WISSENSCHAFTLICHE MONOGRAPHIEN ZUM ALTEN UND NEUEN TESTAMENT
HERAUSGEGEBEN VGN
GüNTHER BORNKAMM UND
GERHARD VON RAD
Dreiundzwanzigster Band
ISRAEL UND DAS GEWALTSAME GESCHICK DER PROPHETEN VON
ODIL HANNES STECK
NEUKIRCHENER VERLAG DES ERZIEHUNGSVEREINS G.M.B.H. NEUKIROHEN-VLUYN
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ISRAEL UND DAS GEWALTSAME GESCHICK DER PROPHETEN UNTERSUCHUNGEN ZUR üBERLIEFERUNG DES DEUTERONOMISTISCHEN GESCHICHTSBILDES IM ALTEN TESTAMENT, SPÄTJUDENTUM UND URCHRISTENTUM
VON
ODIL HANNES STECK
NEUKIRCHENER VERLAG DES ERZIEHlJNGSVEREINS G.M.B.H. NEUKIROHEN-VLUYN
© 1967 by Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins G.m. b.H., Neukirchen-Vluyn. Gesamtherstellung: H. Veenman & Zonen, Wageningen, Niederlande Titelzeichnung: Kurt WoHr, Kaiserswerth Printed in the Netherlands
MEINEN ELTERN
INHALT
VORWORT
.
EINJl.EITUNG
A.
20 26 33
40 40 45 48 50 51 53
ERSTER HAUPTTEIL
Die Ausbildung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in der deuteronomistischen Tradition I. Die älteste Gestalt der Vorstellung in N eh 9 26 . . . H. Die Überlieferung der dtr. Prophetenaussage als traditionsgeschichtliche Voraussetzung rur Neh 926 . . 1. Neh 926 und Esr 9 11 im Vergleich mit entsprechenden Aussagen von Propheten im chronistischen Werk sonst . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Neh 926 und Esr 911 im Vergleich mit der generellen dtr. Prophetenaussage . . . . . . . . . . . IH. Die Weiterbildung der dtr. ProphetenaussagezurVorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in dtr. Tradition und ihr treibendes Motiv . . . . . . C.
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VORUNTERSUCHUNGEN
I. Tradition und Redaktion in Mt 5 11 f par Lk 622f H. Tradition und Redaktion in Mt 23 29-36par1Lk 1147-51 ANHANG: Zur SachaIja-Frage in Mt 2335 par . . . BI. Tradition und Redaktion in Lk 1331-33 und Lk 1334f par Mt 2337-39 . . . . . . . . . . . . . . . . '1. Lk 1331-33 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Der vorredaktionelle Kontext des Jerusalemwortes (Mt 23 37-39 par) . . . . . . . . . . . . . . . 3. Tradition und Redaktion im Jerusalemwort (Mt 2337-39 par) . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zur Frage der Verwendung jüdischer Traditionsstücke in Lk 11491f und Lk 13 34f 11. Lk 11491f 12. Lk 13 34f . . . . . . B.
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ZWEITER HAUPTTEIL
Die Überlieferungs-Gestalt der dtr. Prophetenaussage bei
60 64-
64-
65
77
8
INHALT Josephus, in der rabbinischen und in der urchristlichen Tradition I. Die überlieferungsgestalt der dtr. Prophetenaussage bei Josephus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Die überlieferungsgestalt der dtr. Prophetenaussage in der rabbinischen Tradition ANHANO: Die Überlieferungsgestalt der dtr. Prophetenaussage im Qoran . . . . . . . . . . 111. Die Überlieferungsgestalt der dtr. Prophetenaussage in der urchristlichen Tradition . . . . . . . . . . IV. Das Problem der vorchristlichen überlieferungsgeschichte der im dtr. Geschichtsbild gerahmten Prophetenaussage .
81 86 97 99
105
D. DRITTER HAUPTTEIL Die vorchristliche Vberliejerung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als Moment der dtr. Prophetenaussage im Zusammenhang der Überlieferung des dtr. Geschichtsbildes . I. Die alttestamentlich-spätjüdische überlieferungsgeschichte des dtr. Geschichtsbildes . . . . . . HO I. Die Überlieferung in Sündenbekenntnissen und Bußgebeten des Volkes . . . . . . . . . . 110 a. Analyse der Belege . . . . . . . . . . . 110 b. Die Weiterbildung des dtr. Geschichtsbildes 122 c. Die Andauer der Schuld des Volkes . . . . 124 EX.KURS I: Zum Problem der Einheitlichkeit und Abzweckung des apokryphen Baruch128 buches . . . . . . . . . . d. Zum 'Sitz im Leben' der Überlieferung . . . 133 2. Die überlieferung in der Verkündigung . . . . 137 a. Der Grundbestand des dtr. Geschichtswerkes undJeremia Quelle C . . . . . . . . . . . 137 b. IKön 846-53; Dtn 425-31; 2845-68 + 301-10 139 c. Sach 12-6; 74-14; (81-17) . 143 d.2 Chr 306-9; 295-11; 151-7 144 e. Sirach . . . . . . . . . 146 f. Tobit . . . . . . . . . . 147 g. Der Grundbestand der TestXII 149 h. Die Zehnwochenapokalypse (äthHen 931-10 + 9112-17) . . . . . . . . . . . . . . . . 153
INHALT
9
Die Tierapokalypse (äthHen 85-90) und das paränetische Buch des äthHen (91-104 (105. 108)) . . . . . . . . . . . • . . . . . . 154 j. Das Jubiläenbuch • . . . . . . . . . . . 157 EXKURS 11: Jub 112 und die Vorstellung von den Propheten als "Zeugen" 162 k. Bar 39-44; 45-59 . . . 164 l. Die essenischen Schriften 165 m.Die Psalmen Salomos . . 170 n. Die Assumptio Mosis . . 172 o. Pseudo-Philo, Liber antiquitatum biblicarum 173 p. 4 Esra . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 q. ApkBar(syr) . . . . . . . . . . . . ... . 180 3. überblick über die vorchristliche überlieferungsgeschichte des dtr. Geschichtsbildes . . . . . . 1844. überlegungen zur Bedeutung der Tradition des dtr. Geschichtsbildes im palästinensischen Spätjudentum . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 5. überblick über die vorchristliche überlieferungsgeschichte der dtr. Prophetenaussage seit Neh 926 193 11. Die theologischen Träger der vorchristlichen überlieferung des dtr. Geschichtsbildes, ihr Wirken an Israel und ihre Bezeichnungen . . . . . . . . . 196 1. Von der Exilszeit in Juda bis zur asidäischen Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 EXKURS 111: Die Entstehung der generellen dtr. Prophetenaussage und des Moments des gewaltsamen Geschicks . . . . 199 2. Zur Zeit der asidäischen Bewegung . . . . . . 205 3. Im palästinensischenJudentum von 150 v. ehr. bis 100 n.Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . 209 111. Die Verwendung des dtr. Geschichtsbildes in der Verkündigung . . . . . . . . • . • . . . . . . . 215 IV. Folgerungen für die vorchristliche überlieferung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Rahmen der dtr. Propheten aussage . . . . 218 V. Die Gerichtsworte Lk 1149f; 1334f und ihre Entstehung im spätjüdischen Traditionsbereich des dtr. Geschichtsbildes. 222 1. Lk 11 49f 222 2. Lk 1334f 227 1.
10
INHALT
VI. Die Tradition der dtr. Prophetenaussage und die VorsteHung vom eschatologischen Propheten im Spätjudentum . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Die Tradition der dtr. Prophetenaussage und ihr Verhältnis zu überlieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten . . . . . . . . . . . 1. Martyrium Isaiae . . . . . . . . . . . . . 2. Vitac Prophetarum und ihre rabbinischen und frühchristlichen Parallelüberlieferungen 3. Die rabbinische Tradition . . . . . . . . . . VIII. Die Tradition der dtr. Prophetenaussage in ihrem Verhältnis zu anderen spätjüdischen Leidensvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Proplheten und die Märtyrerbegrifflichkeit . . 2. Die Vorstellungen vom gewaltsamen Geschick der Propheten und vom Leiden des Gerechten im Spätjudentum . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Verbindung der Vorstellungen vom gewaltsamen Geschick der Propheten und vom Leiden des Gerechten in Lk 6 22f Q . . . . . . . . . . . 4. Die Weiterbildung der Vorstellungstradition vom Leiden des Gerechten im hellenistischen und rabbinischen Judentum. . . . . . . . . . . . . 5. Konsequenzen für die Redeweise vom "Märtyrerpropheten " . . . . . . . . . . . . . . . .
E.
240
243 245
247 250
252 252
254
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260
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VIERTER HAUPTTEIL
Die Aufnahme der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als Moment der dtr. Prophetenaussage im Urchristentum I. Die Verwendung der Vorstellung im hellenistischen Urchristentum 1. Apg 7 S2 2. Mk 12 Ib-9 3. 1 Thess 215f 11. Die Verwendung der Vorstellung im frühen palästinensischen Urchristentum . . . . . . . . . . . . III. Die Vern·endung der Vorstellung im vormatthäischpalästinensischen Judenchristentum und im Matthäusevangelium . . . . . . . . . . . . . . . . . .
265 265 269 274
280
289
INHALT
11
1. Die redaktionelle Verwendung der Tradition der dtr.
Propheten aussage in Mt 23 29-242 . . . . • . . 290 2. Die redaktionelle Verwendung der Tradition der dtr. Prophetenaussage in Mt 2128-227(14) . . . . . 297 3. Die Bedeutung der matthäisehen überlieferung der dtr. Prophetenaussage für das Verständnis des Matthäusevangeliums 304 RÜCKBLICK •
317
NACHWORT.
321
Abkürzungen .
323
Literatur
324
Register .
352
VORWORT
Die vorliegende Untersuchung ist im Sommer 1965 von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg als Dissertation angenommen worden und wird hier im ganzen unverändert vorgelegt. Lediglich in Literaturangaben und bei Einzelfragen am Rande des Themas, die gesondert ausführlicher erörtert werden sollen, sind Kürzungen vorgenommen worden. Geringfügige Erweiiterungen ergaben sich aus der Berücksichtigung vordem nicht herangezogener Sekundärliteratur, soweit dies bis zum Abschluß des Manuskripts im Herbst 1965 möglich war. Einem ersten Hinblick auf die vorgelegte Arbeit mag der Hiat zwischen einem engbegrenzten Thema und dem Umfang seiner Erörterung auffallen. Jedoch mußten bei der Bearbeitung des Themas die Engführungen isoliert motivgeschichtlicher Arbeitsweise vermieden und die Beschränkung auf die herangetragene und Differenziertes einebnende Fragestellung nach der Idee vom sogenannten "Märtyrerpropheten" oder "leidenden" Propheten aufgegeben werden. Um Gehalt und überlieferungsgeschichte der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten zu verstehen, war vielmehr der weiträumige Kontext dieser Vorstellung ständig mitzubedenken, der im Untertitel bereits genannt ist. - In methodischer Hinsicht ist für die Untersuchung bestimmend das bislang kaum geiltelIte Problem der überlieferungsgeschichtlichen und historischen ( Vermittlung einer in ihren Wurzeln schon vorexilischen Vorstellung 'ln die Folgezeit bis ins Urchristentum und die rabbinische überlieferung. Die nur eklektische Heranziehung von Parallelbelegenftir einzelne Vorstellungsmomente ist dadurch verwehrt, vielmehr die überlieferungs geschichtliche und historische Verbindung alttestamentlicher, spätjüdischer, urchristlicher und rabbinischer Aussagen als Aufgabe gestellt. Daß auf diesem bisher wenig begangenen Arbeitsfeld, zumal bei der traditionsgeschichtlichen Ortung der spätjüdischen Literatur, oft nur tastende Schritte versucht werden konnten, bedarf keiner lauten Betonung. Mein herzlicher Dank gilt zunächst meinen verehrten Lehrern, den Herren Professoren D. Günther Bornkamm und D. Gerhard von Rad, die Referat bzw. Korreferat dieser Arbeit übernommen haben, für alle Förderung, die ich seit meiner Studienzeit von ihnen empfangen habe. Ferner habe ich den Herren Professoren D. K. G.
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VORWORT
Kuhn, D.C. Westermann und Dr.R.Rendtorffftir Beratung in Einzelfragen zu danken, Herrn Prof. Dr. A. Schall, Heidelberg, für Rat in Fragen des Äthiopischen, dem hiesigen Lektor ftir Rabbinische Literatur, Herrn M.M.Sprecher, für Hilfe bei übersetzungsfragen in PesR und TanchB. Schließlich möchte ich Herrn Kultusminister Prof. D. Wilhelm Hahn herzlich danken ftir alles Entgegenkommen und alle Förderung, die er seinem Assistenten zuteil werden ließ. Im Blick aufdie Drucklegung des umfangreichen und schwierigen Manuskripts habe ich dem Verlag und der Druckerei besonderen Dank zu sagen, ebenso Herrn stud. theol. Hermann Barth, der mir in großer Umsicht bei der Korrektur- und Registerarbeit unermüdlich geholfen hat. Heidelberg, im Juni 1966
Odil Hannes Steck
EINLEITUNG
In den Überlieferungen des Ur- und Frühchristentums begegnet nicht selten die merkwürdige Aussage, daß die Propheten Israels von ihrem eigenen Volk gewaltsam abgewiesen, ja getötet wurdeni. Dabei ist nicht nur an das Geschick einzelner Propheten oder Prophetengruppen gedacht; die Aussage ist vielmehr pauschal und ",will generell verstanden werden", wie H.]. SCHOEPS mit Recht betont hat 2• Die Schwierigkeit, sie zu verstehen, bezeichnen zwei Beobachtungen: diese generelle Vorstellung ist als solche ohne historische DeckungS; ferner, diese generelle Vorstellung muß in urund frühchristlicher Zeit auch auf jüdischer Seite zugestanden und verbreitet gewesen sein'. Eine Lösung der Schwierigkeit ist demnach nur zu erwarten, wenn die beiden Beobachtungen in der Frage I Vgl. Mt 512 par; 23 30rpar; Lk 11 49f; 1334; auch Mk 12111'parr; ferner: Apg 752; Röm 113; 1 Thess215; IgnMagn82; Barn511; Justin, dial.164; 736; 934; 952; 1125. Gemeint sind die Propheten der alttestamentlichen Zeit, vgl. _ttp~ Mt 233Of; Lk 6 23; Apg 7 52; ferner Lk 1149 mit 51; Mk 12 111' mit 6; ebenso die restlichen der aufgeführten Belege; anders Mt 2334. 37 im MtEv. - Tötung der Propheten: Lk 11 47f; Lk 1149(0; 1334; Mk 125; Apg 752; Röm 113; I Thess215; Justin, dial.164; 736; 952; auch Bam 511; Prophetenmord: Mt 2331, vgl. auch 35; Justin, dial. 934. Doch finden sich neben und außer dem Tötungsmoment auch mildere Geschickaussagen, vgl. Mt 512; Lk 623; Lk 1149; Mk 12 3-5; Apg7 52; IgnMagn 82; Bam 511. Auffallend ist, daß - Justin, dia!. 1125 ausgenommen - an sämtlichen genannten Stellen die Propheten nicht als Leidende, Sterbende Subjekt, sondern als Betroffene AlJlIIIageObjekt sind und also transitive Geschickverben verwendet werden. Täter sind dabei stetsjuden bzw. die Vorfahren. Den hier zT schon angedeuteten Besonderheiten dieser Vorstellung sucht der Titel unserer Untersuchung gerecht zu werden. Der Ausdruck "Prophetenmorde" (SCHOEPS) trifft nur eine Gestalt der Vorstellung bei Mt; der vielfach verwendete Begriff "Märtyrerprophet" scheint mir ganz unbrauchbar (vgl. dazu unten Abschnitt D VIII). Die Variationsbreite der Geschickaussagen, die Hinsicht auf die Propheten als Betroffene und die Verbindung der Aussage mit den Propheten generell bestimmen mich, die Vorstellung als die vom gewaltsamen Geschick der Propheten zu charakterisieren. Das vorgesetzte "Israel" soll eine wesentliche Relation der Vorstellung ausdrücklich machen. Die weitere Erläuterung des Titels ergibt sich aus dem Fortgang der Untersuchung von selbst. • Prophetenmorde, S.128. • Daß die wenigen alttestamentlichen Belege für Prophetentötungen die generelle Aussage weder erklären noch rechtfertigen, hat vor allem H.J.ScHoEPII, aaO S.127f hervorgehoben. Mehr Material ergibt sich, wenn man alttestamentliche Belege für die Absicht der Tötung, für Inhaftierung und Verfolgung einzelner Propheten hinzunimmt, vg!. T.W.M.ANsoN, Martyrs, S.471f; G.FRlEDRICH, ThW6, S.836 A348. Als generelle wird die Vorstellung allerdings auch dadurch nicht verständlich. e Vgl. Mt 23 30! Dieser Schluß muß aus dem ur- und frühchn.tlichen Befund überhaupt gezogen werden: an den meisten Stellen wird die Vorstellung polemisch verwendet, nie aus der Schrift begründet (auch nicht Lk 1151 und Röm 113), nie alo Ziel e;nes Aussagezusammenhanges formuliert, stets ist sie das Bekannte, an das fUr Zielausagen (zB die Ansage der Ahndung dieser Untaten; die "Söhne" gleichen in iItrem Vogehen gegen Jesus und die Christen ihren Propheten tötenden" Vätern" usw.) angenüpftr wird. Justin verwendet die Vorstellung im dialogus fünfmal, ohne daß sich die 'E.inrede Tryphons auf sie richtete.
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EINLEITUNG
nach Entstehung und überlieferung der generellen Aussage bereits in vorchristlicher Tradition aufgenommen werden. Diese Frage ist bislang nicht untersucht worden'. Statt der generellen Formulierung als solcher nachzugehen, hat man ihre Erklärung zunächst im Zusammenhang der Frage nach Vorgeschichte von Titel und Vorstellung des christlichen Märtyrers versucht'. Für das Verständnis der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell hat diese Diskussion außer der Vermehrung jüdischer Parallelen und einzelnen Gesichtspunkten' deshalb kaum etwas erbracht, weil die sie leitende Märtyrerbegrifflichkeit nicht nur den Blick für die Eigenart der Vorstellung verstellte, sondern auch zur Verbindung der Vorstellung mit anderen Aussagen alttestamentlicher und jüdischer Tradition führte, die mit den Belegen für das gewaltsame Prophetengeschick lediglich in dem exegetisch herangetragenen Märtyrergedanken, nicht aber in Wortfeld und Aussagestruktur konvergieren'. Das Verständnis der uns hier beschäftigenden Vorstellung aus der 'Thetische Antworten geben A.SCHLA'ITER und H.J.SCHOEPS in ihren Hinweisen auf Elia. Nach SCHLA'ITER (Märtyrer, S. 68 A40) erklärt sich die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als im Zuge der Vorrangstellung Elias erfolgte übertragung eines dem Eliabild inhärenten Zuges auf die Reihe der Propheten überhaupt; etwas anders SCHOEPS, der infolge der Eliaverehrung mit der großen Wirkung von I Kön 1910.14 rechnet (aaO S.127f); vg!. dazu unten S. 92 A2, S. 201 A4. • So zuerst K.HoLL, Die Vorstellung vom Märtyrer, S. 79lfund dann immer wieder in der sich anschließenden Diskussion, auf deren Referat wir hier verzichten können, da sie jetzt bei N.BRox, Zeuge, S.122If.l32-173 ausführlich besprochen wird. Nachzutragen sind noch die Ausführungen zur Vorstellung bei W.BoussET-H.GRESSMANN, Religion, S.189f; E.STAUFFER, Theologie, S.79-81. 308-311; E.BAMMEL, ThLZ 1953, Sp.123f; M.SIMON, Saints, S.102; E.LoHSE, Märtyrer, S.3If. 72f. 87 AI; M.LoDS, Confesseurs, S.IOf. Näher an der Vorstellung selbst halten sich K.H.SCHELKLE, Passion, S.3If; A.DESCAMPlI, Justes, S.47-50; J.JEREMlAS, ThW 5, S. 710f und A470. 471; G. FRlEDRICH, ThW 6, S.835f; H.KREMERS, Propbet, S.118ff. - Einen neuen Versuch, die Vorstellung für das Problem des christlieben Märtyrertitels fruchtbar zu machen, hat H. KRAFT in seiner Studie "Zur Entstehung des altchristlichen Märtyrertitels" skizziert. - Eine kritische Stellungnahme zur Verwendung der generellen Aussage in der Märtyrerdiskussion bringt Abschnitt D VIII. • So ist mit Recht betont worden, daß die Propheten im Zuge ihrer Sendung und Botschaft gewaltsam abgewiesen wurden, vg!. zB R.RErrzENsTEIN, Bemerkungen, S.4261f; O.MICHEL, Prophet, S.8ff; H.STRATHMANN, ThW 4, S.490; E.STAUFFER, Theo!., S.8Of. 308ff; H.KREMERS, aaO S.118.130f.133 uö; T. W.MANSON, Martyrs, S.475; H.KRAPT, aaO S.68f. - Parallelen in der jüdischen Tradition hat, neben A. SCHLA'ITER in seiner mehrfach genannten Arbeit, P.BILLERBEcK, Kommentar I, S.875. 9401f; H, S.28Of; III, S. 747, E.STAUFPER, aaO S.308ff, in gründlicher Untersuchung des gesamten Materials vor allem H.A.FISCHEL in seiner Arbeit "Martyr and Prophet" nachgewiesen, die generelle Formulierung aber auch nicht als solche untersucht, sondern sie in die spätjüdische "Märtyrertheologie" eingebettet. 'So wird die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten häufig mit Jes 53 oder mit den Leidensaussagen in 2 und 4 Makk zusammengebracht. Ebensowenig trägt die Betonung der Zeugenfunktion der Propheten etwas aus, solange nicht das 2 Kön 1713 und Neh 926 mit den Propheten verbundene ":17:1 untersucht wird.Auch die schon genannte Dissertation von H. KREMERS bedeutet für die Erhellung der Vorstellung kaum einen Fortschritt. Nach einer sorgsamen Analyse der Barucherzählung (S.I8-108) wird bis ins Urchristentum hinein die Geschichte einer "propbetischen Leidenstheologie" gezeichnet (S. 118-147; Hauptbelege : Dges, dtr und chronist. Belege, Dan, Prophetenlegenden und neutestamentliche Stellen). Trotz richtiger Beobachtungen im einzelnen fehlt der Untersuchung aber eine klare traditionsgeschichtliche Methodik; der unpräzise Gedanke des "leidenden Propheten" nivelliert die besonderen Aussagen der Belege und läßt die eigenständige Überlieferungsgeschichte der pluralisch-generellen Aussage nicht in den Blick kommen; vollends wegen ihrer zumal im neutestamentlichen Bereich recht nachlässigen Exegesen sind die überlieferungsgeschichtlichen Thesen auf S.1I8-147 ohne Gewicht.
ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE
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konltruierten Geschichte einer sogenannten alttestamentlich-jüdischen "Märtyreridee" ist somit schon aus methodischen Gründen unbefriedigend. - Es ist das Verdienst von H.J.ScHoEPs, die Fragestellung aus der Umklammerung dureh das Märtyrerproblem gelöst zu haben und die Untersuchung enger an den Elementen der Vorstellung selbst zu führen • Hier wird nun die generelle AUll' sage durch den Hinweis auf jüdische apokryphe Traditionen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten zu verstehen gesucht', freilich so, daß auf die Seite jüdischer Tradition im wesentlichen die Geschicküberlieferungen von einzelnen Propheten zu stehen kommen, während die generelle Formulierung als polemische Verallgemeinerung dieser LegendenstoffeJesus und dem Urchristentum angelastet wird". Nach der Bedeutung dieser überlieferungsgeschichtlich noch kaum erforschten und deshalb nur mit Vorbehalt in der neutestamentlichen Exegese verwendbaren Legendenstoffe für Überlieferung und Verständnis der generellen Aussage im l.Jahrhundert n.Chr. wird noch zu fragen sein'. Bei dem Ergebnis von SCHOEPS kann man schon deshalb nicht stehenbleiben, weil SCHOEPS eine gesonderte Untersuchung der im Urchristentum allermeist ohne jeden Bezug auf prophetische Einzelgeschicke verwendeten generellen Vorstellung in jüdischer Tradition unterlassen hat'. 1 In seiner 1943 in den SyBU erstmalig erschienenen Arbeit "Die jüdiJchen Prophetenmorde" . • aaO S.128ff. - Auf diese Traditionen hat zur Erklärung der generelJen FormuIieru.ng vor SCHOEPS schon R.BERNHEIMI!R, vitae prophetarum, und unabhängig von SCHOEPS auch H. A. FISCHEL, aaO S. 272ff hingewiesen. Dieser Lösungsweg ist schon von ORIIJENES (vg\. seine Auslegung von Mt 2337 -39, Comm. Ser. 28, GCS 38, 1933, S. 49-54; vgJ. auch Tom X 18 in Mt 1357, GCS 40, 1935, S.23f) beschritten worden, worauf SCHOEPS ausdrücklich Bezug nimmt (aaO 8.128). OtuGENES scheint überhaupt der einzige zu sein, der in der altkirchlichen Schriftauslegung die generelle Aussage als exegetisches Problem empfunden hat. Sonst zeigen die Kommentare der Alten Kirche im großen und ganzen eine selbstverständliche Rezeption der entsprechenden biblischen Au""agen, die auf deren nicht hinterfragter Gültigkeit beruhen wird. Unter Benutzung der von W. WERBECK in RGG, 3. Auflage, gebotenen Zusammenstellung wurden zu entsprechenden Stellen eingesehen die Matthäus-Kommentare außer von Origenes auch von Hippolyt, Hilarius v. Poitiers, Athanasius, Chrysostomus, Hieronymus, Augustin, Cyrill v. Alexandrien, Amobius Iunior (vg\. RGG, 3.A., 11, Sp. 767), ferner: Matthäus-Kommentare aus der griechischen Kirche, herausgegeben von J.REuss, TU 61, 1957, der Markus-Kommentar des Ps-Hieronymus (vgl. ebd. Sp.768), die Lukas-Kommentare von Origenes, Titus von Bostra, Euscb von Caeaarea, Ambroeius (vgl. ebd.), die Acta-Kommentare von Didymus v. Alexandrien, ChryaootomUll, Cyrill v. Alexandrien (vgl. RGG, 3.A., I, Sp.507}, ferner die Jeremia-Homilien des Origenes (GeS 6, 1901; vgl. RGG, 3.A., 111, Sp.590) und der Chronik-Kommentar des PsCyrill v. Alexandrien (vgl. RGG, 3.A., I, Sp.1806). • Vgl. aaO S.132. 141. 142f. • Vgl. unten Abschnitt D VII. • Schon Neh 926 muß gründlicher als bei SCHOEPS (aaO 8.128) bedacht werden. Mit volh,m Recht ist gegen SCHOEPS das Vorliegen der generellen Vorstellung schon im Alten Testament betont worden von A.DEsCAMPS, Justes, S.48 AI: (Schoepe) "exagere don<: lorsque, sous pretexte que les livres prophetiques de I'A.T. ne mentionnent pas le theme, il en recherche les antecedents dans les apocryphes", und N.BRox, aaO 8.136.Für die Herausgabe der "jüdischen Prophetenmorde" in seinem AufSatzband "Aus frühchristlicher Zeit" hat SCHOEPS die schon genannte Arbeit von H. A. FlBCHEL herangezogen (vgl. aaO S.136 AI), ist aber auf die dort beigebrachten Belege für die generelle Aussage aus den Midraschim nicht eingegangen. Weiterführende Beobachtungen zum Verständnis der generellen VonteIlung finden sich bei E.FASCHER, IIPO
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EINLEITUNG
Die vorliegende Untersuchung hat die Aufgabe, der Entstehung, überlieferung und Verwendung der generellen Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten bis ins Ur- und Frühchristentum nachzugehen. Ihr Aufbau ergibt sich aus der sie leitenden Methode, die noch kurz ausgewiesen werden soll. Bei der Frag~' nach der Überlieferungsgeschichteeiner Vorstellung, also nicht eines fixierten literarischen oder vorliterarischen Traditionsstücks, muß die Methode die traditionsgeschichtliche, und zwar näherhin als vorstellungsgeschichtliche, sein, wie sie A. EICHHORN und H. GUNKEL zunächst für den Anschluß alttestamentlicher VOflltellungen an die außerisraelitische Vorgeschichte ausgebildet haben. Sie ist dann auch auf die inneralttestamentliche Überlieferungsgeschichte angewandt worden1 ; vor allem H.GUNKEL, \V.BOUSSET und M.DmELIUs· haben gezeigt, wie sich auf diesem Weg alttestamentliche, spätjüdische und urchristliche Aussagen v'Orstellungsgcschichtlich verbinden, aber auch von anderen Vorstellungs traditionen sondern lassen, und hier liegt die Bedeutung dieser Methode für unsere Fragestellung. - Unter dem Begriff" Tradition" wird in der vorliegenden Untersuchung sowohl der Vorgang der Überlieferung (traditio) und sein Zusammenhang in der Überlieferungs- oder Traditionsgeschichte als auch der Gegenstand der Überlieferung (traditum) verstanden. Tradition qua traditum bezeichnet eine feste Vorstellung oder einen festen Zusammenhang von Vorstellungen. Im Blick auf ihren Bezug auf einen derartigen Vorstellungszusammenhang werden einzelne Vorstellungen als Elemente bezeichnet, wobei sich das Element seinerseits wieder in einzelne Momente gliedert. So sind die Aussagen über die generelle Tötung oder Verfolgung der Propheten Momente, in denen sich das Element ,,Abweisung der Propheten"ausprägt; dieses aber bildet zusammen mit dem Element "Wirken der Propheten" eine feste Vorstellung. Insofern deren beide eben genannten Hauptglieder, wie sich zeigen wird, in den größeren Vorstellungszusammenhang des dtr Geschichtsbildes gehören, werden sie als dessen Elemente bezeichnet. - Daß bei einer vorstellungsgeschichtlichen Untersuchung Textkritik, Litenarkritik, Formgeschichte und Redaktionsgeschichte als überlieferungsgeschichtliche Fragestellungen an vorliterarisch oder literarisch fixiertes Traditionsgut eine wesentliche Rolle spielen, bedarf keines Wortes. Ihnen übergeordbetrachtung weist auch H.KREMERS, aaO 8.135.137 hin. K.H.8cHELKLE, Passion, 8.32 erwägt zum Vorwurf der Prophetentötung in I Thess 215: " ... vielleicht kann und will diese Anklage gar nicht historisch belegt werden; sie ist wohl einfach formelhaft und nimmt zuletzt ein schon alttestamentliches Motiv auf". 1 Eine Geschichte, Kriterien und Grenzen der traditionsgeschichtlichen Methode untersuchende Monographie fehlt, soweit ich sehe. Hingewiesen sei auf die Darstellung bei W.G.KÜMMEL, Das Neue Testament, 8.259ff, ferner die wichtigen methodischen Bemerkungen von G.v.RAn, Literarkritiscbe und überlieferungsgeschichtliche Forschung im Alten Testament, VF 1947/48,1950,8.172-194, bes. 8.187f; H.J.KRAUS, Zur Geschichte des überlieferungsbegriffs in der alttestamentlichen Wissenschaft, EvTh 16, 1956, 8.:~71-387; R.RENDTORFF, Tradition und Prophetie, in: ThViat VIII, 1962,8.216-226; K.KoCH, Formgeschichte §§ 4-7. I H.GUNKEL, 8chöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit (1895); DERS., Zum religionsgeschichtlichen Verständnis des Neuen Testaments (1903); W.BOUSSET, Der Antichrist in der überlieferung des Judentums, des neuen Testaments und der alten Kirche (1895); M.DmELIUS, Die Geisterwelt im Glauben des Paulu. (1909); DERS., Die urchristliche Überlieferung von Johannes dem Täufer (191 I). - Jüngst ist der Wert dieser Methode in der Untersuchung der überlieferungsgeschichte christologischer Titel im Urchristentum zutage getreten, vgl. H. E. TÖDT, Der Menschensohn in der synoptischen überlieferung, 2.A.1963, F.HAHN, Christologische Hoheitstitel. Ihre Geschichte im frühen. Christentum, FRLANT 83, 1963; W.KRAMER, Christos Kyrios Gottessohn, AThANT 44, 1963.
METHODE UND AUFBAU DER UNTERSUCHUNG
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net ist aber die an der Kontinuität einer Amsage orientierte Hauptfrage nach der Überlieferung einer Vorstellung. III dem vorliegenden Fall ist für die Vorstellung kennzeichnend ein fester Begriff (der generelle Plural "die Propheten"), dem ein fester, an Struktur und Wortfeld erkennbarer Aussagegehalt zugeordnet ist.' Läßt sich eine Vorstellung an Hand dieser Kriterien mehrfach belegen, ohne daß lediglich unmittelbare litera.rische Abhängigkeit zwischen den Belegen vorliegt, so kann mit lebendiger Überlieferung der Vorstellung gerechnet werden. Zugleich läßt sich mittels dies'~r Kriterien bei einem Beleg das vorstellungsgeschichtlich Traditionelle vom Neuen sondern und dadurch die Aufnahme des Traditionellen theologisch charakterisieren. Diesen hier angedeuteten methodischen Überlegungen folgend, beginnen wir im erstm Hauptteil mit der Untersuchung von Struktur, Wortfeld, Vorstellungsumfang und -ort des ältesten Belegs und seines traditionsgeschichtlichen Hintergrunds'. Der zweite Hauptteil untersucht ebenso die Gestalt der Jahrhunderte später liegenden Belege für die Vorstellung bei Josephus, in der rabbinischen und frühchristlichen Tradition. Läßt sich dabei aus dem Vergleich mit dem eingaIlgll erhobenen alttestamentlichen Befund nachweisen, daß sich die Vorstellung erhalten hat, ohn<: auf unmittelbar literarischen Einfluß des Alten Testaments zurückzugehen, so kann für die Zwischenzeit des Spätjudentums" mit lebendiger Überlieferung gerechnet werden. Das Problem der Vermittlung der Vorstellung in dieser Zwischenzeit und dementsprechend auch die spätjüdischen Belege für die Vorstellung sind dabei noch ausgespart. Beides wird im dritten Hauptteil untersucht, der aber die Vermittlung nicht nur als Vorstellungsgeschichte zu erhellen sich bemüht, sondern darüber hinaus den Versuch macht, die Vorstellungsgeschichte in die israditisch-spätjüdische Geschichte überhaupt einzubetten'. Abschließend kann dann im vierten Hauptteil nach der Aufnahme der Vorstellung im Urchristentum gefragt werden'.
1 110 liegt auf der Hand, daß sich unsere UntemIchung deshalb nicht von einer auf Propheten angewandten Märtyreridee leiten lassen kann; dasselbe gilt aber auch von dem Motiv eines gewalt.am abgewiesenen Propheten. Die Fragestellung muß vielmehr präziser am ältesten Beleg für die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten ansetzen und an Hand von dessen Kennzeichen weiterschreiten. , Der Arbeit vorangestellt werden "VonmtwsucJumgm". Sie befaBsen sich mit d.,.. Analyse schwieriger synoptischer Belegstellen, die den Fortgang der Unterruchung selbst nicht unterbrechen soll. • Auf das Prohlem der Bezeichnung dieser Zwischenzeit als ,,spätisraelitischer" oder "früluüdischer" kann hier nicht eingegangen werden. Ich behalte notgedrungen den sachlich wenig treffenden, aber eingebürgerten Ausdruck "Spätjudentum" !Ur die Zeit von der makkabäischen Erhebung bis zur Niederschrift der Mischna, vgI. dazu F.IiAHN, Hohdtstitel, S.IO, bei. , Dabei ist besonders nach dem Interesse an der Vorstellung, nach ihrem Sitz im Leben und nach den theologischen Trägern der Überlieferung zu fragen. • Leider lassen sich bei unserer Untersuchung im Blick auf Spätjudentum und Urchristentum die Kennzeichnungen "palästinisch" und "hellenistisch" nicht vermeiden. Ihre Problematik besteht in der Zusammenstellung eines geographischen mit einem vorstdlungsanalytischen Aspekt. Am ehesten lassen sie sich zur Charakterisierung der geist(sgeschichtlichen Herkunft von Vorstellungsgtlt verwenden, wobei "paläotiniscb" dann im wesentlichen negativ das Fehlen hellenistischer Einflüsse, aber auch positiv den Zusammenhang mit älteren israelitischen Vorstellungen bezeichnete. In di"""", Sinn verwenden wir das Begriffspaar; darüber hinaus "paläotinisch" aber auch geographisch, da Wl. am Bezug der Vorstellungsgeschichte auf die Geschichte überhaupt und damit auch am überlieferungsraum liegt. Mit dem Begriff "hellenistisch" ist natürlich nicht eo ipso ein außerpaläotinischer Uberlieferungsraum gesetzt; es muß vielmehr, wo erforde:rlich, von Fall zu Fall gefragt werden, ob er .ich näher bestimmen läßt.
A.VORUNTERSUCHUNGEN
I. TRADITION UND REDAKTION IN MT511fPAR LK622f Diese letzte der in Mt 53ff par Lk 620ff zusammengestellten Seligpreisungen, die in ihrer Abschlußwendung (Mt 512c par Lk 623c) die VOI"Jtellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten enthält, gehört bereits zum Grundbestand der Makarismenreihe, die in Qden von Mt zur Bergpredigt und von Lk zur Feldrede ausgestalteten Logienkomplex eröffnetl. Die ursprüngliche Gestalt des Logions Mt 51lf par in Qist angesichts der stark voneinander abweichenden Fassungen bei Mt und Lk allerdings nicht ohne weiteres zu erkennen; die folgende Analyse versucht, sie zu bestimmen und ein Bild von der synoptischen überlieferungsgeschichte des Logions zu gewinnen. Die bei Mt und Lk vorliegenden Fassungen der letzten Seligpreisung erklären sich freilich kaum allein durch die Annahme jeweils redaktioneller Eingriffe in ein beiden Evangelisten gleichlautend überkommenes Traditionsstück aus Q; dagegen spricht sehon die hinter den Makarismenreihen Mt 5 3ff und Lk 6 20ff im ganzen stehende überlieferungsgeschichte, die neben dem Grundbestand der Makarismen in Q2 und der redaktionellen 1 Zur Makarismenreihe in Q vgl. T. W. MANSON, Sayings, S.46ff; G.BoRNKAMM, RGG, 3.A., I, Sp.I047ff; H, Sp.759. I Er umfaßt die vier Mt und Lk gemeinsamen Seligpreisungen, vgl. R.BuLTMANN, Tradition, S.1I4; T.W.MANSON, aaO S.47; und andere. Die Reihung von Seligpreisungen in Qhat bereits Vorbilder in spägüdischer Tradition, vgI. neuerdings E.KAMLAH, Paränese, S.24ff; K.KoCH, Formgeschichte, S.8.20. Nach wie vor umstritten ist, ob die ersten drei Seligpreisungen in Q wie die letzte und wie bei Lk in der 2. oder wie bei Mt in der 3.P. PI. formuliert waren; zur Diskussion des Problems vgI. besonders j.DuPONT, Beatitudes, S.272ff. Für eine Reihung von Makarismen in 3. Person mit einem erweiterten Abschlußglied in 2. Person gibt es meines Wissens sonst keinen spätjüdischen oder urchristlichen Beleg. Den Personenwechse1 in der Reihe sucht E. LOHMEYER, Mt, S.93 durch Hinweis auf Belege in den Psalmen, D.DAUBE, Beatitude, S.196ffdurchHinweis aufJes 63 711'; Sir47 1211'; 481111'und andere Stellen zu erklären; die gattungsgeschichtliehe Fragestellung ist aber bei beiden Forschern viel zu weit angesetzt. Meines Eraehtens waren in Q alle vier Seligpreisungen in der 2. P. PI formuliert (mitJ.WElss, SNT, S.429; M.DIBELIUS, Bergpredigt, S.92; DERs., Formgeschichte, S.248; J.SCHMID, Mt und Lk, S.216f; T. W.MANSON, aaO S.47 (wahrscheinlich); G. BoRNKAMM,Jesus, S.68ff; und andere); die Stilisierung der ersten drei Seligpreisungen in 3. Person erfolgte in der vormattltäischen Weiterbildung der Reihe zu einer allgemeinen Proklamation der in der "besseren Gerechtigkeit" implizierten Tugenden und deren Heilsrelation (vgl. dazu M.DIBELIUS, Bergpredigt, S.93.119f; DERS., Formgeschichte, S.248; G.BORNKAMM, Enderwartung, S.14; DERS., RGG, 3.A., I, Sp.1047; G.STRECRER, Weg, S.157); Mt 51lf blieb davon verschont, da es sich wegen der von den vorangehenden Seligpreisungen schon in Q abweichenden Form (vgI. dazu unten S.257f) wie wegen der speziellen Adressierung (vgI. unten S.259f. 307) nicht zur Aufnahme in diese allgemeine Proklamationsreihe eignete, die durch Mt 510 geschlossen wird (vgI. unten S.21 A2). - Im Grundbestand der" Q-Makarismenreihe ist die letzte Seligpreisung als ursprünglich selbständiges Traditionsstück eingefügt, vgl. R. BULTMANN, aaO S.1l5; J.SCHMID, RNT 1, S.77; und andere; zuletzt K.KoCH, Formgeschichte, S.48.
TRADITION UND REDAKTION IN MT 511f PAR
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Bearbeitung! mindestens noch eine dritte, zwischen den genannten liegende Traditionsstufe erkennen läßt; zu dieser gehören vor allem die bei Mt überschießenden Seligpreisungen! und die Ausbildung der bei Lk folgenden Weherufe 3• Mt und Lk haben demnach den Grundbestand der Seligpreisungen in Qjeweils verschieden weiter1 Mit redaktionellen Eingriffen in die überlieferte Makarismenreihe ist durcham zu rechnen, vgl. die Kommentare und J. DuPONT, aaO passim. - Doch müssen Kriterien (Wortstatistik, Stil, Kompositionsverfahren, theologisches AussageprofiI) dafür vorab aus d(:f Behandlung der Markm-Quelle und am redaktionellen Rahmenvenen gewonnen werden. • Für ganz oder teilweise vorredaktionell halten sie R.BULTMANN, aaO S.1l5; T. W. MANsON, aaO S.47; J.SCHNJEWIND, NTD 2, S.49; G.D.Kn.PATRlClt, Origins, S.15ff; W.L.:KNox, Sourees, H, S.12f.17; G.BARTH, Gesetzesverständnis, S.115; G.STRECKER, Weg, :5.12 A2; 38; und andere; zuletzt: K.KocH, aaO S.95 A35a; 248. - Die im Blick auf Mt 511f besonders wichtige 8. Seligpreisung (Mt 510) wird allerdings meist als redaktionelle Bildung beurteilt, vgl. R.BULTMANN, aaO S.115; G.BARTH, aaO 8.115; J.DuPoNT, aaO 8.225 und AI (Lit.); G.8TRECKER, aaO 8.38.151.159.201 A7; und ander,,; anders zB T.W.MANsoN, aaO 8.48. Vgl. zu Mt510 besonders J.DuPoNT, aaO S.223-227. - Vorredaktionelle Bildung ist für Mt 510 freilich nicht zwingend amzuschließen, da IltW"EtV nicht eindeutig redaktionell ist (vgI. unten 8.23 A3) und auch der prägnante Gebrauch von 3t"C
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VORUNTERSUCHUNGEN
gebildet vorgefunden. Es ist zu erwarten, daß auf dieser noch vorredaktionellen Traditionsstufe die Weiterbildung des Grundbestandes nicht nur durch Anfügungen, sondern auch durch Eingriffe in diesen selbst erfolgt ist, und dementsprechend ist auch bei der letzten Seligpreisung mit der Möglichkeit zu rechnen, daß sich jeweils drei Traditionsschichten unterscheiden lassen l • Dies muß nun in der Einzelanalyse untersucht werden. M<xx&pto( ~an ß'I'Otv ist bei Mt und Lk gleichlautend überliefert und gehört also zum Grundbestand des Logions. Im Folgenden hat nur Lk [ltal)
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TRADITION UND REDAKTION IN MT 511f PAR
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die auch nur bei Lk erhaltene Wendung XIXI 6't'IXV ,x<popIa6lmv UJLW;. 'A
ISVOIl.IX UIl.(;)v (~ 1CO"'lpOV (Lk) zeigt die Konvergenz der Mt-Fassung mit Lk 626', daß Mt Q bewahrt hat, während die LkWendung durch Änderung in QLk zustandegekommen ist'. Die seit J. WELLHAUSEN (Lk, S.24) übliche Erklärung der Wendungen bei Mt und Lk als Übersetzungsvarianten muß deshalb ausscheiden, da die Mt-Fassung nach Lk 626 noch in QLk bekannt war und Lk 622 erst später in derselben Traditionsschicht durch die Lk-Fassung ersetzt wurde". 'Yeu86ll.evot in Mt 511 kann textkritisch nicht ausl~eschieden werden und ist mit den meisten Auslegern als redaktioneller Zusatz zu beurteilen'. Schwer zu entscheiden ist, ob in der abweichenden Qualifiaußen widerfährt; in dieser Hinsicht ist Mt das Wort aber durchaus geläufig, vgl. Mt:i022(!) aus Mk 1313; 249 par Mk1313; daß Mt Il.tCJe'v vermeidet, ist darum für 511 so unwahrscheinlich wie rur 544; die These, daß Mt in 543fdie Details von Lk 627f verkürzt (so W.L.KNox, aaO II, 8.14; J.DuPONT, aaO 8.229; W. TRILLINo, aaO 8.80f.81 A37 (Lit.», argumentiert zu starr literarisch; von einer Vermeidung von Il.tCJl:iv in Mt 5 44 kann man schon deshalb nicht sprechen, weil die Abweichungen weilreichender sind; eine Auslassung von Il.tCJe'v wäre obendrein nach 543b ganz unv,erständlich. Umgekehrt geht auch 3t6>xetv in 544 kaum auf Mt selbst zurück, da eineindeutig redaktionelIer Beleg für 3t6>X2tV bei Mt fehlt (vgI. 8.23 A3). Vielmehr ist damit zu rechnen, daß Mt 5 43f und Lk 6 27f den Evangelisten schon in verschiedener Ges,-alt überkommen sind. Dabei ist zu erwägen, ob Lk 627f nicht in QLk erweitert wurde, worur die Konvergenz mit Lk 6 22 (Ausschließung aus dem jüdischen Religionsverband, die Mt noch nicht kennt, vgl. 8.309 u. A3) spräche. , Apgl3 2; 199 hat es anderen 8inn. • Vgl. zuletzt J.DuPoNT, aaO 8.23lf unter Hinweis auf redaktionelIes 3t&!Xetv in Lk :~112. • Vgl. G.D.K1LPATRIOK, aaO S.16;J.DuPoNT, aaO S.232; W. TRILLlNG, aaO S.80; H.SCHÜ1WANN, BZ NF 3, 19.59, 8.85AI5; A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.178A2; s. auch G.8TRECKER, aaO 8.151; anders W.L.KNox, aaO II, S.13 Al. Die Wortstatistik alIein liefert noch kein zwingendes Argument. Außerdem sind Mt 510.44 zumindest nicht eindeutig (vgl 8.21 A2; 22 A4), Mt 1023 sicher nicht redaktionell. In 23 34 ist 8t6>xetv schon aus Q vorgegeben. Nun muß beachtet werden, daß gerade 3t6>xetv in 512 die Geschickentsprechung zu den Propheten ausmacht und das in Q unprünglich.! (oihoo,) rcote,v (vgl. 8.25A5) verdrängt hat. Von der Verfolgung von Christen, die entsprechend den Propheten wirken, spricht Mt 23 34 faktisch im Rückblick auf die Zeit vor der Tempelzerstörung, vgl. 8.294fA7, und gibt damit Ereignisse wieder, die den theologischen Trägern seiner palästinischen Tradition widerfahren sind. Es liegt deshalb nahe, daß bereits diese ihr Verfolgungsgeschick in die letzte Seligpreisung einbeziehen, zumal auch TO,), rcpo Utt(;)v Mt 512 auf deren Hand zurückgeht, ..8.25f. KIX! Ilt6>~6I"tV weisen wir demnach der Traditionsschicht QMt zu. • Vgl. 8.2IfA3. - Lediglich rciiv könnte in Q gefehlt haben. - Die Lesart ~1l.IX in Mt511 ist sekundär, vgl. E.KLosTERMANN, HNT 4,8.38; E.LommYER, Mt, 8.95. • Gegen redaktionelle Bildung durch Lk spricht schon, daß diese Wendung bei Lk sonst nicht belegt ist, ferner, daß ein semitischer Ausdruck (P' 0111 K'3'Il'l) zugrunde liegt (vgl. A.8CHLATTER, Lk, 8.246; M.BLAOK, aaO 8.97f; C.-H.HUNZlNoER, Bannpraxis, 8. 72f;J.DuPoNT, aaO 8.235; vgl. auch G.IiARDRR, ThW 6, 8.555). • Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, daß durch die Lk-Fa8llUIlg ebenso wie dureh tttCJeiv und ,x<pop!~etv (QLk) eine Disziplinarmaßnahme zum Ausdruck gehra<:ht werden sollte, vgl. 8.283 A3. 7 Zum textkritischen Problem vgl. J.DuPONT, aaO 8.236f.243; G.8TR.BCltRR, aaO
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VORUNTERSUCHUNGEN
zienmg des Geschicks ~V""EV tfLOü (Mt) oder ~""ot TOÜ u!oü TOÜ &V.&p6>1tOU (Lk) ursprünglicher ist'. Wahrscheinlich ist keine der beiden Fassungen redaktionell'; im Grundbestand der Seligpreisung in Q sind an sich beide Wendungen möglich, doch mag Mt das Ursprüngliche bewahrt haben'. Auch der fol!:ende Aufruf zur Freude zeigt charakteristische Abweichungen. In der Mt-Fassung entspricht dem Zuspruch, daß die Angeredeten in ihrem Geschick (jetzt) selig zu preisen sind, der Aufruf, sich im Blick auf den künftigen Lohn (jetzt schon) zu freuen und zujubeln; bei Lk hingegen ist die Seligpreisung solchen Geschicks abgesetzt von der Freude am eschatologischen Tag". Mt hat S.154; zur Beurteilung von q,eu86fLEVoL als Redaktionsgut vgl.zB j.DUPONT, aaO S.236-238; G.STltECKER, aaO S.154. 'Die Lesart (r."VE"EV) 8L"ottoaUV"Ij~ (Mt 511) wird aus V.IO eingedrungen sein; die Lesart TOÜ 6v6fLO:T6~ fLOU ist zwar traditionsgeschichtlich sicher nicht ursprünglich, da die Vorstellung vom Namen jesu sonst in Qfehlt; Mt aber ist der Ausdruck aus Mk geläufig (vg1.10 22 par 249 und besonders 1929 (redakt.». Doch spricht die Textbezeugung für ~""EV efLoü; die Lesart is( vielleicht unter Einfluß von I Petr 414 entstanden. I Mit F.HAHN, Hoheitstitel, SA3f A4; vgl. auch H.E. TÖDT, Menschensohn, S.114. Die Mt-Fassung halten für redaktionell jüngst PH.VIELHAUER, Gottesreich, S.52f; G.STRECKER, aaO S.124AII; 150; K.KoCH, aaO SA8. I Hinter beiden Fassungen steht keine redaktionelle Tendenz: Lk weicht zwar in Lk2112 (gegen l"lk 139) und 1829 (gegen Mk 1029) vom ~ve"ev efLoü des Mk ab, wobei zumindest bei 1829 fraglich ist, ob die Änderung redaktionell ist, vgl. R.BULTMANN, aaO S.1I5f; H.E.TöDT, aaO S.227, bietet es aber in 924 aus Mk835. Umgekehrt läßt Mt aber auch keine besondere Hochschätzung von ~VE"EV efLoü erkennen; er gibt die Wendung außer der Stelle 1929 (vgl. Mk1029; LkI829), die ein überlieferungsgeschichtliches Problem für sich darstellt (vgI.R.BuLTMANN, H.E. TÖDT, aaO), stets aus Ml< wieder, auch 10 39, wo auf die Q-Fassung (vg\.Lk 17 33 und R. BULTMANN, aaO S.97) in ~ve"EV efLoü die Parallelfassung bei Mk (835 par Mt1625) einwirkt. - Das Problem kompliziert sich noch dadurch, daß in Q beide Wendungen nicht vorkommen; ~e><EV efLoü ist nur aus der Mk-überlieferung belegt, ~ve"ot TOÜ u!oü TGÜ &V.&pW11;OU ist überhaupt ein singulärer Ausdruck. Zur Lösung greift man deshalb über die ~e><EV - Wendungen hinaus auf das Verhältnis Menschensohntitel Personalpronomen bei Mt und Lk zurück (vgl. PU.VIELHAUER, aaO;j.DuPoNT, aaO S.24If; G.STRECIf.ER, aaO); doch ergibt sich hier auch kein klares Bild, da Mt auch den Menschensohntitel statt des Personalpronomens setzen kann, so Mt 1613 gegen Mk 827, worauf G.-H.HUNZINOER, Bannpraxis, S. 73 A 423 hingewiesen hat, der efLoü für ursprünglicher hält. Dafür spricht ferner, daß ~V""EV €fLOÜ auch Mk 13 9 (vgl. zSt F.HAHN, aaO S.107 A2) in alter palästinischer Überlieferung vorkommt. - Stand ~""EV efLoü in der ursprünglichen Q-Fassung der Seligpreisung, dann dürfte es sich sachlich an den Tatbestand anschließen, daß in Q vom zu mir Bekennen und mich Verleugnen (Lk 12 sr; vgl. auch Mk 8 38) die Rede ist, während sich die QLk zuzuweisende Wendung ~e>
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in V.12a den ursprünglichen Q-Text erhalten: die Abweichungen in Lk 623& sin.d durchweg redaktionell und konvergieren damit, daß Lk selbst auch in den drd vorangehenden Seligpreisungen den Gegensatz jetzt - dann durch Einfügung von vüV betont'. Im folgenden Versteil Mt 512b = Lk 623b stimmen beide Fassungen im wesentlichen überein' : 6't't <'> fLta.&{)~ ÖfL&V 1roAU<; I:v 'l'iji oöp<xviji gehört somit zum Grundbestand des Logions in Q. Stärker differiert die Überlieferung jedoch wieder im letzten Satz. Die Wendung 01 Tt'otttp~ otU'I'&v (Lk 623c), die die Täter des Prophetengeschicks von den ~6>1rot V.22 absetzt, zugleich aber die Kontinuität der Abweisung betont, ist redaktionell zugefügt". Ebenso hat Lk selbst das ursprüngliche o{lT6>~ durch xot'l'a m otum ersetzt'. Andererseits hat Lk mit e,to(ouv ein Moment des Grundbestandes in Q bewahrt, in dem die beiden in der Q-Gestalt des Logions enthaltenen Geschickverben 6-S[~lttv und drre!v Tt'O"'lPOV xo<.&' O[l&v zusammengefaßt sind; erst in QMt wurde dafür entsprechend der Einfügung V. 11 8'6lxe,v gesetzt·. In der Traditionsschicht QMt ist auch 'l'OU~ Tt'pO O[l&v (Mt 512) hinzugesetzt worden, was die Kontinuität zwischen Christen und den Propheten ausdrücklich macht'; in Q selbst liegt auf MANN, aaO S.120). Bei Mt findet sich der Ausdruck noch 722; daß er ihn in 512 gestrichen und die profilierte Lk-Fassung verwischt haben sollte, ist ganz unwahrscheinlich. Argumente für die Zuweisung der Abweichungen Lk 6 23 a zur Redaktionsschicht siehe in der nächsten Anm. 1 Vgl. J.DuPoNT, aaO S.245. - Angleichend an das zweite Glied der vorangehenden Seligpreisungen faßt Lk schon 623 & als eschatologisches, das jetzige Geschick wendendes Geschehen. Darum der eingefügte Hinweis auf den eschatologischen Tag als Belohnungstag, dem die Änderung von )(ot[peTE in den Impt. Aor. Jrorrespondiert (vgl. E. KLOSTERMANN, HNT 5, zSt), und die ebenso redaktionelle Ersetzung von qiXAAtiialm, durch ux'p'l'iiv (im NT nur noch in Lk 141.44 im Literalsinn), da &.yiXAAtiiakt bei Lk die,en streng eschatologischen Sinn nicht bat {vgI. Apg246; 1634; auch Lk 114; (1021)), während Lk bei uxtp'l'iiv offenbar an dessen eschatologische Verwendung in LXX anknüpft (vgl. '" 1134.6; Mal 320). Die Erklärung des Wechsels &.yiXAAtiiaktax'p'l'iiv aus einer aramäischen Vorlage (so M.BLACK, Approach, S.275f: dagegen: J. DUPONT, aaO S.245) ist deshalb unnötig. • t80u yap Lk 623b ist redaktionell, vgI. J.DuPONT, aaO S.244: der PI. oup<xvol wird in QMt (vgI.G.STREOKER, aaO S. I7f u.ö.) statt des Sing. gesetzt worden sein. • Für die lukanische Zufügung spricht, daß Lk hier wie durch 01 &V&P6>1rot in V. 22 die unpersönliche Konstruktion vermeiden wollte, vgl. J.DupoNT, aaO S.246ff, bes. 248f, und dafür auf die von ibm schon vorgefundene (Mt 23 30 Q, 8.u.S.28f: Apg 7 51-52a, s.u.S.265ff) und beibehaltene (Lk 11 47f; Apg751f) Verbindung des Prophetengeschicks mit den "Vätern" zurückgegriffen hat. Umgekehrt läßt sich bei Mt eine Tendenz, statt den Vorfahren die Israeliten seiner Zeit als Täter des Geschicks der alttestamentlichen Propheten hinzustellen, die eine Streichung von Q zugehörigem 01 1tO~ yap ~Tt'o(ouv 'l'o!~ X'I'A., vgI. dazu Mt 712 {Lk 6 31 läßt wieder o1lT6>~ aus und bringt das für Lk charakteristische 6!Lot6>~ (vgl. J.C.HAWXIN!l, Horae, S.18}); 18:15 u.ö. In LXX kommt die Wendung o{j'l'6>(~) Tt'ot,,!v über ISO mal vor. - Läßt skh so der Wechsel ~Tt'o(ouv - ~8(rul;<xv überlieferungsgeschichtlich aufhellen, so ist auch hielr nicht mit bloßer übersetzungsvariante zu rechnen: gegen W.BUSSMANN, aaO, 11, S.43. • 'l'OU~ Tt'pO U[l&v kann grammatisch als nachgestelltes Attribut mit Wiederholung des Artikels (die Propheten vor euch) oder als Apposition (ol Tt'pO ufL&v = eure Vorgänger) betwachtet werden. Das im ersten Fall mögliche Verständnis als rein zeitliche Bestimmung macht den Ausdruck überflüssig (vgl. A. SATAKB, aaO S. 178). Der Zusatz impliziert auf jeden Fall die sachliche Kontinuität der Angeredeten mit den Propheten, wahrscheinlich auch in der Prophetenbezeichnung (so zB J.WZIBS, Predigt, S.I80:
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VORUNTERSUCHUNGEN
dieser Kontinuität noch kein Nachdruck, die Propheten bezeichnung für Christen fehlt 1 ; anders bei Mt selbst; doch spielt der bei ihm ausdrücklich hervorgehobene Zusammenhang zwischen den alttestamentlichen und christlichen Propheten, womit Mt Vorstellungen seiner palästinischen Tradition aufnimmt, nur für einen bestimmten, inzwischen durch die Zerstörung Jerusalems abgeschlossenen Zeitraum eine Rolle', also nicht mehr zur Abfassungszeit des MtEv, in der doch Mt 511fweiterhin gelten so1l8; darum kann der Zusatz nicht dem Evangelisten selbst zugewiesen werden.
Die überlieferungsgeschichtliche Analyse, die angesichts der komplizierten Materie freilich nur ein begründeter Versuch sein kann, hat bestätigt, daß in den vorliegenden Fassungen der letzten Seligpreisung drei Traditionsschichten festzustellen sind: die Grundgestalt der Seligpreisung in Q hat auf Mt und Lk hin eine getrennte, die Q-Fassunl~ in Formulierung und Umfang verändernde Überlieferungsgeschichte gehabt (QMt, QLk)', vgl. die das Ergebnis der Analyse zusammenfassende, nebenstehende Übersicht. II. TRADITJONUNDREDAKTIONINMT2329-36PAR
LK 1147-51
Dieser für die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten so besonders wichtige Abschnitt ist bei Mt und Lk derart abweichend überliefert, daß das in ihm enthaltene Redaktionsgut TH.ZAHN, Mt, 8.195; A.8cHLATIER, Mt, 8.145; E.KLoSTERMANN, HNT 4, 8.38; E.LoHMEYER, Mt, 8.97; E.KÄSEMANN, ZThK 57, 1960,8.170; A.8ATAKE, aaO 8.178; G.8TRECKER, aaO 8.137 A4 als Beleg für "Prophetie"). 18. unten 8.28'1 und AI. '8. unten 8.31:1f. Beachtet man, daß die Zufügung von 't'ou~ 7tPO O!Lwv dem durch Mt gewiesenen Befund in seiner palästinischen Tradition deutlich entspricht, und trifft unsere Erklärung von ot 7t(t't'ep~ (Xu't'wv in Lk623 zu (vgl. oben 8.25A3), dann ist auch die berühmte, von den Kommentatoren vielfach aufgenommene Konjektur von J. WELLHAUSEN (Lk, 8.24) unnötig; vgl. gegen WELLHAUSEN auchJ.DuPoNT, aaO 8. 246f. '8. unten 8.315 und A6. • Gestützt wird die Annahme der vorredaktionellen Traditionsschicht QMt bzw. QLk auch dadurch, daß die ihr zuzuweisenden Eingriffe in die Q-Fassung jeweils in sich einheitliche Tendenz zeigen: so wird in QMt das Logion zu einem Heilswort für verfolgte christliche Propheten und gehört damit in einen Zusammenhang, der sich historisch und vorstellungsmäßig aus Mt auch sonst für dessen palästinische Tradition erschließen läßt, vgI. unten 8. 306ff, während die für QLk kennzeichnenden Geschick. verben ihre Einheit darin haben, daß durch sie die 8eligpreisung im Blick auf diszipli. narische Maßnahmen aktualisiert werden soll (vgI. unten 8.283A3). - In Q standen nur die Geschickverben 6vetlH~etv und d7tei'v 7tOVl)POV )«X,&' u!Lwv. Das wird nicht nur für e[m,)(Jtv 7tOVl)POV durch Lk 6 26 (vgl. 8.23), sondern auch für 6veLIl(~eLv durch 1 P.tr 414 gestützt. I Petr verarbeitet auch sonst Herrenworte, vgl. E. Lohse, Paränese, 8.85; zum Verhältnis der letzten 8eligprei~ung zu I Petr 414 vgl. R.KNoPF, Petr u. Jud, 8.179f; E.G.8ELWYN, Petr, 8.222; H.WINDISCH-H.PREISKER, HNT 15, 8.77; J.DUPONT, aaO 8.232 A2; 240; W.NAuCK, ZNW 46, 1955, 8. 68ff. Die letzte Seligprei. sung hat demnach in einer älteren als der bei Mt und Lk vorliegenden Gestalt auf I Petr eingewirkt. , Zur inhaltlichen Untersuchung von Mt 511f par vgl. unten 8.257ff.279A2; 283f. 307f.315f.-ThomIßv68 ist für die Analyse von Mt 511 par ohne Belang, s. W.8CHRAOE, Verhältnis,8.147.
TRADITION UND REDAKTION IN
I QMt
Mt redakt. fLlXXcXptO! 6..(1'1
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ovet8(0'",O'w UfL~ xal 8tcbi;",O'w xal ,(n-"'O'tV n-«v 'ltOV"ljpOV x<%&' UfLWII <jIcu86fUVOt lvcxev l:fLOü )(a!ptn: xal
Mt 5 Ilf par Lk 622f
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5-., 6 fL'O'-&O.; UfLWII n-oM.; , iv ..oi.; OUP<XVOL~ OÖ""''; ylip ia!",,;(1'1 ..oo~ n-pocplj..rtI; ..00'; n-po ufLw'I
fLlXXcXptO!
Grundbestand Q ~cm:
fLlXXcXptO! Ih(1'l
8~
ecm:
QLk
Lk redakt.
fLlXXcXptO( ecm: Ihav fLta-i}O'",O'W UfL«'; xal Ih(1'l cXcpop(O''''O'tV ufL~ xal OVEt8!0''''O'tv
fLlXXcXptO! ecm: 8..(1'1 fLta-i}O''''O'tV UfL~ o! &v&p"''ltOt xal Ih(1'l
xal l:xßciA"'O'tv ..0 6votJ.<X ufLWV (c:..;) n-OV"ljPOV lvcxa ... u!oü ... cXv&p.
x<xl l:xßciA",O'w ..0 llvotJ.<X UfLWV c:..; n-OV"ljPOV
ovct8!0''''O'tv u...a~ xal 8tcbi;",O'w xal etn-"'O'tV n-oV"ljPOV x<%&' UfLWII lvexev tfLOü
oVEt8!0'",O'\v
)(a!ptn: X<XI
)(a!pe-.e X<XL
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IIn 6 fLtO'-&O'; UfLW'I 'ltOM.;
15-n. 6 fLtO'-&O'; UfLWV 'ltOAU.;
iv ..ijl OUP(1'lijl 00..",.; y.xp en-o(ow ..oi.; n-pocplj..al';
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I5n 6 fLtO'-&O.; UfLW'I n-OAO~ iv ..oL,; oup<xvoi.; oo..~ylip i8(",~(1'1 ..ou.; n-pocplj~ ..00'; n-po ,5fLWII
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VORUNTERSUCHUNGEN
sowohl wie seine ursprüngliche Gestalt in der Logienquelle in einer gesonderten Analyse bestimmt werden müssen. Die Frage, ob in ihm ein jüdisches Traditionsstück verarbeitet ist (Lk 1149ff par), wird später noch ausführlich behandelt werden. Wir beginnen mit dem Weheruf Mt 2329-31 par Lk 1147f. Zu Qgehört das von Mt und Lk gebotene oUO
TRADITION UND REDAKTION IN MT 2329-36 PAR
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Die O__ Fassung des Weherufs lautet demnach: Ouo~!
ofL!:'1, liTt olxoSOfL€!:'t'€ 't'oc fL'I1JfL€!:OC 't'W'I 1t'poljl1J't'W'I xoc! My€'t'€' e:l ~fL~OC &'1 't'oc!:t; ~fLepoctt; 't'W'I 1t'oc't'epro'l ~fLW'I, oux a'l ~fL€%OC ocu't'W'I xowro'lo! &'1 't'ijl oc(fLoc't't 't'W'I 1t'pocp'Yj't'W'I. &a1"e fLOCp't'Upe:L't'€ EOCU't'OLt; Ikt utoL &(J't'€ 't'W'I &1t'ox't'e:t'lcXv't'rov 't'OUt; 1t'pocp~'t'OCt;.l
Die bei Mt folgenden Verse werden mit Recht meist als redaktiorleller übergang zu dem folgenden Q-Stück (Mt 23 34-36 par Lk 1149-51) erklärt2, dem wir uns nun zuwenden müssen. In dem Abschnitt Mt 2334-36 par ist die Q-Fassung im wesentlichen bei Lk erhalten; die Mt-Fassung ist redaktionell umgestaltet. 80 hat Mt schon die Einleitung des Drohworts in ein WortJesu geändert". Aber auch in der exegetisch so. umstrittenen Gesandtenreihe geht (Jo'Pou~ xIXl YPIXILILIX't'Ei~ auf Mt zurück,
d~~ Mt 23 29-242 parallelen Aussagezusammenhang 2128-2214 die Zentörung Jerusalerns als Mörderstrafe (226C) darstellt, s. unten 8.295--297. 1 Eine eigenartige Erklärung von Mt 23 29ff par gibt F.JlmNRIOßlI, aaO. H. nimmt an, daß die in Mt 23 par verarbeiteten Wehesprüche nach 8ti1 und Konstruktion ursprünglich alle einheitlich aufgebaut waren: I. Anrede, 2. 6-n. - Satz (Prädikat meist in 2.P.PI; Objekt mit beschreibendem Attribut), 3.ein kurzer Satz, der die Pointe, die Deu,ung, enthält (S.14). Dieser "Wehekanon" sei von ChristuII seIbst geschaffen (ebd.). H. findet ihn in Lk1146; Mt2325; LkI144.47 (S.70). Demnach ist Lkl147 der ursprüngliche Wehespruch (S.27), zu dem Lk in V.48 eine Erklärung gibt (S.27. 54f). Eine zweite, allerdings ältere Zuf'Ugung ad vocem Prophetenmord liege V,49-51 vor (ebd.). Mt dagegen biete den Wehespruch Lk 1147 verstümmelt, da er anstelle von Lk 1147c (01 Be rret't'~pe~ ... a:U't'ou~) V.30--32 gebildet habe (S.16.54f); zwischen V.29 und 30 liege ein Einschnitt, wie xIXl AeyeTe zeige, denn lA&yt:v sei Überleitungsformel bei den Synoptikern. - Gegen diese Erklärung bestehen aber doch Bedenken: zun~,chst spricht schon die Entsprechung ILIXpTUpei't'E (Mt V.31) - 1L<Xp-rup"~ (Lk V.4B) gegen jeweils unabhängige redaktionelle Erklärungen; vgl. auch die S. 28 A6 herausgestellte Entsprechung Mt V.30 - Lk V.50; ferner stimmen Mt V.3Of und Lk VAl! im Moment der Folgerung (ii>rJ't'E bzw. tip<x) überein. Den sogenannten "Wchekanon" handhabt H. als viel zu starre Größe; hier hätte die Gattungstradition alttestamentlicher und späqüdischer Weheworte untersucht werden müssen, die gerade auch für das Zitat des Geguers Parallelen bietet. Mit überleitungsforme\n bei den Synoptikern hat xetl A~ (Mt V.30) nichts zu tun. Gegen redaktionelle Bildung von Mt V. 30f spricht auch der sprachliche Befund; zwischen dem Weheruf und Lk 11498' best"ht kein ad-vocem-Anschluß; vielmehr liegt der Zusammenhang Scheltrede Drohwort (vgl. unten S. 5Iff.281f) vor. Die von H. vorgetragene ErIdärung scheint mir im ganzen verfehlt. Zu Mt 2329-31 par Qs. ferner unten S.223.280--283. • Vgl. R.BULTMANN, aaO 8.137 (ftir V.33); T.W.MAmoN, Sayings, S.238 (schon in "M" oder von Mt); E.HAENCHEN, aaO 8.39.52.59; G.STRI!CKJ!.R, aaO S.159 AI; und andere. - Zur Deutung s. unten S. 38f und S.38 A4; 291f. • 80 zahlreiche Forscher (wir können hier wie sonst in der Untersuchung die eingesehene Sekundärliteratur aus RaumgrüDden nur in Auswahl zitieren), vgI. R.ßuLTMANN, aaO S.1I9f (vgl. auch Erg.-Heft, 2.A., S.17; Lit.); E.HAENCHEN, aaO S.53; W.L.KNox, Sourees, I, S.99f; W.TRILUNG, Israel, 8.81; U.WIl.OKENS, ThW 7, S.515f; G.8TRECKBR, aaO S.30 A6; A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.180A4. Anders W.G.KÜMMEL, Verheißung, S.73; doch spricht dagegen auch, daß in Q rrpoq>lj't'ett sonst an keiner Stelle christliche Propheten meint, um die es sich hier aber wegen rrpo~ ÖlLii~ handeln muß, ferner, daß in dem ftir die Auffindung des redaktionellen Profils von Mt 23 29ff wichtigen Parallelabschnitt Mt 2128-2214 eben&lls auf die
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VORUNTERSUCHUNGEN
während Lk auch mit &.1tO<7'r6AOU~ den Q-Text wiedergibt 1 • Diese Annahme scheint mir unamlweichlich, da eine Zuweisung des &.1tO(J't"6AOlJ~ an Lk alles gegen sich hat'. Mt, der von dltristIichen Schriftgelehrten auch sonst spricht", präzisiert vielmehr &.1tO<7'r6AOU~ in Weise und Schriftgelehrte unter Einwirkung jüdischer TraAbweisung der Propheten alttestamentlicher Zeit (2135) die der christlichen Boten folgt (2240'). Entsprechend ändert Mt das schon durch die Futurformen der folgenden Geschickverben als ursprünglich erwiesene &1to(J't"eAw in &1tO(J't"~AA",. Ebenso ersetzt Mt e!~ lX\hou~ in Q (mit F.HEINRICHS, aaO 8.55; E.lIAENCHEN, aaO 8.53f; R.BuLTMANN, aaO Erg-Heft, 2.A., 8.17; W. TRILLlNO, aaO 8.81 und A45; und anderen), das sich auf die Vorfahren, die die Propheten ermordet haben (vgl. Mt 23 30r), bezieht, durch 1tPO~ ö/Lii~ (8chriftgelehrte und Pharisäer). 1 Anders zahlreiche Foracher, zB R.BULTMANN, aaO 8.119 AI; T.AnVEDSON, Mysterium, 8.210; F.HErNRICHs, aaO 8.57; E.HAENCHEN, aaO 8.53; W.TRILLINO, aaO 8.81 A46; zuletzt: E.FASCHER, ThLZ 89, 1964, 8p.85. , Redaktionelle Tendenz läßt sich zur Erklärung nicht geltend machen. Daß Lk ao<poil~ vermeidet, ist nicht nachweisbar, da sich das Wort in synoptischer Tradition nur noch Lk 1021 ipar Q, aber in anderem Vorstellungszusammenhang, findet. rplX/L/LlXtti:~ fehlt zwar gelegentlich bei Lk gegenüber Mk (vgl. zB Lk 4 32 (gegen Mk I 22); 18 31 (gegen Mk 10 33», doch hat das andere Gründe und kann angesichts der häufigen Verwendung von ),plX/L/LIX't"er~ im LkEv nicht als redaktionelle Vermeidung eben dieses Wortes beurteilt werden. Umgekehrt läßt sich nicht sicher sagen, daß Mt &1t6(J'tOAO~ vermeidet; vermutlich kennt er wie Q den christlichen &1t6(J'tOAO~ noch gar nicht oder will ihn nicht kennen; für Mt102 ist eine frühe Bearbeitung des Mt-Textes nicht auszuschließen, vgl. den 8inai-8yrer; ferner H. v. CAMPENHAUSEN, Apostelbegriff, 8.104 A6; G.KLEIN, Apostel, 8.60; D.GEOROI, Gegner, 8.207. Zunächst ist festmstellen, daß wegen Lkll(50).51, wo die zu ahndende Prophetenblutschuld auf den vom Alten Testament umschlossenen Zeitraum beschränkt wird (vgl. unten den Anhang zur 8acharja-Frage), mit &1tO(J't6AOlJ~ nur Gestalten der alttestamentlichen Zeit gemeint sein können; vgl. ferner, daß nach V.49 auch die &.1tO<7'r6AOU~ nicht zu den im vorangehenden Weheruf Angeredeten, sondern e!~ o:U'tO~, dh. zu deren Vorfahren, gesandt werden. Die beliebte Auskunft, Lk habe hier die christlichen Apostel eingesetzt, muß also ausscheiden, vgl. die treffenden Ausführungen bei K.H.RENOSTORF, ThW I, 8.428; H.V.CAMPENHAUSEN, aaO 8.102; A.8ATAKB, aaO 8.183; auch G.KLEIN, aaO 8.33; W.8CHMITHALS, Apostelamt, 8.86 und A7. Hinzu kommt, daß Lk bei den christlichen Aposteln stets den Artikel setzt (vgl. Konkordanz; lediglich Lk 613 fehlt der Artikel beim Prädikatsnomen); außerdem: sollte Lk christliche Apostel von der Weisheit gesandt sein lassen? - Andererseits ist bei dem prägnanten &1t6(J'tOAO~ - Gebrauch im lukanischen Doppelwerk so gut wie ausgeschlossen, daß Lk statt (Jo<pou~ (l
TRADITION UND REDAKTION IN MT 2329-36 PAR
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Daß in dem anschließend genannten gewaltsamen Vorgehen gegen die von der Weisheit bzw. von Jesus gesandten Boten Lk den Wortlaut aus Q' bewahrt hat, während Mt erweitert und präzisiert, ist längst erkannt"; in Qfehlt !rI''''''POÜV; daß Juden in alter palästinischer Tradition Kreuzigungen angelastet werden, die gar keine jüdische Exekutionsart waren', ist ganz unwahrscheinlich. In ILOC<J'I"tYWOEtt €v 'l"oci~ (J\)vocyroyoci~ o!J.wv· und (3tW~I!tt) ei7tO ,rouro~ e~ ,ro)"tV ist der Einfluß von Mt 1017, aber auch von 1023 offenkundig'; ebenso geht natürlich auch die Formulierung der Geschickverben in der 2. P .PI. auf Mt zurück'. Auch in Mt 2335 par Lk ll50.51a ist die Mt-Fassung durchweg als redaktionelle Umgestaltung der bei Lk bewahrten Q-Fassung zu beurteilen', in der lediglich diti,)n 1 •
1 ,/\ls zeitliche Aufeinanderfolge kann die Reihe schon bei Mt nicht verstanden werden (vgL 8.29f A3); an alttestamentliche Propheten darf in 2334 auch darum nicht gedacht werden, weil Jesus in synoptischer Tradition niemals als schon in den alttestamentlichen Propheten wirksam gesehen wird (anders erst I Petr 111; Barn 5 11; JUBtin, Apol. I, 491; 6314; 3 KoriO usw.). Aber auch chronologisch aufgebaute Reihen jüdi:lcher Tradition kommen nicht in Frage, weil dann die ypOtlJ.!J.ocn:i.; vor den aoou.; xocl YP"'!J.!J.OCttr~. I "Atrox'I"dvEtv und 8tWXEtV haben in der Vorstellungstradition vom gewa111amen Gesc:hick der Propheten ohnehin eine hervorragende Bedeutung, vgl. 8. 15 AI ; 92 A4; 1601f. - Zu Qgehört wohl auch x",l (~~ "'Ö'I"wv) in Lk 11 49c; es ist bei Mt aus stilistischen Gründen weggefallen. • Vgl. A.HARNACK, aaO 8.73; W.BUBSMANN, 8tudien H, 8.74; R.BuLTIIANN, aaO 8.120; T.W.MANsoN, aaO 8.239; E.HAENCHBN, aaO 8.54; W.TRILLING, aaO 8.82; G.8TRECKER, aaO 8.30 A6; A.8ATAKE, aaO 8.181; und andere. 'Vgl. zB E.HAENCHEN, aaO 8.54;J.8CHNEIDER, ThW 7, 8.574. • Zu €v 'l"ocr~ (J\)v"'yroy",r~ o!J.wv bei Mt vgl. G.D.Kn.PATRlCK, aaO 8.109ff; W. TRII,LING, aaO 8.79 und A27; R.HmomL, aaO 8.29; G.8TRJ!CXER, Weg, 8.30. • Mit redaktioneller Bezugnahme in Mt 23 34 auf 10 17.23 rechnen u.a. H.J. HOl:rzMANN, HC I, 8.281; J. WELLHAUSEN, Mt., 8.119; A.lIARNACIt, aaO 8.73; R. BuLTMANN, aaO 8.120; W.TRILLING, aaO 8.82; vgI. auch A.H.M'NEILE, aa08.339; E. HAENCHEN, aaO 8.54. 7 Vgl. oben 8.29fA3. • 'Ex~"Ij'l"er<J&"'t '1"0 "'{!J.oc im NT nur an dieser 8te11e; daß Lk die Mt-Wendung O»n ~q>' ... ocr!J.oc geändert haben sollte, ist deshalb und vor allem wegen Apg 528 nicht anzun"hmen. Umgekehrt bestätigt die Gestaltung der Pilatusszene (Mt 27 24f; vgl. unten 8.295f) die Verwendung des Ausdrucks durch Mt. Vg1. auch J.CuAPKAN, JTh8 13, 191~:, 8.408. - In Qstand das Ptz. Perf. ~EX",...evov (LkIl50), da in Lk1l49 Qnur vom gewaltsamen Geschick -von Gestalten der alttestamentlichen Zeit die Rede ist (vgl. oben 8.30 A2); Mt setzt daflir das Ptz. PrlIs., da für ihn in miv ocr!J.Ot 8hccctov natürlich auch die allerdings vom fiktiven 8tandpunktJesu noch zukünftigen Tötungen der christlichen Gesandten in V.M eingeschlossen sind. Ebenso ist (~') ~ Mt V.3!hedaktionell (siehe 8. 29fA3). - Mit der Wendung (w ocr!J.oc) mfvrrov (vgl. Mt V. 35 trocv) 'l"WV trpoq>"Ij'l"WV ist Lk schon darum ursprünglich, weil nur sie sich, nicht aber die AusweitLlng trOCV ocr!J.oc 8(XOCLOV zu den in Q vorausgehenden Tötungen von Propheten (Mt 23 SOf; Lk 1149) und Gesandten (Lk 1149) fügt; Mt weitet auf alle Ermordeten aus, weil er nicht nur wie Qan der Ahndung der Prophetenb1utochuld, sondern an der 70 n. Chr. erfolgten Bestrafung von Mördern interessiert ist, s. unten 8. 295ff. Deshalb geht auch der Zusatz 'l"OÜ 8lxoc(ou zu Abel auf Mt zurück, der somit tiefere Gründe hat als nur das Wissen, daß Abel kein Prophet ist (zu E.HAENCHEN, aaO 8.54; A.8ATAItE, aaO 8. 180 und A2). Aus demselben Motiv setzt Mt aber auch bd ~ yij~ zu, dessen Vermeidung durch Lk zugunsten der von ihm nur hier gebotenen Wendung ei7tO X«'t!Xßo),,;;.; x6<J!'oU sich nicht begründen läßt; vgl. auch die treffende Beobachtung von F.HBnnucHS, aaO 8. 58: Lk hat kaum seIbst die stilistisch unschöne Häufung von ei7tO durchgeführt. - Die zweimalige 8etzung des Artikels zu oc(!J.OC'l"O~ in Mt V. 35 ist ebenso redaktionell; der Ausdruck eitrO oc(!J."''I"o~· Aße')"/Z,,,Xa:p(ou in Lk V. 51 (Q) entspricht einer status-constr.-Konstruktion (vgl. Bl-Debr§259). 'Eq>oveU<JOttt ist entsprechend Mt 23 31 auch hier redaktionell (vgl. 8.28 A 7), was A. HARNACK, aaO 8. 73 ohne Grund bestreitet. - In der begrifilich
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VORUNTERSUCHUNGEN
die Wendung &1<0 Tij~ y~~ii~ 't"otu"')~ eine redaktionelle oder - wahrscheinlicher - durch Versehen eines frühen Abschreibers entstandene Vorwegnahme des in QLk 11 !;lb gebotenen Deuteworts darstellt'. Auf die Näherbestimnnmg u!oü BotpotX(ou (Mt 2335) muß in den im Anschluß an diese Analyse anhangsweise vorgelegten Überlegungen zu der so umstrittenen Sacharja-I'rage in Mt 2335 par eingegangen werden. Schließlich hat Mt auch den Deutevers Lk 1J51b (Q) in 2336 in der Ersetzung von votl durch &v-l)v' und des durch Lk abweichenden Bestimmung der Tötungsstelle Sacharjas Mt V.35 und Lk V.51a ist an beiden Stellen derselbe Ort zwischen Tempel(haus) und Brandopferaltar, im 2. Tempel also eine Stelle im Priestervorhof, bezeichnet; vgl. unten S.35ff. Für die Ursprünglichkeit de.. Lk-Textes spricht, daß absolutes Ö olKo~ für den Tempel im NT nur hier vorkommt; Mt wird mit VotO~ den geläufigeren Ausdruck gewählt haben (vgl. noch Mt2316.17.21 und aus Mk Mt2661; 2740.51; vgl. zu VotO~ in der Bedeutung Tempelgebäude O.MICHEL, ThW 4, S.887f. In Mt 27 5 kann VotO~ weitere Bedeutung haben (im unmittelbaren Kontext ist redaktioneller Einfluß nachweisbar, vgl. G. STRECKER, aaO S. 77; VotO~ wird hier von Mt überlegt gesetzt sein, da die einwirkende Stelle Sach 11 13 anders formuliert ist: HT: l'nl'1' r1'!I; LXX: tveßotAOV ... d~ 't"ov OlKOII xup(ou; Aquila und Symmachus (vgl. HATcH-REDPATH, Concordance, 11, S.982c) zwar ~ET,~,v, aber auch OrKO~. Möglicherweise wußte Mt, daß sich die Szene 273-5, wie durch VotO~ = Tempelhaus erfordert wäre, nicht im Priestervorhof abgespielt haben kann»; vielleicht hat bei der redaktionellen Ersetzung von OlKO~ durch Votot; in V.35 auch Rück.icht auf V. 38 mitgespielt, wenn Mt dort unter Ö OlKOt; UV&v die StadtJerusalem versteht (s. unten S.293 u. A3). Ebenso wird Mt in VotOÜ - l}uO"ot(J",)p(ou umgestellt haben, um das Gravierende dieser Tat an heiliger Stätte durch Voranstellung von votat; noch stärker zu betonen. 1 Im Mt-Paralldtext V.35 fehlt die Wendung. In Lk I 150f fallt die Aufeinanderfolge dreier Wendungen mit &1<1, und die störende, &1<0 Xot't"otßOA'ij~ x60'(1.ou von &1<0 ottvot't"Ot; "Aß&A trennende Stellung von &1<0 Tijt; y~~iit; 't"otu"')~, ferner die Vorwegnahme von V.51b auf. Der Lk-Text scheint hier gestört. In dem Au.druck "dieses Geschlecht" läßt sich die zeitliche Komponente nicht zurückdrängen (gegen M. MEINERTZ, BZ, NF I, 1957, S.283ff); abgesehen von der umstrittenen Stelle Mk 13 30 parr bezeichnet ot(;"') in der Wendung das Geschlecht, dem sich Jesus zuwendet, wobei zuweilen mitschwingen mag, daß es sich um das Geschlecht der letzten Zeit handelt; vgl. zu dem Ausdruck F.BücHsEL, ThW I, S.661; W.BAUER, WB, Sp.305; W.G.KÜMMEL, Verheißung, S.54f; J.JEREMTAS, Gleichnisse, S. 169; H.BRAUN, Radikalismus, II, S.46ff AI (dort S.49); W.TRTLLTNG, aaO S.79; G.STRECKER, aaO S.102f u.ö.; zu unserer Stelle gegen J.SCHNTEWTND mit Recht W.MARXSEN, Evangelist, S.136 AI. Behält man den Bezug des Ausdrucks auf die gegenwärtige Generation im Auge, dann kann &"'0 Tijt; y~öiit; 't"otu"')t; in Lk 1150 nicht in Qgestanden haben, wie E.HAENcHEN, aaO S.55 und A.SATAKE, aaO S. 182, beobachtet haben, da dann "dies Geschlecht" mit der von Sendung und Geschick der Propheten im Futur sprechenden Weisheit gleichzeitig wäre. Der Ausdruck wird erst in V. 51 b par durch den Subjektwechsel sinnvoll, wo Jesus den Eintritt der von der Weisheit bereits allgemein angesagten Ahndung der Propheten blutschuld jetzt, seiner Generation, ansagt. Lk wird man diesen störenden Vorgriff nicht anlasten dürfen; m.E. liegt eine nachlukanische, frühe Abschreiberglosse vor'. Daß bei diesem Verständnis tK~lJ~r0'3ot' 't"o otlVot dann ohne Bezugswort ist, splicht nicht dagegen; es kann auch in paraUelen alttestamentlichen Formulierungen fehlen; vgl. LXX Gen 42 22;Joel421 (HSS: B N). • Ob sich die Wendung &v-l)v My'" ÖV'v überhaupt in Q findet, ist unsicher; sie begegnet auffallenderweise innerhalb der Q-Oberlieferung nur bei Mt, doch wird sie da kaum an allen Stellen redaktionell sein, auch wenn sich eine gewis.~e Vorliebe für sie bei Mt beobachten läßt, der sie an fast allen Stellen der Mk-Vorlage beibehalten hat (Ausnahmen: Mk 12 43, doch hat Mt die ganze Perikope ausgelassen; Mk 1425 hat zwar &Vl)v, aber eil fehlt bei Mt 26 29 und bei Lk 22 18. Die überliefenmgsgeschichtlich besonders komplizierten Stellen Mtl2 31 (Q?, Mk diff.) und 164 (Mk diff.) müssen hier außer Betracht bleiben; vgl. G.DALMAN, Worte, S.185f;J.JEREMTAS, Kennzeichen, bes. S.89ff; PH.VIELHAUER, Gottesreich S.60) und sie 1923; 242 redaktionell einfügt. Denn auch LI< bietet die Wendung zuweilen aus Mk (vgl. LkI817.29; 2132; -424 (Mk und Mt diff)), ändert "ie aber auch (927; 213; auch 2234; im Rahmen größerer Auslassungen ist die Wendung in Mk1l23; 149.18 bei Lk gefallen), setzt jedoch an diesen
ANHANG: SACHARjA IN MT 2335 PAR V. SOll als ursprünglich ausgewiesenen TOCUTOC 1L'ocv...oc· redaktionell umgestaltet.
bt~1)'"I1H]<Je't'OC,l
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und der Zufügung von
Tradition und Redaktion stellen sich somit in dem Abschnitt Mt 2329-36 par Lk 1147-51 wie auf Seite 34 abgebildet dar.
