Philipp Graf von Wolffen (Herausgeber)
DER GROSSE WOLFFEN BAND 1
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Philipp Graf von Wolffen (Herausgeber)
DER GROSSE WOLFFEN BAND 1
1
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder in Speichermedien gleich welcher Art verarbeitet werden.
Verlegt von Rowland & Gabriel, Kowloon, HK
Streng limitierte Auflage: 1.000
Herausgegeben von Philipp Graf von Wolffen, Tegucigalpa, Hond.
Alle in dem vorliegenden Werk angegebenen Adressen wurden sorgfältig recherchiert und waren zum Zeitpunkt der Niederschrift auf dem neuesten Stand. Da Adressen ganz allgemein - und jene sensibler Branchen im besonderen - einer hohen Fluktuation unterliegen, kann für die Richtigkeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Garantie übernommen werden. Auch andere Informationen sind naturgemäß dem Wandel der Zeit und den veränderlichen politischen, wirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Situationen ausgesetzt, so daß weder von den Autoren, noch von dem Herausgeber, Verlag oder Vertreiber für den Inhalt - oder sich im Vertrauen darauf ergebenden Konsequenzen - eine Haftung übernommen werden kann. Wegen der zum Teil völlig unterschiedlichen Gesetzgebung der Länder, in denen dieses Werk vertrieben wird, sollte immer juristischer oder anderer professioneller Rat eingeholt werden, bevor einem Hinweis, einer Empfehlung oder sonstigen Angabe Folge geleistet wird. Auch wäre verfehlt, aus der Tatsache der Weitergabe einzelner Informationen zu folgern, daß der Herausgeber, Verlag oder Vertreiber sie positiv beurteilt oder sich gar mit ihnen identifiziert. Insbesondere für den deutschen Rechtskreis sei darauf hingewiesen, daß sich Autoren, Herausgeber, Verlag und Vertreiber von allen Äußerungen distanzieren, die im Sinne von 111 StGB verstanden werden könnten. Dies ist weder beabsichtigt noch gewollt. Ausnahmslos sämtliche erwähnten Anbieter (Firmen, Verkäufer, Vermittler usw.) stehen in keinerlei Vertragsbeziehung zu den Autoren, dem Herausgeber, Verlag oder Vertreiber und haften für ihre Angebote selbst.
Verantwortlich für den Inhalt: Rowland & Gabriel L.C. 903-905 Kowloon Centre, 29-43 Ashley Road, T.S.T., Kowloon, HK
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Inhalt
Vorwort
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A.D. 2000. Die Herausforderung
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Was, wenn Ihre Bank morgen schließt
130
Schmierige Stirn, klebrige Finger
242
Ist Ihre Bank noch kreditwürdig?
261
Big Brother and Big Business...
287
Warum Altes Geld immer Vorfahrt hat
346
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Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser, vor Ihnen liegt DER GROSSE WOLFFEN, entstanden aus einer Sammlung von Manuskripten, Artikeln, Reports, vertraulichen Dossiers, Wortbeiträgen und Schriften, die ich in den letzten zehn Jahren zusammengetragen habe und die Grundlage meiner Beratungstätigkeit waren. Es handelt sich dabei um Informationen für Leser, die „tiefer blicken“ und ihre persönliche Lebensplanung nicht nach dem ausrichten möchten, was ihnen von Politikern, Großlobbyisten und anderen lediglich an Sicherung ihrer eigenen Pfründe Interessierten vorgekaut bzw. vorenthalten wird. Doch man würde es sich zu einfach machen, wenn man diesen Personen die alleinige Schuld zuweisen würde - wie z.B. den Politikern, die unfähig sind, die eigene Unfähigkeit zu erkennen und die trotzdem vorgeben, die freie Marktwirtschaft korrekt lenken zu
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können und nie darauf hingewiesen werden, sich damit selbst zu widersprechen. In Wirklichkeit tragen die, die sich von solchen Alleskönnern regieren lassen, zumindest eine Mitschuld - also wir alle, wenn wir zu phlegmatisch sind, unsere Handlungen auf Informationen zu stützen, die nicht gesiebt und manipuliert sind. Was allerdings heutzutage trotz - oder gerade wegen - der riesigen Informationsflut, die auf uns einstürzt, recht schwierig ist. Mit dem vorliegenden Werk möchte ich Ihnen dabei helfen. Sie werden nicht nur jede Menge Tips, sondern auch unzählige weiterführende Adressen finden, an Hand derer Sie sich zu jedem von Ihnen erstrebten Ziel „weiterhangeln“ können. Alle Adressen wurden sorgfältig recherchiert und waren zum Zeitpunkt der Niederschrift auf dem neuesten Stand. Weil Adressen aber im allgemeinen - und jene sensibler Branchen im besonderen einer hohen Fluktuation unterliegen, kann ich für die Richtigkeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht garantieren. Ich kann von Adressenänderungen logischerweise nur etwas erfahren, wenn sie mir jemand mitteilt. Sonst müßte allein für diesen Zweck eine Vollzeitkraft eingestellt werden, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hätte als sämtliche Adressen anzuschreiben, anzufaxen oder ggf. zu telefonieren, um bei denen, die nicht antworten, zu recherchieren, ob die Antwort nur aus Desinteresse des Empfängers ausbleibt oder weil er inzwischen verzogen, gestorben oder - bei Firmen - gelöscht ist. Ein unmögliches - bzw. kostenmäßig unvertretbares - Unterfangen. Gern aber nimmt der Verlag Hinweise hinsichtlich Ihnen bekanntgewordener Adressenänderungen entgegen, damit diese in einem Ergänzungband o.ä. berücksichtigt werden können.
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Auch andere Informationen sind naturgemäß dem Wandel der Zeit und den veränderlichen politischen, wirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Situationen ausgesetzt, so daß für deren Richtigkeit - oder sich im Vertrauen darauf ergebenden Konsequenzen - natürlich keine Haftung übernommen werden kann. Bedenken Sie, daß dieses Werk in viele Länder mit zum Teil völlig unterschiedlicher Gesetzgebung gelangt. Wenn Sie sich selbst über die Rechtslage in dem einen oder anderen Fall nicht klar sind, sollten Sie sicherheitshalber immer juristischen oder anderen professioneller Rat einholen, bevor Sie einem Hinweis, einer Empfehlung oder sonstigen Angaben Folge leisten. Zwar hat meiner Auffassung nach jeder freie Bürger das Recht, Zugang zu allen Informationen zu erhalten, die er wünscht (in den USA eine reine Selbstverständlichkeit, aber leider nicht in allen europäischen Demokratien) - außer natürlich wenn sie die Staatssicherheit, die Persönlichkeitsrechte Dritter o.ä. betreffen. Doch bedarf es wohl keiner besonderen Erwähnung, daß der verantwortliche und mündige Leser jede Information nur im Rahmen der gesetzlichen Regelungen des betreffenden Landes zu verwenden hat, in dem er sie nutzen will. Die Information oder der sie betreffende Gegenstand kann nie ungesetzlich sein, höchstens deren Umsetzung. So wie es in der Hand jedes rechtstreuen und moralisch gefestigten Menschen liegt, ein Küchenmesser nur zum Gurkenschneiden und nicht etwa zum Töten eines Menschen zu verwenden, obwohl ihm die Information darüber und der Gegenstand selbstverständlich zugänglich sind. Bei jedem „nichtkonformen“ Handeln Ihrerseits sollten Sie immer bedenken, daß Sie es mit dem riesigen Machtblock eines zur
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Durchsetzung seiner häufig menschenverachtenden Ziele sich durch nichts aufhalten lassenden Establishments aufnehmen, das sogar durch seine Möglichkeit der nahezu vollständigen Politikerbeeinflussung die Macht hat, jederzeit wunschgemäße und vom Volk zu befolgende Gesetze erlassen zu können. Und diese sind, wie die Nazi-Zeit, die DDR-Ära, die EU-Bürokratie und die ständigen Revisionen aller heutigen Gesetze dem mit einer ordentlichen Portion gesundem Menschenverstand ausgestatteten Bürger zweifelsfrei belegen, nicht schon allein dadurch, daß sie erlassen werden, unbedingt sinnvoll, korrekt, fertig oder beachtenswert. Wer zu Hitlers oder Honeckers Zeiten verschiedene Gesetze des Regimes nicht befolgte, riskierte drakonische Strafen und öffentliche Mißgunst. Zehn Jahre später wurden solche Bürger oft zu Volkshelden erklärt. Was heute erlaubt ist, kann morgen schon verboten sein. Und umgekehrt. Dennoch möchte ich - insbesondere für den deutschen Rechtskreis - vorsorglich darauf hinweisen, daß sich jeder an diesem Werk in irgendeiner Form Beteiligte von allen Äußerungen distanziert, die im Sinne von
111 StGB verstanden werden
könnten. Es kann und soll nicht Zielsetzung dieses Werkes sein, Sie detailliert über das die eigentliche Weltherrschaft bildende Establishment zu unterrichten. Ich beschränke mich daher an dieser Stelle darauf, nur auf wenige Schriften zu verweisen, in denen Sie sich bei Interesse selbst näher informieren können. Sie finden darin wiederum weiterführende Literatur, die Ihnen die Augen weit öffnen und Ihr bisheriges Weltbild vermutlich völlig ins Wanken bringen wird - wie z.B. folgende Publikationen aus dem Verlag Diagnosen, Leonberg: Des Griffin, Wer regiert die Welt?; Peter Blackwood, Die Netzwerke der
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Insider; die monatlich erscheinende Zeitschrift CODE. Oder aus dem INSIDE Verlag, Mengkofen, folgende Titel: Signale der Insider, Das Weltstaat-Kartell. Der Tenor: Politiker sind nur Handlanger übermächtiger Zirkel, die in Wirklichkeit die Fäden in der Hand halten und deren Mitglieder aus Männern (und einer Handvoll Frauen) bestehen, die der wirtschaftlichen - und in seltenen Fällen auch der politischen - Elite der (überwiegend, aber nicht ausschließlich) westlichen Welt angehören. Mitglieder dieser halbgeheimen - und bei Bekanntwerden der Öffentlichkeit ganz harmlos oder gar segensreich erscheinenden - Vereinigungen sitzen auf den wichtigsten Posten, die die westlichen Demokratien bieten: angefangen von Staatspräsidenten bis hin zu den Vorstandssesseln der größten multinationalen Konzerne wie internationalen Banken, Medien, Kirchen und akademischen Institutionen. Da Der Grosse Wolffen eine Zusammenstellung von Beiträgen verschiedener Autoren (meine Wenigkeit eingeschlossen) ist, läßt sich nicht ausschließen, daß sich manche Betrachtungsweisen wiederholen oder auch widersprechen - je nach Sichtweise des jeweiligen Verfassers. Ebenso wie mache Beiträge den einen oder anderen Leser langweilen mögen, weil er schon erhebliches Vorwissen hat. Sollten Sie zu diesem Leserkreis gehören, bedenken Sie bitte, daß dieses Werk für jedermann geeignet sein soll und deshalb manchen Lesern die einfachsten Vorgehensweisen und Grundbegriffe erklärt werden müssen (z.B. was ein Maildrop ist, wie man einen englischen Brief aufsetzt, oder was überhaupt zu tun ist, wenn man eine Firma gründen will).
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Ein kleiner Angestellter soll aber genauso bedient werden wie ein gewiefter Geschäftsmann, bei dem der Spaß am Kassieren erst bei 100.000 DM anfängt. Für jeden soll etwas dabei sein: Der eine Leser will vielleicht nur ein paar hundert Mark nebenbei verdienen, während der andere womöglich heute schon Millionen erwirtschaftet und sein Interesse dahin geht, wie er diese z.B. durch geschickte
Firmengeflechte
über
Auslandsgesellschaften
oder
sonstwie möglichst steuerfrei genießen kann. Also, wenn Sie bereits zu den „Großkopfeten“ gehören sollten: Überschlagen Sie einfach die „Hausmannskost“, und lesen Sie die Kapitel, die Ihre Belange betreffen. Der Grosse Wolffen ist kein Werk, an dem Sie ALLES interessieren kann oder soll. Bedenken Sie: Wenn sich nur eine einzige Adresse oder Information auf den 4.000 Seiten befindet, die für Ihre Zielsetzung wertvoller ist als der gesamte Kaufpreis, hat sich das zehnbändige Werk für Sie schon mehr als bezahlt gemacht. Und das wird Ihnen mehrfach passieren - es sei denn, Sie interessieren sich für nichts Konkretes und lesen das Werk nur zur Unterhaltung. Da die Schriften über einen Zeitraum von zehn Jahren gesammelt wurden, bleibt nicht aus, daß zum Zeitpunkt der Niederschrift manchmal andere Begriffe, Konditionen, Tarife, Preise, Steuersätze u.ä. einschlägig waren. Wenn dies die Aussage und Verwertbarkeit des jeweiligen Beitrags nicht gravierend beeinträchtigt, wurde der Inhalt unverändert belassen, um den Kaufpreis des Werkes nicht durch unnötige, aber häufig sehr zeitaufwendige und damit kostspielige, Arbeiten in die Höhe zu treiben. Denn es ist völlig egal, ob z.B. in einem Kapitel „EG“ steht, obwohl es heute die „EU“ gibt, ob eine Beispielrechnung mit Waren zu DM X + 14% MwSt. durchgeführt
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wurde, obwohl der heutige deutsche MwSt.-Satz 15% beträgt, ob bei der Angabe eines Versicherungsbeitrags, den es zu vermeiden oder zu verringern gilt, „18% der Versicherungssumme“ als Grundlage genommen werden, obwohl es heute vielleicht 21% sind, oder ob sich der genannte Einkaufspreis einer Ware inzwischen etwas erhöht hat, der Verkaufspreis damit aber auch entsprechend etc. etc. Ich hoffe, daß Sie viel Lesevergnügen haben werden, das übrigens gleich sehr spannend beginnt (in den ersten drei Bänden) mit Arbeiten der letzten Jahre des Wirtschaftsjournalisten Klaus Schallhorn, der schon seit zwei Dezennien mit einem hochkarätigen Info-Brief (erst „Pionier“, dann „Schallhorn-Fax“) „Durchblicker“-Informationen liefert, die schon so manchen seiner Leser zum reichen Mann gemacht haben. Die Mehrzahl dieser Beiträge wird voraussichtlich über die Jahrtausendwende hinaus Gültigkeit haben, so daß es auch in diesem Falle müßig gewesen wäre, sie begrifflich zu aktualisieren, zumal Ihnen so zwei entscheidende Vorteile erhalten bleiben: Sie können die unwiederbringliche Frische der „Momentaufnahme“ genießen und sich obendrein davon überzeugen, daß Schallhorns Voraussagen und Trends (schon oder noch nicht oder erst teilweise) eingetroffen sind. Daß Schallhorn im Nachhinein oder auf längere Sicht meist recht behält - und wer in seinen entsprechend lange zurückliegenden Info-Briefen blättert, muß zu diesem Schluß kommen - liegt sicher nicht zuletzt daran, daß er seit Jahren ein ökonometrisches Modell pflegt, das Dutzende von wirtschaftlichen Indikatoren beginnend im Jahre 1750 (!) aufweist und ständig automatisch aktualisiert wird. Schallhorns Arbeiten sind aus meiner Sicht die wichtigsten im gesamten Grossen Wolffen. Allein sie lohnen den Erwerb des Werkes und sind im Zweifel - also im Falle
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eventueller gegenteiliger Ausführungen an anderer Stelle - immer zu bevorzugen. Zum Schluß möchte ich noch eine Bitte der Verlagsleitung an Sie weitergeben: Wie Sie sich vielleicht denken können, ist die Erstellung eines Werkes in einer so geringen Auflage nicht nur relativ kostspielig, sondern erfordert auch einen unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand für ein „gestandenes“ Verlagshaus wie Rowland & Gabriel, dessen Tätigkeitsbereich eigentlich nicht auf dem europäischen Kontinent liegt. Möglich wurde dieses kleine Projekt nur durch die persönliche Freundschaft zwischen dem Direktor der Verlagsgesellschaft und dem Herausgeber. Der Kaufpreis des Werkes ist darauf abgestellt, es zu produzieren und zu vertreiben. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb bittet Sie der Verlag, sich unter Berücksichtigung dieser Umstände mit unnötigen Anfragen zurückzuhalten und Zuschriften wirklich nur auf das unbedingt Notwendige zu beschränken. Wobei Sie sich als europäischer Bezieher ausschließlich an die Ihnen mitgeteilte EU-Vertriebsstelle wenden sollten, die Ihre Post an den zuständigen Sachbearbeiter weiterleitet, und nicht etwa an den Firmensitz in den USA oder die Hauptgeschäftsstelle in Hongkong, die mit dem Vertrieb dieser kleinen Sonderauflage nur administrativ am Rande befaßt sind. Völlig verfehlt wäre es, wenn Sie sich gar wegen irgendwelcher in diesem Werk erwähnten Produkte oder Dienstleistungen an den Verlag wenden würden, denn zu den genannten Anbietern (Firmen, Verkäufern, Vermittlern usw.) stehen weder die Autoren, noch der Herausgeber, Verlag oder Vertreiber in irgendeiner Bezie-
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hung. Folglich können sie auch keinerlei Hilfestellung bei der Nutzung oder Beurteilung der fraglichen Leistungen geben oder gar dafür haften. Und nun wünsche ich Ihnen ebensoviel Vergnügen wie Gewinn durch die Lektüre dieses Werkes.
Philipp Graf von Wolffen (Herausgeber)
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A.D. 2000. Die Herausforderung
Geldanlage für Außenseiter Erfolgreiche Kapitalanlage ist eigentlich keine komplizierte Disziplin, wenn man bedenkt, daß es nur drei wirtschaftliche Zustände gibt, mit denen der Anleger konfrontiert wird: Inflation, Deflation und stabile Zeitspannen. Der lohnendste Wirtschaftszustand ist dabei der der Stabilität, wenn weder Inflation noch Deflation die Realität verfälschen und Bemühungen ehrlicher Menschen durch Erhöhung des Wohlstandes belohnt werden. In stabilen Zeiten wird Wohlstand ungehindert erzeugt.
Beschäftigungsgrad,
Bildungsstand,
Produktivität
und
Ausstoß steigen. Vorhandene Technologie wird nicht nur effizienter eingesetzt, auch neue Verfahren, Methoden und Produkte kommen ungehindert auf den Markt und tragen damit zur Wohlstandsschöpfung bei. Kapital wird zur Erweiterung von Kapazitäten eingesetzt, die wiederum den Wohlstand vergrößern. Einzel- und Großhandelspreise wie auch Währungen verhalten sich ihren Werten entsprechend stabil. Unternehmer können langfristig planen, sich auf die eigentliche Aufgabe eines Unternehmens, die Bedarfsbefriedigung, konzentrieren.
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Bruttosozialprodukte steigen nicht nur nominell sondern real. Es wird Qualität geschaffen. Für den Anleger bietet dieser Zeitraum kaum „Aufregung“. Wer in Firmen investiert, die an der Schaffung von Wohlstand beteiligt sind, sieht die Kurse seiner Aktien ungehindert steigen. Firmen, die Güter und Dienstleistungen unter diesem Gesichtspunkt vertreiben, erfreuen sich über Jahrzehnte hinweg - ungehinderten Wachstums. Aktien solcher Firmen zu halten bringt über den gleichen Zeitraum ständige Gewinne. Bargeld, Zinspapiere und Sachwerte, die als eigentliche „Wertkonserven“ propagiert werden, gehören während dieser Zeit zu den Verlierern. Gold, Briefmarken, Diamanten, Immobilien, Antiquitäten und anderes bieten unter diesen Umständen keine Möglichkeit, durch Erträge oder Wertsteigerung einen ähnlichen Gesamtgewinn per Saldo, real und netto zu erwirtschaften, wie ihn Aktionäre im Handumdrehen einstreichen. Wirtschaftliche Bedingungen, wie sie hier beschrieben wurden, gehören der öffentlichen Meinung nach der Vergangenheit an. Das ist nicht weiter tragisch, da wir ja genauso wissen, wie sehr die öffentliche Meinung und die Realität auseinanderklaffen. Während sich nur die wenigsten an die letzte Zeitspanne des gesunden Wachstums, von etwa Mitte der Dreißiger bis Anfang der Siebziger, erinnern können, beweist dies noch lange nicht, daß derartige Wirtschaftsbedingungen nicht wiederkommen. Zu Beginn der Siebziger fand eine schwerwiegende Umwälzung der wirtschaftlichen Voraussetzungen statt. Reales Wachstum wurde erst
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gemächtlich, später mit aller Gewalt, durch Inflation abgelöst. In inflationären Zeiten wird kein Wohlstand geschaffen. Wie Ihnen jeder halbwegs versierte Buchhalter bestätigen kann, können wir in Inflationszeiten nichts anderes als die mehr oder weniger versteckte Umverteilung von Werten beobachten. Das ganze ist mehr oder weniger ein Kartenspiel, bei dem es für jeden Gewinner einen Verlierer gibt und alle um eine genau bestimmbare Menge an Wohlstand mit nicht immer den gleichen Waffen kämpfen. Neues Vermögen wird während der Inflation weder durch harte Arbeit noch durch raffinierte Anlagemethoden kreiert. In Wirklichkeit wird bestehendes Vermögen von denen, die sich dem inflationären Umfeld nicht rechtzeitig oder ausreichend anpassen können, auf solche umverteilt, die irgendwie zu wissen scheinen, wie man sich unter den gegebenen Umständen „korrekt“ verhält. Während sich wirkliches Wachstum verlangsamt und die Inflation an Fahrt gewinnt, erleben wir auch psychologische Veränderungen, bei denen moralische und ethische Normen umgelenkt werden, wobei Energien, die ehemals zur Schaffung von Vermögen, zur Herstellung von Wohlstand eingesetzt wurden, jetzt darauf abzielen, einen größeren Anteil des begrenzten Kuchens zu erhaschen. Letztendlich geht es nur noch darum, eine immer größere Entlohnung gegen immer weniger Gegenleistung zu erzielen. Inflation ist der friedfertige
-
und
vergleichsweise
ehrliche
-
Transfer
von
Vermögenssubstanz von Ausnehmbaren zu den Ausnehmenden. Dabei kann Geldanlage im inflationären Wirtschaftsklima gefährlich täuschen. Nominell steigen Preise und Kurse, den Eindruck erweckend, „mehr“ Wert zu verkörpern. Wer diese Zahlen inflations-
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bereinigt [soweit dies möglich ist], muß aber zu der Erkenntnis kommen, daß nur die wenigsten Geldanlagen auch annähernd mit der Inflation Schritt halten können, und daß man zu einer großen Zahl der ständigen Verlierer gehört. Zu den Anlageformen, die sich unter inflationären Bedingungen bewährt haben, zählen Immobilien und andere Sachwerte, wie Edelmetalle und Sammlerobjekte. Nach Abzug der Inflationsrate können Aktionäre selten Gewinne verzeichnen und im Vergleich zu Anlegern, die in weitsehender Voraussicht Sachwerte bevorzugten, müssen sie sich geradezu bestohlen vorkommen. Aktien von Firmen, die von der Konzeption her zu den Nutznießern der Inflation gehören, sind von dieser Betrachtung nicht nur ausgenommen, sondern können Gewinne bringen, die die mit Sachwerten
erzielbaren
bei
weitem
übersteigen.
Bargeld,
Festverzinsliche und sonstige konservative Spareinlagen zählen zu den eigentlichen Verlierern in Inflationszeiten, da die tatsächliche Kaufkraft täglich reduziert wird. Das hier beschriebene Szenario wird jedem bekannt vorkommen, der sich an die Zeit von den späten Sechzigern bis Ende der Siebziger erinnern kann. Während eine Wirtschaft, die weder unter Inflation, noch unter Deflation leidet, echte Wertschöpfung vornehmen kann, und während in inflationären Zeiten Vermögen lediglich umverteilt werden, stellt die Deflation die gefährlichste Variante der möglichen Zustände dar: während der Deflation werden Werte zerstört und vernichtet. Dabei geht von ihr auch eine heilende Wirkung aus, ohne die die anschließende Gesundung der Konjunktur nicht möglich ist. Denn erst in einer deflationären Wirtschaftslage werden alle die Nachfolgen, Ausuferungen und Exzesse der vorherigen Inflationsjahre völlig ausgemerzt
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und beseitigt. Bevor wirkliches und reales Wachstum wieder ermöglicht werden, müssen zuerst alle Spuren der Inflation vollends vernichtet werden. Aber selbst wenn wir die gesundende Seite der Deflation berücksichtigen, ist sie nicht ohne Gefahren. Rezessionen, milde Versionen der Deflation, können sich in donnernde Depressionen verwandeln, wenn sie außer Kontrolle geraten. Was regelmäßig der Fall ist, wenn Politiker in ihrer überheblichen Allwissenheit oder auch gutgemeint versuchen, die Auswirkungen einer Rezession zu mildern. Für den privaten Anleger stellt die Deflation das denkbar gefährlichste Szenario dar, dem er sich ausgesetzt sehen kann. Während tatsächlicher Wohlstand an allen Fronten vernichtet wird, müssen Anleger mitansehen, wie sie zum Dauerverlierer werden, ganz gleich, welche Vermögensanlage gehalten wird. Immobilien und Sachwerte verlieren schneller an Wert, als platzende Ballons. Nicht nur der meßbare Wert schwindet, auch der Absatz bricht in sich zusammen. Es finden sich über Nacht keine Kaufwilligen mehr. Silber, Gold und andere Edelmetalle sind nicht mehr in der Lage, Kaufkraft zu konservieren, reagieren auf internationale Krisen genauso achselzuckend wie wertverlierend. Aber auch während solcher Durststrecken gibt es Gewinner: Anleger, die verstehen, welche Konsequenzen die Deflation auslöst, und die in der Regel auch zu denen zählen, die während des im Anschluß an die Deflation wieder stattfindenden unbelasteten Aufschwungs in der besten Ausgangslage sind. In stabilen und vor allem inflationären Zeiten bringen Geld und Zinseinlagen nur miserable Gewinne oder gar Verluste. Wer in solchen Zeiten aus Sicherheitsgründen auf Festverzinsliche oder Spareinlagen setzt, zählt zu den Verlierern. In der Deflation ist das Gegenteil der
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Fall. Preise und Kurse fallen. Waren und Sachwerte werden preiswerter. Beginnend mit Luxus- und unnötigen Gütern und letztendlich auch Dinge des täglichen Bedarfs umfassend, wird alles bei schwindenden Umsätzen billiger. Oder mit anderen Worten: Der Wert des „Geldes“ steigt, kann nur konserviert werden, solange es als Geld aufgehoben wird.
Vorbereitung auf die Zukunft Das Wirtschaftsklima der späten Zwanziger bis etwa Mitte der Dreißiger produzierte zunächst unbemerkt, dann vehement ein Umfeld, bei dem „konventionelle“ Anleger, auf Inflation und endlose Preis- und Kurssteigerungen setzend, Hemd und Hose verloren und in dem solche, die Werte als Geld konservierten, zu den überraschenden und konkurrenzlosen Gewinnern gehörten. Der Wechsel von der inflationären zur deflationären Wirtschaft wird in den Medien nicht verkündet. Nicht, weil man die Veränderungen geheimhalten will oder es sich gar um böswillige Verschwörungen handelt, sondern weil kaum jemand diese Zusammenhänge versteht und noch weniger sie akzeptieren. Im Herbst ‘79 konnte dabei nicht verkannt
werden,
daß
alle
Ampeln
auf
Gelb
umschlugen.
Aufsichtsbehörden in der ganzen Welt betrachteten die Konsequenzen der Inflation als ernste Gefahr, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen galt. Als die Bekämpfung der Inflation weltweit in Rezession ausartete, schlugen die Ampeln auf Rot um. Die Anzeichen der kontrollierten Depression sind überall sichtbar. Seit den Siebzigern hat die westliche Welt zweistellige Arbeitslosen-
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zahlen gesehen. Die Kapazitätsauslastung ging generell zurück, und seit drei Jahrzehnten werden Jahr für Jahr fallende Gewinne verzeichnet. Wir haben Zinsen in Rekordhöhe gesehen, nominell und real, und auch einen Rückgang selbiger sowie der Inflationsraten. Dabei wird die weltweite Reduzierung der Inflationsrate als Leistung der Wirtschaftslenker und Politiker herausgestellt. Und übersehen, daß genau wie in den Dreißigern nicht nur die Inflation keine mehr war, sondern alle Bereiche des Lebens von gegensätzlichen, deflationären, Kräften erfaßt wurden. Selbst in England, wo man Ende der Siebziger eine Inflationsrate von 26% fortschrieb, wurde ein Zwischentief von vier Prozent erreicht, bevor die zügellose Geldpolitik der weltweit als tugendhaft gesehenen und Sparsamkeit predigenden blechernen Lady dazu führte, die Inflation ein vorletztes mal groß zu schüren. Knappe elf Prozent Inflationsrate sowie ein durch die rabiate Notbremsung erzwungener Kollaps der Preissteigerungen in wenig mehr als einem einzigen Jahr auf 4% waren die Folge. Und so, wie sich Ende der Siebziger niemand vorstellen konnte, eine vierprozentige Inflationsrate zu erleben, kann sich heute niemand ausmalen, in Kürze mit einer negativen Inflationsrate zu leben. Seit Anfang der Achtziger werden immer mehr Bereiche in den deflationären Kreis gezogen. Edelmetalle, Immobilien, und auch industrielle Anlagen leiden alle unter fallenden Preisen. Briefmarken, Edelsteine, Immobilien und andere Dinge, von denen Geldanleger noch vor zwei Jahren annahmen, sie würden zumindest bis in alle Ewigkeit weitersteigen, haben die Hälfte oder mehr ihres Wertes eingebüßt. Rohstoffpreise fallen seit einem Jahrzehnt!
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Zweifel daran, daß wir uns mitten in einer deflationären Phase befinden, kann es angesichts der überwältigenden Belege nicht geben. Damit steht fest, welche Anlagepolitik für die nächsten Jahre nicht nur Sicherheit bietet, sondern auch die einzige ist, die zu einer Mehrung des Vermögens führen kann. Die Depression der Weltwirtschaft verzeichnet die ersten Opfer. In den USA schließt jeden Tag ein Kreditinstitut. Im demokratischen Europa hält England mit fünf Bankpleiten den bisherigen Rekord. Versprechen der Politiker, daß dieser Spuk schon morgen ein Ende finden wird, haben sich bereits so lange als falsch erwiesen, daß inzwischen selbst die die Machthaber unterstützenden Medien erkannt haben, daß die eigene Glaubwürdigkeit und damit die Existenzgrundlage bedroht ist. Das sklavische Befolgen der Anweisungen von Oben wird zur Ausnahme, je länger die Depression andauert. Erst wenn die Deflation ihre Aufgabe erfüllt hat, werden wir wieder in der Lage sein, unbelastet und unbehindert neuen realen Wohlstand zu schaffen. Alle meine Indikatoren deuten darauf hin, daß das Ende der Deflation bereits in der ersten Hälfte des laufenden Jahrzehnts zu erwarten ist [mit einer Ausnahme, auf die ich noch zu sprechen komme]. Bitte erlauben Sie mir, hier nochmal unmißverständlich zu betonen: Bargeld ist König. Auf die weltweit schrumpfenden Geldmengen habe ich in meinen Briefen schon hingewiesen, lange bevor in der Öffentlichkeit das Wort „Rezession“ überhaupt in Erwägung gezogen wurde. Während die Geldmengen nominell noch 1989 ein kleines Plus verzeichneten, konnte man den Realzahlen bereits vorher ablesen, wie sehr sich das Geld verknappte. Geld ist inzwischen zur absoluten Mangelware geworden. Die Geldmengen schrumpfen jetzt nicht nur real, sondern gar nominell, ein Phänomen, daß weder durch Gerede
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noch durch Anbeten irgendwelcher Götter verhindert werden kann. Oft hört man, daß die Staaten bei Bedarf Geld „drucken“ könnten, womit man auch sinkenden Geldmengen begegnen könnte. Wer auf eine derartige Rettung hofft, darf sich auf eine Schocktherapie gefaßt machen - weil er die wahre Gestalt der heutigen Kunstgeldwirtschaft verkennt. Solange wir uns in einem inflationären Stadium befinden, haben Staatsmächte tatsächlich die Möglichkeit, Geld zu „drucken“. Nicht, indem sie sprichwörtlich mehr Banknoten drucken, sondern indem der Öffentlichkeit die Kreditaufnahme erleichtert wird. Durch die Praxis des Mindestreservebankwesens, ausführlich in „Was, wenn Ihre Bank morgen schließt“ behandelt, und durch Akte, bei denen geringere Mindestanforderungen verlangt werden, werden Firmen wie Verbraucher dazu „verleitet“, Kredit aufzunehmen. Solange die Möglichkeiten der zusätzlichen Kreditaufnahme aber nicht in Anspruch genommen werden, müssen die einstigen Machthaber ohnmächtig mitansehen, wie die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen. Wenn Verbraucher erkannt haben, daß Waren preiswerter werden, wenn es vorteilhaft ist, Anschaffungen aufzuschieben, sei es um zu sparen, oder aus Angst um berufliche Sicherheit in der Zukunft, können auch kostenlose Kredite nicht dazu verleiten, heute etwas zu kaufen, das morgen weniger kostet. Dabei wissen wir aus der Geschichte, daß immer gerade dann, wenn Deflation herrscht, wenn Firmen zusammenbrechen und Banken von den gleichen Folgen bedroht sind, diese die kaufmännische Sorgfalt an den Tag legen, die sie vorher vor heute erkennbaren Dummheiten bewahrt hätte. Die Höhe der Zinsen ist dann, wenn Banken nicht zur Kreditvergabe und potentielle Kreditnehmer nicht zur Verschuldung bereit sind, völlig bedeutungslos.
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Verbraucher und Firmen, die Kredite aus Sicherheitsgründen zurückzahlen oder durch Konkurs oder persönlichen Bankrott „erledigen“, reduzieren dadurch weiter die in Umlauf befindliche Geldmenge und verstärken so den alles nicht Standfeste in den Sog ziehenden Strudel. Heute können wir also das genaue Gegenteil von dem beobachten, was während inflationärer Zeiten als Norm gilt. Die Einräumung bzw. Aufnahme von Krediten vergrößert die Geldmenge, wobei gerade durch Finanzierung von Verbrauchsgütern diese einer steigenden Nachfrage unterliegen und somit der Preistreiberei besonders ausgesetzt sind. Während der Deflation sinkt nicht nur die Nachfrage nach Krediten, auch der Gesamtbestand an Verschuldung sinkt. Einer in sich zusammenfallenden Geldmenge steht ein noch langsam wachsender Berg an Gütern gegenüber, bei denen der Konkurrenzkampf um jede Geldeinheit schärfer und schärfer wird. Für die Dauer der zunächst kontrollierten und jetzt außer Kontrolle geratenden Depression wird der Besitz von „Bargeld“ jeden Tag wertvoller. Obwohl die Risiken für manche Geldinstitute, selbst in der ehemals soliden Schweiz, nicht ignoriert werden können, wird es immer solche Institute geben, die allein von der Größe her nicht „abkömmlich“ und für das Überleben der Volkswirtschaft zwingend notwendig sind. Selbst wenn die laufende Deflation sich über einen längeren Zeitraum als von mir ursprünglich befürchtet hinzieht, und die Konkursmeldungen und Bankzusammenbrüche sich um ein Vielfaches verschärfen, gibt es, zumindest für die nächsten vielleicht fünf Jahre sichere Häfen für Ihr Geld. Vermögen so anzulegen ermöglicht Ihnen nicht nur die absolute Konservierung von Kaufkraft, sondern obendrein noch die Möglichkeit eines Kapitalgewinns sowie einen größtenteils steuerfreien Ertrag. Alle Vorteile einer solchen Anla-
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gestrategie unterliegen dabei noch der Amplifikation der Kaufkraftsteigerung, da die tobende Deflation ja die Preise für Waren und Güter aller Art ungebremst reduziert. Steigende Preise hat man bisher als selbstverständliche Norm betrachtet. Vor zehn Jahren hätte niemand für möglich gehalten, daß Rohstoffe, industrielle und Edelmetalle inbegriffen, nicht weiterhin der ständigen Verteuerung unterliegen würden. Daß selbige im Preis fallen könnten, galt als absurd. Inzwischen können wir auf ein Jahrzehnt fallender Rohstoffpreise zurückblicken. Die Preisreduzierungen haben sich nur aufgrund der verantwortungslosen Geldpolitik des letzten Jahrzehnts noch nicht in allen Wirtschaftsgütern niedergeschlagen. Was sie in den nächsten zwei bis drei Jahren erleben werden, dürfte sie einigermaßen in Erstaunen versetzen. Während Dinge des täglichen Lebens, die ständig verbraucht werden, gegen Preissenkungen am besten gefeit zu sein scheinen, beobachten wir in England seit dem Sommer ‘91 fallende Genußmittelpreise. Der Januarausverkauf, der in den letzten beiden Jahren bereits im Dezember begann, schloß sich dieses Jahr direkt an den Sommerschlußverkauf an. Der PKW-Absatz, im August ‘91 um 15% gefallen, sackte im September weitere 22 Prozent ab. Die drastischsten Folgen werden wir meinen Berechnungen nach im nächsten Jahr [1992] erleben, wenn die Probleme im amerikanischen, britischen und japanischen Bankensystem akut werden, und wenn man auch in Deutschland erkennt, gegen die weltweite Deflation, trotz temporärer Wiedervereinigungsinflation, nicht gewappnet zu sein. Anleger, die über die nächsten paar Jahre auf Geldmittel setzen, werden fürstlich belohnt werden.
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Wer als Anleger 7% erwirtschaftet, während die Preise um 4% p.a. fallen, erzielt eine reale Rendite von 11%, von denen 4 Prozent steuerfrei sind. In inflationären Zeiten mögen sie zwar 15% erwirtschaften, eine Inflationsrate von 16% macht daraus aber eine Verzinsung von 1%, wobei der nominelle Ertrag von 15% voll zu versteuern ist. Für die Dauer der Deflation, die in Deutschland bei flüchtiger Betrachtung heute noch nicht erkennbar ist, sollte Sicherheit für Ihre Anlage das oberste Gebot sein. Das bedeutet auch, sich nicht auf Legislation zu verlassen. Sondern auf Ihren gesunden Menschenverstand, der zunächst alles anzweifeln sollte, was Ihnen nicht bewiesen werden kann. Nicht immer ist Tatsache, was als solche ausgegeben wird. Einen simplen Grundsatz sollten Sie bei allen Geldanlagen nie außer acht lassen: Jede Institution hat heute die Möglichkeit, sich über die Geldmärkte zu den in den Medien genannten Sätzen zu finanzieren. Banken und Sparkassen machen von dieser Möglichkeit genauso regen Gebrauch wie auch staatliche Institutionen. Jedes Unternehmen mit Finanzbedarf kann sich über die gleichen Wege und zu den gleichen Kosten finanzieren. Wer Ihnen diese Sätze übersteigende Ertragsversprechungen macht, hat entweder unlautere Absichten oder ist bereit, ein größeres Risiko mit Ihrem Geld einzugehen. Beteiligungsversprechen mit besonders hoher Renditeversprechung werden nicht gemacht, weil die Drahtzieher besonders tüchtige Kaufleute sind wenn sie dies wären, würden sie sich über die preiswerteste Möglichkeit finanzieren - sondern weil ihnen die konventionellen Wege aufgrund des erhöhten Risikos verschlossen bleiben. Wenn Sie die Medien von Zeit zu Zeit mit dem Zusammenbruch von Banken oder Konzernen konfrontieren, werden Sie stets feststellen, daß diese Zusammenbrüche auf einer höheren
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Risikobereitschaft beruhen, nicht durch eine besonders sicherheitsbewußte Vorgehensweise ausgelöst wurden. Die Herstatt-Bank wurde durch Währungsspekulationen ausgehöhlt. Die Pfalz-Kreditbank, weil sie Kundeneinlagen nicht investierte, sondern damit Verbrauch finanzierte. Die Kreditkartenunternehmen sitzen heute in der Klemme, weil das Vermögen in Weingenuß, geklebte Tapeten, Benzinverbrauch und ähnliches ging - Werte, die beim potentiellen Zusammenbruch schlecht versteigert werden können.
So wie die deflationären Kräfte an Fahrt gewinnen, werden die Opfer unter den Banken und Sparkassen zunehmen. Auch Deutschland ist vor Bankpleiten nicht gefeit. Interne Memos der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich [BIS] belegen, daß man sich um die Kapitalausstattung der Banken in allen zwölf Mitgliedsländern, allen voran Japan und die USA, große Sorgen macht. Die Zusammenbrüche von Banken und Bausparkassen steigt in den USA seit gut einem Jahrzehnt ununterbrochen. Seit zwei Jahren ist auch England nicht mehr immun, und selbst die ehemals fast elitäre Schweiz muß sich heute in die Reihe der Nationen einfügen, bei denen Bankschließungen zur Norm werden. Wer unter diesen Gesichtspunkten versucht, ein zusätzliches Prozent an Gewinn zu erzielen, riskiert, sich für das Versprechen einer höheren Verzinsung einen Totalverlust einzuhandeln. Denn auch die Einlagensicherung hat eine begrenzte Kapazität. Das soll nicht heißen, daß Sie Ihr Vermögen in Form von Banknoten unter der Matratze aufbewahren. Dem sicherheitsbewußten Anleger stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, mit denen er seine Ersparnisse nicht nur konservieren sondern auch trotz der allfälligen Risiken mehren kann. An oberster Stelle der Sicherheitsskala stehen heute und für die absehbare Zukunft immer noch staatliche Schuldverschreibungen.
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Auf den ersten Blick ist eine Anlage in Bonds nicht besonders aufregend. Deshalb will ich an dieser Stelle nochmals betonen, daß die Aufregung kommt, wenn Sie in den nächsten Monaten und Jahren mitansehen dürfen, wie die Käufer „aufregender“ Investments unter Umständen den letzten Pfennig verlieren, während Bonds wie ein Felsen in der Brandung nicht nur solide verharren, sondern gar im Wert steigen. Eine Anlage in Staatspapieren sollte grundsätzliche zwei parallele Ziele verfolgen: die Präservation von Kapital sowie die Erzielung von Einkommen. Echtes Geld, wirkliche Gewinne werden, so die öffentliche von den Medien, Banken und Politikern geschürte Meinung, nur an den Aktienbörsen gemacht. Während jedoch niemand auf den Gedanken kommt, das ganze Jahr in der Badehose zu verbringen, scheinen Geldanleger davon auszugehen, daß das Wirtschaftsleben nur eine Jahreszeit kennt. Bei der selbstzerstörerischen Jagd nach Kurssteigerungen durch die Auswahl von Aktien, die auch bei Glatteis volle Fahrt bieten sollen, übersieht ein großer Teil der Geldanleger, daß es für jede wirtschaftliche Jahreszeit die optimale Anlageform gibt. Oft wird gespottet, daß die $US 24.00, die die Indianer für den Verkauf von Manhatten erhielten, bereits 1950 einen größeren Wert gehabt hätten, als aller Grundbesitz in Manhatten zusammen, hätten die Indianer diese 24 Dollar nicht in höherprozentiges - nämlich Whiskey - sondern auf ein Sparkonto zu den jeweils gültigen Zinsen angelegt. Der Gesamtwert dieser theoretischen Spareinlage lag seitdem jedes Jahr aufgrund der Zinsesverzinsung über dem Gesamtwert allen Grundbesitzes in Manhatten, und dies, obwohl Immobilien besonders in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts eine wahre Preisexplosion erlebten [heute aber auf 50% des 1985er Werte gefallen sind]. Der Gesamtwert des theoretischen Investments könnte dabei um ein paar
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Größenordnungen höher liegen, hätte man jeweils die der „Jahreszeit“ entsprechende Anlageform gewählt. Dabei will ich nicht verleugnen, daß die Finanzmärkte nicht ununterbrochen positive Erträge gewähren. Die Norm liegt etwa zwischen drei und vier Prozent, einhergehend mit der Schaffung von Wohlstand und dem Wachsen der Produktivität. Wichtig bei der langfristigen Planung ist die Erkenntnis, daß Konjunkturbelebungen und Beruhigungen aber stets drastische Abweichungen von der Norm gebracht haben, so wie wir sie derzeit erleben. Diese Abweichungen von der Norm führen meist dazu, daß eine Großzahl von Anlegern Verluste erleidet, während eine Minorität zu den stillen Nutznießern zählt. Ein Blick zurück zeigt, daß 1980 eine solche Abweichung von der Norm eine Gelegenheit bot, wie man sie nur selten im Leben erfährt. Jeder hatte damals die Möglichkeit, die Norm wesentlich übersteigende Zinssätze für viele Jahre quasi festzunageln - durch eine Anlage in amerikanischen Festverzinslichen. Anleger, die damals US Bonds kauften, erhielten eine garantierte Rendite von 15% p.a. auf Laufzeiten bis zu 30 Jahre. Kapitalgewinne, wie sie in den Folgejahren anfielen, sind darin noch nicht einmal enthalten. Wer 1983 Bonds kaufte, konnte immer noch knappe 12% dingfest machen. Während aber der Tageswert eines Sparbuchs von Zinsänderungen nicht beeinflußt wird, unterliegen die Preise für Bonds, wie wir noch sehen werden, ständigen Schwankungen. Bondpreise, die seit den späten Dreißigern bis Anfang der Achtziger tiefer und tiefer in den Keller fielen, stiegen auf einmal dank fallender Zinsen plötzlich in die Höhe. Durch die chaotischen Zustände vor und nach dem ‘87er Crash haben sie sich seitdem in beide Richtungen bewegt. Aber selbst heute, bei einem
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Zinsniveau von etwa acht Prozent liegen die Zinsen noch wesentlich über der geschichtlichen Norm und noch mehr über den Extremen bei wirtschaftlichen Klimawechseln. Aus diesem Grunde wage ich die Behauptung, daß auch heute noch Bedingungen vorherrschen, die großartige Gewinne bei Festverzinslichen bescheren werden.
Tabelle 1 zeigt, was Sie erwarten können, wenn Sie über einen bestimmten Zeitraum einen gleichbleibenden Betrag ansparen, der monatlich verzinst wird, und bei dem alle Zinserträge direkt reinvestiert werden. Dieses Beispiel geht davon aus, daß Sie Ihre Sparleistung über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten und die Liquidation erst am Ende der Laufzeit erfolgt. Leider hinkt das Beispiel, da es relativ schwierig sein dürfte, derartig konstante Ergebnisse über einen langen
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Zeitraum zu erzielen. Während die Aufbringung der Sparleistung je nach Einkommen keine Probleme bereiten dürfte, wissen wir, daß Zinssätze, - teilweise drastischen - Veränderungen unterworfen sind. Eine zweite Schwierigkeit basiert auf der Notwendigkeit, die Erträge zu
gleichen
Konditionen
anzulegen.
Während
es
einem
millionenschweren Anleger nicht schwerfallen dürfte, 100,000 Mark oder größere Beträge zu ähnlichen Bedingungen zu reinvestieren, kann der Kleinanleger beim Kauf von Festverzinslichen schon aufgrund der proportional höheren Börsenspesen nicht mithalten. Die theoretische Übung soll daher zunächst den Effekt der Zinsesverzinsung betonen. In der Wirklichkeit müssen Sie bei Ihren Anlageentscheidungen den Gesamtertrag bestehend aus Kapitalgewinn [oder Verlust] zuzüglich des Einkommens berücksichtigen. Wer Festverzinsliche gerade dann kauft, wenn die Zinsen steigen, muß zusehen, wie sein Kapital an Wert verliert. Das Ausmaß des Verlustes hängt dabei von der Laufzeit der Papiere ab. Wenn Sie Ihre Papiere vor Ablauf der Laufzeit verkaufen [solange die Zinsen weiter steigen], wird das aus der Verzinsung erzielte Einkommen durch den Kapitalverlust reduziert. Steigen die Zinsen geradezu dramatisch, kann der Kapitalverlust ebenso dramatisch ausfallen - sofern Sie sich zu einem Verkauf bewegen lassen. Dieser Kursverfall der Schuldverschreibungen ist nicht etwa eine Gemeinheit der Finanzmärkte, sondern eine mathematisch genau berechenbare Notwendigkeit. Wenn nämlich Neuanlagen im Werte von 100 Währungseinheiten [im folgenden „WE“] bei steigenden Zinsen in Papiere mit der höheren oder der älteren, niedrigeren Verzinsung fließen können, dürfte offensichtlich sein, daß neue Gelder in die höher verzinsten Papiere fließen würden. In der Praxis fallen niedriger
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verzinste Papiere dabei um genau so viel im Kurs, daß es einem Anleger egal sein kann, welchen nominellen Ertrag ein Papier bietet. Ein Bond, der bei 100 gekauft einen Coupon hat, der 10% Verzinsung auf den Nominalwert bringt, ist genauso interessant wie einer der nur 9% Verzinsung [auf den Nominalwert von 100] bietet, dabei aber für 90 WE gekauft wird. Beide bringen einen Ertrag in Höhe von 10% bezogen auf das tatsächlich eingesetzte Kapital, wobei der zu 90 gekaufte Bond im Preis wieder anzieht, sobald er sich dem Ende der Laufzeit nähert, da Bonds eine Verzinsung auf den Nominalwert sowie die Rückzahlung des Nominalwertes zu 100% garantieren. Daraus ergibt sich, daß Papiere eine genauso große Preissteigerung erleben können, wenn im Anschluß an den Kauf das allgemeine Zinsniveau fällt: da bei gesunkenen Zinsen eine größere Menge an Kapital notwendig ist, um eine nominelle Rendite zu erwirtschaften, steigt ein Papier, das noch die alte Rendite beinhaltet, im Wert. Die Entwicklung der Zinsen ist damit ausschlaggebend für die Entwicklung der Kurse von Festverzinslichen [wobei selbst weit vom Nennwert abweichende Papiere am Ende der Laufzeit wieder auf den Nennwert steigen oder fallen]. Inzwischen sollte die Konsequenz für den Anleger, der die [restlichen] Deflationsjahre unbehelligt überstehen möchte, klar sein.
Wie schon aus geschichtlichen Unterlagen und Aufzeichnungen über wirtschaftliche Entwicklungen hervorgeht, unterliegt das Zinsgefüge einer Entwicklung, die zu den beständigsten der kommerziellen Welt zählt. Das dauernde Wechselspiel von steigenden und fallenden Zinsen kann über tausende von Jahren zurückverfolgt werden. Dies mag ein Grund sein, warum über diese Beständigkeit kaum geredet wird, warum sie quasi als Geheimnis des „Geldadels“ betrachtet werden
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kann. So wie auf jeden Tag ein Abend folgt, so haben sich die Zinsen für Ausleihungen stets innerhalb genau erkennbarer Grenzen bewegt, denen man die Norm wie auch die Extreme bei Richtungsänderungen ablesen kann. Dabei dürfen wir natürlich nicht vergessen, daß geschichtliche Aufzeichnungen nicht unbedingt die gleiche Präzision besitzen, wie sie uns von jede Minute neue Werte zeigenden Bildschirmen bekannt ist, und daß es uns mehr darum geht, die Trends und Extreme zu erkennen, als einen Fahrplan aufzustellen, der den der öffentlichen Verkehrsmittel an Pünktlichkeit übertrifft. Regelmäßig erfolgen diese Veränderungen mal so gemächtlich, in solch langsamen Zeitlupenschritten, daß man geneigt ist, zu vermuten, daß es diesmal auf gar keinen Fall so kommt. Eine Schlußfolgerung, die tödlich sein kann, denn Zinsniveauveränderungen können genauso explosiv erfolgen, wie sie zu anderen Zeiten stillzustehen scheinen. Und gerade wenn eine Richtungsänderung bevorsteht, werden die Bewegungen plötzlich und überraschend. Schon von ‘69 bis ‘70 stiegen die Zinsen international plötzlich und für die in den Medien am lautesten wiedergegebenen Experten „völlig unvermutet“, um bei der zweijährigen Zinsspitze 1973 noch größere Fahrt zu gewinnen, die nur von den Steigerungen, die wir von ‘81 bis ‘82 erlebten, übertroffen wurden. Bis 1982 führten die Zeitspannen der verschärften Nachfrage nach Geld jedesmal zu höheren Zinssätzen. Darüberhinaus wurden die Abstände der Zinsspitzen immer kürzer. Diese Verkürzung der jeweiligen Perioden wird von ein paar meiner Kollegen als Anzeichen dafür gesehen, daß der lange Wirtschaftszyklus, der Mitte der Dreißiger begann und von der stabilen Phase über Inflation jetzt zur Deflation führte, dabei ist, durch einen neuen abgelöst zu werden. Bis auf die erwähnten Vorbehalte muß ich mich dieser Meinung anschließen. Denn die
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Verkürzung der Abstände zwischen den Zinsspitzen spiegelte exakt wieder, was sich in den USA und anderen großen Wirtschaftsnationen abspielte: enormes Wachstum der Industrie in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, höherer Lebensstandard für mehr als eine halbe Milliarde von Menschen, rapide und ins Unendliche steigende Staatsausgaben, und dem „guten Beispiel“ folgend schließlich fremdfinanzierter statt verdienter - Verbrauch. Resultat: Inflation. Solange die Bevölkerung wuchs, konnte sich die Industrie eines nur vorübergehend
gebremsten
Wachstums
erfreuen.
Verbraucher
verlangten und erhielten mehr und mehr Kredit, und noch weitaus größere Summen gingen für Investitionsvorhaben und prächtige Bauund andere Vorhaben an staatliche Organe, die von ihrer Kapazität des Geldverbrauchs an ein Faß ohne Boden erinnern. Unternehmen bezahlten höhere und immer weiter steigende Zinsen, in der Annahme, daß sich die „temporäre“ Mehrbelastung neuer Investitionsvorhaben schon in Kürze auszahlen würde. Verbraucher andererseits haben sich noch nie als besonders zinsbewußt bewiesen. Solange drei Kreuzchen auf einem mit unverständlichen Floskeln bedruckten Papier zu sofortiger Gratifikation führten, zu einem Lebensstandard verhalfen, den man gerne als den seinen betrachtet hätte, konnten selbst in großen Ziffern ausgedrückte Effektivverzinsungen niemanden davon abhalten, die Schuldenlast weiter zu vergrößern. Zumal die nunmehr galoppierende Inflation allen Beteiligten vorgaukelte, per Saldo besser dazustehen. Die Rezessionen, die wir seit Ende des Zweiten Weltkriegs gesehen haben, waren zunächst verhältnismäßig kurz. Die Industrie sah die Zu-
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kunft zu rosig, überexpandierte und investierte, wo Zurückhaltung geboten war. Arbeitnehmer verloren ihren Arbeitsplatz und waren außerstande, eingegangene Verpflichtungen zu erfüllen. Hypothekenbelastete Eigenheime kamen unter den Hammer, Fernseher und PKW’s, auf Kredit erworben, wurden abgekarrt und versteigert. Jedesmal, wenn ein solcher Säuberungsprozess in Gang kommt, sinkt die Nachfrage nach [Fremd-] Geld. Sinkende Geldnachfrage resultiert letztendlich in fallenden Zinsen. Dieser Effekt wurde vor allem in den letzten zwanzig Jahren häufig durch politische, vielleicht gar gut gemeinte, Einmischung verstärkt. Um eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden, treten Schatzkanzler oder Zentralbänker mit breiten Füßen auf die Notbremse um erst dann wieder die Zügel zu lockern, wenn die Wirtschaft fast zum Stillstand gekommen ist. Ausuferungen sind ausgemerzt, Entlassungen und Konkurse werden seltener, Unternehmen und später Verbraucher fassen sich ein Herz und der Kreislauf beginnt von vorn. Diese Wirtschaftsabläufe vom Aufschwung bis zur Rezession spielen sich unbemerkt innerhalb eines größeren Kreislaufs oder Zyklus ab, der weniger von tagespolitischen Vorkommnissen beeinflußt wird, sondern ausschließlich auf der grundlegenden wirtschaftlichen Konstitution einer Nation beruht. Bis Anfang der Siebziger konnte dabei beobachtet werden, wie die Zeitspannen, in denen die Zinsen von einem erreichten Höchststand fielen und so ein vergleichsweise anhaltender Aufschwung eingeleitet werden konnte, stets wesentlich kürzer waren, als die der steigenden Zinsen. Daraus geht eindeutig hervor, daß der wirtschaftliche Aufbau länger anhielt als die Bremsoder Problemphase, was mit unserem Wissen über die langen Zyklen der Konjunktur übereinstimmt. Erst wenn - innerhalb des grundlegenden wirtschaftlichen Zyklus, der Mitte der Dreißiger nach der
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großen Depression begann - ein Plateau erreicht wird, von dem eine noch weitere Steigerung des Lebensstandards und der Wohlstandsschaffung aufgrund wirtschaftlicher, finanzieller und intellektueller Grenzen nicht mehr möglich ist, verkehrt sich das Verhältnis von langem Aufbau und kurzer Korrektur. Schrumpfungs- und Gesundungsphasen dauern länger, während sich die Zeitspannen des vermeintlichen Aufbaus immer mehr verkürzen, so wie wir es heute beobachten können. Die ‘81er Rezession war schärfer als alle, die wir seit Beginn des laufenden Zyklus erlebt haben. Bundeskanzler Kohl hatte, ohne es zu wissen, völlig Recht, als er den Deutschen „die Wende“ versprach. Seit Anfang der Achtziger dauern die Phasen der fallenden Zinsen länger und länger, ohne die heiß herbeigesehnten Gesundungsphasen der Vergangenheit - ohne Belastung durch gleichzeitig galoppierende Inflation - zu bescheren. Dieser fatale Ablauf wird sich solange und jedesmal ausgeprägter wiederholen, bis die Finanzen von Privaten, Unternehmern und Staaten wieder auf einer gesunden Basis stehen.
Zinsen langfristig gesehen Das amerikanische Zinsniveau hat in den letzten fünf Dekaden beide Extreme gesehen. Die niedrigsten Zinssätze wurden 1946 notiert. Beleihungen von erstklassigen Werten waren schon zu 0.75% zu haben. Hypotheken kosteten gut drei Prozent und langfristige Bonds brachten gerade zwei Prozent Ertrag. 1982 konnten wir das gegensätzliche Extrem beobachten. Eine wichtige Arbeit über das historische Zinsgefüge stammt von Sidney Homer. Homer berichtet in „The History of Interest Rates“ über die Entwicklung des Zinsniveaus in Ägyptien, Babylo-
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nien, Griechenland und dem Römischen Reich über den Zeitraum von 3000 vor Christus bis 350 A.D.. Während, so Homer, die Aufzeichnungen nicht immer unbedingt korrekt sein mögen, so ergibt sich aus der Vielzahl der Quellen, die er in Fleißarbeit studierte, trotzdem ein glaubwürdiges Bild. Die statistische Signifikanz der Arbeit, die fast vier Jahrtausende umfaßt, ist weder zu leugnen noch geringer als Aufzeichnungen des Zinsgefüges für die Nachkriegszeit, zumal gerade diese Aufzeichnungen, die nicht von Kreditnehmern und Gebern sondern von Behörden stammen, nicht weniger suspekt sein dürften. Homers Arbeit belegt eindeutig, daß Zinssätze über einen langen Zeitraum betrachtet einem steten Auf und Ab unterworfen waren, mehr noch, daß wie auch in diesem Jahrhundert zu beobachten, lange Perioden der Norm sowie kurze Zeitspannen der Extreme an beiden Enden des Spektrums beobachtet werden können, die im von Hohner untersuchten Zeitraum stets eine Spitze von ca. 15% sowie einen Niedrigststand von durchschnittlich 4% erreichten. Es hat einige wenige Zeitspannen gegeben, für die die Aufzeichnungen Zinssätze von mehr als zwanzig und auch dreißig Prozent festhalten, diese waren aber nur kurzer Dauer und obendrein die äußerst seltene Ausnahme. Sowie fallende Zinsen in etwa den Pegel von vier Prozent erreicht hatten, konnte mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß man damit den Boden erreicht hatte. Umgekehrt war es durchaus vernünftig, anzunehmen, daß Zinsen bei einem Stand von etwa 15% bald wieder fallen würden. Für die Zeit von 1800 bis 1970 kann eine ähnliche Kontinuität der amerikanischen Zinsen beobachtet werden, obwohl die Höchstsätze während des Gesamtzeitraumes nie zehn Prozent überschritten und
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die Tiefstsätze unter drei Prozent lagen. Langfristige Zinsen fielen von 1862 bis 1898 in einer mehr oder weniger geraden Linie von sieben Prozent bis auf 3.2%. Die einhergehende Hausse in Festverzinslichen dauerte damit mehr als drei Jahrzehnte. Von 1898 bis 1920 dagegen stiegen die Zinsen wieder an, mit entsprechenden Verlusten an den Bondmärkten [die damals nur dem „Geldadel“ offenstanden]. Der Trend der steigenden Zinsen dauerte diesmal zweiundzwanzig Jahre. Ab 1920 fielen die Zinsen wieder für sechsundzwanzig Jahre - obwohl kurzfristiges Geld wesentlich größeren Schwankungen unterlag. Bonds erlebten einen weitere, sechsundzwanzig Jahre anhaltende Hausse, gefolgt von einer Baisse, die bis 1981 andauerte und von einer wahren Preisexplosion Festverzinslicher abgelöst wurde. Dieses ständige Auf und Ab kann für jeden Zeitraum, für den wir Aufzeichnungen haben, beobachtet werden. Die letzte lang anhaltende Hausse in Bonds begann damit Anfang der Achtziger Jahre und dürfte sich somit bis etwa Ende der Neunziger hinziehen. Diese Ausführungen belegen zweifelsfrei, daß, völlig verdeckt durch kurzfristiges Gerängel und politisches Wunschdenken, Veränderungen des Zinsgefüges langfristig wirkende Affären sind. Während des erwähnten Zeitraums, in dem wir beide Extreme des Zinsspektrums gesehen haben, bewegte sich der Ertrag langfristiger Bonds, sog. Langläufer, von einem 1946 erreichten Tiefststand bei 2.25% bis zu einer Höchstrendite von 14.25%. Da bei diesem Ertrag davon ausgegangen werden konnte, daß die Zinsen nicht wesentlich weiter steigen würden, erwies sich eine Anlage in Bonds damals als ein fast risikoloses Geschäft. Bis zum ersten Zwischentief der Erträge im Oktober ‘82 stiegen Bondpreise innerhalb von 15 Monaten um 38%. Bonds der Versorgungswirtschaft fielen im Preis dabei weiter,
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selbst nachdem Staatspapiere bereits rasante Kurssteigerungen verzeichneten. Erst im Februar ‘82 erreichten Versorgungswerte bei einer Rendite von 15% das letzte Tief. Innerhalb der nächsten Monate konnte, wer Schuldverschreibungen der Versorgungswirtschaft zum Tiefststand erwarb, einen Gewinn von 42% einstreichen. Anfang der Achtziger Jahre hatte die Welt für sechsundreißig Jahre steigende Zinsen erlebt. Die Ansicht, daß Zinsen immer weiter steigen würden, war deshalb so weit verbreitet wie offensichtlich und glaubwürdig. Sechsunddreißig Jahre ist - bezogen auf ein Menschenleben - eine lange Zeit. Auch heute noch, neun Jahre nachdem die Trendwende mehr als erkennbar sein dürfte, geht man davon aus, daß jede wirtschaftliche Wiederbelebung über kurz oder lang zu wieder steigenden Zinsen führen müßte, eine Vermutung, die angesichts der steigenden Staatsverschuldungen naheliegt. Der Wert der langfristigen Beobachtungen darf nicht unterschätzt werden. Wir dürfen ihn aber auch nicht überschätzen. Die über den Beobachtungszeitraum von gut vier Jahrtausenden feststellbare Regelmäßigkeit der Zinsbewegungen geben uns zwar zahlreiche Anhaltspunkte. Damit haben wir aber noch lange keine magische Formel, mit der sich alle Geldanlageprobleme ein für allemal lösen lassen. Ich bezeichne mich selbst als kritischen Pragmatiker. Ich glaube weder an magische Formeln, noch an Verschwörungen. Ich kann aber nicht verleugnen, daß mir die historischen Daten zeigen, daß es langfristige Trends gibt, die über Jahrzehnte anhalten, und die man über Jahrzehnte ausnutzen kann. Erst an den Extrempunkten war die Gefahr, daß kurzfristige Trendabweichungen zu einer neuen Richtungsänderung führen würden, gegeben. Der Anleger, der seine Investments preiswert kauft und zu einem
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gestiegenen Preis verkauft, kann von solchen langfristigen Beobachtungen immens profitieren. Das Problem liegt darin, zu entscheiden, was preiswert, und was teuer ist. Eine Statistik, die den Zeitraum von 4,000 Jahren umfaßt ist hierzu - meiner Meinung nach - geeigneter, als ein Zeitungsausschnitt, der die letzten Wochen und Monate zeigt.
Der starke Anstieg der Zinspapiere, den wir im Sommer ‘82 beobachten konnten, ist kein Einzelfall sondern deutet auf einen neuen Trend hin, der, mit kurzen Unterbrechungen, für viele Jahre anhalten wird und mehrere solcher Preisexplosionen bescheren wird. Gleichzeitig können wir davon ausgehen, daß sich Bondpreise ungeachtet des übergeordneten Trends nicht in einer geraden Linie nach oben bewegen werden. Im Sommer ‘89 konnten wir durch Anlage in amerikanischen Zero-Bonds, auf die ich im nächsten Abschnitt eingehe, gut 40% Gewinn mitnehmen. Seit dem haben sich Bondkurse eher seitwärts als aufwärts bewegt. Der große Vorteil einer Anlage in Festverzinslichen besteht darin, daß Ihnen eine Rückzahlung in Höhe von 100% des Nennwertes zu einem festgelegten Zeitpunkt garantiert ist. Die Kunst der Bondanlage besteht damit im preiswerten Einkauf zum richtigen Zeitpunkt im Gegensatz zu anderen Anlagen, bei denen es keine solche Garantien gibt. Wer das Aussteigen zu einem günstigen Zeitpunkt verpaßt, wird dadurch nicht unbedingt zum Verlierer, da er trotz der vorrübergehenden Preisschwäche eine „akzeptable“ Rendite erhält und die Rückzahlung zum Nennwert bei Ablauf der Laufzeit gesichert ist. Festverzinsliche - nichts für schwache Nerven Rechtzeitig zum Verkauf des letzten Teils der vor Jahren privatisierten British Telecom fiel den Strategen der GB Regierung eine neue Methode
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ein, eine breite Abnahme der erstmals auf den Markt kommenden Aktien zu forcieren: Der Shareshop [sprich Aktienladen]. Der Einzelhandel in Aktien soll sich nicht wesentlich von dem in anderen Konsumgütern unterscheiden und damit noch „volksgerechter“ werden. Während man offiziell die Absicht hat, dem Kleinanleger den Handel in Aktien durch Konkurrenz zu erleichtern und verbilligen, hat diese Promotion den Effekt, die Aktie als Anlagevehikel noch mehr herauszustellen, dem Unerfahrenen unterschwellig zuzuflüstern, daß es keine bessere Geldanlage gibt. Die Medien blasen in das gleiche Horn. Ganz gleich, welche Wirtschaftszeitung Sie betrachten, der größte Teil der Meinungen, Betrachtungen und Vorschläge bezieht sich auf eine Anlage in den Aktien von Unternehmen, die man oft höchstens dem Namen nach kennt.
Ich gestehe, daß der Laie leicht von den oft raketenhaft erfolgten Aufstiegen der Lieblinge der Presse beeindruckt ist. Die Beeindruckung hat aber bleibende Folgen, wenn die breite Masse, und dies ist regelmäßig der Fall, von diesen Aufsteigern erst erfährt, wenn es höchste Zeit zum Aussteigen ist. Während solche Effekte in wirtschaftlich gesunden Zeiten relativ selten vorkommen, scheinen sie zur Norm zu werden, wenn sich die Spekulation erhitzt und wenn dem kleinen Mann suggeriert wird, er brauche nur ein paar Groschen in eine obskure Aktie zu stecken, um Reichtum zu erlangen, die er sich selbst in den wildesten Träumen nicht vorstellen kann. In der Realität werden solche Traumgewinne deshalb noch seltener erwirtschaftet. Und die „Stars“ der Finanzpresse wandern oft nach wenigen Jahren hinter Gitter, angeklagt der Untreue und in jedesmal kompliziertere Skandale verwickelt. Dabei fällt allzu krass auf, daß zum Kreis der Verlierer stets aggressive Banken und der naive Kleinanleger gehören, sowie, berücksichtigt
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man den zeitweisen Vertrauensverlust der Befürworter solcher Spekulationsobjekte, ein Teil der Finanzpresse. Daß der „Geldadel“ durch Spekulation in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen ist, hört man dagegen nie. Nicht weil die Verwalter alter Vermögen von den Medien verschont werden, sondern weil sie sich weder auf alberne Spekulationen noch auf haarsträubende Geschäfte einlassen. Weil man vorzieht, langsam aber sicher reicher zu werden, statt nicht abzuschätzende Risiken einzugehen. Während der Unbelehrbare Kleinanleger durch eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in Aktien verwirrt ist, und man ihn davon überzeugt, nur durch korrekte Auswahl der richtigen Aktie zum richtigen Zeitpunkt ließe sich „verdienen“, verschweigt man, daß das Ergebnis seiner Anlage in Wirklichkeit von zahlreichen „Unbekannten“ beeinflußt wird: vom Wirtschaftsklima [Stabilität, Inflation, Deflation], von der Fähigkeit des Managements wie auch der Techniker, von der Akzeptanz und Nachfrage der Produkte und von politischen und sozialen Entwicklungen, die Produkte über Nacht in den Regalen festnageln können. Während es sicherlich mehr Festverzinsliche gibt, als Aktien, werden diese aber - solange wir uns auf Papiere allererster Qualität beschränken - lediglich durch einen Faktor beeinflußt: das Wirtschaftsklima bzw. die vorherrschenden langfristigen Zinsen. Die Entwicklung der Preise von Festverzinslichen kann daher mathematisch exakt berechnet
werden.
Das
Spekulationselement,
die
„Hoffnung“
auf
Preissteigerungen ist daher nur zu Bruchteilen eines Prozents an der Preisentwicklung beteiligt, während bei der Aktienanlage dieses Element der überwiegende für die Preisfestsetzung verantwortliche Faktor ist.
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Gerade diese Berechenbarkeit der Entwicklung der zukünftigen Preise ist dafür verantwortlich, daß man gewisse Formen der Zinspapieranlage entwickelte, bei denen die durchschnittlichen Preisbewegungen die der populärsten Geldanlage, der Aktie, bei weitem übertreffen. Die Schwankungen, die in Prozenten ausgedrückt dreistellig sein können, liegen nicht selten über denen von Optionen oder auch Futures. Die Vorstellung, eine Geldanlage in Festverzinslichen sei so langweilig wie unrentierlich beruht auf Unwissenheit und Ignoranz, eine Tatsache, die Verwalter über Generationen und durch Familien gewachsener Vermögen sicherlich nicht beweinen. Festverzinsliche werden überwiegend in zwei Formen ausgegeben. Bei den meisten Papieren wird der Zins [auf den Nominalwert] regelmäßig durch Einlösung von „Coupons“, und das Kapital bei Ablauf der Laufzeit in einer Summe zurückgezahlt. Diese Art dürfte den meisten Anleger geläufig sein. Durch Fehlinformation oder auch durch Nichtinformation der am Handel Beteiligten geht man hier davon aus, daß der Wert der Schuldverschreibung über die Laufzeit genauso konstant bleibt, wie die Höhe der regelmäßigen Zinserträge. Eine zehnprozentige Anlage von 1000 DM auf, sagen wir mal, zehn Jahre, führt zu jährlichen Zinszahlungen von 100 DM sowie einer einmaligen Rückzahlung des Kapitals. Darüber hinaus gibt es noch die Anlage in abgezinsten Papieren, bei denen der über die Laufzeit anfallende Zinsertrag vom Ausgabepreis abgezogen wird. In diesem Fall würden Sie, bei einjähriger Laufzeit, für einen Bond über 100 DM nur den Preis von 90.91 DM zahlen. Sie erhalten während der Laufzeit der Anlage keine Zinsen, bei Ablauf zahlt man jedoch den vollen Preis von 100 DM. Auch hier hat sich Ihr Kapital mit 10% verzinst. Während über diese Methode zahlreiche T-Bills [kurzfristige Schuldverschreibungen] sowie
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Ausleihungen zwischen Bankhäusern gehandelt werden, wird die Abzinsung vor allem für den „gewöhnlichen“ Anleger, der nicht jeden Tag mit Millionen- und Milliardenbeträgen handelt, erst recht interessant, wenn wir uns die längeren Laufzeiten betrachten. Diese zweite Form ist dabei gerade für den normalsterblichen Anleger so interessant, weil sie - von allen noch geschilderten Vorteilen einmal abgesehen - vor allem die Nutzung der Zinsesverzinsung erlaubt. Die Wiederanlage selbst der kleinsten Erträge zu den ursprünglichen Konditionen erfolgt hier automatisch, da sie fester Bestandteil der Schuldverschreibung ist. Den Effekt der Zinsesverzinsung läßt sich am besten mit einem einfachen Beispiel beschreiben. Nehmen wir an, Sie zahlen eine Mark auf ein Sparkonto ein. Nach Ablauf eines Jahres besteht Ihr Guthaben aus dem ursprünglichen Kapital sowie einer lächerlich kleinen Summe an im ersten Jahr verdienten Zinsen. Lassen Sie das Konto ein weiteres Jahr bestehen, haben Sie nach Ende des zweiten Jahres wieder das ursprüngliche Kapital sowie die Zinsen für das Erste Jahr, die für das zweite Jahr sowie Zinsen auf die nach Ablauf des ersten Jahres erhaltenen Zinsen. Die Zusammensetzung des Gesamtvermögens aus Kapital und Zinsen ändert sich dabei jedes Jahr zugunsten der Zinsen bis der Anteil der Zinsen eines Tages größer als der des eingezahlten Kapitals ist. Das Wachstum des Gesamtkapitals können Sie durch jährliche oder monatliche Zuzahlungen auf dieses Konto zwar wesentlich beschleunigen, Sie handeln sich dafür aber den Nachteil ein, den „magischen“ Augenblick, zu dem Sie über mehr Zinsen als ursprüngliches bzw. eingezahltes Kapital verfügen, in die Zukunft zu verschieben.
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Wer Geld in Zero-Bonds investiert, macht aber die freudige Überraschung, daß er die Vorteile der beiden im letzten Absatz beschriebenen Sparformen kombinieren kann. Der kritische Zeitpunkt, an dem die angesammelten Zinsen das Kapital trotz monatlicher Aufstockung übersteigen und den Vermögenszuwachs damit unhaltbar beschleunigen, wird bei einem jährlichen Ertrag von fünf Prozent nach gut 25 Jahren erreicht. Wer jedes Jahr 10% Ertrag erwirtschaftet, erreicht diesen Zeitpunkt aber schon nach zwölfeinhalb Jahren. Und wer gar 15% Dauerertrag erzielt, hat den magischen Augenblick nach 8 Jahren erreicht. Bei 20% Zinsen dauert es gut 6 Jahre und bei 25% Jahresertrag nur noch 5 Jahre, bis ein einmal begründetes Vermögen unhaltbar „wuchert“. Die hier genannten Zeiträume dürften denn auch kurz genug sein, sich selbst in unserer schnellebigen Zeit überschauen zu lassen. Heutige Geldmarktsätze in den Staaten bewegen sich um die 8%. Vor ein paar Jahren haben wir gar 15% als Spitzensatz gesehen. Bei einer Steigerung der Zinsen um einen Prozentpunkt verlieren Bonds bei heutigen Sätzen also nicht mehr mehr im Preis als sie jedes Jahr einbringen, womit Ihnen ein positiver Ertrag sicher ist. Aber selbst wenn die Zinsen entgegen allen unseren Erwartungen auf vielleicht 15 oder 17% steigen sollten, muß dies nicht Verlust bedeuten.
Denn selbst wenn die Kurse Ihrer Bonds entsprechend fallen, heißt dies nicht, daß Sie sie zu diesem Kurs auch verkaufen müssen. Zugegeben, wenn Sie den Papier-Verlust nicht realisieren und an Ihren gesunkenen Bonds festhalten, besteht die Möglichkeit, bessere Investments zu verpassen. Andererseits steigen Ihre gefallenen Bonds mit dem Näherrücken des Rück-
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zahlungstermins wieder auf 100% des Nenn- bzw. Rückzahlungswertes. Sie wissen also, wann Sie 100% Ihres Kapitals zurückerhalten, und Sie wissen, daß Sie etwa acht Prozent Rendite über die gesamte Laufzeit erwirtschaften. Das ist der annehmbar schlechteste Fall. Simulieren wir einen noch schlechteren Fall: Die Annahme, daß die Zinsen in der absehbaren Zukunft rapide steigen, gilt als ausgeschlossen. Trotzdem haben wir in den USA vor wenigen Jahren 15% Zinsen gesehen, und in den späten 70ern gar einen Spitzensatz von 22%. Wer
vor
Erreichen
der
jeweiligen Spitze in Erwägung zog, daß Zinsen auf eine derartige Höhe schnellen könnten, wurde mitleidig
betrachtet
geschlossenen
einer Anstalt
würdig befunden. Trotzdem oder gerade deshalb sollten wir
[für
Zukunft] 25%
die
fernere
Zinssätze
nicht
von
ausschließen.
Der momentane Wertverlust eines bei heutigen Sätzen gekauften wäre immens.
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Bondportfolios
Wie L. Lindsay der Firma Babson & Co [Boston, MA] in Pensions and Investment Age vor Jahren in ellenlangen Tabellen belegte, von denen wir hier nur zwei wiedergeben [sh. Tabelle 2], können Sie aber selbst im schlechtesten Katastrophenfall kein Geld verlieren, wenn Sie die Erträge reinvestieren - was ja nur zu den dann vorherrschenden Sätzen und Kursen möglich ist. Lindsay rechnet vor, daß bei einer halbjährlichen Steigerung der Zinsen um je 1/2 Prozent bis auf die Rekordhöhe von 25% p.a. immer noch mehr als 10% Gesamtrendite erwirtschaftet werden, momentaner Kursverlust der Bonds eingerechnet [die erzielte Rendite ist selbstverständlich ein Vielfaches von diesen 10,4%, wenn alle Bonds bis zur Rückzahlung gehalten werden, ein Kapitalverlust also nicht eintritt]. Was, wenn wir über die „Katastrophe“ 25%iger Zinsen hinausgehen und Sätze von astronomischen 50% annehmen. Der Kursverlust eines Bond-Depots müßte horrende Ausmaße annehmen [abgesehen von der Schockwirkung auf die Wirtschaft, die diese Dinge binnen kürzester Zeit wieder normalisieren würde]. Der magische Effekt der Zinsesverzinsung kommt Ihnen schon lange vorher wieder zu Hilfe, und zwar umso schneller, je höher die Zinsen steigen. Denn schon bei weitaus geringeren Sätzen steigt Ihr Gesamtvermögen durch die Wiederanlage aller Erträge schneller, wie es durch steigende Geldmarktsätze an Wert verliert. Bei fallenden Zinsen sieht das Spiel ähnlich aus. Wenn Sie heute eine Anlage besitzen, die 10% Jahresertrag bietet, und allgemeine Marktsätze fallen, morgen also niemand mehr in der Lage ist, derartige Renditen zu kassieren, können Sie diese Anlage für mehr als 100% des Kapitalwertes verkaufen [wodurch Sie sich aber analog der obigen
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Gleichung der Gelegenheit berauben, einen 10%igen Ertrag für Ihren Erlös zu sichern]. Je schneller und tiefer die Zinsen fallen, desto schneller und steiler stiegt der Wert Ihres Bonddepots. Lindsay zeigt diese Entwicklung genauso klar. Im unteren Teil von Tabelle 2 geht er wieder von einem anfänglichen Zinsniveau von 15% aus und reduziert dieses um die Hälfte der durchschnittlichen Zinskorrektur der letzten 10 Jahre. Ein Beispiel, anhand eines Festverzinslichen mit Coupon soll dies vereinfacht demonstrieren. Nehmen wir an, der Ertrag von Festverzinslichen liegt derzeit bei 10% [eine Zahl, mit der sich leicht rechnen läßt]. Aus irgendwelchen Gründen befindet die Bundesbank, der britische Schatzkanzler oder die FED, die Zinsen um ein, dann wenige später um ein weiteres Prozent zu sinken. Tabelle 3 zeigt, wie sich die Preise einzelner Bonds aufgrund dieser Zinsänderungen bewegen.
In Tabelle 3 gehen wir zunächst davon aus, daß alle Papiere die gleiche Restlaufzeit von zehn Jahren haben. Die Situation ändert sich, wenn, wie in Tabelle 4 gezeigt, unterschiedliche Laufzeiten zum Zuge kommen. Tabelle 4 zeigt deshalb, welche Konsequenzen die gleiche Entwicklung auf unterschiedliche Restlaufzeiten hat.
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Diesen beiden Tabellen können wir entnehmen, daß es bei bei einem ursprünglichen Zinsniveau von 10% völlig egal ist, welche Festverzinslichen wir erstehen, da alle - aus der Funktion von Kaufkurs und Coupon -den gleichen Ertrag einbringen, nämlich zehn Prozent pro Jahr. Auf den ersten Blick scheinen die Werte in Tabelle 3 allerdings nicht dieser Forderung zu genügen. Die Diskrepanz basiert dabei auf der über die Restlaufzeit eintretende Kursanpassung Richtung Nennwert, die mehr eine Funktion der restlichen Laufzeit als der derzeitigen Zinsen ist. Der Fünfprozenter in Tabelle 3, bei einer laufenden Rendite von 10% mit 68.84 gehandelt, wird am Ende der Laufzeit garantiert zu 100 eingelöst, genau wie der 15%er, der bis zum Ende der Laufzeit von 131.15 auf 100 fallen wird. Der Kurs ist daher nicht nur von der laufenden Rendite aller Papiere einer Güte- oder Bonitätsklasse abhängig, sondern enthält auch zinsesverzinst diese Kursanpassungen.
Unabhängig von der nicht gerade einfachen Berechnung der Bondpreise kann den Beispielzahlen aber abgelesen werden, daß die Kursveränderungen, die zum Zeitpunkt einer Zinssatzänderung eintreten, bei gleichen Laufzeiten um so größer sind, je niedriger die Nominalverzinsung ist. Hinzukommt, wie aus Tabelle 4 ersichtlich, daß die Preisschwankungen bei Papieren gleicher Nominalverzinsung und Bonität bei den Papieren mit der längsten Restlaufzeit am größten ist. Daraus ergibt sich, daß Papiere mit
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geringer Nominalverzinsung wie auch mit langer Restlaufzeit die größere Volatilität besitzen.
Festverzinsliche mit Nachbrenner Zero-Bonds sind eine Besonderheit unter Festverzinslichen, da sie dem Anleger ermöglichen, die Erträge zu den gleichen Bedingungen zu reinvestieren, wie sie bei Erwerb galten. Während dies bei steigenden Zinsen ein Nachteil ist, den man nur durch rechtzeitigen Verkauf der Bonds mildern oder wettmachen kann, legen Sie durch Zeros bei stabilen oder besser noch fallenden Zinsen einmal erlangte Ertragsraten für die Dauer der Restlaufzeit unweigerlich an die Kette. Das Erreichen des magischen Augenblicks, wenn eine Anlage zu einem größeren Teil aus Zinserträgen als aus ursprünglichem Kapital besteht, wird hierdurch wesentlich vorverlegt. Obwohl die steuerliche Seite abgezinster Papiere von vielen „Anlage-Experten“ als negativ betrachtet wird [und ich steuerliche Aspekte bei einer internationalen Audienz nicht in Erwägung ziehe] ist mir kein Fall bekannt, bei dem die Halter von Zerobonds den Inhabern von Coupon-Papieren gegenüber benachteiligt wären. Die Alternative, die von diesen Anlage-Gurus empfohlen wird, ist dabei immer wieder Aktie, ungeachtet der vorherrschenden wirtschaftlichen Umstände.
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Das Ausmaß der Gewinnmöglichkeiten von Zeros, oder abgezinsten Papieren, geht aus Tabelle 5 hervor. Die Tabelle gibt die Preise für verschiedene Papiere zu unterschiedlichen Restlaufzeiten und Renditen. Die Spalte am linken Rand enthält die restliche Laufzeit, die anderen Spalten den jeweiligen Preis entsprechend der in der ersten Zeile gezeigten laufenden Rendite. Ein noch ein Jahr laufender Zero kostet bei einer laufenden Rendite von 10% somit 90.91 Währungseinheiten, während das Papier nur 5.73 WE kostet, wenn es, gerade ausgegeben, noch dreißig Jahre läuft. Ein Beispiel zeigt, wie beim Einsatz von Zero-Bonds im Vergleich zu Papieren mit Coupon die eingebaute Zinsesverzinsung zu ursprünglichen Konditionen zu besonderer Hebelkraft führt. Nehmen wir einen Bond, der noch zehn Jahre läuft. Suchen Sie am linken Rand die Laufzeit von zehn Jahren. Dann fahren Sie mit dem Finger nach rechts, bis Sie bei 10% laufender Rendite ankommen. Sie sehen, daß ein solcher Bond zum Kurs 38.55 gehandelt wird. Fallen jetzt die Zinsen um zwei Prozentpunkte auf acht Prozent, sehen Sie zwei Spalten weiter, wie der Kurs des Bonds auf 46.32 steigt. Eine Reduzierung des Zinsniveaus um zwei Prozent wird also mit einer gleichzeitigen Wertsteigerung um 20% belohnt. Fallen Zinsen gar so stark wie im Sommer ‘82, um zum Beispiel fünf Prozent, so würde der Zehnprozenter von 38.55 auf den stolzen Kurs von 61.39 steigen, also knappe sechzig Prozent Gewinnsteigerung bieten. Aber wie schon in Tabelle 4 gezeigt, sind die Kursschwankungen umso größer, je länger die Restlaufzeit eines Papiers. Wer fallende Zinsen erwartet, sollte deshalb auf langfristige Zero-Bonds setzen. Weiter beim Zehnprozenter bleibend sehen wir, daß ein Papier mit vollen 30 Jahren Restlaufzeit von einem Kurs von 5.73 auf 23.14 hochschießt, was einem Gewinn von mehr als 300 Prozent entspricht.
