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Oliver Grasmück Eine Marienerscheinung in Zeiten der Diktatur
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Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Herausgegeben von Fritz Graf · Hans G. Kippenberg Lawrence E. Sullivan
Band 56
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Oliver Grasmück
Eine Marienerscheinung in Zeiten der Diktatur Der Konflikt um Pen˜ablanca, Chile: Religion und Manipulation unter Pinochet
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Die Reihe Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten wurde 1903 begründet von Albrecht Dieterich und Richard Wünsch. Die Bände I⫺XV erschienen 1903⫺1915 unter der Herausgeberschaft von Ludwig Deubner und Richard Wünsch. Die Bände XVI⫺XXVII erschienen 1916⫺1939 unter der Herausgeberschaft von Ludolf Malten und Otto Weinreich. Die Bände XXVIII⫺XXXVIII erschienen 1969⫺1982 unter der Herausgeberschaft von Walter Burkert und Carsten Colpe.
Überarb. Diss. Bremen 2008
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die 앪 US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 978-3-11-022054-4 ISSN 0939-2580 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Laufen
Für Uta und Benjamin
Vorwort Wenn auch nicht am Anfang, so stand doch im Mittelpunkt dieser Studie eine Reise, eine Reise nach Chile, ad fontes dessen, was mir von ferne nur sehr abstrakt als eine weitere der vielen berichteten »Marienerscheinungen« an einem in der ›Alten Welt‹ gänzlich unbekannten Ort erschien. Diese Reise führte mir den nach nur kurzer Zeit in der ›Neuen Welt‹ alles andere als abstrakten, komplexen sozialen Vorgang »Peñablanca«, dessen Akteure und dessen religiöse Sinndeutung plastisch vor Augen. Sie kommt nun mit Erscheinen dieses Buches an ihr Ende. Ich hoffe sehr, daß durch diese Studie die Marienerscheinung von Peñablanca – sowohl in ihrer historischen Einmaligkeit als auch in ihrer Exemplarität für das Studium religiöser Phänomene – auch für andere vom Abstrakten ins Plastische gebracht wird. Die hier nun vorliegende und noch einmal überarbeitete Studie wurde im Jahr 2008 als Dissertation an der Universität Bremen unter dem Titel »Peñablanca, Chile (1983–1988). Eine Marienerscheinung unter der Pinochet-Diktatur« im Fach Religionswissenschaft angenommen. Ein Kapitel, das zunächst Teil der Arbeit war, erscheint ebenfalls dieses Jahr als eigenständiger Aufsatz in der Zeitschrift für Religionswissenschaft und Missionswissenschaft (ZMR) unter dem Titel »Die Jungfrau Maria als Schlachtenhelferin. Chilenische Marienerscheinungen zur Zeit der Conquista«. All jenen, die mir durch ihre Unterstützung und Mitarbeit bei der Fertigstellung dieser Studie geholfen haben, sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. In erster Linie meinem Betreuer, Professor Dr. Dr. Christoph Auffarth (Universität Bremen), der durch seine über die Jahre hinweg wohlwollende und gleichermaßen kritischanregende Begleitung meiner Arbeit und deren innerer Entwicklung einen nicht unerheblichen Anteil an ihrer Entstehung hatte. Ebenso danke ich besonders Professor Dr. Dr. Mariano Delgado (Universität Fribourg) für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens sowie als Schriftleiter der ZMR für die Aufnahme des genannten Aufsatzes. An zweiter Stelle gilt mein Dank den Herausgebern der Reihe »Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten« für die freundliche Aufnahme meines Werks in diese Reihe. Hier möchte ich mich besonders bei Professor Dr. Hans G. Kippenberg bedanken, der mir während der Arbeiten am Buchmanuskript immer wieder wichtige fachliche Hinweise gab. Auch dem Verlag Walter de Gruyter sei für seine professionelle
VIII
Vorwort
Realisierung und freundliche Betreuung meines Werks gedankt, hier v.a. Dr. Albrecht Döhnert als Lektor sowie Sabina Dabrowski und Claudia Hill als Herstellerinnen. Desweiteren danke ich der Universität Bremen, die mir als Stipendiat und Mitglied des Doktorandenkollegs »Prozessualität in transkulturellen Kontexten. Dynamik und Resistenz« eine von beruflichen Verpflichtungen freie wissenschaftliche Arbeit ermöglichte. Für die Unterstützung des Forschungsaufenthalts gilt mein Dank sowohl dem DAAD, der mir als Stipendiat die Finanzierung der Reise sicherte, sowie wiederum der Universität Bremen und dem Doktorandenkolleg mit seinem Geschäftsführer Dr. Jochen Bonz, die hierzu einen Sachmittelzuschuß beisteuerten. Ebenso gilt mein Dank Dr. h.c. Georg Siebeck, der mir durch eine Anstellung in Teilzeit als Mitarbeiter in der Redaktion für den Registerband der RGG4 einen finanziell gesichterten Abschluß meiner Dissertation ermöglichte. Ein besonderer Dank gilt außerdem der Escuela de Psicología an der Universidad Alberto Hurtado in Santiago de Chile, deren Direktor Dr. Mauricio Arteaga sowie Dr. Mauricio García, ganz besonders aber Dr. Estebán Radiszcz, der mir als Betreuer über die fünf Monate meines Aufenthalts die ersten Schritte erleichterte und mit seinen umfangreichen inhaltlichen Anregungen und seiner scharfsinnigen methodischen Kritik die Entwicklung meiner Arbeit auch in Chile immer weiter voran brachte. Der tatkräftigen Unterstützung von Texia Olivi ist außerdem die vollständige Transkription sämtlicher Interviews zu danken. Gedankt sei auch allen meinen Interviewpartnern, die mir Rede und Antwort standen und ohne deren Erinnerungen mein Bild von den Vorgängen in und um Peñablanca nie eine solche Lebendigkeit erreicht hätte, wie es mit ihnen der Fall war: Alavarro Barros und Fanny McIntosh, Miguel Contardo, Lucy Elliott und Jorge Aravena, Jaime Fernández, Adela Frías, Kamel Harire, Julio Irarrázabal, Mónica Madariaga, María Luisa Paredes, Raúl Providel, Miguel Ángel Poblete alias Karole Romanov, Roberto Silva, Gonzalo Ulloa und Carlos Wörner. Über seine Bereitschaft zum Interview hinaus ebnete mir Gonzalo Ulloa den Zugang zu Dokumenten der zweiten Untersuchungskommission – soweit es die Vorgaben der Diözese zuließen –, stand dabei, ebenso wie Kamel Harire, immer wieder auch außerhalb von Interviewsituationen Rede und Antwort und steuerte schließlich auch als Hochschullehrer mit seinen Anmerkungen zum Gelingen meiner Arbeit bei. Auch Pater Jaime Fernández sei an dieser Stelle noch einmal besonders gedankt: Seine Bereitschaft zu einem Interview, entgegen anfänglicher Bedenken, und seine große Offenheit bezüglich der politischen Aspekte der Erscheinungen lieferten einen zentralen Beitrag zu dieser Arbeit.
Vorwort
IX
Weiterhin sei gedankt: Isabel Miquel und Claudio Mendoza von Canal 13 für die Überlassung von Material aus ihren Recherchen sowie den Archiven von Televisión Nacional de Chile (TVN) und Chilevisión; Anne Sperschneider vom DAAD sowie dem Goethe-Insitut für persönliche und logistische Unterstützung; Orión Aramayo, dessen Hilfe ein sonst nur schwer durchführbares Interview ermöglichte, und Llery Ponce für die Ausführung einer Presserecherche. Für die anregenden Gespräche während meines Aufenthalts in Chile und die vielen wertvollen Hinweise, die mir als Außenstehendem sonst kaum zugänglich gewesen wären, danke ich den Kollegen Maximilano Salinas, Ricardo Salas und besonders Rodrigo Moreno. Für die freundliche Überlassung von Abdruckgenehmigungen sei gedankt: dem Archivo Periodistico von El Mercurio/La Estrella de Valparaíso und dem Chefredakteur der genannten Zeitungen Juan Pablo Toro, dem Centro de Documentación von TVN sowie Jorge Aravena, Álvaro Barros, und Roberto Silva. Auch an den Universitäten Bremen und Tübingen fand ich immer wieder anregende Gesprächspartner. Dabei sei v.a. Professor Dr. Bernd Schipper, Professor Dr. Klaus Zimmermann, Hubert Mohr, Oliver Züchner, M.A. und PD Dr. Matthias Bormuth gedankt. Wichtige Impulse empfing ich ebenfalls aus den Diskussionen auf der Studienklausur von Professor Dr. Johannes Maier (Universität Mainz). Auch meinen chilenischen Freunden Marisa Meza und Mauricio Suarez, die sowohl bei den ersten Schritten als auch über die ganze Zeit meines Aufenthalts Hilfe und Stütze waren, gilt ein besonderer Dank. Abschließend sei noch allen gedankt, die mit ihrer Arbeit beim Abschluß des Manuskripts mitgewirkt haben, allen voran Brigitte Schäfer, die mit ihrer akribischen Arbeit als Lektorin meinem Text mehr noch als den letzten Schliff verlieh und dem späteren Leser so manche Redundanz ersparen half. Für die tatkräftige Unterstützung für den endgültigen Buchsatz mit LaTex gebührt Dr. Tillmann Hannemann ein großes Dankeschön. Für ihren Einsatz beim Korrekturlesen sei darüber hinaus Philipp Boetzelen, Teresa Navarro Perez, Christopher Selbach, Oliver Züchner, Monika Grasmück und Brigitte Schneider gedankt. Zum Schluß danke ich noch meinen Eltern, Monika und Heinz Günter Grasmück, die mir immer wieder auch bei diesem Großprojekt zur Seite standen und ganz besonders meiner Frau, Uta SchneiderGrasmück, die mich durch die lange und nicht immer leichte Zeit bis zur Fertigstellung dieser Studie begleitet, Freud und Leid mit geteilt, mir immer wieder aufs neue die Kraft zum Arbeiten gegeben und nicht zuletzt auch das Manusript Korrektur gelesen hat. Reutlingen, im Juli 2009
Oliver Grasmück
Inhalt Vorwort
VII
Abbildungen
XXI
Abkürzungen
XXV
Chronologie
XXVII
I
Peñablanca – Zur Einführung
1
1
Einleitung 1.1 Geschichte eines außeralltäglichen Vorgangs . . . . . . 1.2 Peñablanca zur Übersicht: Chronologie, Akteure und Phasen einer Marienerscheinung . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Phase 0: Die Vorgeschichte . . . . . . . . . . . 1.2.2 Phase 1: Nicht-öffentliche Erscheinungen . . . 1.2.3 Phase 2: Lokale Öffentlichkeit . . . . . . . . . . 1.2.4 Phase 3: Medienöffentlichkeit . . . . . . . . . . 1.2.5 Phase 4: Ausbildung der Anhängerschaft . . . 1.2.6 Phase 5: Erste Reaktion der Amtskirche . . . . 1.2.7 Phase 6: Konsolidierung der Anhängerschaft . 1.2.8 Phase 7: Zweite kirchliche Untersuchung . . . 1.2.9 Phase 8: Instiutionalisierung des Peñablanca-Kults . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.10 Phase 9: Ende der Erscheinungen und Spaltung 1.2.11 Phase 10: Gegenwärtige Situation . . . . . . . 1.3 Zur Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 6
II Eine Marienerscheinung in Chile 2
Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen 2.1 Marienerscheinung als historischer Begriff . . . . . . . 2.2 Zum Begriff der ›religiösen Vision‹ . . . . . . . . . . . 2.3 Zur Geschichte der Marienerscheinungen . . . . . . .
11 12 13 14 15 16 17 18 18 19 21 22 23 33 35 35 38 43
XII
Inhalt
2.4
3
4
Marienerscheinungen und Marienverehrung 2.4.1 Guadalupe . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Rue du Bac . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3 La Salette . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.4 Lourdes . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.5 Fátima . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.6 Zur kirchlichen Anerkennung von Erscheinungen . . . . . . . . . . . . .
. . . . . .
. . . . . .
. . . . . .
. . . . . .
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47 49 50 51 52 54
. . . . .
57
Chile als religionshistorischer Raum 3.1 Kultureller Austausch und mestizaje in Chile . . . . . 3.2 Mission und kultureller Austausch: Methodische Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Kultureller Austausch und religiosidad popular . . . . 3.4 Zur religiösen Situation in Chile . . . . . . . . . . . . 3.5 Kirche und Gesellschaft in Zeiten der Diktatur: Chile 1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.1 Wirtschaftskrise, Protest und neue Zivilgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.2 Die katholische Kirche im Konflikt mit dem Militärregime . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.3 Diözesane Neubesetzungen und kirchenpolitische Tendenzen 1983 . . . . . . 3.6 Die ›Alltäglichkeit‹ des ›Übersinnlichen‹ . . . . . . . 3.6.1 Das ›wundertätige‹ Mädchen Yamilet . . . . 3.6.2 Erscheinen von Bilder und Gesichtern: Das ›Wunder‹ des Padre Hurtado . . . . . . 3.6.3 Animitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.4 Eine Marienerscheinung vor Peñablanca: »La Virgen del Cerro«, Valparaíso . . . . . .
.
59 59
. . .
65 68 70
.
73
.
73
.
77
. . .
85 89 90
. .
91 94
.
97
Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen und religiosidad popular in Chile 4.1 La Virgen de Andacollo und die bailes chinos . . . . . . 4.2 La Virgen de La Tirana . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 La Virgen de Lo Vásquez: Die größte Marienwallfahrt Chiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Das Santuario de Lourdes in Santiago: Filialkult einer europäischen Marienerscheinung . . . . . . . . . . . . 4.5 Nuestra Señora del Carmen: Nationalpatronin Chiles und Patronin des Heeres . . . . . . . . . . . . . . . . .
101 101 104 106 108 111
XIII
Inhalt
III Anfänge einer Marienerscheinung 5
6
7
Der Visionär Miguel Ángel Poblete: Zur Vorgeschichte 5.1 Frühe Kindheit und religiöse Erziehung: 1966–1975 . 5.2 Verlust der (Adoptiv-)Mutter und Leben im Kinderheim ab 1975 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Flucht aus dem Heim und eine erste Begegnung mit Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Weitere Heimaufenthalte bis 1982 und erste psychische Auffälligkeiten . . . . . . . . . . . . . . .
119
.
121 121
.
124
.
126
.
129
Die ersten Erscheinungen: Juni bis Juli 1983 6.1 Zur Quellenlage der Frühphase und der Datierung der ›ersten‹ Erscheinung . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Der ›erste‹ Erscheinungsbericht: 12.6.1983 . . . . . . . 6.3 Drogenkonsum und die ›erste‹ Erscheinung: Neoprén 6.4 Weitere Erscheinungsberichte und erste ›Botschaften‹: 13.6.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 ›Botschaften‹ in Peñablanca: Zentrale Motive . . . . . 6.6 Weitere Erscheinung, erste Zeugen und der erste Priester: 15.6.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.7 Erste Zweifler und Gestaltung des Erscheinungsorts: 19. und 20.6.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
133
Juli bis Anfang August 1983: Lokale Öffentlichkeit 7.1 Weitere Erscheinungen und erste Pilger: 12., 16. und 17.7.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Ende Juli 1983: Poblete verläßt den Hogar Carlos van Buren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Der »Hornbläser der Jungfrau«: José Antonio Zurita und die Manipulationshypothese . . . . . . . . . . . . 7.4 Der erste öffentliche Befürworter: Pfarrer Luis Fernández und die Erscheinung vom 12.8.1983 . . . . 7.5 Marienerscheinungen ohne Presse . . . . . . . . . . . . 7.6 Peñablanca als ›Medienereignis‹ . . . . . . . . . . . . .
167
133 138 146 148 153 161 163
167 172 175 180 182 185
IV Eine Marienerscheinung im öffentlichen Raum
189
8
191
August 1983: Peñablanca wird öffentlich 8.1 Die erste »Massenwallfahrt« und die Medien: 15. und 16.8.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
191
XIV 8.2 8.3 8.4 8.5
8.6 8.7 8.8 8.9 8.10 8.11 8.12 8.13 8.14
9
Inhalt
Die ›Botschaft‹ vom 15.8.1983 und erste politische Inhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In Erwartung der nächsten Erscheinung: Peñablanca bis zum 1. September 1983 . . . . . . . . . María Luisa Paredes Zamora: Chronistin der ›Botschaften‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Álvaro Barros Valenzuela: Chronist der ›Ereignisse‹ . 8.5.1 Das Buch vor Peñablanca: »¿Qué quieres, Mamá?« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.5.2 Die Bücher über Peñablanca: Eine Chronik der Erscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . Miguel Contardo Egaña: Pobletes geistlicher Leiter . . Weitere kirchliche Unterstützer vor Ort: Obra Misionera de la Transfiguración . . . . . . . . . . Peñablanca als Wallfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . UFOs und Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sakrale Topographie: Entstehung eines santuario popular Erste amtskirchliche Reaktionen . . . . . . . . . . . . . Luis Fernández als inoffizieller Kirchenvertreter . . . . Poblete tritt an die Öffentlichkeit: Pressekonferenz und Prophezeiungen am 19.8.1983 . . . . . . . . . . . . Peñablanca, politische Öffnung und neue Zivilgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein Erscheinungsritual: 1. September 1983 9.1 »Die Menge erwartet die Jungfrau« . . . . . . . . . . . 9.2 Eine idealtypische Marienerscheinung: Muster und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3 Warten auf die Erscheinung: Religiöse Praxis vor dem Auftreten des Visionärs . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Ankunft des Visionärs und seiner Vertrauten . . . . . 9.5 Der Visionszustand und die ›eigentliche‹ Erscheinung 9.5.1 Die Frauen bedecken ihren Kopf . . . . . . . . 9.5.2 Charismatische Ausdrucksformen . . . . . . . 9.5.3 »Heiliger Boden« . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.5.4 ICTUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.5.5 Warnung vor dem Kommunismus, apokalyptische ›Botschaften‹, Ende der Erscheinung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.6 Begleitende Formen religiöser Praxis: ›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹ . . . . . . . 9.6.1 Das ›Sonnenwunder‹ von Peñablanca . . . . .
193 197 201 203 204 208 212 216 219 223 225 229 231 235 241 249 249 253 256 260 263 268 270 273 274
278 279 280
Inhalt
9.6.2
9.6.3 9.6.4
Fotografie in Peñablanca: Dokumentation und ›Sichtbarmachung‹ einer Marienerscheinung . . . . . . . . . . . . . . . . ›Wunderfotografie‹ und Fototechnik . . . . . . Zeichen in den Wolken . . . . . . . . . . . . . .
10 September 1983: Kirchliche Untersuchung und Ausweitung 10.1 Nach dem 1.9.1983: Ankündigung von Wundern . . . 10.2 Erste Kritik und psychopathologische Erklärungsmuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2.1 Vision oder Halluzination: Diskussion in der Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2.2 Religionspsychopathologische Perspektiven auf Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3 Erscheinungen in angespannter Lage: 3., 8., 11. und 12.9.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4 Bildung der ersten bischöflichen Kommission: Von einer offenen Untersuchung zu den Anzeichen einer Manipulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.5 Die ›Wunderfotografien‹ und der Konflikt mit Miguel Contardo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.6 Religiöse Kritiker: Peñablanca, ein Werk des Teufels? . 10.7 Nach dem 12.9.1983: kontinuierliche Wallfahrt, die Gemeinde in El Sol, und Besuch bei Miguel Kast . . . 10.8 Die Marienerscheinung von Chagres als ›Vorläuferin‹ für Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.9 Die Erscheinung vom 24.9.1983 und die Einzäunung des ›inneren Bereichs‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.10 Der 29. September 1983: ›Höhepunkt‹ der Erscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V Eine Marienerscheinung unter Verdacht 11 Oktober 1983: Kirchliche Ablehnung und Ausbildung eines Peñablanca-Kults 11.1 Fortgang der kirchlichen Untersuchung: Pressekonferenz am 2.10.1983 . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Psychologische Einschätzung des Visionärs durch Jaime Fernández . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.3 Poblete in Colliguay: Manipulierte ›Botschaften‹? . . . 11.4 Die erste Erklärung des Bischofs am 6.10.1983: »Nachdrücklich kritische Haltung« . . . . . . . . . . .
XV
282 288 290 293 294 297 297 302 310
316 323 327 330 334 338 343
355 357 357 360 366 370
XVI
Inhalt
11.5 11.6
Erscheinung trotz kirchlicher Mißbilligung: 7.10.1983 . »Könnte es Betrug sein?«: Die ›verdächtigen‹ Erscheinungen in der Presse . . . . . . . . . . . . . . . 11.7 ›Machtvakuum‹ auf dem Hügel: Laienpartizipation und die Ausbildung eines Peñablanca-Kults . . . . . . 11.8 »Kloaken der Unreinheit«: Der Konflikt mit der Kirche 11.9 Kirchliche Ablehnung am 28.10.1983: »Keine Erscheinungen der Jungfrau Maria« . . . . . . 12 Die Manipulationshypothese als Teil der Geschichte von Peñablanca 12.1 »Manipulierte Frömmigkeit?«: Der öffentliche Betrugsverdacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2 Wider die Manipulationshypothese: Die PeñablancaAnhänger als Apologeten der Erscheinung . . . . . . . 12.2.1 Der betrogene kirchliche Beauftragte . . . . . . 12.2.2 Der Geheimdienst auf dem Hügel: Ermittlungen gegen die Kirche . . . . . . . . . 12.3 Peñablanca als mediale Inszenierung? . . . . . . . . . 12.3.1 Presse und Zensur unter der Militärregierung: 1973–1983 . . . . . . . . . . . 12.3.2 Peñablanca in der Tagespresse . . . . . . . . . 12.3.3 Peñablanca in der Wochen- und Monatspresse 12.3.4 Eine Marienerscheinung als Medienstrategie?
VI Eine Marienerscheinung als Institution 13 November 1983 bis September 1984: Konsolidierung der Anhänger und zweite kirchliche Untersuchung 13.1 Peñablanca ohne Öffentlichkeit: Fortgesetzte Erscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2 Fortschreitende Organisation der Anhänger seit November 1983: Das Movimiento Mariano 7 Estrellas 13.3 November bis Dezember 1983: Pobletes Umzug und der Kreis aus Santiago . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4 Dezember 1983 bis Februar 1984: Das Erscheinungsritual als feste Einrichtung . . . . . . . . 13.5 Februar und März 1984: Medaille, »Monte Carmelo«, Kapelle und eine »Mission« in Ocoa . . . . . . . . . . . 13.6 April 1984: Bildung einer zweiten Untersuchungskommission . . . . . . . . . . . . . . . . 13.7 Mai 1984: Elaborierung des Erscheinungsrituals . . . .
376 384 391 394 403 409 411 424 425 429 432 435 443 447 451
457 459 459 462 469 470 476 480 492
Inhalt
13.8
13.9
13.10 13.11
13.12
Juni 1984: erster Jahrestag, ›Stigmata‹ und weitere Institutionalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.8.1 Der 12.6.1984 und die »Wunden der Dornenkrone« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.8.2 Spendenkonto und die Fundación Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mitte Juli bis Mitte August 1984: Das zweite ›Medienereignis‹ und die ›Sichtbarwerdung‹ des Peñablanca-Kults . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.9.1 Die ›Stigmata‹ als öffentlich sichtbares ›Wunder‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.9.2 Die neue Sicht der Presse: Wahrnehmung des Peñablanca-Kults . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.9.3 Polemische Tendenzen in den Medien . . . . . 13.9.4 Mariä Himmelfahrt: bailes chinos zu Ehren der »Dama Blanca de la Paz« . . . . . . . . . . Ende August 1984: Die Ablehnung zeichnet sich ab . . Bericht der zweiten Untersuchungskommission: Gründe einer Ablehnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.11.1 Kirchliche Transparenz und die erneute Frage nach der »Manipulation« . . . . . . . . . 13.11.2 Glaubwürdigkeit des Visionärs und psychopathologische Aspekte: »Mangel an mütterlicher Zuwendung« . . . . . . . . . . . 13.11.3 Die ›Wunder‹ aus naturwissenschaftlicher Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.11.4 Theologische Bewertung der Botschaften: Eine »Schreckens-›Jungfrau‹« . . . . . . . . . . September 1984: Verlegung des Erscheinungsorts und offizielle kirchliche Ablehnung . . . . . . . . . . . 13.12.1 Die Jungfrau Maria erscheint auf dem Nachbarhügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.12.2 Die abschließende bischöfliche Erklärung und weitergehende kirchliche Ermittlungen .
14 September 1984 bis 12. Juni 1988: Die weitere Entwicklung bis zum ›Ende‹ der Erscheinungen 14.1 September 1984 bis Februar 1985: Ausbau des Kultorts, Konflikte in der Anhängerschaft und Peñablanca-Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.2 März bis April 1985: Erdbeben und ICTUS . . . . . . . 14.3 Ab Juni 1985: Zweiter Jahrestag und Reise in die USA
XVII 494 494 499
503 503 507 511 515 518 521 523
527 530 534 537 539 542
547
549 553 558
XVIII 14.4 14.5 14.6
14.7
14.8
Inhalt
Ende 1985 bis 1986: Internationalisierung und Reise nach Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1987 bis 12.6.1988: Das Ende der Erscheinungen . . . Ein Visionär geht eigene Wege . . . . . . . . . . . . . 14.6.1 »Schon immer eine Frau gewesen« . . . . . . 14.6.2 Die Sondergruppe des Visionärs: Apóstoles de los Últimos Tiempos . . . . . . . . . . . . Peñablanca als ständiger Kult am Rande der katholischen Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.7.1 Fundación Monte Carmelo: Trägerin der Kultkontinuität . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.7.2 Der »Monte Carmelo de Chile«: Sakrale Topographie . . . . . . . . . . . . . . Peñablanca und seine Akteure im Jahr 2008: Ein Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . .
561 565 571 571
.
576
.
580
.
580
.
586
.
599
Quellenanhang
604
A Ausgewählte Quellentexte A.1 Text der›Botschaft‹ vom 12.6.1983, erste Erscheinung . A.2 Text der ›Botschaft‹ vom 13.6.1984, zweite Erscheinung A.3 Text der ›Botschaft‹ vom 15.8.1983, zehnte Erscheinung A.4 Zweiter Teil der ›Botschaft‹ vom 7.10.1983 . . . . . . . A.5 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 6.10.1983 . . . A.6 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 28.10.1983 . . A.7 Bericht der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission, 23.8.1984 . . . . . . . . . . A.8 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 4.9.1984 . . . .
607 607 608 611 612 613 614
Bibliographischer Anhang
621
Abkürzungen für Archivalien und Standardwerke
623
Quellen A.9 A.10 A.11 A.12
615 619
. . . .
625 625 627 628 630
Pressequellen A.13 Análisis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
632 632
Archivalien . . . . . . . Zeitzeugeninterviews . Peñablanca-Literatur . Film- und Tonmaterial .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
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. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
. . . .
XIX
Inhalt
A.14 A.15 A.16 A.17 A.18 A.19 A.20 A.21 A.22 A.23 A.24 A.25 A.26 A.27
Apsi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . El Mercurio de Santiago . . . . . . . . . . El Mercurio de Valparaíso . . . . . . . . . Ercilla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hoy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . La Cuarta . . . . . . . . . . . . . . . . . . La Estrella de Valparaíso . . . . . . . . . La Segunda . . . . . . . . . . . . . . . . . La Tercera de la Hora / La Tercera . . . . Las Últimas Noticias . . . . . . . . . . . . Mensaje . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Qué Pasa . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstige Periodika und Presseagenturen
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
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. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
632 633 633 635 636 637 638 640 652 655 656 660 661 661
Sekundärliteratur
664
Internetquellen
680
Register
683
Abbildungen 1.1
Karte Zentralchile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.1
Grabmal »Colonia Chung Hwa«, Cementerio 2, Valparaíso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ›Christusgesicht‹ in einer Standarte, während einer Prozession in Peñablanca, vermutlich 1984 . . . . . . . Die animita »Romualdo« an der Estación Central, Santiago . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2 3.3 4.1
4 64 93 96
Pilger legen das letzte Stück des Weges zur Wallfahrtskirche von Lo Vásquez auf den Knien zurück (8.12.2005) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachbau der Erscheinungsgrotte, Santuario de Lourdes, Santiago . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107
5.1
Miguel Ángel Poblete, August 1983 . . . . . . . . . . .
122
6.1
Die ›erste‹ Marienerscheinung, Zeichnung aus dem Tagebuch Miguel Ángel Pobletes . . . . . . . . . . . . Häufig wiederkehrende Motive in den ›Botschaften‹ von Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2
6.2 7.1
Pfarrer Luis Fernández, Oktober 1983 . . . . . . . . . .
8.1
Erste Pressartikel über Peñablanca: La Estrella de Valparaíso und El Mercurio de Valparaíso, Titelseiten, 16.8.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Álvaro Barros Valenzuela, November 2005 . . . . . Miguel Contardo, Januar 2006 . . . . . . . . . . . . Erste Gestaltung der ›Erscheinungsstelle‹ auf dem späteren Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . . Statue der Virgen de los Rayos am santuario popular auf dem Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . .
8.2 8.3 8.4 8.5 9.1
109
144 155 182
. . . . . .
192 205 213
. .
225
. .
228
Straßenmarkt anläßlich der Wallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez, 8.12.2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
251
XXII
Abbildungen
9.2
Zwei Eukalyptusbäume ›lokalisieren‹ die Marienerscheinung Miguel Ángel Pobletes . . . . . . . 9.3 Miguel Ángel Poblete zeigt die ›Ankunft‹ der Erscheinung an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Seite aus La Segunda, 2.9.1983: Poblete hält seiner Erscheinung die Rosenkränze der Pilger entgegen . . 9.5 Segnen von Gegenständen während des Schlußsegens, Messe auf dem Monte Carmelo, Peñablanca, November 2005 . . . . . . . . . . . . . . . 9.6 Gebetsformen der Charismatischen Erneuerung auf dem Hügel von Peñablanca, September 1983 . . . . . . 9.7 Poblete zeichnet während der Erscheinung vom 24.9. einen ichthýs in den Staub . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.8 ›Lichtkreuz‹ vor der Sonne, ›Wunderfotografie‹ aus Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.9 La Estrella de Valparaíso, Titelseite vom 26.9.1983 . . . . 9.10 Umschlagfoto von »A. Cifuentes: Luz y sombra en Peñablanca«, ›Wunderfotografie‹ des Mondes . . . . . 9.11 Die ›Himmelstür‹, Polaroid-Sofortbildaufnahme, direkt in die Sonne, Peñablanca, November 2005 . . . 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5
Termine der ersten Erscheinungen, Juni–Oktober 1983 Der Monte Carmelo aus der Luft, 3.9.1983. . . . . . . . Jaime Fernández, November 2005 . . . . . . . . . . . . Menschenmenge auf dem Monte Carmelo, 29.9.1983 . Prozession zur Ankunft von Poblete auf dem Monte Carmelo, 29.9.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.6 »Zehntausende Menschen kommen, um das Wunder zu sehen: LIEBE ZUR JUNGFRAU BEWEGT MASSEN!« Titelseite von Las Últimas Noticias, 30.9.1983 10.7 Der eingezäunte zentrale ›Erscheinungsbereich‹ auf dem Monte Carmelo, 29.9.1983 . . . . . . . . . . . . . . 10.8 Poblete während des Visionszustands am 29.9.1983, Fernsehstandbild, TVN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1
Detail aus dem Tagebuch von Miguel Ángel Poblete, Zeichnung des Aussehens seiner Erscheinung . . . . .
Publikationsindex Peñablanca, La Estrella de Valparaíso, August–Oktober 1983 . . . . . . . . . . . . . 12.2 Titelseite des Wochenmagazins Qué Pasa der Woche vom 13.–19.10.1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
264 265 270
271 272 276 283 285 288 290 294 311 317 343 344
347 349 352 359
12.1
445 448
XXIII
Abbildungen
13.1 13.2 13.3 13.4 13.5 13.6 13.7 13.8 13.9 13.10 14.1 14.2 14.3 14.4 14.5 14.6 14.7 14.8 14.9 14.10 14.11 14.12 14.13 14.14
Anzahl der Marienerscheinungen nach Monaten, 1983–1988 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die ›Kerzenprobe‹, Erscheinung vom 8.12.1983 . . . Medaille aus Peñablanca . . . . . . . . . . . . . . . . Die ›mystische Kommunion‹ bei Poblete am 7.4.1984 Miguel Ángel Poblete während einer ›Stigmatisierung‹, 18.7.1984 . . . . . . . . . . . . . . . Drei Fotos aus der ›Wundersequenz‹, August 1984 . Karikatur aus La Estrella de Valparaíso (1.9.1984) . . . Miguel Ángel Poblete während seines Visionszustands, 15.8.1984 . . . . . . . . . . . . . . . Bailes chinos auf dem Monte Carmelo, 15.8.1984 . . . Die zweite bischöfliche Untersuchungskommission .
. . . .
461 472 477 492
. . .
497 510 512
. . .
516 517 523
Zwei »ICTUS« aus blauer Pappe, zum Anbringen an der Außen- und Innenseite der Haustür . . . . . . . . Titelseite von La Cuarta, 7.8.1989: »DIE JUNGFRAU HAT MICH ZUR FRAU GEMACHT...« . . . . . . . . . Andachtsbild der Peñablanca-Devotion, Anleitung zum Beten des Rosenkranzes . . . . . . . . . . . . . . . Aufriß der religiösen Bauten auf dem Monte Carmelo Eingang zum Monte Carmelo, Bildstock der »Virgen del Carmen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mariensäule auf dem Monte Carmelo . . . . . . . . . . Votivtafeln auf dem Cerro San Cristóbal, Santiago und dem Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . . . . Umzäunter ›Erscheinungsbereich‹ auf dem Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptgelände des Monte Carmelo, mit Kapelle . . . . Kapelle auf dem Monte Carmelo, Vorderseite . . . . . Kapelle auf dem Monte Carmelo, Peñablanca, Innenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Statue der Nuestra Señora de Guadalupe, Monte Carmelo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachbau der Grotte von Lourdes, Monte Carmelo . . Messe auf dem Monte Carmelo, Februar 2006 . . . . .
555 572 581 588 589 590 591 591 592 592 593 594 595 595
Abkürzungen CECH CELAM CLP CNI COPACHI CTC DINA DINACOS FPMR MIR ODEPLAN PDC POJH PR PS TVN UCV UCVTV
Conferencia Episcopal de Chile (Chilenische Bischofskonferenz) Consejo Episcopal Latinoamericano (Lateinamerikanischer Bischofsrat) Chilenischer Peso Central Nacional de Informaciones Comité de Cooperación para la Paz en Chile (Comité ProPaz) Confederación de Trabajadores del Cobre Dirección de Inteligencia Nacional Dirección Nacional de Comunicación Social del Gobierno Frente Patriótico Manuel Rodríguez Moviemento de Izquierda Revolucionario Oficina de Planificación Nacional Partido Demócrata Cristiano Programa Ocupacional para Jefes de Hogares Partido Radical Partido Socialista Televisión Nacional de Chile Universidad Católica de Valparaíso Universidad Católica de Valparaíso Televisión
Abkürzungen für Archivalien und Standardwerke finden sich im bibliographischen Anhang.
Chronologie Peñablanca
Kirche, Politik, Gesellschaft
11.9.1973
Militärputsch gegen die demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular unter Präsident Salvador Allende
1982
Einsetzende Rezension in Chile
12.5.1983
1. nationaler Protesttag (protesta nacional)
10.6.1983
Monseñor Juan Francisco Fresno wird Erzbischof von Santiago
11.6.1983
Fest »Herz Mariä«
12.6.1983
Legendäres Datum der 1. Marienerscheinung auf dem Hügel bei Peñablanca
13.6.1983
2. Marienerscheinung
14.6.1983
2. nationaler Protesttag
15.6.1983
3. Marienerscheinung
19.6.1983
4. Marienerscheinung
20.6.1983
5. Marienerscheinung
24.6.1983
12.7.1983
Francisco de Borja Valenzuela Ríos wird Bischof von Valparaíso; Publikation des Dokuments Más allá de la protesta y violencia der CECH 6. Marienerscheinung
3. nationaler Protesttag
XXVIII
Chronologie
Peñablanca
13.7.1983
Kirche, Politik, Gesellschaft
Johannes Paul II. ruft während seiner Generalaudienz zu einer friedlichen Lösung der Konflikte in Chile auf
16.7.1983
7. Marienerscheinung, erstmals Anwesenheit einer größeren Gruppe von Zuschauern
17.7.1983
8. Marienerscheinung
7.8.1983
Pfarrer Luis Fernández aus Quilpué läßt sich von Miguel Ángel Poblete über seine Marienerscheinungen berichten; als erster katholischer Priester schenkt er den Berichten Glauben
Fest »Nuestra Señora del Carmen«, Nationalpatronin Chiles
10.8.1983
Kabinettsumbildung der Regierung Pinochet; Sergio Onofre Jarpa wird Innenminister und beginnt mit seiner Politik der apertura (»Öffnung«)
11.8.1983
4. nationaler Protesttag; auf den Straßen von Santiago setzt das Militärregime 18.000 Soldaten ein und hinterläßt Dutzende von Toten und Hunderte von Verletzten
12.8.1983
14./15.8.1983
9. Marienerscheinung, erstmals vor großem Publikum; zusammen mit Luis Fernández sollen 180300 Personen anwesend gewesen sein
Publikation des Dokuments Un nuevo llamado der CECH anläßlich der Gewalteskalation vom Vortag
Apostolische Reise von Papst Johannes Paul II. nach Lourdes
XXIX
Chronologie
Peñablanca
Kirche, Politik, Gesellschaft
15.8.1983
10. Marienerscheinung; es sollen 1200 Personen beigewohnt haben
Fest »Aufnahme Marias in den Himmel«
16.8.1983
Erste Presseberichte über die Erscheinungen in El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso
19.8.1983
Pressekonferenz von Miguel Ángel Poblete und Luis Fernández in der Pfarrgemeinde von El Sol
20.8.1983
11. Marienerscheinung, in der Presse nicht erwähnt
22.8.1983
Bildung des oppostionellen Parteienbündnisses »Alianza Democrática«
25.8.1983
Erstes Treffen von Vertretern der Alianza Democrática mit Innenminister Jarpa auf Vermittlung von Erzbischof Fresno
30.8.1983
Der Intendente der Región Metropolitana, Generalmajor i.R. Carol Urzúa wird von einem Kommando der MIR erschossen
1.9.1983
12. Marienerscheinung, Zehntausende von Pilgern sind anwesend
3.9.1983
13. Marienerscheinung, erstmals mit funktionierenden Lautsprechern
Fest »Nuestra Señora Madre del Divino Pastor«
XXX
Chronologie
Peñablanca
Kirche, Politik, Gesellschaft
7.9.1983
Interne Unterredung von Bischof Francisco de Borja Valenzuela mit dem zukünftigen Leiter der Ersten Untersuchungskommission Jaime Fermández
8.9.1983
14. und 15. Marienerscheinung, die zweite im Haus der Familie Comelín
10.9.1983
Erster Pressebericht über die Ernennung von Jaime Fernández zum Leiter der kirchlichen Untersuchung
11.9.1983
16. Marienerscheinung
Zehnjähriges Jubiläum des Militärputsch von 1973
12.9.1983
17. Marienerscheinung
Gedenktag »Mariä Namen« (»Festividad del Dulce Nombre de Maria«)
15.9.1983
Fest »Mariä Geburt«; 5. nationaler Protesttag; ProRegime Kundgebung in Santiago
Fest »Gedächtnis der Schmerzen Mariens«
19.9.1983
Miguel Ángel Poblete besucht zusammen mit Luis Fernández und anderen Gemeindemitgliedern den Ort einer anderen Marienerscheinung in Chagres. Dort kommt es zur 18. Marienerscheinung
24.9.1983
19. und 20. Marienerscheinung in Peñablanca
29.9.1983
21. Erscheinung in Peñablanca; Höhepunkt bezüglich der Besucherzahlen, die an diesem Tag auf bis zu 100.000 geschätzt werden
Fest »Nuestra Señora de las Mercedes«
XXXI
Chronologie
Peñablanca
6.10.1983
Erste ablehnende Erklärung des Bischofs von Valparaíso bezüglich Peñablanca
7.10.1983
22. Marienerscheinung
11.–13.10.1983 13.10.1983
Kirche, Politik, Gesellschaft
Gedenktag »Unsere Lieben Frau vom Rosenkranz« 6. nationaler Protesttag
23. Marienerscheinung, in der Pfarrgemeinde von El Sol; der bischöfliche Ermittler Jaime Fernández untersagte Poblete, den Hügel zu betreten.
14.10.1983
Publikation des Dokuments Para una real democracia der CECH
21.10.1983
Erste Pressemeldungen über organisierte Laien in Peñablanca
24.10.1983
24. Marienerscheinung in Peñablanca
28.10.1983
Zweite ablehnende Erklärung des Bischofs von Valparaíso
30.10.1983
25. Marienerscheinung in Peñablanca; vorerst letztmalig Berichterstattung in der Tagespresse
31.10.1983
Unterstützende Erklärung des Erzbischofs von Santiago bezüglich der Ablehnung Peñablancas
8.12.1983
Gründung des Movimiento Mariano 7 Estrellas in Quilpué
XXXII
Chronologie
Peñablanca
3.4.1984
Bischof Valenzuela beauftragt Gonzalo Ulloa mit der Bildung einer zweiten Untersuchungskommission
27.4.1984
61. Marienerscheinung in Peñablanca; erster Besuch der Zweiten Kommission auf dem Erscheinungshügel
12.6.1984
Erster Jahrestag der Erscheinungen
18./19.6.1984
Erstmaliges auftreten von ›Stigmata‹ bei Poblete
29.6.1984
Konstituierung der Fundación Monte Carmelo als eingetragener Verein in Santiago
14.8.1984
Übergabe des Berichts der zweiten Kommission an den Bischof von Valparaíso
24.8.1984
Pressekonferenz der zweiten Kommission und Präsentation ihres negativen Berichts
4.9.1984
Dritte ablehnende Erklärung von Bischof Valenzuela
8.12.1984
Einweihung der Kapelle auf dem »Monte Carmelo«
3.3.1985
Kirche, Politik, Gesellschaft
Vollversammlung der CECH in Lo Vásquez zur nationalen Situation (bis 18.8.); Abschlußerklärung Nunca perderemos la esperenza
Schweres Erdbeben in Zentralchile
Chronologie
Peñablanca
April 1985
XXXIII Kirche, Politik, Gesellschaft
Erneute Medienaufmerksamkeit für Peñablanca; kirchliche Polemik gegen die Verwendung des ICTUS-Symbols
Februar– April 1985
Eine gezielte Medienkampagne der Regierung Pinochet führt zu großem öffentlichen Interesse am Überflug des HalleyKometen
15.7.– 13.9.1985
Reise Miguel Ángel Pobletes in die USA; Konflikt mit den Erscheinungsanhänger von Bayside, New York
8.7.–8.9.1986
Reise Miguel Ángel Pobletes nach Europa; Besuche in: Zaragoza, Garabandal, Lourdes, La Salette, Rom, Fátima
7.9.1986
Augusto Pinochet überlebt ein Attentat der FPMR unverletzt
1.–6.4.1987
Papst Johannes Paul II. besucht Chile
12.6.1988
Letzte Marienerscheinung in Peñablanca
5.10.1988
August 1989
Augusto Pinochet verliert das Plebiszit über eine Verlängerung seiner Amtszeit; 54,7% der Wähler stimmen mit »nein« und leiten so das Ende der Diktatur ein Miguel Ángel Poblete erklärt öffentlich, eine Frau zu sein
XXXIV
Chronologie
Peñablanca
11.3.1990
Kirche, Politik, Gesellschaft
Mit der Vereidigung des im Dezember des Vorjahrs demokratisch gewählten Präsidenten Patricio Aylwin endete nach über siebzehn Jahren die Militärdiktatur in Chile
2.7.1994
Erste katholische Messe auf dem Monte Carmelo nach Sondergenehmigung durch Bischof Jorge Medina
12.6.2008
25. Jahrestag der ersten Erscheinung
Teil I Peñablanca – Zur Einführung
1 Einleitung »Das mystische, orgiastische, ekstatische Erleben ist ja das spezifisch Außeralltägliche, vom Alltag und von allem rationalen Zweckhandeln Abführende, eben deshalb als ›heilig‹ Geachtete.« Max Weber1
Im Mittelpunkt der folgenden Ausführung wird ein historischer Vorgang stehen, der seinen Ausgang von den Berichten über ein außeralltägliches religiöses Erleben, eine ›religiöse Vision‹2 nimmt: die ›Marienerscheinung‹3 von Peñablanca. Diese, so erzählt es die ihr eigene Legendenbildung, soll sich zum ersten Mal am Sonntag, den 12. Juni 1983, auf einem bis dahin völlig unbedeutenden Hügel am Rande eines Gutsbesitzes namens »El Membrillo« in der Nähe der Siedlung Peñablanca (Kommune Villa Alemana4 ) in der dichtbesiedelten Zentralregion Chiles5 ereignet haben, etwa 40 Kilometer östlich der Hafenstadt Valparaíso 1 2 3
4 5
Weber 1988a,1 1915–1919, 262 Zum Begriff der ›religiösen Vision‹ s.u. 2.2 Grundlage dieser Arbeit ist die Verwendung des Begriffs der ›Marienerscheinung‹ als historisch-deskriptive, nicht als ›religiöse‹ Kategorie, wie unter 2.1 dargelegt. Auf eine weitere Kennzeichnung des Begriffs durch Anführungszeichen wird deshalb im folgenden verzichtet. In den zitierten Quellen ist deshalb häufig auch von den »Marienerscheinungen in Villa Alemana« die Rede. Chile ist dünnbesiedelt weist aber gleichzeitig eine hohe Bevölkerungskonzentration im urbanen Bereich auf. Seit einer Verwaltungsreform i.J. 1975 ist das Land administrativ in 13 Regionen gegliedert, die mit römischen Ziffern von Norden nach Süden durchnummeriert werden, beginnend mit der Región de Tarapacá (I. Región) bis zur Región de Magellanes y de la Antarctica Chilena (XII. Región). Dazu kommt noch die den Großraum Santiago umfassende Región Metropolitana (XIII. Región). Laut der offiziellen Volkszählung vom April 1982 lebten in Chile zu diesem Zeitpunkt 11.329.736 Menschen. Davon entfielen 4.318.097 auf den Großraum der Hauptstadt Santiago und 1.210.077 auf die diesen umschließende Región de Valparaíso (V. Región). Dies entsprach, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, je einem Anteil von 38,11% bzw. 10,68%, zusammen 48,79%. Der Ort, der im Zentrum der folgenden Ausführungen steht, Peñablanca, befindet sich mit knapp 90 Kilometern Entfernung noch im Einzugsgebiet der Hauptstadt und gleichzeitig in der am dichtesten besiedelten Provinz der V. Región (Provincia de Valparaíso; 716.689
4
Einleitung
Abbildung 1.1: Zentralchile mit der Hauptstadt Santiago im Osten und dem Ballungsraum Valparaíso/Viña del Mar an der Pazifikküste im Westen.
und etwa 90 Kilometer westlich der Hauptstadt Santiago de Chile gelegen (s. Karte). An diesem Tag habe der siebzehnjährige Miguel Ángel Poblete Poblete6 , der zu diesem Zeitpunkt in einem örtlichen Jugend-
6
Einwohner, entspricht 59,23% der V. Región). Die Kommune Villa Alemana selbst hatte i.J. 1982 56.960 Einwohner. (Instituto Nacional de Estadísticas 1987, XIII.6f.21) Der Zusammenhang zwischen der Verkehrsinfrastruktur und dem ›Erfolg‹ einer Vision findet sich auch im Rahmen anderer Marienerscheinung, so in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Ezkioga im Baskenland: »Except for some sites of ›unsuccessful‹ visions – the ones that drew no following – all these locations are rural. But the ›successful‹ vision sites are well placed. Just as the visions of Ezkioga were just off a main highway, within a long walk of Zumarraga’s three train stations, so the village vision sites were on or near main roads, many of them in or near village centers. Those in inconvenient places, like the Fuente Petrás of Bachicabo or the mountainside above Arbizu and Lakuntza, soon shifted.« (Christian 1996, 194) Spanische Personennamen werden im folgenden bei Erstnennung, sofern bekannt, vollständig mit Patro- und Matronym angeführt. Danach wird der Einfachheit halber und dem spanischsprachigen Usus folgend nur noch der erste Namensteil verwandt. Alle vollständigen Namen mit Lebensdaten finden sich außerdem im alphabetischen Register. In Ermangelung eines Patronyms wird bei Poblete der Nachnahme der
Einleitung
5
heim lebte7 , auf dem genannten Hügel eine »Frau von etwa 19 bis 20 Jahren« in einer »leuchtenden, weißen Wolke«8 gesehen. Diese sprach ihn mit Namen an und trug ihm auf, zu beten und in zwei Tagen wiederzukommen. Dies tat er dann auch und von da ab viele Male zwischen Juni 1983 und Juni 1988, schon bald begleitet von vielen zehntausend Zuschauern, einer Gruppe enger Unterstützer sowie unter großem öffentlichen und medialen Interesse: Mehr als 480 mal soll ihm in diesen Jahren die sich selbst in den ›Botschaften‹ als »La Dama Blanca de la Paz« (»Die weiße Dame des Friedens«) bezeichnende Jungfrau Maria erschienen sein. Die vorliegende Studie nun nimmt zwei Dinge in den Blick, die untrennbar miteinander verwoben sind: das Land Chile und ein religiöses Ereignis ebendort, eine Marienerscheinung. Dem deutschen Leser9 , an den sich diese Studie in erster Linie richtet, mag auf den ersten Blick beides eher fern sein. Chile, auf der anderen Seite des Atlantiks gelegen und durch kaum mehr präsent als durch die Erinnerung an die politisch wohl dunkelste Periode chilenischer Geschichte, die Militärregierung unter Augusto Pinochet Ugarte und ihre systematischen Menschenrechtsverletzungen. Ein Kapitel, das erst kürzlich wieder mit dem Tod des ehemaligen Machthabers, am 10. Dezember 2006, für einige Tage ins mediale Bewußtsein der Welt rückte. Eine Marienerscheinung dagegen scheint mehr zeitlich als räumlich ein weit entferntes Phänomen einer ›vormodernen‹ Welt. Doch hier trügt der Eindruck. Noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein zogen auch in Deutschland an Orten wie Tannhausen (1947–48) oder Heroldsbach-Thurn (1949–1952) Berichte über Marienerscheinungen große Menschenmengen und das Interesse der Medien an.10 Die in dieser Zeit entstandenen Kultorte sind bis heute lebendig.11 Und erst kürzlich, zwischen Mai und Oktober 1999, erreichte die Nachricht über Marienerscheinungen dreier Frauen im saarlän-
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Mutter zweimal verwendet (cf. 5.1, Anm. 3). Zur spanischen Akzentsetzung auf Großbuchstaben ist anzumerken, daß diese in vielen der verwandten Quellen entgegen der Regel nicht erfolgt (z.B. Angel). Dies wurde in Originalzitaten so belassen. In der Übersetzung wie im Haupttext wird der Akzent gesetzt (Ángel). Poblete war kurz nach seiner Geburt von seiner noch jugendlichen Mutter zur Adoption freigegeben worden und lebte seitdem bei Pflegeeltern und in verschiedenen Heimen (ausführlich zur Biographie s.u. 5). Barros Valenzuela 1985, 29 Aus Gründen sprachlicher Einheitlichkeit wird im folgenden für geschlechtlich nicht näher bestimmte Personen durchgängig die grammatisch maskuline Form verwandt. Sofern nicht weiter kenntlich gemacht, sind in jedem Fall immer Frauen und Männer gleichermaßen gemeint. Cf. hierzu etwa die Titelseite, die Der Spiegel am 27.10.1949 den Marienerscheinungen von Heroldsbach-Thurn widmete. Die Wallfahrt von Heroldsbach blieb auch nach 1952 aktiv und hat weiterhin Unterstützer. Zum vierzigjährigen Jubiläum besuchten mehrerre Hundert Menschen
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dischen Marpingen regionale und überregionale Aufmerksamkeit.12 Die folgenden Ausführungen nun wollen dem Leser eben eine solche Marienerscheinung in Chile näher bringen, die genau in den Jahren der Regierung Pinochet zwischen 1983 und 1988 Zehntausende von Chilenen bewegte und in seiner bis heute in Teilen noch immer vorhandenen Breitenwirkung ein in der chilenischen (Religions-)Geschichte beispielloses Phänomen darstellt.
1.1 Geschichte eines außeralltäglichen Vorgangs Im Jahr 1983 befand sich Chile in einer außergewöhnlichen Situation. Zehn Jahre nach dem am 11. September stattgefundenen Militärputsch unter dem General und späteren Diktator Augusto Pinochet gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende Gossens kam es ab dem 11. Mai 1983 erstmals zu landesweiten Massenprotesten der Opposition, den sogenannten »protestas nacionales (»nationale Protesttage«). Vorangegangen war die Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts einsetzende massive Rezession infolge einer weltweiten Wirtschaftskrise, welche die exportorientierte chilenische Wirtschaft besonders traf. Die Diktatur reagierte mit harter Hand, die Proteste aber verschwanden nicht. Im chilenischen Herbst und Winter 198313 berichteten die Zeitungen praktisch täglich über Verletzte und Tote aufgrund der Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Auch das Ende der Militärdiktatur in Argentinien (freie Präsidentschaftswahlen am 30. Oktober 1983) infolge des verlorenen Falklandkriegs gegen Großbritannien (April bis Juni 1982) kurz zuvor14 hatte der Opposition und der Bevölkerung in Chile gezeigt, daß ein Ende der Diktatur möglich sein konnte.15 So markiert das Jahr 1983 einen wichtigen Punkt innerhalb des
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die dortige Kapelle, welche erst 1988, durch Spendengelder finanziert, errichtet worden war (cf. Göksu 1991, 94–107). Die Ereignisse von 1999 stehen dezidiert in der Tradition derjenigen Erscheinungen dreier Mädchen, die im Jahr 1876 während der angespannten Lage des Kulturkampfs im Bistum Trier den Ort Marpingen als »deutsches Lourdes« bekannt machte. An der kirchlich nicht anerkannten Erscheinungsstätte existiert seit 1932 eine bis zum heutigen Tag gut besuchte Kapelle. (cf. Schneider 2003, 193f.; cf. Blackbourn 1997) Die Jahreszeiten in Chile sind aufgrund der Lage auf der Südhalbkugel den europäischen genau entgegengesetzt. So liegt jahreszeitlich der Monat Mai in Chile im Herbst, der August ist Winter. Im folgenden beziehen sich alle Zuordnungen von Monaten zu Jahreszeiten auf die chilenischen Verhältnisse. »En Argentina, luego de la derrota de las Malvinas, podemos hablar de un verdadero colapso del régimen militar.« (Correa/Viera-Gallo o.J. [1986], 61) So titelt etwa die oppositionelle Wochenzeitung Análisis (zur Presselandschaft während der Militärdikatur s.u. 12.3.1; cf. Anm. 18) in ihrer ersten Novemberausgabe mit der provokanten Frage: »Argentinien hat schon gewählt. Warum nicht [auch]
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Übergangsprozesses hin zum Ende der chilenischen Militärregierung, der schließlich mit dem von Pinochet am 5. Okotber 1988 verlorenen Referendum über die Verlängerung seiner Amtszeit in eine teilweise bis heute andauernde Demokratisierung überging. In eben dieser Situation nationaler Anspannung füllte nun noch ein Ereignis ganz anderer, namentlich religiöser Natur immer wieder die Titelseiten chilenischer Zeitungen, denen – neben Radio und Fernsehen – eine zentrale Rolle bei der öffentlichen Wirksamkeit der Marienerscheinung von Peñablanca zukam. Berichte über die Erscheinungen standen oft neben der Gewaltbilanz der Proteste der jeweils vorangegangenen Nacht, so auch am 16. August 1983, als Peñablanca erstmals auf der Titelseite gleich zweier großer Regionalzeitungen auftauchte: in El Mercurio de Valparaíso (»Massenwallfahrt auf den Hügel, wo ein Jugendlicher die Jungfrau ›sah‹«)16 und La Estrella de Valparaíso (»Schlichtes Heiligtum errichtet, wo die Jungfrau erscheint«17 ). Darüber hinaus kursierte schon kurze Zeit später im Zusammenhang mit den im September eingeleiteten kirchlichen Untersuchungen der Diözese Valparaíso die – auch in der Presse öffentlich geäußerte – Vermutung, die Geheimpolizei der Militärregierung, die Central Nacional de Informaciones (CNI), hätte die Marienerscheinungen inszeniert, um von der brisanten innenpolitischen Lage abzulenken und gleichzeitig der katholischen Kirche als einer dem Regime kritisch gegenüberstehenden Institution zu schaden (s.u. 12). In diesem Sinne war Peñablanca kaum nur ein religiöses, sondern gleichzeitig auch sowohl kirchen- als auch innenpolitisches, ja ein ›gesamtgesellschaftliches‹ Ereignis, das tatsächlich über Wochen hinweg breite Präsenz in allen wichtigen chilenischen Medien behauptete und entsprechend intensiv diskutiert wurde. Die »Manipulationshypothese« war fester Bestandteil dieser öffentlichen Diskussion, auf Seiten der Anhänger wie der der Kritiker. Die Geschichte der Marienerscheinung von Peñablanca blieb damit nur sehr kurz die eines persönlichen Erlebnisses im Sinne einer subjektiven ›religiösen Vision‹. Zwar wurde Pobletes Berichten in den ersten Wochen im Juni und Juli zunächst nur im engeren Bekanntenkreis Beachtung geschenkt, doch nur zwei Monate später, ab Mitte August 1983, hatte sich das nun regelmäßig stattfindende ›Erscheinungsritual‹ (zum
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Chile? (»Argentina ya votó, Chile ¿por qué no?«; Analisis/Geis 8.–22.11.1983; zur Erleichterung der Lesbarkeit werden im folgenden wichtige spanischsprachige Zitate, in erster Linie aus den Quellen, übersetzt; alle Übersetzungen, sofern nicht anders gekennzeichnet: Oliver Grasmück [OG]) »En Villa Alemana.– Masiva peregrinación a cerro donde joven ›vio‹ a la Virgen« (El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983) »Levantan rústico santuario donde se aparece la Virgen« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983)
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Begriff s.u. 9.2) rund um Poblete zu einem von den Medien gleichsam begleiteten wie in Teilen hervorgebrachten18 beachtlichen Massenphänomen von großem öffentlichen Interesse ausgeweitet, das Ende September einen Höhepunkt erreichte. Die Marienerscheinung von Peñablanca im Sinne ihrer historischen Greifbarkeit wurde somit zu einem öffentlichen religiösen Ereignis mit einer Vielzahl von Beteiligten, das Tausende in Chile und auch im nahe gelegenen Ausland bewegte. Am 29. September 1983, dem Festtag des Erzengels Michael19 , kamen etwa 100.000 Menschen nach Peñablanca, so viele, wie an keinem anderen Tag. Die ›religiöse Vision‹ übertrat die engen Grenzen subjektiven Erlebens und persönlicher Ausdeutung und wurde Teil eines kollektiven Prozesses, der erst durch die Vielzahl der neben dem ›Visionär‹ beteiligten Akteure – engagierte katholische Laien und Priester, die katholische Amtskirche, Pilger, die Medien, aber auch die Militärregierung Pinochet – nach und nach in einer politisch und gesellschaftlich äußerst unruhigen Zeit entstand und gestaltet wurde. Die katholische Amtskirche in Chile kam bezüglich Peñablanca sehr schnell zu einem ablehnenden Urteil. Der Bischof von Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela Ríos20 , ordnete Anfang September eine Untersuchung des Phänomens unter Leitung des Priesters Jaime Fernández Montero21 an. Dieser bildete eine entsprechende Kommission, sammelte Informationen und übernahm gleichzeitig im Namen der Diözese die Organisation der immer zahlreicher werdenden Wallfahrer. Obwohl Fernández dem Phänomen offiziell zunächst durchaus gewogen gegenüber stand, war sein Bericht an den Bischof etwa sechs Wochen später negativ. In den hieraus resultierenden zwei öffentlichen Verlautbarungen vom 6. und 28. Oktober 1983 erklärte Bischof Valenzuela unmißverständlich, daß es sich bei den Vorgängen in Peñablanca »nicht um Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria« handele und forderte »alle Gläubigen auf, den Ort nicht mehr zu besuchen« (s.u. 11.9). Nach der Ablehnung durch Bischof Valenzuela nahm das Interesse der Medien zwar zunächst ab, der Zulauf an Pilgern blieb jedoch be-
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Auch die über die Maßen ausführliche Berichterstattung der weitestgehend durch staatliche Zensur beeinflußten Medien läßt Rückschlüsse auf eine mögliche politisch motivierte Manipulation zu (s.u. 12.3). Das Zusammentreffen von in Chile traditionell wichtigen kirchlichen Feiertagen mit einzelnen Marienerscheinungen ist sowohl hinsichtlich der internen religiösen Sinndeutung als auch in Bezug auf die erhöhten Pilgerzahlen relevant (zu einer vollständigen Übersicht lateinamerikanischer Marienfeste und Festtage von Devotionen cf. Álvarez del Real 1990, 406–409). Zur Person s.u. 3.5.3, Anm. 107 Nicht zu verwechseln mit Luis Fernández, dem ersten Priester, der der Erscheinung Glauben schenkte; zur Person s.u. 10.4
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stehen. Anstatt zu einem Verschwinden des Phänomens, kam es immer mehr zu einer Institutionalisierung des von öffentlichen Gebeten, Prozessionen, traditionell-chilenischen religiösen Tänzen (bailes chinos, s.u. 4.1) und anderem mehr begleiteten Erscheinungsritual auf dem Hügel. Für viele der bis zu mehreren 10.000 Menschen, die an einzelnen Tagen den Ereignissen auf dem später »Monte Carmelo« (»Berg Karmel«; s.a.u. 4.5) genannten Hügel22 beiwohnten, mochte die Wallfahrt nach Peñablanca nur eine kurze »vom Alltag und von allem rationalen Zweckhandeln abführende«23 Ablenkung, ein Trost in den »aufgewühlten Zeiten«24 des Krisenjahres 1983 gewesen sein. Doch diesen ›einfachen‹, individuell kaum hervortretenden Teilnehmern an den Erscheinungen, kam als sozialen Akteuren eine grundlegende Bedeutung zu: Sie waren es, die die Marienerscheinung von Peñablanca als historisches, noch heute wahrnehmbares Massenphänomen entscheidend mitkonstitutierten. Daneben lassen sich im Umfeld von Peñablanca sehr früh klar erkennbare Einzelpersonen und Gruppen ausmachen, die bewußt und aktiv in den sich rund um die Erscheinung formierenden gesellschaftlichen Prozeß eingriffen und viele seiner Aspekte durch ihr soziales Handeln überhaupt erst hervorbrachten. Das berichtete Erleben des ›Visionärs‹ ist nur ein Teil, der andere sind seine ›Interpreten‹, seine Organisatoren, seine engen Anhänger, die das öffentliche Erscheinungsritual logistisch organisierten, die ›Botschaften‹ nach außen verbreiteten, sie interpretierten, den Zugang zum Visionär steuerten und letztlich dem ganzen Vorgang innerhalb des Zirkels selbst und nach außen hin einen religiösen ›Sinn‹25 gaben. Während die Amtskirche sich aufgrund ihrer ablehnenden Haltung organisatorisch aus dem regen Wallfahrtsbetrieb zurückzog, traten immer mehr engagierte Laien, aber auch einzelne Priester und Ordensleute aus anderen Diözesen als maßgebliche Akteure des sozialen Vorgangs »Peñablanca« in den Vordergrund. Die zunächst nur durch den gemeinsamen Glauben an und das Engagement für die Erscheinungen verbundenen Personen bildeten in der Folge verschiedene organisierte Formen religiöser Vergemeinschaftung und bildeten so die Grundlage für die Ausbildung eines dauerhaften Peñablanca-Kults (s.u. 1.2.7, 1.2.9 und 11.7). Angesichts der weitgehenden Wirkungslosigkeit seiner ersten beiden Ablehnungen bildete Bischof Valenzuela im April 1984 eine zweite Untersuchungskommission, die wiederum zu einem negativen Ergebnis kam und Ende August einen enstprechenden Bericht veröffentlichte. 22 23 24 25
Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen des Hügels s.u. 6.1, Anm. 3 Weber 1988a, 1 1915–1919, 262 Rahner 1958, 81 Cf. Weber 1972, 1 1919, 1
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Gut eine Woche später, am 4. September 1984, folgte die offizielle und sehr deutliche dritte Ablehnung der Erscheinungen durch Bischof Valenzuela. Darüber hinaus untersagte er jegliche katholischen Kulthandlungen in der Kapelle sowie allen Priestern und Ordensleuten den Zutritt zum Hügel und jedes weitere Werben für die Erscheinungen (s.u. 1.2.8 und 13.12.2). Damit waren seitens der Diözese die Untersuchungen abgeschlossen, auch wenn das Phänomen weiterhin unter einer gewissen Beobachtung stand. Denn der Beliebtheit der ›wilden‹ Wallfahrt bei vielen Gläubigen hatte auch die nun mittlerweile dritte negative Erklärung des Ortsbischofs nichts anhaben können. Insbesondere der ›innere Kreis‹ der direkten Anhänger und Unterstützer ließ sich in seinem festen Glauben an die Echtheit der Visionen nicht erschüttern, sondern hoffte vielmehr auf die sich mit der Zeit einstellende kirchliche ›Einsicht‹. Über fünf Jahre hinweg, bis zum 12. Juni 1988, wurden auf dem Monte Carmelo weiterhin regelmäßig Erscheinungsversammlungen abgehalten, wenn diese auch in den Jahren nach 1984 von weniger Menschen besucht wurden. Die bis heute existierende »Fundación Monte Carmelo« (s.u. 1.2.9) sowie etliche Einzelpersonen publizierten Faltblätter, Bücher und sogar ein monatliches Periodikum (Misioneros de Dios [»Missionare Gottes«]) und begründeten damit eine bis heute lebendige literarische Tradition über die Peñablanca-Erscheinungen. Mit dem ›offiziellen‹ Ende von Pobletes Visionen fünf Jahre nach der traditionell als ›erste‹ gezählten am 12.6.1983 endete die Geschichte der Erscheinungen jedoch nicht. Sie ist zwar kirchlich weiterhin nicht anerkannt, doch wurde im Jahr 1994 das Abhalten von Gottesdiensten in der von Pilgern – auch aus dem v.a. lateinamerikanischen Ausland – weiterhin regelmäßig besuchten Kapelle durch einen der Nachfolger von Bischof Valenzuela, Jorge Arturo Augustin Kardinal Medina Estévez26 , mit Einschränkungen erlaubt. Die Anhänger um die Fundación Monte Carmelo treffen sich weiterhin regelmäßig und publizieren Schriften über ›ihre‹ Erscheinung. Aus Kreisen von Sympathisanten der Fundación, wenn auch nicht offiziell von dieser unterstützt, wird unter der Adresse »http://www.lallenadegracia.cl« eine eigene Internetseite über Peñablanca unterhalten. Der Visionär Miguel Ángel Poblete distanzierte sich von seinen langjährigen Unterstützern und stand in der Folgezeit einer sich schon bald nach dem Ende der öffentlichen Erscheinungen formierenden, sich nach außen hin abschließenden religiösen Sondergruppe vor: der »Apóstoles de los Últimos Tiempos« (»Apostel der letzten Tage«). Im Rahmen von privaten religiösen Versammlungen dieser Gruppe
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Zur Person s.u. 14.7, Anm. 161
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soll Poblete weiterhin regelmäßig Marienerscheinungen gehabt haben. Bezüglich der weiteren Entwicklung des Visionärs nach dem Ende der Erscheinungen ist außerdem zu erwähnen, daß er bereits kurz nach 1988 offensichtlich eine psychische Krise seiner Geschlechtsidentität erlebte. Poblete trat danach öffentlich in Frauenkleidern auf, seine Physiognomie erschien nach außen hin weiblich. Außerdem verwendete er infolgedessen unterschiedliche weibliche Vornamen wie »Ángela«, zuletzt »Karole Romanov Calvat« (s.u. 14.6.2, Anm. 129). Auch in den chilenischen Medien ist das Phänomen bis heute präsent und erlebte im Jahr 2008 noch einmal für wenige Tage eine der Anfangszeit vergleichbare öffentliche Aufmerksamkeit: Am 27.9.2008, bereits nach Abschluß der Hauptarbeiten an dieser Studie, verstarb Miguel Ángel Poblete an den Folgen chronischen Alkoholismus’ (ausführlich s.u. 14.8). Peñablanca mag in erster Linie ein privates, religiös gedeutetes Erlebnis gewesen sein. Aus heutiger Sicht ist es, gemessen an seiner Wirkung, ein nicht unbedeutender Teil moderner chilenischer Religionsgeschichte und der gesellschaftlichen Diskussion. In diesem Sinne werden wir den Blick in den folgenden Ausführungen auf ein Phänomen werfen, das seine Ursprünge im subjektiven Erleben und dessen religiöse Interpretation durch einen einzelnen Menschen hat, das seine Bedeutung jedoch, durch die es letztlich erst als Gegenstand der hier vorliegenden Untersuchung interessant wird, aus der Wirkung auf und der Einbindung in die gesamtgesellschaftliche Situation seiner Zeit und darüber hinaus gewinnt.
1.2 Peñablanca zur Übersicht: Chronologie, Akteure und Phasen einer Marienerscheinung Im folgenden sollen – als Einführung und der besseren Übersicht für den Leser wegen – einige zentrale Aspekte und Einzelereignisse der Marienerscheinung von Peñablanca in chronologische Reihenfolge knapp präsentiert und wichtige soziale Akteure vorgestellt werden. Ein Vorgreifen auf Zusammenhänge, die sich in ihrer Bedeutung vollständig erst im weiteren Verlauf der Studie klären, kann dabei nicht vermieden werden, ja ist sogar gewünscht. Im Zuge eines kursorischen chronologischen Überblicks bietet sich die Betrachtung der Ereignisse von Peñablanca mit Hilfe einer Aufteilung in 10 bzw. 11 Phasen an, die gleichzeitig als strukturierende Ausgangspunkte der Untersuchung dienen sollen und sich deshalb nicht ausschließlich an der zeitlichen Abfolge orientieren, sondern je nach systematischer Schwerpunktsetzung sich sowohl
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überschneiden als auch zeitlich parallel laufen können.27 Im Zuge dieser Übersicht wird außerdem auf die entsprechenden Kapitel im Hauptteil und die dortige Schwerpunktsetzung verwiesen, um so dem Leser ein schnelles Auffinden der einzelnen Themen zu erleichtern. Es sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß, trotz der chronologisch vollständig bis in die Gegenwart reichenden Betrachtung der Vorgänge in Peñablanca, der Schwerpunkt dieser Untersuchung auf der Entstehungsund der ersten Konsolidierungsphase der Marienerscheinungen, d.h. auf den Jahren 1983 und 1984 (Phase 0 bis 8) liegt. Der Chronologie vorangestellt sei noch ein kurzer Blick auf die einleitenden, den Kontext des Phänomens Peñablanca erläuternden Kapitel: Nach einer methodisch-begrifflichen Klärung (s.u. 2.1 und 2.2) sowie einem kurzen geschichtlichen Abriß (s.u. 2.3 und 2.4) des hier zu Untersuchung kommenden religionshistorischen Phänomens der Marienerscheinung erfolgt zunächst eine Einführung in die Geschichte und Gegenwart marianischer und nicht-marianischer Religiosität unter besonderer Berücksichtigung Chiles als einem vom »kulturellen Austausch« geprägten religionshistorischen Raum (s.u. 3.1–3.4) mit seinen vielfältigen Phänomenen der lebendigen und – wie nicht zuletzt der Fall Peñablanca selbst zeigt – ›kreativen‹, d.h. immer wieder Neues hervorbringenden chilenischen religiosidad popular (s.u. 3.6; zum Begriff s.u. 3.3). In diesem Kontext finden sich auch – zumindest vereinzelt – Berichte über andere Marienerscheinungen im Chile des 20. Jahrhunderts (s.u. 3.6.4). Außerdem sei ein Blick auf einige ausgewählte traditionelle Mariendevotionen und Wallfahrtsorte in Chile geworfen (s.u. 4). Diese Einführung kann und will keine Gesamtdarstellung chilenischer (Marien-)Frömmigkeit sein, sondern soll vielmehr zeigen, inwiefern Peñablanca als individueller historischer Vorgang gleichzeitig integraler Teil chilenischer Religionsgeschichte ist. Die Entstehung von Peñablanca als eigenständige Devotion rekurriert implizit – aber auch immer wieder explizit – auf etablierte Traditionen (chilenisch-)katholischer Frömmigkeit. Die Entstehung, der Ablauf und die religiöse Deutung der Erscheinungen ist deshalb in einen größeren Kontext chilenischer Religionsgeschichte und Religiosität, insbesondere der marianisch geprägten, einzuordnen. 1.2.1 Phase 0: Die Vorgeschichte Vor dem Beginn der Marienerscheinung von Peñablanca Mitte 1983 ist in der chronologischen Betrachtung eine Phase 0 zu setzen. Diese ist im Gegensatz zur folgenden Einteilung nicht auf einen einzigen Zeitraum
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Zur chronologischen Übersicht cf. auch die Zeittafel ab Seite XXVII
Peñablanca zur Übersicht: Chronologie, Akteure, Phasen
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begrenzt, sondern soll kursorisch die zum Beginn der Erscheinungen bereits vorliegenden Faktoren zusammenfassen. Dazu gehört die konfliktive gesellschaftlich-politische Situation in Chile (Wirtschaftskrise, protestas nacionales, Konflikt der katholischen Kirche mit dem Militärregime; s.u. 3.5) ebenso wie eine biographische Skizze des Visionärs Miguel Ángel Poblete bis zum Beginn der Erscheinungen (s.u. 5). Dabei liegt das besondere Augenmerk auf dem Nachzeichnen der seine Kinder- und Jugendzeit prägenden, oft wechselnden Aufenthalte zunächst bei einer Pflegemutter und schließlich in verschiedenen Heimen. 1.2.2 Phase 1: Nicht-öffentliche Erscheinungen Der Beginn von Phase 1 (s.u. 6) ist mit dem legendären Datum der ›ersten‹ Erscheinung Pobletes auf den 12.6.1983 anzusetzen. Auf diesen Tag datierte der Visionär selbst – in seinem Tagebuch und seinen Erzählungen – sowie daran anschließend die sich in der Folge ausbildende interne Geschichtsschreibung seiner Anhänger, das erste Visionserlebnis auf dem später »Monte Carmelo« genannten Hügel (s.u. 6.2). Entsprechend Pobletes Tagebucheinträgen folgten in den nächsten Wochen mehrere weitere Erscheinungserlebnisse auf dem Hügel, deren Termin und Uhrzeit in der jeweils vorangegangenen ›Botschaft‹28 exakt angekündigt wird (13.6., 15.6., 19.6., 20.6.).29 Meist wird Poblete dabei von einer kleinen Gruppe von Freunden aus dem Jugendheim Hogar Carlos van Buren begleitet. Diese 1. Phase soll hier als die der »nicht-öffentlichen Erscheinungen« bezeichnet werden. Aufmerksamkeit genossen Pobletes Berichte in dieser Zeit ausschließlich im direkten Bekanntenkreis, im Hogar Carlos van Buren, der unmittelbaren Wohnumgebung und innerhalb der Familie Comelin Zurita, in deren Haus Poblete ab Ende Juli 1983 wohnte (s.u. 7.2). Eine breitere Öffentlichkeit bzw. weitere soziale Akteure wie die Kirche oder die Medien spielten zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle, wenn auch mit José Antonio Zurita Comelin – einem erwachsenen Sohn der Familie – bereits ein erster individueller Akteur hervortritt, der Informationen über die Erscheinungen verbreitete (s.u. 7.3). Bis zum Beginn einer 28
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»Im Sinne der Definition von Marienerscheinungen soll mit dem Ausdruck ›Botschaften Marias‹ zunächst nur bezeichnet werden, was die Seherinnen und Seher als solche weitergegeben haben. Die Frage nach der Echtheit bleibt also zunächst ausgeklammert.« (Petri 1997, 41; s.a.u. 2.1) So endet der Text der ›Botschaft‹ vom 20. Juni mit den Worten »Gut, komme am 12. Juli mit Gläubigen. Adieu! Ich erwarte dich« (»Bueno, ven el día 12 de julio con creyentes. ¡Adiós!, te espero.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 29) Die exakte Ankündigung des jeweiligen Folgetermins zieht sich als Konstante über den gesamten Zeitraum der Marienerscheinungen von Peñablanca.
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ersten öffentlichen Wahrnehmung liegen für eine Chronologisierung der Ereignisse ausschließlich persönliche Zeugnisse des Visionärs oder einzelner Personen aus dem nächsten Umfeld vor. Die später innerhalb des Kreises der Anhänger verschriftliche Überlieferung, etwa die Bücher des Architekten und Laienautors Álvarro Barros Valenzuela (s.u. 1.2.5 und 8.5), stammen fast ausschließlich von Personen, die während der 1. Phase noch keinen persönlichen Kontakt mit Peñablanca hatten und bereits selbst Quellen aus zweiter Hand auswerten. Die von Barros und anderen überlieferten Berichte über den Beginn der Erscheinungen befinden sich bereits in einem frühen Stadium der Legendenbildung und Verfestigung und betrachten diesen aus der Retrospektive der mittlerweile eingetretenen öffentlichen Wirksamkeit und dem Glauben an die ›Echtheit‹ der Visionen seitens der Anhänger. Quellen über den Zeitraum vor Beginn der öffentlichen Wahrnehmung von Peñablanca sind deshalb mit entsprechender Vorsicht zu behandeln (zur Quellenlage in der Frühphase der Erscheinung s.u. 6.1). 1.2.3 Phase 2: Lokale Öffentlichkeit Der Übergang in Phase 2 ist zwischen Mitte Juli und dem 7.8.1983 anzusetzten. An letzterem, in den Quellen gut zu identifizierenden Datum fand ein erstes persönliches Gespräch von Poblete mit dem Pfarrer der Kirchengemeinde »Santa María Madre de la Iglesia« in El Sol (Teilort von Quilpué), Luis Fernández Carnero30 statt, der nach anfänglicher Skepsis den Berichten des Jungen Glauben schenkte (s.u. 7.4). In den Wochen vor diesem Gespräch ist jedoch bereits eine lokal begrenzte Verbreitung der Nachricht über die Marienerscheinung in Peñablanca zu konstatieren. José Antonio Zurita bemühte sich in dieser Zeit aktiv um die Verbreitung der Nachricht und besuchte u.a. verschiedene Gemeindepriester der Region. Luis Fernández war einer davon. Auch sollen bereits am 16.7., der laut Zählung der Anhänger 7. Marienerscheinung, eine größere Anzahl von Personen beigewohnt haben, die nicht aus dem direkten Umfeld von Poblete stammten (s.u. 7). Mit dem Auftreten von Luis Fernández schließlich verlassen die Ereignisse von Peñablanca endgültig den Bereich des im doppelten Sinne Privaten: privat im Sinne der Subjektivität der berichteten Erlebnisse von Poblete und den privaten Raum des direkten persönlichen Umfelds. Der Vorgang auf dem Hügel wird öffentlich und im selben Moment tritt erstmals auch die katholische Kirche als sozialer Akteur in Erscheinung. Zwar ist Fernández kein offizieller Vertreter der Amtskirche, aber er ist der erste Priester, der den Erscheinun30
Nicht zu verwechseln mit dem Leiter der ersten bischöflichen Untersuchungskommission Jaime Fernández Montero (zur Person s.u. 7.4, Anm. 46).
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gen positiv gegenüber steht. Dies war für die weitergehende Akzeptanz von Peñablanca von großer Bedeutung und verlieh dem Vorgang v.a. in der Anfangsphase Glaubwürdigkeit. verleihen31 Darüber hinaus war es eben der Priester Fernández, der Peñablanca eine erste Form von Öffentlichkeit verschaffte, wenn auch noch im beschränkten, lokalen Rahmen: Aufgrund seines persönlichen Gesprächs mit dem mutmaßlichen Visionär entschied er sich, mit einer Gruppe von Gemeindemitgliedern der von Poblete für den kommenden 12.8. angekündigten Erscheinung auf dem Hügel beizuwohnen. Damit war bereits der Grundstein für das spätere ›Erscheinungsritual‹ gelegt. In der Folge dieser ersten ›kleinen Wallfahrt‹ aus dem Umkreis der Gemeinde von Luis Fernández kam es auf informellen Kanälen zu einer ersten weitergehenden Verbreitung von Informationen über die Erscheinungen, und eine stetig zunehmende, wenn auch noch kleine Zahl von Menschen besuchte den Hügel, auch wenn bis zum 15.8. dort keine weitere Erscheinung mehr stattfand. Es kommt zur Entwicklung eines ersten ›spontanen‹ Erscheinungskults und vermutlich auch schon zu einer improvisierten Markierung eines ›Kultorts‹ durch dort abgelegte Devotionalien. Auch wird bereits hier die Entwicklung der Kirchengemeinde von Luis Fernández zu einem ersten ›organisatorischen Zentrum‹ der Erscheinungen deutlich (s.u. 8.12). 1.2.4 Phase 3: Medienöffentlichkeit Phase 3 beginnt etwa zwei Monate nach dem legendären Datum der ›ersten‹ Erscheinung, exakt am 16.8.1983. An diesem Tag erreichten die Ereignisse in Peñablanca erstmals das Interesse der Medien: Die zwei großen Lokalzeitungen der V. Región – La Estrella de Valparaíso und El Mercurio de Valparaíso – berichteten auf ihren Titelseiten über die am Tag zuvor stattgefundenen Erscheinungen in Peñablanca (s.u. 8.1). Am 15.8., dem Mariä Himmelfahrtstag, waren als Reaktion auf den Besuch von Luis Fernández Tage zuvor, bereits eine deutlich wahrnehmbare Menge von Peñablanca-Pilgern – es ist von etwa 1000 Menschen die Rede – sowie auch etliche Personen aus dem direkten Umfeld von Poblete auf dem Hügel zugegen, unter ihnen wiederum Luis Fernández. Zu diesem Zeitpunkt waren die Anfänge eines öffentlichen Peñablanca-Kults bereits vorhanden. Mit den ersten beiden Zeitungsartikeln über Peñablanca, die überraschenderweise unmittelbar auf der Titelseite erscheinen, beginnt 31
Die besondere Bedeutung von sozial angesehen Personen, die durch ihre positive Wertung einer Marienerscheinung, dieser Glaubwürdigkeit und so eine ›Ausweitung‹ des Phänomens erst möglich machen – insbesondere in der ersten, formativen Phase –, wurde auch von Blackbourn (1997, 226f.) für Marpingen beschrieben. Allerdings waren es dort keine Priester, sondern im Dorf hoch angesehene männliche Erwachsene (im Gegensatz zu den weiblichen Seherkindern).
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die Phase einer bis in den Oktober 1983 andauernden intensiven Medienaufmerksamkeit, verbunden mit einem immer weiter zunehmenden Zulauf zehntausender Menschen. Peñablanca entwickelte sich innerhalb nur weniger Wochen zu einem beachtlichen Massenphänomen, das z.T. Ausmaße annahm, die der im nur wenige Kilometer entfernten Lo Vásquez jährlich am 8. Dezember, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis, stattfindenden größten Marienwallfahrt Chiles (s.u. 4.3) vergleichbar waren. Peñablanca wurde über die Grenzen der direkten Umgebung hinaus bekannt, Pilger kamen v.a. aus den Ballungsgräumen Valparaíso/Viña del Mar und Santiago, aber auch aus weiter entfernten Regionen Chiles, schließlich sogar aus dem benachbarten Ausland, v.a. aus Argentinien und Péru. Neben der Regionalpresse berichteten nun auch die großen nationalen Tageszeitungen, die wöchentlichen oder monatlichen Nachrichtenmagazine oft auf den Titelseiten und auch das Radio ausführlich über die Marienerscheinung von Miguel Ángel Poblete. Auch das staatliche Fernsehen Televisión Nacional de Chile (TVN) nahm Peñablanca in seine Abendnachrichten. Zwischen Ende September und Anfang Oktober erreichte die Medienaufmerksamkeit ihren Höhepunkt (s.u. 12.3.2). 1.2.5 Phase 4: Ausbildung der Anhängerschaft Der hier als 4. Phase zu identifizierende Abschnitt der Marienerscheinungen von Peñablanca beginnt bereits kurz nach Beginn der Medienaufmerksamkeit und läuft somit zunächst parallel zur 3. Phase. Während die ersten Wallfahrten zu Beginn des sich ausbildenden Massenphänomens noch ohne erkennbare Akteure auskamen, die über den Visionär Miguel Ángel Poblete und seinen geistlichen Leiter Luis Fernández hinausgehen, formierte sich in Anfängen bereits zwischen Mitte August und Anfang September 1983 ein kleiner Kreis überzeugter Anhänger, die sich zunächst offensichtlich zufällig vor Ort in Peñablanca bzw. der Pfarrgemeinde von El Sol kennenlernten, wo sich zu diesem Zeitpunkt das organisatorische Zentrum der entstehenden Peñablanca-Wallfahrt befand. Darunter waren bereits Personen, die im weiteren Verlauf innerhalb des sich institutionalisierenden Erscheinungsrituals (ausführlich zum Ablauf s.u. 9) eine herausragende Rolle spielen sollten: der Jesuitenpater Miguel Contardo Egaña (s.u. 8.6) aus Santiago übernahm später als geistlicher Leiter des Visionärs die Rolle von Luis Fernández; María Luisa Paredes Zamora (s.u. 8.4) aus Villa Alemana nahm Poblete einige Zeit in ihr Haus auf und publizierte nach Ende der Erscheinungen eine umfassende Transkription der ›Botschaften‹; Álvaro Barros (s.u. 8.5) publizierte ab 1984 eine ausführliche Dokumentation der Erscheinungen sowie Transkriptionen der Botschaften in insgesamt vier Bänden und gehörte außerdem zu den wichtigsten Gründungsmitgliedern der Fundación Monte
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Carmelo, die ab Mitte 1984 institutioneller Träger des Peñablanca-Kults wurde. Auffällig ist, daß die Mehrzahl der sich langfristig und intensiv engagierenden Personen nicht aus der näheren Umgebung, sondern aus der Hautpstadt Santiago stammten.
1.2.6 Phase 5: Erste Reaktion der Amtskirche Bedingt durch das große öffentliche Interesse gewann Peñablanca auch kirchenpolitische Brisanz. Während die Diözese von Valparaíso in den ersten Tagen nach Beginn der Medienöffentlichkeit dem Phänomen offiziell indifferent gegenüberstand, kam es Anfang September schließlich zur Bildung einer Untersuchungskommission. Der Bischof von Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela, der sein Amt erst kurz zuvor am 24.6.1983 angetreten hatte, ernannte zwischen dem 7.9. und dem 10.9. den Priester Jaime Fernández zum Leiter einer diözesanen Untersuchung. Indem auf diese Weise die katholische Kirche auch offiziell als sozialer Akteur auftrat, läßt sich eine 5. Phase identifizieren, die mit der oben beschriebenen 4. Phase chronologisch teils parallel geht. Jaime Fernández stellte innerhalb weniger Tage einen umfangreichen Mitarbeiterstab zusammen, der für ihn die Vorgänge auf dem Hügel beobachten sollte, und begann selbst mit der Befragung verschiedener Beteiligter, in erster Linie Miguel Ángel Poblete und Luis Fernández. Die Interviews wurden dokumentiert und gefilmt und ein psychologisches Gutachten über Poblete wurde angefertigt. Gleichzeitig übernahm Jaime Fernández in seiner Funktion als bischöflicher Abgesandter an Stelle von Luis Fernández die ›logistische Organisation‹ der immer weiter wachsenden Massenwallfahrt. Zunächst schien es – dies geht aus verschiedenen öffentlichen Äußerungen von Jaime Fernández in der Presse hervor – als stehe er den Erscheinungen wohlwollend gegenüber. Nach etwa einem Monat Arbeit der Kommission erging Anfang Oktober der Bericht an den Bischof, der jedoch entgegen dieser Äußerungen deutlich negativ ist. Einige Tage später, am 6.10.1983, veröffentlichte Bischof Valenzuela eine kritische, dabei jedoch im Ton zurückhaltende Erklärung. Dieser folgte eine zweite Verlautbarung am 28.10., die nun an der deutlichen Ablehnung der ›Echtheit‹ der Erscheinung durch den Bischof keinen Zweifel mehr ließ und allen Geistlichen der Diözese den Zugang zum Hügel untersagte. In diesem Zeitraum wurden außerdem in der Presse Gerüchte über eine mögliche Manipulation von Peñablanca durch die Geheimpolizei der Pinochet-Diktatur, der Central Nacional de Informaciónes (CNI), diskutiert, zu denen Passagen in der zweiten bischöflichen Erklärung sowie Äußerungen von Jaime Fernández in mehreren Presseinterviews Anlaß gaben (s.u. 12).
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Einleitung
1.2.7 Phase 6: Konsolidierung der Anhängerschaft Mit Veröffentlichung der zweiten negativen Erklärung des Bischofs läßt sich der Beginn einer 6. Phase ausmachen. Die kirchliche Ablehnung hatte nicht den vom Bischof erwünschten Effekt. Die ›wilde‹ Wallfahrt erfreute sich, der kirchlichen Bewertung zum Trotz, immer noch großer Beliebtheit, auch wenn das Interesse der Medien zusehends abnahm. Nachdem Jaime Fernández seit Anfang Oktober seine logistischen Aufgaben im Rahmen der Wallfahrt nicht mehr wahrnahm und auch Pfarrer Luis Fernández durch die bischöfliche Erklärung vom 28.10. hierfür nicht mehr in Frage kam, fehlte der Peñablanca-Wallfahrt jegliche organisatorische und finanzielle Unterstützung seitens der Amtskirche. Innerhalb dieses so entstandenen kirchlichen ›Machtvakuums‹ begannen nun Laienanhänger der Erscheinung, die sich seit Mitte August mehr und mehr fomiert hatten, als soziale Akteure in den Vordergrund zu treten. Es waren in erster Linie engagierte katholische Laien, die oft schon vor Peñablanca in ihrer Heimatgemeinde oder anderen kirchlichen Organisationen aktiv gewesen waren, und nun ein Betätigungsfeld innerhalb des ihnen vertrauten religiösen Bezugsrahmens fanden, wobei von ihnen gewisse, sonst von der katholischen Hierarchie, v.a. dem Gemeindepfarrer, ausgeübte Funktionen übernommen wurden. Daneben standen jedoch auch vereinzelte Kleriker aus anderen Diözesen, an erster Stelle der Jesuit Miguel Contardo, die – ohne kirchliches Placet – den Kult der Erscheinung von Peñablanca organisierten. Dazu gehörte etwa das Anleiten von Gebeten, die Installation eines Metallzauns um den ›inneren Bereich‹ der Erscheinungen und besonders das Bemühen, das Hügelgrundstück mit Hilfe von Spendengeldern zu erwerben. Gleichzeitig kümmerten sich die engen Anhänger der Erscheinung um die Betreuung von Miguel Ángel Poblete, ja nahmen den Visionär sogar in den eigenen Haushalt auf (s.u. 13.3). Mit der immer stärkeren Ausbildung einer sich institutionalisierenden Anhängerschaft sowie einer rituellen Verfestigung des Ablaufs der Erscheinungen nach Oktober 1983 gingen nahmen sowohl die Pilgerzahlen als auch besonders die Medienaufmerksamkeit für Peñablanca deutlich ab. Gleichzeitig kam es im Dezember 1983 zur Gründung einer ersten verfaßten Form der Anhängerschaft, des in der Pfarrgemeinde von El Sol angesiedelten »Movimiento Mariano 7 Estrellas« (s.u. 13.2). 1.2.8 Phase 7: Zweite kirchliche Untersuchung Der Beginn einer 7. Phase ist im Frühjar 1984 mit der Bildung einer zweiten Untersuchungskommission durch Bischof Valenzuela auszumachen (s.u. 13.6). Dieser Schritt erschien seitens der Diözese notwendig ange-
Peñablanca zur Übersicht: Chronologie, Akteure, Phasen
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sichts eines kontinuierlichen Pilgerbetriebs in Peñablanca sowie einer äußerst engagierten Anhängerschaft, die sich weiterhin als fester Bestandteil der katholischen Kirche begriff, regelrechte Lobbyarbeit für die Erscheinungen betrieb und innerhalb und außerhalb der Diözese bei nicht wenigen Laien, Priestern und Ordensleuten durchaus Unterstützer fand. Die Bildung der Kommission erfolgte im April 1984 unter der Leitung des Universitätsprofessors Gonzalo Ulloa Rübke, der weitere fünf Akademiker zu seinen Mitarbeitern berief, darunter zwei Theologen, einen Physiker und einen Biologen, alle Mitglieder der Universidad Católica de Valparaíso. Gestützt auf die Unterlagen der ersten Kommission, eigene Besuche auf dem Erscheinungshügel und diverse Gespräche mit beteiligten Personen erarbeitete die Kommission einen umfangreichen Bericht, der am 14.8. an Bischof Valenzuela übergeben und in Teilen auch während einer folgenden Pressekonferenz Ende August öffentlich präsentiert wurde. Ebenso wie die erste Kommission kam auch die zweite zu einem dezidiert ablehnenden Urteil, vermied dabei aber jegliche Anspielungen auf eine mögliche politisch motivierte Manipulation. Im Mittelpunkt der Argumentation standen dagegen theologische Bedenken gegenüber dem Inhalt der ›Botschaften‹ sowie eine psychologische Bewertung der Persönlichkeit Miguel Ángel Pobletes, aus deren Sicht seinen Aussagen keine Glaubwürdigkeit zuzurechnen sei. Am 4.9.1984 veröffentlichte Bischof Valenzuela daraufhin seine deutliche und endgültige Ablehnung der Marienerscheinung von Peñablanca (s.u. 13.12.2). Während der laufenden zweiten Untersuchung kam es außerdem noch einmal zu einem gewissen größeren Medieninteresse, in dessen Mittelpunkt zum einen öffentliche, kritische Äußerungen der Kommission, zum anderen entsprechende, von den Anhängern der Erscheiung organisierte ›Gegendarstellungen‹ standen. Darüber hinaus geriet das Erscheinungsritual auf dem Monte Carmelo noch einmal in die Schlagzeilen, als Poblete zuerst am 18.6. und danach wiederholt im Rahmen seiner Erscheinungen ›Stigmatisationsphänomene‹ am Kopf zeigte. 1.2.9 Phase 8: Instiutionalisierung des Peñablanca-Kults Eine 8. Phase ist mit der Gründung des eingetragenen Vereins Fundación Monte Carmelo am 29.6.1984 anzusetzen (s.u. 13.8.2), der in der Folge zum dauerhaften und im Gegensatz zum Movimiento Mariano 7 Estrellas kirchenunabhängigen Träger eines Peñablanca-Kults wurde. In dessen Mittelpunkt stand das in unregelmäßigen Abständen auf dem nun dauerhaft »Monte Carmelo« genannte Hügel sowie sporadisch an anderen Orten stattfindende Erscheinungsritual und die von Poblete in diesem Rahmen weiterhin mitgeteilten ›Botschaften‹. Die 8. Phase sollte bis 1988 andauern. Am sichtbarsten wurde die fortschreitende Institutiona-
20
Einleitung
lisierung mit dem Erwerb eines Grundstücks auf dem Nachbarhügel des ursprünglichen Erscheinungsplatzes, der in den nächsten Jahren mit verschiedenen sakralen Bauelementen zu einem Kultgelände umgestaltet wurde. Den Anfang machte der seit Anfang 1984 in den ›Botschaften‹ als Forderung auftauchende Bau einer Kapelle, die am 8.12.1984 eingeweiht wurde (s.u. 13.12.1 und 14.1). Neben der zentralen Rolle bei der Kultorganisation waren es v.a. die publizistischen Aktivitäten der Fundación und ihrer Mitglieder (so die monatliche Zeitschrift Misioneros de Dios, diverse Faltblätter und Broschüren sowie die monographische Dokumentation von Álvaro Barros), die letztlich eine eigene textliche PeñablancaTradition begründeten und in ihrem Sinne prägten (s.u. 14.1). Die Vertreter der Fundación Monte Carmelo standen außerdem im direkten Austausch mit Miguel Ángel Poblete – er wohnte z.T. sogar bei ihnen – und hatten somit sowohl direkten Zugang zum als auch Einfluß auf den Visionär als dem eigentlichen Protagonisten der Erscheinungen. Auch Pobletes geistlicher Leiter, Pater Miguel Contardo, gehörte zum engen Kreis der Fundación. – Nach dem Rückzug der Amtskirche aus den Ereignissen und der gleichzeitigen Etablierung der Fundación Monte Carmelo als institutionellem Träger des Peñablanca-Kults, wurde Pobletes nun über vier Jahre hinweg regelmäßig und öffentlich inszeniertes Erscheinungsritual zu einem festen, wenn auch nicht sehr prominenten Teil der chilenisch-katholischen religiosidad popular. Weiterhin besuchte über den festen Kern der Anhängerschaft hinaus eine kleine, aber kontinuierliche Anzahl von Pilgern den Hügel während und außerhalb der jeweiligen Erscheinungen. Auch die Presse verlor das Interesse an den Vorgängen nie ganz und berichtete wiederholt über Poblete und seine Anhänger. Besondere Aufmerksamkeit erlangte – nach einem schweren Erdbeben in Chile im März 1985 – noch einmal das für Peñablanca spezifische »ICTUS-Symbol« (s.u. 9.5.4), dem man u.a. zuschrieb, damit markierte Häuser vor Katastrophen zu schützen (s.u. 14.2). Auch die Meldungen über Auslandsreisen Pobletes, so Mitte 1985 in die USA (s.u. 14.3) und Mitte 1986 nach Rom und zu den wichtigen europäischen Marienerscheinungsorten wie Fátima und Lourdes (s.u. 14.4), schafften es noch einmal sogar auf die Titelseiten der Zeitungen. Parallel zu diesen Reisen läßt sich außerdem eine gewisse internationale Vernetzung der PeñablancaAnhänger beobachten, die ›ihre‹ Erscheinung mit anderen nicht nur gedanklich, sondern auch durch Besuche entsprechender Erscheinungsorte und Kontakte mit anderen Anhänger-Gruppen in Verbindung zu bringen bemüht waren. Auch Besuche von Pilgern aus dem v.a. benachbarten lateinamerikanischen Ausland in Peñablanca selbst waren ein fester Bestandteil des regelmäßigen Erscheinungsrituals.
Peñablanca zur Übersicht: Chronologie, Akteure, Phasen
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1.2.10 Phase 9: Ende der Erscheinungen und Spaltung Am 12.6.1988, exakt fünf Jahre nach der ›ersten‹, endeten die öffentlichen Marienerscheinungen von Peñablanca. Dieser Tag war zuvor durch eine der von Poblete übermittelten ›Botschaften‹ angekündigt worden. Pobletes öffentliche Visionen, die bisher fester Teil des rituellen Ablaufs in Peñablanca gewesen waren, fanden nach diesem Datum nicht mehr statt (s.u. 14.5). Mit dem Ende der ›prophetischen‹ läßt sich der Beginn einer 9. Phase identifizieren. Eine Erweiterung des Textbestands der ›Botschaften‹ fand nicht mehr statt, vielmehr wurden diese nun als regelrechter ›Kanon‹ fixiert und bildeten, vergleichbar der biblischen Schriftlesung im Gottesdienst, ein wichtiges kultisches Element bei den weiterhin stattfindenden Treffen der Peñablanca-Anhänger. Álvaro Barros publizierte 1989 im 4. Band seiner Peñablanca-Dokumentation die transkribierten Botschaften durchnummeriert, in sich mit einer Art Verszählung versehen und durch ein Sachwortregister erschlossen. Bezogen auf die Charakterisierung der Zeit von 1983–1988 als ›prophetisch‹ wäre nunmehr von einer bis in die Gegenwart anhaltenden ›schriftgeleiteten‹ Phase zu sprechen, die ab 1990 allein von der Fundación Monte Carmelo getragen wurde (s.u. 14.7.1). In diesem Jahr wurde nach dem Tod von Pfarrer Luis Fernández das Movimiento Mariano 7 Estrellas aufgelöst. Bereits kurze Zeit nach diesem Übergang von einer ›ritualisierten Erscheinung‹ zu einem nun vollständig institutionalisierten ›Erscheinungskult‹ kam es jedoch zu einer überraschenden und für die weitere Geschichte von Peñablanca entscheidenden psychischen Veränderung bei Miguel Ángel Poblete. Dieser erklärte nun, zunächst nur im engsten Bekanntenkreis, bald jedoch auch öffentlich, daß er kein Mann, sondern vielmehr schon immer eine Frau gewesen sei (s.u. 14.6.1). Nach anfänglicher Akzeptanz bei seinen Anhängern kam es schon bald zum Bruch mit der Fundación Monte Carmelo. Seine öffentlich ausgelebte Geschlechtsidentitätskrise – nach Einnahme von Hormonen erscheint auch seine Physiognomie zusehends weiblich – brachte Poblete noch einmal ein gewisses Medieninteresse ein, insbesondere von Seiten der Boulevardpresse. Während die Fundación Monte Carmelo nun ›ihren‹ Visionär vom ›rechten Weg‹ abgekommen glaubte und sich weiterhin als der katholischen Kirche zugehörig verstand, bildete sich um den nun als Frau auftretenden Visionär eine kleine Gruppe von treuen, in erster Linie weiblichen Anhängern, die sich schließlich als religiöse Sondergruppe formierten. Die Gruppe, die sich Apóstoles de los Últimos Tiempos (s.u. 14.6.2) nennt, trägt dabei dezidierte apokalyptische32 Züge. Im Mittelpunkt standen dabei erneute
32
Zum Begriff s.a.u. 6.5, Anm. 84
22
Einleitung
Marienerscheinungen Pobletes, die nun unter Ausschluß der Öffentlichkeit während privater religiöser Treffen stattfanden. 1.2.11 Phase 10: Gegenwärtige Situation Als letzte und 10. Phase soll die Situation nach der Trennung der Peñablanca-Anhänger von ›ihrem‹ Visionär bis in die Gegenwart in den Blick kommen. So wurden Peñablanca als Kult und Kultort sowie sein ›verirrter‹ Visionär zu Themen eines sporadischen aber regelmäßigen Medieninteresses über die Jahre hinweg, seien es die Jubiläen der Erscheinungen, an denen eine größere Zahl von Pilgern den Monte Carmelo besuchte, oder das von Presse und Fernsehen wiederholt aufgegriffene ›exzentrische‹ Auftreten Miguel Ángel Pobletes und die Aktivitäten der Apóstoles de los Últimos Tiempos (s.u. 14.6). Die Fundación Monte Carmelo, deren Mitglieder überwiegend noch aus der Anfangszeit stammen, blieb bis in die Gegenwart fester Träger des Peñablanca-Kults (s.u. 14.7.1). Zu ihren wichtigsten Aktivitäten gehören weiterhin die Publikation der monatlich erscheinenden Zeitschrift Misioneros de Dios, die Unterhaltung der Kultanlage auf dem Erscheinungshügel (s.u. 14.7.2) sowie die Organisation regelmäßiger religiöser Aktivitäten ebendort. Seitens der katholischen Amtskirche gilt bis heute offiziell die ablehnende Erklärung durch Bischof Valenzuela vom 4.9.1984, wenn es auch in einem entscheidenden Punkt zu einer Annäherung an die Peñablanca-Anhänger kam. Am 9.6.1994 erteilte der damalige Ortsbischof von Valparaíso, Jorge Kardinal Medina, eine Ausnahmegenehmigung zur monatlichen Feier einer katholischen Messe auf dem Monte Carmelo durch einen speziell hierfür benannten Priester. Eine kirchliche Anerkennung (s.u. 2.4.6) bedeutete diese in erster Hinsicht pastorale Maßnahme jedoch weiterhin nicht. Die an jedem ersten Samstag im Monat stattfindende Messe wird regelmäßig von mehreren hundert Pilgern besucht. Sie bildet gegenwärtig den Mittelpunkt des noch immer sehr lebendigen Peñablanca-Kults, was sich nicht zuletzt in den Feierlichkeiten anläßlich des 25. Jubiläums der ›ersten‹ Erscheinung am 12. Juni 2008 noch einmal zeigte (s.u. 14.8). Einen vorläufigen ›Schlußpunkt‹, zumindest was die Person Pobletes angeht, setzte im gleichen Jahr der überraschende Tod des erst 42 Jahre alten Visionärs am 27.9.2008 an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit (ausführlich s.u. 14.8).
Zur Quellenlage
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1.3 Zur Quellenlage Grundlage und Ausgangspunkt der vorliegenden Studie bildet ein Forschungsaufenthalt im chilenischen Frühjahr und Sommer 2005/2006 (Oktober–Februar; cf. 1.1, Anm. 13), der in erster Linie der Erschließung historischer Quellen über die Marienerscheinung von Peñablanca gewidmet war. An erster Stelle zu nennen sind hier die insgesamt 18 Zeitzeugeninterviews, mit Anhängern und Gegnern, mit Politikern und Kirchenleuten, die ihre Erinnerungen und ihre ›Geschichten‹ von und über Peñablanca mit mir teilten. Auch mit dem zentralen Protagonisten, dem Visionär Miguel Ángel Poblete Poblete alias Karole Romanov kam ein Gespräch zu Stande. Einer Verwendung des entstandenen Interviews im Rahmen der vorliegenden Arbeit hat dieser jedoch leider nicht zugestimmt. Alle weiteren Interviewpartner seien hier in alphabetischer Reihenfolge genannt33 : der Buchautor Álvaro Barros Valenzuela zusammen mit seiner Frau Fanny McIntosh, beide Gründungs- und bis heute aktive Mitglieder der Fundación Monte Carmelo34 ; Miguel Contardo Egaña, ehemaliger Jesuitenpater und während der Marienerscheinungen geistlicher Leiter von Miguel Ángel Poblete35 ; Luzmira (»Lucy«) Ethel Elliott Vergara und ihr Mann Jorge Arturo Aravena Toledo, Gründungs- und bis heute aktive Mitglieder der Fundación Monte Carmelo, zeitweise Pflegeeltern von Poblete36 ; Jaime Fernández Montero, Schönstatt-Priester, Leiter der ersten bischöflichen Untersuchungskommission37 ; Adela Frías, Allgemeinärztin, untersuchte die ›Stigmata‹ Pobletes, heute Unterstützerin der Fundación Monte Carmelo38 ; ein ehemaliger hochrangiger Funktionär der Militärregierung39 ; Kamel Harire Seda, Theologe, Professor der Universidad Católica de Valparaíso, Mitglied der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission40 ; Mónica Madariaga Gutiérrez, ehe-
33
34 35 36 37 38 39 40
Alle im folgenden namentlich genannten Personen haben der Verwendung des Interviews in schriftlicher Form explizit zugestimmt. Die entsprechenden Dokumente befinden sich im Archiv des Autors. Bei fehlender Zustimmung erfolgt die Zitation in anonymisierter Form. Sofern nicht anders gekennzeichnet wurden alle Interviews auf Tonträger aufgezeichnet. Entsprechende Transkriptionen – hier gilt mein besonderer Dank Texia Olivi, die diese umfangreiche Arbeit übernommen hat – befinden sich im Archiv des Autors und bilden die Grundlage für wörtliche Zitate im Text. Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005; Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006 Interview: Contardo Egaña/Grasmück 20.1.2006 Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006 Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005 Interview: Frías/Grasmück 24.1.2006 Interview: Hochrangiger ehemaliger Funktionär der Militärregierung/Grasmück 16.1.2006 Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005
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Einleitung
malige Justiz- und Erziehungsministerin der Militärregierung 41 ; Julio Irarrázabal, ehemaliger Geschäftsführer des Hogar Carlos van Buren, in dem Poblete zu Beginn der Marienerscheinungen untergebracht war42 ; María Luisa Paredes Zamora, langjährige aktive Anhängerin der Marienerscheinungen, Buchautorin, zeitweise Pflegemutter von Poblete43 ; ein Peñablanca-Anhänger aus Villa Alemana, der in einem als »Roma 100« bekannten Haus eine Herberge für Pilger betreibt44 ; drei Pilgerinnen aus Peru, die gemeinsam Peñablanca besuchten45 ; Raúl Providel Sanhueza, Katechist der Pfarrgemeinde von El Sol und Gründungsmitglied sowohl des Movimiento Mariano 7 Estrella als auch der Fundación Monte Carmelo46 ; Roberto Silva Torres, Kameramann, produzierte in Zusammenarbeit mit Peñablanca-Anhängern eine private Video-Dokumentation47 ; Gonzalo Ulloa Rübke, Theologe und Philosoph, Professor der Universidad Católica de Valparaíso, Leiter der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission (zwei Interviews)48 ; Carlos Wörner Olavarría, Physiker, Professor der Universidad Católica de Valparaíso, Mitglied der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission49 . Eine zweite wichtige Quelle ist Archivmaterial, auch wenn dieses an vielen Stellen oft schwerer zugänglich war als persönliche Gesprächspartner. So wurde mir mit wenigen Ausnahmen und zu meinem großen Bedauern, der Zugang zu den Akten der bischöflichen Untersuchungskommissionen der Diözese Valparaíso vom derzeitigen Bischof, Gonzalo Duarte García de Cortázar50 nicht gestattet.51 Das freigegebene Material beschränkte sich fast vollständig auf die bereits in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zumindest der Presse zugänglichen Materialien, d.h. offizielle Berichte und Verlautbarungen.52 Dies ist höchst bedauerlich, da einige Hypothesen dieser Arbeit sich ohne Zugang zu diesem Archivmaterial nicht abschließend klären lassen. Es bleibt ein Trost, daß zwei meiner Interviewpartner, ehemalige Mitglieder der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission, mir um so freundlicher und hilfsbereiter zur Seite standen: der damalige Leiter der Kommission Gonzalo Ulloa Rübke sowie sein Kollege Karmel Harire Seda. Beiden sei an dieser Stelle hierfür 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
Interview: Madariaga Gutiérrez/Grasmück Mai 2005 Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006 Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006 Interview: Peñablanca-Anhänger aus Villa Alemana/Grasmück 5.11.2005 Interview: Peruanische Pilgerinnen/Grasmück 5.11.2005 Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008 Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 7.10.2005; 8.11.2005 Interview: Wörner Olavarría/Grasmück 9.12.2005 Zur Person s.u. 14.7, Anm. 166 Cf.Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 7.10.2005 U.a. AICRV 17.8.1987; 23.8.1984; 13.8.1984; 6.10.1983; 4.9.1984
Zur Quellenlage
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herzlich gedankt. Neben den lückenhaften Dokumente aus Valparaíso fanden sich einige wenige relevante Dokumente im Diözesan- (Archivo Histórico Ecclesiástico) sowie dem Gerichtsarchiv (Archivo Judicial) von Santiago. Eine Aktenanfrage über die Secretaría General de Gobierno beim Nationalen Verwaltungsarchiv in Santiago (Archivo Nacional del la Administración) blieb erfolglos: laut Auskunft des Lesesaalpersonals seien die »Bestände« im für diese Untersuchung relevanten Zeitraum »zerstört«; erst ab 1993 seien entsprechende Akten vorhanden. Als dritte Hauptquelle wurde die reichhaltige Presseberichterstattung über das Phänomen Peñablanca herangezogen. An erster Stelle stehen hier Tages- und Wochenpresse, daneben aber auch Fernseh-53 und vereinzelte Radiomitschnitte54 . Besonders in den Monaten August bis Oktober 1983 erschien Peñablanca mehrmals wöchentlich, z.T. sogar an mehreren direkt aufeinanderfolgenden Tagen in den meisten großen chilenischen Zeitungen. Ausgewertet wurden in erster Linie folgende Tageszeitungen: La Estrella de Valparaíso, El Mercurio de Valparaíso, El Mercurio de Santiago, La Segunda, La Tercera de La Hora, Las Últimas Noticias, La Cuarta und La Nación. Darüber hinaus wurden auch Wochenzeitschriften der Epoche berücksichtigt, darunter Qué Pasa, Ercilla, Mensaje, Solidaridad, Hoy, Análisis und Apsi. Aufgrund der großen Menge von Artikeln, die sich dazu über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren verteilen, konzentrierte sich die Presserecherche v.a. auf die Anfangsphase, d.h. August–Oktober 1983. Hier wurde zumindest für die große Lokalzeitung La Estrella de Valparaíso eine vollständige Dokumentation der erschienenen Artikel bis Ende des Jahres erreicht. Ähnliches gilt für die genannten Wochenzeitschriften. Die übrigen Zeitungen wurden intensiv für die genannten Monate, aber nicht vollständig ausgewertet. Die Presseanalyse für die Zeiträume nach Oktober 1983 bleibt im ganzen also exemplarisch. Neben den Presseerzeugnissen steht als weitere schriftliche Quelle das reichhaltige Schrifttum der Peñablanca-Anhänger, das in mehreren Monographien (»Peña Blanca. 150 metros de paraíso«55 ; »El Monte Carmelo de Peñablanca. Una aparición de la Santísima Virgen en Chile«56 ; »Apariciones de la Santísima Virgen en Peñablanca. Mi Testimonio«57 ; »¿Por qué creo en Peñablanca. Testimonios«58 ), Faltblättern bzw. Zeitschriften im Eigenverlag (Hechos y mensajes de Peñablanca. Breve relación
53 54 55 56 57 58
Cf. u.a. TVN/Araya E. 25.8.1984; –/Muñoz 28.9.1989; TVN 6.10.1983; 29.9.1983 Cf. u.a. Radio Agricultura Juni 1984 Lorca 1985 Rojas Canala/Contardo Egaña 1985 Contardo Egaña, 1998 Barros Valenzuela 2003
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de las verdades de Peñablanca, en la búsqueda de la verdad final59 ; ICTUS60 ), Broschüren (»¿Qué sucede en Peñablanca?«61 ; »Análisis de las investigaciones de los sucesos de Peñablanca«62 ; »No estamos solos«63 ; »Luz y sombra en Peñablanca [El Monte Carmelo de Chile]«64 ; »Las apariciones de Peñablanca«65 ), Gebetbüchlein (»Peñablanca – Manual de los Misioneros de Dios, Apóstoles de los Últimos Tiempos. Mensajes y reglamento dados por María Santisima en el Monte Carmelo de Peñablanca entre 1983 y 1988«66 ; »Peñablanca – Manual de oración. Mensajes sobre la oración y rezos, en las aparciones de Peñablanca. 1983–1988«67 ; »Peñablanca – Manual de mensajes a la humanidad. En las apariciones de Peñablanca. 1983–1988«68 ), als bis zum heutigen Tag monatlich erscheinendes Periodikum (Misioneros de Dios69 ) sowie neuerdings auch als Internetseite70 vorliegt. Darüber hinaus konnten interne Dokumente und Korrespondenz der Stiftung »Monte Carmelo de Chile« sowie interne Schriften der religiösen Sondergruppe des Visionärs Poblete, den »Apósteles de los Últimos Tiempos«, ausgewertet werden. Auf zwei Werke des PeñablancaSchrifttums ist besonders hinzuweisen, da diesen für eine Untersuchung des Phänomens große Bedeutung zukommt und im Verlaufe der weiteren Darstellung immer wieder auf sie zurückgegriffen werden wird. An erster Stelle steht das vierbändige Werk von Álvaro Barros Valenzuela »Las Apariciones de la Virgen María en Peñablanca« (»Die Erscheinungen der Jungfrau Maria in Peñablanca«; erschienen 1985–1989).71 Es bietet, aus Sicht eines überzeugten Anhängers der Erscheinungen, eine vollständige textliche und fotografische Dokumentation der Erscheinungen von der Anfangsphase 1983 bis zum Ende 1988 sowie eine systematisierte Übersicht über die Texte der ›Botschaften‹. Álvaro Barros, der zu Recht als einer der Chronisten von Peñablanca bezeichnet werden kann, gehört außerdem bis heute zu den zentralen Figuren der späteren organisierten Peñablanca-Anhänger.72 Das zweite Buch, das hier herausgehoben wer59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72
Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987 Mangaña M. 1985 Cifuentes Bezanilla 1984; in deutscher Übersetzung als »Was geschieht in Peñablanca, Chile?« in der Zeitschrift Das Zeichen Mariens erschienen (Ders. 1984f.) Ders. 1985a Ders. 1985b Ders. 1986 Barros Valenzuela 1997a; in englischer Übersetzung: »The Apparitions of Peñablanca, Chile. June 12, 1983–June 12, 1988« (Ders. 1997b) Ders. 1996a Ders. 1996b Ders. 1997c Fundación Monte Carmelo 1985ff. La Llena de Gracia o.J. (Internetquelle) Barros Valenzuela 1985; Ders. 1987; Ders. 1988; Ders. 1989 Zur Person von Barros s.u. 8.5
Zur Quellenlage
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den soll, stammt von María Luisa Paredes Zamora und trägt den Titel »Si hacéis lo que os digo habrá paz, de lo contrario...« (»Wenn ihr tut, was ich euch sage, wird es Frieden geben, wenn nicht...«) und liegt bereits in der zweiten Auflage vor.73 Das Werk konzentriert sich noch mehr als das von Barros auf die Texte der ›Botschaften‹ und bietet vollständige Transkriptionen derselben über den gesamten Zeitraum der Erscheinungen sowie Fotografien und reproduzierte Dokumente. Auch María Luisa Paredes gehört bis heute zum inneren Kreis der Peñablanca-Anhänger.74 Als weitere wichtige Quelle kommen diverse Ton- und Videoaufzeichnungen der Ereignisse von Peñablanca hinzu, die nur für den privaten Gebrauch gedacht waren und nicht in den öffentlichen Medien verbreitet wurden. Hierunter fallen sowohl unbearbeitete Tonmitschnitte75 von Erscheinungen, an denen sich etwa die Transkriptionen der Peñablanca-Anhänger überprüfen lassen, als auch selbst produzierte und unter den Anhängern verbreitete Videos im Format von Reportagen über die Ereignisse, die den Deutungen durch die Medien die eigene, die Echtheit der Erscheinungen verteidigende Sichtweise gegenüberstellt.76 Die Tonbandaufnahmen wiederum vermitteln dem Forscher auch über 20 Jahre nach den Ereignissen noch einen sehr direkten Eindruck der Abläufe auf dem Erscheinungshügel, insbesondere auch von der ursprünglichen gesprochenen Diktion der von Poblete laut geäußerten ›Botschaften‹ und ›Dialoge‹, die sonst nur noch als bereits lesbar redigierte Texte vorliegen. Neben Tonbändern sind Fotografien ein weiteres wichtiges Medium, und gehören ebenfalls zu dem hier ausgewerteten Quellenmaterial. Dabei können grob mehrere Kategorien von Aufnahmen unterschieden werden. Einmal solche, die quasi dokumentatorisch Abläufe rund um die Erscheinungen zeigen. Daneben existieren viele Aufnahmen, die bestimmte ›wunderbare Vorgänge‹ dokumentieren sollen, etwa die ›Stigmatisationen‹ Pobletes, die erstmals im Juni 1984 auftraten. Als drittes wären hier noch die diversen Aufnahmen von als bedeutungsvoll angesehenen Wolkenformationen zu nennen. Neben diesen Fotografien, die ›Profanes‹ und ›Wunderbares‹ dokumentieren, das schon für die Umstehenden direkt sichtbar war, stehen jene, die aus Sicht der PeñablancaAnhänger ›Unsichtbares‹ sichtbar machten. Besonders häufig sind dies direkte Aufnahmen der Sonne, die nach der Entwicklung ›seltsame‹ Lichteffekte zeigen und eine entsprechende religiöse Deutung erfahren (s.u. 9.6.2). Die bedeutsamsten unter diesen ›Wunderfotografien‹ (»foto73 74 75 76
Paredes Zamora 2 2005, 1 1993 Zur Person von Paredes s.u. 8.4 Cf. z.B. Originaltonaufnahme 4.1.1984 Silva Torres 1987; Fundación Monte Carmelo o.J.
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Einleitung
grafías milagrosas«) sind dabei jene, auf denen sogar die Jungfrau Maria selbst zu sehen sein soll (s.u. 9.6.2 und 9.6.3). Ergänzend zu diesem fotografischen Material seien als weitere ikonographische Quelle abschließend noch die auch in Peñablanca – analog zu vielen anderen katholischen (Marien-)Wallfahrtsorten – angebotenen Devotionalien erwähnt, darunter Gebetsbildchen, Poster, Aufkleber, Plaketten sowie diverse religiöse Broschüren. Viele der genannten internen Peñablanca-Materialien konnten im Rahmen mehrerer Ortsbegehungen des heutigen Kultgeländes erworben werden. Diese Besuche bildeten einen wichtigen Bestandteil des Forschungsaufenthalts 2005/2006. Der direkte Kontakt mit der heutigen Gestalt des Peñablanca-Kults war am besten dort möglich, wo er historisch seinen Ausgangspunkt nahm: auf dem »Monte Carmelo« genannten Hügel und in der direkt an diesen grenzende Siedlung Peñablanca bzw. Villa Alemana. Die mehrfachen Fahrten dorthin, sowohl an Samstagen mit der monatlichen katholischen Messe und entsprechend vielen Besuchern, als auch an weniger stark frequentierten Tagen, brachten zahlreiche aufschlußreiche Gespräche mit anwesenden Gläubigen und boten die Möglichkeit, den Kultort und seine Abläufe aus nächster Nähe zu studieren. In diesem Rahmen wurde außerdem eine umfangreiche fotografische Dokumentation des Kultortes und seiner Besucher vorgenommen, die Teil der Illustrationen dieser Arbeit bildet. In Publikationen abseits des direkten Umfelds der Marienerscheinung von Peñablanca, jedoch weiterhin im Bereich ›marianischer‹ Literatur, finden sich über die chilenischen Erscheinungen dagegen nur kurze Erwähnungen. So wird Peñablanca etwa in der deutschsprachigen Literatur nur an zwei Stellen erwähnt, einmal im »Lexikon der Marienerscheinung« von R. Ernst77 , das andere Mal in den »Erscheinungen und Botschaften der Gottesmutter Maria« von G. Hierzenberger und O. Nedomansky78 , die den Artikel von Ernst mit entsprechender Quellenangabe sinngemäß wiedergeben.79 Auch das erst kürzlich i.J. 2007 erschiene77
78 79
Der Artikel von Ernst sei hier als ganzer zitiert: »1983 Villa Alemana (Chile) Ein chilenischer Waisenknabe, Miguel-Angel Poblete, geb. 1966, schaute seit dem 12.6.1983 auf dem Hügel Penablanca (100 km nordwestlich von Santiago) des öftern Maria. Mit großer Liebe sprach Maria ihm von Rußland, allerdings mit Ablehnung des dort geförderten atheistischen Marxismus. Ferner ruft Maria die Sünder auf, sich zu bekehren. Sie fordert die Priester und Gläubigen auf, das allerheiligste Sakrament zu verehren, den Rosenkranz zu beten und das Leiden des Herrn zu betrachten. Auch spricht sie von einer bevorstehenden weltweiten Katastrophe. Bei der Erscheinung am 29. September (Fest des hl. Erzengels Michael) waren etwa 100.000 Personen anwesend.« (Ernst 1989, 212) Hierzenberger/Nedomansky 1993, 499 Beide Werke sind nützlich bei der Beschäftigung mit Marienerscheinungen, v.a. wegen ihrer chronologischen Ordnung und ihrer indexikalischen Erschließung nach Namen
Zur Quellenlage
29
ne französischsprachige »Dictionnaire des ›apparitions‹ de la Vierge Marie« des bekannten Mariologen R. Laurentin (zusammen mit P. Sbalchiero) widmet Peñablanca im »Verzeichnis der Erscheinungen nach 1966« ein eigenes Lemma.80 Noch seltener als in der ›mariologischen‹ Literatur sind Referenzen auf die Ereignisse in Peñablanca in historischen Werken, in denen die hier zur Untersuchung stehende Periode der chilenischen Geschichte in den Blick kommt. Ausnahmen bilden die monographische Reportage von M.H. Spooner »Soldiers in a Narrow Land«, die die Ereignisse um Miguel Ángel Poblete kurz im Kontext der nationalen Protesttage erwähnt und auf den politischen Inhalt der Botschaften unkommentiert hinweist81 und eine neuere chilenische Darstellung, »La era ochentera« von Ó. Contardo und M. García, die als einzige den Erscheinungen von Peñablanca immerhin zwei Seiten widmet und diese darüber hinaus in den Kontext der Medienkultur der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts einordnete.82
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82
und Orten. Es bleibt jedoch bei beiden der ganz klare Standpunkt der Autoren als gläubige Befürworter des Phänomens zu beachten. Eine historisch-kritische Bewertung der Quellen bzw. eine religionswissenschaftliche Bewertung der Ereignisse fehlt dementsprechend, wobei Hierzenberger/Nedomansky hinsichtlich theologischer und historisch-kritischer Reflexion (sowie auch durch Literaturnachweise) Ernst deutlich überlegen sind. »Peñablanca (Chili, diocèse de Valparaiso): Depuis le 12 juin 1983, ›apparition de la Vierge Marie‹ à Miguel Angel Poblete, seize ans, adolescent en difficulté psychologique, sur une colline dans un faubourg mal fréquenté de Villa Alemana. Quatre autres personnes disent également ›voir‹ Notre-Dame. Des messages sont diffùsés: ›Je suis venue au Chili pour sauver les âmes.‹ Certains parlent de la récitation du rosaire, du salut des prêtres et de la conversion. Le voyant témoigne de parfums mystérieux et aurait reçu des stigmates de grande dimension. Un ›mirade du soleil‹ est allégué. Le 6 octobre 1983, Mgr Francisco de Borja Valenzuela Ríos, archevêque de Valparaiso, rend cet avis après enquête minutieuse: ›J’incline vers une attitude fortelent critique (négativement) sur cette affaire et interdis aux prêtres tout culte en cet endroit.‹ Le 4 septembre 1984, i1 publie un jugement négatif sur tous les faits allégués.« (Laurentin/Sbalchiero 2007, 1267f.) Laurentin erwähnt Peñablanca bereits in einer 1988 erschienen Monographie über zeitgenössische Marienerscheinungen in einer Auflistung »umstrittener Fälle« mit einem kurzen, lexikonartigen Eintrag (Laurentin 1988, 147). »In late June a youth in the town of Villa Alemana, west of Santiago, claimed to have had a vision of the Virgin Mary, who, he said, had promised to speak through him again within the next few days. After attracting a crowd of would-be adherents, eighteen-year-old Miguel Poblete had another ›vision,‹ in which the Virgin Mary was said to be bothered by the sound of pots and pans beating and issued warnings against protests and the aims of priests and the Catholic Church. The Chilean Church hierarchy conducted an inquiry into the youth’s claims and concluded that there was no evidence ofany miraculous apparitions. Nevertheless, Poblete and his followers continued their vigil for months before interest finally subsided.« (Spooner 1994, 190) Cf. »Miguel Angel Poblete, un joven de diecisiete años, criado en hogares de menores, comenzaba a confiarles a sus amigos y al párroco de Villa Alemana un secreto que muy pronto dejaría de serlo: ›La Virgen me habla suavecito‹. Sus visiones pronto
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Einleitung
Zum Phänomen der Marienerscheinungen allgemein dagegen ist die Lage der Sekundärliteratur kaum zu überblicken, jedoch folgen nach kritischer Sichtung aus dieser Menge nur wenige Werke einem wissenschaftlich-kritischen Zugang. Ohne an dieser Stelle einen Forschungsüberblick geben zu wollen, seien einige Studien herausgegriffen, die vergleichbar mit der hier zur Untersuchung stehenden Marienerscheinung von Peñablanca einen individuellen Fall quellenbasiert untersuchen und in einen größeren historischen Kontext einordnen. Die Soziologen M.M. Tumin und A.S. Feldman hatten das Glück, selbst in der Anfangsphase einer öffentlich wahrgenommenen Marienerscheinung 1953 in Sabana Grande (Puerto Rico) mit einem Forschungsteam vor Ort zu sein und diese durch Feldbeobachtungen und Interviews zu dokumentieren.83 Dieser seltene Fall läßt sich – gerade auch bezüglich der Eigenarten lateinamerikanischer religiosidad popular – als aufschlußreicher Vergleichsfall für Peñablanca heranziehen. D. Blackbourn untersucht in seiner umfangreichen Studie über die Marienerscheinungen von Marpingen im Saarland zur Zeit des Kulturkampfs in Preußen die enge Verquickung und immer wieder überraschende Interaktion von lokaler religiöser Kultur und überregionaler Politik.84 Eben solche Verbindungspunkte lassen sich auch immer wieder im Chile der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts finden. W. Christian Jr. analysiert in seiner umfang- und materialreichen Studie über die später kirchlich unterdrückten Marienerscheinungen von Ezkioga (Baskenland) in der Zeit vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs die schrittweise Entstehung einer Marienerscheinung als öffentlich beobachtbares und wirksames Ereignis durch religiös motivierte sozialen Akteure selbst, Befürworter wie Gegner. Er lenkt den Blick immer wieder auf die beteiligten Menschen, auf Visionäre, Anhänger und Kirchenleute und ordnet diese in einen größeren politisch-historischen Zusammenhang ein.85 Genau hierin liegt auch ein methodisches Hauptanliegen der vorliegenden Studie. Zuletzt sei noch auf die kürzlich erschienene Studie von M.A. Zumholz über die Marienerscheinung von Heede (Norddeutschland) während der NS-Diktatur
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se transformaron en acontecimiento nacional, y en septiembre el fervor popular ya se había desatado. No importaba la condición social ni el nivel educacional: eran multitudes las que acudían a contemplar a una Blanca Señora que le hablaba solo a este joven.« (Contardo Soto/García González 2005, 144) Eine weitere Referenz auf Peñablanca in der spanischen Literatur findet sich bei Freixedo 1988, 104f. Dort wird die Kopie eines Artikels aus La Estrella de Valparaíso aus dem Jahr 1984 abgedruckt: »¡Sangró!«, ein Bericht über die ›Stigmatisierungsphänomene‹ bei Miguel Ángel Poblete. Auf die Erscheinung von Peñablanca selbst wird jedoch nicht weiter eingegangen. Tumin/Feldman 1955 Blackbourn 1997 Christian 1996
Zur Quellenlage
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hingewiesen. Die äußerst umfangreiche Fallstudie nimmt wiederum das Zusammenspiel des lokalen, dörflichen katholischen Milieus mit der politischen Situation in den Blick.86 Heede teilt mit Peñablanca die besondere Situation der Gewaltherrschaft.
86
Zumholz 2004
Teil II Eine Marienerscheinung in Chile
2 Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen 2.1 Marienerscheinung als historischer Begriff Der aus dem Sprachgebrauch christlicher, speziell katholischer Religiosität und Theologie stammende Begriff der Marienerscheinung1 – allgemeiner: der ›(religiösen) Erscheinung‹ bzw. der ›(religiösen) Vision‹ – ist Mittel- und Ausgangspunkt der folgenden Ausführung. Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit dabei nicht um eine theologische, sondern um eine religionswissenschaftliche bzw. religionshistorische Untersuchung, die ihren Blick ›von außen‹ auf ein religiöses Phänomen richtet und dieses als soziale Wirklichkeit, als empirisch faßbaren Prozeß, als historischen Vorgang in den Blick nimmt.2 Es sind geschichtlich-soziale Akteure, ›sinnhaft‹3 handelnde Menschen, die im ersten Schritt ihr Handeln auf den historisch gewachsenen religiösen Vorstellungskomplex Marienerscheinung (bzw. ›religiöse Vision‹) hin ausrichten, der konkret wird im Bericht eines ›visionären Individuums‹, und damit im zweiten Schritt den empirisch-historisch greifbaren und öffentlich wahrnehmbaren ›Vorgang Marienerscheinung‹ hervorbringen. Die vorliegende Untersuchung geht von eben diesem menschlichen Phänomen aus. Die im Zusammenhang mit religiösen Visionen bzw. speziell Marienerscheinungen gängigerweiser in den Mittelpunkt gestellte private, innerpsychische 1
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3
Für eine erste theologische Einordnung des Begriffs sei auf die einschlägigen Artikel aus LThK2 (Lais 1962) und LThK3 (Beinert 1997) sowie RGG3 (Rössler 1960) und RGG4 (Beinert 2002) verwiesen; in RGG findet sich nur ein Verweisstichwort von »Marienerscheinungen« auf »Maria, die Jungfrau«, »Gnadenbilder«, »La Salette«, »Lourdes« sowie »Marpingen« (Bd. 4, Sp. 171); in RGG2 findet sich kein entsprechender Eintrag, auch nicht im Register; ferner sei noch auf den Artikel im Handbuch der Marienkunde hingewiesen (Petri 1997). »Regardless of any possible personal affinity with particular religious orientations, or rejection of them, it remains the task of the study of religions to arrive at statements which are empirically verifiable. [...] The attitude required of the researcher in the study of religions is therefore one of ›methodological agnosticism‹. This means that a rational attitude is adopted during the course of the research itself.« (Franke/Pye 2004, 11) Cf. Weber 1972, 1 1919, 1f.; List 2001; »Unter Sinn (oder Bedeutung) soll hier, vor jeder näheren Klärung, die Ebene menschlicher Wirklichkeitsauffassung verstanden werden, welche – mit Notwendigkeit – historischem Wandel unterworfen und in den ›symbolischen Formen‹ (Cassirer), insbesondere in den Sprachen, präsent und tradierbar ist.« (Weiß 1992, 42)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
Erfahrung einer oder mehrerer Individuen (›Visionäre‹)4 wird damit für die folgenden Betrachtung sekundär. Historisch und empirisch feststellbar ist nicht eine solche Erfahrung ›selbst‹, sondern die Berichte über eine solche und die daraus resultierenden Folgen.5 Die folgenden Ausführungen richten ihren Blick auf Menschen (›soziale Akteure‹), die in Bezugnahme und unter Rückgriff auf ihre religiöse Überzeugung ›sinnhaft‹ handeln, den ›Visionär‹ mit eingeschlossen. Sie selbst sind von der ›Echtheit‹ der berichteten Marienerscheinung überzeugt; nur von dieser religiösen Überzeugung aus ist ihr Handeln zu verstehen, und ohne dieses ›glaubensgeleitete‹ Handeln gäbe es auch den so hervorgebrachten und entstehenden historischen Vorgang nicht, auch wenn dieser aus der religiösen Innensicht heraus ein sekundäres Phänomen darstellt, kausal hervorgebracht durch die angenommene ›Anwesenheit‹ der Jungfrau Maria. Somit gibt es gute Gründe, auch für eine analytische, außenperspektivische Betrachtung den im eigentlichen Sinne religiösen Begriff der Marienerscheinung als idealtypischen Begriff für das auf diesen Vorstellungskomplex bezogene empirisch greifbare religionshistorischen Vorgang zu verwenden: »Wer den Grundgedanken der auf Kant zurückgehenden modernen Erkenntnislehre: daß die Begriffe vielmehr gedankliche Mittel zum Zweck der geistigen Beherrschung des empirisch Gegebenen sind und allein sein können, zu Ende denkt, dem wird der Umstand, daß scharfe genetische Begriffe notwendig Idealtypen sind, nicht gegen die Bildung von solchen sprechen können. Ihm kehrt sich das Verhältnis von Begriff und historischer Arbeit um: Jenes Endziel erscheint ihm logisch unmöglich, die Begriffe [sind] nicht Ziel, sondern Mittel zum Zweck der Erkenntnis der unter individuellen Gesichtspunkten bedeutsamen 4
5
Cf. etwa die intrapsychische Definition im Handbuch der Marienkunde: »Als Marienerscheinungen sollen im folgenden Erfahrungen oder Erlebnisse gelten, in denen eine oder mehrere Personen gleichzeitig Maria als sinnenhaft (also sichtbar und hörbar) wahrzunehmen glaubt. Sie werden in dieser Bestimmung als individuell psychische Erlebnisse verstanden. Von einer Einbeziehung der möglichen Ursachen wird also zunächst bewußt abgesehen; denn das ist eine Frage, die, wenn überhaupt, erst nach einer Erhebung der Erlebnisse und der näheren Umstände zu beantworten sein dürfte. Die Beschränkung auf den psychischen Aspekt erlaubt eine unvoreingenommene Darstellung und Präsentation der bezeugten Erfahrungen und Erlebnisse, ohne schon von vornherein die Frage der Echtheit entscheiden zu müssen.« (Petri 1997, 34) Gleichzeitig sollen jedoch, im Sinne Max Webers, die Grenzen der empirischen Nachprüfbarbarkeit und damit die Grenzen einer auf Objektivität zielenden wissenschaftlichen Methodik auch und gerade gegenüber der ›Sphäre des Religiösen‹ akzeptiert werden: »Die Fähigkeit zu dieser Virtuosenleistung des ›Opfers des Intellekts‹ ist das entscheidende Merkmal des positiv religiösen Menschen. Und daß dem so ist: – dieser Sachverhalt zeigt, daß trotz (vielmehr infolge) der Theologie (die ihn ja enthüllt) die Spannung zwischen der Wertsphäre der ›Wissenschaft‹ und der des religiösen Heils unüberbrückbar ist.« (Weber 1988c, 1 1922, 611)
Marienerscheinung als historischer Begriff
37
Zusammenhänge: gerade weil die Inhalte der historischen Begriffe notwendig wandelbar sind, müssen sie jeweils notwendig scharf formuliert werden.«6
Wenn, wie oben geschehen, der ›religiöse‹ Begriff der Marienerscheinung bzw. der religiösen Vision vom historisch-empirischen unterschieden wird, so kann es nicht ausbleiben, auch kurz zum Begriff der ›Religion‹ Stellung zu nehmen. Ohne der kontroversen Diskussion um die Definition des Religionsbegriffs innerhalb der Religionswissenschaft an dieser Stelle einen weiteren Beitrag hinzufügen zu wollen7 , werden Religionen im folgenden allgemein verstanden als besonderer Typ komplexer, vom Selbstanspruch her die meisten Bereiche menschlichen Lebens und der Ordnung der Welt umfassender »Deutungs- bzw. Symbolsysteme«8 , die dabei weder vollständig homogen noch widerspruchsfrei sind. Das ›Besondere‹ an diesen Deutungssystemen9 , die jederzeit leitend für menschliches Handelns sein können, ist die zentrale Bedeutung einer wie auch immer gearteten ›überirdischen‹ Bezugskategorie.10 Der spezielle religiöse Vorstellungskomplex Marienerscheinung nun setzt ein Konzept von der Existenz überirdischer bzw. übermenschlicher Entitäten voraus, die grundsätzlich die Fähigkeit und Möglichkeit haben, sich dem Menschen sinnfällig (oder auf sinnenäquivalente Art und Weise) in ›Erscheinungen‹ oder ›Visionen‹ zu zeigen. Spezifisch ist im Fall einer Marienerscheinung die ›himmlische Person‹, die erscheint: Es ist die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu und als solche gleichzeitig zentraler Bezugspunkt christlicher bzw. katholischer Frömmigkeit und Theologie, besonders der Ekklesiologie. Im Mittelpunkt des religiösen Interesses und der theologischen Reflexion steht dabei für gewöhnlich der religiöse Vorstellungskomplex, d.h. der ›Glaube‹ an die zu einem bestimmten Zeitpunkt sinnliche Wahrnehmbarkeit der Jungfrau Maria in einer reli-
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9 10
Weber 1988b, 1 1922, 208f. Cf. hierzu stellvertretend Kehrer 1998 »Wenn man Religionen in einem kulturwissenschaftlichen Zugriff als einen besonderen Typ eines kulturspezifischen Deutungs- oder Symbolsystems versteht, d.h. als Kommunikationssystem mit einem bestimmten Zeichenvorrat und einer Reihe angebbarer Funktionen, verlagern sich die Anforderungen an die Darstellung religionshistorischer Sachverhalte von der ‘Erschließung religiöser Wahrheiten’ hin zu einer Aufarbeitung der Elemente des Zeichensystems, ihrer Konstellationen und ihrer ‘Bedeutungen’ für ‘Geber’ und ‘Empfänger’.« (Gladigow 1988, 16; cf. Gladigow 2004) In Anlehnung an Max Weber (nicht an Niklas Luhmann; cf. Greshoff 1997) könnte man hier auch von ›Sinnsystemen‹ sprechen. »Religion, therefore, as I now ask you arbitrarily to take it, shall mean for us the feelings, acts, and experiences of individual men in their solitude, so far as they apprehend themselves to stand in relation to whatever they may consider the divine.« (James 1923, 1 1902, 31)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
giösen Vision und damit letztlich an deren ›tatsächliche Anwesenheit‹11 in einem konkreten historischen Moment (s.a.u. 2.3).
2.2 Zum Begriff der ›religiösen Vision‹ Unter einer ›(religiösen) Vision‹ im Sinne dieser Arbeit soll verstanden werden: ein berichtetes subjektives, intrapsychisches Erleben einer Person, meist visueller12 bzw. akustischer (seltener: olfaktorischer, taktiler) Natur, dessen Ursache – vom Erlebenden selbst oder von dritten – eben gerade nicht subjektiv-intrapsychischen Prozessen, sondern dem objektiven Wirken außersinnlicher, höherer (meist ›religiöser‹) Mächte zugeschrieben wird.13 Eine weitergehende ›Phänomenologie‹ visionärer Erlebnisse ist nicht Anliegen der vorliegenden Studie.14 Trotzdem kann es nicht unterbleiben, kurz auf einige mögliche (religionswissenschaftliche) Kategorisierungen visionärer Erlebnisse einzugehen. Möglich ist etwa eine Ausdifferenzierung religiöser Vision nach Inhalt bzw. Form des berichteten Erlebnisses, wie etwa eine ›Schau des Göttlichen‹ (Thronwagenvision des Propheten Ezechiel: Ez 1, 4–28), das ›Durchschreiten des Jenseits‹ (Ard¯a V¯ır¯az, s.), eine out-of-body-experience (außerkörperliche Erfahrung), das ›Sehen überirdischer Wesen‹. Weitere Differenzierungskriterien bietet der Zustand der visionären Person – Traum- oder Wachzustand, Übergang vom Wachen zum Schlafen, Wachbewußtsein, Halbbewußtsein – sowie eine Unterscheidung hinsichtlich der beteiligten Sinneskanäle, d.h. optisch (Vision im engen Sinne), akustisch (Audition), taktil (›Berühren‹ der Erscheinung) und olfaktorisch (›Rosenduft‹ bei Marienerscheinugen). Darüber hinaus werden öfters unter Bezug 11
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Die Vorstellung einer ›tatsächlichen Anwesenheit‹ und damit verbunden die Annahme, die Visionäre würden Maria mit ihren Augen wahrnehmen, so wie sie etwa einen Baum oder irgendein anderes Objekt der sichtbaren Welt wahrnehmen würden, ist zwar in dem meist als ›volksreligiös‹ bezeichneten Bereich vorherrschend (zum Begriff ›Volksreligion‹ bzw. religiosidad popular s.u. 3.3), wird jedoch innerhalb der katholischen Theologie seit der Frühzeit und auch von vielen Mystikern sehr differenziert betrachtet. So gilt gerade der Eindruck, die Vision erscheine als ›Gegenstand im normalen Wahrnehmungsraum‹ bei dem spanischen Mystiker Johannes vom Kreuz (1542– 14.12.1591) als negatives Anzeichen bezüglich ihrer Echtheit. (Rahner 1958, 59f.). Der Gebrauch des Wortes ›Vision‹ im Sinne eines (optischen) Wahrnehmens von ›Übersinnlichen‹ geht auf den scholastischen Gebrauch von lateinisch visio, speziell bei Thomas von Aquin (1225–7.3.1274), zurück: »(1) the act or sense of seeing, sight, vision, observation, (2) a thing seen, an appearance, apparition, vision, synonym of phantasia and phantasma.« (Deferrari 1948) Zum Überblick cf. Mohr 2000; Schröter 2001; Frenschkowski/Mette 2003; Bucher 2001; Goodman 1987; Keilbach/Maag/Strobel 1962; Hoheisel 2005; zur hirnphysiologischen Perspektive auf das Phänomen cf. etwa d’Aquili/Newberg 1993; zur psychopathologischen Perspektive s.u. 10.2.2. Stattdessen sei stellvertretend auf Benz 1969 verwiesen.
Zum Begriff der ›religiösen Vision‹
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auf zum Teil bereits innerhalb religiöser Traditionen existierende Unterscheidungen unterschiedliche ›Formen‹ außeralltäglicher Wahrnehmungen unterschieden, die teilweise explizit vom Begriff der Vision abgesetzt werden, wie etwa Epiphanie15 , Traum, Traumvision16 , mystisches Erleben, Meditationserleben etc. In der Literatur wird darüber hinaus uneinheitlich zwischen dem Begriff der ›Erscheinung‹ und dem der ›Vision‹ unterschieden.17 Während bei ersterer das normale Wahrnehmungsumfeld erhalten bleibt, innerhalb dessen eine übernatürliche Person oder ein solcher Gegenstand erscheint, füllt letztere die Wahrnehmung vollständig aus, wie es etwa auch bei Träumen respektive Traumvisionen der Fall ist. Ungeachtet dieser möglichen Begriffsunterscheidungen werden Marienerscheinungen im folgenden allgemein als ›religiöse Vision‹ im oben genannten Sinne verstanden. Religiöse Visionen stellen sowohl für das ›visionäre Individuum‹ als auch für die eine Vision rezipierende Gemeinschaft einen in der gelebten Alltagsreligiosität seltenen Sonderfall dar. In der Sinnzuschreibung der Anhänger eines Visionärs dringt hier der sonst nur mittelbar zugängliche Bereich des ›Göttlichen‹ – im Kult, in Texten, in religiösen Kunstgegenständen, in der inneren Vergegenwärtigung – subjektiv unmittelbar, sinnlich oder sinnenäquivalent wahrnehmbar in die menschliche Lebenswelt ein. Diese Vorstellung ist keineswegs spezifisch für das Christentum und speziell den Katholizismus, sondern ist in den meisten historischen und zeitgenössischen religiösen Traditionen nachweisbar. Zwei bekanntere historische Visionsberichte aus dem iranischen und römisch-griechischen Raum der Spätantike seien hier stellvertretend angeführt. Von der »Seelenreise des Ard¯a V¯ır¯az«18 handelt das gleichnamige mittelpersische »Buch des Ard¯a V¯ır¯az«19 . Es berichtet von einer Glaubwürdigkeitskrise der zoroastrischen Religion nach der Eroberung Irans durch Alexander den Großen. Um den Zweifeln und Anfechtungen zu begegnen, wählen die Gläubigen Ard¯a V¯ır¯az unter sich aus, der, 15
16 17 18 19
Im Sinne einer »(deutliche[n]) Erscheinung oder sichtbare[n] Wirkung von Gottheiten, insbesondere im Krieg, im Traum oder in einer Vision« (Cancik 1990, 290) ist die griechische Vorstellung der Epiphanie gerade derjenigen der Marienerscheinung verwandt. Wenn auch für die jeweiligen Marienvisionäre das subjektive Erleben im Vordergrund steht, so ist doch in der Sinnzuschreibung der Anhänger die für sie zwar nicht sichtbare, aber deswegen trotzdem wirkmächtige ›Anwesenheit‹ der Jungfrau Maria am Erscheinungsort ausschlaggebend (cf. die Erscheinungen der Jungfrau Maria als Schlachtenhelferin, s.u. 3.1, Anm. 5). Bulkeley 1994; Ders. 1999 Cf. etwa Hoheisel 2005 und Dinzelbacher 1999 Gignoux 1984, 145-154 Die endgültige Gestalt des Textes stammt aus dem 11. Jahrhundert n.Chr., er reflektiert jedoch deutlich ältere, bis ins erste vorchristliche Jahrtausend zurückverfolgbare altiranische Vorstellungen.
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
nach Einnahme eines Tranks aus Bilsenkraut ins Jenseits, in den Himmel und die Hölle, reist, zurückkehrt und den Priestern berichtet, was er gesehen und erfahren hat.20 Aus dem römischen Bereich, schon im Übergang zum Christentum, erlangte die Traumvision des römischen Kaisers Konstantin Berühmtheit. Wie Lactantius (De mortibus persecutorum 44, 5) berichtet, habe Konstantin vor der entscheidenden Schlacht gegen seinen Rivalen Maxentius am 28.10.312 an der Milvischen Brücke auf eine Eingebung im Traum hin das Christusmonogramm XP in die Schilde seine Heeres aufnehmen lassen, das später zum Herrschaftszeichen der christlichen Kaiser wurde. Eusebius von Caesarea (De vita Constanini I, 27–30), der eine andere Version überliefert, gibt an, das während der Schlacht verwendete »heilbringende Zeichen« habe Konstantin vor der Schlacht am Himmel gesehen: ein Kreuz aus Licht, das die Sonne überlagerte, zusammen mit dem Schriftzug »hierdurch siege«. Konstantin ging aus der Schlacht an der Milvischen Brücke siegreich hervor und galt hinfort als Anhänger des christlichen Gottes.21 Bei der Betrachtung des Phänomens religiöser Visionen allgemein und speziell der Marienerscheinungen sind sowohl die Ebene subjektiven (religiösen) Erlebens und Deutens sowie diejenige kollektiver religiöser Sinnzuschreibung zu unterscheiden. Das Vorhandensein kollektiv normierter Sinnzuschreibungen ist fester Bestandteil von und Voraussetzung für die persönliche Auffassung des einzelnen. Dasjenige, was ein Visionär ›hört‹ oder ›sieht‹ steht in engem Bezug zu seiner kulturellen Lebenswelt und zu seinem religiösen Bezugssystem, dessen Mythologie und Ikonographie. Und indem sich das im ersten Moment individuellsubjektive Erleben auf eben diese kollektiven Inhalte bezieht und aus ihnen schöpft, wird die Vision erst intersubjektiv kommunizierbar. Dabei kann das visionäre Individuum als im selben Moment traditionell und innovativangesehen werden. Traditionell ist der Visionär, indem sei20
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Bei der »Seelenreise des Ard¯a V¯ır¯az« handelt es sich bereits um die religionshistorisch häufige Sonderform der aktiv gesuchten und durch psychotrope Substanzen induzierten Vision. Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) ist ein Nachtschattengewächs, das ähnlich wie Stechapfel oder Tollkirche bereits ab Dosen von 5 mg der enthaltenen Alkaloide toxisch wirkt. Neben vegetativer Sedierung oder Erregung können auch Halluzinationen (s.a.u. 10.2.2) als Wirkung auftreten. (Informationszentrale 2005 [Internetquelle]) Innerhalb der vorliegenden Untersuchung ist die Frage stoffinduzierter Visionen dahingehend interessant, als Poblete berichtet wird, er hätte zumindest zeitweise lösungsmittelhaltigen Klebstoff (Neoprén) inhaliert (s.u. 6.3). Cf. Weber 1998, 274–295; eine interessante Deutung der Kreuzvision des Konstantin über der Sonne unter Rückgriff auf physikalische und optische Erkenntnisse gibt Weiß 1993. Demzufolge kann das ›Sehen‹ einer kreuzförmigen Struktur in oder über der Nachmittagssonne mit dem durch Lichtspiegelungen an Eiskristallen in der oberen Atmosphäre hervorgerufenen »Halo-Effekt« erklärt werden (für diesen Hinweis sei Oliver Züchner gedankt).
Zum Begriff der ›religiösen Vision‹
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ne berichteten privaten Erlebnisse aus einer öffentlich zugänglichen und akzeptierten Tradition – etwa im christlichen Kontext und auch im Rahmen der Marienerscheinungen von Peñablanca aus der Apokalypse des Johannes (s.u. 6.5) – schöpfen, sich innerhalb derer kontextualisieren und immer wieder auf sie bezugnehmen. Das visionäre Individuum ist innovativ, indem sie die traditionellen religiösen Inhalte innerhalb des Rahmens der Vision variiert, neu deutet und an manchen Stellen ergänzt. In der religiösen Sinnzuschreibung der Anhänger eines Visionärs liegt eben nicht nur ein subjektives Neuerleben religiöser Inhalte vor, sondern vielmehr ein ›direkter‹ Zugang zu diesen. Im Moment des öffentlich zur Schau gestellten visionären Erlebens überbrückt der Visionär in der Wahrnehmung der an ihn Glaubenden die im religiösen Alltag nicht zu überwindende Grenze zwischen dem ›Irdischen‹ und dem ›Überirdischen‹. Religiöse Visionen sind damit im ersten Moment Teil des ›inneren‹ menschlichen Erlebens eines einzelnen und seiner subjektiven Sinndeutung. Erst in der Mitteilung und im ›visionären Handeln‹ des Visionärs in Beziehung zu der ihn umgebenden religiösen Gemeinschaft werden Visionen auch für andere relevant. Eine die Subjektivität des Erlebenden überschreitende Bedeutung religiöser Visionen ist immer direkt an die Reaktion seiner Umwelt geknüpft. Erst im Zusammenspiel des subjektiven visionären Erlebens eines religiösen Individuums mit den Reaktionen einer religiösen Gemeinschaft entsteht ein Phänomen von transsubjektiver bis hin zu ›historischer‹ Tragweite. Religiöse Visionen sind in erster Instanz individuelle Erlebnisse, die jedoch in ihrer Bilderwelt, ihrem Ablauf, ihrer Symbolik Anteil haben an den kollektiv tradierten und in vieler Hinsicht normierten Inhalten einer Kultur. Wie auch für Träume häufig berichtet22 , lassen sich für Visionen kulturelle Muster feststellen, die überindividuell durch zentrale Themen und Mythen einer Kultur und der jeweiligen historischen Situation geprägt sind.23 Burke analysiert in dieser Hinsicht den Fall einer Serie von Visionen mehrerer Personen in Schlesien zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, darunter Mikulas Drabic, Christoph Kotter, Christiana Poniatowka und Stephan Melisch. Ihre Visionsberichte erschienen in gedruckter Form, wurden in mehrere Sprachen übersetzt, darunter auf Latein.24 Thematisch steht immer wieder der drohende Untergang der Welt 22 23
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Burke 1997a »It may also be argued that two phenomea which are well documented for the early modern period but have often puzzled historians may be explained in terms of culturally stereotyped dreams; religious visions an the witches’ sabbath.« (Burke 1997a, 37) Übereinstimmung mit innerhalb einer Kultur verbreiteten Erzählmustern wie dem der »Apokalypse« ließe sich auch dadurch erklären, daß die meisten Visionsberichte, wie auch in diesem Fall, als kohärent lesbare oft genug von dritter Hand redigierte
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
und der Krieg im Mittelpunkt, wobei die Berichte deutlich dem erzählerischen Muster der Apokalypse des Johannes folgen, dabei aber allegorisch auf die historische Situation anspielen, wenn in den geschilderten Kämpfen sich ein »gelber Löwe« und ein »weißer Adler« gegenüberstehen – die Wappentiere Schwedens und Polens. Aus Burkes Sicht zeigen die großen Ähnlichkeiten der apokalyptischen Kriegsvisionen mit der Apokalypse des Johannes, deren Kenntnis bei allen Visionären vorausgesetzt werden kann, wie tief dieser Text als einer der »zentralen Mythen« der christlichen Kultur des 18. Jahrhundert verankert war und so innerhalb der genannten Visionsberichte reproduziert und individuelle variiert wird: »[...] Melisch and the other visionaries clearly studied Revelation with care, and it meant a great deal to them. The French Calvinist pastor Moïse Amyraut used their studies against them, arguing that the images from biblical prophecies were ›painted in their minds‹ (peintes dans l’esprit), persuading them that they had genuine visions when they did not. The comment is an acute one, but a sharp distinction between a ›genuine‹ vision and a false one can only be justified on theological grounds. It is likely that reading the Apocalypse of St John produces apocalyptic dreams in some people. Ralph Josselin and Emmanuel Swedenborg both recorded dreams of this kind in their diaries. [...] Like the Hopi and the Ojibwa, Swedenborg was dreaming one of the central myths of his culture. These analogies suggest what cannot of course be verified or falsified, that the ›revelations‹ of Melisch and the others were dream experiences, stimulated by literary sources, interpreted in terms of literary models, and finally elaborated and made more coherent for publication.«25
Es fällt auf, daß schon der Zeitgenosse Amyraut mit seiner theologischen Kritik sowohl die Interpretation als Kulturmuster als auch kognitivpsychologische Ansätze vorwegnimmt: Wenn die Visionen nicht ›wahr‹ sind, sondern durch die Lektüre biblischer Geschichten »in den Geist gemalt« sind, dann schließt dies eine ›überirdische‹ Erklärung aus und läßt nur die Eigenaktivität des menschlichen Geistes in Auseinandersetzung mit seinem Vorwissen als Quelle zu. Amyraut unterstellt den Visionären keine Fälschungsabsicht, er hält ihnen vor, der Tätigkeit des eigenen Geistes aufgesessen zu sein und identifiziert gleich noch die Quelle des spe-
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Fassungen vorliegen. Für die hier zur Untersuchung kommende Marienerscheinung von Peñablanca gilt dies nur bedingt und hauptsächlich für die Frühphase der nichtöffentlichen Erscheinungen. Peñablanca ist gerade deshalb für eine religionshistorische Untersuchung so interessant, weil von den Marienerscheinungen des Visionärs Poblete in großer Zahl Tonband- und Videomitschnitte vorliegen, deren spätere literarische Verarbeitung im Schrifttum der Peñablanca-Anhänger beobachtet werden kann. Burke 1997a, 38f.
Zur Geschichte der Marienerscheinungen
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zifischen Inhalts der Vision: die intensive Auseinandersetzung mit der biblischen Bilderwelt läßt schließlich den Geist selbst solche Bilder hervorbringen.26 Religiöse Visionen bewegen nicht nur die Menschen, die sie erleben. Sie bewegen auch die Menschen, die den Berichte über dieses subjektive Erleben glauben. Visionäre, die ihre Erlebnisse mit niemanden teilten, mögen durchaus für sich selbst von Bedeutung sein. Doch erst wenn das von einem Individuum als ›religiöse Vision‹ gedeutete subjektive Erleben in Interaktion mit seiner Umwelt gesellschaftliche Relevanz bekommt, kann die Vision in den Fokus historischer Untersuchung kommen. Nicht selten ereignen sich solche gesellschaftlich wirksam werdende Visionen in Zeiten politischer Bedrohungs- und Krisensituationen. Seien es die Abwehrkämpfe des katholischen Traditionalismus mit den Kräften der sich säkularisierenden Moderne ab dem 19. Jahrhundert, seien es Kriege wie der 1. Weltkrieg im Falle der Marienerscheinung von Fátima, der spanische Bürgerkrieg im Falle der Marienerscheinungen von Ezkioga (Baskenland), oder sei es die Übergangssituation von der Diktatur zur aufkeimenden Demokratie inmitten gewaltsamer Straßenproteste und Wirtschaftskrise wie im hier zur Untersuchungen kommenden Fall der Marienerscheinung von Peñablanca.
2.3 Zur Geschichte der Marienerscheinungen Der religiöse Vorstellungskomplex der Marienerscheinung kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und umfaßt textlich fixierte Berichte und Überlieferungen ebenso wie ikonographische Ausgestaltungen. Unter welchen Umständen eine Marienerscheinung auftritt, wie sie – bis hin zu Verhaltensdetails der typischerweise Beteiligten – abläuft, was die Visionäre sehen, hören, welchen Inhalt die ›Botschaften‹ haben – für all diese Details steht ein historisch gewachsener ›Schatz‹ religiöser Formen, Symbole und Inhalte zur Verfügung, der in der international zahlreich vorhandenen Erbauungsliteratur über Marienerscheinungen immer wieder reproduziert und rezipiert wird.27 Traditionell sollen seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert (Nuestra Señora del Pilar, Zaragoza)28 über das Mittelalter bis in die Neuzeit hinein durchgängig 26 27
28
Amyraut 1665 Es sei darauf hingewiesen, daß auch im Kontext von Peñablanca ein entsprechendes Buch über die Geschichte der Marienerscheinungen, »¿Qué quieres mamá?« (»Was willst du, Mama?«), verfaßt von Álvaro Barros (1990,1 1984), vermutlich sogar direkten Einfluß auf den Visionär hatte (s.u. 8.5). Zaragoza gilt in der katholischen Frömmigkeit als erste Marienerscheinung überhaupt und wird legendarisch auf das Jahr 41 n.Chr. datiert. Noch zu ihren Lebzeiten,
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
immer wieder Marienerscheinungen aufgetreten sein, wobei an dieser Stelle die für die lateinamerikanische Marienfrömmigkeit so zentrale Erscheinung von Guadalupe hervorgehoben werden soll, die traditionell auf das Jahr 1531 datiert wird (ausführlich s.u. 2.4.1).29 Zu einem gehäuft auftretenden, öffentlichen, von großen Menschenmengen verfolgten und für gewöhnlich durch die aufkommenden Massenmedien begleitenden Phänomen werden die Marienerscheinungen jedoch erst in der Zeit nach der Französischen Revolution: »Marienerscheinungen waren eines der großen kollektiven Dramen im Europa des 19. Jahrhunderts. Sie lockten Zehntausende von Männern und Frauen in verlorene Täler und in ferne Gebirge, wo angeblich die Jungfrau Maria erschienen war, an Orte wie Lourdes zog es gar Hundertausende.«30
Beispielhaft für dieses dezidiert »neue Idiom«31 , in dessen Mittelpunkt die Erscheinungen als ›Ereignis‹ und die in diesem Zusammenhang mitgeteilten ›Botschaften‹ (s.o. 1.2.2, Anm. 28) standen, stehen bekannte und kirchlich anerkannte32 Erscheinungen wie Rue du Bac (Paris, 1830; s.u. 2.4.2), La Salette (1846, Frankreich; s.u. 2.4.3), Lourdes (1858, Frankreich; s.u. 2.4.4) und Fátima (1917, Portugal; s.u. 2.4.5), aber auch weniger bekannte und nicht anerkannte wie Marpingen (1876, Saarland), Ezkioga (1931, Baskenland), Heede (1936, Emsland), Heroldsbach-Thurn (1949–1952, Franken), Garabandál (1961, Nordspanien) oder Medjugorje (1981, Herzegowina)33 . Für den lateinamerikanischen Raum34 wären hier, neben Peñablanca, beispielhaft zu nennen: Betania, Te Cua, Vene-
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so die allerdings erst Ende des 13. Jahrhunderts greifbare Überlieferung, sei Maria dem Apostel Jakobus d.Ä. während seiner Predigttätigkeit in Spanien auf einer Säule (span. pilar) stehend erschienen, um ihn bei seiner Mission zu unterstützen. (cf. Hierzenberger/Nedomansky 1993, 57; zur Datierung und dem Zusammenhang zwischen Marien- und Jakobusüberlieferung cf. Grasmück 2009, 106f.) Auch aus Chile sind Marienerscheinungsüberlieferungen aus kolonialer Zeit belegt: Maria erscheint als Schlachtenhelferin der Conquista (s.u. 3.1, Anm. 5) Blackbourn 1997, 39 AaO., 40 Zur Frage der kirchlichen Anerkennung s.u. 2.4.6 Cf. Connell 1998 Für Lateinamerika zählen Hierzenberger/Nedomansky (1993, 553) für den Zeitraum von 1900–1991 insgesamt 31 Marienerscheinungen auf, davon zwei in Chile (Pitrufquén [1952; s.u. 3.6.4, Anm. 150] und Peñablanca); das »International Marian Research Center« der Universität Dayton listet für den lateinamerikanischen Raum nur 15 Erscheinungen auf, darunter auch Peñablanca. (Marian Library 1.9.2006 [Internetquelle]) Dabei sind sicherlich noch diejenigen in Rechnung zu stellen, die kaum über eine lokale Bekanntschaft hinausgekommen und keine weitergehende Anhängerschaft erlangen konnten. So meldete etwa der Pressedienst lateinamerikanischer Agenturen am 22.1.1999, daß allein in Brasilien in jüngerer Zeit mehr als 300 Marienerscheinungen beobachtet wurden (Pool de Nuevas Agencias de América Latina 14.1.1999).
Zur Geschichte der Marienerscheinungen
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zuela (1976–1984)35 ; Cuapa, Nicaragua (8.5.–13.10.1980)36 ; Terra Blanca, Mexiko (15.–22.03.1987)37 . Besonders hingewiesen sei an dieser Stelle auf die Marienerscheinungen von Sabana Grande, Puerto Rico (1953; s.a.o. 1.3; s.a.u. 8.3).38 Ebendort wohnten am 25.5.1953 mehr als 100.000 Menschen den Erscheinungen einer Gruppe von Schulkindern bei, die für diesen Tag ein ›Wunder‹ angekündigt hatten. Etwa einen Monat vor diesem Datum hatte eine Gruppe von anfänglich sieben Kindern ihrem Lehrer und ihren Eltern davon berichtet, die Jungfrau Maria bei einem Brunnen nahe der Schule zu sehen. Sowohl die Eltern als auch der Lehrer glaubten den Kindern offensichtlich und unterstützten sie. Innerhalb der ersten Tage erhielt die Sache bereits größere Aufmerksamkeit innerhalb des Dorfes und der näheren Umgebung und erste Pilger besuchten die Familien der Kinder, bis schließlich nach einigen Tagen Presse und Radio die Meldung aufgriffen und wie im Fall von Peñablanca intensiv berichteten. Zum gleichen Zeitpunkt trat der Bürgermeister des Ortes als weiterer sozialer Akteur in Erscheinung, um in der Folge, ähnlich wie Luis Fernández, als zentraler, öffentlichkeitswirksamer Unterstützer der Erscheinungen zu fungieren. Die von den Kindern Ende April berichteten ›Botschaften‹ der Jungfrau Maria kündigten eine neue Erscheinung an für den 25.5. um 11:00 Uhr morgens verbunden mit einem ›Wunder‹. Infolge der kontinuierlichen Präsenz des exakten Termins in der Presse und in informellen Kanälen über die folgenden vier Wochen hinweg, verbunden mit der ›religiösen Erwartung‹ eines Wunders, waren an diesem Tag schließlich zwischen 100.000 und 150.000 Menschen anwesend – aus Puerto Rico selbst, aber auch viele aus dem Ausland – was etwa einem Sechstel der Gesamteinwohnerzahl des kleinen Inselstaates entsprach. Bis heute findet sich in Sabana Grande eine auf die Marienerscheinungen von 1953 zurückgehende dauerhafte Kultstätte.39 Im Jahr 1983 war Peñablanca nicht die einzige Marienerscheinung, die in entsprechend interessierten katholischen Kreisen beachtet wurde und dauerhaft Eingang in die von den Anhängern selbst dokumentier35
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38 39
»Santuario de Betania: Lugar de peregrinación y reafirmación de la fe« (Agencia Bolivariana de Noticias/Antias 14.4.2006) Die Erscheinung von Betania gehört zu den wenigen Fällen von Marienerscheinungen, denen, im vorliegenden Fall auf diözesaner Ebene, eine offizielle Anerkennung ihres übernatürlichen Charakters zuteil wurde. (Hierzenberger/Nedomansky 1993, 464) »Católicos recuerdan aparición de la Virgen María en Cuapa« (La Prensa (Nicaragua) / Sequeira 10.5.2003; cf. Hierzenberger/Nedomansky 1993, 475) Hierzenberger/Nedomansky 1993, 530; Die genannten Erscheinungen haben, ähnlich wie Peñablanca, einen stabilen Kult ausgebildet, wie Presseberichte von den Jubiläen der jeweiligen Erscheinungstage belegen. Cf. Laurentin/Sbalchiero 2007, 837 Cf. Santuario Virgen del Rosario o.J. (Internetquelle)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
te »Geschichte der Marienerscheinungen« fand. So zählen Hierzenberger und Nedomansky in ihrer Dokumentation »Erscheinungen und Botschaften der Gottesmutter Maria« neben Peñablanca für dasselbe Jahr noch fünf weitere Erscheinungen auf, so (ohne Datumsangabe) in Bethlehem, am 25.6. in Düsseldorf, am 16. Juli in dem alten Erscheinungsort Marpingen40 und St. Germain-Laprade (Frankreich).41 Besondere Beachtung verdient eine Erscheinung im chilenischen Nachbarland Argentinien. Am 25.9.1983, vier Tage vor dem Höhepunkt der PeñablancaWallfahrt in diesem Jahr (s.u. 10.10) und mitten im argentinischen Präsidentschaftswahlkampf – der das Ende von sieben Jahren Militärdiktatur markierte (s.o. 1.1) –, berichtet in San Nicolás, 260 Kilometer nordöstlich von Bueno Aires, eine Frau namens Gladys Herminia Quiroga de Motta (geb. 1.7.1937) erstmals über Marienerscheinungen, die in den folgenden Monate immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit erregten und sich bis Februar 1990 fortsetzen sollten.42 Im November 1984, knapp ein halbes Jahr nach Poblete, soll Quiroga auch ›Stigmata‹ gezeigt haben. Im Gegensatz zu Peñablanca stand der Ortsbischof den Erscheinungen aufgeschlossen gegenüber. Eine im April 1985 eingesetzte Untersuchungskommission, deren Bericht im Oktober desselben Jahres veröffentlicht wurde, hob zwar v.a. die Bedeutung der traditionellen Marienverehrung gegenüber einer möglichen ›Erscheinung‹ hervor, fand jedoch in den ›Botschaften‹ keinen Widerspruch zur kirchlichen Lehre. Der Bischof von San Nicolás, Domingo Salvador Castagna, nahm selbst am 25.3.1986 erstmals an einer der Wallfahrten zum Erscheinungsort teil. Bereits am 25.9. desselben Jahres begannen mit Unterstützung des Oberhirten die Bauarbeiten für eine Kirche ebendort, deren Pilger durch ein im Dezember 1987 gegründetes weibliches Institut des geweihten Lebens (»Schwestern der Maria vom Rosenkranz von San Nicolás«) betreut werden. Zwar hatte Bischof Castagna die öffentliche Verehrung der Erscheinung weder explizit erlaubt, noch sie kirchlicherseits offiziell anerkannt, aber er begleitete jeden Entwicklungsschritt der neuen Verehrungsstätte mit Wohlwollen. Die Erscheinung habe ihre »Authentizität« durch ihre »geistlichen Früchte erwiesen«. Der Erscheinungsort mit seiner eigenen Kirche ist bis heute ein lebendiger, ganz im Gegensatz zu Peñablanca, in das kirchliche Leben von San Nicolás eingebundener Wallfahrtsort (s.a.u. 14.7).43 40
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Die Marienerscheinungen in Marpingen, die während des Kulturkampfes für viel Aufsehen gesorgt hatten (cf. Blackbourn 1997), fanden immer wieder ›Fortsetzungen‹ mit Visionären, die an der Gebetsstätte der alten Erscheinungen von visionären Erlebnissen berichteten (s.a.o. 1, Anm. 12). Hierzenberger/Nedomansky 1993, 497–499 Laurentin 1992; Laurentin/Sbalchiero 2007, 1305f.; Hierzenberger/Nedomansky 1993, 499 Santuario María del Rosario o.J. (Internetquelle)
Marienerscheinungen und Marienverehrung
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2.4 Marienerscheinungen und Marienverehrung Die Marienerscheinungen des 19. Jahrhunderts sind untrennbar verbunden mit einer theologischen Hochschätzung marianisch geprägter Frömmigkeit. Die Verehrung der Jungfrau Maria und die Mariologie sind – neben der ekklesiologischen Bedeutung des Papsttums – zentrale Kennzeichen v.a. des nachreformatorischen römischen Katholizismus. Die Figur Marias und ihre Bedeutung in Frömmigkeit und Theologie wurde in Abgrenzung zu den protestantischen Kirchen zu einem zentralen Themen katholischer Identität. Maria gilt als das Urbild der Kirche, da beide, begnadet durch Gott, auf zentrale Weise an der Heilsvermittlung durch Jesus Christus beteiligt sind. Dabei steht sowohl in der ekklesiologischen als auch in der mariologischen Diskussion der Aspekt ihrer jeweiligen Heiligkeit, unter Vernachlässigung der aus der menschlichen Natur und der Erbsünde resultierenden Sündhaftigkeit, im Mittelpunkt. Die Frage nach der Betroffenheit Mariens von der Erbsünde ist seit den Kirchenvätern umstritten, und die Lehre von der später dogmatisierten »Unbefleckten Empfängnis Mariens« (s.u.) ebenso wie ihre Ablehnung sind schon früh Teil der mariologischen Diskussion. Somit kommt der Jungfrau Maria in der kirchlichen Tradition eine den Heiligen übergeordnete Funktion zu, denn sie ist – entsprechend des kirchlichen Bekenntnisses – durch Jungfrauengeburt und Gottesmutterschaft singulär vor allen anderen Menschen ausgezeichnet. Neben ihrer theologischen Bedeutung v.a. für die Ekklesiologie spielt Maria eine herausragende Rolle in der Frömmigkeitspraxis, v.a. seit dem Spätmittelalter, so als barmherzige Helferin und Vermittlerin, aber auch als Siegerin über alle Feinde der Christenheit und der katholischen Kirche (Maria vom Siege; cf. 3.1, Anm. 5).44 In diesem Sinne, als »religiöse Symbolgestalt der Abgrenzung«45 gewann sie eminente Bedeutung während der konfliktiven Auseinandersetzung der römischen Kirche mit der säkularen Moderne im 19. und 20. Jahrhundert. Zwar hatte die Marienverehrung, darunter auch die Devotion an das »Herz Mariens« und das »Herz Jesu«, schon mit der Gegenreformation immer mehr zugenommen, aber erst im 19. Jahrhundert, als sich der Konflikt der katholischen Hierarchie mit der Moderne und dem säkularen Staatswesen immer mehr zuspitzte, erlangte die Marienverehrung einen prominenten, bis hin zum Papst unterstützen Status. In diese Zeit fiel die Verkündigung des marianischen Dogmas von der »Unbefleckten Empfängnis Marias« am 8.12.1854 durch Pius IX. (13.5.1792– 7.2.1878) in der Bulle Ineffabilis Deus46 , der damit eine seit frühchristli44 45 46
Cf. Delius 1963; Pelikan 1996; Tavard 1996 Hauschild 2001, 548 DH 2800–2804 (Denzinger/Hünermann [Hg.] 2001, 1853–1856)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
cher Zeit geführte theologische Kontroverse ex cathedra zugunsten der Immaculata-Konzeption beendete.47 Erstmals wurde bei einer päpstlichen Definition auf die Konsultation eines Konzils verzichtet und eine kirchliche Lehre nicht in erster Linie aus der Theologie, sondern aus der kirchlichen Frömmigkeitspraxis heraus begründet.48 Man hat nicht von ungefähr theologischerseits das 19. und 20. Jahrhundert später als »Marianisches Zeitalter«49 bezeichnet. Das Dogma von der »Aufnahme Mariens in den Himmel«, verkündet am 1.11.1950 durch Papst Pius XII. (2.3.1876–9.10.1958) in der Apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus50 , gilt schließlich als der Höhepunkt dieses Zeitalters. Viele Päpste dieser Epoche, bis hin zu Johannes Paul II. (18.5.1920–2.4.2005), legten auch persönlich großen Wert auf Marienfrömmigkeit und beförderten so ihre Verbreitung. Im folgenden nun seien kursorisch einige für die Geschichte der Marienerscheinungsfrömmigkeit zentralen, kirchlich anerkannten Erscheinungen beschrieben, auf die sich auch die Marienerscheinung von Peñablanca immer wieder implizit und explizit bezieht. Dabei steht an erster Stelle die zwar historisch in einen anderen als den zuvor beschriebenen Kontext gehörende Legende der Nuestra Señora de Guadalupe, die jedoch unabhängig davon für Lateinamerika eine herausragende Rolle spielt.51 Abschließend seien noch einige grundlegende Bemerkungen
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Es sei hier schon darauf hingewiesen, daß auch in der chilenischen Marienfrömmigkeit die Unbefleckte Empfängnis eine zentrale Rolle spielt. Eine der frühen Stadtgründungen durch Conquistador Pedro de Valdivia war 1550 das südchilenische »Concepción del Nuevo Extremo« (»Unbefleckte Empfängnis im äußersten Erdteil«). Die Immaculata-Devotion verbreitete sich in der Folge zunächst v.a. in Südchile. (Alvear 1967) Heute ist eines der wichtigsten religiösen Monumente der Hauptstadt Santiago die 14 Meter hohe, am 26.4.1908 eingeweihte, weiße Immaculata-Statue, die vom 860 Meter hohen Cerro San Cristóbal – der höchsten innerstädtischen Erhebung – die Hauptstadt überragt. Das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis jährlich am 8. Dezember ist landesweiter Feiertag und außerdem Termin der größten chilenischen Marienwallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez, nur wenige Kilometer südlich von Peñablanca (s.u. 4.3). »Der Boden war für das Dogma durch eine Untersuchung des Jesuiten Perrone gut vorbereitet worden. Vor allen Dingen sollte aber hierbei zum erstenmal ein Prinzip ausgesprochen und ein Vorrecht ausgeübt werden, das später im Vaticanum ebenfalls zum Dogma erhoben wurde, die päpstliche Unfehlbarkeit.« (Delius 1963, 259f.) Cf. Graber 1951, 5 DH 3900–3904 Typologisch fällt die Marienerscheinung von Guadalupe nicht aus dem Rahmen anderer mittelalterlicher und neuzeitlicher Erscheinungslegenden, deren ›Botschaft‹ sich für gewöhnlich auf die Gründung eines neuen Kultplatzes, d.h. einer Kapelle, für die Jungfrau Maria konzentriert, wie etwa die Auffindungslegenden der verschiedenen Filialheiligtümer der für die mexikanische Erscheinung namensgebenden GuadalupeDevotion in Spanien (cf. Christian 1981, 87–93; zu generellen Aspekten aaO. 203–212; s.a.u. 3.1, Anm. 10).
Marienerscheinungen und Marienverehrung
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zu dem immer wieder, auch im Kontext von Peñablanca auftauchenden Thema der kirchlichen Anerkennung hinzugefügt. 2.4.1 Guadalupe Die Marienerscheinung der Nuestra Señora de Guadalupe auf dem Hügel Tepeyac im Gebiet des heutigen Mexiko-Stadt52 gehört zu den ältesten53 und gleichzeitig bekanntesten Erscheinungsberichten Lateinamerikas und zusammen mit Zaragoza (s.o. 2.3, Anm. 28), Lourdes (s.u. 2.4.4) und Fátima (s.u. 2.4.5) zu den wohl wichtigsten, auf eine Marienerscheinung zurückgeführten Wallfahrtsorten weltweit. Die Basilika der Nuestra Señora de Guadalupe ist eines der meistbesuchtesten Pilgerziele des Christentums. Sie ist bis heute sowohl die einzige auf dem amerikanischen Kontinent von der katholischen Kirche offiziell anerkannte54 als auch die dort gleichzeitig meistverehrte.55 Vom 9. bis 12.12. 1531 soll, so berichtet die allerdings erst knapp 130 Jahre später schriftlich fixierte Legende56 , die Jungfrau Maria dem zum Christentum konvertierten indígena Juan Diego mehrmals erschienen sein. Als die Jungfrau Maria ihn zum Bischof von Mexiko, Juan de Zumárraga (ca. 1476–1548)57 , sendet, um zu verkünden, daß sie auf dem Tepeyac den Bau einer ihr geweihten Kapelle wünsche, wird Juan Diego zunächst skeptisch abgewiesen. Beim zweiten erfolglosen Versuch, den Bischof zu überzeugen, fordert 52
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Die Literatur zur Erscheinung der Jungfrau von Guadalupe ist mittlerweile unüberschaubar geworden; einen bibliographischen Überblick gibt Grajales/Burrus 1986; als Einführungen in das Thema cf. etwa Brading 2001; Nebel 1992; Ders. 2000; Poole 1996. Guadalupe gilt traditionell als die erste Marienerscheinung auf amerikanischem Boden. (cf. Hierzenberger/Nedomansky 1993, 123–128) Zur Frage der Anerkennung s.u. 2.4.6 Es sei bereits hier darauf hingewiesen, daß das ›wundersame‹ Erscheinen eines Bildes der Nuestra Señora de Guadalupe auch im Kontext von Peñablanca eine für die Anhänger herausragende Bedeutung erlangte (s.u. 13.9.2, dort Abb. 13.6). Ansonsten spielen Bezüge auf Guadalupe eine eher untergeordnete Rolle; im Vordergrund stehen meist die europäischen Erscheinungen des 19. und 20. Jahrhunderts wie Lourdes und Fátima, die auch in der sakralen Topographie des heutigen »Monte Carmelo« durch Statuen vertreten sind. Jedoch wurde erst jüngst, am 12.12.2006, ein Standbild der Nuestra Señora de Guadalupe, als Spende mexikanischer Peñablanca-Anhänger, auf dem Monte Carmelo aufgestellt (s.u. 14.7.2, dort Abb. 14.12). 1648 erschien eine erste spanische Fassung von dem Oratorianerpriester Miguel Sánchez, die jedoch wenig Verbreitung erlangte. Ein Jahr später veröffentlichte der Vikar der Kapelle von Guadalupe, Luis Laso de la Vega, seine im indigenen Náhuatl verfaßte Version der Legende (»Nican mopohua«, nach den Anfangsworten der Erzählung, »Hier soll erzählt werden...«), die der Guadalupe-Verehrung zu einer ersten größeren Verbreitung verhalf. (cf. Poole 1996, 26) Historisch-kritisch ist hier anzumerken, daß Zumárraga 1531 zwar schon zum Bischof designiert, aber noch nicht die Weihe erhalten und ins Amt eingesetzt war; der Amtsantritt erfolgte erst 1533.
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
dieser ein Zeichen für die Echtheit der Vision. Ein drittes Mal schickt die Jungfrau Juan Diego zum Bischof, diesmal mit seinem auf wundersame Weise mit für Jahreszeit und Region ungewöhnlichen Blumen gefüllten Mantel.58 Als der Visionär erneut zum Bischof vorgelassen wird, um die Blumengabe zu enthüllen, findet sich auf seiner tilma ein Abbild der Jungfrau Maria, das zur allgemeinen großen Überraschung von dunkler Hautfarbe ist. Der Bischof glaubt nun sofort an Wunder und Vision, bewahrt das durch überirdische Einwirkung entstandene Gnadenbild der »morenita« und ordnet den sofortigen Bau einer Kapelle auf dem Tepeyac an.59 2.4.2 Rue du Bac Die erste wichtige und für spätere gleichzeitig stilbildende Marienerscheinung des sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts ausbildenden Typus soll 1830 in Paris, im Kloster der Vinzentinerinnen in der Rue du Bac stattgefunden haben.60 Am 19.7. dieses Jahres sah die 24 Jahre alte Novizin Cathérine Labouré (2.5.1806–31.12.1876) nachts in der Klosterkapelle die Jungfrau Maria. Diese versprach ihr und dem Kloster Schutz in den kommenden Revolutionen, gab ihr Ratschläge für ihr Verhalten als Novizin und vertraute ihr außerdem ein »Geheimnis« an, das die Visionärin erst kurz vor ihrem Tod 1876 niederschrieb. Der Topos des »Geheimnisses«, für gewöhnlich im Kontext apokalyptischer ›Botschaften‹, taucht auch bei späteren Marienerscheinungen, ebenso im Kontext von Peñablanca (s.u. 6.5), immer wieder auf. Entsprechenden Texten, die meist nach einer von der Erscheinung aufgetragenen Warteperiode veröffentlicht wurden, wird seitens vieler Anhänger von Marienerscheinungen große religiöse Bedeutung zugemessen. Das bekannteste Beispiel hier ist das sogenannte »Dritte Geheimnis von Fátima« (s.u. 2.4.5), das Poblete angeblich 1983 von der Jungfrau Maria selbst erfahren haben will (s.u. 8.13). Am 27.11.1830 wiederholte sich die Vision am selben Ort und Labouré erhielt den Auftrag, eine Medaille mit dem Bild der Erscheinung prägen zu lassen, die sich ihr mit segnend ausgebreiteten Armen, von denen Strahlen ausgehen, zeigte. In einer dritten Vision im Dezember 1830 ermahnte die Jungfrau Maria sie noch einmal, den Auftrag auch wirklich auszuführen. Die später sogenannte »Wundertätige Medaille« wurde schließlich mit Unterstützung ihres Beichtvaters hergestellt und 58 59 60
Genauer seiner tilma, die aus Algarvenfasern hergestellte traditionelle Oberbekleidung der indigenen Bevölkerung Mexikos. Poole 1996, 26–28 Cf. Hierzenberger/Nedomansky 1993, 189–191
Marienerscheinungen und Marienverehrung
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fand ab 1832 als Devotionalie große Verbreitung über die gesamte katholische Welt, besonders auch in Lateinamerika, wo sie bis heute als »Medalla Milagrosa« von vielen Menschen getragen wird. Die Visionärin Labouré wurde 1947 heiliggesprochen. Auch im Kontext von Peñablanca wird die Tradition der »Wundertätigen Medaille« aufgegriffen, worin sich das an vielen Stellen sichtbar werdende Bestreben der PeñablancaAnhänger zeigt, ›ihre‹ Erscheinungen mit anderen, anerkannten, in eine symbolische Verbindung zu setzten. Auf Anweisung des Visionärs Poblete wurde eine eigene Peñablanca-Medaille in Herzform hergestellt, die bis heute an den Devotionalienständen auf dem Monte Carmelo in Peñablanca zu erwerben ist (s.u. 13.5, dort Abb. 13.3, 477). 2.4.3 La Salette Die zweite Erscheinung dieses Typus, die hier herausgestellt werden soll, ereignete sich 18 Jahre später im französischen La Salette.61 Am 19.9.1848 soll zwei Hirtenkindern, Maximin Giraud (27.8.1835–1.3.1875) und Mélanie Calvat, gennannt Mathieu (7.11.1831–15.12.1904),, beim Hüten ihrer Herde nahe einer ausgetrockneten Quelle die Jungfrau Maria in einer Lichtkugel erschienen sein. Maria übermittelte ihnen mehrere ›Botschaften‹, darunter auch ein »Geheimnis«, das Calvat erst 1851 niederschrieb und an Papst Pius IX. (13.5.1792–7.2.1878) sandte, der es 1879 veröffentlichen ließ.62 Im Gegensatz zu den ›Botschaften‹ der Rue du Bac, die ausschließlich einen für die Visionärin selbst bestimmten, persönlichen Charakter hatten, finden sich im Rahmen von La Salette ›universelle Botschaften‹ apokalyptischen Inhalts. Die Jungfrau Maria klagt das schlechte Verhalten der Menschen an, fordert sie zur Umkehr auf und kündigt Katastrophen, v.a. das Verderben der Ernte und eine entsprechende Hungersnot an. Fünf Jahre später wurden die Erscheinungen von La Salette, die allein in den ersten zwei Jahren über 300.000 Menschen anzogen, nach einer entsprechenden Untersuchung kirchlich anerkannt. Sowohl die berichteten Ereignisse in La Salette selbst, als auch die Texte der ›Botschaften‹ und besonders das »Geheimnis« tauchen im Kontext von Peñablanca als intertextuelle Bezüge immer wieder auf. So ähnelt die Schilderung der ersten Erscheinung Pobletes in Teilen der von La Salette, und ganze Textpassagen aus den ›Botschaften‹ und dem »Geheimnis«, insbesondere solche mit dezidiert apokalyptischen Inhalt63 , tauchen teilweise wortwörtlich in den von Poblete übermittelten ›Marienbotschaften 61 62 63
AaO. 1993, 199–204; Zimdars-Swartz 1991, 27–43 Hanauer 1996, 19–24; Hierzenberger/Nedomansky 1993, 200–204 »Wenn mein Volk sich nicht unterwerfen will, bin ich gezwungen, den Arm meines Sohnes fallen zu lassen. Er ist so schwer, so lastend, daß ich ihn nicht mehr länger zurückzuhalten vermag...« (Hierzenberger/Nedomansky 1993, 199)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
auf‹.64 Besondere Prominenz erlangte die buchstabengetreu zitierte Passage aus dem »Geheimnis« von La Salette, die in außergewöhnlich scharfer Form die kirchliche Hierarchie angreift und die Priester als »Kloaken der Unreinheit« bezeichnet. Diese wurde in Peñablanca im Zusammenhang der Auseinandersetzung Pobletes und seiner Anhänger mit der zunehmend ablehnden Haltung des Bischofs von Valparaíso immer wieder als ›Botschaft‹ auf dem Hügel wiederholt (s.u. 11.8). Daß sich der Visionär Poblete gegenwärtig »Karole Romanov Calvat« nennt, ist eine weitere Referenz auf die Visionäre von La Salette. Auch die Selbstbezeichnung von Pobletes Sondergruppe als Apóstoles de los Últimos Tiempos stammt aus dem »Geheimnis« von La Salette (s.a.u. 14.6.2). 2.4.4 Lourdes Als drittes sei hier nun die weltweit wohl bekannteste Marienerscheinung angeführt, die sich 1858, zehn Jahre nach La Salette, wiederum in Frankreich, in dem am Rande der Pyrenäen gelegenen Städtchen Lourdes ereignete.65 Die zum Zeitpunkt ihrer Erscheinungen vierzehn Jahre alte Marie-Bernard (Bernadette) Soubirous (17.2.1844–16.4.1879) soll am 11.2.1858, als sie mit drei ihrer jüngeren Geschwister und einem weiteren Mädchen beim Holzsammeln war, in der Grotte von Massabielle eine »weiße Dame« gesehen haben, die sich jedoch am Ende des Erscheinungszyklus schließlich als die »Unbefleckte Empfängnis« vorstellte. Die Erscheinungen wiederholten sich insgesamt siebzehn Mal in und vor der Grotte. Die von Soubirous übermittelten ›Botschaften‹ sind sehr kurz, an den Tagen der ersten beiden Erscheinungen (11. und 14.2.) fehlen sie völlig. Die Visionärin berichtete nur, die »Dame« zu sehen. Diese fordere sie mit Hilfe von Gesten auf, den Rosenkranz zu beten. Erst bei der dritten sprach die Erscheinung mit Bernadette und forderte sie auf, über zwei Wochen hinweg immer wieder zu kommen. Auch wünschte sie, »viele Leute hier zu sehen.«66 In den ›Botschaften‹ der folgenden Erscheinungen nun bat die Jungfrau Maria Soubirous um Gebete für die »armen Sünder«, forderte den Bau einer Kapelle, was Soubirous dem Ortspfarrer übermittelte, und rief zur Buße auf. Im Gegensatz zu La Salette fehlen in Lourdes entsprechende apokalyptische Passagen. Besondere Bedeutung, auch als Element für spätere Erscheinungen, erlangte die während der 9. Erscheinung am 25.2. durch Soubirous mit bloßen Händen freigelegte Quelle, der in der Folge eine große Zahl von Wunderheilungen zugeschrieben wurden. Die hier auftauchende Forderung nach dem Bau einer 64 65 66
AaO., 202 AaO., 210–215; Zimdars-Swartz 1991, 43–57; Taylor 2003 Hierzenberger/Nedomansky 1993, 211
Marienerscheinungen und Marienverehrung
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Kapelle einerseits ist dabei zentrales Motiv vieler Marienerscheinungen, auch schon vor dem 19. Jahrhundert (beispielhaft hier: Guadalupe; s.o. 2.4.1), das auch im Rahmen von Peñablanca auftaucht, wenn auch erst relativ spät (s.u. 13.5). Wenn Soubirous andererseits den eindringlichen Aufruf »Buße! Buße! Buße!«67 als Teil der Botschaft der achten Erscheinung vom 24.2.1858 übermittelt, so ist man auch an den Wortlaut von Pobletes ersten Erscheinungsbericht erinnert. Auch hier ist der Text der ›Botschaft‹ sehr kurz und enthält neben der namentlichen Ansprache des Visionärs kaum mehr als »Penitencia, penitencia« (s.u. 6.2). Trotz diverser Schwierigkeiten und einer den Erscheinungen gegenüber zunächst feindlich gesinnten Obrigkeit, wurde die Erscheinungen von Lourdes in einem Hirtenbrief des zuständigen Diözesanbischofs von Tarbes für glaubwürdig erklärt. Bernadette Soubirous, die später als Nonne in mehreren Klöstern lebte, wurde 1925 selig und 1933 heilig gesprochen.68 Die Erscheinungen von Lourdes führen auch noch einmal eindrucksvoll vor Augen, wie eng im 19. Jahrhundert Marienerscheinungen und theologische Diskussion miteinander verknüpft und aufeinander bezogen waren. Nur vier Jahre nach Verkündigung des Immaculata-Dogmas, wurde Lourdes in der katholischen Welt als regelrechte himmlische Bestätigung der päpstlichen Definition gefeiert. Lourdes, mit seinen insgesamt drei Wallfahrtskirchen und der umfangreichen Infrastruktur für Pilger und insbesondere Kranke, die sich von dem Wasser der Lourdes-Quelle Heilung erhoffen, gehört heute neben Guadalupe in Mexiko zu einem der meistbesuchten Marienwallfahrtsorte der katholischen Welt mit jährlich etwa zwei Millionen Besuchern. Darüber hinaus finden sich weltweit in großer Zahl Filialdevotionen »Unserer Lieben Frau von Lourdes«, in deren Mittelpunkt mehr oder weniger originalgetreue Nachbauten der Erscheinungsgrotte von Massabielle sowie eine 1864 auf Anweisung von Bernadette Soubirous geschaffene Marienstatue stehen. Die Statuen, die dem Aussehen von Soubirous Erscheinungsbild entsprechen sollen, werden meist direkt in Lourdes gefertigt und von dort an den Ort der jeweiligen Filialdevotion gesandt. Auch Chile hat mit dem großen Santuario de Lourdes in Santiago eine bedeutende Filiale (s.u. 4.4). Daneben finden sich Lourdes-Grotten in vielen kleinen Kirchen und häufig auch in den Gärten von Privathäusern. Auch in Peñablanca gehörte eine solche Grotte neben der Kapelle zu den ersten sakralen Installationen auf dem Erscheinungshügel; die dortige Lourdes67 68
AaO., 212 Der mumifizierte, von außen völlig unversehrt erscheinende Leichnam der Bernadette Soubirous liegt heute in einem Glassarg aufgebahrt in Saint Gildard in Nevers (cf. aaO., Tafel 7, nach 280); offensichtlich setzte nach der Beisetzung in einem versiegelten Bleisarg unter Beigabe von Holzkohle eine Mumifizierung ein. Eine Replik des Bernadette-Sargs findet sich in Chile im Santuario de Lourdes, Santiago (s.u. 4.4).
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
Grotte mit einem vorgelagerten Altar bildet als Ort der monatlichen heiligen Messe heute das bauliche Zentrum des Peñablanca-Kults auf dem Hügelgelände (s.u. 14.7.2). 2.4.5 Fátima Als vierte und letzte Marienerscheinung des neuen Typus sei hier noch diejenige im portugiesischen Fátima herausgegriffen, die sich im Jahr 1917 von Mai bis Oktober je am 13. des Monats und damit insgesamt sechsmal ereignet haben soll.69 Drei Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, Lucía dos Santos (30.3.1907–13.2.2005), Francisco (11.6.1908–4.4. 1919) und Jacinta Marto (11.3.1910–20.2.1920), berichteten, erstmals am 13.5. 1917 während des Schafehütens außerhalb des Ortes – wie im Fall von La Salettte handelt es sich also wieder um Hirtenkinder – erst einen hellen Lichtschein, den sie für einen Blitz hielten, und über einer Steineiche eine »schöne Dame« gesehen zu haben. Die Kinder berichteten außerdem über einen längeren Dialog mit der Erscheinung. Die Jungfrau Maria nannte ihnen die Termine der kommenden Erscheinungen und bat sie immer zur selben Stunde wieder an die Erscheinungsstelle zu kommen. Auch im Rahmen von Peñablanca war die mit Datum und Uhrzeit exakte Ankündigung der jeweils folgenden Erscheinung von Beginn an ein fester Bestandteil der von Poblete übermittelten ›Botschaften‹. Der weitere Inhalt der ersten ›Botschaft‹ von Fátima drehte sich ausschließlich um die Frage, wer von den anwesenden Visionären und deren Bekannten (darunter auch schon Verstorbene) in den Himmel käme. Abschließend forderte die Jungfrau Maria die Kinder auf, täglich einen Rosenkranz zu beten, »um den Frieden der Welt und um das Ende des Krieges zu erlangen.«70 Die Nachricht über die Erscheinungen in Fátima verbreitete sich schnell in der näheren Umgebung und schließlich auch über die Presse, so daß der 3. Erscheinung am 13.7. etwa 2000 Menschen beiwohnten, der 4. Erscheinung am 19.8. sogar mehr als 15.000. Während der 7. und letzten Erscheinung, für die wiederholt ein Wunder angekündigt worden war, waren schließlich 50.000 Zuschauer anwesend. An diesem Tag, an dem die ›Botschaften‹ der Erscheinung den Bau einer Kapelle forderten und das baldige Ende des Ersten Weltkriegs ankündigten, soll sich auch das sogenannte ›Sonnenwunder‹ von Fátima ereignet haben. Viele der Anwesenden schauten, als sie nach Aufforderung der Visionärskinder in Richtung der Sonne sahen, über eine Dauer von etwa zehn Minuten, wie die Sonne »rotierte, tanzte und sprang«.71 69 70 71
AaO., 250–266; Zimdars-Swartz 1991, 77–91 Hierzenberger/Nedomansky 1993, 253 AaO., 260
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Die ›Botschaften‹ selbst, die – ähnlich wie in Peñablanca – in einen ›Dialog‹ der Visionärskinder mit ihrer Erscheinung eingebettet waren, wurden fast gleichlautend bei jedem der Erscheinungstermine wiederholt: Man solle den Rosenkranz beten und am nächsten 13. des Monats wiederkommen. Doch schon nach der 2. Erscheinung am 13.6.1917 erklärten die drei Kinder auf Nachfragen, die Jungfrau Maria hätte noch mehr gesagt, aber dies sei ein »Geheimnis«, das sie auf Geheiß der Erscheinung niemandem anvertrauen dürften.72 In der Folge waren die Versuche seitens verschiedener Personen durch Überredung, Bestechung oder Drohung das »Geheimnis« in Erfahrung zu bringen, fester Bestandteil der weiteren Geschichte der Erscheinungen. Besonders tat sich hier Arturo Santos hervor, der Amtsvorsteher des Verwaltungsbezirks von Fátima, der die Kinder sogar ins Gefängnis sperren ließ, um sie zur Preisgabe des Geheimnisses zu bewegen. Doch alle Versuche der Erwachsenen blieben erfolglos. Als Francisco und Jacinta Marto schon kurz nach den Erscheinungen, 1919 und 1920, der spanischen Grippe zum Opfer fielen, blieb nur noch Lucía dos Santos zurück, die von dem angeblichen Geheimnis wußte. Erst deutlich später sollte dies jedoch wieder Bedeutung erlangen. Zwischen 1935 und 1941 schrieb dos Santos in Zusammenarbeit mit ihren geistlichen Vorgesetzten insgesamt drei Versionen ihrer Erinnerungen über die Erscheinungen auf, aber erst in den dritten Erinnerungen ist wieder von dem »Geheimnis« die Rede, das aus drei Teilen bestehe. Die ersten beiden Teile schrieb sie nun in der dritten Erinnerung nieder. Der erste Teil des »Geheimnis« stellt eine kurze Höllenvision dar, das »zweite Geheimnis« dagegen enthält deutliche apokalyptische Themen. Katastrophen und Krieg könnten nur verhindert werden durch die Verbreitung der Devotion des »Unbefleckten Herzens Marias«, dem auch Rußland geweiht werden sollte. Den dritten Teil des »Geheimnis« jedoch wollte dos Santos weiterhin nicht preisgeben.73 Erst 1944, 37 Jahre nach den eigentlichen Erscheinungsereignissen, als die Ausbildung eines weltweit verbreiteten Fátima-Kults bereits in vollem Gange war74 , schrieb Lucía dos Santos den nun als das »Dritte Geheimnis von Fátima« bekannten Text nieder und schickte ihn in einem versiegelten Umschlag an Papst Pius XII. (2.3.1876–9.10.1958). Verbunden hiermit war die Anweisung, das »Geheimnis« erst im Jahr 1960 bekannt zu geben, was jedoch seitens des Vatikans nicht geschah. Bis heute ranken sich v.a. in marianischen Kreisen um das »Dritte Geheimnis« diverse Legenden. Immer wieder kursierten mutmaßliche Versionen. Eine davon ist die angeblich im Rahmen der Kuba-Krise im Oktober 1962 72 73 74
Zimdars-Swartz 1991, 190–219 AaO., 201 Scheer 2006, 71–75
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
vom Heiligen Stuhl an verschiedene Staatsmänner versandte »Diplomatische Fassung«, die am 15.10.1963 in der Zeitschrift »Neues Europa« in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde.75 Offiziell seitens des Vatikans publik gemacht wurde das »Dritte Geheimnis« schließlich im Jahr 2000.76 Ob die Publikation nebst dem durch den damaligen Joseph Kardinal Ratzinger verfaßten Kommentar allerdings die Anhänger eines marianisch geprägten Millenarismus überzeugt, die ggf. auf weitere, nicht veröffentlichte Teile spekulieren, ist fraglich. So bemerkt der Historiker Ch. Ruch: »Es ist zu befürchten, dass schon bald wieder Legenden und Verschwörungstheorien von der angeblichen Unterdrückung göttlicher Offenbarungen durch satanistisch-freimaurerische Zirkel innerhalb des Vatikans spriessen werden.«77 Ebenso wie La Salette war auch Fátima für die Marienerscheinung von Peñablanca ein zentraler religiöser Bezugspunkt, der sich an verschiedenen Stellen zeigt. Das genannte »Dritte Geheimnis« ist ein Beispiel. Poblete behauptete, bereits am 16.7.1983 im Rahmen seiner 7. Marienerscheinung den zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten Text, von der Jungfrau Maria selbst erhalten zu haben (s.u. 8.13).78 Auch das berühmte ›Sonnenwunder‹ von Fátima soll sich in Peñablanca wiederholt haben (s.u. 9.6).79 Fátima gehört sicher zu den, bezogen auf ihre Breitenwirkung, wichtigsten Marienerscheinungen des 20. Jahrhunderts, woran auch der kirchlich geförderte, weltweite FátimaKult einen nicht unerheblichen Anteil hat.80 Sie gehört außerdem zu den wenigen Erscheinungen nach 1900, die kirchlich anerkannt wurden.
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Hierzenberger/Nedomansky 1993, 263–265; dort vollständiger Text dieser Fassung. Der Text besteht aus einer kurzen, nur etwa eine Seite langen ›Botschaft‹ mit dezidiert apokalyptischer Motivik. Hier sei beispielhaft das erste Drittel zitiert: »[...] Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief: Buße, Buße, Buße! [...]« (Deutsche Bischofskonferenz 2000, 23) Man beachte auch die textuelle Parallele des Bußaufraufs mit Lourdes sowie mit Peñablanca. Ruch 2000 (Internetquelle); siehe hierzu etwa auf der Homepage des »Fatima Network« (2005 [Internetquelle]); cf. Matter 2001, 133 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 34–36; Barros Valenzuela 1989, 19–21 Das Auftreten von mit Fátima in Verbindung gebrachten ›Sonnenwundern‹ ist noch im Rahmen anderer zeitgenössischer Marienerscheinungen belegt, so für Lubbock, Texas, am 15.8.1988(Zimdars-Swartz 1991, 162, Abb. 8). In Deutschland war die von Ludwig Fischer 1933 gegründete Zeitschrift »Bote von Fatima« fester Bestandteil der Fátima-Rezeption vor dem 2. Weltkrieg. Besondere Bedeutung in der Nachkriegszeit erlangte die Statue der »pilgernden FátimaMadonna«, die in Köln und anderen deutschen Bistümern ›empfangen‹ wurde. (Scheer 2006, 79–91.144–168)
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2.4.6 Zur kirchlichen Anerkennung von Erscheinungen Marienerscheinungen gelten innerhalb der katholischen Theologie als »Privatoffenbarungen«, denen im Gegensatz zur öffentlichen Offenbarung des Evangeliums kein für alle Gläubigen bindender Status zukommt. Privatoffenbarungen können die im Heilswerk Christi abgeschlossene und von der Kirche verwahrte historische Offenbarung nur auslegen oder sie den Menschen in einer bestimmen Situation präsenter machen. Diese ergänzen oder erweitern können sie nicht. Deshalb gilt als ein Bewertungskriterium für die ›Echtheit‹ einer Privatoffenbarung auch immer die Übereinstimmung derselben mit dem Evangelium und der kirchlichen Lehre. Es sei hierzu die einschlägige Stelle aus dem Kathechismus der Katholischen Kirche zitiert: »Im Laufe der Jahrhunderte gab es sogenannte ›Privatoffenbarungen‹, von denen einige durch die kirchliche Autorität anerkannt wurden. Sie gehören jedoch nicht zum Glaubensgut. Sie sind nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi zu ›vervollkommnen‹ oder zu ›vervollständigen‹, sondern sollen helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben.«81
Bezüglich der sogenannten kirchlichen Anerkennung solcher Privatoffenbarungen, ist es wichtig festzuhalten, daß diese im katholisch-theologischen Sinne nicht als offizielle Bestätigung der Echtheit einer Erscheinung zu verstehen ist.82 Die kirchliche Anerkennung erfolgt in den meisten Fällen durch den Ortsbischof, selten durch den Papst. Sie macht keine Aussagen über deren ›objektive Tatsächlichkeit‹; sie stellt nur fest, daß die mit ihr verbundene ›Botschaft‹ nichts gegen die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche enthält, daher veröffentlicht werden kann, und gibt frei, die über- oder außernatürliche Verursachung der Botschaft mit menschlichem Glauben anzunehmen. Theologisch maßgebend für die Anerkennung von Marienerscheinungen ist, angesichts fehlender grundlegender kirchenamtlicher Stellungnahmen in Katechismen oder dem Corpus Iuris Canonici, bis heute das Werk »De servorum Dei beatificatione et beatorum canonisatione« (1734–1738) von Prospero Lambertini, dem späteren Papst Benedikt XIV. (31.3.1675–3.5.1758). Die nicht anerkannten, nur tolerierten oder sogar offiziell abgelehnten, wie auch im Fall von Peñablanca, sind dabei deutlich in der Mehr81 82
KKK 67 »Hemos dicho que las ›aprobaciones de la Iglesia no significan sino la aceptación de una creencia histórica con la condición implicita de que estén objetivamente fundados los argumentos de su credibilidad. Y nuestra afirmación se apoya en decleraciones auténticas de la misma Santa Sede, que ha querido suprimir el equívoco que podría haber en el significado de tales ›aprobaciones‹.« (Staehlin 1954, 39f.; cf. aaO. 30–39; cf. Schneider 2003, 196f.)
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Marienerscheinung: Annäherung an ein religionshistorisches Phänomen
zahl. Und doch erlangten nicht wenige dieser ›wilden‹ Wallfahrten bei vielen Marienerscheinungsanhängern weltweit große Bedeutung für ihre persönliche Frömmigkeit. Die offizielle Sanktionierung des Kults seitens der Kirche ist dabei oft zweitrangig. Eine vom »International Marian Research Institute« an der Universität Dayton, Ohio, publizierte Übersicht von Marienerscheinungen im 20. Jahrhundert gibt die Gesamtzahl der nicht anerkannten mit 386 an. In 299 Fällen liegt keine kirchliche Entscheidung vor; in 79 Fällen kam es zu einer offiziellen Ablehnung bzw. zu einer negativen Entscheidung. In acht Fällen sei seitens der Kirche der übernatürliche Charakter der Erscheinungen anerkannt worden, wenn auch z.T. nur auf Diözesanebene: Fátima (1917, Portugal), Beauraing (1932) und Banneux (1933, Belgien), Syracuse (1953, Italien), Zeitoun (1968, Ägypten), Akita (1973, Japan), Betania (1976–1984, Venezuela) und Manila (1986/87), Philippinen. In weiteren elf Fällen sei zwar der übernatürliche Charakter nicht anerkannt worden, die Ortsbischöfe hätten sich aber positiv gegenüber den entsprechenden Gebetsstätten und der dortigen Frömmigkeitspraxis erklärt.83 Peñablanca nun fügt sich nicht nur als eine weitere in die Reihe nicht anerkannter Erscheinungen des 20. Jahrhunderts ein. Die chilenische Erscheinung wird vielmehr seitens ihrer Anhänger auch immer wieder ganz explizit in das ›symbolische Netzwerk‹ weltweiter historischer und zeitgenössicher, anerkannter und nicht anerkannter Marienerscheinungen eingebettet: Alle diese stellen innerhalb der religiösen Sinndeutung ihrer Anhänger sich gegenseitig bestätigende Offenbarungen der immer gleichen himmlischen Person zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten dar. 1983 nun, so erscheint es aus der Sicht der Peñablanca-Anhänger, kam die Jungfrau Maria auch nach Chile.
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Marian Library 1.9.2006 (Internetquelle); die Zahl der als kirchlich anerkannten Erscheinungen wird unterschiedlich angegeben – z.T. werden positive Verlautbarungen auf Diözesanebene mitgezählt, die aber noch keine offizielle Anerkennung bedeuten – ist aber in jedem Fall sehr gering und wird über acht nicht hinausgehen. Torelló etwa spricht von nur vier anerkannten Erscheinungen: »In unserem Jahrhundert hat die Kirche nur vier marianische Epiphanien anerkannt und deren Kult erlaubt: Fatima (1917), Beauraing (1932) Banneux (1933) und die weinende Madonna von Siracusa in Sizilien (1950).« (Torelló 1984, 89)
3 Chile als religionshistorischer Raum 3.1 Kultureller Austausch und mestizaje in Chile »Der marianische Mythos löst unser Problem der Abstammung – daß wir Kinder einer indigenen Mutter und eines spanischen Vaters sind – und verleiht uns eine eindeutige Identität in einer Allgemeinen Mutter (die Jungfrau), [...] deshalb ist es notwendig diese Verbindung ständig wieder durch Riten (die Wallfahrten, die Marienkulte, die Feste zu ihren Ehren) präsent zu halten.« Sonia Montecino1
Die Christianisierung Chiles2 im Gefolge der spanischen Conquista und Kolonialisierung im 16. Jahrhundert unter Pedro de Valdivia (um 1500–25.12.1553)3 war geprägt durch den nachreformatorischen iberischen Katholizismus und dessen ausgeprägte Marienverehrung.4 Neben den auf staatliche Einrichtungen und das kirchliche Patronat 1
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»El mito mariano resuelve nuestro problema de origen – ser hijos de una madre india y de un padre español – y nos entrega una identidad inequívoca en una Madre Común (la Virgen), [...], por ello es preciso reactualizar permanentemente ese vínculo a través del rito (las peregrinaciones, los cultos a María, los festejos en su honor).« (Montecino Aguirre 1991, 30f.) Chile war in kolonialer Zeit als »Gouvernement und Generalkapitanat von Chile mit Präsidium der Audiencia« Teil des Vizekönigreichs Perú . (cf. Pietschmann 1994) Im Jahr 1540 brach Valdivia von Cuzco nach Süden in Richtung Chile auf. Eine erster Versuch, das Territorium südlich der Atacama-Wüste unter spanische Kontrolle zu bringen, war nur wenige Jahre zuvor unter Diego de Alamagro (1475–8.7.1538), der zwischen 1535 und 1537 bis auf die Höhe des heutigen Valparaísos vorgedrungen war, gescheitert. Valdivia dagegen dehnte in den folgenden Jahren den spanischen Herrschaftsbereich, trotz dauerhafter und erbitterter Kämpfe mit der angestammten Bevölkerung, v.a. mit den Mapuche (cf. Anm. 5), bis etwa auf die Höhe des Río Bío Bío im heutigen Südchile aus. Cf. Delius 1963, 147
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Chile als religionshistorischer Raum
(padronado) der spanischen Krone gestützten Missionsbestrebungen gegenüber der indigenen Bevölkerung, waren es v.a. die iberischen Eroberer5 und Siedler, die durch ihre gelebten Frömmigkeitsformen das Christentum nach Chile brachten.6 Das spanische Patronat, seit dem 15. Jahrhundert ursprünglich eine mit Privilegien hinsichtlich der Personalernennung verbundene Verpflichtung der Krone zur Mission in den überseeischen Besitzungen, band die Kirche fest in das Regime der territorial geschlossenen südamerikanischen Kolonien ein. Seit der Junta Magna von 1568 hatte die spanische Krone praktisch ein Ernennungsmonopol bis hin zu den niedrigen kirchlichen Ämtern inne. Die Bischöfe waren deshalb gleichzeitig staatliche Amtsträger. Die beiden ältesten chilenischen Bistümer sind Santiago de Chile (1561; seit 1840 Erzbistum) und Concepción (1563; seit 1939 Erzbistum).7 Die Begegnung der präkolumbinischen Kulturen in Chile mit den spanischen Eroberern setzte in der Folge einen komplexen Prozeß wechselseitiger kultureller Rezeption8 in Gang, der hier unter Rückgriff auf Peter Burke als »kultureller Austausch« (s.a.u. 3.2) bezeichnet werden soll. Dieser war jedoch zunächst vor allem von Gewalt und ungleichen Machtverhältnissen der sich begegnenden Kulturen geprägt: »In Lateinamerika war der kulturelle Austausch eine Art von Zwangsumtausch [i. O. dt.] – wie man in Berlin vor 1989 zu sagen pflegte –, der 5
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Im Kontext der militärischen Auseinandersetzungen zwischen indígenas und spanischen Eroberern (cf. Anm. 3) finden sich die ältesten Berichte über Erscheinungen der Jungfrau Maria in Chile, wenn auch von ganz anderer Art als die von Peñablanca: die Jungfrau Maria als ›real-sichtbar‹ erscheinende Schlachtenhelferin auf Seiten der Conquistadoren, zumeist begleitet (oder auch vertreten) durch den Apostel Jakobus d.Ä. (span.: Santiago Mayor). Maria und Jakobus greifen sicht- und fühlbar in den Kampf ein und verhelfen den Spaniern zum Sieg. Diese ›ersten‹, in die Mitte des 16. Jahrhunderts datierten Erscheinungen der Jungfrau Maria in Chile erlangten zwar weder in der religiösen Überlieferung noch im Sinne der Verehrung eine etwa der mexikanischen Nuestra Señora de Guadalupe (s.o. 2.3) vergleichbare Bedeutung, doch waren sie wichtig genug, um in zahlreichen chilenischen Chroniken in immer neuen Varianten tradiert zu werden, und sie sind bis zum heutigen Tag in lokalen chilenischen Mariendevotionen präsent. So wird auch die in Chile weitverbreitete Verehrung der Virgen de la Merced mit den kolonialen Erscheinungsberichten in Verbindung gebracht. (s.a.u. 4.5, 37; ausführlich cf. Grasmück 2009) Cf. Salinas Campos 1987; Ders. 1991; Ders. 1999 Diese in der Kolonialzeit begründete und in ganz Lateinamerika übliche Form des Staatskatholizismus bestand bis weit ins 20. Jahrhundert hinein und überstand sowohl die antiklerikalen Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert als auch die formelle Trennung von Kirche und Staat i.J. 1925. Auch bezüglich der Beziehung zwischen der katholischen Amtskirche und der Militärregierung Pinochet (s.u. 3.5.2) einerseits und der Rolle eines bestimmten, konservativen Katholizismusverständnisses als religiöse Legitimation des Regimes andererseits ist diese traditionelle enge Verquickung von Kirche und Staat zu berücksichtigen. Einführend cf. Hehn 2000; cf. Grasmück 2004, 15–18
Kultureller Austausch und mestizaje in Chile
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nicht von Gleich zu Gleich stattfand. Obwohl es durchaus zu Fällen von »umgekehrter Akkulturation« kam, in denen die Spanier sich allmählich an die einheimische Umgebung angepasst haben, lag die Initiative für gewöhnlich beim Gebenden.«9
In einer Jahrhunderte andauernden Entwicklung entstanden so im Zusammentreffen von präkolumbischer und iberischer Kultur völlig neue, mit keiner der beiden vorigen identisch, aber aus beiden schöpfende, kulturelle und religiöse Phänomene. Der in Chile neu kontextualisierte Katholizismus war, wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas, nachhaltig von den Religionen der indigenen Bevölkerung und den späteren europäischen und außereuropäischen Migranten geprägt und brachte so eine spezifisch lateinamerikanische Form der Religiosität hervor, die im iberischen Kontext so nicht existiert hatte. Als geradezu paradigmatisch für den – wechselseitigen – kulturellen Austausch (s.o. 3.3) zwischen den indigenen amerikanischen Kulturen und dem iberischen katholischen Christentum kann dabei die wohl bedeutenste Marienerscheinungstradition auf dem Lateinamerikanischen Kontinten gelten: Nuestra Señora de Guadalupe (zur Legende s.o. 2.3). Die Übertragung der Devotion von Guadalupe in der spanischen Extremadura10 in den Kontext Neuspaniens verbindet die alte Religion mit der ›Neuen Welt‹ und schafft gleichzeitig eine eigene, explizit lateinamerikanische Religiosität: Dies zeigt sich in der Person des konvertierten indigenen Visionärs als auch in der dunklen Hautfarbe des Gnadenbildes.11 Guadalupe und insbesondere ihr ›wundersam‹ entstandenes Gnadenbild gelten, v.a. auch in der missionstheologischen Diskussion, als sichtbares Symbol der Inkulturation des Christentums auf dem amerikanischen Kontinent.12 Dieser über Jahrhunderte andauernde kulturelle Austauschprozeß zwischen indigener Bevölkerung und Migranten wird in der chilenischen wissenschaftlichen Literatur immer wieder unter dem Stichwort der »mestizaje« (»Mestizisierung«)13 als konstituierend für die Entste9 10
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Burke 2000, 25 Das ehemalige Hieronymiten-, heute Franziskanerkloser von Guadalupe in der spanischen Provinz Cáceres beherbergt eine angeblich während der Reconquista Ende des 13. Jahrhunderts wieder aufgefundene Marienstatue, die vor der islamischen Eroberung dort vergraben worden sein soll. Cf. »For instance, it is easy to understand the vision of Our Lady of Guadalupe to the Nahua Juan Diego in 1531 as an important moment of syncretism of Christian and native American (specifically Aztec) religious motifs.« (Matter 2001, 128) Cf. Bleyenberg 1995; i.J. 1910 wurde Nuestra Señora de Guadalupe durch Papst Pius X. offiziell zur Patronin Lateinamerikas erklärt. Der Visionär selbst wurde darüber hinaus am 30.7.2002 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Cf. Montecino Aguirre 1991; Dies. 2002;Dies. 2003; es sei darauf hingewiesen, daß der Begriff der mestizaje (ähnlich wie der teilweise gebräuchliche der ›Hybridisierung‹ (s.u. 3.2, Anm. 25) ursprünglich v.a. für die biologische Fortpflanzung genetisch
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Chile als religionshistorischer Raum
hung einer eigenständigen chilenischen Kultur und kulturellen Identität verhandelt. Die chilenische Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts, innerhalb derer sich die Marienerscheinung von Peñablanca ereignete, ist maßgeblich durch diesen Prozeß geprägt. Die kulturellen Austauschprozesse der Kolonalisierung und der späteren Zeit der Nationalstaatsbildung mit ihren neuen Migrantengruppen können für Chile und den hier zur untersuchenden Zeitraum der 80er Jahren des 20. Jahrhunderts als abgeschlossen betrachtet werden. Nichtsdestotrotz bilden sie die kulturellen und religiösen Voraussetzungen für viele Aspekte, die auch im Kontext von Peñablanca noch relevant bleiben (s.a.u. 4.3). Der Großteil der chilenischen Bevölkerung, gut 95%14 , besteht heute aus »mestizos« (»Mestizen«), d.h. Nachfahren aus Verbindungen der indigenen Bevölkerung v.a. mit iberischen Ethnien, die im Zuge der Conquista nach Chile kamen, und den späteren europäischen und außereuropäischen Einwanderergruppen. Nur etwa 4,6% der Einwohner Chiles sind heute noch indigenen Ethnien zuzuordnen.15 Unter diesen stellen die traditionell im »Kleinen Süden« Chiles siedelnden Mapuche (früher auch »Araukanier«16 genannt; s.a.u. 3.4, Anm. 45) die mit Abstand größte Gruppe dar (604.349 Menschen, entspricht 87,31% der indigenen Bevölkerung). Als solche machen sie auch immer wieder ihre Minderheitenrechte gegenüber dem chilenischen Staat politisch geltend.17 Weitere kleinere indigene Gruppen sind die Aimara (48.501, 7,01% der indigenen Bevölkerung), die Atacameños (21.015, 3,04%), die Quechua (6.175, 0,73%), die Rapanui (4.647, 0,67%; v.a. auf der Osterinsel), die Colla (3.198, 0,46%), die Alacalufe (2622, 0,38) und die Yámana (1685, 0,24%).18 Der Anteil afrikanischstämmiger Einwohner
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verschiedener Eltern bei Pflanzen oder Tieren bzw. unterschiedlicher typologischer Kategorien bei Menschen Verwendung fand (z.B. Indianiden und Europiden; »El término mestizaje ha sido utilizado de preferencia para referirse al suceso biológico del cruce de razas.«; Dies. 2005, 655) und im lateinamerikanischen Kontext damit im engeren Sinne die biologische Fortpflanzung zwischen indigener Bevölkerung und Europäern, zwischen ›Indianern‹ und ›Weißen‹ gemeint ist, deren Nachkommen als »mestizas« bzw. »mestizos« bezeichnet werden. 14.424.243 Menschen entsprechend 95,42% laut Volkszählung 2002 (Quelle hier und für die folgenden Zahlen: Instituto Nacional de Estadisticas 2002) In absoluten Zahlen: 692.192; das entspricht einem Anteil von 4,58% an der Gesamtbevölkerung. Angaben zu ethnischen Gruppen fehlen in der Daten von 1982. Nach der traditionellen spanischen Bezeichnung ihres Sieldungsgebietes »Araukanien«; auch die IX. Región Chiles heißt »La Araucanía«. Noch heute wohnen 303.548 Mapuche im Gebiet der IX. und X. Región, das entspricht 50,23% der Mapuche-Bevölkerung. Die Frage nach dem Landbesitz der Mapuche und der Zuteilung entsprechender Gebiete führt immer wieder zu Konflikten mit den chilenischen Staat und privaten Firmen, etwa der Holzindustrie (cf. Boetzelen 2000). Direkt nachweisbare indigene Anteile spielen im Kontext der Marienerscheinungen von Peñablanca keine erkennbare Rolle. Ihr Entstehen und ihre Entwicklung sind ge-
Kultureller Austausch und mestizaje in Chile
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in Chile ist gering. Aufgrund fehlender Plantagenwirtschaft spielte der koloniale Sklavenhandel für das Land keine Rolle. Neben der ersten und größten Gruppe der spanischen Conquistadoren und Einwanderer während des 16. und 17. Jahrhunderts ist Chile außerdem duch mehrere große Migrationsgruppen aus anderen europäischen und außereuropäischen Staaten geprägt, so aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland19 , den Balkanstaaten, China und dem Gebiet des damaligen osmanischen Reiches, die im 18. und v.a im 19. Jahrhundert einwanderten. Ab Mitte des 19. Jahrhundert kamen protestantische Missionen nach Chile, verbunden v.a. mit den größeren Einwanderungswellen aus England, der Schweiz und Deutschland. Die protestantischen Kirchen europäischen Ursprungs, darunter auch die für Lateinamerika eher untypischen Lutheraner, bilden heute nur noch einen sehr kleinen Anteil an der sich als »Evangelische« (»evangélicos«) bezeichnenden Bevölkerung. Sehr viel bedeutender sind die meist auf US-amerikanische Missionen zurückgehenden charismatischen und pentekostalen Kirchen, deren Anteil an der Bevölkerung immer noch wächst. Sie bilden heute, nach den Katholiken, die zweitgrößte religiöse Gruppe in Chile.20 Dazu kam eine nicht zu vernachlässigende Immigration aus anderen südamerikanischen Staaten, v.a. aus Argentinien, sowie aus den USA.21 Aber auch aus Asien und dem damaligen osmanischen Reich kamen Migranten nach Chile. Zeugnisse dieser Einwanderungen sind vielfältig und alltäglich in der chilenischen Gegenwarts-
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prägt von der chilenischen Spielart des Katholizismus und den reichen Ausdrucksformen der chilenischen religiosidad popular, die den Prozeß der mestizaje indigener und europäischer Kulturen bereits vorausetzt. Ein ausgeprägtes Bewußtsein als ›indigener‹ Visionär findet sich weder bei Poblete selbst, noch in den Zuschreibungen seiner Anhänger an ihn. Die immer wieder hervorgehobene Besonderheit von Peñablanca als dezidiert chilenische Marienerscheinung rekurriert auf nationale Symboliken aus der Zeit der Unabhängkeitskriege und der Nationalstaatsbildung (s.u. 4.5). In den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts folgten etwa 3000 deutsche Siedler einem Aufruf aus Chile und ließen sich am bisher kaum bevölkerten Ufer des Lago Llanquihue in Südchile nieder, im ehemals angestammten Gebiet der Mapuche. Bis heute ist der Charakter dieses Landstrichs deutlich von den Spuren der deutschen Einwanderer geprägt. (Ramón 2004, 85–88; cf. Collier/Sater 2004, 95; Tietze de Soto 1999) Lagos Schuffeneger/Chacón Herrera 1987; Martin 1993; Lalive D’Epinay 1969 »Immigrants, by and large, were warmly welcomed. The census of 1854 counted around 20.000 foreigners (thre-quarters of them bachelors) in Chile – over half of them Argentines, along with nearly 2000 British, more than 1600 French, and about 700 Americans.« (Collier/Sater 2004, 94)
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Chile als religionshistorischer Raum
Abbildung 3.1: Grabmal »Colonia Chung Hwa«, mit chinesischen Schriftzeichen, Cementerio 2, Valparaíso (Foto: OG)
kultur zu beobachten, sei es in den Nachnamen22 oder der Küche23 . Monument geworden ist die unterschiedliche Herkunft der Vorfahren vieler Chilenen auf den historischen Friedhöfen des Landes. So zeugen von der Anwesenheit der verschiedenen Landsmannschaften im 19. Jahrhundert viele von Begräbnisvereinen errichteten Gemeinschaftsgrüfte, deren Inschriften wie »Deutsche Krankenkasse« (Cementerio Municipal Sara Braun, Punta Arenas) oder »Colonia Chung Hwa« (s. Abb. 3.1) die Herkunft verrät. Die Nachnamen der Bestatten zeigen darüber hinaus, wie nach und nach die verschiedenen Migrantengruppen auch untereinander heirateten. Die Migranten hatten das System der spanischen Nachnamensgebung übernommen, bei dem die Kinder Patronym und Matronym als Doppelnamen erhalten. Findet man auf Grabsteinen der ersten Migrantengenerationen noch meist eine ›national einheitliche‹ Namenskombination, so ist etwa ab der Jahrhundertwende vermehrt eine Kombination von Nachnamen unterschiedlicher nationaler Herkunft zu beobachten (Familie Schneider Rhodes; Gruft auf dem Cementerio 2, Valparaíso), die hier stellvertretend die Entstehung einer cultura mestiza verdeutlichen sollen, die im zweiten Schritt nun auch durch den Austausch der nicht-indigenen Migrantengruppen untereinander und mit bereits in Chile lebenden mestizos erfolgte.
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So sind etwa die beiden Vor- und der erste Nachnahme (Patronym) der seit dem 11.3.2006 amtierenden chilenischen Präsidentin Verónica Michelle Bachelet Jeria französischen, das Matronym dagegen spanischen Ursprungs. Ein in Chile beliebtes Gebäck heißt »kuchen« und ist besonders in der durch deutsche Einwanderer geprägten südchilenischen X. Región »De los Lagos« eine Spezialität.
Mission und kultureller Austausch
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3.2 Mission und kultureller Austausch: Methodische Anmerkungen Die Entscheidung, bei der Darstellung und Analyse des vorliegenen Materials, den Begriff des »kulturellen Austauschs« anstelle der vielen anderen zu verwenden, an denen in der derzeitigen kulturwissenschaftlichen Diskussion sicher kein Mangel herrscht, ist letztlich einem an Burke anschließenden methodischen Pragmatismus geschuldet, der terminologische Fragen in den Hintergrund stellt.24 Ein methodisch-systematischer Zugriff auf das historische Material ist unerläßlich und Grundlage jeder wissenschaftlichen Arbeit; die Frage nach der Verwendung bestimmer Begriffe für entsprechende historische Abläufe erscheint insbesondere angesichts des terminologischen ›Überangebots‹ der Wissenschaftssprache in diesem Bereich als sekundär: »Zumindest das Englische kennt keinen Mangel an Ausdrücken, wenn es darum geht, den Prozess kulturellen Austauschs und seine Konsequenzen zu beschreiben. Zu acculturation und transculturation sind enculturation, inculturation und interculturation hinzugetreten. Ebenso finden wir appropriation, domestication, reception, negotiation, transfer, translation, resistance, indigenisation, syncretism, hybridization, creolization und zahlreiche weitere Bezeichnungen vor. Sicherlich sind das zu viele Ausdrücke, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Bequemlichkeit als auch dem der Angemessenheit. Die Neue Welt ist allzu häufig wieder entdeckt und das Rad allzu oft neu erfunden worden, weil die Gelehrten eines Faches einfach nicht zur Kenntnis genommen haben, was ihre Kollegen in der Nachbardisziplin tun. Mein eigener Zugang wird absichtlich ›minimalistisch‹ in dem Sinne sein, dass ich so wenig Fachbegriffe wie möglich verwenden und nahe an der Alltagssprache bleiben will.«25 24 25
Burke 1996; Ders. 1997a; Ders. 1997b; Ders. 2001; Ders. 2002a; Ders. 2002b Ders. 2000, 14; so erlebt etwa der in den 50er Jahren des 20. Jahrhundert durch den Ethnologen Bronislaw Malinowski geprägte Begriff der »trans-culturation« (Malinowski 1947; deutsch ›Transkulturation‹ oder ›Transkulturalität‹) zusammen mit Ausdrücken wie ›Hybridität‹ u.a. neuerdings in Teilbereichen von Kultur- und Literaturwissenschaft eine Art Renaissance, die sich dabei v.a. auf ›postmoderne‹ Theoretiker des angelsächsischen Raums (etwa Hall 2003) beziehen. Es wird dabei versucht, das von Malinwoski angeregte Konzept über den Bereich der Ethnologie hinaus auf die Untersuchung von ›Kultur‹ allgemein auszudehnen. Aufgrund der oft unnötig ideologisch aufgeladenen Verwendung der genannten Begriffe sowie aufgrund gewisser Vorbehalte gegenüber der dahinterstehenden theoretischen Konzeption, wird im folgenden auf sie verzichtet. Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie wird stattdessen immer der direkte Bezug methodischer Ansätze auf das historische und empirische Material sein: »Solchermaßen rückgebunden an empirische Phänomene könnte der Hybriditätsbegriff mehr als bloße Metaphorik sein, die den emanzipativen Hoffnungen sogenannter ›Subalterner‹ Ausdruck verleiht. Problematisch bleiben allerdings zwei wesentliche Punkte: erstens das Insistieren auf (kultureller) Differenz, das immer auch die
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Religionen kamen in ihrer Geschichte nie ohne Prozesse des kommunikativen Austauschs aus, sei es innerhalb der eigenen, sei es mit fremden Traditionen. Die Rezeption einzelner Elemente oder ganzer Komplexe intellektueller oder ästhetischer Natur von einem Ursprungs- in einen neuen Kontext ist ein zentrales Element dieses Vorgangs. Die Geschichte des Christentums wurde seit seinen Anfängen immer wieder geprägt von Prozessen kulturellen Austauschs, die die Konfrontation und Auseinandersetzung mit anderen religiösen Systemen mit sich brachten. Es seien hier neben der Verbreitung des Christentums in die eroberten Territorien Amerikas, im vorliegenden Fall speziell Chiles, kursorisch einige weitere historische Daten genannt: die Ausbreitung des paulinischen Christentums in der griechisch-römischen Antike, die Missionierung Nord- und Osteuropas, die Nachbarschaft zu den islamischen Reichen der iberischen Halbinsel vom 8. bis zum 16. Jahrhundert sowie die überseeischen Handelsposten in Asien ab dem 15. Jahrhundert. Seit der frühen Kirche lassen sich theologische Umgangsmechanismen für entsprechende Situation feststellen, die gleichzeitig ein frühes Beispiel bewußter Reflexion über den Prozeß kulturellen Austauschs darstellen. Beispielhaft steht hier die zum locus classicus gewordene Metapher vom »Gold und Silber der Ägypter (spolia Aegyptiorum)« für das Wissen der griechisch-römischen Antike. Obwohl sie dieses als »heidnisch« ansahen, traten Kirchenväter wie Basilius von Caesarea (329/30–1.1.379) oder Augustin (13.11.354–28.8.430) dafür ein, den für die Christen nützlichen Teil dieses Wissens zu nutzen. So bedient sich Augustin selbst der argumentativen Technik der klassischen Rhetorik26 , wenn er die Christen dazu auffordert, sich des »heidnischen Wissens« zu bedienen, wie sich die Israeliten beim Auszug aus Ägypten »goldene und silberen Gefäße und Schmuckgegenstände« aneigneten.27
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Gefahr birgt, das Verbindende aus den Augen zu verlieren. Zweitens, die theoretischanalytische Dürftigkeit des Begriffs angesichts der – auch von den Verfechtern dieses Begriffs eingestandenen – Tatsache, dass alle Kulturen letztlich hybrid sind.« (Ackermann 2004, 152) Wenn Augustin in De doctrina Christiana (cf. z.B. IV 28, 61) den Wert der unscheinbaren, durch sich selbst überzeugenden christlichen Wahrheit gegenüber dem unnötigen Schmuck der antiken Rhetorik verteidigt, so demonstriert er gerade hier seine fundierte rhetorische Ausbildung. Auch Methoden der neutestamentlichen Textkritik wie der rhetorical criticism (cf. Kennedy 1984) zeigen, wie sehr die religiöse Argumentation der frühchristlichen Literatur bis in die sprachlich formale Ausgestaltung hinein noch der spätantiken paideia verpflichtet waren. »[...] wenn sich nun der Christ innerlich von der unglückseligen Gemeinschaft mit den Heiden loslöst, dann muß er ihnen diese Schätze entreißen und in gerechter Weise zur Verkündigung des Evangeliums gebrauchen.« (Augustin, De doctrina Christiana II 39, 58–40, 61; Übersetzung: Augustin 1925, 103f.; cf. Burke 2000, 17f.); für diesen hier nur angedeuteten und für die weitere Entwicklung des Christentums entscheidenden
Mission und kultureller Austausch
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Insbesondere im Kontext von Kolonialismus und Mission kam erneut die Frage auf, wie das Evangelium in eine der europäischchristlichen vollständig fremden Kultur zu übertragen, zu übersetzen und innerhalb des Gedankensystems der missionierten Kultur verstehbar zu machen sei, ohne dabei den Kern der christlichen Botschaft preiszugeben. Begriffe wie Inkulturation28 , Akkulturation, Akkomodation (s.o. Anm. 25) und Synkretismus29 , letzterer meist polemisch verwendet für eine gescheiterte Übernahme des christlichen Glaubens, spiegeln bis heute die missionstheologische Reflexion über diese Problematik.30 Der kulturellen Austausch auf religiöser Ebene war dabei um so komplexer, je größer die Unterschiede der ›missionierten‹ Kultur von der ›missionierenden‹ waren. Allein die angemessene Übersetzung des Wortes »Gott« in außereuropäische Sprachen stellte die christlichen Missionare in Lateinamerika ebenso wie in Asien vor große Probleme. Im lateinamerikanischen Kontext wurde häufig das spanische Wort »Dios« als Bezeichnung für Gott direkt in die Sprache der indigenen Bevölkerung übernommen, wobei die parallele Verwendung indigenen religiösen Vokabulars ebenso vorkam.31 Im Zuge der Auseinandersetzung mit solchen Problemstellungen entwickelte etwa der Jesuitenmissionar Matteo Ricci (6.10.1552–11.5.1610) seine missionstheologischen Konzepte der »Akkomodation« bzw. der »Indigenisierung«, die von ihm und seien Mitarbeitern in China und Indien auch praktiziert wurden. Riccis in Teilen äußerst erfolgreiche Missionsstrategie beruhte darauf, daß die Missionare zunächst selbst die Landessprache lernten, die chinesischen und indischen religiösen Klassiker studierten und gewisse autoritative Texte sowie rituelle Praktiken, etwa den konfuzianischen Ahnenkult, auch weiterhin für Neukonvertiten zuließen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß diese ›defensive‹ Missionstrategie in Teilen auch der schwachen politischen Situation der Missionare geschuldet war. An eine Durchsetzung
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positiv-aneignenden Umgang mit der vorchristlich-antiken Kultur prägte Adolf v. Harnack den Begriff der »Hellenisierung des Christentums« (Harnack 1924). Cf. auch Quack 1990 Cf. Auffarth 2004 Die vielschichtige theologische Problemlage bei der »Inkulturation, also [der] schöpferischen Einpflanzung religiöser Kategorien in [die] Kulturen der missionierten Völker« insbesondere im Kontext der gewaltsamen Conquista Lateinamerikas reflektiert Delgado (1996, 79–103, hier 80). Als Beispiel seien hier diejenigen Missionsgespräche angeführt, die i.J. 1524 von zwölf Minoritenbrüdern mit den alten Fürsten des kurz zuvor unter Hernán Cortés eroberten Mexikos – mit Hilfe von Übersetzern auf Náhuatl – geführt wurden und die traditionell als Beginn der Missionierung Mexikos gelten: »Hierfür [die Bezeichnung des christlichen Gottes] wird nicht etwa durchgängig das spanische Dios gebraucht, sondern wechselnd auch die Náhuatl-Vokabeln teutl bzw. teotl oder teuti bzw. teoti. (Zimmermann/Neuenhaus 1987, 86).
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des Missionsauftrag mit Gewalt und mit Unterstützung der staatlichen Einrichtungen, wie er in Afrika oder in Lateinamerika leider allzuoft die Regel war, wäre in den Großreichen China und Indien unmöglich gewesen.32 Ihre Strategie der Akkomodation brachte den Jesuiten zwar einige Missionserfolge, führte aber zum schließlich eskalierenden sogenannten Ritenstreit mit der römischen Kurie um die Teilnahme christlicher Konvertiten am Konfuzius-Kult und in der Folge – spätestens mit der durch diese Auseinandersetzung mitverursachten Aufhebung der Societas Jesu am 21.7.1773 durch Papst Clemens XIV. – zum Ende der Mission in China.
3.3 Kultureller Austausch und religiosidad popular Im kolonialen Kontext Lateinamerikas war die Situation, wie gesagt, eine völlig andere. Die christlichen Missionare waren durch das Patronat der spanischen und portugiesischen Krone fester Bestandteil einer der indigenen Bevölkerung miltärisch überlegenen neuen Territorialmacht. Die Situation kulturellen Austauschs zwischen präkolumbinen und europäischen Kulturen war so auf Seiten der indigenen Bevölkerung bestimmt durch die größtenteils erzwungene Übernahme einer mit ihrer eigenen religiösen Tradition in keinerlei kulturellem Zusammenhang stehenden Religion, des iberisch-nachreformatorischen Katholizismus mit seiner dezidierten Marienfrömmigkeit. Trotzdem blieb die christliche Mission auch in Lateinamerika immer mit bereits existierenden religiöse Systemen konfrontiert, die sie zwar größtenteils als ›heidnisch‹ und dementsprechend als durch das Christentum zu ersetzende ansah, die aber nichtsdestotrotz Eingang in das sich neu ausbildende, mestizische Christentum fanden. Versteht man Mission als einen Prozeß kulturellen Austauschs, so ist diese immer darauf angewiesen, auf vorhandenen semantische Strukturen und religiösen Bezugssystemen aufzubauen. Dabei verändert sich sowohl die vermittelte ›Botschaft‹ in der rezipierenden Gemeinschaft, als auch die Gemeinschaft der vermittelnden, d.h. die 32
Durch diese, letztlich auch bescheidene, Haltung hatten die Jesuiten größere Chancen, die asiatischen Eliten zu gewinnen. Damit erkannten sie aber auch bis zu einem gewissen Maße die Legitimität der chinesischen und indischen Kultur gegenüber der christlichen an, machten sie die Missionierten gewissermaßen zu Partnern, nicht zu ›fehlgeleiteten Heiden‹. Ihre Mission war in manchen Bereichen eher der Versuch, die asiatische Kultur noch weiterzuentwickeln, als sie es bereits war, anstatt sie durch eine neue, christliche zu ersetzen. Anstatt die ›Chinesen zu Europäern‹ zu machen, wurden in mancher Hinsicht die ›Europäer Chinesen‹. Nicht umsonst legten die Jesuitenmissionare in China auch die Grundlagen für eine positive Rezeption der chinesischen Hochreligion des Daoismus in Europa, etwa durch erste Übersetzungen des Daode jing. (cf. Grasmück 2004, 33–39)
Kultureller Austausch und religiosidad popular
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Missionare, so daß letztlich neue, zuvor nicht dagewesen religiöse Phänomene entstehen können. Auch in Chile entstand so in Verbindung und wechselseitiger Beeinflussung – zunächst von indigenen Religionen und nachreformatorischiberischem Katholizismus sowie später noch beeinflußt durch Einwandererreligionen des 19. und 20. Jahrhunderts – eine Form eigenständiger, spezifisch chilenischer Religiosität. Besonders hervorstechend sind hierbei bis heute die meist als »religiosidad popular« (»Volksfrömmigkeit«)33 bezeichneten Formen, innerhalb derer die »mystische und gemeinschaftliche Erfahrung der Jungfrau Maria und der Heiligen«34 eine zentrale Bedeutung hat, dabei gleichzeitig jedoch gegenüber der amtskirchlich vertretenen Religion immer eine gewisse Autonomie bewahrte.35 Auf diesem Hintergrund entstanden neue Mariendevotionen wie die Virgen de Andacollo mit ihren religiösen Tänzen (bailes chinos; s.u. 4.1), die Virgen de La Tirana (s.u. 4.2) oder die Großwallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez (s.u. 4.3), aber auch die erst Ende des 19. Jahrhunderts aufkommenden, als animitas bekannten kleinen Schreine für gewaltsam zu Tode gekommene Menschen (s.u. 3.6.3).36 Die religiosidad popular bleibt dabei jedoch nicht auf Schichten der ›einfachen Bevölkerung‹ beschränkt. Gerade die Marienerscheinung von Peñablanca, die als Phänomen der religiosidad popular betrachtet werden kann, zeigt, daß entsprechende Frömmigkeits33
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36
Im folgenden wird der deutsche Begriff der ›Volksfrömmigkeit‹ vermieden. Neben vielfältigen methodischen Einwänden, etwa die zweifelhaft erscheinende Gegenüberstellung einer ›Volks-‹ und einer ›Elitenreligiosität‹ bezüglich bestimmer Frömmigkeitsformen, gibt auch die in vielen Kontexten immer noch pejorative Vewendung des Begriffs dazu Anlaß (cf. zusammenfassend Holzem 2002). Unter Rückgriff auf die Aufwertung der religiosidad popular (für den chilenischen Kontext cf. auch Johansson Friedemann 1990) u.a. durch die unten genannten CELAM-Konferenzen, die weit über den lateinamerikanischen Kontext hinaus zu einem theologischen Neuverständnis führten (cf.a. Rahner 1979), wird im folgenden die spanische Bezeichnung für die hier zur Untersuchung kommenden Phänomene vorgezogen. Salinas Campos 1999, 135 »The spirituality of most low-income Chileans [...] is a mixture of magic, syncretism, and private devotion to the saints. It is not that the Church lost the working classes in Latin America with the emergence of industrialization and urbanization – it never institutionally penetrated the culture of the poor. The Church throughout the continent has never had sufficient numbers of priests and religious to complete the work of evangelization once baptism was conferred. The piety, therefore, of the Chilean poor has developed traditions which are relatively independent of formal Church structures and remain for the most part unaffected by changes in official Church emphasis.« (Smith 1982, 50, Anm. 61) »El pueblo sencillo manifiesta una notable religiosidad popular en Chile con oraciones, cantos, bailes, trajes típicos, mandas, funerales, animitas y fíestas religiosas, especialmente con peregrinaciones a santuarios marianos y de santos a lo largo del país. [...] La Fiesta de Cuasimodo en los campos de la zona central, el Mes de María durante noviembre y el rezo del Santo Rosario, son también manifestaciones de la religiosidad popular. [....].« (Barrios Valdes 1992, 194f.)
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formen in allen Schichten der Bevölkerung verbreitet waren. Die aktiven Anhänger der Erscheinung stammten zum großen Teil aus der gebildeten oberen Mittelschicht, nicht aus der ›einfachen Bevölkerung‹. Die religiosidad popular ist mit Einschränkungen mittlerweile – angestoßen durch die Neubewertung durch das Vaticanum II, besonders aber die Konferenzen des Lateinamerischen Bischofsrats (Consejo Episcopal Latinoamericano [CELAM]) von Medellín (1968) und Puebla (1979) sowie die Enzyklika Pauls VI. Evangelii nuntiandi (»Über die Evangelisierung in der Welt von heute«; 8.12.197537 ) – fester Bestandteil der auch institutionalisierten katholischen Kirche in Chile: »Die Aufwertung der Volksreligiosität ist trotz ihrer Abirrungen und Mehrdeutigkeiten Ausdruck der religiösen Identität eines Volkes. Wenn sie sich von gewissen Verformungen reinigt, bietet sie einen vorzüglichen Boden für die Evangelisierung. Die Frömmigkeitsübungen und Meßfeiern waren immer ein Merkmal des lateinamerikanischen Katholizismus, sie beinhalten Werte des Evangeliums und sind Zeichen der Zugehörigkeit zur Kirche.«38
3.4 Zur religiösen Situation in Chile Peñablanca ist als öffentlicher religiöser und sozialer Vorgang untrennbar verbunden mit der gesellschaftlichen und politischen Situation seiner Zeit. Die seit 1973 andauernde Militärdiktatur und der mit dieser verbundene gesellschaftliche Druck, die schwere Wirtschaftskrise seit 1982, und seit Mai 1983 schließlich die ausbrechenden Proteste der Opposition und die diese begleitende öffentliche Gewalt, gehören zu den die Marienerscheinungen entscheidend mitbestimmenden Bedingungen. Doch trotz alledem bleibt Peñablanca letztlich ein dezidiert ›religiöser‹ Vorgang, der ohne seinen genuin religiösen Charakter, als Teil seiner historischen Individualität, nicht erklärt werden kann. Religion und Religiosität, allen voran der historisch tief verwurzelte und dem chilenischen Nationalstaat verbundene Katholizismus (s.a.o. 3.1, Anm. 7) und die vielen lebendigen Ausprägungen der religiosidad popular (s.o. 3.3), hatten im Chile der 80er Jahre einen prominenten gesellschaftlichen Stellenwert 37 38
Paul VI. 1976, Nr. 48, 107–109 »La revalorización de la religiosidad popular, a pesar de sus desviaciones y ambigüedades, expresa la identidad religiosa de un pueblo y, al purificarse de las deformaciones, ofrece un lugar privilegiado a la evangelización. Las grandes devociones y celebracíones populares han sido un distintivo del catolicismo latinoamericano, mantienen valores evangélicos y son un signo de pertenencia a la Iglesia.« (Puebla 63 [109]; cf. aaO. 147–154, Nr. 444 [317]–469 [341]; dt. Übers.: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1979, 33)
Zur religiösen Situation in Chile
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und haben diesen bis heute. Eine zumindest kursorische Betrachtung der ›religiösen Realität‹ Chiles kann deshalb nicht ausbleiben. Ein Blick auf die Religionsstatistik der jüngsten chilenischen Volkszählung aus dem Jahr 200239 und ein Vergleich mit der selben Statistik von 199240 soll einen Eindruck von den religiösen Verhältnissen des Andenstaates geben, von denen auch für die Untersuchung der Marienerscheinungen von Peñablanca auszugehen ist. Die Werte der Volkszählung beruhen auf Selbstauskunft der Befragten anhand vorgegebener Kategorien41 ; berücksichtigt wurde die Bevölkerung über 14 Jahre. Demnach zählt sich der größte Teil der chilenischen Bevölkerung mit deutlichem Abstand, aber leicht abnehmender Tendenz, zur katholischen Kirche (1992: 76,7%; 2002: 69,69%).42 Die zweitgrößte religiöse Gruppe bilden, mit leicht steigender Tendenz, die evangelischen Kirchen (»evangélicos«; 1992: 12,4%; 2002: 15,14). Im Gegensatz zu Deutschland bezieht sich in Chile wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern die Bezeichnung evangélicos in der Regel auf protestantisch-charismatische Frei- und Pfingstkirchen, die meist durch US-amerikanische Missionen ins Land kamen. Diese bilden auch in Chile unter den protestantischen Kirchen die größte und nach dem Katholizismus zweitwichtigste religiöse Gruppe des Landes.43 In Chile existiert darüberhinaus, zurückgehend auf die deutsche Immigration im 19. Jahrhundert (s.o. 59, bes. Anm. 19), eine kleine lutherische Kirche, deren Anteil für 1992 mit 0,8% angegeben wird (2002: k.A.).44 Danach folgen diejenigen Personen, die sich selbst als zu »keiner Religion« zugehörig, bzw. als »Atheisten« oder »Agnostiker« bezeichnen; auch hier ist wie bei den evangelischen Kichen eine Zunahme 39 40
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Instituto Nacional de Estadisticas 2002 Eine Religionsstatistik für die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts liegt leider nicht vor. Im Rahmen der Volkszählung von 1982 wurde die Religionszugehörigkeit nicht erfaßt (tel. Auskunft Instituto Nacional de Estadísticas, 11.6.2007); die Zahlen für 1992 folgen der zusammenfassenden Analyse in Mensaje/Parker Gumucio Mai 1994. Eine Ausnahme bildete die Kategorie »Andere(r) Religion/Glaube«, in der eine entsprechende Religionsbezeichnung von den Befragten angegeben werden konnte. Die Selbstbezeichnung als »katholisch« umfaßt innerhalb der chilenischen Bevölkerung eine große Bandbreite zwischen tatsächlich vorhandener Bindung an die offizielle Kirche und ein entsprechendes kirchliches Engangement, über gelegentliche Besuche des Gottesdienstes bis hin zu einer abstrakten Bindung an eine ›katholische Kultur‹ (cf. Fleet/Smith 1997, 137–148; s.a.u. 8.14). Für die Diözese Valparaíso, innerhalb der sich die Marienerscheinungen von Peñablanca abspielten, finden sich in La Estrella de Valparaíso (23.7.1983a) Angaben über einen Bevölkerungsanteil von 80% Katholiken (bezogen auf 905.000 Einwohner), wobei die Zeitung auch auf das Problem der nur nominellen Zugehörigkeit hinweist: »[...] de las cuales, un 80 por ciento se confiesa católica, aun cuando no practique estrictamente la religión.« Cf. u.a. Martin 1993 Außerdem sind in Chile noch Anglikaner, Presbyterianer, Methodisten, Baptisten, Adventisten und die Heilsarmee anzutreffen (Barrios Valdes 1992, 195), die innerhalb der offiziellen Religionsstatistik offensichtlich unter »evangélicos« subsumiert werden.
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zu erkennen (1992: 5,8%; 2002: 8,3%). Die letzte größere Gruppe bildet die nicht weiter ausdifferenzierte, in der Größe stabil bleibende Kategorie »Andere(r) Religion oder Glaube« (1992: 4,2%; 2002: 4,39), unter der vermutlich auch die indigenen Religionen Chiles, wie etwa die Religion der Mapuche45 , subsumiert werden, leider ohne diese im einzelnen auszuweisen. Weitere kleine religiöse Gruppen sind die Zeugen Jehovas (1992: k.A.; 2002: 1,06%), Mormonen (1992: k.A.; 2002: 0,92%), Juden (1992: k.A.; 2002: 0,13%), christlich-orthodoxe Kirchen (1992: k.A.; 2002: 0,06%) und Muslime (1992: k.A.; 2002: 0,03%). Trotz der formal mehrheitlichen Zugehörigkeit der chilenischen Bevölkerung zur katholischen Kirche, ist die Teilnahme an offiziellen katholischen Riten eher gering; nur 11% der als katholisch registrierten Chilenen besuchen regelmäßig die Sonntagsmesse. Anders stellte sich dieses Verhältnis bei mestizisierten Festen religiösen Charakters dar; um 1980 wurden 272 solcher Feste gezählt, davon 132 zu Ehren Heiliger, 75 zu Ehren der Jungfrau Maria und 58 zu Ehren Christi, an denen über 4 Millionen Menschen teilnahmen.46 Die Feste und Wallfahrten der religiosidad popular hatten und haben also in Chile ganz unabhängig von den Vorgängen von Peñablanca das Potential, große Mengen von Menschen zu bewegen, eine Grundvoraussetzung, die bei der Entstehung von Peñablanca als Massenphänomen eine entscheidende Rolle spielte. Denn trotz aller genannten Einschränkungen bleibt festzuhalten, daß ein Bevölkerungsanteil von etwa 75% Katholiken oder zumindest der katholischen Kirche Nahestehender, eine gewisse Grundvoraussetzung für ein potentielles massenhaftes Interesse an einer Marienerscheinung bildet.
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Die Religion der Mapuche ist vermutlich polynesischen Ursprungs. Dem wichtigsten höheren Wesen, Ngenechén, wird gleichermaßen die Erschaffung und die Erhaltung der Welt zugesprochen. Ngenechén trägt androgyne Züge, umfaßt in sich die Paare Frau/Mann bzw. Mutter/Vater (Ngenechén Kusé/Ngenechén Fuchá) und jung/alt und wird als in der »Fülle der Erde« (wenumapu) wohnend angenommen. (cf. Dowling Desmadryl 1971; Alonqueo P. 1979; Foerster 1993; Citarella 2000; Brech 1985; Montecino Aguirre 2003, 325) Als religiöse Spezialisten genossen die machi, die gleichermaßen Frauen oder Männer sein konnten (s.a.u. 14.6.1, Anm. 111), wohl nicht nur bei den Mapuche selbst, sondern später auch bei Bevölkerungsschichten iberischen Ursprungs – meist als Heiler – große Verehrung. Cf. Salinas Campos 1999, 134; bezogen auf eine Einwohnerzahl von etwa 11 Millionen in diesem Zeitraum (s.a.o. 1, Anm. 5) entspricht diesem einem Anteil von etwa 36%, der über drei mal höher liegt, als der Meßbesuch.