ANHANG: ZUR SACIIARJA-FRAGE IN MT 23 35 PAR Die Frage, welcher Sacharja in Mt 2335 par gemeint ist, ist ein mindestens seit dem 17.Jahrhundert (HuGO GROTIUS, CORNELlUS JANSEN; vgl. J. WELLHAUSEN, Einleitung, S.118; J.S.KENNARD, AThR 29, 1947, S.l46f und S.I46 AlO zur Auslel~tmgsgeschichte) umstrittenes, jüngst wieder beiJ.S.KENNARD, aaO und T. W. MANsoN, Sayings, S.103ff ausführlicher diskutiertes Problem. Die wesentlichen. Argumente sind im Verlauf der Forschungsgeschichte längst ins Spiel gebracht; sie brauchen hier nicht in extenso wiederholt zu werden. Doch sollen im Folgenden die Gesichtspunkte genannt werden, die uns zu einer bestimmten Position innerhalb der Diskussion führen. Es i~t weitgehend zugestanden, daß in Mt V.35 u(o;; Bocpocx1ou nicht von Lk ausgelassen, sondern von Mt zugesetzt ist'. Der Grund für den Zusatz wird sich aus dem Folgenden zeigen. AWlzugehen ist von Q: OC1L'O octfl.oc",o~ • Aß'A ~"'~ octfl.OC"'o~ ZocXocplou TO;; oc1L'OAoflkrou fI. ....oc1;'j ...oÜ ,J}u,noc!1'"1plou xocl TO;; o(xou (Lk 1151). 'A1L'O -l",~ hat dabei inklusiven Sinn, vgl. W. BAUER, WB, Sp. 662; bei Mt: W. TRlLLlNG, BZ, NF 3, 1959, S.277f A38. Mit der Mehrzahl der Ausleger ist gegen den Einspruch besonders}. WELLHAUSENS' daran festzuhalten, daß in Q (und Lk) der 2 Chr 2420--22 erwähnte Sachmja ben Jojada mit Abel zuSammengestellt ist. Das dagegen immer wieder" vorgebrachte Argument, daß diese Bluttat ja längst durch die Ereignisse 587 v. Chr. gesühnt sei, ist nicht stichhaltig. Schon Mt 2330, wo in einer Q;Formulierung die angeredeten Juden des I.Jahrhunderts sich als mitschuldig an dem Blut der von ihren Vorfahren getöteten Propheten alttestamentlicher Zeit bekennen, hätte vor diesem Fehlweg bewahren können'. Die Berufung' auf die Sacharjalegende der Stellen nie vocl statt OCfl.l)v. Deshalb ist vocl wahrscheinlich auch in Lk 12 5 nicht redaktionell (vgl. auch W. BUSSMANN, aaO, 11, S. 79; T. W. MANsoN, aaO S.107). Daraus ist zu fol!rern, daß Lk in V.51b die Einführung des Deuteworts aus Qbewahrt hat, zumal die Wendung vocl My'" ufI.'v auch durch Mt I1 9 par ltir Q belegt ist. 1 Auffallend ist, daß Mt nicht seiner Änderung D-.J}n in V.35 entsprechend hier ~AEtl!1':'t'OC', sondern 1'j1;e, sagt. Ein theologisches Motiv scheint dieser Wechsel nicht zu haben; in LXX findet sich für das Kommen des Gerichtsunheils sowohl lpxe"'&OCt ~1L'! wie 1]XELV ~1L'1 zur Wiedergabe von (?P) N'I:I. • VI!!. dazu besonders R.HuMMEL, aaO S.86. Eine von der oben gegebenen abweichende Analyse von Mt 23 34-36 par hat R. MEYER, Prophet, S.48--50 vorgelegt. Doch können wir ihm aus den vorgebrachten Argumenten nicht zustimmen. 3 So zB A.HARNAcK, Sprüche, S.73. 78 Al; A.MERX, Evangelien, II/l, S.333; W. BussMANN, Studien, II, S.198; E.KLOSTERMANN, HNT 5, zSt: R.MEVER, Prophet, S.I44 A43; H.j.SCHOEPS, Prophetenmorde, S.138f. 139 AI; G.STRECKER, Weg, S.114 A5; anders zB F.HElNRICHS, Komposition, S.58f. • aaO S.121; vg!. neuerdings auchj.S.KENNARD, aaO S.173ff. ·SO'j.WELLHAUSEN, aaO S.121; R.MEVER, aaO S.145 A48;j.S.KENNARD,aaO S.174; und andere. • Daß die (von den Vorfahren verübten) Tötungen der Propheten alttestamentlicher Zeit noch als anstehende Schuld auf den juden auch der urchristlichen Zeit lasten, ist in urchristlichen Belegen auch sonst vorausgesetzt (vgl. Mk 121 bff parr; Lk 13 34f par; I Tbe:!s 2 15r; auch Barn 5 11) und wird als spätjüdische Anschauung der Zeit durch die späteren Belege innerhalb von Homilien zu Sabbaten, die mit dem 9. Ab verbunden
TRADmON UND REDAKTION in Mt 2329-36 par Lk 1147-51 Mt redakt. Q
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ANHANG: SACHARJA IN MT 2335 PAR
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rabbinischen Überlieferung , in der das Sacharjablut bereits durch die von Ne' buzaradan vorgenommenen Tötungen von Juden zum Stillstand kommt, hat nur G!wicht, Wenn man gleichzeitig diese Überlieferung auf die sie leitenden Motive un.tersucht hätte. So ist schon nicht sicher, ob diese Legende vom Sachaljablut in der in rabbinischen Quellen vorliegenden Gestalt im Judentum vor 70 n. ehr. überhaupt schon ausgebildet war; ihr Einfluß auf die Q-Fonnulierung läßt sich jedenfalls nicht sicher nachweisen', und schonJ. WELLHAUBEN selbst, aber auch sind, bestätigt (s. die Stellen aus PesR unten S.87ff). Auf die f1ir diese Andauer der Schuld an den vom vorexilischen Israel verübten Freveltaten leitende alttestamentlichspägüdische Vorstellungstradition wird noch ausführlich eingegangen (s. unten Hauptteil D, Abschnitt I, I) • ., s.R.MEYER, aaO;J.S.KENNARD, aaO und andere. :L VgI. BILL., I, S.940ff; ferner unten S.251 AI; dazu L.BABCK, MGW] 76, 1932; H.J.ScHoEPs, Prophetenmorde, 8.139f und vor allem S.H.BLANK, Death, HUCA XII-XIII, 1938. :I Zwar ist Q mit dem Hinweis auf Sachalja b. Jojada durchaus bekannt, daß der Vorfall in 2 ehr berichtet wird, vgI. zum Reihungsprinzip Abel - 8achalja unten S. 36f, doch legen der in Qfehlende Hinweis auf die Stelle und der polemische Zusammenhang nahe, daß hier nicht nur christliche Schriftkenntnis ausgespielt wurde, sondern das Geschick 8achaljas b. Jojada ein im Judentum des I.Jaltrhunderts offenbar bekannter Vorfall war. Doch ist nicht ausgemacht, daß dies die Blutlegende in ihrer rabbinischen üherlieferungsgestalt war (zu MEYER, aaO; ].S.KENNARD, aaO; H.J.8cHoEPO, aaO S.141; auch JEREMlAB, Heiligengräber, S.67. - Vgl. A.Scm.ATrBR, Märtyrer, S.68f A4·1). Vielmehr muß nach übereinstimmungen zwischen dem biblischen Bericht und Lk 11 51 (Q) einerseits und Lk II 51 und der rabbinischen überlieferung andererseits gefragt werden. I) Lk 1I 51 nimmt -:0 cxlfLCX nm61v -:;;,v npoq>"l)-:;;'v aus V.50 auf. Sach. b.]. ist demnach als Proph8t gesehen. Zwar betrachtet die rabbinische Tradition Sach. b.]. auch als Propheten (jTaan IV, 9 (69ab), bGittin 57b u.a.), ihr Einfluß schon aufLkll51 ist de.halb noch nicht nahegelegt, denn schon 2 Chr 24 ist der Priester80hn Sach. b.J. P"'phet, auch wenn N"!l' fehlt (vgI. 2 Chr 2419 mit 20 und dazu unten S.64fA6; ferner V.20 rn::'::17 C'M"N mit 2 ehr 151.8; 182M; Neh 9 30; siehe K. GALLlNO,ATD 12, S.I40; W.RunOLPH, HAT 21, 8.277f. Daß Sach. b.J. Prophet war, be.treiten zu UnrechtT. W.MANSoN, aa08.103; E.HABNCHEN, aaO 8.54; und andere). 2) Dasselbe gilt für das Element cxtfLCX'rO~ in Lk 1151. Kenntnis des legendarischen Motivs vom aufwallenden Blut 8achaljas, das sich erst nach der Tötung einer großen Zahl von Juden beruhigt (so mit mancherlei Differenzen im einzelnen in der rabbinischen Tradition), ist nicht nachweisbar; auch hier bietet der bibIiache Bericht schon hinreichend Anhalt, vgl. 2 ehr 2425: :\1"'"'-'::1 "7l'T!l. - Jedoch ist in btC'IJ~ Lk1l50 Qkaum w"!'" aus 2 Chr 2422 fin aufgenommen, wieJ.C!rAPKAN,JTh8 13, 1912, 8.408f; A.H.M'NI!ILE, Mt, S.340fmeinen, da V.50 zu einem 1Ilteren, ursprünglich nicht mit V.51 verbundenen Traditionastück gehört, 8. unten S.223. - Auch &1tOAOfL~OU (Lk 11 51) weist nicht auf Einwirken der rabbinischen Tradition; in jTaan IV, 9 und bGittin 57b bekennen sich die Israeliten als Täter. 3) Auch die Lk 1151 angegebene Tölrmgsstelk läßt nicht den Schluß zu, daß die rabbinische Sachaljablut-Legende vorausgesetzt ist. Toü o(xou in Q bezeichnet ebenso wi" das von Mt gesetzte VIXOÜ (vgl. oben S.31f A8) das Tempelgebäude; zu absolutem M'::IM'ö otxo~ zur Bezeichnung des Tempelgebäudes, gelegentlich vielleicht unter Einschluß des inneren Vorhofs, vgl. I Kön 519b; 6 1 (MT und LXXA); 628'; 725.39.50; 86.10 (nur LXX).II (nur LXX).19.20,44.48.53 (nur LXX). 65 (nur LXX); 2 Kön 126. 7.lI; 226; 2327; I ehr 22 5.6 (Artikel nur LXX); 2 Chr 24; 348'; 410 (nur LXX). 22; 57; 69.10; 71.3; 2310; 348 (MT; LXX vI). 10; LXX I Esr 455; Esra 312; 53 (MT, LXXB); 511; Neh611 (nur LXX = 2 Esr 1611) u.ö. E.NI!STLE, ZNW6, 1905,8.200 meint, daß vcxo~ (otxo~) an unserer 8telle C71N wiedergebe. In Q ereignet .ich der Vorfall also zwischen Tempelgebäude und Brandopferaltar, demnach an einer besonderen Stelle des inneren Vorhofs (salomonischer Tempel) bzw. des Priestervorhofs (herodianischer Tempel). In 2 Chr 2421 fehlt diese Näherbestimmung; die Steinigung erlolgt M1M' M'::1 '3M::I; auch hier ist mit dem Vorhof des Hauses(!) des Herrn der dem inneren Vorhof des salomonischen Tempels (vgl. I Kön 6 36; 712 u.ö.) entsprechende Priestervorhof (vgl. 2 ehr 49; 77; 2916; zur chronistischen 8icht der Vorhöfe vgl. W.
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VORUNTERSUCHUNGEN
L.BAECK und S.H.BLANK haben mit Recht angenommen, daß sich in dieser in rabbinischer Tradition so verbreiteten Legende eine theologische Bewältigung der Katastrophe 70 n.Chr. spiegelt', wobei der Sacharja der Legende ursprünglich wahrscheinlich mit dem immerhin auch Josephus ausführlicher Erwähnung werten Sacharja-ben-Bariscaeus - Vorfall' 67/68 n. ehr. zusammengesehen wurde'. Hinzu kommt als entscheidendes Argument der Q-Kontext: da Mt selbst, wie 2128-2214 zeigt, alll die von den Vorfahren umgebrachten Propheten alttestamentlicher Zeit (Mt 2329-31 mit Q) die gewaltsame Abweisung der von Jesus gesandten christlichen Boten (2334) angeschlossen und deshalb V. 34 redaktionell geändert hat', muß d.; "0'1"00'; Lk 1149 in Q gestanden haben und kann sich da nur auf die in Mt 2329-31 Qgenannten Vorfahren beziehen, die nach Lk 1149 die zu ihnen von der Weisheit gesandten Propheten und Gesandten gewaltsam abgewiesen haben'. To "YI-''' 7tcXV'I"WV 'l"WV 7tp0
ANHANG: SACHARJA IN MT 2335 PAR
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prin:~ip erkennen ließen'. Meint QSacharja ben Jojada, so muß die schwierige Frage, ob die Chronikbücher schon in dieser Zeit ihre feste Stelle am Ende der Ketubim haben und somit das letzte Buch des hebräischen Kanons bilden", positiv entschieden werden", da sich nur so die nicht zeitlich bestimmte Markienmg Abel-Sacharja verstehen läßt'. Anders liegen die Dinge allerdings bei Mt. Denkt Mt mit seinem Zusatz u!oü B<xp<x)(!ou an eine alttestamentliche Gestalt?' Vielfach wird angenommen, daß Mt Sacharja benJojada mit dem Zwölfpropheten Sacharja verwechselt habe'
'Daß hier nicht Johannes der Täufer genannt ist, machtJ.S.KENNARD, aaO S.175 dagegen geltend, daß ein authentisches Jesuswort vorliege. Aus vielen Gründen indiskutabel sind die Vennutungen von H.J.ScHoEPlI, RQ2, 1959, S. 79f, der bei Mt 23 35 an ein echtes Jesuswort denkt und ZatJ(<Xp!ou mit dem Vater des Täufers und diesen mit dem Lehrer der Gerechtigkeit in Verbindung bringt. • Bestritten vonJ.WELLHAUSEN, aaO S.119.121; J.S.KENNARD, aaO S.174 im Anschluß an G.F.MooRE; und anderen. • Vgl. zum Problem der Stellung der Chronikbücher O.EISSFELDT, Einleitung, S. 769; A.WEI~ER, Einleitung, S.295; E. SELLIN-L. ROST, Einleitung, S.175ff, bes. 181; R. MEYER, ThW 3, S.979-987, bes. 981; W.RUDOLPH, HAT 21, S.IIIf; K.GALLlNG, RGG, 3.A., I, Sp. 1803-1906. • So die meisten Ausleger. - Schwierig ist allerdings, daß wegen Lk II 50 in V.51 nicht nur Sach. b.J.(vgl. oben S. 35f A2), sondern auch Abel zu den Propheten gerechnet wird. Soweit ich sehe, ist nicht nur im Urchristentum, sondern auch im Spätjudentum Abel nie als Prophet gedacht. Das gilt schon von den Erwähnungen Abet. in der pseudepigraphen Literatur; ähnlich scheint es mit den rabbinischen Abeltraditionen zu stehen; V.APTOWlTzER, Kain und Abel; K.G.KUHN, TbW I, S.6f; L.GINZBERG, Legends (vgl. Index Band 7, S.3f) bringen keine Belege. H.A.FmcHEL, J~ NS 37, 1946/47, S.273 verweist ohne jeden Anhalt auf 4 Makk 1811. - Seder Olam R.21 beginnt zwar die Reihe der Propheten mit Adam (vgl. A.NBUBAU1!R, Anecdota Oxoniensia 1/4, S.53f; BILL. H, S.130), doch feWt hier Abel. Die mandäische HibilSpekulation (vgl. dazu unten S.223A4) kommt hier nicht unmittelbar in Betracht. Unter dem Gesichtspunkt des "schreienden Blutes" ist die Zusammenstellung AbelSacharja natürlich "thoroughly logieal" (so S.H.BLANTt, aaO 8.337f; vgl. auch J. CHAI'MAN, aaO S.408; L.BAECTt, aaO S.314), doch darf nicht übersehen werden, daß es sich in Lk 1151 um eine Explikation von -ro <xt(.Loc ltm61~ -rwv rrpo
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VORUNTERSUCHUNGEN
oder der Zusatz überhaupt eine frühe, nachmatthäische Glosse' darstelle. Wie dem auch sei, die zugrundeliegende Annahme, auch Mt denke an einen alttestamentlichen Sachalrja, ruft bei sorgfältiger Beachtung des matthäisehen Aussageprofils von 2329-:?42 schwerwiegende Bedenken hervor. Schon das redaktionelle &q>OI/.II"IX... • spricht dagegen, da Mt im Vorausgehenden (V.29-31) die angeredetenjuden zwar als Mitschuldige, aber nicht als Täter der Morde an Propheten der alttestamentlichen Zeit bezeichnet. Ferner: wir haben gesehen, daß Mt an die Ermordung der Propheten alttestamentlicher Zeit in V.34 das gewaltsame Geschick der vonJesus gesandten Boten anfügt und es gegenüber Q erweiternd in V.34b nachdrücklich unterstreicht. Dieses gewaltsame Geschick christlicher Boten hätte Mt aus der Wendung 1täl/ IXrfLlX 8b
ANHANG: SACHARJA IN MT 2335 PAR
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Israel durch Gott gesetzten Maß des Frevels sind alle Bluttaten von der Tötung Abels an enthalten; durch die gewaltsame Abweisung der christlichen Boten durch die Angeredeten wird es randvoll, und so kommt das nicht nur diese jüngsten, sondern alle Bluttaten ahndende Strafgericht in den Ereignissen 70 n. ehr. über "dies Geschlecht" '. IIiiv <xt,~<x 8[x<Xtov ....•• ylj~ entspricht also der vollständigen Füllung des Maßes und muß notwendig auch die Tötungen christlicher Boten von V.34 einschließen. - Will man also in der Komposition nicht mit grober Nachlässigkeit des Evangelisten rechnen, was sich bei der so überlegten redaktionellen Zeichnung von Mt 2329-242 von selbst verbietet, so steht eines fest: in Mt 2335 kann jedenfalls weder Sacharja ben Jojada noch ein anderer Sacharja alttestamentlicher Zeit gemeint sein!" "Ver aber dann? Von einem gewaltsamen Todesgeschick des Täufervaters Zac:harias liegt für die Zeit des Mt noch keine Überlieferung vor'. Soll nicht an einen völlig unbekannten Sacharja aus der Zeit vor 70 n. ehr. gedacht werden, so bleibt nur der bei Josephus erwähnte Bariscäus-Solm Sachmja. Daß Mt an diesen Sacharja gedacht hat, muß trotz der zweifellos zwischen Mt 2335 und Josephus b.J. IV, 5,4 bestehenden Spannungen' angenommen wervivos filios impiomm si in viis parentum suorum ambulant, usque in quartam et terciam progeniem... (G. KISCH, S. 144); auch 13 10; zu tannaitischen Aussagen E. SJÖBERO, Gott, S.102f. Vor allem wendet die frühchri.tliche Tradition dann die Vorstellung auf Israel an, vgl. I Thess216; PetrEv 17; Barn511, vgl. 145; auf Christen: Herrn. vis. I1, 22; auf ihre vorchristliche Vergangenheit ad Diogn.9 2; vgl. zum Ganzen P.VOLZ, Eschatologie, S.140; W. WICHMANN, Leidenstheologie, S.19 A2; E.SJöBERo, aaO S.127. 134; E.LoHsE, Märtyrer, S.197 A9; zu rabbinischen Belegen BILL. I, S.939; III, S.H2. 1 Unzutreffend J.CHAPMAN, aaO S.406, wonach sich 1t0Cv <X[!L<X 3lx<XtOY nur auf das von den "Vätern", nicht aber auch auf das von den Angeredeten selbst vergossene (V.34b) Blut beziehe, da dieses ja erstermägliche (a1tC»~ V.35), daß die früheren Untaten an ihnen heimgesucht werden. CHAPMAN übersieht den Vorstellungsgehalt von V. 32; die Spitze der Aussage ist nicht, daß den Angeredeten das Gericht über alle Sünden der Vergangenheit aufgelastet wird, sondern daß dies Geschlecht das Maß volumds gefüllt und damit jetzt das Gericht über allt im Maß enthaltenen Taten auf sich beschworen hat. - Dies Geschlecht ist in seiner Schuld zugleich als Träger der Gesamtschuld des Volkes vorgestellt, vgl. J .JEREMIAS, ThBI 20, 1941, Sp.219; DERB., Gleichnisse, S.169. • Diesen (allerdings nur für Mt geltenden) Tatbestand hat J. WELLHAUBI!N, Einleitung, S.12lftreffend erkannt. ·Vgl. dazu A.BERENDTS, Studien; T.W.MANsoN, aaO S.I04; H.J.8cHoEp!!, Prophetenmorde, S.138f; neuerdings: H.V.CAMPENHAUBEN, Das Martyrium des Zacharias. • Wenig Gewicht hat der besonders von TH.ZAHN, Einleitung II, S.309; DInts., Mt, S.649f A84 betonte Tatbestand, daß Josephus nicht das PaIm!Ym BotpIX)(~ biete, da der Vatername dieses Sachalja im Josephus-Text überhaupt abweichend überliefert ist, vgl. NIESE, Bd. 6, S.391 Apparat; ferner J. WELLHAUBI!N, aaO S.118 AI. - Mehr Schwierigkeiten bietet die redaktionelle Formulierung ltpov,rua<xtt im Aor., da Mt die Untaten der Juden im selben Zeitraum in V.34b im Futur formuliert. Doch wird dieser Bruch im Aussagestil damit zusammenhängen, daß Mt ja nach 70 n.Chr. schreibt und. das Ereignis für ihn zurückliegt. J.CHAPMAN, aaO S.403 und ihm folgend A.H. M'NElLE, aaO S.340 machen darauf aufmerksam, daß dieser Sachatja von Zeloten um,~ebracht wurde, was mit dem Subjekt von ~tpov,ru=tt bei Mt nicht übereinstimme. Aber Mt adressiert die Weherede K.23 nicht an bestimmte Gruppen des Judentums, sondern an das durch die Ereignisse 70 n.Chr. gerichtete Judentum als solches und als Einheit, vgl. unten S.289f. In der Frage von Tb. ZAHN, Mt, ebd., wie ein christlicher Schriftsteller dazu kam, "Jesus eine geschichtliche Erinnerung an ein 38 Jahre nach seinem Tode vorgefallenes Ereignis" anzudichten, ist die Eigenart urchristlicher Aussagebildung verkannt; vgl. nur die synoptischen Ansagen der Stadt- und Tempelzerstörung. Auch die Frage vonJ.SCHNIEWlND, NTD 2, S.236, "wie dies Ereignis in unsere Eva,ngeJien oder in die ihnen zugrunde liegende Überlieferung geraten sein soll" (vgl. auch E.HAENcHEN, aaO S.56 AI), stellt keinen Einwand dar. Das Problem stellt sich
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VORUNTERSUCHUNGEN
den, wenn gesehen ist, daß das redaktionelle Aussagegefälle von Mt 2329ff für den V.35 genannten Sacharja auf eine Gestalt aus der letzten Zeit des Tempelbestandes führt.
IH.
TRADITION UND REDAKTION IN LK 1331-33 UND LK 13 34f PAR MT 2337-39
1. Lk 1331-33 Dieser schwierige Abschnitt ist für unsere Untersuchung in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: einmal für die Frage nach einem vorredaktionellen Kontext des Jerusalemwortes 1, zum anderen wegen des Versteiles 33b, der vielfach als Beleg dafür herangezogen wird, daß Jesus selbst die Vorstellung vom gewaltsamen Prophetengeschick auf sich angewendet habe 2 • Wir untersuchen in diesem 1. Abschnitt zunächst Tradition und überhaupt nur für l\ft selbst, und für diesen legt sich auch aus anderen Gründen nahe, daß er in Verbindung mit einem Judenchristentum steht, das bis in die Zeit der Stadtund Tempelzerstörung hinein in Palästina und im Verband des Judentums(!) überhaupt verblieben ist (vgl. unten S. 306ff); aus dieser Vermittlung wird Kenntnis und Schätzung dieses laut Josephus hoch angesehenen Sacharja bei Mt sehr wohl verständlich. Auch daß dieser wohl kein (Juden)christ war, spricht nicht dagegen, denn für Mt ist er der vor Eintritt des Gerichts letzte, der unter den Begriff Ttiiv IXtfllX 1l[l(IX~ov(!) fällt; wir sahen ja bereits (oben S.31f A8), daß das Akumen von Mt 23 29ff nicht lediglich in der Ahndung der Tötung christlicher Boten (V. 34b), sondern vor allem in der Qualifizierung des Gerichts als Mörderstrafe liegt. - Große Schwierigkeiten bereitet allerdings die Mt V.35 genannte, sachlich mit Qidentische (so zB auch S.H.BLANK, aaO S.343f) Tötungsstelle: sie bezeichnet im herodianischen Tempel eine besondere Stelle innerhalb des Priestervorhofs (vgl. oben S. 35f A2), der durch eine Estrade vom Vorhof der Israeliten abgegrenzt war (vgl. J .]EREMIAS, Jerusalem, 3. A., S.235 (= 2.A. IIB S. 71». Weder Laie noch Levit durften den Priestervorhof betreten, ausgenommen bei der Opferdarbringung (vgl..J.JEREMlAS, aaO S.233.235.236.277 AI (= HB S.69. 71. 72.1l3A2»; zum Betreten der Stelle zwischen Tempel(haus)/Vorhalle - Altar allein durch Priester vgl. EiILL., H, S. 794ff; J.JEREMIAS, aaO S.91. - Joscphus bestimmt die TötungsstelJe sehr viel weiter: ev flea'l' 't'ij> [EP('i> 8~1X'P.&dpoua~ 't'ov ZIXX. bJ IV, 5,4 = IV, 343 (NIESE, aaO S.392), was sich auf den inneren Tempelbezirk, der mit dem Frauenvorhofbeginnt, bezieht (so G.SCHRENK, ThW 3, S.233; vgl. auch E.BICKERMAN, JQR 37,1946/47, S.388f);.J.CHAPMAN, aaO S.404 denkt an den Israelitenvorhof. Daß dieser Sachalja Priester war, berichtet Josephus nicht, vgl. aber die dahingehenden Erwägungen vonJ.S.KENNARD, aaO S.I77f. So bleibt nur, entweder anzunehmen, daß im Zuge der tumuhuarischen Vorgänge im Tempelbezirk in der letzten Zeit des Tempelbestandes di'~er Sacharja wirklich an der bei Mt genannten Stelle umkam (eine präzise Angab~: des Josephus könnte dabei durch seine Stilisten verwischt worden aein und andererseits auch die Lokalisierung der Sacharjatötung im Priestervorhof in der rabbinischen Legende (vgl. oben S. 36 u. A3) ein historisches Moment bewahrt haben), oder daß Mt in Anlehnung an eine ihm ja vorgegebene Q-Formulierung diese Lokalisierung brachte, um das Horrende dieses Vorfalls zu betonen (so auchJ.S.KENNARD, aaOS.178). 1 Vgl. etwa W.BUlISMANN, Studien, H, S.76f; vgl. auch B. WElSS, Mk und Lk, S .461, auch S.458. I VgJ. K.HoLL, Die Vorstellung vom Märtyrer, S. 79 und A5; E.FAscHER, IIPOHTHE, S.I77. 182; O.MlCHEL, Prophet, S.25; R.BERNHElMER,JAOS 55,1935, S.203; G. KITI'I!L, DTh 3, 1936, S.170ff; R. MEYER, Prophet, S.8.107.121; E.STAUFFER, Theologie, S.80; M.ALBER1l'Z, Botschaft, I/I, S. 79;J.JEREMIAS, ThW 5, S. 71 Ir; G.BORNKAMM, Jesus, S.142; F.GIIß, Jesus, S.28; P.E.DAVlEs, BiR 2,1957, S.26; G.FRIEDRICH, ThW 6, S.843f.846; F.HAHN, Hoheitstitel, S.382 A2; und andere.
TRADITION UND REDAKTION IN LK 1331-33
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Redaktion in Lk 1331-33 im Hinblick auf die These, daß mit diesen VerBen Lk 13 34f schon vor Lk verbunden war. H.CoNzELMANN hat gezeigt, welch wichtige Funktion Lk 1331-33 in sich und in der Zusammenstellung mit V. 34f im LkEv hat: Lk faßt Jerusalem als Ort und TätN der Kreuzigung Jesu und die "Reise" als im Bewußtsein solchen von Gott verordneten Geschicks vollzogene Bewegung auf dieses Ziel zu'. Gleichwohl kann V. 31-33 nicht gänzlich redaktionelle Bildung seint; sicher redaktionelle Elemente sind nur in geringem Umfang nachweisbar", und vor allem zeigt der Wechsel -r"ii Tp(-rn - -r"ii tXOflevn Tradition an. Umstritten ist freilich, wie weit Tradition und Redaktion reichen. Das Problem konzentriert sich auf die in der Verbindung von V. 32 mit V. 33 liegende Unstimmigkeit, daß dort dem 'heute und morgen' ein Wirken und dem dritten Tag das ttAetOÜflcn zugeordnet ist, während hier das 'heute und morgen und am folgenden Tag' durch 1tOp"uea&«t gekennzeichnet ist. Soweit ich sehe, liegen zur Behebung der Schwierigkeiten vier Lösungsvorschläge vor": I) Hinter lX(\ptOV (V.33) ist ein Verbum, etwa "wirken", "bleiben", einzusetzen'. 2) In XIX! -r"ii Tp(-rn TeAetoüfllXt (V.32) liegt eine erste Interpolation vor, die dann die Wiederholung von
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VORUNTERSUCHUNGEN
~. Dieser Ko~ektur von ]. WELLHAUSEN' ist vielfach zugestimmt worden'.
Doch hat diese tief.in den Text eingreifende Lösung gegen sich, daß dann gerade die auf Lk selbst weisenden AILqdrücke' in den ursprünglichen Text zu stehen kämen; außerdem hat ].BLINZLER' mit Recht eingewandt, daß sich 'f"ii 't'p['t"(l 't'eAewu!J.a~ als Einlchub nicht motivieren lasse. Manche Forscher" vermuten allerdings die Motivierung in dem Bestreben, durch den Einschub das Traditionsstück in eine Osterweissagung' umzuformen. Doch ist diese These nicht haltbar, da sich ttAE~ouv/'t'eAetOua.&oct im Sinne der Vollendung Jesu durch Tod und Auferstehung im NT nur im Hebr' findet, das Ostermotiv des ,,3. Tages" in der gesamten urchristlichen Überlieferung' ebenso wie in altkirchlichen Bekenntnisformulierungen" niemals ohne ~!J.epq: auftritt und außerdem auf Tod oder Begräbnis Jesu, nicht aber auf Jesu vorausgehendes Wirken bezogen wird. 3) Demgegenübl!T vorzuziehen sind Lösungen, die nicht störende Worte herausnehmen oder fehlende zusetzen, sondern, überlieferungsgeschichtlich grundsätzlich wahrscheinlicher, mit dem Zuwachs von Logien rechnen. R.BuLTMANN'o hat eine eindeutige Lösung offengelassen, aber zwei Erwägungen vorgetragen: a) Wenn V.32b ursprünglich zur Szene V.31.32a gehört, dann ist V.33 als ursprünglich selbständiges Logion zu beurteilen, das an V. 31 f ad vocem a1j[.Lepov xa! a(jp~ov angehängt wurde. Ähnlich auch F.HAUCK und W.G.KÜMMEL"; KÜMMEL vermutet V. 32 und 33 zwei parallele Logien, von denen V. 33 sekundär angefügt ist. - Doch ist bei dieser Lösung die Verbindung zwischen V. 32 und 33 recht lose; außerdem sind die genannten Hinweise in V. 33a auflukanische Formulierung der Bemrteilung von V.33 als selbständiges Logion nicht günstig". b) Die Szene umfaßte ursprünglich V.31.32a.33. Aber V.32b läßt sich als Einschub an dieser Stelle und überhaupt sachlich nicht recht motivieren. 4-) Eine andere Lösung für den schwierigen Abschnitt hatJ. BLINZLER vorgetragen. B. achtet auf das sich aus V. 32 in V. 33 wiederholende a1j!J.epov >
TRADITION UND REDAKTION IN LK 1331-33
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Betrachtet man es in V.33 als sekundären Einschub, so erhält man in V.31-33 einen glatten Sinnzusammenhang1 für die problematischen Verse 32 und 33: "Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen und am dritten Tag komme ich zum Abschluß. Doch am nächstfolgenden Tag muß ich weggehen; denn es ist unmöglich, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkommt"'. Somit ergibt sich ein Abschnitt, der zwar einige lukanische Fonnulierungen enthält, im ganzen aber doch Lk bereits überkommene Tradition darstellt. In den Worten o-Ij(.tepov XIX! lX(\ptOV XIX! sieht B. einen die lukanisehe Konzeption der "Reise" mißverstehenden Einschub, der die Schwierigkeit beseitigen wollte, daß die Aussage vom Aufbruch nach Jerusalem am 4. Tag (Tii ~xo(.tbrn) der Angabe Lk 1322, wonachJesusja schon aufder Reise ist, widerstreitet'. Nach B. liege dem Einschub somit ein Mißverständnis der Reise als "chronologisch-topographisch angelegter Bericht" zugrunde', während Lk dem Rahmen der Jerusalemreise keine tragende Bedeutung beilege und die durch ihn umschlossenen Partien nicht als chronologisch oder geographisch festgelegt verstanden wissen wollte'. - Doch sind damit die Fronten zu einfach gezogen. Daß sich gerade mit dem Reisemotiv eine profilierte, christologisch bestimmte Konzeption bei Lk verbindet, hat H. CONZELMANN herausgearbeitet'; auch darf die Bedeutung von TCOP€O€C1~lXt und Composita für die redaktionelle Ausgestaltung des Reisemotivs nicht übersehen werden7 • Vielmehr ist das Ergebnis C.s zu beachten, daß die die Komposition des Reiseberichts im ganzen leitende, gegenläufige Einheit von Wirken und Reise mit der Ausrichtung aufJerusalem als dem Ort des Leidens (und der Auferstehung) Jesu· gerade im vorliegenden Text V. 32 und 33 in nuce ausgedrückt ist.Jesu Wirken (V. 32b) wird als Reise (V. 33a) nach Jerusalem als Ort des Leidens (V. 33b) dargestellt'. Deshalb muß gegenJ.BLINZLER angenommen werden, daß V. 32f in der vorliegenden Gestalt schon bei Lk verbunden waren; die Annahme eines nachlukanischen Einschubs, die methodisch ohnehin ultima ratio bleiben muß, ist demnach kaum haltbar. Entlpricht 1331-33 ganz der lukanischen Reisekonzeption, kann andererseits dieser Abschnitt aber nicht ganz als redaktionelle Bildung beurteilt werden, so muß die Frage nach Tradition und Redaktion erneut gestellt werden. Mir scheint eine Lösung durch die Verbindung folgender Beobachtungen ge- '. wiesen: V.32b und V.33 stehen parallepo; fernerhatR.BuLTMANN l l herausge- I 1 aaO. - Mit Recht wird dabei 't"eAEtOÜ(.tlXt als "ich bin am Ziel", "ich komme zum Abschluß" gefaßt (S.43 A6l; S.45 und A66). llOPeOEC1~L V.33 gibt B. im Blick aufdie logische Stringenz des Verses (V.33b!) mit "weggehen" und Tii ~o(.tivn sachlich mit "am 4. Tag" (wie Apg 20 15) wieder. • aaO S.45. • aaO S.46. • aaO S.41. , ebd. • Vgl. oben S.41 Al. 7 Vgl. 951.52.53.56; 957; 1038; 1322 (gegen E.HIRsan, aaO H, S.13OfF); 1425; 1711; 1928; dazu H.CONZELMANN, aaO S.58ff; dabei 7tOpeOe(J~t absolut 1038; häufig, und dann immer mit Jesus als Subjekt, begegnet die Verbindung mit e~ 'IEpoucrIXA1)(.t/.oAu(.tlX: 951.53; 1322; 1711; vgl. auch 1928. 'Vgl. 951-1927 (Reisebericht) und 19288" (Jerusalem/. • Vgl. H.CONZELMANN, aaO S.60.184. - I:1)(.te:pov XIX ot!\ptOV xlXl Tii 't'pl-rn (V.32) und (T~(.te:pov xlXl IXÖptOV XIX! Tii ~xo(.tbrn beziehen sich auf den selben Zeitraum der "Reise"'. Den Abschluß der Reise meint XIX! Tii Tpl-rn 't"eAeLOÜf.!.IXt. llAijv V.33 markiert nicht einen Gegensatz zu V.32, sondern führt betont einen weiteren Gesichtspunkt ein. BLiNZLERS Rekonstruktion des Abschnitts bei Lk widerspricht geradezu der lukanischen Reisekonzeption; nicht erst an einem ,,4. Tag" erfolgt der Aufbruch nach Jerusalern, sondern die Reise ist als Wirken auch noch in Galiläa /IOPI Anfang /In (9518") Reise nach Jerusalem. 10 VI~1. oben R.BuLTMANN, F.HAUCK, W.G.KÜMMEL. n aaO S.35.
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VORUNTERSUCHUNGEN
stellt, daß die Szene schon in V.32 Pointe und Abschluß hätte, und V.3lf als einheitliches Überlieferungsstück erwogen'; weiter nimmt V.33 deutlich auf V.32 Bezug'; außerdem lassen sich kaum in V.3If, wohl aber in V.33a redaktionelle Eingriffe nachweisen"; schließlich ist die den Zusammenhang von V.32 mit V.33 konstituierende Einheit von Wirken und Reise typisch lukanisch. Der Schluß liegt nahe: V.33 ist erst von Lk selbst an das Überlieferungsstück V.3lfzum Ausdruck eben dieser Einheit angefügt. Dabei ist mindestens V.33a ganz von Lk gebildet; hier wie auch sonst zumeist im Reisebericht entstammt die Aussage vom WirkenJesu (V. 31 f) der Tradition, während die Reisenotizen redaktionell eingefügt sind'. Dieser Lösungsversuch hat die lukanische, den Reisebericht überhaULpt leitende Konzeption für sich und den Vorteil, ohne InterpolationskorUekturen auszukommen'. Wie steht es :aber mit V.33b? Gehört dieser Verstei! noch zum Traditionsstück V. 31f als Begründung für 't1j Tp('ll TEAEwüll<X'? Jesus würde dann auf den Rat der Pharisäer, von hier wegzugehen, weil Herodes ihn töten will, antworten, daß er hier noch eine Zeitlang wirkt, dies Wirken aber befristet ist, weil er (nicht hier, sondern) inJerusa1em umkommen muß. Doch befriedigt diese These nicht'. So muß schon der entscheidende Zwischengedanke, der Aufbruch nach Jerusalern, eingeschoben werden. Außerdem entstünde eine Antwort mit zwei Pointen, insofern Jesus d!:m Ansinnen der Pharisäer, von hier fortzugehen, zunächst ent'Vgl. auch F.HAuoK, aaO; W.G.KÜMMEL, aaO. • VgI. 1
MT 2337-39 PAR - VORREDAKTIONELLER KONTEXT
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gegenhält: Ich habe noch eine Zeitlang hier zu wirken (V.3If)', bei Hinzunahme von V.33b aber bedingt aufsie und Herodes eingeht, indem er den Abschluß seines Wirkens nun nicht mehr in der hoheitsvollen Bestimmung seines HandeIns, sondern mit dem Hinweis auf Jerusalem als Ort seines Sterbens begründet, was im Kontext nur als schließliches Ausweichen vor den Tötungsabsichten des Herodes zugunsten der V.33b formulierten Regel verstanden werden kann. In einer V.32.33b umfassenden AntwortJesu steht also in Spannung, daß Jesus das Gebiet nicht verläßt und sich Herodes nicht entzieht, weil er noch zu wirken hat (V. 32b), damit, daß er daruuh Herodes doch ausweicht, um nicht hier durch ihn, sondern in Jerusalem zu sterben (V. 32. 33b). Eben dieses "danach" enthält das Problem; will Jesus in Jerusalem sterben, 90 müßte er nach V.31 Hemdes sofort ausweichen und das Gebiet verlassen. Ich entscheide mich bei diesem schwierigen Text deshalb dafür, daß V.33b nicht zum Traditionsstück V. 3If gehörte, vielmehr erst zusammen mit dem redaktionellen V.33a durch Lk mit ihm verbunden wurde. Ob Lk V. 33b selbst gebildet hat oder in OUX !v8~ xe. . otL 1tpoq)'f)TI)V <X1tOAfCJ1}otL l~"l 'IepouaotA-Ij(L ein ehedem selbständiges Logion aufgenommen hat, wird gleich zu überlegen sein>.
2. Der vorredaktionelle Kontext des Jerusalemwortes (Mt 2337-39 par) Die das Traditionsstück bildenden Verse Lk 13 31f Q zuzurechnen, besteht keinerlei Anlaß3. Auch Lk 13 34f par legt diese Annahme nicht nahe, da zwischen den Traditionsstücken V.31f und: V. 34fkein Zusammenhang besteht. Dieser ergibt sich vielmehr erst durch den redaktionell angeftigten V.33, an den V.34f ad vooem "gewaltsames Prophetengeschick in Jerusalem'" angeschlossen ist. Folglich hat erst Lk das Jerusalemwort in diesen Zusammenhang gestellt6 ; ein vorredaktioneller Kontext dieses Wortes ist im LkEv also nicht ersichtlich6 • 1 Wie bei Lk (s.S.44 A4) so gibt Jesus Bchon im Traditionssruck auf die Tötungwabsicht des Herodes und den Rat der Pharisäer keine direkte Antwort, sondern verweilIt auf ,ein Wirken. Es ist zwar zeitlich begrenzt, aber diesen Zeitraum bestimmt allein Jesus selbst, wie er es in diesem hoheitsvollen Wort ausdrückt, und nicht Rücksichten auf die Pläne des Herodes. > s.S.46f. • VgI. oben S.40AI. Gegen BUSSMANN spricht schon, daß Lk 1322 redaktionell ist (W.L.KNOX, aaO S.79; H.CoNZELMANN, aaO S.60), gegen B.WEI!!II, daß V.33 redaktionell angefügt ist. • VgI. zu diesem ad-vocem-Anschluß K.L.ScmunT, aaO S.272; J.JEREMlAll, ZNW 29, 1930, S.148. • Die redaktionelle Stellung des Jerusalemwortes bei Lk wird vielfach angenommen, wenn auch mit verschiedenen Argumenten: 80 von allen Forschern, die den MtKontext für vorredaktionell halten, weil Lk 13 34f bereits in einem jüdischen Zitat (B. unten S.47 A2) oder doch in Q (s. unten S.47 A3) mit Lk 1l49ff par verbunden war; aus anderen Gründen zB K.L.SCHMlDT, aaO S.271f; J.Scmun, Mt und Lk, S.332; DERS., RNT 3, S.242; K.H.RENGSTORF, NTD 3, S.175; W.L.KNox, aaO 1I, S.83 und AI; E.LoHSE, ThW 7, S.327 A235; vgt. auch H.CoNZELMANN, aaO S.125. - Eine vorlUlkanische Verbindung von Lk13 33 und 34f erwägt E.HAENCHEN, ZTItK 58, 1951, S.56. - Aus dem Dtn läßt ,ich die redaktionelle Verknüpfung von Lk1331-33 und 34f allerdings nicht erhellen, wie C.F.EvANB, Section, möchte, der die Komposition des Reiseberichts aus der Abfolge des Dtn erklärt; Lk 13 22-35 stünde dann auf dem Hintergrund von Dtn 161-177 (S.46f). Aber hier wie sonst machen Entsprechungen in Aufbau ,md Vokabular EVANS' These nicht evident. e Für E.Hm,cH (Frühgeschichte 1I, S.12ßff, bes. 133. 287) gehört 13 34f in den Q:
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VORUNTERSUCHUNGEN
Der Grund, aus dem Lk das Jerusalemwort an diese Stelle setzte, läßt sich aus dem für Bildung und Anfügung des redaktionellen V.33a leitenden Motiv erkennen: Lk wollte an dieser Stelle seine Reisekonzeption programmatisch herausstellenl • Brachte V.32b durch Anfügung von V.33a nun die den Reisebericht kennzeiclmende Einheit von Wirken und Reise zum Ausdruck, so V.34f Jerusalem als Täter der Tötung Jesu'. Durch den eingeschobenen V.33b schließlich führt Lk Jerusalem als Ort der Tötung Jesu und Ziel der Reise als Momen.te seiner Konzeption ein. Daß er dabei ein freies Logion jüdischer oder christlicher Tradition aufgenommen hat', ist kaum anzunehmen'; viebnehr hat er sehr wahrscheinlich zur Verbindung von V. 31-33a mit V. 34f den Versteil V. 33b selbst gebildet', um die genannten Momente seiner ReisekonzepZusammenhang na<:h 1324-30; die thematische Verbindung liege im Ausschluß aus dem Reiche Gottes, vgI. auch 14 15fT. Aber die überlieferungsgestalt der in 13 24fT und 1415fT enthaltenen, Mt und Lk gemeinsamen Traditionsstücke ist so divergent, daß fraglich ist, ob Lk die Q:Reihenfolge erhalten hat; auch ist dabei gerade die fast wörtlich parallele Überlieferung des Jerusalemwortes bei Mt und Lk auffallend; vgI. die abgewogenen überRegungen von W.L.KNOX (aaO 8.31 zu Lk 13 221T: "a Lucan compilation ofunattached material", ebd. vgI. 8.83); ferner F.MussNER, TThZ 65,1956, bes. S. 133.14Of. 1 Aus dieser V.33a erkennbaren Absicht des Lk ist die redaktionelle Anfügung des Jerusalemwortes zureichend motiviert, da, wie der Reisebericht innerhalb des LkEv zeigt (vgl. 9 31; 19 !!8fT) , die "Reise" co ipso als auf die Jerusalemer Leidenszeit hinzielende gedacht ist. Daß Lk V.33b schon mit V.3lf verbunden vorgefunden haben muß, weil sich sonst die Anfügung von V. 34f nicht erklärte, ist deshalb nicht zwingend. • VgI.H.CoNzELIIIANN, aaO 8.125;zuLk 13 34fim LkEv siehe noch unten S.279A2. • Dafür könnte schon die thematische, vor allem aber auch gattungsmäßige Verwandtschaft des Rct:elwortes Lk 13 33b mit Mk 64 parr (vgI. unten S.213f) sprechen, vgl. Lk 13 33b: 00" ~8eXE'rocl 7tpocp1j"'lV d7toMO'.&ocl ~1;w 'IepouO'ocA1)fL Mk 64: 00" ~O'TI~ 7tpocp1j"'l~ &TlfLO~ e! fL1) ~v T. 7tocTpl81 OCOTOÜ, siehe W.STABRK, Soter I, S.98; H.A.FlscHEL,JQR 37, 1946/47,8.271; C.K.BARRETT, Spirit, S.97; G.FRIEDRICH, ThW 6, 8.836.843; W.GRUNDMANN, ThHK 3, 8.289; E. LoHSE, ThW 7, 8.327; u.a. Der vorlukanischen Tradition rechnen V.33b auch zu F.HAUCK, aaO S.1B6; W.G.KÜMMEL, aaO 8.65; u.a. Vgl. auch die Erwägung bei R. BULTMANN, aaO 8.:15. • V.33b spricht die Unmöglichkeit aus, daß das gewaltsame Prophetengeschick außerhalb Jerusalems widerfährt (zu ~v8exeO'.&ocl vgl. W.BAUER, WB, 8p.521). In urchristlicher, aber auch in alttestamentlich-spätjüdischer Tradition läßt sich dieser Gedanke sonst nicht belegen. Natürlich werden Prophetentötungen in Jerusalem überliefert (vgl. unten S.228AI); auch kann als Täter Jerusalem oder Zion, die dann aber nicht speziell als Ort, sondern als Repräsentant Israels überhaupt gedacht sind (vgl. unten 8.229A4), genannt werden; davon ist aber die singuläre Reflexion, daß das gewaltsame Prophetengeschick nur in Jerusalern widerfahren kann, noch streng zu unterscheiden. - Hinzu kommt, daß in der gesamte!) überlieferungsgeschichte der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten die Verwendung transitiver Geschickverben bezeichnend ist (vgl. 8.92 A4; 100f. 193), während &:7toMO'&otl einzig mit Lk 1151 Q übereinstimmt, ferner, daß auch o,)x ~8exeTOCt der Annahme eines palästinischen Logions widerstreitet: der Ausdruck fehlt in LXX, läßt sich also hier nicht als Wiedergabe eines hebräischen Äquivalents belegen; tv8execr&otl findet sich in LXX außer der textkritisch unsicheren 8telle <jJ 118 122 nur in dem ursprünglich griechisch abgefaßten (vgl. O.EIBSFELDT, Einleitung, 8.788) 2 Makk (1118; vgl. auch 13 26 (~v8exoILev,o~)). '80 auch K.L.8'lHMIDT, aaO 8.267. - Wenn auch in V.33b eindeutige Lukanismen fehlen, so fügt sich der Versteil doch ohne 8chwierigkeiten in den Wortschatz des Lk; vgl. d7t6>.AufLocl = umkommen zB in Lk 8 24; 1151; 133; 1517; Apg 5 37; ~1;w bei Lk vgl. W.F.MoULToN-A.8.GEDEN, Concordance, 8.348f; 'IepouO'otA1)fL bei Lk vgl. E. LoHSE, ThW 7, 8. 326f. Mit dem allerdings auch bei Lk singulären oux ~v8exeTotl (vgl. auch die inhaltlich interessante Parallele Herm mand XI, 12) wird Lk einen Wechsel im Ausdruck nach 8e' in V.33a beabsichtigt haben. Auch die Anwendung von 7tpoq";rt'1)~ auf Jesus entspricht Lk, vgl. die von ihm rezipierten traditionellen Belege Lk 424
MT 2337-39 PAR -
VORREDAKTIONELLER KONTEXT
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tion zu artikulieren. Demnach muß Lk 1331-33 für die Frage, obJesus selbst die Vorste:llung vom gewaltsamen Prophetengeschick aufsieh angewendet hat', ausscheiden; entsprechend läßt sich V.33b auch nicht für ein Leidensbewußtsein Jesu selbst und den historischen Zug nach Jerusalem heranziehen.
Häufig ist die These vertreten worden, daß im MtEv der vorredaktionelle Kontext des Jerusalemwortes bewahrt sei, da es als Fortsl~tzung zu dem in Q aufgenommenen Zitat aus einer vorchristlichen Weisheitsschrift in Lk 1149ff par gehöreIl oder doch als selbständiges, vorchristliches Wort der Weisheit schon in Qim Anschluß daran gestanden habel', so daß also bei Mt zumindest der ursprüngliche Q-Zusammenhang erhalten wäre. Doch ist die These eines schon vorchristlichen, literarischen Zusammenhanges von Lk 1149ff par und 1334f par nicht haltbar'; dagegen spricht schon der vielfach vorgebrachte Einwand, daß die zeitliche Position der redenden Weisheit in beiden Worten differiert"; auch die gattungsmäßige Geschlossenheit beider Worte je in siehe muß hier beachtet werden; schließlich ist auch der Schluß aus Lk 1149a (Q) auf eine Schrift, aus der zitiert werde, überhaupt nicht zwingend? Aber auch die Annahme, wenigstens schon in Q hätten die beiden vorchristlichen Worte der W eishei t zusammen gestanden, ist nicht zu sichern; (Mk); 716 (S); 739 -(S); 919 (Mk); 2419 (S); Apg 3 22. - Lk hat dabei offenbar Regelcharakter und Aussagegehalt von V.33b aus dem Jerusalemwort, das er hier anrugen wollte (s.S.46 AI), abgeleitet und das Bei-Motiv aus V.33a in 00" bl3qtM, aufgenommen.
, S.oben S.40. • 80 A.MERX, Evangelien, lI/I, S.338f; A.HARNACK, Sprüche, S.1I9; W.BOUSSET, Kyrios, 8.51 A3; R.RErrzENSTEIN, Buch des Herrn, S.41-59, vgI. H.H.8cHAm>Ett,Der "Mensch", S.332-336; R.BuLTMANN, Tradition, S.12Of; F.HAUCK, ThHK 3, S.I86; und an.dere; zuletzt: W.GRUNDMANN, ThHK 3, S.287;J.M.RoBINSON, AOroI, S.78; vgl. auch D.F.STRAUSS, ZWTh 6, 1863, S.9O, der beide Stellen als Zitate aus einer christlichen, kurz nach 70 n.Chr. stammenden Schrift versteht. R.RBITZBNlITEtN, aaO dachte als Quelle wlSeres Abschnitts an eine mandäische Apokalypse, vgl. dagegen schon mit Recht C.CLEMEN, Erklärung, S.245f; R.BULTMANN, aaO S.121 A2. Wie die umfass,enden Untersuchungen K. RUDOLPHS (Mandäer I) gezeigt haben, ist eine literarische Ausgrenzung palästinisch-urmandäisehen Traditionsgutes aUB der mandli.ischen Literatur nicht mehr möglich (aaO bes. S.89fund S.89 A3). Aber auch vorstellungsgeschichtlich besteht bei Lk 1149/f par; 13 34f par keine unmittelbare Verbindung zur urmandäischen Tradition, s. unten S.223 A4; 22Bf A3. S So zB erwogen von M.DmBLrus, Formgeschichte, S.246; ferner R.MBYBIt, Prophet, S,48ff, bes. S.50; 107; zuletzt: U. WILCKENS, Weisheit, S.163f.197; DERB., ThW 7, 8.515f:, A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.186f. • Vgl. die von M.PLATH, ThStKr 78, 1905, S,457; T. W.MANsoN, Sayings, S.I02; J.SCIrnIlD, Mt und Lk, S.333; E.HABNCHl!N, ZThK 48, 1951, S.56f; W.G.KÜMMEL, Verheißung, S.73 vorgebrachten Argumente. • Vgl. M.PLATH, ebd.; E.HABNCHEN, ebd.; die Beobachtung findet sich ocIton bei D.F.S'l'RAUSS, aaO S.90: "Freilich ist in der Zeit ein Unterschied, indem in der einen Stelle die Sendung wie die Behandlung als etwas Zukünftiges vorhergesagt, in der andern als etwas schon Geschehenes und noch Andauerndes geschildert wird." , S.dazu unten S.5Iff.57f. , In Lk 1149 a scheint vielmehr die Botenformel zur Einleitung des Drohworts vorzuliegen, s. unten S. 52f.
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VORUNTERSUCHUNGEN
dabei sind nicht eigentlich quellenkritische Beobachtungen, sondern vorstellungsgeschichtliche Verbindungslinien l der Grund des Postulats. Mit Recht ist gegen den Mt-Kontext immer wieder vorgebracht worden, daß Lk im allgemeinen Q-Zusammenhänge nicht zerschlägt!; ferner spricht gerade die überlegte Komposition Mt 2329-242 3 für redaktionelle Stellung4 ; und schließlich kann das Jerusalemwort wegen Aussagegehalt6 und Abfassungszeit 6 überhaupt nicht zum Grundbestand der Logienquelle gehört haben. Deshalb wird auch die Stellung des Jerusalemwortes im MtEv auf den Evangelisten selbst zurückgehen7 • Unsere Überlegungen haben ergeben, daß sich ein sicher vorredaktioneller Kontext für das Jerusalemwort nicht bestimmen läßt; es muß also mit einem selbständigen Überlieferungsstück gerechnet werdens. 3. Tradition und' Redaktion im Jerosalemwort (Mt 2337-39 par) Die Überlieferungsgestalten dieses Wortes bei Mt und Lk zeigen einen hohen Grad von Übereinstimmung9 ; dennoch läßt sich eine Reihe redaktioneller EingriffelO erkennen. So hat wahrscheinlich Mt V.37 den bei Lk V.34 gebotenen, in der Koine häufigen Aor. I vonbnauv.xyetv (vgl. BI-Debr § 75) durch den Aor. II ersetzt". In 1 So verstehen mit vielen anderen zuletzt U.WILCKENS, Weisheit, S.163f; DERB., ThW 7, S.516 und A.SATAKE, aaO S.180.181 AI; 185 beide Worte aus der spä~üdischen Tradition der Weisheit; vgl. dazu unten S.222ff. 227ff. • Vgl. M. PLATH, aaO S.457; W. BUSSMANN, Studien 11, S.72f; T. W. MANSON, aaO S.102; W.G.KÜMMEL, Verheißung, S.73. oS. unten S.290fI: • Dagegen stünde das Jerusalemwort in der Q;-Reihung von Weherufen über die Pharisäer und nun über die Schriftgelehrten (vgl. oben S.28A2) reichlich unvermittelt, selbst wenn man Lk 1152 par in Q vor Lk 1147f par einzuordnen hätte und das Jerusalemwort demnach am Ende der Sammlung von Weherufen in Qstände. • S. unten S. 56ff. • S. unten S. 237ff.. 7 Mit A.H.M'NEtLE, Mt, S.341; TH.SOIRON, Logia, S.45f; W.BUSSMANN, aaO 11, S. 73;J.JEREMIAS, ZNW29, 1930, S.149;J.SCflMID, Mt und Lk, S.332; E.HIRSCH, aaO II, S.107.287; T.W.MANsoN, aaO S.127; W.PESCH, Lohngedanke, S.49; H.CONZELMANN, aaO S.IOI; W.L.KNox, aaO H, S.82; F.HEINRICHs, Komposition, S.8ff; R. HUMMEL, Auseinandersetzung, S.158 A79; G.STRECKER, Weg, S.113; W. TRILLING, Einzug, S.309; E.LoHsE, ThW 7, S.327 A235; W.D.DAVIEs, Setting, S.298 sowie den S.48 A2 genannten Forschern und anderen. - Zur Frage des fehlenden vorredaktionellen Kontexts ..gI. besonders M'NEILE, aaO; JEREMIAS, aaO; CONZF.LMANN, aaO S.125; S.G.F.BRANDoN, Fall, S.40f und S.41f A2; KNOX, aaO und S.83 AI; LOHsE, aaO; STRECKER, aaO. • Zum Problem, wie sich das Jerusalemwort zur Logienquelle verhält, s. unten S.283AI. • Vgl. dazu T.W.MANsON, aaO S.102. - Mt 2337-39 und Lk 1334fmüssen also auf dasselbe griechisch formulierte Traditionsstück zurückgehen. 10 Die Frage, ob ein jüdisches Traditionsstück zugrunde liegt, wird hier noch zurückgestellt, s. dazu unten S. 53ff. " Mit A.H.M'NICILE, aaO S.342;J.SCHMID, aaO S.333.
TRADITION UND REDAKTION IN MT 2337-39 PAR
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V.37 wiederholt Mt im Vergleichssatz das den Vergleichspunkt darstellende Verbum (~1ttcrw&yet), während es bei Lk V.34 dort fehlt. Aus dem MtEv und dem lukanischen Werk ergeben sich keine Anhaltspunktel für die Entscheidung, welche Fassung ursprünglich ist. Beide Fassungen entsprechen alttestamentlichen Vergleichssätzen', doch tritt die bei Lk gebotene seltener auf und mag deshalb ursprünglich sein. Wichtiger ist die Abweichung im Vergleich selbst: Mt spricht von einem Vogel und seinen Jungen (-roc vocrcr~); bei Lk ist dagegen von einem Vogel und seiner Nestbrut ('t"/jv vocrcrt&v) die Rede'. Der Bildhälfte bei Mt und Lk entsprechen unterschiedliche Vorgänge, wenn auch die Vergleichssätze bei beiden <eine Schutzhandlung meinen'. Da in Lk 1334 unter vocr!7W; die Vogeljungen im Nest zu verstehen sind', kann diese Nestbrut natürlich nichtge-, sondern nur versanunelt werden, und zwar unter den Flügeln des Muttertien", das bereits über dem Nest mit den Jungen sitzt (vgl. Dtn 226). Angesichts drohender Gefahr sitzt der Vogel mit ausgebreiteten Flügeln auf seinem Nest und sucht seine im Nest befindlichen Jungen unter den Flügeln als dem Ort des Schutzes zu versamm.eln. OÖ>< i)l}eA1jcrot-re (V.34) bedeutete dann bildlich, daß die Nestbrut widerstt'ebte und sich nicht unter den Flügeln zusammenfinden Wollte. Anders Mt, der von (flüggen) Vogeljungen spricht; demnach lockt das Muttertier seine herumlaufenden oder -fliegenden Vogeljungen zusammen, um sie schützend unter die Flügel zu sanuneln'. Hier mag man an das Bild von der Henne und 1 Mt hat sonst keine 8v--rp61tov-Konstruktion, und bei Lk stellen Apg 111; 1511; 2725 außer 7 '/8, wo aber ein Zitat vorliegt (Ex 214), keine Strukturparallelen zu Lk 13 34 dar. , In Frage kommen Sätze, die mit '1t'N:;:' (LXX: 8v -rp6m>v) konstruiert sind, und zwar im Blick auf die Mt-Fassung solche, in denen 8v -rp6m>v zwei Sätze verbindet, die beide dasselbe Verbum (vb) haben; im AT können in beiden Sätzen Subjekt (a bzw. c) und Objekt (b bzw. d) jeweils verschieden wie hier bei Mt oder teilweise gleich sein; zu der Mt V.37 entsprechenden Form a vb b 8v -rp6m>v c vb d vgl. zB 2 Bot!7 173 (HT nur:;:'); Mal 3 17; an beiden Stellen bringt der zweite Satz einen Anschauungsvergleich zum ersten; häufiger ist gleiches Subjekt in beiden Sätzen, also: a vb b 8v -rp61tov " vb d, vgl. Ex 214; 40 15; Lev 4 20. 21; 1615; 1828; Jos 117; 82; 1028.30.39; u.ö.; oder: a vb b 8v -rp61toV b vb d Dtn 1919; u.ö.; andere Verbindungen in den Subjekten und Objekten bei jeweils demselben Verbum vgl. Dtn 433; 3250; Ri 88; 2 Bot!7 102; - Ri 1510.11 u.Ö. Andererseits vgl. zur Auslassung des Verbums im 8v--rp67ro11Satz wie bei Lk 1334 die FormulierungJos 86. - Zu 8v -rp61toV vgl. W.BAUER, WB, Sp. 1637; C,F.D.MoUl.E, Idiom Book, S.34.132. • Vgl. W.BAUER, WB, Sp.1076; LIDDELL-SCOTT, Lexicon, S.1I69; primäre Bedeutung ist "Nest"; das in LXX überwiegend mit VO!7!7tOC wiedergegebene 1i' bedeutet nach KBL S. 842 ausschließlich "Nest"; auch das von LXX gleichfalls so wiedergegebene ," (Nah 212 (13» bedeutet "Loch", ,,Höhle" (s. KBL S.329). Wo VO!7lnOC in wörtlicher Bedeutung in LXX vorkommt, ist an keiner Stelle der den HT kennzeichriev,de Zusammenhang mit der Grundbedeutung "Nest" verlassen, vgI. Dtn 22 6; 3211 (Nestbrut, die nicht flüggen Jungen des Adlers); Hi 3927; '" 833; Spr278; (zu Spr 161u LXX s. unten S.234 A5); (Jes 162 nur HT); Iep 2916; vgl. auch 4 Makk 1419. LXX gibt zwar an einer Stelle Ti' mit \/tocrO'o, wieder (Jes 162), nie aber einen hebräischen Ausdruck für das Junge, etwa (das Vogeljunge) mit VOO'cn&. • Zur Schutzhandlung s. unten S.234. • VgI. 8.49A3. NoO'crtoc in Lk 1334 ist entsprechend der Begriffstradition im HT lind LXX zu verstehen, zumal auch das wohl ursprünglich aramäisch abgefaßte Jerusalemwort (vgl. J.WELl,HAUSEN, Mt, S.121; E.HmSCH, aaO II, 8.132) im Bereich des LXX-Griechisch seine griechische Gestalt bekommen hat, vgI. Lk 1335 = '" 11726 LXX (dazu vgI. K. STENDAHL, School, S. 64). Das beliebte Bild von der Henne und ihren Küchlein ist also von Lk 1334 fernzuhalten! • Zu ~1ttO'Uv&yetv = versammeln vgI. W.BAUER, WB, Sp.596; LmDELVScoTr, aaO S.662; Zu \l1t6 -rt auf die Frage wo? vgI. W.BAUER, WB. Sp. 1668. 7 Zu i:1ttO'uv&yetV = sammeln vgI. W.BAUER, WB, Sp. 596; LIDDELVScoTr, aaO S.662; "u 01t6 -rt auf die Frage wohin? vgI. W.BAuER, WB, Sp.1668. - Diese Deutung läßt vermuten, daß die Wiederholung von ~1ttcrw&Yf:tV im Vergleichssatz nicht nur einer Stilgewohnheit (vgI. oben S.49A2) folgt, sondern hervorheben will.
"'ElN
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VORUNTERSUCHUNGEN
ihren Küchlein denken'. Oux ~,f}eA1jO''''TE meinte hier dann bildlich: die Jungen kamen nicht herzu, sie folgten dem Locken nicht. Diesen Differenzen in der Bildhälfte entsprechen sachlich verschiedene Vorstellungen, wie sich in der Exegese zeigen wird; aus ihnen wird ersichtlich, daß Mt geändert hat', während die Lk-Fassung auch hier das Ursprüngliche bewahrt hat'. - In Mt V.38 ist die Lesart ~P'7)iJ.oC; !Iicher nicht bei Lk redaktionell ausgefallen', sondern sehr wahrscheinlich nicht einmal im Mt-Text ursprünglich'. - Auch die Abweichungen in Mt V. 39 par Lk V.35b sind durch Eingriffe des Mt, so yap· und eh:' b'p'n', entstanden. Schwierig ist eine Entscheidung bei ~~et IITe Lk V. 35b: die Worte sind schon textkritisch nicht sicher·; von Lk selbst können sie nicht stammen"; ob sie zum ursprünglichen Text gehören und von Mt, dann wohl aus stilistischen Gründen, gestrichen wurden oder eine an den Einzug J esu (Lk 1938) denkende Glosse zum Lk-Text darstellen'·, lassen wir hier offen. Somit hat sich ergeben, daß zwar Mt, nicht aber Lk in den Wortlaut des Jerusalemwortes eingegriffen hat; dessen griechische Fassung liegt in Lk 13 34f also in ursprünglicher Gestalt vor.
IV. ZUR FRAGE DER VERWENDUNG JÜDISCHER TRADITIONSSTÜCKE IN LK 1149ff UND LK 13 34f Zwar ist, wie sich ergeben hatl l , die These abzulehnen, daß Lk 1149ff und 13; 34f12 ein zusammenhängendes, vorchristliches Tradi1 Zu 6pvtc; = Henne vgl. W. BAUER, WB, Sp.1153, so auch 5 Esr I 30 (s. dazu unten S.230f A6). • S. unten S.29'2f. • S. unten S.234. Dabei wird sich zeigen, daß das kollektive voO'O'ta Lk 1334 keinesfalls Lk zugeschrieben werden darf (ZU].SCHMID, Mt und Lk, S.334; F.HAUCK, ThHK 3, S.186). • Zur Frage s. A.HARNACK, aaO S.26; C.G.MONTEPIORE, Gospels, II, S.306; u.a.Vgl. E.KLOSTERMANN, HNT 5, S.148; ].M.CREED, Lk, S.187; W.L.KNOX, aaO II, S.83 AI; und andere. • Mit W.TRILLlNO, Israel, S.86 A72; R.HUMMBL, aaO S.89 und anderen; G. STRECKER, aaO S. 113 A4 läßt es offen. Anspielung oder gar Zitat des AT liegt weder in Lk 13 35a noch )\ft 23 38 vor; die Hervorhebung im Nestle-Text ist unzutreffend; denn mit der LXX-Fassung von Jer 12 7; 225 besteht keine übereinstimmung; an den hebräischen Text von]er 127; 225 für die Entstehung des Traditionsstücks zu denken, ist bei der Verbreitung der Vorstellung im Spätjudentum (s. unten S.228f u. A.) unnötig. • Mit J.SCHMID, aaO S.334; W. TRILLIl
GATTUNG UND HERKUNFT VON LK 1I49ff
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tionsstück zugrunde liegel, aber das enthebt nicht der diese These modifizierenden Frage, ob in beiden Worten nicht jeweils selbständige, spätjüdische Logien aufgenommen sind!. Eine zureichende positive Antwort ist allerdings erst dann zu gewinnen, wenn sich beide Worte vorstellungsgeschichtlich und historisch in das Spätjudentum einftigen lassen, wofür an dieser Stelle unserer Untersuchung noch die Voraussetzungen fehlen s. Im Folgenden ist vielmehr zu überlegen, ob sich beide Worte als vonJesus bzw. dem palästinensischen Urchristentum gebildete verstehen lassen; wenn nicht, ist mit Aufnahme jüdischer Traditionsstücke zu rechnen.
1. Lk 1149ff Die Gestalt eines Zitates innerhalb des Q;Zusammenhanges c hat Lk 1149-51. auf jeden Fall, wie sich aus dem neu eingeführten Interpretament V. 51 b ergibt, das sich von V.49-5Ia in der Zeit, im Redenden wie in den Angeredeten unterschddet'. Daß Jesus selbst zunächst ein Zitat bildet, um es dann selbst zu kommentieren, oder daß das palästinensische Urchristentum so verfährt, ist ohne Parallele und auch angesichts der GerichtsworteJesu selbst in Qausgeschlossen. Vielmehr müssen der Aor. drrev', die Unterbrechung der Jesusrede im Q-Zusqamenhang durch eine O"o'J'loc-Rede und die Applikation V. 51 b als Anzeichen dafür genommen werden, daß Lk I 149ff ein.festes jüdisches Traditionsstück zugrundeliegt' • Welcher Art ist das Zitat? Für die vielfach vorgebrachte' Annahme, Lk 1149ff liege ein Zitat aus einer spätjüdischen Schrift, gar mit dem Titel ,,Die Weisheit Gottes", vor, spricht nichts; denn Lk 1149. ist nicht Zitatformel, sondern Gattungselement dieses in die Gattungstradition prophetischer GerichtSUlOf'U' gehörenden Spruches, wie sich sogleich zeigen wird. Bei der Gattungsanalyse ist zunächst zu beachten, daß Lk 1149-51 schon in Q fest mit dem vorangehenden Weheruf (Mt 2329-31 par) verbunden ist'·. Bereit; diese Zusammenstellung gehört in die genannte Gattungstradition : auf den wenigsten überarbeitet erhalten sind; so die Q-Fassung des Wehespruchs nach Mt (23 29-31), die des Drohworts gegen dies Geschlecht nach Lk (1149-51) und ebenso das Jenlsalemwort nach Lk. 1 S. oben S.47 A2. • S. oben S.47 A3. • S. dazu unten S. 222ff.227ff. C S. dazu oben S.26ff. Mt 23 29-31 und Lk 1149-51 folgen ja bereits in Qaufeinander. • V.49 spricht die Weisheit bereits vor der Sendung der Propheten, ohne daß ein Adressat ihres Reden., genannt werden kann, da hier die präexistente Weisheit als redmd vorgestellt ist; in V.51b spricht Jesus zu seinen Zeitgenossen, die nach der Sendung und Abweisung der Propheten leben (vgl. oben S.29f A3 und S. 32 AI). , Vgl. schon D.F.STRAuss, ZWTh 6, 1863, S.87. 7 V. 51 b wird christliches Interpretament sein, das hei der Aufnahme des Traditionsstücks durch Jestls oder das palästinensische Urchristentum angef'tigt wurde; mit E. HAENCHEN ZThK 48, 1951, S.SS; A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.182 und A2 (trefTend zu HAENCHEN). 8 Vgl. oben S.47 A2. • Vgl. dazu H. W. WOLFF, Begründungen; O.EIl!8FELDT, Einleitung, S.I02ff; G. v.RAD, ThAT 11, S. 44ff. 82ff; C. WESTERMANN, Grundformen (Lit); R.RENDTORFF, ZAW 74, NF 33, 1962; K.KoCH, Formgeschichte, S.216ff.23Off. - Zum Begriff "Gerichtswort" vgl. unten S.63A8. - Zu unserer Stelle hat schon M.PLATH, ThStKr 78, 1905, S.457 bemerkt: " ...der Anklage folgt die Drohung". 10 Vgl. oben S.26ff; ferner S.SI A4.
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VORUNTERSUCHUNGEN
an der Stelle des Scheltworts' stehenden, mit "'l"I/ouOlN, aaO S.129f. • Vgl. dazu C. WESTERMANN, aaO S.13Iff. '0 Vgl. Mi 616: V. 16a (Scheltwort im Aussagesatz) - V.16b (Drohwortangefügtmit 1311:1'). [vo< V.50 (vgl. 6n:w~ Mt V.35) ist demnach final zu fassen und auf ><'t"evOuatv >
GATTUNG UND HERKUNFT VON LK 1334C
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p? verbundene Botenformel; statt des (nicht erhaltenen?) Scheltworts werden die Momente der Anklage im Drohwort gebrachtl, das dann mit (vo:" zu seinem eigentlichen Aussagegehalt kommt. Ob IM; TOÜTO schon in die jüdische oder erst in die christliche Traditionsschicht gehört, läßt sich nicht mehr aU9Illachen; sicher aber scheint mir, daß V.49a. aus der Gattungstradition des prophetischen Gerichtswortes' bestimmt werden muß, die bei der Formung des Lk 11490" zugrundeliegenden spätjüdischen Traditionsstücks leitend war. 2. Lk 1334f Das Jerusalemwort wird vielfach als jüdisches Traditionsstück ven:tanden', und zwar meist mit der Einschränkung, daß Lk 13 35b als christlicher Zusatz beurteilt wird5 ; doch halten sich bis in die neueste Forschungsgeschichte Stimmen, die überhaupt für christliche Bildung" oder sogar für ein echtes Jesuswort7 sprechen. Als authentisches ]e,fIJ.SU.KIrl kann Lk 13 34f aber aus drei Gründen nicht betrachtetwerden: I) 1toambtu; große' Schwierigkeiten, vgI. A.MERX, Evangelien, lI/I, 8.336; M.Pu.'m, aaO 8.456; R.BuLTMANN, Tradition, S.120; E.LoHSE, aaO 8.328; u.a. IIoathtu; -IjlM>.'I)aot kann nicht lediglich vom Vorhaben Jesu verstanden werden (gegen A.H.M'NEILE, Mt, 8. 341f; T. W.MANSON, 8ayings, 8.127; W.L.KNOX, aaO H, 8.82), da das kontrastierende 00l( iJ&e>.1Jaottt deutlich zeigt, daß die Angeredeten tatsächlich mit dem Rettungswillen des 8ubjekts des Wortes konfrontiert worden sind, ihn aber zurückgewiesen haben. Die Echtheit des Wortes wird nicht wahrscheinlicher, wenn man Tli -dievot aou auf das ganze Volk und 1tOa<XXI~ damit auf die gesamte irdische Wirksamkeit Jesu überh.aupt bezieht (so schon F.C.BAUR (vgl. D.F.8TRAuss, aaO 8.86f); K.HoLL, Kirchenbegrilf, 8.55 AI; W.BUSSMANN, 8tudien, II, 8.72); gegen diese Verlegenheitsauskunft mit Recht R.BuLTMANN, aaO 8.120 AI.