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Angesichts der im Vergleich zu anderen Anlageformen geradezu mikroskopisch kleinen Transaktionskosten ist es daher eine Leichtigkeit, Risiken durch Verkürzung der Laufzeit auszuschalten, wenn Sie befürchten, das langfristige Zinsgefüge könnte steigen. Durch eine Verkürzung der Laufzeit je nach Risiko schalten Sie die eben noch genutzte Hebelkraft bei Bedarf wieder aus, ohne jedoch den Anspruch auf die derzeitige laufende Rendite aufzugeben. Brokerkosten in Höhe von 0.15 bis 0.5 Prozent - je nach Broker und Transaktionsvolumen - machen die Kapitalanlage in Festverzinslichen damit zum erfolgreichen Geschäft, solange Zinspapiere allen anderen Anlageformen vorzuziehen sind. Bei all diesen Überlegungen dürfen Sie selbstverständlich nicht vergessen, daß Sie - im Falle von Schuldverschreibungen der Industrie - als Halter von Bonds ein bevorrechtigter Gläubiger sind. Im Konkursfall werden, bevor die Rechte der Teilhaber sprich Aktionäre überhaupt in Erwägung gezogen werden, zunächst Obligationen und Schuldverschreibungen befriedigt. Damit ist Ihre Position fast so stark wie die des Finanzamts. Da internationale Bonitätsbewertungsagenturen wie Moody’s oder Standard & Poors die Bewertung von Unternehmen, Banken und Staaten ständig überprüfen, können Sie anhand der regelmäßig veröffentlichten Ergebnisse Ihre Anlagestrategie so ausrichten, daß Sie nur die Bonds erstklassiger Schuldner erwerben und damit jedes Risiko auf ein Minimum begrenzen. Aktionären steht diese Möglichkeit nicht offen.
Ein weiterer Aspekt, den ich als besonders attraktiv betrachte, ist Quantifizierbarkeit des potentiellen Risikos wie auch der in Aussicht stehenden Gewinne. Ausgerüstet mit entsprechendem Tabellenwerk oder entsprechenden Formeln wissen Sie beim Kauf von Festverzinsliche auf zwei Stellen hinter dem Komma exakt, was Ihnen bei einer
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Zinssatzänderung von x Prozent nach oben oder unten „blüht“. Der Aktionär ist dagegen auf Gedeih und Verderb der Hoffnung oder dem Pessimismus seiner Aktionärskollegen ausgeliefert. Wie tief eine „Bombe schlechter Nachrichten“ einschlagen wird, oder wie sehr ein Aktienkurs durch einen technologischen Durchbruch oder auch nur Gerüchte in die Höhe befördert wird, kann man nur im Nachhinein mit Gewissheit beurteilen. Dann ist es aber für Dispositionen zu spät.
Auf Nummer Sicher Heute davon auszugehen, die derzeitige Rezession sei nicht anders als die in den letzten Jahrzehnten immer wieder erlebten, kann angesichts der zu Beginn bereits geschilderten Umstände tödlich sein. Wer seine Anlagepolitik anhand des „Wetters“, und nicht der „Wettervorhersage“ ausrichtet, dürfte aber bestens ausgerüstet sein, die restliche und für Deutschland erst noch anstehende Deflation zu überleben, und zwar ohne Blessuren. Die bisherigen Ausführungen zielten darauf ab, vorhandenes Kapital zu erhalten. Deflation ist, so dürfte aus der Geschichte bekannt sein, schließlich eine Zeit, in der der Aufbau von Vermögenswerten immens erschwert wird. Aber so wie die Inflation nicht ewig ist, so ist auch Deflation kein Dauerzustand - wobei wir obendrein noch wissen, daß die Deflation generell das kürzeste Drittel eines langen Wirtschaftskreislaufes darstellt. Chancen, wie sie sich vielleicht nur einmal in jedem Menschenleben bieten, werden wir dann haben, wenn die Wirtschaft alle Ausuferungen und maroden Schulden der Siebziger und Achtziger Jahre bereinigt hat, wenn die Zivilisation in die Lage versetzt wird, auf einer gesunden Basis echtes Wachstum zu erleben.
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Bis wir diesen Zeitpunkt erreichen, wird es Gewinner und Verlierer geben. Besonders viele Verlierer, für die das Ergebnis besonders katastrophal aussehen dürfte. Die Gruppe der Verlierer kann in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, Einteilungen, die Sie vermeiden müssen. Da viele davon - aufgrund der konventionellen Denkweise und der von Medien und „Beratern“ nachgeleierten Standardansicht eines immerwährenden Frühlings - für die Mehrzahl leider besonders attraktiv sein werden, wird die Vermeidung aller Risiken nicht gerade einfach sein. Vorübergehend müssen Sie sich, wenn Sie sich nicht Ihrer Ersparnisse und der besten Ausgangsposition für den nach der Deflation folgenden Aufschwung berauben wollen, aber damit abfinden, daß die Welt nicht mehr das ist, was sie der konventionellen wie Öffentlichen Meinung nach immer gewesen ist. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde von jeder Zeitung, jedem Fernsehkanal und jedem selbsternannten Experten vom Frisör bis zum Tankstellenwart die Ansicht vertreten, „Heute kaufen, morgen bezahlen“ sei sinnvoll, da alle Güter „morgen“ schon weit teurer sein würden. Nicht nur, daß das Argument der erwarteten Preissteigerungen vom Verbraucher zu keinster Weise in Betracht gezogen wurde - ausschlaggebend war nämlich die Möglichkeit, heute konsumieren zu können, und damit die Qual des so langfristigen wie unbefriedigenden Ansparens zu vermeiden inzwischen machen Verbraucher die erstaunliche Erfahrung, daß sie durch den Sofortkonsum doppelt draufzahlen: einmal durch die Aufhalsung einer nicht schwinden wollenden Schuldenlast, zum anderen, weil Preise tatsächlich auch fallen können. Nicht nur im internationalen und nationalen Bankverkehr gehen die Ausleihungen seit ‘89 mit zunehmender Geschwindigkeit zurück, inzwischen reagieren Verbraucher erstmals seit den Dreißiger Jahren wieder wie kleine Volkswirte.
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Während die Medien sich aufgrund der inzwischen völlig verspielten Glaubwürdigkeit bemühen, den Anschein zu erwecken, schon immer Zurückhaltung empfohlen zu haben, glaube ich aber, daß das Phänomen der zuerst sinkenden, dann statischen Kreditabnahme und die seit Anfang des Jahres überall zu beobachtende Kreditrückführung in Rekordhöhe seit Beginn der Aufzeichnungen in den USA und GB auf Angst ums Überleben, aus Sorge um den Arbeitsplatz und das „Dach überm Kopf“, nicht jedoch auf der Erkenntnis, daß es preiswerter ist, Käufe zurückzustellen, beruht. Wenn Wirtschaftspolitiker angesichts der nicht enden wollenden Rezession von einem „Credit Crunch“, einer drastischen Verknappung des Geldes reden und diese mit ständigen Senkungen der Zinsen bekämpfen wollen, verkennen sie, daß Zinssätze auf Verbraucher, die sich noch nie besonders zinssensibel verhalten haben, eine genauso große Auswirkung haben wie auf das Wetter. Hinzukommt noch, daß die Veränderung der Altersstruktur in allen westlichen Ländern zusätzlich nachlassende Nachfrage nach Wirtschaftsgütern aller Art wie auch nach deren Finanzierung auslösen wird. Denn die Kinder des „Babybooms“ der 60er Jahre kommen selbst in die Jahre, haben andere Prioritäten als gerade ins Berufsleben Eintretende. Die meisten haben haben entweder ein Plateau oder den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Es gibt keinen Grund, ein noch größeres, noch besseres Haus zu erwerben - die Kinder sind aus dem Haus, und auch die Produkte der KFZ-Hersteller ähneln sich zu sehr, als daß reife Menschen jedes Jahr unbedingt das neueste Modell fahren müssen, um sich von anderen nicht zu unterscheiden. Dort, wo die Kinder noch nicht flügge sind, steht ggfls. Hilfestellung bei der Ausbildung des Nachwuchses an. Das kostet. Obendrein dämmert die Erkenntnis, daß man über den „Berg“ ist. Daß das Alter, der Ruhestand, naht. Es gilt, Vorsorge zu treffen. Sparen und die
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Ansammlung von Vermögen wird langsam aber sicher wichtiger, als Konsum.
Abbildung 1 zeigt die geradezu typische Entwicklung der Bevölkerung, in diesem Beispiel die der amerikanischen. Die Entwicklungskurven anderer Länder zeigen, das dürfte nicht überraschen, die gleiche Grundform mit nur geringen Abweichungen. Die drastische Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerung wird daran offensichtlich. Während der ‘50er bis Mitte der ‘60er Jahre, eine Zeitspanne, die durch eine niedrige und stabile Inflationsrate und genauso niedrige und stabile Nominalzinsen gekennzeichnet wurde, stieg der Anteil der „Älteren“ auf einen relativ hohen Stand, so hoch, daß 1965 auf jeden „Yuppie“ fast ein älterer Bürger kam. Bis ‘87 schoß die Zahl der Jungen dann in die Höhe, so daß zur Spitze auf jeden „Älteren“ 1.9 Yuppies kamen. Die BabyBoom-Kinder traten ins Berufs- und Konsumleben ein, die Inflation wurde angeheizt. Die Inflationsraten von ‘70 bis Anfang der Achtziger spiegeln diese Entwicklung wider. Wie die Entwicklung seit ‘87 und die Projektion in die Zukunft zeigt [und die Prognosen des US Census Bureau haben sich in der Vergangenheit als höchstgenau erwiesen], wird
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sich dieser Trend aber noch drastischer als Anfang der ‘60er Jahre verkehren, bis wieder das andere Extrem im Jahre 2007 oder 2008 erreicht wird. Sparer werden die Zahl der Konsumenten noch stärker übertreffen als während der ‘50er und ‘60er Jahre. Die Mär der durch den Verbraucher angekurbelten Konjunktur, angesichts der Rezession ständig von all denen vorgetragen, die vorgeben, etwas vom Wirtschaftsleben zu verstehen, wird innerhalb kürzester Zeit als solche entlarvt werden.
Eine der wichtigsten Regeln zu Beginn einer Deflation ist dabei die Rückzahlung aller Verbindlichkeiten, von der Hypothek über das Anschaffungsdarlehn bis hin zur Kreditkarte und zwar in dieser Reihenfolge. Als wir uns Ende ‘88 von unseren Immobilien trennten, reagierten alle professionell am Handel Beteiligten [Anwalt, Bank und Steuerberater] nicht weniger mitleidig und erstaunt wie Freunde und Bekannte, die meine damalige Meinung, Immobilien seien vom Preisverfall bedroht, mit dem Eintritt von Senilität begründeten.
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Wer sich Abbildung 2 betrachtet, sieht aber, daß diese Entscheidung gar nicht so verkehrt war. Während dieser Index nur Renditeobjekte umfaßt, sieht die Lage bei privatem Eigentum nicht besser aus. Selbst Mrs Thatcher kann ihre Immobilie, vor über einem Jahr erstmals für knappe £700,000 angeboten, nicht verkaufen, trotz einer in der Presse hervorgehobenen Preisreduzierung auf £575,000. Nicht selten finden Immobilien selbst nach 50%iger Preisreduzierung keinen Abnehmer. Zwangsversteigerungen verzeichnen Monat für Monat neue Rekorde, und dieses Jahr mußte das englische Bausparkassengewerbe erstmals seit der Finanzkrise von ‘73, bei der zweitrangige Häuser wie Bausparkassen, Teilzahlungsbanken, Leasing- und Finanzierungsgesellschaften gleich reihenweise umkippten, vier Bausparkassen retten.
Wer meint, dieses Phänomen sei auf die britische Insel begrenzt, täuscht sich. Knappe 90 Banken wurden in den USA dieses Jahr geschlossen, und sicherlich nicht aus Altersgründen. Rechnet man die Bausparkassen [S&L’s] hinzu, komme ich auf mehr als eine Kreditinstitutspleite pro Wochentag. Vom japanischen Finanzwesen scheint dabei die größte Gefahr auszugehen. Nirgendwo ward die Spekulation an Börse und am Immobilienmarkt schärfer und betrügerischer betrieben, als in Japan. Das Jahr 1992 dürfte für die
internationalen
Finanzmärkte daher neue Rekorde
Konkursbringen.
Abbildung 3 zeigt, wieso.
Während
panikartige Zinssen-
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kungen nach dem ‘87 Mini-Crash zunächst dafür sorgten, daß die Spekulation keinen Abbruch nahm, passierten in der realen Welt Dinge, die erst jetzt zutage kommen. Die Zahl der leerstehenden Büroetagen in London ist ein allzu typisches Beispiel. Während nach der ‘73er Rezession der freistehende Büroraum von 1 Mio Quadratfuß auf etwa 4 Mio anstieg, und während die ‘81er Rezessionen den Büroraum von knapp 2 Mio auf wiederum vier Mio Quadratfuß erhöhte, stieg die verfügbare Fläche seit dem Börsencrash ununterbrochen und schneller an als je zuvor. Ein Großteil dieses Anstiegs muß dabei auf siedender Spekulation beruhen - zumal die Medien gerade in der Zeit von ‘86 bis noch zu Beginn dieses Jahres Stein und Bein schwörten, Immobilienpreise könnten nie und nimmer fallen - was dazu führen dürfte, daß Immobilienpreise sicherlich unter das Niveau der ‘86er Preise oder noch tiefer fallen. Während amtlicherseits ständig irgendwelche Prognosen gemacht werden, die dem Anleger, Verbraucher und Unternehmer neuen Mut einflößen sollen, wird mehr und mehr auch für Laien erkennbar, daß diese Prognosen von je her nicht auf irgendwelchen Realitäten basierten sondern lediglich Wunschvorstellungen zum Ausdruck bringen. Für das nächste Jahr wird zum Beispiel von Amts wegen mit einer Arbeitslosenzahl von 2.4 Mio gerechnet. Schon heute hat England mehr als 2.6 Mio Arbeitslose. Und jeder halbwegs erfahrene Unternehmer und Volkswirt weiß, daß die Arbeitslosenzahlen noch lange ansteigen, nachdem die Wirtschaft begonnen hat, sich zu erholen. Obwohl die Bautätigkeit in London [und im ganzen Land] drastisch zurückgegangen sind, wird aber immer noch an Büroetagen gewerkelt. Gleichzeitig werden jeden Monat neue Rekorde bei Firmenzu-
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sammenbrüchen verzeichnet. Die Annahme, daß das Angebot leerstehenden Büroraums sich in den nächsten achtzehn Monaten weiter und wesentlich vergrößern dürfte, scheint daher eher gerechtfertigt als die amtliche Prognose, daß in der zweiten Jahreshälfte ein neuer Aufschwung erfolgen wird. Obwohl die absoluten Zahlen von Nation zu Nation unterschiedlich sind, ergeben sich ähnliche Schaubilder für jede westliche Nation. Auch in Deutschland wird dieser Effekt nicht mehr lange auf sich warten lassen. Eine fantastische Gelegenheit, sich zu Spekulationspreisen von Immobilienbesitz zu trennen und aufgeblasene Preise so in halbwegs realen Wohlstand zu verwandeln, dürfte sich für deutsche Leser ergeben, wenn, wie in einem kürzlichen SPIEGEL-Artikel angekündigt, die Altbausanierung aufgrund gesetzeswidrig erklärter Behördenbremsen wieder vollen Schwung gewinnt, wenn der vom BGH angerufene Gemeinsame Senat im Frühjahr ‘92 eine endgültige Entscheidung vorlegen wird. Obwohl der Wechsel vom „Hauseigentümer“ zum Mieter sozial zunächst als Rückschritt empfunden wird, werden Sie feststellen, daß das Thema zum Tabu wird, sobald die Richtigkeit Ihrer Entscheidung von Dritten erkannt wird. Angesichts der überall wackelnden Banken und im Preis nach wie vor fallenden Immobilien scheint es mir heute lohnender, Wohnraum zu mieten, als Geld zu mieten, zumal zu befürchten ist, daß bei einem Zusammenbruch einer Bank die Schuld plötzlich fällig werden kann, ein Zwangsverkauf damit quasi forciert wird.
Angesichts des weltweit rückgängigen Konjunkturverlaufs wird heute auch noch vielerorts verkannt, daß auch Berufe, die noch vor wenigen Jahren eine sichere Zukunft und sozialen Glanz bescherten, heute nicht vom „Aussterben“ verschont sind. Gerade weil sich unsere
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Gesellschaft so sehr zur Dienstleistungsgesellschaft gewandelt hat, sind Dienstleistungsberufe heute mehr von Arbeitslosigkeit bedroht als konventionelle Overallträger. Für Arbeitnehmer, die bisher aufgrund der beruflichen Position den Porsche leasten, das Eigenheim zu 100% finanzierten und den Sekt mit der Kreditkarte bezahlten, dürfte es ein erheblicher Kulturschock sein, plötzlich in den Reihen nicht zu Vermittelnder auf dem Arbeitsamt aufzuwachen. Und weil der volkswirtschaftliche Einkommensverlust der Dienstleistungsberufe weit über dem der manuellen Arbeitskräfte liegt, wird dieser Wechsel in die Deflationsgesellschaft besonders schwerwiegende Folgen haben. Zu den Berufen, die besonders bedroht sind, zählen vor allem die, in denen „leichtes“ Geld verdient wurde: Broker, Bänker, finanzielle Dienstleistungen, Makler, der Kunsthandel, die quasi-exklusive Gastronomie und selbst Steuerberater und Anwälte sowie andere, die vom vermeintlichen Wohlstand der nouveaux riches abschöpften. Während Kunsthändler oder Bänker davon ausgehen, einen „Ruf“ bei der Bevölkerung zu genießen, werden sie über kurz oder lang mit der nicht zu leugnenden Tatsache konfrontiert werden, welchen Ruf sie genießen. Und daß es weitaus wertvollere Tätigkeiten gibt, die auch in „schlechten Zeiten“ benötigt werden und daher die Gewißheit auf Einkommenserzielung bieten. Mentalität, Unternehmungsgeist und Scharfsinnigkeit in anderen Berufen mögen zwar anderer Natur sein, so unterscheiden sich aber auch moralische Werte und Ethik. Nicht nur drohender Preisverfall, auch drohender Einkommensverlust sollten Ihnen die Entscheidung, sich aller finanziellen Verpflichtungen zu entledigen, leicht machen. Wobei die Empfehlung, Immobilien zu verkaufen, umso dringlicher wird, je höher Ihr Objekt belastet ist.
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Wohnraum, der seit langem schuldenfrei ist, vielleicht seit Generationen im Familienbesitz, muß deshalb noch lange nicht auf den Markt geworfen werden. Wer aber aufgrund regionalpolitischer oder sonstiger Entwicklungen auf einer stolzen - nicht realisierten - Preissteigerung sitzt, sollte auch bei schuldenfreiem Besitz in Erwägung ziehen, ob es nicht vorteilhaft sein könnte, eine teure Immobilie zu verkaufen und eine preiswertere zu erwerben, wobei das gewonnene Kapital als realisierter und sicher angelegter Wert eine besonders günstige Ausgangsposition für den folgenden Konjukturaufschwung gewährt. Daß Sie Kunstgegenstände und andere Werte des Neureichen-Zeitalters wie Kollektionen alter Weine und andere Sammlerwerte, die nur zur Wertsteigerung erworben wurden, abstoßen, wenn Sie nicht ohnehin vorhatten, diese Dinge für mindestens fünfzig Jahre zu halten, dürfte dabei selbstverständlich sein. Trotz immer wieder in den Medien hervorgehobenen Finanzskandalen verwundert es, daß gerade im sachlichen Denken Geschulte immer wieder auf die wie nach Drehbuch heruntergeleierten Verkäufermärchen von Commoditybrokern und anderen Provisionssöldnern hereinfallen. Ärzte und Angehörige der freien Berufe sinken immer wieder fünf- und sechsstellige Summen in abenteuerliche Anlageformen, in der Absicht, entweder „Schwarzgeld“ zu verstecken, oder überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, oftmals „garantiert“ durch nebulöse Formulierungen obskurer Briefkastenfirmen in Steueroasen, von denen man nicht einmal den Längen- und Breitengrad kennt. Der Gedanke an die Kapitalerhaltung scheint hierbei völlig in den Hintergrund zu geraten. Anlageformen, die mit Rohstoffen in Verbindung gebracht werden oder auf Rohstoffvorkommen basieren, sind in den nächsten Jahren zu
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meiden. Rohstoffe fallen schließlich seit Anfang der Achtziger Jahre in einer mehr oder weniger ausgeprägten geraden Linie, durch Überförderung einerseits und ständig sinkender Nachfrage - nur zu einem geringen Teil wegen immer besserer Ausnutzung - andererseits. Zum Kreis der Rohstoffnahen Anlageformen gehören deshalb auch ContainerInvestments, Transport, landwirtschaftliche und solche Maschinen, die bei der Rohstoffgewinnung benötigt werden. Firmen, die über hohe Buch- oder Vermögenswerte verfügen, sind ebenfalls zu meiden, da deren Vermögen von den gleichen Problemen befallen wird: Sachwerte werden weniger wert. Aktienkurse, die als „günstig“ im Verhältnis zu diesen Buchwerten angepriesen werten, berücksichtigen dabei nicht, daß die Buchwerte selbst fallen werden dürften. Fast jede Form der Geldanlage wird in der nahen Zukunft mit Problemen, die die wenigsten heute sehen, konfrontiert werden. Aber Aktien und auch Festverzinsliche von Firmen, die in den hier genannten Branchen tätig sind, werden sprichwörtlich katastrophale Erfahrungen machen müssen. Oberstes Ziel jeder Anlageentscheidung muß daher die Kapitalerhaltung sein.
Damit will ich selbstverständlich nicht sagen, daß alle Firmen von Schwierigkeiten befallen werden. Es wird immer Firmen und Berufe geben, die überleben, ziemlich konjunkturunabhängig blühen. Die Veranstaltung von Seminaren mit dem Thema „Wie entlasse ich mein Personal“ mag zwar vorübergehend finanziellen Erfolg haben, genau wie Konkursverwalter, Pfand- und Auktionshäuser derzeit Hochkonjunktur haben. Ernsthafte Kandidaten für eine evtl. Anlage sind solche Unternehmen jedoch nicht. Zu den Gewinnern der Deflationsjahre dürften allerdings solche Firmen zählen, die nicht nur von „zwölf bis mittags“ planen, die sich langfristige Ziele gesetzt haben und die sich mehr um die Befriedigung der Marktbedürfnisse als Quartalsergebnisse scheren.
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Unternehmen, die aufgrund technischer Leistung - anstatt wegen juristischer oder staatlicher Klüngeleien - eine Art Monopolstellung innehaben, dürften ebenfalls profitieren, solange Kosten in Schach gehalten werden können und solange die Produktivität Fortschritte macht. Der Mensch, Firmen und auch die Gesellschaft sind lebende Dinge die nur dann Bestand haben, wenn sie sich positiv entwickeln. Obwohl überall mit Sparmaßnahmen gerechnet werden muß, haben technische Berufe in Branchen, in denen Forschung und Entwicklung als lebenswichtig erkannt wurden, eine größere Berufssicherheit als kaufmännische sprich Managementberufe. Die Zukunft generell dürfte für „Unternehmer“ im eigentlichen Sinn lohnender werden als für Pfennigfuchser. Die besten Aussichten bieten sich dem Anleger, der diese Ratschläge beherzigt, der überwiegend auf Festverzinsliche allererster Qualität setzt und nur Geld, bei dem der Totalverlust schadenlos riskiert werden kann, in zukunftsorientierte Investments geleitet wird. Sie sollten berücksichtigen, daß jeder, der nicht zu den Gewinnern zählt, automatisch zum Verlierer wird. Vieles von dem, was Ihnen in den nächsten Jahren als „Professionelle Analyse“ oder als „Unabhängige Empfehlung“ durch den Briefkasten oder über die Anzeigen- und redaktionellen Seiten der Publikumsmedien angetragen wird, ist nichts anderes, als nur mangelhaft getarnte Werbesprüche für Dinge, für die die Zeit geschlagen hat. Inzwischen sollten Sie wissen, daß jeder, der behauptet, er kann und will Ihnen zu Reichtum verhelfen, nur Ihr bestes will: Ihr Geld.
Finanzwelt im Rollstuhl Wenn Sie schon immer davon geträumt haben, Millionär zu sein und einen PKW für eine Viertelmillion Mark zu fahren, brauchen Sie nicht
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mehr lange zu warten. Ein 5,000-DM Anzug ist genausowenig Utopie wie ein 250,000 DM Audi - auch die heutigen Preise konnte sich noch vor zwei Jahrzehnten niemand ausmalen, so wie Rentenempfänger sich heute nicht ausmalen können, 50,000 Mark im Monat zu erhalten. Bevor die Summe der Sozialleistungen wieder auf Null fällt. Der Fall „Ida Fuller“ ist Ihnen wahrscheinlich nicht bekannt. Ida Fuller verkörpert den Gedanken der Rentenversicherung - vor allem die darin inhärenten Krücken. 1935, als man die Altersversorgung in den USA erfand, wurde der Beitrag auf ein Prozent des Jahresverdienstes, höchstens jedoch $30 gesetzt [der Arbeitgeber wurde zu einer Leistung in gleicher Höhe gezwungen]. Während der vier Jahre, die Frau Fuller noch bis zum Eintritt ins Pensionsalter verbrachte, zahlte sie insgesamt $20.22 an Beiträgen. Für Frau Fuller bewährte sich die Rentenversicherung als das beste Geschäft Ihres Lebens. Die erste Monats-Zahlung der Sozialversicherung betrug nämlich $22.54, womit sie bereits nach einem Monat im Plus war. Als Ida, im reifen Alter von einhundert, vierunddreißig Jahre später verstarb, hatten ihre Beiträge von insgesamt $20.22 zu Leistungen in Höhe von mehr als 20,000 Dollar geführt - keine schlechte Rendite. Als man im Westen den Gedanken der Vorsorge für das Alter in staatliche Hände übergab, mag die Absicht gutgemeint gewesen sein. Die Zahl der Arbeitskräfte, der Beiträge Zahlenden wuchs, und die Lebenserwartung ging nicht wesentlich über das Alter von 65 Jahren hinaus. Noch 1950 zahlten, in den USA, mehr als 100 Mio Arbeitnehmer Monat für Monat Beiträge in die Kassen der Rentenversicherung, während etwa 5 Mio Arbeitnehmer die Früchte einer sicheren Rente genießen konnten. Was diese damals schon nicht wußten: was man ihnen
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jeden Monat als Rente auszahlte, war nicht etwa auf den Erträgen der Rentenversicherung gewachsen, sondern wurde aus den laufenden Beiträgen der Beitragszahler finanziert. Fünfundzwanzig Jahre später war die Zahl der Anspruchsberechtigten auf 29 Mio gewachsen. 1985 erhielten schon mehr als 40 Mio Bürger jeden Monat eine Rente, während sich die Zahl der Beitragspflichtigen im gleichen Verhältnis verringert. Die US-Sozialversicherung ist ein typisches Beispiel. Während am Anfang 100 Arbeitnehmer die Kosten für einen Rentner aufbrachten, verschlechterte sich das Verhältnis im Laufe der Jahre auf heute 45 Rentner pro 100 Beitragszahler und wird Anfang des nächsten Jahrtausends auf 60 Rentner steigen. Dabei sind die USA eine verhältnismäßig junge Nation. Das Durchschnittsalter der Amerikaner liegt etwa zwölf Jahr unter dem durchschnittlichen Alter der Bevölkerung West- und Nordeuropas. Der „Bestand“ der Kinder unter fünfzehn Jahren ist in den letzten 20 Jahren in Deutschland um 40% gefallen. Die ohnehin schon sozialversicherungstechnisch teurere östliche Hälfte Deutschlands verstärkt diesen Trend noch, anstatt, wie zunächst gehofft, ihn zu entschärfen. Geburtenraten haben sich in den letzten achtzehn Monaten halbiert, Abtreibungen steigen überall an, bis zu 100%.
Zur Blütezeit des Kommunismus war es für die Ostdeutschen leicht, Kinder in die Welt zu bringen. Mütter hatten Anspruch auf ein Jahr Mutterschaftsurlaub,
Arbeitgeber
finanzierten
Krippen
und
Kindergärten, und wenn Baby mal krank war, durfte Mutter - bei voller Bezahlung - zu Hause bleiben. Die Familienpolitik der ehemaligen DDR wurde mit erheblichem Aufwand betrieben, verständlich, wenn man die Neigung der Bürger, vom Ausland zu träumen, berücksichtigt. Trotz der immensen Förderung des Nachwuchses folgten die
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Entwicklungen beider Hälften Deutschlands dem gleichen Trend. Wer angesichts der jüngsten Erholungen der westlichen Geburtsrate auf eine Wende hofft, sei daran erinnert, daß solche „Ausrutscher“ in jedem Land üblich sind, diese aber keine Umkehr zu größeren Familien bedeuten, wie Tabelle 6 belegt.
Nach der Wiedervereinigung hat sich die Situation im Osten drastisch verschlechtert. Durch Massenentlassungen und gleichzeitigem Fortfall der ehemaligen Vorteile auch für die noch Berufstätigen verflüchtigte sich der Drang, eigenen Nachwuchs zu zeugen. Gemeinden in Ostdeutschland verzeichnen um bis zu 50% reduzierte Geburtsraten. Landesweit werden Entbindungsstationen geschlossen. Der einzige Bereich des Lebens, in dem der Osten dem Westen überlegen war, das Wachstum der Bevölkerung, hat sich zum völligen Konkurs entwikelt. In Potsdam allein fiel die Zahl der Geburten von 3,000 vor dem Fall der Mauer auf höchstens 1,700 in diesem Jahr. Gleichzeitig ist die Zahl der Abtreibungen aus Angst um den Arbeitsplatz in die Höhe geschossen, die Diskussion um die in Ost und West unterschiedliche Abtreibungsgesetzgebung weiter anheizend. Die Nachfrage nach völliger Sterilisation bricht alle Rekorde. Schon ‘89 wies ich darauf hin, daß das Durchschnittsalter aller Deutschen kurz nach der Jahrtausendwende 50 Jahre betragen wird, mit ei-
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nem Durchschnitt zwischen 46 und 48 Jahren für die Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft. Tabelle 7 zeigt, wie sich das Verhältnis der Rentenzahler zu den Beitragsempfängern im besten Falle entwickeln wird. Wobei wir heute schon wissen, daß dieser nicht eintreten kann: die Schätzungen beruhen auf stabilen Geburtsraten die sich seitdem weiter verschlechtert haben. Das wirkliche Ausmaß der Probleme wird aber erst dann richtig erkannt, wenn wir berücksichtigen, daß die Rentenversicherung in allen westlichen Nationen keine Versicherung, sondern eine Steuer ist. Während man ursprünglich vielleicht ein paar Groschen für die Zukunft auf Seite getan haben mag, ist es seit Jahrzehnten üblich, das laufende Einkommen der Staatskasse zufließen zu lassen, und die anfallenden Renten aus dem gleichen Topf zu decken. Offensichtlich wird dies aus Tabelle 8, der Sie entnehmen können, wie die Kapitalanlage-Erträge der Renten-Versicherung nicht einmal mehr ein Zehntel der fälligen Pensionszahlungen reichen.
Die große Umverteilung In den USA gibt es bis zum Obersten Gerichtshof durchgezogene Prozesse, in denen bestätigt wird, daß es sich bei der Sozialversicherung trotz der Bezeichnung nicht um eine Versicherung, sondern um eine Steuer handelt. Darüberhinaus behält sich der Staat das Recht vor, die rechtlichen „Ansprüche“ der ehemaligen Beitragszahler jederzeit und ohne Rücksicht auf die Beitragszahlung neu zu definieren. Die Sozialversicherung mit dem Konzept nicht zu widerrufender Ansprüche zu versehen, dem Staat also das Recht zu nehmen, den Beitragszahler bei
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Bedarf die Ansprüche zu beschneiden, lehnt der Oberste Gerichtshof mit der Begründung, das System würde dadurch an Flexibilität verlieren, strikt ab [Flemming gegen Nestor, 1960]. Trotzdem führt jede westliche staatlich betriebene Altersversorgung den Begriff „Versicherung“ als Teil der Organisationsbezeichnung, wie um die Beitragszahler irrezuführen. Schon 1937 [Helvering gegen Davis] mußte die US-Verwaltung eingestehen, die Rentenversicherung nicht als Versicherung im Sinne des Versicherungsgedankens zu betreiben, sondern nur der Erzielung von Einkommen wegen. Die Entstehung eines Anspruchs auf Leistung aufgrund der Beitragszahlung wurde schon damals verneint. Trotzdem hat man nicht aufgehört, diese Steuer weiter als Versicherungsbeitrag zu verkleiden, und zwar weltweit. Der Staat bescheinigte dem Obersten Gerichtshof, was dieser zu hören hatte - keine Versicherung, sondern eine Steuer - und er bescheinigt dem Beitragszahler, was dieser hören will - die Rentenversicherung ist eine Versicherung. Milton Friedman faßte dies so zusammen:
Die Rentenversicherung ist kein System, bei dem Arbeitnehmer Vorsorge für das Pensionsalter treffen, sondern ein System, bei dem Berufstätige den Unterhalt von nicht Arbeitenden bestreiten. Millionen von Menschen gehen jeden abend in dem Glauben zu Bett, der Ruhestand sei durch die Beitragszahlung an die staatliche Rentenversicherung gesichert. Man nimmt an, daß die Beiträge mit der dem Staat eigenen Weitsicht sicher und ertragreich angelegt werden, um dann, wenn man in den Ruhestand tritt, abrufbereit zu sein. Die nackte Tatsache ist: das Geld ist längst ausgegeben. Nur 0.7% der deutschen Renten [siehe Tabelle 8] werden heute durch
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Kapitalerträge gedeckt, der Rest wird aus laufenden Beiträgen sowie Mitteln der allgemeinen Staatskasse erbracht.
In
den
letzten
beiden
Jahrzehnten
drohten
die
„Versicherungsanstalten“ der westlichen Nationen - überall und wiederholt - in großem Rahmen die Mittellosigkeit eingestehen zu müssen. Überall wurde fieberhaft gewerkelt, Minister aller Ressorts rannten wie aufgescheuchte Hühner durch die Hallen der heiligen Stätten und gackerten, bis der Öffentlichkeit ein neues Ei präsentiert werden konnte: die Renten waren wieder sicher. Dieses nicht zu unterschätzende Unterfangen ging natürlich nicht ohne Opfer vonstatten, und wer das Opfer zu erbringen hatte, versuchte man der Öffentlichkeit so schonend wie undurchsichtig beizubringen. Zusammenfassen kann an dieser Stelle behauptet werden, daß nur wenige „Reformen“ der Versicherungsanstalten länger als fünf Jahre Bestand hatten, auch wenn sie bei Verabschiedung als Meisterwerk, das fünfzig Jahre Ruhe bieten sollte, gefeiert wurden.
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Ich muß an dieser Stelle zugeben, daß ich Ihnen den genauen Fehlbetrag der einzelnen Rentenversicherungen nicht nennen kann. Dabei befinde ich mich aber in guter Gesellschaft, denn, so das Wall Street Journal, die heutigen Rentenreformen beziehen sich immer nur auf die Fehlbeträge, die nicht zu den ungedeckten Verpflichtungen zählen. Die Erfindung von „Off-Balance“ [nicht in die Bilanz eingehende] Geschäftsvorgängen, üblich in allen Gesellschaften, die vorgeben, zivilisiert zu sein, hat in den letzten zwanzig Jahren zu so nebulöser Verwaltung der Staatsfinanzen geführt, daß der einzig korrekte Schluß heute nur noch die Erkenntnis sein kann, betrogen worden zu sein.
Allein das amerikanische Loch wird - von den Redakteuren des Wall Street Journals - auf einen Betrag mit mindestens 13 Nullen vor dem Komma [zweistelliger Billionenbetrag] geschätzt. Den genauen Betrag können selbst die Verwalter der Sozialversicherung nicht absehen. Die Vermutung, daß das Problem besser verdrängt als gelöst werden kann, liegt schon allein deshalb nahe, weil Schätzungen der fehlenden Dekkung stets auf unrealistischen Voraussetzungen beruhen. Auch der vom Wall Street Journal genannte Fehlbetrag basiert auf solchen Hoffnungen: einer Inflationsrate von weniger als vier Prozent, einer Geburtsrate, die 2.1% nicht unterschreitet [heute 1.52%], Arbeitslosigkeit von weniger als sechs Prozent und eine nicht weiter ansteigende Lebenserwartung. Keine dieser Voraussetzungen ist auch nur annähernd realistisch. Noch im Januar 1979 meinte der Vorsitzende der amerikanischen Rentenversicherung, Stanford G. Ross, es gäbe zwar langfristige Finanzierungsprobleme, diese würden aber nicht während der nächsten fünfzig Jahre zutage kommen. Die amerikanischen Renten seien deshalb so sicher wie der US-Dollar. Welchen Scherz er sich damit mit der amerikanischen Öffentlichkeit erlaubte, kam erst sechs Monate später ans
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Tageslicht: vor dem US Congress gestand er ein, daß das System hoffnungslos ausgehöhlt war, man zur Erhöhung des Rentenalters oder der Beiträge [zwei Jahre nach Carters Rentenreform, die 50 Jahre halten sollte] gezwungen war. Worauf er in Pension ging. Das Ausmaß des Fehlbetrages kann richtig erst verstanden werden, wenn man sich darüber klar wird, daß die Summe ausreicht, mehr als zehn Millionen Bürger zu Millionären zu machen. Und der Fehlbetrag wird größer. Überall. Weil keine Regierung entweder die Absicht hat, oder in der Lage ist, die aufgetürmte Verpflichtung zu reduzieren. Die Amerikaner genauso wie die meisten EG-Länder betreiben jedes Jahr die Politik der zusätzlichen Verschuldung. Was heute nicht an Geld da ist, wird geliehen.
Als Bismarck, um einen drohenden Wahlsieg der Liberalen zu verhindern, die deutsche Rentenversicherung und das Pensionsalter von 65 Jahren einführte, wußte er, da kaum ein Rentner diese Altersgrenze erreichen würde, die Sozialversicherung per Saldo ein einträgliches Geschäft war. Schon nach dem Ersten Weltkrieg galt diese Voraussetzung nicht mehr. Heute beträgt die Lebenserwartung selbst im schlimmsten Fall [Portugal] 68.4 Jahre für Männer und 75.2 Jahre für Frauen und im besten Fall [Holland] 72.7 Jahre für Männer und 79.5 Jahre für Frauen, während ständige Kuhhandel und politischer Stimmenkauf dazu führten, daß das tatsächliche Durchschnitts-Pensionsalter in der EG zwischen 58.6 und 62.4 Jahren liegt. Trotzdem gilt die magische Zahl von 65 Jahren heute noch weltweit, bestätigend, daß die Rentenversicherung von Anfang an ein nicht zu realisierender Traum war. Und umso unrealistischer wird, je mehr sich die älteren Generationen besser pflegen, das Rauchen aufgeben,
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sich gesünder ernähren, mehr Sport betreiben, und von einem Gesundheitswesen betreut werden, das zumindest keine Rückschritte erlauben wird. Deutschland entledigte sich der Verpflichtungen bisher durch Krieg und Hyperinflation. Die Amerikaner wiederholen alle paar Jahre groß gefeierte Reformen, die die Sicherheit der Renten stets für 50 Jahre oder mehr gewährleisten sollen, und die jedesmal in mehr oder weniger getarnte Steuererhöhungen ausarten. Wie hoch die Belastungen inzwischen sind, zeigt Tabelle 9.
Auswirkungen auf die Kapitalmärkte Da wir offensichtlich nicht in der Lage sind, uns der Politik zu entledigen, müssen wir aus reinem Selbsterhaltungstrieb zumindest versuchen, zu antizipieren, wie man uns das Fell über die Ohren ziehen will. Zunächst können wir davon ausgehen, daß wir mehr Steuern zahlen werden. Auch in den USA und in England, wo man beginnend Anfang der Achtziger die Einkommenssteuer mehrfach senkte, stieg das Steueraufkommen per Saldo drastisch an. Von den
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Medien als „Führende Experten“ hingestellte Abendunterhalter behaupten seitdem, diese Steigerungen wäre direkte Konsequenz der Senkung der Einkommensteuer in diesen Ländern, da diese zu einer maßgeblichen Wiederbelebung der Wirtschaft führte. Wer schon mal Steuern an das Finanzamt überwiesen hat, dürfte aber leicht einsehen, daß eine nominelle Steuersenkung sich wie auch Erhöhungen erst in den folgenden Jahren auswirken. Da die Steuersenkungen erst verkündet wurden, nachdem die Konjunktur in allen westlichen Ländern wieder an Fahrt gewann, kann sie schlecht Anstoß zu diesem Fahrtgewinn gewesen sein.
Wichtiger als die Senkung der Einkommenssteuern war nämlich die gleichzeitige Anhebung der Verbrauchssteuern und die Erleichterung der und teilweise direkte Aufforderung zur Verschuldung. Die Zahl der Hauseigentümer hat sich in England zum Beispiel unter Mrs Thatcher, die heute auf einer unverkäuflichen Immobilie sitzt, vervierfacht. Banken beurteilten die Bonität neuer Schuldner fast ausschließlich an deren Garderobe und Haarschnitt, anstatt sich zu fragen, ob eine Rückzahlung aufgrund des erzielten Einkommens überhaupt möglich sei. Sozialabgaben, die amerikanische Sales Tax wie auch die europäischen Mehrwert-Steuern wurde angehoben. Hunderte kleinerer Steuerarten, alle verbrauchsabhängig, wurden nach und nach angepaßt, während man bei keiner Gelegenheit ausließ, die Senkung der Einkommenssteuer als wirtschaftliches Wunderwerk herauszustellen. Trotz höherer Steueraufkommen hat man aber keineswegs versucht, die Staatsschulden zu reduzieren. Alle in diese Richtungen zielenden Absichtserklärungen waren von vornherein zum Scheitern verurteilt was teilweise verständlich ist, bedenkt man, daß Politiker nicht persönlich haften und meist wissen, ohnehin nur eine begrenzte Zeit
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im Amt zu sein. Sollen sich doch die Nachfolger mit den Problemen, die man selbst ja ebenfalls ererbte, befassen. Sozialversicherungskenner gehen deshalb davon aus, daß die „Sozialabgaben“, von denen wir inzwischen wissen, daß sie nichts anderes als dürftig verkleidete Steuern sind, um das Doppelte, in manchen Ländern gar das Dreifache, steigen werden. Diese Steigerung wird, so scheint es festzustehen, von weiteren Anhebungen der Verbrauchssteuern und minimalen Senkungen der Einkommenssteuern begleitet werden, im Endeffekt und per Saldo zu weiteren Steigerungen des Gesamtsteueraufkommens führen. Gleichzeitig ist es in vielen Ländern heute ohne Steuervervielfachung rein rechnerisch nicht mehr machbar, die Schuldenlast des Staates - angesichts der tatsächlich eingegangenen Verpflichtungen in Form von Schuldverschreibungen - zu tilgen. Selbst die einschneidenden Beschränkungen der Leistungen im Sozialwesen konnte nicht verhindern, daß England, als Musterbeispiel für andere Nationen gepreist, per Saldo im letzten Jahrzehnt nur eine minimale Schuldentilgung vornehmen konnte. Anzunehmen, daß die staatliche Verschuldung „irgendwie“ auf magische Weise doch noch gelöst werden kann, scheint daher naiv. Die demografische Struktur des Westens beinhaltet dabei für die Staatskassen wie auch jeden einzelnen Bürger eine tickende Zeitbombe. Wegen der schnellen Alterung der Bevölkerungen wird sich heute kein Politiker freiwillig die Aufgabe der Sanierung durch effektive Methoden wie etwa Leistungsbeschneidung und Anhebung der Beiträge - beides in drastischem Ausmaß - aufhalsen wollen. Denn man ist sich sehr wohl darüber im Klaren, wie alt die Bevölkerung ist. Als die Masse der Baby-Boom Kinder in den „politischen Einzugsbereich“ geriet, wurde das Wahlalter und die juristische Volljährigkeit überall auf achtzehn Jahre herabgesetzt, um hierdurch Millionen naiver Wähler für sich zu gewinnen. So wie die
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Bevölkerung altert und damit den Großteil der Wähler stellt, wird man sich mehr und mehr den Problemen der Älteren widmen, Versprechungen machen, und andere Gruppen vielleicht gar benachteiligen. Gelöst wird das Problem hierdurch aber nicht - eher verschlimmert. Denn die „Alten“, die in der Annahme, Beiträge an eine Versicherung für das Alter zu zahlen, ein Arbeitsleben lang gezahlt haben, werden sich dem Rattenfänger von Hameln zuwenden, der die größten Leistungen verspricht. Und diese Leistungen werden durch Aufnahme von Fremdmitteln erbracht werden. Bevor unsere Machthaber deshalb die Rentenversicherung in den Bankrott stürzen, ist zu vermuten, daß der Staatsbankrott - bei dem der Staat sich seiner Schulden entledigt und den Bürger um seine Ersparnisse bringt - bewußt angestrebt wird.
Obwohl die Umwälzungen im Ostblock wie auch in Jugoslawien den Eindruck erwecken könnten, der Dritte Weltkrieg stehe ins Haus, wage ich mich nicht, mich dieser von verschiedenen UntergangsGurus geäußerten Meinung anzuschließen [wobei ich die Gefahr dennoch nicht völlig ausschließen will]. Ich vermute angesichts der historischen Neigung der Deutschen, Franzosen und anderer führender Stimmen der immer mehr zur Mammutbürokratie verkommenden EG, daß dort mit dem Anstreben der Währungsgemeinschaft Übles wie etwa das Einbringen der nationalen Währungen bei gleichzeitiger Abwertung - im Schilde geführt wird. Höhere Steuern wirken sich genauso wie wegen der wachsenden staatlichen Mittelaufnahme steigenden Zinsen negativ auf die Konjunktur auf. Während die am Beginn dieses Kapitels erläuterten Tendenzen eigentlich zu massiven Zinssenkungen führen müßten - und dies historisch gesehen immer der Fall war, wenn die Konjunktur nach der infla-
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tionären die bereinigende Phase erreichte - hat es in der Geschichte nie eine derart hohe Staatsverschuldung wie heute gegeben. Angesichts der Versuche des Westens, sich durch zusätzliche Mittelaufnahme vor der Überschuldung zu retten, ein Versuch der so fehlschlagen muß, wie der eines Alkoholikers, Abstinenz durch Trinken zu üben, vermute ich stark, daß der langfristige Zyklus der Wirtschaft vorerst nicht zu seinem natürlichen Ende gelangt, sondern gerade durch die Aktionen der die Wirtschaftspolitik Lenkenden künstlich beatmet wird und durch parallele Zerstörung aller Sach- und Geldwerte ein so langsames wie qualvolles Ende finden wird - irgendwann zu Beginn des neuen Jahrtausends.
Auch diese Annahme scheint noch geschönt. Die zu erwartenden Kostenexplosionen des Gesundheitswesens allein wegen des Alterns der Bevölkerungen sind eine zusätzliche Belastung, die ähnliche Ausmaße wie die der Renten annehmen wird. Daß der Staatsbankrott kommt, gilt damit als sicher. Daß er nicht, wie von mehreren meiner Kollegen befürchtet, in den nächsten Wochen, Monaten oder auch Jahren kommen kann, habe ich sicherlich belegen können. Auch in politischen Kreisen weiß man, daß die größten Belastungen des Steuerzahlers aufgrund der Alterung der Bevölkerung erst Anfang des neuen Jahrtausends augenscheinlich - und nicht mehr zu finanzieren werden. Mit einem Bankrott herkömmlicher Art vor diesem Zeitpunkt muß daher nicht gerechnet werden, eher mit einer umfassenden Reform des Geldwesens, wenn europäische Währungen amtlicherseits zur EG-Einheitswährung verschmelzt werden. Ich neige daher zu der Annahme, daß man den „ersten“ ECU zum gegebenen Zeitpunkt als Versagermodell hinstellen wird um ihn dann durch eine neue Währung abzulösen, wenn man sich der eingegangenen Verpflichtungen nicht anders zu entledigen weiß.
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Da wir einerseits mit fallenden Sachwertpreisen und andererseits mit einem Verfall aller Geldwerte konfrontiert werden, wird die Geldanlage, oder auch nur die Konservierung von Wert, überaus trickreich. Im folgenden will ich deshalb versuchen, einen Ausweg zu erarbeiten, da nur die Beteiligung an gesunder Einkommenserzielung, nicht aber an konventioneller Substanz geeignet scheint, jegliche Reformen zu überleben.
Die grüne Katastrophe Die Umwelt, wie wir sie heute kennen, ist um einiges sauberer und gesünder als noch vor 20 Jahren. Autos sind leiser, verbrauchen weniger Benzin. Häuser sind besser isoliert, und Maschinen aller Art gehen sparsamer mit Energie um. In den Siebzigern und auch noch Anfang der Achtziger Jahre folgte auf die Zielsetzung der Einsparung - ausgelöst durch den Schock der Ölkrise - das neue Bedürfnis, sauberer zu werden. In den USA, Deutschland, Japan und verschiedenen anderen Ländern sank der Ausstoß an Sulfur-Dioxyd drastisch. Flüsse wie der Tiber und die Themse enthalten heute mehr Sauerstoff als zu jedem anderen Zeitpunkt seit Ende des zweiten Weltkriegs. Die Luft in den Staaten enthält heute weniger als ein Zehntel soviel Blei wie noch 1975.
Trotzdem haben sich die Forderungen der „Grünen“ seit Anfang der Achtziger Jahre weiter verschärft, wobei die Gründe nicht überall die gleichen sind, zahlreiche international bekannte Katastrophen ehemals angeblich sicherer Technologien aber sicherlich mit ausschlaggebend gewesen sein dürften. Das Verlangen nach einer „grüneren“ Umwelt wird auch in der Dritten Welt lauter. Louis Harris and Associates belegte in einer Studie, die 14 Entwicklungsländer umfaßte, 1988, daß man sich dort genauso große Sorgen um die Qua-
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lität des Trinkwassers und der Umwelt macht wie bei uns. Mitausschlaggebend mag auch die wirtschaftliche Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte gewesen sein. Die Achtziger, wie auch die Sechziger Jahre, brachten weltweit starkes Wachstum und real fallende Energiepreise. Fallende Energiepreise fordern fast zu Mehrverbrauch auf. Eine Verschlechterung der Umwelt, hauptsächlich durch Abgase, aber auch durch mehr und mehr Müll, war Konsequenz. Während des letzten Ausbruchs der „grünen Epidemie“ ging man überall davon aus, die Grenzen des Wachstums erreicht zu haben. Diese Annahme wurde mit der Verbesserung der Konjunktur zunächst verdrängt. Der Konsument erlangte für eine Weile die Überhand, bis, etwa Mitte der Achtziger Jahre erneut die Probleme, die durch das Leben aus dem Vollen entstehen, überall sichtbar waren. Die Erfolge der „Grünen“ schlechthin, in den Medien wie auch bei der Beeinflussung der Gesetzgebung, lassen seit ‘89 aber wieder nach. Die weltweite Rezession sorgte dafür, daß Prioritäten neu verteilt wurden. Der eigene Arbeitsplatz hat Vorrang vor der Qualität der Umwelt.
Die Öffentliche Meinung, oder das, was Politiker darunter verstehen, hinkt der Realität stets um einiges hinterher. Margaret Thatcher erhielt erst dann ein „grünes“ Gewissen, als die Mehrzahl der Briten merkte, daß auf dem Immobilienmarkt etwas nicht stimmte und der Arbeitsplatz womöglich in Gefahr sein könnte. Dieses typische Nachhinken hat nicht verhindert, daß überall auf der Welt Bestimmungen und Verordnungen erlassen werden, die nicht unbedingt sinnvoll sein müssen, wie die geradezu alberne Gesetzgebung der Kalifornier eingangs belegt. Während das Problem, Smog in den größeren Städten des Bundesstaates, durchaus von der Bevölkerung als Übel erkannt
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wird, beschließt man, die Quelle der Verschmutzung, nämlich den Ort der Verwandlung von Rohstoff zur Energie, zu verlagern, anstatt die Ursache, die Verwandlung selbst, anzugreifen. Sinnvoller wäre es deshalb gewesen, die Verwendung von privaten Fahrzeugen in der Stadt drastisch einzuschränken und den Nahverkehr zu fördern. Während ich nicht zu den Personenkreisen zähle, die den öffentlichen Nahverkehr frequentieren [per PKW legen wir weniger als 10,000 km pro Jahr zurück], und während das Auto gerade in Deutschland eine Art „heilige Kuh“ ist, an der die Deutschen den Grad der ihnen gewährten Freiheit messen, glaube ich dennoch, unparteilich zu urteilen, wenn ich sage, daß der Wunsch nach einer verbesserten Umwelt nur durch bessere Ausnutzung geringerer Energiemengen, nicht jedoch durch Umleitung der Abfallprodukte auf andere Regionen erreicht werden kann. Interessenvertreter der „Grünen“ behaupten oft, daß die Umwelt ohne radikale Eingriffe des Staates nicht vor weiterer Verschlechterung geschützt werden und schon gar nicht saniert werden kann. Dies ist richtig. Aber nicht in dem Sinne, wie von diesen Interessenvertretern behauptet. Weder wirtschaftlicher Stillstand noch staatliche Planung sind geeignet, die Lebensqualität zu verbessern. Das Gegenteil ist eher der Fall. Wenn privatwirtschaftliche Unternehmen die Regenwälder abholzen, dann kann dies nur verhindert werden, wenn man die Regenwälder unter den Schutz des Staates stellt. Diese Aufforderung ist aber entweder extrem naiv oder genauso extrem bösartig, basiert sie doch auf der eindeutig widerlegbaren Annahme, Regierungen oder Staaten würden im Interesse der Allgemeinheit, zum Wohle eines größeren Ganzen handeln, wie zahlreiche Beispiele in Ost und West belegen. Staatliche Verwaltung von Ressourcen oder auch nur die Einmischung in die Verwaltung selbiger führt regelmäßig zu größeren Schäden als privatwirtschaftlicher Raubbau.
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Wichtigste Grundvoraussetzung für die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität ist die Berechnung tatsächlicher Kosten für jedes angebotene Produkt. Ein Liter Benzin, Heizöl und auch jeder Zentner Kohle muß daher nicht nur die Kosten der Förderung und des Transports zum Endabnehmer beinhalten, sondern auch die Kosten der Beseitigung der Abfallstoffe. Die Kosten für ein Duschbad müssen demnach die Gewinnung des Wassers, den Transport zum Kunden wie auch die Entsorgung inklusive Reinigung beinhalten. Dies mag zwar einleuchtend und vielleicht auch erschreckend sein, ist aber einfacher gesagt als getan. Denn niemand weiß heute genau, wieviel ein Duschbad oder ein Liter Benzin kostet. Die Entsorgung wird fast überall durch Gemeindesteuern, die oft vom Eigentümer einer Immobilie getragen werden, bezahlt. Die Entsorgung der Abfallstoffe der Ölverbrennung sind Kosten, die dem Gesundheitswesen aufgebürdet werden. Geradezu alberne Antworten erhalten Meinungsforscher, wenn es um diese Kostenberechnung geht. Befragt, wie hoch die Entschädigung des Einzelnen für z.B. das Aussterben von Elefanten, Walen oder anderen geschützten Arten, sein sollte, werden regelmäßig Zahlen genannt, die um ein Vielfaches über den Summen liegen, die die gleichen Personenkreise bereit sind, auszugeben, wenn dadurch das Aussterben dieser Arten verhindert werden kann. Gefragt, welchen „Wert“ man einzelnen Arten beimißt, werden wieder andere Werte genannt.
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Es besteht also ein großer Unterschied, ob man für eine Verbesserung der Luftverschmutzung zahlen soll oder für eine Verschlechterung Entschädigung verlangen kann. Von denen, die behaupten, das Leben eines Blauwales sei nicht in Geld zu messen [„unbezahlbar“] sind wenige bereit, mehr als $US 60 dafür aufzuwenden. Dies mag damit zusammenhängen, daß ein Verlust einer Sache - wie zum Beispiel saubere Luft - schwerwiegender empfunden wird als die Zugewinnung einer zusätzlichen Sache - verbesserte Luftqualität. Da die „grüne Wissenschaft“ größtenteils noch im Dunklen tappt, muß daher damit gerechnet werden, daß uns von oben im „Dunklen“ getroffene Entscheidungen auferlegt werden, die vielleicht positiv erscheinen, nicht aber unbedingt positive Konsequenzen haben müssen. Die Einführung des Katalysators ist ein Beispiel. Obwohl Ford die Forschung nach magerer Verbrennung über mehrere Jahre betrieb und beachtliche Erfolge vorweisen konnte, führte die Entscheidung der Deutschen, den Katalysator einzuführen, dazu, die Forschung abzubrechen und statt dessen den Katalysator anzuschrauben. So wie Politiker zu Hau-Ruck-Lösungen neigen, wenn die öffentliche Entrüstung ein karriereschädliches Ausmaß anzunehmen droht, so werden andere Aufgaben erstmal gerne verdrängt, weil es preiswerter zu sein scheint, nichts zu tun. Die herkömmliche Denkweise besagt ja, daß es generell „zu teuer“ ist, etwas zu unternehmen. Gewöhnliches, schmutzbelastetes Wachstum führt zu größeren Gewinnen, wenn sie mit herkömmlichen Methoden gemessen werden, so heißt es. Diese Verallgemeinerung ist dabei völlig falsch. Schmutzbelastetes Wachstum mag zwar zunächst zu größeren Gewinnen eines Schmutzverursachers führen, dies aber nur zulasten erstmals der Umwelt [und diese
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betrifft alle Anrainer], darüberhinaus aber vor allem zulasten der zukünftigen Ertragskraft. Diese wird nämlich umso mehr belastet, wenn sich die öffentliche Meinung eines Tages wutentbrannt gegen alles und jeden richtet, der irgendwie mit den Versäumnissen der Vergangenheit in Verbindung gebracht werden kann. Die dann unter Panik getroffenen Säuberungsarbeiten erweisen sich jedesmal kostspieliger, als eine korrekte Arbeitsweise von vornherein gewesen wäre. Aber verfolgen wir diesen Gedanken noch etwas weiter. Die Entscheidung, in eine sauberere Umwelt zu investieren, kommt der Entscheidung gleich, in etwas anderes nicht zu investieren. Geld, das in Abgaskontrolle oder Beseitigung gesteckt wird, kann nicht auch für Produktverbesserung oder Marketing-Blitzkriege verwendet werden. Forscher, die sich den Kopf zerbrechen, wie man giftigen Müll gefahrenlos beseitigt, können nicht gleichzeitig darüber nachdenken, wie man Krebs heilt. Da Kohle mit niedrigem Sulfurgehalt mehr kostet als solche mit hohem Gehalt, resultiert die Vermeidung von saurem Regen zu höheren Strompreisen.
Diese Kosten, die nicht zu verleugnen sind, sind aber andererseits selbst in den grünsten der grünen Länder nur gering. Kein EG-Land bringt mehr als 1.5% [Deutschland] des Bruttosozialproduktes zur Verbesserung der Umwelt und zur Vermeidung von Schäden auf, die meisten begnügen sich mit Werten zwischen 0.9% [Frankreich] und 1.3% [GB]. Dabei sind, und diese Argumentation dürfte neu sein, die Kosten gar keine Kosten. Wenn ein privater Haushalt vorzieht, im Staub zu ersticken statt einen Staubsauger zu kaufen, verändert sich seine finanzielle Situation nicht - ist das Geld für eine solche Anschaffung vorhanden, bleibt es verfügbar; fehlt das Geld für die Anschaffung ohnehin, wird keine Schuld zum Erwerb des Gegen-
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stands ausgegeben. Entscheidet man sich andererseits zum Kauf des Staubsaugers, haben wir nur eine Buchung. Der Hersteller des Geräts erhält den Geldbetrag, der Käufer das Gerät. Der Käufer ist dadurch nicht wirklich ärmer geworden [sehe ich vom sofortigen Wertverlust ab, den ein Wiederverkauf einbringen würde], und der Verkäufer wird gerechterweise um den Lohn der Herstellung reicher. Für die lediglich aus Hersteller und Privathaushalt bestehende „Gesellschaft“ verändert sich das Gesamtvermögen allerdings genausowenig, wie eine Gesellschaft, der eine gerechtere Umweltpolitik betreibt, dadurch nicht verarmt. Investitionen in UmweltschutzTechnologie schaffen und erhalten genau wie die Herstellung von Konsummüll Arbeitsplätze. Für den, der sie bezahlen muß, sind diese Kosten vielleicht noch unerwünscht. Angesichts der wieder anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen, bei denen der fremdfinanzierte Konsumgedanke der Achtziger Jahre wieder in den Hintergrund und die Lebensqualität mehr in Erscheinung treten wird, werden auch herkömmliche Maßstäbe verändert werden. Man wird Erfolge nicht nur in Währungseinheiten und nach Quartalsbilanzen beurteilen, sondern das Gesamtverhalten eines Unternehmens berücksichtigen und messen. Inzwischen gibt es erste Anstrengungen, die versuchen, diese und andere Dinge zu berücksichtigen. Rohstoffvorkommen wie Regenwälder oder Nordseeöl werden hiernach bei Verkauf nicht nur als Einkommen verbucht, sondern auf der Vermögensseite als Substanzreduzierung belastet - Öl, das ich verkaufe, habe ich nicht mehr, Belastungen des Gesundheitswesens, die reduziert werden, brauchen nicht bezahlt zu werden, Kunden, die aufgrund der Firmenpolitik kaufen, brauche ich nicht durch teure Werbespots anlocken.
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Verbraucheransprüche haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark gewandelt. Mehr so während der Phasen starker Konjunktur, aber auch während schwacher Zeitspannen und gar Rezessionen hat man bei nachlassendem Druck auf die Entscheidungsträger doch keinen Rückschritt erlaubt. Der Verbraucher verlangt, was nie erwartet wurde. Obst und Gemüse, das frei von Pestiziden angebaut wird. Sprühflaschen, die kein CFC enthalten. Kondome, die Gefühl, aber keine Viren durchlassen. Freie Fahrt auf der Autobahn und saubere Luft. Während diese, sicherlich unbewußte, Heuchlerei einesteils leicht zu verurteilen ist, muß dies nicht heißen, daß alle Forderungen der „Grünen“ ohne jede Überlegung ad absurdum zu führen sind. Im Gegenteil. Öffentliches Geplärre der Massen droht, wenn es von der Industrie zu lange ignoriert wird, den Staat zu weiteren Hau-Ruck-Lösungen zu zwingen, der Ruhe wegen - nicht, um die wirklichen Probleme in Angriff zu nehmen. Derartige Lösungen haben sich bisher aber stets als teurer erwiesen als solche, die das vermeintliche Problem direkt angehen. Generell muß daher befürchtet werden, daß wir geradezu mit zusätzlicher Legislation überschüttet werden. Firmen, die in Erwartung dieser Bürokratieüberreaktionen ihre Verhaltensweise rechtzeitig anpassen oder ändern, oder die auch auf die Einführung noch schärferer Umweltvorschriften spekulieren, zählen zumindest im ersten Fall zu den Gewinnern, die sich weiter behaupten können. Deutschland als Exporteur solcher Einrichtungen gilt heute als führend auf dem Weltmarkt, da sich die Einsicht, daß Abfallvermeidung besser als Abfallbeseitigung ist, sich langsam und zaghaft überall durchsetzt.
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Die graue Katastrophe Während eine scharfe Umweltpolitik per Saldo nützlich für eine Volkswirtschaft sein kann, können wir auch das Gegenteil beobachten. Laxe Handhabung der Umwelt kann zu tatsächlichen Einkommensverlusten oder gar erhöhten Kosten führen. Oft sind die Kosten der Umweltschädigung nur durch Methoden meßbar, die sich nur noch gering an herkömmlichen Bilanzierungsrichtlinien orientieren. Häufig fallen die mit solchen Methoden gemessenen Kosten außerdem noch in der Zukunft an, sind also bei konventioneller Betrachtung heute nicht relevant. Es gibt aber auch Fälle, bei denen eine verantwortungslose Politik gemessen mit heute gebräuchlichen Methoden zu Kosten und Gewinneinbußen führen.
David Pearce, der aus einer Vielzahl von Quellen eine grobe Übersicht fertigte [sh. Tabelle 11], meint hierzu, daß die darin aufgeführten Zahlen einer erheblichen Fehlertoleranz unterliegen. Trotzdem zeigen die zwischen etwa 1% und 5% liegenden Werte, daß es sich nicht um Kosten handelt, die man leichtfertig ignorieren kann.
Die industrialisierte Welt bietet mit den Ostblockländern geradezu ein Paradebeispiel. Die Umwelt wurde genau wie die Bedürfnisse der Bevölkerung für mindestens vier Jahrzehnte ignoriert. Die Folge: rui-
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nierte Gesundheit, beschädigte Gebäude und Infrastrukturen, eine Industrie, die hoffnungslos veraltet ist, bei der Maschinen verrotten und unter aggressiver Luft und vergiftetem Wasser drohen, in sich zusammenzufallen. Verschiedene Schätzungen beziffern Kosten der notwendigen „Aufräumarbeiten“ auf Beträge zwischen fünf und fünfzehn Prozent des nationalen Einkommens. Noch augenfälliger sind die Kosten des Raubbaus in der Dritten Welt, weil die Umwelt dort oft direkt für den Lebensunterhalt der Bevölkerung verantwortlich ist. Mehr als ein Drittel des Bruttosozialprodukts und mehr als die Hälfte der Exporte der Dritten Welt hängen direkt von der Umwelt ab [Landwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Minen]. Natürliche Rohstoffvorkommen sind oft das einzige Vermögen der Länder der Dritten Welt. Alle dreizehn Jahre vergrößert sich die Zahl derer, deren täglich Brot direkt von diesen Ressourcen abhängt, um eine Milliarde Menschen. Nachhaltige Beschädigung der natürlichen Vorkommen reduziert daher die oft einzige Möglichkeit, heutige wie zukünftige Generationen zu ernähren.
Nationen, die um des kurzfristigen Ertrags wegen natürliche Wälder abholzen, werden binnen Kürze mit der Feststellung konfrontiert, daß man in Form von Holz verkaufte Wälder nur ein einziges mal verkaufen kann - und daß man dort, wo ehemals stolze Wälder über Generationen und Jahrtausende hinweg die Bevölkerung auf natürliche Weise ernährten, wegen der unweigerlich einsetzenden natürlichen BodenErosion nichts anbauen kann, und daß die Erosion wie zum Hohn obendrein auch noch die ehemals funktionierende Fischerei durch Lehm-Anschwemmung und Verschmutzung des Wassers zum Sterben verurteilt. Dabei ist immer wieder zu beobachten, daß die größten
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Kosten des unter kurzfristigen Gesichtspunkten betriebenen Raubbaus immer von den Ärmsten der Armen getragen werden. In Indien hat sich die Größe der jährlich von Fluten bedrohten Fläche in den letzten zehn Jahren auf 40 Mio Hektar verdoppelt. Die durch Erosion abgespülte Erde wird von Regen und Fluten gerade dahin getragen, wo man sie am wenigsten braucht: in Hafeneinrichtungen und Staubecken. Allein durch Erosion wird nach neuesten Schätzungen die Kapazität der 200 größten nach 1940 gebauten Staudämme in der Zeit von 1985 bis zur Jahrtausendwende um ein Drittel reduziert. Die verlorene Stromerzeugung ist direkt messbar: beim heutigen Ölpreis von ca. $US 20 pro Barrel wären im Jahr 2000 gut 8.6 Mrd Mark nötig, um allein den Verlust an elektrischer Energie auszugleichen. Die Verschmutzung des Wassers ist dabei ein noch viel größeres Problem. In Shanghai mußte die Frischwasserzufuhr der öffentlichen Versorgung mit einem Kostenaufwand von $US 300 Mio um 40 Kilometer flußaufwärts verlegt werden, da der Verschmutzungsgrad im Einzugsgebiet der bisherigen Versorgung untragbar geworden war. Der ehemals größte und wichtigste Hafen des Aralmeers liegt heute inmitten von Brachland. Die Küste hat sich durch rabiaten Wasserabbau um mehr als 100 Kilometer zurückgezogen. Im mittleren Osten droht eine Explosion unbekannten Ausmaßes, da die Wasserzufuhr, überwiegend durch Israel kontrolliert, die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit vor mehr als einem Jahrzehnt erreicht hat. Jordanien und Syrien drohen sprichwörtlich zu verdursten. Dem amerikanischen Westen geht es nicht viel besser. Der Grundwasserspiegel hat sich in den Nachkriegsjahren in manchen Bundesstaaten um zwanzig oder dreißig, in manchen gar um fünfzig Meter gesenkt. Die Bevölkerung in ländlichen Gebieten wandert ab, da land-
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wirtschaftliche Betriebe trotz staatlicher Subventionierung und billiger Fremdfinanzierung nicht mehr rentabel sind. North Dakota hat heute weniger Einwohner als 1920. Dem Colorado River kann kein zusätzlicher Tropfen Wasser abgerungen werden. Zusätzlicher Verbrauch kann nur noch durch Verzicht Dritter erkauft werden. Wer heute Grenzen des Wachstums aufzeigt, muß deshalb nicht unbedingt recht haben. Ich gebe zu, daß wir so, wie in den letzten dreißig oder vierzig Jahren gelebt haben, nicht weiterleben können. Die menschliche Gemeinschaft wächst aber auf zweierlei Arten: materiell, und dann intellektuell. Die laufende Phase materiellen Wachstums findet derzeit ein Ende. Durch intellektuelles Wachstum im weitesten Sinne wird uns aber ermöglicht, auch die nächsten hundert, tausend und vielleicht auch hunderttausend Jahre die Erde zu bevölkern. Die menschliche Entwicklung erfolgte nie in gerader Linie. Zeiten schnellen materiellen Wachstums wurden durch Phasen großer geistiger Anstrengungen abgelöst. Die wiederum dazu führten, daß der nächste Entwicklungsschub stattfinden konnte.
Die amtliche Katastrophe Politiker, die im Gegensatz zu Lastwagenfahrern oder Elektrikern weder einer Ausbildung noch einer Genehmigung bedürfen, verhalten sich entsprechend. Fast immer werden umweltbezogene Probleme zu lange - weil angeblich zu teuer - verdrängt. Erst wenn der öffentliche Aufschrei selbst von völlig Tauben nicht mehr überhört werden kann, reagiert man nach der Holzhammermethode mit überspitzter Gesetzgebung, die selten an der Wurzel des Übels greift. Eine Vielzahl der heutigen Probleme sind aber am preiswertesten zu lösen, wenn man der Öffentlichkeit klarmachen kann, daß eine einfache Änderung der Verhaltensweise das Gewünschte bringt. Solange es gesellschaftliche
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Punkte für einen promiskuitiven Lebenswandel gibt, kann die Aufforderung, Gummitütchen zu benutzen, nur als billige Heuchlerei betrachtet werden. Die Deutsche Entscheidung, die KraftfahrzeugIndustrie zum Recycling ihrer Fahrzeuge zu verdonnern, mag zwar beeindrucken, aber doch nur solche, die die Notwendigkeit des häufigen Modellwechsels nicht in Frage stellen. Das in Washington beheimatete WRI-Institute belegt in mehreren Studien, wie amtliche Politik sich in allen berührten Bereichen regelmäßig als nachteilig beweist. Die Neigung der Politik, irgendwelche Grüppchen mit Subventionen zu überhäufen, führt nämlich regelmäßig zu einer Politik, die dem Steuerzahler erhebliche und unnütze Lasten aufbürdet, die sich genauso regelmäßig schädlich für die Umwelt erweist und die konsequenterweise zu weiteren Hau-Ruck-Lösungen führt, die den Kreislauf noch vergrößern. Durch die Verweigerung von Subventionen könnten Staaten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: der Steuerzahler wird doppelt entlastet [durch Wegfall der Subventionen und durch den Wegfall der zum Umverteilung notwendigen Bürokratie], und der Umwelt wäre geholfen. Die Einstellung von Subventionen bedarf zwar nur den Einsatz des gesunden Menschenverstandes, aber damit erhoffen wir sicherlich zuviel. Zu den Bereichen, in denen man die höchsten Subventionen zahlt, zählen in aller Welt die Wasser-, Land-, Forst- und Energiewirtschaft. In der kommunistischen Welt wird diese Tendenz noch durch das Bestreben, die Schwerindustrie zu fördern, gesteigert. Durch die Bevorzugung der Schwerindustrie hoffte man, die restliche Wirtschaft stimulieren zu können. Was wirklich gefördert wurde, war die Belastung des eigenen Lebensraums. Staaten der Dritten Welt begehen heute - unter Anleitung und Hilfestellung der Welt-Bank - die gleichen Fehler. Die Preise für
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Wasser und auch Düngemittel werden überall künstlich niedrig gehalten. Mit einer Ware, die mir preiswert zur Verfügung steht, brauche ich aber nicht hauszuhalten, zumal ich dadurch das Risiko eingehen könnte, daß andere durch Nichthaushaltung mehr von dieser Ware einheimsen als ich selbst. Verstärkt wird dies Problem im mittleren und Fernen Osten noch dadurch, daß man sich ziert, Geld für die Lieferung einer Ware zu fordern, die, da sie von Gott als Geschenk gegeben wurde, allen gehört z.B. das Wasser. Im Westen führt die Subventionierung der Landwirtschaft und des Energiewesens zu ähnlichen Kapriolen, die einen Besucher von einem anderen Stern in Erstaunen versetzten würden.
Woher die Probleme stammen An der Spitze aller subventionierten Rohstoffe steht höchstwahrscheinlich Wasser. Noch wird auch im Westen Wasser aus dem Wasserhahn so selbstverständlich betrachtet, wie kostenlose Luft zur Atmung. Die von Ihnen eingeatmete Luft bedarf aber weder der Klempnerei zur Lieferung, noch irgendwelcher Abtransportmaßnahmen verbrauchter Luft. Darüberhinaus erfolgt die Säuberung der Luft von der Natur zu äußerst günstigen Konditionen. Beim Wasser ist dies nicht der Fall. Die Kosten für Lieferung von Frischwasser und Abtransport von Abwasser werden in der Regel vom Staat getragen. Die Wassersteuern oder Gebühren, die Private wie auch die Industrie erbringen, decken aber keineswegs die tatsächlich anfallenden Kosten. Dies gilt besonders für private Verbraucher. In keinem Land wagt man sich bisher, Verbrauchern die tatsächlichen Kosten zu berechnen. Es gibt zwar überall Versuche, durch Zähler verbrauchsabhängige Kosten zu berechnen, diese sind aber in den letzten zwanzig Jahren
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kaum vom Fleck gekommen. Dort, wo man Versuchsweise die vollen Kosten der Wasserwirtschaft berechnet, sinkt der Verbrauch drastisch und verleitet die Bevölkerung, wegen der als „nicht zu rechtfertigenden“ betrachteten Kosten auf die Barrikaden zu gehen. Aber auch die industrielle Wasserwirtschaft wird klammheimlich subventioniert. Nirgendwo decken die Wassergebühren auch nur annähernd die Kosten der Abwasserentsorgung. Mitte der Fünfziger eingeführte Subventionen in den USA verleiteten Wasserwerke zum Bau noch größerer Kläranlagen. Die Suche nach Möglichkeiten, Schadstoffausstoß zu reduzieren, wurde im Keim erstickt, da die Wasserwerke ihren Kunden nie die tatsächlichen Kosten in Rechnung stellten. Onkel Sam holte sich das hierzu nötige Geld ja aus den Taschen derer, die aufgrund der Einkommenserzielung zur Finanzierung derartiger Fehlplanungen verdonnert waren. Noch drastischeres Mismanagement sieht man oft in der Bewässerungswirtschaft im Westen wie auch in der Dritten Welt. Knappe 70% des weltweiten Wasserverbrauchs werden zur Bewässerung der Landwirtschaft eingesetzt. Aber nur 30% des weltweiten Wasserverbrauchs wird dazu genutzt, auch Ernten zu erzielen. Der Rest wird verschwendet, durch so großzügigen wie sorglosen Umgang mit Wasser und durch ein löchriges Verteilungsnetz, bei dem [z.B. in den USA] zwanzig Prozent allen Frischwassers in nicht instand gehaltenen Wassertransportleitungen verschwindet. Nicht nur, daß diese Großzügigkeit eine weder moralisch noch juristisch vertretbare Ungerechtigkeit gegenüber denen ist, die sie finanzieren, dahinter versteckt sich eine Verantwortungslosigkeit die sich nur der öffentliche Dienst leisten kann. Denn [sauberes] Wasser ist einer der am ehesten zu versiegen drohenden Rohstoffe. Ohne künstliche Bewässerung wäre es der Welt sicherlich nicht möglich gewesen, das explosionsartige Wachstum der Bevöl-
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kerung zu verkraften. Heute kommt bereits ein Drittel der Weltnahrung von künstlich bewässerten Gebieten. Dieser Anteil wird sich bis zum Ende des Jahrzehnts weiter vergrößern. Das heißt, sofern es überhaupt ausreichend Wasser gibt. Die Irrigation hat Unmengen an Geld verschlungen. Seit 1940 haben Irrigationsprojekte in Mexiko 80% aller staatlichen landwirtschaftlichen Investitionen verzehrt. Hilfsorganisationen schütten Geld so großzügig in die Wasserwirtschaft, wie diese mit Wasser selbst umgehen. 28% der Mittel der Weltbank für landwirtschaftliche Projekte während der letzten zehn Jahre gingen in die Wasserwirtschaft. Vielleicht gerade deswegen läßt sich überall feststellen, daß Irrigationsprojekte regelmäßig zu Weißen Elefanten werden. Sie kosten mehr als geplant, Konstruktionsarbeiten dauern länger als befürchtet, die Leistung bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, stellen ständig neue Anforderungen an die Staatskassen und werden mangelhaft gemanagt. Installation, Betrieb und Wartung werden allenorts dem Steuerzahler aufgebürdet.
Zahlreiche Studien belegen, daß die den Verbrauchern berechneten Kosten selten mehr als 10% der tatsächlichen Kosten einbringen. Je größer die Wasserknappheit, desto größer die Subventionen und desto sorgloser der Umgang mit Wasser. Wenn wir die Kosten der Irrigation als Subvention betrachten, so erhalten US-Landwirte pro Jahr mehr als $US 1 Mrd an zusätzlichen Subventionen. In Kalifornien, dem Staat mit den größten Wasserproblemen, decken die Gebühren weniger als 10% der tatsächlichen Kosten. 40% dieser Bezuschussung wird dabei gewährt, um Produkte anzubauen, die es ohnehin im Überfluß gibt, so die amerikanische National Wildlife Federation, die sich für den Abbau aller Subventionen starkmacht.
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Bezuschussung verleitet offensichtlich zu Verschwendung. Drei Zehntel aller amerikanischen Felder werden mit geringwertiger Ernte angebaut. Aber auch hier trifft die Natur, wenn erst auch noch zaghaft, Vorsorge: 7% der künstlich bewässerten Fläche in den USA und mehr als 2% der Landwirtschaftsfläche ist durch Überbewässerung zum Anbau nicht mehr verwendbar. In China, vor allem in den landwirtschaftlichen Gebieten um Beijing und Tianjin, senkt sich der Wasserspiegel pro Jahr um ein bis zwei Meter. In landwirtschaftlichen Hochburgen der USA sinkt der Wasserspiegel seit Jahrzehnten. Das Aral Meer in der UdSSR hat seit 1960 40% an Volumen verloren. In der Dritten Welt wird Wasser nach Größe der bewässerten Fläche, statt nach Wasser-Verbrauch, berechnet. Es kostet einen Landwirt daher nichts, ein Feld sprichwörtlich zu überfluten, während die gleiche Menge an Wasser auf zwei Felder verteilt doppelte Kosten verursacht. Rohstoffe, die nicht durch tatsächliche Kosten rationiert werden, werden gezwungenermaßen durch Verfügbarkeit rationiert werden. In Kalifornien, wo die Reisernte dreimal soviel Wasser verschlingt, wie die
Stadt
Los
Angeles,
wird
industrielles
Wachstum
durch
Wassermangel behindert. Neben der Wasserwirtschaft erfreut sich die Energiewirtschaft ebenfalls großzügiger Subventionen. Es gibt kaum ein Land, in dem Energie nicht vom Steuerzahler bezuschußt wird. Die Umweltschäden - Smog, Saurer Regen, Öllachen, Tankerunfälle und der Treibhauseffekt - und die Beseitigungskosten werden nirgendwo berücksichtigt. Schlimmer noch, oft wird Energie unter den Gestehungskosten, sofern aus Arbeitsmarktgründen lokal erzeugt, oder den Weltmarktpreisen verkauft, indem man dem WRI zufolge Subventionen,
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Steuern, Steuernachlässe und Zölle so formt, daß die heimische Energiewirtschaft bevorzugt wird. In fast allen Ölfördernationen der Welt wird Öl am eigenen Markt unter Preis verkauft. In China, wo 70% des Kohleverbrauchs der Welt erfolgt, wird Kohle weit unter den Gestehungskosten verteilt. In fast allen Ländern der Welt wird Elektrizität unter den tatsächlichen Erzeugungskosten verbraucht - in den USA allein ist die Subventionierung von Elektrizität viermal so groß wie die Bezuschussung von Kohle in China.
Viele angeblich „grüne“ EG-Länder fördern den Verbrauch von Kohle durch Einsatz riesiger Steueraufkommen, obwohl Kohle zu einem großen Teil am Weltausstoß an umweltschädlichen Abgasen beteiligt ist. Die Deutschen steckten bis zur Wiedervereinigung jedes Jahr etwa 12 Mrd DM in die Förderung von Kohle, zwangen die Versorgungswerke per bürokratischer Regelung zum Verbrauch von Kohle zu Preisen, die wesentlich über denen des Weltmarktes lagen, und holten sich dieses Geld durch den Kohlepfennig vom Energieverbraucher wieder. Auf welchen Wert die Subventionierung seit der Wiedervereinigung gestiegen ist, ist hier nicht bekannt. Obwohl ich an vielen Vorhaben und Entscheidungen der blechernen Lady, Englands Mrs Thatcher, einiges auszusetzen hatte, muß ich ihrem Entschluß, die britischen Versorgungswerke zum Energie-Einkauf auf dem Weltmarkt zu zwingen, applaudieren, auch wenn die Beschäftigung bei British Coal von ehemals 150,000 Beschäftigten auf heute gerade etwas mehr als 10,000 reduziert wurde. Schade ist, daß die Marktwirtschaft nur dort gefördert wurde, wo sie nicht ins Gehege der politischen Freunde geriet. Auch Frankreich, Belgien und Spanien zwingen die Versorgungswerke, den viel zu teuren Ausstoß der nationalen Kohleindustrie zu kaufen.
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Wie die nationale Bergbauindustrie in einem volkswirtschaftlichen Naturschutzpark wurschteln darf, so werden auch Autofahrer gehätschelt. Die Deutschen haben die Kilometerpauschale, die holländische Regierung stolperte ‘89 über den Versuch, eine ähnliche Regelung abzuschaffen, und in England haben Verwirrungen der Steuergesetzgebung dazu geführt, daß Firmenwagen gesellschaftlich verankerter Bestandteil eines Anstellungsvertrages sind. Ähnlich pervers die Behandlung durch die Mehrwertsteuer: privat verbrauchte Elektrizität ist in England MWSt-frei, während Materialien zur Bauisolierung voll der VAT unterliegen. Die Nuklearindustrie ist vor den Folgen wirtschaftlicher Unfälle durch nationale Gesetzgebung befreit. In Frankreich wird sie außerdem zu subventionierten Fremdmitteln finanziert. Alle diese Maßnahmen haben zur Folge, daß Rohstoffe verschwendet werden, und daß Mittel, die zu sinnvoller wirtschaftlicher Betätigung oder gar Forschung und Entwicklung eingesetzt werden könnten, Verschwendung subventionieren. Eine weitere Folge ist die, daß wirtschaftliche Verzerrungen entstehen und unterstützt werden. In den USA kostet der Ausbau der Energiewirtschaft pro Jahr etwa so viel, wie die Expansion der Hersteller von langlebigen Verbrauchsgütern. Beide haben einen jährlichen Kapitalbedarf von ca. $US 60 Mrd. Das Anstreben effizienteren Verbrauchs würde, da die Anforderungen an die Kapitalmärkte reduziert würden, durch niedrigere Zinsen der Wirtschaft als Ganzes und auch direkt dem Steuerzahler zugute kommen. Für die Dritte Welt sind die Verirrungen der Planwirtschaft lebensbedrohend, da subventionierte Energie Mittel verbraucht, die in gewinnbringende Projekte gesteckt werden könnten. Ein weiterer Liebling der sich als Demokraten mißverstehenden Bürokraten ist die Landwirtschaft. Durch Handelsbeschränkungen,
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Billigstdarlehn, und direkte staatliche Zuschüse für jede produzierte Einheit und jede Einheit verbrauchten Düngemittels werden Landwirte
aufgefordert,
den
Boden
zu
vergewaltigen,
ihm
Schädlingsbekämpfungsmittel und andere Gifte zuzuführen, um am Bilanzierungsstichtag größere Produktivität - oder Nichtproduktivität - vorweisen zu können, und somit größere Brocken aus der Staatskasse zu erhaschen. Zahlen sind nicht leicht zu finden, die Schätzungen für direkte Vergiftungen durch freizügigen Umgang mit landwirtschaftlicher Chemie reichen von 3,000 bis 20,000 Menschenleben pro Jahr. Ich kann schlecht leugnen, daß die Segnungen der Chemie mehr Menschenleben gerettet haben, als sie bisher zerstörten. Die Betonung muß aber auf bisher lauten, da bei vielen Stoffen, die wir auf die Ernährungskette loslassen, Folgen erst nach Generationen sichtbar werden könnten. Schäden, mit denen wir heute konfrontiert werden, sind oft in den Fünfziger und Sechziger Jahren verursacht worden. Im Zweifelsfalle, und davon gibt es zu viele, darf die Quartalsbilanz nicht ausschlaggebend sein. Eher die Qualität des Trinkwassers, um die sich heute selbst Landwirte sorgen, und wofür sie vom Staat -von wem sonst - Entschädigung fordern.
Dabei hat sich die Landwirtschaft und die, die sie auf unsere Kosten rücksichtslos subventionieren, ein natürliches und von Bürokraten sicherlich nicht abzusehendes Übel eingehandelt. Kreuch- und Fleuchzeugs wird resistent. Chemiekeulen, die noch vor zwanzig oder dreißig Jahren landwirtschaftliche Schädlinge im Handumdrehen ausräumten, erweisen sich als wirkungslos, weil die Natur sich einerseits angepaßt hat, die meist in Monokultur angepflanzten Getreidearten aber fast überall die natürliche Widerstandsfähigkeit verloren haben.