Kirche und Gesellschaft in Zeiten der Diktatur
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3.5 Kirche und Gesellschaft in Zeiten der Diktatur: Chile 1983 3.5.1 Wirtschaftskrise, Protest und neue Zivilgesellschaft Das Jahr, in dem ab Mitte August der siebzehnjährige Miguel Ángel Poblete mit seinen Berichten über Erscheinungen der Jungfrau Maria in der V. Región Schlagzeilen machte, war ein aufgewühltes und gleichzeitig symbolisch aufgeladenes Jahr für Chile, man könnte sagen: ein ›Krisenjahr‹, aber auch ein Jahr des Aufbruchs.47 Am 11. September 1983 jährte sich zum zehnten Mal der Putsch von 1973, für die Militärregierung Pinochet ein Anlaß für offizielle Feierlichkeiten48 und öffentlich zur Schau gestellter Legitimation49 dieser von ihr selbst so benannten »zehn Jahre Freiheit«50 . Gleichzeitig jedoch befand sich das Land seit 1982, mit ausgelöst durch die weltweite Rezension und sinkende Kupferpreise, in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen seit 1929. Auch damals unter der autoritären Regierung des Generals Carlos Ibañez del Campo (1927–1931) betrug die Arbeitslosenquote fast 30%. 1982 waren es bereits wieder 25,5%, und 1983 erfolgte nochmals ein Anstieg um 3,4 Punkte auf 28,9%.51 Die traditionell starke Abhängigkeit der chilenischen Wirtschaft von Exporten, v.a. von Rohstoffen wie Kupfer, war im Rahmen der neoliberal-monetaristischen Liberalisierungspolitik unter Pinochet – geleitet von den Ideen der sogenannten Chicago boys52 – beibehalten 47
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»El período [1981–1984] está signado por los inicios de la crisis de la dictadura, un proceso de crisis que se manifiesta en el colapso de su modelo económico, en la notoria perdida de legitimidad del régimen y en la reestructuración del bloque en el poder. Concomitante con la crisis del régimen y su modelo económico social, irrumpe en este período la sociedad civil articulada en movimientos sociales de protesta que por primera vez cuestionan a legitimidad y continuidad del régimen militar.« (Cancino Troncoso 1997, 113) Cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 356 Im Vorfeld der offiziellen Feierlichkeiten fand am 9.9.1983 eine durch die Regierung organisierte Kundgebung zur Unterstützung Pinochets im Zentrum Santiagos statt. (cf. Spooner 1994, 194; La Estrella de Valparaíso 10.9.1983a, Qué Pasa/O´Shea 15.– 21.9.1983) »Diez Años de Libertad«, so etwa der Titel einer Reihe mit vier Sondermarken der chilenischen Post (cf. La Estrella de Valparaíso 13.9.1983a) Noch 1981 war die Arbeitslosigkeitsquote gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozentpunkte von 17,3% auf 15,6% zurückgegangen (Angaben beinhalten das staatliche Beschäftigungsprogramm »Programa de Empleo Mínimo«; cf. Collier/Sater 2004, 373; Mensaje September 1983, 498; Huneeus Madge 2000a, 511–513). Es handelte sich um eine Gruppe von an der Universität Chicago ausgebildeten Ökonomen, die schon vor dem Putsch eng der konservativ-politischen Bewegung des chilenischen »gremialismo« verbunden gewesen waren. Als wichtigste Wirtschaftsberater der Regierung Pinochet waren die Chicago boys, unter der Leitung von Sergio de Castro Spikula und in Zusammarbeit mit der einflußreichen zentralen Planungsbehör-
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und in Teilen noch verstärkt worden. Dabei war Kupfer in den 70er und 80er Jahren mit Abstand Chiles wichtigstes Handelsgut, mit einem Anteil von bis zu 80% an den Exporterlösen53 . Entsprechend verheerend wirkte sich der niedrige Kupferpreis auf die chilenische Wirtschaft aus.54 In der ersten Jahreshälfte 1983 kam es infolgedessen zum ersten Mal seit der Machtergreifung der Militärs zu öffentlichen Massenprotesten gegen die Regierung Pinochet. Der erste dieser nationalen Protesttage, der sogenannten protestas nacionales, fand am 11.5.1983 statt, organisiert von der Gewerkschaft der Kupferarbeiter (Confederación de Trabajadores del Cobre, CTC)55 , und wiederholte sich in den folgenden Monaten56 : »Den spektakulärsten und folgenreichsten politischen Einschnitt der autoritären Ära stellten die 1983 beginnenden Massenproteste dar, die als ›Wiederauferstehung‹ der Zivilgesellschaft bezeichnet werden.«57
Die Militärregierung, überrascht vom Ausmaß der Proteste, reagierte mit brutaler Repression, viele Demonstranten mit Gegengewalt.58 In manchen Außenbezirken Santiagos herrschten an den Tagen der Proteste bürgerkriegsähnliche Zustände.59 Die nun seit zehn Jahren zum ersten
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de ODEPLAN (Oficina de Planificación Nacional), verantwortlich für die Konzeptionierung und Umsetzung der ökonomischen Reformen der Junta hin zu einem von ›reinen‹ Marktmechanismen geleiteten Wirtschaftssystem bei gleichzeitig größtmöglichem Rückzug des Staates aus der Ökonomie. (cf. Huneeus Madge 2000a, 44–52; Ders. 2000b) Cf. Mensaje September 1983, 491; Auswärtiges Amt 2009 (Internetquelle) Das Bruttoinlandsprodukt fiel um etwa 25%, von knapp 400 Milliarden Pesos (Kurs von 1977) im Jahr 1981 auf etwa 300 Milliarden 1983. (Mensaje September 1983, 485) Cf. Huneeus Madge 2000a, 511; Correa Sutil/Figueroa Garavagno/Jocelyn Holt Letelier 2001, 328f.; cf. auch das Interview des Spiegels mit Rodolfo Seguel, dem Vorsitzenden der Kupfergewerkschaft CTC, unter dem Titel »90 Prozent der Bürger stehen hinter uns«: »SPIEGEL: Herr Seguel, Sie haben im Mai mit Ihren Aufruf zum ersten Protesttag eine Volksbewegung gegen das Militärregime ausgelöst. Hätten Sie das damals erwartet? SEGUEL: Nein, wahrhaftig nicht. Wir hatten nicht im Traum daran gedacht, daß wir mit unserem Protest eine solche Lawine lostreten würden, obwohl wir schon am ersten Protesttag breite Unterstützung fanden, vor allem in den großen Städten. Was dann daraus wurde, zeigt wie groß das Bedürfnis des Volkes war, sich zu artikulieren, was sich da in zehn Jahren aufgestaut hatte.« (Der Spiegel 12.9.1983, 140) Die Daten der protestas nacionales (p.n.) bis Oktober 1983 waren: erste p.n. 11.5., zweite p.n. 14.6., dritte p.n. 12.7., vierte p.n. 11./12.8., fünfte p.n. 8.–11.9., sechste p.n. 11.–13.10. (Apsi/Maza/Garcés 1.–14.11.1983; s.a.o. Chronologie ab S. XXVII). Thiery 2000, 143 »The regime responded to these manifestations of opposition by attempting to siphon off the moderate civilian leaders while unleashing the military’s apparatus of repression. Between May and September 1983, eighty-five people were shot and killed; over 5,000 arrested.« (Kornbluh 2003, 424f; cf. Lützelberger 2004, 929f.; Huneeus Madge 2000a, 24; Angell 1996, 973f.; Cancino Troncoso 1997, 131) Auch während der offiziellen Feierlichkeiten zum Jahrestag des Putsches (s.a.o. Anm. 49) hielt in einigen Armenvierteln Santiagos, den sogenannten poblaciones, die Gewalt
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Mal wieder deutlich öffentliche und in den Medien wahrnehmbare Gewalt – über die nicht minder gewalttätigen Menschenrechtsverletzungen der Sicherheitsorgane in den geheimen Foltergefängnissen schwieg die Presse größtenteils – beunruhigte v.a. auch die chilenische Mittelschicht (cf. 8.14). Die gewaltsamen Proteste, aber auch vermehrte terroristische Anschläge gegen Sachen und Personen, und die damit verbundene ›Unsicherheit‹ – deutlich im Kontrast stehend zur bestimmenden Regierungsdoktrin der seguridad nacional, der nationalen Sicherheit – wurden zu einem der bestimmenden Themen der chilenischen und der internationalen Öffentlichkeit, als selbst Papst Johannes Paul II. im Rahmen der Generalaudienz vom 13.7.1983 seiner Besorgnis über die Zustände in Chile Ausdruck verschaffte60 : »In diesen Tagen richtet sich die besondere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die soziale Unruhe und Spannung, in der das Volk von Chile zur Zeit lebt, [...]. Die chilenischen Bischöfe haben auf die Schwere der Situation aufmerksam gemacht und [...] dazu ermahnt – treffend, ausgeglichen und mit seelsorgerlicher Klugheit – den Weg der Gewalt nicht einzuschlagen [...]. Wir bitten inständig und voller Hoffnung und gedenken in unserem Flehen inbrünstig der Heiligen Jungfrau, damit die Verpflichtung für die Wahrheit, für den Respekt vor dem Menschen und für die Liebe zur Gerechtigkeit und zum Frieden wieder Ziel und Tat aller werde, für das wahre weltliche und geistliche Wohlergehen des chilenischen Volkes«61
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infolge der fünften protesta nacional noch an: »Algunas poblaciones se mantuvieron en pie de guerra durante cuatro días consecutivas. Cuatro personas murieron en las violentas refriegas nocturnas«; Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 355); cf. auch die Berichterstattung des Spiegels im Rahmen des zehnjährigen Jahrestags des Militärputschs sowie darunter ein Interview mit Innenminister Jarpa (Ausgabe vom 19.9.1983) über die Ursachen der chilenischen Wirtschaftskrise und den Zusammenhang zwischen Polizeieinsätzen und Straßengewalt: Der Spiegel 12.9.1983; 19.9.1983; 26.9.1983. Die Ansprache von Johannes Paul II. wurde in der chilenischen Presse viel beachtet. In La Estrella de Valparaíso wird sie sogar zum Aufmacher (13.7.1983a), während die Titelzeile über die schweren Ausschreitungen an der Universidad Católica de Valparaíso, über die in derselben Ausgabe viel ausgiebiger als über die Äußerung des Papstes berichtet wird (La Estrella de Valparaíso 13.7.1983b), an den unteren Rand der Titelseite rücken (cf. auch El Mercurio de Santiago, der den Text der päpstlichen Erklärung vollständig abdruckt; El Mercurio de Santiago–Edición Internacional 9.– 15.7.1983). »In questi giorni l’opinione pubblica rivolge particolare attenzione al malessere e alla tensione sociale in cui vive la popolazione del Cile, [...]. I Vescovi cileni hanno avvertito la gravità della situazione e già nella dichiarazione, [...] hanno vivamente esortato, con equilibrio e saggezza di Pastori, a non intraprendere il cammino della violenza, [...]. Preghiamo con insistenza e speranza - unendo nella nostra supplica un pensiero fervido alla Vergine Santissima - affinché l’impegno per la verità, per il rispetto dell’uomo, per l’amore alla giustizia e alla pace divengano proposito e azione
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Gleichzeitig mit dem Wiedererstarken einer sich am sichtbarsten in den Straßenprotesten artikulierenden Zivilgesellschaft kam es auch im Bereich der politischen Arena erstmals seit zehn Jahren wieder zu deutlichen Bewegungen, die auf eine Veränderung innerhalb des autoritären Regimes hoffen ließen. Mit der Ernennung von Sergio Onofre Jarpa Reyes zum neuen Innenminister am 10.8.1983 sowie der Besetzung der Mehrzahl der Kabinettposten mit Nicht-Militärs62 , wurde ein Prozeß eingeleitet, der als die política de la apertura (»Öffnungspolitik«) bekannt werden sollte (s.a.u. 8.14).63 Jarpa begann, unter Vermittlung des Erzbischofs von Santiago, Juan Francisco Fresno Larraín (s.u. 3.5.3, Anm. 103), mit Vertretern der noch immer existierenden, wenn auch bislang ohne jede Handlungsmöglichkeit gebliebenen politischen Opposition direkt zu verhandeln. Es bestand Aussicht, auf eine Normalisierung des politischen Prozeß, der im Sinne einer »nationalen Einigung« (acuerdo nacional) die zivilen politischen Parteien einbeziehen und mittelfristig in eine Demokratisierung übergehen sollte. An der immer weiter eskalierenden Spirale von gewaltsamer Unterdrückung der Proteste und entsprechender Gegengewalt änderte dieses Zeichen politischen Aufbruchs jedoch nichts. Nur einen Tag nach Jarpas Ernennung64 , während der vierten großen protesta nacional am 11.8. – ein Tag vor der 9. Marienerscheinung in Peñablanca – endete der Einsatz von 18.000 Soldaten gegen die Demonstranten in Santiago65 mit Dutzenden von Toten und Hunderten von Verletzten. Es war ein Tag der Gewalt, der das Land bewegte und die Titelseiten der Zeitungen füllte66 . In dieser angespannten Lage war es die katholische Kirche, die nun zum wiederholten Male in diesem Krisenjahr, wie schon in den Jahren zuvor, in Gestalt der chilenischen Bischofskonferenz (Conferencia Episcopal de Chile [CECH]), ihre Stimme kritisch erhob und schon am folgenden
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di tutti, per il vero benessere temporale e spirituale del popolo cileno.« (Johannes Paul II. 13.7.1983; cf. Cancino Troncoso 1997 131f.) La Estrella de Valparaíso 10.8.1983a; darunter befand sich auch Mónica Madariaga Gutiérrez (s.a.u. 12.3.4) als neue Justizministerin. Huneeus Madge 2000a, 519–531 Die durch die Militärregierung bewirkte starke Fragmentierung der innenpolitischen Zuständigkeiten, die den durchgängig mit Militärs besetzten Regionalverwaltern (intendentes) großes Gewicht gab, erschwerte den Einfluß von Jarpa und seine Handlungsfähigkeit hinsichtlich der Implementierung einer neuen, offeneren politischen Strategie. Cf. La Estrella de Valparaíso 10.8.1983b; der am 11.8. stattfindende Militäreinsatz gegen die Demonstranten stand unter der Verantwortung von General Roberto Guillard, intendente der Región Metropolitana (cf. Huneeus Madge 2000a, 520), wurde in der öffentlichen Meinung aber Jarpa angelastet. Cf. exemplarisch La Estrella de Valparaíso 12.8.1983a
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Tag, dem 12.8.198367 , einen »Neuen Aufruf« (»Un nuevo llamado«) an die chilenische Öffentlichkeit richtete und sich damit ein weiteres Mal als politische, der Militärregierung in Opposition gegenüber stehende gesellschaftliche Kraft sichtbar wurde: »Wir Bischöfe von Chile waren in Santiago zur Vollversammlung zusammengekommen, am Tag des vierten nationalen Protestes. Wir hörten die Hubschrauber, den Lärm der Protestierenden und die Schüsse. Nach und nach erfuhren wir von Toten und Verletzten [...]. Als Hirten der Heiligen Mutter Kirche, bringen wir ihren Schmerz zum Ausdruck. [...] Es ist notwendig, daß die Drohungen, Provokationen und die Gewalt, von welcher Seite sie auch kommen mögen, aufhören, ebenso wie die Unnachgiebigkeit und die übermäßigen Repressionen. Möge es einen ehrlichen Willen auf allen Seiten geben, nach einer nationalen Übereinkunft zu suchen [...]. [...] Es scheint jetzt nötiger denn je, daß wir gemeinsam mit dem heiligen Franziskus wiederholen: ›Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens.‹«68
3.5.2 Die katholische Kirche im Konflikt mit dem Militärregime Die katholische Kirche, dies gilt es für das Verständnis der gesellschaftpolitischen Situation in Chile Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts und insbesondere auch für die Entwicklungen im Kontext der Marienerscheinungen von Peñablanca zu beachten, war im Verlauf von zehn Jahren Militärdiktatur, zu einem gewichtigen politischen Faktor geworden, der den engen Bereich pastoralen Wirkens in der Gesellschaft deutlich überschritt.69 Während direkt nach dem Putsch 1973 eine Minderheit des Episkopats und des chilenischen Klerus (›Integralisten‹)70 dem Umsturz 67
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Am selben Tag besuchte ein einzelner Vertreter der katholischen Kirche, der Gemeindepfarrer Luis Fernández, mit einer Gruppe aus seiner Pfarrei den bis dahin unbekannten Hügel bei Peñablanca, und verschaffte so den Marienerscheinungen von Peñablanca eine erste Form öffentlicher Wahrnehmung (s.u. 7.4). »Los Obispos de Chile, estábamos reunídos en Asamblea Plenaria en Santiago el día de la cuarta protesta nacional. Percibimos los helicópteros, el ruido de los que protestaban y el de las balas. Poco a poco fuimos sabiendo de muertos y heridos [...]. Como pastores de la Santa Madre Iglesia, expresamos su dolor. [...] Es necesario que cesen las amenazas, las provocaciones, la violencia de cualquier lado que venga, las intransigencias y las represiones desmedidas. Que haya un deseo sincero de parte de todos de buscar el consenso nacional [...]. [...] Ahora más que nunca parece necesario que repitamos con San Francisco: ›Señor, haz de mí un instrumento de tu paz‹«. (CECH 1984a; cf. La Estrella de Valparaíso 13.8.1983; La Estrella de Valparaíso 9.8.1983) Zur Übersicht cf. Smith 1982; Fleet/Smith 1997; Cancino Troncoso 1997; Correa/VieraGallo o.J. [1986]; Fernández Fernández 1996; Aguilar 2004; Ders. 2006a; Ders. 2006b; Mella 1987; zur Rolle der protestantischen Kirchen und ihren Einfluß auf die innerkatholischen Entwicklungen cf. Gill 2003 »En el universo significatívo de la Iglesia católica se denomina como ›integristas‹ a las corrientes nostálgicas del discurso y actitud refractaria al mundo moderno de la
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angesichts der instabilen innenpolitischen Lage, aber auch aus dezidiertem Antikommunismus heraus71 begrüßten72 , verhielt sich der größere Teil der katholischen Hierarchie zunächst abwartend. Man betrachtete die Militärherrschaft als eine nur vorübergehende, zwar nicht gewünschte, aber eben doch faktisch vorhandene Regierung wie jede andere, mit der es die Position der Kirche zu verhandeln galt. Zwar gaben die Bischöfe bereits in der ersten öffentliche Erklärung der CECH am 13.9.1973, nur zwei Tage nach dem Putsch, ihrer Bestürzung über das große Maß an Gewaltanwendung Ausdruck, ohne jedoch die Urheber derselben explizit zu nennen oder zu verurteilen. Stattdessen enthielt das Dokument einen Aufruf an die Bevölkerung, mit den neuen Autoritäten zusammenzuarbeiten, und appellierte gleichzeitig an die »demokratische und humanistische« Tradition des chilenischen Militärs, verbunden mit dem Wunsch nach einer baldigen Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung.73 Diese hier zum Ausdruck kommende abwartende Haltung, die einerseits eine offene Auseinandersetzung mit der Militärregierung vermied, andererseits derselben eine dezidierte Unterstützung verweigerte74 , blieb zunächst bis 1974 die bestimmende Linie in der CECH. Auch wenn die kirchliche Position zunächst also durchaus ambivalent war, erschien die versagte Legitimation aus Sicht der Junta als »feindlicher Akt« und eröffnete so von Beginn an eine Konfliktlinie zwischen der Militärregierung
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Iglesia pre-conciliar. Estas corrientes se autodenominan como ›católicos tradicionales‹. El discurso ›integrista‹ se articula en el principio de inamovilidad de la doctrina de la Iglesia, entendida como verdad absoluta que es valedera para todos los tiempos. A este respecto, el integrismo rechaza el pluralismo, base de la democracia y se identifíca con regímenes autoritarios o dictatoriales [...].« (Cancino Troncoso 1997, 49) Hierzu gehörte auch Miguel Contardo, der spätere geistliche Leiter Pobletes (s.u. 8.6). »Los sectores eclesiales integristas [...] no vacilaron en agradecer as las FFAA [Fuerzas Armadas] por salvar a la patria del marxismo. Esta fue la posición pública asumida por los siguientes obispos; Mons. Emilio Tagle, obispo de Valparaíso; Francisco Borja Valenzuela, obispo de San Felipe; Juan Francisco Fresno, obispo de La Serena [Hervorh. OG]; Obispo Augusto Salinas, Linares; Eladio Vicuña, obispo de Chillán; Manuel Sánchez obispo de Concepción y Orozimbo Fuenzalida, obispo de los Ángeles. [...].« (Cancino Troncoso 1997, 26f.; cf. Smith 1982, 292f.); cf. auch das Grußwort Tagles anläßlich der Amtseinsetzung seines Nachfolgers, in der er die Legitimationsrhetorik des Militärputsches direkt aufgreift: »Expresar también mi reconocimiento a la autoridad den especial al Presidente de la República, que salvó a la Patria de caer en el abismo.« (La Estrella de Valparaíso/González A./Mejías 25.6.1983) Cf. Cancino Troncoso 1997, 24; Smith 1982, 288f.; Aldunate L. 1986, 177–179 So erteilte der Erzbischof von Santiago, Raúl Kardinal Silva (s.u. Anm. 79), dem Ansinnen der Militärs, das traditionelle, mit einem offiziellen Staatsakt verbundene Te Deum zum chilenischen Nationalfeiertag am 18.9., das für gewöhnlich in der Kathedrale von Santiago gehalten wurde, auf das Gelände der Militärakademie zu verlegen, eine klare Absage. Stattdessen fand der Gottesdienst im Templo de la Gratitud Nacional statt. (cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 17f.; Aguilar 2006a, 250–253)
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und der kirchlichen Hierarchie75 , auch wenn diese in den folgenden Monaten bemüht war, durch eine grundlegende Akzeptanz der neuen faktischen Machthaber, den Handlungsspielraum der Kirche als soziale Organisation zu erhalten.76 Im Gegensatz zu der offiziell abwartenden Haltung gegenüber dem Regime, leisteten verschiedene kirchliche Stellen praktisch von Beginn an sowohl Opfern der staatlichen Repression und Gewalt sowie den von den neoliberalen Wirtschaftsreformen besonders betroffenen armen Bevölkerungsschichten karitative Hilfe. Eben diese Aktivitäten, insbesondere die Arbeit des am 6.10.1973 als Organisation zur Unterstützung von Verfolgungsopfern gegründeten »Comité de Cooperación para la Paz en Chile (Comité Pro-Paz, COPACHI; s.a.u.)«77 , bildeten den Ausgangspunkt für eine Verschärfung der Spannungen zwischen Kirche und Militärs im Verlaufe des Jahres 1974. Gleichzeitig veränderte sich zumindest teilweise der offizielle Umgangston; bis Anfang 1976 bei der Kritik an einzelnen Auswüchsen der staatlichen Repression und der neuen Wirtschaftsordnung, ohne daß es zu einer eindeutig formulierte Verurteilung des Regimes kam.78 Auf der anderen Seite stand aber auch das Engagement einzelner, in erster Linie des Erzbischofs von Santiago, Raúl Kardinal Silva Henriquez79 (s.a.u. 3.5.3), der zu einer öffentlichen Stimme
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»El Cardenal [Silva; OG] refiere en sus memorias que la decleración ›fue considerada por la junta como un acto hostil‹. Las autoridades militares aspiraban a recibir del Episcopado una señal inequívoca de legitimación del gobierno de facto.« (Cancino Troncoso 1997, 25) »An early October meeting between the four members of the junta and Cardinal Silva finalized this understanding between Church and state. For its part, the government would not curb the instiutional freedom of the Church, [...]. The Church, in turn, would accept the legitimacy of the government [...].« (Smith 1982, 290) Verantwortet wurde das Komitee gemeinsam von der katholischen, der baptistischen, der methodistisch-pentecostalen, der lutherischen und der orthodoxen Kirche sowie der jüdischen Gemeinschaft. (cf. Cancino Troncoso 1997, 43) »[...] the hierarchy articulated their criticisms at first specifically and later more vaguely, and on each occasion included praise for what they considered to be good intentions and some sound accomplishments of the junta.« (Smith 1982, 287) Silva (27.9.1907–9.4.1999), studierte ab 1923 zunächst Jura in Santiago, ab 1927 parallel dazu Theologie in Turin und wurde von Beginn an geprägt durch die katholische Soziallehre (juristischer Abschluß 1930, Priesterweihe 1938). Er war sowohl Teilnehmer des Vaticanums II und der CELAM-Konferenz in Puebla (1967) als auch an deren Rezeption in Chile maßgeblich beteiligt. Als Bischof stand er in Chile seit dem 29.11.1959 der Diözese Valparaíso vor und wurde am 14.5.1961 zum Erzbischof von Santiago ernannt (Einsetzung: 24.6.). Am 19.3.1962 wurde er von Papst Johannes XXIII. zum Kardinal erhoben. (Céspedes/Garreaud 1988, 727f.; CECH o.J.b [Internetquelle]; Aguilar 2006a)
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wurde, die immer wieder die Menschenrechtsverletzungen des Regimes anprangerte.80 Was die Positionierung der katholischen Kirche gegenüber und ihrer Rolle während der Militärregierung angeht, stand an herausragende Stelle – neben der zunächst verhaltenen und ab 1976 schließlich deutlichen diskursiven Kritik in Erklärungen, Pastoralbriefen und anderen öffentlichen Äußerungen der kirchlichen Hierarchie – ihr bereits direkt nach dem Putsch einsetzendes humanitäres Engagement für die Opfer von Verfolgung und wirtschaftlicher Not. Die Kirche war damit nicht nur ein diskursiver Akteur, der Regimekritik öffentlichen Raum bot, sondern übernahm im Verlauf der Diktatur immer mehr zivilgesellschaftliche Funktionen, die zuvor von anderen, nun zerschlagenen Organisationen verantwortet worden waren.81 Die Kirche und ihre Einrichtungen bildeten mehr und mehr eine Art ›Schutzraum‹, innerhalb dessen Zivilgesellschaft überleben und sich weiterentwickeln konnte, bis zu ihrer auch öffentlichen »Wiederauferstehung« (s.o. 3.5.1, Anm. 57) Anfang der 80er Jahre, als auch die Marienerscheinungen von Peñablanca und ihre Anhänger als eine besondere Form religiös motivierten zivilgesellschaftlichen Engagements von sich Reden machten (s.u. 8.14): »Innerhalb einer Zivilgesellschaft, deren Verbandstruktur durch die staatliche Repression zerstört oder zumindest geächtet wurde, nutzte die Kirche ihre institutionellen Räume zum Aufbau eines ›neuen sozialen Netzwerks der Bevölkerung‹ in Form volksnaher Organisationen, die sich konkreter Problemstellungen, wie Arbeitslosigkeit, Gesundheitsversorgung, Wohnraum, öffentliche Suppenküche und Werkstätten etc., annahmen. [...] Die Kirche als Institution förderte und schützte diese Organisationen angesichts der repressiven Bedrohung durch die Diktatur, aber diese entwickelten sich letztlich eigenständig.«82
Ausgangspunkt dieses Engagements war das bereits genannte, im Oktober 1973 gegründete, ökumenische Comité Pro-Paz, dessen Mitarbeiter –
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»In fact, Silva was a thorn in the military’s side from the beginning. His was one of the first voices to call publicly for the early restoration of political freedoms and normal judicial processes.« (Fleet/Smith 1997, 61) »[...] die katholische Kirche [blieb] lange Zeit das einzige auch organisatorisch gefestigte Bollwerk gegen den autoritären Staat.« (Thiery 2000, 145f.) »En una sociedad civil, cuyo tejido asociativo ha sido destruido o proscrito por la represión estatal, la Iglesia utiliza su espacio institucional para contribuir a la creación ›de un nuevo tejido social popular‹ en la forma de organizaciones populares articuladas a partir de demandas concretas como desempleo, salud, viviendas, comedores populares, talleres, etc. [...] La Iglesia promovió y amparó a estas organizaciones institucionalmente, frente a la amenaza represiva de la dictadura, pero éstas se fueron desarrollando autónomamente.« (Cancino Troncoso 1997, 62f.; cf. Smith 1982, 289)
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wenn auch unter ständigem Druck der Behörden – in zahlreichen Einzelfällen staatlicher Gewalt den Opfern juristische, materielle und psychologische Hilfe anboten und gleichzeitig eine umfangreiche Dokumentation der systematischen Menschenrechtverletzungen sowie der desolaten wirtschaftlichen Situation in den armen Schichten der Gesellschaft anfertigten.83 Nach der Verhaftung mehrerer Mitarbeiter von COPACHI, die verwundeten Angehörigen des »Movimiento de Izquierda Revolucionario (MIR)«84 dabei geholfen hatten, Asyl in ausländischen Botschaften zu erhalten, wuchs der Druck auf Kardinal Silva, die Arbeit des seitens der Regierung immer wieder angefeindeten Komitees zu beenden. Am 11.11.1975 forderte Pinochet ihn brieflich zur Auflösung von COPACHI auf. Der Kardinal verteidigte in seiner Antwort zwar die Arbeit der Organisation, stimmte aber einer Auflösung zu. Nur etwa zwei Monate später fand die Organisation jedoch einen würdigen Nachfolger: die neugegründete Vicaría de la Solidaridad85 . Diese bildete im Gegensatz zu COPACHI eine eigenständige kirchliche Verwaltungseinheit der Erzdiözese Santiago und war so besser gegen staatliche Repression geschützt. Sie übernahm in vollem Maße die Aufgaben des Comité Pro-Paz und führte dessen Arbeit bis zum Ende der Militärdiktatur fort. »Vicaria services enabled many Chileans to survive physically and psychologically hard times. Their primary objective, however, was the development of popular organizations through which people could partially resolve their own problems. In the absence of other outlets and activities, the programs constituted public spaces in which people could come together and develop feelings of solidarity with one another. They became vehicles of organizational, social, and political development for the duration of the period of military rule.«86
Indem die chilenische Kirche so ihr pastorales Handeln zunehmend am kontingenten hier und jetzt des »ganzen Menschen« ausrichtete – an der menschlichen Körperlichkeit, am Leiden der Gefolterten, Verfolgten und Exilierten, ihrem Menschenrecht auf Unversehrheit ebenso wie an von Armut und Hunger infolge der neoliberalen Wirtschaftspolitik Betroffenen –, reagierte sie nicht nur auf die akute, durch die Militärherrschaft bedingte Notsituation vieler Menschen in Chile, sondern griff gleichzeitig zentrale Aussagen des Vaticanum II und 83 84
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Cf. Smith 1982, 312–314 Der ehemalige bewaffnete Arm der Unidad Popular, dessen Miglieder zu Hunderten dem Staatsterror der Pinochet-Diktatur zum Opfer gefallen waren, verübten trotz aller Repressionsmaßnahmen immer wieder spektakuläre terroristische Anschläge auf führende Mitglieder der Militärregierung und deren öffentliche Einrichtungen, wie etwa am 30.8.1983 auf den Intendente der Región Metropolitana Carol Urzúa (s.u. 8.14). Cf. Fernández Fernández 1996, 177–209; Fleet/Smith 1997, 62f. Fleet/Smith 1997, 67
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der Lateinamerikanischen Bischofkonferenzen von Medellín (1968) und Puebla (1979) auf.87 Diese ›Weltbezogenheit‹ der Kirche und ihr Eintreten für das Kontingente paßte weder in das Schema der Militärregierung, die jegliche Einmischung in tagespolitische Themen als Angriff wertete, noch in das Bild einer rein auf die Verwaltung der Sakramente und der Orientierung des Menschen hin auf das transzendente bezogenen Kirche sowie der Erhaltung der bestehenden Ordnung, wie es vereinfacht gesagt die ›integralistische‹ Minderheit in der chilenischen Kirche sah, die dem Regime nahestand, wie Carlos González Cruchaga, Bischof von Talca, es 1984 in einem Artikel für Mensaje ausdrückte: »Die Kirche glaubt daran, daß ihre Mission sich in Treue zu Jesus Christus an alles richtet, was menschlich ist, an den ganzen Menschen nicht nur auf einzelne Aspekte des Menschen. Der Auftrag der Kirche umfaßt die Rettung und Befreiung des ganzen Menschen von aller Unterdrückung oder Beherrschung. Im militärischen Schema ist die Aufgabe der Kirche ›spiritueller‹ Natur und es gehört nicht in ihren Bereich konkrete, ›kontigente‹ Probleme anzugehen.«88
Zunächst jedoch verhinderte sowohl die immer noch bei vielen Bischöfen vorherrschende Überzeugung, daß die Militärherrschaft nur von kurze Dauer sein würde und man währendessen durch persönliche Intervention mehr erreichen könne als durch öffentliche Kritik, als auch die Stimmen der ›integralistischen‹ Minderheit innerhalb der CECH eine einhellige, kritische Positionierung der Bischofskonferenz. Obwohl die beiden wichtigsten Erklärungen dieses Zeitraums La reconciliación en Chile (»Versöhnung in Chile«) vom 24.4.197489 und Evangelio y Paz (»Evangelium und Frieden«) vom 5.9.197590 vorsichtig Mißbrauch kritisiert, und im ersten Fall sogar indirekt das Vorkommen von Folter erwähnten, enthielten beide Dokumente Passagen, die die »guten Absichten« des Regimes hervorhoben und den Militärs für die »Befreiung von einer marxistischen Diktatur« dankten.91 Erst ein Jahr später, im Mai 1976, äußerte sich die kirchliche Hierarchie erstmals unzweideutig und einheitlich kritisch gegenüber der Junta, ausgelöst durch zwei kurz aufeinanderfolgende Repressionsmaßnahmen der Militärregierung. Dies war einmal die 87 88
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Cf. Smith 1982, 284; cf. Aldunate L. 1986, 1–69) »La Iglesia cree que su misión, por fidelidad a Jesucristo, se dirige a todo lo que es humano, a todo el hombre y no sólo a aspectos parciales del hombre. La misión de la Iglesia tiende a salvar y liberar a todo el hombre de toda opresión o dominación. En el esquema militar la tarea de la Iglesia es de orden ›espiritual‹ y no está en su ámbito abordar problemas conretos, ›contigentes‹.« (Mensaje/González Cruchaga Juni 1984, 277) CECH 1982a CECH 1982b Cf. Smith 1982, 294–297; Cancino Troncoso 1997, 49f.58–62
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Ausweisung zweier den Christdemokraten (Partido Demócrata Cristiana, PDC) nahestehender Anwälte – Eugenio Velasco Letelier (ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof) und Jaime Castillo Velasco (Justizminister unter Präsident Eduardo Frei) – nachdem diese im Juni in einem offenen Brief an die Organisation Amerikanischer Staaten die Regierung Pinochet kritisiert hatten. Der zweite Zwischenfall, der noch deutlich schwerer wog, stellte erstmalig einen direkten Angriff auf Mitglieder der kirchlichen Hierarchie dar. Während eines kirchlichen Arbeitstreffens in Ecuador wurden am 12.8.1976 siebzehn Bischöfe aus mehreren lateinamerikanischen Ländern – darunter auch die Chilenen Enrique Alvear, Fernando Ariztía und Carlos González – verhaftet, von der dortigen Militärjunta der Diskussion »subversiver marxistischer Themen« beschuldigt92 und des Landes verwiesen. Der Zwischenfall wurde in der regierungsnahen chilenischen Presse (s.a.u. 12.3.1) propagandistisch ausgeschlachtet und gipfelte schließlich in einer von Agenten der DINA organisierten Demonstration gegen die »linken Bischöfe« bei deren Ankunft am Flughafen von Santiago, während der es zu tätlichen Angriffen auf die Prälaten selbst und deren Begleiter kam. Die CECH reagierte mit zwei Erklärungen am 16. respektive 17.8. und verurteilte darin sowohl die Ausweisung der beiden Anwälte93 als auch den Vorfall am Flughafen scharf: »Entrüstet protestieren wir angesichts der Vorfälle am Flughafen Pudahuel, bei denen man zuließ, daß auf koordinierte und massive Weise demütigende Parolen gegen drei chilenische Bischöfe öffentlich zum Ausdruck gebracht wurden, und das unter direkter Beteiligung von als solchen identifizierten Angehörigen der Dirección de la Inteligencia Nacional (DINA). [...] Wir verurteilen diejenigen, die versuchten, die Hirten, ihre Familienangehörigen und Begleiter anzugreifen und dies auch tatsächlich taten. [...] Es ist unsere Pflicht, daran zu erinnern, daß entsprechend geltenden kanonischen Rechts, denjenigen, die Gewalt gegenüber einem Erzbischof oder Bischof ausüben, die automatische Exkommunikation droht [...].«94 92
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Zur immer wieder auch über die Presse ausgetragenen Diskussion über angeblich marxistische Einflüsse innerhalb der chilenischen Kirche cf. etwa den Artikel »Marxistisches Krebsgeschwür in der Kirche« in der regierungsnahen Wochenzeitischrift Ercilla (Ercilla/Cruzat 26.10.–1.11.1983). CECH 1982e »Protestamos con indignación por lo sucedido en el aeropuerto de Pudahuel, al permitirse la manifestación concertada y masiva de consignas vejatorias contra tres Obispos chilenos, con directa participación de miembros identifícados de la Dirección de Inteligencia Nacional (DINA). [...] Condenamos a quienes intentaron agredir, y agredieron de hecho, a los Pastores, a sus familiares y acompañantes, [...]. Cumplimos con el deber de recordar que, conforme a las normas canónicas vigentes, quienes ejercen violencia contra la persona de un Arzobispo u Obispo incurren autom áticamente en excomunión [...].« (CECH 1982d, 160)
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Tatsächlich markierten die beiden genannten Erklärungen einen Wechsel im Umgang der CECH mit der Militärregierung. Man war nun auch seitens der kirchlichen Hierarchie bereit anzuerkennen, daß es sich bei den vielfach berichteten Menschenrechtsverletzungen nicht um vorübergehende Ausnahmefälle handelte, sondern daß diese vielmehr Teil einer systematischen staatlichen Unterdrückung waren, die es kirchlicherseits – wie von vielen Priestern und Ordensleuten an der Basis schon lange gefordert wurde95 – auch unmißverständlich öffentlich anzuprangern galt.96 In der folgenden längeren Erklärung des Episkopats Nuestra convivencia nacional vom 25.3.197797 lieferten die Bischöfe eine umfassende Analyse der strukturellen Schwäche der Militärherrschaft,unterstützten die Forderung nach einer schnellen Rückkehr zur Demokratie und stellten erstmals die Legitimität der Militärs als Vertreter des chilenischen Volkes in Frage. Darüber hinaus forderten sie Pinochet ganz direkt auf, für die Aufklärung der zahlreichen Fälle von seit dem 11.9.1973 verschwundenen Personen zu sorgen, und benannten somit öffentlich einen der vielen Menschenrechtsverstöße des Regimes. Damit hatte die kirchliche Hierarchie endgültig ihre in der Anfangsphase der Diktatur eingenommene, ambivalente Haltung verlassen und stand dem Regime nunmehr in offener oppositioneller Haltung gegenüber, die sie in ihren Erklärungen der folgenden Jahren immer wieder bekräftigen sollte98 und machte sich damit zum Ziel wiederholter Angriffe und Repressionsmaßnahmen seitens der Militäregierung.99 Die katholische Kirche als innerhalb der Diktatur weiterhin funktionierende Institution entwickelte sich so, angesichts der gewaltsamen Zerschlagung jeglicher im eigentlichen Sinn politischen Opposition durch die Militärs, zu einem »oppositionell-politischen Ersatzakteur«100 , dessen Gewicht insbesondere am Beginn der langen Übergangsphase zur Demokratie, in die auch die Marienerscheinungen von Peñablanca fallen, nicht zu unterschätzen ist: »The Chilean transition began formally with Pinochet’sdefeat in the October 1988 plebiscite. But it really dates from the early 1980s, when 95 96
Cf. Smith 1982, 303–305 »It took, however, a direct attack on themselves and prominent laity in the PDC to open their eyes to this fact.« (Smith 1982, 307) 97 CECH 1982c; cf. Cancino Troncoso 1997, 77 98 »Dentro de este ámbito, debemos mencionar y comentar las declaraciones y acciones en favor de los ›detenidos-desaparecidos‹, la problemática del exilio, la condena de la tortura y la celebración en 1978 de un ›Simposio Intemacional sobre los Derechos Humanos‹, bajo el patrocionio institucional de la Iglesia.« (Cancino Troncoso 1997, 89; cf. Smith 1982, 311) 99 Cf. Cancino Troncoso 1997, 100 100 »[...] el rol del actor político oposicional substitutivo [...].« (Cancino Troncoso 1997, 102; zum Überblick cf. Fleet/Smith 1997, 111–158)
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deteriorating economic conditions stripped the military government of its once substantial support, fueled massive protests, and revitalized a previously divided and demoralized opposition. [...]. The Catholic Church played an important role in both the protests and the emergence of a united opposition movement. It successfully challenged the government’s legitimacy long before the opposition emerged as a viable alternative.«101
3.5.3 Diözesane Neubesetzungen und kirchenpolitische Tendenzen 1983 Nicht nur gesellschaftspolitisch war 1983 ein bewegtes Jahr (s.o. 3.5.1), sondern auch innerkirchlich, bedingt durch die Neubesetzung der zwei wichtigsten Bistümer des Landes. Der seit 1961 amtierende Erzbischof von Santiago, Raúl Kardinal Silva, der sich nach dem Militärputsch am 11.9.1973 auf besondere Weise durch sein Eintreten gegen die Menschenrechtsverletzung des Militärregimes ausgezeichnet hatte (s.o. 3.5.2, Anm. 79), trat am 3.5.1983 aus Altersgründen von seinem Amt zurück.102 Silvas Nachfolger wurde am 10.6. der bisherige Bischof von La Serena, Juan Francisco Kardinal Fresno Larraín103 , den man im Gegensatz zu Silva der konservativen (›integralistischen‹) Minderheit innerhalb der Chilenischen Bischofskonferenz zurechnete.104 Entsprechend wurde seitens der Militärregierung das Ende der Amtszeit Silvas und die Auswahl seines Nachfolgers mit Erleichterung aufgenommen105 , jedoch setzte Fresno – entgegen anderslautender Erwartungen – im großen und ganzen die pastorale Linie seines Vorgängers fort. Auch in der Diözese, die noch im selben Jahr Schauplatz der Marienerscheinungen von Peñablanca werden sollte, stand eine kirchliche Neubesetzung an. Nach 22 Jahren im Amt war der Bischof von Valparaíso, Emilio Tagle Covarrubias106 , aus Alters101 Fleet/Smith 1997,114 102 Cf. Aguilar 2006b, 104–107 103 Fresno, am 26.7.1914 in Santiago de Chile geboren, studierte ebendort sowie an der Gregoriana in Rom und wurde 1937 zum Priester geweiht. 1958 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Bischof der kurz zuvor eingerichteten Diözese Copiapó. Unter Paul VI. wurde er 1967 Erzbischof von La Serena. Fresno war Teilnehmer des Vaticanum II und der Generalkonferenz des CELAM in Medellín 1968. Am 25.5.1985 wurde er in den Kardinalsstand erhoben. (Céspedes/Garreaud 1988; CECH o.J.a [Internetquelle]) 104 Cancino Troncoso 1997, 26f.150; cf. 3.5.2, Anm. 72; cf. auch die Zuordnung zu den »eher moderaten Konservativen« (»Los Conservadores [...] [m]ás moderados«; Yañez Rojas 1989, 42f.) 105 »Se le atribuye a la esposa del General Pinochet, Lucía Hiriart, haber declarado a los periodistas: ›Dios nos ha escuchado‹.« (Cancino Troncoso 1997, 150) 106 Tagle (19.8.1907–5.9.1991), am 20.12.1930 zum Priester geweiht, wurde am 5.4.1959 Weihbischof von Santiago de Chile und erhielt in dieser Zeit die Titel eines Titularbischofs von Arethusa (16.3.1958) und eines Titularerzbischofs von Nicopolis
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gründen zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Johannes Paul II. am 6.5.1983 den amtierenden Bischof der nördlich an die von Valparaíso angrenzenden Diözese San Felipe, Erzbischof-Bischof Francisco de Borja Valenzuela Ríos107 . Sowohl Valenzuela als auch sein Vorgänger Tagle wurden, ebenso wie Fresno, zu den ›Integralisten‹ in der CECH gezählt.108 Die Ernennungen von Fresno und Valenzuela zu Bischöfen der zwei wichtigsten chilenischen Diözesen stand im Kontext einer langfristigen vatikanischen Kirchenpolitik, die auf die Etablierung einer deutlich ›konservativeren‹ Hierarchie in Chile zielte, die ihre Aufgabe – im Gegensatz zur im Konflikt mit der Diktatur ausgebildeten pastoralen Li-
ad Nestum (12.3.1959). Am 22.5.1961 wurde er zum Erzbischof-Bischof von Valparaíso ernannte und hatte dieses Amt bis zu seinem Rücktritt am 3.5.1983 inne. 107 Valenzuela (10.10.1917–20.2.1998), 1943 zum Priester geweiht, wurde 1957 von Papst Pius XII. zum Bischof von Antofagasta ernannt; durch die Erhebung von Antofagasta zum Erzbistum 1967 durch Papst Paul VI. erhielt er den Titel eines Erzbischofs. 1974 wurde er Oberhirte des Bistums San Felipe (als Erzbischof-Bischof) bis er schließlich 1983 zum Bischof von Valparaíso ernannt wurde. Er verblieb in diesem Amt, bis er 1993 aus Altersgründen zurücktrat. Valenzuela, der sowohl am Vaticanum II sowie an der Konferenz von Medellín 1968 teilnahm, war außerdem von 1972–1978 Präsident des CELAM und von 1978–1979 Präsident der CECH. (Céspedes/Garreaud 1988, Bd. 2, 806; Cheney o.J.b [Internetquelle]; CECH 31.10.2007 [Internetquelle]). Während seiner Amtszeit in San Felipe hatte Bischof Valenzuela mit zwei Vorgängen zu tun, die später auch im Kontext der Peñablanca-Erscheinungen wieder wichtig wurden: die Marienerscheinungen von Chagres (Dezember 1978; s.u. 10.8) und der Konflikt um die Finanzen der Kongregation »Obra Misionera de la Transfiguración del Señor« (s.u. 8.7). 108 Cf. 3.5.2, Anm. 72; cf. im Gegensatz dazu jedoch die ebenfalls belegte Bezeichnung von Valenzuela als »Gemäßigtem der Mitte« (»Los de Centro [...] [m]oderados«; Yañez Rojas 1989; 43) In einem Interview mit Hoy spricht Valenzuela selbst einerseits offen über sein freundschaftliches Verhältnis zu Pinochet (»Al señor Presidente lo conozco desde hace más de 20 años, cuando él era comandante de un regimiento en Antofagasta, [...]. Y, naturalmente, yo siempre he tratado de mantener buenas relaciones. Y con él las tengo: son cordiales.«; Hoy 29.6.–5.7.1983, 17; cf. Anm. 113), verwehrt sich aber gleichzeitig gegen die Unterstellung einer in der Interviewfrage unterstellten ›integralistischen‹ Position: »[Hoy:] [...], desde ciertos sectores se ha insistido en que últimamente la Iglesia se ha ›desviado‹ de su camino, al ocuparse excesivamente de ›lo social‹, en desmedro de ›la fe‹. ¿Comparte erste apreciación? [Francisco de Borja Valenzuela:] No, no, no. Porque hay que poner el acento una vez en una cosa y otra vez en otra. [...] Si la Iglesia en Chile ha visto que hay que preocuparse de lo social, no es dejando su misión.« (aaO.; cf. Valenzuela Ríos 1983) Es kann jedoch vermutet werden, daß Valenzuela dem Opus Dei zumindest nahe stand. Belegt sind zwei in El Mercurio de Valparaíso erschienene Artikel über den Gründer des Opus, José Escrivá de Balaguer y Albás (9.1.1902–26.6.1975), einer zum Anlaß seines 80. Geburtstag (17.1.1982) und einer zur Seligsprechung von Escrivá (17.5.1992). Beide Artikel äußern sich lobend über sein Lebenswerk und besonders die positive Auswirkung des Opus Dei auf die Priester. (El Mercurio de Valparaíso/Valenzuela Ríos 17.1.1981; 17.5.1992).
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nie – wieder auf den rein kirchlichen Bereich begrenzte und sich von politischen Fragen fern hielt.109 Der Wechsel an der Diözesanspitze der Hafenstadt wurde in der Lokalpresse, besonders in der später im Kontext von Peñablanca so wichtigen Abendzeitung La Estrella de Valparaíso (s.a.u. 12.3.2), ausführlich diskutiert.110 Der eigentliche Tag der Amtseinsetzung von Valenzuela, der 24.6.1983, erschien dabei nicht nur als kirchliches, sondern als großes gesellschaftliches und politisches Ereignis. Eine große Zahl von Repräsentanten des öffentlichen Lebens der Stadt – so etwa die Bürgermeisterin von Valparaíso, Eugenia Garriod de Vargas – aber ebenso Miglieder der Militärregierung nahmen an dem feierlichen Gottesdienst teil, allen voran Augusto Pinochet mit seiner Ehefrau Lucía Hiriart Rodríguez.111 Die Einsetzung des neuen Bischofs und besonders die Presseberichterstattung über sie war auch eine öffentlich zur Schau gestellte Demonstration der traditionellen großen Nähe zwischen katholischer Kirche und chilenischem Nationalstaat (cf. 3.1, Anm. 7). Wenn La Estrella de Valparaíso, direkt unter den Aufmacher »Neuer Bischof von Valparaíso, Monseñor Valenzuela: ›Ich will Mann des Dialogs sein‹«, als einziges Foto dasjenige setzt, auf dem der neue Oberhirte Pinochet die Kommunion reicht, so wird dieser enge »Dialog«112 zwischen den kirchlichen und den staatlichen Institutionen grafisch greifbar113 ebenso, wenn auch weniger eindeutig, in der Predigt Valenzuelas: 109 »A poco andar de la década, a mediados de 1983, se producen cambios de obispos en las tres mayores diócesis del país lo que fue el primer indicador inequívoco de la política de nombramientos que implementaríá el Nuncio Sodano. [...] Este fue el primer mensaje inequívoco de que el Vaticano se proponía descontinuar la línea seguida por 20 años en la Iglesia de Santiago.« (De Ferari F. 1992, 30); cf. entsprechende Äußerungen von Johannes Paul II. am 9.9.1983 in seiner Rede vor einer Besuchsdelegation nordamerikanischer Bischöfe (La Estrella de Valparaíso 9.9.1983) 110 La Estrella de Valparaíso 11.6.1983; 22.6.1983; 23.6.1983; 24.6.1983; 2.7.1983a; auch Barros schildert im ersten Band seiner Peñablanca-Dokumentation die Amtseinsetzung von Valenzuela und bringt diese als Teil des politisch-gesellschaftlichen Kontexts in Verbindung mit den Marienerscheinungen, ohne dies jedoch weiter auszuführen. (Barros Valenzuela 1985, 42f.) 111 Darüber hinaus waren aus dem Kabinett die Erziehungsministerin Mónica Madariaga (s.a.u. 12.3.4), Finanzminister Carlos Cáceres Contreras und Justizminister Jaime del Valle Alliende zugegen. Die wichtigsten anwesenden Kirchenvertreter waren der Apostolische Nuntius Angelo Sodano und der neue Erzbischof von Santiago, Juan Francisco Fresno. (La Estrella de Valparaíso/González A./Mejías 25.6.1983) 112 Der nicht nur seitens der katholischen Kirche immer wieder geforderte, wenn auch unterschiedlich aufgefaßte »Dialog« war ein Schlüsselbegriff der vorübergehenden politischen Öffnung in den Jahren 1983 und 1984 (cf. u.a. El Mercurio de Santiago– Edición Internacional 7.–13.5.1983, La Estrella de Valparaíso 14.7.1983). 113 La Estrella de Valparaíso/González A./Mejías 25.6.1983; auch im Innenteil erschien noch eine Fotografie, die Pinochet im freundlichen Gespräch mit Bischof Valenzuela
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»Ich Grüße die Obrigkeit unseres Vaterlandes. Ihr versichere ich meinen Respekt als Bürger, mein Gebet als Christ und meinen tiefsitzenden Wunsch, daß wir in fruchtbarem Dialog – ein jeder im Bereich seiner je eigenen Aufgaben und Rechte – für die Erreichung des Gemeinwohls, der obersten Richtschnur für alle, die Verantwortung bei der Leitung des Volkes tragen, wirken können. [...] Ich möchte ein Mann des Dialogs sein, in der Kirche und [für] alle Menschen guten Willens.«114
Auch nach der umfangreichen Berichterstattung über den Einsetzung von Bischof Valenzuela blieben kirchliche Themen in der Regionalpresse präsent.115 Als Mitte Juli das in der Presse dokumentierte kirchliche Tagesgeschäft durch die Straßengewalt des 3. nationalen Protesttags (12.7.), die auch in Valparaíso und besonders deutlich an der Universidad Católica spürbar waren, unterbrochen wurde und der Aufruf von Papst Johannes Paul II. zum Dialog in Chile (s.o. 3.5.1) die Titelseiten der Zeitungen füllte, meldete sich auch Bischof Valenzuela erstmals mit einem Gebet zur aktuellen Lage zu Wort. Kaum zwei Monate später sollte dessen Thema, das den im Jahr 1983 verständlichen Wunsch nach einem Ende der Gewalt mit der traditionell chilenischen Marienfrömmigkeit verbindet, überdeutlich die öffentliche Wahrnehmung bestimmen. Denn es schien, so sahen es zumindest die Tausende von Pilgern, als habe Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel die Gebete ihre Gläubigen erhört und sei nun selbst vom Himmel herab in das unbedeutende Peñablanca gekommen, um ihr Land, um Chile zu retten. »Heute am Vorvorabend [des Festes] der Jungfrau vom Berg Karmel, so glaube ich, bedarf es besonders intensiven Gebets. Ich möchte dazu aufrufen, daß wir alle zur Jungfrau vom Berg Karmel mit den Worten beten, die wir immer wieder aufs neue sprechen: ›Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel, Königin Chiles, rette dein Volk, das zu dir ruft.‹ Wenn in ganz Chile dieser Ruf ertönt, dann sollte er [auch] auf besondere
und seinem Vorgänger Tagles zeigt (zum freundschaftlichen Verhältnis zwischen Valenzuela und Pinochet cf. Anm. 107). 114 »Saludo a las autoridades de nuestra Patria. A ellos seguro mi respeto como ciudadano, mi oración como cristiano, y mi ferviente deseso que en un diálogo fecundo, podamos trabajar cada uno en el ámbito de sus propios deberes y derechos, en la consecución del Bien Común, suprema ley del que tiene responsibilidad en la conducción del Pueblo. [...] Quiero ser el hombre del diálogo en la Iglesia y todos los hombres de buena voluntad.«. (La Estrella de Valparaíso/González A./Mejías 25.6.1983); sein Angebot, ein »Mann des Dialogs« zu sein, wiederholte Bischof Valenzuela noch einmal bei seinem ersten offiziellen Besuch in der Regionalregierung Anfang Juli (La Estrella de Valparaíso 1.7.1983). 115 La Estrella de Valparaíso 29.6.1983; 2.7.1983a; 6.7.1983; cf. 7.7.1983; 8.7.1983a; 8.7.1983b; 9.7.1983; 12.7.1983; 21.7.1983; 1.7.1983; 9.7.1983
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Weise in unserer Diözese Valparaíso, deren Patronin die Jungfrau vom Berg Karmel ist, zu hören sein.«116
3.6 Die ›Alltäglichkeit‹ des ›Übersinnlichen‹ Peñablanca war bezogen auf seine Massenwirkung, sein Medienecho, seine politisch-kirchenpolitische Dimension und seine Langzeitwirkung einzigartig in der chilenischen Religionsgeschichte. Doch läßt sich für die chilenische Gesellschaft, blickt man auf die allgegenwärtige religiosidad popular (s.o. 3.1 und 3.4) mit ihren zahlreichen Wallfahrten, den in festen Gruppen organisierten religiösen Tänzen (bailes chinos; s.u. 4.1) und den vielen kleinen Heiligtümern, mit der gegebenen Vorsicht, für den Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ebenso wie mit Einschränkungen auch noch für heute, von einer gewissen ›Alltäglichkeit‹ des ›Übersinnlichen‹ sprechen. Berichte über ›Wunder‹117 oder ›Erscheinungen‹ sind in Chile kein Teil vergangener (Heils-)Geschichte, sondern bis zum heutigen Tag immanent-präsenter Teil der alltäglichen Gegenwart. Aus dieser Perspektive erscheint die Entstehung der Massenwallfahrt nach Peñablanca nicht unbedingt als das »spezifisch Außeralltägliche«118 . Die chilenische religiosidad popular ist in diesem Sinne als ›lebendig‹, ja ›kreativ‹ zu beschreiben, wenn sie immer wieder – sei es zu Beginn der 80er Jahre, sei es in der Gegenwart – neue religiöse Phänomene hervorbringt und lokale Kultstätten entstehen läßt, wie etwa auch Peñablanca. Im folgenden sei der Blick auf drei Phänomene gerichtet, die nicht direkt im Zusammenhang marianischer Frömmigkeit stehen, nichtsdestotrotz wichtige Strukturmerkmale chilenischer religiosidad popular aufzeigen, die als Hintergrund bei der Entstehung der Peñablanca-Devotion zu berücksichtigen sind.
116 »Ahora en este ante vísperas de la Virgen del Carmen, creo que hay que hacer una oración muy fuerte. Yo haría como un llamado para que todos hiciéramos una oración a la Virgen del Carmen, con aquella oración que tantas veces repetimos: ›Nuestra Señora del Carmen, reina de Chile, salva a tu pueblo que clama a ti‹. Si en todo Chile se eleva este clamor en una forma especial debe hacerse en esta diócesis de Valparaíso, que tiene como patrona a la Virgen del Carmen.« (La Estrella de Valparaíso 13.7.1983a); auch seine erste Predigt im Rahmen des Einsetzungsgottesdienst schloß Bischof Valenzuela mit einem ähnlichen Bittgebet an Maria: »En los tiempos bíblicos, fuiste símbolo de lluvia de paz sobre los montes de resecos de Israel; hoy te pido que nuevo venga sobre la Patria, sobre esta Diócesis, el rocío de la paz, de la concordia, del armor.« (La Estrella de Valparaíso/González A./Mejías 25.6.1983) 117 Cf. Nanko 2001 118 Weber 1988a,1 1915–1919, 262
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3.6.1 Das ›wundertätige‹ Mädchen Yamilet Eines der wenigen bekannten religiösen Phänomene in Chile, das den Marienerscheinungen von Peñablanca in seiner öffentlichen Wirksamkeit vergleichbar wäre, stammt ebenfalls aus der Zeit der Militärregierung und ereignete sich nur etwa ein Jahr nach dem Putsch: Es ist der Fall des »wundertätigen Mädchens« (»la niña milagrosa«) Yamilet. Am 5.12.1974, ihrem 10. Geburtstag, erklärte die aus armen Verhältnissen stammende Yamilet Díaz Parada aus Talagante (südwestlich von Santiago), der Geist eines vor 150 Jahren auf tragische Weise umgekommenen Mädchens119 sei durch sie zurückgekehrt, um Menschen zu heilen.120 Innerhalb weniger Tage verbreitete sich diese Nachricht weit über die direkte Nachbarschaft der Familie des Mädchens hinaus und löste in der Folge eine beachtliche Massenwallfahrt aus. Menschen kamen zu Tausenden in Autos oder organisierten Bussen, auch aus dem benachbarten Ausland, und warteten in langen Schlangen vor dem Haus der Yamilet. Es waren vor allem Kranke, die kamen, um sich von ihr die Hände auflegen zu lassen und sich so Heilung erhofften.121 Yamilets »Sprechstunden« waren, wie ein außen am Haus angebrachtes Schild zeigte, zeitlich straff organisiert und kosteten nichts122 , auch wenn die Familie offensichtlich trotzdem Spenden erhielt. Ähnlich wie im Fall von Miguel Ángel Poblete griffen auch die Medien den Fall auf, und selbst das staatliche Fernsehen TVN berichtete in seinen Nachrichten über Yamilet, wie historische Filmausschnitte zeigen.123 Das Interesse für Yamilet als ›Heilerin‹ setzte sich über einen Zeitraum von fast drei Jahren fort. Während dieser Zeit reiste das Mädchens quer durch Chile und sogar ins benachbarte Perú und nach Bolivien. Gewisse Parallelen zwischen dem Fall Miguel Ángel Poblete und dem der Yamilet Díaz, der auch 10 Jahre später offensichtlich noch vielen Menschen in Chile präsent war, wurden bereits in den 80er Jahren gesehen. Die Presse verglich Poblete und seine Mari-
119 Zur Thematik des tragischen Todes cf. die animitas (s.u. 3.6.3). 120 TVN/Araya E. 25.8.1984; zum Phänomen der ›Besessenheit‹ in Chile cf. auch Roa Rebolledo 1974 121 Trotz des enormen Zulaufs von Hilfesuchenden liegen kaum Berichte über Heilungen vor; viele der Behandelten sprachen nur von einer »gewissen Erleichterung«, die ihnen der Besuch eingebracht habe (cf. Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 11). Dagegen führte das große Interesse an Yamilet ironischerweise beinahe zu einem ernsten Gesundheitsproblem für die Besucher. Der kleine Ort Talagante war auf den Ansturm Tausender von Besuchern nicht vorbereitet, und aufgrund fehlender sanitärer Einrichtungen bestand zeitweise Seuchengefahr (cf. Plath 1981, 53f.). 122 »Jede Sprechstunde ist gratis. Die Sprechstunde dauert 7 Minuten. Danke. Yamilet.« (»Toda consulta es gratis. La consulta dura 7 minutos. Gracías Yamilet.«; TVN/Araya E. 25.8.1984) 123 TVN/Araya E. 25.8.1984
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enerscheinungen immer wieder mit Yamilet Díaz.124 Die Reportagesendung »Informe Especial« von TVN, gesendet am 25.8.1984, ging sogar so weit, die beiden Protagonisten direkt miteinander zu konfrontieren. Nach einem kurzen Interview mit der mittlerweile 21jährigen Yamilet Díaz, die zu dieser Zeit – nach eigener Aussage – ein von ihrer Vorgeschichte als ›Heilerin‹ nicht mehr beeinflußtes »normales« Leben führte, brachten die Journalisten diese nach Villa Alemana. Dort trafen sie im Haus eines Peñablanca-Anhängers (s.a.u. 13.9.4, Anm. 223) Miguel Ángel Poblete. Nach einem kurzen Interview mit Poblete, konfrontierten die Journalisten ihn und Yamilet vor laufender Kamera miteinander.125 Wenn diese Begegnung auch nicht mehr als eine kurzes, oberflächliches und v.a. schüchternes Gespräch zu Tage brachte, zeigt es doch, wie viel Bedeutung zumindest die Presse der Vergleichbarkeit der beiden Fälle zumaß. 3.6.2 Erscheinen von Bilder und Gesichtern: Das ›Wunder‹ des Padre Hurtado Eine weitere Form immer wieder auftauchender Berichte über ›Wunder‹, die in Chile auch zur Zeit der Marienerscheinungen von Peñablanca verbreitet war und bis heute ist, stellt das Auftauchen (›Erscheinen‹) angeblicher Gesichter oder vollständiger Bilder von Heiligen, von Jesus Christus oder der Jungfrau Maria auf Wänden, in Bäumen, auf Steinen oder ähnlichen diffus strukturierten Oberflächen dar. Diese erfahren häufig, zumindest vorübergehend, als neu entstandenes santuario popular Verehrung. So hieß es etwa in der Presseberichterstattung über Peñablanca in El Mercurio de Valparaíso: »Alle zwei oder drei Jahre erscheinen auf Steinen, im Gestrüpp, im Sand, auf Mauern das Gesicht Christi oder das Bild der Jungfrau. Mit großem
124 »[Miguel Ángel Poblete:] Einer nannte mich in El Mercurio ›den Yamileto‹.« (»Uno me dijo ›el Yamileto‹ en El Mercurio.«; TVN/Araya E. 25.8.1984); cf. auch die Bezeichnung als »Der ›wundertätige‹ Junge« (»El niño ›milagroso‹«) in La Estrella de Valparaíso (20.8.1983a). Auch Contardo Soto und García González sehen in ihrer Darstellung der chilenischen Medienlandschaft der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts die Marienerscheinung von Peñablanca als eine Form von Fortsetzung der Ereignisse um Yamilet. Beide Phänomene zeigten die Gleichzeitigkeit eines Interesses für wissenschaftlichen Fortschritt einerseits (beispielhaft demonstriert an der Wissenschaftssendung »Mundo« auf Canal 13) und das große Bedürfnis, ›Unerklärliches‹ zu glauben: »El desarollo de esta otra historia demostraría que, en un país fracturado de muchas maneras, la ambición por una modernidad científicotecnológica en la era del Columbia convivía con resabios del más colorido barroco latinoamericano.« (2005, 144) 125 TVN/Araya E. 25.8.1984
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Erfolg. Es werden Schreine errichtet. Der Glaube erhält die Verehrung für einige Zeit.«126
Auch La Estrella de Valparaíso berichtete am 12.8.1983 – vier Tage vor den ersten Artikeln über Peñablanca – über eine 75 Jahre alte Witwe aus Belfast, die beteuerte, in den Kacheln ihres Schornsteins das Gesicht Jesu Christi zu erkennen.127 Vergleichbare Fälle sind nicht nur in Chile, sondern weltweit häufig.128 Diffuse Oberflächenstrukturen mit gesichtähnlichen Merkmalen werden meist von einer Einzelperson als das Gesicht oder die Umrisse der Jungfrau Maria ›erkannt‹ und daraufhin auch von anderen Menschen als dieses identifiziert.129 Auch im Kontext von Peñablanca tauchen vergleichbare Phänomene häufig auf. So werden in den Wolken oberhalb des Erscheinungshügel religiös bedeutsame Formen wahrgenommen (s.u. 9.6.4), und Fotografien oder Videoaufnahmen zeigen in Lichtreflexen oder in wehenden Fahnen die Umrisse der Jungfrau Maria oder das Gesicht Christi. (s. Abb. 3.2). Erst kürzlich in Chile erlangte ein solcher Fall große mediale Aufmerksamkeit in Chile. So machte am 9.10.2005 die Nachricht die Runde, 126 »Cada dos o tres años aparecen en piedras, matorrales, areniscas, muros el rostro de Cristo o la imagen de la Virgen. Con enorme éxito. Se erigen santuarios. La fe mantiene la devoción por algún tiempo.« (El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983) 127 La Estrella de Valparaíso 12.8.1983b 128 Tsao u.a.; Guthrie 1993 129 Psychologisch gesehen erfolgte die Interpretation der Bilder, in denen die Gläubigen für gewöhnlich subjektiv bestimmte Dinge zu sehen glauben, über eine spezifische Form der Sinnestäuschung, der Pareidolie (Jaspers 1948, 56f.). Es wird in tatsächlich vorhandene Gegeständen oder optischen Strukturen auf Oberflächen nicht vorhandenes zusätzlich wahrgenommen. Das oft diffuse, unvollkommene Wahrnehmungsbild wird ergänzt und während der kognitiven Verarbeitung zu einem sinnhaften, oft anthropromorphen Bild geformt. Dieser Prozeß ist sehr häufig im Alltag anzutreffen. Die Tendenz dazu, in diffusen Strukturen bevorzugt anthropomorphe Bilder, insbesondere Gesichter zu erkennen, beruht dabei auf bestimmten neurophysiologischen Voraussetzungen des menschlichen Gehirns. (Svoboda 26.2.2007) Für die Erkennung und Identifizierung von Gesichtern existieren, wie experimentell erst kürzlich an Primaten nachgewiesen werden konnte, eigens hierfür spezialisierte Hirnregionen. Das Sehen von Gesichtern in diffusen Strukturen stellt aus hirnphysiologischer Sicht letztlich einen ›falschen Alarm‹ dieser spezialisierten Gesichtserkennung dar. Schon wenige gesichtsähnliche Merkmale reichen aus, um die entsprechenden Nervenzellen zu aktivieren. Auf diese Weise wird zwar sichergestellt, daß auch ein verstecktes Gesicht (etwa hinter Baumblättern verborgen) erkannt wird, gleichzeitig erhöht sich die ›Gefahr‹, Gesichter zu sehen, wo gar keine sind (ebenso in Baumblättern; cf. auch Guthrie 1993). Der Unterschied zwischen solchen Alltagswahrnehmungen, die in einer Wolke oder im Vollmond einen Gesicht wahrnimmt, und der Pareidolie ist das im zweiten Fall fehlende Realitätsurteil. Während wir im Alltag zwar eine gesichtsähnliche Form in den Wolken oder der abgenutzten Farbe einer Wand wahrnehmen, sind wir uns gleichzeitig eindeutig bewußt, daß dort kein Gesicht ist, daß wir nur Farbe sehen, die aussieht wie ein Gesicht. Im Fall der Pareidolie dagegen wird das wahrgenommene Gesicht als tatsächlich vorhanden angenommen.
Die ›Alltäglichkeit‹ des ›Übersinnlichen‹
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Abbildung 3.2: ›Christusgesicht‹ in einer Standarte, während einer Prozession in Peñablanca, vermutlich 1984; zu sehen rechts oben neben der Marienfigur (Videostandbild: Fundación Monte Carmelo o.J.)
in der Kirche Cristo Rey in Tomé (nördlich von Concepción, VIII. Región) ›erscheine‹ an einer Wand des Gemeindezentrums der Umriß einer männlichen Figur, die ein Kind umarme.130 Diese wurde als der selige Jesuitenpater Alberto Hurtado Cruchaga (22.1.1901–18.8.1952)131 identifiziert, der noch im selben Monat – am 23.10. – durch Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen werden sollte.132 Angesichts des Zusammentreffen des sichtbar werdenden Bildes mit der bevorstehenden Kanonisation, zwischen denen schnell ein kausaler ›mirakulöser‹ Zusammenhang hergestellt wurde, löste die Nachricht schon in den folgenden Tagen eine Wallfahrt Tausender von Gläubigen in die Kirche von Tomé aus.133 Daran änderte sich auch nichts, als sich zwei Tage später ein mittlerweile in Portugal lebender Maler, Vicente Gajardo, zu Wort meldete, der als Jugendlicher in seiner Heimatgemeinde Tomé i.J. 1970 an eben dieser Mauer ein Wandgemälde angebracht hatte, das u.a. Alberto Hurtado zeigt.134 Trotz dieser nun tatsächlich ›natürlichen‹ Erklärung für das Sichtbarwerden des mittlerweile überstrichenen Gemäldes, bestand der Maler auf der Unerklärlichkeit der Tatsache, warum es gerade kurz vor der Heiligspre130 Las Últimas Noticias/Foncea 9.10.2005 131 Salinas Campos 2000 132 Zur Heiligsprechung und zur Biographie Alberto Hurtados cf. die Sondernummer der von ihm selbst begründeten Jesuiten-Zeitschrift Mensaje (2005). Bereits 1984 war der Heiligsprechungsprozeß in der chilenischen Presse präsent (cf. La Estrella de Valparaíso 21.1.1984). 133 Las Últimas Noticias/Avila 10.10.2005, TVN 10.10.2005 134 Las Últimas Noticias/Avila 12.10.2005
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chung auftauchte und warum gerade nur das Bild von Alberto Hurtado, obwohl das Wandgemälde noch aus weiteren Personen bestand. Sowohl der Ortspfarrer Hernán Enríquez als auch der Bischof von Concepción, Antonio Moreno Casamitjana135 , riefen, erwartungsgemäß, zur Zurückhaltung auf, sowohl vor den öffentlichen Äußerungen des Malers und noch viel mehr danach.136 Der Zeitpunkt des Sichtbarwerdens von Teilen dieses Wandgemäldes ist tatsächlich überraschend. Bedenkt man jedoch, zwei Dinge, nämlich zum einen, daß die Umrisse an der Mauer weiterhin sehr undeutlich blieben und nur von solchen Menschen als Alberto Hurtado identifiziert wurden, die an ein entsprechendes Bild schon gewöhnt waren, und zum anderen, daß in den Monaten und v.a. den letzten Wochen vor der im ganzen Land zelebrierten Heiligsprechung des Jesuiten Bilder von ihm überall, in den Medien, in den Kirchengemeinden und an öffentlichen Plätzen in Chile präsent waren, so wird klar, warum die diffusen Umrisse, die wahrscheinlich schon deutlich länger zu sehen gewesen waren, genau zu diesem Zeitpunkt ›identifiziert‹ wurden. Die Art der Darstellung auf dem Wandgemälde, Pater Hurtado frontal und ein vor ihm stehendes Kind umarmend, entsprach exakt der standardisierten Ikonographie des zukünftigen Heiligen. und Gesichtern 3.6.3 Animitas Ein weiteres Phänomen, das die Lebendigkeit der religiosidad popular zusammen mit deren Einbeziehung traditioneller katholischer Frömmigkeitsformen besonders vor Augen führt, sind die in Chile allgegenwärtigen und immer wieder neu entstehenden, sogenannten »animitas« (»kleinen Seelen«, »Seelchen«), deren Aufkommen etwa auf das Ende des 19. Jahrhunderts datiert werden kann. Diese sind kleine Schreine, oft in Form eines Hauses, die in ihrer Grundform gewöhnlich von den Angehörigen eines (Unfall-)Opfers aus Zement, Holz oder anderen Materialien an der Stelle des gewaltsamen Todes (in Ausnahmefällen auch am Grab) gebaut und gepflegt werden. Man findet animitas deshalb besonders häufig an gefährlichen Stellen von Hauptverkehrsstraßen.137 Zu sehen ist darauf der Name des Opfers und das Sterbedatum. Meist werden Blumen und Kerzen als Votive dargebracht.138 Die meisten bleiben dabei rein für den engen Familien- und Bekanntenkreis des Toten von Bedeutung und verfallen mit der Zeit. Der Brauch erinnert zunächst an die 135 136 137 138
Geb. 9.7.1927; 12.11.1989–27.12.2006 Bischof von Concepción Las Últimas Noticas/Avila 11.10.2005 Fotografien von animitas an Landstraßen finden sich bei Forch 2002 Neben einer allgemeinen Einführung gibt Plath 1993 ein Kurzporträt von 33 bekannten animitas aus ganz Chile.
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Holzkreuze, die auch in Deutschland für Unfallopfer aufgestellt werden (Straßen- oder Unfallkreuze).139 In Chile jedoch kann eine animita über die begrenzte Bedeutung als Memorialort für die Angehörigen hinauswachsen. Einige animitas erlangen unter von Fall zu Fall sehr individuellen Umständen den Ruf, ›wundertätig‹ zu sein. Ähnlich wie eine lokale Marien- oder Heiligendevotion wird die animita um die Erfüllung von Wünschen gebeten, wovon an bekannten animitas die zahlreichen Votivtafeln für den »gewährten Gefallen« (»Gracias por el favor concedido«) zeugen. Deren kontinuierliche Anbringung führt zu einem Ausbau der ursprünglich kleinen Kultstelle und einem entsprechenden Anstieg ihrer ›Beliebtheit‹.140 Wie sehr die Vorstellung von und die Verehrung der animitas außerdem mit der popularen Marienverehrung verschränkt und an vielen Stellen von katholischen Frömmigkeitsformen geprägt ist, zeigen Beispiele von Schreinen, in denen animitas zusammen mit der Jungfrau Maria vorkommen, so im Stadtteil Puerto von Valparaíso, wo die animita der 1933 mit drei Jahren verunglückten Rosita141 gemeinsam mit der Virgen de Lourdes verehrt wird. Bei manchen Bildstöcken wird dabei unklar, ob es sich um eine animita oder eine Verehrung der Virgen del Carmen handelt, wie im Fall eines Schreins am Aufstieg zum Cerro El Membrillo in Valparaíso.142 Die animitas als Form religiöser Verehrung gehen auf die Vorstellung zurück, daß die Seelen von unter tragischen Umständen zu Tode gekommenen Menschen sich weiterhin in der Nähe ihres Sterbeorts aufhalten, und so zu Mittlern zwischen dem Jenseits und der Welt der Lebenden werden.143 Die Seele der Toten wohne in diesem Häuschen. Ihr werden deshalb dort Kerzen, Blumen und Bittbriefe dargebracht, und das Heiligtum wird regelmäßig gepflegt und instandgehalten. Bekannte 139 Cf. Aka 2007 140 Als ein Beispiel sei hier Arica angeführt cf. La Estrella de Arica/Azúa 27.4.2003; zum Anbringen von Votivtafeln in Chile und speziell im Kultbereich von Peñablanca s.u. 14.7.2, dort Abb. 14.7 141 Plath 1993, 64 142 El Mercurio de Valparaíso/Zamora 6.6.2004 143 Montecino Aguirre 2003, 49; in diesem Zusammenhang kann es nicht unerwähnt bleiben, daß neben der ›Wundertätigkeit‹ von animitas, zumeist bei körperlichen Leiden oder bei Kinderlosigkeit, auch das Motiv der Erscheinungen eine Rolle spielt. Die als animitas verehrten Verstorbenen teilen sich in der Welt der Lebenden mit; so soll etwa in Penco, nahe Concepción, nachts das Weinen eines vom Zug erfaßten zehnjährigen Kindes zu hören sein. Auch über körperlich sichtbare Erscheinungen von Opfern eines Busunglücks mit 18 Toten bei Playa Negra, ebenfalls im Raum Concepción, wird mehrfach berichtet. Ein Arzt habe beim Vorbeifahren nahe der Unglückstelle zwei junge Anhalter gesehen, diese aber nicht mitgenommen. Als er jedoch danach in den Rückspiegel sah, saßen beide auf dem Rücksitz seines Autos, seien dann aber kurz danach wieder verschwunden gewesen. (Parker Gumucio 1992, 34f.)
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Abbildung 3.3: Die animita »Romualdo« an der Estación Central, Santiago, 2006 (Foto: OG)
animitas haben für gewöhnlich einen oder mehrere »Pfleger« bzw. meist »Pflegerinnen« (cuidador/cuidadora)144 . Darüber hinaus ist die aktive Partizipation am animita-Kult – auch ohne eine spezielle persönliche Beziehung zu den jeweils dort verehrten Toten – in weiten Teilen der chilenischen Bevölkerung verbreitet. So bemerkt Kamel Harire vom Instituto de Ciencias Religiosas in Valparaíso: »Viele entzünden Kerzen oder legen Blumen nieder oder halten an, um zu beten. Die animita ist nicht nur ein heiliger Platz; sie ist auch ein Ort, an dem sich das Wirken eines heiligen Wesens manifestiert, das in ›Kommunikation‹ mit dem ihm zugetanen Gläubigen tritt, indem es ihn erhört, seine Wünsche erfüllt, ihn aber auch ›bestraft‹ und züchtigt.«145
Unter den als ›wundertätig‹ aufgefaßten animitas existieren eine Reihe, die in ganz Chile bekannt sind und eine regelmäßige und große Zahl von Besuchern anziehen. Darunter befindet sich etwa das Grab des 1907 als Mörder zum Tode verurteilten und durch ein Erschießungskommando hingerichteten Emile Dubois auf dem Friedhof von Playa Ancha, Valparaíso, das heute zahlreiche Votive zieren.146 Aber auch das Grab eines 1929 unter ungeklärten Umständen tot aufgefundenen Kawesquár auf 144 Plath 1993, 9 145 »Muchos encienden velas o dejan flores o se detienen a rezar. La animita no es sólo un sitio sagrado; ella es el lugar donde se manifiesta la acción de un ser sagrado que entra en ›comunicación‹ con el creyente devoto pues lo escucha, cumple sus votos pero también ›pena‹ y castiga.« (El Mercurio de Valparaíso/Zamora 6.6.2004) 146 Plath 1993, 56–64, Abb. 214–217
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dem Friedhof von Punta Arenas (Südchile), der später als »indio desconocido« (»unbekannter Indianer«) aufgrund großer ›Wundertätigkeit‹ Berühmtheit erlangte. Die größte animita-Anlage Chiles und die ›wundertätigste‹ Santiagos erstreckt sich über etliche Meter an der Westmauer des Hauptbahnhofs (Estación Central; s. Abb. 3.3). An eben dieser Stelle sei, vermutlich 1920, ein Kranker namens Romualdo beim Verlassen des Krankenhauses, in dem er sich zuvor aufgehalten hatte, brutal überfallen und erschlagen worden.147 Ein wegen seiner direkten Verbindung zum modernen medizinischen Fortschritt fast befremdlich wirkendes Beispiel ist die Verehrung des Grabes von María Elena Peñaloza, an der am 28.7. 1968 die erste Herztransplantation der chilenischen Medizingeschichte durchgeführt wurde, die den Eingriff aufgrund von Abstoßungsreaktionen aber nur vier Monate überlebte. Ihr Grab auf dem Friedhof Viña Errázuriz in Panquehue entwickelte sich kurze Zeit nach ihrem Tod zu einer vielbesuchten und als wundertätig geltenden animita, die heute landesweiten Bekanntheitsgrad genießt und etwa zum 15jährigen Jubiläum des Todes 1983 besonders intensiv besucht wurde.148 3.6.4 Eine Marienerscheinung vor Peñablanca: »La Virgen del Cerro«, Valparaíso Der Fall Peñablanca als eine Marienerscheinung, die große öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog, Hundertausende von Menschen zum Besuch des Erscheinungsortes motivierte und in der Folge einen bis heute existierenden Kult mit einer festen Gruppe von Anhängern hervorbrachte, ist in der chilenischen Religionsgeschichte beispiellos. Trotzdem tauchen auch in Chile immer wieder Berichte über Marienerscheinungen auf149 , die jedoch weder besonders viel Aufmerksamkeit erregten noch eine stabile Anhängerschaft entwickelten. In den meisten Fällen verschwanden solche Phänomene, sofern sie überhaupt von Außenstehenden beachtet wurden, nach wenigen Tagen wieder und ließen gegebenenfalls einen kleinen Schrein zurück, dessen Geschichte schnell in Vergessenheit geriet.150 Eine davon ist die Erscheinung der »Virgen en 147 Navarro Román 1975; Montecino Aguirre 2003, 52; Plath 1993, 65–70, Abb. 217–219 148 La Estrella de Valparaíso 30.6.1983 149 Bereits aus kolonialer Zeit liegen mit der Schlachtenhelfer-Überlieferung (s.o. 3.1, Anm. 5) die ältesten Berichte über Erscheinungen der Jungfrau Maria in Chile vor. Darüber hinaus werden in den Quellen der Peñablanca-Erscheinung frühere chilenische Marienerscheinungen genannt, allen voran eine Erscheinung im Jahr 1978 in dem kleinen Dorf Chagres, die seitens der Peñablanca-Anhänger vielfach mit Pobletes Visionen in Beziehung gesetzt wurde (ausführlich s.u. 10.8). 150 So erwähnen Hierzenberger/Nedomansky für das Jahr 1952 eine ›wundersames Ereignis‹ im südchilenischen Pitrufquén südlich von Temuco, das mit einem Marienbild in Verbindung gebracht wird, aber nicht im engeren Sinne als Marienerscheinung ver-
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el Cerro Alegre« in Valparaíso, die in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts vorübergehend größere Menschenmengen anzog und hier exemplarisch angeführt sei. Die Erscheinung war so bekannt, daß sie auch 30 Jahre später im Rahmen der Berichterstattung über Peñablanca in einem Interview mit dem Diözesanvikar von Valparaíso, René Pienovi Masafiero, Erwähnung fand. Ebenso wie Peñablanca erfuhr auch diese Erscheinung, die man später auch »Virgen de Las Peñas« nannte, seitens des damaligen Bischofs Rafael Lira Infante151 keine offizielle Anerkennung. Als seine Gläubigen ihn drängten, den Ort der Erscheinungen doch einmal selbst zu besuchen, soll er geantwortet haben: »Sollen doch die gehen, die nicht glauben.«152 Aus den wenigen über diesen Fall vorliegenden Informationen sind zumindest zwei offensichtliche Parallelen zu Peñablanca zu erkennen: die spontane Entstehung einer Wallfahrt sowie die Errichtung eines improvisierten Heiligtums nach Bekanntwerden der Berichte153 und die Ablehnung derselben seitens der kirchlichen Hierarchie. So berichtet auch Gonzalo Ulloa vom Instituto de Ciencias Religiosas der Universidad Católica de Valparaíso, der als Kind diese Erscheinung selbst miterlebt hatte: »[...] und andererseits machen wir oft die Erfahrung, daß Ereignisse, die zunächst große öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nach kurzer Zeit wieder abklingen, [...]. Als ich auf einem der Hügel von Valparaíso wohnte, [...] dem Cerro Alegre – ich glaube, ich war damals 12 oder 14 Jahre alt – verbreitete sich im Viertel sehr schnell [...], daß die Jungfrau in einer Schlucht erschienen sei, [...] auf der Grenze zwischen dem Cerro Alegre und dem Cerro Cordillera [...]. So wie es aussieht, hatte jemand erzählt, daß ihm die Jungfrau erschienen sei, und innerhalb von einer Woche gab es dort schon ein Heiligtum, mit Kerzen und Heiligenbildern, [...]. [...] Die Kirche von Valparaíso entschied sich, dem keine Beachtung zu schenken, [...]. Und, wie ich sagte, nach wenigen Wochen war dort nichts mehr, nach einem Monat, vielleicht zwei Monaten. Man nannte sie die ›Jungfrau von der Schlucht‹
standen werden kann. Während einer vom Apostolischen Vikar der Araucanía, Guido Benedetto Beck de Ramberga (9.12.1885–5.3.1958), angeführten Wallfahrt – vermutlich zu Ehren der in Pitrufquén traditionell verehrten Virgen del Carmen (jährliches Fest am 16.7.; Mercado/Raurich/Salinas/Sepúlveda/Silva 2006, 234; Prado Ocaranza 2002, 104) – habe sich exakt über dem mitgeführten Marienbild eine Wolke zu einem leuchtenden Kreuz formiert (Hierzenberger/Nedomansky 1993, 381). Vergleichbare Berichte über ›Wolkenwunder‹ tauchen häufig auch im Kontext von Peñablanca auf. (s.u. 9.6.4). 151 15.5.1879–26.10.1958; Bischof in Valparaíso seit dem 11.6.1938, im Amt verstorben 152 »Que vayan los que no creen.« (El Mercurio de Valparaíso 17.8.1983) 153 Die spontane Bildung eines kleinen Kultortes mit Kerzen und anderen Devotionalien, erinnert auch an die Entstehung einer animita (s.o. 3.6.3).
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(›Virgen de la Quebrada‹) [...]. Wenn man heute dorthin geht, gibt es dort keinerlei Spuren mehr, [...].«154
154 »[...] y por otra parte muchas veces la experiencia muestra que algunos acontecimientos que aparecen con mucha publicidad, al poco tiempo se apagan, [...]. Siendo yo vecino acá de un cerro de Valparaíso, [...] Cerro Alegre, recuerdo de haber tenido 12 o 14 años, se corrió la voz en el barrio y muy rápido, como te decía antes, que se aparecía la Virgen en una quebrada, [...] en el limite entre el Cerro Alegre y el Cerro Cordillera [...]. Según parece, alguien dijo que se le había aparecido la Virgen, en una semana ya había un santuario ahí, de velas, imágenes, de velas [...]. [...] La iglesia de aquí de Valparaíso optó por no hacer caso a esto, [...]. Y como te tigo a las pocas semanas no pasa nada, a la vuelta de un mes quizás dos meses. Le llamaban la ›Virgen de la Quebrada‹ [...]. Incluso uno va por ahí ahora y no hay ninguna huella, [...].« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 13)
4 Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen und religiosidad popular in Chile Der Marienfrömmigkeit kommt innerhalb der chilenischen religiosidad popular eine besondere Bedeutung zu. Marienfrömmigkeit und marianische Wallfahrtsorte sind feste und zentrale Bestandteile des durch mestizaje und kulturellen Austausch (s.o. 3.1) geprägten chilenischen Katholizismus. Marianische Devotionen sind allgegenwärtig in der chilenischen Nationalpatronin, der Virgen del Carmen mit ihrem Zentralheiligtum, dem Templo Votivo de Maipú (Santiago; s.u. 4.5), den vielen bekannten Wallfahrtsorten1 wie Andacollo (s.u. 4.1), La Tirana (s.u. 4.2), Nuestra Señora de la Viñita (bei Santiago), Nuestra Señora de la Ligua, La Virgen de las Peñas (bei Arica, Wallfahrt seit 1642)2 , La Virgen de Lo Vásquez (Casablanca; s.u. 4.3) oder das Santuario de Lourdes (Santiago; s.u. 4.4), eine Filialdevotion der französischen Marienerscheinung. Das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember ist eines der wichtigsten religiösen Feste in Chile und landesweiter Feiertag. Der dem Fest vorausgehende November wird als Marienmonat (mes de María) aktiv in vielen Gemeinden mit Gebetsgruppen und anderen religiösen Aktivitäten gestaltet. Im folgenden sollen einige zentrale Aspekte chilenischer Marienfrömmigkeit, die auch im Kontext von Peñablanca Relevanz haben, beispielhaft herausgegriffen werden und mehrere zentrale Wallfahrtsorte sowohl mit präkolumbinischen Ursprüngen wie Andacollo und La Tirana, ebenso wie moderner und mestizischer Prägung wie Lo Vásquez und das Santuario de Lourdes in Santiago kurz vorgestellt werden.3
4.1 La Virgen de Andacollo und die bailes chinos Die Wallfahrt zur »Nuestra Señora del Rosario de Andacollo« in der gleichnamigen nordchilenischen Ortschaft gilt als das wohl eindrucksvollste Beispiel der Verbindung präkolumbinischer Traditionen mit iberischem Katholizismus.4 In der Diözese La Serena gelegen, gehört An1 2 3 4
Vargas Ugarte 1956, Bd. 2, 369–400 Montecino Aguirre 2003, 444 Einen Eindruck verschiedener wichtiger Marienkirchen in Chile mit Fotos der jeweiligen Marienstatuen gibt: Marian Library 23.2.2007 (Internetquelle). Salinas Campos 1991, 235–275; cf. Prado Ocaranza 2002, 53–60; Uribe Echevarría/Prado Ocaranza 1983
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dacollo bis heute zu den wichtigsten marianischen Heiligtümern Chiles5 , an dessen jährlichen Hauptfest am 26. und 27. Dezember die auf vorkoloniale Zeit zurückgehenden, in ganz Chile verbreiteten religiösen Tänze, die »bailes chinos«, von entsprechenden Tanzgruppen aufgeführt werden. Die Bezeichunung bailes chinos weist auf eine besondere emotionale (›zärtliche‹) Beziehung der Tänzer zu ihrer jeweiligen Devotion hin. Das aus dem Quechua stammende Wort »chino« bzw. »china« birgt dabei eine Doppeldeutigkeit, wenn es einmal als Bezeichnung für die weiblichen Hausangestellten indigener oder mestizischer Abstammung (»la china«) gebraucht wird, gleichzeitig aber als Kosename bei Liebespaaren in Chile verbreitet ist (»mi china/mi chino«; sinngemäß: »mein Schatz«). In diesem Sinne ist der chino, es handelt sich bei den Mitgliedern der meisten Tanzgruppen fast ausschließlich um Männer, der »einfache Diener der Jungfrau oder eines Heiligen«, der seiner Devotion gleichzeitig in einer Art Liebesbeziehung verbunden ist.6 Die Entstehungslegende von Andacollo berichtet nun folgendes7 : Die heute dort verehrte Marienstatue stammt aus Spanien und wurde 1544 aus Peru in das neu gegründete La Serena gebracht. Als die Stadt nur ein Jahr später von den angreifenden indígenas zerstört wurde, flüchteten sich die wenigen überlebenden Spanier in die umliegenden Berge und versteckten dort das Marienbild. Nach etlicher Zeit schließlich wurde es durch einen Zufall beim Brennholzsammeln durch zwei indígenas entdeckt. Diese waren von seiner Schönheit so ergriffen, daß sie es mitnahmen und ihm Verehrung zukommen ließen und damit die Wallfahrt zu Nuestra Señora de Andacollo begründeten.8 Eine zweite Version der Entstehungslegende bringt die Auffindung des Marienbildes 5 6
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CECH o.J.f (Internetquelle) Der Aspekt, die Tänze als ›Dienen‹ gegenüber der jeweiligen Devotion zu interpretieren, wird durch die bei vielen chinos ebenfalls verbreitete Selbstbezeichnungen als »Vasallen« (vasallos) der Jungfrau bzw. des Heiligen noch unterstrichen. (Navarro/Ulloa/Laubreaux/Toro/Fuenzalda 1975, 117f.) Darüberhinaus ist die Teilnahme als Tänzer in einer solchen Gruppe oder auch die Gründung einer neuen zumeist verbunden mit einer manda, einer Form von Gelübde bzw. Selbstverpflichtung gegenüber der Devotion, die oft ein Leben lang gilt. (cf. auch García Arribas 1989) Bailes chinos finden sich nicht nur in Nordchile; sie sind auch in der Zentralregion seit Anfang des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. (cf. Mercado/Raurich/Salinas/Sepúlveda/Silva 2006, 60–62 und Mercado Muñoz/Rondón Sepúlveda 2003, dort zahlreiche Farbfotografien) Auch im Rahmen der Marienerscheinung von Peñablanca bildeten sich ab 1984 eigene Gruppen, die bailes chinos zu Ehren der neuen Devotion aufführten (s.u. 13.9.4) Vargas Ugarte 1956, Bd.2, 369f. Aus den historischen Quellen geht hervor, daß im Minengebiet von Andacollo seit spätestens 1575 eine Kapelle existierte. Eine Inventarbericht von 1668 erwähnt jedoch kein Marienbild in der Kirche. Dieses ist wahrscheinlich erst 1676 aus Peru nach Andacollo gebracht worden. Seitdem soll die indigene Bevölkerung das Bild mit
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interessanterweise mit einer Traumvision (s.a.o. 2.2) bzw. einer Vision in Verbindung. So habe ein alter indígena mit Namen Collo, der Bergmann war, wiederholt folgenden Traum gehabt: Während er sich in einem Stollen von der schweren Arbeit ausruhte, fiel im plötztlich auf, daß die ganze Mine hell erleuchtet sei und ihm das Licht wie etwas Schwebendes und Unnahbares erschien. Schließlich hörte er eine Stimme, die ihm eröffnete, daß ganz in der Nähe ein großer Reichtum zu finden sei, den er auf den höchsten Berggipfeln suchen solle, und die schließlich rief: »¡Anda Collo!« (»Lauf, Collo!«, »Auf geht’s, Collo!«). Der Traum wiederholte sich mehrere Nächte, bis Collo schließlich zu der ihm genannten Stelle aufbrach und dort ein hölzernes Marienbild fand. Eine Variante dieser Erzählung spricht nicht von einem Traum, sondern tatsächlich von einer Marienerscheinung, die einen armen indígena aufforderte: »Anda, Collo, recorre los cerros, la riqueza y la felicidad te esperan. Busca.« (Lauf, Collo, durchquere die Berge, Reichtum und Glück erwarten dich. Suche.«). Tatsächlich fand der Mann nach einigen Tagen ein hölzernes Marienbild, ganz in der Nähe seines Hauses und wenig später in einer benachbarten Schlucht auch Gold.9 Während die Auffindung eines Marienbildes in der Natur als ›Markierung‹ für die Errichtung eines neuen Heiligtums ein klassischer Topos marianischer Frömmigkeit, inbesondere des Mittelalters und der frühen Neuzeit ist, bekommt diese Legende im Lichte der besonders im Zuge der spanischen Requoncista10 auftretenden Wiederauffindungslegenden eine besondere Bedeutung. Zahlreiche spanische Marienwallfahrtsorte gehen legendarisch darauf zurück, daß nach Wiedereroberung eines islamischen Gebietes durch die Christen Marien- oder Heiligenbilder ›wiederaufgefunden‹ wurden, die man zuvor vor den anrückenden muslimischen Eroberen versteckt hatte.11 So ›überlebt‹ das verehrte Bild also im sicheren Versteck, behält quasi sein ›Hausrecht‹ über das ihm und seinen Verehren zukommende Territorium. Die Wiederauffindung ist in diesem Sinne, nach der militärischen, eine religiöse Wiederinbesitznahme. In der Legende von Andacollo nun erfolgt die (Wieder-)Auffindung
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»typischen Tänzen für ihre Mutter und Beschützerin« (»típicas danzas a su Madre y Protectora«; Vargas Ugarte 1956, Bd. 2, 371) verehren. Montecino Aguirre 2003, 442 Zur Bedeutung von Marien- und besonders Jakobusüberlieferungen im Kontext der Reconquista cf. Grasmück 2009 So auch im Fall der älteren spanischen Entstehungslegende der Wallfahrt zur Nuestra Señora de Guadalupe in der Extremadura, die später namensgebend für die bekannte mexikanische Marienerscheinung wurde (s.o. 2.4.1). Die älteste bekannte Version der Legende datiert von 1440 und erzählt, wie das Bildnis der Madonna beim Angriff der »Mauren« erst in den Bergen von einem Priester verborgen und schließlich von einem Kuhhirten, dem die Jungfrau Maria zuvor erschienen war, wieder aufgefunden wurde (Christian 1981, 87–93)
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
jedoch nicht durch die Christen, die ihr Gebiet wiedergewonnen haben, sondern durch die eigentlich ›feindlichen‹ indígenas selbst. Damit nimmt also die Patronin der Christen nicht nur das Territorium, sondern gleichzeitig auch ihre vormaligen Feinde durch ›Bekehrung‹ religiös in Besitz. Gleichzeitig schildert die Legende einen Prozeß kulturellen Austauschs (s.a.o. 3.3), d.h. die Aneignung eines neuen religiösen Elements – das Marienbild – durch die indigene Bevölkerung und, indem sie es mit Tänzen verehrten, die Integration desselben in ihr eigenes religiöses Bezugssystem.
4.2 La Virgen de La Tirana Als zweite wichtige Marienwallfahrt soll hier das heute zur Diözese Iquique gehörige La Tirana herausgegriffen werden. Der Wallfahrtsort liegt ebenso wie Andacollo (s.o. 4.1) in Nordchile, in der Pampa del Tamarugal, und weist deutliche präkolumbische Elementen in seiner Kultentstehung auf. Die in La Tirana verehrte Mariendevotion ist die chilenische Nationalpatronin, die Nuestra Señora del Carmen (s.u. 4.5), das Kultbild stammt ursprünglich aus Perú. Entsprechend ist der 16. Juli, Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, das jährliche Hauptfest der Wallfahrt, an dem zahlreiche Gruppen, ähnlich wie in Andacollo, die tradionellen bailes chinos zu Ehren der Jungfrau Maria aufführen12 und bis zu 50.000 Pilger den sonst nur etwa 600 Einwohner zählenden Ort besuchen.13 Die Gründungslegende von La Tirana erzählt von Huillac Ñusta, der Tochter des Inkapriesters Huillac Uma zur Zeit der spanischen Conquista. Ihr Vater entfloh dem Heer der Spanier unter Diego de Almagro, der von Cuzco aus aufgebrochen war, um Chile zu erobern. Huillac Uma begab sich in die Provinz Charcas, um sich dort der Rebellion um Manco II. anzuschließen, seine Tochter blieb zunächst bei den Spaniern zurück. Aber nahe Pica entfloh auch sie, zusammen mit etwa 500 ihrer Krieger. Huillac Ñusta zog sich in die Pampa del Tamarugal zurück und führte von dort den Wiederstand gegen die eindringenden Spanier an. Wegen ihrer gefürchteten Grausamkeit – alle Spanier und getauften indígenas, die in ihre Hand fielen, ließ sie unterschiedslos töten – nannte man sie die »schöne Tyrannin der Tamarugal« (»la Bella Tirana del Tamarugal«), und gab damit auch dem Wallfahrtsort seinen Namen. Eines Tages brachte man erneut einen spanischen Gefangenen namens Vasco Almeida vor
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Vargas Ugarte 1956, Bd. 2, 398f.; Álvarez del Real 1990, 156f.; Prado Ocaranza 2002, 24–33; CECH o.J.c (Internetquelle) Cf. Guerrero Jimenéz 2007
La Virgen de La Tirana
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sie, in der Erwartung des üblichen Urteils: der Todesstrafe. Wider Erwarten bewegte jedoch der Anblick des jungen Gefangenen das Herz der »Tyrannin« und sie verliebte sich augenblicklich in den Spanier. Trotzdem sollte innerhalb von vier Tagen das übliche Todesurteil vollstreckt werden. Während dieser Zeit entspann sich ein Dialog zwischen dem spanischen Gefangenen und der Inka-Herrscherin, über beider Religion, die Unsterblichkeit der Seele und die Liebe. Die Aussicht, einander im Jenseits ewig nahe zu sein, bewegt Huillac Ñusta schließlich dazu, sich von Vasco Almeida taufen zu lassen. Doch in eben diesem Moment werden beide von Inkakriegern durch Pfeile getötet. Der Spanier ist sofort tot, doch die Inkaherrscherin bittet im Todeskampf ihre Untergebenen noch um Verzeihung für ihre Liebe zu dem Feind und bittet sie, ihren Leichnam neben Vasco Almeida zu begraben und ein Kreuz darüber aufzurichten. Eben dieses Grab mit dem Kreuz soll im Jahre 1540, so endet die Legende, ein Priester namens Antonio Rondón gefunden haben, der hier einen Kapelle für die Virgen del Carmen de La Tirana baute und so die Wallfahrt begründete.14 Die tragische Liebesbeziehung zwischen der Inkaherrscherin und dem gefangenen Spanier, aus deren im Tod gescheiterte Verbindung eine Mariendevotion hervorging, repräsentiert aus Sicht von Montecino auf besonders eindrückliche Art und Weise den Prozeß kulturellen Austauschs, der als eben oft gewaltsame und tragische mestizaje, in der Verbindung von Iberischem und Indigenem eine eigenständige chilenische Kultur hervorbrachte (cf. 3.1 und 3.3): »Die dargelegte Schilderung erzählt uns von der Begegnung einer indigenen Frau und einem spanischen Mann, zwei Akteure, die während der Conquista und Kolonisierung Chiles ständig ineinander verflochten waren. Die Geschichte von La Tirana beschreibt die Ausreifung des chilenisch-mestizischen Reiches. Sie ist eine Geschichte von Liebe, Leidenschaft, von einer unmöglichen Romanze, deren Folge der Tod ihrer Protagonisten ist. La Tirana ist die virtuelle Mutter der chilenischen Mestizen, denn ihre Zuneigung zu Vasco de Almeida gipfelte nicht in der Zeugung eines Sprößlings: der Tod verhinderte es. Aber ihre Geste würde die Geburt dieses Kindes ankündigen und die Wiederholung der fleischlichen Verbindung zwischen der indigenen Frau und dem spanischen Mann.«15 14 15
Montecino Aguirre 1991, 73–78; Montecino Aguirre 2003, 443f. ; cf. Nuñez 1989 »El relato expuesto nos habla del encuentro entre una mujer indígena y un hombre español, dos actores que se entrelazaron permanentemente durante la Conquista y colonización de Chile. La historia de La Tirana escribe la gestación del reino mestizo chileno, es una historia de amor, de pasión, de un romance imposible que tiene como resultado la muerte de los protagonistas. La Tirana es la madre virtual de los mestizos chilenos, pues su afecto por Vasco de Almeida no logró culminar en la procreación del vástago: la muerte lo impide. Pero su gesto anunciará el nacimiento de ese hijo y la
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
4.3 La Virgen de Lo Vásquez: Die größte Marienwallfahrt Chiles Um das Jahr 1840, so berichtet die Entstehungslegende des Heiligtums16 , soll ein Mann namens José Ulloa in den Räumen seiner kleinen Pension im Tal von Lo Vásquez, gelegen auf halbem Weg zwischen Santiago und Valparaíso, ein hölzernes Marienbild aufgestellt haben. Dieses habe er nicht weit entfernt von seinem Haus im Gestrüpp gefunden. Einen Hinweis auf eine ›wundersame Auffindung‹, wie sie für die Gründungslegenden vieler Marienwallfahrtsorte typisch ist, findet sich jedoch nicht, wie überhaupt ›spektakuläre‹ Elemente, wie Erscheinungen oder Wunderheilungen im Kult von Lo Vásquez fehlen. Die durchreisenden Händler, die in der Herberge übernachteten, entwickelten in der Folge offensichtlich eine besondere Beziehung zu der Marienstatue und dankten der Jungfrau für die bisher geglückte Reise. Unter der späteren Obhut eines Mercedarier-Priesters entwickelte sich Lo Vásquez schließlich zu einer Wallfahrt, die von Jahr zu Jahr wuchs. Der genannte Priester engagierte sich sehr für den Bau einer neuen Kapelle, sammelte Spenden und wurde dabei von der Diözese Santiago offiziell unterstützt. In der Folge wurden drei Kirchen erbaut, von denen die ersten beiden je kurz nach ihrer Fertigstellung durch Erdbeben17 zerstört wurden. Der dritte Sakralbau schließlich blieb stehen und entsprach dem Mittelschiff der heutigen Wallfahrtskirche. Letztlich waren das große Engagement des Mercedarier-Priesters für seine Devotion und seine überregionalen Spendensammlungen für einen entsprechenden Kirchbau die Gründe, die der Virgen de Lo Vásquez zu ihrer Bekanntheit verhalfen. Traditionelle Frömmigkeistformen der Mercedarier aufgreifend, wurde die Marienverehrung in Lo Vásquez der »Unbefleckten Empfängnis« (»Purissima de Lo Vásquez«) geweiht mit dem wichtigsten Wallfahrtstermin am entsprechenden Hochfest, dem 8. Dezember. Lo Vásquez gilt heute, wie auch schon zu Beginn der 80er
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repetición de los lazos carnales entre la mujer india y el hombre español.« (Montecino Aguirre 1991, 75f.) Prado Ocaranza 2002, 63–70; Foyer N.S. del Carmen o.J. Aufgrund noch andauernder vulkanischer und tektonischer Tätigkeit ist besonders Mittelchile häufig von, z.T. schweren Erdbeben betroffen (für eine Übersicht über alle Erdbeben in Chile mit einer Stärke von 7 oder höher seit 1570 siehe die Internetseite des Servicio Sismológico der Universidad de Chile (o.J. [Internetquelle]). Diese Tatsache spielt auch innerhalb der apokalyptisch gefärbten ›Botschaften‹ von Peñablanca eine wichtige Rolle (s.u. 6.5).
La Virgen de Lo Vásquez
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Abbildung 4.1: Pilger legen das letzte Stück des Weges zur Wallfahrtskirche von Lo Vásquez auf den Knien zurück (8.12.2005; Foto: OG)
Jahre des 20. Jahrhunderts18 , in Zahlen gemessen mit jährlich bis zu 600.000 Besuchern als Chiles größte und wichtigste Marienwallfahrt.19 Auch im Jahr 1983 – gut einen Monat nach der zweiten ablehnenden Erklärung des Bischofs von Valparaíso bezüglich der Erscheinungen von Peñablanca – fand die traditionelle Wallfahrt in entsprechender Größe statt, begleitet durch entsprechende Presseberichterstattung.20 Fast eine halbe Millionen Pilger sollen am 8.12.1983 Lo Vásquez besucht haben.21 Wie später noch zu zeigen ist, werden im Rahmen der Wallfahrten nach Peñablanca auch Elemente religiöser Praxis aufgriffen (s.u. 8.8), die fester Bestandteil in Lo Vásquez sind, so etwa das von manchen Pilgern 18
19 20
21
»Das Heiligtum der Jungfrau von Lo Vásquez ist das wichtigste der Diözese [von Valparaíso; OG] und einer der Haupt[wallfahrtsorte] des Landes. Am 8. Dezember kommen durchschnittlich 150 Tausend Pilger hierher. Darüber hinaus wird es täglich von einer großen Zahl von Gläubigen besucht.« (»El Santuario de la Virgen de Lo Vásquez es el más importante de la Dióceses [de Valparaíso; OG] y uno de los principales del país. Llegan allí el 8 de diciembre un promedio de 150 mil peregrinos. Diariamente es visitado, además, por gran cantidad de fieles.«; La Estrella de Valparaíso 23.7.1983a) Nuestro 2003 (Internetquelle); CECH o.J.g (Internetquelle) So weist La Estrella de Valparaíso schon drei Tage vor dem Marienfest auf die Uhrzeit der großen Prozession hin (5.12.1983a), berichtet über die schon in den Tagen vor dem 8.12. ankommenden Pilger (6.12.1983; 7.12.1983; hierzu gehört auch ein satirischer Kommentar in der Beilage La Chueca, wie auch einer über Peñablanca erschienen war; s.u. 8.3, Anm. 33) und gibt am 9.12. dann eine Zusammenfassung des eigentlichen Festtags (9.12.1983). La Estrella de Valparaíso 9.12.1983a
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
praktizierte Zurücklegen der letzten Wegstrecke bis zur Wallfahrtskirche auf den Knien, eine im Rahmen vieler katholischer Wallfahrten weltweit – wenn auch in Europa heute meist nicht mehr praktiziert22 – üblicher Brauch (s. Abb. 4.1).23 In dieser Hinsicht fügt die neue entstehende Peñablanca-Devotion sich unter Rückgriff auf traditionelle Formen direkt in das religiöse Sinngefüge der chilenischen religiosidad popular. Während die Ursprünge vieler traditioneller Marienheiligtümer v.a. in Nordchile, wie die oben vorgestellten von Andacollo (s.o. 4.1) und La Tirana (s.o. 4.2), direkt mit den kulturellen Austauschprozessen der Kolonisation zusammenhängen – hier entstanden in der Verbindung andiner Kulte und spanischer Marienfrömmigkeit neue Devotionen – setzt die Entstehung von Peñablanca das Ergebnis dieses Prozesses bereits voraus. Peñablanca ist nicht Ergebnis eines Prozeß kulturellen Austauschs, sondern entstand im Rahmen des chilenischen Katholizismus und seiner spezifischen religiosidad popular, dessen Charakter auf einen solchen Prozeß rückführbar und von diesem in vieler Hinsicht bis heute geprägt ist.
4.4 Das Santuario de Lourdes in Santiago: Filialkult einer europäischen Marienerscheinung Zwar existiert in Chile kein traditioneller Marienwallfahrtsort, dessen Gründungslegende sich auf eine Erscheinung zurückführt. Trotzdem finden sich in vielen chilenischen Städten Kirchen und Schreine, die direkt mit Marienerscheinungen in Verbindung stehen. Es handelt sich um die auch in anderen katholischen Ländern (auch in Deutschland)24 verbreite22 23
24
In diesem Zusammenhang war auch der Gebrauch sogenannter »Flehlappen« zum Schutz der Kleidung üblich (cf. Feußner 1999, 101). Diese nicht nur im Rahmen lateinamerikanischer Wallfahrten weit verbreitete Praxis der religiös motivierten Autoinduktion von Schmerz, kann als Teil der sinnlichen (Grenz-)Erfahrung der Pilgerschaft aufgefaßt werden: »One common means to stimulate a self-transformative perceptual peak on pilgrimage is through pain induction, as in the well-reported actice of pilgrims performing penance by crossing stone courtyards or mounting long stone stairways on their bare knees.« (Crumrine/Morinis 1991, 15) In Lateinamerika ist diese religiöse Praxis meist verbunden mit einem persönlichen Gelübde der Pilger, wie auch im Fall der Wallfahrt zum Schwarzen Christus von Esquipulas in Guatamala: »Some participants travel the final distance on hands and knees or on elbows and knees, blindfolded because of a ›promise‹ (promesa, typically acción de gracias or act of thankfulness) made to El Señor. These supplicants are accompanied by their families, but local children produce blankets and sheets which are laid in front of them to cushion their passage.« (Kendall 1991, 143) Als ein Beispiel unter vielen sei hier das von Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) bewohnte, erst 1903 wiedergegründete und -errichtete Kloster Maria Engelport in einem Seitental der Mosel nahe Treis genannt. Im Außenbreich der Klosterkirche
Das Santuario de Lourdes in Santiago
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Abbildung 4.2: Nachbau der Erscheinungsgrotte, Santuario de Lourdes, Santiago (Foto: OG)
ten Filialdevotionen anerkannter europäischer Marienerscheinungen des 19. und 20. Jahrhunderts, allen voran der Erscheinung von Lourdes (s.o. 2.4.4). Nachbauten der Erscheinungsgrotte von Lourdes mit der entsprechenden Statue der Bernadette Soubirous und einem Bildnis der Unbefleckten Empfängnis finden sich in unterschiedlicher Größe in und an Kirchen, aber auch freistehend im Stadtbild bis hin zu Gärten von Privathäusern. Das älteste, größte und wichtigste dieser Lourdes-Filialheiligtümer ist das Santuario de Lourdes in Santiago25 , daß hier beispielhaft beschrieben sei.26 Die Anlage, die besonders am 11. Februar, dem Jubiläum der Erscheinungen, von vielen Menschen besucht wird27 , befindet sich am nordwestlichen Rand des Stadtzentrums direkt neben der Parkanlage Quin-
25 26
27
befindet sich eine aus Naturstein gestaltete Lourdes-Grotte, die auch heute noch Ziel von Wallfahrten ist (Kloster Maria Engelport Treis-Karden Mosel [Hg.] 1993, 14, Abb.). CECH o.J.h (Internetquelle) Weitere bedeutende Lourdes-Devotionen in Chile sind: Nuestra Señora de Lourdes de Iquique, Nuestra Señora de Lourdes de Viña del Mar und La Virgen de Lourdes del Cerro Ñielol de Temuco (für Fotos der Kirchen und Kultbilder cf. Marian Library 23.2.2007 [Internetquelle]) In diesem Zusammenhang sind bis in die Gegenwart Berichte über Wunderheilungen anzutreffen (cf. etwa La Cuarta/Torres A. 12.2.2004).
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
ta Normal, und besteht aus zwei Hauptkomplexen: der zwischen 1904 und 1955 in mehreren Phasen errichten Basilica de Lourdes und der direkt gegenüber befindlichen Gruta de Lourdes. Die Ursprünge der Anlage gehen zurück auf die Initiative eines Priester aus Santiago, Jacinto Arriagada Fuenzalida, der wenige Jahre nach dem Bekanntwerden der Erscheinungen i.J. 1858 sich dafür einsetzte, auch in Chile eine Kirche zu Ehren Unserer Lieben Frau von Lourdes zu errichten. I.J. 1880 konnte mit der Realisierung dieses Vorhabens begonnen werden, nachdem ein wohlhabender Anwohner Santiagos französisch-baskischer Abstammung, Alejandro Vigoroux Castel, der katholischen Kirche ein entsprechendes Grundstück am Rande der Quinta Normal vermacht hatte. Noch im gleichen Jahr begann die Errichtung des Kultbaus.28 Letzterer stellt einen leicht verkleinerten, detaillgetreuen Nachbau des Heiligtums im französischen Lourdes dar. Im Mittelpunkt steht die 1908 durch Assumptionisten-Brüder errichtete, maßstabsgetreu der von Lourdes nachgebildete Grotte (s. Abb. 4.2). Das in der entsprechenden Nische rechts oben platzierte Bildnis Unserer Lieben Frau von Lourdes wurde in Frankreich gefertigt und kam 1883 nach Chile. Die Beschaffung der Filial-Standbilder direkt am Ort der Erscheinungen war auch in Europa verbreitete Praxis. Zu der eigentlichen Grotte gehört ein weitläufiges eingefriedetes Gelände, das einen Teil der Gesamtanlage bildet. Der Bereich direkt vor der Grotte ist kirchenähnlich bestuhlt. Rechts von der Grotte befindet sich eine Anlage, an der, in Anlehnung an das französische Heiligtum, Wasser abgezapft werden kann. Ferner befinden sich auf dem Gelände diverse Bildstöcke, die in einer kreuzwegsähnlichen Anordnung die Geschichte der Erscheinung von Lourdes erzählen sowie verteilt auf dem Gelände verschiedene weitere Marienstandbilder, Mauern zum Anbringen von Devotionalien-Plaketten und diverse Kerzenschreine. Die Imitation des französischen Erscheinungsortes setzt sich in der gegenüberliegenden Wallfahrtsbasillika fort: Dort befindet sich in einer Kapelle des linken Seitenschiffs eine lebensgroße Nachbildung des unversehrten Leichnams der Seherin Bernadette Soubirous in einem Glassarg. Eine Lourdes-Grotte gehörte auch neben der Kapelle in Peñablanca zu den ersten Kultbauten auf dem Monte Carmelo (s.u. 14.7.2, dort Abb. 14.13). Auch in diesem Punkt erweisen sich die für die PeñablancaDevotion relevanten religiösen Sinnbezüge als eng an den traditionellen chilenischen Katholizismus angelehnt.
28
Vargas Ugarte 1956, Bd. 2, 400
Nuestra Señora del Carmen
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4.5 Nuestra Señora del Carmen: Nationalpatronin Chiles und Patronin des Heeres Die Devotion der Nuestra Señora del Carmen (auch: Virgen oder María del Carmel oder del Monte Carmelo; »Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel«) ist in Chile weit verbreitet und sowohl in der religiosidad popular als auch in der nationalstaatlichen religiösen Symbolik verwurzelt.29 Der Name der Devotion geht zurück auf den im heutigen Nordisrael bei Haifa gelegenen Berg Karmel30 und den dort Ende des 12. Jahrhunderts infolge der Kreuzzüge aus einer Gemeinschaft lateinischer Eremiten heraus entstandenen Orden der Karmeliter.31 Die besondere Marienverehrung des Ordens steht ursprünglich im Zusammenhang mit einer der Jungfrau Maria geweihten Kapelle, dem Oratorium der Einsiedelei auf dem Karmel, die so unter marianischem Patrozinium stand (»Orden der Brüder Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel«). Gegen 1238 mußte die neugegründete Gemeinschaft infolge der zunehmenden Bedrohung durch islamische Truppen Palästina verlassen und siedelte sich in der Folge in Europa an, in erster Linie in Frankreich. Besondere Bedeutung erlangte die Marienfrömmigkeit innerhalb der Karmeliter auch durch eine legendarische Marienvision, die Simon Stock (vermutlich Ordensgeneral zwischen 1256 und 1266) zugeschrieben wird und am 16.7.1251 in Cambridge stattgefunden haben soll. Die Jungfrau Maria soll ihm in dieser Vision das im Orden bereits gebräuchliche braune Skapulier übergeben haben, mit dem Versprechen, das alle diejenigen, die es zum Zeitpunkt ihres Todes tragen, an dem auf ihren Tod folgenden Samstag aus dem Fegfeuer befreit würden.32 Ebenfalls auf das Ende des 13. Jahrhunderts geht das Fest des Ordens für die »Maria vom Berge Karmel« am 16. Juli zurück, das durch Papst Benedikt XIII. (2.2.1649–21.2.1730) 1726 als Gedenktag auf die ganze Kirche ausgedehnt wurde und auch heute in Chile große Bedeutung genießt.33 Nach der Reformation, als die Karmeliter im übrigen Europa einen Niedergang erlebten, verbreitete sich der Orden seit Mitte des 29 30 31 32
33
Cf. Álvarez del Real 1990, 154–177; Prado Ocaranza 2002, 71–77; CECH o.J.d (Internetquelle); Catholic Media Network o.J. (Internetquelle) Cf. Scharber 1991 Cf. Sainte Marie 1985, 159–195; cf. Dobhan 1991 Die durch die Karmeliter und Karmeliterinnen (hier besonders Theresa von Avila; cf. Anm. 34) geprägte Marienfrömmigkeit und die Marienvision des Simon Stock wird auch immer wieder mit den Marienerscheinungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Verbindung gebracht, so mit Lourdes und Fátima. (cf. Sainte Marie 1985, 243–287) Obwohl sonst keinerlei biblischer Bezug zwischen Maria und dem Berg Karmel vorliegt – im Neuen Testament wird der Karmel nicht erwähnt – bezog man die Liliensymbolik in Jesaja 35, 1f. auf Maria und fand so eine Schriftbegründung für das neu eingeführte Fest.
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
15. Jahrhunderts besonders in Portugal und Spanien34 . Von dort kam die Karmeldevotion im Zuge von Conquista und Missionierung auch nach Chile. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts zeugt die Virgen del Carmen de La Tirana (s.o. 4.2) von einer entsprechenden Verbreitung, die schließlich Mitte des 17. Jahrhunderts v.a. in Südchile weitergehende Bedeutung erlangte. 1643 gründete Bischof Diego Zembrano y Villalobos in Concepción die älteste der in Chile noch bestehenden Bruderschaften zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Karmel, die 1647 auch nach Santiago kam. V.a. in Südchile wurden, auf Betreiben des Karmeliter-Missionars José González de la Rivera seit 1692 diverse Karmel-Kapellen gebaut und 1700 in Chillán sogar ein der Karmelkönigin geweihtes Priesterseminar (Colegio de Nobles Araucanos) gegründet. Aber erst zur Zeit der chilenischen Unabhängigkeitskriege gegen die spanische Kolonialmacht 1813–1818 und der folgenden Nationalstaatsbildung erlangte die Devotion der Nuestra Señora del Carmen ihre bis heute so zentrale Bedeutung.35 An diesem für die nationale Symbolik 34 35
1452 kam es zur Gründung der Karmelitinnen mit Theresa von Avila (28.3.1515– 4.10.1582) als eine ihrer bedeutensten Gestalten. Die Unabhängigkeitsbewegung des Generalkapitanats Chile vom Vizekönigreich Perú (s.a.o. 3, Anm. 2) begann Anfang des 19. Jahrhunderts infolge der politischen Verwerfungen in Europa während der napoleonischen Kriege, die auch das spanische Mutterland tangierten (cf. Collier/Sater 2004, 32–39; Ramón 2004, 54–62; Alvear 1967, 1117f.). Im Mai 1808 zwang Napoleon I. König Karl IV. zum Abdanken, verbannte seinen Nachfolger Ferdinand VII., ersetze ihn durch seinen Bruder Joseph Bonaparte und provozierte damit eine Widerstandsbewegung. Überall in Spanien bildeten sich lokale, reformorientierte (liberale) Juntas, eine Entwicklung, die schließlich zur Verabschiedung einer Verfassung und zur Umwandlung des Königreichs in eine konstitutionelle Monarchie führte. Während die amerikanischen Kolonien zunächst loyal zum Mutterland standen und den spanischen Widerstand gegen Napoleon unterstützten, griff eine Gruppe der kreolischen Elite auch in Chile die liberalen Impulse aus Spanien auf und strebte nach größerer politischer Eigenständigkeit. Ziel war die Errichtung einer eigenständigen chilenischen Regierung, jedoch weiterhin eingegliedert in das spanische Imperium. Eben diesen Schritt, Absetzung des Gouverneurs und Bildung einer kreolischen Junta, ging in Lateinamerika zunächst das Generalkapitanat Venezuela im April 1810, nur einen Monat später folgte Buenos Aires, was die Unabhängigkeitsbestrebungen in Chile weiter anheizte. Am 18.9.1810 – dem heutigen chilenische Nationalfeiertag – kam es auch in Santiago zur Bildung einer Junta unter der Leitung von Mateo de Toro Zambrano (20.9.1727– 26.2.1811), die sich zunächst loyal zu König Ferdinand VII. erklärte. Doch schon wenig später zeigten sich in Teilen der Junta deutlich seperatistische Tendenzen und es kam zu Spannungen, auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Reformern und spanischen Royalisten. Jedoch erst unter der vorübergehenden Alleinherrschaft des jungen Offiziers José Miguel Carrera Verdugo (15.10.1785– 4.9.1821) – mit seiner und der Unterstützung des Militärs hatte die Junta ihre Reformen in Santiago vorantreiben wollen, sie wurde jedoch stattdessen durch Carrera entmachtet – kam es zu ersten militärischen Auseinandersetzungen mit dem Vizekönigreich Perú und zum Beginn der Unabhängigkeitskriege. Anfang 1813 schickte Vizekönig José Fernando Abascal (3.6.1743–31.7.1821) Truppen nach Südchile
Nuestra Señora del Carmen
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neuralgischen Punkt, verbindet sich die Devotion Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel mit der chilenischen Nationalstaatsbildung. Ebenso wie die Jungfrau von Guadalupe (s.a.o. 2.4.1) als von den Spaniern nach Amerika gebrachte Devotion zum Banner der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung wurde36 , so wählten nun die chilenischen Patrioten die Nuestra Señora del Carmen zum religiösen Symbol ihrer nationalen Bestrebung.37 Viele Soldaten des Andenheeres seien, so heißt es, bereits
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37
– einer royalistischen Enklave – die immer weiter verstärkt Richtung Norden zogen. Der caudillo Carrera übergab die Macht in Santiago einer neuen Junta und zog mit seinen Truppen gegen die anrückenden Royalisten. Militärisch blieb der Krieg auf beiden Seiten ohne klare Entscheidung, und die chilenische Junta – unzufrieden mit der militärischen Leistung Carreras – ernannte Bernardo O’Higgins Riquelme (20.8.1776–24.10.1842), den später wohl bekanntesten Freiheitskämpfer Chiles, am 1.2.1814 zum neuen Oberbefehlshaber. Trotzdem kam es in der Folge zu mehreren schweren Niederlagen der patriotischen Armee und schließlich zu einem durch einen englischen Marineoffizier vermittelten Übereinkommen beider Seiten zur Beendigung des Kriegs, dem Vertrag von Lircay (3.5.1814), der jedoch durch den Vizekönig von Perú zurückgewiesen wurde. Nach mehreren, auch bewaffneten, innerchilenischen Machtkämpfen, in erster Linie zwischen Carrera und O’Higgins, kam es zu einem erneuten militärischen Zusammenstoß royalitistischer und patriotischer Truppen bei Rancagua (1.–2.10.1814), der in einer vernichtenden Niederlage für die Patrioten endete. O’Higgins und Carrera flüchteten mit kaum 2000 verbleibenden Soldaten über die Anden nach Argentinien. In Santiago kam es unterdessen zu einer vollständigen Restauration der spanischen Kolonialherrschaft: die patriotischen Reformen der Jahre 1810–1814 wurden rückgängig gemacht, die Audiencia wieder hergestellt, Liberale und Nationalisten verbannt, inhaftiert oder mit Strafsteuern belegt. War die kreolische Elite zuvor in Teilen noch tief gespalten zwischen Loyalisten und Nationalisten, so veränderte das z.T. rücksichtslose Vorgehen des Mutterlandes nun die politische Stimmung in Chile: »The Spanish ›reconquest‹ of Chile and its accompanying repression did much to transform creole hearts and minds. To most creoles, independence now seemed the only practical course. The most fervent patriots, needless to say, continued the struggle.« (Collier/Sater 2004, 37) Auf der anderen Seite der Anden, im Feldlager Plumerillo nahe Mendoza (Argentinien), reformierte sich die geschlagene Armee Bernardo O’Higgins, unterstützt durch den Gouverneur von Cuyo, General José Francisco de San Martín y Matorras (25.2.1778– 17.8.1850), der in einem unabhängigen Chile die beste Ausgangslage für einen Seeangriff gegen das Vizekönigreich Perú als entscheidenden Schritt hin zu einer Vertreibung der Spanier aus Amerika sah. Im Jahr 1817 war das nun 4000 Mann starke »Andenheer« (Ejercito de los Andes) bereit zum Angriff auf das wiedererrichtete Generalkapitanat Chile, der in der Folge schließlich zur Gründung der chilenischen Republik führen sollte. »Die Erscheinung der Jungfrau von Guadalupe 1531 nahe der Stadt Mexiko vor dem einfachen Nahua-Indianer Juan Diego war die erste Etappe eines langen und geistesgeschichtlich recht komplexen Prozesses der Vereinnahmung der Jungfrau Maria für die indianisch-mestizisch-kreolischen Interessen Mexikos gegen Spanien, woher Maria gekommen war.« (Huhle 1994, 1172; cf. Poole 1996, 1–14) Die von den Spaniern nach Amerika gebrachte religiöse Symbolik wendete sich nun ironischerweise gegen sie selbst. Die Tradition von der Jungfrau Maria als Schlachtenhelferin der spanischen Eroberungen (s.o. 3.1, Anm. 5), wie sie auch der chilenische Jesuitenpater und Chronist Alonso de Ovalle (27.7.1603–11.3.1651) in
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Mitglieder in einer der v.a. in Südchile verbreiteten Karmelbruderschaften gewesen, und so erklärten am 6.1.1817 die beiden Generale José de San Martín und Bernardo O’Higgins in einer feierlichen Zeremonie die Virgen del Carmen zur »Generalin« des chilenisch-argentinischen Unabhängigkeitsheeres.38 Am Vorabend der entscheidenden Schlacht von Chacabuco (12.2.1817) bekräftige Bernardo O’Higgins den in Plumerillo geleisteten Eid und erklärte die Nuestra Señora del Carmen zur »Patronin und Oberbefehlshaberin der Chilenischen Streitkräfte« (»Patrona y Generalísima de las Armas de Chile«). Der Sieg der Andenarmee bei Chacabuco öffneten den Nationalisten den Weg nach Santiago, wo man San Martín das Amt des Staatschefs anbot. Dieser lehnte ab und machte den Weg frei für O’Higgins, der sich jedoch Anfang 1818 zunächst gegen ein neues angreifendes Heer des Vizeköngireichs Perú zur Wehr setzen mußte. Noch vor einem militärischen Sieg jedoch kam es seitens O’Higgins zu der lange überfälligen, offiziellen Erklärung der Unabhängigkeit Chiles am 12.2.1818. Etwa einen Monat später, am 14.3.1818, wurde die Weihe des chilenischen Volkes an die Virgen del Carmen in der Kathedrale von Santiago noch einmal ausdrücklich wiederholt, und gelobt, bei einem endgültigen Sieg über die royalistischen Truppen eine Kirche zu ihren Ehren zu errichten. Nach etlichen militärischen Rückschlägen – O’Higgins selbst wurde bei einem nächtlichen Überfall der Royalisten am 19.3.1818 schwer verwundet – kam es unter der Führung von San Martín schließlich am 5.4.1818 zur entscheidenden Schlacht von Maipú, in der die royalistischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Damit blieb Chiles erst kurz zuvor erklärte Unabhängigkeit gesichert. Auch wenn die neugegründete chilenische Republik noch lange mit royalistischen Widerstandszentren im Süden des Landes zu kämpfen hatte, kam es seitdem nie wieder zu einem spanischen Angriff auf das zentrale Territorium des Landes. Die Gründung der chilenischen Republik gemeinsam mit der chilenischen Armee, welche die Staatsgründung letztlich erst möglich gemacht hatte, blieb dabei immer eng verknüpft mit der religiösen Symbolik der Karmel-Devotion. Nach dem Sieg von Maipú wurde die Ernennung der Virgen del Carmen zur »Generalin« des chilenischen Heeres noch einmal offiziell in einem Dekret vom 8.5.1818 durch Bernardo O’Higgins selbst und später durch den ersten Senat der Republik ausdrücklich bestätigt. Der Bau der versprochenen Kirche, der heutige Templo Votivo de Maipú, begann im Oktober 1818. Die Bauarbeiten verzögerten sich jedoch, u.a. wegen Geldmangels, beträchtlich, wur-
38
seiner »Historica relación del Reyno de Chile« aufgriff, war nunmehr auf der Seite der Eroberten, die weiterhin ausriefen: »O valerosa capitana delos exercitos de Dios, que assististes alos christianos von vuestro fauor.« (Ovalle 1646, 187) Alvear 1967, 1117f.
Nuestra Señora del Carmen
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den schließlich eingestellt und erst 1885 wieder aufgenommen, so daß der Sakralbau erst am 5.4.1892 eingeweiht werden konnte. Nachdem die chilenische Republik am 16.7.1894 noch in Israel auf dem Berg Karmel ein Denkmal zu Ehren der Jungfrau Maria errichten ließ, schloß sich der Kreis der chilenisch kontextualisierten Karmel-Devotion zu ihren historischen Wurzeln. Infolge eines marianischen Kongreß 1918 – hundert Jahre nach dem genannten Dekret O’Higgins’ – baten die chilenischen Bischöfe den Heiligen Stuhl »mit Apostolischer Autorität die Unbefleckte Jungfrau vom Berge Karmel als erwählte Patronin der ganzen Nation zu bestätigen und einzusetzen [...].«39 Das erbetene Patronat der Virgen del Carmen für Chile wurde schließlich am 24.10.1923 seitens des Vatikans offiziell zusammen mit einer eigenen Messe zu ihren Ehren bestätigt und am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, am 8.12.1923 feierlich erklärt, wobei während der Zeremonie die Verbindung der nationalen Weihe mit dem Sieg der Armee im Jahr 1818 durch den Zelebranten, Militärgeneralvikar Rafael Edwards Salas (6.1.1878–5.8.1938), noch einmal explizit hervorgehoben wurde: »Wir wollen, daß in der Kathedrale der neue Eid und das neue Gelübde des chilenischen Volkes verkündet werde, damit die Jungfrau vom Berge Karmel, die uns im Jahr 1818 des Sieges der chilenischen Streitkräfte versicherte, heute die Kirche und das Vaterland der Siege des Glaubens, des Friedens und des Wohlstands versichere...«40
Ihren Höhepunkt fand die Verbindung chilenischer Nationalstaatssymbolik mit der Karmel-Devotion, als das in der Basílica del Salvador im Zentrum von Santiago befindliche Standbild der Virgen del Carmen (um 1828)41 am 19.12.1926 nach einer viertätigen Zeremonie mit Erlaubnis Papst Pius’ XI. zur »Königin der chilenischen Republik« gekrönt wurde.42 In der Folge begannen 1942 auch die Bemühungen um einen größeren Neubau für die Kirche von Maipú, die der damalige Erzbischof 39 40
41 42
»[...] con Autoridad Apostólica, confirmar y constituir la Inmaculada Virgen del Monte Carmelo como Patrona elegida a toda la Nación [...].« (Álvarez del Real 1990, 165f.) »Queremos que en la Catedral se promulgue el nuevo juramento y voto del pueblo de Chile, para que la Virgen del Carmen, que en 1818 nos aseguró la victoria a las armas chilenas, ahora asegure a la Iglesia y a la Patria con las victorias de la fe, la paz y la prosperidad... (aaO., 167) Universidad Católica de Chile Santiago/Seminario de Historia Eclesiástica 1945, 461– 463 Die szenische Rekonstruktion der vier »großen Epochen der Nation« – Conquista, Kolonie, Unabhängikeit und Republik – mit 3000 Schauspielern und Statisten unterstrich noch einmal, wie sehr die Karmel-Devotion mit der nationalstaatlichen Identität ›als Ganzes‹ in Verbindung gesetzt wurde. Auch nach der eigentlichen Krönung des Bildes wurde von den anwesenden Musikgruppen als erstes die chilenische Nationalhymne gespielt. (Álvarez del Real 1990, 169f.)
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Marienfrömmigkeit, Marienerscheinungen, religiosidad popular
von Santiago, José María Caro, als »Santuario Nacional de nuestra Patria«43 (»Nationales Heiligtum unseres Vaterlandes«) bezeichnete. Am 16.7.1944 begannen die Bauarbeiten für den neuen Kirchbau, die sich jedoch wiederum stark verzögerten. Erst unter der Militärdiktatur von Augusto Pinochet wurde die Kirche beendet. Dieser kündigte 1974 an, noch in diesem Jahr den Bau zu beenden, um »würdig das Gelübde zu vollenden, welches die Patrioten und das Volk von Chile vor 156 Jahren abgelegt haben.«44 Am 24.10.1974 – dem 132. Todestag Bernardo O’Higgins’ – übergab Pinochet den fertiggestellte Templo Votivo de Maipú der chilenischen Öffentlichkeit und erklärte gleichzeitig das Gelübde vom 14.3.1818 für erfüllt.45 Diese so auf die Person Pinochets selbst konzentrierte Verbindung religiöser und nationalstaatlicher Symbolik macht deutlich, inwieweit der traditionelle chilenische Katholizismus, insbesondere die durch die Karmel-Devotion repräsentierte Marienfrömmigkeit, Teil einer religiösen Legitimationsstrategie der Militärregierung, eben gerade als Militärs war: »Die öffentliche Beschreibung, die Militär- und Sicherheitsorgane, insbesondere das chilenische Heer, selbst von ihrem religiösen Leben geben, neigt dazu, dieses so zu präsentieren, als lebten sie vollständig eine Form des Katholizismus, der sich durch äußersten Traditionalismus auszeichnet und in einer historischen Kontinuität den Anfangstagen der nationalen Unabhängigkeit, bis hin zum Zeitpunkt, in dem General O’Higgins der Jungfrau vom Berg Karmel den Titel der ›Generalin des Chilenischen Heeres‹ verlieh, verbunden ist.«46
Durch historisch bedingte und bis heute bestehende enge Bindungen der Karmeldevotion an den traditionellen Katholizismus und die Marienfrömmigkeit des chilenischen Militärs besteht an dieser Stelle ein zumindest indirekter Bezug auch zu den Marienerscheinungen von Peñablanca. Indem die Peñablanca-Anhänger die Virgen del Carmen als Namenpatronin für ›ihren‹ Erscheinungshügel (s.u. 13.5) – auch dort steht eine an das chilenische Denkmal auf dem Berg Karmel bei Haifa angelehnte Mariensäule (s.u. 14.7.2, 14.6) – sowie für die Fundación Monte 43 44 45 46
AaO., 161 »[...] dignamente cumplir el voto que los patriotas y el pueblo de Chile formularon 156 años atrás«. (aaO., 162) Geweiht wurde die Kirche von Maipú am 23.11.1974. »La versión pública que los propios organismos militares y de orden dan de sus vivencias religiosas particularmente el Ejército de Chile, tiende a mostrarlos como viviendo en plenitud un catolicismo a ultranza, tradicional e inmerso en un continuismo histórico que nace en los albores de la independencia del país, en los momentos en que el General O’Higgins asigna a la Virgen del Carmen el título de ›Generala del Ejército de Chile‹.« (Chacón Herrera/Lagos Schuffeneger 1987, 10f.; cf. Dies. 1986)
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Carmelo (s.u. 13.8.2) wählten, verknüpften sie Peñablanca automatisch auch mit der genannten religiösen Symbolik. Auch wenn die Wahl auf den Aspekt der Virgen del Carmen als nationales Symbol weisen soll, so sind doch die militärischen Aspekte und damit eine direkte Verbindung zur verwandten religiösen Symbolik der Militärregierung hiermit untrennbar verbunden. Unabhängig von der Frage, inwieweit die Texte der ›Botschaften‹ von Peñablanca eine politische Manipulation erfahren haben oder nicht (s.u. 12), fügt sich die unter Referenz auf selbige entwickelnde Devotion nolens volens in ein semantisches Feld religiöser Sinndeutung ein, das direkte Verbindungen zur religiösen Selbstauffassung der Streitkräfte aufweist.47 Dabei bleibt jedoch immer zu beachten, daß die traditionell tiefe Verankerung der Karmel-Devotion in der chilenischen National- und Frömmigkeitsgeschichte eine Vereinnahmung derselben innerhalb einer religiösen Legitimierung der Militärregierung nur schwer möglich machte, ja daß die Bedeutung der »Virgen del Carmen« als »Mutter aller Chilenen« eben oberhalb der offiziellen Symbolik steht und sich genauso gut gegen sie richten kann. So schließen etwa die chilenischen Bischöfe ihren offenen Brief an die Katholiken Chiles vom 17.12.1982, El renacer de Chile (»Die Wiedergeburt Chiles«), in dem sie die Regierung offen kritisierten und ausdrücklich die Rückkehr zur »vollen Demokratie (»el regreso a una plena democracia«) forderten, mit einem Aufruf an die nationale Einheit eben unter dem Zeichen »Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel«: »Die Jungfrau vom Berg Karmel, Mutter des chilenischen Volkes und Patronin der Streitkräfte hat über unsere ganze Geschichte hinweg gezeigt, daß Sie uns einen kann. Zu ihr rufen wir an diesem Scheideweg des Vaterlandes.«48
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»Incluso en el caso del general Pinochet se llega a fundamentar una vocación mesiánica del dictador que viene a ›salvar a Chile‹ del comunismo ateo. Por ello, el intento de manipulación de signos y símbolos de alto contenido religioso-unificador como los actos religiosos oficiales la fíesta a la Virgen ›patrona de la nación‹, el uso indiscrimmado de imágenes en las cuales los capellanes castrenses aparecen bendiciendo a las autoridades militares y la manipulación que esos regímenes procuraron hacer con las visitas del Papa, pretendía usar el potencial religioso del pueblo en su favor.« (Parker Gumucio 1993, 283f.) »La Virgen del Carmen, madre del pueblo de Chile y patrona de las Fuerzas Armadas ha demostrado, a lo largo de nuestra historia que puede unirnos. A Ella invocamos en esta encrucijada de la patria.« (CECH 1984b); zu Reaktionen der Presse cf. u.a. El Mercurio de Santiago–Edición Internacional 16.–22.12.1982; 23.–29.12.1982; 30.12.1982–5.1.1983)
Teil III Anfänge einer Marienerscheinung
5 Der Visionär Miguel Ángel Poblete: Zur Vorgeschichte 5.1 Frühe Kindheit und religiöse Erziehung: 1966–1975 Miguel Ángel Poblete Poblete1 , der zum Zeitpunkt seiner ersten Marienerscheinung in Peñablanca 17 Jahre alt war und in einem örtlichen Jugendheim wohnte, stand als Visionär und Protagonist von Peñablanca von Beginn an im Mittelpunkt des Interesses. Im folgenden sollen kurz seine Biographie bis 1983 nachgezeichnet und dabei später im Rahmen der Erscheinungen relevante Aspekte besonders herausgestellt werden. Poblete wurde am 27.5.1966 in der Kleinstadt Curicó (VII. Región, del Maule), etwa 190 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago, geboren.2 Schon im Alter von anderthalb Monaten wurde er der Obhut seiner zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alten Mutter, María Rebeca Poblete Guerra3 , entzogen und seitens des Krankenhauses einer Pflegemutter, Emelina Jara Constanzo, übergeben. Jara betrieb zu diesem Zeitpunkt im Auftrag der nationalen Gesundheitsbehörde (Servicio Nacional de Salud) in ihrem eigenen Haus in Curicó ein kleines Kinderheim. Von diesem Zeitpunkt an bis zu einem arrangierte Treffen 1985 hatte Poblete keinen Kontakt mehr mit seiner biologischen Mutter.4 Poblete verbrachte seine gesamte frühe Kindheit in dem 1 2 3
4
Poblete führt den verdoppelten Nachnamen seiner Mutter, da er von seinem leiblichen Vater nicht anerkannt wurde (cf. Anm. 2). Er verstarb, nach Abschluß der Hauptarbeiten an dieser Studie, am 27.9.2008 im Alter von 42 Jahren (ausführlich s.u. 14.8). Der Vater, von dem nur der Nachname, »Flores«, sowie der Arbeitgeber (Compañía de Teléfonos) bekannt ist, hatte das Kind nicht anerkannt (AJus 9.11.1983). Weder über die Familie der Mutter noch über den Vater liegen weitere Informationen vor; zur Geburt und der frühen Kindheit cf. Barros Valenzuela 1985, 13; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 10; Canal 13/Mendoza 28.8.2002; TVN/Muñoz 28.9.1989; Apsi 7.–20.10.1985, 20; Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29. Im Zuge der Ereignisse von Peñablanca stellten die Anhänger der Erscheinungen eigenständige Nachforschungen über die Herkunft Pobletes an und machten im Zuge dessen auch die mittlerweile in Argentinien lebende Mutter des Visionärs ausfindig. Am 29.12.1984 fand ein von Pfarrer Luis Fernández in seiner Gemeinde organisiertes, emotional bewegendes Zusammentreffen statt: »Sie bat ihn um Verzeihung und erzählte die dramatische Geschichte. Mit fünfzehn Jahren, als sie ihn bekam, war sie sehr arm und gab ihn an eine Frau ab, die ihn Curicó wohnhaft war.« (»Ella le pidió perdón y contó la dramática historia. A los quince años cuando lo tuvo, era muy pobre y lo entregó a una señora que inscribió en Curicó.«; Contardo Egaña 1998,
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Der Visionär Miguel Ángel Poblete
Abbildung 5.1: Miguel Ángel Poblete, August 1983 (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
familiär geführten Heim von Emelina Jara und wurde im Alter von neun Jahren sogar vom Ehemann der Heimleiterin, Juan Acevedo, adoptiert. Barros beschreibt, zurückgreifend auf Gespräche mit Poblete5 , das Leben der Kinder im Heim als glücklich, harmonisch und abwechslungsreich. Die frühe Kindheit des späteren Visionärs erscheint im Rückblick als einziger Abschnitt seines Lebens, den er in einigermaßen ›geordneten Verhältnissen‹ verbrachte und den er selbst als glücklich empfand: »Von meiner Kindheit, erklärt Miguel Ángel mit einer Rührung, die ihm die Augen feucht werden läßt, wollte ich nichts wegnehmen und nichts zu ihr hinzufügen. Superschön.«6
Wichtigste Bezugsperson in dieser Zeit war Emelina Jara die bei Poblete weniger die Rolle einer Heimleiterin als vielmehr die einer Ersatzmutter einnahm, und die er auch später noch »Mami« nannte. Die religiöse Erziehung der Kinder im Heim soll nicht besonders ausgeprägt gewesen
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6
107; cf. Barros Valenzuela 2003, 254) Nach dieser Begegnung kehrte die Mutter nach Argentinien zurück. Barros gibt für seine Schilderungen keine direkten Quellen an, sie basieren aber offensichtlich auf persönlichen Gesprächen bzw. Interviews mit Poblete, der wiederholt wörtlich zitiert wird. Nur für eines der Gespräche gibt Barros ein Datum an: den 9. August 1984 (im Zusammenhang der ersten ›Jesus-Vision‹; s.u. 5.3), also mehr als ein Jahr nach Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit für Peñablanca. (Barros Valenzuela 1985, 24) »A mi infancia, comenta Miguel Ángel con una emoción que le humedece los ojos, no le tengo que quitar ni poner nada. Superbonita.« (Barros Valenzuela 1985, 14; cf. TVN/Muñoz 28.9.1989)
Frühe Kindheit und religiöse Erziehung: 1966–1975
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sein und beschränkte sich auf die Vermittlung christlicher Grundwerte (»nicht stehlen und nicht lügen« [»no tomar nada ni mentir«]) sowie einer kindlichen Beziehung zum »Lieben Gott« (»Diosito«). Zur Messe gingen die Kinder offensichtlich nicht. Die Schilderungen von Barros7 liefern neben einer kurzen Bemerkung bei Paredes8 praktisch die einzigen Informationen über Pobletes religiöse Entwicklung in der Kindheit. Dabei sind die Aussagen dahingehend kritisch zu bewerten, daß sie deutlich den durch die Anhängern der Erscheinungen immer wieder hervorgehobenen, im Kontext vieler Marienerscheinungen auftauchenden Typus des aus einfachen Verhältnissen stammenden9 , ungebildeten10 und religiös unkundigen11 Marienvisionärs folgen, der als wichtiges Kriterium für die Echtheit der Erscheinungen galt. Bei den wenigen angeführten Erinnerungen an religiöse Kindheitserlebnisse fällt auf, daß sich jedesmal ein direkter Bezug zu Pobletes Rolle als Visionär der Marienerscheinung herstellen läßt. So sah Poblete, als er zum ersten mal die Kirche »La Merced« (vermutlich in Curicó) betrat, zunächst ein prächtige, juwelengeschmückte Marienstatue (»una mujer12 enjoyada«), noch bevor er den gekreuzigten Christus wahrnahm, dessen »Ermordung« ihn zutiefst erschreckt haben soll.13 Poblete lernte, die Zeigefinger zum Kreuz übereinanderzulegen, um Dämonen abzuwehren, sowie ein einfaches Mariengebet: »Gegrüßet seist du, Maria, Heilige Jungfrau, emp7 8
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Barros Valenzuela 1985, 13f. »Miguel Ángel me refirió muchas veces bellos recuerdos de su infancia. Así por ejemplo, decía que su Mami les enseñó que Diosito estaba en el cielo y que debían agradecerle siempre. De hecho el niño, siempre se refírió a Nuestro Señor con ese apodo. No tengo claro si los niños asistían o no a la Santa Misa, es decir, si recibían o no una enseñanza en Cristo y para Cristo, pero por cosas que Miguel Ángel me refería, da la impresión que no.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 10) »The surge of apparitions of the Virgin in the century between the 1830s and the 1930s is marked by a pattern that favored seers of humble origins, often young girls, usually in rural areas, outside of the pomp and power of the official Church.« (Matter 2001, 128) »[...] un muchacho sin educación ni cultura, con sólo rudimentos de religión (no ha podido terminar todavía su 1er. año medio) [...].« (Cifuentes Bezanilla 1985a, 19) »Se dice que los mensajes eran inventados por el vidente, o sacados de la Biblia u obtenidos de lo conocido de otras apariciones. Esto significaría que el muchacho debería tener exepcionales condiciones de memoria, histriónicas, conocimientos de apariciones, etc. Por el contrario, se comprueba se trata de un muchacho totalmente corriente, de poca cultura y educación.« (Contardo Egaña 1998, 22) V.a. zu Beginn der Erscheinungen von Peñablanca besteht Poblete bei Nachfragen darauf, nicht die Jungfrau Maria, sondern nur eine »Señora« zu sehen (s.u. 6.2, Anm. 83; zur Bezeichnung der Erscheinung als unspezifische weibliche Gestalt cf. auch die Erscheinungen von Lourdes, s.o 2.4.4). Dieses religiöse Kindheitserlebnis wird bei Barros als einziges etwas ausführlicher geschildert; sonstige religiöse Kindheitserinnerungen seien laut Pobletes Aussage nur »vage« (Barros Valenzuela, 1985, 14).
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Der Visionär Miguel Ángel Poblete
fangen ohne Sünde« (»Ave María Purísima, sin pecado concebida«).14 Darüberhinaus soll nach mehrmaligem Besuch eines Geistlichen im Kinderheim bei Poblete der Wunsch entstanden sein, später Priester zu werden. Eben dieser angebliche Kindheitswunsch einer geistlichen Laufbahn spielte v.a. in der Anfangsphase der Erscheinungen wiederholt eine Rolle als Legitimationsstrategie für Pobletes positive moralische und persönliche Integrität.15
5.2 Verlust der (Adoptiv-)Mutter und Leben im Kinderheim ab 1975 Am 15.3.1975 starb der Ehemann von Emelina Jara, der es daraufhin aus finanziellen Gründen unmöglich wurde, ihr Kinderheim weiter zu betreiben. Die Einrichtung wurde geschlossen und Jara siedelte im Dezember 1976 zusammen mit ihren Kinder und zunächst auch den zwei Adoptivkindern – eins davon ist Poblete – nach Santiago in das Haus einer ihrer erwachsenen Töchter über. Aufgrund innerfamiliärer Spannungen und wohl auch aus finanziellen Gründen, entschied sich Emelina Jara jedoch schon Anfang 1978, Poblete wieder in ein staatliches Heim zu geben.16 Damit verlor Poblete zum zweiten Mal – diesmal bewußt miterlebt – seine Mutter17 , ein einschneidend negatives, wenn 14
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16 17
Exakt diese apotropäische Geste zusammen mit dem kurzen Gebet wird als seine unmittelbare Reaktion aus Angst heraus zu Beginn der ›ersten‹ Marienerscheinung am 12.6.1983 überliefert. (Barros Valenzuela 1985, 29; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 15; s.u. 6.2) Schon in den ersten erschienenen Presseinterviews erwähnte Poblete seinen Wunsch, Priester werden zu wollen: »Auch viel zu lernen und Priester zu werden, das ist es, was ich am meisten will, und ich weiß, daß ich es schaffen werde.« (»También estudiar mucho y llegar a ser sacerdote, que es lo que más deseo y sé que voy a conseguirlo.«; La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a; cf. El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a) Apsi 7.–20.10.1985; Barros Valenzuela 1985, 14.16; AJus 9.11.1983. Das Thema der fehlenden Mutter war aufgrund seiner Lebenssituation sicher eins der bestimmenden in Pobletes Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen seiner späteren Marienerscheinungen tauchte es immer wieder auf und ist insbesondere für die psychologische Deutung einzelner Aspekte der Erscheinungen besonders zu beachten. So interpretierte etwa die zweite bischöfliche Untersuchungskommission (s.u. 13.11.2) sein Bedürfnis nach der »fehlenden Mutter« als eine der zentralen psychologischen Ursachen für die Entstehung der Marienerscheinungserlebnisse. In gewisser Hinsicht lassen sich bei Poblete Ähnlichkeiten mit der von Montecino als für die chilenische Identität bestimmend erachteten Familienstruktur von »Mutter und huacho (etwa »Waise, verlassenes Kind«) finden, die aus ihrer Sicht direkt auf die Conquista und ihre Folgen zurückführbar ist. Im Zentrum steht dabei die ›alleingelassene Mutter‹ gemeinsam mit ihrem ebenso vom Vater verlassenen Kind, dem huacho oder der huacha. Der ›Prototyp‹ ist hier die indigene Frau – die freiwillig oder unfreiwillig – ein Kind von einem Spanier bekommt. Der Vater des Kindes zieht jedoch schon kurz nach der Zeugung wieder weiter; zur Gründung einer
Verlust der (Adoptiv-)Mutter, Leben im Kinderheim ab 1975
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nicht sogar traumatisches Erlebnis für das erst 12 Jahre alte Kind, über das er nur äußerst ungern sprach, wie Paredes schildert: »Miguel Ángel erklärte mir viele Male, daß er sich an diesen Abschnitt seiner Kindheit nicht erinnern wolle, und noch viel weniger an den schmerzvollen Moment, in dem er, Doña Emelina umarmend, wieder einmal die traurige Wahrheit akzeptieren mußte, sich von seiner Mutti zu entfernen, die er so sehr geliebt hatte.«18
Am 28.4.1978 kam Poblete nun in den außerhalb von Santiago, an der Landstraße Richtung Farellones gelegenen »Hogar Javiera Carrera« (genannt »El Cañaveral«). Damit begann für ihn eine regelrechte Odyssee zwischen verschiedenen staatlichen und privaten Heimen, die erst Mitte Juli 1983, also etwa einen Monat nach der ›ersten‹ Marienerscheinung endete.19 Laut den von Barros wiedergegebenen Selbstschilderungen,
18
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Familie kommt es nicht. Die Mutter hat deshalb auch ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Kind: »Mas, la silueta de la madre es ambivalente. La pobreza la obligaba a repartir a alguno de sus muchos hijos, a abandonarlos en una casa de expósitos, a recurrir al ›amancebamiento‹ y a la prostitución para sostenerlos [...].« (Montecino Aguirre 1991, 55) Auch Poblete hat seinen Vater, aber auch seine leibliche Mutter, nie kennengelernt. Dieser »nationale Mythos«, der für Montecino stellvertretend für die Entstehung der mestizisch-chilenischen Kultur steht, hat darüber hinaus auch große Bedeutung für die ausgeprägte Marienfrömmigkeit in Chile. In gewisser Hinsicht könnte man – Montecino aufgreifend – sagen, löste die ›persönliche Form‹ des »marianischen Mythos« in Gestalt der Marienerscheinung für Poblete das Problem seiner Abstammung (s.o. 3.1, Zitat bei Anm. 1). »Miguel Ángel muchas veces me manifestó no querer recordar esa etapa de su infancia, ni mucho menos el doloroso momento en que, abrazado a doña Emelina, debió aceptar una vez más la triste verdad del alejarse de su Mami, a quien tanto quería.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 11) Diese Erfahrung persönlich belastender Lebensumstände schon in der Kindheit verbindet Poblete durchaus mit anderen Marienvisionären: »Ein Leben in Abhängigkeit, der Außenseiterstatus und nicht nur die schiere Armut: das sind die immer wiederkehrenden Themen im Leben der Visionäre. Hinzu kommt die Erfahrung der emotionalen Verletzlichkeit durch den Verlust von Angehörigen oder durch brüchige Familienverhältnisse.« (Blackbourn 1997, 46) Ab diesem Zeitpunkt lebte er bei – wiederum häufig wechselnden – verschiedenen Privatpersonen bzw. Familien (zunächst bei der Familie Comelin Zurita; s.u. 7.3) sowie ein Zeit lang im Pfarrhaus von El Sol (s.u. 11.3). Das durch die Trennung von seiner Pflegemutter von außen herbeigeführte Ende der Stabilität in seinen Lebensverhältnissen hatte offensichtlich einen langfristig prägenden Einfluß auf Poblete. So habe er auch als junger Erwachsener explizit den Wunsch geäußert, immer wieder Lebensumgebung und Bezugspersonen zu wechseln. Lucy Elliott und Jorge Aravena, in deren Haushalt er ab Dezember 1983 für anderhalb Jahre lebte, berichten in diesem Zusammenhang: »[Jorge Aravena:] [...] er sagte uns viele Male, daß er nicht lange mit einer Person gelebt habe, weil er in sich selbst keine Zuneigung wecken wolle; deshalb wechsle er immer wieder seinen [Wohn-]Ort.« (»[Jorge Aravena:] [...] varias veces nos dijo que él no vivía mucho tiempo con una persona por que no quería encariñarse y por eso se iba cambiando de lugar.«; Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 15)
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Der Visionär Miguel Ángel Poblete
soll Poblete dabei wiederholt schlechte Erfahrungen mit Mißhandlungen und möglicherweise sexueller Belästigung oder sogar Mißbrauch gemacht haben.20 Paredes spricht in diesem Zusammenhang nur von einem »sehr schmerzhaften Abschnitt in seinem Leben«.21 Er verbrachte oft nur wenige Monate in den einzelnen Einrichtungen und lief immer wieder weg, einer der Hauptgründe für den häufigen, z.T. von den Institutionen explizit gewünschten Wechsel. Die aktenkundige Neigung zur »Flucht« (fuga)22 führte in Sozialberichten, besonders aber auch später im Rahmen der Marienerscheinung wiederholt zu einer in Teilen negativen Bewertung der Persönlichkeit Miguel Ángels, etwa durch die Untersuchungskommissionen oder die Presse. Barros und Paredes griffen in ihren Kindheitsschilderungen diese zum Zeitpunkt ihrer Abfassung bereits kursierenden Vorwürfe auf und versuchten an verschiedenen Stellen, diese Bewertung ins positive zu kehren. So wird argumentativ bestritten, daß es sich bei den unleugbaren Entfernungen aus den Kinderheimen tatsächlich um »Fluchten« gehandelt habe. Paredes etwa spricht neutral vom »Herausgehen« (salida) aus den Heimen und führt gleich die »Sehnsucht« nach seiner »Mami« Emelina Jara als Rechterfertigung an.23 In den Schilderungen von Barros erscheint das Weglaufen aus den Heimen entweder praktisch als »Notwehr« (Poblete entzieht sich einer Mißhandlung; s.u. 5.3) oder basiert auf einem »Mißverständnis« bzw. ist nicht durch Poblete selbst verschuldet (Poblete verlängert eigenmächtig seine Ferien; der Fahrer eines Kinderheims setzt ihn zusammen mit einem anderen Jungen vorsätzlich an einer Raststätte aus; s.u. 7.2)24 .
5.3 Flucht aus dem Heim und eine erste Begegnung mit Maria Die erste dokumentierte Flucht aus dem Hogar Javiera Carrera verbindet Barros in seiner Kindheitserzählung mit dem Bericht über ein Erlebnis, der sich nahtlos in das spätere Bild von Poblete als Marienvisionär einfügt und nur von dieser Position her zu verstehen ist. Nachdem eine angebliche Mißhandlung Pobletes durch einen der Betreuer dem Direktor der Einrichtung angezeigt wurde (s.o. 5.2, Anm. 20), drohte 20
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Dies ist bei Barros nur angedeutet in der Schilderung einer Situation, in der ein Betreuer ihn geschlagen haben soll. Ohne dies weiter auszuführen, erwähnt Barros, daß sich der Betreuer zuvor auszog. (Barros Valenzuela 1985, 16) »[...] una etapa muy dolorosa en la vida de Miguel Ángel [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 11) AJus 9.11.1983 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 11 Barros Valenzuela 1985, 17.24–28
Flucht aus dem Heim und eine erste Begegnung mit Maria
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der Beschuldigte Poblete damit, ihn »umzubringen, während er schläft«. Aus Angst, dieser könne seine Drohung wahrmachen, entschied Poblete sich einige Tage später, im chilenischen Winter 1978, zur nächtlichen Flucht aus dem Heim, um zu seiner Adoptivmutter in die Wohnung seiner Adoptivschwester in Santiago zurückzukehren. In der Nacht seiner erfolgreichen Flucht nun soll er, im Alter von 12 Jahren, das erste Mal der Jungfrau Maria begegnet sein, wie im Laufe der Erzählung klar wird, ohne das Barros dies explizit ausführt: »Er durchquerte die Gärten und Wäldchen und stieg hinauf bis zur Landstraße. Es regnete. Die Hunde bellten. Er lief weiter vorwärts, ohne darauf achtzugeben, wohin er trat. Es kamen Autos von Farellones hinunter. Eines von ihnen nahm ihn mit bis zur Bushaltestelle in El Arrayán. Dort, völllig durchnäßt, brach wieder das Weinen aus ihm hervor. So sahen ihn einige Personen. Das Licht eines benachbarten Hauses ging an und eine schöne Frau [Señora] näherte sich ihm, jung, das Kleid bis zu den Fußknöcheln ›auf altmodische Art‹; langes Haar bis zum Rücken, kastanienbraun, hellbraune Augen, den Kopf mit einem Tuch umbunden, auf dem kleine gezeichnete Rosen waren. Im ersten Momente merkte ich es nicht, weil ich soviel Angst hatte. Es war fast elf Uhr nachts. Da war ein gewisses Leuchten. Die Frau [Señora] ist ›die einzige, die ich je gesehen habe, welche der Jungfrau ähnelte‹ [Hervorh. OG], erläutert Miguel Ángel, nachdem mittlerweile schon sechs Jahre vergangen waren.«25
Die junge Frau lud ihn ein, in ihrem Haus zu übernachten, gab ihm trockene Kleidung und etwas Geld, und so gelangte er am nächsten Morgen schließlich wohlbehalten zur Wohnung seiner Adoptivschwester. Als Poblete sich einige Tage später bei der jungen Frau, die der Jungfrau Maria so ähnlich sah, bedanken wollte, fand er das Nachbarhaus zwar problemlos wieder, und auch die dort lebenden Leute erin-
25
»Cruzó los jardines y bosquecillos y subió hacia el camino. Llovía. Ladraban los perros. Continuó adelante sin fijarse donde pisaba. Bajaban autos de Farellones. Uno de ellos lo llevó hasta el paradero de los buses en El Arrayán. Allí, empapado, nuevamente el llanto estalló. Lo vieron así algunas personas. Se prendió una luz de una casa vecina y se le aproximó una bella Señora, jovencita, con la ropa hasta el tobillo ›a lo antiguo‹; pelo largo hasta la espalda, castaño, los ojos café claro, amarrada la cabeza con un paño con pequeñas rosas dibujadas. En un primer momento no me daba cuenta por el susto que tenía. Eran cerca de las once de la noche. Había cierta luminosidad. La Señora es ›la única que he visto parecida a la Virgen‹ [Hervorh. OG], comenta Miguel Angel, transcurridos ya seis años.« (Barros Valenzuela 1985, 17) Zur Identifizierung der »jungen Frau« schon in der eigentlichen Erzählung beachte man auch den ikonographisch-symbolischen Hinweis auf das Kopftuch mit Rosenmuster. Schon seit den Kirchenvätern taucht die Rose als Mariensymbol auf und ist spätestens seit der Marienallegorese des Spätmittelalters fester Bestandteil der marianischen Ikonographie. (Schumacher-Wolfgarten 1971)
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Der Visionär Miguel Ángel Poblete
nerten sich an ihn. Nur befand sich neben dem »Nachbarhaus« seiner Erinnerung keinerlei Gebäude: »Bereits bei Erika [seine Adoptivsschwester; OG], Tage später, bat er Emelina um Erlaubnis, jene gute Frau besuchen zu dürfen. Er kehrte zur Haltestelle zurück. Ganz eindeutig erkannte er die kleinen Fische [pecesillos]26 und den Zaun des Nebenhauses wieder, aber an der von ihm erinnerten Stelle war keinerlei Gebäude. Er fragte im Haus mit den Fischlein: ›Haben sie mich eines Nachts hier gesehen, als es regnete?‹ ›Ja, aber ich glaubte, du seist ein Dieb‹. Dieses Ereignis habe ich niemals vergessen.« 27
Barros nennt diese Marienerscheinung vor Peñablanca nicht beim Namen. Erst in der chronologischen Auflistung sämtlicher Erscheinung im 2. und 4. Band seiner Dokumentation ist das geschilderte Erlebnis aufgeführt.28 Dabei überschreitet die berichtete Begegnung den eigentlichen Bereich einer ›Erscheinung‹. Es handelt sich nicht mehr nur um ein subjektives, ›inneres‹ Erleben von Poblete. Vielmehr bricht hier die Jungfrau Maria in Gestalt einer jungen Frau tatsächlich in die sinnliche Welt ein, und läßt Poblete in ihrem Haus übernachten, das selbst Teil der Erscheinung ist und später wieder verschwindet.29 Barros führt im Zuge seiner biographischen Schilderungen noch ein zweites, ähnlich gelagertes Kindheitserlebnis Pobletes an, das als Vision vor den Ereignissen von Peñablanca die Grenze des Materiellen, wie das oben beschriebene, jedoch nicht überschreitet. So soll Poblete während seines zweiten Aufenthalts im Kinderheim bei Farellones (»El Cañaveral«, s.u. 5.4) zwischen Juli und August 1980, während er alleine Gartenarbeit verrichtete, eine Jesuserscheinung gehabt haben. Poblete sah 26
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Man beachte die Erwähnung der kleinen Fische schon in diesem Bericht. Die Verwendung von an das ichthýs angelehnten kleinen Fischen (pezcaditos) als Erkennungssymbol – angebracht in erster Linie an den Haustüren, aber auch an verschiedenen Stellen des späteren Peñablanca-Kultgeländes – war zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Kindheitserlebnisses bereits fester Bestandteil der neu entstandenen PeñablancaIkonographie (s.u. 9.5.4). Somit wird das bereits etablierte Symbol des ichthýs über die Integration in die ›Visionärsbiographie‹ zusätzlich legitimiert. »Ya donde Erika, días después, pide permiso a Emelina para visitar a aquella Señora tan buena. Volvió al paradero. Perfectamente identificó los pecesillos y las barritas de la casa del lado, pero no había edificio alguno en el sitio recordado. Preguntó en la casa de los pescaditos: ›¿Usted me vió una noche aquí, llorando?‹ ›Sí, pero yo pensaba que eras un ladrón‹. Nunca ha olvidado este episodio.« (Barros Valenzuela 1985, 17) »1978. Winter. Erste Stunden der Nacht – Eine schöne Frau ›der Jungfrau ähnlich‹ in el Arrayán, Santiago. Sie tröstet ihn, gibt ihm zu essen und bringt ihn zu Bett.« (»1978. Invierno. Primeras horas de la noche – Una Bella Señora ›parecida a la Virgen‹ en el Arrayán, Santiago. Lo consuelo, alimenta y hace dormir.« (Barros Valenzuela 1987, 265; identisch abgedruckt in Ders. 1989, 199) Diese Form von Erscheinungsbericht, dessen Reichweite ins Materielle übergreift, stellt innerhalb der Peñablanca-Überlieferung eine Besonderheit dar und findet sich in dieser Form nur noch einmal im Kontext des ersten Erscheinungsbericht (s.u. 6.2).
Heimaufenthalte bis 1982 und erste psychische Auffälligkeiten
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einen ganz in weiß gekleideten alten Mann mit Bart, der sich ihm auf Nachfrage als »Emmanuel« vorstellte und angekündigte: »Später wirst du meine Mutter sehen«.30 Zu diesem Zeitpunkt hätte Poblete die Bedeutung dieser Begegnung noch nicht erkannt, auch nicht die Identität des »alten Mannes«. Erst im Rahmen der späteren Ereignisse in Peñablanca erschließt sich der Ankündigungs- und Legitimationscharakter dieser Episode für den Marienvisionär Poblete, wie es Barros in seiner Kindheitserzählung besonders herausstellt.
5.4 Weitere Heimaufenthalte bis 1982 und erste psychische Auffälligkeiten Nach seiner ersten Flucht aus dem Hogar Javiera Carrera befand sich Poblete von Ende 1978 bis Mitte 1979 in dem von der Organización Fraternal Adventista betriebenden »Hogar Bethel« in Santiago. Ebenfalls 1979 wohnte er – wegen angeblicher Verwahrlosung in dem o.g. Heim und auf richterliche Anordnung31 – für kurze Zeit bei der Direktorin seiner damaligen Schule32 , Julia Díaz Neira, sowie bei seiner Adoptivmutter Emelina Jara. Diese gab ihn jedoch erneut in ein geschlossenes Heim in Santiago, den »Hogar Galvarino«.33 Im März wechselte Poblete erneut die Einrichtung und kam in eine ebenfalls in Santiago befindliche Institution namens »Realidad«, aus der er jedoch schon am 4.3.1980 – anscheinend wegen körperlicher Mißhandlung dort34 – erneut in das erste Kinderheim bei Farellones wechselte. Dieses wurde mittlerweile von einer religiösen Stiftung unter dem Namen »Aldea de Hermanos«35 geführt. Während seines Aufenthalts im Aldea de Hermanos hatte Poblete offensichtlich am 30.4.1980 einen schweren Unfall mit dem Schulbus, bei dem er sich u.a. eine Wirbelsäulenverletzung zuzog und zwei Monate stationär
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»›Más adelante verás a mi Madre‹«; an dieser Stelle gibt Barros explizit ein persönliches Gespräch mit Poblete am 9.8.1984 als Quelle an, das damit vier Jahre nach dem angeblichen Erlebnis liegt. (Barros Valenzuela 1985, 21–23; Ders. 1987, 265) Zuständig war das 6. Jugendgericht in Santiago (6◦ Juzgado de Menores) mit der verantwortlichen Richterin Blanca Torres (Aktenzeichen N◦ 3263). Escuela Pública N◦ 176 de Macul Barros Valenzuela 1985, 17f.; während des Aufenthalts dort, so Barros, habe Poblete außerdem zum ersten Mal ›hellseherische‹ Fähigkeiten gezeigt und einen Brand nachts im Schlaf schon einen Tag im voraus gerochen. (aaO., 19). Ein Betreuer habe ihn so heftig auf den Nacken geschlagen, daß Poblete ambulant behandelt werden mußte. (Barros Valenzuela 1985, 19) Cf. hierzu den Brief des Direktors des Aldea de Hermanos an das Jugendgericht in Santiago vom 10.1.1981 (AJus 10.1.1981); cf. auch Apsi 7.–20.10.1985, 20; Qué Pasa/Vial 21.–27.2.1985, 26
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behandelt werden mußte.36 Jedoch schon nach weniger als einem Jahr (am 10.1.1981) beantragte der Direktor des Aldea de Hermanos, JeanMarc Gagnon Dion, beim zuständigen Jugendgericht in Santiago (Sexto Juzgado de Letras de Menores) die Verlegung von Poblete in ein anders Heim. Er begründete seinen Antrag damit, daß wegen wiederholter »Fluchten« und insbesondere mehrerer Suizidversuche37 Pobletes, die Einrichtung für seine Sicherheit nicht mehr garantieren könne: »[...] seit dem 1. April des Jahres 1980 zeigt der Minderjährige schwere Verhaltensprobleme, unter denen die schwerste eine Suizidneigung ist, die alle 3 bis 4 Tage auftritt [...]. Mehrere Male hat er versucht, sich in den Fluß zu werfen oder aber hielt sich stundenlang auf Felsen auf, wo man ihn nur sehr schwer erreichen konnte; [...]. [...]. Am Donnerstag, den 2. Oktober 1980 hatte der genannte Minderjährige in seiner Schule während der Pause einen Streit mit einem Schulkameraden, drohte deshalb damit, sich das Leben zu nehmen und sprang später in eine Schlucht, in der er [noch vor Ort medizinisch] behandelt und von Mitarbeitern des Krankenhauses der Luftwaffe [Hospital Clínica de la Fuerza Aérea de Chile, Las Condes, Santiago; OG] [in selbiges] transportiert werden mußte. [...] Aufgrund aller dargelegten Punkte, unter Berücksichtigung der landschaftlichen Charakteristika des Heims und besonders aufgrund der Sicherheit des genannten Minderjährigen, erlaube ich mir, Sie zu ersuchen, diesen Fall als schwer und als nicht den Bedingungen dieses Heims vereinbar einzustufen, und, als einfache Form des Schutzes, seine Verlegung in ein anderes Heim zu veranlassen [...].«38 36
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Barros Valenzuela 1985, 20; cf. »Miguel Ángel wurde in die Asistencia Pública von Santiago eingeliefert, mit der Diagnose ›fortgeschrittenes Schädelhirntrauma‹ und Frakturen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Er blieb dort bis zum 12. Mai 1980.« (»Miguel Angel es hospitalizado en la Asistencia Pública de Santíago (hospital de urgencia) con el diagnóstico de TEC [Anm. im Text: TEC: Traumatismo encéfalo craneano] en evolución y fractura de columna dorso-lumbar. [...] Permaneciendo allí hasta el 12 de mayo de 1980.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 11); diese Verletzung und die hieraus angeblich resultierenden chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen werden von den Anhängem der Erscheinung wiederholt als Kriterium für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen angeführt, wenn Poblete während seines Visionszustand für lange Zeit mit stark nach hinten gekipptem Kopf dasitzt. Eine solche Haltung sei aufgrund der genannten Jugendverletzung eigentlich »unmöglich« (s.u. 9.5). Barros bestreitet in seiner Darlegung, daß es Selbstmordabsichten oder gar -versuche gegeben haben soll; nach seiner Ansicht waren dies »Fehlinterpretationen« des Kinderheimpersonals (Barros Valenzuela 1985, 21) »[...] desde el 1ro. de Abril del año 1980, el menor ha presentado graves problemas conductuales, siendo lo más grave la tendencia al suicido, que manifiesta cada 3 o 4 días, [...]. Ha tratado en varias oportunidades de tirarse el río, o se mantiene por horas en rocas, en donde su acceso es muy dificil [...]; [...]. El día jueves 2 de Octubre de 1980, el menor en referencia y estando en su escuela, en horarios de recreos por haber tenido una discusión con un compañero, lo amenazó con quiterse la vida, lanzandose
Heimaufenthalte bis 1982 und erste psychische Auffälligkeiten
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In dem zitierten Brief von Gagnon findet sich der früheste in den Quellen greifbare Hinweis auf eine mögliche psychische Auffälligkeit Pobletes. Er bezieht sich dabei auch auf ein während des Aufenthalts im Hogar Galvarino von dem Psychologen Yerko Simicic erstellten Gutachten vom 18.12.1979, in dem bezüglich Poblete von einer »hypochondrischen und hysteroiden Persönlichkeit« (»una personalidad Hipocondríaca e Histeriode«) die Rede ist. Weiterhin würde dieser sich immer wieder als Frau verkleiden und entsprechend schminken, ein Verhalten, daß hier als »homosexuelle Tendenz« gedeutet wird, tatsächlich aber ein erster Hinweis auf die sich später manifestierende Geschlechtsidentitätsstörung Pobletes darstellen kann (s.u. 14.6.1). Außerdem mußte Poblete mehrmals ambulant behandelt werden, weil man ihn ohnmächtig angetroffen hatte. Wegen der genannten Schwierigkeiten befand sich Poblete in psychologischer Behandlung, erschien jedoch offensichtlich über längere Zeit hinweg nicht bei den Therapiesitzungen.39 Ab dem 5.2.1981 folgte, aufgrund des Verlegungsgesuchs Gagnons, ein weiterer kurzer Aufenthalt im Hogar Galvarino, aus dem er jedoch erneut fortlief, danach zunächst einige Zeit auf der Straße lebte, sich schließlich im Juni 1981 freiwillig in einer Polizeiwache meldete (so Barros) bzw. wegen »Streunerei« wieder in staatliche Obhut genommen wurde40 . Laut Barros41 habe Poblete daraufhin aufgrund eines Verwaltungsfehlers vier Monate im Gefängnis seiner Geburtsstadt Curicó verbracht, von wo aus er jedoch am 29.10.1981 erneut in ein Kinderheim nach Santiago gebracht wurde, die »Casa de Menores«.42 Am 24.6.1982 schließlich kam er in den Hogar Carlos van Buren in Villa
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40 41 42
posteriormente a una quebrada, en donde debío ser atendido y traslado por personal del Hospital FACH. [...] Por todo lo expuesto; dado los condiciones físicas del lugar, y por la seguridad de la vida del menor en referencia, es que, vengo en solicitar a Ud., si lo tiene a bien, en aceptar este caso como grave y que no corresponde a la realidad de este hogar, como simple protección, para proceder a su traslado a otro hogar.« (AJus 10.1.1981) »Der Minderjährige ist bei dem Psychologen und Psychiater der Arztpraxis von CORDAM [Corporación de Ayuda al Menor] in Behandlung, wo er jedoch seit einem Monat nicht mehr erschienen ist und so die Stunden verpaßt hat, die ihm für diese ärztliche Betreuung zur Verfügung standen.« (»El menor está en tratamiento con el Psicólogo y Psiquiatra de la Clínica de CORDAM, en donde también no se ha presentado por un mes, perdiendo las horas, que para esta atención tenía.«; AJus 10.1.1981) »[...] detenido por protección, acusado de vagancia.« La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983 Barros Valenzuela 1985, 26; der genannte Aufenthalt wird sonst in den Quellen nicht erwähnt, auch nicht bei Paredes (cf. 2 2005, 1 1993, 11) Laut Auskunft von Julio Irarrázabal – damaliger Geschäftsführer derjenigen Stiftung, die u.a. Casa de Menores und den Hogar Carlos von Buren verwaltete – handelt es sich bei dem genannten Heim nicht um ein reguläres Kinderheim, sondern nur um eine »Übergangsinstitution«, in der die Kinder eine kurze Zeit verbrachten,
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Der Visionär Miguel Ángel Poblete
Alemana43 , von wo aus die Ereignisse um seine Marienerscheinungen ihren Ausgang nahmen.
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während der sie auf die Aufnahme in ein richtiges Heim warteten. (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006) AJus 9.11.1983; cf. auch Barros Valenzuela 1985, 27; Apsi 7.–20.10.1985, 20
6 Die ersten Erscheinungen: Juni bis Juli 1983 6.1 Zur Quellenlage der Frühphase und der Datierung der ›ersten‹ Erscheinung »Wir alle leben in der Legende, d.h. in Urteilen über die Geschichte. Somit leben wir in einer doppelten Geschichte: in der Geschichte der Tatsachen, die mit elementarer Macht uns bestimmen, und in der Geschichte der Gedanken über die Tatsachen. An jener Geschichte vermögen wir nichts zu ändern, wenn sie sich einmal vollzogen hat; an dieser Geschichte arbeiten wir unaufhörlich mit.« Adolf v. Harnack1
Der 12. Juni 1983, ein Sonntag, so berichten ab einem bestimmten Punkt alle Quellen übereinstimmend, gilt als der Tag der ›ersten‹ Marienerscheinung von Miguel Ángel Poblete.2 Wichtigster Bezugspunkt für diese Datierung und die Schilderung des ersten Visionserlebnisses sind die im Laufe der öffentlichen Wirksamkeit ab Mitte August 1983 publik gewordenen Tagebuchaufzeichnungen des Visionärs. Diesen zufolge unternahm Poblete an dem genannten Tag zusammen mit zwei Freunden aus dem Jugendheim »Hogar Carlos van Buren«, in dem er zu diesem Zeitpunkt wohnte, einen Spaziergang auf einen nahe gelegenen Hügel (span. cerro) auf der Gemarkungsgrenze zwischen Peñablanca und Villa Alemana.3 Eben dort soll sich das entscheidende erste Erscheinungserlebnis zugetragen haben (s.u. 6.2). Die ›erste‹ und die auf diese folgen1 2
3
Harnack 1904, 10f. Von den zwei oben geschilderten Kindheitserinnerungen (Marien- und Jesuserscheinung; s.o. 5.3) sei hier abgesehen; sie werden auch von den Anhängern des Peñablanca-Kultes nicht in die ›offizielle‹ Zählung mit einbezogen. Der Hügel von Peñablanca, der später als »Cerro de la Virgen«, »Cerro de las Siete Estrellas« (s.a.u. 1.4, Anm. 68) und schließlich »Monte Carmelo« (s.u. 13.5) bekannt werden sollte, hatte zunächst vermutlich keinen individuellen Namen. Die ersten
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
den sieben Erscheinungen im Juni (13., 15., 19., 20.) und Juli (12., 16., 17.; cf. Chronologie, ab S. XXVII) sind in den Quellen nur schwer greifbar. Bis zum 12.8.1983, als der Pfarrer von El Sol, Luis Fernández, erstmals zusammen mit einer Gruppe aus seiner Gemeinde den Hügel besuchte, und damit die öffentliche Wahrnehmung des Phänomens auslöste (s.u. 7.4), stellt das Tagebuch Pobletes praktisch die einzige Quelle dar, wie auch die Anhänger der Erscheinung selbst betonen: »Von dieser ersten Erscheinung haben wir nur die Zeugenaussage des Visionärs selbst, eigenhändig niedergeschrieben in einem Schulheft.«4 Poblete habe diese, nach eigener Aussage, im Anschluß an die jeweiligen Erscheinungen5 festgehalten und teilweise mit Zeichnungen versehen (s.a.u. Abb. 6.1, 144 und 11.1, 359). Alle späteren Berichte, aber auch die noch heute anzutreffende mündliche Überlieferung vor Ort6 , beziehen sich auf diese Aufzeichnungen. Das Original jedoch ist verloren: Poblete selbst habe es verbrannt, aus Wut über die »Verdrehung« seiner Berichte in der Presse (cf. Anm. 13). Anstelle des Originals bezieht man sich auf Fotokopien, die Luis Fernández Anfang August, als Poblete mehrfach wegen seiner Erschei-
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Berichte sprechen nur von einem Hügel am Rand der Landguts (fundo) »El Membrillo« (»Quittenbaum«). Später taucht in den Quellen auch die Bezeichnung »El Membrillo« bzw. »El Membrillar« (»Quittenplantage«) für den Hügel selbst auf. Außerdem finden sich Hinweise, daß die Bezeichung »Cerro de la Virgen« für den Erscheinungs- bzw. den Nachbarhügel bereits ein traditioneller Flurname war (cf. Anm. 17). »De este primera aparición, solo tenemos el testimonio del propio vidente, escrito de su puño y letra en un cuardeno escolar.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 16) Auch diese Angabe zum Entstehungszeitpunkt der Tagebucheinträge stammt ausschließlich von Poblete selbst und läßt sich darüber hinaus nicht nachweisen. Der enge Bezug der für Juni und Juli überlieferten Texte zu den späteren öffentlichen Abläufen auf dem Erscheinungshügel läßt auch den Schluß zu, daß die entsprechenden Einträge erst mit Beginn des begrenzten öffentlichen Interesses entstanden. Interview: Peñablanca-Anhänger aus Villa Alemana/Grasmück 5.11.2005; eine entsprechende ›Standardisierung‹ der mündlich unter den frühen Anhängern und Pilgern tradierten Erzählung über die ›erste Erscheinung‹ läßt sich bereits Ende September 1983 feststellen: »Die Gläubigen wiederholen das, was Miguel Ángel bereits viele Male immer wieder gesagt hat. Daß an jenem Tag seine Begleiter eine Dose Neoprén mitgenommen hätten. Daß sie ihn einluden, das flüchtige Lösungsmittel zu inhalieren. Und daß er sich geweigert habe. [...] Sie fügen hinzu, daß Miguel Ángel in Richtung zwei kleiner Bäume geschaut habe, und daß er zwischen beiden eine Art Wolke gesehen habe, aus der eine Gestalt aufgetaucht sei, die er bald erkannte. Eine Gestalt ganz ähnlich wie die, die er in katechetischen Texten gesehen hatte: die Jungfrau.« (»Los fieles repiten lo que ya ha repetido muchas veces Miguel Angel. Que ese día sus acompañantes portaban un tarro con neoprén. Que ellos le invitaron a inhalar el solvente volátil. Y que él se negó, [...]. Agregan que Miguel Angel miró hacia donde habían dos arbolillos, y que entre ambos vio una especie de nube, de la que emergió una figura que no tardó en reconocer. Una figura muy similar a la que había visto en textos de catecismo: La Virgen.«; Las Últimas Noticias/Arteaga 29.9.1983).
Quellenlage Frühphase und Datierung der ›ersten‹ Erscheinung
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nungserlebnisse bei ihm vorsprach, gemacht hatte.7 Diese Fotokopien wurden später Teil der Unterlagen der ersten Untersuchungskommission von Jaime Fernández (s.u. 10.4), der das Tagebuch in diesem Rahmen sichtete.8 Außerdem tauchen an mehreren Stellen in den Presseberichten und in der Literatur der Anhänger Fotografien und Reproduktionen des Tagebuchs respektive der Tagebuchkopien auf.9 Das erste bekannte Pressefoto des Buches – Poblete selbst hält es in die Kamera – stammt aus der Ausgabe vom 21.8.1983 von El Mercurio de Valparaíso.10 Darüberhinaus existierte zumindest für die engsten Anhänger noch eine weitere Quelle, die ausschließlich von Barros erwähnt wird: eine auf Betreiben von Miguel Contardo11 und einem weiteren Priester verfaßte retrospektive Rekonstruktion der ersten 27 Erscheinungen. Diese wäre dann laut der entsprechenden Daten für die 27. und 28. Erscheinung12 zwischen dem 13. und dem 25.11.1983 entstanden. Barros kannte diese Zusammenstellung zwar, entschied sich aber nach Vergleich der beiden Varianten für die Kopien der Tagebuchaufzeichnugen als Quelle für seine Dokumentation.13
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Barros Valenzuela 1985, 29; La Estrella de Valparaíso 17.8.1983 Cf. La Estrella de Valparaíso 3.10.1983; die Kopien wurden leider, wie auch alles weitere Originalmaterial der kirchlichen Untersuchungen, im Rahmen dieser Forschungsarbeit nicht zugänglich gemacht (s.o. 1.3). So bei Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 21 u.ö.; für ein Beispiel mit Zeichnung s.u. Abb. 6.1, 144 El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983 Zur Person s.u. 8.6 Zur Nummerierung der Erscheinungen s.u. 8.13, Anm. 177 »Nach der ersten Erscheinung von Peñablanca schrieb Miguel Ángel, der Seher, die Ereignisse in ein Tagebuch, ganz so wie sie geschehen waren. Pater Luis Fernández, Pfarrer von Santa María Madre de la Iglesia in Quilpué, fotokopierte den Text zwei Monate danach. Später wurde der Text von seinem Verfasser verbrannt, der verärgert war über die Verdrehungen der berichteten Tatsachen durch die Presse. Nachträglich erstellte Miguel Ángel auf Bitte zweier Priester und mit deren Hilfe, einer davon war sein geistlicher Leiter [Miguel Contardo; OG], eine Schrift mit den ersten 27 Erscheinungen. Nach Vergleich dieser Versionen mit demselben, haben wir es vorgezogen, die Ereignisse in den eigenen Worten desjenigen zu präsentieren, der – vor allem in den ersten Monaten – in gewisser Weise der einzige Zeuge war.« (»Tras la primera aparición de Peñablanca, Miguel Angel, el vidente, escribió en un diario los acontecimientos tal como sucedieron. El padre Luis Femández, Párroco de Santa María Madre de la Iglesia, en Quilpué dos meses después fotocopió el texto. Luego el original fue quemado por su autor, molesto debido a las tergiversaciones que de los hechos narrados hacía la prensa. Con posterioridad y respondiendo al pedido de dos sacerdotes, uno de ellos su padre espiritual, Miguel Angel con la ayuda de ellos, redactó un escrito con las veintisiete primeras apariciones. Cotejando estas versiones con él mismo se ha preferido presentar los hechos con las propias palabras de quien, sobre todo durante los primeros dos meses, es en cierta forma el unico testigo.« (Barros Valenzuela 1985, 29)
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
Einer der wenigen Hinweise abseits der offiziellen, auf Poblete selbst zurückgehenden Quellen, stammt aus dem Umfeld des Hogar Carlos van Buren. Der ehemalige Geschäftsführer (gerente) des Heims, Julio Irarrázabal (geb. 24.8.1928), erinnert sich, daß im Juli 1983 einer der Jungen des Heims, der mit Poblete gut befreundet war, ohne jegliche Vorgeschichte plötzlich einen epileptischen Anfall erlitt, ein für die meisten der Bewohner und auch für Poblete offensichtlich aufwühlendes, verstörendes Erlebnis. So war schnell die Rede davon, der Junge sei vom Teufel besessen.14 Die Aufregung ging so weit, daß der Direktor des Heims, Jaime Sepúlveda, schließlich einen Pfarrer aus Villa Alemana bat, im Haus einen Exorzismus durchzuführen.15 Anschließend gehörten Gespräche über den Teufel und andere ›übersinnliche‹ Phänomene für einige Zeit zum Alltag im Heim: »[...] Tage später, im Juli, [...] stiegen einige dieser Jungen – wie ich sagte, hatten sie ziemlich viele Freiheiten, um rauszugehen – [...]. Nun gut, eine Gruppe16 von ihnen, darunter auch Miguel Ángel, stieg also auf den »Cerro de la Virgen«, der schon nach der Jungfrau hieß17 [...], und dort nahmen sie Drogen, eine übliche Sache unter diesen Kindern. Und als sie zurückkamen, ich weiß nicht, wer [von ihnen] es erfunden hat, weil wir nicht nachgeforscht haben, weil man sich auf diese Kinder nicht immer einlassen kann, einfach nur Anekdoten. [...]. Diese Gruppe kam also zurück, und sie sagten, daß ihnen die Jungfrau erschienen sei, [doch] man hat ihnen keinerlei Beachtung geschenkt, [und] es ist nichts weiter passiert.«18
Möglicherweise war also Irarrázabal Zeuge des ersten oder zumindest eines der frühen Erscheinungsberichte, ohne diesem jedoch weiter Beachtung zu schenken. Außerdem ging er von der Annahme aus, daß 14
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Epileptische Anfälle mit einer übernatürlichen Ursache in Verbindung zu bringen, steht in einer langen, bis in die Antike zurück gehenden religionshistorischen Tradition (cf. Wohlers 1999); zum Verhältnis von psychischen Krankheitsbildern und Dämonenglaube in Chile cf. Roa Rebolledo 1974. Cf. Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 5f.; cf. auch Canal 13/Mendoza 28.8.2002 Der erste Erscheinungsbericht von Poblete spricht nur von zwei Begleitern; s.a.u. 6.2 Die hier von Irarrázabal als bereits existierender Flurname angeführte Benennung des späteren Erscheinungshügels nach der Jungfrau Maria tauchte innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger nicht mehr auf. »[...] en julio, [...] subieron uno de estos niños, como le digo tenían bastante libertad, para salir [...]. Bueno subieron un grupo de ellos, en el cual estaba Miguel Ángel, al cerro de la Virgen, que ya se llamaba de la Virgen [...] y ahí se drogaron, cosa común en los chiquillos. Y llegaron diciendo, no sé quien lo inventó porque no lo investigamos, porque con estos chicos no se podía hacerse, anécdotas nomás, [...], entonces llegaron diciendo que se les había aparecido la Virgen, el grupo, no se les dio la menor bola, [...], no paso más allá [...].« (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 8; cf. auch das Fernsehinterview im Rahmen von Canal 13 / Mendoza 28.8.2002)
Quellenlage Frühphase und Datierung der ›ersten‹ Erscheinung
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entsprechende Äußerungen der Jugendlichen letztlich auf die Einnahme von Drogen zurückzuführen seien19 , in Verbindung mit dem seit des Epilepsie-Zwischenfalls bei den Heimbewohnern kursierenden Interesse für ›übersinnliche‹ Themen.20 Die Datierung des von Irarrázabal geschilderten Vorkommnis auf »im Juli« widerspricht nun zunächst den Angaben Pobletes, allerdings findet sich in den Quellen noch eine zweite Angabe, derzufolge die Marienerscheinungen Anfang Juli begannen. La Estrella de Valparaíso gibt in dem ersten erschienenen Presseartikel an, »der Vorfall habe Zeugen zufolge am 2. Juli begonnen«.21 Die Aussagen entsprechender Augenzeugen setzen allerdings eine bereits eingesetzte lokale Öffentlichkeitswirksamkeit nach Bekanntwerden des ersten Erscheinungsbericht voraus. Auch die Datierung des Beginns erstmals von Außenstehenden wahrgenommener Erscheinungen auf den 2.7. widerspricht der Chronologie der Peñablanca-Anhänger. Für den 2. Juli ist keine Marienerscheinung dokumentiert (5. Erscheinung: 20.6.; 6. Erscheinung: 12.7.1983; s.u. 7.1). Weitere eigenständige Angaben über die ersten Erscheinungen finden sich nicht in den Quellen. Historisch gesehen läßt sich somit das Datum der ›ersten‹ Erscheinung weder bestätigen noch widerlegen. Fest steht jedoch, daß es sich nur wenige Wochen nach Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit für Peñablanca als fester Bestandteil der Peñablanca-Überlieferung etabliert hatte, und Poblete selbst bereits am 19.8.1983 öffentlich (s.u. 6.2) das Datum der ersten Erscheinung bekannt gegeben hatte.22 Im Rahmen des sich in der Folge entwickelnden Peñablanca-Kultes blieb es immer das offizielle Datum. Für die Untersuchung des Phänomens Peñablanca als Bezugspunkt einer religiösen Sinndeutung ist ein gesichertes Datum für eine ›erste‹ jedoch letztlich
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Die Quellen sprechen hier abwechselnd von lösungsmittelhaltigem Klebstoff (Neoprén) oder Marihuana; zum Drogenkonsum im Zusammenhang mit dem ersten Erscheinungsbericht s.u. 6.3. Diese Vorgeschichte in Verbindung mit der Tatsache, daß Poblete mit dem als ›besessen‹ angesehenen Jungen befreundet war, ist bei einer psychologischen Deutung der Entstehung der ersten Erscheinungserlebnisse unbedingt zu beachten. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß Poblete in seinem ersten Bericht schildert, zunächst aus Angst mit einer apotropäischen – d.h. aus seiner Sicht zur Dämonenabwehr bestimmten – Geste auf die Erscheinung reagiert zu haben (s.u. 6.2). »El hecho, que según testigos comenzó a producirse el 2 de julio pasado, [...].« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983); der Artikel in El Mercurio de Valparaíso vom selben Tag spricht nur ungenau davon, daß »man seit einigen Wochen auf einem Berg im nördlichen Teil der Gemeinde zusammen komme [...].« (»[...] desde hace varias semanas está concurriendo a una colina ubicada en el sector norte de esta comuna [...].«; El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983). La Estrella de Valparaíso 19.8.1983; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a; La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
nicht relevant, denn die zentrale Bedeutung des 12.6.1983 steht fest.23 Aus historischer Sicht läßt sich zumindest feststellen, daß eine ›erste‹ Erscheinung – sofern man an dieser als individuell identifizierbaren Ereignis festhalten will – auf zwischen Mitte Juni und Anfang Juli 1983 zu datieren ist.
6.2 Der ›erste‹ Erscheinungsbericht: 12.6.1983 Betrachtet man nun den eigentlichen Bericht, der den Ablauf und den Inhalt (die ›Botschaft‹) der ersten Erscheinung schildert, so wird dieser schriftlich in den Quellen erstmals greifbar am 19. bzw. 20.8.1983 in der Presseberichterstattung24 von La Estrella de Valparaíso und El Mercurio de Valparaíso25 . Am Freitag den 19.8. hatte Poblete sich erstmalig in einer selbst organisierten Pressekonferenz öffentlich zu seinen Marienerscheinungen geäußert (ausführlich s.u. 8.13), und beschrieb in diesem Rahmen seine erste Begegnung mit der Jungfrau Maria und deren Aussehen, so gegenüber El Mercurio de Valparaíso: »Es geschah am 12. Juni diesen Jahres. Ich war unterwegs mit ein paar Freunden, die Neoprén inhalieren wollten. Plötzlich sah ich eine weiße Wolke und hatte Angst. Also sagte ich: ›Gegrüßet seist du, Maria, Heilige Jungfrau‹ und fühlte, daß sie mir antwortete ›Empfangen ohne Sünde‹. Dann hatte ich keine Angst mehr und begann mit ihr zu reden. Sie war bekleidet mit einen weißen Habit, einem himmelblauen Mantel, eine Krone mit sieben Sternen und einem Band mit hebräischen Schriftzeichen über den Füßen, die ich in mein Tagebuch gezeichnet habe, aber ich weiß nicht, was sie bedeuten.«26
Ganz ähnlich, wenn auch mit leichten Abweichungen27 , gibt La Estrella Pobletes Äußerungen wieder, druckt jedoch die Beschreibung des Ab23
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Der 12. Juni ist als jährlich begangener Jubiläumstag das wichtigste Datum des internen Festkalenders der Peñablanca-Anhänger. Dieser wird bis in die Gegenwart feierlich begangen und zieht noch immer eine größere Zahl von Pilgern an (s.u. 14.7). Ausführlich zur Presse s.u. 7.6, 8.1 und 12.3 Die Berichte hierzu finden sich in: La Estrella de Valparaíso 19.8.1983; 20.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a »Ocurrió el 12 de junio de este año. Iba acompañado de unos amigos que querían aspirar neoprén. Repentemente vi una nube blanca y sentí miedo. Entonces dije: ›Ave María Purísima‹ y sentí que me contestó ›Sin pecado concebida‹. Entonces no tuve más miedo y comencé a conversar con ella. Estaba vestida con un hábito blanco, un manto celeste, una corona con siete estrellas y una cinta sobre los pies con escrituras hebreas, que las tengo dibujadas en mi cuaderno, pero que sé qué significan.« (El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a; cf. El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983) Möglicherweise wurden die Äußerungen Pobletes beide Male nicht wortwörtlich zitiert und die Abweichungen stellen redaktionelle Eingriffe der beiden Zeitungen dar.
Der ›erste‹ Erscheinungsbericht: 12.6.1983
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laufs und die des Aussehens der Erscheinung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ab: »Bezüglich der Erfahrung, die er seit dem vergangenen 12. Juni durchlebt – das Datum der ersten Erscheinung – hebt Miguel Ángel Poblete hervor: ›Bei diesem ersten Mal ging ich spazieren mit einer Gruppe von Kameraden aus dem Hogar Van Buren in Villa Alemana, wo ich im ersten Jahr der Mittelstufe zur Schule gehe. Sie hatten vor, Neoprén zu inhalieren. Weil ich das nicht mag, sagten sie zu mir, ich solle still sein, und ich blieb abseits. Plötzlich bemerkte ich die Anwesenheit einer weißen und leuchtenden Wolke, wenige Meter von der Stelle, an der ich mich befand. Ich hatte Angst und erinnere mich, daß ich sagte: ›Gegrüßet seist du, Maria, Heilige Jungfrau‹. [..] Dann antwortete mir die Jungfrau, denn sie war es: ›Empfangen ohne Sünde‹. Damit begann ein Dialog: ›Zweifle nicht und fürchte dich nicht, denn du wirst Dinge sehe, die deine Augen nie zuvor gesehen haben‹28 .«29 »Sie trägt ein weißes Kleid, mit einem langen Umhang, so blau wie der Himmel. Unter sich hat sie ein Band. Auf dem Kopf einen weißen Schleier und über dem Haar sieben Sterne.«30
Die hier in der Presse verbreitete Variante des ersten Erscheinungsberichts ist nur eine kurze Zusammenfassung des späteren ›offiziellen‹ und weicht in einzelnen Punkten von diesem ab (s.u. 6.2), enthält aber die wichtigsten Grunddaten, die im Rahmen der zunächst bis Ende Oktober andauernden öffentlichen Diskussion über Peñablanca und schließlich in der sich ausbildenden Überlieferung der Anhänger immer wieder auftauchen: der Spaziergang auf den Hügel in Begleitung von Freunden aus dem Jugendheim; das Neoprénschnüffeln, welches nur von Pobletes Begleitern betrieben wird und Pobletes Ablehnung der Droge (s.u. 28
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Dieser der Erscheinung zugeschriebene Satz ist in der offiziellen Überlieferung für die zweite Erscheinung vom 13.6. überliefert, mit einer Variante; dort heißt es: »Miguel, zweifle nicht, denn heute wirst du Dinge sehen, die deine Augen noch nie [zuvor] gesehen haben.« (»Miguel, no dudes, porque hoy verás cosas que jamás han visto vuestros ojos.«; Barros Valenzuela 1985, 32; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 17) »Referiendose a la experiencia que ha vivido desde el pasado 12 de junio, fecha de la primera aparición, Miguel Angel Poblete señaló: ›Aquella primera vez fui con un grupo de compañeros del Hogar Van Buren de Villa Alemana, donde estudio en 1◦ Medio, de paseo. Ellos iban a inhalar neoprén. Como a mí no me gusta eso me dijeron que me callara y permanecaría aparte. De repente, advertí la presencia de una nube blanca y luminosa a pocos metros de donde estaba yo. Sentí miedo y recuerdo que dije ›Ave María purísima‹. [...] Entonces la Virgen, porque era ella, me contestó: ›Sin pecado concebida‹. Ahí empezó un diálogo en el que ella me dijo: ›No dudes ni temas, porque veras cosas que nunca antes tus ojos han visto‹.« (La Estrella de Valparaíso 19.8.1983) »Ella viene con un vestido blanco, con una larga capa azul como el cielo. Debajo tiene una cinta. En la cabeza un velo blanco y sobre los cabellos siete estrellas.« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a)
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
6.3); die weiße Wolke; die Ansprache durch die Erscheinung und Pobletes angstvolle Reaktion; der erste Satz Pobletes und die Antwort der Erscheinung; die sieben Sterne als Erkennungszeichen der neuen Devotion. Die erste Erscheinung ist kurz, die Botschaft einfach, ihr Inhalt im Gegensatz zu späteren fast ausschließlich auf Poblete selbst und seine zukünftige Rolle als Visionär bezogen, eine Art ›Berufung‹. Im vierten Band der Peñablanca-Dokumentation von Barros, die nur die zentralen Aussagen der jeweiligen ›Botschaften‹ zusammenfaßt und nicht den gesprochenen Wortlaut wiedergibt, erscheint die erste Erscheinung dementsprechend nur mit folgendem kurzen Eintrag, der mehr einer Überschrift zu dem vollständigen Bericht gleicht: »1. Erscheinung: Sonntag, 12. Juni 1983 (15:00) / 1.1. Buße, Buße / 1.2. Betet den Rosenkranz«31
Der ausführliche Erscheinungsbericht findet sich in Pobletes Tagebuch, der nun im folgenden im Wortlaut vollständig wiedergegeben sei. Er wird ebenfalls nach Barros (publiziert 1985) zitiert, der den Text zwar teilweise paraphrasiert, aber die gegenüber Paredes ältere Quelle (1. Aufl. 1993) darstellt32 (Kommentare und Verweise finden sich in den Anmerkungen): »›Liebes Tagebuch:‹ ›Heute ging ich hinaus auf den Hügel. Ich wollte eigentlich nach Limache gehen, aber ich weiß nicht, ob dies [mein] Schicksal war; als ich um Erlaubnis bat, um nach Limache zu gehen, gaben sie mir diese nicht. Ich hatte so großes Pech, denn sie vergaben sechs Scheine, aber wir waren zehn, die sich angemeldet hatten.33 Deshalb ließ der Leiter des Heims34 das Glück entscheiden und schrieb auf einige Papiere ›dageblieben‹ und auf andere ›Limache‹ und faltete sie. Für mich kam ›dageblieben‹ dabei heraus, und ich ging nicht dahin, wo ich hin wollte, aber ich bat um Erlaubnis, mit Freunden auf den Hügel zu gehen. Wir gingen zu dritt35 ; sie sagten mir, daß es dort 31
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»1a Aparación: Domingo 12 de junio 1983 (3 pm) / 1.1. Penitencia, penitencia / 1.2. Rezad el Rosario« (Barros Valenzuela 1989, 11; an der gleichen Stelle druckt Barros ein Faksimile aus dem Tagebuch von Poblete mit eben diesem Wortlaut.) Zu den Büchern von Barros und Paredes s.o. 1.3; s.u. 8.4 und 8.5 Cf. die davon abweichende Schilderung von Paredes im Interview: »[...] damit der öffentliche Nahverkehr sie umsonst mitnahm, denn es waren Jungen ohne Geld, stellten sie zehn Freifahrkarten zur Verfügung, denn es waren viel mehr als zehn Jungen, und alle wollten am Sonntag ausgehen. Und sie steckten sie in ein Glas und veranstalten eine Art Wettbewerb mit Zetteln [...].« (»[...] para que la locomoción colectiva los llevara gratis por que son muchachos sin dinero, daban diez pases, y lo ponían en un tarrito, por que los muchachos eran mucho más que diez y todos querían salir el día domingo. Y los ponían en un tarrito y hacían una especie de concurso y con unos papelitos [...].«; Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006, 2) Jaime Sepúlveda; s.a.u. 7.2 Bei der Angabe von nur drei ›ersten Zeugen‹ – Poblete und seine zwei ›ungläubigen‹ Begleiter (cf. Anm. 43) – liegt vermutlich ein redaktioneller Eingriff in den Bericht
Der ›erste‹ Erscheinungsbericht: 12.6.1983
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viele Pferde zum Reiten geben werde, was aber nicht sicher sei. Die anderen zwei trugen in der Tasche eine Dose mit Neoprén36 , und ich wußte es nicht. Als wir oben auf dem Hügel ankamen, holten sie sie heraus, und ich war sehr überrascht. Als ich versuchte ihnen zu sagen, sie sollten das wegwerfen, wollten sie mich mit Steinen bewerfen; gut, ich ließ sie in Ruhe und begann die Landschaft anzusehen, sie war fabelhaft. Nach einer halben Stunde schließlich erblickte ich eine kleine Wolke neben einem Baum, das heißt einer wie dieser [...] [Zeichung im Original, ähnlich Abb. 6.1, 144; OG]. In ihrer Mitte [gemeint sind zwei Eukalyptusbäume; OG]37 begann (die Wolke) größer zu werden. Sie war rund, weiß und leuchtend wie eine Leuchtstoffröhre und sie drehte sich.38 Ich sagte zu Segovia, daß er schauen solle. Ich sagte es ihm, aber er war in der Welt der Phantasie, er war berauscht vom Neoprén, und ich schaute zu Guido [Lillo], der zu mir sagte, was ich denn wolle, und ich erschrak sehr, weil ich nicht verstand, was das war. Ich rannte weg bis zum Weg, aber plötzlich sprach man zu mir: Miguel! Miguel Ángel!39 Ich schaute und es war eine Frau [Señora]40 von etwa 19 bis 20 Jahren.
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vor. So spricht Poblete in den beiden oben angeführten Presseinterviews von »einigen Freunden« bzw. von einer »Gruppe von Freunden«. Auch Irarrázabal berichtet, es seien »einige Jungen« bzw. »eine Gruppe« auf den Hügel gestiegen und hätten bei ihrer Rückkehr von einer Marienerscheinung erzählt (s.o. 6.1, Zitat bei Anm. 17). Nimmt man zu diesen Äußerungen das Presseinterview eines Jugendlichen namens Carlos Espinoza aus dem Hogar Carlos van Buren hinzu, der behauptet bei der ersten Erscheinung anwesend gewesen zu sein (»Yo fui con él al cerro cuando dijo que la había visto pro primera vez. Estábamos aspirando Neoprén.«; La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983), jedoch von Poblete in seinem Bericht nicht erwähnt wird, so liegt der Schluß auf eine größere Gruppe von Anwesenden bei der oder den ersten Erscheinungen nahe. Zum Drogenkonsum im Rahmen der ersten Erscheinung cf. 6.3 Zur Lokalisierung der Erscheinung durch Poblete zwischen zwei Eukalyptusbäumen cf. 8.10 Der Bericht von Pobletes erster Vision weist in Hinblick auf die sich drehende Lichterscheinung eine auffällige Ähnlichkeit mit der Schilderung der ersten Vision der Kinder von La Salette (s.a.o. 2.4.3) auf: »[...] the children saw a dazzling globe of light revolving over the stones surrounding the spring. They crossed themselves and prayed, for fear that they had encountered the devil. Then the globe began to swirl and appeared to boil, growing in size until it was about five feet in diameter. Slowly it opened. Within its shifting splendor of fiery color, Mélanie and Maximin could see the seated figure of a woman, with elbows on knees and face in hands.« (Turner 1978, 215) Kursivierungen heben bei Barros ebenso wie bei Paredes (dort im Original fett) die ›Äußerungen‹ der Jungfrau Maria hervor. Daß Poblete hier nur eine unspezifische »Frau«, und eben nicht die Jungfrau Maria erkennt, ist sowohl ein Parallele zu den Erscheinungsberichten von Lourdes (Bernadette Soubirous berichtete, eine weiße »Dame« zu sehen; s.a.o. 2.4.4) als auch ein Hinweis auf einen möglichen redaktionellen Eingriff. In den oben zitierten, bereits zwei Jahre vor dem umfangreichen Erscheinungsbericht publizierten Presseberichten, identifiziert Poblete seine Erscheinung eindeutig (s.o. Zitat bei Anm. 29). Dagegen schreibt Barros im Anschluß an den Erscheinungsbericht: »Miguel Ángel, ohne daß er
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Ich erschrak und dachte: Was wird das wohl sein?‹41 Der Junge schlug mehrmals, wie man es ihn gelehrt hatte, beide Zeigefinger übereinander und formte mit dieser Geste ein Kreuz während er sagte: ›Gegrüßet seist du Maria, heilige Jungfrau.‹42 Sie antwortete mir lächelnd: ›Empfangen ohne Sünde‹. Schließlich sagte Sie mir mit hallender Stimme: Fürchte dich nicht, Ángel. Du wirst mir helfen. Trotz dieser Worte ist der Schreck so groß, daß er wegläuft; er hat das Bedürfnis zu weinen. Da beginnt Sie wieder mit ihm zu sprechen: Miguel, Miguel. Komme her und hab keine Angst. Ich werde dich beschützen. ›Aber ich erschreckte mich noch mehr, und Sie sagte zu mir: Zuerst sag deinen Freunden, daß sie diese Droge wegwerfen sollen, und sag ihnen, sie sollen herkommen. Das tat ich.‹ Einer von ihnen warf den Behälter weg. Er begann zu beten. Es war Marcelo Segovia; der andere wollte nicht.43 Die Frau [Señora] sagte zu
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wußte, wen er gesehen hatte, war sehr zufrieden.« (»Miguel Angel, sin saber a quien había visto, se sentía muy contento.«; Barros Valenzuela 1985, 30) Die zweimalige Anrufung mit dem Vornamen, der beim ersten Mal nicht vollständig genannt wird, findet sich auch im Erscheinungsbericht von Guadalupe (s.a.o. 2.4.1): »Als plötzlich nun der Gesang verstummte, als alles ruhig geworden war, da hörte er, daß man dort oben auf dem Hügel nach ihm rief: ›JUANTZIN, JUAN DIEGO-TZIN‹.« (Nebel 1992, 137) Im Gegensatz zu Miguel Ángel reagiert der Visionär von Guadalupe jedoch vertrauensvoll auf die Ansprache: »Nun wagte er dorthin zu gehen, von wo er gerufen wurde. Keine Verwirrung erfaßte sein Herz, noch fürchtete er sich, [...].« (aaO.) Das Erlernen dieser apotropäischen Geste schon als Kind gehört zu den wenigen berichteten Details über Pobletes frühe religiöse Erziehung (s.o. 5.1), eine deutliche intertextuelle Referenz auf den ersten Erscheinungsbericht. Dasselbe Gebet tauchte später noch einmal, in einem Presseinterview mit María Teresa Comelin auf, bei der Poblete später wohnte (s.u. 7.2). Sie selbst habe es ihm aufgetragen, um sicherzugehen, daß ihm nicht der Teufel erscheint: »Als Miguel Ángel ihr sagte, daß ihm eine Señora auf dem Hügel erscheine, rieht sieh ihm, zu dieser ›Gegrüßet seist Du, heilige Maria‹ zu sagen, damit sie weichen solle, falls sie der Teufel sei. Ángelo zufolge antwortete die Erscheinung: ›Empfangen ohne Sünde‹, und so entschied sie sich, ihn auf den zu diesem Zeitpunkt [noch] ruhigen Hügel El Membrillo zu begleiten.« (»Qué cuando Miguel Angel le dijo que una señora se le aparecía en el cerro, ella le aconsejó decirle ›Ave María Purísima‹, para que reventase por si era el diablo. Según Angelo, la aparición contestó: ›Sin pecado concebida‹, y entonces ella decidió acompañarlo al entonces pacífico cerro de El Membrillo.«; Qué Pasa/Vial 30.8.– 5.9.1984, 17) Quellenkritisch bleibt zu beachten, daß das zitierte Interview mehr als ein Jahr nach Beginn der Erscheinungen von Peñablanca geführt wurde, zu einem Zeitpunkt, als bereits eine gefestigte Überlieferung über die ersten Erscheinungen in den Kreisen der Anhänger existierte (s.u. 13). Seine beiden Begleiter, Marcelo Segovia und Guido Lillo, nehmen an dem außergewöhnlichen Erlebnissen Pobletes keinen wirklichen Anteil. Auch tauchen sie in späteren Erzählungen über die Erscheinungen nicht wieder in hervorgehobener Position auf. Zumindest innerhalb der Peñablanca-Überlieferung können sie nicht als ›erste Zeugen‹ der Erscheinungen gelten; cf. die Aussagen von Álvaro Barros und Fanny McIntosh: »[Álvaro Barros:] Es waren drei Kinder, aber wir kannten sie nicht, nie haben wir etwas über sie erfahren. Es waren Schulkameraden, Kameraden aus dem Heim. Sie haben nichts gesehen. Sie haben sogar Neoprén dabei gehabt, um ihn zu
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mir: sieh da die Versuchung. Segovia hatte, nach nebulösen Momenten der Unentschlossenheit, den Neoprénbehälter wieder aufgelesen und hatte damit weitergemacht, gemeinsam mit Guido Lillo, die Droge zu inhalieren.‹44 Und Sie sagte zu mir, Buße, Buße. Im gleichen Moment schaute Sie zum Himmel. Danach sagte Sie zu mir: sag deinen besten Freunden, daß sie am zweiten Tag der Woche herkommen sollen. Ich sagte zu Ihr: Am Dienstag? Nein, sagte Sie, am Montag. Ich dachte, der Montag sei der erste Tag der Woche, aber die Frau erklärte mir, daß heute, am Sonntag, der erste Tag der Woche sei und daß Montag der zweite Tag sei. Nachdem Sie aufgehört hatte zu beten, heftete Sie den Blick auf den Himmel und [streckte] die Hände nach vorne und verschwand plötzlich, bis nur noch der Windhauch blieb. Und bevor Sie ging, sagte Sie zu mir: Komme morgen45 .«46
Es bleibt anzumerken, daß im Gegensatz zu den beiden oben genannten kurzen Äußerungen in der Presse, der von Barros zitierte Bericht aus dem Tagebuch keine Angaben über das optische Erscheinungsbild der Erscheinung enthält.47 Diese wird dem eigentlichen Text direkt nachgestellt, mit der Bemerkung, Poblete hätte »einige Zeit später« eben so das Aussehen seiner Erscheinung beschrieben48 : »Die Señora, wie er sie einige Zeit später beschrieb, zeigte sich mit einem weißen Kleid, das bis zu den Füßen reichte, Sie war barfuß, die Füße auf einem Band von kräftigem Rosa; ein dunkelblauer Mantel fiel
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inhalieren, aber Miguel Ángel hat keinen dabei gehabt und auch keinen inhaliert. [OG:] Wurde diese Jungen nach der ersten Erscheinung gläubig? [Fanny McIntosh:] Ich glaube nicht, [...]. Später erstellte er so etwas wie ein Tagebuch, aber Zeugen gibt es nicht.« (»[Álvaro Barros:] Eran tres niños pero no los conocemos, nunca supimos nada de ellos. Eran compañeros del colegio, del hogar. No vieron nada. Incluso ellos llevaban neoprén para inhalar, pero Migel Ángel no llevaba, no inhalaba. [OG:] ¿Esos chicos eran creyentes después de la primera aparición? [Fanny McIntosh:] Yo creo que no, [...] El después hizo como un diario pero testigos no hay.«; Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 14) Interessant ist hier die rhetorische Gegenüberstellung des ›nüchternen‹ Visionärs, der Maria sieht, und den berauschten Freunden, die nichts sehen. Der Neoprénschnüffler befindet sich im irrealen Reich der Phantasie, der Visionär dagegen sieht die reale Gegenwart Marias, die eben keine drogeninduzierte Sinnestäuschung ist. Am Ende der ersten Erscheinung wird der Termin der nächsten mitgeteilt, wie es auch in allen weiteren sein würde: es ist bereits der folgende Tag, ein Montag. Dieses Schema zieht sich vollständig durch die gesamten Jahre der Erscheinungen, nur daß später der Zeitpunkt exakt mit Datum und Uhrzeit angegeben wurde. Barros Valenzuela 1985, 29 (span. Orig. im Anhang, s.u. A.1); cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 15 Cf. dagegen Pobletes Äußerungen gegenüber der Presse, s.o. Zitate bei Anm. 26 und 29 Paredes dagegen integriert den ersten Teil des Abschnitts nahtlos in den Erscheinungsbericht und stellt nur die Beschreibung des Gesichts und weiterer Merkmale nach, ohne einen Hinweis darauf, daß diese Beschreibung zu einem späteren Zeitpunkt von Poblete formuliert wurde. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 15f.)
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Abbildung 6.1: »So sah Miguel Ángel unsere Liebe Frau zum ersten Mal. Sie ruhte über einem Weißdorn, der sich zwischen zwei jungen Eukalyptusbäumen befand (»Así como Miguel Ángel vio a Nuestra Señora por primera vez. Ella se posó sobre un espino, el que estaba entre dos renuevos de eucaliptus.«; Kopie aus dem Tagebuch von Miguel Ángel Poblete; Faksimile in Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 21) Ihr von den Schultern herunter. Auf dem Kopf trug Sie einen weißen Schleier, der Ihr bis zu den Ellbogen reichte; um die Hüfte hing Ihr ein Rosenkranz mit blauen Perlen; die Kette, die großen Perlen, die Medaille und das Kreuz waren wie aus Gold. Ihr ovales Antlitz erschien als ›ein etwas längliches Gesicht, die Augen von hellem kaffeebraun und mit sehr sanftem Blick, das Haar kastanienbraun und die Haut leicht hellbraun [morenita]49 und sehr schön; besser weiß ich es nicht zu sagen. Sie war ganz erleuchtet, so als ob ein goldenes Licht Sie einschloß, ein Licht, das auch mich erleuchtete; aus Ihren Händen kamen farbige Strahlen. Sie richtete die Handflächen nach oben und es kam ein Licht, das Sie wie sehr schöne Strahlen nach unten aussandte‹.«50
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Die beschriebene dunkle Hautfarbe der Erscheinung, läßt diese als Mestizin (s.a.o. 3.1) und damit eben auch vom physiognomischen Erscheinungsbild dezidiert ›chilenisch‹ erscheinen. Gleichzeitig ist eine intertextuelle Referenz auf das Gnadenbild von Guadalupe, das auch »Morenita« genannt wird. »La Señora, según la describe tiempo después, se veía con un vestido blanco que le llegaba a los pies, estaba descalza, de pie sobre una cinta de color rosado fuerte; un manto celeste oscuro le caía de los hombros hasta abajo. En la cabeza llevaba un velo blanco que le llegaba hasta los codos; desde la cintura le colgaba un rosario de cuentas azules; con la cadenilla, las cuentas grandes, la medalla y la cruz como de oro. Su rostro ovalado se presentaba como una ›cara alargadita, los ojos café claro de mirada muy dulce, el pelo castaño y la piel morenita clara muy lindá, no sé decir lo mejor. Toda Ella era luminosa, como si una luz dorada la envolviera, luz que a mí también me iluminaba; de las manos le salían rayos de colores. Ella ponía las palmas hacia anriba y lellegaba una luz que Ella tiraba como rayos muy bonitos hacia abajo‹.« (Barros Valenzuela 1985, 30)
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Beim nun folgenden Abstieg vom Hügel hatte Poblete noch eine zweite Begegnung, die nur bei Barros (nicht bei Paredes) überliefert ist. Eine alte Frau näherte sich und hängte ihm einen Rosenkranz um den Hals mit die Aufforderung, auf diesen gut Acht zu geben, denn er werde ihn sehr nötig haben. Poblete, der einen Rosenkranz noch nie gesehen hatte und diesen für eine normale Kette hielt, schaute sich das Geschenk näher an, doch als er wieder aufsah, war die Frau verschwunden.51 Dieser letzte Abschnitt des Erscheinungsberichts erinnert stark an das ebenfalls von Barros überlieferte nächtliche Kindheitserlebnis mit dem »Haus Marias« und der Jesuserscheinung im Garten (s.o. 5.3). Auch wenn diese beiden ungewöhnlichen Berichte gegenüber den sonst auch von Poblete selbst als rein subjektive Erlebnisse beschriebenen Visionen isoliert dastehen52 , geben sie doch eine Richtung vor, die innerhalb des sich später immer mehr ausdifferenzierenden Erscheinungsgeschehen an verschiedenen Stellen wiederholt auftaucht: Maria ist ›tatsächlich‹, das heißt ›körperlich‹, anwesend auf dem Hügel in Peñablanca. Wenn auch Poblete sie als einziger ständig sehen kann, so ist die Grenze zwischen ›Unsichtbar‹ und ›Sichtbar‹, zwischen der alltäglichen materiellen Welt und der ›Materialität‹ Marias doch sehr dünn. In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn etwa die Gestalt der Jungfrau Maria auf mehreren Fotos sichtbar auftaucht (s.u. Abb. 13.6, 510) oder die Poblete der Jungfrau Maria und dem Jesuskind eine Haarlocke ›abschneidet‹ (s.u. 13.7). Die himmlische Gestalt der Jungfrau Maria wird als ›zum Greifen nah‹ geglaubt; und sie selbst sei es, die diese Grenze immer wieder kurz überschreitet. Der Rosenkranz bleibt als materiell greifbare Spur der Erscheinung zurück.
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Die Identifizierung der »alten Frau« als Marienerscheinung erfolgt im Erscheinungsbericht des Folgetages. An diesem 13.7. habe die Erscheinung begonnen, Poblete das Rosenkranzgebet zu lehren, und sich schließlich in der Gestalt eben jener alten Frau vom Vortag gezeigt: »Sie öffnete die Hände und war ganz erleuchtet, und sie wurde wieder zu der alten Frau, die mir den Rosenkranz geschenkt hatte, und sagte zu mir: Ich war es, die ihn Dir geschenkt hat, aber wenn jemand ihn braucht, gib ihn her.« (»Abrió las manos hasta ariba y se iluminó entera, y se volvió como la ancianita que me había regalado el Rosario, me dijo: Fui Yo quien te lo regaló pero si alguien lo necesita, dalo.«; Barros Valenzuela 1985, 33) So äußert er etwa im Interview mit El Mercurio de Valparaíso vom 21.8.1983: »Ich habe sie nicht wie mit Worten gehört, sondern ich fühle in meinem Kopf die Dinge, die sie sagt. Das konnte ich besonders beim letzten Mal, als ich am 15. August auf dem Hügel war, feststellen, denn ich hatte Watte in den Ohren, weil ich eine starke Grippe hatte.« (»›No la escucho con palabras sino que siento dentro de mi cabeza las cosas que dice, eso lo pude notar especialmente la última vez que estuve en el cerro, el 15 de este mes, porque llevaba algodones en lo oídos, ya que estaba con mucha gripe.‹«; –/Rodríguez Q. 21.8.1983)
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6.3 Drogenkonsum und die ›erste‹ Erscheinung: Neoprén Wie Poblete sowohl in den beiden oben genannten Zeitungsartikeln als auch in dem bei Barros reproduzierten Tagebucheintrag übereinstimmend berichtete (s.o. 6.2), hatten seine beiden Begleiter auf ihren gemeinsamen Spaziergang eine Dose des Klebstoffs der Marke »Neoprén« (cf. Anm. 58) mitgebracht, um diesen zu inhalieren.53 Poblete selbst will weder an diesem Tag noch irgendwann sonst Rauschmittel konsumiert haben. Er unterstrich später immer wieder öffentlich: »für mich ist Milch ist die einzige Droge.«54 Trotzdem wurde die Frage, inwieweit Pobletes Erscheinungserlebnis durch Drogenkonsum verursacht sei, zum festen Bestandteil der öffentlich ausgetragenen Debatte über Peñablanca und führte in der Folge zu polemischen Auseinandersetzugen über den aus Sicht mancher Kritiker drogensüchtigen und damit unglaubwürdigen Visionär (»Die Neoprén-Jungfrau«55 ), ein Vorwurf, dem Pobletes Unterstützer immer wieder entgegen traten.56 Erklärungsalternativen gegenüber einer übernatürlichen Verursachung der Erscheinung, wie Drogenmißbrauch, psychische Krankheit (s.a.u. 10.2) oder auch vorsätzlicher Betrug (Lüge, Theater) – die allen Beteiligten, Befürwortern wie Kritikern, bekannt waren – würden aus Sicht der Anhänger die Glaubwürdigkeit von und damit den Glauben an die Erscheinungen von Peñablanca grundlegend gefährden und mußten deshalb systematisch ausgeschlossen werden. Betrachtet man die Erzählung von der ersten Erscheinung unter diesem Gesichtspunkt, läßt sich hier bereits die Vorwegnahme eines Gegenarguments erkennen. Als hätte der Verfasser des Textes den ›Drogen-Vorwurf‹ erwartet, wird er bereits selbst mit in die Erzählung eingebaut (›Neoprén gehört zur Lebensrealität von Heimkindern‹).
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Wiederholt taucht auch die Version auf, die Jungen hätten bei ihrem Besuch auf dem Hügel nicht Klebstoff, sondern Marihuana konsumiert. So spricht etwa Irarrázabal sowohl im Interview für diese Arbeit (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006) als auch gegenüber Canal 13 (Canal 13/Mendoza 28.8.2002) von regelmäßigem Marihuana-Konsum bei den Jugendlichen (cf. auch La Segunda 17.8.1983) »[La Segunda:] Miguel Ángel, da ist ein Lehrer von dir, der sagt, daß Du drogenabhänig warst, daß Du Neoprén inhaliert hast. Stimmt das? [Miguel Ángel Poblete:] Nein, für mich ist Milch die einzige Droge. Wenn ich eine Kuh sehe, dann trink’ ich sie leer. Das ist das einzige.« (»[La Segunda:] Miguel Angel, hay un profesor tuyo que dijó que fuiste drogadicto, que aspiraste Neoprén. ¿Es verdad eso? [Miguel Ángel Poblete:] No, la única droga pa’ mí es la leche. Que si veo una vaca la dejo chupá’. Eso es lo único.«; La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983; cf. El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983) Cf. La Segunda 17.8.1983; Las Últimas Noticias/Grosso Modo 26.7.1984 Las Últimas Noticias/Barros Valenzuela 7.1984; cf. die Interviewäußerungen von Luis Fernández zur Person von Miguel Ángel: man sage viel schlechtes über ihn, u.a. daß er drogensüchtig sei; dem sei aber nicht so (Silva Torres 1987).
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Gleichzeitig wird aber der Protagonist der Geschichte, Poblete, von dieser ›traurigen Realität‹ ausgenommen.57 Er setzt sich ab, trennt sich von seinen Begleitern, indem er sich einige Meter von ihnen entfernt, und dies eben gerade weil er keine Drogen nimmt. Und in der Folge dieser ›Absonderung‹ ereignet sich das über die Maßen besondere Ereignis: die erste Marienerscheinung von Peñablanca. Die Frage, ob ein möglicher Drogenkonsum als Auslöser bzw. Mitursache eines ersten visionären Erlebens bei Poblete anzunehmen ist, läßt sich aus den vorliegenden Quellen nicht abschließend klären. Angesichts der Biographie Pobletes, der fast seine gesamte Kindheit in Heimen und auch eine Zeit als Straßenkind verbracht hat (s.o. 5.4), liegt es jedoch nahe, auch bei ihm Erfahrungen mit in diesem Umfeld weit verbreiteten Drogen zu postulieren, darunter auch mit dem im Erscheinungsbericht erwähnten lösungsmittelhaltigen und u.a. halluzinogen wirkenden Klebstoff, der unter den Markennamen »Neoprén« oder »Agorex« zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zum ›Drogenalltag‹ in Chile gehörte.58 Die in den Dämpfen enthaltenen Halogenkohlenwasserstoffe, etwa Chloropren, lösen beim tiefen Einatmen (›Schnüffeln‹) einen als entspannend und gedämpft empfundenen Rauschzustand aus. Außerdem wird v.a. im ersten halben Jahr des Mißbrauchs vom Auftreten illusorischer Verkennungen und optischer Halluzinationen (s.a.u. 10.2.2) berichtet. Dieser halluzinogene Effekt ist im vorliegenden Fall der Marienerscheinungen von entscheidender Bedeutung. Langfristiger Mißbrauch von Lösungsmitteln kann darüber hinaus zu irreversiblen schweren Schäden am peripheren und Zentralnervensystem führen, die sich gleichsam mit psychologischen und neurologisch-psychiatrischen Methoden erfassen lassen (sog. »organisches Psychosyndrom«).59 Wenn im Rahmen des Berichts über die zweite Erscheinung angeführt wird, Poblete habe sich selbst gefragt »ob es nicht der NeoprénGeruch gewesen sei«, der ihn am Vortag »Dinge habe sehen lassen«,
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Diesem Topos, die ›schlechte Umwelt‹ der Kinderheime und darin der ›unverdorbene‹ Miguel Ángel Poblete, folgt auch Barros immer wieder bei seiner Schilderung der Kindheit; cf. etwa: »Die neuen Kameraden [des Hogar Javier Carrera; OG] sahen ihn als ganz unschuldig an; ›er wußte kein einziges Schimpfwort zu sagen‹.« (»Los nuevos compañeros lo veían tan inocente, ›no sabía decir ningún garabato.‹«; Barros Valenzuela 1985, 16) Cf. La Segunda–La Gaceta/Hans 29.10.1983, Cauce/Collyer 3.–16.2.1984; die Inhalation von »Neoprén« ist leider bis heute eine in Chile (ebenso wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern) v.a. bei Straßenkindern weit verbreitete Form des Drogenmißbrauchs, was u.a. auf den niedrigen Preis für den als Droge benutzten Klebstoff zurückzuführen ist (cf. Dücker 1993). Cf. Altenkirch 1982; Thomasius 1988
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weil er zunächst entgegen der Ankündung keine Erscheinung hatte60 , so zeigt dies, daß Poblete die halluzinogene Wirkung von Neoprén kannte. Mit einzubeziehen sind auch die oben angeführten Beobachtungen Irarrázabals im Anschluß an das erste oder eines der ersten Erscheinungserlebnisse von Poblete (s.o. 6.1); der Drogenkonsum während Ausflügen ins Umland unter den Jugendlichen – Poblete mit eingeschlossen – erscheint hier als selbstverständlich vorausgesetzt (s.o. 6.1, Zitat bei Anm. 18). Auch ein später von der Presse befragter Junge aus dem Heim, Carlos Espinoza, der sonst in den Quellen nicht weiter auftaucht, gibt an, während der ersten Erscheinung mit auf dem Hügel gewesen zu sein und berichtet, ohne den späteren Visionär dabei auszunehmen: »Wir haben Neoprén inhaliert.«61 Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß während der frühen von Poblete berichteten visionären Erlebnisse die halluzinogene Wirkung von »Neoprén« mit beteiligt war. Die Bedeutung der berichteten Erlebnisse als Ausgangspunkt einer langfristig wirksamen religiösen Sinndeutung, die im Rahmen des Peñablanca-Kults historisch greifbar wird, bleibt von dieser Annahme unberührt.
6.4 Weitere Erscheinungsberichte und erste ›Botschaften‹: 13.6.1983 Orientiert man sich, unter Berücksichtigung der oben dargestellten Quellenproblematik (s.o. 6.1), weiter an der offiziellen Chronologie der Peñablanca-Anhänger und den überlieferten Transkripten von Pobletes Tagebuch, so folgten auf die erste innerhalb von acht Tagen noch vier weitere Erscheinungen: am 13., 15., 19., und 20. Juni 1983, danach war eine Pause von fast einem Monat. Erst für den 12.7. ist wieder eine Erscheinungen dokumentiert. Ganz im Gegensatz zum ersten, enthalten die folgenden vier Erscheinungsberichte lange ›Botschaften‹, in denen bereits zentrale Themen anklingen, die im Laufe der Marienerscheinungen von Peñablanca immer wieder in verschiedenen Varianten auftauchten, wie eine übergreifende Betrachtung über den gesamten Textbestand zeigt (s.u. 6.5). Zunächst sei jedoch an dieser Stellte ein detaillierter Blick auf die äu-
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»Er kam an die Stelle: ›Ich begann auf Sie zu warten; die Señora erschien nicht. Ich war schon enttäuscht, denn ich dachte mir, ob es nicht der Geruch des Neopréns gewesen sein könnte...‹ der am vorigen Tag Einfluß auf ihn gehabt hatte und Dinge hatte sehen lassen. (»Llegando al sitio: ›me puse a esperarla; la Señora no aparecía. Yo estaba desilucionándome, porque pensaba en mí si no sería el olor a neoprén...‹ que le había hecho efecto el día anterior haciéndole ver cosas.«; Barros Valenzuela 1985, 32) Zur Anzahl der anwesenden Personen s.a.o. 6.2, Anm. 35; span. Zitat aaO.; cf. TVN/Muñoz 28.9.1989
Weitere Erscheinungsberichte und erste ›Botschaften‹: 13.6.1983
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ßerst umfangreiche62 ›Botschaft‹ der zweiten Erscheinung vom 13.6.1983 geworfen und, der Darstellung bei Barros folgend, zentrale Motive daraus genannt. Im Anhang findet sich, zitiert nach Paredes, darüber hinaus die vollständige ›Botschaft‹ dieses Tages (s.u. A.2). Gegen 17:00 Uhr an diesem Montag, so beginnt der Bericht, erreicht Poblete den Hügel, d.h. mit zwei Stunden Verspätung gegenüber der Ankündigung vom Vortag; er ist ausnahmsweise allein. Nachdem zunächst nichts passiert, erscheint Maria nach einer halben Stunde schließlich doch. Nach einem kurzen einleitenden Dialog, der noch einmal das apotropäische Mariengebet vom Vortag aufgreift63 , kündigt die Erscheinung die große Bedeutung der folgenden Botschaft an (»Miguel, zweifle nicht, denn heute wirst du Dinge sehen, die eure Augen noch nie zuvor gesehen haben.«64 ), um dann als erstes – wie schon in der ersten Erscheinung – nachdrücklich zur Buße65 aufzurufen, u.a. wegen fehlender liturgischer Observanz, wobei hier erstmals das für die Erscheinungen von Peñablanca so zentrale apokalyptisches Motiv in Form der Atombombe66 anklingt67 : Apokalyptische Themen (s.u. 6.5) 62
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Im Verzeichnis aller Botschaften bei Barros sind dies zweieinhalb Seiten gegenüber nur zwei Zeilen für die erste; die dritte bis fünfte Erscheinung nehmen zusammen ebenfalls etwa zweieinhalb Seiten ein. (Barros Valenzuela 1989, 11–17) »[...] wie beim vorigen Mal sagte ich zu ihr: »Gegrüßet seist du, Maria, Heilige Jungfrau, und sie antwortete: Empfangen ohne Sünde.« (»[...] yo como la vez anterior le dije: Ave María Purísima y ella contestó: Sin pecado concebida.«; Barros Valenzuela 1985, 32); Poblete will zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht gewußt haben, als wen er seine Erscheinung identifizieren soll. »Miguel, no dudes, porque hoy verás cosas que jamás han visto vuestros ojos.« (Barros Valenzuela 1985, 32); dieser Satz wird auch in Pobletes ersten öffentlichen Äußerungen über seine Erscheinungen in der Presse zitiert (s.a.o. 6.2, Anm. 28). Poblete versteht die Aussage zunächst nicht, wegen der aus dem spanischen Spanisch stammenden Konstruktion »vuestros ojos«; in Chile würde man sagen »sus ojos« als Genitiv zu »ustedes« statt »vosotros«. Diese Stelle erinnert an ein Detail der Erscheinungen von La Salette. Als Maria zu den beiden Seherkindern über das drohende Verderben der Kartoffelernte spricht, verwendet sie die französische Hochsprache (»pommes de terres«); als die Kinder dies nicht verstanden, wiederholte die Erscheinung ihre Worte in der örtliche Mundart. (Hanauer 1979, 111) Zur Häufigkeit der Bußthematik s.u. 6.5 Zur Häufigkeit und Bedeutung des Motivs nuklearer Bedrohung s.u. 6.5 »[...] Sie sagte zu mir: Buße, Buße für alle Sünden der Welt; Du mußt 100 Bußen tuen, und jede von ihnen wirst Du für die Sünden der Menschen sprechen. Ich sagte zu ihr: Muß ich die Sünden aller erahnen? Sie antwortete mir: für die Bosheiten und Beleidungen gegenüber meinem Sohn, für die Gottlosigkeit bei der Feier der Heiligen Sakramente, für die Unreinheiten, für die Hexereien und für die Herstellung von Atombomben.« (»[...] me dijo: Penitencia, Penitencia por todos los pecados del mundo; tú tendrás que hacer cien penitencias y dirás por cada una los pecados de los hombres. Yo le dije: ¿Tengo que adivinarle los pecados a todos? Me contestó: Dirás, por las maldades y ofensas a mi Hijo, por la impiedad a celebar los Santos Ministerios, por las impurezas, hechicería y por la fabricación de bombas nucleares.«; Barros Valenzuela 1985, 32; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 17; Barros Valenzuela 1989, 11)
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und häufige intertextuelle Referenzen auf die Apokalypse des Johannes bilden einen zentralen Bestandteil der ›Botschaften‹ und des PeñablancaKults. Auch die dann durch die Erscheinung genannte Bezeichnung für den Erscheinungsort, »Hügel der Sieben Sterne« (»Cerro de las Siete Estrellas«), ist ein Bezug auf Apk 1, 16 u.ö. (1, 20; 2, 1; 3, 1) in Verbindung mit Apk 12, 1.68 Der Text der Erscheinung fährt fort mit einer Art ›Sendungsbefehl‹, an dem zumindest innerhalb der textlichen Tradition der Übergang von der ›privaten‹ zur ›öffentlichen‹ Erscheinung festgemacht werden könnte. Die Erscheinung fordert ihn auf, einem der zwei Ortspfarrer von Villa Alemana über sie zu berichten; der Priester solle eine Prozession auf den Hügel unternehmen und dort eine Messe zu Ehren der Jungfrau feiern. Doch kündigt Maria ihm auch sogleich sein zu erwartendes Scheitern an: man wird ihm nicht glauben und ihn wegschicken.69 Auch werde Poblete viel leiden müssen und der Satan werde ihn zweifeln lassen, an dem, was er gesehen habe. Er solle aber nicht wanken, denn er stehe allzeit unter ihrem Schutz, versichert ihm die »Dame«70 . An dieser Stelle, soll Poblete 68
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»Dann legte Sie die Hände zusammen, und ohne die Lippen zu bewegen [sagte Sie:] Miguel Ángel, dieser Hügel soll Die Sieben Sterne meiner Krone genannt werden. Ich habe zwölf und schenke davon sieben her. Después juntó los manos y sin mover los labios: Miguel Angel, este cerro será llamado Las Siete Estrellas de mi Corona. Tengo doce y regalo siete.« (Barros Valenzuela 1985, 32) »Miguel, bring einen Priester her; er soll in einer Prozession mit anderen Menschen hierher kommen und mir zu Ehren eine Messe feiern. Sag’ dem Priester, was Du gesehen hast, und wenn er Dir nicht glaubt, sage ›Heuchler‹ zu ihm, denn er wird Dir nicht glauben, weil ich von Dir etwas verlangt habe. Den, den Du besuchen wirst, wird Zeichen von Dir verlangen und Dir sagen: Wenn die Muttergottes etwas von meiner Gemeinde will, soll Sie mir erscheinen und nicht euch; dann wird er Dich fortjagen. Darüber hinaus mit diesen Worten: Wenn die Muttergottes etwas von meiner Gemeinde will, soll Sie mir erscheinen und nicht Euch, die Ihr Sünder seid.‹ Sie schickte mich, mit dem Priester der Gemeinde San Nicolás de Bari in Villa Alemana zu sprechen.« (»›Miguel, trae a un Sacerdote; que venga en procesión con gente de aquí y haga una Misa en honor Mío. Dile al sacerdote lo que has visto y si no te cree dile ›hipócrita‹, porque él no te creerá, porque te pedirá una cosa Miguel. Aquel que tú irás a buscar te pedirá señales y te dirá: Si la Madre de Dios quiere algo de mi parroquia, se me aparecerá a mí y no a ustedes, luego te echará del lugar. Además con estas palabras: Si la Madre de Dios quiere algo de mi parroquia se me aparecerá a mí y no a ustedes que son pecadores‹ Lo mandó a hablar con el sacerdote de la paroquia San Nicolás de Bari de Villa Alemana.«; Barros Valenzuela 1985, 32) »Oh! Du wirst viel leiden. Zuerst, meinetwillen, aber ich werde Dich in allem beschützen. Immer wenn Du merkst, daß man Dich verletzt, bete den Rosenkranz in Meinem Namen. Ich werde mit Dir sein in guten und in schlechten Zeiten. Ich sage Dir aber mit Sicherheit, mein lieber Sohn, daß der Tag kommt, an dem Du sagen wirst: Warum das alles? Und Du wirst zweifeln, daß ich es bin. Bete, damit Du nicht in Versuchung gerätst.« (»¡Oh! tu padecerás mucho. Antes, por mi causa pero Yo te protegeré en todo, siempre que veas que te hieran, reza el Rosario en Mi nombre. Yo estaré contigo en las buenas y en las malas, pero de cierto te digo hijito mío, llegará el día que dirás tú ¿por qué esto? y dudarás que Yo estoy; rezad para que no caigas en tentación.«; Barros Valenzuela 1985, 32)
Weitere Erscheinungsberichte und erste ›Botschaften‹: 13.6.1983
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nun zum ersten Mal gedacht haben, daß es sich bei der »Señora« um die Jungfrau Maria handelte.71 Und diese teilte ihm im folgenden nun mit, aus welchem Grund sie ihm hier erschienen sei: um Seelen vor der Verdammnis zu retten.72 Poblete nun solle ihr bei dieser Aufgabe helfen, indem er »Opfer zu vollbringen« und den Rosenkranz zu beten lerne, was Maria selbst ihm beibringen will.73 Doch zunächst nennt der Text einige Gründe, warum so viele Seelen der Rettung vor der Verdammnis bedürfen. Die ›Botschaft‹ verurteilt die derzeit herrschende Kleidermode, die Frauen und Männer ununterscheidbar macht und ihnen den Eintritt ins Himmelreich verwehrt, wenn sie nicht von ganzem Herzen bereuen und die Jungfrau Maria sich vor Gott für sie einsetzt. Dann greift der Text das zu Anfang schon angeklungene apokalyptische Motiv (s.u. 6.5) wieder auf und prophezeit der Welt »nahe Wirren«, weltweiten Krieg, Hunger, Armut, ein »großes Leiden« des Papstes und vor allen Dingen eine atomare Katastrophe, ausgelöst von durch den Satan verrückt gewordenen Wissenschaftlern.74 71
72 73
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»Ich fühlte in meinem Innern, daß diese Señora die Jungfrau Maria war, aber ich war mir nicht vollkommen sicher.« (»Yo sentía en mi interior que este Señora era la Virgen María, pero no estaba bien seguro.«; Barros Valenzuela 1985, 33) Zur Häufigkeit und Bedeutung des Motivs der Seelenrettung s.u. 6.5 »Sie sagte zu mir: Gott stellt seine Kinder auf die Probe, deshalb existiert der freie Wille. Gott ist ganz die Liebe; weil er euer Vater ist, will er euch vor dem Feuer der Hölle retten, und deshalb bin ich hier. Ich bin gekommen, um Seelen zu retten, die in die ewige Verdammnis eingehen werden, und weinend sagte Sie zu mir: Miguel Ángel, hilf mir, Seelen zu retten. Willst Du das? Ich sagte zu Ihr: Wie?, Sie antwortete mir: Ich werde Dich lehren, den Rosenkranz zu beten und Opfer zu bringen.« (»Me dijo: Dios pone a sus hijos a prueba, por eso existe el libre albedrío. Dios es todo amor; como es vuestro Padre, os quiere salvar del fuego del infierno, por eso yo estoy aquí. Vine a salvar almas que van a la perdición, y llorando me dijo: Miguel Angel, ayúdame a salvar almas ¿quieres? Yo le dije ¿cómo?, me contestó: Yo te enseñaré a rezar el Rosario y a hacer sacrificios.«; Barros Valenzuela 1985, 33) »Mein Lieber Sohn; denke gut über meine Worte nach, bevor Du sie sagst, denn Du wirst viel leiden. Die Welt steht kurz vor großen Wirren; es wird Krieg geben, auf der ganzen Welt, Hunger und Armut bis hin in die großen Haupstädte. Aber das ist nicht alles, denn alle Wissenschaftler bauen eine Bombe, die die Hälfte der Menschheit vernichten wird und ›bedauernswert sind die, die am Leben bleiben‹, denn sie wären lieber gestorben und sie werden schreiben: Ich will sterben! Aber es wird zu spät sein. [Bei Paredes findet sich hier zusätzlich: »Betete viel, damit Gott langsam sei in seinem Zorn. Betet oft den heiligen Rosenkranz.«] Satan hat Besitz von den großen Wissenschaftlern ergriffen und hat die Bosheit und die Überheblichkeit in ihren Geist gepflanzt. Der heilige Vater wird viel leiden müssen; sie werden ihn töten wollen, aber ich werde immer mit ihm sein.«. (»Hijito mío; medita bien mis palabras antes de decirlas, porque sufrirás bastante. El mundo está próximo a una gran confusión; habrá guerra en todo el mundo, hambre y la pobreza estará hasta en las grandes capitales. Pero eso no es todo, los científícos están haciendo una bomba que destruirá la mitad del mundo y ›pobre de los que queden vivos‹, porque querrán haber muerto y gritarán: ¡quiero morir! Pero ya será demasiado tarde. [Bei Paredes findet sich hier zusätzlich: »Orad mucho, para que Dios sea lento en su cólera. Rezad mucho el santo Rosario.«] Satanás se posa sobre los grandes científicos y mete en sus mentes la maldad y la soberbia. También te digo, hijito mío. El Santo Padre deberá de sufrir mucho; lo querrán matar, pero Yo estaré
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
Ohne weitere Überleitung ist nun der Rest des Textes dem Rosenkranz gewidmet, der ja bereits oben als Möglichkeit zur »Seelenrettung« genannt war. Die Erscheinung fordert noch einmal zum Rosenkranzgebet auf, in der Familie und in Gebetsgruppen, und beginnt dann selbst, Poblete das Gebet, das dieser nicht kennt, zu lehren. Zunächst fordert die Erscheinung Poblete auf, jene Kette herauszuholen, die ihm am Vortag eine alte Frau geschenkt hatte. Daraufhin verändert sich das Aussehen der Erscheinung in das der Alten und macht so klar: die Jungfrau Maria selbst hatte ihm die Kette geschenkt (s.o. 6.2, bes. Anm. 51). Mit dieser nun beten sie gemeinsam fünfzehn Gesätze des Rosenkranzgebets (Lichtreiche, Schmerzensreiche und Glorreiche Geheimnisse). Dabei spricht die Erscheinung die Gebetstexte, sofern sie Maria betreffen, in der ersten Person; die Erscheinung weiterer biblischer Personen (Erzengel Gabriel; Elisabeth) begleiten entsprechende Textpassagen.75 Die Aufforderung zum Rosenkranzgebet, eine traditionell stark mit der Marienverehrung und besonders auch mit den traditionellen Marienerscheinungen des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts verbundene Frömmigkeitsform76 , gehört mit zu den am häufigsten in den ›Botschaften‹ von
75
76
siempre con él.«; Barros Valenzuela 1985, 33; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 18; Barros Valenzuela 1989, 12) »Betet den heiligen Rosenkranz in der Familie und in Gruppen. Ich werde Dich den Rosenkranz heute lehren. Ich fragte Sie, was der Rosenkranz sei und Sie sagte mir: Das, was Du um den Hals trägst. [...] Ich fragte Sie: Wofür sind die kleinen Perlen. Sie sagte zu mir: Um zu beten. Gefällt es Dir? [...] Sie sagte zu mir: Nimm ihn ab und brachte mir bei, mich zu bekreuzigen [...] und dann nannte Sie mir das erste Geheimnis: Ein Engel stieg vom Himmel herab und sagte zu mir: An dieser Stelle erschien der Engel Gabriel mit einer Rose an der Brust und sagte, Gegrüßet seist Du Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit Dir. Und der Engel sagte mir, daß ich die Muttergottes sein würde und das Wort ward Fleisch. [...] Fünfzehntes Geheimnis: Die Rosenkrönung zur Mutter und Herrin der ganzen Schöpfung.« (»Rezad en familia y en grupo el santo Rosario. Yo te enseñaré el Rosario hoy. Yo le pregunté que era el Rosario y Ella me dijo: Lo que tienes en el cuello. [...] Le pregunté: ¿Para qué son las pelotitas? Me dijo: Para Rezar, ¿te gustó? [...] Me dijo: Sácalo y me enseñó a persignarme [...] y enseguida me dijo el primer misterio: Un Angel bajó del cielo y me dijo: Aquí apareció el Angel Gabriel con unra rosa en el pecho, mientras decía, Dios te salve María llena de gracías, el Señor es contigo. Y el Angel me dijo que sería la Madre de Dios y el Verbo se hizo carne. [...] Décimo quinto misterio: La coronación de rosas por Madre y Señora de todo lo creado.«; Barros Valenzuela 1985, 33f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 18f.) Die ›Aufforderung‹ zum Rosenkranzgebet, das das Ende des Krieges herbeiführen sollte, gehörte auch zu den zentralen Themen der ›Botschaften‹ von Fátima (cf. Scheer 2006, 43–46). Während die starke Betonung des Rosenkranzgebets an sich schon die Texte der Peñablanca-Botschaften stark in die Nähe traditioneller Marienerscheinungen rückt, expliziert Barros am Beispiel des reproduzierten Tagebucheintrags diese enge Bindung noch einmal ganz materiell: Die von Maria auf wundersame Weise an den Visionär übergebene Rosenkranzkette soll zuvor der Visionärin von Rue du Bac gehört haben (Barros Valenzuela 1985, 34).
›Botschaften‹ in Peñablanca: Zentrale Motive
153
Peñablanca auftauchenden Themen.77 Der Text dieser zweiten Erscheinung schließt – wie auch fast alle folgenden – mit der Ankündigung des nächsten Erscheinungsdatums. Darüberhinaus greift er noch einmal das apokalyptische Thema auf und macht Poblete darauf aufmerksam, an welche nicht minder apokalytische Erscheinung hier in Peñablanca angeschlossen werden soll, an Fátima (s.a.o. 2.4.5): »Komme wieder am vierten Tag der Woche, bringe Kerzen mit und eine Gruppe von Gläubigen mit einem Rosenkranz und bringe Patricio Rojas mit. Darüberhinaus sage ich dir, daß sie den Heiligen Vater nochmals töten wollen, aber ich werde bei ihm sein.78 Benachrichtige ihn, daß er kommen möge oder setze dich mit deiner Schwester Lucía von Portugal in Verbindung. Ich sagte zu Ihr: Ich habe keine Schwester, und Sie sagte mir: Mein lieber Sohn, sie ist eine meiner Töchter, die mich in Fátima gesehen hat, und ich will, daß sie sich zur Ruhe begibt.79 Und die Dame öffnete die Arme und ging.«80
6.5 ›Botschaften‹ in Peñablanca: Zentrale Motive Zwar erweiterte sich der Textkorpus – laut Zählung von Paredes, 484 ›Botschaften‹ auf über 600 Textseiten81 – über einen Zeitraum von fünf Jahren (1983–1988) – stetig, jedoch läßt sich eine schon sehr früh einsetzende, stetige Wiederholung immer gleicher Motive beobachten (s.a.u. 9.2). Insofern können die in der Überlieferung als erste Erscheinungen geltenden ›Botschaften‹, tatsächlich exemplarisch für den gesamten Textkorpus stehen. In der weiteren Darstellung wird deshalb nur noch auf einzelne, im jeweiligen Kontext neuartig bzw. für die religiöse Sinndeutung der Anhänger oder den äußeren Ablauf der Erscheinungen besonders relevante Teile von ›Botschaften‹ referiert. Barros selbst weist auf diese ›innere Redundanz‹ der ›Botschaften‹ 77 78
79
80
81
Zur Häufigkeit und Bedeutung des Rosenkranzmotivs s.u. 6.5 Hier liegt vermutlich eine Anspielung auf das erst gut zwei Jahre zurückliegende Attentat auf Johannes Paul II. am 13.5.1981 vor, der seine Rettung der Gottesmutter von Fátima zuschrieb. Auf dieses weist auch Barros hin, wenn er durch eine Aufzählung von Negativschlagzeilen der letzten Zeit, Peñablanca in einen größeren, apokalyptisch anmutenden Kontext stellt (Barros Valenzuela 1985, 40) Eine der drei Seherinnen von Fátima, Lucía dos Santos (2.4.5), war während der Erscheinungen von Peñablanca noch am Leben. Insofern wäre dieser Satz dahingehend zu verstehen, daß sie Poblete praktisch zu ihrem ›Nachfolger‹ erklärt. »Ven al cuarto día de la semana, trae velas y un grupo de gente creyente con un Rosario y trae a Patricio Rojas. Más te digo, al Santo Padre lo querrán matar nuevamente, pero Yo estaré con él. Da un aviso para que venga o estés en contacto con tu hermana Lucía de Portugal. Yo le dije: no tengo hermana, me dijo: Hijito mío, es una de mis hijas que me ha visto en Fátima y qiero que descanse. Y la Señora abre sus brazos y se va.« (Barros Valenzuela 1985, 34) Dabei sind die Kommentare von Paredes zu den einzelnen Tage mitgezählt (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 15–650). Die Zusammenstellung aller zentralen Aussagen der ›Botschaften‹ bei Barros kommt auf 160 Seiten (Barros Valenzuela 1989, 11–171).
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
untereinander hin wenn er über die dritte Erscheinung vom 15.6.1983 schreibt: »In einem Moment, als der Visionär still blieb, empfing er die zweite Botschaft [dieses Tages]. Zusammen mit der vom Vortag stellte diese – wie es auch bei anderen Erscheinungen vorkam, in gewisser Hinsicht eine Synthese [der Botschaften] dar, die noch kommen sollten.«82
Legt man nun den ebenfalls von Barros stammenden, thematischen Index aller Botschaften im vierten Band seiner PeñablancaDokumentation83 zu Grunde, so läßt sich mit diesem auf statistischem Wege ein interessanter Einblick in die thematische Gewichtung der ›Botschaften‹ von Peñablanca gewinnen. Zu diesem Zweck wurden alle von Barros angeführten Belegstellen ausgezählt und thematisch gruppiert, wobei letztlich nur Einträge mit mindestens 15 Stellenangaben in die Auswertung miteinbezogen wurden, d.h. eine Gesamtzahl von 3000 Indexstellen. Die Ergebnisse sind in Grafik 6.2 dargestellt. Demnach steht an erster Stelle, mit 564 Indexeinträgen (18,8% bezogen auf die ausgewerten Einträge), die Gruppe der apokalyptischen Motive,84 , darunter die Beleidigung Gottes durch die Menschen (64 Stellen), sein hieraus resultierender Zorn (39 Stellen) und das Flehen der Jungfrau Maria an die Menschen, sich zu bekehren, um so die Katastrophe abzuwenden (30 Stellen): die Menschen mögen endlich denken, bevor sie handeln (78 Stellen). Ebenso in diese Gruppe gehören apokalyptische Katastrophen wie Krieg (38 Stellen) und Erdbeben (28 Stellen)85 , aber 82
83 84
85
»En algún momento en que el vidente guarda silencia, ha recibido el segundo Mensaje que, junto al día anterior, como ocurre en otras apariciones, son en cierta forma una síntesis de los que vendrán.« (Barros Valenzuela 1985, 36) Barros Valenzuela 1989, 173–197 »Während Eschatologie das Ende der Welt lehrt reflektiert Apokalyptik auf die Existenz in der neuen Schöpfung. Die ›neue‹ Welt entwickelt sich dabei nicht irgendwie organisch aus den bestehenden Verhältnissen, sondern kommt in der Form einer Katastrophe über das Bestehende. Höchstens können Vorzeichen die Menschen warnen. Apokalyptiker können das Ende herbeiwünschen oder um Aufschub bitten: stets rechnen sie mit einer radikal anderen, transzendenten Ordnung [Hervorh. im Orig.].« (Kippenberg 1990, 10). In Anschluß an Kippenberg wird auf eine weitere begriffliche Differenzierung (Messianismus/Chiliasmus etc.) verzichtet und auch aufgrund der in den Texten der Peñablanca-Erscheinungen vorherrschenden expliziten Bezüge auf die Apokalypse des Johannes durchgehend der Begriff der Apokalypse bzw. des Apokalyptischen verwandt. Chile ist ein erdbebenreiches Land (cf. 4.3, Anm. 17). Insbesondere in Mittelchile sind kleinere, aber auch ebenso verheerende große Beben mit entsprechenden Überflutungen an der Küste (Tsunamis) häufig und gehören mit zur alltäglichen Wahrnehmung des eigenen Landes. Auch wenn Erdbeben als kommende Katastrophen zum ›klassischen Repertoir‹ der Apokalyptik gehören, so nehmen diese im chilenischen Kontext noch einmal einen besonderen Stellenwert ein. Wenn Poblete im Rahmen der von ihm vermittelten ›Botschaften‹ ein schweres Erdbeben für die nahe Zukunft ankün-
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›Botschaften‹ in Peñablanca: Zentrale Motive
Apokalyptische Motive Welt, W. will nicht hören, »erst denken, dann handeln Beleidigung Unseres Herrn, des Himmels, Marias etc. Strafe Gottes, an die Menschheit, Rußland, etc. Zorn Gottes Krieg/Dritter Weltkrieg Weinen der wahren Kirche, Marias, etc. Wort(e) Gottes, Marias, die nicht gehört werden Flehen, der Menschen, Marias an die Menschen Erdbeben Zweite Wiederkunft Christi, Kommen des Messias etc. Große Verwirrung Atombombe etc. Völker, vernichtete Unglücklich die Bewohner der Erde Kommunismus, großer roter Drache Rache »Ich bin nicht gekommen, um zu drohen...« Zeichen, große(s) Z.
64
46 39 38 33 30 30 28 27 23 22 19 18 18 17 17 17
Glaube, Frömmigkeitspraxis und Doktrin Gebet (in der Familie), viel beten, Gebete/Beten für ...., Rosenkranz Opfer (»sacrificios«) Weg, Pfad der Wahrheit, zur Vollendung Kommunizieren/Kommunion Besuch des Heiligen Sakraments Glaube Messe, Heilige Fest sein im Glauben Bitten, bitten zu Gott Einheit, im Glauben, in der Liebe
28 28 25 24 22 18 17
Erscheinungen von Peñablanca, Selbstbezug auf Botschaften, geheime, für den Heiligen Vater etc. Corazón Inmaculada de la Encarnación del Hijo de Dio Peñablanca Dama Blanca de la Paz Misioneros, Apóstoles de los Últimos Tiempos Fisch, ICTUS Erscheinung von Peñablanca in der Welt, Anerkennun Sterne (sieben, Zwölf)
37 28 25 20 17 15
Welt: Länder, Menschen, Völker Chile Mensch, Menschheit, Bewohner der Erde, Ungläubige Rußland, Geißel der Welt etc. Weihe (von Ländern/Personen) Vereinigte Staaten von Amerika Portugal Volk, Völker, chilenisches Volk etc.
91
54 53
19
Andere Marienerscheinungen Fátima La Salette Garabandal Lourdes
21 21
Teufel, Hölle und Verdammnis Satan, Kampf gegen den, König der Lüge etc. Hölle Verdammnis Weg des Bösen, der Verdammnis
142
61
39
71
44
112
71
27
Gott Gott, der Allmächtige Blasfemie gegen Gott Lob Gottes
26 15
Mariologische Motive /Ehrentitel Voll der Gnaden (Llena de Gracia) Mutter der Betrübten (Madre de los Afligidos) Königin des Himmels, der Zuflucht, etc.
26 19 17
Sonstige Michael, Erzengel Tod, Tag/Stunde des Todes Prophetie
19 18 17
0
236
153
35 31 29 17
Tröstliche Motive Friede, Friede und Liebe, etc. Zuflucht
241
87
52 49
63 53 44 37
26 26 19
Christologische Motive Kreuz Christi, Kreuzigung Jesus, unser Herr Jesus Christus, Name Christus, unser Herr Sohn Gottes, Menschensohn
280
99 95
26 22
Sünde, Schuld und Vergebung Seelen, Rettung, Sünder, Verdammnis Sünden der Menschen, Sünde, Sünder Umkehr der Sünder, der Völker, Bekehrung Buße Herz der Menschen, verstocktes
325
83
28 19
Kirche, Kritik an der Kirche, Papst Priester , »mis hijos predilectos«, etc. Heiliger Vater, Papst Kirche, sterbende, gefallene, wahrer Tempel Christi Bischöfe, Monsignore »Kloaken der Unreinheit«
467
107
98 85
49 47 37 29 18 17
Mutterschaft/Kindschaft Mein(e) Kind(er), mein Kind, Kinder Gottes Mutter der/von Miguel Ángel, mein Sohn Eure und meine Mutter, Señora
564
78
98
88
47
62
54
100
200
300
400
500
600
Abbildung 6.2: Häufig wiederkehrende Motive in den ›Botschaften‹ von Peñablanca
156
Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
auch die Ankündigung einer nuklearen Katastrophe (»nuclear, bomba, objetos, fuerzas, energías, atómicas, misiles«; 22 Stellen)86 . In diesem Sinne bestände also das wichtigste Anliegen der ›Botschaften‹ Marias in Peñablanca darin, die Menschen auf das nahe bevorstehende Ende der Welt und die zweite Wiederkunft Christi (27 Stellen) vorzubereiten. Apokalyptische Motive spielen dementsprechend auch innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger eine herausragende Rolle87 und tauchen über die gesamte Dauer der Erscheinungen immer wieder auf.88 Folgt man der Interpretation von Barros, der als Chronist von Peñablan-
86
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88
digte, so war dies für die Bewohner der V. Región keine abstrakte, sondern vielmehr eine tatsächlich ganz reale, von vielen schon einmal erlebte Gefahr. So waren Erdbebenwarnungen in der Presse, wie etwa auch im September 1983 vor einem schweren Beben in der Zentralregion (La Segunda/Carvajal N. 13.9.1983; cf. La Estrella de Valparaíso 14.9.1983a; 15.9.1983; 17.9.1983), nichts ungewöhnliches. Und tatsächlich ereigneten sich noch im Oktober 1983 zwei Beben, eines am 4.10.1983 (Stärke 7,3) und am 16.10. ein etwas schwächeres (Stärke 5) in Nordchile, das landesweit Schlagzeilen machte. Angesichts solcher für Chile geradezu alltäglichen Meldungen, läßt sich durchaus postulieren, daß der ›Sitz im Leben‹ von im Rahmen der Marienerscheinung von Peñablanca eindrücklich ins Gedächtnis gerufenen Passagen aus der Apokalypse des Johannes (z.B. Apk 12, 13) für viele Menschen in Chile ein sehr konkreter sein konnte. In Chile war in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Kalten Krieges die Angst vor einem möglicherweise drohenden Atomkrieg durchaus präsent. Ende November 1983 erscheint das Nachrichtenmagazin Ercilla sogar mit einer Titelgeschichte über die auch in Chile angeblich drohende »Gefahr eines Atomkriegs« (Ercilla/Vargas 30.11.–6.12.1983; cf. die zwei in vorigen Ausgaben des selben Jahres erschienenen Artikel: Ercilla/Alvarez P. 21.–27.9.1983; Ercilla/Alvarez P. 2.–8.11.1983); cf. auch die Erscheinung vom 30.10.1983: »Die Welt will nicht verstehen. Der Teufel regiert über alle Wissenschaftler. Chile soll keine Atomverträge akzeptieren und Argentinien auch nicht.« (»El mundo no quiere entender. Satanás está reinando sobre todos los científicos. Que Chile no acepte tratados nucleares y Argentina tampoco.«; Barros Valenzuela 1989, 30); cf. hierzu auch die Bemerkung von Christian: »To the question, what made people take visions seriously in large enough numbers for them to find their way into newspapers, radio, or newsreels, we answer the Cold War – [...]. (1984, 258) So wird Chile sogar – in Relation zu Israel – eine Rolle innerhalb der christlichen Eschatologie zugewiesen: »Die heiligste Jungfrau, Weiße Dame des Friedens, die sich auf dem Berg Karmel von Chile mit ›Schalom Myriam!‹ grüßen läßt, die als die Königin Israels erscheint und der es gefällt, wenn der Visionär ihr etwas in der israelitischen Sprache vorsingt, die Miguel Ángel nicht beherrscht noch je gehört hat, sie spricht unter uns vom Volk Davids. Sie erzeugt eine Erwartung für Chile, die in gewisser Hinsicht parallel zum erwählten Volk und in Verbindung mit der Zweiten Wiederkunft ihres Sohnes Jesus steht.« (»La Virgen Santísima, Dama Blanca de la Paz, que en el Monte Carmelo de Chile se hace saludar ›¡Shalom Myriam!‹, que aparece como Reina de Israel y gusta que el vidente le cante en lengua israelita que Miguel Angel no sabe, ni jamás ha escuchado antes entre nosotros, habla del pueblo de David. Crea una espectativa para Chile en cierto paralelo con el pueblo elegido y en relación con la Venida de su Hijo Jesús.«; Barros Valenzuela 1985, 240) Auch die zweite kirchliche Untersuchungskommission wies in ihrem Bericht auf die Dominanz apokalyptischer Motive in den ›Botschaften‹ von Peñablanca hin,
›Botschaften‹ in Peñablanca: Zentrale Motive
157
ca auch die Ausbildung einer eigenen religiösen Deutung der Ereignisse maßgeblich mitbestimmte (s.u. 8.5), so fügt sich sowohl die Tatsache des Erscheinens Marias in Chile als auch die zentralen Aussagen ihrer ›Botschaften‹ nahtlos in ein aus seiner Sicht bereits ›endzeitlich‹ anmutendes Szenarium angesichts zahlreicher Nachrichten über Krieg und Katastrophen aus dem Ausland, besonders aber angesichts der angespannten politischen Lage im eigenen Land ein: »Ein Blick in die Welt war ebenso beunruhigend und verwirrend. Während in Santiago die Gläubigen ihrem neuem Erzbischof Gehorsam gelobten, ließ in der Region von Antofogasta ein Unwetter Geschädigte zurück [...]. In unserem [Land] Chile fand der sogenannte ›zweite nationale Protesttag statt‹, an dessen Ende ein Toter, zwölf Verletzte, neunzehn verletzte Polizisten, einhundert geplünderte und zerstörte Geschäfte, vierzig verbrannte Fahrzeuge und sechshundertsiebzig verhaftetete Personen standen. Doch waren dies blasse Ziffern im Vergleich mit dem, was sich in den kommenden Monaten ereignen sollte. [...] Würde die Jungfrau Maria denn nicht wissen, was in diesen Tagen in Chile und in der Welt geschah? Würde sie die wahre Situation ihrer Kinder verkennen? Hat ihr Kommen damit zu tun? Sie hat es bereits gesagt. Und ihre Stimme zweifeln wir nicht an.«89
Auch wenn die apokalyptischen ›Botschaften‹ von Peñablanca, wie in dem hier angeführten Beispiel, häufig einen Bezug zur individuellen historischen Situation der Erscheinungen herstellten, erweisen sich die chilenischen Erscheinungen gerade an diesem Punkt als ein geradezu ›typischer‹ Vertreter eines marianischen Erscheinungskults im 20. Jahrhundert. Ausgehend von und immer wieder Bezug nehmend besonders auf die Erscheinungen von Fátima (s.a.o. 2.4.5), sind apokalyptische Motive, die Ankündigung eines drohenden Weltuntergangs, aber auch Anweisungen dafür, diesen zu verhindern, fester Bestandteil von modernen Marienerscheinungen wie Garabandal, San Damiano und Medjugorje.90 Während die Peñablanca-Anhänger also einerseits immer wie-
89
90
sah in dieser Feststellung jedoch ein weiteres Argument gegen eine ›Echtheit‹ der Erscheinungen (s.u. 13.11.4). »El panorama del mundo era también inquietante y confuso. Mientras en Santiago los fieles prometen obediencia al nuevo Arzobispo, en la región de Antofagasta un temporal dejaba damnificados. [...]. En nuestro Chile se desarrolla la llamada ›segunda protesta nacional‹ cuyo desenlace anota un muerto, doce heridos, diecinueve carabineros lesionados, cien locales comerciales saqueados y destrozados, cuarenta vehículos quemados y seiscientas setenta y tres personas detenidas, pálidas cifras comparándolas con las que se producirán durante los meses siguientes. [...] ¿Sabrá la Virgen María lo que en estos días ocurre en Chile y el Mundo? ¿Desconocerá la realidad de sus hijos? ¿Tendrá que ver con ello su venida? Ya lo ha dicho. Y no dudamos su voz.« (Barros Valenzuela 1985, 40f.) Die theologische Deutung von Marienerscheinungen in einem apokalyptischen Schema ist dabei jedoch deutlich älter. So bemühte sich bereits der »Bakkalaureus
158
Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
der bemüht sind, ›ihre‹ Erscheinung mit anderen gezielt in Beziehung zu setzen, fügen sich die von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ mit ihrer dominanten apokalyptischen Motivik nahtlos in das für Marienerscheinungskulte so typische »apokalyptische Weltbild«: »Most apparition devotees have understood recent Marian apparitions as part of a pattern of divine activity in the ›last days‹ immediately preceding the Second Coming of Christ. [...] History as they see it is an all-encompassing divine plan in which the Virgin, appearing on earth in the last days, has been assigned a very special role. [...] In fact, something like a single, transcultural, apocalyptic ideology based on apparition messages has grown up in recent years around the edges of mainline Roman Catholic institutions which incorporates the messages of various apparitions and to which the majority of supporters of the more recent unrecognized apparitions could be said to subscribe. This ideology is a sort of popular, free-floating apocalyptic worldview, [...].«91
Die zweite große Gruppe innerhalb der Botschaften mit 467 Indexstellen (15,6%) dagegen bezieht sich nicht auf Zukünftiges, gibt keine Warnungen oder Prophezeiungen, sondern Handlungsanleitungen für die Gegenwart, durch die eine drohende Katastrophe abgewendet werden kann. Es sind Themen aus dem Bereich von Glaube, Frömmigkeitspraxis und Doktrin, hier an erster Stelle die generelle Aufforderung zu häufigem Gebet (107 Stellen) direkt gefolgt vom Rosenkranz (91).92 Der Weg, der in diesem Sinne zur Wahrheit führt (53 Stellen) beinhaltet Elemente wie das Bringen von »Opfern« (sacrificios; 54), den Empfang der katholischen Sakramente (28), besonders der Kommunion (28) und den Besuch der Messe (24). Damit stehen an zweiter Stelle in der statistisch gemessenen Bedeutung wenig außergewöhnliche Motive aus dem Bereich traditioneller katholischer Frömmigkeit, oder, wie es der Bericht der zweiten kirchlichen Untersuchungskommission in seiner Argumentation für die Ablehnung der Erscheinungen ausdrückt:
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Miguel Sánchez in seinem 1648 in México gedruckten Werk ›Imagen de la Virgen María, Madre de Dios de Guadalupe...‹« das Bild der Jungfrau von Guadalupe als »die Erfüllung der Prophetie des 12. Kapitels der Apokalypse« zu deuten. (Nebel 1992, 206) Zimdars-Swartz 1991, 246f.; cf. Wójcik 1997; Matter 2001 Gemeinsames Beten des Rosenkranzes gehörte zu den wichtigsten Formen religiöser Praxis auf dem »Monte Carmelo« in Peñablanca. In Schriften und Faltblättern (cf. die Anleitungen zum Beten des Rosenkranzes in Form von Andachtsbildern, die noch heute auf dem Hügel verkauft werden) wird besonders zum Beten des Rosenkranzes angehalten (s.u. 14.7, Abb. 14.3, 581). Ein entsprechendes Gebetsbüchlein etwa listet alle mit dem Rosenkranz verbundenen Textstellen aus den Erscheinungen systematisch auf (Barros Valenzuela 1996b, 107–171). Bis heute werden von der Fundación Monte Carmelo eigene Peñablanca-Rosenkränze vertrieben, hergestellt aus dem Holz eines der auf dem Erscheinungshügel befindlichen Olivenbäume (Exemplar Archiv OG).
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»[Die angeblichen Erscheinungen; OG] enthalten [...] eindringliche Aufforderungen, Ermahnungen und Ratschläge für das Leben, die Teil des historischen Erbes christlicher Spiritualität sind (Beten des Rosenkranzes, Besuch des Sanktuariums, das Gericht Gottes fürchten, etc.). Dies stellt keinerlei Neuheit dar, die die Echtheit einer einzigartigen, übernatürlichen Manifestation beweisen würde, denn all diese Elemente sind eigenster Teil des Glaubensschatzes der Kirche und sind ihrem Wesen nach der Obhut und Ausübung durch ihre rechtmäßigen Hirten anvertraut.«93
Während der zweitgrößte thematische Block innerhalb der ›Botschaften‹ allgemeinkatholische Motive aufgreift, steht bereits an dritter Stelle der Auswertung eben der spezifische Selbstbezug auf die Erscheinung in Peñablanca (325 Stellen, 10,8%), wovon allein 37 Fundstellen für den Name des Erscheinungsorts selbst belegt sind. Darüber hinaus gehören in diese Gruppe die verschiedenen Poblete mitgeteilten »geheimen Botschaften« (98 Stellen). Diese lehnen sich nicht direkt an das »Dritte Geheimnis von Fátima« an (s.a.o. 2.4.5), wenngleich Poblete eben dieses »Geheimnis« selbst von der Jungfrau Maria erhalten haben will (s.u. 7.1, Anm. 11). Daneben stehen in dieser Gruppe all jene Motive, die tatsächlich als Innovation der Peñablanca-Devotion anzusehen sind, so die beiden ›Ehrentitel‹ »Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios« (»Unbeflecktes Herz der Inkarnation des Gottessohnes«; zusammen mit »Corazón de María, triste, Corazón Inmaculado« [Herz Mariä, trauriges; Unbeflecktes Herz] 85 Stellen; s.a.u. 6.6 ) und »Dama Blanca de la Paz« (28 Fundstellen; s.a.u. 8.14 und 13.4; cf. Anm. 96), die Benennung des Erscheinungshügels nach den sieben bzw. zwölf »Sternen« des apokalyptischen Weibs (15 Stellen; s.a.o. 6.4), die Bezeichnung der Peñablanca-Anhänger als die »Apostel der letzten Tage« (25 Stellen; s.a.u. 14.6.2) sowie die wichtigste ikonographische Innovation der Erscheinungen, die Verwendung des ichthýs-Symbols als Erkennungszeichen (»ICTUS«; 20 Stellen; s.a.u. 7.1, 9.5.4 und 14.2) Dabei fällt auf, daß trotz der großen Bedeutung, die die Peñablanca-Anhänger der Inbezugsetzung ›ihrer‹ Devotion mit anderen traditionellen Marienerscheinung zumessen (s.u. 7.1, 10.8, 13.2, 13.5, 14.4 und 14.7.2), diesbezüglich weniger als halb so viele Stellen nachgewiesen sind (142 Einträgge; 4,7%; 8. Position), jedoch werden sowohl Fátima (61 Stellen) als auch La Salette (39 Stellen) als die zwei wichtigsten Referenzerscheinungen häufiger genannt als Peñablanca selbst. In diesem Zusammenhang ist noch auf eine dritte thematische Gruppe hinzuweisen, die zumindest indirekt ebenfalls eine Selbstreferenz auf die Peñablanca-Erscheinung darstellt, wenn dieser auch erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist. Es handelt sich um 93
AICRV 23.8.1984, 2; span. Orig. im Anhang, s.u. A.7
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das Motiv der Mutterschaft bzw. Kindschaft (241 Stellen; 8,0%; 5. Position). Die dezidierte Auffassung von Maria nicht nur als Muttergottes, sondern als Muttergestalt für das eigene Leben spielte nicht nur ein zentrale Rolle in der persönlichen Frömmigkeit eines zentralen Akteurs der Peñablanca-Anhänger (Álvaro Barros; s.a.u.8.5), sondern war auch ein die Persönlichkeit des Visionärs bestimmender Zug (s.a.u. 13.11.2), der in den Botschaften von der Jungfrau immer direkt als »mein Sohn« (28 Stellen) angesprochen wird. Wenn, wie gesehen, über ein Zehntel des gesamten Botschaftenbestands einen Selbst- bzw. Innenbezug auf die sich ausbildende Peñablanca-Tradition darstellt, so stehen an vierter Stelle direkt dahinter Motive mit einem dezidierten Außenbezug, die Welt und Menschheit allgemein sowie verschiedene Länder und Völker thematisieren (280 Fundstellen; 9,3%). Was den Außenbezug angeht, ist jedoch gleich eine Einschränkung zu machen. Allein 83 der Indexstellen entfallen auf Chile. Deutlich weniger sind verteilt auf die anderen, ›universalen‹ Bezüge wie Menschen und Menschheit (49), Rußland als Geißel der Welt (47), die Vereinigten Staaten von Amerika (29) oder Portugal (18). Abschließend sei noch ein kursorischer Blick auf die verbleidende Motive geworfen, die ebenso wie die zweitgrößte Gruppe »Glaube, Frömmigkeitspraxis, Doktrin« in weiten Teilen etablierte Themen katholischer Frömmigkeit und Theologie reflektieren, dabei jedoch – die genannte Dominanz apokalyptischer Motive fortführend – wenig ›versöhnliche‹ Themen enthalten. Hierzu gehört etwa der Bereich der ekklesiologischen Motive (236 Stellen; 7,9%; 6. Position), der zum einen die besondere Bedeutung der Priester als »meine vielgeliebten Söhne« (»mis hijos predilectos«94 ; 87 Stellen) betont und dabei die Kritik an der Kirche (die Priester als »Kloaken der Unreinheit«95 ; 22 Stellen), besonders an der Hierarchie (26 Stellen) herausstellt. Weiterhin ist als wichtiger thematischer Block die Reflektion über Sünde, Schuld und Vergebung (216 Fundstellen; 7,2%; 7. Position) und hierin besonders die Rettung der Seelen vor der Verdammnis (63 Stellen). Dieses Motiv wird immer wieder als eine Art Zusammenfassung der ›Botschaften‹ und als eigentliche ›Intention‹ der Erscheinungen angeführt: Maria sei nach Peñablanca gekommen, um Seelen zu retten. In den gleichen Zusammenhang gehört auch der Block »Teufel, Hölle und Verdammnis« (115 Stellen; 3,8%; 9. Position). Verhältnismäßig unbedeutend am Ende der Statistik stehen Themen, die ganz ohne den sonst dominanten ›bedrohlichen‹ Tenor auskommen: 94 95
Es handelt sich hier um eine intertextuelle Referenz auf die Marienerscheinungen des Stefano Gobbi (s.a.u. 8.5, Anm. 56). Es handelt sich hier um eine intertextuelle Referenz auf die Marienerscheinungen von La Salette (s.a.u. 11.8).
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so christologische Aussagen (112 Stellen, 3,7%; 10. Position), allgemeine tröstliche Motive wie Friede96 und Zuflucht (98 Stellen; 3,3%; 11. Position), allgemeinen Aussagen über Gott (88 Stellen; 2,9%; 12. Position) und mit überraschend wenigen Fundstellen traditionelle mariologische Aussagen ohne Bezug zu Erscheinungen (62 Stellen; 2,1%; 13. Position).
6.6 Weitere Erscheinung, erste Zeugen und der erste Priester: 15.6.1983 Der am Ende des Textes der zweiten ›Botschaft‹ genannte »vierte Tag der Woche« war Mittwoch der 15. Juni. Bis zu diesem Tag der dritten Erscheinung nun soll es, folgt man weiter der internen Überlieferung, zu einer ersten beschränkten Verbreitung der ›Botschaft‹ von Peñablanca gekommen sein. Poblete hatte zwei Freunden97 aus dem Hogar Carlos van Buren von seinem Erlebnis am Montag erzählt. Diese glaubten den Berichten und begleiteten Poblete am Dienstag zunächst zu der dem Erscheinungsort am nächsten gelegenen Pfarrgemeinde San Nicolás de Bari, um dem dortigen Pfarrer, José Tilman Dutting (geb. 1932), von dem Erscheinungserlebnis zu berichten.98 Pfarrer Tilman, der erste Priester, der mit dem Phänomen in Kontakt kam, reagierte kritisch und schenkte Poblete offensichtlich keine große Beachtung, wie er auch später im Interview mit La Segunda äußerte: »Es war an einem Sonntag, nach der Messe, als der Junge kam, um mir zu sagen, daß er die Jungfrau gesehen habe. Ich war ziemlich
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Man beachte hier den Zusammenhang mit dem ›Ehrentitel‹ »Dama Blanca de la Paz« (s.u. 13.4). Es handelt sich um Jorge Olave und den im Text der 2. Erscheinung genannte Patricio Rojas. Bezüglich der an dieser Stelle sowie für die erste Erscheinung und in den folgenden Berichten erwähnten Zeugen bleibt zu bemerken, daß diese zwar namentlich genannt werden, deren Rolle für den Ablauf der Erscheinungen aber bedeutungslos bleibt. Sie wechseln zunächst mit jedem Erscheinungstermin und werden weder selbst zu Visionären, noch zu aktiven Unterstützern Pobletes. »Die Jungen hatte praktisch noch nie in ihrem Leben mit einem Pfarrer gesprochen. Der Pfarrer empfing sie. Unglaublich! Für die drei ist dies eine Bestätigung, denn alles geschah, wie es angekündigt worden war, bis dahin, daß er sie vertrieb, indem er wörtlich sagte: ›Wenn die Gottesmutter etwas von meiner Pfarrei möchte, soll sie doch mir erscheinen und nicht euch, die ihr Sünder seid.« (»Los muchachos casi nunca en su vida han hablado con un cura. Los recibe el sacerdote. ¡Increible! para los tres esto es una confirmación, pues todo sucede como había sido anunciado, hasta aquello de echarlos del lugar diciéndoles textualmente ›Si la Madre de Dios quiere algo de mi parroquia se me aparecerá a mí y no a ustedes que son pecadores‹.«; Barros Valenzuela 1985, 35)
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Die ersten Erscheinungen: Juni–Juli 1983
zurückhaltend und maß dem, was er mir sagte, nicht viel Bedeutung zu.«99
Einen zweiten Versuch den Pfarrer von San Nicolás de Bari zu überzeugen, machte Poblete nicht, enthielt doch schon der Text der Erscheinung vom 13.6. eine entsprechende Stelle, die ihm ›weissagte‹, der erste Priester, mit dem er spräche würde ihm keinen Glauben schenken (s.o. 6.4, Anm. 69). Stattdessen besuchte er wohl verschiedene weitere Gemeindepfarrer in der Umgebung100 , die jedoch ebenso reserviert reagierten wie José Tilman. Erst die Gespräche mit den Pfarrern Guido Bertolino (s.u. 8.7) und Luis Fernández (s.u. 7.4) zwischen Ende Juli und Anfang August brachten hier eine ›Wende‹. Gemeinsam mit den genannten zwei Freunden ging Poblete am 15.6. nun wieder auf den Hügel. Zunächst beten die drei Jungen gemeinsam den Rosenkranz, den Poblete seinen Tagebücher zufolge erst zwei Tage zuvor von der Jungfrau Maria selbst erlernt haben will. Daraufhin folgte nun eine 3. Erscheinung. Deren ›Botschaft‹ ist deutlich kürzer als die vorige und greift Motive (u.a. Rosenkranzgebet, Name des Hügels) aus dieser auf. Neu hinzu kommen jedoch die Forderung nach dem Bau einer Kapelle101 und der von der Erscheinung selbst verkündete ›Ehrentitel‹ der neuen Devotion, dem innerhalb des Peñablanca-Kults ein zentraler Stellenwert zukam: »an dieser Stelle soll man eine Kapelle errichten zu
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»Fue un domingo después de misa cuando el muchacho vino a decirme que había visto a la Virgen. Fui bastante reservado y no le dí mucha importancia a lo que me decía.« (La Segunda 27.8.1983) Seine kritisch Haltung erhielt Tilman auch nach dem Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit für Peñablanca bei und stellte sich voll hinter die offizielle Position der Diözese (cf. Fernsehinterview TVN/Muñoz 28.9.1989: »So etwas ist für Menschen, deren Glauben klein ist und die solche Dinge benötigen, um ihn zu erhalten. [»Eso es para gente que tiene poca fe y necesitan de tales cosas como para alimentarla [...].«]). Entsprechend der Angabe von Tilman, daß das Gespräch am Sonntag stattfand, wäre dies nicht auf den 15.6., wie in Pobletes Tagebuchaufzeichnungen, sondern auf den 19.6. zu datieren. 100 Seit Mitte Juli unterstützt durch María Teresa Comelin (s.u. 7.2) und José Antonio Zurita (s.u. 7.3) 101 Die ›Forderung‹ nach dem Bau einer Kapelle gehört zu den klassischen Topen der Marienerscheinungslegenden und stellt für gewöhnlich einen der ersten und zentralen Inhalte der Marienbotschaften, wie etwa auch in der von Guadalupe (s.o. 2.4.1). Der überwiegende Teil der mittelalterlichen Erscheinungsberichte sind Ursprungslegenden von Kapellen und Kultplätzen. (cf. Christian 1981). In den ›Botschaften‹ von Peñablanca spielt diese jedoch zunächst eine untergeordnete Rolle. 1983 wird die Kapelle in den ›Botschaften‹ nur noch einmal erwähnt, am 11.9. (16. Erscheinung); erst ab Februar bzw. März 1984 taucht die Thematik häufiger auf. Zu diesem Zeitpunkt existierte bereits eine erste Form organisierter Anhängerschaft und es wurde mit den Planungen für den Bau eines entsprechenden Kultbaus begonnen; eingeweiht wurde die Kapelle schließlich am 8.12.1984 (s.u. 14.1).
Erste Zweifler, Gestaltung des Erscheinungsorts: 19./20.6.1983
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Ehren des Unbeflecketen Herzens der Inkarnation des Gottessohnes.«102 Die Herkunft des Devotionstitel »Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios« ist unklar und wird – soweit sich dies im Rahmen dieser Studie feststellen ließ – nur von den Anhängern der PeñablancaErscheinungen verwandt.103 Die an dieser Stelle in den ›Botschaften‹ erstmals nachweisbare ›Selbstbezeichnung‹ der Jungfrau Maria wird in der Folge zum zentralen Identifikationsmerkmal des PeñablancaKults.104 Mit der Ankündigung einer nächsten für den 19.6. endet zunächst die Erscheinung dieses Tages.