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VORUNTERSUCHUNGEN
mentlichen Zeit meinen muß'. Nun kann sich die 2. P. PI. in OU)( ~~eAf)O'<XTe nur auf Ta T~)(V<X 0'011 beziehen; sie steht aber ebenso mit Jerusalem als angeredetem Adressaten des \-I/ortes parallel. Also sind J erusalem, Ta T~XV<X 0'011, "ihr" als Tatsubjekt eine Einheit'. Von diesem zwar im Ausdruck, aber weder zeitlich noch sachlich differenzierten Adressaten des Jerusalemwortes wird als Tat unter anderem die Tötung der alttestamentlichen Propheten ausgesagt; demnach wird nicht allein das Jerusalem des l.Jahrhundertq, sondern von seiner alttestamentlichen Geschichte an angeklagt. Daraus folgt, daß 7toO'&)(,~ schon diesen Zeitraum einschließt; das Subjekt von i)~~A'YjO'<X muß somit die gesamte Geschichte der Halsstarrigkeit Jerusalems kontrastierend begleiten können'. Da wir in der Verkündigung Jesu nicht den geringsten Anhalt dafür haben, daß er sich schon in alttestamentlicher Zeit, etwa in der Sendung der Propheten, wirksam verstand, kann er nicht das "Ich" des Jerusalemwortes sein. Das Argument R.BuLTMANNS' bleibt somit in Kraft: " ... das Subjekt dieser Geschichtsreflexion muß ein übergeschichtliches Subjekt sein". 2) V.35a künd·et das Gericht an, das darin besteht, daß die Stadt der göttlichen Gegenwart verlustig geht. Eine derart tiefgehende Distanzierung von Jerusalem und dem Tempel ist aber aus der Verkündigung Jesu sonst nicht belegt. Für die Echthdt machen C.H.DoDD' und W.G.KÜMMEL" Mk 132 parr geltend. Aber weder auf das wohl echte Tempelwort' kann man sich berufen noch 1 IIpo
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auf d.ie Stelle Mk 132, die eine sekundäre Urnfonnung des Tempelwortes darstellt", wobei mit dem Nachsatz auch dessen eschatologischer Sinn wegfiel, während Mk den Vordersatz auf die Tempelzerstörung 70 n. Chr. bezogen hat'. Da also die Erwartung der Tempelzerstörung als Gerichtsgeschehen nicht sicher auf Jesus selbst zurückgeführt werden kann, fehlt der sachlich parallelen" Aussage ein Anhalt in der VerkündigungJesu'. 3) Auch V. 35b läßt sich nicht aufJesus selbst zurückführen; dennJesus mUßte dann von seiner (!) Parusie in der I.P.Sing. gesprochen" und diese als !8E'V !L" gedacht haben, wie sich aus 00 I.I.~ t8l)-rS I.I.E f (0) ~ ergäbe. Auf einen Zeitraum innerhalb der irdischen Wirksamkeit Jesu läßt sich die Zeit des Nicht-Sehens schwerlich beziehen'; denkt man bei dem Begrüßungsruf an dJie Parusie', so steht man im Blick auf die Echtheit des Wortes vor der Schwierigkeit, daß weder sicher nachweisbar ist, daß Jesus mit seinem Tod" oder seiner Entrückung gerechnet hat, noch, daß er von seiner Parusie gesprochen hat". Eine RefiexionJesu auf die Zwischenzeit zwischen seinem Tod und seiner Parusie (so W.G.KÜMMEL, aaO) kanndaherfürJesus selbst nicht erwiesen werden. Überhaupt ist in synoptischer Tradition vom Sehen bei der Parusie zwar im Bezug auf den Menschensohn in 3. P. Sing., nie aber in Bezug aufJesus in der I. P.Sing. die Redet.; von einem Nicht-Sehen Jesu nach seinem Tode spricht überhaupt erst das JohEv". Vgl. R.BuLTMANN, Tradition, 8.126; F.liAHN, aaO 8.29f A3; 99f. 80 F. HAHN, aaO 8.100. Eine Umgestaltung wie Mk 132 muß freilich nicht erst auf Grund der eingetretenen Tempelzerstörung erfolgt sein, da der herodianisehe Tempel durch Feuer zerstört wurde (vgl. W.G.KÜMMEL, aaO 8.93 und A42); vgl. auch F. HAHl<', aaO 8.99 A4. Als Motiv für eine derartige vormarkinische Umgestaltung des Tempelwortes in eine Weissagung der Tempelzerstörung läßt sich, da eine tempelkritische oder spiritualisierende Tendenz hier nicht erkennbar wird, vielleicht das Bestr<,ben des palästinensischen Urchristentums zur Zeit des jüdischen Krieges nennen, seine Erwartung der Tempelzerstörung in Gestalt von Mk 131C auf JestllI seihst zurückzuführen. • Zur VorstelJung vom Auszug Gottes als Ermöglichung der Zerstörung von 8tadt und Tempel in V. 35a vgl. unten 8. 228f. • Wenn auch das Verhältnis des palästinensischen Urchristentums zum Judentum nicht so harmonisch gesehen werden kann, wie es bei 8.G.F.BRANDON, aaO passim, gezeichnet ist, so bleibt doch die faktische 8teIJung des frühen palästinensischen Urchrist,entums zu Tempel, Jerusalem und Judentum unverständlich, wenn das Jerusalemwort ein authentisches Jesuswort und somit von Anfang an überliefert worden wäre, zumal sich im Jerusalemwort keine der Tempelwortüberlieferung vergleichbaren Korrekturen eines ursprünglichen Wortlauts finden. • Die Formulierung in V. 35b schließt doch ein: "dann werdet ihr mich sehen". • Vgl. die bei W.G.KÜMMEL,aaO S. 74A207 genannten Forscher. Aber T. W.MAmoN, aaO :'1.128 und W.G.KÜMMEL, aaO weisen mit Recht auf die Ausdrucksweise von V.35 hin, die zu einer lediglich informativen Aussage kaum paßt. AI. Weissagung des Einzugs verstehen TH.801RON, Logia, S.45fund ihm folgend F.HE1NluCBS, Komposition, 8.18 das Wort; aber das Jerusalemwort läßt keinen vorredaktionellen Kontext erkennen (vg1. oben 8.48); außerdem müßte man mit der nicht sicheren Historizität des Zuruls aus Ps 118 beim Einzug und obendrein mit dessen Erwartung durch Jesus rechnen (zur Einzugsgeschichte vgl. F. HAHN, Hoheitstitel, S. 172ff. 264ff). , 80 für Jesus selbst vor allem W.G.KÜMMEL, aaO 8. 74f. 8 Lk 13 33b muß m.E. als Beleg ausscheiden; vgl. oben 8.47. • Vgl. dazu zB H.CONZELMANN, aaO 8p.631. Sofern Jesus den kommenden Menschen:!Ohn erwartet hat (so G.BoRNKAMM, Jesus, 8.206; H.E.TöDT, Menschensohn, 8.296' u.ö.; F.HAHN, Hoheitstitel, 8.32ff; dagegen erneut l'H.VIELHAUER, ZThK 60, 963, 8.133-177), hat er sich selbst doch nicht mit dem kommenden Menschensohn identifiziert. ,. Vgl. Mk 1326 parr; 1462 par; Mt 1628 (Mk und Lk diff.). U Vgl. Joh 16168", doch liegt hier nicht mehr die urchristliche Parusievorstellung vor, vgl. R.BuLTMANN,Joh, 8.447f. 1 I
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VORUNTERSUCHUNGEN
Somit hat sich ergeben, daß das Jerusalemwort nicht in die Jesu gehört. Es ist weder von Jesus selbst gebildet noch eine von ihm aufgenommene und in V.35b durch ihn kommentierte Tradition. Verkündigun~;
Weiter ist zu fi:agen, ob sich Lk 13 34f als urchristliche Bildung oder doch wenigstens als durch V. 35b christlich angeeignetes jüdisches Traditionsstück verstehen läßt. Zunächst ist zu bedenken, daß dieses Wort sehr wahrscheinlich in oder nahe Jerusalem entstanden istl • Der Annahme einer Bildung von Lk 1334f' durch das palästinensische Urchristentum stehen jedoch erhebliche Schwierigkeiten entgegen. So wäre schon das völlige Fehlen typisch christlicher Aussageelemente zumindest in V. 34-35a bei einer Gemeindebildung ebenso auffallend wie das Fehlen konkreter Anklagemomente, die ein sich derart von Jerusalem distanzierendes Gerichtswort begründen würden. Ferner steht dieses Gerichtswort gegen Jerusa1em in urchristlich-palästinischer Tradition ziemlich vereinzelt da; denn die Stellen Mt 227'; Lk 2120', aber wohl auch Lk 2328b' sind redaktionelle Bildungen, wähn."Ild Lk 1941-44 zumindest erst im jüdischen Krieg entstanden ist". Außerdem {;~hlt die Vorstellung, daß Jesus bereits in den Propheten alttestamentlicher Zeit wirksam war, nicht nur beiJesus', sondern auch in urchristlicher Tradition". Demnach läßt sich V.34-35a auch nicht als Bildung des palästinensisehen Urchristentums verstehen und muß als sPätjiidisches Traditionsstiick zu erklären versucht werden. Wie steht es aber mit V.35b, worin viele Forscher· einen christlichen Zusatz sehen? Vor allem der Inhalt des Wortes ist dabei bestimmend, da bei der Zuweisung zum jüdischen Traditionsstück die sich dann ergebende Vorstellung Schwierigkeiten bereitet, daß die als Sprecherin von V.34.35a gedachte Weis1 VgI. J.WELLHAUBEN, Lk, S. 76; A.HARNAcK, Sprüche, S.120; E.HIRSCH, aaO II, S.132; H.CoNZELl4ANN, Mitte, S.125. • Dann natürlich als ein WortJesu, wie es ja bei Mt und Lk gefaßt ist. • S. unten S.300:ff. • Vgl. dazu H.CONZELMANN, aaO S.126. • Die Analyse der Szene Lk2326-32 ist schwierig; V.26 liegt Mk 1520.21, V.32 wohl Mk 1527 (vgI. auch Lk 23 33) zugrunde. V.28a liegt eine lukanische Wendung vor (vgl. W. L. KNox, .,aO II, S.87 A2), so wird V. 27 redaktionelle übergangsbildung sein. Die Frage ist, ob Lk schon in V.28bfT oder erst in V.29fT Tradition übernommen hat (zu V.29-31 als Traditionsstück R.BuLTMANN, aaO 37.121.341 u.ö.; M.DIDELIUS, Formgeschichte, S.203 AI; H.W.SURKAU, Martyrien, S.96). Nun ist zu beachten, daß V.29f in den Zusammenhang der Belehrung über die Wehen der Endzeit zu gehören scheint (vgI. Mk 1317 parr); ein spezieller .Bezug auf Jerusalem ist damit nicht notwendig gegeben; außerdem verweist doch iJ.1J K:hIX(eTe ~7t' ~iJ.E: (V.28b) auf den redaktionellen Kontext; hinzu kommt, daß Lk 2328f wohl von Sach 1210-14 LXX beeinflußt ist (vgl. H.J.HoLnMANN, HC I, S.419; E.KLosTERMANN, HNT 5, S.227; M.DIDELlUS, Motive, S.236),.wobei zu beachten ist, daß Lk schon in Lk 2124 Sach 123 LXX zur Ansage des Geschicks Jerusalems heranzog. So ist doch sehr wahrscheinlich, daß Lk 23 28b nicht schon zum Traditionsstück gehört, sondern zusammen mit V. 27. 28a dessen redaktione1!e Einführung ist. I VgI. H.WINDI&CH, ThT 48, 1914, S.522; W.G.KÜMMEL, aaO S.95 A48. R.BuLTMANN, aaO S.37. 130 hält das Wort für ein vaticinium ex eventu; das ist jedoch nicht sicher, vgl. E.KLOSTI!RMANN, aaO S.191; T.W.MANsoN, aaO S.320; W.L.KNox, aaO I, S. 79 A2; doch zeigt das Wort deutlich die Erwartung der Zerstörung Jerusalems; seine Entstehung ist doch am besten im jüdischen Krieg verständlich. , S. oben S. 54. • S. oben S.31 All. • S. oben S.53 A5.
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heit verborgen bleibt, bis sie mit dem Kommen des Messias wieder sichtbar wird '. Aw:h eine Konvergenz zwischen (tE und ciAOYllrdv~ wäre gegeben, wennJesus der Sprecher von V. 35b wäre. Versteht man V.35b als sekundäre christliche Anfügung, 80 würde dadurch die Gerichtsansage V.35a christologisch ausgezogen: die Angeredeten werden Jesus keinesfalls mehr sehen, bis sie den Begrüßungsruf aus Ps.118 sprechen. Dan könnte nur auf die Parusie bezogen werden, da der Bezug auf den Einzug Jesu einen vorredaktionellen, historischen Kontext fordert, der sich aber nicht bestimmen läßt·. Bei diesem Verständnis läge der Ton der Aussage auf der VerborgenheitJesu bis zur Parusie (ou (tY) (Ill)~ (tE), und diese VerborgenheitJesu wäl'e als Gericht über die ablehnende Haltung Jerusalems (V.34) verstanden. 0" (tY) tlll)T~ (LE kann sich in einer Gemeindebildung dann aber nur auf das Ende der irdischen WirksarnkeitJesu beziehen, dh. der TodJesu als Entzug seiner Anwesenheit wäre als Gericht gefaßt. Das bedeutet aber: V.35b als christlicher Zusao: stellt das Jcrusalemwort als ganzes in den Kontext des Endes der Wirksamkeit Jesu; gerade dieser Kontext fehlt aber und darf aus Mt nicht einfach vorausgesetzt werden. Außerdem fügt sich zwar das Motiv vom Weggenommensein Jesll und die Ausrichtung auf die Parusie gut in alte christologische Tradition', jedoch nicht das Verständnis dieser Spanne als Gericht'. Auch an ein Wort des erhöhten Jesus kann nicht gedacht werden". Hinzu kommt, daß Ps 11826 in Mk 119 auf den irdischen Jesus bezogen ist"; hier aber läge ein in synoptischer Tra.dition singulärer Bezug der Stelle auf Jesu Parusie vor, von der schließlich auch in synoptischer Tradition nie in der l.P.Sing. gesagt wird': Ihr werdet micll sehen!
Daraus ergibt sich, daß es nicht möglich ist, V.35b sicher als christlichen Zusatz zu bestimmen. Ich entscheide mich deshalb dafür, daß er noch zum jüdischen Traditionsstück gehört und gehe somit davon aus, daß Lk 13 34f im ganzen ein spätjüdisches Wort ist. Was die Ga ttung dieses Traditionsstücks betrifft, 80 hat schon M. PLATH die Abfolge Anklage-Drohung beobachtet"; auch das Jerusalemwort gehört in die Gattungstradition des prophetischen Gerichtswortes. Der Einschnitt liegt bei V. 35a: der auch inhaltlich als Drohwort ausgewiesene Velllteil ist stilgemäß mit Illou eingeleitet'; V.34 ist demnach das Scheltwort", 1 Vgl. jüngst U. WILCKENS, ThW 7, 8.516 A350. - Das Argument E.lIAENcHEm (aaO S.57), daß die Weisheit nicht selbst, sondern nur in den von ihr gesandten Propheten in Jerusalem anwesend war und deshalb V.35b nicht von ihrer Wiederkehr sprkht, ist nicht zutreffend, vgl. unten 8.232 und A2. • S. oben 5.48. • Vgl. Mk 219f; Apg 19lf; 320.21 a und dazu F.HAJ;m, Hoheitstitel, 8.106f. 'Mk 121blfund I Thess 215ffehlt der Bezug auf die Parusie. "Vgl. die Formulierung von M.PLATII, aaO S.456: "Wie kann der gen Himmel ~ fahrene Jesus ... zu den Jerusalemiten sagen, daß sie ihn nicht mehr sehen werden?" • Vgl. dazu F.HAHN, aaO 8. I 72f.264f. , S. oben S.55AIO. • aaO S.457. • Zu Mll'1 am Anfang des Drohworts vgl. H.W.WoLFP, Begründungen, 8.10; C. WBlrrERMANN, Grundformen, 8.102.107 und die dort gegebenen Beispiele; K.KOCH, Formgeschichte, S.237. 10 Als Einleitung muß eine Einftlhrung als Wort Gottes oder ähnlich vorausgesetzt werden, da das sprechende "Ich" nicht von einem Propheten selbst verstanden werden kann, s. oben S.54. Zum Verständnis der 8cheltrede als Gottesrede vgL C.WI!8TERMANN, aaO S.135.
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VORUNTERSUCHUNGEN
das seine Verbindung mit der Gattungstradition des prophetischen Gerichtsworts im AT gleichfalls deutlich zu erkennen gibt: so durch die wiederholende Nennung des Adressaten', durch die Charakterisierung der Verfehlung des Adressaten mittels Partizipien', durch das Kontrastmotiv" wie auch durch den bildlichen Vergleich'. Schwieriger ist V.35b gattungsmäßig zu bestimmen; da bei diesem neu eingeführten Versteil aus inhaltlichen' Gründen nicht ein Subjektwechsel angenommen werden kann, so daß der spätjüdische Sprecher des Jerusalemwortes nunmehr selbst das Wort nähme, ist hierzu aus der alttestamentlichen Gattungstradition die Wiederholung der Einführungsformel innerhalb des Drohworts zu vergleichen' und V.35b noch diesem zuzurechnen. Das Jerusalemwort im ganzen ist also ebenso wie das spätjüdische Traditionsstück Lk I I 49ff der Gattungstradition des prophetischen Gerichtswortes entsprechend geformt.
Wir stehen somit vor dem für unsere Untersuchung bedeutsamen Ergebnis, daß diie Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in Lk 1149ff und 13 34f bereits in spätjüdischen Traditionsstücken überliet:ert ist, und zwar näherhin in Logien, die aus der Gattungstradition prophetischer Gerichtsworte ihre Formung empfangen haben.
1 Im prophetischen Gerichtswort I Kön 132; Jes 291. - Eine interessante Parallele stellt der Jochanan b. Zakkai zugeschriebene Ausspruch dar: "Oh GaliIäa, GaliIäa! Du hast die Tora verachtet, du wirst bald mit den Erpressern zu tun bekommen" (jSchab 16, 15d, 50 Bar; zitiert nach M.HENGEL, Zeloten, S.54; vgl. auch BILL. I, S.157). - Zu den Verdopplungen überhaupt vgl. G.DALMAN, Worte I, S.168; BILL. I, S.943; II, S.258. • Vgl. dazu H.W.WOLFF, aaO S.12f; zB: Am 41; 84; Mi 39. • Vgl. dazu oben S. 52 A9. - Die Heilstaten werden hier in einer das Ständige, Wiederkehrende fass'enden, allgemeinen Formulierung geboten. Das Kontrastmotiv wirkt bis in die Formulierung gestaltend (i)ltü.1)a", - 0,)>< i)lteA1)a"''te). 'Vgl. C. WESTERMANN, aaO S.114; als Vergleiche für das Handeln Jahwes zB Hos 11 Iff; Ez 16. • S. unten S.230 und A3. e zB Ez 51ffund da.zu C.WESTERMANN, aaO S.149f.
B. ERSTER HAUPTTEIL
DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG VOM GEWALTSAMEN GESCHICK DER PROPHETEN IN DER DEUTERONOMISTISCHEN TRADITION I. DIE ÄLTESTE GESTALT DER VORSTELLUNG IN NEH 926 Bei der Suche nach alttestamentlichen Belegen für die generelle Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten hat man bisher nicht nur auf Neh 926, sondern auch auf I Kön 184. 13; 1910. 14; 2 ChI' 3614-16; Jer 230 und sogar Klg1220; Ps 10515 (= 1 Chr 1622) hingewiesen1 • Doch müssen Klgl 220 und Ps 10515 par schon deshalb ausscheiden, weil hier nicht, wie stets in urchristlicher überlieferung, Israeliten, sondern Heiden als Täter im Blick sind; außerdem sprechen sie nicht von "den Propheten" in dem für die urchristlichen Belege bezeichnenden generellen, umfassenden Sinns,. Der letztgenannte Unterschied verbietet es auch, von den anderelll, außer Neh 926 genannten Stellen auszugehen 3 • 1 Vgl. zB E.v.DoBSCHÜTz, Thess, S.1I2; E.FASCHF.R, IIPOHTHE, S.173; A. DESCAMPS, Jostes, S.48 AI; B.RIGAUX, Thess., S.447; H.A.FISCHEL, JQR, NS 37, 1946/47, S.270; N.BlRox, Zeuge, S. 136. • Klgl2 20 hält Jahwe die Propheten- und Priestertötung durch die neubabylonischen EroheJrer vor, 8. Kommentare zSt; vgl. auch noch LXX Klgl416 vi. Erst die spätere jüdische Aoslegungstradition interpretiert Kigl 2 20 mit Hilfe der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten; entsprechend sind Israeliten die Täter; vgl. Targum Klgl220 (BILL. I, S.941; II, S.189) und dazu W.RunOLPH, KAT XVII 1-3, S.227; unten S.251AI. - Die Warnung Ps 10515 par ist auf die Patriarchen bezogen und an fremde Herrscher gerichtet, vgl. H.-J.KRAUS, BK XV/2, S.721. ·lKÖII18#.I3; 19'10.14 gehören nach G.FoHRER, Elia, nicht zum alten überlieferungsbestand. 1813; 1914 gehen auf den Sammler von I Kön 17-19 zurück ('laO 8. 34f. 38. 44) ; 184 ist eine von 1813 (aaO S.9 A9), 1910 eine von 1914 (aaO S. 19 A30) abhängige Glosse; vl~l. dazu auch R.M.FRANK, CBQ 25, S.410f; H.WILDBERGER, BhHW I, Sp.396. Die Propheten in I Kön 1813 und 1914 sind Jahwepropheten lediglich zur Zeit Elias (vgl. ihre Tötung durch Isebel 1813; 2 Kön97; zur Historizität: G.FoHRER, aaO S.52ff, hes. S.54), vgl. R.RENDTORFF, ZThK 59, 1962, S. 153. 157; ob die Formulierungen 1813 und 1914 von einer Hand stammen, ist mir fraglich; anders als 1813wirdin 1914 die Tötung auf die Israeliten zurückgeführt (-m~ ... '3::1 ::1,"::1 u,n "N'::13), 8. Korrekturzusatz S. 351; führte die durch Anfeindung gekennzeichnete Lage, in der sich die die Eliaü herlieferung tradierenden Prophetenkreise des Nordreichs sahen, zu dieser Formulierung in I Kön 1914? Vg!. ein Jahrhundert später als Elia das Geschick der Jabwepropheten zur Zeit Hoseas (vgl. Hos 97-9 und dazu H. W. WOLFF, Heimat, 8.235--238; DERS., BK XIV/I, S.2011f) und das Hoseas seIbst (vgl. H.W.WoLFF, BK XIV/I, S.XIV). Zur traditionsgeschichtlichen Bedeutung von Hos97~9 und I Könl914für Neh 926 vg!. unten ExkursIII (S.201). Auch die schwierige Stelle Jer 230 (zu Gattung und Kontext vgl. G. v.RAD, ThAT II, S.46 und A12; H.J.BoECKER, Redeformen, S.97-100, bes. S.99; zum Text W. RUDOLPH, HAT 12, "St) enthält in C~'N'::1l kaum die Vorstellung einer kontinuierlichen Prophetenreihe (anders R. RENDTORFF, aaO S. 149 wegen Jer 288), sondern wird ein bestimmtes, aktuelles oder überliefertes Ereignis im Auge haben; W.RunOLPH,
(l'm
'N'1V"
DIE ÄLTESTE GESTALT -
NEH 926
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In Neh 926 hingegen wird erstmals den der ganzen israelitischen Känigszeit zugeordneten Propheten pauschal ein als Tötung gefaBtes gewaltsames Geschick beigelegtl: "Mm-"1'1'1C '11':"1 TK":U-lllC'1 "7~: C:1'''am7 C:1. Die Aussage gehört in den Zusammenhang des von dem Kontrast Jahwes Bundestreue - Israels BundesbrUche" bestimmten, von Abraham (V. 7) bis in die nachexilische Gegenwart (vgl. besonders V. 32. 36) reichenden geschichtlichen Rückblicks, der den ersten Teil des Bußgebetes Neh 9 beherrscht (V.6-31) und sich in V.6-22 (von der Schöpfung bis zur Landnahme) und V.23-31 (Landnahme, Aufenthalt im Verheißungsland bis zur Exilierung durch die Neubabylonier) gliedern läßt". In V.23-31 ist die Abfolge der Aussagen nicht einfach eine chronologische. V.23-25 handeln von der Einlösung der Nachkommenschafts- und Landverheiß1tlng und von dem Wohlstand und Reichtum, den Gott dabei zufließen ließ'. V.2(i bringt nun im Kontrast dazu summarisch die Reaktion Israels auf diese Wohltaten Gottes, womit die ganze Zeit des Aufenthalts im Verheißungsland von !Ieiner Einnahme bis zum Exil charakterisiert werden soll. Diese summarische Chalcakteristik Israels im Lande wird dann, wie W.RUDOLPH gezeigt hat, für die Richterzeit (V.27f) und die Königszeit (V.29-31) ausgeführt". Wie die konHAT 12, zSt denkt an die Zeit Manasses; doch weiß die alttestamentliche Manasseüberi'ieferung von Propheten tötungen noch nichts; vgl. 2 Kön 21 Itr; 24 sr; Jer 154 (2 Chr 33 1ff erwähnt die Bluttaten Manasses überhaupt nicht, vgI. zum chronistischen Manasse-Bild G.v.RAn, Geschichtsbild, S.12; DERB., ThAT I, S.96I; O.PLöoER, Red~,n, S.42); anders erst Josephus, Ant. X, 3, I = X, 38f (s. unten S.84f) und die Traditionen von der Zersägung Jesajas, 8.S. 245ff. 247 A3;249A6. Möglicherweise denktJeremia an die ihm neben anderen Traditionen des Nordreichs bekanntgewordene Stelle I Kön 1914 (vgl. auch A.WEISER, ATD 20, S.28), vgl. auch an heiden Stellen Tötung durch das Schwert; zu C~:1,n M7~K vgl. Jer 1212; 4610.14; ferner Dtn 3242; 2 Sam 2 26; 1125; 18B;Jes 318. - Hingegen kommt die Tötung Urias durch das Schwert (Jcr 2620-23) als Hintergrund von Jer 2 30 nicht in Frage, da dieser Vorfall sich unter Jojakim ereignete, Jer 2 30 aber entsprechend der Sammlung Jer 2-6 in die Frühzeit der Verkündigung Jeremias unter Josia (vgl. W.RUDOLPH, HAT 12, S. XVIIf) gehört; gegen H.J. ScHOEPS, Prophetenmorde, S.127. - Zur traditionsgeschichtlichen Bedeutung von Jer 2 30 für Neh 926 vgl. unten Exkurs III (S.201). In 2 Chr 36u/f ist typisch chronistisch nur von Tat und Ergehen der Generation am Ende des Südreiches die Rede, vgl. G.v.RAn, Geschichtsbild, S.13; entsprechend gehören die Boten und Propheten in 2 Chr 3615f nur in diese Zeit, vgl. W.RUDOLPH, HAT 21, S.337; K.GALLING, ATD 12, S.185; vgl. aberS.74fA3. 1 Der Beleg findet sich im Zusammenhang des großen BußgehetB Nm 95-37. Zur Gattung vgl. W.RUDOLPH, HAT 20, S.157f; K.BALTZER, Bundesformular, S.5Iff; C.WESTERMANN, Klage, S.298ff und dazu H.J.BoECKER, Redefinmen, S.I3Of. Das Gebet gliedert sich in den geschichtlichen Rückblick (V. 6-31) und die Klage (V. 32-37; beachte Mn37' und dazu L.J.LmBREICH, Impact, S.228 mit AIO), die freilich auch noch Elemente des geschichtlichen Rückblicks enthält (vgl. V.33-35.37b). Zur Tradition solcher geschichtlichen Rückblicke vgl. G. V.RAD, Hexatench, bes. S.I9f zSt; W. RUDOLPH, aaO S. 157 und besonders K. BALTZER, aaO. - Zu Neh 95-37 vgl. ferner unten S.76f. 113. 122-128. 134--136. • Vgl. dazu besonders K.BALTZER, aaO S.54f. • Zum einzelnen vgl. G. v.RAn, Hexateuch, S.I9f; M.NOTH, Gesetze, S.107ff; DER!!., üPent, S.51 A164; 172f; W.RUDOLPH, aaO S.158ff; K.GALLING, ATD 12, S.23'9f. • Zur Bedeutung des Verheißungslandes in Neh 95ffvgl. M.NOTH, Gesetze, S.I08f; W.RUDOLPH, aaO S.156; K.GALLING, aaO S.24O. • Vgl. W.RUDOLPH, aaO S.161. - V.26 darf nicht zur Darstellung der Richterzeit hinzugenommen werden, gegen A.BERTHOLET, KHC 19, S.74; M.NOTH, Gesetze, S.IOB; M.REHM, BZ NF I, 1957, S.66.
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DIE AUSEIILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
vergierenden Ausllagemomente in der Prophetenformulierung V.26aß und V.29-31' deutlich machen, ist Wirken und Geschick der Propheten zwar nicht auf die Richterzeit,. wohl aber auf die ganze Königszeit bis zum Exil zu beziehen'.
Neh 926 ist also der älteste Beleg flir die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell; bei ihm muß die traditionsgeschichtliche Untersuchung der Vorstellung einsetzen. Welche Gestalt hat die Vorstellung in Neh 926? Folgende Elemente und Momente müssen in einer für den Fortgang unserer Untersuchung grundlegenden Analyse von V.26aß und des ihm parallelen V. 30aß herausgestellt werden: 1. Die 926.30 genannten Propheten sind die vorexilischen überhaupt'. 2. Die in V.26aß den Propheten pauschal beigelegte Tötung ist Bestandteil einer zweiteiligen Aussage, die neben der Abweisung (Geschick) auch das Wirken der Propheten nennt'. 3. Der Aussageteil "Wirken der PropMten" enthält folgende Momente: a) es erstreckt sich über die ganze vorexilische Königszeit; b) es richtet sich auf das vorexilische Israel im ganzen' und hat dessen Ungehorsam ZUI" Voraussetzung'; c) es ist inhaltlich Vermahnung zum Gesetzesgehorsam' mit dem Ziel, das vorexilische Israel zur Umkehr zu bringen'; 1 Vgl. die ParalJellität in Erwähnung (V.26aß und V.30), Wirken (vgl. "37l"1 in V.26aß und V.30; vgl. auch V.29) und Ablehnungsgeschick (vgl. V.26aß 'l'l"I; V. 30 U"lNl"I N") der Propheten. • Die knappe Bemerkung von H.j.8cHORPS, Prophetenmorde, 8.128, Neh 926 reflektiere 1 Kön 1914, kann also keinesfalls so verstanden werden, daß hier auf 1 Kön 1914 und die dort vor jahwe gebrachte Tötung der jahwepropheten zur Zeit Elias angespielt werde, so A. C. WELCH, ZAW 47, NF 6, 1929, 8.134 auf Grund seiner These, Neh 9 stelle ein Gebet für die Nordisraeliten nach dem Fall 8amarias dar (aaO bes. 8.135f), die WELCH aber nicht abgenommen worden ist; vielmehr wird mit nachexilischer Abfassung des Gebetes gerechnet, vgl. M.NoTH, Gesetze, 8.107; W.RUDOLPH, aaO 8. 157ff; K.GAl.L1NG, aaO 8.239f; K.BALTZER, aaO S.52ff; G. v.RAD, ThAT I, 8.141, was sich schon daraus ergibt, daß das Gebet die Priesterschrift, ja wohl den redigierten Pentateuch voraussetzt, vgl. G.V.RAD, Hexateuch, 8.20; M.NoTH, ÜPent, 8.51 A164; l72f; W.RUOOLPH, aaO S.162f. - Außerdem spricht gegen die Annahme, I Kön 1914 sei in Neh 926 in einer vorexilischen, im Zusammenhang einer theologischen Reflexion über den Fall des Nordreichs stehenden Formulierung aufgenommen, der Befund an der No~h 926 so verwandten Stelle 2 Kön 1713, die vermutlich zu einem ins dtr Geschichtswerk aufgenommenen, vorexilischen und das Ende des Nordreichs bedenkenden Traditionsstück gehört (vgl. unten 8.66A4); denn dort fehlt eine entsprechende Aufnahme von I Kön 19 14. • Vgl. oben 8.61f. V.32 sind u.a. wohl auch die Propheten zu streichen, vgl. K. GALLlNG, aaO 8.238 AI; anders W.RUOOLPH, aaO 8.168A, vgl. auch 8.162 mit AI. • Vgl. 926 neben der Tötungsaussage: ,'l;!N 1:I::I"'tm" 1:1::1 "'lm-1lVN. Diese Zweiteiligkeit liegt ebenso 930aß vor; vgl. 1'N-:1l ... ,ltl11 mit 'l'TNl"I Nl;!,. • Nord- und 8üdreüch werden in Neh 9 5ff nicht unterschieden. Der leitende Gesichtspunkt ist der des vorexilischen Volkes Israel als Einheit. e Vgl.926ao: vor aß; 929aß( ... l"I~l"11)"30ao: vor V.30aß. Diese den Hintergrund für das Wirken der Propheten in Neh 95ff bildende Vorstellung eines im Verlauf seiner ganzm vorexilischm Ges"hichte (im Lande) permanent ungehorsamen und halsstarrigen Israel wird von hier ab als (Element) A bezeichnet. 'Vgl. "I'37l"1 in V.26.30; zur Bedeutung KBL 8.686, ferner unten 8.69fA2.V.29.34 zeigen, daß der Hinweis auf das Gesetz gemeint ist; vgI. auch die "ltl"l kontrastierenden Formulierungen des Ungehorsams V. 26aoc. 29aßb. 34. Zum Verständnis des Gesetzes in Neh 9 5ffvgI. M.NoTH, Gesetze, 8.107ff. 8 ::I"lVl"I V.26 (vgl. K.GAl.LlNGS Übersetzung, aaO S.237). 29 hat prägnante "Um-
DIE ÄLTESTE GESTALT -
NEH 926
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d) es wird vollzogen von den Propheten oder von Jahwe durch die Propheten " e) die Adressaten des Wirkens sind in der Aus.~age Objekt·. 4. Der Aussageteil "Abweisung der Propheten" enthält folgende Momente: a) sie ist für die ganze vorexilische Königszeit bezeichnend·; b) sie widerfährt den vorexilischen Propheten durchweg infolge ihres Wirkens'; c) sie wird konkret als Tötung der Propheten oder als Nicht-Hören auf deren Vermahnung gefaßt' ; d) sie wird angetan vom vorexilischen Israel und ist Ausdruck der die Vermahnung der Propheten abweisenden Halsstarrigkeit Israels'; e) die mit den Adressaten des Wirkens identischen Täter sind in der Aussage Subjekt, die Propheten als Betroffene Objekt'. 5. Auf die Abweisung der Propheten folgt das StrafgerichtJahwes"; die im Wirken der Propheten zum Ausdruck kommende Langmut Gottes' ist zu Ende.
Somit zeigt sich, daß die Neh 926 im Moment der Tötung der vorexilischen Propheten generell gefaßte Abweisung der Propheten Element in einem bestimmten Bild von der Geschichte des vorexili8chen Israel ist: dieses im Verlauf seines gesamten vorexilischen Aufenthaltes im Verheißungslande stets ungehorsame Volk (A) ist trotz der der Langmut Gottes entsprungenen Vermahnung durch die Propheten (B) halsstarrig geblieben (C) und hat so das Strafkehr"··Bedeutung, wie sich aus den in ihrer Bedeutung für Neh 926. SO noch zu besprechenden Stellen 2 Kön 1713; Jer 25 5; 3515; Sach 14 ergibt (Umkehrmahnung als Funktion der Propheten generell). 1 VgI. V.26 bzw. V.30. - V.29.30.34 zeigen, wie in solchem Vennahnungswirken der Propheten Jahwe selbst am Werk ist. - Zu dem parallelen 1m.,::! V.30 vgl. Sach 712. • VI~I. V.26.30. - Dieser eben in seinen Momenten freigelegte Aussageteil "Wirk.!n der Propheün" wird von hier ab als (Element) B bezeichnet, das, wie wir sahen (vgl. S.62 116), am Element A ansetzt. • Vf~I. 3a). V.26 folgt zeitlich und sachlich ebenso wie '!l"tN;' M? V.3O auf das Wirken der Propheten. • VI~1. V.26.30. 'Vf~l. die 3.P.PI. als Subjekt von U,;' und 'Il"m;,. - Daß die Abweisung der Propheten diese Bedeutung hat, ergibt sich für M; in V.3O von selbst, für U,;' aber daraus, daß es parallel zu 'Il"lM;' M; steht und vor allem aus der inhaltlichen Fassung des vorangehenden Wirken. der Propheten. 7 VI~1. V.26. - Der eben in seinen Momenten entfaltete Aussageteil ,,A.bwei.nmg der Propluten" wird von hier ab als (Ekmmt) C bezeichnet, das die Reaktion Israels auf B und eine Besonderung von A ist. Die beiden AussageteiIe Wirk.!n ttnd Abwei.nmg der vorexilischen Propheten generell werden im folgenden in dem Begriff "Propheterumssagt" zusammengefaßt. • Vgl. V.30b, auch 32. Dieses im Ende (des Nordreiches und) des Südreiches samt den damit verbundenen Exilierungen und der Zerstörung Jerusalems bestehende Strafgeridrt Gottes wird von hier ab als (Element) D bezeichnet. - Der Begriff "Gericht" für als Ahndung der Verfehlungen durch Jahwe verstandene Ereignisse, und entsprechend der Begriff "Gerichtswort" für deren begründete Ansage, ist natürlich dann problematisch, wenn man ihn prägnant aus dem Vorstellungsfeld des Rechtsstreites versteht, vgl. K. KOCH, Formgeschichte, S.220. Der statt dessen vorgeschlagene Begriff "Unheil" (vgI. K.KoCH, ebd.) scheint mir im Deutschen zu wenig zum Ausdruck zu bringen, daß in derartigen Ereignissen Schuld geahndet wird. Einen terminologiSChen Ausweg sehe ich nicht und behalte deshalb notgedrungen den Begriff "Gericht" in seinem abgeblaßten Sinne bei. • Vgl. V.30 alX.
• ,n;,
,rom;,
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DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
gericht J ahwes (D) in den Katastrophen von 722 und 587 v. ehr. auf sich gezogen. Die pauschale Aussage von der Tötung der vorexilischen Propheten generell ist also Ausdruck des permanenten Ungehorsams des vorexilischen Israel, der hier nicht nur im Blick auf Jahwel, sein Gesetz!, die Botschaft seiner Propheten3, sondern auch im Blick auf das Leb e n der Propheten formuliert wird.
Ir.
DIE ÜBERLIEFERUNG DER DTR. PROPHETENAUSSAGE ALS TRADITIONSGESCHICHTLICHE VORAUSSETZUNG FÜR NEH
926
I. Neh 926 und Esr 9 11 im Vergleich mit entsprechenden Aussagen von Propheten im chronistischen Werk sonst Diese die vorexilische (Königs)zeit im ganzen umfassende Prophetenaussage begegnet im chronistischen Werk nur noch einmal, und zwar ebelilfalls in einem Bußgebet. Esr 910fheißt es: "Wir haben deine Gebote verlassen, die du durch deine Knechte, die Propheten, befohlten hast"'. Wie Neh 926.30 liegt auch hier eine zweiteilige Aussage vor, von der Prophetenaussage allerdings nur das Element B, das nicht als Vermahnung, sondern als Gebotsweisung gefaßt ist5 , während der Ungehorsam nicht im Blick auf die Propheten, sondern auf die Gebote (910b) formuliert wird. Hingegen zeigt sich im chronistischen Werk sonst nicht selten das Auftreten einzelner oder mehrerer Propheten nach Wirken und Geschick durch diese Prophetenaussage gestaltet6 • Die dabei festI VgI. V.26; aUl:h V.35. • Vgl. V.26.29.34. • Vgl. V.30.
• I:I'N":JITl ,',:J17 ":J 11"'~ 'IVK: "",~~ 'l:JT17 '!:). Die Prophetenaussage wird auch hier zeitlich und sachlich durch die über Jahwes Strafgericht (D) abgelöst, vgI. V. 7.13.Zu Stellung, Gattung und Inhalt des Bußgebets Esr 96-15 vgI. M.NoTH, Gesetze, S.110 A197; DERS., OSt, S.161; W.RunOLPH, HAT 20, S.90ff; O.PLÖOER, aaO S.46.48; K.BALT2:ER, aaO S.56; K.GALLINO, ATD 12, S.8ff.212; H.BARDTKE, BhHW I, Sp. 44Off; ferner vgl. zu Esr 9 6ff unten S. 76f.111. • Aus ihr wird im Folgenden das Mischehenverbot zitiert (V.llbf). I Am deutlichswn 2 ehr 24181. 20-22.23-25 und 2 ehr 3614-20; an beiden Stellen wird der in Neh 926.30 auf die vorexiIisehe Königszeit im ganzen bezogene Vorstellungszusammenhang A·B-C-D auf einzelne Situationen und Generationen beschränkt! 2 ehr 241B/.2IJ..22. 23-25:
A V.IBa (D) V.IBb B
Abf:i11 der Oberen Judas (nur zur Zeit des Joas) vonJahwe; proleptische Erwähnung (vgI. V.23ff und K.GALLlNO, aaO zSt) des deshalb folgenden Zorngerichts ; V.19abotJahwe sendet angesichts dieses Abfalls (vgI. G.V.RAD, Geschichtsbild, S.I:!; W.RUDOLPH und K.GALLINO zSt und noch oben S.62A6) unter Joas Propheten, deren Aufgabe die Neh 9 26. 30 den Propheten gen<:rell zugewiesene ist (:J'lVTl ,"17Tl). Hier ein weiteres Moment von B: Sendung der Propheten;
NEH 926 ENTSPRECHENDE AUSSAGEN IN CHR
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zustellende Vereinzelung des Aussagezusammenhanges A-B-C-D steht allerdings im Gegensatz zu dessen Beziehung auf die gesamte vorexilische Geschichte des Volkes im ganzen (Esr 96ff; Neh 95ff). Wie diese Spannung innerhalb des chronistischen Werkes zu verstehen ist, muß später gefragt werden. Die generelle, in ein bestimmtes Bi:ld von der Geschichte des vorexilischen Israel eingefügte Prophetenaussage ist als solche jedenfalls nicht erst chronistische Bildung, sondern geht auf deuteronomistische Tradition zurück, wie nun nachgewiesen werden soll.
2.
Ni~h 926
und Esr 911 im Vergleich mit der generellen dIr. ProphetenaUfsage Das Einwirken dtr Tradition auf Neh 9 5ff wie auf Esr 96ff ist
C V.19bß 'Il"'tNl"IK'wieNeh930: (BC) V.20-22 weiterführende Veranschaulichung von V.19 an einer nach B (zu rrn C'l"I'K vgl. Neh 9 30. B setzt hier BC in V.19voraus,insofern es V.20 nur noch "Gerichtswort" ist (vgl. C. WI!STERllANN, Grundformen, S.1I7: zu V.20bß vgl. noch 125: 152 und schon Dtn 3116f))und C (das NichtHören (V.19bß) dokumentiert sich hier in der Steinigung Sachatjas; vgl. C in Neh 9 26 und 30, oben S.63 A5) gestalteten Einze1tradition; V.23-25 Strafgericht an den Oberen und dem König. D Ebensc, 2 ehr !J6 14-20: A V.14 Vgl. schon V.II-13; SündendesVolkesunterZedekia,vgl.obenS.60A3: B V.15 Jahwe sendet angesichts von A Botschaft durch seine Boten (zu C":)K;"; für Propheten G.v.RAD, ThW I, S.75 mit A12) wieder und wieder (M1'lD'1 C~ltIn): C V.16 Geringschätzung der Worte Jahwes (l"!f:2, vgl. KBL, S.1I5: vgl. NichtHören Neh 930) und Abweisung der Propheten auch hier im Blick auf die Person der Propheten formuliert (Mulwillm treihm: :217', vgI. KBL, 8.483: W.RUDOLPH, aaO S.336 erklärt den Ausdruck als Aramaismus für l'17'l"I (verhöhnen, vgl. KBL, S.484): wr,po/tm: 1717n hitp., vgl. KBL, 8.1036): D V.17ff ZomgerichtJahwes (587). BC wirkt auch noch auf andere Traditionen von Einzelpropheten im chronistischen Werk gestaltend, vgl. 2 Chr 289ff: aber auch 2 Chr 125-41: 151-7.8ff; 167-10; 21/2-15; 2514-16. In 125-41: 167-10; 2112-15 besteht die Botschaft des Propheten in einem Gerichtswort, in 2514-16 in einem 8cheltwort. Doch zeigen 125-41; 2514-16, daß die Möglichkeit der Umkehr damit nicht ausgeschlossen ist: Einzelheiten bei W. RUDOLPH, HAT 21 und K.GALLING, ATD 12 zu den Stellen. - In 1610 und 2516 dokumentiert sich die Abweisung des Propheten in einem gewaltsamen Geschick, vgl. dazu besonders C. WESTERMANN, Grundformen, S.118f. - Im ganzen begegnen Aussagen über ein gewaItsames Prophetengeschick im chronistischen Werk so seiten, daß das pauschale Tötungsmoment in Neh 926 keinesfalls als Resumee entsprechender Einzeltraditionen entstanden sein kann. Der Hinweis auf solche Traditionen vermag deshalb die generelle Geschiekaussage in Neh 9 26 auch noch nicht zureichend zu erklären (zu L. W. BATT1!N. ICC, S.369; W.RUDOLPH, HAT 20, 8.161: K.GALLING, aaO S.24O), wie auch umgekehrt die Geschichtsdarstellung des chronistischen Werkes keine Ausgestaltung des generellen Geschickmoments von Neh 926 im einzelnen zeigt. - Zur Bedeutung der Prophetengestalten im chronistischen Werk vgl. noch G.v.RAD, Geschichtsbild, S. 12f.II:,; M.Nom, ü8t, 8.161.172; W.RUDOLPH, HAT 21, 8.XX; K.GALLING, aaO S.II; O.PLÖGER, aaO 8.47f: R.RENDTORFl', ThW 6,8.808: C.WI!STERllANN, aaO S.II6-119.
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DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
längst erkannt1 und wird sich durch den nun vorzunehmenden 2 Vergleich in der Propheten aussage erneut bestätigen. a) Auszugehen ist von der Prophetenaussage im Rahmen von 2 Kön 17 7-20. Dieser von Dtr 3 formulierte Abschnitt stellt in seiner vorliegenden' Gestalt die für das dtr Geschichtswerk programma1 VgI. zB M.N01rH, Gesetze, S.108 A195; 109 A196; W.RUDOLPH, HAT 20, S.161. 163 für Neh95fP, W.RUDOLPH, aaO S.91ff für Esr96ff; vgl. auch W.HERRMANN, Propheten, S.151. - Außerdem setzt das chronistische Werk überhaupt das dtr Geschichtswerk voraus, vgl. G.v.RAD, Geschichtsbild, zß S.63.134; M.NoTfI, Gesetze, S.109 A196; DERS., OSt, S.133 u.ö.; W.RunOLPH, HAT21,S.XIf; K.GALLINO, ATD 12, S.S; DERs., RGG, 3.A., I, Sp.1804f. ' • Ist der Zusammenhang in der Prophetenaussage auch schon öfter herausgestellt worden, vgl. zB A.BERTfIOLET, KHC 19, S.74f; E.FAscHER, IIPO
/
DTR
VORST~FEN
VON NEH 926 -
2 KÖN 177-20
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tische theologische Reflexion über den Untergang des Nordreiches undl des Südreiches1 dar. Der Abschnitt ist folgendermaßen aufgebaut: A V.7-12
Die Verfehlungen Israels. Gleichwohl vennahnt (On'.,) Jahwe Israel und Juda durch alle seine Propheten'; Inhalt der Vermahnung: Aufruf zu Umkehr und Gesetzesgehor8am3. C V.I4-17 Die Halsstarrigkeit Israels gegenüber den Vennahnungen'. D V.18 Darum ergeht das ZorngerichtJahwes" über Israel (722). C' V.19 Die Halsstarrigkeitjudas (trotz der Vermahnungen"). D' V.20 Die Verwerfung und Verstoßung ganz Israels'.
B '1.13
NOWACK, Deuteronomium und Regum, S.229) und die häufige Beurteilung von :rrtlT':J in V.13 als Glosse (vgl. zBJ.A.MoNTGOMERv, ICC, S.469 zSt) sprechen. 1 Zu den Gründen, warum Dtr nach dem berichteten Ende des Staates Juda keine ent'p'rechende eigene Reflexion für diesen bringt, vgl. W.HERRMANN, aaO S.33f und bes. O.PLÖOER, aaO S.38f; die Frage hängt eng mit der Beurteilung der Erhöhung Jojachins zusammen, vgI. dazu M.NOTH, OSt, S.12.87.I08f; O.PLöoER, aaO; anders G.v.RAo, Geschichtstheologie, S.203; DERB., ThAT I, S.355 und A22; ferner E. JANSSEN, Juda, S. 75; H. W. WOLFF, Kerygma, S. 309ff. - Unzutreffend ist die Th"Oe von W.HERRMANN, aaO S.97 A264, 2 Kön 2110-15 erf. . iIIe für Juda dieselbe Aufgabe wie Kap. 17 für Israel. 2 Kön 21100" ist Ansage des Strafgerichts über Juda und steht somit I Kön 1415f als der entsprechenden Aussage für Israel parallel; 2 Kön 1770" reflektiert hingegen post factum den Unte~ng beider Staaten. 'Lies: "N'::1l -." ""::1; iBt zu streichen; vgI. BHK zSt; I.BENztNOER, KHC 9, S.174; W.HERRMANN, aaO S.4O A1I5; R.RBNDroIU'P, ThW 6, S.802 AI46.""3771 (vgl. auch V.15) ist hier nicht mit "warnen", was den Hinweis aufUnheiI, Strafe implizierte, zu übersetzen (gegen KBL S.686), sondern, wie sich aus dem anschließend genannten Inhalt von ""37:1 ergibt, mit "ermahnen" (vgI. zu dieser Bedeutung von ""3771 KBL ebd.) oder wegen der Anknüpfung an A besser mit "vermahnen", vgI. unten S.69f A2. • Zumindest ist wohl zu streichen, vgI. BHK zSt. • "Abweisung der Propheten" enthält Element C hier nur in 'Il7t.n' at", indirekt auch in der Ablehnung der Vermahnungen. • ~lNn.,; ~lN hitp. nur in dt-dtr Formulierungen; vgl. auch die Erklärung des Endc:;Judas aus dem Zorn Jahwes in 243 (zum Text BHK zSt). 20. • V.19 ist nicht A, sondern C (vgl. oben S.63A7) zuzuordnen, weil es im vorliegenden Text die Reaktion Judas auf die Vermahnung durch die Propheten (V.13) darstellt. , Das Ende des Nordreichs, vor allem aber des Südreichs 587 bilden (vgl. bes. E. JANSSl>N, aaO S.15f) den Ausgangspunkt der dtr
mn-",
n."nn-""
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DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
Die Propheten aussage ist auch hier in ihrer Zwciteiligkcit zu erkennen; sie ist fest eingebettet in das dtr Bild des Volkes Israel in der vorexilischen Königszeit: das ständig ungehorsame Volk (A) hat die ihm gleichwohl zugehenden Vermahnungen Jahwes durch die Propheten (B) stets abgewiesen (C) und so in den Katastrophen 722 und 587 v. ehr. Jahwes Zorngericht über sich gebracht (D). Der Ausdruck "N'::1l-~' ist generell; Wirken und Abweisung der Propheten kennzeichnen die ganze vorexilische Königszeit 1 • Allerdings bietet dtrGW diese generelle Prophetenvorstellung nur an dieser Stelle 2 ; auch die zahlreichen in das dtrGW aufgenommenen Überlieferungen von prophetischen Einzelgestalten wurden nicht nach ihr stilisiert3 • Blickt man auf die beiden Teile (B, C) der Prophetenzusammen. Vergleidlt man das 2 Kön 17 gezogene Fazit mit der Darstellung der Königszeit im dtrGW, so zeigen sich dort im Blick auf das Gericht zwar retardierende (im Nordreieh, vgl. G.V.RAD, Geschicht"theologie, S.197f; im Südrcich, ebd. S.198ff) und forcierende (vgJ. vor allem im Südreich Manasse 2 Kön 21 1Off; 243f) Momente; im ganzen aber ersch,~int die Geschichte der Königszeit als ein ständiges Anwachsen der übertretungen (vgl. dazu M.NoTH, üSt, S.91; G.v.RAn, Geschichtstheologie, S.191; W. HERRMANN, aaO 8.109), über denen sich das Gericht Jahwes immer drohender zusammenzieht und dann schließlich am Ende (anders Chronist!) eintritt als Verwerfung Israels und Judas. t Entsprechend der generellen Sicht von Israel und Juda als durch eine ständige übertretungsgeschichte charakterisierte Reiche ist auch das Wirken der Propheten nicht auf einzelne Abschnitte der Königszeit beschränkt, sondern dieser als ganzer zugeordnet. Zur Frage, wer mit den Propheten gemeint ist, und zur Herkunft dieser generellen Vorstellung, die eine die Königszeit begleitende, kontinuierliche Reihe impliziert, vgl. unten S.199ff; ZUr generellen dtr Prophetenvorstellung vgl. auch M. NOTH, üSt, S.161.172; G.V.RAD, Geschichtstheologie, S.196f; W.ZlMMERU, ThW 5, 8.663; O. PLÖGER, aa,O S.37; R.RENDTORFF, ThW 6, S.802; DERs., ZThK 59, 1962, 8.148. Vor allem ist doch zu fragen, ob diese dtr Prophetenvorstellung nicht eine Anwendung der von Dtr iterativ verstandenen Verheißung von Dtn 18 15ff auf die Königszeit darstellt, vgl. daz.u besonders W.HERRMANN, aaO SA9.IOlfr. • An den anderen FundsteIlen für den Pl. C'N'::1l fehlt durchweg die Vorstellung einer kontinuierlichen Reihe, das gilt auch für 2 Kön 9 7 (Jahwepropheten zur Zeit Elias, vgJ. oben S.60A3); 2110 (Unheilspropheten zur Zeit des Manasse, vgl. Kontext; keine ""S71'1-Funktion, sondern Ansage des Zomgerichts. - Zum dtr Manasseabschnitt vgl. M.NoTH, üSt, S.85f); entsprechend sind die Propheten in der zugehörigen Erfüllungsaussage (vgl. G.v.RAn, GesehichtstheolGgie, S.195) zu verstehen (zu R.RENDTORFF, ThW 6, S.802). Mit der einheitlichen dtr Wendung " ... Knechte, die Propheten" (so 2 Kön 97; 1713.:!3; 2110; 242; vgl. zu dieser Wendung C.LINDHAGEN, Motif, bes. 8.277ff; W.ZlMMERLI, TbW 5, S.663f) ist nicht eo ipso auch eine einheitliche dtr Prophetenvorstellung gel~eben. , W.HERRMANN, aaO S.44--49 hat treffend herausgearbeitet, daß das Traditionsgut hier Dtr für seine These 2 Kön 1713 keinen Anhalt bot, andererseits DIr hier aher auch nicht stilisierend eingegriffen hat, abgesehen von wenigen dtr Einfügungen. HERRMANN sieht solche an 2 Kön 1713 angleichende Einfügungen schon im dtr RichterblIch (Ri 67-10; 10 11-16), die hier aber auf sich beruhen können, weil das dtr Richlerbuch wahrscheinlich nicht zum Grundbestand des dtr Geschicht.werkes gehörte (vgl. oben S.66 A3) und außerdem die Prophetenthese von 2 Kön 1713 sich nur auf die Königszeit bezieht. Ebenso müssen alle Belege ausscheiden, wo Propheten als Künder des Gerichts auftreten; denn 2 Kön 1713 steht von dieser Funktion kein Wort. Eher könnte man fragen, ob die für da:. Nordreich mehrfach belegte Prophetenfunktion, Königen das Ende der Dynastie (vgl. I Kön l4lff (zur Analyse der Ahiageschichte und den dtr Eingriffen vgl. W.HERltMANN, aaO 8.78ff.86.92); 161-4.7-12; 2121-26; 2 Kön98-IOa) bzw. das Ende des Reiches (I Kön 1415f) anzusagen, nicht eine dtr Stilisierung nach
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2 KÖN 1713f
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ausBage in 2 Kön 1713f, so zeigt sich Element C hinsichtlich der Propheten noch kaum ausgeführt!; vollends von einem generell gewaltsamen Geschick ist noch keine Rede. Im Element B zeigen sich folgende Momente: das Wirken der Propheten ist als Wirken Jahwes durch (":1) die Propheten formuliert; es wird gefaßt als Vel'mahnung2 des abtrünnigen Gottesvolkes, die im Aufruf zur 2 Kön 1723 ist; aber dieser Vers ist dem dtrGW gegenüber sekundär (vgl. oben S.66f A4; V.23 bezieht sich als generelle Aussage nur auf das Nordreich). Wird dem Nordreich der Untergang schon bei seinem ersten König prophetisch nicht nur angedrobt, sondern angesagt (I Kön 1415f), so erfolgt die entsprechende Ansage durch Propheten für das Südreich erst gegen Ende von dessen Bestehen (vgl. 2 Kön 2012-19 (vordtr, vgl. HERRMANN, aaO S. 95ff); 2216f (vordtr, vgl. M.NOTH, üSt, S.86 A3; HERRMANN, aaO 5.96) und vor allem 2 Kön 2110-15). So haben also die zahlreichen Belege für die Gerichlsansage als Funktion von Propheten im dtrGW keinen Anhalt an dner entsprechen.den generellen Prophetenvorstdlung, ja können ihn im Blick auf das Südreich auch gar nicht haben. Umgekehrt ist aber die generelle Funktion von 2 Kön 1713 von Dtr nicht aufEinzrlgestaltcn übertragen worden; nennen ließe sich höchstens I Kön 1I 35-38, imol:Crn sie zur paränetischen Funktion der Propheten in 2 Kön 17 13e stimmt; Vermahnung und Umkchraufmf an einen ungehorsamen König als präzise Anwendung von 2 Kön 1713ab ist diese Ermahnung Ahias aber auch nicht. In den Szenen vom Auftreten einzelner Propheten übernimmt Dtr überhaupt weitgehend Tradition. Sofern sie sich auf das Nordreich beziehen, dürfte sie Dtr aus den prophetischen Kreisen haben, mit denen sieb die Träger der dt-dtr Tradition verbunden haben (vgl. unten S. 197. 199ff). NachA.JEpsEN,Quellen,S. 76ffwären die Nabi-Erzählungendurch einen "nebiistischen" Redaktor eingefügt worden. Er ist mit Dtr identisch (vgl. aaO zB S.100). 1 Vgl. oben S.67 A4, auch S.67 A6. • ,,:s7 und Derivate bedürften trotz eingehender Besprechung bei R. ASTING, Verkündigung, S.458ff einer umfassenden Untersuchung, die auch W.HERRMANN, aaO und N.BRox, Zeuge, nicht vorgenommen haben; in der deutschen Wiedergabe laufen vielfach eine streng juridisch oder eine mehr theologisch-kerygmatisch orientierte Zeugnisterminologie ineinander. Wir können diese begriffsgeschichtliche überprüfung hier nicht in cxtenso vornehmen, müssen aber im Blick auf den traditiomgeschichtlichen Weiterweg der Prophetenaussage und speziell auf Jub 112 einigermaßen festen Boden gewinnen. Wir überprüfen deshalb an Hand von KBL S.686 den alttestamentlichen Bedeutungsbereich von ":s7i"1 und versuchen von daher, ":s7i"1 im Zusammenhang der generellen Prophetenaussage zu bestimmen. In 2 Kön 1713 ist ":s7i"1 seinem Aussagegehalt nach Aufforderung zur Umkehr und zum Halten der Gebote. Eine derartige Verwendung von 1'17i"1 bezogen auf Weisungen, Anordnungen, Gebote läßt sich auch sonst nachweisen: vgl. Gen 433 (Anordnung Josephs); I Kön 242 (Anordnung des Königs); Jer 42 19 (Anordnung Jeremias); ferner Ex 1921.23 (AnordnungJahwes) und vor allem die Stellen, wo sich ":s7i"1 aufdas Halten von Gesetz, Geboten, Satzungen u.w. bezieht, vgl. Dtn 3246 (dtr, vgl. M.NoTH, üSt, S.40); Jer 117 (dtr); Ps 507 (vgl. V.14f); Ps 819 (vgl. V.IO) und natürlich die hier zur Diskussion stehenden Belege 2 Kön 1713.15; Neh 926. 29f. 34; 2 Chron 2419; vgl. auch die Gegenaussage "nicht hören"; ferner in diesem Zusammenhang auch den Gebrauch von m,:s7 in Dtn 445; 617.20; I Kön 2 3; 2 Kön 1715; 233; Jer 4423 u.ö. An keiner dieser Stellen besteht ":s7i"1 in der Feststellung eines Tatbestandes, wie er für die Zeugenaussage bezeichnend ist (vgl. H.J . BOEcKER, Redeformen, S. 73f. I 60ff) , sondern ist "tets mit der Aufforderung, eine Anordnung usw. zu halten, verbunden. Bei der theologischen Verwendung von ":s7i"1 dient das Verbum hier nirgends zur Fests/tllrmg der geltenden ßundessatzung (vgl. dazu im Bereich des Zivilprozesses Ruth 41-12 (dazu HJ.BoECKER, aaO S.1601l; bes. S.162), wo aber bezeichnenderweise 1':s7i"1 nicht erscheint) oder deren Brechung; auch fehlt an allen genannten Stellen die Szenerie des Rechtsverfahrens. ßOECKER zieht mit Recht diese Stellen für die Darstellung des Rechtsverlahrens auch nicht heran. Ergebnis: eine am Rechtsverfahren orientierte Zeugnisterminologie ist von all diesen Stellen fernzuhalten; ":s7i"1 besagt hier für einen derartigen VOlStellungshintergrund nichts; dasselbe Ergebnis bei KBL aaO. - Die landläufige kerygmatische Zeugnisterminologie verstellt aber nur eine präzisere Erfassung von
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DIE AUSBl[LDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
Umkehr und zum Gehorsam gegenüber den Geboten besteht, die dem Volk der Königszeit ebenfalls durch die Propheten übermittelt wurden. Dabei ist zu beachten, daß die uns vertrauten prophetischen Funktionen der Weissagung von Unheil oder Heil in 2 Kön 17 13 fehlen; es ist also festzustellen: die Propheten sind hier am Volk wirkende Umkehr- und Gese.t;:,esprediger, nichts anderesl • Diese durch die beiden Elemente Bund C und deren Momente konstituierte generelle Prophetenvorstellung von 2 Kön 1713f nen"3711. Zur Feststellung der Bedeutung v<;m "3711 an den genannten Belegstellen muß man deshalb von der von KBL S.685f gegebenen Grundbedeutung "wiederkehren", "wiederholen" ausgehen und '''3.7':"1 primär mit "nachdrücklich hinweisen", "einschärfen "wiedergeben. Die Spezifizierung in "ermahnen, vermahnen" (wenn sich "3711 auf den Ungehorsamen richtet, vgI. oben S.67 A2), "warnen", "beteuern" ergibt sich aus dem Inhalt von "1'3711. An den in unserem Zusammenhang wichtigen Stellen 2 Kön 1713.15; Neh 9 26. 29f, 34; auch 2 Chr 2419 gebe ich "3711 wegen der Anknüpfung an A mit "vermahnen", in Dtn 3246 und Jer 11 7 wegen des Fehlens dieser Anknüpfung mit ,,(nachdrücklich) ermahnen" wieder. Falsch ist m.E. die Übersetzung, die W.HERRMANN, aaO S. 39, für 2 Kön 1713 gibt: "Jahwe gab Zeugnis in(!) Israel und Juda durch alle seine Propheten ... ". An sämtlichen Stellen, wo "3711 eine Anordnung zum Inhalt hat, wird mit ::I ausgedrückt, wer auf sie hingewiesen wird. Die vermutlich erst sekundäre Herausbildung eines juridischen Bedeutungsgehaltes von "3711 (vgl. KBL aaO unter 11) unterscheidet sich von der bisher besprochenen auch in der Konstruktion: zwar wird "3711 in der Bedeutung "zum Zeugen rufen" auch mit::l konstruiert (= gegen), hat aber stets ein Akkusativobjekt bei sich, das die Zeugen nennt (vgl. Dtn 426; 3019; 3128; auchJes 82; Jer 32 10.25.44); dieses fehlt aber an den bisher besprochenen Stellen. Statt ::I (bzw. ?) wird "3711 in der Bedeutung "Zeuge sein" zum Ausdruck, gegen oder für wen man Zeuge ist, mit dem Akkusativ konstruiert (vgl. Hi2911; 1 Kön2110.13), so daß in 2 Kön 1713 usw. die::l - Konstruktion ungedeckt bliebe. - Den Vorgang der Zeugenaussage bezeichnet "3711 im Alten Testament nie (mit KBL, gegen H.J.BoECKER, aaO S.73. An der einzigen Stelle, die angeführt werden kann, 1 Kön 2110.13, betont "3711 vielmehr, daß diese "Gauner" als Zeugen auftreten). VgI. ferner zu "3711 Exkurs JI. Der durch "3711 an den in unserem Zusammenhang wichtigen Stellen bedeutete nachdrückliche Hinweis auf den Jahwewillen gehört offenbar in die Bundestradition, und zwar in den Zusammenhang der Gesetzesbelehrung, vgI. besonders Pss 50 7; 81 9 und dazu G.v.RAn, Hexateuch, S.29ff; DERS., ThAT I, S.206; K.BALTzER, Bundes· formular, bes. S.95; H.-J.KRAUS, BK XV/I, S.372ff; XV/2, S.565ff; für die dir Be· lege Dtn3246; 2Kön 1713.15; Jer117; Nch926.29f.34 liegt dieser Zusammenhang ohnehin auf der Hand. Auf das komplexe Problem von Kultpropheten und der rechtsübermittelnden Funktion von Propheten überhaupt kann hier nicht eingegangen werden. 1 Zu den Propheten aisÜbermittlern der Gebote vgl. V.13: 'nn?lV .. 'It'N ... ('ml~) C'N'::Ill1 "::137 "::1 C~'?N. Von der Sendung der Propheten selbst wird hier also nicht gesprochen, vgl. aber dann in Jeremia Quelle C. - Zu dieser mit der Vermahnung zu Umkehr und Gehorsam verbundenen Übermittlungsfunktion der Propheten vgl. unten S.199ff. 193fA4 (im Späljudentum); S.96fA4 (rabb. Tradition). Die generelle dtr Vorstellung der Propheten als Gesetzesprediger hat auch E.JANSSEN, aaO S.74 treffend herausgestellt; daß dtrGW die Gerichtsankündigung nicht als Funktion den Propheten generell beil.egt (vgl. oben S.60A2.3), ist jedoch nicht immer beachtet, vgl. E.JANSSEN, aaO passim; W.HERRMANN, aaO passim; R.RENDTORFF, ThW 6, S.802; DERS., ZThK 59,1962, S.148; W.H.SCHMIDT, ZAW 77,1965, S.181ff. Natürlich ist, obwohl in 2 Kön 1713 nicht ausgesprochen, damit zu rechnen, daß nach Meinung von Dtr auf Grund dt Tradition alle Propheten im Zuge ihrer Predigt auch einen Hinweis auf Segen und Fluch bmchten; dieser aber ist von der prophetischen Ansage des Gericht,~intrills zu unterscheiden. Zur Bedeutung des Gesetzes für Dtr vgl. besonders H.-J. KRAUS, Gesetz.
DTR PROPHETENAUSSAGE -
DTR GESCHICHTSBILD
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nen wir die deuteronomistische Prophetenaussage (dtrPA), das in 2 Kön 17 7ff gezeichnete Bild von der vorexilischen Geschichte des Gottesvolkes bis zur Katastrophe, auf das jene Prophetenaussage bezogen ist und in das sie gehört, das deuteronomistische Geschichtsbild (dtrGB)1. Vergleicht man diese im dtrGB gerahmte dtrPA mit der in ein bestimmtes Geschichtsbild eingebetteten Prophetenaussagevon Neh 9511'2, so zeigt sich, daß in Neh 9 die in 2 Kön 17 erstmals greifbare dtr Tradition bestimmend einwirkt; hier wie dort dasselbe Geschiichtsbild 3 , derselbe Einbezug der generellen Prophetenaussage in dieses Bild vom vorexilischen Israel', dieselbe Zweiteiligkeit und Formulierungsstruktur der Prophetenaussage selbst5, dieselbe Bestimmung des Wirkens der Propheten genere1l6 • Daraus ist der Schluß zu ziehen: die Prophetenaussage in Neh 9 muß aus der Tradition der dtrPA verstanden werden. Lediglich in der Fassung des Elements C differieren 2 Kön 17 und Neh 9 ganz erheblich; als ständige Reaktion des Gottesvolkes auf das Wirken der Propheten wird in 2 Kön 17 das Nicht-Hören, in Neh 9 jedoch daneben (V. 30) die Tötung der Propheten genannt. Da sich das Tötungsmoment in Neh 926 nicht einfach als Zusammenfassung entsprechender überliefi~rungen von einzelnen Propheten, aber auch nicht nur als Aufnahme von 1 Kön 1914 erklären läßt, ist nun zu fragen, ob nicht die auf 2 Kön 1713f folgende überlieferung der dtrPA durch Dtr7 I Dieses in 2 Kön 177-20 in seiner ältesten Ge.stalt vorliegende dtrGB bildet den VomteIlungszusammenhang, der oben S.67 durch die Siglen A·B·C·D bezeichnet und in seinen Grundzügen umrissen worden i,t. Die Aufgliederung in alle seine 2 Kön 17 genannten Momente muß, von der PA abgesehen, hier nicht vorgenommen, wohl aber muß betont werden, daß ein wesentliches Element des dtrGB, die grundlegenden Heilstaten Jahwes (vgl. 2 Kön 177; ausgeführter dann zB Neh 95-15.19-25), ausgeklammert und nicht in einem eigenen Siglum geführt wird, weil es für unsere Untersuchung nur von untergeordneter Bedcutung ist. I Vgl. oben S.62ff. • Vgl. oben S.62-64 mit S.67f. Differenzen bestehen nur darin, daß Neh 95R"stofllich erheblich angereichert ist, von vornherein aus der Hinsicht auf Israel im ganzen und nicht auf die beiden Staaten verf;1.ßt ist und schließlich auch die Lage nach 587 ein· bezieht; zu Neh 95R" vgl. ferner unten S.1I3.122ff.134ff. Wie Neh 9 SR" steht auch Esr 9 6R" in der Tradition des dtrGB, vgl. unten S. 111.122ff.134ff.141 A3. 4 Vgl. ohen S.62-64 mit 67f. An beiden Stellen dient die Prophetenaussage dazu, die schließlich zum Strafgericht führende Halsstarrigkeit des Volkes angesichts der lang. mütigen Vermahnungen Jahwes zu dokumentieren. • Vgl. oben S.62A4 mit S.68f; für die Formulierungsstrukturvgl.oben S.63 A1.2.7 mit der S.67 vorgelegten Analyse. Das Element C in 2 Kön 1714 nennt allerdings als Obj"kt noch nicht die Propheten. • Vgl. 2 Kön 1713 mit Neh 9 30: "":171'1 von Jahwe ausgesagt, vollzogen durch die Propheten; auch 2 Kön 17 15 mit Neh 9 29. 34; ferner ::l'l1) bzw. ::l'l1)1'1 in 2 Kön 17 13 und Neh 926 (vgl. oben S. 62f A8); hingegen sind in 2 Kön 1713 noch nicht wie in Nch 926 die Propheten selbst Subjekt der Vermahnung; auch hat 2 Kön 1713 noch nicht das Moment des Geistes Jahwes (Neh 9 30). Andererneits fehlt in Neh 9 die Prophel:enfunktion der Gebotsübermittlung; dies Moment der dtrPA wirkt aber Esr911 ein. 7 Dabei zeigen die Belege für die dtr überlieferung der dtrPA, daß die entsprechenden
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DIE AUS:BILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
sichtbar macht:, wie es zur Ausbildung dieses merkwürdigen Moments in Neh 926 gekommen ist. b) Die Weiterbildung der dtrPA von 2 Kön 1713f innerhalb dtr Tradition .läßt sich zunächst in der dtr Qyelle C des Jeremiabuches greifen!. Diese Prosareden enthalten die dtrPA mehrfach 2 , und zwar wieder eingebettet in das dtrGB, das in seiner geschichtstheologischen Abfolge auch den Aufbau dieser Reden bcstimmt3 , vgl. A B
C dtrPA aufJer
}
B'
C' D
725 726 727 727 732ff
254a.5f 254b.7 253 253 258-14
(449f) 265 2919 3515 444 265 2919 3515 445 262 (2920) 3513f 3514 (263) 2917f 3517 442.6. (1Iff) 266
Das Element A ist in der Regel nicht eigens, sondern oft in C aufgeführt', aber, wie sich aus der Ausrichtung von B an dem ungehorsamen( 1) Volk ergibt, stets vorausgesetzt. Anders als 2 Kön 17 sind diese Reden ganz an Juda und J erusalem orientiert, D enthält dementsprechend die mit dem Fall des Südreichs verbundenen Ereignisse; gleichwohl werden hier die Judäer als Repräsentanten des Volkes genommen, und zwar in seiner ganzen vorexilischen Geschichte bis in die Wüstenzeit. Daß die Prophetenaussage in diesen Reden die deuteronomistische ist, hat schon S. MOWINCKEL erkannt AlI'lsagen in Neh 9 26. 30 nicht einfach auf unmittelbar literarische Benutzung von 2 Kön 17 13 zurückgehen. 1 Zur dtr Quelle C vgl. S.MOWINCKEL, Komposition, S.3Iff; W.RuDoLPH, HAT 12, S.XVIf; E.jANSSEN, aaO passim; G.V.RAD, ThAT 1I, S.201 A8. Zur Diskussion vgl. bei RUDOLPH, aaO S.XVIf A2; E.jANSSEN, aaO S.106. Zusammenstellung der Z11 dieser Quelle gehörenden Abschnitte bei S.MOWINCKEL, aaO; W.RUDOLPH, aaO S.XVI. • Nicht hierher gehört]er 288; vgl. dazu W.RUDOLPH, aaO S.163ff; A. WEISER, ATD 21, S.246; R.RENDTORFF, ThW 6, S.805; DERS., ZThK 59, 1962, S.149; K.KoCH, Formgeschichte, S.234. - Zu 265 vgl. W.RUDOLPH, aaO S.154 gcgen A.WEISER, ATD 21, S.231 und A2; w 2916-20 vgl. W.RUDOLPH, aaO S.170A; zu 14llf ebd. S.239(ff). • Die stereotype theologische Linienführung hat schon S.MOWINCKEL, aaO S.34 herausgestellt ("Aufforderung zur Buße und Bekchrung" (= B,B') - "Feststellung der Unbußfertigkeit" (== C,C') - "Die Folgen derselben: die unabwendbare Strafe" (= D)), docb ist zu beachten, daß die die dtrPA enthaltenden Abschnitte diese Aussagenfolge in unlöslicher Verbindung mit der Geschichte des Volkes geben; es liegt eben der in den Elemcnten (A-)B-C-D aufgebaute Vorstellungszusammenhang des dlrGB vor. Zum Aufbau der Reden in OJlelle C vgl. die Tabellen bei E.JANSSEN, aaO S. 105. 107; ferner tmten S.137-139. Von den die dtrPA enthaltenden Reden beginnen nur 29160' und 1410' statt mit B mit D. 4726 (Väter; vgI. 2Kön 1714); vgl. die schon in 2Kön 177-12.15-17 die Andauer von A dokumentierenden Momente der Abgötterei in den Element-C-Aussagen.
DTR VORSTUFEN VON NEH 926 - JEREMIA C
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und steht nach einem Blick auf 2 Kön 1713(f) außer ZweifcJ1. Doch ist die dtrPA gegenüber dem dtrGW in folgenden Zügen weitergebildet: so im Element B durch die Momente der unermüdlichen 2 Sendung der Propheten durch Jahwe 3 (bis hin zuJeremia') an das Volk bis zur Katastrophe, wobei diese Sendung der Propheten bereitH mit dem Exodus einsetzt6 und vor allem als Aufforderung zur Umkehr gedacht ist6 • In den sie enthaltenden Reden der Quelle C 1 S.MoWINCKEL, aaO S.36. - Wie in 2 Kön 17 ist das Wirken der Propheten auf das ungehorsame (vgl. A) Volk der vorexilisehen Zeit gerichtet; die Ablehnung dieses Wirkens hat das Strafgericht zur Folge; ebenso entspricht die Prophetenaussage nach Zweiteiligkeit (B, C) und Formulierungsstmktur der dtrPA in 2 Kön 17. Im Element B stimmen im einzelnen überein der generelle Plural O'N'!llrl mit oder ohne (''T!lS7) -?:l ; im Inhalt der Prophetenbotschaft vgl. besonders das Moment des Umkehraufmfs 255; 3515, aber auch den Verkündigungsinhalt in B sachlich mit 2 Kön 1713; im Aussageelement C vor allem das Moment des Nicht·Hörem in 726; 25 +. 7. 8; 265; 2919; 3515; 445 mit 2 Kön 1711; daß es Ausdruck der Abweisung der Propheten und somit dem Element C zuzuordnen ist, ist auch hier zumeist wie 2 Kön 17 14 nur indirekt dadurch gegeben, daß es unmittelbar auf die Aussage vom Wirken der Propheten (B) folgt. • Vgl. m?lV'! O:lWrI in 725; 254; 265; 2919; 3515; 444; vgl. außerhalb der dtrPA die verwandten, ebenfalls Q)lelie C zugehörigen Belege 713; 117; 253; 3233; 351+. 3 Vgl. 725; 254; 265; 2919; 3515; 444 - n?1». 2 Kön 1713 sprach noch nicht von der Sendung der Propheten, sondern nur von der Vermahnung Jahwes durch ('T'!l) die Propheten und der Sendung der m:sr.l durch ('T'!J) die Propheten. Die in Quelle C vorli(,gendc dIr Vorstellung von den Propheten als von Jahwe gesandten Boten ist nach ihrer Herkunft noch nicht ausreichend geklärt. Die Vorstellung vom Propheten als von Jahwe gesandtem Boten findet sich schon vor Dtr, vgl. zB Ex 312-14 (E); Jes 68; Jer I 7; Ez 23f; 35 und dazu besonders W.ZIMMERLI, BK XIII, S.16ff. 71; ferner die von Propheten verwendete Botenformel, vgl. dazu C. WESTERMANN, Gmndformen, S.70ff. - Der in Quelle C vorliegende Tatbestand, daß die Sendung zu Umkehraufmf und Hinweis auf den Jahwewillen erfolgt, könnte auf eine besondere Botenvorstellung weisen, vgl. Jos 22lOff, bes. 13.16; Ri I I 12ff. - W.ZIMMERLI, ThW 5, S.663f denkt bei der Ableitung der dtr Propheten-Botenvorstellung an Königsboten; ~1. schon C. LINDHAGEN, Motif, S.278 A2, der auf den Wechsel zwischen 'T!l17 und 1N.,r.l im nichtreligiösen Gebrauch hinweist; vgl. dazu aucb \V.ZIM"ERLI, aaO S.663 A49; auch 656 A14, und die Bezeichnung der Propheten als C':lN?r.l in 2 Cbr 3615f, siehe dazu unten S.202fA7. Im Zusammenhang der dtr Tradition der dtrPA legt sich nahe, daß das Moment der Sendung der Propheten in Quelle C auch eine Weiterbildung des Moments in 2 Kön 1713 ist, daß Jahwe seine 11':Sr.l durch seine Knecbte, die Propheten, gesandt hat (n?W), wie es in dtr Tradition auch noch Sach 712 und 2 Chr 3615 (s. un ten) begegnet. • Vgl. die Elemente B' und C'! Quelle C bezieht also Jeremia in diese kontinuierliche Prophetenreihe ein. • Vgl. 725. Die unermüdliche Propbetensendung währt also vom Exodus bis 587; vgl. auch außerhalb der dtrPA 11 7 (dtr; 'T'S7r1!); schon mit dem Exodus setzt auch im dtrGW das Element A ein; vgl. 2 Kön 2115. - Zur traditionsgeschichtlicben Ableitung dieses hier nun in dtrPA implizierten Zeitraums vgl. unten S.199ff. • Das Wirken der Propheten ist in Quelle C weniger präzis beschrieben als 2 Kön 1713. Jedenfalls sind die Propheten als zum Volk gesandte Umkehrprediger gedacht (vgl. auch S.MowINcKEL, aaO S.38; oben S. 73 AI; so bier auch Jeremia, vgl. 253 mit 5; 262f); zuweilen ist nur von der Sendung (725) bzw. von den Worten (265; 2919) der Propheten die Rede, doch zeigt zR 725 im Vergleich mit 723, daß an ihr paränetiscbes Wirken gedacht ist. Hervorzuheben ist hier auch, daß Quelle C die Propheten offenbar als Lehrer Israels versteht. Das ergibt sich aus der für Quelle C bezeichnenden Wendung innerhalb von E1ement-C-Aussagen: -I1N N'" •. 'S7r.lW K? OlfN, vgl. 726;254; 3515; 445; außerhalb derdtrPA in ebenfalls dtr Stellen 118; 17 :t3; 3414. In diesen traditionsgeschichtlichen Umkreis gehört wohl auch Ps 781 (vgl. H.-J. KRAus, BK xV/t, S.540f; gegenüber der von H. W. WOLFP herausgearbeiteten "Lehr-
,tm
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DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
hat die dtrPA eine hervorragende Bedeutung: an ihr wird der die ganze Geschichte des Volkes kennzeichnende Kontrast zwischen der langmütigen Zuwendung J ahwes und der bundbrüchigen Verschlossenheit Israels aufgewiesen; mit ihrer Hilfe wird das katastrophale Endejudas theologisch begründbar. Dabei zeigt das Moment der unermüdlichen Sendung, daß neben Jahwe und sein Mahnen nun auch die Propheten als J ahwes Boten in den Vordergrund des dtrGB treten. Besonders wichtig ist, daß an einer Stelle die Propheten ausdrüclklicher als in 2 Kön 17 14 und Quelle C sonst in das ,/Element C einbezogen werden, insofern vom Nicht-Hören auf die Botschaft der P:ropheten gesprochen wird!. c) Die Überlieferung der dtrPA zeigt auch Sacharja, jedoch in einer gegenüber Jeremia Quelle C kaum weitergebildeten Gestalt2 • Vor allem die Fassung des Elements C bleibt in ganz traditionellen Bahnen. d) Anders jedoch in 2 Chr 36J4-16(jf), wo wahrscheinlich ein dtr Traditionsstück in chronistischer Bearbeitung vorliegt3 • Die dtrPA eröffnungsformel" (vgI. BK XIV/l, S. 122f) bestehen allerdings terminologische Unterschiede; - zu KRAUS, aaO S.542). - Spr 420; 2217, auch Ps 4511 zeigen die Wendung im Mund des Lehrers, um eine Belehrung einzuschärfen; als Eingeständnis des Schülers vgI. Spr 513. - Quelle C faßt die Sünde Israels hier also als Unaufmerksamkeit eines Schülers; dem entspricht die ebenfalls dtr Aussage 3233, daß Jahwe Israel unermüdlich belehrt ('7J7) hat. VgI. jetzt auch C.KAYATZ, Studien, S.128fu.ö. - Die Funktion der Gerichtsansage ist auch hier nicht mit den Propheten generell verbunden, wohl aber mit Jeremia, vgl. die D-Belege außer 266. 1 Vgl. 265: Cm7t.llV N7, .. C'N'::Jl;' "::J37 "::J'-737 377JlV7, siehe zum Unterschied 2919. Theologisch hat diese Verschiebung wenig Gewicht, aber im Blick auf Neh 926 müssen sorgsam alle Anzeichen ausgewertet werden, die innerhalb der Tradition der cltrPA ein Vordringen der Propheten nach Wirken und Geschick verraten. Zur dtrPA in der Quelle C vgl. ferner unten S.20\.217.220. • Vgl. Sach 14-6; 77.12. Der Abschnitt 14-6 ist in der vorliegenden Gestalt nicht in Ordnung; vgI. die Lösungsvorschläge bei F.HoRsT, HAT 14, S.216f; K.ELLTGER, ATD 25, S. JOOff. Die dtrPA ist hier in der Umkehrpredigt Sacharjas verwendet, vgl. V.4b = B; V.4c = C; V.2 .= D; nach der Textanalyse von F.HoRsT gehörte V.6a noch zu B und V.6b zu D. Da.ß hier die Tradition der mit Element D des dtrGB verbundenen dtrPA vorliegt, zeigt im einzelnen auch ein Vergleich der Formulierung mit entsprechenden Aussagen in .Jeremia Quelle C,. deren Traditionsstufe der dtrPA Sach I im wesentlichen repräsentiert. Neu kommt hier vor allem der Ausdruck C'N'::Jl;' C'WN';' (V.4; vgl. 77.12) hinzu. - Die Tradition dcr dtrPA ist auch innerhalb des Abschnitts 74-14 (vgl. zur Analyse F. HORST, aaO S.239n·; K. ELLIGER, aaO S.134ff) auIgenommen. Aus 77 läßt sich die Gestalt der dtrPA nicht mehr ermitteln, da die Botschaft der Propheten ausgefallen ist (vgl. K.ELLIGER, aaO S.136). In V.11.12a ist jedoch C deutlich zu erkennen, ebenso B in V.12b: durch die früheren Propheten hat Jahwe ;"m und die C',::J, gesandt; V. 12c bringt das Element D. Auch hier haben die Formulierungen weitgehend ihre Parallele schon in 2 Kön 17 und Jeremia Quelle C. Hervorzuheben ist das in V.12b gegenüber 2 Kön 1713c hinzutretende ,m'::J. - VgI. zu diesen Stellen unten S.143ff.215ff. • AuI chronistischte Hand weist jedenfalls die durch Komposition erreichte Beschränkung von Wirken und Geschick der genannten Boten/Propheten auf die Katastrophengeneration, vgl. oben S.60A3;S.64fA6. - Gegen chronistische Bildung spricht die nichtchronistische Bezeichnung der Propheten als C'~N77J, die Verwendung der hap. leg. ::J377 und 373711 hitp. für das Abweisungsgeschick der Propheten, während
DTR VORSTUFEN VON NEH 926 -
2 eHR 36140"
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in der hier vorliegenden Gestalt schließt sich zwar an die in der Quelle Cerreichte Traditionsstufe an, wobei freilich auch noch die ältere des dtrGW einwirkt!, erscheint aber darin weitergebildet, daß nun auch die Person der Propheten in das Element C eingeht, insofc~rn als ständige Reaktion des Volkes auf das Wirken der Propheten neben der Geringschätzung der Worte Jahwes auch die mutwillige Behandlung und Verspottung der Propheten genannt wird. Sie führt schließlich zum Zorngericht J ahwes, das vor allem in der Zerstörung Jerusalems gesehen wird. doch nach Neh 926 die Tötung der Propheten generell schon geläufig war. Andererseits bestehen enge Berührungen zwischen 2 Chr 36 140" und der bisher verfolgten Tradition der dtrPA: so schon der Vorstellungszusammenhang des dtrGB A-B-C-D, vgl. oben S.64f1\6; ferner die Momente der Sendung durch (":J) die ,Propheten', vgl. oben 2 Kön 17 13e; Sach 712b (hingegen sonst nicht mehr in der Prophetenaussage im chronistischen Werk), und der Unermüdlichkeit m"lD"I C::llZm, vgl. oben S. 73 A2, was im chronistischen Werk sonst ebenfalls nicht mehr vorkommt; schließlich der dt-dtr Au.druck 0'W1 m:Jpl'l (vgl. Dtn 189; 1 Kön 1424; 2 Kön 163; 212), der sich im chronistischen Werk sonst nur in Wiedergabe der Vorlage des dtrGW findet (vgl. 2 Chr 283; 332). Auch C'::lN"~ für die Propheten bleibt bei Dtr nicht unerklärlich (vgl. unten 8.202f A7). Besonders eng berührt sich 2 Chr 3614-16 mit dtrJer 44 4-6: 2 ehr 3614-16
V.14 ?P~-"'P~" ,:J,l'l
J".#4-6
V.4b
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V.4a
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V. 16b "'-l'l~n
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V.5
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V.6
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An literarische Benutzung von Jer 444ff durch den Chronisten ist nicht zu denken; denn die auf nichtchronistische Bildung weisenden Aussagemomente erklären sich dadurch nicht. Vielmehr muß mit einem dtr TraditionssWck gerechnet werden, das sich literarisch von Jer 444-6 unabhängig auch dadurch zeigt, daß es dtr Formulierungen enthält (0'1m m:lpl'l ;,':1 ... n'?ltI), die in Quelle C nicht vorkommen. Der Zusammenhang zwischenJer 44 und 2 ChI' 36 ist vielmehr der der geprägten Tradition der dtrPA. Dabei sind im dtr TraditionssWck entgegen der chronistischen Beschränkung die Boten und Propheten in Wirken und Geschick generell auf die ganze vorexilische Zeit zu beziehen und entsprechend auch das Volk in seiner vorexilischen Geschichte im ganzen zu sehen. Wie die Voraussetzung von Quelle C (s.S.75AI) und die sachliche Konvergenz von Jer 44 6 mit 2 ChI' 36 17ff nahelegen, hat das dtr Traditionsstück beim Zorngel'icht (D) vor allem auf die ZerstörungJerusalems (und des Tempels) abgehohen, so daß ihm vielleicht auch Teile von V. 17ff noch zuzurechnen sind, wofür auch die präzisen historischen Angaben sprechen könnten (vgl. dazu K.BALTzER, Ende des Staates Juda, S.39). Andererseits ist die- Auffassung, daß alle überlebenden Israeliten exiliert wurden, natürlich chronistisch. 1 Dabei setzt das dtr Traditionsstück 2 Chr 36 14ff bereits die in Quelle C erreichte dtr Traditionsstufe der dtrPA voraus (m':olD"l O::lltll'l), gibt aber mit ,.:1 ... n':ov1 die ältere Formulierung (2 Kön 17 13c) wieder und geht andererseits in den Gescbicko aussagen im Element C üher dtrGW und Quelle C hinaus, ohne schon die Traditiomstufe von Neh 926 zu erreichen, die das Geschick als generelle Tötung faßt.