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Deswegen ist es für das Überleben der Menschheit unerläßlich, alle landwirtschaftlich angebauten Arten regelmäßig mit in der Natur Vorkommenden zu kreuzen. Erlaubt man den heute landwirtschaftlich angebauten Arten nicht immer wieder, aus dem Gen-Bestand der Natur zu schöpfen, verkommen diese innerhalb weniger Jahre. Nachdem die Kartoffelernte 1845 in Irland völlig durch Krankheitserregerbefall vernichtet wurde, weiß die Landwirtschaft, daß es ohne diese Kreuzungen nicht geht. Amerikanischer Weizen, lange durch einen Gen-Fehler bedroht, wurde 1960 durch Kreuzung mit einer in der Türkei wild vorkommenden Weizenart saniert. Südamerikanische Kaffeearten wurden schon mehrmals durch Kaffeesorten aus z.B. Madagaskar - das mehr als 50 verschiedene Arten, mehrere davon koffeinfrei, kennt - gerettet.
Gerade deshalb ist es wichtig, die in der Natur frei vorkommenden Verwandten der bei uns angebauten Pflanzen zu sichern. Rosig sieht es damit nicht aus. Nur ein Bruchteil der wild vorkommenden Arten werden bisher von der Samenbank des International Board for Plant Genetic Resources gehalten [sh. Tabelle 12].
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Wie man sie vielleicht lösen wird Die Auflagenzahlen von Blättern wie Bild in Deutschland und SUN in England lassen vermuten, daß Einsicht der Beteiligten nicht erwartet werden darf, zumindest nicht solange, wie staatliche Zwänge oder plötzliche geopolitische Entwicklungen nicht zu augenblicklicher Verhaltensänderung zwingen. Die Probleme, die auf die Gesellschaft zukommen, werden vor allem in den Bereichen der Ernährung, Versorgung und Entsorgung sichtbar werden. Aber auch Randbereiche wie die der Kommunikation und Verwaltung stehen vor Veränderungen, die alles Bekannte auf den Kopf stellen dürften. Damit sollten wir bedenken, daß alle diese Veränderungen nicht mit feierlicher Ankündigung über Nacht, sondern eine nach der anderen, jedesmal genauso unerwartet wie unbeachtet erfolgen wird. Auch die Landwirtschaftliche und Industrielle Revolution, wie sie in den Geschichtsbüchern aufgezeichnet wurden, erfolgten ohne Ansprache des Bundeskanzlers. Auf vielen Bereichen wird bereits gearbeitet - fieberhaft und von der Öffentlichkeit genauso unbemerkt wie von denen, von der die Allgemeinheit ausgeht, sie sollten es eigentlich besser wissen. Teilweise verdanken wir die fieberhafte Suche nach Lösungen dem verschärften Konkurrenzkampf der Siebziger und mehr noch Achtziger Jahre. Während die Raumfahrt für etwa fünfundzwanzig Jahre reihenweise „Abfallprodukte“ produzierte, die in Kommerz und Handel Einsatz fanden und zahlreiche Innovationen erst ermöglichte, hinkt sie inzwischen wieder hinterher. Noch unbemerkt von der Öffentlichkeit
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werden viele Verfahren und Techniken heute im Privatsektor erarbeitet, um erst später von Raumfahrt und Militär übernommen zu werden. Ein Teil der neuen Produkte und Verfahren wird dabei von den heutigen Giganten der Industrie gesucht. AT&T, die größte Telefongesellschaft der Welt, betreibt ein einmaliges Forschungsprogramm in allen Disziplinen - nicht nur solchen, die dem ursprünglichen Geschäft auf die Beine helfen sollen, sondern in jedem heute nur denkbaren Bereich. Eine Philosophie, bei der die hellsten Köpfe der Universitäten ausgestattet mit ansehlichen Etats sich selbst überlassen werden, produziert jedes Jahr eine Fülle von Patenten und Forschungsergebnissen, wie sie keine andere Institution hervorzubringen vermag. Obwohl AT&T maßgeblich an der Gestaltung der derzeitigen und auch der folgenden Generationen von Computern beteiligt ist, und zwar auf dem Hard- und SoftwareSektor, erzielt der Gigant im kommerziellen Computergeschäft regelmäßig Verluste. AT&T erweckt manchmal den Eindruck eines gelangweilten Giganten, der nicht weiß, was er mit dem ununterbrochenen Zufluß liquider Mittel aus dem Telefongeschäft anstellen soll. Am anderen Ende der Skala haben wir zahlreiche Kleinstunternehmen, die ausgestattet mit ein paar Wissenschaftlern und Mitteln von Spekulanten im ursprünglichen Sinne kommerzielle Forschung betreiben, oft auf dem Gebiet der Biotechnologie, die, obwohl erst an den Anfängen ihres Potentials stehend, bereits heute große Erfolge verzeichnen kann. Dazwischen haben wir zahlreiche Betriebe, die, jeder für sich, auf ihrem Gebiet eine führende Stellung innehaben, weil man sich an seiner Zielgruppe, und nicht an kurzfristigen Gewinnen orientiert, die Zufriedenheit der Zielgruppe wichtiger ist als bilanzierte Zahlen. Für ein
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Großteil der Unternehmer scheint darin ein Widerspruch zu liegen, zumal uns die Politik der letzten zehn Jahre zur Ellenbogenpraxis, zum ruchlosen Kämpfen und zur Gewinnmaximierung um jeden Preis aufforderte. Diesen Preis bezahlen heute diese Unternehmen, die die Aufforderung zu wörtlich nahmen - durch Entlassungen in vier- und fünfstelliger Höhe. Zwei der interessantesten Firmen auf dem EDV-Sektor sind IBM und Sun Microsystems, beide in den USA beheimatet. IBM wuchs nach dem Krieg zum weltweit führenden Hersteller von Büromaschinen und Computern heran - nicht, weil IBM-Technologie besonders ausgeklügelt war, sondern weil die Firma dank Unterstützung des amerikanischen Staates einer der ersten Anbieter solcher Technologien war und auch international keine Konkurrenz zu fürchten hatte.
Man hatte die am besten geölte Verkaufsmannschaft und durch die Entscheidung, Maschinen zu vermieten statt zu verkaufen, saß man für Jahrzehnte ähnlich wie AT&T auf ständig wachsenden Cash-Polstern. Die Innovation wurde zum lästigen Anhängsel, der Vertrieb wurde letztendlich schlicht zum Lügenapparat - technologisch bessere Problemlösungen der Konkurrenten wurden herabgespielt, und man versprach den eigenen Kunden ähnliche und bessere Lösungen innerhalb Monats- oder Jahresfrist liefern zu können, solange diese bei IBM bleiben würden und nicht zur Konkurrenz überwechseln würde. Anfang der Achtziger Jahre explodierte dann die PC-Welle, die über den Heimcomputer und dessen immer weiter gesteigerte Leistung letztendlich den Weg ins Büro fand. IBM griff dieses Produkt nur auf, weil die anderen dies auch taten. Dabei verstand man es jedoch meisterhaft, stets Produkte auszuliefern, die im Vergleich zu Produkten der Konkurrenz weniger Leistung, und dies zu einem höheren
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Preis, erbrachten. Begründung: die Mehrleistung der Konkurrenzprodukte sei vom Kunden nicht gefragt. Erst als sich abzeichnete, daß das traditionelle Geschäft des Multinationalen Unternehmens, teure Mainframes und Mini-Computer, nicht mehr vom Fleck kamen, wurde das PC-Geschäft mit größerer Priorität betrieben. Man zwang den Hersteller Intel, der die Zentraleinheit, den die Befehle der Programme abarbeitenden Chip, herstellte, bei Einführung der nächsten Generation eine von der an die Mitbewerber IBM’s verkauften Version abweichende Abart zu fertigen, die nur in IBMGeräten funktionieren wollte. IBM ging arrogant wie immer davon aus, den Markt durch juristische und andere Knebeleien, anstatt durch Bestleistung, dominieren zu können. Selbst die unwesentlichsten Einzelheiten der Geräte, die für Softwareschreiber und die Hersteller von Zusatzhardware lebensnotwendig sind, wurden selten, oder nur zähneknirschend herausgegeben. Kunden wurden als melkbare Kühe betrachtet.
IBM wurde zum Weißen Elefanten, teilweise durch den Wegfall des künstlich aufgebauten Naturschutzparks um den Liebling der Politiker, mehr noch aber durch das Versagen, auf diesen Wegfall marktwirtschaftlich zu reagieren. IBM wird heute nur noch von mit der Produktgattung nicht Vertrauten gekauft. Vor wenigen Wochen mußte IBM wiedermal 20,000 Entlassungen ankündigen, und der Aktienkurs kommt seit einem halben Jahrzehnt nicht vom Fleck. Die IBM-Aktie ist heute billiger zu haben als 1987. Sun Microsystems wurde von einem nach Kalifornien ausgewanderten deutschen Studenten und ein paar Freunden 1982 in einer Garage gegründet. Man spezialisierte sich damals auf ein Segment des Marktes,
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das der technischen Fachkräfte, die hohe Rechenleistung und unbehinderten Zugriff auf die Innereien solcher Maschinen verlangte. Rückblickend ist zu sagen, daß Sun bei allen Entscheidungen genau das Gegenteil von dem tat, was man von IBM gewöhnt war. Während man in den Anfangsjahren besondere Aufmerksamkeit durch den Bau sog. heißer Kisten, besonders leistungsfähiger Maschinen erregte, ist es heute Selbstverständlichkeit, daß Sun’s Boxen zu den schnellsten des Marktes gehören, dies aber zu besonders günstigen Preisen.
Sun-Maschinen kosten heute nicht mehr - oder nicht wesentlich mehr - als vergleichbar ausgerüstete PC’s, bringen aber stets eine Leistung, die in der Praxis mindestens beim fünffachen von PC’s liegt. Daß Sun jedes Jahr größere Umsätze und Gewinne einfährt, und den größten Umsatz je Beschäftigtem in der Branche vorweisen kann - obwohl das teuerste Sun Gerät weniger als ein Zwanzigstel der teuersten IBMEinheit kostet - liegt an der von Sun verfolgten Unternehmenspolitik. Seit Jahren achtet man peinlichst genau auf die Wünsche der Zielgruppe, und nicht nur die eigenen Kunden sondern alle in Frage kommenden Personenkreise. Und während man bei IBM stets versucht, alle technischen Feinheiten wie ein Staatsgeheimnis zu beschützen, verfolgt Sun von jeher die Politik der Offenlegung. Zahlreiche technische Standards, wie der der Vernetzung, basieren heute auf Lösungen von Sun, die diese kostenlos an die Öffentlichkeit gab, oder gegen Lizenzgebühr abgibt. Diese Haltung basiert selbstverständlich nicht auf irgendwelchen idealistischen oder gar karitativen Ideen, sondern erfolgte ausschließlich mit der Absicht, Suns Lösungen zu einer größeren Verbreitung zu helfen. Und diese Strategie hat sich bezahlt gemacht.
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Es gibt heute kaum einen Hersteller, dessen Maschinen nicht ab Werk mit denen von Sun vernetzt werden können [wobei die Vernetzung nicht nur die Verkabelung umfaßt, sondern das Ausführen von vernetzten Applikationen, wo eine Vielzahl von Maschinen zu einer Einheit wird]. Selbst die von Sun geschaffene Zentraleinheit der jüngsten Generation, die Mutterplatine und komplette Software wird heute von verschiedenen Lizenznehmern von Sun an Dritte weiterverkauft, die damit kompatible Geräte preiswerter als der Lizenzgeber selbst herstellen und verkaufen. Und die damit den Markt der Sun-kompatiblen Geräte weiter vergrößern. Es darf daher nicht verwundern, daß Sun heute, neun Jahre nachdem die erste heiße Kiste in einer Garage aus zugekauften Einzelteilen entstand, der dominierende Hersteller ist und sich jedes Jahr neuer Rekordergebnisse erfreuen darf, die sich auch im Aktienkurs wiederspiegeln.
Während ich vor einem Engagement bei IBM seit Jahren warne, habe ich Sun Microsystems Aktien vor dem ‘87er Crash wiederholt empfohlen. Beide haben sich, Crash oder nicht, so entwickelt, wie ich dies erwartete. Dabei ist es relativ einfach, in die Falle zu tappen, in die auch deutsche PKW-Hersteller, allen voran Porsche und Mercedes blindlings gerieten. Sich als Verkäufer deutscher Qualitätsarbeit mißverstehend reagierte man auf den Kursverfall des US-Dollars lediglich durch Preiserhöhungen. Daß diese durch einen drastischen Absatzrückgang im wichtigsten Exportmarkt belohnt wurden, verwundert augenscheinlich nur die Entscheidungsträger beider Marken. Auch der Firma Sun-Microsystems droht ein ähnliches Debakel, da man, nach neun Jahren des stürmischen Aufschwungs jetzt die Definition der Zielgruppe neuschreibt und sich mehr und mehr auf den Markt der PCs verlegt
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und angesichts der lockenden Absatzzahlen, die ein hundertfaches des ursprünglichen Marktes betragen, die ursprüngliche Kundschaft aus den Augen zu verlieren droht. Die nächsten fünf Jahre werden zeigen, ob meine Beurteilung korrekt ist oder ob man es fertig bringt, gleichzeitig und mit einem Produkt einen Massenmarkt und einen hoch technisierten Markt zu befriedigen und dabei auch noch der ständigen Veränderung unterliegende Anforderungen erfüllen kann. Dieses kurze Beispiel zeigt, wie zwei Firmen bei völlig identischen Chancen, aber keineswegs ähnlichen Ausgangspositionen, in den letzten zehn Jahren exakt gegenteilig verlaufende Entwicklungen erlebt haben. Ähnliche Beispiele kennen Sie sicherlich aus Ihrer beruflichen Erfahrung. Und ähnliche werden wir auch in der Zukunft erleben. Wobei die Schwerpunkte auf den die Umwelt und die Menschheit selbst betreffenden Bereichen, die größten Impulse dabei aus Kalifornien erwartet werden dürften. Wo man schon immer durch zwei Eigenschaften geglänzt hat: die Bereitschaft, neue Industrien und Technologien aufzunehmen und zu fördern, und Höchstleistungen trotz Lage und Umwelt zu erbringen.
Die in der Welt einmaligen Umweltprobleme Kaliforniens haben einerseits zu oft überspitzten, aber nach und nach vom Rest der Welt kopierten Umweltauflagen geführt [kalifornische Abgasnormen gelten inzwischen in allen US-Bundesstaaten, auch die soeben verabschiedeten Verschärfungen dürften nach und nach von allen anderen Staaten übernommen werden], andererseits haben sie in den letzten fünf Jahren erstmals Firmen veranlaßt, ihr Heil in anderen Bundesstaaten zu suchen. Es versteht sich von selbst, daß man in Kalifornien, der achtgrößten Wirtschaft der Welt, da nicht tatenlos zusieht.
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Amerikas „grüne“ Industrie erwirtschaftet pro Jahr $US 130 Mrd, und die Metropolen der „Grünen“ sind San Francisco und Los Angeles, wo Versorgungswerke, Techniker und Ingenieure grüner sind als irgendwo auf der Welt. Was heute noch als Silikon Valley bekannt ist, hat sich zum Smog Valley gewandelt, zum Tal, das dem Smog und allen anderen Umweltproblemen den Krieg erklärt hat. Umweltbezogene [im weitesten Sinne] Technologie ist heute Kaliforniens erfolgreichster Exportschlager. Was ursprünglich als übertriebene Belastung der Industrie verstanden wurde, hat sich zur Herausforderung und zur Chance gemausert, zumindest für die Firmen, die als erste verstanden haben, mit den neuen Problemen umzugehen. Das Gewinnpotential für diese Firmen ist enorm. Immer schärfere Anforderungen der Bevölkerung, und daher der Behörden bringen nach fast einem halben Jahrhundert der industriellen Nachlässigkeit immer größere und umfangreichere Aufräumaktionen. Gelände, die ehemals von der Industrie wie auch vom Militär benutzt und verseucht wurden, werden unter Millionen- und Milliardenaufwand gesäubert. Das Aufgabenvolumen für die nächsten zehn Jahre wird heute schon auf $US 200 Mrd geschätzt. Aus Taiwan kommt zusätzlicher Bedarf von schätzungsweise $US 40 Mrd, und ganz Asien, vom postindustriellen Erfolg quasi überrumpelt, sieht sich durch zunehmenden Wohlstand gezwungen, ähnliche Aufräumarbeiten durchzuführen. Da man bei vielen Giftstoffen noch nicht weiß, wie man sie unschädlich beseitigt, fließen auch die Forschungsgelder - teilweise als sog. Friedensdividende - reichlich. Während texanische Firmen klar an der Spitze der Ölschadenbeseitigung liegen, und während Firmen der Ostküste besondere Erfahrung
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mit der Beseitigung alltäglichen Mülls haben, ist Kalifornien auf den Gebieten der Luft- und Wasserreinigung, alternativen Energien, der Giftstoffbeseitigung und auch der Biotechnologie führend. Ein kalifornisches Unternehmen, das sich auf die Beseitigung chemischen Mülls spezialisiert hat, erhielt soeben einen Auftrag zur Entschärfung chemischer Abfälle aus Hong Kong. Dabei gibt es neben den offensichtlichen Großfirmen, die überwiegend von den Giganten der Versorgungswerke gegründet wurden, auch tausende von Klein- und Kleinstfirmen, die sich auf die ständig wachsende Zahl von neuen Problemen spezialisieren, und die, wie Ende der Siebziger Jahre die Pioniere des Personal Computers, sich auf ein neues Zeitalter vorbereiten.
Dabei hat Technologie als solches bisher nur eine nebensächliche Rolle gespielt. Dies wird sich ändern. Biotechniker werkeln derzeit an neuen Superkäfern - Viren, die u.a. giftigen Chemieabfall und nach Erledigung der Aufgabenstellung sich selbst vernichten. Noch fieberhafter wird an Methoden der Wasserreinigung und Entsalzung gearbeitet: Kalifornien droht als einer der ersten US Bundesstaaten zu verdursten. Auch die Elektronikindustrie wird auf einmal - dank der strengen Umweltauflagen - zum Vater neuer Abfallprodukte, oder genauer, von ungeplanten Produkten, die der Beseitigung giftiger Abfälle wie sie bei der Platinen- und Chipherstellung anfallen, dienen. Die Branche wird sich wahrscheinlich in zwei Gruppen aufteilen. In große, stark kapitalisierte Unternehmen, die das nicht geringe Haftungsrisiko eingehen können, Aufräumarbeiten zu übernehmen, und die uns besonders interessierenden Kleinbetriebe, die die notwendige Technologie entwickeln und auf den Markt bringen werden. Aber auch die Versorgungswerke sind mit von der Partie: Anstatt tatenlos zuzusehen,
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wie große Unternehmen wegen der strengen Umweltauflagen in schmutzigere Staaten umsiedeln, hilft man ihnen, die Auflagen zu tragbaren Kosten zu erfüllen. Ich glaube, daß wir uns als Anleger heute in einer besonders glücklichen Lage befinden, da wir einerseits ziemlich genau wissen, welche Probleme besonders dringlich einer Lösung harren, wir herkömmliche konventionelle „Weisheiten“ genauso wie „alte“ Industrien und Bewertungsmethoden also völlig ignorieren können. Andererseits haben wir - im Vergleich zu den Pionieren jeder anderen Periode einen noch nie dagewesenen Informationsvorsprung gerade aufgrund der heutigen Informationstechnologie.
Die Herausforderung Obwohl
ich
im
vorausgegangenen
unterschiedliche
Szenarien
beschrieb - zum einen Deflation und baldiger Neubeginn in und im zum aneren Stillstand, auf den zuerst Hyperinflation und dann eine Depression folgt - dürften wir zum Schluß kommen, daß die Lage der Wirtschaft im Allgemeinen für Anleger und Unternehmen, die sich zukünftig auf Wesentliches spezialisieren, unwesentlich ist. Denn selbst beim lautesten Katzenjammer, wenn Politiker sich um die Wette die Schuld an den jetzt erkennbaren Problemen für die Allgemeinheit in die Schuhe schieben, wenn Firmen und Banken laufend und immer schneller zusammenbrechen, dürfen wir nicht übersehen, daß dies zwar große Teile der Bevölkerung treffen wird - aber nicht alle. Depressionen, ganz gleich mit welchem Modebegriff man sie zu verkleiden versucht, haben schließlich nur eine Aufgabe: Exzesse, Ausuferungen und Verwirrungen der vorangegangenen Jahre und
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Dekaden auszurotten, zu bereinigen. Wer seiner Karriere und seinem Vermögen mehr Aufmerksamkeit widmete, als den Verlockungen einer bei der Planung von zwölf bis mittags bereits überforderten Wirtschaftspolitik, wird die Depression, ob sie heute oder erst in zwanzig Jahren kommt, ziemlich unbehelligt überstehen, ja, dürfte gar zu den Gewinnern zählen. Wer sich dagegen bis über beide Ohren verschuldete, darauf setzend, daß Rohstoff- und Sachpreise immer weiter steigen werden und so schon zur Abwertung oder Tilgung immer größerer aufgetürmter Verbindlichkeiten führen würden, darf nicht überrascht sein, wenn er mit der Wirklichkeit konfrontiert wird. Eine Wirklichkeit, die über Jahrhunderte und Jahrtausende Geltung besessen hat und uns damit mehr zu sagen hat als jeder parteipolitische Werbespot. Wenn wir uns darauf konzentrieren, was uns die Statistiken zu sagen haben - womit wir das menschliche Verhalten völlig ignorieren würden - dürfte es schwerfallen, vor Ende der Dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts ein Ende „Der Großen Depression“ auszumachen. Während der flüchtige Beobachter heute davon ausgeht, die Depression wurde vom 1929er Börsenkrach ausgelöst, war der Crash in Wirklichkeit - wie 1987 auch - nur ein Böllerschuß für absolut Schwerhörige. Die Schwierigkeiten für Unternehmen, Banken und vor allem Arbeitnehmer begannen frühestens zwei Jahre später, und keineswegs als Konsequenz der in sich zusammenbrechenden Spekulation an den Börsen. Weltuntergangsstimmung kam erst anschließend auf und sorgte dafür, daß Hoover nach einer vernichtenden Wahlniederlage aus dem Amt gejagt wurde. Die Weltuntergangsstimmung wich erst bei Ausbruch des Krieges, als die Denkkapazität ganzer Nationen auf andere Dinge umgelenkt wurde.
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Wer sich alte Zeitungsausschnitte oder auch Dokumentarfilme über die „Große Depression“ ansieht, könnte meinen, der vorherrschende Pessimismus sei gerechtfertigt gewesen. Dabei war diese Einstellung damals genauso falsch wie der zuvor verspürte unerschütterliche Optimismus, der auch durch die verschiedenen „Böllerschüsse“ der Kapitalmärkte nicht erschüttert werden konnte. Wer sich damals der Weltuntergangsstimmung hingab, beraubte sich der größten Chancen, die die Welt bis dahin erlebt hatte. Während je nach Herkunft der Statistiken zwischen zwanzig und dreißig Prozent der Bevölkerung arbeitslos war, hatten konsequenterweise 70 bis 80% einen Arbeitsplatz und Einkommen. Während große Teile der Bevölkerung unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten litt, hatte der größere Teil der Bevölkerung keine oder kaum Probleme. Schon 1933 konnte man, ohne jede politische Färbung, den Statistiken tatsächliche Anzeichen für eine Besserung der Konjunktur ablesen. Diese wurden von den Massen aber, nachdem Hoover auch das letzte Quentchen an Glaubwürdigkeit in amtliche Aussagen verspielt hatte, von der Mehrzahl der Beteiligten nicht akzeptiert oder wahrgenommen - kein Wunder, nachdem er jahrelang versprach, die Depression sei innerhalb der nächsten sechzig Tage vorüber. 1934 zeugten Firmenergebnisse einen kräftigen Anstieg der Gewinne, den die meisten als nicht haltbar betrachteten. Auch 1935, als die Depression ihre Aufgabe erfüllt hatte und keinerlei deflationäre Entwicklungen mehr registriert wurden, wich der Pessimismus nicht. Zu tief saßen die Schockfolgen, als daß man sich plötzlich eines anderen hätte besinnen können. Genau, wie man bei Beginn der Depression davon ausging, es handele sich um eine vorübergehende Erscheinung, so konnte man nach mehreren Jahren der schlechten Nachrichten nicht glauben, daß sich die Zeiten auch wieder bessern konnten. Mitte
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der Dreißiger begannen Rohstoff-, Erzeuger- und auch Einzelhandelspreise wieder zu steigen. So, wie fallende Kurse und Preise fünf Jahre vorher als bedeutungslos hingestellt wurden, verhielt man sich auch diesen Nachrichten gegenüber. Dabei waren, genau wie zum Ende des Aufschwungs, alle Fakten und Anzeichen für jedermann sichtbar und durch nichts versteckt. Während der Dreißiger Jahre ging man davon aus, daß Deflation ein Dauerzustand sei - genau wie wir seit Anfang der Siebziger davon ausgehen, daß Inflation ewig ist. Zurückblickend kann heute zweifelsfrei festgestellt werden, daß die Bereinigung und Säuberung des Finanzwesens so tiefgreifend und drastisch erfolgte, daß die Saat für die darauf folgende Wirtschaftserholung in nur drei - nicht gerade kurz und schmerzlosen - Jahren gesät werden konnte.
Blick in die Zukunft George Santayana sagte „Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen“. Dabei ist das einzige, das wir der Geschichte als absolut entnehmen können, die Erkenntnis, daß niemand davon lernt. Eine Öffentlichkeit, die zu selbstgefällig ist, die Erfahrungen der Vergangenheit zu analysieren, daraus Schlüsse zu ziehen und zu dementsprechend handeln, ist zu einem Schattendasein verurteilt. Dieses Schattendasein wird sich für die, die auf die am weitesten verbreiteten Investmentgurus hören, zu einem regelrechten Schlachtfest ausweiten. Während der letzten viereinhalb Jahre habe ich aus gutem Grund vor jeglichen Aktienengagements warnend auf Nummer sicher gesetzt. Das von mir empfohlene „Musterdepot“ bestand überwiegend aus kurzfristig angelegtem Geld, nur zeitweise in Bonds investiert, da mir die Sub-
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stanzerhaltung wichtiger als der Nervenkitzel war. Während Aktionäre mit ansehen mußten, wie Kurse und Firmen wieder und wieder zusammenbrachen, haben wir entweder hohe und Höchstzinsen ohne Festlegung verdient, oder wir haben, wie 1989, rasante Wertsteigerungen durch die Ausnutzung von Zero-Bonds mitnehmen können. Aber auch der Nervenkitzel kam nicht zu kurz. 1989 forderte ich meine Leser wiederholt auf, Warrant Puts auf Aktienindexe, u.a. den japanischen Nikkei, der 1990 45% seines Wertes einbüßte, zu erwerben. Während nicht alle der höchstspekulativen und als solche vorgestellten Positionen aufgingen, haben wir oft drei- und vierstellige Kurssteigerungen mitnehmen können. Wer meiner letzten Japanempfehlung folgte, und Nikkei-Warrants für gut einen Dollar erwarb, konnte sie dieses Jahr zu über einhundert Dollar verkaufen. Am 28. Jan. 1991 forderte ich meine Leser auf, alle Japan-Warrants zu verkaufen, und einen Teil des Erlöses in einen anderen Japan Put-Warrant zu investieren, der nur ein Sechstel der soeben verkauften Werte kostete, die ursprüngliche Hebelkraft wieder herstellte und uns etwa ein Jahr zusätzlicher Zeit gewährt. Wir befinden uns daher in einer ausgezeichneten Ausgangslage für die Zukunft, die schon in kurzer Zeit und wie in den Dreißigern auch von der Mehrheit als Endlos-Fortsetzung der nicht gerade rosigen Gegenwart gesehen werden wird. Das Zeitalter der Industriellen Revolution endet, durch immer effizientere Ausnutzung der in den letzten zweihundert Jahren gemachten Entdeckungen und Verfahren, mit bemerkenswerten Errungenschaften, vor allem auf wissenschaftlichen und technischen Gebieten. Wir haben zwischendurch zwar einige bedauerliche Katastrophen erlebt, müssen aber bei genauer Betrachtsungsweise zugeben, daß vieles von dem, was wir
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heute als Unglück bewerten, von unseren Vorfahren schlicht als Berufsrisiko verstanden wurde. Angesichts dieser Errungenschaften heute zu behaupten, wir hätten die Grenzen des Wachstums oder unserer Leistungsfähigkeit auch nur annähernd erreicht, ist so fehl am Platze wie noch nie. Wir dürfen heute sicher sein, daß auf das Ende der weltweiten Rezession ein glorreiches Einundzwanzigstes Jahrhundert folgen wird, in dem - mit ein wenig Glück - nicht nur neue Entdeckungen und Errungenschaften technischer Orientierung, sondern auch in Bezug auf Moral, Integrität und Intellekt ein neues Plateau erreicht werden wird.
Das menschliche Zusammenleben, so wie wir es kennen, wird überwiegend durch technische Einflüsse mehr verändert werden, als heute vorstellbar. Die Anhäufung und Verteilung von Wohlstand wird hauptsächlich von diesen Faktoren bestimmt werden, genau wie die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens. Wobei ich unter technologischen Neuerungen weder HDTV noch Kugelschreiber mit eingebautem Stempel verstehe, sondern solche Dinge, die die Aufgaben, vor denen die Mehrheit heute noch den Kopf in den Sand steckt, angreifen. Und lösen. Das setzt voraus, daß wir die richtigen Fragen stellen, und uns nicht mit Nebensächlichkeiten beschäftigen.
Heute wissen wir, daß die Technik nicht dazu in der Lage ist, Rezessionen durch Schaffung von immer neuen Konsumgütern zu verhindern. Gegen jeden technische Entwicklung zu sein, heißt aber, sich aller zukünftigen Entwicklungs-Chancen zu berauben und die Vielzahl unserer ungelösten Probleme unseren Nachkommen zu überlassen. Erfolgreicher Einsatz von Technologie bedingt aber große Mengen an Kapital, Know How und entsprechend geschulten
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Arbeitskräften. Kurzfristiges Gewinndenken erzielt das genaue Gegenteil. Die Geschichte technologischer Entwicklungen beinhaltet dabei einen unerschütterlichen Grundsatz: es ist unmöglich, Erfindungen und deren technologische Entwicklung vorherzusagen. Dinge, die wir heute als Errungenschaft der letzten Generation betrachten, existierten überwiegend bereits vor der Großen Depression: das Lochkartensystem [1884], das für die EDV-Entwicklung unabkömmlich war, das Auto [1887], die automatische Telefonfernschaltung [1891], das Tonband [1899], Flugzeug [1903], Radio [1905] und das Funktelefon [1906] sowie Staubsauger und Waschmaschine [1907]. Das volle Potential dieser Entwicklungen wurde aber erst viele Jahrzehnte später ausgenutzt, als wirtschaftliche Voraussetzungen und vor allem Nachfrage durch Problemstellungen gegeben war. Professor Jay W. Forrester, auf dessen Arbeiten ich bereits vor Jahren hinwies, belegt, wie sich technologische „Explosionen“ und Zeiten des Stillstands analog zur wirtschaftlichen Entwicklung abwechseln. Die großen Phasen der Expansion seit Beginn der Industriellen Revolution korrespondieren seiner Meinung nach mit entsprechenden technologischen Durchbrüchen: die Dampfmaschine der 1830er, Elektrizität der 1880er, und Kunststoffe in den Vierzigern. Und jedesmal war der Ablauf ähnlich: sinkender Forschungsaufwand, knapperes Kapital gefolgt von industrieller Kontraktion und steigenden Arbeitslosenzahlen führten jedesmal zu einem „technologischen Schachmatt“. Forrester’s Modell zeigt daher, wie Technologie selbst zu Kapazitätserweiterungen und der daraus resultierenden Verbesserung des Lebensstandards über lange Zeiträume führt. Das Festhalten an immer besser ausgenutzten Methoden und Verfahren führt aber genauso unweigerlich zu
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plötzlichem Stillstand, wenn weitere Steigerungen der Nützlichkeit nur unter immer größeren Anstrengungen erzielt werden, bis sie eines Tages als Nettorückschritt erkannt werden. Alte Technologien werden zuerst zaghaft, dann vermehrt und letztendlich überall durch neuere, erfolgversprechendere abgelöst, weil es anders einfach nicht zu gehen scheint. Abbildung 4 verdeutlicht die Notwendigkeit dieses Verhaltens. Während es sinnvoll wäre, veraltete Technologie regelmäßig durch neue zu ersetzen, hat der Mensch die Eigenschaft, an Vertrautem festzuhalten. In guten Zeiten, weil ja offensichtlich alles bestens ist, ein Wechsel also unwillkommene Unterbrechungen bringen könnte, und in schlechten Zeiten noch mehr, da ein Wechsel ja Risiken beinhaltet, die man sich besonders in Zeiten der Geldknappheit und Unsicherheit nicht aufhalsen möchte. Nur wenn offensichtlich wird, daß jeder Versuch, zusätzlichen Ertrag aus veralteten Methoden zu quetschen, zum Scheitern verurteilt ist, wagt man sich an Neues. Dies sind die Augenblicke, in denen die bisherigen „Kapitäne“ der Wirtschaft mangels Anpassungsfähigkeit zum Abwracken kommen, und in der Unternehmer im eigentliche Sinne zu den neuen Kapitänen heranwachsen. Neue Hoffnung wird geschöpft. Verzweiflung weicht neuer Zuversicht, man faßt Mut, wagt sich, zu begeistern, und mit „neuen“ Erfindungen, oder solchen, die man bisher als nicht zweckmäßig oder bisherige Methoden bedrohend ablehnte oder gar unterdrückte, erfolgt der Aufbau einer völlig neuen Wirtschaft.
Jede größere Expansion entwickelt sich um eine Gruppe irgendwie verwandter oder zusammenhängender Technologien. Energiequellen haben zum Beispiel das Design von Fabriken beeinflußt, das Transportwesen hat unseren Wohnraum geprägt, Kommunikation hat das Geschäftsleben beeinflußt, und Ausbildung und neue Grundlagenfor-
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schung orientieren sich überwiegend an den Grundlagen einer Periode. Wenn Technologien „erwachsen“ werden, gilt jede Abweichung als riskant. Förderung wird anderen über- und später ganz unterlassen. Banken, die vertraute Ideen und Verhaltensweisen als lohnend und kreditwürdig betrachten, stehen Innovationen umso kritischer gegenüber, je ausgereifter und ertragsschwächer Veraltetes wird. Die Entwicklung und Förderung neuer Formen der Technik findet daher überwiegend zu Beginn eines Wirtschaftszyklus - wenn alles andere quasi versagt - die größte Unterstützung. Diesem Zeitpunkt schreiten wir mit Siebenmeilenschritten entgegen. Heute können wir davon ausgehen, auf ein Reservoir von Erfindungen von mehr als zwanzig Jahren zurückgreifen zu können. Allesamt Technologien, die von den bisherigen „Kapitänen“ als verwegen, riskant und kostspielig zurückgewiesen wurden und werden, obwohl wir heute wissen, daß Goliath von David durch den Einsatz „zeitgemäßer Technologie“ ausgeschaltet wurde.
Da zu Beginn eines neuen Aufschwungs immer die größte Zahl neuer Produkte und Problemlösungen erscheinen [ich sage bewußt nicht „auf den Markt kommen“, um meine Abneigung gegen Verbrauchsgüter zu betonen], sind gerade die Anfangsjahre besonders dynamisch. Und besonders lohnend für die, die zu den Pionieren des neuen Aufbaus gehören. Eine Studie Ehud Levy-Pascal’s [An Analysis of the Cyclical Dynamics of Industrialised Countries, CIA, 1976] bestätigt im Grunde genommen nicht nur den auch von Schumpeter, Kitchin, Kondratieff und anderen vertretenen etwa 60 Jahre dauernden Zyklus der Konjunktur, sondern deckt sich auch mit den Aussagen Forrester’s.
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Nur Ernest Mandel weicht von den bisher übereinstimmenden Meinungen ab und sagt, daß das Auf und Ab der Wirtschaft, und auch die Zahl der vorgestellten und eingesetzten Innovationen ausschließlich und allein durch das Steigen und Fallen von Unternehmensgewinnen über lange Zeiträume beeinflußt wird. Die Schwankungen der Unternehmensgewinne sind allerdings kein Zufall sondern direkt abhängig von der jeweiligen Effizienz einer Technologie, wodurch Mandel indirekt seine Kollegen bzw. deren Aussagen bestätigt. Ich wage daher zusammenzufassen, daß es völlig egal ist, welche Ursache wir den zu beobachtenden Erscheinungen zuschreiben, solange wir nicht übersehen, daß sie alle voneinander abhängig sind und die hier beschriebenen Konsequenzen haben.
Und ein Blick auf die Realitäten Neue Technologien machen alte überflüssig. Im Fernsehen haben wir oft genug gesehen, wie ehemals blühende Fabriken abgerissen werden, die in den Himmel reichenden Schornsteine fachmännisch gesprengt werden. Für mehrere Jahrzehnte war der Warentransport per Lokomotive die beste Möglichkeit, Produkte von A nach B zu transportieren. United Parcel Service setzt heute eigene Flugzeuge zum gleichen Zweck ein. Für viele Jahrzehnte war Dampf die denkbar günstigste Energiequelle. Daß es eine noch günstigere Energie als Dampf je geben könnte, war unvorstellbar. Amerikanische Landwirte, die beim Bohren nach Wasser auf Öl stießen, betrachteten es als schwarzes klebriges Übel. Bis jemand einen Verwendungszweck entdeckte, und somit Dampfmaschinen indirekt entwertete. Sehen wir uns deshalb an, was wir in Zukunft erwarten dürften, und wie wir als Anleger aus diesen Gegebenheiten Gewinn ziehen.
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Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Geldanlage: Sach- und Geldwerte. Zu den Sachwerten zählen unter anderem Land, Rohmaterialien, Nährstoffe, Edelmetalle und andere handfeste Dinge. Unter Geldwerten verstehen wir immaterielle Werte in Form verbriefter Rechte. Hierzu gehören Bargeld, Sparkonten, Aktien, Schuldverschreibungen, Optionen, Warrants und alle anderen Dinge, die an sich keinen eigentlichen Wert haben - so wie eine Daimler Benz Aktie nur einen Materialwert von vielleicht ein paar Pfennigen besitzt. Jedem Anleger steht es frei, die seinen Anforderungen am besten entsprechende Anlageform zu wählen. Wenn Sie hohen Wert auf Sicherheit und Erhaltung von Kapital legen, werden Sie andere Anlageformen wählen, als jemand, der darauf hofft, mit geringem Geldeinsatz kurzfristig durch Eingehung hoher Risiken einen Volltreffer zu erzielen. Für den langfristig denkenden Anleger ist es daher entscheidend, korrekt beurteilen zu können, ob die Zukunft inflationär oder deflationär wird, da beide Anlage-Arten unterschiedliche Entwicklungen in beiden Szenarien erfahren: in deflationären Zeiten haben sich Geldwerte als vorteilhaft bewiesen, in inflationären Zeiten sind Sachwerte zu bevorzugen. Da Innovation uns zeigen kann, wie sich die Entwicklung von Sachwerten vollziehen dürfte, kommen wir hier wieder zum Thema zurück. Die Geschichte ist voller Beispiele, die belegen, daß unsere Fähigkeit, natürliche [und andere] Ressourcen immer besser zu verwerten und auszunutzen, eng mit technologischen Fortschritten im weitesten Sinne verknüpft ist. Wenn wir Rohstoffe immer effizienter ausnutzen, sinkt dadurch die Gesamtabnahme, und damit auch der Preis der betroffenen Sachwerte. Das technologische Drittel eines Konjunkturzyklus ist somit eigentlich deflationär. In der Praxis werden diese Einsparungen aber durch Teuerungen auf anderen Gebieten wettgemacht, so daß per Saldo
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ein über viele Jahre anhaltendes stabiles Wirtschaftsklima entsteht. Wer diese Entwicklung bezweifelt, sei an die Geschichte der letzten zweihundert oder so Jahre verwiesen. Seit Beginn der Industriellen Revolution hat sich die Verfügbarkeit der jeweils wichtigsten Rohstoffe fast immer verbessert - obwohl die Befürchtung des Ausgehens wichtiger Rohstoffe immer wieder beschwört wurde. Dinge, die vor Bekanntwerden neuer Verfahren oder Methoden als unnütz betrachtet wurden, gerieten andererseits quasi über Nacht zu immer begehrteren Sachwerten. Andere, die durch neuere abgelöst wurden, galten immer weniger als erstrebenswert und verloren nach und nach ihren Wert. Mit jeder Weiterentwicklung der Technologie wurden immer neue Dinge zum erstrebenswerten Sachwert, plötzlich kommerziellen Status innehabend. Aber genauso oft wurde der Status alter Rohstoffe herabgesetzt, da die neueren Ersatzstoffe durch irgendwelche Eigenschaften eine höhere Anziehungskraft ausübten. Heute haben wir einen nie dagewesenen Nutzungsgrad aller Rohstoffe erreicht. Abbildung 5 zeigt, wie sich der Energieverbrauch im Verhältnis zur Produktion im Laufe dieses Jahrhunderts entwickelt hat. Außer in Japan ging der Energieverbrauch gemessen am Bruttosozialprodukt überall zurück.
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Heute stehen wir wieder am Anfang einer neuen Phase. Wir begehen das Post-Industrielle Zeitalter, wie die Schließung von Fabriken und alten Technologien einerseits, und die Maximierung der Rationalisierung durch Technologie selbst andererseits vermuten lassen. Dahinter steckt aber mehr als bloße Vermutung: denn die größten Gewinner sind heute nicht mehr die Eigentümer von Sachwerten und Produktionsstätten, sondern die Architekten finanzieller Imperien, die ohne Einsatz von immateriellen Dingen Werte, und damit Wohlstand und Lebensqualität, schaffen. Bitte verwechseln sie die hier beschriebenen „Architekten“ nicht mit irgendwelchen Hobbybastlern nach dem Motto eines Donald Trumpp, die nach außen hin ebenfalls Imperien aufbauten, aber im Grunde genommen nur eine Ansammlung von Sachwerten unter ein Dach anstrebten. Daß derart antiquierte Methoden des „Imperialismus“ heute zum Scheitern verurteilt sind, hat sich, ob bei Bond, Maxwell oder Trumpp, bereits bewahrheitet. Die Art, mit der echte Sachwerte heute durch immaterielle Werte ersetzt werden, zeigt, welchen Einfluß die Technologie nicht nur auf Sachwerte, sondern auch auf das Vermögen der darin Investierenden haben wird. Der Micro-Prozessor, in Computern, Automobilen, Mikrowellenherden und tausenden anderen Produkten eingesetzt, basiert zu einem großen Teil aus Sand. Angesichts der verfügbaren Menge an Sand wird trotz der rapiden und immer schneller fortschreitenden Computer-Revolution niemand auf den Gedanken kommen, Sand als erstrebenswerten Sachwert zu betrachten, so wie dies früher bei Öl oder anderen Rohstoffen üblich war. Der Einsatz von Computer-Chips bringt einen weiteren Vorteil: nicht nur, daß diese Rechen-Dominos selbst immer weniger Energie verbrauchen, sie sparen vor allem sonst verbrauchte Energie
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ein. Die Arbeiten, die heute vom Computer erledigt werden, benötigen wesentlich weniger Energie [und Arbeitskraft], als die, die durch sie abgelöst werden. So wie Computer weitere Verbreitung findet, werden wir auch zusätzliche Auswirkungen auf Energie- und Arbeitskraftkosten erleben - ohne daß diese unbedingt mit der Ursache selbst in Verbindung gebracht werden.
Der Computer - im weitesten Sinne - ermöglicht heute Dinge, deren Folgen von althergebrachten Gewerkschaftlern als „schädlich“ betrachtet werden, die der Entwicklung der Menschheit aber ungemein größeren Nutzen einbringt. Die Kommunikation soll nur ein Beispiel sein. Anfang 1991 führten wir den Versand per Fax ein, wobei hier selbstverständlich niemand an einer Fax-Maschine steht und tagelang Papier in einen Schlitz einführt, sondern die Arbeit an einen Computer delegiert wird. Sobald ein Informationsbrief druckreif ist, beginnt der „Versand“, indem der Text der Ausgabe inkl. aller Grafiken in das von Fax-Maschinen verlangte Format automatisch umgesetzt wird. Daran anschließend sorgt ein Programm dafür, daß alle Ausgaben ihren Empfänger über ein Fax-Modem [im Rahmen der Möglichkeiten heutiger Fax-Maschinen] zuverlässig erhalten. Bei herkömmlichen Versand als Brief fällt zunächst ein Spaziergang zur Druckerei an. Dort wird unter Einsatz von Elektrizität und Chemikalien, über deren Substanz und Entsorgung ich mich nicht näher auslassen will, gedruckt, gefalzt und dann verpackt, worauf eine Fahrt zur Druckerei und von dort zum Postamt notwendig wird. Vom Postamt geht es per LKW weiter zum Flughafen, von wo die Briefe dann in alle Welt gehen und wieder unter Einsatz von Fahrzeugen zu Sortierämtern gehen, um auf magische Weise ein paar Tage später ausgeliefert zu werden. Während
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der Versand per Fax aus gewerkschaftlicher Sicht zwar den Druckereibetrieb benachteiligt und aus betriebswirtschaftlicher Sicht [derzeit noch] größere Geldkosten verursacht als die herkömmliche Methode, kommen die Vorteile dieser Versandart aufgrund der eingesparten Energien der Gesellschaft als Ganzem zugute [und den Beziehern, die ihre Ausgabe innerhalb von 24 Stunden erhalten]. Darüberhinaus steht es dem Druckereibetrieb als Unternehmen für die Vervielfältigung von Dokumenten offen, eine gleiche Dienstleistung anzubieten. Angesichts der Kostenentwicklung beider Versandarten in den letzten Jahren ist es davon abgesehen nur noch eine Frage der Zeit, bis der Versand per Fax auch im internationalen Verkehr finanzielle Einsparungen bietet.
Dieses Beispiel belegt, welchen Einfluß neue Technologien auf gar nicht so „alte“ ausüben. Die herkömmliche Technologie verliert Anziehungskraft und Nachfrage. Zunächst dürfte es schwieriger werden, Preiserhöhungen durchzusetzen, später werden Preissenkungen und noch später die völlige Überflüssigkeit folgen. Das verhältnismäßig hohe Investment in die Sachwerte eines Druckereibetriebs verliert an Wert. Die Anschaffung von Fax-Modems zum Preis von 900 DM pro Stück ist eine Betriebsausgabe, die nicht ins Gewicht fällt. Eine ähnlich große Konsequenz werden die Rohstoffmärkte erleben, wenn sich der Austausch von Kupferkabeln durch Glasfaserkabel beschleunigt. Ein einziges Glasfaserkabel hat heute ein größeres Fassungsvermögen gleichzeitig transportierter Botschaften, als die komplette Weltverkabelung vor 50 Jahren. Teure und unhandliche Kupferkabel samt Gummi-Isolierung werden ebenso wie die dafür benutzten Fabrikationsanlagen vom Sachwert zum Industrie-Schrott. Die Telefongesellschaften, die bisher Unmengen an Kupferdraht ver-
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braucht haben, werden in gar nicht allzuferner Zukunft als Lieferant dieses Metalls auftreten, wenn alte Kupferleitungen durch neue Glasfaserkabel ersetzt werden. Auch die Energiewirtschaft wird zunehmends von neuen Entwicklungen betroffen werden, zumindest dort, wo sie sich in privater Hand befindet. In den USA waren die Hersteller von Micro-Chips die ersten Unternehmen, die die beim Produktionsvorgang anfallende Hitze wieder in elektrische Energie verwandeln. Aber auch alternative Energien werden dort, wo der Markt nicht von Staaten oder staatlich behüteten Monopolen beherrscht wird, weiteren Einfluß gewinnen. Körperliche Arbeit, wie wir sie kennen, ist der kapitalistischen Lehre nach ebenfalls ein Sachwert. Und auch dieser Wert wird ähnlichen Konfrontationen ausgesetzt werden. Das Ausmaß, zu dem körperliche Arbeit durch neue Technologien abgelöst werden wird, vermag heute sicherlich niemand auch nur annähernd abzuschätzen. Sich als Arbeitnehmer auf eine Gewerkschaft des Zeitalters der Industriellen Revolution zu stützen, heißt, sich mit ihr auf den baldigen Untergang vorzubereiten. Nur wer sich - rechtzeitig und freiwillig - anpaßt, hat einen moralischen Anspruch, nicht „ersetzt“ zu werden, durch Roboter der Dritten Generation, die die Tappsigkeit ihrer Vorgänger durch Wendigkeit und „Fingerspitzengefühl“ ersetzen. Die Biotechnologie wird dazu beitragen, ein Großteil der heutigen Probleme - Ernährung, Abfallentsorgung und medizinische Versorgung - zu überkommen. Genetische Informationen werden bereits heute von einem Organismus auf teilweise völlig unverwandte übertragen. In der Natur wird genetische Information bei der Fortpflanzung ständig ar-
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rangiert und neu geordnet. Heute sind wir soweit, daß wir gelegentliche „Pannen“ der Natur verhindern können, und schwache Arten stärken. Noch fehlen ethische und juristische Normen, die moralische Grenzen der Tüftelei festlegen. Und wie jede Technologie birgt auch diese Gefahren für die Gesellschaft. Diese Gefahren sind aber deswegen kein Grund, die Technologie zu verteufeln - sondern diejenigen, die nicht die intellektuelle Reife haben, damit umzugehen. Aber vielleicht hilft gerade die Biotechnologie, diese Personenkreise entsprechend zu modifizieren.
Die potentiellen Anwendungsmöglichkeiten gehen aber weit darüber hinaus. Sie dürften vor allem in der Medizin, Landwirtschaft und auch Industrie Ergebnisse bringen. Zahlreiche natürlich nur begrenzt vorkommende Substanzen, wie Interferon - dem man hohe HeilungsChancen für Aids zuspricht - können durch DNA-Manipulationen quasi industriell erzeugt werden. Auf einen Nenner gebracht, ermöglicht diese Technik, das Leben selbst in Bahnen zu lenken, die den größten Nutzen für die Menschheit haben. Bei alten und ineffizienten Methoden der Fortpflanzung, so wie wir sie kennen, ist es nicht ungewöhnlich, wenn das Ergebnis ein Sprößling ist, der nur entfernt an die Eigenschaften der rechtmäßigen Eltern erinnert. Dies kann daran liegen, daß Fremdkörper beim Zeugungsprozess zugegen waren, wie zum Beispiel Personenkreise, die die Milch, die Post oder andere Dinge frei Haus liefern. Gelegentlich führen solche Ergebnisse zu hoher Verwirrung, Verärgerung und Vorwürfen unmoralischen Verhaltens. Oft gibt es aber eine einfache Erklärung für das unerwartete Aussehen des Nachwuchses. Die manchmal krassen Abweichungen von Erscheinen und Intelligenz der Eltern beruhen auf genetischer Mischung, bei der manchmal Eigenschaften längst verstorbener Vorfah-
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ren plötzlich wieder aktiviert werden. Zahlreiche Krankheiten werden zum Beispiel nur unter bestimmten Voraussetzungen erkennbar, obwohl das Erbgut über Generationen weitergegeben werden kann. Genetische Forschung gibt uns heute bereits die Möglichkeit, eine Zelle eines Elternteils zu nehmen und daraus einen völlig identischen Nachkommen - einen sog. Clone - herzustellen. Cloning, wie man dieses Kopienziehen nennt, hat abgesehen von der Vermeidung der oben beschriebenen Verwirrungen und Verdächtigungen aber weitaus interessantere Anwendungen, derzeit überwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt, wo die besten Exemplare einer Art ständig verfeinert und in unzähligen Nachkömmlingen neugezüchtet werden -wobei die Definition des Begriffs „besten“ derzeit meist nach kommerziellen Aspekten erfolgt. Technisch haben wir also durchaus die Möglichkeit, von Menschen, die sich durch überragende Eigenschaften hervorgetan haben, völlig identische Kopien anzufertigen. Während diese Erwägungen sicherlich bizarr erscheinen mögen, wäre es naiv, die Erwartungen, die wir an die Zukunft stellen dürfen, durch unsere begrenzte Vorstellungskraft einzuschränken. Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, wir haben heute bereits die Möglichkeit eines unendlichen Lebens, da man den Alterungsvorgang - bei dem die Regeneration von Zellen mit zunehmendem Alter nachläßt - erfolgreich gestoppt habe. Hydroprocaine, eine Substanz die die Regeneration von Zellen fördert, ist bereits in geringen Mengen zu Forschungszwecken verfügbar. Auch die künstliche Herstellung von Blutkörpern und Adern ist weit vorangeschritten. Dies könnte bedeuten, daß Transplantationen von Organen in gar nicht allzu ferner Zeit durch Neugeneration selbiger ersetzt werden. Die Wissenschaft hat inzwischen nachgewiesen, daß die
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Lebenserwartung jeder Art, vom Käfer bis zum Menschen, direkt von der Fähigkeit der Art, absterbende Zellen durch jungfräuliche zu ersetzen, abhängig ist. Sobald man in der Lage ist, sterbende Zellen schnell genug zu ersetzen, dürfte auch die Rentenfrage gelöst sein. Oft wird gefürchtet, daß alle diese technischen Neuerungen zu größerer Arbeitslosigkeit führen würden. Das ist sicherlich zutreffend, zumindest auf die Bevölkerungskreise, die nicht den Willen haben, mit der Gesellschaft und als Teil deren zu wachsen, die sich heute, wie mir mein Sohn kürzlich mitteilte, damit vergnügen, Müllsäcke über die Treppenstufen des Kölner Doms zu verstreuen und ältere Mitbürger, die diesen beschämt wieder einsammeln, zu verprügeln. Trotz der ständigen Schwankungen der Wirtschaft kann aber heute gesagt werden, daß es den Menschen heute sicherlich besser geht als zu jedem anderen Zeitpunkt der Geschichte, daß bei ständig reduzierter Arbeitszeit immer mehr geleistet und erreicht wird, wobei die Verteilung des Erreichten nicht immer „korrekt“ erfolgen mag. Ich sehe keinen Grund, warum diese Entwicklung auf einmal verkehrt sein soll, nur weil unsere Anpassungsfähigkeit an schnellere Entwicklungen auf einmal leicht herausgefordert wird. Dabei könnte unsere Lebensqualität heute schon ein Vielfaches von dem betragen, was wir als Errungenschaft betrachten, wenn wir mehr darauf bedacht wären, Wissen und Verständnis zu fördern.
Es gibt viel zu tun Wer 1932 oder in jedem der nächsten 32 Jahre in der glücklichen Lage war, $US 10,000 sein eigen zu nennen, konnte durch fast willkürliche Aktien-Auswahl zum Millionär werden. Dabei kam es weder auf Glück, noch auf irgendwelche Insiderkenntnisse an. Es
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reichte völlig, auf eine der vielen hundert Firmen zu setzen, die in die jeweilig neuen Technologien in irgendeiner Weise verwickelt waren. In Warren Sloat’s Klassiker „1929“ wird ein Börsen-Oldtimer zitiert, der gesagt haben soll: „Jeder, der heute 10,000 Dollar in die Börse stecken kann, ist ein reicher Mann“. Nur wenige Anleger hatten zu dem Zeitpunkt aber derartige Beträge - nachdem man kurz vorher 90% des Vermögens an der Börse verloren hatte. Dabei war die plötzliche Abneigung der Menschen, sich neu an der Börse zu engagieren, verständlich. Und trotzdem gab es einige, die die Warnzeichen der mittleren und späten Zwanziger erkannten, die sich rechtzeitig vor dem Crash von der Börse verabschiedeten und ihr Geld in von der Allgemeinheit als „langweilig“ betrachtete Anlageformen umschichteten, wodurch sie Kapital nicht nur bei erstklassiger Liquidität erhalten, sondern gar noch vermehren konnten. Diese Anleger sahen sich auf einmal in die Lage versetzt, die Scherben aufzulesen. Sie brauchten nur die Hände ausstrecken. Konnten so erstklassig wie unterbewertete Werte zu sprichwörtlichen Spottpreisen erstehen, nur weil sie zur rechten Zeit vorsichtig und behutsam vorgingen, so wie ich dies meinen Lesern seit Januar ‘87 empfohlen habe. Während wir heute - bisher - keinen eigentlichen Crash erlebt haben, ist es dennoch Zeit, nach solchen Werten Ausschau zu halten, die in den nächsten Jahren und vielleicht gar Jahrzehnten das größte Wachstum an den Tag legen dürften. Dabei werden wir uns vor allem an den folgenden Kriterien orientieren: 1. Firmen, die an wichtigen Innovationen ursächlich beteiligt sind:
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Hauptsächlich solche, die für die weitere Entwicklung der Gesellschaft unabkömmlich sind, aber auch andere, die dem Menschen helfen, Dinge zu tun, die er schon immer tun wollte. Hauptsächlich fallen in diesen Bereich Problemlösungen für Medizin, Land- und Ernährungswirtschaft sowie Umwelttechnologie, aber auch Kommunikation und andere die Industrie und den Handel profitabler gestaltende Neuerungen.
2. Verbesserungen herkömmlicher Verfahren, Produkte und Methoden, die uns das tägliche Leben vereinfachen. Während Computer von vielen als „High-Tech“, als brandneue Technologie betrachtet werden, wurden die ersten Rechner vor Jahrzehnten erfunden. Zu „neuer“ Technologie zählt dagegen der Bereich der künstlichen Intelligenz. 3. Neuerungen, die in der Industrie eingesetzte bisherige Verfahren und Methoden gravierend verbessern und dadurch gleichzeitig Arbeitskräfte für höherwertige Aufgaben freisetzen. 4. Firmen, die neue, billigere Formen von Rohstoff oder Energie einsetzen und alte, teure Sachwerte dadurch entwerten, aber gleichzeitig bisherige Nichtwerte zu Sachwerten umfunktionieren. Konsumgüter einer völlig neuen Generation, die einen so großen Schritt wie den vom Dorfbrunnen-Tanz zur Fernsehtalkshow verkörpern, werden wir diesseits der Jahrtausendwende sicherlich nicht mehr sehen - auch wenn die Industrie heute auf die Segnungen der neuen Fernsehgeneration mit Höchstauflösung hofft. Der zusätzliche Nutzen für den Anwender ist nur unwesentlich. Die Bereitschaft
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schnell alternder Bevölkerungskreise, diese Produkte zu erwerben, dürfte geringer ausfallen, als von den Dinosauriern der Industrie als selbstverständlich vorausgesetzt. Konsumgüter per se spielen daher bei meinen Recherchen wie auch bei der Entwicklung der nächsten Jahre eine sehr untergeordnete Rolle. Die Herausforderung ist auch so groß genug.
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Was, wenn Ihre Bank morgen schließt?
Was, wenn ausgerechnet Ihre Bank morgen schließt? Die erste wirkliche Bankenkrise erlebte die Welt etwa 600 Jahre vor Christus im griechischen Stadt-Staat von Athen. Gerade, als die neue Administration Platz nehmen wollte, schepperte es. Papiergeld hatte damals noch keine bedeutende Rolle. Meist wurden heute die seit mehr als 100 Jahren in Umlauf befindlichen Münzen als Zahlungsmittel benutzt. Dabei waren die Griechen noch nicht mal die Erfinder der Münze. Aber wie alles, was sie damals importierten, verbesserten sie auch die Münze. Die Drachme hatte schon wenige Jahrzehnte nach der Einführung einen weltweiten Ruf für Reinheit und Schönheit zur gleichen Zeit erlangt. Zur damaligen Zeit wurden Landbeleihungen noch nicht durch Grundschuldbriefe und binäre Zahlen in EDV-Speichern gedeckt. Damals war es üblich, beliehene Felder durch das Aufstellen einer gravierten Säule „zu sichern“. Aber gerade zum Höhepunkt des Wahlkampfes kriselte es. Über die Jahre hatte der Ausbau der Schiffahrt den Import von mehr und mehr Gütern, u.a. auch Lebensmittel und
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Getreide, erlaubt. Eine Bombenernte in Ägyptien und einmalig gutes Segelwetter führte aber zu einer regelrechten Getreideflut in Griechenland. Landwirtschaftliche Erzeugerpreise fielen in den Keller. Wie heute in Brüssel auch, sind fallende Nahrungsmittel zwar Grund zur Verbraucherjubilation, aber gleichzeitig auch Grund für einen Bauernaufstand. Die Landwirtschaft scheint von jeher das gottgegebene Recht in Anspruch zu nehmen, in einem privatwirtschaftlichen Naturschutzpark arbeiten zu dürfen. Die mickrigen Erträge der meist bis über Oberkante Unterlippe beliehenen Felder der Griechen konnte natürlich mit den Diskontpreisen der Ägypter nicht mithalten. Bauernkonkurse mehrten sich zusehends. So zusehends, daß deren Gläubiger sich sehr schnell der gleichen Situation ausgesetzt sahen. Das neue Staatsoberhaupt, Solon, galt in Griechenland als Kriegsheld. Seine Erlebnisse auf dem Schlachtfeld waren im Vergleich zu dem, was er zu Hause mit ansehen durfte, jedoch ein Honigschlecken. Die Krise drohte, die zerbrechliche Infrastruktur, die bisher großen Wohlstand eingebracht hatte, völlig zu zerstören.
Ein Volk kann ohne seine Bauern nicht leben. Zumindest nicht, wenn man die Bauern als Wähler braucht. Solon’s erste Amtshandlung galt deshalb den Säulen. Gemäß der „Seisachthia“, der hastig erlassenen Notverordnung, war es plötzlich rechtens, die Säulen der Geldverleiher einfach umzuwerfen und so den Schuldendienst einzustellen. Daß die Geldverleiher in ähnliche Bedrängnis wie die Landwirte kamen, lernte Solon am nächsten Tag. Galt es doch nun, die Geldverleiher zu retten, die aufgrund der Verfügungstellung von Liquidität geholfen hatten, das griechische Wirtschaftswunder zu züchten. Ergo genehmigte Solon die Bezahlung der Landwirtschaftsschulden durch den
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Staat mit im Gewicht reduzierten Drachmen. Dies kam einer 26%igen Geldabwertung gleich. Mit einer Vergleichsquote von 74% ging es den griechischen Geldverleihern damals besser als den Gläubigern der Dritten Welt heute. Wie viele andere Bräuche der alten Griechen wurde auch das Überwinden wirtschaftlicher Schwierigkeiten durch die Streckung des Geldes im Laufe der Geschichte zu „der“ klassischen Lösung. Heute übernehmen Zentralbanken und Einlagensicherungsfonds ohne echtes Vermögen die Funktion. Geld für Eventualitäten kommt entweder aus dem Steuersäckel oder frisch von der Druckmaschine. Damals wie heute gibt es keine andere Möglichkeit abgesehen von einem karriereschädlichen Konkurs der Wähler. Interessant an dieser Geschichte ist eigentlich nur die Erkenntnis, daß die alten Griechen sich der inflationären Folgen ihrer Handlungsweise voll und ganz bewußt waren. Die Verfassung wurde schon kurz nach Solon’s Rettungsaktionen geändert. Jedes antretende Staatsoberhaupt mußte zunächst schwören - und die Götter überwachten diesen Vorgang damals strengstens - die gültigen Zahlungsmittel nie wieder zu verfälschen oder zu verwässern. In den darauffolgenden zwei Dutzend Jahrhunderten wurde die Welt des öfteren auf den Kopf gestellt, politische Systeme kamen und verabschiedeten sich. Ganze Nationen stiegen auf und wieder in die Versenkung. Ewig wie das Gold ist nur eines geblieben: der Wunsch der Politiker, aus zwei und zwei fünf, fünfeinhalb oder auch schon mal sechs zu machen. Nach etwa 50 Jahren „relativ“ stabiler Zeiten steckt das Bankwesen weltweit wieder einmal in der Krise - wohlwissend, daß Bänker selten vor die Hunde gehen. Deren Einleger leider mit ungleich größerer Frequenz. Während der letzten großen Bankkri-
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se in den Staaten schlossen mehr als 5,000 Banken die Tore. Für immer. Aber allein in den USA verloren Millionen von Leichtgläubigen hart erarbeitetes Geld. Die katastrophale Depression, die folgte, brachte weiteren Millionen Arbeitslosigkeit, Hunger, Obdachlosigkeit und Frieren im Dunkeln. Weltweit.
Kann es uns heute genauso gehen? Wetten daß? Die Zahlen der amerikanischen Bankpleiten steigen seit ‘73 wieder, und seit ‘82 rapide schnell und jedes Jahr schneller. Die staatliche Einlagensicherungsagentur der USA für Banken, die FDIC, verfügt inzwischen über wesentlich mehr Grund und Boden, als sie verschleudern
und
versteigern
kann.
Die
entsprechende
Schwesterorganisation der Spar- und Darlehnskassen der USA, die FSLIC, ist bankrott und wurde, wie Sie vielleicht wissen, theoretisch
und der Form halber durch eine Rettungsaktion, deren Kosten zunächst auf $120 Mrd, dann auf $250 Mrd, später auf $300, dann $420, und zuletzt auf $900 Mrd geschätzt wurden, „gerettet“. Wie tief das Loch im Boden ist, weiß niemand. Es vergrößert sich ja jede Stunde mit zunehmendem Tempo. Da die FSLIC Einleger bereits bankrotter Institute derzeit nicht befriedigen kann, müssen diese weiterhin funktionieren. Wer dort Geld im guten Glauben auf das „Haltevermögen“ des Einlagensicherungsfonds einlegt, kann es genausogut in Kaminfeuer werfen. Die neuesten Zahlen der Federal Reserve belegen, daß die laufenden [!] Verluste dieser Institute pro Quartal etwa $3 Mrd ausmachen. Kann es uns heute genauso gehen? Weiter unten sehen Sie, daß so „unbedeutende“ Bankpleiten, wie die des Ivan Herstatt in Köln oder die der Pfalz-Kreditbank in Kaisers-
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lautern, auch wenn Sie persönlich nicht davon betroffen fühlen, stets internationale Folgen haben.
Vergessen Sie Brecheisen und Dynamit - werden Sie Bankier! Geld ist irgendwie ein besonderer Stoff. Ich kenne kein Land, das auf seinen Banknoten nicht verbietet, diese zu verfälschen oder zu verunstalten. Die Verbindung zwischen Geld und Religion wird mancherorts in aller Plätte offenbar. Das Hauptverwaltungsgebäude der Second Bank Of The United States in Philadelphia ist eine pingelige Kopie eines antiken griechischen Tempels. Und nicht wenige Bankgebäude, noch nach dem II. Weltkrieg gebaut, kopieren genau diese Form. Erst während der ‘60er machte sich Glas und Stahl auch in der Bankwelt breit. Entsprechend des Erfahrungen König Midas’ darf es dann auch nicht verwundern, daß Gier als eine der Todsünden in die Zehn Gebote Eingang fand. Im Vergleich zu mittelalterlichen Alchemisten, die den Versuch, Blei in Gold zu verwandeln, enttäuscht abbrechen mußten, als ihnen das Geld ausging, hat es heute selbst der dümmste Bänker kinderleicht. Heutige Bänker, und Bankangestellte, schaffen Geld aus dem Nichts.
Das Papiergeld, wie wir es heute kennen, stammt ursprünglich aus dem alten China. Chinesische Goldschmiede erkannten schnell, daß sich durch die Aufbewahrung der Goldhorte Dritter ein leichtes Nebeneinkommen erzielen ließ. Als Goldschmiede waren sie ohnehin gezwungen, den eigenen Bestand sicher gegen allerlei Gefahren zu verwahren. Offensichtlich hört jede Freundschaft beim Geld, und vor allem beim Gold, auf. Auch damals. Selbst der vertrauensseligste Kunde verlangte über seinen Goldbestand eine Quittung. Diese Quittungen, so ließ sich bald erkennen, waren, solange an ihrer
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Echtheit niemand zweifelte, dabei besser als tatsächliches Gold oder Silber. Denn diese Quittungen, sofern über den richtigen Wert ausgestellt, konnten zur Bezahlung gekaufter Güter eingesetzt werden, ohne daß man Edelmetallberge schleppen mußte. Die Quittung war demnach ein Inhaberzertifikat. Das Papiergeld ward geboren. Im Verlaufe der Geschichte des Geldes läßt sich dabei immer wieder beobachten, wie die Einführung eines völlig gedeckten und nicht manipulierten Papiergeldes immer wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte. Solange dieses Papier durch echte Edelmetalle gedeckt war, waren die „Quittungen“ darüber für Handel und Industrie, was Papier später für die Kommunikation war. Der wichtigste Vorteil dieses Papiergeldes war nämlich, daß ehemals komplizierte, riskante und relativ teure Vorgänge des Zahlungsverkehrs vereinfacht und verbilligt wurden. Als Goldschmiede erkannten, daß sie ohne großes Risiko mehr „Quittungen“ ausstellen konnten, als ihnen Gold zur Verwahrung anvertraut worden war, und daß sie dieses aus dem Nichts geschaffene Geld gegen eine Gebühr an kreditwürdige Unternehmer verleihen konnten, ward das Mindestreservesystem geboren, bei dem der Papierumlauf größer als die zugrundeliegende Deckung ist. Die Fähigkeit, sich gegen Beleihung erwarteter und zukünftiger Einkommen heute schon Geld zu leihen, wirkte auf das Wirtschaftswachstum auch damals schon wie Öl. Alles klappte wunderbar, so lange die Goldschmiede stets genug an Edelmetallen horteten, um gelegentliche tatsächliche Verfügungen decken zu können. Niemand stellte die Weisheit dieses Systems in Frage. Wenn schiere Gier der neu entstandenen Geldverleiher mehr und mehr Papiergeld ohne eigentliche Deckung in Umlauf brachte, und wenn
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plötzlich die verlangte Deckung nicht ausgezahlt werden konnte, zog der Zusammenbruch des Geldverleihers weite Kreise. Das Vertrauen, auf dem dieses System basiert, löste sich in Nichts auf. Meist dauerte es Jahrzehnte, bis dieses wieder hergestellt werden konnte.
So unvernünftig, wie sich dies anhören mag, so erschreckend ist die Tatsache, daß sich das Bankwesen der westlichen Welt genau an diesen Vorbildern orientierte und heute so verwässert ist, daß unser Geld heute eigentlich als wertlos angesehen werden müßte. Während westliche Banken noch bis Anfang dieses Jahrhunderts mehr oder weniger durch einen Goldstandard gedeckt waren, wurde dieser nach und nach verdünnt oder ganz aufgegeben. Privates Geld, ausgegeben von Banken, verschwand etwa zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges durch Besteuerung und späteres Verbot [1913] und wurde durch staatliches ersetzt. Die Banken gaben deshalb aber den Kampf um die Möglichkeit der „privaten“ Geldschöpfung nicht auf und erfanden das Girokonto. Wie zur Zeit der chinesischen Goldschmiede erhielt jeder, der den Banken sein Geld überließ, einen Einzahlungsbeleg darüber sowie ein Scheckbuch. Geld, das man nicht sehen konnte, und das nur durch ein paar Einträge in bankinternen Büchern existierte, und das durch das Ausfüllen eines Schecks von Konto zu Konto übertragen werden konnte, war nicht leicht zu verstehen. Deshalb dauerte es auch relativ lange, bis die Banken von sich sagen konnten, diesen Kampf gewonnen zu haben. Erst Anfang dieses Jahrhunderts hatte der Scheck eine so große Verbreitung gefunden, wie ihn die Banken sich immer wünschten.
Mit dieser weitverbreiteten Akzeptanz hatten die Banken schließlich erreicht, was Alchemisten versagt blieb: die Schaffung von „Geld“ aus
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dem Nichts. Denn die Verbreitung des Schecks ermöglichte den gezielten Einsatz desselben nicht nur als offensichtliches Zahlungsmittel, sondern als direkter Geldersatz. Wer von der Bank ein Darlehn erhielt, fand sich mit einem Scheck in der Hand statt einem Bündel Banknoten versehen. Diesen Scheck zahlte er dann konsequenterweise auf seine eigene Bank ein, und hier haben wir genau den Zeitpunkt, an dem Banken aus dem „Nichts“ neues „Geld“ kreieren.
Die Mindestreserve als Maximal-Muliplikator: Der einfacheren Darstellung nehmen wir im folgenden Beispiel an, daß alle Banken einer Mindestreservepflicht von 10% unterliegen. In der Praxis wird die Mindestreservegrenze von Zeit zu Zeit entsprechend der Konjunkturlage angepaßt, die Mindestreservesätze variieren darüberhinaus noch von Land zu land. Vor ein paar Jahren mußte ich die erschreckende Tatsache kennenlernen, daß englische Banken gar keinerlei [!] Mindestreservepflicht unterliegen. Die Signifikanz dieses Satzes wird Ihnen verständlich, wenn Sie das folgende Beispiel mit uns durchexerzieren.
Bei einer Mindestreservepflicht von 10% ist die Bank verpflichtet, 10% aller bei ihr unterhaltenen Guthaben flüssig bereitzuhalten, so daß ein größerer Ansturm von Barabhebungen reibungslos über die Bühne gehen kann, ohne daß das Vertrauen in die Unterwelt der Banken angeknackst wird. Kunde A bringt also 100 DM zur Bank, da er in bar keine Verwendung dafür hat. Diese 100 DM werden entsprechend der Mindestreser-
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vepflicht in 10% Reserven und 90 DM „freies“ Geld aufgeteilt. Kunde B marschiert zur Bank und beantragt ein Darlehn über 90 DM. Für die Bank ein geradezu glücklicher Zufall, denn Kunde A hat ja soeben 100 DM eingezahlt, von denen 90 DM „frei“ zur Verfügung stehen. Man stellt Kunde B also einen Scheck über 90 DM aus, den dieser entweder auf sein Konto oder bei einer anderen Bank einzahlt. Die Tatsache, daß es sich bei diesen 90 DM um geliehenes Geld handelt, hindert die Banken nicht daran, dieses Guthaben wiederum zu 90% zu beleihen, sobald es auf ein Konto eingezahlt wird. Kunde C kann demnach ein Darlehn von 81 DM, und Kunde D eines von 72.90 DM, Kunde E ein solches über 65.61 DM beanspruchen... alles basierend auf einer einmaligen ursprünglichen Einzahlung von 100 DM.
Eine kurze Zwischensumme zeigt uns hier, was aus den urspünglichen 100 DM gezaubert wurde: 409.51 DM. Dieses Spielchen der Geldschöpfung ist dabei aber noch lange nicht vorbei. Solange Nachfrage nach Liquidität besteht und die Banken die entsprechenden Kunden nicht als zu großes Risiko betrachten, wird diese Verwässerung in alle Ewigkeit weitergespielt. Der Multiplikator, mit dem die Banken in unserem Beispiel arbeiten, beträgt über den Daumen also 10. Bei einer Mindestreservepflicht von nur 5% ist der Multiplikator 20. Können Sie mir jetzt sagen, wie groß dieser Multiplikator in England ist, bei einer Mindestreservepflicht von Null? Sie haben an einem klitzekleinen Beispiel gesehen, wie jede Provinzbank heute Geld aus dem sprichwörtlichen Nichts schaffen kann. Es kommt aber noch schlimmer. Es gibt neben gewöhnlichen Banken nämlich noch die Bank der Banken, die sog Zentralbank [zB Bundesbank, Bank of England, Federal Reserve abgekürzt FED etc]. Wem das
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nicht reicht, der darf daran erinnert werden, daß Vater Staat mit seiner Schatztruhe ebenfalls im Großen Weichmacherspiel engagiert ist.
Geldschöpfung von oben Die erste Voraussetzung zur absoluten Kontrolle von Massen, Industrien und vor allem Portemonnaies ist die mehr oder weniger legale Macht, Reservevorschriften bestimmen und durchsetzen zu können. Im obigen Beispiel sahen wir, wie der „Multiplikator“ der Mindestreserve die Liquidität einer Nation immens und mit voller Wucht treffen kann. Eine Reduzierung der Mindestreserve, eine Vergrößerung des Multiplikators also, kann den Geldkreislauf unvorstellbar schnell vergrößern. Eine Anhebung des Reservesatzes, also eine Verkleinerung des Multiplikators, kann dagegen jegliche Liquidität wie ein Permafrost einfrieren. Es versteht sich von selbst, daß Zentralbanken, oder, wo der Staat glaubt, auch deren Aufgabe verstehen und regeln zu können wie zB in GB, eben der Staat, sich dieses „Recht“ vorbehält. Oder erzwingt, weil es heute nur Wenige gibt, die den Zusammenhang einer verkorksten Währungspolitik auf die Entwicklung einer Nation auf allen Ebenen verstehen und die mangels Autorität den Status Quo schlecht in Frage stellen können. Eine zweite Möglichkeit der Manipulation ist der sog Diskontsatz, zu dem sich Banken, bei denen die Kasse nicht so ganz stimmt, kurzfristig von der Zentralbank die entsprechenden Mittel leihen können. Eine in Schwierigkeiten geratene Bank kann sich also aus den „Nichts“, wie Sie gleich noch sehen werden, „etwas“ verschaffen, mit dem die Schwierigkeiten fast immer überbrückt werden können. Und gerade die weitverbreitete Annahme, daß die Zentralbank [oder irgend jemand „da oben“]
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den Banken bei Engpässen zu Hilfe steht, hat dazu geführt, denselben ein fast unbegrenztes Vertrauen entgegenzubringen. Diese Gelder zum Diskontsatz stehen allerdings nicht nur Banken in der Bedruille zur Verfügung, sondern auch denen, die sie für allerlei diverse Zwecke besser nutzen können - oder dieses zumindest glauben. Von der Zentralbank geliehene Gelder sind, wie Kundeneinlagen auch, reservepflichtig. Was dies bedeutet, brauche ich Ihnen wohl nicht im Einzelnen ausmalen. Die dritte Möglichkeit der Geldschöpfung aus dem Nichts haben die Banken bisher nicht kontrollieren können. Nur die Bank der Banken, und Vater Staat, haben Einfluß auf die gefährlichste aller AlchemieMethoden. Hierbei werden am offenen Markt Wertpapiere des Staates gekauft und verkauft. Und gerade hier haben wir die kriminellste Verwässerung des eigentlichen Geldes, die ua Onkel Sam an den Rand des Zusammenbruches gebracht hat und mit Sicherheit noch viel weiter bringen wird. Jede Zentralbank, so zB auch die FED, unterhält ein ständiges Portefeuille an staatlichen Wertpapieren. Die Zinsen, die sie als Inhaber oder praktischer Eigentümer dieser Papiere erhält, bestreiten einen Teil der laufenden Kosten des gesamten Apparats. Wenn die FED den Wunsch verspürt, einen Teil dieser Papiere zu verkaufen, geschieht dies am offenen Markt. Das Geld, das Sie oder ich beim Erwerb dieser Papiere dafür bezahlen, gelangt allerdings nicht in die Taschen des Staates, sondern verschwindet auf immer und alle Zeiten aus dem Liquiditätskreislauf, denn in genau der Absicht werden solche Verkäufe schließlich durchgeführt. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Transaktion, wenn Sie von mir zB einen Schrift über Banken kaufen, landet das Geld nicht auf einem Bankkonto oder in einem Sparstrumpf. Folglich kann dieses Geld auch nicht wieder verliehen werden und so an der oben erklärten wundersamen Geldvermehrung teilnehmen.
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Hier arbeitet der Multiplikatoreffekt genau gegensätzlich zu den anfänglichen Beispielen. Wenn eine Einlage von 100 DM zu einer Liquiditätslawine von 1,000 DM führt, so führt ein Verkauf von Festverzinslichen durch die Zentralbank am offenen Markt [Börse] zu einer genauso heftigen Kontraktion. Wenn Sie hierbei für 100 Mark irgendwelche Festverzinslichen kaufen, ziehen Sie damit im Endeffekt ca 1,000 DM aus dem Liquiditätskreislauf ab.
Wie man Geld aus der dünnen Luft zaubert: Wenn die Zentralbank Festverzinsliche am offenen Markt verkaufen kann, kann sie solche auch kaufen. Ein Vorgang der heute zur regelmäßigen Praxis der Zentralbanken gehört. Wenn Sie [bzw Ihre Bank] der Zentralbank Wertpapiere verkaufen, stellt diese dem Verkäufer der Papiere einen Scheck aus - zahlbar durch die Zentralbank, sich selbst also. Sowie dieser Scheck bei der Bank des Verkäufers zur Gutschrift eingereicht wird, wird dieses aus nicht mehr als einem Versprechen bestehende „Geld“ damit den Mindestreservepflichten unterworfen. Während der Begriff Mindestreservepflicht eigentlich auf eine Art Bestrafung oder Begrenzung der Bankaktivitäten deutet, findet genau das Gegenteil statt. Denn wenn die Mindestreservepflicht besagt, daß [zB] 10% aller Kundeneinlagen als liquide Reserve [nicht unbedingt in Bargeld, sondern ua auch als kurzfristig verfügbare und wiederum „mindestreservepflichtige“ Anlage bei der Bank auf der anderen Straßenseite] gehalten werden müssen, heißt das mit anderen Worten auch, daß 90% dieser Kundeneinlagen auf „Teufel komm’ raus“ verliehen und entsprechend multipliziert werden können. Kaninchen kommen dabei nur noch ins Staunen.
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Wieso, werden Sie sich jetzt fragen, können Zentralbanken einfach einen Scheck ausstellen, der ja offensichtlich durch nichts, aber auch rein gar nichts, gedeckt ist? Antwort: Weil diese Frage bisher niemand laut gedacht hat, weil niemand die Annahme von Zentralbankschecks verweigert oder in Frage gestellt hat, weil wir alle allzu scharf darauf sind, derartige Zahlungsmittel als echten Wert zu akzeptieren. Allein der Gedanke an eine Bankkrise wie sie die US von 1864 bis ‘96 oder von 1931 bis ‘33 durchmachten, zeigt, daß der $US plötzlich international wertlos werden könnte. Der Handel und die gesamte Wirtschaft würde im Kriechgang fahren, da die wenigen dann noch potenten Geschäftspartner gezwungen wären, zum Tauschhandel überzugehen.
Zugegeben, der Gedanke scheint absurd, wenn wir nur ins nächste Geschäftsviertel gehen und uns die emsige Geschäftstüchtigkeit betrachten. Alles scheint doch in Ordnung zu sein. Mir geht es vorerst - aber auch nur darum, zu zeigen, daß alle heute bekannten Währungen nur so lange als Geldersatz akzeptiert werden, wie die Allgemeinheit das Vertrauen darin nicht anzweifelt. 1970 gaben die US jede Restdeckung ihrer Währung durch irgendwelche Edelmetalle auf. Heute ist der Dollar, wie die DM, das Pfund Sterling und die meisten anderen Währungen auch, Papier. Das gleiche Papier, das andere um eine Tafel Schokolade wickeln und mit dem wir uns alle säubern, nachdem wir die Funktion des Stuhlgangs hinter uns haben. Papier, nur eben anders bedruckt. Da es genausowenig wie eine Deckung für unsere heutigen Währungen auch keine Begrenzungen über die Zahl und die Beträge gibt, über die die Zentralbanken Schecks ausstellen können, gibt es auch keine Obergrenze, die die Geldmengenschöpfung irgendwie begrenzt.
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Der Gedanke, beim nächsten Einkauf könnte man Ihre „Blauen“ oder „Braunen“ zurückweisen, scheint absurd. Ist er aber nicht. Denn wie die Geschichte zeigt, beginnt eine solche Vertrauenskrise selbstverständlich nicht im Krämerladen an der Ecke. Sondern an den internationalen Devisenmärkten. So wie die DM vor Weihnachten in die Höhe schoß, weil alle Welt zum 6. Male kommunistischer Propaganda auf den Leim geht, so schnell kommt auch das Erkennen, daß man ihr wieder auf den Leim gegangen ist. Genauso schnell kann sich die Nachricht, daß ein Pfund Sterling eigentlich nur noch etwa $0.60 wert ist, oder daß der Dollar im Grunde genommen wertlos ist, und daß alle Währungen heute bereits als Makulatur betrachtet werden müßten, verbreiten.
Wenn Alchemie in die Hose geht: Es wäre sicherlich nicht das erste mal, daß die Währung eines Landes plötzlich nur nur zum Anzünden teurer Zigarren taugt. Als Verlierer des I Weltkrieges fand Deutschland sich in der unglücklichen Lage, mehr an Reparationszahlungen leisten zu müssen, als die Nation erwirtschaften konnte. Ach ja, das sind ja alte Klamotten. Nicht so alte Klamotten war dagegen die Aufzählung der Währungsreformen der letzten etwa 100 Jahre, die ich kürzlich in meinem zweimal im Monat erscheinenden Informationsbrief Pionier [Pionier war der Vorläufer von Schallhorn Fax] brachte. Ich zitiere: Wenn Politiker erkennen, daß es „so“ nicht weitergeht, wird passieren, was immer passiert, seitdem Politiker versuchen, an anderer Leute Geld zu kommen: Altes Geld wird durch neues ersetzt, zum „Wohle des Volkes“, um eine internationale Katastrophe zu verhindern oder aus anderen der Masse plausibel erscheinenden fadenschei-
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nigen Gründen. Allein seit etwa 1890 [ältere Unterlagen habe ich im Moment nicht zur Hand] wurde die europäische Bevölkerung so oft vom Staat enteignet: Österreich 3 mal, Bulgarien 4 mal, Tschechoslowakei 1 mal, Dänemark 1 mal, Finnland 2 mal, Frankreich 3 mal, Griechenland 2 mal, Ungarn 3 mal, Polen 4 mal, Rumänien 3 mal, Russland 4 mal, Jugoslawien mehrfach allein seit dem 2. Weltkrieg, und Deutschland zweimal in diesem Jahrhundert. Wenn zuviel Geld ein Fluch ist, ist zu wenig genausowenig gut, wie die großen Depressionen des 19 Jahrhunderts und der ‘30er Jahre zeigte. Um den Bürgerkrieg finanzieren zu können, kehrten die US dem Goldstandard den Rücken. Gleichzeitig nahm Lincoln die damals unvorstellbare große Summe von $2.6 Mrd auf und gab darüber hinaus noch $500 Mio neuer grüner Dollar - mit dem Spitznamen Greenback - aus. Die Geldmengenexplosion, der eine gleichgroße Explosion der Produkte schlichtweg nicht gegenüberstehen konnte, führte dazu, daß jeder Verkäufer von Gütern einfach mehr „Geld“ für sein Waren verlangte. Die Preise schossen sprichwörtlich in die Höhe. Nach dem Krieg verlangte die Republikanische Partei eine schnelle Rückkehr zu „echtem“, gesunden, goldgedecktem Geld. Die Greenbacks wurden eingezogen, ohne daß man neue Noten ausgab und der Goldstandard wurde zum Vorkriegswert von $20 je Unze Gold wiedereingeführt.