6.7 Erste Zweifler und Gestaltung des Erscheinungsorts: 19. und 20.6.1983 Am angekündigten 19.6., einem Sonntag, sowie am folgenden 20.6. geht Poblete jeweils noch einmal auf den Hügel, in Begleitung je zweier weiterer Jungen aus dem Hogar Carlos van Buren. Die für diese beiden Tage überlieferten ›Botschaften‹ wiederholen wiederum größtenteils bereits aus den vorigen bekannte Motive in entsprechenden Variationen: Poblete werde als »Gesandter« leiden; die Bedeutung des am 15.6. genannten ›Ehrentitel‹ wird noch unterstrichen; mehrere längere apokalyptische Abschnitte kündigen erneut eine nukleare Katastrophe sowie zusätzlich Erdbeben105 an. Maria jedoch sei gekommen, um den Menschen eine zweite Chance zu geben, wenn diese Buße täten. Beide Botschaft schließen wie jedes Mal mit der Ankündigung des nächsten Termins. Nach dem 20.6. folgte demzufolge zunächst eine ›Erscheinungspause‹ von drei Wochen bis zum 12. Juli (s.u. 7.1). 102 »[...] en este lugar se hará una capilla en honor del Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios.« (Barros Valenzuela 1985, 35) 103 Unter den bei Hierzenberger/Nedomansky 1993, 548–552 aufgeführten historisch nachgewiesenen Titeln taucht dieser nicht auf. Es scheint sich also tatsächlich um eine religiöse Innovation des Peñablanca-Kults zu handeln. Der Titel selbst erscheint als eine theologisch nicht vollständig verständliche Kombination eines frömmigkeitsgeschichtlich modernen marianischen Ehrentitels (»Unbeflecktes Herz Marias, Fátima, 1917) und einem Zentralbegriff der altkirchlichen Christologie (Athanasius, Irenaeus von Lyon, Cyrill von Alexandrien, etc.), der Menschwerdung Christi. In dem angeführten ›Ehrentitel‹ von Peñablanca erscheint die Jungfrau Maria, vertreten durch ihr »Unbeflecktes Herz«, nicht als Mittel der Menschwerdung, sondern wird als mit dieser identisch behauptet. Entsprechende auch von Peñablanca-Kritikern eingebrachte Einwände wurden seitens der Anhänger konsequent zurückgewiesen und der ›Ehrentitel‹ als einmalige »theologische Selbstdefinition« der Gottesmutter gefeiert. Álvaro Barros wählte ihn als Titel für den ersten Band seiner Peñablanca-Dokumentation (Barros Valenzuela 1985). 104 Zur Häufigkeit des Ehrentitels in den Botschaften s.o. 6.5 105 Zum Thema der in Chile häufigen Erdbeben s.o. 6.5, Anm. 85
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Auf zwei Punkte in den genannten ›Botschaften‹ ist jedoch gesondert hinzuweisen. Im Bericht über den 19.6. erscheinen die beiden Begleiter Pobletes – im Gegensatz zu den sonstigen – alles andere als positiv. Während die beiden Zeugen der ersten Erscheinung diese nur passiv ignorieren, verweigern die Jungen am 19.6. explizit, Maria die Ehre zu erweisen, wollen sie auf die Probe stellen und machen sich über Poblete und die angebliche Erscheinung lächerlich. Diese ›ersten Zweifler‹ nimmt Barros zum Anlaß, die Jungen aufgrund ihrer schweren Kindheit im Heim in Schutz zu nehmen, um dann aber um so stärker die noch folgenden späteren Zweifler, »Erwachsene, Priester und Bischöfe« von jeglicher Entschuldbarkeit auszunehmen.106 Auch finden sich in den Berichten vom 19. und 20.6. erstmals zwei kurze Hinweise auf eine Markierung der Erscheinungsstelle und deren Gestaltung als Kultort. So bringen Poblete und seine zwei Freunde am 19.6. drei Blumen und ein Paket Kerzen mit auf den Hügel, wozu die Erscheinung am 15.6. ›aufgefordert‹ hatte.107 Entsprechende für die chilenische religiosidad popular typische Devotionalien werden später zum festen Bestandteil des in Peñablanca entstehenden santuario popular (s. 8.10). Im Bericht für den 20.6. findet sich außerdem noch ein weiterer Hinweis auf eine, hoch wahrscheinlich legendarische Kultortgestaltung. Die Erscheinung fordert Poblete auf: »Sieh nach, auf der anderen Seite des Weges, und du wirst weiße Steine finden, bringe sie hier her. Und wir gingen sie zu holen. Danach begannen wir, an der Stelle Ordnung
106 »Er begann zu reden, aber die anderen sahen sie nicht, und schließlich bat Sie, die Jungen mögen sich niederknien, um Gott anzubeten, und beten und Buße tuen, aber dagegen lehnten sie sich auf und sagten ›Nein!‹ zu ihr. Dann stellten sie Sie auf die Probe und Sie sagte zu mir, Sag ihnen, daß sie ihre Mutter nicht auf die Probe stellen sollen. Später sagten sie Schimpfworte und machten sich lustig und sagten: ›Sag ihr, daß Sie erscheinen soll, wir wollen Sie sehen‹; [...] dies geschah später ebenso, mit dem Unterschied, daß diejenigen, die Sie auf die Probe stellten, zweifelten, sich lustig machten und sie verleugneten, keine Kinder unter der Obhut des Staates, sondern Erwachsene, Priester und Bischöfe sein würden...« (»Comienza a hablar, pero los otros no la ven, y luego pide que los niños se hinquen a adorar Dios y rezar y que hagan penitencia, pero a lo cual se oponen diciendo ¡no! a Ella. Luego la pusieron a prueba y Ella me dijo, Diles que no pongan a prueba a su Madre. Luego dicen garabatos y se burlan y dicen, dile que se aparezca, queremos verla; [...] esto también ocurría después, con la diferencia que quienes la pongan a prueba, duden, se burlen y la nieguen y no serán solos niños protegidos por la ley de Menores, sino adultos, sacerdotes y obispos...«; Barros Valenzuela 1985, 37) 107 »Bevor die Jungfrau verschwand, bat sie ihn, daß er zur nächsten Erscheinung zusammen mit den Kerzen drei Blumen bringen solle.« (»La Virgen antes de irse le pide que para la próxima aparición junto con las velas le traiga tres flores.«; Barros Valenzuela 1985, 36)
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zu schaffen [...].«108 Der Satz, mit dem die Jungfrau Maria hier selbst die Markierung der Erscheinungsstelle veranlaßt haben soll, ist ein deutlicher intertextueller Bezug auf die Apokalypse des Johannes (»Ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf dem Stein steht ein neuer Name, den nur er kennt, der ihn empfängt.«, Apk 2, 17109 ) und unterstreicht somit ein weiteres Mal den apokalyptischen Charakter der Erscheinungen. Entscheidend ist an dieser Stelle jedoch der Bezug zwischen den sowohl in der ›Botschaft‹ als auch in Apk genannten »weißen Steinen« und dem Namen der Siedlung, unweit derer Poblete seine Erscheinungserlebnisse hatte: Peñablanca (oft auch Peña Blanca geschrieben) heißt nichts anderes als »weißer Fels«. Die Tatsache, daß Poblete aufgrund seiner Unterbringung im nahe des Ortsteils Peñablanca gelegenen Hogar Carlos van Buren seine Erscheinung auf einem Hügel ebendort hatte‹, erscheint – an alttestamentarische Ätiologien erinnernd – als eine weitere Bestätigung für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen. Tatsächlich verwenden die Anhänger – obwohl in der Presse und in den kirchlichen Untersuchungsberichten für gewöhnlich von den »Marienerscheinungen von Villa Alemana«110 die Rede ist – in der Tat praktisch ausschließlich die Bezeichnung des untergeordneten Gemeindeteils als Namen der neuen Devotion: »La Virgen de Peña Blanca« und beziehen diesen, wie das entsprechene Bibelzitat im Vorspann einer von Unterstützerkreisen produzierten Videodokumentation zeigt, auch explizit auf die angeführte Stelle aus der Apokalypse des Johannes.111 Bis zum 12.7. tauchen als Zeugen von Pobletes Erscheinungen in den Berichten ausschließlich Jungen aus dem Hogar Carlos van Buren auf. Sofern also in der Initialphase überhaupt von einer Außenwahrnehmung gesprochen werden kann, so beschränkte sich diese auf das allerengste Umfeld der gleichaltrigen Freunde und die Erscheinungen sind in dieser Hinsicht, obwohl sie an einem öffentlich zugänglichen Platz stattfanden, als dezidiert nicht-öffentlich bzw. ›privat‹ zu charakterisieren, wie auch Paredes als Anhängerin der Erscheinung herausstellt: »Privat in dem Sinne, daß es kein Publikum gab, außer ihm [Miguel Ángel Poblete] und den zwei Freunden aus dem Heim. [OG: Und wie wurde sie öffentlich?] Weil die Heilige Jungfrau ihn zum am nächsten 108 »Ve al otro lado del camino y encontrarás piedras blancas, tráelas hacia acá. Y fuimos a buscarlas, comenzamos a ordenar el lugar [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 28; cf. Barros Valenzuela 1985, 38) 109 »[...] y le daré una piedrecita blanca y en la piedrecita un nombre nuevo escrito, el cual nadie conoce sino el que lo recibe.« (Übers. Reina-Valera Antigua) 110 Die Kommune, in deren Verwaltungsbereich der Erscheinungshügel fiel (s.a.o. 1, Anm. 6). 111 Silva Torres 1987.
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befindlichen Priester schickte, es war der Gemeindepfarrer von hier gegenüber [Gemeinde San Nicolás de Bari, Villa Alemana; s.a.o. 6.6], um ihm zu erzählen, was passiert war [...].«112
Auch der Geschäftsführer des Heims Irarrázabal spricht von einer »Gruppe Kinder«, die nach einem Spaziergang auf den Hügel von Marienerscheinungen berichteten. Auch wenn keiner der Jungen als individueller Akteur hervortritt, kommt den Jugendlichen offensichtlich eine gewisse Rolle bei der Etablierung und Verbreitung der anfänglichen, rudimentären Wallfahrt zu. So waren es letzlich namentlich nicht genannte Bewohner des Hogar Carlos van Buren, die dem ersten Zeitungsartikel über Peñablanca in La Estrella de Valparaíso die Titelzeile lieferten, weil diese am 15.8.1983 den Grundstock für die bauliche Gestaltung des Hügels errichteten: »Schlichtes Heiligtum errichtet, wo die Jungfrau erscheint« (s.u. 8.1). Auch später tauchten in der Presse immer wieder Heimbewohner auf, die sich etwa um die Pflege des neuen Heiligtums kümmerten. Pobletes Visionsberichte und der Hügel als (›heiliger‹) Ort hatten offensichtlich ein gewisse Bedeutung für seine Mitbewohner gewonnen113 , die sich mit Beginn der öffentlichen Wahrnehmung noch verstärkte: »Vielen Jungen aus dem Heim haben um Erlaubnis gebeten, um dorthin zu gehen, und wir haben es erlaubt. Wir können ihnen diese Möglichkeit nicht verwehren, noch viel weniger, wenn sogar ein Priester den Ort besucht.«114
112 »Privadas en el sentido de que no había público, salvo él u los dos compañeros del hogar. [OG: ¿Cómo se hacia público?] Por que la santísima Virgen lo mando al sacerdote más cercano que era el de la parroquia de acá del frente a contarle lo que habia acontecido [...].« (Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006, 2) 113 Cf. als Vorgeschichte für dieses Interesse auch das von Irarrázabal berichtete Interesse an ›Übersinnlichem‹ infolge des epileptischen Anfalls eines Heimbewohners (s.o. 6.1) 114 »Muchos niños del hogar han pedido permiso para ir al lugar y los hemos autorizado. No podemos negarles esa posibilidad menos aún cuando hasta un sacerdote ha visitado el lugar.« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983)
7 Juli bis Anfang August 1983: Lokale Öffentlichkeit 7.1 Weitere Erscheinungen und erste Pilger: 12., 16. und 17.7.1983 Auf den 20. Juni folgte eine Pause von fast einem Monat; erst für den 12.7.1983 ist wieder eine Erscheinung dokumentiert1 . Diese fand diesmal in Begleitung von drei Zeugen statt, darunter erstmals auch zwei erwachsene Teilnehmer, die nicht aus dem Umfeld des Hogar Carlos van Buren stammten: José Antonio Zurita2 , der in den Quellen neben Poblete als der erste individuell greifbare, wichtige soziale Akteur der Erscheinungen auftritt (s.u. 7.3), sowie eine Freundin Zuritas mit Namen Valeria. Die ›Botschaft‹ dieses Tages war verhältnismäßig kurz und belehrt den ›unwissenden‹ (s.o. 5.1) Poblete über Bedeutungen von »Alpha und Omega«, den »Weg der Wahrheit« und die »Inkarnation«3 . Auch seien alle Gegenstände, die man an diesen Ort bringe, gesegnet.4 Die wichtigste im Bericht dieses Tages erwähnte Äußerung der Erscheinung jedoch lautet: »Darüber hinaus sage ich dir, daß man an jeder Tür einen Fisch befestigten soll; er ist das Zeichen des Christentums, der ICTUS.«5
In der Tat etablierte sich der im Text genannte stilisierte Fisch als zentraler ikonographischer Bestandteil des Peñablanca-Devotion, der sowohl als Erkennungszeichen diente, aber auch apotropäische Verwendung als Schutz gegen Erdbeben fand (ausführlich s.u. 9.5.4 und 14.2). Die folgende Erscheinung fand am 16.7., dem Festtag der »Nuestra Señora del Carmen«, der Nationalpatronin Chiles (s.o. 4.5) statt. Die später für den organisierten Peñablanca-Kult und den Erscheinungshügel 1 2
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Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 30; Barros Valenzuela 1985, 44 Auf ihn und seine Familie, die Mutter María Teresa Comelin und die Tante Angélica Comelin, sowie seine – möglicherweise zweifelhafte – Rolle als »Fähnrich der Jungfrau Maria« (»El corneta de la Virgen«) wird noch zurückzukommen sein. Barros nennt diese Erscheinung »den ersten Katechismusunterricht, den ihm [Poblete; OG] Unsere Liebe Frau gab« (»la primera clase de Catecismo que le dicta Nuestra Señora.«) (Barros Valenzuela 1985, 44) »Mas te digo; todas estas cosas que están en este lugar están bendecidas.« (Barros Valenzuela 1985, 44) »Mas te digo que en cada puerta deberá ponerse un Pez que es el signo del Cristianismo, el ICTUS.« (Barros Valenzuela 1985, 44)
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Juli bis Anfang August 1983: Lokale Öffentlichkeit
namensgebenden Devotion wird jedoch an dieser Stelle der Erscheinungsberichte noch nicht herausgehoben erwähnt.6 Begleiter Pobletes waren an diesem Tag drei Jungen aus dem Heim sowie die Mutter von José Antonio Zurita, María Teresa Comelin, bei der er kurz danach für einige Zeit wohnen sollte (s.u. 7.2). Paredes berichtet darüber hinaus von einer »größeren Anzahl Personen« (cf. Anm. 10), die Poblete auf den Hügel begleitet haben sollen. Der 16.7.1983 markiert deshalb einen ersten Übergangspunkt im Verlauf der Marienerscheinungen als eines sozialen Vorgangs und den Übergang von einer ›privaten‹ (s.o. 6.7) zu einer ›öffentlichen‹ Erscheinung. Offensichtlich hatten sich die wiederholten Besuche von Poblete und seiner Begleiter auf dem Hügel zumindest in der direkten Umgebung von Villa Alemana so weit herumgesprochen, daß von diesem Zeitpunkt an von einer ersten, lokal begrenzten Öffentlichkeit gesprochen werden kann. Da Berichte über die Marienerscheinung in der Presse erst Mitte August einsetzten (s.u. 8.1), kommen für eine Verbreitung der Nachrichten über Peñablanca zunächst ausschließlich informelle Kanäle in Betracht, sei es die erste mündliche Verbreitung in der näheren Umgebung (Villa Alemana, El Belloto, Quilpué), zu der auch Poblete selbst7 sowie später José Antonio Zurita aktiv beitrugen (s.u. 7.3), sei über die Region hinaus – telefonisch8 oder bei Besuchen von Anwohnern im nahe gelegenen Valparaíso, Viña del Mar oder der Hauptstadt Santiago. Die sich im Laufe der Erscheinung immer besser organisierenden, informellen privaten Netzwerke aus freundschaftlichen, familiären und nachbarschaftlichen Kontakte waren von Beginn an integraler Bestandteil der Entwicklung Peñablancas zu einem später weithin öffentlich wahrgenommenen Ereignis: »Die Nachricht hatte sich schnell über die ganze Gegend ausgebreitet, und täglich kommen an den Ort zahlreiche Pilger, die meinen, daß es sich hier um ein Wunder handelt. [...] Fest steht, daß die Wallfahrten
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Die einzige Referenz auf den Festtag ist, daß die Erscheinung die Anwesenden auffordert, das Gebet der Jungfrau vom Berg Karmel zu sprechen: »Me miró y dijo: Dile a toda esa gente que rece la oración de la Virgen del Carmen.« (Barros Valenzuela 1985, 45) Cf. u.a. den Besuch bei Pfarrer José Tilman (s.o. 6.6) Die Bedeutung privater Netzwerke, insbesondere aber der Einfluß moderner Telekommunikationstechnik auf die rasche Ausweitung einer Marienerscheinung, zeigt sich etwa auch am Beispiel des baskischen Ezkioga in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts: »[...], information could be quickly spread by word of mouth throughout the region. In 1931 Gipuzkoa had one of the most extensive telephone systems in all of Spain; indeed, there was a telephone office at the base of the apparition hill. The hope for a miracle created a network of friends and believers who could alert the entire region within hours.« (Christian 1996, 40)
Weitere Erscheinungen und erste Pilger: 12., 16., 17.7.1983
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an den Ort begannen, sobald man Kenntnis von den angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria hatte, [...].«9
Mit dieser ersten Form begrenzter Öffentlichkeit Mitte Juli verbreiterte sich schrittweise auch die Quellenlage in Peñablanca von einer reinen Innen- hin zu einer zunächst noch begrenzten, ›objektivierenden‹ Außenperspektive. Wie Paredes bemerkt, entwickelte sich bereits während dieser frühen Wallfahrten das Bedürfnis, die vom Visionär dort geäußerten ›Botschaften‹ dauerhaft festzuhalten, doch verfügte man an diesem Tag »noch nicht über die angemessenen audiovisuellen Mittel, um die Ereignisse detaillierter aufzuzeichnen«.10 Dieses sollte sich in der folgenden Zeit rasch ändern. Wann genau das erste Mal Tonbandaufnahmen, Videoaufzeichnungen oder Fotografien von den Vorgängen auf dem Hügel gemacht wurden, ist nicht mehr zu eruieren. Fakt ist aber, daß diese von den Peñablanca-Anhängern selbst betriebene Form der ›Medialisierung‹ spätestens in den folgenden Wochen und Monaten ein integratives Element der Erscheinungen werden sollte (s.a.u. 9.6.2 und 13.2). Die nun von Poblete für den 16.7. in seinem Tagebuch dokumentierte ›Botschaft‹ wiederholt, neben anderen Motiven (Rosenkranzgebet, Buße und Umkehr), die Anweisung vom 12.7., einen »ICTUS« auf die Türen der Häuser zu zeichnen und präzisiert diese (s.u. 9.5.4). Besonders hervorgehoben wird jedoch die enge Verknüpfung von Peñablanca mit traditionellen Marienerscheinungen11 : 9
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»La noticia ha cundido en forma rápida extendiéndose en la zona y hasta el lugar están llegando diariamente numerosos peregrinos que piensan que se trata de un milagro. [...] Lo cierto es que desde que se tuvo conocimiento de las presuntas apariciones de la Virgen se iniciaron la peregrinaciones al lugar, [...].« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983) Die Vorgänge auf dem Hügel seien darüber hinaus auch den Gemeindepfarrern der Umgebung bekannt gewesen, die jedoch zunächst nichts unternommen hätten. (El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983) Trotzdem seien mit der Zeit Wallfahrten mit immer zahlreicheren Teilnehmern auf den Hügel gezogen. Die späteren ersten Zeitungsberichte sprechen übereinstimmend davon, daß zum Zeitpunkt ihrer Berichterstattung der »Cerro de la Virgen« in der Umgebung bereits bekannt war und regelmäßig von »zahlreichen Pilgern« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983) besucht wurde. »En esta aparición, acompañan a Miguel Ángel un un mayor número de personas al cerro, pero aún no se contaba con los elementos audiovisuales adecuados para registrar lo acontecido con mayor detalle.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 33) Die wichtigste unter diesen ›Referenzerscheinungen‹ war die auch in dieser ›Botschaft‹ genannte von Fátima. Es sei bereits hier darauf hingewiesen, daß in der späteren Traditionsbildung auf den 16.7. noch eine weitere ›Botschaft‹ datiert wird. Poblete soll an diesem Tag von Maria den vollständigen Text des 1983 noch immer unveröffentlichten »Dritten Geheimnis von Fátima« (s.o. 2.4.5) mitgeteilt bekommen haben (erstmals öffentlich erwähnt im Rahmen der Pressekonferenz am 19.8.; s.u. 8.13), um den sich v.a. in Kreisen von Marienerscheinungsanhängern viele Legenden ranken. Im ersten Band der Peñablanca-Dokumentation von Barros (1985, 44f.) wird dies noch nicht erwähnt. Im späteren vierten Band wird der entsprechende Text dieser »gehei-
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»Beim Erreichen des kleinen Weißdorns sah man den ersten Blitz und dann die kleine weiße Wolke und [man spürte eine] eine leichte Brise. Die Señora erschien um drei Uhr nachmittags. Sie war gekleidet wie immer; dann sagte sie zu mir: Bete den Rosenkranz und ich begann ihn zu beten. Sie sprach nur das Ehre sei dem Vater; dann sagte Sie mir: Du mußt viele Opfer bringen für die Bekehrung der Völker. Später fragte ich Sie, ob Sie die Jungfrau von Lourdes kenne. Sie sah zum Himmel, hob die Hände ein wenig und sagte: Ich bin die Unbefleckte Empfängnis, die Ihr die Jungfrau von Lourdes nennt. Auch sagte ich zu Ihr, ob Sie die Jungfrau von Fátima kenne. Sie sagte: Ich bin die Eure Liebe Frau vom Rosenkranz, die Du als die Jungfrau von Fátima kennst. Erneut öffnetete sie die Hände und sagte Abba und verwandelte sich in die Negrita; ich weiß nicht, wie sie heißt. Und Sie sagte zu mir: Ich bin Eure Liebe Frau von Montserrat12 ; dann sagte Sie etwas was ich wirklich überhaupt nicht verstanden habe, und zum ersten Mal wußte ich, daß die Jungfrau nur eine ist, und nicht zehn, nur eine.«13
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men Botschaft« (Poblete habe ihn erst Mitte 1989 [Barros] bzw. vor dem 12.10.1989 [Paredes] öffentlich machen dürfen) vollständig abgedruckt (1989, 19–21) ebenso wie bei Paredes (2 2005, 1 1993, 33–36).Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit dem im Jahr 2000 seitens des Vatikans publizierten Text des »Dritten Geheimnis« (Deutsche Bischofskonferenz 2000) sind nicht vorhanden. Vielmehr werden verschiedene im Rahmen von Peñablanca immer wieder auftauchende, v.a. apokalyptische Motive aufgegriffen (Verderbtheit der kirchlichen Hierarchie: »Es wird viele Kardinäle, Bischöfe, Priester, Feinde des Heiligen Vaters geben; sie werden seinen Anordnungen zuwider handeln« [»Habrán muchos cardenale, obispos, sacerdotes, enemigos del Santo Padre; harán lo contrario a sus órdenes«]; Naturkatastrophen und Erdbeben: »Große Unwetter und Überschwemmungen und Erdbeben werden die Erde verwüsten« [»Grandes tempestades e inundaciones y temblores azotarán a la tierra.«]; verwerfliche [Frauen-]Mode: »[...]man wird nicht [mehr] mit Ehrfurcht die Heiligen Messe besuchen und schlecht gekleidet zur Kirche gehen.« [»[...] no se asistirá con devoción a la Santa Misa y se irá a la Iglesia mal vestido.«]) darunter auch solche, die einen deutlichen Bezug zu den 80er des 20. Jahrhunderts aufweisen (Umweltverschmutzung, Bedrohung durch Rußland und China: »Rußland und China werden Ursache schrecklicher Schäden an der Natur sein« [»Rusia y China serán los causantes de terribles daños a la naturaleza«]; »Der Klimawandel wird in vielen Ländern zu spüren sein [...].« [»El cambio atmosférico se verá en muchas naciones, [...].«]; Andeutung auf Nuklearwaffen und den Kalten Krieg: »Eine mächtige Waffe wird sich in Europa befinden, und diese wird Zertstörungen in großen Städten anrichten. Die Vereinigten Staaten und Rußland allein werden in dieser Zeit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.« [»Una arma poderosa se encontrará en Europa, la cual hará destrozos en grandes ciudades. Estados Unidos y Rusia sólo estarán llamando la atención en aquel tiempo.«]; Barros Valenzuela 1989, 19f.) Die Erwähnung der Nuestra Señora de Montserrat fällt etwas aus dem Rahmen; sie kommt in den Peñablanca-›Botschaften‹ nur ein einziges Mal an diesesr Stelle vor. Die nahe Barcelona gelegen Abtei Montserrat mit ihre aus dem 12. Jahrhundert stammenden »Schwarzen Madonna« ist ein seit dem 9. Jahrhundert bezeugter Wallfahrtsort. Im Jahr 1325 soll Unsere Liebe Frau von Montserrat einer Mutter erschienen sein, die für die Rückkehr ihres Sohne aus muslimischer Gefangenschaft betete; kurz darauf kam dieser nach Hause. (Hierzenberger/Nedomansky 1993, 99) »Al llegar al pequeño espinito se vio el primer relámpago y luego la nubecilla blanca y una suave brisa. Aparece la Señora a las tres de la tarde. Venía vestida igual que siempre; luego me dijo: Rezad el Rosario y lo comencé a rezar. Ella sólo decia el Gloria al
Weitere Erscheinungen und erste Pilger: 12., 16., 17.7.1983
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Bemerkenswert – auch in Hinblick auf die Tatsache, daß diese Erscheinung erstmals vor einem, wenn auch kleinem Publikum stattfand – ist außerdem ein zweiter Textabschnitt, in dem sich erstmals ein politisches Motiv findet, das darüber hinaus mit einem apokalyptischen verbunden wird: der Kommunismus als »roter Drache« (Apk 12, 3). Zwar gehört apokalyptisch gefärbte Kritik am »Übel des Kommunismus« seit Fátima zum festen Bestandteil vieler Marienerscheinungsbotschaften, jedoch bekommt dieses traditionelle Motiv im chilenischen Kontext eine neue Bedeutung. Die Verurteilung des »Kommunismus« und des »Marxismus« als »Feinde« und »Bedrohung« waren zentrale Elemente der politischen Legitimationsideologie der Militärregierung Pinochet (s.a.u. 9.5.5). »Der Kommunismus ist der schlimmste Feind des Christentums; wahrhaft ich sage dir, daß es starkem Glauben bedarf in Jesus Christus, unseren Herrn. Der Drache, Symbol des Bösen, repräsentiert den Kommunismus aufgrund seiner roten Farbe, wie die Hölle; und seine Lehre führt nur zu menschlicher Zwietracht.«14
Um nun den Blick auf die ›Botschaften‹, deren Texte und Chronologisierung ausschließlich in der Überlieferung der Anhänger belegtet sind, abzuschließen, sei noch die letzte auf Juli datierte, 8. Erscheinung angeführt. Begleiter sind für diesen 17.7.1983 nicht erwähnt, die ›Botschaft‹ ist kurz und wiederholt bereits bekannte Motive. Eine Textstelle ist jedoch besonders hervorzuheben. Wie schon in den zwei vorigen Texten findet sich auch hier eine ›Anweisung‹ für eine bestimmte Frömmigkeitspraxis, die später zum Erkennungzeichen des Peñablanca-Kults werden sollte: die Frauen sollen sich die Haare mit einem Schleier bedecken und die Männer einen Hut tragen.15 Die besondere Kopfbedeckung der Frauen mit einem weißen Tuch oder Schleier – anschließend an konservative
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Padre; luego Ella me dijo: Debéis hacer muchos sacrificios para la conversión de los pueblos. Luego yo le pregunté si conocía a la Virgen de Lourdes. Ella miró al cielo y levantó un poco las manos y dijo: Yo la Inmaculada Concepción a la cual ustedes llaman al Virgen de Lourdes. También le dije si conocía a la Virgen de Fátima. Ella dice: Yo soy la Señora del Rosario, la cual tú conoces como la Virgen de Fátima. De nuevo abrió las manos y dio Abba, y se convirtió en la Negrita; yo no se cómo se llama. Y ella me dijo: Yo soy Vuestra Señora de Monserrat; luego dijo algo que no entendí nada, nada, y por primera vez supe que la Virgen era una sola y no diez, sólo una.« (Barros Valenzuela 1985, 44f.) »El comunismo es el peor enemigo del cristianismo; de verdad te digo, que hay que tener mucha fe en Cristo Nuestro Señor. El Dragón, símbolo del mal, está representando el comunismo por su color rojo como el infiemo y su doctrina sólo lleva a la desunión humana.« (Barros Valenzuela 1985, 45; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 33 »Dann verwandelte Sie sich in Unserer Liebe Frau vom Berg Karmel und sagte zu mir: Bringt die Skapuliere, und die Frauen sollen mit Schleiern auf dem Kopf kommen und die Männer mit Mütze; wenn sie am Ort ankommen, sollen sie ihren Hut absetzen, aus Ehrfurcht vor Gott.« (»Luego se convirtió en Nuesra Señora del Carmen y me dijo: Traed escapularios y venid las mujeres con velos en la cabeza y el hombre con gorro; al llegar al lugar, deberá sacarse el sombrero como respeto a Dios.«; Barros Valenzuela 1985, 45)
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katholische Traditionen – findet sich bis zum heutigen Tag als gelebte Frömmigkeitspraxis auf dem Monte Carmelo (s.a.u. 9.5.1).
7.2 Ende Juli 1983: Poblete verläßt den Hogar Carlos van Buren Während der ersten sechs Wochen der Marienerscheinungen von Peñablanca, geht man vom 12.6.1983 als historischem Datum aus (zur Datierungsproblematik s.o. 6.1), wohnte Miguel Ángel Poblete im Hogar Carlos van Buren. Nach der 8. Erscheinung am 17.7. (s.o. 7.1), auf die eine ›Erscheinungspause‹ von etwa drei Wochen bis zum 12.8. folgte, änderte sich dies jedoch. Poblete verließ das Heim ohne entsprechende Erlaubnis, um zunächst für zwei Monate bei einer ihm bekannten Familie in Quilpué zu wohnen, dem Haus von María Teresa Comelin Romani de Zurita.16 Ende September wurde Poblete auf Betreiben des Leiters der diözesanen Untersuchungskommisison, Jaime Fernández, vorübergehend in der Gemeinde von Pfarrer Luis Fernández in El Sol (Quilpué) untergebracht (s.u. 11.3). Wie genau der eigenmächtige ›Austritt‹ aus dem Heim vor sich gegangen war und was Poblete hierzu veranlaßt hatte, läßt sich an den vorliegenden Quellen nicht mehr abschließend klären. Darüber hinaus unterscheiden sich wie so häufig die Versionen des Heimpersonals bzw. der Zeitungen und die spätere Literatur der Anhänger. Fest steht, daß Poblete seit Ende Juli, laut Aktenlage sowie der Aussage des damaligen Direktors Jaime Sepúlveda, seit dem 27.7. nicht mehr im Hogar Carlos van Buren wohnte.17 Poblete hatte am Tag zuvor einen anderen Jungen aus dem Heim bei einem Verwandtenbesuch nach Santiago begleitet. Von diesem Ausflug kehrte er nicht mehr in den Hogar zurück, sondern fuhr direkt zu einer seiner damaligen Lehrerinnen nach Quilpué, zu María Angélica Comelin. Diese brachte Poblete daraufhin ins Haus ihrer Schwester María Teresa. Der ehemalige Geschäftsführer des Heims, Julio Irarrázabal, schildert den Vorfall im Interview wie folgt: »[...] im Juli [...] führte Miguel Ángel einen Sketch auf, [im Heim] in Villa Alemana, in dem er als Frau verkleidet auftrat18 , [...] es war ein für die 16
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María Teresa Comelin lebte seit 1975 geschieden von ihrem ersten Mann Pedro Zurita Zurita; mit diesem hatte sie sieben Kinder (AJus 9.11.1983), darunter auch José Antonio Zurita (s.u. 7.3). AJus 9.11.1983; cf. die Aussage von Jaime Sépulveda gegenüber La Estrella de Valparaíso: »Zusammen mit einem Kameraden bat er um Erlaubnis nach Santiago fahren zu dürfen und kam nicht zurück.« (»Junto a otro compañero pidió permiso para ir a Santiago y no regresó.«; La Estrella de Valparaíso 16.8.1983) Diesem hier zu Tage tretenden, wenn auch im Rahmen eines Sketches spielerischen Transvestismus gilt in Hinblick auf die später auftretenden Geschlechstidentitätskrise bei Poblete besondere Beachtung (s.u. 14.6.1).
Ende Juli 1983: Poblete verläßt den Hogar Carlos van Buren
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Zeit ziemlich ordinärer Sketch. Und in der folgenden Woche kam ich nach Limache und erfuhr, daß sie den Sketch auch im Mädchenheim aufführen wollten, was ich nicht erlaubte, [...] Ende Juli, am letzten Sonntag [des Monats19 ] [...]. Und er war sehr wütend, denn es machte Miguel Ángel großen Spaß aufzutreten, [...] und ich erlaubte ihm nicht, den Sketch aufzuführen. Aber er akzeptierte es, es gab keine Probleme. Am folgenden Dienstag [26.7.1983], fuhr er nach Santiago, [...], zusammen mit dem Jungen, der den epileptischen Anfall gehabt hatte20 , weil man Verwandte von ihm ausfindig gemacht hatte, [...]. [...] Sie fuhren also am Dienstag mit dem Zug nach Santiago und auf dem Rückweg – ich habe es nie genau erfahren noch habe ich nachgeforscht – stritten die beiden, und der eine Junge stieg in Villa Alemana aus, während Miguel im Zug nach Quilpué weiterfuhr. Er kam nie zurück und kam nie wieder ins Heim. Und dort in Quilpué ging er zu seiner Lehrerin.«21
Barros dagegen berichtet die beiden Jungen seien gemeinsam mit einem Fahrer des Heims mit dem Kleinbus nach Santiago gefahren. Der Fahrer habe sie schließlich – aus Rache für ständige Hänseleien wegen seines deutschen Akzents – während einer Pause auf einem Parkplatz zurückgelassen und sie im Heim unter falschen Angaben als »ausgerissen« gemeldet. Deshalb sei ihnen, als sie verspätet aus Santiago zurückkehrten, nach den Regeln der Institution der Wiedereintritt verwehrt worden (cf. Anm. 38). Poblete sei daraufhin zu María Angélica Comelin gefahren, um bei ihr in dieser »Notsituation« um Aufnahme zu bitten. Diese brachte Poblete dann ins Haus ihrer Schwester, María Teresa.22 Fest steht in jedem Fall, daß Poblete seit Ende Juli 1983 nicht mehr im Hogar Carlos van Buren, sondern im Haus der Familie Comelin Zurita wohnte. Dort war er schon seit einigen Monaten, genauer seit
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Es muß sich hier um den 24.7.1983 handeln, der vorletzte Sonntag des Monats. Cf. 6.1, bes. Anm. 15 »[...] en julio [...] Miguel Ángel hizo un sketch, allá en Villa Alemana, donde salía vestido de mujer, [...] hicieron un sketch muy grosero, para ese tiempo, [...]. Y a la semana siguiente [...] yo llego a Limache y me encuentro que iban a dar el sketch en el hogar de las niñitas, y yo lo prohibí, [...] a fines julio, el último domingo [...]. Y él quedó furioso, por que le encantaba representar, Miguel Ángel, y [...] no lo dejé hacer el sketch. Pero aceptó, no hubó problema. Y el martes siguiente [26.7.], vinó a Santiago, [...], con el chiquillo que le había dado el ataque de epilepsia, porque se les había encontrado unos familiares a él, [...]. [...] Ahí vinieron el día martes a Santiago en el tren, y a la vuelta, nunca supe, ni nunca averigüe, pelearon los dos, este chiquillo se bajó en Villa Alemana y Miguel siguió en el tren a Quilpué. No volvió nunca y nunca más volvió al hogar. Y ahí en Quilpué se fue donde la profesora de él.« (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 8) Barros Valenzuela 1985, 27f.
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April 198323 , ein offensichtlich gern und oft gesehener Gast. María Angélica Comelin unterrichtete Poblete im Fach Handarbeit am Centro de Educación de Adultos, einer berufsbildenden Schule in Quilpué, wo Poblete auf Wunsch der Leitung des Hogar Carlos van Buren seit Anfang 1983 seine Schulausbildung in der 8. Klasse (»8◦ básico«) fortsetzte. Angélica Comelin hatte zu Poblete ein über den Schulbesuch hinausgehendes persönliches Verhältnis aufgebaut, und bereits 1982 das Vorhaben geäußert, ihn adoptieren zu wollen. Dazu war es aber nicht gekommen. Stattdessen verkehrte Poblete nun offensichtlich regelmäßig in ihrem Haus und dem ihrer Schwester, die schließlich im November 1983 tatsächlich einen Adoptionsantrag stellte (s.a.u.)24 , der jedoch nicht zum Abschluß gebracht wurde. Auch im Haus der Familie Comelin erzählte Poblete offensichtlich von seinen Erlebnissen und Besuchen auf dem Hügel bei Peñablanca. Und hier nun schenkten zum ersten Mal Erwachsene den Erzählungen Pobletes Aufmerksamkeit und in der Folge auch Glauben. So berichtet Irarrázabal, es sei »seine Lehrerin« gewesen, d.h. María Angelica Comelin, die Pobletes Berichte als erste ernst genommen habe. Sie habe Poblete zu Pfarrer Luis Fernández gebracht (s.u. 7.4) und die große Aufmerksamkeit für die Marienerscheinungen so in Gang gesetzt.25 Zieht man weitere Quellen hinzu, so wird klar daß Irarrázabal an dieser Stelle die beiden Schwestern verwechselt. Nach eigener Aussage in einem Presseinterview glaubte María Angelica Comelin nicht an die Erscheinungen und bedauerte es zu sehen, wie aus Poblete ein »öffentliches Spektakel« wurde.26 María Teresa Comelin dagegen war fest von der Wahrheit der Berichte Pobletes überzeugt und unterstützte ihn dahingehend. Poblete soll sogar, wie Barros berichtet27 , im Haus der Familie Comelin Zurita Erscheinungen gehabt haben. Er fand dort, folgt man einem Bericht der Wochenzeitung
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Barros Valenzuela 1985, 28; cf. Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984 , 17 AJus 9.11.1983 »[...] seiner Lehrerin dort erzählte Miguel Ángel, daß ihm die Jungfrau erschienen sei, [...]. Und dieser Lehrerin öffnetete es die Augen und sie ging zum Pfarrer, ein spanischer Pfarrer, den ich auch nicht kenne, ich hörte darüber nur, und dieser bauschte die ganze Sache auf, das war der Ursprung, [...].« (»[...] ahí a la profesora le contó Miguel Angel que se le había aparecido la Virgen, [...]. Y esta profesora abrió los ojos y se fue donde el cura, un cura español, que tampoco lo conozco, oyó esto y infló el asunto, ese fue el origen, [...].«; Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 9) Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984 , 17 »Fue por aquellos días que en las numerosas apariciones privadas en casa de María Teresa, ocurrieron algunos fenómenos que marcarían también el futuro de los acontecinientos. Pareciera que la Virgen, remeciendo a aquellos pocos testigos inicialés, prepara la expansión de la noticia [...]« (Barros Valenzuela 1985, 53) Unter den im Haus der Comelins von Poblete vermittelten ›Botschaften‹ soll sich auch eine Attentatswarnung an Pinochet befunden haben (s.u. 7.3, Anm. 41 und 42).
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der Qué Pasa, noch vor Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit für Peñablanca seine ersten geneigten Unterstützer: »Über diese Comelins [...] QUE PASA sagen, daß sie eine Familie von ›Sehern‹ seien, geneigt an alles Sonderbare zu glauben. QUE PASA fragte sie, ob dies zutreffe. Der älteste Sohn hatte große Lust, darüber zu sprechen, und sagte ständig: ›Wenn ich ihnen nur erzähle, wie alles angefangen hat...‹ [Hervorh. OG]28 Aber die Mutter, mit ihren durchdringenden blauen Augen, ebenso wie die andere Comelin, schnitt ihm mit einem trockenen ›Halt den Mund, José!‹ das Wort ab. Sie ist fest von der Wahrheit der Erscheinungen überzeugt und räumt ein, daß auch in ihrem Haus seltsame Dinge geschehen sind.«29
7.3 Der »Hornbläser der Jungfrau«: José Antonio Zurita und die Manipulationshypothese Bezüglich der aktiven Verbreitung der ›Botschaft‹ von den Marienerscheinungen tritt jedoch nicht María Teresa Comelin, sondern vielmehr ihr ältester Sohn, José Antonio Zurita (cf. 7.2, Anm. 16), in den Quellen deutlich hervor. Zurita wohnte im Alter von 28 Jahren noch mit im Haus und war zum Zeitpunkt der Erscheinungen laut Presseberichten arbeitslos.30 Ihm kommt – folgt man der Überlieferung der PeñablancaAnhänger – in doppelter Hinsicht eine besondere Rolle innerhalb der frühen, formativen Phase der Marienerscheinungen zu. Derzufolge erlebte er eine »Bekehrung«, nachdem Poblete im Haus der Comelins bereits Anfang Juli von seinen Erlebnissen berichtet hatte. Am 12.7. begleitet José Antonio Zurita Poblete zusammen mit anderen Freunden zur 6. Erscheinung (s.o. 7.1). Dieses Erlebnis soll Zurita so stark beeinflußt haben, daß er begann, die Nachricht von Pobletes Erscheinungen in der Region aktiv bekannt zu machen. Er wurde zum ›Sprecher‹ bzw., wie er wohl später genannt wurde, zum »Hornbläser der Jungfrau« (»corneta de la Virgen«): 28 29
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Diese aus dem Kontext nicht klar verständliche Andeutung Zuritas gilt es im Zusammenhang mit der Manipulationshypothese zu beachten (s.u. 7.3). »De estos Comelin [...] QUE PASA había oído decir que eran una familia de ›videntes‹, propensa en creer en todo lo extraordinario. QUE PASA los preguntó si esto era efectivo, y el muchacho mayor se moría de ganas de hablar, diciendo cada instante: ›Si yo le contará por donde empezó todo...‹ . Pero la madre, de penetrantes ojos azules, al igual que la otra Comelin, lo cortaba en seco con un ›¡cállate José!‹. Ella está firmamente convencida de la verdad de las apariciones y reconoce que también en su casa han pasado cosas muy raras.« (Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984, 17); s.a.o. 6.2, Anm. 42; cf. »Uno de los amigos de Miguel Angel describió a esta familia [Comelin; OG] como ›algo extraña, tal vez exageradamente mística‹.« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29) La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983
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»Er entschloß sich ganz der Aufgabe zu widmen, die Menschen aufzurufen auf den Hügel zu steigen, wo sie die Jungfrau erwartete. Er sprach mit den Freunden, klopfte an die Türen der Bekannten, ging zu den Radios, versuchte die Presse zu überzeugen, belästigte sogar die Priester. Zu Beginn sind die Antworten ablehnend, Zweifel, Ausflüchte: Ein unwissendes Heimkind aus Villa Alemana, aus Chile, das die Jungfrau sieht? Pah! Das ist nicht möglich, sie sind verrückt. Allmählich beginnen einige sich zu interessieren, weil sie sehen, was passiert. Die Vehemenz dieses Zeugens, der laut behauptet, ein anderer geworden zu sein, [vollkommen] verschieden von dem Irregeleiteten, der er vor einigen Tagen noch gewesen war – und alles wegen der Jungfrau vom Hügel [Virgen del Cerro] – bewegte auch die Entferntesten. An den letzten Erscheinungen nehmen zehn, vierzig teil. Der ›Hornbläser der Jungfrau‹, wie man ihn bereits nennt, [jedoch] klopft [immer noch] vergeblich an die Türen der Pfarreien. Es werden Priester gebraucht; sie sind die Geweihten Gottes!«31
José Antonio Zurita sorgte nicht nur dafür, daß die Nachricht von Pobletes Erscheinungen in der nächsten Umgebung bekannt wurde, er informierte offensichtlich auch die Presse, die zunächst nicht reagierte, und soll sogar – ebenso erfolglos – in der Diözese Valparaíso vorgesprochen haben.32 Er begann eine regelrechte ›Öffentlichkeitsarbeit‹ für die Erscheinungen zu betreiben. Auch war es – laut Barros – Zurita, der Poblete 31
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»Decide entregarse de lleno a la obra de convocar a la gente para que suba al cerro donde la Virgen los espera. Habla a los amigos, toca la puerta de los conocidos, va a las radios, trata de conmover a la prensa, importuna hasta a los sacerdotes. Al comienzo las respuestas son negativas, dudas, evasivas: ¿un niño ignorante, abandonado, de Villa Alemana, de Chile, que ve a la Virgen? ¡Bah! no es posible, están locos. Poco a poco algunos se interesan por ver qué pasa. La vehemencia de este testigo que grita ser ya otro, distinto del descarriado que era hasta hace unos días, y todo por la Virgen del Cerro, conmueve a los más allá. Acuden, diez, cuarenta a las últimas apariciones, ›El Corneta de la Virgen‹ que así ya le dicen, toca inútilmente a las puertas de las parroquias. ¡Se necesitan sacerdotes, que son los consagrados de Dios!« (Barros Valenzuela 1985, 47; cf. aaO. 52); cf. auch die Zusammenfassungen in der Wochenpresse: »Der Sohn [José Antonio Zuria], sofern seine Angaben stimmen, war derjenige, den wir das ›erste Mikrofon‹ der Erscheinung nennen könnten. Er war ›wie ein Verrückter‹ in Quilpué und Villa Alemana unterwegs und besuchte Vereine, Sakristeien, Privathäuser, Geschäfte, Werkstätten und weitere [Orte] mit immer derselben Bekanntmachung: ›Die Jungfrau ist in Peñablanca und möchte, daß wir auf dem Hügel kommen...‹.« (»El hijo, si lo que cuenta es exacto, fue lo que diríamos el ›primer micrófono‹ de la aparición. El recorrió Quilpué y Villa Alemana, ›como un loco‹, entrando a clubes, sacristías, casas particulares, almacenes, talleres y demases con un mismo aviso: ›La Virgen está en Peñablanca y quiere que vayamos al cerro...‹.«; Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984, 17; cf. Apsi 7.–20.10.1985, 20) »Er wendete sich also nach Valparaíso. Man muß es dem Bischof sagen! Alle Türen öffneten sich und er kam ins Sekretariat des Erzbistums [Fehler im Orig.; Valparaíso ist nur Bistum; OG] zum Generalvikar der Diözese, der verblüfft diesem begeisterten jungen Mann zuhört. ›Ich komme, um ihnen mitzuteilen, daß die Jungfrau in Peñablanca erscheint‹. ›Schreiben Sie einen Brief an den Bischof‹, ist die einzige
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letztlich mit Pfarrer Luis Fernández in Kontakt brachte33 , dessen positive Reaktion auf die Erscheinungsberichte zum entscheidenden Impuls für die Entwicklung einer Massenwallfahrt und entsprechender Medienaufmerksamkeit wurde. Auch nach Beginn der medialen Aufmerksamkeit tauchte er wiederholt an prominenter Stelle auf, die sehr an die als corneta beschriebenen Funktion der Berichte von Barros erinnert. So wird etwa Zurita neben Luis Fernández als einziger Begleiter Pobletes bei der ersten offiziellen Pressekonferenz am 19.8.1983 in der Gemeinde »Santa Maria Madre de la Iglesia« (El Sol, Quilpué) namentlich genannt.34 Was aber wäre, wenn die Motivation für Zuritas ›Öffentlichkeitsarbeit‹ keine religiöse war, wie in der Überlieferung der PeñablancaAnhänger vorausgesetzt, sondern vielmehr ein bewußt kalkuliertes Manöver, um Pobletes Erscheinungen über die Maßen Aufmerksamkeit zu verschaffen? Wie bereits eingangs erwähnt (s.o. 1.1), ist die Hypothese einer gezielten Manipulation durch Organe der Regierung fester Bestandteil der Geschichte der Marienerscheinungen (ausführlich s.u. 12). An dieser Stelle nun – dem Aufenthalt von Poblete bei der Familie Comelin Zurita – wird diese erstmals in den Quellen greifbar. Folgt man den Aussagen von Jaime Fernández (s.u. 10.4, 11.2, 11.3, 11.6 und 12, Zitat bei Anm. 2), Leiter der ersten kirchlichen Untersuchungskommission und nachdrücklichster Vertreter der Manipulationshypothese, so handelte es sich bei José Antonio Zurita nicht um einen der ersten engagierten Peñablanca-Anhänger, sondern vielmehr um die Schlüsselfigur einer von langer Hand geplanten, politisch motivierten Inszenierung der Marienerscheinungen. Zurita sei derjenige gewesen, der im Auftrag des Inlandsgeheimdienstes Central Nacional de Informaciones (CNI)35 unter dem damaligen Geheimdienstchef Humberto Gordon Rubio (21.9.1927–
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Aussage, die er erhält.« (»Se dirige entonces a Valparaíso. ¡Hay que avisarle al Obispo! Se le abren todoas las puertas y llega a la Secretaría del Arzobispado donde del Primer Vicario de la diócesis escucha, desconcertado por el ímpetu de este apasionado joven. ›Vengo a avisar que se está apariciendo la Virgen en Peñablanca‹. ›Escriban una carta al Obispado‹, es la única indicación que recibe.«; Barros Valenzuela 1985, 52) Eine andere Quelle (s.u. 8.7.) legt nahe, daß es vielmehr seine Mutter, María Teresa Comelin war, die Poblete zusammen mit einer Freundin, zu Luis Fernández brachte. »Neben ihm befand sich Pfarrer Luis Fernández und José Antonio Zurita, Mitglied der Familie, bei der Miguel Ángel derzeit wohnt.« (»Junto a él se encontraba el párroco Luis Fernández y José Antonio Zurita, miembro de la familia donde vive actualmente Miguel Angel.« (El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a) Im August 1977 wurde der für seine rücksichtslose Repression gefürchtete Inlandsgeheimdienst DINA von Pinochet durch die mit etwas weniger weitreichenden Befugnissen ausgestatten Geheimpolizei CNI ersetzt. Ausgelöst worden war dieser Schritt durch die massive internationale Erregung infolge des von DINA-Agenten verübten tödlichen Bombenattentats auf General Orlando Letelier del Solar und seine Sekretärin Ronni Moffitt in Washington D.C. im September 1976. Der Druck aus dem Ausland (besonders aus den USA) sowie auch Bedenken innerhalb der chilenischen Ar-
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15.6.2000; im Amt Juli 1980 bis Oktober 1986), Poblete gezielt beeinflußt und die Marienerscheinung systematisch inszeniert hätte. Zu diesem Zweck sei Poblete zunächst in Villa Alemana, im Hogar Carlos van Buren untergebracht worden, und schließlich – gesetzeswidrig – wieder aus dem Heim entfernt und ohne richterliche Anordnung im Haus der Familie Comelin Zurita untergebracht worden. José Antonio Zurita sei als Mitarbeiter des u.a. für Pressezensur zuständigen Ministeriums, der Secretaría General de Gobierno (s.u. 12.3), als Beteiligter an dem Inszenierungsplan in Frage gekommen.36 Aufgrund der mangelhaften Quellenlage (s.o. 1.3) lassen sich die Aussagen von Fernández in dieser Deutlichkeit weder bestätigen noch dementieren. Was die Anwesenheit von Poblete im Haus der Familie Comelin Zurita angeht, lassen sich jedoch tatsächlich einige Auffälligkeiten feststellen. Juristisch gesehen war er als Minderjähriger immer noch staatlicher Fürsorge unterstellt – vertreten durch das 6. Jugendgericht, Santiago (Sexto Juzgado de Menores) – und galt offiziell als aus dem Hogar Carlos van Buren entlaufen. María Teresa Comelin besaß also kein Sorgerecht für ihn, auch wenn sie im November 1983, nachdem Poblete bereits nicht mehr bei ihr, sondern bei Pfarrer Luis Fernández in den Räumlichkeiten der Gemeinde von El Sol wohnte (s.u. 11.3), einen Adoptionsantrag stellte. Außerdem lag offensichtlich seitens des Jugendgerichts bereits Anfang Oktober ein Anordnung vor, Poblete wieder in staatliche Obhut zu nehmen (orden de aprehensión), die jedoch offensichtlich nicht ausgeführt wurde, obwohl den staatlichen Stellen der Aufenthaltsort Pobletes bekannt war.37 Allerdings war es seitens
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mee, zwangen Pinochet letztlich zu dieser organisatorischen Umstruktierung. (cf. Collier/Sater 2004, 361; Cancino Troncoso 1997, 72) »Außerdem stand ich Kontakt mit der Familienmutter des Hauses, in dem er wohnte. An dieser Stelle muß ich zurückgreifen. Was also war ich dabei herauszufinden? Daß Gordon einen Herrn Zurita von der Secretaría de Gobierno beauftragt hatte, dies alles zu organisieren. Dieser Herr Zurita mietete dort ein Haus und brachte sein Mutter dort hin. Und die Sozialbeamtin, die alle Formalitäten [um Poblete im Haus unterzubringen; OG] regelte, war ein Tante. Das alles begann ich nun herauszufinden [...].« (»A todo esto yo tenía contacto con la dueña de casa de donde el estaba. Aquí tengo que volver atrás. ¿Que fue lo que empecé a descubrir? Qué Gordon le encargó a un señor Zurita de la Secretaría de Gobierno, que el organizara esto. Este señor Zurita arrendó una casa allá y puso a su mamá. Y la visitadora social que hizo toda la cuestión era una tía, [...]. Eso fue todo lo que yo fui descubriendo, [...].«; Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 7) »Als der Direktor des Jugendheims von Villa Alemana [Hogar Carlos van Buren; OG] das Sechste Jugendgericht von Santiago benachrichtige, daß der Junge ausgerissen sei, erließ die Richterin die Anordnung, ihn wieder in staatliche Obhut zu nehmen.« (»Cuando el director del Hogar de Rehabilitación de Villa Alemana avisó al Sexto Juzgado que el niño se había fugado, la magistrado dictó und orden aprehensión.«; La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983)
Der »Hornbläser der Jungfrau«
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des Heims, so der ehemalige Geschäftsführer Julio Irarrázabal, ein normales Vorgehen, weggelaufene Kinder nicht zwangsweise wieder zurückzuholen. Wenn einer der Bewohner, und sei es nur für eine Nacht, aus dem Heim wegblieb, so verlor er automatisch das Anrecht auf seinen Platz. Ein Wiedereintritt war nur auf Antrag beim zuständigen Jugendrichter wieder möglich; ebenso wurde auch eine zwangsweise Einweisung nur auf richterliche Anordnung vorgenommen. Und dies geschah für gewöhnlich erst, wenn der entsprechende Jugendliche nach der Flucht aus dem Heim noch einmal polizeilich auffällig wurde, was jedoch bei Poblete offensichtlich nicht der Fall war.38 Bezüglich der von Fernández vertretenen Manipulationshypothese, kann an dieser Stelle darüberhinaus nicht unerwähnt bleiben, daß zwei weitere Punkte die Familie Comelin Zurita zumindest in die Nähe der Militärregierung rücken, ohne daß hieraus ein konkreter Hinweis auf eine vorliegende Manipulation abzuleiten wäre, die jedoch immer wieder zu Spekulationen in diese Richtung führten. Ein zweiter Sohn der Familie, Juan Carlos Zurita, war als Vorsitzender (presidente) der Secretaría Nacional de la Juventud39 von Quilpué40 nachweislich für eine Regierungsorganisation tätig. Und er soll es auch gewesen sein – so berichten in unterschiedlichen Versionen sowohl Barros41 als auch Poblete im Interview42 – der Pinochet gemeinsam mit dem Visionär eine an diesen 38
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»Sie rissen aus und blieben in Freiheit, [...] bis sie von der Polizei aufgegriffen wurden. Aber in unserem Heim suchte man nicht nach den Kindern. Sogar wenn sie nur eine Nacht weggewesen waren, mußten sie wieder vor den Richter treten.« (»Se fugaban, y quedaban libre hasta que [...] hasta que los encontraba carabineros [...]. Pero en el hogar nuestro no se buscaba el niño, incluso si se presentaba faltando un noche, tenía que ir al juez.«; Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 10) Diese war als eine Unterabteilung des Ministerio Secretariá General de Gobierno gegründet worden, um den zivil-politischen Rückhalt der Militärregierung bei der jugendlichen Bevölkerung zu stärken. Die Organisation bot darüber hinaus Zugang zu einer Karriere in den Organen der Regierung Pinochet. (Huneeus Madge 2000a, 357–362; cf. Rivera Tobar 2006) Apsi 7.–20.10.1985, 20; El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008 »Praktisch sofort danach, wurde bekannt, daß sich der Präsident in Viña del Mar befand. Zwei der anwesenden Männer wurden mit dem Versuch beauftragt, zu ihm zu gelangen. Es ist mehr als unglaublich, daß beide anscheinend ohne Schwierigkeiten schafften. [...] Er hörte aufmerksam zu. Man sagte ihm, daß er laut einer Botschaft erschossen werden solle; [...].« (»Casi inmediatamente después se supo que el Presidente estaba en Viña del Mar. Dos varones de los presentes rueron comisionados para intentar llegar a él. Es demasiado increíble que ambos, aparentemente sin dificultad pudieran hacerlo. [...] Escuchó atentamente. Se le dijo que según un mensaje él sería baleado; [...].«; Barros Valenzuela 1985, 53) »[El Mercurio:] –Stimmt es, daß die Jungfrau Ihnen angekündigt hat, daß Pinochet ein Attentat erleiden wird? [Miguel Ángel Poblete:] Ja, Unsere Liebe Frau sagte: ›Der Präsident wir in einen Hinterhalt gelockt werden, und es wird mehrere Tote geben, und er wird unverletzt bleiben. Ich werde meinen schützenden Mantel um ihn legen‹.
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Juli bis Anfang August 1983: Lokale Öffentlichkeit
gerichtete Warnung der Jungfrau vor einem drohenden Attentat übergeben habe. Wichtiger als diese vermutlich legendarische Anekdote ist hinsichtlich der Manipulationshypothese jedoch die Tatsache, daß die Mutter Zuritas, María Teresa Comelin, verwandtschaftliche Beziehungen zu einem wichtigen Repräsentanten der Militärregierung hatte. Sie war die Cousine von Sergio Rillón Romani, der, als Leiter der Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno, als »formales Verbindungsglied zwischen dem Regime und den Bischöfen«43 fungierte. Jedoch sind weder eine Verbindung der Asuntos Especiales als Institution mit irgendeiner Form von Manipulation, noch von Rillón selbst belegbar, auch wenn dieser den persönlichen Kontakt mit den Vorgängen in Peñablanca nicht in Abrede stellt (s.a.u. 12.3.4, Zitat bei Anm. 167): »Rillón kannte den Visionär von Villa Alemana persönlich und spricht ganz natürlich über die Sache. [...] Rillón erinnert sich, er habe über seine Kusine erfahren, daß die Jungfrau auf einem Hügel von Villa Alemana erschienen sei. ›Ich hatte Zweifel, und behielt immer eine skeptische Haltung‹. Aber die Schilderung von María Teresa war so glaubwürdig, daß ich es nicht von vornherein zurückweisen konnte‹, erklärt er.«44
7.4 Der erste öffentliche Befürworter: Pfarrer Luis Fernández und die Erscheinung vom 12.8.1983 Am Sonntag, den 7.8.1983, so berichtet Barros45 , soll José Antonio Zurita auch in der Gemeinde »Santa María Madre de la Iglesia« im Ortsteil El
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45
[El Mercurio:] –Und haben Sie die Regierung darüber informiert? [Miguel Ángel Poblete:] –Juan Carlos Zurita hat mich ins das [Regierungsgebäude] ›Diego Portales‹ gebracht, wo er arbeitete, und ihnen die Nachricht überbracht. Sie haben mir nicht wirklich geglaubt, aber danach brachten sie mich in das Haus, wo die ›Bullen‹ [rati; chil. fam. für »Kriminalbeamter«] waren, und sie nahmen mich fest, weil sie glaubten, ich hätte etwas mit der Bande zu tun.« (»[El Mercurio:] –¿Es cierto que la Virgen le anunció que Pinochet sufriria un atentado? –Sí. Nuestra Señora dijo: ›El Presidente será emboscado, y habrá algunos muertos, y él saldrá ileso. Le haré poner mi manto protector‹. [El Mercurio:] –¿Y avisó al gobierno sobre esto? [Miguel Ángel Poblete:] – Juan Carlos Zurita me llevó al Diego Portales, donde trabajaba, y les di la noticia. No me creyeron mucho, pero después me llevaron a la casa donde están los ›ratis‹ y me detuvieron porque creyeron que yo tenía algo que ver con la banda.«; El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008) »[...] Sergio Rillón, quién actuaba de nexo formal entre el régimen y los obispos.« (Cancino Troncoso 1997, 172) »[...] Rillón conoció personalmente al vidente de Villa Alemana, y lo cuenta con toda naturalidad. [...] Rillón recuerda que se enteró por su prima de que la Virgen se habría estado apareciendo en un cerro de Peñablanca. ›Yo tenía dudas, y mantuve siempre una actitud escéptica. Pero el relato de María Teresa era tan verosímil, que uno no podía rechazarlo a priori‹, explica.« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008) Barros Valenzuela 1985, 47
Der erste öffentliche Befürworter
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Sol (Quilpué) bei deren Pfarrer Luis Fernández Carnero46 vorgesprochen haben. Dieser reagierte spontan zunächst abweisend, willigte dann aber doch ein, noch am selben Nachmittag mit Poblete zu sprechen.47 Die folgende Unterredung sowie eine weitere am nächsten Tag machten offenbar einen solchen Eindruck auf Fernández, der Poblete mehr und mehr für glaubwürdig hielt, daß er sich entschied, an der nächsten, der neunten Erscheinung, die von Poblete für den 12.8. angekündigt war, teilzunehmen und für diesen Tag auch in seiner Gemeinde zu werben. Zuvor informierte er jedoch den Bischof von Valparaíso über sein Vorgehen. Dieser stellte sich dem Wunsch des Priesters nicht entgegen, riet ihm »den Leuten mit viel Respekt zuzuhören« und den Ort »als ein Christ mehr« zu besuchen48 , mit anderen Worten: nicht in seiner offiziellen Funktion als Priester und Vertreter der katholischen Kirche (s.a.u. 8.12). Der folgende 12.8.1983 markiert nach dem 16.7. (s.o. 7.1) den zweiten wichtigen Übergangspunkt für die Marienerscheinungen von Peñablanca. Am Tag der neunten Erscheinung begleitete Luis Fernández, zusammen mit einer beträchtlich großen Gruppe aus seiner Pfarrgemeinde, die Ereignisse auf dem Hügel. Insgesamt sollen etwa 300 Personen anwesend gewesen sein.49 Und obwohl der überlieferte Text der ›Botschaft‹ 46
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Fernández (3.10.1925–20.5.1990) war gebürtiger Spanier (chilenische Staatsbürgerschaft seit 1968), wurde 1966 in Santiago zum Priester geweiht und war seitdem Gemeindepfarrer in El Sol. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 37f.660) Fernández war außerdem Kaplan des nahe gelegenen Stützpunkts der Seeluftstreitkräfte (Base Aeronaval) »El Belloto«. Fernández galt als kirchlich konservativer, der in seiner persönlichen Frömmigkeit schon vor Peñablanca der Marienverehrung einen hohen Stellenwert einräumte. Diese Tatsache ist im Zusammenhang mit der später aufkommenden Manipulationshypothese in zweifacher Hinsicht bedeutsam, zum einen, daß hier mit ihm bei einer der zentralen Peñablanca-Akteure eine direkte Nähe zur chilenischen Armee bestand. Zum anderen wurde eben dem Stützpunkt El Belloto seitens der ersten bischöflichen Untersuchungskommission vorgeworfen, mit Hilfe von Flugzeugen und Spezialchemikalien, besondere Wolkenformationen über dem Hügel von Peñablanca erzeugt zu haben (s.u. 9.6.4). Das von Barros geschilderte Treffen wird fast identisch in einem kurzen Interview von Luis Fernández selbst (Silva Torres 1987) wiedergeben, bis in das immer wieder wiederholte Zitat der ersten, skeptischen Reaktion auf die Erzählungen von der Erscheinung: »¡Tu abuela!« (sinngemäß: »Das kannst du deiner Großmutter erzählen!«) hinein; cf. auch ein 1984 mit TVN geführtes Interview, in dem Fernández abweichend angibt, erst am Montag mit Poblete gesprochen zu haben (TVN/Araya E. 25.8.1984). »El padre Luis señalo que al tener conocimiento de la situación y antes de ir al lugar de las presuntas apariciones informó al Obispo de Valparaíso lo que estaba sucediendo. ›El señor Obispo me dijo que a estas personas había que escucharlas con mucho respeto. Yo acudo al lugar como un cristiano más‹.« (La Estrella de Valparaíso 17.8.1983; cf. El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983) Die Zahl der Besucher wird so angegeben bei Barros (1985, 48) und übereinstimmend von Luis Fernández im Interview mit La Estrella de Valparaíso (17.8.1983; cf. Apsi 7.–
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Juli bis Anfang August 1983: Lokale Öffentlichkeit
Abbildung 7.1: Pfarrer Luis Fernández, Oktober 1983 (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
dieses Tages im Vergleich eher kurz ist, findet sich genau im Rahmen dieser ersten größeren Öffentlichkeit eine explizit auf die tagespolitische Situation bezogene Aussage. Pobletes Erscheinung ruft die Gläubigen dazu auf, nicht mehr weiter gegen die Militärregierung zu demonstrieren (s.u. 8.2). Nur drei Tage später, am 15.8.1983 – Mariä Himmelfahrt, eines der wichtigsten Marienfeste in Chile – sollen während der 12. Erscheinung bereits über 1000 Personen den Hügel besucht haben50 , darunter auch zum ersten Mal die Presse (s.u. 8.1). Angestoßen durch den Besuch von Pfarrer Fernández und den Mitgliedern seiner Gemeinde waren damit die Erscheinungen von Peñablanca endgültig ins Licht der größeren (Medien-)Öffentlichkeit gerückt (s.u. 8.12).
7.5 Marienerscheinungen ohne Presse Während die Quellen der Peñablanca-Anhänger den Zeitraum seit der berichteten ersten Marienerscheinung am 12.6.1983 ausführlich dokumentiert haben, finden sich in der Presse keine Hinweise bezüglich Pobletes Besuchen auf dem Hügel. Weder am Montag den 13.6. noch an den folgenden Tagen findet sich in La Estrella de Valparaíso51 , die später von allen Zeitungen am häufigsten über Peñablanca berichtete (s.u. 12.3.2), irgendein Hinweis auf Pobletes Visionen. Und dies blieb so für über sechs Wochen, in denen nach einiger Zeit die Vorgänge zumindest
50
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20.10.1985, 20; Qué Pasa/Aninat 6.–12.10.1983, 21; Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983, 44 u.ö.; Hoy 3.–9.9.1984). »[...] es hatte sich die Nachricht verbreitet, daß Miguel Ángel eine weitere Begegnung mit der Jungfrau Maria an ihrem Festtag haben würde. (»[...] se había corrido la noticia que Miguel Angel tendría otro encuentro con la Virgen María, en su festividad.«; El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983) Der Wochentag der ersten Erscheinung war ein Sonntag, an dem La Estrella nicht erscheint.
Marienerscheinungen ohne Presse
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in der nächsten Umgebung bekannt geworden waren und bereits Pilger anzogen (s.o. 7.1). Erst am 16.8.1983, als Peñablanca zeitgleich in El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso auf der Titelseite erscheint, beginnt die mediale Wahrnehmung des Phänomens (s.u. 8.1). Es bleibt jedoch darauf hinzuweisen, daß Berichte über religiöse und ›übersinnliche‹ Themen in der chilenischen Presse unabhängig von den Vorgängen in Peñablanca nicht ungewöhnlich sind. Sowohl in der seriösen wie der Boulevardpresse tauchen immer wieder – oft ganz ohne polemischen Unterton – entsprechende Meldungen auf. Bezeichnenderweise finden sich La Estrella de Valparaíso sowohl im Juni als auch im Juli zahlreiche Artikel, die sowohl über traditionelle religiöse Feste wie auch über ›Übersinnliches‹ berichteten. Das wichtigste religiöse Ereignis dieses Zeitraums war der Festtag des Apostels Petrus (29.6.), des Schutzheiligen der Fischer, das in der ganzen Küstenregion, besonders farbenfroh aber in Valparaíso, begangen wird und »dessen wichtigster Teil die Prozession der Figur des Patronatsheiligen und der Jungfrau Maria über die Bucht ist«.52 Der von Bischof Valenzuela nur etwa einen Monat nach seiner Amtseinsetzung (s.o. 3.5.3) gehaltene Festgottesdients53 , die Prozession zu Wasser und zu Lande sowie die zu Ehren des Apostels aufgeführten bailes chinos (s.a.o. 4.1) fanden 1983 am 3.7. statt, der dem Festtag am nächsten gelegene Sonntag.54 Nur etwa zwei Wochen später, am 16.7. bzw. den auf diesen Samstag folgenden Sonntag, beging man in ganz Chile den Festtag der National- und Heerespatronin »Nuestra Señora del Carmen« (s.a.o. 4.5) mit Gottesdiensten und Wallfahrten, die bekannteste und größte hiervon La Tirana in Nordchile (s.a.o. 4.2). Auch in Valparaíso fand unter Beteiligung von Delegationen der Streitkräfte am 17.7. die traditionelle Carmel-Prozessionstatt, über die La Estrella de Valparaíso unter einer Überschrift mit politischen Anklängen berichtet: »Um Versöhnung (reconciliación) betete man zur Jungfrau vom Berg Karmel«55 Nicht nur erschien »Versöhnung« angesichts des gewalttätigen Klimas im Jahr 1983 ein besonderes, auch religiöses Anliegen. Vielmehr war der Begriff und der Aufruf zur reconcilicación ein zentraler Terminus des regimekritischen Diskurses seitens der chilenischen katholischen Kirche (s.a.o. 3.5.2).56 Nur fünf Tage später widmete La Estrella de Valparaíso noch einmal eine ganze Doppelseite der traditionellen Marienfrömmigkeit in Chile und besonders der V. Región. Im Mit52 53 54 55 56
La Estrella de Valparaíso 2.7.1983b La Estrella de Valparaíso 27.6.1983 La Estrella de Valparaíso 4.7.1983 »Que haya reconciliación se pidió a Virgen del Carmen« (La Estrella de Valparaíso 18.7.1983) Cf. hierzu den zentralen Hirtenbrief La reconciliación en Chile (»Die Versöhnung in Chile«) vom 24. April 1974 (CECH, 1982a; cf. Cancino Troncoso 1997)
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telpunkt des Berichts stand die sehr persönliche Frömmigkeit mehrerer Männer, die aufgrund eines oft lebenslangen Gelübdes (manda) als Träger der Marienstatue traditionelle Prozessionen anführten, wie etwa auch der 79jährige pensonierte Marinesoldat Mercedes Arellano González: »Seit mehr als 30 Jahren begleite ich die Jungfrau von Lo Vásquez, aber wegen meiner Altersbeschwerden begleite ich nur meine Freunde und halte die Leute von ihnen fern, die zu nahe [an die Träger des Standbilds; OG] kommen und so Probleme bereiten könnten.«57
Auch erscheinen im genannten Zeitraum eine bemerkenswert große Zahl von Beiträgen aus dem Bereich ›Religion‹ und ›Übersinnliches‹, die nicht unbedingt mit dem Tagesgeschehen in Verbindung stehen. So findet sich genau einen Tag nach dem traditionellen Datum der ersten Erscheinung in Peñablanca, am 13.6., im internationalen Teil von La Estrella de Valparaíso ein kurze Meldung über das Erscheinen des Gesichts der Jungfrau Maria in Mexiko, nachdem der Blitz in einen Baum eingeschlagen war.58 Im Juni finden sich außerdem Meldungen über die ›Wundertätigkeit‹ eines Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts verstorbenen Karmeliter-Bruders aus Viña del Mar (Titelseite)59 sowie über die animita eines Mädchens, das 1968 an den Folgen der ersten in Chile durchgeführten Herztransplantation verstorben war (s.a.o. 3.6.3)60 . Im Juli ist gleich zu Beginn ein Artikel in Hinblick auf das spätere ›Medienereignis‹ Peñablanca besonders bemerkenswert: ein Magazinbeitrag der Samstagsbeilage Revista del Sábado über Wunderheilungen im Marienerscheinungsort Lourdes und deren kirchliche Anerkennung61 , wobei auf die zurückhaltende Position der Amtskirche – die sich ähnlich ja auch im Fall von Peñablanca zeigen sollte – hingewiesen wird: »Die Kirche ist in diesem Punkt äußerst vorsichtig und fordert sogar neue [Formen der] Prüfung, [...].«62 Nur eine Woche später erscheint in derselben Beilage 57
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»Llevó más de 30 años acompañando a la Virgen de Lo Vásquez, pero debido a mi edad achaques ahora sólo acompaño a mis amigos y los resguardo de la gente que pudiera provocar problemas.« (La Estrella de Valparaíso 23.7.1983b) Der zuständige Gemeindepfarrer stellte sich entsprechenden Berichten entgegen. (La Estrella de Valparaíso 13.6.1983; zum Erkennen von Gesichtern auf diffusen Oberflächen und deren religiöse Interpretation s.o. 3.6.2) La Estrella de Valparaíso 18.6.1983 La Estrella de Valparaíso 30.6.1983 Der letzte in Lourdes als Wunderheilung anerkannte Fall aus dem Jahr 1976, es handelt sich um ein elfjähriges Mädchen aus Sizilien mit Diagnose auf Knochenkrebs, wird ausführlich beschrieben. An dieser Stelle ist auf eine auffällige Koinzidenz mit dem hier in der Presse dargestellten Fall und der innerhalb der Peñablanca-Überlieferung ersten berichteten ›Wunderheilung‹ im Zusammenhang mit den Erscheinungen hinzuweisen. Im September 1983 soll ein Mädchen nach einem Besuch Pobletes von Leukämie geheilt worden sein (s.u. 10.1, Anm. 10). »La Iglesia es extremadamente cauta en este aspecto y exige inclusive nuevas pruebas, [...].« (La Estrella de Valparaíso–Revista del Sábado/Barros 2.7.1983).
Peñablanca als ›Medienereignis‹
185
noch einmal ein Beitrag im Zusammenhang mit Marienerscheinungen: die Entdeckung einer ›fotografierten Szene‹ in den Augen des Gnadenbilds von Guadalupe63 sowie eine kurze Schilderung der Erscheinungslegende. Das hier verhandelte Thema war schon seit Jahren bekannt (cf. Anm. 63) und deshalb an dieser Stelle kaum als journalistische ›Neuigkeit‹ betrachtet werden kann. Es stellt sich also die berechtigte Frage nach dem Grund für eine Veröffentlichung des Artikels etwa einen Monat vor Beginn der Medienaufmerksamkeit für Peñablanca. Speziell die beiden Artikel, die explizit Marienerscheinungen thematisieren, aber auch die weiteren Berichte über religiöse und ›übersinnliche‹ Themen erscheinen – aus Sicht der Manipulationshypothese (s.u. 12.3) – angesichts des enormen Medieninteresses für Peñablanca nur wenige Wochen später als geradezu vorbereitend für dieses. Die Vermutung einer bewußt eingesetzten Medienstrategie (s.a.u. 12.3) kann an dieser Stelle aber nicht mehr als hypothetisch bleiben.
7.6 Peñablanca als ›Medienereignis‹ Peñablanca war unbestreitbar ein Ereignis, das sich – die Bedingungen eingeschränkter Pressefreiheit während der Militärdiktatur in Chile (s.u. 12.3) vorausgesetzt – zunächst v.a. in den Monaten August bis Oktober 1983 großen journalistischen Interesses erfreute. Die schnelle Zugänglichkeit und die Verbreitung von Informationen über die Marienerscheinung in den Medien waren eine entscheidende, wenn auch keine hinreichende Bedingung für die Entstehung eines entsprechenden Massenphänomens. In dieser Hinsicht ließe sich übertragen, was Tumin und Feldman bezüglich der Peñablanca in vielem ähnlichen Marienerscheinungen von Sabana Grande (Puerto Rico; s.a.o. 2.3 und s.u. 8.3) bemerken,
63
An dem berühmten Gnadenbild, dessen wundersame Entstehung fester Teil der Guadalupe-Überlieferung ist (s.a.o. 2.4.1), wurden wiederholt Untersuchungen durchgeführt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde erstmals bekannt, daß in den Pupillen des Bildes ›menschliche Gestalten‹ zu erkennen sein sollten. Besonders hervorgetan bei der Untersuchung dieses Phänomens hat sich der auch in dem Estrella-Artikel erwähnte US-amerikanische Wissenschaftler José Aste Tönsmann, der die Augenpartie optische vergrößerte und computergestützt analysierte. Die so sichtbar gemachte Struktur wurde als Szene im Haus des Bischofs bei Enthüllung des Mantels durch Juan Diego interpretiert, die quasi fotografisch in das Auge des Gnadenbilds zum Zeitpunkt seiner Entstehung ›eingebrannt‹ wurde (Aste Tönsmann 1981; cf. auch Salinas de Gortari/Mora 1976; Callahan 1981; Smith 1983; Nickell 2002). Das ›wundersame Foto‹ in den Augen des Gnadenbilds von Guadalupe wurde infolge ein wichtiger Bezugspunkt als ›Echtheitsbeleg‹ in Kreisen von Marienerscheinungsanhängern und war auch den Peñablanca-Anhängern bekannt (cf. Barros Valenzuela 1990,1 1984, 52; mit einer Abbildung der entsprechenden Vergrößerung).
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die mit 100.000 bis 150.000 Pilgern am 25.5.1953 die höchsten Besucherzahlen erreichten: »Without the role played by the newspapers and radios, the events might well have remained local in scope and limited in duration. But once the media of mass communication took up the issue, there was an increasing amount of coverage, quantitatively and in variety, leading to the point where, on May 26, the day after the promised second reappearance, more than 26 per cent of all the space devoted to news and more than 70 per cent of all the photo space in El Mundo, the leading paper, were devoted to Sabana Grande and its Miracle.«64
Ein vergleichbarer Verlauf läßt sich auch in Peñablanca beobachten. Nur etwa zwei Wochen nach Erscheinen der ersten beiden Titelgeschichten in den Regionalzeitungen El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso Mitte August 1983 (s.o. 8.1) wurden die Erscheinungen zu einem Thema mit landesweiter medialer Präsenz. Insbesondere im Ballungsraum Santiago und in der V. Región berichteten die chilenischen Medien umfassend und regelmäßig über die Vorgänge auf dem Hügel – seien es die großen nationalen Tageszeitungen, El Mercurio de Santiago und La Tercera de La Hora, die Wochenmagazine Qué Pasa und Ercilla, Sender wie Radio Portales und Radio Minería (s.u. 11.8 und 13.1, Anm. 3) oder das staatliche Fernsehen Televisión Nacional de Chile (TVN, Canal 7). Die von Poblete mitgeteilten ›Botschaften‹ standen in der Berichterstattung – oft genug an hervorgehobener Stelle – in einer Reihe mit Nachrichten über die Proteste in den Straßen des Landes und ihre gewaltsame Unterdrückung sowie dem politischen Tagesgeschehen.65 Für eine gewisse Zeit war die in Peñablanca mit seinen Pilgermassen sinnfällig gewordene religiosidad popular (s.a.o. 3.3) wichtiger als Gewalt und Tagespolitik. Der Presse kam hinsichtlich Peñablanca eine doppelte Funktion zu: Ihre zum Teil täglichen Meldungen dokumentierten den groben Ablauf der Ereignisse und stellten damit eine zentrale Informationsquelle für all diejenigen dar, die in dieser Hinsicht keine persönlichen Kontakte nach Villa Alemana unterhielten. Die ›Botschaft‹ von Peñablanca verbreitete sich so schnell und weit über die regionalen und sogar nationalen Grenzen hinaus. Gleichzeitig wurden die Medien schon bald Forum für die öffentlich ausgetragene Debatte über die umstrittenen Vorgänge auf dem Hügel und deren politische und kirchenpolitische Dimension. In Interviews und Leserbriefen meldeten sich Personen des öffentlichen 64 65
Tumin/Feldman 1955, 129 Als Beispiel sei hier der Tag vor dem zehnjährigen Jahrestag des Militärputschs angeführt: El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983; La Estrella de Valparaíso 10.9.1983a; 10.9.1983b; 10.9.1983c; 10.9.1983d; La Nación 10.9.1983
Peñablanca als ›Medienereignis‹
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Lebens, Kirchenvertreter und bisher unbekannte, dafür aber umso engagiertere Anhänger und Verteidiger der Marienerscheinungen zu Wort. Einen ersten Höhepunkt fand die Berichterstattung in der Folge des 29.9., dem Tag, an dem mehr als 100.000 Menschen den Ereignissen auf dem Hügel beiwohnten (s.u. 10.10). Mit einem nochmaligen großen Echo am 7./8.10., nach der ersten negativen Erklärung des Bischofs von Valparaíso, flaute das Medieninteresse nach der zweiten Ablehnung am 28.10.1983 schließlich fürs erste ganz ab (s.u. A.6).
Teil IV Eine Marienerscheinung im öffentlichen Raum
8 August 1983: Peñablanca wird öffentlich 8.1 Die erste »Massenwallfahrt« und die Medien: 15. und 16.8.1983 Am 16.8.1983 – dem Tag nach Mariä Himmelfahrt1 und nur vier Tage nach der verheerenden Gewaltbilanz der vierten protesta nacional (s.a.o. 3.5.1) – werden die Vorgänge in Peñablanca erstmals auch in der Presse greifbar, und dies gleich an hervorgehobener Stelle. Nachdem tags zuvor noch die apostolische Reise von Papst Johannes Paul II. in den französischen Marienerscheinungsort Lourdes (14./15.8.) als wichtige Nachricht erschien2 , war es nun eine eben solche Erscheinung in Chile:3 In beiden großen Regionalzeitungen der Ballungsregion Valparaíso/Viña del Mar – El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso4 – erschien die Nachricht über die Marienerscheinung in Peñablanca mit Fotos prominent auf den Titelseiten. So meldete El Mercurio eine »Massenwallfahrt auf den Hügel, wo ein Jugendlicher die Jungfrau ›sah‹«5 , während La Estrella schrieb, man habe ein »Schlichtes Heiligtum errichtet, wo die Jungfrau erscheint«.6 Mehr als 1000 Personen7 , so El Mercurio, hätten den 1 2
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Gesetzlicher Feiertag in Chile und 1983 ein Montag El Mercurio de Valparaíso 15.8.1983; cf. die Ankündigung eine Woche zuvor (La Estrella de Valparaíso 8.8.1983a) und der Kurzbericht über einen Bombenanschlag in Lourdes drei Tage vor dem Papstbesuch, der jedoch nur Sachschaden an einer Figurengruppe des Kreuzwegs verursachte (La Estrella de Valparaíso 12.8.1983c); zur Reise selbst cf. Vatikan o.J. (Internetquelle). Peñablanca erschien auch in der Presse als singuläres Ereignis. Daß aber Berichte über religiöse und ›übersinnliche‹ Themen in der chilenischen Presse zu dieser Zeit durchaus üblich waren, zeigt ein Blick auf die Zeitungen der Wochen vor dem 16. August. In diesem Zeitraum erschienen auch mehrere Artikel, über das Thema Marienerscheinungen (s.o. 7.5). Zur journalistischen Ausrichtung der Zeitungen und der eingeschränkten Pressefreiheit während der Militärdiktatur ausführlich s.u. 12.3.1 »En Villa Alemana.– Masiva peregrinación a cerro donde joven ›vio‹ a la Virgen« (El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983) »Levantan rústico santuario donde se aparece la Virgen« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983); die beiden Artikel legen unterschiedliche Schwerpunkte. In La Estrella ist der Bericht insgesamt zurückhaltender als in El Mercurio (nur ein im Gegensatz zu zwei Bildern, deutlich weniger Platz auf der Titelseite, etwas kürzerer Artikel). Auffällig ist, daß die Meldung in La Estrella nicht wie in El Mercurio die Marienerscheinung selbst und die entstandene »Massenwallfahrt« in den Mittelpunkt stellt, sondern die Errichtung eines »schlichten Heiligtums« an der entsprechenden Stelle. Da La Estrella im Gegensatz zu El Mercurio als Abendzeitung erscheint, wurde möglicherweise eine
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August 1983: Peñablanca wird öffentlich
Abbildung 8.1: Die zwei ersten Presseberichte über die Marienerscheinungen von Peñablanca; links: Ausschnitt aus der Titelseite von El Mercurio de Valparaíso, 16.8.1983; rechts: Titelseite von La Estrella de Valparaíso, 16.8.1983.
Ort besucht, an dem ein »16 Jahre alter Junge«8 die Jungfrau Maria sehe und mit ihr spreche. Schon seit den frühen Morgenstunden dieses Tages seien die Menschen zu Hunderten – v.a. aus der umliegenden Region – nach Peñablanca gekommen, um dem ›Dialog‹ des schließlich gegen 15:00 Uhr eintreffenden Miguel Ángel Pobletes mit der Jungfrau Maria beizuwohnen. Über dessen Inhalt – d.h. über die innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger später so wichtigen ›Botschaften‹ (s.o. 6.5) – war an diesem Tag aus der Presse nicht viel mehr als Andeutungen zu erfahren: Poblete hätte, laut Auskunft von Luis Fernández, viele Mitteilungen empfangen und sie in einem Heft9 notiert. Die ›Bot-
7 8 9
andere journalistische Präsentation des Themas gewählt, um so noch ein zweites Mal Leseraufmerksamkeit zu gewinnen. Barros schätzt die Pilgerzahl an diesem Tag auf über 1200 (Barros Valenzuela 1985, 55). La Estrella gibt das Alter Pobletes korrekt mit 17 an; später wird dieses für einige Zeit fälschlicherweise mit 15 angegeben (zu den Altersangaben in der Presse s.u. 11.6). Zum Tagebuch Pobletes s.a.o. 6.1
Die ›Botschaft‹ vom 15.8.1983 und erste politische Inhalte
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schaften‹ ähnelten denen von Fátima (s.u. 8.2), könnten jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht werden, da man sie »politisch mißverstehen« könne, so zitiert El Mercurio den Visionär selbst. Somit tauchte bereits in dieser ersten öffentlichen Äußerung Pobletes das im weiteren Verlauf für Peñablanca so wichtige Motiv einer direkten Verbindung der Erscheinungen mit der chilenischen Tagespolitik auf. Zunächst wurde von den ›Botschaften‹ jedoch nur soviel preisgegeben: die Jungfrau Maria wünsche, daß die Menschen viel beten.10
8.2 Die ›Botschaft‹ vom 15.8.1983 und erste politische Inhalte Bereits an dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick auf den in den Dokumentationen der späteren Peñablanca-Anhänger überlieferten Text der Botschaft des 15.8., von dem Teile im weiteren Verlauf der Erscheinungen – wie bereits von El Mercurio de Valparaíso angedeutet – durchaus politisch verstanden wurden. Inwieweit an diesem Tag bereits Tonbandaufzeichnungen von Pobletes Äußerungen angefertigt wurden, wie es später die Regel war (s.u. 13.4), ist nicht mehr festzustellen. Insofern bleibt unklar, welchen genauen Wortlaut die an diesem Tag in Hörweite des Visionärs11 befindlichen Menschen vestehen konnten. In den folgenden zwei Wochen tauchten jedoch immer wieder einzelne Abschnitte der ›Botschaft‹ auch in der Presse auf, die entweder auf Mitschrieben der am 15.8. anwesenden Journalisten oder auf einer möglicherweise schon zirkulierenden Schriftfassung des Textes basierten. Fest steht jedoch, daß in der ›Botschaft‹ dieses Tages mehrere der im weiteren Verlauf zentralen Themen auftauchen, wie auch schon in den für Juni und Juli überlieferten Texten (s.a.o. 6.4, 6.5, 6.7 und 7.1), wobei gleichzeitig bereits erste Redundanzen festzustellen sind. Der überlieferte Text vom 15.8. sei hier in voller Länge wiedergegeben: »[...] Die Señora erscheint und sagt: Mach, daß alle diese Leute beten und singen. Ich sagte es ihnen, und es war sehr schön. Ich will, daß ihr meinen Sohn liebt, Euren Herren; beleidigt nicht mehr den Namen meines Sohnes. Sie sah mich an und sagte: Miguel, dies werde ich dir sagen: Das Huemul12 wird am Boden kämpfen und der Kondor wird ihm aus der Luft beistehen, und die Sonne wird ihre mächtigen Strahlen aussenden und das Huemul verletzt zurück lassen. Das Huemul aber wird sein Blut vergießen und das Grasland [praderas] rot färben. Wer Ohren hat, der höre. Dann sagte Sie: 10 11 12
El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983 Lautsprecher zur Verstärkung von Pobletes Stimme wurden am 1.9. installiert und am 3.9. erstmals in Betrieb genommen (s.u. 8.12). Eine Gattung der Trughirsche, die gleichzeitig Wappentier des Landes ist (s.a.u. 8.13).
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August 1983: Peñablanca wird öffentlich
Komm, komm näher. Ich sagte zu Ihr: Señora, wenn Sie vom Himmel kommen, kommen Sie doch näher zu mir. Mir hat man gesagt, daß Sie der Teufel sein könnten, und ich habe ein wenig Angst, und ich mußte dies sagen. Sie näherte sich mir, und mein Herz freute sich mehr und mehr. Wir brachten die Rosen, um die Sie gebeten hatte, und pflanzten sie, und Sie sagte mir: In Zukunft wird dies mein Garten sein. Ich bekam Lust zu sagen: ›Nehmen Sie mich mit sich‹, aber schon bereute ich es, und Sie sah mich an mit einem Lächeln, und ich schämte mich ein wenig und ich sagte zu Ihr: Verzeiht mir, aber ich bekam Lust, dies zu sagen. Sie verzeihen mir doch, oder? Sie lächelte und sagte: Habe keine Angst die Dinge auszusprechen. Bevor du in den Himmel kommst, mußt du dich reinigen und gute Dinge tun, deinen Geschwistern helfen, ohne auf die [Gesellschafts-]Klasse zu sehen, der sie im Leben angehören. Und nachdrücklich sage ich dir: Wenn du deinen Geschwistern hilfst und die Hilflosen schützt, ohne daß jemand davon weiß, ohne irgendeinen Eigennutz, aus Liebe zu deinen Geschwistern, so wird der Herr euch belohnen für eure guten Taten. Alle sollt ihr Opfer bringen für die Bekehrung vieler Seelen. Señora, gefallen ihnen die bunten Rosen? Ich habe ihnen nur Knospen mitgebracht, aber wenn die Rosen herauskommen, sind sie für Sie. In Ordnung? Sie sah mich an und sagte: Ja, mein lieber Sohn, bete und bleibe Kind. (Ich verstehe den Sinn dieser Worte nicht, aber während ich schreibe, sind sie noch immer in meinem Kopf, ›bleibe Kind‹.) Im Laufe des 15. Augusts sagte mir die Señora diese Worte: Sie segnete das Brot mit Ihren Strahlen und sagte mir: Verteile es ohne Habgier. Und Sie ließ es mich an einen gewissen Mauricio austeilen, den ich nicht kannte, Sie aber schon. Dann sagte Sie: Lieber Miguel, die Botschaften, die ich gegeben habe, wurden immer verborgen. Ich werde fortfahren, die selben Botschaften zu geben wie in Fátima und La Salette. Sehr viele haben sie bei Seite gelassen, als sei nichts gesagt worden. Mein Herz ist traurig, und ich bete für jene, die meine Botschaften verbergen. (Sie wiederholt die Botschaft über das Kochtöpfeschlagen [carceroleo] im Fernsehen.) Bitte, meine lieben Kinder, schlagt nicht mehr auf die Kochtöpfe, denn es erregt nur die Gemüter und führt zu keinerlei Übereinkunft [acuerdo], nur zu menschlicher Zwietracht. Mein lieber Sohn, rufe dazu auf und bitte, daß im Fernsehen nicht mehr an die Vergangenheit erinnert werde, denn dies erregt die Gemüter noch mehr. Lebt in der Gegenwart. Sie öffnete die Arme, stieg auf und ging. Ich verließ den Zustand, in dem ich mich befunden hatte, und fühlte eine große Freude. Es war etwas sehr schönes. [...]«13
Neben Textpassagen, die – allgemein und ohne Bezug auf für Peñablanca spezifische Motive – zu Gebet, Respekt vor dem Namen Christi, Nächstenliebe14 und guten Werken aufrufen, stechen vier Themen hervor. Dies ist erstens der allegorische Abschnitt über das Huemul, den Kondor 13 14
Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 39f. (span. Orig. s. Anhang, A.3); cf. Barros Valenzuela 1985, 55f.; Ders. 1989, 22f. Man beachte hier als Besonderheit jedoch den gesellschaftlichen Bezug auf die soziale Klasse.
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und die Sonne, der die Gefahr eines drohenden Krieges zwischen Chile und Argentinien andeutet (ausführlich s.u. 8.13), und am 19.8. auch in La Estrella de Valparaíso publiziert und in den folgenden Tagen mehrfach in der Presse kommentiert wurde. Zweitens wird an dieser Stelle erstmals auch der »Garten der Jungfrau Maria« erwähnt15 , der als ein später durch einen massiven Metallzaun abgeteilter ›innerer Bereich‹ (s.u. 10.9) zu den wichtigsten Elementen des als Kultort gestalteten Erscheinungshügels in Peñablanca gehörte. Drittens ist hier die der Erscheinung selbst zugeschriebene Mitteilung hervorzuheben, sie werde noch einmal die Botschaften von La Salette und Fátima wiederholen. In der Tat weisen die ›Botschaften‹ von Peñablanca auffällig viele Parallen zu den beiden genannten Erscheinungen auf. Diese ›innere Kohärenz‹ wurde seitens der Anhänger immer wieder als Beweis für die ›Echtheit‹ von Peñablanca angeführt. Auch Pfarrer Luis Fernández hatte bereits in seinem ersten Presseinterview auf die Ähnlichkeit zwischen den von Poblete berichteten ›Botschaften‹ und denen von Fátima hingewiesen.16 Er erwähnte darin mögliche Kenntnisse Pobletes über die portugiesische Erscheinung17 , auch wenn er hieraus nicht den Schluß zog, daß dieses Wissen möglicherweise Quelle der beobachteten Ähnlichkeiten sein könnte.18 Sofern es sich bei den intertextuellen Referenzen um wörtliche Zitate handelt19 , liegt jedoch genau eben dieser Schluß nahe. So ließe sich dieser Teil der Botschaft als regelrechte vorweggenommene ›Verteidigung‹ gegen einen Vorwurf lesen: daß Poblete nur die auswendig gelernten Botschaften be-
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Nächste Erwähnung: 16. Erscheinung, 11.9.1983 (Barros Valenzuela 1989, 26); der »Garten« ist vermutlich eine intertextuelle Referenz auf die ›Botschaften‹ von San Damiano: »Ich selbst komme an diesen Ort , um euch zu retten; es ist dies mein Paradiesgärtlein auf dieser Erde. [...] (19.7.1968)« (Hierzenberger/Nedomansky 1993, 419) Den Zusammenhang von Peñablanca und Fátima erwähnte auch der kirchliche Beauftragte, Jaime Fernández, in seinen ersten, noch wohlgesonnenen öffentlichen Äußerungen (s.u. 11.1). Zu möglichen Vorkenntnissen Pobletes in dieser Hinsicht s.a.u. 8.5.1 »Es sind mehr oder weniger bekannte Dinge. Die hiesigen Botschaften Marias stehen in enger Verbindung zu denen von Fátima. Ich glaube nicht, daß der Junge gar nichts über Fátima weiß.« (»Son cosas más o menos conocidas. Los mensajes de María aquí están muy ligados a lo de Fátima. Y no creo que el niño sepa nada de lo de Fátima. [Hervorh. OG]«; La Estrella de Valparaíso 17.8.1983). Im Gespräch mit El Mercurio de Valparaíso (16.8.1983) hatte Fernández am Vortag die ›Botschaften‹ u.a. als »Prophezeiungen im Stil von Fátima« (»profecías en el estilo de Fátima«) charakterisiert. So etwa im Falle eines Abschnitts aus dem ›Geheimnis‹ von La Salette, das im Zusammenhang des Konflikts zwischen Peñablanca-Anhängern und der Diözese Valparaíso erstmals auftaucht und u.a. die Priester als »Kloaken der Unreinheit« bezeichnet (Barros Valenzuela 1985, 99; s.u. 11.8)
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reits bekannter Erscheinungen wiederhole.20 Als viertes ist die wohl bemerkenswerteste Textpassage dieses Tages zu nennen, die letzten beiden der Erscheinung zugeschriebenen Sätze. Sie sind es wohl auch, die in El Mercurio de Valparaíso als »politisch mißverständlich« bezeichnet wurden: die Jungfrau Maria mischt sich ganz explizit in das tagespolitische Geschehen Chiles ein und ruft zum Ende der Straßenproteste auf, deren charakteristisches Merkmal die sogenannten caceroleos waren: das laute Schlagen auf leere Kochtöpfe. Es verwundert kaum, daß gerade diese Textstelle seitens der Kritiker der Erscheinungen wiederholt als Beweis einer politischen Instrumentalisierung Peñablancas angeführt wurde.21 In der religiösen Sinndeutung der Anhänger dagegen erscheint derselbe Aufruf zusammen mit dem Folgesatz – man möge sich im Fernsehen nicht mehr der Vergangenheit erinnern22 – als ein an Regierung und Opposition gleichsam gerichteter Aufruf zur friedlichen Konfliktlösung seitens einer gerade über allen politischen Interessen stehenden ›himmlischen Macht‹.23 20
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Es kann nicht ausbleiben, darauf hinzuweisen, daß die genannten textlichen Übereinstimmungen auch als Hinweis auf die Existenz vorredigierter Texte im Sinne der Manipulationshypothese verstanden wurde. So sei, laut Jaime Fernández, Poblete regelmäßig vor seinen Erscheinung nach Santiago gebracht worden, wo man ihm die vorbereiteten ›Botschaften‹ eingab (ausführlich s.u. 11.3). Der Text von »Bitte, meine lieben Kinder [...]« bis »[...] in der Gegenwart« ist eine wortwörtliche Wiederholung einer Passage der vorherigen Erscheinung vom 12.8. (Barros Valenzuela 1985, 51; Barros Valenzuela 1989, 22; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 37) worauf auch in der ›Botschaft‹ selbst hingewiesen wird. Auch wenn am 12.8., der Tag des ersten Besuchs von Luis Fernández, bereits zwischen 180 und 300 Personen anwesend waren (s.u. 8.3), so fällt doch die Wiederholung dieser politisch brisanten Textstelle vor dem am 15.8. deutlich größeren Publikum ins Auge. Ein vergleichbarer Aufruf findet sich nicht im Rahmen der vorigen, ›privaten‹ Erscheinungen. Man kommt kaum umhin, hier einen Zusammenhang zwischen dem ›Öffentlichwerden‹ und dem Auftauchen tagespolitisch relevanter Botschaften zu konstatieren. Inwieweit aus dieser Koinzidenz auf die Verbreitung durch Dritte vorverfaßter Botschaften (s.a.o. Anm. 20) durch Poblete geschlossen werden kann, muß dahingestellt bleiben, ist im Lichte der Manipulationshypothese aber denkbar. Der Satz spielt auf eine sowohl im Fernsehen als auch in der Presse seitens der Regierung Pinochet lancierte Medienkampagne an, die im Zuge der protestas nacionales die chaotischen Zustände in den letzten Monaten der Regierung von Salvador Allende wieder heraufbeschwor und so die Angst vor einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung schüren sollte (cf. etwa La Estrella de Valparaíso 10.9.1983e). »Zum ersten Mal hörte man auch eine Botschaft, die offensichtlich an diejenigen Teile [der Gesellschaft], die in unserem Vaterland sozial und politisch miteinander in Konflikt lagen, und deren Gegensätze in diesen Tagen, [...], solch tragische Konsequenzen hatten. [...] Dies ist ein Aufruf an beide Seiten des Konflikts. An die auf dieser Seite und die auf der anderen. Trotz seiner Sachlichkeit und Vorsicht würde man später Anstoß an dieser ›Einmischung‹ der himmlischen Mama nehmen, und sie sollte Anstoß dazu geben, daß ihre verdrehte Interpretation beiden Seiten half, sich in einem traurigen Irrtum wiederzufinden, der in einer Diskreditierung der Erscheinung seitens der [kirchlichen] Autoritäten endete.« (»Por primera vez se escucha también
In Erwartung der nächsten Erscheinung
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8.3 In Erwartung der nächsten Erscheinung: Peñablanca bis zum 1. September 1983 In der Folge des 16.8. entwickelte sich Peñablanca innerhalb weniger Wochen von einem lokal begrenzten zu einem landesweit – später sogar in begrenztem Maße international – beachteten und diskutierten Ereignis. Die 10. Erscheinung am Mariä Himmelfahrtstag und die Presseberichterstattung am Folgetag markierte einen kritischen Punkt in der Entwicklung. Folgt man Schätzungen in den Quellen, so hatte sich die Zahl der Menschen, die Pobletes öffentlich gezeigtem religiösen Erleben beiwohnten, innerhalb von nur drei Tagen mehr als verdreifacht. Am 12.8., im Rahmen der 9. Erscheinung, sollen es noch zwischen 180 und 300 gewesen sein24 , am 15.8. bereits zwischen 1000 und 1200, und das noch bevor die Nachricht erstmals über die Presse verbreitet wurde.25 In den nächsten zwei Wochen – folgt man den Zeitungen – sollte nun zunächst keine weitere Erscheinung mehr stattfinden, auch wenn La Estrella am 22.8. über einen weiteren Besuch Pobletes auf dem Hügel berichtete (s.u. 8.3). Allerdings wurde schon im Rahmen der ersten Berichterstattung der Termin für die nächste Erscheinung angekündigt: der 1. September26 , wie La Estrella de Valparaíso am 16.8. schrieb, wenn auch noch etwas versteckt im Fließtext des Artikels27 . Einen Tag später erschien der Termin in El Mercurio de Valparaíso schon auf der Titelseite28 . Mit dem 16.8. war somit die Grenze ausschließlich lokaler Bedeutsamkeit endgültig überschritten. Oder, wie es einer der Chronisten von Peñablanca, Álvaro Barros (s.u. 8.5), in dem etwa ein Jahr später verfaßten ersten Buch seiner vierbändigen Dokumentation ausdrückte:
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un mensaje dirigido evidentemente a las partes social y políticamente en conflicto en nuestra patria cuyos antagonismos por estos días, [...], han tenido tan trágicas consecuencias. [...] Este es un llamado a ambas partes en conflícto. A los de este lado y a los del otro. A pesar de su objetividad y prudencia, más tarde también causará escándalo esta ›intromisión‹ de la Mamá del Cielo y será motivo para que su torcida interpretación ayude ambos bandos a equivocarse en una triste confusión que terminará en la descalificación de las apariciones por parte de las autoridades.«; Barros Valenzuela 1985, 51) Luis Fernández spricht von 300 Teilnehmern (La Estrella de Valparaíso 17.8.1983); Barros spricht sowohl von 300 (1985, 48) als auch von nur 180 (aaO., 49). Diese Zahl sollte in den folgenden Wochen bis zum 29.9., dem in Zahlen gemessenen Höhepunkt der Erscheinungen mit zwischen 70.000 und 150.000 Besuchern (s.u. 10.10), stetig zunehmen. Im Gegensatz zum 15. August liegt am 1.9. kein besonderer katholischer Festtag. La Estrella de Valparaíso 16.8.1983 »Priester [gemeint ist Luis Fernández; OG] bekräftigt, daß das Ereignis am 1. September erneut stattfinden wird (»Sacerdote afirma que el hecho se volverá a producir el 1◦ de septiembre«; El Mercurio de Valparaíso 17.8.1983)
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August 1983: Peñablanca wird öffentlich
»Die Nachricht vom Erscheinen der Jungfrau, die sich nach der Wallfahrt vom 15. August wie ein Lauffeuer ausbreitete, erreichte das ganze Land und erschütterte viele religiöse Herzen. Einige glaubten von Beginn an und vertrauten darauf, daß ein Priester hinter dem Jungen stand und die Echtheit der Ereignisse bezeugte. Solch dunkle Zeiten haben ohne Zweifel den Besuch der Himmlischen Mutter nötig, und Sie erscheint einem armen Jungen, oben auf einem Hügel, wie in Fátima und bei anderen Erscheinungen.«29
Diese erste ›Wachstumsphase‹ von Peñablanca, verbunden mit der informell und über die Medien verbreiteten exakten terminlichen Ankündigung einer neuen Erscheinung, findet sich wie bereits ausgeführt (s.o.2.3), ganz ähnlich gelagert auch im Rahmen der Marienerscheinung von Sabana Grande (Puerto Rico) am 25.5.1953, der hier als Vergleichsfall angeführt sei. Dort waren nach wochenlangen Meldungen in den Medien, die besonders ein für diesen Tag zu erwartendes ›Wunder‹ herausstellten, schließlich zwischen 100.000 und 150.000 Menschen30 bei der angekündigten Erscheinung zugegen. Das angespannte Erwarten der nächsten Erscheinung der »Virgen del Cerro«31 , begleitet von den Medien, die diese Spannung aufrecht erhielten, wurde ebenso zum Kennzeichen der folgenden zwei Wochen der chilenischen Erscheinung. Es war die erste entscheidene Konsolidierungsphase von Peñablanca. In der Zeit zwischen dem 16.8. und dem 1.9. verbreitete sich die Nachricht über eine Marienerscheinung in Peñablanca erstmals über die Umgebung Villa Alemana und Quilpué hinaus. Während offenbar bereits eine immer größere Zahl von Menschen die nächste Erscheinung der Jungfrau Maria erwartete, begannen El Mercurio und La Estrella de Valparaíso so wie vereinzelte Zeitungen im Raum Santiago – so bereits am 17.8. die Abendzeitung La Segunda32 – das Thema Peñablanca journalistisch auszubauen 29
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»La noticia que la Virgen se estaba apariciendo, encendida luego de la peregrinación del 15 de Agosto, cundió por todo el país y conmocionó muchos corazones religiosos. Algunos creyeron desde un comienzo, confiando en que un sacerdote estaba tras el niño, testificando la autenticidad de los hechos. Tiempos tan negros sin duda requieren de la visita de la Mamá Celestial y Ella se está apareciendo a un niño pobre, arriba de un cerro, como en Fátima, como en otras apariciones.« (Barros Valenzuela 1985, 59) Eine ähnliche Größenordnung wie am 29.9.1983 in Peñablanca. El Mercurio de Valparaíso 17.8.1983 La Segunda 17.8.1983; der Text ist bis auf die deutlich polemischere Überschrift »Niño dice que vio a la Virgen cuando fue al campo a fumar mariuhana« und ein anderes Foto druckidentisch mit dem am gleichen Tag in La Estrella de Valparaíso (17.8.1983) erschienen Artikel, der in dieser Zeitung außerdem als Aufmacher erschien. Diese Übereinstimmung in den beiden zu El Mercurio S.A.P. gehörenden Periodika (s.u. 12.3.1) könnte auf eine konzertierte journalistische Strategie des Großverlages bezüglich der Peñablanca-Erscheinungen hinweisen. Auffällig ist die Änderung der Überschrift in La Segunda, die durch den Hinweis auf Pobletes angeblichen Drogenkonsum, den Berichten über die Marienerscheinung von vornherein die
In Erwartung der nächsten Erscheinung
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und durch Berichte und Interviews mit Pilgern und Beteiligten vor Ort für ihre Leser präsent zu halten. Kritische oder zurückhaltende Kommentare finden sich dagegen nicht.33 Bis zum 1. September berichteten die Zeitungen fast täglich ›Neues‹ über Peñablanca, wiederholen immer wieder das Datum der angekündigten nächsten Erscheinung und lieferten ihren Lesern darüber hinaus präzise Wegbeschreibungen34 , bis hin zu Anfahrtsplänen35 . Ein Presseartikel dieses Zeitraums, der bereits erwähnte Bericht in La Estrella de Valparaíso vom 22.8., sei hier noch herausgehoben. An diesem zeigt sich bereits beispielhaft der Beginn einer voneinander abweichenden Außenwahrnehmungder Erscheinungen und der Innenperspektive des in seinen Anfängen befindlichen inneren Kreises um Poblete. Der in der Zeitung berichtete Besuch des Visionärs auf dem Hügel am Sonntag, den 21.8. – er sei gekommen, um zu beten und selbst die Gebete der versammelten Menschen anzuleiten36 – gilt in der Überlieferung der
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Glaubwürdigkeit abspricht. In La Estrella de Valparaíso dagegen wird durch die Überschrift »Gemeindepfarrer von El Sol gibt an: ›Darstellung der Erscheinungen der Jungfrau ist glaubwürdig‹« (»Señala párroco de El Sol: ›Versión de las apariciones de la Virgen es creíble‹«) mit dem identischen Artikeltext, genau das Gegenteil unterstellt. Eine Ausnahme bildet hier ein schon am zweiten Tag der Berichterstattung erschienener satirischer Kommentar in der Beilage La Chueca von La Estrella de Valparaíso (17.8.1983). Ohne weiter auf die näheren Umstände in Peñablanca einzugehen, führt der Autor des Beitrags – der sich selbst als ungläubig und areligiös bezeichnet – auf bissige Weise die allgemeine Leichtgläubigkeit in Chile vor. Nur die reine Behauptung, man habe eine »Jungfrau« (»una virgen«) gesehen, reiche schon aus, daß Tausende daran glauben. Er selbst bezweifelte dies mit den guten Gründen derjenigen, die genauso wenig an die Politik der apertura (s.a.o. 3.5.1; s.a.u. 8.14) und den demokratischen Dialog glauben, die er damit praktisch als ›politischen Aberglauben‹ vorführte. Bezeichnenderweise blieb dies der einzige Beitrag seiner Art. Zumindest in den folgenden drei Monaten sollte sowohl La Estrella de Valparaíso als auch der Großteil der restlichen Presse fast ausschließlich ›ernsthaft‹ über Peñablanca berichten. »Am einfachsten findet man den Weg, indem man der Hauptstraße bis zur Calle Sexta, zwischen Villa Alemana und Peñablanca gelegen, folgt. Von dort aus läuft man nach Norden bis zum Ende der Häuser [...].« (»[...] Las señas más faciles son: viajar por el Camino Troncal hasta la Calle Sexta ubicada entre Villa Alemana y Peñablanca. Desde allí se debe encaminar hasta el norte, donde se acaban las casas. [...]« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a) Eine Angabe zum Erreichen des Erscheinungshügels findet sich bereits in der erste Pressemeldung von El Mercurio de Valparaíso (16.8.1983): »der Hügel am Ende der calle Sexta in Villa Alemana gelegen, im nördlichen Teil der Stadt.« (»[...] la colina, ubicada al final de la calle Sexta de Villa Alemana, en el sector norte de la ciudad.«) Erstmals in El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983 Eine aktive Rolle, die er auch später in seiner Funktion als Visionär immer wieder einnehmen sollte: »Am Abend hielt sich der Jugendliche Miguel Ángel Poblete mehrere Stunden betend im Heiligtum auf. Er wurde begleitet von einer Gruppe befreundeter Personen, und in der Zeit, während er sich am Ort aufhielt, leitetete er die Gebete und Gesänge für die Jungfrau an.«; »Por la tarde, durante varias horas, permaneció en oración en el santuario el joven Miguel Angel Poblete. Llegó
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Peñablanca-Anhänger als weitere, als 11. Erscheinung zwischen dem 15. August und dem 1. September. Diese wird – von der Zeitung abweichend – jedoch auf den 20.8. datiert.37 Daß beide, sowohl die ›Außen-‹ als auch die ›Innenperspektive‹, letztlich über das gleiche beobachtbare Ereignis auf dem Hügel berichten, zeigt sich daran, daß sowohl Paredes38 als auch der Zeitungsartikel übereinstimmend über die Anbringung einer Statue der »Virgen de los Rayos« (die ikonographische Darstellung der Marienerscheinung der Rue du Bac; s.a.o. 2.4.2; s.u. 8.10, Abb. 8.5, 228) an der Erscheinungsstelle durch Poblete berichten.39 Überlieferungsgeschichtlich interessant ist, daß das Datum für die 12. Marienerscheinung am 1.9. laut Paredes und Barros erst an diesem Tag, genannt worden sei, obwohl eine entsprechende Ankündigung seit dem 15.8. mehrfach in den Zeitungen zu lesen war. Dies wirft ein kritisches Bild auf die Tagebucheinträge Pobletes, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob diese tatsächlich in direktem zeitlichen Zusammenhang mit seinen jeweiligen berichteten Erlebnissen standen, oder retrospektive, entsprechend ergänzte Niederschriften darstellen. Offensichtlich liegt hier ein redaktioneller Eingriff in den überlieferten Botschaften vor, der die Bekanntgabe des nächsten Erscheinungstermins an die durchgehende Zählung der Erscheinungen anpaßt. Fest steht, daß die 11. Erscheinung fester Bestandteil der Peñablanca-Überlieferung der Anhänger wurde. Der Zeitraum zwischen den ersten Presseartikeln und der für den 1.9. angekündigten Erscheinung nimmt ansonsten in den Dokumenationen der sich später organisierenden Anhänger nur wenig Platz ein40 . Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, daß viele der später wichtigen Akteure – mit Ausnahme von Paredes , die im Rahmen der oben geschilderten 11. Erscheinung erstmals den Hügel besuchte – nicht aus der direkten Umgebung, sondern aus Valparaíso bzw. Santiago stammten, und erst innerhalb der genannten zwei Wochen aus der Presse oder anderen Quellen von den Marienerscheinungen erfuhren. Gerade in Hinblick auf die Verbreitung der Nachrichten über Peñablanca bis nach Santiago zeigt sich als eines der wichtigsten Charakteristika dieser ersten Phase öffentlicher Wirksamkeit die Informationsverbreitung. Álvaro Barros (s.u. 8.5)
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acompañado por un grupo de personas amigas y durante el tiempo que estuvo en el lugar encabezó las oraciones y alabanzas a la Virgen.«; La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a) Barros Valenzuela 1985, 56; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 40 Der 20. bzw. 21.8. war außerdem der Tag, an dem María Luisa Paredes zum ersten Mal den Erscheinungshügel besuchte (s.u. 8.4). Poblete erweiterte auf diese Weise selbst das santuario popular um ein weiteres Element und setzt Peñablanca hier bereits mit einer anderen, anerkannten Marienerscheinung (Rue du Bac; s.o. 2.4.2) in Beziehung. Knapp zwei Seiten bei Paredes (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 40–42), knapp drei bei Barros (Barros Valenzuela 1985, 56–58)
María Luisa Paredes Zamora: Chronistin der ›Botschaften‹
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besuchte, wie er selbst schreibt, am 1.9. das erste Mal eine der Erscheinungen. Auch der spätere geistliche Leiter und Beichtvater Pobletes, der Jesuit Miguel Contardo (s.u. 8.6), nahm am 1.9. erstmals an einer Erscheinung teil.
8.4 María Luisa Paredes Zamora: Chronistin der ›Botschaften‹ Zu den wenigen zentralen Figuren des späteren Peñablanca-Kults, die aus der unmittelbaren Umgebung stammen, gehörte María Luisa Paredes Zamora (geb. 9.10.1953), die später neben Álvaro Barros (s.u. 8.5) die zweite wichtige Peñablanca-Chronistin werden sollte. Paredes wohnte in einem unweit des Erscheinungshügels gelegenen Viertel von Villa Alemana und besuchte, wie sie selbst berichtet, am 20.8. den Erscheinungshügel im Rahmen der 11., nicht von der Presse wahrgenommenen Erscheinung. Als Poblete mit eine Gruppe von Begleitern den Sportplatz passierte, habe ihr Bruder sein dortiges Fußballtraining unterbrochen, um seine Schwester aus dem Haus hinaus auf den Erscheinungshügel zu holen. Von da an hätte sie »nicht mehr aufgehört dort teilzunehmen, und immer wenn es eine Erscheinungen gegeben hätte, sei sie dabei gewesen«. Im Rückblick bezeichnet sie diesen Tag als »zweifellos den wichtigsten in meinem Leben«.41 Seit diesem Tag gehörte Paredes zum inneren Kreis der frühen Anhänger und regelmäßigen Besucher auf dem Hügel. Dabei spielte offensichtlich auch der aufgrund mehrerer Fehlgeburten bis dahin unerfüllte Kinderwunsch42 von Paredes eine Rolle, der sie die ›Hilfe‹ der Jungfrau Maria suchen ließ. Im Laufe der Monate entwickelte sich eine persönliche Freundschaft zu Poblete, der ab März 1984 mehrfach für einige Zeit in ihrem Haus wohnte, so noch einmal 1985 und zuletzt 1992: »[...] und viele Male fragte ich die Jungfrau Dinge, die ich sonst nur in meinem Herzen trug. So konnte ich z.B. keine Kinder bekommen. [...] Und immer sagte ich zu ihr: Unsere Liebe Frau, wenn du mir ein Kind schenken mögest, so wäre ich dir sehr dankbar. Und wenige Monate später, das war im Dezember ’83 und im März ’84, klopfte Miguel Ángel
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»Este día, sin duda alguna el más importante de mi vida, [...]. Desde ese maravilloso día no dejé de concurrir más, y siempre que hubo una aparición yo estuve allí.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 41f.) Cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 673
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August 1983: Peñablanca wird öffentlich
an meine Tür und sagte, daß die Heilige Jungfrau mich bittet, ihn wie einen Sohn aufzunehmen [...].«43
Der Kinderwunsch von Paredes auf der einen und die enge emotionale Bindung zu Poblete auf der anderen Seite44 waren offensichtlich auch ein bestimmendes Element im Verhältnis von Paredes zu den Marienerscheinungen. Poblete teilte ihr im Anschluß an die Erscheinung vom 12.6.1986 mit, die Jungfrau Maria kündige ihr eine erneute Schwangerschaft an.45 Gleichzeitig fordere die Erscheinung sie auf, ihre gemeinsame Geschichte mit Poblete aufzuschreiben. Obwohl Paredes, von Beruf Damenschneiderin, im Gegensatz zu Barros keinerlei schriftstellerische Vorerfahrung hatte, begann sie die Arbeit an einem Buch, das in erster Linie die vollständige und exakte Zusammenstellung sämtlicher überlieferten Texte der ›Botschaften‹ von Peñablanca darstellt. Zu diesem Zweck sammelte Paredes über sechs Jahre hinweg alle ihr zugänglichen Tonmitschnitte46 , transkribierte diese und überprüfte bereits vorhandene Transkriptionen.47 Ihr Buch, das sie 1993 schließlich in Argentinien publizierte, liegt heute bereits in der zweiten Auflage (2 2005) vor. María Luisa Paredes wohnt bis zum heutigen Tag unweit des Erscheinungshügels 43
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»[...] muchas veces le hizo pregunta a la Virgen que yo sola me hice en mi corazón. Por ejemplo yo no podía tener hijos [...] Y siempre le dije: Señora, si tu me quieres dar un hijo te lo agradecería muchísimo. Y a los pocos meses, esto fue en diciembre del ’83, en marzo del ’84 Miguel Ángel toca mi puerta y me dice, que la Santísima Virgen me pide si yo lo puedo recibir a él como un hijo [...]«. (Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006, 3) »Ich beziehe mich auf meinen Sohn, wie ich ihn liebevoll nenne, Miguel Ángel, mit dem uns eine große Zuneigung verbindet.« (»Me refiero a mi hijo, como cariñosamente lo llamo, Miguel Ángel, a quien nos une un cariño inmenso.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 674) Nach einer erneuten Fehlgeburt 1988 bekam Paredes schließlich 1990 einen gesunden Sohn, dessen Geburt sie dem Wirken der Jungfrau Maria zuschrieb (cf. Paredes 2003, 223) Auch für die vorliegenden Untersuchung wurden erhaltene Originalmitschnitte ausgewertet, davon leider keiner aus dem Jahr 1983. Insofern man an die durch die Anhänger überlieferten Quellen die ›Authentizität‹-Frage, im Sinne der Texttreue stellt, so ist eine solche zumindest für die Äußerungen Pobletes während seines Visionszustand ab dem Beginn der Medialisierung (s.u. 9.6.2 und 13.2) zu behaupten. Ein Stichprobenvergleich der Tonbandaufzeichnung der 239. Erscheinung vom 4.11.1984 mit der Transkription vom Paredes ergab, abgesehen von Pausen und kleineren Zwischenrufen, eine fast einhundertprozentige Übereinstimmung. (Originaltonaufnahme 4.11.1984; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 354–357) »[...] por qué cuando nuestra señora pisa ese cojín [12.6.1986; OG] que esta ahí y anuncia que yo iba a ser mamá, [...] ella me pide que además yo escriba un relato de lo que yo he vivido al lado de Miguel Ángel y lo acontecida. Y mi respuesta fue, [...] soy sólo una modista, soy sólo una costurera. Y este fue un trabajo muy largo de traspasar lo que es el casette al papel. Me demoré 6 años tratando de no equivocarme, escuchar muchas veces el casette y no equivocarme. [...]« (Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006, 13)
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und ist als »Küsterin« (»sacristana«)48 mitverantwortlich für die dortige Kapelle. Ihr wichtigster Beitrag als soziale Akteurin der Erscheinungen liegt jedoch darin, neben Álvaro Barros, die Peñablanca-Überlieferung schriftlich fixiert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht zu haben.
8.5 Álvaro Barros Valenzuela: Chronist der ›Ereignisse‹ Knapp zwei Wochen nach María Luisa Paredes, am 1.9.1983, dem Tag der 12. Erscheinung, besuchte ein weiterer zentraler Akteur des späteren organisierten Peñablanca-Kults zum ersten Mal den Hügel: der Architekt49 José Álvaro Barros Valenzuela (geb. 26.3.1931) aus Santiago gemeinsam mit seiner Frau Fanny McIntosh (geb. 28.3.1942).50 Das Ehepaar hatte bereits im August über eine Bekannte, die an der Wallfahrt vom 12.8.1983 teilgenommen hatte, von den Vorgängen in Peñablanca erfahren. Bereits »wenige Tage später«51 hatte Barros vor Ort persönlich mit Pfarrer Luis Fernández Kontakt aufgenommen, um Näheres über die Erscheinungen in Erfahrung zu bringen. Das große Interesse, das Barros von Beginn an den Berichten über eine Marienerscheinung in Peñablanca entgegenbrachte, war dabei kaum zufällig. Eine intensive Marienverehrung allgemein und ein besonderes Interesse für Marienerscheinungen war fester Bestandteil seiner persönlichen Frömmigkeit. Barros hatte in jungen Jahren eine Zeit als Jesuitennovize verbracht – aus dieser Zeit war er persönlich mit Miguel Contardo bekannt52 –, sich dann jedoch, anders als Contardo, gegen einen Ordenseintritt entschlossen.53 Er gehörte außerdem sowohl der katholischen charismatischen Erneuerung
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Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 17f. Barros war Angestellter der staatlichen Tourismusbehörde SERNATUR (Servicio Nacional de Turismo; cf. Carola/Aldunante 27.8.1984, 15). Barros Valenzuela 1985, 61; cf. Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005 »Einige Tage später hatte der Autor dieser Seiten die Gelegenheit Pater Luis kennenzulernen und mit ihm zu sprechen.« (»Pocos días más tarde el autor de estas páginas tuvo oportunidad de conocer y conversar con el Padre Luis.«; Barros Valenzuela 1985, 50) »[...] ex seminarista y compañero allí del padre Contardo« (Apsi 7.–20.10.1985, 20) »Álvaro Barros fiel uns besonders auf. [...] er war Jesuit gewesen. Er war nicht dahin gelangt, die Profeß abzulegen. Er war Mitbruder von Pedro Garcés [Mitglieder der zweiten Untersuchungskommission, s.u. 13.6; OG] und er hatte ihn als starken Marienverehrer in Erinnerung; er nannte sie immer ›mein liebste Mama‹ [...].« (»Don Álvaro Barros nos llamaba la atención. [...] fue religioso Jesuita. No alcanzó a ordenarse. Fue compañero de [...] Pedro Garcés [...] y lo recuerda como muy devoto de María, a la que siempre llamaba ›mi mamacita‹ [...].«; Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 17)
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(Movimiento de Renovación Carismática)54 als auch als Laienmitglied der Marianischen Priesterbewegung (Movimiento Sacerdotal Mariano) des Stefano Gobbi an55 , dessen Gründer ebenfalls Marienerscheinungen gehabt haben soll.56 8.5.1 Das Buch vor Peñablanca: »¿Qué quieres, Mamá?« Zu seiner allgemeinen Affinität gegenüber dem Thema der Marienerscheinungen kam hinzu, daß Barros, der neben seiner Tätigkeit als Architekt als Laienautor mehrere landeskundliche57 und religiöse58 Schriften verfaßt hatte, zum Zeitpunkt seines ersten Kontakts mit Peñablanca gerade dabei war, sich systematisch mit eben diesem Thema zu befassen. Seit Mai 1983 arbeitete er an einem neuen Buch, das im August bereits kurz vor dem Abschluß stand: eine kurze Geschichte der Marienerscheinungen vom 1. Jahrhundert bis in die Gegenwart mit dem Titel »¿Qué quieres, mamá?« (»Was willst Du, Mama?«). Als Barros Ende August 1983 schließlich von Miguel Ángel Poblete und seinen Erscheinungsberichten erfuhr, war er, wie er selbst sagt, auf der Stelle fasziniert von den Parallelen zwischen den von ihm zuvor studierten historischen Erscheinungen und den Vorgängen auf dem Hügel in Peñablanca.59 Was Barros bei seinem Besuch am 1.9. in Peñablanca sah und erlebte, überzeugte
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Cf. Martin 1993, 290f.; zu charismatischen Ausdrucksformen während des Erscheinungsrituals in Peñablanca s.u. 9.5.2 Cf. Barros Valenzuela 1990,1 1984, Klappentext; auch ein zweiter wichtiger PeñablancaAkteur, Miguel Contardo, war Mitglied der Marianischen Priesterbewegung in Chile (s.u. 8.6). Über ein erstes entsprechendes Erlebnis berichtete Gobbi während einer Wallfahrt nach Fátima im Mai 1972. Die von ihm in der Folge gegründete Bewegung, die er direkt auf Anweisungen der Jungfrau Maria zurückführt, ist eng der Fátimaverehrung verbunden und fand weltweit Verbreitung. Heute sollen ihr etwa 100.000 Priester sowie zahlreiche assoziierte Laien angehören (Gobbi 1983; Marianische Priesterbewegung o.J. [Internetquelle]). Cf. z.B. Barros Valenzuela 1975 Cf. z.B. Ders. 1980; erst 2005 erschien »Papá Dios« (Ders. 2005). »[...] im August sagte mir eine Person [aus meinem Bekanntenkreis], daß die Jungfrau erschien. Sie sagte, es sei ein Junge, der sie sieht, und sie erzählte mir einige Details seiner Äußerungen, das, was er sprach. Und erstaunlicherweise erschien es mir, daß dies eine ganze ähnliche Situation war wie die, über die ich geschrieben hatte. Nun, man sagte uns also, daß am ersten September eine Erscheinung sein würde, und wir gingen hin. Es interessierte mich sehr, aufgrund der Vorarbeiten, die ich gemacht hatte.« (»[...] en agosto una persona me dijo que la Virgen se estaba apareciendo. Un muchacho decía que la estaba viendo y me contó algunos detalles de su locución, de lo que hablaba. Y curiosamente me pareció a mi, de que eran situaciones parecidas de las que yo había escrito. Entonces, nos avisaron que el primero de Septiembre iba a ver una aparición, y fuimos. Me interesó mucho por los antecedentes que yo tenía [...].«; Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 1)
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Abbildung 8.2: Álvaro Barros Valenzuela, November 2005 (Foto: OG)
ihn offensichtlich derart, daß er schon zum nächsten Erscheinungstermin zwei Tage später wieder auf den Hügel fuhr. Zu diesem Erscheinungstermin am 3.9. nahm Barros auch das fertige Manuskript von »¿Qué quieres, mamá?« mit, offensichtlich um der Bedeutung des Zusammenfallens der Fertigstellung seines Buches mit den Ereignissen in Peñablanca Ausdruck zu verleihen. Dieser Ausdruck persönlicher Frömmigkeit sollte jedoch im weiteren Verlauf großen Einfluß auf die Entwicklung der Marienerscheinungen von Peñablanca haben. Vor Beginn der eigentlichen Erscheinung sei er, so schildert Barros, am Fuße des Hügels erstmals auch persönlich mit Poblete zusammengetroffen. Bei dieser Begegnung habe er dem Visionär von seinem Buch erzählt. Poblete äußerte großes Interesse an dem Manuskript, und Barros händigte es ihm daraufhin vorübergehend aus. Während der folgenden Erscheinung ›zeigte‹ Poblete das Dokument der Jungfrau Maria – d.h. er hielt es in Richtung der Stelle, an der er seine Erscheinung lokalisierte60 , und berichtete später, die Jungfrau Maria hätte das Buch »gesegnet« und es »gefalle ihr sehr«. Im Anschluß an das Erscheinungsritual gab Poblete das Manuskript jedoch nicht an Barros zurück, vielmehr bat er diesen, es ihm eine zeitlang auszuleihen. Barros willigte ein und Poblete behielt das Dokument für etwa ein halbes Jahr, bis Barros es Anfang 1984 zurückforderte.61 60 61
Zur Lokalisierung der Erscheinung s.u. 8.10 »El día 3 de septiembre del año 83 se repitió aparición nuevamente y nosotros fuimos y también fuimos el día 13. Entonces el día 3 yo llevé los originales del libro que yo había escrito y curiosamente al pie del cerro nos encontramos con ese muchacho. Y a él le interesó mucho el libro mío, entonces lo llevó. Y después vino la aparición y durante la aparición le mostró el libro a la Virgen, y la virgen dio a entender que lo bendecía que le gustaba mucho. A raíz de esto, el niño me pidió para poderlo leer. Y se lo presté y lo tuvo varios meses, hasta que yo le exigí que me lo devolviera, al año siguiente el año 84 el me lo devolvió.« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 1)
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Poblete war also – und dies ist entscheidend – während der gesamten ersten öffentlich wirksamen Phase von Peñablanca im Besitz einer kurzen monographischen Darstellung wichtiger Marienerscheinungen und ihrer Charakteristika. Das Buch selbst erschien – ohne explizite Nennung von Pobletes Erscheinungen62 – im April 1984 zusammen mit einem bereits im Juli 1983 verfaßten Vorwort von Bernardino Piñera Carvallo (s.a.u. 13.6, Anm. 79), dem damaligen Vorsitzenden der CECH der an dieser Stelle – noch vor Beginn der öffentlichen Wirkung von Peñablanca – äußerte: »Wer hätte sich nicht gewünscht, daß sich diese Erscheinungen vervielfachen, daß sich diese Botschaften bei allen Völkern und zu allen Zeiten wiederholen, um uns zur Umkehr und zur Heiligkeit zu rufen, um Liebe und Frieden in der Welt aufzurichten?«63
Das Buch von Barros, das ähnlich gestaltet ist wie seine spätere Peñablanca-Dokumentation (s.u. 8.5.2), beschreibt in jeweils kurzen Zusammenfassungen sowohl ›klassische‹, kirchlich anerkannte Erscheinungen wie die Nuestra Señora del Pilar (Zaragoza), die Marienerscheinung des Karmeliters Simon Stock (s.a.o. 4.5)64 , Guadalupe, La Salette, Lourdes und Fátima (s.a.u. 14.4), aber auch weniger bekannte und kirchlich nicht anerkannte wie Ezkioga (Baskenland, 1931–1934), Heede (Emsland, 1937–1940), sowie aktuelle Phänomen wie Garabandal (Spanien, 1961), San Damiano (Italien, 1961–1981), die Erscheinungen des Stefano Gobbi (Marianische Priesterbewegung) oder Medjugorje (ab 1981). Barros skizziert neben der Rahmengeschichte der jeweiligen Erscheinung auch ausführlich zentrale Botschaften in wörtlichen Zitaten sowie eine Reihe von die jeweiligen Erscheinungen begleitenden ›Wundern‹, so das ›Sonnenwunder‹ von Fátima65 , die ›mystische Kommunion‹ (Garaban62
63
64 65
Obwohl Barros zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von »¿Qué quieres, mamá?« bereits aktives Mitglied der Peñablanca-Anhängerschaft war, nutzte er das Buch nur sehr indirekt, um auf die Erscheinungen aufmerksam zu machen. So wurde auf den rückseitigen Klappentext auf Veranlassung von Poblete eine »Zusammenfassung« der ›Botschaften‹ gedruckt, ohne den Namen Peñablanca zu erwähnen (cf. Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 2). Außerdem findet sich im Vorwort von Barros (Barros Valenzuela 1990, 1 1984, 14f.) ein Abschnitt über den für Peñablanca spezifischen ›Ehrentitel‹ »Inmaculada Corazón de la Encarnación del Hijo de Dios« (s.o. 6.6), wiederum ohne Referenz auf Pobletes Erscheinungen. Möglicherweise stellt dieses Vorwort jedoch auch die Quelle für die spätere Nennung des ungewöhnlichen ›Ehrentitels‹ im Rahmen der Erscheinungen dar. »¿Quién no habría de desear que estas apariciones se multiplacaran, que esos mensajes se repetieran en todos los pueblos y en todos los tiempos, para llamarnos a la conversión y a la santidad, para establecer en el mundo el amor y la paz?« (Barros Valenzuela 1990,1 1984, 7–9) AaO., 34 AaO., 123f.
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dal, mit Foto)66 sowie den Fall einer ›stigmatisierten‹ Marienvisionärin, der italienischen Nonne Elena Aiello (1896–1961; 2 Fotos)67 . Die Darstellung der Marienerscheinungen von San Damiano illustriert Barros mit mehreren ›Wunderfotografien‹ mit den typischen kreis- und kreuzförmige Reflektionen rund um die Sonne.68 Darüber hinaus enthält das Buch diverse Fotografien von neueren Erscheinungen, die das Verhalten der Visionäre während des Visionszustands zeigen und dieses in der Bildlegende kommentieren. So schreibt Barros etwa über die Visionärinnen von Garabandal: »Ihre ekstatischen Entrückungen, die auch Rückwärtslaufen und Rennen beinhalteten, entfalteten sich zwischen Gebet, Stille und lauter Rede. Manchmal fielen sie auf den Rücken oder auf die Knie; sie waren unempfindlich für Nadelstiche und Verbrennungen, genau so wie es der heiligen Bernadette [von Lourdes] geschah.«69
Viele der hier beschriebenen Elemente tauchen später auch im Verlauf von Peñablanca wieder auf. Allein die Tradition der ›Wunderfotografie‹, wie sie nicht nur in San Damiano, sondern an den meisten modernen Marienerscheinungsorten praktiziert wird, entwickelte sich zu einem zentralen Bestandteil des Erscheinungsrituals (s.u. 9.6.2). Daneben stehen die mehrfachen ›Sonnenwunder‹ von Peñablanca (s.u. 9.6.1), die von Poblete gezeigte ›mystische Kommunion‹ (s.u. 13.7, Abb.) sowie seine ›Stigmatisierungen‹ ab Mitte 1984 (s.u. 13.8.1 und 13.9). Auch das von Barros für die Visionäre von Garabandal geschilderte Verhalten, vorwärts und rückwärts umherzulaufen (s.u. 9.5 und 10.10), plötzlich auf die Knie oder den Rücken zu fallen (s.u. 9.5 und 10.10) sowie die Proben auf angebliche Schmerzunempfindlichkeit (s.u. 11.8, Anm. 155; 13.4, Abb. 13.2; 13.6, Anm. 37) sind später ebenso bei Poblete während seines Visionszustands zu beobachten. Des weiteren läßt sich feststellen, daß mehrere der von Barros in seinem Buch ausführlich behandelten und zitierten ›Botschaften‹ anderer Erscheinungen auch in Peñablanca ein zentraler Stellenwert zukommt. Als Beispiele sei hier zum einen auf das »Geheimnis« von La Salette hingewiesen, das bei Barros in voller Länge zitiert ist70 und dessen kirchenkritische Zuspitzung auf die Priester 66 67 68 69
70
AaO., 164; Ders. 2003, 177, auch dort Abb. AaO., 154-157; cf. Laurentin/Sbalchiero 2007, 287 Barros Valenzuela 1990,1 1984, 170.174 »Sus desplazamientos extáticos, incluyendo marchas hacia atrás y carreras, se desarrollaron entre rezos, silencios y locuciones. A veces caian de espaldas o de rodillas insensibles a los pinchazos y quemaduras tal como ocurrió con Santa Bemardita.« (AaO., 160, Bildlegende des Fotos); cf. weitere Fotos, die Visionäre von Medjugorje kniend, mit gefalteten Händern und nach oben gerichteten Blick zeigen (aaO., 192.196). AaO., 73–83
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als »Kloaken der Unreinheit« zum Ausdruck des Konflikts zwischen den Peñablanca-Anhänger und der Diözese Valparaíso werden sollte (s.u. 11.8). Zum anderen läßt sich eine Parellele zu den außerhalb des direkten Umkreises der Marianischen Priesterbewegung selbst wenig bekannten Erscheinungen des Stefano Gobbi anführen.71 Die aus diesen Texten stammende Bezeichnung der Priester als die »vielgeliebten Söhne (hijos predilectos)« der Jungfrau Maria, wurde fester Bestandteil der ›Botschaften‹ von Peñablanca.72 Diese intertextuellen Bezüge des Ablaufs der eigentlichen Erscheinungen auf dem Hügel, des Verhaltens von Poblete und auch der ›Botschaften‹ von Peñablanca auf frühere Marienerscheinungen wurde von Beginn an von allen Beteiligten wahrgenommen. Für die PeñablancaAnhänger waren die zu konstatierenden Ähnlichkeiten ein Beweis der ›Echtheit‹ der Erscheinungen, ein Beleg dafür, daß Maria immer wieder als ›dieselbe‹ den Menschen erscheint und ihnen immer wieder ihre identische ›Botschaft‹ vermittelt (s.a.o. 6.5 und 8.2). Trotzdem kommt man nicht umhin zu vermuten, daß Pobletes nachgewiesene Lektüre des Manuskripts von »¿Qué quieres máma?« ab Anfang September 1983 einen entscheidenden Einfluß sowohl auf Pobletes Verhalten während des Erscheinungsrituals als auch auf die Formulierung der ›Botschaften‹ hatte. Die von den Peñablanca-Anhängern immer wieder vorgenommene Charakterisierung Pobletes, daß dieser dem Typus des religiös unkundigen Visionärs entspräche73 , kann angesichts dieser Tatsache nicht aufrechterhalten werden. 8.5.2 Die Bücher über Peñablanca: Eine Chronik der Erscheinungen Álvarro Barros, der ab dem 1. September 1983 an den meisten der folgenden Erscheinungstermine – meist gemeinsam mit seiner Frau – anwesend war, spielte in mehrfacher Hinsicht eine herausragende Rolle auf Seiten der Unterstützer von Peñablanca. Er gehörte, ebenso wie der ihm persönlich bekannte Miguel Contardo (s.u. 8.6), praktisch von Beginn an zum inneren Kreis, der direkten Zugang zum Visionär hatte. Barros war, gemeinsam mit anderen Anhängern aus Santiago 71 72
73
AaO., 200–204 Cf. erste Erwähnungen am 12.8.1983 (s.a.o. 7.4) nada en el cielo porque yo estoy aquí para preparalos para la Segunda Venida de mi Hijo.« und am 20.8.: »Dile a mis hijos predilectos que deberán estar muy firmes, porque llegan días muy pesados para ellos, pero cuando haya ocurrido todo, mi Hijo triunfará.«; Barros Valenzuela 1989, 23) »Casi siempre son niños, niñitas muchas de ellas; sencillos pastores, campesinos ignorantes, humildes, pobres. Hay tambien algunos adultos, o siempre gente con poca cultura, seres humanos que no brillan y que, por lo tanto, jamás serían buscados por los signos que brillan en la radio, en la prensa, en la política. en la televisión, en el mundo social, e incluso en la ciencia y el arte.« (Ders. 1990,1 1984, 215; s.a.o. 5.1)
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– wie Alan Rojas und Alejandro Cifuentes – eine der treibenden Kräfte bei der Entstehung eines organisierten und verfaßten PeñablancaKults. Die Gründung der Fundación Monte Carmelo im Juni 1984 (s.u. 13.8.2), deren erster stellvertretender Vorsitzender er war, geht mit auf die Initiative Barros’ zurück. Außerdem stellte er seine beruflichen Qualifikationen in den Dienst des Peñablanca-Kults, als er als Architekt ab März 1984 die Planung und Ausführung der Kapelle auf dem Erscheinungshügel verantwortete (s.u. 13.5). Entscheidend aber war von Beginn an seine Bedeutung als Schriftsteller und Publizist. Er setzte seine mit »¿Qué quieres mamá?« (s.o. 8.5.1) begonnene allgemeine Beschäftigung mit dem Thema Marienerscheinungen konsequent fort und begann damit, sein schriftstellerisches Können für eine ganz konkrete Erscheinung einzusetzen, von dessen ›Echtheit‹ er mit jedem Monat überzeugter war.74 Barros wurde zum Chronist der Ereignisse um Miguel Ángel Poblete und leistete in der Folge den zentralen Beitrag bei der Entstehung einer schriftlichen Überlieferung des Peñablanca-Kults. Etwa eineinhalb Jahre nach der legendarischen ›ersten‹ Marienerscheinung am 12.6.1983, erschien im Februar 1985 das erste Buch75 einer bis zum Jahr 1989 auf vier Bände anwachsenden Dokumentation mit dem Titel »Las apariciones de la Virgen Maria en Peñablanca« (»Die Erscheinungen der Jungfrau Maria in Peñablanca«). Barros strebte an, wie er in der Einleitung zum ersten Band (7–12) klar macht, eine Dokumentation der Marienerscheinungen von Peñablanca im Lichte der christlichen Heilsgeschichte zu leisten. Maria ist dabei, als Mutter des Gottessohnes, zentrale Protagonistin des christlichen Erlösungswerks.76 Wenn Barros die Jungfrau Maria als diejenige charakterisiert, die die Menschen in ihrer Sündhaftigkeit wieder mit Gott versöhnt, und ihnen ihre »Gottebenbildlichkeit« zurückgibt, so scheinen hinter seiner Mariologie die Christologie und Theologie geradezu zu verblassen: Gott gewinne die Menschen »als Kinder zurück durch eine Mama, die es auf sich genommen hat, die Mutter des Gottessohnes zu sein, und so in Jesus, die Mutter der ganzen Menschenheit«77 . Diese starke Betonung und theologisch74
75 76 77
So beschreibt Barros seine emotionale Haltung gegenüber der Marienerscheinungen als einen monatelang anhaltenden, euphorischen ›Schwebezustand‹: »En Abril [1984], quien escribe estas páginas llevaba casi ocho meses como en el aire, como volando distraído y atónito, sin poder aterrizar de aquel vuelo hacia lo sobrenatural, lo eterno; permaneciendo a la vez en lo cotidiano y trivial tan propio de nuestros tiempos chilenos y del mundo en los albores del tercer milenio: [...].« (Ders. 1985, 182) Verfaßt hat Barros dieses vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 1984, worauf der Text an mehreren Stellen Hinweise gibt (cf. Ders. 1985, 38.67) »Fenómenos del Amor de Dios [Passion, Tod und Auferstehung Christi; OG] que ocurren porque una Mujer que se llama María, dijo Sí.« (Ders. 1985, 7) »Los recupera como hijos a través de una Mamá que ausme ser Madre del Hijo de Dios y, en Jesús, Madre de toda la Humanidad.« (Ders. 1985, 7)
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heilsgeschichtliche Deutung des mütterlichen Aspekts Marias, verbunden mit einer emotionalen Bindung an jeden einzelnen Menschen78 , ist dabei gleichzeitig in der persönlichen Frömmigkeit von Barros wie auch in der allgemeinen chilenischen Marienfrömmigkeit verwurzelt (s.o. 59). Die enge mütterliche Fürsorge für die Menschen drücke sich eben auch darin aus, daß die Jungfrau Maria »ihren Kindern« im Verlauf der (Heils)Geschichte immer wieder direkt und sinnlich wahrnehmbar erscheine und sich ihren Kindern direkt zuwende.79 Wenn nun aus Sicht von Barros Marienerscheinungen allgemein und speziell Peñablanca eine Form mütterlicher Zuwendung der »Miterlöserin« darstellen, so geht er sogar noch einen Schritt weiter. Denn auch der Grund und der Zeitpunkt der Erscheinungen von Peñablanca würden im Verlauf der Heilgeschichte selbst wurzeln: sie seien Zeichen der baldigen Wiederkunft Christi. Damit wendet Barros seine Peñablanca-Deutung ins Apokalyptische. Apokalyptik und Naherwartung, wie bereits ausgeführt (s.o. 6.5), wurden zu einem der bestimmenden Kennzeichen des Peñablanca-Kults.80 Diesen Blickwinkel gilt es bei der Bewertung von Barros’ Berichten immer zu berücksichtigen. Seine Dokumentation ist keine objektive Historiographie und will keine sein. Sie ist in seinem Sinne ›Heilsgeschichtsschreibung‹. Die Bände 1 (»Yo soy el Inmaculado Corazón del Encarnación de Hijo de Dios« [»Ich bin das Unbefleckte Herz der Inkarnation des Gottesohns«])81 , 2 (»Yo soy la Theotokos« [»Ich bin die Gottesgebärerin«])82 und 3 (»Yo soy la Mardre del Socorro, la Madre de los Afligidos« [»Ich bin die Mutter der Hilfe, die Mutter der Betrübten«])83 dokumentieren aus der Innenperspektive eines überzeugten Peñablanca-Anhängers den gesamten Zeitraum der Erscheinungen, vom legendarischen Beginn 78 79
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»Ella entonces tiene que ver con toda la Humanidad, con cada hombre en todos los tiempos.« (Ders., 1985, 7) Diese grundlegende starke Betonung der Mariologie und der Marienerscheinungen, als Möglichkeit des direkten, emotionalen Bezugs zum Göttlichen, wird im Laufe der Erscheinungen von Peñablanca dahingehend relativiert, daß zu mehreren Gelegenheiten von Poblete auch Erscheinungen Jesu berichtet werden. »Por diversos signos este momento actual nos muestra que estámos en el Gólgota del Cuerpo Místico de la Iglesia de Jesús. Es en el Gólgota cuando la Virgen más unida está a su Hijo, el momento del sufrimiento mayor. En lós dolores Ella está más próxima a nosotros. Aquí se explica Peñablanca; y no sólo Peñablanca; igualmente se comprenden La Salette, Lourdes, Fátima y demás apariciones y mensajes. El Cuerpo Místico de Jesús, próxima su segunda venida que es el tercer punto focal de la historia de la Humanidad, está en los instantes de purificación sufriendo su agonía de confusión, infidelidad, división y persecución. La Mamá está junto a nosotros, junto a este cuerpo sufriente haciendo todo lo que está en Ella para que ninguno de sus hijitos se pierda.« (Ders. 1985, 8) Ders. 1985 Ders. 1987 Ders. 1988
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am 12.6.1983, über die erste öffentliche Wirkung im August bis zum Ende der Erscheinungen auf dem Hügel i.J. 1988, und enthalten darüber hinaus ein Lebensbeschreibung des Visionärs von seiner Geburt bis zum Beginn der Erscheinungen (Bd. 1: Kindheit und Jugend, 12.6.1983– 13.6.1984; Bd. 2: 17.6.1984 – September 1985; Bd. 3: 29.9.1985–12.6.1988). Der 4. Band (»Mensajes de Peñablanca. 1983–1988«)84 dagegen enthält ein Verzeichnis sämtlicher, innerhalb der fünf Jahre andauernden Erscheinungen geäußerten ›Botschaften‹. Im Gegensatz zum oft dialogischen Charakter von Pobletes Äußerungen während des Erscheinungsrituals (s.u. 9.5 und 11.5), enthält die Zusammenstellung von Barros nur die als ›religiös bedeutsam‹ angesehenen Inhalte in einer durchgängig lesbaren Fassung.85 Die ›Botschaften‹ sind darüber hinaus durchnummeriert und in Sinnabschnitte unterteilt. So entspricht »453.3« dem 3. Sinnabschnitt der 453. Marienerscheinung am 27.5.1987.86 Diese Aufteilung erinnert dabei stark an die Strukturierung des biblischen Textes in Kapitel und Verse und gibt durch dieses Referenzsystem den Botschaften von Peñablanca den Status eines autoritativen, der Bibel analogen religiösen Textes. Das vierbändige Werk besticht durch seinen Hang zum anekdotischen Detail und die große Zahl von Abbildungen und Fotografien, bietet gleichzeitig aber auch systematische Zugänge wie eine vollständige Chronologie der Erscheinungen in Band 2 (265–283) und Band 4 (199– 219), eine vorläufige Bibliographie in Band 1 (248–251) und eine deutliche erweiterte in Band 3 (224–240), die v.a. viele der über Peñablanca publizierten Pressebeiträge auflistet, sowie einen umfangreichen Index zur thematischen Erschließung sämtlicher ›Botschaften‹ in Band 4 (173– 197). Damit gehen die Bände von Barros handwerklich über den Anspruch eines religiös-erbaulichen Schrifttums hinaus und zeigen gleichsam die Handschrift theologischer Bildung und schriftstellerischer Erfahrung.87 Und eben diese sollte Barros sowohl während der Arbeit an, als auch nach Abschluß seiner Peñablanca-Dokumentation, deren letzer Band im Oktober 1989 erschien, konsequent für die Verbreitung der ›Bot84 85 86 87
Ders. 1989 Das später entstandene Buch von Paredes dagegen transkribiert vorhandene Tonbandaufzeichnungen vollständig (s.o. und 8.4). AaO., 141 Gestützt ist seine Dokumentation offensichtlich, neben schriftlichen Quellen wie – Bibel, Kirchenväter, marianische Erbauungsliteratur, Zeitungsartikel, kirchliche Verlautbarungen – in erster Linie auf eigene Erfahrung einer- und Gepräche mit den beteiligten Akteuren anderereseits. Im Text finden sich zahlreiche wörtliche Zitate von Poblete und anderen Personen sowie schriftliche Selbstzeugnisse. Diese sind jedoch, außer durch Anführungszeichen, nicht weiter ausgewiesen; Angaben zu Zeitpunkt und Kontext eventuell stattgefundener Interviews fehlen. Auch die verwendeten schriftlichen Quellen sind, mit Ausnahme der Bibelstellen, nicht ausgewiesen.
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schaft‹ von Peñablanca einsetzen. Er beteiligte sich von Beginn an als Autor an der ab Mai 1985 monatlich erscheinenden Zeitschrift der Fundación Monte Carmelo Misioneros de Dios (s.u. 14.1, Anm. 15)88 und verfaßte darüber hinaus auf Grundlage seiner vierbändigen Monographie zahlreiche Flugblätter, Broschüren89 und Gebetsbücher90 , die fester Bestandteil der Verkaufsstände auf dem Erscheinungshügel wurden (s.a.o. 1.3). Im Jahr 2003, dem zwanzigjährigen Jubiläum der traditionell ersten Erscheinung91 , publizierte Barros noch einmal ein Buch, das er diesmal jedoch nur als Herausgeber betreute. Es enthält, neben zahlreichen Abbildungen und Fotografien, mehrere hundert »Zeugnisse« (testimonios) von Menschen, die schriftlich und in kurzen Worten, ihre je persönliche Beziehung zu Peñablanca schildern, und warum sie, ebenso wie Barros selbst, an die ›Echtheit der Erscheinungen glauben: »Einerseits aufgrund dessen, was ich hier erzählt habe, glaubte ich und glaube weiterhin an Peñablanca. Aber hinzu kommen noch unzählige Erfahrungen, Beweise und Zeugnisse, die ganze Bücher füllen... Und die sich noch immer ereignen!«92
8.6 Miguel Contardo Egaña: Pobletes geistlicher Leiter Ebenso wie Álvaro Barros (s.o. 8.5) hatte auch ein weiterer der später zentralen Akteure des Peñablanca-Kults, der Jesuitenpriester Miguel Contardo Egaña93 , nicht erst durch die Medien, sondern bereits in den zwei auf den 15.8.1983 folgenden Wochen durch einen ihm persönlich bekannten Geistlichen (s.u. 8.7) von den Erscheinungen erfahren.94 Und auch für Contardo war schon lange vor Peñablanca die Marienfrömmigkeit im allgemeinen und speziell das Interesse an Marienerscheinungen ein zentraler Bezugspunkt seiner persönlichen Frömmigkeit gewesen. So gab er an95 , daß eines der Bücher, die ihn in seiner spirituellen Entwicklung am stärksten beeinflußt hatten, die »Abhandlung über die wahre 88 89
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Fundación Monte Carmelo 1985ff. Das Heft »Las apariciones de Peñablanca« (Barros Valenzuela 1997a) bietet auf 35 Seiten eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse und ›Botschaften‹, ist mit mehreren Fotos illustriert und liegt auch in einer englischen Fassung vor (Ders. 1997b) Ders. 1996a; Ders. 1996b; Ders. 1997c Cf. z.B. Fundación Monte Carmelo 1984 »En parte, por lo que he narrado, creí y sigo creyendo en Peñablanca, pero a ello se le suman innumerables experiencias, evidencias y testimonios que llenarían libros... ¡y que continúan sucediendo!« (Barros Valenzuela 2003, 20) Contardo wurde am 10.5.1922 in Santiago de Chile geboren und trat bereits 1941, im Alter von 19 Jahren, in den Jesuitenorden ein. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 661) Interview: Contardo Egaña/Grasmück 20.1.2006, 1 Contardo Egaña 1998, 119f.; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 662
Miguel Contardo Egaña: Pobletes geistlicher Leiter
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Abbildung 8.3: Miguel Contardo, Januar 2006 (Foto: OG)
Marienverehrung«96 des Louis-Marie Grignion de Montfort (31.1.1637– 28.4.1716) gewesen sei. Dieser erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckte Text zählt heute zu den wichtigsten Referenztexten für die umfassende religiöse Sinndeutung von Marienerscheinungen weltweit.97 Diese Prägung durch Montfort war es sicher auch, die dazu beitrug, daß Contardo bereits fünf Jahre vor Pobletes Erscheinungen – im Dezember 1978 – in Kontakt mit einer ›kleinen‹, d.h. öffentlich wenig beachteten Marienerscheinung in einem chilenischen Dorf namens Chagres kam (ausführlich s.u. 10.8). Die Rolle als geistlicher Leiter des dortigen Visionärs deutete er später als direkte Vorbereitung für sein ›Amt‹ in Peñablanca. Contardo war darüber hinaus, ebenso wie Barros (s.o. 8.5), Mitglied der Marianischen Priesterbewegung des Stefano Gobbi und leitete selbst eine entsprechende Gebetsgruppe (»Zönakel«) in Santiago.98 Contardo erscheint dabei als Vertreter einer Gruppe innerhalb des chilenischen Klerus, die sich nicht nur durch eine besonders ausgeprägte einer ansonsten im ganzen Land verbreiteten marianischen Frömmigkeit, sondern darüber hinaus mit einem dezidierten Traditionalismus (sog. »In96 97
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Grignion de Montfort 1988 »Most of the more formal and sophisticated attempts of recent years to build comprehensive structures of meaning around apparitions and apparition messages rely, often quite explicitly, on the theories of a seventeenth-century Marian devotee, St. Louis-Marie Grignion de Montfort [...], who founded two strongly Marian religious orders, the Montfort Fathers and the Daughters of Wisdom.« (Zimdars-Swartz 1991, 250f.) Contardo Egaña 1998, 41
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tegralisten«), durch offene Kritik am Vaticanum II, einen ausgeprägten Antikommunismus sowie einer – zumindest vorübergehenden – Befürwortung des Militärputsches auszeichnete (s.a.o. 3.5.2).99 Auch an dieser Stelle ist die im Rahmen von Peñablanca immer wieder auftauchende Verknüpfung (kirchen-)politischer Positionen mit einer aktiv gelebten Marienerscheinungsfrömmigkeit zu beachten, die sich hier an der Person einer der zentralen sozialen Akteure der Erscheinungen beispielhaft zeigt, wie bereits die zweite kirchliche Untersuchung feststellen konnte: »Das Interview mit ihm war für uns sehr beeindruckend, denn er erzählte uns schreckliche Dinge: [So] sei er davon überzeugt, daß der Papst von Marxisten umgeben sei und daß die Kirche verloren sei, denn sie wäre vom Marxismus zerfressen. Für ihn, diesen Pater, war ›Marxismus‹ gleichbedeutend mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, Priestern ohne Sotane [...].«100
Schon am Vorabend der für den 1. September angekündigten Erscheinung nun reiste Contardo mit entsprechenden Erwartungen von seiner Ordensresidenz in Valparaíso, wo er zum Zeitpunkt der Marienerscheinungen von Peñablanca lebte und wirkte, nach Quilpué und besuchte die Gemeinde von Luis Fernández in El Sol. Dort lernte er auch bereits den Visionär Poblete kennen. Contardo schloß sich umittelbar der Gruppe von Personen aus der Gemeinde von El Sol an, die – angeleitet von Luis Fernández – für den organisatorischen Ablauf der Erscheinung sorgten (s.a.u. 8.12). So habe er sich, wie er selbst schreibt, für den nächsten Morgen um 9:30 Uhr mit den anderen verabredet und sei schließlich zur vereinbarten Zeit »mit einigen Katechisten« auf den Hügel gestiegen, um die Einzäunung des schon als santuario popular gestalteten Erscheinungsbereich (s.u. 8.10) aufzurichten. Trotzdem hielt er sich später außerhalb des ›inneren Bereichs‹ auf und sah Poblete »nur aus der Ferne«. Während der folgenden Erscheinung am 3.9. besuchte er seinen marianischen Zönakel in Santiago, nahm jedoch an der übernächsten, am 8.9. – dem Festtag Mariä Geburt und gleichzeitig Termin einer angekündigten protesta nacional – wieder teil und begleitete Luis Fernández beim Aufstieg auf den Hügel. In den folgenden Wochen bis zum 29.9. übernahm Contardo, der offensichtlich immer in direktem Kontakt mit 99
»Según fuentes allegadas a la Comisión Investigadora, tanto el padre Luis Fernández como el padre Miguel Contardo ›son proclives a creer en apariciones y pertenecen al sector más conservador de la Iglesia‹.« (Apsi 7.–20.10.1985, 22; cf. Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 3f.) 100 »Su entrevista fue muy impactante para nosotros, porque nos dijo cosas muy terribles, de que estaba convencido de que el papa estaba rodeado de marxista y que la iglesia estaba perdida porque estaba carcomida por el marxismo. Para él, para este padre marxismo consideraba Concilio Vaticano Segundo, los curas sin sotanas [...].« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 18)
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der Gemeinde von El Sol stand, bereits einzelne Aufgaben innerhalb des Erscheinungsrituals wahr. Er wurde so neben Luis Fernández zum zweiten Kleriker, der als sichtbarer Akteur der Erscheinungen auftrat. Am 12.9. leitete er zusammen mit den Katechisten das gemeinsame Rosenkranzgebet über die Lautsprecher und übernahm außerdem die Leitung einer sich auf Pobletes Anweisung hin formierenden Prozession ins Tal. Nachdem er so für die Anwesenden als Priester erkennbar geworden war – Contardo trug für gewöhnlich Sotane – baten ihn gleich mehrere Personen um die Abnahme der Beichte, eine Aufgabe, der er von da an regelmäßig im Rahmen neuer Erscheinungstermine nachkam.101 Contardo wurde somit schon innerhalb der ersten Wochen der öffentlich wahrgenommenen Marienerscheinungen von Peñablanca zu einer zentralen Figur des Gesamtablaufs und blieb es in den folgenden Jahren. Während die organisierten Peñablanca-Anhänger meist Laien im kirchlichen Sinne waren, stellte Contardo als Priester eine Ausnahme dar und war gerade deshalb innerhalb der Anhängerschaft von großer Bedeutung. Contardo war zwar – neben Luis Fernández – nicht der einzige Priester, der mit Peñablanca sympathisierte oder die Erscheinungen auf die eine oder andere Art unterstützte, er war aber der einzige, der in ständigem direkten Austausch mit Poblete stand und dauerhaft fester Bestandteil der Gruppe um das spätere Movimiento 7 Estrellas (s.u. 13.2) sowie die Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2) wurde. Insbesondere seine Rolle als geistlicher Leiter und Beichtvater Pobletes ist hinsichtlich seines direkten Einflusses auf die Persönlichkeit des Visionärs und die weitere Entwicklung seiner Erscheinungserlebnisse kaum zu unterschätzen.102 So hielt sich Contardo während des Erscheinungsrituals meist in unmittelbarer Nähe des Visionärs auf103 und nahm diesem außerdem unmittelbar davor noch die Beichte ab und spendete ihm die Kommunion.104 Darüber hinaus führten er und Poblete regelmäßig einmal die Woche ein Gespräch über die Erscheinungen.105 Er übernahm diese Rolle zwischen Mitte September und Mitte Oktober, als Luis Fernández sich infolge der kirchlichen Untersuchungen immer mehr aus den öf101 Contardo Egaña 1998, 39–43 102 »Fue muy, muy cercano el padre a Miguel Ángel, muy protector de Miguel Ángel, y muy incondicional de los sucesos. El era el primero en ver luces y maravillas, una persona muy especial.« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 18) 103 Cf. etwa zwei Fotografien vom 8.9.1983, die Contardo mit einem Mikrofon in der Hand im ›inneren Bereich‹ des Erscheinungshügels nur wenige Meter von Poblete entfernt zeigen. (Barros Valenzuela 1985, 129) 104 »Antes de cada aparición el vidente se confiesa y comulga. Así lo pidió María Santísima. Por eso su padre espiritual, Miguel Contardo S.J., se traslada a Quilpué, a pesar de malos entendidos, incompresiones y persecuciones.« (Barros Valenzuela 1985, 200) 105 Contardo Egaña 1998, 48
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fentlichen Ereignissen auf dem Erscheinungshügel zurückzog (s.u. 11.7). Während der Erscheinung vom 8.12.1983 erfolgte darüber hinaus eine öffentliche Legitimierung Contardos als ›offiziellem‹ geistlichem Leiter (»guía espiritual«) des Visionärs durch den Text einer ›Botschaft‹ (s.u. 13.4). Seine Bindung an den entstehenden Erscheinungskult, an dem er entscheidend mitwirkte, war so eng, daß er hierfür bewußt den ihm hieraus erwachsenden schweren Konflikt mit seinen Ordenoberen in Kauf nahm, der Ende 1985 letztlich zu seinem Austritt aus dem Jesuitenorden führte (s.u. 10.5).106 Contardos große Nähe zum Visionär Poblete machte ihn, in seiner Funktion als Priester in der Peñablanca-Bewegung, in den folgenden Monaten und Jahren zu einem der wichtigsten sozialen Akteure, dessen traditionelle, durch die Marianische Priesterbewegung des Stefano Gobbi geprägte Frömmigkeit einen nicht unerheblichen Einfluß auf den weiteren Verlauf der Erscheinungen hatte. Contardo war praktisch, wie es eine Peñablanca-Anhängerin ausdrückte, die zweitbekannteste und zweitwichtigste Person auf dem Erscheinungshügel: »Mehr als ein Jahr ist vergangen seit der ersten Erscheinung der Jungfrau in Peña Blanca, [und] der Jesuitenpriester Miguel Contardo Egaña ist den Pilgern so vertraut wie der Visionär Miguel Ángel Poblete selbst.«107
8.7 Weitere kirchliche Unterstützer vor Ort: Obra Misionera de la Transfiguración Der befreundete Priester, der Miguel Contardo als erster über die Vorgänge in Peñablanca unterrichtete, war ein Seminarist einer erst drei Jahre zuvor, am 31.7.1980 gegründeten kleinen108 Kongregation: des männlichen Zweigs des »Obra Misionera de la Transfiguración del Señor«. Contardo war als Jesuit zwar nicht selbst Mitglied der Kongregation, war aber an deren Gründung als »pia unio« (»fromme Vereinigung«) beteiligt gewesen und stand ihr entsprechend nahe.109 Das Obra Misio106 Interview: Contardo Egaña/Grasmück 20.1.2006, 4f.; cf. Fernsehinterview mit Contardo TVN/Muñoz 28.9.1989 107 »Transcurrido más de un año de la primera aparición de la Virgen en Peña Blanca, la figura del sacerdote jesuita Miguel Contardo Egaña, es tan familiar a los peregrinos como la del vidente Miguel Angel Poblete.« (Lorca 1985, 105); cf. auch die entsprechende Benennung von Contardo in der Presse, z.B.: »El padre Miguel Contardo S.J., su director espiritual, [...]« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 14) 108 Die Kongregation umfaßte 1985 nur zwei Priester, vier Seminaristen und drei Postulanten. (Bertolino Marocco 2003, 197) 109 »[...] la nueva Congregación de la Transfiguración del Señor, de la cual formaba parte por ser uno de los fundadores de la Pía Unión con plena autorización del Provincial
Obra Misionera de la Transfiguración
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nera bewohnte ein Haus in Quilpué (Población Araya)110 und war für die seelsorgerische Betreuung von ingesamt sechs Kapellen im Südosten der Stadt zuständig. Bei seinen Besuchen in Quilpué wohnte Contardo mehrfach im Haus der Kongregation. Darüber hinaus bestand noch eine weitere Verbindung der Kongregation mit den Vorgängen in Peñablanca. Eine Woche vor Pobletes ersten Gespräch mit Luis Fernández (s.o. 7.4), in dessen Folge die öffentliche Wirksamkeit der PeñablancaErscheinungen begann, hatte Poblete offensichtlich noch bei einem weiteren Priester vorgesprochen, der ihm zwar spontan glaubte, ihn aber aus Zeitgründen wieder wegschicken mußte: Es war Guido Bertolino Marocco (gest. 12.12.2003), Oberer des Obra Misionera. Zwei Gemeindemitglieder der zum Haus der Kongregation gehörigen Kapelle »Transfiguración del Señor« – eine davon vermutlich María Teresa Comelin – brachten Poblete wohl am 31.7.1983111 , zu Bertolino. Dieser hörte ihn an, ließ sich von seinem Erscheinungserlebnis erzählen und fand Pobletes Bericht glaubhaft. Mitten im Gespräch wurde er jedoch dringend zu einem Sterbenden gerufen. Zwar forderte er Poblete und seine beiden Begleiterinnen auf zu warten, doch ein zweites Gespräch konnte an diesem Tag nicht mehr stattfinden. Die beiden Frauen verabschiedeten sich mit dem Vorsatz, Poblete stattdessen zu Luis Fernández zu bringen.112 Obwohl die Begegnung von Poblete mit Bertolino zunächst folgenlos blieb, spielte das Obra Misionera de la Transfiguración im weiteren Verlauf eine gewisse Rolle für die Entwicklung der Marienerscheinungen von Peñablanca als öffentlicher religiöser Vorgang. Durch die persönliche Verbindung zwischen Contardo und der Kongregation einer- und y del Obispo.« (Contardo Egaña 1998, 125) Contardos persönliche Affinität für die Misioneros de la Transfiguración ist wohl besonders auf die Gründerin des weiblichen Zweigs und die ihr zugeschriebenen visionären Fähigkeiten zurückzuführen (cf. Anm. 115). Weiterhin war der Obere der Kongregation – ebenso wie Contardo – Mitglied der Marianischen Priesterbewegung des Stefano Gobbi. 110 Poblete wohnte zu diesem Zeitpunkt unweit der genannten Kapelle im Haus von María Teresa Comelin. 111 So berichtet Bertolini selbst in dem vor Barros herausgegeben Sammelband »¿Por creo en Peñablanca?«: »Conocí a Miguel Angel Poblete cerca de las 15:00 horas, si no me equivoco del último Domingo de Julio de 1983.« (Bertolino Marocco 2003, 194) 112 Cf. hierzu die im Buch von Contardo überlieferte Version, die in drei Punkten abweicht; es sei nur eine Frau gewesen, Bertolino habe Poblete aus Zeitgründen gar nicht empfangen und ihn deshalb selbst zu Luis Fernández geschickt (Contardo Egaña 1998, 39). In den Schilderung von Barros über die ersten Versuche von Poblete, Kontakt mit den örtlichen Pfarrer aufzunehmen, taucht der Name Guido Bertolino nicht auf (Barros Valenzuela 1985, 47), wohl jedoch in den späteren tabellarischen Peñablanca-Chronologie, wenn auch ohne genaues Datum: »1983. Juli. R.P. Guido Bertolino (Transfiguración – Quilpué). Erster Priester der dem, was Miguel Ángel sagt, zuhört und es glaubt.« (»1983. Julio. R.P. Guido Bertolino (Transfiguración – Quilpué). Primer sacerdote que escucha y cree lo que dice Miguel Angel Poblete.«; Barros Valenzuela 1987, 265)
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Contardo und dem Visionär andererseits, war das Haus und die Kapelle des Obra Misionera de la Transfiguración neben der benachbarten Pfarrgemeinde von Luis Fernández in El Sol (s.u. 8.12) ein zweiter räumlicher Treffpunkt für die frühen Peñablanca-Anhänger. Für Contardo bot sich die Möglichkeit, in diesem Kreis regelmäßig die Messe zu lesen, was auf dem Hügel selbst aufgrund der fehlenden bischöflischen Genehmigung nicht möglich war.113 Auch unterstützte die Kongregation die Wallfahrten logistisch, indem sie etwa ein hölzernes Tragegestell (anda) für das Marienbild während der ersten organisierten Prozessionen zur Verfügung stellte.114 Bei aller Unterstützung der Erscheinungen agierten die Transfiguristen jedoch aus gutem Grund eher im Hintergrund und tauchen deshalb etwa auch in der Pressewahrnehmung kaum auf. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, Emilio Tagle, hegte der neue Bischof von Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela (s.a.o. 3.5.3), keinerlei Sympathien für das Obra Misionera de la Transfiguración. Schon als Bischof von San Felipe (5.5.1974–3.5.1983) hatte Valenzuela schlechte Erfahrung mit dessen älterem weiblichen Zweig machen müssen.115 Die Misioneros de la Transfiguración mußten deshalb fürchten, aufgrund ihrer Unterstützung der vom Bischof äußerst kritisch gesehenen Vorgänge von Peñablanca aus der Diözese verwiesen zu werden. Zwei Jahre später zog die Gruppierung ihrerseits Konsequenzen aus dem schwelenden Konflikt mit Bischof Valenzuela, und verlegte ihren Sitz am 13.4.1995 in die Diözese San Felipe, deren Bischof Manuel Camilo Vial Risopatrón116 ihr die Pfarrgemeinde Rinconada de Silva (Kommune Puteando) anvertraute, und das obwohl dieser selbst sechs Jahre zuvor den weiblichen Zweig des Instituts aufgelöst hatte (cf. Anm. 115).
113 »Este fue mi primer encuentro con Miguel Angel. Después de ese, incontables otros encuentros, porque, cuando más tarde llegó el P. Contardo a hospedarse en nuestra casa, muy a menudo Miguel Angel estaba con nosotros; tanto más que cada Domingo en la mañana, nuestra capilla y nuestra casa se llenaron de peregrinos que venían a la Santa Misa que el P. Contardo les celebraba, mientras yo terminada allí la Misa de 9 para los míos, me iba a las otras capillas.« (Bertolino Marocco 2003, 195) 114 Bertolino Marocco 2003, 195 115 Dieser bestand aus einer Gruppe von nur drei Schwestern, begründet von Enriqueta Corvalán Corvalán (geb. 1917), die seit ihrer Kindheit Visionserlebnisse gehabt haben soll. Er wurde am 19.9.1969 durch den damaligen Bischof von San Felipe, Enrique Alvear Urrutia (31.1.1916–29.4.1982; Bischof von San Felipe 7.1.1965–9.2.1974), als »Pía Unión de los Misioneras de la Transfiguración del Señor« anerkannt. Die Kongregation betrieb ein Kinderheim. Unter Bischof Valenzuela kam es zu Konflikten mit der Diözese, die den Schwestern vorwarf, Spendengelder zu veruntreuen und die Kinder zu vernachlässigen, z.T. sogar zu mißhandeln. Der Konflikt eskalierte, so daß das Institut 1989 vom damaligen Bischof Camilo Vial (cf. Anm. 116) aufgelöst wurde. (Centro de investigación e información periodística [CIPER]/Ramírez 2.11.2007). 116 Geb. 20.5.1935; Bischof von San Felipe 20.12.1983–21.9.2001 (Ernennungsdaten)
Peñablanca als Wallfahrt
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8.8 Peñablanca als Wallfahrt Auch ohne eine öffentlich wahrgenommene weitere Erscheinung (s.o. 8.3) wurde der Hügel in den Wochen vor dem 1. September von Tag zu Tag von zunehmend mehr Menschen besucht. Während die offizielle Reaktion der diözesanen Hierarchie zunächst nicht über den Ausdruck allgemeiner Zurückhaltung hinausging (cf. 8.11), begann sich die Nachricht von der Marienerscheinung in Peñablanca zu verbreiten, und es entwickelte sich eine peregrinaje popular, eine ›volksreligiöse‹117 Wallfahrt.118 Schon am 18.8. kündigte El Mercurio de Valparaíso eine Wallfahrt ohne Erscheinung für den nächsten Tag mit exakter Uhrzeit und entsprechender Wegbeschreibung (s.o. 8.3, Anm. 34 ) an. Der Ort auf dem Hügel sei gut zu erkennen und durch ein »ländlich schlichtes Heiligtum« (»rústico santuario«) bestehend aus einem Holzkreuz und einer kleinen Umzäunung markiert (zum santuario popular s.u. 8.10). Ob die hier angekündigte Wallfahrt möglicherweise von einer frühen Gruppe von Unterstützern organisiert wurde, ist nicht erkennbar.119 In jedem Fall entwickelt sich auch unabhängig von solchen organisierten Wallfahrten in den ersten Tagen nach dem 16.8. schnell ein kontinuierlicher Besucherstrom, wie Anwohner berichten: »Es war viel Bewegung zu beobachten in diesen Tagen [...].«120 Nach etwa einer Woche, am ersten Wochenende nach Bekanntwerden der Erscheinungen, berichtete die Presse bereits verstärkt über ›Pilgeraktivität‹ auf dem Hügel.121 Zugleich mit der sich schrittweise vergrößernden popularen Wallfahrt wird auch eine der wichtigsten Gruppen sozialer Akteure in Peñablanca sichtbar: Es ist die große Zahl von Menschen, die im Gegensatz zu den kirchlichen Vertretern und den späteren organisierten Anhän117 Zum Begriff s.o. 3.3 118 »It is typical of Latin American pilgrimage that contemporary sacred places are held to be sites where apparitions have appeared or images of wood or stone have come to life. The shrines and pilgrimages that have developed as a result of these miracles tend to focus on a single exceptional fact, the vital, breathing, living reality of the divine in that place. [...] The image of the shrine is no abstract symbol. It is a vital reality, [...].« (Crumrine/Morinis 1991, 5) 119 »[...] zahlreiche Gläubige organisieren sich, um morgen Nachmittag in großer Zahl zusammenzukommen.« (»[...] numerosos creyentes se están organizando para concurrir masivamente mañana en la tarde.«; El Mercurio de Valparaíso 18.8.1983) Möglicherweise wurde Datum und Uhrzeit aus dem Umkreis der Gemeinde von Luis Fernández festgelegt, von der aus auch der erste organisierte Besuch am 12.8. ausgegangen war. Denkbar ist aber auch die Bildung ›spontaner‹ Gruppen aus der direkten Bereich der Nachbarschaft. 120 »Se ha visto mucho movimiento en estos días [...].« (El Mercurio de Valparaíso 18.8.1983) 121 La Segunda 22.8.1983; La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso 22.8.1983
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gern zwar nicht individuell greifbar in Erscheinung treten, dabei aber durch ihre gemeinsame, fortdauernde Anwesenheit und die vor Ort gelebten Formen religiöser Praxis das über den rituell in Szene gesetzten Visionszustand122 Pobletes hinaus sinnfälligen ›Vorgang Peñablanca‹ als öffentliches Erscheinungsritual konstituierten. Es war in erster Linie diese sprichwörtliche ›Abstimmung mit den Füßen‹ zehntausender interessierter Menschen123 , die Peñablanca seine große Bedeutung nach und nach verlieh, zunächst ohne Rücksicht auf die Position der Kirche, wie es eine Besucherin des Hügels gegenüber Journalisten zum Ausdruck brachte: »Es spielt für mich keine Rolle, ob die Kirche diese Erscheinungen der Jungfrau akzeptiert oder nicht. Man muß Glauben besitzen, und wenn man das tut, wird man dieses Zeichen verstehen, das uns Christus durch Maria sendet.«124
Die religiöse Praxis vor Ort bildet neben der religiösen Sinndeutung, dem ›Glauben‹ an die ›Anwesenheit‹ der Jungfrau Maria, ein integrales Element von Marienerscheinungen sowie (Marien-)Wallfahrten überhaupt, bekommt jedoch im Kontext der durch Prozesse kulturellen Austauschs (s.o. 3.1) geprägten lateinamerikanischen bzw. speziell chilenischen religiosidad popular (s.o. 3.3) noch einmal besonderes Gewicht. Der Marienkult als Praxis ließe sich in diesem Sinne, folgt man Montecino, als ein zentrales Element mestizischer religiöser Kultur betrachten, die dem Ritual enger verbunden ist als dem Wort.125 Auch in der Presseberichterstattung über Peñablanca waren – neben Poblete und Luis Fernández – 122 Zum Begriff s.u. 9.5, Anm. 55 123 Mögen die Gründe für einen Besuch in Peñablanca auch unterschiedliche gewesen sein, als der am häufigsten bewußt verbalisierte Grund wird der »Glaube« (la fe) genannt, folgt man den vielen, oft nur wenige Sätze umfassenden, illustrativen Zeitungsinterviews: »La fe es muy important. He llegado porque le he pedido mucha a la Virgen. Quiero que me hijo sane y por eso lo he traido. En la próxima semana va a ser operado. Yo creo en los milagros y la Virgen me va a ayudar.« (El Mercurio de Valparaíso 22.8.1983) 124 »No me importa si la Iglesia acepta o no estas apariciones de la Virgen. Una tiene que tener fe y si la tiene va a poder comprender este signo que Cristo no envía a través de María.« (La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a) 125 »Innerhalb dieses Mythos – verstanden als Erzählung der unterschiedlichen mestizischen Advokationen der Jungfrau – ist sie sowohl einem Ritual als auch einem Kult verbunden. Mit anderen Worten, sie ist keine Figur, die losgelöst wäre von Praxis und Liturgie. Wir glauben, daß die Marienverehrung in diesem Sinne eine zentrale Stütze der mestizischen Imagination bildet, dieser Kultur, die mehr dem Ritus als dem Wort verbunden ist.« (»En tanto mito – como narración de las diversas advocaciones mestizas de la Virgen – está asociado a un rito y a un culto. Es decir, no es una figura desligada de una práctica y de una liturgia. Pensamos que el marianismo, en este sentido, es un soporte clave del imaginario mestizo, de su cultura más ligada al rito que a la palabra.«; Montecino Aguirre 1991, 30)
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in den ersten Wochen nach dem 16.8. die zunehmenden Zahl von Menschen, die den Hügel nun offensichtlich täglich besuchte126 und die Entstehung und der fortlaufende Ausbau eines santuario popular (s.u. 8.10) an dieser Stelle zentrale Themen. Wenn auch der Anlaß offensichtlich etwas besonderes darstellte, so griff doch sowohl die religiöse Sinndeutung als auch die religiöse Praxis der ersten Wochen auf traditionelle Elemente katholischer und speziell chilenischer Marienfrömmigkeit und religiosidad popular zurück. Die »Virgen del Cerro« war eine neue, eine besondere Devotion, aber sie fügte sich offensichtlich für viele nahtlos in ein bereits vorhandenes religiöses Sinngefüge ein und erweiterte dies. Die »Virgen de Peñablanca« stand für viele offensichtlich in einer Reihe mit anderen, traditionellen chilenischen Mariendevotionen, wie etwa dem nahe gelegenen Wallfahrtsort Lo Vásquez (s.o. 4.3) oder dem nordchilenische Andacollo (s.o. 4.1), wie es etwa eine Hügelbesucherin mittleren Alters ausdrückte: »Ich glauben an alle Heiligen und die Jungfrau. Seit 7 Jahren fahre ich ohne Unterbrechungen zur Virgen de Andacollo und hoffe, daß sich hier die Wünsche der Jungfrau Maria erfüllen.«127
Insofern ist die Betonung der Einzigartigkeit der PeñablancaErscheinung gemeinsam mit einer apokalyptischen Deutung der Vorgänge (s.o. 6.5), wie sie später bei den organisierten Anhängern in den Vordergrund rückt, hier nicht zu finden. In gewisser Hinsicht erscheint Glaube an eine ›tatsächliche‹ Anwesenheit der Jungfrau Maria auf dem Hügel in Peñablanca als herausragender Sonderfall einer ansonsten in den Vorstellungen der chilenischen religiosidad popular weit verbreiteten ›Alltäglichkeit des Übersinnlichen‹ (s.o. 3.6). So drückt sich selbst in der Kritik, die eine Anwohnerin nahe des Hügels gegenüber La Estrella zum Ausdruck bringt, noch der erklärte Glaube an die grundsätzliche Möglichkeit von Marienerscheinungen aus, wenn nun auch gerade nicht hier:
126 El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983; »Die Wallfahrt der Gläubigen an den Ort findet täglich statt und hat seit dem vergangenen 15. August beträchtlich zugenommen.« (»La peregrinación de creyentes al lugar se hizo díaria y aumentó considerablemente desde el pasado 15 de agosto, [...].«; La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a; cf. La Segunda 22.8.1983; El Mercurio de Valparaíso 22.8.1983) 127 »Creo en todos los Santos y en la Virgen. Durante 7 años viaje seguidamente a la Virgen de Andacolla y espero que aquí se cumplan los deseos de la Virgen María.« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983)
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»Wir, die wir seit vielen Jahren hier wohnen, haben nie etwas gesehen. Man hört seltsame Geräusche im Haus und solche Dinge, aber von hier aus die Jungfrau sehen: das ist schon ziemlich weit hergeholt.«128
Für den überwiegenden Teil der vielen tausend Menschen hingegen, die in der Folge des 16.8. nach Peñablanca kamen, machte jedoch genau diese Annahme die Anziehungskraft des Ortes aus. Daß eben genau hier die ›Präsenz‹ der Jungfrau Maria in der Person, den Berichten und dem öffentlich gezeigten Erleben des Miguel Ángel Poblete im Juni, Juli und August konkret greifbar gewesen war und dies am 1. September wieder, von vielen durch Peñablanca religiös bewegten Menschen, angespannt erwartet wurde, wie es eine Besucherin des Hügels stellvertretend auf den Punkt brachte: »Ich glaube und erwarte voll innerer Unruhe den 1. September, an dem es wieder eine Erscheinung geben soll.«129 Betrachtet man die Menschen, die als Teil der peregrinaje popular nach Peñablanca kamen sowie die sich in der Folge ausbildende Anhängerschaft der Peñablanca-Erscheinungen hinsichtlich ihrer religiösen Zugehörigkeit, so ergibt sich ein interessantes Bild. Auch wenn es im Kontext einer Marienerscheinung vielleicht banal erscheinen mag, so ist doch herauszuheben, daß es sich zunächst durchgängig um Katholiken bzw. um Personen handelte, die der chilenischen Ausprägung des Katholizismus mit seinen reichhaltigen Formen der religiosidad popular nahestanden, und innerhalb deren religiöser Weltsicht das mögliche Auftreten von Marienerscheinungen oder vergleichbaren Vorgängen – das ›Eintreten‹ derjenigen als ›überirdisch‹ vorgestellten Welt in den menschlichen Alltag – bereits vor Peñablanca einen festen Platz hatte. Auf diese Gruppe, deren Verhältnis zur institutionellen Kirche, zur religiosidad popular und v.a. auf die Unterschiede innerhalb der hier als ›katholisch‹ zusammengefaßten Menschen wird noch zurückzukommen sein (s.u. 8.14). Dabei waren es nicht nur Katholiken, die sich für die Berichte über die Marienerscheinungen von Peñablanca interessierten. Es kamen auch Mitglieder anderer christlicher Konfessionen auf den Hügel, v.a. solche der auch in Chile stark vertretenen evangelisch-charismatischen Freikirchen (s.a.u. 9.5.2). Genannt werden sie meist im Zusammenhang mit Bekehrungsberichten, die den katholischen Peñablanca-Anhängern wiederum als Beleg der ›Echtheit‹ dienten.130 128 »Nosotros que vivimos hace muchos años por aquí, nunca hemos visto nada. Se sienten ruidos raros en la casa y cosas así, pero de ahí a ver la Virgen hay mucho trecho.« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983) 129 »Tengo fe, y espero con ansias que llegue el 1◦ de septiembre en que nuavamente hará una aparición.« (El Mercurio de Valparaíso 19.8.1983) 130 Etwa die Geschichte von der Bekehrung eines jungen Mormonen namens Renato Airola, der aus Neugier der Erscheinung vom 24.9.1983 beiwohnte und dort eine
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8.9 UFOs und Peñablanca Neben den im weitesten Sinne als christlich zu charakterisierenden Pilgern, die nach Peñablanca kamen (s.o. 8.8), interessierten sich auch andere religiöse Gruppen für die Marienerscheinungen. Schon wenige Tage nach den ersten Pressemeldungen Mitte August wurden Angehörige Neuer Religiöser Bewegungen in den Medien erwähnt, wie etwa eine junge Frau, die gegenüber La Estrella de Valparaíso angab, den Erscheinungen »parapsychologisch« auf den Grund gehen zu wollen.131 Neben diesen in der Presse meist als »Esoteriker« bezeichneten Personen trat hier außerdem die in Chile stark vertretene UFO-Bewegung hervor.132 Als visionäre Phänomene außerhalb einer explizit christlich geprägten religiösen Sinndeutung, die erst mit dem 20. Jahrhundert als »moderner Mythus«133 Eingang in die Religionsgeschichte fanden, weisen Berichten über UFO-Sichtungen durchaus Parallelen zu Marienerscheinungen auf und werden nicht selten in religiösen Sinndeutungen mit diesen verknüpft (cf. Anm. 136).134 Berichte über UFO-Sichtungen – die auch den Weg in die Presse finden135 sind häufig in Chile, besonders im Norden des Landes, wo der Himmel sehr klar ist.136 Aber auch in
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Marien- und Engelsvision gehabt haben will. Er bekehrte sich daraufhin zum Katholizismus, bat Luis Fernández, ihm die Beichte abzunehmen, und wurde in der Folge zu einem festen Peñablanca-Anhänger. (Barros Valenzuela 1985, 71) »›Soy muy interiorizada en esoterismo y fenómenos paranormales. Mientras ustedes ven el lado periodistico yo consulto acerca de detalles que se acerquen a nuestro método de comprobación.‹« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983) So berichtete etwa der Kameramann Roberto Silva (geb. 16.5.1969), der v.a. in der Anfangsphase der Erscheinungen im Winter 1983 häufig zu Filmaufnahmen auf dem Hügel war (s.u. 9.1, bes. Anm. 16), von wiederholten Begegnungen mit UFOAnhängern während seiner Arbeit. (cf. Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005) Jung 1964 »[...] some of the miraculous events seen by the crowds of Fatima – whirling lights, descending discs have been correlated with phenomena that often accompany UFO sightings [...]. The marginalised character of the young seers is also something that is characteristic of UFO sightings.« (Matter 2001, 138; cf. aaO., 90) Cf. La Cuarta 13.3.1986a; La Cuarta 14.3.1986a; La Estrella de Valparaíso 6.5.2002; Sánchez-Ocejo 2003 (Internetquelle) Besondere Berühmtheit erlangte sechs Jahre vor Peñablanca der Fall des »Gefreiten Valdés« (»cabo Valdés«). In der Nacht vom 25.4.1977 soll eine kleine Militärpatrouille in der Pampa de Lluscuma im chilenische Altiplano 300 Kilometer von Arica gesehen haben, wie Lichter vom Himmel stiegen, was die Männer in großen Schrecken versetzte. Ihr Vorgesetzer, der Gefreite Valdés, sei daraufhin für fünfzehn Minuten verschwunden und schließlich mit einem Vollbart wieder aufgetaucht. Die Berichte werden als »Entführung« durch die gesichteten »UFOs« gedeutet. Interessanterweise verweigerte eben dieser Gefreite Valdés nach jahrelangem Schweigen gegenüber der Presse i.J. 1983 erneut ein Interview mit dem Hinweis: »Es sind Dinge passiert, Phänomene am Himmel, Erscheinungen der Jungfrau dieses Jungen in Villa Alemana. ... Es gilt noch ein wenig zu warten, aber dann werde ich reden.« (»Han estado
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der V. Región im Raum Valparaíso berichten die Zeitungen über UFOSichtungen137 , so auch während der Monate öffentlicher Aufmerksamkeit für Peñablanca.138 Pobletes Visionsberichte wurden offensichtlich in entsprechenden Kreisen als Hinweis auf eine bevorstehende ›UFO-Sichtung‹ angesehen. So sei laut Presseberichten in der Nacht vor der ›großen‹ Wallfahrt vom 29.9.1983 (s.u. 10.10), eine größere Zahl von UFO-Anhängern auf dem Hügel gewesen, in Erwartung, dort etwas ungewöhnliches beobachten zu können.139 Auch Barros stellt die Anwesenheit von UFO-Anhängern besonders heraus, die noch im Februar 1984 offensichtlich den Berichten über seltsame ›Lichterscheinungen‹ in Peñablanca nachgehen wollten.140 Die UFO-Anhänger blieben jedoch während der gesamten Erscheinungen eine verschwindende Minderheit und spielten auch später in der organisierten Anhängerschaft keine Rolle.141 Trotzdem war die Diskussion über UFO-Sichtungen in Peñablanca, die auch als Erklärung für Pobletes Visionen herangezogen wurden, so präsent, daß sogar Poblete dies während seines Visionszustand am 24.10.1983 reflektierte und sich bei der
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ocurriendo cosas, fenómenos en el cielo, las apariciones de la Virgen a ese niño en Villa Alemana. ... Hay que esperar un poco pero ya hablaré.« (Núñez o.J. [Internetquelle]) Tatsächlich wird bis heute in Kreisen von UFO-Anhängern Peñablanca mit dem Thema in Verbindung gebracht (cf. Acevedo/Berlanda 2000). »Oleadas de ovnis conmueven y preocupan a vecinos de Angel« (La Estrella de Valparaíso 6.5.2002) La Estrella de Valparaíso 1.9.1983b (am Tag der ersten großen angekündigten Erscheinung, mit Peñablanca als Aufmacher auf der Titelseite); El Mercurio de Valparaíso 25.9.1983; Qué Pasa/Vial 3.–9.11.1983 »Sin embargo, estos primeros peregrinos concurrieron con una doble intención, y que según estimonios recogidos en el lugar, se esperaba la llegada de OVNIS durante la noche, cosa que no ocurrió según los mismos entrevistados« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983); »En el cerro, el día del aparición, encontramos a miembros de la comunidad de ›Rama‹ que ven ovnis en vez de imágenes religiosas y que dicen estar dirigidos por extraterrestres; [...]« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Guerra/Gómez 30.9.1983) »Aparecieron, sí, extraños personajes que llevaron al cerro una camioneta con generadores eléctricos. Al momento que veían aparecer algo, ellos encendían sus aparatos y lanzaban reflectores al cielo. Se supo que buscaban comunicarse con los ovni y presuntos habitantes extraterrestres.« (Barros Valenzuela 1985, 156) Eine Ausnahme bildet hier der Rechtsanwalt Boris Campos Burgos, der in zwei Büchern (1999; o.J.) sowie auf einer eigenen Internetseite (o.J. [Internetquelle]; cf. Las Últimas Noticias/Prado O. 27.4.1999) die ›Echtheit‹ der Marienerscheinung von Peñablanca verteidigt und sie gleichzeitig mit UFO-Vorstellungen verbindet. Bereits 1984 tauchte Campos in einem Interview mit Radio Agricultura (Juni 1984) kurzzeitig als öffentlich wahrnehmbarer Unterstützer der Erscheinungen auf. Anschluß an den Kreis um die Fundación Monte Carmelo fand er aber – ähnlich wie Jorge Castro de la Barra (s.u. 14.2, Anm. 30) – nicht.
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Abbildung 8.4: Erste Gestaltung der ›Erscheinungsstelle‹ auf dem späteren Monte Carmelo durch Kinder aus dem Hogar Carlos Van Buren (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
Jungfrau Maria selbst über die »Ungläubigen« beklagte, die sagen, »daß Sie möglicherweise auf einer fliegenden Untertasse kommen, [...].«142
8.10 Sakrale Topographie: Entstehung eines santuario popular Gemeinsam mit der sich zwischen dem 15.8. und dem 1.9. ausbildenden Wallfahrt, der peregrinaje popular, ist schon nach sehr kurzer Zeit die Ausbildung einer sakralen Topographie auf dem Hügel in Peñablanca zu erkennen. Es entstand, wie die Zeitungsberichte immer wieder betonen, ein in Chile nicht unübliches santuario popular, ein »volksreligiöses Heiligtum« (s.a.o. 3.6, bes. 3.6.4). Der früheste, legendarische Hinweis auf eine landschaftliche Gestaltung des Erscheinungsortes findet sich jedoch schon in den Tagebuchaufzeichnungen Pobletes über die 4. und 5. Erscheinung am 19./20.6.1983. Poblete brachte Kerzen und Blumen mit auf den Hügel; außerdem ›forderte‹ Maria ihn auf, »weiße Steine« zu holen und mit diesen die Erscheinungsstelle zu markieren, eine intertextuelle Referenz sowohl auf den Namen des Erscheinungsorts Peñablanca 142 »Muchos dicen que a lo mejor Usted viene en un platillo volador, [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 64f.)
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als auch eine Stelle aus der Apokalypse des Johannes (Apk 2, 17; ausführlich s.o. 6.7). Der erste konkret in den Quellen greifbare Schritt hin zu einer Kultortgestaltung erscheint gemeinsam mit den ersten Presseberichten, wenn La Estrella de Valparaíso eben nicht die Erscheinungen selbst, sondern deren topographische Verortung als Schlagzeile wählt: »Schlichtes Heiligtum errichtet, wo die Jungfrau erscheint« (cf. 8.1). Zentrum des neuen Kultplatzes wurde die Stelle, an der Poblete sich während seiner Erscheinungen aufhielt, ein Bereich im oberen Teil des Hügels bei einem Strauchgewächs zwischen zwei jungen Eukalyptusbäumen.143 Und es waren eben jene Bäume, über denen Poblete nach eigenen Aussagen seit seiner ersten ›Begegnung‹ mit der Erscheinung am 12.6. die Jungfrau Maria sah (s.o. 6.2; auch Abb. 6.1, 144).144 Diese Verortung der Erscheinung unter Einbeziehung von Bäumen als natürliche Landschaftsmarkierungen in die Gestaltung der sakralen Landschaft taucht im Kontext vieler anderer Marienerscheinung auf.145 Im Fall von Peñablanca ist jedoch zu beachten, das die ›Platzierung‹ der Erscheinung zwischen den Eukalyptusbäumen eine bereits im Rahmen der Tagebuchauf-
143 Eine der sich im Rahmen von Peñablanca ausbildenden Formen religiöser Praxis schließt direkt an diese Lokalisierung der Erscheinung an: das Schreiben von Bitten an die Jungfrau Maria auf Eukalyptusblättern. Hier verbindet sich auf innovative Weise ein traditionelles Element chilenischer religiöser Praxis, das in vielen Kirchen am jeweiligen zentralen Heiligen- oder Marienbild beobachtet werden kann – oft sind für die peticiones besondere Behälter aufgestellt oder die gefalteten Zettel werden direkt am Standbild befestigt – mit der neuen Symbolik der Marienerscheinung. Die Eukalyptusbäume als natürliche Markierung und Sichtbarmachung der für die den Visionär umstehenden Menschen unsichtbare Erscheinung, werden hier über ihre Blätter pars pro toto zum Medium der Kommunikation mit der Erscheinung. So wie sich Maria den Menschen beim Eukalyptusbaum mitteilt, teilen sich die Menschen Maria mit Eukalyptusblättern mit: »En hojas de eucaliptus muchos fieles han escrito sus solicitudes: ›Virgencita por favor mejórame y que me valla bien y pueda caminar‹.« Außerdem sammeln die Menschen Blätter im Umkreis des santuario popular, denen – etwa als Tee zubereitet – Heilkräfte zugesprochen werden. (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a; cf. »En otra sesión anterior les había solicitado que comiesen las hojas de los eucaliptos por estar bendecidos por la Virgen.«; La Estrella de Valparaíso 23.9.1983) Anstelle des Eukalyptus sollten später Olivenbäume angepflanzt werden, in Anlehnung an den Berg Karmel in Israel als Namensgeber des Erscheinungsorts in Peñablanca. (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 28) 144 »Das von den Gläubigen errichtete Heiligtum befindet sich zwischen zwei jungen Eukalyptusbäumen an der Stelle, von der der Jugendliche Miguel Ángel Poblete versichert, ebendort Protagonist seiner Begegnungen mit der Jungfrau zu sein.« (»El santuario levantado por los fieles se encuentra entre dos renueves de eucaliptus en el sitio donde el joven Miguel Angel Poblete asegura haber sido protagonista de sus encuentros con la Virgen.«; La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a) 145 So etwa im baskischen Ezkioga: »In the meantime, the four trees were semioffical. Pilgrims kissed the important one, festooned it with flowers, and removed bark and leaves as sacred souvenirs.« (Christian 1996, 307; (Christian 1996, 302–305, hier 307; cf. auch Dünninger 1967)
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zeichnungen Pobletes für die ›erste‹ Erscheinung am 12.6. dokumentierte und später wiederholt öffentlich geäußerte146 Setzung des Visionärs war, und nicht das Ergebnis eines kollektiven Prozesses religiöser Sinndeutung. Die Gestaltung und Markierung des Erscheinungsortes jedoch geschah sukzessive, wenn auch der Grundstock zunächst wiederum von Personen aus dem direkten Umfeld des Visionärs gelegt wurden. Es waren Kinder und Jugendlichen aus dem Hogar Carlos van Buren, in dem Poblete bis vor kurzem noch gewohnt hatte, die an der von Poblete bezeichneten Stelle am Morgen des 15.8.1983 die Stelle säuberten und einen improvisierten Zaun aus Holz und Draht sowie ein einfaches, selbstgebautes Holzkreuz errichteten. Damit war der ›Ort der Erscheinungen‹ als symbolische Markierung der ›unsichtbaren Präsenz‹ der Jungfrau Maria und der Mittelpunkt des Erscheinungsrituals eindeutig markiert: »Der Ort ist jetzt klar auszumachen, für diejenigen, die zum ersten Mal dorthin kommen, denn die dortigen Anwohner haben den genauen Platz, an dem Miguel Ángel niedergekniet und gebetet hatte, zu einem ländlichen Heiligtum umgestaltet. Man sieht ein aus Baumstämmen gebautes Kreuz und einige Eukalyptuszweige, die einen kleinen Zaun bilden.«147
Mit dem Bau dieser ersten Umzäunung war das Schema für den weiteren Verlauf bereits gesetzt. Sie sollte noch vor dem 29.9.1983 durch einen entsprechenden Zaun aus Metall ersetzt werden (s.u. 10.9). Die Funktion beider innerhalb der sich nun ausbildenden und von den Anhängern gestalteten sakralen Topographie war dieselbe: einerseits markierte der Zaun den Ort der Erscheinungen und gab damit dem ›Unsichtbaren‹ eine für alle sichtbare Stelle. Andererseits trennte er einen ›inneren‹ von einem ›äußeren‹ Bereich ab, und eröffnet dem Visionär Poblete einen von der umstehenden Menge ›geschützen Raum‹ für seinen Visionszustand. Der Zaun trennte einmal die ›Gläubigen‹ vom Visionär, 146 So etwa in seinen ersten Presseinterviews (s.u. 8.13). 147 »El lugar es ahora claramente identificable para el que llega por primera vez, ya que los mismos pobladores habilitaron a modo de rústico santuario el sitio exacto donde el joven Miguel Angel ha estado de rodillas orando. Se ve una cruz confeccionada con troncos y algunas ramas de eucalipto formando un pequeño cercado.« (El Mercurio de Valparaíso 18.8.1983); eine erste umfangreichere Beschreibung des neu entstandenen Kultplatzes findet sich in der Ausgabe von La Estrella de Valparaíso vom 20.8.1983. Das »kreolische Heiligtum« (»santuario criollo«), wie die Zeitung es nennt, umfasse ein etwa 50 Quadratmeter großes, freigeräumtes Areal, in dem sich fast ständig Menschen aufhalten. Unterhalb des Holzkreuzes stellen die Menschen Blumen in improvisierten Vasen aus Getränkedosen und Plastikflaschen nieder. (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a) Bei einem Besuch Pobletes am 20./21.8. (s.o. 8.3) wurde das bereits existierende erste Heiligtum von ihm selbst um eine Marienstatue der »Virgen de los Rayos« (s. Abb. 8.5) erweitert, das er an jenem Busch befestigte, oberhalb dessen er seine Erscheinung lokalisierte (La Estrella de Valparaíso 22.8.1983a).
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Abbildung 8.5: Detail des santuario popular auf dem Monte Carmelo, Peñablanca, Anfang September 1983, Statue der Virgen de los Rayos, am 21.8. dort von Poblete befestigt (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
er trennte aber auch die ›einfachen Gläubigen‹ von den ›priveligierten‹, die den Visionär in den inneren Bereich begleiten durften. Die Errichtung des Zaunes war also gleichzeitig bauliches Symbol wie geradezu praktische Voraussetzung für die Herausbildung eines ›inneren Kreises‹ von Anhängern. Peñablanca war, wie viele andere Marienerscheinung auch148 , keine ›demokratische‹ Erscheinung. Schon sehr bald bildeten sich Machtverhältnisse aus, innerhalb derer ein wichtiger Schlüssel der Zugang zum Visionär war.149
148 Während der Marienerscheinungen von Ezkioga wurde in diesem ›inneren Bereich‹ sogar eine hölzerne Plattform errichtet, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Visionäre für die umstehenden besser sichtbar zu machen. Gleichzeitig war jedoch der direkte Zugang zur Plattform auf wenige Privelgierte beschränkt: »Over sixty thousand persons had gathered on the hillside, and for the first time the seers used a stage Patxi Goicoechea had been building with lumber and manpower from the owner of the land. Only family members, priests, and reporters could go with the seers on the stage.« (Christian 1996, 58) 149 Mit der ›Botschaft‹ vom 12.9. gab Poblete, als weitere Steigerung dieser Trennung in ›innen‹ und ›außen bekannt, daß der ›innere Bereich‹ in Zukunft nur noch auf besondere ›Aufforderung‹ der Jungfrau Maria betreten werden dürfe (s.u. 9.4).
Erste amtskirchliche Reaktionen
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8.11 Erste amtskirchliche Reaktionen Noch am Tag der ersten Pressemeldungen äußerte sich – sehr zurückhaltend – als erster Vertreter der Amtskirche auch der erst knapp zwei Monate zuvor in sein Amt eingeführte Bischof von Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela Ríos (s.o. 3.5.3), in einem Kurzinterview gegenüber El Mercurio de Valparaíso zu den Vorgängen in seiner Diözese. Er verwies auf das häufige Auftreten vergleichbarer Phänomene150 , stellte aber für den Fall einer Ausweitung des Phänomens die Möglichkeit einer Untersuchung in Aussicht: »›Sehen sie, ich kann ihnen absolut nichts sagen, denn die Erscheinungen ... es gibt so viele Erscheinungen. Morgen erzählt man sich so etwas schon irgendwo anders ... Die Kirche ist außerordentlich vorsichtig, und ich als Bischof muß in dieser Hinsicht natürlich besonders vorsichtig sein. Es könnte sich um etwas Wahres handeln, das werde ich nicht von vornherein ausschließen, aber es könnte auch nur eine Vorstellung sein, eine hübsche Illusion.‹ –Monsignore, wird diesbezüglich eine Untersuchung durchgeführt werden? ›Ja, sofern die Sache größere Ausmaße annimmt, dann kann man irgendjemand damit beauftragen.‹ –Aber sie haben in dieser Hinsicht noch nichts unternommen? ›Absolut nichts. Offiziell habe ich nichts erhalten‹«.151
In einem zweiten Interview fünf Tage später, diesmal mit La Estrella de Valparaíso, betonte Bischof Valenzuela noch einmal die vorsichtigabwartende Position der Kirche152 , fügt jedoch hinzu, mittlerweile seinen Generalvikar, Jorge Sapunar, beauftragt zu haben, einige Informationen über die Vorgänge zusammenzustellen. Hier wird bereits ein erster Schritt zur späteren offiziellen ersten Untersuchungskommission erkennbar.153 Die Äußerungen der von La Estrella im gleichen Artikel zitierten weiteren Kirchenvertreter, des kurz zuvor von seinem Amt als 150 Bischof Valenzuela hatte selbst bereits einige Jahre zuvor mit einer Marienerscheinung in seiner damaligen Diözese San Felipe zu tun gehabt, mit den Erscheinungen von Chagres im Dezember 1978. Valenzuela hatte sich hier, ebenso wie später bezüglich Peñablanca, ablehnend geäußert (s.o. 3.6.4). 151 »›Mire, yo no le puedo decir absolutamente nada porque las apariciones ... hay tantas apariciones. El otro día se habló de algo así en otras partes ... La Iglesia es extraordinariamente prudente y, naturalmente yo como Obispo tengo que ser muy cauteloso al respecto. Puede ser una cosa verdadera, no le voy a negar de partida, pero puede ser también sólo una idea, una bonita ilusión.‹ –Monseñor, ¿se va a realizar una investigación al respecto? ›Si, pero en el caso que la cosa tome mayor fuerza, entonces, se puede enviar a alguna persona‹. –Pero ¿Ud. todavía no ha hecho nada en ese sentido? ›Absolutamente nada. No he recibido nada oficial‹.« (El Mercurio de Valparaíso 17.8.1983) 152 La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a 153 »[...] wenn sich herausstellt, daß an dem Behaupteten etwas dran ist, werde ich jemanden ernennen, um den Fall zu untersuchen.« (»[...] si se ve que hay algo de
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Bischof von Valparaíso zurückgetretenen Emilio Tagle (s.o. 3.5.3) sowie des ehemaligen Bischofs von Linares, Augusto Osvaldo Salinas Fuenzalida154 , unterstützten die Position Valenzuelas: Man müsse zurückhaltend sein und jede offizielle Äußerung der Kirche könne nur das Ergebnis einer entsprechend genauen und langwierigen Untersuchung sein, wobei Monseñor Salinas explizit darauf hinwies, daß selbstverständlich eine »wahre Erscheinung«, wie in Lourdes »jederzeit« – d.h. mit anderen Worten auch im Falle Peñablanca – möglich sei: »›Es könnte wahr sein, oder auch nicht. Im Moment warten wir ab. Es gibt immer die Möglichkeit, daß den Menschen eine Offenbarung zuteil wird, wie es auch in Lourdes geschah.‹«155 Bischof Valenzuela und seine beiden Amtsbrüder entsprachen in ihrer zurückhaltend-kritischen Reaktion einer spätestens seit den 50er Jahren des 20. Jahrhundert vorherrschenden Tendenz der katholischen Hierarchie in vergleichbaren Fällen.156 Die Zurückhaltung der Amtskirche sollte über die nächsten zwei Wochen anhalten; erst Anfang September mit der Ernennung von Jaime Fernández Montero zum Leiter einer offiziellen Untersuchungskommission – auch in Reaktion auf den enormen Zulauf von Menschen im Rahmen der ersten angekündigrealidad en lo que se ha afirmado, nombraré a alguien para que investigue el caso.«; La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a) 154 Wenn auch die Auswahl von Emilio Tagle als erst im selben Jahr abgelöster Vorgänger von Valenzuela im Amt des Bischofs als Interviewpartner nahelag, so überrascht doch die Auswahl von Augusto Salinas (11.9.1899–1.8.1991), um die Meinung der lokalen kirchlichen Hierarchie zu porträtieren. Seine alte Diözese lag etliche hundert Kilometer nördlich von Valparaíso, in der VII. Región nahe Talca und er hatte auch in der Vergangenheit kein Amt in Valparaíso inne gehabt (Cheney o.J.a [Internetquelle]). Betrachtet man jedoch die drei hier gemeinsam zitierten Kirchenvertreter aus einer politischen Perspektive, ergibt sich ein anderes Bild. Valenzuela, Tagles und Salinas zählten alle zur ›integralistischen‹ Minderheit innerhalb der chilenischen katholischen Kirche, die nach dem Putsch die Militärregierung offen unterstützt hatten (s.a.o. 3.5.2; cf. Obispado de Linares o.J. [Internetquelle]; Cancino Troncoso 1997, 26f.). Die von La Estrella gewählte journalistische Präsentation läßt den Schluß zu, hier bewußt nur konservative und regierungsfreundliche Kirchenvertreter bezüglich der Marienerscheinung von Peñablanca zu Wort kommen zu lassen. 155 »›Puede ser y no puede ser verdad. Estamos a la espera. Siempre hay posibilidades de que una revelación pueda ser hecha a los hombres, como ocurrió en Lourdes‹.« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a) 156 Als ein Beispiel unter vielen sei hier nochmals auf die Marienerscheinung von Sabana Grande (Puerto Rico; s.a.o. 2.3 und 8.3) i.J. 1953 hingewiesen. Dem großen religiösen Interesse hunderttausender Puertoricaner diametral entgegengesetzt, äußerte sich die kirchliche Hierarchie auf lokaler und diözesaner Ebene von Beginn an kritisch über die Erscheinungen und das für den 25.5.1953 angekündigte Wunder. Der zuständige Gemeindepfarrer des Ortes Rincón engagierte sich – ganz im Gegensatz zu Luis Fernández – sogar aktiv gegen die Erscheinungen, während der Ortsbischof wiederholt dazu aufrief, »große Vorsicht« in dieser Sache walten zu lassen. Wie es auch später in Peñablanca der Fall sein sollte, verminderte die kirchliche Kritik das Interesse an den Erscheinungen jedoch nicht. (Tumin/Feldman 1955, 128f.136)
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ten Erscheinung am 1.9. – wird auch das Bistum Valparaíso als Vertreter der katholischen Amtskirche vor Ort als sozialer Akteur greifbar (s.u. 10.4).
8.12 Luis Fernández als inoffizieller Kirchenvertreter Anstelle offizieller diözesaner Vertreter (s.o. 8.11) stand dagegen zunächst der Gemeindepfarrer Luis Fernández (s.a.o. 7.4) als einzig sichtbarer katholischer Kleriker im Licht der Öffentlichkeit (s.a.o. 8.6 und 8.7). Fernández hatte nach eigenen Angaben den Bischof über die Vorgänge in Peñablanca und seinen geplanten ersten Besuch am 12.8. informiert, auch wenn in den ersten Anfragen der Presse an die zuständigen Stellen des Bistums diese angeben, »offiziell« von den Marienerscheinungen nichts zu wissen.157 Luis Fernández trat auf Anweisung von Valenzuela (s.o. 7.4) dezidiert nicht als offizieller Repräsentant der Amtskirche auf, sondern war, wie er selbst mehrfach betonte, als »ein Christ mehr«158 auf dem Hügel. Faktisch jedoch ging die Rolle von Fernández deutlich hierüber hinaus. Dieser war in der Anfangsphase der Erscheinungen neben Miguel Ángel Poblete und José Antonio Zurita (s.o. 7.3) einer der zentralen sozialen Akteure, der die Etablierung der Erscheinungen als in der Folge regelmäßigen, auf eine religiöse Sinndeutung hin bezogenen sozialen Vorgang durch sein Eingreifen aktiv vorantrieb, oder, wie La Estrella de Valparaíso am 17.8.1983 schrieb: »Pater Luis Fernández, Gemeindepfarrer von El Sol, ist einer derjenigen, der über den Fall vollständig Bescheid weiß und sich zum Unterstützer und Leiter des Jungen gewandelt hat.«159
Als Priester, der an die Authentizität der Erscheinung glaubte, verlieh er dem Vorgang Glaubwürdigkeit, ein insbesondere in der Früphase einer Marienerscheinung kritischer Punkt. So argumentiert etwa der Direktor des Hogar Carlos van Buren, Jaime Sepúlveda, er habe den Jugendlichen aus seinem Heim die Erlaubnis für den Besuch des Hügels nicht verweigern können, weil »nun sogar ein Priester den Ort besucht habe«160 . Und 157 Entsprechend äußerte der Secretario Canciller del Obispado, Jaime Astorga: »[...] er gab an, keine offizielle Kenntnis dieser angeblichen Erscheinungen zu haben.« (»[...] señaló no tener conocimiento oficial de estas presuntas apariciones«.; La Estrella de Valparaíso 16.8.1983); cf. die entsprechenden Äußerungen von Bischof Valenzuela im ersten Presseinterview (s.o. 8.11). 158 Cf. El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983; La Estrella de Valparaíso 17.8.1983 159 »El padre Luis Fernández, párroco de El Sol, es una de las personas que se encuentra en pleno conocimiento del caso y se ha transformado en apoyo y guía del muchacho.« (La Estrella de Valparaíso 17.8.1983) 160 »No podemos negarles esa posibilidad menos aún cuando hasta un sacerdote ha visitado el lugar.« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1983)
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auch Barros nennt die Anwesenheit »eines Priesters« als Grund, daß nun viele Menschen an die Marienerscheinungen glaubten.161 Bei verschiedenen dokumentierten Marienerscheinungen läßt sich beobachten, daß eine breitere positive öffentliche Wahrnehmung erst einsetzte, wenn die in der Regel marginalisierten Visonäre (meist Kinder, insbesondere Mädchen) und ihre Berichte von Erwachsenen von höherem sozialen Status unterstützt wurden, so etwa auch bei den Erscheinungen von Marpingen, Saarland (1876), bei denen die Unterstützung mehrere angesehener Männer des Dorfes zu einer Ausweitung der Visionen führte.162 Auch in der Anfangsphase der Marienerscheinungen von Ezkioga, Baskenland (1931) war es ähnlich wie in Peñablanca der Gemeindepriester aus einem der Nachbarorte, ohne dessen wohlwollende Haltung den Visionären gegenüber die Ereignisse möglicherweise einen anderen Verlauf genommen hätten: »Apparitions with a broad public appeal can be halted with ease only at the very start. The parish priest, usually the first authority to deal with the matter, is of utmost importance. If he is indecisive or reacts positively, the visions can build up momentum before newspapers and diocesan officials notice them. So it was fortunate for the Ezkioga visions that the girl seer found her way to [Antonio] Amundarain [Garmendia], a clergyman influential in the diocese and fascinated by mystical experiences.«163
161 Barros Valenzuela 1985, 59, Zitat s.o. 8.3, Anm. 29 162 »Während die Behauptungen der drei ursprünglichen Seherinnen den normalen Autoritätsverhältnissen im Ort potentiell zuwiderliefen, wurden sie in dem Moment akzeptiert, als sie von gut beleumdeten männlichen Erwachsenen bestätigt zu werden schienen. Nun konnte man das wunderbare Erlebnis, von dem ›drei einfache Bauernmädchen‹ erzählten, unbesorgt feiern.« (Blackbourn 1997, 227) 163 Christian 1996, 43; vergleichbar ist hier auch der Fall der Marienerscheinungen von Heede (Emsland, 1937–1940). Nachdem zunächst der Vater eines der Sehermädchens die Erscheinungsberichte bereits öffentlich gegenüber der Dorfgemeinschaft unterstützt hatte, änderte auch der Ortspfarrer nach einigen Tagen, als sich bereits etwa 100 Personen allabendlich an der Erscheinungsstelle auf dem Friedhof neben der Kirche versammelten, seine Position: »Weil diese an jedem Abend beharrlich zum Friedhof gingen und ihnen hier nach ihren Angaben die Gottesmutter immer wieder erschien, war auch er sich am 4. November 1937 völlig sicher: Die vier Mädchen hatten die Wahrheit gesagt, in Heede erschien tatsächlich die Muttergottes. Indem der Heeder Pfarrer die Kinder von nun an abends zum Erscheinungsort begleitete, erteilte er den Marienrscheinungen zumindest in den Augen der Bevölkerung eine Art kirchlicher Approbation. Damit waren die Schilderungen der vier Mädchen nicht nur für glaubwürdig befunden worden, sie hatten auch ihren ursprünglich subjektiven Charakter verloren: In den Augen Pfarrer [Johannes] Staelbergs, vieler Einwohner Heedes und jetzt auch schon etlicher Emsländer aus der näheren und weiteren Umgebung des Dorfes erschien Maria objektiv in Heede, auch wenn nur die vier Kinder sie sehen konnten.« (Zumholz 2004, 323)
Luis Fernández als inoffizieller Kirchenvertreter
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Fernández unterstützte offensichtlich von Beginn an, nachdem er mit Poblete das erste Mal über dessen Erscheinungsberichte gesprochen hatte (s.o. 7.4), vorbehaltlos den Visionär und seine Erscheinungen. Im Gegensatz zu José Antonio Zurita (s.o. 7.3) finden sich in den Quellen keine Konkreten Hinweise, bei Fernández an dessen Motivation allein aus persönlicher religiöser Überzeugung heraus zu zweifeln. Fernández machte den konkreten Glauben an die Marienerscheinungen von Peñablanca zum Teil seiner bereits vorher starken, allgemeinen Marienfrömmigkeit, die ihn bereits fünf Jahre zuvor für die Marienerscheinungen von Chagres begeistert hatte (s.a.u. 10.8):164 »Ich glaube fest daran, daß die Jungfrau erscheint. Ich bin hier als Hirte mit meinen Schafen. Sie brauchen Orientierung; ich werde ihnen niemals sagen, daß sie hieran glauben müssen. Man hat die Möglichkeit, die Menschen zu Christus hin auszurichten, zu Gott, der der Höchste ist, durch die Mittlerschaft Marias.«165
Fernández übernahm außerdem sehr schnell eine organisatorische Rolle innerhalb der Ereignisse von Peñablanca. In den ersten Monaten war er einer der wenigen Protagonisten der Erscheinungen, der kontinuierlich im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stand und immer wieder als »Schlüsselfigur«166 der Vorgänge bezeichnet wird. Seit Mitte August befand sich Fernández in der Rolle des öffentlichen Fürsprechers Pobletes, der diesen und die Erscheinungen verteidigte und den Visionär betreute. Er fungierte in der Frühphase als geistlicher Beistand und Tutor Pobletes, der ihn ständig begleitete und auch den Kontakt mit der Presse regelte. Fernández war es, der in den ersten Tagen – anstelle des angeblich kranken Poblete – mehrmals interviewt wurde167 , und sich damit auch als erster zusammenhängend und umfassend über die Vorgänge in Peñablanca öffentlich äußerte.168
164 »Luis Fernández, quien acogió a Miguel Angel por primera vez, ›también se entusiasmó muchísimo con las apariciones de Chagres, en Chile, hace unos años.‹« (Apsi 7.–20.10.1985, 22) 165 »Yo creo firmamente que la Virgen se aparece. Yo estoy allí como un pastor con mis ovejas. Necesitan orientación; yo no les voy a decir nunca tienen que creer en esto. Uno tiene oportunidad de orientar a a gente hacia Jesucristo, hacia Dios que es lo principal, por medio de María.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) 166 »El padre Luis Fernández es una pieza clave en el fenómeno de la supuesta aparición de la Virgen.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) 167 El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983; 17.8.1983; La Estrella de Valparaíso 17.8.1983 168 Auch im weiteren Verlauf der Erscheinungen und deren Etablierung als organisierter Kult setzte er sich aktiv für die Verbreitung der ›Botschaft‹ von Peñablanca ein: er war an der Erstellung eines von dem Kameramann Roberto Silva Torres (s.u. 9.1, bes. Anm. 16) produzierten Privatvideos direkt beteiligt, als Anregender und als Interviewpartner (Silva Torres 1987; cf. Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005).
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Im Rahmen des sich herausbildenden Erscheinungsrituals übernahm Fernández – seiner Rolle als Priester entsprechend – zentrale ›kultische‹ Aufgaben, wie etwas das Anführen von Prozessionen auf den Hügel oder das Anleiten kollektiver Gebete, besonders häufig des Rosenkranzes. Darüberhinaus war er während des Erscheinungsrituals meist derjenige, der direkt neben Poblete stand und dessen Handlungen und Äußerungen bzw. ›Botschaften‹ an die Umstehenden weitervermittelte. Auf Betreiben von Fernández wurden zu diesem Zweck bereits für die dritte Erscheinung, an der er teilnahm – die erste mit mehreren zehntausend Pilgern am 1.9.1983 – Lautsprecher installiert, die jedoch aufgrund defekter Batterien an diesem Tag noch ihren Dienst versagten, jedoch ab den dann folgenden Erscheinungen permanent zur Verfügung standen und denen in der Folge als technische Voraussetzung des Erscheinungsrituals eine zentrale Rolle zukam. Selten wurden die Worte Pobletes jedoch direkt durch die Lautsprecher übermittelt. Vielmehr fungierte Fernández als ›Hermeneut‹, der die Botschaften z.T. wörtlich wiederholte, sie zusammenfaßte, sie interpretierte und an die Umstehenden weitergab. Das Beispiel der Lautsprecher zeigt, daß Luis Fernández neben seiner kultischen Rolle auch praktische Aufgaben übernahm, die für den Ablauf der Marienerscheinung als sich nach dem 15.8. rapide vergrößerndes Massenereignis notwendig waren.169 Sowohl in den Darstellungen der Anhänger als auch v.a. in den Presseberichten bis Mitte Oktober taucht Luis Fernández immer wieder als der neben Poblete wichtigste soziale Akteur von Peñablanca auf. Es ist jedoch nicht zu vergessen, daß die Unterstützung, die Fernández aus seiner eigenen Pfarrgemeinde erfuhr, hierzu einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag leistete (s.a.u. 8.13). Es nicht Fernández als Einzelperson, der den entscheidende Impuls für eine Vergrößerung der Peñablanca-Wallfahrt lieferte, sondern er war es in seiner Funktion als Priester einer mehrere hundert Menschen umfassenden Gruppe von Pilgern aus El Sol.170 Die Pfarrgemeinde Santa María Madre 169 Zur Organisation der Wallfahrten, etwa die Notwendigkeit medizinischer Notfallversorgung vor Ort, s.u. 10.10 170 In der Presse ist wiederholt nur von »Katechisten« aus der Gemeinde El Sol die Rede, die Fernández bzw. Poblete begleiten. Dazu gehörte auch der Lehrer Rául Providel Sanhueza, der namentlich mit einem am 17.9.1983 veröffentlichten Leserbrief in La Estrella de Valparaíso (La Estrella de Valparaíso/Providel Sanhueza 17.9.1983) in Erscheinung tritt, ohne daß aus diesem jedoch seine aktive Rolle im Rahmen der Erscheinungen ersichtlich würde. Providel nahm bereits, wie er selbst berichtet, an der ersten, durch Luis Fernández initierten Wallfahrt am 12.8. teil und war auch im weiteren Verlauf am rituellen Ablauf der Wallfahrten auf den Erscheinungshügel beteiligt (Barros Valenzuela 2003, 110f.). Ab Januar 1984 – nach dem seitens der Diözese erzwungenen Rückzug von Fernández und der Ausbildung einer organisierten Laienanhängerschaft (s.u. 13) – mit der die Rolle des Sprechers eine zentrale Funktion innerhalb des Erscheinungsrituals (Cifuentes Bezanilla 1986, 31).
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de la Iglesia mit ihren engagierten Mitgliedern und ihrem Pfarrer Luis Fernández wurde dadurch das erste organisatorische Zentrum der religiös motivierten Unterstützer der Marienerscheinungen von Peñablanca.
8.13 Poblete tritt an die Öffentlichkeit: Pressekonferenz und Prophezeiungen am 19.8.1983 Zwar machte Poblete zwischen dem 15.8. und dem 1.9. in der Presse durch keine weitere Erscheinung mehr von sich reden, er suchte jedoch trotzdem – zusammen mit seinen engsten Vertrauten – gezielt das Licht der Medienöffentlichkeit. Innerhalb dieses Zeitraums wurden die wichtigsten Eckdaten der von Poblete berichteten Erlebnisse sowie seine Interpretation zentraler Aussagen der Erscheinung einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Damit wurde gleichzeitig der Grundstein für die später weiter ausgearbeitete Peñablanca-Überlieferung gelegt. Auch mit mehreren der später als soziale Akteure auftretenden Personen, die zunächst nur als interessierte Teilnehmer unter vielen nach Peñablanca reisten, kam Poblete noch vor dem 1. September in Kontakt. Poblete wohnte in dieser Zeit weiterhin bei der Familie Comelin Zurita, und José Antonio Zurita gehörte zu einem seiner ständigen Begleiter. Die wichtigste Anlaufstelle und organisatorisches Zentrum der PeñablancaWallfahrt und seines Visionärs war jedoch die Pfarrgemeinde von Luis Fernández, Santa María Madre de la Iglesia, in El Sol.171 Drei Tage nach Einsetzen der medialen Berichterstattung, am 19.8., fand dort in Anwesenheit von mindestens einhundert Zuhöreren eine eigens zu diesem Zweck einberaumte Pressekonferenz statt.172 Schon am Vortag waren in El Mercurio de Valparaíso einige Details, die im Rahmen der Pressekonferenz wichtig wurden, kurz berichtet worden, ohne eine Quelle zu nen171 Ein zweites Zentrum des Peñablanca-Kults in seiner Initialphase war das Haus und die Kapelle der Kongregation Obra Misionera de la Transfiguración del Señor in Quilpué (s.o. 8.7). 172 Das Interesse der Reporter in den ersten Tagen nach Verbreitung der Meldung mag groß gewesen sein, und auch Luis Fernández war sicher daran gelegen, die ›Wahrheit‹ der Erscheinungen, von der er überzeugt war, möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Es fällt jedoch trotzdem auf, daß hier im Umfeld von Fernández und seiner Gemeinde nach nur einer Woche seit Bekanntwerden der Erscheinungen eine regelrechte ›Öffentlichkeitsarbeit‹ für die Marienerscheinung betrieben wird. An dieser Stelle ist zu bedenken, daß José Antonio Zurita, dem in Sinne der Manipulationshypothese (s.u. 12) eine Beteiligung an einer politisch motivierten Inszenierung in Peñablanca zugeschrieben wurde, schon vor dem Auftreten Luis Fernández’, eben eine solche Öffentlichkeitsarbeit für Pobletes Visionen, auch gegenüber den Medien (wenn auch erfolglos), betrieben hatte. Und Zurita wird in den Berichten über die Pressekonferenz, neben Poblete und Fernández, als einziger namentlich genannt.
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nen: So wurde erstmals die – für die peregrinaje popular und die sich in Peñablanca neu entwickelnden Ausdrucksformen religiöser Praxis – so wichtige ›Anweisung‹ der Erscheinung über die Kopfbedeckungen von Frauen und Männern veröffentlicht (s.a.u. 9.5.1). Außerdem war am Vorabend der Konferenz schon zu erfahren, Poblete habe »Botschaften von großer Bedeutung für Chile« empfangen, darunter drei Mitteilungen für den Präsidenten sowie weitere über eine »in naher Zukunft eintretende politische Gefahr«. Darüber hinaus sollten sechs »Prophezeiungen« mitgeteilt werden, ähnlich der Geheimnisse von Fátima. Auch war erstmals von zu erwartenden »fünf Wundern« die Rede, die sich während einer der kommenden Erscheinungen ereignen sollten.173 Am 19.8. nun sprach Miguel Ángel Poblete erstmals direkt mit der Presse174 , begleitet von Luis Fernández und José Antonio Zurita.175 Poblete nannte das in allen Quellen sowie der Überlieferung der Anhänger übereinstimmend angebene Datum der ersten Erscheinung, den 12. Juni 1983, schilderte deren Ablauf und berichtete außerdem über das optische Erscheinungsbild der Erscheinung, wodurch er die spätere Herausbildung einer eigenen Ikonographie der Devotion von Peñablanca prägte (s.o. 6.2). Wenn diese Schilderung auch in Einzelpunkten leicht abwich, stimmt der in El Mercurio und La Estrella de Valparaíso veröffentlichte Text mit der später von Barros und Paredes verschriftlichten, maßgeblichen Peñablanca-Überlieferung überein (s.o. 6.2). Bereits in dieser ersten öffentlichen Äußerung Pobletes wurden zentrale Grunddaten der Peñablanca-Erscheinungen abgesteckt, die später immer wieder auftauchten. Darunter war auch das dauerhaft kontrovers diskutierte Detail, daß seine Begleiter bei der ersten Erscheinung lösungsmittelhaltigen Klebstoff (Neoprén) inhaliert haben sollen, Poblete selbst aber nicht (ausführlich s.o. 6.3), wie er während der Pressekonferenz betonte. Wei173 Neben der Veröffentlichung von Datum und Uhrzeit der jeweiligen nächsten Erscheinung waren die Ankündigungen von ›Wundern‹ für einen konkreten Termin ein wichtiger Faktor, der das massenhafte Interesse an Peñablanca noch steigerte; cf. hierzu auch den Fall der Marienerscheinung von Sabana Grande, Puerto Rico (Tumin/Feldman 1955; s.o. 8.3). 174 Hinsichtlich der medialen Aufbereitung des Themas Peñablanca ist hier anzumerken, daß die von Poblete im Rahmen der Pressekonferenz gegebenen Informationen sowohl in La Estrella de Valparaíso als auch in El Mercurio de Valparaíso auf zwei Artikel verteilt wurden (in El Mercurio ggf. drei, wenn man die ohne Quellenangaben zitierten ›Vorabinformationen‹ vor der Pressekonferenz hinzuzählt [19.8.1983]), die an direkt aufeinanderfolgenden Tagen erschienen, wobei der jeweils zweite den Inhalt des vorigen fast vollständig wiederholte und leicht erweiterte. Obwohl es also nichts ›Neues‹ zu berichten gab, schaffte es Peñablanca zwei Mal hintereinander auf die Titelseite, in El Mercurio beide Male mit Fotos (La Estrella de Valparaíso 19.8.1983; 20.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a; –/Rodríguez Q. 21.8.1983) 175 Die Berichte hierzu finden sich in: La Estrella de Valparaíso 19.8.1983; 20.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a
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terhin nannte er erstmals die Anzahl der Erscheinungen, die er bis zu diesem Tag gehabt habe: zehn bis zum 15.8. einschließlich176 , zusammen mit den entsprechenden Daten.177 Die nächste Erscheinung sei, so betonte Poblete, am 1. September um 14:30, wie schon vorher mehrfach bekannt gegeben wurde. Darüber hinaus kündigte Poblete die Ausweitung des Kreises der Visionäre an: noch vier weitere Personen sollten bei einer der nächsten Gelegenheit die Jungfrau Maria sehen können, eine Ankündigung die La Estrella de Valparaíso sogar einen Aufmacher wert war: »AUCH ANDERE SOLLEN DIE JUNGFRAU SEHEN KÖNNEN«178 . Tatsächlich sollte Poblete später, spätestens ab Anfang 1984, regelmäßig von vier weiteren Kindern während des Erscheinungsrituals begleitet werden. Bei diesen – ein Mädchen (Javiera Zurita) und drei Jungen (Oscar Pérez, Coralí und Aldo)179 – war zwar zeitweise ebenfalls ein Visionszustand zu beobachten, sie standen jedoch nie im Mittelpunkt und hatten während des Ablaufs nicht annäherend die Bedeutung von Miguel Ángel Poblete. Zu einer wirklichen Ausweitung des Kreises der Visionäre, wie es etwa im Rahmen der Erscheinungen von Ezkioga (Baskenland) mit immer neuen Visionären zu beobachten war, um ein in dieser Hinsicht besonders ausgeprägtes Beispiel anzuführen180 , kam es in Peñablanca deshalb nie. Poblete allein blieb Mittelpunkt und visionärer Protagonist von Peñablanca während der gesamten Zeit der über fünf Jahre hinweg andauernden Erscheinungen. Trotzdem wird die Ankündigung weiterer Visionäre vor dem 1. September auch ihren Effekt hinsichtlich eines größeren Interesses an diesem Termin nicht verfehlt haben. Poblete sprach exakt eines der religiösen Bedürfnisse an, das für 176 In El Mercurio wird Poblete mit der Angabe von nur neun Erscheinungen zitiert: 12.6., 13.6., 15.6., 20.6., 12.7., 16.7., 17.7., 12.8., 15.8. (bei Barros und Paredes ist zusätzlich der 19.6. angeben; Barros Valenzuela 1989, 16; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 26f.) 177 Die Nummerierung der Erscheinungen und ihrer ›Botschaften‹ wurde später im Rahmen des Peñablanca-Kultes zu einem grundlegenden, strukturierenden Element. Über die vollständige Durchnummerierung der Erscheinungen, für die Schilderungen Pobletes die Grundlage bildeten, war für die Peñablanca-Anhänger später eine eindeutige Bezugnahme auf die Ereignisse und Botschaften jeder einzelnen, je für sich als bedeutsam eingestuften Erscheinung möglich (s.a.o. 8.5.2). 178 »OTROS MAS PODRAN VER A LA VIRGEN« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a) 179 Fotos bei Barros Valenzuela 1985, 213; cf. aaO. 133.184; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 40; Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984 , 27; cf. »[OG:] ¿Y había otras personas más que Miguel Ángel había otras niños? [Álvaro Barros:] Sí, eran cuatro niños más eran cinco en total. Pero esos niños fallaron todos, no se portaron mal, pero pelearon con Miguel Ángel [Fanny McIntosh]: Y de hecho me parece a mi que otros videntes eran mas acompañante de Miguel Ángel, porque el centro era Miguel Ángel. [Álvaro Barros:] Esos niños nunca hablaron si no el que hablaba era Miguel Ángel, pero alguno de ellos entraron en esto y vieron a la Virgen.« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 13; cf. Barros Valenzuela 1987, 29) 180 Christian 1996
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das Interesse an Marienerscheinungen maßgebend ist: die Jungfrau Maria ›mit eigenen Augen‹ zu sehen.181 Noch zwei weitere Dinge, die Poblete im weiteren Verlauf Pressekonferenz nur kurz erwähnte, wurden später zu dauerhaften Bezugspunkten einer eigenen, religiösen Sinndeutung des Peñablanca-Kultes. Dies ist einmal die Entstehung einer neuen, individualisierten und namentlich identifizierten Devotion, die bisher eher provisorisch als »Virgen del Cerro« bezeichnet wurde. Die Jungfrau Maria selbst, so Poblete, nenne sich »Inmaculado Corazón de la Encarnación del Hijo de Dios«182 (s.o. 6.6, bes. Anm. 102)183 und der Ort ihrer Erscheinung solle »Cerro de las Siete Estrellas« (s.o. 6.4, bes. Anm. 68) heißen.184 Zum zweiten nannte Poblete die ›Anweisung‹ der Erscheinung, farbige (weiß, gelb oder himmelblau) »kleine Fische« (pescaditos) an den Türen der Wohnhäuser »zum Schutz« zu befestigen (s.a.u. 9.5.4 und 14.2).185 Luis Fernández, der in der Pressekonferenz direkt neben Poblete saß, wies auf die Bedeutung des Fischsymbols als Erkennungszeichen der frühen Christen hin.186 Ebenso wie der ›Ehrentitel‹ der Peñablanca-Erscheinung und die pescaditos kam in diesen ersten öffentlichen Äußerungen Pobletes die Marienerscheinung von Fátima, die auch in der später von den Anhängern immer mehr entwickelte Peñablanca-Überlieferung eine zentrale Rolle einnahm, als ›Referenzerscheinung‹ in den Blick. Poblete berichtete gegenüber den Reportern, wie es schon tags zuvor in dem Bericht von El Mercurio de Valparaíso angeklungen war, »sechs Prophezeiungen« erhalten zu haben, 181 Verbreitet waren jedoch auch in Peñablanca Berichte darüber, daß einzelne Personen die Jungfrau Maria »in der Luft«, »in den Wolken« oder »in der Krone des Baumes« gesehen hatten, wobei es sich hierbei – auch in den jeweiligen Selbstdarstellungen – nicht um Visions- bzw. Erscheinungsberichte im engeren Sinne handelt (s.a.u. 9.6.4). Angeführt sei hier etwa die Aussage einer älteren Peñablanca-Pilgerin: »Ich bin mir sicher, daß ich die Jungfrau gesehen habe. Ich habe gesehen, wie sie sich durch die Luft bewegt hat. Das erreicht man durch die tiefe katholische Überzeugung, die man hat. (»Estoy seguro que vi a la Virgen. Vi como se desplazaba en el aire. Esto se logra por la profunda convicción católica que una tiene.«; El Mercurio de Valparaíso 22.8.1983); cf. »Man sagt, viele andere Personen hätten ihr Bild in Wolkenformen gesehen.« (»Se dice que muchas otras personas observaron su imagen en forma de nube [...]«; La Segunda 27.8.1983). 182 El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a 183 Die für Peñablanca spezifische ›Selbstbezeichnung‹ wird seltsamerweise in dem Bericht von La Estrella de Valparaíso über die Pressekonferenz nicht genannt; vielmehr heißt es hier die Jungfrau Maria wolle »Socorro del Mundo« (»Hilfe der Welt«) genannt werden, ein traditioneller, auf Bernhard von Clairvaux zurückgehender marianischer Ehrentitel. 184 El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983 185 Die spezielle apotropäische Funktion dieses Symbols als Schutz gegen Erdbeben innerhalb des Peñablanca-Kultes wird an dieser Stelle noch nicht genannt. 186 El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a; cf. El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983
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von denen eine das »Dritte Geheimnis« von Fátima sei (s.o. 2.4.5 und 7.1, Anm. 11), das ihm durch die Jungfrau Maria selbst enthüllt worden sei. Dieses habe er zwar geheimzuhalten und dürfe es ausschließlich dem Papst direkt mitteilen, jedoch könne er bereits jetzt eine der anderen fünf »Prophezeiungen« enthüllen, womit erstmals ein kurzer Ausschnitt aus den ›Botschaften‹ einer größeren Öffentlichkeit mitgeteilt wurde. Es ist ein kurzer, auf den ersten Blick rätselhaft wirkender, allegorischer Text: »Das Huemul wird am Boden kämpfen; dann wird ihm der Kondor aus der Luft beistehen. Auch die Sonne wird mit dem Huemul und dem Kondor kämpfen. Die Sonne wird ihre mächtigen Strahlen aussenden, die das Huemul verletzt zurück lassen werden. Das Huemul aber wird sein Blut geben, ebenso wie seine Fahne und eine Blume.«187
Er gehörte zu den wenigen apokalyptischen Passagen, die keine christlichen Bezügen aufweist, sondern stattdessen auf chilenische Nationalsymbolik verweisen. Die von Poblete hier bekannt gegebene ›Prophezeiung‹ spielt auf den auch 1983 noch präsenten188 Grenzkonflikt zwischen Argentinien und Chile im patagonischen Beagle-Kanal an, der beide Länder in seinem Verlauf an den Rand einer militärischen Auseinandersetzung brachte.189 Chile und Argentinien sind in der ›Prophezeiung‹ allegorisch durch zentrale Bestandteile ihrer Staatswappen vertreten, die miteinander kämpfen: das Huemul – eine in Südchile und Argentinien einheimische Gattung der Trughirsche (Südlicher Andenhirsch; Hippocamelus antisiensis) – und der Kondor stehen für Chile, während die Sonne Argentinien repräsentiert (s.a.o. 8.2). Diese naheliegende Interpretation 187 »El huemul peleará por tierra, luego el cóndor lo ayudará por el aire; mas el sol peleará con el huemul y el cóndor. El sol arrojará sus rayos poderosos que dejarán herido al huemul. El huemul dará su sangre, igual que su bandera y una flor.« (La Estrella de Valparaíso 19.8.1983; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a). Der Text stammt laut Dokumentation der Anhänger aus der ›Botschaft‹ vom 15.8. (s.o. 8.2) 188 Direkt oberhalb des Berichts über die Pressekonferenz Pobletes erschien in derselben Ausgabe von El Mercurio de Valparaíso (20.8.1983b) ein Artikel über die vatikanische Vermittlung im Beagle-Konflikt; cf. »Políticos argentinos y chilenos llaman a la paz« (La Estrella de Valparaíso 23.8.1983) cf. auch die Meldung etwa einen Monat zuvor: »Acuerdo de paz chileno-argentino estaría listo« (20.7.1983); cf. 21.9.1983. 189 Die im patagonischen Beagle-Kanal gelegenen drei Inseln Lennox, Picton und La Nueva waren lange Zeit zwischen Argentinien und Chile umstritten. Ein Entscheidung des Internationalen Gerichtshof, die 1977 die Inseln Chile zusprach, wurde von Argentinien nicht akzeptiert. Erst durch diplomatische Intervention des Vatikans ab 1979 kam wieder Bewegung in die verhärteten Verhandlungsfronten. Ein Friedensabkommen konnte allerdings erst sechs Jahre später, am 2.5.1985, endgültig in Kraft treten. (cf. Collier/Sater 2004, 363f.; cf. auch Navasal 1984a, Navasal 1984b) Auch der erst kurz zuvor aus seinem Amt als Erzbischof von Santiago geschiedene Kardinal Silva wies Ende September während eines in Argentinien geführten Interviews auf die Gefahr eines solchen Krieges hin: »El Cardenal chileno Raúl Silva Henríquez dijo que una guerra entre Chile y la Argentina por el diferendo limítrofe austral ›sería una locura‹ [...]« (La Estrella de Valparaíso 21.9.1983).
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wird interessanterweise an verschiedenen Stellen in den Quellen bestritten, so auch in einem Artikel in La Estrella vom 27.8., der die Textstelle rein individualpsychologisch deutete, wie übrigens das gesamte Erscheinungserlebnis Pobletes.190 Das Beispiel zeigt, inwieweit die ›Botschaften‹ von Peñablanca direkt in den politisch-gesellschaftlichen und kulturellen Kontext der Zeit eingebettet waren (s.a.o. 2.2) und gleichzeitig Raum für Spekulationen über einen expliziten, eventuell gewollten politischmanipulativen Inhalt ließ. Der Text griff ein aktuelles, vielbeachtetes Thema chilenischer Tagespolitik auf, referierte darauf in einer außerhalb der Region praktisch unverständlichen Symbolik und sprach gleichzeitig die in Teilen der Bevölkerung vorhandene Kriegsangst an.191 Die HuemulProphezeiung – als erster wörtlich in der Presse zitierter Abschnitt aus den ›Botschaften‹ – zeigt, ebenso wie die Erwähnung der Marienerscheinung von Fátima während der Pressekonferenz, bereits beispielhaft die im weiteren Verlauf zentrale Bedeutung apokalyptischer Motive für die Ausbildung des Peñablanca-Kults (s.a.o. 6.5).192 190 »Y en cuanto a la parábola del cóndor y el huemul, nada tiene que ver con una relación entre Argentina y Chile. Es una ›autoparábola‹« (La Estrella de Valparaíso/Solar 27.8.1983) Für eine Interpretation in Richtung des Konflikts zwischen Chile und Argentinien findet sich dagegen in den Texten der Erscheinung selbst ein Hinweis in Form einer Parallelstelle, wenn es im Rahmen der 3. Erscheinung heißt: »Ein Krieg wird kommen, ausgelöst durch die Vereinigten Staaten, und Rußland wird die Stimme des Krieges nach Argentinien tragen, und dann wird Argentinien mit Chile kämpfen [peleará]. Und es wird ein großer Krieg sein, mit vielen Toten.« (»Una guerra llegará por causa de Estados Unidos, y Rusia traerá la voz de guerra a la Argentina, y luego Argentina peleará con Chile. Y será una guerra grande, con muchos muertos.«; Barros Valenzuela 1989, 15) Man beachte die Parallele in der Formulierung bezüglich der beiden Länder und des Huemul: »peleará«. Auch Luis Fernández deutete die Textstelle der Botschaft offensichtlich im Sinne einer Anspielung auf den BeagleKonflikt, wenn er sagt: »[...] sie [die Botschaften] enthalten auch Anspielung auf Probleme nationaler und grenzbezogener Gefahren.« (»[...] incluso hay referencias a problemas de contingencia nacional y limítrofes.«; El Mercurio de Valparaíso 17.8.1983) Auch Pobletes Äußerungen während der Pressekonferenz deuten in diese Richtung. Auf die Frage, ob es eine Botschaft für die chilenische Regierung gäbe, antwortete er: »Ja, aber ich kann sie nicht sagen. Sie sind sehr wichtig. Es gibt viele Ankündigungen; die einzige, die ich bekannt geben darf ist die über das Huemul, den Kondor und die Sonne, die sie [die Jungfrau Maria; OG] mir übergeben hat, sonst nichts, ohne weitere Erklärungen zu geben.« (»Sí, pero no los puedo decir. Son muy importantes. Hay muchos anuncios, el único que puedo dar a conocer es el del huemul, el cóndor y el sol, que me lo entregó así, nada más, sin dar más explicaciones.«; El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a) 191 Deutet man die Huemul-Stelle aus Sicht der Manipulationshypothese (s.u. 12), so käme das bewußte Schüren von Kriegsangst durch vorredigierte ›Marienbotschaften‹ letztlich einer in der Doktrin der Nationalen Sicherheit gegründeten Legitimationsstrategie der Regierung Pinochet zugute. 192 Schon in seinem ersten Presseinterview hatte auch Luis Fernández, neben einigen Andeutungen, als einzige umfangreichere Äußerungen zu den Inhalten der ›Botschaften‹ die Ankündigung eines Atomkriegs und den Bau einer »Großen Bombe«, die in der
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8.14 Peñablanca, politische Öffnung und neue Zivilgesellschaft Kurz vor der Marienerscheinung am 1.9.1983, die seit dem 15.8. über zwei Wochen hinweg in der Presse präsent gehalten und von vielen Menschen mit Spannung erwartet worden war (s.o. 8.3), kam es auf der politischen Bühne Chiles zu einer wichtigen Entwicklung, die auch Peñablanca direkt und indirekt tangierte. Am 27. und 29.8.1983 wurde ein erstes positives Signal der von Innenminister Jarpa eingeleiteten Öffnungspolitik (política de la apertura; s.a.o. 3.5.1) greifbar, namentlich das Ende des seit 1973 dauerhaft verhängten Ausnahmezustands und damit verbunden auch die Aufhebung der allgemeinen nächtlichen Ausgangssperre (toque de queda).193 Nur so war es möglich, daß sich im Laufe der folgenden Wochen und Monate Vigilien, die erstmals am Vorabend der größten Wallfahrt vom 29.9. zu beobachten waren (s.u. 10.10)194 , zu einem festen rituellen Bestandteil der Marienerscheinungen entwickeln konnten. Auch ist zu vermuten, daß sich das Ende des Ausnahmezustands als Signal vorübergehender gesellschaftlicher Entspannung positiv auf die Entstehung des Peñablanca-Kults auswirkte. Ganz im Kontrast zu diesem Öffnungssignal der Militärregegierung stand jedoch nur einen Tag danach die erneute Erinnerung daran, daß weiterhin Gewalt und nicht Entspannung die chilenische Tagespolitik des Jahres 1983 beherrschte. Am Morgen des 30. August ermordete ein Kommando des »Movimiento de Izquierda Revolucionario (MIR)« (s.o. 3.5.2, Anm. 84) den Intendente der Región Metropolitana (oberster Verwaltungsoffizier Santiagos). Generalmajor i.R. Carol Urzúa Ibañez wurde nur 20 Meter von seinem Wohnsitz entfernt zusammen mit seinem Chauffeur und einem Leibwächter in seinem Auto erschossen.195 Nur zwei Tage nach dieser Gewalttat war es jedoch wieder eine religiöse und ›friedenstiftenLage sei, die Hälfte der Menschheit zu vernichten, sofern diese sich nicht zum Besseren wandelt, genannt. (La Estrella de Valparaíso 17.8.1983) Auch Poblete wiederholte dieses Motiv während der Pressekonferenz. (»Dijo la Señora se esta haciendo una bomba que matará a la mitad del mundo y que la otra mitad que quede llorará por no haber muerto. Da a entender que con oraciones y fe podrían evitarse muchos males.« (El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983) Während die HuemulProphezeiung noch direkt in den Kontext der chilenischen Tagespolitik eingebettet war, zeigen sich mit der ›Androhung‹ eines Atomkriegs hier typische Züge der für viele Marienerscheinungskulte typischen »apokalyptischen Ideologie« (Zimdars-Swartz 1991, 247; s.a.o. 6.5, bei Anm. 91), die hier ein entsprechendes Motiv aus der Zeit des Kalten Kriegs aufgreift. 193 El Mercurio de Santiago 29.8.1983; 27.8.1983 194 La Estrella de Valparaíso 28.9.1983 195 Die Ermordung des Intendente von Santiago wurde später seitens der PeñablancaAnhänger als Erfüllung einer der apokalyptischen Prophezeiungen, damit als Beleg für die ›Echtheit‹ der Erscheinung gedeutet: »Lamentablemente en unos de los días
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de‹196 Nachricht, die die Titelseiten der Zeitungen füllte und viele tausend Menschen bewog, sich erneut auf einem vor kurzem noch völlig unbedeutenden Hügel der V. Región zu versammeln. Es ist kein Zufall, daß sich nicht viel später für die Marienerscheinung von Peñablanca und ihre ›versöhnliche‹ Botschaft die Devotionsbezeichnung »Dama Blanca de la Paz« als vorherrschend durchsetzte.197 Die Erscheinungen boten für viele Besucher, – sofern bei ihnen die subjektive religiöse Motivation und Sinndeutung vorherrschte198 , einen Raum doppelter Außeralltäglichkeit. Einmal als autonomer Bereich des ›Religiösen‹, des ›Sakralen‹, um den zu betreten Menschen für eine kurze Zeit – wie es typischerweise für Pilgerfahrten, auch im lateinamerikanischen Raum, charakteristisch ist – den Raum des ›Banalen‹, des ›Profanen‹ verlassen.199 Zum anderen aber auch als ein autonomer Bereich, in dem nicht nur der einzelne seinen Alltag teilweise hinter sich lassen konnte, sondern gleichzeitig ein der als ›gewaltsam‹ und ›unsicher‹ wahrgenommenen gesellschaftlichen Situation kontrastierend entgegengesetzter Ort des ›Friedens‹. Die Marienerscheinungen von Peñablanca schafften für ihre Teilnehmer für einige Stunden einen Freiraum, nicht nur außerhalb ihres »rationalen
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preanunciados el Intendente de Santiago, General Carlo Urzúa, murió baleado junto a sus dos acompañantes, cumpliendose así el aviso.« (Barros Valenzuela 1985, 53) Der direkte Zusammenhang zwischen den Marienerscheinungen und einem durch diese bewirkten oder von der Erscheinung ›geforderten‹ »Frieden« ist ein bestimmendes Thema, das sich von Anfang an durch die Texte der ›Botschaften‹ zieht, und schon im Rahmen der 3. Erscheinung vom 15.6.1983 auftaucht: »Que haya paz en el mundo es lo único que quiero, que todos lleguen al cielo.« (Barros Valenzuela 1989, 15). Mit 71 Belegstellen im thematischen Index bei Barros gehört »Friede« mit zu den häufigsten Motiven in den ›Botschaften‹ (s.o. 6.5, Grafik 6.2). Erstmals nach der 32. Erscheinung am 20.12.1983 (Barros Valenzuela 1989, 31) Sicherlich ist nicht für alle Menschen, die die Marienerscheinungen von Peñablanca besuchten und sich auch für diese begeisterten, eine religiöse Motivation zu unterstellen. Von vielen »Neugierigen« ist – oft polemisch – schon in den Quellen selbst die Rede. Für manche mag ein solcher ›Ausflug‹ nach Peñablanca auch einen kleinen Raum gesellschaftlicher Freiheit eröffnet haben, der zwar innerhalb eines religiösen bzw. kirchlichen Kontextes stattfand, welcher für die Teilnehmer aber nicht entscheidend war. Ganz ähnlich bot auch die chilenische Kirche mit ihren Einrichtungen und Räumlichkeiten vielen gesellschaftlichen Aktivisten während der Militärdiktatur die Möglichkeit, in einem geschützten Raum zu agieren, ohne daß bei den jeweiligen Akteuren eine religiöse Motivation vorherrschend gewesen wäre. Daß die Kirche in Chile solche Freiräume bot, machte sie letztlich zu einem entscheidenden Katalysator bei der Hervorbringung einer neuen, wiedererstarkenden Zivilgesellschaft, aus der heraus eine politische Opposition als konkrete Alternative zur Pinochet-Regierung entstehen konnte (s.a.o. 3.5.2). Cf. die strukturalistische Beschreibung lateinamerikanischer peregrinación bei Crumrine: »The pilgrimage place is by definition a sacred place, most often sacralized by the reputed direct presence at that spot of some manifestation of the divine, such as a saint or apparition. It is this magnified presence of the holy which sets the pilgrimage place apart.« (1991, 10
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Zweckhandelns«, sondern außerhalb der alltäglichen, oft gewalttätigen, für manche schwer erträglichen Realität des Landes. So drückte Álvaro Barros, der am 1. September erstmals einer Erscheinung in Peñablanca beiwohnte, stellvertretend eine Gefühlslage aus, die, angesichts der von vielen Menschen als belastet wahrgenommenen innenpolitischen Lage, als ein erklärender Faktor für den großen ›Erfolg‹ der Marienerscheinung von Peñablanca zu berücksichtigen ist: »Unter den vielen tausend Pilger war eine Sache klar: die überwältigende Stimmung voller Gebet und Frieden. Für einige Stunden schienen die Spannungen vergessen, die man in Chile und der ganzen Welt durchlebte. Kein einziger Polizist, keine Unordnung. Die Mehrzahl singt und betet, verharrt in Schweigen. Viele kehrten sich nach innen und erkannten, daß sie Sünder sind. Man sehnte sich nach der Rückkehr zu Gott. Eine überwältigende religiöse Stille; tausende von geschwenkten weißen Taschentüchern, die Jemanden grüßen und verabschieden, die man nicht sieht, aber an die man zärtlich glaubt.«200
Während für die Mehrzahl der Anwesenden dieser ›Ausflug‹ in eine »Atmosphäre von Frieden und Gebet« nicht länger als den Tag einer Erscheinung201 dauerte, wurde er für andere zu einem Daueraufenthalt, zum Ausgangspunkt für ein religiös motiviertes, soziales Engagement, 200 »Entre tantos miles de peregrinos una cosa es clara: qué sobrecogedor el ambiente de paz y oración. Por unas horas pareceria que se olvida el clima de tensión que se vive en Chile y en el mundo. Ningún policía, ningún desorden. La mayoría ora y canta, guarda silencio. Muchos entran a su interior y reconocen ser pecadores. Hay deseos de volver a Dios. Sobregoce un religioso silencio; el agitar de miles de pañuelos blancos, saludando y despidiendo a Alguien que no se ve pero en quien se cree con ternura« (Barros Valenzuela 1985, 61); cf. hierzu den Leitartikel von La Estrella de Valparaíso vom 4.10.1983: »En medio de la tensión que ha vivido nuestro país en los últimos meses, en medio del odio, el egoísmo y hasta el crimen que parece hacer imposible la convivencia nacional, surge un hecho espiritual que atrae la atentención general. Quiere esto decir que el hombre está en busca de elementos superiores y que en su corazón se mantiene la llama del amor y el respeto.« (La Estrella de Valparaíso 4.10.1983) 201 Das Phänomen, in einer friedlichen Menschenmenge – im Kontext von Peñablanca ist diese den gewalttätigen Demonstrationen zu kontrastieren – vorübergehend der Alltagswelt enthoben zu sein, beschreibt Lofland u.a. referierend auf Tumin und Feldman (Tumin/Feldman 1955) treffend für religiöse Phänomene, die Peñablanca vergleichbar wären: »Least overtly agitated, but aroused nonetheless, is the pattern of crowd joy associated with reverence the quiet, worshipful coming together of people to give homage to what is defined as the cosmic and to make requests thereof. The more purely collective behavior versions of this are emergent in the sense that some new reverable object is declared and people are drawn from diverse points to a new place in order to give homage. What Tumin and Feldman (1955) call ›the miracle at Sábana Grande‹ is the classic episode a gathering of over 100,000 people at Rincón, Puerto Rico, May 25, 1953 to see the appearance of a virgin saint. The saint elected not to materialize, but that day and subsequent days were apparently quite moving crowd events involving much prayer, singing, and chanting. [...].« (Lofland 1985, 81f.)
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das zu einem wichtigen Bezugspunkt ihres Lebens wurde. Peñablanca wurde zum Ursprung einer neuen sozialen Bewegung, die sich von jeglicher Betätigung in der zivilen Arena der Alltagswelt fernhielt und ›rein religiös‹ agierte, zumindest in der Eigenwahrnehmung. Mittel- und Ausgangspunkt waren und blieben die Momente, in denen Miguel Ángel Poblete aus Sicht seiner Anhänger auf dem Hügel in Peñablanca oder an verschiedenen anderen Orten direkt mit der Jungfrau Maria in Kontakt zu sein schien. Doch ausgehend von diesem Mittelpunkt entstanden Gebetsgruppen, Tanzgruppen, die traditionelle Tänze aus La Tirana (bailes chinos) aufführten, es bildeten sich Chöre, Lieder für die »Dama Blanca de la Paz« wurden komponiert, Bilder und Statuen der Erscheinungsmaria geschaffen, Bücher und andere Schriften publiziert und schließlich mit viel organisatorischem und v.a. finanziellen Aufwand das Grundstück der Erscheinungen gekauft und mit dem Bau der Kapelle und verschiedener weiterer religiöser Bauten gestaltet. Betrachtet man die sich rasch formierende und sich schon bald langfristig konsolidierende aktive Anhängerschaft im historischen Kontext der Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wiedererstarkenden chilenischen Zivilgesellschaft, gewachsen im institutionellen Schutzraum der Kirche (s.a.o. 3.5.2; cf. Anm. 198), so läßt sich der organisierte Peñablanca-Kult als eine von vielen in dieser Zeit entstehenden neuen sozialen Bewegungen verstehen. Zwar lagen die Peñablanca-Anhänger gerade mit den für diesen Prozeß so wichtigen kirchlichen Institutionen offen im Streit und ihre Motivation war keine ›zivile‹, sondern eben ja gerade ein ›religiöse‹. Nichtsdestotrotz bot aber das ›Gesamtereignis‹ Peñablanca einer großen Zahl von Menschen Raum für soziales Engagement, ja man könnte vielmehr sagen: erst durch die Betätigung von Menschen wie Álvaro Barros, Alejandro Cifuentes oder Raúl Providel wurde des Phänomen Peñablanca nach und nach hervorgebracht und schließlich institutionalisiert. Ohne den materiellen, zeitlichen und organisatorischen Einsatz vieler, zu Beginn der Erscheinungen offensichtlich noch unabhängig voneinander agierenden Einzelpersonen, wäre das Phänomen, so wie wir es heute kennen, nicht entstanden. In diesem Sinne ist Max Weber hier nicht in vollem Maße zuzustimmen, daß »[d]as mystische, orgiastische, ekstatische Erleben [...] das spezifisch Außeralltägliche, vom Alltag und von allem rationalen Zweckhandeln Abführende« ist.202 Das von seinen Anhängern entsprechend ausgedeutete und als religiös sinnhaft gedeutete »ekstatische Erleben« Pobletes, brachte eine ganze Palette rationalen Zweckhandels hervor, wie es etwa für den Bau einer Kapel202 Weber 1988a,1 1915, 262
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le oder die Gründung eines Vereins nötig ist. Nur bewegte sich dieses Zweckhandeln, und hier ist Weber wiederum zuzustimmen, aus Sicht der klassischen Zivilgesellschaft in einem von dieser sich explizit abgrenzenden, und in diesem Sinne wieder »außeralltäglichen« Bereich. Die soziale Bewegung Peñablanca war nicht mehr interagierender Teil einer Zivilgesellschaft, in der Religion nur ein Bereich neben Politik oder Arbeitswelt ist, sondern drehte sich vielmehr um einen neuen, eigenen Mittelpunkt, der sie aus der gesellschaftlichen Arena heraushob (s.a.u. 10.9). Betrachtet man die aktiven Peñablanca-Anhänger und ihr religiöses Engagement sowohl vor als auch nach ihrem Kontakt mit den Erscheinungen aus kirchensoziologischer Perspektive, so lassen sich diese mit Fleet und Smith gesprochen, der Gruppe der »organisatorisch engagierten« (»organizationals«) Katholiken in Chile zuordnen. Fleet und Smith unterscheiden in ihrer Analyse der chilenischen Laienkatholiken in ihrem Verhältnis zur kirchlichen Hierarchie zwischen den genannten organizationals und den »liturgisch engagierten« (»sacramentals«) als Untergruppe der »lokalen203 praktizierenden Katholiken«.204 Die organisatorisch engagierten Katholiken besuchen ebenso wie die liturgisch engagierten regelmäßig den Gottesdienst, sind aber darüber hinaus noch vor Ort in kirchlichen Organisationen oder Ortsgemeinden aktiv. Dazu gehören spirituelle Angebote wie Gebetsgruppen (s.a.u. 13.2), die Gestaltung der Marienmonate (Mes de María), Katechese (Kommunionkurse, Ehevorbereitung) und soziale Aktivitäten wie Suppenküchen, Menschenrechts- und Arbeitslosengruppen. Die so aktiv das Gemeindeleben gestaltenden Personen stellen zwar nur eine sehr kleine Gruppe bezogen auf die Gesamtzahl der chilenischen Katholiken dar (etwa 1%) wurden aber gleichzeitig aufgrund ihrer nach außen wahrnehmbaren Aktivitäten als repräsentativ für die Kirche angesehen. Darüber hinaus kam diese Gruppe häufig und direkt mit Klerikern, Religiosen und der offiziellen pastoralen Linie der Kirche in Kontakt. In dieser Gruppe findet sich sowohl die höchste kirchliche Bindung als auch das höchste soziale und politische Engagement in Hinblick auf ihre religiöse Überzeugung. Interessanterweise weisen Fleet und Smith aber daraufhin, daß daraus nicht automatisch eine voraussetzungslose Zustimmung dieser Gruppe zur offiziellen kirchlichen Linie folgt. Vielmehr sei gerade unter den »organisatorisch engagierten« Katholiken häufig ein Handeln aus Eigeninitative 203 »Lokal« ist hier als Gegenbegriff zu katholischen »Eliten«, d.h. landesweit bedeutsamen Personen des öffentlichen Lebens (Parteifunktionäre, Intellektuelle, Medienvertreter) zu verstehen. Die Wirksamkeit der »lokalen Katholiken«, des eigentlichen ›Kirchenvolks‹, bleibt auf ihre jeweilige Heimatgemeinde und das direkte Umfeld begrenzt. (cf. Fleet/Smith 1997, 138–140) 204 Fleet/Smith 1997, 137f.140
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in alternativer Auslegung der kirchlichen Lehre zu finden, wohl auch ein Ergebnis des »Geistes demokratischer Partizipation, in dem viele chilenische Katholiken seit 1973 religiös und politisch geprägt wurden.«205 Sowohl die Mitglieder des Movimiento Mariano 7 Estrellas (s.u. 13.2) als auch die Gruppe aus Santiago um die Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2) lassen sich in der von Fleet und Smith eingeführten Kategorie der organizationals wiederfinden. So seien nur zwei Beispiele genannt. Raúl Providel – als führende Figur der Peñablanca-Anhänger in Quilpué – war schon seit langen Jahren aktiv als Katechist am Gemeindeleben und dessen Aufbau in El Sol (s.a.u. 11.7) beteiligt und hatte darüber hinaus ein persönliches Verhältnis zum Ortspfarrer Luis Fernández.206 Sein Einsetzen für die Marienerscheinung zunächst an der Seite von Fernández und später innerhalb einer in die Gemeindestruktur eingebundenen Gruppierung erscheint aus dieser Sicht weniger als ein ›neues‹ religiöses Engagement, sondern vielmehr als konsequente Fortführung seiner bisherigen religiösen Aktivitäten. Auch Luzmira Elliott (s.u. 13.3), als eine zentrale Vertreterin der Anhänger aus Santiago, war bereits lange vor Beginn der Ereignisse in Peñablanca in ihrer Ortsgemeinde und in ihrem Stadtteil religiös engagiert gewesen. Bezeichenderweise für ihre spätere Partizipation in Peñablanca konzentrierten sich diese Aktivitäten auf Ausdrucksformen der Marienfrömmigkeit (mes de María) und eine besondere Begeisterung für die Marienerscheinungen von San Damiano (»Nuestre Señora de las Rosas« [Unsere Liebe Frau von den Rosen«])207 . 205 »As we have seen above, the Church’s social teaching is subject to divergent interpretation and application, and under the pressures and influences of Chilean society many of them acted frequently on their own. And this is not surprising, given the spirit of democratic participation with which many Chilean Catholics were formed religiously and politically since 1973.« (Fleet/Smith 1997, 140f.; cf. Smith 1982, 42f.) 206 »La verdad es que yo conocí al padre Luis en el año 1970. Recien había ingresado a la Universidad de Chile para estudiar Pedagogía en Castellano y Filosofía. Lo encontré un sacerdote muy duro, [...], pero muy buen pastor ya que visitaba los hogares y arrastraba almas a Cristo y a su futura parroquia. Decidí cooperarle en la Catequesis ya que era muy pertinaz, muy perseverante en el servicio.« (Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008) 207 Die Begeisterung für San Damiano teilte Lucy Elliott in diesen Jahren mit vielen anderen Chilenen. So berichtet Qué Pasa Ende Oktober 1983 von einer wahrnehmbaren Gruppe »der Jungfrau von San Damiano anhängenden Personen«, die angesichts der Ankündigung einer Erscheinung in Chile voll großer Erwartung auf den Hügel gekommen seien, nun aber enttäuscht wären angesichts eines möglichen »Betrugs«. Elliott mag aus demselben Grund nach Peñablanca gekommen sein; an einen Betrug glaubte sie jedoch nie. (»Muy desilusionadas se encuentran numerosas personas devotas a la Virgen de San Damiano con la idea que los sucesos de Villa Alemana puedan corresponder a un simple fraude. De hecho muchas de ellas concurrían fielmente al lugar ante el anuncio de ›una nueva aparición‹. [...] En nuestro páis ha surgido una gran devoción por la Virgen de San Damiano o de las Rosas [...] y frecuentemente se organizan peregerinaciones hasta ese lugar en Italia. Incluso Nuestra Señora de las
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Elliott gehörte einer der italienischen Erscheinung gewidmeten Gebetsgruppe an, die sich regelmäßig trafen, Filmabende zum Thema veranstalteten und Pläne für eine Pilgerreise nach Europa hegten.208 Insofern erscheint auch hier ihr Engagement für die chilenische Erscheinung als Fortführung ihrer vorigen religiösen Aktivitäten. Dabei fällt auf, daß sich dieses Engagement grob in zwei Gruppen aufteilen läßt, und zwar entsprechend der sozialen Schichtung der Akteure, aber auch ihrer geographischen Herkunft. So lag das erste organisatorische Zentrum der Peñablanca-Anhänger, die Pfarrgemeinde von El Sol, aus der später das Movimiento Mariano 7 Estrellas hervorging, inmitten einer einfachen Wohnsiedlung (población) an der Peripherie von Quilpué. Ebenso stammte offensichtlich auch der größere Teil der Teilnehmer aus unteren gesellschaftlichen Schichten und eher aus der direkten Umgebung der Erscheinungen, d.h. aus Villa Alemana, Quilpué und den umliegenden Ortschaften. Nicht umsonst wird Peñablanca immer wieder als ein ›klassisches‹ Beispiel der chilenischen religiosidad popular bezeichnet. Daneben steht die Gruppe derjenigen Engagierten, die deutlich sichtbarer und normalerweise in den Quellen auch namentlich genannt sind, die unter Rückgriff auf ihre berufliche Stellung sowie ihre bessere finanzielle Ausstattung einen aktiven Beitrag zu verschiedenen logistischen Aspekten der Erscheinung leisteten. Darunter waren auffällig viele Personen aus der Mittelschicht, die fast alle aus Santiago stammten und erst durch die öffentliche Wirksamkeit in der Presse zu den Ereignissen in Peñablanca hinzugestoßen waren. Bot Peñablanca also auch eine soziale Arena der Partizipation gerade für die obere Mittelschicht?209 So waren es zwei Bauingenieure aus Santiago, Alejandro Cifuentes Bezanilla und Jorge Opazo Mena210 , die offensichtlich unabhängig voneinander, einer entsprechenden ›Botschaft‹ der Erscheinung folgend, zwei fast identische Metallzäune zur Einfriedung des zentralen Rosas tiene un centro de oración en Chile ubicado en calle Rivera 2001, una antigua iglesia que está siendo refaccionada con dedicación por sus fieles.«; Qué Pasa/Aninat 20.–26.10.1983) 208 »[Lucy Elliott:] [...], nosotros nos entusiasmamos con la Virgen de las Rosas en tal forma en que con unas amigas que dan una película de allá, iban a darla, la poníamos incluso en la plaza, con un grupo de oración que teníamos en la plaza, que tuvimos 20 años, un grupo de oración [...] en la plaza de aquí de Domingo Santa María, [...] hacíamos el mes de María nada más, y ahí pasábamos la película de la aparición y regalábamos fotos, medallas y queríamos ir a San Damiano pero nunca tuvimos los medios, y cuando dicen que va a aparecer acá en Chile salió en los esto es verdad.« (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006) 209 Cf. hierzu auch eine Parellele zu den Erscheinungen von Marpingen: »Die Eltern der Seherinnen gehörten der mäßig wohlhabenden Klasse der Kuhbauern an [...], und zu ihren Anhängern zählten vermögende Männer: grundbesitzende Bauern, Handwerker, ein Müller und ein Gastwirt.« (Blackbourn 1997, 230) 210 Barros Valenzuela 1985, 74–79
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Erscheinungsbereich auf dem Hügel anfertigten.211 Der Architekt Álvaro Barros Valenzuela, ebenfalls aus Santiago, wurde zum wichtigsten Publizisten der Erscheinungen und plante außerdem die später erbaute Kapelle. Mehrere Ärzte gehörten ebenfalls zum inneren Kreis, wie etwa Alan Rojas Canala, ein Dermatologe aus Santiago, der v.a. die Echtheit der ›Stigmata‹ Pobletes immer wieder verteidigte und diese mehrfach direkt vor Ort begutachtete (s.u. 13.8.1). Und auch einer der zentralen Figuren vor Ort in der Gemeinde von El Sol, Raúl Providel, war als Lehrer der Mittelschicht zuzurechnen. Cifuentes, Barros, Rojas und Providel gehörten zu den Gründungs- und führenden Mitgliedern in der »Fundación Monte Carmelo de Chile«, in der sich ein Teil der Peñablanca-Anhänger schließlich über die an die Pfarrgemeinde gebundene Movimiento Mariano 7 Estrellas hinaus als eingetragener, kirchenunabhängiger Verein konstituierte.
211 Das einzelne Installation im Bereich des Erscheinungsareals auf die Initiative unabhängier Privatpersonen zurückgehen, ist auch im Rahmen anderer Marienerscheinungen belegt, etwa in Ezkioga. Im August 1931 erweitert Francisco Goicoechea Urrestarazu einen der ›Erscheinungsbäume‹ mit Hilfe eines Querbalkens zu einem Kreuz und errichtete von diesem eine hölzerne Plattform für die ›Visionäre‹. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Goicoechea selbst zum Kreis derjenigen Personen gehörte, die in Ezkioga Marienvisionen hatten. Die in Peñablanca aktiv in die Logistik der Erscheinung eingreifenden Personen dagegen waren alle nur ›passive Zuschauer‹ der Erscheinungen Pobletes. (Christian 1996, 307f., Abb.)