76
DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
e) Daß es sich bei der in den Bußgebeten Esr 9 und Neh 9 vorliegenden generellen Prophetenaussage in ihrem Bezug auf ein bestimmtes Bild vom vorexilischen Gottesvolk um die Tradition der im dtrGB gerahmten dtrPA handelt, wurde bereits festgestellt. Die Untersuchung der dtr Überlieferungsgeschichte der dtrPA nach 2 Kön 1713f macht nun diese Konvergenz dadurch verständlich, daß hier deren Vermittlung sichtbar und die besondere Gestalt der dtrPA in Esr 9 und Neh 9 erklärlich wird. Denn in diese dtr, und zwar vorchronistische, Überlieferungsgeschichte gehören die Belege Esr 911 und Neh 926. 30. Um chronistische Bildungen handelt es sich hier schon deshalb nicht, weil der Chronist zwar die dtrPA verarbeitet, sie dabei aber stets ihres generellen Sinnes beraubt und sie auf einzelll1e Situationen und Generationen beschränktl. Auch speziell das Moment der Tötung der Propheten stammt nicht von chronistischer Hand, da sich andernfalls in dem nach der dtrPA gestalteten Auftreten einzelner Propheten im chronistischen Werk2 eine entsprechende Durchzeichnung nachweisen lassen müßte, die aber auch bei der chronistischen Aufnahme von 2 Chr 3614ff unterblieben ist. Da aber das die Bußgebete Esr 9 und Neh 9 prägende dtrGB im chronistischen Werk sonst erheblich verändert wird 3 , wird man nicht nur in der generellen Prophetenaussage von Esr 9 11 und 1 Vgl. oben S. 64f A6. - Die Stelle 3 Esr 147ff kann aus unserer Untersuchung ausgeklammert werden, da sie von 2 Chr 3614ff abhängig ist; sie bietet einen von 2 Ghr 3614ff etwas abwdchenden, aber darin nicht ursprünglicheren Text und ist in unserem Zusammenhang nicht von Bedeutung. Zum textkritischen Wert von 3 Esr für 2 Chr 35f S.W.RUDOLPH, HAT 20, S.XVI mit A4; zum literarischen Problem von 3 Esr RUDOLPH, aaO S.IVff; K.GALLINo, ATD, S.IO; O.EISSFELDT, Einleitung, S.778ff; W.BAUMOARTNER, RGG, :3.A., 11, Sp.697; L.H.SILBERMAN, BhHW, I, SpA42f. • Vgl. oben S.64f A6. • Vgl. oben S.64fA6. Anders als bei Dtr wird im chronistischen Werk der TatErgehen-Zusammenhang auf den (oder die) Täter selbst und seine Generation beschränkt, vgl. oben S.60A3 und vor allem G.V.RAD, Geschichtsbild, S.13; DER •. , ThAT I, S.360ff; M.NoTH, OSt, S.I72f (wichtig ist der Hinweis S.I72 A4 auf Ez 18, denn hier sieht man, wie sich der Chronist auch für sein Geschichtsbild die Anschauungen der Priesterschaft zu eigen gemacht hat; Näheres s. unten S.204f); E.JANSSEN, aaO S.69f. Damit: geht dem Chronisten das Verständnis der Geschichte des empirischen Israel als Einheit verloren. Sicher liegt ihm alles an der Kontinuität von nachexilischer Gemeinde und vorexilischer Heilsgeschichte (vgl. G.V.RAD, Geschichtsbild, S.18-37; M.NoTH, Gesetze, S.109; DERS., OSt, S.17Iff; K.GALLINo, ATD 12, S.7f; W.RuDOLPH, HAT 21, XII I ff. XVIIIff), aber sie schließt eben Vergehen und Schuld des Volkes nicht mehr ein, vgl. dagegen die theologische Bestimmung der Zeit nach 587 in der Tradition des dtrGB, wie sie gerade auch die dtr Bußgebete im chronist.ischen Werk zeigen, vgl. unten S.122ff.134fl: Folgerichtig tritt auch die Restvorstellung für die nachexilische Gemeinde zurück, vgl. G. v. RAD, aaO S.37 A59. Die durch ständige Zuwendung Jahwes (durch die Propheten) und permanente Halsstarrigkeit Israels (gegenüber den J'ropheten) gekennzeichnete einheitliche Sicht der vorexilischen Geschichte Israels bd Dtr löst sich im chronistischen Werk in einzelne Tat-Ergehen-Akte auf. Entsprechend löst sich auch die generelle dtrPA in ihrem Kontinuitätsmoment auf in Szenen vom '\Nirken und Geschick einzelner Propheten. Vgl. zum Unterschied zwischen Dtr und Chronist noch unten S.204f.
DIE WEITERBILDUNG ZUR GESCHICKAUSSAGE
77
Neh 926, sondern in diesen Bußgebeten überhaupt l vom Chronisten aufgenommene dtr Tradition sehen müssen 2 , die dieser in der theologischen Struktur im ganzen wie auch in der dtrPA unverändert gelassen hat 3• Die oben herausgestellte Spannung4 im chronistischen Werk ist also die von Tradition und Redaktion. Abschließend ist auf von 2 Kön 1713 abweichende Momente der dtrPA in Esr 911 und Neh 926.30 einzugehen, die im Element B aus ihrem Zusammenhang mit der dtr überlieferungsgeschichte der dtrPA zu verstehen sind. E,!r 911 zeigt allerdinga gegenüber 2 Kön 1713< kaum Veränderungen (vgl. oben S. 71 A6). Das Verständnis der Propheten als Umkehrprcdigcr in 2 Kön 1713 und Neh 926 zeigt sich auch in Jeremia Quelle C und bei Sacharja. Hingegen läßt sich die Vermittlung der ,..:grt-Funktion der Propheten zwischen 2 Kön 17 und Neh9 nicht nachweisen; Quelle Chatsienurfür Jahwe, vgl.Jer 117. Die Neh 926 eigentümliche Aussage, daß die Propheten Subjekt der Vermahnung sind, setzt einerseits die Verbindung dieser Funktion mit den Propheten in 2 Kön 1713 voraus, wird andererseits aber doch durch das Vordringen der Propheten im Element B, wie es Quelle C und Sach 14 zeigen, erklärlich. Auf die durch Sacharja belegte Traditionsstufe weist besonders das Moment des Gottesgeistes hin (vgl. Sach 712 mit Neh 930). Im ganzen muß man daraus den Schluß ziehen, daß bei der Abfassung von Neh 926.30 die Tradition der dtrPA noch lebendig ist und bei aller dtr Stcreotypik auch im Element B noch zu neuen Fonnulierungen findet.
Was aber vermag die dtr überlieferungsgeschichteder dtrPA zum Verständnis des in N eh 926 neu auftretenden Moments der Tötung der Propheten beizutragen?
IH. DIE
WEITERBILDUNG DER
DTR.
PROPHETENAUSSAGE
ZUR VORSTELLUNG VOM GEWALTSAMEN GESCHICK DER PROPHETEN IN DTR. TRADITION UND IHR TREIBENDES MOTIV
Bei der Untersuchung der Überlieferung der dtrPA von 2 Kön 17l'3f bis Neh 926. 30 haben wir immer wieder gesehen, wie im
Rahmen des dtrGB das den zweiten Teil der dtrPA bildende Element C die Funktion wahrnimmt, die Halsstarrigkeit des Gottest
Von dir Tradition ist auch das Bußgebet Nehemias Neh 15-11 geprägt, vgl. unten
S.I11f. • Für chronistische Bildung hält :Neh 95/J zB M.NoTH, Gesetze, 8.107.110 A197; DERS., 08t, 8. 14ßf. 160f. 176; ebenso neuerdings B.HoRNTG, ThLZ 83, 1958, 8p.645. Mit einem übernommenen Gebet rechnen K.GALLlNO, ATD 12, 8.239f; W.RUDOLPH, HAT 20, 8.157; O.PLÖOER, Reden, 8.45; K.BALTZER, Bundesfonnular, 8.55 A3; und andere. - Esr 9 6ffwird dem Chronisten zugewiesen von M.NOTH, Gesetze, 8.110 A197; 08t, 8.161; O.PLÖOER, aaO 8.46.48; anders W.RUDOLPH, aaO 8.90f. K.GALLlNo, RGG, 3.A., H, 8p.696 erwägt chronistischen Einschub. • Das schließt natürlich einzelne Eingriffe durch den Chronisten nicht aus, 110 Angleichungen an den jetzigen Kontext. • Vgl. oben 8.65.
78
DIE AUSE:ILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
volkes angesichts der (Umkehr-)Mahnung und Gebotsweisung Jahwes, wie sie die Propheten in der vorexilischen Zeit übten, auszusagen. Diese Verschlossenheit des Gottesvolkes macht für Dtr die schließlich eingetretenen katastrophalen Strafgerichte von 722 und 587 verständlich, die umgekehrt, da es sich um eine theologische Rückschlußreflexion post factum handeltl, zur Darstellung dieser Halsstarrigkeit als permanenter führen. Es ist also festzuhalten : Im Element G seines Geschichtsbildes bringt Dtr die Abweisung der mahnenden Zuwendung Jahwes in den Propheten durch das Gottesuolk pauschal zum Ausdruck, um dadurch die beiden Katastrophen (so 2 Kön17; Neh 9) oder das Ende des Südreichs mit Zerstörung Jerusalems und Exilierung (so Jeremia Quelle G; Sacharja; 2 Ghr 3614ff) zu erklären.
Dieser Aussagewille konkretisiert sich an den Propheten zunächst nur indirekt, insofern die Abweisungsaussage eben auf die vom Wirken der Propheten (B) unmittelbar folgt. Die Propheten selbst stehen hier noch ganz im Hintergrund; die Verschlossenheit Israels wird gegenüber Jahwe und seinen Geboten oder einfach als . Nicht-Hören bestimmt 2 und darin Element C nach Momenten von B komplementär-kontrastierend 3 durchgezeichnet, wobei das Prophetenmoment von B, wie gesagt, noch ausgespart bleibt. Doch schon J eremia C~ueI1e C zeigt, wie auch es von dieser Durchzeichnung erfaßt wird: entsprechend der hier zu beobachtenden HeraussteIlung des Prophetenmoments in B wird in J er 265 die Abweisung der Botschaft der Propheten auch ausdrücklich in Element C einbezogen, in das somit die ursprünglich nur im Element B verankerte generelle dtr Prophetenvorstellung eintritt. Noch einen Schritt weiter geht Dtr in dem Traditionsstück 2 Chr 3614ff. Hier wird nun Element C auf die Person der Propheten reflektiert: Israels Antwort auf das mahnende Wirken der Propheten war stets Mutwillen und Spott. Das Motiv, das hier nun schließlich zu einer Ausweitung von Element C bis auf Person und Geschick der Propheten generell treibt, ergibt sich aus der Funktion von C im dtrGB: die durch 587 entstandene katastrophale Situation des Gottesvolkes (D) ließ sich für dtr Denken theologisch nur durch den Rückschluß auf die immer und überall zutagetretende Halsstarrigkeit des vor1 Vgl. oben 8.67 A7. 8. auch schon A. JEPSEN, Nabi, München 1934, 8.224. • So die Gestalt von C in 2 Kön 17 14fT. 19; meist in Jercmia Quelle C; Sach 14; 7 1l. 12 a; 2 Chr 3616 (Geringschätzung der Worte Jahwcs); Neh 930. s Beispiele: 80 weisen 2 Kön 1714 das Nicht-Hören auf den Umkehraufruf V.13, das Verachten der Satzungen V.15 auf die Aufforderung, die durch die Propheten gesandten Gebote zu halten (V. 13), das Verachten der Vermahnungen V.15 auf die durch die Propheten ergehende Vermahnung V.13 kontrastierend zurück; oder vgl. Jer 7 23 ,1;0'?:1 '~!)IV mit V.24 '~!)IV N1;o,.
DIE WEITERBILDUNG ZUR GESCHICKAUSSAGE
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exilischen Israel bewältigen, der schließlich dazu führte, diese Halsstarrigkeit Israels auch als Geschick der Propheten generell zu fassen. In der Aussage von der Tötung der Propheten generell durch das vorexilische Israel (Neh 926) verschafft sich dieses treibende Motiv nur einen letzten, unüberbietbaren Ausdruck l . So ist die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten an ihrem Ursprung eine theologische Aussage im Gewande einer geschichtlichen, die ihren sachlichen Anhalt nicht an einem sie deckenden Ilestand entsprechender Überlieferungen von einzelnen Propheten, sondern in dem Widerfahrnis des katastrophalen Gottesgerichts hat, wie jene Vorstellung ja auch gar nicht um der Propheten, sondern allein um Israels und der umfassenden Formulierung seiner Halsstarrigkeit willen gebildet ist. Blicken wir auf den ersten Hauptteil unserer Untersuchung zurück, so läßt sich das Ergebnis folgendermaßen zusammenfassen: Die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten hat ihren ältesten Beleg in Neh 926. Sie gehört in die Überlieferungsgeschichte des dtrGB, ist Bestandteil einer diesem Geschichtsbild I Ob dabei ältere überlieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner oder mehrerer Propheten insofern leitend waren, als sie den Aspekt prophetischen Geschicks als Ausdruck der Ablehnung prophetischer Botschaft bereithielten, wird bei der Frage nach der Entstehung, die auch überlegungen zu den theologischen Trägem der dtr Tradition, ihren Funktionen und Traditionen einschließt, zu bedenken sein; 8. unten Exkurs IH. Das treibende Motiv für die Ausbildung der sich in der dtr überlieferungsgeschichte der dtrPA erst allmählich herausgestaltenden Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell haben diese älteren überlieferungen jedenfalls nicht abgegeben. Eine Komponente, die nicht als treibendes Motiv, aber vielleicht doch als Vorstellungshintergrund bei der Bildung der Aussage von der Tötung der Propheten generell mitgewirkt hat, sei hier vermutungsweise noch angedeutet: den TraditionsstufenJeremia Quelle 0 und 2 Ohr 36 ist eigentümlich, daß die Propheten als Boten vorgestellt sind und die Vergeblichkeit, ja schimpfliche Abweisung ihres Wirkens, das Ende Judas, speziell die Zerstörung Jerusalems und des Tempels sowie die Exilierung zur Folge hat. Nun hat K.R.RENGSTORF in seinem Aufsatz "Die Stadt der Mörder" auf die Vorstellung aufmerksam gemacht, daß nach erfolgloser Entsendung von Boten (etwa zu einer Stadt) oder nach deren schimpflicher oder gar gewaltsamer Behandlung durch die Adressaten der Entsender der Boten eine Strafexpedition gegen die Stadt unternimmt, die mit der Zerstörung der Stadt und Exilierung der Bewohner enden kann, vgl. etwa 2 Sam 101 -111; 1226-31; 2 Ohr 30 Iffund dazu Josephus, Ant. IX, 13,2 = IX, 263ff (vgl. unten S.82-84); auch I Sam255-13; Jdt IlIf; 221ff, noch weitere Belege bei RENGSTORF, aaO. - Anhand dieser Vorstellung könnte der Einbezug des gewaltsamen Geschick< der Propheten in die dtrPA dadurch erfolgt sein, daß bei vorgegebenem Verständnis der Propheten als Boten und bei Dtr ja auch vorgegebener Zerstörung Jerusalems diese als Strafexpedition Jahwes verstanden wurde, auf Grund dessen nun im Rahmen dieser Vorstellung auf das schimpfliche (2 Ohr 36) bzw. gewalt.ame (Neh 9 26) Geschick der Boten :mrückgeschlossen wurde. In umgekehrter Richtung (O .....D) wird dieser Schluß vom b"drohten Boten (Jeremia) in Jer 2615 gezogen! VgI. zu dieser Stelle K.KoCH, VT 12, 1962, S.406. - Träfe die Vermutung zu, dann müßte das Moment von der Tötun!: der Propheten generen in dtr Tradition schon vor Neh 9 26, aber traditionsgeschichtlich nach 2 Ohr 3614-16 (dtr) in einem Kontext, der anschließend von der ZerstölUng J erusalems sprach (so nicht mehr Neh 9), ausgebildet worden sein.
80
DIE AUSBILDUNG DER VORSTELLUNG DURCH DTR
inhärenten zweiteiligen Aussage, die vom kontinuierlichen Wirken der Propheten am vorexilischen Israel und der steten Abweisung der Propheten durch das Gottesvolk spricht. Darauffolgt immer die an (722 und) 587 orientierte Aussage über das StrafgerichtJahwes. Diese dtrPA ist in der dtr Tradition durch feste Formulierungsstruktur und geprägtes Wortfeld gekennzeichnet; sie tritt im Verlauf ihrer Überlieferungsgeschichte im geschichtlichen Rückblick (2 Kön 17), iin der Geschichtsdarstellung (2 Chr 36), in Reden (Jeremia Quelle C; Sacharja) und in Bußgebeten (Esr 9; Neh 9) auf!. In ihr sind die Propheten von Anfang an als Umkehr- und Gesetzesprediger gefaßt; die Vorstellung ihres generell gewaltsamen Geschicks hingegen bildet sich erst allmählich heraus, um die die Katastrophe(n des Nordreichs und) Judas bewirkende stete Halsstarrigkeit des vorexilischen Israel rückschließend auch im Blick auf die Propheten selbst umfassend auszusagen. Adressat des Wirkens wie Täter des Geschicks der Propheten ist das im ganzen seiner (Königs-)Geschichte genommene vorexilische Israel; um seinetwillen und nicht um der Propheten willen ist die Vorstellung von deren gewaltsamem Geschick auch ausgebildet worden und deshalb genauer als di'e Vorstellung von/srael als dem Täter eines generell gewaltsamen Geschich der Propheten zu fassen.
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1
Zu den Elem(:nten und Momenten der dtrPA in ihrer Überlieferungsgeschichte
,gI. S.92f.96. lOOß.I93/f.218ff.
I
C. ZWEITER HAUPTTEIL DIE ÜBERLIEFERUNGS-GESTALT DER DTR. PROPHETENAUSSAGE BEI JOSEPHUS, IN DER RABBINISCHEN UND IN DER URCHRISTLICHEN TRADITION Im vorangehenden ersten Hauptteil hat sich ergeben, daß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in dtr Tradition ausgebildet worden ist, und zwar als Moment der im dtrGB gerahmten, zweiteiligen dtrPA. In diesem zweiten Hauptteil lassen wir die Überlieferungsgeschichte der dtrPA in der Folgezeit und somit das Spätjudentum als Überlieferungsbereich noch außer acht' und behandeln zunächst die Vorfrage, ob die urchristlichen und die vor allem durch die Arbeit von H.A.FlscHEL' beigebrachten rabbinischen Aussagen über das gewaltsame Geschick der Propheten· überhaupt in Zusammenhang mit der dtrPA stehen. Dabei ist die Konvergenz in Formulierungsstruktur und Wortfeld entscheidend; sie ist in der Frage nach der Gestalt dieser Aussagen zu untersuchen. Liegt solche Konvergenz vor, dann kann der Tatbestand eines traditionsgeschichtlichen Zusammenhanges zwischen den alttestamentlichen Belegen einer; seits und den urchristlichen und rabbinischen andererseits als gesichert gelten ulnd bei diesen späteren Belegen von der Oberliifmmgsgtstalt der dtrPA gesprochen werden. Läßt sich weiter nachweisen, daß diese Konvergenz nicht lediglich auf jeweils literarische Einwirkung von Neh 926 zurückgeht,dannstellt sich das Problem der an die dtr Tradition anschließenden Überlieferungsgeschichte der dtrPA im Spätjudentum. An diese spätjüdische Überlieferungsgeschichte wird dann im dritten Hauptteil nicht nur die Frage zu richten sein, inwiefern sie die Oberlieftrung der dtrPA in dieser Zwischenzeit begreiflich macht, sond,ern auch, wieweit sie die Abweichungen der urchristlichen und rabbinischen Übel'lieferungsgestalt der dtrPA von deren Gestalt bei Dtr verständlich werden läßt. Mit der Ausarbeitung dieser Fragestellung wird der zweite Hauptteil schließen. Wir beginnen ihn nun zunächst mit den jüdischen Belegen, da hier weniger mit Umbildung der dtr Tradition als in den im Anschluß zu besprechenden urchristlichen Aussagen zu rechnen ist.
1.
DIE ÜBERLIEFERUNGSGESTALT DER
DTR. 'PROPHETEN-
AUSSAGE BEI JOSEPHUS
In den Antiquitates4 erwähnt6 Josephus bei der Darstellung der Geschichte Israels das gewaltsame Geschick der Propheten an zwei Stellen, obwohl die im Hintergrund stehende alttestamentliche Vor1 Lediglich der Befund bei Josephus wird hier schon aufgenommen. • JQR NS 37, 1946/47. • Natürlich ist, wie sich aus unserer Definition von dtrPA (s. oben S.7Of) ergibt, immer die generelle Prophetenaussage in Blick genommen. e Vgl. dazu E.ScaüRER, I, S.79fT; G.HÖLSCHER, PW IX, Sp. 1950fT; M.HENOEL, Zeloten, S. 12fT. • Aus dem für traditionsgeschichtliche Folgerungen so wichtigen Wortfeld lassen sich bei J osephus allerdings nur indirekte Schlüsse ziehen, da sich in der Formulierung wohl der Einfluß der griechischen Stilisten des Josephus auswirkt, vgl. zu diesen M.HENOEL, aaOS.7.14AI.
82
DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
lage! diese Aussage noch nicht bietet. Zunächst ist Ant. IX, 13,22 zu nennen: die Einladung Hiskias zum großen Passa in Jerusalem und ihre Aufnahme bei den Nordisraeliten (vgl. 2 ehr 30 lff). Wie 2 ehr 30 handelt auch Ant.IX, 13, 2 von der Botschaft (2 ehr 306-10) und schimpflichen Abweisung (2 ehr 3010) der Boten Hiskias. Die Ant. fügen nUIll aber hinzu: B
"Auch die Propheten, die ihnen (sc. den (Nord-)Israeliten) gut rieten' und grosses Unheil verkündeten, wenn sie nicht bald zur Verehrung des wahren Gottes zurückkehrten, C verhöhnten sie und brachten sie zuletzt sogar ums Leben'. (A) Und hiermit nicht zufrieden, stürzten sie sich in noch grössere Laster und Iiessen nicht eher davon ab, D als bis Gott Hie zur Strafe für ihre Frevelthaten in die Gewalt ihrer Feinde gera ten liess .... (Nur aus den Stämmen 11anasses, Zabulon und Isachar') folgten viele den Ermahlllmgen der Propheten B und kehrten:wm gottesfürchtigen Wandel zurück'. (Alle diese begaben sich zu Ezekias nach Jerusalem, um dort Gott anzubeten.")'
Vergleicht man den chronistischenB mit dem Bericht des Josephus, so zeigt sich beiJosephus ein Einschub in die chronistische Aussagenfolge zwischen 2 ehr 30 10-1 lab()(-I I bß; durch diesen Einschub wird aber das auf das Nordreich bezogene dtrGB in die chronistische Szene eingeschaltet!9 Daß das dtrGB vorliegt, ergibt sich aus einem 1 Wieweit Josephus unmittelbar auf sie zurückgreift, ist allerdings umstritten, vgl. E.ScHüRER, aaO 1., S.80f; G.HöLScHER, aaO Sp.195lf. • = IX, 265-267 (NIESE, Il, S. 322). - Ich gebe hier und an den folgenden Stellen den Text nach der Übersetzung von H. CLEMENTZ, habe aber "Propheten" statt "Seher" gesetzt, wenn der Urtext von Propheten spricht. - Der Text ist so geschrieben, daß die Elemente des dtrGB heraustreten; sie sind jeweils durch die für sie im I. Hauptteil eingeführten Buchstabensiglen gekennzeichnet.
3 7tCXpo:tVOüv't'cx<;.
• (TOUe; Tepoq,-})T",e;) IMTeTUOV ){",l TEAEUT""OV O'UAA"'ß6vTEe; "'UTOUe; &:TehTEtv"'V. • Hier entsteht wieder Parallelität zum biblischen Bericht, vgl. 2 ChI' 3011 aboe. • TeEL
BEI JOSEPHUS
83
Vergleich mit 2 Kön 17 7/f und Neh 9 hier wie dort ist die generelIe 2 dtrPA in ihm gerahmt. Die dtrPAist bei Josephus in ihrer Zweiteiligkeit (B, C)3 wie in ihrer eigentümlichen Formulierungsstruktur' erhalten; auch ihre Bestimmung im einzelnen entspricht der dtr Tradition; die Fassung des Wirkens der Propheten als 7tOCpocwtrv stimmt zur generellen "l1il-Funktion; die Propheten sind also auch hier generell als am Volk wirkende Umkehr- und Gesetzesprediger vorgesteIlt6 • Die durchgängige Verspottung der Propheten ist schon in 2 ehr 36166 , ihre Tötung in Neh 9267 Moment der dtrPA zum Ausdruck der Halsstarrigkeit des Volkes8 • Daß dieser Einschub seinerseits lediglich aufliterarische Einwirkung des AT zurückgeht, kann nicht angenommen werden; wer das bestreitet, muß erklären, wie dieser Einschub als Zusammenstellung von dtr Aussagemomenten entstehen kann, die im AT so nirgends an einer Stelle stehen, sondern über verschiedene dtr Partien des ATs verstreut sind 9 ; er muß weiter Auskunft darüber geben, wieso die Ant. hier schon ohne jeden alttestamentlichen Anhalt das dtrGB bringen, zumal sie es kurz danach (Ant. IX, 14, I) im Blick auf den Fall des Nordreiches 1;
1 Vgl. oben S.62ff.65ff.70ff. - Mit der Verwendung des dtrGB in Ant. hängt es zusammen, daß es hier zunächst nur auf die Geschichte des Nordreiches (vgl. aber Ant. X, 4, 2 ebenso für das Südreich) angewendet ist; an den alttestamentlichen FundsteIlen fehlt eine auf das Nordreich beschränkte Verwendung (vgl. aber oben S.66f A4); durch die Verklammerung mit der Pasmeinladung Hiskias kommt es in der 2 Chr 30 Ilab!X parallelen Aussage zu einer Ausnahme in der .on.t von der permanenten Halsstarrigkeit sprechenden C-Aussage. 'Vgl. S.82A9. 's. dazu oben S.62fmit S.62A4;S.68;S. 73AI. • S. dazu oben S.63 zu Neh 9 unter 3e und 4e; ferner S. 71 mit A5. oS. dazu oben S.69ffmit S.69f A2; S. 70AI; ferner S. 71 A5 u.ö. - Zu den Propheten al. Urnkehrpredigern auch in Ant. vgl. hier (l.€T€ß<XAOV't"O, s.S.82 A6; ferner S.85 A7 zu Ant. X, 4, 2 sowie den Parallelbericht zu 2 Chr 2415lf (Sendung von Umkehr predig"nden Propheten unter Joa., Steinigung des Sach. b. Jojada) in Ant. I.x,. 8, 3 (= IX, 168f; NIESE, II, S.302f), der sich eng an den alttestamentlichen anschließt, alle dort auftretenden (vgl. oben S.64f A6) Momente der dtrPA erhalten hat und die Verwe:igerung der Umkehr noch besonders hervorhebt. - Gegenüber den dtr Belegen neu ist die hier und öfter (vgl. die B-Aussagen in Ant. IX, 14, I; X, 3, I; 4, 2) auftretende ausdrückliche Formulierung, daß die Propheten in ihrer Umkehrpredigt stets auf die katastrophalen Folgen (0) des Ungehorsams hingewiesen (nicht sie angesagt!) haben; doch entspricht das sachlich durchaus schon der dtrPA in dtr Tradition (vgl. oben S. 70 AI); vgl. auch 2 Kön 1723 und dazu oben S. 66f A4 und S. 68f A3. '17l1l1 hitp.; vgl. oben S.64fA6; S. 74fund A3. 7 Vgl. hier &rroxTdvew mit l,n/LXX: &rroxT€(v€tv in Neh 926 und dazu oben S.77ff. , V gl. oben S. 77ff. • Lediglich auf den Fall des Nordreichs, wie hier Ant., bezieht kein alttestamentlicher Beleg das dtrGB. Hier müßte der Verfasser des Einschubs 2 Kön 17 herangezogen haben, außerdem aber auch 2 Chr 36 16 und Neh 926.30; die Annahme, daß dieser VerfasBer einen derart dtr Tradition entsprechenden Einschub in dieser Spätzeit überhaupt bildet und dafür nur dtr Schriftstellen heranzieht, muß doch voraussetzen, daß er schon vorgängig und außerhalb bloß literarischer Vermittlung von der dtr Vorstellungstradition geleitet war.
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
noch einmal darstellen1• Die Folgerung scheint mir unausweichlich: der Einschub ist aus noch lebendiger (}berliiferung des dtrG Bund damit auch der dtrPA erwachsen. Die Fassung der dtrPA steht dabei sowohl in den Aussagen über das Geschick der Propheten (C) wie über das Wirken der Propheten (B) auf der eine dtr Weiterbildung der dtrPA darstellenden Traditionsstufe von 2 ehr 36 und Neh 9 und geht über diese nur durch das Moment der Warnung vor dem Gottesgericht i.m Falle andauernden Ungehorsams 2 hinaus.- Vom gewaltsamen Geschick der Propheten ist weiter im ManasseAbschnitt der Ant. 3 die Rede; auch hier wirkt lebendige Überlieferung der im dtrGB gerahmten dtrPA ein; die dtrPA ist allerdings hier eindeutig in diese Situation vereinzelt': (A) "Er (sc. MaJrlasse) ging nämlich in seiner Gottesverachtung so weit, dass er alle Gerechten unter den Hebräern umbringen liess' (C) und nicht einmal die Propheten verschonte, sondern auch von ihnen täglich einige töten liess,' sodass zu Jerusalem das Blut in Strömen floss'. (B) Hierüber" erzürnt, sandte Gott Propheten an den König und das Volk und liess ihnen dieselbe Drangsal androhen', die auch über ihre Brüder, die Israeliten, gekommen war. (C) S!.e aber h?~ten n~cht auf dies? Ermahnungen, durch dere.n Befolgung sie hatten erreIchen können, dass sIe vor allem übel bewahrt bheben. (D) Erst mit der Erfüllung der Verheissungen erfuhren sie, dass dieselben der Wahrheit enlsprachen"'o.
Die Tradition des dtrGB ist hier stärker der Situation angeglichen, gleichwohl aber in den Grundzügen deutlich zu erkennen; die dtrPA ist auf zwei verschiedene Gruppen von Propheten angewandt, dabei aber in i.hren wesentlichen Kennzeichen erhaltenl l • Nur lite, In Ant. IX, 14,. 1 steht wohl 2 Kön 17 im Hintergrund. • Vgl. S.83 AS. • Ant. X, 3, I = X, 38f (NmsE, 11, S. 339); vgl. 2 Kön 21 Iff; 2 Chr 33 Iff. e Vgl. schon die chronistische Verwendung der Tradition der dtrPA (oben S.64f), der die Ant. aber sonst nicht entsprechen, s.S.82 A9; ferner Ant. X, 4, 2. • &7t"b<'t"E~vev. Dieser Zug ist noch nicht alttestamentlich, den Ansatz liefern 2 Kön 2116; 244; vgl. noch ApkBar (syr) 642. • &}.A' ou8~ TClv ltP0'P"I)TWV ~axs 'Ps~8 xcd TOUTCUV 8e T~VCX~ xcx~' ~!lepcxv &7t"eO"'Pcxl;ev.Von Prophetentötungen des Manasse weiß die alttestamentliche Manasse-überlieferung noch nichts, vgl. oben S. 60f A3 und andererseits die Tradition der Zersägung Jesajas, dazu unten S.24Sff. 247 A3; S.249 A6. , Vgl. 2 Kön 2116; 244. • Das Folgende schließt sich an 2 Kön 21 1Off an, ist aber unter dem Einfluß der dtrPA umgestaltet; geht es in 2 Kön 21 um die Ansage(!) des Gerichts (vgl. oben S.68 A2), so erfolgt hier die Sendung von Propheten zur Drohmahnung (B; s.S.83 AS), der aIIerdings nicht geglaubt wird (ot 8~ TOr~ !l~ A6yo,~ oux ~7t"(O"TSUOV C) und die sich darum im Gericht (D) realisiert. • -Ij7t"dA"I)O"S. '0 Vgl. auch Ant.. X, 3, 2 Anfang. - übersetzung nach H.CLEMENTz, aaO I, S.605. 11 Für die erste Gruppe ist nur eine auch in der Formulierungsstruktur der dtr Tradition entsprechende C-Aussage gebildet; Täter ist hier in Angleichung an die Situation der König; die dar.aufhin auftretende zweite Gruppe von Propheten ist aber regelrecht nach der zweiteiligen dtrPA gezeichnet.
BEI JOSEPHUS
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rarische Einwirkung des AT kann auch hier nicht vorliegen. - Hingegen wird 2 Kön 17 die Grundlage für die nach der Tradition des dtrGB gebildete theologische Reflexion Ant. IX, 14, 11 auf den Fall des Nordreiches sein: D A C B (C)
"Dieses Geschick traf die Israeliten, weil sie die Gesetze übertraten Imd den Propheten nicht folgten', die ihnen dasselbe für den Fall prophezeit hatten, dass sie von ihrem gottlosen Wandel nicht abliessen"".
Hier ist die dtrPA wieder generell gefaßt und auf das Nordreich im ganzen bezogen; die C-Aussage enthält allerdings das gewaltsame Geschick nicht, sondern folgt einer traditionsgeschichtlich älteren dtr Fassung von C4. Auch die abweichend vom alttestamentlichen Bericht5 erfolgende Einfligung des dtrGB in die Hulda- Weissagung6 bietet im Blick auf das Südreich die generelle dtrPA ohne das gewaltsame Geschick in C: "Das Volk solle aus seinem Lande vertrieben werden und aller seiner Besitzungen verlustig gehen, weil es die Gebote übertreten Imd in so langer Zeit keine Reue bewiesen habe·, obgleich die Propheten es zur Umkehr ermahnt" und ihm die Strafe für seine Frevelthaten vorhergesagt hätten"·.
D A C B
Aus dem Befund in den Ant. des Josephus10 hat sich somit ergeben,
= IX,281 (NIESE, n, S. 325). , 7tC(PO(ßOCVTo(~ 'l"ou~,,6(lou~ )(O(! n-O(plXXouaO(VTo(~ '1"&" n-po'P"I)'I"&". - mrjllXXouetv = 177.)'l' N" vgI. HATCH-REDPATH, Concordance, 1I-III, S.I06lb. Die Gestalt der C-Aussagc entspricht der TraditiomstufeJer 26 5 (s. dazu oben S. HAI), aber nicht 2 Kön 1714.Neben 2 Kön 17 (s.S.84AI) bat also auch hier noch lebendige überlieferung der dtrPA eingewirkt, in der sich eineJer 26 5 vergleichbare Traditionsstufe erhalten hat. o VgI. S.83A5. - übersetzung nach H.CLEMENTZ, aaO I, S.595. • VI~I. S.85A2. • VgI. 2 Kön 22140"; 2 Chr 34 220". 2 Kön 2216f ist vordtr, s. oben S.68f A3. • Ant. X, 4, 2 = X, 60 (NIESE, n, S.344). • )(01 'l"oaou'l"'l' (le'l"o(~u Xp6,,'l' (l-lj (le't"O(Vo1jaO(VTO(~. Zum Umkehraufruf der Propheten in dtr Tradition siehe S.83A5 und oben S.69f und S. 71 A6; S. 73 AI; S. 74 A2. , '1"(;,,, 'l"e n-p0'P"I)'I"&" 'l"OÜ'I"O n-O(pO(!VOUVT(,)" a(')'Ppo"er". • Übersetzung nach H.CLEMENTZ, aaO I, S.609. 10 Die Vorstellungstradition der dtrPA hat in Ant. auch die Zeichnung des Pr0pheten (! vgI. zB Ant. H, 15, 4 s. unten) 1010$1 und des Widerstandes des Volkes gegen ihn beeinflußt. In Ant. H, 9-IV, 8 tritt ein Mosebild zutage, das seine Kennzeichnung in der unermüdlichen, ermahnenden, Weisung gebenden und errettenden Zuwendung Moses zum Volk hat (vgI. zB die grundsätzlichen Formulierungen Ant. HI, 1,4 (= In, 13ff; NIESE, I, S. 16If); IV, 3, 2 (= IV, 4Off; NIESE, I, S.23Iff); IV, 8, 2 (= IV, 177ff; NmsE, I, S.260ff» und durch die immer neue Abweisung Moses durchdasVolkkontrastiert wird (vgI. 1I, 15,4 (= H, 327; NIESE, I, S.152) Steinigung; UI, 1,4 (s. oben) Steini,:ung, Haß; In, 13 (= III, 297; NmsE, I, S.217) das Volk schmäht und lästert Mose; IV, 2,3 (= IV, 22; NIESE, I, S.227) Steinigung; vor allem lallt auf, wie sehr das 1
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
daß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten vorexilischer Zeit als Moment der im dtrGB gerahmten dtrPA noch für den Jerusalemer Priestersohn Josephus selbst oder doch für die von ihm in Aut. verarbeiteten Vorlagen nicht nur literarisch aus dem ATl, sondern aus lebendiger Überlieferung bekannt war. Dabei ist die dtrPA nach Stellung im dtrGB, Zweiteiligkeit, Formulierungsstruktur und Einzelmomenten noch ganz entsprechend ihrer Fassung bei Dtr formuliert 2 • - Wie in 2 Kön 17, Jeremia Quelle C und 2 Chr 3614ff (dtr) ist der Vorstellungszusammenhang des dtrGB im Unterschied zu der ausladenden Fassung in Neh 9 konzentriert auf die Elemente B-C-D, die dtrPA in ihrem festen Bezug auf die Gerichtsaussage (722 bzw.587 v. Chr.). Auf Grund der Tatsache, daß Ant. in ihrem Geschichtsbericht die dtrPA überhaupt noch bieten, und zwar meist ohne Anhalt in den alttestamentlichen ParalleIberichten und in eigenständiger Anordnung, kann vermutet werden, daß die im dtrGB gerahmte dtrPA in bestimmten Kreisen des Spätjudentums nach wie vor die theologische Erklärung der Katastrophen von 722 und 587 v. Chr. war.
II.
DIE ÜBERLIEFERUNGS GESTALT DER DTR. PROPHETENAUSSAGE IN DER RABBINISCHEN TRADITION
Die in diesem Abschnitt zunächst herangezogenen rabbinischen Belege für die Aussage eines gewaltsamen Geschicks cJer Propheten sind großenteils der Arbeit von H.A.FISCHEL "Martyr and Prophet" entnommen', jedoch gesichtet und um weitere, in die Tradition der dtrl'A gehörige Belege vermehrt'. Eine Durchsicht sämtlicher Midraschwerke wurde nicht vorgenommen, von den mir bekanntgewordenen Belegen wurden nur die wichtigsten in die Untersuchung aufgenommen und auf die Besprechung der überlieferungsgeschichtlichen Beziehungen der rabbinischen Belege unter sich verzichtet. Dies kann geschehen, da das rabbinische Material in der vorliegenden Untersuchung nur herangezogen Moment der versuchten 8teinigung des Mose (im· AT nur Ex 174) hier in den Vordergrund tritt; zu rabbinischen Parallelen vgl. unten 8.250 A7). Die Elemente Bund C verbunden finden sich II, 15,4: Josephus berichtet hier, daß die Israeliten unmittelbar vor dem Durchzug durchs 8chilfmeer "den Propheten, der sie zum Ausharren ermahnte (B) und ihnen ihre, Errettung in Aussicht stellte, steinigen... wollten (C)" (Übersetzung H.CLEMENTZ, aaO I, 8.130). 1 Zur Aufnahm~: von Nehemia und den Chronikbüchern in den hebräischen Kanon 8. oben 8.37 A3. S Nur das Moment der Gerichtsdrohung, das Ant. besonders betonen, tritt ausdrücklich hinzu, s.S.83 A5. S JQR N8 37, 1946/47, 8.271 A25.28.30. - FISCHEL beschränkt sich jedoch auf Zitierung der Belege, ohne sie im einzelnen zu besprechen. J.BOWMAN, EvQ22, 1950, 8.107-114. 205-220.255-275 geht auf das überlieferungsmoment vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten in rabbinischer Tradition überhaupt nicht ein; ebensowenig H.j.8cHOBPS, Prophetenmorde. • Die Mischna, der bT, PRK und Midrasch Rabba wurden ganz, PesR und Midrasch Tanchuma (Buber) in Auswahl durchgesehen.
IN DER RABBINISCHEN TRADITION
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wird" um zu zeigen, daß sich die ja ohnehin älteren Traditionsmomente der dtrPA auch hier noch erhalten haben'.
Zunächst sind Belege zu behandeln, die vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell sprechen, und auf ihren Zusammenhang mit der Tradition der dtrPA zu untersuchen. Wir beginnen mit einer PesR l!J8a erhaltenen Tradition!. Si,~
gehört in den Zusammenhang einer Auslegung von jes 401. Diese setzt ein mit HhId 81 '':> nN::l 1m' 'r" und erklärt nN::l durch Gen 5021. Danach heißt es!: "Es sprach zu ihm (sc. Gott) Israel: Herr der Welt, komm und sieh auf joseph! Nach all den bösen Taten, die ihm seine Brüder angetan hatten, stand er da und tröstete sie und sprach ihnen zu Herzen (Gen 5021). Auch wir wissen: (D, A) Wir haben dein Haus verwüstet A durch unsere Sünden. C Wir haben un~ere Propheten getötet, A und wir haben alle Gebote, die in der Tora sind, übertreten." Es folgt wieder die Wendung aus Hhld 81 und nach der Bitte Ps 802 schließlich die Zusage Gottes, Israel wie joseph gegenüber seinen Brüdern zu werden: Jes 40 I.
Daß hier der Vorstellungszusammenhang des dtrGB, nunmehr bezogen auf die Tempelzerstörung 70 n. Chr.', vorliegt, ist deutlich, vgI. die Erklärung der Tempelzerstörung (D) durch den Hinweis auf die Sündengeschichte des hier bekennenden Israel (A, C)5, die durch die Abweisung der Propheten6 und die parallel dazu genannte übertretung der Gebote7 charakterisiert ist. Die dtrPA ist hier nur im Element C erhalten, das die Formulierungsstruktur von C in dtr 1 Zu Aufbau und Form der haggadischen Midraschim, denen die Belege zumeist entnommen sind, vgI. L,ZuNz, Vorträge; W.BACHER, Proömien; H.L.STRACK, Einleitung, S.19Sff. • Zu der Homiliensammlung PesR vgl. L.ZUNZ, aaO S.250-262; H.L.STRACK, aaO S,20!if. Die angeführte Stelle steht in Horn. 29, die nach ZUNZ, aaO S.252, wie Horn. 30 zum "Trauerfeste des Monats Ab" gehört. - A. WÜNSCHE, Pesikta, S.168 AI rechnet die parallele Homilie 16 (,r"m) der PRK dem I. Trostsabbat zu. - Der Beleg ist, literarisch gesehen, relativ jung, vgI. L.ZUNz, aaO S.255f; H.L, STRACK, aaO S.206. • ,'nN'':> ,tv17tv m17';' ':>::l ,nN .~O,.,:> ;'N', N::I 0':>'17 ':>tv 1"::1, ':>N'1V' ,,:> "r"N .'l"l"l'O"17::1 11"1'::Il"lN 'l::l,n;,tv 0'17'" 'lN ~N .0::1':> ':>17 '::I,m OmN omr", ,r",l7 N1;' (M.Friedmann, S.13ßa) ... ;"'l"l::l1V m:sr,,;, ':>::l 'l'::Il7' .'Il"N'::Il1"1N '1ll,n • VgI. S.87 A2 zum liturgischen Ort der Homilie. - 587 v.Chr. wird nicht eigens genannt, sondern offenbar mit 70 n. Chr. zusammengesehen. • S. dazu 2 Chr3614ff (dtr) und dazu oben S. 74fmit A3; ferner in Jeremia Quelle C bes. 731; 266; 44 2f. 6; vgI. noch Esr 99. - Die anderen im I. Hauptteil behandelten Belegstellen für das dtrGB führen die Tempel- und Stadtzerstörung nicht eigens auf. • VgI. den festen Zusammenhang der Elemente C-D in 2 Kön 17; Jeremia Quelle C; 2 Chr36 14ff(dtr); Sach I und 7; Neh 9; vgl. die Analysen im I. Hauptteil. 7 Vgl. zB 2 Kön 1715.19; Neh 9 26a.29.34; zur Wendung m:sr.m ':>::l ,::1:17 vgl. 2 Kön 1812; Dan 911 (dtr).
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DIE GJESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
Tradition aufweist l und die Abweisung der Propheten als Tötung 2 faßt. Die Erkenntnis, daß die eigene Sündengeschichte Israels zur Tempelzerstörung geführt hat, drückt sich hier in der Formulierung aus, daß Israel selbst den Tempel zerstört hat 3 ; auffallend ist ferner, daß in der C-Aussage nicht zwischen Tätern und (Mit-)Schuldigen 4 unterschieden ist; noch das Israel dieser Spätzeit bezichtigt sich als Täter der Propheten tötung. Lediglich aus Schriftbenutzung kann dieser Beleg für das dtrGB nicht entstanden sein5 ; hier ist mit Überlieferung neben dem AT zu rechnen; die Fassung des dtrGB als Sündenbekenntnis Israels und das Auftreten in einer Homilie im Monat Ab weist auf den Sitz im Leben dieser Überlieferung hinG. Dieselbe, ebenfalls vom dtrGB geprägte, Tradition wiePesR 138a liegt wohl auch PesR 146a vor7 : Im Rahmen einer Auslegung vonJes 4914 ("und Zion sprach: Gott hat mich verlassen") bekommt Zion die Verheißung Jes 4915; Zion aber weist auf ihre Freveltaten hin': A "Ich habe (sie) D gebracht" über das Haus deines Heiligtums, daß es verwüstet wurde, C und ich habe die Propheten getötet." Im Anschluß daran sagt R. Berekhja, der Priester (pa!. Am. um 340) , im Namen Rabbis, daß Gott die bösen, aber nicht die guten Taten vergißt.
An diesem Sündenbekenntnis, das ebensowenig wie PesR 138a einfach aus Schriftbenutzung entstanden sein kann lo , ist auffallend, Vgl. die S.83 A4 genannten Verweise. VgJ. Neh 926; Josephus, Ant. IX, 13,2; auch X, 3, I, s. oben S.82ff. • Anders die S. 87 A5 genannten alttestamentlichen Belege. « Anders Neh 9 26 (3. P.P!.I), wo das vorexilische Israel von den nachexilischen Betern als Täter bezeichnet wird, die aber die Schuld noch tragen, vg!. die Wir-Aussagen Neh 9 33.37; dazu unten S. 124-128. Jedoch bahnt sich die Entwicklung zu der Wir-Aussage in PesR 138a schon Dan 96 an, wo die Beter in der seleukidischen Zeit die traditionell als Tat am vorexilischen Israel haftende C-Aussage in der I. P.P!. sprechen, s. unten S.1I4f. • Ein alttestamentlicher Beleg, der als Vorbild für diese Formulierungen gedient haben könnte, fehlt; Neh 9 26 spricht zwar von der Tötung der Propheten, aber nicht von der Tempelzerstönmg; .LUch ist die Prophetentötung dort etwas anders formuliert (nicht als Wir-Aussage; nicht "unsere Propheten", sondern "deine (sc. Jahwes) Propheten"); ebensowenig hat die Aussage über die Gebotsübertretung ('::137) in Neh 9 eine Formulierungsparallele; Da.n 9 wird aber weder gesagt, daß Israel selbst den Tempel zerstört hat, noch daß die Pmpheten getötet worden sind. • S. dazu unten S. 134ff. bes. 136f. , M.Friedmann, S.146a.-Der Beleg steht in Pesikta 31 ('J'1':lt '~N/"\'), die zum 2. der sieben Trostsabbate gehört, vg!. A. WÜNSCHE, Pesikta, S. 180 Al zur entsprechenden Pesikta 17 der PRK. , .'/"\'I!1l71!? m17'" ['1'0 rNl. Der Urtext des Folgenden: ::I,nn"1!7 'TV'V~ /"\'::1" '/"\~'l C'N"::I3l'1 • C'l eigentlich: verursachen, veranlassen, bewirken, vgI. J. LEVY, Neuhebr. Wörterbuch, I, S. 359f; M.JASTROW, Dictionary, I, S.269. 10 VgI. zu PesR 138a. 1
S
'm,m.
.
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daß sich nun sogar Zion, gedacht als Repräsentant Israels, als Täter der Prophetentötung bezeichnet!. I:;t durch die beiden Sündenbekenntnisse aus PesR gesichert, daß die dtrPA, und speziell das Moment der Tötung der Propheten generell, noch in rabbinischer Tradition auch außerhalb des ATs Geg;enstand von Überlieferung war, dann müssen auch die folgenden Belege in die rabbinische Überlieferung der dtrPA einbezogen werden, in denen die Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Zuge der Auslegung von alttestamentlichen PrQphetenbeT1!fungsszenen verwendet ist, ohne daß diese selbst Anhalt dafür bieten. War in den Sünden bekenntnissen aus PesR das gewaltsame Geschick der Propheten entsprechend dtr Tradition! ganz als Ausdruck der Halsstarrigkeit Israels gefaßt3 , so tritt hier nun der HinbIlck auf die Propheten selbst hinzu: der Prophet muß als solcher mit einem gewaltsamen Geschick rechnen, weil dies die typische Rea.ktion Israels auf sein Wirken ist. Wir nennen zuerst PesR 129a': Der voraufgehende Zusammenhang in dieser Homilie handelt von Jeremia, der Anwendung von ,~ auf ihn, seiner Scheltpredigt gegen Zion und Jerusalem. Auf die im Anschluß an Jer 15 formulierte' QQttesrede bringt Jeremia seine 1 Die gewaltsame Abweisung der Propheten und die Zerstörung Jeru!alems .tehen in rabbinischer Tradition auch sonst in Zusammenhang; so wird &cIR 31 :/1l316 (A. WÜNSCHE, Midrasch Kohelet, S. 52) die Zerstörung Jerusalems durch Nebuzaradan geradezu als Einforderung des Sacharjablutes (2 ehr 2422) verstanden; vgl. auch PRK, Pes. 15 (Buber S.122a; A.WÜNSCHE, Pesikta, S.I66f); LamR proöm. 23 (A.WÜNSCHE, Beha, S.20f); U.ö. - ExR 31 zu 2227 (A.WÜNSCHE, SchemotRabba, S.247) schärft R.Meir den Satz ein: "Die Richter sollst du nicht lästern" mit dem Hinweis auf das Ergehen der Korachiten, weil sie sich an Mose und Aaron vergriffen haben, und auf das Ergehen der Bewohner Jerusalems, weil sie die Propheten verachtet haben (unter Verweis auf2 Chr 3616); von Verfolgung der Propheten ist allerdings nicht die Rede (zu H.J. SCHOEPS, TempeJzerstörung, S.150); vgl. zSt noch unten S. 96f A4; daß R. Meir damit die Schuld an der Tempelzerstönmg nicht nur den Jerusalemern, sondern Israel zuweist, zeigt seine Verwendung von 2 ehr 3616 in Sifr zu Dtn 321, siehe S.89 AS. - Zu ExR 31 vgl. die parallele überlieferung Tanchuma (Jerusalem 1956), O't1I)W 12 (S. I 04b) ; ferner TanchB Tazria 13 (S.Buber 11, S.41a) und dazu unten S.91 A7; bSchabb 119b (R.Jehuda; BILL. 11, S.254). • Vgl. oben S.77ff. • Vgl. zur Überlieferung der dtrPA in rabbinischer Tradition noch die Sifr:/1l Dm 321 (BILL IV/I, S.176f) überlieferte Auslegung R. Mein, in der die Abweisung der Propheten als "Zeugen" durch die Verbindung von 2 Kön 1713 und 2 ehr 3616 dargestellt wird;, wieder bieten weder Dtn 32 1 noch die am Anfang der Auslegung Meirs .tehende Stelle Jos 2422 Anhalt für die Heranziehung dtr Aussagen von Wirken und Geschick der ]'ropheten; vgl. zSt noch W.BACHER, Agada d. Tann. II, S.56f. - Ferner vgl. Mechilta de-R. Simo" b. Jochai zu Ex 20 19 (D. Hoffmann, S. 114; Epstein-Me1amed, S. 155) : das gewaltsame Geschick der dem Volk gemäß Dtn 1815 erstandenen Propheten wird auch hier ausdrücklich mit 2 ehr 3616 als Verhöhnung (::137') formuliert (Folge: Entzug des hl. Geistes); die Tradition der dtrPA neben 2 ehr 36 zeigt sich aber dadurch an, daß 2 ehr 36 überhaupt zur Auslegung von Ex 20 19 herangezogen wird. • M.Friedmann, S.129a; Hom.26. - Auf diese Stelle weist schon E.LoHMEYER, ZSTh 5,1928, S.244 A2 zur Erklärung des Jerusalemwortes hin. , Aber statt O'1l' N"::Il hier: '1:137 '37 N::Ilnl:l n1'l'1'
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
Einrede (vgl. Jer 15), aber er begründet sie hier anders als im biblischen Bericht: (B) "Welchen Propheten, der vor ihnen aufgetreten ist, (C) suchten sie nicht zu töten?'" Dieser Einwand wird anschließend illustriert durch den Versuch des Volkes, Mose und Aaron zu steinigen, und durch die Verspottung Elias (auf Grund von 2 Kön 18) und EEsas (2 Kön 223). Diese Beispiele belegen die Einrede selbst nur teilweise; sie sind ihr gegenüber wohl sekundär.
Obwohl hier Element B und die Rahmung im dtrGB fehlen, muß diese Einrede als aus der Tradition der dtrPA Element C gestaltet beurteilt werden; sie weist die Formulierungsstruktur dtr C-Aussagen auf2 und enthält die für das Wortfeld bezeichnenden Ausdrücke N":1l und l.,n 3 • Daß Neh 926 unmittelbar auf die Formulierung eingewirkt hat, läßt sich nicht nachweisen'. Hier wird wieder Tradition neben dem AT einwirken, worauf auch die Tatsache führt, daß übe:rhaupt diese Einrede und keine andere gebracht wird. Element C ist hier allerdings im Blick auf den Kontext (Jer 1) umgeformt5 • Weiter muß eine rabbinische Tradition genannt werden, die auf R.Jehuda b. Simon (pal. Am. um 320)6 zurückgeht. In ihr wird Ps 458 aufJesaja ausgelegt und dabeiJes 68 folgendermaßen paraphrasiert7 : LevR 102 "Ich (sc. Jesaja) lustwandelte in meinem Lehrhause und hörte da die Stimme Gottes rufen mit den Worten Jes 68: "Wen soll ich senden? wer wird unser Bote sein?" (B) Ich sandte Micha (C) und sie gaben ihm Backenstreiche s. Micha 414: "Mit der Ruthe schlagen sie dl:n Backen des Richters von Israel;"
PRK 16 "Ich (sc. Jesaja) lustwandelte in meinem Lehrhause umher, da hörte ich die Stimme des Ewigen rufend. Jes6ß: "Wen soll ich senden und wer wird unser Bote sein?" Ich habe Micha an sie gesandt und sie haben ihn auf den Backen geschlagen s. Mieha 414: "Mit der Ruthe schlagen sie den Backen des Richters von Israel".
'l."n' Wj:'!:! N~I' tm, N:!t' N'!:!l nl"N 'Vgl. S.83 A4; 88 Al. • Vgl. S.88 A2 und PesR 138a. 146a. • Aus der 8chrift werden vielmehr Einzelbeispiele beigebracht; diese haben illustrierenden, nicht aber die generelle Tötungsaussage begründenden 8inn, da sie diese nur teilweise decken. • Deshalb der generelle 8ing. N':11 sowie IVj:'!:!. • Vgl. dazu W.BACHER, Agada ,I. pal. Am. UI, S. 178. T Die Tradition findet sich in LevR 102 zu 8 I (A. WÜNSCHE, Wajikra Rabba, S. 62); PRK, p.sikta 16 (S.Buber, 8.125b; A.WüNscHE, Pesikta, 8.172); PesR 150b, Pesikta 33 (M.Friedmann, 8. 150b). Die Belege aus LevR und PRK werden in der Übersetzung A. WÜNSCHES oben ~:eboten; PRK stellt anders als LevR Amos vor Micha; ich folge LcvR und habe bei der Wiedergabe von PRK 16 wegen der Parallelität umgestellt; zum Verhältnis LevR - PRK vgl. L.ZUNZ, aaO S.206; H.L.STRACK, aaO 8.204. 1
IN DER RABBINISCHEN TRADITION
(B) Ich sandte Amos (C) und sie nannten ihn einen tjJtllo~, Stammler; denn R. Pinchas hat gesagt: Warum hieß er: tn7~l7? Weil er schwerfallig mit seiner Zunge war (eig. weil er mit seiner Zunge gedrückt war).
(B) Wen soll ich nun schicken und wer soll uns gehen? J esaja sprach: Hier bin ich, sende mich. J esaja, sprach Gott, (A) meine Kinder belästigen, sie sind widerspenstig. (e} Wenn du es auf dich nimmst, dich von meinen Kindern schmähen und misshandeln zu lassen, so gehe in meiner Sendung, wo nicht, unterlasse es ... Und Jes. sprach: Auf diese Bedingung hin gehe ich s. Jes 506: "Ich bot meinen Rücken dem Schlagenden dar und meine Wange dem Raufenden" "a.
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Ich habe Amos gesendet und sie haben ihn einen Stammler (tjJtllo~) genannt. R. Pinchas hat gesagt: Warum wird er Amos genannt? Weil er schwerfallig (gedrückt) mit seiner Zunge war. Sie sprachen: Gott hat seine ganze Welt verlassen und seine Schechina hat sich auf diesen Stammler niedergelassen d.i. auf dieser abgeschnittenen Zunge. Wen soll ich nun senden und wer soll für uns gehen? J es~a sprach: Hier bin ich, sende mich. Gott sprach zu ihm: Meine Kinder sind widerspenstig (starrsinnig), und belästigen (fallen beschwerlich) , willst du es auf dich nehmen', dich von ihnen schlagen und verachten zu lassen?' Auf diese Bedingung hin, ja! erwiderte Jesaja. "Meinen Rücken biete ich den Schlagenden und meine Backen den Raufenden"" (Jes 506).
Die dtrPA tritt hier explizit gar nicht auf, doch ist die Entstehung einer derartigen Paraphrasierung von Jes 68 und die illustrierende Heranziehung des aus der Schrift erschlossenen Geschicks von Micha und Amos nur erklärlich, wenn man annimmt, daß die zweiteilige dtrPA leitend wart. Dasselbe ist für ExR 7 ZU 6135 par Sifr Num §91 zu Num 11 11/6 anzunehmen: Gott zu Mose und Aaron: (A) "Meine Kinder sind widerspenstig, sie sind jähzornig, machen viel Beschwerden, (C) nehmt es auf euch, daß sie euch verfluchen und steinigen werden"'. "?l7 I"IN ?::Ji'~ • Vgl. unten ExR 7 par Sifr Num §91. 3 PesR ISOb bringt an Einzelbeispie!en: Micha (h. Jimla), von Zedekia geschlagen (I Kön 22 24); Sacharja (b. Jojada?), getötet (,nU.,in ,n,.,:;)lI"lN 'I"In1;>w); J.,..mia, in die Grube geworfen. e Die Geschickverben für Jesaja (schmähen und mißhandeln bzw. schlagen und verachten) ergeben sich durch Übertragung des aus der Schrift entnommenen Geschicks von Amos und Mieha. • A. WÜNSCHE, Schemot Rabba, S.71. • K.G.KUHN, Sifre zu Numeri, S.246. , A.WÜNscHE, aaO S.7I. - K.G.KUHN, aaO S. 246 A3 verweist auf Mt 511f; 2337; 1
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
Aus diesem Befund ergibt sich die Folgerung, daß das Element C der dtrPA, gejaßt als gewaltsames Geschick, der rabbinischen Tradition nicht nur allein aus dem AT bekannt gewesen sein kann, sondern ihr aus lebendiger Oberliiferung vertraut gewesen sein muß. Entsprechend wird in rabbinischer Tradition dieses Moment als solches niemals aus der Schrift begründet!, ja die Formulierungen lassen nicht einmal Einfluß von Neh 926 erkennen 2 • Die Lebendigkeit der Überlieferung dieses Moments zeigt sich auch darin, daß es im Vorgang rabbinischer Schriftauslegung überhaupt herangezogen wird, ohne daß die auszulegende Schriftstelle einen Anhalt dafür bäte 3 • Die Fassung der C-Aussage entspricht nach Formulierungsstruktur und Wortfeld> der dtr Tradiition'; neu tritt hier lediglich hinzu, daß sie nun Apg 752 und stellt damit auch den Zusammenhang mit der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten heraus. - Hingewiesen sei noch auf TanchB Tazria 13 (S. Buber, Midrasch Tanchuma II, S.4la): daß die Tradition des Elements C hier im Hintergrund steht, ist wahrscheinlich, zumal der Kontext den traditionellen Zusammenhang zwischen dem gewaltsamen Prophetengeschick und der Katastrophe Jerusalems zeigt; die Verwendung von ,:JO (tragen, dulden; vgI. J.LEVV, aaO II!, S.446f) fallt aber völlig aus dem Rahmen der in C üblichen Geschickverben, die die Tat Israels aussprechen und die betroffenen Propheten in den Akk. stellen: der Midrasch spricht von C":J'O C'N':Jlrl und verweist auf Jeremia ('N"W)"1:l ':JO m':lt rll:l::l), Jesaja (Zitat Jes 5060) und die übrigen Propheten (C'N':Jlrl 'Ntv'l). S. aber unten S.253A2. 1 Daß die PesR 129a; TanchB Tazria 13 gebrachten Beispiele nicht begründenden, sondern illustrativen Sinn haben (vgI. S. 90 A4), erhellt auch daraus, daß sie gerade das Generelle des gewaltsamen Prophetengeschicks nicht decken. - Schon daraus, daß das gewaltsame Geschick als den Propheten generell widerfahrenes in rabbinischer Tradition nicht Gegenstand von Schriftbegründung ist, muß geschlossen werden, daß es sich noch um ein vertrautes Theologumenon handelt. • Auf den Einfluß christlicher Tradition kann die Überlieferung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschiek der Propheten auf keinen Fall zurückgeführt werden, vgI. auch H.A.FlscHEL, aaO S.279f. - H.J.ScHoEPs, Prophetenmorde, S.128 versteht die überlieferungsgeschichte des Moments der Tötlmg der Propheten als Wirkungsgeschichte von I Kön 1910.14; vgl. dae:egen schon oben S.62 A2 und unten S.103.201 A4; die Belege aus der rabbinischen Tradition und Josephus zeigen von I Kön 1910.14 jedenfalls keine Spur. - Eine rabbinische Abwehrbewegung gegen dies Vorstellung.moment entnimmt SCH. (aaO S.128 AI) aus CantR zu 16 (A. WÜNSCHE, Schir ha-Schirim, S.32). Meines Erachtens geht das nicht an; der Kontext zeigt, daß R. Samuel Elia wegen sämtlicher in I Kön 1910.14 erhobenen Vorwürfe gegen Israel von Gott zurechtweisen läßt. Ein besonderer Anstoß an der Prophetengeschickaussage liegt nicht vor. Die Absicht der Stelle ergibt sich vielmehr aus dem in rabbinischer Tradition auch sonst belegbaren Motiv (vgI. J.BOWMAN, aaO S.212ff), Propheten wegen ihrer kritischen Äußerungen gegen Israel zu tadeln, wie BOWMAN, zSt S.214 treffend herausstellt; vgl. auch das von BOWMAN, aaO S.216f mit Recht in diesem Zusammenhang genannte Motiv aus bJeb 49b, daß Jesaja in dem Moment seiner Zersägung starb, als die Säge seinen Mund erreichte, weil er gesagt hatte: ich weile in einem Volk mit unreinen Lippen; vgI. zu dieser Stelle auch H.J.SCHOEPS, aaO S.129[; H.A.FrscHEL, aaO S.376 und A158. • Das zeigen sämtliche bisher aufgeführten Belege. , Die traditionelle Formulierungsstruktur der C-Aussage ist außer TanchB Tazria 13 an allen genannten Stellen erhalten. Der als Subjekt stehende Täter ist stets das Volk (vgI. PesR 138a.146a.129a; ExR 31 (vgI. S.89AI); Sifr zu Dtn 321; Mech. de R.Simon b.J. zu Ex 2019; ebenso in den nach C gestalteten Aussagen von EinzeIpropheten: LevR 102; PRK 16; PesR 129a.150b (außer Micha b.Jimla); SifreNum§91; ExR 7; auch TanchB Tazria 13) wie bei Dtr; die als Objekt stehenden Betrqfftnen sind stets die Propheten als eine wie bei Dtr umfassende, nicht auf einzelne Situationen der Geschiehte Israels beschränkte Größe (vgl. PesR 138a. 146a. (129a); ExR 31; Sifre zu
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auch auf die Ereignisse 70 n. Chr. bezogen werden kann 1, daß nicht allein die vorexilischen Vorfahren 2 , sondern Israel als ganzes oder gar Zion 3 der Untat der Prophetentötungen im Verlauf der Geschichte des Volkes bezichtigt werden und daß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten an einigen Stellen' nicht nur Israelaussage ist5 , sondern auch in Hinsicht auf die Propheten verwendet wird. Daß das Element C in rabbinischer Tradition nicht lediglich noch als isoliertes Motiv überliefert worden ist, ergibt sich ausseinerzuweilen erhaltenen Verbindung mit den Elementen B6 und N und vor allem D8; daß C dabei eine hervorgehobene Bedeutung hat, die auch zu seiner Isolierung führen kanng , steht außer Frage10 • Daß in rabbinischer Tradition das Element C zusammen mit B und die dtrPA in Verbindung mit dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB überliefert worden ist, zeigen auch die nun zu besprechenden rabbinischen Belege, die zwar C nicht als gewaltsames Geschick der })ropheten fassen, aber in anderen Momenten für die lebendige Überlieferung der dtrPA zeugen. So PesR 153hl l : Dtn 321; Mech. de R.Simon b.J. zu Ex 20 19; vgI. auch TanchB Tazria 13); d3ll Geschük der Propheten ist außer TanchB Tazria 13 stets in transitiven Verben formuliert: lölen (PesR 138a.l46a.129a), verspotIm (Zitat 2 Chr 3616: ExR 31; Sifre zu Dtn 321; Mech. de R.Simon b.J. zu Ex 20 19); dem fügen sich die Geschickverben bei Einzelpropheten ein: steinigen (Sifre Num § 91; ExR 7; PesR 129a); lölm (PesR 150b); schlagen/mißhandeln (LevR 102; PRK 16; vgl. auch TanchB Tazria 13); verspollm (LevR 102; I'RK 16; PesR 129a); verfluchen (SifreNum§91; ExR 7). 1 Sc. PesR 138a.146a. - Element D, das bei Dtr auf 722 und 587 v.Chr. bezogen ist, ist hier offenbar gewandert und mit ihm C, so daß die Tötung der Propheten alttestamentlicher Zeit als die zur Katastrophe 70 n. Cbr. führende Untat Israels in diesen beiden Sündenbekenntnissen, die uns in PesR innerhalb von Ab-Homilien erhalten sind, bekannt wird. Wir werden auf diese Ausweitung des dtrGB über 587 v. Chr. hinawl noch zurückkommen, da hier eine Erklärung daftir zu erwarten ist, warum die Tötung der Propheten alttestamentlicher Zeit in urchristlicher Zeit noch als auf dem Volk liegende Schuld verstanden wurde. • So Dtr, s. oben S.88A4. 8 Vgl. bes. PesR 138a. 146a. • PcsR 129a; vgl. auch LevR 102; PRK 16; PesR 150b; Sifre Num §91; ExR 7; ferner: TanchB Tazria 13. • So bei Dtr, s. oben S. 77ff. ·So (PesRI29a); Sifre zu Dtn321 (2KönI713). Auch in LevR102; PRKI6; PesR 150b wird das Moment der (unermüdlichen) Sendung von Propheten durch Gott an Israel auf Einwirkung von B (vgl. oben S.73 und A3) und nicht nur auf Jes 68 zurückgehen, zumal die Sendung als B-Moment in rabbinischer Tradition noch mehrfach zu belegen ist, s. unten S. 96 A4. 7 Vi~l. PesR 138a. 146a; Sifr Num § 91; ExR 7; LevR 10 2; PRK 16. s P".R 138a.l46a; ExR31; (EcclR31); auch TanchB Tazria 13; vgI. auch die oben gege bmen J osep hus-Belege. • C isoliert: PesR 129a; Mech. de R.Simon b.J. zu Ex 20 19; nur B-C: Sifre zu Dtn 321; nur C-D: ExR 31; TanchB Tazria 13; nur A-C-D: PesR 138a.l46a; nur A-B-C: Sifr. Num §91; ExR 7; LevR 102; PRK 16. 10 S. dazu unten S. I 03f und bes. 220ff. 11 M.Friedmann, S.153b. Der Beleg gehört in Homilie 33; zu deren Einoronungvgl. L.ZUNZ, aaO S.252; H.L.STRAcK, aaO S.205f.
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Dort heißt es im Anschluß an Klgl213 (1?-Mr.I"TN Mr.l1"T'17N Mr.I): "Es sprach zu ihnen der Heilige, gepriesen sei er: B Mit wieviel Zeugnissen habe ich nicht vermahnt durch die Propheten?' Es sagte R.Jaaqob aus Kephar-Chanin': 90 Jahre tat es der Heilige, gepriesen sei er; er sandte und mahnte Israel. (Es folgt eine Ableitung der Zahl der 90 Jahre aus dem Zahlenwert von "T17",in2 KönDI3.) Und so sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihnen: Wieviele Gesandte" habe icb zu euch gesandt, C und ihr habt nicht auf sie gehört', wie geschrieben steht: "und ich sandte zu euch alle meine Knechte, die Propheten, unermüdlich" (Jer 725), um zu sagen: "Kehrt doch um von euren bösen Wegen" (2 Kön 1713)". Im Folgenden wird der PI. tI'N'::IlM in Jer 725 dahingehend erläutert, daß Gott täglich zwei Propheten, einen am Morgen ('P'::J::J) tmd einen am Nachmittag (MMlr.l::J), sandte'.
Zunächst ist zu beachten, daß 1"T'17N von Klgl 213 hier ganz aus der Tradition der dtrPA ausgelegt wird. Man kann diesen Befund nicht allein aus Schriftbenutzung erklären, die hier ja ausdrücklich erfolgt, denn es muß erklärt werden, warum gerade die bei den dtr Formulierungen Jer 725 und 2 Kön 1713 6 verbunden zur Auslegung herangezogen werden. Man muß vielmehr voraussetzen, daß der Ausleger vorgängig in der Tradition der dtrPA steht und deshalb gerade diese beiden Stellen kombiniert?; dasselbe gilt von 1 tI'N'::Jll'1 "T'::J 'T'I"Tl7il N? T'I1'"T17 Mr.I • pal. Am. um 280; "gI. auch W.ßACHER, Agada d.Am. III, S.570f. Die Beschränkung des vermahnenden Wnrkens der Propheten auf 90 Jahre ist zeitlich und sachlich eine Verkürzung der bei Dtr zumindest auf die ganze König.zeit bezogenen PA. • tI''''?I17! Siehe daw unten S.214f. • tiM? tlT'l17r.1l17 N?' , Diese Deutung an Hand vonJer 725 geht auf den Tannaiten R.Jizchaq zurück, vgl. W.BACIIER, Agada d. Tann. II, S.399; vgl. noch LamR 217 zu 213; dort auch eine ähnliche Deutung durch R.Nathan, vgl. W.ßACHER, aaO H, S.449. • Beide Stellen spr(:chen nicht von tI'm?W; auch fehlt dort die C-Aussage als Nicht-Hären auf die Propheten. Nahe kommt C Jer 26 "; es findet sich ebenso wie PesR 153b bei Josephus, Ant. IX, 14, I, vgl. oben S.85A2. 1 Vgl. auch LamR217 ZfI 213 (A.WÜNSCHE; Echa, S.113) und PRK, Pesikta 16 (Buber, S.124b; A. WÜNSCHE, Pesikta, S.170): (übersetzung nach WÜNSCHE, aaO; aber statt Rabbi R.Jizchaq, vgl. W.BACHER, aaO 11, S.399 AIO) LamR 217 m213 PRK 16 (Auslegung von Klg1213) B "Wie viele Propheten habe "Wie viele Propheten habe
ich euch zureden lassen.
ich euch zureden lassen.
R. Jizchaq und R. Nathan. R. Jizchaq sagte: früh Morgens ein Prophet und Abends ein Prophet. s.2RegJ713: "Und der Ewige warnte Israel und Juda durch alle seine Propheten und Seher." R. Nathan sagte:
R. Jizchaq lind R. Natban. R . .Jizchaq sagt: "Frühmorgens ein Prophet und Abends ein Prophet. Soheißte.2RegJ7n: "Und der Ewige warnte Israel und Juda durch alle seine Propheten und Seher." Es heißt ,N':ll, sein Prophet."
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LamR proöm.3I, wo die dtrPA deutlich im Rahmen des dtrGB auftritt! : Als ich nach Ninive einen Propheten sandte, schlug sie den Weg der Besserung ein', B zu den Israeliten in Jerusalem aber, wie viele Propheten habe ich an sie abgesandt! s.2.Reg.17 13: ,.Und der Ewige warnte Israel und Juda durch alle seine Propheten und alle Seher, indem er sprach: ".Kehret um von euren bösen Wegen und haltet meine Gebote" uSW. Ebenso heißt es Jerem.254: ",Und ich sandte an euch alle meine Knechte, die Propheten, vom frühen Morgen an, C aber ihr habt nicht gehorcht". (B) tl::lll7:1 d.i. er sandte am Morgen und er sandte am Abend, C aber ihr habt nicht gehorcht. Als sie nicht gehorchten, D wurden sie vertrieben, und als sie vertrieben worden, erhob Jeremia über sie die Klage: "Wie sitzt so einsam"·.
In diesen Belegen ist die dtrPA zwar zuweilen in Gestalt eines Schriftzi ta tes eingeführt4, doch weisen auf ihre lebendige ÜberliefeZwei Propheten am Morgen und zwei am Abende s. Jerem.
2:>4: "Und der Ewige sandte an euch alle seine Knechte, die Propheten, vom frühen Morgen" d.i. ich sandte am Morgen und ich sandte am Abend." 1 Die Formulierung bezieht sich auf 587 v. Chr. (vgJ. D); doch wird darin 70 n. Ohr. (vgl. LamR im ganzen!) eingeschlossen; vgI. oben S.93 Al. • VI:I. noch Tanchuma Wajikra (Ausgabe: Warschau, 1879, Bd. II, S.5): auch hier wird in einem Gespräch zwischen Gott und Jona darauf hingewiesen, daß die Völker auf die Ankündigung von Bösem hin sofort Buße tun, "nicht SO aber Israel. B Denn zu jeder Zeit sende ich ihnen meine Propheten; AC si," aber sind hartnäckig". Der Kontext zeigt das im Zusammenhang damit ergehende Zorngericht (D) über Israel. • übersetzung nach A. WÜNSCHE, Echa, S.36. - Vgl. noch bIofeg Ua (L.Goldschmidt, bT III, S.588; BILL. IV/I, S,20f). Hier liegt die dtrPA (B, C) der Reflexion des R. Abba b. Kahana (pal. Am. um 310) zugrunde, daß Israel zwar nicht durch die Propheten, aber durch Strafgerichte (Est 320) zur Umkehr gebracht wurde, vgI. zSt W. BACHER, Agada d. Am. II, S.500 und A4. - Zur Nachwirkung von B vgI. noch NumR 20 zu 22.': "Die Propheten Israels warnten die Israeliten vor übertretungen, Ez 31 i" (A. WÜNSCHE, Bemidbar Rabba, S.482; BILL. III, S.63f); vgl. auch Raschi zu Ps 210 (BILL. III, S.674). - Eine Nachwirkung der Elemente B-C findet sich PRK, Pesilcla 16 (S.ßuber, S.126b-128a; WÜNSCHE, Pesikta, S.175f) par PesR 138b-139a (M.Friedmann, S.138b-139a; Hom. 29/30). B ist hier gefaßt als Prophetensendung durch Gott, um Jen,salcm (so PRK, 8.127b; PesR 13ßb: Zion) zu trösten (mit Heilsweissagungen). Aber .- C - Jerusalem nimmt diese Tröstungen nicht an. Das wird im einzelnen ausgeführt an der Sendung von Hosca, Joel, Amos, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi (so PRK; etwas abweichende Aufzählung in PesR), deren Heilsv,erheißungen von den (früheren) Gerichtsworten dieser Propheten her vcn Jerusalem bezweifelt werden. • So PesR 153b; LamR 2 17; PRK 16; LamR proöm. 31.