Genauso heftig, wie sich die Geldmenge zu Beginn des Krieges vergrößerte, waren die Folgen der Geldmengenimplosion. Preise gaben für 20 Jahre lang nach, bis sie 1884 auf dem Niveau von 1860 landeten. Besonders die Landwirtschaft hatte unter der „Großen Deflation“ zu leiden. Während es in Kriegszeiten gar nicht so einfach
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war, zertrampelten und zerstörten Feldern die zur Fütterung von Millionen Soldaten und Eseln notwendigen Nahrungsmittel zu entreißen, wurden nach dem Krieg mehr und mehr zerstörte Felder wieder in die Produktion aufgenommen. Bei sinkenden Preisen das Angebot an Waren zu erhöhen, führt aber zu weiter fallenden Preisen. Um einigermaßen vor dem Hungertod gerettet zu werden, wurde die Produktion erhöht, was mittels der beginnenden Mechanisierung relativ einfach vonstatten ging. Und zu weiter fallenden Preisen führte. Eine der Reaktionen auf diese politisch nicht zu kontrollierende Situation war eine intellektuelle Revolution unter den Politikern. Man sehnte sich nach inflationären Zeiten. Verschiedene Vorschläge, wie der unbegrenzte Druck nicht durch Gold gedeckter Banknoten oder die Ausgabe von Riesenmengen neu zu prägender Silberdollar, wurden nur mit knapper Mehrheit zurückgewiesen. Nur durch die zufällige Entdeckung neuer Fördermethoden der Goldminen [Zyanid] kam es erst zu einer Stabilisierung und später zu einer Expansion der Geldmengen - weltweit. Den Vorschlägen der Deflationsbekämpfer, unter hitzigen Debatten zurückgewiesen, wurde erst 1913 mit der Einrichtung der ersten Federal Reserve [FED] die Grundlage geschaffen. Obwohl die Bankkrise der ‘30er diese Ereignisse später überschattete [und man heute davon ausgeht, in den 30ern hätte die Welt „die“ große Depression erlebt], wollen wir nicht vergessen, daß es sich bei inflationären und deflationären Zeitspannen stets um zyklische Entwicklungen handelt, die ihren Ursprung in der Veränderung der menschlichen Psyche [von einem Extrem zum anderen] hat, und die erst den Boden schafft, auf dem die Saat des Chaos wachsen kann. Und bevor wir’s vergessen: Zwischen 1864 und 1896, in den Deflationsjahren also, mußten in den US 328 nationale und 1,243 regionale Banken die Tore schließen - für immer.
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Die Chaos-Zwillinge Wie wir noch sehen werden, sind Deflation und Bankpleiten unzertrennlich. Mehr als 25% aller Bankzusammenbrüche erreigneten sich im landwirtschaftlichen Westen der USA, Staaten, die am stärksten von der landwirtschaftlichen Krise betroffen waren. Banken sind nicht nur unzertrennbar mit der Entwicklung von Inflation und Geldschöpfung verbunden, sondern auch mit deren gegenteiligen Entwicklung. Sollten Banken den Wunsch auf eine Reduzierung der Geldmenge verspüren, können sie dies schlecht ohne die Einwilligung ihrer Kunden durchführen. Schließlich muß [!] irgendjemand ja den Mut zur Verschuldung aufbringen, wenn die Banken verdienen wollen. Anders als bei der Reduzierung der Geldmenge, ein Vorgang, an dem die Banken nicht sonderlich interessiert sind, haben sie ziemlich freie Hand, wenn es darum geht, den Geldhahn voll aufzudrehen. Die Kontraktion der Geldmengen wird, sobald sie „außer Kontrolle“ gerät, dagegen ausschließlich von den Bankkunden gesteuert. Erinnern wir uns an den Vorgang der Geldmengenschöpfung. Wie aus einem 100er ein 1,000er wurde. Verfügt ein Kunde jetzt über sein Guthaben, so reduziert eine Abhebung von 100 DM die Geldmenge um [bei 10%iger Mindestreservepflicht] 1,000 DM. Ein Grund, warum uns Banken seit der Erfindung des Girokontos den bargeldlosen Zahlungsverkehr schmackhaft machen wollen. Dies erklärt auch, warum die Geldmengenentwicklung saisonalen Schwankungen unterworfen ist, zB um Weihnachten. Noch nicht jeder Verbraucher ist von der bargeldlosen Zahlungweise überzeugt, und nicht jeder setzt Schecks oder Kreditkarten ein. Je länger die abgehobenen Banknoten aber brauchen, bis sie als Einzahlung wieder zurück zur Bank fließen, desto stärker der Einfluß auf die Geldmengenentwicklung.
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In Panikzeiten ist Bargeld deshalb König. Mit einem Scheck, auch einem bankbestätigten, gibt sich niemand zufrieden. Wer weiß schließlich, ob die Bank bei Vorlegung des Schecks noch existiert. Panikbelagerungen sind jedes Bänkers Alptraum. So, wie Bank-Reserven schwinden, werden Banken zur Rückforderung von Ausleihungen gezwungen. Können diese nicht schnell genug realisiert werden, darf die Bank schließen. Für immer. Wenn eine Bank von Panikabhebungen getroffen wird, reduziert sich die Geldmenge spürbar. Werden alle Banken von solchen Panikabhebungen getroffen, platzt die aufgeblasene Geldmenge wie ein Ballon. Genau das passierte während der ‘30er. Wie wir oben gesehen haben, ist die Macht der Zentralbanken tatsächlich beängstigend, wenn es darum geht, die Geldmengenentwicklung zu beeinflussen. Aber die gesamte geballte Macht und die Zielsetzung, Bankkrisen letztendlich zu verhindern, war machtlos, als Bankkunden zu dem Schluß kamen, daß das Abheben von Guthaben sicherer als das Vertrauen in die Banken war.
So einfach geht das: An einem Montag morgen, die Sonne schien und versprach auch für den Rest des Septembers herrliches Wetter, drängelten sich nervöse Kunden in der Halle der First National Bank of Ogden, Utah. Vor zwei Stunden hatte die führende Bank in Ogden die Türen nicht wie selbstverständlich geöffnet. Die Kunde breitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Innerhalb weniger Minuten drängelten sich die ersten Kunden in der First National, um ihr Geld schnell noch abheben zu können, bevor auch hier der Ofen aus war. Der Präsident der First National, ein gewisser Marriner S. Eccles, wußte, daß er nicht genug Bares besaß, alle Kunden zu befriedigen.
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Als alter Hase im Bankgeschäft wußte er auch, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als Zeit zu schinden. Er wies alle Kassierer an, langsam zu arbeiten. Geldscheine „stichprobenartig“ zu überprüfen, und jeden Betrag doppelt und dreifach nachzuzählen. So wie die Schlangen der Wartenden wuchsen, folgten die Kassiere ihren Anweisungen mit lobenswerter Präzision. Kleine Banknoten wurden zuerst verbraucht, da dieser Vorgang logischerweise längere Zeit in Anspruch nahm. Jede Unterschrift wurde nachgeprüft, selbst von Kunden, die man seit Jahren kannte - „neue Anweisung von oben“ wurde als Grund gegeben. Während die Luft in der Schalterhalle zum Schneiden dick war, verhandelte Eccles verzweifelt mit anderen Banken und der FED, um zusätzliches Bargeld aufzutreiben, mit dem er seine Bank retten wollte. Am nachmittag nahmen die Verhältnisse „draußen“ explosionsfähige Ausmaße an. Würde die Bank länger als gewöhnlich geöffnet bleiben, ließ sich der Zeitpunkt, zu dem die letzte Banknote verteilt war, nicht vermeiden. Würde er versuchen, zur gewöhnlichen Zeit zu schließen, drohte eine Gewaltkatastrophe. Schließlich war Selbstjustiz im Westen nichts Unbekanntes. Pferdediebe wurden von Zeit zu Zeit immer noch einfach aufgehängt, ohne daß es erst zu einem Gerichtsverfahren kam. Zwei Minuten vor Drei fuhr ein gepanzerter Wagen vor der Bank vor. Eccles hatte die FED dazu bewegen können, ihm eine Ladung Bares zur Verfügung zu stellen. Eccles wies seine Sicherheitsleute an, aus dem Abladen des Bargeldes eine große Schau zu machen. Dann wagte Eccles den dreistesten Schritt seines Lebens. Er kletterte auf den Tresen und verkündete, daß wegen der außerordentlich großen Nachfrage nach Bargeld die Schalter heute länger geöffnet bleiben würden. Wer in der Schlange wartete, um Einzahlungen vorzunehmen, möge doch bitte
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morgen wiederkommen, damit die Kunden, die Bargeld abheben wollten, zuerst zum Zuge kamen. Und sollte das vorhandene Bargeld nicht ausreichen, würde er weiteres von der FED holen lassen. „Wo das herkam, da ist noch mehr“. Eccles’ Pokerspiel ging auf. Nicht lange, und die Warteschlangen lösten sich auf. Die First National of Ogden überlebte. Um Haaresbreite. Als Eccles sagte, „wo das herkam, da ist noch mehr“ hatte er keineswegs gelogen. Er hatte einfach nur nicht gesagt, daß keine einzige Dollarnote, die soeben unter großem Aufwand hereingetragen wurden, der First National gehörte.
Theodore Roosevelt bestellte Eccles sieben Jahre später zum Ersten Vorsitzenden der Federal Reserve, wo seine Aufgabe darin bestand, den Schaden, den die wie Kartenhäuser umfallenden Banken verursachten, auf ein Minimum zu drücken.
Bankpleite No 1: Als Edward III von England 1327 schließlich seine Zahlungen einstellte, zog er die italienischen Bardi und Peruzzi Banken mit in den Konkurs. Trotz dieser nicht gerade staatsmännischen Handlung konnten die Engländer schon wenige Jahre später wieder italienische Banken anzapfen. Da die Banken Venedigs, das damalige Finanzzentrum der Welt, nicht wußten, wohin mit dem Geld, mußten sie aktiv auf Kundensuche gehen. Bargeld läßt man schließlich nicht einfach brachlos herumliegen. Edward IV, in starker Bedrängnis wegen des Rosenkrieges bzw der durch diesen verursachten Kosten, kam die Kunde aus Venedig mehr als gelegen. Banken betreiben schließlich das Geschäft der Geldverleihung. Und wie die Geschichte der Banken wieder und wieder zeigt, werden strenge Beleihungsmaßstäbe und
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konservative Geschäftspraktiken durch nichts leichter ausgehöhlt, als durch plötzliche Einlagen, die zur Verleihung bereitstehen. Die größten Verluste heimsten sich Banken dabei stets beim Geldverleih an Prinzen, oder heute an Staaten, ein. Wie die Machthaber heutiger Nationen war auch Englands Monarch mehr mit den Verhältnissen im Inland beschäftigt als mit seinen ausländischen Verbindlichkeiten. So wie sich der Krieg mehr und mehr in die Länge zog, geriet er mit seinen Rückzahlungsleistungen und später Versprechen mehr und mehr in Rückstand. Anstatt ihm jedoch das Messer auf die Brust zu setzen und eine Bankrotterklärung zu erzwingen, wurde wieder und wieder umgeschuldet. Solange, bis eine neuerliche Umschuldung einfach nicht mehr möglich war. Die Banca Medici durfte schließlich einen Verlust in die Bücher eintragen. Obwohl die Bank von England 1694 gegründet wurde [ihr wurde die alleinige Lizenz zur Ausgabe von Banknoten gegen ein Darlehn von £1.2 Mio zu 8% Zinsen an König William III erteilt], hatten Banken noch für mehrere hundert Jahre geringeren Zugriff auf echte Vermögen als Private. Die Baringfamilie organisierte 1839 einen Syndikatskredit zur Rettung der Bank von England. Die Rothschilds liehen Irland Geld zur Vermeidung einer Hungerskatastrophe [1847], finanzierten den Krimkrieg und liehen England Geld, damit GB seinen Anteil am Suezkanal bezahlen konnte. Die großen Handelsbankfamilien des 19 Jahrhunderts waren trotz aller Kontakte nicht gegen Pannen gefeit, die Banken wie die heutige Citibank, Bank of Amerika oder auch Herstatt glatt umwarfen oder an den Rand des Ruins brachten. Vor weniger als 100 Jahren verlieh die
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Baringfamilie riesige Summen an Argentinien, ohne in Erwägung zu ziehen, daß ein neuer Präsident das Land binnen kurzer Zeit an den Rand des Ruins bringen könnte - und brachte. Nach Jahren der Plünderung und sozialer Unruhen stand irgendwann fest, daß das Geld nie zurückgezahlt werden würde. Im Aug 1890 hörte man in London Gerüchte, die Baringfamilie sei in ernsten Schwierigkeiten. Man fragte unter der Hand bei der Bank von England nach neuen Mitteln nach. Während die Gouverneure der Bank von England nach außen Gleichgültigkeit und Unwissenheit demonstrierten, versuchte man hinter den Kulissen, Ereignisse zu verhindern, die Europa ruiniert hätten. Aber, so mußte man bei der Bank von England schnell erkennen, allein war man machtlos. Die Reserven der Bank in Höhe von £10 Mio reichten einfach nicht aus, die Verbindlichkeiten der Barings in Höhe von £21 Mio zu decken, geschweige denn einen geordneten zukünftigen Geschäftsbetrieb der Bank zu gewährleisten. Als die Bank deshalb den britischen Schatzkanzler um Rat anging, ging dieser die Rothschilds um Rat an.
Obwohl der Zusammenbruch der Barings den Rothschilds insgeheim große Genugtuung bereitet hätte, erkannte Rothschild, daß seine eigenen Interessen leicht mit in den Schlund der internationalen Schuldenkrise gezogen werden konnten. Wie immer, wenn Großbanken durch Dummheit in Schwierigkeiten geraten, mußten öffentliche Gelder herhalten -Rothschilds eigenes Geld war für derart riskante Geschäfte anscheinend zu schade. Durch Verhandlungsgeschick oder durch schiere Ausübung von Macht brachte er die Französische Nationalbank [£3.5 Mio] und verschiedene andere dazu, den Engländern bzw der Bank von England den Fehlbetrag von £21 Mio zu leihen, den diese den Barings zur Verfügung stellten. Das „Bailout“,
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die Rettungsaktion, war ein voller Erfolg. Baring-Banken wurde reorganisiert und zahlten innerhalb von vier Jahren alle Verbindlichkeiten zurück. Argentinien ward sich selbst überlassen und galt für eine Zeit als kreditunwürdig. In Buenos Aires brach eine Bankkrise aus, und mit ihr kam fast jeglicher Handel mit Südamerika zum Stillstand. Das 19 Jahrhundert brachte mehrere solcher Rettungsaktionen mit sich. Banken gewöhnten sich schließlich daran, Staatsfinanzen zu sanieren. Nicht immer jedoch wurden diese Sanierungen mittels Liquidität erreicht. Oft genug wurden Soldaten in bankrotte Staaten geschickt, die sich holten, was „beliehen“ war. Als englische Banken zB Ägypten Geld für den Bau einer grandiosen Oper liehen, muß von vornherein festgestanden haben, daß der König die Rückzahlung der Verbindlichkeiten nicht aus dem Eintrittskartenverkauf vorzunehmen plante. Statt dessen besteuerte er seine Landarbeiter, seinen Handel und alles andere, was sich bewegte, Eigentum wurde verstaatlicht, und später mußte er gar seinen Anteil am Suezkanal versilbern. Trotzdem war all dies nicht genug. Als er 1879 ausgegebene Festverzinsliche, die meisten davon in britischem Besitz, nicht honorierte, erklärte eine internationale Gläubigerkomission schlicht, daß Ägypten unter die Kontrolle eines Konkursverwalters gestellt würde. Als diese Maßnahmen zu Unruhen im Land führten, fackelten die Engländer nicht lange. Sie besetzten Ägypten, schlugen die Armee nieder und blieben, um die Rückzahlung zu überwachen. Schon 1857 hatten englische und französische Truppen ähnliches in Tunesien vollbracht, denen die Italiener folgten, um Italiens Ansprüche sicherzustellen. 1876 brachte die Zahlungseinstellung Sultan Ottomans Europa’s Truppen in die Türkei.
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Ein Grund, warum die Schuldenkrise der Dritten Welt so weit ausufern konnte, liegt darin, daß die militärische Gerichtsvollziehermethode heute nicht mehr angebracht ist, und keineswegs aus humanitären Gründen. Die Kosten einer modernen Armee sind so in die Höhe geschnellt, daß es „kaufmännisch“ nicht vertretbar ist, die militärische Gerichtsvollziehung einzusetzen. Ein moderner B-2 Bomber kostet Onkel Sam runde $750 Mio. Ein paar Untergrundkämpfer bewaffnet mit einer Bodenrakete, die von der Schulter geschossen wird [wie zB in Afghanistan gegen die Russen], reichen völlig, die Kosten einer solchen Invasion wesentlich über den Wert irgendwelcher verbleibender und abtransportierbarer Sachwerte zu hebeln.
Die Panne an Wall Street Die Geschichte der Ereignisse nach dem I Weltkrieg ist schnell erzählt. Deflation in den USA setzte genau wie nach dem Bürgerkrieg mit aller Wucht ein. Rohstoffpreise fielen in weniger als 2 Jahren um mehr als 50%. Die Landwirtschaft bußte in der gleichen Zeit fast 45% ihres Einkommens ein. Der Vorsitzende der FED, E. Strong, hatte aufgrund seiner ausgezeichneten Ausbildung die Entwicklung der Bürgerkriegsjahre in Erinnerung, als er beschloß, das amerikanischen Volk vor einer neuerlichen drastischen Deflationskrise zu bewahren. Wichtiger noch, als Ökonom fürchtete er, deflationäre Tendenzen aus dem alten Europa, könnten die Lage noch verschlimmern. England bemühte sich, wieder den im Krieg vernachlässigten Goldstandard einzuführen, und Deutschland litt unter riesigen Reparationsverbindlichkeiten an Engländer und Franzosen.
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Strong beschloß daher, die amerikanische Geldmenge so schnell wie möglich zu vergrößern. Im Sommer 1927 wurde die amerikanische Geldmenge verzweifelt um mehr als $5 Mrd, ein stattliches Sümmchen zu damaliger Zeit, erhöht. Eingangs hatten wir gesehen, zu welch explosionsartigen Folgen eine Erhöhung der Bankreserven um $5 Mrd führen kann. Und wir hatten festgehalten, daß eine derart starke Expansion der Geldmenge, wenn sie nicht von einer gleich starken Ausweitung der „Gütermenge“ begleitet wird, schlichtweg zu steigenden Preisen, zu Hyperinflation führen muß. Dabei muß es sich nicht immer um Inflation gängiger Verbrauchsgüter handeln. Diesmal ging die überschüssige Liquidität in Aktien und Festverzinsliche. Kurse schossen in die Höhe. Aus Sicht der Banken stellte die unaufhörlich wachsende Liquidität ein großes Problem dar. Wohin damit, fragten sich Bänker landauf, landab. Da man Geld nicht einfach brach liegen lassen kann, mußten Schuldner her, die bereit waren, Zinsen zu zahlen. Geld muß schließlich arbeiten. Daß man im Begriff war, die Fehler des 18 und 19 Jahrhunderts zu wiederholen, interessierte Banken damals so wenig wie Anfang der ‘70er, als man sich wunderte, was man mit den Öl-Milliarden wohl anstellen könnte. Vor Geld fast aus den Nähten platzende Banken steckten Einlagen und Kundengelder in deutsche Festverzinsliche. Strong hatte einen genialen Plan erarbeitet, so genial, wie ihn sich nur Staatsdiener ausmalen können. Indem man den Deutschen Geld lieh, versetzte man sie in die Lage, ihre Kriegsschulden an die Engländer zu zahlen, die daraufhin dann ihre eigenen Verbindlichkeiten bei den Amerikanern begleichen konnten. In der Tat perfekt.
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Der Absatz der Bonds erwies sich als großartiger Erfolg. So großartig, daß man sich nach zusätzlichen potentiellen Schuldnern umsah. Binnen kürzester Zeit wurden Bonds aus Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Costa Rica, Equador, Mexiko, Peru und Rumänien unter das Anlegervolk gebracht. Es dauerte nicht lange, bis allein in Kolumbien 29 US-Banken vertreten waren, die ihre Liquidität allen möglichen Staatsorganen andienten.
Aber, und deswegen findet dieser Bericht Eingang in diese Arbeit, ganz so perfekt, wie Strong sich seinen Plan ausgemalt hatte, war er wohl doch nicht. Immer, wenn Banken vor Liquidität nur so strotzen, werden vernünftige Geschäftspraktiken genauso wie Beleihungsmaßstäbe über Bord geworfen. Als Strong merkte, daß seine Deflationsbekämpfung in Hyperinflation auszuarten drohte, haute er auf die andere Pauke. Schon wenige Jahre später zeigte die Depression, daß die zu Unsummen umgeschlagenen Festverzinslichen aus aller Welt weniger wert waren, als im Preis für fast 15 Jahre fallende Tapeten. Wie von Banken nicht anders zu erwarten, wurden aber noch andere Fehler begangen. Banken liehen sich kurzfristiges Geld [Kundeneinlagen], um es langfristig anzulegen. Zwischen 1913 und ‘30 stieg der Anteil der langfristigen Hypotheken im Durchschnitt aller US-Banken von 14% auf 40%. Verheerend ist dabei, daß die Kundeneinlagen, die ja zum Schluß zu 400% [Multiplikatoreffekt] als Hypothek ausgeliehen wurden, jederzeit abrufbar waren - die Hypotheken jedoch Laufzeiten von [damals] 15 bis 20 Jahren hatten. Jede Liquiditätsanspannung mußte einfach zur Katastrophe führen. Die Katastrophe ließ nicht lange auf sich warten.
Bei der Suche nach akzeptablen und willigen potenten Schuldnern wandte man sich auch an Wall Street. Noch 1929 stiegen die Auslei-
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hungen für Wertpapiergeschäfte noch um 24% und führten damit zu einer weiteren Anheizung der Börseneuphorie. John Kenneth Galbraith meinte damals, daß gerade die Kredite, die der Spekulation dienten, mit zu den sichersten im Lande gehörten, da die beliehenen Wertpapiere ja jederzeit und schnellstens verkäuflich waren. Daß dies wenig später nur noch zu genauso schnell fallenden Preisen möglich war, konnte Galbraith sich anscheinend nicht ausmalen. Selbst branchenfremde Industrien stiegen in das Geschäft der Verleihung zur Spekulation ein. General Motors, Sinclair, Bethlehem Steel und zahlreiche andere zogen „überflüssiges“ Geld von den Banken ab und betrieben die Verleihung an Broker und Großspekulanten. Anfang Februar, acht Monate vor dem „Crash“, wurde die FED nervös. Man forderte die Banken auf, sich bei der Vergabe spekulativer Kredite zurückzuhalten. Nur wenige Banken zogen eine Beachtung dieser Aufforderung in Erwägung. Erstens, weil die FED nicht in der Lage war, die Banken direkt zur Befolgung ihrer Anweisung zu zwingen, und zweitens, weil bei weitem nicht alle Banken Mitglied der FED waren.
Banken meinten gelassen, es sei nicht möglich, eine klare Grenze zwischen spekulativer Anlage und echtem Investment mit Gewinnerzielungsabsicht zu ziehen. Schließlich wußten die Banken genau, daß jegliche Zurückhaltung von ihnen sofort von anderen Geldquellen, so zB der Industrie, ausgenutzt werden würde. Der ‘29er Crash war dabei nur der erste Schock, den das bis an die Existenzfähigkeit strapazierte Finanzsystem erfahren durfte. Abgesehen von einer Reduzierung der Anlagewerte der Banken blieb der Crash für diese ohne Folgen. Echte Kalamitäten wurden nicht verzeichnet, und auch
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unter Wall Streets Banken gab es keine Verwundeten oder Angeschlagenen. Die deflationären Folgen des Crashes, bzw der dazu führenden Ereignisse, ließen noch eine Weile auf sich warten. Damals hatte man sich, genau wie heute wieder, an umkippende Banken gewöhnt. Wenn $500 Mio bei VW verschwinden, dann mag das für VW schmerzlich sein. In der guten Wohnstube ändert sich deshalb nichts. Oder? Gerade in landwirtschaftlichen Landstrichen waren Bankpleiten quasi an der Tagesordnung. Die landwirtschaftliche Depression von 1921 bis ‘25 und der ‘25er Zusammenbruch der Immobilienblase in Florida forderten immer noch ihre Opfer. Aber all dies waren Dinge, die zwar die Betroffenen, nicht jedoch die anderen, angingen. Allein in der Zeit von 1920 bis ‘27 wurden 4,269 Bankzusammenbrüche verzeichnet. Die 491 Pleiten in ‘28 und die 651 in ‘29 waren deshalb nicht außergewöhnliches. Die echte Katastrophe setzte erst ein Jahr nach dem Börsencrash ein, genau die Katastrophe, die durch die Gründung der FED eigentlich verhindert werden sollte.
Noch 18 Monate vorher meinte Strong, daß allein die Existenz der FED ein nicht zu überkommender Schutz für das Bankensystem darstellen würde. „Sollte es wirklich notwendig werden, können wir die Straßen mit Geld überschwemmen.“ Gerade weil die Bevölkerung wußte, daß die FED diese Potenz besaß, so argumentierte Strong, würde jede Vertrauenskrise im Keim ersticken. Wie diese Arbeit bereits zeigte, kommt es gerade in deflationären Zeiten zu vermehrten Bankpleiten. Seit der ersten Bankenkrise 600 vor Christus haben die Machthabenden stets versucht, diese durch das „Überschwemmen der Straßen mit Geld“ zu verhindern. Durch Grün-
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dung der FED hatten die US jetzt auch die institutionellen Mechanismen, eine derartige Geldschwemme zu organisieren. Aber keine Institution, keine Planung und keine Autorität, ganz gleich wie machtvoll und durchgeplant, darf als Garantie für menschliches Versagen betrachtet werden. Strong blieb es erspart, zu sehen, was er angerichtet hatte. Er verstarb 1929. Unter seinem Nachfolger kam die FED trotz aller Macht völlig zum Stillstand. Man verstand nicht nur nicht das Ausmaß der Krise, die da braute, man versäumte auch noch jegliche Reaktion darauf, als sie nicht mehr wegzudiskutieren war. Von allen während der ‘20er zusammengebrochenen Banken hatten 88% weniger als $1 Mio an Bilanzsumme. 40% dieser Banken waren kleine Institute, die mit weniger als $25,000 Eigenkapital gegründet wurden, und mehr als 90% dieser Klappbanken waren in landwirtschaftlichen Gegenden angesiedelt, die die volle Wucht der vorherigen Landwirtschaftskrise getragen hatten. Wie so viele Bankkrisen vorher begann auch die der ‘30er Jahre im finanziellen Hinterland. Ausgelöst wurde die neuerliche Krise wahrscheinlich in Tennessee, wo sich mehrere Provinzbänkler übernommen hatten. Irgendwann war man nicht mehr in der Lage, gewünschte Abhebungen zu befriedigen. Die Panik in Tennessee setzte im Nov ‘30 ein. Binnen weniger Wochen verbreitete sich diese Panik wie ein Lauffeuer nach Missouri, Illinois, Indiana, Arkansas und North Carlina. Den Aufsichtsbehörden schien dieser Run auf die Banken nicht anders, als die der letzten 10 Jahre. Man hatte sich ja an regelmäßige Pleiten kleiner Institute gewöhnt. Am 10 Dez 30 kursierten aber plötzlich Gerüchte über Mismanagement und Betrug bei der Bank of the United States in NY [eine private Bank, die trotz ihres Namens keineswegs irgendwelche Verbindungen mit dem Staat hatte]. Den ganzen Tag über
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waren gepanzerte Transporter unterwegs, um Bargeld zwischen den in Bedrängnis geratenen Filialen hin und herzuschieben, damit ein „Aus“ vermeiden werden konnte. Schon am nächsten Tag jedoch wurde die Bank vom Gouverneur von NY geschlossen. Mehr als 400,000 Anleger waren von ihren Konten abgeschnitten. Mehr als 75% aller Anleger hatten dabei Guthabensalden von weniger als $400. Wie immer [!] wußten die Aufsichtsbehörden lange vor der Öffentlichkeit, daß die K.... am dampfen war. Eine Routineüberprüfung der FEDKontrolleure hatte zutage gebracht, daß das Eigenkapital der Bank nicht nur völlig aufgezehrt war, sondern daß die Verbindlichkeiten der Bank ihre Forderungen um $2,920,606.15 überstieg. Nach den Schuldigen brauchte nicht lange gesucht werden. Die Eigentümer der Bank, Bernard Marcus und Saul Singer, hatten etwa $25 Mio in Immobilienobjekte fragwürdiger Qualität gesteckt. $2.6 Mio gingen als nicht gesicherte Darlehn an Vorstandsmitglieder. Aktien der Bank of the United States wurden außerdem als Sicherheit für weitere Kredite in Mio-Höhe genommen. Leider tendieren Banken dazu, erst nach dem Fall zu lernen. Daß der Wert dieser Aktien mit dem Zusammenbruch der Bank „zusammenbrechen“ konnte, vermochte sich anscheinend niemand rechtzeitig auszumalen. Die ursprünglich durch Aktien gesicherten Kredite wurden plötzlich zu ungesicherten. Nachdem etwas Gras über die Sache gewachsen war, verschwanden Marcus und Singer schließlich nach einer Verurteilung wegen Betrugs hinter schwedischen Gardinen. Der Gouverneur der FED wurde von dem Vorwurf, die Bank nicht rechtzeitig geschlossen zu haben, jedoch freigesprochen. Seine Verteidigung: Hätte er die Bank eher geschlossen, so hätte der den Ablauf der Dinge nur zeitlich vorverlegt. Ist ja logisch. So logisch, daß Aufsichtsbehörden diese beste aller Ausreden heute noch einsetzen, wie
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zB im Falle des Zusammenbruchs des englischen Fonds Barlow Clowes. Genau dieses Argument der „Vorverlegung“ muß heute auch als Grund hinhalten, warum die FED Daten über die Banken erst mit großer Verspätung veröffentlicht.
Obwohl diese Bank, wie ich oben betonte, keineswegs eine Institution des amerikanischen Staates war, war diese Feinheit ausländischen [und auch amerikanischen] Bankkunden nicht unbedingt bekannt. Folglich erschütterte gerade dieser Zusammenbruch das Vertrauen in die Bankwelt weltweit. 1930 wurde schließlich ein neuer Rekord geschrieben: 1,352 Banken schlossen für immer. Nachdem sich die Lage in den Winterwochen etwas beruhigte und die Gemüter etwas abgekühlt hatten, nahmen Bankpleiten mit der Frühlingssonne wieder zu. Vor allem in landwirtschaftlichen Gegenden, als Farmer versuchten, für den Anbau der Saison liquide Mittel zu erhalten. Und selbst in den Städten konnte nicht aufgehalten werden, was kommen mußte.
Dann kam der Hammer - diesmal aus dem Ausland: Im Mai mußte eine der Rothschildfamilie zugesprochene Bank in Österreich, die Österreichische Kreditanstalt für Handel und Gewerbe, schließen. Es dauerte nur Tage, bis diese Schließung Folgen in ganz Europa zeigte. In weniger als zwei Wochen hatte die deutsche Reichsbank mehr als 30% ihrer Reserven verbraucht. So wie das internationale Vertrauen in die Banken schwand, rapide schwand, verhielten sich Banken, und Zentralbanken keinen Deut anders wie der „Kleine Mann“, wenn er um seine Groschen fürchtet. Banken und
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Zentralbanken zogen Gelder von in- und ausländischen Banken ab, panikartig! Ausländische Banken zogen Guthaben aus Deutschland ab, die Zentralbanken Frankreichs, Belgiens und Hollands zogen ihre Goldbestände aus England und den USA zurück. Die Bank von England sah ihre Reserven innerhalb von 10 Tagen um mehr als ein Viertel schrumpfen. Zwei Monate später wurde der Versuch, zum Goldstandard zurückzukehren, völlig aufgegeben. Banken und deren Vorstandsmitglieder zeigten durch ihr Verhalten, daß sie sich keineswegs von ihren Kunden unterscheiden. Höchstens in der Arroganz. Wie sich diese drastischen „Abhebungen“ auf die Geldmenge auswirkten, dürfte nach unseren obigen Betrachtungen offensichtlich sein. Die Geldmengen implodierten weltweit. Statt die „Straßen mit Geld zu überfluten“, zögerte die FED, sie zauderte, überlegte, sinnierte, um letztendlich nichts zu tun. Schon nach ein paar Monaten betrug das Geldmengenwachstum negative 31%, ein Trend, der weltweit und jahrelang anhielt. Diese Liquiditätsimplosion war wohl der Strohhalm, der das Rückgrad des Kamels brach. Das Kamel war selbstverständlich die Banken. Innerhalb weniger Monate wälzte sich eine Lawine neuer Bankpleiten durch das Land. Nevada, Wisconsin, Pennsylvania, Minnesota und Tennessee waren besonders arm dran. Ende ‘32 verzeichnete man 2,294 Bankschließungen - 70% mehr als im Rekordjahr 1931. Während die FED anfänglich zauderte und zögerte, da manche ihrer Mitglieder bezweifelten, das Überfluten der „Straßen mit Geld“ könnte diese Entwicklung aufhalten, erkannte man plötzlich, daß man handeln mußte.
Die FED beschloß, während der nächsten elf Wochen jede Woche für $100 Mio Festverzinsliche [Bonds] am offenen Markt zu kaufen, um so die Liquidität drastisch zu erhöhen. Wie eine Sturmflut schoß die
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neue Lawine plötzlicher Liquidität durch das amerikanische Banksystem. Ohne auch nur einen Hauch von Änderung zu bewirken. Banken stapelten Geld in ihren Tresoren bzw als Reserven auf den Konten bei der FED und anderen Banken. Wenige waren bereit, neue Kredite an ihre Kunden zu vergeben. Die wenigen, die die Notwendigkeit erkennen konnten, fanden keine Abnehmer. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre schien niemand zu wissen, ob der nächste Ansturm auf die Banken nicht tödlich sein würde. Der Liquiditätsgrad amerikanischer Banken schoß auf über 60%. Geld, das eigentlich hätte arbeiten können, träumte im Leerlauf vor sich hin. Anfangs hatten wir festgehalten, daß eine Erhöhung der Bankreserven um $100 bei einem Multiplikator von 10 zu einer Liquiditätsvergrößerung von $1,000 führt. Dies stimmt aber nur teilweise. Diese Liquiditätsvergrößerung kann nur eintreten, wenn Banken bereit sind, Gelder zu verleihen, und wenn die Öffentlichkeit zur Verschuldung bereit ist. Nach den jüngsten Erfahrungen beider, Bänker und Kunden, durfte es nicht überraschen, wenn beide Voraussetzungen fehlten. Jede noch so angestrengte Liquiditätsbemühung durch die Zentralbanken war machtlos gegen das fehlende Vertrauen bei Kunden und Bankiers.
Wir müssen an dieser Stelle wohl zum Schluß kommen, daß deflationäre Einstellungen bei Banken und Verbrauchern also ausreichen, alle Anstrengungen der Aufsichtsbehörden nichtig zu machen.
Hoover tritt auf den Plan Während die FED lange zögerte und sich nicht zu irgendwelchen Eingriffen entschließen konnte, konnte dies von Hoover nicht gesagt wer-
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den. Tatkräftig wurde die Reconstruction Finance Corp [RFC] gegründet, die die Aufgabe hatte, in Bedrängnis geratenen Instituten, die eigentlich gesund waren, die aber von der immensen Liquiditätsenge bedroht waren, Cash zur Verfügung zu stellen und somit eine Verschlimmerung der Krise verhindern und diese letztendlich ganz eindämmen sollte. Der RFC wurden innerhalb eines Jahres $900 Mio bereitgestellt, die diese unter Banken streute. Nach den Vorschriften der die RFC in Leben rufenden Legislation mußten die Organe der RFC die Namen der betroffenen Institute an den US Senat weitergeben, wo diese jedoch geheim gehalten wurden. Fünf Monate später setzte der Kongreß durch, ebenfalls die Namen der Institute zu erhalten, die in den Genuß einer RFC-Liquiditätsspritze kamen. Heute wie damals konnte der US-Kongreß jedoch kein Geheimnis für sich behalten. Sobald bekannt wurde, welche Banken Geld durch die RFC erhalten hatten,
asoziierte
die
Öffentlichkeit
dieses
Tatbestand
mit
Schwierigkeiten. Ein neuer Run auf diese Banken setzte ein, die Geldmenge schrumpfte wie ein in der Sonne liegengelassener Apfel. Vier Monate später wurde die RFC eingestampft. Die geballte Angst und auch Wut der Kunden, die Tausende und Millionen in den Wind schreiben mußten, führten schließlich zu einer offiziellen Untersuchung über den Börsencrash und auch die Bankpleitenwelle. Ohne daß ich Sie hier mit Einzelheiten langweilen möchte, muß festgehalten werden, daß auf die zutage kommenden Fakten niemand stolz sein darf - allen voran die Banken nicht. Betrügerische Anklagen und auch Verurteilungen wurden zur Routine. Diese Untersuchung brachte ans Tageslicht, wie Banken aufgrund der vorherigen Überschußliquidität jeden Verstand als Ballast betrachteten, wie selbst beim Ansammeln von riesigen Verlusten noch Dividendenerhöhungen
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durchgeführt wurden, wie nicht gesicherte Kredite an „Insider“ gegeben wurde, und wie man Kunden nach Strich und Faden betrog.
US-Banken, die damals wie deutsche Banken heute dem Geschäftsbetrieb der Universalbank nachgingen, betrieben systematischen Betrug. Die Gier schien einfach keine Grenzen zu haben. Depotauszüge geschädigter Kunden belegten, daß An- und Verkäufe von Wertpapieren nur in den seltendsten Fällen zu den tatsächlichen Börsenkursen vorgenommen wurden. Bis zu 10% wichen die Kurse auf den Abrechnungen von echten Kursen ab. Aufträge wurden teilweise wochenlang verschleppt. Erschreckend war, daß Millionen von „Anlegern“ zum damaligen Zeitpunkt noch Aktienkäufe zum Kurs von $100 oder $200 abzahlten, obwohl die Aktien entweder nie diese Höchstkurse erreicht hatten, oder nach eingehender Prüfung von den Banken erst nach dem Crash gekauft wurden, man den Kunden aber vor dem Crash getätigte Umsätze vortäuschte. Kredite an Familienmitglieder der Banken, die genauso wie die der Kunden zu Spekulationszwecken gegeben waren, wurden dagegen größtenteils als „uneinbringlich“ und somit zu Lasten des Sparers abgeschrieben. Zum Zeitpunkt der Präsidentschaftswahlen hatte sich das amerikanische Realeinkommen seit ‘29 um 53% verschlechtert, während die Staatsverschuldung um 20.7% gestiegen war. Ausstehende Bankkredite hatten sich um 59% reduziert, Unternehmensgewinne um 76% und Aktien waren 75% tiefer als ‘29. Wem das nicht reichte, der brauchte nur Hoovers Wahlniederlage abzuwarten. Eine neue Flut der Abhebungen setzte ein. Als Franklin D Roosevelt das Amt des Präsidenten übernahm, befanden sich die US in tiefem Chaos. Banken waren vielerorts bereits geschlossen. Die wenigen, die offen blieben, erlaubten nur
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stark reglementierte Abhebungen, zB 5% des Gesamtbestandes, oder mit 90 Tagen Kündigungsfrist. Roosevelts erste Amtshandlung bestand darin, die auf regionaler Basis erlassenen „Bankfeiertage“ durch eine nationale Anordnung zu ersetzen. Bis zum 9 März wurden einfach alle Banken geschlossen, da „ausländische Spekulanten schwerwiegende und nicht gerechtfertigte Abhebungen vorgenommen hatten und auch weiterhin vornehmen wollten, und gleichzeitig zerstörerische Spekulationsaktivitäten an den Devisenmärkten durchführten“, so seine weit verbreitete Begründung. Als nächstes beauftragte er seinen Schatzkanzler, eine geordnete Wiedereröffnung der Banken zu planen. Alle Banken sollten in drei Gruppen aufgeteilt werden: die, die problemlos öffnen konnten, die, die zwar angeknackst aber mit etwas Unterstützung langfristig doch lebensfähig waren, und solche, bei denen jede Hilfe zu spät kam. Banken der dritten Kategorie würden nicht mehr geöffnet sondern direkt liquidiert werden. Eine entsprechende Banken-Notstandsgesetzgebung wurde durch den Kongreß forciert. Am Abend des 12 März hielt Roosevelt den ersten seiner in die Geschichte eingegangenen Fireside Chats [Kamin Plausch], die per Radio landesweit übertragen wurden und von denen man sagt, daß jeder Amerikaner sie damals mit gespitzten Ohren verfolgte.
Seinen Radiozuhörern erklärte Roosevelt die gleichen Bedingungen, die er durch den Kongreß geboxt hatte. Daß viele Banken wieder öffnen würden, daß aber auch einige nie wieder öffnen könnten. Er erklärte offen, wieso er zu diesem Entschluß kam. Und er sagte, warum man sich wieder Hoffnung machen durfte. Politisch waren diese Fireside Chats der größte PR-Erfolg, den ein amerikanischer Präsident je erzielen durfte. Am ersten Tag, an dem
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die Banken wieder öffneten, übertrafen Einzahlung die Abhebungen um mehr als 12%. Schatzkanzler Wodin und seine Buchhalter-Armee bezeichnete schließlich etwa die Hälfte aller US-Banken, die gleichzeitig für mehr als 90% aller Einlagen verantwortlich zeichneten, als kerngesund. Etwa 45% aller Banken wurden an einer engen Leine geführt, wobei Abhebungen begrenzt wurden. Da diese Begrenzung vom Staat, und nicht etwa von der Bank selbst verfügt wurde, war ein panikartiger „Run“ auf diese Banken ausgeschlossen. 5% aller USBanken, die den Crash und auch die folgenden Deflationsjahre überlebt hatten, wurden unter Roosevelts Anweisung jedoch liquidiert. Die Wirtschaft spürte den neuen Optimismus fast vom ersten Tag an. Geschäfte florierten wieder. Die Börse zeigte Anzeichen einer Rally. Roosevelt und seine Mannen schlotterte aber noch lange Zeit die Knie - denn außer daß er der angeschlagenen Nation durch seinen Kaminplausch neues Vertrauen einflößte, hatte sich ja nichts geändert. Aus Angst, eine der wiedereröffneten Banken könnte trotzdem wieder Ziel eines Panik werden, ließ Roosevelt schließlich gegen seinen Willen verkünden, daß man hinter jeder der wiedereröffneten Banken stehen würde - FED-Mitglied oder nicht. Diese [moralische] Stützung der amerikanischen Banken führte schließlich zur Gründung der FDIC, der amerikanischen Einlagenversicherung der Banken. Obwohl er der Gründung zustimmte, war Roosevelt von anfang an gegen die Gründung der Einlagenversicherung, weil sie seiner Meinung nach zu Betrug und Nachlässigkeit führen würde und damit genau das Gegenteil der verlautbarten Absicht, dem Schutz der Anleger, führen würde. Schließlich war ihm bekannt, daß alle bisherigen privatwirtschaftlichen Versuche des Einlagenschutzes, den
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Banken in der Vergangenheit aufgestellt hatten, im Endeffekt stets kläglich versagt hatten.
1980 - die Wiederholung? Ende 1979 verzeichneten Banken weltweit die größten Gewinne für Jahrzehnte. Gewinnspannen betrugen im Schnitt 13.9 [Top 500 Europa heute 11.06, Top 215 US heute 7.75%], eine enorme Verbesserung im Vergleich der vorherigen zwanzig Jahre, während der Banken im Durchschnitt lediglich 11% Gewinn machten. Trotz der Rezession konnten Banken ihre Gewinne ‘80 nochmals um 10.3% und ‘81 um weitere 9% verbessern. Um so schockierender waren die Ereignisse, die nur kurze Zeit später drohten, das Selbstverständnis einer neuen Generation, die ohne jeder Krisenerfahrung herangewachsen war, zu erschüttern. Anfang der ‘80er
ging
man
davon
aus,
daß
Bankpleiten
und
Firmenzusammenbrüche Ereignisse waren, von denen die Menschheit im finsteren Mittelalter geplagt wurde - nicht jedoch in der modernen Hightech- und Konsumwelt des gerade begonnenen Jahrzehnts. Genauso weitverbreitet war [und ist] die Annahme, daß Preise sich nur und für immer in eine Richtung entwickeln - nach oben. Kapitalanlagen und auch das Konsumverhalten wurde so ausgelegt, daß die Inflation bei ersteren zu besiegen oder deren Effekt wenigstens zu mindern war, und daß die gleiche Inflation schon dafür sorgen würde, daß eingegangene Verpflichtungen sich irgendwie von selbst in Nichts auflösen würden. Die Konsequenzen für manche Bereiche waren umwerfend. Die Landwirtschaft, allen voran in den USA, litt am meisten. Farmen
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kamen unter den Hammer, ganze Familien verloren nicht nur Hab und Gut sondern auch jegliche Aussicht auf zukünftiges Einkommen. Trotz dieser Entwicklung wurden [und werden] weiterhin Fehler begangen, die letztendlich das Finanzsystem der westlichen Welt in die Knie bringen können. Besser: werden.
Wer die Folgen einer finanziellen
Krise, wie die westliche Welt sie in den ‘30ern erleben mußte, nicht kannte, sah sich der neuen Entwicklung, die sich da anscheinend in manchen Teilbereichen des Lebens abzuzeichnen schien, völlig machtlos gegenüber. Die steigende Zahl der Bankpleiten führte letztendlich dazu, daß nicht wenige ihre Ersparnisse teilweise oder auch ganz verloren. Andere wurden um jede Hoffnung für die Zukunft beraubt. Wie ist es möglich, daß so etwas heute noch passieren kann, daß wir in all den Jahrzehnten so wenig erreicht haben, fragten sich die Betroffenen. Aber leider eben nur die Betroffenen. Die heranziehenden Warnzeichen wurden von denen, deren Ersparnisse intakt blieben, entweder ignoriert oder gar nicht erst wahrgenommen. Daß so ziemlich all das, was in den ‘30ern schiefging, wieder schiefgehen würde, konnte sich eigentlich niemand vorstellen. Schließlich handelte es sich ja bei jeder neuen Bankpleite nur um eine Minderheit, die davon betroffen war. Wie in den Dreißigern. Wie in den ‘30ern wurde auch jetzt überdurchschnittlicher Scharfsinn von Banken verlangt, die Fähigkeit, Bewertungen und Beleihungen besonders kritisch durchzuführen. Damals wie heute scheint die Aussicht auf schnelle Zusatzgewinne aber den Verstand zu vernebeln. Gerade, wenn besondere Vorsicht angebracht wäre, gehören Banken zu denen, die alle Grundsätze über Bord werfen.
Wie in den ‘30ern war es wieder „in“, Inkompetenz und mangelhaftes Management als Grund für Bankpleiten vorzugeben - so lange es sich
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um provinzielle und kleinere Banken handelte. Wie damals auch werden wir aber sehen, daß gerade die Großen besondere Inkompetenz demonstrieren, besonders schwerwiegende Managementfehler begehen. Obwohl ein paar der potentiellen Fehlerquellen der ‘30er durch entsprechende Regulierung und Beaufsichtigung heute nicht vorkommen können, soll das nicht heißen, daß Banken heute weniger oder weniger schwerwiegende Fehler begehen. Eine ‘88er Untersuchung in den US belegte, daß 9 von 10 Bankpleiten der letzten zehn Jahre Managementfehlern zugeschrieben werden mußten. Bei 60% der Bankenzusammenbrüche fehlte dem Vorstand der entsprechenden Institute das einfache Grundwissen der Branche, Information über laufende Geschäfte oder, was als noch schwerwiegender gelten dürfte, wurde versäumt, in die Geschäfte überhaupt einzugreifen. 81% der Banken ignorierten ihre eigenen Beleihungsrichtlinien. Oder hatten überhaupt keine solchen. 63% der Banken besaßen keinerlei oder nur mangelhafte Kontrolle über das Mittelmanagement. Der ehemalige Vorsitzende der FDIC, Irving Sprague, veröffentlichte bereits ‘86 eine Studie, derzufolge kriminelles Fehlverhalten oder entsprechende Absichten bei 41% aller Bankzusammenbrüche des Untersuchungszeitraumes nachweisbar waren. Banken schützen sich zwar durch ausgeklügelte Überwachsungssysteme gegen Einbruch und Überfall, gegen interne Inkompetenz sind diese Einrichtungen aber genauso machtlos, wie Zentralbanken gegen Fehlbeurteilung - wie die Bankkrise der ‘30er Jahre klar belegte. Denn die lohnendsten Banküberfälle werden anscheinend von solchen Ganoven ausgeführt, die sich lediglich mit einem Lächeln bewaffnen.
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Sprague beklagte in seiner Studie ebenfalls, wie unbeabsichtigte Nebenwirkungen reglementierender Vorschriften ebenfalls negative Auswirkungen auf das Bankwesen haben können. Während der letzten großen Bankkrise mußte erlebt werden, wie die FED und auch Hoover unbeabsichtigt die Deflation noch förderten, den Geldumlauf drastisch einschränkten. Während der späten ‘70er und mehr noch Anfang der ‘80er führte der Konkurrenzkampf und Kundennachfrage dazu, daß die Begrenzungen der Zinsen für Kundeneinlagen schließlich aufgehoben wurden, nachdem die ersten Money Market Funds [Geldmarkt-Fonds] Millionen von Kunden dazu verleiteten, bisher auf der Bank Gespartes auf diese neuen Fonds, die wesentlich bessere Zinsen als die [reglementierten] Banken boten, verschoben. Die Lobby der Banken erreichte in wenigen Monaten, daß die bisherigen Obergrenzen für Zinsen aufgehoben wurden - und der Konkurrenzkampf um den Bankkunden, oder besser, den Sparer, erst recht begann. Der größte Kostenteil der Banken, die Kosten für Einlagen, schossen fast über Nacht in die Höhe. Spar- und Darlehnskassen waren die ersten Opfer dieser Entwicklung. Da diese fast den kompletten Bestand der Kundeneinlagen satzungsgemäß in langfristige Hypotheken investiert hatten, war deren Einkommen daraus ziemlich konstant und meist vertraglich langfristig vereinbart. Für neue Kundeneinlagen mußte aber wesentlich mehr gezahlt werden, als mit den bereits angelegten Geldern je verdient werden konnte, da Banken und auch S&Ls sich Kundengelder kurzfristig leihen, diese aber langfristig verleihen. Dauernd umgeschlagene bzw umgewälzte Spareinlagen müssen demzufolge zum Marktzins ersetzt werden. Handels-Banken mit überwiegend industrieller Kundschaft schnitten im Vergleich zu den Sparund Darlehnskassen [S&L] relativ gut ab, da kommerzielle Zinsen
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nach den Rekordsätzen Ende der ‘70er und Anfang der ‘80er von etwa 20% einen Abwärtstrend einlegten, obwohl die damals eingegangenen Ausleihungen weiterhin diese Zinsen zahlten. Außerordentliche Erträge wurden von fast jeder größeren Bank verzeichnet. Eine neue Idee, gefördert durch das Zustandekommen zahlreicher Money Market Funds, machte sich schließlich breit. Statt den Toasterund Wärmflaschenkrieg [Werbeprämien, die an neue Kunden bei Kontoeröffnung gegeben wurden] noch weiter zu verschärfen, statt sich „mühsam“ und die Einzelkundenpflege zu bemühen, schwenkten die größten der US-Banken auf das sog Managen von Krediten. Statt Kundengelder auf traditionelle Weise anzusammeln, lieh man sich, was gerade benötigt wurde, am Money Market, um diese Beträge je nach Bedarf dann an institutionelle Kunden auszuleihen. Wie ich schon gerade betonte, hatte dies den zusätzlichen Vorteil für die Banken, daß sie während der Zeit fallender Zinsen meist für längere Zeiträume die alten, hohen Zinssätze kassieren konnten, während die Barmittel für diese Ausleihungen nur kurzfristig und zu immer weiter fallenden Zinsen bzw Kosten für die Bank beschafft wurden. Eine ständige Umschichtung der Depots war schließlich die Folge, mit stark fallenden Kosten für das Bankwesen. Um an dieser wundersamen Geldvermehrung so lange wie nur denkbar profitieren zu können, versuchten die kaltschnäuzigsten Bänker, die Zinsen für ausgeliehene Gelder so lange wie möglich auf den alten, überteuerten Sätzen zu lassen. Was natürlich nicht gutgehen konnte. Denn Firmen guter Bonität brauchen es sich nicht gefallen lassen, von gierigen und kurzfristig denken Banken melken zu lassen. Die besten der Schuldner wußten denn auch schnell, wie man
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sich den „Haien“ entziehen konnte, indem man entweder zu solchen Banken ging, die realistische Zinsen berechneten, oder indem man sich direkt an den Geldmarkt wandte -bei entsprechender Bonität und Größe eigentlich nur eine Formalität. Was den Banken letztendlich blieb, war die wackeligste und unsicherste Gruppe aller Bankkunden. Trotzdem führte diese Erkenntnis nicht zu einer Trendwende im Bankwesen, sondern zu noch größeren Anstrengungen in dieser Richtung. Banken suchten aktiv nach Schuldnern, und borgten sich am Geldmarkt die dafür benötigten Mittel. Die Gefahr der drohenden Ausfälle zwang Banken geradezu, nach möglichst großen Gewinnspannen zu suchen. Eine weitere Verschärfung der Gefahr kam als unbeabsichtigte Konsequenz nach der letzten großen Bankkrise eingeführter Vorschriften, denen zufolge die amerikanische Universalbank der Vergangenheit angehörte. Der Großteil der Banken war danach gezwungen, nur eng umrissenen Teilbereichen des Bankwesens nachzugehen, und vielerorts kamen regionale Einschränkungen hinzu. Die größte kapitalistische Nation verbot ihren Banken unter anderem oft das Überschreiten von Bundesstaatsgrenzen. Banken wurden dadurch zum Gefangenen der lokalen Wirtschaft. Mehr noch, sie waren auf Gedeih und Verderb genau festgelegter Teilbereiche der regionalen Wirtschaft ausgeliefert. Die erschütternden Erkenntnisse der PecoraUntersuchung, bei der ans Tageslicht kam, wie „korrekt“ Banken ihren Anlegern zB Börsenaufträge abgewickelt hatten, führte zu einer strikten Trennung von Investment und kommerziellem Bankwesen. Banken konnten den einen oder anderen Geschäftszweig verfolgen aber nicht beide.
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Wie Sie oben unter „Bankpleite No 1“ nachlesen können, heimsen Banken die größten Verluste durch den Geldverleih an ausländische „Prinzen“, oder heute an Staaten, ein. 100 Jahre nachdem Argentinien sich als kreditunwürdige Nation erwies, standen Banken wieder Schlange, um Ländern wie Argentinien, Mexiko, Brasilien und zahlreichen anderen Geld anzudienen, dessen Rückzahlung mehr als fraglich sein durfte. Oft genug habe ich in dieser Arbeit gezeigt, was passiert, wenn Banken sich aktiv um neue Kreditnehmer bemühen, statt Gelder brachliegen zu lassen. Bewährte Praktiken, gesunde Beleihungsgrundsätze sinken in Grund und Boden. Als die Araber während der ‘70er die Welt mit „Petro-Dollars“ überschwemmten, zeichneten Banken letztendlich für Ausleihungen in einer Größenordnung verantwortlich, die man nur Halbwüchsigen oder bewußt Kriminellen zutrauen dürfte. Trotzdem betrieben Banken aktiv die Politik, daß jede zur Verfügung stehende Mark und jeder brachliegende Dollar den maximal erzielbaren Ertrag erwirtschaften müsse. Ohne diese perverse Eigenart des Bankwesens hätte die damalige Geldschwemme eigentlich zu einer Periode der Niedrigstzinsen, mit dem entsprechenden wirtschaftlichen Aufschwung in aller Welt, zu quasi einem echten Wirtschaftswunder, führen müssen. Statt dessen darf, besser: muß, man heute den Banken nachsagen, langfristig genau das Gegenteil davon erreicht zu haben.
Eine Kleinstadt in Oklahoma Durch die Ölkrise der ‘70er Jahre wurde weltweit eine Explorationswelle in Gang gesetzt, die ihresgleichen in der Geschichte sucht. Bei Preisen von $40 je Barrel wurden Bohrvorhaben rentierlich, die wenige Jahre niemand angegangen hätte. Und, da allen wissenschaftlichen Gut-
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achten zufolge ja nur noch wenig Zeit vergehen würde, bis alle bekannten Ölquellen der Erde versiegen würden, machte man sich vehement auf die Suche nach zusätzlichen Vorkommen. Es bestand ja echter Grund zur Sorge, zur Panik. Gleichzeitig versprachen ja auch die teuersten Ölvorkommen schon binnen kürzester Zeit zu lukrativen zu werden, da der Ölpreis ja nur noch und immer weiter steigen konnte.
Nirgendwo war dieses Selbstverständnis, dieser übertriebene Optimismus von seitens der Schrebergartenölproduzenten größer, als in Oklahoma, einem der Bundestaaten mit den größten Ölvorkommen der US. Und niemand verkörperte mehr Optimismus, als William G. Patterson, Vizepräsident der Penn Square Bank. Pattersons Erscheinung war eine Cowboy-Story auf Beinen, mit einem riesigen CowboyHut, und sporenbewehrten Stiefeln, aus denen er Gerüchten zufolge nach Geschäftsschluß in Wildwestmanier Bier Gallonenweise trank. Als Persönlichkeit mußte Patterson dabei eher wie ein Jugendlicher, der während der Pubertät steckengeblieben war, gelten. Endlose Tellerschlachten in den teuersten Restaurants sowie die Interviewung von
Kreditsuchenden
mit
auf
dem
Schreibtisch
gekreuzten,
stiefelbewehrten Beinen werden ihm genauso angedichtet wie Dinge, die ich als nicht druckreif betrachte. Patterson konnte Kredite verkaufen, wie kein zweiter. Die Mehrzahl der Banken in Oklahoma achteten darauf, daß Forderungen an die Branche der Öl- und Gasexploration 20% der Gesamtforderungen eines Institutes nicht überstiegen. Bei der Penn Square betrug der Anteil der Explorationskredite schließlich mehr als 80%. Und die Geschäfte gingen bombig. Bombastig. Solange der Ölpreis weiter kletterte, hatte
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Patterson keine Schwierigkeiten, immer neue Kreditnehmer zu finden, die bereit waren, immer höhere Zinsen zu zahlen. Auf der Höhe des Booms, als Oklahomabanken ein Wachstum von im Schnitt fast 15% verzeichneten, wuchs Penn Square um 50% pro Jahr. Wurde Patterson ein Darlehnsantrag angetragen, der die legalen Beleihungsgrenzen seiner Bank überschreiten würde, verkaufte er Teile der Ausleihung an andere Banken. Hunderte amerikanischer Banken drängten sich gerade zu um alle Happen, die Patterson ihnen zuwarf. Continental Illinois und Chase Manhatten kauften Patterson genauso wie zahlreiche Kleinund Kleinstbanken ab, was gerade anfiel. Der Vorstand der Seattle First National war so vom Ölgeschäft beeindruckt, daß man ein Team hochdekorierter Sachbearbeiter nach Oklahoma schickte, um das Ölgeschäft vor Ort studieren zu können. Damit sich die 10 Sachbearbeiter nicht wie Außenseiter fühlten, stattete Patterson jeden der Neuankömmlinge zuerst mit einem 10-Gallonen-Cowboy-Hut aus. Damit war die Ausbildung im Ölgeschäft aber nicht beendet. Saufgelage und Prostitution halfen sicherlich mit, Kleinstadt-Bänker von den Vorteilen des „Big Business“ zu überzeugen. Es dauerte nicht lang, bis jede Bank „von Rang“ Patterson quasi als Vertreter vor Ort betrachtete. Patterson verkaufte letztendlich nicht nur Ölfinanzierungen, er kassierte auch noch Vermittlungsprovisionen von den Banken, die ihm diesen Plunder abnahmen. Denn das Ölgeschäft war nicht nur lohnend, sondern auch einfach. Patterson besorgte Kreditnehmer, schloß Verträge ab und scherte sich auch um die Feinheiten wie Beleihungs-und Bonitätsprüfungen. Was er weder seiner Aufsichtsbehörde noch den mit ihm zusammen arbeitenden Banken auf die Nase band, war die später festgestellte Erkenntnis, daß ein Kreditgesuch an Patterson Erfolg hatte, wenn es nur drei Buchstaben erwähnte: OIL.
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Solange Ölpreis weiter stieg, war die Aussicht auf einen Ölfund ausreichende Sicherheit für jede Kreditvergabe. Oft versäumte Patterson nicht nur die Einholung von Auskünften, oft wurden noch nicht einmal die notwendigen Formulare zur Sicherungsübereignung der potentiellen Ölvorkommen ausgefüllt - geschweige den unterzeichnet. Viele „Kreditverträge“ bestanden aus nicht mehr als einem Zettel mit Namen, Anschrift und Telefonnummer des Kreditnehmers. Während sich die großen Banken auf Patterson verließen, gingen die kleinen Banken davon aus, daß die Großen nicht dabei sein würden, wenn nicht alles „seine Ordnung“ hätte. Nicht einer der Partner der Penn Square Bank machte sich auch nur einmal die Mühe, die Kreditwürdigkeit der Penn Square selbst unter die Lupe zu nehmen. Niemand fiel auf, daß ein Großteil der Patterson-Geschäfte wirtschaftlich nur Sinn machen würde, wenn der Ölpreis auf 60, 80 oder 100 Dollar steigen würde. Es ging ja um Öl und Gas. Und das war so gut wie Geld auf der Bank.
Nämlich wertlos. Der erste Hinweis auf mögliche Probleme war das Ersuchen der Penn Square um $20 Mio von der regionalen FED. Ein solches Ersuchen war eigentlich nichts Ungewöhnliches, zu genau diesem Zweck wurde die FED ja eingerichtet. Das ärgerliche war die Stichprobenuntersuchung der FED-Kontrolleure, die von Zeit zu Zeit sicherstellen müssen, daß eine Bank auch über genügend Kapital verfügt. Negative Eigenmittel sind keine Voraussetzung für die Vergabe von Mitteln durch die FED. Als die Penn Square-Prüfung ergab, daß die Bank insolvent erklärt werden müsse, ging man davon aus, daß $10 Mio fehlten. Erst
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später kam zum Vorschein, daß Patterson Garantien, Bürgschaften und andere Off-Balance Geschäfte gemacht hatten, die den Kapitalverlust auf mehr als $3 Milliarden beförderten. Wem das nicht reicht, darf sich daran erfreuen, daß Patterson es geschafft hatte, weitere $2 Mrd solcher Wundergeschäfte an andere Banken zu verkaufen. Nur Wochen, bevor die Öffentlichkeit von dem mehr als eine Milliarde Dollar betragenden Öl-Verlust der Continental Illinois erfahren durfte, wurde das Management der Bank von der amerikanischen Fachpresse noch zu einer der fünf besten Unternehmensführungen der Nation hochgelobt. Fachmagazine haben tatsächlich ihren Wert. Was tun? Der Chairman der FDIC [Einlagenversicherung] setzte sich dafür ein Penn Square zu liquidieren, um der Bankenwelt eine Lektion in Management zu erteilen. Die FED argumentierte aber, daß ein Run auf alle Banken, die mit der Penn Square in Geschäftsverbindung gestanden hatten, möglich wäre. Die Katastrophe wäre perfekt. Eine Alternative war die Übernahme der Penn Square durch die Continental Illinois. Die sich hierzu jedoch wie die Rothschilds ein paar Jahrhunderte eher nur bereit erklärte, wenn das nötige Kapital nicht aus Eigenmitteln zu bestreiten war. Im Endeffekt zahlte die FDIC alle versicherten Einlagen aus, unversicherte Gläubiger der Bank [mit Einlagen über $100000] sollten zusehen, wie sie an ihr Geld kamen. Gerichtsverfahren, Prozesse und die Abwicklung der Penn Square zogen sich über Jahre hin. Aber auch die Continental Illinois wurde bestraft. Gelder flossen schneller ab, als man neue Kunden mit Versprechungen und auch mehr als 3% über den Sätzen der Konkurrenz liegenden Zinsen anlocken konnte. Um allen Gefahren vorzubeugen, pumpte die FED Liquidität ins „System“, schließlich wurde der amerikanische Diskontsatz gesenkt.
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Zwei Jahre nach der Penn Square Blamage und nachdem Continental Illinois zu einer der besten fünf amerikanischen Firmen gewählt wurde, erwies sich diese Wahl als nicht so glücklich. In einer TV-Show am 6. Mai ‘84 meinte der Reporter Robert Novak ohne irgendwelche bösen Absichten, eine weitere Zinssenkung sei sicherlich nur dann zu erwarten, wenn eine große Bank, wie zB die Continental Illinois, in Schwierigkeiten geraten würde. Montag nacht wurde ein „Gerücht“ über den Commodity News Wire [ein privater Nachrichtendienst] verbreitet, nach dem eine japanische Bank am Erwerb der Continental interessiert sei. Und während Amerika noch im tiefen Schlaf weilte, machten japanische Nachrichtenagenturen Gebrauch von der Meldung.
Heute heißt es, der japanische Übersetzer habe das Wort „Gerücht“ fälschlicherweise als „Eingeständnis“ bzw „Erklärung“ übersetzt. Nobody ist anscheinend perfect. Nachdem amerikanische Nachrichtendienste für das Commodity News Wire-Gerücht sogar eine „Bestätigung“ aus „japanischen Quellen“ erhielten, konnte dies nur eins bedeuten: Continental Illinois war in Schwierigkeiten. Innerhalb einer Stunde wurde mehr als eine Milliarde Dollar bei der Continental abgezogen, überwiegend aus dem asiatischen Raum. Als die Europäer schlaftrunken aus dem Bett taumelten und die Morgennachrichten lasen, hängten sie sich an. Um 11:39 Uhr verbreitete Reuters, daß asiatische und europäische Banken Gelder bei der Continental abzogen. Die, die sich davon abbringen ließen, verlangten wesentlich höhere Zinsen für ihr Kapital. Reuters merkte an, daß Continental vielleicht sogar eine Konkurserklärung in Erwägung zog. Die FED konterte schnell mit der Erklärung, daß ihr nichts über eine Änderung der geschäftlichen Situation bei der Bank bekannt sei, die
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Gerüchte deshalb als solche betrachtet werden müßten. Die Abhebungen und Abbuchungen mehrten sich von Tag zu Tag. Am Freitag beantragte die Continental Illinois 3.6 Mrd Dollar bei der FED, ein Ersuchen, das zu einem Meeting der FED-Gouverneure in Washington führte. Plötzlich, wie aus dem Nichts, saß die Bank mehr als zwei Jahre nach der Penn Square-Panne selbst in der Klemme. Während man noch nach dem Untergang von Penn Square erklärte, man habe nicht die Absicht, „die Hörner einzuziehen“, und während man für zwei Jahre lang weiterhin stolz und trotz des Verlustes von mehr als einer Milliarde Dollar ungekürzte Dividenden zahlte, schien der Ofen auf einmal aus zu sein. Dabei hatte eine Überprüfung der Bank bereits Ende ‘83 gezeigt, daß die Bank wenn auch nicht bankrott so doch in miserablem Zustand war. Gewinne waren fast nichtexistent, und das Management hatte Tochterunternehmen en gros verkauft, um das nötige Kleingeld für die Dividendenzahlungen zusammenkratzen zu können. Noch Anfang ‘84 wurde die Kreditkarten-Organisation der Continental Illinois quasi verschenkt. Aktien der Bank fielen von $40 auf $13, wer noch bereit war, ihr Geld anzuvertrauen [und die Bank mußte jeden Tag 8 Mrd kurzfristiges Geld nachweisen können, um nicht völlig zahlungsunfähig zu werden], verlangte 4, 5 und 6% mehr als die gängigen Zinsen. Nur im Nachhinein wurde bekannt, daß die FED darauf bestanden hatte, daß Continental Illinois das Management komplett auswechselte und die Dividende kürzen sollte, die Bank dies aber glattweg ablehnte oder auch nur akzeptierte, ein Problemfall zu sein.
Die Intelligenz, Ethik und Kompetenz der Branche, die sich mit Schlips und Kragen anmaßt, über unser Geld zu verfügen, wird vollends klar, wenn wir uns ansehen, wie John Lytle, Angestellter der Continental, arbeitete. Lytle war Leiter der Abteilung, die für den
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Ankauf der Penn Square-Darlehn zuständig war. Die Aufkäufe der Teildarlehn von der Penn Square Bank begannen 1978. Zwei Jahre später hatte Lytle ein persönliche, ungesicherte Überziehungslinie von $20,000 bei der Penn Square, also nicht seiner eigenen Bank. Zwei Jahre später war daraus ein Kredit von $565,000 geworden, als die Sache aufflog. Ein Revisor der Continental kam zufällig auf diesen Kredit und berichtete seinen Vorgesetzten davon. Aus der Sicht des Managements gab es eigentlich nur zwei mögliche Erklärungen - keine besonders positiv. Eine konnte darauf hinweisen, daß Lytle die Kreditlinie als eine Art Bestechung angeboten war, die ihm erlaubte, auf „eigene Rechnung“ aber mit dem Geld treuseliger Anleger, Teilkredite der Penn Square zu kaufen, wie Amerikas Banken dies taten. Die andere Möglichkeit besagte, daß Lytle irgendwie herausgefunden haben mußte, wie leger die Darlehnsvergabe bei der Penn Square gehandhabt wurde, und daß er dieses Wissen zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzte. Die Konsequenz der Entdeckung: Keine.
Ein Kollaps der Continental wäre teuer geworden, so rechnete FED Chairman Even Issac damals. Mehr als 100 Kleinbanken mit Einlagen von mehr als 100,000 Dollar wären in arge Bedrängnis geraten, da diesen ja nicht der Einlagensicherungsschutz zugute kommen konnte. Zur gleichen Zeit bemühte sich inzwischen auch die Bank selbst um eine Rettungsaktion. Am Sonntag nachmittag wurde stolz [Banken verkünden immer stolz] verkündet, daß man unter Führung des Finanzhauses JP Morgan mehr als 4.5 Mrd Dollar zusätzlicher Mittel zur Verfügung hatte. Anleger waren davon nicht beeindruckt. Am Montag früh setzte der Sturm der Geldverfügungen stärker als in der Vorwoche ein.
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So wie die Spannung zur Hochspannung zu werden drohte, hämmerten die FED, der Treasury, die Fdic und die sieben größten Banken der USA einen Rettungsplan zusammen. Die Banken stimmten einer weiteren Geldspritze zu, die jede von ihnen $500 Mio kostete. Dieses Zugeständnis war schnell erzielt, da jede wußte, daß ein Zusammenbruch der Continental sie in eine ähnliche Lage bringen konnte. Gerade der Übergang zur Besorgung nötiger Mittel auf dem Money Market [im Gegensatz zum Vertrauen auf Kundeneinlagen] zwang die Banken jetzt, ein Mögliches zu tun. Am Donnerstag endlich wurde der Rettungsplan vorgelegt. Die Fdic steckte insges. $4.5 Mrd zusätzliches Kapital in die Bank, übernahm die Verantwortung für die faulen Darlehn der Bank und suchte einen Käufer. Die FED versprach, der Bank so viel zu leihen, wie diese zwischenzeitlich benötigen würde. Binnen kürzester Zeit wurden aus diesem Versprechen Zahlungen in Höhe von $8 Mrd. Historiker werden sich vielleicht daran erinnern, daß dies nicht die erste Rettungsaktion für die Bank war. 1933, nachdem die Bank durch die Reconstruction Finance Corp gerettet wurde, merkte RFC Chairman Jesse Jones an: „Continental Illinois war eine große Bank. Hätten wir sie nicht durch Unterstützung durch die RFC gerettet, wären hunderte und tausende von kleinen und mittlerern Banken in den ganzen USA mit in den Sog gerissen worden“.
Als
die
Continental
1937
die
erste
Zahlung
an
den
Einlagensicherungsfonds schickte, tat sie dies nur unter Protest, da sie der Auffassung war, das Einlagensicherungsgesetz würde gegen die amerikanische Verfassung verstoßen. Wie ‘84 wurde auch der ‘33er Zusammenbruch durch Managementversagen und Inkompetenz verursacht.
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Einen Tag nach der Rettungsaktion für die Continental Illinois Bank wurden die Bledsoe County Bank, Pikeville, TN und die Planters Trust und Savings Bank, Opelousas, LA, von den Aufsichtsbehörden geschlossen. Protestgeschrei der kleinen Banken wurden binnen Stunden laut. Die Moral von der Geschicht: Wenn Sie ein kleiner Vorortbänker sind und Fehler begehen, haben Sie und Ihre Kunden Pech gehabt. Aber wenn die Idiotie, Inkompetenz und Arroganz wahrhaft großartiges Ausmaß erreichen, springt der Staat willig ein. Im House of Representatives wurde später zugegeben, daß man beschlossen hatte, die elf größten Banken der USA als „unfehlbar“ zu erklären. Der Naturschutzpark für Größenwahn ward geboren. Während die Continental künstlich beatmet wurde, stellte sich heraus, daß der Umfang der faulen Ausleihungen nicht gut zwei sondern vier Milliarden Dollar betrug. Nachdem diese Information nicht verheimlicht werden konnte, waren die Aufsichtsbehörden nicht in der Lage, einen Käufer für die Bank zu finden. Gegen Zahlung von $5 Mrd Dollar erwarb der amerikanische Staat vertreten durch die FDIC schließlich die Bank, ohne einen Pfennig [bzw Cent] für die zwischenzeitlichen intravenösen Geldströme zu erhalten. Zwei Jahre später vermeldete die Bank weitere Verluste von 1.24 Mrd Dollar. Es dauerte Jahre, bis das Ausmaß der Verfehlungen des Continental Managements bekannt wurden, und es wird noch Jahre dauern, bis die vollständigen Kosten der Rettungsaktion aufaddiert werden können. Würden Sie Ihr Vermögen einem Stadtstreicher anvertrauen? Dann sagen Sie mir bitte, warum Sie’s tun. Scotland Yard ermittelte kürzlich bei einer Studie über neue Formen des Verbrechens, daß Londoner Banken, Versicherungen, Broker usw allein inner-
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halb von 12 Monaten ein Schaden von £447 Mio zugefügt wurde. Nicht etwa durch Einbruch, Überfall oder Geiselnahme - sondern durch Programmierer und anderes Personal, das die internen Richtlinien auf besondere Weise interpretierte. In der Mehrzahl der Fälle wurden die Schadensmeldungen, mit Beträgen von £100,000 bis über £10 Mio, nicht an die Behörden und die Öffentlichkeit gemeldet, um keine Besorgnis unter den Kunden zu schüren. Scotland Yard wiederum mußte sich verpflichten, nur die Methoden, nicht aber die Einzelheiten und schon gar nicht die Namen betroffener Institute zu veröffentlichen, um Kooperation der befragten Institute zu erhalten. In Deutschland wird dies nicht anders sein. Genau wie die Finanzierung derartiger und anderer Schadensfälle, wie etwa die Vergabe von Krediten an Prinzen und solche, die sich als solche ausgeben. Bankiers sind schließlich keine Übermenschen. Sondern halten sich für solche. Als Herstatt ‘74 die Tore schließen mußte, waren JP Morgan, Manufacturers Hanover, Hill Samuel, die Bank of Amerika und dutzende andere Institute betroffen. Ein typisches Beispiel an Arroganz verkörperte der Boss der eingestampftem Pfalz-KreditBank, den ich etwa 1973 persönlich kennenlernen durfte und schnell wieder vergaß und der sich nach dem Zusammenbruch seiner Teilzahlungsbank nach Israel absetzte. Ölmilliarden wurden genau wie heute japanische Milliarden ohne Umsicht verblasen, da Geld nach Ansicht von Banken nicht brach liegen darf. Jedes noch so miserable Risiko, wenn die Zahl der Nullen stimmt, ist besser als zu hohe Liquiditätsreserven und somit [theoretisch] entgangener Gewinn. Amerikanische S&L-Institute gingen Finanzierungen gleich
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reihenweise ein, deren Leverage [finanzielle Hebelkraft] an die Futuresmärkte erinnert - fürwahr lebensgefährlich. Nach der ersten Mexiko-Krise wurden einem Gesetzesentwurf, der sich mit der Ausgabe von besser verzinsten Sparkonten [Now Accounts] befaßte, in letzter Minute sechs Zeilen auf besonderen Wunsch der FED angehängt. Diese sechs Zeilen besagen, daß die FED das Recht erhält, Verbindlichkeiten fremder Nationen auf eigene Rechnung kaufen zu können. In der Praxis bedeutet die Segnung dieser sechs Zeilen, daß jede nochso unsinnige Finanzierung an die Dritte Welt heute von der FED den Banken abgekauft werden kann, genauso wie die FED auch amerikanische Staatspapiere kauft und handelt. Noch acht Monate vor der nächsten Schuldenkrise drängten sich amerikanische Banken, Liquidität in der Dritten Welt unterzubringen. Es war ja bekannt, daß die FED diese notfalls übernehmen konnte - und vor allem war es einfacher, als langwierige und kostspielige Länderstudien zu betreiben, die womöglich gar evtl Risiken aufzeigen könnten.
Vor allem, und hier schlägt die Bankenmentalität voll zu: wenn man selbst das Geschäft nicht macht, machts ein anderer. Obwohl Mexikos Öleinnahmen ‘82 um $6 Milliarden schrumpften, pumpten Banken aus aller Welt, allen voran die Amerikaner, gefolgt von den Engländern, Milliarden neuen Geldes nach Mexiko. In den letzten drei Monaten veröffentlichten die englischen Vier [Barclays, Lloyds, NatWest und Midlands], daß sie Rückstellungen auf bis zu 70% der Gummikredite erhöht hatten. Den Ausgleich zahlt der Kreditnehmer, der für eine [genehmigte] Überziehung knappe 20% Zinsen zahlt, für eine nicht vereinbarte aber trotzdem stattfindende mindestens 24%, für eine Hypothek zwischen 15.4 und 19% zahlt, und der an die Kre-
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ditkartenorganisationen 29.97% [Access, Visa] und bis zu 45% [kein Tippfehler] bei kleineren Finanzhäusern zahlt. Um Banken weltweit vor dem legal und formell bereits eingetretenen Zusammenbruch zu bewahren, wurden Bilanzierungsrichtlinien geändert. Kredite, die eigentlich abzuschreiben waren, durften in „besonderen Kategorien“ weiter in der Bilanz als Aktiva [Vermögen] ausgewiesen werden. Inzwischen werden die Schulden der Dritten Welt an den Finanzmärkten genauso wie Wertpapiere spekulativer Art unter Banken gehandelt. Das amerikanische Finanzblatt Barrons veröffentlicht jede Woche die Sätze, zu denen dieser Handel stattfindet. Aus der Barons-Ausgabe von heute: Argentinien: 11.50 bis 12.25% vom Nennwert Mexiko: 39.62 bis 40.12% vom Nennwert Das heißt, durch ein Investment von $11.50 erwerben Sie argentinische Staatsschulden im Nennwert von $100 plus aller aufgelaufenen Zinsen. Wenn Argentinien diese irgendwann zurückzahlt, machen Sie ein Bombengeschäft. Da diese Aussicht als eher gering eingestuft wird, wird dieses Recht jedoch zu nur elfeinhalb Prozent des Nennwerts gehandelt.
Die Schulden der Dritten Welt sind heute eigentlich bedeutungslos geworden. Stellen Sie sich vor, Sie und ich gehen „einen trinken“. Ich habe meine Brieftasche vergessen, pumpe Sie deshalb um 100 Mark an. Ich schulde Ihnen damit 100 Mark. Eine Woche später gehen ich mit einem Freund aus, wobei dieser sein Geld zu Hause vergißt. Ich leihe ihm 100 DM. Eine Woche später gehen Sie mit meinem Bekannten aus und vergessen ebenfalls Ihr Portemonnaie. Mein Freund leiht
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Ihnen 100 DM. Wenn wir über unser Nachtleben Buch führen, läßt sich feststellen, daß ich Ihnen 100 DM schulde, Sie meinem Freund 100 schulden, und mein Freund mir 100 DM schuldet. Wenn wir alle unsere Schulden bezahlen, wird dieser Saldo wieder auf Null. Dieser Ausgleich entsteht aber nur unter Freunden und Bekannten. Wenn ich alle Verbindlichkeiten der Schuldnernationen gegen die Forderungen der Gläubiger aufrechnet, bleibt ein schwarzes Loch. Ein ähnliches Loch entsteht, wenn ich die Zahlungsbilanzüberschüsse mit den Defiziten ausgleichen will. Und ein genauso mathematisch nicht erklärbares Loch entsteht, wenn ich die Bilanz irgend einer Nation aufrechne. Per EDV ist dies blitzschnell möglich, wenn man alle amtlichen Zahlen besitzt und verarbeitet. Und die richtige Mathematik beherrscht.
Wahrscheinlich im Bermuda-Dreieck verschwinden Unsummen an Geld. Noch vor wenigen Wochen hat die neu etikettierte ungarische Regierung eingestanden, bisher veröffentlichte Zahlen über die Auslandsverschuldung verfälscht zu haben. Man schließt sich damit westlichen Praktiken an, denn nicht nur die USA, auch Deutschland und wahrscheinlich alle Nationen führen Transaktionen durch, die „Off Budget“, außerhalb der Buchhaltung oder Bilanz, liegen und deshalb nicht in den Haushalt „gehören“. Ich behaupte daher, daß wenn es Transaktionen gibt, die nicht im Haushalt erfaßt werden und die unter Off Budget-Vorgängen verewigt werden, dann gibt es auch solche, die noch nicht einmal in den Off Budget-Statistiken Eingang finden. So wie die Penn Square Bank Bürgschaften und Kreditbriefe ausstellte, die nirgendwo erfaßt wurden und erst ans Tageslicht kamen, als die Nutznießer dieser Bürgschaften auf deren Einhaltung pochten.
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Wie groß die Schuldenkrise heute wirklich ist, weiß nur der liebe Gott. Alle anderen und vor allem amtliche Angaben sind mit allergrößtem Mißtrauen zu betrachten. Schon in wenigen Jahren wird diese Bombe aber platzen. Schon heute scheint sich abzuzeichnen, daß Hochzinsen bis zum Knall ein Dauerzustand werden bleiben. Wenn in den nächsten zehn bis 15 Jahren die Anforderungen an die Sozialträger explodieren, weil die Bevölkerungen der westlichen Nationen rapide altern, wenn gleichzeitig die Steuereinnahmen mit den steigenden Anforderungen nicht mithalten können, wenn mehr und mehr Banken wegen abenteuerlicher Geschäfte in Bedrängnis kommen, wenn die Perestroika-Rechnung vorliegt, wenn Arbeitnehmer und Geber jeden Tag weniger Interesse an der Zufriedenstellung ihrer Kunden, dafür aber mehr Interesse an schnellem Reibach zeigen, wenn wir unsere Jugend dumm gebären und nichts hinzulernen lassen und wenn wir einen von Jahr zu Jahr wuchernden Staatsapparat züchten, der jedesmal dann, wenn etwas nicht unseren Erwartungen entspricht, „einspringen“ soll... Oder glauben Sie etwa, daß es einen Ausweg aus dem Schlamassel gibt?
Meine erste Gorbachov-Story Im Januar 1986 veröffentlichte ich meine erste Gorbachov-Story. Völlig frei erfunden, aber keineswegs undenkbar, wie wir heute inzwischen wissen. Wenn Sie bis hierhin Ausdauer zeigten, haben Sie sicherlich etwas Nervenkitzel verdient. Die [leicht gekürzte] Story: Pionier veröffentlicht diesen Bericht, weil anzunehmen ist, daß konventionelle Medien das Thema ignorieren werden - die Folgen, die Konsequenzen sind so unvorstellbar erschreckend, daß selbst höchste, offizielle, Stellen so tun, als gäb’s das Problem nicht. Wir versuchen
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hierbei nicht, ein besonders düsteres Bild zu malen. Eher das Gegenteil! Die Bankenaufsicht, die Banken selbst, der Bundestag, niemand scheint eine Vorstellung von der Größe [oder gar Existenz ?] des Problems zu haben. Verlegen wird das Problem für die Dauer des Lesens in die Staaten. Und jetzt halten Sie den Atem an. So oder so ähnlich könnte sich das Spielchen abwickeln: Szene: Paul Volcker wird ein Telegramm übergeben, als er gerade die monatliche Sitzung des „Federal Open Market Committee’s“ eröffnen will. Alle Mitglieder des Committees erhalten ein gleichlautendes Telegramm. Text: „HEUTE FRUEH ERLEBTE DIE [Name einer Vorstadt-Bank]-BANK EINEN KOMPLETTEN ZUSAMMENBRUCH IHRER EDV + STOP + ALLE DATEN IM SYSTEM WURDEN BIS ZUR VOLLSTAENDIGEN UNLESBARKEIT ZERSTOERT + STOP + ALS PERSONAL ROUTINEMAESSIG AUF SICHERUNGSKOPIEN ZURUECKGREIFEN WOLLTE, WAREN AUCH DIESE DATEN-BESTAENDE ZERSTOERT + STOP + AM MONTAG FRUEH WERDEN DREI ANDERE AMERIKANISCHE BANKEN DAS GLEICHE PROBLEM ERLEBEN + STOP + EINE DER BANKEN IST IN NEW YORK + STOP + EINE SITZT IN LOS ANGELES - STOP DIE DRITTE BANK IST IN LAS VEGAS + STOP + BITTE KOMMEN SIE ALLE AM DIENSTAG FRUEH WIEDER ZUSAMMEN + STOP + WEITERE INSTRUKTIONEN ERFOLGEN DANN.“ Volcker ruft den zuständigen Bürohengst im Hauptquartier der Federal Reserve an, fragt, ob es eine entsprechende Meldung von der betroffenen Bank gibt. Ein paar Minuten später ruft die Behörde
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zurück. Es gibt. Das Management der Bank bestätigt die Störung. Sie versucht zur Zeit, immer ältere Sicherungskopien zu laden. Volcker befiehlt, die Bank anzurufen und das Experimentieren mit immer älteren Magnet-Bändern tunlichst zu unterbinden. Die Bank befolgt Volckers Anweisung. Die gesamten Bänder werden dann unter bewaffneter Begleitung zur Datenverarbeitungszentrale der Federal Reserve transportiert. Als die EDV-Leute in der FED das gleiche Betriebs-System laden und die Datenbestände analysieren wollen: totales Blackout. System-Crash. Software und Information sind zerstört. Nicht wieder verwendbar... Dienstag morgen. Eine nach der anderen rufen drei Banken die FED, die Fdic [amerikanischer Einlagen-Sicherungsfonds] und den Finanzminister an. Alle mit der gleichen unvorstellbaren Botschaft. Man hat zwar die ganze Nacht durch, schweißgebadet, versucht, die Bänder zu restaurieren - ohne Erfolg. Man ist nicht in der Lage, die Schalter wie gewohnt um 10 Uhr zu öffnen. Binnen einer Stunde muß eine Entscheidung, zumindest aber eine Erklärung, her. Was soll man tun? Die FED befiehlt, daß die Banken geschlossen bleiben. Man befiehlt weiter, „das Maul zu halten“. Für eine bessere Wortwahl reicht’s im Moment nicht. Presse und Fernsehen erhalten irgendwie Wind. Aber bei allen drei Banken das gleiche: Die Pressesprecher sind sprachlos. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben. Gouverneure aller drei Bundestaaten eilen nach Washington. Die Fomc, der Board of Governours der FED, deren regionale Präsidenten, die EDV-Experten der FED und eine Reihe weiterer „Sprachloser“ treffen sich mittags in der New Yorker Büro’s der FED. Um drei kommt ein weiteres Telegramm.