9 Ein Erscheinungsritual: 1. September 1983 9.1 »Die Menge erwartet die Jungfrau« »MULTITUD ESPERA A LA VIRGEN«, so titelt die Abendzeitung La Estrella de Valparaíso am 1. September 19831 , dem angekündigten Datum der nun schon seit über zwei Wochen von vielen ›mit Spannung‹ erwarteten Marienerscheinung. Auch El Mercurio de Valparaíso und Las Últimas Noticias erinnerten ihre Leser noch einmal an diesen ›wichtigen Termin‹ der Marienerscheinung für 14:00 bzw. 14:30 desselben Tages.2 Und in der Tat übertraf die Zahl der Besucher sowohl die beim Erscheinungstermin am 15.8. als die auch bei dem in den folgenden Wochen sich kontinuierlich vergrößernden Wallfahrtsbetrieb bei weitem, wenn auch nicht so viele kamen, wie von manchen Zeitungen in den Tagen zuvor als »erwartet« angegeben.3 Die Zahl der Besucher auf dem »Cerro de la Virgen« am 1. September wird je nach Quelle auf 18.0004 , 20.0005 , 40.0006 oder sogar 50.0007 Personen geschätzt, wobei, so berichtet El Mercurio de Valparaíso als einzige Quelle, Frauen in der Mehrzahl gewesen sein sollen.8 Etliche Personen hatten bereits die Nacht zuvor auf dem Hügel verbracht. Somit war schon in den frühen Morgenstunden eine beträchtliche Menschenmenge in Peñablanca versammelt. An diesem 1. September werden erstmals auch logistische Maßnahmen greifbar, die der bisher eher ›spontan‹ – im Sinne von nicht durch Dritte organisiert – anmutenden Wallfahrt vermehrt den Charakter einer offiziellen religiösen Großveranstaltung gaben. Das Rote Kreuz von Villa Alemana war mit zwei Sani1
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La Estrella de Valparaíso 1.9.1983a; wie alltäglich wiederum Berichte über im weitesten Sinne ›übersinnliche‹ Phänomen in der chilenischen Presse waren, zeigt der Artikel, der direkt neben dem Bericht über die bevorstehende Marienerscheinung in Peñablanca in La Estrella steht: »UFO in Isla Negra gesichtet«. (La Estrella de Valparaíso 1.9.1983b; s.a.o. 7.5) Noch einen Tag vor der angekündigten großen Erscheinung tauchte Peñablanca erstmals auch auf der Kommentarseite auf, in El Mercurio de Valparaíso. Die Erscheinungen seien als echt einzustufen, weil sie auch auf die »Schwarze Madonna« eingehen würden, die Poblete gar nicht kennen könne. (– /Mangini Costa 31.8.1983) El Mercurio de Valparaíso 1.9.1983; Las Últimas Noticias 1.9.1983 So 70.000 in La Segunda (27.8.1983) Las Últimas Noticias/Arteaga 29.9.1983 La Estrella de Valparaíso 2.9.1983; El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983 La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983 Las Últimas Noticias/Arteaga/Meléndez 2.9.1983 El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983
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tätszelten und 20 Krankenschwestern vor Ort9 und mußte im Verlauf des Tages ca. 300 Personen behandeln. Die provisorische Umzäunung des Erscheinungsbereiches war verstärkt und es waren Lautsprecher installiert worden (s.u. 9.3). Auch die Straßenhändler entdeckten Peñablanca für sich und bauten ihre Stände in großer Zahl rund um den Hügel auf. Sie waren von diesem Tag an eine feste Größe im Straßenbild rund um den Erscheinungshügel.10 Diese ›Kommerzialisierung‹ wurde zwar, erwartungsgemäß, von vielen Seiten als dem ›eigentlich religiösen‹ Ereignis nicht würdig kritisiert, v.a. in der Presse11 , ist jedoch von außen betrachtet nicht weiter erstaunlich. Straßenhändler, die Essen, Devotionalien und anderes verkaufen, sind in Chile, wie eigentlich weltweit, fester Bestandteil religiöser ebenso wie profaner Massenveranstaltungen.12 Für die größte chilenische Marienwallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez (Tag der Unbefleckten Empfängnis, 8.12.), nur wenige Kilometer südlich von Peñablanca gelegen, wird schon am Vortag die mehrspurige Nationalstraße 62 zwischen Santiago und Valparaíso auf mehreren Kilometern Länge für den Pilgerbetrieb und den diesen begleitenden riesigen Straßenmarkt gesperrt (s. Abb. 9.1). In dieser Hinsicht ist der apologetischen Erwiderung Barros’ auf entsprechende Vorwürfe nur zuzustimmen, die die Anwesenheit der Straßenhändler zu Ungunsten von Peñablanca auslegten.13 Die Straßen9 10
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Diese werden in Zeitungsberichten erwähnt (cf. u.a. El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983) und sind auch in den Filmaufnahmen von Silva (Silva Torres 1987) sichtbar. »An den Wegen, die zum Erscheinungsort führen, bauten unzählige Straßenhändler ihre Stände auf. Viele von ihnen brachten improvisierte Zelte und kleine Marktstände hinauf, um Erfrischungsgetränke zu verkaufen.« (»En los senderos que conducen hasta el lugar de las apariciones se instalaron innumerables comerciantes ambulantes y muchos de ellos levantaron improvisadas carpas y pequeñas ramadas para atender la venta de refrescos.«; El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983); einige Verkaufsstände waren jedoch schon mindestens seit dem vergangenen Wochenende (20./21.8.) auf dem Hügel (cf. El Mercurio de Valparaíso 22.8.1983). Cf. »Hubo un milagro pero ... fue para vendedores ambulantes« (La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983) Man denke nur an lange Reihe von Devotionalienstände in Lourdes und in vielen anderen katholischen Marienwallfahrtsorten. »Und auch die Straßenhändler fanden sich ein, wie sie es in Chile, seit man sich erinnern kann, immer getan hatten, beim Rodeo, beim Pferderennen, bei politischen Versammlungen, am 18. September [dem chilenische Nationalfeiertag; OG] oder zum Fest der Unbefleckten Empfängnis in Lo Vásquez. [...] angesichts dessen erscheint es unglaublich, daß die Verleumdner der Erscheinungen Gewinn aus diesem Gewerbe schlugen, um Anstoß daran zu nehmen und sich zu fragen, wie es möglich sei, daß ein Seher und eine Erscheinung zusammen mit solchen Verkäufern auftreten könne, ohne anerkennen zu wollen daß wir, Gott sei dank, uns in Chile befinden, und daß man auf dem Hügel in völliger Freiheit lebte.« (»Acuden también los comerciantes callejeros, como en Chile lo han hécho desde que se tiene memoria a los rodeos, carreras a caballo, mítines políticos, dieciocho de Septiembre o días de la Purísima en Lo Vásquez. [...] pues aunque parezca increíble los detractores de las apariciones
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Abbildung 9.1: Straßenmarkt auf der gesperrten Nationalstraße 62 anläßlich der Wallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez, 8.12.2006 (Foto: OG)
händler nutzten die Gunst der Stunde, oder, wie es einer der Händler ausdrückte: »Dies hier bot Arbeitslosen und Straßenhändlern ein Auskommen. Möge die Jungfrau es uns verzeihen, aber wir danken ihr dafür.«14 Ein Zusammenhang zwischen dieser Kommerzialisierung und den Erscheinungen, etwa im Sinne eines direkten wirtschaftlichen Interesses, das eine Verstärkung oder Erweiterung von Peñablanca bewirkt hätte, ist nicht zu erkennen. Der 1. September markiert einen weiteren wichtigen Übergangspunkt in der Entwicklung der Marienerscheinungen von Peñablanca. Äußerlich und öffentlich sichtbar, d.h. in erster Linie durch die Medien vermittelt, waren die große Zahl von Besuchern sowie die entsprechend große Anzahl Straßenhändler. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrgenommen, waren in der Menge der Pilger jedoch auch erstmals mehrere der zentralen sozialen Akteure des sich später institutionalisierenden Peñablanca-Kultes anwesend. Dies war einmal Álvarro Barros (s.o. 8.5), dann Miguel Contardo (s.o. 8.6) sowie als dritte Person, die hier herausgehoben werden soll, der Fernsehredakteur und Kameramann Roberto Silva Torres. Er gehörte zu denjenigen, die im Rahmen des 1. Septembers und den folgenden Erscheinungen die ersten professionelle Filmaufnah-
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hicieron caudal de este comercio para preguntarse con escándalo, cómo podía haber un vidente y una presunta aparición en relación con tales vendedores sin querer reconocer que estamos, gracias a Dios, en Chile y que en el cerro se vivía una plena libertad.« (Barros Valenzuela 1985, 59f.) »Esto ha sido un desahogo para cesantes y vendedores ambulantes. Que nos perdone la Virgen, pero, se lo agradecemos.« (La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983)
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men auf dem Hügel machten bzw. machen ließen15 und damit eine sich bereits im Vorfeld abzeichnende mediale Dokumentation der Marienerscheinungen durch die sich ausbildende Anhängerschaft (Fotos, Tonbandaufzeichnungen) um einen Aspekt erweiterten, der teilweise auch öffentlich wirksam wurde. Roberto Silva arbeitete als Redakteur für den Fernsehsender der Universidad Católica de Valparaíso (UCVTV, Canal 4) und besuchte auf eigene Veranlassung hin zusammen mit einem Fernsehteam am 1.9. den Hügel in Peñablanca. Das von ihm an diesem und weiteren Tagen aufgenommene Filmmaterial gehört tatsächlich zu den wenigen bewegten Bildern der Marienerscheinungen in der Frühphase, die sich bis heute erhalten haben16 , und ergänzt auf anschauliche Art und Weise den Blick v.a. auf den performativen Aspekt17 von Peñablanca als sozialem Vorgang. Denn neben den textlichen ›Botschaften‹ der Erscheinung waren die äußerlich beobachtbaren Abläufe und Ereignisse, das gesamte soziale Handeln auf dem Hügel, für die aktiv und passiv involvierten Menschen integraler Bestandteil der Marienerscheinungen 15 16
17
Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005 Inwieweit das von Silva aufgenommene Material von UCVTV für Nachrichtensendungen verwendet wurde und ob der Sender überhaupt über die Marienerscheinungen berichtete, ist aufgrund fehlender Quellen nicht mehr zweifelsfrei festzustellen. Ein Pressebericht vom November 1983 legt nahe, daß der Sender eher restriktiv mit der Sache umgegangen war. So berichtete La Segunda über die Existenz von »36 Videobändern«, die man »auf Befehl von oben« nicht ausgestrahlt habe. Bischof Valenzuela gab im Interview zwar an, keine diesbezüglichen Anweisungen gegeben zu haben, doch liegt der Schluß nahe, daß die Diözese ihren Einfluß beim Sender nutzte, um eine Berichterstattung über Peñablanca zu verhindern (»[La Segunda:] –Monseñor, ¿dio usted instrucciones para que los 36 videos que tienen en Canal 4 sobre Villa Alemana no se mostraron por televisión? [Francisco de Borja Valenzuela:] No. ¿Son 36? Yo no dí órdenes. Lo que si recomondé que no se siga con esta. Yo les perdiría a los periodistas que no sigan haciendo publicaciones sobre lo de Villa Alemana.«; La Segunda– La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) Silva und sein Team wurden später seitens des Senders von der Arbeit auf dem Hügel zurückgezogen und sollten außerdem alle erstellten Videobänder löschen. Silva jedoch hielt sich nicht an diese Anweisung, erstellte Kopien des kompletten Materials und bewahrte so die Aufnahmen bis heute in seinem privaten Archiv (Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005, 9). Darüber hinaus setzte er seine Filmaufnahmen auf dem Hügel in eigener Verantwortung fort und wurde in der Folge immer mehr in die ›internen‹ Abläufe von Peñablanca, nun nicht mehr als außenstehender Journalist, eingebunden. Sogar in der Presseberichterstattung über Peñablanca wird Silva einmal genannt, wenn auch nicht namentlich. Ein »Kameramann«, so berichte La Estrella de Valparaíso in einem Artikel über mehrere ›Wunder‹, habe eine Marienstatue in der Kirche von El Sol weinen sehen. (La Estrella de Valparaíso 27.9.1983; cf. Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005, 5) Silva filmte zeitweise im Auftrag des kirchlichen Ermittlers Jaime Fernández, führte aber auch eigene Interviews mit verschieden Beteiligten. Aus dem gesammelten Material entstand später, in Zusammenarbeit mit und Unterstützung u.a. durch Raúl Providel, eine Videodokumentation in Eigenproduktion mit dem Titel »Si es de Dios ... continuara« (»Wenn es von Gott stammt ... wird es fortdauern«; Silva Torres 1987). Bell 1998; cf. Schnettler 2001
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von Peñablanca, wenn nicht sogar konstuierend für diese. Ganz ähnlich drückt es auch Alejandro Cifuentes, einer der Peñablanca-Anhänger aus, wenn auch, um aus seiner Sicht ein weiteres Argument für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen anzuführen: »Im folgenden kann man sehen, daß es Umstände gibt, die man objektiv beobachten kann, wie die Haltungen/das Gebaren des Sehers, fotografische Dokumente dessen, was sich auf dem Berg ereignet, sichtbar für eine große Zahl Personen, wenn nicht für alle Anwesenden.«18
9.2 Eine idealtypische Marienerscheinung: Muster und Strukturen Der ›objektiv‹ beobachtbare äußere Ablauf einer idealtypischen Marienerscheinung innerhalb eines Zeitrahmens von mehreren Stunden soll im folgenden exemplarisch für den 1. September unter Einbeziehung weiterer Erscheinungen im September vor dem 29.919 , der mit seinen etwa 100.000 Besuchern einen weiteren Übergangspunkt in der Entwicklung der Erscheinungen markierte, umrissen und analysiert werden.20 Zunächst seien jedoch einige theoretische Vorüberlegungen vorangestellt. Die Schilderung ist insofern exemplarisch, da – obwohl sich die Entwicklungen in Peñablanca noch in ihrem Anfangsstadium befanden – bereits in den ersten Wochen der öffentlichen Wahrnehmung wichtige Strukturelemente im Ablauf der Erscheinungen erkennbar werden, die sich über die gesamte Dauer von fünf Jahren bis zum 12.6.1988 (s.u. 14.5) fortsetzten, dabei aber immer wieder ergänzt, verändert und elaboriert wurden.21 Peñablanca war, ebenso wie seine Akteure, kein statisches Phänomen und zeigte immer wieder neue, oft überraschende Entwicklungen. Die sich nach und nach herausbildenden Peñablanca-Anhänger lebten über fünf Jahre hinweg – und teilweise darüber hinaus bis heute – mit dem sich regelmäßig wiederholenden ›charismatischen Ereignis‹ als zentralem Bezugspunkt ihrer persönlichen religiösen Sinndeutung (s.a.u. 13.8.1, Zitat bei Anm. 130). Der sich im Laufe der Zeit bis zu einem gewissen Grad standardisierende und verfestigende ›liturgische‹22 18 19 20
21 22
Cifuentes Bezanilla 1984f., 6034 3.9., 8.9., 11.9., 12.9., 24.9. Das vorliegende Filmmaterial von Roberto Silva läßt sich nicht immer einem bestimmten Tag der in Frage kommenden sechs Erscheinungstermine zwischem dem 1. und dem 24.9. zuordnen. Eindeutig erkennbar sind jedoch die Aufnahmen, die vor dem 29.9. gemacht wurden, denn an diesem Tag ist erstmals der kurz zuvor installierte Metallzaun zu erkennen. Herausragend sind hier im Bereich der Performanz etwa die ›Stigmata‹, die ab Mitte 1984 auftraten (s.u. 13.8.1). Cf. Moser-Achuthath 1999
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Ablauf – bereits Ende September 1983 wurde das zunehmende Auftreten wiederkehrender Elemente auch für Beobachter von außen sichtbar23 – soll hier im folgenden als ›Erscheinungsritual‹24 von Peñablanca bezeichnet werden. Dieses weist gleichzeitig Merkmale von Tradition und Innovation auf. Einerseits baute das Erscheinungsritual auf tradierten Mustern des Ablaufs ›klassischer‹ Marienerscheinungen wie Lourdes oder Fátima auf – die Wiederholung bestimmer zentraler Textpassagen oder performativer Elemente bekannter Visionen war ein unverzichtbares Element der Legitimation von Peñablanca als eine für seine Anhänger akzeptierbare, ›glaubbare‹ Erscheinung.25 Andererseits entwickelte es aber ebenso, im Kontext des chilenischen Katholizismus26 und der religiosidad popular, neue Merkmale einer individuell identifizierbaren Devotion.27 In Peñablanca läßt sich beobachten, wie sich unter Verwendung traditioneller Elemente und deren Neukontextualisierung eine eigene PeñablancaTradition mit ihren z.T. genuinen Vorschriften erst herausbildete. Die auf dem Hügel beobachtbaren Elemente religiös motivierten sozialen Handelns lassen sich zweifach gliedern: einerseits anhand der involvierten Personen und ihrer Anwesenheit auf dem Hügel, andererseits hinsichtlich der Bezogenheit auf den ›Visionszustand‹ Pobletes (s.u. 9.5), d.h. auf den von den Anwesenden als solcher aufgefaßte Moment der ›Präsenz‹ der Jungfrau Maria. So lassen sich einerseits Formen religiöser Praxis beobachten, die unabhängig von der Anwesenheit Pobletes oder seiner direkten Begleiter auf dem Hügel waren. Sie wurden von den Anwesenden individuell oder in kleinen Gruppen auch an den Tagen ohne Erscheinungen ausgeführt. Dazu gehörten das Anbringen von Kerzen, 23
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26 27
So spricht El Mercurio de Valparaíso von der »Wiederholung« einiger Elemente: »Se repetieron también algunas indicaciones que Miguel Angel acostumbra hacer al público a través del sacerdote, en el sentido de orar, elevar cánticos, tomarse de las manos, besar la tierra, saludar con pañuelos la llegada del Virgen, colocarlos los velos etc.« (26.9.1983) Verstanden als eine »religiöse Handlung, die zu bestimmen Gelegenheiten in gleicher Weise vollzogen [wird], deren Ablauf durch Tradition oder Vorschrift festgelegt ist, und die aus Gesten, Worten und dem Gebrauch von Gegenständen« bestehen mag. (Lang 1998, 442f.; cf. Zuesse 1987; Bell 1998; Lang 1999, 269f.; Lang 1988; Hödl 2003) Cf. »[...] el [Miguel Ángel Poblete] ponía muchas cosas propias, pero otras no, lo hacía claramente aprenderse textos y frases y conocer algo de la literatura de las apariciones, y de los mensajes a través de las apariciones, y quien estaba atrás de esto, lo hacía bien, porque hacían una buena mezcla, que la gente al escucharlo le parecía conocido porque así fue en Fátima, así fue en Lourdes pero esto tenía otro elemento de novedad, mezclaba lo antiguo, lo nuevo [...].« (Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005, 4) Cf. etwa Benennung des Erscheinungshügels unter Bezugnahme auf die chilenischen Nationalpatronin »Nuestra Señora del Carmen« (s.o. 4.5 und 6.1, Anm, 3) Dies ist etwa festzumachen an innovativen ikonographischen Elementen wie der Verwendung des ichthýs als Erkennungs- und Schutzsymbol an Haustüren (s.u. 9.5.4) oder der neuen Devotionsbezeichnungen wie »Corazón Inmaculada de la Encarnación del Hijo de Dios« (s.o. 6.6, Anm. 102).
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Blumen oder Zetteln mit persönlichen Bitten am santuario popular (s.o. 8.10) ebenso wie individuelle stille und gemeinsame laute Gebete, aber auch gemeinsames Singen von Kirchenliedern. Neben diesen individuellen Formen religiöser Praxis finden sich solche, die entweder auf Poblete selbst oder auf Personen aus seinem direkten Umfeld – etwa Pfarrer Luis Fernández oder Katechisten seiner Gemeinde – bezogen waren. An erster Stelle ist hier das – sowohl vor als auch nach der ›eigentlichen‹ Erscheinung praktizierte – gemeinsame Rosenkranzgebet zu nennen, das zunächst von Luis Fernández, später auch von anderen Sprechern mittels der ab dem 3.9. erstmals funktionstüchtig zur Verfügung stehenden Lautsprecheranlage28 , angeleitet wurde. Das gemeinsame Beten des Rosenkranzes, das nicht nur in Chile sowohl auf Wallfahrten als auch in Gebetsgruppen weit verbreitet ist, dauerte oft mehrere Stunden und konnte einen meditativen Charakter annehmen. Es gab den Abläufen auf dem Hügel das Gepräge einer religiösen Feier, die sich direkt an etablierte Formen katholischer Praxis und Liturgie anlehnte. Der liturgisch-dramaturgische Höhepunkt jedes Erscheinungsrituals war jedoch das Auftreten Pobletes (s.u. 9.4), der sich die meiste Zeit innerhalb des zentralen, umzäunten Erscheinungsbereiches des santuario popular aufhielt und nicht nur während seines Visionszustands (s.u. 9.5) eindeutig das Zentrum der Aufmerksamkeit bildete. Die Teilnehmer waren – hier erinnert das Erscheinungsritual in gewisser Hinsicht an einen katholischen Gottesdienst – auf einen in einer Person zentralisierten Ablauf hin orientiert, auf den sie ihr Verhalten reaktiv ausrichteten. Die umstehenden Menschen reagierten entweder direkt auf ›Anweisungen‹ (in die Sonne blicken, die Schuhe ausziehen; s.u. 9.5.3) oder ahmten bei Poblete beobachtetes Verhalten nach bzw. reagierten auf dieses (Blicken in dieselbe Richtung, Winken). Nimmt man diese Nachahmung des Visionärs zusammen mit der Vorstellung, daß die für die Umstehenden unsichtbare Erscheinung direkt lokalisierbar sei, und unterstellt gleichzeitig, daß viele durchaus den Wunsch hatten, ebenso wie der Visionär selbst einen Blick auf die Jungfrau Maria werfen zu dürfen, so erschließt sich die hier vorliegende Form der Mimesis. Indem die Umstehenden das Verhalten desjenigen kopierten oder sich an dem orientierten, der in ihrer Vorstellung direkten Zugang zum ›Göttlichen‹ hatte und dessen Verhalten sie in unmittelbaren Zusammenhang mit diesem ›Kontakt‹ brachten (Poblete blickt in die ›Richtung‹ seiner Erscheinung; Poblete 28
»Esta [8.9.1983; OG] es la segunda vez que podemos contar con micrófono y parlantes. Fue de gran ayuda, sobretodo para los que quedaban distantes del lugar de las apariciones. Así se pudo informar a todos que la Santísima Virgen había bendecido a un sacerdote, al que el vidente había señalado en pleno éxtasis.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 31)
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begrüßt oder verabschiedet die Erscheinung mit Gesten; Poblete deutet mit dem Finger auf die ›ankommende‹ Erscheinung; s.u. 9.5, Abb. 9.3, 265), identifizierten sie sich mit dem Visionär und seinem Gesehenen und kamen so dem selbst erwünschten Kontakt mit dem ›Göttlichen‹ einen Schritt näher. In unmittelbarer Nähe der Stelle, an der Poblete sich vornehmlich aufhielt, wurde außerdem von ihm und den Anhängern die (als nur für Poblete sinnenäquivalent wahrnehmbar29 aufgefaßte) Figur der Jungfrau Maria lokalisiert. Die entsprechende Stelle zwischen zwei jungen Eukalyptusbäumen war mit aufgespannten Bändern weithin sichtbar markiert (s.u. Abb. 9.2, 264). Dieser Vorstellungskomplex bildete den eigentlichen religiösen und gleichzeitig den räumlichen Mittelpunkt des Erscheinungsrituals, dessen ›idealtypischer‹ Ablauf im folgenden nun exemplarisch anhand der genannten Erscheinungstermine, ausgehend von den sozialen Akteuren und dem Kontext ihres Handelns, dargestellt sei.30
9.3 Warten auf die Erscheinung: Religiöse Praxis vor dem Auftreten des Visionärs Die von Poblete als ›Botschaften‹ vermittelten Texte gaben am Ende jeder Erscheinung immer das genaue Datum und die Uhrzeit für die folgende Erscheinung an; der Termin fand dann jeweils unter den Anhängern, direkt vor Ort, über informelle Kontakte und über die Presse weite Verbreitung. Der genaue Beginn der 12. Erscheinung am 1. September war für 14:30 Uhr angesagt worden. Diese ab dem 16.8. für alle folgenden Erscheinungen verfügbare Ankündigung ermöglichte es vielen Interessierten, einen Besuch in Peñablanca länger im voraus zu planen und entsprechend zu realisieren. Die Veröffentlichung der exakten Erscheinungstermine erleichterte also sowohl für die Pilger als auch für den logistisch involvierten inneren Kreis um Poblete 29
30
Ausnahmen von Einzelpersonen, die berichten, für eine kurze Zeit ebenfalls die Jungfrau Maria gesehen zu haben, erregten jedesmal viel Aufsehen; cf. etwa den Aufmacher auf der Titelseite von La Estrella de Valparaíso vom 2.9.1983: »NONNE: ICH HABE DIE JUNGFRAU GESEHEN« (»MONJA: VI A LA VIRGEN«; La Estrella de Valparaíso 2.9.1983) Auch an dieser Stelle sei noch einmal herausgestellt, daß sich die Beschreibungskategorie »Marienerscheinung (auf dem Hügel in Peñablanca)« nicht auf die von Poblete berichteten und ihm von dritten zugeschriebenen subjektiven Erlebnisse (s.o. 2.2) bezieht, sondern vielmehr auf den Gesamtkomplex eines öffentlich beobachtbaren, in eine religiöse Sinndeutung eingebetteten sozialen Vorgangs: »Es ist also eine spezifische Sinnorientierung und Sinnbestimmtheit menschlichen Handelns, die dasselbe als soziales kennzeichnet und welche zur Konsequenz hat, daß eine angemessene Erklärung solchen Verhaltens über ein Verstehen des orientierend und bestimmend fungierenden Sinnes vermittelt sein muß.« (Weiß 1992, 45)
Warten auf die Erscheinung
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die Organisation der Wallfahrt. Für die Erscheinungen im September ging die Vorabinformationen sogar noch über die Kenntnis des jeweils nächsten Termin hinaus. So wurde nach der 15. Erscheinung vom 8. September bekannt, daß Poblete eine ganze »Serie« von Erscheinungen und deren Daten (11.9., 12.9., 24.9. und 29.9.) bereits zu diesem Zeitpunkt angekündigt hatte.31 Neben der individuellen Anreise in Privatautos oder mit dem regulären öffentlichen Nahverkehr lassen sich bereits am 1.9. auch kommerziell oder auf Pfarrgemeindeebene organisierte Busfahrten beobachten; El Mercurio de Valparaíso zählte allein etwa 20 Busse aus Santiago.32 La Estrella de Valparaíso erwähnte eine Kirchengemeindegruppe aus Las Condes (Santiago), die zusammen mit ihrem Pfarrer als organisierte Wallfahrt den Hügel besuchte.33 Anfang September waren auch viele Priester und Ordensleute unter den Besuchern auf dem Hügel, wie auf Filmaufnahmen immer wieder gut zu erkennen ist. Von diesen standen offensichtlich auch einige – unabhängig vom (Nicht-)Agieren des Bistums Valparaíso – den Erscheinungen offen oder sogar unterstützend gegenüber, wie etwa ein Priester aus Santiago, der mit den folgenden Worten zitiert wird: »Es handelt sich um eine gewaltige und großartige Demonstration des Volksglaubens, des Glaubens der Menschen unseres Volkes, das mit dem Göttlichen vereint bleiben will.«34
Die genannte Vorankündigung nutzten etliche Menschen zu einer frühen Anreise. Sie verbrachten bereits die Nacht vor der Erscheinung auf dem Hügel oder in der nächsten Umgebung.35 Der Großteil der Interessierten reiste jedoch erst im Laufe des Vormittags des 1. Septembers an. 31
32 33 34
35
Barros Valenzuela 1985, 65; cf. das Zeitungsinterview in El Mercurio de Valparaíso (3.9.1983): »[El Mercurio:] Hat sie das Datum einer neuen Erscheinung angegeben, bevor sie sich zurückzog? [Miguel Ángel Poblete:] Ja, sie sagte, sie wird am morgigen Samstag (heute) um ein Uhr nachmittags kommen. Auch am 12. dieses Monats wird sie kommen, aber die Uhrzeit für diesen Tag hat sie mir noch nicht gegeben.« (»¿Antes de retirarse dio fecha de una nueva aparición? Si, dijo que vendrá mañana sábado (hoy) a la una de la tarde. También vendrá el 12 de este mes, pero no me ha dado la hora de ese día todavía.«) El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983 La Estrella de Valparaíso 1.9.1983a; die Situation erinnert an Luis Fernández und seinen Besuch gemeinsam mit Pfarrangehörigen aus El Sol am 12.8. »Se trata esto de una gigantesca y magnífica demostración de lo que es la fe popular, la fe de la gente de nuestro pueblo que quiere mantenerse unido a la divinidad.« (La Estrella de Valparaíso 2.9.1983) Eine Übernachtung am Wallfahrtsort ist in Chile auch bei den etablierten Wallfahrten mit festem Termin üblich, so etwa jährlich am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis (8.12.) im Rahmen der Wallfahrt zur Virgen de Lo Vásquez. Es sei hier noch einmal daran erinnert, daß erst wenige Tag zuvor die allgemeine nächtliche Ausgangssperre seitens der Regierung aufgehoben worden war (s.o. 8.14).
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Den Nummernschildern der Autos zufolge kamen etliche auch aus Städten der IV. und VI. Región sowie vereinzelt aus noch weiter entfernten Teilen Chiles36 , eine Beobachtung, die dokumentiert, wie schnell Peñablanca über seine regional begrenzte Bedeutung hinausgewachsen war.37 Sogar über zwei Pilgerbusse aus dem argentinischen Mendoza wird berichtet.38 An diesem Tag war also, wie an den meisten der folgenden Erscheinungstermine auch eine entsprechend große Menschenmenge vor Ort, die den Visionär und seine Erscheinung erwartete. Von den improvisierten Parkplätzen aus hatten die Ankommenden noch einen längeren Fußmarsch durch bisher nicht durch befestigte Wege oder gar Straßen erschlossenes, staubiges Gelände vor sich.39 Die Orientierung hin zum eigentlichen Erscheinungshügel war jedoch unproblematisch. Anfahrtspläne waren schon Tage zuvor in der Presse erschienen und die bereits erwähnten Straßenhändler markierten den Pfad nach oben. Der Ort der Erscheinungen selbst war seit dem 15.8.1983 deutlich durch ein einfaches Holzkreuz und eine Umzäunung markiert. Das neben dieser Stelle entstandene santuario popular war seitdem ständig durch verschiedene Devotionalien erweitert worden und die exakte Stelle, an der Poblete selbst die ›Figur‹ der Jungfrau Maria lokalisierte, wurde durch zwischen zwei Bäume gespannte Tücher angedeutet. Der Zaun trennte denjenigen Bereich als ›inneren‹ ab, in dem sich Poblete wie angekündigt um 14:30 Uhr während seines Visionszustands aufhalten würde. Die sich also nach und nach versammelnde Menschenmenge hatte hier bereits einen Bezugspunkt innerhalb der bereits deutlich ausgebildeten sakralen Topographie von Peñablanca (s.o. 8.10). Seit etwa 11:00 Uhr, so wird berichtet, begannen die Menschen gemeinsam zu singen und laut zu beten, oft den Rosenkranz. Hierin wurden sie immer wieder durch den ebenfalls seit dem frühen Vormittag anwesenden Luis Fernández angeleitet.40 Gegen Mittag sollen es bereits 5000 Menschen gewesen sein, die die Erscheinung erwarteten.41 Ebenfalls seit den frühen Morgenstunden bereitete eine Gruppe aus dem Umfeld der Pfarrgemeinde von El Sol, der sich auch Miguel Contardo angeschlossen hatte, den durch das santuario popular markierten Platz für die erwartete Erscheinung vor. Sie befestigten u.a. die Einzäunung durch neue Pfähle 36 37 38 39
40 41
El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983 In La Segunda ist sogar von zwei Frauen aus dem nordchilenischen Iquique die Rede. (–/Contardo/Molina 2.9.1983) El Mercurio de Valparaíso 3.9.1983 Die körperliche Anstrengung, die vor allem ältere und gehbehinderte Menschen auf sich nahmen, um auf den Hügel zu gelangen, wird in den Quellen immer wieder besonders hervorgehoben. El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983 La Estrella de Valparaíso 1.9.1983a
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und erweiterten diese.42 Die an diesem Tag ebenfalls installierte Lautsprecheranlage konnte aufgrund fehlender Stromversorgung noch nicht eingesetzt werden.43 Die Kommunikation zwischen dem inneren Bereich der Erscheinungen – d.h. Poblete, die ihn direkt umgebenden Anhänger, weitere in der Umzäunung zugelassene Personen wie Journalisten, später Kirchenvertreter sowie die in Sicht- und Hörweite stehenden Besucher – und den weiter entfernt stehenden Menschen war außerordentlich wichtig für den rituellen Ablauf der Erscheinungen. Nur so konnte Poblete über ›Botschaften‹, die konkrete Anweisungen enthielten, mit den umstehenden Menschen kommunizieren und diese z.T. regelrecht ›dirigieren‹. Dies läßt sich bereits im Rahmen der Erscheinung vom 1.9. beobachten. Die Kommunikation des Visionärs Poblete mit seinem ›Publikum‹ über Mikrofon und Lautsprecher – direkt oder mittels einer direkt neben ihm befindlichen Person – wurde deshalb, von Luis Fernández eingeführt, zum einem zentralen Element des Erscheinungsrituals. Auf diese Weise waren die Zuschauer der Erscheinungen nicht passive Rezipienten, sie wurden aktiv in die Abläufe mit eingebunden, wenn Poblete im Namen seiner Erscheinung direkte Handlungsanweisungen an die umstehende Menge weitergab, und so als Visionär nicht nur – unidirektional – kommunizierte, sondern auch entsprechend interagierte. Darunter war etwa der ›Wunsch‹ der Jungfrau Maria, alle mögen die Schuhe ausziehen, denn dies sei »heiliger Boden« (s.u. 9.5.3, oder die Aufforderung, eine bestimmte Stelle am Himmel oder die Sonne zu fotografieren (s.u. 9.6.2). Die gemeinsamen Gebete und Gesänge vor, nach, aber auch während der ›eigentlichen Erscheinung‹, die sich an übliche katholische Frömmigkeitsformen in Chile anlehnten, waren von Beginn an, auch schon vor dem 1.9., ein fester Bestandteil des Peñablanca-Rituals. Sie wurden entweder von Luis Fernández, einem anderen Priester (Miguel Contardo) oder von entsprechenden Laien, die eine solche liturgische Funktion auch in ihrer katholischen Heimatgemeinde innehatten (Katechisten), angeleitet. Da sich der Gesamtablauf einer Marienerscheinung gewöhnlich über mehrere Stunden hinzog, der Visionszustand von Poblete und seine direkte Interaktion mit dem Umstehenden hiervon aber nur einen kleineren Teil einnahm, kam der kollektiven, aber auch der individuellen religiösen Praxis ein großer Stellenwert zu. Viele Menschen beteten still, fotografierten, brachten Zettel oder auch Eukalyptusblätter (s.o. 8.10, 42 43
Contardo Egaña 1998, 39f. »Neben den jungen Eukalyptusbäumen, wo man das Heiligtum eingerichtet hatte, wurde ein langer Balken mit zahlreichen Lautsprechern im oberen Teil installiert.« (»Juntos a los renuevos de eucalipto donde se habilitó el santuario fue instalado un largo tronco con varios parlantes en su parte superior.«; La Estrella de Valparaíso 2.9.1983; cf. El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983)
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Anm. 143) – eine Besonderheit in Peñablanca – mit Bitten oder Kerzen am santuario popular rund um den Erscheinungsort an. Dieser Teil praktizierter religiosidad popular, der sich direkt an chilenisch-katholische Wallfahrtstraditionen anschließt, war ebenso an Tagen ›ohne Erscheinung‹ zu beobachten, so etwa in den zwei Wochen zwischen der ersten Pressemeldung und der nächsten angekündigten Erscheinung am 1.9.1983. Wie immer wieder berichtet wird, nutzten die Anwesenden außerdem die Zeit vor und nach den ›eigentlichen Erscheinungen‹, um bei einem der anwesenden Priester die Beichte abzulegen, so auch bei Miguel Contardo.44 Die Menschen kamen zwar auf den Hügel, um eine Erscheinung Pobletes ›zu erleben‹, brachten dabei aber letzlich einen großen Teil der Zeit damit zu, auf eben diese Erscheinung und den Visionär zu warten.
9.4 Ankunft des Visionärs und seiner Vertrauten Folgt man den Berichten, so betrat Poblete an diesem Tag zweimal den Hügel, einmal um 10:00 Uhr morgens begleitet von Luis Fernández, Miguel Contardo und einigen Katechisten aus der Gemeinde von El Sol.45 Was Poblete den Vormittag über dort tat, geht aus dem Quellen nicht hervor. Fest steht, daß er und seine Begleiter, ausgenommen Miguel Contardo, den Hügel noch einmal verließen, um erst kurz vor der für die Erscheinung angekündigten Uhrzeit, um 13:45 laut La Segunda, wiederum in Begleitung von Luis Fernández und einer »Gruppe von Personen«, zurückzukehren.46 Zu diesem Zeitpunkt befanden sich, wie gesagt, bereits mehrere tausend Menschen auf dem Hügel, durch die Poblete und seine Begleiter sich einen Weg bahnen mußten. Die Ankunft des Visionärs und sein Weg durch die Menge bis hin zum Erscheinungsbereich kann bereits als Teil einer sich steigernden Dramaturgie des Erscheinungsrituals aufgefaßt werden. Der Aufstieg Pobletes auf den Hügel, umgeben von seinem ›inneren Kreis‹ – darunter immer Luis Fernández und später, nach dessen Rückzug, Miguel Contardo –, bot den Anwesenden eine der wenigen Möglichkeiten, direkt – d.h ganz konkret auch körperlich durch Berühren – mit dem Visionär in Kontakt zu kommen bzw. ihm nahe zu sein. Das Element der ›Ankunft des Visionärs‹ wurde noch vor dem 29.9., wie auf den Filmaufnahmen gut zu erkennen ist, zu einer organisierten Prozession, in der auch zwei Marienstandbilder auf Tragegestellen 44
45 46
Contardo Egaña 1998, 43; die große Zahl der Beichtenden, von den viele zuvor offensichtlich Jahre nicht zur Beichte gegangen waren, wurde seitens der PeñablancaAnhänger immer wieder auch als ›Wunder‹ angesehen. Die ›Anwesenheit‹ der Jungfrau Maria habe die Bekehrung vieler ›Sünder‹ bewirkt. El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983 La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983
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mitgeführt wurden,47 erweitert. Auch hier rekurriert Peñablanca deutlich auf traditionelle chilenische Vorbilder. Der Höhepunkt der Wallfahrt nach Lo Vásquez ist die große Prozession mit dem Gnadenbild am späten Nachmittag des 8. Dezembers. In Peñablanca48 bildeten die auf dem Hügel versammelten Menschen eine Gasse für die Träger der Marienstatuen, denen Poblete folgte, und schwenkten zur ›Begrüßung‹ der Standbilder weiße Taschentücher,49 eine in Chile etablierte religiöse Praxis, die etwa während der Prozession für die Virgen del Carmen auf dem Cerro Bellavista (Valparaíso) jährlich am 16. Juli beobachtet werden kann.50 Dieses Element wurde nun, wie viele andere einzelne Ausdrucksformen auch, in den Kontext von Peñablanca übertragen. Auf diese Weise wurde Peñablanca zum einen symbolisch mit anerkannten Devotionen in Beziehung gesetzt und als ein, wenn auch neuer, Teil der ›Gesamtheit‹ der chilenischen Marienfrömmigkeit verstanden. Zum anderen wurde das traditionelle Symbol der weißen Taschentücher neu kontextualisiert und in seiner Bedeutung erweitert und zeigt so ebenfalls einen Prozeß symbolischer Innovation. Im Rahmen traditioneller Marienprozessionen wird mit dem Schwenken der Taschentücher das von den Prozessanten getragene und die Schutzpatronin symbolisch vertretende Standbild begrüßt bzw. verabschiedet. Im Rahmen von Peñablanca nun wurde diese Geste dahingehend erweitert, daß die Teilnehmer der Erscheinungen nunmehr die Jungfrau Maria selbst, die als ›Bild‹ nur dem Visionär ›sichtbar‹ war, einer lebenden Person analog begrüßten und verabschiedeten. Damit war diese Geste nicht nur eine Form von Ehrerbietung, sondern markierte gleichzeitig durch performativen Einbezug aller Anwesenden in die Erscheinung die ›Ankunft‹ und das ›Verlassen‹ der Jungfrau Maria und umrahmte somit im rituellen Vollzug den als die ›eigentliche Erscheinung‹ geglaubten Teil des Gesamtablaufs. Die Prozessionen als festes Element des Peñablanca-Kultes, sowohl als ›Einzug‹ des Visionärs als auch zu anderen Gelegenheiten, wurden 47 48 49
50
Diese stammten aus der Gemeinde der Transfiguristen-Kongregation (s.o. 8.7). Silva Torres 1987 Diese Geste war schon im August in der Presse als ›Forderung‹ der Botschaft und – zusammen mit den Regeln bezüglich der Kopfbedeckungen für Männer und Frauen – gleichsam als ›Anweisung‹ für die Pilger verbreitet worden (»[...]; igualmente, todos deben llevar pañuelos blancos en sus manos, para agitarlos cuando venga‹.«; El Mercurio de Valparaíso 19.8.1983) Tatsächlich ist in der Peñablanca-Überlieferung die genannte Textstelle über die Kopfbedeckungen bereits für die Erscheinung vom 17.7.1983 belegt, die weißen Taschentücher jedoch werden dort nicht erwähnt (Barros Valenzuela 1989, 22). Erst in der ›Botschaft‹ vom 20.12. findet sich eine kurze Erwähnung von Taschentüchern (»Tomad los pañuelos«; Barros Valenzuela 1989, 32). Es handelt sich bei dieser ›Anweisung‹ an die Pilger also offensichtlich um eine Ergänzung durch die Presse. La Estrella de Valparaíso 18.7.1983
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mit der Zeit immer häufiger und elaborierter. Wie auf den überlieferten Film- und Fotoaufnahmen schon früh zu erkennen, wurden die Prozessionen schließlich von neu gebildeten religiösen Gruppierungen organisiert, die während des Zugs ihre Standarten und Fahnen mit sich trugen. Eines der auf den Aufnahmen erkennbaren Marienbilder, eine Statue der Virgen del Carmen, wurde zusammen mit seinem Tragegestell immer weiter ausgeschmückt und in der Folge zum festen Zentrum jeder Prozession.51 Schon am 29.9., während der größten Peñablanca-Wallfahrt, läßt sich eine große feierliche Prozession zum Einzug des Visionärs zusammen mit dem genannten Bildnis der Virgen del Carmen beobachten (s.u. 10.10, Abb. 10.5, 344).52 Poblete und seine Begleiter erreichten den eingezäunten Bereich, den schließlich seit dem 12.9. niemand mehr ohne explizite Erlaubnis Pobletes (übermittelt als ›Botschaft‹ der Erscheinung) betreten durfte (s.a.u. 10.3).53 Diese neu etablierte Regel unterstrich noch einmal die Bedeutung des Zaunes: er markierte optisch und topographisch eine Grenze zwischen dem Erscheinungsbereich (dem ›sakralen‹ Bereich) und der ›normalen‹ Umgebung, aber auch zwischen dem ›Charismaträger‹ und seinen direkten ›Gefolgsleuten‹ und dem ›Volk‹. Nach der Ankunft von Poblete, Luis Fernández und deren Begleiter im eingezäunten Bereich verging zunächst noch einige Zeit bis zum durch den Visionszustand Pobletes äußerlich markierten Beginn der ›eigentlichen‹ Erscheinung. Während dieser Zeit kam es vor, daß er kniend oder stehend für sich betete, Veränderungen am santuario popular vornahm54 , oder auch sich laut betend oder singend an der religiösen Praxis der Umstehenden beteiligte. Unmittelbar vor dem Beginn der eigentlichen Erscheinung betete Poblete das »Ave Maria«, das »Vater Unser« oder ein anderes bekanntes Gebet. Etwas vor 14:30 schließlich begann am 1. September, wie angekündigt, die ›eigentliche‹ Erscheinung. Poblete bildete dabei zwar für alle Beteiligten den zentralen Fokus, sich aber in erster Linie auf ihn als ›Protagonist‹ der Erscheinungen zu konzentrieren, greift zu kurz. Ohne die gedankliche Bezogenheit der ihn umgebenden direkten Anhänger und den weiteren Teilnehmern der Erscheinungen, die ihm als ›Visionär‹ eine ›charismatische Qualität‹ zusprachen, käme dem hier geschilderten Visionszustand höchstens eine allein für Poblete relevante subjektive Bedeutung zu. Erst die Einbindung und sinnhafte Interpretation seines Vi51 52 53 54
Fundación Monte Carmelo o.J. Cf. Silva Torres 1987; cf. auch die Selbstschilderung von Poblete: »Hoy jueves subimos en procesión con la Virgen del Carmen [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 52) »Desde hoy no se podrá entrar más al Lugar Santo, ni siquiera Miguel Ángel, hasta que Ella lo diga.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 48) So brachte er am 21.8., während der ansonsten öffentlich nicht wahrgenommenen Erscheinung, eine kleine Marienstatue an (s.o. 8.3 und s. 8.10, Abb. 8.5, 228).
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sionszustands und den als ›Botschaften‹ geäußerten Texten innerhalb des religiösen Gesamtablaufs, in dem Akteure wie Luis Fernández, Miguel Contardo, Álvaro Barros und andere eine herausragende Rolle spielten, weist Poblete letztlich seine Bedeutung als ›Visionär‹ zu.
9.5 Der Visionszustand und die ›eigentliche‹ Erscheinung Pobletes Visionszustand55 begann für gewöhnlich plötzlich. Den Beginn markierte eine ruckartige Veränderung der Körperhaltung als performativer Marker, die für die in Sichtweite stehenden Personen gut zu erkennen war. Meist fiel Poblete in einer schnellen Bewegung mit aufgerichtetem Oberkörper nach vorne auf die Knie. Ein meist durchgehendes Element seiner Körperhaltung während des Visionszustands war der nach oben gerichtete Blick, der teils statisch in eine Richtung, etwa zu den durch das Band markierten zwei jungen Eukalyptusbäumen (s. Abb. 9.2), ging, teils einem sich bewegenden Objekt am Himmel zu folgen schien. Von den Anwesenden wurde die Blickrichtung Pobletes gleichzeitig als Lokalisation der als anwesend geglaubten Figur der Jungfrau Maria aufgefaßt und imitiert. Die Menschenmenge blickte zusammen mit Poblete in dieselbe Richtung. Diese indirekte Lokalisation der Erscheinung erfuhr darüber hinaus eine explizite Konkretisierung, wenn Poblete mit ausgestrecktem Arm nach oben deutete, um die Richtung anzuzeigen, aus der er die Jungfrau Maria auf sich zukommen sah (»Dort kommt sie!« [»¡Ahí viene!«]; cf. Abb. 9.3). 56 Während des gesamten Visionszustandes geriet Poblete immer wieder in Bewegung und zeigte eine Reihe unterschiedlicher performativer Elemente: Er stand auf und fiel plötzlich in einer heftigen Bewegung zurück auf die Knie oder auf den Rücken, lief innerhalb des Erscheinungsbereichs mit nach oben gerichteten Blick57 (öfter auch außer55
56 57
Die Verwendung des auf den ersten Blick etwas sperrig klingenden Begriff ›Visionszustand‹ lehnt sich an den von William Christian in seiner Studie über die Marienerscheinungen von Ezkioga (Baskenland) verwendeten Begriff der »vision states« an (Christian 1996, 263–301). Als ›Visionszustand‹ soll zunächst ausschließlich ein von außen beobachtbares, ungewöhnliches (d.h. vom ›Normalzustand‹ abweichendes) Verhalten Pobletes gelten, das in seiner Selbstzuschreibung und der Fremdzuschreibung der Anwesenden gleichzeitig eine von diesen angenommene ›Präsenz‹ der Jungfrau Maria anzeigt und auf die Fähigkeit Pobletes hinweist, dieselbe sinnenäquivalent wahrzunehmen und das Wahrgenommene an seine Umgebung zu kommunzieren. Im Gegensatz zu Begriffen wie ›Trance‹ oder ›Ekstase‹, die ihrerseits auch in der wissenschaftlichen Verwendung oft bereits ›religiös‹ aufgeladen sind, soll die Beschreibung des ›Visionszustands‹ Pobletes in erste Linie keine Aussagen über dessen tatsächliches psychisches Erleben in diesem Moment machen. Dies ist auf den Videoaufnahmen mehrfach dokumentiert (Silva Torres 1987) Cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 23
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Abbildung 9.2: Zwischen den beiden jungen Eukalyptusbäumen ›lokalisierte‹ Poblete seine Erscheinung (Aufnahme vom 1. oder 3.9.; Videostandbild: Silva Torres 1987)
halb)58 umher.59 Neben den sichtbaren Bewegungen war das zweite zentrale Element des Visionszustands der ›Dialog‹ mit der Erscheinung, ohne für die Anwesenden sichtbares Gegenüber.60 Dieses ›Gespräch‹ wur58
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Immer wieder kam es vor, daß Poblete sich in schnellem, unkontrolliert wirkenden Lauf über den Hügel bewegte. Diese Momente wurden von den Umstehenden mit großer emotionaler Bewegung wahrgenommen und zumeist als besonderes ›Zeichen‹ gedeutet. Über den Einzug Pobletes hinaus bot sich hier den Menschen, die sich dem inneren Bereich nicht nähern konnten, eine Möglichkeit, dem Visionär für einen kurzen Moment auch körperlich nahe zu sein: »En otro momento [am 24.9.1983] ocurrió un nuevo fenómeno que sólo se aclararía en el futuro. El niño salió del recinto de las apariciones limitado hasta ese momento por una empalizada. Se dirigio en extasis mirando hacia arriba en dirección al poniente; próximo al lugar donde ya tenían sus ramadas los primeros vendedores, cae de golpe de rodillas, continúa mirando al cielo, la cabeza hacia atrás.« (Barros Valenzuela 1985, 70) Diese Bewegung wurde von den Peñablanca-Anhängern wiederholt als Beleg für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen angeführt. Ihrer Meinung nach hätte sich Poblete bei diesem ruckartigen Niederfallen eigentlich verletzen oder zumindest Schmerzen gehabt haben müssen. Das offensichtlich Fehlen derselben wurde als ›unerklärlich‹ und damit als positives Zeichen für eine ›Echtheit‹ gewertet. »Es necesario aclarar desde ya, que en sus conversaciones con la Santísima Virgen, el vidente nos comunicó el contenido de aquellas en tres formas distintas. Una de ellas, las más simple de todas, era la conversación espontánea entre Nuestra Señora y su hijo, [...]. Otra de las formas de comunicación que había entre el vidente y la Santísima Virgen, era el mensaje escuchado y transmitido por las propias palabras del muchacho, [...]. La tercera forma de expresión, lejos la más maravillosa de todas, era el cambio de su voz.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 13) Die von Paredes hier als dritte Variante genannte »Änderung der Stimme« stellt eine, am 24.10.1983 erstmals
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Abbildung 9.3: Poblete zeigt mit ausgestrecktem Arm die ›Ankunft‹ der Erscheinung und die Richtung, aus der sie kommt, an (Erscheinung vermutlich 3.9. oder 24.9.; Videostandbild; Silva Torres 1987)
de von dem direkt neben ihm stehenden Luis Fernández, der teilweise mit Poblete zusammen niederkniete, an die Umstehenden übermittelte und ›interpretierte‹61 wie auch am 3.9.1983. Für die Mehrzahl der Besucher des Hügels, die aufgrund der großen Menschenmenge den Erscheinungsbereich nicht direkt einsehen konnten, bildeten die Kommentare
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auftretende Elaborierung des Erscheinungsrituals dar: die Erscheinung ›spricht‹ nun ›direkt‹ zu den Umstehenden: »La voz del vidente cambia. Su tonalidad es más alta y como de mujer, cuando dice: ¿Sufres mucho, hijito? Es la Santísima Virgen, que trasmite su pregunta a todos, a través del vidente mismo, ya no en un diálogo de una sola voz.« (aaO., 62) La Segunda unterstellte Luis Fernández eine gewisse Willkür bei der ›Übersetzung‹ der von Poblete geäußerten ›Botschaften‹; so hätten die in nächster Nähe stehenden Journalisten nicht mehr als ein unverständliches Murmeln Pobletes gehört, das von Luis Fernández sogleich als Aufforderung zum gemeinsamen Gebet des Glaubensbekenntnis interpretiert wurde. (cf. La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983). Die von Fernández wahrgenommene Rolle als ›Übermittler‹ und ›Übersetzer‹ der Äußerungen des Visionärs und als ›Anleiter‹ der umstehenden Menge findet sich auch im Kontext anderer Marienerscheinungen, wobei ebenfalls oft ein katholischer Priester diese Rolle übernimmt. Während der Marienerscheinungen von HeroldsbachThurn (1949–1952) war es der zuständige Ortspfarrer Johann Geiler; hierzu berichtet der Spiegel 1949: »Johann Geiler dirigiert allabendlich den Ameisenhaufen. Mit den Kindern zieht er den vakublitz-gesäumten Pfad hinauf. Dann gibt er Anweisungen: ›Achtung! Wir beginnen unsere Andacht mit dem Lied ‘Maria zu lieben’!‹ Dann der ‘freudenreiche Rosenkranz’.‹ Zwischendurch Geiler: ›Achtung! Achtung! Die Kinder sehen seit einigen Minuten die Mutter Gottes über dem Wald‹. Die Menge betet.« (Der Spiegel 27.10.1949, 31)
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von Fernández die wichtigste Informationsquelle über den Fortgang der Ereignisse. Fast erinnern seine Worte an den Kommentar eines Radioreporters: »Gegen 12:45 Uhr, teilt Pater Fernández den Pilgern über Lautsprecher mit: ›Die Jungfrau ist hier und hat begonnen, mit Miguel Ángel zu sprechen.‹ Danach und während der ganzen folgenden Stunde informierte der Priester die Gläubigen über die Bewegungen und das Verhalten, das der Jugendliche zeigte. ›Er kniet sich hin und spricht mit der Jungfrau ... er küßt den Boden, denn anscheinend hat sie ihn darum gebeten ... die Stimmung hier ist sehr emotionsgeladen, es ist sehr schwer in Worte zu fassen ... – Miguel Ángel sucht etwas auf dem Boden und es sieht so aus, als würde er es nicht finden ... die Señora bittet, daß man sie mit Taschentüchern grüßt ... – Maria ist ebenso mit denjenigen, die hier sind, wie mit denen weiter hinten auf dem Hügel ... die Señora sagt, daß wir uns an den Händen fassen sollen ... Miguel Ángel sucht immer noch auf dem Boden ... es sieht so aus, als segne die Jungfrau nun ein weißes Taschentuch, das Miguel in den Boden drückt62 ..‹«63
Ab dem 3.9. wurden Pobletes Äußerungen während des Visionszustands außerdem durch direkt neben ihm stehende Personen auf Tonband (oder Video) aufgezeichnet (s.o. 7.1, s.u. 9.6.2 und 13.2). Die transkribierten ›Dialoge‹ bilden den zentralen Bestandteil der ›Marienbotschaften‹ und die Grundlage der sich in der Folge ausbildenden textlichen Peñablanca-Tradition, wie sie v.a. durch Álvaro Barros und Marías Luisa Paredes geprägt wurde. Im folgenden sei nun zunächst die Erscheinung dieses Tages und die vermittelten ›Botschaften‹ entsprechend der Selbstschilderung Pobletes in seinen Tagebuchaufzeichungen in voller
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Dieses auch für Fernández zunächst nicht verständliche Verhalten Pobletes erklärte dieser später gegenüber derselben Zeitung: Die Jungfrau habe ihn angewiesen, nach einer »Spur« zu suchen, die sie bei ihrem letzten Erscheinen hinterlassen habe. Nachdem er den Abdruck eines »sehr kleinen Fußes« schließlich entdeckt habe, drückte er ein weißes Tuch hinein. (cf. den bei Paredes überlieferten Erscheinungsbericht dieses Tages: »Mira, busca en toda la tierra de este lugar unas huellas. Yo no podía encontrarlas porque estaban tapadas; encima de ellas había una monjita; luego puse en las huellas un pañuelo. La Señora pidió que lo repartiera (el pañuelo), así lo hice.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 43) »Alrededor de las 12.45 horas, el padre Fernández a través del parlante dijo a los peregrinos: ›La Virgen ya está aquí y ha comenzado a conversar con Miguel Angel‹. Luego, y durante toda la hora que siguió, el sacerdote estuvo informando a los fieles acerca de los movimientos y actitudes que tomaba el joven. ›Se está arrodillando y conversa con la Virgen ... está besando el suelo, porque así parece que se lo pidió ella ... hay una emoción muy grande aquí, muy difícil de poder explicar con palabras ... – Miguel Angel busca algo en el suelo y al parecer no lo encuentra ... la Señora pide que la saluden con los pañuelos ...– María está lo mismo aquí que con aquellos que están más allá en el cerro ... dice la Señora que nos tomemos de las manos ... Miguel Angel sigue buscando algo en suelo ... la Virgen parece que está bendiciendo ahora un paño blanco que Miguel Angel colocó en el suelo...‹« (El Mercurio de Valparaíso 4.9.1983)
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Länge zitiert, um dann detailliert auf deren einzelne Bestandteile und die sie begleitenden Vorgänge auf dem Hügel einzugehen: »Am heutigen Donnerstag begann ich das Vaterunser zu beten und danach das Ave Maria. Die Jungfrau erschien, und ich sagte zu ihr: Hallo Señora! Und sie sagte zu mir: Bete weiter. Sie sprach nur das Ehre sei dem Vater.‹Die Señora sagte zu mir: Die Frauen sollen ihren Kopf mit Tüchern oder Schleiern bedecken. Mein Sohn, bring die Rosenkränze. Und sie segnete sie. Dann sagte sie: Betet viel für die Bekehrung der Sünder. Sie bat mich, das Glaubensbekenntnis zu beten. Sie hatte ihren großen Rosenkranz dabei und sie sagte zu mir: Zieh dir die Schuhe aus und sie kam herunter und sagte zu mir: Wenn du die Erde küssen möchtest, dann tu es. Und ich tat es und sie sagte zu mir: Dieser Boden ist gesegnet, nennt ihn ›Heiliger Boden‹. Dann begann ein Mädchen das Ave Maria zu singen und die Señora sendete ihr Strahlen‹. ›Dann sagte sie zu mir: Wiederhole noch einmal, daß man an der Tür jedes Zuhauses einen Fisch anbringen soll, und die Farben seien: Gelb, Rot, Blau und Weiß. Vergiß dies nicht; darüber hinaus mußt du sehr auf den Kommunismus acht geben, es sind die größten Feinde des Christentums. Jesus leidet sehr durch euer Verhalten. Kehret um! Kreuzigt ihn nicht mehr. Dann sagte sie mir: Siehe, die Menschen beten die materiellen Dinge an, nicht die himmlischen.‹ ›Und dann sagte sie mir: Komme am dritten Tag des neunten Monats um zwölf Uhr mittags. Sie hebt die Arme nach oben, erhebt sich und verschwindet.‹ Später teilte der Visionär mit, daß er während der Erscheinung auch die folgende Botschaft erhielt: ›Die Señora sagt: Die Chilenen sollen denken, bevor sie handeln. Wenn sie nicht willig sind und sich nicht ändern, wird eine große Strafe kommen. Die Menschen ehren die Dinge der Welt, nicht die Dinge des Himmels. Viele Priester, Bischöfe und Monsignores sind auf dem Weg der Verdammnis und nehmen viele Seelen mit sich in die Verdammnis‹.«64 64
»›Hoy jueves, me pongo a rezar el Padre Nuestro y luego el Ave María. La Virgen aparece y yo le digo: ¡Hola Señora!, la cual me dice: Sigue rezando. Ella sólo dice el gloria al Padre‹. ›La Señora me dice: Las mujeres deberán cubrirse la cabeza con paños o velos. Hijito trae los rosarios. Y Ella los bendice. Luego dice: Rezad mucho por la conversión de los pecadores. Me pide rezar el Credo. Ella tenía su rosario grande. Después de hacerme rezar el Credo me dijo: Sácate los zapatos y Ella bajó y me dijo: Si quieres besar la tierra, hazlo. Y lo hice y Ella mé dijo: Esta tierra está bendecida, llamadla ›Tierra Santa‹. Luego una niña comenzó a cantar el Ave María y la Señora le tiró rayos‹. ›Luego me dijo: Vuelvo a decir que en cada puerta de los hogares deberán de hacer (colocar) un pez y los colores son: amarillo, rojo, azul y blanco. No olvidéis eso; ademas, tendréis que tener mucho cuidado con el comunismo, que son los máximos enemigos del cristianismo. Jesús sufre mucho por vuestra conducta. ¡Arrepentirse! no le crucifiquéis más. Luego me dijo: Mira, los hombres adoran las cosas materiales y no las celestiales. ›Luego me dijo: Ven el día 3 del noveno mes a las doce del día. Levanta las manos, eleva y se va‹. Más tarde el vidente comunica que durante la aparición, ha recibido también el siguiente mensaje: ›Dice la Señora: Los chilenos deben pensar antes de actuar. Si no acceden ni cambian, vendrá un gran castigo. Los hombres hacen gloria de las cosas de este mundo y no de las cosas celestiales. Muchos sacerdotes, obispos y monseñores, van por el camino de la perdición y con ello, llevan muchas almas a la perdicion‹.« (Barros Valenzuela 1985, 61); cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 42);
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9.5.1 Die Frauen bedecken ihren Kopf Folgt man nun der oben zitierten Schilderung Pobletes, teilte ihm die Jungfrau Maria am 1.9.1983 kurz vor 14:30 – nachdem sie ihn zunächst nur aufforderte weiterzubeten – als erstes zwei Botschaften mit, die sich direkt auf die Vorgänge vor Ort bezogen und sich daraufhin dort auch auswirkten. Einmal ist dies die Aufforderung an die (anwesenden) Frauen, ihren Kopf mit einem weißen Tuch oder Schleier zu bedecken. Diese Aussage ist eine Wiederholung aus dem Textbestand der ›Botschaften‹ der 8. Erscheinung vom 17.7.65 und gehört zu den wenigen ausgewählten Inhalten, die über die Presse verbreitet wurden, in diesem Fall in El Mercurio de Valparaíso am 19.8.1983.66 Die ›Forderung‹ der Erscheinung nach einer Kopfbedeckung der Frauen während der Marienerscheinungen kann also am 1.9. bereits als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Diese Annahme bestätigt sich in den Filmaufnahmen dieses Tages und der folgenden Erscheinungstermine. In Kameratotalen über die Menge wie in Detailaufnahmen ist gut zu erkennen, daß der überwiegende Teil der Frauen ihren Kopf mit einem entsprechenden weißen Tuch bedeckt hatte.67 Bezogen auf den direkten Ablauf des 1.9. hatte die ›Botschaft‹ über die weibliche Kopfbedeckung also nur einen affirmativen Charakter: Viele der anwesenden Frauen trugen bereits ein Tuch auf dem Kopf. Diese religiöse Ausdrucksform wurde später dahingehend erweitert, daß diese Kleidungsvorschrift auch für die Teilnahme am Gottesdienst und der Kommunion gelten sollte.68 Dies greift im konservativ katholischen Bereich verbreitete Formen auf, die auf eine durch orientalisch-jüdische Traditionen geprägte Forderung des Apostel Paulus im 1. Korintherbrief (11, 3–16)69 über das Verhalten der Frau im Gottesdienst zurückgeht. Diese hatte sich in den christlichen Kirchen jedoch, von Ausnahmen abgesehen, nicht durchgesetzt. So ist bei italieni-
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die Stelle über das Ausziehen der Schuhe, die in Originalfilmaufnahmen überliefert ist, fehlt bei Paredes, ebenso wie der Hinweis, daß der amtskirchenkritische Teil der ›Botschaft‹ erst »später«, wie Barros schreibt, von Poblete mitgeteilt wurde. »Traed escapularios y venid las mujeres con velos en la cabeza y el hombre con gorro; al llegar al lugar, deberá sacarse el sombrero como respeto a Dios.« (Barros Valenzuela 1989, 22) »Todas las mujeres deben concurrir con pañuelos blancos sobre sus cabezas y todos los hombres deben cubrirse con sombreros para saludar a la Señora cuando se haga presente en el cerro; [...]« (El Mercurio de Valparaíso 19.8.1983) Silva Torres 1987 ›Botschaft‹ der 20. Erscheinung, 24.9.1983: »La mujeres deben de ponerse velo en la cabeza al entrar a Misa y cuando reciban la Sagrada Comunión deberán taparse el cabello.« (Barros Valenzuela 1989, 26) »Eine Frau aber entehrt ihr Haupt, wenn sie betet oder prophetisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt. Sie unterscheidet sich dann in keiner Weise von den Geschorenen.« (hier V. 5)
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schen Katholikinnen der Brauch verbreitet, beim Betreten einer Kirche ein Taschentuch über den Kopf zu legen, ganz so wie es hier in den ›Botschaften‹ von Peñablanca gefordert wird.70 Die Etablierung der weiblichen Kopfbedeckung innerhalb des Peñablanca-Kultes wurde im weiteren Verlauf verschiedentlich negativ herausgestellt und zusammen mit anderen Aspekten der Marienerscheinung als ›integralistische‹, vor das Vaticanum II zurückfallende Position kritisiert, seitens der Anhänger jedoch unter Berufung auf die genannte Korintherstelle, als schriftfundiert verteidigt.71 Der zweite Bestandteil der ›Botschaft‹, der sich direkt auf den Ablauf des Erscheinungsrituals bezog, forderte Poblete auf: »Mein Sohn, bringe die Rosenkränze.« (»Hijito trae los rosarios.«72 ) Poblete gab diese ›Bitte‹ der Jungfrau Maria an Luis Fernández weiter. Dieser wiederum teilte sie mit lauter Stimme den Umstehenden mit, woraufhin Hunderte von Rosenkränzen über die Köpfe der Menschen hinweg nach vorne in den abgezäunten Erscheinungsbezirk gereicht und an Poblete übergeben wurden (s. Abb. 9.4). Dieser sammelte die Gebetschnüre zunächst und hielt sie schließlich als großes Bündel mit beiden Armen in die Richtung, in der er und die Umstehenden die Jungfrau Maria lokalisierten. Daraufhin berichtete Poblete: »Und Sie [die Jungfrau Maria] segnete sie [die Rosenkränze].« Dieses sowohl auf den Videoaufzeichnungen als auch vielfach in Fotografien dokumentierte performative Element der Marienerscheinung greift wiederum eine im chilenischen Katholizismus fest etablierte religiöse Praxis auf. So läßt sich im Rahmen katholischer Gottesdienste in Chile beobachten, daß während der üblichen liturgischen Schlußformel die Anwesenden mitgebrachte Gegenstände (Heiligenbilder, Rosenkränze, Flaschen mit Wasser, Pilger-Devotionalien) in die Höhe halten und diese vom Priester mit einem speziellen Gebet gesegnet werden. Überträgt man diese Form religiöser Praxis auf die Situation in Peñablanca, so hob Poblete stellvertretend und als ›charismatisch‹ hierzu besonders Befähigter die Rosenkränze der ›segenspendenden Instanz‹, d.h. der geglaubten Anwesenheit der Jungfrau Maria, entgegen. Dies ist wiederum ein Beispiel religiöser Innovation im Rahmen von Peñablanca, die eine bekannte und etablierte Ausdrucksform in einen neuen Kontext stellt 70 71
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Cf. Colpe 1994, 121–123 »Irgendein Priester würde später sagen, daß dies präkonziliär sei. Er vergaß dabei, daß niemand weniger als der heilige Paulus eben diese Sache mitten im 11. Kapitel des Ersten Briefs an die Korinther anspricht und dies über 19 Jahrhunderte hinweg in unserer Kirche üblich war.« (»Algún sacerdote más tarde dirá que eso es preconciliar, olvidando que tal cosa la indica San Pablo nada menos que en medio capítulo 11 de la primera carta a los Corintios que durante 19 siglos se ha usado en nuestra Iglesia.«; cf. Barros Valenzuela 1985, 64) Auch dieser Unterteil der ›Botschaft‹ wiederholt den Text der Erscheinung vom 17.7.
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Abbildung 9.4: Seite aus La Segunda vom 2.9.1983. Im Foto rechts unten ist deutlich zu erkennen, wie Poblete die ihm ausgehändigten Rosenkränze der Erscheinung ›entgegenhält‹: »Die Gläubigen reichten dem Jungen Miguel Ángel hunderte von Rosenkränzen, damit er sie der Jungfrau in einem Moment größter Verehrung darbringen solle.« (»Cientos de rosarios pasaron los fieles al niño Miguel Angel Poblete, para que los ofreciera a la Virgen en uno de los momentos de más devoción.«)
und sie so neu deutet (s. Abb. 9.5).73 Die so gesegneten Rosenkränze, die man am Tag der Erscheinung nicht mehr an ihre Besitzer zurückgab, wurden in der Pfarrgemeinde in El Sol aufbewahrt und konnten dort abgeholt werden.74 9.5.2 Charismatische Ausdrucksformen Folgt man der Selbstschilderung Pobletes weiter, begann er nun der in seiner Vision bzw. Audition wahrgenommenen ›Bitte‹ der Jungfrau Maria folgend, das Glaubensbekenntnis zu beten. Daraufhin forderte Luis Fernández, die Anwesenden auf, sich an den Händen zu fassen und ebenfalls das Credo zu beten.75 Das gemeinsame laute Ge-
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Das stellvertrende Segnen von Objekten durch Marienvisionäre durch Nach-obenHalten ist ebenso bei anderen Erscheinungen dokumentiert, so auch in Ezkioga (Baskenland; cf. Christian 1996, 91f., Foto) El Mercurio de Valparaíso 3.9.1983 La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983; s.o. 9.5, Anm. 61
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Abbildung 9.5: Während einer Messe auf dem Monte Carmelo, November 2005; eine Frau hält Gegenstände während des Schlußsegens nach oben (Flasche mit Wasser, Rosenkranz) (Foto: OG)
bet, bei dem sich alle Anwesenden an den Händen halten76 , wird ebenso in Kreisen der auch in Chile verbreiteten Katholischen Charismatischen (Gemeinde-)Erneuerung (Renovación Carismática Católica)77 praktiziert. Auch zentrale soziale Akteure der Erscheinungen, so Álvaro Barros, waren Mitglieder katholisch-charismatischen Gruppierungen (s.o. 8.5). Der sich entwickelnde Peñablanca-Kult ließe sich somit in zweifacher Hinsicht als ›charismatisch‹ charakterisieren. Einmal unter Rekurs auf das Selbstverständnis der katholischen charismatischen 76
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»Junto a él [Poblete; OG], el religioso [Luis Fernández; OG] y numerosos laicos, formaron una rueda de oración, entonando cánticos y letanías, uniendo las manos al estilo de los católicos ›carismáticos‹« (El Mercurio de Valparaíso 16.8.1983). Die hier in der Presse festgehaltene Beobachtung läßt sich ebenso auf Filmaufnahmen beobachten (Silva Torres 1987); cf. auch La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983) Die Bewegung entstand Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts u.a. in Reaktion auf die zunehmende Verbreitung protestantischer Pentekostaler und anderer charismatischer Gruppierungen (zum aktuellen Stand cf. Renovación Carismática o.J. [Internetquelle]): »The Catholic charismatic movement is not on anything like the same scale as evangelical Protestantism, involving up to (say) four or five million people, but it is a significant force and derives part of its thrust from the rivalry. It offers communal warmth and solidarity, it brings the family together in strong affective bonds, and it establishes a moral density. Catholic charismatics are often aligned with the renewals proposed by Vatican 2 and they reflect on the foundation documents of Christianity. They offer a focus of loyalty which can supplement or even supplant a fideistic reliance on the magisterium. Though they are, on occasion, influenced by liberation theology, and by liberal attitudes to moral issues, they also revive some aspects of traditional doctrine. They resemble Protestant Pentecostals in their avoidance of head-on political confrontations.« (Martin 1993, 290f.)
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Abbildung 9.6: Gebetsformen der Charismatischen Erneuerung auf dem Hügel von Peñablanca (Videostandbild; Silva Torres 1987)
Bewegung und deren Betonung des ›freien Wirkens‹ des Heiligen Geistes gegenüber einem ausschließlich über Amt, Traditon und Lehre definierten Kirchenverständnisses (s.a.u. 14, Zitat bei Anm. 2), zum anderen in Bezug auf Poblete und seine soziale Funktion als ›Visionär‹. Dieser wurde als durch sein Handeln ›charismatisch‹ ausgezeichnete Figur zum Ausgangspunkt einer neuen, innovativen ›emotionalen Vergemeinschaftung‹.78 Indem seine Anhänger Pobletes sichtbar gezeigtem Visionszustand die ›außeralltägliche Qualität‹ zuschreiben, die Jungfrau Maria tatsächlich zu sehen und zu hören, wurde Poblete zur zentralen Referenz einer religiösen Sinndeutung: »Wie die betreffende Qualität von irgendeinem ethischen, ästhetischen oder sonstigen Standpunkt aus ›objektiv‹ richtig zu bewerten sein würde, ist natürlich dabei begrifflich völlig gleichgültig: darauf allein, wie sie tatsächlich von den charismatisch Beherrschten, den ›Anhängern‹, bewertet wird, kommt es an.«79
Dabei stellte Poblete in seiner Eigenschaft als ›Marienvisionär‹ keine ›Führerfigur‹ im herrschaftssoziologischen Sinne dar. Er übernahm mit anderen Worten, keine erkennbaren strukturellen Leitungsfunktionen innerhalb der Gruppe.80 Die ihm zugeschriebenen charismatischen 78 79 80
Weber 1972, 1 1919, 141 Weber 1972, 1 1919, 140 Ganz anders wird dies später im Rahmen der von ihm selbst begründeten und vom ursprünglichen Peñablanca-Kult abgespaltenen Sondergruppe Apóstoles des los Últimos Tiempos. Hier tritt Poblete dezidiert als Leiter der Gruppe mit einem entsprechenden persönlichen Machtanspruch auf (s.u. 14.6.2).
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Qualitäten wurden vielmehr Ausgangspunkt für andere, die – im Movimiento Mariano 7 Estrellas (s.u. 13.2) und der Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2) – eine auf ihn bzw. seine Visionärsrolle bezogene, aber ihn nicht direkt als involvierende Gruppen- und Leitungsstruktur aufbauten. 9.5.3 »Heiliger Boden« Nach der Aufforderung zum Gebet erhielt Poblete nun eine weitere ›Handlungsanweisung‹: »[...] sie sagte zu mir: Zieh dir die Schuhe aus und sie kam herunter und sagte zu mir: Wenn du die Erde küssen möchtest, dann tu es. Und ich tat es und sie sagte zu mir: Dieser Boden ist gesegnet, nennt ihn ›Heiliger Boden‹«.
Diese offensichtlich von Poblete laut wiederholte ›Botschaft‹ der Erscheinung wurde von Luis Fernández sofort als eindringliche Aufforderung an die Umstehenden weitergegeben, sich die Schuhe auszuziehen (»Pide que toda la gente se saquen los zapatos!«81 ). Da auch Poblete so handelte, rief beides zusammen tatsächlich die entsprechende Reaktion im Publikum hervor. Gut erkennbar auf den Videoaufzeichnungen ist, wie die direkt an der Umzäunung stehenden Menschen sich trotz des eingeschränkten Bewegungsspielraums nach und nach die Schuhe auszogen. Dieses einzelne Element im dramaturgischen Ablauf der Erscheinung zeigt wieder einmal eindrücklich, wie während des Erscheinungsrituals der Visionär immer wieder direkt mit den Umstehenden interagierte und deren Handlungen durch seine eigenen oder entsprechende Anweisungen bestimmte. Es zeigt aber auch, wie schnell sich aus einem im Kontext einer einzelnen Erscheinung auftretenden Element eine neue religiöse Praxis und deren entsprechenden Deutung im Rahmen der Peñablanca-Devotion bilden kann. Auch an Tagen ohne Erscheinungen, an denen weiterhin Menschen den umzäunten Bereich besuchten, zogen sich in der Folge des 1.9. die Besucher »ehrfurchtsvoll die Schuhe aus« und begannen außerdem kleine Mengen der »heiligen Erde« in entsprechenden Behältern mitzunehmen.82 Das Ausziehen der Schuhe und 81 82
Silva Torres 1987; cf. Barros Valenzuela 1985, 61 »Die Wallfahrt zum Erdeholen gründet sich auch auf den Erklärungen von Miguel Ángel, denen zufolge ihm die Jungfrau gesagt habe, daß der gesamte flache Teil des Hügels, beginnend an der Abzweigung am Ende des Pfads, bevor man das Heiligtum erreicht, heilige Erde sei. Aus dem selben Grund ziehen sich die Pilger, die täglich zum Beten auf den Hügel kommen, respektvoll die Schuhe aus, wenn sie sich dem Heiligtum nähern.« (»La romería para traer tierra se basa también en las declaraciones de Miguel Angel, según las cuales, la Virgen le habría dicho que todo el sector plano del cerro que se inicia en la bifurcación final del sendero antes de llegar al santuario, sería tierra santa. Por la misma razón, los peregrinos que diariamente suben al cerro
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später das »Erde Essen« (s.u. 10.3) wurde v.a. in der Presse polemisch als »lächerlich« kommentiert. Dieser Polemik gegenüber dem »Schuhe Ausziehen« begegneten die Anhänger der Erscheinung jedoch mit einem Verweis auf den »tiefen biblischen Gehalt« dieser Handlung, in Anlehnung an die Berufung des Mose (Ex 3,5: »Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.«).83 Das Thema der »heiligen Erde« wurde nicht nur als neuer Aspekt praktizierter religiosidad popular aufgegriffen, sondern auch innerhalb nur weniger Wochen während der Erscheinungen von Peñablanca selbst weiter elaboriert. Im Rahmen der 17. Erscheinung am 12.9. wiederholte Poblete die ›Forderung‹ der Erscheinung, die Schuhe auszuziehen, da dies ein »heiliger Ort« sei. Darüber hinaus sollten die Menschen »ein bißchen Erde« essen (»Que comen un poquito de tierra!«, gab Luis Fernández an die Umstehenden weiter84 ), denn diese sei gesegnet.85 Eine weitere Steigerung dieses Motivs ist schließlich die großräumige Umzäunung des Erscheinungsbereich mit dem Metallzaun zwischem dem 24. und dem 29.9. (s.u. 10.9) unter der Bezeichung »150 Quadratmeter Himmel« (»Ciento cincuenta metros cuadrados de cielo«)86 . 9.5.4 ICTUS Eine weitere, diesmal ikonographische Innovation durch Neukontextualisierung, die kennzeichnend für die Peñablanca-Devotion wurde, läßt sich ebenfalls am 1.9. beobachten: »Dann sagte sie zu mir: Wiederhole noch einmal, daß man an der Tür jedes Zuhauses einen Fisch anbringen soll, und die Farben seien: Gelb, Rot, Blau und Weiß. Vergiß dies nicht [...].«
Diese ›Aufforderung‹ der Erscheinung war zuvor schon zweimal, in den Texten der Erscheinungen vom 12.7.87 und vom 16.7.88 , enthalten (s.a.o. 7.1), taucht bei späteren Erscheinungen insgesamt weitere 17 Male auf
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a orar, se descalzan respetuosamente al aproximarse al santuario.«; El Mercurio de Valparaíso 20.9.1983) Cf. Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005 Silva Torres 1987 »Hoy la Santísima Virgen nos hizo comer tierra, porque dijo que estaba bendita y admás no pidió sacarnos los zapatos, porque era Lugar Santo.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 48) Barros Valenzuela 1985, 74 »Mas, te digo que en cada puerta deberá ponerse un Pez que es el signo del Cristianismo, el ICTUS.« (Barros Valenzuela 1989, 17) »Miguel Angel, decidles a mis hijos que pinten un pez en la parte exterior e interior en la puerta de entrada de cada hogar; los colores son blanco como la nieve, azul como el cielo, amarillo oro, rojo sangre.« (Barros Valenzuela 1985, 45); die vorgeschriebenen Farben sind bis auf gelb diejenigen der chilenischen Flagge.
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und gehört so mit insgesamt 20 Erwähnungen in die Gruppe der häufig wiederkehrenden Motive (s.o.6.5, Grafik 6.2, 155). Der in der zitierten ›Botschaft‹ genannte »Fisch« (»pez«) – an anderer Stelle meist im Diminutiv als »Fischlein« (»pezcadito«) auftauchend – referiert auf bekannte frühchristliche Symbolik89 und steht für das Christus-Akrostichon »I¯esous Chr[e]istós Theoú Hyiós Sot¯er« (»Jesus Christus, Gottessohn, Erlöser), dessen Anfangsbuchstaben das griechische Wort für Fisch, ichthýs, ergeben. Im Kontext von Peñablanca – dem spanischem Usus folgend als »ICTUS« umgeschrieben – wurde der Fisch schon in den ersten Wochen der öffentlichen Wirksamkeit zu einem wichtigen ikonographischen Element der neuen Devotion mit zweifacher Funktion. Der sonst im katholischen Bereich nicht übliche, dafür aber im protestantisch-evangelikalen Bereich weit verbreitete ichthýs-Fisch diente mehr und mehr als Erkennungszeichen der Peñablanca-Anhänger und findet sich bis zum heutigen Tag an den Türen ihrer Häuser – wie in den zitierten ›Botschaften‹ des 12.7., 16.7. und 1.9. gefordert – aber auch auf den Buchtiteln ihrer Schriften und im Bereich des neu entstandenen Heiligtums auf dem später so genannten »Monte Carmelo« (s.u. 14.7.2). Diese Etablierung des »ICTUS« als neu kontextualisiertes Erkennungszeichen des Peñablanca-Kults wurde während der Erscheinungen im September noch einmal durch ein auffälliges performatives Element während des Erscheinungsrituals am 24.9. unterstrichen: Poblete zeichnete – nach ›Aufforderung‹ durch die Jungfrau Maria90 – einen idealisierten Fisch mit dem Finger in den Staub (s. Abb. 9.7). Drei Tage später, am 27.9., berichtete La Estrella de Valparaíso, daß entsprechende »ICTUS«-Fische zum Befestigen an der Tür in Peñablanca zum Verkauf stehen91 , ein Angebot, das offensichtlich viele der Pilger annahmen und so für eine schnelle Verbreitung der pezcaditos auch über den Hügel in Peñablanca hinaus sorgten. Während laut La Segunda vom 1.10. die pezcaditos an Häusern in Villa Alemana – und auch an 89
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Auch der genannte Text der Erscheinung vom 12.7. spielt auf die frühchristliche Verwendung des Fischsymbols an. Im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen katholischer Amtskirche und dem Peñablanca-Kult bekam die Verwendung des Erkennungszeichen der wegen ihres Glaubens angefeindeten frühen Christen noch einmal eine neue Qualität. Die Peñablanca-Anhänger bezeichnen die feindliche Haltung der Diözese Valparaíso wiederholt als ›Verfolgung‹. So lautet etwa ein Teil der ›Botschaft‹ vom 15.3.1985: »Se avisa que por parte de lá Iglesia vendrá una persecución a quienes tienen el-Pez en sus casas y por ello muchos lo van a retirar de sus puertas.« (Barros Valenzuela 1987, 193) »La Señora me dice: Cantad al Altísimo. Luego llegamos al cerro y Ella me pide que dibuje el Pez en la tierra; lo hago pero le dije que no sé hacerlo mejor.« (Barros Valenzuela 1985, 69) »[...] ein Straßenhändler bot Bilder des Fischs an, der an den Türen der Häuser angebracht wird, als Schutzzeichen.« (»[...], un comerciante ambunalten ofrecía la imagen del pez que está siendo colocoda en las puertas de las casas como un señal de protección.«; La Estrella de Valparaíso 27.9.1983)
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Abbildung 9.7: Poblete zeichnet während der Erscheinung vom 24.9. einen ichthýs in den Staub (zwei Videostandbilder: Silva Torres 1987)
der Tür von María Luisa Comelin, bei der Poblete wohnte – zu beobachten waren92 , schreibt dieselbe Zeitung nur wenige Tage später, der »Fisch von Villa Alemana« sei nun auch an den »Türen von Santiago« angekommen.93 Neben einer sich im Verlauf der Erscheinungen herauskristallisierenden Funktion als ikonographische Markierung von Gruppenzugehörigkeit war es jedoch die von La Estrella de Valparaíso angedeutete apotropäische Funktion der pezcaditos, die sowohl innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger als auch in der öffentlichen Wahrnehmung große Beachtung fand. Die ›Fischlein‹ sollten diejenigen Häuser, an deren Türen sie vorschriftsmäßig innen und außen und in der richtigen Farbe angebracht waren, vor Naturkatastrophen, nament-
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»En algunas casas de Villa Alemana hay un señal en la puerata: un pez pintado de amarillo. El hogar donde está casi escondido Miguel Angel Poblete, [...], tiene la señal.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) »Varias casas de diversos sectores de la capital han obedecido la petición de Miguel Angel Poblete, en el sentido de colocar en las puertas el ›Ictus‹, pez, símbolo de la paz para los cristianos.« (La Segunda 5.10.1983)
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lich vor den in Chile häufigen und oft schweren Erdbeben schützen.94 Die apokalyptische Warnung vor einem schweren Erdbeben in naher Zukunft gehörte gleichzeitig zum festen Motivrepertoire der ›Botschaften‹ von Peñablanca (s.o. 6.5). Insbesondere die behauptete apotropäische Funktion, die prominent erst im weiteren Verlauf des organisierten Peñablanca-Kults hervortrat, führte – nachdem am 3.3.1985 tatsächlich ein Beben die Zentralregion erschütterte und das ICTUS-Symbol noch einmal auch außerhalb des engen Kreises der Peñablanca-Anhänger große Verbreitung gefunden hatte – zu einer heftigen öffentlichen Polemik der kirchlichen Hierarchie gegen den Erscheinungskult (ausführlich s.u. 14.2).95 Aller Kritik zum Trotz wurde das neu kontextualisierte frühchristliche ichthýs-Symbol zum integralen Bestandteil der PeñablancaDevotion. Bis heute werden auf dem »Monte Carmelo« selbstgebastelte kleine Fischsymbole aus Pappe oder auch entsprechende industriell gefertigte Aufkleber verkauft, immer paarweise für die Innen- und Außenseite der Tür (s.u. 14.2, Abb. 14.1, 555).96 Die Etablierung des ichthýsSymbols zeigt, wie unter Rückgriff auf und Weiterentwicklung von traditioneller christlicher Symbolik eine neue, dem Peñablanca-Kult eigene Bildsprache entstand. Die Verwendung des ichthýs als Markierung der Eingangstür stellt eine symbolische Innovation des Peñablanca-Kultes
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Man beachte die intertextuelle Nähe des Befestigens an der Tür als Erkennungszeichen mit gleichzeitig apotropäischer Funktion zu Exodus 12, 7.13 (»Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das BIut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und das venichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage.«): So wie das Blut des Paschalamms die Israeliten vor dem Racheengel des Herrn bewahrt, so soll der »ICTUS« die PeñablancaAnhänger vor dem drohenden Zorn Gottes in Form von Erdbeben schützen. Darüber hinaus folgt die Anbringung der ›Fischlein‹ an der Haustür einem auch aus anderen religiösen Kontexten bekannten apotropäischen Muster: »Das menschliche Haus ist an sich ein Heiligtum. In die Fundamente wurden bei verschiedenen Völkern geopferte Menschen eingemauert [...]. Besonders heilig sind 1. die Schwelle; auf der Schwelle darf man nicht arbeiten, sitzen, Kinder säugen oder man darf sie überhaupt nicht betreten; 2. die Tür; Janus ist der römische Gott der janua, ein anderer Türgott ist Portunus; in China wird der Genius der Haus- und Hoftür verehrt, in Japan eine Torgottheit; allenthalben werden apotropäische Mittel über den Türen angebracht, so an den jüdischen Türpfosten die Me zuz¯ot, [...].« (Heiler 1961, 130) Auch wenn Verwendung des ichthýs innerhalb des Peñablanca-Kults von der Amtskirche wiederholt heftig kritisiert wurde, referierten die Anhänger der Marienerscheinung, wenn wohl auch unbeabsichtigt, auf eine auch in frühchristlicher Zeit nachweisbare Verwendung christlicher Symbole. In Kilikien und Syrien findet sich das Kreuz, aber auch der Fisch als apotropäisches Zeichen auf Türstürzen. (Koch 2004) Auch an den Häusern der im Rahmen dieser Arbeit interviewten PeñablancaAnhänger war durchgängig das ichthýs-Symbol in verschiedenen Varianten angebracht, was im übrigen das Auffinden unbekannter Häuser in den Vororten chilenischer Städte erheblich erleichterte.
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dar, bewegt sich aber gleichzeitig innerhalb eines relativ engen Rahmens etablierter christlicher Symbole. 9.5.5 Warnung vor dem Kommunismus, apokalyptische ›Botschaften‹, Ende der Erscheinung Auch an einer kurzen politischen, genauer einer antikommunistischen ›Botschaft‹ fehlt es an diesem 1.9. nicht: »[...] darüber hinaus mußt du sehr auf den Kommunismus acht geben, es sind die größten Feinde des Christentums.«
Zwar macht diese Äußerung nur einen sehr kleinen Teil des gesamten als ›Botschaft‹ überlieferten Textes aus, doch sind es gerade solche und vergleichbare im Laufe der Erscheinungen wiederholt auftauchenden Äußerungen97 , die im Sinne der Manipulationshypothese (s.u. 12) gedeutet wurden.98 Allerdings waren antikommunistische Äußerungen in einem konservativ-katholischen Kontext und insbesondere im Zusammenhang mit Marienerscheinungen des 20. Jahrhunderts eher die Regel als die Ausnahme, und Peñablanca steht hier gemeinsam mit vielen anderen modernen Marienerscheinungen in der Tradition von Fátima99 (s.a.o. 2.4.5). Im Chile der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts bekamen solche 97
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Barros gibt in seinem alphabetischen Sachindex der ›Botschaften‹ 18 Verweisstellen für »Kommunismus, großer roter Drache« an (zur Häufigkeit bestimmer Motive in den Botschaften s.o.6.5, Grafik 6.2, 155). Davon stammen jedoch nur zwei aus ›Botschaften‹ von 1983. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist ein Argumentationsstrang, der seitens der Anhänger von Peñablanca wiederholt als Begründung dafür angeführt wurde, daß unmöglich eine Manipulation seitens der Militärregierung hinter den Erscheinungen stecken könne. Zwar sage die Erscheinung mehrfach, man solle den Kommunismus hassen, gleichzeitig aber ruft sie zur Liebe gegenüber den Kommunisten auf. Diese Botschaft könne also wohl kaum manipulativ sein, da sie eben beide Seiten berücksichtige und die Militärregierung wohl kaum, durch den scheinbaren Mund der Jungfrau Maria, zur Liebe gegenüber den Kommunisten aufrufen würde. (»[...] hasta se ha escuchado claramente que hay que amar a los comunistas [...]« (Barros Valenzuela 1985, 97) Dieser scheinbare Gegensatz steht jedoch durchaus im Einklang mit der offiziellen pastoralen Linie der chilenischen Kirche: »¿Qué pensar sobre el problema marxista? Un católico, si es consecuente con su fe, no podrá ser marxista, por definición y doctrina; pero la Iglesia respeta a todos por igual. [...] Es aceptar a las personas , distinguendo entre las ideas y las personas que sostienen las ideas.« (Mensaje/González Cruchaga Juni 1984, 277) »A number of Marian apparitions have followed Fatima’s focus on the evils of Communism. Perhaps most blatantly political, and certainly the most overtly antisemitic, were the apparitions seen by Mrs Mary Ann Van Hoof of Necedah, Wisconsin, between 1950 and 1962, which included warnings of Russian submarines in the St Lawrence Seaway, and of the participation of a group of ‘Learned Elders of Zion Jews or Yids’ among the ‘Grand Masters’ of ‘Satan’s chain of command’, a clear reference to the infamous Protocols of the Elders of Zion.« (Matter 2001, 129)
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dezidiert antikommunistischen Äußerungen in Hinblick auf den politischen Diskurs des Pinochet-Regimes jedoch noch einmal eine besondere Bedeutung. An der semantischen Achse Kommunismus-Antikommunismus maß sich in der politischen Rhetorik der nationalen Sicherheitsdoktrin das Verhältnis von Freund zu Feind (s.a.o. 3.5). »Jesus leidet sehr durch euer Verhalten. Kehret um! Kreuzigt ihn nicht mehr. Dann sagte sie mir: Siehe, die Menschen beten die materiellen Dinge an, nicht die himmlischen.«
Abschließend sei noch auf diesen vorletzten Satz der ›Botschaft‹ des 1. Septembers verwiesen, in dem bereits – wenn auch nur sehr vorsichtig – die sich im weiteren zum dominierenden Bezugspunkt innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger entwickelnde apokaplyptische Thematik anklang (s.o. 6.5). Immer wieder ›klagte‹ die Jungfrau Maria gegenüber Poblete über das böse Verhalten der Menschen und den »Schmerz« Jesu oder Gottes über deren Schlechtigkeit verbunden mit eindringlichen Aufrufen zu Umkehr und Verhaltensänderung und – an dieser Stelle fehlend – der Androhung oder Ankündigung von Katastrophen, darunter immer wieder die in Chile häufigen Erdbeben, und der anbrechenden ›Endzeit‹. »Und dann sagte sie mir: Komme am dritten Tag des neunten Monats um zwölf Uhr Mittags. Sie hebt die Arme nach oben, erhebt sich und verschwindet.«
Die ›Botschaft‹ dieses Tages endete wie alle vorigen und kommenden mit der Ankündigung der nächsten Erscheinung. Wie auch der Beginn des Visionszustands und damit die ›Ankunft‹ der Jungfrau Maria auf dem Hügel durch Gesten und Äußerungen des Visionärs für Außenstehende eindeutig erkennbar markiert war, so war es auch der ›Abschied‹ und damit das Ende von Pobletes außergewöhnlichen Zustand. So gebrauchte Poblete oft die in Chile übliche, informelle Abschiedsformel »¡chao!« (»Tschüß!«) und winkte dazu mit der Hand in die Richtung, in der er die Erscheinung lokalisierte. Diese Geste aufgreifend verabschiedeten später auch die Anwesenden die Jungfrau Maria, indem sie weiße Taschentücher schwenkten.
9.6 Begleitende Formen religiöser Praxis: ›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹ Mit dem Ende von Pobletes Visionszustand endete für gewöhnlich auch das Erscheinungsritual. Jedoch waren im Anschluß an den Visionszustand noch diverse Formen religiöser Praxis zu beobachten. Ein wichtiges Element, das den ›Einzug‹ des Visionärs aufgriff, war die Prozession,
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das spätestens seit dem 12.9. belegt ist. Die Prozessionen wurden von Poblete als ›Forderungen‹ der Jungfrau Maria nach Ende der Erscheinung kommunziert und boten den Anwesenden eine weitere Möglichkeit aktiver religiöser Partizipation am Ablauf.100 Die Prozessionen konnten sowohl ohne (Poblete gab an, die Jungfrau Maria leite ihn) als auch mit konkretem Ziel (meist eine Kirche oder ein Marienschrein im Tal) erfolgen. Weiterhin gab es sowohl Prozessionen als gemeinsamer Abstieg (als Gegenpart zum ›Einzug‹ des Visionärs) vom Hügel als auch solche mit erneuter Rückkehr dorthin, nach Besuch des entsprechenden Ziels.101 Es kam vor, daß nach einem solchen ›Rundweg‹ noch ein zweiter Visionszustand Pobletes folgte oder eine Vigil abgehalten wurde. Insgesamt zeigt die Dramaturgie des Peñablanca-Rituals immer mehr Tendenzen zur Verlängerung und Erweiterung. Neben solchen, im engeren Sinne zum rituellen Ablauf gehörigen Formen religiöser Praxis, sind im folgenden noch zwei Phänomene hervorzuheben, die in der Folge des 1.9. regelmäßig sowohl während als auch außerhalb des Erscheinungsrituals zu beobachten waren und sich zu wichtigen Bestandteilen innerhalb der religiösen Sinndeutung des Peñablanca-Kults etablierten. Es handelt sich um aktiv von den Anwesenden gesuchte optische Phänomene, die in engem Zusammenhang mit den auch in der Zeitung immer wieder angekündigten ›Wundern‹ standen (s.u. 10.1): dies war einerseits das sogenannte ›Sonnenwunder‹ von Peñablanca (s.u. 9.6.1) und andererseits verschiedene Formen der Fotografie auf dem Hügel (s.u. 9.6.2). 9.6.1 Das ›Sonnenwunder‹ von Peñablanca Erstmals am 1.9. soll es zu ›wundersamen‹ Lichtphänomenen während des Betrachtens der Sonne gekommen sein, die im weiteren Verlauf als ›Sonnenwunder‹ (»milagro del sol«) von Peñablanca bekannt wurden, und die man in direkten Zusammenhang mit dem ganz ähnlichen ›Sonnenwunder‹ von Fátima brachte.102 Poblete forderte die Anwesenden an die100 »Luego, antes de irse [am 12.9.] la Señora, pidió que se bajara en procesión, alabando a Dios Creador.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 48); für die hier erwähnte Prozession am 12.9. berichtet Miguel Contardo, wie er erstmals aktiv als gestaltender Akteur in den Ablauf des Erscheinungsrituals eingriff, indem er in der Funktion als Priester die zunächst etwas chaotisch verlaufende Prozession ordnet. (Contardo Egaña 1998, 42; s.a.o. 8.6) 101 »Hoy [24.9.] bajamos en procesión a la capilla Sagrado Corazón. Miguel Ángel, de rodillas, adora a Nuestro Señor frente al Tabernáculo. Luego Nuestra Señora bendice el lugar y regresamos al cerro.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 51) 102 Am 13.10.1917 hatten sich in der Cova da Iria, dem Erscheinungsort von Fátima, etwa 70.000 Menschen in Erwartung der als die letzte angekündigten Marienerscheinung versammelt. An diesem Tag erwartete man darüber hinaus ein bisher ausgebliebenes, für alle sichtbares Wunder. Als die Seherkinder die ›Ankunft‹ der Jungfrau Maria
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sem Tag nicht nur auf, die Sonne zu fotografieren (s.u. 9.6.2), sondern auch selbst mit den Augen direkt hineinzusehen. In der Folge wurden von vielen Umstehenden unterschiedliche, subjektiv empfundene optische Wahrnehmungen berichtet: Die Sonne habe sich gedreht, habe sich entfernt und wieder genähert sowie nacheinander verschiedene Farben angenommen.103 Sowohl aus den Berichten der Anhänger als auch aus der Presse geht hervor, daß diejenigen Menschen, die von entsprechenden Wahrnehmungen berichteten, bis zu mehrere Minuten direkt und ungeschützt in die Sonne gesehen hatten. Es liegt also nahe anzunehmen, daß die subjektiv empfundenen Veränderungen im Aussehen der Sonne auf eine Kombination von Überreizung das Auges104 und entsprechenden psychologischen Faktoren, in erster Linie die dezidierte Vorerwartung eines ›Wunders‹, zurückzuführen ist. Das ›Sonnenwunder‹ von Peñablanca wiederholte sich noch mehrfach bei späteren Erscheinungen, so nur etwa eine Woche später am 8.9.105 sowie im Rahmen der größten Peñablanca-Wallfahrt am 29.9., und entwickelte sich zu einem wichtigen religiösen Bezugspunkt, der aus Sicht der Anhänger sowohl wegen dessen ›Objektivität‹ als auch wegen der Referenz auf die Mariankündigten, rief eine der Visionärinnen plötzlich aus, man solle in die Sonne sehen, und die Anwesenden folgten ihrer Anweisung: »According to a number of reports, some of which came from professional journalists, a majority of those present said that they had seen the sun tremble and dance, and spoke of a variety of colors issuing from the sun and illuminating the crowd. Some, however, said that they had seen he face of the Virgin, and some that the sun whirled like ›a giant Catherine wheel‹, falling toward the earth as if to burn it up in its rays.« (Zimdars-Swartz 1991, 82) 103 »In einem bestimmten Moment sagte der Junge, daß man die Sonne ansehen sollte, und hier, vor den erstaunten Augen, drehte sich die Königin der Sterne und versprühte über das Firmament Lichter von verschiedener Farbe, sie näherte sich und entfernte sich [wieder]; einige sahen sie grün, in einem anderen Moment schwarz wie bei einer Sonnenfinsternis; etwas weiter drüben beobachtete jemand, daß es aus ihr wie mit Blüttenblättern regnete.« (»Hubo un momento en que el niño dice que puede mirarse el sol y aquí, ante los ojos maravillados, el astro rey gira, desparramando en el firmanento luces de diversos colores, se aproxima, se aleja; unos lo ven verde, en otros momentos oscuro como en un eclipse; más allá alguien observa que de él caen como lluvia de pétalos.«; Barros Valenzuela 1985, 61f.) cf. auch: »Los cantos se confundían. También los gritos con diversas versiones sobre lo que ocurría en el cielo: -¡El sol se acerca más rápido...! -¡El sol está verde! ¡Yo lo veo verde! -¡No, no. Está más amarillo que nunca...!« (La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983) 104 Nur wenige Tage nach dem 29.9., an dem wiederum über ›Sonnenwunder‹ berichtet wurde, erschien in den Tageszeitungen ein alamierend formulierte Aufruf der Chilenischen Gesellschaft für Augenheilkunde (»Sociedad Chilena de Oftalmología«). Offensichtlich hatten die Augenärtze in Santiago und Valparaíso Dutzende von Patienten mit schweren Verbrennungen der Netzhaut behandeln müssen, die diese sich in Peñablanca zugezogen hatten. Die Ophtalmologen riefen nachdrücklich dazu auf, in keinem Fall ungeschützt in die Sonne zu schauen und entsprechenden Anweisungen im Rahmen der Erscheinung nicht nachzukommen (La Estrella de Valparaíso 5.10.1983). 105 Cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45
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enerscheinungen von Fátima, die ›Echtheit‹ der Erscheinungen belegte. In den Kreisen der Peñablanca-Anhänger werden bis heute Videoaufnahmen verbreitet, auf denen das Sonnenwunder filmisch festgehalten sein soll und so mit Hilfe moderner Medientechnik seine angenommene ›Objektivität‹ unterstreicht.106 9.6.2 Fotografie in Peñablanca: Dokumentation und ›Sichtbarmachung‹ einer Marienerscheinung Für den 1.9. liegen neben dem ›Sonnenwunder‹ erstmals auch Berichte über eine mit optischen Phänomen in Verbindung stehende und auch aus anderen modernen Marienerscheinungsorten bekannte (s.u.) Form religiöser Praxis vor, die im folgenden als ›Wunderfotografie‹(»fotografía milagrosa«) bezeichnet werden soll. Diese wurde im weiteren Verlauf zu einem zentralen Element des Peñablanca-Kults und galt, ebenso wie das ›Sonnenwunder‹, als ›objektiver‹ Beleg für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen. Bereits im Vorfeld des 1.9. war im Kreis der Anhänger verbreitet worden, man solle an diesem Tag Fotokameras und Tonbandgeräte mitbringen. Beides diente zunächst in erster Linie der Dokumentation von während des Erscheinungsrituals für alle Anwesenden sicht- und hörbaren Vorgänge. Man fotografierte die Menschenmenge auf dem Hügel ebenso wie den Visionär, sei es während oder außerhalb seines Visionszustands. Die Äußerungen Pobletes zeichnete man auf Tonband auf, um diese später zu transkribieren (s.a.u. s.u.13.2) Neben diesen in dokumentarischer Absicht erstellten Aufnahmen, stehen die eingangs schon genannten ›Wunderfotografien‹. Im Gegensatz zu ersteren zeigten diese gerade nicht die sichtbaren Vorgänge auf dem Erscheinungshügel, sondern machten für die Peñablanca-Anhänger vielmehr ›Unsichtbares‹ sichtbar. Erste Aufnahmen dieser Art entstanden am 1.9., als Poblete angab, die Jungfrau Maria vor der Sonne zu sehen, und viele der Anwesenden in eben diese Richtung fotografierten. Entsprechende durch Poblete weitergegebene ›Aufforderungen‹ der Erscheinungen tauchen wiederholt auf, so etwa bereits wieder am 24.9. im Rahmen der 18. Erscheinung. Die Bilder zeigten nach der Entwicklung eine Reihe – zumindest für foto106 Fundación Monte Carmelo o.J.; die Aufnahme zeigt die Sonne, die sich pulsierend vor und zurück zu bewegen scheint und dabei die Größe verändert. Dieser optische Effekt auf dem Videofilm wird, ähnlich wie im Fall der ›Wunderfotografien‹ (s.u. 9.6.3), durch Bauart der entsprechenden Kamera in Verbindung mit Überlichtung hervorgerufen. Die scheinbare Sonnenbewegung entsteht durch die sich im direkten Gegenlicht (bei leichter Bewölkung) ständig öffnende und schließende Automatikblende der Kamera (cf. Interview: Silva Torres/Grasmück 21.12.2005). Der Videoausschnitt mit dem ›Sonnenwunder‹ ist auch im Internet zugänglich (La Llena de Gracia o.J. [Internetquelle]).
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Abbildung 9.8: »Jorge Aravena machte mit seiner einfachen Kamera zahlreiche Fotos in Richtung der Sonne, in den Momenten, als der Junge dazu im Namen der Mama anwies. Auf einem fand sich nach der Entwicklung ein wunderschönes, zuvor noch nicht gesehenes Kreuz mit der Sonne als Achse, in der sich die Querlatten kreuzen. (»Jorge Aravena con su cámara sencilla saca diversas fotos al sol en los momentos que el niño de parte de la Mamá, dice que se haga. En una se descubre, al reverlarlas, una hermosa cruz no vista antes, siendo el sol el eje donde se cruzan las travesaños.«; Barros Valenzuela 1985, 71; Foto: Jorge Aravena)
grafische Laien – ›unerklärliche‹ Lichtphänomene, die religiös gedeutet wurden: »Man hatte bekannt gegeben, daß wir Kameras und Aufnahmegeräte mitbringen sollten. Auf Anweisung der Jungfrau kletterte Miguel Ángel auf den Eukalyptus, sah in Richtung des Gestirns und sprach mit Ihr. Es war klar zu sehen, wie er die Lippen bewegte und lächelnd sagte: ›Señora‹. Was für schöne Fotos kamen später zum Vorschein: Kreuze, Lichtkreise aus wunderschönen Strahlen die von der Sonne ausgingen, vielfarbige Lichtströme, die zur Erde hinab gingen.«107
Entsprechende, bei starkem Gegenlicht durch Reflektionen der Sonne im Innern des Objektivs hervorgerufene optische Phänomene (s.u. 9.6.3), stellten aus Sicht der Peñablanca-Anhänger nicht etwa technisch ›mißlungene‹ Fotografien dar, sondern wurden vielmehr als ›objektiver
107 »Se había anunciado que lleváramos cámaras y grabadoras. Miguel Angel, siguiendo indicaciones de la Virgen, trepa al aucaliptus, mira al astro y habla con Ella. Nítidamente se le ve mover los labios y pronuciar sonriendo ›Señora‹. Qué bellas fotos aparecen después: cruces, halos de hermosos rayos que parten del sol, chorros multicolores que bajan a la tierra.« (Barros Valenzuela 1985, 62)
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Beweis‹ für die ›tatsächliche Anwesenheit‹ der Jungfrau Maria auf dem Hügel und somit für die ›Echtheit‹ von Peñablanca gedeutet. Auch der an diesem Tag anwesende spätere geistliche Leiter Pobletes, Miguel Contardo, fotografierte am 1.9. in Richtung der Sonne und erstellte auf diese Weise mehrere ›Wunderfotografien‹108 , die drei Wochen später, am 26.9., auf der Titelseite von La Estrella de Valparaíso erschienen (s. Abb. 9.9; s.a.u. 10.5). Die Publikation dieser Bilder, die Contardo als eindeutigen Beleg für die ›Authentizität‹ der Peñablanca-Erscheinung erachtete, und seine entsprechenden Äußerungen gegenüber der Presse lösten eine kurze öffentliche Diskussion über das Phänomen aus und brachten Contardo im weiteren Verlauf in Konflikt mit der diözesanen Hierarchie von Valparaíso (s.u. 10.5). Anfang September fand sich in der Presse noch kein Hinweis auf die ›Wunderfotografie‹. Erst am 26.9. berichtete El Mercurio de Valparaíso, man »versuche das Bild der Jungfrau zu fotografieren« und wies auf diese bereits etablierte religiöse Praxis hin.109 Noch am selben Tag erschien in der Abendzeitung La Estrella de Valparaíso die genannten Aufnahmen als »grafisches Zeugnis der Erscheinungen«110 . In dem zugehörigen Presseinterview111 führte Contardo als einen aus seiner Sicht eindeutigen Hinweis auf eine übernatürliche Verursachung der Aufnahmen deren Ähnlichkeit mit Fotografien an, die im Kontext einer anderen bekannten Marienerscheinung des 20. Jahrhunderts entstanden waren, die Erscheinungen im italienischen San Damia108 »[...] das erste Mal, daß ich an einer Erscheinung der Jungfrau teilnahm, war der 1. September 1983. An diesem Tag machte ich mehrere Fotografien direkt in die Sonne und keine von ihnen war verschleiert, wie man es erwartet hätte, sondern es kamen wunderschöne Fotos dabei heraus. (»[...] la primera vez que asistí a las apariciones de la Virgen fue el 1◦ de Septiembre de 1983. Ese día saqué varias fotografías directas al sol y ninguna se veló como era de suponer, sino que salieron hermosas fotos.«; Contardo Egaña 1998, 122) 109 »Eine Serie von Fotos in Richtung des Orts der Erscheinung wurde von Miguel Ángel Poblete während der Wallfahrt aufgenommen,[...]. Neben ihm richteten zahlreiche Gläubige ebenfalls mehrfach ihre Fotokameras in Richtung Himmel, der Wolken und der Sonne, und versuchten so ein Bild der Jungfrau aufzunehmen. Die Idee, solche Fotos aufzunehmen, entstand, nachdem man auf Fotos, die von verschiedenen Personen während vorangegangener Wallfahrten aufgenommen worden waren, seltsame Wolkenformen oder sonderbare Reflektionen nahe der Sonne beobachtet hatte.« (»Una serie de fotos orientadas hacia el lugar de la aparición, tomó Miguel Angel Poblete, durante la jornada de peregrinación [...]. Junto a él, numerosos creyentes también, enfocaron sus cámaras fotográficas varias veces hacia el cielo, las nubes y el sol, en un intento de captar la imagen de la Virgen. Esta idea de tomar fotografias, surgió al observadorse en fotos tomadas por distintas personas en peregrinaciones anteriores, extrañas formas captadas en las nubes o curiosos reflejos cerca del sol.«; El Mercurio de Valparaíso 26.9.1983) 110 »Testimonio gráfico de las apariciones de Villa Alemana« (La Estrella de Valparaíso 26.9.1983) 111 La Segunda 30.9.1983; cf. La Estrella de Valparaíso 1.10.1983
›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹
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Abbildung 9.9: La Estrella de Valparaíso, Titelseite vom 26.9.1983, obere Hälfte.
no (1961–1969). Damit stellte Contardo – wie dies die Anhänger häufig taten – Peñablanca in direkte Verbindung zu anderen Marienerscheinungen und wies gleichzeitig auf die Tatsache hin, daß die in Peñablanca betriebene ›Wunderfotografie‹ bereits als etablierte Form religiöser Praxis an anderen Orten existierte: »[La Segunda:] Warum sind sie [die Fotogafien] so aufschlußreich? [Miguel Contardo:] Weil eine von ihnen identisch ist mit jener, die in San Damiano, Italien, aufgenommen wurde, als Unsere Liebe Frau von den Rosen erschien. Es ist ein Kreis, den man deuten kann als [Abbild der] Jungfrau in dem Augenblick, als sie dabei ist, Seelen aus dem Fegfeuer zu holen, um sie in den Himmel zu bringen.«112 112 »[La Segunda:] ¿Por qué [las fotografías] son tan reveladoras? [Miguel Contardo:] Porque una de ellas es idéntica a la que se tomó en San Damiano, Italia, cuando se apareció la Virgen de las Rosas. Es un circulo que puede interpretarse como a la Virgen en los instantes en que está sacando las almas desde el purgatorio, para transportarlas hasta el cielo.« (La Segunda 30.9.1983; cf. La Estrella de Valparaíso 1.10.1983) Entsprechende Aufnahmen aus San Damiano finden auch in dem »¿Qué quieres mamá?« von Álvaro Barros, dessen Manuskript Mitte 1983 fertig wurde (s.a.o. 8.5.1; Barros Valenzuela 1990, 1 1984, 170) Barros selbst wies auf den Zusammenhang der Fotografien aus Peñablanca mit denen aus San Damiano hin: »Después nos enteramos que otra cosa admirable de esta milagrosa fotografía es ser exactamente igual a la tomada enn San Damiano, Italia, por Monsier L. Boucquey el 27 de
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Ein Erscheinungsritual: 1. September 1983
An verschiedenen modernen Marienerscheinungsorten, so etwa im genannten San Damiano oder – besonders ausgeprägt – in Bayside, New York (seit 1970), ebenso wie in Peñablanca, gehört die gezielte Herstellung von ›Wunderfotografien‹ und ihre Interpretation zum festen Repertoir religiöser Praxis. »Man könnte sogar sagen, daß wundersame Bilder ein Teil moderner Erscheinungen der Jungfrau Maria geworden sind, mit dem [fest] gerechnet wird.«113 In Bayside sind sie entsprechend Teil der wöchentlichen Versammlungen am Samstagabend. Die Bayside-Anhänger bevorzugen dabei Polaroid-Sofortbildkameras, da diesen eine größere ›Authentizität‹ der Fotografien zugesprochen wird und den Vorwurf der ›Manipulation‹ von vornherein ausschließen. Die erhaltenden Ergebnisse werden meist noch vor Ort interpretiert, sei es als allgemeiner Hinweis auf die Präsenz der Jungfrau Maria, oder auch als religiös bedeutsame ›Botschaft‹ für das eigene Leben.114 Auch im italienischen San Damiano gehört die Erstellung von ›Wunderfotografien‹ und ihre Interpretation bis in die Gegenwart zur dortigen religiösen Praxis. So berichtet Matter von ihrem dortigen Besuch: »When I visited the Marian shrine of San Damiano in June 2000 with an old Polaroid camera in hand, I attracted attention each time I pulled a print. Like the other photographers at the monthly First Friday gathering, I took pictures of the sun over the pear tree115 in which the now deceased visionary Mamma Rosa had seen the Virgin Mary. There was general agreement among those who looked at my photos that one ray of light in particular showed una piccola Vergine, a little Virgin, even though I was also told that my black-and-white film would not be able to capture the true presence.«116
Auch während des für diese Arbeit durchgeführten Forschungsaufenthalts ließen sich ganz ähnlich gelagerte Erfahrungen auf dem Erscheinungshügel in Peñablanca machen, die auch für den chilenischen Erscheinungsort auf eine weiterhin präsente ›Wunderfotografie‹ hinwiesen. Vor Ort erstellte Polaroid-Fotografien zogen die Aufmerksamkeit ei-
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Noviembre de 1971, llamada comúnamente la ›Madonna de la Gloria‹.« (Barros Valenzuela 1985) »One could even say that miraculous photographs have become an expected part of the contemporary apparitions of the Virgin Mary.« (Matter 2001, 134) »Like a religious Rorschach test, the ambiguous imagery on miracle photos allows for a variety of attributed meanings, which reflect both the theology of the shrine and the dominating concerns of individuals at the apparition site.« (Wójcik 1996, 135; cf. Matter 1983, 136) Als Pendant zum Birnbaum von San Damiano dienen in Peñablanca die beiden Eukalyptusbäume, über denen Poblete seine Erscheinung lokalisierte (s.o. 9.5, Abb. 9.2, 264). Matter 1983, 136
›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹
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nes älteren Ehepaars auf sich, die ›gute‹ von ›schlechten‹ Aufnahmen schieden und u.a. eine ›Himmelstür‹ (s.a.u. 9.6.3) sowie – ähnlich der Schilderung von Matter – eine kleine Gestalt der Jungfrau Maria auf einem der Bilder erkannt haben wollten (s. Abb. 9.11).117 Wenn also die Jungfrau Maria innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger während des Visionszustands von Poblete als ›direkt anwesend‹ geglaubt wurde und in dieser Vorstellung bereits viel von ihrer ›transzendenten Unzugänglichkeit‹ verloren hatte, so blieb doch für die Umstehenden, die ›Nicht-Visionäre‹ eine letzte Hürde bestehen. Sie sahen nicht die Jungfrau, sondern nur einen anderen Menschen, von dem sie fest annahmen, daß dieser sie sah. Die technisch einfach zu beherrschende und gezielt einsetzbare ›Divinationstechnik‹118 der ›Wunderfotografie‹ bot die Möglichkeit, diese Schwelle zu überwinden. Die aus Sicht fotografischer Laien der Kamera unterstellte Fähigkeit ›Unsichtbares‹ sichtbar zu machen119 , ersetzte die ›Gabe‹ des Visionärs und ermöglichte es auch dem ›normalen Gläubigen‹, die Jungfrau Maria, der man ja bereits gegenüber zu stehen glaubte, auf der entsprechenden ›Wunderfotografie‹ auch mit den eigenen Augen zu sehen. Darüber hinaus wurden die entstandenen Aufnahmen als ›objektiver Beweis‹ für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen angesehen 120 und verbreiteten sich in der Folge des 1.9. als wichtiger Bestandteil der Peñablanca-Kults. Als ›gut gelungen‹ angesehene ›Wunderfotografien‹ wurden innerhalb der Anhängerschaft ausgetauscht, zu privaten Fotoalben zusammengestellt und waren an den bis heute auf dem Hügel existierenden Devotionalienständen käuflich zu erwerben. Auch die Dokumentationen von Barros
117 »Jede Fotografie enthält eine Botschaft und jede einzelne ist es wert, interpretiert zu werden, auch diejenigen, die in der Überzahl sind, auf denen nichts außergewöhnliches oder bemerkenswertes zu sehen ist.« (»Cada foto lleva una mensaje y cada cual debiera interpretarlo, incluso aquéllas, la mayoría, en que nada espectacular o notable se manifiesta.«; Barros Valenzuela 1985, 136) 118 »The photodivination of Baysiders resembles what usually is characterized as ›technical divination,‹ which is based on knowledge and abilities of the diviner to interpret signs, sacrifices, or dreams [...]« (Wójcik 1996, 133–135; cf. Matter 2001, 134) 119 Die Vorstellung, mit Hilfe des ›technischen Auges‹ der Kamera mehr zu sehen, als der Mensch vermag und ›Unsichtbares sichtbar‹ zu machen, geht bis in die Anfänge der technischen Fotografie zurück. Als Beispiel sei hier auf die seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts bekannte psychic bzw. spirit photography verwiesen, deren Ziel es war, die Geister von Verstorbenen auf Fotoplatten zu bannen (cf. Wójcik 1997, 135; Matter 1983, 135; The New York Times/Kennedy 19.9.2005; dort bezeichnenderweise eine Aufnahme mit dem Titel »Der Geist von Bernadette Soubirous«, der Seherin von Lourdes.) 120 »Auf den Fotos können die optischen Illusionen nicht festgehalten werden; die Kameras halten physische Phänomene fest; wir wissen andererseits, daß es nicht möglich ist, daß sie sich ereignet haben. Daher die absolute Unerklärlichkeit dieser Zeugnisse.« (Cifuentes Bezanilla 1984f., 6035)
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Abbildung 9.10: Umschlagfoto von Cifuentes Bezanilla 1986; zu sehen ist der Mond mit sternförmigen Reflexionen des Objektivs und links oben ein verwischter ›Lichtstreifen‹, der als Profil der Jungfrau Maria gedeutet wird.
und Paredes enthalten zahlreiche solcher Aufnahmen.121 Als letzte Steigerung der hier beschriebenen ›Wunderfotografie‹ können jedoch diejenigen Aufnahmen gelten, die nicht nur als Hinweise auf die Präsenz deutbare, diffuse Strukturen aufweisen, sondern – in Referenz auf das Gnadenbild von Guadalupe122 – als exakte Abbildung der Jungfrau Maria selbst gelten. Auch im Rahmen von Peñablanca wird über solche Aufnahmen berichtet, von denen vor allem zwei Bedeutung erlangten, die erst in der Phase eines bereits etablierten und organisierten PeñablancaKults im Jahr 1984 entstanden. Auf diese wird später noch zurückzukommen sein (s.u. 13.9.2, Abb. 13.6, 510 und 13.11.3). 9.6.3 ›Wunderfotografie‹ und Fototechnik Das Fotografieren der Sonne, später noch ergänzt durch Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen bzw. nachts ohne Blitz, wurde nach dem 1.9.1983 fester, bis zum heutigen Tag praktizierter Bestandteil des Erscheinungsrituals von Peñablanca. Bei den als ›außergewöhnlich‹ und ›unerklärlich‹ gedeuteten ›Lichtphänomenen‹ auf den Fotografien handelt es sich aus fotografisch-technischer Sicht um zumeist verhältnismäßig leicht zu erklärende Phänomene, die in bestimmten Belichtungssi121 Barros Valenzuela 1985, 113.116.119.120–122; Ders. 1987, Tafel nach 216; Ders. 1988, Tafel nach 72.126.Tafel nach 216; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 704.707.709f.712.718f.720.723 122 Cf. Matter 2001; s.a.o. 2.4.1
›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹
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tuationen aufgrund der optischen Eigenschaften von Kameras entstehen und darüber hinaus auf Belichtungsfehler von Laienfotografen zurückzuführen sind. Ein direktes Fotografieren in die Sonne führt aufgrund der starken Überbelichtung in der Regel nicht zu verwertbaren Aufnahmen. Schräg von der Seite oder direkt von vorne in die Kamera einfallendes Licht führt außerdem zu ungewollten Reflexionen und Spiegelungen innerhalb des Objektivs, die der runden Linsenform entsprechend oft als die auch auf den ›Wunderfotografien‹ auftauchenden ›Lichtringe‹ erscheinen.123 Die meist diffus überstrahlten Bilder eignen sich allerdings aufgrund der Ambiguität der durch Fehlbelichtung entstandenen unspezifischen Lichtformen besonders ›gut‹ für die Interpretion im Lichte einer religiösen Sinndeutung. Inwiefern die technischen Eigenschaften der verwendeten Kamera sogar direkt die inhaltlich-religiöse Deutung entsprechender Aufnahmen beeinflußt, läßt sich an einem weiteren im Rahmen moderner Marienerscheinung verbreiteten Beispiel verdeutlichen. Es handelt sich um Aufnahmen direkt in die Sonne mit PolaroidSofortbildkameras (s.a.o. 9.6.2). Diese zeigen in der Mitte des Bildes ein hell leuchtendes, oben und unten abgerundetes Rechteck, innerhalb dessen außerdem ein rundes Objekt mit von diesem abgehenden Lichtstrahlen zu sehen ist (s. Abb. 9.11).124 Die Struktur in der Mitte des Bildes wird mit der in der Apokalypse des Johannes (Apk 4,1) genannten offenen Himmelstür in Verbindung gebracht.125 Die spezifische, türähnliche Form entsteht dabei durch die spezielle Bauart der Polaroidkamera, die eine rechteckige Blendenöffnung besitzt. Diese bildet sich bei starkem frontalen Lichteinfall direkt auf dem Film ab.126 Ähnlich verhält es sich mit den in Peñablanca verbreiteten Nachtaufnahmen, auf denen gelblich verwischte ›Lichtstrahlen‹ zu sehen sind. Diese entstehen bei schlechten Lichtverhältnissen und zu langer Belichtung ohne Blitz und Stativ. Je nach Brennweite führen ab Belichtungszeiten zwischen 1/60 und 1/30 Sekunde die unwillkürlichen Eigenbewegungen der die Kamera führenden Hand zu sichtbaren Verwackelungen und einzelne, helle Lichtquellen wie z.B. Kerzen oder der Mond erscheinen als ›Lichtstreifen‹ (s. Abb.
123 Cf. hierzu auch die Kommentare mehrere Fachfotografen in La Estrella de Valparaíso (La Estrella de Valparaíso 1.10.1983; s.u. 10.5, Anm. 114) sowie den Beitrag des Physikers Carlos Wörner im Bericht der zweiten Untersuchungkommission (s.u. 13.11.3). 124 Eine vergleichbare Aufnahme findet sich in Barros Valenzuela 1985, 121. 125 Nickell 1996 126 Daß die besondere Lichterscheinung auf dem Polaroid in keinerlei Zusammenhang mit der jeweiligen Erscheinungsstätte steht, zeigen die ›Experimente‹ von Nickell: Die Polaroidaufnahme einer 50 Watt Halogenbirne in seiner Wohnung führt zu exakt demselben Ergebnis wie das Fotografieren an einem Marienerscheinungsort. (Nickell 1993, Abb. 15 und 16, zw. 170 und 171)
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Abbildung 9.11: Die ›Himmelstür‹, PolaroidSofortbildaufnahme, direkt in die Sonne, Peñablanca, November 2005 (Foto: OG)
9.10).127 Daß für entsprechende Aufnahmen in Peñablanca in der Regel von fotografischen Laien bediente Kameras einfacher Bauart verwendet wurden, erhöhte noch einmal die Wahrscheinlichkeit, ein solches ›gutes‹, d.h. interpretationsbedürftiges Ergebnis zu erzielen. Barros selbst wies darauf hin, daß gerade die »einfachsten Kameras« die »spektakulärsten« Ergebnisse erzielen, wobei diese ›Einfachheit‹ ihm wiederum als Hinweis für die ›Authentizität‹ der Erscheinungen galt; Maria offenbarte sich ebenso einem ›einfachen Jungen‹ wie sie sich den ›einfachen Kameras‹ zeigte: »Es gibt einfache Kameras und komplizierte. Erstaunlicherweise entstanden die spektakulärsten Fotografien mit den aller einfachsten.«128
9.6.4 Zeichen in den Wolken Neben den v.a. durch Lichtreflexionen oder Verwackelung entstandenen ›Wunderfotografien‹, die ihre divinatorische Qualität erst nach der Entwicklung enthüllten, ist noch eine zweite Gruppe von Aufnahmen zu nennen. Dabei handelt es sich um Aufnahmen von während des Erscheinungsrituals sichtbaren unspezifischen Naturerscheinungen und diffusen Oberflächen in denen als religiös sinnhaft deutbare Formen wahrgenommen wurden (s.a.o. 3.6.2). So sahen die Pilger etwa in den Umrissen der Eukalyptusbäume die Gestalt Marias oder deuteten die vom Wind 127 Cf. Feininger 1998, 134 u.ö.; zu den fotografisch-technischen Fehlern, die interpretierbare ›ungewöhnliche‹ Fotos produzieren, gehören darüber hinaus auch der falsche Umgang mit Filmmaterial, etwa ausüben von Druck auf Polaroidfilmpäckchen oder das häufige Eindringen von diffusem Licht beim Einlegen oder Herausnehmen des Films, bei versehentlichen Öffnen der Kamera mit eingelegtem Film oder durch eine nicht lichtdichte Filmkammer (Nickell 1996). 128 »Hay cámaras sencillas y complicadas. Curiosamente las fotografías más espectaculares surgen de las más ordinarias.« (Barros Valenzuela 1985, 62)
›Sonnenwunder‹ und ›Wunderfotografie‹
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bewegten Zweige als Berührung durch die Erscheinung. Besonders häufig wurden jedoch Wolkenformationen gedeutet und mit den Botschaften und Inhalten der Erscheinung in Beziehung gesetzt. So seien der ichthýs (s.o. 9.5.4), Gott selbst mit erhobenen Händen, das Gesicht Christi129 oder der Heilige Geist als Taube dort zu erkennen. Sie sind insofern nur eine Variante der oben beschriebenen ›Wunderfotografien‹, bedurften aber noch viel mehr der subjektiven Interpretation (»Rorschach«) durch die Anhänger, da auf ihnen zunächst nichts ›ungewöhnliches‹ zu sehen war. Ebenso wie die durch Lichtreflektionen entstandenen Fotografien wurden ›gelungene‹ Aufnahmen entsprechender Wolkenformationen im Kreis der Peñablanca-Anhänger weitergegeben und auch von Straßenhändlern verkauft.130 Im Unterschied zu den auf Lichtreflektionen basierenden ›Wunderfotografien‹ spielte jedoch die Deutung von Wolkenformen bereits während des Erscheinungsrituals selbst eine Rolle. Entsprechende als sinnhaft betrachtete Formationen waren für alle Umstehenden sichtbar und konnten bereits vor Ort, oft in kollektiver Interpretationsarbeit, ähnlich wie das ›Sonnenwunder‹ als sichtbare ›Zeichen‹ verstanden werden. So berichtete etwa La Estrella de Valparaíso über die Erscheinung vom 1.9., daß das Auftauchen dreier kleiner Wolken am ansonsten klaren Himmel von den anwesenden Menschen mit »Erschütterung« wahrgenommen wurde, nachdem Poblete dazu angewiesen hatte, in den Himmel zu sehen.131 Es bleibt darauf hinzuweisen, daß diese Form der von Poblete angeleiteten Deutung von Wolken als Form eines sichtbaren ›Wunders‹ später auch mit der Manipulationshypothese in Verbindung gebracht wurde. So ging der mit den kirchlichen Untersuchungen beauftragte Jaime Fernández davon aus, daß über Sprechfunk angewiesene Flugzeuge132 während des Erscheinungsrituals an passen129 Barros Valenzuela 1985, 125–127, dort Abb. 130 »Aparte de los variados comestibles vemos desde ›posters de la Virgen de Villa Alemana‹ (según las descripciones del niño) hasta calcetines, por cincuenta pesos. Circulan numerosas ›fotos milagrosas‹.« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983, 46) 131 »Miguel Ángel Poblete sagte zu jenen, die sich neben ihm befanden: ›Seht dort hin‹, während er zum Himmel zeigte. In der Höhe erschienen drei kleine Wolken, die sich langsam auf den Hügel zu bewegten. Die Ankündigung löste Bestürzung unter den Leuten aus. Der Jugendliche fiel in eine Art von Trance, während die Gebete anschwollen. Viele Menschen begannen zu weinen, während sie zum Himmel schauten und versuchten ›die Jungfrau zu sehen‹.« (»Miguel Angel Poblete dijo a los que se encontraban cerca de él: ›Miren hacia allá‹, indicando al cielo. En lo alto, aparecieron tres nubecillas que se desplazaban lentamente hacia el cerro. El anuncio causó conmoción entre la gente. El joven cayó en una especie de trance, mientras los rezos aumentaban. Muchas personas comenzaron a llorar mirando al cielo y tratando de ›ver a la Virgen‹.«; La Estrella de Valparaíso 2.9.1983) 132 Ohne irgendeinen Hinweis auf eine mögliche Manipulation – weder behauptend, noch zurückweisend – berichten El Mercurio de Valparaíso und Álvaro Barros, ein Pilgerin zitierend, unabhängig voneinander, man habe am 1.9. den Überflug eines
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Ein Erscheinungsritual: 1. September 1983
der Stelle mit ihrem Kondensstreifen bestimmte Formen, wie etwa den ichthýs, in den Himmel zeichneten, um so ein ›sichtbares Wunder‹ zu fingieren (s.a.u. 12.1). Dieser Vorwurf war auch den Peñablanca-Anhängern bekannt und wurde erwartungsgemäß als unhaltbar zurückgewiesen.133 Aus Sicht der anwesenden Pilger und der späteren organisierten Anhängerschaft waren die Wolkenformationen, das ›Sonnenwunder‹ oder die ›Wunderfotografien‹ nur einige ›Zeichen‹ unter vielen, von denen jedes ihre sichere Überzeugung von der Echtheit der Erscheinungen belegte. Somit bleibt – unabhängig von technischen oder gar manipulatorischen Erklärungen der beobachtbaren und von außen betrachtet eher banal erscheinenden Phänomene – die subjektive religiöse Sinndeutung durch die anwesenden Menschen das zentrale Element: »[...] the most interesting thing about this growing tradition of miracolous photography is not how the photos are created but rather how they are understood. These miraculous photographs are like Rorschach tests for the complex relation among manifestations of divine power, twentieth-century technology an the art of interpretation.«134
Flugzeugs gehört, das aber nicht zu sehen war: »El joven solicitó que todas las mujeres so colocaron sus velos sobre la cabeza y los hombres sus sombreros, porque así lo había pedido La Virgen. Un par de minutos después, se sintió el fuerte tronar del paso de un avión, que inmovilizó a muchos para mirar en dirección norte.« (El Mercurio de Valparaíso 2.9.1983); »Era un día preciosos, con un sol radiante, el cielo completamente azul. De repente sentí un rudio fortísimo, como trueno o la impresión que pasó un avión y rompió la barrera del sonido. [...] De repente vi fomarse en el cielo un arco de color blanco y de ahí vi aparecer a la Virgen de un color blanco, blanquísimo.« (Barros Valenzuela 1985, 62) 133 »Unzählige Male formten sich Figuren in den Wolken, in vielen tausend Metern Höhe. Hier sieht man den ICTUS, der für mehr als 20 Minuten am Himmel blieb. ¿Kann man glauben, daß diese Wolke geformt worden sei, um das Volk Gottes mit Hilfe eines Flugzeugs zu betrügen, das an einem klaren und wolkenlosen Tag niemand sah? Es ist mehr die Einbildung, die einige Starrköpfige dazu bringt, solchen Unsinn zu behaupten.« (»Inumerables veces en las nubes, a miles de metros de altura, se forman figuras. He aquí el ICTUS que permaneció en el cielo por más de 20 minutos. ¿Podrá creerse que esa nube sería formada para engañar al pueblo de Dios por un avión fantasma que nadie vió en pleno y despejado día? La presuntuosidad pudo más en algunos obstinados para afirmar tal insensatez.«; Barros Valenzuela 1985, 125, Bildlegende der Abb.) 134 Matter 2001
10 September 1983: Kirchliche Untersuchung und Ausweitung Nach dem 1. September nahm neben der Menge der PeñablancaPilger auch die Frequenz der Erscheinungstermine sichtbar zu. Richtet man sich nach der Dokumentation der Anhänger und betrachtet den Zeitraum von Juni bis Oktober 1983, so fallen die meisten Erscheinungen dieser Zeit in den Monat September. Die 23 Termine verteilen sich dabei wie folgt: fünf im Juni, drei im Juli, drei im August (davon nur einer öffentlich wahrgenommen; s.o. 8.3), acht (bzw. zehn1 ) im September mit jeweils nur wenigen Tagen Abstand und vier im Oktober. Damit entfallen also acht Marienerscheinungen in den Zeitraum ohne und 15 (bzw. 17) in den mit öffentlicher Wahrnehmung (siehe Grafik 10.1), wobei v.a. für die Erscheinungen im Juni die Quellenlage so unklar ist (s.o. 6.1), daß hier weder aus Häufigkeit noch aus dem Abstand voneinander Schlüsse gezogen werden können. Auffällig ist die lange Zeitspanne von gut drei Wochen zwischen der Erscheinung am 20.6. und der nächsten am 12.7. In diesen Zeitraum läßt sich eine erste, begrenzte Form von Verbreitung der Nachricht über Pobletes Erscheinungen datieren; für den 16.7. werden erstmals auch Erwachsene als Begleiter der Erscheinungen in den Quellen erwähnt (s.o. 7.1). Trotzdem bleibt es mit einer weiteren Erscheinung am Folgetag bei nur drei im Juli. Es folgte erneut eine Pause von fast einem Monat bis zum 12.8., an dem Luis Fernández erstmals in Peñablanca teilnahm (s.o. 7.4). Nachdem in der Folge des 15.8. schließlich auch die Medien über die Erscheinungen berichten, begann nach einer weiteren Pause von zwei Wochen am 1. September die Hochphase bezogen auf das Jahr 1983. Nach der in Besucherzahlen gemessen größten Wallfahrt am 29.9. (s.u. 10.10) nimmt die Zahl der Erscheinungen wieder ab (zur weiteren Entwicklung s.u. 13, Grafik 13.1, 461). Es läßt sich also feststellen, daß die Anzahl und Häufigkeit von berichteten Marienerscheinungen mit der Medienberichterstattung einerseits (s.u. 12.3.2) und der Enstehung einer ersten Anhängerschaft andererseits in direkter Verbindung steht.
1
Dabei sind nur die Tage gezählt, an denen über Erscheinungen berichtet wird. Die Peñablanca-Anhänger jedoch listen für den 8. und den 24.9. je zwei Erscheinungen an einem Tag auf. Deshalb ist die letzte hier berücksichtigte Erscheinung am 30.10. laut interner Zählung die 25. (Barros Valenzuela 1989, 200f.).
294
September 1983: Kirchliche Untersuchung und Ausweitung
So., 30.10.1983
Mo., 24.10.1983
Do., 13.10.1983
Fr., 7.10.1983
Do., 29.9.1983
Sa., 24.9.1983 (2 Ersch.)
Mo., 19.9.1983
So./Mo., 11./12.9.1983 Do., 8.9.1983 (2 Ersch.)
Sa., 3.9.1983 Do., 1.9.1983
Sa., 20.08.1983
Mo., 15.8.1983, Maria Himmelf. Fr., 12.8.1983
Sa./So., 16./17.7.1983 Di., 12.7.1983
So./Mo., 19./20.6.1983 Mi., 15.6.1983 So./Mo., 12./13.6. 1983
So., 30.10.1983
Do., 20.10.1983
Mo., 10.10.1983
Fr., 30.9.1983
Di., 20.9.1983
Sa., 10.9.1983
Mi., 31.8.1983
So., 21.8.1983
Do., 11.8.1983
Mo., 1.8.1983
Fr., 22.7.1983
Di., 12.7.1983
Sa., 2.7.1983
Mi., 22.6.1983
So./Mo., 12./13.6. 1983
Abbildung 10.1: Termine der ersten Erscheinungen, Juni–Oktober 1983
Peñablanca war auch in dieser Hinsicht ein dezidiert öffentlicher Vorgang.
10.1 Nach dem 1.9.1983: Ankündigung von Wundern Wie am Ende seines Visionszustands am 1. September von Poblete angekündigt, sollte schon zwei Tage später, am Samstag den 3.9., eine weitere Erscheinungen stattfinden. Noch am Vorabend dieses neuen ›Termins‹ mit der Jungfrau Maria sprach Poblete, wie auch schon zu früheren Gelegenheiten (s.o. 8.13), mit Journalisten in den Räumen der Gemeinde von Luis Fernández in El Sol.2 Während der ersten Wochen und Monate von Peñablanca war die genannte Pfarrgemeinde das ›organisatorische Zentrum‹ der Marienerscheinungen, von dem aus Poblete agierte und wo er sich außerhalb der Erscheinungstermine bevorzugt aufhielt. Hier trafen die im weiteren Verlauf wichtigen 2
Am selben Tag rief der Vorsitzende der Gewerkschaft der Kupferarbeiter CTC, Rodolfo Seguel (s.a.o. 3.5.1), während einer Veranstaltung in Valparaíso zum 5. nationalen Protesttag für den kommenden 8.9. auf, an dem ebenfalls eine Marienerscheinung in Peñablanca war. (La Estrella de Valparaíso 3.9.1983a)
Nach dem 1.9.1983: Ankündigung von Wundern
295
sozialen Akteure wie etwa Miguel Contardo3 oder Álvaro Barros4 mit Poblete zusammen und lernten sich auch untereinander kennen. Auf nicht ausschließlich für die Presse, sondern für alle ›PeñablancaInteressierten‹ organisierten Versammlungen sprach Poblete in den Gemeinderäumen, erläuterte die ›Botschaften‹, erinnerte noch einmal an die Daten der folgenden Erscheinungen oder gab, wie hier am 2.9., auf dem Hügel gesegnete Rosenkränze (s.o. 9.5.1) an ihre Besitzer zurück.5 Ebenso wichtig war die von Luis Fernández in seiner Kirche gefeierte tägliche Heilige Messe, die neben dem Erscheinungsritual (s.o. 9.2) zum liturgischen Mittelpunkt des Peñablanca-Kults wurde.6 Wie schon in den zwei Wochen zuvor läßt sich dabei beobachten, wie Poblete aktiv auf die Presse zugeht und deren Informationsbedürfnis befriedigt. Im Interview mit El Mercurio de Valparaíso gibt er weitere Details aus den am 1.9. empfangenen ›Botschaften‹ bekannt, die sich so im überlieferten Text der Anhänger7 jedoch nicht finden. Die erste ›Botschaft‹ sei für die Kirche und dürfe nicht von ihm bekannt gegeben werden; die zweite sei für Chile: »Die Señora bittet weiterhin um Einheit, wie auch zu vorigen Gelegenheiten. Dennoch sagt sie, daß es viele Tote geben wird, [...].«8 ; die dritte Botschaft sei für Bischöfe und Kardinäle, die sich auf dem schlechten Pfad befänden.9 Entscheidend für den weiteren Verlauf der Erscheinungen war jedoch, daß Poblete im Rahmen dieser Pressekonferenz für den September fünf konkrete ›Wunder‹ ankündigte,
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»Ich fuhr am 31. August nach Quilpué, um Pater Fernández zu besuchen, mit dem Ziel, daß dieser mich besser über die Ereignisse informieren solle. An diesem Tag lernte ich Miguel Ángel kennen, [...]. (»Partí a Quilpué el 31 de Agosto para visitar al Padre Luis, con el objeto que me informara mejor sobre estos acontecimientos. Ese día conocí a Miguel Ángel, [...].«; Contardo Egaña 1998, 39) »Pocos días más tarde [nach dem 12.8.] el autor de estas páginas tuvo oportunidad de conocer y conversar con el Padre Luis.« (Barros Valenzuela 1985, 50). »El muchacho dio a conocer esta nueva cita, ante numeroso público que se había congregado en el salón parroquial de la Iglesia de El Sol, para solicitar la devolución de los rosarios benditos que le habían sidos entregados en el cerro.« (El Mercurio de Valparaíso 3.9.1983) »El padre Luis Fernández, en la misa del viernes pasado, oficiada a las 19,30 en su parroquia, dio a conocer los últimos hechos de relevancia vividos por el adolescente.« (Las Últimas Noticias/Robles 25.9.1983) cf. auch: »Mientras tanto, las misas que diariamente celebra el padre Luis Fernández en la Parroquia de El Sol, tienen una nutrida concurrencia.« (La Estrella de Valparaíso 27.9.1983) Barros Valenzuela 1985, 61f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 42f. »La Señora sigue pidiendo la unidad, igual que en ocasiones anteriores. Sin embargo, dijo que habrá muchas muertes, [...].« (El Mercurio de Valparaíso 3.9.1983) Diese Aussage ist, im Gegensatz zu den vorigen, Bestandteil des durch die Anhänger überlieferten Textes (s.a.o. 9.5). Hier klingt bereits der nach dem 6.10. mit der ablehnenden Erklärung eskalierende Konflikt zwischen den Peñablanca-Anhängern und der Amtskirche an (s.u. 11.8).
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September 1983: Kirchliche Untersuchung und Ausweitung
dazu bereits im voraus Daten der nächsten Erscheinungen bekannt gab und darüber hinaus noch ›Wunderheilungen‹ ankündigte:10 [Miguel Ángel Poblete:] Sie sagte mir, daß sie mir am Sankt Michaelstag (29. September) das Datum sagen werde, an dem sie das erste Wunder wirken werde und daß alle Leute es werden sehen können. [El Mercurio:] Um was für eine Art von Wunder wird es sich handeln? [Miguel Ángel Poblete:] Bei einer vorherigen Gelegenheit sagte sie mir, daß sie fünf Wunder wirken wird, sichtbar für alle, die auf den Hügel kommen, damit alle glauben. Das erste wird das von Lourdes sein (es floß Wasser aus der Erde); das zweite wird das von Fátima sein (die Sonne drehte sich über den Köpfen der vielen tausend Menschen, die das Phänomen bei dieser Gelegenheit beobachteten); das dritte wird das der Rose sein; das vierte das der Sonnenstrahlen und das fünfte das der zwölf Sterne. [...] Sie sagte mir auch, daß sie die Lahmen, die Blinden und die Kranken heilen wird, aber alles das wird sie mir bei Zeit ankündigen, damit die Leute es wissen.«11
Darüber hinaus wird noch einmal auf die Erscheinung am 3.9. sowie eine weitere am 12.9. hingewiesen. Diese explizite Ankündigung sichtbarer ›Wunder‹ erinnert ein weiteres Mal an die Erscheinungen von Sabana Grande (s.a.o. 2.3 und 8.3), deren großer Zulauf sich u.a. auf vergleichbare Äußerungen der dortigen Visionäre zurückführen ließ. Den in Besucherzahlen gemessenen Höhepunkt erreichte diese Erscheinung 10
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Berichte über ›Wunderheilungen‹ waren schon früh fester Bestandteil der PeñablancaÜberlieferung und auch in der Presse wird immer über die große Zahl kranker Menschen berichtet, die auf dem Hügel in Peñablanca Heilung suchten (s.a.o. 3.6.1). Der erste umfangreiche Bericht über eine ›wundersame‹ Krankenheilung, die auch bei den Peñablanca-Anhängern als »eines der ersten großen Wunder« (»unos de los primeros grandes milagros de Nuestra Señora de Peñablanca«; Barros Valenzuela 1985, 57) gilt, erschien Ende September in La Estrella de Valparaíso (23.9.1983). Am 10.9. sei Poblete vom Wohnsitz der Familie Comelin Zurita aus, wo er zuvor in »Trance« gefallen war (s.a.u. 10.7, Anm. 138), zu einem benachbarten Haus gelaufen. Als man ihm dort öffnete, begab er sich sofort in eins der hinteren Zimmer, in dem ein leukämiekrankes Mädchen schlief. Dieses sei nach Pobletes Besuch »durch die Jungfrau Maria« geheilt worden (s.a.o. 7.5, Anm. 61) Am santuario popular auf dem Hügel war auch außerhalb des Erscheinungsrituals zu beobachten, daß Menschen Plastiktüten mit Kleidungsstücken von Kranken in den ›inneren Bereich‹ warfen, um so Heilung für diese zu erlangen (La Estrella de Valparaíso 14.10.1983). »[Miguel Ángel Poblete:] Me dijo que el día de San Miguel (29 de septiembre) me diría la fecha en que ella va a hacer el primer milagro y que todo el mundo podrá verlo. [El Mercurio:] ¿En que consistirá ese milagro? [Miguel Ángel Poblete:] En una ocasión anterior me dijo que hará cinco milagros visibles para todos que vayan al cerro, para que todos crean. El primero será el de Lourdes (brotó agua de la tierra); el segundo será el de Fátima (el sol giró sobre las cabezas de los miles de personas que observaron el fenómeno en esa ocasión); el tercero será el de la Rosa; el 4◦ el de los rayos del sol y el quinto el de las doce estrellas. [...] Me dijo también que va a curar a los paralíticos, a los no videntes y a los enfermos, pero todo eso me lo va a avisar con tiempo para que la gente sepa.« (El Mercurio de Valparaíso 3.9.1983)
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an dem Tag, für den ein entsprechenes ›Wunder‹ angekündigt worden war. Auch in Peñablanca lassen sich entsprechende ›dramaturgische‹ Effekte der Äußerungen Pobletes feststellen. Zwar gibt er an dieser Stelle nur an, daß am 29.9. die genauen Daten für die zu erwartenden ›Wunder‹ bekannt gegeben würden. Trotzdem wurde der 29. September zum besucherstärksten Tag in Peñablanca (s.u. 10.10). Die Frage nach bereits geschehenen oder noch zu erwartenden ›sichtbaren Wundern‹ oder ›Heilungen‹ wurde in der Folge mehrfach von der Presse aufgegriffen. »Man sagt, die Jungfrau habe schon Wunder gewirkt«12 schreibt La Segunda am 5.9. und berichtet über mehrere angebliche Heilungen. Wenige Tage später, am Samstag den 10.9., kündigt La Estrella de Valparaíso auf der Titelseite »das erste Wunder« für den kommenden Montag (12.9.; ein Tag nach dem zehnten Jahrestag des Militärputsches; s.a.o. 3.5.1) an.13 Ein solches habe Poblete während der Erscheinung vom 8.9. erwähnt, so die zitierten Pilger.14 Am 13.9. folgte dann die ›enttäuschte‹ Meldung: »Kein Wunder in Villa Alemana«15 . Sehr viel konkreter wird eine Pressemeldung eine Woche später in El Mercurio de Valparaíso: »Man markiert die Stelle, wo ein Wunder stattfinden soll«16 . Poblete selbst bezeichnete eine konkrete Stelle nahe der beiden Eukalyptusbäume an der Erscheinungsstelle, an der sich das »erste der fünf angekündigten Wunder« ereignen solle.17
10.2 Erste Kritik und psychopathologische Erklärungsmuster 10.2.1 Vision oder Halluzination: Diskussion in der Presse Während nach dem 1.9. verschiedene Anzeichen auf eine Ausweitung des Phänomens deuteten und sich die Zahl der Befürworter und Unterstützer vermehrte, tauchten in der öffentlichen Diskussion auch erste kritische Stimmen auf. Auf seine Kritiker angesprochen, äußerte sich Poblete zunächst zurückhaltend. Er bekräftigte noch einmal, »es 12 13 14
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»Dicen que la Virgen ya ha hecho milagros« (La Segunda/Contardo 5.9.1983) »Am Montag wird das erste Wunder statt finden.« (»El lunes se produciría el primer milagro.«; La Estrella de Valparaíso 10.9.1983b) In den Dokumentationen der Anhänger findet sich keine solche Erwähnung; wohl aber soll an diesem Tag das ›Sonnenwunder‹ (s.o. 9.6.1) zu beobachten gewesen sein (cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 44f.) La Estrella de Valparaíso 13.9.1983b »Marcan lugar donde se produciría un milagro« (El Mercurio de Valparaíso 20.9.1983) »Según su propio testimonio, este primer milagro será visible para todos los que acudan al cerro, pues igual como sucedió en Lourdes, brotaría agua de la tierra. La fecha en que se producirá, sería transmitida al joven Miguel Angel Poblete, el 29 del presente mes.« (El Mercurio de Valparaíso 20.9.1983)
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sei absolut sicher, daß er die Jungfrau sehe« und verwies auf den »Glauben« als notwendige Voraussetzung für einen Zugang zu den Erscheinungen.18 Eine dieser kritischen Stimmen, die La Estrella zitierte, war der Pfarrer der Gemeinde »Nuestra Señora de Lourdes« in Viña del Mar, Antonio Rupérez, der den Hügel am 1.9. besucht hatte, sonst aber in den Ereignissen von Peñablanca nicht wieder auftauchte. In dessen Äußerung deutete sich schon der im weiteren Verlauf aufkommende Konflikt zwischen dem ›spontan‹ entstehenden Peñablanca-Kult und der offiziellen Position der kirchlichen Hierarchie ab: »Ich habe nichts übrig für Merkwürdigkeiten und in diesem Fall ziehe ich es vor, mich an die kirchliche Hierarchie zu halten und an das, was sie für geboten erklärt. Ob das, was hier passiert, von Gott stammt, wie man sagt, weiß Gott allein.«19
Darüber hinaus tauchte am 3.9. auch erstmals die Frage nach einer psychologischen Erklärung des Massenphänomens in Peñablanca sowie nach einer möglichen psychischen Erkrankung Pobletes als Ursache für seine Visionen auf.20 La Estrella de Valparaíso publizierte an diesem Tag ein umfangreiches Interview mit einem Psychiater, Guillermo Stegen. Dieser wies zunächst darauf hin, daß er sich in den »mystischen und religiösen Teil« nicht einmischen würde; diesbezüglich sei er nicht kompetent, er würde sich daher auf einen rein wissenschaftlichen Standpunkt beschränken. Dann gab Stegen zunächst eine Einschätzung der Berichte von Hügelbesuchern, die dort Ungewöhnliches gesehen haben wollten.
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»Was hier passiert, ist eine Frage des Glaubens. Jeder von uns hat Glauben oder hat ihn nicht. Die Menschen müssen in sich selbst nach diesem Glauben an unseren Herrn und die Jungfrau suchen.« (»Esto que está sucediendo es cuestión de fe. Cada uno de nosotros tiene o no tiene fe. La gente tiene que buscar por sí misma esa fe en Nuestro Señor y también en la Virgen.«; La Estrella de Valparaíso 3.9.1983b) »No me gustan las curiosidades y en este caso me gusta quedarme junto a la jerarquía eclesiástica en lo que ella dice, que es lo licito. Si lo que se dice que ocurre es cosa de Dios, sólo Dios lo sabe.« (La Estrella de Valparaíso 3.9.1983b) Die Verwendung psychologischer Kategorien als alternatives Erklärungsmodell für das Auftreten von ›Visionen‹ und damit einhergehend zumeist die Abwertung als psychisch ›krankhafte‹ Phänomene ist seit Entstehen der modernen Psychiatrie Mitte des 19. Jahrhunderts fester Bestandteil der Diskussion im Kontext der meisten Marienerscheinungen. So wird etwa »[i]n Lourdes [...]«, um eins der bekanntesten Beispiele anzuführen, »die Geisteskrankheit zum casus stantis vel cadentis der gesamten Erscheinung, ja zur Waffe gegen die Seherin selbst.« (Dondelinger 2003, 83; cf. »[...], only one psychologist made a serious effort to examine the Ezkioga seers with ›rationalist‹ theories in mind. The French doctor Émile Pascal was at Ezkioga sometime in early 1932 and two years later he published his attempt to ›deoccultize‹ the apparitions, first in a specialized journal and then a book entitled Hallucinations or Miracles? The Apparitions of Ezquioga and Beauraing.«; Christian 1996, 286)
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Es handle sich hier vermutlich um eine Form der Illusion21 , verbunden mit einer aufgrund fester Vorüberzeugungen begünstigten Suggestion, verstärkt durch die große Menge der anwesenden Menschen.22 Bezüglich der visionären Erlebnisse Pobletes hielt Stegen es für möglich, daß auch hier eine Illusion vorliege, sofern es sich bei Poblete um eine »sehr leichtgläubige Person« handele. Denkbar seien jedoch auch Halluzinationen, die »unter sehr speziellen Umständen auftreten«. Ohne dabei auf die Person Pobletes einzugehen, stellte Stegen allgemein drei mögliche Ursachen für Halluzinationen dar: Drogenkonsum23 , Schizophrenie und eine bestimmte Form der Epilepsie (s.a.o. 6.1, Anm. 15). Bezüglich der Marienerscheinungen von Poblete schloß er Schizophrenie als Diagnose aus, aufgrund der in diesem Fall vorherrschenden akustischen Halluzinationen. Als letztes mögliches Krankheitsbild führte Stegen das Vorliegen eines hysterischen Charakters24 bei Poblete an und erwähnte damit erstmals öffentlich die Möglichkeit einer – wenn auch bezogen auf das Krankheitsbild unwillentlich – subjektiven Inszenierung der Erscheinungen. Die Annahme eines hysterischen Charakters bei Poblete tauchte im folgenden wiederholt als Erklärungsmuster auf und war ein wichtiges Argument für die ablehnende Haltung des mit der kirchlichen Untersuchung betrauten Jaime Fernández, der gezielt psychiatrische Untersu21
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»Illusionen nennt man alle aus realen Wahrnehmungen durch Umbildung entstandenen Wahrnehmungen, in denen sich äußere Sinnesreize mit reproduzierten Elementen zu einer Einhheit verbinden.« (Jaspers 1948, 55; cf. Peters 2004, 267) »De modo que si en este momento un niño afirma ver a la Virgen y van a verla 20 mil personas, éstas van predispuestas. Por lo menos tienen fe y creen en la Virgen, porque un ateo seguramente no va ir a meterse allá. El que va ya está predispuesto y si a esto se agrega la sugestibilidad de la masa humana, es muy fácil que se produzcan ilusiones. Entonces cualquier sombra, cualquier variación de la luminosidad, un nube o cualquier cosa, puede ser interpretado como si hubieran visto algo.« (La Estrella de Valparaíso 3.9.1983b) Der im ersten Erscheinungsbericht erwähnte Klebstoff Neoprén (s.o. 6.3) wird hier nicht genannt. »Persönlichkeitsstruktur mit dem besonderen Kennzeichen einer je nach Umgebung wechselnden Erscheinungsweise. In neutraler Beschreibung sind die Kennzeichen: erhöhte Tendenz zur Dramatisierung, Suggestibilität, Ichbezogenheit, Pseudosexualisierung und intensive Phantasietätigkeit. Sowohl der Betroffene als auch der Beobachter können nicht immer Phantasie und Realität voneinander unterscheiden.« (Peters 2004, 258f.); cf. »Aber auch die Charaktertypen, die man hysterisch nennt, sind noch sehr mannigfaltig. Will man den Typus irgendwie schärfer fassen, so kommt man immer wieder auf einen Grundzug: anstatt sich mit den ihr gegebenen Anlagen und Lebensmöglichkeiten zu bescheiden, hat die hysterische Persönlichkeit das Bedürfnis, vor sich und anderen mehr scheinen, als sie ist, mehr zu erleben, als sie erlebensfähig ist. An Stelle des ursprünglichen, echten Erlebens mit seinem natürlichen Ausdruck tritt ein gemachtes, geschauspielertes, erzwungenes Erleben; aber nicht bewußt ›gemacht‹, sondern mit der Fähigkeit (der eigentlichen hysterischen Begabung), ganz im eigenen Theater zu leben, im Augenblick ganz dabei sein, daher mit dem Schein des Echten.« (Jaspers 1948, 370)
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chungen des Visionärs in seine Überlegungen mit einbezog (s.u. 11.2). Auch in La Segunda erschien einige Tage später ein vergleichbarer Artikel, der sich mit den psychologischen Aspekten des Falls beschäftigte.25 Die Psychologin Mónica Rojas von der Universidad de Chile war im Interview jedoch weniger zurückhaltend: Sie hielt eine psychologische Untersuchung Pobletes für dringend notwendig26 , vermutete bei ihm eine »mystische Krise« oder aber eine »bei solchen Kindern übliche Mythomanie«27 , innerhalb derer Poblete sein Wissen über die Marienerscheinungen von Fátima zu »seiner eigenen Geschichte« ausagiere; drogeninduzierte Halluzination schloß sie dagegen aus. Bezüglich der Phänomene unter den Pilgern führte Rojas ähnlich wie Stegen illusorische Wahrnehmungen in Verbindung mit kollektiver sozialer Beeinflussung an.28 Nur zwei Tage nach dem Interview mit Stegen griff ein weiteres Interview in La Estrella de Valparaíso diese distanziert-kritische Perspektive auf die Marienerscheinungen auf und erweiterte sie noch um einen wichtigen Aspekt: die theologische Bewertung. Pedro Gutiérrez, Priester und Professor am Instituto de Ciencias Religiosas der Universidad Católica de Valparaíso29 , wies auf das hier entscheidende Unterscheidungskriterium hin: handelte es sich um eine »Botschaft von Gott« oder sind Pobletes Erscheinungsberichte Ausdruck einer psychischen Erkrankung, einer »Halluzination«.30 Dabei wies er zunächst auf die grundsätzlichen theologischen und kirchlichen Positionen hinsichtlich einer jederzeit möglichen außergewöhnlichen göttlichen Intervention in der Welt und gegen25 26 27
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La Segunda 6.9.1983 So lautet die Überschriftet des Artikels: »Niño que dice ver a la Virgen debe ser examinado« »Es muy posible que el joven esté pasando por una crisis mística, cosa frecuente entre los muchachos de su edad. [...] También es habitual que estos niños sean mitómanos y sueñen creándose verdaderas películas donde ellos son los actores principales. [...] También puede haber conocido todo lo referente al milagro de Fátima y, sin mala intención, haberse hecho una historia propia.« (La Segunda 6.9.1983) Auf solche psychologischen Erklärungen reagierten auch die Peñablanca-Anhänger in ihren späteren Schriften und setzten sich entsprechend davon ab: »Una señora cualquiera da muestras de ver algo; ha abierto los brazos y los agita. No es una histeria colectiva porque hay diez mil personas y sólo a esta mujer sencilla, en este instante, le ha ocurrido el fenómeno.« (Barros Valenzuela 1985, 64) Knapp einen Monat später, kurz vor der ersten ablehnenden Erklärung des Bischofs, griffen Las Últimas Noticias das Thema der psychopathologischen Bewertung noch einmal auf. Die Aussagen des hier interviewten Psychiaters Alfonso Muñoz entsprachen den beiden oben zitierten und beschränkten sich auf allgemeine Aussgen über »Illusionen«, »Halluzinationen« und »Suggestion« (Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983) Gutiérrez tauchte in den folgenden zwei kirchlichen Untersuchungen nicht noch einmal auf. »Theologe der UCV: Botschaft von Gott oder Halluzination« (»Teólogo de UCV: ¿Mensaje de Dios o una alucinación?«; La Estrella de Valparaíso 5.9.1983)
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über einzelnen Menschen hin. Die Kirche habe solche – wie etwa im Fall von Lourdes oder Fátima – auch anerkannt; die Bewertung der »Realität« einer solchen Privatoffenbarung obliege somit grundsätzlich dem Urteil der (Amts-)Kirche. Bezüglich dem Fall von Poblete mahnte Gutiérrez zur Vorsicht und zum genauen, kritischen Hinsehen, schloß letztlich die Möglichkeit einer ›wahren‹ Erscheinung jedoch nicht aus: »In diesem Fall muß man feststellen, ob es sich um eine Botschaft Gottes oder eine Form [subjektiver] psychischer Wahrnehmung dieses Jungens handelt. Der Junge hat viel Phantasie. Es ist bekannt, daß bei ihm zeitweise ein psychische Störung vorlag, wegen der er in Behandlung war; darüber hinaus besitzt er eine Vorgeschichte als Drogenabhängiger. Aber das erklärt ihn nicht gleich für unfähig [eine Vision zu haben], denn Gott kann auch einen Menschen in solcher Situation auswählen, um durch ihn eine Botschaft zu vermitteln.«31
Im Gegensatz zu Stegen und Rojas, die sich als psychologische Experten einer religiösen Bewertung von Pobletes Visionen enthielten (Stegen) bzw. diese dezidiert als krankhaft werteten (Rojas)32 , deutete Gutiérrez mit seinen Äußerungen eine dritte Möglichkeit an, der innerhalb der Auseinandersetzung um Peñablanca ein zentraler Stellenwert zukam: die Anerkennung der grundsätzlichen Möglichkeit ›echter‹ Marienerscheinungen einer-, und das Heranziehen psychopathologischer Kategorien bei der Bewertung derartiger Phänomene andererseits. In ein einfaches Schema gebracht geht es darum, noch vor einer eigentlichen theologischen Bewertung eines Erscheinungsberichts mit Hilfe psychiatrischer Diagnostik zu klären, ob ein Visionär als psychisch ›gesund‹, d.h. als glaubhaft, oder aber als ›krank‹ und damit von vornherin als ›unglaubhaft‹ einzustufen ist. Im Falle eines auf diesem Wege für psychisch ›gesund‹ erklärten Individuums bestände grundsätzlich die Möglichkeit, daß eine ›echte‹ Erscheinung vorliegt. Eben diese Form psychologischer Einschätzung stand, wie gesagt, auch am Beginn der Untersuchungen von Jaime Fernández und spielte auch eine entscheidende Rolle in der 31
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»En este caso hay que ver si es un mensaje de Dios o si es una especie de visión sicológica de este niño. El niño es muy imaginativo. He sabido que ha tenido momentos de perturbación sicólogica, por los cuales ha recibido tratamiento y habría además un antecedente de drogadicción. Pero eso no inhabilita porque Dios también puede escoger a una persona en esa situación para dar un mensaje a través de el.« (La Estrella de Valparaíso 5.9.1983) Der Ausschluß einer »pathologischen Sinnestäuschung« gehört zum üblichen kirchlichen Vorgehen bei der Bewertung von Visionen. (Dondelinger 2003, 83) Bernhard Schneider, der selbst Mitglied der Untersuchungskommission der Erscheinungen von Marpingen 1999 war, nennt ebenfalls die psychopathologische Expertise als zentrale, die theologische ergänzende: »[...] la procédure d’expertise est une entreprise onéreuse, qui demande la compétence spécifique non seulement de théologiens, mais encore de médecines et/ou de psychiatres et de psychologues.« (Schneider 2003, 199)
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Argumentation der zweiten bischöflichen Kommission (s.u. 13.11.2): die Feststellung von im psychiatrischen Sinne pathologischen Persönlichkeitszügen bei Poblete war in beiden Fällen mit ausschlaggebend für die Ablehnung seiner Erscheinungen. Interessant zu sehen ist, daß auch die Anhänger Pobletes grundsätzlich mit der von Gutiérrez angedeuteten Position übereinstimmten, d.h. die Möglichkeit des Vorkommens von Halluzinationen auch religiösen Inhalts wird ebensowenig in Abrede gestellt, wie das Vorkommen psychischer Erkrankungen. Umso mehr sind Pobletes Anhänger aber bemüht, ›ihren‹ Visionär innerhalb dieses Schemas als zweifelsfrei psychisch ›gesund‹, als ›normal‹ und somit als glaubwürdig zu erweisen33 und dies ihrerseits durch ärztliche Autorität, wie im Fall von Alan Rojas (s.a.u. 13.8.1), zu untermauern: »Miguel Ángel Poblete [...] zeigt sich in allen genauen medizinischen und psychologischen Untersuchungen, denen er unterworfen wurde, als vollkommen normal.«34 10.2.2 Religionspsychopathologische Perspektiven auf Peñablanca »If there were such a thing as inspiration from a higher realm, it might well be that the neurotic temperament would furnish the chief condition of the requisite receptivity.« William James35
Richtet man innerhalb des religiösen Gesamtablaufs von Peñablanca den Blick auf diejenige Person, die sowohl als Auslöser wie auch als ihr zentraler Protagonist gelten kann – den ›Visionär‹ Miguel Ángel Poblete, 33
34
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Hierdurch erklärt sich auch, warum Barros in seiner Schilderung der Kindheit Pobletes versucht, den ›Verdacht‹ der Suizidgefährdung, der in den Akten als Hinweis auf eine psychische Aufflälligkeit angeführt wird, zu enthärten (s.o. 5.4, Anm. 37 ). »Miguel Angel Poblete, [...] que en todos los rigurosos exámenes médicos y psicológicos a que ha sido sometido se presenta como absolutamente normal.« (Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 9; cf. gleichlautende Äußerungen Rojas’ im Videointerview; Fundación Monte Carmelo o.J.) Auch im Zusammenhang der Marienerscheinungen in Marpingen (s.o. 1, Anm. 12) strebten die dortigen Anhänger sogar ein eigenes psychologisches Gutachten der Visionärinnen an: »Au cours de la série des apparitions s’y joignit le père pallotin Dr Jörg Müller, exerçant a Munich comme psychologue clinique et psychothérapeute, et engagé de manière active dans le mouvement pro-Medjugorje allemand. Müller entreprit égalment divers tests psychologiques, afin de dépister des états extatiques chez trois ›voyantes‹.« (Schneider 2003, 193) James 1923, 1 1902, 25
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dessen z.T. ›exzentrische‹ Persönlichkeit, verbunden mit einer aus seiner Biographie als Heimkind resultierenden psychischen Labilität (s.o. 5.4) und Beeinflußbarkeit, einen entscheidenden Einfluß auf die konkreten historischen Abläufe in Peñablanca hatte – so stellt sich im Rahmen einer religionswissenschaftlichen Betrachtung auch die Frage einer psychologischen Perspektive auf die von Poblete berichteten Erlebnisse, die von ihm selbst und seinen Anhängern als ›(religiöse) Visionen‹ bzw. ›Marienerscheinungen‹ aufgefaßt wurden. Wie gesehen (s.o. 10.2.1) waren Erklärungsmuster, die auf das Konzept psychischer ›Erkrankung‹ als ›natürliche‹ Erklärung für Pobletes Visionsberichte rekurrierten fester Bestandteil der öffentlichen Debatte über das Phänomen und erlangten im Kontext der zwei kirchlichen Untersuchungen noch einmal besondere Bedeutung (s.u. 11.2, 13.6 und 13.11.2). Diese Diskussion um die Unterscheidung zwischen ›Vision‹ und ›Halluzination‹ bzw. (psychisch) ›gesund‹ und ›krank‹ sei an dieser Stelle als interpretativer Zugang für das vorliegende historische Material aufgegriffen. Eine solche ›Religionspsychopathologie‹36 , wie sie hier als Anregung für zukünftige Forschung nur angedeutet werden kann, soll nicht als Engführung auf die Betrachtung von als (psychisch) ›krankhaft‹ attribuierten Phänomenen im Kontext von ›Religion‹ verstanden werden. Vielmehr sei hier angeregt, die Verwendung psychiatrischer37 Kategorien im Sinn einer u.a. an Karl Jaspers38 anschließende ›verstehenden‹ Psychopathologie, als Erweiterung 36
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Als Ausgangspunkte cf. den älteren psychiatrischen Versuch Kurt Schneiders mit seinem Aufsatz »Zur Einführung in die Religionspsychopathologie« (Schneider 1928) sowie die gleichlautenden Einträge in RGG2 (Grabert 1930), RGG3 (Trillhaas 1961) und RGG4 (Fraas 2004; cf. auch Klosinkski 2000; Thomas 1979). Einzelstudien im weiteren Bereich einer Religionspsychopathologie finden sich, was kaum überrascht, v.a. im Bereich des ebenfalls hier zur Untersuchung kommenden Phänomens der ›religiösen Visionen‹, der ›Ekstase‹ und der ›Mystik‹ (cf. stellvertretend: Jacobi 1923; Grabert 1929; Wolf 1949; Schüttler 1968; Spoerri 1968). Eine historische Betrachtung zeitgenössischer psychologischer Erklärungsmodelle des 17.–19. Jahrhunderts für ›außergewöhnliche‹ religiöse Zustände im Bereich des Protestantismus bietet Taves 1999; zur Psychologie der Glossolalie cf. Kildahl 1972. Es sei also hier dezidiert kein psychoanalytischer bzw. tiefenpsychologisch fundierter Ansatz gewählt, wie er im Zusammenhang religiöser ›Visionen‹ oft vorherrscht (cf. stellvertretend Schallenberg 1990) »Der Gegenstand der Psychopathologie ist das wirkliche bewußte psychische Geschehen. Wir wollen wissen was und wie Menschen erleben, wir wollen die Spannweite der seelischen Wirklichkeit kennenlernen. Und nicht nur das Erleben der Menschen, sondern auch die Bedingungen und Ursachen, von denen es abhängt, die Beziehungen, in denen es steht, und die Weisen, wie es sich irgendwie objektiv äußert, wollen wir untersuchen. Aber doch nicht alles seelische Geschehen, sondern nur das ›pathologische‹ ist unser Gegenstand.« (Jaspers 1948) Man beachte besonders die Bedeutung der geisteswissenschaftlichen Methodik in Jaspers’ Psychopathologie und deren Nähe zur Weberschen Systematik (Bormuth 2002, 40–42; cf. Weber 1972, 1 1919, 1; zur zeitgenössischen Jaspersrezeption in Chile cf. Vidal Clement 2003)
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der Perspektive auf das vorliegende religionshistorische Material zu verstehen. Dabei seien aus psychiatrischer Sicht als ›pathologisch‹ qualifizierbare Phänomene (»Vision als Halluzination mit religiösem Inhalt«) als Ausgangspunkt gewählt, ohne dabei die Kategorien ›religiös‹ und ›pathologisch‹ gegeneinander auszuspielen.39 Geht man von Pobletes ›Visionen‹ als dem zentralen Bezugspunkt der Ereignisse in Peñablanca aus, so können strenggenommen an keinem Punkt Aussagen über ein ›Erlebnis‹ selbst gemacht werden, sondern immer nur darüber, daß Poblete dritten Personen gegenüber bestimmte subjektive Erlebnisse aus der Vergangenheit bzw. – im Rahmen des Erscheinungsrituals (s.o. 9.5) – gleichzeitig mit dem angeblichen Erlebnis berichtete. Auch bestimmte körperliche, von außen sichtbare Zustände (›Visionszustand‹) bzw. Verhaltensweisen Pobletes40 (etwa plötzliches Niederknien) wurden als Anzeichen für das Vorliegen eines solchen Erlebnisses gedeutet.41 Geht man nun, zu Gunsten von Poblete, nicht von einer bewußten ›Lüge‹ aus, sondern nimmt an, daß Poblete tatsächlich von einem subjektiven psychischen Erleben zu seinen Berichten veranlaßt wurde, so liegt aus psychopathologischer Perspektive nahe, hier von einer Form der Sinnestäuschung (sensory deception42 ), im schwächeren Sinne einer Illusion (s.o. 10.2.1, Anm. 21), als Fehl- oder Überinterpretation eines vorhandenen Sinneseindrucks oder
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Cf. hierzu auch die Bemerkung Dondelingers zu den Marienerscheinungen von Lourdes: »Im Gegensatz zu einem früher oft geübten Reduktionismus kann die Psychologie als Profanwissenschaft weder die religiöse Sinngebung von außergewöhnlichen Erfahrungen falsifizieren, indem sie eine solche einfach wegerklärt (›Erscheinungen sind immer nur nichts weiter als ...‹), noch kann sie zur gegenteiligen Stoßrichtung herangezogen werden, das heißt die religiöse Interpretation solcher Erfahrungen bestätigen (›Die Wissenschaft ist zum Schluss gekommen, dass dieses Phänomen nur übernatürlich verursacht sein kann‹). Somit kann die Profanwissenschaft weder beweisen, dass Bernadette die Muttergottes gesehen hat, noch, dass sie sie nicht gesehen hat.« (2003, 84) Die plötzlichen Blutungen ungeklärter Ursache (›Stigmata‹; s.u. 13.8.1, 13.9.1 und 13.11.3) und vergleichbare ›körperliche Anzeichen‹ spielen hier aufgrund ihrer unmittelbaren Sichtbartkeit und damit ihrer ›Objektivität‹ (Poblete blutete tatsächlich, es ist für die Umstehenden deutlich sichtbar) innerhalb der religiösen Sinndeutung eine herausragende Rolle. »Whether the person using the term [hallucination] to denote the behavior of another is a professional [...] or an amateur [...] the raw data from which the judgement is made are the utterances, locutions, gestures, or postures of the suspect. Theses communications are taken to be expressions of a species of covert behavior, imaginings. Thus the referents for the utterances that give rise to the employment of the term ›hallucination‹ are reported imaginings of persons.« (Sarbin/Juhasz 1967, 339) Cf. Slade/Bentall 1988, 1–4
Erste Kritik und psychopathologische Erklärungsmuster
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im stärkeren als Halluzination43 , d.h. als die subjektiv sinnenäquivalente empfundene Wahrnehmung von objektiv nicht Vorhandenem44 : »Es gibt Menschen, die unter der starken Einwirkung von realen Erlebnissen, tiefen Eindrücken und Erschütterungen, auch von Hoffnungen und Befürchtungen Sinnestäuschungen haben, welche diese innere Beschäftigung gewissermaßen illustrieren. [...] Stets ist der Inhalt dieser Sinnestäuschung unmittelbar verständlich aus dem, was diese Menschen zur Zeit gemütlich stark beschäftigt. So können solche Sinnestäuschungen natürlich auch religiösen Inhalt haben. Sie bewegen sich dann meist in Formen, die das betreffende religiöse Gemüt auch sonst für möglich hält: es erscheint etwa Christus oder die Jungfrau Maria, ein Heiligenbild bewegt sich, eine überirdische Stimme spricht.«45
Sofern das Poblete aufgrund seiner Berichte unterstellte Erlebnis in diesem Sinne als Halluzination aufgefaßt wird, so stellt sich im zweiten Schritt die Frage nach dem Inhalt dieses inneren Erlebens. Entscheidend für die Geschichte von Peñablanca war letztlich nicht die Behauptung, daß Poblete bestimmte Dinge auf dem Hügel sah und hörte, die für die Umstehenden nicht wahrnehmbaren waren, sondern vielmehr was bzw. wen er zu sehen berichtete. Während das psychopathologische Konzept der Halluzination inhaltsneutral bleibt46 , sind es im Fall von Peñablanca ja gerade die religiösen Inhalte, die die Berichte über Pobletes 43
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Das Wort »Halluzination« ist eine Neubildung zu lateinsch(h)alucinari »träumen, faseln« bzw. (h)alucinatio »gedankenloses Reden, Faselei, Träumerei«, zurückgehend auf eine Verbindung von griechisch »(h)alýein« (»außer sich sein«) und lateinisch »vaticinari« (»weissagen, schwärmen«): »Thus the word ›hallucination‹, an anglicised version of the Latin allucinatio (wandering of the mind, idle talk) was first introduced into English in the 1572 translation of a work by [Ludwig] Lavater [4.3.1527–15.7.1586; Schweizer reformierter Theologe; OG], in which the term was used to refer to a variety of strange noises, omens and apparitions [Hervorh. OG].« (Slade/Bentall 1988, 7; cf. Sarbin/Juhasz 1967, 345; cf. Lavater 1569; cf. Anm. 46) »A hallucination may be defined as: Any percept-like experience which (a) occurs in the absence of an appropriate stimulus, (b) has the full force of impact of the corresponding actual (real) perception, and (c) is not amenable to direct and voluntary control by the experiencer.« (Slade/Bentall 1988, 23; cf. Siegel/West 1975; Siegel 1992); »Sinnestäuschung, bei welcher die Wahrnehmung kein reales Wahrnehmungsobjekt hat.« (Peters 2004, Art. Halluzination, 232); cf. die klassische Definition von Jaspers: »Die echten Halluzinationen sind leibhaftige Trugwahrnehmungen, die nicht aus realen Wahrnehmungen durch Umbildung, sondern völlig neu entstanden sind, und die neben und gleichzeitig mit realen Wahrnehmungen auftreten.« (Jaspers 1948, 55) Schneider 1928, 15; cf. »Visual hallucinations are equally variable in content but are again usually affect-laden. For example, a patient [...] both heard and saw large numbers of patients being tortured, while a middle-aged female patient encountered by the second author saw repeated visions of the Virgin Mary who had come to prophesy doom.« (Slade/Bentall 1988, 51) »›Hallucination‹ became a technical term in psychology and medicine in the hands of [Jean Étienne Dominique] Esquirol [3.2.1772–12.12.1840; OG] in the nineteenth century. He defined the term as ›ascribing body and actuality to images‹ and took
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Erlebnisse auszeichnen und zu der von ihm selbst und seiner Umgebung akzeptierten Interpretation derselben als ›religiöse Vision‹ führten.47 Diese Inhalte wiederum waren kaum rein subjektive ›innere Bilder‹ Pobletes, sondern waren vielmehr fester Bestandteil des kulturellen und religiösen Referenzsystems des chilenischen Katholizismus. Die Bedeutung einer solchen Einbettung von aus psychopathologischer Sicht als Halluzinationen zu betrachteten Phänomenen in ein soziales Umfeld sowie der Einfluß kultureller Faktoren auf die individuelle und kollektive Auffassung halluzinatorischer Erlebnisse48 , soll ab-
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the content element out of Lavater’s [cf. Anm. 43; OG] implicit definition. The phenomena were no longer restricted to apparitions; [...].« (Sarbin/Juhasz 1975, 242; cf. Sarbin/Juhasz 1967, 347) Man beachte hier auch den engen historischen Zusammenhang des modernen Halluzinationskonzepts als Ausdruck psychischer Erkrankung und der bis auf die Kirchenväter zurückgehende Beschäftigung mit inneren Vorstellungen, die Sarbin und Juhasz nachzeichnen (Sarbin/Juhasz 1967; cf. Slade/Bentall 1988, 4– 10). Die Autoren unterscheiden dabei die Auffassung der »Mystiker« mit Augustin als Stellvertreter, deren Interesse einer Visionshierarchie bezogen auf alltägliche Wahrnehmung galt (körperliche, bildhafte und verstandesmäßige Vision), und den »Scholastikern«, vertreten durch Thomas von Aquin, die allein nach der Ursache (göttliche, teuflische oder gewöhnliche) einer berichteten Vision fragten und im Falle einer teuflischen Vision gegen eben solche vorgingen. Eine Verbindung von Visionsberichten mit dem Konzept der (psychischen) ›Krankheit‹ erfolgte erstmals durch Teresa von Ávila (28.3.1515–4.10.1582): »By declaring those nuns who were visionaries enferma (sick) Teresa could prevent the Inquisition from acting against them. Infirmity (sickness) is not something that one does, but rather something that happens to one, and therefore, one cannot be blamed (or praised) for it.« (aaO., 343) Diese Perspektive der Mystikerin markierte, im Kontext der Wiederentdeckung medizinischer Konzepte Galens im 16. Jahrhundert, eine Verschiebung der Bewertung visionärer Erlebnisse von den religiösen Autoritäten hin zum Zuständigkeitsbereich des Arztes und kann als Ausgangspunkt für die Ausbildung einer psychiatrischen Medizin gelten (cf. Anm. 46): »It might [...] prove instructive to attempt a derivation of a neo-Galenic practitioner’s handling of an example of what today would fall under the rubric of hallucination. [...] Through questioning and upon implicit sifting of all the evidence one of the sets of blanks was filled out in the ambiguous sentence: ›I now see the Virgin Mary.‹ The application of the label hallucination (i.e., erroneous image) thus only took place after the decision had been made that the speaker was in fact disordered or insane.« (aaO., 345f.) »[...] a further conceptual difficulty concerns the interacting roles of cultural values and context in determining whether a particular first-person report can be regarded as evidence of hallucination or not. [...] it is worth considering, in passing, the case of ghosts and apparitions. Ghosts have been reported in most cultures and throughout history [...]. From a materialistic viewpoint ghosts are hallucinations. Yet it is unusual to regard the seeing of a ghost as a sign of mental illness, especially if this is appropriate to the cultural context.« (Slade/Bentall 1988, 13f.; cf. Finucane 1984); cf. »The foregoing observations appear to confirm the notion that the contents of delusions and hallucinations are not primarily determined by biological factors, but take on specific structures in accordance with the predominant factors in the respective cultures. Hence, to understand them we must comprehend the specific problems inherent in each culture.« (León 1972, 389)
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schließend der Blick auf eine psychiatrische Studie aus Kolumbien zeigen, deren zugrundeliegender Fall gewisse Vergleichspunkte mit Peñablanca aufweist. Zwar werden hier keine Erscheinungen der Jungfrau Maria oder anderer Figuren der im engeren Sinne katholischen Vorstellungswelt berichtet, es geht jedoch ebenso um die ›Interaktion‹ von Menschen mit einem ›übernatürlichen‹ Agens49 . Der kolumbianische Psychiater Carlos A. León50 untersuchte – angestoßen durch Medienberichte – Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts vor Ort insgesamt zwölf Fälle, in denen einzelne Menschen und mit diesen gemeinsam ihre ganze Familien, ihrer eigenen Überzeugung und der ihrer Umwelt nach, durch eine koboldartige Gestalt, einen sogenannten duende51 (oder ein vergleichbares Wesen), ›verfolgt‹ wurden: »The initiation of the present study was prompted by reports of a family living in Pereira (Colombia) who in February 1967 was haunted by an ›evil spirit‹; according to the press, it was a ›duende‹ (a mischievous spirit, imp, goblin, or poltergeist). The publicity this case received was enormous and releases by all important Colombian newspapers were avidly followed by a progressively wider audience.«52
Die Figur des duende53 ist in der Mythologie ganz Lateinamerikas (auch in Chile) verbreitet. Beschrieben wird er zumeist als kleines, dickbauchiges, männliches Wesen, gekleidet in rot oder schwarz, manchmal auch nackt, in jedem Fall aber mit einem großen Hut auf dem Kopf. Seine Füßen seien oft verkehrtherum gedreht, so daß der duende verwirrende Spuren hinterläßt. Der duende steht besonders in dem Ruf, sich in junge Frauen zu verlieben und diesen nachzustellen54 . Auch werden ihm an49
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»The term agent is used to indicate the individual force, power, or entity conceived as the cause of the phenomenona, expressing itself through the various actions involved in each case.« (León 1975, 156) León 1975; cf. León 1972; León 1988 »Nuestros Duendes son substancialmente iguales a los Duendes de los españoles, de los cuales proceden, a los Lutins y Farfadet de los franceses, al Gobelin de los italianos, al Kobold de los alemanes, al Brownie de los escoceses, etc.« (Vicuña Cifuentes 1915, 55) León 1975, 155; ebenso wie im Fall der Marienerscheinungen von Peñablanca waren Berichte über das Auftauchen eines duende im Kolumbien der 60er Jahre offensichtlich Teil einer ›Alltäglichkeit‹ des ›Übersinnlichen‹ (s.o. 3.6), das entsprechend von der Presse aufgegriffen wurde. »Cuando Luzbel fué arrojado del cielo, le siguieron innumerables ángeles, y temiendo Dios que se fueron todos, dijo ›¡Basta!‹ y el cielo y el infierno se cerraron. Multitud de ángeles quedaron en el aire, sin poder volver al cierlo ni penetrar en el infierno, y éstos son los Duendes. Todos son pequeñitos, tienen caras infantiles y visten hábitos de tres colores distintos, según sea su condición. Los que los llevan blancos son alegres, traviesos y no causan daños de consideración; no son tan inocentes los que usan pardos, y llegan a la bellaquería más completa los que los acostumbran negros.« (Vicuña Cifuentes 1915, 52; cf. Montecino Aguirre 2003, 187–190) »[...] his main activity is wooing and chasing girls for sexual purposes aimed at carnal posession.« (León 1975, 156)
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sonsten zahlreiche ›übermütige‹, oft ungelenke Verhaltensweisen nachgesagt: er bewege sich schnell und hüpfe herum; er springe auf Pferde und reite diese bis zur Erschöpfung; er schwinge sich von Baum zu Baum und klettere auf Wasserfälle; er spiele Musik. Insgesamt erscheint der duende als ambivalentes Wesen, das weder gut noch wirklich böse, sondern meist eher ›lästig‹ ist und einzelne Menschen mit seinen Streichen verfolgt. Wenn ein duende in Einzelfällen auch einmal den Menschen zur Hilfe kommt, sie zum Lachen bringt oder ihnen etwa den Weg zu einem verborgenen Schatz zeigt55 , trägt er Züge eines Tricksters.56 Herauszuheben bleibt aber, daß im Gegensatz zu Berichten über Marienerscheinungen, bei einer ›Verfolgung‹ durch einen duende der Schwerpunkt auf von diesem ausgeführten, direkt in der Welt wirksamen Handlungen liegt. Im Rahmen der von León untersuchten Fälle umfaßten die in den ›heimgesuchten‹ Häusern bzw. an den ›verfolgten‹ Personen beobachteten Vorkommnisse, die als ›Handlungen‹ des duendes aufgefaßt wurden die Kategorien »aggressive« (Angriff auf eine Person), »destruktive« (zerbrechen von Möbelstücken, werfen von Steinen), »schelmische« (klopfende Geräusche, Verschütten von Essen, Verstecken und Stehlen von Gegenständen), »blasphemische« (Zerbrechen religiöser Objekte, gotteslästerliche Äußerungen), »erotische« (amouröse Rede, Berühren, Streicheln, obszöne Bemerkungen), »freundliche« (Ansprechen einer Person, Rufen, Schreiben von Botschaften), »lustige« (Tanzen, Lachen, Reiten eines Pferdes) und zuletzt »übernatürliche« Vorkommnisse (Temperatur fällt plötzlich, Gegenstände scheinen um eine Zimmerecke zu ›fliegen‹, als würden sie von jemanden gehalten). Diese wurden zwar zumeist von allen Familienmitgliedern beobachtet und als Aktivitäten des duende gedeutet, letztlich ließ sich jedoch in allen Fällen eine (›Schlüssel‹)Person ausmachen, die sowohl als eigentliches Zentrum der seltsamen Vorkommnisse gelten konnte als auch – im Gegensatz zur restlichen Familie – psychopathologisch relevante Auffälligkeiten zeigte: »The concept of ›key person‹ is used here to indicate someone whose presence seemed to be a necessary element for the events to occur; in most cases, the key person was at the same time the main victim of the actions displayed by the agent. Out of 13 key persons identified for the 12 cases (there were two in one family), only one (an adolescent) was male; [...]. At the time of the episode, all the key persons presented different types of symptoms, most of which are suggestive of mental disorder; foremost among them were anxiety (nervousness), loss of consciousness, irritability, insomnia, crying spells, visual and auditory
55 56
Montecino Aguirre 2003, 188 Zur Einführung cf. Weis 2000
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hallucinations, confusion, trance-like states, and homicidal and suicidal impulses [...].«57
Besonders gut dokumentiert ist der Fall des vierzehnjährigen Mädchens Ursulina58 , aus deren Umgebung am 14.8.1967 erstmals Vorkommnisse berichtet wurden, die von Beginn an sowohl von Ursulinas direktem Umfeld59 als auch von der ›Verfolgten‹ selbst60 einem duende zugeschrieben wurde. Zunächst waren es Steine und Stöcke, die aus ungeklärter Ursache in den Garten fielen, begleitet von einem nächtlichen Pfeiffen, daß auch tagsüber anhielt und offensichtlich Ursulina zu folgen schien. In den folgenden Tagen berichtete das Mädchen von dem Gefühl, jemand folge ihr, und sie fühlte ihr Gesicht berührt. Am 18.8. gab sie erstmals an, den duende als »kleinen schwarzen Mann« zu sehen, mit einem großen Hut und nach hinten gedrehten Füßen (s.o.), und fühlte sich kurz danach von einer »starken Kraft nach oben gerissen«. Der duende erscheine ihr ständig, berühre sie und wolle sie überreden, mit ihm zu kommen, wogegen sie sich verweigere. Die berichteten Verfolgungen gipfelten in der Behauptung mehrfacher nächtlicher Vergewaltigung durch den duende. Die Versuche der Verwandten, über einen erbetenen Exorzismus (s.a.o. 6.1, bei Anm. 15) einerseits sowie den Kontakt mit einer spiritistischen Gruppe andererseits, Ursulina von ihrem duende zu befreien, waren nicht von Erfolg gekrönt. Als das Mädchen schließlich in offensichtlich stark zerrüttetem Zustand den Ortspfarrer zur Beichte aufsuchte, veranlaßte dieser ihre Einweisung in eine psychiatrische Klinik, wo sie stationär behandelt wurde. Die Entfernung aus ihrem gewohnten, von der Anwesenheit des duende überzeugten sozialen Umfeld hatte einen überraschenden Effekt: am dritten Tag des Klinikaufenthalts hörten die seltsamen Phänomene vollständig auf, und Ursulina berichtete über keine weiteren Erscheinungen des duende; diese traten jedoch nach ihrer Entlassung wieder auf. Das Fallbeispiel »Ursulina« sowie die weiteren untersuchten duende-Fälle zeigen, aus Sicht von León, sehr deutlich die große Bedeutung kultureller Faktoren im Zusammenhang psychopatho57 58 59
60
León 1975, 157 Der gut dokumentierte Fall fand sogar Eingang in das Fallbuch des internationalen psychiatrischen Klassifikationsmanual DSM-IV (León 1994). »All the people involved were convinced from the beginning that the trouble was caused by the duende; later on, Ursulina actually saw him and described him in detail.« (León 1975, 159) »As a contributing factor, it is worth mentioning that Ursulina had read in the papers about duendes appearing in Pereira Rozo and was both fascinated and terrified by these stories; she was particularly impressed by the duende of Rozo, since he chased a girl of 13 years. She often thought that something similar might happen to her, and had fantasies about the duende being an evil man with mean sexual intentions. However, she tried to put these thoughts out of her mind and convince herself that ›it was a bunch of lies and that these things do not really happen.‹« (León 1975, 160)
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logisch relevanter Persönlichkeitskonstellationen. Im Fall von Ursulina verband sich hier die Vorgeschichte einer traumatischen Kindheit (Verlust der Mutter mit fünf Jahren, Mißhandlung durch wechselnde Pflegeeltern, Vergewaltigungsversuch durch einen Cousin als Zehnjährige), ein aktuell virulenter, intrapersonaler Konflikt (starke Kontrolle durch die derzeitige Pflegemutter, Neid auf die Schönheit des Mädchens) und eine erkrankungsbedingte Anfälligkeit des Gehirns (während des Klinikaufenthalts diagnostizierte Temporallappenepilepsie) mit dem sozial akzeptierten und forcierten Ausdrucksmuster der ›Besessenheit‹ (s.a.o. 6.1, Anm. 14) durch den duende: »In most cases, there seems to be as starting point an interpersonal conflict that gradually becomes unbearable and generates a surplus of destructive emotions such as rage, fear, and guilt. The social context in which the problem occurs offers a minimum of opportunities for correction or repair of the miscarried responses, and the subject feels hopelessly trapped in an emotional maze. [...] And if, because of structural damage or faulty learning experiences, the brain is incapable of carrying on its integrative task, the emotional balance is additionally disturbed. The avalanche of emergency emotions is perceived as a distinct threat of disintegration and chaos; symptoms such as intense anxiety, fears of going crazy, and dissociative states begin to occur. It is precisely through dissociation that a concrete opportunity emerges for giving symbolic expression to unacceptable and threatening feelings. This may occur through the adoption of a ready-made model, by which inner experiences become incorporated into a culturally sanctioned pattern. One such model is persecution by evil spirits or diabolic posession.«61
10.3 Erscheinungen in angespannter Lage: 3., 8., 11. und 12.9.1983 Um 12:00 Uhr mittags des 3. Septembers sollte die mittlerweile 13. Marienerscheinung stattfinden (zum Ablauf s.a.o. 9), der jedoch in Besucherzahlen gemessen deutlich weniger Interesse entgegengebracht wurde als der vorigen. El Mercurio de Valparaíso schätzte die Menschenmenge an diesem Tag auf 2000 Personen, La Estrella de Valparaíso62 sogar auf nur 150063 – gegenüber zuvor zwischen 20.000 und 50.000 – und wählte diese Rückgang gleichzeitig als Überschrift für den Artikel auf der Titelsei61 62 63
León 1975, 161 La Estrella de Valparaíso 5.9.1983 Paredes dagegen spricht von 8000 (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 44), Barros sogar von 10.000 Personen (Barros Valenzuela 1985, 62).
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Abbildung 10.2: Der Monte Carmelo aus der Luft, 3.9.1983. Der Pfeil markiert die Erscheinungsstelle. (zur Herkunft des Bildes s.u. 12.1, Anm. 17; Foto: Pressarchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
te: »Zahl der Pilger hat abgenommen« (s. Abb. 10.2).64 Für die Zeit nach dem 3.9., so berichtet Barros, hatte Poblete eine ganze »Serie von Erscheinungen« angekündigt, für den 8., 12., 24. und 29.9. (s.a.o. 9.3), wobei in der öffentlichen Wahrnehmung besonders dem letzten Datum aufgrund der genannten ›Wunderankündigungen‹ (s.o. 10.1) eine herausgehobene Bedeutung zukam, die dem über zwei Wochen erwartenden 1.9. vergleichbar war (s.o. 8.3). Mehr noch als diese Initialphase war der September durch die sich verschärfenden gesellschaftlich-politischen Spannungen in Chile geprägt, die in einem erneuten nationalen Protesttag am 8.9. und in den ebenfalls von Protesten begleiteten offiziellen Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jahrestags des Militärputschs wenige Tage später kulminierten (s.a.o. 3.5.1).65 Gleichzeitig kam es auch in dem Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Regierung Pinochet vermehrt zu Spannungen. Die Erwartung der Militärregierung, daß es mit der Ernennung von Juan Francisco Fresno zum Erzbischof von Santiago zu einer Schwächung der katholischen Kirche hinsichtlich ihrer Rolle 64 65
»Bajó el número de los romeros«(El Mercurio de Valparaíso 4.9.1983) Auch Barros weist in seiner Peñablanca-Dokumentation auf die angespannte politische Lage in diesem Monat und deren Bedeutung für die Ereignisse in Peñablanca hin: »Volvamos al ambiente nacional entre el 1◦ y el 11 de Septiembre de 1983. Es interesante; nos proporciona muchos datos que explican el ánimo de los que se desplazan al cerro, de los que investigan, de los que desde lejos observan.« (Barros Valenzuela 1985, 66)
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als politische Kraft (s.o. 3.5.2) kommen würde, hatte sich nicht erfüllt. Wenn Fresno in Vergleich zu seinem Vorgänger Raúl Kardinal Silva auch deutlich zurückhaltender auftrat und im Sinne von Papst Johannes Paul II.66 zum Rückzug der Kirche aus dem politischen Leben aufrief67 , meldete er sich doch gerade im September 1983 mehrfach zu Wort und forderte insbesondere nach der Gewaltbilanz des erneuten nationalen Protestags nachdrücklich einen gesellschaftlichen Ausgleich.68 Noch am Vorabend des genannten Protesttags hatten verschiedene chilenische Bischöfe dazu aufgerufen, jedwede Gewalt im Rahmen der Proteste – sowohl seitens der Opposition als auch seitens des Staates – zu vermeiden, darunter der Vorsitzende des Ständigen Rats der CECH, José Manuel Santos Ascarza69 , Bischof Valenzuela von Valparaíso, sowie auch Fresno70 . Bis zum Mittag, so berichtet La Estrella, war es an diesem Tag im ganzen Land relativ ruhig geblieben, mit Ausnahme eines Zwischenfalls in Valparaíso, bei dem ein Polizist einen Gewerkschaftsfunktionär angeschossen und eine Passantin getötet hatte. Für den Abend wurden jedoch Ausschreitungen erwartet71 , was sich auch bewahrheiten sollte. Ein offizielles Resümee der »zu Unrecht ›friedlich‹ genannten Proteste« (»la mal llamada protesta ›pacífica‹«72 ) zählt für die Region Santiago drei Tote, 25 Verletzte und 366 Festnahmen. Während sich in den Straßen und poblaciones von Santiago und Valparaíso Gewalt und Gegengewalt entlud, versammelten sich in Peñablanca erneut zwischen 400073 und 500074 Menschen um den Erscheinungen der später so genannten »Dama Blanca de la Paz« beizuwohnen. Das Zusammenfallen des Termins dieser Erscheinung mit dem im Vorfeld angekündigten nationalen Protesttag (cf. 10.1, Anm. 2) ist insbeson66 67
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La Estrella de Valparaíso 9.9.1983 Fresno mißbilligte in einer Rede Mitte September die Teilnahme von Kirchenleuten an Kundgebungen vor Gebäuden der CNI: »Yo he dicho muy claramente que esas cosas no corresponde hacerlas a sacerdotes ni a religiosas, ni al personal consagrado cuando tienen un aspecto marcadamente político.« (La Segunda 16.9.1983) La Segunda 14.9.1983; La Estrella de Valparaíso 14.9.1983b; Süddeutsche Zeitung/Kassebeer 16.9.1983; einige Tage später warnte der chilenische Franziskanerprovinzial Luis Olivares, gar vor der Gefahr eines Bürgerkriegs in Chile und rief ebenso nachdrücklich wie Fresno zu »Frieden und Brüderlichkeit« auf (La Estrella de Valparaíso 20.9.1983). Santos äußerte sich in einem Pastoralbrief wie folgt: »El Papa ha sido clarísimo: condena el camino de la violencia aun cuando se busquen fines legítimos. Es ilegítimo el medio. La violencia es condenable tanto de la izquierda como la de la derecha, tanto la privada como la estatal.« (Las Últimas Noticias 8.9.1983) El Mercurio de Valparaíso 8.9.1983 La Estrella de Valparaíso 8.9.1983 La Nación 10.9.1983 El Mercurio de Valparaíso 9.9.1983; La Estrella de Valparaíso 10.9.1983b Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45
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dere im Sinne der Manipulationshypothese auffällig, und wurde offensichtlich bereits 1983 von einigen Beobachtern als Hinweis auf eine mögliche politische Instrumentalisierung der religiösen Vorgänge in Peñablanca gedeutet. So nennt Barros in seiner Peñablanca-Dokumentation entsprechende Vorwürfe, weist diese jedoch mit dem Hinweis darauf zurück, daß am 8.9. das jährliche Fest Mariä Geburt gefeiert werde und eben hier der Grund für das ›auffällige‹ Datum liege.75 Auch die Presseberichterstattung über die Erscheinung vom 8.9. fiel – angesichts einer aus Sicht der Manipulationshypothese unterstellten ›Ablenkung der Öffentlichkeit‹ – überraschend dünn aus. Die Artikel erwähnten noch einmal kurz den bereits von den vorigen Terminen bekannten Ablauf (ein Priester [Luis Fernández] leitete über Lautsprecher die Gebete; Poblete fiel in »Trance«, kniete hin, lief herum, übermittelte ›Botschaften‹; man verabschiedete Maria mit weißen Taschentüchern), stellten darüber hinaus die anscheinend von vielen Pilgern erwarteten »sichtbaren Zeichen« heraus und die Enttäuschung darüber, daß diese bisher nicht eingetreten seien.76 Diese Erwartung aufgreifend berichtete La Estrella de Valparaíso unter Berufung auf Pilger vor Ort, daß Poblete ein eben solches Wunder für den 12.9. angekündigt habe77 , das dann aber nicht eintrat78 (s.o. 10.1). Die ›Botschaft‹dieses Tages war sehr kurz und nimmt auch in der Dokumentation der Anhänger nur wenig Platz ein: es wurde noch einmal an das Rosenkranzgebet und die Verbindung von Peñablanca zu anderen Erscheinungen (San Damiano, Fátima) erinnert. Auch ließ Poblete mitgebrachte Tücher in kleine Quadrate schneiden; diese seien von der Jungfrau gesegnet und wurden als Devotionalien an die Umstehenden verteilt. Herauszuheben ist jedoch ein kurzer Satz, der in der Wahrnehmung der Anhänger als direkte Bezugnahme der
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»Recordemos mientras tanto que para el 8 de Septiembre, la opposición al Gobierno militar de Chile había convocado a una protesta política. Escuchamos entonces suspicaces comentarios: ¡Qué curioso! Fíjense que la aparición coincide con el día en que se llama a rechazar al régimen militar. ¿No será que el régimen militar o alguien muy interesado quiera distraer la atención politíca, haciéndonos salir al cerro ese día? Quienes así hablaban con ligereza, no recordaron que desde antiguo ciertamente antes de ser convocada la protesta... la Santa Iglesia Católica ha establecido que la Natividad de la Santísima Virgen se celebre el 8 de Septiembre de cada año.« (Barros Valenzuela 1985, 65) In der Tat folgt der ›Rhythmus‹ der Erscheinungen zum Teil dem kirchlichen Festkalender, besonders den Marienfesten. So fiel die erste öffentlich wahrgenommene Erscheinung auf Mariä Himmelfahrt (s.o. 8.1; s.a. Chronologie ab S. XXVII). »Muchos de los que bajaron manifestaron decepción al no poder apreciar señales visibles de la presencia de la Virgen.« (El Mercurio de Valparaíso 9.9.1983); zur ›Sichtbarmachung‹ des ›Unsichtbaren‹ s.a.o. 9.6.2 La Estrella de Valparaíso 10.9.1983b La Estrella de Valparaíso 13.9.1983b; Ankündigung der Erscheinung vom 12.9 auch in El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983, aber ohne Erwähnung des ›Wunders‹.
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›Botschaften‹ auf einen der bereits zu diesem Zeitpunkt zentralen sozialen Akteure innerhalb der Anhängerschaft gedeutet wurde: »[...] sie sagte zu mir: Bring den Priester her. Sie zeigte mir, wo er ist und ich gehe ihn suchen. Sie segnet ihn, indem sie Gnadenstrahlen aussendet.«79
Der Priester, den der Visionär in der Menge suchte und im Namen der Erscheinung segnete, war Miguel Contardo, der auch an diesem Tag in Begleitung von Luis Fernández auf den Hügel gekommen war. Die Tatsache, daß Contardo an dieser Stelle von Poblete als direkter Beteiligter in das Erscheinungsritual mit einbezogen wurde, zeigt seine zunehmende Bedeutung als zweiter Priester neben Fernández. Contardo verstand die Ereignisse dieses Tages als eine Bestätigung seiner engen Bindung an die Erscheinungen von Peñablanca.80 Schon im Rahmen der übernächsten Erscheinung am 12.9. leitete er anstelle von Luis Fernández das Rosenkranzgebet und organisierte eine spontane Prozession. Für die Pilger auf dem Hügel wurde er so als individueller Akteur sichtbar, auch wenn in der Presse bis zum 26.9. (s.u. 10.5) weiterhin einzig der Name von Luis Fernández auftaucht. Die Botschaft dieses Tages nun, bei dem erneut auch über das bereits am 1.9. auftauchende ›Sonnenwunder‹ (s.o. 9.6.1) berichtet wird, schloß mit dem im chilenischen Kontext kaum neutral zu verstehenden Satz: »Du sollst am 11. September kommen, [...].«81 Einen Tag nachdem erstmals in der Presse über die Bildung der bischöflichen Untersuchungskommission berichtet worden war (s.u. 10.4), fand also am 11.9., zeitgleich mit dem zehnjährigen Jahrestag des Militärputsches, die 16. Marienerscheinung in Peñablanca statt. Diese wurde jedoch – trotz des politisch aufgeladenen Datums – weder in der Presse erwähnt, noch scheint sie seitens der Anhänger besondere Aufmerksamkeit erlangt zu haben. Der Text der ›Botschaft‹ ist ähnlich kurz wie derjenige der vorherigen und wiederholt u.a. die 79 80
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»[...] me dice Trae al Sacerdote. Ella me indicó donde está y voy a buscarlo. Lo bendice tirando rayos de gracia.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45) Contardo beschreibt das Erlebnis dieses Tages ausführlich in seinen Erinnerungen: »Me retiré a un lugar más apartado para poder orar con mayor tranquilidad, agradeciendo al Señor tantos beneficios. Habrían pasado algunos minutos cuando vi venir corriendo muchas personas, y en medio de ellas, la figura de Miguel Ángel en éxtasis. Quise hacerme a un lado para dejarlos paar, pero se dirigió hacia mí y se detuvo delante, diciéndome: ›Hínquese‹. Así lo hice, y los que lo seguían hicieron lo mismo. El les dijo: ›No, solamente el Padre‹. Luego impuso sus manos sobre mi cabeza por breves instantes, y yo me sentí inundado de una gran paz y alegría interior, difícil de expresar. Pasados unos momentos me comunicó que la Santísima Virgen me había bendecido, y prosiguió su marcha descenliendo el cerro. Quedé recogido en mí mismo agradeciendo de lo íntimo de mi ser a María Santísima.« (Contardo Egaña 1998, 41f.) »Vendrás el 11 de septiembre, [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45; cf. Barros Valenzuela 1985, 66)
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›Forderung‹ nach dem Bau einer Kapelle (s.u.) und die Bezeichnung des Erscheinungsgeländes als »Garten der Jungfrau«.82 Außerdem grub Poblete an diesem Tag mit den Händen ein kleines Loch an der Stelle, an der später – in Anlehnung an die Erscheinungen von Lourdes – ein Quelle entspringen sollte.83 Gleich für den nächsten Tag wird eine erneute Erscheinung angekündigt, verbunden mit der ›Forderung‹, an diesem Tag ein aufwendige Prozession (s.a.o. 9.4) mit Statuen auf Tragegestellen zu organisieren. Die Prozession fand wie geplant statt und bildete den Hauptbestandteil des Erscheinungsrituals an diesem 12.9., dem Festtag »Mariä Namen«.84 Auf drei Details dieses Tages, die innerhalb der religiösen Sinndeutung der Anhänger größere Bedeutung erlangten, sei noch hingewiesen. So erklärte Poblete, daß ab sofort niemand mehr den eingezäunten ›inneren Bereich‹ betreten dürfe, sofern nicht die Jungfrau Maria explizit dazu auffordere (s.a.o. 9.4). Diese symbolische Abgrenzung des Visionärs und seines direkten Umkreises von den ›einfachen‹ Pilgern sollte kurze Zeit später mit der Errichtung eines Metallzauns um den Erscheinungsbereich noch einmal Nachdruck verliehen werden (s.u. 10.9). Auch forderte Poblete an diesem Tag erstmals dazu auf, die Menschen sollten »etwas Erde essen«, in Anspielung auf den »heiligen Boden«, auf dem sie stehen (s.a.o. 9.5.3). Auch sollte Poblete an diesem Tag erstmals das Aussehen des »Heiligtums« beschreiben, das man später auf dem Hügel errichten würde. Tatsächlich wurde Ende 1984 u.a. eine Kapelle errichtet (s.u. 13.5 und 14.1), wenn sie auch hinter der Vision dieses Tages deutlich zurückblieb: »Es wird eine Basilika oben auf dem Hügel geben. Um dort hinaufzugelangen, wird es an den Hängen Aufzüge geben, die nur die Kranken hinaufbringen (einer an jeder Seite der Basilika). Diese wird dreischiffig 82 83
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»Dieses Gelände wird mein Garten sein und rechts meine Kapelle.« (s.a.o. 8.2) Erst über eine Woche später berichtete auch die Presse hierüber und griff dabei die ›Wunderankündigungen‹ vom Beginn des Monats wieder auf: »Con una pequeña depresión en el terreno efectuada con su mano, el muchacho de 15 años que asegura ver a la Virgen en un cerro de esta ciudad, marcó el lugar donde deberá brotar agua en fecha próxima, según le habría sido indicado por la aparición. [...] Según su proprio testimonio, este primer milagro será visible para todos los que acudan al cerro, pues igual como sucedió en Lourdes, brotaría agua de la tierra.« (El Mercurio de Valparaíso 20.9.1983) »Posteriormente los creyentes que acudieron al ›Cerro de la Virgen‹ acompañaron a Miguel Angel Poblete cuando se retiraba del lugar, organizando una procesión [...]. Durante la procesión, los fieles entonaron cantos religiosos y elevaron plegarias pidiendo a la Virgen por la paz en el país.« (La Estrella de Valparaíso 13.9.1983b; cf. La Segunda 20.9.1983) An der Prozession nahm auch José Antonio Zurita als direkter Begleiter des Visionärs teil. (»José Antonio Zurita (el corneta) le pregunta sobre la gente que iba a poder escuchar el coro de ángeles y Miguel Ángel le contestó que muchas personas lo escucharían.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 48)
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sein. Oben, über dem Mittelschiff, wird es ein Bild unserer Lieben Frau des Friedens geben, die in Richtung der Schlucht schaut und mit offenen Armen darauf wartet, ihre Kinder zu empfangen. In der Schlucht wird es Treppen geben und daneben Bilder von Marienerscheinungen der heiligen Jungfrau in der Welt.«85
Auch die Erscheinung dieses Tages schließt wie alle bisherigen und zukünftigen mit der Ankündigung des nächsten Termins, bis zu dem jedoch fast zwei Wochen vergehen sollten, bis zum 24.9.1983 (s.u. 10.9).
10.4 Bildung der ersten bischöflichen Kommission: Von einer offenen Untersuchung zu den Anzeichen einer Manipulation In der Folge des 1. Septembers mit der bisher größten Versammlung von Menschen auf dem Hügel (s.o. 9) in Peñablanca kündigte nun auch der Bischof von Valparaíso offiziell die Bildung einer Untersuchungskommisison an, sofern sich eine vergleichbare Massenversammlung (»manifestación popular«) noch einmal wiederholen sollte.86 Nur wenige Tage nach der erneuten stark, wenn auch deutlich weniger besuchten Wallfahrt am 3.9. (s.o. 10.3) begann Bischof Valenzuela dann auch konkrete Schritte zu unternehmen und setzte sich mit einem aus seiner Sicht für diese Aufgabe geeigneten Priester aus seiner Diözese in Verbindung. Im Rahmen eines Mittagessens unter vier Augen fand am Mittwoch, den 7.9.198387 , deshalb ein erstes persönliches Treffen Valenzuelas mit Jaime Fernández Montero (geb. 16.10.1932)88 statt. Fernández war Mitglied der SchönstattBewegung und Professor für Moraltheologie mit einem Schwerpunkt auf Mariologie am Seminario Mayor de Lo Vásquez. Sowohl seine Eigenschaft als Lehrer in diesem Bereich als auch die Mitgliedschaft als Priester in der für seine traditionell starke Marienfrömmigkeit bekannten, 1914 durch Josef Kentenich in Schönstatt (einem Stadtteil von Vallendar am Rhein) gegründeten Bewegung qualifizierte ihn aus Sicht des 85
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»Habrá una Basílica en lo alto del cerro. Para subir hasta allí, en los costados de ésta, habrá ascensores que trasladarán sólo a los enfermos (uno a cada lado de la Basílica). Esta tendrá tres naves. Arriba sobre la nave central, habrá una imagen de Nuestra Señora Dama Blanca de la Paz, mirando hacia la quebrada, con sus brazos abiertos como quien espera recibir a sus hijos. En la quebrada va a haber escalinatas y a los lados, imágenes de las apariciones de la Santísima Virgen en el mundo, [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 48f.) La Segunda/Contardo/Molina 2.9.1983, La Estrella de Valparaíso 2.9.1983 »Esto fue un día miércoles el almuerzo con el obispo.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Nicht zu verwechseln mit dem Gemeindepfarrer von El Sol, Luis Fernández. Die Gleichheit des Nachnamens ist zufällig; eine Verwandtschaft liegt nicht vor.
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Abbildung 10.3: Jaime Fernández, November 2005 (Foto: OG)
Bischofs für die Übernahme dieses Amts, obwohl er zuvor den Fall nur vom Hörensagen kannte, wie er selbst betonte: »[...] ich wußte nur sehr vage darüber Bescheid, daß etwas passiert war. Mit anderen Worten, ich wußte noch nichts darüber, als der Bischof mich eines Tages anrief und mir sagte, ich solle ihn in meine Wohnung zum Mittagessen einladen. Ich lud ihn also ein, und während wir aßen, sagte er zu mir: ›Pater, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. [...] Sie sind der einzige, der gleichzeitig Moraltheologe und Mariologe ist, und ich möchte Sie bitten, daß sie sich der Untersuchung dieser Erscheinungen annehmen.‹ [...] Nun, ich willigt ein. Dem Bischof gegenüber kann man nicht nein sagen.«89
Nur wenige Tage später wurde die Ernennung von Fernández und der Beginn offizieller kirchlicher Untersuchungen auch in der Presse greifbar, so in einem kurzen Artikel in El Mercurcio de Valparaíso vom 10.9.1983, der bereits über erste Schritte der Kommission berichtete (s.a.u. 11.2).90 In den folgenden drei Wochen tauchte Fernández und seine Kommission nur vereinzelt in den Medien auf. So wurde eine Gruppe von Kritikern der Erscheinungen zitiert, die in Pobletes Visionen eine teuflische Einmischung vermutete (s.u. 10.6) und gegenüber Fernández
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»[...] muy vagamente sabía que había pasado algo, o sea yo no sabía, cuando a mi el obispo un día me llamó por teléfono, y me dice que lo invité a almorzar a mi casa. Yo lo invité, y cuando estábamos almorzando me dice: ›Padre, yo le quiero pedir un favor. [...], Usted es la única persona que teólogo moral y mariólogo y le quiero pedir que se haga cargo para investigar esto de las apariciones.‹ [...] Bueno, le acepté, al obispo no le podía decir que no.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 2); die vom Bischof im persönlichen Gespräch mit Fernández genannte Begründung deckt sich mit den späteren Äußerungen von Valenzuela in der Presse: »[...] en primer lugar es sacerdote, que en segundo lugar es profesor de teología y porque, además, pertenece a un movimiento muy mariano. Se refería al Movimiento Schoenttatt [sic!]« (La Estrella de Valparaíso 3.10.1983; cf. Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.– 11.10.1983) El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983
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entsprechende Bedenken vorgebracht hatte.91 Erst Ende September und schließlich im Anschluß an den 29.9. – der Erscheinung mit dem größten Pilgerzulauf – an der Fernández offiziell gemeinsam mit seinen Mitarbeitern teilnahm, wurde auch die kirchliche Untersuchungskommission zum Thema in der Presse, erstmals prominent auf der Titelseite in Las Últimas Noticias am 1.10.: »Kommission untersucht Erscheinungen der Jungfrau«.92 Auch der Bischof von Valparaíso äußerte sich im September – etwa zwei Wochen nach dem ersten Gespräch mit Fernández – nur noch ein Mal zu den Ereignissen in Peñablanca. Er betonte, wie in vorigen Interviews seine kritisch-abwartende Position und bestätigte die Ernennung von Fernández; aus dieser sei bisher jedoch keinerlei »Bericht« hervorgegangen. Er schloß seinen Kommentar mit einem Zitat aus der Apostelgeschichte (Apg 5, 38f.) und verwies so die Entscheidung über ›Echtheit‹ oder ›Falschheit‹ letztlich an Gott zurück: »Wir werden sehen, was passiert. Zur Zeit des frühen Christentums klagte man die Apostel an, eine dem Judentum vollkommen entgegensetzte Lehre zu predigen. Deshalb wollte man sie ausrotten. Aber einer der anwesenden Schriftgelehrten sagte: Warum tun wir das? Wenn es falsch ist, wird es von alleine aufhören. Und wenn es von Gott stammt, können wir nichts dagegen tun. Ich denke dasselbe über die Erscheinungen. Wenn es nicht von Gott stammt, hört es von selbst auf. Und wenn es von Gott stammt, wer sind dann wir, daß wir gegen dieses vorgehen?«93
Fernández hatte unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Bischof seine Arbeit aufgenommen und eine Kommission gebildet. Diese verhältnismäßig große Gruppe von mehr als 50 Mitarbeitern setzte sich auf der 91
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»Le expresé al padre todas las inquietudes que tenemos. Le pedí su opinión sobre esto, pero me respondió que no está todavia en condiciones de sacar una conclusión. Lo que me aseguró es que tras todo esto hay algo sobrenatural que él no sabe si proviene de Dios o del demonio. Me añadio que si viene de Dios van a aparecer los charlatanes que van a tratar de negar la autenticidad de esto, pero agregó que si es el demonio el que está presente en todo esto, habrá que hacer un exorcismo muy grande.« (La Estrella de Valparaíso 22.9.1983) Las Últimas Noticias 1.10.1983 »Vamos a ver qué sucede. En los primeros tiempos del cristianismo se acusó a los apóstoles de estar predicando una doctrina que era muy contraria a la de los judíos. Entonces quisieron erradicarla y uno de los doctores de la ley que estaba allí dijo: Para qué hacemos eso. Si es falso ya terminará. Y si es de Dios nada podremos hacer contra ello. Yo pienso lo mismo sobre las apariciones. Si no es de Dios termina solo. Y si es de Dios ¿quiénes somos nosotros para ir en contra de eso?« (La Estrella de Valparaíso 23.9.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 24.9.1983) Diese Äußerung von Bischof Valenzuela wurde von den Peñablanca-Anhängern aufgegriffen und als Argument für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen angeführt. Sie waren eben nicht von alleine verschwunden, sondern setzten sich fort, und konnten folglich nur von Gott stammen. Deshalb trägt die von den Anhängern selbst produzierte Filmdokumentation über die Erscheinungen den Titel: »Wenn es von Gott stammt...wird es fortbestehen« (»Si es de Dios ... continuara«; Silva Torres 1987).
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einen Seite aus Experten für bestimmte Problembereiche der Untersuchung zusammen (»Priester, Psychologen, Theologen«; s.a.u. 10.10), zum anderen aus »›einfachen‹ Beobachtern« (cf. Anm. 95), die während der Erscheinungstermine ihre Eindrücke auf dem Hügel festhalten sollten. Letztere stammten in erster Linie aus dem Umkreis der Jugendgruppen, die Fernández in dieser Zeit betreute.94 Dabei fällt auf, daß entgegen dieser großen Zahl von Personen in den folgenden Wochen allein Fernández gegenüber der Öffentlichkeit als erkennbarer Vertreter der Kommission auftrat, seine Mitarbeiter aber nie namentlich genannt werden. Auch in anderen Quellen treten die restlichen Mitglieder nicht individuell in Erscheinung. Die erste diözesane Kommission blieb deshalb immer direkt persölich identifiziert mit ihrem Leiter Jaime Fernández. Obwohl nach Fernández’ Ernennung sowohl am 8.9., 11.9., 12.9. und 24.9. weitere Erscheinungen auf dem Hügel stattfanden, besuchte dieser den Hügel anscheinend zunächst nicht. Erst am 29.9., so Fernández selbst im Interview95 , nahmen er und die Mitglieder seiner Kommission erstmals teil.96
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»Como yo trabajaba con mucha gente, formé un equipo enorme, enorme de gente, a unos treinta o cuarenta les puse un cartel grande que decía ›Comisión Investigadora de Villa Alemana‹. Y al resto, un grupo de unos 25, ustedes van a trabajar unter [im Original deutsch], ustedes van a trabajar en secreto conmigo, sin decir que están investigando conmigo. Ustedes van a ir al lugar de la aparición, van a ir conmigo y van a investigar, y les voy a decir las cosas que tienen que hacer. Eso fue dentro de la primera semana, muy rápidamente.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Zur genauen Größe der Untersuchungskommission finden sich unterschiedliche Angaben in den Quellen; so soll am 30.9. eine Gruppe von 25 Beobachtern auf dem Hügel gewesen sein, am 7.10. sollen es etwa 50 Personen gewesen sein (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983). »Cuenta que fue por primera vez a Villa Alemana el jueves pasado junto a un equipo de veinticinco personas integrado por sacerdotes, sicólogos, teólogos y simples ›observadores‹ que se entremezclaron en la multitud para ver las reacciones.« (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983) Auch Barros schildert in seiner Peñablanca-Dokumentation die Ernennung von Fernández zum kirchlichen Beauftragten. Er datiert dessen ersten Besuch jedoch auf den 24.9. und bringt diesen interessanterweise auch mit der Anwesenheit von Agenten der Sicherheitsorgane der Militärregierung in Verbindung. Diese seien gleichzeitig mit der kirchlichen Untersuchungskommission auf dem Hügel aufgetaucht, um ihrerseits Nachforschungen anzustellen. In der Folge habe Fernández hieraus fälschlicherweise auf eine Manipulation der Regierung Pinochet geschlossen (ausführlich s.u. 12.2): »Después de esta aparición [8.9.; OG], el Obispo de Valparaíso, Monseñor Francisco de Borja Valenzuela, decide nombrar a un sacerdote para que inicie las investigaciones eclesiásticas, eligiendo para ello al Reverendo Padre Jaime Fernández, [...]. Este inicia su tarea convocando durante más de una semana de preparación a un numeroso equipo de laicos [...]. El desplazamiento masivo de tales ayudantes comienza a manifestarse sólo durante la aparición ocurrida el 24 del mismo mes, fecha coincidente con el desplazamiento en el lugar de numerosos ágentes que investigan a su vez por cuenta de los organismos de seguridad del gobierno militar.« (Barros Valenzuela 1985, 66)
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Mit der Ernennung von Jaime Fernández zum offiziellen Repräsentanten des Bistums änderte sich auch die Rolle von Luis Fernández. Zwar behielt dieser seine Funktion innerhalb des Erscheinungs-Rituals – er leitete weiterhin die Gebete an und kommentierte den Visions-Zustand Pobletes über Lautsprecher – er sollte aber auf Wunsch des Bischofs gegenüber der Öffentlichkeit und besonders der Presse nicht mehr als ›Sprecher‹ des Visionärs auftreten.97 Auch nahm er an der direkt auf das Gespräch zwischen Bischof Valenzuela und Jaime Fernández folgenden Erscheinung aus demselben Grund nicht teil98 , wohl aber dann wieder an den nächsten. Auch wenn Luis Fernández im weiteren Verlauf gegenüber der Presse wiederholt auf den Wunsch des Bischofs hinwies, er möge sich nicht öffentlich äußern99 , hielt er sich doch zunächst nicht daran. Während der täglich von ihm zelebrierten Messe (s.a.u. 10.7) in seiner Gemeinde von El Sol bekräftigte er immer wieder seinen Glauben an die Echtheit der Erscheinungen (s.a.o. 10.1).100 Auch nach der großen Wallfahrt vom 29.9. gab Fernández mehrere umfangreiche Interviews, in denen er sich weiterhin positiv über die Erscheinungen äußerte101 , wenn auch laut der Zeitschrift Qué Pasa das entsprechende Interview erst nach anfänglicher Weigerung und dem Verweis auf die offizielle Zuständigkeit des diözesanen Beauftragten zustande kam.102 ) Obwohl Jaime Fernández von seiner Ernennung eher überrascht war und er vor der Anfrage des Bischofs keinen Bezug zu den Ereignissen in Peñablanca gehabt hatte, begann er seine Untersuchung offen und den 97
»Monseñor Valenzuela fue consultado sobre si efectivamente el párroco de El Sol, que estuvo acompañado al presunto testigo de las apariciones, recibió un llamado de atención de parte del Obispado. – ›Le pedimos que siguiera éstas líneas generalés. Que él esté allí y si quiere guiar las oraciones muy bien. Pero directamente tiene que actuar esta comisión. Pero no es es cuestión de que se le haya llamado la atención o se le reprendiera‹, señalo el Obispo.« (La Estrella de Valparaíso 23.9.1983) 98 »[Luis Fernández:] [...] Para la aparición del ocho (de septiembre) yo estaba marginado por orden del Obispo. [...] [El Mercurio:] ¿Por qué lo tuvo ›marginado‹ el obispo. [sic!] – [Luis Fernández:] Marginado, no sé si fuese la palabra precisa. El me pidió que me retirara un poco para dar lugar al sacerdote encargado, y yo algremente obedecí.« (El Mercurio de Santiago/Olave) 2.10.1983 99 »Man hat mir empfohlen, nicht mit den Journalisten zu sprechen – sagte er – weil Anfragen über dieses Thema ausschließlich derjenige Priester beantworten soll, der vom Bischof mit der Untersuchung beauftragt wurde.« (»Me recomendaron no hablar con los periodistas – dijo – de tal manera que las consultas sobre esta materia podrá responderlas únicamente el sacerdote encargado por el Obispo para la investigación.«; El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983) 100 La Estrella de Valparaíso 24.9.1983 101 La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983; El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983 102 »Nos recibe un muchacho joven y nos dice que debemos ir al Arzobispado de Valparaíso, pues hay un nuevo sacerdote a cargo de ›las apariciones‹. Insistimos y luego de unos minutos aparece el Padre Fernández, [...].« (Qué Pasa/Aninat 6.– 12.10.1983
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Vorgängen durchaus gewogen. Er ging zunächst von der Möglichkeit einer ›echten‹ Erscheinung aus und begann seine Arbeit unter diesem Vorzeichen: »Aber in diesem Moment wußte ich noch nichts [...] darüber, [...]. Mit anderen Worten, als ich dort hin kam [zum Mittagessen mit dem Bischof], dachte ich, daß dies wahr sein könnte. Und während meines ersten Vorgehens dachte ich, dies könnte wahr sein.«103
Diese Haltung sollte sich jedoch bis zur ersten Oktoberwoche schrittweise hin zu einer kategorischen Ablehnung der Erscheinungen verändern. Während Fernández’ erste Schritte sich zunächst auf eine Einschätzung der Persönlichkeit des Visionärs (s.u. 11.2), die Inhalte der ›Botschaften‹ sowie den Ablauf des Erscheinungsrituals selbst konzentrierten, mehrten sich, seiner eigenen Aussage zufolge, schon kurz nach Beginn der Nachforschungen Hinweise, die ihn zu dem Schluß führten, hinter den Erscheinungen von Peñablanca nicht das Wirken der Jungfrau Maria, sondern vielmehr eine bewußt kalkulierte und politisch motivierte Inszenierung seitens der Militärregierung Pinochet zu vermuten (s.u. 12). Das erste derartige Indiz war die Aussage der Hausangestellten eines Arztes aus Villa Alemana. Diese berichtete, man habe sie und andere Anwohner eines Wohnviertels in Bussen der Marine abgeholt und auf den Hügel gefahren, mit der Ankündigung, dort eine Erscheinung zu besuchen. Diese habe dann aber nicht stattgefunden, weil zu wenig Publikum anwesend gewesen wäre.104 Als Fernández noch am gleichen Abend mit Bischof Valenzuela über die Angelegenheit sprach, erinnerte sich dieser an ein Gespräch im Rahmen eines Mittagessens mit hochrangigen Marineoffizieren. Eine der anwesenden Ehefrauen beglückwünschte den Bischof für die »Gnade, daß er in seiner Diözese eine Erscheinung der
103 »Pero no sabía en ese momento, [...] de esto, [...], o sea cuando yo llegué ahí pensé que podía ser verdad, y en mi primera actuación pensé que podía ser verdad.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 2) 104 »El día jueves, salió en los diarios y en la televisión que yo había sido nombrado para hacer la investigación. El día viernes, recibí primer llamado telefónico de un médico. [...], fue en septiembre. Me llamó un médico por teléfono, [...] y el día domingo, siguiente fui a almorzar a la casa de él. Y todavía no tenía ningún dato, o sea la mente totalmente libre. Y me dice: ›[...]. Nosotros tenemos aquí a una mujer empleada en el servicio de la casa, que es de Villa Alemana, [...]. Y la han invitado hace dos semanas atrás, la invitaron a unas apariciones de la Virgen que iban ver y que la iban a pasar a buscar en buses de la Armada, de las Fuerzas Armadas. Y efectivamente la fueron a buscar, junto con un grupo de gente de las poblaciones y la llevaron al cerro de Villa Alemana, de Peñablanca, digamos, pero no hubo aparición. Y les dijeron los militares que los llevaron que no había habido quórum, que no había gente suficiente para la aparición.‹ [...] Esa fue la primera advertencia que yo recibí, por que todavía no sabía nada.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 2)
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Jungfrau haben würde«.105 Valenzuela hielt diesen Kommentar zu diesem Zeitpunkt für einen geschmacklosen Witz, maß ihm aber im Zusammenhang der von Fernández vorgebrachten Aussage neue Bedeutung zu. Damit eröffnete sich für Fernández schon innerhalb der ersten Woche seiner Untersuchungen eine mögliche, wenn auch zunächst nicht beweisbare Deutung der Vorgänge, die sich in seinen Augen bis Anfang Oktober zunehmend verhärtete:106 »Ich dachte [zuerst] daß das, was ich zu tun hatte, eine theologischreligiöse Untersuchung sein würde. Aber plötzlich wurde mir klar, daß dies nichts mit Theologie zu tun, sondern vielmehr mit Politik, aber ich hatte [zu diesem Zeitpunkt] noch keine [genaue] Vorstellung.«107
Gegenüber der Öffentlichkeit war von dieser politischen Interpretation der Vorgänge seitens Fernández zunächst nichts zu bemerken. Überhaupt finden sich vor Ende September nur verstreute, indirekt zitierte Äußerungen der Kommission in der Presse, die jedoch zunächst auf eine
105 »En la tarde me fui a hablar con el obispo, y le conté, y me dice: ›Oye‹, me dice, ›se me había olvidado decirte una cosa: En un almuerzo que tuve con altos dirigentes del mundo naval, del mundo militar, una señora, me la dijo en ese tiempo quien era, una señora de un almirante, me felicitó porque yo iba a tener la gracia de tener una aparición de la Virgen en mi diócesis. Yo pensé que era un chiste. Las demás señoras la miraron muy feo. Y claro, yo pensé que habían encontrado que era un chiste de mal gusto.‹ Esa fue la segunda cosa que yo supe.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Dieses Detail deutete Jaime Fernández auch in einem späteren Interview mit der Zeitschrift Análisis (s.a.u. 12.1) kurz an: »O hechos como el que, antes de la aparición, le hicieran al señor Obispo un comentario respecto que ›iba a tener apariciones‹.« (Analisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 10; cf. Mensaje/Alley Dezember 1983) 106 Fernández führt noch ein drittes Indiz an, das ihn schon früh von einer politischen Manipulation ausgehen ließ: »Un día me llama una pariente mía, que en paz descanse, porque ya murió. Era una persona que había sido muy rica, [...], y en el tiempo de la UP, [...], le habían confiscado la hacienda,[...]. Y ella le tenía un odio mortal a los comunistas. Entonces cuando vino el golpe militar ella se ofreció para ayudar en lo que fuera. Y [...], le pidieron que trabajara en la DINA, [...]. [...] Me llama por teléfono un día, me dice: ›Jaime te tengo que decir una cosa que me puede costar la vida. Yo pertenezco a la DINA y Gordon, el general Gordon que dirige la DINA, es compadre mío [...]. Bueno resulta que un día me dice: ‘Comadre usted que es católica ¿Qué le parecen estos textos de una aparición de la Virgen?’ Yo le dije: ‘Ay, ¿pero de que se trata?’ ‘No, no, no léalo y dígame si a caso a un católico le parece algo extraño con esto.’ ‹ Esa fue la tercera cosa clara que me mostró quien era el que estaba detrás, que lo que pretendía [...].« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) 107 »Yo pensé que lo que voy a tener que hacer es una investigación religiosa teológica. Y de repente me doy cuenta que no tenía nada que ver con la teología, tenía que ver con la política, pero no tenía ideas.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 2)
›Wunderfotografien‹ und Konflikt mit Miguel Contardo
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wohlwollende108 oder zumindest unvoreingenommene109 Haltung von Fernández schließen ließen. Dieser wurde in dieser Zeit zwar wiederholt von der Presse befragt, äußerte sich jedoch kaum zum Stand der Untersuchungen.110 Erst auf einer offiziellen Pressekonferenz der Diözese am 2.10., wenige Tage nach der großen Wallfahrt vom 29.9. (s.u. 10.10), sprach Fernández öffentlich und umfassend über den Stand seiner Ermittlungen und über seine Einschätzung der Vorgänge in Peñablanca (s.u. 11.1).111
10.5 Die ›Wunderfotografien‹ und der Konflikt mit Miguel Contardo Nachdem Poblete bereits im Rahmen mehrerer Erscheinungstermine explizit dazu aufgefordert hatte, nicht nur in die Sonne zu blicken, sondern diese auch zu fotografieren – auf diese religiöse Praxis war im Rahmen der Schilderung des 1.9. schon hingewiesen worden (s.o. 9.6.2) – tauchten am 26.9.1983 in der Presse erstmals Ergebnisse dieser ›Wunderfotografie‹ auf.112 In La Estrella de Valparaíso erschienen zwei Bilder auf der Titelseite (s.o. 9.6.2, Abb. 9.9, 285) und eines im Innenteil, auf denen je von der Sonne ausgehend, eine kreisrunde Struktur, nach unten weisende Strahlen sowie Strahlen in Kreuzform zu sehen sind.113 Die ›Wunderfotografien‹, von denen zu diesem Zeitpunkt auf 108 Cf. Zitat bei Anm. 103; in Richtung auf ein positive Einschätzung der Erscheinungen deutet auch die von Las Últimas Noticias zitierte Äußerung eines namentlich nicht genannten Schönstatt-Priesters aus Santiago, wobei die genannten »gewichtigen Informationen« nicht weiter spezifiziet werden: »Mas aún un sacerdote del Santuario de Schoenstatt dice que lo sucedido en Villa Alemana es verídico. [...] El mismo sacerdote dio a conocer que se están investigando conforme al procedimiento habitual de la iglesia y que en particular la corporación religiosa Schoenstatt está en posesión de informes de bastante peso que serán llevadas a prolijo estudio eclesiástico, antes de dar fe de realidad a todos los hechos que la comunidad ha conocido.« (Las Últimas Noticias 26.9.1983) 109 »Estoy en proceso de reunir antecedentes, por lo tanto no hay nada que pueda decir todavía, [...]. No tengo una fecha límite para terminar con esta investigación, ya que tengo que conocer todos los detalles y para eso no tengo plazo.« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983) 110 Die Ausnahme bildete ein Interview in La Tercera de la Hora vom 28.9. (zitiert bei Barros Valenzuela 1985, 83). Auch hier äußerte Fernández sich wohlwollend. 111 »–¿Qué antecedentes recogieron? –Preferiría hablar del tema el domingo (mañana).« (Las Últimas Noticias 1.10.1983) 112 Am selben Tag hatte auch El Mercurio de Valparaíso auf die bereits etablierte religiöse Praxis hingewiesen, Aufnahmen der Sonne oder Wolken auf dem Hügel in Peñablanca zu machen, in der Hoffnung »das Bild der Jungfrau zu fotografieren« (El Mercurio de Valparaíso 26.9.1983) 113 La Estrella de Valparaíso 26.9.1983; cf. La Segunda 26.9.1983 ohne Fotos und La Segunda 27.9.1983 mit Fotos
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dem Hügel sicherlich schon mehr als nur diese drei kursierten, und die Frage nach ihrem Ursprung blieben nun für über eine Woche in der Presse präsent. So kontrastiert La Estrella de Valparaíso einige Tage später die Bekräftigung seitens der Anhänger, in diesem Fall Miguel Contardo (s.o. 8.6) –, daß die Fotos nur durch eine übernatürliche Verursachung zu erklären seien und dementsprechend die ›Echtheit‹ der Erscheinungen bewiesen, mit technischen Erklärungen seitens mehrerer Fotografen, die als Erklärung Spiegelungen im Innern der Kamera anführten (s.a.o. 9.6.3).114 Eben diese Interpretation bestätigte auch der kirchliche Beauftragte Jaime Fernández, der einen Tag vor der ersten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela auch den hier präsentierten ›Wunderfotografien‹ jeglichen übernatürlichen Charakter absprach und damit die öffentliche Diskussion um diese beendete.115 Die Bedeutung entsprechender Aufnahmen in der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger – bis zum heutigen Tag – blieb hiervon unberührt. An dieser kurzen, in der Presse ausgetragenen Diskussion um Für und Wider der angeblichen ›Wunderfotografien‹ offenbarte sich gleichzeitig der erste offene Konflikt der Peñablanca-Anhänger mit der Amtskirche. Denn es war der bisher nicht öffentlich in Erscheinung getretene Miguel Contardo, der in La Estrella de Valparaíso als Urheber von zwei der drei Aufnahmen genannt wurde, ohne weitere Kommentare von ihm anzuführen.116 Doch nur kurze Zeit später – ein Tag nach der großen Wallfahrt vom 29.9. – äußerte sich Contardo in einem umfangreichen Interview gegenüber La Segunda117 sowohl zu den Fotografien als auch den Erscheinungen selbst und sprach sich in einer bisher nicht dagewesenen Deutlichkeit für deren ›Echtheit‹ aus:
114 »Siempre que se toma una fotografía a una fuente luminosa tan poderosa como es el sol, se producen estos circulos o anillos que se conocen como aberraciones de las lentes [...]. Las tomas del sol siempre dan distintos reflejos aunque la posición de la cámara se varie en algunos milimetros.« (La Estrella de Valparaíso 1.10.1983) 115 »El padre Fernández, quien tiene estudios de Fisica, señalo que se trata de un caso de refracción. Al responder a una consulta que se le hizo, después de entrevistarse con el Obispo, el sacerdote señaló textualmente que: ›No son documentos de la autenticidad de un milagro.‹« (La Estrella de Valparaíso 5.10.1983; cf. La Segunda 5.10.1983) 116 »Las otras dos fotografías representan un enigma mayor y fueron tomadas por un sacerdote de apellido Contardo, quien proporcionó también las imágenes a la mencionada parroquia.« Die dritte Fotografie stammte von einer »Familie aus Santiago.« Alle drei Aufnahmen waren zuvor Luis Fernández überlassen worden, der diese an einer Schauwand in den Räumlichkeiten seiner Gemeinde ausstellte. (El Mercurio de Valparaíso 26.9.1983) 117 La Estrella de Valparaíso publizierte das identische Interview am 1.10., ergänzt durch die oben bereits genannten technischen Kommentare mehrerer Fotografen zu den ›Wunderfotografien‹ (La Estrella de Valparaíso 1.10.1983).
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»[Miguel Contardo:] Es steht außer Zweifel, daß im Fall des Jungen Miguel Ángel Poblete etwas Übernatürliches vorliegt, und ich bekräftige dies nachdrücklich. [La Segunda:] –Auf was stützen sie diese Behauptung? [Miguel Contardo:] –Auf die moralischen Wunder, die für mich feststehen. Ich habe schon Evangelikalen, Mormonen und Zeugen Jehovas die Beichte abgenommen. Auch die Bekehrung einiger Kommunisten habe ich nachprüfen können. [...] Die übernatürliche Präsenz [...] wird außerdem in der tiefen Freundschaft, die zwischen Reichen und Armen auf dem Hügel enstanden ist, greifbar. Alle nehmen sich bei der Hand und beten gemeinsam [s.a.o. 9.5.2]. Jedes mal ist die Ehrfurcht größer, und man bewahrt während der Wallfahrten auf den Hügel Stillschweigen.«118
Während Luis Fernández der Anweisung Bischof Valenzuelas entsprach, und sich nach der Ernennung von Jaime Fernández zum offiziellen Beauftragten mit Äußerungen gegenüber der Presse weitgehend zurückhielt, schaltete sich Contardo mit diesem Interview als zweiter Priester in die öffentliche Diskussion ein und widersprach mit seinen positiven Äußerungen der kritisch-abwartenden Position des Bischofs. Dies blieb nicht ohne Reaktion. Schon wenige Tage später forderte Valenzuela den zuständigen Provinzial der Jesuiten, Fernando Montes, auf, Contardo in eine andere Diözese zu versetzen.119 Daraufhin zog Contardo aus der Residenz der Jesuiten in Valparaíso in das Exerzitienhaus in der etwa 27 Kilometer von Santiago entfernten Ortschaft Padre Hurtado.120 Der Besuch des Hügels war Contardo jedoch zunächst weiter erlaubt, eine 118 »[Miguel Contardo:] Es indudable que en el caso del niño Miguel Angel Poblete existe algo sobrenatural, eso lo afirmo categóricamente. [La Segunda:] –¿En qué se basa para hacer tal afirmación? [Miguel Contardo:] –Por los milagros morales que me constan, ya que he confesado a evangelistas, mormones y Testigos de Jehová. También he comprobado la conversión de algunos comunistas. [...] También se nota la presencia sobrenatural [...] en la gran amistad que se ha formado entre ricos y pobres que acuden al lugar, todos se toman de la mano y oran unidos; cada vez aumenta más el respeto y se guarda silencio en las peregrinaciones que se realizan al cerro.« (La Segunda 30.9.1983) 119 Auch Contardo schildert in seinem Buch den Konflikt mit dem Bischof, führt seine Versetzung jedoch allein auf die zusammen mit seinem Namen publizierten Fotografien zurück: »En una ocasión vinieron a la Parroquia Nuestra Señora Madre de la Iglesia unos periodistas del diario vespertino ›La Estrella‹ de Valparaíso a entrevistar al Padre Luis, y entre las numerosas fotos que les habían regalado, les llamó la atención dos que yo había sacado los días de Septiembre de 1983. Y sin más, las publicaron en primera página, señalando que yo las había sacado y que eran de origen sobrenatural. Esto bastó para que el Señor Arzobispo Obispo de Valparaíso se molestara mucho [...]. [...] después de unos días llamó y habló con nuestro Padre Provincial Fernando Montes y le pidió que me sacaran de Valparaíso. Dicho Padre para no disgustar al Arzobispo Obispo me trasladó a la residencia de la Casa de Ejercicios de Padre Hurtado, pero sin prohibirme que fuera al cerro.« (Contardo Egaña 1998, 49f.; cf. aaO., 122) 120 Centro de Espiritualidad o.J. (Internetquelle)
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Möglichkeit, von der er Gebrauch machte und so weiterhin vor Ort in die Marienerscheinungen eingebunden blieb. Dadurch blieb auch nach seiner Versetzung nach Padre Hurtado der Konflikt mit Bischof Valenzuela121 auf der einen und seinen Ordensoberen auf der anderen Seite virulent und eskalierte bereits kurze Zeit später. Im März 1984 – hier sei bereits der weiteren Entwicklung vorgegriffen – untersagte ihm sein Provinzial jeden weiteren Besuch in Peñablanca, woran sich Contardo zunächst offensichlich hielt.122 Es folgte die Episode der vorübergehenden ›Verlegung‹ der Erscheinungen in ein Dorf namens Ocoa (s.u. 13.5), die Poblete selbst Contardo telefonisch mitteilte. Im Wortsinne das Verbot seines Oberen befolgend nahm Contardo nun wieder als geistlicher Leiter des Visionärs am Erscheinungsritual teil, wenn auch an einem anderen Ort. Sein Verhalten führte zunächst zu einer weiteren mündlichen Androhung von Strafmaßnahmen und man legte ihm bereits zu diesem Zeitpunkt nahe, die Gesellschaft Jesu zu verlassen. Und tatsächlich entschied sich Contardo zu diesem Schritt. Bereits im Juli 1984 erhielt er eine erste Antwort auf sein Dimissionsgesuch, hatte jedoch zunächst Schwierigkeiten, einen Bischof zu finden, der bereit war, ihn nach seinem Ordensaustritt in seine Diözese als Säkularpriester zu inkardinieren und ihm gleichzeitig bezüglich seines Engangement für Peñablanca keine Einschränkungen auferlegte. Erst 1985 fand Contardo mit Carlos González, dem Bischof von Talca, einen solchen Fürsprecher, infolgedessen das Austrittsverfahren zum Abschluß gebracht werden konnte. Am 15.11.1985 unterzeichnete Miguel Contardo den Dimissionsbrief123 und beendete damit seine langjährige Ordenszugehörigkeit, um sich von da an ungehindert seiner neuen ›Berufung‹ als geistlicher Leiter des Marienvisionärs Miguel Ángel Poblete widmen zu können: »Die Heilige Jungfrau Maria war es, die mich an ihrer Hand zum Eintritt in die Gesellschaft Jesu geführt hatte. Und Sie selbst nahm mich nach 44 Jahren aus den Jesuiten heraus, nicht aber aus der Gesellschaft von Jesus und von Maria.«124
121 Cf. die Äußerungen von Contardo im Interview gegenüber TVN: »Una cosa es, que dice el obispo, pero otra cosa son las apariciones.« ( –/Araya E. 25.8.1984) 122 Contardo Egaña 1998, 123 123 Contardo Egaña 1998, 126f. 124 »María Santísima fue quien me llevó de la mano para entrar en la Compañía de Jesús y Ella misma después de 44 años me sacó de los Jesuitas, pero no de la compañía de Jesús y de María.« (Contardo Egaña 1998, 117)
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10.6 Religiöse Kritiker: Peñablanca, ein Werk des Teufels? Während sich in den ersten Wochen nach der Ernennung von Jaime Fernández zum diözesanen Beauftragten für Peñablanca in den Medien noch keine Hinweise für den sich anbahnenden Konflikt der kirchlichen Hierarchie mit den Peñablanca-Anhängern finden, tauchten jedoch bereits am 15.10. erste Anzeichen für eine Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern der Erscheinungen ohne Beteiligung der Kirche auf. Diese entzündete sich nicht – wie die schon angerissene psychopathologische Argumentation (s.o. 10.2.1) – an der Gegenüberstellung ›religiöser‹ und ›rationalistischer‹ Argumente, sondern bewegte sich vielmehr innerhalb des Bereichs religiöser Sinndeutung. In einem Leserbrief an La Estrella de Valparaíso wies ein gewisser Carlos Sánchez Bórquez mit ausführlichem Bezug auf verschiedene Bibelstellen125 auf die Gefahr »falscher Propheten« hin und äußerte aus Sicht des gläubigen Katholiken Zweifel an den Erscheinungen von Peñablanca. Dabei erwähnte er gesondert die am 19.8. bekanntgebenen »Prophezeiungen« (s.a.o. 8.13), die geeignet seien »Aufruhr unter den Bürgern zu verursachen«, fragte, warum vor deren Veröffentlichung nicht entsprechende Untersuchungen der zuständigen kirchlichen Stellen abgewartet wurden126 und schloß diese Ausführung mit einem Kommentar der insbesonders aus Sicht der Manipulationshypothese bedeutsam erscheint: »Oder ist es so, daß man danach strebt, einen neuen Wallfahrtsort für leichtgläubige Anhänger fremdartiger Visionen zu schaffen?«127 Nur zwei Tage später erfolgte eine entsprechende Reaktion auf diese Kritik seitens der frühen Peñablanca-Anhänger. Der bisher nicht öffentlich in Erscheinung getretene Raúl Providel Sanhueza, einer der Katechisten aus der Gemeinde von Luis Fernández, der an der Organisation und Durchführung des Erscheinungsrituals beteiligt war (s.a.o. 9.2), antwortete in einem eigenen Leserbrief auf die von Sánchez vorgebrachten ›Anschuldigungen‹ und wies sie erwartungsgemäß zurück. Der Vorwurf der »falschen Prophetie« verkenne, daß es sich weder bei Miguel Ángel Poblete noch bei anderen Marienvisionären – angeführt werden Lourdes 125 U.a. auf 1Joh 4, 1: »Liebe Brüder, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hineingezogen.« 126 »Quiero hacer notar también que la mentada profecía que aparece en la Estrella del día viernes 19 del presente, día de la conferencia de prensa, aunque habla den términos casi encubiertos deja bien claro todo lo que ella encierra, basta con tener un poco de idea como para descifrar un puzzle infantil y darse cuenta de la alarma que puede causar entre la ciudanía. Estos son anuncios agoreros de mucha seriedad y no veo cómo antes de darlos a conocer no se hicieron las investigaciones pertinentes por parte de la Iglesia Católica ¿[...]?« (La Estrella de Valparaíso/Sánchez Bórquez 15.9.1983) 127 »[...] ¿o es que se pretende inventar un nuevo lugar de peregrinación para crédulos de visiones ajenas?« (La Estrella de Valparaíso/Sánchez Bórquez 15.9.1983)
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und Fátima – im Sinne des Wortes um »Propheten« handelte. Außerdem würden die meisten der angeführten ›Vorwürfe‹ auf Unkenntnis – etwa der bereits im Gange befindlichen kirchlichen Untersuchung – beruhen. Providel schloß seinen Brief damit, noch einmal die besondere religiöse Bedeutung der Jungfrau Maria und deren Erscheinung in Peñablanca hervorzuheben. Der vorliegende Leserbrief gehört damit zu den frühesten öffentlichen Äußerungen, die sich nachdrücklich für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen einsetzen: »Die beste Form, die Jesus wählen konnte, um seine Botschaft an die Menschheit in mitten einer Krise zu übermitteln, war es, seine Mutter selbst zu senden. Und sie hat – als Mutter – Kinder unserer Heimat hierfür genommen: einfache und verspielte, unruhige und freche. So macht sie es auch mit Miguel Ángel und stellt sich ihm vor als ›Unbeflecktes Herz der Inkarnation des Gottesohnes‹; und ihre Anwesenheit in Chile ist dafür da, die Menschheit zu trösten, weshalb man sie ›Jungfrau der Tröstung‹ nennen wird.«128
Nur fünf Tage später erfuhr die kritische, mit religiösen Argumenten geführte Diskussion in der Presse eine Steigerung. Erstmals tauchte der Vorwurf auf, Poblete habe zwar Visionen, diese stammten aber nicht von der Jungfrau Maria, sondern seien vielmehr »dämonischen« Ursprungs. Die entsprechende Behauptung stammte bezeichnenderweise aus dem direkten Umfeld des Visionärs, und offenbarte so noch einmal die Dimension der Peñablanca-Erscheinungen als sozialer Prozeß. Es waren Nachbarn der Familie Comelin Zurita (s.o. 7.2 und 7.3), die mit Behauptungen über »seltsame Vorgänge« im Haus von Pobletes Gastfamilie an La Estrella de Valparaíso herantraten und auch Jaime Fernández über ihre Vermutungen informierten (s.a.o. 10.4, Anm. 91): »In den letzten Tagen sind sehr seltsame Dinge passiert, die uns glauben lassen, daß hinter den angeblichen Erscheinungen der Jungfrau in Villa Alemana ein teuflischer Geist steht und nicht die Mutter Gottes.«129
Wie dieselbe Zeitung einen Tag später berichtete, handelte es sich bei den genannten ›Zweiflern‹ um eine »Gruppe von Personen, die zu Beginn der Wallfahrten an diesen aktiv mitwirkten, jetzt aber angefangen 128 »La mejor forma que Jesús eligió para transmitir su mensaje a esta humanidad en crisis es enviando a su madre en persona, y ella como madre ha tomado niños de nuestra tierra, sencillos juguetones, inquietos traviesos. Y así lo está haciendo con Miguel Angel presentándose como ›Inmaculado Corazón de la Encarnación del Hijo de Dios‹ y su presencia en Chile es para socorrer a la humanidad, por lo cual se llamará ›Virgen del Socorro‹.« (La Estrella de Valparaíso/Providel Sanhueza 17.9.1983) 129 »En los últimos días han estado ocuriendo cosas muy extrañas que nos hacen pensar que tras las supuestas apariciones de la Virgen en Villa Alemana está actuando un espiritu maligno y no la Madre de Dios.« (La Estrella de Valparaíso 22.9.1983; Artikel identisch abgedruckt in La Segunda 22.9.1983)
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haben zu zweifeln, ob dieses Phänomen von Gott stamme und glaubten, es handle sich [vielmehr] um die Manifestation eines teuflischen Geistes.«130 Wiederum am Folgetag, am Samstag den 24.9., für den die nächste Marienerscheinung angekündigt worden war, widmete La Estrella de Valparaíso den Peñablanca-Gegnern – »ein Kreis bestehend aus zahlreichen Akademikern, die zahlreiche biblische Studien durchgeführt haben«131 – einen ganzseitigen Artikel, in dem der bereits aus dem oben genannten Leserbrief vom 15.9. bekannte Vorwurf, es handle sich bei Poblete um einen »falschen Propheten«, ausgeführt und mit zahlreichen Bibelstellen untermauert wurde; darüber hinaus sollten weitere angeführte Schriftbelege zeigen, daß die ›Botschaften‹ von Peñablanca im Widerspruch zur Bibel stehen.132 Somit unterstrich die genannte Gruppe noch einmal ihren Schluß: »Die in die Ereignisse verwickelten Personen sind Opfer einer nicht-göttlichen Macht geworden.«133 Es handelte sich hier offensichtlich um eine interne Auseinandersetzung innerhalb der frühen Peñablanca-Anhänger134 , die sich daraufhin auch in der ›Botschaft‹ der Erscheinung vom gleichen Tag spiegelten. Die für diesen Tag überlieferten ›Äußerungen‹ der Jungfrau Maria wies den zuvor in der Zeitung geäußerten Verdacht einer teuflischen Einmischung explizit zurück:135 130 »Sin embargo, un grupo de personas, que tuvo una activa participación en un comienzo en las peregrinaciones, ha comenzado a dudar de que este fenómeno provenga de Dios y piensa que puede tratarse de la manifestación de un espíritu maligno.« (La Estrella de Valparaíso 23.9.1983) 131 »El círculo está constituido por varios profesionales, quienes han estado efectuando diversos estudios de la Biblia.« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 132 »En las apariciones se le ha pedido a la gente que se incline y se ponga de rodillas, en algunos casos, ante ella. Al respecto se recuerda lo que señala la Biblia en Segunda Corintios, capítulo 11, 14: ›Y no es maravilla, porque Satanás mismo sigue transformandose en ángel de luz‹.« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 133 »Las personas involucradas en los acontecimientos han sido víctimas de una fuerza no divina.« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 134 So reagierte auch Pfarrer Luis Fernández auf die kursierenden Vorwürfe, und wies diese während einer Predigt in seiner Kirche (s.u. 10.7) als »Dummheit« zurück: »En otra parte de su prédica calificó como de ›tonteras‹ las versiones dadas en las últimos días y que plantean dudas en torno a la autenticidad de la aparición de la Virgen y que la vinculan con fénomeno maligno.« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 135 Auch in den späteren Schriften der Peñablanca-Anhänger wird diese Diskussion noch einmal aufgegriffen und der Vorwurf der teuflischen Verursachung von Pobletes Erscheinungen erwartungsgemäß zurückgewiesen, so etwa von Miguel Contardo: »En abono a esta hipótesis, quienes la sostienen mencionan pasajes evangélicos en los que Cristo nos previene de la acción del demonio. ¿Qué cabe decir al respecto? Se exponen a continuación algunas de las razones que a mi juicio la descartan: [...] v.– ¿Es posible conseguir que el demonio esté llamando a los fieles a la oración, que esté sugiriendo sacrificios y penitencias, confesiones, que solicite el cumplimiento de los Mandamientos, que recuerde todas las obligacíones de los cristianos y en especial las virtudes de la caridad y la humildad, que llame la atención de forma tan fuerte a los que se desvían de los caminos de Dios?« (Contardo Egaña 1998, 27–29)
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»Die Señora sagt: Ihr müßt viel beten; dann bittet sie, daß die Priester den Ort segnen, damit man nicht sagt, der Teufel sei hier. ›Es ist die Mutter Christi, die sich auf dem Hügel befindet.‹«136
An diesem Beispiel zeigt sich, daß die von Poblete als ›Botschaften‹ der Erscheinung übermittelten Texte nicht nur größere, gesellschaftlich präsente und tagespolitische Themen, wie die gewaltsamen Proteste (s.o. 3.5.1), den drohenden Krieg (s.o. 8.13) mit Argentinien oder die Gefahr von Erdbeben (s.o. 6.5 und 9.5.4, s.a.u. 14.2) aufgriff, sondern genauso in Interaktion mit dem direkten Umfeld der Erscheinungsanhänger und der öffentlichen Diskussion über die Ereignisse auf dem Hügel standen. Dies sollte später, nach der ersten kirchlichen Ablehnung am 6.10., noch einmal sehr deutlich zutage treten (s.u. 11.8).
10.7 Nach dem 12.9.1983: kontinuierliche Wallfahrt, die Gemeinde in El Sol, und Besuch bei Miguel Kast Nach der Erscheinung vom 12.9. folgten zunächst für fast zwei Wochen keine weiteren Termine. Erst für den 24.9.137 war, wie gesagt, eine weitere ›Begegnung‹ Pobletes mit der Jungfrau Maria auf dem Hügel in Peñablanca angekündigt worden.138 Während die Berichterstattung in den Zeitungen die Erscheinungen vom 8., 11. und 12.9. nur wenig beachtete und sich bis zur letzten Septemberwoche auch mit Berichten zurückhielten, die konkret die Vorgänge auf dem Hügel thematisierten (s.a.u. 12.3.2), etablierte sich unabhängig davon auch außerhalb der Er-
136 »La Señora dice: Tendreis que rezar mucho; luego pide que los sacerdotes bendigan el lugar para que no dijesen que estaba Satanás. ›Es la Madre de Cristo quien está en el cerro‹.« (Barros Valenzuela 1985, 70; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 51) 137 Für den folgenden Sonntag, den 25.9. hatte zuvor bereits die chilenische Bischofskonferenz einen »Tag des Gebets für Chile« (»Día de Oración por Chile«) angekündigt, den Papst Johannes Paul II noch einmal zum Anlaß nahm, zum politischen Dialog in Chile aufzurufen (cf. El Mercurio de Valparaíso 24.9.1983; La Segunda 24.9.1983; s.a.o. 3.5.1). 138 Es sollen sich in dieser Zeit aber sehr wohl mehrere Erscheinungen im Haus der Familie Comelin Zurita in Quilpué, bei der Poblete wohnte, ereignet haben. Laut Barros hatte Poblete zwischen Juli und Oktober mehr als 25 Visionen ebendort im kleinen Kreis (Barros Valenzuela 1989, 200). Wie La Estrella Ende September berichtete, sollen sich diese ›privaten Erscheinungen‹ sogar mehrmals täglich ereignet haben: »Las supuestas apariciones de la Virgen han continuado hasta el punto que el joven entra en trance en cualquier momento, fenómeno que se ha producido decenas de veces en los últimos días, no tan solo en el cerro sino que en el interior de su hogar, ubicado en calle General Velásquez de Quilpué. [...] Angel Poblete cae en trance en cualquier momento. Durante ocho días, la supuesta Virgen se apareció diariamente, a cualquier hora y a veces, en más de una ocasión por día.« (23.9.1983)
Kontinuierliche Wallfahrt, Gemeinde El Sol, Besuch bei M. Kast
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scheinungsrituale ein kontinuierlicher Pilgerbetrieb auf dem Hügel.139 Die Gemeinde von Luis Fernández in El Sol blieb auch in dieser Zeit der zweite Mittelpunkt der frühen Peñablanca-Bewegung (s.a.o. 8.12). In Ermangelung eines Kultgebäudes auf dem Hügel und einer kirchlichen Erlaubnis, dort die Messe abzuhalten, wurde stattdessen der tägliche Gottesdienst in der Kirche von Luis Fernández140 von PeñablancaPilgern, Interessierten und frühen Anhängern, aber auch von Journalisten besucht. Anstelle der im August organisierten Pressekonferenzen war nun zu beobachten, daß Fernández die Ereignisse rund um die Erscheinungen als festen Bestandteil in seinen Gottesdienst integrierte und während der Predigt über neue Entwicklungen berichtete, so auch in der gut besuchten Abendmesse vom 23.9., in der Fernández u.a. über den Besuch Pobletes bei Miguel Kast (s.u.) und in Chagres (s.u. 10.8) infomierte.141 Darüber hinaus war an dieser Stelle bereits eine Entwicklung zu beobachten, die später zum festen Bestandteil des institutionalisierten Peñablanca-Kults wurde: das Vorlesen aus den ›Botschaften‹. So gab Fernández während seiner Predigt den vollständigen Text der 2. Erscheinung vom 13.6. wieder.142 Dies ist in zweifacher Hinsicht bedeutsam: Zum einen erhielt der Text auf diese Weise einen Platz innerhalb des liturgischen Ablaufs der Messe und wurde so aus Sicht der Anhänger in seiner religiösen Bedeutung aufgewertet. Zum anderen zeigt sich hier der Beginn einer – zunächst noch mündlichen – öffentlichen Tradierung der ›Botschafts‹-Texte, von denen bisher in der Presse jeweils nur Fragmente bekannt gegeben worden waren. Die von La Estrella de Valparaíso wiedergebene ›Lesung‹ aus dem Text der 2. Erscheinung ist – neben dem handgeschriebenen Tagebuch von Poblete (s.o. 6.1) – die erste greifbare, umfassend verschriftliche Fassung einer ›Botschaft‹ vor dem Beginn einer ›internen‹ Überlieferung der Peñablanca-Anhänger (s.u. 13.4). Dabei war es wohl kaum Zufall, daß der von Fernández vorgetragene und 139 »El flujo de fieles hasta el lugar se ha mantenido constante, aumentado en forma ostensible durante los fines de semana, hasta el punto que la línea de buses Intercomunal que cubre el barrio norte de la ciudad, dispone de un servicio especial hasta el pie del cerro los días festivos, tanto para llevar como traer de regreso a los peregrinos.« (El Mercurio de Valparaíso 20.9.1983; cf. Barros Valenzuela 1985, 68) 140 »Mientras tanto, las misas que diariamente celebra el padre Luis Fernández en la Parroquia de El Sol, tienen una nutrida concurrencia. Los fieles asisten con interés para escuchar la palabra del Pastor.« (La Estrella de Valparaíso 27.9.1983) 141 »La revelación desconocida hasta anoche, fue dada a conocer por el cura párocco de El Sol, Luis Fernández, durante una misa que ofició a las 19.30 horas en este lugar de Quilpué.« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 142 »En el transcurso de su prédica y ante una antenta concurrencia que escuchó con gran devoción, repletando el templo, el padre Luis Fernández recordó también lo que fue la segunda aparición que se produjo el 13 de junio. [...] El sacerdote leyó el testimonio escrito dejado por el adolescente: [...].« (La Segunda 23.9.1983)
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entsprechend kommentierte Text gerade das für den Peñablanca-Kult so zentrale apokalyptische Motiv (s.a.o. 6.5) in den Vordergrund stellt: »Die Señora hat ihn gewarnt, daß die Welt nahe daran ist, eine große Verwirrung zu durchleben, daß es Krieg geben wird und der Hunger bis in die großen Hauptstädte vordringen wird. [...] Der Priester Luis Fernández stellte heraus, als er den Text der zweiten Erscheinung kommentierte, daß die Ankündigung von Krieg keinerlei Neuigkeit sei, aber er machte darauf aufmerksam, daß die Jungfrau erscheint, damit dies eben nicht geschieht.«143
Das in diesem Zeitraum wohl bemerkenswerteste Ereignis war jedoch der persönliche Besuch Pobletes bei einem ranghohen Mitglied der Militärregierung, dem ehemaligen Arbeitsminister Miguel Kast Rist144 . Auch wenn die Begebenheit letztlich einen mehr anekdotenhaften Charakter besitzt, war es doch das einzige Mal in dieser Zeit, daß die Marienerscheinungen direkt und öffentlich mit der Militärregierung in Verbindung gebracht wurde, wenn auch noch ohne offene Anspielung auf die später erst auftauchende Manipulationshypothese. Kast, der sich Anfang 1983 aus der Politik zurückgezogen hatte, war kurze Zeit später schwer an Krebs erkrankt und erlag seinem Leiden am 18.9.1983. Drei Tage zuvor, so berichten mehrere Quellen, soll Miguel Ángel Poblete den Sterbenden besucht haben und ihm eine ›Botschaft‹ der Jungfrau Maria überbracht haben. So berichtete La Estrella de Valparaíso: »Der Pater [Luis Fernández; OG] erzählte, daß die Jungfrau dem Jugendlichen [Miguel Ángel Poblete, OG] während einer Erscheinung vor etwa anderthalb Monaten eine Botschaft übermittelte, die er zu Kast bringen sollte. [...] Die Botschaft habe folgenden Inhalt gehabt: ›Sag meinem Sohn Kast, daß er in drei Tagen sterben wird, und daß er sich reinigen und Gott darbringen muß. Sag ihm, daß ich bei ihm sein werde 143 »La señora le habría advertido que el mundo está próximo a vivir una gran confusión, que habrá guerra y que el hambre llegará a las grandes capitales. [...] Al comentar el texto de la segunda aparición, el sacerdote Luis Fernández señaló que el anuncio de guerra ya no es ninguna novedad pero advirtió que la Virgen se aparece para que esto no pase.« (La Segunda 23.9.1983; zum Text der Botschaft cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 18; s.a.o. 6.4). 144 Kast, geboren am 18.12.1948 in Oberstaufen, kam mit nur anderthalb Jahren nach Chile. Er gilt als einer der führenden Köpfe der als Chicago boys (s.a.o. 3.5.1, Anm. 52) bekannten Wirtschaftstechnokraten, die nach dem Militärputsch 1973 die neoliberale Neustrukturierung der chilenischen Ökonomie vorantrieben. Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Wirtschaftsreformen kam dabei der Oficina de Planificación Nacional (ODEPLAN) zu, in die Kast nur einen Monat nach dem Putsch als Mitarbeiter eintrat. Kast übernahm 1976 die Leitung von ODEPLAN, wurde dann 1980 Arbeitsminister (Ministro del Trabajo y Previsión Social) und schließlich 1982 Direktor der chilenischen Zentralbank. (cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 76.290)
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am Tag seines Todes.‹ Pater Fernández gab an, der Jugendliche sei nach Santiago gebracht worden, um mit Miguel Kast zu sprechen. Er habe ihm die Botschaft überbracht, fügte er hinzu [...].«145
Wie es zu dieser Begegnung kam, läßt sich aus den vorliegenden Quellen nicht mehr mit Sicherheit klären. Offensichtlich spielten hier jedoch die verwandtschaftlichen Beziehungen der Familie Comelin Zurita zu einem anderen hochrangigen Funktionär der Pinochet-Regierung eine entscheidende Rolle. María Teresa Comelin, in deren Haus Poblete zu diesem Zeitpunkt noch wohnte, war eine Cousine von Sergio Rillón, dem Leiter der Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno (s.o. 7.3).146 Dieser organisierte den Besuch Pobletes bei Kast.147 Hintergrund des Besuchs könnte möglicherweise ein Wunsch von Kast selbst gewesen sein, der als sehr katholisch galt und v.a. der Marienfrömmigkeit persönlich große Bedeutung zumaß.148 So wird berichtet, Kast habe bei dem mit ihm befreundeten Sergio Rillón nachgesucht, den Visionär von Peñablanca persönlich kennen zu lernen. In der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger spielte die politische Funktion von Kast keine Rolle, viel wichtiger war das durch den Mund Pobletes im Namen seiner Erscheinung angeblich korrekt prophezeite Todesdatum. Auch in einer späteren Erscheinung im November 1983 taucht Miguel Kast noch einmal auf: am 12.11. gab Poblete an, die Jungfrau habe ihm gesagt, daß dieser nun im Himmel sei.149 145 »El padre [Luis Fernández; OG] relató que en una de las apariciones de la Virgen al adolescente [Miguel Ángel Poblete; OG], ocurrida hace como un mes y medio le transmitó un mensaje que debía llevar a Kast. [...] El mensaje habría tenido el siguiente contenido: ›Dile a mi hijo Kast, que en tres días más va a morir, pero que tiene que purificarse y ofrendarse a Dios. Dile que yo voy a estar con él el día de su muerte.‹ El padre Fernández señaló que el adolescente fue llevado a Santiago para que conversara con Miguel Kast. Añadio que le transmitió el mensaje [...].« (La Estrella de Valparaíso 24.9.1983); cf. Las Últimas Noticias/Robles 25.9.1983; cf. Apsi 7.–20.10.1985, 20 146 Barros Valenzuela 1985, 110f. 147 Barros schildert den Besuch bei Kast ausführlich auf Grundlage einer retrospektiven schriftlichen Darlegung Pobletes: »Luego le dije a la tía Teruca [María Teresa Comelin; OG] que la Virgen se lo llevaría pero el tenía que purificarse y dar sus sacrificios al Eterno en favor del mundo. La tía me dijo: Pobre Miguel. Luego me mandaron a llamar de Santiago; yo en esa oportunidad tenía que ir al médico y la tía fue llamada por el teléfono por su primo, el hermano hacía de don Pío en la TV [gemeint ist Rillóns Zwillingsbruder Andrés, ein bekannter Fernsehkomiker; s.a.u. 10.10,203]. ¡ah! ya me acordé, Sergio Rillón, se llamaba. El mandó un auto y nos fuimos ese día.« (Barros Valenzuela 1985, 110) 148 Am 23.9. veröffentlichte La Segunda einen faksimilierten handgeschriebenen Zettel, auf dem Kast einen Text für die Aufschrift seines Grabsteins formuliert hatte: »Su mayor anhelo fue llegar al Cielo, porque conoció la felicidad y el amor en la Tierra: su camino fue dejarse conducir como un niño por la Virgen, que nunca dejó de guiarlo.« (La Segunda 23.9.1983) 149 Barros Valenzuela 1985, 109
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10.8 Die Marienerscheinung von Chagres als ›Vorläuferin‹ für Peñablanca Nach dem Besuch bei Miguel Kast (s.o. 10.7) war es im September 1983 noch ein zweiter ›Ausflug‹ Pobletes, der als bedeutendes Ereignis Eingang in die Peñablanca-Überlieferung fand. Am 19.9.1983150 fuhr der Visionär mit einer kleinen Gruppe seiner Anhänger, darunter auch Luis Fernández, in die Kleinstadt Chagres151 , in der sich Ende 1978 ebenfalls eine Marienerscheinung zugetragen haben soll, die darüber hinaus – über die beteiligten Personen – mehrere Verbindungen zu Peñablanca aufwies (s.u.), die sie innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger als direkte ›Vorläuferin‹ für Pobletes Visionen erscheinen ließen (s.u.). Diese gedankliche Verknüpfung zwischen der ›alten‹ und der ›neuen‹ Erscheinung schloß sich nun an diesem 19.9., als Poblete auch in Chagres einen Visionszustand hatte, wie Luis Fernández gegenüber der Presse schilderte: »Ich erinnerte mich an Chagres [...] wo vor etlichen Jahren einem Kind die Jungfrau erschienen war. Wir fuhren mit 12 Personen [...] dorthin, unter ihnen Miguel Ángel. Wir sprachen mit dem Jungen José, der die Jungfrau dort gesehen hatte [...]. Als wir schon dabei waren zu gehen, hörte Miguel Ángel ein Geräusch wie ein Donner und er rief nach mir, um mir zu sagen, daß die Jungfrau in diesem Moment hier sei. Der Junge fiel in Trance und begann mit ihr zu sprechen [...].«152
Doch wenden wir uns nun zuerst dem Erscheinungsbericht von Chagres selbst zu. Dort soll im Dezember 1978 einem zwölfjährigen Jungen namens José Alfaro Allendes die Jungfrau Maria in der Krone von Pappeln153 sowie in einer Wasserstelle erschienen sein. Die anwesenden Spielkameraden wollen auf Alfaros ersten Ausruf hin die Gestalt der Jungfrau ebenso gesehen haben. Die Kinder berichteten ihren Eltern von dem Erlebnis, die Nachricht verbreitete sich in der Umgebung. Offensichtlich kamen die Kinder an den nächsten Tagen wiederholt an dieselbe Stelle zurück und hatten erneut Erscheinungserlebnisse. Die Nachricht
150 Cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 49 151 Kommune Catemu, Provinz San Felipe de Aconcagua, V. Región, etwa 80 Kilometer nordwestlich von Santiago 152 »Me acordé de Chagres [...] donde hace varios años se apareció la Virgen a un niño. Fuimos 12 personas [...], entre ellos, Miguel Angel. Conversamos con el niño José que vio a la Virgen allá [...]. Cuando nos íbamos a ir Miguel Angel sintió un ruido como un trueno y me llamó para decirme que la Virgen estaba allí en ese momento. El niño cayó en trance y comenzó a conversar con ella [...].«; La Estrella de Valparaíso 24.9.1983) 153 Zur Bedeutung von Bäumen im Rahmen von Marienerscheinungsberichten s.a.o. 8.10, bei Anm. 145
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über die Visionserlebnisse der Kinder, die in der Anfangsphase von etwa 20 Personen verfolgt wurde, verbreitete sich, und innerhalb nur weniger Tage wohnten schon über tausend Menschen den Erscheinungen bei. Auch die Presse und das Fernsehen sollen sich für die Vorgänge interessiert haben. So berichtete der in der V. Región bekannte Journalist und Schriftsteller Carlos Ruiz Zaldívar154 , der 1978 selbst Augenzeuge war, in La Estrella de Valparaíso retrospektiv über den Fall: »Erst gingen etwa 20 Personen, dann 100, danach 300 [dorthin], und in den folgenden Tagen schließlich war es ein Auflauf von mehr als tausend, der einen verstärkten Polizeieinsatz zur Regelung des Verkehrs nach sich zog. Später [kamen] die Presse und das Fernsehen155 , die religiösen Tanzbruderschaften [cofradías de bailes chinos] aus allen Ecken des Valle de Aconcagua, aus der V. Región, aus dem Norden und Süden des Landes.«156
Neben dem ersten Visionär José Alfaro und seinen Spielkameraden wollen auch viele der Anwesenden – v.a. nachts – die Umrisse der Jungfrau Maria über den Pappeln gesehen haben. Auditionen mit ›Botschaften‹ kommen aber nur bei Alfaro vor. So habe die Jungfrau Maria in Chagres auch apokalyptische ›Botschaften‹ mitgeteilt und vor einem drohenden Krieg gewarnt.157 Die Erscheinung ›forderte‹ außerdem den Bau einer Lourdes-Grotte158 , die auch errichtet wurde. Im Verlauf der nächsten Jahre entstand darüber hinaus eine Kapelle, die als Gebetsstätte von Salesianern aus Catemu betreut wurde. Der Visionär Alfaro lebte Anfang der 80er Jahre noch immer in der Nähe des Erscheinungsorts und soll Gerüchten zufolge weiterhin regelmäßig Visionen gehabt haben. Die Erscheinungen von Chagres erlangten, was ihre öffentliche Wirksamkeit angeht, nicht die Bedeutung von Peñablanca. Sie standen aber, 154 Zur Person cf. La Estrella de Valparaíso/Nida 10.9.2005 155 Das von Ruiz berichtete Medieninteresse ließ sich im Rahmen dieser Studie nicht bestätigen. Bei einer Durchsicht der Regionalpresse für den Zeitraum Dezember 1978 (La Estrella de Valparaíso, El Observador de Quillota [Wochenzeitung; zusätzlich Komplettjahrgang 1979]; El Mercurio de Valparaíso inklusive Regionalbeilage für Quillota) fanden sich – im Gegensatz zu Peñablanca – keine Berichte über die Marienerscheinungen von Chagres. Für die Ausführung dieser Presserecherche in der Nationalbibliothek von Santiago sei Llery Ponce gedankt. 156 »Primeros fueron unas veinte personas, después cien, después trescientas y ya después a los días siguientes fue un tumulto de más de un millar y que originó refuerzos policiales en el ordenamiento del tránsito. Luego la prensa y la televisión, las cofradías de bailes chinos de todos los puntos del Valle de Aconcagua, de la V Región del norte y del sur del país.« (La Estrella de Valparaíso/Ruiz Zaldívar 8.10.1983). 157 Hintergrund dürften die als Beagle-Konflikt bekannten Grenzstreitigkeiten mit Argentinien sein, die auch in den ›Botschaften‹ von Peñablanca noch eine prominente Rolle spielten (s. 8.13, bes. Anm. 189). 158 Zur Lourdes-Filialdevotion s.a.o. 4.4
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wie gesagt, über Personen in Verbindung, die in beiden Erscheinungen als zentrale soziale Akteure auftraten. Die Vorgänge in Chagres fielen kirchlicherseits in den Bereich der nördlich von Valparaíso gelegenen Diözese San Felipe. Deren damaliger Ortsbischof war nun derselbe, der auch später in Valparaíso mit den Erscheinungen von Peñablanca konfrontiert war: Francisco de Borja Valenzuela. Beide Male nahm er den berichteten Erscheinungen gegenüber eine ablehnende Haltung ein.159 Miguel Contardo dagegen, der spätere geistliche Leiter Pobletes, stand mit dem Visionär von Chagres – ebenfalls als dessen Beichtvater – in persönlichem Kontakt und unterstützte diesen.160 Im Nachhinein stufte er jedoch die Bedeutung der ›Botschaften‹ von Chagres, die er als »individuelle und persönliche Ratschläge« an einzelne Personen charakterisierte, als deutlich geringer ein als die der ›Botschaften‹ von Peñablanca. Trotzdem war Chagres aus Sicht Contardos eine Art von Vorbereitung für die ›universalen‹ Marienerscheinungen von Peñablanca, die gleichzeitig deren Echtheit bestätigte.161 Auch die sich später ausbildende PeñablancaÜberlieferung stellte wiederholt das von Contardo aufgebrachte Motiv 159 Diese Parallele zwischen den zwei Fällen war auch der explizit in dem Artikel von Ruíz genannte Grund – anläßlich der ersten ablehnenden Erklärung von Valenzuela (6.10.1983; s.a.u. 11.4) – noch einmal über die Erscheinungen von Chagres zu berichten: »El obispo de Valparaíso, Monseñor Francisco de Borja Valenzuela Ríos, al descalificar como iglesia las ›apariciones de la Virgen‹ en el cerro El Membrillo de Villa Alemana, [...], ha tenido la misma actitúd que asumió como Obispo de la diócesis de San Felipe en 1978 cuando el adolescente de ese entonces José Alfaro Allendes, en Chagres, decía que la Virgen aparecía en la copa de unos alamos y en una aguada.« (La Estrella de Valparaíso/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) 160 Auch Luis Fernández soll den Marienerscheinungen von Chagres große Begeisterung entgegengebracht haben, auch wenn er selbst nicht vor Ort war: »Luis Fernández, quien acogió a Miguel Angel por primera vez, ›también se entusiasmó muchísimo con las apariciones de Chagres, en Chile, hace unos años‹.« (Apsi 7.–20.10.1985, 22) 161 »[...] sie erschien auch in Chagres [...], eine eher individuelle Erscheinung, kleine, vor einigen Kindern vom Land aus einer ebenfalls in der Provinz Valparaíso gelegenen Ortschaft; dort erschien die Heilige Jungfrau unter der Advokation von Lourdes, [...]. [...]. Ich erinnere mich, daß es zum ersten Mal am 2. Februar des Jahres passierte, lange vor dieser [Peñablanca; OG], irgendwann in den 70er Jahren, [...]. Es waren eher private Dinge, Ratschläge, eher persönliche Ratschläge an die Personen. Eine sehr versteckte Sache, ohne besondere Tragweite. Es war eine Art Vorbereitung für dieses [Hervorh. OG]. Auch hatte ich viel Kontakt mit dem Visionär dort und war auch sein geistlicher Leiter.« (»[...] también aparició ahí Chagres [...], una aparición más bien particular, pequeña, a unos niños campesinos de una localidad también de la provincia de Valparaíso en que se apareció la Santísima Virgen bajo la advocación de Lourdes, [...]. [...] Me recuerdo que la primera vez fue el 2 de febrero del año, mucho antes que esto, sesenta y tanto, [...]. Eran cosas, avisos, más bien avisos personales a las personas. Una cosa muy oculta, sin ninguna trascendencia especial. Fue como la preparación para esto [Hervorh. OG]. También tuve mucho contacto con el vidente allá, también fui padre espiritual de él.«; Interview: Contardo Egaña/Grasmück 20.1.2006, 14; cf. Contardo Egaña 1998, 94; Contardo Egaña 2003) Die erinnerte Datierung von Contardo weicht von dem oben zitierten Zeitungsartikel ab (cf. Anm. 156). Sofern
Die Marienerscheinung von Chagres als ›Vorläuferin‹ für Peñablanca
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von Chagres als ›Vorläuferin‹ für Peñablanca heraus. So habe der Visionär von Chagres die Erscheinungen in Peñablanca angekündigt, und auch die ›Wiederholung‹ der ablehnenden kirchlichen Haltung (»Verfolgung«)162 , vertreten beide Male durch Bischof Valenzuela, zeige den Zusammenhang zwischen den zwei Erscheinungen.163 Diese Verknüpfung ging so weit, daß Poblete im Rahmen der Erscheinung vom 15.8.1983 berichtete, die Jungfrau Maria habe ihm in einer ›Botschaft‹ explizit die Echtheit von Chagres bestätigt.164 Die Peñablanca-Anhänger waren bestrebt, ›ihre‹ individuelle Erscheinung und deren ›Botschaften‹165 in ein ›universales‹ symbolisches Netz mit anderen Erscheinungen einzubetten und Peñablanca so als eine von vielen Manifestationen der Jungfrau Maria zu sehen (s.a.u. 13.2). Als eine eben solche Vernetzung läßt es sich verstehen, wenn sowohl Chagres als auch Peñablanca mit traditionellen, anerkannten Devotionen auf eine Stufe gestellt werden. So beschrieb Poblete im Rahmen der zweiten auf den Besuch in Chagres folgenden Erscheinung am 24.9.1983 das optische Erscheinungsbild ›seines‹ Marienbildes in wechselnder ikonographischer Form größtenteils anerkannter Mariendevotionen, darunter aber auch in der der »Unbefleckten Empfängnis von Chagres«.166 Peña-
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166
seine Erinnerung stimmt, hatte Contardo erst drei Monate nach der berichteten Wallfahrt im Dezember 1978 Kontakt zu dem Visionär von Chagres. Zum Motiv der ›innerkirchlichen Verfolgung‹ s.a.o. 9.5.4, Anm. 89 »Antes de ser nombrado en su nuevo cargo en la región de Valparaíso, Monseñor Valenzuela habría sido advertido por un niño vidente de Chagres, a quien llaman Joselito, que a donde fuese su hijo predilecto, Francisco de Borja, allí iría la Virgen Santísima. También se sabía que Monseñor Valenzuela estimó tal advertencia como mito, al presunto vidente como un ilumindado y a sus inspiradores, sospechosos enemigos.« (Barros Valenzuela 1985, 57; cf. aaO., 210) In dem bei Paredes reproduzierten Tagebucheintrag findet sich abschließend der Kommentar: »Ich fragte die Jungrau, ob die Erscheinungen von Catemu (Chagres) wahr seien, und sagte, daß sie es sind.« (»Le pregunté a la Virgen si eran ciertas las apariciones de Catemu (Chagres) y me dijo que sí.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 40) »Ich erlaube mir nur anzudeuten, daß sich in ihnen die Synthese der Botschaften Marias an die Welt findet. Einige Sätze sind quasi wortwörtlich identisch mit dem Geheimnis von La Salette, den Botschaften von Fátima, der Marianischen Priesterbewegung, von Medjugorje, Bay Side, El Escorial und anderen Erscheinungen. Die Jungfrau verkündet eine einzige Botschaft an ihre Kinder, an allen Orten, an denen sie sich befinden, und zu allen Zeiten.« (»Me atrevo sólo a insinuar que en ellas se encuentra la síntesis de los Mensajes de María al Mundo. Hay frases que son casi textuales al secreto de La Salette y a los mensajes de Fátima, Movimiento Sacerdotal Mariano, Medjugorje, Bay Side, El Escorial y otras apariciones. La Virgen trae un solo Mensaje a sus hijos en cualquier parte donde estén, y en todas las épocas.«;Barros Valenzuela 1985, 100); cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 236) »Einmal hörten wir, daß er Unsere Liebe Frau als unterschiedliche Advokationen sah, darunter wenigstens und in fortlaufender Folge, als Unsere Liebe Frau von den Rosen von San Damiano, als Heilige Jungfrau von Lourdes, Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel, Heilige Jungfrau von Fátima, Unsere Liebe Frau von Garabandal, als
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blanca und Chagres gleichermaßen wurden so in der ›religiösen Wertigkeit‹ auf eine Stufe mit Erscheinungen wie Lourdes oder Fátima gestellt.