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rung sowohl die Tatsache hin, daß sie überhaupt herangezogen wird, obwohl die jeweils ausgelegte Schriftstelle keinen Anhalt dafür bietetl, als auch die Kombination dtr Schriftstellen bei der Auslegung, die eine vorgängige Leitung durch die Vorstellung voraussetzt. Die Zweiteiligkeit2 und die traditionelle Formulierungsstruktur 3 der dtrPA sind zumeist erhalten; ebenso im einzelnen wesentliche Momente von B4 und C und zuweilen auch der traditionelle Bezug der dtrPA auf Element D6. 1 Vgl. K1g1213 mit PcsR 153b; LamR 217; PRK 16; LamR proöm. 31; NumR 20 zu 22 2. • Vgl. PcsR 153:b; LamR Proöm. 31; Tanch. Wajikra. • Die traditionelle Formulierungsstruktur von Bund C ist an allen Stellen erhalten. • So das Moment der Sendung in PesR 153b (auch im ZitatJer 725); LamR 217 (im Zitat Jer 254); L~mR proöm. 31 (auch im Zitat Jer 254); Tanch. Wajikra; PRK 16; PesR 138b; vgl. oben S.93A6; zum Sendungsmomcnt in der PA bei Dtr s. oben S.73 mit A3. Die Prophelln sind an allen Stellen genannt; PesR 153b heißen sic C,j,,"lV. Das Wirken der l'ropheten richtet sich auf Israel (so PesR 153b; LamR 217; PRK 16; Tanch. Wajikra; bMeg 14a; NumR 20) oder, sachlich gleichbedeutend, auf Jerusalem (so LamR proöm. 31; PRK 16 (S.126bff); PcsR 138bf); bei Dtr ist entsprechend das Wirken der Propheten stets auf das vorexilische Gottesvolk bezogen, s. oben. Wie besonders in Jeremia Quelle Chervorgehoben (s.S. 73 A2), ist auch hier die Unermüd· lichkeit der Prophetensendung betont (so PesR 153b; LamR proöm. 31; PRK 16; LamR 217; Tanch. Wajikra). Die Funktion der Prophelln an Israel ist wie bei Dtr auch hier die Vermahllung Israels zu Umkehr und Gesetzesgehorsam (so PesR 153b; LamR 217; PRK 16; LamR proöm. 31; Tanch. Wajikra; bMeg 14a; NumR 20. Abwandlung nur PRK 16; PesR 138bf: Heilsverheißungen) ; das bei Josephus so betonte Moment der Gerichtsdrohung tritt in den rabbinischen Belegen nicht besonders heraus (s. jedoch S. 95 A2). Die Propheten sind hier wie bei Dtr als Umkehr· und Gesetzesprediger auf· gefaßt. Diese aus dtr Tradition stammende (vgl. oben S.70) Sicht des Wirkens der Propheten generell wirkt in rabbinischer überlieferung da nach, wo die Gebotsüber· mittlung den Propheten generell zugewiesen wird, vgl. dazu L.ZUNZ, aaO S.113; E.BASS, Merkmale, S.34f; E.FASCHER, lIPOol>lfTIU::, S.163f; G.F.MooRE, Judaism, I, S.239.358; W.JBOUSSET, Rel., S.157; E.LoHSE, Ordination, S.54 und A2; R.MEYER, ThW 6, S.817ff; J.BOWMAN, aaO S.205ff.255ff. Vor allem die Traditionsketten für die Gebotsübermittlw'g sind hier zu nennen; vgl. Mischna Pea 11, 6 (W.Bauer, S.18f); PAbot I, I (H.L.Strack, S.II+); jSanh X, 2, 37a (R.Huna b. Abin im Namen des R. Eleazar, übersetzt bei A. WÜNSCHE, jer. Talmud, S.264); bBabaBathra 12a (L. Gold· schmidt, bT VI, S.967; BILL. I, S.670; vgl. W.BACHER, Agada d. Am. 111, S.537); Seder OlamR 30 (A.Neubauer, Anecdota Oxoniensia 1/4, S.65; R.MEYER, ThW 3, S.982); dabei ProiPheten·Weise in bBabaBathra l2b;jSanh X, 2, 37a; Seder OlamR 30; weitere Belege au!! dem Midrasch bei L.GINZBERO, Legends, III, S.87.398. Vgl. auch den wichtigen Beleg jBer I, 3b, 26: "Der Prophet und der Schriftgelehrte, wem gleichen sie? Zwei Gesandten(!) ein und desselben Königs" (zitiert nach J.JEREMIAS, Jcrusa· salem, S.275; vgl. zSt auch O.PLÖOER, ThLZ 79,1954, Sp.291). - Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch noch auf einige bezeichnende Erläuterungen im Propheten· targum; so steht zB für C'N':ll in I Sam 105 N"ElO (Bibellehrer), "gI. A.Sperber, Bible 11, S. 112 und dazu E. BASS, aaO S.22; in Jes 3 2 ist ,ElO für N'::1l gesetzt (A. Sperber, aaO III, S.6); vgl. ferner die Wiedergabe von C'N':Jl in 2 Kön 1713 a durch ,ElO und r'J'''1.) (A. Sperber, aaO II, S.309). (An den anderen Belegstellen für die dtrPA innerhalb des Prophetenkanons hat das Targum Jonathan den Prophetenbegriff erhalten, vgl. A.Sperber, aaO I1, 111 zu den Stellen.) Diese Beispiele für die dtr Pro· phetenauffassung in der rabbinischen Tradition ließen sich noch ergänzen durch die rabbinischen Diskussionen über das Verhältnis der Propheten zu Mose und die Be· stimmungen, wonach die Verkündigungssubstanz der Propheten der Sinaigesetzgebung entspricht; vgl. dazu ExR 42 B zu 327 (R.Josua b. Levi; A. WÜNSCHE, Schemot Rabba, S.299; dazu W. BACHER, Agada d. Am. I, S.164); bMakkot 23b-24a (L. Goldschmidt, bT VII, S.608ff; dazu E.BASS, aaO S.35;].BoWMAN, aaO S.264ff); weitere Belege bei
ANHANG: IM Q.ORAN
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Das Auftreten der dtrPA noch in rabbinischer Tradition stellt somit vor das Problem, wie die übermittlung dieser Vorstellungstradition von Dtr zu den Rabbinen vorzustellen ist. Da diese Übermittlung nicht nur im Rahmen der überlieferung der alttestamentlichen Schriften erfolgt sein kann, spitzt sich das Übermittlungsproblem auf die Frage nach der Überlieferungsgeschichtc der dtrPA im Spätjudentum zu!. ANHANG:
DIE ÜBERLIEFERUNGSGESTALT DER DTR.
PRO-
PHETENAUSSAGE IM QORAN
Daß sich die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten auch im Qoran findet, haben schon H.A.FISCHEL' und H.J.SCHOEPS· angemerkt. In der Tat läßt sich die Überlieferung der dtrPA4 in beiden Elementen B und C noch hier nachweisen' : Sure 570-71 (74-75) Sure 287 (81) "Wir haben doch (seinerzeit) "Wir haben doch (seinerzeit) die Verpflichtung der Kinder Israel dem Mose die Schrift gegeben entgegengenommen und (immer wieder) B und nach ihm die (weiteren) Gesandte zu ihnen geschickt Gesandten folgen lassen. (die den Bund bekräftigen sollten). Und wir habenJesus, dem Sohn der Maria, die klaren Beweise gegeben und ihn mit dem heiligen Geist gestärkt. L.GINZBERG, Legends, VI, S.170.319; BILL. I, S.60If; In, S.279; ].ßowMAN, aaO S. 256ff. - Schließen sich somit in rahbinischer Tradition die Toralehrer an "die Propheten" im dtr Sinne an, so legt sich für die oben S.89AI besprochene Stelle &eR 31 zu 2227 eine Vermutung nahe: beachtet man, daß das Wort R. Meirs offenbar die Toragelehrten der Gegenwart im Auge hat (vgl. S.M.LEHRMAN in Midrash Rabba, In, S.39IlA5zSt; zu li'T in diesem Sinne auch G.BoRNKAMM, ThW 6,S.659f) und warnend auf das Verhalten gegenüber Mose (Aaron) - den Propheten verweist, so darf vielleicht geschlossen werden, daß die Traditionskette im Hintergrund steht und gewarnt wird, den Toragelehrten das Geschick .der Propheten anzutun. , Auch hier sind der Tradition entsprechend die Adressaten von B die Täter von C; das Geschick der Propheten ist PesR 153b; LamR proöm. 31 als Nicht-Hären gefaßt, vgI. dazu S.94 A6; Tanch. Wajikra ~"17 'lt'j:', vgI. den Ausdruck ebenso in 2 Kön 1714; Jer 726; Neh 9 16f.29 und an anderen dtr Stellen. - Der Bezug C-D findet sich in LamR proöm. 31; Tanch. Wajikra. 1 S. unten Abschnitt IV. • aaO S.271 und A26. • aaO S.142. 4 Ob es sich dabei um das Einwirken jüdischer oder (juden)christlicher Tradition handelt, müssen wir offenlassen; vgI. zur Frage der von Muhammed aufgenommenen Tradition W.RUDOLPH, Abhängigkeit; H.SPEYER, Erzählungen; für die in der Propheten- und Gesandtenvorstellung einwirkende Tradition besonders A. WENSINCI<, AcOr(L) H, 1924. Für die Ableitung dieser Vorstellung bleiben trotz W.s Untersuchung noch viele Fragen, da W. das spätjüdische Belegmaterial nur sporadisch heranzieht. Auch Einwirkungen der (ur)mandäischen Gesandtenvorstellung müßten bedacht werden. , Die Surenabschnitte werden nach der übersetzung von R.PARET, Der Koran, und der Zählung ebd. gegeben; Sure 287 (81) bei PARET S.15; Sure 570-71 (74-75) ebd. S.96.
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETEN AUSSAGE
C Aber wart ihr (Juden) denn nicht (B) jedesmal, wenn ein Gesandter euch etwas überbrachte, was nicht na.ch eurem Sinn war, C hochmütig und erklärtet ihn für lügnerisch' oder brachtet ihn um?" (D?)
A A
(Aber) jedesmal, wenn ein Gesandter ihnen etwas überbrachte, was nicht nach ihrem Sinn war, erklärten sie ihn für lügnerisch oder brachten ihn um. (71/75) Und sie meinten, daß keine Prüfung (über sie) kommen werde, (so daß sie sich im Glauben nicht erst würden bewähren müssen) und waren blind und taub. Hierauf kehrte Gott sich ihnen (gnädig) wieder zu. (Aber) viele von ihnen waren hierauf (wieder) blind und taub."
Formulierungsstruktur und Zweiteiligkeit der PA sind hier noch ganz in ihrer traditionellen, durch Dtr gesetzten Gestalt erhalten'. Im Element B ist zu beachten, wie die hier als Gesandte bezeichneten' Propheten der alttestamentlichen Zeit' mit Moge und der Tora (Sure 287) bzw. mit der Bundesvorstellung verbunden sind. In beiden Fassungen wirkt dabei dtr Erbe nach', auf das ebenso das Moment der (wlermüdlichen) Sendung' zu Israel weist. Die Art des Wirkens der Propheten ist nicht deutlich ausgeführt, doch darf aus der Verbindung mit Mose und der Tora bzw. dem Bund geschlossen werden, daß auch hier entsprechend der Tradition der dtrPA das Wirken als Gesetzesprediger im Hintergrund steht. Im Element C sind die Juden die Täter, wie es ja zur Eigenart der dtrPA gehört, daß die Adressaten von B die Täter von C sind. Die C-Aussage betont das Regelmäßige der Abweisung der Propheten'; aus dem Inhalt der C-Aussage lassen sich natürlich das Tötungsmoment, das hier allerdings nicht mehr so pauschal gefaßt ist, vielleicht aber auch der 'Hochmut" der Juden aus der Tradition der dtrPA ableiten; eigentümlich ist dagegen der Vorwurf an die Propheten, sie seien Falschpropheten. Im Qoran findet sich auch sonst eine Reihe von Vorstellungsmomenten, die auf einen traditionsgeschichtlichen Zusammenhang mit der überlieferung der
, Vgl. dazu auch Sure 634 (R. PARET, S.106). • In Sure 571 wirkt noch A und vielleicht auch D nach, und damit die Rahmung im dtrGB. • "Gesandte" und "Propheten" sind im Qpran oft Wechselworte; vgl. A. WENSINCK, aaO S.I72. Das Verhältnis Mose-Propheten drückt sich hier also nicht in einer in rasül und nabi differenzierenden Terminologie aus (dazu A.WENSINCK, ebd.). , Vgl. in Sure 287 die Stellung der Gesandten zwischen Mose und Jesus. 'Zum Verhältnis Mose-Propheten bei Dtr vgI. oben S.68 AI und unten Exkurs III; in rabbinischer Tradition s.S. 96f A4; im Qoran und der islamischen Tradition s. A. WENSINCK, aaO S. l. 72ff. - Zur Bundesvorstellung im dtrGB vgI. schon 2 Kön 1715; Neh 932 u.ö. • Vgl. oben S. 73A3; ferner oben S.93A6; S.96f A4. - Auch die Vorstellung von der Sendung der Tora findet sich im Zusammenhang mit der PA im Qoran, vgl. Sure 548 (R.PARET, S.92) mit 2 Kön 1713. , Daß die Propheten ständig abgewiesen wurden, ist natürlich fester Vorstellungsgehalt von C schon bei Dtr; vgl. aber besonders C-Formulierungen wie PesR 129a; SifrNum§91; ExR 7; LevR 102; PRK 16; ferner Apg 752. • Vermutlich steht dahinter das Moment der "Halsstarrigkeit" Israels, vgl. die Belege oben S.96A5 .
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dtrPA weisen'; so die Vorstellung von derProphetenreihe (zB Sure 287 (81))', die Bezeichnung "Gesandte" im Rahmen der dtrPA', vielleicht auch die häufige Bezeichnung "Warner" für Muhammed', ferner die Auffassung der Propheten als Strafprediger' und Übermittler des Gotteswillens.
III.
DIE ÜBERLIEFERUNGSGESTALT DER DTR. PROPHETEN-
AUSSAGE IN DER URCHRISTLICHEN TRADITION
Die in diesem 2. Hauptteil bisher durchgeflihrte Untersuchung hat ergeben, daß nicht nur Josephus, sondern auch noch die rabbinische Tradition auf lebendige spätjüdische überlieferung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als Moment der dtrPA weisen. Durch einen Vergleich in Zweiteiligkeit, Formulierungsstruktur und Wortfeld mit der PA bei Dtr muß nunmehr festgestellt werden, ob auch die urchristlichen Aussagen vom gewaltsamen Geschick der Propheten in den Zusammenhang der überlieferungsgeschichte derdtrPA im Spätjudentum gehören oder ob !iie die Vorstellung jeweils unmittelbar aus der Schrift6 entnommen haben. Folgende Stellen müssen dabei untersucht werden: Ilc 623c; Mt 2329-31; Ilc 1149f (aufgenommenes jüdisches Traditionsstück) als Belege aus der Logienquelle; Mt 512c (QMt); Ilc 623c (QLk); Ilc 13341 (aufgenommenesjüdischesTraditionsstück); weiter die redaktionelle Gestalt der synoptisch Belegstellen; Apg 752; 1 Thess 215; Jak 510; ferner Mk 12Hff7 und Mt 221,'" Anhangsweise werden auch die frühchristlichen Belege IgnMagn 82; Barn 511; mtin, dial. 164; 736; 934; 952 1125; 3 Kor 9ff einbezogen. Hingegen wird Riim 13 hier zurückgestellt, da die PA dort sicher durch Zitat vermittelt ist', die Stelle für das überlieferungsgeschichtliche Problem also nichts abwirft; ganz ausscheiden müssen die scheinbar hergehörigen Stellen Apk 166; 1824, da sie nicht von den Propheten der alttestamentlichen Zeit sprechen und nicht nachWeisbar ist, daß die
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1 Vgl. das Material bei W.RunOLPH, aaO 8. 43ff; H.8PEYER, aaO passim, bes. 8AHiff. • Vgl. schon O'N"::I3l'1 als kontinuierliche Reihe bei Dtr, s. oben 8.68 AI; ferner die rabbinischen Belege oben 8. 96f A4. • Vgl. 2 ehr 3615f; PesR 153b;jBerI, 3b, 26; Lk 1149; 1334. 'na~ir, mungir, vgl. W.RUOOLPH, aaO 8,43 A114; 44; und dazu '1'l7l'1 in der dtrPA und die Überlegungen zuJub 112 unten Exkurs 11. 'Vgl. dazu W.RunoLPH, aaO 8A3ffund oben 8.B3A5; zu den Propheten als Gebotsübermittlern noch zB 8ure 548 (44) (R.PARET, 8.92f); ferner oben S.69f. • In Frage kämen Ncb 926, aber auch Jer 2 30; ferner 1 Kön 1910.14 und 2 Chr 3616 in generellem Verständnis. , Schon A.SCHLATTER, Märtyrer, 8.19 hat Mk 121bff in diesen Vontellungszusammenhang gestellt. • IGh folge der Deutung, die in der ersten Au....endung von Knechten die Propheten alttestamentlicher Zeit, in der zweiten hingegen christliche, an Israel gesandte Boten sieht, so zB J.JEREMlAS, Gleichnisse, 8.66; R.HuMMEL, Auseinandersetzung, 8.B5; G.8TRECKER, Weg, 8.171. • VgI. I Kön 1910.14. Der Text stimmt allerdings weder genau zu HT noch zu LXX, s. unten 8.27BA2; Aufnahme von I Kön 1910.14 ist aber nach dem Kontext eindeutig.
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
auf diese bezogene Geschickvorstellung hier eingewirkt hat'; Lk 1333b ist ohnehin eine erst auf Grund des Jerusalemwortes erfolgte redaktionelle Bildung'; Mk 64 parr; Hebr 1136-38; Apk 113fT schließlich bleiben außer Betracht', weil hier nicht vom gewaltsamen Geschick der Propheten alttestamentlicher Zeit generell die Rede ist und der vorstellungsgeschichtliche ZtL~ammenhang mit der an den Propheten !:enerell hängenden Geschickaussage nicht evident ist.
Eine zweiteiliRe, neben dem gewaltsamen Geschick das Wirken der Propheten nennende Aussage liegt vor in Lk 1149 Q4; 1334 (nur indirekt5 ); Apg 752; Jak 510; Mk 121bff6 ; Mt 221ff 7 ; vgl. auch IgnMagn 828 ; :J Kor 9ff; die restlichen Belege haben nur die Geschickaussage. Sieht man auf die Formulierungsstruktur der Aussage über das Wirken der Propheten, so zeigt sich, daß jedenfalls Lk 1149 Q; Mk 122.4.5.6; Mt 22 3.4 klar der Struktur von Element B bei Dtr entsprechen; vgl. die B-Aussagen in Jeremia Quelle C9 ; hingegen fügen sich die entsprechenden Aussagen in Apg 752; Jak 510 und IgnMagn 82 der traditionellen Formung des Elements B der dtrPA nicht ein10• Jedoch haben die urchristlichen Aussagen über das gewaltsame Geschick der Propheten fast durchweg die traditionelle Struktur des Elements C der dtrPAll; die Täter sind Sub'A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.47ff.49ff hat gezeigt, wie an beiden Stellen alttestamentliche Motive literarisch einwirken und die für die Gemeindeordnung der Apk bezeichnende Zusammenstellung von (christlichen!) Propheten und Heiligen vorliegt. Beides verbindet sich hier in Formulierungen des Verfassers der Apk. Auffallend ist an den genannten Apk-Stellen die Berührung mit einzelnen Wendungen aus Mt 23 29fT, auf die SATAKE, Gemeindeordnung, S. 48f A4 hinweist. Doch läßt sich daraus nicht zwingend auf Verwendung der Vorstellung vom Geschick der Propheten alttestamentlicher Zeit" die der Verfasser der Apk ähnlich wie Mt in 23 34f auf Christen hin umgestaltet hätte, schließen; die Konvergenz kann auch eine rein zufällige, durch die Aufnahme geprä.gter alttestamentlicher Wendungen entstandene sein. I Vgl. oben S.46 mit A5. oS. aber unten S.213fzu Mk 64; S.24lffzu Apk 113fT; S.263fA3 zu Hebr 1136fT. • Erhalten auch in der redakt. Fassung bei Mt 23 34 und Lk. • Insofern Lk 13 Hf voraussetzt, daß das Subjekt des Jerusalemwortes durch die Propheten und Gesandten anJerusalem wirksam war, vgl. unten S.229ff, bes. 229r A5. e Die zweiteilige Aussage tritt hier wiederholt auf, vgl. V.zr; V.4; V.5a; V.5b; V.6-8; auch in Parr. erhalten. , Vgl. die Zweiteiligkeit in V.3 und V.4~: • Nur indirekt, insofern als Grund des Propheten geschicks angegeben wird: ""''I'eX XPL<1'l'O" 'I7)O'Oü" l~'lO''''''' • S. oben S.72ff; vgl. zB Jer 725: C'N':Jlil ... C~"N "'1/IN'. Die Formulierungsstruktur der B-Aussagen variiert bei Dtr etwas je nach dem verwendeten Verbum. Vgl. zu den genannten urchristlichen Stellen noch die Struktur der B-Aussagen in LevR 10 2; PRK 16; PesR 150b; vgl. S.93A6;ferner PesR 153b; LamRproäm. 31; Tanch. Wajikra; PRK 16; PesR 138b (oben S.95A3), vgl. S.96fA4. -Auch 3 Kor 9f ist hier zu nennen: .. deus ... misit primumJudaeis prophetas (K1T 12, S.14). '0 Apg 752 fehlt in der Bestimmung 'I'OU~ 1tPO""''I'",yydAor.V'l''''~ 1tepl TIi~ eAeuO'e",~ "l'OÜ 8L""'!OU die für die Formulierung der B-Aussage bezeichnende Nennung Israels als Adressat des Wirkens der Propheten; ebenso Jak 510 (ot eAaA7)O''''v ev '1'. bv6!l"''I'L xup!ou, vgl. aber Da.n 9 6!); IgnMagn 82; s.S.JOOA8. 11 S. oben S.63 unter 4e und S.71 A5 für Dtr; vgl. ferner die Formulierung der 0AUJlSagen in Jeremia QueUe C (vgl. S.73 mit AI); 2 Ohr 3616; Sach 14c; 711.12a; dieselbe Struktur zeigen die C-AUJlSagen bei Josephus und in der rabbinischen Tradi-
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jekt, die Propheten als Betroffene Objekt, das Geschick ist in transitive Verben gefaßt: Lk 6 23c; Mt 23 31; Lk 1149; 1334; Apg 752; 1 Thess 215; Mk 123-5. (8); Mt 22(5).6; Barn 511; Justin, dia!. 164; 736; 952; 3 Kor 11; abweichend nur! IgnMagn 82, wo eine Pa:~sivformuIierung steht und die Täter nicht genannt sind; völlig anders allerdings Jak 510 und Justin, dia!. I 12 52. - Dasselbe Bild wie der Vergleich in der Formulierungsstruktur zeigt auch der Vergleich nach Wortfeld und Vorstellung: wo in urchristlicher Tradition die Formulierungsstruktur der dtrPA vorliegt, besteht auch Konvergenz in Worifeld und Vorstellung. Wir betrachten in dieser Hinsicht zunächst die Aussagen vom Wirken der Propheten: die B entsprechend formulierten Stellen Lk 1149; Mk 122.4.5.(6); Mt 223.(4) erweisen sich durch die Vorstellung der von Gott ausgehenden Sendung der Propheten generell ausschließlich zu den Israeliten als Gestalten des Elements B der dtrPA3, wobei Mk 12 und Mt 22 noch das schon dtr Moment der Unermüdlichkeit der Sendung' zum Ausdruck bringen und die Aufgabe der Propheten wie Dtr in der Aufforderung zum Gehorsam gegenüber dem GotteswilIen5 sehen6• - Die urchristlichen Aussagen über das gewaltsame tion. - Diese Struktur von C kehrt also über Jahrhunderte hinweg stereotyp wieder und stellt ein wesentliches Merkmal dieser Vorstellungstradition dar. S. schon S.15 AI. 1 Anders freilich Mt 2330 Qund Lk 1150: ocI(.toc "rwv ltp0'P"lrI"WV, doch liegen an beiden Stellen keine C-Aussagen vor. • Jak 510: {m68€,YfLoc MßE"r€ ... -rij~ xlXXoltoc~Hoc~ xoc! -rij~ (.tlXXpo.&u(.t(~"r. 7I"po'P-IJ"roc~; Justin, dia!. 1125: "ra ocu"ra n,x.fhJ"r€ {mb "rWV u(.tmp6>v &;v~pwn6>v & xocloco-ro! o! ltpo
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETEN AUSSAGE
Geschick der Propheten weisen da, wo sie der Struktur von Element C der dtrPA entsprechen, in der generellen Prophetenvorstellung 1, in der Verwendung transitiver Geschickverben, vorab <X7toX't"dve:w 2, und in der ausdrücklichen Behaftung von Israeliten als Tätern 3 , auf die Tradition der dtrPA zurück; auch ist an zahlreichen Stellen erhalten, daß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten eine Aussage über Israel ist 4 und dessen permanente Halsstarrigkeit zum Ausdruck bringen will 5 • Hinzu kommt, daß sich die traditionelle Verbindung der dtrPA mit dem Gerichtselement6 auch an den meisten urchristlichen Belegstellen noch findet? Es hat sich somit ergeben, daß in der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in der ur- und frühchristlichen überlieferung die Tradition der dtrPA vorliegts. Auch in urchristlicher Tradition wird die Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten als solche niemals aus der Schrift begründet9 , begegnet aber Exkurs II) der dtrPA entspricht, und V. 28b übersetzt werden: damit er sie vermahne! Für Element C ist hier typisch das Moment des Nicht-Hörens (V. 31), dasja häufig bei Dtr begegnet. • Die Aussagen über das Wirken der Propheten in Apg 752 und IgnMagn 82 sind dagegen den Horizont der Vorstellungstradition sprengende, christliche Einfügungen. 1 Sie liegt in sämtlichen herangezogenen Belegen der ur- und frühchristlichen Tradition vor (aufgegliedert in Mk 122ff) und entspricht dem generellen Plural C'N':lll1 bei Dtr, der sich ebenso bei Josephus und in der rabbinischen Tradition der dtrPA findet. • Zu oc1toxTdvetv in der urchristlichen Tradition der dtrPA vgl. oben S.15AI, dazu noch 3 Kor II (hier ist allerdings der Satan und nicht mehr die Juden der Täter); bei Dtr Neh 926; bei Josephus Ant. IX, 13, 2; auch X, 3, I; in der rabbinischen Tradition PesR I 38a. 146a. 12!1a. 8 Außer 3 Kor I1 sind an sämtlichen ur- und frühchristlichen Belegen Israeliten als Täter im Blick, auch wenn sie wie in Lk 623c nicht ausdrücklich genannt sind. In Mt 23 29ffQ + Lk 1149ffQund Lk 623 (Lk) werden die Vorfahren als Täter genannt; entsprechend ist es bei Dtr das vorexilische Israel, s. S. 88 A4; doch findet sich die Bezichtigung des in der Einheit seiner Geschichte gesehenen Volkes als Täter auch in der rabbinischen Tradition, s. oben S.87ff. - In den die Tradition der dtrPA enthaltenden, zweiteiligen urchristlichen Belegen ist, Dtr entsprechend, auch der Adressat von B der Täter von C, vgl. Lk 1149; (1334); Mk 121bff; Mt 221ff. • S. oben S. 77ff. Außer Jak 510; IgnMagn 8 2; Justin, dia!. 1125 sind alle ur- und frühchristlichen C-Eielege nicht als Widerfahmis der Propheten, sondern als Untat des Täters formuliert, ebenso bei Josephus und in der rabbinischen Tradition (Ausnahme: TanchB Tazria 13). • Vgl. Lk 6 23cQ (OßT"'~ y.xp .. ); Mt 23 29-31 + Lk 1149ffQ; Lk 13 34f; Lk 6 23c bei Mt und Lk; Mt 23l!9-37 (Mt); Mk 12 1bff; Mt 21 34-22 6 (Mt); Apg 751 f; I Thess 215f; Barn 511;Justin, dia!. 164; 934. • Vg!. den festen Bezug der dtrPA auf Element D bei Dtr (2 Kön 17; Jeremia Quelle C; Sacharja I; 7; 2 Chr 36 (dtr); Neh 9)! 7 Vgl. Mt 23 29-31 (Ol~ot!); Lk 1150f; Lk 1335; I Thess 216; Mk 129 parr; Mt 22 7; Mt 2126-2214; 2329-242; Barn 511; Justin, dial. 164. • Sie wirkt als im Urchristentum verbreitete auch noch trotz völliger Umbildung nach in Jak 510;Jrn,tin, dia!. 1125. 8 S. schon oben S.15 A4.
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außer Röm 113 auch nie als Schriftzitat 1• Da diese generelle Geschickvorstellung Lk 1149f und 13 34f in zwei spätjüdischen Logien belegt ist, da sie im Urchristentum allermeist in polemischen Zusammenhängen 2 auftritt und also vom Gegner konzediert sein muß3, da sie schließlich bei Josephus und noch in der rabbinischen Überlieferung als lebendiges Traditionsgut nachweisbar ist, kann kein Zweifel sein, daß das Urchristentum die generelle Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als lebendige tJberliiferung bereits aus spätjüdischer Tradition übernommen haf4. Wie der Befund bei Josephus und in der rabbinischen Tradition steUt somit auch die urchristliche Überlieferung vor das Problem, wie die tJbermittlung der Vorstellung seit Neh 9 zu erklären ist, also vor die Frage nach der tJherliiferungsgeschichte der dtr PA im Spätjudentum. Um dafür zu gezielten Fragestellungen zu kommen, muß aber neben der Gemeinsamkeit auch die Abständigkeit zwischen der PA bei Dtr und der PA in urchristlicher Tradition herausgestellt werden. Zunächst muß auf die Dominanz der dtrPA gegenüber dem etwa 2 Kön 17 oder Neh 9 vorliegenden Aussagebestand des dtrGB geachtet werden. Sie besteht in der Verselbständigung der dtrPA geg:enüber den anderen Aussagen von Jahwes Zuwendung zu Israel und Israels Abweisung innerhalb des dtrGB; diese Suffizienz der dtr PA zur Darstellung des Kontrastverhältnisses zwischenJ ahwe und Israel ließ sich ja schon in Jeremia Quelle C, in 2 Chr 3614ff (dtr) und bei Sacharja beobachten6 ; sie ist bei Josephusll , in der rabbinischen7 und ebenso in der urchristlichen Tradition8 herr1 Einfluß der S.99 A6 genannten, aus dem AT in Frage kommenden Stellen läßt .ich nicht nachweisen. Die schon methodisch schwer faßhare Annahme von Schriftanspielungen verbietet sich hier schon deshalb, weil mit einer im Spätjudentum der Zeit verbreiteten Vorstellung gerechnet werden muß (s. hier oben), aber~eil die Vor.ltellung bei josephus und noch in der rabbinischen Tradition lebendig gewesen ist. • So sämtliche ur- und frühchristlichen Belege außer Lk 623c (Q und alle weiteren Traditionsstufen) ; (Jak 510); IgnMagn 82; 3 Kor 9ff. • Vgl. auch die Argumentation oben S.15 A4. • 80 mit Recht auch H. A. FISCHEL, aaO S. 279, der allerdings nicht präzisdie generelle, von Haus aus dtr Vorstellung im Auge behält, sondern an die spätjüdische Idee vom Märtyrerpropheten denkt. - Daß jedoch die Konvergenzen zwischen Dtr, Urchristentum, josephus, rabbinischer Tradition auf eine eigene überlieferungsgeschichte dieser generellen, im dtrGB gerahmten PA weisen, ist, so hoffe ich, deutlich geworden. Bei H.j.ScHoEPs, Prophetenmorde, ist dies klare Ergebnis dadurch verstellt, daß die überliefemngsgeschichte der generellen PA fast ganz außer Betracht blieb und statt dessen zu überlieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten gegriffen wurde; vgl. zu diesen unten S.24311. , 8. oben S. 73f; S.74 A2; S. 74f A3. o Vgl. oben S.8511. 7 Vgl. oben S.93. • G-Aussagen begegnen in urchristlicher Tradition nie in Verbindung mit A-Aussagen; Ausnahme ist nur Apg 7, wo der vorangehende Kontext für die Zeit vor der Landnahme A-Aussagen enthält, vgl. V. 4OIf, s. unten S.265ff; 751b ist keine A-,
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sehend: die Abweisung oder gar Tötung der Propheten ist nicht wie 2 Kön 17 und vor allem Neh 9 eine Untat Israels neben anderen, sondern der Ausdruck für die Halsstarrigkeit Israels schlechthin. Ferner, die Bezogenheit der dtrPA auf das dtrGBl ist auch noch nach Dtr offenbar erhalten geblieben, wie Josephus zeigt 2, doch muß mit der überlieferungsgeschichte der dtrPA seit Dtr eine Weiterbildung des dtrGB parallel gegangen sein, die die Beschränkung dieses ganzen Vorstellungszusammenhanges bei Dtr auf die Zeit bis 587 v. ehr. abgestreift hat, wie sich sowohl aus der rabbinischen wie der urchristlichen Tradition ergibt. Der Zusammenhang mit dem dtrGB wird hier darin angezeigt, daß die traditionelle dtr Abfolge: Abweisung der Propheten (C) - Gericht über Im.el (D) noch vorliegt 3 • Die Weiterbildung des dtrGB läßt sich aber daran erkennen, daß das Gerichtselement nicht mehr an 587 v. ehr. haftet, sondern in rabbinischer Tradition wie teilweise in urchristlicher 4 auf die Katastrophe 70 n. ehr. bezogen ist und 587 v. ehr. als eigenes Ereignis gar nicht mehr erscheint. Ja, die beiden spätjüdischen Logien Lk 1149f und 13 34f setzen eine Weiterbildung des dtrGB voraus, in der 587 v. ehr. derart vernachlässigt ist, daß die Tötung der Propheten nur in einem Gerichtsgeschehen geahndet wird, das als definitives am Ende der ganzen Geschichte Gottes mit seinem Volk stehen wird5 • Das setzt natürlich voraus, daß die gewaltsame Abweisung der Propheten nicht als durch 587 getilgte, sondern als darüber hinaus bis in die Gegenwart andauernde, auf dem Volk lastende Schuld verstanden wird6 und entsprechend polemisch vorgeworfen 7 , ja zum Anklagernomentin prophetischen Gerichtsworten werden kann8 • Wird die Bindung des Gerichtsrnoments sondern eine C-Aus.qage und gehört zu V. 52, vgI. Sach 712b; Neh 930. - Daß die Abweislmg der Propheten die Sünde Israels suffizient zum Ausdruck bringt, wird besonders Mk 12 IblT deutlich. 1 S. oben S.68. 71 mit Al. • S. oben S.86. - In urchristlicher Tradition begegnet die dtrPA in einer stärker ausgeführten Darstellung des dtrGB höchstens noch in Apg 7; doch ist im vorliegenden Text das dtrGB nicht (mehr?) vollständig erhalten; s. unten S.265ff. • Vgl. die S.102 A7 genannten Stellen. • Vgl. zur rabb. Tradition oben S.87 A4; 93 AI; ferner Lk 1335 (dazu unten S.228ff. 237ff); in urchristlicher Tradition vgl. Mt 22 7; 2338-242; auchjustin, dial. 16~· (Hadrian, s. unten S.279f A4). • So auch an allen S.102 A7 genannten Stellen; nicht immer ist dabei ein geschichtliehes Ereignis derart qualifiziert, vgl. Lk 1150f; 1 Thess 216; Mk 129; Barn 511. • So schon Neh 9, vgl. oben S.88A4 und unten S.124-128; ferner PcsR 138a.l46a; Mt 2330 Qund dazu S.33A6; - in urchristlicher Tradition findet sich die dtrl'A nicht im Sündenbekenntnis, vgl. aber die genannten Stellen aus PesR. 7 S.103 A2. • Lk 1149f; 1334r; (Mt 2329-31); vgl. auch Mk 12 I blT und Mt 221ITmit der Gattung des in Scheltrede-Drohwort gegliederten prophetischen Gerichtsworts. Handelt es sich hier um allegorisch eingekleidete prophetische Gerichtsworte? Vgl. die Gattungs-
FRAGEN ZUR VORCHRISTLICHEN ÜBERLIEFERUNG
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bei Dtr an 587 v. Chr. nunmehr gelöst, dann ist zu erwarten, daß bei dieser Weiterbildung auch die dtrPA über die vorexilische Zeit (so Dtr) hinaus verlängert wird: die vermahnende Zuwendung Gottes zum Volk ist bis in diese Spätzeit hinein weitergegangen, und es ist zu fragen, ob der Anschluß Jesu 1 und der Christen 2 an die dtrPA nicht schon Vorstufen in der spätjüdischen Überlieferung der dtrPA hat 3 • Dann wäre auch verständlich, daß die dtrPA als Moment in einer Seligpreisung abgewiesener Christen auftritt 4 • Schließlich ist bei der Weiterbildung des dtrGB über Dtr hinaus noch zu nennen, daß jedenfalls Lk 11495 an die Stelle Gottes selbst in der dtrPA die Weisheit Gottes getreten ist. Die urchristliche Tradition wirft somit nicht nur das Problem einer lebendigen Überlieferung der dtrPA seit Neh 9 auf, sondern stellt auch die Frage, inwieweit sich die Weiterbildungen gegenüber Dtr aus dieser vorchristlichen Überlieferungsgeschichte der im dtrGB gerahmten PA erklären lassen. Diese Fragestellungen werden im folgenden Abschnitt kurz zusammengefaßt; sie sind die Wegweiser für den anschließenden 3. Hauptteil.
IV. DAS PROBLEM DER VO~H~ISTLICHEN ÜIIERLIEFERUNGSGESCHICHTE DER IM D~GESCHICHTSBILD GERAHMTEN PROPHETENAUSSAGE
Wie sich gezeigt hat, muß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als Moment der dtrPA auch nach Neh 926 noch Gegenstand lebendiger Überlieferung gewesen sein. Wie aber kann dieser Oberliejerungsuorgang uorstellungsgeschichtlich und historisch anschaulich werden? Wir haben gesehen, daß die dtrPA bei Josephus, analyse zu Lk 1149foben 8.5Iff; zu Lk 1334C oben 8. 57f. - Siehe auch schonJeremia Quelle C (außer 29 16fT und 441fT ist im Aufbau dieser Reden die Gattung des prophetischen Gerichtswortes wirksam). 1 Vg!. Mk 126-8 parr; Apg 752; I Thess 215; Barn 511 ; Ju..tin, dia!. 164. • Vg!. Lk 623c (in allen Traditionsstufen) ; I Thess 2 15f; Mt 223 mit 4fT; Mt 23 29fT mit 34.37; (Justin, dia!. 164). • Lk 1149 bzw. 1334 stehen Gesandte neben den Propheten; PesR 153b könnte nahelegen, daß nur ebenfalls die Propheten bezeichnender W"chselausdruck vorliegt; doch ist das ganz unwahrscheinlich, vg!. unten 8. 222ff. 229f A5. Auch zeigen die rabbinischen Traditionsreihen eine Weiterführung des dtr Wirken. der Propheten, S.S. 96f A4. Ebenso ist bei der redaktionell entstandenen Zusammenstellung 1tPQ(p1j"'<Xt-cro'Pol-yp<X!1.!1.<x...er~ (Mt 2334) zu fragen, ob nicht jüdische Tradition sekundär eingeführt ist. • Lk 6 22f par. - In den Geschideverben der C-Aussagen im Urchristentum zeigt sich Tradition in der allerdings dominierenden Verwendung von oc1tox't'elvetv, vgI. oben S.15AI; häufiger auch IItooxetv, vgl. Mt512; Lk 1149 par; Apg752; IgnMagn82; Barn 5 11; wieweit bei 8tooxetv und sonstigen Geschickverben Tradition vorliegt, wird noch zu fragen sein. • S. aber auch Lk 1334fund dazu oben S.48 AI und unten S.23Off.
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
in der rabbinischen, ja auch in der urchristlichen Tradition den Zusammenhang mit dem dtrGB, in das sie bei Dtr fest eingebettet ist, noch nicht verloren hat. Läßt man dies außer acht und geht das Problem der vorchristlichen Überlieferungsgeschichte so an, daß man unter isolierender Fragestellung die wenigen BeleEre für die dtrPA zusammensucht, die uns zwischen Neh 9 und der urchristlichen Tradition erhalten sind, so erhält man dabei für das gewaltsame Geschick der Propheten nicht mehr als einen einzigen, obendrein nicht ausdrücklich von den Propheten sprechenden Belegl und muß deshalb bei der reinen Annahme einer lebendigen Überlieferung der Vorstellung stehenbleiben. Doch scheint mir der erhaltene Zusammenhang mit dem dtrGB einen Ausweg zu weisen. Wir fragen deshalb nach der vorchristEchen Überlieferungsgeschichte des dtrGB als des Vorstellungszusammenhanges, in den die dtrPA von Haus aus gehört und mit demsieverbunden geblieben ist bis in die rabbinische Tradition, und von daher nach der vorchristlichen Überlieferungsgeschichte der dtrPA. Leitlinien fürdieseü berlieferungsgeschichtliche Fragestellung treten dann zutage, wenn man beachtet, daß das dtrGB und speziell die dtrPA schon am Anfang ihrer Überlieferung bei Dtr wie noch an dem in unserer Untersuchung gesetzten Ende in der urchristlichen Tradition, beiJosephus und bei den Rabbinen in doppelter Formung tradiert werden, und zwar in Bußgebeten und Sündenbekenntnissen des Volkes 2 und in der an das Volk gerichteten Verkündigung 3 • Wir gehen das Problem des Vorgangs vorchristlicher Überlieferung des dtrGB deshalb so an, daß zunächst nach der überlieferungsgeschichte des dtrGB in Bußgebeten und Sündenbekenntnissen des Volkes gefragt wird«. Die überIieferungsgeschichtliche Fragestellung macht Datierung und chronologische Anordnung der Belege notwendig. 1 Jub
112. Vgl. einerseits Esr 9; Neh 9 und andererseits PesR 138a.l46a. Von den urchristlichen Belegen weist wenigstens Mt 23 30 Q darauf, daß die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Judentum der Zeit ihren Ort im Sündenbekenntnis des Volkes hatte und als andauernde Schuld bekannt wurde. • Vgl. einerseits den Befund inJeremia Quelle C und in Sach I und 7 für Dtr, andererseits Lk 1149f und 1334f als (Gericht ansagende) Verkündigungsworte im Spätjudenturn, ferner die an das Judentum (Mt 23 29-31 par; Apg 752; Mk 121bff parr; Mt 221fT; Justin, dial.164 usw.) bzw. an Christen (Lk622f par; IgnMagn82; Barn511) gerichteten Verkündigungsworte in der urchristlichen Tradition sowie das Auftreten der dtrPA und des dtrGB in der homiletischen Schriftauslegung in der rabbinischen Tradition. - Dagegen liegt bei der Verwendung des dtrGB im Geschichtsbericht (so:! Kön 17; 2 Chr 3614ff; Josephus) keine auf einen lebendigen Überlieferungsvorgang weisende Gattung vor. • Siehe HauptleÜ D, Abschnitt 11. t
FRAGEN ZUR VORCHRISTLICHEN ÜBERLIEFERUNG
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Im einzelnen ergeben sich folgende Probleme: a) Läßt sich überhaupt Überlieferung des dtrGB und speziell der dtrPA nachweisen? b) Wenn ja, wird eine Weiterbildung des dtrGB erkennbar, so daß die nach 587 über Israel gekommenen Katastrophen einbezogen werden können?1 c) Wie stehen die nachexilischen Beter zu der Schuld des vorexilischen Israel? Ist die Schuld und damit auch die an der geWaltsamen Abweisung der Propheten noch als auf dem hier betenden Volk lastende vOl'gestelIt, so daß verständlich würde, warum sie in rabbinischer Tradition vom Israel der Gegenwart als Tat bekannt' oder ihre Ahndung in spätjüdischen und urchristlichen Logien8 angesagt werden kann? d) Welcher ,Sitz im Leben' wird für das dtrGB in Bußgebet und Sündenbekenntnis erkennbar, der den Überlieferungsvorgang auch historisch anschaulich macht? e) Welche Folgerungen können daraus für die Verbreitung der dtrPA und speziell für die VorstelIung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Spätjudentum gezogen werden?
Sodann muß die Linie der vorchristlichen überlieferungsgeschichte des dtrGB in der Verkündigung verfolgt werden'. 1 S. oben S.l04r. , So PesR 138a.l16a. 8 So Lk II 49f; 1334f; s. ferner die S. 102 A 7 genannten ur- und frühchristlichen Belege, in denen diese Ahndung faktisch als nunmehr eingetreten" konstatiert wird. • S. Hauptteil D, Abschnitt 12. Wir werden dabei auf Schriften stoßen, die in sich das dtrGB als lebendige überlieferung enthalten. Dieses darf dann aber nicht nur isoliert betrachtet werden; vielmehr sind in diesem Fall die Schriften als ganze in den Traditionsbereich des dtrGB einzubeziehen. Mit dem Begriff" Traditionsbereich des dtrGB" wird die lebendige überlieferungsgeschichte des dtrGB als Raum gedacht, der zunächst dadurch bestimmt ist, daß eben dieser Vorstellungszusammenhang auftritt. Mit der Bedeutung des dtrGB als eines umfassenden Vorstellungsrahmens hängt es aber zusammen, daß dieser Raum mehr in sich schließt als nur das dtrGB selbst, nämlich alle Vorstdlungen und Gattungen, die zusammen mit ihm überliefert sind und durch es theologisch geortet werden. Wir fassen alle diese Vorstellungen und Gattungen einschließlich des dtrGB selbst zusammen unter dem Begriff" Vorstellungsbestand des dtrGB", im Unterschied zu dem engeren Begriff des Vorstellungszusammmhangs de.' dtrGB, der allein durch dessen Elemente und Momente konstituiert wird. Wir versuchen damit der überlegung gerecht zu werden, daß die theologischen Träger, die den Vorstellungsrahmen des dtrGB überliefern und in ihm denken, sich ja nicht auf Überlieferung und Ausgestaltung dieses Rahmens beschränken, sondern im Anschluß an ihn auch andere theologische Aussagen überliefern oder bilden. So repräsentieren zB das dtrGW oder das Tobitbuch und die anderen im folgenden behandelten Schriften, die das dtrGB überliefern, im ganzen je den Vorstellungsbestand des dtrGB; sie müssen deshalb als solche in d.en Traditionsbereich des dtrGB einbezogen werden. - Diese methodische Überlegung ist für den Fortgang unserer Untersuchung entscheidend: lassen sich zwei Vorstellungen oder eine Gattung und eine Vorstellung als zum Vorstellungsbestand des dtrGB gehörig nachweisen, 80 läßt sich dadurch ihr Zusammenbesteben in urchristlichen Belegen traditionsgeschichtlich erklären, auch wenn das Zusammenbestehen als solches nicht als traditionell belegt werden kann; denn es handelt sich dann um das Zusammentreten zweier Bestandteile desselben Vorstellungsbestandes. So gibt es zB keinen außerneutestamentlichen Beleg für die Verbindung der Vorstellung vom gewaltsamen Proph<:tengeschick mit der personifizierten Weisheit, der Gattung Weheruf oder Makarismus; wohl aber Jassen sich Weisheit, Weheruf und Makarismus als Bestandteile des Vorst.ellungsbestandes des dtrGB nachweisen, in den ja auch das Prophetengeschick als Moment im Vorstellungszusammenhang des dtrGB gehört.
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DIE GESTALT DER DTR PROPHETENAUSSAGE
Auch hier ist Datierung und chronologische Anordnung der Belege erforderlich. Probleme: a) Ist Überlieferung des dtrGB und der dtrPA nachweisbar? b) Welche Weiterbildungen des dtrGB und der dtrPA lassen sich jeweils erkennen? Insbesondere auf den Einbezug der nachexilischen Gegenwart und das Element eines umfassenden definitiven Gerichts am Ende ist zu achten'. c) Welcher Art ist die Verkündigung, in der das dtrGB tradiert wird? d) Setzt sich in solcher Verkündigung das Wirken der Propheten nach Dtr an Israel fort? e) Welcher Bestand an Vorstellungen und Gattungen liegt in den Schriften und den hinter ihnen stehenden Kreisen, die das dtrGR tradieren, sonst vor, und wie verhalten sich diese zum Vorstellungszusammenhang des dtrGB? Wir greifen dabei heraus die Frage nach der hypostasierten Weisheit wegen Lk I 1 49fund 1334f, anderen Leidensvorstellungen als wegen des Problems des ,,~,{ärtyrer Element C propheten", der Gattung von Gerichtsworten wegen Lk 1149f; 1334f; Mk 121bff; Mt 221ff, der Gattung von Weherufen wegen Mt 2329-31, der Gattung von Makarismen wegen Lk 622f.
Nach dieser analytischen Untersuchung der Belege in zwei Gängen müssen die für die vorchristliche überlieferungsgeschichte des dtrGB und der dtrPA wesentlichen Fragen jeweils für sich im Zusammenhang behandelt werden. Zunächst gehen wir daran, einen überblick über die Weiterbildung des dtrGB im Verlauf seiner vorchristlichen Überlieferung zu gewinnen 2 • Angeschlossen wird ein derartiger überblick für die dtrPA spezielP. Sodann wird versucht, die theologischen Träger der vorchristlichen überlieferungsgeschichte des dtrGB zu bestimmen 4 • Die Fragestellung soll dem vorstellungsgeschichtlichen Ergebnis zu historischer Anschaulichkeit verhelfen. Sie will in aller Vorläufigkeit den Ven:uch machen, die Erhaltung der Tradition des dtrGB historisch zu verstehen, aber auch deren Weiterbildung und den mit dem dtrGB verbundenen jeweiligen Bestand an neu hinzutretenden Vorstellungen dadurch zu begreifen, daß nach historischen Gründen für die dabei eintretende Verbindung des dtrGB mit anderen Traditionskomplexen gesucht wird'. , S. oben S.I04 mit AS . • S. Ha!lptteil D, Abschnitt 13. - Dabei soll die Frage, welche Bedeutung der Vorste1lungszusammenhang des dtrGB im Spätjudentum überhaupt hat, wenigstens gestreift werden (Abschnitt 14). 8 S. Hauptteil D, Abschnitt 15. 4 Unter den theologischen Trägern verstehen wir die theologischen Führer, die diese Tradition verwalten und weiterbilden. , Daß dieser Versuch nur sehr hypothetische Ergebnisse zeitigen kann, i.st selbstverständlich. Schon das Unternehmen, spä\jüdische Traditionen mit den noch im AT bewahrten der ersten nachexilischen Jahrhunderte zu verbinden, stößt auf Neuland, weil eine die Zusammenhänge mit dem exilischen und frühnachexilischen Judentum herausarbeitende, traditionsgeschichtliche Einordnung der "Apokryphen und Pseudepigraphen des ATs" bislang fehlt. Soweit ich sehe, unternehmen einzig O.P:LÖGER in
FRAGEN ZUR VORCHRISTLICHEN ÜBERILIEFERUNG
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Darüber hinaus ist zu fragen, ob diese theologischen Träger der überlieferung des dtrGB den dtr Propheten entsprechend an Israel gewirkt haben und somit faktischer oder sogar reflektierter Bezug auf die dtrPA besteht, was für das Interesse an deren Überlieferung von großer Bedeutung wäre. Schließlich ist zu fragen, ob die theologischen Träger in dieser Hinsicht die Bezeichnung Gesandte (Lk 1149; 1334), Propheten (Mt 512; 2334), Weise (Mt 2334), Schriftgelehrte (Mt 2334) tragen.
Ferner ist zu untersuchen, in welcher Weise diese theologischen Träger das dtrGB in einer an Israel gerichteten Verkündigung (Gesetzesbelehrung, Umkehrpredigt) verwendet habenl . Anschließend können dann Fo(gerungenfür Vorgang, Gestalt und /r.!tertsse an der Oberlieferung der dtr PA und speziell der Vorstellung vom gt'waltsamen Geschick der Propheten gezogen 2 und die Ergebnisse an einer vorstellungsgeschichtlichen und historischen Bestimm/mg der beiden sPätjüdischen Logien Lk //49f und/J 34jJ konkretisiert werden. Den Abschluß der Untersuchung des Problems der vorchristlichen überlieferungsgeschichte der dtrPA bildet die Erörterung von drei Einzelfragen : die Anwendung der dtrPA auf die Vorstellung vom eschatologischen Propheten im SpätjudentfJm4, das Verhältnis der dtrPA zu den Obedieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten5 und das Verhältnis der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten zu anderen sPätjüdischen Leidensvorstellungen6 • seinem Buch "Theokratie und Eschatologie" und G. v. RAD im Apokalyptik-Abschnitt der 4. AuRage seiner ThAT II (S.315ff) einen Vorstoß in dieseJr Richtung.Aber der Versuch muß unternommen werden; denn die Heranziehung des ATs, der Apokryphen und Pseudepigraphen zum Verständnis des NTs unter dem vereinzelnden und nivellierenden Gesichtspunkt, Parallelbelegefür einzelne Vorstellungen zu finden, denkt unhistorisch, macht das AT und die spätjüdischen Schriften zu bloßen Parallelenreservoiren und läuft auf eine Kapitulation vor dem historischen VermittIungsproblem hinaus. Will man diesem Problem standhalten, dann kann man es aber auch nicht beim Nachzeichnen der Vorstellungsgeschichte allein bewenden lassen, die ja immer nur einen defizienten Modus von Geschichte darstellt. Die Frage nach Zeit, Ort und theologischen Trägern samt den ihnen zugehörenden Kreisen muß hinzutreten, wobei der Begriff des Trägerkreises der Möglichkeit der Bildung theologischer "Schulen" wie einer Anhängerschaft im Volk Rechnung tragen will. Man muß sich dabei aber freilich vor Augen halten, daß die uns erhaltenen literarischen Zeugnisse der erst~'n nachexilisehen Jahrhunderte und des Spätjudentums als solche noch keine lebendige Anschauung von den Traditionen, ihren PRegestätten und Trägerkreisen vermitteln, die das mannigfaltige religiöse Leben des Judentums vor 70 n. Ghr. bestimmt haben, das uns ja nur noch in seiner literarischen Erstarrung faßbar wird. - Wenn in unserer Untersuchung das Vermittlungsproblem in dieser Weise vorstellungsgeschichtlich und historisch angegangen wird, so kann lediglich ein notwendig noch ganz vorläufiger Versuch vorgelegt werden, der aber m.E. aus methodischen Gründen unbedingt unternommen werden muß. Vielleicht vermag er aber über das Problem der Vermittlung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten hinaus ein konstruktiver Beitragzur Erhellung der hier eingangs angedeuteten Probleme zu sein. 1 S. Hauptteil D, Abschllitt III. • Ebd. Abschnitt IV. • Ebd. Abschnitt V. • Ehd. Abschnitt VI; vgI. zur Fragestellung F.HAHN, Hoheitstitel, S.365. • Ebd. Abschnitt VII. • Ebd. Abschnitt VIII.
D. DRITTER HAUPTTEIL DIE VORCHRISTLICHE VBERLIEFERUNG DER VORSTELLUNG VOM GEWALTSAMEN GESCHICK DER PROPHETEN ALS MOMENT DER DTR. PROPHETENAUSSAGE IM ZUSAMMENHANG DER üBERLIEFERUNG DES DTR. GESCHICHTSBILDES
1. DIE ALTTESTAMENTLICH-SPÄ TJÜDISCHE
ÜBERLIEFERUNGS-
GESCHICHTE DES DTR. GESCHICHTSBILDES
1. Die Vberlieferung in Sündenbekenntnissen und Bußgebeten des Volkes Folgende Belege sind in diesem Zusammenhang zu besprechen: Ps 79; Esr96-15 1 ; NehI5-11; Ps 106; Neh95-37 2 ; Toh3l-6; 4QDibHam I, 8-VII, 2; Dan 94b-19; Bar IiS-38; Gebet Asarjas; I QS I, 24b-II, I; Dam XX, 28-30; anhangsweise auch LXX Gebet der Esther und 3 Makk 22-20 3 • a) Zunächst muß die zeitliche Einordnung der Belege versucht werden und gefragt werden, inwiefern Oberliejerung des dtrG B vorliegt. Die Datierung von Ps 79 ist allerdings sehr umstritten'; stammt er noch aus dem Juda der Exilszeit', so ist er hier zuerst zu nennen. Obwohl der Psalm als ganzer weder Bußgebet noch Sündenbekenntnis (vgl. aber V.8f), sondern ein Volksklagelied ist, wird er doch am besten in diesem Zusammenhang behandelt. Das dtrGB liegt insofern zugrunde, als die Zerstörung Jerusalerns und die Notlage durch die Feinde Israels 587 v.ehr. als Zürnen Jahwes (vgl. V. Hf) verstanden (D) und V.8 auf die Schuld der Vorfahren (A) zurückgeführt werden·. Die dtrPA fehlt. I S. dazu schon oben S.64. • S. dazu schon oben S.6Iff. • Zu den Belegen aus den Apokryphen vgl. E.SJöBERG, Gott, S.19Iff; N.B ..JOHNSON, Prayer, S.24ff; C.WESTERMANN, Klage, S.299ff. - Zum Begriff ,,(Sünde/Schuld) bekennen", der in einer Reihe der hier zu besprechenden Belege auftritt, vgl. di.e Untersuchung von G.BORNKAMM, "Lobpreis, Bekenntnis und Opfer". - Bei der tl"aditionsgeschichtlichen Analyse müssen gelegentlich schon Texte herangezogen werden, die das dtrGB in der "Verkündigung" enthalten und deshalb erst in Abschnitt I 2 behandelt werden. • Vgl. die Diskussion bei H.-J.KRAUS, BK XV/I, S.550f; O.EISSFELDT, Einleitung, S.608. • SO E.JANSSEN, Juda, S.19; dieser Auffassung neigt auch H..J.KRAUS, aaO zu, erwägt aber "Aktualisierung" in der Makkabäerzeit. • Vgl. zum dtrGB oben S.66ff; zum Moment des Zornes Jahwes in D S.67 A5. Ebenso ist das dtrGB noch in dem wahrscheinlich im Juda der Exilszeit (so E.JANssEN, aaO S.22) bald nach 587 entstandenen Volksklagelied Je.< 637-6411 (s. dazu bes. C. WESTERMANN, Vergegenwärtigung, S.327.333f) enthalten, das allerdings später überarbeitet wurde (s. WESTERMANN, aaO S. 333); vgl. die Elemente des dtrGB: A in 63 10; 644-8; D in 6318f; 644ff. - Ferner sind hier die Klgl zu nennen; auch sie sind keine Bußgebete (vgI. zur Gattung C.WESTERMANN, Klage, S.273ff; H.-J.KRAus, BKXX, S.8ff), enthalten" aber Aussagen, die der Vorstellungsstruktur des dtrGB entllprechen
PS 79 -
ESR 9 -
NEH 1
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Das Bußgebet Esr 96-15' bereitet ebenfalls in der Datierung Schwierigkeiten'; nach dem vorliegenden Text gehört es jedenfalls in die frühnachexilische Zeit', doch ist m.E. zu fragen, ob nicht ein älteres, freilich nicht mehr vollständig erhaltenes Gebet aus dem Juda der Exilszeit vorliegt.« Dtr Einfluß auf das Gebet hat schon W.RuDoLPH' herausgestellt; daß das dtrGB zugmndeliegt, zeigt sich nicht nur an der dtrPA', sondern vor allem auch daran, daß die mit 587 entstandene Notlage des Volkes' als Gericht Gottes' (D) auf den permanenten Ungehorsam des Volkes 'l"n::lN '1;)'1;) (V. 7) (A) zurückgeführt wird'. Die dtrPA ist nur im Element B ausgeführt (V. 11); C ist gegenüber den Geboten und noch nicht den Propheten'· formuliert. Das Bußgebet Nehemias Neh 15-11 scheint mir ein ältere:s, um die Rückkehr der Exilierten bittendes (V.9(f)) und somit aus dem Juda de:r Exilszeit stammendes Gebet, und zwar nicht des· Volkes, sondern des Ein.zelnen (V.6aa:.lla) zu sein, das sekundär mit Nehemia verbunden wurde". Auch hier ist dt-dtr Ein(von den D-Aussagen werden nur die wichtigsten genannt), vgl. Klgl 15a~ (D-A); 18a (A-D); 1121f (D); 110 (A); 121 (A-D); 211f (D); in 214 wird den Propheten Zions vorgehalten, daß sie nicht im Sinne der dtrPA (Element B) gewirkt haben!, vgl. "l-N" 1n'::I!V ::I'!V;" 1313'-'37 und oben S.10IfA5: das Wirken der Propheten geschah nach Dtr zur Erhaltung des Heilsstatus Israels im Verheißungsland ; in 2 17 dürfte die dtr Vorstellung von der Realisierung der dt Flüche (vgl. oben S.67f A7) in D vorliegen, vgl. C'P-'I;)'I;); 222 (D); 342-47 Sündenbelcennlnis des Volkes (V. 42a = A (I.P.P1. für das Volk im Ganzen seiner vorexiIisehen Geschichte); V. 42bff = D, zSt s. H.-J.KRAUS, aaO S.65f; W.RUDoLPH, KAT XVII, 1-3, S.242); 46 (A); 411 (D); 57 (A).81f (D); 516 (A). - Das dtrGB liegt, wie H.-J.KRAUS, BK XV, S.539ff herausgestellt hat, auch Ps 78 vor; ebenda findet sich auch die von 2 Kön 17 abweichende Vorstellung von Ri 2101f (dtr) , vgl. Ps 7B34f (ebenso in Neh 927f, vgI. oben S.66A3). Diese ist die leitende Vorstellung für die Geschichtsdarstellung in der Zeit vor der Landnahme; danach (V. 56ff) ist die des dtrGB (2 Kön 17) wirksam. Ps 7B ist jedoch kein Bußgebet, vgl. zur Gattungsfrage KRAUS, aaO S.539f; antisamaritanische Tendenz des Psalms ist mit KRAUS, aaO S.540 wahrscheinlich. Für Spätdatierung spricht auch, daß der Psalm schon den Pentateuch voraussetzt, vgl. M.NoTH, ÜPent, S.51 AI64. 'Vgl. dazu die oben S.64A4 genannte Literatur. • S. oben S. 77 A2. Als gänzlich chronistische Bildung darf das Gebet m.E. nicht beurteilt werden (s.S.76f). Doch scheint mir auch der Nachweis dafür, daß das Gebet auf Esra selbst zurückgeht (so W.RUDOLPH, HAT 20, S.9Of), nicht zwingend erbracht. S Vgl. bes. V. 9. • Spuren nachträglicher Bearbeitung finden sich in diesem Gebet ja vielfach, wie Formulierung, Eintragung der Mischehenfrage und Gattung (s. dazu W.RUDOLPH, aaO S.90) zeigen. Vielleicht kommt man weiter, wenn man tx:denkt, daß die Beter nach V. 15 die Tatsache, daß sie nur noch einen "Rest Entronnener" darstellen, als Gerichtstat Jahwes verstehen (was ganz dtr Sicht entspricht, vgl. Dtn 427; 2862), angesichts der Jahwe recht gegeben wird (V. ISa), während nach V.B.13 diese Tatsache als Ausdruck des Erbarmens und der Schonung beim Gericht verstanden wird (so auch Neh 931). Demnach könnte der "Rest Entronnener" (V. 15) im ursprünglichen Gebet die von der Exilierung verschonten, im Lande verbliebenen Judäer meinen, die ihr Dasein und ihre Lage einzig als Ausdruck des Gerichts verstehen. Dieses aus dem Juda der Exilszeit stammende Gebet wäre durch V. 8f. 13 auf die frühnachexilische Lage hin aktualisiert worden, die als Anzeichen des Erbarmens Jahwes gewertet worden wäre, ohne die Spuren des Gerichts verloren zu haben. Chronistisch Ult diese Aktualisierung nicht, da der Chronist das Kyros-Edikt als Heilswende qualifiziert, s. unten S. 204 A3. 'aaO S.91. • Esra 911 und dazu s. oben S.64 mit A4; S.71 mit A6; S. 76f. 'V.7. (13). 15. o V. 7. (13). 15. o Vgl. schon W.RUDoLPH, aaO S.91; s. V.6. 7. IOb.(13).15. ,. S. auch 2 Kön 1714 (ff) und oben S.78 mit A2; vgl. zB die Entsprechung im Moment des Verlassens aller Gebote in 2 Kön 1716 und Esr 9101>. 11 Solche verknüpfenden Eingriffe dürften vorliegen in V.6aß: '?I)n~ ":)l!C ~ 1"::137 'N''1.'' 'l::l-?37 ;,,.,, CI;)" C,.;' 1"'31)'. (Ursprünglich hat somit in V.6S7~""
112
GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
fluß schon mehrfach betont worden'. Das dtrGB liegt auch hier vor: der Beter sieht die Notlage (D) der Zerstreuung des Volkes, V.8f', im Zusammenhang mit seinen Sünden und denen (A) aller im Lande Verbliebenen', die als Repräsentanten des Volkes in seiner Geschichte sprechen<. Die dtrPA fehlt; eine Element B vergleichbare Aussage findet sich V. 7fin von Mose'. Ps 106 wird, da er den abgeschlossenen Pentateuch voraussetzt·, erst in die nachexilische Zeit gehören; sein Geschichtsbericht zeigt in dem Bußbekenntnis V.6-46 deutlich dtr Prägung'. Die von stetem Ungehorsam gekennzeichnete Geschichte Israels setzt bereits in Ägypten (V. 7) ein". Dabei ist die ganze Zeit vor der Landnahme (V. 7-33) wie Ps 78' aus der von Dtr in Ri 2 toff vorgelegten Geschichtsschaugesehen ' ·, die Zeit im Lande bis 587 (V.40-41) dagegen nach dem dtrGB entsprechend 2 Kön 17 gezeichnet ll (ebenso Ps 78 12 ): V.34--39 ,= AlS, V. 40-41 =D14. Die dtrPA fehlt in beiden Elementen.
1'::1:17 n~Dn-~N in
... mNtm-~:17 (:"I,mr.)j seine Fortsetzung). Ebenso ist der die I. P.PI. in V. 6boc und V. 7 unterbrechende Satz V.6bß 'lNtm '::IN-n'::I' 'lN' im Blick auf Nehemia eingebrachter Zusatz; ferner in V.llaß: ... "::I:I7~ Nl-nn'~:lt;n (Angleichung an den Kontext). Gegen chronistische Abfassung (so M.NoTH, üSt, 8.127; K.GALLlNO, ATD 12, S.218 meint, das Gebet sei Nehemia vom (2.) Chronisten "in den Mund gelegt") sprechen dieselben Argumente wie bei Esr 9, s. oben S.1I1 A2; Nehemia selbst kann man dieses Gebet kaum zuweisen (zu W.RUDOLPH, aaO S.105); lediglich V.llb ist auf die Situation Bezug genommen, und dt-dtr Denken scheint mir für die Juden im Exil gerade nicht bezeichnend. Auch die Übereinstimmung von V.8f mit Dtn 301-4 zeigt, daß die theologischen Kräfte im Juda der Exilszeit in diesem Gebet wirksam sind, s. unten S. I 39ff. 198f. - Besonders zu beachten ist, daß V.IO.lla I Kön 851f (dtr) entspricht! (Im chronistischen Werk sind diese Verse des Tempelweihgebets bezeichnenderweise ausgelassen!) Hier wie I Kön 8 ist dtr Gebetstradition wirksam; der Standort der Beter ist Juda (! gegen den Kontext von Neh I); die im Lande Verbliebenen beten für die Exilierten. 1 s. M.NoTH, aaO; W.RUDOLPH, aaO. • Vgl. bei Dtr2 Kön 1720; 21 14;Jer2918. • Vgl. 6bo:: ,~ 'lNl:m 'tI.'N ~N'tI)'-'l::l und die I.P.PI. in V. 7. « In V.lla stehen der einzelne Beter und die betenden Judäer der Exilszeit nebeneinander. • Vgl. damit die Funktion der Gebotsübermittlung, die Dtr den Propheten zuweist, s. 2 Kön 1713; Esr911. • s. M.NoTH, üPent, S.51 A164; H.-J.KRAUS, BK XVj2, S.728. Die Exilszeit vermutet K.KoCH, ZAW 67, 1955, S.214. G.v.RAn läßt offen, ob es sich um exil ische oder nachexilische Abfassungszeit handelt, vgl. Hexateuch, S.20 mit S.61. 'Vgl. bes. H.-J.KRAUS, aaO S. 727ff. • Vgl. schon bei Dtr 2 Kön 1714; 21 15; Jer 725; u.ö. I S. oben S. ll Of A6; dagegen wird in N eh 9 der Ungehorsam des Volkes vor der Landnahme nicht in dieser Zeit selbst geahndet, sondern vergeben (V. 17). I. SO mit Recht H.-J. KRAUS, aaO S.732. Zu Einzelheiten der Geschichtsdarstellung vgl. KRAUS zSt. 11 Anders H.-J.KRAus, ebd . .. S. oben S. llOf A6. 13 Zum ursprünglichen Text von V.38 s. H..J.KRAUS, aaO S.726 An. - V.34-39 enthält auch die Verfehlungen der Königszeit des Volkes Israel, vgl. V.36 mit 2 Kön 1712; V.37 mit 2 Kön 1717; V.38 mit 2 Kön 2116; 244 . .. Die Verse denken an 722 und 587, vgl. V. 27; zum Moment des Zornes Jahwes in D-Aussagen s.S.67 A5; zu VAOb vgl. 2 Kön 2114. AufTallenderwcise kommt der Psalm danach gesondert auf die Richterzeit zu sprechen (V.42~~5); als Werkzeuge des Gerichts fungieren hier nicht wie bei den Katastrophen 722 und 587 (0) die C',) (vgl. V.27.41; sonst in D-Aussagcn bei Dtr: Jer 2910; vgl. auch Neh 930 n:lt'Nn 't.l17), sondern die C'::I"N (V.42, vgl. Neh 928 und schon Ri 214.10). Die Darstellung V. 42-45 entspricht Ri 210ff, vgl. auch Neh 9 27f (s. oben S.6If). Der Grund für diese Umstellung wird darin liegen, daß der Psalmist die Verbesserung der Lage der Exilierten (V.46; vgl. I Kön 850b!) als Zeichen des Erbarmens Jahwes versteht, das in der Richterzeit immer wieder wirksam wurde, und darauf die Bitte VA7 gründet.
PS 106 -
NEU 9 -
TOB 3 -
DAN 9
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Ebenso gehört in die nachexilische Zeit' das Bußgebet Neh 9'5-37'; wir haben schon gesehen', daß es vom dtrGB geprägt ist, die dtrPA in weitergebildeter Gestalt enthält und nicht als chronistische Bildung beurteilt w(~rden kann. Aus dem Anfang des 2.Jahrhunderts v. ehr.' stammt das Gebet Tobits Tob 31_65 ; in dieser literarischen Bildung liegt das dtrGB knapp formuliert in V. 3f vor": (TWV 1texTepwv fLOU) & lJfLexpTOV ~vc:,m6v O'ou' 1texp~xouO'exv rap TWV IMOAWV O'ou (A). ~llb)Xex~ ~fLOC~ d~ Iltexp1texyljv xex( exlXfLexAWO'(exv xex( .It<XVexTOV xex( 1texPIXßOA1)V bVEL8tO'fLOt 1tOCO'W TOr~ ~~EO'W, ~ ot~ ~O')(OP1t(O'fLdflX (D)'; die schmachvolle Lage Israels in der Zerstreuung wird auf den Ungehorsam der (vorexilisehen) Vorfahren zurückgeführt. Die dtrPA fehlt. Die folgenden vier Belege Dan 94b-19; Bar 115-38; 4 QDibHam I,8-VII, 2 und das Gebet Asarjas zeigen, welche Bedeutung wenig später als Tobit das dtrGB in der Religionsnot unter Antiochus IV gehabt hat. Für das Bußgebet8 Dan 946-19' scheint mir diese Datierung wegen V.13bfp o die s.S.62 A2. • S. dazu schon oben S. 61 ff. • S. oben S. 71fund S. 77ff. V. 16-17a A V.18 A V.26aex A V.26aßN C V.26aß::I B V.26b A (V. 27-28 Richterzeit) 1
V.29aex (B) V. 29aßb (C, A) V.30aex B V.30aß C V.30b D V.32 D V. 33bß-35 A (C) V.36-37 D Die Richterzeit ist hier (V.27f) gemäß Ri 2 !Off dargestellt; sonst .,ber ist das dtrGB leit\ll1d. D ist als seit 722 währendes 8trafgericht (V.32) gefaßt, näherhin als Preisgabe an die Völker (s. dazu unten 8.120 AI), und wirkt sich in der Gegenwart als Knechtschaft Israels unter fremden Herren im Verheißungslande aus (V.36f), deren Aufhebung das Gebetsanliegen darstellt (V.32). • Zur Datierung des Tobitbuches s. unten 8.147fund 8.148 Al. ·Vgl. dazu bes. H.L.JANsEN, Psalmendichtung, 8.37f.125.127f; zur Gattung C. WESTERMANN, Klage, 8. 296ff. • Sowohl in HSS N wie BA; oben sind HSS BA nach RahllS, I, S. lOO8f wiedergegeben. 7 Vgl. zu A das in den Sündenaussagen des dtrGB häufige Moment des NichtHörens, s. oben 8.73 AI; Nicht-Hören auf die Gebote zB in Neh 9 29; zu l\fLexP-roV vgl. 'Ntm in Neh 929. - Ebenso sind die D-Aussagen durchweg dtr traditionell, vgl. zu 8texp1texylj 2 Kön 2114 (t::l); Esr 97 (l'IT::I); zu exlXfLcxAWO'(ex Esr97 ('::1111); zu Mvex-ro~ (Pest!) Jer2917; zu 1texpexßOA~V ... ~O')(oP1t(O'fL..au bes. Jer2918; >erner Jer 259.18; 266; 448; vgl. auch Ps 794. Bezeichnend ist, daß die Bestimmungen zwar alle in der dtr Tradition des Elements D vorkommen, aber nicht alle an einer Stelle zusammen. Tob 3 wie die vorgenannten Belege haben ihre dtr Prägung nicht einfach durch Anlehnung an literarische Vorlagen bekommen, sondern weisen auf lebendige überlieferung der dtr Tradition. - Die A- und D-Aussagen beziehen sich der literarischen Fiktion nach nur auf das Nordreich (vgl. 73); auf die ExiJierung der Bewohner des Südreichs wird 144 eigens Bezug genommen. , Zur Gattung s. C. WESTERMANN, Klage, S.300. • Vielfach wird angenommen, daß das Bußgebet eine nachträglkhe Einlage in das Danielbuch darstelle, vgl. zB A.BENTZEN, HAT 19, S.75; W.BAUMOARTNER, ThR 1I, 1939,8.82 (Lit); O.EISSFELDT, Einleitung, 8.705; K.KocH, HZ 193, 1961, S.26 und AI. M.E. gehört trotz der bekannten Spannungen zum Kontext das Bußgebet bereits in das makkabäische Daniclbuch und ist von dessen Endverfasser eingeschaltet worden, mit J.A.MoNTooMERv, lCC, S.362; R.H.PFEIFFER, lntroduction, :So 771; O.Pr.ÖGER, Reden, S.48f; DERS., KAT XVIII, S.28.135.137ff u. anderen. Vg-I. auch E.BICKERMANN, Gott, 8.26. - Zur Bedeutung von Dan 9 4bff für das Danielbuch s. unten 8.191 A2. Zur Lit. vgl. noch K.BALTZER, Bundesformular, S.57f; M. WEISE, Kultzeiten, 8.8lf; A.STROBEL, Verzögerungsproblem, S.51. 10 An sich könnte das Gebet durchaus aus demjuda der Exilszeit (v~:I. V. 7!) stammen;
114
GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
nächstliegende. Vom dtrGB ist das Gebet im ganzen wie in den einzelnen Wendungen durch und durch geprägt', vgI.: V.5 V.6aot V.6aßb V.7bot V.7bß V.8 V.9b
A C B D A A A
V.IOa V.lOb V.l1abß V.llbot V.12 V.13a V.13b
C B (A,B) D D D
A'
V.14abot V.14bß V.15b V.16a V.16bot V.16bß V.17f
D' A' A' D' A.A'
D' D'
Das Vorgehen Antiochus' IV gegen Jerusalem wird hier mit 587 zusammengesehen und aus der Sünde sowohl der nachexilischen Beter wie deren vorexilischer Vorfahren erklärt. Die dtrPA liegt in beiden Elementen in V.6 und in V.1O vor; die B-Aussage V.6aßb ist allerdings im Wirken der Propheten nicht präzisiert; die zugehörige C-Aussage V.6aot' entspricht Jer 265, repräsentiert also gegenüber Neh 926 eine ältere Traditionsstufe der dtrPA". Wirken und Abweisung der Propheten erstrecken sich auch hier über die ganze vorexilische Zeit; 587 (V.llbot.12) ist das Gericht über diese Halsstarrigkeit. Auffallend ist aber, daß der Ungehorsam gegenüber den Propheten in der I.P.PI. formuliert ist': die nachexilischen Beter beziehen sich also in die vorexilische Ungehorsamsl~at mit ein. - In V. lOa hingegen sind die Propheten noch nicht einmal in die C-Aussage alle D-Aussagen in V.II-18 wären dann auf 587 zu beziehen, und V.13bff wäre wie die auch vorher schon vorliegende ständige Wiederholung der Elemente des dtrGB zu beurteilen. Der dem Gebet folgende Kontext (V.20-27) und die Aufnahme ins Daniclbuch zeigen aber dann, daß die O-Aussagen auf das Vorgehen Antiochus' IV bezogen wurden. - Wahrscheinlich ist jedoch das Gebet erst in der seleukidischen Rcligionsnot fonnuliert worden und setzt das Vorgehen des Antiochus gegen J erusalcm voraus: zwischen den D-Aussagen V.llbot-13a (587) und V.14abot.16a.17f ist von der Besänftigung Gottes durch Umkehr die Rede, die freilich versäumt wurde (V.13b). ~l?n pi. bezieht sich doch auf die vorangehenden O-Aussagen: Gott, der 587 zum Gericht gehandelt hat, sollte besänftigt werden; die Umkehr gehört also zeitlich nach 587, und das mit ihrem Ausbleiben begründete (V. 14) Strafgericht (0 in V.14ff) muß demnach ein erneutes sein, vgl. zum Bezug auf Antiochus IV auch N.W.PORTEOUS, ATO 23, S.114, auch 112f; O. PLÖOER, aaO S. I 38f. Dabei wird diese erneute Katastrophe Jerusalems als Andauer derjenigen von 587 verstanden (vgl. V.16, wo sie auch auf das Vergehen der Vorfahren zurück,~efübrt wird), nicht aber als deren Wiederholung, denn von der frühnachexilischen Restitution von Stadt, Tempel und Gemeinde berichtet das Gebet nichts. Vielmehr manifestiert sich das Gericht von 587 in der aktuellen Bedrängnis unter Antiochus IV, ". auch O. PLÖOER, aaO S.138. 1 Vgl. zB V.1- mit I Kön 823; Neh 15; V.5 mit Neh 929.33; Ps 1066; Neh 926 ("T,r.l); V.7 (C'lEl 1'Ilt'!I) mit Esr97, (Clt' .. _?:l!l) mit Jer2918; Dtn301 (dtr); v.1J ( ... "!lS7) mit 2 Kön 1812; V.llbot./2 DalsEintreffender Flüche, vgl. obenS.67fA7, dazu noch Jer 3517; Klg1217; V./5 mit I Kön 851; Neh 110; V./6, zum Zorn-Moment in D vgl. S.67 A5 (häufig in dtr D-Aussagen, zB 2 Kön 1718; Jer 446; KIg1112; 2 I. 22; Ps 106 40); zu V./6bß vgl. Jer 259; 266; 448; Ps 794. - Natürlich liegt auch hier nicht Nachahmung literarischer Vorbilder vor, dafür sind die verwendeten dtr Wendungen über die älteren Schriften viel zu verstreut; wie soll auch ein Verfas!ler zur Makkabäerzeit sich ausgerechnet lauter dtr Wendungen aus älteren Schriften zusammengesucht haben? Schon dazu müßte er in lebendiger dtr Tradition stehen! In Wirklichkeit muß diese bis in die Mitte des 2. Jahrhunderts lebendig gewesen sein und die aktuelle Neubildung solcher Gebete wie Dan 9 ermöglicht haben, vgl. gegen literarische Abhängigkeit in Dan 9 schon K.MARTI, KHC IB, S.65. • C'N"!ll1'l1'''T!lS7-?N 'llS7r.llt' N?' • S. dazu oDen S. 78f. über J er 26 5 geht Dan 96 darin hinaus, daß nieltt die Worte der Propheten, sondern die Propheten selbst nicht gehört werden. • Anders noch Neh 9 26. 30.
BAR 1-3
115
einbezogen, die noch im Blick aufJahwe formuliert ist'. Die B-Aussage in V.IOb faßt die Propheten als GebotsübermittlerB und zeigt in der "':l-Formulierung eine ältere Stufe der dtrPA8. In dieselbe Zeit wie Dan 9 gehört wahrscheinlich' auch das Bußgebet Bar 115-38; wegen der engen Berührung mit Dan 9' wird zu Recht vielfach angenommen, daß es von diesem abhängig ist'. Kaum jedoch ist dabei an literarische Abhängigkeit vom Danielbuch zu denken; Dan 9 wird in Bar aus liturgischer Tradition aufgenommen' und weitergebildet sein'. Auch dieses Gebet ist ganz und gar aus der Tradition des dtrGB gestaltet: der mit 587 verbundene Zustand JenlSalems und die Zerstreuung Israels unter die Völker" ist Gericht Gottes auf Grund des schon mit dem Exodus (119) anhebenden ständigen Ungehorsams'· des Gottesvolkes; vgl. im einzelnen zunächst den Dan 9 parallelen Abschnitt Bar 115-219: 1 15b-16 D 122 C (A) 28 A 117-19 A 21-5a D 29 D 25b 120 D A 210 A 121a C 26 D 212 A 121b B 27 213 D D Auffallend ist, daß neben den mit Dan 9 übereinstimmenden WendungenU auch die abweichenden dtr Tradition entstammen". Das gilt insbesondere von der in 121 vorliegenden dtrPA: C Xoc! oux 1)xouaoc!l€V '"i~ 'P"'v1j~ xuplou TOÜ &f:oü i)!lWV B XOCT<X 1t&VTOC~ TOU~ Myou~ TWV 1tP0'P"lTWV, 6JV &1ttaTEIA€V 1tpb~ i)!lö1~, ..• , Auch hier liegt eine gegenüber Neh 926, aber aueh Jer 265, ältere Tradition.. tufe des Elements C der dtrPA vor; s. oben S. 78A3; vgl. etwaJer 72~lf. • Vgl. 2 Kön 1713; Esr 911. • Vgl. 2 Kön 17 13; 2 Chr 36 15; Esr 9 11; Saeh 7 12. • S. unten Exkurs I. 'Vgl. dazu J.J.KNEUCKER, Barueh, S.29ff u. andere; neuet'dingo B.N.WAMBA(lQ, BibI 40, 1959, S.463-475. • zB J.J.KNEUCKER, aaO S.32; B.N.WAMBAcQ, aaO S.475; R.H.PFEIFPER, History, S.415; O.EJSSFELDT, Einleitung, S.803f; O.PLÖCER, RGG, 3. A., I, Sp.90I; C.KUHL, Entstehung, S.321. , Vgl. schon K.MARTI, aaO S.65. , Anders als Dan 9 ist Bar 1 15ff vom Standort der Exilierten aus formuliert (2 13r; 38); entsprechend ist auch das Anliegen des Gebets nicht die Aufl",bung des Gerichts in Jcrusalem (so Dan 9161f), sondern das Abstehen Gottes von dem in der Zerstreuung Israels bestehenden Gericht (vgl. 234f; 38). Die durch die Parallelität von 115 und 2 6 ermöglichte These, Bar I 15-3 8 sei eine Verbindung zweier Gebete (I 1!>-2 5 für Palästina; 26-38 für die Diaspora), soJ.T.MARsHALL, DB I, S.251, vgI. auch O. C. WHlTEHOUSE in CharIes AP I, S. 582 AI, ist mir nicht wahrscheinHch; das I. Gebet wäre dann ohne Bitte, die Parallelität mit Daniel geht über 25 hinaus, der Wechsel zwischen I. und 3. P.PI. ist anders zu erklären, s. hier unten unter cl. - Zur Einzelerklärung des Bußgebetes vgI. bes. den Kommentar von J.J.KNEUCKF.R, aaO S.22Iff. • Vgl. 2 2.26 zuJenlSalem; 2 4. 13f. 29f; 3 8 zur Zerstreuung Israels. '0 V gl. die A- und C-Aussagen, bes. 2 26, wo der Zustand des Tempels auf den Ungehorsam von Nord- und Südreich zurückgeführt wird. W. ROTmrrErn. übersetzung (in Kautzsch AP I) von 120; 34fin macht durch die Eintragung von "unaulhörlich" das dtr Profil der Aussagen zunichte: xoUölv entspricht l:':l'l; zugnmde liegt die Vorstellung vom Anhaften der Bundesflüche, vgI. Dtn 2821. 46, ~erner 4 QDibHam IlI, 11. U Zu deren Ableitung aus dtr Tradition s. oben S. 114 A I zu Dan 9. .. Beispiele: 116: die Aufzählung entspricht weniger Dan 96 abi Neh 9!2; 119: 2 Kön 2115; Jer 725; Ps 106 7; 122: Jer 724; fremden Göttern dienen: Jer 3515 u.ö.; tun, was Gott mißfallt: zB 2 Kön 1717; 23: s. die dtr Belege K1gI220': 410: Dtn2853: Lev 2629;Jer199 (?); 25: Dtn2BI3.43;213h: Dtn427; 2862; Lev26!6.!9: 214: IKön 850; 215: I Kön 860.