„Was soll die verdammte Scheiße !“ explodiert Volcker. Die Computer-
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Experten werden aschfahl. Sie geben ihr bestes, um der andächtigen Versammlung zu erklären, um was es sich hier dreht. Nach knapp 45 Min. hat man alle Fragen beantwortet. Soweit man sie beantworten kann. Da schneit einmal mehr ein Telegramm herein: „AM FREITAG NACHMITTAG WIRD DIE CHASE MANHATTEN BANK IN NEW YORK EINE COMPUTER-STOERUNG ERLEIDEN + STOP + DIE BACKUP-KOPIEN DER CHASE WERDEN EBENFALLS UNBRAUCHBAR SEIN + STOP + CHASE KANN MONTAG FRUEH NICHT OEFFNEN + STOP + AM DIENSTAG FRUEH ERFAEHRT CITICORP EINE AEHNLICHE STOERUNG + STOP + MITTWOCH: BANK OF AMERICA + STOP + ZWEI WEITERE BANKEN BIS FREITAG ABEND + STOP + WIR KOENNEN
DIE
BAENDER
WIEDER
IN
BENUTZBAREN
ZUSTAND VERSETZEN + STOP + DER PREIS: SOFORTIGER ABBRUCH DER DIPLOMATISCHEN BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN U.S.A. UND DEM ILLEGALEN STAAT ISRAEL + STOP + WEITERE BEDINGUNG: SOFORTIGE EINSTELLUNG JEGLICHER WIRTSCHAFTSHILFE AN ISRAEL + STOP + BIS ZUR ERFUELLUNG DIESER BEDINGUNG WERDEN JEDEN TAG DIE DATEN EINER AMERIKANISCHEN BANK ZERSTOERT + STOP.“ Was am nächsten Morgen geschah, können Sie sich als Leser bereits denken: Die Unterlagen der Chase Manhatten in New York besitzen nur noch Alt-Materialwert - die Kontenunterlagen und sonstigen Daten bestehen nur noch aus lose zusammengewürfelten Zufallszahlen. Am gleichen Abend bricht Reagan in einer überraschend angesetzten LifeÜbertragung aus dem Weißen Haus alle Beziehungen zu Israel. Kein weiterer Computer-Crash. Die Banken bleiben geöffnet. Dieses mal.
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Das Szenario war dieses mal, Gott sei Dank, erfunden. Nicht erfunden sind die technologischen Möglichkeiten etwaiger Terroristen. Was Sie hier lesen, ist hier und heute machbar. Wurde bereits gemacht. Unter kontrollierten Bedingungen und zur Befriedigung des Spieltriebs. Die Fakten: Würmer: Anfang 1985 las ich mehrere interessante Berichte, die die Probleme kommerzieller Software-Anbieter behandelten. Programme werden auf 5 1/4 Zoll großen Floppy-Disks, sprich flexiblen Disketten geliefert. Nur ein paar Sekunden dauert es, wenn Sie ein solches Programm, für das im Fachhandel, sagen wir, DM 2000 verlangt werden, kopieren wollen. Eine leere Disk kostet gut 5 Mark. Legen Sie das 2000-Marks-Programm in Laufwerk „A“ ein, die 5-Marks-Diskette in Disk-Drive „B“ und tippen Sie „Copy A:*.* B:*.*“. Dann drücken Sie die Return-Taste und ein paar Sekunden später haben Sie auf Laufwerk „B“ ein 2000 Mark schweres Programm. Ein potentieller Software-Dieb spart also 1995 Märker, sehen wir von den Fotokopierkosten für eine Kopie des Handbuchs mal ab. Bedrohlich für die Industrie, die oft mehrere erstklassige Programmierer für Jahre an einem Projekt arbeiten lassen muß. Denn wenn es so simpel ist, aus einem 5-Mark-Gegenstand einen 2000-DM-Wert zu schaffen, werden irgendwelche Sparexperten bald auf den Dreh kommen und gute Software nicht mehr bei ihrem Fachhändler kaufen sondern beim Freund oder Kollegen „abziehen“. Wie es eben seit langem üblich ist. Es gibt Kunstgriffe, mit denen man Software-Piraten, wie man in der Branche den Programm-Dieb oder unehrlichen Kopierer nennt, das Leben schwermachen kann. Manche Software-Hersteller schreiben ihre Programme so, daß Sie eine Kontroll-Diskette stets in Drive „A“ in der
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Maschine haben müssen - sonst läuft das kopierte Programm nicht. Die Kontroll-Diskette wiederum ist durch direkte Manipulation des Geräts bei der Herstellung [und bei der späteren Anwendung] so beschrieben, daß sie zwar von diesem einem Programm gelesen werden kann - weil dieses Programm die firmenspezifischen Tricks kennt, jedes sonstige aber nur raten kann - ein erfolgreiches Duplizieren dieser Kontrolldiskette also mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Beziehungsweise konnte. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Bett. Und solche Hardware-Manipulations-Methoden sind nicht nur einmal weitergegeben worden - wieso sollen sie auch sicherer sein als Staatsgeheimnisse, die oft für weniger Geld ausspioniert werden.
Also haben sich die Software-Experten etwas neues einfallen lassen. Den Wurm. Ein Wurm ist eine Sequenz von Befehlen in einem Programm, tief versteckt. Wie Dornröschen. Gewöhnlich nur zum Schlafen verdonnert. Normalerweise können solche Würmer nicht entdeckt werden - vor allem, so lange sie schlafen. Und wach werden sie nur für Sekundenbruchteile. Was solche Tierchen machen? Sie fressen. Nehmen wir an, Sie sind ein Programm-Klau. Sie machen eine Kopie eines Programms, mit ein paar unter der Hand im Computer-Untergrund gehandelten Kniffen vervielfachen Sie auch die Kontroll-Diskette - mit Erfolg. Sie laden das Programm auf Ihrem eigenen Rechner - und plötzlich, warum, weiß nur der Programm-Autor, erwacht der Wurm. Er macht nichts. Ist nur wachsam. Hellwach. Sie merken von alledem nichts. Sie freuen sich ob der gesparten 2000 DM. Arbeiten regelmäßig mit dem preiswert erstandenen Programm. Geben Informationen ein. Ihre eigenen. Wertvolle Daten. Geben mehr ein. Ändern alte. Sind sich der Tatsache, daß hinter der Scheibe Ihres Bildschirms ein Monster die Zähne fletscht, nicht bewußt. Mit der
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Zeit erhöht sich Ihre Abhängigkeit von diesem Programm. Mehr und mehr. Mit steigendem Vertrauen werden Sie vollständig von dem im Programm nistenden Ungeheuer abhängig. Und dann: Ha! Ganz ohne jede Vorwarnung schlägt das Ungeheuer zu. Ganze Teile Ihrer Datensammlung verschwinden in’s unendliche Innere der Maschine - auf Nimmerwiedersehen. Adieu. Vielleicht wird die Daten-Diskette komplett mit Nullen, oder Zufallszahlen überschrieben. Vielleicht einfach gelöscht. Und selbst Ihre Backup-Kopien enthalten Kinder des Wurms. Vielleicht sogar andere Programme auf Ihrem PC. Können Sie sich den konsternierten Blick des Programm-Diebs vorstellen ? Er ist gutgläubig auf eine Tretmine gelatscht und wundert sich, wieso er auf einmal fliegen kann. Um 2000 läppische Mark zu sparen, verliert er womöglich alles. Endet in einem Konkurs...
Wiederum Anfang 1985 drohten verschiedene US-Software-Häuser [und die beherrschen weltweit den Markt!], ihre Programme mit Würmern zu verzieren. Nach monatelanger, heißer Diskussion in der Fachpresse [Infoworld, Byte, Online Today] gab man dann klein bei das Thema sei zunächst einmal tabu. Man fürchtete Prozesse mit Millionen-Summen an Schadenersatzforderungen [In Amerika wird Schadenersatz mit vielen, vielen Nullen geschrieben]. Eine Jury könnte entscheiden, daß die Strafe eines Piraten [seine Pleite] zu groß für die Straftat [das illegale Kopieren] sei - und eine Schadensersatzforderung zulassen. Wer weiß. Bisher gibt es kein Ungeziefer in käuflichen Programmen - glaubt man den Beteuerungen der Anbieter einerseits und den Berichten der Presse andererseits. Der Computer-Hersteller Commodore versprach 1.800 Arbeitsplätze, mietete eine Fabrik, kassierte vom englischen
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Staat 25 Mio Pfund Zuschuß, beschäftigte 400 Mann für ein paar Monate und verlegt jetzt die Produktion nach Braunschweig. 25,5 Millionen englische Pfund für ein Versprechen. Und wer sagt, daß sich Konzernbosse 100%ig auf ihre Programmierer, sprich Arbeitnehmer, verlassen können. Welcher Spitzenkaufmann verhindert, daß ein sich schlecht behandelt fühlender Programm-Schreiber nicht einfach ein kleines Würmchen in einem Programm, sagen wir „Lotus 1-2-3“ [eins der meistverkauften Programme], einpflanzt, ohne dies mit seinem Boß, dem er ein „Ei“ legen will, abzusprechen ? Was, wenn von solch einem Programm jeden Monat 10.000 Stück verkauft werden. Sagen wir, für drei Jahre lang ? Dann, am 12.2.1989 schlägt der Wurm zu. Jedes Unternehmen, daß auf Lotus 1-2-3 gesetzt hat, verliert bis zu drei Jahre Datenbestand. Lotus verkraftet weder die Aufregung noch die Anwaltskosten. Welcher Industrie-Boß ist schon bereit, über ein direkt über seinem Bankkonto schwebendes Damokles-Schwert in der Öffentlichkeit zu elaborieren? Niemand. Verständlicherweise.
Vor einiger Zeit las ich eine Story über Würmer in einer Computerzeitschrift. So wie es dort dargestellt wurde, erschien es, daß man einen Wurm nicht nur als Protektion [z.B. gegen unerlaubtes Vervielfältigen] sondern auch als gezieltes Sabotage-Instrument einsetzen kann. Einer meiner Bekannten, seit Jahren als einer der TopExperten in England bekannt, ist freiberuflicher Programmierer. Mit vier Angestellten. Immer auf mehr als ein Jahr ausgebucht. Auf Würmer hin angesprochen, antwortete er, einen Packen Bücher, Zeitschriften und andere Drucksachen aus dem Regal ziehend, „Hier ist
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alles, was ich zum Thema gesammelt habe.“ Seine Ausführungen waren erschreckend. Neben Würmern gibt es weitere Parasiten: Viren. Geschaffen von sogenannten „Hackern“. Oft fälschlicherweise als Computer-Untergrund-Enthusiasten bezeichnet [viele kommerzielle Programme bieten Problemlösungen, die ursprünglich von „Hackern“ entwickelt und dann der Allgemeinheit geschenkt wurden]. Hacker sehen sich selbst eher als Computer-Genies, die vor nichts aufgeben und die jedes Problem lösen. Aus Spaß. Zur Genugtuung. Die oftmals mangelnde sexuelle und/oder gesellschaftliche Anerkennung, Stellung, oder Beachtung und Erfüllung [mischen Sie das, wie Sie wollen] durch Erfolgs-Erlebnisse an der Maschine ersetzen. Hacker als solches sind nicht irgendwelche dunkle Elemente, sondern ein gesellschaftliches, sprich sozialpolitisches Problem. Etwa so wie die Vereinsamung älterer Bevölkerungsschichten, wie die nachlassenden Leistungen der jüngeren Generation, und die ganze Litanei der sonstigen Probleme, die uns die Politik der letzten 30 Jahre, die Sozialleistungen vor Respekt und Disziplin stellt, beschert hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Was Hacker in der Vergangenheit vollbrachten, hat die MikroComputer-Industrie oft und sprunghaft in Riesenschritten weitergebracht. Denn was -zigtausende von Enthusiasten in ihrer bis oft in die frühen Morgenstunden ausgedehnten Freizeit ertüfteln - und der Allgemeinheit als Gebrauchsgut ohne finanzielle Entschädigung überlassen - kann kein noch so großer Software-Konzern erarbeiten lassen [kleines Beispiel: der von Christensen, Chicago vor fast 8 Jahren ertüftelte „X-Modem“-Standard, der zwar nie von einem Komitee abgesegnet wurde, aber ohne den heute kein Datenfernübertragungs-Programm für Personal-Computer für voll genommen wird - und der von den größten amerikanischen Daten-
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banken, z.B. Compuserve, The Source und vielen anderen als Übertragungsprotokoll eingesetzt wird]. Wenn Sie die Leistungen von „Hackern“ vor diesem Hintergrund betrachten, verstehen Sie, warum Viren dieser Leute umso grauenerregender sein dürften. Zumal Hacker auch noch einen Hauptberuf haben. Manche gar als Programmierungs-Künstler. Bei Software-Häusern. In der Unterhaltungselektronik. In Handel und Kommerz. Unter anderem vielleicht auch bei Banken ???
Die Gefahren: 1. Las Vegas Zur Zeit schießen auch in Europa Geldautomaten mehr und mehr aus dem Boden. Nach dem Willen der Banken-Manager sollen Ihnen diese Automaten bald auch in Einkaufszentren, Supermärkten etc. zu Dienste stehen - Verhältnisse wie in den Staaten. Mit Ihrer deutschen EuroScheckkarte können Sie auch in Spanien an einem Geldautomaten Peseten zapfen. In verkehrsreichen Lagen können solche Maschinen bis zu 250.000 Mark und mehr an Bargeld halten, überwiegend kleine Noten. Diese blechernen Auszahler werden von einem [oder mehreren] Elektronen-Gehirnen überwacht. Die Verbindung zwischen Automat und Computer erfolgt über Telefonleitungen - meist fest gemietete Standleitungen der Post, oft aber auch über betriebseigene Netze der betreuenden Bank. Telefonleitungen können, wie Sie wissen, angezapft werden. Ebenso Standleitungen. Und ein billiger Homecomputer wie der Atari ST mit einem Motorola-Superchip 68000 reicht aus, um blitzschnell „Las Vegas“ zu spielen - ohne blechernes Kleingeld-Scheppern.
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Ein amerikanischer Fachmann verriet mir vor längerer Zeit und nicht in diesem Zusammenhang, daß US-Banken dauernd vom „Jackpotting“, wie man das elektronische Öffnen solcher Automaten drüben nennt, gepiesackt werden. In die Presse kommt aus verständlichen Gründen nichts darüber. Man hofft, daß die „Anfangsverluste“ später, wenn geeignete Defensiv-Maßnahmen gefunden wurden, durch fest verankerte, möglichst große Marktanteile schnell wieder eingefahren werden.
2. Abrunden Das klassische Muster der Weiße-Kragen-Kriminalität: Jemand mit Zugriff zu den betreffenden Code-Teilen der Software macht sich die Notwendigkeit der Bank, Zahlen auf- oder abzurunden, zunutze. Rundungen fallen jeden Tag viele Tausend mal an, da Zinssätze mal Summe nie ganze Mark, Groschen oder Pfennige ergeben. Sondern immer auch Zehntel, Hundertstel und andere Dezimalwerte. Theoretisch soll Bankensoftware diese Dezimalbeträge nach einer Zufallsauswahl runden, damit die Buchführung stimmt. Zufallszahlen oder Entscheidungen liefernde Programme sind aber nur so „zufällig“, wie sie geschrieben werden. Ein Rechner kann nämlich nicht Zufallszahlen generieren, zufällig ‘was zustande bringen [zumindest, solange er einwandfrei funktioniert], sondern nur Werte ausspucken, die allem Anschein nach rein zufällig zustande kommen [und das ist gar nicht so unkompliziert]. Häufigste Masche der Rundungs-Spezialisten ist die Veränderung der Software dahingehend, daß diese Rundungen nicht „zufällig“ mal auf-, dann ab erfolgen, sondern in jedem Fall abgerundet wird, und die Bruchteile von Pfennigen dann auf ein Konto des Programmierers verschoben werden. Über Jahre hinweg kommt so manch ein Programmierer zu einem zweiten Wohnsitz - und niemand weiss genau, wo gerade
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wieviel gerundet wird. Abgerundet. Da die Konten der Bank stets bis auf den letzten Pfennig stimmen, kommt sowas nur durch Zufall, menschlichen Zufall, oder durch systematische Revision, bei der der Grünstift des Revisors auch Programmcode anstreicht, zu Tage. Adam Osborne erzählt eine Story in seinem Buch „Running wild“. Der Vorstandsvorsitzende blickte eines Tages aus dem Fenster und sah zwei ziemlich neue „Roller“ [Umgangssprache für Rolls Royce] auf dem Personalparkplatz. Interessiert, versuchte er zu die Eigner zu ermitteln, denn so gute Gehälter zahlte man seines Wissens nicht. Und siehe da, die Roller gehörten zwei Programmierern. Als er eine Treuhandfirma mit einer Überprüfung beauftragte, verschwanden die zwei Programmierer samt deren Rolls, nach Brasilien, so wird gemunkelt. Jahre später wußte der Vorstandsvorsitzende immer noch nicht, warum.
3. Brandstifter Wer kennt nicht die bedürfnisanstaltentypische Graffiti nach dem Motto „Kilroy war hier“. So wie es normale Auto- und Geisterfahrer auf Autobahnen gibt, gibt es auch unter EDV-Benutzern oder Programmierern Kamikaze-Anwärter. Für diese Geister ist es ein höchster Genuß, in eine der vielen Datenbanken einzubrechen und für Unordnung zu sorgen. So wurden letztes Jahr die elektronischen Briefkästen der englischen Königsfamilie im Prestel-System geknackt und voller Botschaften, keine einzige druckreif, gestopft. So wurde mit Konten der Hamburger Sparkasse Unsinn getrieben, weil deren EDV-Leute sich selbst überschätzten. Wie die da reinkommen? Unglaublich leicht. Die Jugendlichen im Film „War Games“ hätten mit der gleichen Methode und der gleichen Aus-
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rüstung in jeden Großrechner mit Telefonverbindung einbrechen können. Ein einfaches, klitzekleines Programm zu schreiben, das systematisch Telefonnummern anwählt und solche, die nicht von menschlicher [oder auf Band aufgezeichneter] Stimme beantwortet werden, ist einmal einfach, aber zweitens gar nicht notwendig, da zumindest die Telefonnummern der größeren Datenbanken ja in Verzeichnissen ersichtlich sind. Durch Kniffe mit Draht und Lötzange, wie sie im New Yorker Untergrund-Infodienst „Tap“ [deutsch: Anzapfen] oder auch in der deutschen „Szene“ regelmäßig veröffentlicht werden, sparen sich die „Geisterfahrer“ gar die Kosten für Ferngespräche. Das Eindringen selbst ist ein Kinderspiel - wie mir in einer Sitzung gezeigt wurde - und jederzeit nachvollziehbar. Denn für Notfälle, CrashReparaturen und andere System-Wartungsprozesse hat jedes System sowas wie einen Hintereingang oder eine Katzenklappe in der Haustüre, durch die man direkt in’s Innere des Systems eindringen kann. Andere gewöhnliche Techniken benutzen die Paßwörter Dritter, die durch Leitungsanzapfen ausspioniert werden. Oder in Großbetrieben, die interne Verbundnetze betreiben, ist fast immer ein Terminal frei, daß zwar gerade mit dem Hauptcomputer verbunden ist, aber nicht benutzt wird.
a: Die gewöhnlichste Art ist das simple Stehlen eines Betrages. Wobei es egal ist, ob eine oder gar eine Million Mark gestohlen, auf ein möglichst weit entferntes Konto transferiert werden. Das gestohlene Geld selbst dient nur als Fähigkeits-Nachweis über die jederzeitige Möglichkeit, das System wieder als Lotto-Automaten zu benutzen. Man erpreßt die Bank und sagt, entweder Ihr überweist mir so-und-so-viel Kohle und ich halte dicht, oder ich gehe mit der Story
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samt dem gestohlenen Betrag zur Presse. Für die’s ein Fressen wäre. Und für die Bank wahrscheinlich ein größeres Desaster. Oder würden Sie Ihr Geld bei einer Bank lassen, von der man weiss, daß sich gewisse Bevölkerungsschichten dort bei Geldmangel jederzeit selbst bedienen
können
[und
zwar
auf
Ihre
Kosten].
b: Und dies ist eine der böseren Vorgehensweisen: Ein Programmierer legt einem System ein Ei, z.B. der Deutschen Bank in Frankfurt, dem SWIFT-Überweisungsnetz oder einer anderen Organisation. Entweder, während er dort arbeitet, oder auch über’s Telefon. Einen Virus. Eine winzig kleine Instruktion an das System. Unauffindbar inmitten der Unmengen von Computer-Code. Und die Viren vermehren sich wie Krebs-Zellen in einem System. Telegrafische Überweisungen, Sicherungskopien, Geldautomaten-Programme, elektronische Kontoauszüge, elektronische Überweisungen zwischen Betrieb und Bank oder zwischen den einzelnen Gironetzen und Zentralen... die Aussichten, einen elektronischen Krankheitserreger wieder aufzuspüren und auch alle seine Nachkommen unschädlich zu machen sind gleich Null.
Der Ursprung der Viren wurde in Scientific American in einer Serie behandelt. Zunächst handelte es sich um Spiele, mit denen die Multitasking-Fähigkeiten [Das anscheinend gleichzeitige Verarbeiten mehrerer Vorgänge in einem Computer] neuerer Maschinen erprobt werden sollte. Verschiedene solcher Killerprogramme laufen auf einer Maschine. Jedes versucht, andere Miniprogramme zu finden und zu zerstören. Was, wenn nun eine der munteren Terroristengruppen, anstatt unschuldige Touristen zu töten, den Feind, den „Kapitalismus“ an seinen Wurzeln zu erschüttern versucht. Ein Virus ist schnell eingepflanzt.
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Ausgelöst wird die Katastrophe auf Befehl. Zum Beispiel, wenn ein bestimmtes Datum erreicht wird. Oder wenn in einer Zweigstelle der Bank ein Konto auf einen vorher festgelegten Namen eröffnet wird. Oder eine simple Überweisung von einem Konto auf ein anderes erfolgt. Die Zahl der Auslösemechanismen ist größer als die Zahl der legal möglichen Banktransaktionen, die bei niemandem Argwohn hervorrufen würden... Drei Tage später: Peng! Daten sind flöten, Backups wertlos, weil die Software, die die Sicherungskopien installiert, selbst lange schon infiziert worden ist, weiss, daß gute Daten zu zerstören sind. Nur der Designer einer Bakterie kann einen Antikörper herstellen. Ein Computer-Abwehrstoff arbeitet wie ein Impfstoff. Er zielt auf eine bestimmte Bakterie und zerstört sie. Er muss also genau wissen, woran er die zu zerstörende Bakterie erkennt. Eindeutig identifiziert. Solche Immunkörper werden zu horrenden Summen gehandelt. Heute schon. Quasi als Verhütungsimpfung. Gegen eine Keimzelle, die man nicht kennt. Kennen kann. Weil sie vielleicht noch in der Mache ist. Wer für die Antikörper bezahlt? Industriekonzerne, Versicherungen, Banken. Beziehungsweise deren Kunden, der Endverbraucher. Sie. Und wahrscheinlich ist der Bursche, der für die Antikörper kassiert, auch der Bazillus-Designer. Aber wie soll der Unternehmer das beweisen??? Also wird Erpressungsgeld gezahlt. c: Weltuntergang? Präsident Reagan’s rotes Telefon klingelt. „Hallo?“ haucht er in die Muschel. Aus dem Hörer: „Mr. President, hier spricht Michael Gorbachov. Nach all den PlauschStündchen am Kaminfeuer erkennen Sie meine Stimme, wir können uns die Formalitäten sparen. Ich habe wenig Zeit. Ich will sofort zur
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Sache kommen. Sie sind bis heute nicht auf unsere Forderungen eingegangen, alle SDI (Star Wars)-Forschungen einzustellen. Sie sind inmitten der Vorbereitungen. Meine militärischen Berater sagen mir, daß die USA die technologischen Mittel haben, Ihr Wunschkind in die Wirklichkeit umzusetzen, und daß die Sicherheit unseres militärischen Systems auf’s Höchste gefährdet ist. Wir lassen dies nicht zu“. „Erlauben wir die SDI-Durchführung, ist es für uns zu spät, im Ernstfalle irgendwie zu reagieren. Deshalb ergreifen wir heute die Initiative. Ich habe heute früh Befehl gegeben, das sowjetische Militär in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Wir halten uns an unsere Regel, den Feind vor dem Erstschlag über den Kriegszustand in Kenntnis zu setzen. Weder die Japaner noch die Deutschen gewährten uns diese Ehre. Wenn wir binnen drei Stunden nicht eine Vorab-Vereinbarung treffen können, werden wir einen ersten Schlag gegen Sie ausführen. Wir werden diesen Erstschlag um 24 Stunden verzögern, wenn Sie einer Zwischenvereinbarung nach meinen Regeln zustimmen.“ Der Präsident wird rot. Schluckt. Und glaubt, seinen Ohren nicht zu trauen: „Bis vor wenigen Monaten hatten wir Angst, richtige Panik, vor einem amerikanischen atomaren Erstschlag. Nicht mehr. Innerhalb zwei Stunden werden Sie selbst sehen, wieso. Ich schlage vor, daß Sie Ihre ballistischen Fachleute anweisen, einen Launch vorzubereiten. Dann, um Ihnen zu zeigen, daß wir keine Sorge mehr vor Ihren Raketen haben, feuern Sie eine, oder auch zwei, ab. Auf ein Ziel Ihrer Wahl. Von mir aus schießen Sie alle ab. Wohin Sie wollen. Uns können Sie damit nicht länger schaden, noch weniger beeindrucken. Nur eine Bitte habe ich: Verlangen Sie von jedem Abschuß-Team, daß dieses Ihnen sofort Bericht erstattet, über das was passiert“.
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„Mr. President, lassen Sie sich sagen, was passieren wird. Sowie jemand versuchen wird, auch nur eine einzige Rakete abzuschießen, ganz gleich mit welcher Zielvorgabe, wird sich Ihre Computersteuerung für Nationale Verteidigung selbst abschalten. Die Steuerungssysteme, die Anlagen der NASA, alle schalten sich selbst ab. Mit der letzten Anordnung, diesen Zustand so lange zu simulieren, bis wir unseren Erstschlag vollzogen haben“. „Sie haben keine Möglichkeit, dies zu verhindern. Jeder Versuch, diese Vorgaben zu untermauern oder umgehen resultiert im gleichen Ergebnis, als ob Sie eine Rakete starten wollen“. „In zweieinhalb Stunden gerechnet ab jetzt wird Ihre Nation über keine einzige Minuteman Missile mehr verfügen, mit der Sie nach unserem Erstschlag antworten oder reagieren könnten, sollte es Ihnen irgendwann gelingen, Ihre Computersysteme wieder in Gang zu bringen“.
„Ich schlage vor, daß Sie Ihre führenden Generäle jetzt informieren. Sie sollten in der Lage sein, diese in 60 Minuten zu mobilisieren. Der Test-Start dürfte nicht mehr als eine halbe Stunde beanspruchen. In anderthalb Stunden rufe ich Sie wieder an, um Ihnen unsere Bedingungen für Ihre Kapitulation zu stellen.“ Klick.
Reagan ruft verstört den Generalsstab an. Wenn er verdammtes Glück hat, findet er zwei oder drei früh genug. Die Nachricht wird sie lähmen. Wen würde sie nicht lähmen? Aber so wie er seine Leute kennt, werden sie Gorbachov’s Theorie zumindest testen. An einer oder zwei Raketen. Aus den unterirdischen Schächten. Von U-Booten
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aus. Das Sicherheitssystem wird sich selbst einfrieren. Egal, was man versucht, alles resultiert im gleichen Ergebnis. Eine Datenverarbeitung nach der anderen macht dicht. Fällt in einen tiefen Dornröschenschlaf. Panik im Weißen Haus. Verteidigungsstab und Kongreß verursachen mehr Unordnung als 10 losgelassene Kindergärten. Genau 90 Minuten später ist Gorbachov mit seinen Forderungen am anderen Ende der Leitung:
„1. Rückzug aller US-Truppen aus Europa. 2. Abruf aller Truppen von Diego Garcia im indischen Ozean. 3. Abbruch diplomatischer Beziehungen mit China und Taiwan. 4. Abzug aller Truppen aus Korea.
5. Moratorium aller UdSSR-Schulden bei amerikani-
schen Banken.
6. Gleiches für alle anderen kommunistischen
Länder. 7. Entfernung aller Minute-Man Raketen aus deren Silos. 8. Rückruf aller US-Flottenverbände und U-Boote in den nächsten US-Hafen. 9. Abzug aller CIA-Kräfte aus allen kommunistischen Nationen“. „Wenn Sie diesen Forderungen binnen zwei Stunden nachkommen und erkennbar wird, daß Ihre Militärs und zivilen Körperschaften diesen Befehlen Folge leisten, werden wir unseren Erstschlag um 24 Stunden aufschieben.“ Reagan gehorcht aufs Wort. Der Westen ist durch Kommunikationssateliten, Datenfernübertragungen, Computer-für-Alles und so weiter verwundbarer denn je. Alles, was Moskau braucht, ist ein im Westen geschultes Computer-Genie mit Frustration, ein paar Dollar-Noten und Durchblick in ein paar anderen Disziplinen.
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Am Geldautomat: Karte rein, £100 bestellt, ein halber Fünfer kommt raus, die Karte wird verschluckt, und mit Müh’ und Not kann ich die Finger aus den eingeklemmten Wollhandschuhen retten. Daß bei der Bankenautomation nicht immer alles so funktioniert, wie geplant, liegt nicht immer an Sabotage: Aufgrund von Computerstörungen bei der Bank of New York [BNY] wurde der US Government-Securities-Markt [Staatspapiere] im November 85 für einen Tag unterbrochen, die Bank, da sie fällige Zahlungen nicht ausführen konnte, dazu gezwungen, sich über 20 Milliarden Dollar über Nacht zu pumpen. Die Probleme waren auch am nächsten Tag nicht komplett behoben, so daß die FED ihre Mitgliedsbanken beauftragte, keine Transaktionen auszuführen, die für die BNY bestimmt waren. Der Schluckauf kostete die BNY über 5 Mio Dollar - an verlorenem Geschäft und Zinsen für 20 Mrd Dollar für eine Nacht [Euromoney Bank Report, Ausgabe Jan 86]. In den letzten Monaten machen sich mehr und mehr „Trojanische-Pferd-Programme“ auf den Disketten der verschiedenen Usergroups in Amerika breit, beklagt Ray Duncan im angesehen Fachmagazin Dr. Dobbs [Jan. 1986]. Unter Namen wie EGABTR, VDIR, SYSUTIL usw. und ausgestattet mit umfangreicher Dokumentation, die sie zur Super-Utility macht, schleichen sich Bomben, oder mit Viren geladene Programme auf Ihren Computer. Während auf dem Bildschirm der Anschein gegeben wird, man würde den gewünschten Befehl befolgen, wird in Wirklichkeit die Festplatte neu formatiert, Programme und Dateien nach einer Zufallsauswahl mit Nullen gefüllt und andere bösartige Spielchen getrieben. Bei Online-Systemen und Bulletin-Boards werden Programme auf das System geladen, die zu ruhigen Zeiten systematisch und unermüdlich
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nach Passwort-Dateien suchen und diese zu entschlüsseln versuchen, um eine dechiffrierte Kopie dann unter nicht verfänglichem Namen abzulegen. Der Guerilla braucht dann nur ein paar Tage später anrufen, das neue File auf seine Maschine zu laden, und schon hat er Paßwörter und Kontonummern in gewünschten Anzahl. Und so wie die Computer-Terroristen raffinierter werden, rechnet Duncan mit Programmen, die sich selbst in ein verstecktes [System-]File kopieren oder sich selbst ans Betriebssystem anhängen, um dann später, wie programmiert, Amok zu laufen. Zum Beispiel, wenn Sie 14 Tage keine Zeit für Sicherheitskopien gehabt haben [Dr. Dobbs, Jan. 1986, Seite 118]. Eine Lösung für den nichts Böses ahnenden Computer-Anwender hat Duncan auch nicht parat. Sie erinnern sich, in der ersten Pionier-Ausgabe dieses Jahres [Anm: damit meinte ich den Pionier 1/86] hatten wir düstere Wolken gezeichnet. Gleich zwei Bestätigungen in der Presse innerhalb von 14 Tagen haben wir beim flüchtigen Blättern gefunden. Systematisches Suchen bringt mehr zutage: Die New York Times schreibt am 19. Okt. 85: „Eine Gruppe von mindestens 23 Jugendlichen brach in der Zeit von Juli bis August wiederholt in die Computeranlage der Chase Manhattan Bank ein und richtete größeren Schaden an, berichtete der FBI gestern.“ „Die Chase Manhatten Bank beteuerte zwar, daß zu keinem Zeitpunkt Geld entwendet oder auf andere Konten überwiesen wurde, aber dem FBI zufolge wurden zahlreiche Paßwörter geändert, so daß Kunden und auch Bankangestellte vorübergehend keinen Zugriff auf Ihre eigenen Daten, sprich Gelder, hatten.“ Wo die Teenager sitzen: In San Diego, Kalifornien, immerhin ein halber Kontinent entfernt. Und mit „sitzen“
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meinen wir nicht das Absitzen einer Strafe: die meisten, so der FBI, sind zu jung, um gerichtlich verfolgt zu werden. Robert D. Rose, Stellvertretender US-General Staatsanwalt meint gar: „Wir wissen noch nicht, was wir machen werden. Diese Dinge können außer Kontrolle geraten dann werden wir uns ernsthaft darum kümmern müssen.“ Denn noch soll der Anschein erweckt werden, alles sei ja nur ein Lausbubenstreich gewesen - daß die kompletten EDV-Anlagen der Wirtschaft und der Behörden so ungeschützt sind wie eine Jungfrau in einem Reeperbahn-Bordell, will niemand wahrhaben. Die Massenpublikationen ließen den Fall damit ruhen. Nur ein amerikanisches Blatt brachte weitere Einzelheiten - Infoworld am 28. Oktober: „Die Jugendlichen machten eine Telefonnummer ausfindig, die sie eigentlich nicht hätten wissen dürfen. Ein erster unerlaubter Eingriff ins System wurde Anfang Juli bemerkt, der letzte am 9. Oktober, oder deutlicher: Es dauerte mindestens 10 Wochen, bis man die heimlichen Einbrecher entlarvt hatte.“
Die Reaktion der Finanz-Bürokraten war vorauszusehen: Man posauniert in alle Welt, daß der FBI mangels anderer Erfolge die Sache überbewertet, in Wirklichkeit ja nichts passiert sei. Oder Kehrseite der Medaille: Wenn die Chase Manhattan Bank nicht dafür sorgen kann, daß ihre Computeranlagen gegen Einbrüche gefeit sind, wer soll’s dann? Und: Wenn Chase-Manhattan-Leute gegen 23 Jünglinge, die noch zu tief im Kindesalter stecken, um bestraft zu werden, machtlos ist, wie will man gegen ein haßerfülltes Programmier-Genie vorgehen, das sich Ihre Bank auf’s Korn nimmt ??? Was, wenn solch ein Experte aus hier unwichtigen Gründen nur ein oder zweimal in das Netz eindringt, sein „Ei“ legt und dann stillhält?
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Ergo: Für den, der’s darauf abgesehen hat, ergibt sich hier eine fast risikofreie Methode zum Zurück- oder Erstschlag. Wir stehen im Grunde vor einer elektronischen Epidemie. Und wenn wir sagen „wir“, meinen wir das gesamte wirtschaftliche System des Westens, Spardaka Kleinhummelbrück eingeschlossen. Inzwischen hat die Chase Manhattan Bank ihre Werbung für das „Electronic Banking“ [Zahlungsverkehr per Draht] erst richtig angekurbelt - und Citicorp und die Bank of Amerika ziehen voll hinterher. In Deutschland sehen Sie gleichartige Angebote der Deutschen, Dresdner und Commerzbank in bis ganzseitigen Inseraten in der Tagespresse - man darf ja auf gar keinen Fall den Anschluß verpassen. Sie wissen ja: „Ihr Konto ist sicher und keiner kann da nie nicht dran“. Aber 23 Kinder hätten theoretisch auch nicht an die Dateien gelangen dürfen...
In der Mai-1984-Ausgabe des Scientific American schrieb A.K. Dewdney einen Artikel in der Unterhaltungs-Spalte: Wie Computer-Experten die Programme ihrer Kollegen zum Spaß in die Luft jagen. Zur Unterhaltung. In der März-1985-Ausgabe schrieb er einen Nachfaß-Artikel: „Als ich den Bericht im Mai letzten Jahres schrieb, war ich mir über die Tragweite des Themas nicht bewußt. Meine Beschreibung der Programme in Maschinen-Sprache, die Sprünge im Arbeitsspeicher und die Möglichkeiten der Zerstörung anderer, gleichzeitig laufender Programme riefen eine Reaktion hervor, als hätte ich Benzin in’s Feuer gegossen. Den Leserbriefen zufolge wimmelt es in allen Computeranlagen nur so von Würmern, Viren und Bomben und anderen unvorstellbaren Monstern in jeder nur denkbaren Computer-Konfiguration. Manche der Möglichkeiten sind so furchterregend, daß ich sie nicht wiedergeben will“.
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Die Franzosen haben inzwischen ein Buch über das Thema, einen Roman, der die internationalen Folgen einer solchen Katastrophe schildert: „Softwar: La Guerre Douce“ [Breton & Beneich]. Story in acht Zeilen: Die USA lassen sich nach Jahren der Abstinenz darauf ein, einen Supercomputer an die UdSSR zu verkaufen - mit eingebautem Ungeziefer. Wenn die US-Wettervorhersage eine bestimmte Temperatur über St. Thomas auf den Jungferninseln hervorsagt, zerstört der amerikanische Computer in Rußland jedes nur erreichbare Programm. Zwei italienische Programmierer waren so von Dewdney’s ursprünglichem Artikel [Scientific American] angetan, daß man die Idee erträumte, nicht ein Programm sondern die Kopiervorlage eines Betriebssystems [das einen Computer überhaupt erst in ein nützliches Instrument verwandelt] zu infizieren - so würde das Ungeziefer in Millionen von Mikrocomputer Einzug halten - mit wohl kaum auszumalenden Folgen. Ein Student in Pittsburgh schrieb einen Virus, um Dewdney’s Theorie zu prüfen. Er schuf eine Pest von vielen kleinen, eigentlich unbedeutenden Fehlern. Nachdem er erleben mußte, daß in Scientific American keine Märchen veröffentlicht werden, wollte er seine Programme, Disketten usw. entfiltzen, vom Ungeziefer befreien. Unmöglich, berichtete er in einem Brief an Dewdney: „Alle meine Disketten sind befallen, selbst meine Freunde und mein Mathematiklehrer haben durch Diskettentausch keine jungfräulichen Programme mehr“. Die Washington Times berichtete im September, daß einer ihrer Reporter einen Computer hat. Und sich eine neue Version des Microsoft-Programms „Access“ kaufte. Microsoft ist einer der US-Softwaregiganten, die unter anderem das Betriebssystem für MSDOS und IBM-Mikros, PCDOS, zusammengebastelt haben. Mit anderen Worten, keine Küchentisch-Operation.
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Als der Washington Times-Reporter seinen Computer zurechtmachte und mit „Access“ arbeiten wollte: Ein Blitz auf dem Bildschirm und die knappe Nachricht: „Die Saat der Kriminalität trägt bittere Früchte Ihre Diskette wird jetzt zerstört!“. Peng. Seine komplette Datensammlung war flöten. In Ordnung, er war clever genug und hatte die Zeit geopfert, regelmäßig Sicherungskopien zu ziehen, aber bedenken Sie mal das Risiko. Und was, wenn dieser Wurm für Monate oder gar Jahre ruhig gewesen wäre und alle seine Sicherheitskopien angesteckt hätte ??? Er rief wutentbrannt bei Microsoft an und erhielt die RingelreihenBehandlung [Verbindung über alle interne Nebenstellen hinweg, bis er wieder an der Zentrale ankommt]. Man erzählte ihm, daß man dafür keine Verantwortung trage. Ein Programmierer habe wohl die Sicherung eingebaut, damit keine Raubkopien von „Access“ gemacht werden könnten. Aber er sei ja ein Käufer eines Programms, hätte dafür teuer bezahlt. Unmöglich, so die Microsoft-Antwort. Man wußte ja nicht, daß der Reporter Reporter von Beruf war... der sich flugs an seine Tastatur setzte und in der Washington Times in eigener Sache Bericht erstattete. Infoworld am 28. Oktober 85: „Auf einmal war unser Reporter nicht ein Jedermann, sondern Reporter der Washington Times. Ein Riesenstunk stand ins [Microsoft-]Haus - und auf einmal ging alles ganz schnell. Microsoft gab zu, daß ein Programmierer den Virus ins Programm gebracht hatte, aber ohne offizielle Erlaubnis. Der Wurm ist jetzt entfernt worden, versichert Microsoft - aber was, wenn er für drei Jahre geschlafen hätte ?“ Diesen Fall dürften Sie denn auch als typisches Beispiel für die neuen Gefahren, auf die die Welt sich noch nicht vorbereitet hat, gelten. Hier haben wir eine der bekanntesten Software-Firmen der Welt, und ein Programmierer kann mir-nichts dir-nichts einfach ein Würmchen
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schaffen, ohne jemanden zu fragen oder zu informieren. Und hier haben wir keine Erfindung eines Schreibers sondern jederzeit nachprüfbare „Geschichte“. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn solches Ungeziefer in alle Kopien des Betriebssystems MSDOS und PCDOS, unter dem weltweit 99,9% aller heutigen 16-Bit-Computer laufen, eingeschleust wird ??? Sie kennen Adam Osborne. Er erfand den revolutionären tragbaren Osborne 1 Computer [revolutionär, weil eben tragbar], nur um Pleite zu machen, bevor sein Modell 2 auf den Markt kam. Osborne ist einer der Pioniere der Mikro-ComputerSzene. Er war dabei, als die Industrie geboren wurde, wurde später selbst zum Unternehmer, dann zum Verleger, der erfolgreich an McGraw-Hill verkaufte und macht heute in Software. In seinem Buch „Running Wild“ gibt er uns eine Warnung: Er sagt, daß 3 Gebiete nie computerisiert werden dürften - Geldüberweisungen, die Börsen, und Wahlkampf-Auswertungen. Seine Warnungen hat niemand beachtet - auf allen drei Gebieten schreitet die Elektronik fort, und es dauert nicht lange, bis sie sich auch hier zu 100% breit gemacht hat. In den Staaten ermöglichen bereits viele Broker [teils über kommerzielle Datenbank-Systeme wie z.B. Compuserve oder The Source] den Anund Verkauf von Aktien. An der New York Stock Exchange schreitet der [elektronische] Fortschritt mit Riesenschritten voran - um eines Tages die „Spezialisten“ [die den Markt regeln sollen, manchmal aber auch ein klein wenig manipulieren] abzulösen - und, wenn wir Osborne glauben wollen: „Die größten Vermögen des 21. Jahrhunderts werden die Hinterlassenschaften der Computer-Kriminellen des 20. Jahrhunderts sein - so wie während der Prohibition und Depression die Alkohol- und sonstigen Milliardenvermögen entstanden sind“.
Im letzten Pionier stellte ich
einen Bekannten vor, der zur Creme der englischen Programmierer
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gehört. Bei den letzten Stadtratswahlen hatte seine Firma die Ergebnisse auszuwerten - nicht weil es ein besonders schwieriges Unterfangen ist, sondern weil er sich neben seinem fachmännischen Ruf auch noch den der Unbestechlichkeit, zumindest auf lokaler Ebene, erworben hat. Wenn Sie an der Tastatur sitzen und die Dateien vor Ihnen auf dem Bildschirm sind, ist es nicht schwieriger, den Stadtrat nach persönlichen Präferenzen zu besetzen als das Ändern einer Kundenadresse. Beim gelegentlichen Fachsimpeln über unser Horrorthema kam die Frage, ob Osborne die korrekten Schlüsse zieht, auf. Die Antwort:
„Es ist ein leichtes, von jedem Geldinstitut, selbst dort auf der anderen Straßenseite, 1 oder 2 Milliönchen abzuzapfen. Ich könnte nächste Woche 90% des Geldes zurückgeben, 10% als Finderlohn behalten und hoch und heilig versprechen, den Mund zu halten. Höchstwahrscheinlich wäre die Bank heilfroh, wenn ich nicht weitererzähle, wie einfach es war.“ Diese Leute, die Computerkriminellen gehören eigentlich zu einer Gruppe von Genies. Viel schlimmer noch, sie gehören zu einer Gruppe von Genies, die das Mittel verstehen, das heute schon fast alles und jeden kontrolliert. Diese Qualifikation ermöglicht ihnen, mit Banken wie Chase Manhatten oder auch der Deutschen Bank in Frankfurt Katz und Maus zu spielen. Was, wenn ihnen auf einmal die Lust am Spiel vergeht - und es bitterernst wird??? Ehrliche Computer-Sicherheitsexperten betonen deswegen auch immer, daß es nie ein 100%ig sicheres Kontrollsystem für Datenbanken geben wird. Was machbar ist, ist 98%ige oder 99%ige Sicherheit. Der Rest ist abhängig von Anstand und Disziplin aller Beteiligten. Und wo werden diese Fächer gelehrt ? In unseren heutigen Schulen ?! Die Erinnerung wird wach an einen Artikel in Rolling Stone, einer amerikanischen
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Rock- und Musikzeitschrift, die ich irgendwann mal in die Hände bekam. Es war die einzige Ausgabe, die ich je gelesen habe. Aber umso beeindruckender unter den heutigen Umständen. Es ging da um eine Gruppe von Studenten an der Standford Universität. Wie überall gibt es auch dort Computer-Freaks - Besessene. Die „Hacker“ an der Universität lebten vor ihren Terminals [Bildschirmen] und ernährten sich von Mars, Hamburgern und Technologie-Träumen. Eins der dort gespielten Programme war das Einbrechen in Software der anderen zur Zeit aktiven Benutzer [des Mehrplatzsystems]. Eine wahre Ehre war es, die Verteidigungs-Mechanismen eines anderen Hackers zu durchbrechen. Man verbrachte Stunden, Tage und Wochen damit. Niemand stand schließlich unter Leistungsdruck, und dem flüchtigen Betrachter ergab sich das Bild einer emsig übenden Studentengruppe.
Einer dieser Spezialisten schrieb ein Programm, das beim geringsten Versuch eines Ringkämpfchens eine Meldung an den versuchenden Mitspieler sandte, daß jeder, der sein Programm verletzen würde, eine Überraschung erleben würde. Was natürlich umso mehr reizte. Wer immer es schaffte, sich mit diesem Programm anzulegen, wurde erstmal von seiner Tastatur abgeklemmt, konnte den Lauf der Dinge also nicht mehr beeinflussen. Dann erschien der Satz [grob übersetzt] „Das haste davon!“ auf dem Bildschirm und nacheinander alle Namen der Dateien, die dem unartigen Mitspieler, der das Superprogramm ja gereizt hatte, gehörten. Zusammen mit dem drastischen Zusatz „gelöscht“. Diese Dateien waren das wirkliche Arbeitsmaterial der Studenten und auch deren eigene Hackerversuche - enthielten also die Arbeit [oder die Unterhaltung] von Monaten, in Einzelfällen gar Jahren.
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Vergleichbar mit dem Effekt, als wenn bei Ihnen zu Hause jemand alle Papiere entwendet. Alle und ratzekahl... Für ein paar ewig dauernde Minuten wurden diese Dateien nun als gelöscht gelistet. Es soll viele gegeben haben, deren Unterwäsche bei dieser Gelegenheit leicht feucht wurde. In Wirklichkeit sollte dem Hacker nur eine Lektion erteilt werden - seine Dateien blieben intakt. Hacker spielen „interessante“ Spiele. Diese Leute sind anders als der Rest von uns. Sehr individualistisch. Manche sind liberal. Andere Anarchisten. Man mag keine Bürokratie - und schon gar keine Be- und Einschränkungen. Die Leute der Chase Manhattan haben ein echtes Problem: Was macht man mit einem Kind, das nicht bestraft werden kann. Macht man einen großen Spektakel, verärgert das Kind, damit es sich bei nächster Gelegenheit rächt - oder spielt man den Ehrenmann und sagt, daß er ja ebenfalls ein Ehrenmann ist, der seine Jugendstreiche am besten schleunigst vergißt ??? Die Herausforderung an die Jugend bleibt bestehen, und wird umso interessanter, je lauter man verkündet, das System sei unknackbar. Für Kinder ein Kavaliersdelikt, denn man nimmt ja nichts, keine müde Mark wird entwendet - selbst wenn es die Bänker Millionen kostet, zerstörte Daten zu restaurieren oder neue, zusätzliche Sicherungen [als neuen Ansporn?] zu installieren. Würden Sie gerne die Stelle des 60jährigen Bankiers einnehmen, der den Unterschied zwischen einem Byte und einem Taschenrechner nicht kennt und dessen Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit ihm erzählt, er müsse verlauten lassen, die ASD-Bank ist vor elektronischen Räubern sicher. Daß gerade diese Bank als Zielscheibe für neue Angriffsübungen dienen wird, leuchtet inzwischen jedem ein. Kehrseite der Medaille: Hält er die Klappe und kommt die Sache doch irgendwie an’s Tageslicht, verursacht er viel-
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leicht einen Run auf den Kassenschalter. Jeder Kunde wird schnellstmöglich zusehen, daß er seine eigenen Gelder aus der Bank abholt, bevor [elektronisch] jemand anderes abräumt. Ein, zwei solcher Fälle, und das ganze Bankengefüge kann nur noch durch schnellere Druckmaschinen gehalten werden. Und irgendwann werden die Massen dann den Glauben an die Bürokratie verlieren, die ihnen immer weismacht, elektronische Überweisungen pipapo sind so sicher wie papierne.
Die „neue Gefahr“ hat auch ihre gute Seiten. Die Finanzbehörden vieler Nationen gehen mehr und mehr dazu über, alle Unterlagen, Dokumente, Bescheide etc. auf Magnetband zu speichern statt Aktenordner zu füllen. Alle Berechnungsunterlagen für Steuerbescheide sind dann eines Tages nur noch elektronisch verfügbar. Das heißt so lange, bis ein übereifriger Bürokrat einem dieser Genies auf die Zehen tritt und am nächsten Morgen erstaunt feststellt, daß das mit den Daten im Computer mal war, daß aus ihm unerklärlichen Gründen jeder Steuerbürger entweder keine Steuerverpflichtung mehr hat, oder wenn das Genie Charakter hat, gar Erstattungen erhält. Über Nacht wären die Finanzströme, mit denen Missiles und Mercedes-Limousinen, BauRuinen und Ferien, Papier- und Butterberge finanziert werden, versiegt. Wer sich am Rande der Technologie bewegt, wird eines Tages daran sterben. Der russische Super-Spion, der die westliche Welt lahmlegen will, muß nicht unbedingt ein Ferngespräch von Moskau führen. Es soll Bundeskanzler gegeben haben, deren engste Mitarbeiter kommunistische
Züge
besitzen.
Meinen
Sie
im
Ernst,
daß
Datenverarbeitungsfachleute genauer unter die Lupe genommen werden, als die rechte Hand des Chef’s ??? Die Möglichkeit, daß ein im stillen Kämmerchen sitzender, sich mißverstanden fühlender Pro-
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grammierer oder Student oder wer auch immer sich „an der Gesellschaft“ rächen will, und in das Netz der elektronischen Geldüberweisungen ein paar Viren bringt, wird stündlich größer. Er braucht ja gar nicht den ganzen Betrieb lahmzulegen. Es reicht völlig, wenn ein oder zweimal pro Woche ein paar Millionen verschwinden, um dann im Ausland oder bei einer Kleinstadtbank nach Tagen oder Wochen auf mysteriöse Weise wieder aufzutauchen. So wie die Probleme bekannter werden, wird das ganze Bankensystem erledigt. Die Massen rennen an die Schalter und der Staatsapparat ist machtlos. Die auf mehr oder weniger großen Mindestreserven beruhende Finanzluftblase der westlichen Welt platzt mit einem einzigen „Ploppp“. Die Folgen malen Sie sich bitte selbst aus.
Wie Sie den Bank-Crash vermeiden: Als Bankier oder Staatsdiener haben Sie keine große Auswahl. Sie können versuchen, Ihre Software gegen bewußt fabrizierte [eingegebene] Fehler abzuschirmen, so daß die „Shell“, die äußere schützende Schale des Betriebssystems nicht gleich zerbröckelt, sowie jemand einen absichtlichen Fehler begeht um ins nackte Betriebssystem zu gelangen wo er Schaden anrichten kann.
Darüber hinaus sollten Ihre Programme einen kontinuierlichen Log [Aufzeichnung] schreiben, wer wann im System was macht. Diese Aufzeichnungen sind in regelmäßigen Abständen auf Papier auszudrucken [kann nicht über’s Telefon gelöscht werden] und auch auszuwerten - etwa täglich. Bei auftretenden Fehlern muß das System sich selbst abschalten und vor allem von allen Kommunikationsnetzen lösen können.
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Eine
Wiederanschließung
darf
nur
mit
Autorisation
der
Geschäftsleitung erfolgen. Sie können sich bei der Einführung der elektronischen Verbindung mit Kunden zurückhalten. Aufgrund der Datenschutzgesetzgebung und anderen Gleichbehandlungsprinzipien wird es wohl nicht möglich sein, jemand aufgrund seiner Vergangenheit oder seines Berufes vom elektronischen Verkehr auszuschließen, es wird gar schwierig sein, Interessenten am elektronischen Zahlungsverkehr genau unter die Lupe zu nehmen. Die Schufa meldet zwar Rückschecks, Wechselproteste, Kreditkündigungen und mehr - aber sagt Sie Ihnen auch, ob Ihr Kunde ein GewohnheitsHacker ist? Als Kunde bleibt Ihnen nur die Empfehlung, mit mehreren Banken zusammenzuarbeiten, und zwar nur solchen, die keinen elektronischen Zahlungsverkehr mit der Kundschaft abwickeln. Auf jedem Institut darf nur der vom Einlagensicherungsfonds garantierte Maximalbetrag liegen, vorzugsweise weniger [denn solche Konten werden im Falle eines Falles schneller ausgezahlt als größere Salden], und Sie sollten sich regelmäßig und häufig mit Kontoauszügen, die Sie über Jahre hinweg aufheben, bewaffnen, damit Sie unanfechtbare Unterlagen für den Knall bereit haben.
Was meine Leser damals zum Thema meinten: In ein Wespennest müssen wir unsere spitzen Finger gestochen haben. Unsere Veröffentlichungen zum Thema EDV-Ungeziefer [Januar-Ausgaben Pionier] haben eine Flut von Leserbriefen verursacht.
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Hier die widersprüchlichsten in Auszügen: „Seit 20 Jahren bin ich in der Großrechner-Software-Entwicklung tätig und befasse mich vorwiegend mit systemnahen Programmen. Mehrere Jahre lang war ich auch im Bankenbereich und kenne aus dieser Zeit die dort theoretisch denkbaren ‘Möglichkeiten’. Nie, ich betone: nie habe ich jemanden kennengelernt [oder aus verläßlicher Quelle gehört], der in Ihrem Sinne kriminell geworden wäre! Ich kenne jedoch seit 17 Jahren sogenannte ‘Sicherheitsberater’, die einerseits fachlich Idioten, andererseits Erfinder von Gruselgeschichten sind, um ihre wahre Tätigkeit, die Vermittlung von Versicherungsabschlüssen [!] von Fall zu Fall anzukurbeln. Ihre „Abrundungsgeschichte“ ist absurd und nur eine Lügenvariante über dieses Thema“. E.L. aus Mittelberg. Gegenstück aus einer anderen Ecke: „...Ihr Artikel über Würmer in DV-Programmen mußte wohl so lang werden, um DV-Laien aus der Leserschaft den nötigen Wissenshintergrund zu geben. Sonst finde ich Ihre Untersuchungen und den Mut, die Konsequenzen beim Namen zu nennen, gut...“ „... dann noch dafür sorgt, daß Konten immer im Soll stehen, leidet man als Kontoinhaber doch keinen Schaden, falls die Bank wegen ‘technischer Defekte’ schließt“. „Weil die meisten Banken außer der beschriebenen Würmer auch noch leichtsinnig operiert haben... Zwar sind die von Ihnen beschriebenen Würmer in der DV-Branche die spektakulärsten Folgen ... die Sie be-
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schrieben haben. Jedoch die Fähigkeit, solche ‘Würmer’ zu erzeugen, ist viel älter als die DV-Branche. Beispiele:“ „Sollbruchstellen, Materialermüdung, Nahrungsmittel... sind letztlich voller Würmer, denn die Experten der jeweiligen Branchen wissen darum und ändern nicht viel... Wer kümmert sich schon um einen Plastik-Eimer, der ‘altert’ und nach einigen Jahren bricht [obwohl Kunststoffe auf den Müllhalden eine Ewigkeit ausharren sollen]... Wie finde ich heraus, ob mein Arzt wirklich an meiner Gesundung interessiert ist, wenn doch die Versicherung [nur] für Krankheiten vergütet?“ E.W. L. aus Tübingen. Zum ersten Brief: Uns persönlich ist kein einziger Mörder, Kindesschänder, oder Spendenakrobat bekannt - obwohl wir fest davon überzeugt sind, daß es solche Fälle gibt. Wenn unser Dinosaurier-[Großrechner]-Programmierer meint, daß alle seine Kollegen lammfromm sind, sollte er gelegentlich mal Gerichtsurteile lesen und sich mit großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften unterhalten. Es ist wahr, daß ein erstaunlich großer Teil seiner Kollegen keine Langfinger macht. Mit dem intellektuellen Niveau einer Straftat sinkt aber logischerweise deren Häufigkeit: Ein Mars-Riegel wird öfter gestohlen als ein Postzug bestohlen wird. Daß es ‘Würmer’ in Großrechnern gibt, sieht man daran, daß viele Programme gar nur auf Zeit überlassen werden. An einem vorher festgelegten Datum wird der Wurm aktiv. Dann ist da „der Wurm drin“, das Programm löscht sich vertragsgemäß, ohne weiteren Schaden anzurichten. Ebenso wie [die vertragsgemäße Benutzung angemieteter Software] kontrollierende Würmer gibt es aber auch bösartige.
„Dinosaurier-Großrechner“ deshalb, weil die an Großrechnern arbeiteten „Fachleute“ teilweise die Entwicklung der Branche verpassen oder tränenaufgelöst verfolgen. Denn eine ehemalige Domäne dieser Großkünstler, Macht über jeden betrieblichen Vorgang ausüben zu können,
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verzieht sich an die Arbeitsplätze. Umso mehr, je größer die Verbreitung von Mini- oder Super-Mikro-Computern mit leistungsfähigen Betriebssystemen wird. Einher mit dieser Machtumschichtung geht aber der unkontrollierte Zugriff auf Daten und Weichware.
Was die Banken damals davon hielten - und heute: Als Verleger und Autor in einer Person habe ich einen Fehler gleich mehrmals im Laufe meiner „Karriere“ begangen. Immer, wenn ich meinte, eine besonders interessante „Story“ ausgegraben zu haben, wollte ich damit die Auflage meines Informationsbriefes Pionier aufpäppeln. Als ich Anfang ‘86 die Bankenstory fertig hatte, habe ich diese beiden Ausgaben allen deutschsprachigen Banken im europäischen Raum zum Probelesen angeboten. Nachdem ich dutzende von Beschwerde- und anderen Briefen von meinen Abonnenten erhalten hatte, hätte mir eigentlich klar sein müssen, daß derartige Aufklärung nicht „erwünscht“ war. Die Banken reagierten kaum anders: nicht eine forderte die Probeausgaben an. Auch meine „Gorby-Story“ vom Januar, die Sie in dem Glasnost-Kapitel finden und die ich zu einem Report ausgebaut hatte, der ganze 20 oder dreißig mal verkauft wurde und den ich persönlich für meine [bisher] wichtigste Arbeit halte, brachte in den ersten drei Monaten ähnliche katastrophale Ergebnisse. Beschwerden, Kündigungen und verächtliche Briefe. Daß mir das alles zu „blöd“ ist, können Sie sich sicherlich vorstellen.
Heute könnte ich mit meiner Bankenstory, die Sie soeben lesen durften, dabei sicherlich Geld machen. Inzwischen ist das Thema salonfähig oder ernst genug, um in der Bankenfachpresse Eingang zu finden. The Banker berichtet in der Oktoberausgabe ‘89 ua fol-
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gendes [auszugsweise, dieses Kapitel ist schon umfangreich genug]: „Lange als ein übertriebenes Phänomen, von dem nur Computer-Hakker betroffen wären, verniedlicht, haben sich Computer-Viren im Laufe des letzten Jahres zu einer ernsthaften Bedrohung kritischer Management-Systeme der Industrie und bei Geldinstituten entwikkelt...“ „... Im letzten Jahr wurden mehr als 400 Viren bekannt, die mehr als 90,000 Computer-Anlagen störten. Dabei geht man in den USA davon aus, daß dies nur die Dunkelziffer ist, da die meisten Firmen vorziehen, diese Dinge nicht der Öffentlichkeit zu melden...“ „... Die bisher teuerste Infektion war wahrscheinlich der Virus, der ‘88 das Internet, ein Verbundnetz, das akademischen, behördlichen und privaten Forschungslaboratorien zum Informationsaustausch dient, befiel. Innerhalb von 24 Stunden waren 100te von Forschungsprojekten betroffen, der Gesamtschaden mehr als $100 Mio...“ „... Das dramatische Anwachsen der Epidemie wird durch die veröffentlichten Zahlen bewußt: In den ersten zwei Monaten des Jahres 1988 wurden gerade 3,000 Schadensfälle gemeldet. In den letzten beiden Monaten 1988 war diese Zahl auf das Zehnfache gestiegen...“ „... Betroffene Firmen sind unter anderem größere amerikanische und europäische Banken, US-Zeitungen und IBM, der größte ComputerHersteller der Welt, dessen internationales Verbundnetz wegen einer Infektion vorübergehend zum völligen Stillstand kam...“ „... Der wohl berühmteste Fall eines Computer-Virus war der eines
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Börsenmaklers in Texas. Ein Programmierer, der seinen Arbeitsplatz verlor, brach nachts in die EDV-Anlage ein und sorgte dafür, daß die monatlichen Provisionsabrechnungen aller Makler gelöscht wurden. Das Problem wurde innerhalb weniger Tage entdeckt, aber erst nachdem tausende von Provisionsabrechnungen gelöscht waren“.
Haben die Banken eine echte Chance des Überlebens? Regierungen haben sich mangels Verständnis der Zusammenhänge und aus Angst vor den Wahlkampf-Konsequenzen davor gescheut, wackelige Banken in den Konkurs zu zwingen. Statt dessen hat man gehofft, daß die Konkurskandidaten irgendwie und plötzlich wieder gesunden und zu solventen und lohnenden Institutionen werden. Diese wundersame Genesung setzt jedoch voraus, daß ein substantieller Teil der in Verzug geratenen Schuldner seine Zahlungen wieder aufnimmt, oder daß die Bank entsprechend große Gewinne aus anderen Geschäften erzielen kann, damit die Kapital- und Gewinnausfälle wieder ausgeglichen werden kann. Einfach auf bessere Zeiten zu hoffen und warten, ist ein riskantes Geschäft. In der Zwischenzeit können nur solche Banken, die über entsprechende Aktiva und entsprechend gute [im Sinne von Qualität] Aktiva verfügen, ausreichend verdienen, um alte Ausfälle wettmachen und Kapital erneuern zu können. Das Einkommen mancher Banken erlaubte in den vergangenen Jahren die Verluste aus Krediten an die Dritte Welt teilweise teilweise wettzumachen. Je größer der Anteil in Verzug geratener Ausleihungen, desto schwieriger wird es jedoch für eine Bank, Kapitalverluste auszugleichen. Eine Bank die
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heute Verluste schreibt, hat keine Möglichkeit, gestrige Verluste wettzumachen. Banken tendieren deshalb oft dazu, die „Handelsspanne“ zwischen Einlagen und Ausleihungen zu vergrößern. Eine Bank, die aufgrund neuer Gesetzgebung trotz Verlusten von 10% der Aktiva [also oft mehr als des Eigenkapitals] nicht geschlossen wird, müßte bei allen neuen Ausleihungen 7.1% Handelsspanne berechnen, wenn sie den Verlust innerhalb von 5 Jahren ausgleichen will. Diese Berechnung setzt eine Mindestreserve von 10%, Verwaltungskosten von 2% vom Anlagevermögen, eine Eigenkapitalbasis von 5% [angestrebte EuroNorm ist 8%] und keinen einzigen Ausfall bei neuen Ausleihungen voragevermÜgen, eine Eigenkapitalbasis von 5% [angestrebte EuroNorm ist 8%] und keinen einzigen Ausfall bei neuen Ausleihungen voraus. Wenn diese Bank ihren Sparern also 2.9% zahlt, müßte sie ihren Schuldnern 10% Zinsen berechnen. Bei angefallenen Verlusten von 20% müßte die Handelsspanne 12% betragen, bei Verlusten von 30% 17%, bei 50% 24% und bei Verlusten von 70% müßte man eine Handelsspanne von 44% erwirtschaften können. Wenn da nicht die schäbige Konkurrenz wäre, die einen klaren Einfluß auf das Zinsniveau ausübt. Banken, die trotzdem über dem allgemeinen Zinsgefüge liegende Zinssätze berechnen, finden sich deshalb in der nicht begehrenswerten Lage, nicht gerade erstklassige Schuldner anzuziehen. Banken, die in der Vergangenheit aus reiner Dummheit Verluste angesammelt haben, sind fast dazu gezwungen, die gleichen Fehler auch zukünftig zu begehen. Diese Zahlenbeispiele, wie auch die folgenden Verschleierungstaktiken entstammen dem World Development Report 1989, herausgegeben von der Weltbank. Die Möglichkeiten der zeitwei-
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sen Verschleierung sind dabei zahlreich und genauso bekannt wie die immer wieder gleichen Fehler, die zu Verlusten führen. Tricks, zu denen das Bankenmanagement meist greift, um Verluste „erstmal“ zu verdecken, sind dabei ebenfalls branchenweit bekannt. Der wohl am meisten gebrauchte ist die Beibehaltung oder Erhöhung der Dividende. Aktionäre, die stabile oder steigende Dividenden erhalten, haben keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Höhere Dividenden werden oft zulasten kleinerer Rückstellungen, die ja die Kapitalbasis weiter aushöhlen, gezahlt. Buchhaltungstricks werden oft eingesetzt, um das Einkommen künstlich aufzublasen, auch wenn dadurch höhere Steuerzahlungen fällig werden. Sauer gewordene Ausleihungen werden oft in jungfräuliche verwandelt, indem man sie umschuldet oder, falls eine Bank Mitglied eines Firmenverbundes ist, diese von Bank zu Bank verkauft werden, bevor die Bilanz erstellt wird. Hierdurch wird sichergestellt, daß die „sauren“ Apfel stets da sind, wo derzeit nicht bilanziert wird oder wo gerade keine Aufsichtsbehördenprüfung stattfindet.
Hat man Verluste in einer Größenordnung eingefahren, die sich einfach nicht mehr verstecken läßt, werden oft „Verzweiflungsgeschäfte“ eingegangen, bei denen wegen erhöhter Risiken höhere als die marktüblichen Zinsen anfallen und somit Aussicht auf schnelleren Ausgleich - meist aber noch größere Verluste - bieten. Oft sollen Spekulationsgeschäfte auf eigene Rechnung angeknackste Kapitalsituationen retten. So verlor die englische Midland Bank 1989 mehr als eine halbe Milliarde Mark in der Annahme, daß die englischen Zinsen ab letztem Herbst fallen würden. Hätte sie Pionier gelesen, hätte sie gewußt, daß diese Hoffnung ein Unding war und ist. Britische Zinsen sind nicht nur nicht gefallen, sondern haben inzwischen weiter angezogen.
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Diese Vorgehensweise führt letztendlich zu Cash-Flow-Problemen. Dividenden und auch Auszahlungen der Kunden treffen das Geschäft härter und härter. Man wirbt härter um Kundengelder und bietet die „Bestechung“ höherer Zinsen an, eine Verhaltensweise, die in der Vergangenheit immer noch dazu geführt hat, daß sich das Problem verschärft. Gegen Dummheit scheint auch heute noch kein Kraut gewachsen zu sein.
Betrügerisches Verhalten wird erst dann zur Norm, so die Weltbank, wenn die Liquidität ernsthaft angespannt wird. Eine der häufigsten Aktionen ist die Gewährung von Krediten an Vorstandsmitglieder und das obere Management in der Annahme, daß diese ja doch nicht zurückgezahlt werden müssen. Sachwerte im Vermögen der Bank werden oft unter Preis an das Management oder nahestehende Firmen oder Personen verkauft, unrentable Firmen oder Sachwerte werden oft der Bank übertragen. Hierbei geht es letztendlich nicht mehr um eine mögliche Sanierung der Bank, sondern um persönliche Bereicherung durch einen sog Gnadenstoß.
Noch ist gottseidank alles in Ordnung Könnte man meinen, wenn man der Branche Glauben schenkt. Hier deshalb eine alphabetische Übersicht über die Situation: Ägyptien: Ein Großteil aller islamischen Banken wurde vom Staat 1980 geschlossen. Genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor. Argentinien: Zusammenbruch einer größeren Privatbank verursachte die ‘80er Bankkrise, die sich bis ‘82 hinzog. Bis ‘83 wurden 15.1% aller Geldinstitute liquidiert. Die Umstrukturierung ist noch nicht abgeschlossen.
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Bangladesh 1987: Vier Banken, die insges für 70% aller landesweiten Finanzierungen zeichneten, hatten an zwei verlustmachende Firmen das 14fache ihres Kapitals ausgeliehen. Bolivien: ‘87 liquidierte die Zentralbank zwei [von insges 12] Handelsbanken, sieben weitere meldeten Riesenverluste. Mitte ‘88 wurden Verluste in Höhe von 92% des Vermögens aller bolivianischen Banken vermeldet. Chile: ‘81 wurde 35% des Bankwesens liquidiert. Zwei Jahre später 45% des verbliebenen Rests. Faule Kredite betrugen im Sep ‘88 19% des Bruttosozialprodukts. Costa Rica: „Öffentliche“ Banken, die für mehr als 90% aller Finanzierungen verantwortlich sind, erklärten 32% ihrer Forderungen ‘87 als uneinbringlich. Deutschland: Siehe Der Spiegel vom 5. März ‘90.
England: Jede der vier Großen meldete 1989 Rückstellungen „in Erwartung evtl möglicher Verluste“ zwischen 500 Mio und einer Milliarde Pfund durch Geschäfte mit der Dritten Welt. Die Midland Bank buchte darüberhinaus einen Verlust in Höhe von £135 Mio durch eine Fehleinschätzung der Zinsmärkte. 1974 mußte die Bank von England bei erzwungener Hilfe der vier Großen eine Rettungsaktion zugunsten am Immobilienmarkt aktiver Institute durchführen. Teilzahlungsbanken und Finanzierungsinstitute gingen „dutzendweise“ [Financial Times] unter.
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Ghana: Das Nettovermögen aller Banken war bereits Mitte ‘88 negativ. Die derzeit versuchte Rettungsaktion wird etwa 6% des Bruttosozialprodukts verschlingen. Guinea: Die Regierung, die ‘84 die Macht übernahm, ließ sich eine Bankenwelt in den Schoß legen, bei dem mehr als 99% aller Forderungen als uneinbringlich gelten. Alle staatlichen Banken wurden inzwischen liquidiert, drei neu private Banken etabliert unter großzügiger Hilfestellung des Auslands. Kenia: Die Mehrzahl der Geldinstitute ist seit etwa ‘78 insolvent. Seit ‘86 nimmt das Tempo der Zusammenbrüche rapide zu. Kolumbien: Die ‘85er Verluste betrugen 140% des Kapitals aller Banken. Zwischen ‘82 und ‘87 wurde 24% des Bankwesens „gerettet“ oder eingestampft. Fünf Banken der letzteren Gattung machten Verluste in Höhe von 202% des Kapitals inkl Reserven. Korea: Seit ‘86 wurden 78 Institute mit Gesamtverlusten in Höhe von $5.6 Mrd liquidiert. Kuwait: Aufgrund riesiger Spekulationsverluste an internationalen Börsen und aufgrund der weltweiten Immobilienpreisdeflation galten ‘86 40% aller Forderungen als uneinbringlich. Die Regierung hat Banken durch großzügige Darlehnsvergabe bisher unterstützt. Madagaskar: Letztes Jahr galten 25% aller Forderungen uneinbringlich, weitere 21% als „schwierig“ beitreibbar. Aufgrund fast nicht existenter Reserven muß das Bankwesen als insolvent betrachtet werden.
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Malaysien: Der Zusammenbruch einer Kooperativ-Bank [eine Art Spardaka], die nur 0.2% aller Bankeinlagen hielt, führte zu einem Run auf alle gleichartigen Institute. 24 von diesen wurden insolvent, konnten aber gerettet werden. Drei kommerzielle Banken, die insges 5.2 aller Einlagen halten, konnten während einer „Re-organisation“ zwischen ‘85 und ‘86 wiederbelebt werden. Nepal: 29% uneinbringlich. Norwegen: Handelsbanken und Sparkassen verzeichneten ‘87 und ‘88 große Verluste wegen des Ölpreisverfalls und unvorsichtiger Ausleihungspraktiken. Pakistan: Neue Gesetzgebung zwingt alle Banken zu größeren Anstrengungen, um eine Kapitalisierung von wenigstens 3% zu erreichen. Philippinen: Zwischen ‘81 und ‘86 wurden 161 Institute geschlossen. Zwei große öffentlich-rechtliche und fünf große Privatbanken wurden vom Staat gerettet. ‘86 wurden die öffentlich-rechtlichen Institute doch liquidiert, die Privatbanken befinden sich genauso wie mehr als 30% Aktiva aller Banken unter der Aufsicht einer neu gegründeten Behörde. Spanien: Zwischen ‘78 und ‘83 wurden 51 Institute gerettet, zwei liquidiert [Anteil am gesamten Geschäftsvolumen fast 20%]. Sri Lanka: Zwei Banken, die zusammen 70% des Bankwesens ausmachen, melden uneinbringliche Forderungen in Höhe von 35% der Gesamtaktiva.
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Tanzania: Mehr als die Hälfte aller Forderungen uneinbringlich. ‘87er Verluste mehr als 10% des Bruttosozialproduktes. Thailand: Eine ‘83er Krise führte zu Rettungsmaßnahmen bei 44 Instituten. Zwischen ‘84 und ‘87 mußten 5 weitere Banken gestützt werden, die zus einen Marktanteil von mehr als 25% besaßen. Türkei: Kosten der ‘82er Rettungsaktion etwa 2.5% des Bruttosozialprodukts. Letzte Verlustmeldungen zwischen 6 und 10%. Westafrika-Eintopf: Mehr als 25% aller Außenstände uneinbringlich, mindestens 20 Institute sind tatsächlich insolvent mit uneinbringlichen Außenständen, die mehr als das sechsfache des Eigenkapitals betragen. USA: Zwischen ‘81 und ‘88 mehr als 1100 S&Ls [Savings & Loan, Spar- und Darlehnskassen] geschlossen. Anfang ‘89 mehr als 600 Institute [über 20%] insolvent, die Kosten der Rettungsaktion wurden in den letzten zwölf Monaten auf $80, $150, $220, $300, $400 und zuletzt $800 Milliarden geschätzt. Zur Verwaltung und letztendlichen Liquidierung des Immobilienbesitzes dieser Institute werden etwa 50,000 Beschäftigte benötigt [45,000 mehr, als zur Auflösung des Restvermögens aller bisher zusammengebrochenen Banken beschäftigt sind]. Anfang ‘89 waren mehr als 10% aller US-Banken auf der Beobachtungsliste der amerikanischen Aufsichtsbehörden. Uruguay: Kosten der Rettungsaktionen bzw Verluste 7% des Bruttosozialprodukts.
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Was, wenn Ihre Bank morgen schließt? Im Sommer 1932 erschien der 1929er Crash nur noch als vage Erinnerung an ein Börsendesaster der jüngeren Vergangenheit, eine Tragödie, die man endlich hinter sich gebracht hatte. Experten auf beiden Seiten des Atlantiks waren sich einig, daß eine wirtschaftliche Erholung überfällig sei. Passanten im Alltag zeigten mehr und mehr Erleichterung, Aufatmen und Hoffnung, es wurde wieder gelächelt und gelacht. Und wie die Geschehnisse zeigen sollten, war das, was am anderen Ende des Tunnels als warme Frühlingssonne angesehen wurde nichts anderes als ein herandonnernder Güterzug mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern. Was die USA zwischen Januar und Ende März 1933 erlebten, muß im Nachhinein als eines der erstaunlichsten Phänomen der jüngeren Finanzgeschichte gelten. Schließlich war es nur wenige Monate her, daß die Aktienkurse in aller Welt in den Keller polterten, daß überzogene, finanziell Unbelehrbare sich hordenweise aus den Fenstern stürzten, daß Banken und Brokerhäuser zusammenbrachen, daß ganze Industrien von der Landkarte verschwanden. Die Betonung im letzten Absatz liegt dabei auf dem unscheinbaren Wörtchen „jüngeren“. Denn wer sich die Mühe macht, verstaubte Wirtschaftsgeschichte zu analysieren, erkennt, daß sich 1932 nur ein Verhaltensmuster wiederholte, das in den spärlichen Aufzeichnungen, die es über die Finanzwelt gibt, immer wieder auftaucht. Nämlich der plötzliche und von der breiten Masse nie in Erwägung gezogene Crash. Die Totalpleite. Die Katastrophe. Das Ende einer überzogen, überliehenen, unbeschwert mißbrauchten Ära. Wissen Sie heute, wie sicher Ihr Bankkonto, Ihre Bank in Wirklichkeit ist?
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Dabei ist es nur kurzfristig ausschlaggebend, wo Sie Ihr Konto unterhalten. Nicht alle Banken sind heute gleich wackelig. Was alle Banken gleich anfällig für eine Totalpleite macht, ist die heutige enge [elektronische] Verpflechtung der Institute bei der Abwicklung der täglichen Transaktionen. Bankpleiten sind nicht nur auf schlechte Zeiten beschränkt. In den letzten Jahren hat auch der deutsche Michel Pleiten miterleben müssen. Herstatt’s Bankpleite wurde weltweit zunächst den Devisenspekulationen von Dattel und Konsorten in die Schuhe geschoben. Wie nahe Herstatt das amerikanische und englische Bankgefüge an den Rand des Totalzusammenbruches brachte, wird Insidern erst nach und nach klar, wie nicht mehr geheime Informationen an die Öffentlichkeit dringen. Die Pfalzkreditbank, Spar- und Darlehnskassen, die Neue Heimat Affäre, Volkswagen-Dollars und viele andere haben nicht gerade dazu beigetragen, den Ruf und das Vertrauen in Big Business zu stärken.
Wenn Sie sich trotz Anstrengungen nicht daran erinnern können, was in Deutschland Anfang der dreißiger Jahre vor sich ging, reicht es, wenn Sie der Tagesschau folgen. Am Beispiel der argentinischen Situation wird deutlich, wie Massen reagieren, wenn man sie zu lange und zu offensichtlich bestiehlt. Statt mit dem Scheckheft geht man in Argentinien mit dem Knüppel einkaufen. Der Hunger treibt dazu. Deutsche, schweizerische und alle anderen Banken der westlichen und zivilisierten Welt [evtl. Überschneidungen sind nicht beabsichtigt] sind heute anfälliger denn je. Denn in der Annahme, daß schon alles gutgehen wird, werden vor allem in Boomzeiten Geschäfte gemacht, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Wer dabei berücksichtigt, daß 99,99% aller Bänker kaufmännische Angestellte sind, deren Wissen um Finanzdinge [frühestens] mit dem Zeitpunkt des Eintretens in die Branche beginnt und die davon ausgehen, daß Vorgesetzte und Politiker
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heute schlauer sind und uns irgendwie schon alle Probleme vom Hals halten können, sieht, wie gefährlich wir leben. Die Tatsache, daß Bänker von jeher dumme und gierige Geschäfte gemacht haben, daß Banken von jeher Anlegergelder verspekuliert haben, daß in Krisenzeiten Moral und Gesetz aus reinem Überlebenstrieb gebogen und gebrochen werden, daß Banken von jeher betrogen haben, um die eigene Haut zu retten, daß die Investmentwelt mit erstaunlicher Regelmäßigkeit von einer Katastrophe in die nächste schlittert, wird keinem Banklehrling verklickert. „Der“ Schwarze Freitag wird zwar am Rande erwähnt, wird aber als erstaunliche und heute vermeidbare Einzelerscheinung geschildert. „Der“ steht im letzten Satz deshalb in Anführungszeichen, weil Recherchen seit der letzten Ausgabe dieses Briefes zeigten, daß „der“ schwarze Freitag in den letzten 300 Jahren tatsächlich meist an einem Freitag erfolgte oder eingeleitet wurde [wie ich mich aber erinnere, hatte ich schon vor Jahren die Behauptung aufgestellt, daß „derartige Dinge zukünftig immer an einem Montag erfolgen werden“. Zum Beispiel am 19.10.87]. Verschiedenen Theorien zufolge werden Gaunereien generell von der Nachfrage gesteuert. In einer Hausse werden Riesengewinne gemacht. Anleger werden gieriger und gieriger und werfen alle Vernunft über Bord. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, darf es nicht überraschen, wenn Ganoven auf die Bildfläche treten, um diesen „Bedarf“ zu dekken. Diese Gier der [meist unbelehrbaren] Anleger erzeugt dabei nicht nur die in der Presse später beklagten Ganoven, sie bringt auch Anlageberater, die eigentlich nie entsprechende Absichten hatten, in die Zwielichtzone zwischen gut und böse. Gelder werden, oft nur mit der Absicht, ein „vorübergehendes“ Loch zu decken, zweckentfremdet.
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Oder kurzfristige Spekulationen, zu denen das eigene Geld fehlt oder zu schade ist, reizen - weil die Chance, entdeckt zu werden, eben so gering ist. Lug und Trug kommen später hinzu, wenn Dividenden dem Kapital entnommen werden, wenn das fremdes Kapital als Sicherheit für eigene windige Geschäfte herhalten muß und so weiter. Politiker und die Geldanlagebranche wollen uns weismachen, daß verbesserter Anlegerschutz, Notar-Anderkonten, gesetzliche Vorschriften und zahlreiche andere Sicherheitsnetze dazu geführt haben, daß die Zahl der Veruntreuungen und Probleme ständig zurückgeht. Die Geschichte lehrt aber, daß die „Sicherheitsnetze“ noch in jedem einzelnen Fall wie Nylonstrumpfhosen in Stichflammen aufgingen, wenn es zum Ernstfall kam. IOS war keine Erscheinung des 16. Jahrhunderts, ebensowenig wie Landverkäufe in Spanien mittels abgetakelter Ex-Hollywoodstars. Mit zu den größten Opfern von IOS zählen, und das ist kein Witz, die First National City Bank Niederlassung in Brüssel [die wissen mußte, daß IOS in den Staaten keine Zulassung durch die SEC hatte], die Banque de Bruxelles, Herstatt in Köln [bestätigt das nicht einen bestimmten Geruch?] und Lloyds Bank. Ähnliche Possen, nicht durch IOS verursacht, spielten sich bei der Credit Suisse in Chiasso ab, bei Le Clerk in Genf und bei der heute wahrscheinlich in Vergessenheit geratenen London & County Bank. Wobei die letztere in einer Kettenreaktion eine Reihe kleinerer Institute mit umwarf wie Kartenhäuser umfallen, wenn Sie zu tief ausatmen. Als klar wurde, daß die englischen Großbanken das Desaster nicht auffangen konnten, mußte die Bank of England einspringen.
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Egal, ob Geschäfte mit der Kirche in Rom oder zwielichten Ganoven gemacht wurden, Bankiers hatten immer ein offenes Ohr. Und ein noch offeneres Portemonnaie. Nicht den Banken sondern Datenverarbeitungsexperten fiel es vor ein paar Jahren auf, daß bis dato angesehene Brokerhäuser wie Hutton Scheckreitereien in mörderischem Umfang betrieben, um sich zusätzliche Zinsgutschriften über Nacht zu ergaunern.