10.9 Die Erscheinung vom 24.9.1983 und die Einzäunung des ›inneren Bereichs‹ Am 24.9. fand noch einmal eine öffentliche Erscheinung vor dem ›großen‹ angekündigten Termin vom 29.9. statt, die jedoch ebenso wie die vorigen in der Presse wenig Aufmerksamkeit fand167 , obwohl an diesem Tag wiederum zwischen 10.000168 und 20.000169 Besucher anwesend gewesen sein sollen. Neben der Wiederholung diverser bereits bekannter Elemente (s.o. 9.2) – u.a. die Durchführung einer Prozession zu einer Kapelle im Tal (s.o. 9.4) und die Erstellung von ›Wunderfotografien‹ (s.o. 9.6.2) – sowie der nochmaligen Ankündigung eines für den ›großen‹ Termin am 29.9. zu erwartenden ›Wunders‹ (s.a.o. 10.1)170 , sticht v.a. ein Teil der ›Botschaft‹ und seine direkte Folge hervor. Im Rahmen der ›Botschaften‹ vom 24.9. tauchte die erste konkrete ›Forderung‹ nach einer weitergehenden baulichen Gestaltung des santuario popular auf dem Hügel in Peñablanca auf. ›Erbeten‹ wurde jedoch nicht eine aus dem Kontext der meisten Marienerscheinungen bekannte Kapelle171 , sondern vielmehr ein »Zaun«:
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Unsere Liebe Frau auf der Säule, von der Immerwährenden Hilfe, Unsere Liebe Frau von Montserrat, die Heilige Jungfrau von den Sieben Sternen [s.a.o. 6.4], die Heilige Jungfrau von Lujan, die Unbefleckte Empfängnis von Chagres [Hervorh. OG] [...]« (»En cierto momento escuchamos que él estaba viendo a Nuestra Señora bajo dirversas advocaciones, por lo menos y en forma continuada, como la Virgen de las Rosas de San Damiano, La Virgen de Lourdes, Nuestra Señora del Carmen, la Virgen de Fátima, Nuestra Señora de Garanbandal, la Virgen del Pilar, la del Perpetuo Socorro, Nuestra Señora de Monserrat, La Virgen de las Siete Estrellas, La Virgen de Luján, La Inmaculada Concepción de Chagres [...].«; Barros Valenzuela 1985, 70) Ausnahmen sind El Mercurio de Valparaíso 26.9.1983 und Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983 Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 51 »Am 29. September wird unsichtbares Wassers hervorquellen zur Besserung der Menschen. Viele werden sich naß fühlen. Dies wird der unsichtbare Regen sein, dann sah Sie zum Himmel und man hörte einen Engelschor« (»El 29 de septiembre brotará agua invisible para la reparación de los hombres. Muchos se sentirán mojados. Esa será la lluvia invisible, luego mira al cielo y se oye un coro de ángeles.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 50; cf. Barros Valenzuela 1985, 69) Zwar war auch der Bau einer Kapelle bereits in vorigen ›Botschaften‹ aufgetaucht (s.a.o. 10.3), jedoch wurde dieser erst ab Anfang 1984 als konkretes Vorhaben innerhalb des organisierten Peñablanca-Kults verfolgt und realisiert (Einweihung der Kapelle am 8.12.1984; s.u. 13.5, 13.12.1 und 14.1).
Erscheinung vom 24.9. und Einzäunung des ›inneren Bereichs‹
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»Die Señora bittet, daß der Ort mit einem Zaun eingeschlossen werde, und dieser soll 10 x 15 Meter messen. Aber Mutter, dafür ist kein Geld da. Die Señora sagt: Gott wird sich der Sache annehmen. Ich sagte ›Danke!‹ zu ihr.«172
Eine einfache Umzäunung aus Holz, die man zwischenzeitlich schon einmal verstärkt hatte, bildete seit Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit für Peñablanca das Zentrum des als santuario popular gestalteten Erscheinungsorts (s.o. 8.10), an dem Bittschriften auf Eukalyptusblättern (s.o. 8.10, Anm. 143), weiße Taschentücher und anderen Devotionalien niedergelegt wurden. Angestoßen durch die oben zitierte ›Aufforderung‹ der Erscheinung wurde diese provisorische Umzäunung nun innerhalb nur weniger Tage durch einen stabilen Zaun aus Metall ersetzt, der noch am Vorabend des ›großen‹ Erscheinungstermins am 29.9. fertiggestellt wurde (s.u. 10.10, Abb. 10.7, 349). Diese Erweiterung der nun immer mehr Gestalt annehmenden Kultstätte war nicht nur eine bauliche Aufwertung. Sie zeigte gleichzeitig, wie die Peñablanca-Erscheinungen durch das in eine persönliche religiöse Sinndeutung eingebundene soziale Handeln einzelner, zunächst noch nicht weiter organisierter Privatpersonen ohne Unterstützung der katholischen Amtskirche gestaltet und mithervorgebracht wurde. Die Errichtung des Zaunes galt innerhalb der Überlieferung des Peñablanca-Kultes als eines der ersten ›Wunder‹ von Peñablanca und erscheint in der Außenbetrachtung als eine Verkettung glücklicher Zufälle und als nicht miteinander koordiniertes, wohl aber durch denselben Anlaß motiviertes, soziales Handeln verschiedener Akteure. Zwei Personengruppen aus Santiago, die sich nicht kannten, und an diesem Tag während der Erscheinung anwesend waren, entschieden, ohne sich untereinander zu koordinieren, einen entsprechenden Zaun zu bauen und nach Peñablanca zu bringen. Dies waren einmal der Bauingenieur Alejandro Cifuentes Bezanilla, später einer der Gründer der Fundación Monte Carmelo, zusammen mit seinem Schwager José Pablo Hurtado Goycoolea, und zum anderen der Bauingenieur Jorge Opazo Mena gemeinsam mit mehreren Arbeitskollegen. Beide Gruppen fragten zuvor bei Luis Fernández die geplanten Maße des Zaunes an und informierten ihn über ihr Vorhaben, ohne jedoch Kontaktdaten zu hinterlassen. Fernández erinnerte sich an die während der Erscheinung genannten Maße offensichtlich nicht mehr richtig und gab bei beiden Parteien einen Zaun von 5 x 5 Metern und etwa 1,60 Meter Höhe an. In den nächsten Tagen arbeiteten sowohl Cifuentes und Hurtado 172 »La Señora pide que se cierre el lugar con una reja y deberá ser de 10 x 15 metros. Pero Madre, no hay dinero para eso. La Señora dice: Dios se encargaré. Yo le dije ¡gracias!.« (Barros Valenzuela 1985, 70; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 51)
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als auch Opeza mit seinen Kollegen mit großem Einsatz daran, einen entsprechenden Zaun herzustellen und diesen dann von Santiago nach Peñablanca zu transportieren. Tatsächlich fanden sich schließlich am 28.8. beide Ingenieursparteien, hocherstaunt über die jeweils andere, mit ihrem Metallzaun auf dem Hügel ein. Nach einer Diskussion über die Ausmaße des Zaunes, laut dem Text der ›Botschaft‹ sollten es ja 10 x 15 Meter sein173 , entschied man, die beiden unterschiedlichen Zäune zu einem zu kombinieren und ein fehlendes Stück von 10 Metern vorübergehend mit Baumstämmen zu überbrücken. Die beiden unabhängig voneinander hergestellten Zäune erwiesen sich als so ähnlich in Höhe, Material und Bauart, daß eine Verbindung der beiden Teile technisch ohne weiteres möglich war, eine weitere als ›Wunder‹ gedeutete Koinzidenz.174 La Estrella de Valparaíso berichtete bereits am 27.9. über den Beginn der Bauarbeiten für den Zaun und die damit verbundene Neugestaltung des santuario popular, ohne jedoch irgendwelche ›wundersamen‹ Begebenheiten zu erwähnen: »Ein Metallzaun, der von einer Firma aus Santiago gespendet wurde, soll am Ort der angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria in Villa Alemana installiert werden. Die Arbeiten, um den momentan dort befindlichen ländlich schlichten Zaun abzubauen, begannen gestern, mit dem Ziel, diesen durch die neue Einzäunung zu ersetzen. Diese wird 10 auf 15 Meter messen und ein Rechteck bilden. Der Zaun wird morgen früh angebracht werden, damit er für den Termin am Donnerstagmittag [29.9.; OG] fertig ist. Die Hunderte von Taschentüchern, die die 173 Laut Barros bestand José Antonio Zurita, der zu den beiden Gruppen auf dem Hügel stieß, auf der Einhaltung der in den ›Botschaften‹ übermittelten Maße. (Barros Valenzuela 1985, 78) 174 So schildert Alejandro Cifuentes selbst das Ereignis in seiner Schrift »¿Qué sucede en Peñablanca?« (1984; dt. Übers. erschienen »Das Zeichen Mariens« unter dem Titel »Was geschieht in Peñablanca, Chile« [1984f.. 6067]): »Die Existenz einer Serie von Umständen und Gleichzeitigkeiten, von welchen einige wirklich unglaublich sind, die zur Errichtung des Gitters führten, das gegenwärtig den Ort der Erscheinungen umzäunt, scheint kein anderes Ziel zu haben, als zweifelsohne das Eingreifen der Göttlichen Vorsehung zu beweisen. [...] In diesem Fall konstruierten zwei Gruppen von Personen ohne irgendwelche Verbindung zueinander bis zum Moment der Aufrichtung der Umzäunung unabhängig voneinander zwei Gitter, welche beide Gruppen für definitiv betrachteten, mit spärlichen Geldmitteln und mit einer nur teilweisen Kenntnis des Grundstücks. [...] Beide Gitter wurden an Ort und Stelle zusammengefügt, da sie mit demselben Profil-Typ konstruiert worden waren, mit demselben Muster, gleichem Abstand zwischen den Stäben und praktisch mit gleicher Höhe. Man muß sich vor Augen halten, daß in einer Weise, die vorher niemand verstand, die Heiligste Jungfrau darum gebeten hatte, eine Fläche von 150 m2 einzufrieden, was nun tatsächlich geschah, als man die beiden Gitter zusammenfügte.« (cf. Ders. 1986, 47; Interview mit Cifuentes in TVN/Araya E. 25.8.1984; Barros Valenzuela 1985, 74–79; Ders. 1989, 25, Foto; Contardo Egaña 1998, 43)
Erscheinung vom 24.9. und Einzäunung des ›inneren Bereichs‹
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Gläubigen angebracht hatten, werden abgenommen und in einem bestimmen Bereich neu geordnet.«175
Diese Begebenheit fand unter der Überschrift »150 Quadratmeter Himmel« (»Ciento cincuenta metros cuadrados de cielo«) Eingang in die Überlieferung des Peñablanca-Kultes und wurde sogar zum Titel eines Buches über die Erscheinungen »Peña Blanca. 150 Meter Paradies«176 . Die ›wundersame‹ Errichtung des Zauns zeigt auf anschauliche Art und Weise, wie die Vorgänge in Peñablanca, als Ausgangspunkt der persönlichen religiösen Sinndeutung einzelner Person, das soziale Handeln derselben motivierte. Die beiden beteiligten Ingenieursgruppen wendeten innerhalb von nur vier Tagen viel Energie, und v.a. auch einen hohen Geldbetrag auf, um die als ›Auftrag‹ aufgefaßte Erwähnung eines entsprechenden Zaunes in den ›Botschaften‹ in die Tat umzusetzen. Folgt man den von den Personen genannten Motiven177 , so folgte hier soziales Handeln direkt aus selbst als religiös verstandenen Beweggründen heraus. Religion wurde zum Ausgangspunkt innerweltlichen Zweckhandelns: der Errichtung eines Metallzauns. Aus dieser Motivationslage und zunächst nicht koordinierten Handlungen einzelner oder kleiner Gruppen – meist Verwandte oder Freunde – heraus, entstanden schließlich im Dezember 1983 das Movimiento Mariano 7 Estrellas sowie Ende Juni 1984 die Fundación Monte Carmelo als langfristig wichtigste Träger des organisierten Peñablanca-Kults (s.u. 13.2 und 13.8.2). Es bleibt hier anzumerken, daß die Entstehungsgeschichte des Zaunes, der bis heute auf dem »Monte Carmelo« zu sehen ist und innerhalb der sakralen Topographie des Hügels auch nach dem Ende der Erscheinungen den ›inneren Bereich‹, d.h. das ›Zentrum‹ der Erscheinungen markierte (s.u. 14.7.2, Abb. 14.8, 591 ), auch eine interessante soziologische Beobachtung zuläßt. Der Metallzaun ersetzte die provisorische Einzäunung aus Baumstämmen und Ästen aus der unmittelbaren Umgebung, er ersetzte einen Teil des zuvor ebenso spontan – wenn auch mit wenig technischem Aufwand – von Besuchern des Hügels errichteten santuario popular und legte gleichzeitig die 175 »Una reja métalica que fue donada por una empresa de Santiago será instalada en el lugar donde supuestamente se aparece la Virgen en Villa Alemana. Los trabajos para retirar la rústica reja acutal, se iniciaron ayer a fin de reemplezarla por el nuevo cerco que medirá 10 por 15 metros formando und rectángulo. La reja será colocada mañana en la mañana, de manera que estará lista para la cita del mediodía del jueves. Los cientos de pañuelos que han colocado los fieles, fueron retirados y reordenados en un sector.« (La Estrella de Valparaíso 27.9.1983; cf. Apsi 7.–20.10.1985, 20) 176 Peña Blanca. 150 metros de paraíso« (Lorca 1985) 177 So etwa Jorge Opeza: »Cuenta Jorge que media hora después súbitamente siente en su interior un movimiento apremiante, como un mandato, que se traduce en lo siguiente: ›Tengo que hacerme cargo de la reja‹.« (Barros Valenzuela 1985, 76)
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Grundlage für die spätere weitergehende bauliche Ausgestaltung des Hügels bzw. des benachbarten Geländes (s.u. 13.12) als dauerhaftem Kultort (s.u. 14.7.2).178 Versteht man religiosidad popular im engeren Sinne des deutschen Begriffs der ›Volksfrömmigkeit‹ (zum Begriff s.o. 3.3, Anm. 33), d.h. soziologisch als Religion des ›einfachen Volkes‹ oder, um mit Enrique Dussel zu sprechen, als Religion des »›sozialen Blocks‹ der Unterdrückten«179 , so zeigt sich, daß der Metallzaun als neues Gestaltungselement des santuario popular gerade nicht von Vertretern des ›Volkes‹, sondern von Mitgliedern der oberen Mittelschicht errichtet wurde. Die treibenden Personen bei der Installation der zwei Zaunteile waren Bauingenieure, also Personen mit akademischer Bildung, die offensichtlich außerdem die finanziellen Mittel besaßen, innerhalb nur weniger Tage einen entsprechend teuren Zaun zu finanzieren. Auch hier zeigt sich schon im Frühstadium, was später bestimmend werden sollte: die Mitglieder der Fundación Monte Carmelo – für das Movimiento Mariano 7 Estrellas gilt das nur eingeschränkt – enstammten zu einem großen Teil der oberen Mittelschicht und kamen dazu aus Santiago und nicht aus der Nachbarschaft der ursprünglichen Erscheinungen (s.a.o. 8.14). Bezeichnenderweise finden sich auch in der zeitgenössischen Presse bereits ähnlich lautende Äußerungen. Obwohl praktische alle Zeitungsquellen übereinstimmend bezüglich des Hügels in Peñablanca von einem santuario popular oder einer peregrinaje popular sprachen, tauchten im Verlauf der Berichterstattung über die große Wallfahrt vom 29.9. mehrfach dezidiert die Beobachtung auf, daß es sich bei dem größten Teil der anwesenden Pilger gerade nicht um die clase popular, sondern vielmehr um Menschen aus der Mittelschicht handelte, wie etwa Las Últimas Noticias berichtete: »Unter diesen [den Pilgern; OG] beobachtete unsere Zeitung Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten, aber in erster Linie solche aus der wohlhabenden Mittelschicht.«180
178 Zum Verschwinden von Kultorten s.a.o. 3.6.4 179 Dussel 1986a, 2; cf. Dussel 1986b 180 »Entre los cuales nuestro diario observó la presencia de personas de los más variados estratos, pero mayoritariamente de clase medio acomodada.« (Las Últimas Noticias/Arteaga 29.9.1983); cf. ebenso die gleichlautenden Äußerungen in folgenden Periodika: »Decenas de miles de personas de todas las condiciones sociales y económicas – especialmente de sectores medios y altos – [...] se reunieron ayer [...].« (El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983); »La mayor parte de la gente era de estrato socioeconómico medio y alto.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983, 13); »[El Mercurio:] ¿Qué le llamó la antención? [Ein Ehepaar aus Quillota:] Vimos mucha gente de clase alta. Más que pobres. Había muchos turistas, mucho paralítico y ciegos.« (El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983)
Der 29. September 1983: ›Höhepunkt‹ der Erscheinungen
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Abbildung 10.4: Menschenmenge auf dem Monte Carmelo, während der Marienerscheinung am 29.9.1983 (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
10.10 Der 29. September 1983: ›Höhepunkt‹ der Erscheinungen Der 29. September, Festtag des Erzengels Michael181 , war, gemessen an der Besucherzahl und der Medienaufmerksamkeit (s.u. 12.3.2), der Höhepunkt der Marienerscheinungen von Peñablanca, vergleichbar nur mit der etwa ein Jahr später stattfindenden 254. Erscheinung am 15.8.1984 (s.u. 13.9.4). Bereits am Vortag ›erinnerte‹ die Tagespresse noch einmal an den »großen Termin mit der Heiligen Jungfrau«182 . La Estrella de Valparaíso kündigte die für die Nacht vom 28. auf den 29. geplante Nachtwache (»vigilia«) sogar auf der Titelseite an und weist auch noch einmal auf das erwartete ›Wunder‹ hin: ein »Wasserstrahl« (»un chorro de agua«) solle am Ort des Geschehens auftauchen.183 Las Últimas Noticias ließ in einem ganzseitigen Artikel die letzte große Erscheinung vom 1.9.
181 Die Koinzidenz des Heilgenfestes mit dem Vornamen des Visionärs (Miguel) wurde als Zeichen für einen »besonderen Tag« gedeutet: »Hubo quienes expresaron que se trataba de una jornada especial debido a que era el día de San Miguel, el que coincidía con el nombre del menor que ve a la Virgen.« (El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983) Poblete sieht an diesem Tag neben Maria auch den Erzengel Michael (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 53f.). 182 »Mañana es la Gran Cita con la Virgen del Cerro« (Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983) 183 La Estrella de Valparaíso 28.9.1983
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Abbildung 10.5: Prozession zur Ankunft von Poblete auf dem Monte Carmelo am 29.9.1983 durch die bereits versammelte Menschenmenge hindurch. In der Mitte ist deutlich die mit einem weißen Mantel geschmückte Statue der Virgen del Carmen zu erkennen (Foto: Jorge Aravena)
noch einmal Revue passieren184 , gab an, wieviele Pilger man erwarte – 100.000, eine Zahl die in der Folge immer wieder auftauchte – und stellte auch noch einmal die Erwartung für diesen Tag heraus: »Heute wird die Jungfrau in Villa Alemana Wunder vollbringen.«185 Praktisch alle wichtigen chilenischen Medien berichteten diesmal über die Vorgänge in Peñablanca.186 Das chilenische Staatsfernsehen Televisión Nacional de Chile(TVN) nahm Peñablanca mit in seine Abendnachrichten.187 In der chilenischen Tagespresse188 erschienen am 29.9. und in den Tagen danach zahlreiche, mit vielen Fotos illustrierte Artikel über die Erscheinungen, viele davon 184 Auch La Nación (30.9.1983) und El Mercurio de Santiago (–/Olave 2.10.1983), die bisher wenig über Peñablanca berichtet hatten, geben noch einmal einen Überblick über die Ereignisse seit Juni 1983. 185 Las Últimas Noticias/Arteaga 29.9.1983 186 Während der große Teil der Presse ausgewogen und sachlich über die Ereignisse in Peñablanca berichtet, wie es seit Mitte August fast durchgängig der Fall war, fanden sich nun auch Äußerungen, die v.a. gegen den massenhaften Glauben an ein ›zweifelhaftes‹ Phänomen polemisierten. So spitzte El Mercurio de Santiago zu: »Das einzig jungfräuliche, was dem größten Teil der Chilenen bleibt, ist die Intelligenz.« (»Lo único virgen que le queda a gran parte de los chilenos es la inteligencia.«; El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983) 187 Dauer des Beitrags: 3 Minuten und 11 Sekunden (TVN 29.9.1983) 188 La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983; La Segunda/Olivares 29.9.1983; La Estrella de Valparaíso 30.9.1983; La Tercera de la Hora/Camacho 30.9.1983; El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983; La Nación 30.9.1983;
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auf der Titelseite. Las Últimas Noticias brachte die Nachricht sogar als ganzseitigen Aufmacher (s. Abb. 10.6)189 . Mit Qué Pasa190 und Ercilla191 griffen erstmals auch zwei der bisher zurückhaltenden Wochenmagazine die Marienerscheinungen in ihren auf den 29.9. folgenden Ausgaben auf. Oppositionelle Nachrichtenmagazine dagegen wie etwa Hoy oder Mensaje berichteten auch nach dem 29.9. nicht über Peñablanca. Erst im November, nach Abflauen des allgemeinen Medieninteresses, folgten in diesen Periodika kritische Analysen über das Thema (ausführlich s.u. 12.3.3). Während der Ablauf des Erscheinungsrituals dieses Tages sich stark an die vorigen anlehnte und in erster Linie bereits etablierte Elemente wiederholte (zum Ablauf detailliert s.o. 9) – auch der für diesen Tag als ›Botschaft‹ überlieferte Text war eher kurz – so kann doch sowohl die Zahl der anwesenden Pilger als auch die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit als beispiellos gelten. Zwar schwanken die Angaben über Besucherzahlen je nach Quelle enorm zwischen 25.000 und 150.000192 . Fest steht jedoch, daß mehrere zehntausend Menschen im Laufe des Tages den Hügel besuchten, deutlich mehr
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Las Últimas Noticias/Guerra/Gómez 30.9.1983; La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983; El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983 Auf der Titelseite findet sich als einzige weitere Nachricht die Ankündigung einer neuen »Runde des Dialogs« zwischen Innenminister Jarpa und der politischen Opposition in Form der Alianza Demócratica, eins der bestimmenden Themen dieser Wochen. Bemerkenswert ist die unterschiedliche journalistische Gewichtung desselben Tages in der Ausgabe von La Tercera de la Hora/Camacho 30.9.1983; hier bildet der politische Dialog den Aufmacher und nimmt ca. ein Drittel der Titelseite ein, während auf Peñablanca nur etwa ein Fünftel mit einem Foto entfällt (ausführlich zur Presse s.u. 12.3.2) Qué Pasa/Aninat 6.–12.10.1983; –/Dies. 13.–19.10.1983; –/Dies. 20.–26.10.1983 Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983 »[...] alrededor de 25.000 [...].« (TVN 29.9.1983); »[...] más de 30 mil personas [...].« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983); »El milagro de Villa Alemana se cumplió, porque nadie en la región había logrado reunir en pleno sol y en terrenos altamente escarpados y difíciles de ascender a más de cien mil personas. Otras cifras fueron de 150.000 personas, entregadas por el Arzobispado regional. Radio Portales agregó que ascendían a cien mil.« (La Tercera de la Hora/Camacho 30.9.1983); »Las versiones extremas señalaron que habría reunido unas cien mil personas, sin embargo esa cifra es dificil de confirmar.« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983); »Una multitud calculada entre 70 mil personas por Carabineros y unas 150 mil por voceros del Arzobispado de Valparaíso, [...].« (La Nación 30.9.1983); »En unas 30 mil personas – muchas caras conocidas de la televisión – se calcula la asistencia, hoy en Villa Alemana, de creyentes y curiosos de ›los milagros de la Virgen‹.« (La Segunda/Olivares 29.9.1983); »Dicen que a esa hora no eran menos de sesenta mil las personas [...]. Hubo quienes las calcularon en cien mil, [...].« (Las Últimas Noticias/Guerra/Gómez 30.9.1983); » [...] varias decenas de miles de creyentes.« (El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983); »[...] calculada en alrededor den cien mil personas [...].« (Qué Pasa/Aninat 6.–12.10.1983)
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als bei der letzten großen Wallfahrt am 1.9.193 (s.o. 9.1), und letzlich – so auch die Meinung der zeitgenössischen Presse – so viel wie bisher nie zuvor.194 Viele der Menschen seien mit dem Auto angereist – darunter auch solche mit Nummernschildern aus weit entfernten Regionen Chiles (»von der II. bis zur IX. Región«195 ) – aber auch zwischen 15 und 25 Sonderbusse, in erster Linie aus Santiago196 , hätten Pilger nach Peñablanca gebracht. Sogar eine größere Zahl von Besuchern aus dem benachbarten Argentinien197 wurde erwähnt. Schon in der Nacht vom 28. auf den 29. kamen viele Menschen auf den Hügel, und erwarteten in Nachtwachen198 das für den nächsten Tag angekündigte ›Wunder‹ auf dem Hügel199 , der sich ab den frühen Morgenstunden schließlich mehr und mehr zu füllen begann. Gegen 10:00 Uhr sollen es bereits mehr als 4000 gewesen sein200 , die dort warteten, sangen und »sich in kleinen, spontan gebildeten Gruppen zusammenfanden, um den Rosenkranz zu beten.«201 Unter den Pilgern, die Peñablanca an diesem Tag besuchten, waren wiederum auch viele Menschen, die für Familienangehörige oder sich selbst Heilung von Krankheiten erhofften. Auch wenn Berichte über ›Wunderheilungen‹ weder in der Überlieferung der Peñablanca-Anhänger noch in der öffentlichen Wahrnehmung im Vordergrund standen (s.a.o. 7.5, Anm. 61 und 10.1, Anm. 10) – anders als im Fall des häufig mit Poblete verglichenen »wundertätigen Mädchens« Yamilet (s.o. 3.6.1) – so blieb die Hoffnung auf die Befreiung von Krankheiten auf dem Erscheinunghsügel doch offensichtlich bei vielen Besuchern ein wichtiges Motiv, wie auch für einen Mann aus Talagante, der mit großer Mühe seinen gelähmten Sohn im Rollstuhl den Hügel hinauf brachte: »Wir kamen auf der Suche nach einem Wunder.«202 Unter den Pilgern wurden an diesem Tag 193 »Comparando las cifras de hoy y las de la anterior aparición, el día 1◦ de septiembre se observa un significativo aumento en el número de vehículos, tanto de buses como de particulares.« (La Segunda/Olivares 29.9.1983) 194 »La más masiva concurrencia de todas las supuestas apariciones de la Virgen en Villa Alemana, se registró ayer.« (La Estrella de Valparaíso 30.9.1983) 195 El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983 196 Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983; El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983, La Estrella de Valparaíso 29.9.1983) 197 El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983; Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983 198 La Segunda/Olivares 29.9.1983 199 Bezüglich der Nachtwache wurde erstmals auch über ›nicht-katholische‹ Personen berichtet, die sich für die Erscheinungen interessierten, die u.a. als »Parapsychologen« und »Ufo-Anhänger« bezeichnet werden (s.u. 8.9). 200 La Estrella de Valparaíso 29.9.1983 201 »Cabe mencionar que los fieles se reúnen en pequeños grupos, que se forman espontáneamente para rezar el rosario [....]« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983) 202 »Venimos en busca de un milagro.« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; Foto auf der Titelseite); cf. »Los familiares concurren llevando a sus enfermos en dificultosa
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Abbildung 10.6: »Zehntausende Menschen kommen, um das Wunder zu sehen: LIEBE ZUR JUNGFRAU BEWEGT MASSEN!« Titelseite von Las Últimas Noticias vom 30.9.1983, mit ganzseitiger Luftaufnahme des Erscheinungshügels. In der Mitte ist der rechteckige, neu eingezäunte Erscheinungsbereich und links unten sind die Zelte des Roten Kreuzes zu erkennen.
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erstmals auch mehrere prominente Persönlichkeiten erwähnt, darunter der Komiker Andrés Rillón203 und die Fernsehmoderatorin Gabriela Velasco204 , deren Anwesenheit den Ereignissen – aus Sicht der Presse – offensichtlich noch einmal zusätzliche Bedeutung verleihen sollte. Offiziell und öffentlich sichtbar nahm am 29.9. auch erstmals der Leiter der kirchlichen Untersuchungskommission Jaime Fernández mit mehreren namentlich nicht genannten Mitarbeitern205 am Ablauf eines Erscheinungsrituals teil. Angesichts der großen Menge an Menschen, die man für diesen Tag bereits erwartet hatte, waren wie schon bei den vorigen Großwallfahrten gewisse logistische Maßnahmen erforderlich, wie etwa die Anwesenheit des Roten Kreuzes, der Defensa Civil206 und der Polizei (Carabineros).207 Diese zu koordinieren war zunächst die Aufgabe von Luis Fernández und Jaime Fernández208 , die als soziale Akteure zum ›Gelingen‹ der Marienerscheinungen als öffentlich zugänglicher sozialer Vorgang einen entscheidenden Teil beitrugen, und damit gleichzeitig Strukturen schufen, die unabhängig von den beiden Personen das Weiterexistieren von Peñablanca als Marienerscheinungskult ermöglichten. In gewisser Hinsicht folgten die späteren Laienanhänger – die als Mitarbeiter von Luis Fernández teilweise bereits zu diesem Zeitpunkt beteiligt wa-
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ascensión hasta la parta alta. Ciegos y enfermos parapléjicos constituyen la mayor parte de aquellas personas que van a pedir a la Virgen un milagro que las recupere de su mal.« (aaO.; cf.La Segunda/Olivares 29.9.1983) Zwillingsbruder (cf. La Cuarta/Foncea M. 19.10.2006) von Sergio Rillón (s.o. 7.3 und 10.7, Anm. 147; cf. La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983, mit Foto; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 53). Velasco gab gegenüber der Presse an, wie so viele an diesem Tag, die »Jungfrau in den Wolken gesehen zu haben« (La Estrella de Valparaíso 30.9.1983; cf. La Segunda– La Gaceta/Olivares 1.10.1983, mit Foto; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993; cf. auch das Interview in Castro de la Barra 1985, 4f.) »El trance del menor Miguel Angel Poblete y su comunicación con la Virgen María fue seguida muy de cerca por varios sacerdotes que integran la comisión investigadora designada por el obispo.« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983) Es handelt sich um eine dem deutschen Technischen Hilfswerk vergleichbare traditionelle Freiwilligenorganisation in Chile, die über Katastrophenhilfe hinaus u.a. auch logistische Unterstützung bei Großveranstaltung liefert. (Defensa Civil o.J. [Internetquelle]) »[...], Carabineros, la Defensa Civil, la Cruz Roja y personal de bomberos, se encontraban vigilando la zona.« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; cf. La Segunda/Olivares 29.9.1983) »Cuando yo asistí a la primera, a todo esto yo aparecía públicamente como el encargado por la iglesia para conducir esto. Entonces yo iba con el vidente en las peregrinaciones, que han miles de personas. Yo tenía que preocuparme de que estuviera la Cruz Roja, que estuviera Defensa Civil, porque eran miles de personas y era peligroso. Y me hacían caso todo lo que yo decía. Yo era el que dirigía las oraciones, acompañaba al chiquillo.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005)
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Abbildung 10.7: Der eingezäunte zentrale ›Erscheinungsbereich‹ auf dem Monte Carmelo, Peñablanca, während der Marienerscheinung vom 29.9.1983; im Zentrum, das Gesicht abwendend, Miguel Ángel Poblete, rechts, im Hintergrund mit Mikrofon, der Gemeindepfarrer Luis Fernández (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
ren – den Fußstapfen der beiden Priester, zumindest was den äußeren Ablauf anging. Auch eine große Zahl von Straßenhändlern, die Heiligenbilder, für Peñablanca spezifische Pappfischlein (s.o. 9.5.4 und s.u. 14.2, Abb. 14.1, 555) sowie Essen und Getränke aller Art verkauften, hatten an diesem Tag erneut ihre Stände rund um den Hügel aufgeschlagen.209 Ungewöhnlich und in der Presse mehrfach aufgegriffen wurde jedoch eine Maßnahme der Stadtverwaltung von Villa Alemana. Diese hatte Arbeiter des öffentlichen Beschäftigungsprogramms POJH210 verpflichet, den provisorischen Fußpfad, der bisher auf den Hügel hinauf führte, zu verbreitern sowie Hinweisschilder an den Straßen (»A la Virgen«) aufzustellen.211 Laut Aussage des Bürgermeisters von Villa Alemana ging es der 209 Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983 210 Das »Programa Ocupacional para Jefes de Hogares (POJH)« war eine von mehreren Maßnahmen der Militärregierung zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit infolge der Wirtschaftskrise von 1982 (s.a.o. 3.5.1). 211 Bis heute ist der Anfahrtsweg zum Erscheinungshügel deutlich ausgeschildert (s.u. 14.7.2); cf. La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983; La Segunda/Olivares 29.9.1983, mit Foto
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Stadtverwaltung ausschließlich darum, den vielen Pilgern den Zugang zum Erscheinungsort zu erleichtern. Die angeordneten Arbeiten stellten keinesfalls eine Form von offizieller Aussage dar.212 Doch kommen wir nun zum Erscheinungsritual und den ›Botschaften‹ dieses Tages, die Poblete ebenso wie alle vorigen in seinem Tagebuch festhielt: »Am Abend des 29. schreibt Miguel Ángel: ›Heute am Donnerstag stiegen wir in einer Prozession mit Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel hinauf. Und man hatte das Gitter errichtet, das die Señora angeordnet hatte. Später erschien sie und sagte mir: Ich will, daß man eine Prozession zur Gemeinde San Nicolás de Bari unternimmt. Wir stiegen hinunter, und als wir dort ankamen, begannen wir zu beten und zu singen. Dann bat die Señora, daß man auf den Hügel zurückkehren solle. Und als wir auf dem Hügel ankamen, begann die Sonne zu tanzen, und es erschien eine Wolke. Sie wollte, daß wir uns an den Händen faßten und zu singen beginnen. Dann sagte die Señora: Ihr müßt viel Buße tun, beten und immer Gott loben, so wir ihr es immer tut. Betet den Rosenkranz, ändert eure Leben, meine Kinder. Die Priester sollen sehr stark sein in ihrem Glauben. Buße. Sag den Priestern, daß sie wieder den Ort segnen sollen, damit alle wissen, daß Sie es ist, die Mutter Gottes, die sich hier befindet, und es nicht ein Werk des Teufels ist.213 Der Tanz der Sonne begann erneut. Die Señora sagte, daß man am 7. Oktober um die Mittagszeit wieder kommen solle.‹«214
Im Mittelpunkt des Erscheinungsrituals dieses Tages standen neben der relativ kurzen ›Botschaft‹, die Poblete während zweier Visionszustände durch den Mund von Luis Fernández an die Umstehenden weitergab, zwei Prozessionen. Schon der ›Einzug‹ des Visionärs auf den Hügel erfolgte in einem großen Umzug, angeführt von einem Standbild der chilenischen Nationalpatronin, der »Virgen del Carmen« (s. Abb. 10.5, 344;
212 La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; cf. La Segunda/Olivares 29.9.1983, mit Foto 213 Die ›Botschaft‹ weist an dieser Stelle noch einmal den in den Wochen zuvor kursierenden Vorwurf zurück, die Erscheinungen seien teuflischen Ursprungs (s.o. 10.6). 214 »En la tarde del 29, escribe Miguel Angel: ›Hoy jueves, subimos en procesión con la Virgen del Carmen y se hizo el enrejado que mandó la Señora. Luego apareció y me dijo: Quiero que se haga una procesión a la Parroquia de San Nicolás de Bari. Bajamos y llegamos al lugar y comenzamos a rezar y a cantar. Luego la Señora pidió que se volviera al cerro y cuando llegamos al cerro, el sol comenzó a danzar y apareció una nube. Nos hizo tomar de la mano y comenzamos a cantar; luego la Señora dijo: Debéis de hacer muchas penitencias, orar y alabar a Dios como siempre lo hacéis, rezad el Rosario, cambiad vuestras vidas, hijos míos, que los sacerdotes estén firmes en su fe. Penitencia. Decidle a los sacerdotes que vuelvan a bendecir el lugar, para que sepan todos que es Ella, la Madre del Señor, que está allí, y que no es obra del demonio. Comienza la danza del sol nuevamente. La Señora dice que vendrá el 7 de Octubre al mediodía‹.« (Barros Valenzuela 1985, 80; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 52)
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s.a.o. 4.5)215 aus der Gemeinde von El Sol, das wie in Chile üblich, auf einem entsprechenden Tragegestell (anda) transportiert wurde.216 Während der Prozession war auch – wie Filmaufnahmen217 und Pressefotos218 zeigen – das Zurücklegen der letzten Strecke auf den Knien zu sehen, wie es in Chile traditionell an vielen (Marien-)Wallfahrtsorten, wie etwa auch in Lo Vásquez (s.o. 4.3, Abb. 4.1, 107), beobachtet werden kann. Um die Mittagszeit219 erreichte Poblete den neu eingezäunten ›inneren Bereich‹ (s.o. 10.9).220 Poblete fiel zunächst auf die Knie, küßte den Boden (s.a.o. 9.5.3) und richtete sich wieder auf. Kurz darauf verließ er den eingezäunten Bereich wieder und lief »ganz in Ekstase«221 ohne klares Ziel und sehr schnell auf dem Hügelgelände herum, die Augen dabei zum Himmel gerichtet. Wie auf Filmaufnahmen zu sehen, erregte dies große Aufregung unter den Anwesenden, von denen viele die Gelegenheit nutzten, den Visionär körperlich zu berühren.222 Die Tatsache, daß Poblete beim Umherlaufen, währenddessen er anscheinend ständig nach oben sah, nicht stürzte, wurde wiederum als ein weiteres ›außergewöhliches Zeichen‹223 gedeutet. Der Leiter der kirchlichen Untersuchungskommission, Jaime Fernández, befand sich während Pobletes Visionszustand im ›inneren Bereich‹ des neuen Metallzauns, direkt neben Luis Fernández224 , dem weiterhin dieselbe Rolle zukam wie schon bei den Erscheinungen zuvor. Er leitete die Gebete und vermittelte über Lautsprecher die Äußerungen und Handlungen Pobletes an die Umstehenden. Jaime Fernández dagegen blieb seiner Rolle als Beobachter treu und nahm keine aktive Rolle während der Erscheinungen ein. Innerhalb des Zauns befand sich außerdem Miguel Contardo, der zu diesem Zeit215 Es wird berichtet, daß Poblete an diesem Tag ebenfalls berichtete, seine Erscheinung in Gestalt der Virgen del Carmen gesehen zu haben (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983). 216 »Igual que en ocasiones anteriores, el joven Miguel Angel guió una procesión de fieles, llevando una imagen de la Virgen en andas alrededor de las 13 horas.« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983; cf. La Segunda/Olivares 29.9.1983, Foto) 217 Silva Torres 1987 218 La Segunda/Olivares 29.9.1983, Foto, Titelseite 219 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 52; cf. La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983 220 »El lugar de las apariciones, [...], fue cercado por una reja metálica de 10 metros de ancho por 15 de largo. A su interior no puede ingresar ninguna persona. Por lo tanto, los fieles se congregaron junto a la reja [...].« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983); cf. : »por primera vez, se cercó ayer con rejas de fierro donadas por un santiaguino.« (La Segunda/Olivares 29.9.1983) 221 »[...] en pleno extasis [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 52f.) 222 Silva Torres 1987 223 »IV. Außerordentliche Zeichen. [...] 1.0 Das Gebaren des Sehers [...] Er geht mit großer Schnelligkeit über den Berg, wobei er nach oben blickt oder zurückgeneigt ist, ohne zu stolpern oder zu fallen.« (Cifuentes Bezanilla 1984f., 6034) 224 Dies ist mehrfach sowohl auf Pressefotografien (s. Abb. 10.7, 349) als auch in Filmaufnahmen (TVN 29.9.1983) zu sehen.
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Abbildung 10.8: Poblete während des Visionszustands am 29.9.1983: »Ja, ich kann ihnen nochmal sagen, daß Du willst, daß alle den Garten verlassen.« (»Si se les puede decir otra vez que quieres que salgan todos del jardin.«; Fernsehstandbild: TVN 29.9.1983)
punkt in der Presse nicht erwähnt wurde, aber deutlich auf den Filmaufnahmen zu sehen ist, und auch José Antonio Zurita (s.a.o. 7.3), der weiterhin anstelle des Visionärs mit den Medien sprach und diesen sogar seine Version einer ›Botschaft‹ mit deutlichem apokalyptischen und antikommunistischen Inhalt diktierte.225 Außerdem hatten auch mehrere Journalisten226 Zugang zum ›inneren Bereich‹, darunter ein Kamerateam von TVN, das Poblete während seines Visionszustands filmte und die gesprochenen ›Botschaften‹ per Mikrofon direkt aufnahm (s. Abb. 10.8).227 Nachdem er den – seitens der Anhänger meist als »Garten« (jardín) bezeichneten – umzäunten Erscheinungsbereich wieder betreten hatte, 225 »Que la energía atómica no se use para la destrucción del mundo. [...] También hay que ratificar el día y la hora del caos. No se sabe el día ni la hora pues esto lo sabe el Padre... Hijitos míos, tengan cuidadado con el dragón rojo. El dragón rojo es el comunismo y el marxismo. A la vez hay que amar al comunista.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) Es handelt sich um die sinngemäße Wiedergabe verschiedener in der schriftlichen Überlieferung der Peñablanca-›Botschaften‹ auftauchender Motive (zur Apokalyptik cf. 6.5; zum Kommunismus cf. 7.1). 226 »Allí se ubicaron algunos periodistas – incluidos estos reporteros –, algunos ›animadores‹ y varios que querían ser ›directores de orquesta.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) 227 »[...] este es precisamente el momento en que la Virgen está presente según Miguel Ángel y los fieles.« (TVN 29.9.1983)
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gab Poblete durch den Mund von Luis Fernández die erste ›Botschaft‹ dieses Tages bekannt. Diese war jedoch weniger inhaltlicher Natur, als vielmehr eine direkte Handlungsanweisung für die Anwesenden: die Jungfrau wünsche eine Prozession zur Kirche San Nicolás de Bari in Villa Alemana.228 Tatsächlich formierte sich aus der großen Menge nach und nach eine Menschenzug in Richtung Tal, der für die relativ kurze Strecke über drei Stunden benötigte.229 Der dortige Pfarrer, der den Erscheinungen ablehnend gegenüberstehende José Tilman (s.a.o. 6.6), verweigerte den von Poblete angeführten Pilgern jedoch den Zutritt zu seiner Kirche. Auf Intervention einer Gruppe von Nonnen öffnete der Gemeindepfarrer schließlich doch, Poblete verharrte einige Zeit betend vor dem Altar, und gegen 16:00 Uhr kehrte man in einer Prozession auf den Hügel zurück, während die letzten Menschen von dort immer noch hinunter stiegen. Zurück im umzäunten Bereich setzte Poblete seinen ›Dialog‹ mit der Jungfrau fort. Dabei war er weiterhin mehr in Bewegung, als daß er sprach: er fiel erneut auf die Knie, drehte sich um die eigene Achse und bekreuzigte sich dabei, lief wieder auf dem Hügel hin und her. Poblete forderte, wie schon bei den vorigen Erscheinungsterminen, erneut zum Fotografieren in die Sonne auf (s.a.o. 9.6.2).230 Die Wallfahrt endete gegen 17:00 Uhr231 , als Poblete die Jungfrau Maria sichtbar durch Handküsse ›verabschiedete‹; die Pilger schwenkten hierzu ihre weißen Taschentücher (s.a.o. 9.4). Wieder kündigte Poblete eine neue Erscheinung an, für Freitag den 7.10.1983. Der Tag schloß mit weniger religiösem, angesichts der im Rahmen von Peñablanca aber immer wieder auftauchenden nationalen Symbolik (s.a.o. 4.5) aber nicht verwunderlichem Gesang: der chilenischen Nationalhymne.232 Wie bereits mehrfach erwähnt, war die in der Presse immer wieder thematisierte Erwartung eines sichtbaren ›Wunders‹233 (»Wasserstrahl«) bzw. die konkrete Nennung der Termine für weitere solche Zeichen einer der Gründe für den großen Publikumszulauf am 29.9.1983.234 Nach-
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Cf. La Estrella de Valparaíso 29.9.1983 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 53 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993 El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983 »Luego, todos cantan el Himno Nacional y se da por concluida la ceremonia.« (Las Últimas Noticias/Arteaga 29.9.1983) 233 »A diferencia de otras oportunidades esta vez se esperaba que la Virgen hiciera milagros ›entre creyentes y no creyentes‹, [...]« (La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; cf. La Segunda/Olivares 29.9.1983) 234 »Algunos asistentes informaron a ›El Mercurio‹ que la gran afluencia de creyentes se debía al anuncio de que en el día de ayer, según palabras del menor, habría de brotar agua bendita de la tierra.« (El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983)
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dem nun ein solches nicht eingetreten war235 , reagierte auch die Presse im Anschluß an den zuvor als »großen Termin mit der Jungfrau« angekündigten Tag auf diese »gescheiterte Prophetie«236 mit kritischen Nachfragen an den Visionär. Dessen Deutung, es habe einen »Wasserstrahl« gegeben, aber dieser sei »spirituell« und dementsprechend nicht zu sehen gewesen237 , wurde später ohne erkennbare Kritik in die PeñablancaÜberlieferug integriert. Zumindest aus Sicht der engen Anhänger war eine ›Enttäuschung‹ hinsichtlich nicht eingetretener ›Wunder‹ nicht zu erkennen. Luis Fernández ging sogar so weit, im Interview zu dementieren, daß es eine entsprechende Ankündigung überhaupt je gegeben habe, warnte aus seelsorgerischer Sicht vor der »Wundersuche«238 und warf gleichzeitig der Presse vor, mit ihrer Berichterstattung eben diese noch zu verstärken239 . Trotzdem blieb Poblete auch am Ende dieses 29.9. ohne ›Wunder‹ bei seinen Ankündigungen und bekräftigte auf Nachfrage noch einmal: »[El Mercurio:] Wird es ein Wunder geben? [Miguel Ángel Poblete:] –Ja, es werden fünf sein. Es wird fünf Zeichen geben. Die Jungfrau sagte, daß die nächste Erscheinung am 7. Oktober sein wird.«240
235 Allerdings wurde, wie schon bei den vorigen Erscheinungen, über optische Veränderungen der Sonne (s.a.o. 9.6.1) sowie bedeutsame Wolkenformen (s.a.o. 9.6.4) berichtet. 236 Festinger 1956 237 »En breve conversación con este diario, al término de la peregrinación, expresó haber sido testigo e un ›chorro espiritual‹, sin explicar por qué la visión no le dio a conocer la fecha según le habría anunciado con anterioridad.« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983) 238 »[Luis Fernández:] –La mayoría no viene por eso... Naturalmente lo concreto es que la gente debe tener presente que ahí va por fe y no a buscar señales. Este es un ordenamiento pastoral. El que va a buscar señales de partida va mal... [El Mercurio:] –Es decir, padre, que usted está en condiciones de desmentir oficialmente que el niño haya dicho que hoy jueves brotaría un manantial... [Luis Fernández:] –Claro.« (El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983) 239 »[El Mercurio:] –Usted dijo hoy día jueves que los periodistas estaban inflando todo esto. Puede ser más preciso. [Luis Fernández:] –Yo me refería a ciertas informaciones; como ustedes preguntan a cualquiera y como cualquiera dice cualquier cosa...« (El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983) 240 »[El Mercurio:] ¿Va a haber milagro? [Miguel Ángel Poblete:] –Si, seran cinco. Habrá cinco señales. La Virgen lo dijo y la próxima aparición va a ser el 7 de octubre.« (El Mercurio de Valparaíso 30.9.1983) La Estrella de Valparaíso wählt diese Ankündigung Pobletes sogar zum Aufmacher: »VIRGEN DARA 5 SEÑALES« (La Estrella de Valparaíso 30.9.1983)
Teil V Eine Marienerscheinung unter Verdacht
11 Oktober 1983: Kirchliche Ablehnung und Ausbildung eines Peñablanca-Kults 11.1 Fortgang der kirchlichen Untersuchung: Pressekonferenz am 2.10.1983 Nach der umfangreichen Berichterstattung über den am stärksten besuchten Erscheinungstermin am 29.9. rückte nun die bis dahin nur sporadisch in den Medien thematisierte kirchliche Untersuchung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Jaime Fernández, der seit seiner Ernennung am 7.9. (s.o. 10.4) gegenüber der Presse sehr zurückhaltend gewesen war und auch auf Nachfragen nur äußerst knapp reagiert hatte (s.o. 10.4), äußerte sich an einer für Sonntag, den 2.10., um 15:30 Uhr anberaumten Pressekonferenz im Santuario de Schönstatt in Viña del Mar erstmals umfassend zum Stand seiner bisherigen Untersuchungen.1 Obwohl davon auszugehen ist, daß Fernández aufgrund der oben dargestellten Hinweise (s.o. 10.4) zu diesem Zeitpunkt bereits eine politisch motivierte Manipulation der Vorgänge in Peñablanca als eine mögliche Erklärung ernsthaft in Betracht zog, war die von ihm an diesem Tag präsentierte öffentliche Einschätzung der Erscheinungen neutralabwartend, teilweise sogar durchaus wohlwollend und ging auf mehrere religiös-inhaltliche Details der Berichte von Poblete ein. Man prüfe etwa, so Fernández, der Behauptung des Visionärs, er sei im Besitz des »Dritten Geheimnisses von Fátima« (s.a.o. 2.4.5 und 7.1)2 . Der entsprechende Text solle in einem versiegelten Umschlag an Papst Johannes Paul II. gesandt werden. Dieses Ansinnen wurde am folgenden Tag von Bischof Valenzuela bestätigt: man habe vor, ein entsprechendes Schreiben dem Apostolischen Nuntius zu übergeben.3 Sollten sich Übereinstimmungen mit dem im Vatikan verwahrten Original des »Geheimnisses« herausstellen, so wäre dies »ein ziemlich positiver Beweis« für Pobletes 1
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La Estrella de Valparaíso 3.10.1983; Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983; Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983; cf. Barros Valenzuela 1985, 83–89 Bereits während der Erscheinung vom 29.9. hatte Poblete noch einmal gegenüber den anwesenden Journalisten darauf hingewiesen, im Besitz des »Dritten Geheimnisses von Fátima« zu sein: »Entre balbuceos, Miguel Angel, al término de la caminata, dijo que ›la Mamá‹ le había relevado el último de los misterios de Fátima.« (La Tercera de la Hora/Camacho 30.9.1983) La Estrella de Valparaíso 3.10.1983
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Oktober 1983: Kirchliche Ablehnung und Peñablanca-Kult
Erscheinungen.4 Auch plädierte Fernández dafür – unabhängig von der eigentlichen Bewertung der Erscheinungen –, die sich hier manifestierende Frömmigkeit zu »nutzen« um »pastorale Arbeit zu entfalten« und den Pilgern seelsorgerliche Begleitung zu geben.5 Auch über die ›Botschaften‹ Pobletes äußerte sich der kirchliche Ermittler bei dieser Gelegenheit, nannte sie »ziemlich klar« und hob – ganz ähnlich wie auch die späteren Peñablanca-Anhänger selbst – ihren apokalyptischen Charakter sowie die enge Verbindung zu den Erscheinungen von Fátima hervor.6 Fernández präsentierte in diesem Zusammenhang auch eine Seite des Tagebuchs von Poblete mit einer Zeichnung der Jungfrau Maria, wie er sie während seiner Erscheinungen zu sehen angab. Damit erschien erstmals auch eine ikonographische Repräsentation von Pobletes Visionsbericht. Beschreibungen des Aussehens der Erscheinung waren zuvor schon wiederholt in der Presse veröffentlicht worden (s.a.o. 6.2), so zuletzt ausführlich nach der großen Wallfahrt vom 29.9.7 Die Publikation der Reproduktion aus dem Tagebuch stellte darüber hinaus jedoch einen weiteren Schritt hin zur Entwicklung einer eigenen Peñablanca-Ikonographie dar, die sich im Verlauf der Erscheinungen zusehends ausbilden sollte (s.a.u. 14.2, Abb. 14.1, 555). Im Laufe der genannten Pressekonferenz machte 4
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»Se dice que el niño tendría en su poder el tercer secreto de Fátima. ¿Qué hay de cierto en esto? –Exactamente, eso se dice y, por lo tanto, debería mandársele al Papa. Yo espero conversar mañana (lunes 3) esto con el señor obispo para ver cómo lo vamos a hacer...« (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983); »En caso de coincidir con el secreto que tien Su Santidad, el sacerdote Jaime Fernández señaló que ›sería una prueba bastante positiva‹.« (La Estrella de Valparaíso 3.10.1983) »[...] hoy perdirá al obispo de Valparaíso, [...], que destine a un grupo de sacerdotes para atender a las fieles que peregrinan al cerro de Villa Alemana y así aprovechar este fenómeno para desarrollar labor pastoral.« (Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983). Im Rahmen der großen Wallfahrt am 29.9., als Fernández nur sehr knapp gegenüber TVN Stellung bezog, äußerte er sich ähnlich: »[Jaime Fernández:] Todavía no hay ninguna versión autentica de lo que había dicho. [TVN:] ¿Cuenta un elemento que haga pensar que estaba la presencia de un milagro? [Jaime Fernández:] Todavía sobre eso no me puedo pronunciar. [TVN:] Padre, a parte de si este es milagro o no, ¿qué ve usted de útil en este tipo de acontecimientos? [Jaime Fernández:] Creo de no haber algo distinto de que nosotros vemos se puede aprovechar pastoralmente para hacer una renovación en la fe. Eso creo ya ha traído mucho conversión.« (TVN 29.9.1983) Bezüglich des von Fernández vorgebrachten Vorschlags, das Phänomen Peñablanca seelsorgerlich zu betreuen äußerte sich Bischof Valenzuela am folgenden Tag kritisch-zurückhaltend: »Dijo que está estudiando este proyecto, pero no se mostró muy de acuerdo en el sentido de que asista un gran número de sacerdotes ›porque para eso están las Iglesias‹.« (La Estrella de Valparaíso 3.10.1983) »El mensaje es bastante unívoco; es bastante claro. El mensaje que parece estar dándose es casi exactamente igual al de Fátima. [...] Hay mucho mensaje de tipo apocalíptico, de bomba atómica, de cuando va a empezar la guerra atómica. Lo dice concretamente.« (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983) La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983
Fortgang der kirchlichen Untersuchung: Pressekonferenz am 2.10.1983
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Abbildung 11.1: Detail aus dem Tagebuch von Miguel Ángel Poblete, Zeichnung des Aussehens seiner Erscheinung. Der Text darüber (»Sacarlos y guardalos con todo el corazón. Adiós madre. Ven el día del Carmen. Adiós. Ave María Purísima.«) stammt aus der 6. Erscheinung vom 12.7.1983 (publiziert in La Estrella de Valparaíso 3.10.1983; Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso; zum Text cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, dort dieselbe Abbildung)
Fernández außerdem allgemeine und ausführliche Angaben zum kirchlichen Vorgehen im Falle einer enstsprechenden Untersuchung: vom »nihil obstat«, d.h. daß die ›Botschaften‹ nichts dem Evangelium und der Lehre der Kirche Entgegenstehendes beinhalten, bis hin zu der schwierigen und langwierigen »Beurteilung der Glaubwürdigkeit« einer Erscheinung. Fernández mahnte dabei zur Zurückhaltung bezüglich der immer wieder erwarteten ›Wunder‹8 , enthielt sich aber letztlich explizit einer Bewertung der Erscheinungen in dieser Hinsicht. Dies galt jedoch nicht für die Person Pobletes. Fernández nahm diesen ganz dezidiert in Schutz und verteidigte ihn gegen jegliche Form der Pathologisierung, wie sie in den Wochen zuvor wiederholt in der Presse zu lesen gewesen war (s.o. 10.2).9
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»Wenn man etwas Spektakuläres erwartet, kann es sein, daß es sich um innere, um spirituelle Dinge handelt. Ich habe Miguel Ángel gesagt, daß er mehr darauf Acht geben soll, wie er die Dinge formuliert.« (»Cuando se espera algo espectacular sucede que se trata de cosas internas, espirituales. Le he dicho a Miguel Angel que tenga cuidado en cómo dice las cosas.«; Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983) »Después de informar que la investigación es secreta, de expresar que su posición es de observador imparcial y de aclarar que, dado su papel de investigador, no iba a
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Diese Haltung jedoch sollte Fernández, zusammen mit jeglichem Wohlwollen gegenüber den Vorgängen in Peñablanca, wenig später revidieren. Am 6.10., nur vier Tage nach der Pressekonferenz, veröffentlichte Bischof Valenzuela, auf vorläufige Ergebnisse der Untersuchung von Jaime Fernández hin, die erste offizielle, ablehnende Erklärung bezüglich der Marienerscheinungen von Peñablanca (s.u. 11.4). Innerhalb dieses extrem kurzen Zeitraums zwischen dem 2. und dem 6.10., so ist zu konstatieren, mußten Fernández Informationen zugegangen sein, die seinen Anfangsverdacht einer politisch motivierten Manipulation so weit erhärteten, daß eine sofortige negative Reaktion der Kirche erforderlich schien. Einer dieser Verdachtsmomente tauchte im Zusammenhang der von ihm im Rahmen seiner Nachforschungen veranlaßten psychologischen Untersuchung der Persönlichkeit Pobletes auf (s.u. 11.2).
11.2 Psychologische Einschätzung des Visionärs durch Jaime Fernández Die seit dem 7.9. laufenden Untersuchungen durch Jaime Fernández (s.o. 10.4) beinhalteten zunächst auch – unabhängig von Hinweisen auf eine mögliche politische Manipulation – eine Einschätzung der Biographie und der Persönlichkeit des Visionärs Miguel Ángel Poblete. Zu diesem Zweck wurden offensichtlich bereits kurz nach Beginn der kirchlichen Ermittlungen medizinische, d.h. in erster Linie psychiatrische Untersuchungen mit Poblete durchgeführt, wie dies auch bereits der erste Presseartikel über die kirchliche Untersuchung in El Mercurio de Valparaíso berichtet hatte.10 Ein Anliegen des kirchlichen Verfahrens – zumindest zu Beginn – war es also, unter Rückgriff auf aktuelle psychologische und psychopathologische Verfahren, eine psychische Krankheit bzw. Persönlichkeitsstörung Pobletes auszuschließen. Die Annahme, daß auch psychische Erkrankung oder Halluzinationen grundsätzlich als Ursache für den subjektiven Eindruck einer Erscheinung gelten können, war Voraussetzung für die kirchliche Untersuchung, ebenso wie im übrigen für die Anhänger der Marienerscheinung, die jedoch im Fall von Peñablanca eine solche Verursachung kategorisch ausschlossen (s.o. 10.2.2). Darüber
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emitir juicios, explicó el procedimiento de la investigación y se refirió a mensajes, al niño y a algunos anuncios.« (Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983) »Der Jugendliche Miguel Ángel Poblete wird in Viña del Mar einer Reihe psychiatrischer Untersuchungen unterzogen, [...]. Diese Untersuchungen, zusammen mit anderen Tests, geschahen auf Antrag von Monsignore Jaime Fernández, [...].« (»A una serie de exámenes siquiátricos está siendo sometido en Viña del Mar, el joven Miguel Angel Poblete, [...]. Dichos exámenes, junto a otras pruebas fueron solicitados por monseñor Jaime Fernández, [...].«; El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983)
Psychologische Einschätzung des Visionärs durch Jaime Fernández
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hinaus begann Fernández Akten der Sozialbehörden einzusehen, die sowohl den Weg Pobletes durch die verschiedenen Kinderheime dokumentierten (s.o. 5) als auch in Form von Sozialberichten einen Einblick in seine psychische Entwicklung brachten.11 Ergänzt wurde die Akteneinsicht durch persönliche Gespräche mit Verantwortlichen entsprechender Einrichtungen.12 Angesichts der mangelhaften Quellenlage, ist in den meisten Fällen nicht mehr zu klären, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Akten eingesehen bzw. einzelne Gespräche geführt wurden. Die Frage danach, wann im Untersuchungsprozeß Fernández von bestimmten Informationen Kenntnis hatte, ist jedoch von großer Wichtigkeit. In der genannten Pressekonferenz vom 2.10. (s.o. 11.1) äußerte sich Fernández noch ausführlich und wohlwollend über Poblete und widersprach deutlich einer Pathologisierung (s.o. 10.2.1) des Visionärs.13 Vorwürfe wie die, er sei »Epileptiker, Drogenabhängiger, etc.« seien »Lüge und man müsse dem ein für alle Mal Einhalt gebieten.« Als Begründung seiner Einschätzung führte er die Zusammenarbeit mit einem Psychologen sowie die Durchführung »verschiedener Enzephalogramme« an.14 Während Fernández an dieser Stelle – zumindest öffentlich – mit Nachdruck 11
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Cf. »Archivo. Informe social de Nora López Ramos. Asistente Social de Casa de Menores de Santiago, dirigido al Juez de Menores, 18 enero 1982.«, zitiert im Bericht der Zweiten Kommission (AICRV o.D. [August 1984?], 8) »Además de los exámenes médicos, que están efectuando especialistas escogidas por la autoridad eclesiástica, el padre Jaime Fernández incluye en su investigación las referencias entregadas por personas allegadas al joven, especialmente el campo educacional. Para ello, ha programado una serie de entrevistas con educadores vinculados a Miguel Angel, tanto de la escuela hogar de Villa Alemana, como de otras instituciones que acogieron al joven con anterioridad.« (El Mercurio de Valparaíso 10.9.1983) Fernández bestätigte auf Nachfrage, daß die zitierte Pressekonferenz zumindest teilweise seine Meinung zu Beginn der Untersuchungen reflektierte: »[Lee parte de la entrevista en voz alta; OG] ›Yo soy un observador de lo más imparcial que ustedes pueden soñar. Absolutamente imparcial yo no digo ni si ni no, ni siquiera interiormente.‹ Esto fue recién, al comienzo. Y después me empezaron a llegar todas las cosas hasta que me dí cuenta... Al comienzo yo no sabía que había de verdad y que no.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) »Yo estoy trabajando con un sicólogo que está haciendo todos los estudios. Además, se le han hecho distintos encefalogramas para descartar una serie de cosas que se han dicho de él: que es epiléptico, drogadicto, etcétera. Todo lo que se ha dicho en este sentido es mentira y hay que frenarlo de una vez por todas, porque es está ensuciando gravemente su imagen.« (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983); cf. hierzu die Äußerungen von Poblete: »›Estoy sano, los médicos ya me hicieron todos los examenes que pidió el Obispado para la investigación que se está haciendo, y ellos dijeron que estoy bien‹. [...] Dijo también el joven, que el sacerdote Jaime Fernández [...] había señalado que lo estaba ocurriendo era necesariamente algo de carácter sobrenatural. ›El padre Jaime me dijo que esto era algo sobrenatural y que no sabía si era de Dios o del demonio, pero que no era algo terrenal‹, [...].« (El Mercurio de Valparaíso 26.9.1983)
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behauptete, Poblete sei »ein normaler und ruhiger Junge«15 , nahm er nur wenige Tage später eine Persönlichkeitsstörung bei Poblete an, die zum festen Bestandteil der Bewertung des Phänomens wurde, was im deutlichen Gegensatz zu den Äußerungen der Pressekonferenz stand. Ein Blick auf den zweiten Schwerpunkt der Nachforschungen Fernández’ – Akteneinsicht und Interviews mit Verantwortlichen verschiedener Einrichtungen, in denen Poblete gewohnt hatte – liefert einen Hinweis darauf, daß ihm zwischen der Pressekonferenz am 2.10. und der ersten ablehnenden Erklärung des Bischofs am 6.10. Hinweise zugegangen sein müssen, die den bereits vorhandenen Verdacht einer politischen Einmischung noch verstärkten. Einer dieser Hinweise bezog sich offensichtlich auf einen Informanten namens Guillermo Le Blanc. Dieser hatte sich, so Fernández selbst, bei ihm als Leiter des Hogar Carlos van Buren vorgestellt und ihm aus seiner Sicht vertrauenswürdige Informationen über die Persönlichkeit Pobletes zukommen lassen. Auf diese Informationen von Le Blanc berief sich Fernández auch im Laufe der genannten Pressekonferenz: »Ich habe den Bericht von Herrn Guillermo Le Blanc; er ist diejenige Person, der ich diesbezüglich am meisten vertraue, weil er Leiter des Heims in Villa Alemana war, in dem sich Miguel Ángel befunden hat. Er kam, um mit mir zu sprechen. Er war verärgert, weil man sich Dinge ausgedacht hat. Er sagte zu mir: ›Ich war Leiter dieser Einrichtung, ich bin in Besitz aller Informationen, was man sagt ist falsch.‹; und er stellte mir ihn [Poblete; OG] als einen normalen Jungen vor, der durchaus die Wahrheit sagen könnte. Ich habe Herrn Leblanc diese Schriftstücke (seine Erklärungen) noch nicht gegeben, damit er sie unterschreibt, aber für mich ist das ausreichend.«16
Das in Le Blanc gesetzte Vertrauen sollte sich im Nachhinein als trügerisch herausstellen. Zwar handelte es sich bei ihm tatsächlich um einen ehemaligen Leiter des Hogar Carlos van Buren, jedoch hatte er Poblete in dieser Funktion nie persönlich kennengelernt. Etwa gleichzeitig mit dem Eintritt des späteren Visionärs in den Hogar im Jahr 1982 war Le Blanc von der für das Kinderheim zuständigen Stiftung entlassen worden, wie 15 16
La Estrella de Valparaíso 3.10.1983 »Tengo el informe de don Guillermo Leblanc, que es la persona que me dar más confianza en esto porque era director del hogar de Villa Alemana en donde Miguel Angel estaba. Vino hablar conmigo. Estaba molesto, porque inventaron cosas. Me dijo ›Yo fui director del establicimiento, yo tengo todos los antecedentes, lo que dicen es falso‹ y me lo presentó como un niño normal que puede estar diciendo la verdad. No le he pasado al señor Leblanc estos escritos (sus decleraciones) para que los firme, pero ya para mí son suficientes.« (Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983; cf. Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983; La Estrella de Valparaíso 3.10.1983)
Psychologische Einschätzung des Visionärs durch Jaime Fernández
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deren ehemaliger Geschäftsführer Julio Irarrázabal (s.a.o. 6.1) berichtete. Der Grund für die Entlassung war offensichtlich ein Versuch finanzieller Vorteilnahme zu Ungunsten der Stiftung.17 Trotzdem trat Le Blanc während der kirchlichen Untersuchungen gegenüber Jaime Fernández, aber auch gegenüber der Presse18 , als Leiter des Hogar Carlos van Buren und als Kenner der Person Pobletes auf. Wann genau Fernández davon erfuhr, daß Le Blanc dies zu Unrecht beanspruchte, ist nicht mehr festzustellen, es dürfte aber sehr bald nach der Pressekonferenz vom 2.10. geschehen sein. Daß die Aussagen von Le Blanc, auf die Fernández sich öffentlich bezogen hatte, nun nichts weiter waren als »lauter Lügen« – insbesondere was die Ankunft im und die Flucht Pobletes aus dem Heim anging (s.o. 5.3) – war für Fernández ein weiteres, offensichtlich ausschlaggebendes Indiz dahingehend, nun doch von einer politisch motivierten Manipulation auszugehen19 : »Und schließlich sagte ich, ich werde mit dem Zuständigen im [Heim] Van Buren sprechen. [...] Ich bat darum, mit jenem Herrn zu sprechen, [und] es empfing mich ein Herr Le Blanc [...]. Und er erzählte mir eine erfundene Geschichte darüber, wie dieser Junge hierher gekommen sei, daß er von dort ausgerissen sei und daß sie ihn in Obhut genommen hätten. Ich war sehr mißtrauisch. Und danach sei der Junge ausgerissen und sei nach Villa Alemana gegangen. Ich: ›Aber wie das? Sorgen sie dafür, daß er zurückkommt! Wenn er doch unter ihrer Aufsicht steht und minderjährig ist.‹ ›Ja..., aber sehen sie..., in Wirklichkeit...‹ Er erfand lauter inkongruente Lügen. Denn aus einer staatlichen Einrichtung kann
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»[...] y después yo tuve problemas con el director de Villa Alemana que había en ese tiempo, no se portó bien digamos. [...] Se llamaba Le Blanc, [...] tuvo también actuación en esta parte. Eso sucedió más o menos casi junto con la ida de Miguel Angel a Villa Alemana. [...] fue un problema más [...] de deslealtad, no fue fiel a la institución nuestra. Llevaba varios años en la institución nuestra, lo conservamos cuando lo tomamos y había un amigo de él que estaba muy relacionado con la junta que quizo hacerse cargo del hogar, y el lo ayudó. [...] En el 82 dejó de ser director del establecimiento, o sea prácticamente no conoció a Miguel Ángel.« (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 6f.) »Y el ex director del Hogar de Rehabilitación de Villa Alemana, Guillermo Leblanc, ¿qué pretendía? Se acercó voluntariamente a opinar del caso y a entregar su versión a los sacerdotes. Comenzó a sacar a pasear al niño.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983) Auch Irarrázabal bringt Le Blanc direkt mit der Militärregierung in Verbindung, ohne dies jedoch weiter auszuführen: »[Pero en la época] el [Le Blanc] se decía director. [OG: ¿Se decía director al frente de la prensa?] Por eso le digo que tuvo un papel importante. [OG: ¿Por cual razón?] Política, era del gobierno, estaba muy relacionada con el gobierno militar. Pero practicamente no conoció a Miguel Ángel.« (Interview: Irarrázabal/Grasmück 19.1.2006, 6f.)
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ein Minderjähriger nicht ausreißen, und wenn man weiß, wo er ist, kann man ihn dort nicht lassen. [...]«20
Nachdem Le Blanc als Informant für die Vorgeschichte Pobletes und für die Einschätzung seiner Persönlichkeit nun nicht mehr in Frage kam, führte Fernández in der Folge weitere aktenkundige Gespräche, so u.a. mit dem tatsächlichen Direktor des Hogar Carlos van Buren, Jaime Sepúlveda21 oder mit Jean-Marc Gignon, Leiter des Aldea de Hermanos bei Farellones22 . Aus der Zeit im Aldea de Hermanos – während der Poblete mehrfach damit gedroht und auch versucht hatte, sich umzubringen (s.o. 5.4)23 –, lagen bereits psychologische Gutachten vor, die nicht dem von Fernández in der Pressekonferenz vom 2.10. gezeichneten Bild vom »normalen und ruhigen Jungen« entsprachen, und die ihm nun zugänglich gemacht wurden, so etwa das Gutachten des Psychologen Oscar Ángel Bocchi, der bei Poblete eine manisch-depressive Störung diagnostiziert hatte.24 Weitere Gespräche mit Yerko Simicic, einem mit Fernández persönlich bekannten Psychologen, der Poblete auch während dessen Zeit im Aldea de Hermanos behandelte25 sowie ein weiteres, am 18.10.1983 von Juan Eurolo Montecinos26 erstelltes neurologisches Gutachten ließen Fernández schließlich zu dem Schluß kommen, 20
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»Y entonces dije, voy a hablar con el encargado del Van Buren. [...] Pedí a hablar con este señor, me atendió un señor Le Blanc [...]. Y él me inventó una historia de como había llegado este niño aquí, que se había arrancado de allá y ellos lo habían protegido. Yo quedé muy sospechoso. Y después se había arrancado el niño se había ido a Villa Alemana. Yo: ›¿Pero cómo? ¡Hágalo volver! Si esta a cargo suyo y un menor.‹ ›Si..., mire..., en realidad...‹ Me inventó puras mentiras incongruentes. Porque de una institución fiscal no se puede un menor arrancar, saberse donde está y dejarlo donde está. [...]« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Die Gesprächsprotokolle aus dem Archiv von Jaime Fernández wurden z.T. von der zweiten Kommission weiter verwendet, wie aus Zitaten und Fußnoten in deren Berichten hervorgeht; cf. in diesem Fall AICRV o.D. [August 1984?]. Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 5 »Informe del R.P. Jaime Fernández. Cita ›numerosos intentos y amenazas de suicido, siendo el más grave el acontecido el 2 de octubre de 1980 en que se tiró a un barranco de 20 metros y tuvo que ser hospitalizado.« (AICRV o.D. [August 1984?], 9) »La personalidad del joven presenta una base de psicosis maniaco-depresiva. En períodos depresivos: se aisla, se apaga, itenta suicidarse compulsivamente; en períodos maníacos: presenta fantasías de redención; se cree con capacidad de calmar y consolar a los afligidos; otra manifestación es la mitomanía (que le conduce a) la proliferación de su delirio (Archivo. Informe del Psicólogo Oscar Angel Bocchi)« (zitiert im Bericht der Zweiten Kommission, AICRV o.D. [August 1984?], 4.9); cf. »Este fue corroborado solamente por el psicólogo Oscar Bocchi, a partir de datos que ya existían. El niño es maníaco-depresivo con dos fases. Una que tiene una fuerte tendencia mitomaníaca.« (Analisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 10) Cf. handschriftlicher Vermerk auf AJus 10.1.1981; s.a.o. 5.4 »Archivo. Informe Neurológico del Dr. Juan Eurolo Montecinos, Neurólogo. 18.10.83.«; zitiert im Bericht der Zweiten Kommission (AICRV o.D. [August 1984?], 8)
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daß, entgegen seiner ersten, öffentlich geäußerten Einschätzung, bei Poblete von einer psychischen Erkrankung, einem »histrionischen Größenwahn«27 als einer der Ursachen für seine Marienerscheinungen ausgegangen werden mußte. »Es war ein histrionischer Größenwahn. Der Junge hatte sich von klein auf immer verkleidet, war in die Rollen verschiedener Persönlichkeiten geschlüpft und alle hatten darüber gelacht. Die Mönche, die ihn betreut hatten [gemeint ist das Personal im Heim »Aldea de Hermanos« bei Farellones; OG], zeigten mir über Jahre hinweg reichende Fotoalben: ›Hier, Pater, hier hat er sich als dies verkleidet, und hier hat er sich als das verkleidet.‹ Der Psychologe, der den Jungen betreute, ist der Bruder eines Freundes von mir, Simicic, Yerko Simicic. Dieser Psychologe war es, der die [genannte] Diagnose stellte. Ich kannte ihn von klein auf, er wohnte im Haus gegenüber. Der Zufall wollte es, daß ich alle in diese Angelegenheit verwickelten Personen [persönlich] kannte. Wenn irgend jemand etwas anderes sagt, etwa daß dies ein Wunder war, [dann kann ich nur sagen]: Das ist eine Lüge! Ich hatte schon am Tag, nachdem man mich für die Durchführung der Untersuchung ernannt hatte, Kenntnis aller Details.«28 27
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Diese von Fernández selbst gewählte Bezeichnung für die bei Poblete vorliegende psychische Erkrankung entspräche nach psychiatrischer Klassifikation einer Kombination aus der histrionischen Persönlichkeitsstörung und einer Wahnhaften Störung mit dem Subtypus Größenwahn: »Typus mit Größenwahn: Dieser Subtypus gilt, wenn das zentrale Wahnthema in der Überzeugung besteht, über ein großes (aber unerkanntes) Talent oder eine Einsicht zu verfügen oder eine bedeutsame Entdeckung gemacht zu haben. [...] Größenwahn kann einen religiösen Inhalt haben (z. B. die Person glaubt, daß sie eine besondere Botschaft von einer Gottheit erhalten hat.« (DSM-IV-TR, 372) »Das Hauptmerkmal der Histrionischen Persönlichkeitsstörung ist eine tiefgreifende und übertriebene Emotionalität und ein übermäßiges Streben nach Aufmerksamkeit. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter, und die Störung zeigt sich in verschiedenen Situationen. Betroffene mit einer Histrionischen Persönlichkeitsstörung fühlen sich unwohl oder nicht gebührend beachtet, wenn sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen (Kriterium 1). [...] Das Auftreten und Verhalten von Betroffenen mit dieser Störung ist in sexueller Hinsicht oft unangepaßt provokant oder verführerisch (Kriterium 2). [...] Der emotionale Ausdruck kann oberflächlich sein und rasch wechseln (Kriterium 3). [...] Betroffene mit dieser Störung setzen ständig ihre körperliche Erscheinung ein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen (Kriterium 4). [...] Diese Personen haben einen übertrieben impressionistischen, wenig detallierten Sprachstil (Kriterium 5). [...] Personen mit dieser Störung sind charakterisiert durch Selbst-Dramatisierung, Theatralik und einen übertriebenen Gefühlsausdruck (Kriterium 6). [...] Personen mit Histrionischer Persönlichkeitsstörung sind in hohem Maße suggestibel (Kriterium 7). [...] Betroffene mit dieser Störung sehen zwischenmenschliche Beziehungen viel persönlicher, als sie es in Wirklichkeit sind, [...] (Kriterium 8).« (aaO., 778f.) »Era una megalomanía histriónica. El chico desde muy pequeño había vivido siempre disfrazándose y vistiendo el papel de distintos personajes, y todo el mundo se reía por esto. Y después los religiosos que estaban a cargo de él me mostraron álbumes de fotos de años de años [...]: ›Mire padre, aquí esta disfrazado de tal cosa, aquí
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Auch wenn Fernández hier in seiner retrospektiven Einschätzung angibt, von Beginn seiner Untersuchung an von einer Manipulation der Marienerscheinung ausgegangen zu sein, zeigt sich gerade an der veränderten Einschätzung der Persönlichkeit von Miguel Ángel Poblete, die konkret auf der anfänglichen Fehlinformation von Guillermo Le Blanc beruht, daß der Zeitraum zwischen dem 2.10. und dem 6.10. für eine endgültige Einschätzung der Ereignisse entscheidend war und Fernández zu der Feststellung eines »großen Betrugs« (s.u. 12.1) veranlaßte.
11.3 Poblete in Colliguay: Manipulierte ›Botschaften‹? Während des gesamten Zeitraums der öffentlich wirksamen Erscheinungen wohnte Poblete, seitdem er den Hogar Carlos van Buren Mitte Juli verlassen hatte (s.o. 7.2), bei der Familie Comelin Zurita in Quilpué. Dies änderte sich erst Anfang Oktober. Auch wenn der genaue Tag aus den Quellen nicht mehr zu bestimmen ist, so zog Poblete spätestens ab dem 3.10.1983 auf Veranlassung von Jaime Fernández in die Räumlichkeiten der Gemeinde von Luis Fernández in El Sol und blieb dort bis mindestens Mitte November wohnen.29 Noch am selben Tag reiste Poblete, in Begleitung von Luis Fernández, für vier Tage in die 20 Kilometer südöstlich von Villa Alemana im Inland gelegene Ortschaft Colliguay. Erst am Abend des 6.10. – am 7.10. war für 11:00 Uhr morgens die nächste Erscheinung angekündigt worden – kehrten Poblete und Luis Fernández aus Colliguay zurück.30 Pfarrer Fernández wollte dort, so die offizielle Begründung gegenüber der Presse31 , den Neubau einer Kapelle überwachen und Poblete sollte »sich ausruhen«.
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esta disfrazado de tal cosa.‹ El psicólogo que atendió a este niño es hermano de un compañero mío, Simicic, Yerko Simicic. Ese fue el psicólogo que dio el diagnostico. Lo conozco desde chico, vivía frente a mi casa. Toco la casualidad que yo conocía todos los personajes que participaron en este asunto. Cuando cualquier otra persona diga esto fue un milagro: ¡mentira! Yo pude conocer todos los detalles al día siguiente que me nombraron a mi para hacer la investigación [...]« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 1f.) Cf. Sozialbericht vom 9.11.1983: »El menor vivió durante dos meses aproximadamente en estas casa [von María Teresa Comelin; OG], posterioramente, pasó a vivir en forma transitoria, hasta la actualidad en la Capilla Santa María de El Sol de Quilpué, bajo la protección del R. Padre Luis Fernández Carnero, hasta que se resuelva la Medidad de Protección del Joven.« (AJus 9.11.1983; cf. Barros Valenzuela 1985, 100; Qué Pasa/Aninat 20.–26.10.1983) »El padre Fernández regresó anoche a su iglesia de Quilpué, después de pasar tres días descansando junto al muchacho, en una casa de Colliguay.« (La Segunda 7.10.1983) La Estrella de Valparaíso 4.10.1983
Poblete in Colliguay: Manipulierte ›Botschaften‹?
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Folgt man jedoch den Aussagen von Jaime Fernández, so geschah auch diese kurze Reise, die Poblete zunächst faktisch vom ›Ort des Geschehens‹ entfernte, auf dezidierten Wunsch des diözesanen Beauftragten und hing direkt mit dem Stand seiner Untersuchungen zusammen, denen zufolge er zusehends von einer bewußten Inszenierung der Marienerscheinungen ausging. Ein entscheidender Punkt innerhalb der Manipulationshypothese war die Frage nach dem ›Ursprung‹ der von Poblete im Rahmen des Erscheinungsrituals als ›Botschaften‹ der Jungfrau Maria präsentierten Texte (s.a.o 8.2, Anm. 20 und Anm. 21; 8.13, Anm. 191). Jaime Fernández ging zu diesem Zeitpunkt offensichtlich fest davon aus, daß diese vorredigiert und dann von Poblete – jeweils vor den Erscheinungen, in einem Haus in Santiago – auswendig gelernt wurden.32 Fernández war außerdem davon überzeugt, daß die Familie Comelin Zurita direkt in diese Manipulation involviert war (s.o. 7.3). Die Entfernung Pobletes aus deren Haus sollte also aus Sicht Fernández’ den Visionär dem Zugriff der Manipulatoren entziehen und damit gleichzeitig einen öffentlich sichtbaren Beweis für seine Annahme erbringen. Ohne die jeweilige Vorbereitung, davon war Fernández überzeugt, würde Poblete nicht in der Lage sein, weiterhin entsprechende ›Botschaften‹ zu verkünden.33 Um seine Annahme zu untermauern, daß die Äußerungen 32
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»Mittwochs in Santiago kamen sie dorthin und brachten ihm all dies bei..., sie machten mit ihm die gleiche Prozedur wie bei den Spionen, eine Art von Gehirnwäsche. Mir fiel auf, daß während ich den Jungen befragte – ich lud ihn abends in meine Wohnung ein und zusammen mit anderen Priestern unterhielten wir uns mit ihm – und uns fiel auf, daß er, wenn wir ihm Fragen stellten, auf einen festen Punkt blickte und immer nur aus dem Gedächtnis wiederholte. [...] Das Blicken auf einen festen Punkt bedeutet, daß dies auswendig gelernt war, daß ihm dies vorgegeben wurde. Und dies machten sie im Haus von Patricio Miniño, sie gaben ihm die vorgegebenen Texte.« (»Los miércoles en Santiago llegaban aquí, le enseñaban todo estas..., le hacían como el mismo trabajo que se hace con los espías, que es una especie de lavado mental. A mi me llamaba la atención que cuando yo le hacía interrogatorios al chiquillo lo invitaba en la noche a mi casa, y con otros sacerdotes conversábamos con él y nos dábamos cuenta, que cuando le hacíamos pregunta él miraba un punto fijo, y me repetía siempre de memoria... [...] Esa mirada a un punto fijo significa, que esto fue aprendido de memoria, esto fue inducido. Eso es lo que hacían en la casa de Patricio Miniño, le daban los textos inducidos.«; Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005; cf. Aussagen von J. Fernández in Canal 13/Vicente/Miquel/Panizza/González 17.7.2002) »Ich holte den Jungen und brachte ihn in die Gemeinde von Pater Luis Fernández, die in der Nähe war. Und ich sagte zu ihm: ›Pater Luis, bitte geben sie mir auf diesen Jungen acht. Er ist in Gefahr.‹ Ich sagte ihm nicht, daß ich Zweifel hatte, gar nichts. Damit konnte er mittwochs nicht mehr dorthin gehen, und von da an sagte er vollkommene Dummheiten, denn er hatte nun die Versorgung nicht mehr.« (»Pesqué al chiquillo y lo llevé a la parroquia del padre Luis Fernández que queda por aquí cerca. Y le dije: ›Padre Luis por favor cuídeme este niño que está en peligro‹. No le dije que yo tenía dudas ni que nada. Con esto el no pudo venir más los miércoles, y de ahí para adelante decía puras tonterías, porque ya no tenía la alimentación.«; Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005)
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Pobletes tatsächlich direkt mit der jeweiligen Vorbereitung zusammen hingen, führte er – in Absprache mit Bischof Valenzuela – ein Gespräch mit Poblete34 , während dem er den Visionär gezielt auf die Apokalypse des Johannes und insbesondere auf Kapitel 12, Vers 1 aufmerksam machte: »Und an dieser Stelle schließlich konnte ich dem Bischof einen der klarsten Beweise liefern. Ich sagte zu ihm: ›Monsignore, Sie müssen moralische Gewißheit haben, daß dies falsch ist. Ich werde Ihnen den ersten klaren Beweis liefern. Was wünschen Sie, soll die Jungfrau bei ihrer nächsten Erscheinung sagen?‹ ›Nun, aber nein...‹ ›Sagen Sie es mir! Ich werde ihnen ein Beispiel nennen: Wollen sSie, daß die Jungfrau beim nächsten Mal über die Apokalypse redet, die Frau, mit der Sonne bekleidet, ein Kranz von Sternen auf ihrem Haupt etc. etc.?‹ ›Nun gut‹, sagte er zu mir. ›Also, eben darüber wird die Jungfrau sprechen.‹ Dies wird der Beweis sein, daß dies falsch ist, [...]. Ich rief den Jungen und sagte: ›Hör mal, Miguel Ángel, hat die Jungfrau nie über die Apokalypse mit dir gesprochen?‹ ›Nein Pater, was ist das?‹ ›Nun, das letzte Buch der [Heiligen] Schrift‹, sagte ich ihm, ›Sieh her, da gibt es einen Text, der sehr schön ist: ‘eine Frau, mit der Sonne bekleidet, auf ihrem Haupt...’, sieh nur, wie poetisch, ‘dann erschien ein großes Zeichen am Himmel, eine Frau, mit der Sonne...’.‹ Und dann kam die nächste Erscheinung, und er sagte: ›Die Jungfrau ist die Frau, mit der Sonne bekleidet, am Himmel erschien ein großes Zeichen, die Frau, mit der Sonne....‹ Denn weil mir noch nicht klar war, wer ihm die Texte gab, deshalb gab ich ihm einen, aber um zu zeigen, daß dies falsch war. Ich war dabei zu zeigen, daß es falsch war, und wußte es bereits.«35
Obwohl apokalyptische Themen von Beginn in den ›Botschaften‹ vorkamen und bezogen auf den gesamten Textkorpus der Erscheinungen das häufigste Motiv bildeten (s.o. 6.5), war bis zu diesem Zeitpunkt weder 34 35
Dieses fand vermutlich während des Aufenthalts in Colliguay statt. »Y entonces ahí donde le di una de las pruebas más claras al obispo. Le dje: ›Monseñor Usted tiene que tener certeza moral de que esto es falso. Le voy a dar la primera prueba clara. ¿Que quiere Usted que diga la Virgen en la próxima aparición?‹ ›Ay, pero no...‹ ›¡Dígame!, le puedo poner un ejemplo, ¿quiere Usted que la próxima aparición de la Virgen hable de la Apocalipsis, la mujer vestida de sol, coronada de estrella etc. etc.?‹ ›Bueno‹, me dijo. ›Ya, de eso va a hablar la Virgen.‹ Esto va a ser la prueba de que esto es falso, [...]. Llamé al chiquillo, y le dije: ›Oye Miguel Angel, ¿nunca te ha hablado la Virgen de la Apocalipsis?‹ ›¿No padre que es eso?‹ ›Bueno, el último libro de la escritura‹, le dije, ›Mira, hay un texto que es muy bonito: ‘la mujer vestida del sol coronada de...’, mira que es poético: ‘apareció en el cielo una gran señal, la mujer vestida del sol’‹. Viene la próxima aparición y dice: ›La Virgen es la mujer vestida de sol, apareció en el cielo una gran señal, la mujer vestida...‹ Porque ya no tenía quien le diera los textos, se los daba yo, pero era para demostrar que esto era falso. Y estoy demostrando algo que yo ya sabía que era falso.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005)
Poblete in Colliguay: Manipulierte ›Botschaften‹?
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die explizite Nennung des biblischen Buches noch die Figur des »apokalyptischen Weibs« darin aufgetaucht. In den von Barros indexikalisch erschlossenen ›Botschaften‹ ist eine Nennung der »Frau, mit der Sonne bekleidet« (»Mujer vestida de Sol«) erst für die 44. Erscheinung vom 18.3.1984 nachgewiesen.36 Doch finden sich in anderen Quellen entsprechende Äußerungen in Pobletes ›Dialog‹ während des Erscheinungsrituals am 7.10., den die Wochenzeitschrift Qué Pasa als umfangreiche Transkription veröffentlichte.37 Trotzdem fand diese erste nachweisbare explizite Erwähnung der Johannesapokalypse seltsamerweise keinen Eingang in die offizielle Überlieferung der Peñablanca-Anhänger.38 Entsprechende Interaktionen zwischen den von Poblete geäußerten ›Botschaften‹, seinem direkten Umfeld, der öffentlichen Diskussion über Peñablanca sowie letztlich seinem kulturell-religiösen Hintergrund lassen sich jedoch an verschiedenen Stellen nachweisen (cf. u.a. 10.6, 11.8, 13.12 und 14.1) und sind insofern kein direkter ›Nachweis‹ einer bewußten Manipulation.39
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»Veo [...] [u]na Mujer vestida de sol (la Señora) y habla el mensaje de Cristo. La Bestia quiere devorarla. Dios toma a la Mujer y la esconde en el desierto. Hace que la tierra se trague el agua.« (Barros Valenzuela 1989, 37; Index: 187, dort noch 11 weitere Belegstellen). »–Wie heißen Sie? –... –Die mit der Sonne bekleidete Frau? –... [...] –Jetzt sehe ich Sie noch erleuchteter, Sie sehen wie eine Sonne aus. (Über Mikrofon wird durchgesagt: ›Die Jungfrau hat sich als die mit der Sonne bekleidete Frau gezeigt.‹)« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983; ausführlich und span. Original s.u. 11.5) Weder bei Barros (1985, 99f.; 1989, 27f.) noch bei Paredes (2 2005, 55f.) ist die von Qué Pasa zitierte Passage verzeichnet. Systematische Tonbandaufzeichnungen sämtlicher von Poblete während des Erscheinungsrituals gesprochenen ›Dialoge‹ setzten erst im Januar 1984 (s.u. 13.4) ein; entsprechende ›Lücken‹ in der Überlieferung einzelner der oft mehrere Stunden dauernden Erscheinungsrituale sind deshalb in den ersten Monaten durchaus zu erwarten. Auf die Bedeutung des zeitbedingten Weltbilds für den Inhalt von Visionsberichten und deren entsprechend kritische Würdigung weist bereits der spanische Jesuit Carlos María Staehlin (1909–2001; s.a.u. 11.6, Anm. 115 und 13.10, Anm 235) hin: »Einige Erscheinungen reflektieren mit großer Klarheit die zur Zeiten der Seherin kursierenden Meinungen bezüglich der Wirklichkeit der physikalischen Welt: Die Heilige Francisca Romana – um einen Fall anzuführen – glaubte an den kristallenen Himmel und versicherte, seine Existenz während ihrer Ekstase bestätigt zu haben, während der sie das ganze Firmament zu durchschreiten glaubte; [...].« (»Algunos apariciones reflejan con excesiva claridad las opiniones que corrían en tiempo de la vidente acerca de las realidades del mundo físico: Santa Francisca Romana – para citar un caso – creía en el cielo de cristal, y aseguraba haber comprobado su existencia durante los éxtasis en que ella creía recorrer todo el firmamento; [...].«) Die ein Jahr nach dem Erscheinen von Staehlins Buch angefertigte deutsche Übersetzung erhielt keine kirchliche Druckerlaubnis (cf. Scheer 2006, 29, Anm. 59). Eine Kopie des Manuskripts liegt als Unikat in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg (Staehlin 1955), wurde jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht konsultiert (oben stehende Übers.: OG).
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11.4 Die erste Erklärung des Bischofs am 6.10.1983: »Nachdrücklich kritische Haltung« Die oben angesprochene Änderung der kirchlichen Haltung innerhalb von nur wenigen Tagen nach dem 2.10. und die hieraus resultierende erste ablehnende Erklärung des Bischofs von Valparaíso am 6.10. zeichnete sich bereits im Vorfeld ab.40 Kurze Zeit nach der oben angeführten Pressekonferenz, so Barros, sei eine »ungewöhnliche Kehrtwende« im »Verhalten und den Erklärungen des Schönstattpriesters« eingetreten, so hätte er nur wenige Stunden später Poblete untersagt, weiterhin auf den Hügel zu gehen41 und eine »unruhige Bewegung« hätte das Untersuchungsteam umgeben.42 Am 5.10. schließlich ist die erste dezidiert negative öffentliche Äußerung von Jaime Fernández in den Quellen nachweisbar, auch wenn sich diese ausschließlich auf die zuvor von Miguel Contardo nachdrücklich als solche propagierten ›Wunderfotografien‹ (s.o. 9.6.2 und 10.5) bezog: diese seien, so Fernández, »keinerlei Beleg für die Echtheit eines Wunders«43 . Am 6.10. schließlich zeichnete sich eine weitere Entwicklung in diese Richtung ab. Bischof Valenzuela war zusammen mit Jaime Fernández und dem Generalvikar der Diözese, Jorge Sapunar Dubravcic, auf dem Weg nach Santiago zu einer Unterredung mit Angelo Sodano44 , dem Apostolischen Nuntius in Chile.45 Dieser offzielle Vertreter des Vatikans war bezüglich der Erscheinungen von Peñablanca bisher kaum in Erscheinung getreten. Die kirchlichen Untersuchungen beschränkten sich, wie in vergleichbaren Fällen üblich 40
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»Al salir de la entrevista con el Obispo el Padre Jaime Fernández señaló que la investigación se encuentra en la etapa incipiente de recolección de documentos y búsqueda de su autencidad.« (La Estrella de Valparaíso 3.10.1983) Am folgenenden Tag reiste Poblete zusammen mit Luis Fernández für vier Tag nach Colliguay (s.o. 11.3). »Hasta aquí hemos puesto in extenso la entrevista de prensa [Las Últimas Noticias/Guerra/Bustamante 3.10.1983; OG] que salió publicada inmediatamente antes de que un inusitado vuelco tomaran las actitudes y declaraciones del religioso schoenstatiano. Explica bastante fielmente el pensamiento y temperamento del sacerdote y trae luces del por qué se desencadenó un temporal casi inmediato. En efecto, pocas horas después de estas palabras, el Padre Jaime prohibía al vidente subir al cerro y nerviosos movimientos rodeaban al equipo investigador.« (Barros Valenzuela 1985, 89) »No son documentos de la autenticidad de un milagro.«La Estrella de Valparaíso 5.10.1983 (fast textgleich nochmals publiziert mit Fotos in cf. La Segunda 5.10.1983); in der gleichen Ausgabe von La Estrella erschien die Warnung der chilenischen Augenärzte vor Netzhautverbrennungen durch direktes Sehen in die Sonne (s.o. 9.6.1, Anm. 104). Sodano (geb. 23.11.1927) war vom 30.11.1977 bis 23.5.1988 Apostolischer Nuntius in Chile. Am 28.6.1991 erhielt er die Kardinalswürde und wurde schließlich am 29.9.1991 Staatsekretär des Vatikans. Cf. Las Últimas Noticias/Barceló de Sánchez/Robles 7.10.1983; Ercilla 12.–18.10.1983
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(s.o. 2.4.6), zunächst auf die diözesane Ebene, wobei der Vertreter des Heiligen Stuhls durchaus über die Vorgänge in Kenntnis gesetzt wurde, wie Jaime Fernández im Rahmen seiner Pressekonferenz zumindest angedeutet hatte.46 Über den Umfang des Kontakts zwischen der Diözese Valparaíso und Sodano liegen darüber hinaus keine weiteren Quellen vor. Sodano selbst trat nur ein einziges Mal öffentlich in Erscheinung, als er sich in einem Kurzinterview gegenüber La Segunda am 3.10. äußerte: Es sei eine große Ehre, wenn die Jungfrau Maria die Güte hätte, Chile zu besuchen. Zur Zeit sei es aber noch zu früh, ein Urteil hierüber zu fällen, so lange nicht die Erklärung des Bischofs von Valparaíso vorliege, die in den nächsten Wochen zu erwarten sei.47 Am 6.10. also fanden sich die drei genannten Vertreter der Diözese Valparaíso in der Nuntiatur zu einer persönlichen zweistündigen Unterredung ein, deren Grund »neben anderen Themen« – so formulierte Bischof Valenzuela es selbst beim Verlassen des Gebäudes gegenüber TVN – auch die Marienerscheinungen von Peñablanca und offensichtlich die bereits vorbereitete kirchliche Reaktion auf die Vorgänge waren.48 Für 19:30 Uhr desselben Abends kündigte Bischof Valenzuela eine »offizielle Mitteilung« und eine hierzu einberufene Pressekonferenz in seiner eigenen Diözese an.49 Daß die Unterredung mit Sodano hoch wahrscheinlich keine befürwortende »offizielle Mitteilung« bezüglich der Erscheinungen von Peñablanca zum Thema hatte, wurde bereits vor der anberaumten Veröffentlichtung in der Presse angedeutet. So berichtete das Abendblatt La Segunda in einer noch kurz vor Redaktionsschluß verfaßten Eilmeldung auf der Titelseite, die »Kirche werde heute über die ›Erscheinungen‹ informieren«, über ein »Schlüsseltreffen in der Nuntiatur« und über »Skepsis«: »Es wurde bekannt, daß man in Kirchenkreisen – auch wenn man anerkennt, daß seltsame Dinge passiert sind – skeptisch ist gegenüber der Echtheit der genannten ›Erscheinungen‹. Laut einer inoffiziellen 46 47
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So zitiert Barros einen Ausschnitt auf der Pressekonferenz von Jaime Fernández am 2.10. »¿El Nuncio sabe? [Jaime Fernández:] Si, sabe.« (Barros Valenzuela 1985, 87f.) »Es prematuro emitir un juicio sobre la vericidad de las denominadas apariciones de la Virgen, mientras el Arzobispo de Valparaíso no entregue algunas orientaciones al respecto. [...] [S]ería un gran honor si la Virgen se dignase a visitarnos, pero la Iglesia es prudente. Antes de dar un juicio debe establecerse si las señales efectivamente vienen de Dios.« (La Segunda 3.10.1983) »[TVN:] Pero, ¿tambíen se hablaba de la Virgen? [Francisco de Borja Valenzuela:] Sí, entre otras cosas.« (TVN 6.10.1983) »La reunión duró exactamente dos horas, y a las cinco y media en punto, ambos [Francisco de Borja Valenzuela und Jaime Fernández; OG] dejaron la sede de la nunciatura. Al ser requerido por los periodistas, el obispo fue claro y escueto: ›A las siete y media, en Valparaíso, daré a conocer un comunicado. Antes no puedo adelantarles nada y menos en Santiago, porque no es mi diócesis‹, dijo. Sin dar más detalles, emprenáieron el viaje de vuelta hacia la quinta región.« (Ercilla 12.– 18.10.1983)
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Quelle, könnte es im Umfeld der Ereignisse von Villa Alemana Personen geben, die skrupellos den Glauben der tausenden von Gläubigen ausnutzen.«50
Daß die von La Segunda zitierten inoffiziellen Quellen Recht behalten sollten, zeigte sich im weiteren Verlauf des Tages. In einem in Anschluß an das Gespräch geführten Fernsehinterview für die Abendnachrichten von TVN waren auch von Jaime Fernández erstmals deutlich kritische Äußerungen bezüglich der Erscheinungen zu hören, die über die Bewertung der genannten ›Wunderfotografien‹ hinausgingen. Ganz im Gegensatz zur Pressekonferenz noch wenige Tage zuvor sprach Fernández auffallend gereizt über das Thema und hatte drei zentrale Mitteilungen an das Publikum: man solle am folgenden Tag den Erscheinungen fern bleiben; es gebe keine Grundlage, an eine übernatürliche Veranlassung zu glauben und die Gläubigen sollten sich dem Urteil der kirchlichen Hierarchie unterordnen. »[TVN:] Was würden Sie den Menschen sagen, die daran denken, morgen an dieser angeblichen Erscheinung der Jungfrau teilzunehmen? [Jaime Fernández:] Das, was ich immer gesagt habe. Daß man einem Phänomen nicht mehr Glaubwürdigkeit zubilligen soll, als es haben soll. Im Grunde wird hier mit Dingen gespielt, die nicht bewiesen sind. Es wurden Wunder angekündigt, die nicht stattgefunden haben. Man hat von Zeichen gesprochen, die in Wirklichkeit natürlich erklärt werden können. Folglich [sage ich], daß man bitte schön keine Erwartungen schüren soll, die gefährlich sind. [TVN:] Mit anderen Worten: Sie sagen, daß man nicht hingehen soll? [Jaime Fernández:] Ja klar, man soll nicht hingehen! Das ist offensichtlich. Zuerst sollen die Beratungen abgewartet werden. Die kirchliche Autorität hat hierzu etwas zu sagen. Die katholischen Gläubigen, nicht wahr, so scheint mir, sollten mehr darauf hören, was die Autorität zu sagen hat. Wenn sie noch keine Erklärung abgegeben hat, sollte man die Sache nicht so aufbauschen. Es gibt noch nicht genügend Grundlage, um etwas Übernatürliches zu bestätigen. Nein, das gibt es nicht! [TVN:] Was glauben Sie steckt hinter alle dem? [Jaime Fernández:] Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Ich 50
»Trascendió que en medios eclesiásticos – aun que se reconocía que había cosas extrañas – existía escepticismo con respecto a la validez de dichas ›apariciones‹. Una versión extraoficial indicó que en torno a los sucesos de Villa Alemana podía haber personas que inescrupulosamente estuvieron sacando provecho de la fe de miles de creyentes.« (La Segunda 6.10.1983); cf. »El rumor comenzó a circular el jueves 6, muy temprano en la mañana. Desde Valparaíso llamados se hicieron insistentes anunciando que el obispo de esa diócesis diría algo ›muy importante‹ al respecto. Los comentarios agregaban algunos otros datos difusos como que, el dia anterior habría surgido un hecho detonante que movería a la jerarquía de esa diócesis a dar un pronunciamiento definitivo. Algunos informantes se precipitaron en su pronóstico hablando de un posible fraude y otros más cautos, prefirieron esperar el comunicado, siguiendo los pasos del obispo.« (Ercilla 12.–18.10.1983)
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weiß nicht. Ich werde jetzt meinen Bericht einreichen. Und nun hat der Bischof ein Urteil zu fällen.«51
Dieses Urteil war offensichtlich zum Zeitpunkt dieses Interviews beim Verlassen der Nuntiatur bereits gefällt. Um 20:00 Uhr am selben Tag gab Generalvikar Sapunar im Namen von Bischof Valenzuela die offizielle erste Erklärung bezüglich der Marienerscheinungen von Peñablanca im Rahmen einer Pressekonferenz in Valparaíso52 bekannt. Diese schlug zwar einen vorsichtig-diplomatischen Ton an, brachte die ablehnende Haltung des Bischofs gegenüber den Erscheinungen von Peñablanca klar zum Ausdruck, enthielt sich letztlich aber eines abschließenden Urteils: »Nach Prüfung der Berichte seitens der von mir angeordneten Untersuchungen über die Ereignisse in Villa Alemana und nach Anhörung des Priesterrats [Consejo de Gobierno de la Diócesis], erkläre ich folgendes: 1. Die Katholische Kirche hat sich immer zu einem tiefen Glauben an und einer treuen Liebe zur Jungfrau Maria bekannt, die Mutter Gottes und unsere Mutter. Es ist meine Pflicht und es erfüllt mich mit Befriedigung zu bekennen, daß in unserer Diözese die Verehrung der Heiligen Jungfrau traditionell stark lebendig ist unter den Gläubigen. 2.– Diese Verehrung war immer gegründet in der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche. 3.– Bezüglich der Vorgänge, die sich in Villa Alemana ereignet haben, halte ich – nach Analyse der erhaltenenen Berichte und anderer Informationen, die sich in meinem Besitz befinden – sehr große Vorsicht für notwendig, da ich bis zum jetzigen Zeitpunkt zu einer nachdrücklich kritischen Haltung diesbezüglich neige. Ich sage dies den Gläubigen aus meiner tiefen Liebe zur Jungfrau und zu den Angehörigen meiner Diözese heraus und aus der Verpflichtung in gutem Gewissen über die Reinheit des Glaubens und die rechte Religionspraxis des Volkes Gottes zu wachen, das man mir zur Obhut anvertraut hat. 4.– Folglich untersagen wir jedem Priester unserer Diözese oder einer anderen jedwede Kulthandlung an diesem Ort und – in Respekt 51
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»[TVN:] ¿Qué le dería Usted a la gente que pensar asistir mañana a esta presunta aparición de la Virgen en Villa Alemana? [Jaime Fernández:] Lo que he dicho siempre. Qué no debe dar más credibilidad a un fenómeno que la que puede tener. Qué en el fondo se está jugando con cosas que no están probados. Se han anunciado milagros que no han sucedido. Se ha hablado de signos que realmente se pueden explicar naturalmente. Entonces, que por favor, no ten ... creando expectativas que son peligrosas. [TVN:] ¿Es que Usted diría en otras palabras que no acudieran? [Jaime Fernández:] ¡Claro, que no acudan! Evidente. Primero que se sesionen. La autoridad ecclesiastica tiene algo que decir. No cierto, de los fieles católicas le parece a mí que deben escuchar más lo que dice la autoridad. Si todavía no se ha pronunciado, entonces no le dan tanto rumbo. No hay fundamento sufieciente todavía como para confirmar algo sobrenatural. ¡No, no lo hay! [TVN:] ¿Qué cree Usted que hay detrás de todo esto? [Jaime Fernández:] No sé. No sé. No sé. Ahora yo entregaré mi informe. Ahora el señor obispo tiene que dar veredicto.« (TVN 6.10.1983) Filmaufnahmen der Konferenz finden sich bei Canal 13/Vicente/Miquel/Panizza/González 17.7.2002
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vor der Frömmigkeit, die in den Gläubigen geweckt wurde – ermahne ich sie trotzallem, sich für eine strenge kritische Abwägung hinsichtlich vermeintlicher außergewöhnlicher Zeichen einzusetzen. 5.– Wir laden alle Gläubigen dazu ein, am Tag unser Lieben Frau vom Rosenkranz53 unsere kindliche Verehrung der Jungfrau Maria zu erneuern, im tiefen Einklang und im Gehorsam mit ihrem Hirten, der sie in väterlicher Zuneigung segnet. [unterzeichnet:] Francisco de Borja Valenzuela Ríos, Erzbischof-Bischof von Valparaíso. Valparaíso, den 6. Oktober 1983.«54
Neben der Hervorhebung der großen Bedeutung traditioneller Marienfrömmigkeit in seiner Diözese55 und der Betonung der theologischen Position, derzufolge Privatoffenbarungen gegenüber der biblischen Offenbarung und dem lehramtlich fundierten Glauben keine herausragende große Bedeutung zukommt (s.o. 2.4.6), macht Valenzuela seine »nachdrücklich kritische Haltung« den Ereignissen gegenüber deutlich. Als einziges explizit verboten wurde aber nur die Durchführung katholischer Kulthandlungen am Ort der Erscheinungen. Eine Begründung für seine »kritische Haltung« gibt Valenzuela nicht, vielmehr bezieht er sich ausschließlich auf die ihm vorliegenden Informationen und die von Fernández eingereichten Berichte. Jegliche Andeutung einer seitens Fernández vermuteten politischen Manipulation, die höchst wahrscheinlich der Auslöser für die kritische Erklärung war, fehlt an dieser Stelle noch. Das Dokument vom 6.10. war zwar im strengen Sinne noch keine offizielle endgültige Zurückweisung eines möglichen ›übernatürlichen‹ Charakters der Erscheinungen durch die kirchliche Hierarchie, wie sie etwa drei Woche später, am 28.10., in der zweiten ablehnenden Erklärung des Bischofs erfolgen sollte. Der Weg dorthin war jedoch bereits klar vorgezeichnet. Schon am nächsten Tag äußerte sich Bischof Valenzuela noch einmal im Interview mit La Estrella de Valparaíso und hob in deutlicheren Worten als in der Erklärung seine Position hervor: die durch ihn vertretene Amtskirche »distanziere sich offiziell« von den Vorgängen in Peñablanca, bei denen es sich nicht um etwas ›Übernatürliches‹, sondern um ein ausschließlich »soziologisches« Phänomen handele.56 Auch der Erz53 54 55
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Dieser gebotene Mariengedenktag wurde am folgenden Tag, dem 7. Oktober, begangen. AICRV 6.10.1983 (span. Orig. im Anhang, s.u. A.5). Die Erklärung wurde am Folgetag wortwörtlich in der Presse veröffentlich (La Estrella de Valparaíso 7.10.1983). Bezüglich der expliziten Respektbetonung vor der Marienfrömmigkeit in der eigenen Diözese ist zu beachten, daß Valenzuela erst kurz zuvor, am 6.5.1983, zum neuen Bischof von Valparaíso ernannt und am 24.6. eingesetzt wurde (s.o. 3.5.3). Es ist anzunehmen, daß Bischof Valenzuela so kurz nach seiner Amtsübernahme noch keine vollkommen gesichterte Stellung in der Diözese hatte, und deshalb durchaus auch um diplomatische Töne bemüht war. »Der Bischof betonte die Idee der Erklärung: daß sich die Kirche offiziell distanziere von dem, was in Villa Alemana vor sich geht. [...] Zum Abschluß sagte er, daß bis
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bischof von Santiago, Juan Francisco Fresno, unterstützte öffentlich die Haltung seines Amtsbruders Valenzuela.57 Im Gegensatz zu der einhellig kritischen Bewertung der Vorgänge in Peñablanca durch die Oberhirten der zwei wichtigsten chilenischen Diözesen, war eine der wenigen positiven öffentlichen Äußerungen eines Kirchenvertreters die von Raúl Hasbún Zaror, eine in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts einflußreiche kirchliche Stimme in der chilenischen Medienöffentlichkeit.58 So führt Paredes an, Hasbún habe sich am 29.9. in seinem Fernsehkommentar anerkennend über die große Wallfahrt dieses Tages geäußert: Daß so viele zehntausend Chilenen vereint in der Zuneigung zu Maria zusammengekommen seien, dies sei das Wunder.59 Einige Tage später, am 4.10. – exakt in dem Zeitraum zwischen der Pressekonferenz von Jaime Fernández und der ersten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela –, meldete sich Hasbún noch einmal ganz ähnlich im Interview mit La Estrella de Valparaíso zu Wort. Das eigentliche Wunder sei, daß so viele Menschen in Harmonie und voller Glauben zusammenkämen. Angesichts dieses Wunders sei es für ihn zweitrangig, ob die Jungfrau Maria »körperlich erscheine oder nicht«. Letztlich unterstellte er die Entscheidung über den Charakter der Erscheinung ganz dezidiert dem
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zu diesem Moment das, was sich in Villa Alemana ereignet hat, ein soziologische Phänomen sei, und daß diejenigen Menschen, die begierig darauf waren, etwas Ungewöhnliches zu sehen, ihre Verehrung der Jungfrau Maria vertiefen sollten.« (»El Obispo recalcó la idea de la declaración de que la Iglesia se desliga oficialmente de lo que sucede en Villa Alemana. [...] Finalizó diciendo que hasta el momento lo acaecido en Villa Alemana era un fenómeno sociológico y que la gente que estaba ansiosa de ver algo extraordinario debiera profundizar su devoción por la Virgen María.«; La Estrella de Valparaíso 7.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 9.10.1983) »El arzobispo se manifestó de acuerdo con la prohibición que formuló monseñor Valenzuela, Obispo de Valparaíso.« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) Hasbún (geb. 6.6.1933, San Bernardo, Chile; Mitglied der Schönstatt-Bewegung, ebenso wie Jaime Fernández) gehörte zu den kirchlichen Kreisen, die von Beginn an offen den Militärputsch und die Regierung Pinochet unterstützt hatten (s.a.o. 3.5.2). Er war bereits seit Anfang der 70er Jahre Direktors der Fernsehsenders der Universidad Católica de Santiago, Canal 13, und behielt diese Schlüsselposition auch nach dem Putsch bei. (cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 151f.) Als Direktor von Canal 13 hatte er sich bereits vor dem Putsch immer wieder als dezidierter Gegner der Allende-Regierung hervorgetan. Hasbún äußerte sich sowohl in einer wöchentlichen Kolumne von El Mercurio de Santiago als auch in einem regelmäßigen Fernsehkommentar auf Canal 13, dessen Text ebenfalls in der Tagespresse veröffentlicht wurde, zum aktuellen Tagesgeschehen. Das zitierte Interview in La Estrella de Valparaíso entstand im Rahmen eines Vortrags vor Marineoffizieren im Ruhestand (cf. auch Hasbún Zaror 1984). »En este día [29.9.1983] el padre Raúl Hasbún dijo en su espacio televisivo en Santiago lo siguiente: ›Eso de ver decenas de miles de chilenos que se congregan sin resquemores, sin hablar contra nadie y que se sienten unidos en el calor de un cariño hacia una misma Madre: Ese es el milagro.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 55)
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Bischof von Valparaíso und forderte dazu auf, diesem »absolut getreu zu gehorchen«.60 Hasbún argumentierte zwar nicht im eigentlichen Sinne für die Marienerscheinung von Peñablanca – die Frage nach der ›Echtheit‹ schloß er aus seinen Betrachtungen als letztlich unerheblich aus – aber er äußerte sich nichtsdestotrotz anerkennend über die im Rahmen der Erscheinungen gezeigte Frömmigkeit und die Religiosität in Chile überhaupt. Letztlich, so kann man die Argumentation von Hasbún verstehen, waren die Vorgänge in Peñablanca, unabhängig von ihrer Ursache, als etwas Positives zu werten. Auch wenn Hasbún in diesem Punkt deutlich im Widerspruch zur Position von Bischof Valenzuela stand, der die Vorgänge als ganzes verurteilte, wurde doch das Argument von Hasbún mehrfach in der öffentlichen Diskussion aufgegriffen.61
11.5 Erscheinung trotz kirchlicher Mißbilligung: 7.10.1983 Zunächst ungeachtet der am Abend des 6.10. bekanntgegebenen und am 7.10. in der Presse wortwörtlich abgedruckten62 negativen bischöflichen Erklärung fand am folgenden Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz die nunmehr 22. Marienerscheinung in Peñablanca statt. Zwar kamen auch an diesem Tag wieder viele tausend Menschen, einige davon wie beim letzten Mal schon am Vorabend, insgesamt ging die Zahl der Besucher gegenüber dem 30.9. jedoch deutlich zurück und wird je nach Quelle mit 10.00063 , 20.00064 oder 30.00065 anwesenden Personen 60
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»De todas maneras [...] yo quiero decir que la Virgen, igual que Cristo, nunca hace nada sin la Iglesia, y la Iglesia está donde está su legítimo pastor. De manera que todas las cosas que Cristo o María quieran decir, o hacer para los hijos de la Iglesia, tiene que pasar necesariamente por el juicio del Obispo. El Obispo es quien pone el sello que legitima, que acredita la genuinidad de una palabra de Cristo o de una acción de María. Por eso hay que obedecer fidelísimamente al juicio definitivo que la Iglesia Diocesana emita sobre esta u otras apariciones.« (La Estrella de Valparaíso 4.10.1983; in Auszügen noch mal publiziert in La Segunda 4.10.1983) »Sin embargo, no todo este lamentable espectáculo ha sido negativo. Cientos de peregrinos acudieron al lugar con un real espíritu de oración. En muchas iglesias los confesionarios no dan abasto, según lo afirman algunos sacerdotes. Para muchos, ése ya sólo es un milagro. Para otros es mejor recordar las palabras del Padre Raúl Hasbún: ›...Conocer a una mujer que ama con ternura y sirve con dedicación a su familia y a su Dios, es un modo directo, sencillo y confiable de ver a la Virgen María‹.« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983, 47; cf. Las Últimas Noticias/Barceló de Sánchez/Robles 7.10.1983) La Estrella de Valparaíso 7.10.1983 La Estrella de Valparaíso 7.10.1983 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 57; ebenso Las Últimas Noticias/Arteaga/Agost 8.10.1983; Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983 Barros Valenzuela 1985, 99
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angegeben. Trotzdem waren – darauf wird in der Presseberichterstattung besonders abgehoben – immer noch eine beeindruckende Zahl an Straßenhändlern vor Ort, die den Erscheinungshügel in einen »wahren Basar« verwandelten: »Der Zulauf nimmt ab, der Kommerz zu«.66 Bereits im Vorfeld wird, wie bereits von den Erscheinungsterminen im August und September bekannt, über organisatorische Aspekte der kommenden Wallfahrt berichtet, wie etwa den Zugang zum Hügel mit Privatfahrzeugen und dem öffentlichen Nahverkehr. La Estrella de Valparaíso reproduzierte noch einmal die bereits vom August bekannte Anfahrtskarte (s.o. 8.3). Abgesehen von der Abwesenheit des Gemeindepfarrers Luis Fernández (s.u.) ähnelte der Ablauf der Erscheinung am 7.10. sehr den vorigen. Wie schon am 29.9. lief Poblete auch an diesem Tag zweimal zwischen den anwesenden Pilgern umher (s.a.o. 10.10).67 Poblete kündigte die nächste Erscheinung für den 13.10. an, ohne jedoch, wie bei den vorigen Malen, erneut ›Wunder‹ anzukündigen, dafür jedoch eine »Überrraschung«. Trotz der deutlich kritischen Erklärung von Bischof Valenzuela und den klaren Aussagen von Jaime Fernández, der empfahl, den Hügel nicht mehr zu besuchen, war die kirchliche Untersuchung noch nicht abgeschlossen.68 Am 7.10. befanden sich weiterhin Mitglieder der Kommission auf dem Hügel, von denen einige deutlich durch ein Schild an der Kleidung zu erkennen waren.69 Auch Jaime Fernández selbst war noch einmal vor Ort, nach eigener Aussage, um seiner Verpflichtung gegenüber der für diesen Tag angeforderten Defensa Civil (s.a.o. 10.10, Anm. 206) nachzukommen, die Durchführung seiner Anweisungen zu prüfen und noch einmal mit Luis Fernández zu sprechen70 . Dessen bishe66 67 68 69
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»Bajó el público y aumentó el comercio.– Cerro ›La Virgen‹ convertido en un verdadero mercado persa« (La Estrella de Valparaíso 7.10.1983) La Estrella de Valparaíso 7.10.1983 »[...] der Fall ist noch nicht geschlossen.« ([...] el caso no está cerrado.«; La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »En el cerro ›La Virgen‹ se hicieron presente también esta mañana varios integrantes de una ›Comisión Diocesana‹ (así señalaba un cartel que portaban en la solapa del vestón), la cual tiene como misión sólo la de observar lo que pasa e informar posteriormente a la comisión [...]. Juvenal Rozas, de Viña del Mar, uno de los integrantes de dicha comisión, señaló: ›Hemos venido a observar. No tenemos ninguna misión específica‹.« (La Estrella de Valparaíso 7.10.1983) An dieser Stelle wird zum ersten und einzigen Mal ein Mitglied der Kommission namentlich genannt. »A ver... empezó a salir en la prensa que no era verdad. Entonces vino una nueva aparición pero yo cómo era el que dirigía eso, había contratado a la Cruz Roja y había contratado a la Defensa Civil pero yo ya oficialmente había dicho ¡no!, pero tenía un compromiso y el compromiso mio era llevarle algo que comer, [...]. Y ya no podía decirles que yo me lavaba las manos. Y fui, no fui oficialmente dirigiendo, pero fui un poco más tarde.« (Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005; cf. La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983)
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rige Rolle als engster Vertrauter und ständiger Begleiter Pobletes, der als ›Übermittler‹ der ›Botschaften‹ über Lautsprecher neben dem Visionär zur zentralen Figur des Erscheinungsrituals gehörte, änderte sich an diesem Tag grundlegend. Fernández war zu dieser Erscheinung nicht auf den Hügel gekommen und befolgte so die dezidierte Anweisung von Bischof Valenzuela. Zwar war er bereits einmal zuvor, am 8.9., auf bischöfliches Betreiben einem Erscheinungsritual ferngeblieben (s.o. 10.4), an den folgenden Terminen hatte er jedoch seinen angestammten Platz neben Poblete wieder eingenommen. Dies sollte diesmal nicht wieder der Fall sein. Nachdem sich das Bistum Valparaíso nach den Worten von Bischof Valenzuela offiziell von den Vorgängen in Peñablanca distanzierte hatte (s.o. 11.4), zog sich auch Luis Fernández in Gehorsam gegenüber seinem geistlichen Dienstherrn als sozialer Akteur der Marienerscheinungen von Peñablanca endgültig zurück. Der 29.9. war das letzte Erscheinungsritual mit direkter Beteiligung von Luis Fernández. Und auch gegenüber der Presse äußerte sich der Gemeindepfarrer von El Sol – im Gegensatz zum September – nun aufgrund des bischöflichen Verbots71 nicht mehr. Auch Miguel Contardo, der als Priester die Rolle von Luis Fernández als geistlicher Leiter Pobletes und dessen Begleiter während der Erscheinungsrituale übernahm, ging infolge der bischöflichen Erklärung an diesem Tag nicht auf den Hügel, sondern blieb gemeinsam mit Luis Fernández betend in der Kirche von El Sol.72 Die durch den erzwungenen Rückzug von Luis Fernández entstandene ›Leerstelle‹ zeigte nochmals seine zentrale Bedeutung für die Organisation und Weiterentwicklung des Erscheinungsrituals, aber gleichzeitig auch daß um den zumeist im Licht der Medienöffentlichkeit gestandenen Gemeindepriester – auf die Bedeutung engagierter Laien aus der Gemeinde von El Sol war bereits hingewiesen worden (s.o. 10.7) – sich ein Kreis von Anhängern entwickelt hatte, die in der Lage waren, als soziale Akteure diese ›Leerstelle‹ zu füllen. Anstelle des Priesters seien es »Katechisten« gewesen, die Poblete an diesem Tag begleiteten. Einer dieser Laienanhänger aus dem Kreis der Gemeinde von Luis Fernández, der allerdings in der Presse nicht namentlich genannt wurde, war Enrique Valenzuela. Dieser übernahm am 7.10. entschlossen die Rolle von Luis Fernández als direktem Begleiter Pobletes, in erster Linie aber als ›Sprecher‹ des 71
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»Al lugar de oración no concurrió el sacerdote Luis Fernández, párroco de El Sol, quien obdeció asi al mandato de su obispo. El padre Fernández dijo que tenía prohibición de hablar acerca de la Virgen al ser consultado esta mañana en su parroquia.« (La Estrella de Valparaíso 7.10.1983, 24) »El 7 de Octubre fue la primera prohibición del Obispado de Valparaíso, como consecuencia de la investigación encargada al Padre Jaime Fernández Montero, y por tal motivo me quedé rezando junto al Santísimo para ofrecerle al Señor ese sacrificio de obediencia.« (Contardo Egaña 1998, 44)
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Erscheinungsrituals, der die Gebete anleitete und Pobletes Äußerungen über Lautsprecher an die Umstehenden übermittelte, und er behielt diese Funktion in den folgenden dreieinhalb Monaten. Anfang Januar 1984 sollte das ›Amt‹ des Sprechers durch Raúl Providel (s.a.o. 10.6) übernommen werden.73 Damit markiert das amtskirchlich angeordnete Ende des Engagements von Luis Fernández, der seine Aktivitäten im weiteren Verlauf auf den engen Raum seiner eigenen Gemeinde begrenzte, gleichzeitig die Ausbildung einer vom kirchlichen Plazet unabhängigen, sich größtenteils, wenn auch nicht ausschließlich auf ›Laien‹ im katholischen Sinne stützenden Peñablanca-Anhängerschaft (s.u. 11.7), die sich schließlich zunächst im Dezember 1983 als Movimiento Mariano 7 Estrellas (s.u. 13) und im Juni 1984 darüber hinaus als Fundación Monte Carmelo auch eine verfaßte Form geben sollte (s.u. 13.8.2).74 Der 7.10. markiert darüber hinaus auch den Beginn einer veränderten Haltung der PeñablancaAnhänger gegenüber der Amtskirche und den Beginn eines sich in der folgenden Zeit immer mehr zuspitzenden Konflikts zwischen der kirchlichen Hierarchie auf der einen, und dem Visionär Miguel Ángel Poblete zusammen mit der ›Basisbewegung‹ des Peñablanca-Kults auf der anderen Seite. Dies deutete sich bereits in den Äußerungen einiger von Journalisten vor Ort befragten Pilger an, die gegenüber dem 29.9. zwar in deutlich reduzierter75 , aber immer noch beachtlicher Zahl nach Peñablanca gekommen waren. Während einige von der kaum einen halben Tag zuvor publizierten kirchlichen Erklärung noch gar nichts wußten, äußerten andere deutlich ihre Position gegenüber der amtskirchlichen 73
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Cifuentes Bezanilla 1986, 31; in der Presse ist bezüglich des Sprechers am 7.10. außerdem von einem gewissen »Bruder Esteban« die Rede, Mitglied der apostolischen Bewegung »Comunidad de las Hermanitos de la Paz«, der im weiteren Verlauf jedoch nicht wieder in Erscheinung tritt. »A las 11.30 horas [hizo] su aparición Miguel Angel Poblete. Le escoltaban varios civiles (¿catequistas?). A su lado no estaba su protector y guía, el sacerdote Luis Fernández, párroco de la iglesia Santa María de El Sol. Le suplía el hermano Esteban, de la Fraternidad Hermanitos de la Paz. Este se encargaría de acercar un micrófono al menor, para transmitir instrucciones, repetir lo que decía el niño y dejar escuchar lo que él le decía a la Virgen.« (Las Últimas Noticias/Arteaga/Agost 8.10.1983; cf. eine kurze Erwähnung bei Barros Valenzuela 1985, 98) Um den ›Sprecherposten‹ neben Poblete gab es an diesem Tag offensichtlich auch erste Konflikte, nachdem Luis Fernández diesen nun nicht mehr einnahm. So sei ein namentlich nicht genannter »junger Mann«, der an diesem Tag ebenfalls das Mikrofon bediente, mehrfach lauthals von der Menge kritisiert worden (cf. La Estrella de Valparaíso 10.10.1983). Interessanterweise finden sich weder bei Barros (1985, 99f.) noch bei Paredes (2 2005, 1 1993, 55-57) in ihren jeweiligen Berichten über den 7.10. Hinweise auf verstärkte Aktivitäten der späteren organisierten Anhänger. Aufgrund der kurzen Frist zwischen der Publikation der bischöflichen Erklärung am Abend des 6.10. und der für den 7.10. angekündigten Erscheinung besteht wahrscheinlich kein Zusammenhang zwischen der kirchlichen Kritik und der Abnahme der Pilgerzahlen an diesem Tag.
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Stellungnahme: diese sei nicht ausschlaggebend für den eigenen ›Glauben‹ an die ›Echtheit‹ der Erscheinungen. Eine kirchliche Einschränkung, gleich welcher Art, werde nicht davon abhalten, daß man den Hügel weiterhin besuche: »Trotz der ›nachdrücklich kritischen Haltung‹ der Kirche gegenüber diesen Ereignissen und der Abwesenheit von Priestern [an diesem Tag auf dem Hügel; OG], konnten wir feststellen, daß die versammelten Gläubigen, strikt an der Vorstellung festhielten, daß die Jungfrau ›hier zu ihnen sprach‹. ›Wie können wir den Pfarrern gehorchen, wenn sie sich ständig in politische Angelegenheiten einmischen?‹ [s.a.o. 3.5.2], sagten uns etliche Menschen einstimmig. Und eine von ihnen fügte hinzu: ›Selbst wenn der Heilige Vater es mir verbietet, ich werde weiter kommen‹.«76
Sehr viel nachdrücklicher als in diesem dezidiert zur Schau getragenen ›religiösen Ungehorsam‹ verschiedener Pilger gegenüber der amtskirchlichen Anweisung, kommt der Konflikt zwischen den Anhängern der Erscheinungen und der infolge des 6.10. erstmals als Gegnerin derselben auftretenden Amtskirche in den ›Botschaften‹ dieses Tages selbst zum Vorschein. An verschiedenen Stellen war schon darauf hingewiesen worden, daß die Vorgänge auf dem Hügel und auch der Inhalt der ›Botschaften‹ wiederholt erkennbar auch die öffentliche Diskussion über die Erscheinungen reflektierte, wie etwa im Falle des ›Vorwurfs‹ einer ›teuflischen Verursachung‹ der Ereignisse (s.o. 10.6). Eine solche Interaktion läßt sich auch für den 7.10.1983 zeigen. In den ›Botschaften‹ dieses Tages traten erstmals Äußerungen auf, in denen die Amtskirche offen kritisiert wurde: die Priester seien »auf dem schlechten Weg«, hingen »dem Materialismus« an und sollten wieder die Sotane tragen. Das erstmalige Auftauchen kirchenkritischer Äußerungen markierte den Beginn einer offenen Auseinandersetzung zwichen Poblete bzw. den PeñablancaAnhängern und der Amtskirche, und markiert einen psychologischen 76
»A pesar de la posición ›fuertemente crítica de la Iglesia‹ ante estos hechos y de la ausencia de sacerdotes, pudimos comprobar que los fieles reunidos se habían aferrado absolutamente a la idea de que la Virgen ›les hablaba ahí‹. ›¿Cómo le vamos a hacer caso a los curas si pasan metidos en política?‹, nos dijeron varias personas a coro. Y una de ellos agregó: ›Aunque el Santo Padre me lo prohíba, yo voy a seguier viniendo‹.« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983); cf. »Y no sólo repitieron que ›para creer no es necesario ver‹. Sino que se pronunciaron en contra de la admonición de monseñor Francisco Borja Valenzuela. ›El ni nadie tiene derecho a decirnos lo que debemos hacer en materia de fe‹, [...].« (Las Últimas Noticias/Arteaga/Agost 8.10.1983) Als Argument, daß man trotz der negativen Erklärung des Bischofs nach Peñablanca gehen sollte, wird von Besuchern auch der oben genannte (s.o. 11.4, Anm. 58) Fernsehkommentar von Raúl Hasbún angeführt: »El Padre Hasbún ha dicho que la sola reunión de tante gente que se une a orar es ya un milagro.« (La Estrella de Valparaíso 8.10.1983
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Bruch. Bis zum 6.10. hatten Poblete und seine noch im Hintergrund agierenden direkten Anhänger über Luis Fernández und seine Gemeinde in El Sol immer Anbindung an die Kirche gehabt. Der diözesane Beauftragte Jaime Fernández hatte die Rolle als Bindeglied zur Amtskirche schließlich für eine Zeit übernommen. Doch nach dem 6.10.1983 brach die Kirche mit Poblete und seinen Erscheinungen, und Poblete brach mit der Kirche, gegen die sich jetzt erstmals die ›Botschaften‹ der Erscheinung richteten. Was die ›Botschaft‹ dieses Tages angeht, ist dabei eine deutliche Abweichung zwischen dem über die Lautsprecher zu hörenden ›Dialog‹ Pobletes und dem später in die Überlieferung des Peñablanca-Kults eingegangenen Text zu erkennen. Dies ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Die Gegenüberstellung des an diesem Tag von Journalisten der Wochenzeitschrift Qué Pasa transkribierten Dialogs mit der überlieferten ›Botschaft‹ gibt noch einmal einen Eindruck von den tatsächlich während eines Erscheinungsrituals getätigten Äußerungen Pobletes, welche die Grundlage für die später standardisierten und überlieferten Textfassungen der Anhänger boten. Der ›Monolog‹ Pobletes, der jeweils die nicht hörbaren ›Antworten‹ der Jungfrau Maria ausläßt, die nur aus Pobletes ›Kommentaren‹ und ›Nachfragen‹ erkennbar werden, war der zentrale Bestandteil und jeweiliger Höhepunkt jedes Erscheinungsrituals (s.a.o. 9.5) und sei an dieser Stelle, Qué Pasa folgend, vollständig zitiert: »Unter anderem sagte der Junge folgendes durch die Lautsprecher: –Das Angelus? –... –Ja, wir werden es beten. –... –Wollen Sie anfangen? –... –Ja, ich wiederhole –... –Dieses Gebet ist schön. Können Sie es mich lehren? –... –Ich höre nichts, ich verstehe nicht. –... –Aber wann soll ich es sagen? –... –Und wenn die Kirche verärgert ist? –... –Diese Personen sind in Gefahr? –... (Man hört Rufe: ›Eine Krankenbahre, eine Krankenbahre.‹) –Ja, die Priester sind auf dem schlechten Weg. –... –Und wenn sie nicht gehorchen wollen? –... –Es gibt weniger Beichten. –... –Und wenn sie es nicht tun wollen? –... –Die Priester sind auf dem schlechten Weg. –... –Aber, was bedeutet der Thron Petri? –... –Ja. –... –Mein Gott, ich bekomme Angst. –... –Jetzt hängen sie dem Materialismus an. –... –Ja, Señora. –... –Also, die Leute, die nicht kirchlich heiraten, brechen die Ehe. –... –Ah, in den Augen Gottes ist das schlecht. –... –Und, wenn sie ein Kind bekommen? –... –Aber, wenn die Priester es nicht einsehen wollen? –... –Die Sotane? –... –Wie soll man es ihnen sagen? Und den Nonnen, daß sie den längeren Habit tragen sollen? –... –Armer Papst, warum muß er soviel leiden? –... –Wie häßlich die Schlange ist, die er zu seinen Füßen hat! Wie eklig! –... –Der Spiritismus ist schlecht. –... Ja, der Kommunismus ist schlecht, aber nicht die Kommunisten. –... –Es kommen fünf Vorgänger des Antichristen? –... –Also, ich werden den Priestern sagen, daß sie die Sotane benutzen sollen. –... –›Werfen wir der
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Jungfrau einen Kuß zu.‹ –... –Weißt du, liebe Mama, daß ich ein Foto habe, auf dem du zu sehen bist?77 –... –Wenn ich es zeige, werden sie es mir stehlen. –... –Wie heißen Sie? –... –Die mit der Sonne bekleidete Frau?78 –... –Warum sagt man, daß Sie der Teufel sein könnten? –... –Jetzt sehe ich Sie noch erleuchteter, Sie sehen wie eine Sonne aus. (Über Mikrofon wird durchgesagt: ›Die Jungfrau hat sich als die mit der Sonne bekleidete Frau gezeigt.‹) (Weinend:) –Das ist sehr heftig. – ... (Über Lautsprecher: ›Der Junge bittet, nicht in die Sonne zu sehen, weil es schädlich ist‹)79 –Ist es so, daß Sie außer Jesus noch mehr Kinder bekamen? –... –Also, dann darf ich es nicht einmal den Priestern sagen? –... –Sie kommen am 13. Oktober wieder? –... –Sie werden eine Überraschung bereiten? –... –Und wenn die Leute in Ohnmacht fallen? –... –Tschüß, Señora.«80
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Zur Wunderfotografie s.o. 9.6.2 Zu dieser intertextuellen Referenz auf Apk 12, 1 und den Zusammenhang mit der Manipulationshypothese s.o. 11.3 Obwohl in der Literatur der Anhänger mehrfach herausgehoben wird, man habe während der ›Sonnenwunder‹ ohne Beeinträchtigungen in die Sonne sehen können (cf. »[...] a ninguno de los presentes nos dio calor, ni nos molestó la vista, lo que nos debería haber afectado muchísimo en esas condiciones.« Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 45) reagierte Poblete hier sehr deutlich auf die in den Tagen vor dem 7.10. u.a. seitens des nationalen Augenarztverbands laut gewordene Kritik (s.o. 9.6.1, Anm. 104) an seinen vorangegangenen Anweisungen, die Menschen sollten direkt in die Sonne sehen (s.o. 9.6.1). »Entre otras cosas, el muchacho decía por los altoparlantes: –¿El Angelus? –... –Sí, lo vamos a rezar. –... –¿Quiere comenzar usted? –... Sí, yo repito. –... –Es bonita esa oración. ¿Me le puede enseñar? –... –No escucho, no entiendo. –... –Pero, ¿cuando lo debo decir? –... –Y, ¿si la Iglesia se enoja? –... –¿Están en peligro esas personas? –... (Se escuchan gritos: ›Camilla, camilla‹) –Sí, los sacerdotes van por mal camino. –... –Y, ¿sí no quieren obedecer? –... –Hay menos confesiones. –... –Y, ¿sí no quieren hacerlo? –... –Los sacerdotes van por mal camino. –... –¿Pero qué significa el Trono de pedro? –... –Sí. –... –Dios mío, ya me da miedo. –... –Ahora están pegados al materialismo. –... –Sí, Señora. –... –¿Entonces, la gente que no se casa por la Iglesia está fornificando? –... –Ah, a los ojos de Dios es malo. –... –y, ¿si tiene un niñito? –... –Pero, ¿y si los sacerdotes no quieren ver? –... –¿La sotana? –... –¿Cómo decirles a ellos? ¿Y a las monjas que usen el hábito más largo? –... –Pobre Papa. ¿Por qué tiene que sufrir tanto? –... –¡Qué fea la serpiente que tiene en los pies! ¡Qué asco! –... – El espiritismo es malo. –... –Sí, el comunismo es malo, pero los comunistas no. –... –¿Vendran cinco antecesores del anticristo? –... –Entonces les voy a decir a los sacerdotes que usen la sotana. –... –›Tirémosle und beso a la Virgen‹. –... –¿Sabes Mamita que tengo un foto donde sales tú? –... –Si la muestro me le van a robar. –... –¿Como se llama usted? –... –¿La Señora Vestida del Sol? –... –¿Por qué dicen que usted puede ser Satanás? –... – Ahora le veo más iluminada, parece un sol. (Anunciaron por micrófono: ›La Virgen se ha manifestado como la Señora Vestida del Sol‹.) –(Llorando) ›Es muy fuerte‹. – ... (Parlantes: ›El niño pide que no miren el sol porque es dañino‹.) –¿Es cierto que usted tuvo más hijos además de Jesús? –... –Entonces, ¿no se lo puedo decir ni a los sacerdotes? –... –¿Volverá el 13 de octubre? –... –¿Va a hacer una sorpresa? –... –¿Y si se desmaya la gente? –... –Chao Señora.« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983; Teile dieses ›Dialogs‹ finden sich auch in den Filmaufnahmen von Roberto Silva [1987]).
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Im Kontrast zu diesem dokumentierten ›Dialog‹81 , der – neben mehrfacher Kritik an den »Priestern« und ihrem Kleidungsstil – Themen wie die Ablehnung der Zivilehe, eine ›Warnung‹ vor dem Kommunismus (s.a.o. 9.5.5), die angebliche Anwesenheit des Teufels in Peñablanca sowie etliche apokalyptische Motive enthält (Leiden des Papstes, Antichrist, Apokalyptisches Weib), steht der nur wenige Zeilen umfassende, als Tagebuchnotiz Pobletes für den 7.10. überlieferte Text.82 Dieser enthält keinen der genannten Inhalte und auch keine Form von Kirchenkritik. Stattdessen bleibt hier eine Leerstelle mit dem Hinweis auf eine an diesem Tag Poblete zwar ›mitgeteilte‹, aber erst später, »vor dem 13. Oktober 1983« zu veröffentlichende ›Botschaft‹. Diese wurde später tatsächlich publik gemacht83 , wenn auch erst nach dem 24.10. und dazu auf sehr ungewöhnlich Art und Weise: Poblete sandte einen Brief mit dem Wortlaut dieser dezidiert kirchenkritischen ›Botschaft‹ an einen Sprecher des Senders Radio Portales (ausführlich s.u. 11.8). Ende Oktober hatte der Konflikt zwischen Poblete und seinen Anhänger mit dem Bistum Valparaíso bereits eine weitere ›Eskalationsstufe‹ erreicht. Während die im Rahmen des Erscheinungs-›Dialogs‹ am 7.10. geäußerte Kirchenkritik sehr deutlich ausfiel, äußerte sich Poblete in einem in Anschluß an das Erscheinungsritual geführten Interview zunächst noch zurückhaltend: Er respektiere die Meinung der Kirche, werde aber in jedem Fall weiter auf den Hügel kommen, und wenn er alleine gehen müßte.84 Von einem Bruch mit der kirchlichen Hierarchie, wie er sich in dem später als zweite ›Botschaft‹ bezeichneten Text ausdrückte, war hier noch nichts zu spüren.
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Entsprechende umfangreiche Schilderungen von Pobletes Äußerungen in Dialogform finden sich für Erscheinungsrituale ab Anfang 1984 auch bei Barros und Paredes (s.u. 13.4). »Hoy viernes, la Señora apareció llorando y me dijo: ›Miguel, lo que voy a decirte ahora no será en secreto. Tendrás que publicarlo antes del 13 de Octubre de 1983‹. Luego me miró y me dijo: ›Traed todos los rosarios para bendecirlos‹, y me dijo: ›Ven el 13 de Octubre a las 9 de la mañana‹, y elevó sus manos y me dijo: ›El Arcángel San Miguel os dará la Comunión el 24 de Octubre; se hará visible para todos‹. ›Ven a las 9 de la mañana‹, se elevó y se fue.« (Barros Valenzuela 1985, 99) In der Überlieferung der Peñablanca-Anhänger ist der Text dieser ›zweiten Botschaft‹ vom 7.10. nahtlos in den Bericht über diesen Tag integriert (Barros Valenzuela 1985, 99f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 55f.) »[La Estrella:] Tú vas a seguir viniendo al cerro? [Miguel Ángel Poblete:] –Cuando ella me diga... [La Estrella:] ¿Y qué te parece la opinión de la Iglesia en torno a esto? [Miguel Ángel Poblete:] –Yo respeto la opinión de la Iglesia. [...] [La Estrella:] Del pronunciamiento de la Iglesia se desprende que los católicos no van a venir. ¿A quién vas a invitar tú para que te acompañen? [Miguel Ángel Poblete:] –Aunque venga solo voy a venir igual. Si el pueblo quiere creer, cree y si no, no. Yo voy a venir igual y después que haga el milagro, no sé...« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983)
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11.6 »Könnte es Betrug sein?«: Die ›verdächtigen‹ Erscheinungen in der Presse Kurz nach der Erscheinung vom 7.10., die ganz unter dem Eindruck der negativen kirchlichen Erklärung vom Vortag gestanden hatte, tauchte die im Laufe der obigen Ausführungen schon mehrfach erwähnte Manipulationshypothese, deren zur Gewißheit werdenden Annahme seitens des kirchlichen Ermittlers Jaime Fernández der Auslöser für die schnelle kirchliche Ablehnung war, auch in den Medien auf. Während die offizielle Verlautbarung des Bischofs die »nachdrücklich kritische Haltung« außer mit dem unspezifischen Hinweis auf »Informationen« aus dem Bericht der Untersuchungskommission nicht weiter begründet hatte, äußerte sich Jaime Fernández in den folgenden Wochen mehrfach ausführlich in Interviews, und lieferte diese fehlenden Argumente nach. Am 8.10. titelte La Estrella de Valparaíso unter Bezugnahme auf ein solches Interview mit deutlichen Worten: »ES KÖNNTE BETRUG SEIN«85 und markierte damit einen deutlichen Wechsel in der öffentlichen Diskussion über die Ereignisse in Peñablanca. Bereits am Vortag, war der kirchliche Beauftragte mit Aussagen in der Presse zitiert worden, die in diese Richtung deuteten. Poblete sei durch eine »Gruppe von Personen« auf die jeweiligen Erscheinungen »vorbereitet« worden.86 Es war genau jener Punkt – der Zusammenhang zwischen dem Inhalt der auf dem Hügel von Poblete formulierten ›Botschaften‹und einer entsprechenden Vorbereitung des Visionärs kurz vor den jeweiligen Erscheinungsterminen – den Fernández kurz zuvor versucht hatte zu zeigen (s.o. 11.3), aus seiner Sicht erfolgreich. Wer diese »Gruppe« sei, die hier als Urheber eines »Betrugs« in Betracht kam, wurde nicht näher erläutert, weder an dieser Stelle noch in den folgenden öffentlichen Äußerungen von Jaime Fernández. Auch Andeutungen auf einen möglichen politischen Hintergrund, von dem Fernández zu diesem Zeitpunkt nach eigener Aussage bereits ausing, finden sich nicht. Dabei machte Fernández jedoch eins unmißverständlich klar: Bei den Marienerscheinungen von Peñablanca handele es sich nicht um ein ›übernatürliches‹ Phänomen, sondern um »einen sehr speziellen Betrug«, wenn auch die Untersuchungen hierzu noch nicht endgültig ab-
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»PUEDE SER UN FRAUDE« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »De acuerdo a versiones extraoficiales, la Iglesia habría adoptado este pronunciamiento luego de descubrirse que un grupo de personas preparaba al muchacho con anticipación a cada una de las supuestas apariciones.« (La Estrella de Valparaíso 7.10.1983); cf. »El religioso [Jaime Fernández] guardó silencio un instante. Y explicó algo que podría interpretarse como que un grupo de personas prepara con anticipación al menor antes de que éste se dirija al cerro.« (Las Últimas Noticias/Arteaga/Agost 8.10.1983)
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geschlossen seien.87 Nähere Angaben seien darüber hinaus nicht zu machen, da man noch dabei sei, sich mit »Dokumenten«88 letztendlich abzusichern. Die Empfehlungen an die Gläubigen waren jedoch klar und deutlich: man solle einem so »unklaren, zweifelhaften und unsicheren« Ereignis keinerlei Glaubwürdigkeit schenken.89 Auch an Poblete richtete Fernández einen deutlichen Aufruf: Sei es, daß er selbst »Theater« veranstaltete, oder andere Personen ihn hierfür benutzten: er solle sich auf der Stelle zurückziehen.90 Der zunächst noch nicht näher spezifizierte ›Betrugsvorwurf‹ wurde zum festen Bestandteil der weiteren Geschichte von Peñablanca, sei es im Konflikt zwischen Amtskirche und Peñablanca-Anhängern, in der apologetischen Literatur derselben oder in der ab Anfang Oktober den Erscheinungen zumindest teilweise kritischer gegenübertretenden Presseberichterstattung. Dabei spielte jedoch die von Jaime Fernández geäußerte Manipulationshypothese zunächst eine untergeordnete Rolle. Diese wurde zwar wiederholt erwähnt91 und sogar als »Ziel« der Untersuchungen von Fernández bezeichnet92 , aber nicht weitergehend dis-
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»[La Estrella:] ¿En cual posibilidad se enmarca realmente este fenómeno? Es algo sobrenatural que proviene del demonio o sencillamente sería un fraude? [Jaime Fernández:] Yo creo que más bien es un tipo fraude. Creo. Todavía no tenenmos terminada la investigación pero puede ser un fraude especial. [...] [La Estrella:] ¿Se han podido medir las intenciones que habría tras esto? [Jaime Fernández:] Esto es todo lo que puedo decir, porque con esa pregunta toca el punto dificil.« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »[La Estrella:] ¿Hubo algún hecho que precipitara la investigación? [Jaime Fernández:] ›Sí.‹ [La Estrella:] ¿Un solo hecho? [Jaime Fernández:] ›Varios. Varios hechos que se precipitaron un día determinado. O si no, no habríamos hecho el tremendo teatro que tuvimos que hacer ayer (el jueves) de hacerlos esperar horas (a los periodistas). Hasta antenoche no tenía documentos como tengo en este momento.« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »No podemos revelar todavía a la prensa qué hay tras de esto, porque antes de decirlo abiertamente, vamos a tener las espaldas tan cubiertas, para que, lo que digamos, lo podamos sostener en cualquier lugar, con documentos. Mientras no lo podamos hacer así, vamos simplemente a aconsejarle a nuestros fieles y al pueblo en general que no le dé crédito a algo que es tan turbio, tan, oscuro, tan incierto...« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »Si el niño está haciendo teatro por su cuenta, ahora tiene que empezar a sacar cuentas, hasta dónde puede llegar. Si el niño no está haciendo un fraude por su cuenta, hay otras personas que van a tener que sacarlas y muy rápidamente, muy rápidamente.« (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983) »El pronunciamento emitido por Jaime Fernández Montero [...] en el sentido de que las presuntas apariciones serían una farsa montada por personas allegadas al joven [...].« (Las Últimas Noticias 21.10.1983) »Discretamente se inició en Villa Alemana una investigación a un grupo de personas que, aparentemente, serían los ›empresarios‹ del joven Miguel Angel Poblete que dice que ve y conversa con la Virgen. La acción está destinada a comprobar si es efectivo
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kutiert. Einzig die Wochenzeitschrift Qué Pasa93 griff das Thema unter der Überschrift »Betrug in Villa Alemana?« noch einmal detaillierter auf und nannte konkret den bereits kursierenden Verdacht, die von den Peñablanca-Pilgern als ›Wunder‹ betrachteten Wolkenformationen seien von speziellen Flugzeugen in den Himmel gezeichnet worden. Poblete habe »angebliche psychische Probleme« die von bisher noch unbekannten »ideologischen Gruppen« für eine »böse Intrige« ausgenutzt worden seien.94 In der Tagespresse tauchte die Manipulationshypothese in dieser Deutlichkeit nicht auf, wenn auch La Segunda in ihrer Presseschau am 21.10. den oben zitierten Abschnitt aus Qué Pasa unkommentiert wiedergab. Einzige Ausnahme bildete ein als offener Brief an Bischof Valenzuela formulierter Kommentar in Las Últimas Noticias mit einem eindeutigen Anliegen: sollte es sich wirklich um einen »Betrug« handeln, so solle die Kirche klar und eindeutig hierzu Stellung beziehen und die verantwortlichen Personen »demaskieren«.95 Dieser Aufforderung sollte Bischof Valenzuela jedoch nie nachkommen; in allen seinen öffentlichen Erklärungen verblieb er in dieser Hinsicht bei Andeutungen. Ebenfalls ohne Bezugnahme auf die von Jaime Fernández geäußerten Vorwürfe tauchten in diesem Zeitraum zwei Meldungen in der Presse auf, die erstmals – nach der bereits zumindest indirekt geäußerten Annahme einer psychischen Erkrankung Pobletes (s.o. 11.2) – offen die Glaubwürdigkeit des Visionärs in Frage stellten. Diese bezogen sich ein-
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que el grupo prepara convenientemente al adolescente, antes de cada una de sus ›actuaciones‹, como se califica su actitud.« (Las Últimas Noticias/Robles 9.10.1983) Auch im weiteren Verlauf wurde die Manipulationshypothese in erster Linie in der Wochen- und Monatspresse diskutiert (s.u. 12.3.3). »Fuentes bien informadas señalaron a QUE PASA que habría aviones que lanzan nubes ›para que los fieles vean figuras en el cielo‹. Quema de hojas con sutancias químicas. Milagros inexistentes. Cientos de mentiras y una larga madeja aún por desenredar es lo que según estas versiones esconden las ›apariciones de Villa Alemana‹, producto – al parecer – de la afiebrada imaginación de un niño con supuestos problemas mentales que habrían aprovechado, en una maniobra siniestra, grupos ideológicos que aún no se han identificado plenamente, como tampoco se han desentrañado sus móviles.« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983, 44; cf. –/– 20.– 26.10.1983) »Ud. emitió una declaración en la que, de alguna manera, descalifica las visiones que asegura tener la mencionada persona. Casi simultáneamente, el sacerdote Jaime Fernández, a quien Ud. le ha encomendado la investigación del fenónmeno, dijo ciertas ambigüedades, también en la senda de la descalificación, insuniando, incluso que Miguel Angel era preparado en la víspera de las ›apariciones‹. [...] Yo creo que debiera haber un pronunciamiento directo sobre este asunto como una manera de terminar con el vano peregrinaje y colocar las cosas en su justa medida. Además, si, como se infiere los dichos del sacerdote Fernández, se trata de un simple engaño, creo que se debieran hacer la[s] denuncias respectivas y desenmascarar a las personas que se estarían aprovechando de la situación quién sabe con qué desconocidos propósitos.« (Las Últimas Noticias/Tito Justo Livio 15.10.1983)
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mal auf das von ihm konsequent falsch angegebene Lebensalter, zum anderen auf eine angeblich vorliegende richterliche Anordnung zur Wiedereinweisung Pobletes ins Heim. Beide Sachverhalte spielten auch innerhalb der Argumentation der Untersuchungskommission eine Rolle. So trug die falsche Altersangabe zu einer negativen Einschätzung der Glaubwürdigkeit Pobletes bei und galt als Beleg für eine Tendenz zur »Lüge«96 . Poblete, geboren am 27.5.1966 (s.o. 5.1), war zum Zeitpunkt seiner ›ersten‹ Marienerscheinung im Juni 1983 siebzehn Jahre alt. Dem entgegen wurde – von wenigen Ausnahmen abgesehen – sein Alter in der ab Mitte August einsetzenden Presseberichterstattung konsequent zwei Jahre niedriger, d.h. mit fünfzehn angegeben. Nur La Estrella de Valparaíso gab in den ersten beiden über Peñablanca erschienenen Artikel97 das Alter korrekt mit siebzehn Jahren an, änderte dies jedoch in den auf die Pressekonferenz vom 19.8. folgenden Berichten, offensichtlich aufgrund entsprechender falscher Angaben seitens Poblete, ebenfalls in fünfzehn98 . In der Folge wurde er in den meisten Quellen, sowohl in der Presse als auch bei den Anhängern, zumeist als »niño« (»Kind«, »Junge«) bezeichnet99 und dabei sein ›geistiges Alter‹ sogar noch einmal niedriger angesetzt: zwar sei er fünfzehn Jahre alt, aber mit der »geistigen Entwicklung eines Kindes von zwölf [Jahren]«.100 So drehte sich sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in der seiner Anhänger101 alles um das »Kind« Poblete, der aus dieser Perspektive viel mehr dem bei vielen Marienerscheinung auftretenden Visionärstypus – etwa im Fall der als Referenzerscheinungen so wichtigen von La Salette (s.o. 2.4.3), Lourdes (s.o. 2.4.4) und Fátima (s.o. 2.4.5) – des ›unschuldigen‹ und ›theologisch ungebildeten‹ Kindes entsprach (s.a.o. 5.1)102 . So wurde häufig berich96
»Las indagaciones se originaron luego de saberse que Miguel Angel se quitaba la edad – tiene actualmente 17 años – y al confirmarse que hizo la Primera Comunión luego de expresar lo contrario indicando que quería hacerla en el escenario del cerro Membrillar de Villa Alemana.« (Las Últimas Noticias/Robles 9.10.1983) 97 La Estrella de Valparaíso 16.8.1983; 17.8.1983 98 La Estrella de Valparaíso 19.8.1983 99 Zutreffender wäre in jedem Fall »joven« oder »adolescente«, (»junger Mann«, »Jugendlicher«), gewesen. 100 »[La Segunda:] ¿Cómo definiría usted a Miguel Angel? [Luis Fernández:] Un niño de 15 años que tiene un desarollo de un niño de 12.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983) 101 Auch Luis Fernández gibt auf Nachfrage das Alter Pobletes mit 15 an (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983). 102 Über die europäische Tradition der ›Kindervisionäre‹ hinaus finden sich zudem auch in der chilenischen Mythologie Berichte über eine besondere Prädisposition von Kindern für das Sehen übersinnlicher Wesen. In der Mythologie der südchilenischen Insel Chiloe etwa heißt es, daß »La Llorana« – der Geist einer indigenen Frau, die den Mord an ihrem, mit einem Spanier gezeugten Kind beweint – nur von den
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tet, Poblete habe weder jemals »religiöse Texte studiert« noch »die Bibel gelesen«. Und er sei zwar getauft, aber noch nicht zur Erstkommunion gegangen und bereite sich zur Zeit darauf vor.103 Erst Ende September tauchte wieder eine höhere, wenn auch mit achtzehn Jahren immer noch inkorrekte Altersangabe in der Fernsehberichterstattung von TVN über die große Wallfahrt vom 29.9. auf.104 Ungeachtet dessen berichteten durchgehend alle Zeitungen noch bis Anfang Oktober weiterhin über einen fünfzehn Jahre alten Visionär.105 Erst am 5.10. wurde der Irrtum auch in der Tagespresse korrigiert, als La Segunda das korrekte Geburtsdatum publizierte106 , das nach und nach von den anderen Zeitungen aufgegriffen107 und entsprechend kritisch gewendet wurde, wenn etwa Qué Pasa Poblete im Interview mit seiner Falschaussage konfrontierte: »[Qué Pasa:] Warum sagst du, daß du 15 Jahre alt bist, wenn du in Wirklichkeit 17 bist? [Miguel Ángel Poblete:] Was ist schon dabei zwei Jahre älter zu sein?«108
Auch für die Anhänger waren diese ›Enthüllungen‹ offensichtlich nicht weiter von Bedeutung, weder die Tatsache, es nicht mit einem »Kind« zu tun zu haben, noch daß man Poblete hier eine offensichtliche
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Kindern, den Hunden und »Verstehenden« (»entendidos«) gesehen werden könne. (cf. Montecino Aguirre 2003, 295) La Estrella de Valparaíso 20.8.1983a; El Mercurio de Valparaíso/Rodríguez Q. 21.8.1983 TVN 29.9.1983 Las Ultimas Noticias/Díaz Hernández 28.9.1983; La Estrella de Valparaíso 29.9.1983; El Mercurio de Santiago/De Veer Rivera 30.9.1983; La Nación 30.9.1983; Las Últimas Noticias/Guerra/Gómez 30.9.1983; El Mercurio de Santiago/Olave 2.10.1983 La Segunda 5.10.1983 Cf. La Estrella de Valparaíso 6.10.1983; La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983 »[Qué Pasa:] Por qué dices tener 15 años, cuando en realidad tienes 17? [Miguel Ángel Poblete:] ¿Qué importa tener dos años más?« (Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983); auch Pobletes Aussage bezüglich der Erstkommunion wurde in der Presse als weitere »Lüge« aufgegriffen: »[Las Últimas Noticias:] Se dice que fuiste sorprendido en mentira cuando afirmaste que no habías hecho la primera comunión... [Miguel Ángel Poblete:] No la he hecho.« (Las Últimas Noticias 12.10.1983) Ein Interview im November griff die Thematik noch einmal auf. Hier gab Poblete an, er selbst wisse nicht, wie alt er sei, denn es seien »sieben [verschiedene] Geburtsurkunden« aufgetaucht. Auch habe er nicht, wie behautptet werde, mit 12 Jahren die Erstkommunion empfangen. Zu diesem Zeitpunkt habe er sich infolge eines Verkehrsunfalls (s.o. 5.4, bei Anm. 36) im Krankenhaus befunden (»[La Segunda:] –¿Cuantos años tienes? [Miguel Ángel Poblete:] –No sé. [La Segunda:] ¿Cómo no vas a saber? [Miguel Ángel Poblete:] –Es que han aparecido como siete certificados de nacimiento. [...] [La Segunda:] ¿Qué edad piensas que tienes? [Miguel Ángel Poblete:] Hay un jaleo. Lo último que me dijeron es que tengo 17 años y que nací en mayo de 1966. [...] Cuando yo estaba en el hospital la fecha coincide con la que dicen que yo hice la Primera Comunión. Yo no pude haberla hecho antes, porque estaba en el hospital.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983)
»Könnte es Betrug sein?«
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Falschaussage nachgewiesen hatte. So verteidigte Barros den Visionär stattdessen und gab an, dieser habe nicht gelogen, sondern vielmehr im guten Glauben gehandelt. Er selbst sei von seinem niedrigeren Alter tatsächlich überzeugt gewesen.109 Wenige Tag nach den ersten »Enthüllungen« über das falsche Alter Pobletes, tauchte ein zweite, den Visionär ebensowenig in gutes Licht stellende Meldung auf. Zwar war immer wieder sowohl über Pobletes Vorgeschichte als Heimkind als auch über seinen Aufenthalt im Haus der Familie Comelin Zurita in Quilpué berichtet worden. Nun jedoch wurde in der Presse erstmals vermutet, daß sich der immer noch minderjährige Poblete dort wirklich zu Unrecht aufhielt. Entsprechende Überlegungen hatten zuvor bereits Jaime Fernández an den Aussagen des ›falschen Heimleiters‹ Guillermo Le Blanc zweifeln lassen (s.o. 11.2, Zitat zu Anm. 20). So berichteten zeitgleich am 8.10. La Estrella de Valparaíso110 und La Segunda111 , daß seitens des für Poblete zuständigen 6. Jugendgerichts in Santiago (6◦ Juzgado de Menores) eine Anordnung vorlag, Poblete wieder in die Casa de Menores einzuweisen, in der sich Poblete bereits zwischen 1981 und 1982 befunden hatte (s.o. 5.4). Der Befehl sei jedoch zeitweise ausgesetzt worden, um zunächst weitere Informationen seitens des Hogar Carlos van Buren abzuwarten. Ein weiteres Vorgehen der Jugendbehörde in diese Richtung ist in den Quellen nicht belegt; Poblete blieb bis Ende November in der Gemeinde von El Sol wohnen und zog später nach Santiago in eine Familie aus dem Kreis der Anhänger (s.u. 13.3). Neben der oben genannten, die Person des Visionärs Poblete zunehmend kritisch betrachtenden Berichterstattung112 sind in dem Zeitraum kurz vor und nach der ersten kirchlichen Verlautbarung noch zwei Tendenzen innerhalb der Medienberichterstattung bemerkenswert. So erschienen weiterhin ein beträchtliche Zahl von Artikeln, die zwar Peñablanca nicht direkt thematisieren, sich aber einerseits mit verschiedenen ›übersinnlichen‹ Themen, anderseits mit anderen Marienerscheinungen auseinandersetzen (s.a.o. 7.5). Dabei standen bezüglich letzterer im Sinne des zunehmend kritischen Tons in der Presse erstens solche, die das 109 »Er war 17 Jahre alt, aber er glaubte, erst 15 zu sein; [...].« (»Cumplía los diecisiete años pero el creía tener sólo quince; [...].«; Barros Valenzuela 1985, 27); cf. hierzu auch die Aussagen im Interview: »[Las Últimas Noticias:] ¿Qué dices acerca de varios certificados de tu nacimiento? [...] [Miguel Ángel Poblete:] La abuelita que me crió tiene uno que dice que nací en 1968. No sé donde salieron otros.« (Las Últimas Noticias 12.10.1983) 110 La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983 111 La Segunda–La Gaceta/Olivares 8.10.1983; cf. Las Últimas Noticias 12.10.1983 112 Cf. auch »Mehr Touristen als Gläubige auf dem Hügel der Jungfrau« (»Más turistas que fieles en el cerro de la Virgen«; La Estrella de Valparaíso 10.10.1983)
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Phänomen der Erscheinungen und entsprechende massenhafte Begeisterung hierfür an sich in ein zweifelhaftes Licht rückten. So publiziert La Segunda in einer regelmäßigen Kolumne den theologischen Kommentar von Luis Eugenio Silva Cuevas113 , der noch einmal die offizielle Position der katholischen Kirche bezüglich Privatoffenbarungen herausstellte: kein Katholik sei verpflichtet, an diese zu glauben. Man solle – eingedenk der allgemeinen Zurückhaltung der Amtskirche in diesen Dingen – jeden Einzelfall für sich selbst kritisch prüfen. Ohne dabei explizit Peñablanca einzuschließen, endete der Kommentar mit dem Hinweis, »kollektive Hysterie« sei zurückzuweisen, da sich hier verdeckte »Ängste und Enttäuschungen« auf »scheinbar religiösem Weg« Ausdruck verschafften.114 Ebenfalls in La Segunda erschien wenige Tage später ein Beitrag, der unter Bezugnahme auf Carlos María Staehlin115 – grundsätzliche Zweifel an der ›Echtheit‹ berichteter Marienerscheinungen (»ErscheinungsPsychosen«) äußerte und – Staehlin referierend – sowohl kritische Kommentare kirchlicher Schriftsteller als auch verschiedene historische »Betrugsfälle« anführte. Peñablanca wurde in dem Artikel kein einziges Mal genannt, der Bezug blieb jedoch durch ein Foto der Prozession vom 29.9. eindeutig. Somit ließ sich etwa auch die angeführte psychologische Erklärung von Staehlin bezüglich des ›Sonnenwunders‹ von Fátima kaum anders als ein entsprechender kritischer Kommentar zu den vergleichbaren Berichten im Kontext von Peñablanca lesen (s.a.o. 9.6.1).116 Im Gegensatz zu diesen kritischen Artikeln fanden sich zweitens weiterhin – wie auch bereits mehrfach zuvor – Reportagen über ›übersinnliche‹ Phänomene. Diese wiesen zwar keinen direkten Bezug zu den Ereignissen in Peñablanca auf – mit Ausnahme eines Artikels in Las Últimas Noticias, der positiv verschiedene Parallelen der chilenischen Erscheinung zu der von San Damiano herausstellte117 – unterstützten aber zumindest den 113 Silva ist heute Dozent am Historischen Institut der Pontificia Universidad Católica de Chile in Santiago. 114 »Nadie está obligado a creer en visiones privadas o revelaciones particulares. Que cada uno se examine y responda con rectitud y sinceridad, teniendo en cuenta la doctrina y opinión general cautelosa de la Iglesia al respecto. Se deben rechazar los histerismos colectivos que muchas veces ocultan angustias y frustraciones de otro tipo y que pretenden salir por un cauce de tipo religioso.« (La Segunda/Silva Cuevas 8.10.1983) 115 Staehlin 1954; s.a.o. 11.4, Anm. 39; s.u. 13.10, Anm. 235 116 »Y el mismo Staehlin no descarta de que [en Fátima] se produjo en una oportunidad una sugestión colectiva. Cuando en medio de la gente, al gritar Lucía: ¡Mirad el sol! muchos creían ver al astro rey dar volteretas en el espacio, mientras hubo personas que a pesar de esforzarse por visualizar algo extraño no vieron absolutamente nada.« (La Segunda–La Gaceta 15.10.1983; cf. Staehlin 1954, 390f.) 117 Las Últimas Noticias 5.10.1983; an dieser Stelle griff die Zeitung ungewollt auch eines der gängigen Argumente für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen auf, das immer wieder von den Anhängern angeführt wurde: die Übereinstimmungen von Teilen der
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Glauben an die grundsätzliche Möglichkeit der Existenz solcher Phänomene. So berichtete etwa La Estrella de Valparaíso über die »Gesichter von Außerirdischen« an einer Inka-Festung in Peru, oder die Zerstörung einer kolumbianischen Stadt durch ein Erdbeben am 31.3.1983, das auf den Fluch eines im 16. Jahrhundert aus der Stadt vertriebenen Priesters zurückgehen soll. Besonders im Sinne einer indirekten ›Stützung‹ der Glaubwürdigkeit von Peñablanca erscheinen jedoch zwei weitere Artikel: einer über »Lourdes, die Hauptstadt der Wunder« und die 5000 dort erfolgten Wunderheilungen118 , sowie ein weiterer über den Zusammenhang zwischen dem »Dritten Geheimnis« von Fátima und der KubaKrise: »Geheimnis von Fátima hat den Krieg verhindert«.119 Am 27.10. erschien in Las Últimas Noticias sogar ein Bericht über angebliche UFOSichtungen (s.a.o. 8.9) in Iquique120 direkt rechts neben dem Artikel über Pobletes Erscheinung vom 24.10.121 Die genannten Reportagen griffen dabei Themen auf, die immer wieder auch die öffentliche Diskussion um Peñablanca in den Wochen zuvor bestimmt hatten: apokalyptische Prophezeiungen und drohende Erdbeben, Krankheit und Wunderheilung sowie das »Dritte Geheimnis« von Fátima, in dessen Besitz zu sein, Poblete behauptete (s.o. 8.13).
11.7 ›Machtvakuum‹ auf dem Hügel: Laienpartizipation und die Ausbildung eines Peñablanca-Kults Infolge der ersten negativen Erklärung von Bischof Valenzuela und dem damit verbundenen Rückzug von Luis Fernández als zentralem sozialen Akteur des Erscheinungsrituals sowie der dezidierten Distanzierung der Amtskirche von den Vorgängen in Peñablanca kam es während sehr kurzer Zeit innerhalb des so entstandenen ›geistlichen Machtvakuums‹ zur Ausbildung einer in erster Linie auf Laienpartizipation122 gegründeten Unterstützergruppe, die sich mittelfristig zu einem organisierten Peñablanca-Kult entwickelte (s.u. 13). Streng genommen handelte es sich dabei nicht um die ›Neubildung‹ einer Gruppe, denn die meisten der im weiteren Verlauf ausschlaggebenden Akteure waren bereits seit Ende
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Botschaft oder – etwa im Fall von San Damiano – der ›Wunderfotografien‹ (s.o. 9.6.2) mit anderen Marienerscheinungen. La Estrella de Valparaíso–La Revista del Sábado 8.10.1983 La Estrella de Valparaíso–Revista del Sábado/Barros 15.10.1983 Las Últimas Noticias/Torres 27.10.1983 Las Últimas Noticias/Robles 27.10.1983 »[OG:] En la fundación, en 1983, trabajó también gente de la iglesia? [Lucy Elliott:] No, la Virgen no quería. Que fueran laicos, nada mas que laicos [...] nada mas que el padre Contardo que era sacerdote, que guiaba todo, pero era el resto laicos.« (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 25f.)
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August bzw. Anfang September aktiv in die Ereignisse involviert, so etwa mehrere Katechisten aus der Gemeinde von Luis Fernández – darunter Raúl Providel (s.o. 10.6) – sowie u.a. María Luisa Paredes (s.o. 8.4), Álvaro Barros (s.o. 8.5), Miguel Contardo (s.o. 8.6) oder Alejandro Cifuentes (s.o. 10.9). Organisatorischer Mittelpunkt der Peñablanca-Anhänger blieb – wie schon seit Mitte August – weiterhin die Gemeinde in El Sol (s.a.o. 8.12 und 8.14), deren besonderes Merkmal ein schon vor Beginn der Erscheinungen besonders hohes Maß der Laienpartizipation war, die von Luis Fernández unterstützt und gefördert wurde (cf. Anm. 127). Auf diese Strukturen einer »lebendigen Gemeinde« konnten die aktiven Peñablanca-Laienanhänger direkt aufbauen. Sie akzeptierten die negative Erklärung des Bischofs nicht, verteidigten Poblete öffentlich und sorgten weiterhin für die Durchführung des Erscheinungsrituals auf dem Hügel (s.a.u. 11.8).123 Für die Erscheinung vom 13.10., während der Poblete auf Anweisung von Jaime Fernández in der Pfarrgemeinde geblieben war, ist erstmals die Verbreitung selbst hergestellter religiöser Schriften nachgewiesen, auch wenn es sich hier zunächst ›nur‹ um ein Gebet für »Unsere Liebe Frau von den Sieben Sternen« handelte.124 Die Herstellung und Verbreitung von Faltblättern und Broschüren sowie im weiteren Verlauf sogar Monographien, in denen der kirchlicherseits vertretenen Deutung vom »Betrug« (s.u. 12.2) die eigene Deutung von Peñablanca als einer eindeutig ›echten‹ Erscheinung gegenübergestellt wurde, entwickelte sich zu einem festen und wichtigen Bestandteil des später institutionalisierten Peñablanca-Kults. Bereits zum Zeitpunkt der ersten Erscheinungen ließ sich die Pfarrei von El Sol als sowohl lebendige wie auch noch recht junge Gemeinde charakterisieren. Luis Fernández, der 1967 als Kaplan in die Gemeinde Nuestra Señora del Rosario de Quilpué kam, wurde von seinem Gemeindepfarrer beauftragt, sich in Zukunft der Kapelle »Buen Consejo« im Stadtteil El Sol anzunehmen, die zu diesem Zeitpunkt ohne regelmäßige pastorale Betreuung und vom Verfall bedroht war. Fernández nahm diese Aufgabe mit großen Engagement wahr, und setzte von Beginn an beim Wiederaufbau des Gemeindelebens auf die aktive Beteiligung der katholischen Laien vor Ort. Er gründete u.a. eine Initiative zur Einrichtung einer Arztpraxis für Bedürftige sowie zum Wiederaufbau der Ka-
123 »No se advirtió la presencia de sacerdotes, de manera que la oración fue dirigida por laicos. El ritual fue muy similar a jornadas anteriores.« (La Estrella de Valparaíso 31.10.1983) 124 »Por primera vez fue difundida ayer en el cerro de Villa Alemana, una oración dedicada a la Virgen de las Siete Estrellas. El laico que tuvo a su cargo la conducción de las oraciones dió lectura a un texto, al mismo tiempo que una joven mujer repartía algunos ejemplares entre los fieles asistentes.« (La Estrella de Valparaíso 14.10.1983)
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pelle125 und sorgte für das schrittweise Entstehen einer neuen christlichen Basisgemeinde (comunidad de base)126 in El Sol.127 Damit bewegte sich Fernández ganz in der seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts vorherrschenden pastoralen Linie der chilenischen Bischöfe, die im Sinne der theologischen Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (Kirche als »communio« und als »pilgerndes Volk Gottes«128 , Präsenz Christi in den armen Gemeinden)129 stärker noch als in anderen Ländern, lokal verankerte Gemeindestrukturen, besonders in den armen Wohngegenden förderte.130 Am 15.8.1971 ging aus der Basisgemeinde (»Christliche Gemeinschaft [Comunidad Cristiana] von El Sol«) schließlich die neugegründete vollwertige Pfarrgemeinde »Santa María Madre de la Iglesia« hervor. Das marianische Patrozinium reflektierte dabei die tiefe persönliche Marienfrömmigkeit von Luis Fernández, die neben der umfassen-
125 »Es enviado en 1967 como Vicario Cooperador en la Parroquia Nuestra Señora del Rosario de Quilpué, siendo párroco Monseñor Carlos Zita, quien le encarga la atención de la abandonada Capilla del Buen Consejo del sector de El Sol, que fue atendida por los padres agustinos. Su principal anhelo era la formación de laicos. Su gran desvelo honrar y venerar a los sacramentos. Para ello llama a reunión a un pequeño grupo de mujeres para la atención de los niños de Primera Comunión. Surgen las primeras catequistas. Luego forma otro grupo de fieles para la mantención y construcción de las obras parroquiales. Se forma el Comité Pro-Capilla y Policlínico.« (Providel Sanhueza o.J.) 126 »Of course, the other rival to Pentecostalism is the Catholic Church’s own response to the various challenges to its hegemony and to the course of state policy since 1964: the base communities. These represent the emergence of a form of voluntaristic, participatory and lay organization within the Catholic Church itself. They are incipiently Protestant in those respects, and are therefore dangerous to the hierarchy as well as instruments of it. They simultaneously express a residual hegemonic purpose on the part of the church and threaten its structure.« (Martin 1993, 70) 127 »Era una pequeña Capilla que con el vigor e inteligencia del padre Luis Fernández fue sumándose una fuerte cantidad de laicos que el p. Luis sabía convercer y comprometer. Era una Capilla donde se le imprimió la creación de Comunidades cristianas por sectores poblacionales y encuentros eucarísticos. Una fuerte formacion de los laicos y un especial cariño a la Virgen María.« (Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008) 128 Lumen gentium 26 (DH 4151) 129 Lumen gentium 8 (DH 4118–4121) 130 »[...] the Chilean Church has perhaps gone the farthest of all national Catholic churches in decentralizing it structures and incorporating religious and laity into positions of pastoral leadership at the local level, [...]. [Anm.:] Since the 1960s the Chilean hierarchy have taken coordinated action to implement the directives of the Second Vatican Council. Small base communities have been established at the neighborhood level in most of the twenty-four dioceses in the country for the purpose of promoting more effective worship services, catechetical Bible study programs, leadership training, and social welfare services.« (Smith 1982, 38, aaO. Anm. 45); »Estos tres aspectos: protagonismo del laico como miembro de pleno derecho de una Iglesia pueblo de Dios, Iglesia de los pobres y encarnación de la Iglesia en la historia, conjugados en el contexto chileno de los 60, van a ser fundamentales.« (Fernández Fernández 1996, 45)
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den, in unterschiedlichen Gruppen organisierten Beteiligung von Laien, prägend für die Gemeinde werden sollte. Die lokale Organisation der Pfarrgemeinde von El Sol mit ihrem engagierten Priester bot so die Voraussetzungen, die die spätere Entwicklung der Marienerscheinung von Peñablanca zwar nicht direkt zur Folge hatte, diese jedoch deutlich begünstigte: eine im Gemeindeleben und in der persönlichen Frömmigkeit des Pfarrers prominente Marienverehrung und ein hoher Anteil von aktiv am Gemeindeleben partizipierenden und v.a. dies selbst gestaltenden Laien (u.a. Katechisten, Gebetskreise). Auf deren Mitwirkung konnte Luis Fernández vom ersten Moment an bauen.131 Wie bereits ausgeführt (s.o. 8.12), war es nicht die Einzelperson des Pfarrers Fernández, die mit der ersten organisierten und größeren Wallfahrt am 12.8. schließlich das ›Massenereignis‹ Peñablanca mit auslöste, sondern vielmehr die von Fernández angeführte Gruppe aktiver Gemeindemitglieder, die jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung bis Oktober 1983 fast vollständig hinter ihrem Pfarrer zurücktraten. Klar ist jedoch, daß die Unterstützung Pobletes und seinen Erscheinungen von Beginn an durch die Laienpartizipation der Gemeinde von El Sol getragen und so letztlich erst ermöglicht wurde. Mit dem durch bischöfliche Anweisung erzwungenen Rückzug von Pfarrer Luis Fernández traten die bis dahin von der Öffentlichkeit unbemerkt agierenden Laien in den Vordergrund und standen damit gleichzeitig im Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie.
11.8 »Kloaken der Unreinheit«: Der Konflikt mit der Kirche Während in der Presse bereits zunehmend kritische Tendenzen gegenüber der Person Pobletes und seinen Visionsberichten zu erkennen waren (s.o. 11.6) und somit die Mediendebatte zumindest teilweise der 131 Zur Wichtigkeit des Selbstverständnisses als Basisgemeinde für die PeñablancaAnhänger aus Quilpué cf. die schriftliche Erklärung von Rául Providel, die dieser an La Estrella de Valparaíso zur Veröffentlichung sandte: »[...] die Kirche wird in den kleinen Basisgemeinden unserer [einfachen] Siedlungen erbaut, in der Kinderund Jugendkatechese, in den Begegnungen von Verlobten und Ehepaaren, in den einfachen und treuen alltäglichen Gebeten und im Zeugnis der Liebe Christi durch Werke. Und sind die Laien, die auf den Hügel gehen, nicht Kirche? Warum macht man sich diese immense Fülle von Glauben und Bereitschaft tausender Kinder Gottes nicht zu Nutze, die Dank des Hügels zur Versöhnung mit Gott gefunden haben?« (»[...] la Iglesia se construye en las pequeñas comunidades de base en nuestras poblaciones, en la catequesis de niños y jóvenes, en los encuentros de novios y matrimonios, en las oraciones sencillas y leales de cada día y del testimonio de amor a Cristo con obras. ¿Y los laicos que van al cerro no son Iglesia? ¿Por qué no se aprovecha este inmenso caudal de fe y disposición en miles de hijos de Dios que han encontrado reconciliación con Dios gracias al cerro?«; La Estrella de Valparaíso/Díaz 1.9.1984, 3)
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ablehnenden kirchlichen Einschätzung folgte, spitzte sich der Konflikt zwischen der Diözese auf der einen und Poblete mit seinen Anhängern auf der anderen Seite sichtbar zu. Die erste kirchliche Erklärung zusammen mit den öffentlichen Äußerungen von Bischof Valenzueala und Jaime Fernández waren zwar ein deutliches Signal und die mehrfach wiederholte Aufforderung an »alle Gläubigen«, sich von dem Hügel fernzuhalten unzweideutig, die Ermittlungen von Fernández waren jedoch noch nicht abgeschlossen.132 Sowohl während der Marienerscheinung am 7.10. (s.o. 11.5) als auch in den folgenden Tagen133 war Fernández weiterhin vor Ort und stellte weitergehende Untersuchungen an, sehr zum Mißfallen des Kreises um Poblete: »Die auf die Erklärung des Herrn Bischofs folgenden Tage waren schrecklich. Pater Jaime, verärgert, ungeduldig und davon überzeugt, daß der Junge ein Lügner war, fand in allem, was passierte, nur Täuschungen. Jedes noch so unwichtige Ereignis: für die bischöfliche Kommission war es Betrug.«134
Nachdem Jaime Fernández bereits vor der Erscheinung vom 7.10. von seiner Autorität als bischöflichem Beauftragten Gebrauch gemacht hatte, um Poblete für einige Tage aus Peñablanca und Quilpué wegzubringen und so seine These von den vorredigierten ›Botschaften‹ zu erhärten (s.o. 11.3), griff er nun noch ein zweites Mal direkt in den Ablauf des Erscheinungsrituals ein. Am 7.10. hatte Poblete den Termin für eine neue Erscheinung am 13.10.135 angekündigt. Jaime Fernández untersagte dem Visionär nun – offensichtlich direkt im Anschluß an die Erscheinung vom 7.10. – am 13.10. den Hügel zu besuchen, um, wie Fernández selbst sagt, die Reaktion des Visionärs auf diese Einschränkung bewerten zu können.136 Tatsächlich hielt sich Poblete an diese Anweisung und verbrachte erstmals einen angekündigten Erscheinungstermin zusammen mit einer kleinen Gruppe enger Anhänger innerhalb der Kirche von Luis
132 Cf. La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983 133 Cf. Las Últimas Noticias/Robles 9.10.1983 134 »Los días que siguieron a la declaración del señor Obispo fueron terribles. El padre Jaime, fastidiado, impaciente y convencido que el niño era un mentiroso, encontraba engaños en todo lo que ocurría. Cualquier hecho, por nimio que fuese, para la comisión episcopal era fraude.« (Barros Valenzuela 1985, 101) 135 Wie schon bei vorigen Erscheinungsterminen koinzidierte auch diese Ankündigung mit dem Aufruf der politischen Opposition zur diesmal 6. protesta nacional, die sich über drei Tage vom 11. bis zum 13.10. hinzog (Apsi/Maza/Garcés 1.–14.11.1983, 33). 136 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 56; cf. »Consultado en torno a la petición que se le hizo la semana pasada a Miguel Angel Poblete a fin de que no concurriera al cerro, el sacerdote expresó, que fue una petición realizada por él y no por el Obispo. ›Se trató de una gestión de rutina que forma parte del discernimiento para ver que reacción tiene‹.« (La Estrella de Valparaíso 17.10.1983)
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Fernández, der Poblete weiterhin – wenn auch zurückgezogen – unterstützte.137 Auf dem Hügel hatten sich währendessen zwischen 3000138 und 6000139 Menschen versammelt, die dort vergeblich auf den Visonär warteten. Diesem soll, während er im Tal vor dem Altar betete, die Jungfrau Maria erschienen sein. Auffällig ist jedoch, daß – im Gegensatz zu den sich zumeist über mehrere Stunden hinziehenden Erscheinungsritualen auf dem Hügel – Pobletes Visionszustand an diesem Tag nur wenige Minuten dauerte140 und außerdem keinerlei ›Botschaft‹ mitgeteilt wurde141 ; die Jungfrau Maria ›bat‹ Poblete nur, das Angelus-Gebet zu sprechen und kündigte die nächste Erscheinung für Montag, den 24.10. an142 . Bezüglich dieser neuerlichen Ankündigung und die ihm von Jaime Fernández für diesen Tag auferlegten Einschränkungen äußert sich Poblete an diesem Tag noch optimistisch: Er sei der Kirche gegenüber gehorsam und davon überzeugt, daß man ihm beim nächsten Mal den Zugang zum Hügel nicht verwehren werde.143 Innerhalb des elf Tage umfassenden Zeitraums, in dem Poblete und seine Anhänger »sehnsüchtig«144 eine weitere ›Begegnung‹ mit der Jungfrau Maria erwarteten, tauchten in der Presse nun erstmals auch Stimmen aus dem Umkreis von Poblete auf, die sich nicht wie Luis Fernández oder zunächst auch Poblete gehorsam dem kirchlichen Beauftragten Jaime Fernández unterordneten, sondern dessen Untersuchung öffentlich kritisierten. Eine »Katechistenbewegung« aus der Gemeinde von El Sol (»Movimiento Catequista de la parroquia Santa María del Sol de Quilpué«; s.a.o. 11.7) – erstmals werden die Peñablanca-Anhänger hier als von Luis Fernán137 »Mientras tanto el sacerdote Luis Fernández continúa acompañando a Miguel Angel. El padre reiteró esta mañana su lealtad para con el Obispo y con la Iglesia, pero dijo que ›el niño va a hacer lo que él quiera‹. Agregó el padre que en este caso ›hay que seguir escuchando con respeto. No hay que adelantar juicios. Hay que escuchar al acusado.‹« (La Estrella de Valparaíso 13.10.1983) 138 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 58 139 La Estrella de Valparaíso 13.10.1983 140 »Según algunas personas que lo acompañaban la aparición de la Virgen habría durado unos cinco minutos, aunque Miguel Angel estimó que el tiempo era menor ya que no conversó otro tema con la Madre de Dios.« (La Estrella de Valparaíso 13.10.1983) 141 In Barros’ Zusammenstellung der zentralen ›Botschaften‹ Marias ist dieser Tag nicht aufgeführt (Barros Valenzuela 1989, 28), wohl aber in der Chronologie im gleichen Band (aaO., 200). 142 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 57 143 »Al ser consultado ayer, el adolescente dijo que el principal mensaje de la Virgen es que se piense antes de actuar. ›Estamos actuando como robots, sin pensar‹, señalo. [...] Añandio, respondiendo a otra consulta, que será obediente con la iglesia, pero dijo que no cree que se le prohibía concurrir al cerro.« (La Estrella de Valparaíso 14.10.1983; cf. La Estrella de Valparaíso 13.10.1983; Qué Pasa/Aninat 20.–26.10.1983) 144 »Mientras tanto, Miguel Angel Poblete, el niño que afirma ver y conversar con la Virgen espera con ansias otra jornada que debe cumplirse el lunes 24, a las 9 horas.« (La Estrella de Valparaíso 14.10.1983)
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dez unabhängige, organisierte Laien145 öffentlich sichtbar – erklärte in Las Últimas Noticias vom 16.10., entgegen der kirchlichen Empfehlungen, ihre dezidierte Unterstützung für den Visionär Miguel Ángel Poblete. Auf dem Hügel sei die »Präsenz christlichen Geistes« spürbar, und der hier sichtbare Glaube könne nicht »Thema diözesaner Untersuchungen sein«.146 Die Gruppe bezeichnete sich selbst als »an der Angelegenheit interessierte Partei«, die jedoch bisher seitens der Kirche in der Sache nicht gehört worden sei. Trotzdem, so hieß es hier noch diplomatisch, habe man volles Vertrauen in die Arbeit der Untersuchungskommission und erwarte, von dieser entsprechend befragt zu werden.147 Im weiteren Verlauf sollte sich zeigen, daß den Anhängern der Peñablanca-Erscheinung zwar viel an einer kirchlichen Anerkennung gelegen war und sie sich für eine solche auch fortlaufend aktiv einsetzten, so wurde ihr fester ›Glaube‹ an die›Wahrheit‹ der Erscheinungen hiervon nicht infrage gestellt (s.a.u. 14).148 Eine positive Reaktion der Amtskirche auf die Peñablanca-Erscheinungen hätte für die Anhänger allerdings den Konflikt zwischen ihrer persönlich empfundenen, ungebrochenen Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und dem liturgischen ›Schattendasein‹, zu dem sie durch die offizielle Ablehnung gezwungen waren, aufgelöst. Auch wenn die Fundación Monte Carmelo – im Gegensatz zum Movimiento Mariano 7 Estrellas – als dezidiert kirchenunabhängiger Verein gegründet worden war (s.a.u. 13.8.2), betrachteten sich dessen Mitglieder nicht als ›neuer‹ Kult, sondern vielmehr eindeutig als integraler Teil der katholischen Gesamtkirche. Auch in den Schriften der Peñablanca-Anhänger (s.a.u. 14.1) wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß man sich, trotz der Kritik am Verhalten der klerikalen Hierarchie, voll zur katholischen Kirche zugehörig fühle.149 So schickte Barros 145 »[...] grupo de laicos y catequistas de la iglesia.« (Las Últimas Noticias/Robles 16.10.1983) 146 »La fe no puede estar sujeta a informes de comisiones episcopales. Al concurrir a orar no se desvirtúa el espíritu cristiano, pues en el cerro ‘El Membrillar’ está presente Cristo en este año Santo de la Redención.« (Las Últimas Noticias/Robles 16.10.1983) 147 »Nunca se nos ha consultado, pero somos parte interesada en el asunto de las apariciones de la Virgen de Villa Alemana [...] El reprensentante del Movimiento Catequista agregó que confiaba plenamente en la comisión investigadora y en que ella les consultará a ellos.« (Las Últimas Noticias/Robles 16.10.1983) 148 »Es verdad que María Santísima no necesita tener un reconocimiento oficial de los Teólogos para manifestarse donde el Señor quiera. Así como tampoco los fieles requieren que las apariciones de la Virgen estén oficialmente reconocidas para creer en ellas.« (Contardo Egaña 1998, 238) 149 Darüber hinaus wurde als weitere Rechtfertigung für die Publikation der jeweiligen Schrift auf die Neuordnung der kirchlichen Bücherzensur durch das Dekret Die Aufsicht der Hirten der Kirche über die Bücher verwiesen (De Ecclesiae pastorum vigilantia circa libros, 19.3.1975; als cc. 822–829 Teil des Codex Iuris Canonici; Sacra Congregatio pro Doctrina Fidei 1975, dt. Heinemann 1976).
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dem dritten Band seiner Peñablanca-Dokumentation die folgende Erklärung voraus: »Der Autor dieser Seiten erklärt, der römisch-apostolischen katholischen Kirche anzugehören. Deshalb unterwirft er sich dem Urteil, das die heilige Mutter Kirche in Rom über die Erscheinungen der heiligen Maria in Peñablanca fällen wird, [...]. Die vorliegenden Seiten stellen die persönliche, innere und spirituelle Überzeugung dar, die sich auf die Reinheit der in den übernatürlichen Zeichen übermittelten Lehre stützt, bestätigt durch die zahlreichen Bekehrungen und der enstandenen Volksfrömmigkeit, die sich weiterhin zeigt. Wenn [im folgenden] die Worte und Handlungen einiger Bischöfe, Priester und Laien kommentiert werden, so bezieht sich dies auf ihre Haltungen bezüglich der Erscheinungen, nicht auf ihre Person, ihren Weihestand oder ihren apostolischen Auftrag bezüglich Glauben und Sitten.«150
Was die Peñablanca-Anhänger anstrebten, war nicht die Bildung einer eigenständigen religiösen Bewegung, sondern vielmehr die offizielle kirchliche Anerkennung und Unterstützung ›ihrer‹, bereits als ›echt‹ aufgefaßten Erscheinungen und die Integration derselben in den ›Kanon‹ der kirchlich anerkannten. Doch auch angesichts der offiziellen kirchlichen Mißbilligung wurde Peñablanca zum devotionalen Mittelpunkt ihrer im Selbstverständnis immer katholisch gebliebenen Religiosität. So betonte man immer wieder den Respekt vor den Bischöfen und die uneingeschränkte Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. Insbesondere eine spätere Äußerung Barros’ im Kontext des sich nach dem Erdeben vom März 1985 noch einmal zuspitzenden Konflikts (s.u. 14.2), die Las Últimas Noticias sogar zur Titelzeile wählte, brachte den Kern dieser Auseinandersetzung auf den Punkt. Es gehe in diesem Konflikt um die Auseinandersetzung zwischen der persönlichen Gewissensüberzeugung eines 150 »El autor de estas páginas declara pertenecer a la Iglesia Católica, Apostólica y Romana. Por ello se somete al juicio que la Santa Madre Iglesia haga en Roma sobre las apariciones de María Santísima en Peñablanca, [...]. Estas páginas manifíestan la convicción personal, íntima y espiritual, basada en la pureza de la doctrina que se transmite, en los signos milagrosos que la confirman, en numerosas conversiones, en la religiosidad popular que se ha generado y continúa manifestándose. Al comentar palabras y actuaciones de algunos Obispos, sacerdotes y laicos se refiere a actitudes respecto a las apariciones, no a sus personas, carácter sagrado o a su misión apostólica en cuanto a la fe y costumbres.« (Barros Valenzuela 1988, 3 [=Titelei]); cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 5 [=Titelei]; La Llena de Gracia o.J. [Internetquelle]). Wenn Miguel Contardo ebenfalls den Gehorsam gegenüber der Kirche betont (»Me someto humildemente a la obediencia a Nuestra Santa Madre Iglesia Católica, Apostólica y Romana«; Contardo Egaña 1998, 4 [=Titelei]), sich gleichzeitig aber in Bezug auf die Neuordnung der Bücherzensur (cf. Anm. 149) die »Freiheit zur Publikation dieser Seiten« herausnimmt so war dies für ihn als Priester, der aufgrund seines Engagements für die Erscheinungen bereits große disziplinarrechtliche Schwierigkeiten gehabt hatte (s.o. 10.5), noch einmal von größerer Bedeutung hat als für die Laien-Anhänger von Peñablanca.
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Laien (s.a.o. 11.7), daß nämlich die Erscheinungen in Peñablanca – mit der Jungrau Maria als Mittlerin – direkt von Gott stammten, und dem ablehnenden Urteil der kirchlichen Hierarchie: »Ich respektiere meinen Bischof. Ich liebe ihn. Ich bin Katholik und gehorche der Hierachie. Aber eine geistlich-moralische Voraussetzung muß erfüllt sein: Über dem Erzbischof [Fresno] steht Gott.«151
Nur einen Tag nach der oben genannten öffentlichen Präsentation der Peñablanca-Laienanhänger machte Jaime Fernández am 17.10.1983 noch einmal nachdrücklich seine unverändert kritische Position gegenüber der Presse klar: die Kirche ziehe »formell jegliche Unterstützung für die Sache zurück und bitte die Gläubigen, daß sie nicht auf den Hügel gehen.« Die Position der Kirche gegenüber den Erscheinung sei nicht nur kritisch, sondern »mehr als kritisch«.152 Drei Tage vor der für den 24.10. angekündigten Erscheinung meldete sich die »Katechistenbewegung« aus El Sol schließlich zum zweiten Mal in der Presse zu Wort, und dieses Mal bereits deutlich weniger diplomatisch: »Anwohner der Gegend berichten über die Existenz einer Laienbewegung bestehend aus etwa 800 Angehörigen der Pfarrgemeinde Santa María [von El Sol; OG], die sich Miguel Ángels angenommen haben. Und sie wissen auch zu berichten, daß diese Bewegung sich vorgenommen hat, der kirchlichen Stellungnahme in der Praxis zu trotzen, die einerseits den Priestern verboten hat, Kulthandlungen auf dem Hügel von Peñablanca vorzunehmen, andererseits den Katholiken empfohlen hat, diesen Ort nicht zu besuchen. [...] Die Angehörigen dieser betreiben eine intensive Kampagne in der Gegend, die darauf zielt, den Glauben daran zu mehren, daß die Jungfrau tatsächlich auf dem Hügel erscheint, und für die Versammlungen an dem ›heiligen Ort‹, wie sie ihn nennen, zu werben. ›Wir wollen, daß die Mitglieder der Kommission sich mit uns in Verbindung setzen, damit sie uns die Beweise vorlegen können, die belegen sollen, daß das mit Miguel Ángel falsch ist‹ [...] ›Wir werden uns darum kümmern zu beweisen, daß es nicht so ist.‹«153 151 »Respeto a mi pastor. Lo quiero. Soy católico y obedezco a la jerarquía. Pero hay que asumir una obligación moral: sobre él [Arzobispo Fresno; OG] está Dios.« (Las Últimas Noticias/Gambetti 19.4.1985); cf. »[La Estrella de Valparaíso:] La actitud de ustedes parece ser desobediancia hacia el Obispo. [Catechistas de El Sol:] ›De ninguna manera. La Iglesia somos todos los bautizados: yo, usted, el de más allá, todos.« (La Estrella de Valparaíso/Machete) 6.10.1984) 152 »El sacerdote señalo que la investigación continúa. Dijo que la posición de la Iglesia en este momento es ›retirar formalmente todo apoyo al caso y pedir a los fieles que no concurran al cerro‹. Al ser consultado a si esta petición de no concurrir, constituye una acentuación de la actitud crítica de la Iglesia, el sacerdote señalo que la Iglesia tiene una actitud más que crítica en torno al fenómeno.« (La Estrella de Valparaíso 17.10.1983) 153 »Los vecinos de la zona conocen la existencia de un movimiento laico formado por unos 800 personas pertenecientes a la parroquia Santa María [de El Sol; OG], la
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Dieser nun auch öffentlich in der Presse ausgetragene Konflikt zwischen Poblete und seinen sich organisierenden Anhängern einerseits und der kirchlichen Hierarchie andererseits erreichte mit den Erscheinungen vom 24.10. – an der nunmehr eine gegenüber den vorigen Terminen deutlich reduzierte Zahl von Menschen teilnahm154 – eine neue Eskalationsstufe, die sich vornehmlich im Inhalt der an diesem Tag von Poblete kommunizierten ›Botschaften‹ äußerte. Wie bereits zuvor am 7.10. (s.o. 11.5), jedoch deutlich ausgeprägter, enthielten die Äußerungen des Visionärs mehrfach kirchenkritische Passagen,155 die im Gegensatz zum vorherigen Termin sowohl Eingang in die Überlieferung der Anhänger fanden156 als auch von der Presse wiedergegeben wurden: »Der angebliche Dialog von Miguel Ángel Poblete mit der Jungfrau zog sich über anderthalb Stunden hin, in denen er nachdrücklich die Empfehlung des Bistums Valparaíso, die Gläubigen mögen von einer Teilnahme an den angeblichen Erscheinungen absehen, kritisierte. Poblete sagte zu den auf dem Hügel von Villa Alemana versammelten cual ha prohijado a Miguel Angel. Y saben que ese movimiento se ha propuesto, en la práctica, desafiar el dictamen eclesiástico que, por un lado, ha prohibido a los sacerdotes realizar actos litúrgicos en el cerro de Peñablanca y, por el otro, ha sugerido a los católicos que no vayan a este lugar. [...] Los integrantes del movimiento realizán una intensa campaña en la zona para acrecentar la creencia de que la Virgen efectivamente se aparece en el cerro, promoviendo las reuniones en el ›lugar santo‹, como lo denominan. ›Queremos que los miembros de la comisión investigadora se ponga en contacto con nosotros para que nos den a conocer las pruebas que conocen para aservar que lo de Miguel Angel es falso‹, [...] ›Nosotros nos encargaremos de demostrarles que no es así‹«. (Las Últimas Noticias 21.10.1983) 154 Die Angaben schwanken stark zwischen nur 500 Pilgern laut Presseberichterstattung (La Estrella de Valparaíso 24.10.1983) und 6000 aus Sicht der Anhänger(Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 67). 155 Neben dieser Kirchenkritik enthielt die auffallend lange ›Botschaft‹ dieses Tages in erster Linie bereits aus den Texten der vorigen Erscheinungen bekannte Aussagen, so v.a. viele apokalyptische Motive (hier: »Dritter Weltkrieg«) und die ›Aufforderung‹, den Kommunismus zu hassen, aber die Kommunisten zu lieben; außerdem ›forderte‹ die Erscheinung den Bau einer Lourdes-Grotte, die tatsächlich später auf dem »Monte Carmelo« errichtet wurde (s.u. 11.5). Zwei weitere ›performative‹ Elemente dieser Erscheinung, die in der religiösen Sinndeutung der Anhänger Bedeutung erlangten und im weiteren Verlauf mehrfach wieder auftraten sind erwähnenswert. Poblete will an diesem Tag erstmals »aus der Hand des Erzengels Michaels« die Heilige Kommunion erhalten haben und ›empfing‹ diese – für die Umstehenden sichtbar – mit herausgestreckter Zunge (»Hoy lunes aparece la Señora con el arcángel San Miguel. [...] Luego me dice: Santísima Trinidad y me da la Hostia visible. La siento en mi lengua deshacerse muy luego, sin sabor y gruesa.«). Tatsächlich liegen mehrfach Berichte von Anwesenden vor, die in diesem Moment eine Hostie gesehen haben wollen. Außerdem forderte er dazu auf, als ›Beweis‹ für die ›Echtheit‹ seiner ›Ekstase‹ ihn mithilfe einer Sicherheitsnadel auf Schmerzunempfindlichkeit zu prüfen (»El que no cree, puede pinchar una aguja«), wozu sich jedoch an diesem Tag niemand durchringen konnte. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 59.66f.) 156 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 59–67; Barros Valenzuela 1985, 105f.
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Gläubigen, daß ›nun die Stunde gekommen sei, die Wahrheit zu sagen. Die Menschen sind nicht vorbereitet, und die Kirche will sich hier nicht beteiligen. Das ist schlimmer als die Apokalypse. Viele Priester, Bischöfe und Monsignores befinden sich auf dem Pfad der Verdammnis, und wir müssen inbrünstig beten und unseren Herrn bitten, daß er sie auf den rechten Weg zurückführe‹.«157
Darüber hinaus widersprach Poblete während seines Visionszustands dezidiert dem von Jaime Fernández geäußerten Betrugsvorwurf158 und kündigte außerdem an – von der Jungfrau Maria selbst hierzu ›aufgefordert‹ – das angeblich in seinem Besitz befindliche »Dritte Geheimnis« von Fátima, dessen Text Jaime Fernández vor wenigen Wochen noch an den Papst hatte senden wollen (s.o. 8.13), eigenmächtig zu veröffentlichen, wenn nicht die Kirche selbst es innerhalb von drei Monaten zugänglich machen würde.159 Reaktionen der Kirche auf diese ›Drohung‹ sind in den Quellen nicht belegt. Sehr wohl reagierte die Kirche aber auf eine weitere, nach dem 24.10. von Poblete öffentlich geäußerte ›Botschaft‹, die jedoch nicht auf dem Hügel von Peñablanca während eines Erscheinungsrituals, sondern auf einem sehr ungewöhnlichen Weg publik wurde, der jedoch in gewisser Hinsicht den bei Poblete immer wieder zu beobachtenden direkten Umgang mit den Medien160 fortsetzte. Während der Erscheinung vom 24.10. – nur vier Tage vor der sich bereits abzeichnenden offiziellen kirchlichen Ablehnung der Erscheinungen (s.u. 11.9) – erhielt Poblete u.a. die ›Anweisung‹ den entsprechenden Text, der bisher nicht hatte veröffentlicht werden können – man hatte ihm ja am 13.10. den Zugang zum Hügel verwehrt – an den Radiosprecher Patricio Varela zu senden, der bei Radio Portales eine Sendung moderierte, die sich mit ›paranormalen‹ Phänomen, besonders auch mit 157 »El presunto diálogo de Miguel Angel Poblete con la Virgen se prolongó por espacio de una hora y media, lapso durante el cual [...] insistió en criticar la recomendación del Obispado de Valparaíso respecto a que los fieles se abstuvieran de concurrir a las presuntas apariciones [...]. Según dijo el joven a los fieles reunidos el cerro de Villa Alemana, ›ha llegado la hora de decir la verdad. La gente no está preparada y la Iglesia no se quiere meter aquí. Eso es peor que el Apocalipsis. Muchos sacerdotes, Obispos y Monseñores van por el camino de la perdición y nosotros tenemos que orar fervientemente, para pedirle a nuestro Señor que los vuelva al camino correcto‹.« (La Estrella de Valparaíso 24.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 27.10.1983) 158 »El vidente desea que se crea en lo que está viviendo. Y no es falso, ni ilusión mía tampoco; ni fraude tampoco, agrega angustiado.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993) 159 Tatsächlich findet sich in der Überlieferung der Peñablanca-Anhänger ein entsprechender Text, der das »Dritte Geheimnis« von Fátima wiedergeben soll. Dieser sei Poblete am 16.7.1983 mitgeteilt worden (s.o. 7.1, Anm. 11), sollte jedoch erst Mitte 1989 bekannt gegeben werden (Barros Valenzuela 1989, 19–21; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 34–36) 160 Cf. etwa die mehrfachen Pressekonferenzen; s.o. 8.13 und 10.7
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UFOs161 (s.a.o. 8.9) beschäftigte.162 Ob und in welchem Umfang die von Poblete versandte ›Botschaft‹ tatsächlich im Radio gesendet wurde, läßt sich nicht mehr feststellen. Daß Varela darauf aber zumindest Bezug genommen hatte, ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen.163 Der Text ist bestimmt durch drei Motive: eine drastische, die ›Botschaften‹ vom 7. und 24.10. noch überbietende Kritik an der kirchlichen Hierarchie, deutliche apokalyptische Abschnitte und die Vernetzung von Peñablanca mit anderen Erscheinungen wie La Salette, Fátima oder auch dem chilenischen Chagres (s.o. 10.8).164 Und es war ein wortwörtliches Zitat aus dem sogenannten »Geheimnis« von La Salette (s.o. 2.4.3), das in der Folge zum direkten Ausdruck des Konflikts zwischen der kirchlichen Hierarchie und dem Peñablanca-Kult wurde und in den folgenden Monaten und Jahren der Erscheinungen immer wieder wiederholt werden sollte165 : 161 Cf. Varela Silva/IIEE Delegación Chile 7.8.2005 (Internetquelle) 162 Ein entsprechender handgeschriebener Brief mit der ›Botschaft‹, die wortwörtlich dem von den Anhängern für den 7.10. überlieferten Text entspricht, ist bei Paredes faksimiliert (»Señor Patricio Varela, mi Señora me ha confiado a usted, que le trasmita los mensajes. Me será imposible decirle todo lo que siento en estos momentos, más estoy muy apeado porque hay grandes abusos contra mi persona, pero resistiré por amor al mundo como penitencia. Estos son los mensajes. [...]«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 69f.688f.) Ob vor dem Brief an den Radiosprecher bereits jemand vom Inhalt des Texts gewußt hat, ist unklar. Barros berichtet zumindest über ein Gespräch zwischen Luis Fernández und Poblete im Anschluß an die Erscheinung vom 7.10. Darin sei es um den Sinn der ›Botschaft‹ und die Poblete angeblich unbekannte Bedeutung des Wortes »Kloake« (cf. Zitat bei Anm. 166) gegangen. (Barros Valenzuela 1985, 100) 163 Auch Jaime Fernández bezieht sich in einem späteren Interview auf diesen Vorgang, bezeichnet ihn als »lächerlich« und nennt ihn als Beleg dafür, daß die von Poblete verbreiteten ›Botschaften‹ nicht von der Jungfrau Maria stammen könnten: »Mag sein, daß es den einen oder anderen schlechten Pfarrer gibt, aber dies vom Priestertum an sich zu sagen, ist eine Lüge. Die Jungfrau lügt nicht, deshalb würde sie so etwas nie sagen. Sie hätte sicherlich viel Mitleid, wenn einer ihrer priesterlichen Söhne vom Weg abgekommen wäre. Aber dies zu sagen, damit ›ein Spiel zu treiben‹ und es dem Sprecher Patricio Varela in einem Brief zu schildern, ist lächerlich.« (»Puede ser que haya algún cura malo por ahí, pero que eso se diga del sacerdocio, es mentira. La Virgen no miente, por lo tanto, nunca lo diría así. Cuando mucho tendría compasión si uno de sus hijos sacerdotes está extraviado. Pero decirlo así, ›al boleo‹ y mandarselo a contar al locutor Patricio Varela por carta, es ridículo.«; Analisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 10) 164 Auf die Erscheinungen von Chagres und die Parallelen zu Peñablanca wurde auch in der Presse hingewiesen (La Estrella/Ruiz Zaldívar 8.10.1983). 165 Im Index der ›Botschaften‹ von Barros sind 20 Textstellen aufgeführt. (Barros Valenzuela 1989, 176); auf die besondere Bedeutung dieser Textstelle und ihre häufige Wiederholung während der Erscheinungen weist Barros auch persönlich im Interview hin: »Más o menos así era el mensaje de La Salette, entonces el obispo dijo estas no son palabras de la Virgen. Pero a otros digo que ha habido muchos sacerdotes y obispos en el mundo qué no aceptan las apariciones de La Salette por esas palabras, por ese mensaje tan duro. Aquí la Virgen Santísima durante los cinco años de aparición
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»Die Priester, Diener meines Sohnes, die Priester sind durch ihr schlechtes Leben, ihre Ehrfurchtslosikeit, ihre Pietätlosigkeit bei der Feier der heiligen Geheimnisse, durch ihre Liebe zum Gelde, zu Ehren und Vergnügungen Kloaken der Unreinheit geworden. Ja, die Priester fordern die Rache heraus, und die Rache schwebt über ihren Häuptern.«166
11.9 Kirchliche Ablehnung am 28.10.1983: »Keine Erscheinungen der Jungfrau Maria« Gut drei Wochen nach der ersten Verlautbarung, in der Bischof Valenzuela seine »nachdrücklich kritische Haltung« zum Ausdruck gebracht hatte (s.o. 11.4), fand die zweite kirchliche Erklärung, die am 28.10. um die Mittagszeit in einer extra hierfür anberaumten Pressekonferenz in Valparaíso bekannt gegeben wurde, sehr deutliche Worte: »Bewegt durch die bedauernswerte Entwicklung, welche die Ereignisse von Villa Alemana genommen haben und gedrängt durch das beharrliche Ersuchen um seelsorgerliche Orientierung, das mir seitens der Gläubigen von Valparaíso zugetragen wurde, erachte ich es für notwendig die folgende Erklärung abzugeben: Das Phänomen angeblicher Erscheinungen der Jungfrau Maria auf einem Hügel in Villa Alemana, deren Seher der Jugendliche Miguel Ángel Poblete zu sein behauptet, entbehren jeglicher Grundlage der Glaubwürdigkeit. Wir sind zu dieser Gewißheit gelangt, nachdem wir die reichhaltigen Informationen ausgewertet haben, die eine minuziöse Untersuchung ergeben hat. 1◦ Die in diesem Rahmen und bereits zu vorigen Anlässen durchgeführte psychologische Untersuchung weist uns auf Elemente hin, die uns daran hindern, seinen Behauptungen, Übermittler von Botschaften der Heiligen Jungfrau zu sein, Glaubwürdigkeit zuzusprechen. 2◦ Die moralische Begutachtung, die im Rahmen der kirchlichen Untersuchung durchgeführt wurde, erbrachte eine Reihe negativer Aspekte, die es unmöglich machen, dem Phänomen eine göttliche Verursachung zuzuschreiben. 3◦ Die katholische Kirche mit ihrer tausendjährigen Erfahrung und gestützt auf den ›Schatz der Offenbarung‹ [depositum fidei], der ihr anvertraut wurde, erkennt die der Heiligen Jungfrau Maria zugeschriebene Sprache nicht repitió ese mensaje por más de 20 veces. El mensaje de La Salette.« (Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 3) 166 »Los sacerdotes, Ministros de mi Hijo, por su mala vida, por su impiedad al celebrar los Santos Misterios, por su amor al dinero, a los honores y a los placeres, se han convertido en cloacas de impureza. Si claman venganza La venganza está suspendida sobre sus cabezas.« (Barros Valenzuela 1985, 99, vollständiger Text im Anhang, s.u. A.4; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 55f.; Text bis auf ein Wort identisch schon bei Barros Valenzuela 1990, 1 1984, 74; dt. Übers. zitiert nach Hierzenberger/Nedomansky 1993, 200)
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an und weist viele der in ihren Mund gelegten Behauptungen zurück. Vielmehr sieht sie diese als Angriff auf die Kirche selbst an, etwas Undenkbares bei Derjenigen, die sie als ihre Mutter und Königin anerkennt. 4◦ Die Untersuchung hat darüber hinaus eine organisierte, kirchenfremde Unterstützung entdeckt. Das Umfeld, die Personen und die Mittel, die Einfluß auf den Aufschwung dieses Phänomens hatten, erscheinen uns nicht nur unangemessen, sondern auch verdächtig. Aufgrund all dieser Argumente erklären wir, daß die Phänomene, die sich in Villa Alemana zugetragen haben, keine Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria sind; wir sehen sie als schädlich an für die Einheit der Kirche und wir bitten alle Gläubigen, sich der Teilnahme daran zu enthalten. [gezeichnet] Francisco de Borja Valenzuela Ríos, Erzbischof-Bischof von Valparaíso. Valparaíso, den 28. Oktober 1983«167
Der in dem La Salette-Zitat über die Priester als »Kloaken der Unreinheit« gipfelnde Konflikt zwischen den Peñablanca-Anhängern und der kirchlichen Hierarchie (s.o. 11.8) war offensichtlich mit einer der Gründe, die Valenzuela so schnell zu einer zweiten Erklärung kommen ließen.168 Als letzte Begründung für seine Ablehnung weist nun auch die offizielle Erklärung von Valenzuela auf die zuvor schon mehrfach von Jaime Fernández gegenüber der Presse geäußerte »organisierte, kirchenfremde Unterstützung« für die Vorgänge in Peñablanca hin und greift damit, ohne dies explizit zu formulieren, die von Fernández vertretene Manipulationshypothese auch offiziell auf. Ebensowenig jedoch wie der kirchliche Beauftragte in den Wochen zuvor machte Valenzuela irgendwelche näheren Angaben über die Urheber dieser »Unterstützung«, die als »verdächtige Personen« im Ungefähren bleiben. Wie schon bei der vorigen Erklärung (s.o. 11.4, Anm. 57) stellte sich auch diesmal der Erzbischof von Santiago, Juan Francisco Fresno, hinter die Einschätzung seines Amtsbruders. Diese Unterstützung beschränkte sich diesmal jedoch nicht auf Äußerungen gegenüber der Presse. Fresno publizierte am 31.10.1983 eine eigene Erklärung, in der er sich vorbehaltlos hinter die Ablehnung seines Amtsbruders in Valparaíso stellte und auch die Gläubigen seiner Diözese dazu aufrief – ein nicht unerheblicher Teil der direkten Peñablanca-Anhänger stammten ja aus Santiago (s.a.o. 8.14) – nicht mehr an »religiösen Versammlungen im Zusammenhang mit den genannten Ereignissen« teilzunehmen.169 Eine Gefahr für die »Einheit 167 Der Text liegt für diese Arbeit leider nicht im Originaldokument vor, wurde jedoch noch am selben Tag in der Abendzeitung La Estrella de Valparaíso wortwörtlich publiziert (hier zitiert nach 28.10.1983; span. Orig. im Anhang, s.u. A.6). Die Erklärung wurde drei Jahre später noch einal im Bolletin des CELAM abgedruckt (s.u. 14.4). 168 Cf. die Äußerungen von Jaime Fernández zu diesem Aspekt (s.o. 11.8, Anm. 163) 169 »Habiendo tomado conocimiento del documento firmado por el señor Arzobispo Obispo de Valparaíso Monseñor Francisco de Borja Valenzuela Rios en relación con
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der Kirche«170 , die beide Oberhirten in ihren Erklärungen ansprechen, bestand hier also – zumindest auf offizieller Ebene der zwei wichtigsten Bistümer des Landes – nicht. Was die öffentliche Reaktion auf Valenzuelas Erkärung angeht, ist die Presse deutlich zurückhaltender als nach der ersten. In La Estrella de Valparaíso erscheint diesmal nur eine kleine Meldung auf der Titelseite (»Kategorische offizielle Erklärung des Bistums: Es sind keine Erscheinungen der Jungfrau«171 ) sowie im Innenteil der unkommentierte, vollständige Text des bischöflichen Dokuments nebst einer kleinen Zusammenfassung.172 Erst am nächsten Tag reagierte La Estrella de Valparaíso noch einmal mit einem halbseitigen Aufmacher und einem Interview mit Jaime Fernández, der sich an dieser Stelle, zum letzten Mal in der Tagespresse, ungebrochen negativ zu Wort meldete: »Es war ein ordinärer Vorfall«.173 Wie bereits im Vorfeld machte Fernández noch einmal die Einmischung von »kirchenfremden Gruppen« auf dem Hügel von Peñablanca für die »angeblichen Marienerscheinungen« verantwortlich.174 Darüber hinaus nannte er hier nun erstmals auch öffentlich die Ergebnisse der von ihm veranlaßten psychologischen Begutachtung des Visionärs (s.o. 11.2) und gab eine Persönlichkeitsstörung auf Seiten Miguel Ángel Pobletes als
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acontecimientos en Villa Alemana vinculados a presuntas aparíciones de la Santísima Virgen declaro: 1.– Concuerdo con lo dicho por nuestro hermano Obíspo de Valparaíso y considero altamente nocivo para la verdadera imagen de la Iglesia y el bien espitirual[sic!] de los fieles el fomentar y defender como verdaderas díchas presuntas apariciones. 2.– Con humildad y verdadero amor de Pastor de esta Arquidiócesis de Santiago, hago ver a nuestros fieles que deben abstenerse de participar en manifestacíones de carácter religioso relacíonadas con los señalados acontecimientos; y 3.– Ruego a todos esos fieles se unan a nuestras oraciones para pedír a Dios que mantenga la unidad en la fe, la esperanza en su Misericordia infinita y el perdón de los pecados, conforme a la doctrina y práctica permanente de la Santa Madre Iglesia.« (AHES 31.10.1983) Bereits ein Jahr zuvor hatte die CECH in ihrer Erklärung Caminar juntos en la Iglesia (5.7.1982) die aus ihrer Sicht gefährdete kirchliche Einheit, das auch in den beiden kirchlichen Erklärung über die Marienerscheinungen anklingt, in den Blick genommen (CECH 1984c). »Categórica declaración oficial del Obispado: No son aparaciones de la Virgen« (La Estrella de Valparaíso 28.10.1983) Auch La Segunda und Las Últimas Noticias beschränken sich auf die wörtliche Wiedergabe der Erklärung im Innenteil. (La Segunda 29.10.1983; Las Últimas Noticias/Robles 29.10.1983) »Fue und caso grosero« (La Estrella de Valparaíso 29.10.1983) »[D]etectamos en los fenómenos de Villa Alemana, la presencia de algo organizado que no concuerda con ninguno de los cuadros normales de la Iglesia. Hemos reconocido la participación, en un comienzo, de algunos grupos que después se retiraron al comprobar lo que ocurría en realidad. [...] existe en esas reuniones en el cerro de Villa Alemana, un apoyo logístico extraño a la Iglesia. Eso no es de la Iglesia, no sabemos de dónde viene, lo encontramos ambiguo, sospechoso; no nos gusta.« (La Estrella de Valparaíso 29.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 30.10.1983)
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weitere Ursache für die Ausbildung des Phänomens an. So seien in dessen Persönlichkeit »manisch-depressive Elemente« festgestellt worden. Poblete sei eine »Person mit schweren Problemen«, die sich u.a. in einer Form der »Mythomanie« sowie einer »großen hysterischen Befähigung« äußerten. Aufgrund dieser psychopathologischen Disposition sei Poblete letztlich selbst davon überzeugt, daß seine »Phantasievorstellungen wirklich stattfinden würden«.175 Kirchlicherseits sei der »Fall Peñablanca« mit der Erklärung des Bischofs vom Vortag abgeschlossen. Gleichzeitig stellte Fernández in Aussicht, daß Teile der von seiner Kommission zusammengetragenen Informationen in den nächsten Tagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden, sofern der Bischof diesem Vorhaben zustimmt176 , eine angesichts des seitens der Kirche noch immer nicht konkretisierten Betrugsvorwurfs ›brisante‹ Ankündigung, die tatsächlich nie eingelöst wurde. Bis heute sind die im Diözesanarchiv von Valparaíso befindlichen Berichte der kirchlichen Untersuchung – ebenso wie diejenigen der späteren zweiten (s.u. 13.6 und 13.11) – nicht öffentlich zugänglich (s.a.o. 1.3). Zeitgleich mit dem neunten Jahrestag der Einweihung des der chilenischen Nationalpatronin, der Virgen del Carmen (s.o. 4.5), geweihten Templo Votivo de Maipú177 fand am 30.10. die letzte im Jahr 1983 öffentlich zur Kenntnis genommene Marienerscheinung in Peñablanca statt. Trotz der ausdrücklichen kirchlichen Ablehnung versammelten sich zu diesem Termin – der wie üblich zuvor am 24.10. von Poblete angekündigt worden war – noch einmal zwischen 5000178 und 6000 Menschen179 , 175 »La investigaciones que se llevaron a cabo por parte de diversos profesionales y los exámenes que los sicólogos y especialistas médicos practicaron al joven Miguel Angel Poblete revelaron que este presente en su personalidad elementos maníacos depresivos que influyeron notoriamente en su participación en los sucesos de Villa Alemana, [...]. [...] el joven fue sometido a exámenes sicológicos que demostraron que se trata de una persona con problemas agudos que se manifiestan, entre otros rasgos, en una mitomanía acompañada de una gran capacidad histriónica. En las fantasias síquicas que se forjó el mismio joven, por esa condición mitomaniacahistriónica, terminó por convencerse de que efectivamente ocurrían los fenómenos que su fantasía creó.« (La Estrella de Valparaíso 29.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 30.10.1983) 176 »Enfatizó el sacerdote que la investigación efectuada por la comisión que encabezó reunió un importante volumen de antecendetes, algunos de los cuales deberían ser dados a conocer en los próximos días a la opinión pública preiva autorización del Obispo de Valparaíso. Los expedientes quedan archivados y este caso ya deja de tener interés para la Iglesia, al comprobarse que existía el origen divino que se le atribuía.« (La Estrella de Valparaíso 29.10.1983; cf. Las Últimas Noticias/Robles 30.10.1983) 177 Las Últimas Noticias 31.10.1983 178 Las Últimas Noticias/Robles 31.10.1983 179 La Estrella de Valparaíso 31.10.1983; Paredes spricht sogar von 30.000 Pilgern (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 71)
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darunter auch etliche Ordensfrauen.180 Wie schon die vorigen beiden Erscheinungsrituale fand auch dieses ohne Beteiligung von Luis Fernández statt. Die Gebete wurden, wie seit dem 7.10. zu beobachten (s.o. 11.5), von den nun zusehends in den Vordergrund rückenden Laienanhängern Pobletes geleitet.181 Die Botschaft dieses Tages war kurz und enthielt erneut apokalyptische Motive182 , das Erscheinungsritual selbst erschien auch Außenstehenden »sehr ähnlich denen der vorigen Tage«183 . Auch die Wiederholung eines eine Woche zuvor erstmals aufgetretenen performativen Elements (s.o. 11.8, Anm. 155) war zu beobachten, der ›Empfang‹ der ›mystischen Kommunion‹184 durch Poblete, der darüber hinaus mit entsprechenden Handbewegungen ›Hostien‹ an einige Umstehende ›austeilte‹.185 Mit einem letzten Artikel in La Estrella de Valparaíso, der Poblete unter dem provokant-polemischen Titel »Der Junge der Jungfrau machte eine Show«186 noch einmal auf die Titelseite brachte, endete fürs erste die mediale Aufmerksamkeit für Peñablanca. In La Estrella de Valparaíso tauchte das Thema 1983 nur noch zwei Mal auf: in einem die Erscheinungen verteidigenden Leserbrief Anfang Dezember187 und schließlich im Jahresrückblick der Zeitung188 . Auch Las Últimas Noticias widmete den Erscheinungen an diesem Tag noch einen Artikel, wenn auch nur eine kleine Randnotiz. Ein letztes Mal, zumindest in diesem Jahr, war die Ankündigung zu lesen, daß »die nächste Versammlung am 12. November um 12 Uhr« stattfinden werde.189
180 Im Gegensatz zur Presse (cf. Anm. 181) berichtet Paredes, daß an diesem Tag darüber hinaus auch mehrere Priester zugegen waren: »Entre los asistentes hay muchos sacerdotes y religiosas.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 71) 181 »No se advirtió la presencia de sacerdotes, de manera que la oración fue dirigida por laicos.« (La Estrella de Valparaíso 31.10.1983) 182 »25.1. El mundo no quiere entender. Satanás está reinando sobre todos los científicos. Que Chile no acepte tratados nucleares y Argentina tampoco. 25.2. Rusia, rezad el Rosario por Rusia una hora. Por la conversión de Rusia: Rusia está esparciendo sus errores por todo el mundo.« (Barros Valenzuela 1989, 30) 183 »El ritual fue muy simular a jornadas anteriores.« (La Estrella de Valparaíso 31.10.1983) 184 Cf. Barros Valenzuela 1985, 105: »comunión misticia visible« 185 »[...] Miguel Angel afirmó haber recibido la comunión de manos de la Virgen. Incluso, gesticuló como quien recibe más hostias y las ›distribuyó‹ entre los fieles presentes.« (La Estrella de Valparaíso 31.10.1983) 186 »Un show hizo niño de la Virgen« (La Estrella de Valparaíso 31.10.1983) 187 La Estrella de Valparaíso 1.12.1983 188 »El jueves 29 de septiembre titulábamos: MULTITUD INVADIO SANTUARIO. Se trataba de las presuntas apariciones de la Virgen en un cerro de Villa Alemana de las que era protagonista el joven Miguel Angel Poblete. Posteriormente, una comisión investigadora de la Iglesia, descubrió que trataba de un fraude« (La Estrella de Valparaíso 31.12.1983) 189 Las Últimas Noticias/Robles 31.10.1983
12 Die Manipulationshypothese als Teil der Geschichte von Peñablanca Die Frage danach, ob Organe der Militärregierung Pinochet – namentlich der Inlandsgeheimdienst Central Nacional de Informaciones (CNI; s.a.o. 7.3, Anm. 35) – direkt an der Entstehung und Entwicklung der Marienerscheinungen von Peñablanca als einem im Jahr 1983 vielbeachteten Massen- und Medienereignis beteiligt war, gehört bis heute zu einem der meistdiskutierten Aspekte der Vorgänge um Miguel Ángel Poblete. Seit dem 8. Oktober 1983, als La Estrella de Valparaíso auf ihrer Titelseite mit den Worten »ES KÖNNTE BETRUG SEIN«1 dieser bis heute nachdrücklich vertretenen Überzeugung von Jaime Fernández Raum gab, ist die ›Manipulationshypothese‹ untrennbarer Bestandteil der Geschichte von Peñablanca: »Pinochet trat zu Beginn mit einer sehr religiösen Fassade auf. Aber sehr bald stellte er fest, daß die einzigen, die die Kraft, die Fähigkeit und die Autorität hatten zu sprechen, die Bischöfe waren. Und eines Tages, als die Bischöfe eine öffentliche Erklärung über die Menschenrechte abgaben, wurde er sehr wütend und sagte, daß man diesen Mistkerlen den Mund stopfen müsse. Und er beauftragte General Gordon, was auch immer zu unternehmen, in jedem Fall aber die Bischöfe zum Schweigen zu bringen. General Gordon – verantwortlich für die Geheimdienste – organisierte diese Erscheinungen und bereitete sie über lange Zeit hinweg vor, [...], dachte sich fast alle praktischen Details aus. Sie fanden auf einem Hügel statt, der den Streitkräften gehörte, in Villa Alemana [...]. Und dort bereitete er zusammen mit einem ehemaligen Priester [...] die Texte für diese Erscheinungen vor. [...] Er suchte nach der geeigneten Person; diese war ein Junge, der bekannter- und anerkanntermaßen psychisch krank war, und sich in einer öffentlichen Einrichtung, einem Waisenhaus befand.«2 . 1 2
La Estrella de Valparaíso/Ruiz Zaldívar 8.10.1983 »Pinochet empezó primero con una fachada muy religiosa. Pero muy pronto se dio cuenta que las únicas personas que tenían fuerza, capicidad y autoridad para hablar eran los obispos. Y un día en que los obispos hicieron una declaración pública sobre los derechos humanos, el se enojó mucho, y dijo que había que taparle la boca a estos tales por cuales. Y le encargó al General Gordon que el se hiciera cargo de cualquier cosa, pero hacer callar a estos obispos. El General Gordon que estuvo a cargo de estos servicios secretos organizó estas apariciones y durante mucho tiempo fue preparando, puso, inventó prácticamente, todos los detalles prácticos. Se hizo en un cerro que pertenecía a las Fuerzas Armadas, en Villa Alemana [...]. Y ahí el preparó junto con
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Die Manipulationshypothese als Teil der Geschichte von Peñablanca
Der Bischof von Valparaíso griff Fernández’ Manipulationshypothese auf, wenn er im Kontext seiner ablehnenden Verlautbarung vom 28.10. 1983 äußerte, daß die diözesane Untersuchung eine »organisierte, kirchenfremde Unterstützung« der Ereignisse in Peñablanca ergeben hätten: »Das Umfeld, die Personen und die Maßnahmen, die den Aufschwung dieser Phänomene beeinflußt haben, erscheinen uns nicht nur unangemessen, sondern auch verdächtig« (s.o. 11.9, Zitat bei Anm. 167). Die hier nur als Anspielung formulierten Äußerungen Valenzuelas deuten – zusammen mit anderen Hinweisen aus den Quellen (s.u. 12.1) – darauf hin, daß die Diözese von einer manipulativen Einmischung der Sicherheitsorgane der Militärregierung Pinochet, namentlich der CNI, überzeugt war, auch wenn dies von offizieller kirchlicher Seite nie bestätigt wurde. Doch wurde es in der Öffentlichkeit eben so verstanden und in der Presse aufgegriffen. Die Vermutung einer direkten Einmischung der Militärregierung in die Ereignisse von Peñablanca war von diesem Zeitpunkt an zentraler Bestandteil der öffentlichen Debatte über das Phänomen, bei seinen Gegnern ebenso wie bei seinen Anhängern. Auch wenn aufgrund der mangelhaften Quellenlage (s.o. 1.3) eine endgültige Klärung dieser Frage nicht möglich ist, so kann doch aus historischer Sicht eine in manipulativer Absicht stattgefundene Beteiligung an den Ereignissen in Peñablanca durch Organe der Regierung Pinochet nicht ausgeschlossen werden. Inwieweit der aus den Untersuchungen von Jaime Fernández erwachsenen Annahme einer politisch motivierten Instrumentalisierung von Religion durch ein diktatorisches Regime tatsächlich zu folgen ist, oder den Anhängern der Erscheinungen, die stattdessen den kirchlichen Beauftragten als ›Betrogenen‹ betrachten (s.u. 12.2), bleibt aus Sicht dieser Studie letztlich also ungeklärt. Es muß deshalb genügen, in erster Linie einerseits die nachvollziehbaren Schritte von Fernández’ Untersuchungen im Kontext der historischen Abläufe zu betrachten, wie es auch schon wiederholt in den oben stehenden chronologischen Kapiteln erfolgt ist (s.o. 7.3, 10.4, 11.2, 11.3, 11.4, 11.6 und 11.9), und andererseits den Folgen dieses öffentlich geäußerten Verdachts für die Bewertung von und Diskussion über die Marienerscheinungen, bei ihren Anhängern (s.u. 12.2) wie bei ihren Gegnern (s.u. 12.1), nachzugehen und an einzelnen Punkten eine historische Bewertung zu versuchen. Insbesondere im Kontext der enormen Medienwirksamkeit Peñablancas taucht hier die, im Gegensatz zu den Vermutungen Fernandez’, als ›schwache‹ zu bezeichnende Manipulationshypothese auf, d.h. die un ex sacerdote, preparó los [...] los textos, para estas apariciones. Hizo, buscó la persona adecuada, que era un chico que tenía una enfermedad psicológica, conocida y reconocida y que estaba en una institución pública, en un orfanato.« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005, 1)
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Frage nach einer zumindest indirekten Einflußnahme der Regierung Pinochet auf die Vorgänge in Peñablanca im Sinne einer gezielten Medienstrategie. Auch diese wird im folgenden, ausgehend von der für diese Arbeit ausgewerteten Pressequellen, einer näheren Betrachtung unterzogen (s.u. 12.3.4).
12.1 »Manipulierte Frömmigkeit?«: Der öffentliche Betrugsverdacht Obwohl die ersten Äußerungen von Jaime Fernández, die in Richtung einer Manipulationshypothese deuteten, bereits Anfang Oktober öffentlich wurden, schenkte die Tagespresse diesem Thema kaum Aufmerksamkeit (s.a.o. 11.6) und beschränkte sich auf die Wiedergabe von Fernández’ Äußerungen im Interview, in dem dieser nach der zweiten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela am 28.10.1983 noch einmal den in dem kirchlichen Dokument selbst enthaltene Hinweis auf eine »organisierte, kirchenfremde Unterstützung«3 bekräftigte. Zu einer weitergehenden Diskussion des »Betrugsverdachts« kam es zunächst jedoch nicht. Ende Oktober nahm das Interesse der Medien, v.a. der Tagespresse, an den Ereignissen in Peñablanca schlagartig ab. In La Estrella de Valparaíso, die seit Mitte August mit geradezu dokumentatorischer Genauigkeit die Vorgänge in Peñablanca verfolgt hatte (s.a.u. 12.3.2), erschien bis Jahresende kein einziger Artikel mehr über die Marienerscheinungen. Die einzige Ausnahme bildeten ein Leserbrief, der für die ›Echtheit‹ der Erscheinungen und gegen die bischöfliche Erklärung Partei ergriff, ohne auf den Betrugsvorwurf einzugehen, sowie eine kurze Erwähnung im Jahresrückblick (s.o. 11.9, Anm. 187 und 188). In der Wochen- und Monatspresse dagegen ergibt sich ein anderes Bild. Bereits im Oktober hatte das regierungsnahe Nachrichtenmagazin Qué Pasa die Titelzeile von La Estrella de Valparaíso aufgegriffen (s.o. 11.6), berichtete jedoch nach Ende Oktober ebensowenig wie die Tagespresse über die Erscheinungen. Es waren die oppositionellen Zeitschriften Hoy und Análisis sowie die kirchennahe Mensaje, die im November und Dezember die Manipulationshypothese thematisierten, nachdem sich die genannten Magazine während der Phase großer Medienaufmerksamkeit fast vollständig zurückgehalten hatten (s.u. 12.3.3). Eine bemerkenswerte Ausnahme in der Gegenüberstellung von Tages- und Wochenpresse bildet eine Ende November in der Samstagsausgabe von La Segunda erschienene, umfangreiche Reportage, die gleichsam die Diskussion über die Betrugshypothese
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La Estrella de Valparaíso 28.10.1983
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reflektierte sowie über weitergehende Entwicklungen in Peñablanca seit Ende Oktober berichtete (s.u.). Bereits gut zwei Wochen nach der zweiten negativen Erklärung von Bischof Valenzuela griff Hoy fast beiläufig – in einem Bericht über eine Pressekampagne der katholisch-›integralistischen‹ Gruppierung »Tradición, Familia y Propiedad« (»Fiducia«)4 – zentrale Elemente der Manipulationshypothese auf, die in der Presse bisher so nicht formuliert worden waren. Angesichts der nationalen Protesttage hätten die »angeblichen Botschaften der Jungfrau« eine »Ablenkung der Öffentlichkeit« bewirken und gleichzeitig »politische Ziele« verfolgen sollen: der katholischen Kirche »nachdrücklich zu unterstellen«, daß diese »von ihrer wahren Mission abgekommen sei«.5 Eben hier lag auch der Vergleichspunkt zur rechtskonservativen »Fiducia«, deren Mitglieder immer wieder durch ›präkonziliar‹ anmutende, öffentliche Kritik am chilenischen Episkopat in Erscheinung traten und damit die ›kirchliche Einheit‹ gefährdeten. Ohne daß dies hier weiter ausgeführt wurde, erschien »Fiducia« – als Vertreter einer konservativ-›integralistischen‹ Minderheit innerhalb des chilenischen Katholizismus (s.a.o. 3.5.2) – als möglicher »Verursacher« des unterstellten Betrugs, eine Hypothese, die neben einer angenommenen Beteiligung der Regierung Pinochet wiederholt auftauchte.6
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»In a 450 page book published in February 1976, entitled The Church of Silence in Chile, the TFP claimed to represent the views of all those conservative Catholics in Chile who purportedly had been betrayed by their clergy and no longer had any voice in the Church. [...] They claimed, therefore, that the leadership of the Chilean Church was in heresy, and that Catholics had the right and the duty to resist such bishops and clergy.« (Smith 1982, 339; cf. Fleet/Smith 1997, 63) »Curiosamente, muchos términos del aviso [de Fiducia; OG] tenían cierto parecido con los supuestos mensajes que la Virgen entregaba a un muchacho en Villa Alemana un mes atrás. El arzobispo de Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela, luego de una investigación de esa publicitada aparición, prohibió a los religiosos y fieles toda participación. Se supo que allí actuaron elementos completamente ajenos de la Iglesia Católica. El propósito de ello habría sido distraer la antención en los días de la protesta y, al mismo tiempo, entregar supuestos mensajes de la Virgen que sirvieran a sus fines políticos: hacer hincapié que los religiosos se han apartado de su verdadera misión, que incluso han modificado sus hábitos. La manipulación llegó al extremo que se dijo que la Virgen rezaba en ruso.« (Hoy 16.–22.11.1983; cf. Hoy 21.–27.12.1983) Cf. »[Análisis:] ¿Estaba Fiducia? [Jaime Fernández:] - Nadie se identificó como nada. Nadie está identificado.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983) Miguel Contardo widmet in seiner Verteidigung der Erscheinungen von Peñablanca (s.a.u. 12.2) der unterstellten Beteiligung konservativer kirchlicher Gruppierungen einen eigenen Unterpunkt in seinen Widerlegungen: »Otros indican como autores del presunto fraude a algunas organizaciones o grupos de creyentes que de alguna manera disienten en algunos puntos con la jerarquía de la Iglesia, como ser: Fiducia, los Lefebristas, los integristas, lo milinaristas, etc. [...] En verdad, [...], nada hay en los mensajes de Peñablanca que se contraponga a la Doctrina de Cristo o las enseñanzas de la Iglesia, y el mismo hecho que se le suponga tantos distintos orígenes, demuestra
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Sehr viel wichtiger als die hier von Hoy aufgebrachte Verbindung mit ›integralistischen‹ Gruppierungen war für die weitergehende öffentliche Diskussion der ›Manipulationshypothese‹ jedoch ein weiteres Interview mit Jaime Fernández Ende November. Gegenüber Análisis wurde der diözesane Beauftragte überraschend deutlich und ging über seine bisherigen Äußerungen im Oktober hinaus. Zwar weigerte sich Fernández auch an dieser Stelle ausdrücklich, irgendeine »Einrichtung« oder »Institution« als Urheber des aus seiner Sicht aufgedeckten Betrugs zu nennen7 , er nannte dafür aber etliche Details, die entscheidend zum Ergebnis seiner Untersuchungen beigetragen hatten und die er auch in späteren Äußerungen so aufrecht erhielt. So habe er nach seinen ersten kritischen Äußerungen im Oktober telefonische Todesdrohungen erhalten; man forderte ihn auf, seine Ablehnung der Erscheinungen zurückzunehmen.8 Wenn Fernández an dieser Stelle auch keinen Verdacht hinsicht-
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que sólo existe realmente un solo origen: los mensajes son palabra de Dios.« (Contardo Egaña 1998, 26) »Ahora, yo le pido expresamente, que de ninguna manera vaya a insinuar que yo he insinuado que hay algún organismos reconocible detrás de eso. O sea, yo no he nombrado ningún organismo ni ninguna institución. Expresamente no lo he hecho. Nosotros solamente afirmamos que vemos elementos extraños a la organización de la Iglesia, que organizadamente están apoyando algo, saltándose la instancia ordinaria, y no nos gusta, nos parece sospechoso y ambiguo.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983) Dies blieb gegenüber der Medienöffentlichkeit die offizielle Linie der Kirche bis in die Gegenwart. Noch i.J. 2002 beschränkte sich Jaime Fernández in einem Interview für den Fernsehsender Canal 13 auf Andeutungen bezüglich möglicher Verursacher des »Betrugs« in Peñablanca: »La sorpresa mía fui que practicamente al día siguiente en que recebí una cantidad enorme de testimonios de personas que mi mostraban con absoluta certeza de que se trataba de algo armado por un organismo misterioso que tenía una intención de cualquier tipo menos religioso. [Canal 13: ¿Por quién?] No voy a referirme a ningún institución. O sea, el público sabe de que institución se trata. Y si no sabe, va a saber igual.« (Canal 13/Vicente/Miquel/Panizza/González 17.7.2002) »[Análisis:] ¿Padre, cómo fueron las amenazas? [Jaime Fernández:] De tipo telefónica. Me han dicho que me van a liquidar antes del 8 de diciembre si no me retracto. O sea supongo que esperan que yo diga ¡›Milagro, milagro; aquí no sé ha metido nadie y todo es obra del cielo!‹ No lo voy a decir, aunque supiera que me van a crucificar en la plaza pública. Nunca voy a mentir« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 9) Interessanterweise erwähnt auch Álvaro Barros in seiner Peñablanca-Dokumentation die Todesdrohungen gegen Jaime Fernández, sieht sie allerdings als Teil einer »teuflischen Täuschung«, die Fernández zu der aus Sicht der Anhänger jeglicher Grundlage entbehrenden Annahme einer politischen Manipulation führte (s.a.u. 12.2): »Un nuevo hecho agregaría dramatacidad a la delación falsa, confundiendo aún más a los hombres de la Iglesia. El Padre Jaime Fernández, cuyas reacciones habían sido estudiadas cuidadosamente, recibe una anónima llamada telefónica, obra maestra de quienes habían investigado la temperamental personalidad del sacerdote. Histriónicamente se le amenaza, haciéndole caer así más al fondo de la trampa. El toque que faltaba: si el Padre Jaime Fernández, persiste en declarar las apariciones de Villa Alemana son falsas, será asesinado.« (Barros Valenzuela 1985, 92)
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lich des Ursprungs dieser Anrufe äußerte, so war er doch selbst davon überzeugt, daß es der staatliche Geheimdienst war, der ihn bedrohte und darüber hinaus beschatten ließ.9 Entsprechend sind auch seine weiteren Äußerungen im Interview mit Análisis als ›Gegendrohung‹ zu verstehen: Sollte ihm je etwas zustoßen, so werde die Kirche das von ihm gesammelte und sicher verwahrte Material, das »vollständige Namen« enthalte, an die Öffentlichkeit weitergeben.10 Neben der Bedrohung seiner Person führte Fernández zwei weitere Hinweise auf eine bewußt inszenierte Manipulation in Peñablanca an. Sowohl das ›Sonnenwunder‹ (s.a.o. 9.6.1) als auch das Erscheinen von »Fischen« oder ähnlichen Wolkenformen am Himmel (s.a.o. 9.6.4) seien mit künstlichen Mitteln willentlich hervorgebrachte Effekte. So habe man während der Erscheinungen Rauch erzeugt, der vor der Sonne einen optischen Effekt von ›Entfernung‹ und ›Annäherung‹ bewirkt habe.11 Die religiös bedeutsamen Wolkenformen dagegen seien von speziellen Flugzeugen in den Himmel gezeichnet worden.12 Diese gegenüber Análisis ausgeführte Annahme war bereits im Oktober von Qué Pasa unter Bezug auf eine anonyme Quelle erwähnt worden (s.a.o. 11.6)13 , tauchte auch in der folgenden Diskussion immer wie9
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Im Rahmen des für diese Studie durchgeführten Interviews benannte Fernández nicht nur den Geheimdienst als Urheber der Drohungen, sondern erwähnte sogar einen fehlgeschlagenen Attentatsversuch: »Yo empecé a recibir amenazas de muerte [...]: En mi casa tenía una empleada que era evangélica, y vivía al lado del cuartel de la policía secreta y los conocía a todos y sabía quien era los que me seguían. [...] Entonces, yo salía y estaba efectivamente el policía secreto disfrazado que me seguía por donde yo fuera. [...] O sea el estado me estaba siguiendo y me hacía amenazas de muerte a mi con un intento que le falló.« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005); cf. »Por otra parte, se sabe que el sacerdote encargardo de la investigación recibió numerosas amenazas y amedrentamientos. ¿Por qué amenazarlo y quién lo amenazó por investigar esto de las apariciones de la Virgen? Es dificil no relacionar estas amenazas anónimas con otras similares que reciben con frecuencia abogados que defienden a los acusados por el Gobierno, en casos de derechos humanos o represión policial.« (Mensaje/Alley Dezember 1983; cf. Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983) »El día que me hagan algo, creo que sería el peor negocio que habrían hecho en su vida. Sean los que sean. Ahí se abre el archivo no más, con nombres y apellidos.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983) »Salvo que fríamente esté atento y se dé cuenta que hay un humito que tiene volutas. Y entonces, cuando está más denso el humo, el sol se aleja, y cuando lo está menos, el sol se acerca.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 9f.) »Hay una explicación lógica. ¿Usted ha visto escribir ‘Aliviol’ en el cielo? Igual como se puede escribir Aliviol, sue puede hacer un pescadito...« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 10); cf. hierzu auch den Kommentar Contardo, der aus seiner Sicht des Peñablanca-Anhängers diesen ›Verdacht‹ als »lächerlich« zurückweist (1998, 34). »Gut informierte Quellen äußerten gegenüber QUE PASA, daß es Flugzeuge geben soll, die Wolken auswerfen, ›damit die Gläubigen Figuren am Himmel sehen‹.«
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der auf und wurde zumeist als vollkommen unwahrscheinlich zurückgewiesen.14 Wie Fernández während des im Rahmen dieser Studie geführten Interviews angab, stützte sich seine Annahme einer gezielten Inszenierung optischer ›Wunder‹ nicht auf reine Vermutungen, sondern auf Beobachtungen, die er bei seinen Besuchen auf dem Erscheinungshügel im September und Oktober 1983 gemacht hatte. So hätten Mitarbeiter seiner Kommission beobachten können, daß Militärangehörige während der Erscheinungsrituale mit Hilfe von Feuern und feuchtem Gras den oben genannten Rauch gezielt erzeugt hätten.15 Bezüglich der von Flugzeugen hervorgebrachten Figuren habe Fernández selbst gesehen, wie Angehörige des Heeres über Sprechfunk Instruktionen an mutmaßliche Piloten weitergaben.16 Als Fernández nach dieser ›Entdeckung‹ zu einem persönlichen Gespräch mit dem Kommandanten der unweit des Erscheinungshügels gelegenen Basis der Seeluftstreitkräfte »El Belloto«17 die er als Ursprung vermutete, aufbrach, habe letzterer den Ver-
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(»Fuentes bien informadas señalaron a QUE PASA que habría aviones que lanzan nubes ›para que los fieles vean figuras en el cielo‹.«; Qué Pasa/Aninat 13.–19.10.1983) Cf. La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983; tatsächlich erscheint die Unterstellung einer gezielten Hervorbringung optischer ›Wunder‹ als Bestandteil einer angenommenen Manipulation in Peñablanca als sehr ›starke‹ und für die Erklärung des ›Sonnenwunders‹ sowie der religiösen Sinndeutung von Wolkenformation unnötige Hypothese. Entsprechende Phänomene sind im Rahmen der meisten modernen Marienerscheinungen belegt und durch physiologisch-psychologische Faktoren ausreichend erklärbar (s.o. 3.6.2). »Yo puse chiquillos que fueran en esa misma línea y les dije: ›Cuando hay aparición ustedes van a ir allá. Van a ver militares que los van a parar, ustedes van de todas maneras.‹ Porque tienen que demostrar, que cuando el niño dice, miren el sol, ellos ponen pasto húmedo en una fogata y sale un humo blanco. Entonces cuando se mira el sol parece que el sol que se aleja y que se acerca, porque tiene esas volutas de humo. Y era así como se podría creer que es sol se podía ver que se yo... Ese era el milagro del sol, ese era un de los milagros que el chiquillo hacía.« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) »Había un solo tema que yo aún no lo podía percibir y no lo podía probar, y era que el chiquillo decía: ›Virgencita hace un signo en el cielo‹, y aparecía en el cielo efectivamente unas nubes en forma de pescado. [...], ¿como les demuestro que eso es artificial? [...] Cuando me acerqué a ese grupo que eran de la Defensa Civil [s.a.o. 10.10, Anm. 206 ] [...] y hace así se le abre la chaqueta y aparece ›Ejercito de Chile‹, entonces yo lo pesqué y lo abrí, ›¡Ahaha!‹, le digo, ›Ejercito de Chile‹ entonces ›¡Llamen gente! ¡Quiero que muestre, quiero mostrarle¡ [...] ›¡Pero termina, Señor, callense! ...‹ Y les demostré que tenían un transmisor de alta potencia. Entonces cuando el niño decía ›Virgencita‹, que haga un signo en el cielo, ellos transmitían y arriba habían aviones volando. Entonces quemaban petróleo, y salía... ¿Has visto lo que hacen los aviones cuando hacen una estela? Soltaban una voluta y en los cirros arriba la voluta que era así, era un pescadito que aparecía.« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Einer der wenigen über Fernández’ Aussagen hinausgehenden Hinweise in den Quellen auf eine mögliche Beteiligung der genannten Militärbasis sind zwei Luftaufnahmen des Erscheinungshügels, die am 5.9. (s.o. 10.3, Abb. 10.2, 311) und 7.10.1983 in La
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dacht von Fernández indirekt bestätigt, gleichzeitig jedoch jegliche Verantwortung dafür abgelehnt. Der Kommandant verwies vielmehr, so Fernández wörtlich, auf eine Geheimdiensteinheit mit der Bezeichnung »Servicio Secreto Conjunto«18 , die Pinochet direkt unterstellt sei und sich außerhalb der Befehlsgewalt des Marineoffiziers befand.19 Die genannten Beobachtungen sowie das darauf folgende Gespräch bestätigte aus Sicht von Fernández noch einmal seine Überzeugung einer gezielten Einmischung des Geheimdienstes in die Vorgänge von Peñablanca. Gegenüber der Medienöffentlichkeit des Jahres 1983 brachte er diese jedoch nur in Andeutungen zum Ausdruck. Denn letztlich, so Fernández gegenüber Análisis, seien es weder die einzelnen »verdächtigen« Vorkommnisse noch die nachgewiesene psychische Erkrankung Pobletes20 gewesen, die zu einer negativen Einschätzung der Erscheinungen geführt hatten. Vielmehr sei es das »Bild der Jungfrau Maria«, wie es sich in den ›Botschaften‹ und den Abläufen während des Erscheinungsablaufs darstellte, das sowohl er als auch die Kirche für unangemessen und inakzeptabel betrachteten und darin eben keinesfalls die »Mutter der Kirche« wiedererkannten. Damit stellte er noch einmal besonders den vierten Unter-
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Estrella de Valparaíso mit einem entsprechenden Hinweis auf deren Ursprung erschienen: »In Zusammenarbeit mit Oberst Carlos Medina und durch die Freundlichkeit des Club Aéreo von El Belloto überflog ›La Estrella‹ den Hügel [...].« (»Con la colaboración del comandante Carlos Medina y la gentileza del Club Aéreo del El Belloto, ›La Estrella‹ sobrevoló el cerro [...].«; 5.9.1983; cf. 7.10.1983) Eine Geheimdiensteinheit mit diesem Namen ist in der Literatur nicht belegt (cf. Castillo Irribarra 2005, 13f.). Bis zu seiner Auflösung 1977 existierte jedoch ein aus Agenten der vier militärischen Geheimdienste (Heer, Marine, Luftwaffe, Carabineros) gebildetes, sogenanntes »Comando Conjunto«, das ebenso wie die DINA und deren Nachfolger CNI gewaltsame Repression gegen politische Gegner der Militärregierung verübte (Barros 2002, 128, Anm. 12). »Yo me fui a hablar con el comandante del Belloto [...]. Y entonces yo llegué muy molesto y le dije: ›¿Cómo usted se puede prestar para esto?‹ El comandante mantuvo la calma. Me dijo, ›Padre, ¿sabe usted como estan conformadas actualmente las Fuerzas Armadas en Chile?‹ ›Si, yo sé como estan conformadas.‹ ›¿Usted sabe que hay un Servicio Secreto de la Armada?‹ ›Si‹, le digo. ›¿Y usted sabe que existe un Servicio Secreto Conjunto?‹ ›¡No!‹ ›¡Ah!.‹ ›Yo no le he dicho nada.‹ ›Comandante, no me ha dicho nada, muchas gracias. Hasta luego.‹ ¿Qué me dijo? ›Yo no estoy detrás de esto, a mi me estan forzando.‹ Sobre la comandancia esta este grupó que es el Servicio Secreto Conjunto que depende solo de Pinochet y que se mete en todos los cuarteles y que en definitiva desfigura el mando vertical que tiene el ejercito en todas partes del mundo, quitándole su carácter profesional. Ese fue el último episodio para mi donde me quedó totalmente claro, que estaban utilizado un espacio contra la voluntad del comandante del Belloto.« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Fernández wiederholt hier noch einmal die schon aus vorigen Interviews bekannten Aussagen über die psychopathologische Einschätzung des Visionärs Poblete; dieser sei »manisch-depressiv« mit einer starken Tendenz zur »Mythomanie« (s.a.o. 11.2).