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GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
Die C-Aussage stimmt mit Dan 910a überein; die B-Aussage denkt zwar, wie V.22 zeigt, auch traditionell an die Gebotsübermittlung oder Gehorsamsmahnung der Propheten generell, spricht aber anders als Dan 910 von den VVorten der Propheten und enthält das Moment der Sendung, steht damit also der in Jeremia Quelle C vorliegenden Traditionsstufe der dtrPA nahc'. Das dtrGB liegt aber auch dem folgenden Abschnitt des Gebetes (220-38) zugrunde, vgl. 220a 220b-23 224a 224b 224cd 225-26 229a 229b 230 233b 233< 32b 34b 340 35a 37c 38
D B C D B D
(xoct oux ~xouaoc!ltv ...•.• BOCßUAWVO~) (xoc! ~a't'1)aoc~ 't'o&~ A6you~ aou) (ot)~ tMA'I)aoc~ ... tx 't'oü 't'61'tOU ocu't'oov)
(A) (D)
A D A A A D A A D
('l"ij~
680ü 1'tOCttpWV ot,'l'l'wv) ('t'wv ti!locp't'6V't'wv ~0(V't" xuplou) (ll't'L -IJ!l<Xp't'OtLtv tvocv't'lov aou) (Xot! utoov ... &eoü ocu't'oov) (xoct ~xoAA1j&'l) -IJtLtV 't'oc xocxoc) (&:8LXLOOV 1'tot't'tpwv -IJtLoov) (1'tiiaocv &:8LXlocv ... tvocv't'lov "ou)
Auch hier finden sich zahlreiche Wendungen, die der dtr Tradition en!tstammen"; die dtrPA liegt in 220.24 vor; das Wirken der Propheten generell ist hier die Androhung des Gerichts im Falle des Ungehorsams, was bei Dtr noch nicht ausdrücklich als Funktion der Propheten generell formuliert ist"; die C-Aussage V.24a enthält das Moment der Propheten nicht. Bei der Datierung der aus 4Q fragmentarisch erhaltenen Gebetssammlung lI"NI:)l'l"'::I"1' ist Zurückhaltung geboten; M .BAILLET" und K. G. KUHN' nei1 Worte der Propheten: Jer 265; (2919); Sendungsmoment: s. oben S. 73 A3. Auch hier schließen sich die nachexilischen Beter in die Tataussage (C) ein, s. oben S.114. "Beispiele: 229: Dtn 427; 2862; 230·- 35: Dtn 4 291T; 30 IIT; Jer 32 371T; Lev 26 401T; 32.4.7 (titLotpT&:vew): Neh 929 u.ö; 33: Klgl 519; 35a. 7, (&:8LX[OCL 1'totTl:pWV): vgl.Jer 11 10 (dtr), vgl. auch Ps 798; 35: Ps 798; 38: Jer 25 9; 266; 2918; Esr 9 7; Ps 794. _. Beim Baruchbuch im allgemeinen und diesem Bußgebet im besonderen steht nun außer Zweifel, daß ältere alttestamentliche Schriften benutzt sind, vgI. J.J.KNEUCKEF., aaO S.30ff; O.C.WHITEHOUSE, S.570. Bei KNEUCKER, aaO S.32 ist dieser Befund Jreilich allzu einfach gesehen: Anlehnung und Ableitung aus dem AT erklären das Vorgehen des Verfassers nur zum geringen Teil; in solcher Schrift benutzung muß dieser selbst wieder von theologischer Tradition, im Falle des Bußgebets von dtr, geleitet sein, sonst ist die Heranziehung gerade dtr Schriftstellen und die Wahrung des Vorstellungszusammenhanges des dtrGB ganz unverständlich, s. auch S.I14 AI. 'Vgl. oben S.70Al; häufig bei Josephus, s. oben S.83A5. - V.21-24 expliziert diese Fassung von B an Jeremiaworten (vgI. J.J.KNEUCKER, zSt; O.C.WHITEHOUSE, zSt), vgl. dazu den Einbezug Jeremias in die dtrPA in Jeremia Quelle C, s. oben S.73 mitA4.6. «Text, Übersetzung und Kommentar bei M.BAILLET, RB 68, 1961, S.195-250; vgl. dazu die wichtigen Ergänzungen und Korrekturen bei K. G. KURN, RQ 4, 1963, S. 166f.Herrn Prof. D. K. G. Kuhn habe ich dafür zu danken, daß ich die Protokolle der von ihm geleiteten Arbeitsgemeinschaft über die QJmrantexte, die sich im WS 1961/1)2 mit 4QDibHam befaßte, benutzen konnte (im Folgenden als QAG zitiert). "aaO S.250. B. möchte die Texte der priesterlichen überlieferung zurechnen; die Qumrangemeinsehaft ist ja aus Priesterkreisen hervorgegangen. • aaO S.168f.
4Q. DIB HAM I-VII
1J7
gen der Annahme zu, daß es sich bereits um vorqumranisch,~ Tradition handelt'. Setzt man die Entstehung der essenischen Gemeinschaft um 150 v. ehr. an' und nimmt man hinzu, daß 4QDibHam V, 17b.18a (vgl. auch VI, 8.12) von einer Bedrängnis der jüngsten Zeit sprechen, dann liegt doch am nächsten, als Entstehungszeit an die Religionsnot unter Antiochus IV oder kurz danach zu denken". M. BAlLLET bestimmt den hier zu behandelnden Text 4Q.DibHam I, 8- VII, 2 als (Sünden)bekenntnis des Volkes (confession nationale) und stellt ihn Dan 9; Bar 115--38; Sir 361-17, dem Gebet Asarjas, aber auch Neh 9 zur Seite'. Daß die Tradition des dtrGB das Gebet gestaltet hat, sieht man daran, daß die das Gebetsanliegen darstellende Notlage des Volkes als Widerfahrnis des Gerichtes Gottes verstanden" und durch einen Rückblick auf die durch den Kontrast Gottes Erwählung - Israels Untreue bestimmte Geschichte d,~ Volkes begründet wird, und zwar in drei parallelen Aussagezusammenhängen : A D A
D A
II, 7-11 7f II, 11 11 Ilfr
Heilstaten Gottes Sünde der Väter in der Wüste Gottes Zorn über Israel wegen aller ihrer Sünden Erneuerung zum Gehorsam
III, 3-7 Erwählung Israels zu Söhnen 6--14a0< deshalb Züchtigung und Zorn Gottes 14aß-16 Verfehlungen Israels
IV, 3-14 A V, 1-3a 3b-6a D 6b--16a D' 16b--18a A' 18b-21 VI, 2-5 A' VI, 6 D' VI, 7-8 D VI, 11-13
Erwählung von Jerusalem, Juda, David Verfehlungen Israels Zorn Gottes (Land zur Wüste; Zerstreuung (Zeile Ilr» Erneuerung zum Gehorsam Heimsuchung in Bedrängnis Verfehlungen der Beter Sündenvergebung für die Beter Verfehlungen der Beter Notlage durch Feinde als Prüfung Gottes Gottes Zorn über Israel (Zerstreuung)
1 Dabei ist liturgischer Sitz im Leben sicher; vgI. auch M.BAlLu!T, aaO S. 212; QAG erwägt wegen des Titels, ob es sich um Stundengebete der TempeUiturgie handelt. - Ob in 4QDibHam I, 8-VII,2 ein Gebet oder mehrere vorliegen, ka,m hier nicht diskutiert werden. Die Parallelität drcier ähnlich strukturierter Aussagezusa.mmenhänge (s. oben) zwingt nicht zur Annahme mehrerer Gebete, da sich solche Wied'erholung von Elementcn auch Dan 9 und Bar I 15ff beobachten läßt. Ich entscheide mRch dafür, daß nur ein Gebet vorliegt. • VgI. K.G.KUHN, RGG, 3. A., 11, Sp. 702; V, Sp.745; G.JBREMlAS, Lehrer, S.67. • VgI. auch die Diskussion der Datierungsfrage bei M.BAlLLBT, aaO S.246f (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Ohr.). • aaO S.247f. - Das Verhältnis von Dan 9; Bar 115-38; 4QpibHam I, 8-VII, 2 bedürfte einer eingehenden Untersuchung und sollte nicht sofort zugunsten der Priorität von Dan 9 entschieden werden. Zu beachten ist dabei, daß sich Bar I 15--3 8 und 4Q DibHam I, 8ff nicht nur in Dan 9 berühren; auch Bar 2 2(}-3 8 hat Parallelen in 4Q DibHam: vgl. Bar 2 30ffmit 4QDibHam II, 13ff; V, 9ff; 3, 7 mit VI, 2ff; 2,13; 3,1.8 mit II, 11; VI, IOff. Das Gebet in 4Q DibHam weist eine Vielzahl alttestamentlicher Einzelwendungen auf, vgl. die Zusammenstellung bei M.BAlLLBT, aaO S. 246fund in seinem Kommentar S.214ff; K.G.KuHN, RQ 4, S.16B. Dabei werden häufig auch nicht-dtr Aussagen verwendet; man muß aber beachten, daß der Vorstellungsrahmen daf'tir der des dtrGB bleibt; er wird als solcher nicht einfach einer Vorlage entnommen; schon die Tatsache seiner Verwendung verweist auf lebendige überlieferung. • V gI. die D-Aussagen. Die Notlage besteht darin, daß Israel ilß der Zerstreuung ist, vgl. V, llf; VI, 12f.
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GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
Die durch das dtr traditionelle Zornmoment gekennzeichneten 1 D - A uss a ge n sind deutlich auf (722 und) 587 bezogen: das Gericht besteht in der Verwüstung de~ Landes' und der Zerstreuung Israels in alle Länder'; hinzu kommt wahrscheinlich akute Bedrängnis der Beter selbst'. Die A-Aussagen gehen in V, Iff zweifellos auf das vorexilische Gottesvolk', an anderen Stellen sind sie weniger konkret formuliert, stimmen aber z.T. auch mit dtr Formulierungen überein'. Ebenso entspricht die Nennung der Heilsta ten Gottes als Grundlage der Geschichte des Volkes und als den Sündenaussagen im Verlauf der Geschichte kontrastierendes Element dem traditionellen Vorstellungszusammenhang des dtrGE'. Näher ist noch auf den Aussagezusammenhang in Kolumne III einzugehen, da sich hier auch die dtrPA findet. Kol III, 9b-16:" III 9b denn du hast uns dir erwählt 10 [zum Volk vor der ganzen] Erde; deshalb hast du über uns deinen Zorn ausgegossen 1 VgJ. II, 11; In, 11; V, 5; VI, 11; zum Zorn-Moment in D bei Dtr s. oben S.114AI. • VgJ. V, 3f.5 und dazu Lev 26 32(; auch Jer 3422; 446; ferner Sach 714 (Stellen sämtlich unter Einfluß dtr Tradition). • VgJ. V, 11f; VI, 12f und dazu Dan 9 7; Dtr: Dtn 4 26(; 2864; 301. Die anderen DAussagen zeigen teilweise auch Einfluß dtr Tradition, vgJ. zB UI, 6f (Züchtigung) mit Lev 26 18.23.28; III, 8 mit Dtn 2848.59. 'V, 16b-18a; vgJ. auch Dan 913blfund dazu oben S.113f AIO. • Das ergibt sich schon aus den sich anschließenden D-Au.. agen, s.S.118A2; Z.lf ist wahrscheinlich (zum Text s. BAlLLET, zSt) eine Wendung aus .Jer 2 13 (vgl. auch 1713) aufgenommen, aber dabei ist wohl die dtr Zusammenstellung der Momente: Gott verlassen - fremden Göttern dienen (vgl. Jos 2420; .Jer 519 (vgl. W.RUDOLPH, HAT 12, S.37) wahrscheinlich dtr) leitend gewesen. (Die Art der Schriftverwendung hier und an anderen Stellen müßte gesondert untersucht werden. Die Annahme bloßer Zitatkombinationen läßt zu vieles unerklärt. Ich vermute, daß in 4Q DibHam wie in den anderen alttestamentlich-späljüdischen Schriften~ die von der Tradition de!! dtrGB bestimmt sind, mit einem dtr Vorstellungs- und Sprachschatz zu rechnen ist, der den Verfa..ern aus mündlicher Überlieferung zugekommen ist (hier zB die Zusammenstellung von Jos 2420 und Jer 5 19), sie bestimmt und seinerseits zur Heranziehung von Schriftwendungen (hier Jer 213; Stichwort: Gott verIa ..en) führt.) VgI. auch die AAussage in III, 15f, s.S.119 Al. • VgJ. 11, 7f.9fmit Ps 106141f; V, 21fin mit Neh 934; Sach 14; VI, 6 ("ji:l 17m mit Lev 26 27.40, s. auch 11, 15f. 'Vgl. 11, ?-11.12; III, ?-7.9f; IV, 3-14; V, 6-11.20f; VI, 10fmit 2 Kön 177;.Jer 722;255h; Neh 15; Neh 96-15.17.19-25; u.a. Die Tatsache, daß Gott das Volk 587 nicht völlig vernichtet (vgl. zB auch Neh 931!) und ihm die Erneuerung zum Gehorsam eröffnet hat, wird als Erweis der andauernden Bundestreue Gottes, die sich schon im Exodus gezeigt hat, verstanden, vgl. V, 6-11 mit Lev 26 Hf (vgl. auch die Bcrulimg auf den Exodus bei der Bitte um ein D überholendes HcilshandcJn in Neh I 10; vgl. auch I Kön8511f; Mi 715 (s. unten S.133A2); abweichend Ps 106, der sich dafür auf das Erbannen Gottes in der Richterzeit beruft, s. oben S.1I2AI4); anders noch dtrGW: nach 2 Kön 1720 ist das ganze Volk Israel mit 587 völlig verworfen; s. dage,~en hier V, 6f. Diese Weiterbildung des dtrGB setzt noch bei Dtr selbst ein, s. im Folgenden unter b) und I 2. • Übersetzung nach Qj\.G; Text bei M.BAILLET, aaO S. 202. 204. Zur Textverbesserung s. M.BAILLET, aaO S.219f. AufZ.12fmuß näher eingegangen werden. Wegen des Kontexts (vgl. Z. 11: '3:1 ji:l"Tn (ß. verweist dazu auf Dtn 28 21; vgI. auch I QS n, 15f) und Z. 13f: C'!)':1 n',nN:I l"ll"l1) ist nicht an Gebote, sondern an Unheil, Flüche zu denken; mit ß., aaO S.219, wo mit einer Anspielung auf Dtn 2714-2869 gerechnet und auf Dtn 1126-32; 2919-20.26; Jos 8 34; Bar 120; 34 verwiesen wird. Zur Wiederherstellung von :111n7[l!;' ']1VN in Z.13 vgl. ß. ebd. Schwieriger ist die ErJ? in Z.13, vgl. ß., aaO S.219f. ß. (S.220) erwägt 'l11-lji? von gänzung von 'Iln[ N'i' lI(aufjd. treffen, begegnen, widerfahren, vgl. KBL S.851) und denkt an Dtn 31 29 und. Dan 1014. Dann wäre zu übersetzen: du hast gesandt gegen uns (zur präpositionalen
GEBET ASARJAS
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11 [und] deinen [Ei]fer in alle Gluten deines Zorns, und es klebt an uns 12 [ ], die geschrieben hat Mose und deine Knechte, 13 die Propheten, di[e] du [ge]sandt hast, um uns zu [verkün]digen das Böse am Ende 14 der Tage, denn [ ]' 15 und unsere Könige, denn [ ] 16 um zu nehmen Töchter [ ] Die Beter (I.P.PI.) stehen in dem andauernden Zornge:richt von (722 und) 587, in dem sich die Verfehlungen des vor- und nachexilischen Israel (Z.15f) auswirken, noch mitten inne, und dieser Zustand wird als Anhaften der (realisierten) Drohungen oder Flüche' beschrieben. Diese Flüch,e oder ähnl. sind geschrieben durch Mose und Gottes Knechte, die Propheten. Für Mose läßt sich diese VorstelIung aus dtr Tradition belegen', nicht aber für die Propheten'. Die Aufnahme des Moments der Gerichtsandrohung in das generelle Element B der dtrPA konnte zwar an dtr Tradition anknüpfen', ist aber erst 2 Kön 1723' ausdrücklich belegt' und wird mit dem Einbezug der Schriftpropheten in die dtrPA zusammenhängen. Das von den Propheten verkündigte Unheil am Ende der Tage ist das Zorngericht (587), in dessen Auswirkung sich die Beter wissen·. Traditionell ist hingegen das Sendungsmoment in Z. 13'. Schließlich dürfte auch das Gebet Asatjas" in Palästina zur Zeit der Religionsnot unter Antiochus IV entstanden sein". Daß das dtrGB dem Gebet zugrunde Verwendung von TlN'P" vgl. KBL S.851) das Unheil am End" der Tage. Die hierbei verbleibende Schwierigkeit des ['llt'N in Z.13 räumt B. selbst ein (ebd.). Deshalb scheint mir wahrscheinlicher die Lösung von QAG, die auch "CiTI'P" liest, aber von N'P I(ausrufen, verkündigen, vgl. KBL S.850f) ableitet. I Z.14aß-16 enthielt wohl, mit N'::l eingeleitet, die Verfehlungen Israels. Das ist zu schließen aus Z.16: TI1l:J Tlnp". M.BAILLET (aaO S.220) denkt wohl mit Recht an die Mischehenfrage (Esr 9f; Neh 13 231f). Entsprechend dürfte .auch "13'::1"1.:)' (Z.15) Subjekt einer Sündenaussage als Glied einer Gruppierung (auch) des vorexilischen Israel sein (B. verweist aufJer4417; Dan96.8; Esr97; Neh93~!; Bar 116), so daß also hier Verfehlungen des vor- und nachexilisehen Israel genannt wären. • Vgl. die S.118 A8 genannten Stellen und oben S.115 AIO; lerner G.JEREMlAS, aaO S.93. 8 Vgl. Dan 911; auchJos 832 mit 34 (M.BAtLLET, aaO S.219 ferner Dtn 319.22.24). • Oflenbar ist bei den Propheten hier an die Schriftpropheten gedacht; C'N":Jll'1 bezeichnet Z. 13 aber nicht die Prophetenbücher, wie der folgende 'lt'N-Satz zeigt. • Vgl. oben S. 70 AI. • Dazu oben S.66f A4 und S.68fA3. 7 VgI. dann weiter Bar 2 20.24 und Josephus (s. oben S.83 AS). Bei der Vorstellung der Übermittlung der Gebote ist nur Mose genannt (V, 13f), vg1. auch Neh 17. • Vgl. Dtn 3129, auch 430, an beiden Stellen bezogen auf 587 und seine Auswirkungen; vgl. auch M.BAlLLET, aaO S.220. • S. oben S. 73 A3. I. Es ist im griech. Danieltcxt nach 3 23 (HT) eingeschaltet. Der ursprüngliche Danidtext enthielt es nicht (vgl. M. WEISE, RGG, 3. A., I, Sp.637 unter Hinweis auf 6QpDan). Auf die schwierigen Einzelfragen der Überlieferung des Asarjagebetes im Zusammenhang der literarischen Überlieferungsgeschichte des Danie\buches kann hier nicht eingegangen werden. Jedenfalls ist das Gebet nicht erst auf seinen jetzigen Kontext hin gebildet (vgI. W.ROTHSTEm in Kautzsch AP I, S.173; W.H.BENNETT in Charles AP I, S.629; O.EtsSFELDT, Einleitung, S.799), sondern ein ursprünglich selbständiges Gebet des Volkes. Meist wird hebräische Abfassung angenommen, vgI. zB W.ROTHSTEIN (aaO I, S.173f); W.H.BENNETT (aaO S.627f); O.EtsSFELDT (aaO S. 799); C. KUHL (Entstehung, S. 326); s. auch die Rückübefl.,tzung durch C.KUHL, Männer, S. 150. 152. 154. - Zur Gattung vgl. C. KUHL, Männer, S.IOOIf; C. WESTERMANN, Klage, S. 297; zum einzelnen die Erklärungen bei ROTI-ISTEm, BENNETT, KUHL (Männer, S. 1001f.1321f). 11 Mit BEN NETT, aaO S.629.633 (A. zu V.9); C.KUHL, Ent.tehung, S.326 (zurückhaltender in: Männer, S.103f); vgI. auch R.H.PPEtFPER, History, S.446f.
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liegt, zeigen sowohl Einzelformulierungen aus dieser Tradition wie die leitende Vorstellungsstruktur: die durch Antiochus IV geschaffene gegenwärtige Notlage des Volkes wird in den D-Aussagen als gerechtes Gericht Gottes' bekannt, das ' mit dem permanenten Ungehorsam des Volkes erklärt wird (A-Aussagen)8. Die dtrPA fehlt hier'; hervorzuheben sind Übereinstimmungen mit bisher behandelten, vom dtrGB geprägten Gebeten, besonders mit Bar 11SIf und 4QDibHam I, 8ff'. Abschließend müssen noch zwei Sündenbekenntnisse genannt werden, deren gen aue Datierung nicht mehr möglich ist, die aber doch wohl vor der Zeitenwende entstanden sind: I QS I, 24b-II, I und Dam XX, 28-30. Daß dem in die Liturgie für das Bundesfest (IQS I, \8b--II, 18) gehörenden Abschnitt IQS I, IOb-II, I' die Tradition des dtrGB zugrundeliegt, ist schon deshalb sichelC, weil er nach Aufbau, Vorstellungsgeschichte und Sitz im Leben mit den oben behandelten, durchwegvomdtrGB geprägten Gebeten Esr 9; Neh 9; Dan 9, abe:r auch Pss 79 und 106 zusammengehört'. Dementsprechend ist die Aufzählung der Heilstaten Gottes durch die Priester (I,2If) mit den im dtrGB aufgeführten Heilstaten zu verbinden·, die Aufzählung der Vergehen der Israeliten durch die Leviten (I, 22b-24a) aber mit den die Sündengeschichte Israels implizierenden Elementen A und C des dtrGB; das liturgische Formular gibt hier wie im folgenden Sündenbekenntnis der Gemeinde keine Ausführung im einzelnen, doch ist entsprechend Neh 926 durchaus nicht unwahrscheinlich, daß dabei auch das gewaltsame Geschick der Propheten aufgeführt wurde! Ebenso liegt das dtrGB dem Sündenbekenntnis in I, 24b-II, 1" zugrunde: Das Gericht (1,26) (tltllll't.l) an 1 D-Aussagen (stets Zählung nach W.RoTHSTElN, aaO S.179ff): VA.5.8-1O.14. 15, vielleicht auch V.17, wenn €~tMcrc", !ImaM" aot! (LXX Dan 340) auf (vgl. C.KUHL, Männer, S. 146f. 152) zurückgeht. - Beispiele für die Herkunft einzelner D-Formulierungen aus der Tradition des dtrGB: V. 5.8 vgl. mit Neh 933; V.9a (Rückübersetzung C. KUHL, aaO S.152: C'::I..,N "::1 Unm) vgl. mit dem in D häufigen Moment der Preisgabe ("::1 1M3) Israels durch Gott in die Hand: der Feinde (2 Kön 2114; (Neh927 für Richterzeit); vgl. auch I Kön846 ('ltl"lM3», des Feindes (Ps 7861; Lev 26 25), der Völker (Ps 10641; Neh 9 30), Räuber (2 Kön 17 20), Könige der Länder (Esr 9 7; vgl. auch Bar 2 4), vgl. auch Klgl I 14; V.14 vgl. mit Dtn 2862; Neh 9 31; Bar 213.29. Die Übertragung der D-Topik von 587 auf die Vorgänge unter Antiochus, die V. 5. 9.15 heraustreten, zeigt, daß beide Katastrophen in Zusammenhang gesehen werden. • Vgl. VA.5.8. s A-Aussagen: V.5fin.6f.14. Sie haben in sich keine Geschichtstiefe, doch spricht in der l.P.PI. des Gebetes dasVolk, so daß anzunehmen ist, daß die Sünden des Volkes im Verlauf seiner gesamten Geschichte im Blick sind; das bestätigt auch die Verwendung der Formulierungen in der Tradition des dtrGB sonst, vgI. V.6 (C.KUIIL, aaO S.136 nimmt mit Recht die Trias NtI" ,m17 ,171V' an) mit I Kön 8 47; Ps 106 6; Dan 95; zu V.7 weist schon C.KUHL, aaO S.136 auf dtr Wendungen hin (vgI. die dt-dt.. Trias
'1'" ;'' ::l,
lWl7
,'~1V ,17~1V).
.
• Sie hätte in V.6 oder V.7 ihren Platz. Die Sündenaussage ist nur gegenüber Gott und seinem Gesetz formuliert. • VgI. V.3 mit Neh 95; Ps 106lff; V.21j mit Ps 79 6f.l0.12; V.I2jdie Berufung auf die Erzväterverheißung mit der Berufung auf den Exodus in Lev 26 Hf; 1 Kön 8511f; 4QDibHam V, 6--11, s. oben S.l18A7. - Ferner: V. 22 mit Bar 215; V.I0mit Bar 37f; V. 16-18 mit Klgl341; Bar 31-8; 4QDibHam VI, 2ff; V.20 mit 4Q DibHam 11, 1if; VI,IOf. • Text in: M.BURRows, Dead Sea Scrolls 11/2; E.LoHSE, Texte, SA.6; K.BALTZER, Bundesformular, S.193ff; M. WEISE, Kultzeiten, S.70ff. 1 VgI. F.BAUMGÄRTEL, ZAW 65, 1953, S 263-265; M.WEISE, aaO S.8lf; H.W. KUHN, Enderwartung, S.26 und vor allem K.BALTZER, aaO S.58ffu.ö. • S. dazu oben S.118 und A7; vgl. auch die bei K,BALTzER, aaO S.194 herangezogenen Texte. t Zur Herstellung des lückenhaft erhaltenen Textes vgl.].MAmR, Texte II, S. 14; M. WEISE, aaO S.75ff.
IQs I 22bff -
DAM XX
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den Vorfahren', das noch auf den Betern lastet ('3:l), wird in einer die Beter mit der Geschichte des Volkes verbindenden Formulierung (I, 25) auf die permanente Sünde (A) zurückgeführt, wobei der durch m.E. zwingende Emendationen herzustellende Text an keiner Stelle seine dtr Herkunft verleugnet'. Entsprechendes gilt von dem ganz ähnlich formulierten Sünden bekenntnis Dam
XX, 28-308 •
Ein überblick über die besprochenen Belege zeigt, daß das dtrGB von der Exilszeit bis ins Spätjudentum in Gestalt von Bußgebeten und Sünden bekenntnissen in Palästina überliefert worden ist. Keines dieser Gebete nimmt das dtrGB lediglich aus einer älteren, literarischen Vorlage auf; sie zeigen vielmehr trotz der gewahrten Grundstruktur eine äußerst vielraltige Verbindung von dtr Aussagemomenten, die so wenig wie die Erhaltung der Vorstellungsstruktur des dtrGB zu erklären ist, wenn man lediglich an literarische übermittlung der dtr Tradition denkt; die Belege weisen für den ganzen Zeitraum vielmehr auf lebendige ()berliefen~ng der dtr Tradition, die sich in der Bildung von Bußgebeten immer wieder manifestiert. Hinter dieser lebendigen überlieferung müssen theologische Träger stehen, die das dtr Vorstellungsgut von der Exilszeit bis in die Zeit des Spätjudentums hinein weitergegeben haben. Aus , Der Vorstellungstradition nach wäre an (722 und) 587 zu denken. Auffallend ist die Verwendung von ~!)111~; ebenso in dem Sündenbekenntnis Dam XX, 26-30. • So liegt Z.25 die Trias :17111' ,K~" ,!n:17 vor, vgl. dazu Obe~l S.120A3; zu Z.25f ['P'":l "P] 'ln::l":l (so die Ergänzung bei E LOHSE nach Dam XX, 29) s. oben S.118 A6. Zutreffend scheint mir das Ergebnis der überlegungen von M. WEISE, aaO S.79, daß das Sündenbekenntnis in den Mund der gesamten Gemeinde (und nicht nur der Neueintretenden) gehört, ferner, daß es nicht eine eigenstä.ndige Schöpfung der Qumrangemeinde, sondern "allgemein-jüdisches liturgisches Gut darstellt", was unsere traditionsgeschichtliche Untersuchung bestätigt. • Text bei E.LOHSE, aaO S.I06; M. WEISE, aaO S.77. - Anha.ngsweise sei noch auf zwei Gebete hingewiesen, in denen die Tradition des dtrGB nachwirkt: im Gebet der Esther (LXX ZusEst 312-30) und im Gebet des Hohenpriesters in 3 MaU 22-20. Beide Gebete sind literarische, auf den Kontext hin vorgenommene Bildungen; zur Frage der überlieferung des Esthergebetes vgl. V.RVSSEL in Kautzseh AlP I, S.193ff; ].A.F. GREGG in CharIes AP I, S. 665ff; O.EISSFELDT, aaO S.800ff; :MLWEISE, RGG, 3. A., 11, Sp.708; zur Abfassungszeit RVSSEL, aaO S.197; GREGO, aaO S.669; M. WEISE, aaO; sicher liegt eine Bildung des Diasporajudenturns in 3 Makk:Z vor (vgl. zu 3 Makk E. KAUTzSCH in Kautzsch AP I, S.119ff; C. W. EMMET in Charles AP I, S.t55ff; O. EISSFELDT, aaO S.788f; U.LucK, RGG, 3. A., IV, Sp.622). Beide Gebete verstehen die gegenwärtige Notlage der Juden als Gericht Gottes (vgl. ZusEst 317; 3 Makk 2 13; in ZusEst 317 besonders das Moment der Preisgabe an die Feinde, dazu oben S.120 At) und führen sie auf die Sünde, allerdings nur der Generation de:> Beters, zurück (vgl. ZusEst 317; 3 Makk 213.19). Darin ist der wesenhafte Bezug des dtrGB auf die Geschichte Israels im ganzen aufgegeben; Begebenheiten der Geschichte Israels erscheinen nur mehr als Veranschaulichung der These, rlaß Gott die ihm Vertrauenden errettet und die Vermessenen richtet (so 3 Makk 2 3-12), oder summarisch in der Aussage von der Erwählung Israels (so Zu.Est 316). In Aufbau und Topik zeigen beide Gebete jedoch übereinstimmungen mit den vom dtrGB bestimmten G"beten, so daß anzunehmen ist, daß diese für jene das Vorbild abgegeben haben. - Die von W.BoUSSET, Gebetssammlung, herausgearbeiteten, aus der synagogalen Liiturgie der Diaspora stammenden (aaO S.467ff. 487f) Gebete in GonstAp VII, 33-38 zeig:en keinen Einfluß der Vorstellungstradition des dtrGB.
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einer durch solche Weitergabe vorgeprägten dtr Sicht sind dann auch die bereits literarischen überlieferungen Israels (Pentateuch, Propheten), natürlich auch solche dtr Herkunft, bei der Abfassung der Bußgebete herangezogen worden. - In diesem überlieferungszusammenhang findet sich auch das Element C der dtrPA zur Vorstellung von der Tötung der Propheten generell weitergebildet (Neh 926); die dtrPA läßt sich in ihrer Rahmung im dtrGB auch in Bußgebeten nach Neh 9 belegen!, wenn auch ohne das Moment des gewaltsamen Geschicks. b) In seiner ältesten Gestalt in 2 Kön 17 schloß das dtrGB mit der Verwerfung ganz Israels in den Ereignissen von 587 ab. In den oben behandelten Gebeten aber zeigt sich eine wesentliche W ei terbildung des dtrGB darin, daß es über den Zeitpunkt 587 hinaus in die Folgezeit erweitert wird. So werden schon die Aussagen über die ständige Sünde des Volkes (A) verlängert, was im folgenden Abschnitt näher untersucht werden muß. Dasselbe gilt vom Element D. Nirgends ist in diesen Gebeten das Gericht Gottes punktueIl auf722 und 587 beschränkt; das Gericht von 587 dauert vielmehr bis in die Gegenwart der Beter hinein ans; der gegenwärtige Status Israels ist für diese Gebete das Sein unter dem seit (722 und) 587 währenden GerichtS, dessen Andauer in seinen Auswirkungen, besonders der Zerstreuung Israels4 und der Fremdherrschaft im V erheißungslande5, 1 Dan 96. 10; Bar121; 220.24; 4QDibHam HI, 12ff. - Bar 220.24 und 4QDib Ham IH, 12ff zeigen Weiterbildung darin, daß nun auch die Gericht.drohung ausdrücklich als Wirken der Propheten generell auftritt. S VgI. schon K.BALTZER, aaO S.67ff zu I Kön 833ff (dtr), bes. S.68: "Das Andauern des Exils bedeutet, daß der Fluch noch nicht völlig aufgehoben ist, auch wenn darum gebetet wird." • Vgl. Ps 79, bes. 4f; Jes 637/J, bes. 648.11; Klgl passim, zB 520ff; Esr 9 7. 15 (s. oben S.IIIA4); Nehlßf mit 10; PsJ0641 mit 47; Neh 932. 36f; Tob 34h; Dan911.-14.16; Bar 115; (26); 120; 213.25; 3 8;4QDibHam H, 11; VI, 11; UI, 11; Gebet ASa7jar V. 11. 14. 19f; IQS I, 26fin. 'Ps7911(?); Esr97; Nehl8; Ps 10647; Neh930; Tob 34; Don97; Bar213; 3n; 4QDibHam V, Ilf; VI, 12f; Gebet Asarjas V.14. - Besonders zu beachten ist, von wem die Zerstreuung in diesen Belegen ausgesagt ist: nicht von denjenigen Israeliten, die eben im Exil oder in der Diaspora sind, sondern Israel als solches ist im Exil. Im-ExilSein ist theologischer Ausdruck für den Unheilsstatus Israels als solchen und schließt auch die in Palästina Weilenden ein: vgl. Esr 9 7 (I P.PI.); Neh I 10 (1rJlJ); Ps 10647 ('1l:!t:lP'); Bar 213; 38 ("uns"; 1. P.PI.); 4QDibHam V, 11; VI, 12 (V, 11: i1~?JlJ ~N'W'); anders: Neh930; Dan97; Bar24. Auch die dIr Stellen Dtn427; 2864[; 30 I (s. dazu unten im Abschnitt I 2) sehen Israel als solches nach 587 im Exil, unter die Völker zerstreut, ohne daß damit im historisch-geographischen Sinn nur die Exilierten gemeint wären. Diese Vorstellung hat Konsequenzen für das Baruchbuch, s. unten Exkurs I. Nur folgerichtig ist es, daß die nachexilischen unter diesen Gebeten die Rückkehr der Gola nicht einmal erwähnen (Ausnahme höchstens Esr 9 Bf); für dtr Sicht ändern diese Rückwanderer nichts daran, daß Israel noch in der Zerstreuung und unter dem Gericht ist (ganz anders Chronist!). • (Ps 79); (Jes 63 10); Klgl 3 und 5; Neh 936f; Gebet ASa7jas V. 9.
WEITERBILDUNG DES DTR GESCHICHTSBILDES
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erfahren wird; ebenso aber werden aktuelle Bedrängnisse Israels in der nachexilischen Zeit an Hand der Vorstellung von der Andauer des Gerichts von 587 verstanden und durch Einbezug in ein dergestalt erweitertes dtrGB theologisch bewältigt1 • Ein Ende dieses kontinuierlichen Unheilsstatus des Gottesvolkes ist in diesen Gebeten durchaus in den Blick genommen, ja stellt das eigentliche Anliegen der Gebete dar, was sich in der häufig auftretenden Bitte äußert, Gott möge von seinem Zorn (gericht) ablassen!. Gedacht ist solche Beendigung des Unheilsstatus als endliche, ttTTifassende Restitution des Heilsstatus Israels durch GotfS, die inhaltlich vor allem als Sammlung aller Glieder des Volkes aus der Zerstreuung' bestimmt wird. Neben sie tritt das endliche Gericht, aber nun an den Feinden Israels, den Völkern5 , deren gegenwärtige Herrschaft über Israel Zeichen der Gerichtsandauer (D) ist. Hatte das dtrGB 2 Kön 17 noch in 587 seinen Abschluß, so zeigen die Gebete ein erweitertes dtrGB, das in die Gegenwart der Beter und darüber hinaus bis in eine endliche, heilswendende Zukunft verlängert wird, in der Gott die Heilsrestitution Israels (Element Fl) und das Gericht über die Feinde/Gottlosen (Element F2) vollziehen möge. Die Zeit nach 587 bis zum Eintritt der Heilswende (F) bekommt alber in diesem erweiterten dtrGB neben ihrer Qualifikation als Unheilsstatus Israels qua Andauer von D noch eine weitere: sie ist f[ir Israel Zeit zu Umkehr und Gesetzesgehorsam6 , die Gott dem im Unheil stehenden Volk eröffnet7 • Das Sprechen solcher Sündenbekenntnisse, wie wir 1 VgI. den Einbezug der Bedrängnis durch Antiochus IV in Dan9; Bar 115--38; Gebet Asarjas und wohl auch 4QDibHam VI, 8ff. Dabei greift Dan 9 besonders d"" Vorgehen Antiochus' IV gegen Jerusalem auf und versteht es als akuten Erweis der Andauer von D hinsichtlich der Zerstörung Jerusalems 587 (vgl. dazu in älteren Gebeten im Blick auf 587: Ps 7911f; Jes 6318; 649f; Klgl), ebenso Gebet Asarjas V.5.15, das daneben auch noch das Moment der Fremdherrschaft in Antiochus IV andauern sieht (s. oben 8.122 A5); Bar 115ff betont dagegen das Moment der Zerstreuung Israds (s. oben 8.122 A4); spiegeln sich darin die von Antiochus IV durchgeführten Deportationen? 8. unten im Exkurs I. 2 Vgl. Ps 795;Jes 640; Klgl5 22; Dan 916; Bar 213; 4QDibHam II, 11; VI, 1I. • Ps799.11; J.s6317; 641-4; KIg13221f; 422; 521; Nehl9; Ps 10647; (Neh932); (Dan 916-19); Bar234f; 4QDibHam VI, 11-15; Gebet ASaljas V.19f. Dieses den Unheilsstatus Israels einmal ablösende Gotteshandeln einer Heilsrestitution Israels, das sich in dtr Tradition allmählich herausbildet und, wie sich noch zeigen wird, mit vielfaltigen Vorstellungen angereichert wird, nennen wir das Element FI des dtrGB. 4 Ps 7911 (?); Neh 19; Ps 10647; Bar 234f; 4QDibHam VI, l:!f. ·S. Ps796.10.12; Jes641f; KlgI122(?); 364-66; 421.22b; (Neh932.36fvielleicht indirekt); 4QDibHam VI, 16(??). Dieses mit der HeilsrestitUition verbundene Vernichtungsgericht an den Feinden Israels, den Gottlosen, mit dem sich, wie wir noch sehen werden, dann die Vorstellung vom verdammenden Endl~ericht überhaupt verbinden wird, nennen wir das Element F2 des dtrGB. • Jes 644; Klgl3 40 (:lW). 41; Neh 19 (:l,l17). 11 (1"l17-mt MN"1"?); Bar 2 33 (Original wohl :l'W); 37; 4QDibHam V, 12ff; VI, 5ff; Gebet Asatjas V. \{;'-18. 7 Nicht einfach das isolierte Umkehrmotiv, sondern die Möglichkeit zu Umkehr und Gehorsam, die Gott dem in der Andauer des Gerichts (D) stehenden, unter die Völker
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sie oben betrachtet haben, durch das Gottesvolk der exilischnachexilischen Zeit ist selbst Ausdruck von Umkehr und Gehorsam (Element E)l. Dieses nunmehr durch die Folge der Elemente A-B-C-D-E-FI/F2 2 gekennzeichnete Geschichtsbild umfaßt somit die gesamte Geschichte Israels von den Anfangen bis in eine eschatologische Zukunft 3 und korrigiert durch die Elemente Umkehr (E) und künftige Heilsrestitution (F I) die 2 Kön 17 formulierte, 587 erfolgte Verwerfung ganz Israels 4 • Auch dieses erweiterte Geschichtsbild muß das deuteronomistische genannt werden (dtrGB), da seine Erweiterung zu der oben charakterisierten Gestalt noch bei Dtr selbst erfolgt ist5• c) Wir haben nun zu fragen, wie sich die Beter der exilischen und nachexilischen Zeit zu dem zum Gericht (D) führenden permanenten Ungehorsam des vorexilischen Gottesvolkes stellen, also ob und in welcher Weise Element A über 587 hinausrei,cht. Zunächst ist schon auffallend, daß alle genannten Gebete die Sünden des vorexilischen Israel, wenn auch verschieden detailliert6 , zerstreuten Israel nach 587 erneut gibt, nennen wir das Element E des dtrGB. Es setzt ein nach dem Eintritt von D, bedeutet sachlich natürlich nichts anderes als die Realisierung dessen, was das vorexilische Israel nach dtr 8icht ständig versäumt hat (A, Cl, und hat seine Grenze im Eintritt der Heilswende (FI/F2). In der vorliegenden Arbeit wird E immer wieder zusammenfassend mit "Umkehr und Gesetzesgehorsam" umschrieben. Diese Umschreibung ist pauschal, will das sich Durchhaltende herausstellen, vernachlässigt aber Einzelheiten und Besonderhe.iten im Verlauf der überlieferungsgeschichte des dtrGB, die hier nicht dargestellt werden können. (Die Einzeluntersuchung ergäbe besonders in den unter I 2 zu behandelnden Belegen gerade für die jeweilige Füllung des verpflichtenden Gotteswillens (Jub, Weisheitstradition) ein differenziertes Bild.) Die Umschreibung hat für sich, daß sie die bei der Entstehung von Element E wesentlichen Momente enthält (vgl. Dtn 429f; 30 2.S; s. dazu unten 8.140ff), die auch in der folgenden überlieferungsgeschichte des dtrGB immer wieder auftreten. 1 Zum 8ündenbekenntnis als Ausdruck der Umkehr in dtr Tradition vgl. I Kön 847f; Kigl 340 mit 42; Lev 26 40; Jub I 22. Dieses Vorstellungsmoment wirkt da nach, wo n::l1lzm geradezu das Bußgebet und 8ündenbekenntnis bezeichnet, vgl. ApkMos § 32 und dazu E. K. DIETRICH, Umkehr, 8.248; ferner den bei DIETRICH dargestellten Befund in rabbinischer Tradition (aaO 8. 351f; vgl. auch 8.248.250; ferner J.BEHM, ThW 4, 8.988). • Obwohl die Elemente fest auf den Geschichtsverlaufbezogen sind, lösen sie sich doch nicht einfach gegenseitig ab: D und E gehen parallel; ebenso A und B, C; Näheres zur 8truktur des dtrGB s. unten Abschnitt I 3. - Außer den oben mit Siglen bezeichneten Elementen gehört natürlich wesenhaft zum dtrGB noch das Element der Heilstaten Jahwes, das seine Andauer in der die gesamte Geschichte Israels bestimmenden Bundestreue Gottes zeigt; vgl. zu diesem nicht durch ein eigenes 8iglum bezeichneten Element oben S. 71 AI; 8.118 A7. • An sich müßte hier auf das Bittgebet Sir 361-17 (Zählung Rahlfs) eingegangen werden, insofern in ihm eine isolierte Verbindung von D-F vorliegt. Wir stellen die Besprechung aber bis zur Behandlung des 8irachbuches im Abschnitt I 2 zurück. e V.20: "ll:l/:) O:l"Wit 'WN '37 ... 0l37" 'N'1t" 37'T-':l:J i11it' ON/:)" • S. unten 8. I 39ff. • Ps 79 S; (Ps 78sff); Jes 644-6; Klg115. So. IS. 21; 214; 342; 46; 57.16; Esr 96f. lOb. (13).15; Neh 16blX. 7; Ps 1066ff. 34-39; Neh 916-17 •. IS. 26. 2S. 29f. 33h-35; Tob 33-5; Dan 9 5. 6a. 7b. S. 9b. 10 o. 1\. 16b; Bar I 17-19.21 •. 22; 2 Sb. 10. 12.240.30. 33c; 3 2b. 4b. 5 o. 7.,. 8; 1Q
DIE ANDAUER DER SCHULD DES VOLKES
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bekennen, der Eintritt des Gerichts (D) also keineswegs als Tilgung dieser Schuldgeschichte verstanden ist l . Vielmehr, insofern Gott das Gericht (D) über 587 hinaus andauern läßt und damit das Israel nach diesem Zeitpunkt mit dem vorexilischen Israel zusammenschließt zu dem in der Einheit seiner ganzen Geschichte genommenen Gottesvolk, dauert auch die ganze zu diesem Gericht führende Schuld noch an und muß somit auch vom nachexilischen Israel in der Gerichtsdoxologie 2 bekannt werden, solange D anhält. Da Israel noch unter dem Gericht steht, lastet auch noch die gesamte Schuldgeschichte des Volkes, die dieses Gericht beschworen hat, arif ihm. Die hier leitende Vorstellung von der seine ganze Geschichte umfilssenden Einheit Israels in Gericht und Schuld wird in diesen Gebeten sowohl als ungegliederte wie als in Vorfahren 3 und gegenwärtige Generation gegliederte Einheit zum Ausdruck gebracht. Nach dem Aspekt der ungegliederten Einheit bekennt das Israel nach 587 die !~esamte Sündengeschichte des Volkes in der 1. P. Pi. und bekundet durch dieses "Wir Israels", daß diese auf ihm lastet4 • Im Aspelkt der gegliederten Einheit Israels wird derselbe Sachverhalt mit Unterscheidung zwiDibHam II, 7f.11.15f; III, 14a-16; V, 1-3a; Gebet AsarjasV.5fin.6f. 14; IQ.S I, 23f. 24f; DamXX, 28f. 1 V g!. E. K. DmTRIcH, Umkehr, S.208ff zu den drei Bußgebet"n aus dem chronistischen Werk: "Bemerkenswert ist hier vor allem, wie sehr die Sünde des Volkes al. eigene Sünde empfunden wird" (S.208). • Zur "Gerichtsdoxologie" vg!. F.HoRST, Doxologien; G.v.RAD, ThAT I, S.368ff; G. BORNKAMM, Lobpreis, S.49ff.59ff; in den Bußgebeten als An<:rkenntnis der Rechtmäßigkeit des Fluchgerichts (D): G.v.RAn, aaO S. 369. 389 AI7; K.BALTZBR, aaO S. 55 A2; H.W.KUHN, aaO S.2Of.26; s. jetzt auch H.J.BoBcKBR, Redeformen, S.129ff. • Vg!. die häufige Nennung der Verfehlungen der "Väter"!Vorfahren: Ps 798; Klgl 57; Esr97; PsJ066(fT); Neh916(ff).32.34; Tob33(f).5; Da.n98.16; Bar I 16(ff); 233c; 3(4b). s •. 7c. 8; 4QDibHam II, 7f; IQS I, 25; Dam XX, 28f. - Der Ausdruck "Väter" kann in den in unserer Untersuchung herangezogenen Quellen sowohl die Vorfahren Israels wie speziell die Erzväter meinen, vg!. dazu G.SCHRBNK, ThW 5, S. 975f. Ich verwende den Ausdruck stets im erstgenannten Sinne; sind die Erzväter gemeint, werden sie auch als solche bezeichnet. • Statt der I. P.P!. kann dieser Aspekt auch durch Begriffe wie Zion, Israel, Volk usw. ausgedrückt werden, was in der folgenden Zusammenstellung jeweils vermerkt wird. Ps 799b 'l'nNtm (wegen V.8a sind die Verfehlungen V.9b kaum die der betenden Generation im Unterschied zu denen der Vorfahren, sondern die Verfehlungen der Vorfahren, deren Gott in der Andauer des Gericht, im Blick auf die Beter "gedenkt" und die die Beter im Wir Israels aufsieh genommen haben; vgl. auch H.-J.KRAus, BK XVfl, S. 552); Jes 644-6; KlgllS (Zion). 8.18.21; 214 (stets Jerusa.1em) ; 342; 46 (Volk); 516; Esr96f; Neh16f (s.S.lllfAII); Ps 1066 (auch hier ist wie Ps 799b nicht von der Sünde speziell der Beter, sondern von der von ihnen im Wir hraels übernommenen Sünde der Vorfahren die Rede, vg!. auch H.-J.KRAUS, BK XV/2, S. 729); Neh 937 (im Vorangehenden ist nur von der Sünde der Vorfahren die Rede); Tob 3s BA N (brotf)(Jo'!)."", ~"'OP€U~"I)f.'''''); Dan 9S.6a.7b.8.9b.IOa.11 (ganz Israel); Bar 117-19.21.22; 2 Sb. 10. 12.240; 32b; 4Q.DibHam 11, 15f; Gebet Asarjas V. 5.6f.14; lQ.S 1,23 (Israeliten); IQ.SI, 24b-25a; Dam XX, 28b-29a; hierher gehören auch PesR 138a; PesR 146a (Zion). Dabei ist zu beachten, daß auch detailliertere Sündenaussagen wie zB das Nicht-Hören auf die Propheten auch al8 Tat im Wir Israels formuliert und damit als Tat auch der betenden nachexiJi8chen Generation ausgesagt werden können.
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sehen Vorfahren Israels (3.P.Pl.) und Israel der Gegenwart (I.P. PI.) ("unsere Väter und wir")! ausgedrückt. Dabei werden entweder die Sünden der Väter und die eigenen nebeneinandcrgestellt 2 ; die Andauer der Schuld der Väter bis in die Gegenwart wird dann durch ausdrückliche Betonung, daß das Israel der Gegenwart die Schuld der Väter zu tragen hat8, bzw. durch ergänzende Sündenformulierungen im (ungegIiederten!) "Wir Israels" unterstrichen4 • Oder es wird der Aspekt der gegliederten Einheit in der Weise verwendet, daß überhaupt nur von den Sünden der Vorfahren gesprochen wird (3. P. Pl.)6; diese aber werden als weiterhin auf dem Volk lastende dadurch übernommen, daß nach dem Aspekt der gegliederten Einheit das Israel der Gegenwart diese Belastung in der 1. P. PI. konstatiert' oder sich nach dem Aspekt der ungegliederten Einheit in einer im "Wir Israels" formulierten Sündenaussage in diesen umfassenden Schuldzusammenhang des Volkes einfügt? So erklärt sich, daß die Untaten des vorexilischen Israel - wir denken natürlich besonders an das Neh 9 26 und PesR 138a.146a im Zusammenhang von Bußgebeten erwähnte gewaltsame Geschick der Propheten - im VorsteIlungszusammenhang des dtrGB, wie er sich 1 (Ps 798); (Klgl5 7); Tob33 (HSS BA N).5 (HSS BA); Dan 916; 4QDibHam VI, 5; IQS I, 25; Dam XX, 29; siehe ferner: Bar 2 30. 33c; 34.~. 7.8 (Sünden der Vorfahren) mit Bar 2 8 (Sünden der Beter); 4QDibHam V, 1-3 (Sünden der Vorfahren) mit V, 18-21; VI, 6 (Sünden der Beter). Ein Element dieser gegliederten Einheit liegt auch da vor, wo nicht die Sünden der Vorfahren und der gegenwärtigen Generation nebeneinanderstehen, aber doch die Verfehlungen der Vorfahren in der 3. P.PI. nur von diesen ausgesagt werden (gekgentlieh mit zugeordnetem Wir Israel.); so Ps \066(ff); stets in Neh 9, außer 33.37; Bar 2 30. 33c; 34.5.7.8; 4QDibHam V, 1-3a.Vgl. zur Vorstellung der gegliederten Einheit, ihrer Herkunft und Geschichte]. SCliARBERT, BZ NF 2, 1958; DERS., Solidarität, S.20Iff.247f.270ff. ].SCHARßERT, Solidarität, S.207f sagt: "Das Bekenntnis ,unserer und unserer Väter Sünden' ist geradezu charakteristisch für die nachexilische Frömmigkeit". Das wird zutreffen; immerhin, der chronistischen Sicht entspricht es nicht (s. oben S.76A3); wenn SCH. aber fortfährt: "man bemüht sich durch ein solches Bekenntnis und durch geduldiges Ertragen der Leiden die nationale Schuld zu sühnen", so ist zumindest für die Belege aus der Tradition des dtrGB das Wesentliche verkannt; tilgen kann diese Schuld nur Gott selbst in der Aufhebung von D; und selbst an den wenigen Belegen, wo die Schuld als vergebene betrachtet wird (s.S.127 A2), wird sie gleichwohl weiter bekannt, solange D andauert. Das Sühnemotiv darf nicht einfach in die Texte eingetragen und der gerichtsdoxologische Sinn der Bekenntnisse übersehen werden. 'Tob33.5; Dan916; 4QDibHam VI, 5; IQS I, 25; Dam XX, 29; ferneI' der S.126A1 (am Anfang) herausgestellte Befund in Bar und 4QDibHam. • Vgl. die Vorstellung vom Anhaften der Flüche an der betenden Generation in 4Q DibHam III, 11; vgl. auch Lev 2639. (40). 'Tob35; Dan95.6a.7b.8.9b.l0a.ll; 4QDibHam 11, 15f; IQS I, 24b-25a; Dam XX, 28b-29a. • Ps 798; Kigl 57; Ps 1066ff; Neh 9; s. auch Bar 2 30. 33c; 34.5.7.8; 4Q DibHam V, 1-3a; diese Gestalt der Vorstellung liegt auch Mt 23 30 Qzugrunde. • Ps 798; Klgl5 7; Bar 3 8. , Ps 79 9b; Kigl 516; Ps 1066; Neh 933. 37; s. auch Bar 117-19.21. 22; 2 5b. 10.12.240; 3 2b; 4QDibHam II, 15f.
DIE ANDAUER DER PROPHETENBLUTSCHULD
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in diesen Gebeten ausprägtl, sowohl in 3. P. PI. von den Vorfahren, als auch in 1. P. PI. von Israel im ganzen ausgesagt werden können, einschließlich der jeweils gegenwärtigen Generation,. die als Täter im historischen Sinn überhaupt nicht mehr in Frage kommt. In jedem Fall aber lasten die Verfehlungen des vorexilischen Volkes noch auf dem Israel der Gegenwart, das diese Sündenbekenntnisse spricht 2• Wendet man diesen Befund nun auf die dtrPA an, so bewährt sich unsere Annahme, daß die Gestalt der dtrPA im Urchristentum und in der rabbinischen Tradition aus der alttestamentlich-spätjüdischen überlieferungsgeschichte des dtrGB zu erklären sei. Denn die eben behandelte Weiterbildung der A- (und C-) Aussagen in dieser überlieferungsgeschichte macht erklärlich, warum das gewaltsame Geschick der Propheten überhaupt noch vom Israel nach 587 als weiterhin lastende Schuld verstanden 3 und deshalb auch pole1 W.RunOLPH, HAT 20, S.91 zu Esr 9; H.-J.K.RAus, BK XX, S.SSf zu Klgl5 7; J. SCHARBERT, BZ NF 2, 1958, S.22f weisen mit Recht darauf hin, daß die oben besprochene Vorstellung der durch den Volkszusammenhang gesetJ,ten Solidarität in Gericht und Schuld der in Jer 3129 und Ez 182 wiedergegebenen I'osition, aber auch der Ezechiels selbst (vgI. dazu noch G.V.RAD, ThAT H, S.24üff), widerspricht. • Von der erfolgten Vergebung der in D gerichteten Schuld sprechen überhaupt nur zwei Stellen: Klgl422 und 4QDibHam VI, 5, vgl. auch 11, 15f. Doch stellt Klgl422 ein Heilsorakel dar (vgl. H.~.KaAUS, aaO S. 82f), und 4QDibHam VI, 5 liegt ohnehin Einfluß der sich von dtr Tradition unterscheidenden Priestertraditionen vor; außerdem muß beachtet werden, daß auch die Vergebungsgewißheit in beiden fällen d ... Sündenbekenntnis Israels keineswegs überflüssig macht: die gegenüber Kigl 4 jüngeren Lieder Klgl3 und 5 (vgI. dazu W.RUDoLPH, KAT XVII, 1-3, S.193; E.JANSSEN, Juda, S.9ff) enthalten es; außerdem ist zu bedenken, daß sowohl Kigl wie 4QDibHam regelmäßig gebetet wurden, also auch die Sünden bekenntnisse wiederkehrten. D ... ist auch im Blick auf den ganzen Vorstellungszusammenhang des dtrGB nicht anders zu erwarten: mag die Schuld auch vergeben sein, so dauert doch d ... Gericht Jahwes noch an; wo aber das Gericht noch währt, kann die Gerichtsdoxologie nicht fehlen. Es ist in diesem Zusammenhang ferner hervorzuheben, daß diese kollektiven Sündenbekenntnisse, in denen die exiIiseh-naehexilischen Generationen Israels sich in den Schuldzusammenhang mit dem vorexilischen Israel stellen, gerade vOn denen gebetet werden, die in Umkehr und Gehorsam stehen (s. auch oben S.124A:I), sich also gerade von ihren Vorfahren unterscheiden, vgI. Jes 644; Klg1340f; Neh III a; 4QpibHam VI, 5ff; Gebet AsaIjas V.I6-18; besonders deutlich Bar 34-8: d ... hier betende Israel der nachexilischen Zeit verwendet den Aspekt der gegliederten Einheit Israels so, daß fast nur von den Vorfahren Sündenaussagen gemacht werden, während es selbst von sich sagen kann, daß es sich von den Ungerechtigkeiten der Väter abgewendet und zu Umkehr und Gehorsam (E) (V.7, vgI.23Ib) gefunden hat. Gleichwohl enthält Bar I 15-3 8 Sündenaussagen der betenden Generation nach den Aspekt.,n der gegliederten wie der ungegliederten Einheit Israels (s. oben). D ... liegt darin begründet, daß eben die 234f angekündigten Heilsereignisse (Sammlung Israels, Rückf"tihrung ins Verheißungsland, ewiger Bund; FI) noch ausstehen und die betende Generation vielmehr noch in der Andauer des Gerichts (D) steht (vgl. 213; 346n.8; - 1. P. PI!), was als Folge der permanenten Sünde des Volkes Israel verstanden wird (~rl. die Aussagen im Wir Israels). Darum sprechen die in Umkehr und Gehorsam stehenden Beter in dieser Lage d ... Bekenntnis der Sünde des Gottesvolkes im ganzen und gliiedern sich im Wir Israels in die Schuld der Väter ein. S S. oben S.I04 mit A6; S.I06 A2.
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inisch vorgehalten werden konnte!, aber auch, warum die Untat zwar von den Vorfahren, die Schuld aber noch von der gegenwärtigen Generation Israels (gegliederte Einheit)2, oder die Untat auch von Israel überhaupt einschließlich der gegenwärtigen Generation (ungegliederte Einheit)3 in urchristlicher und noch rabbinischer Tradition ausgesagt werden konnte. Der Befund aus der vorchristlichen Überlieferungsgeschichte des dtrGB in der Verkündigung wird bestätigend hinzutreten, wie sich noch zeigen wird. Hingegen läßt sich aus der Überlieferung des dtrGB in Bußgebeten noch nicht erklären, warum etwa Lk 11 49f und 13 34f4 die Untaten des gewaltsamen Geschicks der Propheten aufgreifen, nicht weil die jüdischen Adressaten dieser Worte noch im Gericht darüber (Andauer von D) mitteninne stehen, sondern weil sie das Gericht darüber vor sich haben! Bevor die Frage nach der Vermittlung der Überlieferung des dtrGB in Gestalt von Bußgebeten und Sündenbekenntnissen gestellt wird (Sitz im Leben), ist näher auf Bar einzugehen. EXKURS I: ZUM PROBLEM DER EINHEITLICHKEIT UND ABZWECKUNG DES APOKRYPHEN BARUCHBUCHES Das apokryphe Baruchbucho stellt im Blick auf Einheitlichkeit, Datierung, Herkunft und Abzweckung nach wie vor vor schwierige Probleme, deren Behandlung in extenso hier nicht erfolgen kann. Doch sollen einige sich aus dem Zusammenhang unserer Untersuchung nahelegende Erwägungen dazu vorgetragen 1 S. oben S.103A2 und sämtliche im Hauptteil 0 Abschnitt n genannten rabbinischen Belege, die Element 0 enthalten und nicht als Sündenbekenntnis formuliert sind. • Mt 23 30 Q: In diesem Weheruf steht somit die Emanzipation der Angeredeten auS diesem doch von ihnen selbst konzedierten Schuldzusammenhang zur Debatte; Lk 114951 Q; vgl. auch Lk 623c (Lk); Apg 751f. B So Lk 623c Qpar Mt 512 (3.P.PI. = "man"); Lk 13 34f; I Thess 215; Mk 121bft" par; Mt 221ft"; Barn 5!l; Justin, dial. 164; 736; 934; 952; 1125. Ebenso in der rabbinischen Tradition, wo stets das Volk im ganzen als Täter gefaßt ist, s. oben S. 92f A4. PesR l46a (s. oben S.88f) zeigt dieselbe Übertragung der D-Topik von 587, die schon bei Dan 9 (s.S.113f AIO); Bar 115ft" (s.5.123 AI); Gebet Asarjas (s.5.120 AI) erkennbar wurde (s.5.123AI), nun auf 70 n.Ohr. Hinter der hier und öfter in rabbinischer Tradition auftretenden Ineinssetzung von 587 v. Ohr. und 70 n. Ohr. steht die dem dtrGB entstammende Vorstellung von der Andauer von D (587), die sich in akuten Bedrängnissen von 5tadt, Tempel und Volk erneut bestätigt. e Weitere 5tellen s. oben 5.102 A7; vgl. noch S.I04mit A5. o Vgl. dazu H.EwALD, Propheten nI, 5.251-282; J.]. KNEUCKER, Baru~h; E. SCHÜRER, III, S.460ff; W.RoTHsTEIN in Kautzsch AP I, S.213ff; O.O.WHITEHOUSE in OharlesAP I, S.569ff;]. T. MARSHALL (s. oben S.115A8); H. ST. THACKERAY, Septuagint, S.80-11I; R. H. PFEIFPER, History, 5.409-425; O.Et'lSFELDT, Einleitung, S. 802fr; W.PEsCH, ZAW 67, 1955,5.251-263; O.PLÖGER, RGG, 3.A., I, Sp.900f; M. WEISE, BhHW I, 5p.202.
EXKURS: DAS APOKRYPHE BARUCHBUCH
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werden. Die Frage der Einheitlichkeit von Bar wird zumeist negaltiv beantwortet'. Läßt man die Einleitung 11-15a.. einmal außer acht', die erst bei der Herausgabe des restlichen Textes als pseudepigraphe Schrift hinzugekommen sein kann, so stellt sich die Frage für 115-59, und hier scheinen mir Gründe gegen die einheitliche Abfassung nicht ausreichend vorzuliegen. Die Weisheitspl'edigt Bar 39-4/, die ebenso wie das vorangehende Bußgebet' wohl ursprünglich hebräisch abgefaßt war' und deshalb wie jenes wohl in Palästina entstanden ist, wird meist als selbständiges Stück gegenüber dem Bußgebet angesehen'. Doch darf dieses formgeschichtlich zutreffende Urteil nicht einfach in ein überlieferungsgeschichtliches umschlagenD: es ist doch keineswegs ausgeschlossen, daß sich ein und dieselben theologischen Träger verschiedener Gattungen bedienen und dabei von den Topoi der jeweils verwendeten Gattung' bestimmt sein können. Für den ursprünglichen Zusammenhang beider Stück,~ sprechen schon die engen Beziehungen zwischen 11$-38 und 39-44: 39-44 stellt eine Ausführung zu 2291f.33 dar, wie sich zumal aus 39-19 ergibt, vgl. besonders 310rmit 34; ferner das Umkehrmoment in 233 und 42; hier wie dort wird die Zerstreuung Israels auf den Ungehorsam gegenüber den Geboten zurückgeführt (vgl. zB 117ff; 210.21lfmit 39.lorr'), wird Israel in der Ganzheit seiner Geschichte genommen'; was für Israel in der Zerstreuung in 229ff als Verheißung und in 37 als Widerfahrnis gesagt wird, die Umkehr zu Jahwe und seinen Geboten, das erscheint in 391f als Ziel einer Predigt, die dem Israel in der Zerstreuung den Grund seiner Lage aufweist (39-13) und es zur Umkehr, zum Gesetzes!:ehorsam aufruft (314; 421f), indem es die ihm verliehene, mit dem Gesetz identische Weisheit preist (3IHI). Das Argument, in beiden Stücken sei der zeitliche Abstand zum Vorgang der Exilierung verschieden (so R.H.l'FEIFFER), hat ohnehin wenig Anhalt am Text und verkennt, daß beidemal der theologische Topos vom Zu-
1 H.EWALD, aaO 8. 252ff; W.ROTHSTEIN, aaO 8.213ff; O.C.WnrmHoUSE, aaO 8. 570f.574f; H.8T.THACKERAY, aaO 8.85ff; R.H.PFEIFFER,faaO 8AI7ff;O. EISSFELDT, aaO 8.803; O.PLÖOER, aaO 8p.901; M. WEISE, aaO 8p.202. • 8. dazu die 8.128 A5 genannte Literatur. Ist 11-15"" nicht nur gegenüber jedem der folgenden Teile, sondern auch gegenüber deren Zusammenbestand sekundär, dann sind I !fund 13-150" verschiedenen Redaktionsstufen zuzuweisen, vgl. O.PLÖGER, aaO Sp.900f; auch O.EISSFEl.DT, aaO 8.804f; anders WHITEHOUSE, PFEIFlFER u.andere. Oder war das Folgende nicht immer schon ganz oder teilweise mit eine·r historischen Einleitung (3-15 a) versehen, die es als Weisung Baruchs erscheinen läßt? 'Zur Frage der Ursprache von Bar überhaupt vgl. W.PESCH, aaO 8.255f (Lit). Für hebräische oder aramäische Abfassung der ganzen Schrift vor allem KNEUCKER; jüngst wieder PFEIFFER, aaO nach eingehender Prüfung der Argumente:; für das Bußgebet wurde sie bisher fast allgemein angenommen. 'Vgl. O.C. WHITEHOUSE, aaO 8.571 und besonders R.H.PFEIFFER, aaO 8.417-421; auch M. WEISE, aaO 8.202. - PFEIFFER urteilt: "As elsewhere in tbe book, tbe Palestinian provenance ofthis poem (sc. 45-59) is obvious: no trace ofHellenistieJudaism has been deteeted in it" (aaO 8.422). , 8.129 Al. DZum Nachweis der Uneinheitlichkeit weistR.H. PFEIFFER (aaO 8.418) aufdieinhaltliche Inkongruenz zwischen I 151f und 3 91f im Blick auf den verschiedenen zeitlichen Abstand von der Exilierung hin, O.C.WHlTEHOUSE (aaO 8.570) auf die Verwendung verschiedener Schriften des AT. , Zumal, wenn noch mit lebendiger Gattungstradition gerechnet werden kann; vgl. zu 1151f Dan 9 und 4QDibHam I, 8ff; zu 3 91f 8ir 24. 'Wie W.ROTHSTEIN, aaO 8.219Ae, in 312 einen Zusatz anzunehmen, ist nicht erforderlich; metrische Argumente haben hier, zumal angesichts d",: Rückübersetzungsproblems, wenig Beweiskraft. Erst recht besteht für die Annahme dnes verknüpfenden Zusatzes in 310-13 kein Anlaß (zu R.H.PFEIFFER, aaO 8.418). Zum Text vgl. O.C. WHITEHOUSE, aaO S.588. • Vgl. die Anrede Israels in 39-15; 42-4.
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stand der Zerstreuung ganz Israels vorliegt'. Bleibt nur der Unterschied, daß sich im Bußgebet nicht die Gleichsetzung von Gesetz und Weisheit findet, was aber mit der Gattungstopik der Bußgebete zusammenhängen wird. Im übrigen liegt auch der Predigt das dtrGB zugrunde', nur haben sich in ihr die Elemente D-E verselbständigt. Sieht man auf diese Berührungen zwischen beiden Stücken, so steht dem nichts entgegen, daß sie schon ursprünglich aufeinander angelegt sind und daß sie ob ihrer gemeinsamen vorstellungsgeschichtlichen Basis (Tradition des dtrGB) auch in demselben Kreis entstanden sind. - Vergleicht man mit 115-44 die folgenden, wohl ebenso ursprünglich hebräisch' in Palästina abgefaßten Lieder' Bar 45-59, so zeigen sich Verklammerungen: vgJ. 412b.13 mit 11511'; 39-13, 413 mit 313,425 mit 213.20,427 mit 115-30, 42R mit 39-44" 429.37; 55-9 mit 234. - Auch besteht Kongruenz in der Vorstellung, daß Israel als solches in der Zerstreuung ist'. Neu gegenüber dem Vorangehenden sind eigentlich nur die Vorstellungselemente vom Gericht an den Feinden und von der mit der Sammlung Israels verbundenen Verherrlichung Jerusalems. Beide Elemente sind aber solche des dtrGB6, das als Vorstellungszusammenhang schOll 115-44 bestimmt hat und den Liedern auch sonst zugrundeliegt'. Diese Bar 115-59 prägende Vorstellungstradition des dtrGB (A-B-C-D-E-Fl/F2) legt nahe, daß Bußgebet und Predigt schon ursprünglich mit den Liedern verbunden waren, die für diesen Zusammenhang gebildet, zumindest aber gesammelt wurden. Unsere Folgerung der literarischen Einheitlichkeit von 115-59, die sich auf die Einheit im leitenden Vorstellungszusammenhang des dtrGB und auf die Verklammerungen der drei Teile untereinander stützt, wird durch hü:torische Indizien für eine verschiedene Abfassungszeit der Teile nicht widerlegt', da solche klaren Indizien fehlen'. Die Datierung von Bar und seinen Teilen ist deshalb besonders schwierig, weil die Grenze zwischen Topischem und Anspielungen auf Zeitumstände nicht klar zu ziehen ist; denn aus 226 10 ist nicht zu entnehmen, 1 Vgl. dazu oben S.122 A4! Deshalb lassen sich daraus, ob die Aussage nach dem Aspekt der gegliederten Einheit in der 3. P.P!. oder nach dem der ungegliederten Einheit in der I. P.P!. formuliert ist, keine Schlüsse für eine Komposition in Bar 115-36 ziehen (zu J.T.MAltSHALL, s. oben S.115A8). • S. unten S.I64f. • Vgl. dazu S.129A4; ferner den von W.PESCH erbrachten Nachweis der Abhängigkeit von PsSal II von Bar 5. , Umstritten ist freilich, ob es sich um ein Lied (so WHITEHOUSE, aaO S.572; I'FEIFFER, aaO S.423) oder um einen Kranz von Liedern handelt (so ROTHSTEIN, aaO S.214f; EISSFELDT, aaO S.803f; PLÖOER, aaO Sp. 901); mir ist das letztere wahrscheinlicher. • Auch mit den "KindernJerusalems" in Bar 45-5 9 sind nicht bloß die deportierten Israeliten gemeint, sondern Israel überhaupt, vgI. 410.12.14.19.21.25.37; 55 mit 57 (Israel!). • Zum Gericht an den Feinden (Element F2) s. oben S.123 A5. Zur Sammlung Israels (Element F1) s. oben S.123 A4. Belege für die Verherrlichung Jernsalems als Moment von FI bietet die überlieferung des dtrGB in der "Verkündigung" mehrfach, vgI. Tob 139-16 und dazu unten S. 148f; äthHen 90 29fT und dazu unten S. 156; Jub 120f und dazu unten S.159f. - Das Element FI ist in Bar 45fT mit Hilfe prophetischer Heilsverheißungen zumal aus Dtjes und Tritojes ausgestaltet; dieses Vorgehen fügt sich ganz in das Bild, das die überlieferungsgeschichte des Elements FI im dtrGB auch sonst zeigt. 7 A: 46-8. 12f; D: 46. 9fT. I4fT.IB. 25. 26. 29 u.ö; E: 421. 27. 20. • VgI. zB O.C.WHITEHOUSE, aaO S.574ff; H.St. THACKERAY, aaOS.85f; und. andere. • Für das Datierungsproblem wird vielfach überseben, daß die konkreten Aussagen über die Deportation in Bar durchweg traditionell sind und znr Topik der Vorstellung von der Zerstreuung Israels (s. oben S.122A 4) gehören. - Die Beziehung der Aussagen auf 70 n.Chr. wird neuerdings fast allgemein abgelehnt; vgI. zB R.H.PFElFFgR, aaO S.422; W.PESCH, aaO S.254; O.PLÖGER, aaO Sp.90I. '0 J.J.KNEUCKER, aaO S.251 hält V.26a überhaupt für nicht ursprünglich; dagegen aber mit Recht O. C. WHITEHOUSE, aaO S. 586.
EXKURS: DAS APOKRYPHE BARUCHBUCH
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worin der als Gericht angesehene Zustand des Tempels besteht. Von einer Zerstörung jerusalems ist nirgends die Rede, und die freilich LI!>-59 gleichermaßen durchziehende und ständig betonte Not der Zerstreuung Israels kann rein topisch sein. Doch läßt sich vielleicht auf anderm Wege eine Lösung des dunklen Datierungsproblems versuchen. Durch den Nachweis von W. PESCH, daß PsSal Il von Bar 5 abhängig ist, scheint gesichert, daß jedenfalls die Lieder bereits vor Pompejus verfaßt sind. Für die Weisheitspredigt ist zu beachten, daß sie von Sir 24 abhängig ist', ferner, daß sich 312 auffallend mit dem Gebet 4QDibHam I, 8ffin V, Ifberührt, das ja auch zum Bußgebet über Dan 9 hinaus Beziehungen aufweist'; schließlich, daß eine Verbindung der Traditionen der theologischen Weisheit und des dtrGB, wie sie 39ff vorliegt', wobei an die Stelle des Gesetzes im dtrGB die mit ihm identische Weisheit getreten ist, bei: SirachC noch nicht vollzogen ist. Demnach weisen also die Lieder in die Zeit VO'r Pompejus, die Predigt in die Zeit nach Sirach. Für das Bußgebet legt sich aber doch wegen der Beziehung zu Dan 9' und 4QDibHam I, 8ff auch über Dan 9 hinaus' nahe, daß es etwa in derselben Zeit entstanden ist'. Da verschiedene Abfassungszeit von Bar 115-59 nicht nachzuweisen ist, vielmehr literarische Einheitlichkeit auch wegen der Abzweckung von Bar (s. unten) wahrscheinlich ist, kommt man somit für Bar 115-59 in die Zeit etwa vor 150 v.Chr. Doch was ist dann der Anlaß zur Bildung von 115-S9? Am nächsten liegt dabei doch ein Zusammenhang mit der Bedrängnis durch Antiochus IV. Nun fällt aber auf, daß weder die Verfolgung der Frommen noch im Unterschied zu Dan 9 Antiochus' IV Vorgehen gegenjerusalemB erwähnt wird; scheidet man die topischen Aussagen zumal in den Liedern für die historische Auswertung aus, dann scheint außer der Zerstreuung Israels und der Fremdherrschaft überhaupt keine aktuelle Bedrängnis mehr vorzuliegen; dann ist aber wohl an Abfassung nach der Neueinweihung des Tempels und dem Amnestieedikt von 164 v. Chr.· zu denken. Entsprechendes möchte man für 4QDibHam I, 8ff annehmen". Bar 11!>-59 und 4QDibHam I, 8ff wären demnach etwas jünger als Dan 9, aber auch alil das Gebet Asarjas, das noch die Unterbrechtmg des Opferkults voraussetzt (V.IS). Der Anlaß für das betonte Aufgreifen der Exilierungs- und Zerstreuung-Israels-Topik hängt dann vermutlich mit den unter Antiochus IV durchgeführten Deportationen" zusammen, worin Israel sein Sein in der Zerstreuung wieder aktuell erfahren 'Vgl. J.J.KNEUCKER, aaO 8.30; W.RoTHSTEIN, aaO 8.214; O.C.WHITEHOUSE, aaO S.570f; R.H.PPEIFFER, aaO 8A18f. Traditionsgeschichtlich gehören 8ir 24 und Bar 3 9ff eng zusammen, s. unten S.I64f A5. Ob Bar 3 9ff dabei von dem um 190 v.Chr. hebräiscb verfaßten Sirachbuch (s. dazu O.EISSPELDT, aaO S.8(9) abhängig ist oder von der von Jesus Sirach aufgenommenen Weisheitstradition, kann hier offenbleiben. • S. oben S.117 A4. • S. unten 8.164f. • 8. unten 8.146f. , S. oben S.115 A6. • 8. oben S. 117 A4. 'Term. ad quem für Dan 9 ist die Herausgabe des Dan (vor 163 v.Chr.), tenn. a quo das in V.14aboc.16a.16bß-IB eingezeichnete Vorgehen Antiochus' IV gegen Jerusalem, s. oben 8.113 AIO; zur Datierung von 4QDibHam I, 8fTs. oben S.117. B Vgl. J.T.MARSHALL, aaO 8.252 und N.B.WAMBACQ., aaO SA74f. Zu 226 s. oben S.130f. • Zu Datierung und Ablauf der Ereignisse E.BICKERMANN, Gott, 8. 12ff.5Off.I 55ff; H.L.JANSEN, Politik. 10 Die Bedrängnis durch Antiochus IV scheint für 4Q DibHa.m I, 8ff überstanden (V, 17b.18a; VI, 8.12); von aktueller Verfolgung oder TempeIzerstönmg verlautet nichts. 11 8. dazu I Makk 132; 2 Makk 524ff;Josephus, Ant. XII, 5,4 und dazuJ.J.KNEuttKER, aaO 8.42; E.8CHÜRER, I, S.198; M.NoTH, GI, 8.327; aber auch E.BICK.ERMANN, aaO 8. 76f.
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GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
hat. Zumal wenn man 13-14 als ursprüngliche Einleitung hinzunimmt" in der V.IO-I2 das Gebet für den fremden Herrscher aufgetragen wird, wird vielleicht auch verständlich, warum 221-24 die verweigerte Loyalität gegenüber dem babylonischen König als Grund für die Katastrophe von 587 so betont herausgestellt wird: die hinter Bar stehenden Kreise sind offenbar nach Beendigung der Religions(!)not für Loyalität gegenüber den Seleukiden und gegen die Fortführung des rnakkabäischen Freiheitskampfes, da sie die Restitution Israels nicht von einem derartigen Kampf', sondern gemäß dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB allein von Gott erwarten', der bei der Heilswende die Feinde vernichten (F2) und Israel heimbringen wird. Das entspricht der Position der Asidäer, bei denen demnach Bar entstanden wäre. Diese versuchen damit, ihrem v.'ort zur Situation nach 164v. Ghr. (wenn 13-1.5 dazu gehört, pseudepigraph mit der Autorität des Baruch') Gehör zu verschaffen. Die.~es Wort ist gestaltet in der Dreiheit von Bußgebet-Umkehrpredigt-Liedem, der die drei Schwerpunkte Sünde des Volkes und Gericht (A-D)-Umkehraufruf (E)-Heilsverheißung (F) entsprechen. Hier stellt sich nun noch die Frage nach der Abzweckung von Bar. Daß sie liturgischer Art ist, wird vielfach angenommen'; besonders H.ST. THACKERAY ist ausführlich auf diese Frage eingegangen', doch bleibt an seine Aufteilung von Bar in Homilien für einen Sabbatzyklus und dessen Lesungen", wofür sich TH. auf PRK stützt, zu fragen, ob sich dieser Sabbatzyklus samt den ihm zugeordneten Lesungen schon für die Zeit der Asidäer annehmen läßt; außerdem geht aus Bar der Bezug auf alttestamentliche 1 Dieser Kampf wird von den Makkabäern selbst freilich als Gotteskampf verstanden, vgl. 2 Makk 1315 und dazu E.BlcKERMANN, aaO S.84. - Auch die "Lieder aus der Kampfzeit" (I Makk 125-28.36-40; 28-12; 33-9; 345; 146-15) implizieren eine völlig andere theologische Sicht der Ereignisse als Bar; sie führen sie nicht auf die Sünde Israels zurück und weisen Judas Maccabaeus (33ff, be8.9) und Simon (146fT, bes. 7.11ff) Taten zu, die Bar als Gottes eigenes Tun am Ende (FI) erwartet! S. die nächste Anm. • Vgl. Bar 2 34f; 418. 21ff. 30ff; 51ff. - Vgl. auch die (antimakkabäischen) Mahnungen zum Gebet(!) um Errettung und zur Geduld im Zorngericht in 421. 25. 27. • Zur asidäischen Bewegung und ihrer Prägung durch den Vorstellungszu!lammenhang des dtrGB s. unten S.205ff. Aus dem in der Tradition des dtrGB überlieferten Topos der Andauer der Zerstreuung Israels (D) und des "Exils" als Ort der Umkehr (E) ist wohl auch zu erklären, warum palästinische oder in Palästina redigierte Schriften wie Tob und Dan, aber eben auch Bar, im "Exil" spielen und theologische Thesen Leuten, die fiktiv im Exil lebten, in den Mund gelegt werden. Zum Problem des Pseudepigraphischen vgl. K.H.ScHELKLE, HThK XIII/2, S.245ff. • Vgl. H. EWALn, aaO S. 267ff (für 39-59); H. RINGGREN, Word and Wisdom (nach A.BENTzEN, Introduction 11, S.232; das Buch von R. war mir nicht zugänglich); C. KUHL, Entstehung, S.322; W. PEscn, aaO S.254. H.L.JANSF.N, Psalmendichtung, S. l06fwill im Baruchbuch ein ,Kompendium erbaulicher Texte, die im Tempel vorgelesen wurden,' sehen. 'aaO S.82ff.93ff. " Zum Sabbatzyklus (drei Strafsabbate nach 17. Tammuz, 9. Ab, sieben Tro:ltsabbate bis zum Neujahrsfest) aus PRK vgl. vor allem L.ZuNz, Vorträge, S.199ff.213ff. THACKERAY ordnet den Strafsabbaten die ,Teile' des Bußgebets zu, dem 9. Ab die Weisheitshomilie und hält die siebengeteilten Trostlieder für kurze poetische Homilien für die sieben Trostsabbate. Die Anwendung de.s Sabbatzyklus auf Bar ergibt sich für TH. aus der Konvergenz der Lektionen an diesen Sabbaten mit den in den BaruchTeilen verwendeten AT-Schriften (vgl. die Benutzung von Jer an den St.rafsabhaten und in Bar 1 15ff, die von Dtjes an den Trostsabbaten und in Bar 45fT). Die Weisheitshomilie 3 9ff ist nach TH. eine Predigt über die bMeg 31a belegte Lesung für den 9. Ab:Jer 813-924 (23), die sich ähnlich wie die Pesiktahomilien an den letzten Vers der Lektion anschließe; in Bar 3 16-28 werde im Anschluß an Jer 922f in drei Gruppen expliziert, wer die Weisheit verfehlt habe: 1tAOUI1W<; - 110'1'6<; - tcrxup6<;. TH.s Verständnis der Weisheitshomilie hat Zustimmung erfahren durch E.PETERSON, Bußtal~, S,49f; zurüekhaltenderH.SCHLIER, Eph., S. 160;J.MUNcK, Paulus, S.139f.