Die Gefahr des Bankenzusammenbruchs in Boomzeiten ist minimal. Jetzt, wo eine Rezession auf uns zukommt und wir uns ernsthaft auf die drückendste Depression des Jahrhunderts gefaßt machen müssen, wackeln die Fundamente. Wenn die Liquidität schrumpft, Pleiten zunehmen und das Geld zusehends knapper wird, bleibt es nicht aus, daß Private und Firmen kurzfristig angelegte Gelder verbrauchen und, wenn diese verbraucht sind, sonstige Vermögenswerte liquidieren [irgendwo abziehen] müssen. Es wird schwieriger, Geld für Notwendigkeiten zu finden, und Schuldentilgung gehört in schlechten Zeiten in abnehmendem Umfang zu den Notwendigkeiten des Alltags. Das Bankgewerbe kommt zunehmends erst unter Druck und dann in Schwierigkeiten. Wenn Sie mit einer Nähnadel über eine Schallplattenrille kratzen, erfahren Sie nicht nur einen lausigen Klang, auch die Lautstärke bzw. das Volumen ist entsprechend gering. Deswegen setzen moderne HiFi-Anlagen, wie auch Banken, Verstärker ein. Banken verstärken den Gewinn, den sie durch das Verleihen ihres Eigenkapitals erzielen könnten, hundertfach, indem sie einen nach jahrhundertelanger Praxis inzwischen legalisierten Dreh anwenden. Sie leihen sich kurzfristig Geld, um es langfristig zu verleihen. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, daß das Vabanquespiel oft genug gut geht, um die vorprogrammierten Ausfälle auffangen zu können, und daß dieses
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Spiel mindestens so lange gut geht, bis der Bänker sein eigenes Scherflein im Trockenen wiegt. Das Gehalt, das man Ihnen am Ersten überweist, wird mit den Gehältern Ihrer Kontoinhaberkollegen nämlich meist auf Jahre hinaus verliehen. Wenn Sie dennoch so unverschämt sind und Geld in bar abheben wollen, wird dies frech von den Geldern bezahlt, die morgen eingehen. Oder übermorgen. Mit anderen Worten: So lange der Geldkreislauf rege funktioniert, bricht das Spiel nicht zusammen. Ihr Guthaben auf dem Girokonto, für deren Unterhaltung Sie saftige Gebühren zahlen dürfen, bringt der Bank je nach Zielgruppe und Diskontsatz zwischen 6 [bei Hypotheken] und 15 Prozent [bei Anschaffungsdarlehn]. Jedes Jahr. Nicht nur Banken operieren so. Auch alle Zentralund Notenbanken der Welt sind zu dem Schluß gekommen, daß diese Praxis am lohnendsten ist. Ab und zu passiert es auch Unternehmern, daß sie kurzfristiges Geld aufnehmen, um langfristige Verbindlichkeiten regeln zu können. Staatsanwälte sind dabei sehr wählerisch, wem sie betrügerische Absichten unterstellen. Bänker müssen sich den Vorwurf nur gefallen lassen, wenn etwas schief geht, Informationen an die Öffentlichkeit gelangen und dabei noch andere Unregelmäßigkeiten festgestellt werden. Würden die gesetzlich vorgeschriebenen Grundsätze der Buchführung für Unternehmen auf Banken angewandt, dürften diese morgen nicht mehr die Schalter öffnen. „Verbraucheraufklärung“ hat inzwischen dazu geführt, daß der Kunde heute weiß, daß Banken gar nicht in der Lage sind, alle Guthaben bei Verlangen auszuzahlen, weil diese ja angelegt werden. Witze werden darüber gemacht, wie ein altes Mütterchen ihre ganzen Ersparnisse abhebt, nachzählt und wieder einzahlt - nur um sehen zu können, ob noch alles da ist. So unrecht hat die Frau dabei gar nicht. Denn die
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„Verbraucheraufklärung“ von oben verschweigt klammheimlich die Kardinalsünde des Gewerbes, kurz zu leihen und lang zu verleihen. Was ich nicht habe, kann ich aber nicht verleihen. Und was ich nur über Nacht in Besitz habe, kann ich schlecht auf 30 Jahre verleihen. Nur eine gehörige Portion Arroganz haben das Bankgewerbe über Wasser gehalten. Und die Leichtgläubigkeit der Bankkunden, die die „Verbraucheraufklärung“ wie alle an sie gerichtete PR so schlucken, als ob es sich um neutrale und korrekte Information handelt. Kaum ein Bankkunde wird Schaden nehmen, wenn er bei der Auswahl seiner Schuldner [sprich Banken] besonders kritisch ist. Wenn wir an dieser Stelle Namen nennen, soll das nicht bedeuten, daß die eine oder andere Bank besonders solide gemanagt wird. Wie aber die Deutsche Bank über die Jahre hinweg bewiesen hat, hat sie ein besonderes Näschen dafür, wie man den politischen Wind erkennt und sich davon treiben läßt. Geschäfte mit den Nazis haben dies besonders bewiesen. Sollte es zu einer ernsthaften Krise kommen, bieten Ihnen wahrscheinlich Deutsche, Dresdner und Commerzbank noch die größte Sicherheit für Ihre Anlagen, und zwar in dieser Reihenfolge. Weiterhin dürften ein paar große Sparkassen als solide gelten, wobei die Größe einzig und allein ausschlaggebend ist. Dabei sollten Sie jedoch stets im Auge behalten, daß alle Banken derzeit [soll heißen: seit Gründung] illiquide sind, denn fast alle gehen der oben beschriebenen Praxis nach [es gibt ein paar wenige rühmliche Ausnahmen, diese lassen sich weltweit aber an den Fingern abzählen. Meist arbeiten diese Banken nur für Großkunden als Anlageberater und Verwalter, sind für gewöhnliche Sterbliche also verschlossen]. Das Horten von Euroschecks für den Fall der Fälle kann nicht schaden, obwohl die
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Wahrscheinlichkeit, daß derartige Schecks bei der Pleite Ihrer Bank eingelöst werden, sicherlich gering ist [einen Präzedenzfall gibt es bisher nicht]. Da die Hortung selbst aber nichts kostet [Sie zahlen ja nur Gebühren für Ihnen belastete Schecks], sollten Sie’s darauf ankommen lassen. Generell sollten Sie, vor allem in den nächsten Jahren, Ihr Guthaben abräumen, sobald Sie die im folgenden aufgezählten Gefahrensignale ausmachen, spätestens aber dann, wenn Sie in den Nachrichten von einem Bankzusammenbruch erfahren - sofern es sich nicht gerade um das Institut handelt, bei dem Sie Ihr Konto unterhalten. Wichtiger als das spekulative Horten von Euroschecks und etwas Bargeld ist das Horten von gesetzlichen Zahlungsmitteln in Gold oder Silber, sofern diese zum Nennwert erworben werden können. Wie Sie eingangs lesen konnten, ist der Zeitpunkt zur Anschaffung von Silber oder Gold per se derzeit äußerst ungünstig, da die Sicherheit, daß diese weiterhin im Wert fallen werden, ziemlich absolut ist. Die Anschaffungen sollten Sie deshalb dann vornehmen, wenn auch die deutsche [oder Ihre Landes-] Presse davon Wind kriegt, daß wir uns in einer Rezession befinden, wenn die Inflationsraten Europas auf dem Rückmarsch sind, wenn feststeht, daß Firmenpleiten sich mehren aber das Risiko, daß das internationale Kreditgefüge in Schall und Rauch aufgeht, noch nicht das Bewußtsein der Öffentlichkeit erreicht hat. Solange die Börsenkurse weiter steigen, weil sich immer noch Dumme finden, solange das allgemeine Selbstverständnis noch lautet, daß entweder alles in Ordnung ist oder wir nur mit einem kleinen Problem kämpfen, so lange wird Gold und Silber mangels Nachfrage weiterhin fallen. Damit das Risiko, getroffen zu werden, gering gehalten wird, sollten Sie Ihre Guthaben auf mehrere Banken verteilen. Auf keiner Bank mehr unterhalten, als vom Sicherungsfonds garantiert wird, wobei wir der
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zusätzlichen Gewährträgerhaftung der Kommunen für das deutsche Sparkassenwesen keine besondere Bedeutung beimessen, da die deutschen Kommunen nicht solider sind als das Bank- und Sparkassenwesen selbst.
Bei ausländischen Banken gelten derzeit folgende Sicherheitsnetze bzw. Nylonstrümpfe: England: 75% der ersten £20.000 bzw. £40.000 bei Gemeinschaftskonten. Kanada und USA: Bis zu $100.000 [Landeswährung] je Kontoinhaber.
Sicherungsfonds oder Versicherungsschutz in anderen Ländern sind entweder nichtexistent, bankrott oder nicht der Rede wert. Wobei unsere deutschen Leser wahrscheinlich aufatmend feststellen werden, daß es um die Sicherheit ihrer Gelder ja so schlecht gar nicht bestellt ist. Woraufhin die ältere Generation sich hoffentlich daran erinnert, daß von Bananenrepubliken sonniger Inseln und einigen dunklen Diktaturen abgesehen auch kein Staat so oft und so vernichtend mit den Geldern seiner Bürger umgesprungen ist, wie der deutsche. Bei dem es bereits Tradition ist, daß Einlagen auf Banken und Sparkassen und angesparte Versicherungsvermögen entweder per Federstrich abgewertet werden oder durch mörderische [jede halbwegs vernünftige und entsprechend alte deutsche Zeitung müßte in der Lage sein, Ihnen „mörderische“ Schlagzeilen der 30er Jahre aus dem Archiv zeigen zu können] Inflation entwertet werden. Banken haben schon immer gerne mit der Kirche Geschäfte gemacht. Denn beide wissen, daß die Geschäfte am besten laufen, so lange alle dran glauben. Wenn es brenzlig wird, werden Sie der Presse wahrscheinlich diese Anzeichen entnehmen können:
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- Banken werden entgegen allen Erwartungen „erstaunlich“ solide Jahresergebnisse veröffentlichen. Die Ärmeltricks moderner Buchführung in Verbindung mit internationaler Verpflechtung machen es möglich, den Zeitpunkt der „Abrechnung“ eine Weile vor sich herzuschieben. Womit das Vertrauen für eine zeitlang erhalten werden kann. - Wenn das nichts hilft, wird man eine massive PR- und Werbekampagne lancieren, die dem Volk weismacht, wie solide und stark das Bankenwesen ist. Was den Tatsachen entsprechen könnte, wenn alle Welt dieser PR auf den Leim geht und alle Schuldner ihre Schulden bezahlen. Geld, das auf der Suche nach absoluter Sicherheit von Bank zu Bank eilt, ist wie Wasser in einem leckgeschlagenen Schiff. Kürzlich ging eine Kanalfähre binnen anderthalb Minuten unter, weil sie zuviel Wasser aufgenommen hatte. - Geld, das das Bankwesen auf der Suche nach alternativer Sicherheit ganz verläßt, ist dabei noch schlimmer. Achten Sie mal darauf, wieviele Zeitungsinserate erscheinen, die Ihnen die Eröffnung eines Sparkontos anraten. Je mehr und je heißer um Anlegergelder geworben wird, desto schärfer ist man darauf. Sie sollten deshalb auf keinen Fall Geld bei solchen Instituten anlegen, die Ihnen überdurchschnittliche Zinsen bieten. Denn das belegt ja offensichtlich, daß das Institut Schwierigkeiten hat, sich zu den durchschnittlichen Sätzen des Geldmarktes zu finanzieren - was wiederum Gründe haben muß. Wie die Geschichte lehrt, ist der einzige Grund für überdurchschnittliche Zinsen ein überdurchschnittliches Risiko. Wer’s noch nicht miterlebt hat, fragt sich, was wirklich passiert, wenn eine [oder mehrere oder alle] Banken schließen. Im günstigsten Fall
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erleiden Sie ein paar Unannehmlichkeiten. Für eine Weile sind Ihre Gelder blockiert, und wenn Sie sie letztendlich erhalten, müssen diese nicht unbedingt die gleiche Kaufkraft besitzen. Im schlimmsten Falle erhalten Sie überhaupt nichts und stehen verzweifelt und mittellos, aber nicht allein da. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es wahrscheinlich mehr Variationen als es Bankschalter auf der Welt gibt. Eine langfristige Vorhersage verbietet sich wohl. Nicht, daß ich mir den Bankenzusammenbruch herbeiwünsche, um Recht zu behalten. Ich bin zwar eitel und auf manche meiner Prognosen stolz, hoffe aber, daß diese Warnung übertrieben ist. Offensichtlich ist es sicherer, Anlagen auf mehrere Nationen und Währungen, möglichst im Namen von rechtzeitig gegründeten Trusts gehalten, zu streuen. Da Sie neben einer Handvoll Gold- und Silbermünzen und Barren nicht Kofferweise Bargeld halten wollen, bieten sich kurzfristige Staatsanleihen an. Schweizerische Anleihen wurden bisher immer honoriert. Amerikanische Verbindlichkeiten den Engländern gegenüber wurden im letzten Jahrhundert eine Zeitlang abgestritten. Deutsche Staatsanleihen eignen sich im Krisenfall besonders gut als Wandschmuck. Englische Anleihen wurden bisher ebenfalls immer honoriert, obwohl ordentlich verzinste Staatsanleihen in diesem Jahrhundert zweimal in geringerverzinsliche fast zwangsumgetauscht wurden. Banknoten und Staatsanleihen sind, so zeigt die Geschichte, die Verbindlichkeiten, die ein Staat in der Krise am längsten honoriert. Eine kleinere Bankpleite muß nicht unbedingt bedeuten, daß die westliche Welt in den Strudel gezogen wird. Wenn aber das Gebälk unseres Wirtschaftssystems anfängt zu ächzen und zu stöhnen, wenn
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alle Banken vorübergehend geschlossen werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Flaggschiffe der Nation, in Deutschland also Deutsche, Dresdner und Commerz, zu den ersten gehören, die wieder geöffnet werden. Der Bankenkrach der dreißiger Jahre wurde mit dem Zusammenbruch einer Kleinbank in Österreich eingeleitet. Aufmerksamkeit wird sich hier sicherlich auszahlen.
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Schmierige Stirn, klebrige Finger
Hinrichtung durch Kopfschuß Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 30. Dez. 1991 berichtete [RTw 0547], versuchte der durch Kopfschuß hingerichtete Filialleiter der chinesischen Staatsbank die Schuld für sein Versagen dem „kapitalistischen System“ anzuhängen. Gao Senxiang, 50, bis dato Leiter der Filiale der chinesischen Staatsbank in Shenzhen, flehte „das Volk“ um Vergebung an. Praktische Auswirkungen hatte die Erniedrigung nicht. Senxiang wurde per Kopfschuß hingerichtet. Ihm wurde vorgeworfen, mindestens $US 344,000 an Schmiergeldern kassiert und damit dem chinesischen Volke geschadet zu haben. Seinen eigenen Einlassungen zufolge war Senxiang, nach einer Bilderbuchkarriere zum Leiter der Staatsbank in Shenzhen [einer der wirtschaftlichen „Sonderzonen“ in China, in denen man Experimente in kapitalistischer Wirtschaftsordnung betreibt] befördert, den Verlockungen und Blendungen des westlichen Systems nicht gewachsen. Durch Hinrichtungen wie diese, in den Medien jedesmal als Teilsieg im Kampf gegen die wirtschaftliche Korruption gefeiert, versucht man
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in China, zukünftigen Protestbedürfnissen jeden Wind aus den Segeln zu nehmen - eine Wiederholung der Revolte des Tianamenplatzes will man nach Möglichkeit vermeiden. Daher sind auch Staatsdiener in relativ höheren Positionen nicht unbedingt vor Verfolgung sicher, wenn eine gewisse Klebrigkeit der Finger publik wird. Die Korrekturmethoden der Chinesen unterscheiden sich damit wesentlich von im Westen praktizierten. Als norwegische Banken im November 1991 Schelte der Aufsichtsbehörden einsteckten - unter anderem, weil sich Manager der Christiania Bank unter Angabe falscher Tatsachen Mittel des Rettungsfonds erschlichen - waren Aktionäre die Gelackmeierten, wie die Financial Times ausführlich berichtete. Auch der Aktienkurs der Den Norske Bank befindet sich seit einiger Zeit auf steiler Rutschpartie. Und nicht zu unrecht. Denn selbst nach dem drastischen und über lange Zeit anhaltenden Kursverfall hatte der Vorstand des Instituts den Schneid, Aktionäre - die es offenbar nicht besser verdienen - weiter irrezuführen. Eine neue Rüge der Aufsichtsbehörden war die Folge.
Zu dieser oft in entpörtem Naserümpfen ausartenden Form der öffentlichen Schelte greift man in unseren Breitengraden allerdings erst dann, wenn die Katze durch Dummheit oder Vorwitzigkeit der Beteiligten bereits aus dem Sack ist. Im Regelfall trennen sich die höheren Kader des „Managements“ von den Ertappten in gutem Einvernehmen und mit einer dem Anlaß gebührenden Abfindung. Während der „gewöhnliche Eierdieb“ ein halbes Jahr hinter Gitter gerät, werden krumme Geschäfte im Bankwesen meist mit sechsstelligen Abfindungen gekrönt. Wobei die „Belohnung“ selbstverständlich nicht für die Ausführung der dem Anstellungsverhältnis nicht entsprechenden Nebentätigkeiten, sondern für eisernes Stillschwei-
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gen über selbige geleistet wird. Diskretion war im Gewerbe schon immer Ehrensache. Amerikanische Banken haben soeben und sicherlich aufgrund der für die Branche nicht unbedingt einmaligen überragenden Leistungen der letzten Jahre eine neue Gattung von Werbeslogan erfunden: Mit einer so unterschwelligen wie platten Dreistigkeit maßt man sich an, dem Bankkunden einzureden, „Wir sitzen alle in einem Boot“: Die Reagan-Jahre fanden nicht statt. Wer heute von Überschuldung und nicht mehr zu tragender Verschuldung redet, hat zuviel ferngesehen. Die Stars der Schnulzen-Serien, die für einen Großteil des letzten Jahrzehnts in billig glitzernden Folgen vormachten, wie man sich jede Sofortgratifikation verschafft, wenn man nur willens ist, Seele und auch ein bisserl Körper dem Teufel zu verschreiben, waren in Wirklichkeit nur Schauspieler völlig weltfremde Drehbücher befolgend. Schließlich muß ja jeder, auch verarmte Schauspieler, irgend einem Broterwerb nachgehen. Während man dem amerikanischen Bürger nun allabendlich, auf allen Kanälen und im Namen von Banken, Sparkassen und Verbandsorganisationen beider einbläut, „in einem Boot zu sitzen“ - das nur durch ständige Leistungen der Steuerzahler knapp über Wasser gehalten wird - verheimlicht man weiterhin, daß die Seefahrt schon immer in Klassen eingeteilt war: solche mit Anspruch auf Rettungsboote, und andere, die die Ruder der Galeeren in Schwung zu halten haben.
Wenn du zur Bank gehst... David Taylor’s Familie will selbstverständlich, daß er noch so lange wie möglich am Leben bleibt. Er ist da anderer Ansicht. Wenn es nach ihm geht, würde er morgen sterben, da er sonst Gefahr läuft, seine Familie
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in Armut zu stürzen. David Taylor leidet an Leukämie, in fortgeschrittenem Stadium und unheilbar. Obendrein leidet er unter einem stattlichen Überziehungskredit. Wenn er früh genug verstirbt, bleibt von seiner Lebensversicherung genug übrig, den Überziehungskredit zu tilgen und die Familie versorgt zu lassen. Wenn nicht, dann nicht. Dabei ist der Sterbenskranke noch nicht einmal selbst schuld an seiner Misere. Für einen Kunden streckte er eine größere Zahlung für Löhne und Material vor, die später von dem in Schwierigkeiten geratenen Kunden vielleicht gar in der Absicht, Zeit zu schinden - bemängelt wurde. Der Überziehungskredit schoß so unvereinbart wie unerwartet in die Höhe. Kurz danach erkannten die Ärzte D. Taylor’s unheilbare Krankheit. Als Unternehmensberater, der am Durham College Vorlesungen hält, ist Taylor mit Fragen der Verschuldung vertraut. Bei seiner Bank genoß er allerhöchstes Ansehen, solange er in der Lage war, auf die schiefe Bahn geratene Firmen zu retten. Unter normalen Umständen hätte er sich sicherlich aus den Fängen seines Überziehungskredits herausgewirtschaftet. Wer von seinem Arzt plötzlich hört, unheilbar krank zu sein, lebt aber nicht unter normalen Umständen. Taylor’s Bank erkannte dies sofort. Man sah sich nicht in der Lage, mit Taylor, nunmehr ohne Arbeit und ohne Aussicht auf zukünftiges Einkommen, einen Überziehungskredit formell zu vereinbaren. Die Tatsache, daß der Überziehungskredit -durch teilweise Unachtsamkeit der Bank sicherlich mitverschuldet - bereits existierte, hatte auf die Entscheidung keinen Einfluß. Eher muß befürchtet werden, daß der krasse Unterschied der Zinslast zwischen vereinbarten und nicht vereinbarten Überziehungen ausschlaggebend war.
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Zwei Jahre nach der Erstdiagnose, bei einem Lombardsatz von 11%, zahlt Taylor immerhin 21% auf den Teil des Überziehungskredits, für den man in guten Zeiten eine Vereinbarung schloß, und 37% [kein Tippfehler] für den Teil der Überziehung, der nicht genehmigt ist. Um eine Reduzierung der Überziehung zu bewirken, schlug man Taylor vor, er möge seinen Volvo verkaufen. Taylor, der kaum noch von der Haustür bis zur Straße laufen kann, würde so um den letzten Rest seiner Mobilität beraubt. Er lehnte ab.
Die große Befürchtung der Bank, die mehr als £125,000 an Lebensversicherungspolicen als Sicherheit hält, war anscheinend das entfernte Risiko, daß Taylor letztendlich nicht sterben würde. Der betreuende Arzt, der aufgrund der seelischen Belastung Taylor’s bei der Bank intervenieren wollte, wurde mit der Frage konfrontiert: „Was, wenn man Leukämie plötzlich heilen kann?“. Britische Banken gerieten letztes Jahr, als bekannt wurde, wie schäbig sich die Branche generell verhält, arg unter Beschuß der schießwilligen Presse. Die SUNDAY Times blamierte die Banken mehrere Wochen lang mit Stories wie dieser, stets auf der Titelseite und die Namen aller Beteiligten abdruckend. In diesem Falle erreichte man eine drastische Reduzierung der Zinsen, die Lloyds D. Taylor berechnet. Der wahre Sieg der Presse liegt aber darin, daß das Gewerbe als Ganzes sprichwörtlich unter das Mikroskop kam. Keine Zeitung, die nicht irgendeine Horrorstory zu berichten wußte, keine Nachrichten- und auch keine Satiresendung, in der jeder - für ein paar befreiende Wochen - seine Meinung über das Bankwesen verkündete.
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Erreicht hat man zumindest, daß eine große Zahl von Bankkunden plötzlich auf Zinssätze und Gebühren achtet, und daß man Verbraucherorganisationen auffordert, die oft hinter verklausulierten Umschreibungen versteckten Gebührenberechnungen zu überprüfen. Denn leider wird immer noch mit kostenlosen Krediten für Konsumgüter aller Art geworben. Effektiverzinsung: mehr als 20 Prozent.
... vergiß den Knüppel nicht „Viersternekonto“, „Flüssiges Gold“-Konto, und wie sie nicht alle heißen. Im angelsächsischen Geldgewerbe, wo Kunden mit Toastern, Fernsehern und anderen mehr oder weniger nützlichen Gaben geködert werden, ist der Anschein wichtiger als die wirklichen Scheine. Ständig neue Formen des Höchstleistungskontos werden erdacht, um immer neue Kundenschaaren schamlos ausnehmen zu können. Inzwischen haben Verbraucherschützer allerdings, teilweise aufgrund eigener Erfahrung und mehr als verblüfft, feststellen dürfen, daß die Zahlung von bei Kontoeröffnung gewährten Höchstzinsen nach ein paar Monaten regelrecht abzuschlaffen scheint und nicht mehr mit der zwischenzeitlich eingeführter „ultra neuer“ Konten vergleichbar ist. Da Zinssätze Schwankungen unterliegen - wie die Branche dies so offen zugibt und wie der Kunde dies in weltmännischer Jovialität als selbstverständlich akzeptiert - schwanken Zinssätze besonders zulasten solcher Konten, die seit längerer Zeit bestehen. Verbraucherschützer raten daher, jedesmal, wenn die Bank eine neue Konten- oder Sparform anbietet, zu überprüfen, ob existierende Konten
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synchron mit der Einführung des „verbesserten“ Kontos eine Zinsverschlechterung erfahren.
Der Trick, mit dem man Sparer um Zinsgutschriften beraubt, wird natürlich auch benutzt, um Schuldner doppelt zu melken. Vor allem im Hypothekengeschäft ist es üblich, mit Sonderkonditionen um neue Kunden zu werben. Während man zugibt, daß derartig - meist auf ein Jahr oder achtzehn Monate - verbilligte Hypotheken durch die restliche Kundschaft subventioniert werden, hat das Gewerbe sich in den letzten Jahren angewöhnt, bei Zinssenkungen die Belastung für Altkunden später als die Zinsen für evtl. Neukunden zu senken. Andererseits werden die Habenzinsen für Sparer - begründet mit der „von Oben verordneten“ Senkung - sofort und ohne langes Federlesen reduziert. Bei verordneten Zinssteigerungen andererseits dauert es eine Ewigkeit, bis Sparer, im Gegensatz zu Schuldnern, von den neuen Sätzen betroffen sind. Während man die Veränderung der Sätze so zu eigenen Gunsten zeitlich verschiebt, erlaubten die Achtziger - sicherlich aufgrund neuer Mathematikqualitäten des Nachwuchses - auch unterschiedliche Anpassungsquoten. Zinssatzschwankungen wirken sich so zu unterschiedlichen Sätzen für Schuldner und Sparer aus. Um ein Prozent steigende Zinsen führen zu um mindestens ein Prozent höheren Hypothekenzinsen. Guthabenzinsen steigen andererseits nur um höchstens ein Prozent. Um ein Prozent fallende Zinsen senken die Schuldzinsen um allerhöchstens ein Prozent. Die Sparern gewährten Sätze werden gleichzeitig um wenigstens ein Prozent reduziert. Die zeitliche Verzögerung sowie die ständig manipulierte Handelsspanne scheint einem Gewerbe, das zu offensichtlich immer größeren Dummheiten neigt, das Überleben zu erlauben. Das Mist machende
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Kleinvieh zahlt über sprichwörtlich explodierte Gebühren und vervielfachte Handelsspannen jede noch so ausgefallene Extravaganz. Auf den ersten Augenblick jedenfalls.
Wo Lügen lange Beine haben John F. Kennedy schickte den ersten Mann auf den Mond. Eine Reise von London nach New York dauert etwas mehr als drei Stunden. Die Übertragung einer Seite Schallhorn Fax dauert als Telefax etwa eine Minute, als Email bei reinem Textversand nur zweieinhalb Sekunden. Eine Überweisung von Hamburg nach München, oder von Wien nach London, dauert länger als eine Besteigung des Mt. Everest. Dabei macht sich aufgrund eines Überweisungsauftrags niemand mit einem Köfferchen voller Bargeld auf den Weg zur Bankverbindung des Empfängers. Zahlungsverkehr erfolgt heute elektronisch, wie die Übermittlung von Nachrichten auch. Seit ein paar Jahren wird bei uns u.a. Usenet genutzt, ein internationales kooperatives Netzwerk bei dem Informationen von Computer zu Computer weitergeleitet werden. Eine große Menge der über Usenet verfügbaren Informationen wird von verschiedenen Institutionen archiviert und über per Email aufrufbare Programme auf Wunsch ausgehändigt. Wenn ich z.B. metereologische Daten benötige, frage ich Archie. Archie ist ein Programm, das auf den Rechnern zahlreicher Universitäten und Schulen läuft. Wenn ich keinen direkten Zugang zum UniRechner habe, kann ich Archie auch per Email fragen. Zurück kommt die Antwort, wo ich die gewünschten Daten [sofern es sie gibt und sie ohne Zugriffs-und Verwendungseinschränkungen frei verfügbar sind] einsehen bzw. kopieren kann.
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Was auf dem heimischen PC oder im Büro mittels Kopierbefehl „Copy von hier nach da“ erfolgt, ist bei vernetzten Rechnern nicht anders. Von einem Rechner in Virginia kann ich so eine Datei auf meine Workstation kopieren. Dabei benötige ich nicht einmal eine direkte Verbindung zum Rechner in Virginia. Eine Telefonverbindung zur nächsten Uni reicht völlig aus. Über Dienstprogramme, die automatisch und regelmäßig wie nach einem Stundenplan ablaufen, werden alle „Kopierbefehle“, die hier ausgelöst wurden, an den nächsten Rechner „delegiert“. Soll er sehen, wie er die gewünschten Dateien an Land zieht - oder, falls das Anliegen scheitert, mitteilen, warum. Wenn dieser Rechner damit nicht zurecht kommt, kann er die Kopieraufträge an einen anderen befreundeten Rechner weiterdelegieren, der unter Zurateziehung ständig automatisch aktualisierter Verzeichnisse feststellen kann, wie eine bestimmte Verbindung herzustellen ist. Ein Beispielauftrag, auf den ich gleich noch zu sprechen komme, wurde so von meiner Workstation über Universitäten und teils private Einrichtungen in England, Holland und ein paar amerikanische Institute an den Zielrechner in den USA wie bei einem Staffellauf weitergereicht. Diese vielleicht ausschweifende Einführung in den internationalen Netzwerkverkehr war nötig, um Ihnen zu zeigen, für welche Dauer Banken wie selbstverständlich Kundengelder unter der Ausrede der langen Überweisungsdauer als kurzfristiges Geld zu eigenen Zwecken vergewaltigen, ohne je einen Hauch von Schamröte zu entwickeln. Gelegentliche Auswertungen der Aufzeichnungen über die gerade beschriebenen Kopiervorgänge belegen nämlich regelmäßig, daß es auch schneller gehen kann.
Oft kommen die Antworten auf die ersten Anfragen bereits am Ende eines selten länger als 15 Minuten dauernden Gespräches zwischen
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unserem und dem Nachbarschaftsrechner herein, obwohl die Anfragen, und auch die entsprechenden Ergebnisse, von Rechnern in mehreren Ländern weitergereicht wurden. Wobei zu berücksichtigen ist, daß ein Großteil der beteiligten Rechner nicht ständig mit anderen verbunden ist, sondern Kontakt nur bei Bedarf aufnimmt [da zumindest in Europa ein großer Teil der Übertragungen noch über die Telefonnetze erfolgt und somit Kosten verursacht, die direkt von der Dauer einer Verbindung abhängig sind]. Wobei die hier beschriebenen Vorgänge zusätzlich zu den eigentlichen Aufgaben der Rechner durchgeführt werden und zwar Kommunikationskosten verursachen und vorrübergehend Speicherplatz beanspruchen [der auch kostet], aber die eigentliche Rechnerleistung nicht wesentlich beeinträchtigen. Pro Tag wird auf diese Art an den größeren Usenet-Knotenstellen 25 bis 35 Mb an Daten je Richtung transferiert [entspricht etwa 60 Jahre Schallhorn Fax]. Da Banken theoretisch wenn es ihnen daran gelegen wäre, Überweisungen tatsächlich schnellstmöglich auszuführen - Datenübertragung rund um die Uhr betreiben könnten, und da Banken in der Praxis über schnellere Datenverbindungen verfügen, liegt der machbare Datendurchsatz je hergestellter Verbindung bei 556 Mb [64kbit Leitung], was etwa dem durchschnittlichen Informationsgehalt von mehr als einer Milliarde Überweisungsaufträgen entspricht. Bei der heutigen Einwohnerzahl Deutschlands von ca. 80 Mio könnte so jeder Deutsche pro Tag zwölfeinhalb Überweisungsaufträge ausführen, wenn der innerdeutsche Zahlungsverkehr über nur zwei Institute abgewickelt würde. Wie Ihnen Ihre Bank oder auch jeder Netzwerk-Erfahrene bestätigen wird, sind diese Zahlen allerdings völlig unrealistisch. Beruhen sie doch auf rund fünfzehn Jahre alter Technologie.
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Deutsche Banken - Übervorteilung perfektioniert Eine Aufgabe, mit der Bundesbank-Präsident H. Schlesinger immer häufiger konfrontiert wird, ist die öffentliche Schelte deutscher Banken, die immer wieder dabei ertappt werden, wie sie die Kunden unter Angabe falscher Tatsachen übervorteilen. Während man unsicheren oder unerfahrenen Kunden gegenüber schon immer behauptete, ausländische Bonds oder Aktien seien nur in Beträgen ab, beispielsweise, einer Mio aufwärts oder mehr zu erwerben, setzt man die gleiche Formel seit der Wiedervereinigung dazu ein, ostdeutsche Neukunden das Fell über die Ohren zu ziehen, und zwar ohne jede Betäubung. In beiden Fällen wird dem Kunden angedeutet, sein Verlangen nach marktgerechter Rendite sei eine esotorische Abart, die nur Spielern mit entsprechend großen Anlagevermögen offensteht, nicht aber so gewöhnlichen Menschen wie ihm, der sich gefälligst einzuordnen habe. Banken und Sparkassen machen das selbstverständlich nicht aus reiner Besserwisser-Laune, sondern um möglichst viel am Kunden zu verdienen. Man versucht, ihm die Anlageform mit der größten „Handelsspanne“ zu verkaufen: das gute alte und seit ein paar Jahrzehnten überholte Sparbuch, dem durch Floskeln wie „gesetzliche Kündigungsfrist“ aber immer noch der gebührende Respekt verliehen wird. Daß selbst Mini-Kapitalisten mit einem Anlagevermögen von nur 100 Mark in den Genuß von Bundesschatzbriefen kommen können, will die Branche nicht wahrhaben. Immer wieder wird behauptet, eine Mindestanlage von 5,000 oder 10,000 Mark sei nötig, um in den Genuß solcher Schatzbriefe zu kommen. Und während die Bundesschuldenverwaltung die Papiere gleich kostenlos für den Inhaber verwahrt, werden Anleger durch der Verheimlichung der
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Fakten zur Eröffnung eines teuren Bankdepots überredet. Kunden, die um die Gebührenfreiheit bei Bundespapieren wissen, lehnt die Commerzbank Dresden das Ersuchen aus „organisatorischen Gründen“ [Der Spiegel 50/1991] schlichtweg ab.
Flüchtiges Staubwischen Von einem Skandal wollten die Vorstände der deutschen Banken nichts wissen, als im vergangenen Jahr zweifelhafte Wertpapiergeschäfte von Mitarbeitern bekannt wurden. Die angebliche Insider-Affäre habe mit „Freisprüchen erster Klasse“ geendet, wie Hilmar Kopper, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, feststellte. Kein Kunde sei geschädigt worden.
Nachdem die Hausrevisoren genauer hingesehen haben, sieht wohl auch Kopper den Fall anders. Er ließ zwei Mitarbeiter der Filiale Frankfurt fristlos entlassen. Sie stehen im Verdacht, sich bei Wertpapiergeschäften zum Nachteil einiger Großkunden bereichert zu haben. Die Bank erstattete überdies Strafanzeige. Der Vorgesetzte der Gefeuerten, Lutz Gebser, der ab und an auch mal als Ratgeber für private Geldanlage in der Telebörse von Sat 1 auftrat, wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Der Spiegel weiß in der Ausgabe 3/1992 deswegen auch zu berichten, daß Staatsanwälte und Steuerfahnder inzwischen in 270 Fällen wegen Betruges an der Kundschaft und anderer Delikte ermitteln. Die Vorstände der Großbanken sind daran nicht ganz schuldlos, denn der Wertpapierhandel auf eigene Rechnung ist vom Bankwesen nicht nur wohlwollend zur Kenntnis genommen worden: Mitarbeiter wurden massiv zur Spekulation aufgefordert, indem man „namensgeschützte Konten“ und Kredite für kleinere Angestellte bis 300,000 DM, für größere mehr zur Verfügung stellte.
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Bankintern bemängeln Revisoren der alten Schule einiges: Es gebe keine Kursunterlagen, häufiges Überschreiten der Kreditgrenzen und das Fehlen von Unterschriften zuständiger Vorgesetzter führen die Liste der Verfehlungen an.
Wieso das Bankwesen sterbenskrank ist Was würde ein Spitzen-Bankier einem Kunden empfehlen, wenn dessen Geschäftsbetrieb lausige zwei oder drei Prozent an Gewinn bezogen auf das eingesetzte Kapital - erwirtschaftet? Ein Berufs- oder Branchenwechsel ist sicherlich kein abwegiger Gedanke. Wie die Tabellen am Ende dieser Zusammenstellung zeigen, muß diese Empfehlung besonders für das Bankwesen gelten: von den knapp fünfhundert stärksten Banken Europas erwirtschaften nämlich mehr als zwanzig Prozent Gewinne von unter einem Prozent. Die Aussicht, daß die betroffenen Institute sich freiwillig einer anderen Beschäftigung zuwenden, ist allerdings schlecht: in der Branche kommt es darauf an, was man sagt, nicht, was man macht. Diese Eigenschaft, gekoppelt mit der Arroganz, sich für schlauer als die Konkurrenz zu halten, hat in der Vergangenheit immer wieder zu sorglosem Umgang mit Geld - anderer Leute Geld - geführt. Wie ein roter Faden zieht sich die auf arroganter Inkompetenz basierende Geltungssucht des Gewerbes durch die Geschichte des Bankwesens [sh. vor allem „Was, wenn Ihre Bank morgen schließt“]. Auf staatliche Rettungsaktionen und Einlagensicherungsfonds vertrauend, bzw. wissend, wie groß das öffentliche Vertrauen in derartige, überall bankrotten Institutionen ist, schienen Risiken bzw. die Beurteilung selbiger der Vergangenheit anzugehören.
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Ob es sich um Firmenübernahmen bankrotter oder maroder Betriebe oder um Immobilien-Objekte handelte, die nur aus Steuer- oder Spekulationsgründen finanziert wurden: keine der Traumfinanzierungen und keines der Alptraumobjekte hätten je Aussicht auf flüssige Mittel gehabt, hätten Kreditnehmer eine gehörige Portion Eigenkapital mitbringen müssen, und Kreditgeber eine gehörige Portion beruflicher Haftung dazugesteuert. Die Qualität der Schuldner geriet genauso in den Hintergrund wie die Güte und Vermarktbarkeit der übernommenen Sicherheiten. Und dementsprechend erfolgt inzwischen auch die Zahlung von Zins und Tilgung. Nämlich nicht. Mittlerweile dürfte auch im durch die Wiedervereinigung für etwa anderthalb Jahre von der Weltwirtschaft abgekoppelten Deutschland die Erkenntnis durchsickern, daß das Monopoly-Spiel der Achtziger Jahre endgültig vorbei ist. Die Rechnungen werden fällig. Und wie während der „Großen Depression“ der Dreißiger Jahre sind Bankschließungen heute keine Schlagzeilen verursachende Sensation mehr, fast schon Alltags-Erscheinung - die allerdings immer nur „andere“ betrifft.
Zwei Drittel auf einen Streich Um die von den Banken als Durststrecke verstandene unmittelbare Zukunft unblessiert überleben zu können, streben nicht wenige den Zusammenschluß mit einem stärkeren Partner an - solange man sie noch ausfindig machen kann. Arbeitsplätze müssen eingespart werden, fünf- und sechsstellige Entlassungen drohen dem Bankgewerbe genauso, wie der Rest der Finanzwirtschaft diese bereits erlebt hat.
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In der nicht ganz unberechtigten Annahme, daß Regierungen auch diesesmal versuchen werden, das Schlimmste - den völligen Zusammenbruch großer Institute - zu verhindern, hofft das Gewerbe, in dem Eitelkeiten und Machthunger akademische Qualifikation ersetzen, durch Ohrenanlegen und leichtes Ducken von den unangenehmsten Folgen der Rezession verschont zu bleiben. Während aus politischer Einleuchtung immer noch verlautet wird, diese Rezession sei nicht so scharf wie andere und schon fast vorbei oder völlig vermeidbar oder Illusion oder was den Werbestrategen sonst noch einfällt, drohen dem Gewerbe Verhältnisse, wie man sie seit sechzig Jahren nicht mehr erlebt hat. Immobilienmärkte verlieren weltweit an Glanz und mehr noch an Wert, Firmenbankrotts in den USA und England haben sich in den beiden letzten Jahren jeweils verdoppelt, in Japan gar vervierfacht. PAN AM, TWA und viele Haushaltsbegriffe sind nicht mehr. Der allzu freimütige, oft leichtsinnige oder gar kriminelle Umgang mit dem Geld treuseliger Anleger droht, die Welt unter einem Schuldenberg noch nie dagewesener Höhe zu erdrücken. Einkommen reichen heute nicht mehr aus, anstehende Zinszahlungen zu erbringen. Daß Schuldner sich unter den Umständen einen feuchten Kehrricht um die Tilgung scheren, ist verständlich. Die für dieses Jahr erwarteten Ausfälle im amerikanischen Bankwesen repräsentieren dabei einen Betrag, der dem Eigenkapital aller deutschen Banken ziemlich nahekommt. Von dem wiederum zwei Drittel durch einen einzigen Federstrich Boris Yeltsin’s auch formell ausgelöscht werden können, nachdem Tilgung und Zinsen der deutschen Ausleihungen an die „UdSSR“, die sich angeblich in Luft aufgelöst ha-
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ben soll, ohnehin auf sich warten lassen. Während Yeltsin, als oberster „Demokrat“ einer „demokratisch“ regierten Nation, sich derzeit damit herausredet, russische „Firmen“ per Dekret dazu verdonnert zu haben, 40% aller Exporterlöse an einen Reservefonds abzugeben, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wie lange man sich im Westen weiterhin wagt, um den heißen Brei herumzureden. Der totale Gesichtsverlust droht jedem Bankier und jedem Politiker, der zu lange Vertrauen in Substanz oder Realisierbarkeit östlicher Ausleihungen zeigt. Auch die Hoffnung auf steigende Gewinne, wenn - international - die Zinsen wieder fallen, ist trügerisch. Zugegeben, der Industrie wird es einfacher fallen, zu investieren und Gewinne zu erwirtschaften. Sofern es sich um gesunde und nicht ohnehin hoffnungslos überschuldete Betriebe handelt. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die Nominal-und die Realzinsen abgesehen von kurzfristigen Schwankungen im letzten Jahrzehnt weltweit gefallen sind und heute wesentlich unter dem Niveau von vor zehn Jahren liegen. Auch Entlassungen, weiterhin steigende Bankgebühren und eiserne Sparsamkeit bei sonstigen Ausgaben können die Milliardenausfälle durch reine Dummheit nicht wettmachen. Denn während fallende Zinsen der Kundschaft die Zahlung von Zinsen und Tilgung erleichtern, und somit das Risiko zukünftiger Ausfälle - keineswegs messbar - reduzieren, werden durch diesen Effekt bereits erlittene Ausfälle keineswegs wieder eingespielt. Und einer der größten Gewinnbringer, das sog. Float [unverzinste Kundengelder oder Beträge, die auf zinslosen Girokonten „floaten“
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und von den Banken geschäftsmäßig angelegt bzw. ausgeliehen werden], bringt bei fallenden Zinsen geringere Erträge. County Natwest rechnet, daß Englands „Große Vier“ an der Float im letzten Jahr £5.5 Mrd. verdienten.
Sind die Leute denn unbelehrbar? Die jüngste Serie der Dummheiten begann mit den Petro-Dollars. Das Geld mußte unter die Leute, durfte ja nicht brachliegen. Europäische und amerikanische Banken schütteten die durch die Ölförderer eingefahrene Liquidität wie Öl selbst über die Dritte Welt - wo ein Großteil auf Nimmerwiedersehen im Sand versickerte. In den Achtziger Jahren erfand man dann eine Reihe „innovativer“ Finanzierungen - wobei „innovativ“ im Bankwesen stets Synonym für unausgegoren ist. Mittels Mergers und Aquisitionen wurden wie auf einer unter Drogeneinfluß stehenden internationalen Versteigerung Preise für Firmenanteile und Luftschlösser in schwindelerregende Höhe getrieben. Neueren Schätzungen nach sieht es so aus, daß der amerikanische Staat nicht nur 700 Bausparkassen, sondern auch 1,700 Banken übernehmen werden muß, womit er nicht nur mehr als die Hälfte des amerikanischen Bankwesens kontrolliert, sondern auch in einen Großteil der Kontenunterlagen Einblick erhalten dürfte - ein abscheulicher Gedanke. Der ohrenbetäubendste Crash wird dabei in Japan erfolgen. Japanische Aktien litten bis Anfang ‘90 unter einer ähnlich absurden Überbewertung wie japanische Immobilien [deren Nominalwert ein Vielfaches aller amerikanischen Immobilien ausmacht]. Insbesondere die ja-
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panische Finanzwelt scheint sich Ende der Achtziger für mehrere Jahre vollständig von der Realität gelöst zu haben, nur um jetzt erschreckend und unter großartigen Stützungsmaßnahmen der auf dem internationalen Parkett genauso unerfahrenen wie tölpelhaften Staatsführung Japans saure Miene zum Bösen Spiel zu machen. Das Netz staatlicher Stützungsmaßnahmen der geriatrischen Finanzwelt Japans, sicherlich umfangreicher als die Sozialnetze Europas zur Blütezeit der Sozialisten, kann den längst überfälligen Konsequenzen durch immer neue Verzögerungstaktiken höchstens ein wenig der Aufprallhärte nehmen. Den letztendlichen Zusammenbruch des Systems kann es aber genausowenig verhindern, wie man den Preisverfall des Nikkeis durch ein Aussetzen der Termin-Börse um 30 Minuten verhindert, sowie der Nikkei um mehr als 0.1% fällt.
Schmierigere Stirn, klebrigere Finger Die Idee der Bargeldaufbewahrung unter dem Kopfkissen scheint antik, gar nicht in unsere heutige moderne Zeit zu passen. Zumal Geld auf der Bank sicherlich sicherer untergebracht ist als in einer Spardose oder einem Heimtresor - wenn es darum geht, sich vor nicht dem Bankwesen zugehörigen Ganoven zu schützen. Während ich hier nicht dazu auffordern will, daß Sie Ihr vollständiges Geldvermögen in bar zu Hause halten, sollten Sie sich - für den Notfall der Schließung Ihrer Bank oder daß Ihr Konto von außer Kontrolle geratenden Behörden oder Gerichten vorübergehend lahmgelegt wird - nach und nach ein Polster aufbauen, mit dem Sie wenigstens zwei bis vier Wochen überleben können. Während es zum Schutz gegen Widersacher reicht, Papiergeld zu besitzen, sollten Sie gängige Goldmünzen in
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Erwägung ziehen, wenn Sie sich gegen einen nicht auszuschließenden völligen Finanzkollaps absichern wollen. Da Papiergeld heute nur garantiert, in Papiergeld eingetauscht zu werden, ist Papiergeld im Falle eines Falles eben nur Makulatur. Ein derartiges Not-Polster wird selbstverständlich nicht zu Gewinnerzielungszwecken gekauft. Der Verzicht auf Ertrag und ein evtl. Verlust bei der Einlösung muß einkalkuliert werden. Warum man Goldmünzen oder auch Barren nur gegen Bar und nicht bei der eigenen Hausbank erwirbt, habe ich an anderer Stelle oft genug erklärt.
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Ist Ihre Bank noch kreditwürdig?
Schlechte Gesellschaft Immer dreister wirbt das deutsche Geldgewerbe um das Geschäft mit Minderjährigen. Girokonten für Kinder ab 12 Jahren, noch vor einem Jahrzehnt völlig undenkbar, sind heute die Eintrittskarte in ein Leben der finanziellen Abhängigkeit. Da spielt es keine Rolle, wenn man schon mal Ausfälle verzeichnet - gemessen am Umsatz sind diese keinesfalls größer als die legaler Geschäftsbeziehungen. Dabei
sind
Kinder
bei
der
Abwicklung
ihrer
finanziellen
Angelegenheiten sicherlich nicht penibler als ihre Eltern. Aber wer sein Konto für Schallplatten, Drogen oder Geschenke für die begehrte Freundin überzieht und mehreren Mahnungen nicht nachkommt, muß damit rechnen, daß die Eltern von den Verbindlichkeiten erfahren. Nicht, daß diese irgendwie haftbar für die von seitens der Bank angezettelten Geschäfte wären. Aber die Banken hüten sich, den Eltern diese Tatsache auf die Nase zu binden. Wie Der Spiegel in Heft 17/1993 ab Seite 129ff berichtete, reicht bei vielen Eltern eine angedeutete oder vermutete Blamage öffentlicher
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Eintreibung. Dabei haben Banken keinerlei gesetzliche Handhabe, Forderungen, die sie gegenüber Minderjährigen haben, juristisch durchzusetzen. Aber wie die Verbraucherzentrale in einer Umfrage unter Banken feststellte, sind nur etwa ein Achtel der Häuser mit der Rechtslage vertraut: die anderen beschäftigen Nieten in den Rechtsabteilungen - oder bluffen. Bluffen ist oft die profitablere Taktik, zumal die meisten Jünglinge ja irgendwann erwachsen werden und von da ab der Bank rettungslos ausgeliefert sind. So macht man Minderjährigen, deren Girokonten zu stark überzogen sind, das Angebot, einen Ratenkredit aufzunehmen. Bei einem Fall, der jetzt aktenkundig wurde, verleitete man ein Kind, das knapp 2,000 DM in der Kreide stand, zur Aufnahme eines Ratenkredits über 2,500 DM - zur Abdeckung des Girokontos und, damit die Sache schmackhafter aussieht, zur Aufstockung desselben mit weitern fünfhundert Mark. Zinsen: 17.5% zuzüglich 2% Bearbeitungsgebühr.
Wie die Amerikaner und Engländer schon Anfang der Achtziger, so haben kontinentaleuropäische Banken die Zielgruppe der Jugend entdeckt. Während die Geschäftsverbindung selbst in den ersten Jahren kaum nennenswerte Erträge bringt, ist es, wie beim Drogen-Business auch, die Gewöhnung und das Verlangen nach ständig höheren Dosen, die daraus ein lukratives Wiederholungsgeschäft machen. Da lohnt es sich schon, zunächst einmal mit Verlust zu fahren. Girokonten, für deren Unterhalt man volljährigen Geschäftspartnern zwanzig oder dreißig Mark im Monat abknöpft, stellt man den Minderjährigen kostenlos zur Verfügung, und auf die Unterschrift der Eltern verzichtet die Branche, um Barrieren und
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Hemmschwellen möglichst gering zu halten, wie der Direktor für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, Wolfgang Pfaff, freimütig zugibt. Kein Wunder, daß Teenager heute mehr Kredit als Pickel haben. Denn der Geldumschlag ist, so eine Jugendberatung, bei jugendlichen Kontoinhabern besonders hoch: für Glückspiele oder Drogen. Wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen jetzt in einer ersten Untersuchung feststellte, verführt das älteste Gewerbe der Welt, wie nicht anders zu erwarten, nach allen Regeln der Kunst. Das beginnt schon mit dem „Taschengeld-Girokonto“, das, so die Bankenwerbung, „finanziell unabhängig“ macht. Ein knappes Drittel aller Vierzehnjährigen verfügten letztes Jahr bereits über ein eigenes Girokonto, und bei den Sechzehnjährigen war es bereits die Hälfte. Wie Der Spiegel richtig erkannte: „So wächst eine Generation der Schuldenmacher heran“. Wie gnadenlos der Kampf um das Neugeschäft der Banken ausgetragen wird, zeigen die Werbeetats: 660 Mio Mark wurden allein im letzten Jahr für dumme Sprüche verbraten, das ist mehr als die Waschmittelindustrie oder die Computer-Branche in Deutschland verwirbt. Beunruhigend ist der Anteil, der auf das Jugendgeschäft fällt: etwa ein Viertel. So wirbt die Sparkasse Korschenbroich fesch: „Ohne Knete keine Fete“. Schon zwölfjährige können dort bis zu „200 Mark Miese machen“. Und Eltern, die sich bei dem Gewerbe beschweren, wenn sie von den „Miesen“ erfahren, legt man nahe, „sich nicht in die Geschäfte einzumischen“.
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Nicht selten führt dieser Weg direkt in die spätere Überschuldung. Gehaltspfändungen und Besuch vom Gerichtsvollzieher ist für einen nicht geringen Teil der deutschen Bevölkerung - deren Verschuldung letztes Jahr doppelt so hoch lag wie 1980 - der traurige Alltag. Das heutige Wirtschaftklima, potentiell anhaltende Deflation, sorgt dann in fast allen Fällen, daß auch versteigerte Sicherheiten nicht reichen, überfällige Schulden zu decken. Dabei schreibt das Gesetz bei Krediten an Minderjährige nicht nur die Einwilligung der Eltern sondern auch die des Vormundschaftsgerichts vor, wenn der Kreditvertrag rechtlich nicht unwirksam sein soll. Diese Bedingungen werden aber praktisch nie erfüllt. In sechs Berufsjahren sei ihm, so der Rechtspfleger des Düsseldorfer Vormundschaftsgericht, nur ein einziger Fall untergekommen. Das Informationszeitalter Wer gesehen hat, wie sich das Bankwesen in angelsächsischen Ländern in den letzten zehn Jahren gewandelt hat und wer jetzt feststellt, daß auch die deutschen Banken diese Entwicklung, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, nachvollzogen haben1), muß damit rechnen, daß auch die neuesten Trends der Branche in Deutschland Einzug halten. Kenntnis dieser Entwicklung erhielt ich rein zufällig, als mir bei Durchsicht einer Investitionstabelle auffiel, daß Banken etwa fünfmal soviel in die Informationstechnologie [EDV] investieren, als alle anderen Branchen. Während ich durch meine Kontakte zur Branche der informationsverarbeitenden Industrie zwar weiß, daß gerade im Bankwesen übergekauft wird2) und besonders ineffizient gearbeitet wird, konnte
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ich mir nicht vorstellen, daß diese Ineffizienz so groß ist, daß man für relativ einfache Aufgaben der Datenverarbeitung so umfangreiche Ausrüstungen benötigt, zumal die Hardwarepreise vom kleinsten PC über Workstations bis hin zu sog. Mainframes seit Jahren fallen. Was kaum ein Datenschützer je für möglich halten würde, ist im Bankwesen bereits eingetreten und dürfte nur noch von der staatlichen Bürokratie übertroffen werden. Beginnend mit dem Bestreben, immer größere Teilbereiche des Geldumschlags zu bearbeiten, bemühten sich Banken zunächst um die Vermittlung von Fonds, Versicherungen und anderen Formen der Geldanlage im weitesten Sinne. Der Bereich der Vermittlung ursprünglich bankfremder Dienstleistungen oder Transaktionen wurde dann um Pauschalreisen und immer mehr branchenfremde Produkte angereichert, bis man irgendwann erkannte, daß man nicht nur Soll- und Habenstände und die Anschriften der Kundschaft besitzt, sondern darüber hinaus ein ziemlich umfassendes Profil der Kundenbonität, seiner Interessen und seiner Spendierfreudigkeit - Daten, die man zwar nicht jedem, und schon gar nicht der Konkurrenz, auf die Nase bindet, die sich aber hervorragend dazu eignen, an Unternehmen weiterzugeben, an denen man [über Beteiligungen oder sonstige Verflechtungs-Verträge] ein finanzielles Interesse hat. Durch die ungehindert fortschreitende Vernetzung des Bankwesens, auch über die Grenzen hinaus, sieht man sich in der Lage, Daten wie jede andere Ware auch zu handeln. Aber auch den, den die Daten betreffen und der der Ursprung der Sache Information selbst ist, nämlich der Kunde, wird umworben, um ihm das, was die Bank über ihn weiß, zu verkaufen. So werden hier seit längerem Analysen angeboten, die dem Kunden sagen, wo sein Geld bleibt und wo es herkommt. Man steht hier in direkter Konkurrenz zu Berufsgruppen, die hierfür sicherlich besser
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qualifiziert sind, die - bei leicht zu beeindruckenden Menschen - aber eben nicht die Glaubwürdigkeit oder Autorität einer Bank besitzen.
Der Handel mit Informationen3), so Insider der Branche, dürfte im Laufe des Jahrzehnt zu einer nicht zu ignorierenden Einnahmequelle werden. Aber auch die bankinterne Auswertung aller Informationen, die man über einen Kunden hat, soll helfen, Gewinne höherzuschrauben und die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht nur aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich daher, mehr als eine Bankverbindung zu unterhalten und keiner der Banken mehr an Information zu geben, als absolut notwendig ist. Loch ohne Boden Wer die Rettungsaktion der amerikanischen Spar- und Darlehnskassen als Tragödie betrachtet, für den muß die Rettung des Bankwesens wie eine Farce aussehen. Die FDIC, von Onkel Sam zur Einlagensicherung amerikanischer Banken gegründet, findet sich in der schon komischen Lage, selbst vom Untergang bedroht zu sein, oder Banken in den Abgrund stürzen zu müssen. Erst kürzlich mußte die FDIC weitere $US 30 Mrd. Kredit aus staatlichen Mitteln aufnehmen, um Forderungen, die geprellte Sparer an diese stellten, begleichen zu können und um die geplünderten „Rücklagen“ aufstocken zu können. Trotzdem kann die FDIC, die Beiträge, die das Bankgewerbe an diese zahlt, nicht erhöhen. Man befürchtet, daß die etwa $US 1.8 Mrd., die man zusätzlich pro Jahr benötigt, noch mehr Banken in den Ruin treiben würde. Ohne diese zusätzlichen Beiträge muß der Einlagensicherungsfonds
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die Rettung amerikanischer Banken, die bisher schon im Schneckentempo abläuft, weiter verzögern. Banken, denen man das Weiterwurschteln erlaubt, drohen aber, die ganze Branche nicht nur in Verruf, sondern auch in den Kollaps zu ziehen. Ein weiterer Vorschlag, die Prämienberechnung nach Risiko, droht ebenfalls, den Sanierungsprozeß zu beschleunigen und die Zahl der Opfer und damit die Strapazierung der bis an die Grenzen der Flexibilität gestreckten FDIC-Mittel zu erhöhen. Dabei rechnet das Congressional Budget Office [CBO] mit mehr als 700 Bankschließungen bei einem Geldbedarf von mehr als $US 40 Mrd. allein für die nächsten zwei Jahre. Dabei ist die FDIC von Gesetz aus verpflichtet, Reserven aus den den Banken berechneten Beiträgen aufzubauen und die Kreditlinie von $30 Mrd. aus den gleichen Mitteln abzubauen. Das dürfte nicht so einfach werden. Bereits Ende ‘91 hatte der Einlagensicherungsfonds einen Verlust von neun Milliarden Dollar „erwirtschaftet“. Im Kongreß mehren sich inzwischen die Stimmen, die sich gegen eine Rettung des Bankwesens auf Kosten des Steuerzahlers, so wie man den Spardakas eine schenkte, sträuben. Statt dessen soll das Bankwesen die Kosten einer größeren Rettungsaktion selbst tragen, notfalls, indem man die Fdic zur Berechnung „angemessener“ Beiträge zwingt. Eine ähnliche Gesetzesvorlage, die die überlebenden Spar- und Darlehnskassen verpflichten soll, erhöhte Beiträge aufgrund der immensen Sanierungs-oder Rettungskosten der gesamten Branche zu tragen, liegt bereits vor. Wird sie verabschiedet, können sich die bisher nicht zusammengebrochenen Spardakas von ziemlich genau einem Viertel ihrer Jahresgewinne trennen.
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Banken befürchten, daß die sich gerade erholenden Gewinne der Branche jetzt Anlaß sind, daß ähnliche Ansprüche der Fdic an sie gerichtet werden sollen. Welch monströse Entscheidungen eine Rettungsaktion amtlicherseits hervorzaubern kann, zeigte sich letztes Jahr. Man strich der Resolution Trust Corp [RTC], der Agentur, die mit der Versteigerung der Sachwerte der Spardakas beauftragt ist, jede weitere Kreditaufnahme. Ohne diese, so Albert Casey, Präsident der RTC, ist sie aber nicht in der Lage, Sachwerte wackeliger oder bereits gekippter Kassen zu übernehmen und peu à peu zu versteigern. Casey rechnet, daß die Verweigerung weiterer Kredite den Steuerzahler pro Tag zusätzliche $US 2.5 Mio. kosten wird.
Die Schwarzen und die Grauen Schafe Die folgenden Tabellen basieren auf 1992 veröffentlichten Zahlen und Ergebnissen. Die Aufführung einer Bank in einer der Listen ist keineswegs als Empfehlung meinerseits zu verstehen. So muß sich die Deutsche Bank, die einzige deutsche Institution, die von den großen internationalen Bonitätsbewertungsagenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s noch als erstklassig bzw. über jeden Zweifel erhaben bewertet wird, sagen lassen, Mitarbeiter mit klebrigen Fingern zu haben: „Einer der beiden [von der Deutschen Bank, Anm. d. Red.] gefeuerten Mitarbeiter ist der Sohn von Klaus Nagel, dem Chef des Aktienhandels der Deutschen Bank. Für den Vater ist das umso ärgerlicher, als sein Name schon einmal in einem bösen Zusammenhang publik geworden war. Das war vor ein paar Jahren. Damals hatte ein anonymer Denunziant in einem Brief an die Frankfurter Staatsanwaltsschaft insbesondere Klaus Nagel unerlaubter Börsendeals beschuldigt“. Originalton Der Spiegel 13.1.1992, Seite 87.
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Würden wir das „älteste Gewerbe der Welt“ mit Bordsteinschwalben vergleichen, wären die in diesem Verzeichnis aufgeführten als Edelnutten zu verstehen. Kein Mensch sagt, der Kontakt sei völlig ungefährlich - aber man sollte davon ausgehen können, daß die Risiken geringer sind. Die erste Tabelle zeigt die besten der europäischen Banken nach Größe des Kapitals. Die Spalte KAV zeigt das Eigenkapital in Prozent vom Anlagevermögen, Gewinn zeigt den Gewinn in Prozent des Eigenkapitals. Kapital und Anlagevermögen wurden aus Vereinheitlichungsgründen in amerikanische Dollar konvertiert.
Die zweite Liste zeigt die gleichen Institutionen nach Ertragsstärke, und die dritte Tabelle führt diese in alphabetischer Reihenfolge auf4) Im Gegensatz zu meinen ersten Banklisten habe ich amerikanische Banken seit 1991 völlig außer acht gelassen. Sofern Sie sich Gedanken um Ihre amerikanische Bankverbindung machen, fordern Sie von dieser einen „Call Report according to P. 350 of the ‘FDIC Rules and Regulations’“ an, den Ihnen Ihre amerikanische Bank auf Anforderung überlassen muß. Fußnoten 1) Wobei mich besonders überrascht, daß Banken im überreglementierten Deutschland den Mut haben, im rechtlichen Vakuum zu operieren. 2) Unix-Workstations sind heute bei Banken und Brokern Statussymbol 3) The Chartered Institute of Bankers: The Information Traders 4) Wobei Banken, deren Firmennamen mit einem Umlaut beginnt, fälschlicherweise am Anfang der Tabelle stehen.
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Big Brother und Big Business...
Warum es kein Ende der Inflation gibt Die Erde dreht sich. Morgens geht die Sonne auf. Und Preise steigen. Generationen wuchsen in dem Selbstverständnis auf, daß alles immer teurer wird. Daß Inflation Bestandteil des Lebens ist. Kein Wunder. Eine ‘48er Mark ist heute nur noch ein paar Groschen wert, ein Nachkriegs-Dollar gerade 12 Cent und ein Pfund aus dem Jahr ‘45 gerade 6 Pence. Der Großteil des Schadens wurde in den Siebzigern und frühen Achtzigern angerichtet. Heute sieht es so aus, als ob sich einiges zum Besseren gewandelt hat. Die durchschnittliche Inflationsrate der OECD-Nationen liegt derzeit bei etwa 4%. Wirtschaftspolitiker haben demnach eine vielleicht nicht wiederkommende Chance, dem Monster Geldentwertung den völligen Garaus zu machen. Dazu wird es leider nicht kommen. Preisstabilität ist nicht so außergewöhnlich, wie angenommen. Kein Preis ist in Marmor gehauen. In Zeiten stabiler Preise gibt es nicht wenige, die steigen. Und genauso viele, die fallen. Was wichtig ist, ist ein generell gleichbleibendes Preisgefüge, keine Steigerung der Lebenshaltungskosten und gar sinkende Produktionskosten wie Adam Smith sie entdeckte [sh. a. Mewes’ EKS-Strategie]. Historisch gesehen ist Inflation demnach die Ausnahme - nicht die Regel.
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Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges lagen Englands Durchschnittspreise nicht höher als zum Zeitpunkt des Großen Feuers 1666. Während der dazwischenliegenden zweihundertfünfzig Jahre betrug die längste ununterbrochene Zeitspanne allgemein steigender Preise sechs Jahre. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Preise hier jedoch in jedem einzelnen Jahr gestiegen. Das gleiche gilt für alle anderen OECDNationen. Es ist einfach, zu sagen, eine zweistellige Inflationsrate ist schlecht. Schwieriger tun sich Politiker, die Höhe der „richtigen“, sprich akzeptablen, Inflationsrate zu bestimmen. Sollten Wirtschaftspolitiker eine Inflationsrate von 3%, 4% oder 5% anstreben? Wir hören oft, die zusätzlichen Vorteile der Null-Inflation seien gemessen an den Kosten angeblich steigender Arbeitslosigkeit - nicht groß genug, den Aufwand nicht wert. Ein wenig Inflation sei wir Schmiere, die Löhnen und Preisen die leichtere Anpassung ermöglicht. Ein wenig Inflation ist aber nichts anderes wie ein kleiner Korn für einen Alkoholiker. Zu leicht wird aus dem Wenig ein Viel. Der Vergleich mit einer Schwangerschaft scheint daher angebracht. Frauen, die „ein wenig“ schwanger sind, kennt die Fachliteratur nicht.
Die Vorteile der Reduzierung der Inflation von zum Beispiel fünf Prozent auf Null erscheinen zwar geringer, als die der Reduzierung von 5,000% auf 5%. „Nachwuchs“ läßt sich aber mit absoluter Sicherheit nur durch Schwangerschaftsverhinderung oder Abbruch vermeiden, nicht durch „gering“ gehaltene Schwangerschaften. Die „beste“ Inflationsrate ist demnach eine solche, die Firmen, Arbeitnehmer und Verbraucher zu Verhaltensänderungen verleitet. Somit Null-Inflation. Jeder andere Wert unterbindet nämlich die wichtigste Funktion von Preisen: die Schaffung von effizienten Märkten. Zumin-
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dest die Theorie besagt, daß Preise die Information über die relative Spannungslage an den Märkten beinhalten. Falls Preise generell um 5% pro Jahr steigen, die Preise für eine bestimmte Ware aber jedes Jahr um 8% anziehen, wird dies kaum Aufsehen erregen. Sollte es aber. Denn solange Preise dieser Waren weiterhin schneller als andere steigen, lohnt es sich für die Industrie, diesem Bereich besonders Augenmerk zu schenken. Und Verbraucher der Ware sind angeraten, sich nach Alternativen umzusehen. Dies wäre eine automatische Konsequenz, in der ein drei Prozent über anderen Preissteigerungen liegender Anstieg wie ein Hügel aus einer ansonsten ebenen Landschaft herausragen und die entsprechende Aufmerksamkeit erregen würde. In der Hügellandschaft der heutigen Planwirtschaft sind solche Wegweiser aber nicht mehr erkennbar. Dabei mutet der Gedanke an ein Leben ohne allgemeine Preissteigerungen geradezu paradisisch an: in einer Welt ohne Inflation sind Firmen in der Lage, langfristige Entscheidungen zu treffen. Geldgeber wären bereit, Geld für solche Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Und reale Zinsen, als Kosten für Fremdkapital, wären wesentlich niedriger. Das Investitionsvolumen wäre größer, denn die Resultate solcher Investitionen sind auf den ersten Blick erkennbarer, klarer. Das gleiche gilt für den Einzelnen: Zeit und Geld in eine Ausbildung zu investieren bekäme überschaubar. Und lohnend obendrein.
Können Länder mit hochentwickelten, manche sagen zynisch „überentwickelten“, gesellschaftlichen und politischen Strukturen überhaupt noch eine Abkehr von der Inflation anstreben? Obwohl wir in mehr als vereinzelten Bereichen seit Beginn der Achtziger verstärkt Konsequenzen der Deflation sehen [Öl, Landwirtschaft, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle], und diese Entwicklung noch für eine Weile anhalten
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dürfte, müssen wir akzeptieren, daß trotz einer weltweiten nicht gerade linden Rezession die Inflationsraten nicht unter Kontrolle zu kriegen sind. In England brüstet sich man mit einer Rate von vier Prozent und ist stolz darauf, eine niedrigere als die deutsche Inflationsrate vorweisen zu können [berücksichtigt man, daß in GB der Anteil der Hauseigentümer wesentlich höher als in Deutschland ist, liegt die um die Hypothekenzahlungen bereinigte Inflationsrate bei 5.6%. Solange diese bereinigte Inflationsrate unter der allumfassenden Rate lag, wurde behördlicherseits stets darauf hingewiesen, daß diese Quote der eigentliche Maßstab ist. Jetzt wo sie als zeitlich hinterherhinkender Indikator über der allumfassenden Inflationsrate liegt, ist davon keine Rede mehr].
Auch der Dienstleistungssektor, der in modernen Staaten etwa die Hälfte des privatwirtschaftlichen Bruttosozialprodukts ausmacht, kommt mehr und mehr unter Konkurrenzdruck. Preistreiberei ist derzeit ausgeschlossen, und vielerorts fallen Preise. Null-Inflation wäre auf jeden Fall wünschenswert. Zumindest, was den Wähler betrifft. Während überverschuldete Yuppies und deren Vorläufer in den Siebzigern und Achtzigern von hohen Inflationsraten profitierten [weil die Inflation einen Teil der Verschuldung aufzehrte], treibt den für das Sozialwesen Zuständigen die Tatsache, daß die Bevölkerungen der westlichen Nationen rapide altern, die Schweißperlen auf die Stirn. In gut zehn Jahren sind mehr als ein Drittel aller Wähler in Japan, den USA und Europa im Rentenalter, haben Hypotheken abbezahlt und planen, vom Ertrag ihrer Ersparnisse sowie der ihnen zugesicherten staatlichen Altersversorgung zu leben. Rechnen wir die Gruppe zwischen fünfzig und sechzig Jahren hinzu, so dürfte mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten der sog. „zivilisierten Welt“ ein äußerst großes Interesse an stabilen Preisen, sprich Null-Inflation,
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haben. Wenn die Mehrzahl der Wähler danach verlangt, können wir davon ausgehen, daß die Politik liefert, wonach den Wähler lechzt? Unsere gesellschaftliche Struktur legt nahe, daß eher das Gegenteil stattfinden wird. Die Mathematik, kombiniert mit ein paar nicht zu leugnenden Fakten des politischen Alltags, unterstützt diese Behauptung. Während die Bibel ursprünglich behauptete, man solle ein Zehntel des Einkommens an den „Herrn“ geben, haben die Feudalherren und andere, relativ simple Staatsformen ablösenden Demokratien seit Beginn dieses Jahrhunderts die Eigenschaft, unendlich zu wachsen. In vielen westlichen angeblich die Freie Marktwirtschaft vertretenden Staaten beträgt der Anteil des Staates am Bruttosozialprodukt schon heute um die fünfzig Prozent. Tendenz: steigend. Die Zahl der Bürokraten, die selbstgemachte Anordnungen als Naturgesetz betrachtend unser aller Leben einschneidend reglementieren, wächst unaufhaltsam. In den USA, der angeblich kapitalistischsten aller freimarktwirtschaftlichen Nationen, umfassen die jährlich neu erlassenen Verordnungen inzwischen mehr als 60,000 Seiten pro Jahr - das sind 230 Seiten kleingedruckten Lesestoffs pro Arbeitstag für jeden, der nicht Gefahr laufen will, unbeabsichtigt gegen eine dieser Verordnungen zu verstoßen. Dies mag mit ein Grund sein, warum die Kirche, die sich vor dem Londoner Obersten Gerichtshof das Recht erfoch, auch in Rüstung und Herstellung von chemischen Waffen zu investieren, in einem gründlich überarbeiteten Katechismus die Zehn Gebote dahingehend überarbeitet, daß u.a. die Auflehnung gegen die staatliche Obrigkeit genauso zur Sünde wird wie die Hinterziehung oder Vermeidung von Steuern. Selbst im relativ laxen, steuermilden und freizügigen England zahlt ein Großteil der Erwerbstätigen neben der 25%igen Steuer auf das
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Einkommen je nach Lebenswandel bis zu 50% Steuern. Keine Rolle Toilettenpapier darf den Eigentümer wechseln, ohne daß Bürokratia nicht die Hand aufhält, und neben der Mehrwertsteuer werden zahlreiche von Bürokratengehirnen als Luxus- oder sonstige Güter eingestufte Waren mit zusätzlichen Steuerlasten belegt. Wenn Brüssel erstmal richtig in Schwung gerät, dürfte die Steuerlast sprich behördliche Verschwendung - mehr als sieben Zehntel aller Einkommen verpulvern, ohne daß volkswirtschaftlicher Gegenwert dabei erzeugt wird. Schon heute kostet die bürokratische Verwaltung des Butterbergs wesentlich mehr als die Hilfe, die die EG der Dritten Welt gibt. Die in Maastricht ohne Androhung von Waffengewalt von unseren Oberhäuptern freiwillig unterzeichneten Verträge machen klar, woher der Wind weht: wir marschieren schnurstracks in den Supersozialismus, bei dem Devisenkontrollen und das Verbot der Devisenausfuhr in nicht genauer beschriebenen „Gefahrenfällen“ nur das geringste Übel sind.
Während die laufenden Ausgaben des staatlichen „Apparats“ schon geeignet sind, jede Volkswirtschaft zu ruinieren, belegt die im Westen aufgetürmte Verschuldung, daß eine Rückkehr zu Inflationsraten, wie sie vor Erfindung der Demokratie üblich waren, mathematisch auf Dauer nicht machbar ist, wenn die Bevölkerungen - die heute mit „Tutti Frutti“ und elektronischem Schnickschnack in ihrer Freizeit von der möglichen politischen Betätigung abgehalten werden - sich nicht der sozialistischen Diktatur nach westlicher Art entledigen. Während die vor Potenz angeblich nur so strotzende Deutsche Mark noch immer als gewisser Anker der EG betrachtet wird, ist sie seit Jahrzehnten bereits ausgehölt. Denn Politiker eigneten sich eine Erfindung der Amerikaner, die Buchung von „Off Budget“ [außerhalb des Haushalts anfallenden]
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„Vorgängen“ an, um die wahre Finanzlage der Staaten zu verschleiern. Informationen über diese Off Budget Buchungen werden von der Deutschen Bundesbank veröffentlicht. Auf Magnetbändern, die zu Preisen zwischen 1,700 und 5,000 DM je nach Kategorie abgegeben werden, wie im Datenträger-Katalog der Deutschen Bundesbank ersichtlich. Die Tatsache, daß Off Budget-Buchungen auch in Europa populär wurden, zeigt, daß der US-Dollar keineswegs schwächer als die europäischen Währungen sein muß. Die Vermutung, daß europäische Staaten [gemessen in Prozent vom Bruttosozialprodukt] ähnlich große Verschuldungen auftürmten, wie die Kollegen auf der anderen Seite des großen Teiches, liegt nahe. Glaubwürdig erscheint mir indes keine der staatlicherseits veröffentlichten Zahlen, wie ständige Revisionen [oft mehrere Jahre zurückgehend] der veröffentlichten Datenserien nahelegen.
Wenn ich die hier aufgezählten Probleme, staatliche Verschwendung, Unbezahlbarkeit der Rentenzusicherungen sowie die staatliche Verschuldung addiere, wird leicht erkennbar, warum sich europäische Politiker so sehr für die Einführung einer neuen Währung begeistern. Nimmt sie ihnen doch eine Fülle von Problemen ab, die man, sobald die Forderungen fällig werden, heute noch unbekannten Dritten aufhalsen kann. Während ich nicht vermute, daß Politiker bewußt die Vernichtung unseres Geldes anstreben, so kann ich aber nicht ausschließen, daß diese durch die inhärenten Schwächen unseres Systems zumindest fahrlässig herbeigeführt wird. Der noch im Laufe dieses Jahrzehnts eingeführte ECU wird demnach nach einer Phase der Hyperinflation - da die Einhaltung der Rentenzusagen schon aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung an der Wahlurne durchgesetzt werden wird - nach vielleicht zehn oder fünfzehn Jahren als
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Versagermodell eingestampft werden. Zu diesem Zeitpunkt dürfte auch die EG, und vielleicht gar viele der sie ursprünglich mitgründenden Mitgliedsstaaten, auseinanderbrechen. Absolutes Chaos regiert. ...die endgültige Manipulation des Goldmarktes Die „Grünen“ geben uns anläßlich des soeben stattfindenden britischen Wahlkampfes ein Musterbeispiel: Jeder britische Wähler soll zwischen Schulentlassung und Renteneintritt das Anrecht auf ein Mindesteinkommen haben, das wesentlich über der heute gezahlten Sozialhilfe liegt. Da dieses Angebot von den „Grünen“ kommt, muß ich schließen, daß damit die Probleme des Ozonlochs, der Umweltverschmutzung und eine so umfangreiche wie bunte Sammlung anderer Umweltprobleme voll bewältigt werden soll. Während die Machbarkeit und auch die Anziehungskraft des Angebots auf den Wähler anzuzweifeln ist, belegt dieses Angebot eindeutiger als jede bisherige politische Äußerung, daß alle Politiker ausnahmslos Sozialisten sind. Die es jeder auf seine Art versuchen - und oft verstehen - eine notwendige Mehrheit im Wahlkampf oder Parlament zu erfechten, um ihre Interessen durchzusetzen. Der Beginn der grünen Bewegung wirkte dabei zunächst bestechend überzeugend. Wer will nicht sauberere Luft, Frischwasserflüsse, in denen Fische nicht nur vegetieren, und wer ist nicht für schöne Parks und Naturschutzzonen? Niemand kann etwas gegen verschmutzungsfreies Wasser einwenden. Elefantenherden, die wegen des Elfenbeins geschlachtet wurden, schockierten die Welt. Wer sieht, wie die Menschheit in Mexiko oder in vielen Regionen Afrikas und Asiens sprichwörtlich im Morast
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versinkt, muß empört reagieren, nach Hilfe schreien. Wer gesehen hat, wie in Brasilien, Madagaskar, Singapur, Indien, Sri Lanka und auf den Philippinen Regenwald industriell beseitigt wird, und wer annähernd versteht, welche Folgen dies hat - und die Folgen früherer Rodungen werden erst heute in Europa spürbar, wo sich das Wetter in den letzten dreißig Jahren entscheidend geändert hat - kann nicht umhin, zu grünem Verhalten zu neigen und grünen Politikern die Stimme zu geben.
Der Jugend und den reiferen Idealisten, die sich aufopfernd für die Verbesserung der Welt, die wir hinterlassen, einsetzen, konnte nur gratuliert werden. Bis die ersten Skandälchen und Machtkämpfe bekannt wurden, nicht unbedingt über die Massenmedien. Zum Beispiel über die politischen Manipulationen des World Wildlife Fund, die nicht den angeblich zu schützenden Arten, sondern vor allem den Pöstchenträgern zugute kamen. Die Kommerzialisierung von Greenpeace. Die finanzielle Verpflechtung der Mineralölindustrie mit angeblich grünen Politikern. Das friedfertige Bild wirkt verklärter und unschöner.
Alles fing damit an, daß, beginnend in den USA, später weltweit, Fabriken geschlossen wurden, riesige Landflächen öffentlichem Zutritt entzogen wurden, Multimillionen-Dollar-Projekte scheiterten, weil eine Eule, die nie jemand gesehen hatte, gefährdet war. Tausende von Arbeitsplätzen wurden unter dem grünen Banner vernichtet. Inzwischen ist die Hyperaktivität der angeblichen Naturschützer soweit fortgeschritten, daß selbst private Bauherren jederzeit damit rechnen müssen, aus schlichter Unkenntnis gegen eine der immer komplizierter werdenden [und ständig neu gedruckten] Auflagen zu verstoßen. Was war passiert?
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Die anfangs bewundernswerte und auch von mir unterstützte Bewegung der Konservation und Präservation wurde zum Alptraum des umweltpolitischen Aktivismus, gehijackt von ultralinken Restposten der Sechziger Jahre. Man marschierte nicht mehr für den Sozialismus oder Kommunismus, man marschierte gegen die Menschheit als Ganzes. Marxistisch angehauchte Universitätsprofessoren, die in den sechziger Jahren alles, was aus der UdSSR kam, begeistert aufnahmen, wurden über Nacht zum ökologischen Experten. Und wie zuvor schon, fanden Sie „den Feind“ direkt vor der eigenen Haustür: eine breite Mittelklasseschicht, die durch harte Arbeit mehr zum Aufbau unserer Gesellschaft beigesteuert hat, als alle Schreibtischtäter und die
von
ihnen
geförderten
Multinationalen
Industriegiganten
zusammengenommen. Riesige Stiftungen schossen plötzlich aus dem Nichts, unterstützt durch staatliche Fördergelder, ans Tageslicht, Weisheiten verbreitend, die sicherlich von der Sache her oft korrekt sind aber völlig falsch adressiert werden. Politiker machten die neue Bewegung schnell zur eigenen: kein Sozialist, der etwas darstellen wollte, konnte den Millionen an Steuergeldern verschlingenden und den publicityträchtigen aber stets ergebnislos auslaufenden Konferenzen fernbleiben. Verordnungen und Gesetze wurden in übereilter Manier erlassen, um den grünen Konkurrenten die Basis zu stehlen, um den Stamm-Wählern die Illusion geben zu können, es werde etwas getan. Denn immer und überall lassen sich diese Auflagen in zwei Gruppen einteilen: die, die der Großindustrie etwa ein Jahrzehnt geben, sich unverändert zu verhalten, und solche, die die große Überzahl der Mittelständler - oft innerhalb weniger Monate - zu immensen Mehrkosten oder Belastungen zwingen.
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Zur Erreichung dieses Zwecks werden immer neue, plötzlich absolute, Gefahren genannt und als unvermeidbar hingestellt, wie zum Beispiel der Treibhauseffekt, der den Wasserspiegel weltweit um mehrere Meter anheben soll - obwohl klimatologische Daten eher auf die Gefahr einer neuen Eiszeit deuten und die übereilt verordneten behördlichen Auflagen keineswegs dazu geeignet sind, eine der beiden Gefahren zu verhindern, solange man nicht die wirklichen Verursacher, die multinationale Industrie und deren Partner in den Amtsstuben, in den Griff zu nehmen wagt. Was zunächst als unterstützenswerte Bewegung verstanden wurde, hat sich zum trojanischen Pferd des Sozialismus gewandelt, das jeden berührt. „Berührt“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. „Zerschmettert“ mag eher angebracht sein. Geht es doch heute nicht mehr um die Reinhaltung oder Wiederherstellung unserer Bäche, Flüsse, Wälder und Landschaft - wie Ihnen in Leverkusen-Wiesdorf wohnende Leser bestätigen werden - sondern um einen weiteren Griff nach der Macht, und damit um die absolute Kontrolle aller als wichtig betrachteten Rohstoffe. Die unheilige Vereinigung von Establishment und sozialistischen Revolutionären, die sich bereitwillig vor den Karren spannen lassen, betreibt unter dem Banner der „Rettung der Erde“ den vielleicht eindeutigsten und gleichzeitig bestens getarnten Griff zur Macht, den die Geschichtsbücher kennen. Der wichtigste dieser Rohstoffe scheint Gold zu sein.
Kontrolle der Minengesellschaften Die Umweltbewegung und die multinationalen Kräfte, die diese finanzieren und fördern, haben ihr Augenmerk auf ein neues Ziel gerichtet: die Kontrolle der Rohstoffe der Welt. Gold ist dabei nur ein Teilbereich, angesichts der am Anfang dieses Kapitels angekündigten
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Entwicklung unserer Welt, aber einer, dem wir besondere Aufmerksamkeit widmen sollten. Durch einen Angriff, der von zwei Seiten gleichzeitig erfolgt, will man die Rohstoffe der Welt genauso kontrollieren, wie man heute schon Zahlungsmittel und die [Um-] Verteilung von Wohlstand überwacht und steuert. So hoffen Umweltpolitiker einerseits und radikale Ökologen andererseits. Und beide sind dabei nur Handlanger einer dritten Gruppe, die in Wirklichkeit die Fäden in der Hand halten. Die Männer [und eine Handvoll Frauen] gehören der wirtschaftlichen - und in seltenen Fällen auch der politischen - Elite der westlichen Welt an, die herrschende Klasse bzw. das Establishment. In England haben sie sich im Royal Institute for International Affairs zusammengeschlossen, in den USA im Council on Foreign Relations [CFR], und international im Bilderberger Club und im Club of Rome sowie der Trilateralen Kommission.
Angehörige dieser halbgeheimen, übermächtigen Gruppen sitzen auf den wichtigsten Posten, die die westliche Demokratie bietet: angefangen vom Präsidenten der USA bis hin zu den Vorstandssesseln der größten multinationalen Konzerne wie der internationalen Banken und Medien. Auch akademische Institutionen zählen hierzu. Seit ein paar Jahren werden von diesen Sesseln aus wichtige auf den ersten Blick und nach außen hin schlicht umweltbezogene Gruppen kontrolliert und finanziert: zum Beispiel der den Pandabären auf dem Briefkopf zeigende World Wildlife Fund, der Heritage Trust, die Nature Conservancy, die National Wildlife Federation, der Sierra Club, der World Wilderness Congress, Conservation International und das Center for Earth Resource Analysis.
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Sich querstellende Führungskräfte dieser Organisationen, mehr dem ursprünglichen Ziel selbiger verschrieben als der Ausübung von Macht, werden an „unbequeme“ Stellen versetzt [z.B. von New York nach Argentinien] oder auch schon mal durch Unfälle oder angebliches Gangstertum zum Schweigen gebracht, wenn die Erhaltung von Tierarten der Förderung oder Kontrolle von Rohstoffen in die Quere kommt, wie eine umfangreiche Dokumentation des britischen Fernsehens erschütternd belegte. Der Präsident der Nature Conservancy zum Beispiel ist John C. Sawhill, langjähriges Mitglied des Council on Foreign Relations und der Trilateralen Kommission. Sawhill ist weder Republikaner noch Demokrat. Wie alle wirklichen Drahtzieher steht er über den Parteien. Unter Nixon führte der die Federal Energy Administration, um unter Carter als Sekretär für die Energiewirtschaft zu „dienen“. William Reilly war, bevor er von George Bush zum Präsidenten der Environmental Protection Agency [EPA] berufen wurde, Chef des World Wildlife Fund. Sobald sein Schauspiel im öffentlichen Amt vorüber ist, wette ich, daß er wieder in einer von der Klicke kontrollierten Organisationen untergebracht wird.