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punkt der bischöflichen Erklärung vom 28.10. (11.9, Zitat bei Anm. 167) heraus21 : »Es handelt sich um eine ›Jungfrau‹, die Klerus und Volk trennt, die Mißtrauen gegenüber dem Bischof erzeugt; die sich um Politik kümmert; die eben in den Tagen des Protests erscheint und derartige Nachrichten sendet, daß ihr der Lärm der Kochtöpfe nicht gefällt... Es gab so viele lächerliche Dinge, so viele inakzeptable. [...] Mit anderen Worten, die Hintergründe dessen, das, was die Kirche dazu gebracht hat zu sagen, ›es gibt keine Erscheinungen‹, ist sehr gut begründet.«22
Nur wenige Tage nach Abdruck des Interviews mit Jaime Fernández in Análasis thematisierte ausnahmsweise auch die Tagespresse das Thema Peñablanca und die Spekulationen über die Hintergründe. In La Gaceta, der Samstagsbeilage von La Segunda, die den Marienerscheinungen am 26.11.1983 eine umfangreiche, siebenseitige Reportage widmete, wurden die von Fernández vorgebrachten Andeutungen erstmals konkretisiert und eine Organisation beim Namen genannt, die in der Folge untrennbar mit den Spekulationen über das Zustandekommen der Erscheinungen verbunden blieb: der Inlandsgeheimdienst CNI, der hier sogar in der Titelzeile des Artikels erschien (»Kleinlaster der CNI?« [»¿Camionetas de la CNI?«]). Fahrzeuge der Geheimpolizei, die für gewöhnlich ohne Nummernschilder unterwegs waren, seien auf dem Hügel in Peñablanca gesichtet worden.23 Aufgebracht hatten diesen – nun erstmals dezidiert öffentlich greifbaren – Verdacht nicht die Recherchen von La Segunda, sondern vielmehr Äußerungen des Leiters der Vicaría de la Solidaridad (s.o. 3.5.2) in Santiago, Juan de Castro Reyes24 , der Tage zuvor während
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Die Wichtigkeit dieses »inakzeptablen Marienbilds« gegenüber anderen ›negativen‹ Aspekten – dieser Argumentation sollte später auch die zweite kirchliche Kommission folgen (s.a.u. 13.11.4) – unterstrich Fernández noch einmal in einem Kurzinterview gegenüber La Segunda: »Esa Virgen María no es la nuestra. La Iglesia la desconoce.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983); ebenso äußerte sich auch Bischof Valenzuela: »Lo que decimos expresamente es que lo que se atribuye a la Virgen no está de acuerdo con nuestro respeto y devoción a María. No corresponde a la Virgen que conocemos.« (aaO.) »Es una ›virgen‹ que divide al clero del pueblo, que crea desconfianza frente a los Obispos; que está preocupado de política; que se se aperece justo en los días de Protesta: que manda recados respecto de que no le gusta el ruido de las ollas... Fueron tantas cosas ridículas, tantas cosas inaceptables. [...] Es decir, lo que hay detrás, lo que llevó a la Iglesia a decir ›no hay apariciones‹ está muy bien fundamentado.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 10) La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983 De Castro (19.4.1933–16.6.2007) wurde nur zwei Wochen nach diesen Äußerungen Rektor des Priesterseminar von Santiago; sein Nachfolger als Solidaritätsvikar wurde der bisherige Provikar des östlichen Kirchenbezirks der Diözese Ignacio Gutiérrez de la Fuente. (La Estrella de Valparaíso 5.12.1983b)
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einer Pressekonferenz explizit die Anwesenheit von CNI-Agenten auf dem Erscheinungshügel genannt hatte: »[...] die Situation war nahe daran, erneut zu einem öffentlichen Skandal zu werden, als Monsignore Juan de Castro in einer Pressekonferenz diese Woche, als er auf eine Frage antwortete, sagte, es gäbe Vermutungen, daß Angehörige der CNI an diesen Ereignissen beteiligt gewesen wären und daß anscheinend Fahrzeuge dieser Organisation in der Gegend gewesen seien, auch wenn er nicht glaube, daß die Spitzen der CNI etwas damit zu tun hätten.«25
Dies war das einzige Mal, daß ein Kirchenvertreter öffentlich konkrete Anschuldigungen gegenüber der Militärregierung und ihrer Sicherheitsorgane erhob. Intern, in Kirchenkreisen der Diözese jedoch, so berichtet Barros in seiner Peñablanca-Dokumentation, soll Bischof Valenzuela durchaus offen auch die CNI als Urheber der angenommenen Manipulation genannt und diese – aus Barros’ Sicht als Anhänger falschen – Informationen auch an die Diözese Santiago weitergegeben haben (s.a.u. 12.2).26 Es ist zu vermuten, daß ein entsprechender Bericht den Ausgangspunkt für De Castros Äußerungen sowie auch für die ablehnende, die Position von Valenzuela unterstützende Erklärung des Erzbischofs von Santiago, Juan Francisco Fresno, vom 31.10. war (s.o. 11.9, bei Anm. 169). Gegenüber der Öffentlichkeit blieben jedoch sowohl Bischof Valenzuela als auch Jaime Fernández konsequent bei ihren über Andeutungen nicht hinausgehenden Angaben in Hinblick auf die mögliche Verursacher des unterstellten Betrugs. So wies Fernández gegenüber La Segunda noch einmal nachdrücklich daraufhin, daß er selbst niemals die CNI im Zusammenhang der Marienerscheinungen erwähnt habe, sondern alleine »kirchenfremde Elemente«; und auch Juan de Castro habe man hier vermutlich mißverstanden.27 Auch Bischof Valenzuela, wies 25
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»[...] la situación estaba a punto de volverse nuevamente escándalo público cuando esta semana monseñor Juan de Castro respondiendo a una pregunta en una conferencia de prensa, dijo que existían presunciones de que gente de la CNI habría tomado parte en estos hechos y que al parecer había camionetas de ese organismo en la zona, aunque no creía que la jerarquía de la CNI tuviera que ver en ello.« (La Segunda– La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983; cf. Análisis/Collyer/Acevedo 6.–20.12.1983) »En adelante el pueblo católico en vano esperárá una explicación de lo que había ocurrido. Sin embargo el clero de Valparaíso, expresamente congregado, recibirá algunos detalles. Durante la reunión alguien pregunta por los autores del presunto fraude. Uno de los presentes, en voz alta dice: ‘la CNI’. Tal cosa fue comunicada al Arzobispado de Santiago. Mantenido celosamente como secreto, a pesar de que un Vicario del Arzobispado capitalino lo diera a conocer en conferencia de prensa, el dato sólo fue comunicado determinados laicos bajo estricto juramento.« (Barros Valenzuela 1985, 92; cf. Cifuentes Bezanilla 1985a, 6f.) »Le recordamos las declaraciones de monseñor Juan de Castro. ›No me consta que él haya dicho que hay elementos de la CNI en esto. No creo que lo haya dicho‹. Volvió
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nur kurz daraufhin, daß entsprechende Äußerungen nicht aus seiner Diözese stammten.28 Darüber hinaus relativerte der Bischof die Aussagen von Jaime Fernández bezüglich der konkreten, in dem Bericht enthaltenen Beweise, aus denen man nötigenfalls »vollständige Namen« veröffentlichen könne (cf. Anm. 10) und nahm so noch einmal den öffentlichen Spekulationen über konkrete Verursacher der unterstellten Inszenierung die Spitze.29 Letztlich appellierte er an die Medien, den Fall Peñablanca endlich ruhen zu lassen: »Was ich aber empfehle: daß sie das nicht weiter verfolgen. Ich bitte sie, die Journalisten, daß sie nicht damit fortfahren, weiterhin über die Sache von Villa Alemana zu berichten.«30
La Segunda aber folgte dem Rat des Bischofs erwartungsgemäß nicht und ging in ihrer journalistischen Aufbereitung des Themas neben den Äußerungen De Castros über eine Beteiligung der CNI in Peñablanca noch weiteren »Verdächtigungen«31 nach, die in den Wochen zuvor im Zusammenhang mit Peñablanca aufgetaucht waren. Bezüglich der von Jaime Fernández gegenüber Análisis geäußerten Behauptungen einer bewußten Hervorbringung optischer ›Wunder‹ während des Erscheinungsrituals von Peñablanca (s.o. bei Anm. 12), ergaben die Nachforschungen der Journalisten vor Ort keinerlei Belege. Laut einem Interview mit Personal der Seeluftstreitkräfte von El Belloto sei ein »kleines Flugzeug« gar nicht in der Lage, entsprechende sichtbare Kondensstreifen zu hinterlassen. Hierfür hätte man eine »Boeing oder einen Jumbo« verwenden müssen, die aber kaum unentdeckt den Hügel hätten überfliegen können. Auch die Suche nach »verdächtigen« Stellen hinter dem Hügel, wo man laut Angaben von Fernández gezielt Rauch erzeugt hatte,
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a repetir que él – personalmente – jamás ha mencionado a la CNI en esto y recalcó su posición de que hay elementos extraños a la organización de la Iglesia, elementos que no supo identificar.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) »[La Segunda:] ¿Qué le parece la declaración de monseñor Juan de Castro, en relación que hay elementos de la CNI involucrados? [Francisco de Borja Valenzuela:] - Yo no conozco la declaración de monseñor De Castro. Nosotros no lo hemos dicho.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) »[La Segunda:] –El padre Jaime Fernández afirmó que tiene nombres y apellidos de gente involucrado en esto. [Francisco de Borja Valenzuela:] –¿Nombres y apellidos? No sé. La verdad es que me extraña un poco. Pero yo no encontraría prudente decir: son estos o los otros. Tendría que tener pruebas muy fehacientes. [La Segunda:] –¿No las tiene? ¿Por eso no dan a conocer los antecedentes de la investigación? [Francisco de Borja Valenzuela:] –No hay pruebas. La investigación es una carpeta muy grande; yo no la he visto completa.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) »Lo que sí recomendé que no sigan haciendo publicaciones sobre lo de Villa Alemana.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983, 17) »Peso a ello, nos dedicamos a seguir cuantas pistas habían dado sobre el caso. Y a cuanto ›sospechoso‹ se nos cruzó por el camino.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983)
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ergab nur eine Reihe normaler, erkalteter Lagerfeuer. Wenn die hier angestellten Nachforschungen auch wenig aussagekräftig waren, erschienen die Aussagen von Jaime Fernández aus Sicht von La Segunda jedoch als wenig glaubhaft, ebensowenig wie die zuvor seitens der Zeitschrift Hoy (cf. Anm. 4) aufgebrachte Vermutung einer Beteiligung von »Fiducia«. Die in diesem Zusammenhang unkommentiert zitierten Aussagen von Mitgliedern der Gruppe leugneten dann auch jedwede Verbindung mit Peñablanca und dessen Visionär.32 Auch zu den Vorwürfen, die CNI sei möglicherweise in die Ereignisse von Peñablanca verstrickt, nahm La Segunda indirekt Stellung und verwarf letztlich auch die unterstellte Einmischung des Geheimdienstes als nicht haltbar. Nachdem während der Recherche der Journalisten niemand »ihren Weg gekreuzt habe, von dem sie vermuten konnten, er gehöre der CNI an« entschied man sich, zu einem kürzlich als Geheimgefängnis33 enttarntem Haus in Viña del Mar zu fahren, um dort »Beamte dieser Organisation in der V. Región« aufzusuchen. Tatsächlich kam es zu einer Begegnung vor dem Gebäude, als fünf Männer in einem Auto auf das Gelände fuhren. Auf Nachfrage gaben diese an, zu »einem Verein« (»una asocación«) zu gehören. Die Journalisten dagegen gaben wahrheitsgemäß Auskunft über den Zweck ihres Besuchs, ohne damit jedoch irgendeine Reaktion bei den mutmaßlichen Agenten hervorzurufen. Damit war, zumindest in der Darstellung von La Segunda, auch die Hypothese einer Einmischung der CNI in die Marienerscheinung kaum weiter in Betracht zu ziehen: »Nach dieser [Begegnung] denken wir, daß – falls Teile der CNI beteiligt sein sollten –, das mindeste, was sie hätten tun können, gewesen wäre, uns zu folgen und uns zu empfehlen, nicht weiter nachzuforschen. [Doch] es passierte nichts. Und wir dachten nicht noch einmal an die CNI.«34
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»Respecto de una presunta implicancia en las desmentidas apariciones de Villa Alemana, dijo [Edmundo Uribe] que ›ningún miembro de la TFP (Tradición, Familia y Propiedad) ha ido jamás allá (al cerro de Villa Alemana), ni individual ni colectivamente y tampoco conocemos al muchacho (a Miguel Angel)‹.« (La Segunda– La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) Bezeichenderweise distanzierte sich die Zeitung von 1983 allgemein bekannten Vorwüfen gegen den Geheimdienst, indem sie die grausame Zweckbestimmung des Gebäudes in Anführungsstriche setzte und es als »geheimes ›Folter‹-Gefängnis« (»cuartel secreto de ›tortura‹«) bezeichnete. Erst kurz zuvor war in Análisis die Schilderung eines Folteropfers erschienen, das man in eben diesem Gebäude in Viña del Mar festgehalten und mißhandelt hatte (Análisis/Collyer 22.11.–6.12.1983). »Después de eso – pensamos –, si hay elementos de la CNI involucrados lo menos que pueden hacer es seguirnos y recomendarnos que no sigamos investigando. No pasó nada. No volvimos a acordanos de la CNI.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983)
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Zu einem ganz anderen Ergebnis kam ein weiterer Artikel in Análisis, der gut eine Woche später das Thema noch einmal aufgriff (Ausgabe 6.– 20.12.1983). Zwar enthielt der Bericht wenig neue Informationen, doch er verband von Beginn an zwei zunächst von einander unabhängige Themen, die in der journalistischen Präsentation so jedoch als eindeutig zusammengehörig erschienen: die Marienerscheinungen von Peñablanca und die zunehmend auch öffentlich formulierte Forderung nach einem Ende der menschenunwürdigen Praktiken des Inlandsgeheimdienstes35 , die sich in Valparaíso in einer Demonstration von betroffener Familienangehörigen, die sich vor der Kathedrale angekettet hatten, äußerte. Bezüglich Peñablanca führte Análisis ein weiteres Interview mit Bischof Valenzuela. Bei den Fragen nach konkreten Verantwortlichen für den unterstellten Betrug sowie nach den Äußerungen von Juan de Castro bezüglich einer Beteiligung der CNI blieb Valenzuela erwartungsgemäß bei seiner Position, die mutmaßliche »Unterstützung« nicht beim Namen zu nennen, auch wenn er den Unterstellungen von Análisis zumindest nicht explizit entgegentrat.36 Bei einem Besuch der Journalisten auf dem Hügel, beobachteten diese eine Reihe aus ihrer Sicht »verdächtiger« Personen, die sich vor Ort um den eingezäunten Erscheinungsbereich kümmerten – einer sei pensionierter Marineoffizier und wollte
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Cf. Análisis/Pozo 22.11.–6.12. »[Análisis:] –Monsignore, was sagen sie zu den Äußerungen des Priesters Juan de Castro? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Ich glaube, daß er hier ganz in eigener Sache gehandelt hat, als er dies behauptete. [Análisis:] –Und sie, wie äußern sie sich als religiöse Autorität, zu etwas, das mittlerweile ›vox populi‹ ist, mit anderen Worten, daß hier Sicherheitsdienste beteiligt waren? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Das kann ich nicht sagen, wirklich nicht. Es gab eine Unterstützung, das ist klar. Aber ich weiß nicht, wer diese Unterstützung geleistet hat, ich weiß nicht, woher sie kommt. [Análisis:] Und bezüglich der angeblichen Beteiligung von Fiducia? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Das sind Dinge, die immer wieder aufgebracht werden: der eine sagt ›CNI‹, andere ›Sicherheitskräfte, und jetzt sagen wieder andere ›Fiducia‹. Sind es die von Fiducia? Was soll ich da sagen? ›Ja, sie sind es!‹ Genausowenig läßt sich sagen, daß der CNI beteiligt ist. Man kann eine Vermutung haben, was etwas anderes ist als eine Bestätigung. Das einzige, was wir sagen können, ist, daß es eine Unterstützung, eine Hilfe gab.« (»[Análisis:] –Monseñor, ¿qué opina de lo dicho por el sacerdote Juan de Castro? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Creo que él ha corrido con ›colores propios‹ al afirmar aquéllo. [Análisis:] –Y usted, como autoridad religiosa, ¿qué puede decir ante algo que ya es ›vox populi‹, es decir que habría servicios de seguridad involucrados? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Eso no lo podría decir yo, en absoluto. Que ha habido apoyo, claro. Pero no sé quién da ese apoyo, no sé de donde proviene. [Análisis:] ¿Y de la supuesta participación de Fiducia? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Esas son cosas que van saliendo: que uno dice ›CNI‹, otros, ›equipos de seguridad‹; algunos ahora están diciendo ›Fiducia‹. ¿Son los de Fiducia? ¿Cómo podría decir yo?, ¡›Sí, lo son‹! No se puede tampoco decir que el CNI estaba metido. Puede haber una presunción, lo que es distinto a una afirmación. Lo único que podemos decir es que hubo una sustentación, un apoyo.«; Análisis/Collyer/Acevedo 6.–20.12.1983)
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seinen Namen nicht preisgeben37 , ein anderer grüßte »auf militärische Art«. Insgesamt seien die Journalisten vor Ort auf ein ihnen gegenüber ablehnendes, ja aggressives Klima gestoßen. Diese Beobachtungen auf dem Erscheinungshügel, die vermutlich nur das Mißtrauen der sich zusehends formierenden und der Presse gegenüber kritisch eingestellten Laienanhängerschaft reflektierte, untermauerte in der Darstellung von Análisis den zwar nirgendwo explizit ausgesprochenen, aber doch eindeutig unterstellten Schluß einer Beteiligung der CNI an den Vorgängen in Peñablanca. Auch die Jesuitenzeitschrift Mensaje machte in ihrer Dezemberausgabe die mögliche Manipulation im Zusammenhang mit den Marienerscheinungen von Peñablanca als fürs erste letztes Periodikum noch einmal zum Thema. Es war bezeichnenderweise der einzige Bericht überhaupt, der in Mensaje über die Marienerscheinungen erschien, unter dem Titel »Villa Alemana: Manipulierte Frömmigkeit?«38 (s.a.o. 12.3.3). Die meisten der von Mensaje aufgeführten »verdächtigen« Einzelpunkte, waren bereits aus den vorigen Pressepublikationen bekannt, so die Todesdrohungen gegen Fernández (s.o. Anm. 8 und 9) oder die von Flugzeugen in den Himmel gezeichneten Wolkenformen. Ein weiterer Punkt, der in den Quellen wiederholt auftauchte, und auch von Mensaje als Hinweis auf eine mögliche Manipulation gedeutet wurde, waren die Besitzverhältnisse des Geländes, auf dem sowohl das Erscheinungsritual stattfand, als auch das erste Heiligtum entstanden war39 : »Manche fragen sich: Wer ist der Besitzer dieses Geländes, der so mühelos den Unterstützern erlaubt, Zäune vor Ort aufzustellen. Es fehlt nicht an Stimmen, die behaupten, daß dieser Besitzer ein Mitglied der Streitkräfte sei.«40
Während die Errichtung des Metallzauns eindeutig auf Initiative von frühen Peñablanca-Anhängern, wie etwa Alejandro Cifuentes, erfolgt war (s.o. 10.9)41 , gehörte das Hügelareal tatsächlich zumindest indirekt 37
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»El ›jefe‹ es un hombre de edad, jubilado de la Armada según nos enteramos después. Dice llamarse José Santander, pero a diez minutos su nombre es otro.« (Análisis/Collyer/Acevedo 6.–20.12.1983) »Villa Alemana: ¿Fervor Manipulado?« (Mensaje/Alley Dezember 1983) U.a. auch von Jaime Fernández: »Se hizo en un cerro que pertenecía a las Fuerzas Armadas, en Villa Alemana, el cerro pertenecía a las Fuerzas Armadas. [...]« Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) »Hay quiene se preguntan: ¿quién es el propietario de ese terreno que, con tanta facilidad, autoriza a lo encargados del apoyo a instalar rejas en el lugar? No faltan quienes aseguran que ese propietario sería un miembro de las Fuerzas Armadas.« (Mensaje/Alley Dezember 1983) Auch Jaime Fernández selbst hatte bereits gegenüber Análisis darauf hingewiesen, daß aus seiner Sicht die Errichtung des Zauns, die ihm zunächst auch verdächtig
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den chilenischen Streitkräften. Eigentümer war eine Wohnungsbaugenossenschaft ehemaliger Marineoffiziere (Cooperativa de viviendas de personal en retiro de la Armada de Chile »Benito Juárez«; s.a.u. 12.2, Anm. 67), über die bereits am 6.10.1983 von La Estrella de Valparaíso berichtet worden war, damals jedoch ohne die Verbindung zur Marine zu nennen.42 Diese tauchte erst im November und Dezember im Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion über eine mögliche Einmischung der Regierung Pinochet in die Vorgänge auf.43 Für Mensaje wiederum war dies nur ein Punkt unter vielen, der auf eine politische Einmischung deutete: »Die tiefe Religiosität des chilenischen Volkes könnte durch diese Ereignisse manipuliert worden sein, so läßt es sich aus den Erklärungen des Bischofs von Valparaíso schließen. Und diese Manipulation könnte mit den Ereignissen politischer Art (den Protesten) in Verbindung stehen, die sich an Tagen um die ›Erscheinungen‹ ereigneten. Schließlich sei die Manipulation nur ein Mittel gewesen, die Aufmerksamkeit vieler Menschen abzulenken und so ihre Beteiligung an den Protesten zu verhindern. In diesem Fall erfordert der Respekt vor eben jener Religiosität eine Aufklärung der Ereignisse.«44
Spätestens mit dem Artikel in Mensaje wurde die weiterhin ungeklärte Manipulationshypothese zu dem, was Análisis gegenüber Bischof Valenzuela bereits als »vox populi« bezeichnete (s.o. Anm. 36): eine zumindest in Teilen der Öffentlichkeit als valide anerkannte Erklärung für die Vorgänge in Peñablanca, die bis in die Gegenwart fest verankert ist. Allerdings griff die Presse sie nicht mehr auf. Bis zum erneuten Erwachen des Medieninteresses im Juli 1984 verschwand Peñablanca und seine möglichen Ursachen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – vollstän-
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vorgekommen sei, in keinerlei Zusammenhang mit seinen Betrugsverdacht stehe: »Bueno, respecto de la reja, hay un señor, Alejandro Cifuentes, que se responsabiliza por eso. Dice ›yo la puse, yo la pagué‹. [...] Es de Santiago, es un ingeniero. O sea, no hay ninguna cosa sospechosa, por así decirlo.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.– 6.12.1983) Laut dem Artikel hatte die Kooperative nichts gegen die Wallfahrt selbst einzuwenden, war aber »besorgt« wegen der anhaltenden Zerstörung des Baumbestandes sowie der aufgrund der Menschenmenge z.T. besorgniserregenden sanitären Situation auf dem Gelände. (La Estrella de Valparaíso 6.10.1983) Auch Análisis deutete zumindest kurz auf die Besitzverhältnisse des Hügels hin (– /Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983) »La profunda religiosidad del pueblo chileno podría haber sido manipulada, en estos hechos, según se deduce de las declaraciones del obispo de Valparaíso. Y esa manipulación podría estar vinculada a los hechos de carácter político (las protestas) que ocurían en días cercanos a las ›apariciones‹. Entonces, la manipulación habría sido sólo un medio para desviar la atención de mucha gente, tratando de evitar su incorporación a las protestas. En este caso, el respeto a esa religiosidad requiere de una aclaración de los hechos.« (Mensaje/Alley Dezember 1983)
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dig aus der öffentlichen Wahrnehmung. Auch Jaime Fernández gab nach November 1983 keine Interviews mehr. Zwar blieb er trotz der zweiten negativen Erklärung des Bischofs formal Leiter der Untersuchungskommission, weitere Aktivitäten seinerseits sind in den Quellen jedoch nicht belegt. Im Januar 1984 endete seine Funktion als diözesaner Beauftrager für Peñablanca. Wie bereits zu Beginn der Untersuchungen im September geplant gewesen war45 , nahm Fernández als Mitglied der Schönstatt-Kongregation einen Lehrauftrag an der Katholischen Universität von Quito in Ecuador wahr. Entsprechende Gerüchte, Fernández sei aufgrund der gegen ihn gerichteten Morddrohungen (cf. Anm. 8 und 9) außer Landes gebracht worden, entbehren laut seiner eigenen Aussage jeglicher Grundlage.46 Fest steht, daß Fernández von diesem Zeitpunkt an keine Rolle mehr in der weiteren Entwicklung der Marienerscheinungen spielte. Die von ihm aufgebrachte und bis zum heutigen Tag mit Nachdruck vertretene Manipulationshypothese dagegen blieb auch in den folgenden Jahren immer präsent.
12.2 Wider die Manipulationshypothese: die Peñablanca-Anhänger als Apologeten der Erscheinung Die von Jaime Fernández vertretene und von der kirchlichen Hierarchie in Valparaíso übernommene Hypothese einer politisch motivierten Manipulation in Peñablanca, traf erwartungsgemäß von Beginn an auf heftige Ablehnung seitens der Anhänger der Marienerscheinung.47 So wurde die Auseinandersetzung mit der ersten diözesanen Untersuchung – später auch die mit der zweiten (s.u. 13.6, 13.10, 13.12 und 14.1)
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»También aclaró [Francisco de Borja Valenzuela] que ›el sacerdote Jaime Fernández se fue porque, cuando lo pedí que se hiciera cargo de esto, él aceptó pero sólo hasta el mes de enero, porque tenía que irse de Valparaíso. Señalo ésto porque se ha dicho que prácticamente lo hicieron que se fuera y ese es falso, de toda falsía‹.« (La Segunda/Contardo/Lepe 22.8.1984) »Después a mi me mandaron de profesor a la Universidad Católica de Quito. La gente creyó que me habían sacado de Chile por el peligro que corría mi vida. ¡No!, me mandaron a fundar allá.« (Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983) »La [hípotesis] preferida por muchos es que el áutor del supuesto fraude era el Gobiemo o algún organismo del Gobierno de ese entonces. Se ha nombrado preferentemente a la C.N.I. y se ha involucrado a la Armada de Chile. El motivo: distraer a la opinión pública de los graves problemas sociales y económicos que se enfrentaban. Se sabe que la primera comisión recibió una denuncia en este sentido, denuncia que debió antes que nada verificar, pero fue aceptada de inmediato (por esa desidia y liviandad perezosa tan propia nuestra) como verídica sin efectuar ningún análisis ni investigación al respecto.« (Contardo Egaña 1998, 24f.; cf. Cifuentes Bezanilla 1985a, 14; Cifuentes Bezanilla 1986, 80)
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– und die Widerlegung von Fernández’ Hypothese zum zentralen apologetischen Anliegen der Unterstützer Pobletes.48 12.2.1 Der betrogene kirchliche Beauftragte Bereits Ende Oktober, also noch vor der zweiten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela, begannen die Peñablanca-Anhänger aus diesem Grund selbst Untersuchungen anzustellen, um so der aus ihrer Sicht inakzeptablen kirchlichen Position eine fundierte eigene entgegenstellen zu können. Man beschäftigte sich zunächst – ähnlich wie Jaime Fernández (s.o. 11.2) – mit den Lebensumständen Pobletes vor Beginn der Erscheinungen. So berichtete Contardo über ein am 25.10.1983 stattgefundenes Treffen mit einer Sozialarbeiterin namens Mónica Díaz49 . Mit dieser sowie der Unterstützung Pobletes habe man in der folgenden Zeit seinen Gang durch die verschiedenen staatlichen Fürsorgeinstitutionen rekonstruieren und auch seine Pflegemuter, Emelina Jara (s.o. 5.1 und 5.2), ausfindig machen können.50 Im November 1983 berichtete sogar die Presse über die »heimlichen« Ermittlungen, die zu einem der Untersuchung von Jaime Fernández »vollkommen entgegengesetzten« Ergebnis gekommen seien und nannte als Beteiligte Alejandro Cifuentes, einen »Pater Carlos«51 sowie je einen Priester und einen »Akademiker«52 , die ihre Identität nicht preisgeben wollten.53 Zur Zeit prüfe man, so einer der 48
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Alejandro Cifuentes widmete der Auseinandersetzung mit beiden Untersuchungskommissionen und der Widerlegung deren Argumenten eine im Juni 1985 erschienene kurze Schrift: »Analyse der Untersuchungen über die Ereignisse von Peñablanca« (»Análisis de las investigaciones de los sucesos de Peñablanca«; 1985a) Díaz gehörte offensichtlich auch zum engen Kreis der Peñablanca-Anhänger. Sie gehörte zu denjenigen Personen, die sich um die Installation von Lautsprechern auf dem Hügel kümmerten (s.u. 13.2, Zitat zu Anm. 10) und war später die erste Sekretärin der Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2). Contardo Egaña 1998, 46 Gemeint ist der Priester Carlos Díaz aus Santiago (s.u. 12.2.2 bei Anm. 76) Bei ersterem handelte es sich mit Sicherheit um Miguel Contardo, der aufgrund des seit September virulenten Konflikts mit seinen geistlichen Vorgesetzten (s.o. 10.5) entsprechend vorsichtig agierte, bei letzterem vermutlich um Álvaro Barros. »Este religioso, que dirige una investigación ›a escondidas‹ del Arzobispo de Valparaíso, nos pidió por favor que no dijéramos su nombre porque ›si lo hacen me van a echar a perder mi investigación‹. [La Segunda:] ¿Arroja resultados diferentes a la del padre Jaime Fernández? [Sacerdote:] Totalmente distintos. [La Segunda:] ¿Por qué cree usted que la investigación cuyos resultados dio a conocer la Iglesia es distinta a la suya? [Sacerdote:] - Allí había un comunista infiltrado. El sacerdote se reunió en Quilpué con otros dos religiosos (uno de Santiago [padre Carlos]) y con dos profesionales (un ingeniero, entre ellos) el martes de esta semana. [...] uno de los profesionales [es], Alejandro Cifuentes Bezanilla, el hombre que donó parte de la reja que está en el cerro, [...].« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) Es ist bezeichnend für Contardos kirchenpolitische Positionierung als ›Integralist‹, wenn
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beteiligten Priester, das Vorliegen eines »Wunders« bei Poblete, dem es aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung eigentlich unmöglich sein sollte, die während des Erscheinungsrituals üblichen, heftigen Bewegungen (s.a.o. 9.5) auszuführen.54 Die Untersuchungen der Anhänger waren jedoch keine ›interne‹ Angelegenheit, die etwa nur für sie selbst Klarheit schaffen sollte, sondern zielten vielmehr auf eine Wiederaufnahme des kirchlichen Verfahrens verbunden mit der Hoffnung, so doch noch eine Anerkennung der Erscheinungen zu erreichen.55 Aus diesem Grund wandte man sich nicht nur wiederholt und erfolglos schriftlich an Bischof Valenzuela (s.a.u. 13.6), sondern auch an andere hohe Kirchenfunktionäre. So entschieden sich die Peñablanca-Anhänger zu dem ungewöhnlichen, aber ganz im Einklang mit ihrem Selbstverständnis als engagierte katholische Laien stehenden (s.o. 8.14 und 11.7) Schritt, das Ergebnis ihrer Untersuchung auf einem Arbeitstreffen der chilenischen Bischofskonferenz Mitte Dezember in dem wenige Kilometer südlich von Valparaíso gelegenen Küstenort Punta de Tralca (s. Karte, S. 4) direkt sowohl an Bischof Valenzuela als auch an die anderen anwesenden Oberhirten zu übergeben: »Einige Katholiken versuchten, sich Gehör bei unserem Herrn Bischof von Valparaíso zu verschaffen, denn sie meinten, daß die Bischöfe von Chile schlecht informiert sein könnten und deshalb die Anwesenheit unserer Lieben Frau in Peñablanca ablehnten. Sie brachten zwei Eingaben vor, die [den Bischöfen] auf ihrem Treffen in Punta de Tralca in der zweiten Dezemberwoche überreicht wurden. Kopien derselben wurden auch an den Apostolischen Nuntius gesandt. Die [Dokumente] wurden vorgebracht in Einklang mit der Rolle der Laien laut dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Alle Tatsachen [wurden vorgebracht]: die Einmischung von Regierungsorganen, die unvollständige und fehlgeleitete bischöfliche Untersuchung und die falschen Schlüsse, zu denen die Kommission verleitet wurde aufgrund der angeblichen Einmischung der CNI. Die Schriftstücke waren sowohl mit Respekt und Liebe verfaßt worden, aber auch mit der Kraft des Gehorsams und der Wahrheit. Man sprach [mit den Bischöfen] von Angesicht zu Angesicht,
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er die Untersuchung von Jaime Fernández hier mit Verweis auf einen stereotypen, auch für die politische Rhetorik des Pinochet-Regime typischen Antikommunismus kritisierte (s.a.o. 3.5.2 und 9.5.5). »Uno de los sacerdotes que participó en la reunión nos dijo que Miguel Angel fue conducido a Santiago para ser sometido a un nuevo examen. Esta vez, a la columna. De acuerdo a su versión, Miguel Angel tuvo un accidente que le impediría por el resto de sus días hacer determinados ejercicios y ›el niño hace todo tipo de piruetas. Puede ser un milagro‹.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983; zu Pobletes Unfall, aus dem diese Verletzung herrühren sollte, s.o. 5.4, Anm. 36) »No perdemos las esperanzas que alguna vez la Iglesia inicie una investigación seria, objetiva, tranquila, no prejuiciada y completa de los hechos.« (Cifuentes Bezanilla 1985a, 9)
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ohne die Stimme zu erheben, aber mit vernehmbarer Stimme. Für den Moment blieb den Laien nichts anderes, als sich gleichzeitig auch an Gott zu wenden.«56
Abgesehen von dem allgemeinen, unterschiedslos auf beide Kommissionen gemünzten Vorwurf, die jeweilige Untersuchung sei sowohl voreingenommen57 als auch viel zu kurz und oberflächlich ausgeführt worden58 , waren in den ›Widerlegungen‹ der Peñablanca-Anhänger v.a. die Punkte beachtenswert, die eine direkte Verbindung zur Untersuchung von Jaime Fernández und den von ihm für die Manipulationshypothese vorgebrachten Argumenten aufwiesen, diese jedoch je in eine völlig andere Perspektive rückten. An erster Stelle stand die, auch in der Eingabe an die chilenischen Bischöfe dargelegte Annahme, Fernández’ Hypothese über die Einmischung des Geheimdienstes CNI gründe auf der Aussage eines »falschen Informanten«, von dem sich der kirchliche Beauftragte habe täuschen lassen. Der Mann habe sich als Agent der CNI vorgestellt und angegeben, angesichts seiner Beteiligung an der vom Geheimdienst selbst inszenierten »großen ›Show‹ von Villa Alemana« nun gegenüber Fernández sein Gewissen erleichtern zu wollen. Für Fernández wiederum habe diese, von ihm nicht weiter nachgeprüfte (Fehl-)Information, alle noch offenen Fragen gelöst und seine anfängliche Skepsis nur bestätigt: die Marienerscheinungen von Peñablanca waren nichts weiter als ein »großer Betrug«.59 Damit erklärte 56
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»Algunos católicos habiendo intentado ser escuchados por el Señor Obispo de Valparaíso, sintiendo que los obispos de Chile podían ser mal informados y a causa de ello llevados a desestimar la presencia de Nuestra Señora en Peñablanca, hicieron dos presentaciones que les fueron repartidas en su reunión de consulta en Punta de Tralca. La segunda semana de Diciembre; copias de las mismas fueron entregadas al Nuncio Apostólico. Se les representaba, de acuerdo con el papel de los laicos según el Concilio Vaticano II, todos los hechos, las interférencias de organismos de Gobiemo, la incompleta y equivocada investigación episcopal y las falsas conclusiones a que había sido inducida la comisión por la interferencia presunta de la CNI. Los documentos iban redactados con respeto y amor pero con la fortaleza de la mansedumbre y la verdad. Se les hablaba de frente sin levantar la voz pero con una voz audible. Por el momento a los laicos nada más les cabía hacer sino al mismo tiempo dirigirse a Dios.« (Barros Valenzuela 1985, 133; cf. Cifuentes Bezanilla 1985a, 6) »Es evidente que no debe inicarse ninguna investigación que de partida se formule como única hipótesis la falsedad de los hechos a investigar. La investigación debe partir de cero, ninguna posibilidad debe descartarse de antemano.« (Cifuentes Bezanilla 1985a, 9) »El P. Jaime Fernández declaró a todos los medios de publicidad, en forma por demás temeraria, que antes de un mes terminaba la investigación; [...] Hay que recordar que en Fátima la investigación de la Iglesia terminó 13 años despues de las Apariciones.« (Cifuentes Bezanilla 1985a, 11) »El Padre Jaime recibe un inesperado visitante que logra, sigilosamente ser atendido. Declara pertenecer a la CNI (Central Nacional de Informaciones), [...]. Su deber, dice simulando audazmente, es confesar al sacerdote, [...], el engaño. Está arrepentido,
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sich aus Sicht der Peñablanca-Anhänger einerseits die zumindest nach außen hin abrupt erscheinende Änderung von Fernández’ öffentlichen Äußerungen gegenüber den Marienerscheinungen zwischen der noch abwartend-wohlwollenden Pressekonferenz am 2.10. (s.o. 11.1) und der ersten bischöflichen Erklärung am 6.10.1983 (s.o. 11.4): genau in diesen Zeitraum habe sich der genannte Besuch ereignet.60 Auch die späteren Todesdrohungen gegen Jaime Fernández (s.o. 12.1) – die die PeñablancaAnhänger nicht in Abrede stellten – waren aus ihrer Sicht nur ein weiterer Bestandteil dieser ›Täuschung‹61 . Somit gründete aus Perspektive der Peñablanca-Anhänger sowohl Fernández’ negative Gesamteinschätzung als auch die hieraus resultierende kirchliche Ablehnung auf dem Zusammentreffen eines »falschen Informanten«62 mit der »Leichtgläubigkeit« des kirchlichen Beauftragten, eine Einschätzung, die sie später auch wiederholt öffentlich gegenüber der Presse äußern sollten63 : »[...] der Betrug existiert nur in der Vorstellung derjenigen, die die Botschaft von Peñablanca nicht akzeptieren wollen. Niemand hat die Urheber des angeblichen Betrugs je ausgemacht, aber an Hypothesen fehlt es wahrlich nicht.«64
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adelanta, de haber participado en un fraude. Ellos, los miembros de la CNI, son los autores del ›show‹ de Villa Alemana. Agentes del gobiemo militar, preocupados por el giro que han tómado las protestas políticas contra el Jefe del Estado, han decidido distraer la atención pública montando estas ›apariciones‹. Para ello se han hecho asesorar; por un capellan experto en la materia, han encontrado a este niño que es débil mental, lo han apoyado con elementos logísticos y personal entrenado: parlantes, camionetas sin patente, fanáticos... El Padre no cabe en sí de estupor. Se va tragando, ingenuamente, todo lo que va escuchando. Dudas, coincidencias, rumores van despejando el puzzle... Se le abren los ojos... [...] Las presuntas apariciones son entonces, ahí se lo está explicando ese agente tan sinceramente arrepentido, un escandaloso fraude montado por el sistema de seguridad del Gobiemo Militar. Preguntas, aclaraciones. El presunto agente simula perfectamente su papel. El sacerdote cae en la trampa. Ahora todo está claro.« (Barros Valenzuela 1985, 91; cf. Barros Valenzuela 1985, 106) Jaime Fernández selbst erwähnte im Interview weder eine Begegnung mit einem Agenten der CNI noch führte er seine Hypothese auf eine einzelne Aussage zurück (cf. Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005). Sie war vielmehr Ergebnis einer Vielzahl von Einzelinformationen, auch wenn tatsächlich im Zeitraum zwischen dem 2. und dem 6.10.1983 die Erkenntnis über die bewußten Falschaussagen von Guillermo Le Blanc bezüglich der Persönlichkeit Pobletes für eine Bewertung des Phänomens als »Betrug« mitentscheidend war (s.o. 11.2). Barros Valenzuela 1985, 92f. Interessanterweise finden sich in den Schriften der Anhänger keinerlei Erklärungen dafür, woher der angebliche falsche Informant kam und aus welchen Motiven er gehandelt haben soll. Cf. Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 27; Las Últimas Noticias/Gambetti 19.4.1985 »[...] el fraude sólo existe en la imaginación de quienes no quieren aceptar el mensaje de Peñablanca. Nadie ha ubicado a los autores del presunto fraude, pero por cierto, las hipótesis no faltan« (Contardo Egaña 1998, 24; cf. Cifuentes Bezanilla 1985a, 24)
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12.2.2 Der Geheimdienst auf dem Hügel: Ermittlungen gegen die Kirche Wenn auch die jeweilige Deutung von Jaime Fernández einer- und den Anhängern andererseits sich diametral gegenüberstehen, so bleibt doch festzuhalten, daß von einer zumindest zeitweisen, wenn auch in ihrem Ausmaß und den Hintergründen ungeklärten Einmischung der CNI in Peñablanca mindestens während der Monate September und Oktober, möglicherweise angesichts des Auftretens von Carlos Díaz (s.u. bei Anm. 76) auch noch im November und Dezember 1983 auszugehen ist. So berichteten auch die Unterstützer Pobletes an mehreren Stellen über eine Präsenz der CNI auf dem Hügel. Die Geheimpolizei habe sich jedoch erst nach Beginn der großen öffentlichen Aufmerksamkeit für die Erscheinungen interessiert und hätte weder auf deren Verlauf noch auf die ›Botschaften‹ irgendeinen Einfluß gehabt. Vielmehr habe es sich bei den Aktivitäten der CNI um Ermittlungen gehandelt, die hinter der ungewöhnlichen Massenversammlung in Peñablanca die, von der katholischen Kirche unterstützte, politische Opposition vermuteten.65 So wurde etwa die Anwesenheit von Geheimdienstfahrzeugen »ohne Nummernschilder« während der Erscheinungen, von der sowohl Jaime Fernández66 als auch die Presse berichtete, auch seitens der Anhänger zugegeben67 , dabei jedoch jegliche logistische Unterstützung – wie sie 65
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Laut Barros (1985, 53) habe hierzu auch die angeblich im Juli 1983 aus Pobletes Umfeld direkt an Pinochet übergebene »Attentatswarnung« beigetragen (s.o. 7.3, Anm. 41 und 42). Angesichts der großen Menschenmenge, die auf dem Hügel in Peñablanca immer wieder zusammenkam, scheint es kaum verwunderlich, daß sich zumindest zeitweise Sicherheitskräfte auf dem Hügel befanden, wie auch der ehemalige Innenminister Sergio Onofre Jarpa bekräftigte: »[...] [n]o descarta, eso si, que personal de Investigaciones o Carabineros haya ido vestido de civil al lugar de los encuentros con Miguel Angel para averiguar qué ocurria en el cerro de Peñablanca y si podrían producirse desórdenes.« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008) »A todo esto tenía trabajando a esos que estaban haciendo una investigación. Y la primera tarea que les dí, fue la siguiente, les dije: ›Hay unas camionetas que traen un equipo de amplificación de audio, que son las que amplifican lo que dice el niño. Y no tienen patente [...].‹ Eso en Chile es imposible, nadie puede circular en Chile sin patente. Eso era el signo más claro que eran del servicio secreto.«Interview: Fernández Montero/Grasmück 18.11.2005) Cf. hierzu die Aussagen von Rául Providel und weiteren Katechisten aus der Gemeinde von El Sol gegenüber der Presse: »[La Estrella:] ¿Qué nos dicen ustedes sobre el insistente rumor de que todo esto es una invención de la CNI? [Catequistas:] Sabemos que existe ese rumor. Han hecho coincidir muchas cosas: que los terrenos del cerro, por ejemplo, pertenecen al Centro de Personal en Retiro de la Armada [s.o. 12.1, bei Anm. 42]; que algunos de nosotros sean ex uniformados; que han visto vehículos de la CNI en el cerro; etc. El peor cuchillo, para comprar esos terrenos, fue el Centro de Personal en Retiro de la Armada. Nos cobraban una barbaridad. Que algunos de nosotros seamos ex uniformados, no es ningún misterio: en muchas otras actividades esto mismo se da. Y aquí hayan visto vehículos de la CNI en el cerro, nosotros mismos
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Fernández etwa im Fall der Lautsprecher (s.o. 12.1, Anm. 66) annahm – kategorisch in Abrede gestellt.68 Auch seien die Agenten der CNI, die tatsächlich bei einigen der Erscheinungen in unmittelbarer Nähe Pobletes69 anwesend waren und die Fernández zu Recht als solche identifizierte, nicht etwa als »Manipulatoren«, sondern als Ermittler seitens der Regierung dort gewesen, die selbst versuchte, der Ursache der Erscheinungen auf den Grund zu gehen.70 Es hätten sich, so Barros, ab einem bestimmten Zeitpunkt zwei Gruppen von Ermittlern auf dem Hügel befunden, die Agenten der CNI und die kirchliche Untersuchungskommission, die in den jeweils anderen die ›Schuldigen‹ für die aus ihrer Sicht ›inszenierten‹ Erscheinungen gesehen hätten (s.a.o 10.4, Anm. 96).71 In diesem Zusammenhang sei Poblete nicht nur von der kirchlichen Kommission mehrfach befragt worden72 , sondern
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los hemos visto. No olvide usted que donde hay grandes concentraciones de público suelen estar ellos. No es novedad. Pero categóricamente le decimos que nadie de nosotros es de la CNI.« (La Estrella de Valparaíso/Machete 6.10.1984) In einem Fall konnten die Peñablanca-Anhänger sogar Bischof Valenzuela davon überzeugen, daß die genannten Lautsprecher mit dem erst kurz zuvor erworbenen Privatauto einer Unterstützerin, das deshalb mit einer vorläufigen Zulassung und ohne Nummerntafeln unterwegs war, auf den Hügel gebracht wurden (cf. Barros Valenzuela 1985, 96): »Por ejemplo, eso de la camioneta sin patente. Ahora nos ha llegado la cormprobación de que ese vehículo tenía permiso provisorio. Nos trajeron la fotocopia.« (Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983, 18) »[...] el gobierno manda [...] personal miliar al cerro. Entonces al padre Jaime Fernández [...], le mostraron fotografías que habían personal de la CNI al lado de Miguel, [...]« (Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 1) »Tantas manifestaciones en días políticamente tan revueltos, llegaron también a manos y oídos del CNI, [...]. Ellos decidieron entonces hacerse presentes en el teatro de los acontecimientos. No buscaban sino determinar qué seres humanos estaban detras de todo esto [...] La Iglesia por su parte decidió nombrar una comisión. En el cerro ambos grupos investigadores se recelaron, creyendo que el otro era el que armaba las apariciones. Los investigadores de la Iglesia que los de la CNI lo hacían para distraer la atención política de las protestas. El CNI creyendo que la Iglesia y la oposición buscaban derrocar al presidente, [...]. Estas dos versiones contrapuestas, demoníacamente manejadas, llevaron en los meses siguientes, con desconcierto de unos y satisfacción de otros, a la primera declaración negativa del Episcopado de Valparaíso.« (Barros Valenzuela 1985, 53; cf. Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 2; Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 1) Die Existenz paralleler kirchlicher und staatlicher Ermittlungen erwähnt auch ein neuerer Fernsehbeitrag über die Hintergründe der Marienerscheinungen: »Según la iglesia eran los militares lo que estaban detrás las apariciones para despretigiarlos ante los feligreses. A su vez el régimen de Pinochet sospechaba de la iglesia como una forma de destabilizar al gobierno. Tanto la iglesia católica como el gobierno militar se movilizaron para investigar el fenómeno. En representación del gobierno fue la siniestra CNI. Se entrega a infiltrar y interrogar al vidente.« (Chilevisión/Gutiérrez 1.9.2003) Barros ging sogar soweit, die kirchliche Untersuchung von Jaime Fernández in die Nähe der Verhörmethoden der CNI zu rücken, wenn er – unter Berufung
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auch die Geheimpolizei habe ihn zu einem Verhör nach Santiago gebracht, worüber Poblete selbst erstmals in einem Fernsehinterview mit Chilevisión aus dem Jahr 2003 berichtete: »[Chilevisión:] Wer hat mit ihnen all diese Untersuchungen durchgeführt, die Kirche, die Polizei? [Miguel Ángel Poblete:] Es waren beide. Auf der einen Seite die Kirche und auf der anderen die Polizei, genauer gesagt, die CNI. Ich war auch einige Zeit eingesperrt in [einem Gefängnis der] CNI, hier in [der Calle] Vegarara.73 Und sie sagten zu mir: das muß man machen, das muß man machen, das ... Der CNI fragte danach, ob es die Kirche sei, die die Regierung Pinochet zu Fall bringen wollte. Und die Kirche wiederum sprach von etwas anderem. Schließlich stand ich dazwischen. [Chilevisión:] Mit anderen Worten: man hat niemals Einfluß auf ihre Botschaften genommen? Man hat sie nicht gezwungen etwas [bestimmtes] zu sagen?74 [Miguel Ángel Poblete:] Nein. Und sie ärgerten sich deshalb [...].«75
Im Zusammenhang mit der angeblichen Vernehmung Pobletes durch die CNI taucht in den Schilderungen interessanterweise auch eine weitere Person aus dem Umkreis der Peñablanca-Anhänger auf, die gleichzeitig als Agent für die CNI tätig war. Es handelte sich um Carlos Díaz, einen Priester aus der Diözese Linares, der aufgrund seiner Tätigkeit für die
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auf Schilderungen Pobletes – berichtet, der Visionär sei während einer Befragung durch Fernández und andere Priester bedroht und geschlagen worden, und man hätte ihm darüber hinaus eine »Wahrheitsdroge« (»pentotal«) gespritzt, um der angeblichen ›Lüge‹ über die Marienerscheinungen auf den Grund zu gehen. (Barros Valenzuela 1985, 102f.) Pobletes spätere Schilderungen der kirchlichen Untersuchung in Medieninterviews sind hinsichtlich dieses Details nicht einheitlich. So erwähnte er es in dem zitierten Interview mit Chilevisión nicht, wohl aber fünf Jahre später gegenüber El Mercurio de Santiago: »Ese mismo año me dijeron ›vamos a llevarte a Viña‹, y me pusieron el suero de la verdad.« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008) Die Calle Vergara befindet sich im Zentrum Santiagos unweit des Hauptquartiers der CNI an der Avenida República, in deren Umgebung sich noch weitere Geheimgefängnisse befanden. (Valech Aldunate 2004, 536f.) Auch Jaime Fernández gab an, Poblete sei mehrfach von Geheimdienstmitarbeitern nach Santiago gebracht worden, jedoch mit dem Ziel, ihn ebendort die entsprechende ›Marienbotschaften‹ auswendig lernen zu lassen (s.o. 11.3). »[Chilevisión:] ¿Quién te hacía todo esta análisis, la iglesia, la policía civil? [Miguel Ángel Poblete:] Eran dós. La iglesia por un lado y por el otro era la policía civil que era la CNI. Porque también estuve presa durante varios tiempos en la CNI, aquí en Vergara. Entonces me decían: esto hay que hacer, esto hay que hacer, esto... La CNI preguntaba si era la iglesia que quería destruir del régimen de Pinochet. Y la iglesia hablaba otra cosa también. Entonces, al final yo estaba en la mitad. [Chilevisión:] O sea, ¿nunca intervenieron en tu mensaje? ¿Nunca te obligaron a decir algo? [Miguel Ángel Poblete:] No. Por eso se enfadaron, [...].« (Chilevisión/Gutiérrez 1.9.2003; cf. La Estrella de Valparaíso 3.9.2003; cf. hierzu auch das Interview mit Poblete in El Mercurio de Santiago [–/Anguita/Cea 10.2.2008]; s.a.o. 7.3, Anm. 42).
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Geheimpolizei von seinen Ämtern suspendiert worden war.76 Wenn auch die weiteren Hintergründe aus den Quellen nicht hervorgehen, so ist doch klar, daß Díaz in seiner Rolle als Priester sich gemeinsam mit Miguel Contardo, Alejandro Cifuentes und Álvaro Barros an den unabhängigen Ermittlungen der Peñablanca-Anhänger beteiligte (s.o. 12.2.1). Anfang Dezember, als Poblete nicht länger in der Gemeinde von Luis Fernández wohnen bleiben konnte (s.u. 13.4), zog er vorübergehend in ein von Díaz verwaltetes Haus in Santiago. 77 Und genau von hier aus, so berichtet Barros, sei Poblete gegen seinen Willen in ein Gebäude der CNI gebracht und dort verhört worden.78 Nur kurze Zeit später trugen die Peñablanca-Anhänger dafür Sorge, daß Poblete dem Einflußbereich von Díaz entzogen wurde, und brachten den Visionär in das Haus der Familie Aravena Elliott (s.u. 13.4).
12.3 Peñablanca als mediale Inszenierung? Neben der von Jaime Fernández vertretenen und von den PeñablancaAnhängern bekämpften ›starken‹ Manipulationshypothese, d.h. die Annahme einer bewußten und gezielten Inszenierung der Marienerscheinung unter Beteiligung der CNI (s.o. 12, Zitat bei Anm. 2), tauchte in der Diskussion um Peñablanca in den Quellen an mehreren Stellen auch eine im Gegensatz hierzu als ›schwache‹ Manipulationshypothese zu bezeichenende Deutung der Ereignisse auf: Die Regierung Pinochet sei zwar an der Entstehung im Sinne einer gezielten Instrumentalisierung Pobletes nicht beteiligt gewesen, habe später aber sehr wohl an mehreren Stellen Einfluß ausgeübt, um das öffentliche Interesse an den Vorgängen auf dem Hügel sowohl zu vergrößern als auch über einen längeren Zeitraum 76
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Auch Jaime Fernández sprach von einem namentlich nicht genannten »ehemaligen Priester«, der an der Planung und Durchführung der Manipulation beteiligt gewesen sein soll (s.o. 12, Zitat bei Anm. 2). Barros Valenzuela 1985, 135 »[OG:] Y alguna vez la CNI investigó a Migule Ángel? [Álvaro Barros:] No en Valparaíso, sino que aquí en Santiago y en esa línea oculta con ese sacerdote [el padre Carlos Díaz] que había sido un torturador, que estaba suspendido y era miembro de la CNI. Habia sido suspendido en Linares, pero trabajando aquí en Santiago [...] para la CNI. [...] él se lo trajó para acá, a Santiago, a una casa donde habían otros muchachos que estudiaban como pensionistas. Y ahí fue cuando lo mandó a un cuartel de la CNI, lo interrogaron, lo investigaron, lo encerraron en una pieza con faroles [...] y el muchacho entonces no volvió a la casa del sacerdote. Si es una pagina muy oscura de la intervención política en el cerro [...].« (Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 2-4); cf. hierzu auch eine Äußerung von Poblete während der Erscheinung vom 12.1.1984, die offensichtlich diese Erfahrung reflektiert:»Yo, un poco confundido no más; por lo que pasa con el padre Carlos. Luego me dijo. El lobo siempre viene disfrazado de oveja.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 82)
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hinweg aufrecht zu erhalten, wie es etwa der Journalist Víctor Gutiérrez im Rahmen einer im Jahr 2003 ausgestrahlten Reportage des Fernsehsenders Chilevisión andeutete: »Ich sprach mit drei ehemaligen Agenten der CNI, und sie sagten mir sehr deutlich, daß sie sich dies nicht ausgedacht, sehr wohl aber Nutzen daraus geschlagen hätten, um gewisse Dinge während der Zeit der Regierung Pinochet zu verschleiern. Ich wiederhole, sie haben sich dieses Thema zunutze gemacht, sie habe sich dieses Themas angenommen und es größer gemacht, als es war.«79
Wenn die von Guitiérrez hier zitierten ehemaligen Agenten angaben, zumindest an einer »Vergrößerung« der Vorgänge in Peñablanca beteiligt gewesen zu sein, so ist dabei an zwei Dinge zu denken. So berichteten einerseits sowohl Jaime Fernández (s.o. 10.4), als auch – weder mit der kichlichen Untersuchung noch den Peñablanca-Anhängern in Verbindung stehende – Zeitzeugen wie Julio Irarrázabal80 oder eine von El Mercurio de Santiago interviewte Mitarbeiterin der Secretaría Nacional de la Mujer,81 man habe gezielt Menschen aus den ärmeren Wohnvierteln der Umgebung in Bussen der Marine nach Peñablanca gefahren, um so die Pilgerzahlen dort künstlich zu erhöhen. Andererseits trat, und tritt bis heute, eine andere Form vermuteter »Vergrößerung« von Peñablanca prominent hervor: die gezielte massenmediale Inszenierung der Marienerscheinungen als ›Großereignis‹ im Rahmen einer umfassenden Kommunikationsstrategie der Militärregierung, die darauf zielte, politisch und gesellschaftlich brisante Themen innerhalb der Berichterstattung und somit der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund zu drängen. Bereits während der zweiten Phase medialer Aufmerksamkeit für Peñablanca, als die Manipulationshypothese nur noch als Bestandteil der Diskussion vom Vorjahr in der Presse verhandelt wurde (s.u. 13.9), 79
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»[Víctor Guitiérrez:] Yo hablé con tres ex agentes de la CNI y me dijeron muy claramente que no inventaron eso pero si se aprovecharon, para poder tapar varios objetos que tenían durante el régimen de Pinochet. Repito, ellos aprovecharon del téma, que tomaron este tema [...] y lo inflaron a más que lo que era.« (Chilevisión/Gutiérrez 1.9.2003) »[Julio Irarrázabal:] Montaje no hubo, se fija. Pero aprovechamiento, por yo creo, sí. Hicieron camino especial, ponían micros por subir a la gente, de la marina. No cabe la menor duda que había un aprovechamiento.« (TVN 10.3.2008) Die neu angelegte Straße, die Irarrázabal erwähnt, wurde kurz vor der großen Wallfahrt am 29.9.1983 im Auftrag der Kommune Villa Alemana angelegt (s.o. 10.10). »Una funcionaria que trabajó en esa época en la Secretaría Nacional de la Mujer y que no quiere dar a conocer su nombre, asegura que ese organismo, que presidía Lucía Hiriart de Pinochet, estaba muy preocupado de las apariciones. ›Nos mandaban en buses al cerro en horario de trabajo y después nos preguntaban cómo nos había ido‹, cuenta. Aunque no tiene pruebas de un montaje, sí fue ›testigo de cómo intentaban que la cosa prendiera y se llenara de gente‹.« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008)
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wies die oppositionelle Wochenzeitung Hoy auch auf die Vermutung einer solchen Medienstrategie hin.82 Auch Apsi rekapitulierte 1985 noch einmal die Diskussion um die Manipulationshypothese und verwies dabei ganz dezidiert auf die Verdrängung politischer Nachrichten durch das ›Medienereignis‹ Peñablanca (s.a.u. 12.3.1 und 12.3.3): »Die ›übernatürlichen‹ Ereignisse [begannen] im Juni 1983 und [fielen] mit den ersten gesellschaftlichen Mobilisierungen gegen das PinochetRegime [zusammen], [...]. Ein Jugendlicher von 18 Jahren trat als Auslöser eines spektakulären Fortsetzungsromans auf, der apokalyptische Prophezeiungen, Drohungen gegen die kirchliche Hierarchie und Aufforderungen, für die Bekehrung Rußlands zu beten, und die Kochtöpfe niederzulegen, enthielt. [...] Agenten der CNI besuchten den Ort, verkleidet als Pilger. [...] Die Marienerscheinungen erschienen auf den Titelseiten der Zeitungen und verbannten die Proteste und ersten Äußerungen einer organisierten Opposition gegen die Regierung in den Innenteil.« 83
Angesichts des bereits in den zeitgenössischen Quellen auftauchenden ›Verdachts‹ einer Einflußnahme auf die Marienerscheinungen im Sinne einer künstlichen »Vergrößerung« des Phänomens, stellt sich im Rahmen einer umfassenden historischen Betrachtung auch die Frage nach einer kritischen Würdigung des ›Medienereignisses‹ Peñablanca (s.a.o. 7.6) angesichts der eingeschränkten Pressefreiheit während der Militärregierung Pinochet. Die Situation hinsichtlich einer freiheitlicheren Berichterstattung Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war im Kontext der Öffnungspolitik des Regimes (política de la apertura) unter Innenminister Sergio Onofre Jarpa ab August 1983 (s.a.o. 3.5.1 und 8.14) zwar vorübergehend weniger restriktiv als in der Zeit unmittelbar nach dem Putsch mit seinen zahlreichen Verboten und Enteignungen von Presseorganen (s.u. 12.3.1).84 Von freiheitlicher Berichterstattung konnte in Chile jedoch auch zum Zeitpunkt der Marienerscheinungen von Peñablanca nicht die 82
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»Die Tatsache, daß die ›Erscheinungen‹ mit den Protesten zusammenfielen, ließ an einen erfundenen Vorfall zur Ablenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit denken.« (»El hecho que las ›apariciones‹ coincidiesen con las protestas, hizo pensar en un caso fabricado para desviar la atención pública.«; Hoy 3.–9.9.1984) »Los hechos ›sobrenaturales‹ que se inauguraron en junio de 1983, coincidiendo con las primeras movilizaciones sociales en contra del régimen de Pinochet, [...]. [...] Un adolescente de 18 años figuró como detonante de una espectacular novela por entregas que incluye profecías apocalípticas, amenazas a la jerarquía eclesiástica, e invitaciones a rogar por la conversión de Rusia y a deponer las cacerolas. [...] agentes de la CNI disfrazados de peregrinos visitaban el lugar. [...] Los titulares de la prensa consignaban las apariciones, dejando relegadas a párrafos interiores las protestas y primeras manifestaciones de una oposición organizada al gobierno.« (Apsi 7.–20.10.1985, 19) »En segundo lugar, la censura de prensa fue suspendida por algún tiempo y se permitió la aparición de nuevos semanarios los que entregaron amplísima información sobre múltiples temas críticos del Gobierno, incluyendo noticias muy
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Rede sein. Zensur und Pressefreiheit tangierten allerdings weniger die Frage, ob einzelne Aspekte und Ereignisse im Rahmen der Marienerscheinungen verfälscht dargestellt wurden – ein Vergleich der Presse mit anderen historischen Quellen sowie der Vergleich der regierungsnahen mit der oppositionellen Presse zeigt, daß der journalistischen Arbeit der einzelnen Berichterstatter durchaus zu trauen war –, sondern vielmehr die Frage, wie das Thema präsentiert wurde und wie durch eine entsprechende Präsentation – etwa durch häufige Titelgeschichten oder besonders umfangreiche Berichterstattung – die Wahrnehmung der Marienerscheinungen in der Öffentlichkeit gesteuert wurden.85 Es mag somit zusammenfassend für die gesamte Zeit der Militärregierung gelten, was die Untersuchungskommission über politische Gefangenschaft und Folter (Comisión sobre Prisión Política y Tortura) in ihrem Bericht formulierte: »Unter den herrschenden Bedingungen der Zeit war es offensichtlich nicht leicht, Zugang zur Wahrheit zu erhalten.«86 12.3.1 Presse und Zensur unter der Militärregierung: 1973–1983 Nach dem Militärputsch von 1973 veränderte sich die chilenische Medienlandschaft, die sich sowohl vor als auch während der Regierungszeit Salvador Allendes durch eine breite Vielfalt ausgezeichnet hatte, radikal. Die Militärjunta verbot und enteignete eine Großzahl von Tageszeitungen und Zeitschriften, darunter alle mit der politischen Linken assoziierten oder direkt im Parteibesitz befindlichen Periodika.87 Die großen Gewinner dieser massiv eingeschränkten Pressefreiheit waren die privaten Unternehmen, die in der folgenden Zeit – mit Ausnahme des Staatsfern-
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pormenorizadas que daban cuenta de casos de corrupción y abusos, algunos de los cuales comprometían al general Pinochet. [...] Este significativo cambio en la prensa se tradujo en un aumento de la información política, generando un incremento de la movilización social.« (Huneeus Madge 2000a, 521; cf. Organization of American States/Inter-American Commission on Human Rights 1985) Für die vorliegende Arbeit heißt dies auch, daß das vorliegende, umfangreiche Pressematerial – unter Berücksichtigung des entsprechenden Quellenkontextes – durchaus als Informationsquelle genutzt werden kann. »En las condiciones imperantes de la época, obviamente no era fácil acceder a la verdad.« (Valech Aldunate 2004, 210) Verboten wurden etwa die Tageszeitungen Clarín, Puro Chile, El Siglo, Ultima Hora, die Wochen- und Monatszeitschriften Punto Final, PLAN, Ramona, De Frente u.a. Die Auflösung der Parteipresseorgane betraf, wenn auch nicht sofort, ebenso die Periodika der Christdemokraten (La Prensa) und der rechtsgerichteten Partido Nacional (Tribuna), die beide 1974 geschlossen wurden. Die der politischen Rechten verbundenen Zeitschriften SEPA und PEC wurden ebenfalls aufgelöst. (Navarro 1985, 11-20; Organization of American States/Inter-American Commission on Human Rights 1985)
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sehens Televisión Nacional de Chile (TVN)88 sowie der regierungseigenen Zeitung La Nación89 – die chilenische Medienlandschaft dominierten. Allen voran standen hier die zwei großen kommerziellen Verlage der landesweit erscheinenden Zeitungen El Mercurio S.A.P.90 – kontrolliert von der Großunternehmerfamilie Edwards91 – und Consorcio Periodístico de Chile S.A. (COPESA).92 Im Verlag El Mercurio S.A.P. erschienen die Zeitungen El Mercurio de Santiago, Las Últimas Noticias, La Segunda sowie insgesamt zwölf Lokalzeitungen, wie die im Kontext von Peñablanca so wichtigen El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso93 (s.a.u. 12.3.2); COPESA verlegte La Tercera de la Hora und seit November 1984 zusätzlich die Boulevardzeitung La Cuarta (s.a.u. 14.6.1). Der private chilenische Tageszeitungsmarkt während der Militärregierung wurde in der Zeit nach dem Putsch von diesen beiden Unternehmen praktisch dominiert. Die konservativen Zeitungen beider Firmen standen schon während der Allende-Zeit in eindeutiger Opposition zur Regierung der Unidad Popular (UP)94 und erwiesen sich schließlich nach dem Putsch als außerordentlich regierungsfreundlich. Alle von El Mercurio S.A.P. und COPESA verlegten Zeitungen unterstützten offen die Militärregierung, wobei sich in dieser Hinsicht die Abendzeitung La Segunda noch einmal besonders hervortat.95 Die Zeitungen beider Verlage durften auch unmittelbar nach dem Putsch im September 1973 weiter erscheinen, waren aber, wie alle Medien, der von der Junta eingeführten Vorzensur (censura previa) durch die der Secretaría General de Gobierno untergeordnete 88
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Neben TVN waren 1983 noch die drei universitären Fernsehkanäle von Bedeutung: Canal 13 der Universidad Católica de Santiago (»Corporación de Televisión de la Universidad Católica de Chile – Canal 13«, gegründet 1959), Canal 9 der Universidad de Chile sowie der auf die Region Valparaíso beschränkte Canal 4 (Universidad Católica de Valparaíso Televisión [UCVTV]; s.a.o. 9.1, Anm. 16). Alle drei Sender unterstützten, beeinflußt durch die neu ernannten Universitätsrektoren, die Militärregierung. (Huneeus Madge 2000a, 114.127, Anm. 137) La Nación (zwischenzeitlich erst La Patria, dann El Cronista, schließlich wieder La Nación genannt), als offizielles Publikationsorgan der Militärregierung, war wegen ihrer geringen Breitenwirkung und ihres niedrigen journalistischen Niveaus verhältnismäßig unwichtig. (cf. Navarro 1985, 12) S.A.P steht für »Sociedad Anónima Periodística« (»Journalistische Aktiengesellschaft«). Mehrheitsinhaber und Geschäftsführer der Firma ist seit 1956 bis heute Agustín Edwards Eastman, der diese Aufgabe von seinem Vater Agustín Edwards Budge übernahm und damit die vierte Generation Edwards an der Spitze des Unternehmens repräsentiert. Weitere Mitglieder der Familie, so die Geschwister und die Mutter von Edwards halten Minderheitsanteile des Verlags. (cf. Navarro 1985, 63) Portales spricht hier von einem »Duopol« (Portales 1986, 253; Navarro 1985, 74) Cf. Navarro 1985, 63f. Navarro 1985, 4 Huneeus Madge 2000a, 114; Cancino nennt El Mercurio de Santiago den »Sprecher der Militärregierung« (»vocero del régimen militar«; 1997, 76)
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Dirección Nacional de Comunicación Social (DINACOS)96 unterworfen. Alle zur Veröffentlichung vorgesehenen Artikel waren vor dem Druck der Behörde zur offiziellen Genehmigung vorzulegen, die oft nicht erteilt wurde. Im Bereich der privaten Wochenpresse hatten nur zwei Verlagshäuser die Schließungen im Gefolge des Putsches überlebt. Dies war einmal Segunda Editorial Portada mit der regierungsnahen Wochenzeitschrift Qué Pasa. Diese war 1971 von konservativen, ›integralistisch‹katholischen Intellektuellen gegründet worden und zählte später auch wichtige politische und ökonomische Mitarbeiter der Militärregierung zu ihren Beratern.97 Trotz ihrer personellen und ideologischen Nähe zur Regierung Pinochet kam Qué Pasa eine Sonderrolle innerhalb der chilenischen Medienlandschaft zu. Sie bekannte sich zwar zur Doktrin einer autoritären Regierungsform und stellte weder den Putsch noch die Militärregierung grundsätzlich in Frage, behielt sich aber vor, innerhalb dieser Grundsätze einzelne Maßnahmen der Regierung zu kritisieren. Qué Pasa wurde zum Forum für die gemäßigten zivilen (d.h. nicht militärischen) Politiker, die an der Regierung Pinochet zwar partizipierten, gleichzeitig aber nicht alle Maßnahmen guthießen und mittelfristig an einer Neuverteilung der Machtverhältnisse zu Gunsten der zivilen Kräfte interessiert waren. Neben bestimmten Politikfeldern, wie etwa der Außenpolitik, prangerte Qué Pasa ab Mitte 1975 durchaus auch einzelne Menschenrechtsverletzungen durch die DINA an, auch wenn die Kritik sich auf die spektakulären, publik gewordenen Fälle beschränkte und hier v.a. die ›Überzogenheit‹ der Maßnahmen thematisierte.98 Der zweite den Putsch überdauernde Zeitschriftenverlag war Sociedad Editora Revista Ercilla, unter deren Regie das gleichnamige, v.a. auf internationale Berichterstattung ausgerichtete Nachrichtenmagazin Ercilla erschien. Die der Partido Demócrata Cristiana nahestehende Ercilla nahm gegenüber Qué Pasa ein Gegengewicht unter den Wochenmagazinen ein. Trotz der durch die Zensur erschwerten Situation gelang es der Zeitschrift immer wieder, auch Stimmen der Opposition zu Wort kommen zu lassen und den chilenischen Lesern wichtige, sonst verschwiegene Informationen über den politischen Fortgang des Landes zu liefern – ein Freiraum,
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Huneeus Madge 2000a, 116; Valech Aldunate 2004, 209; cf. Organigramm der Secretaría General in Castillo Irribarra 2005, 40 Navarro 1985, 18 Huneeus Madge 2000a, 286; trotz der grundsätzlichen Übereinstimmung von Qué Pasa reagierte die DINA auf die geäußerte Kritik mit repressiven Maßnahmen gegen die Zeitschrift und versuchte am 30.6.1977 ihren Direktor Jaime Martínez Williams zu entführen (Navarro 1985, 27)
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der Ercilla wohl nur wegen ihres verhältnismäßig geringen öffentlichen Einflusses zugestanden wurde.99 Die Vorzensur wurde im November 1974 offiziell abgeschafft, auch wenn DINACOS weiterhin sowohl über offizielle Presseanweisungen zur Publikation von Nachrichten als auch über explizite Verbote, bestimmte Meldungen zu erwähnen, direkt in den Pressebetrieb eingriff.100 So ergingen etwa anläßlich der Anwesenheit Pinochets bei der Beerdigung des spanischen Diktators Francisco Franco Bahamonde im November 1975 detaillierte Anweisungen an die verantwortlichen Direktoren der Presseorgane, wie man diese Reise des chilenischen Staatschefs darzustellen habe. So sei die »historische Bedeutung« der Reise zu betonen, angebliche spezielle Sympathiebekundungen von König Juan Carlos gegenüber Pinochet herauszustellen und zu erwähnen, die Menge habe Pinochet zugejubelt und ihn, in Anspielung auf Franco, den »caudillo Amerikas« genannt. Der Zeitschrift Ercilla, die sich nicht an die Vorgaben von DINACOS hielt, wurde daraufhin die Schließung angedroht. Die genannten Anweisungen waren Teil einer umfassenderen Medienstrategie, die ein positiveres Bild Pinochets in der Öffentlichkeit aufbauen und ihn als Staatschef gleichzeitig mit Chile als Nation identifizieren sollte.101 Ein besonders prominenter Fall gezielter medialer Manipulation, der letztlich auch außenpolitische Konsequenzen hatte, war die gegen die USA gerichtete Pressekampagne, mit der man versucht hatte, die Verantwortung für das von DINA-Agenten in Washington D.C. ausgeführte Attentat auf den ehemaligen Verteidigungsminister der UP, Orlando Letelier del Solar, und dessen Sekretärin Ronni Moffitt am 21.9.1976 der CIA zuzuschreiben.102 DINACOS hatte also gleichsam die Macht, den Medien vorzuschreiben, über welche Nachrichten nicht berichtet werden sollte, als auch die vorgefertigte Nachrichten für die Berichtererstattung weiterzugeben.103 Anstelle der offiziellen Vorzensur trat die vielkritiserte sogenannte »Selbstzensur« (»autocensura«) als eine sich in den chilenischen Medien 99 100 101 102
Huneeus Madge 2000a, 115 Anonym 1976, 80 Anonym 1976, 81f. »With mounting evidence of DINA’s involvement, Contreras planted the idea in the Chilean press that the CIA, not Chile, hat engineered the car bombing. Throughout the summer of 1978, Contreras, his lawyers, and other Chilean officials repeatedly painted Townley as a CIA agent assigned to infiltrate DINA and embarras the regime. Ominous hints about a ›foreign ambassador‹ facilitating Townley’s effort to got to Washington were also fed to Chilean reporters.« (Kornbluh 2003, 409) 103 Betrachtet man die Berichterstattung über Peñablanca in der regierungstreuen Presse (s.u. 12.3.2 und 12.3.3), so liegt die Vermutung nicht fern, daß auch hier entsprechende Anweisungen seitens DINACOS bzw. der Secretaría General de Gobierno vorgelegen haben könnten (s.u. 12.3.4).
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verbreitende herausgeberische Strategie, die zur »Zerstörung des Ansehens des Journalismus beitrug«104 und mit der sich viele Journalisten mehr oder weniger freiwillig zu Mitarbeitern einer »unheilvollen, gleichgerichteten Propaganda«105 machten. D.h. die besitzrechtlich und organisatorisch gesehen unabhängige Presse106 verfolgte freiwillig eine editorische Linie, die in vorauseilendem Gehorsam der Militärregierung so weit entgegen kam, daß keine Maßnahmen seitens DINACOS bzw. der zuständigen Militärverwaltung zu erwarten waren. Zwar mögen die Journalisten in der Wahl ihrer Themen und der Gesamtgestaltung einer Zeitung von den Weisungen ihrer regierungstreuen Ressortchefs abhängig gewesen sein, journalistische Arbeit im kleinen war immer noch möglich. Bei allen Vorbehalten gegenüber einer möglicherweise politisch tendenziösen und durch Zensur verfälschten Presseberichterstattung bleibt zu bedenken, daß sich entsprechende Eingriffe meist eher auf die große redaktionelle Linie auswirkten, d.h. die Schwerpunktsetzung der Berichterstattung, die Auswahl von Interviewpartnern oder der entsprechenden Wichtigkeit, die einem einzelnen Thema – wie etwa auch den Marienerscheinungen von Peñablanca – zugesprochen wurde (Frequenz der Berichterstattung, Länge der Artikel, Platzierung als Titelgeschichte, Anzahl der Fotos), ganz besonders aber auch: das völlige Verschweigen bestimmer Themen – hier sind natürlich an erster Stelle die Menschenrechtsverletzungen der Regierung Pinochet zu nennen. Innerhalb des durch die Leitung der jeweiligen Zeitung abgesteckten Rahmens bestand für die einzelnen Journalisten durchaus ein gewisses Maß professioneller Freiheit in der Gestaltung ihrer Artikel. Die Militärregierung war bemüht, den 1973/74 erreichten, für sie äußerst vorteilhaften status quo der Presselandschaft, der ihr eine praktisch vollkommene Kontrolle der Medien erlaubte,107 möglichst unverändert aufrecht zu erhalten und durch entsprechende Erlasse juristisch abzusichern. Im September 1975 bekam die regional zuständige Militärverwaltung (Jefatura de Zona en Estado de Emergencia) per Gesetzeserlaß (decreto ley) offiziell das Recht, das Erscheinen jedweden Mediums für sechs Tage in Folge zu verbieten, wovon diese wiederholt – auch gegenüber 104 »[...] han contribuido a destruir el prestigio del periodismo.« (Navarro 1985, 22) 105 »[...] una forma nefasta de propaganda concertada.« (aaO., 22) 106 Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhundert war offensichtlich selbst die unternehmerische Unabhängigkeit von El Mercurio S.A.P. nicht mehr gegeben. Das Unternehmen hatte sich bei der staatseigenen Banco del Estado so hoch verschuldet (1985 betrug die Schuld annähernd 70 Millionen US-Dollar; Navarro 1985, 65), daß die Militärregierung nun auch wirschaftlichen Druck und einen entsprechenden direkten Einfluß auf den Zeitungsverlag ausüben konnte (Cf. aaO., 60f.). 107 »Con erste control casi absoluto de la prensa, la autoridad pudo comezar a utilizarlo en su beneficio.« (Navarro 1985, 20)
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den sonst regierungstreuen Medien – Gebrauch machten.108 Ungeachtet dieser von der Militärregierung erlassenen zusätzlichen Einschränkungen entstanden seit 1976 mehrere, von den oben geschilderten Konstellationen ›unabhängige‹ Medien, entweder durch Neuausrichtung schon bestehender oder auch durch Neugründungen, wobei in einigen Fällen die katholische Kirche eine zentrale Rolle einnahm.109 Neben der privaten Wochenpresse verblieben 1974 als dritte und letzte journalistische Größe die katholischen Periodika und Radios, die sich, mehr noch als Ercilla, im Schutzraum der Kirche eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Zensurbehörden der Militärregierung bewahren konnten.110 Zwar existierte zu diesem Zeitpunkt, neben zahlreichen universitären Periodika,111 nur eine einzige massenwirksame Publikation – die ebenfalls eher akademisch orientierte Zeitschrift Mensaje112 der chilenischen Jesuiten113 – doch sollte es hierbei nicht bleiben (s.u.). Dies war möglich, weil der von Eingriffen der Militärregierung bis zu einem gewissen Grad geschützte eigene Rechtsbereich Kirche auch bezüglich der Presse einen Raum bot, innerhalb dessen Opposition gegenüber der Regierung Pinochet überhaupt möglich wurde (s.a.o. 3.5). Ein erster Schritt hin zu einer kirchlichen ›oppositionellen‹ Presse war die herausgeberische Umorientierung von Mensaje hin zu mehr tagesaktuel-
108 Organization of American States/Inter-American Commission on Human Rights 1985 109 Cf. Valech Aldunate 2004, 210 110 Cf. Cancino Troncoso 1997, 63, Anm. 183; cf. auch La Estrella de Valparaíso 23.7.1983a; darüber hinaus hatte der Erzbischof von Santiago einen zumindest symbolischen Einfluß auf den Fersehsender der Universidad Católica, Canal 13, als Gran Canciller Hochschule. Die faktische Wirkungslosigkeit dieses Amtes ging jedoch so weit, daß Interviews mit Erzbischof Raúl Kardinal Silva in der Station, der er nominell vorstand, nicht gesendet wurden: »Andrea Vial, entonces reportera, recuerda que en el canal de la Universidad Católica no se podía entrevistar al cardenal Silva Henríquez, quizás la personalidad más incómoda para Pinochet en esos años: ›No salía en la tele; un día, en el aeropuerto, vi que venía llegando y me metí entre los periodistas a preguntarle algo, y enfrente de todos me puso la mano sobre el micrófono y me dijo que estaba perdiendo mi tiempo, porque no iba a poder pasar sus respuestas por el canal. Y me lo estaba diciendo el Gran Canciller de la Universidad Católica, que, por decirlo de alguna forma, se suponía que era el dueño del 13‹. El control del gobierno y los ejecutivos afines podía más que la autoridad simbólica del cardenal.« (Contardo Soto/García González 2005, 17) 111 Etwa die Revista Católica des Seminario Pontificio Mayor im Erzbistum Santiago 112 »The articles appearing in Mensaje after 1976 also continued to provide some of the best analyses of the effect of repression on various aspects of public life – labor, health, agriculture, the legal system, and practices of the DINA [...]. As a result of this expanded critical stance assumed by thejournal in recent years, the circulationjumped from 5,000 in 1974 to 11,400 in 1976 to over 12,000 in 1979.« (Smith 1982, 316f.; cf. Navarro 1985, 18) 113 Gegründet im Oktober 1951 durch den 2005 heiliggesprochenen Alberto Hurtado Cruchaga (s.a.o. 3.6.2)
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len Themen114 , eine Entwicklung, die ebenso bei anderen kirchlichen Medien, wie etwa Radio Chilena zu beobachten war.115 Auch hinsichtlich der Gründung neuer Presseerzeugnisse bestand für die Kirche als Institution ein gewisser Freiraum gegenüber den durch die Militärregierung eingeführten Genehmigungsverfahren. So erschien ab 1976 unter der Schirmherrschaft der Erzdiözese Santiago und ohne offizielle Genehmigung die Zeitschrift Solidaridad als offizielles Organ der Vicaría de la Solidaridad, die nach der erzwungenen Auflösung des Comité Pro-Paz im November 1975 am 26.1.1976 gegründet worden war (s.a.o. 3.5.2). Die Zeitschrift entwickelte sich zu einer Anklageplattform der systematischen Menschenrechtsverletzungen des Regimes Pinochet, die bis 1990 regelmäßig erscheinen und eine zentrale Rolle innerhalb des chilenischen Übergangs zur Demokratie spielen sollte.116 Es enstand außerdem die Zeitschrift Apsi, getragen von ehemaligen Mitarbeiter des Comité Pro-Paz und finanziert durch Mittel ausländischer Kirchen, die zuvor das Komitee unterstützt hatten. Das Periodikum war als internationales Nachrichtenmagazin konzeptioniert und wurde mit diesem Schwerpunkt offiziell zur Zulassung beantragt. Am 26.7.1976 erhielt Apsi die entsprechende Genehmigung der DINACOS.117 Darüber hinaus stellte die Zeitschrift Apsi 1979 den Antrag, einen nationalen Nachrichtenteil aufnehmen zu dürfen, der von DINACOS Mitte desselben Jahres genehmigt wurde. Durch die Aufhebung der Beschränkung auf internationale Berichterstattung kam Apsi damit als einer der wenigen, oft schlecht zu hörenden oppostionellen Stimmen ein größeres Gewicht zu.118 Weiterhin erschien 1977 – im selben Jahr wie Hoy (s.u.) – das erste Mal die Zeitschrift Análisis119 , die ähnlich Apsi kein kircheneigenes Periodikum darstellte, aber direkt im Umfeld der katholischen Kirche entstand, an der Academia de Humanismo Cristiano. Die Academia war 1975 von Erzbischof Raúl Silva als Reaktion auf die Einmischung der Militärregierung in den Universitätsbetrieb gegründet worden, und bot nach dem Putsch als eigenständige kirchliche Forschungseinrichtung u.a. auch politisch links orientier-
114 Auch Mensaje war dabei vor Maßnahmen der Zensur nicht sicher. Zwischen 1975 und 1976 mußten in etlichen Ausgaben ganze Artikel getilgt werden und die entsprechenden Seiten leer bzw. später gefüllt mit ausgewählten Bibelzitaten erscheinen. (Navarro 1985, 24) 115 Valech Aldunate 2004, 213 116 »[...] the monthly newspaper Solidaridad, [...] reached 30,000 people by the mid-1980s, and [...] helped to keep human rights violations at least minimally in the public eye.« (Fleet/Smith 1997, 67; cf. Smith 1982, 319) 117 Navarro 1985, 23 118 Die Erlaubnis wurde Apsi 1981 wieder entzogen, wogegen sich die Zeitschrift juristisch, in Teilen erfolgreich, zur Wehr setzte. 119 Navarro 1985, 31
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ten Intellektuellen die Möglichkeit akademischer Weiterarbeit120 . Ebendort zirkulierte zunächst als internes wissenschaftliches Periodikum die Zeitschrift Academia, die jedoch schon nach wenigen Ausgaben das Themenspektrum des engen wissenschaftlichen Bereichs überschritt. Unter dem neuen Namen Análisis entwickelte sie sich allmählich – weiterhin unter der Schirmherrschaft der Academia121 – zu einem oppositionellen Nachrichtenmagazin. Neben den im kirchlichen Bereich neu entstehenden Medien kam es ab 1977 zur – ökonomisch riskanten – Gründung neuer Zeitschriften durch Privatpersonen. Diese erfolgten im Rahmen der gesetzlich festgelegten Beschränkungen und entgegen der Wünsche des Militärregimes, erhielten aber dennoch nach entsprechend schwierigen Verhandlungen eine offizielle Genehmigung.122 Anfang 1977 erschien erstmals das neue internationale Nachrichtenmagazin Hoy unter der Regie des alten Chefredakteurs und fast der gesamten journalistischen Belegschaft von Ercilla. Diese hatten nach dem Verkauf der Sociedad Editora Revista Ercilla und den hieraus resultierenden Konflikten mit den neuen, regierungsnahen Besitzern des Verlags geschlossen gekündigt. Mit der kurze Zeit später erfolgten Gründung von Hoy erreichte die Redaktion schließlich ihr Ziel, das bewährte Konzept in einer neuen Zeitschrift zu realisieren, deren Inhaber die Redakteure selbst sein sollten.123 Damit war zwar ganz im Sinne der Regierung Pinochet Ercilla als toleriertes, aber ungeliebtes Forum neutralisiert worden124 , es war mit Hoy aber gleichzeitig eine neue oppositionelle Publikation entstanden. Mit der Erweiterung von Apsi um einen nationalen Teil waren die Bedingungen der chilenischen Presselandschaft, die auch noch vier Jahre später für das ›Medienereignis‹ Peñablanca bestimmend sein sollten, abgesteckt. Somit existierten zum Zeitpunkt, als die Marienerscheinungen von Peñablanca zum ersten Mal von sich Reden machten, neben den regierungsnahen Tageszeitungen der beiden Großverlage El Mercurio S.A.P. und COPESA sowie den beiden ebenfalls regierungsnahen Wochenmagazinen Qué Pasa und Ercilla insgesamt fünf als Forum der regierungskritischen Opposition zu wertende Periodika, die mit ihrer al120 Fleet/Smith 1997, 139 121 Die deutliche politische Positionierung von Análisis führte im weiteren Verlauf immer wieder zu Konflikten mit der Academia und dem Erzbistum Santiago. Ende August 1983 schließlich mündeten diese Spannungen im Entzug der kirchlichen Schirmherrschaft. (Navarro 1985, 31) 122 Navarro 1985, 27 123 Huneeus Madge 2000a, 115 124 Die neue editorische Linie der Zeitschrift verdeutlicht etwa ein Leserbrief vom August 1983, in dem der scheidende Ministro Secretario General de Gobierno, Rámon Suárez González, der Redaktion von Ercilla für die gute Zusammenarbeit dankt. (Ercilla/Suárez González 17.–23.8.1983)
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ternativen Berichterstattung im Zusammenhang der Marienerscheinungen von Peñablanca wertvolle Quellen darstellen, die Zeitschriften Hoy, Mensaje, Solidaridad, Apsi und Análisis.125 12.3.2 Peñablanca in der Tagespresse Die intensivste Behandlung erfuhr das Thema Peñablanca in der Tagespresse. Besonders hervorstechend waren in diesem Zusammenhang die beiden Regionalzeitungen des Großraums Valparaíso, El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso.126 Beide haben bis heute ihren Sitz im selben Gebäude im Zentrum von Valparaíso, arbeiten aber mit zwei unterschiedlichen Redaktionen und journalistischen Konzepten. Während El Mercurio de Valparaíso mit gehobenem Journalismus als Zielgruppe eher Bildungs- und Mittelschicht im Blick hat, deckt La Estrella de Valparaíso den boulevardjournalistischen Bereich im Zeitungsmarkt ab. Im Gegensatz zu El Mercurio de Valparaíso war La Estrella de Valparaíso außerdem stärker auf lokale Meldungen hin orientiert.127 Es überrascht deshalb nicht, daß kein anderes Medium mit solch umfassenden Regelmäßigkeit wie La Estrella de Valparaíso über die Vorgänge in Peñablanca berichtete: zwischen Mitte September und Anfang Oktober fast täglich, dabei immer wieder als Titelgeschichte oder sogar als Aufmacher. Aufgrund der kontinuierlichen Berichterstattung eignet sich La Estrella de Valparaíso unter allen berichtetenden Zeitungen am besten für eine exemplarische, von der Annahme politischer Beeinflussung zunächst unabhängige, Betrachtung der Intensität eines allgemeinen ›Medieninteresses‹ und dem hieraus zu folgendernden ›öffentliches Interesse‹ an den Marienerscheinungen von Peñablanca. Die intensive Begleitung der Vorgänge durch die Medien war fester Bestandteil der Geschichte von Peñablanca als ›öffentlicher‹ religiöser Vorgang, dessen ›Öffentlichkeit‹ durch die intensive journalistische Berichterstattung in weiten Bereichen überhaupt erst hergestellt wurde (s.a.o. 7.6). Zur Ermittlung eines Kennwerts, der das Medieninteresse an Peñablanca quantitativ erfaßbar macht, wurden sämtliche zwischen dem 16.8. und dem 31.10.1983 in La Estrella de Valparaíso erschienenen Artikel über die Marienerscheinungen (eingeschlossen Leserbriefe und Kommentare) gezählt und statistisch ausgewertet (s. 125 Navarro 1985, 44 126 Auch im Großraum Santiago waren die Marienerscheinungen mit der Abendzeitung La Segunda seit den ersten Tagen der öffentlichen Wahrnehmung an präsent (s.a.o. 8.3), wenn auch weniger intensiv wie in der Presse der V. Región. 127 Bei El Mercurio de Valparaíso beträgt das Verhältnis 60% lokal zu 40% überregional, während La Estrella de Valparaíso auf ein Verhältnis von 70% zu 30% kommt. (Navarro 1985, 75) Beide Periodika gehören zum größten und mächtigsten Zeitungsverlag in Chile, der regierungsnahen El Mercurio S.A.P. (s.o. 12.3.1).
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Grafik 12.1).128 Um die journalistische Bedeutung, die die Zeitung dem Thema Peñablanca an einem bestimmten Tag widmete, über die an sich wenig aussagekräftige bloße Anzahl der erschienenen Artikel hinaus abzuschätzen, wurde ein Vorgehen gewählt, das zusätzlich folgende Kriterien berücksichtigt: Schlagzeile auf der Titelseite (doppelt gezählt wenn gleichzeitig Aufmacher129 ), Fotos auf der Titelseite, Fotos im Innenteil, Anzahl der Artikel im Innenteil mit eigener Hauptüberschrift. Jedes der genannten Kriterien wurde mit einem ›Punkt‹ gezählt. Zusammenaddiert ergeben diese Punkte einen ›Publikationsindex‹, der hier als statistischer Kennwert für das Medieninteresse, gemessen an der jeweiligen Ausgabe von La Estrella de Valparaíso dient. Ein Beispiel soll diese Vorgehensweise veranschaulichen: am 7.10.1983 sind fast zwei Drittel der Titelseite mit einem Foto sowie dem Aufmacher zu Peñablanca bedeckt (3 Punkte), im Innenteil finden sich vier Artikel (4 Punkte) sowie acht Fotos bei den Artikeln (8 Punkte). Die Ausgabe vom 7.10. käme damit auf einen Publikationsindex von 15 Punkten, was in diesem Fall, verglichen mit den anderen ausgewerteten Tagen, auf ein hohes Medieninteresse hinweist. Die vergebenen Punkte schwanken zwischen einem Minimum von 0 an Tagen ohne Berichterstattung und einem Maximum von 23 Punkten am 8.10.1983. Den Höhepunkt der Berichterstattung erreichte La Estrella de Valparaíso in der Zeit von Donnerstag, den 22.9. bis Samstag, den 8.10.1983. In diesem 17 Tage umfassenden Zeitraum erschienen Meldungen über Peñablanca an jedem Tag auf der Titelseite, außer am 5.10. (ein Artikel) und an den beiden Sonntagen (25.9. und 2.10.), an denen La Estrella de Valparaíso generell nicht erscheint. Der letzte Tag dieser zwei Wochen, der 8.10.1983 bildet mit 23 Punkten gleichzeitig das Maximum im Publikationsindex für die ausgewerteten Monate. An diesem Tag titelte La Estrella de Valparaíso erstmals: »ES KÖNNTE BETRUG SEIN«130 . Bezüglich der Frage nach einer möglichen politischen Einflußnahme auf die mediale Präsentation der Marienerscheinungen läßt sich sowohl mit Blick auf die statistische Auswertung von La Estrella de Valparaíso als auch durch die stichprobenartige Auswertung anderer Periodika konstatieren, daß die einerseits regierungsnahe, andererseits mit staatlichen 128 Diese Auswertung, basierend auf nur einem Presseorgan, kann und will im statistischen Sinne nicht repräsentativ sein. Aufgrund der oben dargestellten Bedeutung von La Estrella de Valparaíso als kontinuierlich berichtende Lokalzeitung, kommt dieser Auswertung aber ein wichtiges illustratives Gewicht zu. Die Auswertung einer größeren Stichprobe chilenischer Printmedien für den genannten Zeitraum wäre zwar wünschenswert, ist innerhalb des für diese Arbeit angemessenen Rahmens aber nicht durchführbar gewesen. 129 Auf der Titelseite von La Estrella finden sich keine eigenständigen Artikel, sondern nur Schlagzeilen und Bilder, die auf die eigentlichen Artikel im Innenteil hinweisen. 130 La Estrella de Valparaíso/Ruiz Zaldívar 8.10.1983
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16. August 1983: erste Berichterstattung Tagespresse 17.Aug 18.Aug 19.Aug 20.8.1983: 11. Ersch./Pressekonf./öfftl. Äußerungen Diözese 21.Aug 22.Aug 23.Aug 24.Aug 25.Aug 26.Aug 27.Aug 28.Aug 29.Aug 30.Aug 31.Aug 1. September 1983: 12. Marienerscheinung in Peñablanca 02.Sep 3.9.1983: 13. Marienerscheinung 04.Sep 05.Sep 06.Sep 07.Sep 8.9.1983: 14./15. Marienerscheinung 09.Sep 10.Sep 11.9.1983: 16. Marienerscheinung/Jahrestag Militärputsch 12.9.1983: 17. Marienerscheinung 13.Sep 14.Sep 15.Sep 16.Sep 17.Sep 18.Sep 19.9.1983: Miguel Ángel besucht Chagres 20.Sep 21.Sep 22.Sep 23.Sep 24.9.1983: 18. Marienerscheinung 25.Sep 26.Sep 27.Sep 28.Sep 29.9.1983: 19. Marienerscheinung mit ca. 100.000 Pilgern 30.Sep 1. Oktober 1983 02.Okt 03.Okt 04.Okt 05.Okt 6.10.1983: 1. ablehnde Erklärung Bischof Valparaíso 7.10.1983: 20. Marienerscheinung 08.Okt 09.Okt 10.Okt 11.Okt 12.Okt 13.10.1983: 21. Marienerscheinung 14.Okt 15.Okt 16.Okt 17.Okt 18.Okt 19.Okt 20.Okt 21.Okt 22.Okt 23.Okt 24.10.1983: 22. Marienerscheinung 25.Okt 26.Okt 27.Okt 28.10.1983: 2. ablehnende Erklärung Bischof Valparaíso 29.Okt 30.10.1983: 23. Marienerscheinung in Peñablanca 31.10.1983: Ablehnende Erklärung Erzbischof Santiago
3 6 0 2 16 0 6 0 0 0 0 4 0 0 0 0 6 10 10 10 0 0 0 0 0 4 0 0 1 0 1 1 0 0 0 0 0 7 8 9 0 8 9 3 13 14 7 0 10 7 2 10 15 23 0 3 0 0 3 1 0 0 2 0 0 0 0 0 0 5 0 0 0 2 5 0 9
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Abbildung 12.1: Publikationsindex Peñablanca, La Estrella de Valparaíso, August– Oktober 1983
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Zensurmaßnahmen belegte Tagespresse (s.o. 12.3.1) zwischen Mitte August und Anfang Oktober 1983 in ungewöhnlich hohem Maße über die Vorgänge auf dem Monte Carmelo berichtete.131 Wie bereits ausgeführt (s.o. 7.5) läßt sich auch im Vorfeld der ersten Medienberichte über Peñablanca eine auffällig hohe Zahl von erschienenen Artikeln, die direkt oder indirekt ›übernatürliche‹ Vorgänge sowie auch speziell traditionelle Marienerscheinungen wie Guadalupe oder Lourdes thematisierten, feststellen. Besonders die zwei ersten Zeitungsartikel, die beide am 16.8.1983 – nur einen Tag nach der umfangreichen Berichterstattung über den Besuch von Papst Johannes Paul II. in Lourdes – in El Mercurio de Valparaíso und La Estrella de Valparaíso publiziert wurden (s.o. 8.1), ließen sich aus Sicht der Manipulationshypothese durchaus auch als gezielte Lancierung deuten. Beide erschienen – je mit Foto – unmittelbar auf den Titelseiten, ohne daß eine der beiden Zeitungen jemals zuvor über die bereits im Entstehen begriffene Peñablanca-Wallfahrt berichtet hätte. Betrachtet man also die große Menge prominent platzierter Berichte über die Marienerscheinungen unter der von Hoy 1984 und von Apsi 1985 ausformulierten ›schwachen‹ Manipulationshypothese (s.o. 12.3, Zitat Anm. 83), so wird sich zwar im einzelnen schwer nachweisen lassen, ob die ausführliche Berichterstattung über Pobletes Visionen an bestimmten Tagen tatsächlich andere, in diesem Zeitraum wichtige Meldungen verdrängte. Hier ist an erster Stelle die Öffnungspolitik von Innenminister Jarpa und dessen Gespräche mit der politischen Opposition in Gestalt der Alianza Demócratica132 zu nennen, die ebenso wie Peñablanca häufig auf den Titelseiten zu finden waren133 , aber auch die Problematik der ExilChilenen,134 die von Jarpa erreichte Aufhebung des Ausnahmezustands und der nächtlichen Ausgangssperre135 , die freien Präsidentschaftswahlen in Argentinien Ende Oktober (s.a.o. 1.1) und natürlich die protestas nacionales am 11.8., 8.9. und 11.–13.10. sowie die mit diesen verbundene 131 Bei allen Überlegungen in Hinblick auf eine politische Einflußnahme auf die Presse darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, daß für die in Privatbesitz befindlichen Medienunternehmen wie El Mecurio S.A.P. auch die verkaufte Auflagenzahl ihrer Zeitungen eine entscheidende Rolle spielte. So ließe sich angesichts des unbestritten hohen öffentlichen Interesses an den Marienerscheinungen die journalistisch intensive Besetzung des Peñablanca-Themas ab einem bestimmten Punkt auch als verkaufsfördernde editorische Linie betrachten. 132 Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 350-360 133 La Estrella de Valparaíso 8.8.1983b; 22.8.1983b; 25.8.1983; 26.8.1983 134 So teilte sich auf der Titelseite von La Estrella de Valparaíso etwa am 20.8.1983 die Ankündigung über eine mögliche Ausweitung des Kreises der Visionäre in Peñablanca (20.8.1983a) den Platz mit der Meldung über die Rückkehr weiterer Exilierter. Die Meldung über Peñablanca jedoch war Aufmacher, nahm fast dreimal soviel Platz ein und wurde durch zwei Fotografien zusätzlich aufgewertet (20.8.1983b). 135 El Mercurio de Santiago 27.8.1983; 29.8.1983
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Gewalt in den Straßen. In jedem Fall aber war Peñablanca ein zusätzliches Thema, das zwischen Mitte August und Anfang Oktober die chilenische Öffentlichkeit beschäftigte und mit anderen Themen um Aufmerksamkeit konkurrierte. 12.3.3 Peñablanca in der Wochen- und Monatspresse Im Gegensatz zur Tagespresse reagierten die Wochen- und Monatszeitschriften erst verzögert auf das Thema Peñablanca. Im August und September fanden sich in keinem der wichtigen chilenischen Nachrichtenmagazine Berichte über die Marienerscheinung. Erst im Oktober, eine Woche nachdem das mediale Interesse Ende September seinen Höhepunkt erreicht hatte, nahm sich zumindest die regierungsnahe Wochenpresse dem Thema an. Ercilla publizierte ein Interview mit dem Leiter der kirchlichen Untersuchungskommission Jaime Fernández136 , in dem dieser noch eine vorsichtig abwartende Position einnahm und von Ablehnung oder gar politisch motivierter Manipulation noch nicht die Rede war (s.a.o. 11.1). In Qué Pasa dagegen erschienen gleich drei längere Reportagen in aufeinander folgenden Ausgaben, wobei erstere unter dem Titel »Phantasie oder Anwesenheit?«137 ebenfalls eine eher abwägende Haltung einnahm und den Gemeindepfarrer Luis Fernández sowie den Visionär Miguel Ángel Poblete selbst im Interview zu Wort kommen ließ. Auch dieser Artikel entstand noch vor den ersten ablehnenden Presseäußerungen von Jaime Fernández und den nachfolgenden Erklärungen von Bischof Valenzuela. Der nur eine Woche später erschienene zweite Artikel von derselben Journalistin, Francisca Aninat, stand ganz im Zeichen dieser neuen Entwicklung: »Betrug in Villa Alemana«138 , schrieb die Zeitschrift im Innenteil und brachte Peñablanca, als einzige Zeitschrift 1983, sogar auf die Titelseite, wenn auch dort etwas zurückhaltender: »Die Jungfrau von Villa Alemana – wir enthüllen die Wahrheit«139 (s. Abb. 12.2). Auch in der folgenden Ausgabe von Qué Pasa, das letzte Mal vor der zweiten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela, berichtete die Zeitschrift noch einmal über die Erscheinungen unter dem Titel »Die Erscheinungen dauern fort«.140 Im Mittelpunkt dieses dritten Artikels standen die weiterhin stattfindende Wallfahrt auf den Hügel, die sich anbahnende endgültige kirchliche Ablehnung sowie weitere 136 Ercilla/Fernández Montero/Fernández 5.–11.10.1983; in der aus dem selben Verlag stammenden Sensationspresse Vea wird nicht über Peñablanca berichtet. 137 »¿Imaginación o presencia?« (Qué Pasa/Aninat 6.–12.10.1983) 138 »¿Fraude en Villa Alemana?« 139 »La Virgen de Villa Alemana – Revelamos la verdad« (Qué Pasa/Aninat) 13.– 19.10.1983) 140 »Persisten las apariciones« (Qué Pasa/Aninat 20.–26.10.1983)
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Abbildung 12.2: Titelseite des Wochenmagazins Qué Pasa der Woche vom 13.–19.10.1983
Hinweise auf einen »Betrug«, ohne jedoch politische Verwicklungen ins Spiel zu bringen. Vielmehr verwies Qué Pasa auf diverse »Organisatoren aus Santiago« die sich die etablierte Marienfrömmigkeit zunutze machen würden. Betrachtet man die Berichterstattung in der regierungsnahen Wochenpresse unter dem Blickwinkel einer möglichen politischen Einflußnahme, so läßt sich zwar keine eindeutige Tendenz erkennen, doch gab zumindest Qué Pasa dem Thema auffällig viel Raum, thematisierte aber auch die zu diesem Zeitpunkt bereits kursierende Manipulationshypothese. Die oppositionellen, kirchennahen und kirchlichen Nachrichtenmagazine dagegen waren weitaus zurückhaltender und berichteten in dem Zeitraum zwischen Ende September und Anfang Oktober gar nicht über die Marienerscheinungen bzw. erst mit mehr als einem Monat Verzögerung. Am Beispiel des Nachrichtenmagagzins Hoy läßt sich sogar geradezu eine Art von Gegen-Medienstrategie festmachen, die sich gegen ein seitens der Regierung Pinochet und regierungsnahen Medien künstlich mit Bedeutung aufgeladenenes Thema zu richten scheint. Im genannten Zeitraum publizierte Hoy keinerlei Artikel über die Vorgänge in Peñablanca, vielmehr standen der politische Prozeß, die protestas nacionales und ihre gewalttätigen Bilanzen sowie regierungskritische Meinungs- und Menschenrechtsfragen im Mittelpunkt der Berichterstat-
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tung. Doch vollkommen ignoriert wurde das Thema der Marienerscheinungen nicht – es fand sich nur eben nicht herausgehoben im Nachrichtenteil. Vielmehr waren es Randbemerkungen in verschiedenen Kurzrubriken der Zeitschrift sowie zwei Leserbriefe, in denen auch Peñablanca seinen Platz fanden. Diese verstreuten, fast versteckten Hinweise schienen zweierlei Aussagen machen zu wollen: Zum einen, daß die Redaktion von Hoy durchaus über die Vorgänge in Peñablanca und die Diskussion um diese informiert war und auch davon ausging, daß ihre Leser dies waren. Und zum anderen, daß sie eben diesen Ereignissen nicht genug Bedeutung zumaß, als daß über sie berichtet würde. Und noch ein Drittes ist deutlich zu erkennen: Auch wenn es sich nur um Randbemerkungen handelte, so zielten diese doch ausschließlich auf Kritik an den Marienerscheinungen und setzten den unterstellten Betrug als gegeben voraus. Der erste Hinweis auf Peñablanca fand sich in Hoy in einer Kolumne mit prägnanten Zitaten der vorausgegangenen Woche, hier von einem Augenarzt: »Dazu anzustiften, in die Sonne zu sehen, ist kriminell: es ruft Verbrennungen hervor, die Blindheit verursachen können.«141 Dieser Kommentar setzte bei den Lesern die Kenntnis der entsprechenden Diskussion um das augenschädigende ›Sonnenwunder‹ voraus (s.a.o. 9.6.1, Anm. 104) und stellte sich gleichzeitig, mit einer so drastischen Formulierung wie »kriminell«, ganz auf die Seite der Kritiker. In derselben Ausgabe erschien außerdem ein Leserbrief, der das »›Wunder‹ in Villa Alemana« (»›Milagro‹ en Villa Alemana«) ebenso kritisch kommentierte. In der nächsten Ausgabe schließlich tauchte wieder ein Zitat in der Rubrik »...Dicen« mit entsprechendem Bezug zu Peñablanca auf. Hoy faßte hier in einem Satz die Einschätzung durch den Leiter der bischöflichen Untersuchungskommission Jaime Fernández (s.a.u. 12.1) und offenbar auch diejenige der Redaktion zusammen: »›Es handelt sich um eine sehr besondere Art des Betrugs, die Sache von Villa Alemana... Deshalb raten wir unseren Gläubigen und dem Volk im allgemeinen, einer Sache, die so unklar und so dunkel ist, keinen Glauben zu schenken.‹ (Priester Jaime Fernández, von der Apostolischen Schönstatt-Bewegung, bischöflicher Beauftragter)«142
Die einzige nicht-kritische Äußerung über die Vorgänge von Peñablanca war wiederum ein Leserbrief, den einer der zentralen Akteure der Peñablanca-Anhänger – Álvaro Barros – in Reaktion auf den zuvor 141 »Incitar a mirar sol es criminal: produce quemaduras que pueden provocar la ceguera.« (Hoy 12.–18.10.1983) 142 »›Se trata de un tipo de fraude muy especial el de Villa Alemana... Por eso le aconsejamos a nuestros fieles y al pueblo en general que no dé crédito a algo que es tan turbio y tan oscuro‹ (Sacerdote Jaime Fernández, del Movimiento Apostólico de Schoenstatt, delegado episcopal).« (Hoy 19.–25.10.1983a)
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erschienenen verfaßt hatte.143 Erst im November tauchte das Thema Peñablanca im eigentlichen Nachrichtenteil von Hoy auf, wenn auch nur als angeführter Vergleich für einen anderen Fall: die politischen Aktivitäten der katholisch-›integralistischen‹ Gruppierung »Tradición, Familia y Propiedad« (»Fiducia«; s.a.o. 12.1, Anm. 4). Wieder scheint der Artikel beim Leser die Kenntnis der Vorgänge in Villa Alemana als selbstverständlich vorauszusetzen – so als habe man selbst darüber berichtet – und geht außerdem fest von der Manipulationshypothese aus. Auch in Apsi fand sich 1983 kein Artikel über das Thema Peñablanca, ebensowenig wie in der gleichnamigen Monatszeitschrift der Vicaría de la Solidaridad. Diese konzentrierte sich auf die protestas nacionales und deren gewaltsame Unterdrückung durch die Polizei144 , den Wechsel an der Spitze des Erzbistums Santiago (s.a.o. 3.5.3)145 , die Einschränkungen der Pressefreiheit146 , die Entstehung der Anti-Folter-Bewegung »Movimiento Contra la Tortura ›Sebastián Acevedo‹«147 im November 1983 und die akribische Dokumentation der zu diesem Zeitpunkt immer noch häufigen Menschenrechtsverletzungen der chilenischen Sicherheitsorgane. Auch in Mensaje und Análisis fand die sonst in der Presse viel beachtete Nachricht über die Marienscheinungen in Peñablanca nur wenig Nachhall. Während der Phase des höchsten öffentlichen Interesses, August bis Oktober 1983, fanden sich keine Erwähnungen der Vorgänge in den Zeitschriften. Ebenso wie Solidaridad berichtete Mensaje in diesem Zeitraum umfassend über die protestas nacionales, den neuen Erzbischof von Santiago, Juan Francisco Fresno, die Pressezensur und die Wirtschaftskrise148 . Erst mehr als einen Monat nach der zweiten ablehnenden Erklärung durch Bischof Valenzuela am 28.10.1983, nachdem das erste öffentliche Interesse an Peñablanca bereits wieder deutlich abgeflaut war, erschien in Análisis149 ein umfassendes Interview mit Jaime Fernández, das v.a. den Gründen für seine Ablehnung und den immer wieder angedeuteten Manipulatoren hinter den Ereignissen gewidmet war, ohne sich dabei je explizit zu einer bestimmten »Gruppe« zu äußern (s.a.o. 12.1). Die Zielrichtung des Artikels aber ging deutlich in Richtung
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Hoy/Barros Valenzuela 28.10.–1.11.1983 Cf. Solidaridad 1983a Cf. aaO. 1983b Cf. aaO. 1983c Cf. Aldunate L. 2000 Mit einer umfassenden Publikation der statistischen Wirtschaftsdaten seit 1960 (Mensaje Dezember 1983) 149 Análisis/Fernández/Collyer 22.11.–6.12.1983
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der Manipulationshypothese.150 In der Dezemberausgabe von Mensaje erschien schließlich noch ein etwa zwei Seiten langer Artikel unter dem programmatisch-provokanten Titel: »Villa Alemana: Manipulierte Frömmigkeit?«.151 Die Berichterstattung sowohl in Análisis als auch in Mensaje war äußerst kritisch und favorisierte die Hypothese einer politisch motivierten Manipulation, ohne dies explizit auszuformulieren. Da diese Artikel erst zwei Monate nach Ende des großen öffentlichen Interesses erschienen, liegt es nahe, in dieser verzögerten Berichterstattung eine kritische journalistische Würdigung des Themas zu sehen. Insgesamt läßt sich feststellen, daß, im Gegensatz zur Behandlung in der regierungsnahen Presse, die Marienerscheinungen von Peñablanca in den kirchennahen Periodika im Vergleich zu den politischen Verwerfung des selben Zeitraums als marginal erschienen. 12.3.4 Eine Marienerscheinung als Medienstrategie? Während eine genauer Blick auf die Medienberichterstattung über die Marienerscheinungen von Peñablanca zumindest nachvollziehen läßt, welche ›Unregelmäßigkeiten‹ die Annahme einer ›schwachen‹ Manipulationshypothese bereits für zeitgenössische Beobachter hatte denkbar werden lassen, so läßt eine weitere Zeitzeugin, die als Mitglied der Regierung Pinochet selbst direkten Zugang zu deren Strategien hatte, diese Vermutung deutlich wahrscheinlicher werden. So schilderte Mónica Madariaga Gutiérrez (geb. 25.1.1942) – von April 1977 bis Februar 1983 Justizministerin, danach bis Oktober 1983 Erziehungsministerin152 – einige Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Kabinett in einem Interview mit Apsi sehr direkt und offen die Inszenierung medialer Ablenkungsszenarien als feste Strategie der Regierung Pinochet und dabei konkret die Marienerscheinungen von Peñablanca als ein Beispiel: »Man darf nicht vergessen, daß dieses Regime ein wahrer Meister in etwas ist, was bisher in der vaterländischen Geschichte so nicht vorgekommen ist: die Ausarbeitung großer Szenarien zur Ablenkung der öffentlichen Meinung und zur Rechtfertigung verschärfender Maßnahmen. Sehen wir uns an, was für Szenarien dies sind. Es hat viele gegeben. Eines davon wurde von einem Innenminister inszeniert. Man sprach schon vom ›Frühling des Dialogs‹, der jedoch endete, wo er begonnen hatte: im Nichts. Ein anderes Szenarium war die Inszenierung
150 Schon im fettgedruckten Einleitungsteil weist der Artikel, an dieser Stelle eigentlich unnötigerweise, auf die Besitzer des Erscheinungshügels und deren Verbindung zur Armada hin (s.o. 12.1, bei Anm. 42). 151 »Villa Alemana: ¿Fervor Manipulado?« (Mensaje/Alley Dezember 1983) 152 La Estrella de Valparaíso 11.8.1983; Ercilla 19.–25.10.1983; s.a.o. 3.5.3
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der großen Medienshow über die wilde giftige Spinne, die Weizenspinne,153 die aus Rancagua bis nach Santiago kam. [...] Ein weiteres großes Szenario war die Entscheidung der heiligen Jungfrau Maria, unserer Mutter, in Villa Alemana zu erscheinen; nur daß diese Entscheidung nicht die heilige Jungfrau Maria getroffen hat.«154
Obwohl Madariaga hier sehr konkret die Marienerscheinungen auf eine Stufe mit der ebenfalls im August 1983 begonnen Öffnungspolitik von Innenminister Jarpa stellte, und beide als Ablenkungsmanöver der Regierung Pinochet unter der Regie der Secretaría General de Gobierno155 (s.a.o. 12.3.1) bzw. der CNI bezeichnete156 , steht ihre Aussage als solche jedoch isoliert da. Andere ehemalige Funktionäre 153 Bei der hier erwähnten araña del trigo (Latrodectus mactans) handelt es sich um den in Chile üblichen Namen für die dort verbreitete, für den Menschen gefährliche Schwarze Witwe, die jedoch fast ausschließlich in ländlichen Gebieten und somit kaum in Santiago vorkommt. Anfang des Jahres 1983 erschienen in der chilenischen Presse nichtsdestotrotz zahlreiche Warnungen vor einer Ausbreitung der Giftspinne in die Haupstadt (cf. die gleichlautenden Aussagen von Madriaga in einem bereits 1985 geführten Interview; Análisis/Madariaga Gutiérrez 10.–16.12.1985, 21) 154 »No hay que olvidar que este régimen es un verdadero maestro en algo que es inédito en la historia patria: en la gestación de grandes escenarios de distracción de la opinión pública y de justificación del endurecimiento. Veamos cuáles son esos escenarios. Ha habido muchos. Está el que montó un ministro del Interior, donde se hablaba de la ›primavera dialogante‹, que terminó como empezó: en nada. Otro escenario fue el que se montó cuando se hizo el gran show publicatario de la feroz araña venenosa, la araña del trigo, que venía en Rancagua y que iba a llegar a Santiago. [...] Otro gran escenario montado fue el de la decisión que adoptó la santísima Virgen María, madre nuestra, de aparecerse en Villa Alemana; sólo que la decisión no la había tomado la santísima Virgen María.« (Apsi/Madariaga Gutiérrez/Subercaseux 30.6.–13.7.1986) Madariaga bestätigte ihre Einschätzung in einem im Rahmen dieser Arbeit geführten Interview und konkretisierte diese noch hinsichtlich Peñablanca: »Los servicios de seguridad del Estado buscaban, a través de diversos medios, la forma de esconder hechos que afectaban la gestión gubernamental de Pinochet. Esos son los que yo personalmente he denominado en algunos escritos como ›generación de escenarios distracción de la opinión pública‹. En el caso de Villa Alemana, según me lo relató el propio Arzobispo de Valparaíso, Monseñor Francisco de Borja Valenzuela Ríos, andaban vehículos sin patente, dotados de equipos de luz láser, haciendo las figuras que la gente entendía como manifestaciones de la Virgen.« (Interview: Madariaga/Grasmück Mai 2005) 155 Das Amt des Ministro Secretario General de Gobierno bekleideten von August 1983 bis April 1984 Ramón Suárez González, von Februar bis August 1984 Hernán Felipe Errázuriz Correa und von April bis November 1984 Alfonso Márquez de la Plata Yrarrázaval, der danach Arbeitsminister wurde (Ministro de Trabajo y Previsión; genannt sind jeweils die Monate der Kabinettsumbildung). Sein Nachfolger war Francisco Javier Cuadra Lizana, der das Amt zwischen November 1984 bis Juli 1987 ausübte. Danach war er von Oktober 1987 bis 1990 das Amt des chilenischen Botschafters beim Heiligen Stuhl in Rom. Vor seiner Zeit als Minister war Cuadra Stellvertreter von Sergio Rillón in der Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno (cf. Huneeus Madge 2000a, 157f.308; s.a.o.). 156 »Sin duda el núcleo del tema eran la Secretaría General de Gobierno y los servicios de seguridad del Estado, esto es las DINA y luego la CNI.« (Interview: Madariaga/Grasmück Mai 2005) Der einzige, über Madariagas Aussagen hinausgehende
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des Regimes, darunter auch der von Madariaga genannte Sergio Onofre Jarpa157 , leugneten auf konkrete Nachfrage hin jegliche Beteiligung der Militärregierung an den Vorgängen.158 Bezüglich der von Madariaga noch einmal konkretisierten Vermutung, die Marienerscheinungen von Peñablanca seien nur eines von vielen Beispielen bewußter Inszenierung im Rahmen einer umfassenden Medienstrategie der Regierung Pinochet, die u.a. darauf zielte, verhältnismäßig unwichtigen, d.h. v.a. vollständig unpolitischen Themen größeren Raum in der öffentlichen Wahrnehmung zu geben, kann es nicht ausbleiben, auf einen Fall hinzuweisen, in dem seitens der Verantwortlichen tatsächlich eine solche mediale Inszenierung zugegeben wurde. Es handelt sich um die Presseberichterstattung anläßlich des Überflugs des Halley-Kometen159 zwischen März und April 1986.160 Ungeachtet der für Himmelsbeobachtungen exzellenten Bedingungen v.a. im Kleinen Norden des Landes, die bis heute Sternenforscher aus aller Welt anziehen, war der Komet auch von Chile aus mit bloßem Auge nur als kleiner leuchtender Punkt am Himmel zu beobachten und sollte so, für astronomisch uninteressierte Laien, einen eher unspektakulären Anblick darstellen. Trotzdem kam es in Chile Anfang 1986 zu einem regelrechten ›Halley-Fieber‹. Man sprach bereits vom »Halley-Fanclub«, in den sich viele Chilenen einreihten, wenn sie bereits in der Morgendämme-
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direkte Hinweis auf eine mögliche Einmischung der als Abteilung der Secretaría für Medienzensur zuständigen Behörde DINACOS (s.o. 12.3.1) findet sich in dem Bericht von La Segunda über die Massenwallfahrt vom 29.9.1983: »Y también se encontraban varios ›conocidos‹ entre los cuales vimos [...] el periodista de DINACOS José Miguel Armendáriz [Azcárate] [...].« (La Segunda–La Gaceta/Olivares 1.10.1983; zu Armendáriz cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco, 378). »[...] se ríe al ser se consultado sobre el tema. ›Con la cesantía que había y las protestas todos los meses, no había tiempo ni lugar para estar preocupado de eso‹, sostiene.« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008) Auch ein ehemaliger hochrangiger Funktionär der Militärregierung stritt in einem im Rahmen dieser Arbeit geführten Interview explizit jegliche Beteiligung der Junta an den Ereignissen von Peñablanca ab und gab an, man hätte gar nicht über die nötigen Mittel verfügt, ein solche Medienstrategie in die Tat umzusetzen: »[...] haber creado una imagen como la Virgen de Villa Alemana, requeriría de una capcidad de perfecionamiento comunicacional que el gobierno militar carecía de verdad, [...]. [...] a nosotros nos parecía, como Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno un fenómeno muy popular, típicamente popular, digamos [...]. Yo en este caso lo veía así. Pero no me parece de que ha habido de parte del gobierno, y de Márquez de la Plata tampoco. El equipo comunicacional de Marquez de la Plata no tenía la sofisticación como para haber hecho algo así.« (Interview Hochrangiger ehemaliger Funktionär der Militärregierung/Grasmück 16.1.2006) Der periodische Halley-Komet hat eine Umlaufzeit von rund 76 Jahren und wurde bei seiner erneuten Annäherung an die Erde im Jahr 1986 von einer europäischen (Giotto) und zwei russischen (Wega 1 und Wega 2) Sonden untersucht und fotografiert. Und zuvor bereits, wenn auch nur in Astronomenkreisen beachtet, zwischen November und Dezember 1985.
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rung aufstanden, um den Himmelskörper zu beobachten. Nicht wenige unternahmen sogar den Aufwand einer Reise nach Nordchile – etwa nach San Pedro de Atacama –, wo die Fremdenverkehrsämter u.a. organisierte »Kometen-Touren« anboten.161 Zeitungen162 , Radio163 und FernsehenCanal 13 sendete alleine sechs längere Reportagen über den Kometen (cf. La Cuarta 11.3.1986) berichteten häufig und umfassend über den Kometen und dessen Laufbahn. Diese große Begeisterung war jedoch nicht ausschließlich dem latenten astronomischen Interesse der chilenischen Bevölkerung, sondern vielmehr einer gezielten Medienkampagne seitens der Secretaría General de Gobierno geschuldet, wie deren damaliger Amtsinhaber, Francisco Javier Cuadra Lizana (cf. Anm. 155), erstmals 1994 öffentlich schilderte: »Es war Cuadra selbst, der während eines Treffens mit Journalisten am 20. Oktober des letzten Jahres [1994] in der Corporación Libertas erzählte, wie das Thema des Halley-Kometen schrittweise zu einer Leidenschaft nicht für Wissenschaftler, sondern für die Mehrheit der Chilenen wurde. Cuadra legte bei dieser Gelegenheit dar, daß er zusammen mit den Beratern seines Ministeriums die Idee einer Kampagne entwickelt hatte, mit der man das Thema des Kometens in den Massenmedien platzieren könnte. Anlaß für diese Überlegungen waren die Verzögerungen einiger Gesetzesprojekte auf Seiten der Exekutive, die eigentlich bereits in der Militärjunta hätten behandelt werden sollen und dem Konflikt, den die Regierung hieraus erwachsen sah. Der ehemalige Minister schilderte, daß dem Sender Televisión Nacional seit Jahresbeginn eine wichtige Rolle innerhalb dieser Kampagne zukam. So sendete man Beiträge über den Vorbeiflug des Halley in den Abendnachrichten; ab März dehnte man dann die Sendezeiten aus, in Momenten mit erhöhten Einschaltquoten aufgrund des Musikfestivals von Viña del Mar.«164 161 La Cuarta 8.4.1986; La Cuarta 25.3.1986 162 Cf. exemplarisch die Berichterstattung in der Boulevardzeitung La Cuarta (10.3.1986; 11.3.1986; 13.3.1986b; 15.3.1986; 20.3.1986; 23.3.1986; 25.3.1986; 29.3.1986; 30.3.1986, 8.4.1986), die neben Meldungen über den Halley-Komenten im gleichen Zeitraum auch mehrfach über UFO-Sichtungen (s.a.o. 8.9) berichtete (13.3.1986a; 14.3.1986a; 31.3.1986). 163 So sendete etwa Radio Portales in dieser Zeit von Montag bis Sonntag insgesamt viermal täglich eine Sendung mit dem Titel »Warten auf den Kometen« (»Esperando al cometa«; cf. La Cuarta 14.3.1986b). 164 »Fue el propio Cuadra quien contó en una reunión con periodistas el 20 de octubre último [1994] en la Corporación Libertas, cómo paulatinamente el tema del Halley se fue convirtiendo en una preocupación no sólo para los científicos, sino que para la gran mayoría de los chilenos. Cuadra relató en la ocasión que debido al atraso en la elaboración de algunos proyectos de ley por parte del Ejecutivo que debían ser discutidos por la Junta Militar de Gobierno y el conflicto que veía el Gobierno en este hecho, ideó junto a sus asesores del ministerio una campaña en que se ponía el tema del cometa en los medios de comunicación. El ex Ministro relató que desde comienzos de año Televisión Nacional jugó un papel importante en la campaña. Se
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Tatsächlich wurde die Halley-Medienkampagene im weiteren Verlauf, so Cuadra, zu einer Art Selbstläufer und blieb ohne weiteres Eingreifen seitens der Secretaría in den Medien präsent.165 Somit läßt sich am Beispiel der Halley-Kampagne, nicht zuletzt aufgrund der offenen Äußerungen ihres Urhebers, zumindest zeigen, daß eine entsprechende mediale Ablenkungsstrategie, wie sie sowohl Hoy und Apsi (s.o. 12.3) als auch Mónica Madariaga im Fall von Peñablanca vermuteteten, durchaus zu den eingesetzten Mitteln der Militärregierung Pinochet zählte.166 Ob es sich bei den Marienerscheinungen von Peñablanca und deren medialer Präsentation zumindest in Teilen auch um einen ›spektakulären‹ Fall von manipulativer Ausnutzung von Glauben und Religion seitens eines autoritären Regimes handelte, muß jedoch letztlich offen bleiben, auch wenn einige der historischen Befunde, insbesondere die Analyse der Medienberichterstattung, dies zumindest nahelegen. Es sei hierzu abschließend noch eine Äußerung des ehemaligen Leiters der Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno, Sergio Rillón, der über seine Kusine María Teresa Comelín (s.o. 7.3) in der Frühphase sogar persönlichen Kontakt mit den Vorgängen in Peñablanca hatte, angeführt. Rillón stellte zwar, wie auch die oben genannten Funktionäre, eine Beteiligung der Regierung im engeren Sinne an den Vorgängen von Peñablanca in Abrede, schloß aber die so vielfach in der Diskussion um Peñablanca vermutete gezielte Einflußnahme der CNI (s.a.o. 12.3, Zitat bei Anm. 79) nicht aus: »Es könnte sein. Tatsächlich weiß ich es nicht. Die CNI verschickte keine Informationsdossiers über ihre Ablenkungsmanöver.«167
difundieron reportajes sobre el paso del Halley en el noticiario central y desde el mes de febrero se aumentó el espacio, en momentos en que se incrementaba la sintonía debido a la transmisión del festival de la canción de Viña del Mar.« (El Mercurio de Santiago 17.1.1995; cf. Qué Pasa 30.9.–6.10.2006) 165 »Der Vorbeiflug des Halley-Kometen ist, ohne Zweifel, das wichtigste Ereignis des Jahrzehnts. Alle Massenmedien haben große Anstrengungen unternommen, um eine umfassende Berichterstattung über dieses Phänomen zu bieten, das für den Großteil der Bevölkerung einzigartig bleiben wird.« (»El paso del cometa Halley es, sin duda el acontecimiento más importante de la década. Todos los medios de comunicación han desplegado esfuerzos para realizar una cobertura acabada de este fenómeno, único en la vida den la gran mayoría de la población.«; La Cuarta 11.3.1986) 166 In etlichen Pressepublikationen (cf. El Mercurio de Santiago/Cuadra/Muñoz 13.11.2005) wird die Halley-Kampagne nicht nur direkt mit der Medienberichterstattung über Peñablanca verglichen, sondern darüber hinaus ebenfalls dem Eingreifen Cuadras zugeschrieben. Dieser wurde jedoch erst anderthalb Jahre später, im November 1984, d.h. bereits nach dem Ende der zweiten Phase medialer Aufmerksamkeit für Peñablanca, Ministro Secretario General de Gobierno (cf. Anm. 155). 167 »Puede ser, la verdad no lo sé. La CNI no enviaba boletines informativos de sus maniobras distractivas‹, [...].« (El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008)
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Nichtsdestotrotz bleibt die Ausbildung des Peñablanca-Kults hiervon unberührt und hätte, wenn die Entwicklung auch sicher nicht dieselbe gewesen wäre, vermutlich trotzdem stattgefunden. Unabhängig davon, ob sich in Zukunft durch die Zugänglichkeit neuer Dokumente einzelne offene Fragen bezüglich der Manipulationshypothese historisch klären lassen, ist das Für und Wider, sowohl was eine gezielte Inszenierung, als auch was die mediale Ausnutzung der Marienerscheinungen angeht, untrennbar mit der Geschichte der Marienerscheinungen von Peñablanca verbunden.
Teil VI Eine Marienerscheinung als Institution
13 November 1983 bis September 1984: Konsolidierung der Anhänger und zweite kirchliche Untersuchung 13.1 Peñablanca ohne Öffentlichkeit: Fortgesetzte Erscheinungen Wie zuvor sowohl auf dem Hügel in Peñablanca als auch ein letztes Mal von La Estrella de Valparaíso (s.o. 11.9) angekündigt, fand am Samstag, den 12.11.1983 die mittlerweile 26. Marienerscheinung in Peñablanca statt, ungeachtet der dezidierten bischöflichen Ablehnung zwei Wochen zuvor. Es war das erste Erscheinungsritual seit Mitte August, das ohne Wahrnehmung durch die Medien (s.a.o. 7.6 und 12.3.2) stattfand und von daher nur in der Überlieferung der Anhänger dokumentiert ist.1 Die öffentliche Diskussion über die Marienerscheinungen konzentrierte sich in den Monaten November und Dezember fast ausschließlich auf den von Jaime Fernández aufgebrachten Manipulationsvorwurf (s.o. 12.1), während sich unabhängig davon sowohl die Formierung der festen Anhängerschaft als auch die Erscheinungsrituale fortsetzten:2 »Während die Erscheinungen und Zeichen sich am Himmel über Peñablanca weiter ereignen, ist die Presse seltsamerweise von einer mehr oder weniger objektiven Haltung zu völligem Schweigen übergegangen. Nur einige Rundfunksender unterstützen den Fall noch und berichten über ihn.«3 1 2
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Cf. Barros Valenzuela 1985, 108f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 72f. »Un diario escribe: ›Se desinfló Villa Alemana‹ y muchos pensaron, en aquella ya lejana época, que esto había terminado. Pero no era así, los peregrinos siguen concurriendo al sitio de las apariciones y se produce un reclamo colectivo en que unos alegan conversiones personales, cambio de vida a consecuencia de las apariciones; médicos relatan mejorías inexplicables, personas serias dicen haber visto signos en el sol, algunos exhiben fotografías sorprendentes tomadas en el sitio de las apariciones.« (Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 14) »Mientras tanto las apariciones y signos se siguen sucediendo en los cielos de Peñablanca, aún cuando la prensa, curiosamente ha pasado de una actitud más o menos objetiva, al silencio absoluto. Sólo algunos radioemisoras, siguen apoyando y difundiendo el caso.« (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, I) Hinweise auf Radiosendungen über die Erscheinungen von Peñablanca finden sich vereinzelt in den schriftlichen Quellen. Aufgrund fehlender Archivaufnahmen aus der Zeit – Radio ist gerade aus Sicht des Historikers ein enorm ›flüchtiges‹ Medium – sind Aussagen über die Bedeutung des Rundfunks nur schwer zu treffen. Einzig ein
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
Angaben über die direkte Auswirkung der bischöflichen Ablehnung auf die Anzahl der Menschen, die weiterhin nach Peñablanca pilgerten, sind deshalb schwierig. Die vorhandenen Quellen deuten darauf hin, daß ab November zwar ein spürbarer Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen war,4 an den Tagen mit Erscheinungen sich jedoch regelmäßig immer noch mehrere Tausend Menschen versammelten.5 Die zweite Erklärung von Bischof Valenzuela markierte somit einen entscheidenden Übergangspunkt der Entwicklungen in Peñablanca. Gleichzeitig waren die sich zusehends organisierenden und vernetzenden PeñablancaAnhänger um eine lückenlose Fortsetzung ihres begonnenen religiösen Engagements bedacht (s.u. 13.2). Bezeichnenderweise nimmt die kirchliche Ablehnung in der retrospektiven Überlieferung nur wenig Raum ein. Barros nennt nur kurz die Erklärung von Bischof Valenzuela und Erzbischof Fresno, ohne diese weiter zu kommentieren6 ; Paredes erwähnt die Dokumente nicht. Stattdessen fuhren beide Werke mit der Darstellung der nun folgenden Erscheinungen fort. In der Dokumentation der Anhänger erscheint die ›Geschichte‹ der Erscheinungen als ungebrochene Kontinuität über die gesamten fünf Jahre hinweg von 1983 bis 1988.
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privat erstellter, lückenhafter Originalmitschnitt der Sendung »Reportaje al infinito« (Radio Agricultura Juni 1984) liegt für diese Studie vor. Hervorzuheben ist darüber hinaus die Bedeutung von Patricio Varela, einem Sprecher bei Radío Portales, an den Poblete im Oktober den Text einer ›Botschaft‹ zur Verbreitung gesandt hatte (s.o. 11.8). Auch der Sender Radio Minería wird in den Quellen als ein den Erscheinungen von Peñablanca geneigtes Forum genannt. So berichtete La Segunda von regelmäßigen Treffen einer Unterstützergruppe in den Räumlichkeiten des Senders in Viña del Mar. Ebendort habe eine Ausstellung mit ›Wunderfotografien‹ stattgefunden, und mehrere der Redakteure seien von der ›Echtheit‹ der Erscheinungen überzeugt (La Segunda– La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983; s.a.u. 13.2, Anm. 8). Cf. etwa die Aussagen von Bischof Valenzuela: »[La Segunda:] Hay mucha gente que sigue yendo al cerro... [Francisco de Borja Valenzuela:] Bueno, eso hasta cierto punto no más. Pero no es tanta la gente. Ha ido disminuyendo bastante.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) Zahlenangaben über geschätzte Besucherzahlen für einige Erscheinungen finden sich verstreut bei Paredes und Barros. Diese schwanken etwa für die Monate Dezember 1983 bis Juni 1984 zwischen 600 (23.6.) und 25.000 (12.3.). Für den 8.12.1983, Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, spricht Paredes von 10.000 Pilgern – eine Broschüre des Movimiento Mariano 7 Estrellas gibt sogar 60.000 an (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, I) – ebenso für einen Termin im Januar. Im Februar sollen an zwei unterschiedlichen Tagen je 15.000 Besucher auf dem Hügel gewesen sein. Selbst wenn man davon ausgeht, daß Paredes aufgrund ihrer Disposition als PeñablancaAnhängerin die Menschenmenge deutlich, d.h. um mindestens das Doppelte zu groß schätzt (cf. hierzu auch andere Schätzungen von Paredes im Vergleich mit der Presse; am 3.9.1983 gibt El Mercurio de Valparaíso 2000 Besucher an, Paredes 8000 [s.o. 10.3]; am 7.10. La Estrella de Valparaíso 10.000, Paredes 20.000 [s.o. 11.5]), bleibt die Anzahl der Peñablanca-Pilger immer noch beträchtlich. Barros Valenzuela 1985, 106
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Peñablanca ohne Öffentlichkeit: Fortgesetzte Erscheinungen
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Februar 1987
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Dezember 1986
Oktober 1986
August 1986
Juni 1986
Februar 1986
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Oktober 1985
August 1985
Juni 1985
Februar 1985
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August 1984
Juni 1984
Februar 1984
April 1984
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Oktober 1983
August 1983
Juni 1983
Abbildung 13.1: Anzahl der Marienerscheinungen nach Monaten, 1983–1988
Kontrastierend zu dieser Innenperspektive einer retrospektiven religiösen Sinndeutung ist an dieser Stelle ein Blick auf die Frequenz der Erscheinungen aufschlußreich. Grafik 13.1 zeigt – bezogen auf den gesamten Zeitraum vom 12.6.1983 bis 12.6.1988 – wie viele Erscheinungen für die jeweiligen Monate berichtet wurden.7 An dieser Stelle sei deshalb bereits auf die weitere Entwicklung vorgegriffen. An der Auszählung ist zunächst deutlich ein Zusammenhang sowohl mit der öffentlichen, d.h. v.a. medialen Wahrnehmung der Erscheinungen ebenso wie mit den bischöflichen Ablehnungen zu erkennen. Im Jahr 1983 fiel der Monat mit den meisten berichteten Erscheinungen – der September (zehn Termine) – mit den höchsten Besucherzahlen auf dem Hügel ebenso wie mit einem hohen Medieninteresse zusammen (s.a.o. 12.3.2). Ab Oktober, d.h. mit der einsetzenden kirchlichen Kritik und den folgenden zwei ablehnenden Erklärungen ist zunächst ein deutlicher Einbruch in der Häufigkeit berichteter Erscheinungstermine zu beobachten, die zunächst bis Februar 1984 mit zwischen drei und vier Erscheinungen niedrig blieb. Dieser Zeitraum koinzidiert mit der Konsolidierungsphase des organisierten 7
Grundlage der Zählung ist die chronologischer Auflistung der Erscheinungstermine bei Barros (1989, 201–219)
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
Peñablanca-Kults, der seit Oktober ohne kirchliche Unterstützung auskommen mußte und ab Dezember im Movimiento Mariano 7 Estrellas eine erste verfaßte Form fand (s.u. 13.2). Erst ab März 1984 ist mit neun Erscheinungen wieder eine Zunahme der Frequenz zu beobachten, die bis Juni 1984 (s.u. 13.8.1) – dem Maximum bezogen auf den gesamten Zeitraum mit 42 Terminen – steil anstieg (17 im April, 21 im Juni). In diesen Monat fiel auch die Gründung des zweiten verfaßten und langfristigen Trägers des organisierten Peñablanca-Kults, der Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2). Danach – besonders deutlich in den Monaten nach der dritten negativen Erklärung von Bischof Valenzuela Anfang September 1984 – ging die Häufigkeit der Erscheinungen wieder etwas zurück, blieb jedoch für über ein halbes Jahr auf einem hohen Niveau mit durchschnittlich knapp 21 Erscheinungen pro Monat. Erst im Mai 1985 war noch einmal ein starker Rückgang zu verzeichnen, von 24 im April auf neun. Vom ersten Ansteigen der Erscheinungen im März 1984 (s.u. 14.2) bis April 1985 fanden durchschnittlich knapp 16 Erscheinungen pro Monat statt. Ab Mai 1985 blieb der Wert bis September 1985 niedrig und hatte eine abnehmende Tendenz. Zwischen Oktober 1985 und März 1986 kam es ein letztes Mal zu einer Phase häufiger Termine (s.u. 14.4) – das Maximum lag hier mit 20 Terminen bereits im Oktober – die jedoch mit durchschnittlich knapp neun Erscheinungen pro Monat nicht annähernd die Höhe der vorigen Phase erreichte. Ab April 1986 bis zum ›offiziellen‹ Ende der Erscheinungen im Juni 1988 (s.u. 14.5) ist ganz deutlich eine Abnahme der Erscheinungshäufigkeit zu beobachten. In mehreren Monaten dieses Zeitraums, so im September 1986 sowie im August und November 1987 fanden keine Erscheinungen statt, meist waren es ein oder zwei Termine pro Monat. Einzig für März 1987 wird mit acht Erscheinungen ein etwas höherer Wert berichtet. Der Durchschnitt für diesen Zeitraum liegt bei nur gut zwei Erscheinungen pro Monat. So kann auch im Blick auf die Statistik das angekündigte Ende der Erscheinungen als die letzte Entwicklung eines Phänomens bewertet werden, das seinen ›Zenit‹ spätestens Anfang 1986 überschritten hatte.
13.2 Fortschreitende Organisation der Anhänger seit November 1983: Das Movimiento Mariano 7 Estrellas Zwar waren es sowohl im November als auch im Dezember 1983 nur jeweils drei Termine (12.11., 13.11., 25.11.; 8.12., 11.12., 29.12.), doch fand das seit dem 28.10. nun unter dezidierter kirchlicher Mißbilligung stehende Erscheinungsritual weiterhin in der Form statt, die sich in den vorangegangenen Monaten herausgebildet hatte (s.a.o. 9). Die Rolle von Luis Fernández als Organisator der Wallfahrten sowie seine ›liturgische‹
Das Movimiento Mariano 7 Estrellas
463
Funktion während der Erscheinungen – wie die des Sprechers und Gebetsanleiters (s.a.o. 11.5) – war vollständig von engagierten Laien übernommen worden. Die waren jedoch zunächst noch nicht fest organisiert (s.o. 11.7). Es handelte sich zum einen um Personen aus der Gemeinde von El Sol, für die ihr Engagement für Peñablanca in gewisser Hinsicht eine konsequente, seitens des Pfarrers unterstützte Fortführung ihrer bisherigen pastoralen Arbeit war. Daneben standen Einzelpersonen oder Familien, die zwar nicht zur Pfarrgemeinde von El Sol gehörten, aber in der direkten Umgebung des Erscheinungsortes wohnten und sich entsprechend für die Erscheinungen engagierten, wie etwa María Luisa Paredes (s.o. 8.4). Darüber hinaus traten auch in weiter entfernten Städten der V. Región, so etwa in Viña del Mar, Gruppen von »interessierten Familien« auf, die durchaus noch in räumlicher Nähe zum Erscheinungsort zu Treffen zusammenkamen und sich über die Marienerscheinungen von Peñablanca austauschten, oder, wie in einem Fall, selbsthergestelltes Videomaterial von den Erscheinungsritualen vorführten.8 Daneben sind die aus der Hauptstadt Santiago und damit gleichzeitig auch aus einer anderen Diözese stammenden zentralen Akteure wie Alejandro Cifuentes, einer der Erbauer des Zauns (s.o. 10.9), der Chronist der Erscheinungen Álvaro Barros (s.o. 8.5) oder auch Luzmira Elliott und Jorge Aravena (s.u. 13.3), bei denen Poblete kurze Zeit später wohnen sollte, zu nennen. All diese Personen, die teilweise seit Anfang September die Erscheinungen vor Ort mitverfolgt hatten, verband zunächst v.a. eins: das große Interesse für Peñablanca und der feste Glauben an die ›Echtheit‹ der Erscheinungen. Aus dieser religiösen Motivation heraus trugen so unterschiedliche, untereinander zumeist nicht koordinierte, soziale Akteure mit ihren »spontanen«9 Beiträgen entscheidend zur Entwicklung der Erscheinungen bei (s.a.o. 8.14):
8
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»La noche del miércoles, un grupo de viñamarinos se reunía junto a un sacerdote en dependencias de Radio Minería de esa ciudad, pera ver un video. ¿Cómo se pusieron de acuerdo para asistir? Familias enteras siguen creyendo en las apariciones. Familias que se conocieron en el cerro de Villa Alemana y que han intercambiado direcciones para seguir en contacto. Así fue como llegaron hasta allá, donde una señora había facilitado una filmación que ella misma hizo en distintas fechas y a diferentes horas en el cerro de Villa Alemana.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) »Die Wahrheit ist, daß man überrascht war festzustellen, daß praktisch alles spontan vor sich geht und ging; tatsächlich haben sich einige Gruppen von Personen gebildet, so die Gruppierung ›Siete Estrellas‹ aus Quilpué oder die Fundación Monate Carmelo, und diese haben sich einiger Aktivitäten angenommen, aber alles geschah ohne leitenden Kopf.« (»La verdad es que se sorprenderían comprobar que prácticamente todo es y ha sido espontáneo; es cierto que han formado algunos grupos de personas como el grupo ›Siete Estrellas‹ de Quilpué, o la Fundación Monte Carmelo que se han hecho cargo de algunas actividades, pero todo se ha hecho sin ninguna cabeza directriz.«; Cifuentes Bezanilla 1986, 30)
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
»Unter den ersten ergriffen einige wunderschöne Initiativen: man befestigte eine chilenische Flagge, dort wo die Jungfrau erscheint; man setzte einige Pfähle, die den heiligen Bezirk begrenzten. Die marianische Gruppierung Siete Estrellas in Quilpué wurde gegründet; [...]: Diese setzt sich für die Verbreitung und Verteidigung der Erscheinungen ein, druckt Broschüren; sie unternahm erste Schritte, um das Grundstück zu erwerben. Jorge Aravena und Lucy Elliott brachten ein wunderschönes Standbild Mariens. [...] Alejandro Cifuentes, [...] [u.a.; OG] zusammen mit [...] Jorge Opazo entwarfen übereinstimmend, [jedoch] ohne vorherige Absprache den Zaun für das Erscheinungsgelände, wie bereits erzählt wurde: [...] Mónica Díaz [Bordeu] und [andere; OG] kümmerten sich um verschiedene Belange, darunter um die Lautsprecher, damit Ordnung unter den Pilgern herrschte und man hören konnte, was die Jungfrau will.«10
Neben die Peñablanca-Anhänger, die Laien im Sinne der katholischen Kirche waren, traten zudem noch eine Reihe von Priestern und Ordensleuten, die auch nach dem 28.10.1983 noch immer in nicht unbedeutender Zahl auf dem Hügel vertreten waren und blieben. Zumindest die Priester, weniger die v.a. weiblichen Religiosen, waren dabei angesichts der kirchlichen Ablehnung bemüht, sich im Hintergrund zu halten. Offensichtlich gab es etliche Kleriker, sowohl aus Valparaíso als auch aus anderen Diözesen, die mit der bischöflichen Entscheidung nicht einverstanden waren, diese werden in den Quellen jedoch nur sporadisch erkennbar.11 Aktiv unterstützt wurden die Erscheinungen etwa durch die bereits genannte Kongregation »Obra Misionera de la Transfiguración del Señor«. Ihre Kapelle war neben der Gemeinde von El Sol ein weiterer Versammlungsort des sich formierenden Peñablanca-Kults, erlangte aber nie eine vergleichbare Bedeutung (s.o. 8.7). Einer der wenigen Priester, der deutlich erkennbar als Anhänger der Erscheinungen auftrat und darüber hinaus den Fortlauf der Entwicklungen in Peñablanca entscheidend mitbestimmte war Miguel Contardo (s.o. 8.6), der sich trotz der negativen kirchlichen Erklärung in und für Peñablanca engagierte. Nach 10
11
»Entre los primeros algunos toman hermosas iniciativas: colocar una bandera chilena donde la Virgen se aparece, poner unos palos que limiten el recinto santo. Se funda el grupo mariano de las Siete Estrellas en Quilpué; [...]: se abocan a la difusión y defensa de las apariciones, imprimen folletos; inician las gestiones para adquirir el terreno. Jorge Aravena y Lucy Elliott llevan una hermosa imagen de María. [...] Alejandro Cifuentes [...] [entre otros; OG] junto a [...] Jorge Opazo, sin previo acuerdo como ya fué narrado, coinciden en diseñar la reja del recinto de las apariciones: [...]. [...] Mónica Díaz y [otros; OG] se preocupan de diversos asuntos entre ellos de los parlantes para que haya orden entre los peregrinos y se escuche lo que quiere la Virgen.« (Barros Valenzuela 1985, 95f.) Cf. hierzu etwa ein Fernsehinterview von Oktober 1987 mit einem Priester namens Benito Sepúlveda aus La Serena, der sich positiv über die Erscheinungen äußerte. (Fundación Monte Carmelo o.J.)
Das Movimiento Mariano 7 Estrellas
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dem endgültigen Rückzug von Luis Fernández kam ihm als Priester innerhalb der Laienanhängerschaft eine zentrale Funktion zu, wenn auch nicht als ›Vorsteher‹. Sein ›Amt‹ als geistlicher Leiter und Beichtvater des Visionärs ab Ende Dezember 1983 (s.u. 13.4) führte dabei erwartungsgemäß zu einem offenen Konflikte mit seinen kirchlichen Vorgesetzen der schließlich in seinem Austritt aus der Societas Jesu gipfelte (s.o. 10.5). Während die Aktivitäten der Anhänger in den Monaten August bis Oktober größtenteils unkoordiniert waren, aber räumlich und organisatorisch zumeist auf die Gemeinde von El Sol oder den Hügel selbst konzentriert waren, werden ab November erste organisatorische Strukturen erkennbar. So berichtet Paredes in ihrem Kommentar zur Erscheinung vom 13.11.1983 von ersten Audio- und Videoaufzeichnungen (s.a.u. 13.4) des Visionszustand von Poblete, die erst durch eine »bessere Organisation und dem Handeln als Gruppe«12 möglich wurden. Es müssen solche Filmaufnahmen gewesen sein, die ebenfalls im November 1983 auf Initiative mehrerer »Familien«, die sich auf dem Hügel kennengelernt und dort ihre »Adressen ausgetauscht« hatten, in den Räumen von Radio Minería gezeigt wurden (cf. Anm. 3 und 8). Während die genannten Videovorführungen noch auf informellen Kontakten beruhten, wurden im Dezember 1983 schließlich die ersten formal organisierten Peñablanca-Anhängern greifbar. Am 8.12.198313 , dem Tag der 29. Marienerscheinung in Peñablanca14 , konstituierte sich das Movimiento Mariano 7 Estrellas (»Marianische Bewegung 7 Sterne«) in Quilpué als Laiengruppierung innerhalb der Pfarrgemeinde von Luis Fernández.15 Damit hatte die große Beteiligung engagierter Laien aus der Gemeinde, wie etwa des Katechisten Rául Providel (s.a.o. 10.6), erstmals seit der ersten Peñablanca-Wallfahrt Mitte August eine verfaßte Form innerhalb der bereits existierenden Gemeindestrukturen gefunden (s.a.o. 11.7). Der Gründungstag des Movimiento war innerhalb der religiösen Sinndeutung der 12
13 14 15
»Seit dem Moment, in dem wir uns besser als Gruppe organisieren und als solche handeln konnten, begannen wir auch über die notwendigen Mittel zu verfügen, um Tonaufnahmen zu machen und manchmal zu filmen. Auf diesen Aufnahmen sind die Dinge festgehalten, die Miguel Ángel nicht in seinem Tagebuch notiert hat.« (»Desde el momento en que nos pudimos organizar mejor y actuar como grupo, comenzamos a disponer de los medios necesarios para grabar y a veces filmar. En esas grabaciones están registradas las cosas que Miguel Ángel no dice en su diario.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 73) Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, XIII Cf. Barros Valenzuela 1985, 133; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 77f. »Motivados por este compromiso apostólico y de Iglesia, un grupo de laicos de diferentes parroquias de la diócesis [de Valparaíso; OG] constituyó en diciembre pasado [1983] un movimiento de consagración y fidelidad a la Virgen María, el cual hemos querido darlo a conocer como Movimiento Mariano ›Las Siete Estrellas‹.« (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, III; cf. TVN/Araya E. 25.8.1984)
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
Peñablanca-Anhänger in zweifacher Hinsicht bedeutsam. So ist einmal der marianische Bezug auf das, in Chile besonders gefeierte Hochfest der Unbefleckten Empfängnis offensichtlich. Dazu kam aber noch die eben anläßlich dieses Feiertags stattfindende traditionelle Marienwallfahrt in das nur wenige Kilometer entfernte Lo Vásquez (s.o. 4.3), in das in diesem Jahr laut Zeitungsberichten etwa eine halbe Million Pilger kamen.16 Auch hier wird die von den Anhängern betriebene symbolische Vernetzung von Peñablanca mit anderen Marienerscheinungen deutlich, indem es zu einer Verknüpfung der ›neuen‹ Wallfahrt mit dem in Besucherzahlen gemessen größten Pilgerfest Chiles kam.17 Auch wenn es sich chronologisch in den Quellen nicht zweifelsfrei festmachen läßt, so existierten vermutlich bereits seit Dezember 1983 oder Januar 1984 neben dem Movimiento Mariano 7 Estrellas weitere lokale marianische Gruppierungen, für die keine formale Organisationsform nachweisbar ist, die jedoch offensichtlich in lockerer Verbindung mit dem Movimiento standen. So wird etwa in der Dokumentation von Barros, ohne auf weitere Details einzugehen, eine Gruppe von »Missionaren aus Colliguay« (Erscheinung 28.1.1984)18 oder »Missionaren aus Santiago« (Erscheinung 14.4.1984)19 erwähnt. Es handelte sich hier um informell organisierte Gebetsgruppen, die sich die Marienerscheinungen von Peñablanca und die »Dama Blanca de la Paz« zu ihrer Referenzdevotion gewählt hatten, gleichzeitig jedoch nicht im Sinne der Kernanhägerschaft aktiv an der Organisation des Erscheinungsrituals und der Gestaltung des Hügels beteiligt waren. Die Gebetskreise waren besonders zahlreich in der direkten Umgebung von Villa Alemana20 , existierten aber vereinzelt auch in anderen Diözesen Chiles: »Es hat sich auch eine große Zahl von Gebetsgruppen gebildet, die praktisch im ganzen Land aktiv sind, ohne daß es jemand gäbe, der sie im eigentlichen Sinne leitet; tatsächlich bilden sie den wichtigsten Kern der Pilger.«21 16 17
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La Estrella de Valparaíso 5.12.1983a; 6.12.1983; 7.12.1983; 9.12.1983 »Am 8. Dezember stieg eine Menschenmenge von etwa 60.000 Personen auf dem Hügel, um zu beten, viele von ihnen, nachdem sie in Lo Vásquez gewesen waren.« (»El 8 de Diciembre, una multitud cercana a las 60.000 personas, subió al cerro a rezar, muchas de ellas después de ir a Lo Vásquez.«; Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983– 1987, I) Die angegebene Zahl ist vermutlich deutlich übertrieben; selbst Paredes als Peñablanca-Anhängerin schätzte die Pilgerzahl an diesem Tag auf 10.000 Personen (s.o. 13.1, Anm. 5). Barros Valenzuela 1985, 142 Barros Valenzuela 1985, 178 In einer Liste der »Missionargruppen der V. Región« (»Grupos Misioneros de la V Región«) von 1986 sind 22 Gebetskreise aufgeführt (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, XV) »Se ha formado también un gran número de grupos de oración que trabajan activamente en casi todo el país, pero sin que haya nadie que propiamiente los
Das Movimiento Mariano 7 Estrellas
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Eine der ersten in den Quellen erkennbaren Aktivitäten des neugegründeten Movimiento Mariano 7 Estrellas war noch im Dezember 1983 die Herausgabe einer Broschüre im Selbstverlag unter dem Titel »Die Ereignisse und Botschaften von Peñablanca. Kurze Schilderung der Wahrheiten von Peñablanca, auf der Suche nach der endgültigen Wahrheit«. 22 Die Hefte erschienen zunächst fast monatlich; so sind es bis Juli oder August 198423 sieben Nummern. Danach klafft zunächst eine Lücke bis November oder Dezember; die dann erschienene Nummer VIII trug bereits ein Foto der neu erbauten Kapelle (s.u. 14.1; s.a.u. 14.7.2) auf dem Titelblatt. In den folgenden Jahren bis mindestens 1987 blieb es bei einem unregelmäßigen Erscheinungsrhythmus bis zum Heft Nummer XVIII. Das Erscheinen der genannten Broschüre markierte den Beginn einer systematisch betriebenen schriftlichen Eigenüberlieferung des PeñablancaKults.24 Diese hatte sich bereit im Oktober, als einzelne Flugblätter mit Gebeten auf dem Hügel verteilt wurden, angedeutet (s.o. 11.7), und fand später in den Büchern von Álvaro Barros, María Luisa Paredes und anderen ihre konsequente Fortsetzung.25 Bereits die erste Ausgabe der Hechos y mensajes de Peñablanca enthielt die wichtigsten Schwerpunkte, die praktisch das gesamte spätere religiöse Schrifttum über die Erscheinungen
22 23 24
25
dirija; ellos constituyen en realidad el núcleo más importante entre los peregrinos.« (Cifuentes Bezanilla 1986, 30); cf. »[Álvaro Barros:] Hay grupos porque la Virgen pidió grupos de oración, la virgen pidió que se formaran grupos, y hay muchos grupos que se formaron en Concepción, en Temuco en Curico, en la Serena, pero son grupos independientes. Hay una persona que va a esos grupos a veces, y el padre Contardo tiene relación personal con personas de estos grupos. Nosotros vamos dos veces al mes a un grupo aquí en Santiago. [Fanny McIntosh:] Mira, aquí la persona que tiene a su cargo digamos, porque el padre Contardo se lo pidió porque parece que se van a reunir una vez al mes todas las cabezas de los grupos para tener una cierta unidad, pero cada grupo es independiente.« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 13) »Hechos y mensajes de Peñablanca. Breve relación de las verdades de Peñablanca, en la búsqueda de la verdad final« (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987) Die Broschüren tragen kein Datum, so daß eine ungefähre zeitliche Einordnung nur nach dem Inhalt möglich ist. Cf. auch die im August 1984 erschienene Broschüre »La Misión de Nuestra Señora de la Paz. Monte Carmelo, Peñablanca – Chile«, die eine mit Fotografien illustrierte Zusammenfassung der Ereignisse gibt (Publicaciones Marianas August 1984). Auch der Arzt Alan Rojas, der im Zusammenhang mit Pobletes ›Stigmata‹ im Juni und Juli 1984 in den Mittelpunkt des Interesses rücken sollte (s.u. 13.9), verfaßte bereits im Dezember 1983 eine Broschüre mit dem Titel »Erscheinungen, Botschaften und Zeichen am Himmel in Villa Alemana« (»Apariciones, Mensajes y Signos en el Cielo en Villa Alemana«; 1984), die spätestens am Januar 1984 große Verbreitung fand, wie Rojas selbst in einem anderen Buch schildert: »¡Nunca imaginé lo que sucedería! Por razones ajenas a mi capacidad personal el folleto tuvo una acogida difusión inesperada. Mil, dos mil, tres mil, cinco mil ejemplares. ¡Ya perdí la cuenta! comenzaron a circular por todas partes, en Chile y en le extranjero.« (Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 9)
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
bestimmten. Dies waren einmal die Dokumentation der äußeren Ereignisse und der chronologische Ablauf der Vorgänge in Peñablanca, wie etwa die Schilderung der ›ersten‹ Erscheinung am 12.6.1983, deren früheste schriftliche Fassung hier in einer gegenüber späteren Versionen (s.o. 6.2) leicht gekürzten Form vorliegt. An zweiter Stelle stand die Verbreitung der eigentlichen ›Botschaften‹ der Erscheinungen basierend auf den Tagebuchaufzeichnungen Pobletes oder entsprechender Transkriptionen. Die erste Broschüre zitierte Teile von insgesamt neun Botschaften aus den Monaten Juni bis August 1983. Darüber hinaus wurde hier bereits als dritter und vierter Punkt auch der Beginn eines apologetischen Schrifttums deutlich, in dem die ›Echtheit‹ der Erscheinungen gegen Kritik der Kirche und der Untersuchungskommission von Jaime Fernández verteidigt und Peñablanca dabei gleichzeitig als ›eine unter vielen‹ in ein internationales symbolisches Netzwerk der Marienerscheinungen eingebettet wurde (s.o. 10.8). So seien die Ähnlichkeiten zu den Erscheinungen von Fátima unübersehbar, deren kirchliche Anerkennung wiederum fünfzehn Jahre gedauert hätte.26 Eine besondere apologetische Spitze, die klar die konfligierende Stellung des Movimiento Mariano 7 Estrellas gegenüber der diözesanen Position zeigt, war die herausgehobene Erwähnung des Zitats aus dem Geheimnis von La Salette über die Priester als »Kloaken der Unreinheit«, dessen Verbreitung als ›Botschaft‹ durch Poblete im Oktober 1983 für viel kirchlichen Unmut gesorgt hatte (s.o. 11.8). Die in den Broschüren des Movimiento Mariano 7 Estrellas erkennbare Ausbildung einer systematischen schriftlichen Überlieferung der Peñablanca-›Botschaften‹ markierte den Anfang eines wichtigen Konsolidierungsprozesses hin zur Ausbildung eines dauerhaften Peñablanca-Kults. Es stand hier nicht mehr nur die innerhalb der religiösen Sinndeutung der Anhänger als jeweils ›neu‹ verstandene, im Moment einer jeweiligen Erscheinung von Poblete geäußerte ›Botschaft‹ im Vordergrund. Vielmehr war Ende 1983 bereits eine deutliche ›Traditionsbildung‹ erkennbar. Die bis zu diesem Zeitpunkt geäußerten Botschaften wurden zum ›Kanon‹, der einerseits bewahrt wurde und gleichzeitig mit jeder neuen Erscheinung wuchs. Diese Form der Überlieferung gipfelte schließlich im vierten Band der Peñablanca-Dokumentation von Barros (s.a.o. 8.5.2) sowie dem Buch von Paredes (s.a.o. 8.4) die je eine vollständige Sammlung der ›Botschaften‹ vorlegten, die bei Barros darüber hin-
26
»Pero como veremos, los hechos de Peñablanca, son asombrosamente similares a los otros. Los mensajes, los fénomenos, la condición social de los videntes, las reacciones de la autoridad y las dificultades. Fátima, demoró 15 años en ser reconocida por la Iglesia, pero durante ese tiempo, no fue menos cierto.« (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, I)
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aus in nummerierte Sinnabschnitte eingeteilt und zusätzlich durch einen thematischen Index erschlossen wurde (s.a.u. 13.4).
13.3 November bis Dezember 1983: Pobletes Umzug und der Kreis aus Santiago Poblete wohnte zunächst bis Ende November weiter in den Räumlichkeiten der Gemeinde von El Sol. Am 25.11., dem Tag der dritten Marienerscheinung im November 1983, erhielt Luis Fernández seitens der Diözese Anweisung, den Visionär nicht länger in den Gemeinderäumen wohnen zu lassen.27 Poblete kehrte jedoch nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, zu seinen vorherigen Gastgebern, der Familie Comelin Zurita (s.o. 7.2), zurück. Zwar hegte María Teresa Comelin offensichtlich Pläne, Poblete zu adoptieren – ein entsprechender Sozialbericht als Vorbereitung für die Adoption war am 9.11.1983 erstellt worden28 –, ließ diesen Plan aber aus nicht mehr zu ermittelnden Gründen fallen. Der Visionär wohnte statt dessen zunächst in Santiago bei einem Priester namens Carlos Díaz, der zeitweise zum engeren Kreis der Anhänger gehörte. Als jedoch klar wurde, daß Díaz in Verbindung zum Geheimdienst CNI (s.o. 12.2) stand, sah man sich gezwungen, wiederum eine neue Bleibe für den Visionär zu suchen, die er in der zweiten Dezemberwoche 1983 bei der ebenfalls in Santiago ansässigen Familie von Luzmira (»Lucy«) Ethel Elliott Vergara (geb. 11.5.1938) und ihrem Mann, dem Bankkaufmann Jorge Arturo Aravena Toledo (geb. 18.12.1936) fand.29 Poblete lebte von da an für zunächst anderthalb Jahre dauerhaft bei der Familie Aravena Elliott in Santiago, die darüber hinaus auch die rechtliche Vormundschaft für den Visionär anstrebte.30 Von dort wurde er nur zu den jeweils mit Tag und Uhrzeit angekündigten Erscheinungsterminen nach Peñablanca gebracht.31 Somit verschob sich ab Dezember 1983 der Schwerpunkt des engen Kreises der Peñablanca-Anhänger aus der direkten Umgebung des Erscheinungshügels in die Hauptstadt Santiago. Das Haus der Familie Aravena Elliott wurde zu einem ihrer Zentren. 27 28 29
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Cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 76; Cifuentes Bezanilla 1986, 34; La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) AJuS 9.11.1983 »Afortunadamente él mismo [Carlos Díaz; OG] cayó en la cuenta que no debía tener más al niño en su casa. Con el discernimiento de varias personas fieles a Peñablanca se encontró un hogar que recibirá a Miguel Angel como hijo. En casa de Jorge Aravena y Luzmira Elliott, padres de cuadro niños, Miguel Angel ha encontrado una familia y un hogar desde la segunda semana de Diciembre de 1983. Ellos legalmente tienen su tutoría.« (Barros Valenzuela 1985, 136; cf. Contardo Egaña 1998, 47) Carola/Aldunante 27.8.1984, 74; TVN/Araya E. 25.8.1984 Carola/Aldunante 27.8.1984, 74
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Aus dieser Santiago-Gruppe, zu der auch Álvaro Barros und Alejandro Cifuentes gehörten, sollte Ende Juni 1984 die Fundación Monte Carmelo als zweite verfaßte Gruppierung der Peñablanca-Anhänger hevorgehen. Das Movimiento Mariano 7 Estrellas setzte davon unberührt seine Aktivitäten fort, und die Anhänger in Quilpué, Villa Alemana und der Umgebung standen offensichtlich auch mit der Gruppe in Santiago in ständigem Kontakt. Nichtsdestotrotz existierten ab Dezember 1983 zwei ›Zentren‹ des Peñablanca-Kults, von denen eins an den Erscheinungsort und das andere an den Aufenthaltsort des Visionärs gebunden war.
13.4 Dezember 1983 bis Februar 1984: Das Erscheinungsritual als feste Einrichtung Während mit der Gründung des Movimiento Mariano 7 Estrellas am 8.12.1983 auf Seiten der Anhänger eine sichtbare Institutionalisierung eingetreten war, entwickelte sich auch das Erscheinungsritual, das nun häufig abends oder nachts stattfand32 und meist mehrere Stunden dauerte, in den folgenden Monaten zu einem zusehends standardisierten und innerhalb der Peñablanca-Anhängerschaft kontextualisierten religiösen Ereignis. Dabei waren die seit Jahresbeginn in ihrer Häufigkeit zunehmenden Erscheinungstermine gleichzeitig durch zwei Strukturmerkmale geprägt. Zunächst durch die teilweise explizt als solche ausgewiesene Wiederholung von in den Anfangsmonaten der Erscheinung ausgeprägten Abläufen (s.o. 9) und Inhalten der ›Botschaften‹ (s.a.o. 6.5),33 wobei in letzteren besonders die Kritik an der Amtskirche (»Kloaken der Unrein-
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So etwa bereits am 8.12. (Barros Valenzuela 1985, 133; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 77f.); die zweite Untersuchungskommission wies in ihrem Bericht daraufhin, daß aus diesem Grund auch die Berichte über ›Sonnenwunder‹ während der Erscheinungen nicht mehr vorkamen: »[...] hay que anotar que paulatinamente las presuntas apariciones se han ido realizando en horas de la tarde, iniciadas al atardecer, de tal modo que cuando se realizan acciones de trance del vidente hay oscuridad total, y por lo tanto que estos signos han desaparecidos en la actualidad.« (AICRV 10.8.1984, 6) So ›zitierte‹ Poblete ganz explizit während des Visionszustand am 6.5.1984 die ›Botschaft‹ vom 15.6.1983: »Cae de rodillas, se prepara para comulgar y recibe la sagrada Hostia en forma invisible. Luege dice: ›Primer mensaje, dado el 15 de Junio (1983): ›Habrá que hacer mucha penitencia [...]‹.« (Barros Valenzuela 1985, 191); cf. auch den Kommentar von Barros zur Erscheinung vom 9.5.1984: »Este es el último mensaje, no habrá otros, solamente repeticiones de los últimos mensajes, para que nadie se le olvide, de todo lo que ha dado Ella. Se repetirán muchos.« (Barros Valenzuela 1985, 197)
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heit«)34 sowie apokalyptische Inhalte dominierten:35 . Diese zunehmenden Wiederholungen schlugen sich auch in der Überliefung der Anhänger nieder, wenn etwa Barros in seiner Peñablanca-Dokumentation die Erscheinungen einzelner Tage nur noch in kurzen Zeilen nennt und zusammenfassend charakterisiert.36 Darüber hinaus kam es mehrfach zur Erweiterung und Elaborierung sowohl des Erscheinungsrituals selbst (s.a.o. 9.2) als auch der für die sich ausbildende Peñablanca-Devotion spezifischen religiösen Symbolik, wobei besonders häufig ein expliziter Bezug auf andere bekannte Marienerscheinungen hergestellt wurde. Als Beispiel sei hier eines der vielen ›sichtbaren Zeichen‹ angeführt, das in der Perspektive der Peñablanca-Anhänger die ›Echtheit‹ der Erscheinungen auch ›objektiv‹ belegte. Es handelte sich um die auch aus den Berichten anderer Marienerscheinungen, insbesondere derer von Lourdes, bekannte ›Kerzenprobe‹.37 Poblete sei während des Visionszustands für mehrere Minuten eine brennende Kerze unter das Kinn gehalten worden, ohne daß dieser Schmerz empfand oder danach Verbrennungen zu erkennen gewesen seien38 . Erstmals am 8.12.1983 belegt39 , wurde diese ›Probe‹ mehrfach bei späteren Terminen wiederholt40 , und Fotografien davon wurden als weiterer ›Beweis‹ unter den Anhängern verbrei-
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»Nuevamente en las apariciones de Mayo, se repite el mensaje a los sacerdotes dado el 13 de octubre de 1983 con a la siguiente variante... ›cada día está aumentando la cloaca‹.« (Barros Valenzuela 1985, 205; cf. aaO., 191f.) Erscheinung vom 9.5.1984 »Nuevamente dice Ella: Desventurados los habitantes de la Tierra, Dios va a agotar su cólera y nadie podrá sustraerse de tantos malos.« (Barros Valenzuela 1985, 197) So schreibt Barros etwa zum 27.5.1984 nur: »Der Dialog war sehr leicht und sympathisch.« (»El diálogo fue muy liviano y simpático.«; Barros Valenzuela 1985, 208) Über die Erscheinungen vom 22.6.1985 bemerkt er nur lapidar: »Ella viene a repetir los mensajes de siempre.« (Barros Valenzuela 1987, 246) »Recordemos que uno de los milagros que hizo al Obispo atender el caso de Bernadita Soubirous en Massabielle, Lourdes, fue que ésta soportó sin alteración una vela que casualmente y por pocos minutos estuvo en contacto con su piel sin causarle herida alguna.« (Barros Valenzuela 1985, 136; cf. Hierzenberger/Nedomansky 1993, 214) Bereits im Oktober hatten man Poblete einer Probe auf Schmerzunempfindlichkeit mit Hilfe einer Sicherheitsnadel unterzogen (s.a.o. 11.8, Anm. 155). Cf. auch die entsprechenden Aussagen des Arztes Alan Rojas in einer Videodokumentation der Peñablanca-Anhänger. (Fundación Monte Carmelo o.J.) »Ante los ojos de todos ellos, Miguel Angel, en pleno éxtasis, acercó una vela encendida hasta su cuello y la llama tomó contacto con la piel por bastante tiempo. Ningún signo de dolor se notó en el vidente, ni siquiera un parpadeo o una lágrima. Nada; la llama parecía lamer la piel. Posteriormente, los médicos ahí presentes, examinaron la piel de esa parte del cuello y pudieron comprobar que no existía el menor signo de quemadura. ¡Un verdadero hecho sobrenatural!, comentaron.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 78) Unter anderem am 28.1. (Barros Valenzuela 1985, 149) und 14.5.1984 (aaO., 206).
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Abbildung 13.2: Die ›Kerzenprobe‹, Erscheinung vom 8.12.1983 (Foto: Archiv Jorge Aravena)
tet (s. Abb. 13.2).41 Nunmehr weitgehend ohne öffentliche Aufmerksamkeit (s.o. 13.1) und erst ab April 1984 wieder durch eine zweite Untersuchungkommission beobachtet (s.u. 13.6) waren die Entwicklungen in Peñablanca fast ausschließlich durch ihre spezifische religiöse Sinndeutung bestimmt und auf die Belange der zunehmend in verschiedenen formellen und informellen Gruppierungen organisierten Anhänger bezogen. Insofern liegen für diesen Zeitraum auch fast ausschließlich Schilderungen der religiösen ›Innensicht‹ als Quellen vor. Auch im Rahmen der Erscheinung vom 29.12.1983, der letzten des Jahres, zeigte sich sowohl das genannte memorierende wie das innovative Element. So griffen die ›Botschaften‹ dieses Tages, wie schon mehrere Male zuvor (s.a.o. 8.2 und 8.13), die tagespolitische Situation auf, namentlich die Gewalt in den Straßen42 , und verbanden antikommunistische mit apokalyptischen Inhalten.43 War die Gegenüberstellung der alltäglichen Gewalt des Jahres 1983 und der »Friedensbotschaft« der Erscheinung zuvor schon häufig auftgetaucht (s.o. 6.5), so gipfelte dieses 41 42
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Dieselbe Aufnahme findet sich in: Barros Valenzuela 1985, 117; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 722; Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, VI (Titelblatt). Cf. »Nacht der Angst nach extremistischem Anschlag und schwerem Beben.– PANIK UND VANDALISMUS« (»Noche de terror tras atentado extremista y violento temblor.– PANICO Y VANDALISMO«; La Estrella de Valparaíso 15.12.1983) »Más te digo, si el pueblo chileno insite en la violencia, vendrán días muy amargos. El marxismo está construyendo su torre y tratan de llevar muchas almas a la perdición.« (Barros Valenzuela 1985, 135)
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Motiv nun in einem entsprechenden ›Ehrentitel‹ bzw. in einer ›Selbstbezeichnung‹ der Devotion, welche die beiden etablierten44 ergänzte und unter dem sie in Zukunft bekannt werden würde: »La Dama Blanca de la Paz« (»Unsere Liebe Frau des Friedens«).45 Eine weitere ›Innovation‹ dieses 29. Dezembers, die gleichzeitig eine sich schon länger abzeichnende Entwicklung innerhalb der Gruppe von Peñablanca-Anhänger reflektiert, war die durch den Inhalt einer ›Botschaft‹ ›offizielle‹ Bestimmung des Jesuitenpaters Miguel Contardo zum geistlichen Leiter Pobletes.46 Contardo nahm damit endgültig den Platz von Luis Fernández ein (s.a.o. 8.12 und 11.7) und füllte diese Rolle über den ganzen Zeitraum der Erscheinungen hinweg aus (s.a.o. 8.6). Die nächsten Erscheinungen im Januar, am 12.1., 14.1.47 , 28.1. und 29.1., setzten das aus den Vormonaten bekannte Schema fort. Der ›Einzug‹ der Pilger erfolgte in nächtlicher Prozession mit einem Marienbild (28.1.),48 ein Sprecher leitete über Lautsprecher die Gebete und kommentierte Pobletes Verhalten und Äußerungen; die Praxis der ›Wunderfotografie‹ (s.a.o. 9.6.2) bei Tag in die Sonne (12.1.),49 bei Nacht ohne Blitz (28.1.)50 war weiterhin fester Bestandteil des Ablaufs ebenso wie Nachahmung von Gesten und Bewegungen des Visionärs durch die Umste-
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»Virgen de las Siete Estrellas« (s.o. 6.4); »Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios« (s.o. 6.6) »Ich will leidenschaftlich verehrt werden als Eure Liebe Frau, die Eure Liebe Frau des Friedens. Ebenso sage ich dir: Ich bin Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz, Mutter der Hilfe, die Unbefleckte Empfängnis, die Weiße Dame des Friedens.« (»Quiero ser venerada ardientemente como vuestra Señora Dama Blanca de la Paz. Al igual te diré: Yo soy la Señora del Rosario, Madre del Socorro, la Inmaculada Concpeción, la Dama Blanca de la Paz.«; Barros Valenzuela 1985, 134f.; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 80; Contardo Egaña 1998, 47; Cifuentes Bezanilla 1986, 13) »Dann sagte ich zu ihr: ¿Wer wird mein geistlicher Leiter sein? Sie sagte zu mir: ›Sag zu meinem Sohn, Miguelito, daß er es sein wird‹. Dann sagte ich zu ihr: Was, ich? ›Nein, lieber Sohn, mein viel geliebter Sohn Miguelito‹. Ah, Pater Contardo. Ja, Sohn.« (»Luego le dije: ¿Quien será mi Director Espiritual? Ella me dijo: ›Decidle a mi hijo Miguelito que lo sea‹. Luego, yo le dije: Como, ¿yo? ›No hijito, mi hijo predilecto Miguelito‹. Ah, el Padre Contardo. Sí, hijo.«; Barros Valenzuela 1985, 135; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 81; Contardo Egaña 1998, 47) Diese Erscheinung fand im ›privaten‹ Rahmen ohne überlieferte ›Botschaften‹ in der Ortschaft Colliguay (s.a.o. 11.3) statt. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 83) Barros Valenzuela 1985, 139 »El sol en lo alto fulgura majestuoso en un azul sin nubes. La Mamá pide que saquen fotos. Allí se verán después bellísimas algunas tomas del astro en un oscuro cielo verde donde aparecen reflejos de claro e intenso azul. [...] ¡Qué bellas fotografías!« (Barros Valenzuela 1985, 138) »Pueden sacar fotos pero sin flash, [...]. Se indica que enfoquen encima del eucaliptus [s.a.o. 9.5, Abb. 9.2, 264]. Después se verán maravillosas fotografías obtenidas en este momento.« (Barros Valenzuela 1985, 145; cf. aaO., 151)
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henden51 oder charismatische Ausdrucksformen, wie das Gebet mit gegenseitig gefaßten Händen52 (s.a.o. 9.5.2, Abb. 9.6, 272). Die ›Botschaften‹ griffen in erster Linie die bereits bekannten apokalyptischen Motive (s.a.o. 6.5 und 9.5.5) auf (12.1.)53 . Eine auffällige Neuerung jedoch, die am 28.1.1984 erstmals in den Quellen auftaucht und von da an durchgehend üblich wurde, war die Integration einer ›Lesung‹ aus bereits verschriftlichten, früheren Peñablanca-›Botschaften‹.54 Damit bekam der sich im Zuge der Institutionalisierung ausbildende ›Kanon‹ der ›Botschaften‹ (s.o. 13.2) seinen festen Ort im religiösen Leben des Peñablanca-Kults. Wie sehr dieses Element sich an den liturgischen Ablauf eines katholischen Gottesdienst anlehnte, wird deutlich, wenn ab Mai 1984 schließlich auch regelmäßige Lesungen aus dem Neuen Testament als Bestandteil in das Erscheinungsritual integriert werden.55 Für den 28.1.1984 liegt erstmals auch eine umfangreiche Schilderung des Gesamtablaufs eines Erscheinungsrituals aus Sicht der Anhänger vor,56 die außerdem sämtliche Äußerungen Pobletes, auch die nicht explizit als ›Botschaften‹ ausgewiesenen, aufzeichnete. Barros’ minutiöse Schilderung, in der jedes noch so kleine Detail religiöse Bedeutsamkeit gewann57 , bestätigte noch einmal die oben bereits mehrfach für September und Oktober 1983 beschriebenen Abläufe des Erscheinungsrituals. Gleichzeitig markiert der Bericht jedoch eine erneute Veränderung sowohl in der Quellenlage als auch im Herantreten der Anhänger an die einzelnen Erscheinungstermine und deren Überlieferung. Während für die ersten Monate der Erscheinung 1983 sowohl Barros als auch Paredes fast ausschließlich das Tagebuch Pobletes reproduzierten, was ei51
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»Eleva un cirio apagado y toda la gente levanta las velas para que la Virgen las bendiga. Luego lo prende y la gente lo imita. [...] Miguel Angel eleva a María su escapulario y la gente lo imita.« (Barros Valenzuela 1985, 139; gesamte Schilderung aaO., 139–151) »La Virgen le pide a Miguel Angel que todos se tomen las manos como verdaderos hermanos. Así unidos rezamos lentamente el Padre Nuestro en alta voz.« (Barros Valenzuela 1985, 140) »El brazo de mi Hijo es muy fuerte, pero está cayendo porque no puede sostener el peso de vuestros pecados. [...] Hay guerras en todas partes, habrá una paz ligera. Luego habrá mucha discusión y nuevamente habrá conflictos rompiendo la paz.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 82) »In einigen Momenten wurden vorige Botschaften vorgelesen.« (»En ciertos momentos se leen mensajes anteriores.«; Barros Valenzuela 1985, 140) So am 13.5. (»Se lee el primer capítulo de San Lucas.«; Barros Valenzuela 1985, 202) oder am 7. und 23.6.1984 (Barros Valenzuela 1985, 215; Ders. 1987, 33). »Se ha querido colocar aquí una aparición completa tal como se desarolla, para que quede constancia, pero ocurren tantas cosas que es difícil transcribirlo todo fielmente y saber a qué se refiere todo lo que se escucha.« (Barros Valenzuela 1985, 141) »Será necesario, a futuro, escribirlas todas, pues en muchas ocasiones, una sola frase del vidente está cargada de sentido o un gesto puede tener gran significación.« (Barros Valenzuela 1985, 139)
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ne Rücküberprüfung des Wortlauts oder des Datums der Entstehung der ›Botschaften‹ aus den ersten Wochen ausschließt – es könnte sich bei diesen Texten auch um retrospektive Niederschriften Pobletes handeln (s.a.o. 6.1) – sind alle späteren durch direkte Transkription vor Ort oder nachträglich mit Hilfe von Ton- und Videoaufzeichnungen (s.a.o. 9.6.2) belegt. Paredes nennt den 28.1. als Datum für den Beginn systematischer Tonbandaufzeichnungen,58 auch wenn solche unregelmäßig bereits für vorige Erscheinungstermine genannt wurden.59 Mit ihnen kamen auch die Schilderungen der Erscheinungstermine in den Dokumentationen der Anhänger seit Anfang 1984 dem eigentlichen Ablauf des Erscheinungsrituals deutlich näher. Die ›Botschaften‹ erschienen daraufhin auch nur noch selten als zusammenhängende Textpassagen, und statt dessen in Form des von Poblete auf dem Hügel geäußerten ›Dialogs‹.60 Auch wenn Barros es zunächst bei dieser einen ausführlichen Schilderung beließ, so bringt er gleichzeitig die Hoffnung zum Ausdruck, daß alle von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ eines Tages vollständig übertragen werden sollten.61 Tatsächlich publizierten bereits 1985 Miguel Contardo und Alan Rojas die Transkriptionen von elf ausgewählten Erscheinungsterminen zwischen März und Oktober 1984.62 Vollständig realisiert wurde dieses Ziel jedoch erst 1993 mit dem Erscheinen des Buchs von María Luisa Paredes, die alle ihr zugänglichen Tonaufzeichnungen über die gesamten Jahre 1983–1988 hinweg transkribierte (s.a.o. 8.4).63 58 59
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»Desde hoy se comienzan a grabar las apariciones«. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 84) So für den 12.11.1984: »Las grabaciones de este día fueron obtenidas por un peregrino.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 75) Die während der jeweiligen Erscheinungsrituale aufgezeichneten Kassetten bildeten nicht nur die Grundlage der textlichen Tradition in Peñablanca, sondern wurden darüber hinaus von den Anhängern als ›echte‹, ›direkte‹ Zeugnisse kopiert, weiterverteilt und an den Devotionalienständen des Hügels verkauft. (cf. Originaltonaufnahmen 12.7.1984; 19.7.1984; 4.11.1984) Va a entrar al recinto y cae de rodillas. Besa el suelo y camina de rodillas adentro del recinto, con las manos juntas. Se le ve mover los labios y sonríe. Como que se le ilumina cara mirando hacia el cielo, sonriente. – Estás como te vi la primera vez arriba del espino –, dice. Qué hermoso se ve este muchacho iluminado por dentro! Levanta las manos junto al eucaliptus, mirando hacia el cielo. Enrique Valenzuela le coloca el micrófono pero nada dice; no siempre habla o si lo hace no siempre es con voz fuerte. Abre las manos. – ¡Gracias! ›¡Oh! Madre‹, le dice como riendo entusiasmado, transportado; conversa ensimismado con Ella escuchándose apenas alguna intimidad como de susurros. – Madre..., mientras tanto intensamente mira al cielo. Pasan los minutos.« (Barros Valenzuela 1985, 142) »Llegará el día en que se recopilarán todas las palabras que se ha podido escuchar en estos diálogos celestiales, tan humanos. Hay muchas grabaciones.« (Barros Valenzuela 1985, 151) Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 129–152 »Bueno, fui juntando todo lo que era el mensaje grabado a ese libro.« (Interview: Paredes Zamora/Grasmück 4.2.2006, 12)
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13.5 Februar und März 1984: Medaille, »Monte Carmelo«, Kapelle und eine »Mission« in Ocoa Für den Februar und März 1984 sind mehrere Entwicklungen zu beobachten, die eine fortschreitende Konsolidierung des Peñablanca-Kults und die Entwicklung eines eigenen religiösen Selbstverständnisses dokumentieren. So kam es im März erstmals seit September 1983 zu einer Zunahme der Erscheinungstermine, die sich in den kommenden Monaten immer mehr verstärken sollte (s.o. 13.1, Grafik 13.1).64 Dem neu kontextualisierten ICTUS-Symbol (s.o. 9.5.4) wurde nun in einer ›Botschaft‹ der Erscheinung vom 2.2.1984 ein zweites, für Peñablanca spezifisches ikonographisches Erkennungszeichen beigeordnet.65 Entsprechend den Anweisungen Pobletes entwarf Alejandro Cifuentes eine herzförmige Medaille (s. Abb. 13.3) als neue Peñablanca-Devotionalie.66 Diese war sowohl eine explizite Referenz auf die in Lateinamerika besonders verbreitete »Medalla Milagrosa« der Marienerscheinungen in der Rue du Bac (s.o. 2.4.2) als auch eine Zusammenfassung zentraler Punkte einer sich ausbildenden Peñablanca-›Mariologie‹. So gehöre Peñablanca in eine Reihe mit den »wichtigsten universalen Erscheinungen der letzten Zeit«67 und stehe darüber hinausgehend in einem heilsgeschichtlichen Zusammenhang, der das Chile der Gegenwart mit dem Israel des Evangeliums verbindet: »Die Medaille von Peñablanca bringt eine Berufung des chilenischen Volkes – vergleichbar der Berufung des Volkes Israel – zum Ausdruck. Jesus kam zu den seinen und sie empfingen ihn nicht. Die Jungfrau kommt nach Chile, ein angeblich marianisches Land, und die ihren empfangen sie ebensowenig.«68
Diese Verknüpfung von Chile mit Israel, wie sie traditionell bereits in der chilenischen Nationalpatronin »Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel« zum Ausdruck kommt, wurde tatsächlich auch für die PeñablancaDevotion zum zentralen Referenzpunkt. Bezeichnete man den Erscheinungsort in Anlehnung an die Apokalypse bisher als »Cerro de las Siete 64 65 66 67 68
»Este relativo aumento de las Visitas de María se irá acentuado en los meses siguientes.« (Barros Valenzuela 1985, 158) Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 93 Contardo Egaña 1998, 62; Barros Valenzuela 1985, 161; auch in der Presse wird die neue »spezielle Medaille« aufgegriffen (Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984, 32, Foto). »Secuencia de las más importantes apariciones universales de los últimos tiempos.« (Barros Valenzuela 1985, 161) »La medalla de Peñablanca ha puesto de manifiesto una vocación del pueblo de Chile en paralelo con la vocación del pueblo de Israel. Jesús viene a los suyos y no lo reciben. La Virgen viene a Chile, pretendido país mariano, y los suyos al igual tampoco la reciben.« (aaO.)
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Abbildung 13.3: Medaille aus Peñablanca. Das Textband am Rand lautet: »Von La Salette nach Massabielle – von Fátima nach Garabandál – von San Damiano nach Peñablanca / Mein Gott, oh Jesus mein, vergib uns die Sünden. Erlöse uns vom Feuer der Hölle« (»De La Salette a Massabielle – de Fátima a Garabandál – de San Damiano a Peñablanca. / Dios mío, oh Jesús mío, perdonanos los pecados. Libranos del fuego del infierno.«). Der Davidstern unter dem Aufhänger trägt auf der Seite mit dem Marienbild die Aufschrift »Chile« auf der mit dem Christusporträt »Israel«. Die Plakette ist auch heute noch an Devotionalienständen auf dem Monte Carmelo käuflich zu erwerben. (Archiv OG)
Estrellas« (»Hügel der Sieben Sterne«; s.a.o. 6.4), nach dem sich auch die Anhängergruppe aus Quilpué benannt hatte (s.o. 13.2), so tauchte wenige Monate nach Entwurf der Medaille ein neuer Name für den Hügel auf, der die Motivik der Plakette aufgriff. Während der Erscheinung vom 14.4.1984 in Peñablanca äußerte Poblete folgende ›Botschaft‹, die die Umbenennung rechtfertigte: »Als Sie sagte, der Hügel solle Hügel der Sieben Sterne ihrer Krone genannt werden... sprach Sie prophetisch. Wörtlich sagte Sie: Dieser Hügel soll ›Hügel der Sieben Sterne‹ genannt werden, aber dies ist nicht sein wahrer Name, sondern vielmehr ›Monte Carmelo‹ [›Berg Karmel‹], wo Unsere Liebe Frau dem Propheten Elias erschien. Und hier sage ich noch einmal: Chile vereint mit Israel, der Monte Carmelo de Chile. Hier soll die Mutter des Karmel gekrönt werden, die Virgen del Carmen; [...].«69
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»Cuando Ella dijo que el cerro de las Siete Estrellas de su Corona se debería llamar... estaba hablando en profecía. Textualmente dijo así: Este cerro deberá llamarse ›La Colina de las Siete Estrellas‹, pero ese no es el nombre verdadero, sino es el ›Monte Carmelo‹, donde
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Tatsächlich wurde daraufhin die Bezeichnung »Monte Carmelo de Chile« oder meist nur »Monte Carmelo« zum ›offiziellen‹, bis heute gebräuchlichen Namen für den Erscheinungshügel in Peñablanca70 sowie seit Juni 1984 für die gleichnamige Stiftung (s.u. 13.8.2), dem neben dem Movimiento Mariano 7 Estrellas zweiten verfaßten Träger des Peñablanca-Kults. Eine weiteres ›äußeres Zeichen‹ hin zur Entwicklung eines dauerhaften Peñablanca-Kults war der konkrete Entwurf für den Bau einer Kapelle auf dem Erscheinungshügel. Auch wenn eine genaue Datierung nicht mehr möglich ist, so scheinen doch seit spätestens im Dezember 1983 – ausgehend vom Movimiento Mariano 7 Estrellas – konkrete Pläne für den Erwerb des Grundstücks und die bauliche Weitergestaltung des santuario popular bestanden zu haben (s.o. 13.2, Zitat bei Anm. 10). Im März nun enstanden auf Betreiben Pobletes, der sich auch in diesem Fall erwartungsgemäß auf seine Erscheinung bezog, erste konkrete Baupläne für eine Kapelle. Diese solle, so die ›Botschaft‹ Marias, noch vor dem 29.9.1984 fertigestellt werden. Ausgehend von einer einfachen Skizze des Visionärs, die dieser in Anschluß an die Erscheinung vom 21.2.1984 angefertigt hatte, begann der Architekt Álvaro Barros in Absprache mit Poblete die Ausarbeitung eines entsprechenden Grundrisses, der sich an eines der kleineren Gotteshäuser in Fátima anlehnte. Anfang April waren die Arbeiten an den Bauplänen abgeschlossen. Der für die tatsächliche Realisierung des Kultbaus sehr viel wichtigere Teil der Baufinanzierung und des Grunderwerbs sollte jedoch erst mehrere Monate später mit der Einrichtung eines speziellen Kontos Anfang Juni und einem damit verbundenen systematischen Spendenaufruf angegangen werden (s.u. 13.8.2). Als letzte Entwicklung im März, die bereits deutlich auf ein ausgeprägtes Verständnis der Peñablanca-Anhänger als eigenständige Gruppierung hindeutet, sei hier noch die vorübergehende ›Verlegung‹ des Erscheinungsrituals in das etwa 35 Kilometer nordöstlich, am Rande des La Campana-Nationalparks gelegene Dorf Ocoa genannt. Wie man dazu gekommen war, genau diesen Ort auszuwählen, ist aus den Quellen nicht zu klären. In der Darstellung der Anhänger erschien Ocoa als kirchenferner Ort, voller »Alkohol- und Drogenmißbrauch und Prostitution«71 , den es zu »bekehren« galt. Hintergrund der durch die
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la Señora se le apareció al profeta Elías. Y aquí vuelve a decir: Chile unido a Israel, El Monte Carmelo de Chile. Aquí será coronada la Madre del Carmelo, La Virgen del Carmen; [...]« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 113; cf. Barros Valenzuela 1985, 177f.; Cifuentes Bezanilla 1986, 14) Im August 1984 war die neue Bezeichnung, des bisher für gewöhnlich »Cerro de la Virgen« genannten Hügels auch der Presse bekannt (cf. Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 26) Barros Valenzuela 1985, 168; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 13
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Erscheinung selbst angekündigten ›Verlegung‹ des Erscheinungsrituals von Peñablanca weg, war offensichtlich die Tatsache, daß man Miguel Contardo seitens seines Orden untersagt hatte, weiterhin den Hügel zu besuchen (s.o. 10.5).72 Im Gegensatz zu den Erscheinungsritualen in Peñablanca, an denen regelmäßig immer noch mehrere Tausend Menschen teilnahmen, blieben die Erscheinungen in Ocoa auf den engsten Kreis der Anhänger beschränkt. Am Karfreitag, den 20.4., waren zwischen 80 und 100 Personen zugegen, wobei hier die Anwohner mit eingerechnet wurden.73 Insgesamt kamen die Peñablanca-Anhänger acht Mal nach Ocoa. Das erste Mal am 31.3., dann am 1.4., 8.4., 15.4. und 20.4.1984 sowie noch einmal im Juni am 8.6., 9.6. und 10.6.1984, wobei im April neben den Erscheinungen in Ocoa weiterhin zehn in Peñablanca stattfanden. Während Erscheinungen im privaten Rahmen – so im Haus der Familien Comelin Zurita (s.o. 7.2), der Familie Aravena Elliott74 oder in der Gemeinde von El Sol häufig vorkamen, war die von den Anhängern so genannte »Mission«75 in Ocoa eine Ausnahme, die eine vorübergehende Episode des Jahres 1984 blieb.
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»Me encontraba en mi apacible retiro en la Casa de Ejercicios de Padre Hurtado, cuando me llamó Miguel Ángel por teléfono desde Santiago y en su peculiar manera de hablar me dijo: –›Oiga, la Virgen quiere que Ud. vaya a dar un retiro a Ocoa y lo pasaremos a buscar‹. –›¿Y dónde está Ocoa?‹ –›No se preocupe‹. [...] Apenas llegamos, Miguel Ángel salió corriendo por el pueblo. [...] Miguel Angel corría en éxtasis por la calle, hasta llegar a a plaza. La recorrió y se devolvió, y en ese momento se obró un milagro maravilloso. La Hostia Santa venía del Cielo y se va acercando lentamente en esa loca carrera hacia sus labios.« (Contardo Egaña 1998, 52f.) Barros Valenzuela 1985, 172 Erstmals am 25.5.1984 sowie zu späteren Anlässen soll sich dort sogar ein ›Hostienwunder‹ zugetragen haben. Auf einem leeren Teller, den Poblete während eines Visionszustands in der Hand hielt, seien plötzlich mehrere Hostien aufgetaucht. (cf. Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 5) Hier klingt bereits das Selbstverständnis der Peñablanca-Gruppe als »Missionare« an, das in der ›Botschaft‹ vom 20.4. Ausdruck in einer entsprechenden »Regel« fand: »Die Missionare werden eine große Aufgabe haben in der kritischen Zeit. [...] Sie werden die ›Schüler der letzten Zeiten‹ genannt werden. 1. Regel: Sie sollen die Messe besuchen. 2. Regel: Dem Nächsten helfen wie sich selbst. 3. Regel: Die Kleidung [...] 4. Regel: Sie sollen über den Geheimnissen meditieren. 5. Regel: Sie werden überall hingehen. Später werde ich weitere verkünden.« (»Los misioneros tendrán una gran tarea en el tiempo crítico. [...]. Serán llamados ›Los Discípulos de los Ultimos Tiempos‹. 1a Regla: Deberán asistir a misa. 2a Regla: Ayudar al prójimo como a si mismos. 3a Regla: La vestimento [...]. 4a Regla: Tendrán que meditar los misterios. 5a Regla: Irán a todas partes. Luego daré los demás.«; Barros Valenzuela 1985, 174). Diese ›Botschaft‹ und insbesondere die Bezeichnung der »Missionare« taucht nach der Spaltung des Visionärs von der bisherigen Anhängerschaft von 1988 an im Namen der Sondergruppe Apóstoles de los Últimos Tiempos wieder auf (s.u. 14.6.2).
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November 1983–September 1984: Konsolidierung und zweite Untersuchung
13.6 April 1984: Bildung einer zweiten Untersuchungskommission Obwohl die Aussagen des Bischofs von Valparaíso in seiner zweiten Erklärung am 28.10.1983 deutlich und eindeutig waren – es handle sich bei den Vorgängen in Peñablanca um »keine Erscheinungen der Jungfrau Maria« (s.o. 11.9) – und auch in den darauf folgenden Monaten keine Änderung seiner Haltung diesbezüglich zu erkennen war,76 kam es Anfang April 1984 zu einer überraschenden Entwicklung. Zunächst unbemerkt von der Öffentlichkeit veranlaßte Bischof Valenzuela die Bildung einer zweiten Untersuchungskommission. Wie es zu der Entscheidung kam, den Fall Peñablanca nur wenige Monate nach der letzten Erklärung noch einmal neu aufzurollen, läßt sich angesichts der mangelhaften Quellenlage für das Bistum Valparaíso in diesem Zeitraum nicht eindeutig klären. Zu vermuten ist jedoch, daß vor allem drei Entwicklungen dazu führten. Dies war erstens die Tatsache, daß Valenzuelas mehrfach geäußerte Hoffnung auf ein schnelles Verschwinden der Wallfahrt in Peñablanca (s.o. 10.4, Zitat bei Anm. 93) sich nicht bewahrheitet hatte. Zwar war die Anzahl der Besucher auf dem Hügel ab November zurückgegangen, blieb jedoch mit teilweise mehreren tausend Pilgern noch immer hoch genug (s.o. 13.1, 5), um als problematisch zu erscheinen. Schwerwiegender als dieser Ausdruck lebendiger, wenn auch kirchlich mißbilligter religiosidad popular war aus Sicht der Diözese zweitens jedoch die fortschreitende Ausbildung eines organisierten Peñablanca-Kults, der sowohl Rückhalt in einer Pfarrgemeinde genoß, als auch von einzelnen Klerikern der Diözese, wie etwa Miguel Contardo, offen unterstützt wurde. Die Peñablanca-Anhänger verteidigten nicht nur in Flugschriften die ›Echtheit‹ der Erscheinungen (s.o. 13.2), sondern übten auch immer wieder offene, scharfe Kritik an der ersten Kommission – so etwa in wiederholten schriftlichen Eingaben an den Bischof und in einem Fall sogar an die Chilenische Bischofskonferenz (s.o. 12.2, Zitat bei Anm. 56) – und forderten die Wiederaufnahme der Untersuchungen. Einer der Hauptkritikpunkte an der Kommission von Jaime Fernández zielte auf die behauptete, aber offiziell nie weiter konkretisierte Einmischung »kirchenfremder Gruppen« (s.o. 11.9) in die Marienerscheinung von Peñablanca. Da die von Fernández in die Diskussion eingebrachte Manipulationshypothese (s.o. 12.) aus Sicht der Anhänger unhaltbar war und als eigentlicher Grund der raschen kirchlichen Ablehnung angesehen wurde, war die Forderung nach einer neuen Untersuchung die logische Konsequenz. Daß die organisierten Peñablanca-Anhänger darüber hinaus ei76
Cf. die Interviews in La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983 und Análisis/Collyer/Acevedo 6.–20.12.1983; s.a.o. 12.1
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gene Untersuchungen anstellten (s.a.o. 12.2), wie La Segunda bereits Ende November berichtete, muß aus Sicht der diözesanen Hierarchie besonders problematisch erschienen sein.77 Eine wie auch immer geartete Gefährdung der »Einheit der Kirche«, die Valenzuela auch in seiner Peñablanca-Erklärung vom 28.10. bereits angesprochen hatte, galt es angesichts der innenpolitischen Situation und des angespannten Verhältnisses zwischen Militärregierung und katholischer Kirche (s.o. 3.5.2), in jedem Fall zu vermeiden. Die dritte Entwicklung, die als Grund für die Einrichtung einer weiteren Kommission in Frage kommt, war die unabhängig vom Entstehen der Peñablanca-Anhängerschaft auch in der breiteren Öffentlichkeit sowie besonders in den Erscheinungen kritisch gegenüberstehenden Kirchenkreisen entstehende kontroverse Diskussion über die Manipulationshypothese. Weder Jaime Fernández noch Bischof Valenzuela hatten je die Militärregierung Pinochet oder eines ihrer Organe in diesem Zusammenhang genannt, sondern vielmehr entsprechende Unterstellungen seitens der Presse immer explizit zurückgewiesen (s.o. 12.1). Entsprechend kompromittierend müssen deshalb Forderungen gewesen sein, wie etwa die der Jesuitzeitschrift Mensaje, anstelle unspezifischer Verdächtigungen endlich die Urheber des unterstellten »Betrugs« öffentlich zu benennen: »Welche schließlich sind die Verdächtigungen des Bischofs? Es scheint geboten, den von Monsignore Valenzuela angeforderten Abschlußbericht zugänglich zu machen. Sofern es bezüglich dieser Ereignisse einen Betrug gegeben haben sollte, ist es dann nicht angemessen, diesen öffentlich vor jenem Volk anzuzeigen, das betrogen worden sein könnte?«78
In gewisser Hinsicht gab Bischof Valenzuela mit der Einrichtung der zweiten Kommission der Forderung nach einer Neubewertung der Ereignisse ebenso nach wie der nach Offenlegung der Hintergründe der 77
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»Cuando el miércoles fuimos a ver al Arzobispo y le dimos estos antecendentes, reaccionó bastante sorprendido y molesto. [...] [La Segunda:] –¿Sabía usted que hay un grupo de sacerdotes haciendo otra investigación dirigida a demostrar lo contrario? [Francisco de Borja Valenzuela:] –Es para mí es totalmente nuevo. En mi Diócesis, no. [La Segunda:] –Si, monseñor. De su Diócesis y de Santiago. ¿Realment no lo sabía? [Francisco de Borja Valenzuela:] –No, absolutamente. Le diría. Imaginese. Se les habría dicho con mucha amibilidad, que no deben hacerlo.« (La Segunda–La Gaceta/Olivares/Lepe 26.11.1983) »En fin, ¿cuales son los sospechas del obispo? Parece que una medida oportuna sería dar a conocer el informe resultante de la investigación solicitada por el mismo Mons. Valenzuela. Sin en estos hechos hubo engaño, ¿no corresponde denunciarlo públicamente ante ese pueblo que habría engañado?« (Mensaje/Alley Dezember 1983, 717); cf. hierzu auch den offenen Brief in Las Últimas Noticias/Tito Justo Livio 15.10.1983
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kirchlichen Entscheidung79 , wenn das Ergebnis auch beiderseits enttäuschen mußte. Die zweite Kommission sollte im Ergebnis ebenfalls zu einer eindeutig negativen Bewertung der Vorgänge kommen, obwohl der im Rahmen einer Pressekonferenz Ende August veröffentlichte Bericht keinen direkten Hinweis mehr auf die vieldisktutierte Manipulationshypothese enthielt (s.u. 13.12.2). Am 3.4.1984 fand zwischen Bischof Valenzuela und dem zukünftigen Leiter der Untersuchung, Gonzalo Ulloa Rübke (geb. 7.4.1936), geschäftsführender Direktor des »Instituto de Ciencias Religiosas« an der Universidad Católica de Valparaíso, ein erstes persönliches Gespräch über die Bildung einer neuen Kommission statt.80 Ulloa begann unmittelbar im Anschluß an diese Unterredung mit der Suche nach geeigneten Kommissionsmitgliedern. Im Gegensatz zur ersten Untersuchung war keines der Mitglieder Priester oder Teil der diözesanen Hierarchie. Ernannt wurden vielmehr fünf Professoren der Universidad Católica, womit von vornherein ein gegenüber der ersten Kommission anderer Schwerpunkt in der Herangehensweise deutlich wurde. Angesichts der Kritik an den Untersuchungen von Jaime Fernández erscheint es so, als wollte man durch die Zusammensetzung von Beginn an der Kommission einen mehr ›objektiven‹, einen ›wissenschaftlichen‹ Charakter verleihen: »[...] eben aufgrund der Zweifel, die der Bericht von Jaime Fernández hervorgerufen hatte, war die zweite Kommission gebildet worden. [...] Fernández hatte eine Position eingenommen, die, man könnte sagen,
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»Monsignore Valenzuela wies heute morgen darauf hin, daß er geglaubt habe, der Fall sei mit der ersten Erklärung abgeschlossen gewesen. Trotzdem fügte er hinzu, daß er verfügt habe, die Kommission zu vergrößern, weil Pater Jaime Fernández hätte abreisen müssen und man ihn vielfach gebeten habe, die Untersuchung fortzusetzen.« (»Monseñor Valenzuela señaló esta mañana que él había pensado que con ese primer pronunciamiento el caso se daba por concluido. Sin embargo agregó que debido a que el padre Jaime Fernández tuvo que irse y que muchos le pidieron continuar investigando, había dispuesto ampliar la comisión.« (La Estrella de Valparaíso 21.8.1984; cf. Anm. 64); cf.: »[OG:] Warum wurde eine neue Kommission gebildet? [Álvaro Barros:] Weil immer noch tausende von Menschen dort hingingen, darunter viele Priester und [Francisco de Borja Valenzuela] erhielt die Aufforderung von anderen Bischöfen, in erster Linie von Monsignore Piñera [Bernardino Piñera Carvallo, damaliger Vorsitzender der CECH; OG], daß es gut wäre, ernsthafte Untersuchungen anzustellen.« (»[OG:] ¿Pero por que se había formado una nueva comisión? [Álvaro Barros]: Por qué estaban yendo millares de personas entre ellos muchos sacerdotes y [Francisco de Borja Valenzuela] recibe la orden de otros obispos sobre todo monseñor Piñera que era bueno investigar seriamente.«; Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 4) Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005; diese und die folgenden Datumsangaben basieren auf dem privaten Kalender von Gonzalo Ulloa aus dem Jahr 1984, den er im Rahmen dieses Interviews dankenderweise konsultierte.
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eher theologisch war. Wir zumindest nahmen eine mehr empirische Haltung ein.«81
Mitglieder der Kommission (s.a.u. 13.11, Abb. 13.10, 523) waren neben dem Religionshistoriker und Philosophen Ulloa der Theologe Pedro Garcés Troncoso, der Theologe Kamel Harire Seda (geb. 3.3.1947), der Physiker Carlos Wörner Olavarría (geb. 14.3.1942) und der Biologe Atilio Aldo Almagiá Flores; letzterer wurde allerdings erst im Juli 1984 Mitglied der Kommission.82 Ansonsten kam es während der laufenden Untersuchung zu keinen weiteren personellen Veränderungen. Eine Anfrage vom 24.7.1984 von Bischof Valenzuela an Gonzalo Ulloa, den Psychiater Ramón Catalán als zusätzliches Mitglied in die Kommission aufzunehmen, scheiterte an der Ablehnung Cataláns.83 Somit befand sich unter den Mitgliedern der Kommission kein Mitglied mit ausgewiesener psychologischer respektive psychiatrischer Fachkompetenz. Trotzdem sollte später die psychopathologische Bewertung der Persönlichkeit des Visionärs Poblete (s.a.o. 11.2) ein zentrales Element der Argumentation und letztlich der negativen Einschätzung des späteren Untersuchungsberichts der zweiten Kommission sein (s.u. 13.11.2). Außer einzelnen Gesprächen mit Ärzten – darunter auch mit dem von Ramón Catalán als Ersatz für ihn empfohlenen Psychiater Gustavo Figueroa84 –, die vereinzelt im Auftrag der Kommission auch den Hügel besuchten, stützte sich die psychologische Einschätzung in erster Linie auf Vorarbeiten der ersten Kommission von Jaime Fernández, die in dieser Hinsicht als ausreichend empfunden wurden.85
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»[...] justamente por las dudas que genera el informe de Jaime Fernández se nombra la segunda comisión. [...], Fernández se pone en una posición digamos así más teológica. Nosotros por lo menos yo estoy en una posición más empírica [...].« (Interview: Wörner Olavarría/Grasmück 9.12.2005, 2f.) Es sei hier gleich angemerkt, daß seitens der Peñablanca-Anhänger gerade wegen dieses wissenschaftlichen Charakters der zweiten Kommission die Kompetenz für eine ›korrekte‹ Untersuchung abgesprochen wurde: »Welche Eignung haben sie als Hochschullehrer? Sind sie etwa Experten in oder wissen sie etwas über Mystik, Geschichte der Mystik, mystische Phänomene, mystische Zustände?« (»¿Qué idoneidad tienen como profesores universitarios? ¿Serán expertos o sabrán algo de Mística, Historia de la Mística, Fenómenos Místicos, Estados Místicos?«; Barros Valenzuela 1985, 211) La Estrella de Valparaíso 25.8.1984, 12; Alle fünf Mitglieder der Kommission sind bis heute aktive oder emeritierte Dozenten der Universidad Católica de Valparaíso. Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 18f.; cf. auch »[...] y estaba a punto de unirse a ellos un siquiatra.« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 27) Zur Kompetenz von Figueroa auch im Bereich Künstlerpathographie cf. seinen kürzlich erschienenen Aufsatz über Virginia Woolf (2005) »Pero no contratamos psicólogos [...]. ¿Por qué? Porque, el aspecto psicológico de Miguel Angel ya había sido suficientmente estudiado. Cuando nosotros recibimos el caso, ya había un perfil psicológico de Miguel Angel, bastante claro y que nosotros
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Jaime Fernández, der auch nach der ablehnenden Erklärung vom 28.10.1983 formal Leiter der Peñablanca-Kommission blieb, war im Januar 1984 von seiner Kongregation nach Ecuador versetzt worden (s.o. 12.1, bei Anm. 45) und gab daraufhin dieses Amt auf. Die zweite Untersuchungskommission baute also auf der ersten Untersuchung auf und verwendete deren Ergebnisse, auch wenn die Kritik an dieser letztlich einer der Gründe für die Bildung der neuen war. Von den Mitgliedern der neuen Kommission war einzig Kamel Harire bereits zuvor direkt mit den Gegebenheiten in Peñablanca in Kontakt gewesen, als Beobachter der ersten Untersuchung im Auftrag von Jaime Fernández.86 Dennoch verstand sich die zweite Kommission nicht als neue, eigenständige Untersuchung, sondern als Fortsetzung der ersten, die »an dem Punkt wieder ansetzte, bei dem Padre J. Fernández stehen geblieben war«, wie aus einem späteren Zwischenbericht von 1987 klar wird.87 Tatsächlich griff die zweite Kommission was Akten- und Archivmaterial anging, v.a. auf die schon vorhandenen, von Fernández zusammengetragenen Dokumente zurück.88 Im Mittelpunkt der neuen
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mismos por nuestra observación lo confirmamos después, [...].« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 12) »[...] yo a diferencia del resto del grupo [...] de alguna forma empecé a ir antes, cuando estaba a cargo de esto el padre Jaime Fernández. Y por invitación de otro compañero de la comundiad de Jaime Fernández, fui como observador.« (Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005, 2) »Anfang 1984 ernannte der genannte Diözesanbischof eine zweite theologische Untersuchungskommission, [...]. Diese [...] nahm ihre Arbeit in den ersten Tagen des Monats April 1984 an dem Punkt auf, an dem Pater J. Fernández [...] stehen geblieben war.« (»A comienzos de 1984, y el mencionado Obispo Diocesano designó una segunda Comisión Teológica de Investigación [...]. Esta [...] inició su trabajo en los primeros días del mes de Abril de 1984, retomando el punto en que había quedado el Padre J. Fernández [...].« (AICRV 17.8.1987, 1); cf. auch Äußerungen von Gonzalo Ulloa und Kamel Harire gegenüber Ercilla im August 1984 (–/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14) So zitiert der von Pedro Garcés verfaßte Anhang zum Untersuchungsbericht vom 23.8.1984 ausführlich aus dem Dokument von Fernández. (»Informe del R.P. Jaime Fernández«; AICRV o.D. [August 1984?], 9, Anm. 26 u.ö.). Auch der häufige Quellenvermerk »Archivo« bezieht sich offensichtlich auf das Archiv der ersten Kommission, so etwa »Archivo. Testimonio escrito del Párroco Padre Luis Fernández. 26.9.83« (aaO., 8, Anm. 5) oder »Archivo. Informe Neurológico del Dr. Juan Eurolo Montecinos, Neurólogo, 18.10.83« (aaO., Anm. 12). Auch das Tagebuch Pobletes, in dem dieser die ersten nicht-öffentlichen Erscheinungen dokumentiert hatte, lag der zweiten Kommission vor (»Archivo. Transcripción a máquina del Diario manuscrito de Miguel Angel que también consta en el archivo.« [aaO., 9, Anm. 41]; s.a.u. 13.11.2, Anm. 274). Dabei ist fraglich, ob die entsprechenden Dokumente allen Mitgliedern der Kommission gleichermaßen zur Verfügung stand, da mindestens einem der Professoren – Carlos Wörner – nach eigener Aussage die Dokumente von Fernández nicht bekannt waren: »Nein, wir haben das Material von Pater Fernández nicht verwendet, zumindest nicht direkt. Wir gingen [dort hin] und formten uns unsere eigene Meinung. Mir war er nicht bekannt, der Bericht. Ich kannte ihn [Fernández; OG], wir sprache mit ihm, aber seine Berichte waren mir nicht direkt bekannt.« (»No,
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Untersuchung standen jedoch nicht die Hintergründe der Entstehung der öffentlich wirksamen Marienerscheinung ab August 1983, sondern vielmehr die Akteure der Ereignisse, wie sie die zweite Kommission im April 1984 vorfand: »[...] wir als Kommission [bearbeiteten] nicht die Information[en] über eine Inszenierung. Warum? Weil es sehr gefährlich war, und wenn wir etwas in diese Richtung geäußert hätten, wäre die Beweislast bei uns gelegen, wir hätten es belegen müssen und unsere Aufgabe war keine Polizeiarbeit. Also fragten wir nur: In welchem Bereich sind wir ›Experten‹? Nun, niemand ist Experte bezüglich Erscheinungen. Wer sind wir also, wie gehen wir gewöhnlich in unserer wissenschaftlichen Arbeit vor? Folglich werden wir also Methoden, Wege, Instrumente anwenden um eine Studie der Begebenheiten, die eines Ereignisses anzufertigen. [...] Wir werden unsere Aufmerksamkeit also z.B. auf die dortigen Akteure richten, [...]. Wir werden uns mit dem Individuum beschäftigen [...]. Wir werden uns z.B. die Botschaften ansehen, [...]. Und genau das taten wir.«89
Nur elf Tage nach dem ersten Gespräch zwischen Gonzalo Ulloa und Bischof Valenzuela machten sich die Mitglieder der Kommission vor Ort ein Bild von den Vorgängen. Sie besuchten am 14.4.1984 erstmals eine Erscheinung auf dem Hügel in Peñablanca90 und nahmen somit genau an dem Erscheinungsritual teil, das dem »Monte Carmelo« seinen Namen geben sollte (s.o. 13.5). Es folgten weitere Ortsbegehungen u.a. am 22.4 (nachts; Ostersonntag), 27.4. (abends), 30.4., 5.5. und 9.5.91 Am 19.5., 4.6. und 12.6., dem Jahrestag der Erscheinungen, wurden darüber hinaus Tonbandaufzeichnungen angefertigt.92 Auch während mehrerer ›Stigmatisierungen‹ Pobletes waren die Kommissionsmitglieder anwesend,
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nosotros no usamos el material del Padre Jaime, directamente por lo menos. Fuimos y nos formamos nuestra propia opinión. Yo no lo conozco, el informe. Yo lo conozco a él digamos, conversamos con el, pero no conozco directamente sus informes.«; Interview: Wörner Olavarría/Grasmück 9.12.2005, 2) »[...] nosotros nunca, como comisión trabajamos de la información sobre un montaje. ¿Por qué? Porque era muy peligroso, y si decíamos algo sobre esta dirección, el peso de la prueba quedaba a cargo nuestro, nosotros teníamos que demostrar y no era nuestra función una función policial. Sino, que dijimos: ¿en que somos ›expertos‹? Bueno, nadie es experto en apariciones. ¿Y que somos, como hacemos habitualmente en nuestro trabajo de investigación? Entonces vamos a emplear métodos, pasos, los instrumentos para hacer el estudio de los acontecimientos, de un suceso. [...] Entonces nos vamos a fijar por ejemplo en los actores que están ahí, [...]. Nos vamos a preocupar del sujeto, [...]. Nos vamos a mirar por ejemplo los mensajes, [...]. Y eso hicimos.« (Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005, 3) AICRV 10.8.1984, 5 Alle nicht anders gekennzeichneten Daten laut persönlichem Terminkalender von Gonzalo Ulloa (cf. Anm. 80; Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 16–19) AICRV o.D. [August 1984?], 8.10
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so am 18.7., 19.7 und 15.8.1984, an diesem Tag in Begleitung eines Arztes93 . Man sei, so Gonzalo Ulloa, praktisch jedes Wochenende während der laufenden Untersuchung auf dem Hügel in Peñablanca gewesen und bei besonderer Veranlassung auch unter der Woche.94 Neben diesen Ortsbegehungen und der ›teilnehmenden Beobachtung‹ des Erscheinungsrituals und seiner Abläufe95 , führten Mitglieder der Kommission Interviews mit allen zentralen Akteuren des bereits in Teilen ausgebildeten Peñablanca-Kults. Die ersten Gespräche mit Pfarrer Luis Fernández, mit Raúl Providel, dem ›Sprecher‹ während des Erscheinungsrituals, sowie mit dem Architekten Álvaro Barros sind für den 30.4.1984 belegt.96 Es folgte am 23.5.1984 ein Gespräch mit Pobletes geistlichen Leiter Miguel Contardo in Santiago, dessen Einfluß auf den Visionär selbst und auf den Verlauf der Erscheinungen die Kommission als besonders hoch einschätzte (s.a.o. 8.6, 102), dann am 26.5.1984 ein Interview mit dem Arzt Alan Rojas97 sowie am 2.6.1984 ein zweites Gespräch mit Barros und Rojas in Peñablanca.98 Für den 4.8.1984 sind außerdem Interviews mit dem Ehepaar Luzmira Elliott und Jorge Aravena in Santiago99 sowie mit dem Visionär selbst, in Anwesenheit von Miguel Contardo, belegt.100 Während die Peñablanca-Anhänger, die offensichtlich weiterhin über persönliche Kontakte innerhalb der Diözese verfügten, bereits etwa zwei Wochen vor dem ersten offiziellen Interview von der
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»[...] und wir konsultierten Ärzte unseres Vertrauens, die uns als unparteiische Zeugen auf denHügel begleiteten, um ihre Meinung über das Phänomen [der Blutungen] zu erfahren [...].« (»[...] y consultamos médicos de confianza nuestra, que nos acompañaron al cerro como testigos imparciales para saber su opinión respecto del fenómeno [de los sangramientos] [...].«; Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 12) 94 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 17 95 Die Anwesenheit der kirchlichen Beauftragten hatte offensichtlich auch Auswirkungen auf den Ablauf des nun ›unter Beobachtung‹ stehenden Rituals, so daß die Kommission sich entschloß, nicht immer sichtbar als Gruppe, sondern möglichst einzeln an den Erscheinungen teilzunehmen: »Otras veces no íbamos todos, porque fuimos notando que nuestra presencia influía en el desarollo de los acontecimientos. En forma sutil, notábamos un cambio en los mensajes y en el compartamiento del animador.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14) 96 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 17; die Begegnung wird von Barros (1985, 186) nicht erwähnt. 97 AICRV o.D. [August 1984?], 8 98 Barros Valenzuela 1985, 211 99 Barros Valenzuela 1987, 66f. 100 AICRV o.D. [August 1984?], 9; Barros zufolge soll es sich bei diesem Gespräch um die einzige Unterredung der Kommission mit Poblete gehandelt haben (1987, 68– 70). Kamel Harire als Kommissionsmitglied dagegen berichtete von drei bis fünf Unterredungen mit dem Visionär (Interview: Harire Seda 16.11.2005, 3f.)
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Bildung der Kommission erfahren hatten101 , fanden die Untersuchungen zunächst unbemerkt von der Medienöffentlichkeit statt – ganz im Gegensatz zu denen von Jaime Fernández im Vorjahr (s.o. 10.4). Die Einrichtung der zweiten Kommission, sofern diese der Presse überhaupt bekannt war, änderte offensichtlich nichts an ihrem weitestgehenden Desinteresse in diesem Zeitraum (s.a.o. 13.1).102 So berichtet Barros vom Anruf einer Journalistin der Zeitung La Segunda, Lilian Olivares, am Tag vor dem zuvor durch eine Zeitungsanzeige angekündigten Jahrestag der Erscheinungen (s.u. 13.8.1). Obwohl Olivares zwischen August und November 1983 als verantwortliche Korrespondentin für Peñablanca in umfangreichen Reportagen über die Vorgänge berichtet hatte, war sie offensichtlich auch über zwei Monate nach Einrichtung der zweiten Kommission hierüber nicht informiert.103 Tatsächlich setzte eine erneute Medienwirksamkeit und damit gleichzeitig auch eine breite öffentliche Wahrnehmung der erneuten kirchlichen Ermittlungen erst Mitte Juli im Gefolge der bei Poblete auftretenden ›Stigmatisierungen‹ ein (s.u. 13.9).104 Bis zu diesem Zeitpunkt blieb das Agieren der neuen
101 So kommentiert Barros nach seiner Beschreibung der Erscheinung vom 14.4.1984, an der erstmals Miglieder der Kommission teilgenommen hatten: »Mit ungewöhnlicher Verschwiegenheit hatte eine zweite bischöfliche Untersuchungskommission zu agieren begonnen. Aus wem wird sie wohl bestehen? Wieviel werden es sein? Was wird ihr Spezialgebiet sein? Man sagt, es seien Professoren der Universidad Católica de Valparaíso.« (»Ha comenzado a actuar con inusitado sigilo una segunda Comisión Investigadora Episcopal. ¿Quiénes la conformarán? ¿Cuántos serán? ¿Cuál será su especialidad? Dicen que son profesores de la Universidad Católica de Valparaíso.«; Barros Valenzuela 1985, 181) 102 Eine Ausnahme bildet hier, wie auch sonst bezüglich der Medienberichterstattung über Peñablanca, das Radio (s.a.o. 13.1, Anm. 3). So ist zumindest eine Meldung kurz nach Bildung der Kommission auf Radio Portales am 19.4. (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 16f.) sowie ein Interview mit Kamel Harire auf Radio Agricultura (Juni 1984) belegt. 103 »Me llamó Lilian Olivares, la periodista de ‘La Segunda’. Deseaba saber detalles de lo de esta tarde y que mañana me llamaría para saber cómo había salida todo. Estaba admirada, casi sin dar crédito a admitir que el Obispo de Valparaíso, con tanto sigilo hubiese nombrado una nueva comisión investigadora. ¿Por qué en una cosa de tal envergadura actúa como a escondidads? Le comuniqué los nombres de los cuatro professores.« (Barros Valenzuela 1985, 218) 104 Eine der frühesten Erwähnungen der Kommission in der Presse fand sich Anfang August in der Wochenzeitschrift Qué Pasa, die über einen Besuch des Erscheinungsrituals vom 21.7.1984 berichtete: »Auf dem Hügel befinden sich auch Mitglieder der Kommission, die den Fall untersucht. Wir sprachen mit Gonzalo Ullo Rübke, stellvertretender Direktor des Institus für Ciencias Religiosas UCV, der uns erklärte, daß ihre Rolle die reiner Beobachter sei, und daß man keine Erklärung abgeben könnte, weil sie allein dem Bischof berichten sollen, was sie ›gehört und gesehen haben‹.« (»Están también en el cerro miembros de la comisión que investiga el caso. Conversamos con Gonzalo Ulloa Rübke, director interino del Instituto de Ciencias Religiosas de la UCV, quien nos explica que su papel es el de meros observadores, impedidos de hacer alguna de-
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Kommission und deren Kontakte mit den Peñablanca-Anhänger eine rein innerkichliche Angelegenheit. Von Beginn ihrer Arbeit an hielt die Kommission wöchentliche oder zumindest vierzehntägliche Arbeitstreffen ab105 , um ihre Ergebnisse zu diskutieren und ihren Bericht vorzubereiten. Gonzalo Ulloa als Leiter stand darüber hinaus im regelmäßigen direkten Kontakt zu Bischof Valenzuela.106 Bereits gut einen Monat nach Beginn der Untersuchung, am 8.5., forderte Francisco de Borja Valenzuela bei Ulloa einen vorläufigen Bericht der Kommission an, den diese knapp eine Woche später, am 14.5. 1984,107 dem Bischof persönlich in Lo Vásquez übergab, im Rahmen der dort vom 14.–18.5.1984 stattfindenden Vollversammlung der CECH.108 Der kurze Zwischenbericht nahm zumindest im Ergebnis bereits den späteren abschließenden voraus und kam nach gut einem Monat Untersuchungsarbeit bereits zu einer negativen Einschätzung der Vorgänge.109 Auch die Peñablanca-Anhänger wußten schon früh von dem Bericht und rechneten bereits im Vorfeld mit einer weiteren Ablehnung.110 Diese hinzunehmen waren sie jedoch ebensowenig bereit, wie die aus ihrer Sicht für die Untersuchung einer Marienerscheinung völlig ungeeignete Vorgehensweise der Kommission111 , in die sie zumindest als In-
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claración, porque sólo deben contar al Obispo lo que hayan ›visto y oído‹.«; –/Vial 2.–8.8.1984, 29) Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 18 19.4.1984: Telefongespräch wegen der Radioberichterstattung über die neue Kommission (cf. Anm. 102); 23.4.1984: persönliche Unterredung über den Stand der Untersuchung (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 16f.) AICRV 13.8.1984, 1; der erste Bericht liegt leider im Original nicht vor. Laut Aussage von Gonzalo Ulloa handelte es sich hierbei um ein sehr kurzes Schriftstück, in Form eines Briefs, den die Kommission dem Bischof persönlich zusammen mit einigen zusätzlichen, mündlichen Bemerkungen übergeben hatte. (cf. Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 16) Thema der Tagung war die nationale Situation. Die Abschlußerklärung Nunca perderemos la esperenza (CECH 1988) forderte im Namen der Kirche einmal mehr demokratische Freiheitsrechte, insbesondere Pressefreiheit ein. »Diese Kommission erstellte einen ersten Bericht mit Datum 14. Mai 1984, der bezüglich der Person des vorgeblichen ›Visionärs‹, der angeblichen Erscheinungen sowie auch der angeblichen ›Botschaften‹ der Jungfrau zu negativen Schlußfolgerungen kam.« (»Un primer informe fue emitido por esta Comisión con fecha 14 de Mayo de 1984 llegando a conclusiones negativas tanto respecto de la persona del pretentido ›vidente‹, como de las supuestas apariciones, así como también respecto de los supuesto ›mensajes‹ de la Virgen.«; AICRV 17.8.1987, 2) Cf. Barros Valenzuela 1985, 186 »Wir sahen uns also angeblichen Experten gegenüber. Das Interview konzentrierte sich über lange Zeit auf die medizinischen Erläuterungen von Doktor Rojas über die körperliche und geistige Gesundheit von Miguel Ángel, dessen Entwicklungsalter nach seiner [des Arztes] Meinung niedriger sei, als sein chronologisches Alter. [...] Er erscheine psychisch normal [s.a.o. 10.2, Anm. 34], dabei aber ein wenig infantil. [...] Besonderes Augenmerk legte er auf die Darlegung der vordergründigen
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terviewpartner stellenweise Einblick hatten. Barros berichtet in seiner Peñablanca-Dokumentation mehrfach ausführlich über Gespräche mit ihm, Alan Rojas, Luzmira Elliott und Jorge Aravena und mit Poblete und kritisiert diese entsprechend. Die Fragen der Kommissionsmitglieder ließen keinerlei Systematik erkennen und würden den aus seiner Sicht entscheidenden Berichten über die ›Wunder‹ in Peñablanca keinerlei Bedeutung zumessen, was die fünf Professoren als Experten für die hier vorliegenden ›mystischen‹ Phänomene disqualifiziere (cf. Anm. 81). Selbst dann, wenn sich, wie das ›Kerzenwunder‹ und die ›Stigmata‹, etwas direkt vor ihren Augen ereigne, ließe sie das unberührt: sie »woll[t]en nicht sehen«.112 Darüber hinaus seien die Kommissionsmitglieder auf dem Hügel viel zu selten113 und v.a. in entscheidenden Momenten – etwa beim Auftreten der ›mystischen Kommunion‹114 – nicht anwesend geweUntersuchung des unerklärlichen Phänomens, daß man eine entzündete Kerze unter das Kinn des vermeintlichen Visionärs gehalten habe; für die Professoren hatte dieses nicht die geringste Bedeutung.« (»Nos encontrábamos pues ante presuntos expertos. La entrevista se centró largamente en las explicaciones médicas del doctor Rojas sobre la salud física y mental de Miguel Angel, cuya edad psicológica está, según su opinión, por debajo de su edad cronológica. [...] Psicológicamente parece normal, pero un tanto infantil. [...] Especial importancia revistió para el expositor [d]el examen somero del inexplicable fenómeno de la aplicación de una vela encendida bajo el mentón del presunto vidente, por los profesores esto no reviste importancia alguna.«; Barros Valenzuela 1985, 211) 112 »Am 21. Juli um sieben Uhr abends eine neue Erscheinung. Es wiederholt sich das Wunder, daß man für lange Zeit eine Flamme unter das Kinn des Visionärs hält, ohne daß dieser Schmerz zeigt oder irgendwelche Zeichen von Verletzung auftreten. Dieses Mal sind zwei bischöfliche Untersucher anwesend, Gonzalo Ulloa [...] und Kamel Harire, doch sie überprüfen das Wunder nicht, das sich vor ihren Augen ereignet und das 1858 in Lourdes Dr. Dozous sprachlos werden ließ.« (»El 21 de julio a las siete de la tarde nueva aparición. Se repite el milagro de la llama prendida por largo rato bajo la barbilla del vindente sin que éste demuestre dolor ni aparecer rasgos de daño alguno. Esta vez hay dos investigadores episcopales, Gonzalo Ulloa [...] y Kamel harire, mas, no comprueban el milagro que sucede ante ellos y que en 1858 en Lourdes, deja atónito al Doctor Dozous.«; Barros Valenzuela 1987, 56 113 »Die neue Kommission, alles Laien und Professoren der Universidad Católica de Valparaíso, tauchten Anfang April auf dem Hügel auf, und schon nach sehr kurzer Zeit schienen sie jegliches Interesse zu verlieren (sie nahmen nur an 5 oder 6 Erscheinungen teil, mittlerweile haben sich fast 300 ereignet).« (»La nueva comisión, todos laicos y profesores de la Universidad Católica de Valparaíso, aparecieron en el cerro a comienzos de Abril y a muy poco caminar parecieron perder todo interés (sólo asistieron a una[s] 5 o 6 apariciones, se han registrado ya casi 300).«; Cifuentes Bezanilla 1985a, 7) 114 Klagen über die fehlende Anwesenheit der Kommission finden sich bei Barros häufig eingeschoben in seine Beschreibungen entsprechender Erscheinungsdaten: »Kein Mitglied der bischöflichen Kommission war [am 17. Juni 1984; OG] zugegen, obwohl sie sich mitten in ihrer Aufgabe als Ermittler befanden, [...]. Ebenso wenig haben sie die vorherigen Kommunionen aus der Nähe betrachtet, und nie untersuchten sie die Hostien, die wir so oft gesehen haben.« (»Ningún miembro de la Comisión Episcopal estuvo presente a pesar de encontrarse en plena función investigadora [...]. Tampoco
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sen.115 Alles in allem sei die zweite kirchliche Untersuchungskommission von Beginn ihrer Ermittlungen an den Marienerscheinungen gegenüber voreingenommen gewesen und habe, anstatt sich ein eigene Position zu bilden, diejenige von Jaime Fernández und damit die aus Sicht der Anhänger unhaltbare Manipulationshypothese übernommen.116 Damit war aus Sicht der Anhänger dem Urteil der Untersuchung unter Leitung von Gonzalo Ulloa jegliche Grundlage entzogen. Um der Unzufriedenheit mit der zweiten kirchlichen Untersuchung Ausdruck zu verleihen, beließen es die Peñablanca-Anhänger jedoch nicht bei interner Polemik in ihren Schriften, sondern unternahmen – der Chronologie sei hier etwas vorgegriffen – konkrete Schritte, um ihre Position innerhalb des kirchlichen Verfahrens zu stärken: mit brieflichen Eingaben an den Bischof. Die Entstehung eines dieser Briefe zeigt darüber hinaus ein weiteres Mal, wie eng das Erscheinungsritual und besonders die in dessen Verlauf durch Poblete geäußerten ›Botschaften‹ mit den umgebenden sozialen Rahmenbedingungen verwoben war. Erstmals in den ›Botschaften‹ des 1.7.1984 tauchte eine ›Forderung‹ der Erscheinung auf, man solle einen Brief an Bischof Valenzuela verfassen, dessen Inhalt sie selbst vorgeben werde.117 Ein solcher Brief wurde dann in der folgenden Woche den Angaben Pobletes entsprechend formuliert und während einer weiteren Erscheinung noch einmal durch die Jungfrau Maria selbst ›legitimiert‹.118 Das Schreiben wurde Bischof Valenzuela schließlich am 13.7.1984 persönlich durch Poblete übergeben, in Begleitung u.a. von Raúl Providel. Bei dieser Begegnung – es war die erste persönliche zwischen dem Visionär und dem Bischof und sollte die letzte bleiben – wird über ein längeres Gespräch zwischen beiden berichtet das in der Darstellung bei Barros letztlich als die explizit gewordene Auseinandersetzung zwischen dem Anspruch Pobletes und seiner Anhänger – in Berufung auf die ›himmlische
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se habían aproximado a las comuniones anteriores y jamás examinaron las hostias que tantas veces hemos visto.«; Barros Valenzuela 1987, 22) Daß die Kommission entgegen dieser Einschätzung z.T. mehrmals wöchentlich vor Ort in Peñablanca war und kaum nur »fünf oder sechs Mal«, konnte oben gezeigt werden. »Esta segunda comisión orientó sin duda su investigación en este sentido, lo que pudimos comprobar a través de su actuación; aparentemente no partieron de cero, asumieron como válidas las conclusiones de la primera comisión lo que indirectamente reconoció Monseñor Valenzuela al resumir las conclusiones de esta segunda comisión; también se dedicó a buscar pruebas adicionales de la falsedad de los sucesos; [...].« (Cifuentes Bezanilla 1985a, 7) Barros Valenzuela 1987, 37; bei Paredes fehlt eine entsprechende Angabe (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 221–224) »Uno de estos días durante la santa misa se colocó [sobre el altar; OG] la carta al señor Obispo que la Santísima Virgen había pedido el día 1◦ de julio. Se le preguntó si Ella deseaba cambiar algo, y sólo agregó ciertas cosas.« (Barros Valenzuela 1987, 40)
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Autorität‹ der Jungfrau Maria – einer- und der amtshierarchischen Position Valenzuelas andererseits erscheint.119 Auf gleicher Ebene war ein zweiter, ebenfalls Anfang Juli verfaßter Brief zu sehen, in dem mehrere zentrale Akteure des Peñablanca-Kults, darunter Alan Rojas, Alejandro Cifuentes und Álvaro Barros ganz offen im besonderen die Untersuchungskommission angriffen und den Bischof aufforderten, auf diese entsprechend einzuwirken. Ein weiteres Mal kulminierte der dem Peñablanca-Kult inhärente Konflikt zwischen kirchlicher Hierarchie und engagierten Laienanhänger, die sich als ausdauernde Apologeten der Marienerscheinung erwiesen (s.a.o. 12.2.1): »Hochwürdige Eminenz: Mit untertäniger Ergebenheit, haben wir, die unterzeichenden Akademiker, sich entschlossen, uns an Sie zu wenden und Ihnen unsere tiefe Beunruhigung aufgrund einzelner Aspekte im Zusammenhang mit den Ereignisse von Peñablanca darzulegen. Wir selbst haben als einfache Katholiken die Ereignisse, die uns von höchstem Interesse scheinen, vor Ort verfolgt, und nach fast einem Jahr sind wir der Ansicht, daß tatsächlich glaubwürdige Anzeichen vorhanden sind, die das Vorliegen einer echten Erscheinung der heiligen Maria bei dem Jungen Miguel Ángel Poblete bekräftigen. Leider ging die erste bischöfliche Untersuchungkommission mit einer erstaunlichen Hast vonstatten und die zweite, ohne daß wir uns in ihre Arbeit einmischen wollten, erscheint reichlich wenig interessiert und oberflächlich in ihrem Vorgehen. Dies, so glauben wir, läßt sich nicht übereinbringen mit etwas von so großer Bedeutung wie die Untersuchung eines möglichen Besuchs der heiligen Maria in unserer Heimat. Wir glauben, daß eine objektive, sorgfältige, engagierte und ernsthafte Untersuchung, die subjektive und voreingenommene Positionen beiseite läßt, zu der Seelenruhe führen wird, die wir alle nötig haben. Um eine solche Untersuchung, die unsere himmliche Mutter aus Ehrfurcht vor ihr verdient, bitten wir den Herrn Erzbischof von Valparaíso.«120 119 »–Me mandó la Señora a hablar con usted, comienza Miguel Angel, y luego le comunica recados. El prelado pregunta por algunos términos. Se escuchan palabras como camino de perdición, Satanás, fe. –¿Y cuál es el camino de la perdición? Miguel Angel responde con extrema seguridad: –La maldad, el orgullo y la soberbia. Parece que el rostro del Obispo a estas alturas ya ha cambiado. Es severo. El muchacho trata de explicarle que no se debiera oponer a la fe de la gente. Las apariciones continúan. Hay muchas conversiones. [...] En cierto momento el Obispo interrumpe diciendo: – Usted ha de saber que hay que ser objetivo. –Sí, pero... –Y yo soy, no porque sea cosa mía, sino por mandato del Señor, yo soy el maestro en la fe.« (Barros Valenzuela 1987, 50; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 235) 120 »Eminencia Reverendísima: Con filial afecto, los profesionales firmantes, hemos decidido dirigimos a Ud. para plantearle nuestra profunda inquietud por algunos aspectos muy puntuales en relación a los sucesos de Peñablanca. Nosotros, como simples católicos, hemos seguido en el terreno mismo estos hechos que nos parecen del más alto interés y después de casi un año pensamos que realmente hay elementos
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Abbildung 13.4: Die ›mystische Kommunion‹ bei Poblete am 7.4.1984. Deutlich ist auf seiner Zunge eine große ›Hostie‹ zu erkennen, die er mit offenem Mund den erstaunten Pilgern zeigt (Foto: Archiv Jorge Aravena)
13.7 Mai 1984: Elaborierung des Erscheinungsrituals Die Erweiterung und Elaborierung des Erscheinungsrituals, wie die schon erwähnten ›Lesungen‹ aus vorigen ›Botschaften‹ oder die Kerzenprobe (s.a.o 13.4), nahm ab Mai 1984 noch einmal zu. An vielen Stellen rückten die durch viele Wiederholungen geprägten ›Botschaften‹ zu Gunsten performativer Elemente in den Hintergrund. So wiederholten sich einerseits mehrfach die bereits bekannten ›Wunder‹, wie der Empfang der ›mystischen Kommunion‹ durch Poblete (s.a.o. 11.8, Anm. 155)121 , wurden gleichzeitig aber weiter ausgestaltet, wenn der Visionär z.B. in diesem Fall mit einer sichtbaren ›Hostie‹ auf der ausgestreckten Zunge längere Zeit auf dem Gelände umherlief, um diese den Umstehenden zu zeigen (s.u. Abb. 13.4). de credibilidad para afirmar la realidad de una aparición de María Santísima al muchacho Miguel Angel Poblete. Lamentablemente, la primera comisión episcopal actuó con una premura sorprendente y la segunda, sin pretender inmiscuirnos en su labor, se ve bastante poco interesada y superficial en su actuar lo que creemos no se compadece con algo tan transcendental como es estudiar la posibilidad de una visita de María Santísima a nuestro suelo. Creemos que una investigación objetiva, acuciosa, dedicada y seria, dejando de lado posiciones subjetivas preconcebidas, produciría una tranquilidad que todos necesitamos. Es una investigación de este tipo la que por la veneración que nos merece nuestra Madre Celestial pedimos al Sr. Arzobispo de Valparaíso.« (FMC 9.7.1984; cf. Barros Valenzuela 1987, 41; Cifuentes Bezanilla 1985a, 6f.) 121 So etwa am 22.4. und 9.5.1984 (Barros Valenzuela 1985, 198)
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Weitere Entwicklungen im Mai und Juni ließen auch in der äußeren Ausgestaltung des Erscheinungsrituals die von den Anhängern geglaubte ›reale‹ Anwesenheit der Jungfrau Maria als Person »aus Fleisch und Blut«122 immer mehr sinnfällig werden und gipfelten schließlich in einer ›Berührbarkeit‹ der Erscheinung, wenn Poblete am 9.5.1984 mit dem Jesuskind ›spielte‹123 oder sich die Jungfrau Maria am Jahrestag der Erscheinungen, dem 12.6. (s.u. 13.8.1) in einen Sessel ›setzte‹, um sich ›krönen‹ zu lassen.124 Die explizite Hervorhebung der ›körperlichen‹ Anwesenheit Marias während der Erscheinungen, die bis hin zur Berührbarkeit durch die Visionäre oder ausgewählte Personen gehen konnte, tauchte auch im Rahmen anderer Marienerscheinungen als Weiterentwicklung auf, wie etwa in Heroldsbach-Thurn, etwa ein Jahr nach Beginn der Erscheinungen (1949–1952): die Seherinnen berührten Maria (ihren Mantel, ihre Hand, ihre Krone etc.), führten umstehenden Gläubigen die Hand zur Berührung und nahmen schließlich – wie auch Poblete in Peñablanca – das Jesuskind selbst auf den Arm.125 In Peñablanca fand diese Entwicklung eine weitere Steigerung in der ›Materialisierung‹ von mit der Erscheinung assoziierten Objekten, wenn Poblete am 27.5.1984 – wie am Vortag angekündigt126 – der Jungfrau Maria und dem Jesuskind je eine Haarlocke abschnitt.127 Poblete führte während des Erscheinungsrituals dieses Tages mit der mitgebrachten Schere entsprechende Schneidebewegungen in der Luft aus, woraufhin in seiner Hand nacheinander zwei Haarbüschel aufgetaucht seien.128 Die ›Grenze‹, die die Anwesenden vom ›Überirdischen‹ trennte, erschien in dieser Inszenierung gleichzeitig dünn und durchlässig. Maria war nicht nur in »Fleisch und Blut« anwesend, sie hatte Haare wie jeder Mensch.
122 »Diese Heilige Mutter, aus Fleisch und Blut wie wir, wie Christus, erscheint dem Visionär am 17.[6.1984] erneut, mittags.« (»Esta Madre Santa, de carne y hueso como nosotros, como Cristo, vuelve el 17 a aparacerse al vidente, durante el medio día.«; Barros Valenzuela 1985, 225); cf. 24.3.1984: »Estoy aquí en cuerpo y alma [...].« (Barros Valenzuela 1985, 166) 123 Barros Valenzuela 1985, 192f. 124 Barros Valenzuela 1985, 221 125 Göksu 1991, 60f., Abb. 126 »En la aparición del Sábado, 26 [de Mayo], Miguel Angle le dice a la Virgen: ›¿Por qué no me da un rizo de su pelo?‹ Ella le respondió que en la próxima aparición trajese tijeras.« (Barros Valenzuela 1985, 208) 127 Barros Valenzuela 1985, 185, Fotos; aaO., 208 128 In diesem Zusammenhang tauchte erstmals auch der Arzt Alan Rojas auf, der kurze Zeit später im Zusammenhang mit Pobletes Stigmata in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte (s.u. 13.9) und zu den Gründungsmitgliedern der Fundación Monte Carmelo (s.u. 13.8.2) gehörte. Rojas untersuchte das von Poblete der Erscheinung ›abgeschnittene‹ Haar unter dem Mikroskop.
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13.8 Juni 1984: erster Jahrestag, ›Stigmata‹ und weitere Institutionalisierung 13.8.1 Der 12.6.1984 und die »Wunden der Dornenkrone« Für den engen Kreis der Anhänger wurden die Erscheinungen spätestens ab Mai 1984, als die Frequenz der Termine immer weiter zunahm und schließlich im Juni mit 42 einen absoluten Höhepunkt erreichte (s.o. 13.1, Grafik 13.1) – z.T. fiel Poblete mehrfach an einem Tag in seinen Visionszustand – zum zentralen, »vom Alltag und von allem rationalen Zweckhandeln abführende[n]«129 Lebensinhalt, der weder Platz für Berufs- noch für Familienleben ließ: »Die Erscheinungen haben einen ungewöhnlichen Rhythmus angenommen, der keine Atempause läßt. Es sind viele. Manchmal mehr als eine am Tag. Das ein- oder mehrstündige Erlebnis als Zeuge der Ekstasen ist so intensiv, daß in der eigenen Erinnerung Erlebnisse, Daten und Termine durcheinander geraten. Selbst die Haushalte bleiben sich selbst überlassen und der Rhythmus des häuslichen und beruflichen Lebens gerät in Unordnung. Es ereignen sich neue Wunder. Oft zeigt eine neue Erscheinung bisher ungesehene Eigenarten. Man ist gehalten, das alltägliche Leben zu vergessen.«130
Das zentrale Datum, auf das man zuarbeitete, und für das größere organisatorische Vorbereitungen getroffen wurden, war das einjährige Jubiläum der Erscheinungen am 12.6.1984. Wenige Tage vor dem Jahrestag erschienen – finanziert und aufgegeben durch die Anhänger – Anzeigen in den beiden überregionalen Zeitungen La Tercera de la Hora und El Mercurio de Santiago, die für das Erscheinungsritual an diesem Tag einluden.131 Trotzdem blieb die Zahl der Pilger mit 5000–7000132 relativ gering. Auch 129 Weber 1988a,1 1915–1919, 262 130 »Las apariciónes han tomado un ritmo inusitado que no da respiro. Son muchas. A veces más de una durante el día. Es tan intensa la vivencia de una o más horas como testigo de los éxtasis que uno se pierde en sus propios recuerdos de experiencias, datos, fechas. Hasta las casas quedan abandonadas y el ritmo de la vida hogareña y laboral se trastorna. Ocurren nuevas maravillas. Es frecuente que una nueva aparición trae originalidades nunca previstas. Uno tiende a olvidar la vida cotidiana.« (Barros Valenzuela 1985, 200) 131 »Peñablanca (Villa Alemana) 12. Juni 1983–1984. BESUCH DER HEILIGEN MARIA. Unsere Liebe Frau lädt alle ein, Sie am ersten Jubiläum Ihrer Erscheinung zu ehren, am 12. Juni um 18:00 Uhr, auf dem Monte Carmelo de Chile (Peñablanca). Teilnahme weißgekleidet. Komitee Monte Carmelo. Missionare der Dama Blanca de la Paz.« (»Peñablanca (Villa Alemana) 12 de Junio 1983–1984. VISITA DE MARIA SANTISIMA. Nuestra Señora invita a todos para honrarla en el Primer Aniversario de Su Aparición, el 12 de Junio a las 18 horas, en el Monte Carmelo de Chile (Peñablanca). Asistir vestidos de blanco. Comité Monte Carmelo. Misioneros de la Dama Blanca de la Paz.«; Barros Valenzuela 1985, 218) 132 Barros Valenzuela 1985, 219
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das Erscheinungsritual dieses Tages wies trotz des bedeutungsträchtigen Datums wenig Neues auf. So wiederholten die ›Botschaften‹ ein weiteres Mal die Kritik am Klerus (»Kloaken der Unreinheit«),133 oder wiesen auf die Bedeutung des »ICTUS«-Symbols an den Haustüren hin.134 Es wurden ›Wunderfotografien‹ des Mondes ohne Blitz angefertigt (s.a.o. 9.6.2, Abb. 9.10, 288), und die Jungfrau Maria ›setzte‹ sich auf einen Stuhl, den man ebenfalls fotografierte. Als besondere Merkmale dieses Erscheinungstermins sind jedoch die weiße Kleidung hervorzuheben, in der viele Pilger der Aufforderung enstprechend gekommen waren, sowie mehrere performative Elemente, die auf das Jubiläum hinweisen sollten, z.B. als Poblete seiner Erscheinung ein Geburtstagslied sang135 oder Pilger eine übergroße Torte aus Pappe auf den Hügel brachten, aus der später ein als Engel verkleidetes Kind steigen sollte136 . Im großen und ganzen bewegte sich jedoch auch dieser Tag im Schema der vorigen. Nur eine Woche nach dem Jubiläum erreichte die seit Jahresanfang zu beobachtende schrittweise Elaborierung des Erscheinungsrituals dann die sowohl in der religiösen Innen- als auch in der Außenwahrnehmung ›spektakulärste‹ Entwicklung: eine ›Stigmatisierung‹137 Pobletes 133 »El clero ya ha aumentado sus cloacas: si sigue así habrá un gran castigo.« (Barros Valenzuela 1985, 221) 134 »Sigue insistiendo que pongan el ICTUS. Nuevamente va a dar el signo (del pez).« (Barros Valenzuela 1985, 221) 135 »Un año y no te lo he cantadao ... ›Cumpleaños Feliz‹. Y gracias por venir a Chile‹.« (Barros Valenzuela 1985, 219); cf. »Le canta personalmente el Happy Birthday que había ya sido cantado hace unos minutos sin su participación. [...] (Aparición del 12 de junio 1984, al cumplirse un año de estos sucesos de Peña Blanca‹)« (AICRV o.D. [August 1984?], 6.10) 136 »A alguien se le ocurrió llevar una torta imensa de papel y cartón para celebrar a María con un espectáculo casi circense. Salió de la torta un niño pequeño vestido de angelito.« (Barros Valenzuela 1985, 222) 137 Unter ›Stigmatisierung‹ bzw. ›Stigmatisation‹ (von griech. stígma, »Stich, Mal«) versteht man eine fast ausschließlich aus der katholischen Frömmigkeitsgeschichte bekanntes körperliches Phänomen, das in engem Zusammenhang zur Passionsfrömmigkeit und -mystik zu sehen ist und zumeist in direktem Zusammenhang mit religiösen Visionen und besonders häufig bei Frauen auftritt (cf. Schmid 2000). Es handelt sich zumeist um ohne ersichtlich äußere Verursachung auftretende schmerzhafte Hautblutungen im Bereich von Rücken, Kopf, Händen, Füßen oder Seite. Die Körperstellen der Blutung entsprechen den ›Wunden Christi‹ der Passionsgeschichte: Geißelung, Dornenkrone, Nägel der Kreuzigung und Lanzenstich. »Franciscus von Assisi ist der erste Visionär, der (1224) die Stigmata empfängt [...] die seitdem zum festen Motivrepertoir der körperlichen Begleiterscheinungen vieler katholischer (aber weder evangelischer noch orthodoxer) Visionäre gehören.« (Frenschkowski/Mette 2003, 141) Die wohl bekanntesten ›Stigmatisierten‹ des 20. Jahrhunderts, die hier stellvertrend für die vielen hundert dokumentierten Fälle angeführt seien, sind Therese Neumann (auch: von Konnersreuth) und der später heiliggesprochene Padre Pio da Pietralcina. Nach einer längeren Krankheitsvorgeschichte und angeblichen spontanen Heilungen traten bei Neumann (9.4.1898–18.9.1962) seit 1926 erstmals ›ekstatische‹ Zustände
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im Bereich des Kopfes. Die ›Stigmata‹ bei Poblete zeigten sich als »kleine blutende Punkte« auf der Kopfhaut, und wurden sowohl von Poblete selbst als auch von seinen Anhängern als die »Wunden der Dornenkrone Christi« gedeutet. Diese traten erstmals während des Erscheinungsrituals in der Nacht vom 18. auf den 19.6.1984, bei dem etwa 300 Personen anwesend waren138 , gegen drei Uhr morgens auf: »Miguel Ángel sagt: Nun hast Du mir also die Krone aufgesetzt? ... Ah! Als Du es mir sagtest, wollte ich nicht. Aber der Wille des Vaters geschehe. Morgen wirst Du uns eine Überraschung machen. Wird es mich sehr schmerzen? Die Menschen sehen erschrocken aus, vor lauter Gefühlsbewegung, während das Gesicht Miguel Ángels von Schmerz gezeichnet ist. Pater Contardo sagt über Mikrofon, daß es sich um die Passion Christi handle. Es schmerzt sehr, sagt Miguel Ángel weinend. Die Pilger beten voller Inbrunst. Jetzt ist der Visionär auf den Rücken gefallen. Miguel Ángel beginnt die Stigmata der Passion unseres Herrn zu erleiden. Vergib ihnen, sagt er. Welche Schmerzen! Und sie kreuzigen zusammen mit den ›Wundmalen‹ am Körper sowie ›Blutweinen‹ auf. Das Phänome wiederholte sich bis zu ihrem Tod regelmäßig am Freitag und zog große Aufmerksamkeit auf sich und eine große Zahl von Pilgern an, wurde jedoch von kirchlicher Seite mit großer Zurückhaltung und Skepsis behandelt (cf. Staehlin 1954, 206–227; Fuchs 1998; Hanauer 1997). Ihr Grab in Konnersreuth ist noch heute ein vielbesuchtes Ziel und es existiert weiterhin ein aktiver Anhängerkreis (cf. Bayrischer Rundfunk/Voss 1./5.11.2002; Neumann o.J. [Internetquelle]). Die ›Stigmata‹ bei dem gesundheitlich labilen Padre Pio (eigentlich Francisco Forgione; 25.5.1887–23.9.1968) traten am 20.9.1918 im Kapuzinerkonvent von San Giovanni Rotondo (Apulien) erstmals und dann regelmäßig immer freitags auf. Trotz des enormen Zulaufs an Pilgern wurde Pio kirchlicherseits äußerst kritisch, ja teilweise als ›Simulant‹ betrachtet und zeitweise mit Einschränkung bezüglich der öffentlichen Ausübung seines priesterlichen Amts belegt (Verbergen der ›Stigmata‹ durch Handschuhe‹; Staehlin 1954, 204f.). Erst nach seinem Tod unter Papst Johannes Paul II. änderte sich die Haltung des Vatikans. Pio wurde in der Folge 1999 seilig- und 2002 heiliggesprochen und erfreut sich heute auch in Chile großer Beliebtheit. Für große Aufmerksamkeit sorgte erst kürzlich die kirchlich zwar angeordnete, aber umstrittenene Exhumierung und öffentliche Aufbahrung seines Leichnams (Die Zeit/Schönau 19.3.2008; Süddeutsche Zeitung/Ulrich 22.4.2008). Auch für eine Vielzahl dokumentierter Marienerscheinungen sind ›Stigmatisationen‹ belegt. Laurentin listet im Artikel »Stigmates (et apparitions)« allein 113 solcher Fälle auf (–/Sbalchiero 2007, 932–934). Medizinische Erklärungsansätze verweisen meist nur auf allgemeine psycho-somatische Zusammenhänge ohne eine befriedigende spezifische Erklärung für das Auftreten der körperlichen Symptomatik zu liefern. Auch psychopathologisch bleibt der allgemeine Hinweis auf »Autosuggestion« oder »Hysterie« unbefriedigend (»Eine stark übersteigerte Verehrung der Passion Christi, wie sie in der christlichen Leidensmystik eingeübt wird, kann auf dem Wege der Auto- oder Fremdsuggestion zum psychosomatischen Auftreten der Blutmale führen.«; Schmid 2000, 383; cf. Gerlitz 2001, 176f.; Jacobi 1923). Trotzdem ist bei vielen ›Stigmatisierten‹ sowohl eine auffällige körperliche wie psychische Labilität zu beobachten. Der genaue (religions-)psychologische Zusammenhang zwischen der individuellen Vulnaribilität, intensiver Passionsfrömmigkeit und dem tatsächlichen Auftreten körperliche Phänomene bleibt zu klären (als Ansatz cf. Groth 1996, 115–139). 138 Barros Valenzuela 1987, 24
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Abbildung 13.5: Miguel Ángel Poblete während einer ›Stigmatisierung‹ am 18.7.1984. Alan Rojas, rechts im Bild, untersucht den Kopf des Visionärs im Licht einer Taschenlampe, während zwei weitere Umstehende Pobletes Worte mit Tonbandgeräten aufzeichnen (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso) mich weiterhin. Die hier Anwesenden sind sichtbar bewegt. Miguel Ángel keucht, als müsse er ersticken und sagt voller Schmerz: Vater! Blut kommt aus seinem Kopf und er klagt über Schmerzen an den Füßen, so daß man ihm sofort die Schuhe ausziehen muß.«139
Mit dem erstmaligen Vorkommen der ›Stigmata‹ trat gleichzeitig eine neue Gruppe von Personen als soziale Akteure in den Vordergrund. Es waren mehrere Ärzte vor Ort, die noch während des Erscheinungsrituals Pobletes Kopfhaut untersuchten, entsprechende Blutungen diagnostizierten, über Lautsprecher die Umstehenden informierten und dar139 »Miguel Ángel dice: ¿Entonces me pusiste la corona? ... ¡Ah!, yo, cuando me dijiste, no quería. Pero hágase la voluntad del Padre. Mañana vas a dar una sorpresa, ¿me va a doler mucho? La gente se ve sobrecogida por la emoción, mientras aún hay dolor en la expresión de Miguel Ángel. El padre Contardo dice por los micrófonos que se trata de la Pasión de Cristo. Duele mucho, dice Miguel Ángel llorando. Los peregrinos rezan con fervor. Ahora el vidente ha caído de espaldas. Miguel Ángel comienza a sufrir los estigmas de la Pasión de Nuestro Señor. Perdónalos, dice. ¡Qué dolor! Y me síguen crucifícando. Los ahí presentes están visiblemente conmocionados. Miguel Ángel aceza como asfixiado y dice, con mucho dolor: ¡Padre! Le sale sangre de la cabeza y se queja de dolor en sus pies, al punto que deben sacarle los zapatos.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 196f.; cf. Barros Valenzuela 1987, 24f.; Cifuentes Bezanilla 1986, 14)
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über hinaus als Mediziner die ›wissenschaftliche Unerklärlichkeit‹ der ›Stigmata‹ feststellten.140 Allen voran stand hier der Chirurg Alan Rojas Canala141 aus Santiago, der sich auch im Moment des erstmaligen Auftretens am 18./19.6. direkt neben Poblete befand (s. Abb. 13.5). Rojas gehörte spätestens seit Dezember 1983 zum engen Kreis der Anhänger und hatte bereits Ende 1983 im Selbstverlag eine Broschüre zur ›Verteidigung‹ der Erscheinungen publiziert (s.a.o. 13.2, Anm. 25). Als Gründungsmitglied der Fundación Monte Carmelo, die sich nur wenige Wochen nach dem ersten Auftreten der Stigmata konstituierte (s.u. 13.8.2) sowie als Autor einer Anfang 1985 über die Erscheinungen gehaltenen Vortragsreihe, die er später zusammen mit Miguel Contardo als Buch publizierte142 , war der Mediziner eine der tragenden Personen des organisierten Peñablanca-Kults mit Zentrum in Santiago.143 Zu Rojas als ›objektivem Zeugen‹ der ›Stigmata‹ traten ab dem 1.7.1984 noch zwei Ärztinnen hinzu, Carla Hieber, die Ehefrau von Alan Rojas144 , und Adela Frías (geb. 27.9.1953)145 . Die deutschstämmige Dermatologin Hieber hatte vor ihrer Emigration nach Chile bereits die ›Wundmale‹ Therese Neumanns (cf. Anm. 137) begutachtet und diese für ›authentisch‹ befunden.146 Diese Verknüpfung zwischen Poblete und der bayerischen ›Stigmatisierten‹ galt, ebenso wie der Vergleich von Peñablanca mit anderen Marienerscheinungen, in der religiösen Sinndeutung der Anhän-
140 »En la piel del cuero cabelludo de Miguel Angel, aparecían pequeñas heridas punzantes ante mis ojos [...], de las cuales manaba sangre roja fresca. La lesión se inicia en piel sana donde bruscamente aparece un punto rojo como un rubí, del tamaño una punta de alfiler. Este comienza luega a crecer y a formar una gota de sangre; a esta gota sigue otra gota y si con una torula se limpia la superficie se vé que hay ahora una microerosión como producida por intrumento punzante. [...] Terminado el éxtasis, las lesiones del cuero cabelludo comienzan rápidamente a desaparecer, de manera que después de una hora todas han mejorado, menos una. [...] No cabía duda que este sangramiento no correspondía a ninguna enfermedad de la piel, ni a una causa autoprovocada como podría ser el uso de algún cáustico o un traumatismo autoinferido. [...] Estábamos realmente en presencia de estigmas, [...].« (Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 16; cf. die gleichlautenden Aussagen von Alan Rojas im Rahmen einer Videodokumentation der Peñablanca-Anhänger, Fundación Monte Carmelo o.J.) 141 Apsi 7.–20.10.1985, 22; Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984 , 27; –/– 30.8.–5.9.1984, 17 142 Rojas Canala/Contardo Egaña 1985 143 Cf. auch den Kommentar von Contardo: »[...] el doctor Alan Rojas, uno de los principales pilares de Peñablanca.« (1998, 231) 144 Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29 145 Interview: Frías/Grasmück 24.1.2006; Barros Valenzuela 2003, 177 146 So etwa am 12.7.1984: »Por su parte, la Doctora Carla Hieber señala que la herida de la frente de Miguel Angel es similar a la que tenía Teresa Neumann, la estigmadizada alemana que ella tuvo oportunidad de conocer.« (Barros Valenzuela 1987, 44); »[Carla Hieber:] Para mi son claramente estigmatas.« (TVN/Araya E. 25.8.1984; cf. Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984 , 27)
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ger als weiterer Beleg ihrer ›Echtheit‹. Die ›Stigmata‹ wiederholten sich am nächsten Tag, dem 20.6.1984, tauchten dann aber zunächst für mehr als zwei Wochen nicht mehr auf, obwohl im Juni fast an jedem Tag Erscheinungen stattfanden. Erst für den 1.7. wurde wieder über ›Stigmata‹ berichtet, und diese wiederholten sich bis Ende Juli bei etwa jeder dritten der 25 Erscheinungen dieses Monats147 . Farbaufnahmen von Pobletes verzerrtem und blutüberströmten Gesicht,148 die auch an den Devotionalienständen rund um den Hügel verkauft wurden,149 traten nun neben die als ›Wunderfotografien‹ oder Aufnahmen der ›Kerzenprobe‹ bereits in großer Zahl unter den Anhängern kursierenden ›sichtbaren Beweise‹ und erweiterten diese nur anderthalb Monate vor der zweiten, sich bereits abzeichenenden kirchlichen Ablehnung (s.u. 13.10 bis 13.12) noch einmal um ein besonders ›spektakuläres‹ Element, das über die religiöse Sinndeutung seitens der Anhänger hinaus noch einmal einen wichtigen Übergangspunkt in der Geschichte der Marienerscheinungen von Peñablanca markierte: den Beginn einer zweiten Phase massiven Medieninteresses ab Mitte Juli 1984 (s.u. 13.9). 13.8.2 Spendenkonto und die Fundación Monte Carmelo Neben den Entwicklungen innerhalb des Erscheinungsablaufs und dem Auftreten der ›Stigmata‹ sind im Juni 1984 noch zwei zentrale Entwicklungen innerhalb der Organisationsstruktur der Anhänger herauszustellen: die Einrichtung eines Spendenkontos für den Erwerb des Erscheinungshügels und den Bau der geplanten Kapelle ebendort, sowie die ersten Schritte hin zur Gründung einer zweiten verfaßten Gruppierung, der Fundación Monte Carmelo in Santiago. Spätestens seit Dezember 1983 tauchten in den Quellen Hinweise auf, daß man seitens der Peñablanca-Anhänger bestrebt war, das Hügelgelände mit dem santuario popular käuflich zu erwerben (s.o. 13.2, Zitat bei Anm. 10), doch erst im Juni 1984 wurden auch entsprechende konkrete Maßnahmen ergriffen. Am 6.6.1984150 eröffnete der Architekt Alejandro Cifuentes zuammen mit Pfarrer Luis Fernández ein gemeinsam geführtes Konto bei der Banco de Chile, auf das in Zukunft alle einge147 Barros Valenzuela 1989, 205 148 Großaufnahmen der Kopfhaut Pobletes während seiner ›Stigmatisierungen‹, kommentiert von Alan Rojas, wurden von den Peñablanca-Anhängern auch auf Video verfügbar gemacht. (Fundación Monte Carmelo o.J.) 149 »Más arriba, ya casi en la cima las caracteristicas del comercio cambiaron, pues los quioscos vendieron [...] fotografías a color donde aparece Miguel Angel sangrando profusamente. Cada fotografía, tamaño 9 por 12 centímetros, vale 50 pesos.« (La Tercera de La hora/Espinosa 21.7.1984) 150 Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, XIII, 18
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henden Spenden für die Kapelle, für die seit April 1984 Pläne vorlagen (s.o. 13.5), eingezahlt werden sollten. Bezeichnenderweise war an diesem Projekt sowohl ein Repräsentant der Anhänger aus Santiago als auch einer aus Quilpué beteiligt,151 so daß zumindest an dieser Stelle noch ein ›Gleichgewicht‹ zwischen den zwei ›Zentren‹ des Peñablanca-Kults konstatiert werden kann. Die Beteiligung als Inhaber des Spendenkontos war außerdem seit Ende Oktober 1983 das erste greifbare Engagement von Luis Fernández, der sich seit der zweiten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela konsequent im Hintergrund gehalten hatte. Verbunden war die Eröffnung des Kontos mit einem systematischen Spendenaufruf des Movimiento Mariano 7 Estrellas: »Kreuzzug:152 Eine Kapelle für die Jungfrau«.153 Der Aufruf wurde über ein spezielles Flugblatt verbreitet, das neben der Bitte um eine Spende von mindestens 50.– chilenischen Pesos (CLP) sowie täglichem Rosenkranzgebet für den Erfolg des »Kreuzzugs« die Aufforderung enthielt, das Blatt zu kopieren und an drei weitere »christliche Personen« weiterzugeben. Die Verbreitung des Flugblatts sowie die Spendenbereitschaft war offensichtlich so hoch, daß insgesamt eine Summe von 2.843.959.– CLP154 , entsprechend 151 »[Alejandro Cifuentes:] [...] la Santísima Virgen solicitó que se construyera una capilla por erogación popular. Para que hubiera absoluta transparencia en el recibo y destino de los fondos, se consideró que era necesario abrir una cuenta bancaria que pudiera ser investigada por cualquier persona que quisiera verla. Como no existía ninguna organización, no había otra manera de abriar una cuenta en el banco que poniéndola a nombre de dos personas. [...] [La Segunda:] ¿Y quién es la otra persona? [Alejandro Cifuentes:] El padre Luis Fernández, de la parroquia El Sol. ser requería una persona de Santiago y otra de Quilpué. Yo soy de Santiago y el padre Fernández, además de ser de Quilpué, le da un carácter moral al hecho.« (La Segunda 23.8.1984; identisch abgedruck in: La Estrella de Valparaíso 24.8.1984) 152 Die Bezeichnung als »Kreuzzug« (»cruzada«) ist angelehnt an den sogenannten »Eucharistischen Kreuzzug«. Es handelt sich hierbei um in Chile landesweit, oft auch in der Kinderkatechese, verbreitete Gebetsgruppen, die eine besonders intensive Form eucharistischer Frömmigkeit propagieren. Historisch gehen diese auf den belgischen Katholizismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück (cf. Steinhauer 2003; Hoyois 1957, 1021) Miguel Contardo stand vor seiner Strafversetzung dem »Eucharistischen Kreuzzug« für ganz Chile vor. (cf. Contardo Egaña 1998, 121) 153 »CRUZADA: UNA CAPILLA PARA LA VIRGEN [...] YO, me comprometo con la Virgen María, a realizar las 3 ACCIONES siguientes, para lograr la adquisición del terreno y construcción de su Capilla. 1.– Depositar $ 50.– [chilenische Pesos; OG] ó más, en la Oficina más cercana del Banco de Chile, a la cuenta número 149.25090-08, la cuenta de la Virgen. 2.– Sacar 3 fotocopias del presente compromiso y enviarlas o entregarlas a tres personas cristianas que tú conoces. 3.– Rezar un Rosario diariamente para implorar la protección de María y el éxito de la cruzada. [...].« (FMC Juni 1984; cf. Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983–1987, XIII, 16) 154 Das Movimiento Mariano 7 Estrellas gibt in einer seiner Broschüren aus dem Jahr 1985 detailliert Rechenschaft für die erhaltenden Spendengelder und deren Verwendung für die bauliche Gestaltung des Heiligtums. Zu den 2.581.885.– CLP erhaltenenen »freiwilligen Spenden« kamen noch einmal 173.431.– CLP »zusätzliche«
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28.879.– US-Dollar nach dem Wechselkurs von 1984155 für den Bau der Kapelle, der im September 1984 begann (s.u. 13.12), eingezahlt wurde, eine enorme Summe für ein immer noch von der Wirtschaftskrise (s.o. 3.5.1) gezeichnetes Land. Zwar existierte in der unmmittelbaren Umgebung des Erscheinungshügels mit dem Movimiento Mariano 7 Estrellas, das auch die Verantwortung für den genannten Spendenaufruf übernahm, bereits seit Dezember 1983 eine verfaßte und offensichtlich gut funktionierende Gruppe von Peñablanca-Anhängern, jedoch konnte sich diese aufgrund ihrer engen Bindung an die Pfarrgemeinde von El Sol und damit an die den Erscheinungen ablehnend gegenüber stehende diözesane Hierarchie von Valparaíso nicht uneingeschränkt für Peñablanca einsetzten. Ausgehend von der Anhängergruppe aus Santiago, jedoch in Absprache mit und unterstützt durch die Gruppe aus Quilpué, unternahm man deshalb Ende Juni 1984 Anstrengungen zur Schaffung einer von kirchlichen Strukturen vollständig unabhängigen verfaßten Organisationsform. Angestrebt wurde die Gründung eines gemeinnützigen Vereins mit Sitz in Santiago. Damit trug man einerseits der, u.a. bedingt durch den Umzug des Visionäs im Dezember 1983, gewachsenen Bedeutung der Anhänger aus der Hauptstadt Rechnung, wählte aber gleichzeitig eine andere Diözese als Sitz der neuen Organisation, um die Konflikte mit dem Bistum Valparaíso zu minimieren.156 Der erste offizielle Schritt zur Gründung der Fundación Monte Carmelo (»Stiftung Berg Karmel«) als gemeinnützigem Verein – hier griff man die erst im April in einer ›Botschaft‹ erfolgte Umbenennung des Erscheinungshügels auf (s.a.o. 13.5) – wurde am 29.6.1984 mit der Niederschrift notariell beglaubigter Statuten durch Alan Rojas, Álvaro Barros und Alejandro Cifuentes unternommen.157 »Es soll eine gemeinnützige Stiftung mit dem Namen ›FUNDACION MONTE CARMELO‹ gegründet werden, deren Ziel die Verbreitung des katholischen Glaubens in Christus den Erlöser und Maria die Miterlöserin ist.– Zur Erreichung ihrer Ziele kann die Stiftung alle Tätigkeiten ausführen, die speziell der Erfüllung ihres [Stiftungs-]Zwecks dienen; sowie 88.643.– CLP Sachspenden. Davon wurden für den Kauf des Geländes 253.385.– CLP aufgewendet und für den Bau der Kapelle sowie der Grotte je 552.253.– CLP bzw. 29.432.– CLP. Arbeits- und sonstige Kosten für das gesamte Projekt sind exra mit 1.766.234.– aufgeführt. Damit verblieben zunächst 242.595.– CLP als Grundstock für die weitere Erhaltung des »Monte Carmelos« übrig. (Movimiento Mariano 7 Estrellas 1983-1987, XIII, 18) 155 Dieser Betrag entspräche im Jahr 2006 – berechnet nach »Consumer Price Index« – etwa einer Kaufkraft von 56.034.– US-Dollar (Williamson 2007 [Internetquelle]). 156 »Ellos podían trabajar muy libremente en la difusión hechos porque no eran de la Diócesis y además no tenían cargos en la Iglesia.« (Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008) 157 FMC 29.6.1984, 1a
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im besonderen seien hier genannt: die Förderung des Rosenkranzgebets in der Familie als das wirksamste Mittel, um die Vermittlung der Heiligen [Jungfrau] Maria bezüglich der vorgeschlagenen Ziele zu erlangen.«158
Laut dieser Statuten setzten sich die ersten Gremien der Stiftung wie folgt zusammen: Direktorium bestehend aus Alan Rojas (Präsident [presidente]), Álvaro Barros (Vizepräsident [vicepresidente]) und Alejandro Cifuentes (Schatzmeister [tesorero]); Sekretär (secretario): Mónica Díaz Bordeu; Geschäftsführer (directorio): Teresa Casanova Lambert, Julio Cuellar Maldonado und Raúl Providel Sanhueza.159 Damit war mit Providel zumindest ein führendes Mitglied des Movimiento Mariano 7 Estrellas direkt an der Neugründung beteiligt gewesen. Die Gründer, d.h. Rojas, Barros und Cifuentes behielten sich aber weitreichende Einflußmöglichkeiten sowohl auf spätere Direktorien als auch auf die Geschäftsleitung vor und konnten bei Neubesetzungen intervenieren.160 Hervorzuheben ist noch, daß trotz der dezidierten Gründungsintention, eine nicht kirchlich gebundene Organisationsform zu schaffen, das Stiftungsvermögen im Falle einer Auflösung derselben dem Erzbistum Santiago zufallen sollte.161 Dem Gründungsantrag wurde erst gut ein dreiviertel Jahr später seitens des Justizministeriums stattgegeben. Die Fundación Monte Carmelo erhielt, nach einer in den Quellen nicht näher beschriebenen Änderung der Statuten am 8.3.1985, schließlich am 3.4.1985 den Status einer juristischen Person162 , wie auch die Presse 158 »Establécese una Fundación, sin fin de lucro, con el nombre de ›FUNDACION MONTE CARMELO‹ cuyo objeto será la difusión de la Fe Católica en Cristo Redentor y María Santisima Corredentora.– Para la consecución de sus fines, la Fundación podrá efectuar todas las labores que persigan específicamente el cumplimiento de su objetivo, mencionándose en forma especial la promoción del rezo del Santo Rosario en familia como el medio más eficaz para obtener la mediación de María Santísima en los fines que se propongan.« (FMC 29.6.1984, 1b) 159 FMC 29.6.1984, 6 160 »Los Fundadores podrán formar parte del Directorio; podrán además delegar en uno de ellos, todas las facultades que se indican en los presentes estatutos.– Los Fundadores se reservan el derecho estatutario de confirmar o no, una vez al año, a los miembros del Directorio de la Fundación, de conformidad con el artículo cuarto; de autorizar al Directorio para remover a alguno de los directores, como así mismo ratificar el nombramiento de un miembro del Directorio en los casos establecidos en el artículo quinto de estos estatutos.« (FMC 29.6.1984, 5a) 161 »Decretada la disolución de la Fundación a solicitud del Directorio o por disposición del Presidente de la República, sus bienes pasarán a la entidad con personalidad júridica que no persigue fin de lucro denominado Arzobispado de Santiago.« (FMC 29.6.1984, 5b–6) 162 Diario Oficial de la República de Chile 20.4.1985; cf. hierzu den Kommentar von Barros mit abweichender Datumsangabe: »El mismo 12 de abril [1985; OG], es concedida la personalidad jurídica a la Fundación Monte Carmelo [...] para hacer posible la adquisición del terreno de las apariciones y la regularización legal de las
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berichtete163 . Sie wurde damit auch nach außen zur offiziellen Trägerin des Peñablanca-Kults und dessen mittlerweile errichteten Kultorts (s.u. 14.7.2) auf dem Erscheinungshügel. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß trotz der großen Bedeutung für die Ausbildung einer dauerhaften Anhängerschaft, der Gründungsprozeß der Fundación in Barros’ Dokumentation in den Schilderungen des Jahres 1984 keinen Platz fand; erst die erreichte Anerkennung im April 1985 war ihm einen, wenn auch spärlichen Kommentar zu dieser aus seiner Sicht offensichtlich zweitrangigen ›äußeren‹ Form wert (cf. Anm. 162).