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"SITZE IM LEBEN"
Texte als Lektionstexte nicht klar hervor. Mir ist deshalb wahrscheinlicher, daß die drei Teile von Bar 115-59 als Proprium eines einzigen Bußtages, vielleicht des 9. Ab', gedacht sind; denn aus einigen alttestamentlichen Texten kann eine Verwurzelung der ThemenzusammensteIlung Sünde des Volkes und GerichtUmkehr-Heilsverheißung in Fastenliturgien erschlossen werden', wobei sich auch die gattungsmäßige Gliederung in Sündenbekermtnis-UmkehraufrufHymnen, wie sie in Bar vorliegt, teilWeise erhalten hat'. _. Demzufolge müßte Bar dann aus dem asidäischen Bestreben verstanden werden, nach 164 v. ehr. eine Fastenfeier (wieder?) einzuführen, deren um die Themen Israels Zerstreuung als Gericht, Israels Umkehr und künftige Heilsrestitlltion kreisendes Proprium Bar 115-59 darsteIlt. Diese liturgische, vom Vorstellungszusammenhang des dtrGB gestaltete Begehung und die in ihr eingeschärfte Umkehr stellen diese Asidäer dem fortgehenden makkabäischen Freiheitskampf entgegen als den Weg, der Israel in der Gegenwart gewiesen ist.
d) Es hat sich aus der Untersuchung bisher ergeben, daß sich das dtrGB bis ins Spätjudentum in Gestalt von Gebeten, nach seinen Elementen Abis D speziell in Sündenbekenntnissen und Bußgebeten, lebendig erhalten hat; auch die jüngeren Texte lassen sich nicht als reine Nachahmungen älterer literarischer Vorbilder verstehen. Die Vermittlung des dtrGB von der Exilszeit bis in spätjüdische Zeit in lebendiger Gattungstradition verweist ftir diesen Zeitraum auf feste Begeh ungen, in denen die Überlieferung des dtrGB ihren ,Sitz im Leben' hatte. Welche liturgischen Haftpunkte kommen in Frage? , Zur Begehung des 9. Ab im nachexilischen Judentum 8. unten S.135. - Die patristischen Nachrichten über eine liturgische Verwendung des Bar (s. dazu E.ScaüRER, In, S.464f; H.ST.THACKERAY, aaO S.1071f) ermöglichen keine sicheren Rückschlüsse. • Vgl. Kigl 2+3 und dazu E.JANSSEN, Juda, S.99f; Mi 77-211 und dazu E.JANSSEN, aaO S.891f.96; K.BAI.TZER, aaO S.64 A7; Sach 71 und dazu K.BAI.TZER, aaO S.69f. E.JANSSEN, aaO S. IOOf ordnet die Liturgien von Klgl und Mi 7 den Sach 7f erwähnten Fasttagen zu. Diese Dreiheit wirkt auch J 0 2 nach. V gl. : Klg12+3 A-D
E
342
Sündenbek. Klagelied
} 2+3
Mi 7 79.19
Sach 7f
J02
Bar
77-14
217
115-38
70lf
212tf
39-44
218tf
45-59
79f 714tf
Umkehr und 339f
816f.19b
Gesetzesgeh. FI
Heil für Israel
321tf
F2
Fluch über Feinde
364tf
711-13 (15!) 18-20 (7 7f. 10. 16f)
83-15 20-23
• Sündenbekenntnis : Klgl 342; Mi 79. (19); Umkehraufruf: Klgl 3 39f; Sach 78ff; 816f.19b; Jo 212tf; Hymnus: Mi 718-20.
134
GEBETSTRADITION DES DTR GESCHICHTSBILDES
Hier ist zunächst die Bundeserneuerung zu nennen, zu deren Proprium gerade solche Bußgebete gehören, in denen Israel seine Verfehlungen im Kontrast zu den HeilstatenJahwes bekennt und damit das Fluchgericht Jahwes anerkenntl. Vor allem Esr 9; Neh 9; Dan 9 gehören in diesen Zusammenhang 2 • Nun ist aber damit zu rechnen, daß die Bundeserneuerung seit der Exilszeit Inhalt einer regelmäßigen Begehung gewesen ist3, und zwar möglicherweise im Zusammenhang des Wochenfestes4, und somit das Bundeserneuerungsfest als liturgischer Haftpunkt für eine lebendige Überlieferung des dtrGB anzunehmen. Dieser regelmäßigen Begehung lassen sich unter den besprochenen Bußgebeten vielleicht Esr 9 in seiner ursprünglichen Gestalt& und Neh 96 zuweisen, da sie keine aktuelle Notlage als Anlaß erkennen lassen, sondern nur die seit 587 andauernde allgemeine, als Gericht verstandene Notlage der Zerstreuung Israels und der Knechtung des Volkes durch fremde Herren aussprechen, die unter Umständen überhaupt der permanente Anlaß für eine regelmäßige Feier der Bundeserneuerung war7 • Zumal für das gefüllte GebetNeh 9 drängt sich die Vermutung auf, daß es zumindest zeitweise das Regelgebet für das Bundeserneuerungsfest war!!. Wahrscheinlich sind Bundeserneuerungen in nachexilischer Zeit auch außerhalb der regelmäßigen Begehung dann abgehalten worden, wenn aktuelle Notlagen darauf verwiesen, daß Gottes richtender Fluch (noch) auf dem Volk liegt9 • In diesen Rahmen gehören vielleicht Dan 9 und das Gebet Asarjas mit ihren Bezugnahmen auf Antiochus IVlo. 1 VgI. dazu F.BAUMGÄRTBL (s. oben S.120 A7), M. WEISE (s. ebd.) und vor allem das Buch von K.BALTZER, Das Bundesformular, bes. S.48-70.104. • VgI. dazu K.BALTZER, aaO S.56f.5Iff.57f. Zur Frage, wieweit diese Bußgebete uno mittelbar aus einem Vorgang von Bundeserneuerung genommen sind, vgI. ebd. S.48ff. • VgI. K.BALTZER, aaO S.68.91. « So H.-]. KRAUS, Gottesdienst, S. 76f. 271; vgI. dazu auch E. KUTSCH, RGG, 3. A., H, Sp.912.914ffu. K.BALTZER, aaO S.68ff. Im einzelnen stehen hier noch mannigfache Probleme offen; wir müssen uns hier mit vorsichtigen Rückschlüssen, wie sie sich aus 2 ehr 1510-14 und trotz der kalendarischen Verschiedenheit aus ]ub (vgI. bes. 6101f) und aus der Agende für die jährliche Bunde"erneuerung in I QS (s. dazu M. WEISE, Kultzeiten; K.BALTZER, aaO S.58fu.ö; fernerE.KUTSCH, aaO Sp.912.914; K.G . KUHN, RGG, 3. A., V, Sp.746) ergeben, begnügen. • S. oben S.lll A4. • Zur sekundären Beziehung des Bundeserneuerungsschemas in Neh 9f auf die Mischehenfrage vgl. K.GALLlNG, ATD 12, S.239ff; K.BALTZER, aaO S.55 A3. 7 S. dazu auch K.BALTZER, aaO S.67f. 8 Vgl. auch seine Beziehungen zur synagogalen Liturgie; dazu die Arbeit von L.J. LmBREICH, Tbe Impact of Nehemiah 95-37 on the Liturgy of the Synagogue. Auf Neh 9 26 geht L. allerdings nicht ein. • Vgl. zu diesem Verständnis der Notlage im Unterschied zu einer Reihe von Volks· klageliedern K.BALTzER, aaO S.64f. - Zu Gestalt, Anlaß und Termin von Bußtagsliturgien vgI. E.WÜRTHWEIN, ThW 4, S.976ff. 10 Bar I 15/fhingegen gehört kaum in diesen Rahmen, da die auf das Bußgebet in der
FOLGERUNGEN FÜR DIE DTR PROPHETEN AUSSAGE 135 Einen weiteren überlieferungsort rur das dtrGB im Rahmen von Gebeten bilden in exilischer und nachexilischer Zeit die Klagefeiern, die dem Gedächtnis der Ereignisse aus dem Ende des Südreichs galten!, da hier die Klg12, aber wahrscheinlich auch Ps 793, Ps 1064 und Jes 637-6411 5 ihren Sitz im Leben haben. P. BILLERBECK wird mit seiner Auffassung recht haben, daß jedenfalls der 9. Ab auch nach dem Wiederaufbau des Tempels in nachexilischer Zeit weiterhin als Trauertag begangen wurde6 ; nach 70 n. Chr. hat dieser Trauertag dann natürlich erhöhte Bedeutung bekommen? Daß die Tradition des dtrGB besonders zur Topiik des 9.Ab gehört und hier einen festen überIieferungsort gehabt haben muß, ist m.E. auch daraus zu schließen, daß das dtrGB als aus lebendiger dtr Vorstellungstradition gestaltetes noch in PeHR in Homilien begegnet, die mit der Trauer im Monat Ab verbunden sind, wie wir gesehen habens. Die vorgenommene Untersuchung der alttestamentlich-spätjüdischen überlieferungsgeschichte des dtrGB ermöglicht, angewandt auf die dtrPA und besonders die VorstellUlng vom gewaltBundeserneuerung folgende Verpflichtung auf die Bundessatzung (vgl. zB Neh 10 30. 40; auch Esr96-15 mit 105. 3. 7f; dazu K.BALTZER, aaO S.5Iff) als Vollzug in Bar37 vorausgesetzt und Bar 115ff somit auf Grund der Erneuerung des Bundes (von der allererst erwarteten 8ttt-91»<"I) tt!c:,VtO~ 235 streng zu unters.cheiden) gesprochen scheint; ähnlich 4Q DibHam I, 8ff (vgl. VI, 5), was auf einen besonderen Sitz im Leben für die überlieferung des dtrGB verweisen dürfte. - Auch die literarischen Bildungen ZusEst 312-30 und 3 Makk 2 2-20 können u.U. als Hinweis darauf betrachtet werden, daß bei aktuellen Notlagen derartige Bußgebete üblich waren, und zwar auch in der Diaspora (3 Makk!). 1 Vgl. Sach 711f; 81S[; zur Sache F.HoRST, HAT 14, S.239ff; K.ELLrGER, ATD 25/2, S.132ff; E.JANSSEN, aaO S.94ff; H.-J.KRAUS, Gottesdienst, S.260ff; VERS., BK XX, S.8ff, bes. 12f; G.v.RAn, ThAT I, S.94f; K.BALTZER, aaO S.69f. 'S.E.JANSSEN, aaO S.95.97ff; H.-J.KRAUS, BK Xx, S.12f. • S.E.JANSSRN, aaO S.95; H..:J.KRAUS, BK XV/I, S.55Of. • S. H.-J.KRAUS, BK XV/2, S.728 im Anschluß an B.Dumt. • S. E.JANSSRN, aaO S.95.96f. -J. stellt auch die Liturgie Mi 7 7-20 (s. oben S.133A2) in diesen Zusammenhang. • aaO IV/I, S.80 unter Berufung auf einen Ausspruch R.EIe.tZarS b.Zadok (bTaan 12a); anders G.F.MoORE, Judaism H, S.65f. - Sach 7f kann {Ur das Aufhören der Trauerfeste in frühnachexilischer Zeit jedenfalls nicht geltend Ilemacht werden, vgl. K.ELLIGER, aaO S.132ff, bcs. 134. 136; die Ersetzung der Fasttage durch Festtage wird in Sach 71-3; 81sr angekündigt, liegt aber noch in eschatologischer Zukunft, vgl. auch K.BALTZER, aaO S.69f. 7 Vgl. dazu BILL. IV/I, S. 79ff;J.BEHM, ThW4, S.931. • S. PesR 138a.l46a und dazu oben S.87ff. In dieselbe Richtung weisen auch die von dtr Topik geprägten Kinot zum 9.Ab, die I.ELBOGRN, Gottesdienst, S.23Of erwähnt. Ob die mit dem Versöhnungstag verbundenen Sündenbekenntnisse in nachexiIischer Zeit überlieferungsort für das dtrGB waren, wissen wir nicht (zur Problematik des nachexilisehen Versöhnungstages vgl. E.KUT5CH, RGG, 3.A., 11, Sp.913; zum Versöhnungstag in der Qumrangemeinschaft M.R.LEHMANN, RQ3, 1961/62, S.I 17-124; zum Ritual Lev 16 jetzt M.NoTH, ATD 6, S. IOOff). Die Sündenbekenntnisoe des Hohenpriesters in der Mischna (Joma IH, 8 (BILL. I, S.113); IV, 2 (BILL. IH, S. 7(0); VI, 2 (BILL. I, S.423» enthalten keine geschichtlichen Details.
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
samen Geschick der Propheten, nicht nur ein Verständnis wesentlicher Vorstellungsmomente, die mit der Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten in urchristlicher und rabbinischer Tradition verbunden sind!, sondern macht auch historisch verständlich, daß die Aussage von der gewaltsamen Abweisung der Propheten durch Israel im Judentum der urchristlichen Zeit ein verbreitetes und allgemein konzediertes Theologumenon war, was oben aus urchristlicher und rabbinischer Tradition nur zu erschließen war. Dennjedenfalls für das dtrGB hat sich eine Reihe regelmäßiger und aktueller Begehungen für die Zeit seit 587 bis ins Spätjudentum ergeben, bei denen das dtrGB im Rahmen von Gebeten überliefert worden ist 2 • Die dtrPA ist uns in diesem Rahmen freilich nicht immer und das Moment des gewaltsamen Geschicks nur Neh 926 erhalten. Aber hier ist zu bedenken, daß wir die mit Gebeten des Volkes gegebene allgemeine Verbreitung des dtrG B nur aus Erhaltenem rückerschließen können und daß diese dtr Gebetstradition zumal im chronistischen Werk nur hinter ihrer literarischen Verarbeitung zu greifen ist. Anschaulicher würde die Vermittlung und Verbreitung der Vorstellung vom gewaltsamen Prophetengeschick, wenn Neh 9 in der fraglichen Zeit einen festen Platz in der regelmäßigen Bundeserneuerung hatte; doch bleibt das Vermutung. Sicher jedoch scheint mir, daß die Vermittlung und Verbreitung dieser Vorstellung auch nicht nur als liturgische Vermittlung und Verbreitung der Aussage innerhalb von Neh 9 vorzustellen ist; dafür sind die Sündenbekenntnisse PesR 138a. 146a in ihrer Formulierung zu selbständig. Überhaupt zeigt ja die Überlieferung des dtrGB in Gebeten mit ihrer Variationsbreite im dtr Aussagenfeld, daß hier nicht sterile Weitergabe starrer Formeln, sondern lebendige Tradition vorliegt, die ihre dtr geprägten theologischen Träger bis ins Spätjudentum gehabt haben muß3. Ihnen muß man auch die Bildung dtr Gebete und die Überlieferung der Vorstellung vom Prophetengeschick in diesen Gebeten zuweisen; denn daß diese Vorstellung auch im Rahmen von dtr Gebeten überliefert worden ist, steht wegen der Konvergenz von Neh 9 und PesR l38a.146a außer Frage! Aufdiesem historisch-überlieferungsgeschichtlichen Hintergrund wird verständlich, warum Juden noch S. oben S. 95ff.lOOff. • Auf diesem Wege wird sich die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten allch im DinJ!>nrq;lIdmllim vrrbreitet haben, wie auf Grtlncl cler 1Ir- IIncl friihchri"tlich~n Funrhlt"Uf"n. dir ftirh jA. krinrAwrRR "Hr pnlfi1ltinil'rhr. TrnditionN.,.chich'rn 1
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zur Zeit der Logienquelle von sich sagen konnten: (TWV 7t1X-reP6lV ~fLWV) xow(J)vot ~v TCi'> lX(fLIXT~ TWV 7tpOq:rYJTWV.
2. Die Vherliiferung in der Verkündigung Wir behandeln! zunächst Belege für die überliefc~rung des dtrGB in der Verkündigung von der Exilszeit in Juda bis zur asidäisehen Bewegung und müssen, um den Anfang dieser überlieferungsgeschichte zu fassen, auf früher Untersuchtes zurückgreifen!. a) dtrG Wund Jeremia OJulle C Die im Juda der Exilszeit wirksame Bewegung, deren theologische Exponenten wir mit dem Siglum "Dtr" bezeichnen3, hat das dtrGB nicht nur in Sündenbekenntnisse und Bußgebete aufgenommen, um sich unter dem lastenden Zorn J ahwes in der Gerichtsdoxologie einen neuen Weg zu ihm zu bahnen; Voraussetzung dafür ist die theologische Besinnung auf Grund und Sinn des katastrophalen Gerichts, das über.das Gottesvolk ergangen ist, und die Hinführung der im Lande Verbliebenen zu dieser theologischen Einsicht in der Verkündigung. Die theologische Besinnung liegt im dtrGW4 vor; es ist natürlich selbst nicht eigentlich Verkündigung, wohl aber kann erwogen werden, ob nicht 2 Kön 177/f auf eine homiletische Darbietung des dtrGB verweistfi • Doch welches Ziel hat solche älteste Verwendung des dtrGB in der Predigt? Bevor auf diese Frage eingegangen werden kann, müssen zunächst die ebenfalls Dtr im Juda der Exilszeit zugehörenden RedenJeremia Quelle C untersucht werden6 • Sieht man diese Reden auf ihren Aufbau hin durch', 110 zeigt sich, daß sie wie 2 Kön 17 stets mit dem Element D, der inzwischen eingetretenen Katastrophe Judas und Jerusalems, schließen. Im Voraufgehenden entsprechen sie dem Aufbau des dtrGB in 2 Kön 17', der seinerseits eine unumkehrbare Folge wieder1 Zur Fragestellung dieses Abschnitts D I 2 s. oben S. 107f. Er wird um der Eigenart der zu besprechenden Schriften willen nicht wie der voraufgehende thematisch, sondern nach den Belegen gegliedert, die in etwa chronologiBch angeordnet werden. - Die oben S. lOB hervorgehobene Fragestellung nach anderen Leidensvorstellungen als Element e im Traditionsbereich des dtrGB wird hier ausgeklammert, s. aber Abschnitt VIII. • S. oben S.65ff. • S. oben S.66 AS. • Zum Grundbestand (= dtrGW) des dtr Geschichtswerkes s. oben S. 66 AS. • Zur Analyse von 2 Kön 17711's. oben S.66ff. -].A.MoNTGOMl
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
gibt. Die in diesen Reden auftretende Mahnung zu Umkehr und Gehorsam ist somit stets allein auf das Volk vor der Katastrophe bezogen und inzwischen durch deren auf Grund des Ungehorsams erfolgtes Eintreten überholt! Die in der theologischen Geschichtsbetrachtung von Dtr unumkehrbare Abfolge der Elemente ABC-D ist ebenso zu beachten wie die Tatsache, daß sowohl in Jeremia C wie 2 Kön 17 kein Wort davon steht, daß das Juda der Exilszeit, das nach und in der eingetretenen(!) Katastrophe lebt (D), zu Umkehr und Gehorsam aufgerufen wäre! Umkehr ist in 2 Kön 17 und Jeremia Quelle C eine dem vorexilischen(!) Israel von Gott gegebene Möglichkeit. An der These E.JANssENs (aaO S.21) " ... diese Predigten erklären, wie es zum Untergang Judas kam. Sie mahnen, das Gesetz zu halten und sich vom Götzendienst rein zu halten" ist nur der erste Teil richtig, der zweite aber aus den Texten nicht belegbar.
Die Reden in Jeremia Quelle C verweisen in Übereinstimmung mit 2 Kön 17 7ff darauf, daß es im Juda der Exilszeit dtr Predigten gegeben haben muß, die die im Lande Verbliebenen angesichts der Katastrophe nicht zu Umkehr und Gehorsam aufzurufen wagten, sondern einzig das dtrGB (A-+D) einhämmerten: Jahwes Gericht über das Gottesvolk ist zu Recht ergangen, weil Israels (inJeremia C sind speziell die Bewohner des ehemaligen Süd reiches angesprochen) Geschichte trotz Jahwes Treue und langmütiger Vermahnung (durch die Propheten) die Geschichte ständigen Ungehorsams gewesen ist. Beachtet man, daß diese das dtrGB darlegenden Predigten in ihrem Aufbau den Sünden bekenntnissen in den Bußgebeten bis zu dem Punkt entsprechen, wo das im Gericht stehende Volk die Gerichtsdoxologie1 zu sprechen hat, so ist das Ziel dieser Predigten deutlich: die im Lande Verbliebenen sollten mit der dtrGW zugrundeliegenden theologischen Einsicht vertraut gemacht und zu Sündenbekenntnis und Gerichtsdoxologie gefährt werden, deren "Wir" hier homiletisch in Anrede umgesetzt ist:: ich möchte diese Art dtr Verkündigung, wie sie in 2 Kön 17 und Jeremia C greifbar wird, als homiletische Einübung in die Gerichtsdoxologie bezeichnen 2• Diese am Anfang dtr Verkündigung im Lande stehen1 S. dazu oben S.125A2. - Natürlich geben. die Jeremia-C-Reden solche Predigten nicht unmittelbar wieder; vielmehr ist hier Stilisierung als Jeremiarede und prophetisches Gerichtswort zu beachten. Wohl aber steht hinter den behandelten Jeremia-CReden solches Predigtwirken aus dem Juda der Exilszeit, das sich modellhaft in diesen Reden verankert. • Auch das dtrGW hat m.E. kein "Kerygma", das darüber hinausginge; das "Werk
ist eine große, aus dem Kultischen ins Literarische transponierte
,Gerichtsdoxologie~ ce
(G.v.RAn, ThAT I,S.355). Nun hat neuerdings H.W.WoLFF, Kerygma, eine weitergehende These vertreten (zustimmend G.v.RAn, aaO I, S.358): das Kerygma des dtr Geschichtswerkes an da.. 587 gerichtete Israel sei zwar noch kein hoffnungsvoller Ausblick auf eine neue Heilszuwendung Gottes (aaO S.308ff, bes. 314; anders zu Unrecht E.JANSSEN, aaO S.74ff), aber doch der Aufruf zu Umkehr und Gehorsam (aaO S.311-316). Aber wie soll man dann die Konvergenz der Jeremia-C-Reden mit 2 Kön 17 7ff verstehen? Müßte der Schluß dieser Reden, müßte der Schluß von 2 Kön 177-20, ja müßte das Ende des dtrGW dann nicht ganz anders lauten? 2 Kön 17 undJeremia C enthalten kein Wort davon, daß dem gerichteten Gottesvolk der Exilszeit in Umkehr
I KÖN 846-53
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den Predigten bedeuten keinerlei Entsprechung zu der Wirksamkeit der Propheten vor der Katastrophe, wie sie in der dtrPA gezeichnet ist. Das wird erst anders, als man auf einer weiteren Stufe dtr Tradition noch im Juda der Exilszeit zu einer neuen, über Gericht und reine Gerichtsdoxologie hinausreichenden Sicht der Lage des 587 gerichteten Volkes fand. b) 1 Kön 846-53; Dtn 425-31; 2845-68 + 301-10 Diese neue Sicht tritt zuerst in der dtr Formulierung 1 Kön 846-531 zutage; hier ist das Zorngericht Jahwes, die Zerstreuung Israels, nicht mehr das Letzte; es wird vielmehr dami t gerechnet, daß das Israel in der Zerstreuung umkehrt, seine Sünde bekennt und zu Jahwe betet2 • Hier ist nun von Dtr der Grundbestand des dtrGB um das Element E, auf das wir schon in den Gebeten gestoßen sind 3, erweitert. Es besteht vor allem in der dem Israel unter dem Zorngericht von 587 zugeordneten Hinkehr zu Jahwe im Gehorsam, als deren Moment die Gerichtsdoxologie nunmehr integriert ist'. Eine Aufhebung des mit der Zerstreuung andauernden und Gehorsam ein neuer Weg zuJahwe aufgetan wäre, wohl aber als Abschluß Gerichtsaussagen (D) über das Gottesvolk und speziell Juda, die von unülberbietbarer Schärfe sind, vgI. auch 2 Kön 2112-15; 24201 Wo von Verwerfung und Verstoßung des Volkes gesprochen wird und von neu gegebener Umkehr nichts verlautet, wie 2 Kön I 7ff und Jeremia C, kann ein Kerygma, wie es WOLFF bestimmt, nicht erschlossen werden. Vielmehr legen m.E. sowohl die ausdrücklichen Au ..agen in 2 Kön 17-25 als auch ihre Übereinstimmung mit dem Befund in Jeremia C nahe, daß es tW (älteste) dIr Traditionsstufe gab, in der das dtrGB mit dem Verwerfungsgericht (D) schloß, angesichts dessen es nur die Gerichtsdoxologie geben kann. Diese Stufe repräsentieren dtrGW und die Jeremia- C-Reden. - WOLPP stützt sich für seine These auf 2 Kön 1713, eine Stelle, die so wenig wie 2 Kön 23 25 etwas austrägt, da Umkehr hier auf die vorexilische Zeit bezogen, beschränkt{!) und durch das Gericht überholt ist; ferner auf Ri 2 und I Sam 12 (S. 312ff); beide Stellen gehören aber zum dtr Riebterbuch, das wir nicht zu dtrGW rechnen (s. oben S.66A3). Aber selbst wenn sie dazugehörten, so ist zu beachten, daß Dtr die Königszeit gerade nicht nach dem Schema von Ri 2 zeich"'~t; und auf I Sam 12 kann man sich so wenig wie auf 2 Kön 17 berufen, da die Samuelrede für den Fall des Ungehorsams Israels in der Königszeit ebenfalls am Schluß(!) eine D-Aussage bringt (V.25). WOLFFS These wäre somit nur zuzustimmen, wenn man die Umkehraussagen völlig aus ihrem historischen Kontext isolieren und ihren Ort im Geschichtsrahmen vernachlä..igen dürfte, was aber bei Dtr ganz unmöglich ist und a.ußerdem den klaren Befund in 2 Kön 17-25 und Jeremia C gegen sich hat. Die einzil~e Stelle, die für W. spricht, ist die dtr Formulierung im Tempelweihgebet Salomos I Kön 846-53; sie kann aber nicht zum Grundbestand des dtrGW gehört haben, da sie 2 Kön 17ff und damit übereinstimmend Jercmia Quelle C gegen sich hat; hier liegt schon eine Weiterbildung des rltrGB über 587 hinaus vor, die sich klar auch dadurch zu erkennen gibt, daß sie die definitiven Gerichtsau .. agen von 2 Kön 17 20; 2420 erheblich zurückgenommen hat (I Kön 846), s. oben S.118 A7. - S. aber unten S.142. 1 S. dazu M.NoTH, üSt, S.108; K.BALTzER, aaO S.67f; H.W.WOLFF, aaO S.316f.In dem Abschnitt wird als letzter der Fälle von Plagen (V.46 ':') die Exilierung .1. Zorngericht über die Sünde Israels genannt; der kasuellen Formulierung entspricbt es, daß die konkreten Konturen der Katastrophe des Südreichs ganz ,mrücktreten. • Vgl. V. 47f (Häufung von :JW!). • S. oben S.I23 A7. • S. das Sündenbekenntnis VA7; s. auch H. W. Wourp, aaO S.S17.
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Zorngerichts, die nur in der Sammlung Israels bestehen könnte (FI), ist hier noch nicht in Blick genommen1 ; die Bitte richtet sich unter Hinweis auf den Exodus darauf, daß Gott dem als solchem in der Zerstreuung gedachten Volk vergibt und es bei den fremden Herren Erbarmen finden läßt2 • Einen wesentlichen Schritt weiter gehen noch die dtr Formulierungen Dtn 425-31 3 und Dtn 2845-68 + 301-10 4 • In Dtn 4 bringen zunächst die Verse 25-28 traditionell die Elemente A und D (587), sodann V.29f das Element der schließlichen Umkehr Israels in der Zerstreuung (E); danach spricht jedoch V.31 von der Bundestreue Jahwes, was auf eine künftige Segenszeit für Israel verweist5 ; hiermit ist das ursprüngliche dtrGB um das Element Fl erweitert6 • Noch deutlicher ist diese Erweiterung in Dtn 301-10 ausgeführt, wo nach dem von A und D gestalteten Fluchabschnitt 2845-68 auf die Aussage von der Umkehr und dem Gehorsam (E) des in der Zerstreuung gedachten Volkes (30If; vgl. auch V.8.1O) nun die ausdrückliche Verheißung der Sammlung und Heimführung ganz Israels (V.3-5a) und der umfassenden Heilsrestitution im Lande, die auch die Beschneidung des Herzens einschließt, (V.5b-6.9) folgt (Fl). Hier korrespondiert auch diesem künftigen Heilshandeln das Fluchgericht über die Feinde (V. 7), das wir als Element F2 des dtrGB gekennzeichnet haben7 • Mit Recht betont von M.NoTH, aaO S.108; s. auch H.W.WOLFF, aaO S.317. • s.V. 49-53. • Zur Zuweisung von Dtn425-31 an Dtr s. M.NoTH, aaO S.38f; W.HERRMANN, Propheten, S.49; H.W.WOLFF, aaO S.320; G.v.RAD, ATD8, S.37. - Eine Bestäti· gung der oben geäußerten Ansicht, daß die älteste dtr Tradition mit D schloß und weder E noch Fl für das gerichtete Israel kannte, sehe ich darin, daß in Dtn 4 25ff zwei dtr Traditionsschichten vorliegen, eine ältere, die V.25-28 umfaßt, und eine jüngere, im Du-Stil in V.29ff angefügte (vgl. H. W. WOLFF, aaO; G. v.RAD, aaO), wobei bezeichnenderweise die ältere mit dem Gericht und der Verlängerung der A-Aussage bis in die Exilszeit schließt und erst die sekundäre Anfügung die Elemente E und F I zusetzt. • Zur Analyse vgl. M.NoTH, Die mit des Gesetzes Werken umgehen, S.158.168f A38 und vor allem jetzt H.W. WOLFF, aaO S.318ff; G.v.RAD, aaO S. 124.131. WOLFF hat treffend herausgearbeitet, daß Dtn 28 45ff + 301-10 auf denselben Verfasser zurückgehen, der aber auf einer dtr Traditionsstufe steht, die jünger als das dtr Geschicbtswerk ist; auf ihr wurde die Verzahnung des Geschichtswerks mit dem Dtn vorgenommen (aaO S. 318-321). Es ist dieselbe Traditionsstufe wie die in Dtn 4 29ff vorliegende. • S. die folgenden Verse, bes. die Segensformel VAO. - Das ursprüngliche dtrGB (hier nur die Elemente A, D) ist in Dtn 4 25ff Bestandteil des Fluches, der damit die Gestalt der Unheilsweissagung annimmt (s. K.BALTZER, aaO SA3). Das Verständnis von D als Eintreffen des Bundesfluches entspricht schon dtrGW (s. oben S.67f A7). Die Weiterbildung hat K.BALTZER treffend charakterisiert (aaO 5.43): "Fluch und Segen sind temporal verknüpft in der Weise, daß zuerst die Zeit des Fluches, dann die Segenszeit erwartet wird. Als ein ganz neues Element tritt hier zwischen Fluch und Segen die ,Umkehr' (29-30)". - Zur Einheit von Dtn 1-4 und dem Aufbau nach dem Bundesformular s. BALTZER, aaO S.4Iff. • S. oben S.123A3. 7 S. oben S.123A5. 1
DTN 425ff -
DTN 2845-68
+ 301-10
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In Dtn 28 + 30 liegt nun das (erweiterte) dtrGB in der umfassenden Gestalt vor, wie wir sie vorgreifend in delll Gebeten schon kennengelernt haben!. Es stellt eine mit der Erwählung Israels einsetzende und von da an die Geschichte als galllze umgreifende Konzeption dar, insofern es nicht nur Israel, sondern auch die Völker (und damit im Ansatz schon die Weltgeschichte) einschließt, die J ahwe bei der Landnahme vertreibt, als Werkzeuge seines Gerichts an Israel benutzt und am Ende in das Fluchgericht zieht, wenn Israel am künftigen Ziel seines ganzen Geschichtsweges zur umfassenden Verwirklichung seiner Heilsexistenz kommt. - Dieses umfassende dtrGB zeigt sich somit erst als das E:rgebnis einer gestuften innerdtr Weiterbildung 2, die nun auch eine traditionsgeschichtliche Ortung der dtr Gebetstradition erlaubt 3 • Ist der Vorgang solcher Weiterbildung als Anzeichen dafür zu nehmen, daß man im Juda der Exilszeit Zeit gebraucht hat, bis man angesichts der Katastrophe über die Gerichtsdoxologie hinaus die Umkehr, ja schließlich die Hoffnung auf Restitution Israels als neuerschlossenen Weg zu Jahwe fand? Was den Anstoß zu dieser Wende gegeben hat, ist unbekannt. Sie hängt aber doch wohl, wie H. W. WOLFF wahrscheinlich gemacht hat, mit der Integration prophetischer Heilsworte in die dtr Tradition zusammen, die zur Bildung und Ausgestaltung von F 1 und F2 führt 4 • S. oben S.122ff. • 1. Stufe: dtrGW und Jeremia Quelle C (Weiterbildung in der dtrPA, s. oben S.73f) 2. Stufe: I Kön 8 3. Stufe: Dtn4; 28+30. Diese vorstellungsgeschichtliche Stufung bestimmt mich, "Dtr'" in dem oben S.66A3 definierten Sinne zu fassen; sie spiegelt m.E. auch historisch die Frühgeschichte der dtr Bewegung im Lande, muß hier aber Vorschlag bleiben, da die erforderlichen literarkritischen Analysen zu Dtr hier nicht vorgenommen werden. können; deshalb muß hier auch offen bleiben, wann nach der I. Stufe da.. dtr Richterbuch hinzukam. • So könnten Klgl1 und 2 noch der 1. Stufe zugerechnet werden, da sie die Elemente E, FI, F2 (I 22 kann nicht zu F2 gerechnet werden) noch nicht enthalten; Entsprechendes kann man für die ursprüngliche Gestalt von Esr 9 vermuten (s. oben S.III A4). Die anderen Gebete, die aus dem Juda der Exilszeit stammen (K1g13-5; P. 79; Jes 63 76411; Neh I 5-11), setzen bereits Stufe 3 voraus, insofern sie die genannten Erweiterungselemente schon sämtlich oder teilweise (s. oben S.123A3.4.5.6) ent.halten; bes. Neh I und Ps 106 zeigen bis in den Wortlaut hineinreichenden Bezug auf die Stufen 2 (I Kön 8) und 3 (Dtn 30)! Ps 106, Neh 9 und Ps 78 setzen bereits ein Stadlium der dtr Tradition voraus, in dem das dtr Richterbuch Bestandteil des dtr Geschichtswerkes ist. • s. H. W. WOLFF, aaO S.318f, der zeigt, wie in Dtn 301-10 Heilsworte, in Dtn 28 45ff Drohworte der Jeremiaüberlieferung aufgenommen sind; v@;1. auch ebd. S.320 zu Dtn 429-31. - Seit der Untersuchung von S.HERRMANN, "Der Gestaltwandel der pr0phetischen Heilserwartung im Alten Testament", steht allerdings zur Diskussion, wie weit mit derartigen Heilsworten Jeremias, die Dtr integriert hätte, überhaupt zu rechnen ist. Für einen Großteil der HeiJsprophetie im Jeremiabuch (s. aaO S.159ff) kommt H. auf Grund von Pro.astil und dtr Indizien in Formulierung und Gedankengang zu der Auffassung, daß hier nicht echtes Gut Jeremias, der seinerseits sich von dt 1
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Auf den Erweiterungsstufen der dtr Tradition seit 1 Kön 8 hat das dtr Geschichtswerk, zumal nach seiner Verbindung mit Dtn und dem dtr Richterbuch, sicher die in Umkehr und Gehorsamsaufruf bestehende kerygmatische Ausrichtung gehabt, die H. W. WOLFF ihm zuweist. Auch wenn uns diese Erweiterung des dtrGB nicht als Topos in Gattungen aufbehalten ist, die sich als stilisierte Predigten verstehen lassen, so ist doch als selbstverständlich anzunehmen, daß diesem theologischen Weiterschritt auch ein homiletischer entsprach: neben die die Ursache des andauernden Gerichts aufweisende Einübung in die Gerichtsdoxologie muß die Umkehrpredigt und Gesetzesunterweisung getreten sein, mit der die theologischen Träger der dtr Tradition die im Lande Verbliebenen in den Status zu bringen suchten, den das Element E des dtrGB weist. In solchem Wirken entsprechen aber die dtr Prediger im Lande der Wirksamkeit, die sie den Propheten der vorexilischen Zeit generell zugewiesen haben!, freilich mit dem Unterschied, daß diese zu Umkehr und Gehorsam vermahnten, damit das Volk im Lande bleibt, während jene dasselbe predigen, damit das Volk in heilvoller Restitution wieder ins Land kommt; entsprang das Wirken der Propheten der Langmut Gottes gegen sein Volk, die das Gericht noch aufhält, so das Wirken der dtr Prediger der Bundestreue Gottes, die das mitten im Gericht stehende Volk nicht fallen läßt, Tradition beeinflußt zeigte, vorliegt, sondern die Heilserwartung der dtr Schule in prophetischer Gestalt (vgl. bes. S.188ff.235ff). Träfe das zu, dann wäre zwar der Anstoß zu der oben herausgestellten Wende innerhalb der dtr Vorstellungstradition noch rätsclvoller, die in Dtn 4 und 30 erreichte 3. Stufe ließe sich dann aber auch breit im Jeremiabuch nachweisen. Wir müssen diese, umfassende Prüfung erfordernde, Frage hier offen lassen. Auf zwei Beispiele für die Wirksamkeit dtr Tradition auf der 3. Stufe sei jedoch noch kurz verwiesen: Jer 3236-42 wird man zumindest mit dtr Aneignung rechnen müssen (zSt vgl. W.RUDOLPH, HAT 12, S. 189; G. v.RAn, ThAT I1, 8.22011 und bes. S.HERRMANN, aaO S.185ff); ist die Vorstellung von der 07':17 11,,::t dtr angeeignet, dann wird verständlich, warum in Bar 2 35 die 8L()('&71'<'I) ()(16)vLO~ als Moment von FI in dtr Tradition erscheint. Ferner ist der Schluß des HeiJigkeitsgeset;;es zu nennen (Lev 26 32-45). Zu dem komplizierten Problem der hier vorliegenden Überlieferungsschichten vgl. H. Graf REVENTLOW, Heiligkeitsgesetz, S. 142ff, bes. S. I 55ff; K. ELLIGER, RGG, 3. A., III, Sp.175f; M.NoTH, ATD 6, S.109ff; CH.FEUCHT, Untersuchungen, S.14ffund besonders R.Kn.JAN, Untersuchungen, S.148-160. M.E. ist die schon immer beachtete Berührung mit Dtn 28 + 30 so Zu verstehen, daß eine Redaktionsstufe in Lev 26 die 3. Stufe der dtr Tradition bereits voraussetzt, und zwar handelt es sich dabei um Integration dtr Tradition in Priestertradition, die wahrscheinlich in exilischen (oder frühnachexilischen), Ezechiel nahestehenden Priesterkreisen erfolgt ist. (Auch das in Lev 26 sekundäre Plagen-Schema dürfte auf dtr Tradition zurückgehen, vgl. 1 Kön 8 und Dtn 28; ebenso natürlich der Widerspruch, der zu Ezechiels Auffassung von der Verantwortlichkeit je nur des Einzelnen entsteht.) So wird auch verständlich, warum der auch sonst der Priestertradition verpflichtete Chronist im Unterschied zu dtrGW aus Lev 2634 die These von der Ersetzung der Sabbagahre aufnimmt (2 Chr 3621); ferner, warum das aus Priesterkreisen stammende Gebet 4QDibHam I, 81f so enge Berührungen mit Lev 26 zeigt. 1 S. oben S.69ff.
SACH 12tT -
74tT -
(8ItT)
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sondern dem Gehorsam Israels das Ziel eines künftigen Heilshandelns gibt. Eine topische Verwendung des dtrGB (A bis D) ist in solcher Umkehrpredigt dergestalt denkbar, daß der Aufruf zu Umkehr und Gehorsam durch den katastrophalen Zusammenhang von Ungehorsam und Ergehen des vorexilischen Israel, wie es noch vor aller Augen ist, unterstrichen wurde. Die Bestätigung rur diese Überlegungen zu Vorgang und Gestalt dtr Umkehrpredigt im Juda der Exilszeit gibt aus frühnachexilischer Zeit nun Sacharja.
c) Sach 12-6; 74-14; (81-17) Bei Protosacharja wird an zwei Stellen das dtrGB als homiletischer Topos verwendet, und zwar 12ff1 in der Umkehrpredigt, K. 7[2 in einer Predigt, die zum Gehorsam mahnt. In 1 2-6 zeigt der Aufruf zur Umkehr (V.3) an das nachexilische Israel das Predigtziel; hier liegt also das Element E vor, während die Formulierung C:;"?N ::t'WN' (V.3) das Element Fl anzeigt3. Dieser Umkehraufruf im Blick auf die Heilszuwendung Gottes wird bekräftigt durch den Hinweis aufTun und Ergehen der Vorfahren, die den Umkehrruf der Propheten (B) in den Wind geschlagen (C) haben (VA) und deshalb unter das Zorngericht (D) kamen (V. 2)'. Darum - "seid ihr nicht wie eure Väter!" (VA). Das dtrGB ist hier also Mahntopos in der Umkehrpredigt. Zu beachten ist, wie isoliert die dtrPA5 hier in der Verkündigung auftritt6 ; das hängt damit zusammen, daß die Propheten in dtr Sicht eben die Umkehrprediger schlechthin sind; mit seinem Aufruf V. 3 steht Sacharja in Entsprechung zu ihrem Wirken. - Der Abschnitt Sach 1 2ff enthält so wenig für Sach Eigentümliches und entspricht so genau der dtr Tradition, daß die Folgerung unausweichlich ist: der mit der Gola unter SerubbabeF zu1 S. oben S. 14A2. • S. oben S. 74 A2, dort auch zur Analyse der nicht unvers!,hrt erhaltenen Abschnitte. , Daß hier Elemente des erweiterten dtrGB vorliegen, ergibt sich natürlich noch nicht aus dem ::tW'-Moment als solchem, wohl aber daraus, daß der Absc.hnitt eindeutig in V. 2.4 die Elemente B-C-D des dtrGB verwendet (s. oben S. 74A2). • Vielleicht (vgI. K.ELLIOER, ATD 25, zSt) kann man aus V.6 schließen, daß dies Zorngericht auch noch auf den Angeredeten lastet. Ist dagegen D in V. 2 nur auf die Vorfahren beschränkt, so liegt eine Modifikation der dtr Vorstellung, die Dandauernd faßt, durch Sach vor; für Sach selbst ist ja bezeichnend, daß skh jetzt die Zeit des Zorns in die Zeit des Heils wendet, vgI. nur 814fund dazu F.HoIlST, HAT 14, S.243; ferner G.v.RAD, ThAT II, S.295ff; K.GALLlNO, Exilswende. Doch sind Heilszuwendung und Vergebung noch im Modus der prophetischen Ansage, ,.gI. zB 310. • S. dazu oben S. 74A2. • Ähnlich ja schon in den "homiletischen Einübungen in di~, Gerichtsdoxologie" Jeremia C, s. oben S.73f. 7 S. dazu K.GALLtNO, aaO S.IIO.
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
rückgekehrte Sacharja nimmt hier die dtr Umkehrpredigt auf, die er im Lande in Übung fand 1. Dasselbe Bild zeigt die sogenannte Fastenpredigt 74-14; (81-17) , in der allerdings mit sekundärer Zusammenstellung zu rechnen ist2 : E hat hier die Gestalt konkreter Gebotsweisung (78-10; 816f. 19b) und findet sich neben Segensverheißungen (F1; vgl. 83-15.20-23) ; in dem Hinweis auf die Gebotsweisungen der Propheten (77.12b), ihren Abweis durch das vorexilische Israel (711. 12a) und das darob ergehende Zorngericht (712c-14: Exilierung und Verwüstung des Landes) ist wieder das dtrGB in den Elementen B-C-D als Mahntopos, nun in der Gebotsbelehrung, verwendet3 • Läßt sich die bei Sach für die frühnachexilische Zeit greifbare dtr Umkehrpredigt und an das Volk gerichtete Gesetzesbelehrung, die sich dem dtrGB verpflichtet wissen und in dessen Rahmen erfolgen, traditionsgeschichtlich weiterverfolgen, so besteht Anlaß zu der Vermutung, daß sich auf diesem Wege auch die dtrPA überliefert hat. d) 2 ehr 306-9; 295-11; 151-7 Unter den von G. VON RAD herausgearbeiteten levitischen Predigten im chronistischen Werk4 sind drei Predigten, die darauf schließen lassen, daß die Überlieferung des dtrGB in aktueller Verkündigung an das nachexilische Israel, die wir eben Sach entnehmen konnten, in Gestalt von Umkehrpredigt und Gesetzesbeleh1 Thematische Konvergenzen in den Heilsweissagungen Sacharjas mit den FlMomenten in Dtn 30 sind in diesem Zusammenhang zu beachten; vgl. das Moment der Sammlung Israels in Dtn 30 3ff mit Sach 2 6ff; 87ff; das Moment des Wohlergehens im Lande Dtn 305. 9 mit Sach 117; 310; 81ff; das Moment des Gerichtes an den Feinden Dtn 30 7 mit Sach 115; 28ffu.ö. U. U. ist auch bei der Redaktion von Protosacharja das dtrGB leitend gewesen; die Stellung von 1 2-6 am Anfang könnte damit zusammenhängen, daß der Abschnitt die Elemente Abis E enthält, während das übrige Buch weitgehend Fl und F2 entfaltet. 11 S. die Lit. oben S. 74A2; ferner K.BALTZER, aaO S.69. 3 Auch Maleachi läßt nach Vorstellungszusammenhang und Formulierung Prägung durch die Tradition des dtrGB erkennen, ein weiteres Anzeichen für die Lebendigkeit dtr Tradition in der Verkündigung in frühnachexilischer Zeit (zur Datierung Maleachis vgl. O.EISSFELDT, Einleitung, S.598; R.RENDToRFF, RGG, 3. A., IV, Sp.628f); vgl. die Einheit 36-12 (zum Text s. BHK; F.HoRST, aaO und K.ELLIGER, aaO zSt; zur Gattung E.PFEIFFER, EvTh 19, 1959, S.561f): A 3 7 a(X Der seit den Tagen der Väter bis in die nachexilische Gegenwart andauernde Ungehorsam des Volkes; die Angeredeten sind auf die Einheit der Sündengeschichte des Volkes angesprochen, vgl. auch 3 8aß. 9aß. D 39a(X Andauer des Gerichts (C"l'~O CnN i"1'N~~). E 37 aß "l"N ,~,to, vgl. auch V.lOa(X. Fl 310b-12 Heilsverheißung, vgl. 7 aß und Sach 13. Der Nachtrag 322 (vgl. F.HoRST, aaO S.275; K.ELLIGER, aaO S.216; O.EISSFELDT, aaO S.597) weist ebenfalls aufdtr Tradition (E) und zeigt, daß Mal vom Vorstellungsrahmen des dtrGB her von nachexilischen Trägern dtr Tradition angeeignet, vielleicht sogar redigiert wurde. 4 S. die Untersuchung: "Die levitische Predigt in den Büchern der Chronik".
2 OHR 306ff -
295ff -
151ff
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rung auch noch ein bis drei Jahrhunderte später1 in Übung war, auch wenn man bei den erhaltenen Texten in hohem Maß mit Ausgestaltung durch den Chronisten2 und mit weitgehender Angleichung an die Situation, der diese Predigten jetzt zugeordnet sind, rechnet. Am deutlichsten ist der Befund in 2 ehr 306-93• Schon der Aufbau verrät die Gestaltung nach dem dtrGB: E A, D E Fl
6b-7a 7b 8a.b 8c-9
Aufruf zur Umkehr Geschichtlicher Rückblick auf Sünde und Ergehen der Väter Konkrete Weisung Verheißung des Endes des Zorngerichts und neuer Zuwendung Gottes.
Diese Predigt ist keine freie Bildung des Chronisten; dagegen spricht die Übereinstimmung mit dem Predigttyp in Sach 12-6 im Aufbau und bis in den Wortlaut hinein". Entfernt man die chronistischen Zutatenö und setzt man für die konkrete Weisung, zum Tempel zu kommen, den Aufruf, Jahwes Willen zu tun, so zeigt sich die bekannte Thematik des dtrGB: dem ob seines Ungehorsams (A) zerstreuten (D) Gottesvolk ist Umkehr (E) vonnöten; sie hat die Verheißung künftigen Heils (Fl), bestehend in der Sammlung der Exilierten und der Restiiuierung Israels im Lande. Die Elemente A und D sind auch hier entsprechend der dtrPA bei Sach als Mahntopos verwendet. Den Aufbau der dtr Predigt zeigt auch noch die Predigt des Königs Hiskia 6 in 2 ehr 295-117 : V.5 = E; V.6-9 = A, D; V.ll = E; inhaltlich verweist vor allem der geschichtliche Rückblick (V.6-9), dessen Zeichnung von den Ereignissen 587 mitbestimmt ist8 , auf dtr Tradition; an die Stelle des Umkehraufrufs ist hier nun die Aufforderung zur Tempelreinigung getreten. Schließlich ist 2 ehr 151-79 zu nennen; der dtr Aufbau schimmert noch durch (V.2 = E; (V. 3-6 = A, D) ; V. 7 = E, Fl) ; inhaltlich erinnert der geschichtliche Rückblick an die dtr Sicht der Richterzeit. 1 K.GALLING weist diese levitischen Predigten einem ca. 200 v.Chr. schreibenden 2. Chronisten zu, vgl. ATD 12, S.I1.15ff. 2 S. dazu G.v.R.Ao, aaO S.257. - Daß der Chronist dtr Tradition aufgenommen hat, zeigt sich ja auch sonst an seiner Benutzung des dtr Geschichtswerks und den von ihm eingeschalteten Bußgebeten. 3 S. dazu G. v. RAD, aaO S. 256. - Es handelt sich um eine Rede, die ins Land gesandte Läufer im Auftrag Hiskias halten, um zum Passafest zu laden. "Vgl. V.6 mit Sach 13; V. 7 mit Sach 14a!X; V.7b mit Sach 12; V.8a!X mit Sach 14a!X; s. auch K.GALLING, aaO S.159 zSt. 5 Dazu gehören die konkreten Bezüge auf die Nordisraeliten (vgl. dazu K. GALLING, aaO zSt; W.RUDOLPH, HAT 21 zSt), die in Spannung stehen mit "durch ganz Israel und Juda" (V.6a) und dem ebenso in der Anrede 'N''fl)''-''l~ (V.6b) hervortretenden gesamtisraelitischen Aspekt; hinzuzunehmen sind die zur Passaeinladung gehörigen Momente. Zur Stellung des Chronisten zum nordisraelitischen Bereich, speziell den Samaritanern, s. M.NoTH, DSt, S. 164ff. 174ff; W.RUDOLPH, aaO S.XI. XIIIf. 6 Daß der Chronist sogar Könige so dtr "predigen" läßt, hat nichts Befremdliches, wenn man sieht, daß der Chronist die levitischen Ämter vom König instituiert sein läßt, vgl. für den vorliegenden Fall vor allem 2 Chr 177-9 und 353; eine andere Erklärung vermutet O.PLÖGER, Reden, S.44. 7 Vgl. dazu G.v.RAD, aaO S.255f; K.GALLING und W.RUDOLPH, aaO zSt; K. BALTzER, aaO S.59f. 8 So K.GALLING, aaO S.156; anders W.RUDOLPH, aaO S.295. 9 Vgl. dazu G.v.RAD, aaO S.251f, zum Aufbau vor allem S.252; K.GALLING und W. RUDOLPH aaO zSt.
146
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
So läßt noch das chronistische Werk die lebendige Überlieferung des dtrGB nicht nur in Bußgebeten, sondern auch in der Umkehrund Gebotspredigt erkennen; faktisch entsprechen diese dtr geprägten Prediger in ihrem Wirken den Propheten, wie sie Dtr sieht. e) Sirach Da die Überlieferung des dtrGB, der wir im Blick auf die dtrPA und speziell das Moment des gewaltsamen Geschicks der Propheten nachgehen, in der Verkündigung im Rahmen einer an Israel gerichteten Umkehrpredigt und Gebotsbelehrung erfolgt ist, stellt sich nun für den Anfang des 2. vorchristlichen Jahrhunderts die Frage, ob nicht in J esus Sirach solch ein Gesetzesprediger1 vor uns tritt, der im Vorstellungszusammenhang des dtrGB lebt und nach diesem seine Verkündigung gestaltet. E.SJÖBERG" sieht Auswirkung der dtr Geschichtsbetrachtung in dem. Bittgebet Sir 361-17'. In der Tat lassen sich die Momente der Elemente FI und F2 des dtrGB vielfach nachweisen, es sei nur an die Sammlung Israels (V. 10), an die Restitution Israels im Lande (V. 11), an die Erneuerung der Heilstaten (V.5.7), an das Zorngericht an den Feinden (V. 1-4.6.8) erinnert; das Gebet läßt sich fast ganz auf die Tradition von FI und F2 in dcn dtr Gebetcn zurückführen. Auch die Vorstellung von der Andauer der Zerstreuung Israels" liegt vor und ist als Andauer des allerdings wenig klar ausgesprochenen Gericht;' verstanden. Kaum darf jedoch daraus geschlossen werden, daß der Vorstellungszusammenhang des dtrGB bei Sir lebendig ist; denn die dcr Andauer des Gerichts entsprechende Sündenaussage des Volkes fehlt völlig'; dtr sind hier nur noch einzelne, aus der Gattungstopik stammende Motive. Auch der Väterhymnus (Sir 44ff) ist nicht aus dem Vorstellungszusanunenhang des dtrGB gestaltet; weder wird von der Andauer des Unheilsstatu8 noch von der Kontinuität des Volkes der Gegenwart mit der Geschichte Israels als einer durch ständige Halsstarrigkeit Israels gekennzeichneten gesprochen; ausschließlich diefrommm Väter in der Geschichte des Volkes werden aufge:~ähIt', und Aussagen wie 4720f.23f; 4815; 494-6 fehlt eben jeder Bezug zur Gegenwarts. 1 Die Weisheit ist bei Sir mit dem Gesetz identisch (vgl. 2423; auch 1920; weitere Stellen bei R.H.PFEIFFER, History, S.384) und der Weise entsprechend auch Gesetzeslehrer (vgl. 'D,O in 3824), vgl. 3824ff u.ö.; s. auch H.L.]ANSEN, Psalmendichtung, S.59f. • Gott, S.202. • Zählung nach Rahlfs, LXX = 331-13a + 3616-22 (Smend) = 331-22 (Ryssel). Zur Gattung vgl. C. WESTERMANN, Klage, S.298. - Zur Entstehung von Sir 36 1ff vgl. H. L. ]ANSEN, aaO S.65fu.ö. und die ähnliche Auffassung bei D.MICHAELlS, ThLZ 83,,1958, Sp.605. Gelegentlich wird allerdings angenommen, daß der Abschnitt erst später in Sir eingefügt wurde, zB E.BICKERMANN, Gott, S.152 A5. • s. G.H.Box in Charles AP I, S.44IA: "The greater part of the nation was still ,scattered' in foreign lands, and this sta te of things was never essentially altered. Technically, therefore, the ,Exile' still continued, and continues". • (36 3): 0:1 'T:1:1M 'l"l"l'? 1:1 13:1 OM'l'l'? I1tD'Tp1'tDN:1 (R.Smend, S.30); vgl. Ez 3823. • Gegen E.SJÖBERG, aaO S.202. 7 Mit Recht betont von ].SCHARBERT, BZ NF 2, 1958, S.24; DERB., Solidarität, 8.239f; s. auch E.]ACOB, L'histoire; G.v.RAn, ThAT I, S.379 A26. • S. dazu E.SJöBERG, aaO S.202 mit A5. Die Aussagen über das Ende der Staaten
(SIRACH) -
TOBITBUCH
147
Auch in dem Weisheitslied Sir 243ffl findet sich kein Wort davon, daß die Weisheit, die in Israel ihre Bleibe gefunden hat, jemals von Israel abgelehnt worden wäre', wie es bei einer Verbindung dieser Weisheitsvorstellung mit dem dtrGB sein müßte (vgl. dagegen Bar 39ff!); ebensowenig haben die Umkehraussagen bei Sirach den Vorstellungsgehalt von Element E des dtrGB", und schließlich läßt auch die Prophetenvorstellung in Sir keinen Einfluß der dtrPA erkennen'.
'I
Wir stehen somit vor dem Ergebnis, daß die bei Jesus Sirach um 200 v. Chr. greifbare Tradition der theologischen Weisheit keine '. Verbindung mit der Vorstellungstradition des dtrGB zeigt; der theo-/ logische Rahmen, in dem hier Gebotsbelehrung und Umkehraufruf erfolgen, ist ein anderer.
i,'
Gleichwohl ist Sir kein Anzeichen daftir, daß die lebendige überlieferung des dtrGB in dieser Zeit schon zum Ende gekommen wäre; die im Folgenden zu besprechenden Belege aus dem palästinensisehen Spätjudentum zur Zeit der asidäischen Bewegung; zeigen das Gegenteil. f) Tobit Daß das Tobitbuch6 , das wohl Anfang des 2.Jahrhunderts v. Chr. Israel und Juda erinnern an die dtr Sicht, die aber hier lediglich noch IiterarillCh vermittelt scheint. Chronistisch ist die Darstellung freilich nicht, insofern das Ende der Staaten nicht nur aus der Sünde der jeweilig letzten Generation verstanden wird (s. oben S. 76 A3); ja es ist überhaupt umstritten, ob Sir das chronistische Werk kannte (dafür: W.RUDOLPH, HAT 21, S. X; O.KAtsER, ZThK 55, 1958, S.62; s. auch A. BENTZEN, StTh In, 1949, S.158-161 ; dagegen: M.NoTIl, DSt, S.I!;5 AI; vgI. zur Frage auch A.SPffiO, PAAJR XX 1951, S.303ff A65 (s. auf S.308)). - Undtr ist auch die bei Sir vorliegende Beschränkung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs auf den Einzelnen, s. dazu O.KAISER, aaO S.62 mit A2. J Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund von Sir 24 s. j.~t die wegweisende Untersuchung von H. CONZELMANN, "Die Mutter der Weisheit". - Zu Sir 24 s. ferner unten S.164f A5; S.224ff; S.23Iff. • Im Gegenteil, s.2412: >(ot! tpp[~6>aot tv Mij> 8e:8o~otcrtdv. "Ausnahme nur 4815, s. aber dazu oben S.I46A8. Umkehr bei Sir sonst: 57; 1724.25.29; 216; von Gott: 1813; s. R.SMEND, Index sv ::1'110, (.tn1ltvO~rv, bntTrp~etv. Dementsprechend stehen auch die Makarismen(14!.2.20;258.9;261;2819;34(31)8; 4811; 5028) und die Weherufe (212-14; 418) bei Sir nicht im Vorstellungskontext des dtrGB. • Die Propheten generell sind von ihren Verheißungen des kiinftigen und sehnlich erwarteten (367) Heils Israels her verstanden (vgI. 3615b mit 148; auch 44 3) und bestimmen darin auch eine Funktion des Weisen, vgI. 391 (zum Text G. H.Box, aaO zSt); 2433 (dazu R.MEYER, ThW 3, S.980); dazu H.L.JANSEN, aaO S.59f. 75ff.142f.Hingewiesen sei noch auf das Prophetenbild Sirachs, wie es de.. Väterhymnus zeigt: für den Propheten sind zwei Momente bezeichnend: seine WWlJertattn (452.3 Mose; 464ffJosua; (4617.20 Samuel); 481ffElia; 4812 Elisa; 4823 Jelaja) und (die Zuverläs.,igkeit seiner) Weissagungen (4615. (20); (4813); 48 22 (If»). Zum Prophetenbild Sirachs siehe die im ganzen sonst für unsere Untersuchung unergiebige Arbeit von P. KRüoER, "Die Würdigung der Propheten im Spätjudentum" , S.2f; ferner E. FASCHER, IIPOHTH~, S.145ffund besonders E.JAcoB, aaO S.29Of. • Zur asidäischen Bewegung s. unten S.205ff. • Vgl. dazu O.EISSPELDT, aaO S. 790ff (Lit); R.MEYER, RGG, 3. A., VI, Sp.907; aus der älteren Literatur bes. F.RosENTHAL, Bücher, S.I04-150; E.ScHüRER, IH, S.237ff;
148
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
in Palästina entstanden ist!, in der Vorstellungstradition des dtrGB steht, legt sich schon dadurch nahe, daß es Tobit in 31-6 ein ganz von dieser Tradition geprägtes Gebet sprechen läßt 2 ; vollends wird an dem großen Preisgebet Tobits 131JJ3 deutlich, daß das dtrGB der umfassende theologische Vorstellungsrahmen ist, in dem die theologischen Aussagen dieser Schrift stehen: D 133 Zerstreuung Israels unter die Völker A/D 5 Züchtigung Israels wegen seiner Sünde' Fl 5 Erbarmen (HSS BA: Sammlung aus allen Völkern) E, FI 6 Umkehr und Gehorsam hat Gottes Zuwendung zur Folge (E, FI 6 Bekehrungsaufruf an die Heiden). Das dtrGB liegt hier nach Aufbau und Einzelformulierungen' vor; außergewöhnlich ist hier lediglich, daß die Elemente E,FI sogar auf die Heiden angewandt werden. Es läßt sich ebenso noch in dem folgenden Jerusalemabsehnitt 139ff erkennen"; hier finden sich vor allem in F I in der Vorstellung vom neuen Jerusalem und dem Herzukommen der Völker neue Momente'; schließlich findet sich auch in der Abschiedsrede Tobits in 11:4-78 das dtrGB. M.LöUR in Kautzsch AP I, S.135ff; D.C.SIMPSON in CharIes AP I, S.174ff. - Zu den in Ql.imran gefundenen 4 aram. bzw. hebr. Tobit-HSS s. O.ElSSFELDT, aaO S. 793 und AZ.3. A.DuPONT-SOMMER, Schriften, S.321, teilt die Auskunft J. T.MILlKS mit, daß diese HSS der längeren Rezension (N) entsprechen. 1 Vgl. zu dieser Datierung zB D.C.SIMPsoN, aaO S.183ff; O.ElssFELDT, aaO S. 793; R.MEYER, aaO. ROSENTHAL denkt an Einfluß R. Aqibas, doch ist die These durch die Qumranfunde erledigt. Tob ist wahrscheinlich etwas jünger als Sir, da es bereits eine Verbindung von Weisheitstradition und dtrGB zeigt (zur Frage, ob Tob Sir benutzt, vgl. D.C.SIMPSON, aaO S.193), aber sicher älter als die makkabäische Erhebung. Es ist wohl eher in Palästina als in der Diaspora entstanden (umgekehrt ElssFELDT und MEYER aaO); bei den außerisraelitischen Einflüssen auf das palästinensi..che Judentum in der ptolemäischen und seleukidischen Zeit läßt die Verwendung derartigen Materials keine geographischen Schlüsse zu; daß die Erzählung in der Diaspora spielt, dürfte ähnlich wie in Dan und Bar mit der dem dtrGB inhärenten Vorstellung zusammenhängen, daß die Zerstreuung Israels andauert und die Umkehr im "Exil" erfolgt (s. oben S.132 A3). Auch legen die HSS-Funde in Qumran palästinische Abfa",.ung nahe. Anders J. CHR. LEBRAM, ZAW 76, 1964, S.331, der Entstehung um 300 v.Chr. im nördlichen Assyrien erwägt, weil in 144-7 Alexander d.Gr. nicht erwähnt ist. Aber die hier leitende Tradition des dtrGB hat an diesem kein Interesse. I S. dazu oben S.1I3. • Zählung nach M.LöuR,aaO. HS N hat an der Stelle von V.6b-lOa eine Lücke.Zu Tob 131ffvgl. noch H.L.JANsEN, aaO S.81.130. • Die I. P.PI. meint das Volk im ganzen, so mit RechtJ. SCHARBERT, Solidarität, S. 204. • S. zum Moment der Zerstreuung Israels oben S.122 A4; ferner 2 Kön 2114; Jer 1613; 2511ff; I Kön 8 47; Dtn 426f; 2864; zum Züchtigungsmoment s. oben S.1l8A3; zur Sammlung Israels Dtn 303-50; ferner oben S. 123 A4; zu V.5 (E, FI im Blkk auf Israel) s. bes. Sach 13; 2 Chr 306. o 139.: Züchtigung Jerusalems wegen der Sünde seiner Söhne (D, A); V.9b: Gottes Erbarmen über die Söhne der Gerechten (FI); V.IOa: Mahnung (E); V.10b-11.14.16: das neue Jerusalem und das Herzukommen der Völker (FI); V.13b: Sammlung der Zerstreuten (FI). , Doch s. auch Bar, oben S. 130A6u.Ö. 8 S. HS N. - 144 = D; V.5a: Gott erbarmt sich (Rückkehr der babylonischen Gola und Bau des 2. Tempels XIX! OUX w~ Ov 1tpÖl....OV! Zu solchen Erweisen des Erba.rmens Gottes trotz des andauernden Gerichts s. oben S.I 18A7. Die Rückkehr der Gola wird in der Tradition des dtrGB sonst meist nicht erwähnt, s. oben S.122 A4); V.5b-7 = Fl (in der Fülle der Zeit: Heimkehr des zerstreuten Israel, BauJ erusalems, Bekehrung aller Völker).
..
GRUND BESTAND DER TEST XII
149
Aus den Vorstellungen der bisher verfolgten Tradition fallen im wesentlichen nur die Motive des neuen Jerusalem und der Bekehrung und Wallfahrt der Völker als Momente von FI heraus; doch zeigt sich hierin nur der häufiger zu beobachtende Tatbestand der Anreicherung von FP durch Vorstellungen der Heilsprophetie 2 • Die dtrPA fehlt in Tobit; die Propheten generell sind 145 wie Sir 3615b als Künder des künftigen Heils aufgefaßt. Somit ist also auch Tob dem Traditionsbereich des dtrGB zuzurechnen 3 ; daß seine überlieferung im Zusammenhang steht mit der an Israel gerichteten Mahnung zum Gehorsam, zeigen die Mahnungen Tobits an seinen Sohn 4 , die ihren theologischen Ort im Element E des dtrGB haben (s. bes.13 6), also bezogen sind auf das andauernde Gericht (D) samt der korrespondierenden Aussage über die Sünde des Volkes (A) und ausgerichtet auf das künftige Heil Israels (FI). In Gestalt von Verkündigung an Israel liegt das dtrGB in Tobit nur insofern vor, als es in einer zur Veröffentlichung bestimmten und auf ihre Weise zum Gehorsam rufenden erbaulichen Erzählung auftritt. Es ist aber zu fragen, ob hinter Tob nicht theologische Träger5 stehen, die nicht nur literarisch wirken, sondern auch unmittelbar als Gesetzeslehrer tätig sind und in dieser Funktion auch das dtrGB überliefern, das ihrem jedenfalls faktisch der Gebotsmahnung der Propheten in der dtrPA entsp:rechenden Wirken den theologischen Ort anweist. g) Der Grundbestand der TestXII An das Tobitbuch ist zeitlich der Grundbestand der TestXII6 heranzurücken: er gehört in das erste Drittel des 2.J ahrhunderts 1 Zum ursprünglichen Gehalt von FI s. Dtn 301-10. • S. zu den FI-Themen hier P.VOLZ, Eschatologie, S.37111'; G.v.RAD, Stadt. • Zur Begriffiichkeit siehe die für das Folgende grundlegende methodische überlegung oben S. \07 A4. • S.149 und vor allem 43-21. Das dargestellte Bild des gottgdlUligen Wandels ist in hohem Maß mit Weisheitsgut gezeichnet. Auch hier wird zur Unterstreichung der Mahnung aufTun und Ergehen der Vorfahren verwiesen, aber nkht wie in Sach oder der levitischen Predigt mit den Elementen A, B, C, D, sondern auf die Erzväter Noah, Abraham, Isaak, Jakoh (die hier nicht als Propheten verstanden sind, gegen M. LöHR, aaOS.140, mitD. C. SIMPSONzSt undE. FASCHER, IIPOHTHE, S.147) und ihrWohlergehen (412). Das wird in den Paränesen der TestXII und Jub wieder begegnen, ebenso das charakteristische KIX! VÜV (413), das ;'1'1:17, entspricht (v,gl. dazu K. BALTZER, aaO S.153). - Anzumerken ist noch, daß zum Vorstellungsbestand des dtrGB in Tob auch Makarismen gehören (s.1314). • Vermutlich handelt es sich um weisheitliche Kreise, wofür nicht nur 43ff, sondern auch die Parallelität zu Sirach in der Prophetenvorstellung spricht. Zu Tob als Weisheitserzählung s. jetzt J. CHR. LEBRAM, ZAW 77, 1965, S. 204ff. • Zum Text s. neben der Ausgabe von R.H.CHARLES die C1'lränzende von M.DE JONOE, Testamenta XII; zum Stand des Problems der Textüberlieferung dort S.VIIff. Die komplizierte überlieferungsgeschichte der TestXII kann hier nicht diskutiert
150
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
vor Ghr., und zwar vor die makkabäische Erhebung!. Die Tradition des dtrGB liegt hier in den eschatologischen Abschnitten2 vor, die alle durch den Zusammenhang der Elemente: Sünde (A, C) -- Gericht (D) - (Umkehr/Gehorsam (E)) - künftige Heilszuwendung (FI) gekennzeichnet sind: TLev A
102f 14 161-3
TJud
TI..
23lf
61
TSeb 95.9
TDan
TNaph
TAss
54
41 44
72 75
werden, vgl. dazu R.EpPEL, Pi6ti.'1me, bes. S.2Iff; E. BiCKERMAN, JBL 69, 1950, S.245260; M.DE JONGE, Testaments; K.BALTZER, Bundesformular, S.146f; O. EISSPELDT, aaO S.855ff (weitere Lit. bei EISSFELDT, aaO S.855f. \024). DEJoNGES These, TestXII seien erst eine jüdisches Material verarbeitende, um 200 n. Chr. entstandene, christliche Schrift, ist mit Recht bestritten worden, s. zB K.G.KUHN, NTS I, 1954/55, S.I7Iff; DERS., ThLZ 85, 1960, Sp. 652; K. BALTZER, aaO; A. S. VAN DER WOUDE, Vorstellungen, S.19Iff; s. auch O.EISSFELDT, aaO S.86\f. M.E. muß mit folgenden überliefi,rungsstufen gerechnet werden: a) traditionelle Stoffe vor ihrer Gestaltung als Testament; b) eine erste jüdische, vorchristliche und hebräisch oder aramäisch a bgefaßte Grundschrift (Grundbestand), die vielleicht zunächst selbständige Einzeltestamente zusammenfaßt; c) eine hellenistisch-jüdische Traditionsstufe, die wohl mit der griech. übersetzung der TestXII zusammenhängt, und deren Hauptkennzeichen die Gruppierung nach Tugenden und Lastern ist; d) eine christliche Traditionsstufe; s. auch K.G. KUHN, ThLZ 85, aaO. I So auch R.EpPEL, aaO S.3If, wo mit Recht E.MEYERS Ansetzung des Grundbestandes ins Ende des 3.Jahrhunderts v.Chr. (Ursprung, II, S.IIf.44) abgewiesen wird; ferner: E.BiCKERMAN, aaO bes. S.260 (zZt Sirachs,J I. Viertel des 2.Jahrhunderts); K.SCHUBERT, BZ NF 6,1962, S.190 A53 (asidäisch-protocssenische Grundschicht, s. auch S. 198fT' die ausführliche Diskussion über die Entstehungszeit der Grundschrift); O.EISSFELDT, aaO S.861 und andere. Trotz Berührung mit den Qumrantexten (s. dazu K.G.KUHN, NTS I, S.168-179; B.OTZEN, StTh 7 (1953), 1954, S.125ff; O. EISSFELDT, aaO S.861) führt nichts auf Abfassung in der essenischen Gemeinschaft (mit B.OTzEN, aaO S.154ff; K.SCHUBERT, aaO; s. auch K.G.KuHN, ThLZ 85, Sp. 652). - Die von R.H.CHARLES aufgestellte und zB von R.MEYER (OLZ 41, 1938, Sp. 725) übernommene These einer prohasmonäischen Einstellung (Joh.Hyrkan) der TestXII läßt sich keinesfalls halten (vgl. dagegen R.EpPEL, aaO S.3\f; K.G.KuHN, NTS I, S.I72; E.BiCKERMAN, aaO S.250ff). - Zahlreiche Berührungen bestehm auch zu Jub (s. außer Jub 211ff auch 363-11), s. dazu H.RöNSCH, Jubiläen, S.325-331; E. SCHÜRER, III, S.339fT' und im Kommentar zu TestXII von R.H.CHARLES in AP II.R. EpPEL vertritt auf Grund vorstellungsgeschichtlicher Überlegungen die Ansicht, daß Jub jünger als TestXII ist. - Aus den Verweisen auf die Schrift Henochs ist für die Datierung auch niehts zu gewinnen, da ganz unsicher ist, ob damit in äthHen Erhaltenes gemeint ist, vgl. M.DE JONGE, aaO S.84; K.BALTZER, aaO S.166. Da der Grundbestand der TestXII die makkabäische Erhebung noch nicht kennt, andererseits aber gegen Priester der hellenisierenden Reformpartei (s. zu dieser E. BICKERMANN, Makkabäer, S.18ff; DERs., Gott, S.64f.136) polemisiert (s. unten), ist die Ansetzung zwischen Sir und der makkabäischen Erhebung am wahrscheinlichsten, wofür auch spricht, daß in TestXII im Unterschied zu Sir die Verbindung von theologischer Weisheitstradition und Tradition des dtrGB bereits vollzogen ist (s. auch oben zu Tob). • S. dazu M.DEJoNGE, Testaments, S.83-86 und vor'allem K.BALTZER, aaO S.158ff. B. hat (aaO S.I46-167) eine eingehende formgeschichtliche Analyse des Aufbaus der TestXII vorgelegt und die eschatologischen Abscbnitte mit der Umformung von Segen und Fluch in Dtn 425-31 verbunden; dort aber liegt wie Dtn 28 45ff + 30 1ff die Tradition desdtrGB in dessen voller Gestalt vor(s. oben S. 139ff); somit kann die formge.chichtliehe Analyse der eschatologischen Abschnitte durch B. hier durch die traditionsgeschichtliche ergänzt werden. - Der folgenden Untersuchung liegt die Ausgabe von R. H. CHARLES (Testaments) zugrunde.
151
GRUNDBESTAND DER TEST XII
TLev
TJud
TIss
TSeb
TDan
TNaph
TAss
104 151-3 164-5a
233f
62
96
58
42 45
76
235
63
97
59
43
lOs 154 165b
235
64
98
59 (10-13)
43 45
B
(162)
C
(162)
D E
FI
72
73 77
Neben dem hier schematisch dargestellten Aufbau nach dem dtrGB enthalten die eschatologischen Abschnitte auch eine Vielzahl dtr Formulierungen, wie wir sie im Verlauf unserer Untersuchung immer wieder herausgestellt haben. Das auf Israel im ganzen bezogene dtrGB ist hier für die einzelnen Stämme gesondert geboten" aber nicht einfach in der historischen Abfolge. Vergangenheit und Gegenwart sind hier eigentümlich verschränkt, insofern zwar ganz traditionell die D-Aussagen auf 722 bzw. 587 v. Chr. bezogen sind', das Gericht als andauerndes vorgesteJlt ist', bis es durch die künftige Heil!lrestitution' abgelöst wird, aber die Gegenwart der Verfasser nicht nur in E, dem Aufruf zu Umkehr und Gehorsam', sondern ebenso in A in Erscheinung tritt. Das hängt damit zut Die Abfolge der Elemente des dtrGB erscheint an einigen Stellen mehrmals hintereinander (vgl. TestLev I4fmit 16-18; TestSeb95-8 mit 99; T'"tNaph41-3 mit 44f; TestA&. 72-3 mit 75-7), s. dazu K.BALTZER, aaO S.165; der Gmnd ist kaum in dem Wunsch zu sehen, die historische Abfolge darzustellen, sondern in der Komposition paralleler Traditionsstücke. 2 Besonders betont tritt die mit diesen Ereignissen verbunderle Zerstreuung Israels auf, vgl. auch K.BALTZER, aaO S.162f. Die Zerstörung des Tempels ist in diesem Zusammenhang erwähnt: TestLev 151; Testjuda 23 3. 3 Die Zeit seitdem wird deshalb gut dtr als Unheilszeit beurteilt (s. auch K.BALTZER, aaO 8.159.167), weder die Rückkehr der Gola noch die Konsolidierung der Tempelgemeinde sind deshalb Ereignisse mit Heilsdignität (vgl. Testl,ev 17); vgl. auch die treffende Charakterisierung bei E.BICKERMAN, aaO 8. 153f: "The whole history of the chosen people after the fall of Jerusalem in 586 B.C. appears to them as the time of captivity which will not be ended, before the end ofthis world". _. Daß hier keine neuen Vorstellungen vorliegen, sondern die des über drei Jahrhunderte zuvor entstandenen dtrGB, das in lebendiger überlieferung einwirkt, hat sich aus dem Gang unserer Untersuchung ergeben. • Häufig hier die Rückführung des zerstreuten Israel, vgJ. Tesüud 235; TestIss 64; Test8eb 98; TestDan 513; TestNaph 43 mit Dtn 30 H; vgl. ferm:< TestSeb 9 8 mit Tob 1310; auch 8ir 3613. - Zu den FI-Aussagen auch K.BALTZER, aaO 8.163.167. • 8. dazu E.8JÖBERO, Gott, 8.250.255; K.BALTZER, aaO S.163. Das Umkehrelement entfaltet sich in den Paränesen der TestXII ; die Beispie\erzählulngen aus den Patriarchenlcben sind zT bewußt von ihm gestaltet, vgl. TestRub 19 und 2 I; Test8im 2 13; TesÜud 154 und 192; TestGad 56; s. auch oben 8.149 A4 zu. Tob. - Zur Art der erzählenden Teile und ihrer Bedeutung für die paränetischen s. K.BALTZER, aaO 8. 148ff. - Die theologische Weisheits/radi/ion ist eindeutig in den Vorste\lungsbestand des dtrGB, in dem das Gesetz den Maßstab für E darstellt, aufgenommen, insofern das Weisheitsgut mit den Geboten, Kenntnis des Gesetzes mit der Weisheit und Frommsein als Realisierung von E mit Weisesein gleichgesetzt wird; vgl. den terminologi..chen Befund in TestNaph 810 (vgl. auch TestLev 13 7f; s. unten S.I~08A5) und dazu E. SCHÜRER, III, 8.349, auch S.346f, der mit Recht auf Sir verweist; U.WILClCENS, ThW 7, S.504 mit A258; zur Verbindung von Gesetzes- und Weisheitstradition in den Paränesen s. K.BALTZER, aaO S.154ff.
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
sammen, daß in dtr Tradition das Gericht als bis in die Gegenwart andauernde~ vorgestellt wird'; deshalb können auch die Sünden des nachexilischen Israel auf es bezogen werden', Was in der Einzeichnung in A zum Ausdruck kommt. Hier bahnt sich schon eine Weiterbildung des dtrGB an, wie wir sie früher' im Blick auf Lk 1149f; 1334f und urchristliche Aussagen vermutet haben. Das Moment eines endlichen Gerichts an den Ungehorsamen erscheint freilich in TestXII noch nicht im Vorstellungszusammenhang des dtrGB, wohl aber im Vorstellungsbestand und somit auch im Traditionsbereich des dtrGB (s. TestBenj lOB (armen.); TestLev 11; 32f; 41; 182). Im übrigen treten in den A-Aussagen eindeutig vorexilische Vorgänge ganz zurück'; es dominieren allgemeine, besonders auf die Gegenwart gerichtete Aussagen"; auch die dtrPA in TestLeu 162 ist wohl in dieser Richtung aktualisiert und auf die hellenisierte Priesterschaft bezogen".
Daß die Stoffe der TestXII, die jetzt als Testamente stilisiert sind, ihren Sitz in der an Israel gerichteten Verkündigung ha.ben, ist mehrfach angenommen worden7 ; in solcher Verkündigung ist auch das dtrGB in aktueller Zuspitzung auf das ungehorsame Israel der Gegenwart nach Ausweis der eschatologischen Abschnitte überliefert worden; dabei zeigen die paränetischen Abschnitte der TestXII, daß es sich um Verkündigung handelt, die auf Umkehr und Gehorsam Israels abzielt.- So bestätigen noch TestXII das bisher gewonnene Bild, daß das dtrGB im Zusammenhang der an Israel gerichteten Umkehrpredigt und Gesetzesbelehrung tradiert 8. oben 8.122ff und 124ff. • 8. den Befund in den Bußgebeten, wo ebenfalls das Israel nach 587 seine Verfehlungen in die A-Aussage einbezieht, s.8.126 A2.4; ferner Dtn428; 2864 (Sünde im "Exil"). • 8. oben 8.104f. • 8. aber Test8eb 95; TestDan 54. • Deshalb ist auch sehr unwahrscheinlich, daß die Invektiven gegen die Priesterschaft in TestLev 10 12f; 14; 16 vorexilische Zustände geißeln; m.E. richten sie sich gegen sich dem Hellenismus öffnende Jerusalemer Priesterkreise in den ersten Jahrzehnten des 2.Jahrhunderts v.Chr.; so auch E.MEYER, aaO H, 8.168f; R.EpPEL, aaO 8.32 (Jason und Menelaos). 51; vgl. auch R.H.CHARLES AP H, 8.312. - An einigen 8tellen werden die Verfehlungen für die letzte Zeit angesagt (TestLev 102; 141; TestI.. 61; Test8eb 96v1; TestDan 54; s. auch TestJud 181; vgl. Dtn 430); zur Vorstellung s. P. VOLZ, Eschatologie, 8. I 53ff. • Von den hellenisierenden Priestern wird gesagt: Kotl ""ov v6fJ.ov &&et1jereTe Kotl A01'OU<; rrp0'l)7)TWV e~ou8evwereTe €v 8totCITpo
ZEHNWOCHENAPOKALYPSE
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worden ist, und unterstreichen unsere Vermutung zu Tob!. Fragt man nach den theologischen Trägern solchen Predigtwirkens, so spricht einiges dafür, daß hinter TestXII levitische Kreise stehen 2• h) Die ZehnwochenapokaTypse (äthHen 931-/0
+ 9112--17)
Obwohl die Zehnwochenapokalypse (IOWApk) ebenfalls noch vor die makkabäische Erhebung gehärt und mit Tob und TestXII etwa gleichzeitig ist" bietet sie doch das dtrGB< in stark veränderter Gestalt: schon die Schematisierung nach Wochen und der Einsatz bereits vor der Sintflut (933) sind neu; hinzu kommt, daß die Zeit nach 587 bis zur Gegenwart als Zeit v051Iigen und permanenten Ungehorsams gekennzeichnet wird (V. 9) ; erst in der Gegenwart, die als letzte Zeit vor den Endereignissen verstanden ist', realisiert sich E, aber nicht durch Israel, sondern nur an den "auserwählten Gerechten"; der traditionelle Bezug des dtrGB auf ganz Israel teilt sich also nach 587 auf in den Bezug auf die Gerechten, ihnen werden der Gehorsam und das Heil lmgeordnet (E und FI), und in den Bezug auf die Sünder, sie verfallen (9112) mit allen anderen (V. 14) und sogar den Engeln (V. 15) dem Endgericht'.Jetzt ist also das Moment des Endgerichts und der definitiven Verwerfung in den Vorstellungszusammenhang des dtrGB eingegangen und bewirkt eine Umgestaltung des Elements F2, das ursprünglich ja nur das endliche Gericht an den Feinden Israels zum Inhalt hatte'. Hier ist nun eine für Lk I 149f; 1334f und die urchristlichen Belege, die die gewaltsame Abweisung der Propheten auf ein definitives Gericht bezieI S. oben S.149. • Vgl. die Hochschätzung Levis in TestXII, dazu R.EpPEL, aaO S.44ff; ferner die Beobachtungen bei E.SCHÜRER, 111, S.341.348f und die wichtigen überlegungen von R.EpPEL, aaO S. 183f zur Entstehung in einem Kreis von Leviten. EpPEL bestreitet S.179 allerdings zu Unrecht die Herleitung der TestXII aus asicläischen Kreisen auf Grund seiner abwegigen These, die Asidäer seien die Vorgänger der Zeloten. Was E. zur Charakterisierung des Trägerkreises des Grundbestandes anführt, trifft vielmehr gerade für die Asidäer zu. • Diese Ansetzung der 10WApkmit: G.BEER in KautzschAP H, S.230;R.H.CHARLES in AP 11, S.164; K.SClIUBERT, Religion, S.220f; DERB., BZ NF 6, 1962, S.I90 A53; o. EXSSFELDT, aaO S. 838; anders zB H. H. ROWLEY, Relevance, S. 83f. - J. P. THORNDIKE, RQ3, 1961, S.163-184 sucht in scharfsinniger Argumentation nachzuweisen, daß die IOWApk die Geschichte der Qumrangemeinde in 7 mal 7 Jahren von ihrem oder ihrer grundlegenden Lehren Ursprung bis zu ihrer Niederlassung in QJmran darstelle. Mir scheint dieser Versuch weder vom Text gefordert noch historisch überzeugend. - Zur IOWApk vgl. ferner die Arunerkungen von G.BEER und R.H. CtlARLES jeweils in AP II; P.VOLZ, aaO S.18u.ö. (Reg.); W.FOERSTER,ZNW34, 1935, SA2; C.P.VAN ANDEL, Structuur, S.23ff. • Siehe 93, 8ab (von der Reichsteilung bis 587) = A (entsprechend dtr Tradition wird diese Zeit ganz pauschal als Zeit des Ungehorsams dargestellt); V.SC = D (587 und Zerstreuung ganz(!) Israels (s. oben S.122A4); hier ist nun auch die Weisheit (als Kenntnis und Tun des Gesetzes) Moment im Vorstellungszusammenhang des dtrGB); V.9 = Andauer von A (s. oben zu TestXII S.152 mit A2); V.10 = E (gefaßt al. Auserwählung und Belehrung der Gerechten(!»; 91, 12 = F2 (unter den "Sündern" sind wahrscheinlich (auch) die sündigen Israeliten zu verstehen); V.13 = FI (Neubau des Tempels, vgI. Tob 13 \0; 145bf); ebenso sind V.14f F2 und V. 16 (neuer Himmel) FI zuzuordnen. • Mit der 8. Woche beginnen die Endereignisse, vgl. G. BEER, O. EtsSFELDT u.a. zSt. • Zur Deutung von 91 12-16 bes. P. VOLZ, aaO bes. S. 273. 317. , S. oben S.123.14Q.1 Die religionsgeschichtliehe Herkunft des in der 10WApk gegenüber den Traditionen des dtrGB neu aufgenommenen Vorstellungsmaterials braucht uns hier nicht zu beschäftigen; vgl. dazu die Literaturhinweise bei D.RössLER, Gesetz, S.57 AIO; wichtig ist aber, wie diese Vorstelltmgen im Spätjudentum aufgenommen werden: sie werden hier in den Vorstellungsrahmen des dtrGB einbezogen.