Inzwischen scheint es auch echten Umweltschützern zu
dämmern, daß nicht alles ist, was scheint. Das radikal-linke Blatt Mother Jones meinte kürzlich: „Viele umweltbewußte Mitglieder an der Basis machen sich vermehrt Gedanken über die sich nach drei Seiten öffnende Drehtür, die große Umweltorganisationen, Behörden und multinationale Konzerne verknüpft. Diese Drehtür macht es möglich, daß Washingtons Insider mühelos von einem Sektor in den anderen überwechseln können, ohne jemals an Glaubwürdikeit zu verlieren, obwohl sehr fragwürdig scheint, wessen Interessen wo vertreten werden.“
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Und der Londoner Economist belegte kürzlich, daß die einflußreichen und unendlich reichen Rockefeller und Ford Stiftungen halfen, die „grüne Revolution“ [Economist] in Gang zu bringen. Heute zählen finanzielle Beiträge der multinationalen Industrie zum ständigen Broterwerb zahlreicher grüner Organisationen. Chevron, Exxon, Philip Morris, Mobil, BP und der Morgan Guaranty Trust, alle mit CFR-Größen auf dem Chefsessel, zählen zu den größten Förderern der World Wildlife Fund. Einzelzuwendungen beziffern sich auf Millionenbeträge. Die Giganten der chemischen Industrie zahlen Mitgliedsbeiträge in fünf- und mehrstelliger Höhe, um Vorstandsmitglieder in den eigens hierfür eingerichteten Unternehmer-Rat zahlreicher grüner Organisationen [zu vergleichen etwa mit der Einrichtung deutscher Betriebsräte] zu bringen. Während Betriebsräte aber gewählt werden, bedingt die Aufnahme in den Unternehmer-Rat ein entsprechend ausgestattetes Scheckbuch. Das für die Nature Conservancy Organisation 1990 allein $US 186 Mio aufbrachte. Die großen Minengesellschaften zählen zu den großzügigsten Zahlmeistern der grünen Organisationen. Tenneco spendierte der Nature Conservancy die Mineralrechte an 25,000 Hektar Land. DuPont vergibt jährlich einen eigens eingerichteten „Preis für umwelttechnische Bestleistungen“. Daß die Großzügigkeit der Industrie nicht etwa aus Altruismus, sondern reinem Eigeninteresse erfolgt, dürfte selbstverständlich sein. Denn wer „die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird“. Die Horden und Herden freiwillige Dienste verrichtender Bürger, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihre Wochenenden aufopfernd, haben
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sich unbewußt und ohne es zu wissen vor den Karren der Machthaber spannen lassen. Auf den ersten Blick scheint diese Behauptung irrsinnig. Denn die Grünen vertreten doch lauthals Interessen, die denen der Großindustrie klar widersprechen. Aber wie sie noch sehen werden, hat die Industrie es geschafft, die grüne Bewegung zum unwissenden aber umso effizienteren Handlanger umzufunktionieren. Daß die Mehrzahl der freiwilligen Helfer in der Annahme, den Planeten zu retten, nicht weiß, was wirklich gespielt wird, macht das makabre Spiel umso wirksamer.
Was am Gold so besonders ist Das Establishment hat schon immer eine besondere Beziehung zum Gold gehabt. Denn Gold war schon immer ein unerläßliches Werkzeug, wenn es darum ging, Währungssysteme und damit die Politik zu manipulieren. Gold ist traditionell das Zahlungsmittel, auf das sich die Bevölkerung besinnt, wenn staatlichen Versprechungen und staatlichem Geld nicht mehr vertraut wird. Gold war demnach schon immer geeignet, Inflation zu überleben, Zahlungsfähigkeit und Vermögen zu erhalten, und somit der staatlichen Konfiszierung von Wohlstand zu entrinnen. Gold ist auch dazu geeignet, Wohlstand zu verstecken, oder ihn - innerhalb gewisser Grenzen - bequem zu verlagern. Gold verkörpert vor allem, mehr als jeder andere Rohstoff und durch die Geschichte hinweg, realen, anfaßbaren Wert. In eingeschränkter Form - weil vor staatlichen Übergriffen nicht so sicher wie das Metall selbst - zählen hierzu auch indirekter Goldbesitz, wie zum Beispiel der Anteil an Goldminen-Gesellschaften.
In den Siebzigern und mehr noch in den Achtzigern wurden Goldminen-Aktien wichtiger Bestandteil zahlreicher Aktienportefeuilles, leider oft mit der Konsequenz, daß Gold wie auch Aktien zum falschen
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Zeitpunkt, nämlich nach dem derzeitigen Höchstkurs von etwa $800, gekauft wurde und der Käufer über Jahre hinweg mitansehen mußte, wie sein Verlust von Jahr zu Jahr größer wurde. Wenn Sie meine Briefe seit längerer Zeit lesen, wissen Sie, daß ich schon in der zweiten Hälfte der Achtziger behauptete, Gold als Kapitalanlage sei völlig uninteressant geworden [„Nur noch gut als Zahnersatz?“] und dementsprechend den Kauf von Gold nur den Lesern anriet, die über keinerlei Goldbesitz verfügten, und die bereit waren, auf einen Goldpreis von $350 oder weniger zu warten. Angesichts der vermehrt erkennbaren deflationären Entwicklungen seit Mitte der Achtziger schien mir ein erneutes Ansteigen des Goldpreises damals genauso unmöglich wie heute. Zumindest, was die nächsten Jahre betrifft. Trotzdem halte ich an meiner Empfehlung, Gold unter $350 und zwar nur physikalisches Gold, nur gegen Bar und auf keinen Fall bei Ihrer Hausbank zu kaufen, fest. Das internationale Bankwesen, wie auch die Machthaber der meisten westlichen Länder, haben schon immer ein besonders zwiespältiges Verhältnis zum Gold gehabt. Man fühlte sich einerseits unwohl, wenn der „kleine“ Mann Gold besaß, hatte aber andererseits immer das Bedürfnis, selbst Gold zu besitzen. Wo der Goldbesitz nicht schlichtweg verboten ist, wird er zumindest durch Steuerbelastung oder bürokratischen Aufwand vermiest. Vater Staat hat schon immer ein Interesse daran gehabt, welche seiner Schäfchen Gold besitzen und somit besondere Aufmerksamkeit verdienen. Schließlich stellt Gold eine direkte Konkurrenz zum Geldausgabemonopol des Staates dar. Wer das Kapitel „Was, wenn Ihre Bank morgen schließt“ gelesen hat, weiß, daß die Geschichte des Bankwesen immer wieder Zeitspannen erlebt hat, während der Bankkunden plötzlich das Bedürfnis hatten,
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den Banken nicht mehr die eigenen Ersparnisse zu überlassen. Berechtigterweise, oft aber zu spät. Daß die unheilige Dreieinigkeit bestehend aus Megabanken, Bürokraten und Rohstofförderern, in den letzten sechzig Jahren mehr und mehr versucht hat, Gold in Verruf zu bringen, bzw. der Bevölkerung per Gesetz oder Gewalt den Appetit daran zu verderben, überrascht daher nicht. Roosevelts erste Amtshandlung, mitten in der großen Bankkrise der Depression, war die Quasi-Beschlagnahme privaten Goldbesitzes. Nicht durch Gewaltanwendung, sondern durch die Anhebung des „amtlichen“ Preises des Metalls von $20.67 auf $35, und indem er seinen Landsleuten eine Frist gab, während der diese ihr Gold zum neuen Preis verkaufen konnten. Er machte den Amerikanern ein Angebot, das zu gut war, um wahr zu sein - wie sich später herausstellte. Denn mit dem Ablauf der Frist wurde es illegal, Gold zu besitzen. Gold war damit „vom Tisch“. Solange es sich um den Tisch privater Haushalte handelte. Nachdem die USA ‘33 den Goldstandard aufgaben, schlossen sich zunächst zehn Länder begeistert an. 1936 setzte schließlich kein wichtiges Land mehr auf Gold. Was die Roosevelt-Administration ursprünglich als vorübergehende Maßnahme beschrieb, wurde letztendlich zum Dauerzustand. Dabei war dies erst der Anfang. 1933 widerrief die Administration durch einseitige Erklärung die GoldKlausel, die Inhabern von Festverzinslichen und anderen Verträgen und Guthaben die Erstattung selbiger in Gold garantierte. Der Staat entledigte sich dadurch der Verpflichtung, Verbindlichkeiten in Gold zurückzuzahlen und konnte diese nunmehr durch billigst selbstherge-
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stellte Banknoten oder Guthaben befriedigen. Diese Erklärung war sicherlich der größte Vermögenstransfer der Geschichte, bei dem Vermögen im Werte von hunderten von Millionen Dollar durch einen Federstrich [von den Gläubigern auf den Schuldner] übertragen wurden.
1934 befand der von so frustrierten wie weitblickenden Gläubigern angerufene Oberste Gerichtshof der USA, dieser Vermögenstransfer sei durchaus mit der Konstitution vereinbar. 1942 wurden an die 200 Goldminen geschlossen. Gleichzeitig wurde verordnet, daß Minenarbeiter nicht westlich des Mississippi [wo sich die meisten Minen befinden] ohne Ausnahmegenehmigung arbeiten durfte. Die Amerikaner deckten ihren Goldbedarf gleichzeitig ausschließlich aus dem Ausland, die inländische Goldindustrie damit quasi eliminierend. Verantwortlich für diese Anweisungen war damals Harry Dexter White, Assistent des Schatzkanzlers. White wurde später als sovjetischer Agent entlarvt und starb drei Tage nach seiner Enttarnung unter mysteriösen Umständen, wie dies in der amerikanischen Politik schon mal passiert. Die US-Minenwirtschaft brauchte gut zwei Jahrzehnte, um sich von den Maßnahmen, die White verursachte, zu erholen. 1944 trafen sich rund 750 Machthaber oder deren Abgesandte in einem amerikanischen Dorf namens Bretton Woods, um ein neues internationales Zahlungs- und Währungssystem zu schaffen - frei von jeder Bindung zu Gold. Zwei Leute dominieren die Veranstaltung: Harry Dexter White, der die amerikanische Delegation anführte, und der Sozialist und gänzlich gegen Gold eingestellte John Maynard Keynes.
Eine der Konsequenzen dieser Konferenz war die Gründung des International Monetary Fund [IMF], der der Welt für eine Zeit fest ver-
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ankerte Wechselkurse und die International Bank for Reconstruction and Development gab, die sich später zur Welbank mauserte. Der IMF löste Währungssysteme endgültig und offiziell von der Disziplin, zu der der Goldstandard bis in die dreißiger Jahre zwang. Er ermöglichte damit eine Geldmengenexpansion - die später direkt in Inflation mündete - ohnegleichen, begleitet von riesigen Goldexporten der Amerikaner. Nachdem die Inflation unter Kennedy und mehr noch unter Nixon Momentum gewann, brach die Bretton Woods Vereinbarung 1971 auseinander, als Nixon die Goldadern kappte und die Ausfuhr von Gold nicht mehr möglich wurde. Trotzdem sollten Sie sich nicht auf den Gedanken verleiten lassen, amerikanische oder sonstige Mitglieder des internationalen Establishments hätten eine generelle Abneigung gegen Gold. Im Gegenteil. Das Establishment weiß, daß der, der über Gold verfügt, auch den Wert des Geldes bestimmt. Dabei ist es, sofern man staatliche Organe unterlaufende Macht besitzt, völlig unerheblich, wo das Gold aufgehoben wird. Allan Sproul, Präsident der New Yorker Federal Reserve Bank unter Harry S. Truman, faßte die Einstellung des Establishments in seiner Rede vor der 1949er Bankiersvereinigung so zusammen:
„Gold hat eine durchaus nützliche Funktion als Medium des Ausgleichs im internationalen Zahlungsverkehr und als Maßstab notwendiger Disziplin im internationalen Handels- und Finanzwesen. Gold hat nichts in den Händen oder Taschen von Hordern, Spekulanten oder des Volkes zu suchen“. Nur nach unsäglichem Druck der Öffentlichkeit und nach zähen Verhandlungen re-legalisierte der amerikanische Kongreß Amerikanern ab 1. Januar ‘75 den Gold-Besitz für Private. Im Gegensatz zu vielen laut-
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hals eine neue Goldpreis-Explosion trompetenden Gold-Gurus von eigenen Gnaden sehe ich dabei kein Risiko, daß der Goldbesitz wieder verboten wird. Das Establishment hat die letzten Jahre schließlich nicht verschlafen. Um die Bevölkerung am Erwerb einer Sache zu hindern, bedarf es nicht unbedingt eines Verbots. Andauernde Verluste, sich über viele Jahre hinziehend, sind viel besser geeignet, den Halter von Gold mürbe zu machen, und das Metall letztendlich billigst - in realem Geld etwa zu Nachkriegspreisen - zu verkaufen. Schließlich haben wir inzwischen Kriege ausbrechen und die UdSSR angeblich zusammenbrechen gesehen, und anstatt zum Eskalationszeitpunkt zumindest in die Höhe zu blicken, fiel Gold jedesmal fast schamhaft in den Keller. Die Funktion des Krisenmetalls und des Inflationsschutzes scheint Gold in diesem Jahrzehnt völlig verloren zu haben. Und nur wer in sehr langen Zeiträumen denkt und plant, sieht, daß die Geschichte voller solcher Beispiele ist. Schon zu Zeiten Christi konnte ich für eine Unze Gold nicht mehr und nicht weniger Brotlaibe als heute erwerben. Es hat zwar immer Zeiten gegeben, zu denen Brot - oder Gold - teurer oder billiger war. Diese zeitweisen „Ausrutscher“ haben sich aber über die Jahre immer wieder normalisiert. Bei steigenden Brotpreisen und seit Jahren fallendem Goldpreis streben wir derzeit wieder eine solche Normalisierung an, die den Lesern, die kein Gold besitzen oder denen, die ihre Goldbestände aufstocken wollen, eine günstige Gelegenheit bietet, so wie die derzeitige und politisch keineswegs kontrollierbare Deflation der Anlagewerte - bei denen eine Anlageform nach der anderen an Wert verliert - jedem, der den richtigen Zeitpunkt zu wählen weiß und der die entsprechende Geduld mitbringt, erneute Einsteiger-Chancen bietet.
Aber selbst, wenn der Goldpreis bis Ende des Jahrzehnts um weitere
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$US 100 fallen sollte, rate ich Ihnen vom Verkauf ab! Ich habe noch nie aus Anlage- oder Spekulationsgründen Gold zum Kauf empfohlen, sondern stets aus langfristigen Überlebensgesichtspunkten, und ich habe stets darauf hingewiesen, daß Sie Gold nur unter $US 350 kaufen sollten, nur gegen Bar und auf gar keinen Fall bei Ihrer Hausbank. Sollte der Goldpreis tatsächlich weiter fallen, und ausschließen will ich dies keineswegs, sollten Sie sich hierdurch nicht entmutigen lassen. Gold wird dadurch nicht billiger, sondern Papiergeld, das ja durch nichts als die Versprechungen irgendwelcher nicht persönlich haftender Staatsdiener „gedeckt“ ist, wird vorübergehend eine höhere Bedeutung beigemessen. Und nicht ohne Hintergedanke. Wie Sie als Langzeitleser meiner Briefe wissen, mache ich mir seit etwa fünf Jahren Gedanken um die Nichtfinanzierbarkeit der Rentenzusagen und der Zinsen auf aufgenommene Verbindlichkeiten. Ich komme immer mehr zu der [nur durch Mutmaßungen und ein gesundes Mißtrauen gegenüber der Politik zu untermauernden] Annahme, daß sich die Bürokraten durch die Ausgabe einer neuen Geldform aus der Verpflichtung pfuschen wollen. Nur so kann ich mir erklären, daß in zahlreichen Ländern der Welt plötzlich über Jahre bewährte Banknoten durch neue, angeblich fälschungssichere, ersetzt werden. So wird mit der bevorstehenden Einführung des ECUs der Austausch des Geldes durch Routine degradiert. Mit einer der Alibigründe für die erste Serie der Umtauschaktionen in den letzten drei Jaren ist, daß man vermehrt Jagd auf Geldfälscher macht, obwohl der durch sie angerichtete Schaden, im Vergleich zu anderen Betrügereien, geradezu verschwindend gering ist den Statistiken der Zentralbanken zufolge von Jahr zu Jahr sinkt. Nur so kann
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ich mir erklären, daß man unter dem Vorwand, die Drogenmafia kontrollieren zu wollen, das, was vom ursprünglichen Bankgeheimnis noch vorhanden ist, weiter durchlöchert werden soll [umfassende Serien über die angeblichen Geldwäschereien der Drogenmafia, wie sie derzeit durch westeuropäische Medien geistern, basieren alle auf ‘89/90 erfolgten ähnlichen Veröffentlichungen der US-Medien], daß man mit der gleichen Absichts laut Meldepflichten für Barabhebungen in größerem Rahmen in der Presse diskutiert und daß man sich die Möglichkeit, den Devisen-Export zu unterbinden, in den Maastrichter Verträgen ausdrücklich sichern ließ. Schon damals habe ich in meinen Briefen behauptet, daß es darum geht, den keine Spuren hinterlassenden Bargeldverkehr des kleinen Mannes zunächst gesellschaftlich zu verpönen und durch bargeldlose Ersatzformen kontrollierbar und nachvollziehbar zu machen, und nicht etwa den behaupteten Gefahren zu begegnen. Denn die ungleich größeren Geldwäschereien der Waffenschieber und heimlichen Waffenexporteure erregen erstaunlicherweise keinerlei amtliche Aufmerksamkeit, obwohl das dadurch angerichtete Unheil um Potenzen größer ist. Für eine Zeit, nehme ich an, wird der ECU tatsächlich europäisches Zahlungsmittel, der aber durch die dann fälligen Rentenzusagen und die darauf einsetzende Inflation über kurz oder mittelkurz zum Versagermodell wird, das maßgeblich am Auseinanderbrechen der EG beteiligt ist. Zusammenbrechende Institutionen, wertlose Versicherungspolicen und bankrotte Banken werden dann als Anlaß genommen, wieder ein neues internationales Währungssystem zu erfinden, gestützt durch Gold. Von dem Sie zu diesem Zeitpunkt mehr als genug haben sollten. Damit
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dieses neue Währungssystem den Wünschen des Establishments entsprechend „funktioniert“, wird man des Preis für Gold neu festsetzen, denn Zentralbanken werden wieder einmal als Käufer und Verkäufer des gelben Metalls auftreten. Auf welchen Wert der Goldpreis dann festgesetzt wird, und in welcher Währung, kann heute niemand wissen oder vorgeben zu wissen. Es ist auch unerheblich. Einen sprichwörtlich in die Höhe explodierenden Goldpreis sehe ich nur für den kurzen Moment - vielleicht für wenige Wochen - wenn die Vorbereitungen für dieses neue Währungssystem in Gang kommen bzw., da diese mit Sicherheit geheim gehalten werden, bis die Staatsdiener die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen stellen können, erkennbar wird, daß alle andere Zahlungsmittel nicht einmal mehr Papierwert haben. Sich dann, angesichts der verlockenden Gewinnrealisierungen von seinem Goldbestand zu trennen ist die Dummheit, die Staatsdiener bei ihren Wählern eigentlich - und erfahrungsgemäß oft zu Recht - unterstellen. Nachdem Gold mit Wirkung vom 1.1.75 wieder zum freien Handel zugelassen war, erlebte die Minenindustrie, vor allem in den Staaten, eine regelrechte Auferstehung. Wer vor meiner Zeit, in der zweiten Hälfte der Siebziger, Goldaktien erwarb, machte ein Vermögen, wenn er sich gleichzeitig spätestens Anfang der Achtziger davon trennte. Seit dem haben sich Goldminenaktien mehr oder weniger zur Achterbahn verwandelt, bei der die meiste Zeit in schneller Abwärtsfahrt verbracht wird. Auch hieran wird sich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nichts ändern.
Wie in allen anderen Branchen, die das Leben der Öffentlichkeit kontrollieren [Versorgungswerte, Automobilindustrie, Banken, Versicherungen usw.] erwarte ich hier selbstverständlich eine ähnliche Konzentration, bei der die großen Miningesellschaften sich
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mehr und mehr zu sog. Blue Chips mausern und die kleineren schlucken. Das Establishment, angefangen von den bisher schon aufgezählten Drahtziehern der Finanzwelt und auch Politik bis hin zur Kirche, hat natürlich vor, sich auch hier den größten Anteil des Kuchens zu sichern. Daß dabei nicht unbedingt geplant wird, mit offenen Karten oder fair zu spielen, dürfte keineswegs überraschen. Dabei geht es aber nicht nur um die Kontrolle des Goldmarktes, sondern mehr und mehr um die Kontrolle aller natürlichen Rohstoffe. Die grüne Bewegung ist diesen Kreisen ein willkommenes Hilfsmittel, wie wir noch sehen werden.
Vorsicht, die Grünen kommen Die Umweltbewegung ist derzeit die größte Sorge der Minenwirtschaft. Timothy J. Haddon, Präsident bei Amax Gold, beschrieb das im November 1990 bei einer Ansprache vor Kollegen so: „Umweltbelastungen sind der größte Faktor, von dem unsere Branche derzeit betroffen wird - ohne Wenn und Aber. Anleger und Firmen, die diesen Faktor ignorieren, tun dies auf eigene Gefahr. Es gilt heute, nicht nur zu bedenken wo wir abbauen und wie wir minen, sondern ob wir überhaupt noch schürfen dürfen“. „Gegen die öffentliche Meinung sind kleine wie große Gesellschaften machtlos. Die Öffentlichkeit setzt heute voraus, bei neuen Vorhaben befragt zu werden. Umweltfragen werden deshalb nicht von der betreffenden und die Zeche zahlenden Firma entschieden, sondern durch Übereinstimmung mit der Öffentlichkeit“, sagt Dennis Wheeler von Coeur d’Alene Mines. „Wer sich nicht anpaßt“, schlußfolgert er, „wird nicht überleben“.
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Und Börsenmakler, die sich in der Vergangenheit auf Minenwerte spezialisierten, reden heute schon von der „umweltbedingten Strangulierung“ der Minenwirtschaft. Kaum ein Projekt, dessen Durchführung nicht länger dauert und mehr kostet, als geplant. Und nicht selten verlaufen die Planungen für neue Projekte ganz im Sand. Die Minenwirtschaft steckt in der Zange: auf der einen Seite haben wir die Aufsichtsbehörden von eigenen Gnaden, auf der anderen Umweltschützer, die sich die leichtesten Ziele aussuchen. Und die Situation verschärft sich durch eine immer weiter anschwellende Lawine neuer Verordnungen und Bestimmung immer weiter. Forciert wird diese Entwicklung durch die Aktivisten der Grünen. Obwohl es sich hier nur um die ursprünglichen Kerne der verschiedenen Bewegungen handelt, haben sie eine erstaunliche Macht erreicht. Da es niemanden gibt, der genauso überzeugt und vehement die Argumente der Opposition analysiert, wird der Eindruck erweckt, man besitze die uneingeschränkte Unterstützung der Öffentlichkeit. Sie genießen regelrechte Narrenfreiheit. Tauchen, im Kostüm eines Baumes oder einer zu schützenden Art verkleidet, bei öffentlichen Anhörungen auf und fallen mehr durch Lärm als durch Sachlichkeit auf, beschädigen schon mal Gerät und schrecken auch nicht vor Angriffen gegen Personal der Minengesellschaften zurück. Selbstverständlich sind Aktivisten mit dem Rechtswesen vertraut: Gerichte werden angerufen, und Klagen werden durch alle Instanzen geboxt. Man hat schließlich über die Jahre mit unendlichen vielen Kleinversuchen, bei denen Verantwortung gegen staatliche Forderungen ausgetauscht wurden, eine gewisse Praxis sammeln können.
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Selbst T.S. Ary, Chef des amerikanischen Bergbauministeriums, nannte die Radikalen eine „Horde von Verrückten“, eine Offenherzigkeit, die ihn fast die Karriere gekostet hätte. Obwohl man oft den Eindruck gewinnt, daß diese Aktivisten vor nichts zurückschrecken und dementsprechend „verrückt“ sein müssen, muß man ihnen eingestehen, überaus effektiv zu sein. Insbesondere die Präsidenten und Firmeninhaber kleinerer Minengesellschaften wissen, daß nur ein Ziel verfolgt wird: Projekte abzuwürgen. Erkennbar wird der Wunsch grüner Radikaler, das Wachstum zu kontrollieren und sozialistische Macht auszuüben, überall. Auch die Holz- oder Ölindustrie liegt im täglichen Klinch mit ihnen. Und die Entwicklung ist in vielen Branchen bereits soweit fortgeschritten, daß man eindeutig erkennen kann, wie es auch im Minenbau aussehen wird: die Kleinen werden von den Großen - nach langen Phasen der Zermürbung - geschluckt. Dies mag zwar nicht mit den Zielen der Grünen übereinstimmen [„Keine Minengesellschaften nach 1993“], aber so wie diese ähnliche Ziele gegenüber den Giganten der Öl- und Energiewirtschaft schon nicht durchsetzen konnten, liegt es auf der Hand, daß es auch hier zur „Klumpenbildung“ kommen wird, daß Minengiganten - unter dem Schutz des Establishments - irgendwie in die Lage versetzt werden, die Aufmerksamkeit der „verrückten Horde“ zum geeigneten Zeitpunkt auf neue Opfer zu lenken. Legislatur, bei der Bürger Klagen einreichen können, die vom Staat verfolgt werden müssen, dem Bürger, falls er bzw. der Staat gewinnt, aber einen Teil einer möglichen Strafe zukommen lassen, wecken den heimlichen Sozialisten letztendlich in jedem noch so friedfertigen Zeitgenossen.
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Goldminen leiden unter diesen Erscheinungen besonders, da die Sozialisten Gold als barbarisches Relikt vergangener Zeiten betrachten, Gold keinerlei volkswirtschaftliche Bedeutung zugestehen. Wertvolle Energie und andere Resourcen zu verschwenden, nur um ein Metall aus dem Boden zu schürfen, das alsdann in irgendwelchen Tresoren verschwindet, sei absurd, behauptet deswegen auch Paul Samuelson, dessen Werk „Economics“ heute Standardlektüre heranwachsender Wirtschaftler ist. Da beim Schürfen von Gold Blausäuresalz gebraucht wird, fällt es sich der grünen Sache verschriebenen Medien leicht, mit der Behauptung, Tonnen von Gift würden gebraucht, um eine Unze Gold zu fördern, Angst unter nicht mit der Materie Vertrauten zu schüren. Ähnliche Ängste werden aber nicht da geschürt, wo es angebracht wäre: wenn es darum geht, die umweltbedingten Versäumnisse der multinationalen Unternehmen besonders da genauer unter die Lupe zu nehmen bzw. sie anzuprangern, wo hunderte oder tausende von Bürgern in oft lebensbedrohenden Umständen wohnen, wo Krankheit, Siechtum und Tod erst nach zehn oder zwanzig Jahren eintreten, inmitten unserer für sicher und modern gehaltenen Ansiedlungen. Dem Beobachter muß deshalb auffallen, daß die grüne Bewegung und die durch sie initialgezündete Gesetzgebung auch nur darauf abzielt, den „Kleinen Fischen das Wasser abzugraben“. Sicherheitstellung [für den Fall, daß Auflagen nicht erfüllt werden] in Millionenhöhe ist für ein Multinationales Unternehmen eine Formalität. Für kleinere Gesellschaften können sie ein über die Existenz entscheidender Kostenfaktor sein. Daß Umweltfaktoren inzwischen oft bis zu 70% der gesamten Operationskosten einer Mine betragen, ist nicht selten. Diese Kosten lassen sich von denen, die die Auslese überleben, natürlich wesentlich besser auf ein [so scheint man zu planen] knapper gehaltenes Angebot verteilen.
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Wie die Großen die Kleinen schlucken Während die Radikalen zwar darauf abzielen, die Minenwirtschaft völlig abzuschaffen, wird dies selbstverständlich nicht möglich sein. Drastische Veränderungen, mit denen die wenigsten [selbst innerhalb der Branche] heute rechnen, werden die Folge sein. Eine drastische Konsolidierung, bei der wenige Superminen die Branche, kontrolliert durch das Establishment, dominieren, ist heute bereits als Ziel der Drahtzieher erkennbar. Denn wer die Gesetze, Verordnungen und Vorschriften, die in nicht abreißenden Strom erlassen werden, genauer studiert, erkennt, daß sie nicht auf die Zerstörung, sondern die Zentralisierung der Gesellschaften abzielen. Der Abbau von Gold wurde traditionell immer mit Unternehmertum im ursprünglichen Sinne in Verbindung gebracht. Jeder, der eine Spitzhacke und Schaufel sein eigen nannte, konnte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zum Minenbesitzer werden. Während auf diese Art selten Millionäre oder gar Milliardäre gemacht wurden, kennt die amerikanische Geschichte unzählige solcher Beispiele, bei denen durch das Suchen und Finden von Edelmetallen und die anschließende - meist fremdfinanzierte - Ausbeute solcher Vorkommen gestandene Unternehmen wurden [und genauso kennt die Geschichte unzählige Betriebsgründungen, bei denen das Unternehmensziel der Absatz von Penny Stocks, nicht die Ausbeute bereits gefundener Vorkommen war, und bei denen Unbedarfte ihren Einsatz verloren]. Zumindest die erste Variante, die des tatsächlichen Abbaus wertvoller Edelmetallvorkommen, wird durch immer kompliziertere bürokratische und Umweltbedingungen unmöglich gemacht. Oder fast unmöglich. In den letzten zwei Jahrzehnten wandelte sich die Minenwirtschaft ohnehin schon zum Geschäft der Großbetriebe. Zusammenschlüsse und Übernahmen waren keine Sel-
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tenheit. High Tech hat Spitzhacke und Schaufel verdrängt. Die Tage der Penny Stock Minen scheinen gezählt. Durch die Belastungen, die übereifrige, sich als Umweltschützer ausgebende machthungrige Sozialisten verursachen, stehen jetzt auch die kleineren und mittleren Minengesellschaften vor unlösbaren Problemen. Schon heute wird in den USA mehr als 70% allen Goldes von nur zehn Gesellschaften [Newmont Gold, Homestake Mining, Echo Bay Mines, American Barrick, Independence Mining, Pegasus Gold, Gold Fields, FMC Gold, Amax Gold und Bond Gold] gefördert. Etwa 25% aller amerikanischen [heute bekannten] Reserven werden von zwei Gesellschaften kontrolliert [American Barrick und Newmont]. Eine von Dobra-Thomas verfaßte Studie kommt deshalb zum nicht überraschenden Schluß, es handele sich, angesichts der Erkenntnis, daß in den USA heute hunderte von Minen produzieren und mehr als 600 bisher unangetastete Vorkommen identifiziert sind, um eine „erstaunliche Konzentration“. Konzentration ist dabei das Stichwort der Zukunft. Kleinste und kleine Minen werden verstärkt von größeren geschluckt, die wiederum von den ganz Großen übernommen werden. Nicht wenige in der Branche sehen den Trend und machen sich Sorgen ums eigene Überleben. Was jedoch kaum jemand zu ahnen scheint, sind die politischen Drahtzieher, die dieses Spiel forcieren. Wer Gerichtsurteile, Legislatur und Gesetzesvorschläge genauer analysiert, kann ein eindeutiges Verhaltensmuster erkennen: nur wer zum Establishment zählt, nur wer über entsprechende finanzielle Potenz und politische Beziehungen verfügt, soll in Zukunft in der Lage sein, seinen Geschäften ungestört nachgehen zu können. So wie George „Fehlerlos“ Bush sich der Kontrolle der ameri-
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kanischen Verfassung entzog, als er seine [und andere] Truppen unter der Flagge der UN ohne [die andernfalls notwendige und keineswegs sichere] Absegnung durch den Kongreß in den Golf-Krieg ziehen ließ, so soll die US-Verfassung weiter vergewaltigt werden. Die amerikanische Philisophie, derzufolge die amerikanischen Behörden öffentliches Land nur verwalten, bis sich ein rechtmäßiger Besitzer meldet oder das Land, ohne daß gegensätzliche Ansprüche geltend gemacht werden, verkauft wird, soll ins Gegenteil verkehrt werden. Daß der „Northwest Territories Act“ von 1787, der die Grundlage hierzu bot, zweihundert Jahre am Wachstum und der unbürokratischen unternehmerischen Entwicklung der USA nicht unbeteiligt war, muß den Bürokraten zufolge noch lange nicht heißen, daß das Gesetz auch „gut“ war. Erlaubt es doch jedem, der Rohstoffvorkommen auf „öffentlichem“ Land findet, den Kauf des Landes zu höchstens $US 20 je Hektar und den lizenzfreien Abbau der Rohstoffe.
Selbstverständlich haben nicht die Großen Gesellschaften, sondern Spitzhacke und Schippe-Operationen von dieser Gesetzgebung profitiert. Und diese Möglichkeit ist den Großen mehr als ein Dorn im Auge. Verhindert sie doch absolute Kontrolle und Manipulationsmöglichkeit. Denn große, oft über Grenzen verflochtene und kontrollierte Gesellschaften haben keine Schwierigkeiten, auch teureres Land wirtschaft auszubeuten, vor allem dann, wenn man die Möglichkeit hat, Preise „machen“ zu können. Denn die Großen verfügen über ausreichend finanzielle Gleitmittel, Berater, Anwälte, Gutachter und Experten, um jede Auffassung lückenlos vertreten und beweisen zu können. Und da sich mehr als die Hälfte aller bekannten Rohstoffvorkommen auf staatlich verwaltetem öffentlichem Land befinden, wäre der Widerruf bisher geltender Gesetzgebung eine willkommene Mög-
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lichkeit, den Kreis potentieller Ausbeuter durch einen Federstrich um 98% der in Frage Kommenden zu kürzen und die Erteilung neuer Genehmigungen politischer „Willkür“ zu unterwerfen. Damit haben sie den wirklichen Grund, warum die grüne Bewegung Förderung durch das Establishment erfährt, warum die Finanzwelt den vermeintlichen Feind finanziert, und warum Sie in jeder politischen Metropole eine „nach drei Seiten offene Drehtür“ vorfinden.
Paragraphen-Terrorismus 1990 brachte CFR-Mitglied Alan Cranston eine Gesetzesvorlage ein, nach der der Rohstoffabbau in der kalifornischen Wüste verboten werden sollte. Die Minenwirtschaft schätzte damals, daß man hierdurch mittelfristig Einbußen von etwa 2,000 Millionen Dollar erleiden würde. Die Vorlage scheiterte zwar im Kongreß, ist damit aber noch nicht vom Tisch. Cranston arbeitet derzeit an einer zweiten leicht entschärften Fassung, bei der nicht mehr das absolute Verbot angestrebt wird, sondern die Gewährung einer Erlaubnis von „besonderen Bedingungen“ abhängig gemacht wird. Die Passage dieser überarbeiteten Form der Vorlage, so Washington-Insider, gilt als sicher und mag eine der ursprünglichen Absichten Cranstons gewesen sein [Giganten haben immer ausreichend Macht, Ausnahmegenehmigungen zu erhalten]. Zahlreiche andere Gesetze, in der Mache oder bereits verabschiedet, tragen dazu bei, die Konsolidierung der Minenindustrie zu beschleunigen. Die Minenwirtschaft ist irgendwie von allen betroffen, handelt es
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sich um Gesetzgebung zur Reinhaltung der Luft oder des Wassers, der Geräuschbelastung oder der Präservierung von Rohstoffen: immer wieder haben Radikale die Möglichkeit, in dem Paragraphen-Dickicht einen oder mehrere Fallstricke zu finden, mit dem neue oder bereits existierende Vorhaben verzögert oder eingestellt werden, bis langatmige Gerichtsverfahren durch alle Instanzen, finanziert durch das Establishment auf der einen und die Aktionäre und Familien kleinerer und mittlerer Betriebe auf der anderen Seite den schwächeren völlig aushöhlen.
Wie derartige Hornberger Schießen in der Regel ausgehen, können Sie sich sicherlich ausmalen. Schließlich scheint man heute bei neuer Gesetzgebung bewußt darauf aus zu sein, diese möglichst kompliziert, undurchsichtig und mehrdeutig zu gestalten, so daß sie sich mehr als Waffe gegen bestimmte Ziele als gegen spezifizierte Verfehlungen einsetzen lassen. Manchen Fachleuten der Branche vertreten heute bereits die Ansicht, es sei unmöglich, alle Vorlagen und Bestimmungen zu erfüllen, da sie so umfassend ausgelegt und interpretiert werden können. Ein so enges Dickicht der gesetzlichen Fallstricke ermöglicht den Interessierten daher die jederzeitige Belangung „unerwünschter“ Kreise, da diese nie die Möglichkeit haben, sich in zähen und Jahre andauernden Gerichtsverfahren zu behaupten. Während die Einschränkungen am amerikanischen Finanzplatz, von denen kleine und mittlere Betriebe der Minenwirtschaft betroffen sind, nicht von den Aktivitäten der grünen Bewegung gestaltet wurden, ist aber auch hier Absicht zu erkennen. Legislatur, die durchgeboxt werden konnte, um angeblich den Betrug durch Penny Stock Ganoven zu verhindern, führte dazu, daß die „kleinen“ keine Möglichkeit der Kapitalaufnahme mehr haben, während die Verkäufer von obskuren Aktien
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sich der Börsenplätze in Kanada und in verschiedenen Steueroasen bedienen, oder auf ganz andere Medien, z.B. Junk Bonds, umsteigen.
Es wird erkennbar, daß Methode dahinter steckt. Das Establishment hat Appetit auf Rohstoffe, und versucht mit allen in seiner Macht stehenden Mitteln, diesen Appetit zu befriedigen.
Wie soll denn da noch einer verdienen? Wie ich eingangs schon andeutete, stehen die Chancen auf schnelle oder plötzliche Gewinne durch die Spekulation in Gold für die nächsten Jahre denkbar schlecht. Der Verdienst wird für den, der in den letzten zehn Jahren Gold gekauft hat, eher darin liegen, daß er sein Vermögen bei der quasi feststehenden Währungsreform, wenn sie uns von den sich selbst in Schwierigkeiten gebrachten Politikern als unvermeidliches Übel verkauft wird, nicht vollends verliert. Denn nur was nicht behördlich dokumentiert und bekannt ist, hat eine Chance, unbelastet einen Wechsel der allgemein akzeptierten Zahlungsmittel zu überleben, wie Ihnen die Eigentümer von Immobilien ihre Erfahrung mit amtlich verordneten Zwangshypotheken schildern werden. Während es ein leichtes ist, sich an den Zusagen heutiger Volksvertreter und Staatsdiener zu orientieren, die beispielsweise versprechen, die Vereinigung zweier Nationen könne ohne zusätzliche fiskalische oder inflationäre Belastungen von statten gehen, darf es mir niemand verübeln, wenn ich einen etwas längerfristigen Standpunkt vertrete und mich statt an Versprechungen in die
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Zukunft an dem, was die Vergangenheit zweifelsfrei dokumentiert, orientiere. Selbstverständlich möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht die Empfehlung geben, Ihr Vermögen vollständig in Gold anzulegen. Allein der „reale“ Ertragsverlust über die ja nicht feststehenden Jahre bis hin zur Währungsreform würde sie um einen Großteil Ihres Vermögens berauben. Aber auch der Kauf von Minenwerten, die ich Ihnen noch kurz vorstellen werde, wird nicht unbedingt empfohlen. Als Leser von Schallhorn Fax habe ich Ihnen, berechnet in Papiergeld, Anlageformen vorgestellt, die traditionell wesentlich günstigere Erträge bieten. Dieses Kapitel soll Sie deshalb hauptsächlich in die Lage versetzen, zum geeigneten Punkt weiteres Gold zu erwerben - wobei Sie stets gegen Bar und ohne Hinterlassung von auf Sie zurückführbaren Spuren kaufen sollten, also nie bei Ihrer Hausbank. Goldzertifikate und auch Depots bei Schweizer [oder anderen] Banken sind nicht dazu geeignet, am Stichtag annähernd Sicherheit zu gewähren [da die Schweiz bis dahin Bestandteil der EG sein wird und schon heute keine gebührende Diskretion mehr wahrt]. Bei Ihren Transaktionen sollten Sie letztendlich bedenken, daß Sie allein, und nur Sie, es mit der ganzen Welt der Weltverbesserer und Politiker aufnehmen, wobei die letzteren durch die Möglichkeit, jederzeit wunschgemäße und vom Volk zu befolgende Gesetze erlassen zu können, eine besondere Machtstellung innehaben. Wie die Nazi-Zeit, die EG-Bürokratie und die ständigen Revisionen aller heutigen Gesetze dem mit einer ordentlichen Portion gesundem Menschenverstand ausgestatteten Bürger zweifelsfrei belegen, sind Gesetze nicht schon allein dadurch, daß sie erlassen werden, unbedingt sinnvoll, korrekt, fertig oder befolgenswert. Was heute erlaubt ist, kann morgen schon verboten werden. Und umgekehrt.
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Eine Reise um das Gold Während die Konzentration der Minenindustrie, geschildert an der mir besonders vertrauten amerikanischen Szene, weltweit fortschreitet, stelle ich Ihnen in diesem Teil des Kapitels potentielle Gewinnmöglichkeiten vor, die für Sie vielleicht interessant sein dürften, wenn Sie meine in dieser Arbeit vertretene Ansicht über das mangelnde
Potential
aller
Gold-Werte
nicht
teilen
können.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, an Goldwerten zu verdienen. Einmal, indem man heute schon Aktien der Firmen kauft, von denen man weiß oder mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen kann, daß sie zu den Siegern der Monopolisierung zählen werden. Oder man kauft international vertretene Firmen, deren Operationsschwerpunkt nicht unbedingt vom Establishment kontrolliert wird. Dabei läßt man sich allerdings oft auf zusätzliche Risiken ein, da es sich meist um kleinere Firmen in - aus westlicher Sicht - teilweise „unbedeutenden“ Staaten handelt, Kontrollmöglichkeit und Marktzugang nicht unbedingt unseren Erfahrungen und Erwartungen entsprechen. Zu einem generell erfolgreichen Management zählt unter anderen die im letzten Jahrzehnt populär gewordene Methode des Terminverkaufs zukünftiger Förderungen, die, so der Londoner Economist, zu einem großen Teil an der Stabilität des Goldpreises beigetragen haben soll. Wobei der Economist mit „Stabilität“ sicherlich das Ausbleiben neuerlicher Goldpreisexplosionen meint, denn von Stabilität kann man angesichts der Goldpreisentwicklung über die letzten zehn Jahre sicherlich nicht reden. Am wichtigsten ist bei der Suche nach geeigneten Minenwerten allerdings die mögliche Beteiligung des Establishments. Falls ein Vorstand
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oder Board mit Hüten des CFR oder anderer loser Vereinigungen besetzt ist, dürfte erkennbar sein, wie die Chancen des Unternehmens langfristig liegen. Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, daß Beteiligungen an solchen, ggfls. zukünftigen, Blue Chips nicht unbedingt zu Rekord-Gewinnen führen müssen. Das „alte Geld“ hat von jeher verstanden, wie wichtig stabile Verhältnisse und eine jährliche Zinsesverzinsung bzw. die Wiederanlage von Erträgen ist, wenn es darum geht, Vermögen ein eigenes Momentum zu verschaffen, sie unhaltbar zu machen. Die Blue Chips der Gold-Branche dürften dann mittel- und vor allem langfristig eher an Versorgungswerte als die Minenaktien vergangener Jahre erinnern. Wie die Beteiligung an solchen Gesellschaften politisch bewältigt werden wird, wenn es zum finanziellen „GAU“ kommt, kann heute niemand wissen. Es ist durchaus denkbar, daß derartige Beteiligungen nicht unbedingt gerne gesehen werden.
Amerikanische Giganten Wie ich schon sagte, wird ein Viertel der amerikanischen Produktion und Vorkommen von nur zwei Firmen kontrolliert, American Barrick [NYSE: ABX] und Newmont Mining, [NYSE: NEM]. Beide dürften die Spitzenstellung innehaben, wenn es um die Chance geht, die nächsten zehn, zwanzig und dreißig Jahre ohne Blessuren zu überstehen. Beide verdanken ihre Stärke großer Vorkommen in Nevadas Carlin Trend, von dem man annimmt, außerhalb Südafrikas die größten Goldvorkommen zu besitzen. Im letzten Jahr gab es zwischen beiden Verhandlung mit der Absicht eines eventuellen Zusammenschlusses, diese verliefen aber letztendlich im Sand und endeten mit der Absichtserklärung zukünftiger Kooperation auf
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technologischen und umweltbedingten Gebieten, da beide mit den gleichen - teilweise durch die Bodenstruktur des Carlin Trends bedingten - Problemen kämpfen. Beide Unternehmen dürften heute bereits als sog. Blue Chips betrachtet werden, denen in Zukunft kaum etwas im Wege stehen wird. Die Multinationalen Übertriebene Umweltschutzbedingungen, wie sie von um ihre Pöstchen fürchtenden Bürokraten überstürzt erlassen werden, treiben Firmen in den Abgrund. Oder ins Ausland. Aber auch derart drastische Schritte bringen nicht mehr, als eine Atempause. Während man früher mangels Auslieferungsverträgen die Achseln zuckte und sehnlichst gewünschten Straftätern hinterherwinken mußte, macht sich eine Gruppe Machtbesessener, an ihrer offiziellen Spitze heute der amerikanische Präsident George Bush, daran, die Welt unter eine neue Fuchtel, die „Neue Weltordnung“, zu zwingen. Wer als Herrscher über ein drittklassiges Natiönchen nicht pariert, muß mit Bombenangriffen und Sanktionen rechnen. Bush und seine Zahlmeister sehen sich nicht nur über dem internationalen Gesetz, sie kontrollieren die Welt, indem sie die Organisation der UN - an die die USA ihre Beiträge stets um Jahre zu spät entrichten - als Machtkeule mißbrauchen.
Über die Welt Bank, mit deren „Gaben“ [des Steuerzahlers der Mitgliedsnationen] man über Leben und Tod in der Dritten Welt entscheiden will, und deren Gaben meist dazu mißbraucht werden, volkswirtschaftlich unsinnige Mammutprojekte, Waffen über dunkle Kanäle oder auch schonmal luxuriöse Garderobe und einen entspre-
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chenden Lebenswandel an den Verweilstellen des Jet Set für die Anführer der Hungerkünstler zu gewähren, wird ebenfalls politischer Gehorsam durchgesetzt. Heute verlangt die Welt Bank von Ländern, die sich um Mittel bemühen, ebenso strenge Umweltgesetze wie sie in den Staaten und Europa inzwischen durchgeboxt wurden. Mit verantwortlich ist Bushs „Wunsch“ an die Bank, sie möge bis 1995 ihre Ausleihungspolitik so verändern, daß 50% aller Ausleihungen an den privaten Sektor direkt und unter Umgehung nationaler „Zwischenhändler“ vergeben werden, wodurch der Einfluß des Establishments auf Unternehmen und deren Verhalten immens vergrößert werden dürfte. Gebeugt hat sich die Bank schon einer früheren „Bitte“ der Bush-Administration, alle neuen Ausleihungen bzw. Verlängerungen solcher nur zu vergeben, wenn die entsprechenden Länder „vorab vereinbarte“ wirtschaftliche Reformpläne beachten. Die Botschaft an die Dritte Welt ist klar: „Kein Geld, wenn ihr Euch nicht an die Spielregeln haltet - unsere Spielregeln wohlgemerkt“. Während die neue Politik der Welt Bank bereits einen größeren Einfluß auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Schuldnernationen ausübt, hat das Establishment gleichzeitig die Zügel der Welt Bank fester in die Hände genommen. Geleitet wird die Bank derzeit von Lewis Preston, ehemaliger Chairman bei J.P. Morgan und davor beim Morgan Guaranty Trust, enger Vertrauter von Bush, und mit entsprechend hohem Ansehen beim Establishment. Preston wurde Anfang 1991 von Bush auf den Posten des Bank Gouverneurs gesetzt, wodurch er sicherstellte, daß die Bank die Interessen der CFR-Trilateralisten nicht aus den Augen verliert. Schon Prestons Vorgänger war aus dem gleichen Holz geschnitzt.
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Clem Pelletier, Präsident einer amerikanischen Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Umwelt, beklagte sich schon vor Jahren, daß selbst in so unterentwickelten und vom Elend geknüppelten Ländern wie Äthiopien Geld nur fließt, wenn man sich den Umwelt- und sonstigen [wirtschaftlichen und sozialpolitischen] Auflagen der Bank unterwirft. Nur wenige Länder haben so radikale Umweltbewegungen wie die USA und vielleicht einige wenige europäische Länder, wo man die letzten Jahre [trotzdem] besonders mit der hohen Kunst des Konsums beschäftigt war. Aus vielleicht genau diesem Grund haben die im Folgenden vorgestellten Unternehmen den Schwerpunkt der betrieblichen Aktivitäten auf das internationale Parkett verlegt. Amax [NYSE: AMX] bietet mit einem Jahresumsatz von $US 3.8 Mrd und vier CFR-Mitgliedern im Board [Harold Brown, Pierre Gousseland,
Thomas
Labrecque
und
George
Munroe]
alle
Voraussetzungen, auch im Ausland einer der führenden Marktpartizipanten zu bleiben, zumal Amax sich nicht nur mit der Gold-Förderung, sondern mit mehreren wichtigen Rohstoffen befaßt. Die letzten Gewinne aus den einzelnen Sparten betrugen $US 296 Mio aus Aluminium, $US 54 Mio aus der Goldförderung, $US 9 Mio Moybdenum, $US 115 Mio durch den Kohlebergbau sowie $US 25 Mio aus Öl und Gas-Explorationen. Asarco’s [NYSE: AR] Chef Richard J. Osborne legt Wert auf Titel: In einer Person verkörpert er den Präsidenten, Chairman und CEO [Corporate Executive Officer] des Unternehmens. Daß er obendrein auch Mitglied des CFR ist, entnimmt man aber nur entsprechenden Nachschlagewerken, über die man auch die Boardmitglieder Willard Butcher und Fletcher Byron entdeckt. Asarco ist ein weiteres Unternehmen, das sich das Wohlwollens des Establishments erfreut.
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Asarco machte im letzten Jahr mehr als $US 2 Mrd Umsatz, zählt also ebenfalls zu den Schwergewichten der Branche. Freeport-McMoRan [NYSE: FTX] stellt in der Rangordnung der multinationalen Establishment-Firmen mit einem Umsatz von etwa $US 1.5 Mrd das nächstgroße Mitglied. Freeport-McMoRan ist in den USA, Indonesien, Papua Neu Guinea und anderen Ländern tätig, und hat Henry Kissinger im Board, der sich für die Vermittlung von problemlosen „Deals“ ein schönes Sümmchen zahlen läßt. Benno C. Schmidt und George Putnam sind ebenfalls Mitglieder des Aufsichtsrats und des CFRs. RTZ [NYSE: RTZ; hauptsächlich London, auch Frankfurt] ist bei vielen Anlegern und auch zahlreichen Mitgliedern der Minenwirtschaft unbekannt, obwohl RTZ - dank der Rothschilds - die größte Minengesellschaft der Welt ist. Da RTZ erst im letzten Jahr den Börsenhandel an der NYSE beantragte, sind auch viele Broker mit der Gesellschaft nicht unbedingt vertraut, obwohl mein [verstorbener] Schwiegervater RTZ-Aktien hinterließ, die er für mehr als ein Jahrzehnt besaß. RTZ kam dabei erst in den Sechzigern auf die Bildfläche und verdiente sich die ersten Sporen als Finanzierungshaus für die Minenwirtschaft, hat aber - vom gar nicht so eindrucksvollen Londoner Hauptquartier - pro Jahrzehnt vier Minen von Weltrang entwickelt, und jeweils überwiegend als erstes westliches Unternehmen vor Ort. RTZ ist derzeit u.a. in Madagaskar in ein Projekt verwickelt, über das ich in „A.D. 2000 - Die Herausforderung“ meine Mißgunst bekannt machte. Board-Mitglieder Lord Armstrong of Ilminster und Sir Anthony Tuke sind Mitglieder der Trilateralen Kommission.
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Minorco [OTC: MNRCY] wurde von Harry Oppenheimer als Vehikel benutzt, Vermögen aus Süd-Afrika heraus und in die USA hineinzumanövrieren. In den letzten sechs oder sieben Jahren wurde Minorco teilweise so etwas wie ein Haushalts-Begriff. Minorco sagt mir als Unternehmen wegen des die Firma etwas zu laut anpreisenden Präsidenten Henry „Hank“ Slack überhaupt nicht zu. Andererseits kann ich keine bessere Bestätigung für meine vor Jahren gemachte Empfehlung finden, Süd-Afrika den Kommunisten zu überlassen und alle Werte, von der Minen-Aktie bis über den Fonds-Anteil, zu verkaufen. Minorco hat Süd-Afrika schließlich völlig den Rücken gekehrt. Kaum noch nennenswerte Werte werden in Mandela-Land gehalten, und alle Beschäftigten, die auch nur entfernt vorhaben, Karriere zu machen, haben sich für die Firma - in die Staaten, nach London oder Luxemburg versetzen lassen. De Beers [OTC: DBRSY, London und Frankfurt] gehört auch zum Oppenheimer-Clan und erlebt, genauso wie Minorco, im Rahmen einer Umstrukturierung einen Transfer aller nicht niet- und nagelfesten Werte von Johannesburg nach London. Echte Ausländer Minenfachleute behaupten heute, der beste Fleck der Erde sei derzeit Chile, nachdem die Militär-Junta ‘73 die Marxisten zum Teufel jagte. Die seither stattgefundenen wirtschaftspolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen hätten das „kluge Geld“ in Unmengen angezogen, und hätten Chile in eine freie Marktwirtschaft verwandelt, die unbehindert blüht.
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Ich kann mich diesem Urteil nicht anschließen. Nicht, weil ich der Sache mißtraue, sondern weil ich von hier keine Möglichkeit habe, mich selbst zu überzeugen und ich auch nicht über vertrauenswürdige Informationsquellen verfüge. Während man auf den ersten Blick dieses durchaus nicht zu unterschätzende Problem zwar durch den Einsatz geeigneter Investment-Fonds umgehen könnte, ziehe ich es vor, mich nicht auf andere zu verlassen sondern mir durch verifizierbare Informationen ein eigenes Urteil zu bilden. Aus diesem Grunde befasse ich mich generell nur mit Anlagen in Ländern, in denen der Handel mit Informationen vergleichsweise fortgeschritten und [deshalb] preiswert ist. Überzeugte Gold-Gurus, zu denen ich mich erkennbar nicht zähle, setzen aus diesem Grund auf zwei in den USA und Kanada börsenzugelassene Unternehmen, deren Operationsschwerpunkt Chile ist. Da ist einmal Bema Gold [Toronto: BGO], die auch mehrere kleinere Abbaustätten in Nordamerika haben, deren hauptsächliche Aktivitäten aber im Refugio Gold-Projekt in Chile stattfinden. Soweit ich feststellen konnte, dürfte Bema Gold aber nicht zu unterschätzende Finanzierungsschwierigkeiten haben, die einen möglichen Gewinn weit in die Zukunft verlagern. Falls und wenn diese Schwierigkeiten überkommen werden, sind die Erfolgsaussichten aber real. Ich halte eine Anlage in Bema Gold daher für höchst spekulativ und mit ungewissem Ausgang behaftet.
Schon etwas besser steht North Lily Mining [OTC: NLMC] da, die ebenfalls mehrere kleinere Abbaustätten in den USA betreiben, sich aber durch Erwerb zweier kleiner Minen in Chile mehr auf das neue Goldgräberparadies verlagern. Gold-Gurus geraten völlig aus dem Häuschen, wenn von North Lily Mining die Rede ist. Gold-Gurus gehen aber auch davon aus, daß Gold die explosive Preisentwicklung von ‘79/80 irgendwann wiederholen wird - eine Überzeugung, der ich
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mich ebenfalls nicht anschließen kann. In beiden Fällen muß ich zum Schluß kommen, daß die Werte höchstspekulativ sprich riskant sind, gemessen am Risiko aber keineswegs eine entsprechende GewinnChance bieten. Wenn Sie unbedingt spekulative Gold-Aktien im Depot halten müssen, käme evtl. South American Gold Fields [Toronto: SZZ] in Betracht. South American Gold Fields verfügt über eine riesige Konzession in Guyana und wird von Leuten geleitet, die auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken können, allerdings keine hier bekannte Verbindung zum Geldadel oder Establishment aufweisen können [was auch auf die beiden letzten Firmen zutrifft]. Eine Empfehlung kann ich auch hierfür nicht aussprechen. Das Land der Bumerangs und Aboriginies ist traditionell reich an Rohstoffen und Finanzskandalen. Das bei den Australiern zwar mit riesiger Verspätung aber inzwischen erkennbar heranwachsende soziale Gewissen hat dazu geführt, daß heute etwa ein Viertel der australischen Landmasse vor der Minenwirtschaft geschützt ist. Eine laute Umweltbewegung könnte dazu führen, daß dieser Anteil in den nächsten Jahren auf 50% steigt. Australien leidet dabei noch unter anderen Problemen, deren wichtigstes eine im Jan. letzten Jahres eingeführte 39%ige Steuer ist, mit der GoldMinen belastet werden. Der einzige vielleicht noch empfehlenswerte Gold-Wert Australiens [wenn wir für einen Augenblick ignorieren, daß Minen-Aktien in direkter Konkurrenz zu anderen Anlageformen stehen] ist Sons of Gwalia, dessen Verhalten durch eine ständige Dividende, die einen Ertrag von etwa 13% p.a. bringt, bereits eher an einen Versorgungswert als an eine Goldgräberexpedition erinnert. Aufgrund des begrenzten Informationsflusses zwischen hier und „down under“ kann ich mich persönlich aber auch hier nicht zu einer Empfehlung hinreißen.
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In Süd-Afrika ist eine saubere Umwelt und die Beseitigung von MinenÜberresten ein Luxus, der nicht gefragt ist. Trotzdem stecken quasi alle südafrikanischen Minen aufgrund des schwach und schwächer tendierenden Goldpreises in Schwierigkeiten, die durch jahrelange Sanktionen und eine nicht gerade Potenz ausstrahlende Währung nur noch verstärkt wurden. Wie ich in dem Glasnost-Kapitel zum angeblichen Verfall des Kommunismus aber bereits schilderte, markierte die Freilassung Mandelas, gegen die ich nichts einzuwenden habe, das Ende der südafrikanischen Wirtschaft. Der Hang zum Kommunismus ist -
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ständlicherweise, aber deshalb keineswegs akzeptabel - einfach zu groß. Den Banken und der westlichen Industrie, die mit allerlei Machenschaften die von unseren Volksvertretern ausgesprochenen Sanktionen stets erfolgreich zu unterlaufen wußten, kann man hier nur den Vorwurf machen, kurzfristiges Gewinnstreben vor die Befreiung des Kontinents gestellt zu haben. Andererseits wissen wir, daß Banken und Multinationale über der Politik stehen, weder moralische, soziale oder marktwirtschaftliche Interessen oder Standpunkte vertreten und sich ausschließlich und allein an den Zahlen unter dem Strich orientieren. Wenn Sie immer noch südafrikanische Werte in irgend einer Form besitzen, sollten Sie sich schleunigst davon trennen.
Auch in Kanada herrschen inzwischen ähnliche Verhältnisse wie in den USA oder Westeuropa: Behörden, bei denen sich Arroganz, Inkompetenz und Korruption gegenseitig den Rang ablaufen, und vom Establishment finanzierte grüne Bewegungen, die alles andere erreichen, als die Erhaltung oder Verbesserung der Umwelt. Auch hier findet seit längerer Zeit eine Konzentration der Minen in immer weniger Hände statt. Allein im letzten Jahr hat sich die Zahl
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der Minengesellschaften durch Übernahmen und Zusammenschlüsse um 12% reduziert. Die größten Unternehmen kontrollieren bereits 80% aller kanadischen Förderungen. Die Firma, die am ehesten die Chance hat, als einer der wenigen Sieger der Konzentrationswelle hervorzugehen, ist Placer Dome [NYSE: PDG], durch Mehrfachzusammenschluß aus Dome Mines, Campbell Red Lake und Placer Development entstanden. Seit fünf Jahren ist Placer Dome unbestrittene Nummer Eins aller kanadischen Minen. Das Unternehmen verkauft den Großteil der Produktion über weit in die Zukunft hinausreichende Termingeschäfte und über GoldDarlehn. Rapide Kurs-Veränderungen sind, da es aufgrund der kontraktualen Sicherheit keinerlei Überraschungen geben dürfte, auch hier ausgeschlossen. Placer Dome hat in den letzten Jahren auch vermehrt die internationale Diversifikation gesucht. Minen werden in den USA, Australien, Mexiko, Chile und anderen Ländern betrieben. Ein zweites kanadisches Unternehmen hat ebenfalls große Chancen, zu den wenigen Überlebenden der Auslese zu zählen, da ein Großteil von Claude Resources [Toronto: CRJT] dem kanadischen Staat gehört.
Warum Gold Zukunft hat Meine generelle Abneigung, heute in Minenwerte zu investieren, dürfte damit offensichtlich sein. Diese Überlegungen werden durch die durchaus erkennbaren Absichten des Establishments, Rohstoffe und Finanzwesen und damit die Welt so indirekt wie absolut zu beherrschen, noch verstärkt. Denn weder Sie noch ich können es mit über Generationen gewachsenen Großvermögen und Beziehungen aufnehmen. Andererseits halte ich eine Goldreserve, in Klein- und
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Kleinstbarren sicher untergebracht, für lebenswichtig - unabhängig von der Goldpreisentwicklung der letzten oder nächsten Jahre, da ich mit einer oder mehreren Währungsreformen fest rechne, bis die in den letzten gut zehn Jahren aufgeladenen Super-Schulden sowie die heute unbezahlbaren Rentenzusagen „vom Tisch“ sind. Daß es zu dieser Entwicklung kommen wird, ergibt sich nicht nur aus der Addition der aufgetürmten Verbindlichkeiten sowie der darauf anfallenden Zinsen, sondern schon allein durch die Tatsache, daß die Bevölkerungen aller westlichen Länder - und Japan schließe ich unter diesem Gesichtspunkt hier ein - rapide veraltern. Da schon in gut einem Jahrzehnt die Mehrzahl aller Wähler im Rentenalter ist oder kurz davor steht, wird sich der Schwerpunkt des politischen Theaters auf die Durchsetzbarkeit dieser Zusagen verlagern. Wer auch nur annähernd den Eindruck erweckt, Rentner um ihre Ansprüche bringen zu wollen, hat seine politische Karriere verwirkt. Da ist jedes politische Gefasel vom Kampf gegen die Inflation, von der Erhaltung der Arbeitsplätze und von anderen, selbst verursachten Schädigungen, und wer sie durch welch wundersame Verfahren beseitigen will, zweitrangig. Daß Politiker im Zweifelsfall nur die Gewaltkeule der neuen Inflationswelle einsetzen können, dürfte klar sein, auch wenn die Inflationsraten heute wesentlich unter denen der frühen Achtziger und noch wesentlich unter denen der Siebziger Jahre liegen. Selbst in traditionellen - gemessen an den Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte Hochinflationsländern wie Australien oder England liegt die Inflation um die fünf Prozent. Keiner der stolz auf diese „Errungenschaft“ pochenden Wirtschaftspolitiker brüstet sich aber, dieses Ergebnis während der „längsten und
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schärfsten Rezession seit den Dreißiger Jahren“ [britische Opposition] erreicht zu haben. Und wenn man schon die Preise nicht ausreichend manipulieren kann, dann muß man es halt über die Art, wie man diese aufaddiert, machbar werden: aus akademischen Kreisen kommt angeblich der Vorschlag, Sonderangebote, Großmengen und Alternativprodukte bei der Zusammenstellung des Warenkorbs zu berücksichtigen, da ansonsten ein „falsches Bild vermittelt“ wird, das die Inflationsraten „übertrieben hoch ausweist“. Gegen die nicht zu leugnende Tatsache, daß moderne Demokratien mit riesigen Bürokratien belastet werden, die kaum oder keinerlei volkswirtschaftlichen Nutzen bringen, wird jetzt alternative Mathematik angewendet. Prof. Schwöbel hat den richtigen Kommentar: Volksverrat ist strafbar. Volksverdummung nicht.
Dabei kann man älteren Lehrbüchern eindeutig entnehmen, daß Inflation durch beschleunigte Geldschaffung entsteht. Wenn die Menge an Geld schneller wächst, als die Menge verfügbarer Waren, ist klar, daß jede Ware eine größere Menge Geld verlangen kann. Betreibt eine Nation eine stabile Geldmengenpolitik, verschwindet Inflation ganz von selber. Eine stabile Geldmengenpolitik ist aber nur dann möglich, wenn die Politik keine Macht über die Entwicklung der Geldmenge eines Landes hat. Mit anderen Worten: mit der heute im Westen so populären Form der modernen, sich Millionen von Bürokraten bedienender, Demokratie nicht vereinbar. Wie ich eingangs schon erwähnte, haben sich die Geldmengen wie auch Preise in den letzten Jahrhunderten kaum verändert. Kriege waren die seltenen Ausnahmefälle, die schon mal vermehrte Anspannungen, Anstrengungen und Opfer der Regierten verlangten. In der Regel reichten aber wenige Jahre, um die vorherige Mißwirtschaft wieder zu bereinigen, solange man wirklich von einer freien Marktwirtschaft reden konnte. Diese Beobachtung gilt nicht nur
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für die Briten, die über die am weitesten zurückreichenden Daten verfügen, sondern auch für die USA und andere Länder, die über entsprechende Informationen verfügen. Nach dem Ersten Weltkrieg, der Teile der Welt mit horrenden Belastungen belegte, wurde die Geldmengenentwicklung in allen wichtigen Ländern politisch kontrolliert. Resultat: Hyper- oder schleichende Inflation. Englische Preise liegen heute gut 4,500% über denen der Zwanziger. Amerikanische Preise liegen mehr als 1,000% über den Preisen der Charleston-Ära. Heute anzunehmen, die Inflation sei besiegt, ist naiv. Dies zu behaupten, gar als eigene Leistung herauszustellen, oder zu beschwören, man verfolge dies als wichtiges Ziel, bedarf einer gehörigen Portion Unverfrorenheit. Oder politischer Kaltschnäuzigkeit. Neuseeland ist ein prachtvolles Beispiel für diese These. Nach Jahrzehnten inflationärer Probleme gab sich die amtierende Regierung einen Ruck und gab die Kontrolle über die Zentralbank auf. Die Folge: Neuseeland erfreut sich heute der niedrigsten Inflationsrate der Welt. Der Gouverneur der Zentralbank wurde eigens zu dieser Aufgabe bestellt. Sein Anstellungsvertrag besagt klipp und klar, er habe dafür zu sorgen, daß die Inflationsrate zwischen 0% und 2% liegt. Nicht drunter und nicht drüber. Ein Verstoß, und der Mann kann vor die Tür gejagt werden. Eine Meinungsverschiedenheit, und das gleiche kann passieren. Denn was Politiker geben, können sie auch wieder nehmen. Vor dem Zweiten Weltkrieg führten die Engländer - wie fast alle Länder - das Verbot der Devisenausfuhr ein. Mrs. Thatchers erste Amtshandlung war die Einstampfung des Gesetzes sowie jeglicher Literatur und Nachschlagewerke, Verträge und Formulare, um eine mögliche
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Wiedereinführung möglichst zu erschweren. Den Deutschen ist die Devisenzwangsbewirtschaftung schon seit Jahren fremd. Und selbst die Franzosen haben vor wenigen Jahren das Verbot der Ausfuhr französischen Geldes abgeschafft. Trotzdem gibt es in Deutschland noch die Verpflichtung, Meldung an die Landeszentralbank zu machen, wenn Transaktionen einen gewissen Rahmen übersteigen [diese Meldung erfolgt automatisch durch die die Zahlung ausführende Bank, wie Sie den Vordrucken für Auslandsüberweisungen Ihrer Bank entnehmen können], und in Maastricht gewährten sich die Unterzeichner des sozialistischen Initialvertrags gegenseitig das Recht, bei nicht genauer umrissenen „Gefahren“ die Ausfuhr von Devisen wieder verbieten zu können. Ein aktuelles Beispiel bietet hier die amerikanische Federal Reserve, die in Anspruch nimmt, eine unabhängige Zentralbank zu sein. Während Paul Volcker sich noch gebührend Respekt verschaffte, indem er der Inflation - unabhängig vom politischen Leben - den Kampf ansagte, verfolgt sein Nachfolger, Alan Greenspan ständig neue Ziele. Mal sucht er eine niedrige Inflation, dann Vollbeschäftigung, die Stützung der amerikanischen Wirtschaft oder die Kursstabilität des Dollars, Ziele die allesamt sicherlich geholfen haben, ein persönliches Ziel [die Beibehaltung des Amtes] zu sichern.
Ähnlich, bis zum Ausstieg Pöhls allerdings erfolgreicher, hat sich auch die Bundesbank verhalten, die vor allem eine stabile Wirtschaft mit einem Mindestmaß an politischem Hin und Her anstrebte. Nachdem Kohl Pöhl zu sehr ins Handwerk zu pfuschen versuchte, gab es für den Ex-Präsidenten der Buba, wie diese im Ausland fast liebevoll genannt wurde, nur einen Ausweg, der nicht in persönlichem Gesichts- und Ansehensverlust resultieren würde: die Resignation.
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Wie leichtfertig man mit der einzigen Waffe, die man kennt, umgeht, wird durch den in den USA und in England ablaufenden Wahlkampf offensichtlich. Bush verordnete rechtzeitig zum Auftakt des Wahlkampfes die Ankurbelung der Wirtschaft durch massive Zinssenkungen und Versprechungen auf weitere Bonbönchen in der nahen Zukunft, und in England, wo unter Mrs. Thatcher für mehr als ein Jahrzehnt Tugend, Sparsamkeit und Fleiß gepredigt wurde - und wo man gleichzeitig eine beispiellose Geldmengenexpansion betrieb wurde wenn nicht Bargeld so doch „Geschenke“ verteilt: innerhalb weniger Wochen wurden die Stempelsteuer auf Immobilientransaktionen bis nach dem Wahlkampf ausgesetzt, die Steuer auf PKWAnschaffungen in Höhe von 10% wurde halbiert und Bausparkassen und Banken wurden drangsaliert, Häuser, die zur Zwangsversteigerung anstehen, an Obdachlose zu vermieten oder, falls diese noch von den vermeintlichen Eigentümern selbst bewohnt werden, Hypothekenverträge in Mietverträge zu wandeln. Alles finanziert oder mit Unterstützung derer, die dumm genug sind, Einkommen zu erzielen und darauf Steuern zu entrichten.
Während das Geldmengenwachstum in Australien, Japan und vor allem den USA aber bereits wieder anzieht, gibt es in England trotz gegenteiliger Behauptungen keine diesbezüglichen Maßnahmen. Erkennbar ist das Problem nicht nur an der immer noch invertierten Ertragskurve von Zinspapieren in GB, sondern auch am Verhältnis der „engen“ [M1] und „breiten“ [M3] Geldmengenentwicklung: noch schrumpft die Geldmenge, noch deuten alle Indikatoren auf eine sich weiter verschärfende Rezession und somit auch auf eine sich - vorerst - weiter reduzierende Inflationsrate in England.
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Dabei zeigt die Erfahrung, daß zwischen der Ergreifung von ankurbelnden Maßnahmen und dem ersten Erkennen dementsprechender Resultate sprichwörtlich Jahre vergehen können. Es dauert etwa ein Jahr, bis ein wachsender M1 zu einem Wachstum der allgemeineren Geldmengen führt, und es dauert mindestens genausolange, bis dieses Wachstum zu höheren oder sich beschleunigenden Inflationsraten führt. Daß jede künstliche Belebung der Wirtschaft - mit gebührender Verzögerung - in beschleunigten Inflationsraten mündet, ist aber nicht etwa eine boshafte Erfindung meinerseits, sondern eine seit Einführung von künstlichen Zahlungsmitteln, die nicht zu 100% durch echte Werte, etwa Gold, gedeckt waren, immer wieder beobachtete Konsequenz. Ein Anschnellen der Inflationskurven in Japan, Australien und den USA ist damit bereits wieder vorprogrammiert, und auch in England wird man nicht allzu lange hinterherhinken wollen. Aus diesem Grund muß ich das Festhalten an bereits bestehenden Goldvorräten bzw. den Erwerb neuer oder weiterer Kleinst- und Kleinbarren über die nächsten Jahre - unabhängig vom Goldpreis - dringendst empfehlen. Während ich früher jede Form physikalischen Goldes für geeignet hielt, die anstehenden Währungstumulte zu überstehen, möchte ich heute die Einschränkung anbringen, nur die Formen des Goldes zu befürworten, die nicht irgendwo eine Zweitfunktion als „gesetzliches Zahlungsmittel“ innehaben oder die als Gedenkmünze mit einem entsprechendem Aufdruck versehen sind. Warum? Durch einen Federstrich, eine einzige Amtshandlung, können Politiker den Wert solcher Münzen auf den regelmäßig nur ein Bruchteil des Materialwertes betragenden Geldwert reduzieren. Wenn ein Rand in Südafrika nur 1 Rand Wert ist, dürfte seine Begehrtheit auch im Ausland leiden. Wenn $50 Münzen plötzlich nur noch 50 Dollar wert sind, auch
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wenn der Materialwert ein Vielfaches dessen betrifft, dürften Sie auch im Ausland nur noch den bürokratisch ermittelten Wert dafür erhalten. Selbst die theoretische Einschmelzung kann problematisch werden, da sich die Betreiber solcher Einrichtungen sicherlich nicht wegen einer Handvoll Kleinanleger mit den für sie wichtigeren Aufsichtsbehörden anlegen wollen. Die Liquidität Ihrer Notreserve für den äußersten Notfall ist damit erheblich eingeschränkt. Selbstverständlich kann eine weltweite amtliche oder formelle Festsetzung des Goldpreises ähnliche Folgen nach sich ziehen. Diese ist aber heute - wenn auch nicht undenkbar - nicht so naheliegend wie nationale Alleingänge besonders in Bedrängnis geratener Staaten.
Abbildungen
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Welche Staaten am ehesten auf den Gedanken, den Handel oder Besitz von Gold zu unterbinden oder verbieten, läßt sich den im Folgenden gezeigten Abbildungen erahnen. Alle Zahlen basieren auf im März ‘92 von der Welt Bank veröffentlichten Zahlen. Da ich seit Jahren Daten von der Welt Bank [und dutzenden anderen Organisationen] beziehe, bin ich mit der Häufigkeit der Neufestlegung von Datenserien so vertraut wie ich darüber verärgert bin. Während ich in einem meiner früheren Aufsätze zum Thema Gold bereits Abbildungen der gleichen Datenserien brachte, wurden manche Serien anscheinend so lange „neuberechnet“, bis sie mit den ‘88 und ‘89er Zahlen wenig gemein hatten. Weitere drastische Veränderungen, die gänzlich gegenseitige Trends aufzeigen,
sind
in
den
Datenserien
zur
Geburtenrate
und
Kindersterblichkeit wie auch zur Alterstruktur der Bevölkerung enthalten, und zwar nicht nur bei den deutschen [durch die Übernahme der Ex-DDR sicherlich beeinflußten] Zahlen sondern auch denen anderer Länder. Die hier gezeigten Abbildungen müssen demnach nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen, beruhen aber auf zumindest vergleichbaren Serien. Verbraucher-Preise Die erste Gruppe der Abbildungen zeigt, wie sich die Verbraucherpreise [1987 = 100%] in den letzten zwanzig Jahren entwickelt haben. Auffällig ist einmal die Ähnlichkeit der Entwicklung zwischen angelsächsischen Ländern einerseits und denen anderer Ländern, sowie die darüber noch hinausgehenden besonders steilen Kurven für
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England und Australien, wo Rechte und Linke [bzw. umgekehrt] sich jeweils langer ununterbrochener Regierungsgewalt erfreuen.
Entwicklung der Geldmengen Die Geldmengenentwicklung erscheint mir noch interessanter als die Entwicklung der Verbraucherpreise [Wieder indiziert, 1987 = 100%]. Während uns die in Australien erlittene Inflation, die durch die Entwertung des Geldes direkt erzeugt wurde, nicht besonders
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betrifft, zeigt die Kurve für Frankreich klar, wie man der Rezession der frühen Achtziger durch das „Aufdrehen des Geldhahns“ begegnen wollte, dann aber auf den Trichter kam, daß außer eiserner Disziplin - teilweise erzwungen durch das Europäische Währungssystem eine Stabilisierung der Lage anders wohl nicht möglich wurde, eine Erkenntnis, die die Deutschen offensichtlich völlig vergessen haben. Von wegen Wirtschaftswunder, und von wegen „Boom im Osten“. Wenn Sie wissen wollen, wie sich die Verhältnisse in den nächsten beiden Jahren in Deutschland entwickeln wollen, sollten Sie nochmals in meinen Briefen der letzten beiden Jahren nachblättern. An den jüngsten Zahlen, die aus Vergleichsgründen in den Abbildungen nicht enthalten sind [die Weltbank hinkt mit ihren Veröffentlichung immer gut ein Jahr hinterher], wird überdies klar erkennbar, daß Deutschlands Handels-Überschuß und auch die Währungsreserven sich quasi in Luft auflösten bzw. drastisch geplündert wurden. Wie inzwischen auch bereits in den deutschen Medien beklagt wird, explodiert die Staatsverschuldung und die darauf zu zahlende Verzinsung. Gold-Bestände Wie sich die Goldbestände der hier behandelten Nationen seit 1970 entwickelt haben, sieht man am besten, wenn wir nicht absolute Zahlen in Tonnen oder amerikanischen Dollar, sondern deren prozentuale Veränderung aufzeichnen. Zu diesem Zweck habe ich den ‘70er Goldbestand jeden Landes genommen und mit 100% gleichgesetzt.
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So wird sichtbar, daß die Goldreserven grob gesehen einmal den Goldpreis widerspiegeln, zum anderen aber Japan auf der einen Seite der Skala und die USA und England herausragen. Japan dadurch, daß man wie die japanische Bevölkerung auch amtlicherseits den Gold-Bestand ständig und drastisch erhöht hat, während die Amerikaner und mehr noch die Engländer kaum Veränderungen - oder wenn, dann einen Abbau - der Bestände vorgenommen hat. Denn der heutige Goldpreis
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beträgt ziemlich genau das zehnfach des 1970er Preises [$US 35.8], der britische Goldbestand aber nur auf das Fünffache, gemessen in $US, gewachsen ist. Ab etwa 1980 verfolgen viele Nationen allerdings eine andere Strategie. Berücksichtige ich, daß der ‘80er Schlußkurs bei $US 611 je Unze lag, wird erkennbar, wie die Goldbestände bei den meisten der Ländern weiter gewachsen sind, und dies jetzt selbst im konservativen England, wo man bis zum Erreichen des damaligen Höchstkurses von Gold große Bestände abgegeben haben muß.
Nur in Kanada ist eine leichte Reduzierung feststellbar. Wenn Zentralbanken wachsende Goldbestände für den internationalen Zahlungsverkehr benötigen, obwohl selbst hergestellte Drucksachen bevorzugtes Zahlungsmittel sein sollen, kann es nicht so verkehrt sein, diesem Beispiel in begrenztem Rahmen zu folgen. Halten Sie an Ihren Goldbeständen eisern fest.
Schlußwort Viele der hier gemachten Behauptungen werden Ihnen sicherlich völlig an den Haaren herbeigezogen oder zumindest doch unwahrscheinlich vorkommen. Genauso unwahrscheinlich galten - für einen nicht unerheblichen Teil meiner Stammleser - auch meine Ankündigung des weltweiten Crashs 1987, oder des japanischen Börsencrashs ab ‘90, der noch längst nicht vorbei ist. Genauso unvorstellbar reagierten manche auf meine Ankündigung einer weltweiten Rezession, drastisch fallender Immobilienpreise [in den USA und GB bereits teilweise um 50%] und der daraus resultierenden Schwierigkeiten für das Bankwesen, die wiederum in einer anhaltenden Phase der Hochzinsen und explodierender Bankgebühren mündeten. Als ich noch
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vor der formellen deutschen „Wiedervereinigung“ belegte, daß mit einem Boom im Osten nicht gerechnet werden durfte, sondern daß Krawalle, Inflation, Hochzinsen und Rezession drohen, machte ich mich zunächst unbeliebt. Oft wird mir vorgeworfen, zu viel über Politik zu schreiben und nicht genügend Aktienempfehlungen zu geben. Andere Leser sind mir für die gleiche Orientierung dankbar, weil ich dadurch ihre „Zivilcourage gehörig gestärkt habe“, oder sie „vor Schaden bewahrt“ habe, während andere an meinen spekulativen Empfehlungen ihre Geld schon mal verzehn- oder verhundertfachen. Immer wieder habe ich betont, daß wer einzig und allein die Aktie als potentielle Anlagemöglichkeit betrachtet, sich mangelnden Sachverstand vorwerfen lassen muß. Wer ein Unternehmen kauft, orientiert sich bei der Ermittlung eines angemessenen Preises an Buchwerten und Ertragskraft und zahlt in der Regel zwischen dem acht- und fünfzehnfachen des potentiellen Ertrags. Wer aufgrund der Beteuerungen von Brokern oder Bankkaufleuten [deren einer ich vor fast zwei Jahrzehnten selbst war] solche Werte zum vierzig-oder sechzigfachen - zukünftigen [!] - Ertragswert kauft, weil man hofft, mit weiter steigenden Preisen rechnen zu können, hofft gleichzeitig darauf, diese an jemand mit noch geringerem Sachverstand verkaufen zu können. Und sollte ein paar Bücher über Spekulationen und deren plötzliches Ende lesen. Denn in der Regel wird vergessen, daß jedem Käufer ein Verkäufer gegenübersteht, und daß die einzigen, die immer wieder und ohne Ausnahme an solchen Geschäften verdienen, die Provisions-
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mittler sind. Da diese traditionell nach Umsatz, und nicht nach Erfolg ihrer Kunden honoriert werden, sind die Empfehlungen von Brokern und deren Kollegen im Bankwesen höchst suspekt. Auch wenn „heute andere Verhältnisse herrschen“, oder „in Japan andere Bewertungsmaßstäbe berücksichtigt werden müssen“. Nicht ohne Grund behauptete Nigel Lawson, ehemaliger britischer Schatzkanzler unter der im Ausland oft gefeierten Mrs. Thatcher,
die
Veröffentlichung
der
Geldmengenentwicklung
würde eingestellt, weil die Zahlen als leitender Indikator „nichts taugen“. Dabei verschwieg er, ob die Zahlen zur Früherkennung zukünftiger Inflationsraten oder zur Untermauerung der parteipolitischen Linie „nichts taugen“. Selbstverständlich praktiziere ich, was ich predige. Als mir 1989 beim Mitansehen der Immobilienpreisentwicklung „schummrig“ wurde, verkauften wir unser Haus genau an der Spitze der Marktpreise und mieteten ein Haus, ein Schritt, der von Freunden damals als sozialer Abstieg kopfschüttelnd verstanden wurde, obwohl ich meine Befürchtungen nicht für mich behielt. Während Immobilien seitdem aber bis zu 50% an Wertverlust einbrachten - sofern sie überhaupt einen Käufer finden - habe ich den Verkaufserlös, sagen wir einmal, „pflegen“ können. Daß ich - im Nachhinein oder auf längere Sicht - meist recht behalte, und wer in meinen entsprechend lange zurückliegenden Briefen blättert, muß zu diesem Schluß kommen, liegt selbstverständlich nicht daran, daß ich besonders rechthaberisch bin, sondern weil ich seit Jahren ein ökonometrisches Modell pflege, das dutzende von wirtschaftlichen Indikatoren beginnend im Jahre 1750 aufweist und ständig - inzwischen automatisch - aktualisiert wird.
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Warum Altes Geld immer Vorfahrt hat
Wie sich Arm und Reich unterscheiden Ich bin „bankrott“. Abgesehen von ein paar Münzen in meiner Hosentasche habe ich kein Geld. Gestern war der Erste. Ich habe alle im vorigen Monat angelaufenen Rechnungen bezahlt. Was anschließend auf meinem Geschäftskonto übrig blieb, habe ich, wie jeden Ersten, auf die „Hohe Kante“ umgebucht. Die „Hohe Kante“ betrachte ich seit Ende der Achtziger als Einbahnstraße. Bisher kam ich nicht ein einziges mal in Verlegenheit, Spargroschen für Verbrauch oder Anschaffungen anzugreifen. Das setzt Disziplin voraus. Ins Haus stehende Anschaffungen, die wirklich benötigt werden, werden angespart. Dinge, die ich nicht benötige, aber gerne haben würde, leiste ich mir nur, wenn ich an einem Tag entsprechenden Umsatz erziele und wenn ich weiß, daß alle im laufenden Monat anfallenden Kosten längst gedeckt sind. Diese Disziplin setzt auch, für viele vielleicht unverständlich, Kon-
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sumverzicht voraus. Ich besitze ein paar Turnschuhe, zwei Paar wetterfeste Schuhe, drei oder vier Jeans, einen sechs Jahre alten Citroen CX Kombi und einen zehn Jahre alten Volvo Kombi.