13.9 Mitte Juli bis Mitte August 1984: Das zweite ›Medienereignis‹ und die ›Sichtbarwerdung‹ des Peñablanca-Kults Nachdem die chilenischen Medien seit Ende Oktober 1983 gar nicht mehr oder zumindest nur sporadisch über die Vorgänge und weiteren Entwicklungen in Peñablanca berichtet hatten (s.o. 13.1), begann Mitte Juli 1984 eine zweite Episode intensiven Medieninteresses, auch wenn dieses hinter den Anfangsmonaten der Erscheinungen im Vorjahr (s.o. 12.3.2, Grafik 12.1, 445) deutlich zurückblieb. In den darauf folgenden Wochen bis Anfang September sollten die meisten chilenischen Tagesund Wochenzeitungen wieder über Peñablanca berichten. Auch das Staatsfernsehen TVN widmete den Vorgängen wieder Sendezeit, wenn auch nicht wie im Vorjahr in den Abendnachrichten, sondern während einer halbstündigen Dokumentarsendung im Rahmen des Magazins »Informe Especial«.164 13.9.1 Die ›Stigmata‹ als öffentlich sichtbares ›Wunder‹ Auslöser für die erneute Aufmerksamkeit der Presse waren die bereits seit dem 18./19.6. nun in kurzen Abständen immer wieder während des Erscheinungsrituals auftretenden ›Stigmatisierungen‹ Pobletes (s.o. 13.8.1), die nun als ›objektiv‹ beobachtbare ›Wunder‹165 in den Fokus der Öffentlichkeit traten.166 Die ›Stigmatisierungen‹ – z.T. eingebettet in
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obras mandadas construir por Nuestra Madre Santísima en el Monte Carmelo de Peñablanca.« (Barros Valenzuela 1987, 207) La Segunda 23.4.1985 TVN/Araya E. 25.8.1984 Zum erwarteten ›Wunder‹ im Vorjahr s.o. 8.3 Cf. u.a. »Joven de Villa Alemana mostró heridas parecidas a las de Cristo« (La Tercera de la Hora/Espinosa/González 20.7.1984); »Conmoción en Villa Alemana por ›heridas de Cristo‹ que mostró Miguel Angel« (La Tercera de La hora/Espinosa 21.7.1984);
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szenische Repräsentationen der Passion Christi durch Poblete167 – fanden zunächst nur innerhalb des engen Kreise der Peñablanca-Anhänger Beachtung. Die bei Paredes sporadisch auftauchenden Angaben zu Besucherzahlen sprechen nur von wenigen hundert Teilnehmern an den Erscheinungsritualen der auf den 18./19.6. folgenden zwei Wochen.168 Die nächste belegte Zahl kurz vor Beginn der wieder einsetzenden Medienaufmerksamkeit zeigte jedoch, daß zwischen Anfang und Mitte Juli offensichtlich, wie auch im Vorjahr, die Nachricht von Pobletes ›Stigmatisierungen‹ bereits über informelle Kanäle verbreitet wurde, was zu einem Anstieg der Pilgerzahlen geführt hatte, der durch die Medien dann noch verstärkt werden sollte. Für den 12.7.1984 berichtet Barros bereits über 5000 (1. Erscheinung des Tages) bzw. 2000 (2. Erscheinung) anwesende Pilger.169 Am 16.7. – dem Festtag der Nuestra Señora del Carmen – sollen es sogar 10.000 Menschen gewesen sein170 , die zusammen mit den Medien eine erneute Form der Öffentlichkeit für die Erscheinungen bildeten, nachdem diese sich in den Monaten zuvor zunehmend zu einem ›internen‹ Phänomen ihrer Anhänger entwickelt hatten. Daß die für alle Umstehenden sichtbaren ›Stigmatisierungen‹ Pobletes ›von außen‹ wahrgenommen wurden war dabei sowohl ein Anliegen des Visionärs als auch seiner Anhänger. So wurden die über Lautsprecher übertragenen »Bezeugungen« (»testimonios«) verschiedener Personen, die sich direkt neben Poblete aufhielten, fester Bestandteil jedes Erscheinungsrituals mit ›Stigmatisierungen‹.171 Auch lief Poblete, ähnlich wie schon im Vorjahr, während seines Visionszustands auf dem Hügel in der Menge umher, um möglichst vielen Personen seine ›Stigmata‹ zu
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»¿Nuevos milagros en Villa Alemana?« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984); »De la sangre y algo más« (Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984); »Miguel Ángel Poblete el joven vidente que conversa con la Virgen y sufre las heridas de Cristo« (TVN/Araya E. 25.8.1984); »Además, la espectacularidad de las apariciones de Miguel Angel iban cada día más lejos: sangraba por la cabeza, corría cerro abajo con un hostia en la lengua y aparecía disfrazado de diablo a la usanza de las fiestas de La Tirana.« (Hoy 3.–9.9.1984, 27) So etwa im Rahmen der Erscheinung vom 12.7.1984: »Pareciera que el sufrimiento del vidente llega a un climax. Grita: ›¡Eli! ¡Eli! lama sabactani‹, palabras de Jesús que significan ›¡Dios mío! ¡Dios mío! ¿Porqué me has abandonado?‹ y sigue gimiendo.« (Barros Valenzuela 1987, 45; cf. Originaltonaufnahme 12.7.1984) 23.6.: 500 Pilger; 26.6.: 300 (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 203.211) Barros Valenzuela 1987, 44 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 239; verglichen mit denen der Presse (cf. Anm. 179) erscheinen die Schätzungen der Peñablanca mindestens um das Doppelte zu hoch (s.a.o. 13.1, Anm. 5). »Para miles y miles de personas se trata de una demostración palpable, pese a que no vieron directamente al fenómeno pero lo escucharon. Esteo último porque lo que observaban los diversos testigos que tuvieron el privilegio de estar junto a Miguel Angel era transmitido por parlantes a la multitud. Es decir, la multitud no vio pero quedó plenamente conforme de lo que iba escuchando.« (La Tercera de La hora/Espinosa 21.7.1984)
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präsentieren. Zu den Personen, die innerhalb des eingezäunten Bereichs die Blutungen aus nächster Nähe beobachten konnten und die Umstehenden entsprechend unterrichteten, gehörten die drei nun regelmäßig anwesenden Ärztinnen und Ärzte Alan Rojas, Carla Hieber und Adela Frías (s.o. 13.8.1), die Poblete während der ›Stigmatisierungen‹ untersuchten, dies laut kommentierten und dabei jeweils die »Übernatürlichkeit« der Blutungen bekundeten,172 sowie andere Anhänger wie Miguel Contardo und jeweils speziell in den inneren Bereich gebetene einzelne Pilger oder auch dezidiert »Skeptiker«.173 Und auch die Presse wurde – so etwa während der Erscheinung vom 16.7. – in diese ›Einladung‹, sich des ›Wunders‹ mit eigenen Augen zu vergewissern, eingeschlossen:174 »Personen von einwandfreier Glaubwürdigkeit waren Zeugen der Stigmata des Visionärs. Alle haben ihn bluten gesehen, darunter Journalisten, die dieses wahre Wunder filmten.«175
Welche Bedeutung die öffentliche, v.a. mediale Wahrnehmung der Vorgänge auf dem Hügel erlangte, wird besonders plastisch an einer außergewöhnlichen Entwicklung am 18.8.1984. Wider Erwarten endete die für diesen Tag angekündigte Erscheinung schon nach nur wenigen Sätzen Pobletes, und auch ›Stigmata‹ kamen an diesem Tag nicht vor. Stattdessen kündigte der Visionär während seines kurzen Visionszustands das entsprechende ›Wunder‹ erst für den nächsten Tag an und lieferte 172 »En tres o cuatro oportunidades los médicos revisaron el cuero cabelludo del joven, provistos incluso de lupas, mientras iban explicando todo lo que veían y emitiendo opiniones a través de los parlantes. [...] Luego del primer examen que se hizo al cráneo del muchacho, como ha ocurrido en numerosas oportunidades anteriores, éste ›salió a dar una vuelta‹ por las inmediaciones. Y fue saludando a la gente y mostrando sus heridas a quien quisiera. La gente lo tocaba cómo un santo.« (La Tercera de la Hora/Espinosa/González 20.7.1984; cf. Originaltonaufnahme 12.7.1984) 173 »›Soy el padre Miguel Contardo. Estoy viendo, como lo he visto también en otras ocasiones, a Miguel Ángel, manar sangre de su cuero cabelludo como la Corona de Espinas de Nuestro Señor, como fue el casco que le pusieron, con las espinas. Doy fe de eso‹. [...] Enseguida algunas religiosas y laicos también revisan la cabeza de Miguel Ángel y luego dan sus testimonios. Ahora Miguel Ángel pide que entren los escépticos y científícos, a pedido de Nuestro Señor.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 233f.; cf. aaO., 238) 174 »La Señora invita para las 7 de la tarde a médicos, prensa, incrédulos y todos, dice Miguel Ángel.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 237); cf. auch den Leserbrief eines Peñablanca-Anhängers in der Wochenzeitschrift Ercilla, der die ›Echtheit‹ der Erscheinungen verteidigt: »El niño Miguel Angel solicitó la presencia de la prensa y médicos, para que constaten los estigmas (los mismos de Cristo en la Pasión) en su cabeza.« (Ercilla/González L. 1.–7.8.1984) 175 »Han sido testigo de los estigmas del vidente personas de honorabilidad intachable. Todos lo han visto sangrar, incluso periodistas que han filmado este verdadero milagro.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 239); zu den erwähnten Filmaufnahmen cf. auch die Reportage von TVN (–/Araya E. 25.8.1984)
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gleichzeitig, im Namen der Jungfrau Maria, eine doch recht ›weltliche‹ Erklärung für diese ›Verschiebung‹: die ungenügend große Menge von Zeugen176 (»Skeptiker, Gläubige, Priester, Ärzte mit Fotoapparaten und Tonbandgeräten«) und das Fehlen der für das Erscheinungsritual sonst zur Verfügung stehenden Lautsprecher.177 Und tatsächlich wurden die nun am nächsten Tag in großer Zahl anwesenden Pilger nicht enttäuscht. Während des umfangreichen Erscheinungsrituals dieses Tages, zu dem Poblete in ein weißes Gewand gehüllt erschien, wiederholten sich die ›Stigmatisierungen‹ – begleitet von umfangreichen, größtenteils aus früheren Erscheinungen bekannten apokalyptischen ›Botschaften‹ (s.a.o. 6.5 und 9.5.5)178 – auch vor den Augen der Presse: »Neue Wunder am 19. Juli, Stigmata mit starken Blutungen. Journalisten und Neugierige. Es nahmen beinahe 10.000 Menschen teil,179 von denen viele nun vom erneut erwachten Interesse der Massenmedien an den Ereignissen von Peñablanca angezogen werden. Die meisten kommen, wie es üblich ist, nicht voll Eifer für die Wahrheit, sondern aus dem leichtfertigen Interesse für das Spektakuläre heraus und auf der Suche nach Neuigkeiten für die Schlagzeilen. Peñablanca ›verkauft sich jetzt gut‹.«180
176 »La demostración había sido anunciada para efectuarse antenoche, pero a última hora fue suspendida porque en el lugar ›no habían los suficient[e]s periodistas y médicos‹ que sirvieran de testigos.« (La Tercera de la Hora/Espinosa/González 20.7.1984) 177 »Morgen, das versprechen wir, werden viele Leute kommen, und wir werden auch Lautsprecher haben, selbst wenn es nur ein kleiner Sender ist ... auch wenn er viel Lärm macht ... mmmh ... Ah! Ich weiß nicht, wem ich Bescheid geben werde, aber so wird es sein. Ja, danke Señora.« (»Mañana, te prometemos que vendrá mucha gente y también tendremos parlantes, aunque sea una radio chica ... aunque haga mucho ruido ... mmm ... ¡Ah!, yo no sé a quién le voy a avisar, pero será así. Sí, gracias, Señora.«; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 240; bei Barros Valenzuela 1987 wird die Begebenheit nicht erwähnt). Der Vorfall wird auch im Bericht der zweiten Untersuchungskommission als Beleg dafür angeführt, daß es sich im vorliegenden Fall nicht um eine ›echte‹ Marienerscheinung handeln kann (s.u. 13.11.4). 178 »Desventurados los habitantes de toda la tierra, porque Dios va a agotar su cólera y nadie podrá sustraerse de tantos males reunidos. Dios será quien premiará. Sed cristianos. El mundo debe de pensar antes de actuar, porque hoy ya no piensa. Porque hoy ya no hay personas dignas de ofrecer la Víctima Inmaculada en favor del mundo.« Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 241; cf. Originaltonaufnahme 19.7.1984) 179 La Tercera de la Hora schätzt Zahl der Pilger an diesem Tag auf nur 5000. (– /Espinosa/González 20.7.1984) 180 »Nuevos prodigios el 19 de julio, los estigmas con abundante sangramiento. Periodistas y curiosos. Acuden casi 10.000 personas, ahora muchos atraídos por el nuevo despertar de los medios de comunicación a los sucesos de Peñablanca. En su mayoría y como de costumbre se aproximan a los fenómenos no con el afán de la verdad sino de la fácil espectacularidad y el tema novedoso para los titulares. Peñablanca es ahora ›vendedor‹.« (Barros Valenzuela 1987, 54f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 242)
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13.9.2 Die neue Sicht der Presse: Wahrnehmung des Peñablanca-Kults Hatten die Medien während der Frühphase der Erscheinungen, in den Monaten August bis Oktober 1983, die Ereignisse in Peñablanca mit geradezu protokollarischer Ausführlichkeit Tag für Tag beschrieben und durch umfangreiche journalistische Chronologie eine als historische Quelle wertvolle Außenperspektive auf die Vorgänge dokumentiert, die noch vor der Ausbildung einer eigenen Peñablanca-Überlieferung stand, setzte die zweite ›Welle‹ der Berichterstattung zu einem Zeitpunkt ein, zu dem wichtige Konsoliderungsprozesse in Peñablanca bereits abgeschlossen waren. Unbeobachtet von der Medienöffentlichkeit hatten sich die Anhänger der Erscheinungen in den Monaten nach der zweiten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela am 28.10.1983 im Movimiento Mariano 7 Estrellas, der Fundación Monte Carmelo sowie mehreren kleineren, informellen Gruppierungen institutionalisiert. Diesen bereits organisierten Peñablanca-Kult fanden die Journalisten nun bei ihrem ›zweiten Besuch‹ auf dem Hügel vor und machten ihn – neben den ›Stigmatisierungen‹ sowie weiteren berichteten Wundern181 – zum Ausgangspunkt ihrer Berichterstattung. Die sozialen Akteure der Erscheinungen182 , von denen viele dabei erstmals auch namentlich sichtbar in den Medien auftauchten, wurden zu wichtigen und geschätzen Informanten der Presse.183 Tatsächlich reflektierte v.a. die Wochenpresse und das Fernsehen mit einer weniger auf das jeweilige Erscheinungsritual als auf die Vorgeschichte und Hintergründe der »neuen Wunder in Villa Alemana«184 ausgerichteten Berichterstattung in hohem Maße den Stand der im Juli 1984 bereits ausgebildeten Peñablanca-Überlieferung, so etwa die ›wun-
181 Korrespondenten von Qué Pasa wollen am 21.7.1984 die zum wiederholten Male auftretende Kerzenprobe (s.o. 13.4, Abb. 13.2, 472) beobachtet haben: »A ratos el muchacho se para y corre el mirando hacia arriba, con la vela encendida a flor de la piel del cuello, sin sentir aparentemente molestia alguna.« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29; cf. Barros Valenzuela 1987, 56) Die Reportage von TVN zeigte Großaufnahmen der ›mystischen Kommunion‹ (s.o. 13.7, Abb. 13.4, 492), die Poblete mit herausgestreckter Zunge unsichtbar empfangen haben will. (–/Araya E. 25.8.1984) 182 So spricht TVN immer wieder von den »Marianisten« (»marianistas«). (TVN/Araya E. 25.8.1984) 183 Die Reporter von Qué Pasa fuhren sogar gemeinsam im Auto mit einigen Anhängern aus Santiago nach Peñablanca und waren beeindruckt von deren ernsthafter Religiosität: »El ambiente de la piedad de la gente con que viajamos a Villa Alemana (el doctor Rojas y su señora, la doctora Karla Hieber, Eliana Lambert y Sonia Albornoz) era algo real. Rezaban el Rosario, conversaban muy sencillamente, pero con seriedad de estos fenómenos. Lo mismo nos impresionó al llegar al cerro, con las oraciones dirigidas por el profesor de Quilpué [Raúl Providel; OG].« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29) 184 So der Titel eines Artikels in Qué Pasa: »¿Nuevos Milagro en Villa Alemana?« (–/Vial 2.–8.8.1984)
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dersame‹ Errichtung der Metallumzäunung (s.o. 10.9), wie sie Alejandro Cifuentes schilderte185 , die Entstehung der Peñablanca-Medaille (mit Abbildung)186 oder aber das ›Wunder‹ der »mehr als fünfzehn Mal aufgetretenen ›sichtbaren Kommunion‹«, von dem Álvaro Barros berichtete.187 Besonders breiten Raum in der Berichterstattung nahmen die Bewertungen der ›Stigmata‹ durch Alan Rojas, Carla Hieber und Adela Frías ein, die jeweils aus ihrer Sicht als Mediziner und PeñablancaAnhänger Argumente für die Echtheit derselben darlegten.188 Dies ging sogar so weit, daß Qué Pasa einen von den genannten Medizinern unterzeichneten Brief vom 3.7.1984 an Bischof Valenzuela veröffentlichte, demzufolge die bei Poblete beobachteten Blutungen »aus Sicht des derzeitigen medizinischen Wissen unerklärlich« seien.189 Damit schaltete sich die Presse indirekt auch in den weiterhin präsenten Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie ein und bot den Peñablanca-Anhänger ein öffentliches Forum für ihre Argumente. Dazu gehörten auch ein Interview mit dem aus der Vorjahresberichterstattung bekannten Luis Fernández – dieser bestätigte, unverändert an die Erscheinungen zu glauben, sich aber streng an das Verbot des Bischofs zu halten, und den Hügel nicht zu besuchen190 – sowie mehrere Äußerungen des geistlichen Leiters Pobletes – als solchen bezeichnete ihn nun auch die Presse191 – Miguel Contardo, der seine vorbehaltlose Unterstützung der Erscheinungen unterstrich und verschiedene ›Wunderzeichen‹ als Bestätigung derselben anführte.192 Daß die Peñablanca-Anhänger gleichzeitig auch selbst aktiv auf die Medien zugingen und gezielt ›Öffentlichkeitsarbeit‹ für ›ihre‹ Erscheinung betrieben, zeigt am deutlichsten die für den 11.8.1984 185 Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 28; TVN/Araya E. 25.8.1984 186 Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984, 32 187 »Sin ver a ningún donante, comienza a formarse en la boca del niño una hostia, algo más grande que las tradicionales.« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 74); cf. das Interview über die ›mystische Kommunion‹ mit Aldo, einem der Kinder, die zeitweise neben Poblete als Visionäre auftraten (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 28). 188 Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 27: auch die Verbindung von Hieber zu Therese Neumann (s.o. 13.8.1) wird genannt; Carola/Aldunante 27.8.1984, 15.74; TVN/Araya E. 25.8.1984 (Interview mit Rojas und Hieber); La Tercera de la Hora/Espinosa/González 20.7.1984; La Tercera de La hora/Espinosa 21.7.1984 189 Nach eigenen Aussagen reagierte Qué Pasa mit der Publikation des Briefs auf Leseranfragen bezüglich Rojas Position. (Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984, 31); zu brieflichen Eingaben der Peñablanca-Anhänger an Bischof Valenzuela s.a.o. 13.6, Zitat bei Anm. 120. 190 TVN/Araya E. 25.8.1984; cf. »Aunque yo creo, no me puedo meter en estas cosas. Aquí llega la gente y sale en procesión hacía el cerro, organizada por laicos, puesto que la Iglesia no permite hacer nada en este caso.« (La Estrella de Valparaíso 18.8.1984) 191 »El padre Miguel Contardo S.J., su director espiritual, asegura haberlo visto elevarse.« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 14) 192 Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984; TVN/Araya E. 25.8.1984
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anberaumte Pressekonferenz193 in Limache, die einige der wichtigsten Vertreter des verfaßten Peñablanca-Kults – es fehlte einzig Poblete (s.u. 13.9.3) – in einem Raum versammelte194 : Alan Rojas, Alejandro Cifuentes, Álvaro Barros und Raúl Providel. Während Rojas und Cifuentes ihre bekannten Kommentare zu den ›Stigmata‹ bzw. der Metallumzäunung wiederholten, sprach Barros hier erstmals über seine Rolle als Chronist der Erscheinungen: er beschäftige sich seit vielen Jahren mit dem Gebiet der Marienerscheinungen und habe das Buch »¿Qué quieres máma?« (s.o. 8.5.1) zum Thema publiziert. Nun plane er, auch über Peñablanca ein solches Werk zu verfassen. Auch Providel schilderte in diesem Zusammenhang seine Rolle als Gebetsanleiter während der Erscheinung, die er praktisch vom ersten Moment ihres Auftretens an begleitet habe, und erläuterte die Pläne für den Bau einer Kapelle auf dem Hügel.195 Als letztes Beispiel für die auffällig große Präsenz der ›Innensicht‹ der Anhänger innerhalb der erneuten Berichterstattung sei eine weitere ›wundersame‹ Episode angeführt, die innerhalb der Peñablanca-Überlieferung einen zentralen Stellenwert einnahm und bereits wenige Wochen, nachdem sie sich zugetragen haben soll, in der Presse greifbar wurde. Es handelt sich um das angebliche Erscheinen der Jungfrau Maria in ikonographischer Gestalt der neuen Peñablanca-Devotion auf einer Serie von ›Wunderfotografien‹, die am 1.8.1984 in privatem Rahmen – im Haus der Familie Aravena Elliott in Santiago, bei der Poblete seit Dezember 1983 wohnte (s.o. 13.3) – entstanden waren. Entsprechende Fotografien waren, wie bereits dargestellt (s.o. 9.6.2), von Beginn an fester Bestandteil des Erscheinungsrituals, beschränkten sich jedoch auf mehr oder weniger diffuse Formen und Lichterscheinungen, die religiös gedeutet wurden. Im Kontrast dazu zeigen die genannten Aufnahmen aus dem Haus Aravena Elliott eine exakte Abbildung der ›Dama Blanca de la Paz‹, mit anderen Worten: Man hatte, wie Jorge Aravena es schildert, die Jungfrau Maria selbst fotografiert (s. Abb. 13.6): »[...] als wir gerade dabei waren, im Wohnzimmer zu beten, sahen wir, wie an [der Statue] der Jungfrau Tränen hinunterliefen. [...] Also bat Miguel Ángel um eine Kamera, um sie zu fotografieren. Wir hatten in diesem Moment keinen Fotoapparat zur Verfügung [...]. Deshalb liehen wir uns einen [...]. Miguel Ángel machte alle Fotos, die noch auf dem Film waren. Danach fand wieder eine Erscheinung statt, und sie sagte ihm, daß, wenn wir die Fotos entwickelten, wir eine große 193 Auch im Vorjahr hatte bereits, organisiert durch Luis Fernández und José Antonio Zurita, eine Pressekonferenz der Peñablanca-Unterstützer stattgefunden (s.o. 8.13). 194 La Estrella de Valparaíso 13.8.1984; El Mercurio de Valparaíso 13.8.1984; 195 Cf. auch das Fernsehinterview mit Providel (TVN/Araya E. 25.8.1984)
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Abbildung 13.6: Drei Aufnahmen aus der ›Wundersequenz‹, August 1984. Von oben nach unten: Marienstatue im Wohnzimmer der Familie Aravena Elliott; Gnadenbild der Jungfrau von Guadalupe; ›Abbild‹ der Dama Blanca de la Paz (Fotos: Archiv Jorge Aravena) Überraschung erleben würden. Nun, ich nahm also den Film [...] und brachte ihn in ein Fotogeschäft. [...] als ich ihn abholte und begann, die Bilder anzusehen, war ich so erschüttert, daß ich mich auf der Straße hinsetzen mußte [...]. Denn dabei waren [zum einen] tatsächlich die Fotos, die man von der Statue aufgenommen hatte, aber dann erschien plötzlich ein Foto der Jungfrau von Guadalupe, [...] zwei Fotos von ihr [...]196 und dann erschien eins, das sie halb, und eins, das sie ganz zeigte. Aber es waren so schöne Fotos, die tatsächlich weder ein Bild noch eine Statue zeigen.«197 196 Wenn hier auf der ›Wunderfotografie‹ die Peñablanca-Devotion zusammen mit dem Bild der Nuestra Señora de Guadalupe auftaucht, so ist dies eine deutliche Referenz auf das wundersame Erscheinen des Gnadenbilds der Morenita auf der tilma Juan Diegos (s.a.o. 2.4.1): »In the world of Marian apparitions, miraculous photography has become an important revelatory mode. Sometimes it is the Virgin herself who appears in the film, following the ancient tradition of images ›not painted by human hand‹ such as the Shroud of Turin. The image left on the cloak ofthe seer of Guadalupe, Juan Diego, in 1531 is probably the most significant version of this in the tradition of marian apparitions. [...].« (Matter 2001 134; cf. Contardo Egaña 1998, 115) 197 »[...] cuando [...] estábamos nosotros rezando en el living y vemos que la Virgen le están cayendo lagrimas, [...]. Entonces Miguel Ángel pidió una maquina fotográfica para sacarle fotos. Nosotros en ese momento no teníamos [...] máquina. [...] entonces
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Eben dieses Bild erschien, nur etwa vier Wochen nachdem Aravena es hatte entwickeln lassen, zusammen mit seiner ›Entstehungsgeschichte‹ in der Zeitschrift Carola.198 Damit wurde im Rahmen der Presseberichterstattung in der Jahresmitte 1984 eines der im weiteren Verlauf wichtigsten ikonographischen Motive des Peñablanca-Kults199 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, noch bevor es seine eigentliche Bedeutung innerhalb der Anhängerschaft erlangte. 13.9.3 Polemische Tendenzen in den Medien Neben einer nicht zu übersehenden Nähe zur Überlieferung der Peñablanca-Anhänger (s.o. 13.9.2), lassen sich jedoch auch deutliche kritische Tendenzen in der Presse erkennen. Auch Gegenpositionen kamen zu Wort, und man erreichte so zumindest stellenweise eine ausgeglichene Berichterstattung. Dabei sind – im Gegensatz zum Vorjahr – v.a. in der Tagespresse auch deutliche polemische Tendenzen erkennbar, die sich nach der Veröffentlichung des zweiten kirchlichen Untersuchungsberichts (s.u. 13.11) noch verstärken sollten. So sprach La Tercera de la Hora bezüglich der großen Begeisterung für die ›Stigmatisierungen‹ am 19.7. zwar einerseits vom »Glauben« der Anwesenden, aber auch von »Autosuggestion«, beschrieb die ganze Sache letztlich als eine extra für die Presse veranstaltete »Show«.200 Auch La Estrella de Valparaíso urteilte das Verhalten Pobletes mit derselben Formulierung ab und titelte nach der Erscheinung an Mariä Himmelfahrt (s.u. 13.9.4): »Viel Glauben und le prestaron una [...]. Miguel Ángel le sacó todas las fotos que quedaban en el rollo. Posteriormente, tuvo otra aparición y le dijo que cuando desarrollaran las fotos vamos a tener una gran sorpresa. Entonces yo tomé el rollo [...] y [...] lo llevé a un estudio fotográfico. [...] cuando me lo entregan y empecé a ver las fotos, la impresión es tan grande que tuve que sentarme en la calle [...]. Porque estaban las fotos efectivamente que se le habían tomado a la imagen, pero de repente aparecía una foto de la Virgen de Guadalupe, [...] dos fotos de ella y [...] luego aparecía una de medio cuerpo y de cuerpo entero. Pero eran unas fotos tan lindas que en realidad no, no era una imagen ni una estatua.« (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 8; cf. Barros Valenzuela 1987, 61–65; aaO. Farbtafel nach 72; Contardo Egaña 1998, 109–115; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 248f.713; Barros Valenzuela 2003, 139–142) 198 »Imagen de la Virgen de Peñablanca, que dice ver el joven. Apareció inexplicablemente en tres fotografías captadas por él mismo, en lugar de estatuilla de la Virgen de Lourdes que tiene en su dormitorio.« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 14) 199 Die ›Wunderfotografie‹ der »Dama Blanca de la Paz« findet sich etwa auf dem Titelblatt von Paredes Zamora 2 2005, 1 1993 und Barros Valenzuela 2003, an mehreren Stellen des heutigen Heiligtums auf dem Monte Carmelo (im Schaukasten, in der Kapelle) und wird auch in zahlreichen Varianten als Andachtsbild an den Devotionalienständen dort verkauft (s.u. 14.7.2, Abb. 14.3, 581). 200 »[Los enviados especiales de ›La Tercera‹] [q]uedaron con la impresión de algo así como un show especialmente preparado para la prensa.« (La Tercera de la Hora/Espinosa/González 20.7.1984)
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Abbildung 13.7: Karikatur aus La Estrella de Valparaíso (1.9.1984): »– Hast du gehört? Der Junge von Villa Alemana hat eine neue Katastrophe verausgesagt. Acht Tage Schauerwetter! –Hmh..! Ist ihm vielleicht Muñoz Ferrada erschienen?« Carlos Muñoz Ferrada war ein für seine vielen Vorhersagen ebenso bekannter wie umstrittener chilenischer Astronom.
viel Show«201 Etwa zwei Wochen später – d.h. bereits nach der Publikation des kirchlichen Berichts – erschien in La Estrella de Valparaíso erstmals eine Karikatur202 über Peñablanca, die die von Poblete geäußerten ›Prophezeiungen‹ mit den Vorhersagen eines Medienastrologen verglich (s. Abb. 13.7). Doch schon zuvor erreichten die polemischen Tendenzen in der Presse einen ihrer Höhepunkte als Las Últimas Noticias noch einmal die Diskussion um einen möglichen Drogenmißbrauch Pobletes (s.o. 6.3) als Ursache für seine Erscheinungen aufgriff und diese als die »NeoprénJungfrau« bezeichnete.203 Daß trotz der offensichtlichen Medienaffinität der Peñablanca-Anhänger (s.o. 13.9.2) diese Tendenzen in der Presse zunehmend als »feindselig«204 empfunden wurden, zeigte sich bereits während der Pressekonferenz vom 11.8.1984, die ja eigentlich der Öffentlich-
201 »Mucha fe y mucha show« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1984); cf. auch die Titelzeile des letzten Artikel, der 1983 über Peñablanca in La Estrella erschien: »Der JungfrauenJunge veranstaltete eine Show« (»Un show hizo niño de la Virgen«; s.a.o. A.6) 202 Im Vorjahr war nur ein einziger satiririscher Artikel über die Marienerscheinungen direkt zu Beginn der öffentlichen Wahrnehmung erschienen (s.o. 8.3, Anm. 33). 203 Las Últimas Noticias/Grosso Modo 26.7.1984 204 »La prensa nuevamente ha dado publicidad – en un tono más hostil que el año pasado – a los recientes sucesos, pero la mayoria de la gente ignora que las supuestas apariciones nunca se han interrumpido. Según el niño son aproximadamente sesenta.« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 12)
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keit »Beweise für die ›Wunder‹«205 in Peñablanca liefern sollte. Denn der Protagonist dieser ›Wunder‹ blieb der Konferenz aus Verärgerung über die Behandlung, die ihm die Medien zukommen ließen, fern: »Ich bin es leid, daß die Presse [meine Worte] verdreht. Deshalb werde ich nicht teilnehmen. Ich will nicht als Götze erscheinen und auch nicht, daß man mich so behandelt. Deshalb komme ich nicht.«206
Zu den wichtigsten Kritikpunkten an Pobletes Erscheinungen, die – neben unsachlicher Polemik – in der Presse zur Sprache kamen, gehörte erwartungsgemäß auch die Position der kirchlichen Hierarchie. Zwar war über die zweite Kommission zunächst nicht viel mehr zu erfahren, als daß diese – in Anschluß an die Untersuchung von Jaime Fernández207 und dessen Bewertung der Erscheinungen als »Betrug« – ihre Arbeit aufgenommen habe, sich zur Zeit jedoch nicht gegenüber der Presse äußern würde. Alle Berichte gingen zunächt direkt an Bischof Valenzuela (s.o. 13.6, Anm. 104),208 der sich ebenso weigerte, vor der Veröffentlichung des in Kürze zu erwartenden Untersuchungsberichts offizielle Aussagen zu treffen, dabei aber unzweideutig klarmachte, daß er nicht an die Erscheinungen glaubte, und damit bereits in Teilen seine wenige Wochen später publizierte Erklärung (s.u. 13.12) vorwegnahm: »[Qué Pasa:] Könnte man sagen, daß der Bischof nicht an diese Erscheinungen glaubt? [Francisco de Borja Valenzuela:] Ja sicher, natürlich. Ich würde mir nichts lieber wünschen, als daß die Jungfrau hier erschienen wäre! Aber ich glaube nicht, daß dies von Ihr stammt, weder aufgrund der Begleitumstände, noch der übermittelten Botschaften.«209 205 »Beweise für die ›Wunder‹ präsentiert« (»ENTREGARON PRUEBAS DE MILAGROS«; La Estrella de Valparaíso 13.8.1984) 206 »Estoy cansado de que la prensam me tergiverse, por eso no voy asistir. No quiero aparacer como un ídolo y que me traten como tal, por eso no voy.« (La Estrella de Valparaíso 13.8.1984; cf. El Mercurio de Valparaíso 13.8.1984) Die Reaktionen Pobletes auf die Kritik der Presse an seiner Person fanden ihren vorläufigen Höhepunkt in einer, während der Erscheinung vom 18.8.1984 geäußerten ›Botschaft‹, die die »Gläubigen« explizit dazu aufforderte, »die Zeitungen nicht zu kaufen, denn diese sagen nicht die Wahrheit.« (»[...] solicitó a los creyentes que no compraran los diarios que no dijeran la verdad.«; La Estrella de Valparaíso 20.8.1984) 207 TVN rief die dezidiert ablehnende Haltung Fernández’ gegenüber den Erscheinungen noch einmal besonders plastisch vor Augen und integrierte in die Reportage ein am 5.10.1984 nur wenige Stunden vor der ersten ablehnenden Erklärung von Bischof Valenzuela mit Jaime Fernández geführtes Kurzinterview (s.o. 11.4, Zitat bei Anm. 51; TVN/Araya E. 25.8.1984) 208 Cf. auch das Fernsehinterview mit Kamel Harire, der eine baldige Publikation des Untersuchungsberichts in Aussicht stellte (TVN/Araya E. 25.8.1984) 209 »[Qué Pasa:] ¿Podremos decir que el Obispo no cree en estas apariciones? [Francisco de Borja Valenzuela:] Sí, por supuesto que sí. Yo, ¡qué más quisiera que la Virgen se hubiera aparecido aquí! Pero no me parece que esto venga de Ella ni por las circunstancias que lo acompañan, ni por el mensaje que transmiten.« (Qué Pasa/Vial
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Auch die Manipulationshypothese tauchte gemeinsam mit der kirchlichen Position noch einmal in der Berichterstattung auf, wenn auch nur im Hintergrund. War die Annahme einer möglichen Einmischung der CNI in die Vorgänge in Peñablanca Ende 1983 in der Presse noch als eine mögliche Erklärung für die Erscheinungen diskutiert worden (s.o. 12.1), so erschien sie nun nur noch als Teil der Vorgeschichte210 und als Behauptung einzelner211 , ohne daß man sie noch ernsthaft in Erwägung gezogen hätte. Stattdessen griff die Presse, in Gegenüberstellung zu den von den Peñablanca-Anhängern vorgebrachten medizinischen Gutachten über die ›Stigmata‹, noch einmal die bereits im Vorjahr geführte psychopathologische Diskussion auf (s.o. 10.2.1). So gab Qué Pasa zwar einerseits dem Brief von Alan Rojas und seine Kolleginnen ein öffentliches Forum (s.o. 13.9.2), wies aber gleichzeitig auf eine mögliche psychische Verursachung der Zustände Pobletes hin212 , ebenso wie wenig später auch Carola213 . Beide Zeitschriften zitierten ein längeres Interview mit je einem Psychiater, wobei allein Qué Pasa Poblete in die Nähe der zuvor angeführten »schweren hysterischen Krise« (»crisis histérica muy grave«) rückte. Angesichts des so ›disqualifizierten‹ Visionärs blieb Qué Pasa nur, die Vorgänge in Peñablanca letztlich in eine soziologische Perspektive zu rücken. Es handle sich um einen weiteren Fall des regelrechten »Erscheinungsfiebers«, das mit Fällen wie San Damiano, Medjugorje, Bayside und Garabandal in den letzen Jahren die katholischen Welt erfaßt hätte:
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2.–8.8.1984, 30; ähnliche Äußerungen gegenüber TVN/Araya E. 25.8.1984); cf. den Kommentar von Barros, der zum wiederholten Mal Kritik an der Position Valenzuelas und der Untersuchung der zweiten Kommission äußerte: »Su respuesta ya no desconcierta si se entiende que desde los inicios no ha aceptado las apariciones. Ha nombrado una comisión dócil a sus convicciones en materia tan delicada y ni siquiera para guardar apariencias espera el veredicto sobre el caso en presunto estudio. Con tal comentario sus investigadores quedan desautorizados, pero no renuncian.« (Barros Valenzuela 1987, 54) »Se habló especialmente a fines de 1983 de la intromisión de organismos de seguridad y de instituciones armadas cercanas a Quilpué, aunque sólo estos últimas fueron desvirtuadas con datos concretos en su oportunidad. Este año, sin embargo, no se han vuelto a repetir las denuncias ni se ha identificado nunca a los presuntos culpables.« (Carola/Aldunante 27.8.1984, 13) »Lejos de Peñablanca, en pleno Santiago, nos encontramos con una persona que tiene cierto interés en estos temas y es muy contraría a las aparaciones de Villa Alemana. Según él, hay detrás de esta historia una maquinación dirigida en contra de la Iglesia, con oscuros fines políticos. Se trata de aminorar, de achicar su influencia dentro del país, de fomentar un clima de desobediencia a los obispos, de introducir una cuña de división entre los que creen y los que no creen: ›No es la Virgen del Vaticano II la que se aparece en Peñablanca. [...]‹.« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29) Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984, 31–33 Carola / Barros Valenzuela 19.9.1983, 77
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»Für die Skeptiker, unter denen sich auch viele Katholiken befinden, stellt das das Ganze nur eine ›Mode‹ dar. Die Erscheinungen ähnelten sich, weil eine die andere kopiere; und die Leute, die an sie glauben, erwiesen immer als dieselben.«214
13.9.4 Mariä Himmelfahrt: bailes chinos zu Ehren der »Dama Blanca de la Paz« Den Höhepunkt der durch die Medien begleiteten Erscheinungen der Monate Juli und August 1984 bildete der Mariä Himmelfahrtstag am 15.8.1984215 , für den seitens der Peñablanca-Anhänger seit mehreren Wochen216 eine große Prozession auf den Erscheinungshügel geplant war. Diese fand wie anberaumt statt und zog, zusammen mit dem Erscheinungsritual auf dem Hügel, noch einmal eine den großen Wallfahrten des Vorjahrs vergleichbare Menschenmenge an. Etwa 40.000 Menschen fanden sich laut Zeitungsberichten in Peñablanca ein217 ; folgt man den, offensichtlich deutlich zu hoch geschätzten Angaben der PeñablancaAnhänger, sollen es sogar etwa 160.000 gewesen sein218 und damit mehr als während des besucherstärksten Erscheinungstermins am 29.9.1983 (s.o. 10.10). Geprägt war dieser Tag in erster Linie von der fast vierstündigen Prozession, die – angeführt von einem Standbild der »Nuestra Señora de la Asunción« auf einem Tragegestell (s. Abb. 13.8) – einen Weg von etwa zehn Kilometern von El Sol nach Peñablanca zurücklegte und dem Erscheinungsritual dieses Tages den Charakter einer traditionellen chilenischen Marienwallfahrt gab.219 Im Mittelpunkt des Umzugs standen dabei mehrere Tanzgruppen, die erstmals in Peñablanca die traditionellen bailes chinos (s.o. 4.1) aufführten, für die ansonsten die bedeutenden nordchilenischen Wallfahrten wie Andocollo und La Tirana (s.o.
214 »Para los escépticos, entre los cuales también se cuentan muchos católicos, esta es una ›moda‹. Las apariciones se parecen porque se copian unas a otras y la gente que cree en ellas resulta ser siempre la misma.« (Qué Pasa/Vial 8.–15.8.1984, 33) 215 Cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 250–257;Barros Valenzuela 1987, 74–76; La Estrella de Valparaíso 16.8.1984; La Estrella de Valparaíso 17.8.1984; TVN/Araya E. 25.8.1984 216 In der ›Botschaft‹ der Marienerscheinung vom 23.7.1984 war explizit hierzu aufgefordert worden: »Nuestra Señora ha avisado que debemos acudir el 15 de agosto en una gran procesión que reúna más de 10.000 personas para honrarla ese santo día de la Asunción, con bailes, ¿Cómo lo haremos? Ninguno de nosotros sabe algo de aquello. Pero sie Ella lo pide se puede hacer y con su ayuda se hará.« (Barros Valenzuela 1987, 58; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 244f.) 217 La Estrella de Valparaíso 16.8.1984 218 Barros Valenzuela 1987, 76; Contardo Egaña 1998, Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 257 219 »Además los conjuntos de bailes chinos, con su música y sus danzas daban también un aspecto especial y festivo a la ocasión.« (La Estrella de Valparaíso 16.8.1984)
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Abbildung 13.8: Miguel Ángel Poblete während seines Visionszustands am 15.8.1984. Seine Äußerungen werden von mehreren Mikrofonen aufgezeichnet. Links neben ihm im Bild Javiera Zurita, eines der vier weiteren Kinder, die Poblete als Visionäre begleiteten (s.o. 8.12). Im Hintergrund tragen zwei Männer ein Marienstandbild auf einem Tragegestell. (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
4.2) besonders bekannt sind.220 Poblete selbst führte, bekleidet mit einer an La Tirana angelehnten hölzernen Teufelsmaske, die Tänze an (s. Abb. 13.9).221 Die hier aufgeführten bailes chinos waren auf der einen Seite eine weitere Form von Elaborierung des Erscheinungsrituals, wie sie seit Mai 1984 zu beobachten war (s.o. 13.7), unterstrichen aber ebenso auch den Anspruch der Peñablanca-Anhänger, die »Dama Blanca de la Paz« als gleichsam neue wie gleichwertige Devotion in die ›Familie‹ der chilenischen Marienwallfahrten einzugliedern. Dabei zeigte sich an diesem neuen Bestandteil der öffentlichen Marienerscheinungen eine weitere Form sozialer Organisation von Peñablanca-Anhängern in der direkten Umgebung des Erscheinungshügels, unabhängig von den beiden verfaßten Gruppierungen des Movimiento Mariano 7 Estrellas und der Fundación Monte Carmelo, wie sie bereits in den oben genannten loka220 »Asunción de María Santísima. Primera vez que aparecen los bailes de chinos en Peñablanca. Capas azules, pañuelos rojos, faldas blancas y amarillas, sombreros multicolores y el paso cadencioso y alegre desde la estación El Sol de Quilpué hasta la cumbre del Monte Carmelo, casi 10 kilómetros.« (Barros Valenzuela 1987, 74; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 250f.; Contardo Egaña 1998, 87) 221 Cf. die Filmaufnahmen von TVN (–/Araya E. 25.8.1984)
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Abbildung 13.9: Bailes chinos auf dem Monte Carmelo, 15.8.1984. Miguel Ángel Poblete, der in Anlehnung an das Pilgerfest von La Tirana eine traditionelle Teufelsmaske trägt, führt die Prozession der Tänzer an. (Foto: Pressearchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
len Gebetsgruppen (s.o. 13.2) sichtbar wurde. Denn nicht nur in Nordchile, sondern auch in der Region Valparaíso waren bailes chinos seit dem 19. Jahrhundert fester Bestandteil der religiosidad popular (s.o. 4.1, Anm. 6). Getragen und organisiert wurden und werden diese Tänze für gewöhnlich ohne direkte Beteiligung kirchlicher Strukturen von oft nur informell organisierten kleinen Laiengruppierungen, die zunächst aus einer persönlichen Initiative heraus immer wieder neu entstehen und dann meist über mehrere Jahre hinweg Tänze einstudieren und zu Ehren einer speziell gewählten marianischen oder Heiligendevotion am jeweiligen Festtag aufführen.222 Eben die Entstehung solcher Tanzgruppen, die nun die »Dama Blanca de la Paz« zu ihrer Referenzdevotion wählten, war hier zu beobachten und damit ein weiterer Schritt in der Ausbildung eines eigenständigen Peñablanca-Kults.223 222 Navarro/Ulloa/Laubreaux/Toro/Fuenzalda 1975 223 Poblete war offensichtlich selbst aktiv an der Organisation einer solchen Tanzgruppierung beteiligt. Filmaufnahmen von TVN zeigen den Visionär gemeinsam mit anderen Tänzern bei den Proben für die Prozession (–/Araya E. 25.8.1984), die im Haus einer
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13.10 Ende August 1984: Die Ablehnung zeichnet sich ab Nur drei Tage nach der großen Peñablanca-Wallfahrt an Mariä Himmelfahrt, am Samstag den 18.8., fand erneut eine zuvor in der Presse angekündigte224 Marienerscheinung, erneut begleitet von einer Prozession und den Tanzgruppen der bailes chinos, statt. Die Zahl der Pilger hatte an diesem Tag jedoch bereits wieder deutlich abgenommen.225 Zwar berichtete die Presse am nächsten Tag noch einmal über die Vorgänge auf dem Hügel – Poblete zeigte wieder ›Stigmata‹ und äußerte in einer ›Botschaft‹, man verfüge bereits über ein Gelände für den Bau der geplanten Kapelle (ausführlich s.u. 13.12)226 – doch rückte nun ab Mitte August nicht mehr wie zuvor der Peñablanca-Kult und sein Erscheinungsritual in den Mittelpunkt des Medieninteresses, sondern vielmehr die in Kürze erwartete, dritte offizielle kirchliche Stellungnahme zu den Erscheinungen. Bereits im Vorfeld hatte sich abgezeichnet, daß auch gut ein Jahr nach Beginn der öffentlichen Wahrnehmung der Marienerscheinungen keine positive Bewertung der Vorgänge in Peñablanca seitens der Kirche zu erwarten war. Bereits Mitte Mai hatte die zweite Untersuchungskommission Bischof Valenzuela einen kritischen Zwischenbericht übergeben, der zwar nicht öffentlich, so aber zumindest in Kreisen der PeñablancaAnhänger bekannt geworden war (s.o. 13.6). Am 19.7. hatte die Kommission auf Anweisung des Bischofs außerdem vor dem Priesterrat der Di-
Familie von Peñablanca-Anhängern stattfand, die unweit des Hügels wohnte. Diese Anhänger seien hier als Beispiel für die lokale, nicht-organisierte Anhängerschaft noch kurz angeführt. Das nach seiner Adresse »Roma 100« genannte Haus in Villa Alemana war eine private Pension mit Bewirtung, die gleichzeitig eine Anlaufstelle für die von außerhalb anreisenden Peñablanca-Anhänger bot. So berichtete Contardo über Mittagessen im »Haus des Pilgers« (»Casa del Peregrino«; Contardo Egaña 1998, 88) u.a. gemeinsam mit Poblete. Auch fungierte die Pension 1984 zeitweise als eine Art ›Pressezentrum‹ des Visionärs: »El cerro se va vaciando lentamente y vamos después a la pensión de Calle Roma 100, en cuyo comedor Miguel Angel es entrevistado por periodistas de radio y cercado por amigos y curiosos.« (Qué Pasa/Vial 2.–8.8.1984, 29) Bis heute kommen Pilger in das Haus »Roma 100« um dort zu essen und zu schlafen, darunter auch viele aus dem lateinamerikanischen Ausland. (Interview: Peruanische Pilgerinnen/Grasmück 5.11.2005; Interview: Peñablanca-Anhänger aus Villa Alemana/Grasmück 5.11.2005) 224 »Die Prozession und ›Show‹ in Villa Alemana wird heute fortgesetzt« (Hoy continúan procesiones y ›show‹ en Villa Alemana«; La Estrella de Valparaíso 18.8.1984) 225 »Como en ocasiones anteriores, en esta oportunidad también hubo mucha fe en el poco público que concurrió al cerro ›Membrillar‹. La procesión, que partió a las 14 horas desde la Parroquia ›Santa Maria‹ de El Sol, en Quilpué, fue ahora muy reducida.« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1984; cf. Barros Valenzuela 1987, 78) 226 »Además, dio la sorpresa a los presentes de que ya se constaba con terreno para construir la capilla, lo que fue muy aplaudido por el público.« (La Estrella de Valparaíso 20.8.1984)
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özese über Peñablanca referiert und dort ihre Position dargelegt.227 Auch die Aussagen Valenzuelas im Interview gegenüber Qué Pasa Anfang August, persönlich nicht an die Erscheinungen zu glauben (s.o. 13.9.3, Zitat bei Anm. 209), ließen kaum auf eine positive kirchliche Einschätzung hoffen. Am 18.8. nun berichtet La Estrella de Valparaíso, mit Bezug auf Informanten aus dem Umkreis der Kommission, daß die Veröffentlichung des entsprechenden Berichts in den nächsten Tagen zu erwarten sei und dieser allem Anschein nach – ebenso wie die im Vorjahr – negativ ausfallen würde.228 Tatsächlich hatte die Kommission ihr zweites, umfangreiches Dokument (s.u. 13.11) bereits am 14.8.1984 an Bischof Valenzuela übergeben, dem als kirchliche Autorität nun jede weitere Initiative zukam. Die sich auf diese Weise immer mehr verdichtende Gewißheit, daß die Arbeit der seitens der Anhänger von Beginn an kritisierte zweite Kommission (s.o. 13.6) erneut eine kirchliche Ablehnung ›ihrer‹ Erscheinung zur Folge haben würde, reflektierten auch die Erscheinungsrituale dieser Woche. Wie bereits im Jahr zuvor (s.o. 11.8) tauchten kirchen- und hierarchiekritische Passagen an prominenter Stelle in den ›Botschaften‹ auf. So soll am 19.8. aus den Händen und Füßen der Christusfigur eines Kruzifixes Blut geflossen sein – ein solches ›Wunder‹ tauchte hier zum ersten Mal auf – »wegen des Unglaubens seiner [Christi; OG] Priester«229 . Die ›Botschaften‹ der Erscheinung vom 20.8. enthielten zum wiederholten Mal das Zitat aus dem »Geheimnis« von La Salette (»Kloaken der Unreinheit«), das an dieser Stelle und direkt mit der erwarteten bischöflichen Erklärung in Verbindung gebracht wurde: »[...] während du diese Botschaft weitergibst, wird der Hirte seine zweite Erklärung verkünden, aber man wird sehr stark sein müssen. Ich habe noch einmal meine Botschaft von 1846 aus La Salette wiederholt. Danach waren viele meiner Söhne entsetzt wegen dieser Botschaft und sagten, dies seien nicht die Worte der Jungfrau. Ich aber sage euch bestimmt, daß Melania und Maximino diese Botschaften erhalten haben, die Ich am 7. Oktober 1983 verkündet habe. Ich bitte euch vom ganzen Herzen, daß ihr über meine Worte nachdenkt. Ich bitte euch, daß ihr meinen Sohn nicht mehr beleidigt. Viele falsche Ideen führen die Kirche auf einen Weg voller Fehler.«230
227 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 18 228 »En fuentes allegadas a la comisión y al Obispado se adelantó a ›La Estrella‹, en forma extraoficial, que dicho informe sería nuevamente negativo y que era muy probable que el Obispo se pronunciara con mucho fundamento acerca de la inefectividad de las presuntas apariciones de Villa Alemana.« (La Estrella de Valparaíso 18.8.1984) 229 »[...] por infidelidades des sus sacerdotes.« (Barros Valenzuela 1987, 82) 230 »[...], cuando tú des este mensaje, el pastor dirá su segunda declaración, pero habrá que ponerse muy firme. He vuelto a dar mi mensaje de 1846 de La Salette.
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Die erwartete kirchliche Stellungnahme erfolgte bereits am folgenden Tag. Wenn auch noch nicht als offizielles Dokument, sondern zunächst in Form eines Interviews von Bischof Valenzuela mit La Estrella de Valparaíso, die an diesem Tag Peñablanca noch einmal auf ihre Titelseite brachte: »Bischof lehnt Erscheinungen von V. Alemana ab«.231 Valenzuela bekräftigte, daß sich seine Haltung seit der letzten Erklärung vom 28.10.1983 (s.o. 11.9) nicht verändert habe und er diese voll aufrecht erhalte, mit anderen Worten »daß die Phänomene, die sich in Villa Alemana zugetragen haben, keine Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria sind.«232 Ohne dies im Detail weiter auszuführen, verwies der Bischof kurz auf die Untersuchung der zweiten Kommission: ein Physiker – gemeint ist Carlos Wörner (s.u. 13.11) – habe einige »nicht gerade reale Dinge« auf dem Hügel entdeckt.233 Außerdem habe ihn die Lektüre der Schrift eines »Theologen aus dem Jahr [19]34«, der ausführe, »daß man an diese Sachen nicht glauben müsse«234 , in seiner ablehnenden Haltung bestärkt.235 An den Visionär und seine Anhänger gerichtet, kritisierte er scharf deren ge-
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Luego, muchos de mis hijos se horrorizaron por este mensaje y dijeron que no es vocablo de la Virgen María, pero de cierto os digo que Melania y Maximino recibieron estos mensajes que Yo te he dado el 7 Octubre de 1983. Os pido de todo corazón que reflexionéis mis palabras. Os pido que no ofendan más a mi Hijo. Muchas falsas ideas llevan a la Iglesia a un camino imperfecto.« (Barros Valenzuela 1987, 83) Auch im Rahmen der großen Wallfahrt vom 15.8. war das Zitat von La Salette Teil der ›Botschaften‹ (cf. Barros Valenzuela 1989, 56) und erlangte besondere Öffentlichkeitswirksamkeit durch die Filmaufnahmen von TVN, die eben diese Passage – Poblete spricht in das ihm vorgehaltene Mikrofon – in voller Länge zeigen. (–/Araya E. 25.8.1984) »OBISPO NIEGA APARACIONES DE V. ALEMANA« (La Estrella de Valparaíso 21.8.1984; unter anderer Überschrift nochmals erschienen: La Segunda / Contardo/Lepe 22.8.1984) La Estrella de Valparaíso 28.10.1983 »[...] incluso hay un físico que está estudiando las cosas y ha descubierto algunas que no son muy reales. [Q]uizás se habrán dado cuenta que ahora no hay tantas luces y cosas raras y se terminaron desde que el físico va al lugar.« (La Estrella de Valparaíso 21.8.1984) La Estrella de Valparaíso 21.8.1984 Valenzuela bezieht sich hier offensichtlich auf die erscheinungskritische Abhandlung »Apariciones« des spanischen Jesuiten Carlos María Staehlin (Staehlin 1954; s.a.o. 11.3, Anm. 39 und 11.6, Anm. 115; bei der angegebenen Jahreszahl handelt sich vermutlich um einen Druckfehler), auf die auch in den Dokumenten der Untersuchungskommission bei der Bewertung des apokalyptischen Charakters der Peñablanca-›Botschaften‹ Bezug genommen wird (AICRV 7.6.1985, 12). Auch Barros greift die indirekte Nennung des Jesuiten auf, wenn er in seinen Schriften die ›Echtheit‹ von Peñablanca gegen die Verurteilung des Bischofs verteidigt. Er polemisiert gegen das Buch Staehlins: »¡Qué obra de destrucción!« (Barros Valenzuela 1987, 89) und sieht in der Schrift eine der Ursachen für den »Fehler« des Bischofs: »Pareciera que Monseñor Valenzuela hubiera sido inducido al error por ese religioso, R. P. Carlos María Staehlin S. L, quien afirma que ›la Iglesia no garantiza la autenticidad de ninguna aparición y de ello infiere su desconfianza en todas las apariciones‹ [...].« (aaO., 88)
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gen die kirchliche Hierarchie gerichteten Äußerungen236 und wies nachdrücklich darauf hin, daß eine möglicherweise auf dem Hügel erbaute Kapelle in keinem Fall die Billigung der Diözese habe und die Feier des katholischen Gottedienstes dementsprechend untersagt sei. Für alle weiteren Details und Begründungen für seine hier geäußerte Haltung verwies Valenzuela auf den Bericht der zweiten Kommission, der in naher Zukunft in einer Pressekonferenz veröffentlicht werde (s.u. 13.11).
13.11 Bericht der zweiten Untersuchungskommission: Gründe einer Ablehnung Am 24.8.1984 fand, wie zuvor von Bischof Valenzuela angekündigt (s.o. 13.10), eine Pressekonferenz unter der Leitung von Gonzalo Ulloa statt. Vier der fünf Kommissionsmitglieder (s. Abb. 13.10) – der Physiker Carlos Wörner war aufgrund einer Dienstreise nach Argentinien verhindert237 – übergaben in den Räumlichkeiten der theologischen Fakultät an der Universidad Católica de Valparaíso ihren Bericht der Medienöffentlichkeit.238 Erwartungsgemäß bewertete er die Vorgänge in Peñablanca negativ – auch wenn einige positive Effekte auf die Frömmigkeit hervorgehoben wurde239 – und verneinte die Möglichkeit einer ›echten‹ Marienerscheinung in Peñablanca. »Die gegenwärtige Position der Kommission, gestützt auf eine tiefergehende Kenntnis und Analyse der Ereignisse, ist weiterhin negativ. Aus ihrer Sicht handelt es sich bei den Vorgängen von Peña Blanca nicht um eine wirkliche Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria, d.h. um die Früchte eines ihr eigenen Bedürfnisses, sich an diesem Ort auf außer-
236 »El obispo porteño criticó fuertemente al hecho que ›se han puesto contra la jerarquía de la Iglesia, con las palabras y las frases que dicen‹.« (La Estrella de Valparaíso 21.8.1984) Auch der Bericht der zweiten Kommission sollte diesen Punkt noch einmal besonders hervorheben: »Die Anwesenheit von Priestern und Religiosen erweist sich daher als negativ und tadelnswert, weil dies dazu verleitet – anstatt in ihnen vorbildliche Seelsorger zu sehen – eine Erwartung bezüglich der Wahrheit der Erscheinungen aufrecht zu erhalten. Dieser Ungehorsam scheint uns einmal mehr ein negatives Anzeichen was die Echtheit dieser Sache angeht. Die Liebe Marias entzweit nicht, sondern eint.« (AICRV 23.8.1984, 3) 237 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 20 238 AICRV 23.8.1984; eine vollständige Transkription des spanischen Originals findet sich im Anhang (s.u. A.7). 239 »Ungeachtet des zuvor Ausgeführten, sehen wir in allem einige klare positive Aspekte. [...] Die heilige Jungfrau wird kaum ohne Anteilnahme bleiben, wenn einige ihrer Kinder [...] wahrhaft sich zum Gebet versammeln, Umkehr zeigen, um Verzeihung bitten und Trost suchen angesichts der Wechselfälle des Lebens eines jeden einzelnen.« (AICRV 23.8.1984, 2f.)
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gewöhnliche Weise zu zeigen, vermittelt durch die Person, die sie zu sehen und mit ihr zu reden behauptet.«240
Bei dem sechs Seiten umfassenden Dokument, das hier zur Veröffentlichung freigegeben wurde241 , handelte es sich um eine stellenweise überarbeitete Version242 der zusammenfassenden Bewertung, die Bischof Valenzuela als Teil des umfangreichen internen Berichts, wie erwähnt (13.10), bereits am 13.8. zugegangen war.243 Der vollständige Bericht enthielt – soweit sich das aus dem vorliegenden Archivmaterial rekonstruieren läßt – neben der zusammenfassenden Bewertung mindestens vier von einzelnen Kommissionsmitgliedern namentlich gezeichnete, ausführliche Analysen zu bestimmten Fragestellungen. Dies waren ein »Beitrag zu der Untersuchung der während der angeblichen Erscheinungen von Peñablanca aufgetretenen ›unerklärlichen Phänomene und Ereignisse‹«244 von Carlos Wörner, ein »Anhang zum Bericht über [die] ›Erscheinungen‹ von Peñablanca. Psychologische Betrachtung«245 von Pedro Garcés, die »Analyse einiger Elemente apokalyptischen Stils in den ›Botschaften‹ von Peñablanca«246 von Kamel Harire und eine Darstellung der »Merkmale der Jungfrau von Peñablanca entsprechend einer Analyse der angeblichen Visionen von Miguel Ángel Poblete«247 von Atilio Almagiá.248 Alle genannten ausführlichen Dokumente blieben 240 AICRV 23.8.1984, 1 241 Der Text des Berichts erschien am nächsten Tag wortwörtlich zitiert in La Estrella de Valparaíso (25.8.1984), allerdings ohne die erläuternden Anmerkungen, die in der Zeitung nur zusammengefaßt wurden. Auch La Tercera de la Hora (26.8.1984) druckte ein Zusammenfassung des Dokuments. 242 Neben einigen Formulierungsänderungen im Detail sind die auffälligsten Unterschiede zwischen dem internen und dem öffentlichen Dokument, die hinzugefügten Anmerkungen im letzteren. Diese belegen einzelne Teile der Argumentation, unter Rückgriff auf die nicht veröffentlichten Einzelstudien des Berichts (s.u. Anm. 248). Auch der einleitende Absatz des Dokuments vom 13.8. über den formalen Ablauf der Untersuchung steht hier in der Anmerkung. Ein Absatz über die psychologische Einschätzung des Visionärs wurde im veröffentlichten Dokument gestrichen (s.a.u. 13.11.2, Anm. 272). Dafür wurde im Bericht vom 23.8. bezüglich des von den Peñablanca-Anhängern geplanten und von der Diözese nicht autorisierten Kapellenbaus explizit das mittlerweile eingerichtete Spendenkonto (s.o. 13.8.2) genannt. 243 AICRV 13.8.1984; der Bericht war außerdem seitens der Diözese Mitte August zur Information an die CECH gesandt worden (cf. AICRV 17.8.1987, 2). 244 »Contribución al estudio de ›fenómenos y hechos inexplicables‹ producidos en las presuntas apariciones de Peñablanca« 245 »Anexo del informe sobre ›apariciones‹ de Peñablanca. Aspecto psicológico« 246 »Análisis de algunos elementos de estilo apocáliptico en los ›mensajes‹ de Peñablanca« 247 »Características de la Virgen de Peñablanca de acuerdo al análisis de las supuestas visiones de Miguel Angel Poblete« 248 Der Text von Wörner (AICRV 10.8.1984) und der von Garcés (AICRV o.D. [August 1984?]) liegen je als eigenständige Dokumente vor, wobei nur ersteres datiert ist, die Studien von Harire und Almagiá als Teil eines auf den 7.6.1985 datierten
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Abbildung 13.10: Die zweite bischöfliche Untersuchungskommission zu den Marienerscheinnungen von Peñablanca während der Pressekonferenz aus Anlaß der Veröffentlichung ihres Abschlußberichts; von links: Pedro Garcés Troncoso, Kamel Harire Seda, Gonzalo Ulloa Rübke, Atilio Aldo Almagiá Flores; das fünfte Mitglied, Carlos Wörner Olavarría, fehlt auf dem Bild (Foto: Bildarchiv El Mercurio/La Estrella de Valparaíso)
ausdrücklich für den internen Gebrauch bestimmt.249 Einzelne Aspekte daraus flossen aber als erläuternde Anmerkungen (cf. Anm. 242) in das veröffentlichte Dokument und damit auch in die offizielle Argumentation der Kommission ein. 13.11.1 Kirchliche Transparenz und die erneute Frage nach der »Manipulation« Die nun vorliegende, dritte kirchliche Stellungnahme zu den Marienerscheinungen von Peñablanca stand – trotz ihrer Übereinstimmung bezüglich der Bewertung – an mehreren Punkten im Gegensatz zu den Dokumenten des Vorjahres. Zunächst einmal war bemerkenswert, daß die Zwischenberichts ohne Titel (AICRV 7.6.1985), bei dem es sich offensichtlich um eine Zusammenstellung von Teilen des ursprünglichen ausführlichen Dokuments vom 13.8.1984 handelt. 249 Das direkt zum Bericht gehörige Originalmaterial, das während der Untersuchung gesammelt wurde und die Grundlage derselben darstellte wurde ebenso archiviert: »Toda esta investigazión está materializada en un gran archivo, que incluye fotos, cartas, declaraciones y sinnúmero de detalles acumulados en cientos de hojas.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14) Die genannten Dokumente wurde seitens der Diözese Valparaíso für diese Untersuchung leider nicht zugänglich gemacht (s.o. 1.3).
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Diözese sich diesmal nicht auf eine kurze Erklärung beschränkte, sondern vielmehr durch die Veröffentlichung des mehrseitigen Berichts um eine Offenlegung der Hintergründe der noch zu erwartenden eigentlichen kirchlichen Entscheidung bemüht war. In diesem Zusammenhang ist auch der Präsentationsrahmen des Berichts – eine Pressekonferenz mit Möglichkeit zu weitergehenden Fragen – sowie zwei umfangreiche Interviews von Gonzalo Ulloa und Kamel Harire mit den Wochenzeitschriften Ercilla250 und Qué Pasa251 am gleichen Tag252 bemerkenswert. Es war nicht zuletzt die fehlende Transparenz im Zusammenhang mit den ersten beiden Erklärungen gewesen, die zuvor zu kontroversen Diskussionen – in erster Linie um die von Jaime Fernández vertretene Manipulationshypothese – geführt hatte. Die daraus entstandene Kritik am Verhalten der Diözese und die hieraus resultierende mangelnde Akzeptanz der bischöflichen Erklärung war einer der Gründe für die Bildung der zweiten Kommission gewesen (s.o. 13.6). Tatsächlich nannte der veröffentlichte Untersuchungsbericht der zweiten Kommission mehrere konkrete Beispiele, an denen die Kommission ihre negative Einschätzung festmachte. Die Annahme einer politisch motivierten Manipulation, wie sie Fernández in Interviews mehrfach angedeutet hatte (s.o. 12.1), fehlte darunter.253 Das Dokument beließ es diesbezüglich bei einem, im Gegensatz zur weiteren Argumentation, nicht weiter ausgeführten Hinweis auf eine mögliche »Inszenierung« (»montaje«) als »Ursprung dieser Angelegenheit«, deren Durchführung als »teils unbewußt, teils absichtlich und geplant, sei es seitens des angeblichen Visionärs selbst, sei es seitens dritter Personen«254 angenommen werde könne. Weitere Details hierüber, so die Anmerkung zum Absatz, lägen der Kommission zwar vor, von einer Veröffentlichung sei aber mit Rücksicht auf die »Sicherheit unwillentlich involvierter Personen«255 abzusehen.256 Wenn auch insbesondere diese Bemerkung noch als Hin250 251 252 253
Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984 Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 19 Zur Ausgangslage der Kommission bei ihrer Arbeit bezüglich der Manipulationshypothese cf. auch den Kommentar von Kamel Harire (s.o. 13.6, Zitat bei Anm. 89). 254 AICRV 23.8.1984, 1 255 AICRV 23.8.1984, 5 256 Auch die Aussagen von Ulloa und Harire im Interview mit Ercilla bezüglich der von ihnen genannten »Inszenierung« blieben, trotz eines zusätzlichen Beispiels, wenig konkret: »[Ercilla:] En el informe del trabajo realizado por ustedes se deja entrever la posibilidad de un montaje. ¿Qué antecedentes conretos tienen para afirmarlo? [Gonzalo Ulloa/Kamel Harire:] Son muchos, algunos sutiles y otros concretos. Por ejemplo, pudimos comprobar en ocasiones que había gente que conocía con anterioridad los mensajes que daría posteriormente el joven Poblete. Están involucradas personas con nombre y apellidos; individualizadas en algunos
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weis verstanden werden konnte, daß die zweite Kommission Fernández’ Manipulationshypothese zumindest nicht ausschloß257 , so blieb die gewählte Formulierung doch weit hinter der Diskussion vom Vorjahr zurück. Sie ließ sich ebensogut als Annahme verstehen, daß die Marienerscheinungen eine eben »teils unbewußte, teils absichtliche« Inszenierung durch Poblete und seine Anhänger sei, die diese aufgrund nicht näher benannter, jedenfalls aber unpolitischen Motive hervorbrachten. Eben diese Interpretation der Vorgänge durch die Kommission, die hier nur angedeutet wurde, sie aber dazu veranlaßte, »die Hypothese eines übernatürlichen Eingreifens anzuzweifeln«, faßte ihr Vorsitzender, Gonzalo Ulloa, im Interview wie folgt zusammen: »[...] unabhängig von der Hypothese, daß hier eine politische Manipulation vorlag, was nie eindeutig bewiesen wurde, [...] ist es wahrscheinlich, daß Miguel Ángel, der möglicherweise eine psychodelische Erfahrung hatte, weil er Marihuana rauchte, dort auf dem Hügel [...] und dann dieses Bild sah, diese ›Erscheinungen‹. Als er dann in die Hände seiner Protektoren geriet, [...] entlud sich unbewußt, zumindest zu Beginn, sein Mangel an mütterlicher Zuwendung [s.a.u. 13.11.2], möglicherweise geleitet oder manipuliert, wir wissen es nicht, ob bewußt oder unbewußt, durch eine dieser Personen, [...]. [...] Auch wenn es eine bewußte Manipulation war, könnte sie auf die Beeinflussung eben dieser Personen zurückgehen, zum Beispiel Álvaro Barros oder Pater Contardo, die, von ihrer eigenen religiösen Erfahrung ausgehend, annahmen und immer noch annehmen, daß diese Erscheinungen echt waren, und daß Chile als Land sie nötig hatte. In diesem Sinne war es vielleicht keine Manipulation [...] in schlechter Absicht, sondern sie erfolgte vielmehr casos. Pero, tal como decimos en el informe, no resulta conveniente darlos a conocer en salvaguarda de seguridad de las personas involuntariamente comprometidas.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14) Auch Qué Pasa greift im Gespräch mit der Kommission noch einmal die Manipulationshypothese auf, erhält jedoch nur eine die Frage letztlich offen lassende Antwort: »QUE PASA preguntó a los investigadores si habían detectado personas o grupos que hubieran ayudado a montar una farsa al vidente, ya fueran de la CNI o de otras sectores con fines políticos. Ambos fueron cuidadosos en declarar que desde que ellos se hicieron cargo de la investigación, no había detectado nada similar. ¿Antes? Antes quién sabe lo que pasó. Porque al mirar el cuadro actual, los entendidos se inclinan por pensar que Miguel Angel partió con cierta ayuda y ahora está corriendo con colores propios. En este momento son muchas las personas de un grupo mariano que ayudan decididamente a Miguel Angel [...]. Pero de ellas asegura la propia Comisión, no cabe esperar un fraude, ni un montaje, porque son gente recta pero equivocada.« (Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984, 16) 257 Die diesbezüglich nicht eindeutig formulierte Stelle im Untersuchungsbericht wurde von Barros entsprechend hart angegriffen: »Son un ›fraude‹ pero ¿de quién y por qué? Cinco profesores de la Umverdad Católica de Valparaíso no lo han aclarado al igual que el sacerdote Jaime Femández, un año antes, aun cuando temerariamente aquél, sin pruebas, con la venia del Obispo divulgó en el clero que eran obra de la C.N.I, organismo policial del gobierno militar, para distraer la átención política del momento.« (Barros Valenzuela 1987, 87
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mit dem Ziel, diesen Visionär zu unterstützen, der so auch zum Sprachrohr [seiner Protektoren] werden konnte.«258
Die Kommission wählte in ihrer Beurteilung – auch wenn dies im öffentlichen Bericht nur anklang, letztlich eine religionssoziologische Perspektive259 , aus der heraus das Phänomen Peñablanca durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie der Persönlichkeit Pobletes (s.u. 13.11.2), des Drogenkonsums (s.a.o. 6.3), der religiösen Vorüberzeugung seiner Anhänger260 , der aufgewühlten politische Situation261 sowie der lebendigen chilenische religiosidad popular262 , heraus erklärbar wurde. Nichtsdestotrotz lagen die Schwerpunkte bei der Gesamtbewertung des Phänomens263 sowohl in der Argumentation des veröffentlichten Abschlußberichts als auch in den nicht-öffentlichen Einzelstudien auf einer Prüfung der Glaubwürdigkeit des Visionärs (s.u. 13.11.2), einer Beurteilung der behaupteten ›Wunder‹ aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive heraus (13.11.3) sowie einer theologischen Bewertung der ›Botschaften‹ und dem hierin vermittelten Bild der Jungfrau Maria (s.u. 13.11.4).
258 »[...] independientemente de las hipótesis, de que ahí hubo una manipulación política, que no fue nunca probado, fehacientemente, independientemente de esa hipótesis es probable que Miguel Ángel, que tuvo una experiencia quizás sicodélica, producto de fumar marihuana, [...], allá en el cerro, [...] y que vio esta imagen, estas ›apariciones‹. Al caer en manos de los protectores, [...], quizás inconscientemente al comienzo al menos, [...] descargó su carencia materna, quizás dirigido o manipulado, no sabemos si conciente o inconscientemente, por alguna de las personas [...]. [...] Incluso si es una manipulación consciente, pudo haber sido por las propias manipulaciones de esas personas, por ejemplo de Álvaro Barros, del padre Contardo, que [...] desde su experiencia religiosa, [...] consideraban o consideran todavía que esas apariciones fueron reales, e que Chile como país las necesitaba. [...]. Por lo tanto no hay quizás una manipulación [...] mal intencionada si no que con el intención de respaldar a este vidente que puede ser de portavoz de ellos también.« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 2f.) 259 Zur methodischen Vorgehensweise der Kommission cf. auch den Kommentar von Kamel Harire (s.o. 13.6, Zitat bei Anm. 89) 260 »Hemos detectado, sin embargo, que algunas de esas personas son gente cuya historia personal las hace aparecer continuamente en su vida adulta muy proclives a buscar lo extraordinario.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14) 261 »[...] esto [...] coincide con momentos que vive la política nacional y la situación chilena a nivel del cono sur, como era un posible conflicto armado con Argentina, entonces son una serie de ingredientes que hay que tener en cuenta para mirar este echo sociologicamente, [...].« (Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005) 262 Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 13f. 263 »En todo caso, no has sido un element específico u otro el que nos ha llevado a desvirtuar el fenómeno, sinó que la resultante del análisis global.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 14)
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13.11.2 Glaubwürdigkeit des Visionärs und psychopathologische Aspekte: »Mangel an mütterlicher Zuwendung« Was die Glaubwürdigkeit des Visonärs anging, die aus Sicht der Kommission nicht gewährleistet war, hob der Bericht zum einen die Tatsache hervor, daß Poblete mehrfach »nicht eingetretene Prophezeiungen«264 geäußert habe. Eine davon stammte aus der ›Botschaft‹ vom 14.4.1984, der ersten Marienerscheinung, an der Mitglieder der Kommission teilgenommen hatten (s.o. 13.6). Die genannte ›Botschaft‹ hatte noch für denselben Abend ein sichtbares ›Wunder‹ angekündigt.265 Während des zweiten Erscheinungsrituals an diesem Tag, das gegen 21:00 Uhr begann, war jedoch nichts Ungewöhnliches zu sehen266 : »Für die Kommission steht fest, daß der angebliche Visionär am 14. April bekannt gab, daß die heilige Jungfrau in dieser Nacht mit einem Zeichen erscheinen würde; eine strahlende Scheibe, der ein Geräusch wie das Summen von Bienen vorangehen werde. ›Aber man solle sich nicht ängstigen‹. [...] Es steht objektiv fest, daß niemand die strahlende Scheibe gesehen noch das Bienensummen gehört hat.«267
Derartige ›falsche Prophezeiungen‹, die offensichtlichen Falschaussagen Pobletes zu seiner eigenen Biographie268 und wie sein »Streben nach 264 AICRV 23.8.1984, 1 265 »Hoy la Señora pide que a las nueve de la no[c]he vengan todos al Cerro porque se verá un gran mensajero. Todos lo verán en forma de disco y se verá con gran luz y vendrá con gran majestad a preparar el Camino de Dios Salvador. Pide que nadie se asuste, en el momento que haya mucha oración, cuando sientan el zumbido de abeja, quiere decir que vendrá.« (Barros Valenzuela 1985, 177) Eine besondere Bedeutung dieser Prophezeiung innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger ist, entgegen der Wichtigkeit, die die Kommission ihr für ihre Argumentation zuwies, nicht zu erkennen. 266 Poblete begründete das Ausbleiben des Wunders gegenüber den Anwesenden mit einer Entscheidung Gottes, die die Ankündigung der Jungfrau Maria außer Kraft gesetzt habe: »La Señora había anunciado en la tarde que iba a ver una luz luminosa pero los designios del Padre son siempre los primeros, entonces la luz se puso en la luna y las nubes pasaron por arriba.« (Barros Valenzuela 1985, 180) 267 »A la Comisión le consta que el día 14 de abril el presunto vidente anunció que la Stma. Virgen se aparecería esa noche con una señal; un disco brillante precedido de un ruido como de zumbido de abejas. ›Pero que no habia que asustarse‹. [...] El hecho objetivo es que nadie vio el disco brillante ni escuchó el zumbido de abejas.« (AICRV 10.8.1984, 11; cf. AICRV 23.8.1984, 5, Anm. 2) 268 »[...] Poblete behauptet, sich in der Bibel nicht auszukennen, während gleichzeitig Aussagen vom Personal der Jugendheime, in denen er lebte, vorliegen, die versichern, er habe zwei Bibeln besessen und sei bei seinen Kameraden als ›Experte‹ in diesem Bereich bekannt gewesen.« (AICRV 23.8.1984, 5, Anm. 2); cf. »›Era el especialista en Biblia, la tenía en todas partes y la interpretaba a su manera‹ / ›Tenía 2 Biblias, incluso unoa con notas y marcas hechas por él‹ (39)/ 39.– Entrevista a rehabilitadores de Hogar Carlos van Buren, Hno. Jean Marc.« (AICRV o.D. [August 1984?], 5; zum Typus des religiös unwissenden Visionärs s.a.o. 5.1 und 11.6)
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Effekthascherei und Theatralik«269 seien unvereinbar mit einer Person, die »eine mystische Erfahrung oder übernatürliche Präsenz erlebt«, der viel eher die Suche nach »Andacht und Anonymität«270 angemessen sei. Interessanterweise fanden sich innerhalb des veröffentlichten Berichts im Rahmen der dort vorgenommenen Bewertung von Pobletes Glaubwürdigkeit keinerlei Anmerkungen zu seiner Persönlichkeit sowie möglicher psychischer Ursachen seiner Visionen. Trotzdem war die psychopathologische Bewertung – ebenso wie im Rahmen der Untersuchung von Jaime Fernández (s.o. 11.2) – ein wichtiger Bestandteil des Berichts der zweiten Kommission. So enthielt der ursprünglich dem Bischof übergebene Bericht vom 13.8. eine entsprechende Passage, die im später veröffentlichten Dokument gestrichen wurde (cf. Anm. 242)271 , eine Entscheidung, die offensichtlich mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte des Visionärs getroffen worden war272 : »Die Lebensgeschichte des ›Visionärs‹ enthält genügend klärende Hinweise auf ein psychologisches Erleben, das einerseits traumatisiert ist und anderseits das tiefe Bedürfnis nach einem öffentlichen Erfolg dieser Art aufweist. Diese Voraussetzung veranlaßte ihn dazu, diejenigen Objekte und Situationen seiner Vorstellung, die ihm geeignet erschienen, den Mangel seiner Kindheit auszugleichen, auf die Ebene der Wirklichkeit zu projezieren.«273 269 AICRV 23.8.1984, 1; diese hier nur angedeutete Kritik an der öffentlichen Inszenierung des Erscheinungsrituals, wird sehr viel deutlicher in der nicht-öffentlichen Einzelstudie von Pedro Almagiá über die »Merkmale der Jungfrau von Peñablanca: »Hay en estos aconteceres ›apariciones pero SIN MENSAJES‹, ahora la espectacularidad y teatralidad de lo que en esos momentos ocurre es realmente impresionante, ver que la ›virgen‹ se preocupe que se enciendan las velas, luego que apaguen, que se tomen fotos algunas sin flash otras con flash, otras al sol, etc., por decir lo menos, nos parece caer en el más absoluto ridículo y falta de respeto hacia la Madre de Dios.« (AICRV 7.6.1985, 35) 270 AICRV 23.8.1984, 1 271 Psychologische Argumente fehlten jedoch auch im Dokument vom 23.8. nicht vollständig. So wurde zum einen im Zusammenhang mit der Bewertung der berichteten ›Wunderheilungen‹ auf eine mögliche psychosomatische Ursache derselben hingewiesen. Und über die ›Stigmata Pobletes hieß es, diese seien nicht »übernatürlichen, sondern vielmehr psychiatrischen oder anderen Ursprungs. (AICRV 23.8.1984, 3.6) 272 Gegenüber Ercilla wurde eine psychopathologische Bewertung des Visionärs zumindest angedeutet, aber mit Verweis auf dessen Privatsphäre nicht ausgeführt: »[Ercilla:] ¿Qué antecedentes tienen de Miguel Angel Poblete? [Gonzalo Ulloa/Kamel Harire:] [...] En ciertas conductas demuestra un carácter infantil; impropio de la edad cronológica de un joven de diecinueve años. También hay testimonios de gente que vivió con él en los hogares, en el sentido de que tiene un carácter histriónico; un gusto por la teatralidad, la espectacularidad. No quisiéramos ahondar esta materia, porque sería lesionar el tesoro de su intimidad.« (Ercilla/Fernández 29.8.–4.9.1984, 15; Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984, 16) 273 »La historia personal del ›vidente‹ proporciona suficientes elementos explicativos de una vivencia psicológica traumática y profundamente necesitada de un suceso público
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Ausführlich erörtert wurde dieses Argument in der von Pedro Garcés verfaßten »Psychologischen Betrachtung«, die dem umfangreichen, nicht-öffentlichen Bericht als Anhang beilag. Die Einzelstudie von Garcés stützte sich dabei in erster Linie auf die psychologischen Gutachten und weiteres in diesem Zusammenhang relevantes Material aus dem Archiv der ersten Kommission (s.a.o. 13.6, Anm. 88), betrachtete es aber unter einem neuen Blickwinkel. Während bei Jaime Fernández die Hinweise auf eine psychische Erkrankungen bzw. Persönlichkeitsstörung bei Poblete an sich den Ausschlag für die negative Einschätzung gegeben hatten, waren diese für Garcés nur der Ausgangspunkt seiner Argumentation.274 Er sah in den festgestellten pathologischen Zügen in Pobletes Persönlichkeit nicht die Ursache, sondern vielmehr nur eine Prädisposition für sein späteres Auftreten als Marienvisionär. Indem Garcés die von Poblete berichteten Visionen und seine Äußerungen während des Erscheinungsrituals im Lichte seiner Biographie als Heimkind, das seine leibliche Mutter nie kennengelernt hatte (s.o. 5.1) und auch seine Pflegemutter mit zwölf Jahren verlassen mußte (s.o. 5.2), betrachtete, kam er zu einer psychologischen Hypothese, die eben gerade den Inhalt der berichteten Erlebnisse in den Blick nahm. Wie sich an verschiedenen Äußerungen im Rahmen des Erscheinungsrituals zeigen lasse,275 sehe Poblete sich selbst nicht nur in einem ›religiös‹ aufgefaßten Kontakt mit der Gottesmutter Maria, sondern mit einer ihn ganz persönlich ansprechenden
de esta naturaleza. Condición que lo impulsaría a proyectar hacia el plano real los objetos y situaciones que su imaginación le presenta como adecuados para satisfacer las carencias de su niñez.« (AICRV 13.8.1984, 2) 274 Garcés listet zahlreiche kurze Zitate aus dem ihm zugänglichen Material auf, so zur Pathographie des Visionärs u.a. »Testimonios de intento de suicido (26). 26.– Informe del R.P. Jaime Fernández [...]. / ›Es MITOMANO y vive en un mundo de fantasía‹ (29). 29.– Archivo. Testimonio de personal del Hogar Carlos van Buren. / ›Ha consignado características hipocondríacas, ... preludio de posibles brotes psicóticos‹ (32). 32.– Archivo. Informe del Psicólogo Oscar Angel Bocchi. / ›Ha experimentado ataques como de epilepsia, que dan la impresión de ser fingidos‹ (34). 34.– Archivo. Informe de rehabilitadores de Hogar de Menores.« (AICRV o.D. [August 1984?], 5.9) 275 Cf. hierzu drei der zahlreichen, im Bericht angeführten Beispiele »›Ave María, Virgen del Cielo, no se si esta es una oración; pero se que necesito tanto de tí, tú que eres la única madre del mundo, me perdonarás...‹ (1) 1.– Canto improvisado de Miguel Angel, grabado el sábado 19 de mayo en el cerro de Peña Blanca, ›aparición‹ de las 19.00 hrs. / La comisión constató también el siguiente diálogo de Miguel Angel Poblete, que lo perfila como un hijo obediente que comparece ante su madre: ›Yo vine como me dijiste tú...‹, ›Me dijiste que viniera de scout y lo hice...‹, ›Pero tú eres mamita, ¿cierto?...‹ (3) 3.– Grabación de ›aparición‹ del 12 de junio. / Le celebra su cumpleaños con torta (52). 52.– ›Aparación‹ en el día de la Natividad de María, 8 septiembre 1983.« (AICRV o.D. [August 1984?], 1.8); cf. auch die Äußerungen Pobletes während der ersten Pressekonferenz am 19.8.1983 (s.a.o. 8.13), er dürfe die Erscheinung »Mama« nennen. (El Mercurio de Valparaíso 20.8.1983a)
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und für ihn sorgenden und liebenden, idealisierten Muttergestalt, die ihn wiederum als ihren Sohn anerkenne:276 »Miguel Ángel Poblete [...] leidet an einem tiefen Mangel an mütterlicher Zuwendung, und muß diese deshalb dadurch ersetzen, daß er sich als Privilegierter fühlt, als Besitzer der besten Mutter der Welt. Ihm reicht es nicht aus, sich vorzustellen, daß er die Jungfrau sieht und mit ihr spricht, sondern er beansprucht, daß alle anerkennen, daß dies wahr sei, insbesondere jene, die seine Phantasie zerstören könnten: die Kirche.«277
13.11.3 Die ›Wunder‹ aus naturwissenschaftlicher Perspektive Ein weiterer Schwerpunkt innerhalb der Argumentation der zweiten Untersuchungkommission war die, ebenfalls in einer nur für den internen Gebrauch bestimmten Einzelstudie ausgearbeitete, naturwissenschaftliche Bewertung der aus Peñablanca berichteten ›Wunder‹ durch den Physiker Carlos Wörner. Die »angeblichen ›außergewöhnlichen Ereignisse‹«, so hob der veröffentlichte Bericht hervor, »erw[ie]sen sich als erklärbar, wenn man sie kritisch untersucht[e], und nicht aus der subjektiven Perspektive derjenigen heraus, die erklär[t]en, Zeuge derselben zu sein«; es sei weder etwas »Ungewöhnliches« in ihnen zu erkennen, noch zeige sich hier ein »übernatürlicher Wille«.278 Alle seitens der PeñablancaAnhänger als ›Wunder‹ betrachteten Beobachtungen – Wörner folgte in seiner Darstellung hier dem Kapitel »Unerklärliche Phänomene und Fakten« aus der Broschüre »Was geschieht in Peñablanca, Chile?« von Alejandro Cifuentes279 – ließen sich entweder während der Untersuchung 276 Tatsächlich zeigt die statistische Auswertung des Inhalts sämtlicher ›Botschaften‹, daß das Motiv von »Mutterschaft/Kindschaft« einen prominenten Stellenwert besitzt. Es steht mit 8% Anteil an fünfter Stelle der am häufigsten wiederholten Motive. Auch die persönliche Ansprache Pobletes durch seine Erscheinung als »mein Sohn« findet sich mit 28 Mal überdurchschnittlich häufig (s.o. 6.5, Grafik 6.2, 155). 277 »Miguel Ángel Poblete [...] sufre de una carencia profunda de mamá y necesita suplirla sintiéndose un privilegiado, poseedor de la mejor mamá del mundo. Para ello no le basta imaginar que ve y habla con la Virgen, sino que requiere que todos reconozcan que esto es verdad especialmente quienes podrían demoler su fantasía: la Iglesia.« (Hervorh.: Großbuchstaben im Orig., AICRV o.D. [August 1984?], 2); cf. hierzu auch die Bemerkung von Gonzalo Ulloa: »En el caso de Miguel Angel, se juntan dos cosas, una, el no superó la falta de madre que además fue muy traumatica para él [...] y se junta por un lado la carencia materna, la carencia de afecto y que lo vuelca en la Virgen María a quien la llama mamita. [...] y [...] se junta con su inmadurez intelectual, un pequeño rango medio que es normal, una es la edad cronológica y una la edad mental, hay un pequeño desfase en el caso de Miguel Angel. Entonces ahí yo creo que se juntan las dos cosas para explicar su comportamiento con respecto a lo que sucedió en Villa Alemana.« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 2) 278 AICRV 23.8.1984, 2 279 »¿Qué sucede en Peñablanca?« (Cifuentes Bezanilla 1984)
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nicht bestätigen oder seien ohne weiteres auf natürliche Ursachen zurückzuführen.280 Bezüglich des angeblichen ›Sonnenwunders‹ von Peñablanca führte die Kommission an, daß dieses während ihrer Anwesenheit auf dem Hügel kein einziges Mal beobachtet worden sei281 ; auch die bei zahlreichen Pilgern aufgetretenen Netzhautverbrennungen infolge der Anweisungen Pobletes, direkt in die Sonnen zu sehen (s.a.o. 9.6.1, Anm. 104), sprächen klar gegen eine positive Bewertung. Die große Zahl von ›Wunderfotografien‹ (s.a.o. 9.6.2), die der Kommission seitens der Peñablanca-Anhänger vorgelegt worden waren, seien Produkt der optischen Bedingungen während der Aufnahme und als solche leicht zu erklären (s.a.o. 9.6.3), wie sich etwa an den angeblich von der Sonne ausgehenden Lichtstrahlen zeige.282 Bezüglich der immer wieder berichteten ›mystischen Kommunion‹ Pobletes mit einer für alle Umstehenden sichtbaren Hostie, bemerkte Wörners Bericht, daß man während der Besuche auf dem Hügel zwar festellen konnte, daß Poblete mit einem»weißen Objekt« auf der Zunge für längere Zeit unter den Anwesenden herumlief. Wie dieses »Objekt« allerdings zuvor in den Mund des Visionärs gekommen war, konnte die Kommission nicht beobachten.283 Entspre280 »El análisis prolijo permite ver como perfectamente explicable los fenómenos del sol, los diferentes tipos de fotos, las curaciones pretendidamente milagrosas, las figuras en las nubes, los rayos, etc.« (AICRV 23.8.1984, 6, Anm. 5) 281 »Los miembros de la Comisión están asistiendo al cerro desde el 14 de Abril 1984 y nunca han obersvado fenómenos que se acerquen siquiera a algo tan espectacular como lo descrito por los apologistas de la presenta aparición. Para decirlo claramente el sol ha mantenido su apariencia normal siempre que han asistido.« (AICRV 10.8.1984, 4f.) 282 »Diese Kommission hat Fotoalben voll mit den genannten Bildern der Sonne gesehen und darunter keines gefunden, das aus dem [zu erwartenden] normalen Rahmen von Fotografien sehr heller Objekte herausfallen würde. [...] Darüber hinaus ist zu bedenken, daß man nicht direkt in die Sonne hinein sehen kann (sei es auch durch den Sucher einer Kamera) und die entsprechende Fokussierung (d.h. die Positionierung der optischen Achse des Fotoapparats gegenüber der Sonne) annäherungsweise geschehen sollte, so daß die Sonnenstrahlen nicht direkt, sonder seitlich in die Fotokamera eindringen und auf diese Weise zu Lichtstrahlen führen, die auf den Abzügen seltsam erscheinen.« (»Esta Comisión ha visto álbumes de fotografías con las imagenes señaladas del sol y no ha encontrado alguna que escape al común de fotos tomadas un objeto de gran luminosidad. [...] Además hay que tener presente que no se puede mirar el sol (aunque sea por el visor de una cámara) y que el enfoque (poner el sol en el eje óptico del sistema fotográfico) se debe hacer de manera aproximada de tal modo que los rayos solares no ingresan sino lateralmente al sistema óptico produciendo rayos que aparecen curiosos en los positivos.«; AICRV 10.8.1984, 6) 283 »Esta Comisión en sus visitas als terreno ha obersvado que el presunto vidente camina por largos momentos (15 mins. o más) con un objeto blanco en la boca. En dichas ocasiones se anuncia por los parlantes la presencia de un ›milagro‹. No siempre se presenta dicha situación en las presuntas apariciones y los miembros de la comisión no han visto cómo aparece este objeto en la boca del presunto vidente.« (AICRV 10.8.1984, 8)
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chende Berichte der Anhänger, die ›Hostie‹ habe sich direkt auf der Zunge des Visionärs gebildet284 , ließen sich dementsprechend ebensowenig bestätigen, wie daß es sich bei dem »Objekt« überhaupt um eine Hostie handelte: »Wieder einmal ist die einzige Quelle, die Auskunft darüber gibt, daß es sich hier um eine konsekrierte Hostie handle, der angebliche Visionär selbst. Damit schließt sich ein Teufelskreis, wie er darüber hinaus sehr häufig in den Argumentationen derjenigen vorkommt, die die Echtheit der angeblichen Erscheinung verteidigen.«285
Als letztes ›Wunder‹, das sich aus Sicht der Kommission ebensowenig wie alle anderen bestätigen ließ, seien hier abschließend noch die ›Stigmatisierungen‹ Pobletes angeführt, die Anfang Juli das erneute Erwachen des öffentlichen Interesses an den Vorgängen in Peñablanca ausgelöst hatten (s.o. 13.9.1). Die Studie von Wörner erwähnte zwar die Möglichkeit einer »psychiatrischen Erklärung« der beobachteten Blutungen286 , ausschlaggebend für die Bewertung der Kommission war aber letztlich die begründete Annahme einer gezielten Selbstverletzung zur Hervorbringung derselben. Dies wurde zwar im veröffentlichten Dokument nur angedeutet, im Interview mit Ercilla jedoch konkretisierten Gonzalo Ulloa und Kamel Harire, was unter den im Bericht genannten »anderen Ursachen« (cf. Anm. 271) zu verstehen sei: »Die Blutungen, den Ausschluß eines übernatürlichen Charakters vorausgesetzt, könnten eine psychiatrische oder eine betrügerische Ursache haben. Der Kommission liegen Informationen und Zeugenaussagen vor, die an einen Betrug denken lassen. Daß der Junge sich die Wunden selbst zugefügt hat.«287
284 Cf. etwa die Serie von fünf, während der Erscheinung vom 23.6.1984 entstandenen Fotografien bei Barros: »Milagrosamente aparece la hostia en la boca de Miguel Angel« (1987, 31) 285 »De nuevo la fuente de que ésta es una hostia consagrada es el propio presunto vidente, con lo cual se cierra in círculo vicioso, por lo demás bastante frecuente en las argumentaciones que apoyan la realidad de la presunta aparación.« (AICRV 10.8.1984, 9) 286 »La explicación tentativa de este fenómeno [...] transita por el terreno de la psiquiatría ya que se conocen casos clínicos similares en casos de histeria. Esta hipótesis debe verificarse con el examen siquíatrico.« (AICRV 23.8.1984, 10) 287 »Los sangramientos, al quedar descartado su carácter sobrenatural, podrían tener una causa siquiátrica o de tipo fraudulento. La comisión tiene antecedentes y testimonios que la llevan a pensar en el fraude. De que el joven se haya autoinfligido las heridas.« (Ercilla/Fernández 29.8.-4.9.1984, 15) Als ein weiterer dokumentierter Fall von durch Selbstverletzung hervorgerufenen ›Stigmatisationen‹ während einer Marienerscheinung sei hier Ezkioga (Baskenland) und der Fall der Visionärin Ramona Olazábal angeführt. Nachdem sie über mehrere Visionszustände hinweg ein ›Wunder‹ für die nächsten Tage angekündigt und mehrere Bekannte aufgefordert
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Ausschlaggebend für diese Annahme waren nicht die eigenen Beobachtungen der Kommission, obwohl diese während des Auftretens der ›Stigmatisierungen‹ auch vor Ort war – so etwa während der Marienerscheinung vom 21.7.1984288 –, sondern die Aussagen eines Straßenhändlers namens Carlos Alfredo Miranda Caballería aus Quillota. Dieser gehörte zum Kreis der Peñablanca-Anhänger und war zunächst in erster Linie durch eine von ihm Anfang 1984 erstellte ›Wunderfotografie‹ bekannt geworden, die ihm den Namen eines »offiziellen Fotografen der Jungfrau« eingebracht hatte (»fotógrafo oficial de la Virgen«).289 Im August 1984 nun erlangte er in Peñablanca eher traurige Berühmtheit, als er sowohl gegenüber Reportern des Senders Radio Pocochay290 als auch gegenüber der zweiten Kommission angab,291 Poblete dabei geholfen zu haben, sich heimlich während des Erscheinungsrituals mittels eines nagelbesetzten Holzstücks Wunden auf der Kopfhaut zuzufügen und so die Blutungen hervorzurufen.292 Somit lag aus Sicht der Kommission auch
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hatte, Taschentücher mitzubringen, begannen ihre Hände während der Erscheinung am 15.10.1931 plötzlich zu bluten. Sie wurde daraufhin von mehreren Männern den Hügel hinunter getragen, während die Umstehenden ihr Blut mit Tüchern auffingen. Ein direkt im Anschluß an den Vorfall durchgeführtes ›Verhör‹ der Visionärin durch mehrere Priester und einer ärztlichen Untersuchung der Wunden brachten jedoch zutage, daß sich Olazábal die Verletzungen selbst mit einer heimlich bei sich getragenen Rasierklinge zugefügt hatte. (Christian 1996, 49–53) Barros Valenzuela 1987, 56 El Observador 17.6.1989; am 29.1.1984 fotografierte er auf dem Erscheinungshügel zwei dunkel gekleidete Nonnen, um dann beim Entwickeln des Bildes festzustellen, daß zwischen beiden eine weiße Gestalt zu laufen schien, die er zuvor auf dem Hügel nicht gesehen haben will. Die beiden Nonnen bestätigten später, daß sie an diesem Tag die ganze Zeit nur zu zweit gewesen seien. Die weiße Gestalt wurde dementsprechend – vergleichbar mit der Serie von ›Wunderfotografien‹ vom August 1984 (s.o. 13.9.2, Abb. 13.6, 510) – als Erscheinung der Jungfrau Maria auf der Fotografie gedeutet. (cf. Barros Valenzuela 1985, 152f.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 87f.) Dieses Foto erlangte große Verbreitung innerhalb der Peñablanca-Anhänger und wurde auch an den Devotionalienständen auf dem Monte Carmelo verkauft, u.a. von Miranda selbst (Apsi 7.–20.10.1985, 22). Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 19; Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005, 8 »Ese acontecimiento del sangramiento profuso, de la cabeza [...], tampoco fue probado nunca, pudo haber sido producido por Miguel Ángel con un truco, [...] con un trozo de madera con puntas, [...] fue el mismo que fotografiaba las nubes etc. que era un vendedor ambulante de Quillota de apellido Caballería, [...]. El nos contó que había visto a Miguel Ángel, esconder en la manga un palito con clavos y puntas, para pasárselo, a través del pelo. Nosotros estábamos bastante cerca pero no tanto como el médico, porque los que estaban más cerca eran los seguidores y el médico con la lupa, [...]« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 6) »Nach Informationen von QUE PASA, versichern in der V. Región einige Rundfunkjournalisten aus Quillota, daß sie eine viel menschlichere Erklärung der Verletzungen aufgedeckt hätten. Diese sei, daß Miguel Ángel einem seiner Freunde einen kleinen Holzstab mit 22 Nägeln anvertraut habe.« (»Según supo QUE PASA, en la V Región
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im Fall der zuvor – sowohl von den Anhängern als auch von der Presse – als öffentlich sichtbares ›Wunder‹ diskutierten ›Stigmatisierungen‹ keinerlei Hinweis vor, der die Annahme einer ›echten‹ Erscheinung Pobletes unterstützt hätte, wie auch Wörner in seinen Ausführungen zum theologischen Verständnis von ›Wunderzeichen‹ heraushob: »[...] es ist festzustellen, daß die genannten Zeichen in sich keinen Wert haben, sondern vielmehr [nur] den Willen Unseres Herren oder der Heiligen Jungfrau offenbaren, daß die vom Visionär übermittelte Botschaft geglaubt und als tatsächlich von einer überirdischen Macht her stammend angenommen werden soll. Von daher ist es entscheidend, daß der Visionärs [einerseits] das Vorliegen solcher Zeichen beweist, [andererseits] aber der kichlichen Autorität durch die Analyse der genannten Phänomene so Möglichkeit zur Unterscheidung [der Geister] gegeben ist.«293
13.11.4 Theologische Bewertung der Botschaften: Eine »Schreckens-›Jungfrau‹« Während somit aus Sicht der Kommission sowohl die mangelnde persönliche Glaubwürdigkeit Pobletes als auch das Fehlen von glaubhaften ›Wundern‹ den möglichen Visionär disqualifizierten, lieferte ebenso eine theologische Bewertung des Inhalts der von ihm geäußerten ›Botschaften‹ keinen Hinweis auf eine ›echte‹ Marienerscheinung. Bei den Texten, so der veröffentlichte Bericht, handle es sich um eine »sonderbare Mischung« (»una curiosa mezcla«) aus einerseits traditionellen Elementen unos periodistas radiales de Quillota aseguraban haber descubierto un testimonio más humano de las heridas. Este era que Miguel Angel le había encargado a un amigo suyo un pequeño listón de madera con 22 clavos.«; Qué Pasa/Vial 30.8.–5.9.1984, 17) Laut der Darstellung von Barros handelte es sich bei den Behauptungen von Miranda um eine gezielte Falschaussage, die die Kommission ungeprüft übernommen habe. Miranda, der seinen einzigen Sohn Jahre zuvor bei einem Unfall verlor, hatte in der erste Jahreshälfte 1984 Poblete zeitweise in sein Haus aufgenommen und hegte Pläne, ihn zu adoptieren. Als der Visionär dies jedoch zurückwies habe er, so Barros und auch Miranda selbst in einem erst 1989 geführten Presseinterview (El Observador 17.6.1989), aus Frustration dem Radio gegenüber das ›Wunder‹ der Stigmata geleugnet, dies jedoch später bereut: »Dije que cuando Miguel Angel sangró de la cabeza, era porque se había pasado una tabla con clavos. [...] Me arrepentí de haber difamado al vidente negando el milagro de las heridas y la sangre...« (Barros Valenzuela 1987, 72f.113f.) 293 »[...] se puede anotar que dichos signos no tienen una validez en si, sino que manifiestan la voluntad de Nuestro Señor o la Stma. Virgen de que el mensaje que transmite el videntete sea creído y tomado como auténticamente proveniente de un poder sobrenatural. De allí la importancia de probar, por parte del vidente, la presencia de dichos signos y la posibilidad de discernimiento que entrega a la autoridad eclesiástica el análisis de estos fenómenos.« (AICRV 10.8.1984, 4)
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kirchlicher Frömmigkeit (Aufforderung zum Rosenkranzgebet, Ermahnung zur Furcht vor dem Zorn Gottes etc.; s.a.o. 6.5, Anm. 93), die kaum Neuartigkeit beanspruchen oder als Hinweise auf eine »übernatürliche Manifestation« gedeutet werden könnten. Andererseits »rufen sie zu unwesentlichen Handlungen oder Verhaltensweisen auf, verbreiten zweifelhafte Werte und fallen sogar in eine vulgäre Ausdrucksweise, deren Inhalt und Form uns unvereinbar erscheint mit der liebenden Zuneigung Marias [...].«294 Ohne diese im einzelnen näher auszuführen, waren in der erläuternden Anmerkung stichwortartig eine Reihe von Inhalten aus den ›Botschaften‹ aufgelistet, die aus Sicht der Kommission »›Merkwürdigkeiten‹ – um es vorsichtig auszudrücken –« darstellten, »die aus sich selbst heraus über die Echtheit der Erscheinungen Auskunft geben« würden. Darunter »[d]ie Anweisung, daß die Priester Sotane tragen [s.a.o. 11.5] und die Frauen davon absehen sollen, Hosen zu benutzen295 ; daß die Jungfrau eine Erscheinung unterbricht, weil das Mikrofon fehlt [s.a.o. 13.9.1]; daß sie sich Sorgen macht, weil in Chile Menschen auf die Kochtöpfe schlagen und aufgrund dessen, was man im Fernsehen senden oder nicht senden solle [s.a.o. 8.2]; [...] daß sie sich dessen annimmt, die auf dem Hügel Anwesenden zu zählen und ihre Zahl in runden Ziffern angibt; [...]«.296 Das umfangreiche, nicht-öffentliche Dokument über die »Merkmale der Jungfrau von Peñablanca« von Atilio Almagiá enthält allein gut vier Seiten, die ausschließlich entsprechend »fragwürdige«, der Jungfrau Maria zugeschriebene Äußerungen aufzählen 297 . Darüber hinaus enthielten die Texte der ›Botschaften‹ auch theologische Falschaussagen – wie etwa »mein Sohn und ich sind Alpha und Omega« oder »die Kirche wird stürzen...«298 – und widersprachen damit einem wichtigen theologischen Kriterium für die Anerkennung der ›Echtheit‹ einer Erscheinung (s.o. 2.4.6): der Übereinstimmung ihrer Aussagen mit der kirchlichen Lehre. Bei der Bewertung der ›Botschaften‹ von Peñablanca spielte außerdem der nachweislich hohe Anteil an apokalyptischen Inhalten (s.a.o. 294 AICRV 23.8.1984, 2 295 Cf. die ›Botschaft‹ vom 3.9.1983: Las mujeres no deben usar pantalones en la Eucaristía« (Barros Valenzuela 1989, 24) 296 AICRV 23.8.1984, 6 297 AICRV 7.6.1985, 29-34 298 AICRV 23.8.1984, 6; der ausführliche Bericht von Almagiá wird hier sehr viel deutlicher: »La ›Virgen‹ contradice a su propio hijo, al hijo de Dios que nos prometió estar junto a nosotros para siempre, y que fundó SU IGLESIA, en cambio ella dice que ésta caerá por culpa de los sacerdotes.« (AICRV 7.6.1985, 35). Die Kommission bezog sich an dieser Stelle auf eine ›Botschaft‹ aus der Marienerscheinung vom 20.4.1984: »La Iglesia caerá por causa de muchos sacerdotes. El pueblo de Cristo será perseguido. La copa se ha llenado. Nuestra Señora ya no puede sostener el brazo de su Hijo. Los pesos son muchos. Existe maldad y violencia.« (Barros Valenzuela 1989, 40)
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6.5) und deren oft sehr konkrete Vorhersagen endzeitlicher Katastrophen und göttlicher Strafen eine ausschlaggebende Rolle, auch wenn dieses Argument im veröffentlichten Bericht nur angedeutet wurde. Die interne »Analyse einiger Elemente apokalyptischen Stils in den ›Botschaften von Peñablanca« von Kamel Harire ging jedoch ausführlich der Frage nach, in welchem Verhältnis die im Rahmen der Marienerscheinung zu beobachtende Verwendung von Teilen der Apokalypse des Johannes299 zur neutestamentlichen Exegese des Buches stand. Harire kam zu dem Ergebnis, daß in den ›Botschaften‹ von Peñablanca die seit Eusebius von Caesarea gängige zweifache Betrachtung des Textes, als zugleich »faszinierend und schwindelerregend«300 keine Berücksichtigung fand. Vielmehr würden die von Poblete geäußerten Texte, die in den »kulturbedingten apokalyptischen Formen« verharrten, den »Kern des eschatologischen Kerygmas«301 verfehlen. Im Sinne dieser Argumentation würden sich die berichteten Erscheinungen Pobletes nicht als »Privatoffenbarungen« darstellen, die dabei »helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer« aus der »endgültigen Offenbarung Christi«302 zu leben. Es ergebe sich vielmehr der Eindruck »[...], daß die Apokalypse [des Johannes] in den Botschaften von Peñablanca als Quelle verwendet wird, aus der Drohungen, Ermahnungen, Zahlenspiele, magische Symbole, etc. entnommen werden. Sie erscheint als eine Art Büchse der Pandora, aus der man je ein Element entnimmt, das am besten dem jeweiligen Anlaß entspricht und am besten dazu dient, um die Zuhörer und Anhänger einzuschüchtern und eine sonderbare Wirkung auf sie auszuüben.«303
Doch es war nicht nur die inakzeptable ›Auslegung‹ der Johannesapokalypse, die aus Sicht der Kommission die ›Botschaften‹ von Peñablanca theologisch letztlich disqualifizierten, sondern darüber hinaus das in diesen propagierte verkürzte und dem katholischen Glauben nicht ent299 »Hemos partido esta reflexión refiriéndose al Apocalípsis Joaneo, pues, es el más ›citado‹ y parafraseado en los mensajes de Peñablanca.« (AICRV 7.6.1985, 2) 300 »[...] la lectura del libro deja en el lector una sensación doble, de ›fascinación y sentimiento de vértigo a la vez‹ [...]« (AICRV 7.6.1985, 2). Harire bezieht sich hier auf Historia ecclesiastica VII 24, 4. 301 »En los mensajes de Peñablanca llama la atención en que más que apuntar al fondo del anuncio Kerigmático escatológico se queden en la forma apocalíptica cultural de dichos enunciados.« (AICRV 7.6.1985, 3) 302 KKK 67 303 »Da la impresión que en los mensajes de Peñablanca El Apocalípsis es usado como fuente de donde se extraen amenazas, admoniciones, juegos numéricos, símbolos mágicos, etc., una especie de caja de pandora de la cual uno saca el elemento que mejor venga a la ocasión con tal que sirva para amedrentar y crear efectos curiosos en los oyentes y seguidores.« (AICRV 7.6.1985, 4; cf. Interview: Harire Seda/Grasmück 16.11.2005, 4)
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sprechende Marien- und Gottesbild304 , in dem »der Pessimismus über die Liebe und die Hoffnung regiert«305 , wie es das interne Dokument von Almagiá besonders drastisch auf den Punkt brachte: »Uns zeigt sich das Bild eines Gottes voller Zorn und Strafandrohung. Es ist eine Schreckens-›Jungfrau‹, die Angst, Verwirrung, Schrecken, Wehklage und Tod bringt. [...] Noch einmal möchten wir wiederholen, daß sich in den angeblichen Erscheinungen von Villa Alemana (Peñablanca) die HANDSCHRIFT GOTTES nicht findet«306
13.12 September 1984: Verlegung des Erscheinungsorts und offizielle kirchliche Ablehnung Nachdem die zweite Untersuchungskommission, die bereits am 21.8. von Bischof Valenzuela im Presseinterview vorweggenommene, kirchliche Position (s.o. 13.10), daß es sich bei den »Vorgängen von Peña Blanca nicht um eine wirkliche Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria« (s.o. 13.11, Zitat bei Anm. 240) handle, nun ausführlich und schriftlich dargelegt hatte und darüber hinaus – zumindest in Teilen – auch die Begründungen ihrer Position öffentlich gemacht hatte, kam es erwartungsgemäß zu Reaktionen seitens der Peñablanca-Anhänger, die nicht bereit waren, sich dem Urteil der Kommission unterzuordnen und ihrerseits nun die Kirche angriffen. Bereits am Tag nach den ablehnenden Äußerungen Valenzuelas gegenüber La Estrella de Valparaíso hatte sich am 22.8.1984 einer der zentralen Peñablanca-Akteure, Pfarrer Luis Fernández, der mittlerweile stark in den Hintergrund geraten war, noch einmal in der Presse zu Wort gemeldet und die Erscheinungen öffentlich verteidigt. Fernández bekräftigte seinen unverändert festen Glauben an die Erscheinungen. Zwar leiste er den Anweisungen des Bischofs Folge und besuche den Hügel nicht mehr, mit der Position seines geistlichen Dienstherrn bezüglich der Erscheinungen stimme er jedoch, so gab er nachdrücklich an, nicht überein.307 304 Auch Jaime Fernández hatte im Rahmen der Begründugen für seine ablehnende Position den Erscheinungen gegenüber das darin zum Ausdruck kommende, aus kirchlicher Sicht inakzeptable Marienbild betont (s.o. 12.1, Anm. 21). 305 AICRV 23.8.1984, 2 306 »Nos muestra un Dios lleno de cólera y justiciero. Un Dios que destruirá su obra muy pronto. Es una ›virgen‹ terrorista que causa miedo, confusión, espanto, lamentos y muerte. [...] Nuevamente deseamos reiterar que el SELLO DE DIOS no se encuentra presenta en las supuestas aparicioens de Villa Alemana (Peñablanca)« (AICRV 7.6.1985, 34.36) 307 »[Luis Fernández:] ›El [Obispo] puede decir lo que quiera y lo miro con mucho respeto, porque es el pastor; él tiene esa oponión, pero yo creo. [...]‹ [La Estrella:] Padre, ¿usted no ha ido nunca más al cerro? [Luis Fernández:] ›No, por obediencia, pero ganas no
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Sehr viel weniger zurückhaltend als die Äußerungen Fernández’ waren jedoch die Reaktionen sowohl bei den ›schreibenden‹ PeñablancaAnhängern – die sich mehrfach in Leserbriefen an die Zeitungen zu Wort meldeten308 – als auch auf dem Monte Carmelo selbst. In den ›Botschaften‹, die Poblete während der ab dem 25.8. für mehrere Wochen fast täglich stattfindenden Erscheinungsritualen309 äußerte, fanden sich wiederholt kirchenkritische Passagen, darunter auch wieder das bekannte »Kloaken«-Zitat aus dem »Geheimnis« von La Salette.310 Dieser wiederum durch den ›Mund‹ der Erscheinung Pobletes ausgetragene Konflikt zwischen kirchlicher Hierarchie und PeñablancaAnhängern ging soweit, daß die ›Botschaft‹ der Jungfrau Maria in der Erscheinung vom 1.9.1984, einzelne Kritikpunkte aus dem Bericht der zweiten Kommission (s.o. 13.11.4) ›zurückwies‹: »Auf keinen Fall und niemals habe ich die Worte gesagt, die ich euch jetzt sagen werde. Ich habe niemals gesagt: daß mein Sohn und ich Alpha und Omega sind. Ich sagte folgendes: Mein Sohn ist Alpha und Omega. Der Anfang und das Ende. Und ich bin die Mutter der Hilfe.«311
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me faltan.‹« (La Estrella de Valparaíso 22.8.1984; unter anderer Überschrift nochmals erschienen: La Segunda/Contardo/Lepe 22.8.1984b) Cf. La Estrella de Valparaíso/Adanatos C. 30.8.1984; Ercilla/Gonzáles L. 12.– 18.9.1984; Qué Pasa/Mangini Costa 20.–26.9.1984; Qué Pasa/Rojas Canala 7.– 13.3.1985; Apsi/Barros Valenzuela 1985; Raúl Providel verteidigte die Erscheinungen in einer langen schriftlichen Erklärung, die La Estrella de Valparaíso als Teil eines Artikels abdruckte, und wies sowohl auf eigene Untersuchungen einer »Kommission von Marianisten aus Santiago« hin, die der bischöflichen widersprechen würde (s.a.o. 12.2.1), insbesondere aber auf die große Begeisterung für die Erscheinungen an der kirchlichen Basis, der aus seiner Sicht ein ebenso großes Gewicht zukäme, wie der Meinung der Hierarchie (La Estrelle de Valparaíso/Díaz 1.9.1984; zur Laienpartizipation und der Pfarrgemeinde von El Sol als Basisgemeinde s.a.o. 11.7, bes. Anm. 131) Mit nun jedoch deutlich reduzierten Pilgerzahlen – am 26.8. sollen es laut Zeitungsberichten nur noch 500 gewesen sein: »La cantidad de personas que se reunió ayer [26.8.1985; OG] ha sido una de las más bajas en los últimos meses y se esperaba que esta mañana la cantidad fuera aún menor.« (La Estrella de Valparaíso 27.8.1984) So in den ›Botschaften‹ vom 25.8., 26.8. und 1.9. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 266; Barros Valenzuela 1989, 64; Barros Valenzuela 1987, 105); auch die Presse griff die Sache noch einmal auf. La Estrella de Valparaíso brachte den »HEFTIGE[N] ANGRIFF AUF PRIESTER« sogar in den Aufmacher und gab auch das La Salette-Zitat in voller Länge wieder (»VIROLENTO ATAQUE A SACERDOTES«; 27.8.1984) »Yo nunca jamás he dicho estas palabras que luego les voy a decir. Nunca he dicho: que mi Hijo y yo somos el Alfa y el Omega. Lo que dije fue lo siguiente: Mi Hijo es el Alfa y el Omega. El principio y fin. Y yo soy la Madre del Socorro.« (Barros Valenzuela 1987, 105) Auch Barros widmete später im zweiten Band seiner Peñablanca-Dokumentation der Widerlegung einzelner Argumente des Untersuchungsberichts einen längeren Abschnitt von knapp fünf Seiten: »Como ésta, hay varias afirmaciones que exponen los cinco profesores, argumentos débiles, otros inexactos, otros incluso falsos: la Santa Virgen, como ellos afírman, no ha suspendido una aparición por falta de micrófonos.
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13.12.1 Die Jungfrau Maria erscheint auf dem Nachbarhügel Besondere Aufmerksamkeit erlangten zu diesem Zeitpunkt jedoch die sich Ende August immer mehr konkretisierenden Pläne der Peñablanca-Anhänger, das bisherige durch die Metallumzäunung dominierte santuario popular auf dem Monte Carmelo durch eine Kapelle zu erweitern, trotz der ausdrücklichen Verweigerung einer kirchlichen Autorisierung derselben:312 »Später sagte Miguel Ángel, indem er die Warnung der katholischen Kirche aufgriff, daß diese keinen Gottesdienst in der Kapelle, die man an dieser Stelle bauen könnnte, erlauben werde: ›Diese Kapelle wird für alle diejenigen offen stehen, die eintreten wollen. Es wird einen Tabernakel dort geben. Die Hostien werden aus Fátima kommen. Der lebendige Christus wird in dem Tabernakel sein. Auch wenn keine Priester zur Verfügung stehen, der Engel Michael wird die Hostien jede Woche erneuern.«313
Obwohl infolge des erfolgreichen Spenden-»Kreuzzugs« (s.o. 13.8.2) bis zur Jahresmitte 1984 genug Geld zur Verfügung stand, die schon längst bestehenden Pläne für den Bau einer Kapelle in Peñablanca (s.o. 13.5) zu realisieren, war es bis dahin noch nicht gelungen, das Grundstück, auf dem sich das santuario popular mit der Metallumzäunung befand, zu erwerben. Der genaue Verlauf der Verhandlungen ist aus den Quellen nicht mehr rekonstruierbar, doch finden sich wiederholt Hinweise darauf, daß die Wohnungsbaugenossenschaft »Cooperativa de viviendas de personal en retiro de la Armada de Chile ›Benito Juárez‹« (s.a.o. 12.1, bei Anm. 42) eine sehr hohen Preis für das Gelände verlangte314 , ¿Podrían probarlo con una grabación no adulteráda? Tampoco ha dicho Ella que las mujeres se abstengan de usar pantalones; pide sí que no se acerquen con pantalones a comulgar y que usen velo en la iglesia, cosa que también les escandaliza aunque San Pablo lo encarga en la Primera Carta a los Corintios, capítulo 11, y se haya usado durante casi 20 siglos en nuestra Iglesiá.« (Barros Valenzuela 1987, 85–91, hier 87f.; zu den Argumenten der Kommission cf. 13.9.1, Anm. 177) 312 Auch die zweite Untersuchungskommission hatte, wie zuvor bereits Bischof Valenzuela im Interview, darauf hingewiesen, daß die von den Anhängern geplante Kapelle keine kirchliche Billigung habe und dort kein katholischer Gottesdienst gehalten werden dürfte. (AICRV 23.8.1984, 3) 313 »Más adelante, desafiando la advertencia de la Iglesia Católica, en el sentido de que no autorizará la celebración de culto en la capilla que pueda construirse en el lugar. Miguel Angel expresó: ›Esta capilla sera abierta para todos aquellos que quieran entrar. Habrará un sagrario. Las hostias vendrán de Fátima. Estará Cristo vivo en el santuario. Aunque no haya sacerdotes, el Angel San Miguel renoverá las hostias cada semana.‹« (La Estrella de Valparaíso 27.8.1984) 314 »Los dueños del terreno han pedido un precio exhorbitante, doscientas veces su valor real. Son jubilados de la Armada de Chile; algunos creen en la Virgen, otros sólo piensan en hacer un buen negocio; algunos nada quieren saber.« (Barros Valenzuela 1985, 201; cf. TVN/Araya E. 25.8.1984)
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den die Peñablanca-Anhänger nicht aufbringen konnten. Erst im August 1984, etwa gleichzeitig mit der sich abzeichnenden erneuten kirchlichen Ablehnung bahnte sich eine Lösung für dieses Problem an, die noch einmal auf eindrucksvolle Weise die direkte Interaktion der von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ mit seinem Umfeld vor Augen führte. Vermutlich Anfang des Monats315 ergab sich die Möglichkeit, das dem Erscheinungsort direkt benachbarte, einer Privatperson gehörende Hügelgrundstück zu einem sehr günstigen Preis zu kaufen.316 Aus Sicht der Anhänger war zwar problematisch, daß es sich bei diesem Gelände eben nicht um den Erscheinungshügel selbst handelte, diese Diskrepanz zwischen dem Anspruch der religiösen Sinndeutung, die der von Poblete zum Erscheinungsort bestimmten Stelle einzigartige Bedeutung zumaß, und den pragmatischen Abwägungen hin zu einer realisierbaren Lösung für den Kapellenbau, wurde jedoch schließlich während eines Erscheinungsrituals aufgelöst. Am 18.8.1984 kam es zu einer Entwicklung, die sowohl die innere Dynamik des sozial-religiösen Vorgangs von Peñablanca offenbart, als auch ein illustratives Beispiel religiöser Legitimierungsstragie darstellt: die ›Botschaften‹ an Miguel Ángel reagierten auf die finanziellen und organisatorischen Probleme, vor die sich ein dauerhaftes Weiterbestehen des Peñablanca-Kultes gestellt sah, und kündigten eine von Maria selbst ›gewollte‹ Verlegung der Erscheinungen an: »(Miguel Ángel zeigt mit seiner Hand nach Osten.) Der Herr hat [uns] eine Überraschung mit dem Grundstück bereitet. Vielen habe gesagt, daß dies ein Wunder sein wird. Sie sollen sich nicht täuschen, denn deutlich gesprochen heißt es: Das Grundstück, das alle zur rechten sehen, gehört bereits der Dama Blanca de la Paz. Dort wird die Kapelle gebaut werden
315 In einem Interview mit La Segunda, das am 23.8. publiziert, jedoch früher geführt wurde, gab Alenjandro Cifuentes noch an, daß man das Gelände bisher noch nicht habe kaufen können, jedoch fest plane, die Kapelle auf dem Erscheinungshügel zu bauen. (La Segunda 23.8.1984; cf. La Estrella de Valparaíso 24.8.1984) Auch im Rahmen der Erscheinung vom 18.8. war bereits öffentlich geäußert worden, daß man über ein Grundstück für den Kapellenbau verfüge (s.o. 13.10, Anm. 226 316 Formal einwandfrei realisiert werden konnte der Erwerb erst ab April 1985, nachdem die Fundación Monte Carmelo offiziel den Status einer juristischen Person erlangt hatte (s.a.o. 13.8.2) und nun auch nachträglich eine Baugenehmigung für die Kapelle beantragen konnte (cf. La Tercera de la Hora–Buen Domingo/Weitzel 28.4.1985). Der endgültige Kaufvertrag wurde jedoch erst am 11.6.1988 unterzeichnet (Barros Valenzuela 1988, 201). Über den genauen Kaufpreis finden sich widersprüchliche Angaben in den Quellen. Während Barros eine Summe von 35.000.– CLP nennt, mit der letztlich nur die Verwaltungsausgaben für den Grundstückserwerb gedeckt wurden (Barros Valenzuela 1987, 77), nennt eine Finanzaufstellung in der Broschüre des Movimiento Mariano 7 Estrellas Ausgaben von 253.385.– CLP für die Immobilie (s.o. 13.8.2, Anm. 154)
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und dorthin wird man den Heiligen Garten verlegen, und [der Platz] hier wird verlassen bleiben, [...].«317
Der Umzug selbst wurde schließlich in das Erscheinungsritual vom 29.8.1984 integriert. Trotz vorgerückter Stunde verlangte Poblete in Form einer übermittelten ›Botschaft‹, daß die Verlegung des Zauns unbedingt »noch heute« erfolgen müsse.318 Und tatsächlich, entgegen zahlreicher Bedenken und Proteste und dem Fehlen passenden Werkzeugs, trugen die Anwesenden noch in derselben Nacht in einer gemeinsamen Anstrengung den Metallzaun auf das Nachbargrundstück.319 Damit war der Umzug sowohl des santuario popular als auch des Erscheinungsrituals selbst – alle folgenden Erscheinungen fanden an der neuen Stelle statt – vollzogen. Die noch am alten Erscheinungsort befindlichen Bestandteile des vorigen Heiligtums wurden, sofern möglich, in den kommenden Tagen an den neuen Platz verlegt bzw. abgerissen. Der ursprüngliche Erscheinungsort wurde in der Folge vollständig aufgegeben und ist auch heute als solcher nicht mehr markiert.320 Auf dem Nachbargrundstück finden sich heute einige Devotionalienstände, die jedoch in keinem Zusammenhang mit der Fundación Monte Carmelo stehen. Bereits Anfang September begannen die Bauarbeiten für die Kapelle (s.a.u. 14.1).
317 »(Miguel Ángel apunta con su mano hacia el este). El Señor ha dado una sorpresa del terreno. Muchos dijeron que iba a ser un milagro. No se confundan, porque hablando claramente dice: El terreno que todos ven a la derecha, ya es de la Dama BIanca de la Paz. Porque ahí se construirá la capilla y ahí se cambiará el Santo Jardín y aquí quedará desocupado, [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 259; cf. Barros Valenzuela 1987, 78); cf. Artikel den in La Estrella de Valparaíso über die Erscheinung vom 25.8.: »›La Señora llamó luego a iniciar la construcción de la capilla. ›Debe hacerse una limpieza del lugar del que se va a ocupar y de este que se ha ocupado: pueden hacerlo cuando quieran‹, afirmó Miguel Angel en un supuesto relato de lo que la Señora le estaba diciendo.« (La Estrella de Valparaíso 27.8.1984) 318 »La Señora había pedido que se sacara la reja hoy, [...].« (Barros Valenzuela 1987, 102) 319 »Todos quieren ayudar y se pone manos a la obra. No hay focos, sino velas, alguna linterna y una neblina cerrada. Son más de las 11 de la noche. No hay herramientas pero van surgiendo chuzos, palos y palas de las rucas vecinas. Tras un intenso trabajo de poco más de una hora sube por el filo del cerro una procesión de peregrinos transportando cuidadosamente la reja hasta el lugar del nuevo jardín que la Santa Virgen ha señalado con precision, haciendo previamente clavar un palo indicador al vidente en éxtasis, en un sitío exacto.« (Barros Valenzuela 1987, 102) 320 Aber erst im Verlauf des Januars 1985 wurde die ursprüngliche Erscheinungsstelle vollständig von allen Spuren des alten santuario popular geräumt. (Barros Valenzuela 1987, 151.154)
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13.12.2 Die abschließende bischöfliche Erklärung und weitergehende kirchliche Ermittlungen Ungeachtet aller, teils auch öffentlich in der Presse geäußerten Kritik am Bericht der zweiten Kommission, folgte am 4.9.1984 mit einer ebenso umfangreichen wie in seiner Ablehnung der Erscheinungen deutlichen Erklärung des Bischofs von Valparaíso der abschließende Schritt seitens der kirchliche Hierarchie: »OFFIZIELLE ERKLÄRUNG ÜBER DIE ANGEBLICHEN ERSCHEINUNGEN IN VILLA ALEMANA AN DIE KATHOLISCHEN GLÄUBIGEN UND MENSCHEN GUTEN WILLENS: Angesichts der wiederholten Anfragen an die Gemeindepriester und an die Diözese selbst, erschien es mir notwendig – nach Anhörung des Priesterrats – die folgende offizielle Erklärung abzugeben: 1.– Ich bestätige vollständig die von mir zuvor abgegebenen Erklärungen. 2.– Die Untersuchungskommission hat einen neuen Bericht ausgearbeitet, dessen Publikation für den 24. August 1984 angeordnet wurde, und den ich vollständig annehme. 3.– Gestützt auf die genannten, durch die Kommission durchgeführten Untersuchungen, ERKLÄRE ICH: Es existiert kein glaubwürdiger Grund, die angeblichen Erscheinungen zu akzeptieren; sie erscheinen im Gegenteil vielmehr als Ausnutzung des Volksglaubens und der Marienfrömmigkeit unseres gläubigen Volkes, die es von der gültigen Lenkung durch unsere Kirche ebenso abbringt, wie von seinen rechtmäßigen Seelsorgern. Eine Marienfrömmigkeit, die in Widerspruch zur Lehre der Kirche steht, ist keine wahre. 4.– Auch wenn es gelingt, eine Kapelle am Ort der angeblichen Erscheinungen zu bauen, werde ich jedwede katholische Kulthandlungen in ihr NICHT erlauben, gemäß der derzeitigen kanonischen Bestimmungen. 5.– Die Priester und Nonnen, die sich weiterhin an diesen Ort begeben und diejenigen, die die Verehrung dieser angeblichen Erscheinungen in ihren Predigten oder in Ausübung ihres Amtes befördern, tuen dies in offenem Ungehorsam gegenüber dem Diözesanbischof, unter dessen Jurisdiktion sie sich befinden, auch wenn sie aus anderen Diözesen stammen. 6.– Es ist den Priestern verboten, der genannten Devotion zugehörige Zeichen zu segnen und den Gläubigen, diese zu verwenden oder sie in ihren Häusern aufzustellen. An sie, meine geliebten Gläubigen, die sie getragen durch ihren guten Glauben und ihre aufrichtige Verehrung der Jungfrau Maria, diesen angeblichen Erscheinungen angehangen haben, richte ich mit den Worten des heiligen Paulus die eindringliche Bitte, sich nicht nach eigenen Wünschen neue Lehrer zu suchen und der Wahrheit nicht mehr Gehör zu schenken, sondern sich Fabeleien zuzuwenden... (2Tim 4, 3–4). Mit Jesus, einziger Lehrer und Herr unserer Kirche, und mit Maria seiner heiligsten Mutter und Mutter unserer Kirche, wiederhole ich einmal mehr ›kehret um und glaubet an das Evangelium‹. Diese Erklärung ist in den Messen aller Gemeinden, Kirchen und Kapellen unseres Jurisdiktionsbereichs zu verlesen, an dem auf ihren Empfang folgenden Sonntag. [gezeichnet:]
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FRANCISCO DE BORJA VALENZUELA RIOS, Erzbischof-Bischof von Valparaíso. VALPARAISO, den 4. September 1984.«321
Damit war seitens der Diözese der Fall Peñablanca – zumindest nach außen hin – abgeschlossen.322 Weder wurden noch einmal neue Untersuchungen angestellt, noch äußerte sich Bischof Valenzuela ein weiteres Mal offiziell zu den Vorgängen. Allerdings blieben die PeñablancaAnhänger, die sich ungeachtet der scharfen bischöflichen Ablehnung weiter für die Erscheinungen engagierten, auch in der folgenden Zeit unter kirchlicher Beobachtung. Zwar stellte die zweite Kommission, die auch nach dem 4.9.1984 formal nicht aufgelöst worden war323 , keine weiteren, den ausführlichen Untersuchungen der ersten Jahreshälfte 1984 vergleichbaren, Recherchen mehr an, jedoch finden sich in den Quellen zwei weitere interne Berichte, die den Bischof über die Entwicklung in Peñablanca informierten. Der erste war datiert auf den 7.6.1985 und bestand zum größten Teil aus einer Zusammenstellung von Teilen des ursprünglichen ausführlichen Untersuchungsberichts vom 13.8.1984.324 Ergänzt wurden diese nur an zwei Stellen. So wies ein zusätzliches, nach der Studie von Wörner eingelegtes Blatt auf die sich weiterhin fortsetzenden »angeblichen Erscheinungen« hin; die beobachtbare Entwicklung würde jedoch nichts an Schlußfolgerungen der vorliegenden Studie ändern.325 Die ICTUS-Symbole, die nach dem Erdbeben im März 1985 so viel Aufsehen erregt hatten (s.u. 14.2), fanden auffälligerweise keine Erwähnung. Außerdem wurden Literaturangaben von zwei in der ersten Jahreshälfte 1985 erschienenen Publikationen über die Erscheinungen ergänzt. Dies war einmal ein ausgleichender, theologischer Artikel des Jesuiten Carlos Aldunate über die »Erscheinungen der Jungfrau«, der sowohl die aus seiner Sicht in Teilen gerechtfertigte Sichtweise der Anhänger als auch die entsprechende kirchliche Position und Reaktion 321 AICRV 4.9.1984; span. Orig. im Anhang, s.u. A.8 322 »El profesor Ulloa señaló que se podria decir que el caso se encuentra cerrado.« (La Estrella de Valparaíso 25.8.1984, 12) 323 Auch der öffentliche Bericht der Kommission enthielt einen Passus, der die Möglichkeit weitergehender Untersuchungen offen ließ: »Aufgrund des zuvor angeführten und ungeachtet des Fortgangs der Untersuchung, die weitergehen wird, solange es angebracht scheint, erklären wir folgendes: [...]« (AICRV 23.8.1984, 3) 324 AICRV 7.6.1985; an altem Material enthält das Dokument: Kamel Harire, »Analyse einiger Elemente apokalyptischen Stils in den ›Botschaften von Peñablanca«; Carlos Wörner, »Beitrag zur der Untersuchung der während der angeblichen Erscheinungen von Peñablanca aufgetretenen ›unerklärlichen Phänomene und Ereignisse‹«; Atilio Almagiá, »Merkmale der Jungfrau von Peñablanca entsprechend einer Analyse der angeblichen Visionen von Miguel Ángel Poblete«. Die »psychologische Betrachtung« von Pedro Garcés fehlt in der Zusammenstellung (s.a.o. 13.11.2) 325 »Con posterioridad a la fecha del trabajo anterior se han seguido desarrollando las presuntas apariciones en Peñablanca. Estas nuevas situaciones no modifican al análisis ni las conclusiones a que se llega en el corpus del trabajo [...].« (AICRV 7.6.1985, 25)
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reflektierte.326 Zum anderen wies das Dokument der Kommission in einer einseitigen Stellungnahme von Gonzalo Ulloa auf den im Februar 1985 erschienenen ersten Band der Peñablanca-Dokumentation von Barros hin.327 Ulloa unterzog dabei besonders die von Barros gegenüber der Arbeit beider Kommissionen sowie der kirchlichen Hierarchie erhobenen Vorwürfe, die dieser auch öffentlich gegenüber der Presse wiederhole (s.a.u. 14.1 und 14.2), einer kritischen Bewertung.328 Die zweite diözesane Untersuchungskommission hielt also auch knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres ersten Berichts die darin dargelegte negative Position gegenüber den Marienerscheinungen von Peñablanca voll aufrecht. Ein nur wenig später, angefertigter Bericht eines Diözesanklerikers und Dozenten der Universidad Católica de Valparaíso, Francisco Sampedro Nieto, der bisher in die Untersuchungen bezüglich Peñablanca nicht involviert gewesen war und auf ausdrücklichen Wunsch des Bischofs am zweiten Jahrestag der Erscheinungen, dem 12.6.1985, »privat«329 teilnahm, kam zum gleichen Ergebnis.330 Ein letzter schriftlicher 326 »Hay un grupo de personas que hemos llamado ›colaboradores del vidente‹. Han estado junto a él; levantaron la reja y la capilla; [...] ; han escrito cartas al obispo insistiendo que se examinen todas las informaciones que ellos han reunido. Los colaboradores hacen bien cuando insisten con todo respeto en su nuevo trámite, siempre que éste pueda tener alguna utilidad. [...] Pero también hay un limite en las insistencias, porque no se trata de hacer triunfar el propio parecer y la propia voluntad, sino de llegar todos a acertar en la voluntad de Dios. Cuando el Superior o el obispo, sufícientemente informado, mantiene su posición, los súbditos ya no deben insistir más. El Espíritu Santo guía a la Iglesia a través de aciertos y de desaciertos.« (Mensaje/Aldunate Mai 1985, 136); cf. hierzu auch den Leserbrief von Barros (Mensaje/Barros Valenzuela Juni 1985) und die Reaktion von Aldunate auf selbigen (Mensaje/Aldunate Juni 1985). 327 »Selección de textos del libro ›Yo soy el Inmaculado Corazón de le Encarnación del Hijo de Dios‹ de D. Alvaro Barros V., creyente en las supuestas apariciones« (AICRV 7.6.1985, 37) Vermutlich gehörte zu der Einleitung von Ulloa noch ein Anhang mit einer Zusammenstellung von Texten aus Barros’ Buch, der in den vorliegenden Unterlagen jedoch fehlt. 328 »[...] los numerosos errores de información y de juicio que emite el señor Alvaro Barros al referirse a las actuaciones de las dos comisiones diocesanas que han estado a cargo de la investigación de los hechos; ni siquiera la Jerarquía Eclesiástica ha escapado a los temerarios juicios del autor. Particular importancia y gravedad tienen las apreciaciones del autor en cuanto él se ha erigido en uno de los defensores más irrestrictos del ›fenómeno Peñablanca‹, haciéndose presente en los más prestigiosos órganos de prensa del país por medio de entrevistas en que reitera juicios y apreciaciones vertidos ya en el libro.« (AICRV 7.6.1985, 37) 329 »Informe sobre mi participación privada en una presunta aparición de Villa Alemana« (AICRV Juni 1985) 330 »Bezüglich dessen, was ich sah, beobachtete, hörte und aus theologischer Perspektive über die angeblichen Erscheinungen von Villa Alemana reflektierte, weist für mich nichts darauf hin, daß hier eine echte Erscheinung vorliegt. Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, weiter Zeit damit zu verlieren, indem man dieser Sache Aufmerksamkeit widmet.« (»Y en cuanto a lo que yo ví, observé, escuché y reflexioné
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Bericht der Kommission ist für das Jahr 1987 belegt. Dieser faßte noch einmal die Untersuchung zusammen und gab eine kurze Beschreibung der Entwicklungen in Peñablanca nach September 1984, darunter auch der kurzen erneuten ›Hochphase‹ nach dem Erdbeben vom März 1985 (s.u. 14.2). Besondere Aufmerksamkeit widmete das Dokument den aus Sicht der Kommission mittlerweile feststellbaren Konflikten und Auseinandersetzungen innerhalb der Peñablanca-Anhängerschaft selbst, so etwa den »Angriffen« von Luis Fernández – letzterer behauptete nun selbst, »Erscheinungen des Erzengels Michaels« zu haben – auf Miguel Ángel Poblete (s.a.u. 14.1). Somit bleibt die Einschätzung auch in diesem letzten vorliegenden Dokument dieselbe wie in den Jahren zuvor, und sollte – wenn auch mit Einschränkungen (s.u. 14.7) – bis in die Gegenwart offizielle kirchliche Position bleiben: »Diese Kommission ist einmal mehr der Meinung, daß seit dem letzten Bericht sich nichts ereignet hat, das die Notwendigkeit einer Revision der Schlußfolgerungen, zu denen man 1984 gekommen war, erkennen ließe. Im Gegenteil, die Spaltungen und Kontroversen innerhalb der engsten und begeistertsten Anhänger und Verteidiger der angeblichen Ereignisse, und die Tendenzen selbst seitens einiger begeisterter früher Anhänger, den ›Visionär‹ zu diskreditieren, bestätigen, daß es nicht lohnt, diesem Phänomen weiter Aufmerksamkeit zu schenken.«331
teológicamente de las presuntas apariciones de Villa Alemana, nada me indica que exista una aparición verdadera. Opino que no merece la pena perder el tiempo y seguir procupándose de este hecho.«; aaO., 7) 331 »Esta Comisión estima, una vez más, que desde el último informe no ha habido hechos que lleven a pensar en la necesidad de revisar las conclusiones a que se llegó en 1984. Al contrario, las divisiones y controversias de los más estrechos y entusiastas seguidores y defensores de los supuestos hechos, y que tienden a descalificar al ›vidente‹, aún de parte de algunos fervorosos seguidores iniciales, confirman que no vale la pena prestar crédito a esta situación.« (AICRV 17.8.1987, 3)
14 September 1984 bis 12. Juni 1988: Die weitere Entwicklung bis zum ›Ende‹ der Erscheinungen Ungeachtet der dritten ablehnenden Erklärung des Bischofs von Valparaíso setzten sich die Marienerscheinungen auf dem Hügel in Peñablanca fort, wenn auch sowohl der Zulauf von Pilgern (cf. Anm. 3), als auch das Interesse der Medien – vergleichbar mit dem Vorjahr – deutlich abnahmen. Die Frequenz der Erscheinungstermine stieg im September – bezogen auf den Vormonat – zunächst zwar noch einmal von 20 auf 29 an, sank dann jedoch bis Februar 1984 stetig (Oktober: 22; November: 21; Dezember: 19; Januar: 15; Februar: 11; s.o. 13.1, Grafik 13.1, 461). War der Zeitraum nach der zweiten Ablehnung Ende Oktober 1983 durch die Organisation und Institutionalisierung der Peñablanca-Anhänger geprägt gewesen, so war dieser Prozeß im September 1984 bereits weitgehend abgeschlossen. Mit dem Movimiento Mariano 7 Estrellas (s.o. 13.2) sowie der erst im Juni konstituierten Fundación Monte Carmelo (s.o. 13.8.2) existierte zum Zeitpunkt der dritten bischöflichen Erklärung eine ebenso aktive wie verfaßte Anhängerschaft, deren zentrale Akteure wie Raúl Providel, Alejandro Cifuentes, Álvaro Barros, Alan Rojas und Miguel Contardo, unabhängig von der Billigung durch die und den Strukturen der Kirche, Träger eines nun dauerhaften Peñablanca-Kults wurden, dessen Mittelpunkt das weiterhin regelmäßig stattfindende, in seinen Grundstrukturen ebenfalls weitgehend ausgeprägte Erscheinungsritual (s.o. 9) mit seinen in diesem Rahmen von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ blieb. Auf die feste Überzeugung der Anhänger, daß es sich bei Peñablanca um eine ›echte‹ Marienerscheinung handelte, hatte die kirchliche Ablehnung keinen Einfluß, ja bestärkte sie diese – angesichts der aus Sicht der Unterstützer diskreditierten Untersuchung1 (s.a.o. 12.2 und 13.6) – noch im Glauben: »Ohne die Mitglieder der kirchlichen Kommission oder den Herrn Bischof von Valparaíso um Erlaubnis zu bitten, war es Gottes Wille, daß die mystischen Phänomene auf dem Monte Carmelo von Peñablanca weitergingen, auch nach der ablehnenden Beurteilungen durch die Professoren und bischöflichen Beauftragten. Gott bittet nicht um eine solche Erlaubnis, nicht einmal beim Heiligen Vater. Der Heilige Geist 1
Cf. Barros Valenzuela 1987, 111
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September 1984–12. Juni 1988: Entwicklung bis zum ›Ende‹
weht, wo er will, und Er gibt die Gaben und Charismen, wem immer er will. Gesegnet sei er.«2
Auch der, an verschiedenen Punkten immer wieder kulminierende Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie (s.a.o. 11.8) blieb ein dauerhaft bestimmendes Element. Nach September 1984 setzte sich die Entwicklung des Peñablanca-Kults größtenteils unbeachtet von der Öffentlichkeit fort (s.u. 14.1). Erst zwischen März und April 1985 kam es – in direktem Zusammenhang mit einem schweren Erdbeben in Zentralchile – noch einmal zu einer kurzen Episode erhöhter Medienaufmerksamkeit (s.u. 14.2). In den folgenden Monaten und Jahren tauchte das Thema Peñablanca – bis in die Gegenwart – nur noch in unregelmäßigen Abständen in der Presse auf, z.B. wenn am 12. Juni, dem Jahrestag der legendären ›ersten‹ Marienerscheinung, oder anläßlich anderer Marienfeste eine größere Zahl von Pilgern den Monte Carmelo besuchte.3 Am 12.6.1988, dem fünften Jahrestag der Erscheinungen, fand das letzte Mal ein Erscheinungsritual in Peñablanca statt. Danach war es dann v.a. der Lebenswandel des Visionärs, durch sein öffentliches Auftreten als Frau ab 1989 (s.u. 14.6.1) besonders die Aufmerksamkeit der Boulevardpresse auf sich zog. – Diese Entwicklungen seien nun im folgenden als kursorischer Überblick über die weitere Geschichte des institutionalisierten PeñablancaKults und seines Visionärs bis zum ›offiziellen‹ Ende der Erscheinungen am 12.6.1988 (s.u. 14.5) und darüber hinaus als Ausblick auf die Entwicklung bis in die Gegenwart hinein (s.u. 14.8) nachgezeichnet.
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»Sin pedirle permiso a los miembros de la Comisión Eclesiástica o al Señor Obispo de Valparaíso, Dios quiso que continuaran los fenómenos místicos en el Monte Carmelo de Peñablanca después de los juicios adversos de los profesores e investigadores episcopales. Dios no pide tal permiso ni siquiera al Santo Padre. El E[s]píritu Santo sopla donde quiere y El da los dones y carismas a quien quiere. Bendito sea.« (Barros Valenzuela 1987, 96) Daß die kirchliche Ablehnung nichtsdestotrotz auch belastend für die Anhänger war zeigen die Anfang September auftauchenden ›tröstlichen Botschaften‹: »Necesitábamos las palabras que nos dijo la Madre de Justicia el 1◦ de septíembre de 1984 después de las 8 de la noche, Ella es Consuelo de los Afligidos. Había tanta incompresión y se aproximaba la tercera declaración del Obispo, más dura que la anterior.«Barros Valenzuela 1987, 104 »Después de las terminantes declaraciones del Arzobispo-Obispo de Valparaíso la afluencia de público al lugar de las supuestas apariciones ha disminuído paulatinamente aunque sin desaparecer del todo, ya que se advierte un aumento de los devotos con ocasión de algunos acontecimientos significativos, por ejemplo, en las fechas aniversario del comienzo de las supuestas apariciones (12 de junio), o con ocasión alguna fiesta mariana; [...].« (AICRV 17.8.1987, 2f.)
September 1984–Februar 1985: Kultort, Konflikte, Literatur
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14.1 September 1984 bis Februar 1985: Ausbau des Kultorts, Konflikte in der Anhängerschaft und Peñablanca-Literatur Neben der Fortsetzung des regelmäßigen Erscheinungsrituals (s.o. 13.1, Grafik 13.1, 461) stand bei den Peñablanca-Anhängern in den verbleibenden Monaten des Jahres 1984 v.a. die Realisierung des lange geplanten Ausbaus des nun auf den Nachbarhügel verlegten Erscheinungsbereichs (s.o. 13.12.1) im Mittelpunkt. Bereits am 27.9.1984 konnte ein erstes religiöses Bauwerk, eine Lourdes-Filialgrotte (s.a.o. 4.4), in einer Zeremonie mit – laut Barros – 1000 Teilnehmern, eingeweiht werden.4 Die Bauarbeiten für die Kapelle, die ebenfalls bereits Anfang September begonnen hatten, dauerten dagegen noch bis zum Jahresende. Am 8.12.1984, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, wurde die Kapelle in einer feierlichen Zeremonie, der eine Prozession mit bailes chinos (s.a.o. 13.9.4) voranging, von vier anwesenden Priestern – darunter erwartungsgemäß Miguel Contardo – als neuer, permanenter Kultort5 der Peñablanca-Devotion eingeweiht.6 Schon im Oktober läßt sich in den Quellen außerdem erstmals ein offen ausgetragener Konflikt innerhalb der ansonsten von außen verhältnismäßig einheitlich erscheinenden Anhängerschaft feststellen. Am 6.10.1984 publizierte La Estrella de Valparaíso ein umfangreiches Interview mit drei Katechisten aus der Pfarrgemeinde von El Sol und leitenden Mitglieder des Movimiento Mariano 7 Estrellas – darunter auch Raúl Providel –, die einerseits die Erscheinungen an sich verteidigten, dabei aber ungewöhnlich harte Kritik an der Person des Visionärs und seinem Verhalten übten. Zwar seien Pobletes Visionen und die daraus resultierende Intensivierung der Frömmigkeit und des aktiven Gemeindelebens in El Sol ein »Wunder«,7 Poblete selbst aber, als Übermittler der ›Botschaften‹, sei vom »rechten Weg abgekommen«, ja selbst vom »Einfluß des Teufels«8 auf seinen Charakter war die Rede. Auch würde Poblete bei der Übermittlung der Marienbotschaften diese mit seinen eigenen, falschen
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Barros Valenzuela 1987, 123, Abb.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 346; Cifuentes Bezanilla 1986, 15 Ausführlich zum Kult-Gelände auf dem Monte Carmelo s.u. 14.7.2 Barros Valenzuela 1987; Cifuentes Bezanilla 1986, 15; Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 9 »El templo de El Sol cada día se hace más estrecho para contener la gente que acude a misa. [...] Los fieles que van a misa comulgan casi todos. [...] ¡Eso es milagro! Un día recibimos 400 kilos de arroz de la gente y muchos otros alimientos. Con esto, todos los días, a las siete de la tarde, antendemos a cien niños pobres y los alimentamos ¿No es milgaro todo esto?« (La Estrella de Valparaíso/Machete 6.10.1984) Der Vorwurf »teuflischer Beeinflussung« gegenüber Pobletes Visionen war bereits 1983 geäußert worden (s.o. 10.6).
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Überzeugungen vermischen.9 Die Katechisten gingen so weit festzustellen, daß es ihnen lieber wäre, wenn Poblete den Hügel nicht mehr weiter besuchen würde. Das eigentliche große »Wunder« – die Erneuerung »christlichen Lebens« in der Region – sei entscheidend, nicht die Fortsetzung der Erscheinungen. Aus Sicht des Movimiento Mariano 7 Estrellas blieben die Marienerscheinungen von Peñablanca immer fest eingebunden in die pastoralen Aufgaben und Ziele der Kirchengemeinde und der an ihr partizipierenden Laien (s.a.o. 11.7): »[La Estrella de Valparaíso:] Würden sie sich besser fühlen, wenn Miguel Ángel nicht mehr auf dem Hügel wäre? [Katechisten:] ›So ist es. Das Wunder hat sich, wie wir sagten, bereits ereignet. Bei der Kreuzwegsandacht während der Karwoche, war weder Miguel Ángel anwesend noch gab es eine Erscheinung. Aber die Menschen haben zu Tausenden mit uns gesungen, gebetet und haben gebeichtet. Das ist Glaube. Das ist ein Wunder. Das ist es, was wir erhalten wollen.‹«10
Hintergrund dieser öffentlichen Äußerungen war offensichtlich ein sich anbahnender Machtkampf zwischen der Unterstützergruppe aus Quilpué, darunter auch Luis Fernández,11 einer- und den Anhängern aus Santiago andererseits, die aufgrund der Verlegung von Pobletes 9
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»Y cosa curiosa: quien más nos perjudica, en estos momentos, no es el [obispo; OG], sino el propio Miguel Angel. [...] Por ciertas actitudes que ha tomado y de las que él no es gran culpable. Satanás lo está tentando; lo pone trampas; lo ha hecho cambiar hasta de carácter. [...] No es el Miguel Angel que conocimos en la Parroquía, cuando vivió dos meses aquí. Antes era estudioso y cumplía toda la estricta disciplina que le impuso el Padre Fernández. Hoy es alterado, hosco, soberbio. Es Sátana, sin duda, que lo está haciendo pecar. Cuando entra en trance o en extásis, él recibe mensajes de la Virgen, sin duda, pero por su mente surgen muchas confusiones. Mezcla ahora esos mensajes con sus deformadas creencias y dice barbaridades.« (La Estrella de Valparaíso/Machet 6.10.1984) »[La Estrella de Valparaíso:] ¿Ustedes se sentirían mejor si ya no estuviera Miguel Angel en el cerro? [Catequistas:] ›Efectivamente. El milagro, como decíamos, ya se produjo. En el vía crucis de Semana Santa no estuvo Miguel Angel ni hubo apariciones, pero la gente, con nosotros, en cantidad de mil, cantó, oró y se confesó. Eso es fe. Eso es milagro. Eso es lo que queremos seguir manteniendo.‹« (La Estrella de Valparaíso/Machete 6.10.1984) Barros nennt wiederholt einen »Priester aus Quilpué« als Wortführer der Kritiker, ohne jedoch Fernández beim Namen zu nennen. Sowohl ein Zwischenbericht der zweiten Untersuchungskommission von 1987 als auch ein Fernsehinterview mit Fernández von 1989 zeigen, daß sich dieser tatsächlich von seiner ursprünglichen Position als vorbehaltloser Unterstützer Pobletes deutlich distanziert hatte. ([...] últimamente, [...] hay que añadir supuestas apariciones y mensajes del Arcángel San Miguel al Presbítero Luis Fernández Carnero, párroco de El Sol, [...]. En sus ›mensajes‹, San Miguel Arcángel revela ahora al Padre Luis que ›no hagáis caso de los mensajes que está dando el vidente, no son del cielo‹. Dado que este párroco ha publicitado los pretendidos mensajes de San Miguel Arcángel, se ha producido una polémica en la que las seguidores del supuesto vidente Miguel Angel Poblete atacan y desvirtuán lo manifestado por el mencionado Padre Fernández, [...].; AICRV 17.8.1987; »[Luis
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Wohnsitz ins Haus der Familie Aravena Elliott (s.o. 13.3) in dieser Zeit dem Visionär als Person deutlich näher standen. In den Schilderungen von Barros finden sich zwischen Oktober 1984 und Januar 1985 mehrfach Bemerkungen über eine Gruppe von »Brüdern aus Quilpué«, die versucht hätten entgegen dem durch den Visionär vermittelten ›Willen‹ der Jungfrau Maria, selbst die Abläufe auf dem Erscheinungshügel zu bestimmen.12 Auch in den ›Botschaften‹, die Poblete während der Erscheinungsrituale im November äußerte, war eine Reaktion auf diesen Konflikt zu verzeichnen, so etwa sehr deutlich am 23.11.1985: »Aus El Sol wird er kommen. Verrat, Verrat, Verrat kommt nach Peñablanca! Verrat am Herrn, Verrat an den Kindern des Herrn. Hundertmal Verrat, denn sie wollen die Macht ergreifen! Verrat, Verrat, Verrat kommt aus El Sol.«13
Die inneren Auseinandersetzungen zwischen Quilpué und Santiago änderten jedoch nichts am fortschreitenden Engagement der Anhänger, insbesondere seitens der Fundación Monte Carmelo. Während die Erscheinungen sowohl auf dem Hügel als auch im privaten Rahmen – am 8.1. 1985 etwa sollen während einer solchen im Haus Aravena Elliott fünf Hostien von einem Engel ›herbeigetragen‹ worden sein, um sie an die Anwesenden auszuteilen (s.a.o. s.a.o. 13.5, 74)14 – weiterhin stattfanden, trieb Álvaro Barros die Publikation des ersten Bandes seiner auf vier Bücher geplanten Geschichte der Erscheinung voran, und legte damit die Grundlage für die Ausbildung einer umfangreichen schriftlichen Peñablanca-Überlieferung.15 Am 6.2.1985 schließlich konnte Bar-
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Fernández:] Yo creo, que lo primero que haría yo en mi caso a subir al cerro sería un excorcismo.«; TVN/Muñoz 28.9.1989) »Enero de 1985 es un mes maravilloso y a la vez difícil en el Monte Carmelo de Peñablanca. [...] Mucha oración también y continuos éxtasis, los que se inician el 2 de enero a las 8.30 de la noche. [...] ¿Por qué esta aparición? ¿No se ha escuchado que el 29 de diciembre había sido la última? ¿Será una contradicción? Bastan estas preguntas y cunde un reguero que es enarbolado por esos hermanos dirigidos por un sacerdote de Quilpué que ya se han declarado adversos al vidente; cada momento crece su furor contra él. Dicen que está endemoniado y también lo estaría su padre espiritual, Miguel Contardo. [...] En su apresuramiento toman diversas determinaciones que muestran su deseo de dirigir, mandar y ordenar a su modo lo del Cerro.« (Barros Valenzuela 1987, 151; cf. aaO., 118.135.138.154) »Vendrá de El Sol. ¡Traición, traición, traición viene a Peñablanca! Traición al Señor, traición a los hijos de Dios. ¡Cien veces traición porque quieren tomar al poder! Traición, traición, traición viene de El Sol.« (Barros Valenzuela 1987, 133); cf. die ›Botschaft‹ vom 23.1.1985, die die Huemul-Prophezeiung vom 15.8.1983 (s.o. 8.13) variiert: »El Sol peleará con la Piedra Blanca pero cuando se dé cuenta de sus errores será demasiado tarde. Porque ya ha seperado a muchos del camino de la perfección.« (Barros Valenzuela 1987, 165; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 402) Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 396f.; cf. Barros Valenzuela 1987, 153; Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 5 Im gleich Jahr erschienen u.a. im April das Buch »Peña Blanca. Ciento cincuneta metros de paraíso« Lina Lorca (1985) – eine Peñablanca-Anhängerin, die innerhalb
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ros sein Buch mit dem Titel »Ich bin das Unbefleckte Herz der Inkarnation des Gottesohns«16 (s.a.o. 8.5.2) in einer öffentlichen, auch von der Presse beachteten17 Präsentation im Zentrum Santiagos vorstellen.18 Die Rede, die Barros bei dieser Gelegenheit hielt, wiederholte nicht nur die bekannte Kritik an der »fehlerhaften und hastigen« kirchlichen Untersuchung19 und dem »Unglauben« des Bischofs von Valparaíso, sondern wandte sich darüber hinaus ins theologische indem er das freie Wirken des Heiligen Geistes in der Prophetie und in jedem Mitglied der christlichen Gemeinschaft, in jedem Laien, gegen die kirchliche Hierarchie stellte (s.a.o. 11.7 und 11.8): »Warum erregt die Prophetie Anstoß in einer Kirche, die doch prophetisch ist? Warum verwandelt sich die Prophetie für viele in der Kirche in einen Stachel? Wer wählt die Propheten und Boten aus? Die Bischöfe? Oder beruft sie Gott wo und wann er will? [...] Einmal mehr auf der Welt stellt sich der Gegensatz zwischen Prophetie und religiöser Auto-
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des organisierten Kults darüber hinaus keine Rolle spielte –, im Juni die Broschüre »Análisis de las investigaciones de los sucesos de Peñablanca« von Alejandro Cifuentes (1985a) sowie im September das Buch »El Monte Carmelo de Peñablanca. Una Aparición de la Santísima Virgen en Chile« von Miguel Contardo und Alan Rojas (1985). Ab Mai gab die Fundación Monte Carmelo außerdem eine monatliche Zeitschrift mit dem Namen Misioneros de Dios heraus »El informatívo de las apariciones de la Santísima Virgen en el Monte Carmelo de Peñablanca« (cf. Barros Valenzuela 1987, 218), die bis zum heutigen Tag regelmäßig erscheint (Fundación Monte Carmelo 1985ff.). Diverse Broschüren und Faltblätter, die vermutlich direkt auf dem Hügel auslagen, kamen hinzu (Fundación Monte Carmelo o.J. [1984?]a; [1984?]b; o.J. [1984?]c; o.J. [1984?]d). Auch die vom Movimiento Mariano 7 Estrellas verantworteten Hechos y Mensajes de Peñablanca erschienen weiterhin, wenn auch in unregelmäßigen Abständen (s.a.o. 13.2, Anm. 22). Eine weitere kleine Zeitschrift in Broschürenform mit dem Titel ICTUS wurde nach nur drei Nummern (Juni bis August) wieder eingestellt (Mangaña M. 1985). Das Buch erschien in einer Auflage von 5000 Exemplaren, von denen bis Anfang März bereits 1500 verkauft wurden. (Rojas Canala/Contardo Egaña 1985, 29) Besonders die scharfen Angriffe auf die Diözese Valparaíso und die kirchlichen Untersuchungskommissionen erregten Aufsehen: »El libro no sólo ensalza las apariciones; también se expresa muy mal de los investigadores eclesiásticos y parece lógico que ellos quieran defenderse o explicar dónde está el malentendido que los impide juzgar en paz las cosas, como católicos que hablan sobre la base de una fe común.« (Qué Pasa/Vial 21.–27.2.1985, 26) Barros’ ebenfalls scharfe Kritik an den Zuständen staatlicher Heime, in denen Poblete seine Kindheit verbracht hatte (s.o. 5), provozierte eine Richtigstellung der Direktorin der staatlichen Jugendfürsorgebehörde (Servicio Nacional de Menores, SENAM) in Form eines Leserbriefs. (Qué Pasa/Milvevcic Potin 4.–10.4.1985) »Cumpliendo el deseo de María Santa, Corredentora del género humano, el día 6 de febrero de 1985 fué lanzado al público el libro ›YO SOY EL INMACULADO CORAZON DE LA ENCARNACION DEL HIJO DE DIOS‹, el primer tomo sobre las apariciones de María Santísima en Peñablanca.« (Barros Valenzuela 1987, 177; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 15f.) Cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 73
März–April 1985: Erdbeben und ICTUS
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rität ein; dieses Mal in Chile. [...] Diejenigen, die sich gegen die Erscheinungen und Botschaften Marias stellen, fragen sich: Was kann uns Gott durch die Jungfrau Neues sagen, was er uns nicht schon gesagt hat? Warum fragt er nicht die kirchliche Hierarchie um Erlaubnis, um zu seinem Volk zu sprechen? Eine Antwort: in der Gemeinschaft wirkt der Heilige Geist.«20
14.2 März bis April 1985: Erdbeben und ICTUS Am 3.3.1985, knapp einen Monat nach dem Erscheinen von Barros’ Peñablanca-Buch (s.o. 14.1), ereignete sich in Chile ein schweres Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala, das v.a. in der Zentralregion schwere Schäden anrichtete und mit über 170 Toten und mehr als 2500 Verletzten viele Opfer forderte.21 Ausgelöst durch diese im seismisch aktiven Chile zwar häufige (s.a.o. 4.3, Anm. 17), nichtsdestotrotz für die Betroffenen schreckliche, von manchen möglicherweise als ›apokalyptisch‹ (s.a.o. 6.5) empfundene Naturkatastrophe22 kam es noch einmal – vergleichbar mit der Wirkung der ›Stigmatisierungen‹ vom Juli 1984 (s.a.o. 13.9) – zu einer kurzen Phase erhöhten öffentliches Interesses an den Vorgängen in Peñablanca. Erstmals seit September 1984 war außerdem wieder eine vorübergehende Zunahme bei der Häufigkeit der Erscheinungstermine zu beobachten (s.o. 13.1, Grafik 13.1, 461; Februar: 11, März: 23, April: 24, Mai: 9). In den Wochen nach dem Beben kam es an einzelnen Terminen wieder zu einem Anstieg der Pilgerzahlen. So sollen am 13.3. erstmals seit langem wieder etwa 1000 Personen anwesend gewesen sein23 , am 17.3. jedoch bereits wieder nur noch 400 und 300 am 8.4.1985. Einen Monat später, am 14. und 18.4.1985 – zuvor 20
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»¿Por qué el profetismo causa escándalo en una Iglesia que es profética? ¿Por qué para muchos dentro de la Iglesia el profetísmo se convierte en una espina? ¿Quién elige a los profetas y mensajeros? ¿Los Obispos? ¿O los suscita Dios donde, cuando y como quiere? [...] Una vez más en el mundo surge la oposición entre el profetismo y la autoridad religiosa; esta vez en Chile. [...] Quienes se oponen a las apariciones y mensajes de María se preguntan ¿qué de nuevo puede decimos Dios a través de la Virgen, que no haya sido ya dicho? ¿Por qué no pide permiso a la jerarquía eclesiástíca para hablarle a su pueblo? Una respuesta: en la comunidad opera el Espíritu Santo.« (Barros Valenzuela 1987, 178f.) Poblete befand sich zu diesem Zeitpunkt auf »Einladung einiger Marianisten« in Mendoza, Argentinien, wo er ebenfalls Erscheinungen gehabt haben soll. Es war seine erste Auslandsreise als Marienvisionär, der noch mehrere folgen sollten (s.u. 14.3 und 14.4). (cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 16f.; Barros Valenzuela 1987, 186f.) Contardo deutete das Erdbeben als »göttliche Strafe« für den Unglauben der Kirche gegenüber Peñablanca und als erneute Bestätigung der ›Echtheit‹ der Erscheinungen. (Contardo Egaña 1998, 83) Barros Valenzuela 1987, 192; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 431
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September 1984–12. Juni 1988: Entwicklung bis zum ›Ende‹
war erneut die Ankündigung eines »kleinen Wunders« für diesen Tag bekannt geworden (s.a.o. 8.3) – kam noch einmal eine außergewöhnlich große Zahl von Pilgern – darunter auch zahlreiche Journalisten – nach Peñablanca.24 Besonderes Aufsehen erregte, daß die von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ mehrfach ein weiteres Beben »von ungekanntem Ausmaß«25 ankündigten und gleichzeitig dazu aufriefen, zum Schutz gegen diese neuerliche Katastrophe das von den Peñablanca-Anhängern seit Beginn der Erscheinungen bekannte, an das frühchristlich ichthýs angelehnte und deshalb »ICTUS« genannte Symbol in Form zweier kleiner Fische (pescaditos) zu verwenden.26 Die pezcaditos, meist aus farbiger Pappe gefertigt (s. Abb. 14.1), wurden an der Innen- und Außenseite der Eingangstür angebracht und sollten das so markierte Haus so vor Katastrophen und insbesondere eben vor Erdbeben bewahren (ausführlich s.o. 9.5.4). Und tatsächlich schrieben offensichtlich etliche PeñablancaAnhänger, deren Häuser von den Zerstörungen des Bebens vom 3. März nicht betroffen gewesen waren, dies der Wirkung der pezcaditos zu: »Unzählige Häuser von Pilgern tragen, wie die Heilige Maria es gefordert hat, den Fisch (ICTUS) über ihrer Eingangstür. Darunter befindet sich auch das von María Raquel Azócar in Algarrobo, deren Mann Peñablanca besucht hatte. Die Nachbarhäuser bekamen Risse und stürzten ein. Ihrem passierte nichts. Das gleiche geschah in unzähligen Fällen.«27
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Während Barros für beide Termine von 10.000 Besuchern spricht (Barros Valenzuela 1987, 207.209), sollen es laut Las Últimas Noticias am Abend des 13.4. nur etwa 1000 Personen gewesen sein (Las Últimas Noticias/Díaz 14.4.1985). La Estrella de Valparaíso bezeichnete die Erscheinung vom 18.4. als die besucherstärkste der letzten Zeit, mit knapp 2000 Pilgern, die von der Ankündigung des ›Wunders‹ angezogen worden seien (La Estrella de Valparaíso/Araya C./Bravo Z. 19.4.1985; La Estrella de Valparaíso 20.4.1985) Am 25.4. – von dieser Erscheinungen wurden auch wieder ›Stigmatisierungen‹ berichtet – sollen zwischen 2000 und 2500 anwesend gewesen sein. (Las Últimas Noticias 25.4.1985) »Se difunde que en cierto futuro, nuevamente vendra un sismo, pues así lo ha anunciado la Santa Virgen en el Monte Carmelo. Sus características serán de una magnitud nunca experimentada antes.« (Barros Valenzuela 1987, 192) »Cuando oigáis de terremotos, no tengáis miedo. Por eso, os dije que colocarais en la puerta da cada hogar, el símbolo del Pez del antiguo cristianismo.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 429) »Innumerables casas de peregrinos, según lo pedido por María Santísima, tienen sobre la puerta principal de acceso el Pez (ICTUS), entre ellas la de María Raquel Azócar, en Algarrobo, cuyo marido ha ido a Peñablanca. Las casas vecinas se resquebrajan y derrumban. Nada le pasa a la de ellos. Esto mismo sucede en innumerables casos.« (Barros Valenzuela 1987, 189; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 16)
März–April 1985: Erdbeben und ICTUS
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Abbildung 14.1: Zwei »ICTUS« aus blauer Pappe, zum Anbringen an der Außenund Innenseite der Haustür. Sie sind bis in die Gegenwart fester Bestandteil des Angebots von Devotionalienständen in Peñablanca. (Archiv OG; gekauft November 2005)
Es war diese »Geschichte der ›wundertätigen‹ Fische«28 , die sich nach dem Erdbeben über den engen Kreis der Peñablanca-Anhänger hinaus verbreitete, und die Mitte April noch einmal größere Medienaufmerksamkeit auf sich zog.29 Mitausgelöst wurde die öffentliche Debatte dabei durch das von Jorge Castro de la Barra30 moderierte Radioprogramm des Senders Radio 100, das täglich in den Abendstunden speziell über die 28
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»La historia de los peces ›milagrosos‹« (Hoy/Gonzales Camus 22.–28.4.1985; cf. La Tercera de la Hora–Buen Domingo/Weitzel 28.4.1985; El Mercurio de Santiago/Lafourcarde 5.5.1985) Neben der eigentlichen Berichterstattung fanden sich – hier setzten sich die polemischen Tendenzen vom Vorjahr fort (s.o. 13.9.3) – auch satirische Kommentare (cf. Hoy/Millas 22.–28.4.1985; Hoy/Blanco 29.4.–5.5.1985) sowie mehrere Karrikaturen (La Estrella de Valparaíso 20.4.1985; Hoy/Gonzales Camus 22.–28.4.1985, 3.15) Castro, der nach eigenen Angaben zwei Semester Theologie an der Universidad Católica de Santiago studiert hatte, befand sich bereits 1983 im direkten Umkreis Pobletes und engagierte sich für die Erscheinungen. Anschluß an den inneren Kreis der später organisierten Anhänger fand er jedoch nicht (cf. hierzu den ähnlich gelagerten Fall des Rechtsanwalts Boris Campos; s.o. 8.9, Anm. 141). Dem umstrittenen Geschäftsmann, der sein Geld u.a. durch den Verkauf ›alternativmedizinischer‹ Produkte verdiente (La Cuarta/Gómez Soto 6.5.2004; La Cuarta/Pérez L./Gómez S. 8.5.2004), war wiederholt vorgeworfen worden, auch in Peñablanca in erster Linie kommerzielle Interessen zu verfolgen. Bereits 1983 moderierte Castro vorübergehend eine Sendung auf Radio Yungay, die Peñablanca gewidmet war und gleichzeitig zu Spenden für das Programm aufrief (Hoy 19.–25.10.1983b; Hoy 26.10.–1.11.1983). Außerdem organisierte er Busreisen nach Peñablanca (Apsi 7.–20.10.1985, 22f.). Die ebenfalls von ihm 1985 neuge-
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Entwicklungen in Peñablanca und die von Poblete geäußerten ›Botschaften‹ berichtete. Besondere Aufmerksamkeit widmete Castro dabei der Ankündigung eines weiteren Bebens sowie den angeblich davor schützenden pezcaditos.31 Angesichts dieses neuerlichen Interesses an den Marienerscheinungen von Peñablanca und der damit einhergehenden zunehmenden Verbreitung des ICTUS-Symbols, sah sich die kirchliche Hierarchie noch einmal genötigt, ihre Ablehnung sowohl des Erscheinungskults als auch der Verwendung des ICTUS als einer Art von »Talisman« öffentlich Ausdruck zu verschaffen. Raúl Feres Shallup, Beauftragter der CECH für Volkskatechese (Pastoral de Multitudes, Santuarios y Religiosidad Popular), wiederholte gegenüber der Presse noch einmal die aus dem Bericht der zweiten Kommission bekannten Argumente gegen eine ›echte‹ Erscheinung in Peñablanca und kritisierte insbesondere die gegen die kirchliche Hierarchie gerichteten Äußerungen des Kults.32 Die pezcaditos seien darüber hinaus eine Instrumentalisierung des Bedürfnisses der Gläubigen nach »äußeren Zeichen des Glaubens«.33 Auch Bischof Valenzuela von Valparaíso unterstrich noch einmal seine aus dem Vorjahr bekannte Ablehnung der Erscheinungen34 und verurteilte das neuerliche Interesse an den Marienerscheinungen und ihren Symbolen mit drastischen Worten: die ICTUS-Symbole seinen eine »Dummheit«35 . Ähnlich polemisch äußerte sich auch der Erzbischof von Santia-
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gründete kommerzielle Zeitschrift Mariana. La Revista de la Virgen wurde jedoch nach wenigen Nummern wieder eingestellt (Castro de la Barra 1985; cf. Hoy 23.–29.6.1986). »Aunque las presuntas apariciones continúan casi a diario en Peñablanca, desde que comenzaron en junio 1983, atrayendo siempre a miles de personas, no habían vuelto a la actualidad noticiosa hasta que Radio ›Cien‹, ex ›Novísima‹, promocionó a través de la prensa escrita un programa diario sobre el tema, a cargo de Jorge Castro de la Barra. Este, [...], no sólo se refiere a las constantes apariciones, sino que la noche del último temblor de magnitud ocurrido la semana pasada [ein Nachbeben; OG] dijo casi inmediato al aire, que a él no lo había sorprendido, porque eso lo había anunciado la ›Dama Blanca de la Paz‹. Esto provocó alarma entre algunos auditores.« (La Estrella de Valparaíso 16.4.1985; cf. La Tercere de La hora 16.4.1985; La Estrella de Valparaíso 20.4.1985; Hoy/González Camus 22.–28.4.1985; FibraCastro de la Barra/Cuevas/Soto 2005) »Se trata, en definitiva, de un fenómeno distorsionador de la obediencia a la jerarquía de la Iglesia.« (La Tercere de La hora 16.4.1985) »La fe necesita también manifestaciones externas; y en esta caso eollo ha sido hábilmente manipulado o instrumentalizado.« (Hoy/González Camus 22.–28.4.1985, 8; cf. Las Últimas Noticias 22.4.1985) La Estrella de Valparaíso 16.4.1985; La Terecera de La hora 17.4.1985 »[...] das mit den Fischen ist eine Dummheit, genau wie das mit dem Erdbeben. Erdbeben in Chile anzukündigen, ist dasselbe, als würde man ankündigen, daß der Tag 24 Stunden hat.« (»[...] lo de los pescaditos es una tontería, lo mismo que el terremoto. Anunciar terremotos en Chile es como anunciar que el día tiene 24 horas.«; Las Últimas Noticias 20.4.1985; cf. La Estrella de Valparaíso 20.4.1985)
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go, Kardinal Fresno36 , gegenüber dem »beklagenswerten Aberglauben« (»lamentable superstición«)37 an »Papierschnipsel« (»papeluchos«), mit denen man versuche, das »Symbol des Kreuzes« zu verdrängen.38 An diesem Punkt eskalierte nun der dauerhaft virulente Konflikt zwischen den Peñablanca-Anhängern und der kirchlichen Hierarchie ein weiteres Mal. Sowohl das Movimiento Mariano 7 Estrellas als auch die die Fundación Monte Carmelo, vertreten durch Álvaro Barros (s.a.o. 11.8, Zitat bei Anm. 151)39 , verteidigten – aus ihrem Selbstverständnis und Selbstbewußtsein als engagierte katholischen Laien heraus (s.a.o. 8.14 und 11.8) – gegenüber der Presse nachdrücklich sowohl die Erscheinungen selbst als auch speziell das ICTUS-Symbol, dessen Verurteilung auf einem Mißverständnis beruhe: »Als ein weiteres sichtbares Zeichen für die christliche Pflicht zur Annäherung an die Sakramente bezeichnet das ›Movimiento Mariano de 7 Estrellas‹ das Fisch-Symbol [...]. Das Movimiento versichert, daß man niemals angestrebt habe, das Zeichen des Kreuzes, Symbol unseres Glaubens und der Erlösung, zu ersetzen, und daß der ICTUS nur darauf hinweisen solle, daß in dem Haus, an dem er angebracht ist, das Gebet und das Lob Gottes zum Alltag gehören, und daß man auf diesem Weg um Schutz gegen alle Gefahren dieses Lebens fleht ebenso wie für die Erlösung unserer Sünder.«40
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»Como ›una superstición‹, ›un engaño‹ y ›algo absurdo‹, calificó el Arzobispo de Santiago, monseñor Juan Francisco Fresno, el que se instale la imagen de un pescado en las puertas de las casas [...]. Y pidió a los católicos que no se dejen engañar con los pescados, a los que se refirió como ›papeluchos‹. [...] ›¡No es posible que estemos reemplazando el signo de la cruz, que siempre adornado nuestros hogares, con un papelucho así [...]‹.« (Las Últimas Noticias 17.4.1985; cf. La Estrella de Valparaíso 16.4.1985; La Terecera de La hora 17.4.1985; Ercilla 24.–30.4.1985; zur Reaktion auf Fresnos Äußerungen cf. u.a. Las Últimas Noticias/Rojas Gómez 18.4.1985; El Mercurio de Santiago/F.U.S. 23.4.1985) Ercilla 24.–30.4.1985; Hoy/González Camus 22.–28.4.1985, 6; Diese ›Anschuldigung‹ Fresnos rief – wie bereits häufig bezüglich des Konflikts der Peñablanca-Anhänger mit der kirchlichen Hierarchie (s.a.o. 11.8) – eine direkte Reaktion in den ›Botschaften‹ der Marienerscheinung vom 18.4.1985 hervor: »La Santa Virgen dijo: ›El Pez no reemplaza la cruz de mi Divino Hijo, simboliza la fe que vosotros ponéis en su Santo Nombre. Ponedlos en las puertas y Yo os protegeré con mi manto‹.« (Barros Valenzuela 1987, 209) Auch in seiner Peñablanca-Dokumentation verteidigte Barros das ICTUS-Symbol ausführlich gegen die Angriffe seitens Fresno und seinen Amtsbrüdern (Barros Valenzuela 1987, 228–235; cf. Cifuentes Bezanilla 1986, 17); cf. auch den Leserbrief: Ercilla/González L. 8.–14.5.1985). »Como ›un signo visible más del compromiso cristiano de acercamiento a los sacramentos‹ califica la imagen del pez el ›Movimiento Mariano de 7 Estrellas‹ [...]. El movimiento asegura que jamás se ha pretentido ›reemplazar la cruz, símbolo de nuestra fe y de la redención‹ y que sólo pretende indicar que en aquella casa donde está el ICTUS, la oración y la alabanza a Dios es un acto cotidiano y que, a través
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14.3 Ab Juni 1985: Zweiter Jahrestag und Reise in die USA Während im Mai sowohl das öffentliche Interesse an Peñablanca als auch die Frequenz der Erscheinungen (9 gegenüber 24 im Vormonat; s.o. 13.1, Grafik 13.1, 461) nachgelassen hatte, war der 12.6.1985 – der dritte Jahrestag der legendären ersten Erscheinung – noch einmal ein Höhepunkt. Man beging den Tag mit bailes chinos und einer Prozession. An dieser und dem nachfolgenden Erscheinungsritual nahmen zwischen 4500 und 5500 Menschen teil.41 Eines der wenigen bemerkenswerten Ereignisse dieses Jahrestags war – neben der Enttäuschung der Anwesenden über ein zuvor angekündigtes42 , aber nicht eingetretenes ›Wunder‹43 – die Anwesenheit eines angeblich orthodoxen Bischofs, auf dem Hügel. Dieser ließ eine Erklärung verlesen, derzufolge der Patriarch der »russischorthodoxen Kirche im Exil« die Erscheinung von Peñablanca offiziell anerkannt habe44 , was sich aber wenig später als ›Betrug‹ herausstellte.45 Trotz der großen symbolischen Bedeutung des Jahrestags, der auch über die folgenden Jahre hinweg bis hin in die Gegenwart immer mit besonderen Feierlichkeiten begangen wurde, bestimmte im Monat Juni etwas anderes die Aufmerksamkeit der Peñablanca-Anhänger: die Vorbereitung eines zweimonatigen Aufenthalts Pobletes in den Vereinigten Staaten, der für Mitte Juli bis Anfang September geplant war. Anlaß hierfür waren offensichtlich mehrere Äußerungen des Visionärs, der – erstmals in Anschluß an die Erscheinung vom 22.4.1985 – angab, die Jungfrau Maria wünsche eine solche Reise, um »die Falschheit von Bay Side
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de ella, se implora la protección contra todos peligros ›de esta vida, como también se ruega por la salvación de nuestras pecadoras almas‹.« (Las Últimas Noticias 23.4.1985) Diese Schätzung stammt von Francisco Sampedro, der den Hügel an diesem Tag auf Anweisung Bichof Valenzuelas, der sich weiterhin über die Entwicklungen in Peñablanca informieren ließ (s.a.o. 13.12), besuchte (AICRV Juni 1985, 3). Barros dagegen gibt mit 20.000 Pilgern, wie bei allen seinen Schätzungen (s.a.o. 13.1, Anm. 5) eine deutlich höhere Zahl an. (Barros Valenzuela 1987, 238) La Tercera de La hora 12.6.1985 Das Erscheinen eines Lakens, das angeblich das Schweißtuch der Veronika darstellen sollte: »Nada sucedió en la presunta aparición en cuanto al ›Santo Sudario‹ del que se había hablado que debía aparecer. M.A.P. ni hizo mención de ello. [...] En el público observé una gran desilusión. La mayoría esperaba algo más, algo diferente.« (AICRV Juni 1985, 3) La Cuarta 14.6.1985 »Terminado el acto de la presunta aparición y estando M.A.P. por dentro de las rejas y yo por fuera, le escuché decir a unas señoras: ›El Obispo Ortodoxo reconoció las apariciones; la Virgen había comunicado que esto iba a suceder‹. En este momento parecía un joven contento, que había estado en el escenario y había conseguido el aplauso del público. Pero resultó que el Obispo era falso e igualmente su sacerdote acompañante. Ni era Obispo, ni Arzobispo, ni de la Iglesia rusa en el Exilio.« (AICRV Juni 1985, 4; cf. La Cuarta 20.6.1985; Barros Valenzuela 1987, 242; cf. La Estrella de Valparaíso 12.1.1984)
Ab Juni 1985: Zweiter Jahrestag und Reise in die USA
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klarzustellen«46 . Poblete bezog sich hier auf die Marienerscheinungen von Veronica Lüeken, die am 5.6.1968 erstmals über ein Erscheinungserlebnis berichtet hatte. Die danach folgenden öffentlichen Visionszustände Lüeckens in der Saint Robert Bellarmine Church in Bayside am östlichen Stadtrand New Yorks zogen nach und nach mehr Teilnehmer an, aus denen sich – ähnlich wie im Fall Peñablanca – eine feste Anhängerschaft entwickelte. Ab 1975 wurde das regelmäßige Erscheinungsritual des »Bayside Movement« in den Flushing Meadows Corona Park (Queens) verlegt.47 Die Erscheinungen Lüeckens, die ebenso wie Pobletes Visionen von ihren Anhängern schriftlich dokumentiert und kirchlicherseits abgelehnt wurden48 , fanden bis zu ihrem Tod 1995 statt. Am 15.7.1985, einen Tag vor dem Fest der Nuestra Señora del Carmen, flog Miguel Ángel Poblete gemeinsam mit seinem geistlichen Leiter Miguel Contardo und Oscar Pérez, eines der Kinder, die zeitweise ebenfalls Visionen auf dem Hügel hatten (s.o. 8.13), nach New York, wo sie bei einer befreundeten chilenischen Familie wohnten.49 Knapp eine Woche später, am 21.7., besuchte Poblete gemeinsam mit mehreren Begleitern ein Rosenkranzgebet des Bayside Movement im Flushing Meadows Corona Park, das dort jeden Sonntag, an diesem Tag jedoch in Abwesenheit der Visionärin, stattfand. Pobletes Auftritt, der vor Ort einen Visionszustand hatte und sogar ›Stigmatisierungen‹ zeigte, erregte Aufregung unter Lüeckens Anhängern, die sogar versuchten, den ›Konkurrenten‹ mit Hilfe der Polizei des Platzes zu verweisen.50 Vier Tage später, während einer zuvor angekündigten Erscheinung Lüeckens, waren auch die Peñablanca-Anhänger wieder anwesend, hielten sich jedoch im Hinter46
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»La Señora le anuncia a Miguel Ángel que debe viajar a Estados Unidos para poner en claro la falsedad de Bay Side, falsas apariciones de Nuestra Señora en aquel país.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 466; cf. Barros Valenzuela 1987, 212.217) Cf. Matter 2001, 133 In einer offiziellen Erklärung vom 4.11.1986 stellte der Bischof von Brooklyn, John Mugavero, aufgrund anderslautender Behauptungen des »Bayside Movement« noch einmal explizit die Position der Kirche klar: die sogenannten Erscheinungen entbehrten nach eingehender Untersuchung jedweder Authentizität (»completely lacked authenticity«) und ständen außerdem konträr zur katholischen Lehre: »The ›messages‹ and other related propaganda contain statements which, among other things, are contrary to the teachings of the Catholic Church [...].« (Mugavero 1994 [Internetquelle]) An der Finanzierung der Reise soll sich, laut Presseberichten, auch die Unternehmerfamilie Edwards – Inhaberin des Medienkonzerns El Mercurio S.A.P. (s.a.o. 12.3.1, Anm. 91) – beteiligt haben. Der Hintergrund dieses angeblichen Mäzenatentums wird aus den Quellen nicht klar (cf. Apsi 7.–20.10.1985, 20; zur Reise cf. Contardo Egaña 1998, 167–174; Barros Valenzuela 1987, 247–264; Cifuentes Bezanilla 1986, 17f; La Segunda 4.9.1985). Eine Reisebericht Pobletes wurde auch in der dritten Ausgabe der kurz zuvor begründeten Zeitschrift der Peñablanca-Anhänger Misioneros de Dios (s.o. 14.1, Anm. 15) abgedruckt (cf. La Segunda 20.9.1985). Cf. La Segunda 20.9.1985
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grund.51 Erst etwa drei Wochen später – Miguel Contardo war mittlerweile aufgrund einer von Poblete übermittelten ›Botschaft‹ des Erzengels Michaels, die er in der Saint Patrick’s Kathedrale in New York empfangen haben will52 , überraschend wieder nach Chile zurückgekehrt – kam es zu einer offenen Konfrontation der beiden Gruppen. Für den 7.9. war erneut eine Erscheinung Veronica Lüeckens angekündigt, zu der etwa 700 Personen – darunter auch Poblete und seine Begleiter – gekommen waren. Nur wenige Meter entfernt von der ›angestammten‹ Visionärin hatte nun auch Poblete gleichzeitig mit dieser einen Visionszustand und begann in den von ihm geäußerten ›Botschaften‹ die ›Echtheit‹ der Erscheinungen Lüeckens zu leugnen, was heftige Proteste seitens der Bayside-Anhänger provozierte: »›Unsere Liebe Frau ist an diesen Orten erschienen: Garabandal, Escorial, Peñablanca, Lourdes, La Salette, La Rue de Bac (Wundertätige Medaille), Guadalupe, Zaragoza, El Pilar, L’Escorial, Medjugorje, Japan, Mexiko, Monte Chiari, Las Tres Fontanas, die Schmerzensreiche Mutter. Und sie ist nicht erschienen in Bay Side, Australien, Argentinien, Perú.‹ Männerstimmen erheben sich, einige davon zornig,... ›is not true! is not true!‹ (das ist nicht wahr!)...«53
Das hierauf folgende Handgemenge zwang den chilenischen Visionär und seine Begleiter zum Verlassen des Flushing Meadow Corona Parks und beendete gleichzeitig den Versuch, die Bayside-Erscheinungen als ›falsch‹ zu ›entlarven‹. Die Konfrontation Pobletes und seiner Anhänger mit dem zwar älteren, aber zeitgleich mit dem chilenischen noch ›aktiven‹ Erscheinungskult, zeigt noch einmal eindrücklich die innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger so zentrale Vernetzung ›ihrer‹ Erscheinung mit anderen weltweit. Anstatt jedoch wie sonst häufig – etwa im Fall von El Escorial oder Medjugorge – Ähnlichkeiten hervorzuheben, die die ›Echtheit‹ von Pobletes Visionen belegen sollten (s.a.o. 6.5, 7.1, 10.8, 13.2 und 13.5), kam es hier stattdessen zu einer negativen Abgrenzung, indem Lüeckens Erscheinungen abgelehnt und für ›falsch‹, die ›eigenen‹ aber für ›wahr‹ erklärt wurden.54 51 52
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Barros Valenzuela 1987, 248–251.254f. »El Padre ya cumplió su misión, que se vuelva cuanto antes a Chile pues puede tener dificultades.« (Contardo Egaña 1998, 173; cf. Barros Valenzuela 1987, 256; La Segunda 4.9.1985) »›Nuestra Señora se ha aparecido en estos lugares: Garabandal, Escorial, Peñablanca, Lourdes, La Salette, La Rue de Bac (Medalla Milagrosa), Guadalupe, Zaragoza, El Pilar, L’Escorial, Medjugorje, Japón, México, Monte Chiari, Las Tres Fontanas, La Madre de los Dolores. Y no se ha aparecido en Bay Side, Australia, Argentina, El Perú‹. Voces de varones se levantan, airado alguno,... ›¡is not true! ¡is not true!, ¡is not true!‹ (no es verdad!)...« (Barros Valenzuela 1987, 261) So beschreibt Barros sowohl das Auftreten Lüeckens als Visionärin als auch den Inhalt ihrer ›Botschaften‹ in deutlich polemischen Worten: »Con voz vieja y cansada
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Die Peñablanca-Anhänger akzeptierten, wie das Beispiel Bayside zeigt, also durchaus, daß es auch ›falsche‹ Erscheinungen geben konnte und daß es möglich war, zwischen diesen und den ›wahren‹ zu unterscheiden. In diesem Sinne stärkte es die eigene Kultidentität, Peñablanca zu den ›wahren‹ zu zählen.55 Am 13.9.1985 kehrte Poblete von seiner »Mission in den Vereinigten Staaten«56 nach Chile zurück.57 Bereits gut zwei Wochen später, am 29.9.58 , wurde das regelmäßige Erscheinungsritual, das während seiner zweimonatigen Abwesenheit des Visionärs erstmals seit August 1983 für längere Zeit nicht stattgefunden hatte, unter Teilnahme von 3000 Pilgern59 wieder aufgenommen.
14.4 Ende 1985 bis 1986: Internationalisierung und Reise nach Europa In den Monaten nach Abflauen der öffentlichen ICTUS-Debatte waren die Erscheinungstermine zunehmend weniger geworden: neun im Mai und nur vier im Juni. Während der Reise in die Vereinigten Staaten (s.o. 14.3) zählten die Peñablanca-Anhänger zwar mehrere Erscheinungen, die meisten davon im Flushing Meadows Corona Park, die jedoch
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repite cosas tomadas de otras apariciones y absurdos tas como que la Renovación Carismática en la Iglesia Católica es obra del demonio y que el Padre Theilhard de Chardin, jesuíta santo y sabio, está en el infiemo. Esta mujer habla, habla y habla como un locutor deportivo de bajo nivel.« (Barros Valenzuela 1987, 254f.) Unklar an der Episode in Bayside bleibt jedoch, warum gerade diese Erscheinung aus Sicht der Peñablanca-Anhänger zu den ›falschen‹ gezählt wurde. Noch im August 1984, so läßt ein Zeitungsbericht über die Erscheinung vom 26.8. schließen, standen die Anhänger beider Erscheinungen offensichtlich in freundschaftlichem Kontakt miteinander: »[...] se informaba que ›hemos tenido noticias de que se está produciendo una aparición en Nueva York, desde hace varios años, con mensajes muy similares a los que hemos recibido aquí en Peña Blanca. Desde Nueva York nos han enviado escapularios y rosarios para ser repartidos acá‹, [...].« (La Estrella de Valparaíso 27.8.1984; s.a.o. 10.8, Anm. 165) Bereits im Februar des folgenden Jahres jedoch, so in der Erscheinung vom 13.2.1985, tauchten wiederholt ›Botschaften‹ auf, die sich dezidiert gegen die ›Echtheit‹ von Bayside wandten: »Se ha entendido que Bay Side o sea las presuntas apariciones de Veróncia Luecken en Nueva York son falsas.« (Barros Valenzuela 1987, 176) »Una misión a Estados Unidos«, so die Kapitelüberschrift bei Barros (1987, 247) Las Últimas Noticias 17.9.1985 Bereits einen Monat vor der USA-Reise, in der Erscheinung vom 22.6.1985, war der Termin am 29.9. angekündigt worden. (Barros Valenzuela 1987, 246) Auch die Zeitung erinnerte nach Pobletes Rückkehr noch einmal an das neuerliche Datum. (Las Últimas Noticias 17.9.1985) Las Últimas Noticias 30.9.1985; die Peñablanca-Anhänger dagegen geben deutlich höhere Besucherzahlen an: 25.000 (Barros Valenzuela 1988, 24) und 40.000 (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 496).
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im engeren Sinne nicht in die Auswertung mit einbezogen werden können (Juni: sechs; August: zwei; September: vier; s.o. 13.1, Grafik 13.1, 461). Im Oktober jedoch, nach Pobletes zweimonatiger Abwesenheit ist mit 20 Terminen ein regelrechter ›Nachholeffekt‹ zu beobachten. Es war der letzte auffällige Anstieg bezogen auf den ganzen restlichen Zeitraum bis zum 12.6.1988. Bereits im November ging die Frequenz der Erscheinungen wieder auf sieben zurück. Mit Ausnahme von Januar 1986 (elf), März 1986 (acht) und April 1987 (acht) wurden von den Peñablanca-Anhängern für keinen der folgenden Monate noch mehr als fünf Erscheinungen verzeichnet. Monate mit nur zwei, einer oder sogar gar keiner Erscheinung (November 1986, August 1987, Januar 1988) sind nun in der Mehrzahl. Die wichtigste neue Entwicklung innerhalb des Peñablanca-Kults ab Ende 1985 war eine in dreifacher Hinsicht zu beobachtende Internationalisierung. So war man zusätzlich zu der bereits aus den Vorjahren bekannten Verknüpfung mit anderen weltweiten Marienerscheinungen (s.a.o. 6.5, 7.1, 10.8, 13.2 und 13.5) bestrebt, die ›universale‹, d.h. über Chile hinausreichende Bedeutung von Pobletes Visionen und deren »Botschaft für die Menschheit« – so ein Abschnitt aus der Erscheinung vom 29.9.198560 – herauszustellen. Als Teil des Erscheinungsrituals tauchte nun auch häufig die »Weihe« (»consagración«)61 einzelner Länder62 und am 12.6.1987 schließlich der ganzen Welt an das »Unbefleckte Herz der Inkarnation des Gottessohns« auf.63 Jede dieser »Weihen« erfolgte dabei durch öffentliches Verlesen eines Gebets, das – szenisch ausgestaltet – von einer das jeweilige Land vertretenden Person in »typischer Tracht« und mit einer Nationalfahne vorgetragen wurde.64 Von den hier auftretenden Personen stammten tatsächlich viele aus den Ländern, die sie 60
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»Un mensaje para la humanidad: En el nombre del Padre, del Hijo y del Espíritu Santo, Amén. Nuestra Señora dice: Quiero que vengáis aquí los Primeros Sábado de cada mes y recéis por la paz del mundo y hagáis sacrificios. Os pido también, que comulguéis ese día. No ofendáis más a Vuestro Señor, que demasiado se le ha ofendido. Pedid por la salvación de vuestras almas. No pidáis vosotros cosas materiales. Ya no es tíempo de pedir. Pidan por vosotros mismos, porque el brazo de mi Hijo ya no lo puedo sostener. Son muchos los pecados y las blasfemias que arrojan al cielo. Hago un llamado a todo el mundo.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993) Die Peñablanca-Anhänger rekurrierten hier explizit auf die katholische Tradition der »Marienweihe«, für die stellvertretend das öffentliche Gebet Pius’ XII. zur »Weihe der ganzen Welt an das Unbefleckte Herz Marias« von 1942 steht. (cf. Graber 1951, 156f.) So z.B. am 29.9. die »Weihe« Argentiniens, Brasiliens, Chiles, Perús und der USA Barros Valenzuela 1988, 123-126; diese »Weltweihe« wurde am 12.5.1988 noch einmal wiederholt (s.a.u. 14.5). Fotografien der »Weltweihe« vom 12.5.1988 bei Barros Valenzuela 1988, 198; cf. hierzu auch die Mitte 1985 hinter dem Erscheinungsbereich aufgestellten Masten (»banderas de las naciones«; s.u. 14.7.2, Anm. 190), die während des Erscheinungsrituals mit den Fahnen verschiedener Länder beflaggt waren. Im gleichen Zusammenhang stehen auch die Berichte darüber, Poblete spreche während der Erscheinungen in »fremden
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repräsentierten, insbesondere bei den lateinamerikanischen. War schon von Beginn der öffentlichen Aufmerksamkeit im Jahr 1983 an immer wieder auch die Anwesenheit nicht-chilenischer Pilger belegt, scheint die Internationalisierung auch bezüglich der Besucher ab Mitte 1986 zuzunehmen oder zumindest mehr in den Vordergrund zu rücken.65 So stellt Barros unter den Teilnehmern des dritten Jahrestags der Erscheinungen am 12.6.1986 – der wie in der Vorjahren mit einer Prozession begangen wurde – explizit die Teilnahme von »etwa 70 [Pilgern] aus Perú [...]; mehr als 120 Argentiniern, einigen Uruguayern und Brasilianern und neun Paraguayern« sowie die Anwesenheit eines peruanischen Fensehteams heraus.66 Neben dieser Internationalsierung ›vor Ort‹, waren auf Seiten der Peñablanca-Anhänger durchaus auch Bestrebungen zu erkennen, ›ihre‹ Erscheinung nun im Ausland bekannt zu machen. Unter diesen Bemühungen sticht besonders die Organisation der »Reise« einer Statue der »Dama Blanca de la Paz« in Anlehnung an die »pilgernde FátimaMadonna« (s.o. 2.4.5, Anm. 80) hervor, die Anfang Mai zuerst nach Madrid gebracht wurde und dann zwischen verschiedenen, mit den Peñablanca-Anhängern in Kontakt stehenden Gebetsgruppen in Spanien und anderen europäischen Ländern weitergegeben wurde.67 Mehr noch als die »Pilgerfahrt« des Standbilds waren es jedoch die Auslandsreisen des Visionärs Miguel Ángel Poblete, die als bezeichend für die Tendenz zur aktiv betriebenen Internationalisierung gelten können. Bereits im März 1985 hatte der Kurzaufenthalt in Mendoza (s.o. 14.2, Anm. 19) sowie dann die im gleichen Jahr stattfindende USA-Reise (s.o. 14.3) den Anfang gemacht. Im Juli 1986 nun sollte Poblete eine Reise zu den ›Wur-
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Sprachen«, wie etwa am 27.5.1987. (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 608; cf. Barros Valenzuela 1988, 120) Cf. etwa den Kommentar von El Mercurio de Valparaíso über die Erscheinung vom 8.12.1986: »El anuncio de la nueva aparición de la Virgen provocó interés tanto en el país como en el extranjero, estimándose que se reunieron varios miles de ›fieles‹ en el Santuario constituido en la cumbre del cerro El Membrillar.« (El Mercurio de Valparaíso/Quijada 14.12.1986; El Mercurio de Valparaíso 14.6.1987) Auch die zahlreichen persönlichen Zuschriften von Pilgern aus dem Ausland, die Barros in seinem Band »Warum glaube ich an Peñablanca?« (»¿Por qué creo en Peñablanca?«) publizierte (Barros Valenzuela 2003) sowie die auf dem Monte Carmelo angebrachten Votivtafeln, die teils die Nationalität der Stifter nennen, belegen die Anwesenheit vieler nicht-chilenischer Pilger (s.u. 14.7.2, Abb. 14.7, 591) in Peñablanca. Barros Valenzuela 1988; cf. auch den Bericht über Peñablanca in einer peruanischen Zeitung vom Dezember 1987 (OJO [Lima] 23.12.1987) Barros Valenzuela 1988, 68–71, Abb.; bereits in einer ›Botschaft‹ aus dem Jahr 1984, vom 22.5., läßt sich die ›Forderung‹ nach einer solchen Statue nachweisen, die nun in die Tat umgesetzt wurde (Barros Valenzuela 1985, 202); cf. auch die ›Botschaft‹ vom 16.4.1985, die diese ›Forderung‹ noch einmal konkretisierte (Barros Valenzuela 1987, 193).
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zeln‹ aller Marienerscheinung unternehmen, erwartungsgemäß begleitet von entsprechenden ›Anweisungen‹ der Jungfrau Maria.68 Vom 8.7. bis 8.9.1986 reiste er zusammen mit Patricio Aravena Elliott, dem Sohn von Luzmira Elliott und Jorge Aravena, der Ärztin Carla Hieber sowie einer weiteren Frau, María Mujica, in deren Haus in Villa Alemana er zeitweise gewohnt hatte, nach Europa.69 Es war in erster Linie eine Pilgerreise zu den Orten verschiedener – anerkannter wie nicht anerkannter – Marienerscheinungen in Spanien, Frankreich und Italien. Nach der Ankunft in Madrid fuhr man zunächst nach Zaragoza, besuchte dort die Kathedrale der Nuestra Señora del Pilar und wählte damit die legendarisch erste Marienerscheinung überhaupt (s.o. 2.3, Anm. 28) als Ausgangspunkt der Reise. Dann ging es weiter nach Garabandal70 , wo zwischen 1961 und 1965 vier Mädchen Marienerscheinungserlebnisse gehabt hatten. Poblete traf sich dort mit einer der mittlerweile erwachsenen Visionärinnen, Mari-Loli. Von dort reiste die Gruppe nach Lourdes und nach zwei Tagen Aufenthalt schließlich nach Deutschland, wo Carla Hieber Verwandte in Bayern besuchen wollte. Poblete dagegen fuhr zusammen mit María Mujica weiter ins französische La Salette. Höhepunkt der Reise war jedoch der folgende Aufenthalt in Rom, während dessen Poblete, gemeinsam mit seiner Begleiterin Mujica – die anderen beiden Reisegefährten waren mittlerweile nach Chile zurückgekehrt –, an einer öffentliche Audienz von Papst Johannes Paul II. teilnahm. Die bei dieser Gelegenheit mitgeführte Statue der »Dama Blanca de la Paz« betrachtete man danach als mit päpstlichen Segen versehen. Ein Besuch im portugiesischen Fátima bildete den Abschluß der Reise. Poblete besuchte während dieser Pilgerfahrt nicht nur das Zentrum der katholischen Christenheit und einige der bedeutensten europäischen Marienerscheinungsorte, sondern erlebte jedesmal ebendort – mit Ausnahme von Garabandel – auch selbst Erscheinungen. Damit hatte der chilenische Visionär innerhalb der religiösen Sinndeutung seiner Anhänger einmal mehr verdeutlicht, daß die Peñablanca-Erscheinungen eingebunden waren in ein weltweites ›Netzwerk‹ von Erscheinungen der immer selben Jungfrau Maria.71
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So während der Erscheinung vom 27.5.1986: »Nuestra Señora le da a Miguel Ángel indicaciones sobre su próximo viaje a Europa, que ya había anunciado en 1984 [...].« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 548) Barros Valenzuela 1988, 72–79 Die Erscheinungen von Garabandal werden auch wiederholt in den ›Botschaften‹ von Peñablanca genannt (s.o. 6.5, Grafik 6.2, 155). Barros verdeutlicht diese Auffassung mit einer Weltkarte, in der die »Orte der Erscheinungen Miguel Ángel Poblets« eingetragen sind; in Chile: Peñablanca, Ocoa, Villa Alemana, Quilpué, Colliguay, Valparaíso, Santiago, Chagres; in den USA: New York, Oregon Portland; in Spanien: Zaragoza; in Frankreich: Lourdes, La Salette; in Italien: Rom (1987, 252)
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Es war eben diese zunehmende Internationalisierung des Peñablanca-Kults, die noch ein letztes Mal dazu führte, daß der Bischof von Valparaíso, Francisco de Borja Valenzuela, – wenn auch indirekt – offiziell zu den Vorgängen Stellung bezog. Angesichts der Aufmerksamkeit, die die aus kirchlicher Sicht ›falschen‹ Erscheinungen in seiner Diözese auch im benachbarten lateinamerikanischen Ausland erhielten72 , entschied er sich knapp zwei Jahre nach der abschließenden Ablehnung vom 4.9.1984 (s.u. A.8), diese noch einmal – zusammen mit der Erklärung vom 28.10.1983 (s.u. A.6) sowie einem offenen Brief an Darío Castrillón Hoyos73 , den Generalsekretär des Lateinamerikanischen Bischofsrat (CELAM), in der Oktoberausgabe der Quartalsschrift (Boletín) des CELAM zu publizieren und so auch über die Grenzen Chiles hinweg bekannt zu machen.74
14.5 1987 bis 12.6.1988: Das Ende der Erscheinungen Auch 1987 fand das Erscheinungsritual in Peñablanca weiterhin regelmäßig, wenn auch selten, in der gewohnten Form statt.75 Nur für den 72
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»[...] Miguel Ángel, o mejor dicho los auspiciadores, los protectores de Miguel Ángel, comenzaron a llevarlo a distintas partes para promover a la Santísima Virgen a través de la aparición. Entonces, lo llevaron a distintas partes, lo llevaron incluso a Roma, [...] y recuerdo que ellos contaban que poco menos que el Papa les había dado la bendición y les había dado la aprobación, lo que es falso. Entonces en ese contexto, el obispo Valenzuela, Ríos, le envia a Castillón su colega, copias de su declaración, para que tenga más antecedentes de su propaganda que se está haciendo, ese fue el contexto del año 86, [...].« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005, 15) Castrillón (geb. 4.7.1929) war zu diesem Zeitpunkt Bischof von Pereira, Kolumbien, und erhielt 1998 die Kardinalswürde. »CARTA DEL ARZOBISPO – OBISPO DE VALPARAISO AL SECRETARIO GENERAL DEL CELAM: Valparaiso, 21 de Noviembre de 1986 / Monseñor Darío Castrillón Hoyos Secretario General del Celam Apartado Aéreo 51086 Bogotá - Colombia / Querido Darío: / No sé si tú estarás enterado de las supuestas ›apariciones‹ que se habrían producido en un cerro de una localidad vecina a Valparaíso. Comenzó hace unos tres años. He hecho estudiar el fenómeno. Nombré una Comisión que me ha estado informando en forma periódica y ya he hecho dos declaraciones, cuya copia te incluyo. El propio ›vidente‹ ha viajado para hacer propaganda. Por lo que se sabe ha estado en Roma, en Estados Unidos y Paraguay. Ha venido gente de Argentina, Perú, Bolivia y Brasil. Se me ha insinuado que sería conveniente informar al Episcopado Latinoamericano sobre estos sucesos. En vista de la propaganda que se ha hecho y de la consiguiente afluencia de fieles de países vecinos que están viniendo, especialmente cuando se anuncian nuevas ›apariciones‹. Pongo en tus manos estos antecedentes para que se haga lo que más convenga.« (Valenzuela Ríos 1986) »Die Erscheinungen während des Jahres 1987 setzen sich fort mit wiederholten Aufrufen zum Gebet, zur Buße und zu Opfern. [...] Mehrere Vigilien werden gefordert. Die Engel sind nun öfters anwesend. Beeindruckende, schreckliche Botschaften.« (»Las apariciones durante 1987 continúan con reiterados llamados a la oración, penitencia y sacrificio. [...] Son pedidas diversas, vigilias. La presencia de los ángeles
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März ist mit acht Erscheinungen eine etwas höhere Zahl zu verzeichnen (s.o. 13.1, Grafik 13.1). Offensichtlich übte die unmittelbar bevorstehende, und im ganzen Land mit Spannung erwartete, apostolische Reise Papst Johannes Pauls II. vom 1.–6.4.1987 nach Chile,76 auch auf die Peñablanca-Anhänger noch einmal einen ›religiösen Impuls‹ aus. Die ›Ankündigung‹ des im chilenischen Episkopat seit Oktober 1985 geplanten Papstbesuchs77 war auch wiederholt Teil der ›Botschaften von Peñablanca gewesen78 und erschien aus Sicht der Anhänger wieder einmal mehr als Bestätigung der ›Echtheit‹ der Erscheinung.79 Trotzdem stand der nun fest etablierte und institutionalisierte Peñablanca-Kult bereits Ende 1987 im Zeichen des in einer ›Botschaft‹ vom 24.3.1984 erstmals erwähnten, jedoch zunächst wenig beachteten bevorstehenden ›Endes‹ der Erscheinungen, das man – trotz teilweise widersprüchliche Angaben in den ›Botschaften – für das Jahr 1988 erwartete.80 In der ersten Jahreshälfte 1987 konkretisierten sich die Hinweise, daß nun tatsächlich in absehbarer Zeit mit einem ›letzten‹ Erscheinungstermin zu rechnen war. Am 27.5. wurde die Zeitspanne von fünf Jahren als Gesamtdauer der Erscheinungen nachdrücklich wiederholt.81 Nachdem das Erscheinungsritual am vierten Jahrestag, dem 12.6.1987, mit einer groß inszenierten »Länderweihe« (s.o. 14.4)82 und vielen Pilgern aus dem Ausland83 noch einmal einen Höhepunkt erlebte hatte, brach Poblete zwischen Ende Juli und Ende September auf Einladung von Freunden zu einer weiteren Auslandsreise ins benachbarte
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se hace más frecuente. Mensajes impactantes, tremendos.«; Barros Valenzuela 1988, 97) Cf. Cavallo Castro/Salazar Salvo/Sepúlveda Pacheco 1989, 446–461 Cf. aaO., 437 So etwa am 8.12.1985: »... El Santo Padre va a venir a Chile antes de lo dicho.« (Barros Valenzuela 1989, 118) »El Papa ya está en Chile, tal cual la Santísima Virgen la había anunciado.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 597f.; cf. Barros Valenzuela 1988, 110–114; Contardo Egaña 1998, 208f.) »Ich bin hier mit Leib und Seele und ich werde nach diesem Jahr von hier nicht fort gehen. Nicht dieses Jahr und nicht das folgende: es werden fünf Jahre sein, die ich bei euch sein werde.« (»Estoy aquí en cuerpo y alma y no me iré de aquí después de este año: como vuelvo a deciros, después de este año. No este año ni el que viene: erán cinco años que estaré con vosotros.«; Barros Valenzuela 1985, 166; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 105); cf die Botschaft vom 3.9.1983: »Luego de esta aparición habrá muchas que darán aviso a los demás, pero esta misión acabará después de este año.« (Barros Valenzuela 1985, 65) »Yo estoy aquí, en Peñablanca, desde el 12 de junio de 1983 y he cambiado de lugar, donde fui primeramente, por orden de mi Señor y Creador, mi Hijo. [...] Cinco años estaré aquí en Peñablanca, apareciéndome. Luego que me despida de vosotros, por intermedio de mi Dios haga la Gran Señal, est cinco años más entre vosotros y aquí, en este Santuario.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 607f.; cf. Barros Valenzuela 1988, 119f.) Cf. La Estrella de Valparaíso 13.6.1987 Cf. El Mercurio de Valparaíso 14.6.1987
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Perú auf.84 Das letzte Erscheinungsritual im Juli fand am 18.7. statt, das nächste erst nach der Rückkehr Pobletes am 29.9.1987. Während der darauf folgenden Erscheinung am 1.10. schließlich wurde das erwartete ›Ende‹ zur Gewißheit. Die Jungfrau Maria, deren geglaubte ›Anwesenheit‹ für viereinhalb Jahre Zentrum der religiösen Sinndeutung vieler der Anwesenden gewesen war, würde sich nur noch zwei weitere Male in Peñablanca zeigen: »Meine Kinder, mein vorletzter Tag, den ich bei euch sein werde, ist der Tag der Unbefleckten [Empfängnis], der 8. Dezember. Der letzte Tag schließlich, den ich bei Euch sein werde, wird der 12. Juni 1988 sein. Aber ich verspreche euch, daß wer das Unbefleckte Herz der Inkarnation des Gottesohnes anruft, bei dem werde ich immer sein und ihn nie verlassen.«85
Trotzdem fanden auch in den kommenden Wochen weiterhin Erscheinungen im kleinen Rahmen statt, bei denen Poblete jedoch nach eigenen Angaben nie die Jungfrau Maria, sondern verschiedene Engel gesehen haben will.86 Nachdem, wie angekündigt, am 8.12.1987 noch einmal eine öffentliche Marienerscheinung mit – den Anhängern zufolge – zwischen 3000 und 5000 Teilnehmern stattgefunden hatte87 , reiste Poblete im Januar erneut für zwei Monate nach Perú (s.a.u. 14.6.1).88 Zwei Wochen später, am 16.1.1988, stellte Álvaro Barros in Abwesenheit des Visionärs, den im Dezember des Vorjahres erschienenen zweiten Band seiner Peñablanca-Dokumentation auf dem Monte Carmelo der Öffentlichkeit vor89 und nahm mit dieser Ortswahl für die Zeremonie bereits die spätere Funktion des Hügels als festem Kultort ohne Erscheinungsritual vorweg (s.a.u. 14.7.2). Entgegen der expliziten Aussage, daß es sich bei der Erscheinung am 8.12.1987 um die »vorletzte« gehandelt habe, sind auch für die Monate Februar bis Mai 1988 noch Visionszustände Pobletes dokumentiert. Einzig jedoch bei drei Erscheinungen in Perú90 habe Poblete 84 85
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Barros Valenzuela 1988, 145 »Hijos míos, mi penúltimo día que estoy con vosotros es el día de la Inmaculada, 8 de diciembre. Luego, mi último día que esté aquí con vosotros, el 12 de Junio de 1988. Pero os prometo, quien invoca al Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios, siempre estaré con él y nunca los abandonaré.« (Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 624; cf. Barros Valenzuela 1988, 153) Poblete informierte seine Anhänger außerdem durch einem Rundbrief über das angekündigte Ende der Erscheinungen, versichterte aber, daß die Jungfrau Maria noch fünf weitere Jahre – wenn auch nicht in Form von Erscheinungen – auf dem Monte Carmelo immer freitags und samstags anwesend sein werde. (Barros Valenzuela 1988, 154f.; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 625) Contardo Egaña 1998, 219–223 Barros Valenzuela 1988, 165–172; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 630–634; Contardo Egaña 1998, 217 Contardo Egaña 1998, 225–229; Barros Valenzuela 1988, 184 Barros Valenzuela 1988, 173–175 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 634f.; Contardo Egaña 1998, 225
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Maria gesehen, bei den anderen Gelegenheiten wiederum verschiedene Engel sowie das Jesuskind, wie etwa im Rahmen der letzten erwähnenswerten Wallfahrt am 12.5., als man noch einmal die »Länderweihe« vom Vorjahr wiederholte (s.o. 14.4).91 Am 12. Juni 1988, dem fünften Jahrestag, fand schließlich, wie im Oktober des Vorjahres angekündigt die tatsächlich letzte öffentliche der laut Zählung der Anhänger insgesamt 47892 bzw. 48493 Marienerscheinungen auf dem Monte Carmelo in Peñablanca mit zwischen 50.00094 und 80.00095 Teilnehmern statt.96 Ein letztes Mal organisierte man eine Prozession, die, begleitet von bailes chinos, über Nacht von Viña del Mar nach Peñablanca führte. Als die Tanzgruppen bei Sonnenaufgang auf dem Hügel eintrafen – dort hatten bereits mehrere tausend Menschen die Nacht verbracht – wollen viele der anwesenden Pilger aus Chile und dem v.a. benachbarten Ausland97 noch einmal das bekannte ›Sonnenwunder‹ (s.o. 9.6.1) beobachtet haben. Ganz im Gegensatz zu den großen Wallfahrten in den Jahren 1983, 1984 und 1985, die – wie gesehen – von einer intensiven Medienaufmerksamkeit begleitet worden waren, verhielt sich die Presse dieses Mal sehr zurückhaltend. Zwar berichteten die meisten großen chilenischen Tageszeitungen über die Erscheinungen, doch statt auf den Titelseiten erschien die Nachricht diesmal nur als Randnotiz.98 Auch die innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger so zentrale Bedeutung dieses Tages als »letzte Erscheinung«, wird in der Berichterstattung nicht erwähnt. Um 12:00 Uhr mittags fand schließlich das eigentliche und zugleich letzte Erscheinungsritual statt. Nachdem sowohl Poblete als auch Alejandro Cifuentes und Alan Rojas eine kurze Ansprache gehalten hatten, fiel der Visionär abrupt – wie zu vielen Gelegenheiten zuvor – auf die Knie und küßte den Boden (s.a.o. 9.5, 9.5.3 und 10.10). Es folgte ein längeres Umherlaufen auf dem Hügel, während dem immer wieder Teile des nunmehr letzten Dialogs Pobletes mit seiner Erscheinung zu hören waren. Nach etwa einer Stunde schließlich schien der Moment des ›Abschieds‹ gekommen, als Poblete sich noch einmal der legendären
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Barros Valenzuela 1988, 196–199; Contardo Egaña 1998, 230 Barros Valenzuela 1989, 219 Paredes Zamora 2 2005, 644 La Segunda 13.6.1988 El Mercurio de Santiago 13.6.1988 Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 644–650; Barros Valenzuela 1988, 200–211; Contardo Egaña 1998, 231f. La Segunda 13.6.1988; El Mercurio de Santiago 13.6.1988 El Mercurio de Santiago 13.6.1988; La Segunda 13.6.1988; Las Últimas Noticias 13.6.1988; La Tercera de la Hora/Camacho/Cortés 13.6.1988; La Cuarta 13.6.1988
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›ersten‹ Erscheinung vor exakt fünf Jahren erinnerte.99 So schloß sich innerhalb des Erscheinungsrituals der Kreis der angekündigten fünf Jahre und es folgte auf eine weitere, abschließende Botschaft – die wie üblich für alle hörbar über die installierten Lautsprecher übertragen wurde – schließlich der Abschied von der, in Zukunft nun nur noch ›spür-‹ aber nicht mehr ›sicht-‹ und ›hörbar‹ anwesenden Jungfrau Maria: »Ich richte einen Aufruf an alle Missionare und an die ganze Welt. Betet weiter den Rosenkranz, bringt Opfer und helft dem heiligen Vater so gut ihr könnt. Man soll meinen Sohn nicht mehr beleidigen, den man schon viel zu oft beleidigt hat. Ich bin hier in diesem Olivenbaum, der für den Frieden in der Welt steht. [...] Er bekreuzigt sich und fährt fort: Habt Vertrauen, denn ich gehe nicht endgültig fort. Ich bin immer in euer aller Herzen, und wie ich es versprochen habe, werde ich samstags um die Mittagszeit hier sein. [...] Miguel Ángel bittet, daß man die Mikrofone vor seinem Mund wegnehmen soll. [...] und mit wunderschöner Stimme beginnt er auf Latein das Ave Maria von Schubert zu singen. Die Tränen laufen über das bekümmerte Gesicht, das, zwischen Schmerz und Freude schwankend, zu lächeln versucht. Er sagt: ›Danke.‹ Er hebt die Hand, als würde er Unserer Lieben Frau von Peñablanca, die im Begriff ist zu gehen, einen Kuß zuwerfen. Das Herz der Anwesenden zieht sich zusammen und viele weinen still. ›Danke, meine Señora, mein Mädchen‹ und er bekreuzigt sich. Er hebt grüßend die Hand. Noch geht unsere Liebe Frau nicht. Miguel Ángel lächelt, während er sie betrachtet. Mit lauter Stimme stimmt er erneut das Ave Maria an und sagt: ›Adieu und danke‹. [...] Fünf Minuten vor ein Uhr mittags erwacht er aus der Ekstase.«100
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»Erinnerst du dich daran, wie du zum ersten Mal erschienen bist und mich gerufen hast? Mal sehen, was hab ich noch gleich zu dir gesagt? Hm! Und du lachtest einfach nur. Ich dachte, daß da oben jemand im Baum spielt und sagte zu ihm: komm runter, und du sagtest nichts... Hm!..« (»¿Te acuerdas cuando te apareciste por primera vez y me llamaste? A ver ¿qué te dije? ¡Mh! Y tú te reías, no más. Yo pensaba que era alguien que estaba jugando arriba de un árbol; le decía bájate, y tú no decíás nada... Mh!..«; Barros Valenzuela 1988, 208) 100 »Hago un llamado a todos los misioneros y a todo el mundo. Seguid rezando el rosario, haced sacrificios y ayudad al Santo Padre en todo lo que puedan. No ofendan más a mí Hijo que demasiado se le está ofendiendo. Yo estoy aquí, parada en este olivo que significa la paz de todo el mundo.[...]. Se persigna y continúa: Tened confianza, Mi partida no es definitiva. Estoy siempre en los corazones de todos ustedes, y como prometí, los sábados estoy aquí en medio día. [...] Miguel Angel pide que quiten los micrófonos de delante de su boca. [...] y con hermosa voz comienza a cantar en latín el Ave María de Schubert.[...] Corren las lágrimas por el rostro apenado que trata de sonreír entre el dolor y la alegría. Dice: ›Gracias‹. Levanta su mano como lanzando un beso a Nuestra Señora de Peñablanca que está por irse. Se recoge el corazón de los presentes, y muchos lloran silenciosamente. ›Gracias, Señora Mía y Niña mía‹, y se persigna. Levanta la mano saludando. No se va aún Nuestra Señora. Sonríe Miguel Angel contemplándola. Con voz segura renueva el canto del Ave Maria. Termina y dice: ›Adiós y gracias‹. [...].
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Damit endete fünf Jahre nach der legendären ›ersten‹ Erscheinung am 12.6.1983 (s.a.o. 6.2) endgültig die als ›prophetisch‹ zu bezeichnende Phase der Marienerscheinungen in Peñablanca. Zwar besuchte Poblete auch in der Zeit danach noch wiederholt den Hügel101 , über weitere Visionszustände wurde aber nicht berichtet. Der Textkorpus der ›Botschaften‹ (s.a.o. 6.5) wurde ab diesem Tag nicht mehr erweitert, sondern vielmehr durch die Bücher von Barros und Paredes zu einer verschriftlichten Form der Überlieferung ausgearbeitet. An die Stelle des Erscheinungsrituals traten andere Formen religiösen Gemeinschaftshandelns, die gewisse Bestandteile des Erscheinungsrituals beibehielten. So waren in der Zeit nach dem 12.6.1988 v.a. an jedem ersten Samstag102 im Monat Versammlungen von mehreren hundert Peñablanca-Anhänger zu beobachten, die in Prozessionen den Hügel hinauf stiegen, gemeinsam sangen und den Rosenkranz beteten.103 An die Stelle von Pobletes Visionszustand traten bei diesen Gelegenheiten Lesungen schriftlich fixierten Texten der ›Botschaften‹, wie sie bereits seit dem 27.1.1984 – in der Frühphase des institutionalisierten Erscheinungsrituals – zu beobachten gewesen waren (s.a.o. 13.4).104 Mit dieser neuen Form des nun nicht mehr im eigentlichen Sinne als solches zu bezeichenden Erscheinungsrituals, das einerseits Formen bekannter Frömmigkeitspraxis beibehielt, andererseits die überlieferten ›Ereignisse‹ und ›Botschaften‹ der Marienerscheinungen zum Mittelpunkt einer memorativen Praxis machte, war der PeñablancaKult mit dem Ende von Pobletes’ Visionszuständen endgültig von seiner ›prophetischen‹ in die ›schriftgeleitete‹ Phase übergetreten. Nur vier Monate nach dem öffentlichen ›Abschied‹ der »Dama Blanca de la Paz« wurde auch ein anderes Kapitel chilenischer Geschichte geschlossen, mit dem Peñablanca – zumindest in der Anfangsphase – immer wieder eng verbunden gewesen war. Am 5.10.1988 erbrachte das von Augusto Pinochet selbst anberaumte Referendum, das eine weitere Verlängerung seiner Amtszeit um acht Jahre hätte legitimieren sollen,
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Sale del éxtasis cinco minutos antes de la una de la tarde.« (Barros Valenzuela 1988, 208–210; cf. Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 647f.) Cf. TVN/Muñoz 28.9.1989 Der Samstag gilt in der abendländischen christlichen Tradition traditionell als der Maria geweihter Wochentag. (cf. Morgenroth 2004) Hinzu kommt im Kontext von Peñablanca der auf die Erscheinungen von Fátima zurückgehende Brauch des sogenannten »Herz-Mariä Sühnesamstag« an jedem ersten Samstag im Monat. Auch die ›Botschaften‹ von Peñablanca – darunter auch die letzte (cf. Zitat bei Anm. 100) – erwähnen mehrfach, daß Maria besonders an den Samstagen dort präsent sei. Cf. die Filmaufnahmen von TVN aus dem Jahr 1989. Der Beitrag nennt eine Zahl von etwa 200 Teilnehmern an der monatlichen Peñablanca-Wallfahrt, darunter in erster Linie Frauen. (–/Muñoz 28.9.1989) Cf. »Sus mensajes [...] son leídos y vueltos a leer por el puñado de devotos [...].« (La Tercera/Jalil Figueroa 25.3.2001)
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einen deutlichen Sieg des »Parteienbündnisses für das Nein« (»Concertación de Partidos por el No«) und leitete damit nach fünfzehn Jahren das Ende der Militärdiktatur und den Übergang zur Demokratie ein. Am 11.3.1990 konnte der im Dezember 1989 demokratisch gewählte Präsident Patricio Aylwin Azócar sein Amt antreten.105 Es mag letztlich nur eine Koinzidenz sein, aber die Marienerscheinungen in Peñablanca endeten fast zeitgleich mit demjenigen Regime, dem man immer wieder unterstellt hatte, auf einem bis zum Jahr 1983 vollkommen unbedeutenden Hügel in der V. Región den »großen Betrug« einer »angeblichen Marienerscheinung« inszeniert zu haben (s.a.o. 12).
14.6 Ein Visionär geht eigene Wege 14.6.1 »Schon immer eine Frau gewesen« In der Jahresmitte 1989, gut ein Jahr nach dem letzten öffentlichen Erscheinungsritual auf dem Monte Carmelo von Peñablanca, kam es zu einer äußerst ungewöhnlichen Entwicklung bezüglich der Person Miguel Ángel Pobletes.Dieser erklärte sowohl gegenüber seinen engen Vertrauten als auch später gegenüber der Presse »nie ein Mann«, sondern vielmehr »schon immer eine Frau« gewesen zu sein.106 Tatsächlich erschien Pobletes, als er im August 1989 – offensichtlich auf eigenes Betreiben hin107 – noch einmal Schlagzeilen machte und das Interesse v.a. der Boulevardpresse auf sich zog108 , mit einer Langhaarfrisur, Make-up und mit einem teils an überzeichneten Stereotypen orientiertem Verhalten nach außen hin weiblich (s. Abb. 14.2, ).109 Diesem Schritt an die Öffentlichkeit, der Poblete noch einmal eine Phase der Medienaufmerksamkeit110 , wenn 105 Collier/Sater 2004, 376–382 106 »Miguel Angel Poblete, [...], declara que es mujer. Que nunca ha sido hombre, dice.« (Las Últimas Noticias 7.8.1989); cf. »[Apsi:] ¿Tu actual situación es producto de un error de identificación sexual, un milagro, o una operación? [Miguel Ángel Poblete:] No me ha operado nunca y tampoco se trata de un milagro. Es un error de identificación sexual porque nací con el clítoris un poco más desarollada.« (Apsi/Moulían 14.– 20.8.1989, 24; cf. gleichlautende Aussagen im Fernsehinterview gegenüber TVN (– /Muñoz 28.9.1989) 107 »[Miguel Ángel Poblete:] –[...] En realidad, no me gusta que me preguntan cosas sobre mi vida privada. [Las Últimas Noticias:] –Problema es que tu propias revelaciones han estimulado la curiosidad periodística. [Miguel Ángel Poblete:] –Bueno, sí, en realidad.« (Las Últimas Noticias 7.8.1989) 108 La Cuarta druckte die Geschichte an gleich drei Tagen hintereinander als Aufmacher: –/Díaz/Allendes 7.8.1989; –/– 8.8.1989; 9.8.1989 109 Cf. auch die Filmaufnahmen von TVN (–/Muñoz 28.9.1989) 110 Selbst TVN nahm Pobletes öffentliches Auftreten als Frau zum Anlaß für eine umfangreiche Reportage, die sowohl die Geschichte der Erscheinungen noch einmal
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Abbildung 14.2: Titelseite von La Cuarta, 7.8.1989: »DIE JUNGFRAU HAT MICH ZUR FRAU GEMACHT...«
nun auch ganz anderer Art einbrachte, war jedoch eine längere Entwicklung vorausgegangen, die sich bereits im letzten Jahr der Erscheinungen hatte absehen lassen. Die sich hier manifestierende Geschlechtsidentitätsstörung111 Pobletes mag für seine direkte Umgebung und für die meirekonstruierte als auch die aktuelle Situation Pobletes und des Peñablanca-Kults beleuchtete. (–/Muñoz 28.9.1989) 111 »A. Eine starkes und andauerndes Zugehörigkeitsgefühl zum anderen Geschlecht (d. h. nicht lediglich das Verlangen nach irgendwelchen kulturellen Vorteilen, die als mit der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht verbunden empfunden werden). [...] B. Anhaltendes Unbehagen im Geburtsgeschlecht oder Gefühl der Person, daß die Geschlechtsrolle des eigenen Geschlechts für sie nicht die richtige ist. [...] D. Das Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.« (DSM-IV-TR, 636-644, hier 642f.); cf. hierzu Pobletes Aussage im Presseinterview: »[Apsi:] ¿Pero en esto momentos te consideras a ti misma mujer? [Miguel Ángel Poblete:] Tengo una confusión en la cabeza. Me crié con hombres, así que imagínate. Pero si hay tendencias que no son masculinas, tú te das cuenta que hay algo anormal.« (Apsi/Moulían 14.–20.8.1989, 24); cf. auch die Aussagen von Lucy Elliott: »Cuando Miguel Ángel vino a vivir a acá era muy niñito, tenia unos como unos 16 o 17 años, [...] y un día lo encontré llorando y le pregunte: ›¿Qué te pasa, Miguel Ángel? ¿Por qué lloras?‹ Me dijo: ›Tía, lo es que yo no sé que soy, yo no soy hombre yo no soy mujer.‹ Y yo le dije: ›Pero que raro. ¿Por qué me dices eso?‹ Me dijo: ›Es que mi sexo parece que se atrofió‹.« (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 21) Es sei darauf hingewiesen, daß sich in der älteren Literatur interessanterweise Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Geschlechterrollentausch und den religiösen Spezialisten (machi) der
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sten Außenstehenden völlig überraschend, ja ein ›Schock‹ gewesen sein. Es finden sich jedoch bereits in frühen psychologischen Gutachten und Sozialberichten aus seiner Kindheit Anzeichen für eine solche Entwicklung.112 Konkrete Anzeichen für eine uneindeutige geschlechtliche Identität traten schließlich erstmals im letzten Jahr der Marienerscheinungen von Peñablanca auf. Während seiner Reise nach Perú Anfang 1988 (s.o. 14.5) suchte er offensichtlich Rat bei einem Psychologen der bei ihm – wie Miguel Contardo, der ebenfalls für eine mehrwöchige Vortragsreise nach Lima geflogen war, berichtet – »psychischen Hermaphrodismus« diagnostizierte.113 Während desselben Aufenthalts im nördlichen Nachbarland Chiles habe Poblete außerdem begonnen, sich weibliche Hor-
chilenischen Mapuche (s.a.o. 3.1 und 3.4, Anm. 45) finden. Zwar üben dieses Amt heute in erster Linie Frauen aus, doch waren laut Berichten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu dieser Zeit auch Männer in dieser Rolle zu finden, die schon während ihrer Kindheit oder Pubertät – von der Gemeinschaft akzeptiert – eine weibliche Sozialrolle übernahmen, Frauenkleider trugen und Frauenarbeiten ausführten. (Krickeberg 1961, 369f.; zu vergleichbaren Phänomene bei nordamerikanischen Ethnien cf. Lang 1995) 112 So führte der Bericht der zweiten diözesanen Untersuchungskommission diverse Zitate aus entsprechenden Dokumenten an (s.a.o. 13.11.2, Anm. 274), die eine Tendenz Poblete zur Übernahme einer weiblichen Geschlechtsrolle belegen: »4.– Testimonio unánime de directivos de casas de menores: ›es excelente actor y él organiza y actua en representaciones. asumiendo papeles de mujer, disfrazado‹. (21) ›Siempre trataba de salir vestido de mujer‹ ›Hubo que prohiborlo por actuaciones groseras‹ (6 julio 83: e.d. posterior a las primeras apariciones) (22) 5.– ›Representación como mujer, algo grotesca, el mismo día y sólo un rato despúes de una aparición‹ (23). [...] 9.– Tuvo ›tratamiento con sicólogo para solucionar el asunto de los histeroides y los modales femeninos. Todas sus actividades eran femeninas. Participó en un festival de la canción como María Magdalena, de mujer. Canta con voz femenina‹ (27).« (AICRV o.D. [August 1984?], 3f.; die Nummern in Klammern beziehen sich auf folgende Quellen: (21) Sozialbericht von Nora López Ramos, Sozialarbeiterin der Casa de Menores, Santiago, 18.1.1982; (22) Aussage von Julio Sandoval, Jugendsozialarbeiter; (23) Aussage von Jaime Sepúlveda, Jugendsozialarbeiter; (27) Aussage von Personal des Hogar Carlos van Buren. Möglicherweise ist auch das häufige Auftreten von Motiven in den ›Botschaften‹, die den angeblich aufgrund der »modernen Mode« nicht mehr eindeutig zu erkennenden Unterschied zwischen Frauen und Männern thematisieren, in diesem Zusammenhang zu sehen: »Ahora la Señora pide urgentemente en un llamado a todas las mujeres: 1. Que no usen pantalones (al acercarse a comulgar). 2. Que cuando recen se pongan un velo en la cabeza o anden con el pelo largo. No deben cortar el pelo de manera que parezcan hombres porque esas son las modas que ofenden a Cristo. 3. El hombre no debe colocarse cosas de mujer ni la mujer de hombre.« (Barros Valenzuela 1985, 174) 113 Contardo hatte, vermittelt über einen Bekannten, offensichtlich Einsicht in das psychologische Gutachten erhalten und zeigte sich schockiert über dessen Inhalt: »Muy confídencialmente [el psicólogo] nos mostró el psicoanálisis efectuado a Miguel Ángel, el cual mostraba según él su hermafroditismo, lo cual me dejó helado de impresión y le pedí fuerzas interiores a Nuestro Señor para guardar serenidad y calma.« (Contardo Egaña 1998, 228)
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mone zu spritzen.114 Als Poblete wenig später gegenüber seinem engen Umfeld erklärte, in Wirklichkeit eine Frau zu sein – er brachte hierfür u.a. auch ein angeblich von einem argentinischen Arzt stammendes medizinisches Gutachten vor115 –, mag das für viele befremdlich gewesen sein, zunächst aber akzeptierte man offensichtlich die neue Entwicklung in der Persönlichkeit des Visionärs. So nannte Álvaro Barros den Visionär im letzte Band der Peñablanca-Dokumentationvon, der im Oktober 1989 erschien, nicht mehr »Miguel Angel Poblete«, sondern vielmehr »María de los Angeles Poblete«. Später wurden diese Stellen jedoch nachträglich so geschwärzt bzw. handschriftlich korrigiert, daß nur noch »M Angel Poblete« lesbar blieb, so auch in dem für diese Arbeit vorliegenden Exemplar.116 Barros war offensichtlich während des Schreibens noch von Pobletes Behauptungen überzeugt gewesen, hatte diese jedoch später revidiert und das Buch entsprechend ändern lassen. Vermutlich im Zusammenhang des öffentlichen Auftretens des Visionärs in seiner neuen, weiblichen Sozialrolle, kam es dann endgültig zum Bruch zwischen der Fundación Monte Carmelo sowie seinem langjährigen geistlichen Leiter Miguel Contardo117 und Poblete118 , wie auch eine in den Einband des vierten Bandes eingeklebte, maschinenschriftliche Erklärung von Barros, datiert auf den 8.12.1996, erläuterte: »Dieses Buch der Botschaften von Peñablanca (Band IV) wurde unter der Annahme geschrieben, daß das vom Visionär beigebrachte medizinische Gutachten echt sei. Der unterzeichnende Arzt jedoch nahm es nach der Veröffentlichung [des Buchs] mündlich und schriftlich wieder 114 »[Jorge Aravena:] Miguel Ángel, el problema que tuvo era que tenía sus órganos sexuales atrofiado. Y mientras vivió aquí nos no dijo. Y después se supo este problema que el tenía, y desgraciadamente cuando se supo esto vino un grupo de gente del Perú. Y eran varios jóvenes y lo llevaron al Perú. Y allá lo llevaron a un médico que no era muy correcto [...]. Y el medico le dijo que lo mejor que podía hacer era convertirse en mujer y le receto una cantidad enorme de [...] hormonas femeninas. Pero era un tipo de hormonas químicas y donde se puso tanta cantidad le afecto la mente. Y de ahí empezó el problema entonces se vio que le empezaron a crecer los senos, ahí llamo a mi señora y vio que estaba tan afligido por que le estaban creciendo los pechos y en vista de eso parece que el siguió tomando las hormonas [...].« (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 20); cf. »Einige Männer mit Geschlechtidentitätsstörung greifen zur Selbstbehandlung mit Hormonen [...].« (DSM-IV-TR, 639; cf. Anm. 111) 115 TVN/Muñoz 28.9.1989; cf. La Tercera/Gálvez/Muñoz 8.8.1989 116 Cf. Barros Valenzuela 1989, 11.102.133 u.ö. 117 »Después se supo con certeza cuando fue examinado por los mejores médicos de Londres que Miguel Ángel era hombre y no mujer. Pero desgraciadamente por instigación del demonio y su secuaces que entraron en su mente prefírió irse por la línea femenina que también presentaba. Y al apartarse de los Sacramentos y de su Director Espiritual siguió por desgracia la senda errónea.« (Contardo Egaña 1998, 228) 118 La Tercera/Gálvez/Cortés 7.8.1989; cf. »Del vidente, la fundación tomó distancia, aunque sigue insistiendo en que conversaba con la Virgen.« (El Mercurio de Santiago/Barría 28.4.1999)
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zurück. Später, im Januar 1990 in London, bestätigte Doktor McLaughlin, nachdem er Miguel Ángel nackt untersucht hatte, daß dieser ein Mann sei, wenn auch mit wenig ausgebildeten Genitalien und mit physiologischen Veränderungen, die durch die weiblichen Hormone hervorgerufen wurden, die er sich eigensinnigerweise selbst verabreicht hatte.«119
Die Erklärung thematisierte gleichzeitig auch das zentrale Problem, das sich für die Peñablanca-Anhänger aus dem für sie schließlich inakzeptabel gewordenen neuen Lebenstil des Visionärs ergab. Für sie stellte sich die Frage, wie man angesichts eines Visionärs, der sich durch sein eigenes Verhalten diskredierte, weiterhin an die ›Echtheit‹ dessen Erscheinungen glauben konnte, die, als zentraler religiöser Bezugspunkt, für die Peñablanca-Anhänger außer Frage stand. Die einzige Möglichkeit, diesen Widerspruch aufzulösen, bestand in der Trennung zwischen der Person des Visionärs und dem Inhalt der durch ihn in seiner Funktion als »menschliches Werkzeug«120 übermittelten ›Botschaften‹ der Jungfrau Maria, deren Erscheinungen in Peñablanca mit dem 12.6.1988 abgeschlossen waren. Durch diesen gedanklichen Spagat änderte der unvorteilhafte Lebenswandel des Visionärs nach diesem Datum nichts an der Glaubwürdigkeit der zuvor übermittelten ›Botschaften‹.121 Als historisches Vorbild für diese Argumentation diente einer der Visionäre von La Salette (1846), Maximin Giraud, der nach dem Ende der Erscheinungen vorübergehend als Likörfabrikant mit der Marke »Salettine« ungut von sich reden gemacht hatte.122 Darüber 119 »Este libro de Mensajes de Peñablanca (tomo IV), se escribió tomando por verdadero el falso certificado médico exhibido por el vidente. El médico firmante se retractó verbalmente y por escrito con posterioridad a su publicación. Luego, en Londres, en Enero de 1990 el Doctor Mc Laughlin, tras examinarlo desnudo, certificó que Miguel Angel es hombre, con poco desarollo genital y con alteraciónes fisiológicas producidas por las hormonas femininas que caprichosamente se ha autoaplicado.« (Barros Valenzuela 1989, »Aclaración«, eingeklebtes Blatt vor dem Innentitel); cf. auch Barros’ Aussagen im Interview: »Cuando se cumplían los cinco años, también el muchacho ya había comenzado a actuar mal y disminuyeron mucho las apariciones y hubieron muchas situaciones inconfortables, este muchacho nos engañó el tenía una cierta tendencia a hacer afeminado, un inicio de homosexualidad, la fue cultivando y ya en el último momento él nos engañó diciendo que era mujer, y me entregó a mi un certificado de un médico diciendo que era mujer, pero el médico me escribió después, a mí angustiado por el engaño que había hecho y me explicó [...].« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 4) 120 Cf. »›Sólo fue el telefóno que utilizó la Virgen‹, explica un fiel.« (La Tercera/Jalil Figueroa 25.3.2001) 121 Cf. gleichlautende Aussagen im Fernsehinterview mit Álvaro Barros (TVN/Muñoz 28.9.1989) 122 »[...] es horrible, pero ya este fenómeno en alguna forma, en otra oportunidad en La Salette, la Virgen se apareció en Francia a dos, a una mujer y a otro muchacho, la niña, fue una mujer correctísima, entro a un convento tuvo que salir porque toda
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hinaus betrachteten die Anhänger die öffentlich ausgelebte Geschlechtsidentitätsstörung Pobletes als die »große Glaubensprobe« (»gran prueba de fe«)123 , die Poblete selbst in der ›Botschaft‹ der Erscheinungen vom 1. und 22.10.1987 genannt hatte124 , und deutete diese Textstelle als direkte Ankündigung der späteren, für viele der Peñablanca-Anhänger offensichtlich leidvollen, Entwicklung: »[Álvaro Barros:] [...] es ist eine schreckliche Probe, bis zum heutigen Tag. Wir können uns eigentlich nicht erklären, wie wir angesichts des immer noch so schlechten Verhaltens dieses Jungens weiter glauben können, wie weiter Wunderheilungen geschehen können, wie man weiter [besondere] Wolken[formen] auf dem Hügel sehen kann. [Fanny McIntosh:] [...] aber trotz alledem, [...], glauben wir weiterhin, daß es wahr gewesen ist, daß die Botschaften, die wir erhalten haben, wahr sind, [...].«125
14.6.2 Die Sondergruppe des Visionärs: Apóstoles de los Últimos Tiempos Während der größte Teil von Pobletes langjährigen engen Unterstützern aus dem Umfeld der Fundación Monte Carmelo sein ab 1989 auch öffentliches Auftreten als Frau ablehnte und sich von ›ihrem‹ Visionär dezidiert distanzierte (s.o. 14.6.1)126 , verblieb jedoch offensichtlich eine kleine Gruppe von in den Quellen namentlich nicht hervortretenden Anhängern, die Pobletes neue, selbstgewählte Geschlechtsidentität zwar ebenfalls als »Glaubensprobe«, betrachtete127 den Visionär aber nichtsdestotrotz weiterhin vorbehaltlos unterstützte. Nur ein Jahr nach dem ›Skandal‹ und dem Bruch mit dem verfaßten Peñablanca-Kult, der die Erscheinungen mit dem 12.6.1988 als abgeschlossen betrachtete, gab es
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su vida fue santa, una mujer muy correcta el muchacha no, incluso el muchacho mintió y se dedicó a beber, Maximino, y se portó mal, [...].« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 3) »La prueba será demasiado grande para sus pequeños hombros que finalmente, después de los cinco años de apariciones, lo llevará a alejarse de lo recto, dejándose conducir por malos caminos hasta convertirse, por su descarriada conducta, en la gran prueba de fe de Peñablanca, pretendiendo ser ›mujer‹« (Barros Valenzuela 1997a, 7) »Preparaos para una gran prueba que ha de venir, una prueba de fe para muchos, muchos sabrán comprender, pero otros no.« (FMC 22.10.1987, 4) »[Álvaro Barros:] [...] la prueba hasta el día de hoy, es terrible. No nos explicamos como es posible que todavía teniendo este muchacho tan mala actitud seguimos creyendo o se efectúan continúan sucediendo milagros de sanación, milagros que se ven nubes en el cerro. [Fanny McIntosh:] [...] pero nosotros a pesar de todo [...], seguimos creyendo que fue verdad que los mensajes que hemos recibido es verdadero, [...].« (Interview: Barros Valenzuela/McIntosh/Grasmück 22.11.2005, 3f.) cf. La Tercera/Gálvez/Cortés 7.8.1989) TVN/Muñoz 28.9.1989
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wieder Berichte über neue Visionen Pobletes, die erste davon datiert auf den 2.6.1990.128 Diese fanden nun jedoch nicht mehr öffentlich, sondern vielmehr im Rahmen einer sich nach außen hin abgrenzenden religiösen Sondergruppe statt, die aus dem neuen, die ›weibliche‹ Identität Pobletes akzeptierenden Anhängerkreis heraus entstanden war. Bereits 1993 erwähnten Presseberichte, daß »María Ángelica Poblete« – Poblete verwendete in den folgenden Jahren wechselnde Vor- und Nachnamen, zuletzt »Karole Romanov Calvat«129 – in Santiago eine »Sekte« unterhalten würde.130 Doch abgesehen von solchen kurzen Andeutungen vollzogen sich die Entwicklung der Gruppe und Pobletes fortgesetzte Marienerscheinungen – ganz im Gegensatz zum großen ›Medienereignis‹ Peñablanca – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Erst im Jahr 2002, als Canal 13 in zwei Reportagen sowohl über die Geschichte der Marienerscheinungen von Peñablanca131 als auch über das heutige Leben Pobletes und die Apóstoles de los Últimos Tiempos132 berichtete, kam es noch einmal zu einer Phase medialer, in erster Linie boulevardjournalistischer Aufmerksamkeit, die nicht nur die »schädlichen Aktivitäten« der »Sekte« – so bereichere sich Poblete an seinen Anhängern, die monatlich Beiträge an ihn zahlten –, sondern v.a. die »exzentrische« Persönlichkeit des Visionärs133 und die Frage nach seiner geschlechtlichen Identität zumeist voyeuristisch in den Blick nahm (s.a.u. 14.8).134 128 Das interne Dokument aus dem Jahr 1994 mit dem Titel »El Misterio de la fe« (»Mysterium des Glaubens«) enthält laut Inhaltszusammenfassung eine »Zusammenstellung von Fragmenten über das Thema des Glaubens aus den Botschaften der heiligen Jungfrau Maria [...] in den Jahren 1990 bis 1994 [...] übermittelt an die Visionärin Ángel’s [...].« (Recopilación de fragmentos sobre el tema de la fe, tomados de los mensajes de la Santísima Virgen María, entregados [...] entre los años 1990 a 1994 [...] a la vidente Angels’s.«; AUT August 1995) 129 Der Name ist eine Anspielung auf den bürgerlichen Vornamen von Papst Johannes Paul II. (Karol Jozef Wojtyła), auf die russische Zaren-Familie der Romanow sowie auf Mélanie Calvat, eine der Visionärinnen von La Salette (s.a.o. 2.4.3). 130 »Sin confirmación, se ha dicho, que María Angélica Poblete tiene una secta en el barrio Buzeta de la capital, la que funciona en un inmueble conocido com ›El Templo‹. Se trata de una amplia vivienda que en su interior tiene una pequeña parroquía de madera.« (La Cuarta 3.4.1993) 131 Canal 13/Vicente/Miquel/Panizza/González 17.7.2002 132 Canal 13/Mendoza 28.8.2002 133 So berichteten die Medien ausführlich über das angeblich »ausschweifende Nachtleben« Pobletes sowie einen offensichtlich vorliegenden fortgeschrittenen Alkoholismus (Canal 13/Mendoza 28.8.2002; Megavisión/Planella 1.12.2005; TVN 10.3.2008); cf. auch vereinzelte frühere Presseberichte über den Lebensstil Pobletes (La Cuarta 16.12.1986). 134 Las Últimas Noticias/Landeata L. 24.7.2002; La Cuarta 21.8.2002; La Cuarta 13.11.2002; La Estrella de Valparaíso 26.5.2003; La Cuarta/Cossio L. 26.5.2003; –/Ders. 31.8.2003; Chilevisión/Gutiérrez 1.9.2003; La Cuarta 26.3.2004; La Cuarta 17.11.2004; El Mercurio de Santiago/Lezaeta P. 28.10.2005; Megavisión/Planella 1.12.2005
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Die Gruppe, die sich – in Referenz auf das »Geheimnis« von La Salette135 – Apóstoles de los Últimos Tiempos (»Apostel der letzten Tage«) nennt136 , scheint – im Unterschied zu seinen Anhängern in der Zeit zwischen 1983 und 1988, während der Poblete als Protagonist der Erscheinung zwar fest in die Unterstützergruppe eingebunden war, nie aber als deren ›Anführer‹ hatte gelten können –, direkt auf den Visionär als Person ausgerichtet zu sein.137 Seine fortgesetzten Visionen, die im Mittelpunkt eines nun im privaten Rahmen stattfindenden, neuen Erscheinungsrituals standen,138 waren offensichtlich nicht nur zentraler religiöser Bezugspunkt der Gruppe, sondern legitimierten darüber hinaus die Verhaltensregeln und Vorschriften für die Mitglieder. Poblete bezog sowohl in Rundbriefen139 als auch im Leitartikel der internen Zeitschrift Apóstoles de los Últimos Tiempos. Revista Mariana140 regelmäßig zu internen Angelegenheiten der Gruppe Stellung. Außerdem existierten schriftlich ausgearbeitete, umfangreiche »Regeln für die Apostel der letzten Tage. Missionare Gottes«, die der »Visionärin Ángel’s Calvat«, wie sich Poblete zu diesem Zeitpunkte nannte, durch die »Jungfrau Maria von Nazareth« übergeben worden seien.141 In etlichen dieser »Regeln« lassen sich Motive nachweisen, die, deutliche Bezüge zu den Marienscheinungen von Peñablanca herstellen142 , die – direkt und 135 Cf. AUT 1994, 17,1.19 136 »[...], Melanie [Calvat] professed to deliver the full text of the ›secret‹ given her by the Virgin. It was full of apocalyptic material. She claimed that the Blessed Virgin had commanded her to found a new order, the Order of the Mother of God; other men and women were to belong to it, and would be known as the ›Apostles of the Last Days‹ [...].« (Turner 1978, 225) 137 »[Ex integrante. Su madre participa del grupo de Karol:] Ella es la persona que manda« (Canal 13/Mendoza 28.8.2002) 138 Interne Videoaufnahmen u.a. aus den Jahren 1991 und 1995, auf denen auch ›Stigmata‹ am Kopf Pobletes zu beobachten sind, zeigt Canal 13/Mendoza 28.8.2002 und Megavisión/Planella 1.12.2005. Die jeweiligen Erscheinungen wurden außerdem, wie bereits während der Marienerscheinungen von Peñablanca, vollständig transkribiert und innerhalb der Gruppe verbreitet. (cf. u.a. AUT 2.9.1993; AUT 28.6.2002) 139 So forderte etwa ein Schreiben vom November 1998 die Mitglieder, angesichts der in Chile äußerst kontrovers geführten Diskussion um die Verhaftung Augusto Pinochets am 16.10.1998 in London (cf. Collier/Sater 2004, 407), zur Einigkeit auf: die politische Frage für oder gegen den ehemaligen Machthaber sollte nicht auch die Apóstoles de los Ultimios Tiempos in zwei Lager spalten: »Desde aquí sigo con atención los acontecimientos respecto al caso Pinochet. Me da la sensación que se está jugando con el fuego al lado de tanques de becina. ¡El demonio está logrando dividir en dos el pais! [...] Pero mi preocupación es que, por lo que conozco, esta división se da también en el Santuario, pues están las dos posturas. ¡Cuidado! Nosotros somos del Ejército de Nuestra Señiora y no podemos caer en la trampa del enemigo.« (AUT November 1998) 140 Cf. AUT Juli 2000; AUT März 2002 141 AUT 1994 142 So etwa zur ›Botschaft‹ der Erscheinung vom 20.4.1984; s.o. 13.5, Anm. 75
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indirekt – weiterhin auch für die Apóstoles de los Últimos Tiempos eine große Rolle spielten.143 Auch die prominente Betonung apokalyptischer Themen, die sich in den ›Botschaften‹ von Peñablanca zeigte (s.o. 6.5), fand bei den, nicht umsonst so genannten Apostóles de los Últimos Tiempos eine konsequente Fortführung. So tauchten in den neuen Marienerscheinungen Pobletes im Rahmen der Sondergruppe nicht nur immer wieder apokalyptische Motive auf144 , vielmehr bereitete sich die Gruppe offensichtlich sehr konkret auf ein in naher Zukunft erwartetes großes Erdbeben (s.a.o. 14.2) mit der Einlagerung von Vorräten und dem Abhalten von Erste-Hilfe-Kursen vor.145 Die Apóstoles de los Últimos Tiempos, die am 21.4.2001 die rechtliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft erhielten146 , besteht nach Schätzungen der Medien aus dem Jahr 2002 aus etwa 40147 bis 100148 Personen, die meisten davon Frauen höheren Alters, von denen etliche bereits seit Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als Anhänger der Peñablanca-Erscheinungen und ihres Visionärs gelten.149 Die regelmäßigen Versammlungen, in deren Mittelpunkt der jeweilige Visionszustand Pobletes steht, finden bis heute in unterschiedlichen Pri-
143 Trotz des nach außen hin abgeschlossenen Charakters der Apóstoles de los Últimos Tiempos waren traditionelle katholische Frömmigkeitsformen wie der Besuch der Messe, die Beichte und das Rosenkranzgebet integraler Bestandteil des religiösen Lebens der Gruppe (AUT 1994, 9,1). Gleichzeitig stellt die »Regel« jedoch klar, daß aus dieser Bindung an die kirchliche Liturgie, nicht zwangsläufig auch Gehorsam gegenüber der kirchlichen Hierarchie folgt: »Dada la afirmación de Paulo VI, en cuanto a la realidacl constatada, de que el humo del infierno se ha infiltrado dentro de 1a Iglesia, desde donde con frecuencia debe ser atentamente discernido e interpretado, procurando discernir y diferenciar, el auténtico representante de Cristo, del falso que actúa a impulso de unas teologías condenadas por los Pontifices anteriores, ideologías asentadas en el Liberalismo, el Marxismo, el Progresismo, etc. Lo que nos oblíga a sustituir la obediencia ciega, por la obediencia debidamente tamizada.« (aaO., 4); cf. hierzu die Äußerungen von María Isabel Aldónico, einem führenden Mitglied der Gruppe, gegenüber der Presse: »Los ›apóstoles‹ están lejos de ser una secta. María Isabel explica que son católicos, apostólicos y romanos, van a misa todos los domingos – además de un día adicional a la semana, por consejo de Miguel Ángel – y que rezan diligentemente.« (El Mercurio de Santiago/Ávila/Villavicencio 5.10.2008, D 13) 144 »He dado miles de Mensajes, muchos de los que ha dado Mi Hijo en los Evangelios. Les he dado también La Révelación (Apocalipsis) más detalláda para que la entendais, pero vosotros hacéis oídos sordos.« (AUT 1994, 2) 145 Megavisión/Planella 1.12.2005 146 Diario Oficial de la República de Chile 21.4.2001; auch ein interner Rundbrief weist hierauf hin AUT 9.5.2001. 147 Las Últimas Noticias/Landeata L. 24.7.2002 148 Canal 13/Mendoza 28.8.2002 149 Canal 13/Mendoza 28.8.2002
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vathäusern150 sowohl in Santiago als auch in Villa Alemana und anderen Städten der V. Región statt.151
14.7 Peñablanca als ständiger Kult am Rande der katholischen Kirche 14.7.1 Die Fundación Monte Carmelo als Trägerin der Kultkontinuität Auch nach der ›Trennung‹ von Poblete im Jahr 1989 (s.o. 14.6.1) blieben die Fundación Monte Carmelo (s.o. 13.8.2),152 das Movimiento Mariano 7 Estrellas sowie die diversen kleineren, nicht formal organisierten marianischen Gruppierungen153 (s.o. 13.2) unverändert Träger des nun dauerhaft institutionalisierten Peñablanca-Kults, mit seinen in der Kultanlage des Monte Carmelo (s.u. 14.7.2) mindestens einmal monatlich stattfindenden Versammlungen, die das ursprüngliche Erscheinungsritual ersetzt hatten (s.o. 14.5). Als Pfarrer Luis Fernández, der die Erscheinungen – wenn auch mit Einschränkungen (s.o. 14.1) – von Beginn an unterstützt hatte,154 am 20.5.1990 starb und ein neuer Pfarrer, José Méndez Zamorano, im August desselben Jahres seinen Dienst in der Gemeinde von El Sol antrat, endete jedoch die Geschichte des Movimiento Mariano 7 Estrellas. Der neue Priester, der den Erscheinungen von Peñablanca nicht gewogen war, erreichte die Auflösung der Gruppe und beendete damit auf Dauer die seit August 1983 durchgehend enge Bindung der Pfarrgemeinde »Santa María Madre de la Iglesia« an die Marienerscheinungen.155 Damit blieb und ist bis heute die Fundación Monte Carmelo, die 150 In diesen Häusern befinden sich teilweise als Kapellen eingerichtete Räume, so auch in einem größeren Anwesen in einem Vorort von Villa Alemana (cf. den persönlichen Besuch des Autors am 2.2.2006 ebendort). 151 Cf. El Mercurio de Valparaíso 28.8.2004; La Segunda/Olivares/Robbio/Labra 8.2.2008; TVN 10.3.2008 152 Auch TVN berichtete über die Arbeit der Fundación mit Sitz in Santiago, erwähnte deren Zeitschrift Misioneros de Dios und bescheinigte dem Verein, entgegen des gelegentlich auftauchenden Vorwurfs des Spendenmißbrauchs (cf. La Tercera/Gálvez/Cortés 7.8.1989) eine einwandfrei Finanzbuchhaltung. (–/Muñoz 28.9.1989) 153 Cf. etwa eine von TVN vorgestellte Gruppe aus Valparaíso, die sowohl Flugblätter über die Erscheinungen verteilte als auch durch eines der Mitglieder in einer Radiosendung für Peñablanca warb (–/Muñoz 28.9.1989); cf. hierzu auch die noch mindestens bis ins Jahr 2005 ausgestrahlte Sendung »Peña Blanca visto con fé« des Lokalsender Radio Rancagua, ein Programm mit meditativem Charakter, in dessen Mittelpunkt das gemeinsame Rosenkranzgebet von im Studio anwesenden Personen und deren Kommentare über ihre persönliche Beziehung zu den Erscheinungen von Peñablanca stand. (Radio Rancagua 31.7.2005) 154 Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008 155 »[...] el Obispo, a la muerte del padre Luis, envío un sacerdote joven, pero con claras indicaciones de terminar con la devoción a Peñablanca. Lo logró en gran medida.
Peñablanca als ständiger Kult am Rande der katholischen Kirche
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Abbildung 14.3: Andachtsbild der Peñablanca-Devotion, Anleitung zum Beten des Rosenkranzes, vertrieben und auf dem Hügel verkauft durch die Fundación Monte Carmelo (gekauft Oktober 2005, Archiv OG)
schon bei ihrer Gründung bewußt als kirchenunabhängige Gruppierung konzeptioniert worden war, alleinige Trägerin des verfaßten PeñablancaKults. Neben der Erhaltung und Pflege des Heiligtums auf dem Monte Carmelo sowie der Organisation des ›religiösen Lebens‹ dort, kümmert sich die Fundación weiterhin um die Verbreitung der größtenteils bereits aus den vorangegangenen Jahren vorliegenden und im weiteren Verlauf erscheinenden Bücher, Gebetshefte156 und Broschüren157 sowie diverser Peñablanca-Devotionalien (s. Abb. 14.3) und publiziert darüber hinaus monatlich das bereits 1985 gegründete Periodikum Misioneros de Dios158 (s.o. 14.1, Anm. 15).159 Darüber hinaus bemühte man sich ungebrochen
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Se alejaron los fieles que venían de otras ciudades, que querían a la parroquia. Sin embargo aun existe una gran cantidad de parroquianos que creen e la presencia de la Virgen en Peñablanca [...]. Me llamó la atención cuando fui a la Misa del primer sábado de febrero [de 2008; OG] la gran cantidad de fieles de la parroquia que asisten. No están muy involucrados en las actividades y celebraciones en el santuario, para no incomodar al Párroco o al obispo, que sigue observando con ojos críticos lo que hoy curre.« (Interview: Providel Sanhueza/Grasmück Februar/März 2008) Barros Valenzuela 1996a; Barros Valenzuela 1997c; Barros Valenzuela 1996b Cf. Barros Valenzuela 1997a; das Heft liegt auch in englischer Übersetzung vor (1997b). Fundación Monte Carmelo 1985ff. Neben den zahlreichen Printpublikationen (s.o. 1.3 und 14.1) nutzen die Anhänger der Peñablanca-Erscheinung seit dem Jahr 2001 auch das Internet als Verbreitungsmedium (cf. La Estrella de Valparaíso 7.4.2001; La Tercera/Jalil Figueroa 25.3.2001). Un-
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in chilenischen Kirchenkreisen160 um eine ›Anerkennung‹ der Marienerscheinungen und hatte im Jahr 1994 damit tatsächlich einen ersten Teilerfolg. Bischof Francisco de Borja Valenzuela, der sich bis mindestens 1987 wiederholt über die Entwicklungen in Peñablanca hatte berichten lassen (s.o. 13.12), war von seiner dezidiert ablehnenden Haltung den Erscheinungen gegenüber nicht abgerückt und darauf bedacht gewesen – wie im Fall der Pfarrgemeinde von Luis Fernández (cf. Anm. 155) – die Verbreitung der aus seiner Sicht ›wilden‹ Devotion soweit wie möglich einzuschränken (s.a.o. 14.4). Sein Amtsnachfolger jedoch – Valenzuela war am 16.4.1993 aus Altersgründen zurückgetreten (s.a.o. 3.5.3, Anm. 107) –, Jorge Medina Estévez161 , teilte offensichtlich nicht die Abneigung des bisherigen Bischofs für Peñablanca. Er hielt die von seinem Vorgänger ausgesprochene, negative Erklärung bezüglich der ›Echtheit‹
ter der Adresse »http://www.lallenadegracia.cl« (»Die Gnadenvolle«) findet sich eine aufwendig gestaltete Seite, die zwar nicht direkt von der Fundación Monte Carmelo, sondern von einer dieser nahestehenden Privatperson aus Santiago, Alejandro Ríos Rubio, betrieben wird (cf. Las Últimas Noticias/Rodríguez/Niño 29.9.2008), nichtsdestotrotz aber als die ›offizielle‹ Internetadresse der Peñablanca-Devotion gelten kann. Die Seite bietet Material über die Geschichte der Marienerscheinungen von Peñablanca, umfangreiche Sammlungen von Fotografien sowie Artikel und auch kurze Videos, die etwa das bekannte ›Sonnenwunder‹ zeigen. Über diese Seite hinaus finden sich nur wenige weitere Internetseiten, die Peñablanca erwähnen. Zumeist handelt es sich um kurze Zusammenfassungen der Ereignisse oder um ausgewählte Botschaften im Kontext von v.a. spanischsprachigen Internetseiten, die sich entweder allgemein der Marienfrömmigkeit oder speziell dem Thema der Erscheinungen widmen. Als Beispiele seien folgende Seiten genannt: die Homepage des UFO-Anhängers Boris Campos Burgos (o.J. [Internetquelle]), der die ›Echtheit‹ von Peñablanca verteidigt (s.a.o. 8.9, Anm. 141); Etika 5.5.2001 (Internetquelle): kurzer einführender Text über Peñablanca, Transkriptionen von dreizehn ›Botschaften‹ »an die Menschheit« nach Paredes; Etika 30.11.2003 (Internetquelle): Peñablanca angeführt als Beispiel für »falsche Prophezeiungen; weder der angekündigte »Zorn Gottes bald nach dem Heiligen Jahr« noch ein Erdbeben am 1.8.1985 in Chile seien eingetreten; Angel Red o.J. (Internetquelle): kurze Zusammenfassung der Ereignisse; zum Thema Marienerscheinungen im Internet cf. Apolito 2005. 160 Wie bereits während des Zeitraums 1983–1988 gab es auch in den Folgejahren immer wieder einzelne Priester, die an die ›Echtheit‹ der Marienerscheinungen glaubten und den Peñablanca-Anhängern nahe standen. So berichteten Luzmira Elliott und Jorge Aravena, die sich in ihrem Wohnhaus eine geräumige Privatkapelle eingerichtet hatten, daß ihnen ein hochrangiges Mitglied des Diözesanklerus von Santiago zugesichert habe, sich für eine dauerhafte Meßerlaubnis in ihrer Kapelle einzusetzen. Aufgrund des vorzeitigen Todes des Priesters, war dieser Prozeß jedoch nicht zum Abschluß gekommen. (Interview: Elliott Vergara/Aravena Toledo/Grasmück 14.1.2006, 1) 161 Geb. 23.12.1926; Bischof von Valparaíso 16.4.1993–21.6.1996; Kardinal seit dem 21.2.1998
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der Erscheinung zwar uneingeschränkt aufrecht162 , ließ aber 1994 überraschend eine Ausnahme zu bezüglich des Abhaltens katholischer Kulthandlungen auf dem Hügel – die in der Erklärung Valenzuelas vom 4.9.1984 expressis verbis untersagt worden war (s.o. 13.12). Mit Brief vom 9.6. – er reagierte damit direkt auf eine schriftliche Anfrage von Alejandro Cifuentes vom Mai desselben Jahres163 – erlaubte Bischof Medina an jedem ersten Samstag (cf. 14.5, Anm. 102) im Monat auf dem Monte Carmelo eine Heilige Messe durch einen speziell für diese Aufgabe durch die Diözese benannten Priester lesen zu lassen.164 Der Zelebrand werde jedwede Erwähnung der »angeblichen Ereignisse« unterlassen und sich vielmehr ausschließlich der Verkündigung der allgemeinen katholischen Lehre bezüglich der Jungfrau Maria widmen.165 Mit einem zweiten Brief, ebenfalls vom 9.6.1994, wurden zwei Kleriker, Jorge Bosagna Aguayo und Gonzalo Duarte García de Cortázar, der 1998 selbst Bischof von Valparaíso werden sollte166 , für diese Aufgabe ernannt und darüber hinaus verpflichtet, einen detaillierten Bericht über den Ablauf der Messe und die dieser vorausgehenden und folgenden »marianischen Frömmigkeitshandlungen« (»actos de piedad mariana«) an Bischof Medina 162 »Se mantiene en todas sus partes el juicio expresado por mi predecesor el Excmo. y Revmo. Mons. Francisco de Borja Valenzuela Ríos, acerca de las supuestas apariciones de la Santisima Virgen María en dicho lugar, es decir que no hay fundamentos para estimar que hayan ocurrido ahí hechos sobrenaturales.« (Dokument faksimiliert in Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 702); zur Position Medinas cf. Anm. 172. 163 »[...] después otro obispo, Monseñor Medina, permitió la santa misa, por que como nos reuníamos tantos a rezar y a confesarnos permitió la santa misa por que el obispo tenía de todas las personas que nos reuníamos el Alejandro Cifuentes el ingeniero muy amigo intimo amigo de él, por esa amistad se logró la santa misa, pero el obispo dijo que era una vez al mes y él nombraba al sacerdote ningún otro sólo el sacerdote que el nombrar y eso sigue hasta hoy en día.« (Interview: Barros Valenzuela/Grasmück 8.2.2006, 6) 164 Dokument faksimiliert in Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 702 165 Cf. den Bericht in La Estrella de Valparaíso über eine Messe anläßlich des 20. Jahrestags der Erscheinungen: »Durante la eucaristía no se mencionó ni se recordaron las ›apariciones‹ de la Virgen. Sólo hubo una mención, sin señalar el nombre del ex ›vidente‹, para que retorne al camino de la fe. Durante la parte de la misa que corresponde al saludo de la paz de los fieles, el párroco Bernal indicó que esto era una fiesta de cumpleaños y antes del saludo había que cantar el ›cumpleaños feliz‹ para la Virgen, por los 20 años de devoción en este lugar.« (La Estrella de Valparaíso 13.6.2003) 166 Duarte (geb. 27.9.1942, Valparaíso) bekleidete bereits während der Amtszeit von Bischof Francisco de Borja Valenzuela mehrere hohe Ämter in der diözesanen Hierarchie. Er war zunächst Dekan des Dekanats Viña del Mar, dann Bischofsvikar für Valparaíso und Viña del Mar und schließlich Pastoralvikar der Diözese Valparaíso. Unter dem Episkopat von Jorge Medina war Duarte zwischen 1993 und 1994 Vikar für die weiblichen Ordensleute. Am 1995 ernannte Papst Johannes Paul II ihn zunächst zum Militärbischof für Chile und 1998 darüber hinaus zum Bischof von Valparaíso; bis Ende 1999 übte er beide Ämter gleichzeitig aus. (CECH o.J.e [Internetquelle])
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zu geben.167 Die erste Messe fand nur knapp einen Monat später, am 2.7.1994 statt.168 Die Berichte waren offensichtlich positiv, denn ein gutes Jahr später, am 7.10.1995, zelebrierte Bischof Medina sogar persönlich eine Messe auf dem Monte Carmelo und verlieh allein durch seine Anwesenheit den Erscheinungen zusätzliche Glaubwürdigkeit.169 Die von Bischof Medina erteilte Sondererlaubnis wurde darüber hinaus zwei Jahre später auch offiziell durch die Kongregation für die Glaubenslehre170 und deren damaligen Leiter Joseph Kardinal Ratzinger (geb. 16.4.1927), dem heutigen Papst Benedikt XVI., bestätigt. Die positive Antwort des Kardinals Ratzinger (Juli 1996) auf eine entsprechende Anfrage durch Medina (16.6.1996) wurde auch in der Augustausgabe des Bistumsanzeiger von Valparaíso veröffentlicht.171 Wie nun rechtfertigte die katholische Kirche den Widerspruch zwischen der weiter aufrecht erhaltenen Ablehnung der Erscheinungen und den offiziellen Messen am angeblichen Erscheinungsort? Bosagna verteidigte die nur auf den ersten Blick widersprüchliche Sondererlaubnis in einem Interview mit El Mercurio de Santiago im Jahr 1999 in erster Linie mit deren pastoraler Funktion. Es gehe hier um »einen religiösen Dienst an dieser großen Menge von Menschen, die hierher kommt geleitet von tiefer Marienfrömmigkeit, unabhängig davon, ob sie an die Erscheinungen glauben oder nicht.«172 Bosagna weist an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hin, daß die Kirche durch die Ausnahmeregelung 167 Dokument faksimiliert in Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 702 168 Barros Valenzuela 2003, 53 169 Barros Valenzuela 2003, 281, Legende Abb.; Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 726, Abb. links oben, Legende (Jahreszahl falsch: 1995 sic!) 170 Laut persönlicher Informationen aus dem Umfeld der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl liegt der Fall Peñablanca als »laufendes Verfahren« weiterhin bei der Kongregation für die Glaubenslehre. 171 »De la Congregación para la doctrina de la Fe / Julio 1996 / Excelencia Reverendísima: Con carta del 16 de julio pasado, vuestra Excelencia envió a este Dicasterio una documentación referente a las presuntas ›apariciones‹ de la Virgen María en Peñablanca, localidad perteneciente al territorio de esa diócesis. En su carta Ud. afirma entre otras cosas que considera prudente y espiritualmente fecunda la decisión de permitir que en el lugar de las presuntas apariciones se celebre la Santa Misa. Al agradecerle el oportuno envio de la documentación referida – de cuyo contenido esta Congregación ha tomado atenta nota – me es grato aprovechar la ocasión para expresarle mis distinguidos saludos, confirimándome suyo devotísimo. José Cardenal Ratzinger, Prefecto.« (FMC: August 1996) 172 »Se trata de un servicio religioso a la gran cantidad de personas que llega allí con mucha devoción a la Virgen, más allá de que crean en las apariciones.« (El Mercurio de Santiago/Barría 28.4.1999) Auch Medina selbst, der in einem späteren Presseinterview angab, nicht an die Erscheinungen zu glauben, weist auf den pastoralen Hintergrund seiner Entscheidung hin: »Yo no estaba convecido del origen sobrenatural de las presuntas revelaciones hechas a este muchacho, pero había tanta gente que deseaba confersarse y comulgar.« (Las Últimas Noticias/Cofré/Santa María 30.9.2008)
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weder den Visionär noch dessen Erscheinungen auf irgendeine Weise anerkannt habe, wie dies allerdings durch die Peñablanca-Anhänger gedeutet wurde.173 Die Vorgehensweise und ihre pastorale Begründung steht dabei im Einklang mit einer auch ansonsten üblichen ›Strategie‹ der katholischen Kirche, die sich auch an anderen nicht-anerkannten Marienerscheinungsorten mit festem Unterstützerkreis nachweisen läßt. So wurde etwa die privat errichtete Kapelle von Heroldsbach-Thurn, die zunächst von einem Verein getragen wurde, seitens des Bamberger Erzbischofs Karl Braun am 1.3.1998 als »Gebetsstätte Heroldsbach« mit zwei fest eingesetzten Seelsorgern formal der kirchlichen Jurisdiktion unterstellt.174 Eine kirchliche ›Anerkennung‹ der Marienerscheinungen von Heroldsbach bedeutete dies jedoch ebensowenig wie im Fall von Peñablanca. Vielmehr sollte durch die seelsorgerische Arbeit, die langfristige Bindung der Erscheinungsanhänger an die katholische Kirche gewahrt bleiben und eine eventuell in der zweiten Anhängergeneration zu befürchtende ›Abspaltung‹ verhindert werden. Diese durch pastorale Ausnahmeregelungen erfolgte Rückbindung der Marienerscheinungsanhänger an die katholische Kirche ist analog im Fall Peñablanca zu sehen. Tatsächlich bildet die Messe jeden ersten Samstag im Monat – neben dem jährlich am 12. Juni mit einer Prozession und einer feierlichen Zeremonie begangenen Jahrestag der ›ersten‹ Erscheinung175 , der neuerdings sogar
173 Cf. hierzu auch die Äußerungen von Gonzalo Ulloa: »[...] muchos católicos creyeron en las apariciones, sin espiritu crítico. Y como no toda la gente [...] aplica espritu crítico, entonces para ellos eso es real, ahí se apareció la Virgen. Y por lo tanto a esa gente hay que pastorearla, hay que orientarla, hay que de alguna manera orientar su religiosidad. Esa fue la principal razón por la que el obispo Medina, actual obispo de Valparaíso, autorizó, una vez al mes a un sacerdote a hacer misa allá, para que esa gente no quedara desvalida, para que no quedara sin la ayuda de un pastor [...].« (Interview: Ulloa Rübke/Grasmück 8.11.2005) 174 Gebetsstätte Heroldsbach 2002 (Internetquelle) 175 Am 12.6.1993, dem zehnten Jahrestag, hielt Miguel Contardo zu diesem Anlaß eine längere Ansprache, die die unbegebrochene Lebendigkeit des Peñablanca-Kults auch fünf Jahre nach der letzten Erscheinung illustriert: »Hoy es el décimo aniversario de Tu estadía entre nosotros, Madre Querida. Diez años que has permanecido con nosotros en tantas apariciones, y en estos últimos cinco años los días Viernes y Sábado, especíalmente. Tú lo has dicho y Tu palabra es verdadera. [...] ¿Qué podemos prometerte? Cada uno en nuestro interior te prometemos leer y vivir tus mensajes de amor y humildad. Prometemos rezar con devoción nuestros Rosarios tantas veces pedidos por Ti y bendecidos por Tu divino Hijo. Las Misas, Comuniones y Confesiones, lo más seguido y devotos que podamos. Caridad en el lenguaje y ser, con Tu ayuda, tus misioneros y no abandonar este Santuario nunca jamás. ¡Oh, bendita Dama Blanca de la Paz!«; Paredes Zamora 2 2005, 655.657; cf. hierzu auch die von La Estrella de Valparaíso wiedergebene Rede Contardos vom 12.6.2004; –/Barrientos G. 14.6.2004)
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vereinzelt wieder das Interesse der Medien anzog176 – seit ihrer Einführung den neuen rituellen Mittelpunkt des Peñablanca-Kults mit bis zu mehreren hundert Teilnehmern (s.a.u. 14.7.2). 14.7.2 Der »Monte Carmelo de Chile«: Sakrale Topographie Das heutige Erscheinungsbild des zur Kultanlage umgestalteten »Monte Carmelo de Chile« (zum Namen s.o. 6.1, Anm. 3 und 13.5) in Peñablanca177 basiert in seiner Grundstruktur auf den in den Jahren 1983– 1988 angelegten Bauten und Landschaftsgestaltungen, deren wichtigste in den ersten zwei Jahren gebaut wurden. Aber auch nach 1988 wurde das Gelände kontinuierlich durch kleinere Bauten immer wieder ergänzt und erweitert und im Detail neu- und umgestaltet. Seit dem Erwerb des Grundstücks durch die Fundación Monte Carmelo i.J. 1985 bzw. 1988 (s.o. 13.12.1, Anm. 316), ist diese für den Erhalt der Anlage, die von einem direkt neben dem Hügel wohnenden Verwalter gepflegt wird, verantwortlich. Der Monte Carmelo ist mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln sowohl von Santiago aus als auch vom nahe gelegenen Großraum Valparaíso / Viña del Mar leicht zu erreichen.178 Von der Nationalstraße 62 aus, die von Valparaíso direkt durch Quilpué, Villa Alemana und Peñablanca führt, ist der Weg durch ein Wohngebiet bis zum Eingang des eingezäunten Geländes179 mehrfach als »Santuario Monte Carmelo« ausgeschildert180 . Hinter dem Tor informiert ein Schild über die besondere Bedeutung des Orts: »Monte Carmelo Peña Blanca Chile. Erscheinungen Unserer Lieben Frau der Weißen Dame des Friedens. 12. Juni 1983–12 Juni 1988. Ich bin das Unbefleckte Herz der Inkarnation des Gottessohnes.«181 Rechts führt, vorbei an einem Parkplatz, eine Erdpiste 176 La Estrella de Valparaíso 13.6.2003; 12.6.2004; –/Barrientos G. 14.6.2004; Filmaufnahmen der Prozession vom 12.6.2005 zeigt Megavisión/Planella 1.12.2005 177 Die folgende Beschreibung basiert auf mehreren Ortsbegehungen im Rahmen des Forschungsaufenthalts für diese Arbeit in den Monaten Oktober 2005 bis Februar 2006 (s.a.o. 1.3); zur Presseberichterstattung über den »Monte Carmelo« cf. La Estrella de Valparaíso 7.4.2001, zahlreiche Abb. 178 Die Fahrt mit dem öffentlichen Bus von Valparaíso aus dauert etwa eine Stunde – die 2006 neu eröffnete Metro-Verbindung dürfte diese Fahrt noch etwas verkürzen. 179 Der untere Teil des Hügels, auf dem sich heute der Eingangsbereich mit Parkplatz sowie der Zufahrtsweg zum Hauptareal befinden, wurde erst am 11.6.1988 durch die Peñablanca-Anhänger erworben. 180 Die Schilder entsprechen im Aussehen den offiziellen chilenischen Verkehrshinweisen, weiße Schrift auf grünem Grund. Bereits im September 1983 war der Weg zum Erscheinungshügel auf Anweisung der Stadtverwaltung von Villa Alemana ausgeschildert worden (s.a.o. 10.10, bei Anm. 211). 181 »Monte Carmelo Peña Blanca Chile. Apariciones de Nstra Sra Dama Blanca de la Paz. 12 Junio 1983–12 Junio 1988. Yo soy el Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios«
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den Hügel hinauf. Bereits nach wenigen Metern Aufstieg trifft man auf ein erstes religiöses Monument. Es handelt sich um einen etwa 2,5 Meter hohen Bildstock der chilenischen Nationalpatronin, der Virgen del Carmen (s.a.o. 4.5), mit einem vorgelagerten Kreuz (s. Abb. 14.5, 589). Dieser Bildstock, der den eigentlichen Eingang zum Monte Carmelo markiert, stellt bereits ein Beispiel für die bewußte symbolische Gestaltung des gesamten Hügels sowie die fortlaufende Erweiterung des Areals dar: Er wurde erst im November 2002 errichtet, im Gegensatz zu dem älteren Kreuz.182 Sowohl die Gesamtanlage vom Eingang bis hin zu den hauptsächlichen Kultbauten auf dem Hauptgelände, als auch die einzelnen baulichen Elemente, weisen zum einen auf bestimmte Begebenheiten im Rahmen der Erscheinungen 1983–1988 hin – in vielen Fällen wurden neue Installationen in den ›Botschaften‹ explizit ›gefordert‹ – und symbolisieren zum anderen das von den Peñablanca-Anhängern als ›heilvoll‹ gedeutete ›Gesamtereignis‹. Sie verknüpfen dieses gleichzeitig mit traditioneller chilenisch-katholischer Marienfrömmigkeit, besonders aber mit anderen Marienerscheinungen weltweit. So nennt etwa der Gebetstext der am Bildstock angebrachten Plakette sowohl ›allgemeinkatholische‹ marianische Ehrentitel wie »Llena de Gracia« (»Voll der Gnaden«) oder »María Corredentora« (»Maria Miterlöserin«) als auch – ohne daß dies gesondert kenntlich gemacht wäre – zwei direkt auf die Marienerscheinungen von Peñablanca zurückgehende Titel: »Dama Blanca de la Paz« (»s.a.o. 13.4) und »Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios« (s.a.o. 6.6). In der Karmel-Devotion des Bildstocks zeigt sich außerdem der eindeutige Bezug auf Chile: Das marianische Nationalpatrozinium Chiles wird zum Namensgeber des Erscheinungsorts – »Monte Carmelo de Chile«183 – und empfängt den Besucher schon am Eingang. Es wird unmißverständlich klar: es handelt sich hier um eine dezidiert chilenische Marienerscheinung. Der weitere Weg nach oben führt über die steile Erdpiste hin zum Hauptareal des Erscheinungsgeländes (s. Plan, Abb. 14.4, 588). Entlang der Straße ist rechts ein Kreuzweg mit hölzernen Tafeln angelegt. Nach Überwindung der Steigung trifft man zunächst auf einige kleinere religiöse Bauelemente. Darunter fällt als erste eine freistehende Mauer zur Befestigung von Votivtafeln auf, die etwa zur Hälfte mit solchen bedeckt ist.184 Rechts neben der Mauer befindet sich noch ein Metallkreuz 182 Barros Valenzuela 2003, 249 183 Die Benennung wird auf eine ›Botschaft‹ vom 14.4.1984 zurückgeführt (s.o. 13.5) 184 Im Oktober 2006 befanden sich daran etwa 220 Tafeln. Die frühesten angebrachten Tafeln stammen aus dem Jahr 1984, also aus dem 2. Jahr der Erscheinungen, die neueste vom April 2005, angebracht etwa ein halbes Jahr vor dem Besuch des Hügels im Rahmen dieser Forschungsarbeit. Neben vielen Stiftern, die durch die
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Abbildung 14.4: Aufriß der religiösen Bauten auf dem Monte Carmelo, Peñablanca (nach Barros Valenzuela 1987, 170). Die tatsächliche Situation weicht im Detail von der Zeichnung ab, die etwa im Falle der Mariensäule zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung noch Planungscharakter hatte. Die Säule befindet sich heute rechts vom eingezeichneten Weg. Der eingezäunte ›Erscheinungsbereich‹, der in der Zeichnung mit der Schmalseite Richtung Kapelle weist, ist heute tatsächlich um 90 Grad gedreht.