Unsere Büromöbel sind inzwischen neun Jahre alt, die drei Sun Workstations zwischen zwei und drei Jahren. Die Schule der dreizehnjährigen Tochter kostet pro Quartal knappe £1,500, und allein für Obst geben wir, umgerechnet, rund 150 DM pro Woche aus. Einen Mikrowellenherd haben wir immer noch nicht. Die Verwandtschaft versteht nicht, warum ich mir nicht ein paar modische Hemden oder Hosen zulege. Ein Bekannter hat sich kürzlich einen neuen PKW geleistet. Der Kaufpreis: „£320 pro Monat“. Wenn ich potentielle Anschaffungen in Erwägung ziehe, rechne ich, wie andere auch, in Monaten, manchmal auch in Jahren. Für ein Paar Schuhe muß ich vier Monate arbeiten. Für ein neues Auto gar einhundertdreißig Jahre1). Das ist mir zu lang. Für mich ist es dabei unerheblich, ob ich ein oder eintausend Abonnements pro Jahr verkaufe - der Arbeitsaufwand ist der gleiche. Während sich unser Privat-Konsum, abgesehen von Ernährung, Heizung, Schulgeld, Literatur und den nach den anderen Kriterien eines Teenagers ausgerichteten Bedürfnissen meiner Tochter wohl eher mit dem einer Familie der unteren sozialen Schichten verglichen werden kann, übertrifft unsere Sparquote das Jahreseinkommen meines Bankmanagers oder auch meines Hausarztes um ein Vielfaches. Dies ist bei 999 von eintausend Familien, vor allem in den besseren Einkommensstufen, anders. Murphy’s Law, d.h. der amerika-
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nische Volksmund, hat erkannt, daß sich die Ausgaben eines Verdieners meist an den Einnahmen orientieren und diese jeden Monat leicht übersteigen. Diese Volksweisheit kann den Statistiken abgelesen werden. Wie nie zuvor in der Geschichte hat sich die Verschuldung der privaten Haushalte, vor allem in den USA und in England, in den letzten fünfzehn Jahren verschlechtert. Heute werden, trotz der seit Jahren herrschenden Rezession, wieder fallende Sparquoten verzeichnet. Die Deregulierung des Bankwesens machte es möglich, daß bisher nur durch lästige Arbeit erwerbbare Dinge jetzt per Unterschrift erstanden werden konnten.
Donald Trumpp, wirklich gewordene Verkörperung der Fernsehserie Dynasty, erwarb durch extreme Verschuldung und glitzernde Frauengeschichten
internationalen
Ruhm
-
zumindest,
bis
der
Konkursverwalter klopfte. Ähnliche Stories mit ähnlichem Verlauf können Sie den jeweils populären Medien entnehmen, wobei der Ausgang umso erschreckender ist, je auffälliger - oder einfältiger vorher Wohlstand zur Schau gestellt wird. Von den wirklich Reichen der Welt, den Gettys, Rothschilds, du Ponts und wie sie alle heißen, wissen die Medien andererseits nichts zu berichten. Verhalten sich diese doch meist so unauffällig, daß Sensations-und Klatschspaltenschreiber sie oft gar nicht erkennen. Dabei ist auch dies nur ein oberflächlicher Unterschied. Der den wenigsten Menschen bekannte Hauptunterschied zwischen beiden Gruppen ist der der Motivation. Während die Mehrzahl der Menschen nach Geld strebt, um sich materielle Dinge, die „Wohlstand“ verkörpern, leisten zu können, um zeigen zu können, „wer
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man ist“, um mit anderen mithalten zu können und um ernstgenommen zu werden, strebt das „Alte Geld“ nach mehr Geld und nach bestmöglichem Erhalt vorhandener Gelder aus nur einem Grund: die Erhaltung der Unabhängigkeit.
Denn, wie auch der „kleine Mann“ richtig gehört hat, kann man mit Geld alles kaufen: Beteiligungen, Minister, Landstriche, Politiker, ganze Industrien, Einfluß und Gesetzgebung. Die reine Erhaltung des Geldes gibt dem, der seine Unabhängigkeit höher als alle anderen Güter einschätzt, dabei die Möglichkeit, die im letzten Satz genannten Dinge genau zu dem Zeitpunkt zu kaufen, an dem sie den größten Nutzen bringen. Wer Geld in irgendeiner Form heute ausgibt, beraubt sich der Möglichkeit, darüber zukünftig verfügen zu können, denn die Umwandlung von Geld in eine Ware bedingt einen sofortigen Verlust an Vermögen. Dabei neigen im Grunde genommen alle sozialen Schichten, mit Ausnahme des „Alten Geldes“, immer mehr dazu, sich dieser Möglichkeit für immer zu berauben. In einer von den Massenmedien verführten Gesellschaft gilt es, mitzuhalten, vermeintliche Überlegenheit, Potenz oder - was viel naiver ist - Kreditfähigkeit, die ja nur durch ein entsprechendes Einkommen erzielbar ist, öffentlich zur Schau zu stellen. Ich wage an dieser Stelle die Behauptung, daß mehr als 99% der Bevölkerung sich nicht nur selbst daran hindert, wirklichem Reichtum auch schrittweise näherzukommen, sondern - im Gegenteil und sich der Tatsache unbewußt - ständig die eigene Verarmung vorantreibt.
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Zu groß ist einfach der gesellschaftliche Druck, als daß man ihm widerstehen könnte. Wer Anschaffungen, wie ich z.B., nur und ausschließlich nach den Gesichtspunkten der Funktion eines Wirtschaftsgutes beurteilt, macht sich selbst zum Außenseiter, anderen manchmal Grund zur Belustigung gebend. Berufstätige, wollen sie nicht von den Kollegen gemieden werden, müssen
sich
konform
kleiden,
konforme
Frisuren,
Autos,
Urlaubsziele und Unterhaltungselektronik „leisten“. Selbständige leben unter dem eingebildeten und von allen verspürten Zwang, überlegenen Status dadurch zu untermauern, indem man mindestens alle die Dinge besitzt, die ein Arbeitnehmer sich auch leistet, nur ein oder zwei Klassen oder Größenordnungen besser oder größer. Beiden gemein ist in der Regel die Eigenschaft, daß die [im privaten Bereich ohnehin nie angefertigten] Bilanzen nie ohne Fremdkapital auskommen, zur Schau getragener Wohlstand in Wirklichkeit nichts über die wirkliche Vermögenssituation aussagt, sondern höchstens die Einstufung durch einen oder mehrere Kreditgeber wiederspiegelt. Armut bzw. Wohlstand werden heute an Äußerlichkeiten, d.h. am Konsumverhalten des Einzelnen oder einer Familie, gemessen. Das Verbrauchsverhalten einer Familie gibt aber, isoliert betrachtet, keinen Aufschluß darüber, ob jemand über seine Verhältnisse lebt oder ob alle Ausgaben, inkl. die der Kreditbedienung, aus laufendem Einkommen bestritten werden. Die herkömmliche Beurteilung erlaubt obendrein keinerlei Aufschluß darüber, ob jemand nach Abzug aller Verbindlichkeiten überhaupt noch Vermögen
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besitzt. Da aber gerade bei steigendem Einkommen der Verbrauch und die Verschuldungsbereitschaft steigen, kann nicht ausgeschlossen werden, daß Familien mit an sich „beeindruckendem Konsumverhalten“ u.U. überschuldet, d.h. „arm“ sein können. Diese unsichtbare Armut kann über Nacht ans Tageslicht treten, wenn bereits beliehenes Einkommen plötzlich ausbleibt, eine Wahrscheinlichkeit, die die meisten Kreditnehmer als unwahrscheinlich ansehen. Wir können deshalb festhalten, wie Dirk Schröder2) treffend sagte, daß die Angst vor dem Verlust des Ansehens in den Augen der anderen, und der [vermeintlichen] offensichtlichen „Verarmung“ die stärkste Triebkraft ist, die in die latente Armut führt.
Das bedeutet nicht, daß Sie fortan auf jeglichen Konsum verzichten müssen. Sondern daß Sie Prioritäten neu abstecken, daß Sie entscheiden, was wichtiger ist: der Erhalt und weitere Aufbau von Vermögen, oder der Erhalt und Ausbau des Ansehens „in den Augen der anderen“ durch Konsumverhalten. Wie die Armen immer ärmer werden
Ich hoffe, daß ich Sie im ersten Kapitel und ohne dies besonders herauszustellen von der Notwendigkeit überzeugt habe, keine neuen Verbindlichkeiten einzugehen und alte schnellstmöglich abzubauen. Neue Verbindlichkeiten zu vermeiden, dürfte relativ einfach fallen, wenn man akzeptiert, daß übermäßiger Konsum nicht, wie von sozialistisch Denkenden und meist finanziell schlechter Dastehenden behauptet, Verschwendung ist, sondern Verarmung fördert.
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Wer einen PKW kauft, um „von A nach B“ zu kommen, wird eine andere Wahl treffen als jemand, der bei der Modellwahl Prestige, Überholpotential und Nachbarmeinungen berücksichtigt. Wer seine Bedarfsbefriedigung an seinen physikalischen statt seinen emotionalen Bedürfnissen orientiert, wer schlummernde Minderwertigkeitskomplexe ablegen kann, wer sich weigert, den Lohn seiner jetzigen und zukünftigen Arbeit im Tausch gegen eine vermeintliche Erhöhung seiner Lebensqualität abzutreten, sieht keine Notwendigkeit der Verschuldung und erkennt, daß der Abbau alter Schulden von höchster Dringlichkeit ist. Während dies für den Privatmann noch relativ einfach sein dürfte, wage ich an dieser Stelle die Behauptung, daß es selbst für betriebliche Schulden wahrscheinliche keine Rechtfertigung geben kann. Die Mehrzahl aller von Unternehmern oder Firmen eingegangenen Finanzierungen basieren auf der Annahme, daß die Aufnahme von Fremdmitteln die Rentabilität erhöht. Eine neue Maschine soll z.B. die Kapazität erhöhen, wodurch erhöhter Ausstoß und größerer Absatz
möglich
werden.
Rentabilitätsberechnungen
erstellt, die die Annahme oder Hoffnung untermauern.
werden Leider
basieren diese allesamt auf einer illusorischen Einschätzung der Zukunft, der nämlich, daß die Zukunft im schlechtesten Falle statisch, im besten Falle aber positiver verläuft, d.h. daß der Unternehmer bzw. das Unternehmen eine gleichbleibende oder wachsende Nachfrage befriedigen kann, deren Grenzen man längst nicht erreicht hat. Diese Annahme, und um mehr als eine unbedachte Annahme kann es sich ja nicht handeln, führte dazu, daß ich im Alter von 31 Jahren mit einem Eigenkapital von 150,000 DM mein erstes Haus erwarb. Während ich heute sagen muß, daß meine
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ursprüngliche Annahme [des dauerhaften Einkommens] sich als korrekt erwies, sehe ich heute auch, daß ich dies nicht etwa der richtigen Einschätzung der Zukunft verdanke. Ich habe einfach Glück gehabt. Bewußt wurde mir diese Tatsache erstmals Ende der Achtziger, als ich erstmals am eigenen Leib erlebte, was eine Spekulationswelle wirklich ist, wie sie wirkt, wie sie Denkweisen, Erwartungen, und Köpfe verwirrt.
Als jeder Haarschneider und jeder Tankwart von den Segnungen des britischen Immobilienbooms so unaufgefordert wie unqualifiziert zu berichten wußte, „fiel irgendwie der Groschen“. Wir beschlossen, ziemlich kurzfristig, uns von unseren Immobilien zu trennen und ein Einfamilienhaus zu mieten. Von der Kontaktaufnahme mit einem Makler bis zum Verkauf vergingen, wenn ich mich recht erinnere, keine 35 Minuten. Im Nachhinein gesehen hätte ich vielleicht einen höheren Kaufpreis erzielen können. Im Nachhinein bin ich aber froh, daß wir im Dez. 88 und nicht später verkauft haben. Beide Objekte stehen seit etwa drei Jahren leer und fanden bisher selbst bei Zwangsversteigerungen keinen Abnehmer. Unternehmer, die aufgrund einer solchen Annahme betriebliche Investitionen tätigen, nehmen in Kauf, ihren Vermögens- und Einkommensstand dem Risiko auszusetzen. Wie heute offensichtlich, machen selbst gestandene Unternehmer kapitale Fehler. VW verkaufte im letzten Jahr in den USA nur zehn Prozent von dem, was vor noch zehn Jahren abgesetzt werden konnte. Unternehmer, die davon ausgehen, eine fremdfinanzierte Investition erhöht die Rentabilität des Unternehmens über die Gesamtlaufzeit der Finanzierung hinweg, ignorieren zwei Risiken:
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1. daß konkurrierende Unternehmer durch Innovation oder bessere Fähigkeiten Nachfrage auf sich umlenken könnten, und 2. daß die Zielgruppe durch Fehlverhalten oder äußere Einflüsse plötzlich nicht in der Lage ist, die Befriedigung der Nachfrage zu finanzieren. Selbst vertraglich gesicherte Einnahmen dürfen deshalb nicht mehr als ein Versprechen auf größtmögliche Anstrengung der Vertragspartner gesehen werden. Niemand ist in der Lage, sich zu verpflichten, in jeder gegebenen Situation richtig zu verhalten und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Vertragsparteien gehen zwar in der Regel davon aus, daß dies der Fall ist. Real gesehen kann es sich dabei aber um nicht mehr als den Ausdruck guten Willens handeln. Selbst Bankgarantien können wertlos werden, wenn Banken plötzlich - durch Spekulationsverluste, Korruption oder Falschbeurteilungen einiger großer Schuldner - geschlossen werden. Während das Risiko von Bankschließungen relativ gering ist [Die jährliche Zahl der weltweiten Bankschließungen liegt derzeit unter 1,000], ist es für die Betroffenen durchaus real.
Gefördert wird die Aufnahme von Verbindlichkeiten oft durch die Möglichkeit der steuerlichen Berücksichtigung der Schuldzinsen. Die „realen“ Kosten einer Fremdfinanzierung werden so verniedlicht. Selbst bei Hypotheken ist es oft üblich, die Kosten „nach Steuern“ auszuweisen, besonders in Ländern mit Quellensteuern, wo man Schuldzinsen auf Hypotheken nach Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung des Finanzamts „netto“ abbucht, d.h. nach Berücksichtigung der steuerlichen Absetzbarkeit.
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Hier wird gerne übersehen - und von den Kreditgebern sicherlich nicht besonders herausgestellt - daß eine steuerliche Behandlung nur dort erfolgen kann, wo Steuern anfallen. Bei Arbeitnehmern, die ihren Arbeitsplatz verlieren oder bei Unternehmen, die - ganz gleich, aus welchem Grund - keinen Gewinn erzielen, fallen reduzierte oder keine Steuern an. Damit verflüchtigt sich die steuerliche Absetzbarkeit. Die Eingehung von Verbindlichkeiten im Vertrauen auf erhoffte oder durch Vereinbarung anscheinend gesicherte Einnahmen ist daher auch die Eingehung eines zusätzlichen Risikos. Wenn Risiken falsch eingeschätzt werden, kommt es zu dem, was in den Arbeitslosen-, Konkurs- und Zwangsversteigerungsstatistiken fortgeschrieben wird. In diesen Statistiken werden Sie nie solche Namen finden, die zum „Alten Geld“ zählen, sondern überwiegend solche, die zuvor oft durch einen besonders aufsehenerregenden Lebenswandel, geschäftlich wie privat, „Rang und Namen“ zu erreichen versuchten.
Die Aufnahme von Krediten ist daher in jedem einzelnen Fall die Eingehung nicht kalkulierbarer Risiken. Risiken, die zu vollständiger Verarmung führen können, wenn ursprünglich nicht in Erwägung gezogene Gefahren den Schuldner plötzlich vor neue Tatsachen stellen. Wir können daher zusammenfassen, daß übermäßiger oder prestigegesteuerter Konsum wie auch die Eingehung von Risiken regelmäßig zur Verarmung führen, und daß jeder, der zu einer oder beiden dieser Gruppen zählt, damit potentiell arm ist, auch
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wenn die latente Armut durch das Vorhandensein materieller Dinge verschleiert wird. Warum die Reichen immer reicher werden
Wenn die „Armen“ oder potentiell Armen ständig ärmer werden, ist es selbstverständlich, daß „die Reichen“ ohne eigenes Zutun reicher werden. Das Wirtschaftsleben ist Nullsummen-Spiel. Wenn Sie ein Wirtschaftsgut erwerben, werden Sie um den Kaufpreis ärmer, während der Verkäufer um den gleichen Betrag reicher wird. Es gibt wenige Güter, die bei Erwerb - weil sie als nicht mehr Ladenneu gelten - nicht sofort an Wert verlieren. Ein Wiederverkauf bringt in der Regel einen sofortigen Geldverlust. Wenn Sie eine Aktie oder eine sonstige Geldanlage kaufen, werden Sie ebenfalls um den Anschaffungswert ärmer, während der Verkäufer um den gleichen Betrag reicher wird. Der Laie geht oft davon aus, alle an der Börse Operierenden würden, wenigstens in HausseZeiten, gleichzeitig reicher, da, gemessen an den Indexwerten, Aktien- [und sonstige] Kurse immer weiter steigen. Diese Annahme ist eine Illusion. Wenn z.B. vom deutschen DAX Index gemeldet wird, er habe einen Stand von 2,000 erreicht, heißt dies nicht, daß die dem Index zugrundeliegenden Aktien 2,000 DM wert sind. Sondern daß die heute stattgefundenen Transaktionen in im Index enthaltenen Aktien zu Preisen abgewickelt wurden, die unter Anwendung der entsprechenden Berechnungsmethode zu einem Indexstand von 2,000 DM führen.
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Ist dieser Indexstand so hoch, daß er eine größere Zahl von Aktionären zum Verkauf als zum Kauf verleitet, führt das dadurch zustandekommende Angebot sofort zu fallenden Kursen. Je größer die Zahl der Verkaufswilligen, desto größer der Druck auf die Kurse. Dieser Druck kann gelegentlich so groß werden, daß Aktien de facto wertlos sind, daß es zu einem Crash kommt und sog. Strich-Notierungen nur durch Schließung der Börse oder Aussetzung des Handels verhindert werden können. Wer Aktien nur in der Hoffnung auf Kursgewinne erwirbt, geht ohne sich der Tatsache bewußt zu sein, ein großes Risiko der Verarmung ein. Aktien werden an der Börse gehandelt. Aktien werden nicht an die Börse verkauft, sondern an andere Anleger. Kursgewinne können deshalb nur dann erzielt werden, wenn der Aktionär einen Anleger findet, der bereit ist, mehr für seine Aktien zu zahlen, als er selbst bezahlt hat. Dazu sind aber nur zwei Arten von Anleger bereit:
1. Solche Anleger, die zuversichtlicher oder besser informiert sind, als der Verkäufer. Die u.U. etwas wissen, was dem Verkäufer nicht bekannt ist, was wiederum dazu führen kann, daß dem Verkäufer ein „großes Geschäft“ entgeht. 2. Solche Anleger, die naiver oder schlechter informiert sind, als der Verkäufer. Die gleiche Klassifizierung traf aber auf den Aktionär zu, als er den Posten Aktien von einem oder mehreren anderen Aktionären durch Vermittlung der Börse erwarb. Die Anonymität der Börsentransaktionen verhindert dabei jede Möglichkeit, den Vertragspartner unter die
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Lupe zu nehmen, d.h. sich darüber ein Bild machen zu können, wie gut informiert, oder naiv, der Vertragspartner wirklich ist. Der Erwerb von Aktien in der Hoffnung auf Kursgewinne ist deshalb nicht mehr als eine riskante Spekulation, ein Verhalten, das vor allem von Quasi-Anlegern verfolgt wird, die auf den „MegaDeal“, das einmalige Geschäft, den plötzlichen und schnellen Reichtum aus sind. Wer die Geschichte plötzlich Reichgewordener studiert, stellt fest, daß -bis auf ganz geringe Ausnahmen - fast alle genauso plötzlich wieder arm wurden, oftmals ärmer als zuvor. Dies gilt für Lotterie-Gewinner genauso wie für durch glückliche Umstände kometenhaft aufgestiegene Unternehmer oder Spekulanten, die zufällig einen sog. Glückstreffer landen. Ernsthafte Anleger sind meist mit den wichtigsten Werken der Literatur vertraut. Ratschläge wie „Aktien muß man billig kaufen und teuer verkaufen“, oder „Kaufen Sie Aktien, wenn keiner sie haben will und verkaufen Sie sie, wenn sie jeder haben will“ [J. Paul Getty] gelten als Selbstverständlichkeit - leider als eine, die völlig ignoriert wird. Kaum jemand ist diszipliniert genug, beim Aktienkauf solange zu warten, bis „niemand sie haben will“, bis Unternehmensanteile in der Tat preiswert sind. Jeder versucht, auf einen längst abgefahrenen Zug aufzuspringen.
Dabei zeigt die Geschichte des Geldadels, daß man ganz bewußt nicht kalkulierbare Risiken meidet und man statt dessen solche Anlageformen
bevorzugt,
Gewinne ermöglichen.
die
präzise
vorherbestimmbare
Aktienpakete wurden und werden vom
„Alten Geld“ deshalb nur dann gekauft, wenn sie entsprechend
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preiswert zu haben sind und wenn die über einen längeren Zeitraum hinweg zu erwartende Dividende nach fachmännischer Beurteilung unter Berücksichtigung des Kapitaleinsatzes angemessen ist und zusätzlich eine dem Risiko entsprechende Prämie beeinhaltet. Obwohl Kursgewinne bei der Bewertung eine sekundäre Rolle spielen, läßt sich feststellen, daß überdurchschnittliche Dividenden im Verlauf der Zeit zu Kurssteigerungen führen. Aktien werden in der Regel dann verkauft, wenn die Dividende unter Berücksichtigung des gestiegenen Aktienkurses nicht mehr attraktiv erscheint. Da die Zahl solcher „Gelegenheiten“ begrenzt ist, werden Sie immer wieder feststellen, daß der „Geldadel“ den überwiegenden Teil seines Geldvermögens in die sicherste Geld-Anlageform investiert, die man heute kennt - bezogen auf die erzielbare Rendite, die Sicherheit des Kapitaleinsatzes und der zu erwartenden Kursveränderung: Festverzinsliche Wertpapiere. Wer Festverzinsliche, im angelsächsischem Bonds genannt, kauft, verfolgt dabei eigentlich zwei Ziele: Das erste ist die absolute Sicherheit der Anlage, die Kapitalerhaltung. Das zweite und nachrangige Ziel ist die Erzielung eines angemessenen Ertrages. Oberflächlich betrachtet ist keines dieser Ansinnen besonders aufregend. Der Grund, warum Sicherheit, das Streben nach Erhaltung des Kapitals und die Suche eines „normalen“ Ertrages heute intellektuell fast schon antiquiert erscheinen, ist die weit verbreitete Ansicht, daß nur die Aktienbörse zu schnellen Gewinnen führt.
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Wenn Wissen, das besonders verbreitet ist oder von interessierten Kreisen verbreitet wird, auch besonders speziell oder wertvoll wäre, gäbe es heute nur weitverbreiteten Wohlstand. Deshalb werden Sie heute nur das Alte Geld, den Geldadel, damit beschäftigt sehen, langsam reicher zu werden. Langsam. Aber sicher. Wie die Reichen immer reicher werden
Nehmen wir an, Sie zahlen eine Mark auf ein Sparkonto ein. Nach Ablauf eines Jahres besteht Ihr Guthaben aus dem ursprünglichen Kapital sowie einer verschwindend geringen Summe an im ersten Jahr verdienten Zinsen. Lassen Sie das Konto ein weiteres Jahr bestehen, haben Sie nach Ende des zweiten Jahres wieder das ursprüngliche Kapital sowie die Zinsen für das erste Jahr, die für das zweite Jahr sowie Zinsen auf die nach Ablauf des ersten Jahres erhaltenen Zinsen. Das Verhältnis zwischen Kapital und Zinsen ändert sich dabei jedes Jahr zugunsten der Zinsen, bis der Anteil der Zinsen eines Tages größer als der des ursprünglichen Kapitals ist. Bei einem Zinssatz von 5% p.a. ist dies nach 15 Jahren der Fall. Das Wachstum des Gesamtkapitals können Sie durch jährliche oder monatliche Zuzahlungen auf dieses Konto beschleunigen. Sie handeln sich dafür aber den Nachteil ein, den „magischen“ Augenblick, an dem Sie über mehr Zinsen als ursprüngliches bzw. nachgezahltes Kapital verfügen, weiter in die Zukunft zu verschieben.
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Diese Arbeit stellt Ihnen eine Geldanlage vor, die beide Ziele optimal und kombiniert erreicht, die aber von Brokern und Banken nie empfohlen wird, weil die erzielbare Provision für den Vermittler nur ein Bruchteil dessen ist, was an der Vermittlung von Aktien verdient werden kann. Tabelle 1 [aus Kapitel „A.D. 2000. Die Herausforderung“] zeigt, was Sie erwarten können, wenn Sie über einen bestimmten Zeitraum einen gleichbleibenden Betrag ansparen, der monatlich verzinst wird, und bei dem alle Zinserträge direkt reinvestiert werden. Dieses Beispiel geht davon aus, daß Sie Ihre Sparleistung über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten und die Liquidation erst am Ende der Laufzeit erfolgt. Tabelle 13 auf der folgenden Seite zeigt, wie sich ein Vermögen entwickelt, bei dem nur in den ersten zehn Jahren eine jährliche Einzahlung von 2,500 DM erbracht wird, und das dann bis zum Eintritt in den Ruhestand des Empfängers nur um Zinsen und Zinseszinsen wächst. Während die Zahlen in diesen Tabellen absolut korrekt sind, hinken beide Beispiele leicht, da es relativ schwierig sein dürfte, derart konstante Ergebnisse über einen langen Zeitraum zu erzielen. Während die Aufbringung der Sparleistung je nach Einkommen keine Probleme bereiten dürfte, wissen wir, daß Zinssätze, - teilweise drastischen - Veränderungen unterworfen sind.
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Eine zweite Schwierigkeit basiert auf der Notwendigkeit, die laufenden Erträge wieder zu den gleichen Konditionen anzulegen. Während es einem „millionenschweren“ Anleger nicht schwerfallen dürfte, regelmäßig 100,000 Mark oder größere Beträge zu ähnlichen Bedingungen zu reinvestieren, kann der Kleinanleger beim Kauf von Festverzinslichen schon aufgrund der proportional höheren Börsenspesen nicht mithalten. Die Wiederanlage von kleinen und Kleinstbeträgen aus regelmäßiger Verzinsung wird umso schwieriger, je geringer das ursprüngliche Kapital war. Tabelle 13 und Tabelle 1 sowie diese Erklärung sollen daher zunächst den Effekt der Zinsesverzinsung herausstellen. Wer Festverzinsliche gerade dann kauft, wenn die Zinsen steigen, muß zusehen, wie sein Kapital an Wert verliert. Das Ausmaß des Verlustes hängt dabei von der Laufzeit der Papiere ab. Wenn Sie Ihre Papiere vor Ablauf der Laufzeit verkaufen [solange die Zinsen weiter steigen], wird das aus der Verzinsung erzielte Einkommen durch den Kapitalverlust reduziert. Steigen die Zinsen geradezu dramatisch, kann der Kapitalverlust ebenso dramatisch ausfallen - sofern Sie sich zu einem Verkauf vor Fälligkeit entscheiden. Dieser Kursverfall festverzinslicher Wertpapiere ist nicht etwa eine Bosheit der Finanzmärkte, sondern eine mathematisch
genau
berechenbare
Notwendigkeit.
Wenn
nämlich Neuanlagen im Werte von 100 DM bei steigenden Zinsen die Wahl haben, in Papiere mit der höheren oder der älteren, niedrigeren Verzinsung fließen zu können, dürfte es offensichtlich sein, daß neue Gelder die höher verzinste Anlage suchen würden. In der Praxis fallen niedriger verzinste Papiere
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deshalb um genau so viel im Kurs, daß es einem Anleger egal sein kann, welchen nominellen Ertrag ein Papier bietet. Ein Bond, der bei 100 gekauft einen Coupon hat, der 10% Verzinsung auf den Nominalwert bringt, ist genauso lukrativ wie einer, der nur 9% Verzinsung [auf den Nominalwert von 100] bietet, dabei aber heute für 90 DM gekauft werden kann. Beide bringen eine Rendite in Höhe von 10% bezogen auf das tatsächlich eingesetzte Kapital. Wobei der zu 90 gekaufte Bond im Preis wieder anzieht, sobald sich das Ende der Laufzeit nähert. Verzinsung sowie die Rückzahlung jedes Bonds beziehen sich auf den Nominalwert. Daraus ergibt sich, daß Papiere eine genauso große Preissteigerung erleben können, wenn das allgemeine Zinsniveau fällt: da bei gesunkenen Zinsen eine größere Menge an Kapital erforderlich ist, eine nominelle Rendite zu erwirtschaften, steigen Papiere mit „alter“ Rendite, d.h. mit Nominalverzinsungen, die über denen neu ausgegebener Papiere liegen, im Wert. Die Entwicklung der Zinsen ist damit ausschlaggebend für die Entwicklung der Kurse von Festverzinslichen, wobei selbst weit vom Nennwert abweichende Papiere am Ende der Laufzeit wieder auf den Nennwert steigen oder fallen. Inzwischen sollte die Konsequenz für den Anleger, der die nächsten Deflationsjahre unbehelligt überstehen möchte, klar sein. Wie schon aus geschichtlichen Unterlagen und Aufzeichnungen über wirtschaftliche Entwicklungen hervorgeht, unterliegt das Zinsgefüge einer Entwicklung, die zu den beständigsten der kommerziel-
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len Welt zählt. Das dauernde Wechselspiel von steigenden und fallenden Zinsen kann über tausende von Jahren zurückverfolgt werden. Dies mag ein Grund sein, warum über diese Beständigkeit kaum geredet, warum sie anscheinend wie ein Staats-Geheimnis betrachtet wird. So wie auf jeden Tag ein Abend folgt, so haben sich die Zinsen für Ausleihungen stets innerhalb genau erkennbarer Grenzen bewegt, denen man die Norm wie auch die Extreme bei Richtungsänderungen ablesen kann. Dabei dürfen wir natürlich nicht vergessen, daß geschichtliche Aufzeichnungen nicht unbedingt die gleiche Präzision besitzen, wie sie uns von jede Minute neue Werte zeigenden Bildschirmen bekannt ist, und daß es uns mehr darum geht, die Trends und Extreme zu erkennen, als einen genauen Fahrplan aufzustellen. Regelmäßig erfolgen diese Veränderungen mal so gemächtlich, in solch langsamen Zeitlupenschritten, daß man geneigt ist, zu vermuten, daß es diesmal auf gar keinen Fall so kommt. Eine Schlußfolgerung, die tödlich sein kann, denn Zinsniveauveränderungen können genauso explosiv erfolgen, wie sie zu anderen Zeiten stillzustehen scheinen. Zinssatzänderungen sind aber, im Gegensatz zu Kursveränderungen von Aktien, vergleichsweise präzise vorherbestimmbar. Solange die Wirtschaft boomt, muß mit Anhebungen gerechnet werden. Führt ein Boom zur Überhitzung, wenn die Inflationsrate außer Kontrolle zu geraten scheint, gibt es keine Zweifel mehr: die Zinsen werden angehoben. Schießt die angestrebte Bremsung über das von den Politikern vorgegebene Ziel hinaus - und dies ist jedesmal der Fall - stehen Senkungen der Zinsen ins Haus. Führt die Bremsung dann zu
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Rezession und Deflation, kann mit weiteren Zinssenkungen solange gerechnet werden, bis die Wirtschaft sich soweit erholt hat, daß allmählich allgemeines Wohlbefinden eintritt und die aus den Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten bekannten Schlagworte aus den Nachrichten verschwinden. Gerade wenn eine Richtungsänderung bevorsteht, werden die Bewegungen plötzlich und überraschend. Schon von ‘69 bis ‘70 stiegen die Zinsen international plötzlich und für die in den Medien am lautesten wiedergegebenen Experten „völlig unvermutet“, um bei der zweijährigen Zinsspitze 1973 noch größere Fahrt zu gewinnen, die nur von den Steigerungen, die wir von ‘80 bis ‘82 erlebten, übertroffen wurden. Bis 1982 führten die Zeitspannen der verschärften Nachfrage nach Geld jedesmal zu höheren Zinssätzen. Darüberhinaus wurden die Abstände der Zinsspitzen immer kürzer. Diese Verkürzung der jeweiligen Perioden wird von ein paar meiner Kollegen als Anzeichen dafür gesehen, daß der lange Wirtschaftszyklus, der Mitte der Dreißiger begann und von der stabilen Phase über Inflation jetzt zur Deflation führte, dabei ist, durch einen neuen abgelöst zu werden. Bis auf die in in meiner Arbeit „A.D. 2000 - Die Herausforderung“ erwähnten Vorbehalte3) muß ich mich dieser Meinung anschließen. Denn die Verkürzung der Abstände zwischen den Zinsspitzen spiegelte exakt wieder, was sich in den USA und anderen großen Wirtschaftsnationen abspielte: enormes Wachstum der Industrie in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, höherer Lebensstandard für
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mehr als eine halbe Milliarde von Menschen, rapide und ins Unendliche steigende Staatsausgaben, und dem „guten Beispiel“ folgend schließlich fremdfinanzierter - statt verdienter - Verbrauch. Resultat: Inflation. Solange die Bevölkerung wuchs und die betriebliche und private Verschuldung sich in Grenzen hielt, konnte sich die Industrie eines nur vorübergehend gebremsten Wachstums erfreuen. Verbraucher verlangten und erhielten mehr und mehr Kredit, und noch weitaus größere Summen gingen für Investitionsvorhaben und prächtige Bau- und andere Vorhaben an staatliche Organe, die von ihrer Kapazität des Geldverbrauchs an ein Faß ohne Boden erinnern. Unternehmen bezahlten höhere und immer weiter steigende Zinsen, in der Annahme, daß sich die „temporäre“ Mehrbelastung neuer Investitionsvorhaben schon in Kürze auszahlen würde. Verbraucher andererseits haben sich noch nie als besonders zinsbewußt bewiesen. Solange eine Unterschrift auf einem mit unverständlichen Floskeln bedruckten Papier zu sofortiger Gratifikation führten, zu einem Lebensstandard verhalfen, den man gerne als den seinen betrachtet hätte, konnten selbst in großen Ziffern ausgedrückte Effektivverzinsungen niemanden davon abhalten, die Schuldenlast weiter zu vergrößern. Zumal die nunmehr galoppierende Inflation allen Beteiligten vorgaukelte, per Saldo besser dazustehen. Die Rezessionen, die wir seit Ende des Zweiten Weltkriegs gesehen haben, waren zunächst verhältnismäßig kurz. Die Indu-
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strie sah die Zukunft zu rosig, überexpandierte und investierte, wo Zurückhaltung geboten war. Arbeitnehmer verloren ihren Arbeitsplatz und waren außerstande, eingegangene Verpflichtungen zu erfüllen. Hypothekenbelastete Eigenheime kamen unter den Hammer, Fernseher und PKW’s, auf Kredit erworben, wurden abgekarrt und versteigert. Jedesmal, wenn ein solcher Säuberungsprozess in Gang kommt, sinkt die Nachfrage nach [Fremd-] Geld. Sinkende Geldnachfrage sowie die Wiederbelebungsversuche der Wirtschaftspolitiker resultieren letztendlich in fallenden Zinsen. Um eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden, treten Schatzkanzler oder Zentralbänker mit breiten Füßen auf die Notbremse, um erst dann wieder die Zügel zu lockern und noch später Gas zu geben, wenn die Wirtschaft fast zum Stillstand gekommen ist. Ausuferungen sind ausgemerzt, Entlassungen und Konkurse werden seltener, Unternehmen und später Verbraucher fassen sich ein Herz, Zinsen fallen in Grund und Boden und der Kreislauf beginnt von vorn. Diese Wirtschaftsabläufe vom Aufschwung bis zur Rezession spielen sich unbemerkt innerhalb eines größeren Kreislaufs oder Zyklus ab, der weniger von tagespolitischen Vorkommnissen beeinflußt wird, sondern ausschließlich von der grundlegenden wirtschaftlichen Konstitution einer Nation abhängig ist. Bis Anfang der Siebziger konnte dabei beobachtet werden, wie die Zeitspannen, in denen die Zinsen von einem erreichten Höchststand fielen und so ein vergleichsweise anhaltender Aufschwung eingeleitet werden konnte, stets wesentlich kürzer waren, als die der steigenden
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Zinsen. Daraus geht eindeutig hervor, daß der wirtschaftliche Aufbau länger anhielt als die Brems- oder Problemphase, was mit unserem Wissen über die langen Zyklen der Konjunktur übereinstimmt. Erst wenn - innerhalb des grundlegenden wirtschaftlichen Zyklus, der Mitte der Dreißiger nach der großen Depression begann - ein Plateau erreicht wird, von dem eine noch weitere Steigerung des Lebensstandards und der Wohlstandsschaffung aufgrund wirtschaftlicher, finanzieller und intellektueller Grenzen nicht mehr möglich ist, verkehrt sich das Verhältnis von langem Aufbau und kurzer Korrektur. Schrumpfungs- und Gesundungsphasen dauern länger, während die Zeitspannen des vermeintlichen Aufbaus immer schneller ablaufen, so wie wir es heute beobachten können. Die ‘81er Rezession war schärfer als alle, die wir seit Beginn des laufenden Zyklus erlebt haben. Bundeskanzler Kohl hatte, ohne es zu wissen, völlig Recht, als er den Deutschen „die Wende“ versprach. Seit Anfang der Achtziger dauern die Phasen der fallenden Zinsen länger und länger, ohne daß es zu einer wirklichen Erholung kommt. Die jetzige Rezession gilt überall als schärfste seit der „Großen Depression“. Da von einer wirklichen Erholung selbst in den USA oder England, Länder, die zuerst von den deflationären Kräften erfaßt wurden, keine Rede sein kann, ist nicht auszuschließen, daß die Rezession ihre Talsohle längst nicht überschritten hat, daß sie die „Große Depression“ der Dreißiger, wenn das Ende einmal feststeht, in den Schatten stellt. Dieser fatale Ablauf wird sich solange und jedesmal ausgeprägter wiederholen, bis die Finanzen von Privaten, Unternehmern und Staaten wieder auf einer gesunden Basis stehen.
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Wie sicher die Reichen immer reicher werden
Das amerikanische Zinsniveau hat in den letzten fünf Dekaden beide Extreme der Zinsskala gesehen. Die niedrigsten Zinssätze wurden 1946 notiert. Beleihungen von erstklassigen Werten waren schon zu 0.75% zu haben. Hypotheken kosteten gut drei Prozent und langfristige Bonds brachten gerade zwei Prozent Ertrag. 1982 konnten wir das gegensätzliche Extrem beobachten. Eine wichtige Arbeit über das historische Zinsgefüge stammt von Sidney Homer. Homer berichtet in „The History of Interest Rates“ über die Entwicklung des Zinsniveaus in Ägyptien, Babylonien, Griechenland und dem Römischen Reich über den Zeitraum von 3000 vor Christus bis 350 A.D.4). Während, so Homer, die Aufzeichnungen nicht immer unbedingt korrekt sein mögen, ergibt sich aus der Vielzahl der Quellen trotzdem ein glaubwürdiges Bild. Die statistische Signifikanz der Arbeit, die fast fünf Jahrtausende umfaßt, ist weder zu leugnen noch geringer als Aufzeichnungen des Zinsgefüges für die Nachkriegszeit, zumal gerade diese Aufzeichnungen, die nicht von Kreditnehmern und Gebern sondern von Behörden stammen, nicht weniger suspekt sein dürften. Homers Arbeit belegt eindeutig, daß Zinssätze über einen langen Zeitraum betrachtet einem steten Auf und Ab unterworfen waren, mehr noch, daß wie auch in diesem Jahrhundert zu beobachten, lange Perioden der Norm sowie kurze Zeitspannen der Extreme an beiden Enden des Spektrums beobachtet werden können, die im von Homer untersuchten Zeitraum stets eine Spitze von ca. 15% sowie einen Niedrigststand von durchschnittlich 4% erreichten.
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Es hat einige wenige Zeitspannen gegeben, für die die Aufzeichnungen Zinssätze von mehr als zwanzig und auch dreißig Prozent festhalten. Diese waren aber nur kurzer Dauer und, dies muß betont werden, äußerst seltene Ausnahme. Sowie fallende Zinsen in etwa den Pegel von vier Prozent erreicht hatten, konnte mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß man damit den Boden erreicht hatte. Umgekehrt war es durchaus vernünftig, anzunehmen, daß Zinsen bei einem Stand von etwa 15% bald wieder fallen würden. Für die Zeit von 1800 bis 1970 kann eine ähnliche Kontinuität der amerikanischen Zinsen beobachtet werden, obwohl die Höchstsätze während des Gesamtzeitraumes nie zehn Prozent überschritten und die Tiefstsätze unter drei Prozent lagen. Langfristige Zinsen fielen von 1862 bis 1898 in einer mehr oder weniger geraden Linie von sieben Prozent bis auf 3.2%. Die einhergehende Hausse in Festverzinslichen dauerte damit mehr als drei Jahrzehnte.
Von 1898 bis 1920 dagegen stiegen die Zinsen wieder an, mit entsprechenden Verlusten an den Bondmärkten [die damals nur dem „Geldadel“ offenstanden]. Der Trend der steigenden Zinsen dauerte diesmal zweiundzwanzig Jahre. Ab 1920 fielen die Zinsen wieder für sechsundzwanzig Jahre - obwohl kurzfristiges Geld wesentlich größeren Schwankungen unterlag. Bonds erlebten einen weitere, sechsundzwanzig Jahre anhaltende Hausse, gefolgt von einer Baisse, die bis 1981 andauerte und von einer wahren Preisexplosion Festverzinslicher abgelöst wurde.
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Dieses ständige Auf und Ab kann für jeden Zeitraum, für den wir Aufzeichnungen haben, beobachtet werden. Die letzte lang anhaltende Hausse in Bonds begann damit Anfang der Achtziger Jahre und dürfte sich somit bis etwa Ende der Neunziger hinziehen. Diese Ausführungen belegen zweifelsfrei, daß, völlig verdeckt durch kurzfristiges Gerängel und politisches Wunschdenken, Veränderungen des Zinsgefüges langfristig wirkende Affären sind, deren Entwicklung wesentlich einfacher abgeschätzt werden kann als das „Schicksal“ einzelner Unternehmungen und der Kurs entsprechender Aktien. Während des erwähnten Zeitraums, in dem wir beide Extreme des Zinsspektrums gesehen haben, bewegte sich der Ertrag langfristiger Bonds, sog. Langläufer, von einem 1946 erreichten Tiefststand bei 2.25% bis zu einer Höchstrendite von 14.25%. Da bei diesem Ertrag davon ausgegangen werden konnte, daß die Zinsen nicht wesentlich weiter steigen würden, erwies sich eine Anlage in Bonds damals als ein fast risikoloses Geschäft. Bis zum ersten Zwischentief der Erträge im Oktober ‘82 stiegen Bondpreise innerhalb von 15 Monaten um 38%. Bonds der Versorgungswirtschaft fielen im Preis dabei weiter, selbst nachdem Staatspapiere bereits rasante Kurssteigerungen verzeichneten. Erst im Februar ‘82 erreichten Versorgungswerte bei einer Rendite von 15% das letzte [Kurs-] Tief. Innerhalb der nächsten Monate konnte, wer Schuldverschreibungen der Versorgungswirtschaft zum Tiefststand erwarb, einen Gewinn von 42% einstreichen. Anfang der Achtziger Jahre hatte die Welt über sechsundreißig Jahre in einer Umwelt steigender Zinsen gelebt. Die Ansicht, daß
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Zinsen immer weiter steigen würden, war deshalb so weit verbreitet wie „natürlich“. Sechsunddreißig Jahre ist - bezogen auf ein Menschenleben - eine lange Zeit. Auch heute noch, elf Jahre nachdem die Trendwende mehr als erkennbar sein dürfte, geht man davon aus, daß jede wirtschaftliche Wiederbelebung über kurz oder lang zu wieder steigenden Zinsen führen muß, eine Vermutung, die angesichts der steigenden Staatsverschuldung naheliegt. Der Wert der langfristigen Beobachtungen darf nicht unterschätzt werden. Wir dürfen ihn aber auch nicht überschätzen. Die über den Beobachtungszeitraum von gut vier Jahrtausenden feststellbare Regelmäßigkeit der Zinsbewegungen geben uns zwar zahlreiche Anhaltspunkte. Damit haben wir aber noch lange keine magische Formel, mit der sich alle Geldanlageprobleme ein für allemal lösen lassen. Ich bezeichne mich selbst als kritischen Pragmatiker. Ich glaube weder an magische Formeln, noch an Verschwörungen. Ich kann aber nicht verleugnen, daß mir die historischen Daten zeigen, daß es langfristige Trends gibt, die über Jahrzehnte anhalten, und die man über Jahrzehnte ausnutzen kann. Erst an den Extrempunkten war die Gefahr, daß kurzfristige Trendabweichungen zu einer neuen Richtungsänderung führen würden, gegeben. Der Anleger, der seine Investments preiswert kauft und zu einem gestiegenen Preis verkauft, kann von solchen langfristigen Beobachtungen immens profitieren. Das Problem liegt darin, zu entscheiden, was preiswert, und was teuer ist. Eine Statistik, die den Zeitraum von 4,000 Jahren umfaßt ist hierzu - meiner Meinung nach - geeigneter, als ein Zeitungsausschnitt, der die letzten Wochen und Monate zeigt.
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Der starke Anstieg der Zinspapiere, den wir im Sommer ‘82 beobachten konnten, ist kein Einzelfall, sondern leitete einen neuen Trend ein, der, mit kurzen Unterbrechungen, für viele Jahre anhalten wird und mehrere solcher Preisexplosionen bescheren wird. Gleichzeitig können wir davon ausgehen, daß sich Bondpreise ungeachtet des übergeordneten Trends nicht in einer geraden Linie nach oben bewegen werden. Im Sommer ‘89 konnten wir durch Anlage in amerikanischen Zero-Bonds, auf die ich im nächsten Abschnitt eingehe, gut 40% Gewinn sicherstellen. Während der folgenden drei Jahre verlief die Entwicklung eher zaghaft, um dieses Jahr wieder große Fortschritte zu machen. Der große Vorteil einer Anlage in Festverzinslichen besteht darin, daß Ihnen eine Rückzahlung in Höhe von 100% des Nennwertes zu einem festgelegten Zeitpunkt garantiert ist. Die Kunst der Bondanlage besteht damit im preiswerten Einkauf zum richtigen Zeitpunkt im Gegensatz zu anderen Anlagen, bei denen es keine solche Garantien gibt. Wer das Aussteigen zu einem günstigen Zeitpunkt verpaßt, wird dadurch nicht unbedingt zum Verlierer, da er trotz der vorübergehenden Preisschwäche eine „akzeptable“ Rendite erhält und die Rückzahlung zum Nennwert bei Ablauf der Laufzeit gesichert ist. Wie schnell die Reichen immer reicher werden
Rechtzeitig zum Verkauf des letzten Teils der vor Jahren privatisierten British Telecom fiel den Strategen der britischen Regierung eine neue Methode ein, eine breite Abnahme der erstmals
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auf den Markt kommenden Aktien zu forcieren: Der Shareshop [sprich Aktienladen]. Der Einzelhandel in Aktien soll sich nicht wesentlich von dem in anderen Konsumgütern unterscheiden und damit noch „volksgerechter“ werden. Während man offiziell die Absicht hat, dem Kleinanleger den Handel in Aktien durch Konkurrenz zu erleichtern und verbilligen, hat diese Promotion den Effekt, die Aktie als Anlagevehikel herauszustellen, dem Unerfahrenen unterschwellig zu suggerieren, daß es keine bessere Geldanlage gibt. Die Medien blasen in das gleiche Horn. Ganz gleich, welche Wirtschaftszeitung Sie lesen, der größte Teil der Meinungen, Betrachtungen und Vorschläge bezieht sich auf eine Anlage in Aktien von Unternehmen, die man meist nur dem Namen nach kennt. Ich gestehe, daß der Laie leicht von den manchmal raketenhaft erfolgten Kurssteigerungen mancher Aktien, meist Lieblinge der Presse, beeindruckt ist. Die Beeindruckung hat aber bleibende Folgen, wenn die breite Masse, und dies ist häufiger der Fall, von diesen Aufsteigern erst erfährt, wenn es höchste Zeit zum Aussteigen ist. Während solche Effekte in wirtschaftlich gesunden Zeiten relativ selten vorkommen, scheinen sie zur Norm zu werden, wenn sich die Spekulation erhitzt und wenn dem kleinen Mann suggeriert wird, er brauche nur ein paar Groschen in eine obskure Aktie zu stecken, um Reichtum zu erlangen, die er sich selbst in den wildesten Träumen nicht vorstellen kann. In Wirklichkeit werden solche Traumgewinne selbstverständlich selten gemacht. Und die „Stars“ der Finanzpresse wandern oft nach wenigen Jahren hinter Gitter,
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angeklagt der Untreue und in jedesmal kompliziertere Skandale verwickelt. Dabei fällt allzu krass auf, daß zum Kreis der Verlierer stets aggressive Banken und der naive Kleinanleger gehören, sowie, berücksichtigt man den zeitweisen Vertrauensverlust der Befürworter solcher Spekulationsobjekte, ein Teil der Finanzpresse. Daß der „Geldadel“ durch Spekulation in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen ist, hört man dagegen nie. Nicht weil die Verwalter alter Vermögen von den Medien verschont werden, sondern weil sie sich weder auf alberne Spekulationen noch auf haarsträubende Geschäfte einlassen, bei denen das Risiko größer als der potentielle Gewinn ist. Weil man vorzieht, langsam aber sicher reicher zu werden, statt grenzenlose Risiken einzugehen, bei denen der potentielle Gewinn nur mittelprächtig sein kann. Während der unbelehrbare Kleinanleger durch eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in Aktien verwirrt ist, und man ihn davon überzeugt, nur durch korrekte Auswahl der richtigen Aktie zum richtigen Zeitpunkt ließe sich „verdienen“, verschweigt man, daß das Ergebnis seiner Anlage in Wirklichkeit von zahlreichen „Unbekannten“ beeinflußt wird: vom Wirtschaftsklima [Stabilität, Inflation, Deflation], von der Fähigkeit des Managements wie auch der Techniker, von der Akzeptanz und Nachfrage der Produkte und von politischen und sozialen Entwicklungen, die Produkte über Nacht in den Regalen festnageln können. Während es sicherlich mehr Festverzinsliche gibt, als Aktien, werden diese aber - solange wir uns auf Papiere allererster
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Qualität 5 ) beschränken - lediglich durch einen Faktor beeinflußt: das Wirtschaftsklima bzw. die vorherrschenden langfristigen Zinsen. Die Entwicklung der Preise von Festverzinslichen kann daher mathematisch exakt berechnet werden. Das Spekulationselement, die „Hoffnung“ auf Preissteigerungen ist daher nur zu Bruchteilen eines Prozents an der Preisentwicklung beteiligt, während bei der Aktienanlage dieses Element der überwiegende für die Preisfestsetzung verantwortliche Faktor ist. Gerade diese Berechenbarkeit der Entwicklung der zukünftigen Preise ist dafür verantwortlich, daß man gewisse Formen der Zinspapieranlage entwickelte, bei denen die durchschnittlichen Preisbewegungen die der populärsten Geldanlage, der Aktie, bei weitem übertreffen. Die Schwankungen, die in Prozenten ausgedrückt dreistellig sein können, liegen nicht selten über denen von Optionen oder auch Futures. Die Vorstellung, eine Geldanlage in Festverzinslichen sei so langweilig wie unrentierlich beruht auf Unwissenheit und Ignoranz, eine Tatsache, die Verwalter über Generationen und durch Familien gewachsener Vermögen sicherlich nicht beweinen. Festverzinsliche werden überwiegend in zwei Formen ausgegeben. Bei den meisten Papieren wird der Zins [auf den Nominalwert] regelmäßig durch Einlösung von „Coupons“, das Kapital bei Ablauf der Laufzeit in einer Summe zurückgezahlt. Diese Art dürfte den meisten Anleger geläufig sein. Durch Fehlinformation oder auch durch Nichtinformation der am Handel Beteiligten geht man hier davon aus, daß der Wert der Schuldverschreibung über
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die Laufzeit genauso konstant bleibt, wie die Höhe der regelmäßigen Zinserträge. Eine zehnprozentige Anlage von 1000 DM auf, sagen wir mal, zehn Jahre, führt zu jährlichen Zinszahlungen von 100 DM sowie einer einmaligen Rückzahlung des Kapitals. Darüberhinaus gibt es noch die Anlage in abgezinsten Papieren, bei denen der über die Laufzeit anfallende Zinsertrag vom Ausgabepreis abgezogen wird. In diesem Fall würden Sie, bei einjähriger Laufzeit, für einen Bond über 100 DM nur den Preis von 90.91 DM zahlen. Sie erhalten während der Laufzeit der Anlage keine Zinsen, bei Ablauf zahlt man jedoch den vollen Preis von 100 DM. Auch hier hat sich Ihr Kapital mit 10% verzinst. Während über diese Methode zahlreiche T-Bills [kurzfristige Schuldverschreibungen]
sowie
Ausleihungen
zwischen
Bankhäusern
gehandelt
werden, wird die Abzinsung vor allem für den „gewöhnlichen“ Anleger, der nicht jeden Tag mit Millionen- und Milliardenbeträgen handelt, interessant, wenn wir uns die längeren Laufzeiten betrachten. Diese zweite Form ist dabei gerade für den normalsterblichen Anleger so interessant, weil sie - von allen noch geschilderten Vorteilen einmal abgesehen - vor allem die Nutzung der Zinsesverzinsung erlaubt. Die Wiederanlage selbst der kleinsten Erträge zu den ursprünglichen Konditionen erfolgt hier automatisch, da sie fester Bestandteil der Schuldverschreibung ist. Den schon näher beschriebenen „magischen“ Augenblick, wenn die angesammelten Zinsen die Summe des ursprünglichen und ggfls. nachgezahlten Kapitals übersteigt, erreichen Sie so schneller als durch irgendeine andere Anlageform.
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Wer in Zero-Bonds investiert, kann nämlich überrascht feststellen, daß er die Vorteile der beiden eingangs beschriebenen Sparformen kombiniert. Der kritische Zeitpunkt, an dem die angesammelten Zinsen das Kapital trotz monatlicher Aufstockung übersteigen und den Vermögenszuwachs damit unhaltbar beschleunigen, wird bei einem jährlichen Ertrag von fünf Prozent nach gut 25 Jahren erreicht. Wer jedes Jahr 10% Ertrag erwirtschaftet, erreicht diesen Zeitpunkt schon nach zwölfeinhalb Jahren. Und wer gar 15% Dauerertrag erzielt, hat den magischen Augenblick nach 8 Jahren erreicht. Bei 20% Zinsen dauert es gut 6 Jahre und bei 25% Jahresertrag nur noch 5 Jahre, bis ein einmal begründetes Vermögen unhaltbar „wuchert“. Die hier genannten Zeiträume dürften denn auch kurz genug sein, sich selbst in unserer schnellebigen Zeit überschauen zu lassen. Heutige Geldmarktsätze in den Staaten bewegen sich um die 6%. Vor ein paar Jahren haben wir einen Spitzensatz von 15% gesehen. Bei einer Steigerung der Zinsen um einen Prozentpunkt verlieren Bonds bei heutigen Sätzen also nicht mehr an Kurswert als sie pro Jahr an Zinsen einbringen, womit Ihnen ein positiver Ertrag sicher ist. Aber selbst wenn die Zinsen entgegen allen unseren Erwartungen auf vielleicht 15 oder 17% steigen sollten, muß dies nicht zu einem Verlust führen. Denn selbst wenn die Kurse Ihrer Bonds entsprechend fallen, heißt dies nicht, daß Sie sie zu diesem Kurs auch verkaufen müssen. Zugegeben, wenn Sie den Papier-Verlust nicht realisieren und an Ihren im Kurs gefallenen Bonds festhalten, besteht die Möglichkeit, bessere Investments zu verpassen. Andererseits steigen Ihre gefallenen Bonds mit dem Näherrücken des Rückzahlungstermins
wieder
auf
100%
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des
Nenn-
bzw.
Rück-
zahlungswertes. Sie wissen also, wann Sie 100% Ihres Kapitals zurückerhalten, und Sie wissen, daß Sie etwa sechs Prozent Rendite über die gesamte Laufzeit erwirtschaften. Das ist der annehmbar schlechteste Fall. Simulieren trotzdem wir einen noch schlechteren Fall: Die Annahme, daß die Zinsen in der absehbaren Zukunft rapide steigen, gilt als ausgeschlossen. Trotzdem haben wir in den USA vor wenigen Jahren 15%ige Bonderträge gesehen, in den späten 70ern gar einen Spitzensatz von 22% bei verschiedenen Formen der Ausleihungen und industriellen Anleihen. Wer vor Erreichen der jeweiligen Spitze in Erwägung zog, daß Zinsen auf eine derartige Höhe schnellen könnten, wurde mitleidig betrachtet einer geschlossenen Anstalt würdig befunden. Trotzdem oder gerade deshalb sollten wir [für die fernere Zukunft] Zinssätze von 25% nicht ausschließen. Der momentane Wertverlust eines bei heutigen Sätzen gekauften Bondportfolios wäre immens6). Wie L. Lindsay der Firma Babson & Co [Boston, MA] in Pensions and Investment Age vor Jahren in ellenlangen Tabellen belegte, von denen wir nur zwei wiedergeben [sh. Tabelle 2 aus Kapitel „A.D. 2000. Die Herausforderung“], können Sie aber selbst im schlechtesten Katastrophenfall kein Geld verlieren, wenn Sie die Erträge reinvestieren - was ja nur zu den dann vorherrschenden Sätzen und Kursen möglich ist. Lindsay rechnet vor, daß bei einer halbjährlichen Steigerung der Zinsen um je 1/2 Prozent bis auf die Rekordhöhe von 25% p.a. immer noch mehr als 10% Gesamtrendite erwirtschaftet werden, momentaner Kursverlust der Bonds eingerechnet [die erzielte Rendite ist
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selbstverständlich ein Vielfaches von diesen 10,4%, wenn alle Bonds bis zur Rückzahlung gehalten werden, ein Kapitalverlust also nicht eintritt]. Was, wenn wir über die „Katastrophe“ 25%iger Zinsen hinausgehen und Sätze von astronomischen 50% annehmen. Der Kursverlust eines Bond-Depots müßte horrende Ausmaße annehmen [abgesehen von der Schockwirkung auf die Wirtschaft, die diese Dinge binnen kürzester Zeit wieder normalisieren würde]. Der magische Effekt der Zinsesverzinsung kommt Ihnen schon lange vorher wieder zu Hilfe, und zwar umso schneller, je höher die Zinsen steigen. Denn schon bei weitaus geringeren Sätzen steigt Ihr Gesamtvermögen durch die Wiederanlage aller Erträge schneller, wie es durch steigende Geldmarktsätze an Wert verliert. Bei fallenden Zinsen sieht das Spiel ähnlich aus. Wenn Sie heute eine Anlage besitzen, die 10% Jahresertrag bietet, und allgemeine Marktsätze fallen, morgen also niemand mehr in der Lage ist, derartige Renditen zu verlangen, können Sie diese Anlage für mehr als 100% des Kapitalwertes verkaufen [wodurch Sie sich aber analog der obigen Gleichung der Gelegenheit berauben, einen 10%igen Ertrag für Ihren Erlös zu sichern]. Je schneller und tiefer die Zinsen fallen, desto schneller und steiler steigt der Wert Ihres Bonddepots. Lindsay zeigt diese Entwicklung genauso klar. Im unteren Teil von Tabelle 2 geht er wieder von einem anfänglichen Zinsniveau von 15% aus und reduziert dieses um die Hälfte der durchschnittlichen Zinskorrektur der letzten 10 Jahre.
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Ein Beispiel, anhand eines Festverzinslichen mit Coupon, soll dies vereinfacht demonstrieren. Nehmen wir an, der Ertrag von Festverzinslichen liegt derzeit bei 10% [eine Zahl, mit der sich leicht rechnen läßt]. Aus irgendwelchen Gründen entscheidet die Bundesbank, der britische Schatzkanzler oder die FED, die Zinsen um ein, dann wenige später um ein weiteres Prozent zu senken. Tabelle 3 [aus Kapitel „A.D. 2000. Die Herausforderung“] zeigt, wie sich die Preise einzelner Bonds aufgrund dieser Zinsänderungen bewegen. In Tabelle 3 gehen wir zunächst davon aus, daß alle Papiere die gleiche Restlaufzeit von zehn Jahren haben. Die Situation ändert sich, wenn, wie in Tabelle 4 [aus Kapitel „A.D. 2000. Die Herausforderung“]
gezeigt,
unterschiedliche
Laufzeiten
zum
Zuge
kommen. Tabelle 4 zeigt deshalb, welche Konsequenzen die gleiche Entwicklung auf unterschiedliche Restlaufzeiten hat. Diesen beiden Tabellen können wir entnehmen, daß es bei bei einem ursprünglichen Zinsniveau von 10% völlig egal ist, welche Festverzinslichen wir erstehen, da alle - aus der Funktion von Kaufkurs und Coupon - den gleichen Ertrag einbringen, nämlich zehn Prozent pro Jahr. Auf den ersten Blick scheinen die Werte in Tabelle 3 allerdings nicht dieser Forderung zu genügen. Diese Diskrepanz basiert dabei auf der über die Restlaufzeit eintretende Kursanpassung Richtung Nennwert, die mehr eine Funktion der restlichen Laufzeit als der derzeitigen Zinsen ist. Der Fünfprozenter in Tabelle 3, bei einer laufenden Rendite von 10% mit 68.84 gehandelt, wird am Ende der Laufzeit genauso
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zu 100 eingelöst wie der 15%er, der bis zum Ende der Laufzeit von 131.15 auf 100 fallen wird. Der Kurs ist daher nicht nur von der laufenden Rendite aller Papiere einer Güte-oder Bonitätsklasse abhängig, sondern enthält auch zinsesverzinst diese Kursanpassungen. Unabhängig von der nicht unbedingt einfachen Berechnung der Bondpreise kann den Beispielzahlen aber abgelesen werden, daß die Kursveränderungen, die zum Zeitpunkt einer Zinssatzänderung eintreten, bei gleichen Laufzeiten um so größer sind, je niedriger die Nominalverzinsung ist. Hinzukommt, wie aus Tabelle 4 ersichtlich, daß die Preisschwankungen bei Papieren gleicher Nominalverzinsung und Bonität bei den Papieren mit der längsten Restlaufzeit am größten ist. Daraus ergibt sich, daß Papiere mit geringer Nominalverzinsung wie auch mit langer Restlaufzeit die größere Volatilität besitzen. Wie die Reichen immer schneller reicher werden
Zero-Bonds sind eine Besonderheit unter Festverzinslichen, da sie dem Anleger die Möglichkeit geben, Erträge zu den gleichen Bedingungen zu reinvestieren, wie sie bei Erwerb galten. Während dies bei steigenden Zinsen ein Nachteil ist, den man nur durch rechtzeitigen Verkauf der Bonds mildern oder wettmachen kann, legen Sie durch Zeros bei stabilen oder besser noch fallenden Zinsen einmal erlangte Ertragsraten für die Dauer der Restlaufzeit unweigerlich „an die Kette“. Das Erreichen des sog. „magischen Augenblicks“, wenn eine Anlage zu einem größeren Teil aus Zinserträgen als aus ursprünglichem Kapital besteht, wird hierdurch wesentlich vorverlegt.
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Obwohl die steuerliche Behandlung abgezinster Papiere von vielen „Anlage-Experten“ als negativ betrachtet wird [und ich steuerliche Aspekte bei einer internationalen Audienz nicht in Erwägung ziehe] ist mir kein Fall bekannt, bei dem die Halter von Zerobonds den Inhabern von Coupon-Papieren gegenüber benachteiligt wären. Die Alternative, die von diesen Anlage-Gurus empfohlen wird, ist dabei immer wieder Aktie, ungeachtet der vorherrschenden wirtschaftlichen Umstände oder der zahlreichen anderen dagegen sprechenden Gründe. Das Ausmaß der Gewinnmöglichkeiten von Zeros, oder abgezinsten Papieren, geht aus Tabelle 5 [aus Kapitel „A.D. 2000. Die Herausforderung“] hervor. Die Tabelle gibt die Preise für verschiedene Papiere zu unterschiedlichen Restlaufzeiten und Renditen. Die Spalte am linken Rand enthält die restliche Laufzeit, die anderen Spalten den jeweiligen Preis entsprechend der in der ersten Zeile gezeigten laufenden Rendite.
Ein noch ein Jahr laufender Zero-Bond kostet bei einer laufenden Rendite von 10% somit $90.91, während das Papier nur $5.73 kostet, wenn es, gerade ausgegeben, noch dreißig Jahre läuft. Ein Beispiel zeigt, wie beim Einsatz von Zero-Bonds im Vergleich zu Papieren mit Coupon die eingebaute Zinsesverzinsung zu ursprünglichen Konditionen zu besonderer Hebelkraft führt. Nehmen wir einen Bond, der noch zehn Jahre läuft. Suchen Sie am linken Rand die Laufzeit von zehn Jahren. Dann fahren Sie mit dem Finger nach rechts, bis Sie bei 10% laufender Rendite ankommen.
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Sie sehen, daß ein solcher Bond zum Kurs 38.55 gehandelt wird. Fallen jetzt die Zinsen um zwei Prozentpunkte auf acht Prozent, sehen Sie zwei Spalten weiter, wie der Kurs des Bonds auf 46.32 steigt. Eine Reduzierung des Zinsniveaus um zwei Prozent wird also mit einer gleichzeitigen Wertsteigerung um 20% belohnt. Fallen Zinsen gar so stark wie im Sommer ‘82, um zum Beispiel fünf Prozent, so würde der Zehnprozenter von 38.55 auf den stolzen Kurs von 61.39 steigen, also knappe sechzig Prozent Gewinnsteigerung bieten. Aber wie schon in Tabelle 4 gezeigt, sind die Kursschwankungen umso größer, je länger die Restlaufzeit eines Papiers. Wer fallende Zinsen erwartet, sollte deshalb auf langfristige ZeroBonds setzen. Bei einem Zehnprozenter mit der vollen Laufzeit von 30 Jahren sehen wir, wie dieser bei einer Zinssenkung um 5% von 5.73 auf 23.14 hochschießt, was einem Gewinn von mehr als 300 Prozent entspricht. Angesichts der im Vergleich zu anderen Anlageformen geradezu mikroskopisch kleinen Transaktionskosten7) ist es daher eine Leichtigkeit, Risiken durch Verkürzung der Laufzeit auszuschalten, wenn Sie befürchten, das langfristige Zinsgefüge könnte steigen. Durch eine Verkürzung der Laufzeit je nach Risiko schalten Sie die eben noch genutzte Hebelkraft bei Bedarf wieder aus, ohne jedoch den Anspruch auf die derzeitige laufende Rendite aufzugeben. Brokerkosten in Höhe von 0.15 bis 0.5 Prozent - je nach Broker und Transaktionsvolumen - machen die Kapitalanlage in Festverzinslichen damit zum erfolgreichen
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Geschäft, solange Zinspapiere allen anderen Anlageformen vorzuziehen sind. Bei all diesen Überlegungen dürfen Sie selbstverständlich nicht vergessen, daß Sie - im Falle von Schuldverschreibungen der Industrie - als Halter von Bonds ein bevorrechtigter Gläubiger sind. Im Konkursfall werden, bevor die Rechte der Teilhaber sprich Aktionäre überhaupt in Erwägung gezogen werden, zunächst Obligationen und Schuldverschreibungen befriedigt. Damit ist Ihre Position fast so stark wie die des Finanzamts. Da internationale Bonitätsbewertungsagenturen wie Moody’s oder Standard & Poors die Bewertung von Unternehmen, Banken und Staaten ständig überprüfen, können Sie anhand der regelmäßig veröffentlichten Ergebnisse Ihre Anlagestrategie so ausrichten, daß Sie nur die Bonds erstklassiger Schuldner erwerben und damit jedes Risiko auf ein Minimum begrenzen. Aktionären steht diese Möglichkeit nicht offen. Ein weiterer Aspekt, den ich als besonders attraktiv betrachte, ist Quantifizierbarkeit des potentiellen Risikos wie auch der in Aussicht stehenden Gewinne. Ausgerüstet mit entsprechendem Tabellenwerk oder entsprechenden Formeln wissen Sie beim Kauf von Festverzinslichen auf zwei Stellen hinter dem Komma exakt, was Ihnen bei einer Zinssatzänderung von x Prozent nach oben oder unten „blüht“. Der Aktionär ist dagegen auf Gedeih und Verderb der Hoffnung oder dem Pessimismus seiner Aktionärskollegen ausgeliefert. Wie tief eine „Bombe schlechter Nachrichten“ einschlagen wird, oder wie sehr ein Aktienkurs durch einen technologischen Durchbruch oder auch nur
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Gerüchte in die Höhe befördert wird, kann man nur im Nachhinein mit Gewißheit beurteilen. Dann ist es für Dispositionen zu spät. Wann die Reichen immer reicher werden
Nicht nur Brikettpreise, auch Aktien- und Bondkurse unterliegen saisonalen
Einflüssen.
Wer
sich
die
durchschnittliche
Renditeveränderung langfristiger Bonds von Monat zu Monat betrachtet, erkennt eine erstaunlich zuverlässige Entwicklung. Ich habe die monatlichen Veränderungen der laufenden Rendite, die ja analog zu einer Veränderung der Kurse führt, über sechs verschiedene Zeiträume untersucht. Daraus ergibt sich, mit Ausnahme der Zeit von 1950 bis ‘68, einer Zeitspanne, während der die Zinsen fast linear anstiegen und Bondkurse entsprechende Verluste erlitten, ein nahezu identisches Bild, das sich aus dieses Jahr wieder bewahrheitete. US-Zinsen fallen geringfügig in den ersten beiden Monaten des Jahres, um dann bis zum Frühsommer zu steigen. Die Sommermonate und der Herbst bringen regelmäßig die größten Kurssteigerungen [sprich fallende Zinsen] des Jahres, abgelöst durch nur noch geringfügig fallende oder statische, manchmal gar leicht steigende Zinsen. Erstaunlich ist dabei steigende Volatilität der Schwankungen. Während die Veränderungen der Zinsen von Monat zu Monat während der Zwanziger und dreißiger Jahre weniger als ein
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zehntel Prozent ausmachten und bis Ende des II. Weltkrieges gar geringer wurden, erleben wir seitdem eine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zunehmende Schwankungsbreite. Ende der Siebziger hatten die monatlichen Durchschnittsschwankungen bereits 0.25% erreicht, Ende der Achtziger sogar 0.35% um heute auf mehr als ein halbes Prozent gestiegen sein. Diese Volatilität ist eindeutig Beleg der steigenden Spannungen an den Finanzmärkten. Wie die Reichen reich bleiben
Zwei Gefahren, mit denen der Anleger rechnen muß, will ich an dieser Stelle nicht verhehlen. Deren erste ist die Möglichkeit eines weltweiten Börsen-Crashes, die zweite der Bankrott einer oder mehrerer Schuldnernationen. Nach dem „Schwarzen Freitag“, dem 1929er Börsencrash und der damit offensichtlich werdenden Depression der Dreißiger versuchten Politiker vergebens, die Wirtschaft wiederzubeleben. Von oben verordnete Zinssenkungen unterstützt durch die Verschuldungs-Unwilligkeit erster Adressen führte dazu, daß amerikanische Zinsen [für erste Adressen] auf absolute Niedrigstwerte sackten. Hypotheken, langfristige Schuldverschreibungen und auch T-Bills wurden für eine Weile mit weniger als einem Prozent verzinst. Selbst der die Rendite der Schienenverkehrsunternehmen sank von 4,8% auf 2,3%. Die Renditen mittelklassiger Ausleihungen schossen dagegen bis auf 10% und mehr. Die Kurse bestehender Schuldverschreibun-
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gen halbierten und viertelten sich. Wer solche Schuldverschreibungen verkaufen wollte, mußte große Abschläge in Kauf nehmen. Industriebetriebe, die sich neu verschuldeten, mußten horrende Zinsen bieten, um überhaupt Anleger, d.h. Kreditgeber, zu finden. Die Spanne zwischen akzeptablen und hohen Risiken zeigte eine Crash-typische Breite. Die herkömmlichen Bewertungsmethoden waren dabei nicht völlig unfehlbar. Pleiten und Firmenzusammenbrüche überraschten niemanden mehr. Für „Sicherheit“ wurde deshalb eine hohe Prämie gezahlt, d.h. die Kurse von Schuldverschreibungen erstklassiger Schuldner stiegen in den Himmel, während die Renditen solcher Papiere in den Keller fielen. Wer vor dem Crash in Festverzinsliche einstieg, machte das Geschäft des Lebens. Wer, als die Bondrenditen Ende der Dreißiger in den Keller gefallen waren, zu diesem Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen solche Papiere erwarb und diese, als Anzeichen einer wirtschaftlichen Besserung zu erkennen waren, nicht spätestens dann gegen Aktienbesitz eintauschte, erlebte eine jahrzehntelange Baisse. Immer weiter steigende Zinsen sowie die nach und nach aufflackernde Inflation zehrten einen großen Teil der Erträge auf, nach dem II. Weltkrieg bei ungeschickten Anlegern gar das Kapital angreifend. Das zweite Risiko, dem der Bondkäufer ausgesetzt ist, ist das des Kapitalverlustes, wenn der Schuldner in Konkurs geht. Kein Konkurs kann für die Betroffenen angenehm sein, auch wenn Schuldverschreibungen dem Anleger einen besseren Platz in der Rangfolge der zu befriedigenden Gläubiger verschaffen.
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Wer meine Veröffentlichungen seit längerem ließt, weiß, daß ich für die Zukunft, etwa im ersten Jahrzehnt des nächsten Jahrtausends, eine letzte große Inflation, gefolgt von einer Reihe der Staatsbankrotte8) erwarte. Trotzdem empfehle ich heute, solange die Rezession bzw. die Deflation nicht eindeutig vorrüber ist, immer noch eine Anlage in Festverzinslichen. Ist das nicht ein Widerspruch? Ich glaube nicht, denn auf den vorangegangenen Seiten habe ich ausführlich erklärt, daß Bonds tunlichst dann zu erwerben sind, wenn mit fallenden oder weiterhin fallenden Zinsen gerechnet werden muß, und daß man sich davon trennen sollte, wenn eine wirtschaftlichen Wiedererholung, an die sich später unweigerlich eine neue Inflationsphase anschließt, erwartet werden kann. Während Tabelle 2 zeigt, daß auch steigende Zinsen im Normalfall keineswegs zu Verlusten führen, unter normalen Umständen daher ein einmal erworbenes Bondportefeuille gehalten werden kann, dürfte an dieser Stelle klar sein, daß wir nicht in „normalen Zeiten“ leben. Aus diesem Grunde empfehle ich heute dringend, Bonds zu verkaufen, sobald erkennbar wird, daß die derzeitige Rezession bzw. Deflation überwunden ist und die Wirtschaft spürbar und merklich an Fahrt gewinnt. Ich gehe heute davon aus, daß es an den Börsen u.U. zu großen Kursbereinigungen kommen wird, bevor diese Rezession als abgeschlossen betrachtet werden kann. Zu diesem Zeitpunkt ist es dann sinnvoll, Bonds gegen die Aktien solider Unternehmen zu
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tauschen, da Anteile an Unternehmungen keine Geldforderungen darstellen und daher im Falle eines Staatsbankrotts eine größere Sicherheit des Überlebens bieten. Anteile an Unternehmen wie Siemens sind dabei allerdings zu meiden, da ein Großteil des Buchwertes dieser und anderer Unternehmungen auf Geldwerten besteht, die von einer Währungsreform drastischer betroffen werden als solche Betriebe, deren Buchwerte aus Produktionsmitteln bestehen und für deren Produkte auch am Tag nach der Währungsreform Nachfrage vorhanden sein wird. Es versteht sich darüberhinaus von selbst, daß bei einer Anlage in Festverzinslichen nur Papiere allererster Qualität in die Auswahl kommen. Dies sind solche, die von Moody’s und Standard & Poors mit AAA bewertet werden. Eine neue Art Festverzinslicher wurde während der Achtziger populär und teilweise gar als Spekulationsmittel betrachtet: der sog. Junkbond. Die meisten Käufer solcher Junkbonds wissen heute, warum diese Bonds so [zu Deutsch etwa: Bond-Gelumpe] heißen. Etwa ein Viertel der ausgebenden Unternehmen existiert nicht mehr, zu totalem Kapitalverlust beim Anleger führend. Ein Großteil der restlichen Bonds werden mit derart großen Abschlägen gehandelt, daß manche nur noch die Hälfte des ursprünglichen Kaufkurses wert sind - obwohl die Zinsen in den letzten Jahren geradezu drastisch gefallen sind und Papiere erster Qualität enorme Kurssteigerungen erlebt haben.
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Wann die Armen alle gleich arm werden
Obwohl die Zinsen in zahlreichen Nationen auf „historischen“9) Tiefstständen liegen, will die Wirtschaft nirgend so recht in Schwung kommen. Hierfür gibt es drei Hauptgründe: 1. Seit 1990 setzt es überall und unter konservativen [!] Regierungen jetzt auch nominelle Steuererhöhungen. Der nimmersatte Geldhunger der Verwaltungen führte, eingeleitet durch Lady Thatchers Rhetorik und Ronald Reagans Begeisterung dafür, in zahlreichen Ländern zu Senkungen der Einkommensteuern bei teilweise gleichzeitiger, teils späterer Anhebung fast aller Verbrauchssteuern. Die VAT oder MWSt steigt unter dem Deckmäntelchen der europäischen Konvergenz. Andere Verbrauchssteuern werden angehoben, weil sie sich als „gerecht“ leicht verkaufen lassen - sollen Raucher, Trinker, Autofahrer ruhig „dafür“ bezahlen. Während ich der Idee prinzipiell uneingeschränkt zustimme, sträube ich mich gegen eine insgesamt gestiegene und weiter steigende Belastung, die den Veröffentlichungen nationaler Steueraufkommen abgelesen werden kann. Aber so wie der Wirtschaft plötzlich die Luft und den Schatzkanzlern damit die Liquidität wegblieb, wurden auch nach und nach „offizielle“ Steuererhöhungen, „zum Wohle der Allgemeinheit, der Nation, des Volkes“, verordnet. Hinzu kommen Belastungen durch außergewöhnliches Tölpeltum: Helmut Kohl ließ sich gegen unüberschaubare Zahlungen einen ausgemergelten Landstrich andrehen, den er wenig später hätte umsonst oder noch günstiger haben können. Norman Lamont verplemperte innerhalb von zwei Tagen bei dem Versuch, das Pfund innerhalb des EWS zu belassen, fast £10 Mrd.
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Die Briten, die unter Lady Thatcher die Staatsverschuldung jahrelang abbauten, machen unter einem wesentlich sozialistischeren Premier ein Defizit von £50 Mrd in einem Jahr. Die Amerikaner, angeblich jedes Jahr neu um die Beseitigung des Defizits und manchmal gar der Verschuldung bemüht, mußten sich schon unter Bush mit einer zusätzlichen Steuerbelastung abfinden, die bis 1995 $135 Mrd einbringen soll. Da diese zusätzlichen Gelder aber inzwischen, wie jeder eingenommene Dollar, mehrfach ausgegeben wurden, mußten in den Folgejahren und jetzt auch unter Clinton zusätzliche Steuerbelastungen aufgetürmt werden. Und auch die deutsche Bonität wurde dank der immensen und nicht mehr zu überschauenden Verschuldung, beschleunigt durch die Wiedervereinigung, stark lädiert. Dabei dürfte halbwegs belesenen Menschen bekannt sein, daß die Erhöhung der Besteuerung einer Nation noch in jedem einzelnen Fall seit dem Beginn geschichtlicher Aufzeichnungen zu geringerer Leistungsbereitschaft und zur Verschlechterung der Konjunktur führte. Seitdem der japanische Nikkei im Januar 1990 die Einbahnstraße ständig weiter nach oben manipulierter Kurse verließ, zeichnet sich ab, daß japanische Unternehmen und Banken vermehrt unter Druck geraten. Manipulationsmöglichkeiten, die im August letzten Jahres halfen, den Nikkei vom bisherigen Tiefstkurs von Ø14,309 wieder Richtung 20,000 zu trimmen, versagen erneut. Soeben fiel der Nikkei wieder unter die inzwischen als „magisch“ betrachtete 18,000-Marke.
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Japaner, die in der Vergangenheit durch inzwischen versagende Manipulationen der Buchhaltungsgepflogenheiten in Liquidität schwammen, kauften alles, was auch nur entfernt das Potential der Wertsteigerung besaß. Inzwischen treten sie als Verkäufer auf - bei Antiquitäten, Immobilien und Wertpapieren. Die ehemalige Quelle immerwährender Liquidität, die überwiegend nach Europa und die USA überschwappte, ist versiegt. Selbstverständlich sind die Japaner nicht die einzigen, die Probleme haben. Deswegen verwundert es nicht, daß die Kapitalströme, die Sachwertpreise und Geldanlagen während der Achtziger unentwegt in die Höhe trieben, seit 1990 regelrecht in sich zusammenfallen. Die Investitionen ausländischer Geldgeber knickten in den USA bereits 1990 um 75% ein. Dieser neue Trend hält seitdem an. Das Wunder: noch scheinen die Aktienbörsen den ausgedünnten Geldströmen gegenüber völlig immun zu sein, obwohl die Möglichkeit finanzieller Stimuli für die Wirtschaft stark angeschlagen ist. 3. Schon im Sommer 1989 bemängelte ich, wie angesehene Institutionen große Teile der Bevölkerung entweder bewußt oder aufgrund völliger Ignoranz in Konjunkturdingen regelmäßig unqualifiziert zu Fehlverhalten auffordern. 1982, genau zu Beginn des letzten Aufschwungs, warnte der „Harvard Business Review“ davor, Gelder aufzunehmen oder Investitionsvorhaben in Angriff zu nehmen. Ende 1988 forderte die gleiche und angesehene Publikation dazu auf, sich „bis über beide Ohren“ zu verschulden, um den „Boom vollends ausnutzen“ zu können. Diesem und ähnlichen Ratschlägen von genauso angesehenen Institutionen, von Banken, Vermögensberatern und sog. Experten, sind Un-
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ternehmen wie auch Private bereitwillig gefolgt. So schnell, daß sich allein die private Verschuldung innerhalb eines Jahrzehnts fast verzehnfachte. Mega-Mergers und Mammuttransaktionen, die selbst in Boomzeiten als nicht realisierbar gelten mußten, kippen seit Ende der Achtziger, ohne daß sich jemand über neue Erschütterungen heute noch aufregt. Die Verschuldung industrieller, privater und staatlicher Schuldner erreichte 1991 einen historischen Höchststand. Die der Privatwirtschaft hat sich seitdem kaum gebessert. Die durchschnittliche Verschuldung amerikanischer Haushalte liegt heute bei fast einem Jahreseinkommen. Über die Höhe der staatlicher Verschuldung kann man, angesichts der überall - auch im angeblich so soliden und beständigen Deutschland - eingegangenen Verpflichtungen außerhalb der veröffentlichten Haushalte10), nur Mutmaßungen anstellen. Dabei gibt es einen diese angedeuteten Probleme überragenden Hauptgrund, der sicherstellt, daß sich daran so schnell nichts ändert: die steuerliche Progression. Politiker können ohne Inflation nicht leben. Politiker sind wie Drogenabhängige. Wer meint, diese Betrachtungsweise sei vielleicht respektlos, übersieht, daß Wegelagerern und Dieben kein Respekt gebührt. Schon vor Jahren behauptete ich, alle Politiker seien Sozialisten und damit gleich schlecht. Roland Baader belegte dies 1991 viel ausführlicher und wissenschaftlicher11). Wenn Politiker von einer gerechteren Verteilung des Volkseinkommens faseln oder - wie John Major im letzten Wahlkampf - sich für die optimale Ausnutzung der „Nationalen Dividende“ [National
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Dividend] einsetzen wollen, wird Unbedarften vorgegaukelt, Politiker hätten Zugriff auf einen stets gefüllten Topf. Was sie in Wirklichkeit meinen, ist Ihre Brieftasche. Denn bis auf ganz wenige und äußerst seltene Ausnahmen gibt jeder Staat jedes Jahr mehr aus, als er an Steuern einnimmt. Die die Inflation, Preise und damit Verbrauchssteuern hochtreibt, was als Begründung für steigende Einkommensforderungen herhalten muß und so zu steigenden Steuerzahlungen führt, eine Entwicklung, die jedem Politiker gelegen kommt. Die Tatsache, daß [fast] alle Staaten heute „über ihre Verhältnisse“ wirtschaften, führt aber zwingend direkt in die nächste Währungsreform. Schon heute ist der Schuldendienst der größte Posten im Haushalt der USA. In Deutschland erreicht man diesen Punkt lange vor der Jahrtausendwende - die ja nur ein paar Jahre entfernt ist. Der Westen steht damit nicht besser da, als sog. Bananenrepubliken oder Länder der Dritten Welt. Kein Politiker ist allerdings so lange im Amt, als daß er sich Sorgen um die Erhaltbarkeit des Systems machen muß. Die Mehrzahl ist wahrscheinlich in wirtschaftlichen Dinge gar so unbedarft, daß die unweigerlichen Konsequenzen erst gar nicht verstanden werden. Das ist aber keine Rechtfertigung für rücksichtsloses Handeln.
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Fußnoten 1) £25,000 dividiert durch 398 DM. 2) „Wohin treibt Amerika“, Dirk Schröder, Institut für Finanzanalyse und Systemtechnik. 3) Damit meine ich die kurz nach der Jahrtausendwende akut werdende Frage der Renten, die aufgrund der demografischen Entwicklung seit den Sechziger Jahren sowie der rücksichtslos betriebenen staatlichen Verschuldung zum Bankrott der meisten westlichen Nationen führen muß. 4) Die zweite Auflage baut darauf auf und erweitert die Berichterstattung bis in die Gegenwart. 5) Trotz der höheren Renditen industrieller Anleihen habe ich stets betont, daß ich nur Festverzinsliche der amerikanischen Bundesregierung oder einiger weniger europäischer Nationen als „gut genug“ betrachte. 6) Sofern vor Fälligkeit verkauft wird. 7) Nähere Einzelheiten können Sie im Kapitel „Wie Sie einen zuverlässigen Broker finden“ entnehmen. 8) Die Begründung hierfür habe ich in A.D. 2000 - Die Herausforderung gegeben. 9) Diese häufig von Wirtschaftspolitikern gemachte Behauptung ist natürlich völliger Unsinn. Sie entspricht nur dann der Wahrheit, wenn man jedes wirtschaftliche Geschehen vor dem II. Weltkrieg als nicht der Geschichte zugehörend betrachtet. 10) Über das Ausmaß deutscher sog. Off-Budget-Verpflichtungen können Sie sich informieren, wenn Sie einen Katalog der auf Datenträger veröffentlichten Statistiken der Deutschen Bundesbank bei dieser anfordern. 11) In „Kreide für den Wolf“, Anita Tykve Verlag.
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