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Abbildung 14.5: Eingang zum Monte Carmelo, Bildstock der »Virgen del Carmen«, Januar 2006. Die im Oktober des Vorjahres noch unterhalb des Marienbildes angebrachte Plakette wurde zwischenzeitlich entfernt. (Foto: OG)
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Abbildung 14.6: Mariensäule auf dem Monte Carmelo. Zwei der im Vordergrund zu erkennenden Frauen tragen das für Peñablanca typische weiße Kopftuch, Januar 2006 (Foto: OG)
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Abbildung 14.7: Votivtafeln: links auf dem Cerro San Cristóbal, Santiago; rechts auf dem Monte Carmelo, Oktober 2005 (Fotos: OG)
Abbildung 14.8: Umzäunter ›Erscheinungsbereich‹ auf dem Monte Carmelo, Oktober 2005 (Foto: OG)
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Abbildung 14.9: Hauptgelände des Monte Carmelo, in der Mitte die Kapelle, rechts ein Bildstock mit einer Statue der Fátima-Madonna, der umzäunte ›Erscheinungsbereich‹ befindet sich rechts vom Bildstock, die Lourdes-Grotte links von der Kapelle, Oktober 2005 (Foto: OG)
Abbildung 14.10: Kapelle auf dem Monte Carmelo, Vorderseite, Oktober 2005 (Foto: OG)
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Abbildung 14.11: Kapelle auf dem Monte Carmelo, Innenraum mit Altar und Bild der »Dama Blanca de la Paz«, Oktober 2005 (Foto: OG)
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Abbildung 14.12: Statue der Nuestra Señora de Guadalupe, Monte Carmelo, Standort hinter der Kapelle, Januar 2006 (Foto: OG)
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Abbildung 14.13: Nachbau der Grotte von Massabielle, Lourdes, auf dem Monte Carmelo, mit Altar, Oktober 2005 (Foto: OG)
Abbildung 14.14: Messe auf dem Monte Carmelo, Samstag, 4.2.2006 (Foto: OG)
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mit einer Kniebank und einer Widmungstafel, deren Datierung auf den 15.8.2001 wiederum den kontinuierlichen Ausbau des Areals auch nach dem 12.6. 1988 belegt. Das Anbringen von Votiven, meist als Bitte um oder als Dank für einen ›gewährten Gefallen‹, ist weder spezifisch für Peñablanca noch für Chile, sondern im Bereich des Katholizismus weltweit verbreitet. Als zentrales Element der religiosidad popular (s.a.o. 3.3) sind Votivtafeln im chilenischen religiösen Alltag jedoch allgegenwärtig, sei es in zentralen Kirchenbauten in Santiago (etwa am Santuario de la Inmaculada Concepción auf dem Cerro San Cristóbal; s. Abb. 14.7, 591, links), an Marienwallfahrtsorten wie Lo Vásquez oder La Tirana oder den besonders am Rande der Landstraßen allgegenwärtigen animitas (s.o. 3.6.3, Abb. 3.3, 96). Die an der Mauer auf dem Monte Carmelo angebrachten Votive (s. Abb. 14.7, 591, rechts) heben sich auf den ersten Blick nicht von den sonst in Chile üblichen Tafeln ab. Nur bei näherem Hinsehen zeigt sich die Verwendung der für Peñablanca spezifischen ›Ehrentitel‹ (»Dama Blanca [de la Paz]«, »Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios«). Doch nur eine kleinere Zahl von Plaketten trägt eine direkt auf die Peñablanca-Devotion bezogene Widmung. Der am häufigsten verwendete Text ist eine bei chilenischen Votiven verbreitete Standardformulierung: »Gracías madre/virgencita por el favor concedido«,« (»Danke Mutter/liebe Jungfrau für die gewährte Gunst«). Die Devotion von Peñablanca erscheint hier als eigenständig verstandenen, katholischen Verehrungsstätte, die zwar fest in die symbolischen Formen marianischer Heiligtümer in ihrer chilenisch-lokalen Ausprägung eingebettet ist, darin aber gleichzeitig eine eigene ›religiöse Identität‹ entwickelt. Wendet man sich von der Votivwand nach rechts, gelangt man, vorbei an einem kleinen Parkplatz für gehbehinderte Pilger, zum Hauptgelände des Hügels. Davor führt zunächst noch ein weiterer Fußweg nach rechts zu einer fünfzehn Meter hohen Säule, auf deren Spitze eine drei Meter große Marienstatue ohne Kind und mit nach unten geöffneten Armen steht (s. Abb. 14.6, 590). Es handelt sich hierbei um eine weitere Referenz auf die für den Hügel namensgebende chilenische Nationalpatronin der Nuestra Señora del Carmen. Ein ebensolche Säule wurde 1876 – gestiftet von der chilenischen Regierung – auf dem Berg Karmel in Israel errichtet.185 Das Monument ist sowohl von anderen Hügeln der Umgebung aus, als auch beim Aufstieg über den Kreuzgang zu sehen. Auf halber Höhe der Säule symbolisiert ein von Schwertern
angegebene Herkunftstadt als Chilenen auswiesen sind, finden sich auch mehrere Votive ausländischer Pilger, am häufigsten aus Argentinien. 185 Cf. Barros Valenzuela 1988, 116.125, je Abb.; Contardo Egaña 1998, 213
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durchbohrtes Herz die »Sieben Schmerzen Mariens«, wie auch eine Tafel erläutert.186 Wendet man sich nun auf das Hauptgelände des Monte Carmelo, stößt man als erstes auf ein mit einem Metallzaun eingefriedetes, rechteckiges Areal, das mit der Schmalseite auf die hinaufsteigenden Besucher weist und im Innern der Umzäunung als Garten mit Olivenbäumen – wiederum eine Referenz auf den israelischen Karmel – und Rosensträuchern gestaltet ist (s. Abb. 14.8, 591). Ein Tor im Zaun zeigt das für Peñablanca spezifische ICTUS-Symbol (s.a.o. 9.5.4). Ein Bildstock direkt hinter dem Tor beherbergt eine Herz-Jesu-Statue. Bei dem umzäunten Areal handelt es sich um das älteste bauliche Element des Monte Carmelo, das als Teil des 1983 entstandenen santuario popular später in die religiöse Gesamtanlage integriert wurde, die sich seit Mitte 1984 auf dem der ursprünglichen Erscheinungsstelle gegenüberliegenden Hügel befindet. Nachdem dieses Grundstück durch die Fundación Monte Carmelo zu günstigen Konditionen erworben werden konnte, war der Metallzaun – legitimiert durch eine ›Botschaft‹ – am 29.8.1984 an seine heutige Position verlegt worden (s.o. 13.12.1). Baulich dominiert wird das Hauptgelände jedoch von der ab September 1984 errichteten und am 8.12. desselben Jahres eingeweihten Kapelle (s.o. 14.1), die das einzige eigentliche Sakralgebäude auf dem Monte Carmelo darstellt (s. Abb. 14.9, 592 und 14.10, 592). Die Kapelle besitzt ein vorgelagertes, geräumiges Atrium an der Stirnseite und ist an den drei weiteren Seiten von einem Korridor umgeben. Das auf Säulen gestützte Dach überspannt Atrium und Korridor. Auf den Außenwänden findet sich, verziert mit religiösen Motiven, das Vaterunser in zehn verschiedenen Sprachen. Durch eine Holztür mit eingraviertem ICTUS-Symbol (s.a.o. 14.2, Abb. 14.1, 555) gelangt man in den Kapelleninnenraum (s. Abb. 14.11, 593). Den Altar schmückt eine Christusfigur, die ohne Kreuz direkt am Altartisch angebracht ist.187 Direkt über dem Altar hängt ein Bild der »Dama Blanca de la Paz«, das, ebenso wie der ICTUS, Teil der Peñablanca eigenen Ikonographie ist und deutlich auf das – kirchlich nicht anerkannte – Patrozinium der Kapelle hinweist. Hinter der Kapelle informiert ein Schaukasten sowohl über die 186 Errichtet wurde die Säule nach dem 20.6.1987. Poblete will an diesem Tag in einer Erscheinung des Erzengels Michael Anweisungen für den Bau derselben erhalten haben. Eingeweiht wurde sie am 25.3.1988. (»El sábado 20 de junio, aproximadamente a las siete de la tarde, se ha producido una nueva aparición. Esta vez del Arcángel San Miguel. Recibió Miguel Angel el encargo de que en cierto lugar detrás de la Gruta de Massabielle en el Monte Carmelo de Peñablanca se levantara una solumna la cual será el pedestal para una gran imagen del Corazón Inmaculado de la Encamación del Hijo de Dios.«; Barros Valenzuela 1988, 130) 187 Cf. Barros Valenzuela 1988, 60
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Geschichte der Marienerscheinungen als auch über aktuelle Aktivitäten ihrer Anhänger.188 Gegenüber des Erscheinungbereichs und der Kapelle befindet sich das zweitälteste Monument der Gesamtanlange, eine LourdesFilialgrotte (s.a.o. 4.4) aus grauem Naturstein, die am 27.10.1984 eingeweiht wurde (s. Abb. 14.13, 595). War vor dem Ende der Erscheinungen am 12.6.1988 der eingezäunte Bereich der ›kultische Mittelpunkt‹ des Monte Carmelo, so ist es heute der nachträglich hinzugefügte, der Grotte vorgelagerte Altar, an dem seit der 1995 durch den damaligen Bischof von Valparaíso, Jorge Kardinal Medina, erteilten Sondergenehmigung an jedem ersten Samstag im Monat eine heilige Messe gefeiert wird (s.o. 14.7.1). Während an den meisten Tagen nur wenige Menschen den Hügel besuchen, kommen an Samstagen mit Gottesdienst – wie auch an wichtigen Marienfesten und an Jahrestagen der Erscheinung – mehrere hundert Personen nach Peñablanca (s. Abb. 14.14, 595) An diesen Tagen haben auch die wenigen noch bestehenden Verkaufsstände geöffnet und bieten sowohl die Schriften der Fundación Monte Carmelo als auch zahlreiche Peñablanca-Devotionalien an, darunter die bekannten ICTUS-Fische in verschiedenen Ausführungen (s.o. 9.5.4 und 14.2, Abb. 14.1, 555), die Peñablanca-Medaille (s.o. 13.5, Abb. 13.3, 477), Aufkleber und Poster sowie zahlreiche Gebetsbildchen, von denen besonders viele die im August 1984 entstandene, als direktes Abbild der »Dama Blanca de la Paz« geltende ›Wunderfotografie‹ zeigen (s. Abb. 14.3; s.a.o. 13.9.2, Abb. 13.6, 510). Betrachtet man die Lourdes-Grotte im Kontext der sakralen Topographie des Gesamtgeländes, so fällt auf, daß es sich hier nicht nur um eine verbreitete marianische Andachtsstätte, sondern gleichzeitig um eine im Bauwerk sinnfällig realisierte ›Gleichsetzung‹ von Peñablanca mit der wohl wichtigsten und gleichzeitig kirchlich anerkannten Marienerscheinung von Lourdes (s.o. 2.4.4) handelt. Anders ausgedrückt, wird dem Besucher hier folgendes ›vor Augen geführt‹: So wie Maria in Lourdes der Bernadette Soubirous – eine Statue derselben ist Teil der Grotte – tatsächlich erschienen ist, so auch Miguel Ángel Poblete hier in Chile. Im gleichen Zusammenhang ist ein der Lourdes-Filiale direkt gegenüberstehender Bildstock »Unserer Lieben Frau von Fátima« zu sehen (s. Abb. 14.9, 592).189 Diese Form des ›In-Beziehung-Setzens‹ der PeñablancaDevotion mit anderen, anerkannten Marienerscheinungen ist, wie eine weitere Ergänzung des Kultorts während des Forschungsaufenthalts 188 Darüber hinaus finden sich darin auch aktuelle Aushänge aus dem kirchlichen Leben, so zum Zeitpunkt des Forschungsaufenthalts der Aushang zur bevorstehenden Heiligsprechung Alberto Hurtados am 23.10.2006 (s.a.o. 3.6.2). 189 Errichtet wurde dieser im Mai 1985 (Barros Valenzuela 1987, 220, Abb.)
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zeigte, ein durchaus bis zum heutigen Tag bestimmender Gedanke der Peñablanca-Anhänger (s.a.o. 6.5, 7.1, 10.8, 13.2 und 13.5). So wurde erst am 12.12.2006 eine Statue der Jungfrau von Guadalupe (s.a.o. 2.4.1) in einem Bildstock hinter der Kapelle aufgestellt (s. Abb. 14.12, 594) Diese Statue stellt dabei nicht nur eine symbolische, sondern auch eine konkrete Verbindung zur ältesten anerkannten und für Lateinamerika wichtigsten Marienerscheinung her. Das Standbild wurde von PeñablancaAnhängern in Mexiko hergestellt, dann im Dezember 2006 nach Chile gebracht und dort aufgestellt. Peñablanca als Wallfahrtsort einer Marienerscheinung steht also, versteht man das Arrangement der Bauelemente auf dem Hügel als bewußte Referenzen, in symbolischer Verbindung zu vielen der wichtigen, anerkannten Marienerscheinungen weltweit.190
14.8 Peñablanca und seine Akteure im Jahr 2008: Ein Ausblick Das Jahr 2008 markierte ein doppeltes Jubiläum: den 25. Jahrestag des Beginns und den 20. des Endes der Marienerscheinungen von Peñablanca. Auch die chilenische Presse nahm dieses Datum ein weiteres Mal zum Anlaß, sowohl die Geschichte der Erscheinungen als auch die aktuelle Situation Miguel Ángel Pobletes alias Karole Romanov journalistisch aufzubereiten. La Segunda griff in einer Reportage noch einmal das in den vorangegangenen Jahren häufig kontrovers diskutierte Thema der Persönlichkeitsentwicklung Pobletes, sein öffentliches Auftreten als Frau sowie die umstrittenen Aktivitäten der Apostóles de los Últimos Tiempos auf und ließ in einem Interview auch den Visionär selbst zu Wort kommen, der weiterhin bekräftigte: »Ich habe die Jungfrau gesehen ... und ich sehe sie weiterhin«.191 El Mercurio de Santiago dagegen widmete v.a. der Vorgeschichte der Erscheinungen eine ausführliche Recherche und ging in mehreren Interviews mit ehemaligen Angehörigen der Militärregierung, die sich hier teilweise erstmals öffentlich zum Thema äußerten, noch einmal detailliert der Diskussion um die Manipulationshypothese nach.192 Ein weiterer, kurzer Artikel in El Mercurio de Valparaíso kon190 Ganz ähnlich sind die hinter dem Erscheinungsbereich aufgestellten Fahnenmasten (»Banderas de las Naciones«) zu verstehen. Die dort an Festtagen gehißten Flaggen verschiedener Länder symbolisieren die Internationalität, d.h. die über Chile hinausragende, alle Länder der Erde betreffende Bedeutung der Erscheinungen von Peñablanca (s.a.o. 14.4). Eine ›Anweisung‹ zur Errichtung dieser Masten tauchte erstmals in der ›Botschaft‹ der Erscheinung vom 13.6.1985 auf: »También fueron pedidos mástiles para ser levantados tras el jardín; allí irán las banderas de muchas naciones.« (Barros Valenzuela 1987, 247) 191 »Yo vi a la Virgen ... y la sigo viendo.« (La Segunda/Olivares/Robbio/Labra 8.2.2008) 192 El Mercurio de Santiago/Anguita/Cea 10.2.2008
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zentrierte sich in erster Linie auf die ›exzentrische‹ Persönlichkeit Pobletes und seine hieraus resultierende »Unglaubwürdigkeit« als Visionär.193 Auch der Fernsehsender TVN widmete den historischen Hintergründen der Marienerscheinungen – u.a. auch der Diskussion um die Manipulationshypothese – noch einmal eine gut zehnminütige Reportage, die neben dem Visionär selbst auch einen Vertreter der Fundación Monte Carmelo, Álvaro Barros, sowie weitere Zeitzeugen, darunter Julio Irarrázabal und Gonzalo Ulloa, zu Wort kommen ließ, so eine verhältnismäßig ausgewogene Darstellung erreichte und schließlich den Bogen zur Gegenwart schlug, da abschließend auch über die Vorbereitungen der Jubiläumsfeierlichkeiten auf dem Monte Carmelo berichtet wurde.194 Tatsächlich fand am eigentlichen 25. Jahrestag der ›ersten‹ Erscheinung, dem 12. Juni 2008, auf dem Hügel von Peñablanca eine von der Fundación Monte Carmelo organisierte Zeremonie statt, die bereits am Vorabend mit einer Vigil begann.195 Der folgende Tag schließlich wurde mit einer Prozession, einer »Krönung« des mitgeführten Marienbilds sowie mehreren Ansprachen – unter den Vortragenden befand sich auch Miguel Contardo – begangen. Eine Messe wurde an diesem 12.6., einem Donnerstag – entsprechend der Vorgaben der Diözese Valparaíso (s.o. 15.7.1) – nicht gefeiert. Jedoch unterstrich die Teilnahme einer Gruppe von Ordensschwestern (»Hijas Piadosas del Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios«) und eines diese begleitenden Priesters aus Brasilien noch einmal die weiterhin bestehende internationale Vernetzung des Peñablanca-Kults (s.a.o. 14.4). Im Gegensatz zu vorigen Jahren (s.a.o. 14.7.1) sowie den Berichten im ersten Quartal 2008 nahm überraschender Weise weder die überregionale noch die Lokalpresse von diesem, innerhalb der religiösen Sinndeutung der Peñablanca-Anhänger so bedeutenden, Datum Notiz. Es war ein im Gegensatz zum 25. Jahrestag alles andere als freudiges Ereignis, das im September des Jubliäumsjahres – nachdem die Hauptarbeiten an der vorliegenden Studie bereits abgeschlossen waren – noch einmal zu einer kurzen heftigen Phase öffentlicher Aufmerksamkeit für die Marienerscheinungen von Peñablanca und ihren Visionär führte: Am Morgen des 27. September 2008 verstarb Miguel Ángel Poblete im Alter von 42 Jahren an den Folgen seines seit längerem bekannten chro193 El Mercurio de Valparaíso/Pávez 10.2.2008 194 TVN 10.3.2008 195 Cf. briefliche Einladung der Fundación Monte Carmelo an den Autor (Archiv OG); Fotografien sowie einen Bericht über das Jubiläum aus Sicht der Anhänger findet sich unter: María Nuestra Madre o.J. (Internetquelle) und La Theotokos o.J. (Internetquelle). Auch die Apóstoles de los Últimos Tiempos begingen diesen Tag mit einer besonderen Zeremonie (cf. telefonische Auskunft Miguel Ángel Poblete vom 12.6.2008).
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nischen Alkoholismus. Die Person Pobletes geriet nun zum letzten Mal ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Dabei stand das mediale Interesse an seinem Sterben, seinem Tod und der darauf folgenden Beerdigung ganz im Zeichen des Boulevardjournalismus, wie er seit Pobletes erstmaligen öffentlichen Auftretens als Frau 1989 vorherrschte (s.o. 14.6.1) und das in den Jahren 2002 bis 2005 noch einmal einen Höhepunkt erreichte. Bereits damals war über einen fortgeschrittenen Alkoholmißbrauch Pobletes berichtet worden (s.o. 14.6.2, Anm. 133). Der schlechte Gesundheitszustand des Visionärs, den man am 23.9.2008 ins Krankenhaus von Peñablanca einlieferte, wurde zur Sensation196 und mit medizinischer Detailtreue (»fortgeschrittene Leberzirrhose« etc.) in der Presse kommentiert.197 Nur vier Tage nach der Einlieferung brachten seine Anhänger ihn aufgrund des ungünstigen Krankheitsverlaufs wieder in seinen Wohnsitz am Siedlungsrand von Peñablanca zurück, wo er bereits am nächsten Morgen verstarb.198 Trotz der hohen Medienaufmerksamkeit199 gab es jedoch verhältnismäßig wenig zu berichten: Auch in diesen letzten Tagen vor seinem Tod und danach zeigte sich einmal mehr die konsequent nach außen hin abgeschottete Struktur der Apóstoles de los Últimos Tiempos. Weder die vor dem Wohnsitz Pobletes versammelten Journalisten200 noch seine alten Anhänger im Umkreis der Fundación Monte Carmelo201 wurden zu irgendeinem Zeitpunkt von den Vertreterinnen der Gruppe auf den Wohnsitz Pobletes gelassen. Die sich hier bereits andeuten196 So strahlte TVN (24.9.2008) sogar Filmaufnahmen seiner Einlieferung aus. 197 Cf. Las Últimas Noticias/Andrés 27.9.2008; La Tercera 27.9.2008 198 Cf. Megavisión 27.9.2008; El Mercurio de Santiago–Online (27.9.2008); La Nación– Online (27.9.1983); Login regional (27.9.2008); La Tercera/Delgado (28.9.2008); Las Últimas Noticias/Rodríguez/Niño (28.9.2008); El Mecurio de Santiago/Barría 28.9.2008; El Observador (28.9.2008); La Cuarta/Delgado/Foncea (28.9.2008); La Estrella de Valparaíso/Cepeda 29.9.2008 199 Im Kontrast dazu steht das offensichtlich über den engen Kreis der Anhänger hinaus gehende geringe Interesse vor Ort: »El día terminó en Villa Alemana con normalidad. No hubo peregrinaciones ni actos masivos. Miguel Ángel o Karole se fue producto de un avanzado daño hepático que le causó una falla multiorgánica y se llevó su historia para siempre.« (Las Últimas Noticias/Rodríguez/Niño 28.9.2008, 3) 200 Cf. etwa den Kommentar einer Anhängerin Pobletes gegenüber der Presse: »En la parcela La Ponderosa [Wohnsitz Pobletes] nadie quiso hablar. ›Déjennos tranquilos, nunca lo escucharon y quieren verlo ahora‹, lanzó enojada una de las doce mujeres que llegaron hasta la propiedad.« (Las Últimas Noticias/Rodríguez/Niño 28.9.2008, 2) 201 Cf. etwa den Kommentar zu einem am 30.9.2008 im Internet veröffentlichten Foto: »De noche en parcela de Villa Alemana. Algunas de las personas que llegaron hasta la entrada de esta parcela, en los instantes en que eran velados los restos de Miguel Angel. Entre ellos se encontraba don Alvaro Barros y su esposa,[...]. Sin embargo hay que señalar que a todo este pequeño grupo, [...], les fue prohibido el ingreso a esta parcela; por expresa orden de quien lideraba el grupo que en vida había formado Miguel Angel Poblete.« (La Theotokos o.J. [Internetquelle])
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de Diskrepanz zwischen der religiösen Innensicht der Gruppierung und der nun auf sie aufmerksam gewordenen ›Außenwelt‹ spitzte sich in den Tagen nach Pobletes Tod noch einmal zu. So behaupteten die Anhänger einen Tag nach Pobletes Ableben zunächst, dieser sei nur in einen »kataleptischen Zustand« gefallen und lebe in Wirklichkeit noch. Ein aus diesem Grund herbeigerufenes Team der Kriminalpolizei konnte diesen Glauben an ein ›Wunder‹ nicht bestätigen und nur eindeutig den bereits vor über 24 Stunden eingetretenen Tod feststellen.202 Auch die auf den nun amtlich festgestellten Tod folgenden Beerdigungsformalitäten führten noch einmal zu Konflikten. So verweigerte die Friedhofsverwaltung des Cementerio General von Santiago, wohin man den Leichnam Pobletes am 29.9. überführte, den Apóstoles de los Últimos Tiempos sowohl eine um weitere zwei Tage verlängerte Totenwache, wie es Poblete vor seinem Tod angeordnet hatte, als auch eine Beerdigung unter dem selbstgewählten weiblichen Pseudonym »Karole Romanov Calvat«.203 So wurde Miguel Ángel Poblete Poblete schließlich am 30.9.2008 unter seinem richtigen Namen, umgeben und bis zum Schluß bewacht von seinen in eine purpurne Uniform gekleideten Anhängern, beerdigt.204 Mit einer Reportage über die »letzten Tage des ›Visionärs‹ von Peñablanca«205 , die im Gegensatz zu den vorigen v.a. die Innenperspektive der Apóstoles de los Últimos Tiempos aufgriff und mehrere Vertreterin im Interview zu Wort kommen ließ, endete wenige Tage später auch diese nunmehr letzte Medienaufmerksamkeit für den Visionär von Peñablanca. Zumindest was die Person Pobletes angeht, erscheint dieses ›Kapitel‹ der Marienerscheinungen von Peñablanca nunmehr als ›abgeschlossen‹: »In Villa Alemana, nun ohne den ›Engel‹ [›ángel‹; Anspielung auf den Vornamen des Visionärs, OG], bleiben nun noch zurück: ein Dutzend Hunde und genauso viele Landtiere auf dem Gelände, ein Haufen 202 Mehrfach wurde dabei in der Presse das von den Anhängerinnen selbst mitgeteilte, makabre Detail kommentiert, man habe Poblete einen Tag nach seinem Ableben auf dessen vorige Anweisung hin einen Schnitt mit einem Messer beigebracht, um den Tod eindeutig festzustellen. Der dabei beobachtete Blutfluß sei der Grund für die Annahme gewesen, daß er doch noch am Leben sei. (cf. Las Últimas Noticias/Rodríguez/Niño 29.9.2008; El Mercurio de Santiago/Ávila/Villavicencio 5.10.2008) 203 Las Últimas Noticias/Cofré/Santa María 30.9.2008; El Mercurio de Santiago/Ávila/Villavicencio 5.10.2008 204 El Mercurio de Santiago/Zúñiga 1.10.2008; Las Últimas Noticias 1.10.2008; am gleichen Tag erschien außerdem ein aus dem Rahmen der sonstigen Berichterstattung herausfallender Artikel mit dem Interview einer Frau aus Valparaíso, Mitglied einer evangelischen Freikirche, die in einer »Traumvision« Pobletes Tod vorhergesehen haben will und diesen für einen »Antichrist« halte (La Estrella de Valparaíso/Olivares 1.10.2008) 205 El Mercurio de Santiago/Ávila/Villavicencio 5.10.2008
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Zeitungsausschnitte und tausende von Zweifeln, die Miguel Ángel mit sich ins Grab nahm.«206
Die Marienerscheinungen von Peñablanca, d.h. die durch die Visionsberichte Miguel Ángel Pobletes ausgelösten und auf eine religiöse Sinndeutung derselben hin bezogenen sozialen und öffentlichen Vorgänge – so läßt sich abschließend sagen –, sind nicht nur als historisches Datum neuester chilenischer Religionsgeschichte, sondern ebenso als religiöse Gegenwart in Chile präsent. Die Medienwirksamkeit von Pobletes Berichten, die nicht zuletzt ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung der Erscheinungen zu einem dezidiert ›öffentlichen‹ Vorgang gewesen war, ebenso wie die kontroverse Diskussion um die bis zum heutigen Tag ungeklärte Annahme einer manipulativen Einmischung der Militärregierung Pinochet in die Vorgänge auf dem Hügel, sind auch 2008 – dem Jubiläumsjahr der Erscheinungen und dem Todesjahr des Visionärs – integraler Bestandteil der Geschichte und Gegenwart Peñablancas. Und der institutionalisierte Peñablanca-Kult, mit seinen herausragenden Vertretern wie Álvaro Barros und Miguel Contardo auf der einen, und der Sondergruppe des Visionärs auf der anderen Seiten sowie dem Kultgelände auf dem Monte Carmelo, steht gleichsam für die kontinuierliche Geschichte wie die lebendige Gegenwart der neu entstandenen Devotion der »Dama Blanca de la Paz«. Inwieweit sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird – die meisten Mitglieder der Fundación Monte Carmelo als erste Generation des Kults befinden sich mittlerweile im fortgeschrittenen Alter und die Weiterexistenz der Apóstoles des los Últimos Tiempos erscheint nach dem Tod Pobletes fraglich – bleibt abzuwarten und durch zukünftige Forschung zu untersuchen.
206 En Villa Alemana, y sin el ›ángel‹, todavía quedan una docena de perros y la misma cantidad de animales de granja en el terreno, una ruma de recortes de periódicos y miles de dudas que Miguel Ángel se llevó a la tumba.« (El Mercurio de Santiago/Ávila/Villavicencio 5.10.2008)
Quellenanhang
A Ausgewählte Quellentexte A.1 Text der ›Botschaft‹ vom 12.6.1983, erste Erscheinung »›Querido Diario:‹ ›Hoy salí al cerro. Yo quería ir a Limache pero no sé si fue el destino; cuando pedí permiso para ir a Limache no me lo dieron. Fue tanta la mala suerte que dieron seis papeletas y habíamos diez inscritos. De éstos el jefe del hogar dejó a la suerte y puso en unos papeles, ‘quedaste chupado’ y en otros, ‘Limache’ y los envolvió.‹ ›A mí me salió ‘quedaste chupado’, y no fui donde quería ir, pero pedí permiso para ir al cerro con otros compañeros. Fuimos tres en total; ellos me dijeron que había muchos caballos para galopear pero no era cierto. Los otros dos llevaban en el bolsillo un tarro de neoprén y yo no sabía. Al llegar a la cima lo sacaron y yo me llevé una sorpresa. Cuando traté de decirles que botaran eso y querían pegarme con unas piedras; bueno, los dejé tranquilos y me puse a mirar el paisaje, era estupendo. Cuando a la media hora divisé una pequeña nube al lado de un árbol o sea una así ([...]). En medio de ellos (la nube) comenzó a crecer. Era redonda, blanca y luminosa como un tubo fluorescente y giraba. Yo le dije a Segovia que mirara. Le dije, pero él estaba en el mundo de la fantasía, volando con neoprén y miré a Guido que me dijo, qué quería, y me asusté mucho porque no comprendía qué fuera eso. Yo salí corriendo hacia el camino pero me dijeron de pronto: ¡Miguel! ¡Miguel Angel! Miré y era una señora de unos diecinueve a veinte años. Me asusté y pensé ¿qué será esto?‹ El niño, como le habían enseñado, golpea ambos índices repetidas veces haciendo con este gesto una cruz mientras dice: ›Ave María Purísima‹. Me contestó sonriendo: ›Sin pecado concebida‹. Luego Ella me dijo con una voz de eco: ›No temas Angel. Tú me ayudarás. A pesar de estas palabras es tal el susto, que corre; tiene deseos de llorar. Vuelve Ella a hablarle: Miguel, Miguel. Ven y no tengas miedo. Yo teprotegeré. ›Pero me asusté más y me dijo: En primer lugar dile a tus amigos que tiren esa droga y diles que vengan. Y así lo hice‹. Uno de ellos arroja el envase. Comienza a rezar. ›Fue Marcelo Segovia; el otro no quiso. La Señora me dijo mira la tentación. Segovia, tras momentos nebulosos de vacilación, recoge el envase con neoprén para volver a aspirar la droga junto a Guido Lillo‹. Y Ella me dijo, Penitencia, Penitencia. Al mismo tiempo miraba hacia el cielo. Después me dijo, Decidles a tus mejores amigos que vengan el día segundo de la semana. Yo le dije ¿el martes? No, me dijo, el Lunes. Yo creía que el Martes era el segundo día de la semana pero la Señora me
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explicó que hoy Domingo era el primer día de la semana y el Lunes era el segundo día‹. ›Después de terminar de rezar, fijó la mirada al cielo y las manos adelante y fue desapareciendo de repente hasta quedar al soplo del viento.‹ ›Ella antes de irse me dijo Ven mañana.‹«1
A.2 Text der ›Botschaft‹ vom 13.6.1984, zweite Erscheinung »Querido diario: Hoy fui solo al cerro. Ese día yo tenía clases de telar y llegué al cerro como a las cinco de la tarde (había llovido, pero ahora hacía sol). Como iba atrasado, subí corriendo. La Señora ya estaba allí y había una luz resplandeciente. Como era igual que una persona, pensé que me estaban tomando el pelo, pero me dio una gran alegría. Yo dije: Señora, yo me atrasé. Me contestó: Ya lo sé. Como la vez anterior estaba más alta del suelo y muy luminosa y ahora estaba casi al ras de suelo y era como persona. Yo, como la vez anterior, le dije: Ave María Purísima. Ella contestó: Sin Pecado Concebida. Esto yo lo dije, porque todavía no sabía quién era y aunque estaba contento por verla, tenía un poco de miedo. Y me dijo, con su dulce voz en eco: Miguel, no dudes, porque hoy verás cosas que jamás han visto vuestros ojos. Yo no entendía bien, hablaba como en español; como le dije que no comprendía bien su idioma, me dijo: Hablaré como tú. Sentí una atracción muy grande de tocarle los pies y las manos. La Señora sonrió, era tibiecita y me dijo: Estoy en cuerpo y alma; si hubieran venido otros, me habrían visto. Se elevó un poco y quedó como la primera vez. Luego dijo: Penitencia, penitencia, por todos los pecados de este mundo. Mas tú (dijo) tendrás que hacer mucho sacrificio y penitencia. Te dirán cosas, te calumniarán; dirán cosas que no son efectivas, pero Yo te protegeré. Me asusté y le dije: ¿Qué cosas dirán de mí? Ella dijo: Habrá muchas personas en contra y pocas á Mi favor. Será una lucha constante día y noche, pero Yo aplastaré la cabeza de la serpiente. Qué serpiente? Aquí en Chile sólo hay culebras y no serpientes. Me sonrió y me dijo: No temas, mi Corazón Inmaculado será tu refugio y Él te conducirá al camino que te llevará a Dios. Mas tú tendrás que hacer cien penitencias y dirás por cada uno de los pecados de los hombres. Yo le dije: ¿Tengo que adivinarles los pecados a todos? Ella me contestó: Dirás por las maldades y ofensas a mi Hijo, por la impiedad en celebrar los Santos Misterios, por las impurezas, hechicería y por la fabricación de bombas nucleares. Le pregunté qué era todo eso (yo no sabía qué era penitencia). Ella me dijo: Lo sabrás a su debido tiempo. Yo le dije: Sí, mi Señora, tú mandas. Obedezco, pero dígame: ¿Quién es Usted? Ella abrió los brazos y miró al cielo y comenzó a mover los labios por primera vez y no le escuché. Después juntó las manos y me dijo, sin mover los labios: Miguel 1
Barros Valenzuela 1985, 29
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Ángel, este cerro será llamado Las siete estrellas de mi Corona. Tengo doce y regalo siete, mas tú no comprenderás. Miguel, trae a un Sacerdote; que venga en procesión con gente aquí y haga una Misa en honor Mío. Sí, ¿pero cual? Yo no conozco a ninguno. ¿Ves ese campanario? Sí!, allá voy hoy mismo. Decid lo que has visto y si se burla de ti, decidle: Hipócrita. Porque él no te creerá, pedirá una señal. Miguel Ángel, aquel que tú irás a buscar te pedirá señales y te dirá: Si la Madre de Dios quiere algo de mi parroquia, se me aparecerá a mí y no a ustedes que son pecadores, y te echará del lugar. Hijo, recuerda que siempre hay que invocar al Espíritu Santo (me mandó al sacerdote de la Parroquia San Nicolás de Bari. Yo fui con unos amigos). Si quiere una señal, la haré más adelante cuando juntemos el rebaño de mi Hijo en la paz. (Todo resultó como me dijo la Señora). Hijito mío, padecerás mucho antes por mi causa, pero Yo te protegeré. Seré tu voz cuando lo necesites y siempre, cuando veas que te lastimen, reza mucho el Rosario en Mi nombre. Yo estaré contigo en las buenas y en las malas, pero de cierto te digo, hijito mío, llegará el día que dirás tú ¿por qué esto? y dudarás que Yo estoy. Rezad para que no caigas en tentación. Le dije: ¿Por qué la voy a negar? Me contestó: Porque Satanás, rey de la mentira y la soberbia, trata de quitarle los hijos a Nuestro Señor, para llevarlos al infiemo. Le dije: Pero Dios es más poderoso que él. Me contestó: Sí. Le dije: El demonio no puede ganar (yo sentía en mi interior que esta Señora era la Virgen María, pero no estaba bien seguro). Me dijo: Dios pone a prueba a sus hijos, por eso existe el libre albeldrío. Dios es todo amor. Como es Vuestro Padre, os quiere salvar del fuego del infíerno; por eso Yo estoy aquí. He venido a salvar almas que van a la perdición. Y llorando me dijo: Miguel Ángel, ayúdame a salvar almas. ¿Quieres? Yo le dije: ¿Cómo? Me contestó: Yo te enseñaré a rezar el Rosario y hacer sacrificios. La moda que existe hoy, ofende a Nuestro Señor. La mujer ya no parece mujer y el hombre ya no parece hombre, se han vuelto perros sarnosos. Ellos no entrarán en el Reino de los Cielos; porque nada de lo que es inmundo entrará en el Reino de los Cielos. Si se arrepienten de todo corazón y piden a mi Inmaculado Corazón, Yo intercederé ante el Padre por ellos. Me miró con una sonrisa y me dijo: Hijito mío, medita bien mis palabras antes de decirlas, porque sufrirás bastante. Luego me miró tristemente y me dijo: El mundo está próximo a una gran confusión. Habrá guerra en todo el mundo, hambre y la pobreza estará hasta en las grandes capitales. Pero eso no es todo, los científicos están haciendo una bomba que destruirá la mitad del mundo y pobre de los que queden vivos ese día, porque querrán haber muerto. Gritarán: ¡Quiero morir!, pero ya será demasiado tarde. Orad mucho, para que Dios sea lento en su cólera. Rezad mucho el santo Rosario. Satanás se posa sobre los grandes científicos y mete en sus mentes la maldad y la soberbia. También te digo, hijito mío, el Santo Padre deberá de sufrir mucho; lo querrán matar. Yo estaré siempre con él. Rezad en familia y en grupo el santo Rosario. Yo te enseñaré el Rosario hoy. Yo le pregunté qué era el rosario y Ella me dijo: Lo que tienes
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Ausgewählte Quellentexte
en el cuello (el día anterior cuando venía bajando el cerro, se me acercó una ancianita y me regaló lo que yo creía era un collar y me dijo: Hijito mío, guárdalo, porque te va a hacer mucha falta. Le dije: ¡Gradas! Miré el collar y después no supe dónde se fue la ancianita). Le dije: ¿Esto se llama rosario? Me dijo: Sí. Le pregunté: ¿Para qué son las pelotitas? Me dijo: Para rezar, ¿te gusta? Le dije: Sí, me lo regaló una abuelita. La Señora abrió las manos hacia arriba y se iluminó entera y se volvió como la ancianita que me había regalado el rosario y me dijo: Fui Yo quien te lo regaló, pero si alguien lo necesita, dadlo. Me dijo: Sácalo, y me enseñó a persignarme. Por la señal de la Santa Cruz... Luego me enseñó el Acto de Contrición: Señor Mío Jesucristo... La Señal de la Cruz me la hizo hacer con la Cruz del Rosario. En la primera bolita, El Acto de Contrición. Después me hizo rezar las tres Ave María, en las otras bolitas. En la otra bolita: ¡Oh, Jesús mío! perdona... Hijito mío, son estos los misterios. Enseguida me dijo el primer misterio. Primer misterio: Un Ángel bajó del cielo y me dijo: (aquí apareció el ángel Gabriel con una rosa en el pecho, mientras decía). Dios te salve María, llena de gracia, el Señor está contigo. Y el ángel me dijo que sería la Madre del Hijo de Dios, del Mesías y el Verbo se hizo Carne. Segundo misterio: Yo fui donde mi prima a saludarla y Ella me dijo: Bendita eres entre todas las mujeres y bendito sea el Fruto de Tu vientre (escuché una voz, distinta a la de la Virgen y entonó un canto que no entendí, el Magnificat). Aquí aparece la voz de la Virgen, quien bajando la cabeza dice: ›Jesús‹. Y luego me dijo: Tú lo dirás así: La visita de Nuestra Madre a su prima Isabel. Tercer misterio: El nacimiento de mi Hijo en una pobre y humilde cueva de Belén. Cuarto misterio: a presentación de mi Hijo al Altísimo en su Templo. Quinto misterio: a pérdida de mi Hijo. uego de buscarlo durante tres días, lo encontré con los Doctores de la Ley. Luego me dijo: Ahora vendrán los Dolorosos. Ella tenía un rosario muy largo. Sexto misterio: La oración de mi Hijo en el huerto de Getzemaní. Yo le dije: ¿El del olivo? Séptimo misterio: Mi Hijo fue amarrado a una columna. Fue azotado en piernas, brazos y espalda. Los dolores de mi Hijo llegaron a un gran extremo. Octavo misterio: La coronación de púas en la cabeza. Una de ellas le rasgó la frente a mi Hijo. El padeció extremos dolores y lo hacía por amor y la salvación del mundo y para que se cumpliera lo anunciado por los profetas. Noveno misterio: y El madero a cuestas. El lo llevaba sobre los hombros con las manos abiertas y amarradas al madero y cuando caía, se pegaba en plena cara. La Señora lloró y me dijo: Yo, su Madre, no podía ayudarle, porque no me dejaban cercarme a mi Hijo. Él subía con dificultad el Monte Gólgota. Décimo misterio: crucifixión en la Cruz. Fueron clavados en ambas muñecas un clavo. La mano derecha sufrió más que la otra, porque falló dos veces el clavo. Luego en los pies un clavo; nervios se le recogieron. Mi corazón se partió en dos al ver a mi Hijo crucificado. (A la Señora le salió del pecho una cosita y vi un corazón con una espada). Luego me dijo: Hijito mío, este Corazón que
Text der ›Botschaft‹ vom 15.8.1983, zehnte Erscheinung
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tú ves, ha sufrido mucho y está sufriendo aún, por los pecados de todos ustedes. Décimo primer misterio: La Resurrección y el Triunfo de mi Hijo sobre la muerte. Décimo segundo misterio: La subida al cielo en Gloria y Majestad. Décimo tercer misterio: La venida del Espíritu Santo, en forma de lenguas de fuego, a los discípulos de mi Hijo. Décimo cuarto misterio: Mi subida y glorificación. Por mi Hijo ascendí a los cielos en cuerpo y alma. Décimo quinto misterio: coronación de rosas, por Madre y Señora de Todo lo Creado. Enseguida me hizo rezar el Credo en la bolita grande y las tres Ave María que siguen. En la otra bolita grande, me hizo rezar La Salve y que repitiera tres veces Ave María Purísima, Sagrado Corazón de Jesús en vos confío y Dulce Corazón de María, sed la salvación mía y la oración a San Miguel Arcángel. Mientras me estaba dando los misterios, yo pensé: Yo no los hallo misterios, más bien os veo hermosos, tan hermosos que nadie me había hablado así. Luego Ella me miró, siempre con su cara muy seria (a veces sonríe, pero no mueve la boca) y abriendo las manos me dijo: Ven el cuarto día de la semana. Que Dios te bendiga, hijito mío. Trae velas y un grupo de gente creyente con un rosario y trae a Patricio Rojas. Mas te digo, al Santo Padre lo querrán matar nuevamente, pero Yo estaré con él. Da un aviso para que venga a este cerro, junto a tu hermana Lucía de Portugal. Yo le dije: No tengo hermana. Me dijo: Hijito mío, es una de mis hijas que me ha visto en Fátima y quiero que descanse ya. Miró al cielo y sus manos se abrieron y se fue. ¡Chao!, le dije con la mano, pero Ella me dijo: Miguel, cuando te despidas de alguien, decidle esto: Vaya usted con Dios o Adíós, pero nunca chao. Yo le dije: ¿Por qué? Porque chao lo han puesto las sectas para suprimir a Dios, ¿me entiendes? Sí, Señora. Bueno, Adiós, Señora y que le vaya requetebien y se fue. Luego sentía los pajaritos que estaban allí. Comencé a sacar fotos, porque tenía una máquina. Después me vine al hogar, pero en mi corazón yo sabía que Ella era la Virgen. Hasta mañana, querido diario.«2
A.3 Text der ›Botschaft‹ vom 15.8.1983, zehnte Erscheinung »[...] Aparece la Señora y me dice: Haz que toda esta gente rece y cante. Yo les dije y fue muy hermoso. Quiero que amen a mi Hijo, Vuestro Señor; no ofendáis más el nombre de mi Hijo. Me miró y me dijo: Miguel, esto te diré: El huemul peleará por tierra y el cóndor lo ayudará por el aire, el sol arrojará sus poderosos rayos y dejará herido al huemul. Mas el huemul derramará su sangre tiñendo las praderas de rojo. El que tenga oídos, escuche. Luego dijo: Ven, acércate. Yo le dije: Señora, si Usted viene del cielo acérquese hacia mí. A mí me dijeron que Usted puede ser el diablo y me dio un poco de miedo y le tuve que decir esto. Ella se acercó y mi corazón se alegraba 2
Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 16–21
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más y más. Llevamos las rosas que pedía, las plantamos y Ella me dijo: A futuro, este será mi jardín. Me dieron ganas de decirle, llévame contigo, pero me arrepentí y Ella me miró con una sonrisa, me dio un poquito de vergüenza y le dije: Perdóneme, pero me dieron ganas de decirle esto, ¿me perdona, ya? Ella sonrió y me dijo: No tengáis miedo de decir las cosas. Antes de irte al cielo debes purificarte y hacer cosas buenas, ayudar a tus hermanos sin mirar la clase que tengan de vida. De cierto te digo: Si amas a tus hermanos y proteges al desamparado, sin que nadie lo sepa, sin interés alguno, por amor a tus hermanos, el Señor os premiará por vuestros actos buenos. Todos debéis de hacer sacrificios para la conversión de muchas almas. Señora, ¿le gustan las rosas de colores? Yo le traje patillitas no más, pero cuando salgan las rosas son para Usted, ¿ya? Me miró y me dijo: Sí, hijito mío, rezad y sed niño aún. (No entiendo el significado de aquellas palabras, pero aunque estoy escribiendo, todavía me queda en la cabeza, ›sed niño aún‹). Pasando al día 15 de agosto, la Señora me dijo estas palabras: Bendijo el pan con sus rayos y me dijo: Repartidlo sin codicia. Y me lo hizo entregar a un tal Mauricio que yo no conocía y Ella sí. Luego dijo: Miguelito, los mensajes que he dado siempre se han ocultado. Seguiré dando los mismos mensajes que he dado en Fátima y La Salette. Muchos más los han dejado como si nada hubiera dicho. Mi corazón se entristece y ruega por aquellos que esconden mis mensajes (repite el mensaje del caceroleo en la TV). Por favor, hijitos míos, no toquen más cacerolas, porque enardece la sangre y no lleva a ningún acuerdo, sólo a la desunión humana. Hijito mío, haz un llamado y pide que en la televisión no se recuerde más el pasado, porque vuelve a enardecer más la sangre. Vivan el presente. Abrió las manos y, elevándose, se fue. Salí del estado en que estaba y sentí una gran alegría. Fue algo muy hermoso. [...]. «3
A.4 Zweiter Teil der ›Botschaft‹ vom 7.10.1983 »Durante la aparición el vidente recibe un largo mensaje. Es el siguiente: ›Miguel, lo que voy a decirte ahora, no será un secreto. Tendrás que publicarlo antes del 13 de Octubre de 1983. Los sacerdotes, Ministros de mi Hijo, por su mala vida, por su impiedad al celebrar los Santos Misterios, por su amor al dinero, a los honores y a los placeres, se han convertido en cloacas de impurezas. Si claman venganza. La venganza está suspendida sobre sus cabezas. ¡Maldición a los sacerdotes y a las personas consagradas a Dios, que con sus infidelidades y su mala vida, crucifican de nuevo a mi Hijo, vuestro Señor! El mundo no implora ya misericordia y perdón para los pueblos, porque no hay ya almas generosas, mas, no hay ya personas dignas de ofrecer la Víctima Inmaculada 3
Paredes Zamora 2 2005, 1 1993, 39f.
Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 6.10.1983
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al Eterno en favor del mundo. Dios va a herir de un modo como no hay ejemplo. ¡Desventurados los habitantes de la tierra! Dios va a agotar su cólera y nadie podrá sustraerse de tantos males reunidos. Recuerden cuando me hice ver en Guadalupe, La Salette, Lourdes, Fátima, San Damiano, Garabandal, Chagres y hoy en Peñablanca. He dado siempre el mismo mensaje: rezar el Santo Rosario; hacer Penitencia (cambiar sus vidas). En estos días que estaré con ustedes, volveré a repetir muchos mensajes. Recordad en Fátima las maravillas de mi Inmaculado Corazón. Hoy en Peñablanca he querido salvar almas qe van a la perdición. Me duele mucho decirlo, pero todo está dicho por mi Hijo; pero este mundo no quiere entender. Nuevamente digo: ¡No ofendan más a Nuestro Señor, que demasiado le han ofendido! En estos momentos ha llegado la hora de luchar contra Salanás, rey de la mentira y la soberbia. La Iglesia pasará poruna horrorosa crisis, olvidada la sana fe en Dios. Cada individuo querrá guiarse por si mismo y ser superior a sus semejantes. El mundo deberá pensar antes de actuar. He dicho en Fátima que los grandes científicos construirán armas para destruirse a sí mismos. Satanás es el causante de toda esta confusión. Pido a los Gobernantes de Estados Unidos, Inglaterra y Rusia, que accedan a mis súplicas delas energías atómicas. Sólo llevarán a la destrucción humana. Recuerden los mensajes. He venido a Chile por algo muy especial: Salvar almas que van a la perdición. Hijitos míos, recen el Santo Rosario con muchofervor. Amen a su prójimo y adoren a Dios, Jehová. Mas te digo, Miguel Angel, mis hijos predilectos deberán estar muyfirmes en lafe. Yo estaré ayudándolos porque no hay muchos que lleguen al cielo; pero los sacerdotes son cada día más infieles. Hijito mío, estas palabras que le he dicho sonpara los sacerdotes infieles, pero quien tenga estas cualidades. Póngase el gorro, como dicen en Chile; pero si no es así, siga como está, porque aquél podrá entrar en el reino de los cielos. Pero ¡ay de aquéllos que no cumplan la doctrina de Jesús, porque sí serán echados alfuego del infierno!‹.«4
A.5 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 6.10.1983 »Después de estudiar los informes de las investigaciones ordenadas por mí sobre los sucesos de Villa Alemana, y habiendo oído el Consejo de Gobierno de la Diócesis, declaro lo siguiente: 1◦ . La Iglesia Católica ha profesado siempre una profunda fe y un filial amor a la Virgen María, Madre de Dios y Madre nuestra. Es mi deber y satisfacción reconocer que, en nuestra Diócesis, el culto a la Santísima Virgen ha tenido tradicionalmente una fuerte vivencia en el pueblo creyente. 2.– Esta devoción siempre se ha fundado en las Sagradas Escrituras y en la enseñanza de la Iglesia. 3.– En los sucesos acaecidos en Villa Alemana, 4
Barros Valenzuela 1985, 99f.
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después de analizar los informes recibidos y otros antecedentes que obran en mi poder, estimo necesario una extrema cautela, por cuanto, hasta ahora, me inclino a una actitud fuertemente crítica al respecto. Si digo esto a los fieles por mi profundo amor a la Virgen y a mis diocesanos y por el deber, en conciencia, que tengo de velar por la pureza de la fe y la sana práctica religiosa del Pueblo de Dios, cuyo cuidado se me ha encomendado. 4.– En consecuencia, prohibimos a todo sacerdote, de nuestra Diócesis o de otra, cualquier acto de culto en ese lugar, y respetuoso del fervor que ha despertado en los fieles, los exhorto, sin embargo, a un esfuerzo de serio discernimiento aún ante la presencia de signos presuntamente extraordinarios. 5.– Invitamos a todos los fieles, en el día de Nuestra Señora del Rosario, a renovar nuestra filial devoción a la Virgen María, en profunda sintonía y obediencia con su Pastor, quien los bendice con paternal afecto. [Firmado:] Francisco de Borja Valenzuela Ríos, Arzobispo-Obispo de Valparaíso. Valparaíso, 6 de octubre 1983.«5
A.6 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 28.10.1983 »Movido por el lamentable curso que han ido tomando los acontecimientos de Villa Alemana y urgido por la insistente solicitud de orientación pastoral que me han hecho llegar los fieles católicos de Valparaíso, estimo necesario hacer la siguiente declaración: El fenómeno de presuntas apariciones de la Santísima Virgen María en un cerro de Villa Alemana, cuyo vidente declara ser el joven Miguel Angel Poblete, no gozan de fundamento de credibilidad. A esta certeza hemos llegado después de analizar la abundante información que ha arrojado una minuciosa investigación. 1◦ El examen sicológico efectuado por especialistas, en esta ocasión y en otras anteriores, nos indican elementos que impiden credibilidad a su afirmación de ser intermediario de mensajes de la Santísima Virgen. 2◦ El examen moral efectuado en el discernimiento hecho por la Iglesia, constata un conjunto de aspectos negativos que tornan imposible atribuirle al fenómeno un origen divino. 3◦ La Iglesia Católica, con su milenaria experiencia y fundamentándose fielmente en el depósito de la fe que le ha sido confiado, no reconoce el lenguaje atribuído a la Santísima Virgen María y rechaza muchas de las afirmaciones que se han puesto en sus labios. Más bien las juzga como un ataque a la misma Iglesia, algo impensable en Aquella a quién reconoce como su Madre y Reina. 4◦ La investigación además, ha detectado un apoyo organizado extraño a la Iglesia. El ambiente, las personas y los medios que han influído en el auge de estos fenómenos, nos parecen no sólo inapropiados 5
AICRV 6.10.1983
Bericht der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission, 23.8.1984
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sino también sospechosos. Por todas estas razones, declaramos que los fenómenos acaecidos en Villa Alemana, no son apariciones de la Santísima Virgen María; las consideramos nocivas para la unidad y la vida de la Iglesia y pedimos a todos los fieles abstenerse de participar en ellas. [firmado] Francisco de Borja Valenzuela Ríos, Arzobispo-Obispo de Valparaíso. Valparaíso, 28 de octubre 1983«6
A.7 Bericht der zweiten bischöflichen Untersuchungskommission, 23.8.1984 »DOCUMENTO RESERVADO Y CONFIDENCIAL / [membrete:] UCV / UNIVERSIDAD CATOLICA DE VALPARAISO / FUNDADACION ISABEL CACES DE BROWN INFORME DE LA COMISION DIOCESANA INVESTIGADORA DE LOS SUCESOS DE PEÑA BLANCA. Los juicios que a continuación se emiten representan una evaluación conjunta de los antecedentes que hasta la fecha obran en poder la Comisión (1). Dichos antecedentes permiten establecer lo siguiente: I.– La posición actual de la Comisión, basada en un conocimiento y análisis más profundo de los hechos, continúa siendo de carácter negativo, en cuanto no le parece que los sucesos de Peña Blanca correspondan a una aparición real de la Stma. Virgen María, producto de un deseo particular suyo de manifestarse extraordinariamente en ese lugar, por medio de la persona que dice verla y conversar con ella. Hay contradicciones constatadas por la Comisión en las palabras y hechos del pretendido vidente, tales como anuncios que no se cumplen, afirmaciones que desautorizan hechos probados de su propia vida y una actitud general que no se compadece con la supuesta condición de interlocutor de María Santísima Madre de Dios (2). Por otra parte, el afán de espectacularidad y teatralidad que esta persona evidencia, dista mucho de ese pudor y búsqueda del recogimiento y anonimato que cabe esperar en quien se encuentre viviendo una experiencia mística o una presencia sobrenatural, e induce a buscar causas de otra índole que expliquen dicha actitud. [S. 2] Entre los hechos y situaciones dudosas y oscuras, los miembros de esta Comisión han constatado los siguientes elementos que avalan su posición negativa 1.– El origen de todo este asunto, en la medida que resulta posible de ser investigado, lleva a pensar en un montaje, en parte inconsciente y en parte deliberado y programado, ya sea por el mismo pretendido vidente, 6
Zit. nach La Estrella de Valparaíso 28.10.1983 und Valenzuela Ríos 1986
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como por terceras personas, lo que induce a cuestionar la hipótesis de una iniciativa sobrenatural (3). 2.– El contenido de los supuestos mensajes representa una curiosa mezcla. Por una parte ellos contienen exhortaciones, admoniciones y recomendaciones de vida, que son parte del patrimonio histórico de la espiritualidad cristiana (rezar el rosario, visitar el sagrario, temer al juicio de D[i]os, etc.); todo lo cual no representa ninguna novedad probatoria de la verdad de una manifestación sobrenatural especial, ya que son todos elementos propios del tesoro espiritual de la Iglesia y por su naturaleza encomendados al cuidado e iniciativa de sus legítimos pastores. Por otra parte, los mensajes llaman a actitudes o conductas intrascendentes, exaltan valores de dudosa índole y aun caen en vulgaridades cuyo contenido y forma de expresión nos parecen incompatibles con la voluntad amorosa de María de comunicarse significativamente con sus hijos redimidos por Jesucristo (4). Más chocante aún resulta comprobar que la imagen de María que proyectan a veces dichos ›mensajes‹, se asemeja a la de las divinidades caprichosas como las paganas que requieren ser constantemente aplacadas por sus fieles. El pesimismo prima sobre el amor y la esperanza. 3.– Los pretendidos ›hechos extraordinarios‹, que de ser tales obligarían al menos a un replanteo más prolijo de los antecedentes negativos ya enumerados, resultan explicables cuando se les examina críticamente y no con la subjetividad de los que se proclaman sus testigos. No nos parece ver en ellos nada extraordinario, ni presentan una voluntad sobrenatural de ser dados con valor probatorio (5). II.– No obstante todo lo anterior, vemos en todo esto algunos claros signos positivos. Una cosa es la instrumentalización, querida o inconsciente, de la fe religiosa y otra muy diferente es la respuesta de la religiosidad popular cristiana ante el hecho y la valoración que sin duda Dios hace de esta última. La invalidez de lo primero no quita mérito a lo segundo. La Stma. Virgen no puede permanecer insensible ante algunos de sus hijos que – cualquiera sea el estímulo que les despierta y atrae en un momento determinado – se reúnen de hecho a orar, nacer revisión de vida, pedir perdón y buscar consuelo [S. 3] ante las vicisitudes de la vida de cada uno. En tal sentido no hay por qué dudar de los efectos que puede producir la gracia de Dios en personas bien dispuestas e intencionadas, abiertas a su acción, ni de los beneficios que tal actitud puede acarrear ante determinadas dolencias físicas, sobre todo de índole psicosomática. En especial cabe hacer notar que si suceden en este contexto conversiones de vida, en el caso de ser profundas y persistentes, son sin duda una gracia mediada por María en mérito a la fe de sus hijos, sin
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necesidad de apariciones, videntes, diálogos extraños, ni fenómenos de curiosa índole y aparentemente inexplicables. III.– En base a todo lo anterior y sin perjuicio del avance de la investigación, la que continuará mientras sea conveniente, hacemos presente lo siguiente: 1.– Con los antecedentes disponibles hasta este momento no hay motivo para ver allí un hecho sobrenatural extraordinario, ni para suponer una manifestación de la S. Virgen en forma de apariciones al pretendido vidente. 2.– Si bien es legítimo orar a María en cualquier tiempo y lugar, no se debe ir al lugar en búsqueda de lo extravagante, espectacular y extraordinario, por muy inexplicable que parezcan a primera vista las actuaciones y experiencias del presunto vidente. 3.– Mientras no lo autorice el Señor Obispo – única autoridad competente – no se puede practicar actos de culto católico en dicho lugar. La presencia de sacerdotes y religiosas resulta por lo tanto negativa y reprochable, ya que induce, más que a ver en ellos pastores orientadores de la fe, a mantener una esperanza en la verdad de las apariciones. La desobediencia en este sentido nos parece un signo negativo más sobre la autenticidad del hecho. El amor a María es para unir y no para separar. 4.– Las explicaciones realizadas por los altavoces no se limitan a dirigir la oración sino que avalan la verdad de las supuestas apariciones y aún más, condenan a quienes no las aceptan; ello [S. 4] representa una conducta negativa que la Iglesia desautoriza. 5.– En este contexto, la construcción de una capilla u oratorio no cuenta con la aprobación del Sr. Obispo y por tanto dicho lugar no es un sitio de culto católico aprobado. Dicha aprobación no será posible mientras los sucesos que allí se desarrollan se presten para engañar o distorsionar la fe del pueblo de Dios que allí se reúne. Las acciones tendientes a reunir fondos para dicha construcción, ya sea directamente o a través de la cuenta bancaria bipersonal del Banco del Estado de Chile N◦ 149-25090-08 a nombre de los señores Luis Fernández Carnero y Alejandro Cifuentes Bezanilla, no cuenta con aprobación eclesiástica y están al margen de toda administración y responsabilidad de la autoridad diocesana. [S. 5] NOTAS EXPLICATIVAS (1) La Comisión Teológica de Investigación del Obispado de Valparaíso emitió un primer informe preliminar al Sr. Obispo diocesano en 14 de mayo de 1984. Desde entonces y hasta el presente se ha continuado desarrollando la investigación, tanto en el lugar mismo de las supuestas apariciones, como a través de entrevistas a diferentes protagonistas de los hechos: Sr. Miguel Angel Poblete, su director espiritual R.P. Miguel
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Contardo Egaña S.J. y las diferentes personas que tienen directa relación con los acontecimientos. Todo el material recopilado en esta investigación ha sido estudiado y analizado en sesiones semanales, con el objeto de incorporarlo a los antecedentes anteriores, cotejarlos con las hipótesis de trabajo e incorporarlo al informe de la anterior comisión de responsabilidad del R.P. Jaime Fernández. (2) Entre los primeros figuran, por ejemplo, la cita para un día y hora precisa a fin de ver un gran disco blanco y escuchar el zumbido de abejas (14 abril 1984), lo que en definitiva no sucedió; la Comisión presenció dos de las llamadas ›comuniones místicas‹ en circunstancias que el presunto vidente había asegurado antes ya no se repetiría este hecho. Se anunció un terremoto para el domingo 15 de julio pasado, del que sólo se salvarían quienes tuvieran velas bendecidas en el cerro y pecesitos en sus puertas. Por otra parte, el joven Poblete dice no conocer la Biblia, en circunstancias que hay testimonios de rehabilitadores de los Hogares de Menores donde estuvo interno, que aseguran que tenía dos Biblias y que se le conocía como ›experto‹ en tal materia entre sus compañeros. (3) El archivo de la investigación incluye testimonios sobre dicho montaje y otros aspectos del fenómeno analizado que no resulta conveniente publicar en salvaguarda de la seguridad de las personas involuntariamente comprometidas. (4) Cabe citar un sinnúmero de actitudes, inquietudes, expresiones y has ta ideologías puestas por el presunto vidente en boca de la virgen [S. 6] María, que están muy lejos de reflejar el corazón amante y solícito de la Madre de Dios por sus hijos. La recomendación de que los sacerdotes usen sotana y que las mujeres se abstengan de usar pantalones; que la virgen suspenda una aparición por falta de micrófono; que esté preocupada porque hay en Chile gente que hace sonar cacerolas y por lo que debe o no debe transmitirse por los canales de Televisión; que pida a los conductores de buses que no suban al cerro; que prohibía fumar en el lugar; que solicite a los presentes identificarse por grupos con cantos o consignas, pero que lo hagan en orden y de a uno para poder ella escucharlos; que sugiera que se le llame con doce toques de campanillas; que deje olor a perfume en la mano del ›vidente‹; que asegure que disminuirá la cesantía; que muestre una preocupación más obsesiva que lúcida por combatir al comunismo; que se encargue de contar a los presentes en el cerro y de precisar su cifra en números redondos, etc., etc., son algunas de las ›curiosidades‹ – por decir lo menos – que hablan por sí solas sobre la autenticidad de estas apariciones.
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El análisis teológico de los ›mensajes‹ presenta además errores tales como ›mi Hijo y yo somos el Alfa y el Omega‹, ›la Iglesia caerá...‹, o bien incongruencias tales como "E.E.U.U. enviará en las primeras semanas del cuarto mes unos satélites muy poderosos‹, ›el Demonio ha asumido grandes puestos en la jerarquía de la Iglesia‹, etc. (5) El análisis prolijo permite ver como perfectamente explicable los fenómenos del sol, los diferentes tipos de fotos, las curaciones pretendidamente milagrosas, las figuras en las nubes, los rayos, etc. Hay también razones fundadas para desautorizar el valor de las pretendidas ›comuniones místicas‹ y los recientes sangramientos, tanto el profuso como el ›sudor de sangre‹; sobre estos fenómenos la comisión está investigando antecedentes muy significativos que no permiten clasificar los como hechos de origen sobrenatural, sino como de origen psiquiátrico o de otra índole. [S. 7] Prof. Atilio Almagiá Flores [firma manuscrita] / Prof. Pedro Garcés Troncoso [firma manuscrita] / Prof. Kamel Harire Seda [firma manuscrita] / Prof. Gonzalo Ulloa Rubke [firma manuscrita] / Prof. Carlos Wörner Olavarría, (Ausente) [en lugar de firma manuscrita] / Valparaíso, 23 de agosto de 1984.–«7
A.8 Erklärung des Bischofs von Valparaíso, 4.9.1984 »DECLARACION OFICIAL SOBRE PRESUNTAS APARICIONES EN VILLA ALEMANA. A LOS FIELES CATOLICOS Y PERSONAS DE BUENA VOLUNTAD: Ante las reiteradas solicitudes hechas a los párrocos y a este Obispado, me ha parecido necesario emitir la siguiente declaración oficial, oído el Consejo de Gobierno de la Diócesis: 1.– Ratifico en su totalidad las anteriores declaraciones por mí emitidas. 2.– La Comisión Investigadora ha elaborado un nuevo informe, que he ordenado hacer público con fecha 24 de Agosto de 1984, y que asumo íntegramente. 3.– En base a dichas investigaciones realizadas por la Comisión, DECLARO: No hay ningún motivo de credibilidad para aceptar las presuntas apariciones y, al contrario, aparecen más bien como una utilización le la fe popular y de la devoción mariana de nuestro pueblo fiel, que lo aparta de las orientaciones vigentes de nuestra Iglesia, así como de sus legítimos Pastores. No es auténtica una devoción a la Virgen María que esté en contradicción con las enseñanzas de la Iglesia. 4.– Aunque se llegara a construir en el lugar de las presuntas apariciones alguna Capilla, NO autorizaré en ella ningún acto de culto católico, a tenor de las actuales disposiciones canónicas. 5.– Los sacerdotes y 7
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religiosas que continúan yendo a dicho lugar y los que promuevan la devoción a estas presuntas apariciones en sus homilías o en el ejercicio de su ministerio, lo hacen en abierta desobediencia del Obispo Diocesano, bajo cuya jurisdicción están, aunque provengan de otras Diócesis. 6.– Está prohibido a los sacerdotes bendecir signos propios de la dicha devoción, y a los fieles usarlos o ponerlos en sus casas. A ustedes, mis queridos fieles que llevados por su buena fe y devoción sincera a la Santísima Virgen, han adherido a estas presuntas apariciones, las exhorto con palabras de San Pablo, no dejarse llevar por deseos de oír novedades y, apartando los oídos de la verdad, aplicarlos a las fábulas. . . (2 Timoteo 4: 3–4). Con Jesús, Unico Pastor y Señor de nuestra Iglesia, y con María su Madre Santísima y Madre de nuestra Iglesia, les repito una vez más, ›conviértanse y crean en el Evangelio‹. Esta declaración será leída en las Misas de todas las Parroquias, Iglesias, Capillas de nuestra Jurisdicción, el Domingo siguiente a su recepción. [firmado] FRANCISCO DE BORJA VALENZUELA RIOS Arzobispo Obispo de Valparaíso. VALPARAISO, 4 de septiembre de 1984.«8
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Bibliographischer Anhang
Abkürzungen für Archivalien und Standardwerke Die folgende Bibliographie trennt zwischen Quellen – dazu zählt auch die Literatur der Peñablanca-Anhänger –, Pressequellen und Sekundärliteratur. Da möglicherweise in Einzelfällen aus den Anmerkungen im Text nicht eindeutig ersichtlich ist, ob es sich bei der zitierten Angabe um eine Quelle oder um Sekundärliteratur handelt, wurden entsprechende Querverweise eingefügt. Die Angaben zu den Pressequellen der Epoche erfolgt ausführlich, größtenteils mit Nennung von Titeln und Untertiteln. Die Artikel sind nach Publikationsorgan und in sich chronologisch geordnet. Weniger als viermal zitierte Periodika finden sich unter »Sonstige Pressequellen«. Sofern Artikel namentlich gezeichnet waren, sind die Autoren zusätzlich angegeben. Mehrere Artikel in der Presse zum selben Themenkomplex an einem Tag – etwa die jeweilige Berichterstattung über die Vorgänge in Peñablanca – sind zu einem bibliographischen Eintrag zusammengefaßt (»/« trennt Artikel mit eigener Überschrift, »:« Ober- und Hauptitel, ».« Hauptund Untertitel und »–« mehrteilige Untertitel). Auf ein Erscheinen auf der Titelseite bzw. als Aufmacher sowie teilweise auf Fotografien ist gesondert hingewiesen. Alle im Text zitierten Bibelstellen folgen der Einheitsübersetzung. Die im Text und Literaturverzeichnis verwandten Abkürzungen folgen weitgehend den »Abkürzungen Theologie und Religionswissenschaft nach RGG4 (Tübingen 2007)«.
Abkürzungen für Archivalien und Standardwerke
AHES AICRV AJuS AUT FMC
BBKL DH
Archivo Histórico Ecclesiástico, Santiago de Chile. Archivo del Instituto de Ciencias Religiosas, Pontifica Universidad Católica de Valparaíso (interner Archivbestand). Archivo Judicial, Santiago de Chile. Apóstoles de los Últimos Tiempos (privater Archivbestand). Fundación Monte Carmelo (privater Archivbestand).
Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, hg. von F.W.B AUTZ, fortges. von T.B AUTZ, Hamm 1975ff. H.D ENZINGER: Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum. Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, verbessert und hg. von P.H ÜNERMANN, Freiburg i.Br. u.a. 38 1999.
624 DSM-IV-TR
EncRel (E) HRWG
KKK LCI LMK LThK2
LThK3
MarL MLexR
Puebla RGG
RGG2
RGG3
RGG4
TRE
Abkürzungen für Archivalien und Standardwerke
Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen. Textrevision; dt. Bearb. von H.S ASS U . A ., Göttingen 2003. The Encyclopedia of Religion hg. von M.E LIADE, New York 1–16,1987, 2 2004. Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, hg. von H.C ANCIK/B.G LADIGOW/M.L AUBSCHER, Stuttgart u.a. 1,1998 – 5,2001. Ecclesia Catholica. Katechismus der Katholischen Kirche, München 2003. Lexikon der christlichen Ikonographie, hg. von E.K IRSCHBAUM, Freiburg i.Br. u.a. 1,1968–8,1976 = 1990. Lexikon der Marienkunde, hg. von K.A LGERMISSEN U . A ., Regensburg 1,1967. Lexikon für Theologie und Kirche, zweite, neubearb. Aufl., hg. von M.B UCHBERGER, Freiburg u.a., 1,1957–10,1965, Registerband 1967. Lexikon für Theologie und Kirche, dritte, völlig neu bearb. Aufl., hg. von W.K ASPAR, Freiburg u.a., 1,1993–10,2001, Registerband 2001. Marienlexikon, hg. von R.B ÄUMER, St. Ottilien, 1,1988– 6,1994. Metzler Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien, hg. von Ch.A UFFARTH/J.B ERNARD/H.M OHR, Stuttgart, 1,1999–4,2002. Documentos de Puebla, Madrid, 2 1979 (Colección Puebla 2). Die Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. von F.M.S CHIELE/L.Z SCHARNACK/H.G UNKEL/O.S CHEEL, Tübingen, 1,1909–5,1913. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, zweite, völlig neu bearb. Aufl., hg. von H.G UNKEL/L.Z SCHAR NACK /A.B ERTHOLET /H.FABER /H.S TEPHAN , Tübingen, 1,1927–5,1931, Registerband 1932. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, dritte, völlig neu bearb. Aufl., hg. von K.G ALLING/H. Frhr.v.C AM PENHAUSEN /E.D INKLER /G.G LOEGE /K.Lø GSTRUP , Tübingen, 1,1957–6,1962, Registerband 1965. Religion in Geschichte und Gegenwart, vierte, völlig neu bearb. Aufl., hg. von H.D.B ETZ/D.S.B ROWNING/B.J AN OWSKI /E.J ÜNGEL , Tübingen, 1,1998–8,2005, Registerband 2007. Theologische Realenzyklopädie, hg. von G.K RAUSE/ G.M ÜLLER, Berlin, 1,1976 – 36,2004.
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Film- und Tonmaterial
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S ILVA T ORRES, Roberto (Regie): »Si es de Dios. continuara«. Drehbuch: V ERGARA C ARREÑO, Isabel / R UBIO, Pedro; Beratung: P ROVIDEL S ANHUEZA, Raúl; Produktion: I. Vergara / A RAYA R OJAS, Patricio, 1987. TVN (T ELEVISIÓN N ACIONAL DE C HILE ): Archivo Prensa, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, ca. 3 Minuten (Bericht über die Vorgänge auf dem Hügel von Peñablanc; Kurzinterviews mit Pilgern und Jaime Fernández), 29.9.1983. —: Archivo prensa, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, ca. 2 Minuten (Besuch von Bischof Borja Valenzuela in der Nuntiatur, Santiago; Kurzinterview Jaime Fernández), 6.10.1983. — / A RAYA E., Marcelo: Informe Especial – ¿Impostores o profetas? Fernsehbeitrag, ca. 35 Minuten, (Anmoderation: »Miguel Ángel Poblete el joven vidente que conversa con la Virgen y sufre las heridas de Cristo«), 25.8.1984. — / M UÑOZ, Guillermo: Informe Especial – Miguel Ángel Poblete, La secreta historia del joven vidente de Villa Alemana que cambió de sexo (Anmoderation), Fernsehbeitrag, ca. 43 Minuten, 28.9.1989. —: 24 Horas – La imagen que agita a Tomé, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, 10.10.2005. —: 24 Horas – Miguel Ángel. 25 años después, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, ca. 10 Minuten, 10.3.2008. —: 24 Horas – Miguel Ángel en estado grave. Esta internado en hospital de Peñablanca, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, ca. 2 Minuten, 24.9.2008. —: 24 Horas – Murió »el vidente de Peñablanca«. A los 42 años, víctima de cirrosis hepática, Fernsehbeitrag, Nachrichtensendung, ca. 1:30 Minuten, 27.9.2008.
Pressequellen .
A.13 Análisis A NÁLISIS / G EIS, Irene: Argentina ya votó, Chile ¿por qué no? Misión del Departamento de Estado norteamericano vino a formular esa pregunta y a dar su respaldo a la Alianza Democrática (Titelseite) (68, 8.–22.11.1983, 1.4– 6). — / F ERNÁNDEZ, Jaime / C OLLYER, Patricia (Interview): Aparición de Villa Alemana: ¿Una virgen »made in Chile«? ¿Por qué la jerarquía eclesiástica negó el carácter de »divinas« a las visiones de Miguel Angel Poblete y – por el contrario – calificó el hecho de »sospechoso«? El Padre Jaime Fernández, a cargo de la investigación del suceso, entregó la repuesta a ANALISIS (69, 22.11.–6.12.1983, 8–10). — / C OLLYER, Patricia: El infierno de calle Habana (69, 22.11.–6.12.1983, 23). — / P OZO, Felipe: Clamor nacional: Fin de la CNI (Titelgeschichte) (69, 22.11.– 6.12., 1.20–22). — / C OLLYER, Patricia / A CEVEDO, Patricio: Quinta Región: Entre »vírgenes y medianoche«. Un recorrido por el »epicentro« de las apariciones llevó a ANALISIS a concluir que definitivamente »algo huele mal« allí. Y también que un »Basta« cada vez más massivo recorre la zona, que se suma al clamor de »Democracia ya« (70, 6.–20.12.1983, 18-20). — / M ADARIAGA G UTIÉRREZ, Mónica: Mónica Madariaga pide perdón (120, 10.–16.12.1985, 14–19).
A.14 Apsi A PSI / M AZA, Gonzalo de la / G ARCÉS, Mario: La explosión de las mayorias (129, 1.–14.11.1983, 29–33). —: Vida y milagros de la Virgen de Peñablanca (163, 7.–20.10.1985, 19-23) — / B ARROS VALENZUELA, Álvaro: La Virgen de Peñablanca (Leserbrief) (164, 21.10.–3.11.1985, 63f.). — / M ADARIAGA G UTIÉRREZ, Mónica / S UBERCASEUX, Elizabeth (Interview): »Lo que habrá en 1989 será un autogolpe« (182, 30.6.–13.7.1986, 22–24). — / M OULÍAN, Rodrigo: La transfiguración de Miguel Angel. Vidente de Villa Alemana II (317, 14.–20.8.1989, 24f.).
Der Spiegel
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A.15 Der Spiegel D ER S PIEGEL: Wunder: Heller Schein im gelben Lauf. Augen eines verschreckten Rehes (Titelseite: Dein Vater ist im Krieg. Thurner Marien-Geschichte) (3/44, 27.10.1949, 31f.). —: Chile: Pleite der Chicago Boys / »90 Prozent der Bürger stehen hinter uns«. SPIEGEL Interview mit dem chilenischen Gewerkschaftsführer Rodolfo Seguel (37/37, 12.9.1983, 139–141). —: »Hauptsache, du protestierst. SPIEGEL-Redakteur Siegried Kogelfranz beim Zehn-Jahres-Jubiläum der Junta in Chile / »Hier sind die Menschen gewalttätiger«. Der chilenische Innenminister Sergio Onofre Jarpa Reyes über das Pinochet-Regime (37/38, 19.9.1983, 139–147). —: Chile: Fehler des Herrschers (37/39, 26.9.1983, 202–212).
A.16 El Mercurio de Santiago E L M ERCURIO DE S ANTIAGO – E DICIÓN I NTERNACIONAL (16.–22.12.1982): Acuerdos de Punta de Tralca: carta de los Obispos a los católicos de Chile. En declaración que resume conclusiones de ultima asamblea señalan que la condición básica para »el renacer de Chile« es el »regreso a una plena democracia, el respeto a la dignidad humana y el reonocimiento del valor del trabajo«. (Martes 21) / Respuesta del Gobierno (Miércoles 22). — (23.–29.12.1982): La semana política. La carta de los Obispos (Domingo 26). — (30.12.1982–5.1.1983): 7 Obispos No Firmaron Documento Episcopal. Tampoco participaron en la redacción de la declaración »El Renacer de Chile«. No obstante, el documento tuvo quorum reglamentaria. — (7.–13.5.1983): Moseñor Fresno: »El mejor camino es un mayor diálogo«. El nuevo Arzobispo de Santiago concurrió a una reunión ordinaria del Comité Permanente del Episcopado, del cual es miembro, y posteriormente a un almuerzo con el Presidente de la República, al que asistieron también los Arzobispos de Valparaíso y Concepción. — (9.–15.7.1983): En su Audiencia en Plaza San Pedro: Exhortación Papal a La Concordia en Chile. Llamó a evitar »la violencia, aun con el propósito de alcanzar aspiraciones legítimas«. (Miércoles 14). — (27.8.1983): Termina Estado de Emergencia (Aufmacher). En Valparaíso quedó derogada anoche la restricción vehicular nocturna. Podrá transitarse libremente y sin horarios. La derogación del Estado de Emergencia significa que se eliminan las limitaciones de la locomoción, la facultad de censurar correspondencia y comunicaciones y se imposibilitan las restrecciones a la libertad de información y opinión. Se mantiene vigente, sin embargo, el Estado de Peligro de Pertubación de la Paz Interior (Aufmacher, Titelseite) (1.10). — (29.8.1983): Toque de Queda terminó anoche en todo el país (Titelseite, Foto) (1.8).
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Pressequellen
— D E V EER R IVERA, Raul (30.9.1983): Multitudinaria peregración a cerros de Villa Alemana (C1f.). — / O LAVE, Jorge / L AFOURCADE, Enrique (2.10.1983): Los sucesos de Villa Alemana: Actores de una Peregrinación / Habla el Padre Luis / La Virgen Amarrada en un Trapito (D7.D11). — / F.U.S. (23.4.1985): Símbolos Cristianos (Leserbrief) (A2). — / L AFOURCARDE, Enrique (5.5.1985): Ictus, la Virgen, Miguel Angel (D16). — (13.6.1988): Miles de Peregrinos en Monte Carmelo (C9). — (17.1.1995): F.J. Cuadra y el cometa Halley (C2). — / B ARRÍA, Audénico (28.4.1999): ¿Misas en Montecarmelo? En el mismo lugar donde el joven Miguel Angel caía en trance y se le aparecía la Virgen – según él –, hoy, una vez al mes, se ofician misas en un llamado santuario. La Iglesia comprobó hasta el cansancio que todas esas revelaciones fueron un fraude bien montado (Visión nacional 04). — / L EZAETA P., Pedro (28.10.2005): El Arte de »vender la mula« en Chile: Cuentos nuevos y viejas »pomadas«. Los ídolos, historias y máquinas que pasaron de sueños a fiascos (C 7). — / C UADRA, Francisco Javier / M UÑOZ, H. Juan Antonio (Interview) (13.11.2005): »De nuevo estoy siendo crucificado« (D13). — / A NGUITA, María Teresa / C EA, Rodrigo (10.2.2008): Detalles inéditos a 25 años de las supuestas apariciones en la Quinta Región: Los misteriosos que comienza a develar la Virgen de Peñablanca. — O NLINE (27.9.2008): Falla multiorgánico causa muerte del »Vidente de Peñablanca«. Miguel Ángel, quien vivía en los últimos años bajo la identidad de Karol Romanoff, sufrió una hemorragia digestiva, causada por una cirrosis (im Internet zugänglich: http://www.emol.com/noticias/nacional/detalle/ detallenoticias.asp?idnoticia=323667#; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / B ARRÍA, Audénico (28.9.2008): Convocó a miles de peregrinos en la década de los 80: Murió Miguel Ángel Poblete, el vidente de Villa Alemana. Está siendo velado en una parcela donde sólo se permite ingreso a los miembros de la secta que dirigía. — / Z ÚÑIGA, Víctor (1.10.2008): En Santiago: Centenar de »fieles« en sepelio de Miguel Ángel. — / ÁVILA, Moisés / V ILLAVICENCIO, Gustavo (5.10.2008): Epílogo de una devoción – Secretos de un final inesperado: Los últimos días del »vidente« de Peñablanca. Ya no podía hablar ni moverse. A duras penas, pedía que lo llavaran al baño o que lo vistieran. Sumido en el alcoholismo, Miguel Ángel o Karol Romanoff, quien hace 25 años conmocionó al país al afirmar que mantenía comunicación con la Virgen María falleció. Deja más de 200 seguidores, quienes ya no deberán solventar su mantención (D 12f.).
El Mercurio de Valparaíso
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A.17 El Mercurio de Valparaíso E L M ERCURIO DE VALPARAÍSO / VALENZUELA R ÍOS, Francisco de Borja (17.1. 1981): Monseñor Escrivá de Balaguer y el clero (im Internet zugänglich unter: http://opusdei.netfirms.com/opus-dei-texto-0226.htm; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (15.8.1983): Visita al Santuario de Lourdes: Multitud de inválidos y enfermos recibió el Papa (Titelseite, Foto). Juan Pablo II es el primer Papa reinante que visita el venerado santuario, donde según la fe católica, la Virgen María se apareció hace 125 años. Oró por las víctimas caídas en Chile en los últimos incidentes (1.7). — (16.8.1983): En Villa Alemana: Masiva peregrinación a cerro donde joven »vio« a la Virgen. Más de mil personas, que llegaron en autos y buses, subieron ayer hasta una colina, a orar junto a un muchacho que dice haber visto a la Virgen María (1.10). — (17.8.1983): Cautela pide el Obispo en caso de apariciones. Sacerdote afirma que el hecho se vovlerá a producir el 1◦ de septiembre (1.10). — (18.8.1983): Nueva peregrinación a orar habrá mañana (13). — (19.8.1983): Villa Alemana: Revelaciones de aparición de la Virgen. Empiezan a trascender algunos de los anuncios que se afirma ha recibido el joven Miguel Angel Poblete (1.10). — (20.8.1983a): La aparición está hablando con símbolos. Reveló ayer el joven que afirma haber visto a la Virgen. Ofreció una conferencia de prensa en la parroquia El Sol (Titelseite, Foto) (1.12). — (20.8.1983b): Del Vaticano de la provocación de Argentina (Titelseite). El hecho tuvo amplia difusión en la prensa de Buenos Aires (1.12). — (22.8.1983): Una interminable romería llegó a Villa Alemana. Durante todo el día de ayer miles de personas acudieron al lugar en que se afirma se habría aparecido la Virgen (1.8). — / R ODRÍGUEZ Q., Gloria (21.8.1983): ¿Qué hay de cierto en las Apariciones? El joven Angel Poblete asegura haber visto varias veces a »la Señora« en Villa Alemana y dice haber recibido mensajes de ella. Aunque no hay nada probado, esl agreste sector se ha convertido en un lugar de peregrinación que atrae a miles de personas (1.12). — / M ANGINI C OSTA, Franco (31.8.1983): La vírgenes negras (3). — (1.9.1983): Esperan aparición de Virgen. Se cree que miles de personas concurrirán hoy a Villa Alemana (5). — (2.9.1983): 20 mil personas se reúnen en el lugar de las apariciones (Titelseite, 2 Fotos). Llantos, gritos, alabanzas y desmayos hube en Villa Alemana. Desplazamiento de una nube creó extasis entre los peregrinos que decían ver en ella la figura de la Virgen María (1.10). — (3.9.1983): Revelan mensajes de presunta aparición. Incluyen también el anuncio de futuros milagros (Titelseite) / Anuncian nueva aparición de la Virgen en Villa Alemana (1.13).
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— (4.9.1983): Bajó el número de los romeros. Joven sigue afirmando que ve a la Virgen (Titelseite, Foto) (1.12). — (8.9.1983): Obispo llama a evitar violencia (4). — (9.9.1983): Hubo desilusión en nueva romería en Villa Alemana. Llegaron casi cuatro mi personas – Arduo trabajo para la Cruz Roja – La gente manifestó decepción al no tener ningún signo de la posible presencia de la aparición que afirma ver un joven (6). — (10.9.1983): Obispado: Se inició investigación de presuntas apariciones (5). — (20.9.1983): Cerro de Villa Alemana: Marcan lugar donde se produciría un milagro (8). — (24.9.1983): Mensaje papal a los católicos chilenos (4). — (25.9.1983): Peruano afirma que habla con extraterrestres. Sus increíbles narraciones (Titelseite, Foto) (1.13). — (26.9.1983): Villa Alemana: Intentan fotografiar imagen de la Virgen (11). — (30.9.1983): Gigantesca romería en Villa Alemana. Se calcula en más de 30 mil personas los asistentes – Sólo por el camino La Playa se contabilizaron 3 mil automóviles (Titelseite) (1.8). — (13.8.1984): Profesionales entregan sus testimonios sobre presuntas apariciones de la Virgen. — / Q UIJADA, Mario (14.12.1986): Miguel Angel, la Virgen y anticuchos. — (14.6.1987): Vinieron desde Bolivia para ver a la Virgen. Ciento cincuenta mujeres y tres varones viajaron desde Santa Cruz de la Sierra para visitar el santuario levantado por la creencia popular en Villa Alemana (1.12). — / VALENZUELA R ÍOS, Francisco de Borja (17.5.1992): Un nuevo beato para la Iglesia (A2) (im Internet zugänglich unter: http://opus-dei.webcindario. com/opus-dei-texto-0220.htm; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / Z AMORA, Rosa (6.6.2004): Luminosas, silenciosas, »milagrosas«. Estandarizadas algunas en las nuevas autopistas, desmantelada otra en una acción que llegó a la justicia, la tónica es el respeto hacia ellas. — (28.8.2004): Vuelven visiones a Villa Alemana. Vidente de Monte Carmelo, ahora llamado Karole Romanova, dice que emanó sangre desde hostia e imagen de la Virgen. — / PÁVEZ, Daniela (10.2.2008): »El presente confirma lo que dijimos«. El supuesto vidente, hoy se viste de mujer, lidera secta religiosa, cuida una parcela e insiste en ver la Virgen.
A.18 Ercilla E RCILLA / S UÁREZ G ONZÁLEZ, Ramón: Secretario general de gobierno (Leserbrief) (2507, 17.–23.8.1983, 5). — / A LVAREZ P., Rosario: Relaciones este-oeste: Al Calor de la guerra fría. Diciembre es el plazo fatal para que se llegue a un acuerdo sobre desarme, pero la tensión Este-Oeste crece y aleja esa posibilidad. El derribo avión
Hoy
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comercial surcoreano y las continuas denuncias y acusaciones de los dos bloques dificultan las negocaciones (2512/21.–27.9.1983, 51f.). E RCILLA / F ERNÁNDEZ M ONTERO, Jaime / F ERNÁNDEZ, Maria Isabel: Padre Jaime Fernández: »La Iglesia actúa con cautela« (Interview vom 2.10.) (2514, 5.–11.10.1983, 10f.). —: Villa Alemana: Luz roja a las »apariciones«. Obispo de Valparaíso declaró tener un actitud fuertemente crítica al respecto. Se investigan orígenes del caso (2515, 12.–18.10.1983, 15). —: Renuncia de Mónica Madariaga (2516, 19.–25.10.1983, 7) — / C RUZAT, Magdalena: Religión: »Cáncer marxista en la Iglesia«. En entrevista con: El experto Fernando Moreno se explaya sobre la teología de la liberación – Cristianismo y marxismo aparecen como posiciones irrreconciliables que impiden toda colaboración (2517, 26.10.–1.11.1983, 21– 24). — / A LVAREZ P., Rosario: Armamentismo Nuclear: Cuenta regresiva... ¿irreversible? Tanto los Estados Unidos como la Unión Soviética siguen haciendo proposiciones respecto al desarme nuclear en Europa, pero ambos consideran que la contraparte mantie sue »rigida actitud inicial« (2518, 2.–8.11.1983, 61–63). — / VARGAS, Mauricio: Lo que pasaría en Chile y en el mundo: El riesgo de una guerra nuclear (Titelgeschichte). Bomba atómica: La destrucción en cadena – El pavoroso efecto que causaría en Chile una explosión atómica ha sido analizado seriamente por la ciencia – Según la Otán, en caso de un conflicto nuclear, tres misiles soviéticos serian disparados sobre territorio chileno (2522, 30.11.–6.12.1983, 1.23-26). — / G ONZÁLEZ L., Alfredo: Apariciones de la Virgen (Leserbrief) (2557, 1.– 7.8.1984, 5). — / —: Sobre dictamen definitivo (Leserbrief) (2563/12.–18.9.1984, 5). — / F ERNÁNDEZ, Maria Isabel: Caso Villa Alemana: Dictamen definitivo (2561, 29.8.-4.9.1984, 13f.). —: Problema de »peces« (2595, 24.–30.4.1985, 7). — / G ONZÁLEZ L., Alfredo: Símbolos (Leserbrief) (2597, 8.–14.5.1985, 5).
A.19 Hoy H OY: Francisco de Borja Valenzuela: »Nadie es poseedor total y absoluto«. Nuevo obispo porteño habla de la violencia, de »lo social«, de los vicarios y de la UC de Valparaíso (310, 29.6.–5.7.1983, 16f.). —: Dicen: »Boris Alonso Carvallo, médico oftalmólogo« (325, 12.–18.10.1983, 4). —: Dicen: »Sacerdote Jaime Fernández, del Movimiento Apostólico de Schoenstatt, delegado episcopal« (326, 19.–25.10.1983a, 4). —: Confidencias: Mariano sospechoso (326, 19.–25.10.1983b, 21).
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—: Confidencias: Una radio cuestionada (327, 26.10.–1.11.1983, 18). — / B ARROS VALENZUELA, Álvaro: »Milagro« en Villa Alemana (Leserbrief) (327, 26.10.– 1.11.1983, 70). —: Campañas: »Madres« cuestionadas. Iglesia Católica denuncia presencia de Fiducia en Pudahuel que recuerda fraudolento episodio de Villa Alemana (330, 16.–22.11.1983, 13). —: Polémica: »Magisterio« de Fiducia. Arzopispado expresa su extrañeza y malestar (335, 21.–27.12.1983, 59f.). —: Villa Alemana: Fin de »milagro« (372, 3.–9.9.1984, 27). —: ¿Y el iluminado? (466, 23.–29.6.1986, 20). — / G ONZALES C AMUS, Ignacio: La historia de los peces »milagrosos« (405, 22.– 28.4.1985, 6–8). — / M ILLAS, Hernán: Consuma pescado (405, 22.–28.4.1985, 14). — / B LANCO, Guillermo: Sobre peces y colores (406, 29.4.–5.5.1985, 17).
A.20 La Cuarta L A C UARTA (14.6.1985): Milagrero defraudó a la hinchada: No apareció la Virgen ni Santo Sudario. Sí lo hizo un arzobispo ortodoxo. — (20.6.1985): Más falso que pescado de papel es arzobispo que apoya a Miguel Angel. Dice la Iglesia Ortodoxa de Antioquía. — (10.3.1986): Aseguran que mayas, aztecas y los incas tenían julepe por el Halley (3). — (11.3.1986): Canal del angelito se lanza tras el bullado cometa Halley. Hernán Olguín dirige maniobras (20). — (13.3.1986a): OVNIS se dejan caer en territorio argentino. Radioemisora transmitó su aparición (4). — (13.3.1986b): A gallada le importa un pucho el cometa: Nadie madruga para verlo. ¡Qué gente con tan poco entusiasmo! (3). — (14.3.1986a): OVNIS de gira turística por toda América: ¿Y cuándo vienen a Chile? Gallada dice que andan en buena onda. — (14.3.1986b): Esperando al cometa, Anzeige von R ADIO P ORTALES. — (15.3.1986): Le tomaron fotos hasta por la pared del frente al »Halley« (Titelseite). Astrónomo de casa asegura que los cometas trajeron vida a la Tierra. Al aguaite del »Halley« para comprobar hipótesis (1.3). — (20.3.1986): Hóroscopo el domingo: Diana de Fátima: »Cometas no influyen en los astros« / A toto chancho el »Halley« recorre el Sistema Solar (5f.). — (23.3.1986): El Halley se ve cada día más grandotote. Se ve bien a ojo pelado (4). — (25.3.1986): Recorridos para todo bolsillo ofrecen para sapear al cometa (6). — (30.3.1986): Con música del viejo Bach están esperando al Halley (5). — (29.3.1986): Mejor que el Festival de Viña será show del cometa »Halley« (6).
La Cuarta
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L A C UARTA (31.3.1986): Querían ver el Halley y vieron un OVNI de este porte. — (8.4.1986): En Chile también la revuelven hartazo con el famoso cometa. — (16.12.1986): Campeón para las pílseners y los cigarillos caros es Miguel Angel. En »zona de las apariciones« no creen en sus milagros. — (13.6.1988): Ni Virgen ni agua. — / D ÍAZ, Julio / A LLENDES, Miguel Ángel (7.8.1989): »LA VIRGEN ME HIZO MUJER«. Miguel Angel con el paraguas totalmente al revés (Aufmacher, Titelseite, Foto). »Soy mujer, ¿o no lo ven.?« (1.3). — / D ÍAZ, Julio / A LLENDES, Miguel Ángel (8.8.1989): »Milagrero« Miguel Angel se puso miéchica de frentón: MARÍA ANGÉLICA SERÁ SU NOMBRE. (Aufmacher, Titelseite). La verdad: Le tomó el pelo a medio mundo: Miguel Angel se puso taquillera y ahora se llmará María Angélica / Gallada se santiguaba 3 veces antes de responder encuesta pop: »Cambio de sexo es otra chiva del Miguel Angel« (1.2.28). — (9.8.1989): Planea casarse con joven compañero de pieza: MIGUEL ÁNGEL SERÁ »SEÑORA« (Aufmacher, Titelseite, Foto). Planea casamiento con joven compañero de pieza: Miguel Angel ahora quiere ser »señora« (1.3). — (3.4.1993): Homo Miguel Angel Poblete fue expulsado de Bolivia: Hizo llorar sangre a otra virgen. Haciendose pasar por vidente, explotó milagro de Cotoca (3). — (21.8.2002): Vidente transexual formó secta en Villa Alemana. Reportaje de programa »Contacto« revela paradero de Miguel Angel Poblete (20) (im Internet zugänglich unter: http://www.lacuarta.cl/diario/2002/08/21/21. 20.4a.ESP.MIGUELANGEL.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (13.11.2002): Desenmascaramos el tongo de Miguel Angel. Iluminado de Villa Alemana se cambió de sexo y ahora es una rucia guatona súper ordinaria (im Internet zugänglich unter: http://www.lacuarta.cl/diario/2002/11/13/13. 22.4a.CRO.DESENMASCARAMOS.html; zuletzt aufgefunden: 18.6. 2009). — / C OSSIO L., Héctor (26.5.2003): Como und verdadera diva celebró su cumpleaños el »vidente« Miguel Angel (im Internet zugänglich unter: http:// www.cuarta.cl/diario/2003/05/26/26.02.4a.CRO.COMOUNAMIGUELANG EL.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / C OSSIO L., Héctor (31.8.2003): Miguel Angel: »Chile me mató«. El »vidente« de Villa Alemana confiesa que fue usado por la CNI y la Iglesia (im Internet zugänglich unter: http://www.lacuarta.cl/diario/2003/08/31/31. 05.4a.CRO.MIGUELANGEL.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / T ORRES A., Manuel (12.2.2004): Fervor popular por Virgen de Lourdes. — / G ÓMEZ S OTO, Sandra (6.5.2004): Orden de arresto contra Jorge Castro de la Barra. »Teledoctor« podría irse precioso por deuda de 43 guatones de pensión alimentaria (http://www.lacuarta.cl/diario/2004/05/06/06.21.4a. ESP.CASTRODELA.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / P ÉREZ L., Hugo / G ÓMEZ S., Sandra (8.5.2004): Jorge Castro de la Barra: »Le apuesto 10 millones a que me titulé en la UC«. Telegurú desafió a que
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comprueben que no fue a la universidad (http://www.lacuarta.cl/diario/ 2004/05/08/08.15.4a.ESP.JORGE.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (17.11.2004): El »iluminado« Miguel Ángel era entero chanta. 1984 – 85 (http: //www.cuarta.cl/diario/2004/11/17/17.12.4a.CRO.ILUMINADO.hmtl; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (26.3.2004): Karole Miguel Angel entre la espalda y la pared en »Umbrales«. Reapareció ex vidente de Villa Alemana (im Internet zugänglich unter: http: //www.lacuarta.cl/diario/2004/03/26/26.18.4a.ESP.KAROLE.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / F ONCEA M., Sebastián (19.10.2006): El protagonista del »El Rey de la San Gregorio« asegura que está »vigente y sano« para seguir apareciendo en la TV: A Don Pío no lo llaman ni para los funerales. — / D ELGADO, A. / F ONCEA, S. (28.9.2008): Cirrosis hepática terminó con la figura que el régimen militar utilizó oara arrastar a miles de crédulos all Montecarmelo, en Villa Alemana: Se fue Miguel Ángel, el joven que veía a la Virgen para taparnos los ojos. Cuando »luz divina« ya la había convertido en Karole Romanoff dijo que era »pelolaís« / Fieses ahora lo elevan a la categoría de santo (2).
A.21 La Estrella de Valparaíso L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (11.6.1983): El próximo viernes, en Valparaíso: Multitudinaria recepción se le brindará al nuevo Obispo (3). — (13.6.1983): Cura párroco desmiente aparición de la Virgen (6). — (18.6.1983): Hermano Rufino hace milagros en Viña (Titelseite). En Viña afirman que es »santo milagroso«: Fieles y seguidores quieren beatificar al Hermano Rufino (1.13). — (22.6.1983): Nuevo Obispo jurará y hará su Profesión de Fe en Viña / El viernes, en Valparaíso: Pinochet asistirá a la entronización de Obispo (7.24 [Rückseite]). — (23.6.1983): Expresó Monseñor Emilio Tagle C.: »Siento una gran pena al dejar la Diócesis« / Grandiosa recepción dará Valparaíso a nuevo Obispo / En la población Vergara: En céntrico chalet de Viña vivrá Monseñor Valenzuela (3.5.7). — (24.6.1983): Nuevo Obispo se traslada con sus pipas y biblioteca / Vicarío se refiere a su gestión episcopal: Franco análisis de lo que dijo e hizo Monseñor Tagle / Cambio de Obispo Diocesano / Esta tarde asume como nuevo Obispo de Valparaíso. - Miles de sanfelipeños dieron su adiós a Monseñor Valenzuela (2.4.15). — / G ONZÁLEZ A., Manuel (Texte) / M EJÍAS, Manuel (Fotos) (25.6.1983): Nuevo Obispo de Valparaíso, Monseñor Valenzuela: »QUIERO SER EL HOMBRE DEL DIALOGO« (Aufmacher, Titelseite). »Quiero ser el hombre del diálogo«, dijo nuevo Obispo / Cronología de las múltiples expressiones de afecto / En Valparaíso: Primera vez que un Obispo entrega »en vivo« su
La Estrella de Valparaíso
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cargo / Puestos de confianza del nuevo Obispo: Confirmandos en sus cargos los Vicarios (1.10f.). L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (27.6.1983): En la procesión de San Pedro: Nuevo Prelado porteño orará con pescadores (3). — (29.6.1983): En el seminario Lo Vásquez: Nuevo obispo se reúne mañana con el clero de Valparaíso (10). — (30.6.1983): A 15 años de su trasplante de corazón: Ya se cree en milagros de María Elena Peñaloza (12). — (1.7.1983): Renunció el Vicario General de Diócesis (Titelseite). Monseñor Jorge Bosagna: Renunció Vicario General de la Diócesis de Valparaíso / En entrevista con autoridades regionales: Obispo reiteró en ser »el hombre del diálogo« / Hoy rendirán homenaje a Monseñor Emilio Tagle / Para organizar la Diócesis y designar Vicario General: Monseñor pidió sugerencias y nombres a sus sacerdotes (1.3.15). — (2.7.1983a): Monseñor Tagle, al recibir ayer homenaje de despedida: »Me felicito de haber sido el Obispo de Valparaíso« (Foto, Titelseite) (1.3). — (2.7.1983b): Pescadores artesenales son hombres de mucha fe: »Primero está Dios y despues los santos, aunque sean patronos« / Gran colorido tendrá tradicional procesión: San Pedro paseará mañana por la bahía (17). — R EVISTA DEL S ÁBADO / B ARROS, Andrés (2.7.1983): Los milagros bajo la lupa de la Iglesia (5). — (4.7.1983): Multitudinaria y a todo color fue la procesión de San Pedro (3). — (6.7.1983): RECTOR CIVIL ASUMIO EN UCV - En sorpresiva ceremonia efectuada esta mañana en el Obispado, firmó como nuevo Rector el abogado y Doctor en Derecho Raúl Bertelsen Repetto (Aufmacher, Titelseite). Abogado y Doctor en Derecho, Raúl Bertelsen: Rector civil asumió hoy en UCV (1.15). — (7.7.1983): De la UCV: Carta de despedida a comunidad universitaria dirigió ex rector / Quien es el nuevo Rector de la UCV / Carta de Ministra de Educación al Obispo: Nombramiento de nuevo Rector de UCV cuenta con complacencia del Gobierno / De la UCV: Texto del decreto que designó al nuevo Rector (3). — (8.7.1983a): Según estudiantes de UCV: »Nombramiento de Rector Académico es positivo« / Esta mañana, en la UCV: Calurosa recepción al Obispo y Rector / Ministra de Educación: »Los jóvenes deben ser escuchados« (10.Rückseite). — (8.7.1983b): Arzobispo Obispo de Valparaíso, Monseñor Francisco de Borja Valenzuela: »Los porteños me han robado el alma«. Emotiva bienvenida en la Municipalidad / Monseñor Jorge Sapunar: Ayer juró nuevo Vicaro General (3). — (9.7.1983): Ex Vicario General sostuvo una cordial entrevista con »La Estrella«: Monseñor J. Bosagna: »No soy partidario del vandalismo dentro de la Universidad«. »Le deseo el mayor éxito al nuevo Obispo porteño« – Hizo un
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recuento de su labor de 20 años junto a Monseñor Emilio Tagle Covarrubias / Obispo visitó ayer la Corte de Apelaciones (3.7). — (12.7.1983): Monseñor René Pienovi: Vicario de Educación fue confirmado por el Obispo (3). — (13.7.1983a): DIALOGO EN CHILE PIDE EL PAPA. Apasionado llamado a la paz hizo hoy, expresando rechazo a la violencia Obispo de Valparaíso: »El Papa ha respaldado a nuestro Episcopado« (Aufmacher, Titelseite). El Papa llamó al diálogo en Chile / Obispo de Valparaíso: »El Papa ha respaldado a nuestro Episcopado. Lamentó hechos de la UCV y señaló que el diálogo no se hace rompiendo cosas (1.8.10). — (13.7.1983b): INCIDENTES: Estudiante murió al ser baleada en Viña – En Valparaíso, Viña del Mar y San Antonio – 301 son los detenidos (Titelseite, 1 Foto). Informe del Itendente Regional: Ochenta detenidos en incidentes de la UCV / Alcalde Bartolucci: »Lo ocurrido en la UCV es un asunto político y subversivo / Versión oficial de Carabineros sobre hechos de ayer y de anoche: 149 detenidos: saldo de incidentes en Valparaíso / 88 detenidos por infringir el toque de queda en San Antonio / Recibió frente a su casa en Pudahuel: Joven muerta en incidente era hermana de carabinero / En incidentes de anoche en Valparaíso y Viña del Mar: 30 buses y varios autos con vidrios destrozados / Un muerto y 2 heridos de bala en Santiago / Estudiante murió al ser baleada en Viña (1.7.10.15.22). — (14.7.1983): Pinochet: »Nosotros siempre hemos estado llanos a aceptar diálogo«: S.E. ACEPTA EL LLAMADO DEL PAPA (Aufmacher, Titelseite). Hay que escuchar al Papa (Kommentar) / S.E. acepta llamado del Papa (1.4.Rückseite). — (18.7.1983): Fieles pasaron su imagen por el cerro Bellavista: Que haya reconciliación se pidió a Virgen del Carmen (3). — (20.7.1983): Versión del Coronel Videla: Acuerdo de paz chileno-argentino estaría listo (Titelseite) (1.Rückseite). — (21.7.1983): Señalo Secretario Canciller del Obipado: Obispo nombraría en dos meses más nuevos vicarios (9). — (23.7.1983a): Una gran Universidad, un Canal de TV, 3 radios y numerosas instituciones de educación: El »poder temporal« del nuevo Obispo de Valparaíso (3). — (23.7.1983b): El mundo íntimo de los »promeseros« / Lo salvó de operación triple: Servidor de la Virgen de las 40 Horas desde hace 30 años / »Mi hermano estuvo desahuciado pero lo salvó la Virgen María« / Presidente de Asociación de Portadores de Andas: »Prometí estar siempre al lado de mi Virgen« / Mercedes Arellano González, 79 años, lleva 30 años como peregrino de Lo Vásquez: »Mientras portaba la Virgen me robaron la billetera« (18f.). — (8.8.1983a): Lourdes se prepara para recibir al Papa (6). — (8.8.1983b): MOVIDAS POLITICAS. Gabriel Valdés propicia creación de una Alianza Democrática, con exclusión del PC – Frente Constitucional
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pide diálogo dentro del marco de la actual Constitución – Corporación de Estudios Contemporáneos propone debate público de leyes política (Aufmacher, Titelseite). »Frente Constitucional« entregó un manifiesto / Proposiciones del ex canciller: Valdés anunció formación de »Alianza Democrática« / Análisis de la Corporación de Estudios Contemporáneos: Proponen debate público para las leyes políticas / Opina ex dirigente del P.N. porteño: »Ley de partidos políticos debe dictarse a la brevedad (1.3.8.Rückseite). L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (9.8.1983): Obispos rechazan la violencia y piden diálogo (Titelseite). Obispos rechazan la violencia (1.24). — (10.8.1983a): JURAN. Sergio Onofre Jarpa asumiría como Ministro del Interior [...] Esta tarde juran (Aufmacher, Titelseite). A las 19 horas jura el Gabinete (1.24). — (10.8.1983b): Pinochet: »Santiago está cubierto con 18 mil hombres« (24). — (11.8.1983): POLITICAS ENJUICIAN EL CAMBIO. 18 opiniones sobre nuevo Ministerio (Aufmacher, Titelseite). Sus parientes cuentan cómo es Onofre Jarpa: Valiente, polvorita, justo, de pocas palabras y abuelo tierno / Este el nuevo Gabinete / Gobiernistas, gremalistas y oposición opinan sobre los cambios ministeriales / Políticos porteños analizan el cambio / Jarpa: Solución definitiva para el problema del exilio (1.12f.Rückseite). — (12.8.1983a): HUBO 17 MUERTOS. 14 en Santiago y 3 en Valparaíso – 20 heridos y 244 detenidos en la zona – Dramáticos relatos de las tragedias – Cortes de luz y de transmisiones de TV – Versión oficial entregó la Intendencia / Autoridad militar: »Tropas reaccionaron ante ataques« (Aufmacher, Titelseite, 3 Fotos). Ruido de cacerolas y disparos al aire en San Felipe y Los Andes / Noche de horro en Valparaíso y Viña / En Santiago y Valparaíso: Ministro Márquez de la Plata: »Hubo 17 víctimas en total« / Versión de la Intendencia: 3 muertos y 244 detenidos / Ciudad de Valparaíso: 2 muertos y 20 heridos / Jefe de Zona en Estado de Emergencia de Santiago: »Las muertes derivaron por la reacción de las tropas ante los ataques« (1.3.9f.15.24). — (12.8.1983b): Viuda católica asegura haber visto a Jesucristo (7). — (12.8.1983c): Bomba en Lourdes a horas de visita papal (7). — (13.8.1983): Obispos llaman al cese de la violencia / Obispo Bernardino Piñera: »La muerte de 18 chilenos nos parece una cosa horible« (15.21). — (16.8.1983): Levantan rústico santuario donde se aparece la Virgen (Titelseite, Foto). Encontradas opiniones del »milagro« de Villa Alemana: Levantan rústico santuario donde se aparece la Virgen (1.24). — (17.8.1983): REVELAN LOS »ANUNCIOS« DE LA VIRGEN. Párroco cuenta versión del niño de V. Alemana que afirma haber visto a la Madre de Dios (Aufmacher, Titelseite). Señala párroco de El Sol: »Versión de las apariciones de la Virgen es creíble« (1.3). — L A C HUECA (17.8.1983): Villaalemaninos juran que tienen una virgen (mit Karikatur) (11f.).
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— (19.8.1983): Habló niño que vio a la Virgen. Reveló primera profecía (Titelseite). Habló niño que vio a la Virgen. Reveló primera profecía (1.24). — (20.8.1983a): El niño »milagroso« de Villa Alemana: »OTROS MAS PODRAN VER A LA VIRGEN«. Tres obispos opinan sobre las apariciones (Aufmacher, Titelseite, 2 Fotos). El niño »milagroso« de Villa Alemana: »Sólo 4 personas más podrán ver a la Virgen« / Los obispos porteños: »Hay que investigar« / En Villa Alemana: Continuá peregrinaje al cerro de la Virgen (1.21f.). — (20.8.1983b): Nómina completa de los 1.190 exiliados que vuelven al país (Titelseite). Entre ellos están Jaime Castillo Velasco, Alberto Jerez Horta, René Largo Farías, Víctor Barberis Castex, Xenia Cademártori, Alcalaus Coronel, Jorge David Lebon, etc. (1.12f.). — (22.8.1983a): Fervor popular en peregrinación a santuario de la Virgen del cerro. Centenares de fieles de toda la región acudieron a Villa Alemana (3). — (22.8.1983b): REUNIONES DE JARPA. Ministro del Interior fue hasta la Conferencia Episcopal y conversó una hora con los obispos Santos y González – »Hablamos de todo lo que uno se puede imaginar« – Después recibió a Seguel (Aufmacher, Titelseite). Jarpa se reunió con obispos (1.24). — (23.8.1983): Políticos argentinos y chilenos llaman a la paz. Emitirán declaración (10). — (25.8.1983): POLITICA: – Jarpa: Están llamando a protesta para hacer fracasar el diálogo – Obispo de Valparaíso: Inicio del diálogo es estupendo y magnífico – Pinochet citó a altos mandos (Aufmacher, Titelseite). »Almorzando el 13«: Jarpa, el diálogo y la apertura política / Obispo de Valparaíso: »Inicio del diálogo es estupendo y magnífico« - Carta pastoral será leída en todos los templos de las diócesis de Valparaíso y San Felipe / Ministro Jarpa: »Hay sectores interesados en hacer fracasar el diálogo (1.11–13.Rückseite). — (26.8.1983): Será la primera que verá Consejo de Estado: LA LEY DE PARTIDOS POLITICOS. Lo anunció Ministro Jarpa en Valparaíso (Aufmacher, Titelseite, 3 Fotos). Será la primera que verá Consejo de Estado: Ley de Partidos Políticos – Lo anunció hoy Ministro Jarpa en su primera visita oficial a Valparaíso (1.15). — / S OLAR, Claudio (27.8.1983): Nostradamus analiza caso de Virgen de Villa Alemana. El profesor porteño visitó el lugar y conció el fenómeno. »Miguel Angel es un hecho subjetivo« (2). — (1.9.1983a): MULTITUD ESPERA A LA VIRGEN. Caravanas de personas llegaron hoy a Villa Alemana ante supuesta aparición (Aufmacher, Titelseite, 2 Fotos). Multitud espera ver hoy a la Virgen en V. Alemana (1.13). — (1.9.1983b): Un Ovni fue visto en sector de Isla Negra (12f.). — (2.9.1983): Obispo nombraría comisión investigadora: MONJA: VI A LA VIRGEN (Aufmacher, Titelseite, mit Foto). ¿Y se hizo el milagro? (1–3). — (3.9.1983a): Dirigentes en Valparaíso: Seguel: »Perdonar y hacer un país libre« (Titelseite). Anoche, en Valparaíso: Seguel llamó a la quinta protesta (1.10). — (3.9.1983b): ¿Milagro? »La Virgen vendrá hoy« (Titelseite, Foto). Asegura el estudiante de Villa Alemana: »Yo sé que la Virgen vendrá hoy« / De la Virgen
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en Villa Alemana: Siquiatra se pronuncia sobre las presuntas apariciones (1.3.15). L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (5.9.1983): Apariciones en Villa Alemana: Teólogo de UCV: ¿Mensaje de Dios o una alucinación? (Titelseite, Foto). Incesante peregrinación popular durante el fin de semana: De todas partes van a rezarle a la Virgen de Villa Alemana / Teólogo de UCV analiza apariciones de Villa Alemana: »Hay que ver si es un mensaje de Dios o la alucinación de un niño« (1.3.23). — (8.9.1983): Dos heridos de bala en incidente en Valparaíso / Relativa tranquilidad en el país / Intendente: Fue una bomba tipo metralla (24). — (9.9.1983): Papa Juan Pablo II reitera: »Sacerdotes eben estar alejados de la política« (8). — (10.9.1983a): Masivo homenaje al Presidente Pinochet / Nuevos empleos y más dinero anunciará mañana Pinochet / Pinochet: »Ahí están las consecuencias de apertura« (36 [Rückseite]). — (10.9.1983b): Virgen de Villa Alemana: El lunes se produciría el primer milagro (Titelseite, Foto). Cunde fervor entre peregrinos: Afirman que la Virgen hará un milagro en V. Alemana el lunes (1.21). — (10.9.1983c): SE ROMPIO EL DIALOGO. Alianza supendió contactos con el Gobierno – Jarpa: »El diálogo no se ha deteriado« (Aufmacher, Titelseite). Alianza Democrática suspendió el diálogo / Jarpa: »El diálogo no se ha deteriorado« (1.36). — (10.9.1983d): Itendente regional analiza el nuevo aniversario del Gobierno: »Un pueblo sin fe, es un pueblo sin destino: Opinan Gobernador y alcalde porteños (16). — (10.9.1983e): Histórico acuerdo de la Cámara, el 22 de agosto 1973: Su proprio ilegalidad hizo caer al gobierno marxista (16f.). — (13.9.1983a): Una nueva serie postal conmemorativa del »10◦ Aniversario de la Liberación Nacional« [...] (3). — (13.9.1983b): No hubo milagro en Villa Alemana. Cinco mil personas acudieron »a ver« a la Virgen (24). — (14.9.1983a): Expertos predicen terremoto en la zona (Titelseite). Habrá daños en Valparaíso, Viña, Reñaca y comunas del interior, afirman: Ingenieros anuncian destructor terremoto en la zona para 1991 (1.10). — (14.9.1983b): Declaración oficial de la Iglesia de Santiago: FRESNO PIDE DEMOCRACIA Y DIALOGO. Amplio llamado a la autoridad, pobladores, gremios, políticos y cristianos en general (Aufmacher, Titelseite). Fresno pide democracia y diálogo (1.Rückseite). — (15.9.1983): Ingenieros de USM también creen que habrá un terremto en 1991 (7). — / S ÁNCHEZ B ÓRQUEZ, Carlos (15.9.1983): Pido la palabra: Reflexiones ante »apariciones« en Villa Alemana (Leserbrief) (6).
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— (17.9.1983): Presidente de arquitectos desconfía del prognóstico de un gran terremoto (17). — / P ROVIDEL S ANHUEZA, Raúl (17.9.1983): Pido la palabra: Profesor analiza apariciones de Villa Alemana (Leserbrief) (6). — (20.9.1983): Llamado de Orden Franciscana: Chile no puede llegar a una guerra civil (Titelseite). Llamado de la paz hace Orden Franciscana: »Chile no puede llegar a una guerra civil« (1.9). — (21.9.1983): Cardenal Silva Henríquez, en Argentina: Un conflicto limítrofe austral sería una locura (8). — (22.9.1983): Vuelco en caso de supuestas apariciones en Villa Alemana: VEN LLORAR A LA VIRGEN EN QUILPUE. Caso fue dado a conocer a sacerdote investigador (Aufmacher, Titelseite). Afirma familia quilpueina: »No es la Virgen que aparece sino que es un espiritu maligno« (1.3). — (23.9.1983): APARICIONES: MAS HECHOS ASOMBROSOS. Vecinos dan sobrecogedores testimonios sobre niño que afirma ver a la Virgen / Obispo: »Si no es cosa de Dios, pasará sola« (Aufmacher, Titelseite, Foto). Obispo de Valparaíso, frente a fenómenos de Villa Alemana: »Si estas apariciones no son de Dios, pasarán solas« / Revelaciones exclusivas del caso de la Virgen de Villa Alemana – Está anunciando un fuerte temblor y la aparición de un gran chorro de agua. La Virgen habría sanado a niña enferma de leucemía. Sin embargo, persiste la teoría de que se trataría de un fenómeno sobrenatural maligno (1–3). — (24.9.1983): Lo llevó niño de las apariciones de Villa Alemana: Párroco revela supuesto mensaje de la Virgen María a Miguel Kast (Titelseite). Grupe que no cree sea la Virgen, fundamenta su posición: Caso de presunta apariciones en Villa Alemana / La Virgen habría enviado un mensaje a Miguel Kast: Testigo de las apariciones se entrevistó con el ex ministro, tres días antes de su muerte: Revelación la hizo anoche el cura párroco de El Sol (1.12f.). — (26.9.1983): Testimonio gráfico de las apariciones de Villa Alemana (Titelseite, 2 Fotos). Impactante documento gráfico fue tomado en cerro de la Virgen: Caso de las apariciones arroja nuevos testimonios (1.3). — (27.9.1983): Camarógrafo vio las lágrimas de la Virgen (Titelseite). La Virgen habría posado sus pies sobre und cojín / Con nueva reja contará el improvisado santuario (1.3). — (28.9.1983): Vigilia habrá esta noche en el cerro de la Virgen: Anuncian milagro para mañana al mediodía (Titelseite). Vigilia habrá esta noche en el cerro de la Virgen (1.5). — (29.9.1983): MULTITUD INVADIO SANTUARIO. Fieles se amanecieron en Villa Alemana (Aufmacher, Titelseite). Multitud concurrió hasta el santuario popular de V. Alemana / Masiva vigilia hubo en torno al altar / Vieron a la Virgen del Carmen en Villa Alemana (1.12f.24). — (30.9.1983): VIRGEN DARA 5 SEÑALES. La proxima aparición será el viernes 7 – Animadora Gabriela Velasco: »Yo la vi en una nube« – Ayer hubo 70 mil fieles (Aufmacher, Titelseite). Cerro la Virgen: Cálculo oficial: 70 mil
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personas / Impresionante número de desmayos atendió Cruz Roja / Lo habría anunciado ayer, en Villa Alemana: »La Virgen dará cinco señales cada mes« (1.2f.). L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (1.10.1983): Habla el sacerdote jesuita que captó las imágenens de la supuesta aparición: IGLESIA INVESTIGA LAS FOTOS. Opinan cuatro fotógrafos profesionales (Aufmacher, Titelseite, 2 Fotos). En el cerro de la Virgen: Entrevista al sacerdote que tomó las impactantes fotos. Opinan también los expertos (1.12). — (3.10.1983): ¿YA HAN OCURRIDO MILAGROS? Cinco hechos han llamado la atención a sacerdote investigador de V. Alemana – El obispo confirmó se enviará al Papa supuesto mensaje con tercer secreto de Fátima (Aufmacher, Titelseite). Mensaje de Miguel Angel será enviado al Papa / Iglesia entregará dos juicios sobre el caso / Miguel Angel es un niño normal / Caso de la Virgen de Villa Alemana: Obispo confirmó envío de un mensaje al Papa (1.3.17). — (4.10.1983): Padre Hasbún: Ya se produjo el milagro en Villa Alemana (Titelseite). Padre Hasbún analizó el caso de las apariciones: »En Villa Alemana ya se ha producido un milagro« / Miguel Angel fue llevado a descansar a Colliguay / El caso de Villa Alemana (Kommentar) / Día del Rosario (Kurznachricht) / Pido la palabra: Presencia de Cruz Roja en cerro de la Virgen (Leserbrief von P.V.F., Santiago) / Nuncio: Prudencia en caso de Villa Alemana (1.3.4.5.6.9). — (5.10.1983): Las fotografías no tienen relación con un milagro / Advertencia a peregrinos de Villa Alemana: Es peligroso mirar directamente al sol (7.15). — (6.10.1983): Todo listo para nueva romería. Carabineros dispuso medidas de tránsito – Vendedores ya se han tomado el lugar – Apararecen dueños del cerro de la Virgen – Se espera miles de vehículos (Titelseite, 2 Fotos). Se trata de una Cooperativa que no se opone a la manifestación, pero que está preocupada por el destrozo de árboles: Aparecieron los dueños del cerro de la Virgen / Fija horario para acceso de vehículos al cerro / Información reservada: Miguel Angel - Virgen - Negocio / Con motivo de peregrinación mañana: Carabineros toma medidas para rutas de Villa Alemana (1.3.5.20). — (7.10.1983): BAJO EL PUBLICO. Notoria disminución de fieles en el santuario popular de Villa Alemana / Declaraciones exclusivas: Obispo: Lo que ocurre es un fenómeno sociológico (Foto aérea tomada a las 11 horas de esta mañana) (Aufmacher, Titelseite). Peregrinos llegaron movidos por la fe: Bajó el público y aumentó el comercio / Caso Virgen de Villa Alemana: Texto de la declaración entregada por el Obispo / Obispo: Lo que ocurre es un fenómeno sociológico / Miguel Angel insiste en que ve y habla con la Virgen (1.9f.24 [Rückseite]). — / R UIZ Z ALDÍVAR, Carlos (8.10.1983): Sacerdote investigador de supuestas apariciones sostiene que se trata de un hecho turbvio, obscuro e incierto: PUEDE SER UN FRAUDE. Mons. Fresno habla del caso de V. Alemana – Orden de aprehensión contra Miguel Angel (Aufmacher, Titelseite). Padre Jaime Fernández se refiere al caso de Villa Alemana: »Es un hecho turbio,
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obscuro e incierto«. Sin embargo, advierte que el caso no está cerrado / Viajaron pese a conocer la recomendación de la Iglesia / Caso muy similar al de Villa Alemana: En 1978, el obispo Valenzuela debió descalificar »aparición« en Chagres (C. R UIZ Z ALDIVAR) / Hasta pescado frito se vendió en el cerro / Señala Miguel Angel Poblete: »Seguiré yendo al cerro aunque lo haga solo« / El niño de las apariciones: Orden de aprehensión contra Miguel Angel (1.10f.13.15.36 [Rückseite]). — L A R EVISTA DEL S ÁBADO (8.10.1983): Rostros de extraterrestres adornan misteriosas ruinas. El Gran Pajatén obra arquitectónica de una civilización milenaria del Perú, encierra numerosos enigmas – La leyenda dice que una raza de gigantes protegía a la cíudadela descubierto sólo en 1964 / Se cumplió la maldición del arzobispo. Un prelado del siglo XVI amenzó con la destrucción total de la ciudad colombiana de Popayán, de la cual fue expulsado — La aterrado predicción se habría cumplido el jueves santo de este año / Lourdes, la capital de los milagros. Se han registrado cinco mil curaciones inexplicables, pero la Iglesia acepta sólo 64 – Cada año llegan al santuario 4 milliones de personas venidas de todo el mundo (4-6). — (10.10.1983): El fin de semana: Más turistas que fieles en el cerro de la Virgen / Información reservada: Malparado (3.5). — (13.10.1983): Miguel Angel conversó con »La Estrella«: Hoy se me apareció la Virgen en la Parroquia El Sol – 6 mil personas en romería de Villa Alemana (Titelseite, Foto). Miguel Angel con »La Estrella«: »Virgen se me apareció en la Parroquia El Sol« (1.28). — (14.10.1983): Eliminan los pañuelos y ropas desde santuario / Oración a la Virgen de las 7 Estrellas (3). — R EVISTA DEL S ÁBADO / B ARROS, Andrés (15.10.1983): Misterio de Fátima evitó la guerra. Mensaje de Juan XIII a Kennedy y Kruschev en 1962, con el texto del tercer mensaje entregado por la Virgen a los pastores de Fátima, habría evitado la guerra a raíz de la crisis de Cuba (8). — (24.10.1983): Hoy formuló críticas el Clero: Miguel Angel amenaza con revelar secreto de Fátima (Titelseite). Si la Iglesia no lo hace antes de un mes: Miguel Angel amenaza con revelar secreto de Fátima. Hizo una crítica a los sacerdotes (1.10/19 [Doppelseite]). — (28.10.1983): No son apariciones de la Virgen Categórica declaración del Obispado (Titelseite). Catégorica declaración oficial del Obispado: No son apariciones de la Virgen) (1.24). — (29.10.1983): Sacerdote que investigó apariciones de la Virgen asegura que Miguel Angel es mitómano: »FUE UN CASO GROSERO«. Grupos extraños son autores del gran fraude (Aufmacher Titelseite). »Apariciones fueron motivadas por mitomanía de Miguel Angel«. Iglesia pone punto final a fenómeno de Villa Alemana. Lapidaria conclusión de comisión investigadora (1.25). — (31.10.1983): Un show hizo niño de la Virgen (Titelseite). Unas 6 mil personas se reunieron ayer en Villa Alemana: Miguel Angel insiste en que ve y
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conversa con la Virgen. Madre de Dios la habría hablado de una »bomba solar« (1.3). L A E STRELLA DE VALPARAÍSO (1.12.1983): Pido la palabra: Más sobre el caso de Villa Alemana (Leserbrief, gezeichnet P.J.) (6). — (5.12.1983a): Del próximo jueves: Procesión de la Virgen de Lo Vásquez se fijó a las 17 horas (24). — (5.12.1983b): Fresno designó a nuevo Vicario de la Solidaridad (24). — (6.12.1983): Lo Vásquez: Llegan los primeros peregrinos – Medidas de tránsito pare el 8 – 100 costará el pasaje (Titelseite, 2 Fotos). Comenzó peregrinación al Santuario de Lo Vásquez / Medidas de tránsito (1.12). — (7.12.1983): Con muche fe y entusiasmo romeros va a Lo Vásquez (10.15 [Doppelseite]). — La Chueca (7.12.1983): Pedimos menos chacoteo en peregrinación a Lo Vásquez (13). — (9.12.1983): Impresionante manifestación de fe a la Virgen: Cerca de medio millión de personas hubo en Lo Vásquez / Delicuentes habían hecho su propia peregrinación (7.15). — (15.12.1983): Noche de terror tras atentado extremista y violento temblor: PANICO Y VANDALISMO. APAGON: Volaron dos torres de alta tensión en Valparaíso y resultaron afectados hospitales, ascensores y trolebuses. En Santiago hay un muerto y atentados – SISMO: Grado 5-6 y epicentro cerca de S. Felipe (Aufmacher, Titelseite, 3 Fotos). El sismo se sintió hasta en Mendoza: Escenas de pánico por el sacudón hubo en San Felipe y Los Andes. Sa calculó intensidad 5-6 en escala de Mercalli / El Temblor dejó a San Antonio sin agua potable ni energía eléctrica / Llayllay resistió a pie firme el fuerte sismo / El epicentro estuvo a 30 kilómetro de San Felipe / Quillota: Mucho susto, pero no hubo heridos ni daños materiales / Pasado el mediodía Viña volvía a la normalidad / Cuantiosos daños e innumerales problemas dejan atentados explosivos en la zona: Vaparaíso: Las dos torres fueron arrancadas de cuajo / Hubo servicio policial de emergencia en Valparaíso / Un muerto, daños y actos vandálicos en Santiago / Antes de mediodía: Normalizados servicios afectados por apagón / De los atentados terroristas de anoche: Director de Investigaciones culpó a opositores al régimen / En el país: Al mediodía se restablecía el servicio eléctrico (1.12f.24 [Rückseite]). — (31.12.1983): Recuento noticioso de 1983: »El año viejo« visto a través de »La Estrella« (10). — (12.1.1984): Obispado denuncia a supuesto sacerdote (26). — (21.1.1984): El Padre Hurtado nació y fue bautizado en la Ciudad Jardín: Hijo de Viña del Mar está próximo a ser canonizado (2). — (13.8.1984): Testimonios sobre el caso de V. Alemana: ENTREGARON PRUEBAS DE »MILAGROS«. Miguel Angel no vino porque se enojó con los periodistas – Los antecedentes los dieron und médico, und ingeniero, un profesor y un arquitecto (Aufmacher, Titelseite). Miguel Angel no asistió a
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conferencia, pero envió recado a los periodistas: »Estoy ya cansado de que la prensa me tergiverse«. Seguidores del caso de Villa Alemana dieron a conocer sus testimonios. (1.3). (16.8.1984): 40 mil personas llegaron al Cerro Membrillar: MUCHA FE Y MUCHO SHOW. Miguel Angel no hizo milagros, pero anunció que este sábado los habrá – Dijo que la Virgen prohibe que las mujeres usen pantalones (Aufmacher). Todos van con enorme fe, y Miguel Angel se encarga del show: ¡Este ya es un milagro!: 40 mil personas en el Cerro Membrillar (1.14f.). (17.8.1984): Nuevos entretelones del caso de la Virgen de Villa Alemana: ADOPTARAN AL JOVEN DE LOS MILAGROS (Aufmacher, Titelseite). El joven que asegura ver y conversar con la Virgen: Miguel Angel sería adoptado por una familia de Quillota (1.3). (18.8.1984): Revelan testimonios de 8 monja enclaustradas: »MILAGROS« DE VILLA ALEMANA VIO CONCEPCION. Informe de la Iglesia sobre apariciones sería negativo (Aufmacher, Titelseite, 1 Foto). El mismo día y hora que se dice ocurren en Villa Alemana: »Milagros de la Virgen se repiten en Concepción / Será entregado próximamente al Obispo: Informe de comisión sobre caso de Villa Alemana sería negativo / Hoy continúan procesiones y »show« en Villa Alemana (1.12.). (20.8.1984): Miguel Angel atacó al la prensa: BAJO PUBLICO DE »MILAGROS« EN V. ALEMANA (Aufmacher, Titelseite). Miguel Angel se tiró en picada contra la prensa (1.3). (21.8.1984): Monseñor Valenzuela reiteró una condena anterior que habla de hechos »sospechos«: OBISPO NIEGA APARICIONES DE V. ALEMANA. Iglesia no autorizará capilla en el lugar (Aufmacher, Titelseite). Obispo porteño reiteró pronunciamento anterior: »En Villa Alemana no hay apariciones de la Virgen« (1.12f.). (22.8.1984): Afirma que vio llorar a imagen de la Virgen: Cura de Quilpué insiste en »milagros« (Titelseite). Cura de Quilpué insiste en »milagros« de la Virgen (1.28 [Rückseite]). (24.8.1984): Habla ingeniero que promueve caso de Villa Alemana: 900 mil pesos hay en cuenta bancaria de los »milagros« (12). (25.8.1984): Reproche oficial a presencia de religiosos: CATEGORICA CONDENA DE LA IGLESIA. Investigadores del Obispo afirman que apariciones de Villa Alemana son un montaje vulgar y programada (Aufmacher, Titelseite). En Villa Alemana: Informe de comisión investigadora reitera falsedad de las apariciones. Comisión de expertos desautoriza cada uno de los supuestos milagros (1.12). (27.8.1984): »Vidente« de Villa Alemana desafía a la Iglesia y anuncia construcción de capilla: VIROLENTO ATAQUE A SACERDOTES (Aufmacher, Titelseite). Desafiando al la Iglesia, Miguel Angel llamó a construir la capilla. Número de fieles que concurre al cerro bajó visiblemente (1.10.23).
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L A E STRELLA DE VALPARAÍSO / A DANATOS C., Andrés (30.8.1984): Pido la palabra: Cuestiona informe sobre caso de Villa Alemana (Leserbrief) (6). — / D ÍAZ, Hernan (1.9.1984): Rotundo rechazo médico al sangramiento del vidente de Villa Alemana (Titelseite). Estigmas son provocados y presentan un comportamiento histriónico: Médico descalifica al »vidende« de V. Alemana – Catequista, que es su locutor oficial, defiende »apariciones« (1.3). — / M ACHETE (Pseudonym) (6.10.1984): Aseguran los guías espirituales del joven que dice ver a la Virgen en V. Alemana: MIGUEL ANGEL FUE ATRAPADO POR EL DIABLO (Aufmacher, Titelseite). Catequistas que guían al muchacho están sorprendidos: »Satanás puso soberbio y hosco a Miguel Angel«. Empezaron a construir capilla en el cerro de las apariciones y el 30 de este mes la inaugurarán – $ 1.300.000 han reunido ya para estos trabajos. (2). — (16.4.1985): Obispo porteño y Monseñor Fresno reiteran condena a supuestas apariciones de la Virgen: ROTUNDO RECHAZO (Aufmacher, Titelseite). Caso de Villa Alemana: Obispado reiteró sus críticas a supuestas apariciones de la Virgen (1.36). — (20.4.1985): Publicista de las »apariciones« de Villa Alemana tiene apoyo de A. Vodanovic: SE CONFIESA PROMOTOR DE LOS MILAGROS. Obispo porteño: »Los pescaditos son una tontería« (Aufmacher, Titelseite). Se Confiesa promotor de los milagros de Villa Alemana / Obispo de Valparaíso: »Los pescaditos son una tontería« (1.13.36). — / A RAYA C., Rodrigo (Text) / B RAVO Z., Daniel (Fotos) (19.4.1985): Sólo hubo buen negocio para vendedores de pescaditos:Ni milagros ni anuncios hizo Virgen de V. Alemana (Titelseite, Foto). Hubo 2 mil personas en el cerro El Membrillar que no vieron a la Virgen de Villa Alemana: Sólo entre comerciantes se produjo el »milagro« (1.9). — (13.6.1987): No vino la Virgen, pero sí »apareció un representante«. El arcángel Gabriel conversó con Miguel Angel Poblete, lo que »fue una sorpresa« (10). — (7.4.2001): Desde internet resurge historia de la Virgen de Peñablanca (18f.). — (6.5.2002): Oleadas de ovnis conmueven y preocupan a vecinos de Angol (im Internet zugänglich unter: http://www.estrellavalpo.cl/site/edic/2002050 6093534/pags/20020506124007.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (26.5.2003): Ex vidente de Villa Alemana celebró sus 37 años como una verdadera diva (6). — (13.6.2003): Extranjeros y visitantes de todo el país celebraron aniversario de las »apariciones« en el Monte Carmelo (12f.) (im Internet zugänglich unter: http://www.estrellavalpo.cl/site/edic/200406141 03503/pags/20040614125 148.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — (3.9.2003): Habla Miguel Angel, ahora Karol Romanoff: »La Virgen me avisó del atentado a Carol Urzúa« (Titelseite, Foto). El ex vidente de Peñablanca »se confesó« con ChileVisión: Miguel Angel Poblete o Karol Romanoff: »La Virgen me avisó del atentado a Carol Urzúa« (1.15)
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— (12.6.2004): Hace 21 años ocurrieron las »apariciones« de la Virgen en un monte de Peñablanca (11) (im Internet zugänglich unter: http://www. estrellavalpo.cl/site/edic/20040612012250/pags/20040612045813.html); zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / B ARRIENTOS G., Carlos (14.6.2004): Trescientos fieles recordaron las »apariciones« de la Virgen en Peñablanca (Titelseite). Trescientos fieles se reunieron para recordar las »apariciones« de la Virgen en Peñablanca (1.14). — / N IDA, Carlos Paredes (10.9.2005): Ochenta años celebró »el personaje más personaje« del valle de Aconcagua (im Internet zugänglich unter: http:// www.estrellavalpo.cl/prontus4_noticias/site/artic/20050 910/pags/20050 910034425.html; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009). — / C EPEDA , R OMINA: Miguel Ángel falleció el fin de semana: A puertas cerradas despiden a vidente de Peñablanca. En los ochenta se hizo famoso por tener supuestas visiones y contactos con la imagen de la Virgen (5). — / O LIVARES, Carla (1.10.2008): Mujer tuvo una visión de la muerte de Miguel Ángel. Pare elle, él fue un anticristo y pidió a Dios por su perdón. Espera que la gente no crea en falso profetas.
A.22 La Segunda L A S EGUNDA (17.8.1983): Niño dice que vio a la Virgen cuando fue al campo a fumar marihuana (9). — (22.8.1983): Romerías por »aparición de la Virgen« / Oración a la Virgen Purísima (11). — (27.8.1983): Virgen de Villa Alemana: ¿Sicosis o aparición? (Titelseite). La Virgen en Villa Alemana. ¿psicosis o aparición? / Era el mejor actor en Hogar de Menores donde vivía / Esperan a 70 mil peregrinos en lugar donde »reaparecerá la Virgen« (1.22f.). — / C ONTARDO, Mariluz (Text) / M OLINA, Oscar (Fotos) (2.9.1983): Virgen de Villa Alemana: fe e imaginación / Hubo un milagro. Pero fue para vendedores ambulantes (14f.). — / C ONTARDO, Mariluz (5.9.1983): Dicen que la Virgen ya ha hecho milagros (9). — (6.9.1983): Sicóloga Mónica Rojas: »Niño que dice ver a la Virgen debe ser examinado« (10). — / C ARVAJAL N., Víctor (13.9.1983): Gran terremoto en la zona central pronostican ingenieros. Maremoto cubriría Casino de Viña del Mar – Edificios de Reñaca se corrían varios metros – Casas levantadas sobre basurales pueden derrumbarse – Peligran modernas construcciones en barrio alto de Santiago (9). — (14.9.1983): »Ante la grave tensión social«: LLAMADO DE FRESNO. Al gobierno – A los gremios – A los grupos políticos – A carabineros – A pobladores – A los párrocos. (Titelseite, Aufmacher). Llamado de Fresno a todos los sectores (1.3).
La Segunda
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L A S EGUNDA (16.9.1983): Arzobispo Fresno reprobó acto de religiosos frente a la CNI (44). — (20.9.1983): Las penitencias de Miguel Angel (5). — (22.9.1983): Ahora dicen que niño que »vio« a la Virgen está poseído por el demonio (10). — (23.9.1983): El último deseo de Miguel Kast (5). — (24.9.1983): El Papa Juan Pablo II invita a participar en oración por Chile (3). — (26.9.1983): Estarían analizando presuntas fotos que mostrarían a la Virgen en Villa Alemana (9). — (27.9.1983): Documento gráfico de la supuesta aparición (5). — / O LIVARES, Lilian (29.9.1983): Villa Alemana: Locura por las »apariciones« (Titelseite, 2 Fotos). Vigilia de toda a noche realizaron creyentes en Villa Alemana / Treinta mil personas con centenares de enfermos esperan milagros de la Virgen / Gran aumento de peregrinos de Santiago en plazas de peaje (1.10f.). — (30.9.1983): Padre Contardo: »afirmo categóricamente que en Villa Alemana ocurre algo sobrenatural«. Sacerdote jesuita afirma que se han convertido mormones, evangélicos, Testigos de Jehová y comunistas. El sacó fotos que, asegura, representan a la Virgen / Mañana: La Gaceta – Gran reportaje a las »apariciones« de Villa Alemana – Habla Miguel Angel (Vorschau) (12f.). — L A G ACETA / O LIVARES, Lilian (Artikel) / L EPE, Iván (Fotos) (1.10.1983): »Apariciones« de Villa Alemana: HABLAN MIGUEL ANGEL, EL PADRINO Y EL JUEZ (Aufmacher, Titelseite). ¿Sicosis? La Virgen de Villa Alamana. (Hauptitel) / Lo que vimos en el »cerro de la Virgen« / Habla Miguel Angel: »La única droga pa’mí es leche«. »Que si veo una vaca, la dejo chupá« – »Me pusieron en un colegio donde había puras mujeres« / Padre Luis Fernández: »La Virgen le ha rezado el Avemaría en ruso a Miguel« (1.11-14). — (3.10.1983): En acto del día del hospital: Nuncio Apostólico: »es prematuro opinar sobre Virgen de Villa Alemana« (10). — (4.10.1983): Presbítero Raúl Hasbún: »El Juicio del Obispo es el que legitima cualquier acción de la Virgen« (10). — (5.10.1983): El pez de Villa Alemana en las puertas de Santiago / ¿Por que Miguel Angel se quita la edad? / Dragón rojo: ¿Talisman o comunismo? / Supuestas apariciones de la Virgen: Descartan fotografías como prueba de manifestación divina (5.9). — (6.10.1983): Reunión clave en la Nunciatura. Escepticismo. IGLESIA INFORMARA HOY DE »APARICIONES« (Aufmacher, Titelseite). Informe de la Iglesia sobre las »apariciones« de Villa Alemana (1.32). — (7.10.1983): Miguel angel y unos 20 mil creyentes insistieron en la aparación de hoy: SE »DESINFLO« VILLA ALEMANA. Informe de enviado especial: Todo muy raro (Aufmacher, Titelseite). Se desinfló el fenómeno de Villa Alemana. En 90% disminuyeron »creyentes« que iban al cerro a ver las »apariciones« de Miguel Angel – El muchacho sigue insistiendo que
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conversa con la Virgen – Baja en un 50% número de vehículos que viajaban desde Santiago – Consternación en círculos católicos de Valparaíso por comunicado de la Iglesia – Religiosos anunciaron que acatarán la orden del Obispo / Mañana: La Gaceta – La Verdad »terrenal« de las »apariciones« de Villa Alemana (Vorschau) (1.12f.). / S ILVA C UEVAS, Luis Eugenio (8.10.1983): La Iglesia y las Apariciones (Kommentar). L A G ACETA / O LIVARES, Lilian (Artikel) / L EPE, Iván (Fotos) (8.10.1983): Jueza la dejó »en suspenso« mientras se hablaba de las »apariciones«: ORDEN DE ARRESTO TENIA MIGUEL ANGEL. Reportaje a »la verdad terrenal« del niño de Villa Alemana – Lo qué vimos ayer (Aufmacher, Titelseite). Villa Alemana: ¿Obra de un mitomano? (Haupttitel) / Así transformó todo el niño que dice ver a la Virgen: Los contactos de »Angelo« en la tierra / Orden de aprehensión para Miguel Angel / Quería ser monja por las apariciones / Un niño del Hogar / El Niño Miguel Angel insiste: »Vi a la Virgen« – Malo anduvo el comercio con la caída del »mito« – »Padrino del joven se puso escéptico (1.11–13.32). L A G ACETA (15.10.1983): Casos que han pasado a la historia. Sicosis de apariciones (15). (29.10.1983): Pronunciamiennto oficial: Obispo de Valparaíso descalificó »apariciones« en Villa Alemana. »El fenómeno de presuntas apariciones de la Virgen, cuyo vidente declara ser el joven Miguel Angel Poblete, no goza de fundamento de credibilidad«, enfatizó el pastor (32). L A G ACETA / H ANS, Jorge (29.10.1983): ¡Qué facil es comprar drogas! (Haupttitel). Entramos al mundo de las drogas. con menos de doscientos pesos / Justicia y Salud se pronuncian / Doping: para caballos y también futbolistas / Investigaciones: »sector muy amplio de la población consume cocaína« (11-14). L A G ACETA / O LIVARES, Lilian (Text) / L EPE, Iván (Fotos) (26.11.1983): Fuimos a averiguarlo y nos encontramos con que: Lo que pasó esta semana en Villa Alemana. ¿Camionetas de la CNI? ¿O Fiducia? ¿Qué aviones hicieron las figura que se fotografiaron en el cielo? ¿Qué se ve en las películas que filmó la TV? / Sacerdote investigador de Schoenstatt: »Lo único que van a encontrar al final son pompas de jabón. - »Tengo dos abogados que me van a defender« - Nunca he mencionada a la CNI en esto« / Tendría que haber actuado un jumbo o un boeing / Un nombre de Fiducia / Reuniones »clandestinas« / Calle Habana 476: No volvimos a acordarnos de la CNI / Miguel Angel cuenta su vida / Habla el Arzobispo: »Para decir son éstos o los otros, tendría que tener pruebas muy fehacientes«. - »Lo que se atribuyó a la Virgen no corresponde a la Virgen que conocemos«. - »¿Qué madre va a pedir que miren el sol para que pierdan la vista?«. - »Las iglesias están repletas en el Mes de María«. - »Yo no di órdenes para que no se mostraran videos por televisión« (11-17). / C ONTARDO, Mariluz (Text) / L EPE, Iván (Fotos) (22.8.1984): Obispo volvió a recharazar »apariciones«: CONMOCION EN VILLA ALEMANA
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(Aufmacher, Titelseite). Obispo de Valparaíso reiteró terminante condena a presuntas »apariciones« / Consternación en Villa Alemana por nuevo rechazo del Obispo a las »apariciones« (1.31f.). L A S EGUNDA (23.8.1984): Investigamos la cuenta bancaria de Villa Alemana (5). — (23.4.1985): Seguidores de Villa Alemana consiguieron personería jurídica (8). — (4.9.1985): A mediados de este mes vuelve a Chile Miguel Angel Poblete, el de las apariciones. Desde hace dos meses está en Nueva York, dando a conocer »revelaciones de la Virgen« – Sacerdote que lo acompañó volvió hace algunos días – Anticipan nuevo »encuentro en Vill Alemana, para el 29 (10). — (20.9.1985): Dice que se le apareció el Arcángel Gabriel en Saint Patrick: DIARIO DE VIAJE DE MIGUEL ANGEL EN EE.UU. (Titelseite). Diario de viaje de Miguel Angel Poblete a los Estados Unidos: Vidente de Villa Alemana asegura que el arcángel San Gabriel se le apareció en Catedral de San Patricio (1.11). — (13.6.1988): Miguel Angel y su fallido »milagro« del Monte Carmelo: Ahora anuncia catástrofe para EE.UU. y conversión de los Rusos (5). — / O LIVARES, Lilian / R OBBIO, Renata / L ABRA, Rodrigo (8.2.2008): Increíble metamorfosis de Miguel Angel (Karole), el ex vidente de Villa Alemana. Ahora es granjero y tiene una nueva secta en Gran Avenida (Titelseite, Foto) / Drámatica decadencia del fenómeno místico del los ’80. - La metamorfosis del »niño« de la Virgen de Villa Alemana / En la Gran Avenida tiene una »secta« de abuelas fanáticas / »Yo vi a la Virgen. y la sigo viendo« (1.42–44).
A.23 La Tercera de la Hora / La Tercera L A T ERCERA DE LA H ORA /C AMACHO, Hernán (Text) / Cortés, Alfredo (Fotos) (30.9.1983): ¡100 mi fieles esperaron a la Virgen! (Titelseite, Foto). Cien mil personas invadieron el lugar de la aparición: Miguel Angel volvió a »hablar« con la Virgen en Villa Alemana (1.32). — (26.8.1984): »Fenómenos de Villa Alemana son dudosos y absurdos«. Comisión descarta apariciones de la Virgen (5). — / E SPINOSA, Claudio (Text) / G ONZÁLEZ, Manuel (Fotos) (20.7.1984): ¡Cinco mil personas vieron milagro! Joven de Villa Alemana mostró heridas parecidas a las de Cristo. — / E SPINOSA, Claudio (21.7.1984): Conmoción en Villa Alemana por »heridas de Cristo« que mostró Miguel Angel. — (16.4.1985): Polémica por visiones en Villa Alemana, Rancagua y Quillota: Iglesia enjuicia las apariciones (Aufmacher, Titelseite). Encargado de Religiosidad Popular, P. Raúl Feres. Apariciones: Manipulación que pretende confundir y dividir la Iglesia / »No creo alarma pública«, se defiende locutor. Dice que sólo transmite los anuncios de la Virgen / Gran pólemica despiertan »apariciones« de la Virgen. En Villa Alemana, Quillota y Rancagua (1.4.Rückseite).
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— (17.4.1985): »Apariciones son una superstición«. Monseñor Fresno condena maniobras con la Virgen (Aufmacher, Titelseite). Monseñor Fresno: »Apariciones y pescaditos son una lamentable superstición« (1.5). — B UEN D OMINGO / W EITZEL, Ruby (28.4.1985): Algo más que la multiplicación de los peces (10f.). — (12.6.1985): »La Virgen hará nuevos anuncios«. Peregrinación en Villa Alemana. — / C AMACHO, Hernán (Text) / C ORTÉS, Alfredo (Fotos) (13.6.1988): Veinticinco mil defraudados por el »Milagro del Agua«. — / G ÁLVEZ, Juan (Text) / C ORTÉS, Alfredo (Fotos) (7.8.1989): »En la Fundación me colgarán porque confesé que soy mujer«. Ex milagrero Miguel Angel Poblete reconoce su transformación. — / G ÁLVEZ, Juan (Text) / M UÑOZ, Moisés (Fotos) (8.8.1989): »Apuraré trámites para mostrar que soy mujer«. »Para vivir tranquilla«, dijo Miguel Angel. — / J ALIL F IGUEROA, Gazi (25.3.2001): Miguel Angel Poblete, quien transmitía los mensajes de la aparición, no ha vuelto nunca más al lugar: La solitaria decadencia de la Virgen de Peñablanca. — (27.9.2008): Miguel Angel. El denominado »vidente de Villa Alemana« está con riesgo vital (42). — / D ELGADO, Alex (28.9.2008): Ex vidente de Villa Alemana muere a los 42 años. Miguel Angel Poblete, ícono de la cultura popular de los años ochenta por asegurar que transmitía mensajes de la Virgen María, poseer estigmas y tener visiones, falleció aquejado por una cirrosis generada por su dependencia al alcohol. Sus últimos días estuvo acompañado por seguidores de una secta que formó hace algunos años (26).
A.24 Las Últimas Noticias L AS Ú LTIMAS N OTICIAS (1.9.1983): Villa Alemana espera ver hoy a la Virgen (13). — / A RTEAGA, Raul / M ELÉNDEZ, Fernando (2.9.1983): La anunciada aparición en Villa Alemana no se produjo: 50 MIL FIELES EN CITA CON LA VIRGEN (Titelseite, Aufmacher). Miles de personas juran que vieron a la Virgen. Masiva presencia de peregrinos en la »cita« de Miguel Angel Poblete con la Madre de Dios (1.6). — (8.9.1983): Obispos no comulgan con la protesta. - A la voz de José Manuel Santos se suman las de otros obispos que advierten sobre la consecuencia de estos actos / Monseñor Santos: »Uso de la violencia es ilegítimo« / Mensaje de paz emitió Fresno (13). — / R OBLES, Raul (24.9.1983): Obispo Porteño es cauto frente a los Milagros. — / — (25.9.1983): Afirma que el joven vidente de Villa Alemana recibió mensaje para el ex Ministro: Sacerdote: »Virgen anunció a Kast día de su muerte« (Titelseite). Párroco afírma: Virgen anunció su Muerte a Kast. Sacerdote Luis Fernández dijo en misa que Miguel Angel, el joven que dice que ve y conversa con la Virgen en un cerro de Villa Alemana, recibió un mensaje
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para el ex ministro Miguel Kast anunciándole que moriría en tres días más (6). L AS Ú LTIMAS N OTICIAS (26.9.1983): Cientos de personas tras el »Niño de la Virgen«. Le siguen fielmente esperando la gracia divina de un mensaje celestial de la Virgen María (4). — / D ÍAZ H ERNÁNDEZ, Hernán (28.9.1983): Mañana es la Gran Cita con la Virgen del Cerro. Todos quieren viajar, como sea, a Villa Alemana (11). — / A RTEAGA, Raúl (29.9.1983): Se presume que irán unas 100.000 personas: LA VIRGEN SE APARECE HOY EN VILLA ALEMANA (Titelseite). Hoy, la Virgen Hará Milagros en Villa Alemana (1.6). — / G UERRA, Mónica (Text) / G ÓMEZ, Willy (Fotos) (30.9.1983): Decenas de miles de personas llegaron a ver el milagro: ¡AMOR A LA VIRGEN MOVIO MULTITUDES! (Aufmacher, Titelseite, seitenfüllendes Foto). Conmovedor mensaje para Chile envió la Virgen María. Cientos de personas pernoctaron en el cerro, cubiertos con mantas, a la espera de que llegara el nuevo día y de tener la posibilidad de ver la augusta imagen de la Madre de Dios. Muchos llegaron desde lejos, en microbuses, automóviles, camiones e inclusive a pie / Miles de Fieles Acudieron a la cita. La Jerarquía Extraterrestre, el Centro Espirita y grupos de meditación analizaron terreno y firmamento para descubri »vibraciones«. Creyentes pernoctaron allí, esperando a María / La Próxima vez ocurrirá algo portentoso (1.10f.). — (1.10.1983): COMISION INVESTIGA APARICION DE LA VIRGEN. Formada a petición del Arzobispo de Valparaíso (Aufmacher, Titelseite). Comisión investiga apariciones de la Virgen. Integrada por sacerdotes, religiosas, médicos, psicólogos y laicos, analiza los antecendetes referidos al fenómeno que está protagonizado el menor Miguel Angel Poblete, en Villa Alemana (1.10). — / G UERRA, Mónica (Text) / B USTAMANTE, Francisco (Fotos) (3.10.1983): Sólo él puede descifrarlo: Mensaje secreto de la Virgen mandan al Papa. »Niño que ve a la Virgen está en peligro«. Paragnosta cuyas facultades han sido estudiadas por Brenio Onetto advierte sobre lo que podría ocurrirle al niño Miguel Angel Poblete, de Villa Alemana / »Quizás la gente esté sugestionado«. Psiquiatra Alfonso Muñoz analizo para LAS ULTIMAS NOTICIAS los mecanismos de percepción de fenómenos como el que un niño afirma que se registran en Villa Alemana / Al Papa enviarán mensaje de la Virgen. Padre Jaime Fernández revela entretelones de la investigación (1.10f.). — (5.10.1983): Aparición de la Virgen, un milagro que se repite (14). — / B ARCELÓ DE S ÁNCHEZ, Rosa / R OBLES, Raúl (7.10.1983): IGLESIA DESCALIFICA LO DE VILLA ALEMANA. Prohíbe a sacerdotes acudir hoy a la »cita« (Aufmacher, Titelseite). Por mirar al sol perdió parcialmente la visión / Obispo descalifica apariciones de V. Alemana. Prohibió a sacerdotes participar en cultos junta a Miguel Angel Poblete (1.15).
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— / A RTEAGA, Raúl / A GOST, Marcelo (8.10.1983): Bajó el interés: La Virgen atrajó a veinte mil peregrinos (Titelseite). »Observadores« religiosos / Otra cita masiva en el cerro de la Virgen (1.13). — / R OBLES, Raúl (9.10.1983): Discretamente investigan al muchacho que ve a la Virgen (6). — (12.10.1983): Detención del »vidente« provocaría »guerra santa« / Miguel espera un coro de angeles (13). — / T ITO J USTO L IVIO (Pseudonym von O LAVE VALLEJOS, Héctor) (15.10.1983): Carta al Arzobispo de Valparaíso (3). — / R OBLES, Raúl (16.10.1983): Catequistas de su parroquia apoyan a Miguel Angel Poblete. En respuesta a recomendaciones de la jerarquía eclesiástica, señalan que, al acudir al lugar en que el joven asegura hablar con la Virgen, no faltan al espíritu critiano (6). — (21.10.1983): Fieles de la Virgen de Villa Alemana desafían a la comisión investigadora (12). — / R OBLES, Raúl (27.10.1983): Miguel Angel: »Ahora viene Jesucristo« (11). — / T ORRES, Ricardo (27.10.1983): Naves extraterrestres se lanzan al abordaje en Iquique (11). — / R OBLES, Raúl (29.10.1983): Obispado: Miguel Angel no vio a la Virgen. Denuncia apoyo »organizado« y »sospechoso« a supuestas apariciones en Villa Alemana (12). — / R OBLES, Raúl (30.10.1983): De mitómano acusan a Miguel Angel. Informe elaborado por sacerdote Jaime Fernández indica que el joven se »formó fantasía síquica y se convenció que era real« (7). — / R OBLES, Raúl (31.10.1983): Miguel Angel reunió 5 mil fieles en Villa Alemana (10). — (31.10.1983): Artistas hicieron regalos a la Virgen. Ofrendas en el noveno aniversario de la consagración del templo votivo de Maipú (4). — / G ROSSO M ODO (Pseudonym) (26.7.1984): La Virgen del Neoprén. — / B ARROS VALENZUELA, Álvaro (Juli 1984): Respuesta al artículo: »La Virgen del Neoprén«. Leserbrief. — / D ÍAZ, Hernan (14.4.1985): Sólo ellas creen en los »milagros«. Devotas de la Virgen de Lourdes creen posibles los anuncios de Villa Alemana, pero los hombres los rechazan / Vidente dice que la Virgen no adelantará terremotos. Peregrinos se quedaron esperando la aparición. Hoy habría nuevos mensajes (mit Bild auf Titelseite) (1.5). — (17.4.1985): FRESNO RECHAZA EL ENGAÑO DEL PESCADO. Severa advertencia a los católicos (Aufmacher Titelseite). Arzobispo llama a los católicos a no creer en supersticiones. Así calificó monseñor Juan Francisco Fresno las imágenes de pescados que instalan en las puertas de las casas – Arzobispado de Valparaíso se referiría nuevamente al caso de Villa Alemana (1.7).
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L AS Ú LTIMAS N OTICIAS / R OJAS G ÓMEZ, Antonio (18.4.1985): Polémica (Kommentar) / Los pescaditos se niegan a naufragar. Los seguidores de Miguel Angel Poblete siguen creyendo en ellos (2.12.). — / G AMBETTI, Rodolfo (19.4.1985): Espinudos (Kommentar) / »Sobre el Arzobispo Fresno está Dios«. Autor de libro acerca de apariciones de la Virgen en Peñablanca desafía a monseñor Francisco de Borja Valenzuela (7). — (20.4.1985): Obispo de Valparaíso: »Los pescaditos son una tontería«. Monseñor De Borja Valenzuela afirmó que »es juego« ver a la Virgen en todas partes / »Aparicionistas« desoyen a la autoridad eclesiástica. Siguen concurriendo a Villa Alemana (11). — (22.4.1985): »Es una pena que se comercie con el símbolo del pez«. Monseñor Raúl Feres, especialista en religiosidad popular, reitera la posición de la Iglesia frente al fetiche (9). — (23.4.1985): »Movimiento Mariano 7 Estrellas« está dolido por palabras de Fresno. El grupo defendió el símbolo del pez (10). — (25.4.1985): ¡MIGUEL ANGEL VOLVIO A SANGRAR! Entre dos mil y dos mil quinientas personas presencarion un nuevo fenómeno religioso en la cima del cerro Membrillar de Peñablanca. — (17.9.1985): CON GUITARRA VOLVIO MIGUEL ANGEL (Titelseite, Foto). Silenciosamente regresó Miguel Angel Poblete de Estados Unidos. Está en Villa Alemana preparándose para una nueva »aparición de la Virgen« (1.9). — (30.9.1985): Miguel Angel anunció que sanará enfermos. Asegura que ayer estuvo en contacto con la Virgen. Migles de peregrinos concurrieron hasta Villa Alemana a presenciar »el milagro«. (12). — (13.6.1988): Miles de fieles dieron cita en Villa Alemana. — (7.8.1989): Miguel Angel: »Todas las mujeres somos algo coquetas«. Singulares declaraciones del »iluminado« de Villa Alemana. — / P RADO O., Juan Guillermo (27.4.1999): La Virgen y los Ovnis. — / L ANDEATA L., Laura (24.7.2002): Miguel Ángel confiesa: »Chile me mató«. El chileno más buscado por la televisión habla desde el anonimato, por primera vez en años (29f.). — / F ONCEA, Sebastián (9.10.2005): Padre Hurtado causa conmoción en Tomé: Una silueta del próximo santo apareció de la nada en la casa parroquial de la ciudad de la Octava Región. — / AVILA, Mauricio (10.10.2005): Misteriosa imagen del Padre Hurtado desata fervor religioso en Tomé: Apareció en sala contigua a la iglesia Cristo Rey, que se llenó de fieles ayer. — / AVILA, Mauricio (11.10.2005): Arzobispo de Concepción, Antonio Moreno: »Aunque no sea un milagro, puede ser una inspiración de Dios«. Analiza la misteriosa imagen del Padre Hurtado. — / AVILA, Mauricio (12.10.2005): Aclarado el misterio del Padre Hurtado de Tomé. Lo pintó en 1970 José Vicente Gajardo.
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— / A NDRÉS, Marcela (27.9.2008): El hombre que decía ver a la Virgen tiene un diagnóstico terminal por cirrosis: Las críticas horas de Miguel Ángel, el mítico vidente de Villa Alemana. »Estamos rezando en 80 idiomas por él«, contó María Berríos, una de las fieles seguidoras de quien ahora se hace llamar Karole Romanoff / Alcalde de Villa Alemana: »Todavía hacen misas en el cerro« (1f.). — / R ODRÍGUEZ, Sergio / N IÑO, Enrique (28.9.2008): A las 8:10 horas de ayer, a sus 42 años, murió quien conmovió a Chile en 1983: Séquito de mujeres custodió cuerpo de Miguel Ángel, el vidente de Villa Alemana / Jaime Fernández Montero, sacerdote que investigó el caso: »Desde un principio fue un montaje« / Gabriela Velasco lo conoció: »Siempre me pareció una persona normal, buena« (2f.). — / D IES . (29.9.2008): Policía hizo peritajes que confirmaron que estaba muerto: Fieles del vidente de Peñablanca creían que él seguía vivo. Grupo que lo veló en privado no quería cerrar el ataúd, porque presentía und milagro / Alejandro Ríos cree en las visiones: »Yo vi el sol bailar, como que dejaba su órbita« (6f.). — / C OFRÉ, Patricio / S ANTA M ARÍA, Orietta (30.9.2008): Deudos viajaron a Santiago en un bus que quedó pana en la carretera: La insólita cadena de infortunios en el funeral del vidente de Villa Alemana. Los fieles de KaroleMiguel Ángel querían sepultarlo el miércoles, pero el cementerio les negó esa posibilidad / Cardenal Jorge Medina: »Miguel Ángel tenía un desequilibro profundo« (4). — (1.10.2008): Al fin sepultaron al vidente (5).
A.25 Mensaje M ENSAJE: Dos décadas en cifras (322, September 1983, 485–500). — / A LLEY, Marisol (Pseudonym): Villa Alemana. ¿Fervor manipulado? (325/12, Dezember 1983, 715–717). — / G ONZÁLEZ C RUCHAGA, Carlos: Para vivir más cristianamente. Las tensiones entre la Iglesia y el gobierno (329, Juni 1984, 276-278). — / A LDUNATE, Carlos: Apariciones de la Virgen (338, Mai 1985, 134-136). — / A LDUNATE, Carlos: Apariciones de la Virgen (Leserbrief) (339, Juni 1985, 172f.). — / B ARROS VALENZUELA, Álvaro: Apariciones de la Virgen (Leserbrief) (339, Juni 1985, 172). — / PARKER G UMUCIO, Cristián: Radiografía a la religión de los chilenos (Mai 1994, 178f.). —: Edición Especial: Alberto Hurtado Santo, Santiago de Chile 2005
Qué Pasa
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A.26 Qué Pasa Q UÉ PASA / O’S HEA, Patricia: La semana clave: Y llegó el 11. Mayor violencia en las poblaciones comienza a preocupar a pobladores que organizan para defenderse y tanto al Gobierno como a la oposición, por las características de organización de ese vandalismo. Apoyo masivo al Gobierno sorprendió a todos. Y el tono conciliador del Presidente hacia los políticos sorprendió aún más a la oposición (649, 15.–21.9.1983, 8–10). — / A NINAT, Francisca: La Virgen de Peñablanca: ¿Imaginación o presencia? (652, 6.–12.10.1983, 21–23). — / A NINAT, Francisca: Reportaje Especial: La Virgen de Villa Alemana. Revelamos la Verdad (Titelseite). ¿Fraude en Villa Alemana? (653, 13.– 19.10.1983, 44–47). — / A NINAT, Francisca: Persisten las apariciones. El próximo lunes, a las 9 de la mañana, Miguel Angel Poblete volverá »a dialogar« con la Virgen, a pesar de la postura »fuertemente crítica« de la Iglesia (654, 20.–26.10.1983, 38f.). — / V IAL, Elena: ¿Con quién están conversando? La cuestión de los OVNI ya está superada para algunos que aseguran conversar regularmente con sus hermanos mayores extraterrestres, parecidos a E.T. en su bondad, pero no en su fealdad (656, 3.–9.11.1983, 34f.). — / V IAL, Elena: ¿Nuevos milagros en Villa Alemana? (695, 2.–8.8.1984, 26–30). — / V IAL, Elena: De la sangre y algo más. Un certificado médico que hace pensar. Diferencias entre Fátima y Peñablanca. Fiebre de apariciones (696, 8.–15.8.1984, 31–34). — / V IAL, Elena: Peñablanca: Lo que dijo el Obispo. y algo más (699, 30.8.– 5.9.1984, 16–18). — / M ANGINI C OSTA, Franco: Villa Alemana (Leserbrief) (702, 20.–26.9.1984, 6). — / V IAL, Elena: Miguel Angel Poblete: ¿Quién eres tú o quién dices que eres? (724, 21.–27.2.1985, 24–26). — / R OJAS C ANALA, Alan: Tomar el pulso en Villa Alemana (Leserbrief) (726, 7.–13.3.1985, 6). — / M ILVEVCIC P OTIN, María Cecilia: Sename y Peñablanca (Leserbrief) (730, 4.–10.4.1985, 6). —: Cuadra y su confesión »retro« (1851, 30.9.–6.10.2006).
A.27 Sonstige Periodika und Presseagenturen A GENCIA B OLIVARIANA DE N OTICIAS / A NTIAS, Angélica (14.4.2006): Santuario de Betania. Lugar de peregrinación y reafirmación de la fe (im Internet zugänglich unter: http://www.abn.info.ve/reportaje_detalle.php?articulo= 193; zuletzt aufgefunden: 18.6.2009) C AROLA / B ARROS VALENZUELA, Álvaro: Creo lo que ví y oí (40, 19.9.1983).
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Pressequellen
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Register Kursivierungen im Register heben, wie auch im Haupttext, Periodika, Radio- und Fernsehsender, kirchliche Erklärungen, antike Werke sowie fremdsprachige Begriffe hervor.
Abascal, José Fernando, 112 Abbildung Marias, wundersame, 50, 288, 382, 509–511, 533, 581 Ablenkung der Öffentlichkeit, 313, 412, 423, 434, 451–455 Academia, Zeitschrift, 442 Academia de Humanismo Cristiano, 441 Acevedo, Juan, 122, 124 Acuerdo nacional, 76 Adoption/Adoptionspläne für Poblete, s. Poblete Agnostizismus, methodischer, 35 Agorex, s. Neoprén Ahnenkult, konfuzianischer, 67 Aiello, Elena, 207 Aimara, 62 Airola, Renato, 222 Akita (Japan), Marienerscheinung, 58 Akkomodation, 67 Akrostichon, s. Christus-Akrostichon Akteure, soziale, 9, 14, 16–17, 36, 167, 200–222, 231, 234, 251, 295, 314, 339, 378, 391–392, 463–465, 485– 486, 497–499, 507–509, 537–538, 547, 599 Akzentsetzung, spanische, 5 Alacalufe, 62 Aldea de Hermanos, 129, 364 Aldo, Visionär neben Poblete, 237 Aldónico, María Isabel, 579 Aldunate, Carlos, 543 Alexander der Große, 39 Alianza Demócratica, 345, 446 Alkohol/Alkoholmißbrauch, 577, 601 Allende Gossens, Salvador, 6, 435–436 Allendes, José Alfaro, 334–335 Almagiá Flores, Atilio Aldo, 483, 521– 523, 535 Almagro, Diego de, 59, 104 Almeida, Vasco, 104 Alpha und Omega, 535, 538 Altar, 597–598
Alter/falsche Altersangabe Pobletes, s. Poblete Altiplano, 223 Alvear Urrutia, Enrique, 83, 218 Amtskirche, s. Kirche/Kirchen, Katholische Kirche Amundarain Garmendia, Antonio, 232 Amyraut, Moïse, 42 Análisis, 411, 413, 421–422, 441–443, 450 Anda (»Tragegestell«), 218, 260, 351, 515 Andachtsbild, kleines, 581 Andacollo, 101–104, 221 Andenheer, s. Ejercito de los Andes Anerkennung/Ablehnung von Marienerscheinungen, kirchliche, 18–19, 49, 57–58, 98, 220, 230, 301–302, 321, 360, 373–375, 397–398, 518– 521, 535, 547–548, 582–586 Anfahrtspläne zum Erscheinungshügel, s. Monte Carmelo, Wegbeschreibungen Angelus-Gebet, 381, 396 Anhänger der Marienerscheinung von Peñablanca Außerhalb Chiles, 49, 599–600 Eingaben, schriftliche, an die Amtskirche, 426–427, 490–491 Formierung der festen Anhängerschaft, 9–10, 16, 18, 331, 341, 378–379, 391–394, 396–400, 459–460, 463–469, 480, 499–503, 547–548 Gruppierungen (informelle), marianische, 466–467, 516–517, 580 Herkunft, geographische, 247 Innerer Kreis, 199, 201, 208, 228 Konflikt mit der Kirche, 284, 379– 381, 383, 395–404, 426–428, 468, 480–481, 488–491, 501, 508, 519, 537–538, 547–548, 556–557 Konflikte, interne, 327–330, 545, 549– 551, 574–580
684 Medien/Massenmedien, Wahrnehmung in, 507–511 Soziale Schicht, 247, 342 Spaltung/Bruch mit dem Visionär, 479, 574–580 Ständiger Kult, 580–586 Untersuchungen, eigene/kirchenunabhängige, 425–426, 538 Zentrale Akteure, 200–218, 486–487 Zentren, regionale, Entstehen von, 469–470 Zivilgesellschaft und Partizipation, 244–248 Animitas, 94–97, 184, 596 Aninat, Francisca, 447 Ankündigung Erdbeben, 554, 556 Erscheinungstermine, 13, 45, 54, 197–200, 249, 256–257, 267, 279, 407, 518 Wunder, 236, 295–297, 311, 313, 338, 343, 353–354, 372, 527–528, 558 Anleitung von Gebeten, s. Gebet Antikommunismus, s. Kommunismus Anweisungen des Visionärs, s. Visionär, Interaktion/Kommunikation Anwesenheit Marias, ›tatsächliche‹/›körperliche‹, 145, 221–222, 227, 254, 284, 493 Apokalypse des Johannes, 41, 154, 165, 226, 289, 368–369, 382, 536 Apokalyptik, 41, 51, 55, 106, 149–151, 153–158, 170, 210, 241, 277, 279, 332, 335, 358, 368, 401, 471, 535– 536, 553, 579 Apokalyptisches Weib, 368–369 Apokalyptisches Weltbild, 158 Apologetik, 425, 468, 538–539 Apostel der letzten Tage, s. Apóstoles de los Últimos Tiempos Apostelgeschichte, 318 Apóstoles de los Últimos Tiempos, 10, 21, 52, 159, 479, 577–580, 601–602 Apóstoles de los Últimos Tiempos. Revista Mariana, 578 Apotropäisch, 124, 142, 149, 167, 276– 277, 554–557 Apsi, 434, 441, 443, 450, 451, 455 Araña del trigo, 452 Araukanier, s. Mapuche Aravena Elliott, Familie, 432, 469, 479, 509, 551 Aravena Elliott, Patricio, 564
Register Aravena Toledo, Jorge Aturo, 125, 469, 582 Arbeitslosigkeit, 73, 349 Ard¯a V¯ır¯az, Seelenreise des, 39 Arena, zivile, 244–247 Argentinien, 6, 46, 239, 346, 446, 553 Arica, 223 Ariztía Ruiz, Fernando, 83 Armada, s. Marine Armendáriz Azcárate, José Miguel, 453 Arriagada Fuenzalida, Jacinto, 110 Arzt (medizinische Einschätzung des Visionärs), 248, 302, 306, 497–499, 505, 508, 514, 574 Assumptionisten, 110 Aste Tönsmann, José, 185 Ästhetik, s. Religionsästhetik Astorga, Jaime, 231 Asuntos Especiales, s. Oficina de Asuntos Especiales Atacameños, 62 Athanasius, 163 Atom/Atombombe, s. Nukleare Bedrohung Attentat, 177, 180, 241, 414, 429, 438 Audiencia, 113 Audioaufzeichnungen, 27, 169, 202, 266, 282, 465, 475 Audiokassetten, Verbreitung von, 475 Audition, 38, 145 Auffindung/Wiederauffindung von Marienbildern, 61, 102–104, 106 Auflage von Zeitungen, 446 Aufnahme Mariens in den Himmel, Dogma, 48 Augenheilkunde, Chilenische Gesellschaft für, 281, 382, 449 Augustin, 66, 306 Ausgangssperre, 241, 257, 446 Auslandsreisen Pobletes, s. Poblete Ausnahmezustand, 241, 446 Aussehen der Erscheinung, s. Ikonographie Außen/innen, s. innen/außen Außenperspektive, s. Innenperspektive Außeralltäglich, 3, 242 Austausch, kultureller, s. Kultureller Austausch Autocensura, s. Selbstzensur Ave Maria, 123–124, 138–139, 142, 149, 152, 267, 569 Aylwin Azócar, Patricio, 571 Azócar, María Raquel, 554
Register Bachelet Jeria, Verónica Michelle, 64 Bailes chinos Chile, 102, 104, 183, 517 Peñablanca, 515–517, 568 Bamberg, Erzbistum, 585 Banco del Estado, 439 Banneux (Belgien), Marienerscheinung, 58 Barros Valenzuela, José Álvaro, 14, 16, 26, 43, 200, 203–212, 248, 251, 397– 398, 413, 425, 478, 489, 501–503, 509, 520, 525, 538–539, 544, 551– 553, 557, 574–575 Basilius von Caesarea, 66 Basisgemeinden, 393 Bäume, 141, 184, 226–227, 238, 286, 290, 334, 597 Bayside (New York), Marienerscheinung, 286, 558–561 Beagle-Konflikt, 239–240, 335 Beauraing (Belgien), Marienerscheinung, 58 Beck de Ramberga, Guido Benedetto, 98 Begrüßung/Verabschiedung Marias, s. Peñablanca Beichte, 215, 260 Bekehrung, s. Konversion Belichtung, fotografische, 282, 289–290 Belloto, s. El Belloto Benedikt XIII., Papst, 111 Benedikt XIV., Papst, 57 Benedikt XVI., Papst, s. Ratzinger, Joseph Beobachtung, teilnehmende, 486 Berühren Maria/Erscheinung, 38, 493 Visionär, 260, 351 Bernhard von Clairvaux, 238 Bertolino Marocco, Guido, 162, 217 Beschäftigungsprogramm, staatliches, 349 Besessenheit, 136, 310 Besucher/Besucherzahlen in Peñablanca, s. Peñablanca Besucherstärkste Erscheinung, s. Peñablanca Betania (Venezuela), Marienerscheinung, 45, 58 Beten, s. Gebet Betrug, s. Manipulationshypothese Bewegung, religiöse, s. Religiöse Bewegung
685 Bewegung, soziale, s. Soziale Bewegung Bewegungen des Visionärs, s. Visionär, Verhalten Bezugnahme auf andere Marienerscheinungen, s. Vernetzung Bezugssystem, religiöses, 40, 68, 104 Bibel, 211, 327, 329 Bild, s. Marienbild/Marienstatue Bild/Bilder, Erscheinen von, 91–94 Bilsenkraut, 40 Bindung, kirchliche, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, Kirchenzugehörigkeit Bischofskonferenz, chilenische, s. Conferencia Episcopal de Chile Bitten/Bittgebete, 226, 260 Blackbourn, David, 30 Blitz, 170, 184 Blumen, 50, 164 Blut, 277, 495, 505, 533 Bocchi, Oscar Ángel, 364 Boden, heiliger, 259, 267, 273–274 Bosagna Aguayo, Jorge, 583–585 ›Botschaften‹ Marias, Peñablanca, 148– 161, 266–267, 273–279, 295, 313, 350 Alpha und Omega, 535, 538 Angelus-Gebet, 381 Apokalypse des Johannes, 382 Apokalyptische, 154–158, 171, 279, 331–332, 401, 535–536 Apóstoles de los Últimos Tiempos, 159 Buße, 140, 143, 149, 350 Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios, 159 Dama Blanca de la Paz, 159 Denken, bevor man handelt, 267 Doktrin, katholische, 158 Ekklesiologie, 160 Erdbeben, 154 Falschaussagen, theologische, 535 Falsche Übermittlung durch den Visionär, 550 Fátima, 159 Frömmigkeitspraxis, 158 Frau, mit der Sonne bekleidet, 382 Frieden, 161 Gebet, 158, 381 Geheimnis, s. Geheimnis Glaube, 158 ICTUS, 159
686 Interaktion mit dem Umfeld, 330, 369, 380, 432, 540, 551, 557 Kanon/Kanonbildung, 21, 468, 474 Kindschaft/Kindschaftsmotiv, 160 Kirchenkritische, 380–383, 400–403, 519 Kleidung des Klerus/der Religiosen, 381 Klerus, 160 Klerus, Kritik am, 381 Kloaken der Unreinheit, 160 Kommunion, 158 Kommunismus/Antikommunismus, 381 Krieg/Kriegsgefahr, 154–157 La Salette, 159–160 Lesungen aus den ›Botschaften‹, 331, 474, 570 Manipulationshypothese/manipulierte ›Botschaften‹, 367–369, 384 Materialismus, 381 Menschheit, an die, 160, 562 Motive/Motivik, zentrale, 153–161 Mutter/Muttermotiv, 160, 382 Nukleare Bedrohung, 149, 156, 171, 240 Opfer, Bringen von, 151 Politische ›Botschaften‹, 182, 192– 196, 417, 472 Redundanz, 153 Rettung/Seelenrettung, 160 Rosenkranz, 158 Rußland, 160 Sonne, Sehen in die, 382 Sonne/Sonnensymbolik, 382 Sterne, sieben/zwölf, 159 Teufel/teuflische Einmischung, 160, 382 Teuflische Einmischung, Wider den Verdacht, 329–330 Text/Textkorpus, 21, 153, 211, 570 Theologische Bewertung, 534–537 Trennung zwischen Visionär und Inhalt, 575 Verdammnis, 151, 160, 267 Vielgeliebte Söhne, 160 Welt, an die, 160 Wiederholung von ›Botschaften‹, 194–195, 254, 470–471 Wiederkunft Christi, zweite, 156 Brasilien, 600
Register Braun, Karl, 585 Brooklyn, Bistum, 559 Broschüren, s. Schrifttum Bruch zwischen Visionär und Anhängern, s. Anhänger, Spaltung, s. Poblete Bruderschaften, religiöse, 112–114 Brunnen, s. Wasser Buße, 52 Bücherzensur, s. Zensur, kirchliche Burke, Peter, 60 Busfahrten, organisierte, nach Peñablanca, 257, 321, 346 Buße, 140, 143, 149, 350 Busse der Marine, 433 Cáceres Contreras, Carlos, 87 Caceroleos, 194, 196, 417 Calvat, Ángel’s (alias Poblete Poblete, Miguel Ángel), 578 Calvat (genannt Mathieu), Mélanie, 51, 519, 578 Caminar juntos en la Iglesia (5.7.1982), Erklärung CECH, 405 Campos Burgos, Boris, 224, 582 Canal 4, s. Universidad Católica de Valparaíso Televisión Canal 9, 436 Canal 13, 375, 413, 436, 440, 454, 577 Cañaveral, El, s. Hogar Javiera Carrera Carabineros, 348 Carlos van Buren, Hogar, s. Hogar Carlos van Buren Caro, José María, 116 Carola, 511 Carrera Verdugo, José Miguel, 112 Casa de Menores, 131, 389 Casa del Peregrino (Roma 100), Villa Alemana, 91, 518 Casanova Lambert, Teresa, 502 Castagna, Domingo Salvador, 46 Castillo Velasco, Jaime, 83 Castrillón Hoyos, Darío, 565 Castro de la Barra, Jorge, 224, 555–556 Catalán, Ramón, 483 CECH, s. Conferencia Episcopal de Chile CELAM, s. Consejo Episcopal Latinoamericano Censura previa, s. Vorzensur Central Intelligence Agency (CIA), 438 Central Nacional de Informaciones (CNI), 177, 312, 319, 409–410, 414, 417–422, 426, 429–433, 455, 469
Register Centro de Educación de Adultos, Quilpué, 174 Cerro San Cristóbal, Santiago, 48 Chacabuco, Schlacht, 114 Chagres, Marienerscheinung, 86, 97, 213, 233, 334–338 Charisma, 548 Charismatische Erneuerung, s. Kirche/ Kirchen, katholische Kirche Charismatische Kirchen, s. Kirche/Kirchen Charismaträger, s. Visionär Chicago boys, 73, 332 Chile Außenpolitik, 195, 239 Bevölkerung und mestizaje, 61–64 Deutsche Immigration, 63 Eschatologische Deutung, 156 Immigration, 63–64 Israel, Chile und das Volk, 476 Jahreszeiten, 6 Kolonialisierung, 59–61 Mythologie, 307, 387 Nationalismus, 111, 438, 587 Nationalpatronin, Maria als, 115, 406 Spannungen, innere, 73–85, 311–312 Staatsgründung, 113 Unabhängigkeitsbewegung, koloniale, 112–115 Wappen, 193 Chilevisión, 433 Chiloe, 387 China, 170 Chino/china, 102 Chloropren, 147 Christdemokraten, s. Partido Demócrata Cristiana Christentum, frühes, 277 Christian Jr., William, 30, 263 Christianisierung, 66 Chile, 59–62 China, 67–68 Indien, 67–68 Lateinamerika, 67–70 Mexiko, 67 Christologie, 163, 209 Christus-Akrostichon, 275 Christusmonogramm, 40 CIA, s. Central Intelligence Agency Ciencias Religiosas, Instituto de, Universidad Católica de Valparaíso, 300, 482
687 Cifuentes Bezanilla, Alejandro, 247, 253, 339, 425, 499, 501–502, 530, 540, 552, 568, 583 Clemens XIV., Papst, 68 Colla, 62 Colliguay, 366 Collo, Legendengestalt, 103 Comando Conjunto, 416 Comelin Romani, María Angélica, 172– 175 Comelin Romani, María Teresa, 142, 168, 172–175, 177, 180, 217, 333, 455, 469 Comelin Zurita, Familie, 13, 125, 173– 175, 177–180, 235, 296, 328, 330, 366–367 Comité Pro-Paz, 79–81, 441 Comunidades de base, s. Basisgemeinden Concertación de Partidos por el No, 571 Confederación de Trabajadores del Cobre, 74, 294 Conferencia Episcopal de Chile (CECH), 76, 78, 83–84, 117, 183, 206, 312, 330, 393, 405, 409, 426, 488, 556 Conquista, Chile, 59–62, 103–104, 124 Consejo Episcopal Latinoamericano (CELAM), 565 Consorcio Periodístico de Chile S.A., s. COPESA Contardo Egaña, Miguel, 16, 18, 20, 78, 201, 212–218, 251, 258, 260, 284– 286, 314, 324–326, 329, 336, 351, 378, 398, 412, 425, 464, 473, 475, 479, 500, 505, 508, 525, 552, 559– 560, 573–574, 600 Contardo Soto, Óscar, 29, 91 Cooperativa de viviendas de personal en retiro de la Armada de Chile »Benito Juárez«, 423, 539 COPACHI, s. Comité Pro-Paz COPESA, 436–437, 442 Coralí, Visionär neben Poblete, 237 Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios, 159, 163, 206, 238, 567, 587, 596 Corneta de la Virgen, s. Hornbläser der Jungfrau Corporación de Televisión de la Universidad Católica de Chile, s. Canal 13 Cortés, Hernán, 67 Corvalán Corvalán, Enriqueta, 218
688 Cuadra Lizana, Francisco Javier, 452, 454–455 Cuapa (Nicaragua), Marienerscheinung, 45 Cuellar Maldonado, Julio, 502 Curicó, 121, 131 Cyrill von Alexandrien, 163 Dama Blanca de la Paz, 159, 161, 242, 312, 473, 517, 564, 587, 596–597 Dame (Señora), 52, 54, 123, 127, 141, 150, 569 Dämon/Dämonen, 136, 328 Daoismus, 68 De Castro Reyes, Juan, 417–418, 421 De Castro Spikula, Sergio, 73 De Toro Zambrano, Mateo, 112 De Valle Alliende, Jaime, 87 Decreto ley, 439 Defensa Civil, 348 Demokratie, 7, 84–85, 571 Depositum fidei, 403 Depressive Störung, s. manischdepressive Störung Der Spiegel, 5 Detenidos desaparecidos, 84 Deutsche Immigration, s. Chile Deutungssystem, 37 Devotion, marianische, Peñablanca als eigenständige, s. Peñablanca Devotionalien Peñablanca, 277, 287, 291, 313, 349, 475–476, 533, 581, 598 Religiosidad popular, 164 Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen (DSMIV), 309 ›Dialog‹ mit der Erscheinung, 264, 266, 353, 381–383, 475, 568 Dialog, politischer, 330, 345, 446, 451 Díaz, Carlos, 425, 429, 431–432, 469 Díaz Bordeu, Mónica, 425, 464, 502 Díaz Neira, Julia, 129 Díaz Parada, Yamilet, 90–91, 346 Diktatur, s. Militärregierung Pinochet Dimission, 326 DINA, s. Dirección de Inteligencia Nacional DINACOS, s. Dirección Nacional de Comunicación Social Dirección de Inteligencia Nacional (DINA), 83, 177, 437, 438
Register Dirección Nacional de Comunicación Social (DINACOS), 437–438, 441, 453 Diskussion, öffentliche, über Peñablanca, 325, 327–329, 369–391, 410–424, 508, 549–550, 555–557 Dissoziation, 310 Divination, 287, 290 Dokumentation der Marienerscheinung von Peñablanca, 209–212, 282, 544, 551–552 Dondelinger, Patrick, 304 Dornenkrone, Wunden der, s. Wunden Christi Dos Santos, Lucía, 54–55, 153 Drabic, Mikulas, 41 Dramaturgie, s. Liturgie/Dramaturgie Dreißigjähriger Krieg, 41 Drogen und Visionen, 40, 136, 138–143, 146–148, 236, 299, 301, 525 Drohungen, s. Todesdrohungen Duarte García de Cortázar, Gonzalo, 24, 583 Dubois, Emile (animita), 96 Duende, 307–310 Dussel, Enrique, 342 ›Echtheit‹ von Marienerscheinungen/Visionen, 42, 57, 130, 165, 195, 208, 222, 241, 282–284, 287, 301, 318, 321, 336, 380, 397–398, 535, 560–561, 575–576, 582–586 Ecuador, 424 Edwards, Familie, 559 Edwards Budge, Agustín, 436 Edwards Eastman, Agustín, 436 Edwards Salas, Rafael, 115 Ehrentitel, marianische, 162–163, 206, 238, 587, 596 Eingaben, schriftliche, der PeñablancaAnhänger an die Amtskirche, s. Anhänger Eingang, s. Tür Einheit, kirchliche, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, 405 Einzäunung, s. Monte Carmelo, Erscheinungshügel, Zaun Ejercito de los Andes, 113 Ekklesiologie, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche Ekstase, 263 El Belloto, Stützpunkt der Seeluftstreitkräfte, 181, 415, 419
Register El Mercurio de Santiago, 436 El Mercurio de Valparaíso, 15, 191, 436, 443 El Mercurio S.A.P., 198, 436–437, 439, 442, 446, 559 El renacer de Chile (17.12.1982), Dokument CECH, 117 El Sol, Pfarrgemeinde (Santa María Madre de la Iglesia), 14–15, 180– 182, 214, 219, 234–235, 247, 294– 295, 320, 331, 366, 378, 392–394, 396, 399–400, 463, 465, 501, 549– 551, 580 Elaborierung des Erscheinungrituals/der religiösen Symbolik von Peñablanca, s. Peñablanca Elias, Prophet, 477 Elitenreligiosität, 69, 247 Elliott Vergara, Luzmira (»Lucy«) Ethel, 125, 246–247, 469, 582 Emotionen/emotionaler Konflikt, 310 Empfängnis, Unbefleckte, s. Unbefleckte Empfängnis Ende der Welt/Endzeit, s. Apokalyptik Engagement Humanitäres, 80 Karitatives, 79 Politisches, 245 Religiöses, 244, 463, 516–517 Soziales, 243, 245 Engelserscheinungen, 545, 560, 567–597 Enríquez, Hernán, 94 Epilepsie, 136, 299, 310 Epiphanie, 39 Ercilla, 437–438, 442, 447, 524 Erdbeben, 106, 154, 167, 277, 279, 553– 557 Erde, als Devotionalie, 273–274, 315 Erde, Küssen der, 267 Erika, Adoptivschwester Pobletes, 128 Erinnerung/Gedächtnis, 570 Erklärungen, kirchliche Erste Erklärung des Bischofs von Valparaíso (6.10.1983), 8, 360, 373–375 Zweite Erklärung des Bischofs von Valparaíso (28.10.1983), 8, 17, 403–405, 459 Dritte Erklärung des Bischofs von Valparaíso (4.9.1984), 19, 542– 543 Erklärung des Erzbischofs von Santiago (31.10.1983), 404
689 Bewertung durch Amtsnachfolger, 583 Publikation im Boletín des CELAM, 565 Erkrankung, psychische, s. psychische Erkrankung Ernennungspolitik, vatikanische, 86–87 Errázuriz Correa, Hernán Felipe, 452 Erscheinung, religiöse, s. Vision Erscheinungsbereich, s. Monte Carmelo Erscheinungshügel, s. Monte Carmelo Erscheinungsritual, s. Peñablanca Erscheinungstermine, s. Peñablanca Erziehung, religiöse, 122–124 Eschatologie, 154, 156, 536 Escrivá de Balaguer y Albás, José, 86 Espinoza, Carlos, 141, 148 Estación Central, Santiago, 97 Esteban, Bruder, Sprecher während der Erscheinung, 379 Estrella, s. La Estrella Eukalyptus, 141, 226–227, 264 Eurolo Montecinos, Juan, 364, 484 Europa, 563–564 Eusebius von Caesarea, 40, 536 Evangélicos, s. Kirche/Kirchen, charismatische Evangelio y Paz (5.9.1975), Dokument CECH, 82 Exegese, 536 Exodus, Buch, 274, 277 Exorzismus, 136 Export/Exportwirtschaft, 73 Ezkioga, Marienerscheinung, 30, 168, 232, 237, 248, 270, 298, 532 Falklandkrieg, 6 Fallen/Hinfallen des Visionärs während der Erscheinung, s. Visionär Faltblätter, s. Schrifttum Familie/Familienmotiv, 125 Fátima, Marienerscheinung, 54–56, 58, 153, 157, 159, 170, 194–195, 206, 238, 278, 280, 358, 468, 478, 564 Fátima-Madonna, pilgernde, 56, 563 Fegfeuer, 111 Feiertage, religiöse, 48, 182, 191, 214, 250, 313, 343, 374, 376, 466, 504, 515–517, 549 Feldman, Arnold S., 30, 185, 243 Ferdinand VII., König von Spanien, 112 Feres Shallup, Raúl, 556 Fernández Carnero, Luis, 14, 18, 77, 134, 162, 172, 174, 177, 181–182, 203,
690 214, 231–236, 238, 255, 258, 265– 266, 295, 314, 320, 329, 331, 336, 348–349, 351, 366, 377–379, 392– 394, 396, 469, 499, 508, 537, 545, 550, 580 Fernández Montero, Jaime, 8, 17, 172, 196, 299, 316, 348, 351, 357–370, 372–373, 377, 384–385, 395–396, 399, 401, 405–406, 409–424, 427– 428, 449, 484, 513 Fernsehen, 90–91, 252, 344, 352, 358, 371–373, 375, 413, 433, 436, 454, 513, 571, 577, 580 Festival de la Canción, s. Viña del Mar Fiducia, s. Tradición, Familia y Propiedad Figueroa C., Gustavo, 483 Filialdevotion, 53, 109–110, 335, 549, 598–599 Filmaufnahmen, s. Videoaufzeichnungen Finanzierung des Peñablanca-Kults, s. Peñablanca-Kult Fisch/Fische/Fischlein, s. ICTUS Fischer, Ludwig, 56 Fischer/Fischerei, 183 Fleet, Michael, 245–246 Flehlappen, 108 Flores, Vater Pobletes, 121 Flucht/Weglaufen Pobletes (aus Heimen), s. Poblete Flugzeuge, 181, 291, 414–416, 419 Flushing Meadows Corona Park (Queens), s. Bayside, Marienerscheinung Folter, 82, 420, 450 Forgione, Francisco, s. Pio de Pietralcina Fotografías milagrosas, s. Wunderfotografie Fotografie, 27, 169, 281, 287–290, 471 Franco Bahamonde, Francisco, 438 Frankreich, 52 Franziskaner, 312 Franziskus von Assisi, 495 Frau, mit der Sonne bekleidet, 368–369, 382 Frau, Pobletes Auftreten als, 571–577 Frauen, 171, 249, 268–269, 495 Frauen und Männer, 72, 151, 572–573 Freiräume, gesellschaftliche, 242–243 Frequenz der Erscheinungen, s. Peñablanca
Register Fresno Larraín, Juan Francisco, 76, 78, 85–87, 311, 375, 404, 557 Frías, Adela, 498, 505, 508 Frieden, 161, 242–243, 472 Friedhof, 64, 96–97 Frömmigkeitspraxis, s. Praxis, religiöse Frühes Christentum, s. Christentum Fußabdruck Marias, 266 Fuenzalida y Fuenzalida, Orozimbo, 78 Fundación Monte Carmelo de Chile, s. Monte Carmelo Gagnon Dion, Jean-Marc, 130 Gajardo, Vicente, 93 Galen, 306 Garabandal, Marienerscheinung, 157, 207, 564 Garcés Troncoso, Pedro, 483, 521–523, 529–530 García González, Macarena, 29, 91 Garriod de Vargas, Eugenia, 87 Garten, 194–195, 352, 597 Gebet, 158, 199, 234, 255, 267, 271, 330, 351, 379, 381 Anleitung von Gebeten, 379, 407 Gebetsgruppen, marianische, 247, 466– 467 Gebetsstätte, 585 Gedächtnis, s. Erinnerung Gegenstände, heilige, 269, 295 Gegner, religiöse, der Marienerscheinung von Peñablanca, 327–330 Gegrüßet seist du, Maria, s. Ave Maria Geheimdienst/Geheimpolizei, s. Central Intelligence Agency (CIA), s. Comando Conjunto, s. Dirección de Inteligencia Nacional (DINA), s. Servicio Secreto Conjunto, s. Central Nacional de Informaciones (CNI) Geheimgefängnisse der CNI, 420, 431 Geheimnis/geheime ›Botschaft‹ Marias, 50 Fátima, 55 Fátima, Drittes Geheimnis von, 55, 159, 169, 239, 357, 391, 401 La Salette, 51–52, 207, 402–403, 578 Peñablanca, 159, 169 Rue du Bac, 50 Gehorsam/Ungehorsam, kirchlicher, 380, 396, 398, 579 Geiler, Johann, 265 Geist, heiliger, 272, 547, 552–553
Register Geist/Geister, 90, 95, 287, 387 Geistlicher Leiter des Visionärs, 215– 216, 233, 326, 336, 465, 473, 508 Gelübde, s. Manda Gemeinde/Gemeindeverständnis, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche Gemeindegründung, 393 Generalin des chilenischen Heeres, Maria als, 114 Geographische Herkunft der Anhänger von Peñablanca, s. Anhänger, Herkunft Geschlechterrollen, 572–573 Gesellschaft Jesu, s. Jesuiten Gesetzeserlaß, s. Decreto ley Gesicht/Gesichter, Erscheinen von, 91–94, 184 Gesichtserkennung, neurophysiologische, 92 Gesund/krank, psychisch, s. psychisch krank/gesund Gewalt, 7, 70, 74–78, 82–84, 88, 186, 191, 241–243, 312, 472 Gewerkschaft der Kupferarbeiter, s. Confederación de Trabajadores del Cobre Gewissen/Gewissensentscheidung, 398 Gignon, Jean-Marc, 364 Giraud, Maxim, 51, 519, 575 Glaube, 158, 220, 374, 380, 397 Glaubenszeugnis, s. Zeugnis Glaubwürdigkeit Marienerscheinungen, 15, 231, 359, 403, 575–576 Visionär, 146, 301, 386–389, 403, 527– 528, 575–576 Gobbi, Stefano, 160, 204, 208, 213, 216– 217 Goicoechea Urrestarazu, Francisco, 248 Gold und Silber der Ägypter, s. spolia Aegyptiorum González Cruchaga, Carlos, 82–83, 326 González de la Rivera, José, 112 Gordon Rubio, Humberto, 178, 409 Gott/Gottesbild, 537 Gott/Gottesname, Übersetzungsproblematik, 67 Gottesdienst, Verhalten im, 268 Grab, 94–97, 105 Grenze/Begrenzung, s. Monte Carmelo, Erscheinungshügel, Zaun Grignion de Montfort, Louis-Marie, 213
691 Größenwahn, 365 Grotte von Massabielle (Lourdes), 52– 54 Chagres, 335 Peñablanca, 400, 549, 598–599 Santuario de Lourdes, Santiago, 108–110 Gruppierungen (informelle), marianische, im Umfeld von Peñablanca, s. Anhänger Guía espiritual, s. geistlicher Leiter Guadalupe, Marienerscheinung, 44, 103, 113, 142, 144, 158, 185, 288, 510, 599 Guillard, Roberto, 76 Gutachten, psychologische, über Poblete, s. Poblete Gutiérrez, Pedro, 300–302 Gutiérrez, Victor, 433 Gutiérrez de la Fuente, Ignacio, 417 Haar, 145, 171, 493 Habit, s. Kleidung der Religiosen Haifa, 111 Halley-Komet, Medienkampagne, 453– 455 Halluzination, 147–148, 299–300, 302– 310, 360 Halogenkohlenwasserstoffe, 147 Hände, Fassen an den, s. Peñablanca Handeln, soziales, 254, 339, 341, 516– 517, 570 Händler, fliegende, s. Straßenhändler Handlungsanweisungen des Visionärs, s. Visionär, Interaktion Harire Seda, Kamel, 483–484, 513, 521– 524, 532–533, 536–537 Harnack, Adolf v., 67 Hasbún Zaror, Raúl, 375–376, 380 Häufigkeit der Erscheinungen, s. Peñablanca, Frequenz Hechos y Mensajes de Peñablanca, Zeitschrift, 552 Heede, Marienerscheinung, 30–31, 232 Heilig/profan, 262 Heilige/Heiligenverehrung, 93–94, 102 Heilige Gegenstände, s. Gegenstände Heiliger Boden, s. Boden, heiliger Heiliger Geist, s. Geist, heiliger Heiliger Stuhl, s. Vatikan Heiligtum, s. Monte Carmelo de Chile, Erscheinunghügel, Kultort Heiligtum, volkstümliches, s. santuario popular
692 Heilsgeschichte, 209–210 Heilung, s. Krankheit und Heilung Heime/Heimaufenthalte Pobletes, s. Aldea de Hermanos, s. Casa de Menores, s. Hogar Bethel, s. Hogar Carlos van Buren, s. Hogar Galvarino, s. Hogar Javiera Carrera, s. Realidad Hellenisierung des Christentums, 67 Hermaphrodismus, psychischer, 573 Heroldsbach-Thurn, Marienerscheinung, 5, 265, 493, 585 Herz/Herz Marias, s. Unbeflecktes Herz Herz-Mariä Sühnesamstag, 570 Hieber, Carla, 498–499, 505, 508, 564 Hierarchie, katholische, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, Amtskirche Hierzenberger, Gottfried, 28 Hijos predilectos, s. vielgeliebte Söhne Hilfe der Welt, marianischer Ehrentitel, 238 Himmelstür, 289 Hiriart Rodríguez, Lucía, 87 Hirten/Hirtenmotiv, 51, 54, 103 Histrionische Persönlichkeitsstörung, 365 Hogar Bethel, 129 Hogar Carlos van Buren, 13, 131, 133, 166, 172, 178, 227, 231, 362–364, 366 Hogar Galvarino, 129, 131 Hogar Javiera Carrera, 125, 128 Höhle, 103 Homosexualität, 131 Hormone/Hormonbehandlung, 574 Hornbläser der Jungfrau, 175–176 Hostienwunder, 206, 407, 479, 492, 531– 532, 539, 551 Hoy, 411, 434, 442–443, 448–450, 455 Huacho, 124 Huemul, 193–194, 239, 241 Hügel, s. Monte Carmelo Huillac Ñusta, 104 Huillac Uma, 104 Hurtado Cruchaga, Alberto, 93–94, 440 Hurtado Goycoolea, José Pablo, 339 Hybridität, 65 Hysterischer Charakter, 299–300, 406 Ibañez del Campo, Carlos, 73 Iberische Ethnien, 62 Ichthýs, s. ICTUS
Register ICTUS, 20, 128, 159, 167, 169, 238, 267, 274–278, 349, 543, 554–557, 597 ICTUS, Zeitschrift, 552 Idealtyp/idealtypisch, 36, 253–256 Ikonographie, Peñablanca, 128, 274– 278, 358, 476, 509–511, 554, 597 Illusion, 299–300, 304 Indigene Bevölkerung, 49, 62, 72, 101– 105, 124 Indigene Religion, 72 Indigenisierung, 67 Indio desconocido (animita), 97 Individuell/kollektiv, 40–43, 243, 300 Ineffabilis Deus, Bulle, 47 Informant, falscher, 428 Inka, 104 Inkardination, 326 Inlandsgeheimdienst, s. Comando Conjunto, s. Dirección de Inteligencia Nacional (DINA), s. Servicio Secreto Conjunto, s. Central Nacional de Informaciones (CNI) Innen/außen, 227, 258, 262, 315, 341, 352 Innenperspektive/Außenperspektive, 199–200, 472, 495, 504, 507–511, 602 Innerer Kreis der Erscheinungsanhänger, s. Anhänger Innovation/Tradition, s. Tradition/Innovation Instrumentalisierung von Religion, s. Religion Instrumentalisierung, politische, der Medien, s. Medien/Massenmedien Inszenierung, s. Manipulationshypothese Inszenierung, subjektive, 299 Integralisten, 77, 85–86, 214, 230, 375, 412, 425, 450 Interaktion der ›Botschaften‹ mit dem Umfeld, s. ›Botschaften‹ Interaktion zwischen Visionär und Publikum, s. Visionär Internationale Vernetzung von Marienerscheinungen, s. Vernetzung Internationalisierung des PeñablancaKults, s. Peñablanca Internet, Marienerscheinungen im, 581– 582 Intertextualität, 51, 165, 195, 261, 285 Interviews/Medieninterviews in den Quellen Bosagna Aguayo, Jorge, 584
Register Cifuentes Bezanilla, Alejandro, 540 Comelin Romani, María Teresa, 142 Contardo Egaña, Miguel, 324–326 Cuadra Lizana, Francisco Javier, 454 Díaz Parada, Yamilet, 91 Fernández Carnero, Luis, 354, 447, 508, 537 Fernández Montero, Jaime, 319, 358, 372–373, 384, 402, 405, 411–414, 447, 450 Gutiérrez, Pedro, 300–302 Harire Seda, Kamel, 524, 532 Hasbún Zaror, Raúl, 375 Katechisten aus El Sol, 549–550 Madariaga Gutiérrez, Mónica, 451 Medina Estévez, Jorge Arturo Augustin, 584 Poblete Poblete, Miguel Ángel, 91, 124, 138–139, 145, 179, 257, 295, 354, 383, 388, 431, 447, 571–572, 599 Providel Sanhueza, Raúl, 549–550 Rojas, Mónica, 300 Sodano, Angelo, 371 Stegen, Guillermo, 298–300 Tilman Dutting, José, 161–162 Ulloa Rübke, Gonzalo, 524, 532 Valenzuela Ríos, Francisco de Borja, 86, 229, 252, 318, 374, 421, 513–514, 520–521 Iquique, Diözese, 104 Iran, 39 Irarrázabal, Julio, 131, 136–137, 166, 172, 179, 363, 433 Irdisch/überirdisch, 41 Irenaeus von Lyon, 163 Israel, 111, 115, 156, 476, 596 Israeliten, 277 Jahrestage der Marienerscheinung von Peñablanca, s. Peñablanca Jahreszeiten in Chile, s. Chile Jakobus d.Ä., Apostel, 44 James, William, 302 Jara Constanzo, Emelina, 121–125, 129, 425 Jarpa Reyes, Sergio Onofre, 76, 241, 345, 429, 434, 446, 451–453 Jaspers, Karl, 303, 305 Jefatura de Zona en Estado de Emergencia, 439 Jenseits, 95 Jesaja, 111
693 Jesuiten, 67–68, 93–94, 203, 212, 325– 326, 422, 440 Jesuserscheinungen, 128, 210, 568 Johannes XXIII., Papst, 79 Johannes Paul II., Papst, 48, 75, 87–88, 153, 191, 312, 496, 564 Chile, Reise nach, 566 Johannes vom Kreuz, 38 Johannesbrief, 327 Joseph Bonaparte, König von Neapel und von Spanien, 112 Josselin, Ralph, 42 Juan Carlos I., König von Spanien, 438 Juan Diego, Visionär von Guadalupe, 49–50, 510 Jubiläen der Erscheinung von Peñablanca, s. Peñablanca, Jahrestage Jugendgericht, Santiago, 129–130, 178, 389 Juhasz, Joseph B., 306 Junta, s. Militärregierung Pinochet Junta Magna, 60 Juzgado de Menores, s. Jugendgericht Kalter Krieg, 156, 170, 241 Kanon/Kanonbildung, s. ›Botschaften‹ Kapelle Forderung Bau, 48, 53, 162 Marienkapellen, 105, 106 Peñablanca, 20, 209, 315, 478, 499– 501, 539–541, 549, 597–598 Privatkapelle Aravena Elliott, 582 Karikatur, 512, 555 Karl IV., König von Spanien, 112 Karmel, Berg (Israel), 111, 115, 226, 477, 596 Karmel, Unsere Liebe Frau vom Berg, s. Virgen del Carmen Karmeliter/Karmeliterinnen, 111–112, 184 Kast Rist, Miguel, 332–333 Katastrophen, apokalyptische, 151, 154, 276, 553 Katechisten, 234, 259, 327, 378, 396, 399– 400, 549–550 Katholische Kirche, s. Kirche/Kirchen Kentenich, Josef, 316 Kerzen, 164 Kerzenprobe, 471 Kinder als Visionäre, 15, 45, 51, 54–55, 232, 237, 265, 334, 387–389 Kinderwunsch, 201–202 Kindschaft/Kindschaftsmotiv, 160, 194, 210, 530
694 Kirche/Kirchen Charismatische Kirchen, 63, 71, 222 Katholische Kirche Amtskirche, 8–9, 14, 17, 77–89, 181, 219, 229–235, 245, 284, 370–375, 378–381, 391, 397, 399, 468, 470, 480–482, 491, 501, 513, 518–521, 537–538, 542–543, 552–553, 556–557, 582–586 Charismatische Erneuerung, 203, 271–273 Einheit, kirchliche, 481 Ekklesiologie, 47, 160, 272, 393, 552–553 Forschungseinrichtungen, kirchliche, 441 Gemeinde/Gemeindeverständnis, 392–394 Kirchenkritik, 268, 380–383, 397, 400–403, 468, 470, 480, 519, 552–553, 556–557 Kirchenmitgliedschaft Chile, 71–72 Kirchenpolitik, 85–87, 214 Kirchensoziologie, 245–246 Kirchenverständnis, 272 Kirchenzugehörigkeit, 245, 397– 399, 550, 579 Kommunismus, Verhältnis zum, 278 Lehre, kirchliche, 374, 535 Medien und Kirchenvertreter, 375–376 Medien, kirchliche/kirchennahe, 422, 440–442, 448–451 Pastoral, 245, 278, 358, 393, 550, 584–586 Pastoral de Multitudes, Santuarios y Religiosidad Popular, 556 Politische Rolle, 77–85, 183, 242, 244, 311–312, 375, 409, 440– 442 Prophetische Kirche, 552–553 Randgruppen, kirchliche, 397– 399, 412, 462 Schutzraum der Opposition/Zivilgesellschaft, 80, 244, 440–442 Lutherische Kirchen, 63, 71
Register Pentekostale Kirchen, 63, 71, 271, 393 Protestantische Kirchen, 63, 71, 271, 275 Kirche und Staat Chile, 60, 78–85, 87–88, 242, 311–312 Europa, 47 Kirchenväter, 306 Klebstoff, lösungsmittelhaltiger, 138– 143, 146–148 Kleidermode, 151 Kleidung des Klerus/der Religiosen, 381 Kleidung/Kleidungsstücke als Devotionalien, 296 Klerus, 14, 18, 160, 181–182, 215–216, 231–235, 245, 257, 314, 375–376, 381, 398, 464–582 Klerus und Laien, 18, 215, 244–248, 259, 272, 392–394, 397–400, 426–427, 463–465, 480–481, 490–491, 538, 552–553, 557 Kloaken der Unreinheit, 52, 160, 195, 208, 403–404, 468, 519, 538 Knie/knien, 108, 207, 263, 351 Kobold, s. Duende Kochtöpfe, Schlagen auf, s. Caceroleo Kollektiv/individuell, s. individuell/kollektiv Kolonialisierung/Kolonien, 112–113 Chile, 59–62 Mexiko, 67 Kolonialismus und Mission, 59–62, 67–70 Kolumbien, 307–310 Kommentierung der Erscheinung/›Botschaften‹ durch Dritte, s. Peñablanca Kommerzialisierung, 250–251 Kommissionen, kirchliche Erste diözesane Untersuchungskommission, 8, 17, 299, 302, 316, 323, 348, 357, 360–366, 370–373, 377, 384–385, 395–397, 406, 424, 484 Zweite diözesane Untersuchungskommission, 9–10, 18, 156, 214, 302, 480–491, 506, 513, 518–519, 521–538, 543–545 Kritik an den, 396, 427, 480, 488–491, 537–538 Kommunikation zwischen Visionär und Publikum, s. Visionär, Interaktion
Register Kommunion, 158, 215, 268 Kommunion, mystische, 206, 400, 407, 492, 531–532 Kommunismus/Antikommunismus, 78, 83, 214, 267, 278–279, 426 Kondor, 193–194, 239 Konflikt Kirche – Militärregierung, 78– 85, 311–312, 409, 418, 429, 481 Konflikt Kirche – PeñablancaAnhänger, s. Anhänger Konflikte zwischen Marienerscheinungskulten, s. Marienerscheinungskulte Konflikte, interne, der PeñablancaAnhänger, s. Anhänger Konfuzianismus, 67 Kongregation für die Glaubenslehre, 584 Kongregationen, katholische, 216–218 Konnersreuth, Therese von, s. Neumann Konstantin der Große, 40 Kontextualisierung/Neukontextualisierung, 254, 261, 274–278 Kontingenz, 81–82 Konversion, 49, 104, 222, 260 Kopfbedeckung, 171, 236, 261, 268–269 Korintherbrief, 268, 539 Körper/Körperlichkeit, 260, 263–264, 351 Kotter, Christoph, 41 Krank/gesund, psychisch, s. psychisch krank/gesund Krankheit, psychische, s. psychische Erkrankung Krankheit und Heilung, 53, 72, 90, 184, 226, 296, 346 Krebs/Krebserkrankung, 184 Kreolen/kreolische Eliten, 112–113 Kreuz, 227 Kreuzvision, 40, 98 Kreuzweg, 587 Kreuzzug, Eucharistischer, 500 Kreuzzüge, 111 Krieg/Kriegsgefahr, 60, 151–152, 154– 157, 195, 239–240, 335 Krise, 6, 9, 43, 73, 76, 311–312, 328 Krise, mystische, 300 Kritik am Regime, s. Regimekritik Kritik an den Untersuchungskommissionen, s. Kommissionen Kritik an der Kirche, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, Kirchenkritik
695 Kritik an Peñablanca, s. Peñablanca Krönung von Marienbildern, 115, 600 Kuba-Krise, 55 Kulthandlungen, katholische, Genehmigung/Verbot von, 373, 521, 539, 583–586, 598 Kultidentität, 561, 596 Kultort/Kultortgestaltung, s. Monte Carmelo, Erscheinungshügel Kultureller Austausch, 60, 62, 65–70, 101–108 Kupfer, 73 Kuß/küssen, 351 La Chueca, 107, 199 La Cuarta, 436, 454 La Estrella de Valparaíso, 15, 191, 375, 384, 387, 389, 391, 407, 411, 436, 443–444, 511, 520, 549–550 La Llorana, mythische Gestalt, 387 La Nación, 436 La reconciliación en Chile (24.4.1974), Dokument CECH, 82, 183 La Salette, Marienerscheinung, 51–52, 141, 149, 159–160, 194–195, 207, 519, 564, 575, 578 La Segunda, 371, 389–390, 417–421, 436, 443 La Serena, Diözese, 101 La Tercera de la Hora, 436, 511 La Tirana, 104–106, 516 Labouré, Cathérine, 50–51 Lactantius, 40 Laien, 18, 259, 378–381, 391–394, 397– 400, 426–427, 463–465, 480–481, 490–491, 517, 538, 552–553, 557 Laien und Klerus, s. Klerus und Laien Laienpartizipation, s. Partizipation, kirchliche Lambertini, Prospero, s. Benedikt XIV. Länderweihe, marianische, s. Marienweihe Las Últimas Noticias, 390–391, 407, 436, 512 Laso de la Vega, Luis, 49 Laufen/Umherlaufen des Visionärs während der Erscheinung, s. Visionär Laurentin, René, 29 Lautsprecher, 193, 215, 234, 259, 379, 504–506, 569 Lavater, Ludwig, 305 Le Blanc, Guillermo, 362–364, 389, 428
696 Legitimation Marienerscheinungen, 15, 254 Militärregierung Pinochet, religiöse, 60 Visionär, 124, 128–129 Lehramt, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, Amtskirche León, Carlos A., 307–310 Leserbriefe Barros Valenzuela, José Álvaro, 449 González L., Alfredo, 505 Peñablanca-Anhänger, 538 Providel Sanhueza, Raúl, 234, 328, 538 Sánchez Bórquez, Carlos, 327 Lesungen aus den ›Botschaften‹ von Peñablanca, s. ›Botschaften‹ Letelier del Solar, Orlando, 177, 438 Leukämie, Heilung von, 296 Liberalismus, 112 Licht/Lichterscheinung, 141, 223, 283 Lilie/Liliensymbolik, 111 Lillo, Guido, 141–143 Lircay, Vertrag, 113 Liturgie/Dramaturgie, 255, 260, 273, 280, 295, 331, 474 Lo Vásquez Seminario Mayor de, 316 Wallfahrt, 16, 48, 106–108, 184, 250, 351, 466 Lokalisierung der Erscheinung, s. Peñablanca Lorca, Lina, 551 Lösungsmittelmißbrauch, 138–143, 146– 148, 236 Lourdes, Marienerscheinung, 52–54, 109–110, 170, 184, 191, 304, 315, 471, 564, 598 Lourdes-Grotte, s. Grotte von Massabielle Lubbock (Texas), Marienerscheinung, 56 Lüeken, Veronica, 559–561 Lüge, Vorwurf der, 387 Lumen gentium, 393 Lutherische Kirchen, s. Kirche/Kirchen Machi, 72, 572 Madariaga Gutiérrez, Mónica, 76, 87, 451–453, 455 Mädchen als Visionärinnen, 15, 232, 237 Maipú, Schlacht, 114 Maipú, Templo Votivo de, 114–115, 406
Register Malinowski, Bronislaw, 65 Manco II., 104 Manda (»Gelübde«), 102, 108, 116, 184 Mangel/Mangelerfahrung, 528 Manila, Marienerscheinung, 58 Manipulationshypothese, 7–8, 17, 117, 177–181, 185, 196, 235, 240, 278, 291, 313, 319, 321–323, 332, 357, 360, 362–369, 384–386, 405, 409–456 Informant, falscher, 427 Kirchliche Äußerungen, öffentliche, 404 Medien/Massenmedien, Instrumentalisierung, 432–435, 451–456 Öffentliche/mediale Diskussion, 410–424, 447–451, 481–482, 514– 515, 599 Starke/schwache, 410, 432, 446 Zurückweisung durch die Peñablanca-Anhänger, 401, 424–432 Zweite diözesane Untersuchungskommission, Bewertung durch, 485, 524–526 Manisch-depressive Störung, 364, 406 Männer, 171 Männer und Frauen, s. Frauen und Männer Mapuche, 59, 62, 72, 573 Mari-Loli, Visionärin von Garabandal, 564 Maria/Marienbild, 37, 416, 537 Maria Engelport, Kloster, 108 Mariä Geburt, 214, 313 Mariä Himmelfahrt, 182, 191, 515–517 Mariana, La Revista de la Virgen, 556 Marianische Priesterbewegung des Stefano Gobbi, 204, 213, 216–217 Marienbild/Marienstatue, 50, 53, 56, 97, 102–104, 106, 109–110, 144, 185, 200, 260–261, 288, 510, 515, 563– 564, 587, 596–599 ›Marienbotschaften‹, s. ›Botschaften‹ Marienerscheinungen Anerkannte, 49–52, 54, 58 Begriff, 35–38, 43–44, 256 Chile, 86, 97–99, 103 Chile, koloniale, 60 Geschichte, 43–58, 206–207 Historische Fallbeispiele, s. Akita (Japan), s. Banneux (Belgien), s. Bayside (New York), s. Beauraing (Belgien), s. Betania (Ve-
Register nezuela), s. Chagres, s. Cuapa (Nicaragua), s. Ezkioga, s. Fátima, s. Garabandal, s. Guadalupe, s. Heede, s. HeroldsbachThurn, s. La Salette, s. Lourdes, s. Lubbock (Texas), s. Manila, s. Marpingen, s. Medjugorje, s. Montserrat, s. Ocoa, s. Rue du Bac, s. Sabana Grande (Puerto Rico), s. San Damiano, s. San Nicolás (Argentinien), s. Syracuse, s. Tannhausen, s. Virgen en el Cerro Alegre (Valparaíso), s. Zaragoza, s. Zeitoun (Ägypten) Lateinamerika, Anzahl, 44 Marienerscheinungskulte, Abgrenzung, wechselseitige, 559–561 Marienfeste, 48, 182, 191, 214, 250, 313, 374, 376, 466, 504, 515–517, 549 Marienfrömmigkeit, s. Marienverehrung Marienstatue, s. Marienbild/Marienstatue Marienverehrung, 47–49, 152 Chile, 48, 101–117, 125, 183–184, 221, 261, 466 Marienwallfahrt, s. Wallfahrt Marienweihe, 55, 114, 562–563 Marihuana, 137, 146, 525 Marine, chilenische, 181, 415, 419, 423, 433 Mariologie, 47–49, 209 Marpingen, Marienerscheinung, 6, 15, 30, 46, 232, 247, 301–302 Márquez de la Plata Yrarrázaval, Alfonso, 452 Martínez Williams, Jaime, 437 Marto, Francisco, 54–55 Marto, Jacinta, 54–55 Massenhysterie, 300 Massenphänomen, Peñablanca als, s. Peñablanca ›Materialisierung‹ von Objekten, 145, 493 Mathieu, Mélanie, s. Calvat, Mélanie Maxentius, 40 McIntosh, Fanny, 203 McLaughlin, Arzt aus London, 575 Medaille, wundertätige Peñablanca, 476 Rue du Bac, 50–51
697 Medalla Milagrosa, s. Medaille, wundertätige Medellín (1968), 70, 82 Medialisierung, 169, 252, 266, 281–290, 465, 471, 473, 475, 499 Medien/Massenmedien Allende-Regierung, unter der, 435 Apóstoles de los Últimos Tiempos, 577 Instrumentalisierung, politische, von, 438, 444–447 Kirchliche Untersuchung, 317 Kirchliche/kirchennahe, 411, 422, 436, 440–442, 448–451, 481 Manipulationshypothese, Diskussion in, 384–389, 409–424, 444– 447 Marienerscheinungen, 45, 198 Medienstrategie, 185, 198, 411–412, 423, 435, 448, 451 Militärdiktatur, unter der, 6–8, 185, 435–443 Militärputsch, nach dem, 435–437 Oppositionelle, 411, 440–443, 448– 451 Parteienpresse, 435 Peñablanca, 7–8, 15, 20–21, 90–91, 98, 182, 185–187, 191, 197, 252, 284–286, 293, 324, 357, 371–373, 375–377, 381, 383–391, 400–402, 405, 432, 456, 503–515, 533, 549– 550, 599–600 Kritik und Polemik, 511–515 Medienaufmerksamkeit, abnehmende/fehlende, 407, 459, 472, 487–488, 568, 577, 600 Medienaufmerksamkeit, erhöhte/ zunehmende, 191–193, 343–345, 443–444, 447, 548, 555 Poblete, Lebenswandel nach 1988, 571, 577 Quellen, 25 Regierungsnahe, 436–437, 447–448 ›Übersinnliches‹ in den, 90–91, 183– 184, 307, 389, 401, 446 Verbot von, 435, 439 Wunderfotografie, 324 Medina, Carlos, 416 Medina Estévez, Jorge Arturo Augustin, 10, 22, 582–584, 598 Medizingeschichte, 306
698 Medizinische Einschätzung des Visionärs, s. Arzt Medjugorje, Marienerscheinung, 157 Melisch, Stephan, 41–42 Membrillar/Membrillo, El, 134 Méndez Zamorano, José, 580 Mendoza, 113, 553 Mensaje, 411, 422–423, 440–441, 443, 450, 481 Menschenrechtsverletzungen, 84, 409, 437, 439–441, 450 Menschheit, ›Botschaften‹ Marias an die, s. ›Botschaften‹ Merced, Virgen de la, s. Virgen Mercedarier, 106 Mercurio, s. El Mecurio Messe, heilige El Sol, 295, 320, 331 Monte Carmelo de Chile, 22, 150, 218, 583–586, 598 Mestizaje, 61–64, 72, 101–108, 125, 144 Mestizisierung, s. Mestizaje Mexiko, 49–50, 113, 599 Michael, Erzengel, 343, 400, 539, 545, 560, 597 Migration, s. Chile, Immigration Militär, chilenisches, 74, 114–117, 181, 183, 415, 419, 422, 423, 433 Religiosität, 116 Militärputsch (11.9.1973), 73, 77–79, 435 Militärputsch, zehnter Jahrestag, 297, 311, 314 Militärregierung Pinochet, 5–8, 60, 74, 78, 84–85, 179, 241, 279, 311–312, 363, 409–411, 432–435, 439–441, 451, 570 Militärverwaltung, s. Jefatura de Zona en Estado de Emergencia Milvische Brücke, Schlacht, 40 Mimesis, 255, 473 Mine/Stollen, 103 Ministro Secretario General de Gobierno, 452 MIR, s. Moviemento de Izquierda Revolucionario (MIR) Miranda Caballería, Carlos Alfredo, 533 Misioneros de Dios, Zeitschrift, 552, 559, 581 Mißbrauch, sexueller, 126, 310 Mißhandlung, 126 Mission Chile Katholische, 60–62
Register Protestantische, 63 China, 67–68 Indien, 67–68 Lateinamerika, 67–70 Mexiko, 67 Mission und kultureller Austausch, 68 Missionare, Selbstverständnis der Peñablanca-Anhänger als, 466, 479, 494, 578 Mittelschicht, 247, 342 Mode, s. Kleidermode Moffitt, Ronni, 177, 438 Monatspresse, s. Wochen/Monatspresse Monte Carmelo de Chile Erscheinungshügel, 54, 110 Benennung, 133–134, 136, 238, 477–478 Erscheinungsbereich, 214, 255, 258–259, 262–265, 274, 315, 341–342, 347, 349, 597 Erscheinungsbereich, Verlegung des, 540–541 Grundstück, Besitzverhältnisse, 409, 422–423, 539–540 Grundstück, Kauf durch die Anhänger, 478, 499–501, 539–540 Kultort/Kultortgestaltung, 20, 49, 164, 166, 339, 342, 478, 539–541, 549, 580, 586–599 Santuario popular, 98, 164, 166, 200, 214, 221, 225–228, 255, 258, 260, 339–341, 478, 539– 541, 597 Wegbeschreibungen, 199, 258, 377 Zaun, 214, 227–228, 253, 258–259, 262, 274, 315, 338–342, 347, 349–350, 422, 541, 597 Fundación, 10, 19, 21, 117, 209, 215, 246, 248, 341, 379, 397, 425, 462, 470, 498, 501–503, 540, 551–553, 557, 580–582, 586 Montecino Aguirre, Sonia, 124 Montex, Fernando, 325 Montserrat, Marienerscheinung, 170 Moralische Bewertung von Marienerscheinungen, 403 Morenita, 50, 144 Moreno Casamitjana, Antonio, 94 Mormonen, 222
Register Mose, Berufung des, 274 Motivation, religiöse, 242–244, 254, 341, 463 Motive/Motivik in den ›Botschaften‹ von Peñablanca, s. ›Botschaften‹ Movimiento Contra la Tortura »Sebastián Acevedo«, 450 Movimiento de Izquierda Revolucionario (MIR), 81, 241 Movimiento Mariano 7 Estrellas, 18–19, 21, 215, 246–248, 341, 379, 462, 464– 469, 500–502, 549, 551, 552, 557, 580 Movimiento Sacerdotal Mariano, s. Marianische Priesterbewegung Mugavero, John, 559 Mujica, María, 564 Müller, Jörg, 302 Mündliche Tradition, s. Tradition, mündliche Munificentissimus Deus, Apostolische Konstitution, 48 Muñoz, Alfonso, 300 Muñoz Ferrada, Carlos, 512 Muster, kulturelle, 41–42 Mutter/Muttermotiv, 59, 105, 121–122, 124–125, 160, 210, 382, 529–530 Mütterliche Zuwendung, s. Zuwendung Mystik, 38, 306 Mystische Kommunion, s. Kommunion, mystische Mystische Krise, s. Krise Mythologie, chilenische, s. Chile Mythomanie, 300, 406 Nachrichtenmagazine, s. Wochen-/Monatspresse Nachtwachen, s. Vigilien Nadelprobe, 400 Náhuatl, 49, 67 Napoleon I., Kaiser der Franzosen, 112 Nationale Einigung, s. acuerdo nacional Nationale Protesttage, s. protestas nacionales Nationale Sicherheit, s. seguridad nacional Nationalismus, chilenischer, s. Chile Nationalpatronin, Maria als, s. Chile Nedomansky, Otto, 28 Neoprén, 40, 138–143, 146–148, 236 Netzhaut, Verbrennungen der, 281, 382, 449, 531
699 Netzwerke, private/soziale, 168 Neukontextualisierung, s. Kontextualisierung Neumann (auch: von Konnersreuth), Therese, 495, 498 New York, Marienerscheinung, s. Bayside Ngenechén, 72 Nican mopohua, 49 Nicaragua, 45 Nihil obstat, 359 Niña milagrosa, s. Díaz Parada, Yamilet Nuestra convivencia nacional (25.3.1977), Erklärung CECH, 84 Nuestra Señora del Carmen, s. Virgen del Carmen Nuestra Señora del Rosario, Pfarrgemeinde, Quilpué, 392 Nukleare Bedrohung, 149, 156, 170, 240 Nummernschilder, Fahrzeuge ohne, 429 Nunca perderemos la esperenza (18.5.1984), Erklärung CECH, 488 Nuntius, apostolischer, in Chile, s. Sodano, Angelo Objekt (objektiv), s. Subjekt/Objekt Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (OMI), 108 Obra Misionera de la Transfiguración del Señor, 86, 216–218, 464 Ocoa, Marienerscheinung Pobletes in, 326, 478–479 ODEPLAN, s. Oficina de Planificación Nacional Offenbarung, biblische, 374 Offenbarung, Schatz der, s. Depositum fidei Offenbarung des Johannes, s. Apokalypse des Johannes Öffentlich/privat, 14, 165–166, 168 Öffentlichkeit/öffentliche Wirkung von Peñablanca, 7–8, 14, 168–169, 182, 196–201, 293, 327–329, 369–391, 400–402, 410–424, 429, 432–435, 443–447, 503 Abnehmende/fehlende, 407, 459, 472, 487–488 Öffentlichkeitsarbeit für Peñablanca, 169, 176, 235, 295, 401, 508, 518 Öffnungspolitik, s. política de la apertura Oficina de Asuntos Especiales de Gobierno, 180, 333, 452, 455
700 Oficina de Planificación Nacional (ODEPLAN), 74, 332 Oftalmología, Sociedad Chilena de, s. Augenheilkunde O’Higgins Riquelme, Bernardo, 113–116 Olave, Jorge, 161 Olazábal, Ramona, 532 Olfaktorisch, 38 Olivares, Lilian, 487 Olivares, Luis, 312 Olivenbäume, 226 Opazo Mena, Jorge, 247, 339, 464 Opposition, politische, 84–85, 242, 345, 395, 429, 437, 446 Oppositionelle Medien, s. Medien/Massenmedien Optische Phänomene, 280, 283 Opus Dei, 86 Orale Tradition, s. Tradition, mündliche Ordensaustritt, 326 Ordensleute, s. Religiosen Ort, heiliger, s. Monte Carmelo de Chile, Erscheinungshügel, Kultort Orthodoxer Bischof, angeblicher, in Peñablanca, 558 Ovalle, Alonso de, 113 Padre Hurtado, Ortschaft, 325 Padronado, s. Patronat Pampa del Tamarugal, 104 Panquehue, 97 Paredes Zamora, María Luisa, 16, 27, 200–203, 463, 475 Pareidolie, 92 Partido Demócrata Cristiana, 437 Partizipation Gesellschaftliche, 247 Kirchliche (Laienpartizipation in der katholischen Kirche), 246–248, 378–381, 391–394, 397–400, 426– 427, 463–465, 480–481, 490–491, 538, 552–553, 557 Pascal, Émile, 298 Paschalamm, 277 Passion/Passionsfrömmigkeit, 495–497, 504 Pastoral, katholische, s. Kirche/Kirchen, Katholische Kirche Patronat, 59–60, 68 Patronin, Maria als, s. Chile, Nationalpatronin Paul VI., Papst, 85–86 Paulus, Apostel, 268, 539
Register Peñablanca Name, 165 Siedlung, 3 Peñablanca, Marienerscheinung Abgrenzung von anderen Marienerscheinungskulten, 559–561 Alternative Erscheinungsorte, 334, 478–479 ›Ankunft‹ der Erscheinung, 265 Ankunft des Visionärs, 260 Apóstoles de los Últimos Tiempos, Erscheinungen nach 1988, 578 Begrüßung/Verabschiedung Marias, 261, 279, 353 Besucher/Besucherzahlen, 191, 197, 249, 293, 297, 310, 344–346, 376, 400, 406, 460, 480, 504, 506, 515, 553, 558, 568 Besucherstärkste Erscheinung, 297, 343–354 Chronologie, 211 Dauer der Erscheinungen, fünf Jahre, 566 Devotion, marianische, Peñablanca als eigenständige, 221, 254, 516–517, 596 Elaborierung des Erscheinungrituals/der religiösen Symbolik, 471–472, 492–493, 495–497, 516 Erscheinungen ohne ›Botschaften‹, 396 Erscheinungsritual, 15, 19–20, 207, 227, 234, 254, 259–260, 280, 288, 314, 345, 395–396, 400, 407, 470–475, 492–493, 495–499, 504, 540–541, 570 Erscheinungsritual, neues, der Apóstoles de los Últimos Tiempos, 578 Erscheinungstermine, 13, 249, 256– 257, 279, 293–294 Erscheinungstermine, Ankündigung von, s. Ankündigung ›Erste‹ Erscheinung, 13, 53, 133–148, 236, 468 Finanzierung des Peñablanca-Kults, 247, 499–501, 539, 580 Frühphase, 13 Frequenz der Erscheinungen, 461– 462, 494, 547, 553, 562 Gesamtanzahl der Erscheinungen, 568 Hände, Fassen an den, 270, 350
Register Innerkirchliche Kontroverse, 375– 376 Internationalisierung des Peñablanca-Kults, 562–565 Jahrestage, 494–495, 558, 568–570, 585, 599–603 Kindheitserscheinungen, 127–129 Kommentierung der Erscheinung/›Botschaften‹ durch Dritte, 264–266, 351, 505 Konflikt um, 327, 379–381 Kritik an, 281, 297, 389, 511–515, 555 Letzte Erscheinung, 21, 462, 566–570 Lokalisierung der Erscheinung, 226– 228, 255–256, 258, 259, 263, 269, 279 Massenphänomen, 16, 185, 197–198, 234, 299, 310, 316, 346, 409, 429, 515 Nächtliche Erscheinungen, 470, 496, 541 Peñablanca-Anhänger, s. Anhänger Peñablanca-Kult, 20, 244, 331, 341, 391–394, 462, 476–480, 486, 498– 503, 507–511, 517, 547, 580–599 Politischer Kontext, 76, 116, 312, 314 Private Erscheinungen, 174, 330, 479, 551 Religiöse Kontroverse, 327–330 Spenden/Spendenaufruf, 478, 499– 501, 539, 580 Sprecher während der Erscheinung, 378–379 Universale/weltweite Bedeutung, 562 Verschiebung der Erscheinung, 506 Zentren, regionale, des PeñablancaKults, 247, 469–470, 500–503, 516–517, 549–553 Peñaloza, María Elena (animita), 97 Peregrinaje popular, s. Wallfahrt Pérez, Oscar, Visionär neben Poblete, 237 Performanz, 252, 254, 261, 263, 269, 400, 407, 492, 495–499 Persönlichkeitsstörungen, s. Psychopathologie Personennamen, spanische, 4, 64 Perú, 567, 573 Vizekönigreich, 59, 112–113 Peticiones, s. Bitten/Bittgebete Petrus, Apostel, 183 Pez/pezcaditos, s. ICTUS
701 Pfarrer/Gemeindepfarrer, Rolle des, 18, 161–162, 181–182, 230–235, 265, 392–394, 580 Pfingstbewegung/Pfingstkirchen, s. Kirche/Kirchen, pentekostale Phantasie, 299, 301, 406 Pia unio, 216 Pienovi Masafiero, René, 98 Pilar, Nuestra Señora del, 43 Pilger, 8, 197, 219, 222, 243, 563 Pilgernde Fátima-Madonna, s. FátimaMadonna Piñera Carvallo, Bernardino, 206 Pinochet Ugarte, Augusto, 5, 86–87, 116, 178, 409, 416, 438, 570 Pio da Pietralcina, Padre (eigentlich Francisco Forgione), 495 Pitrufquén (Chile), Wolkenwunder, 97 Pius IX., Papst, 47, 51 Pius XI., Papst, 115 Pius XII., Papst, 48, 55, 85–86, 562 Playa Ancha (Valparaíso), 96 Plumerillo, Feldlager, 113 Poblete Guerra, Rebeca, 121 Poblete Poblete, Miguel Ángel, 4–5, 10– 11, 20–21, 23, 90–91, 179, 201–202, 205–206, 208, 215–216, 235–240, 260–263, 349, 351–353, 381–383, 386, 389, 395–396, 400–402, 469– 470, 490–491, 517–518, 549–551, 568–570, 599 Adoption/Adoptionspläne für Poblete, 174, 469 Alter/falsche Altersangabe, 192, 387–389 Apóstoles de los Últimos Tiempos, Anführer der, 576–580 Aufenthaltsort/Wohnort, 173, 366, 469–470 Auslandsreisen, 553, 558–561, 563– 567, 573–574 Biographie, 121–132, 360, 529 Bruch mit den Anhängern, 574–580 Entwicklung, geistige, 387 Flucht/Weglaufen (aus Heimen), 126–128 Geistige Gesundheit, Verteidigung der, durch die Anhänger, 302 Geschlechtsidentitätsstörung, 11, 21, 131, 172, 571–577 Gutachten, psychologische, 131, 361, 364–365, 405 Kindheit und Jugend, 121–132
702 Kritik an/Reaktion auf, 513 Psychologische Gutachten, 529 Psychopathologie, 130–131, 300–302, 360–366, 403, 406, 409, 483, 514, 522, 528–530, 571–577 Rundbrief an seine Anhänger, 567 Tagebuch, 133–135, 200, 350, 358, 474, 484 Unfall, 129, 426 Verhör, 431–432 Verletzung, 130, 426 Visionär von Peñablanca, s. Visionär Wiedereinweisung, gerichtliche, 178, 389 Polaroid-Sofortbildkamera, 286–287, 289 Polemik, s. Peñablanca, Kritik an Polen, 42 Política de la apertura, 76, 199, 241, 434, 446 Politik und Religion, 77–89, 214, 240, 322, 409–411, 417 Polizei, s. Carabineros Poniatowka, Christiana, 41 Portugal, 54 Präkolumbische Kulturen, 60–61, 101– 105 Präkonziliar, s. Vaticanum II Präsenz, s. Anwesenheit Praxis, religiöse, 107, 158, 171, 183–184, 199, 220–221, 234, 255, 260–262, 269, 273, 285–288 Predigt, 331 Presse, s. Medien/Massenmedien, s. Tagespresse, s. Wochen/Monatspresse Pressefreiheit, 185, 434–443 Pressekonferenzen, 169 De Castro Reyes, Juan, 418 Erste diözesane Untersuchungskommission, 323, 357–364 Peñablanca-Anhänger, 509, 512 Poblete Poblete, Miguel Ángel, 138– 139, 235–240, 294–297 Valparaíso, Diözese, 373, 403 Zweite diözesane Untersuchungskommission, 521–522 Priester, s. Klerus Printmedien, s. Medien/Massenmedien, s. Tagespresse, s. Wochen-/Monatspresse Privat/öffentlich, s. Öffentlich/privat Privatoffenbarung, 57, 301, 374, 390, 536
Register Probe/Glaubensprobe, 576 Profan, s. heilig/profan Programa Ocupacional para Jefes de Hogares (POJH), 349 Propheten, falsche, 327–329 Prophetie, gescheiterte, 354 Prophetie in der Kirche, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, prophetische Kirche ›Prophetische‹ Phase von Peñablanca, 21, 570 Prophezeiungen, 180, 238–241, 327, 333, 429, 512, 527–528, 554, 556 Protestantische Kirchen, s. Kirche/Kirchen Protestas nacionales, 6, 70, 74–76, 88, 157, 182, 191, 196, 214, 294, 311–312, 395, 412, 417, 446, 448 Protesttage, nationale, s. protestas nacionales Providel Sanhueza, Raúl, 234, 246, 248, 327, 379, 429, 465, 490, 502, 509, 549–550 Prozession, 150, 183–184, 215, 234, 260– 262, 279, 315, 344, 350, 353, 473, 515–516, 568 Psychiatrie, 298–310, 360–366, 483, 514, 532 Psychiatriegeschichte, 305–306 Psychic photography, s. Spirit photography Psychisch krank/gesund, 301–304 Psychische Erkrankung, 298–310, 360 Psychologisches Erklärungsmodell für Marienerscheinungen, 298–310, 360, 390, 514, 528–530 Psychopathologie, 130–131, 298–310, 360–366, 405, 409, 483, 496, 514, 528–530, 532 Psychopathologie des Visionärs, s. Poblete Psychosomatik, 496 Psychosyndrom, organisches, 147 Psychotherapie, 131 Publikationsindex, 444 Puebla (1979), 70, 82 Puerto Rico, 45 Punta Arenas, 97 Punta de Tralca, 426 Purgatorium, s. Fegfeuer Purissima de Lo Vásquez, s. Virgen de Lo Vásquez Putsch, s. Militärputsch
Register Qué Pasa, 381, 411, 437, 447, 507, 524 ¿Qué quieres, mamá? (Buchtitel), 204– 208, 285, 509 Quechua, 62 Quelle, s. Wasser Quellenlage, 134–138 Quellenlage/Quellenkritik, 23–28, 42, 142, 200, 406, 459 Quilpué Kommune, 217, 247 Zentrum des Peñablanca-Kults, regionales, 465, 470, 500–501, 549–551 Quiroga de Motta, Gladys Herminia, 46 Radio, 383, 401–402, 441, 454, 459–460, 463, 487, 533, 555–556, 580 Radio 100, 555–556 Radio Agricultura, 224, 460, 487 Radio Chilena, 441 Radio Minería, 460, 463, 465 Radio Pocochay, 533 Radio Portales, 383, 401–402, 454, 460, 487 Radio Rancagua, 580 Radio Yungay, 555 Rancagua, Schlacht, 113 Randgruppen, kirchliche, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche Rapanui, 62 Ratzinger, Joseph, 56, 93, 584 Realidad (Kinderheim), 129 Reconcilación, s. Versöhnung Reconquista, 103–104 Redundanz in den ›Botschaften‹ von Peñablanca, s. ›Botschaften‹ Referendum (5.10.1988), 570 Regeln/Verhaltensregeln, religiöse, 479, 578 Regierung Pinochet, s. Militärregierung Pinochet Regimekritik, 183, 437 Regionale Zentren des PeñablancaKults, s. Peñablanca Regionen, chilenische, 3 Religion/Religionsbegriff, 37 Religion, indigene, s. Indigene Religion Religion und Politik, s. Politik und Religion Religionsästhetik, 38 Religionsgemeinschaft, anerkannte, 579 Religionsökonomie, 250–251 Religionspsychopathologie, 298–310, 496
703 Religionsstatistik, 71–72 Religionswissenschaft, 35 Religiöse Bewegung, 397–398 Religiöse Motivation, s. Motivation Religiöse Praxis, s. Praxis, religiöse Religiöse Sinndeutung, s. Sinndeutung Religiöse Überzeugung, s. Überzeugung Religiöse Zugehörigkeit, s. Zugehörigkeit Religiosen, 257, 407, 464 Religiöses Engagement, s. Engagement Religiosidad popular Begriff, 38, 69–70, 342 Chile, 69–70, 72, 89–99, 101–117, 164, 183, 220–222, 466, 517, 596 Peñablanca, 164, 220–222, 260, 480, 515–517 Renovación Carismática, s. Kirche/Kirchen, Katholische Kirche, Charismatische Erneuerung Repression, s. Gewalt Rettung/Seelenrettung, 151, 160, 194 Revista Católica, 440 Rezeption, 60, 68 Rhetorik, 66 Ricci, Matteo, 67 Rillón Romani, Andrés, 333, 348 Rillón Romani, Sergio, 180, 333, 452, 455 Río de la Plata, Vizekönigreich, 112 Ríos Rubio, Alejandro, 582 Ritenstreit, 68 Ritual, s. Peñablanca, Erscheinungsritual Rohstoffe, 73 Rojas, Mónica, 300 Rojas, Patricio, 153, 161 Rojas Canala, Alan, 248, 302, 467, 475, 493, 498, 501–502, 505, 508, 514, 552, 568 Rom, 564 Roma 100, s. Casa del Peregrino Romanov Calvat, Karole (alias Poblete Poblete, Miguel Ángel), 11, 52, 577, 599 Romualdo (animita), 97 Rondón, Antonio, 105 Rose, Mariensymbol, 127, 194 Rosenkranz, 52, 54–55, 140, 144–145, 152–153, 158, 162, 170, 215, 234, 255, 267, 269, 295, 350, 581 Rosenkranz, Unsere Liebe Frau vom, 374
704 Rotes Kreuz, 249, 347–348 Rozas, Juvenal, 377 Rußland, 55, 160, 170 Ruch, Christian, 56 Rue du Bac, Marienerscheinung, 50–51, 152, 200 Ruiz Zaldívar, Carlos, 335 Rundbrief Pobletes an seine Anhänger, s. Poblete Rupérez, Antonio, 298 Sabana Grande (Puerto Rico), Marienerscheinung, 30, 45, 185–186, 198, 230, 243, 296 Sakral, s. heilig/profan Salinas Fuenzalida, Augusto Osvaldo, 78, 230 Sampedro Nieto, Francisco, 544, 558 Samstag als Marientag, 570 San Damiano, Marienerscheinung, 157, 195, 207, 246–247, 285–286, 390 San Felipe, Diözese, 218, 336 San Martín y Matorras, José Francisco de, 113–114 San Nicolás (Argentinien), Marienerscheinung, 46 San Nicolás de Bari, Pfarrgemeinde, 150, 161, 350, 353 Sánchez, Miguel, 49 Sánchez Beguiristáin, Manuel, 78 Sánchez Bórquez, Carlos, 327 Santa María Madre de la Iglesia (Pfarrgemeinde), s. El Sol Santiago de Chile Erzdiözese, 311, 375, 405, 441, 501– 502 Region, 443 Stadt, 200, 247, 276, 342, 431, 463, 469–470 Zentrum des Peñablanca-Kults, regionales, 498, 500–503, 550–553 Santiago el Mayor, Apostel, s. Jakobus d.Ä. Santos, Arturo, 55 Santos Ascarza, José Manuel, 312 Santuario de Lourdes, Santiago, 53, 109–110 Santuario popular, s. Monte Carmelo Sapunar Dubravcic, Jorge, 229, 370, 373 Sarbin, Theodore R., 306 Satire, 199, 512, 555 Säule/Mariensäule, 116, 596 Säule, Unsere Liebe Frau auf der, s. Pilar
Register Sbalchiero, Patrick, 29 Schönstatt-Bewegung, 316, 323, 375, 424 Schatz, verborgener, 103 Schicht, soziale, 247–248, 342 Schizophrenie, 299 Schlachtenhelfer, Maria und Jakobus als, 60, 113 Schleier, 171, 267, 268 Schmerz Religionsgeschichtlich, 108 Visionär, Leiden und Schmerzunempfindlichkeit, 130, 207, 400, 471, 495–497 ›Schnüffeln‹, s. Lösungsmittelmißbrauch Scholastik, 306 ›Schriftgeleitete‹ Phase von Peñablanca, 21, 570 Schriftliche Überlieferung, s. Tradition, schriftliche Schrifttum, religiöses, der PeñablancaAnhänger, 25–27, 202–203, 209– 212, 392, 397, 464, 467–469, 475, 551–552, 581 Schuhe ausziehen, 259, 267, 273 Schwarze Witwe (Spinne), 452 Schweden, 42 Secretaría General de Gobierno, 178– 179, 436, 452, 454–455 Secretaría Nacional de la Juventud, 179 Secretaría Nacional de la Mujer, 433 Seele, 94–97, 151, 160, 194 Seelenrettung, s. Rettung Seelsorge, s. Kirche/Kirchen, katholische Kirche, Pastoral Seeluftstreitkräfte, chilenische, 181, 415, 419 Segen/segnen, 269, 295, 350 Segovia, Marcelo, 142 Seguel, Rodolfo, 74, 294 Segunda Editorial Portada, 437 Seguridad nacional, 75, 240, 279 Sekte, s. Sondergruppe, religiöse Selbstmord, s. Suizid Selbstverletzung, 532–533 Selbstzensur, 438 Señora, s. Dame Sensory deception, s. Sinnestäuschung Sepúlveda, Benito, 464 Sepúlveda, Jaime, 136, 140, 172, 231, 364 Servicio Nacional de Menores (SENAM), 552 Servicio Secreto Conjunto, 416
Register Sexuelle Belästigung, 126 Sicherheitsorgane der Militärregierung Pinochet, s. Central Nacional de Informaciones (CNI), s. Comando Conjunto, s. Dirección de Inteligencia Nacional (DINA), s. Servicio Secreto Conjunto Sichtbar/unsichtbar, 282, 287, 504 Silva Cuevas, Luis Eugenio, 390 Silva Henríquez, Raúl, 78–80, 85, 239, 312, 440, 441 Silva Torres, Roberto, 223, 233, 251 Simicic, Yerko, 131, 364–365 Sinn, 9, 35, 40 Sinndeutung, religiöse, 262, 272, 292, 339, 341, 461, 472, 540 Sinnessystem, s. Wahrnehmung Sinnestäuschung, 92, 304 Sinnsystem, 37 Sitz im Leben, 156 Skapulier, 111 Smith, Brian H., 245–246 Sociedad Editora Revista Ercilla, 437, 442 Socorro del Mundo, s. Hilfe der Welt Sodano, Angelo, 87, 370–371, 426 Sofortbildkamera, s. Polaroid Sohn/Sohnschaftsmotiv, s. Kindschaft Solidaridad, Zeitschrift, 441, 443, 450 Sondergruppe, religiöse, 479, 577–580 Sonne, Sehen in die, 382 Sonne/Sonnensymbolik, 193–195, 239, 368–369, 382 Sonnenwunder Fátima, 54–56, 206, 280 Lubbock, 56 Peñablanca, 56, 280–282, 350, 382, 414–415, 449, 470, 531, 568 Sotane, s. Kleidung des Klerus Soubirous, Marie-Bernard (Bernadette), 52–53, 109–110, 287, 598 Soziale Akteure, s. Akteure, soziale Soziale Bewegung, 244–248 Soziales Engagement, s. Engagement Soziales Handeln, s. Handeln Soziales Umfeld, Einfluß auf Visionen, s. Vision, Weltbild Soziologisches Erklärungsmodell für Marienerscheinungen, 514–515, 526 Spaltung der Peñablanca-Anhänger, s. Anhänger Spanien, 44, 563
705 Spenden/Spendenaufruf, s. Peñablanca Spezialisten, religiöse, 72, 572 Spiegel, Der, s. Der Spiegel Spinnen, giftige, 452 Spirit photograhpy, 287 Spolia Aegyptiorum, 66 Spooner, Mary Helen, 29 Sprecher während der Erscheinung, s. Peñablanca Staat und Kirche, s. Kirche und Staat Staatsreligion, 60 Staehlin, Carlos María, 369, 390, 520 Staelberg, Johannes, 232 Statue, s. Marienbild/Marienstatue Stegen, Guillermo, 298–300 Stein, weißer, 164–165, 225 Sterne, sieben/zwölf, 138–139, 150, 159, 238, 477 Stigmata/Stigmatisierung, 207, 304, 495–499, 503–506, 508, 514, 532– 533, 578 Stock, Simon, 111 Strafe, göttliche, 267, 536, 553 Strafmaßnahmen, kirchenrechtliche, 326 Strahlen/Lichtstrahlen Marias, 50, 144, 194, 314 Straßenhändler, 250–251, 275, 349, 377 Straßenkinder, 131 Stuhl, Heiliger, s. Vatikan Suárez González, Ramón, 452 Subjekt/Objekt (subjektiv/objektiv), 38, 281–284, 287, 304, 498, 503 Suggestion, 299 Suizid (-versuch/-gefährdung) Pobletes, 130–131, 302, 364 Swedenborg, Emanuel, 42 Symbolische Vernetzung von Marienerscheinungen, s. Vernetzung Syracuse (Italien), Marienerscheinung, 58 Tagebuch Pobletes, s. Poblete Tagespresse, 344, 371, 375, 377, 411, 417–420, 436–437, 443–447 Tagle Covarrubias, Emilio, 78, 85–86, 218, 230 Taktil, 38 Talagante, 90 Talca, Diözese, 326 Tannhausen, Marienerscheinung, 5 Taoismus, s. Daoismus Te Deum, 78
706 Technik und ›Übersinnliches‹, 287 Teilnehmende Beobachtung, s. Beobachtung, teilnehmende Telekommunikation, 168 Televisión Nacional de Chile (TVN), 90–91, 344, 352, 358, 371–373, 436, 455, 513, 571, 580 Tepeyac, Erscheinungshügel von Guadalupe, 49–50 Teresa von Ávila, 306 Termine, s. Peñablanca, Erscheinungstermine Testimonio, s. Zeugnis Teufel/teuflische Einmischung, 136, 142, 160, 194, 317, 328–330, 350, 382, 549 Text/Textkorpus der ›Botschaften‹ von Peñablanca, s. ›Botschaften‹ Theologisch ungebildeter Visionär, s. Visionär Theologische Bewertung von Marienerscheinungen, 57–58, 374, 390, 416, 534–537 Peñablanca, 300 Theresa von Avila, 112 Thomas von Aquin, 38, 306 Tier, 42 Tilman Dutting, José, 161–162, 353 Todesdrohungen, 413–414, 428 Tomé, 93 Tonaufnahmen, s. Audioaufzeichnungen Topographie, sakrale, 225–228, 258, 341, 586–599 Toque de queda, s. Ausgangssperre Torres, Blanca, 129 Totenkult/Totenverehrung, 94–97 Tradición, Familia y Propiedad, 412, 420, 450 Tradition Mündliche, von Peñablanca, 134, 331 Schriftliche, von Peñablanca, 20, 202–203, 209–212, 266, 331, 460, 467–469, 551–552, 570 Tradition/Innovation, 40, 254, 261, 269, 274–278, 468, 472 Traditionalismus, 213 Tragegestell, s. Anda Trance, 263 Transition, 7, 84–85, 571 Transkulturalität, 65 Transvestismus, 131, 172
Register Traum, 39–41, 103 Trauma, 528 Trickster, 308 Tücher/Taschentücher, 261, 279, 353 Tumin, Melvin M., 30, 185, 243 Tür, 275–276 Überirdisch/irdisch, s. irdisch/überirdisch Übersetzung/Übersetzungsproblematik, 67 Überzeugung, religiöse, 36, 245 UCVTV, s. Universidad Católica de Valparaíso Televisión UFOs, 223–225, 249, 391, 402, 454 Ulloa Rübke, Gonzalo, 19, 98–99, 482– 483, 485–486, 488, 521–526, 530, 532–533, 544 Ulloa, José, 106 Umweltverschmutzung, 170 Umzäunung, s. Monte Carmelo, Erscheinungshügel, Zaun Un nuevo llamado (12.8.1983), Dokument CECH, 77 Unabhängigkeitsbewegung, koloniale, s. Chile Unbefleckte Empfängnis Marias Dogma, 47 Frömmigkeit in Chile, 48, 106, 250, 466 Lourdes, 52, 109 Peñablanca, 170 Unbeflecktes Herz der Inkarnation des Gottessohnes, s. Corazón Inmaculado de la Encarnación del Hijo de Dios Unbeflecktes Herz Marias, 55, 163, 562 Unfall Pobletes, s. Poblete Unfallkreuze, 95 Unidad Popular, 436 Universidad Católica de Santiago, Fernsehsender, s. Canal 13 Universidad Católica de Valparaíso, 300, 482, 521 Universidad Católica de Valparaíso Televisión (UCVTV), 252, 436 Universidad de Chile, Fernsehsender, s. Canal 9 Universitäten, Kontrolle durch die Militärregierung, 436, 441 Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel, s. Virgen del Carmen Unsichtbar, s. Sichtbar
Register Unterscheidung der Geister, 534 Untersuchungskommissionen, kirchliche, s. Kommissionen Ursulina, Patientin (psychiatrisches Fallbeispiel), 309–310 Urzúa Ibañez, Carol, 241 USA, s. Vereinigte Staaten von Amerika Valdés, Fall des Gefreiten (cabo), 223 Valdivia, Pedro de, 48, 59 Valenzuela Ríos, Francisco de Borja, 8– 10, 17–18, 78, 86–89, 181, 183, 218, 229, 231, 252, 316–323, 325–326, 336–337, 360, 368, 370–375, 378, 410, 418–419, 421, 426, 480–483, 488, 490–491, 513–514, 519–521, 537, 542–543, 556, 565, 582 Valenzuela, Enrique, 378 Valeria, Freundin José Antonio Zuritas, 167 Valparaíso Diözese, 17, 107, 218, 229–231, 284, 316–323, 370–375, 378, 405, 410, 480–482, 501, 542–543, 582–586 Region, 224, 443, 463 Stadt, 98–99, 183 Varela, Patricio, 401–402, 460 Vater/Vatermotiv, 59, 124 Vaticanum II, 1, 70, 81, 269, 393, 426 Vatikan, 239, 371, 584 Vatikan, chilenischer Botschafter im, 452 Vea, Zeitschrift, 447 Velasco, Gabriela, 348 Velasco Letelier, Eugenio, 83 Venezuela, 45 Venezuela, Generalkapitanat, 112 Verdammnis, 151, 160, 267 Verdrängung von Nachrichten aus der öffentlichen Diskussion, 434, 446 Vereinigte Staaten von Amerika, 438, 558–561 Verfolgung, innerkirchliche, 275, 337 Vergara, Calle, s. Geheimgefängnisse der CNI Verhör Pobletes, s. Poblete Verhalten des Visionärs, s. Visionär Verkehrsinfrastruktur, 4 Verletzung Pobletes, s. Poblete Vernetzung von Marienerscheinungen, symbolische/internationale, 20, 49, 58, 261, 285, 337, 402, 466, 468, 471–472, 476, 510, 560–565, 598–600
707 Verortung der Erscheinung, s. Peñablanca, Lokalisierung Versammlungen, religiöse Apóstoles de los Últimos Tiempos, 578 Peñablanca-Anhänger, 570, 580, 585, 598 Verschriftlichung, s. Tradition, schriftliche Verschwundene Gefangene, s. detenidos desaparecidos Versöhnung, 183 Verwaltungsreform, chilenische, 3 Vial Risopatrón, Camilo, 218 Vicaría de la Solidaridad, 81, 417, 441 Vicuña Aránguiz, Eladio, 78 Videoaufzeichnungen, 169, 252, 266, 282, 352, 465, 475 Vielgeliebte Söhne, 160 Vigilien, 241, 257, 343, 346 Vigoroux Castel, Alejandro, 110 Villa Alemana, 470 Kommune, 3–4, 247, 349 Marienerscheinungen, s. Peñablanca Viña del Mar, Musikfestival (Festival de la Canción), 454 Virgen de Andacollo, 101–104 Virgen de la Merced, 60 Virgen de La Tirana, 104–106 Virgen de Lo Vásquez, 106–108 Virgen de los Rayos, 200, 227 Virgen del Carmen, 88–89, 98, 104, 111– 117, 167, 183, 262, 344, 350, 406, 476–478, 504, 587, 596 Virgen del Rosario, s. Rosenkranz Virgen en el Cerro Alegre (Valparaíso), Marienerscheinung, 98–99 Visio, 38 Vision, religiöse, 3, 35, 37–43, 95, 218, 303–306, 495 Weltbild/soziales Umfeld, Einfluß des, 306–310, 369 Visionär Abwesenheit des, 395 Aufenthaltsort/Wohnort des, 550 Ausweitung des Kreises der Visionäre, 237, 516 Charakter, ›schlechter‹ des, 575 Charismaträger, 262–263 Fallen/Hinfallen während der Erscheinung, 207 Geistlicher Leiter des, s. Contardo
708 Glaubwürdigkeit des, s. Glaubwürdigkeit Interaktion/Kommunikation zwischen Visionär und Publikum, 259, 264–266, 273, 351, 353, 505, 569 Kritik am, 327–330, 549–550 Laufen/Umherlaufen während der Erscheinung, 207, 263–264, 351 Legitimation des, s. Legitimation Leiden, s. Schmerz Medizinische Einschätzung des, s. Arzt Protagonist der Erscheinungen, 260– 263, 578 Schmerzunempfindlichkeit, s. Schmerz Soziale Funktion, 272 Sozialer Status, 232 Theologisch ungebildeter, 387 Typus, 123–124, 147, 208, 232, 290, 387–389 Verhalten während der Erscheinung, 207, 263–264, 351–353, 426, 568 Zentrum des Erscheinungsrituals, 263 Zugang zum, 228 Visionäre neben Poblete, s. Aldo, s. Coralí, s. Pérez, Oscar, s. Zurita Comelin, Javiera Visionszustand, 207, 220, 237, 254, 262– 264, 272, 351–352, 396 ›Volk, einfaches‹, 342 Volksfrömmigkeit, s. religiosidad popular Volkstümliches Heiligtum, s. santuario popular Vorgang, sozialer, 9, 168, 252, 256, 348, 540 Vorzensur, 436–438 Votive, 95, 587–596 Wahn/wahnhafte Störung, 365 Wahrheit von Marienerscheinungen/Visionen, s. Echtheit Wahrheitsdroge, 431 Wahrnehmung/Sinnessystem, 38, 108, 128, 145, 263, 287 Wallfahrt Guadalupe, 49 La Tirana, 104 Lo Vásquez, 106–108, 466 Marienwallfahrt, 515
Register Peñablanca, 9, 15, 18, 166, 181, 218– 222, 249–250, 257, 466, 480, 515 Poblete, Pilgerreise nach Europa, 564–565 Religiosidad popular, 90, 98 Virgen del Carmen, 98 Wappentier, 42, 239 Wasser (Quelle, Brunnen), 53, 110, 315, 343 Weber, Max, 36–37 Wegbeschreibungen zum Erscheinungshügel, s. Monte Carmelo de Chile Weglaufen Pobletes (aus Heimen), s. Poblete, Flucht Weiße Dame des Friedens, s. Dama Blanca de la Paz Weihe an Maria, s. Marienweihe Weizenspinne, s. Araña del trigo Welt, ›Botschaften‹ Marias an die, s. ›Botschaften‹ Weltbild, apokalyptisches, s. Apokalyptisches Weltbild Weltbild, Einfluß auf Visionen, s. Visionen Weltweihe, marianische, s. Marienweihe Wesen, höhere, 72 Wiederauffindung von Marienbildern, s. Auffindung/Wiederauffindung Wiedereinweisung Pobletes, gerichtliche, s. Poblete Wiederholung von ›Botschaften‹, s. ›Botschaften‹ Wiederkunft Christi, zweite, 156, 210 Wirtschaftskrise, 70, 73, 349 Wirtschaftspolitik, 332 Wochen-/Monatspresse, 345, 381, 386, 411, 437–438, 447–451, 524 Wohnungsbaugenossenschaft, s. Cooperativa de viviendas Wolken, 92, 98, 139, 141, 181, 238, 290– 292, 414–416 Wörner Olavarría, Carlos, 483–484, 520–523, 530–534 Wunden Christi, 495–497 Wunder/Wundertätigkeit Ankündigung von, s. Ankündigung Guadalupe, 50 Manipulation von, 414–416, 419, 532–533 Marienerscheinungen, 206 Mediale Wahrnehmung, 184–185, 503–506, 511
Register Naturwissenschaftliche Bewertung, 530–534 Peñablanca, 236, 280–292, 295–297, 311, 313, 340, 353–354, 375, 479, 492–493, 495–499, 503–506, 530– 534, 551, 554–557 Religiosidad popular, 89–97 Theologisches Verständnis, 534 Wunderfotografie, 27, 207, 282–290, 323–324, 382, 471, 473, 499, 509– 511, 531, 533, 581 Bewertung, kirchliche, 370 Yámana, 62 Yamilet, s. Díaz Parada, Yamilet Zaragoza, Marienerscheinung (Nuestra Señora del Pilar), 43, 564 Zaun, s. Monte Carmelo, Erscheinungshügel Zeitbedingtheit von Visionen, s. Visionen, Weltbild Zeitoun (Ägypten), Marienerscheinung, 58
709 Zeitschriften der Peñablanca-Anhänger, s. Schrifttum Zembrano y Villalobos, Diego, 112 Zensur Kirchliche (Bücherzensur), 397–398 Medienzensur, 8, 178, 435, 436, 438– 439 Zentren, regionale, des PeñablancaKults, s. Peñablanca Zeugnis/Glaubenszeugnis, 212, 504 Zivile Arena, s. Arena, zivile Zivilgesellschaft, 80, 242, 244–248 Zoroastrismus, 39 Zugehörigkeit, religiöse, 71–72 Zumárraga, Juan de, 49–50 Zumholz, Maria Anna, 30 Zurita Comelin, Javiera, 237, 516 Zurita Comelin, José Antonio, 13–14, 167–168, 172, 175–180, 231–233, 235–236, 315, 340, 352 Zurita Comelin, Juan Carlos, 179–180 Zurita Zurita, Pedro, 172 Zuwendung, mütterliche, 525, 530 Zweckhandeln, rationales, 3, 9, 243, 341, 494