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
hen, schon sehr bedeutsame Traditionsstufe des dtrGB erreicht; diese Weiterbildung wird noch deutlicher aus der nur wenig jüngeren' Tierapokalypse des äthHen. - In der IOWApk wird das dtrGB nicht in einer auf das empirische Israel gerichteten Verkündigung überliefert; es dürfte hier eher seinen Ort in den internen Belehrungen eines esoterischen Kreises von Frommen gehabt haben.
i) Die Tierapokalypse (äthHen 85-90) und
das paränetische Buch des äthHen (91-104. (105.108)) Zwar stellt nach allgemeiner Annahme äthHen eine Komposxtion ehedem selbständiger Henochschriften dar 2, doch gehören die Tierapokalypse und das paränetische Buch nicht nur zeitlich nahe zusammen, insofern jene in den Anfangen der makkabäischen Erhebung niedergeschrieben 3, dieses etwa zwischen 160 und 150 v. ehr. zusammengestellt wurde 4 , sondern werden auch in denselben Trägerkreisen (Henoch-Kreise) entstanden sein, deren auf Henoch 1 Man kann sogar fragen, ob die ältere 10WApk nicht für die Tierapk das Vorbild abgegeben hat; vgl. die übereinstimmung in den Modifizierungen des dtrGB, ferner zB das schon in der IOWApk auftretende Moment der Verblendung (93, 8). I S. zB H.H.RoWLEV, aaO S.54ff; O.PLÖGER, RGG, 3. A., IH, Sp.222ff; O.EtssPELDT, aaO S.837ff. • Das 909fT genannte Horn meint Judas Maccabaeus (mit R.H.CHARLES AP H, S.257; W.FOERSTER, aaOS.40; M.HENGEL, Zeloten, S.278f A9; K.SmruBERT, HZ NF 6, 1962, S.192 und A56 u. anderen). Gegen die Deutung aufJohannes Hyrkan oder gar Alexander Jannai spricht: weder die Tempelweihe des Judas Macc. noch das hasmonäische Hohepriestertum werden erwähnt, der nachexilische Tempel wird überhaupt kritisch beurteilt (8973), alle Erwartung richtet sich auf das neue, von Gott geschaffene Jerusalem (9028). - Andererseits darf man die Abfassung nicht viel später als Judas Macc. ansetzen, da von den folgenden Ereignissen nich ts berichtet wird. • Das paränetische Buch umfaßt ursprünglich Kap 91-104 (außer der IOWApk) und hat seine Einleitung in K.92, worauf 911fT folgt; vgl. R.H.CHARLES, aaO H, 8.170; jüngst J .BECKER, Heil, S.32. Die Kap. 105.108 gehören nicht zum Gnmdbestand (s. BECKER, aaO S.33f). Zum Datierungsproblem s. H.H.RoWLEV, aaO S.56; O.P"ÖGER, aaO Sp.224. Die Ansetzung unter Alexander Jannai wegen der Beziehung der Ge· rechten und Gottlosen auf die Pharisäer und Sadduzäer hält O.EtssFELDT, aaO S.839 mit Recht für nicht zwingend; doch kann seine Argumentation auf Grund der Bilderreden auch nicht überzeugen (s. dagegen auch K.SCHUBERT, aaO S.205 A88). Da die Qumrangemeinschaft auch das paränetische Buch besaß (s. unten), dieses aber im Unterschied zu den eigentlichen Qumranschriften auch sonst überliefert ist (äth. Tochterübersetzung), bin ich in Übereinstimmung mit der m.E. schlagenden Argumentation von K.SCHUBERT (aaO S.190 A53) der Auffassung, daß die Qumrangemeinde auch das paränetische Buch bereits von den Asidäern übernommen hat. Es muß also vor 150 v.Chr. abgefaßt sein. Nimmt man hinzu, daß hier darauf eingegangen wird, daß sich die Zeit zwischen Umkehr und Anbruch der Heilszeit in die Länge zieht (s. dazu jetzt A. STROBEL, UnteT!luchungen, S.34ff, bes. 37), während die Tierapk die Heilswende zu Lebzeiten erwartet (ebenso das gleichzeitige Daniclbuch), so legt sich Ab· fassung nach 164 v. Chr. nahe, als deutlich wurde, daß zwar ein Ende der Religionsnot und der Sieg der Makkabäer eingetreten ist, nicht aber die Wende, wie sie die Tierapk erwartet. überhaupt scheint zwischen den "Gerechten" und "Sündern" der Paränesen die Eschatologie kontrovers zu sein (s. zB 1047; auch 1026; 1035), was m.E. auf asidäische Auseinandersetzung mit den weiterkämpfenden, theokratisch eingestellten Hasmonäern und ihren Anhängern weist (s. auch oben S.132 und Al). Zu der hinter K.91ff stehenden Gruppe vgl. auch C. P. VAN ANDEL, aaO S.llff, der in seiner Untersuchung der Tierapk (ebd. S.26ff) ebenfalls die enge Verbindung von Tierapk und Paränesen betont.
TIERAPOKALYPSE UND PARÄNESEN DES ii.TH HEN
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zurückgeführte Anschauungen im äthHen zusammengefaßt sindl , zumal zwischen beiden keine sachlichen Differenzen bestehen und auch die Qumrangemeinde schon beide kannte!, Treffen diese Überlegungen zu, dann müssen also auch die im pariinetischen Buch enthaltenen Aussagen zum Vorstellungsbestand deI dtrGB, wie es in der lOWApk und der Tierapokalypse vorliegt, hinzugenommen werdens, In der Tierapokalypse, die bereits mit Adam eins<:tz~, ist ab dem Bau des 1. Tempels (8950) bis zum Ende das dtrGB der leitende Vorstellungszusammenhang, Entsprechend wird die ganze vorexilische Königszeit als Zeit des Ungehorsams Israels (A) dargestellt'. Die generelle dtrPA (B, C) wird jm Bezug aufbeide Reiche" in 8953f gebracht'. D besteht in der Zerstörung von Stadt und Tempel 587, die Gott verlassen hat", und vor allem in der Preisgabe an die Völker'. Dabei zeigt die sich anschließende Siebzighirtenvision' • als solche, daß Dandauernd 1 Dazu gehören auch die freilich erst später entstandenen Bilde.rreden. die demnach in den durch die Henochkreise repräsentierten Vorstellungsbestand des dtrGB einzubeziehen sind. 'VgI. A.DuPoNT-SoMMER, Schriften, S.323; zu den in Qumnm gefundenen Fragmenten des äthHen s. O. EJSSFELDT. aaO S.842 und A2 (Lit.). • Die Aussagen des paränetischen Buches haben also in dem dtrGB, wie es sich in 10WApk und Tierapk ausprägt, ihren theologischen Rahmen. Den Bezug zeigt noch 108 1, wo die folgende Mahn- und Trostrede adressiert ist an die, die "das Gesetz Ur der Endzeit halten werden" (vgI. 9310; 906r). 'Zur Deutung der Tierapk vgI. G.BEER und R.H.CHARLES, aaO zSt; E.SCHÜRER, III, S.274ffund bes. W.FOERSTER, aaO S.37ff. 'Siehe 8951a (den Versabteilungen liegt die übersetzung von BEER zugrunde). 51 bß. 54. - Für das Nordreich wird dort auch eine zweiteilige PA g:ebracht (V. 51 boc = B; V.5Ibß = C) lmd dabei auch die Tötung erwähnt; gedacht ist aber (s. Kontext!) nur an Elia und die Jahwepropheten seiner Zeit (s. I Kön 1914). "V.53-55 beziehen sich wohl nicht nur auf das Nordreich, sond.= aufbeide Reiche, da V.56 in die Zeit des Endes des Südreichs gehört und für dieses sonst eine Sündenaussage fehlen würde. 587 wird V.66 allerrlings noch einmal erwähnt, was mit dem eingeschalteten Motiv der Fremdvölkerhirten zusammenhängt, das einen zeitlichen Rückgriff auf das Ende des Nordreichs hinter den V.56 erreichten Zeitpunkt mit sich brachte. , Siehe in B das Sendungsmoment und die "T'17l'1-Funktion. C ist dagegen nicht gegenüber den Propheten, sondern nur als Feststellung des Ungeborsams gefaßt (V.54).In 1086 begegnet noch einmal die generelle Prophetenvorstellung, sie ist aber hier wie Sir 3615b und Tob 14 5 mit der Funktion der Weissagung des künftigen Heils verbunden. 8 8956.66. - Daß Gott aus Stadt und Tempel auszieht, ist allerdings kein traditionelles D-Moment; s. aber schon Dtn 3117! • V.56, vgl. auch den summarischen Vorblick V.55. Zum D-Moment der Preisgabe Israels an die Völker s. oben S.120 AI. 10 89 59ff. - Zu beachten ist, daß die Siebzighirtenvision, obwohl sie mit Stoffen gestaltet ist, die gar nicht aus der Tradition des dtrGB stammen, vorsteIIungsmäßig das dem dtrGB inhärente Moment der Andauer von D reflektiert, somit an den Vorstellungsrahmen des dtrGB angescblossen, ja hier sogar in ihn einbezo!ren ist! Dieser Befund hat Konsequenzen auch für den theologischen Ort der Visionen des Dan (7-12), aber auch die Adlervision in 4 Esr und die Zedernvision in ApkBar(il}'t") 3.5--W, s. unten Abschnitt 14. - Von großer traditionsgeschichtlicherBedeutung fiir IOWApk, Tierapk und Dan ist wahrscheinlich die Geschichtsschau, die in 4Qp.Dan" Fragment a und b, leider nur äußerst bruchstückhaft überliefert ist, s. dazu J. T. I.m.n<, RB 63, 1956,
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
vorgestelIt ist, und zwar bis zur Heilswendel. Wie in der IOWApk dauert aber auch der Ungehorsam Israels (A) bis in die Gegenwart an, die als letztc Zeit vor der Wende verstanden ist'. Doch auch in der Gegenwart finden nicht ganz Israel (vgI. auch JOWApk), sondern nur die Asidäer zur Umkehr (E)3; obwohl die Asidäer sie zur Umkehr aufrufen', bleibt die Mehrzahl der Israeliten halsstarrig; ihr Los ist darum zusammen mit den Feinden Israels, die Israel mehr als befohlen gepeinigt haben (D), die Verwerfung beim Endgericht (F2)', während die Frommen zusammen mit der Diaspora und den nicht verurteilten Heiden" sich in dem neuenJerusalem', in dem Gott ist, versammeln (Fl).
Auch hier ist das mit der Autorität Henochs als Offenbarung zur Geltung gebrachte dtrGB nicht unmittelbar Verkündigung an Israel; es zeigt aber, daß es solche im Rahmen des dtrGB (Element E) erfolgende Umkehrpredigt an das in permanenten Ungehorsam verstrickte Israel bei den Asidäern gegeben hat (90 6f)! Ja, die Abweisung dieser in der letzten Zeit an Israel ergehenden U mkehrpredigt trägt die Verwerfung im Endgericht ein! Wie diese Umkehrpredigt aussah, ist der Tierapokalypse nicht zu entnehmen; auch die im paränetischen Buch zusammengestellten Worte geben davon keine unmittelbare Anschauung; wohl aber zeigt dieses Buch, daß im Traditionsbereich des dtrGB Verkündigungsworte gebildet wurden, die den Vorgang solcher Umkehrpredigt an Israel im Rahmen des dtrGB voraussetzen8 , nun aber den Sündern, die sich der Umkehr entziehen, in GerichtsS.411-415; R.MEYER, Nabonid, S.85-93. Sie beginnt mit der Urzeit, erhalten sind Hinweise auf Sintflut und Turmbau, und reicht wahrscheinlich bis zu den eschatologischen Ereignissen. Die Fassung von 587 als Zorngericht über die Sünde des Volkes (s. Text bei MEYER, aaO S.88) macht wahrscheinlich, daß auch hier die Tradition des dtrGB leitend war; wichtig ist, daß D und seine Andauer anscheinend in der F01ge von vier Weltreichen, einsetzend mit Babylonien, expliziert ist. I 90 14fT. • Zur Andauer von A vgl. 8954 mit 8973f. Zu beachten ist besonders die kritische Stellung zum nachexiiisehen Tempel in 89 73; vgl.J. P. THORNDIKE, aaO S.170 A6 zSt: "Thus from the exile to the Maccabean period Israel is shown here as separated from God". - Zur Gegenwart als letzter Zeit vgl. 90 6ff mit dem folgenden Kontext. s 90 6 (ff). Zur Deutung der Lämmer auf die. Asidäer vgl. G.BEBR, aaO H, S.296 zSt; R.H.CHARLES, aaO H, S.257; W.FOERSTER, aaO S.4I; K.ScHUBERT, aaO S.190 A53. • Siehe 906f! (V. 7: Nicht-Hören!(C)). Zu 906fvgl. bes. W.FoBRsTER, aaO S.39.49. • Zur Verwerfung der halsstarrigen Israeliten im Endgericht vgl. 907 mit 9026! Entsprechend von den Feinden Israels 9025! • Vgl. 90 30fT; s. auch Tob 1311; 146f. , Vgl. 90 28f; vgl. Tob 1310b.14.16; 145b-7. s Siehe 9910; ferner den textlich freilich nicht sicheren (s. CHARLES, aaO H, S.269; C.ßoNNER, Chapters, S.38 Anm.) Beleg 989; ferner 9814. - Daraus kann geschlossen werden, daß die "Sünder" mit der Botschaft der Frommen, die also weiterhin an das empirische Israel ergeht, konfrontiert worden sind, aber in ihrer Sünde verharren (vgl. 9811). - Dabei wird jedenfalls faktisch wie in 906 an dem halsstarrigen Israel (A) eben die Funktion wahrgenommen, die in vorexilischer Zeit für die Propheten im dtr Sinne bezeichnend war und die den Henochkreiscn durchaus vertraut ist (s. 139 53f). Bezeichnend ist darum, daß die Halsstarrigkeit Israels entsprechend mit dem C-Moment des Nicht-Hörens (907; 989) charakterisiert wird.
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JUBILÄENBUCH l
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worten zurufen, daß sie dem Endgericht verfallen (Entfaltung der Relation E-F2 des dtrGB); die aber, die umgekehrt sind, werden zum Bleiben im Gehorsam gemahnt (E), und in Heilsworten 3 wird ihnen das künftige Heil zugesprochen (Entfaltung der Relation E-FI des dtrGB). Beide Gattungen gehören also in äthHen zum VorsteIlungsbestand des dtrGB! Schließlich zeigen die Paränesen, daß die mit dem Gesetz identische, vielleicht sogar als redende Person vorgestellte Weisheit Moment im VorsteIlungsbestand des dtrGB ist'. j) Das Jubiläenbuch Die Datierung vonJub ist umstritten". Doch i~t die vielfach vertretene These, das Buch sei dezidiert prohasmonäisch, wolle mit seinen Levi-Aussagen das hasmonäische Priestertum legitimieren· und enthalte Anspielungen auf die EroberungszügeJohannes Hyrkan.~, unhaltbar. Sie scheitert einfach daran, daß Jub denselben solaren Kalender, wie ihn die Essener haben', (:nthält, weswegen ja bereits der hasmonäische Hohepriester Jonathan Maccabaeus (153-143 v. ehr) gegen den "Lehrer der Gerechtigkeit" vorgegangen ist"; dier offizielle Jerusale1 Vg\. die Weherufe in äthHen 91-104. Für die Vermittlung der Gattungstradition zu Lk 1149f; 13 34f (s.oben S.5Iff.57f), aber auch den synoptischen Wehcrufen (5. oben S.28A6) hin ist zu beachten, daß die Weherufe im äthHen in dClr Gattungstradition des prophetischen Gerichtsworts stehen und in Scheltrede-Drohwort gegliedert sind, worauf K.ßALTZER, aaO S.170 hinweist. Die UnheiIsankündigung ist im äthHen allerdings nicht als Gottesrede eingeführt, vg\. 946.7.8; 954.5.6.7; 966.8;; 977-10; 989(f). 11. 12. 13.14.15; 991.2.11.12.13.14.15f; 1007.8.9; 10358'. • Siehe 97 3. 5; 9810; 1004 u.ö. • Siehe zB 95 3; 96.1. 3; 97 I; 99 10 (Seligpreisung!); 102 4. 5; 104 1 u.ö. • Nicht nur sind die Paränesen von Weisheitsgut geprägt (s. dazu D. RÖSSLER, aaO S,48; U.WILCKENS, ThW 7, S.503), sondern 9910 zeigt auch, daß das die Umkehr bestimmende Gesetz mit der Weisheit identifiziert ist, wie nach den ParaUeiwendungen außer Zweifel steht: "Aber in jenen Tagen werden selig alle di" sein, die die Worte der Weisheit annehmen und kennen, die Wege des Höchsten beobachten, auf dem Weg seiner Gerechtigkeit wandeln und mit den Gottlosen nicht sündigen, denn sie werden gerettet werden" (Übersetzung G.BEER); vg\. zSt U.WILCKENS, aaO S.503 und A255; 504 und A258; H.W.KuHN, Enderwartung, S.169 A3; 179. Der griechische Te;ü hat statt "Worte der Weisheit" 'Ppo~lfLW~ A6you~ (s. C.ßONNER, aaO S.44/46 und 4~;/47). Vgl. zu "annehmen" den traditionsgeschichtlich bezeichnenden Beleg Sir 1814·; auch 623.33. Wahrscheinlich meint der Ausdruck sogar, daß in solcher Gesetzespredigt die Weisheit selbst spricht (vgI. Sir)! In die Tradition der mit dem Gesetz identischen Weisheit gehört auch 989,s.dazu U. WILCKENS, ThW7, S.504;J.ßECKER, aaO S.3:lund A9; H.W.KUHN, aaO S.179f. • S. dazu die Diskussion bei M.TESTUZ, Idee., S.25ff; besonders F.BoHN, ThStKr 73, 1900, bes. S.I72; R.H.CHARLES, Book, S.LVIIIff; DERs., AP II, S.6f; E.LrrrMANN in Kautzsch AP II, S.36ff; E.SCHÜRER, UI, S.375ff; W.BoussET, Re\., S.13f; S.KLEIN, ZDPV 57,1934; R.MEYER, OLZ 41,1938, Sp. 722ff; DERS., ThW 4, S.246; H.STRATHMANN, ThW 4, S.242f; H.H.RoWLEV, Relevance, S. 60ff. 84ff; O.EISSFELDT, aaO S.824; ß.NOACK, SEA, XXII-XXIII (1957/58), bes. S.195; L.ROST, RGG, 3. A., IH, Sp. 96Of. • So zB R.H.CHARLES, aaO; R.MEYER, aaO; H.STRATHMANN, aaO u. andere. 'S. dazu die Diskussion in VT seit 1953; K.G.KIJHN, ThLZ 85, 1960, Sp.654ff; DERS., ZNW 52, 1961, S.65-73; E.KUTSCH, RGG, 3. A., I, Sp.. 1813 und G.JEREMIAS, Lehrer, S. 53ff. 8 s. K.G.KUHN, ThLZ 85, 1960, Sp.653; VERS., RGG, 3.A.,V, Sp.745f und ausführlich G.JEREMIAS, aaO S.36-78, bes. S.53ff. 75ff. B.NoACK, "aO S.201 weist darauf
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mer TempelkuIt hat ihn zu keiner Zeit rezipiert. Solarer Kalender und prohasmonäische Einstellung schließen sich aus. Auch besteht überhaupt kein j\nlaß, die Levi-Aussagen als Legitimation der Hasmonäer zu interpretieren'. - Eher ist schon Abfassung in der Qumrangemeinschaft zu erwägen, worauf neben dem Kalender auch sonst Übereinstimmungen weisen könnten'. Doch hat B.NoACK ein entscheidendes Gegenargument vorgetragen: " ... it is still the whole people that is called upon to become the true people of God, not a select part of Israel"'. Hinzu kommen die Anspielungen in 2316ff', die darauf weisen, daß die seleukidische Bedrohung noch anhält. Die Abfassung fallt demnach vor 164 oder 162 v. Chr. und, da die makkabäische Erhebung schon bekannt ist, nach 167 v. Chr., also in die Zeit des Hohenpriesters Menelaos (172-162)'. Dazu fügt sich, daß das Buch auch sonst zahlreiche Hinweise auf die Zeit der syrischen Verfolgung enthält'. So ist doch am wahrscheinlichsten, daß das Buch während der Aufstandszeit verfaßt wurde'. Der ganze Inhalt legt nahe, daß es aus Priesterkreisen stammt8 ; die Übereinstimmung mit essenischen Anschauungen, insbesondere im hin, daß die Qumrangemeinschaft die Legitimität der makkabäischen Priesterkönige nicht anerkannte; s. auch noch H.-J.SCHOEPS, ThLZ 81, 1956, Sp.663-670. - Die Deutungen auf die Kriegszüge Joh. Hyrkans (so R.H.GHARLES, S.KLEIN u. andere) sind durchweg nicht überzeugend. So vg!. zB gegen GHARLES' Deutung (Book, 8.222) von 3814 die makkabäi.chen Kriegszüge von 163 v.Ghr. (I Makk 565, dazu M.NoTH, GI, S.333), auf die F. BOHN hinweist (aaO S.I71). , Die Legitimationsversuche des hasmonäischen Priestertums konzentrieren sich auf die Priesterordnung Jojarib, vgl. im sekundär eingeschalteten Kapitel I Ghr 24 den V.7 und dazu W. RUDOLPH, HAT 21 zSt; ferner I Makk 2 I; 1429 und dazu R. MEYER, OLZ 41, 1938, Sp. 725 und A5; DERs., ThW 7, S.38 A23; E.STAUFFER, ThLZ 81, 1956, Sp.139f; H..j.SCHOEPS, ebd., Sp.663f. In dem zugestandenermaßen prohasmonäischen I Makk (vg!. E.BICKERMANN, Gott, S.145) ist Levi nicht erwähnt! A.SPIRO, PAAJR XXII, 1953, S.I04-106 A29 vertritt die Auffassung, daß sich die nichtzadokidischen Hasmonäer von Eli ableiten. • Jub werden in Dam zitiert (s. O.EISSFELDT, aaO S.824); in Qumran wurden hebräische Jub-Fragmente gefunden (s. bei O.EISSFELDT, aaO S.823f A2; 1023); zum Inhaltlichen s. die Untersuchung von B.NoACK. • aaO S.205. - Zur Abschließung der Qumrangemeinschaft s. unten S.16!l und A2-4. • In 2316ff ist die Zeit der syrischen Religionsnot und die makkabäische Erhebung eingezeichnet (s. R.H.GHARLES, Book, S.I46ff Anm. zSt; W.BOUSSET, Re!., S.14; W. FOERSTER, aaO S.43). M.E. geht der ganze Abschnitt V.I6-26 auf die Zeit der syrischen Religionsverfolgung: V. 16.26 handeln wie äthHen !l06f von den wenigen Frommen in dieser Zeit; die Entweihung des Allerheiligsten geht auf die illegitimen Hohenpriester (Jason, Menelaos); V.22-25 handeln vom Vorgehen Antiochus' IV, das wie in Dan (s. dazu K.KoCH, HZ 193, 1961, S. 19.22) und in der Tierapk als endzeitliche Drangsal (s. auch K.SCHUBERT, aaO S.193f) verstanden wird, vg!. V.22 mit Dan 1133(!) und Esr 97 (D-Momente, von 587 auf Antiochus übertragen, vg!. noch 2322 mit 113;.1ub 2323 mit Dtn 2850; Bar 415f; Jub 2324 mit Jer 1111). K. SCHUBERTS Erwägung, daß 2321-23 bereits antihasmonäische Polemik enthalte (ab Jonathan), ist mir darum nicht wahrscheinlich. Daß die makkab. Erhebung im Gang ist, zeigt vielleicht V.20, sicher aber 5012 (Problem der Kriegführung am Sabbat am Anfang der makkab. Erhebung (s. I Makk 2 32. 39ff);Jub zeigt hier eine radikale (Verbot!) Ausprägung der asidäischen Position (s. dazu O.PLÖGER, Theokratie, S.16ff; M.HENGEL, Zeloten, S.293ff; G. JEREMIAS, aaOS.161)). • Wenn Menelaos Benjaminit war, bekäme die Betonung dc. rechtmäßigen Priestertums in Jub noch einen beqonderen Akzent; er gehörte aber vermutlich doch der PriesterkIasse Bilga an (s. G.JEREMIAS, aaO S. 70). • S. bei E.SCHüRER, aaO S.376; H.H.RoWLEV, aaO S.89. - Hinzukommt auch hier (s. oben S.154 A4), daß Jub auch außerhalb Qumrans überliefert ist. 7 Mit H.H.RoWLEY, aaO; K.SCHUBERT, aaO S.190 A53 u. anderen. 8 S. dazu E.ScHÜRER, aaO S.377; M.TESTUZ, aaO S.29; u.a. Diese stehen in Opposition zu den Priestern der hellenistischen Reformpartei (s. dazu E. BICKERMANN, Makka-
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Kalender, weisen darauf, daß es sich um eben die asidäischen Priesterkreise handelt, aus denen der Lehrer der Gerechtigkeit stammt und aus, denen die essenische Gemeinschaft hervorgegangen ist'. M.E. stelltJub die Programmschrift dar, in der die nachmals essenischen Priesterkreise ihre Lehren mit der Autorität Moses durchzusetzen suchten; sie gehört in denselben Kreis wie 4QDibHam.
Das mit der Tierapokalypse etwa gleichzeitige Juhiläenbuch bietet das dtrGB gleich am Anfang: 17-2(j'A, aber in einer traditionsgeschichtlich älteren Gestalt als sie in jener und der lOWApk vorliegt. In diesem Mose gegebenen Vorbliek auf die Geschichte Israels von der Zeit vor der Landnahme bis zur Endvollendung, der der Erkenntnis der Treue und Gerechtigkeit Gottes dienen soll (15b.6), ist die Tradition des dtrGB mit Händen zu greifen. Schon der Aufbau' ist völlig entsprechend: A 17-11 B 1120 C 112b 113 D A 114 A 122 123-248 E 115 E Fl 115OO.16-1S Fl 124b.25.26fin. (27b.2S.29b). Aber auch in den Formulierungen trifft man auf Schritt und Tritt auf die Tradition des dtrGB', ohne daß sich eine alttestamentliche Vorlage namhaft machen ließe. Das gilt auch von der dtrPA in 112, die hier an ihrem traditionellen Ort innerhalb des dtrGB zwischen der auf das vorexilische Israel bezogenen A-Aussage und der an (722 und) 587 haftenden D-Aussage stelil.t. Sieht man von der Eigentümlichkeit, daß statt Propheten "Zeugen" steht, wld Erweiterungen einmal ab, so liegt die traditionelle Gestalt vor: B Ich werde die (Propheten) zu ihnen senden, auf daß ich sie vermahne', bäer, S.18ff; DERS., Gott, S.64f. 136). Die bedeutende Rolle Levis inJub (vgl. 2814.17; 304.IS; 315.9.12.13.16.31; 32 1.3.8.9; 3322; 343.20; 386; 4414; 4516) erwächst aus dem Bestreben dieser Priesterkreise, sich als die verordneten "Sölme Levis" und ihr Gesetzesverständnis als das wahre darzutun. 'S.bes. G.JEREMIAS, aaO S.66f.160f.260r. • Der Abschnitt gebört zum ursprunglichen Bestand des Jub; die Thesen von M. TESTUz, aaO S.39ff.166f haben mich nicht überzeugt; zur Kritik an der Arbeit von TEsTUz vgl. H.H.RoWLEV, ThLZ 86, 1961, Sp.423-425. - Zur Stellung vgl. auch Dtn 1-4 im Dtn; ferner 1Q22 I, 5-11 (wenn die Anordnung der F'ragmente zutrifft). Der Anfang ist nach Dtn 31161f (sekundärer Zuwachs zu Dtn aus dtr Tradition, s. M. NOTII, OSt, S. 40) gestaltet (vgl. 17 mit Dtn 3127; Jub In mit Dtn 3120(0; Jub Is mit Dtn 3119.21.26). • Die Fürbitte Moses I 19-21 ist traditionsgeschichtlich auszuklammern. - In 1221f werden die Elemente A, E, Fl wiederholt. • Einige Beispiele mögen genügen: V gl. V.8 mit 2 Kön 17 7; V.9a mit Dtn 2613 (zum Ausdruck), 2 Kön 1716 (zur Sache); V.l3 mit Dtn 3117f (Antlitz verbergen); zur Preisgabe an die Feinde s. oben S.120 AI; zu Gefangenschaft, Beute llSW. oben S.113A7; zur Vertreibung aus dem Lande vgI. Dtn426; 2864 u.ö.;zurZerstreuung unter die Völker oben S. 122 A4; zu V.l1 vgI. die Aussagen über die Sünde im Exil in Dtn 428; 2864, s. oben S.152 A2; zu V.l5j' vgI. Dln 429; 302. '6.10; 1 Kön 847r; beachte bes. V.l6 die nun (F1) erfolgende Umkehrung des (andauernden!) Fluchs in Segen (s.Dtn 2813.44); zu V.ll vgI. oben S.156 A7, schon Sach 82f. - Eigentümlich sind besonders einige FI-Aussagen: V.25 (Kinder des lebendigen Gott.,.), Gott als Vater (V.24.28) und König (V. 28). • So ist gegen E. LITTMANN zu übersetzen, s. unten Exkurs II.
160 C
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
doch sie werden nicht hören. Sie werden vielmehr die (Propheten) töten.
Die B-Aussage ist zunächst ganz in der Art der Jeremia-Quelle-C-Aussagen formuliert', die Vermahnungsaus.~age entspricht 2 Kön 1713; Neh 930; die CAussage bringt zunächst das traditionelle Moment des Nicht-Hörens' und dann das Moment der Tötung der Propheten generell entsprechend Neh 9:!6. Läßt sich die Aussage also Wort für Wort als der Tradition der dtrPA verpflichtete Formulierung nachweisen, so ist sogleich festzustellen, daß sie in diesem Zusammenbestand der Momente ohne alttestamentliches Vorbild ists.
Was wir bisher nur aus der lebendigen überlieferung des dtrGB erschließen konnten, ist Jub 112 nun offenkundig: hier liegt ein Beleg vor, der zeigt, daß in der Mitte des 2.Jahrhunderts v. ehr. nicht nur die dtr PA, sondern auch die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Rahmen des dtrGB noch Gegenstand lebendiger Oberliqerung war. Wie in TestXn' sind die Verfehlungen des Volkes zur Zeit der Abfassung sehr wahrscheinlich auch hier schon in die Schilderung der vorexilischen Zeit einbezogen': 17 = 122; 19 = 114 = 2319; 113 = 2322; überhaupt scheint nicht nur das Vorgehen Antiochus' IV als (Andauer von )587 gedacht zu sein (s. oben S.158 A4), sondern auch die 19-11 genannten Verfehlungen den Abfall zum Hellenismus in der Gegenwart zu bedeuten, der somit als Andauer der vorexilisehen Verfehlungen Israels verstanden ist. Diese Verschränkung von Gegenwart und Vergangenheit liegt vor allem 112 vor. Hier heißt es: "und auch die, welche das Gesetz suchen, die werden sie vertreiben." (Übers. LrITMANN, aaO) Eine derartige Erweiterung der dtrPA findet sich in der Tradition bis dahin nirgends. Auf die vorexilisehe Zeit kann der Ausdruck nicht gehen, denn für diese hat Jub entsprechend dtr Tradition die Vorstellung der permanenten Halsstarrigkeit Israels (s. bes.2311); außerdem ist nach 2326 bezeichnend, daß das "Suchen (ya\)a§§esü; zur Bedeutung A.DILLMANN, Lex., S. 584f) des Gesetzes" erst jetzt(!) zur Zeit des J ub einsetzt. Der Ausdruck selbst bezeichnet nicht die nach Gesetzeserfüllung strebenden Frommen; dahinter steht vielmehr ;",rm "VI""'; gemeint sind die, die die Tora erforschen und auslegen·. Entsprechend ist auch 2326 zu verstehen: in den Tagen desJub kommt es zu UInkehr dadurch, daß jetzt Erforschung und Auslegung des Gesetzes einsetzen, wie sie sich im Jub niederschlagen. Nach 2326 sind diese Toraforscher zugleich an das sündige Israel gewandte Urnkehrprediger und Gesetzeslehrer; denn dies ist als notwendiger Zwischenvorgang zwischen Toraforschung und Anheben der UInkehr , s.S.721f. • s.S.73f AI. • In Jeremia C fehlt in B die ""la7;'-Funktion, in C die Tötung, in Neh 926 in B das Sendungsmoment und Jahwe als Subjekt der Vermahnung. • S. oben S.15If. , Inwiefern der Vorstellungszusammenhang des dtrGB einen derartigen Einbezug ermöglicht, ist oben S.152 dargestellt. • Zu dieser Bedeutung von ;",rm '1%1"'" s. Esr 710 und dazu K.GALLlNG, ATD 12, S.204; W.RUDOLPH, HAT 20, S. 72; Sir 3515 (hebr. Text) = 3215 und dazuG.H.Box in Charles AP I, S.427 zSt; ferner den Sprachgebrauch in den Qumrantexten: 1QS VI, 6f; Dam XX, 6; auch 1QS VIII, 14f; auf den historischen Lehrer der Gerechtigkeit Dam VI, 7; auf eine messianische Heilsgestalt Dam VII, 18; 4QAor I, 11; s. besonders G.JEREMIAS, aaO S.2691f, bes. 2921f. Zum rabbinischen Gebrauch von im Sinne von "Studium, Auslegung" s. H. L. STRACK, Einleitung, S.4.
IV''''
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(s. auch äthHen 906f) anzunehmen'. Im Zuge ihres \Virkerul werden diese asidäischen Umkehr- und Toraprediger von Israel ( !) vertrieben!. Von hier aus wird auch verständlich, warum Jub 112 statt von "Propheten" von "Vermahnern" (s. unten Exkurs II) spricht: die dtrPA soll transparent gemacht werden für die Gegenwart; diese Prediger beziehen sich in die dtrPA dadurch ein, daß sie für den zeitlich begrenzten Ausdruck O'N':lli1 (s. oben 8.152 A6) die Funktionsbezeichnung 0"'177:) setzen, die das Wirken der Propheten und ihr eigenes Wirken' an Israel gleichenveise zu umfassen vermag'.
Jub 112 zeigt demnach, daß die dtrPA einschließlich des Tötungsmoments nicht nur bei den Asidäern überliefert worden ist, sondern auch, daß asidäische Umkehr- und Gesetzesprediger, die sich an das halsstarrige Israel ihrer Zeit wenden, ihr den Propheten entsfirechendes Wirken und ihr Geschick ausdrücklich in die dtrPA einhezogen hahen. Veranlaßt durch die syrische Religionsverfolgung ist es dabei auch zum Einbezug von "verfolgen" (lhwxeLV) in die Geschickaussage gekommen. In der Darstellung des dtrGB in Jub 17ff ist auffallend, daß die für die 10 WApk und Tierapk bezeichnenden Weiterbildungen hier noch nicht in den Vorstellungszusammenhang des dtrGB aufgenommen sind; wohl aber finden sich diese Modifikationen inJub sonst durchaus: erst jetzt in der als letzter Zeit vor der Wende verstandenen' Gegenwart kommt es zur Umkehr', aber nicht bei allen Israeliten; sondern an der gegenwärtigen asidäischen Umkehrpredigt tritt 1 Daß die Träger des Jub diese Funktion der GesetzesbelehruTig des Volkes beanspruchen, zeigt 3115 in Aufnahme von Dtn 3310; vgl. auch 4Qtest 17f. Jub läßt noch nichts davon erkennen, daß sich diese Funktion nur noch auf eine sich absondernde Gemeinschaft bezieht! 'R.H.CHARLES, Book, 8.4 übersetzt: "persecute". Welche besonderen Ereignisse dahinter stehen, wissen wir nicht. Ich vermute, daß Zusammenhän~:e mit der Flucht der Frommen in der syrischen Verfolgung bestehen (s. dazu I Makk 2 ~!8. 29fund M.NoTH, GI, 8.327.329; vgl. auch äthHen 909 (s. W.FOER'ITER, aaO 8.40); Dan II 33f), die hier als Verfolgung durch Israel verstanden wird. 3 Außer der in dtr Tradition geläufigen Vorstellung des Umltehraufrufs als Vermahnung ("17i1, s. auch "17i1 in der Mischna für die Lehrtätigk,oit der Rabbinen, s. R.AsT/NO, Verkündigung, 8.513ff) Israels weisen auch die zahlreichen Mahnreden in Jub darauf, daß diese Prediger ihr Wirken als Vermahnung vemtanden haben; vgI. 720-39; 202-10; 211-25; 2216-25; 363-11 (zu Aufbau und Gattung s. K.BALTZER, aaO 8. I 42ff; vgl. auch TestXII!). Mindestens der 8ache nach verweisen die dabei auftretenden Verben "ermahnen", "bezeugen" (so in LrITMANNS ülx,rsetzung) auf '-17il als den nachdrücklichen Hinweis auf den Gebotswillen Gottes; vgl. zu diesen Verben auch noch 226; 632.38; 720.39; 1528; 3011.17; 3313; 363; 4126; 4915.22. - Zu beachten ist auch für diese Umkehrpredigten, daß die Mahnreden in Jub mit der Austilgung und dem Endgericht (F2) für die übertreter drohen, s.7 27.-30; 206; 21 22; 22 20-22; 369-11! • Ob auch hinter der "Tötung" der Vermahner aktuelle Ereignisse oder nur das seit Neh 926 traditionelle Geschickmoment aus C stehen, ist unbekannt. Ist Jub unter Menelaos geschrieben, dann kommen die von seinem Nachfolger Alkimos/Jakim (162-160 v.Chr. (zur Datierung G.JEREMIAS, aaO 8.68» berichteten Tötungen von Asidäern (s. 1 Makk 7 12ff; auch die Kreuzigung des Jose b. Joezer soll auf ihn zurückgehen, s. A.8cHLATTER, Märtyrer, 8. 14. 54f; E.LoHSE, Märtyrer, 8.57 A3; M.HENOEL, Zeloten, 8.262 und A4; zur rabbinischen Überlieferung H. W.SURKAU, Martyrien, 8. 34ff) nicht mehr in Betracht. • 8. zu 2322-25 oben 8.158 A4. • Vgl. 2311ffmit 16.26 und dazu oben 8.158A4.
162
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
eine Scheidung im Volk' ein, so daß nur die Frommen an der Heilswende (FI) teilhaben, während die Halsstarrigen dem Endgericht (F2) verfallen'. Was in der IOWApk und Tierapk also bereits Moment im Vorstellungszusammenhang des dtrGB ist (s. oben), ist in Jub allererst noch Bestandteil des Vorstellungsbestandes des dtrGB. Jub I steht also der Traditionsstufe der TestXII nahe; vergleicht manJub mit der IOWApk und der Tierapk, so ist. der Vorgang deutlich zu erkennen, wie Momente des Vorstellungsbestandes zu Momenten des Vorstellungszusammenhanges werden und sich mit diesem verbinden; so bestätigt sich die früher angestellte methodische Überlegung" an den' Texten selbst und darf dann auch auf die dtrPA angewandt werden. Schließlich sprechen noch einige Anzeichen dafür, daß diese asidäischen Prediger das dtrGB auch als homiletischen Topos verwendet haben'.
EXKURS II:
]UB
112
UND DIE VORSTELLUNG
VON
DEN
PROPHETEN ALS "ZEUGEN"
Nach dem äthiopischen Text" liegt Jub 112 ein gewichtiger Beleg fül' die Bezeichnung der Propheten· als Zeugen vor. In der durch K.HoLL in Gang gekommenen Diskussion über die Ableitung des christlichen Märtyrerbel~iffs aus AT und Spätjudentum ist der Beleg kaum beachtet worden7 • Das gesicherte 1 Vgl. 23 16.26 im Kontext! Ferner die Aussagen über die Austilgung der U ngehorsamen in der folgenden Anm. - Bedeutsam ist, daß Jub auch die Wendung "böses, dieses oder dieses böse Geschlecht", bezogen auf die Gegenwart (Belege auch innerhalb von 2316-16!), als Bestandteil des Vorstellung8bestandes des dtrGB zeigt (2314.16 bzw. 2315.22), ebenso die Bezugnahme auf das Geschick von Sodom und Gomorrha im Blick auf die Gesetzesübertreter (206; 2222; 3610). • Zur Nähe des Endgerichts s. oben S.158A4. - Zum Gericht an den Feinden 8.915 u.ö.,lan den ungehorsamen Israeliten 512-14; 369-11; ferner s. auch 169; 2220-22; 2433 u.a.; zum Verhältnis von Sünden- und Endgerichtsaussagen in Jubs.J.BECKER, aaO S.22ff. Offenbar sind alle Israeliten außer den jetzt Umkehrenden dem Untergang verfallen (15 33f) und kommen zu keiner Teilhabe an dem künftigen Heilsstatus Israels in der erneuerten Schöpfung (I 29; 426); ausgenommen sind nur die Frommen der bisherigen Geschichte des Volkes (2330f; hier an Märtyrer zu denken ist unnötig (zu P. VOLZ, Eschatologie, S.29)). Möglicherweise denkt Jub, daß beim Endgericht die Israeliten in der Einheit ihrer Sündengeschichte gerichtet werden, vgl. 3015fin (ebenso ist ja auch inJub 122 die Sünde der Vorfahren in der Gegenwart noch als auf dem Volk lastende vorgestellt); anders allerdings 5 15r. • S. oben S. 107 A4. • Das läßt 8ich schon aus der Bestimmung von 1 7ff in 5b.6 ersehen; das dtrGB soll die Israeliten zur Gerichtsdoxologie (V. Sb. 6, vgl. V.22) führen, die ein Moment der Umkehr ist (122); es legt sich aber auch deshalb nahe, weil auch die Mahnreden auf anderwärts verübte Untaten und die darauf ergangenen Gerichte (s.7 22··25; 205; 2220-22) zur Mahnung vor Abfall hinweisen; vgl. den entsprechenden Aufbau der levitischen Predigten in der Chronik (s. oben S.I44f). "S. auch die übersetzungen von E.LrrTMANN in Kautzsch AP 11, S.4·0; R.H. CHARLES, Book, S.4; DERS., AP 11, S.12. • Daß die Propheten alttestamentlicher Zeit zumindest mit gemeint sind, ergibt der Kontext, s. oben. 7 Ausgenommen die kurzen Hinweise bei E.STAUPFER, Theologie, S.30o.310; E. NEUHÄUSLER, L ThK, 2. A., VII, Sp. 135. - Soweit ich sehe, gibt es sonst nur noch einen, ebenfalls nicht diskutierten Beleg für die Anwendung der Zeugenvorstellung auf die Propheten: Silr zu Dtn 321 (R. Meir; s. BILL. lVII, S. 176f; W. BACHER, Agada d. Tann. 11, S. 56f; und schon oben S. 89 A3); doch ergibt sich die Anwendung der. Zeugenvorstellung auf die Propheten hier so wenig wie bei den später erwähnten Wegen, Bergen, Vieh, Fischen aus einer besonderen Vorstellung, sondern aus der Verwendung von Jos 24 22 und Dtn 3019 für die Auslegung von Dtn 32 1.
EXKURS: JUB 112 -
PROPHETEN ALS "ZEUGEN"
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Ergebnis dieser Diskussion, daß sich die martyrologische Zeugnistenninologie, für die das Widerfahrnis des Todes konstitutiv ist, nicht aus dem alttestamentlich-jüdischen Sprachbereich ableiten läßt', wird dadurch nicht erschüttert, da in Jub 112 die Propheten "Zeugen" sind, insofern Gott bezeugt. Wohl aber könnte die These, daß die Zeugnis terminologie im Blick auf die Verkündigung der Propheten verwendet sei, zu denen aber ebenso die Vorstellung eines gewaltsamen Geschicks gehöre, und daß so Zeugnis terminologie und gewaltsames Geschick sich in der Prophetenvorstellung vernlittelt verbinden', dUrch Jub 112 eine weitere Stütze bekommen. Besonders E. GÜNTHER hat die Ansicht vertreten, "daß es einen feststehenden ,prophetischen' Sprachgebrauch von ,Bezeugen' gegeben haben muß, das die Offenbarung und die sich daraus ergebende Ermahnung zum Inhalt hatte"". Doch ist die These G.s keineswegs überzeugend, da weder sprachliche noch traditionsgeschichtliche Fragen ausreichend bedacht sind: aus dem seltenen und schwierigen Wort I'I'T'1»11 lassen sich solch weitreichende Schlüsse ohnehin nicht ziehen. Die Ausführun!~en G.s zu "r"»1'1 aber setzen voraus, was hätte untersucht werden müssen, nämlich ob "r"»1'1 überhaupt "bezeugen" heißt. Die Frage wurde schon verneint'. Der Vorgang der Zeugenaussage wird im AT viel mehr durch ('»') 1'Illl' wiedergegeben'. Eine Anwendung spezifischer Zeugnisterminologie auf die Propheten läßt sich somit außer Jub 112 überhaupt nicht nachweisen'. Daß der äthiopische Text des Jub, dem die griechisch!: Übersetzung des hebräischen Originals zugrundeliegt', in 112 0":17 wiedergibt, ist schon deshalb fraglich. Nimmt man die Übersetzung LITTMANNS als wörtliche Wiedergabe des hebräischen Grundtextes an, so wird sie vom forensischen Bedeutungshorizont von ,:17 her sinnlos: " .. ich werde Zeugen zu ihnen senden, :auf daß ich (!!) ihnen
's.R.REITZENSTEIN, Bemerkungen, bes. S.426f; H.V.CAMPE:NHAUSEN, Idee, S.2-5; R.AsTINo, Verkündigung, S.523.573f; E.GüNTHER, MAI"ITk" S.86; N.BRox, Zeuge, S.132-173. • So K.HoLL in 'Yeu1l6tJ.o:pTU~, S.113f A2fin; R. REITZENSTEIN, aaO bes. S.432 AI; 433 A2; u. andere; besonders sind zu nennen E. GÜNTHER, aaO S. 79-82; DERS., ZNW 47, 1956, S.145-161; T. W.MANsoN, Martyrs, S. 465ff. "MAPTYl::, S.8If. G. stützt sich auf Jes 816 (1'1":1711) und "1"»1'1 in Sach 36f; Neh 926 (G. schreibt in bei den Arbeiten Neh 11 26!); I Makk 2 56. 'S. oben S.69f A2. - G. ist in seiner Behandlung von Neh 926 (S.81) auch der traditionsgeschichtliche Ort von ":171'1 hier entgangen; es stellt an dieser Stelle eine übertragung der Funktion Jahwes (Ps 507; 2 Kön 1715; Neh 929.34), die er durch Mose (Dtn 3246) und die Propheten (2 Kön 1713; Neh 930; s. auch Ps 819) wahrnimmt, auf die Propheten dar (s. auch 2 Chr 2419). - G. spricht davon, daß die Belege selten seien; wie steht es aber mit 2 Chr 2419; auch 2 Kön 17 13; Neh 930, die G. nicht erwähnt? - Der sprachliche Einwand trim auch T. W. MANSoN, aaO; auch N. BROX, aaO S.145 hat das Problem nicht erkannt. - übrigens ist auch durch die Wiedergabe von "171'1 in LXX durch atO:fLo:p-rupea&o:t (auch: dringend zureden (W.BAUER, WB, Sp. 370), nachdrücklich erklären (H. STRATIThfANN, TbW 4, S. 51 8) und t7tttJ.o:p-rupea&o:t (auch: warnend bekunden, s. H.STRATHMANN, aaO S.517 AI) noch keine spezifisch zeugnisterminologische Fassung des prophetischen Wirken. gegeben (zu E. STAt.'PFER, aaO S.31O). 'Siehe KBL S. 718. • Auch die Qtlmrantexte bieten keine Belege. I QM XI, 8 werden zwar die alttestamentlichen Propheten m":1711 'nn genannt (s. zSt A. S. VAN DER WOunE, Vorstellungen, S.123f; H.KoSMALA, Hebräer, S.266), doch ist auch in den Qumrantexten unsicher, wieweit 1'1":1711 überhaupt prägnant zeugnisterminologischen Sinn hat. , InJub kommt der Begriff "Zeuge" m.W. nicht mehr vor; 20 7a (s. LTITMANN, aaO S.74) liegt nicht das Substantiv samä'i, sondern das Verbum asme'a vor; B. A.Dn.r.MANNS Rückübersetzung bei H.RöNSCH, Jubiläen, S.26: et id(:o ego testor super VO!l; R.H.CHARLES, Book, S. 130: ,,1 implore you"; la!. Version: eg-o obtestor vos (RÖNSCH, S.27).
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bezeuge"; daß die Zeugen für Gott zeugen, steht nicht da; die Übersetzung ergibt vielmehr die unmögliche Vors teIlung, daß die Träger der Zeugenfunktion die Gesandten dessen sind, der sie ausübt! Die Schwierigkeiten lösen sich, wenn man bedenkt, welche RoIle ,':sm im Sinne von ,,(v)ermahnen, nachdrücklich hinweisen" in der Tradition der dtrPA, dieJub 112 zweifellos vorliegt, spielt, und annimmt, daß im hebräischen Grundtext von 112 für "damit ich ... Zeugnis ablege" stand: "37:1 137l:l" oder "37N ("WN) 137l:l"; die "37:1-Funktion ist dann hier bei absolutem Gebrauch von "37:1 von Gott ausgesagt wie Ps 507; Neh 929'. Für "Zeugen" des äthiopischen Textes' stand aber, da die Propheten in alttestamentlich-spätjüdischer Tradition niemals Zeugen genannt werden, das Part. hi. O"'37l:l = Mahner, Vermalmer, vgl. Dtn 3246. Daß der äthiopische Übersetzer samä'j geWählt hat, ist vermutlich darin begründet, daß schon die griechische Version O"'37l:l in 112 mit (L&:pTUpe<; wiedergegeben hatte. Die Stelle i!lt demnach zu übersetzen: "Ich werde Mahner zu ihnen senden, damit ich Hie vermahne ... "
k) Bar 39-1:4; 45-59 Daß der Weisheitspredigt (39--44) und den Liedern (45-59) ebenso wie dem Bußgebet (115-38) das dtrGB zugrundeliegt, haben wir bereits gesehen'. An den Modifikationen des dtrGB, wie sie Tierapk und IOWApk zeigen, hat Bar höchstens darin teil, daß es ebenso die nahe Heilswende erwartet<. Besonderes Augenmerk verdient jedoch die Weisheitspredigt; denn aus ihr läßt sich wieder deutlich erkennen, daß das dtrGB, hier nach den Elementen A und D, als Topos in der Umkehrpredigt an Israel verwendet wurde: die Andauer des Gerichts (D 31Of) wird auf den Ungehorsam Israels (A 312f) zurückgeführt und dadurch der an Israel ergehende Aufruf zu Umkehr (42) und Gesetzesgehorsam (39.14; 43) unterstrichen. Außerdem zeigt wie die lOWApk auch Bar 39ff, wie die theologische Weisheit in den Vorstellungszusammenhang des dtrGB selbst eintritt, und zWar an die Stelle des Gesetzes, mit dem sie identisch ist (41)'. Bar 39ff ist 1 Diese These läßt sich auch sprachlich stützen; das äth. Verbum asme'a ist "0 wenig wie ,.,37 hi. zeugnisterminologisch eingeengt: Grundbedeutung: facere ut audiat(ur); es kann wie "37 hi. heißen: hortari, implorare (s. A.DILLMANN, Lex. S.337 und die dort angegebenen, auch traditionsgeschichtlich hierhergehörigen Belege Dtn 3246; äthHen 89 53(!); 91 3). • Zu samä'i s. A.DILLMANN, aaO S.338f; P.PEETERS, AnBo1l39, 1921, S.58. • S.obenS.115f. 129ff. 130mitA5-7. • S. tv "&:X
BAR 39ff 45ff -
ESSENISCHE SCHRIFTEN
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somit ein wichtiger Schritt zu der Verbindung von Weisheitstradition und dtrGB, wie wir sie in den Logien Lk I I 49fund 1334ffinden werden, zumal.ich hier auch Einbezug der Traditionen des Proverbiabuches in den Vorstellungs bestand des dtrGB feststellen läßt'.
Die im Voraufgehenden besprochenen 2 Belege für das dtrGB aus der Zeit der asidäischen Bewegung finden sich in sonst recht unterschiedlich geprägten Schriften, man vergleiche nur Tob und Bar mit äthHen und Jub! Andererseits bestehen Q.uerverbindungen nicht nur in den traditionellen Zügen des dtrGB, sondern gerade auch in dessen Modifikationen. Dieser eigentümliche traditionsgeschichtliche Befund bedarf der historischen ErklärungS. Anschließend sind nun Belege für die überlieferung des dtrGB im palästinensischen Spätjudentum aus der Zeit von 150 v. Chr. bis zum Ende des 1.J ahrhunderts n. Chr. zu besprechen. Wir ziehen damit auch Belege heran, die chronologisch natür]ich nicht mehr zur "vorchristlichen" überlieferungsgeschichte gehören, wohl aber traditionsgeschichtlich für den vorchristlichen überlieferungs bestand herangezogen werden können.
1) Die essenischen Schriften Da die essenische Gemeinschaft aus der asidäischen hervorgegangen ist, möchte man erwarten, daß die Qumrantexte4 für die Tradimen sind von den Momenten der theologischen Weisheitsvorste:1lung, daß dieoe zu sich ruft (Ausnahme vielleicht äthHen 99 10), daß sie präexistent ist, daß sie als Bußpredigerin auftritt (Proverbien), daß sie an die Stelle Gottes tritt, daß sie in Jerusalem wohnt. Diese an sich durch Proverbia und Sirach, die laut Bar schon zum Vorstellungsbestand des dtrGB gehören, bereitgehaltenen Momente werden erst später mit dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB verbunden, wie wir zu Lk 11 49f und 13 34f sehen werden. , Vielfach wird angenommen, daß in Bar 3 9ff Spr 1-9 einwirkt, s. W. ROTHllTEIN, AP I, S.214; O.C. WHITEHOUSE, AP I, S.570; M.WEISE, BhHW I, 8.202; u. andere. • Das den Vorstellungen der Makkabäer nahestehende und d.arin I Makk verwandte ]udithbllch enthält auch einen Nachklang des dtrGB in der Mahnrede Achiors, s. bes.518f (V. ISa = A; V.lRb = D (Kriege, Exilierung, Tempelzerstöl1lng usw.); V.19a = E; V.19b = FI (Rückkehr der Gola, EinnahmeJerusalems... Aber bezeichnenderweise sind in dieser makkabäischen Schrift die dtr Konturen völlig velrändert: keine Spur von eschatologischer Erwartung; FI ist vielmehr die Rückkehr der babylonischen Exulanten und die nachexiIisehe Konsolidierung der Verhältnisse (vgJ. Chronist!; dessen prophetische Kriegsansprachen haben vielleicht das Modell zur Mahnrede abgegeben); ob im Volk Sünde ist, ist eine echte Frage (520); von einem Verständnis der Gegenwart als Unheilszeit kann keine Rede sein. - Wahrscheinlich steht auch n.och in einem Einzelzug, auf den mich Herr Prof. D.G. von Rad hingewiesen hat, dasdtrGB, und zwar die dtrPA, wenn auch in völliger Umbildung, im Hintergrund, insofern dem mahnenden (hier warnenden) Propheten im Zuge solchen Wirkens ein gewaltsames Geschick widerf"ahrt: die Rede Achiors wird in 6 2 durch t1tPO
».
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tion des dtrGB reiche Ausbeute bringen. Die Belege sind jedoch nicht so zahlreich und zeigen, daß die Essener diese Vorstellungstradition an entscheidenden Punkten umgestaltet haben. Am deutlichsten liegt das dtrGB an einer sehr bezeichnenden Stelle vor:
Dam I, 3--13a, wo von der Entstehung der Gemeinde gesprochen wird': I, 3a
=
AI; I, 3b-4a = D8; I,8b-1I = E4; I, 7-8a = FI'; I, 12-13a = F2. - Die D-Aussage ist, wie I, 6 zeigt, auf 587 bezogen; die A-Aussage bezieht sich demnach auf die vorexilischen Sünden Israels. Den Rest, den Gott ließ, wiJ'd man der Tradition des dtrGB entsprechend von der Tatsache verstehen müssen, daß Gott überhaupt Israeliten nach 587 übrig ließ. In dem umstrittenen Ausdruck 'TI'TI~ (1,6) scheint mir doch ~ = "nach" sachlich das Nächstliegende', und die "Zeit des Zorns" (1,5) wird man gemäß der Vorstellung von der Andauer von D (s. oben S.122ff) auf die Zeit seit 587 und nicht nur auf Antiochus IV beziehen müssen1 , mit der die ,,390" Jahre identisch sind. In dieser "Zeit des Zorns" entsteht die "Wurzel der Pflanzung"'; die darin bezeichnete asidäische Bewegung hat hier aber anders als äthHen 906fT;Jub 2316.26; Bar 37 vorläufigen Charakter (1,9; siehe dagegen äthHen 9061): die klare Unterrichtung der Gemeinde ist erst durch den Lehrer der Gerechtigkeit (d.G.) ermöglicht. Die Elemente Fl und F2 zeigen, daß das dtrGB auch für die Israeliten einen doppelten Ausgang - Heil oder Verwerfung - hat. - Abgesehen von der Bundesliturgie in I QS· lassen die essenischen Schriften das dtrGB auch sonst noch zuweilen erkennen'·; außerdem besteht in einzelnen Vorstellungenl l Zusammenhang mit 'Zu 1,1 - II,I s. K.G.KuHN, ThLZ 85, 1960, Sp.652f; K.BALTzER, aaO S.118; J.BECKER, Heil, S.56fund A5; zu unserem Abschnitt vor allem die eingehende Besprechung bei G.JEREMlAS, Lehrer, S.151ff. - Text bei C.RABIN, Documents; E.LoHsE, Texte. • S. dazu Dan97; Dtn2820; 3116; 2 Cbr2420. 8 S. dazu Dtn 31 17f;Jub 113a.-Esr97. • Zu I, 8b vgl. Dtn 429;Jub 115.22.- Zu I, 4b vgl. Esr 98. 15; Neh 931. • Zu I, 8a vgl. Dtn 305.9; u.ö. in dtr Tradition. • S. zur Diskussion G.JEREMlAS, aaO S.153ff. 1 Vgl. auch die Vorstellung von der Andauer von D in 4 QDibHam, s. oben S.118f. Eine andere Interpretation bei G.JEREMIAS, aaO, der aber auf die traditionsgeschichtlichen Zusammenhänge mit dem dtrGB nicht eingegangen ist. 8 Gemeint sind die Asidäer, s. G.JEREMIAS, aaO S.160ff. Siehe dazu auch in den oben besprochenen Belegen TestXII; 10WApk; Tierapk;Jub, daß die Umkehr erst jetzt zur Zeit der Asidäer erfolgt. • S. dazu oben S.120f. ,. So ist nicht nur das Sündenbekenntnis Dam XX, 28-30 (s. oben S.121), sondern der ganze Zusammenhang XX, 27b-34 durch diese Tradition geprägt: A und D sind in dem Sündenbekenntnis aufgehoben, das seinerseits ein Moment von Eist (s. S. 124 AI); zu E gehört auch noch das Moment des Gehorsams Z.30b-33b, während 33b-34 das Element FI bringt. - Ferner ist der Rückblick auf die Sündengeschichte des Volkes Dam II, 14fT zu nennen. Er ist wie die essenischen Schriften überhaupt (s. G.JEREMIAS, aaO S.155) nicht an der Geschichte Israels interessiert, sondern veranschaulicht, daß das Isra.el draußen das halsstarrige und das unter dem Zorn stehende Volk war und ist (s. auch V, 15-17). Bedeutsam ist, daß dieser Rückblick auf Untaten und Ergehen Israels die Mahnung an die Gemeinde bekräftigen soll (11, 14-17)! Denn hier liegt eine Spiegelung dessen vor, daß das dtr Geschicht.bild homiletischer Topos in der Umkehr- und Gebotspredigt ist, worauf wir schon mehrfach gestoßen sind. 11 Hingewiesen sei: auf die Vorstellung von der Andauet' der Schuld der Vorfahren, s. außer den Sünden bekenntnissen in 1 QS I und Dam XX noch I QH IV, 34 (dazu G.JEREMIAS, aaO S.209.217); auf die Bedeutung der Umkehrvorstellung in den Qumranschriften (s. dazu E.SJÖBERO, Gott, S.258ff (zu Dam); H.BRAUN, Umkehr; DERS., Radikalismus I, S.25.90f.loo; F.NöTScHER, BZ NF 3, 1959; G.JEREMlAS, aaO bes. S.110.329.344); auf das Bewußtsein, in der htzten Zeit zu leben (s. dazu K.G.KUHN, RGG, 3. A., V,
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Momenten, die wir in den Belegen aus der asidäischen Zeit im Vorstellungszusammenhang des dtrGB gefunden haben; das gilt insbesDndere von der dirPA, deren Einwirken auf die generellen Prophetenaussagen ' der essenischen Schriften sich mehrfach nachweisen läßt. Vor allem Belege, in denen die Propheten als Übermittier der Gebote vorgestellt sind, sind hier zu nennen; so 4QpHosb II, ~f': "seine Gebote warfen sie hinter sich, die er ihnen gesandt hat mittels seiner Knechte, der Propheten, aber auf ihre Verführer hörten sie .•. ". Diese Auslegung von Hos 210' erfolgt im wesentlichen mit Momenten der zweiteiligen dtrPA', deren Zusammenstellung so im AT keinen Anhalt hat. Wieder ist deshalb anzunehmen, daß die dtrPA noch aus lebendiger Überlieferung bekannt war und hier zur Charakterisierung der Halsstarrigkeit des (im Ganzen seiner Geschichte genommenen) außeressenischen Israel verwendet wird. In IQS 1,3" sind "alle seine Knechte, die Propheten" neben Mose als Vermittler des den Wandel der Gemeindeglieder bestimmenden Gebotswillens Gottes genannt'; ähnlich 1QS VIII, 15f: auch hier handelt es sich um den Gebotswillien Gottes', den Gott durch Mose befohlen hat und den die Propheten durch den heiligen Geist' offenbart haben. Das dtr Moment der Gebotsübermittlung der Propheten hat auch eingewirkt Dam II, 12' und VI, 1 °._ Die auf einer späteren Traditionsstufe ' der dtrPA mit den Propheten generell verbundene Funktion der Weissagung des Unheils über Israel" findet sich in den essenischen Schriften auch, so IQpHab II, 9". Die Stelle zeigt eine wichtige Weiterbildung der dtrPA: das von den Propheten geweissagte Unheil ist nicht mehr das Gericht von 587 und seine Andauer (so noch in 4QDibHam III, 13f), sondern das künftige, endzeitliche 8p. 747; G.JEREMIAS, aaO 8.81.90.14Of.307; H.BRAUN, Rad. I, 8.lIlff AI; A.8TROBEL, Untersuchungen, 8. 7ff); auf die Vorstellung vom Endgericht, dem auch das nichtessenisehe Israel verfallt (s. dazu K.G.KUHN, aaO 8p.747; H.BRAUN, Rad. I, 8.27f A8; 32 und AI; 103 A2; G.JEREMIAS, aaO 8.332.341.348). 1 Zur Bedeutung der Propheten in den Qumrantexten s. O.BE;TZ, Offenbarung, 8. 74f. 81. • TextbeiJ.M.ALLEGRo,JBL 78,1959,8.145; die richtige übersetzung des Textes bei J.MAIER, Texte I, 8.189. A.DuPONT-8oMMER, 8chriften, 8.299 bezieht die Wendung C'l ',nN '::l'I;lw:"! auf die Propheten und denkt an Jes 3817; doch liegeri I Kön 14 9; Ez 23 35 (auch hier das Moment des Gott-Vergessens) und vor allem Neh 9 26 (auch hier der Ausdruck im PI. von den Israeliten und im Zusammenhang mit der generellen Prophetenvorstellung) weit näher, weswegen die Wendung auf T'nml:l) (11,4) zu beziehen ist. Das Moment der 8endung der Gebote mittels der Propheten entspricht der Tradition derdtrPA, s.2 Kön 1713; 2 Chr3615; 8ach 712; darum wird am besten zwischen Z.4 und 5 '"I':l ergänzt (mit ALLEGRO, aaO 8.145). • Zur Anknüpfung vgl. Hos 210 mit Neh 925 (»:lW!). 'Neh 926; 2 Kön 1713 usw. VgJ. auch implizit aus Z.5 das Moment des NichtHörens. • Text: M.BURRows, Dead 8ea 8crolls 11/2; E.LoHSE, Texte, 8.4. Zu Literarkritik und Gattungsgeschichte von I Q8 s. J. BECKER, Heil, 8. 39ff. • Zur dtr Tradition Neh I 7; Esr 9 11; ferner unten 8.200 A4. , s. H. BRAUN, Radikalismus I, 8.16.28 A2. • 8. 8ach 712; Neh 930. • Text: C.RABIN, aaO 8.9; E.LoHSE, aa08.68. Zur Emendation von'~ in '1T"m:l s. K.G.KUHN, Two Messiahs, 8.59f; A.8.VAN DER WOUDE, Vorstellungen, 8.17.25f; J. MAlER, aaO 11, 8.44, die mit Recht die Gesalbten auf die altt~:tamentlichen Propheten beziehen; ebenso sind wahrscheinlich auch die nl)N ""n ,m verstehen. Mit den CW'N"i' sind wohl "Gläubige der Vergangenheit" (so V.D.WOUDE, aaO 8.15) gemeint, auf die bezeichnenderweise der Rest von Esr 9a.13ff (s. auch Dam I, 4f) eingeschränkt wird. 10 Auch hier ist in 'n"IVl) zu emendieren (mit den 8.167 A9 genannten Forschern); zur Interpretation von V, 15ffvgJ. G.JEREMIAS, aaO 8.I06ff. 11 8. oben 8.116 A3 und 8.119. 1. Text: M.BURRows, aaO I, Plate LV; E.LoHSE, aaO 8.228/230; zum Text G.JEREMIAS, aaO 8.80 und A6; zur Interpretation ebd. 8. 79ff.
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Unheil (F2) über das abgefallene Israel als das letzte Geschlecht'! Hier sind die Propheten die Schriftpropheten (s. auch 4QDibHam IH, 13f), deren Worte der Lehrer d.G. auslegt; die C-Aussage H, 6 (Im"~N' N'~; vgl. auch Josephus Ant.X, 3,1 oben S.84A8) bezieht sich entsprechend auf diesen. Schließlich ist zu nennen Dam VII, 17f', wo von der Verachtung der Worte der Propheten" die Rede ist, die als Schriftpropheten (O'N'::ll;' ',!)O) verstanden sind; ob an die gebotsübennittelnde oder weissagende Funktion gedacht ist, geht aus der Stelle nicht hervor.
Die Qumrantexte zeigen, daß den Essenern sowohl das dtrGB wie die dtr PA noch aus lebendiger Überlieferung bekannt waren; die Annahme, daß die Essener aus den Asidäcrn hervorgegangen sind, hat hier auch eine traditionsgeschichtliche Stütze. Auffallend ist freilich, daß die essenischen Texte aus der Tradition von Element B weder den Umkehraufruf noch die Vermahnung ("lm) noch die Sendung der Propheten zum halsstarrigen Israel bieten; hinzu kommt, daß anders alsJub 112 weder der Lehrer d.G. noch andere Dienstträger in dieser Hinsicht4 jemals mit der Tradition der dtrPA verbunden werden, obwohl B entsprechende Funktionen in der Toraunterweisun/t, in der Zurechtweisung6 und im Wirken der O'~'::l1t'!)7 durchaus zu belegen sind. Auch wird der Lehrer d.G. nie N"'::1l genannt8 oder von seiner Sendung (n~1t') gesprochen; auch 1 8iehe H, 6ff. - Zu t'I,nN;' ",;, 8. G.JEREMIAS, aaO 8.8lf. - 8. in diesem Zusammenhang auch lQpHab VII, 5.8 und dazu G.JEREMlA', aaO 8.140ff. Die Auffassung der Propheten als Künder des Künftigen fand sich schon bei Sir 3615b; Tob 14!i; dort allerdings nur im Blick auf das Heil Israels; vgl. auch äthHen 1086. • Text: C.RABIN, aaO 8.29.31; E.LoHsE, aaO 8.80. Zur Interpretation G.JEREMlAS, aaO 8.29Of. • In diesem Moment liegt Einfluß der dtrPA vor, vgl. 2 Chr 36 16; doch hat die Stelle kamn literarisch eingewirkt, da sie von der Verachtung der Worte Jahwes spricht; s. auch TestLev 16 2: dort allerdings von hellenisierenden Priestern und nicht wie hier vom nichtessenischen Israel. • Zwar finden sich Hinweise, daß die Botschaft des Lehrers d. G. abgelehnt wird (s. zB IQpHab H, Iff; Dam XIX, 32-XX, 13 und dazu G.JEREMtAS, aaO S.82.117f), aber keine, daß das sündige Israel zu Umkehr und Gehorsam gemfen und solches Verkündigungswirken abgelehnt würde. - "Die Propheten" erscheinen in Qumran. auch nicht als gemäß Element B wirkende Personen, sondern als Texte! • S. zB 1 QS HI, 13ff; VI, 15; IX, 18.20 und dazu ].BECKER, Heil, S.40f. 83ff. Hier ist besonders auf die der Gemeinde den Weg zum Heil weisende Toraauslegung des Lehrers d. G. hinzuweisen, s. dazu die SteHen und die ausgezeichnete Interpretation bei G.]EREMIAS, aaO S.I44ff; 159ff (zu Dam I, 11); 162ff (zu Dam XX, 27ff); 192ff (zu 1 QH H, Iff); 269ff (zu Dam VI,2ff); 292ff (zu ;"'1'';' 1t""); 308ff (zu ;",!) i',:lt(:1)). • S. die Verwendung von n::l' ,'0'. 1 Der Ausdruck bezeichnet meist Lehrer der Gemeinde (s. IQS III, 13; IX, 12; 1QSb I, I; UI, 22; V, 20; weniger sicher IQS IX, 21; Dam XII, 21; XIII, 22), S.J.BECKER, aaO S.4Of A2; A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.84f. O::ln scheint dagegen nicht Lehrer zu bezeichnen, sondern die Gemeinde zu qualifizieren (s. 1QSa I, 28; II, 16; 1QH I, 35 u.ö.); in Dam VI, 2ffist das "Graben des Bnmnens" sowohl von den "Weisen und Verständigen" wie den ~N'1t" '::l1t' ausgesagt, s. zSt G.JEREMIAS, aaO S. 271. ,!)n darf deshalb nicht auf die Funktion der Toraauslegung und -unterweisung gedeutet werden (vgl. U.WILCKENS, ThW 7, S.505 A275). • Aus den Texten ist die Charakterisierung des Lehrers d. G. durch G.JEREMIAS als Prophet (passim, zB 8.324f) und als von Gott gesandten Boten (aaO S.141.217.224.
DIE ESSENISCHEN SCHRIFTEN
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sein Geschick wird nicht zu dem der Propheten iin Beziehung gesetztl • Wie ist dieser Befund zu erklären? Hier ist zu beachten, daß Toraunterweisung, Zurechtweisung 2, ja das Wirken des Lehrers d.G. und anderer Dienstträger sich nicht mehr auf das vorfindliche, ungehorsame Israel richten, sondern auf die Gemeinschaft beschränkt sind. Der Abgeschlossenheit der Gemeinschaft gegenüber allen Außenstehenden 3 korrespondiert, daß es kein Verkündigungswirken an Israel mehr geben kann, das zur Umkehr und angesichts der Heilswende zum Gehorsam riefe«. Damit ist aber das die Anwendung der dtrPA ermöglichende Tertium, das auf das empirische Israel gerichtete, auf Umkehr und Gehorsam des Volkes zielende Wirken, nicht mehr gegeben, eine aktualisierende überlieferung der dtrPA in essenischen Kreisen also nicht anzunehmen5 • Doch sind die Qumrantexte für unsere Fragestellung insofern wichtig, als sie lebendige überlieferung des dtrGB und der dtrPA in dieser Zeit erkennen lassen und indirekt zeigen, daß es der 266.327 u.ö.) terminologisch nicht zu stützen. Die religionsphänomenologische Einordnung ist natürlich ein anderes Problem. 1 DaßderLehrer d. G. getötet wurde, kann den Texten nicht entnommen werden, wie G.JEREMIAS, aaO umfassend klargestellt hat, wohl aber seine Verfolgung durch den Frevelpriester (aber nicht im Zuge seiner Umkehrpredigt an Israel, sondern am Ort seines Exils( I), s. I QpHab XI, 4ff und dazu G.JEREMIAS, aaO 8,49ff); -vielleicht wurde auch (ohne Erfolg) nach seinem Leben getrachtet, vgl. 4QpPs 37, I4fund dazu G.JEREMlAS, aaO 8.148ff. - Weitere Geschickaussagen I Q}:f II, 32ff; auch lC~H II, 9; IV, 8ff; V, 5-19 und G.JEREMIAS z8t. • 8. zB I Q8 IX, 16.17; ferner zu "," I Q8 V, 24.26; X, 11; Dam VII, 2; u.ö.; zu '0" I Q8 IH, 6; IX, 10; Dam IV, 8; u.ö., dazu J. MAlER, aaO IlI, 8. 15f. 112; G.JEREMIAS, 8.85f. - '":17:'1 im 8inne von (V)ermahnung des ha1sstarril~ Israel haben die Essener, weil der Ausdruck t.t. in dieser Verwendung ist (dtrGB!),offenbarvermieden.Auch das Umkehrmoment ist nicht mehr auf das Volk im gan:.en bezogen, sondern Kennzeichen der Glieder der Gemeinschaft, s. die Lit. oben 8.166 All. • 8. dazu G.JEREMIAS, aaO 8. 339f. 345. 350, wo auch treffend der Gegensatz zuJesus, der sich an ganz Israel wendet, hervorgehoben ist, s. auch schonJ.BECKER, aaO 8.216. • I Q8 V, 20ff; VI, 13ff; Dam XV, 5ff rechnen zwar damit, daß um Aufnahme in die Gemeinschaft nachgesucht wird, und Dam IV, 11 hält sie bis zur ißndvollendung offen. Es fehlen aber alle Hinweise, daß das abtrünnige Israel in der Verkündigung dazu gerufen wird. Vielmehr: "Es ist die Existeu:. der Gemeinde als solcher, nicht ein besonderer werbender Ruf in die Welt, was die Novizen zu ihnen führt" (K.G.KUHN, EMZ 11, 1954,8.163f). • 8ie muß in Gruppen erfolgt sein, die das asidäische Erbe auch darin gewahrt haben, daß sie die Verbindung mit dem empirischen Israel nicht gelöst haben. Eine solche Gruppe im palästinensischen 8pägudentum wird im "Lügenprediger" und seiner Anhängerschaft erkennbar (s. dazu G.JEREMIAS, aaO 8.79-126). Handelt es sich um eine priesterliche, sich früh von der Qumrangemeinschaft lösende Gruppe (J. aaO 8. 121-126), dann liegt nahe, daß sie von asidäischen Traditionen, zumal vom dtrGB, geprägt war (vgl. ihre Mühe um die Toraerfüllung;J. aaO 8.121 Al; 123).'lhr eignen im Gegensatz zur Qumrangemeinde zwei Merkmale, die für die überlieferung der aktualisierten dtrPA entscheidend sind: sie trennen sich nicht vom Volk (und Tempel), 8.J. aaO 8. 112f.123ff; sie sind predigend und lehrend im Volk tätig, s.J. aaO 8. 122 und 8.89ffzu den Bezeichnungen des Lügenmannes. Besonders der Ausdruck ::10 "K"::Il (I QH IV, 16; auch Dam VI, I, s. J. aaO 8.91.105f.108 A8) ist zu beachten. Haben lIich die Verkündiger dieser Gruppe als Propheten bezeichnet?
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
dtrPA entsprechendes Wirken damals gegeben hat!, auch wenn die Essener es selbst nur mehr innerhalb der Gemeinde ausüben.
m) Die Psalmen Salomos Auch die im zweiten Drittel des ersten vorchristlichen Jahrhunderts 2 in Palästina entstandenen 3, nach ihrem Entstehungskreis !allerdings nicht sicher bestimmbaren 4 PsSal stehen in der Tradition I des dtrGB5, wie vier der Lieder erkennen lassen. ,,
So wird in PsSal 9 eine von außen drohende Gefahr' als bevorstehender neuer Erweis der Andauer des Gerichts von 587 (D) genannt, das auf die Sünde des Volkes (A) zurückgeführt wird?; um die Abwendung der Gefahr wird gebetet. Auch das Element E ist deutlich zu erkennen". Weniger ausdrücklich tritt das dtrGB in PsSal2' heraus, da das Vorgehen des Pompejus zwar als Gericht über 1 Das ist im Blick auf Toraunterweisung, Zurechtweisung, Umkehr und das 'Nirken der C''''::IIV~ zu bedenken. Ferner: der Lehrer d.G., der priesterlicher Herkunft ist (s. G.JEREMlAS, aaO S.316), charakterisiert sein Lehrwirken unter Einfluß der theologischen Weisheitstradition, vgl. (mitJ. aaOS.26If.314A5) I QHVIII, 17 mit Sir 24 25-29; VIII, 22ffmit Sir 2430f; IV, 11 und dazuJ. aaO 8.213. DtrGB und theologische Weisheit sind also auch im Vorstellungs bestand der Essener verbunden. - Außerdem ist zu beachten, daß sich der Typ der Mahnpredigt, wie sie Test XII zeigen, noch im Wirken der "Weisen" in IQ8 III, 13ffund IX, 12ffspiegelt, s. K.BALTZER, aaO 8.105ff! • 8. dazu K.G.KuHN, Textgestalt; O.ErssPELDT, aaO 8.831; H.BRAUN, RGG, 3. A., V, 8p.1342f; J.O'DELL, RQ 3, 1961/62, 8.241-257. - Zur Theologie der PsSal bes. H.BRAUN, Erbarmen. • s. K.G.KUHN, aaO 8.2; H.BRAUN, RGG, V, 8p.1342; O.ErssPELDT, aaO. • Vielfach wurde an die Pharisäer gedacht, so vor allem J. WELLHAUSEN, Pharisäer, S.131-164; mit Recht zurückhaltender: O.ErssPELDT, aaO 8. 830f; H.BRAUN, aaO 8p.1343. Im Problem des Herkunftskreises der Ps8al spiegelt sich der Mangel, daß wir von der religiösen Gruppierung des palästinensischenJudentums vor 70 überhaupt noch kein zureichendes Bild haben. Das gilt auch von der pharisäischen Bewegung. J. O'DELL behandelt in eingehender und abgewogener Untersuchung die Frage des pharisäischen Ursprungs der PsSal und kommt zu dem Ergebnis, daß alle Argumente pro in Wahrheit nicht auf spezifisch Pharisäisches weisen (zustimmend K.ScHUBERT, BZ NF 6, 1962, S.206 A93). Mit Recht wird vielmehr mit einer in sich mannigfach differenzierten eschatologischen Bewegung gerechnet (aaO 8.245.251.255ff), über deren Gruppierung wir noch wenig wissen (8.256). Die Pharisäer werden allerdings zu sicher ausgeschlossen (8.257). - H.L.JANsEN, Psalmendichtung, S.49ffu.ö. denkt an Weisheitslehrer am Tempel. - Ob PsSal nur einen Verfasser hahen, ist unsicher; ich schließe mich der Annahme an, daß sie alle demselben Kreis und theologischen Boden entstammen (mit K.G.KUHN, aaO S.2; H.BRAUN, aaO 8p.134e; O.ErssFELDT, aaO 8.830f). • S. schon E.SJöBERo, Gott, S.20t. - Verszählung der PsSal nach Rahlfs LXX. • s.V.8fin und dazuJ.WELLHAusEN, aaO 8.154; H.L.JANSEN, aaO S.41. 1 Abwendung der Gefahr bedeutete, daß Gott nicht auf ewig verstößt (OUX ,x1t'(oO"() d~ -roll ",lw."", V.9). Von der Verstoßung berichtet aber 91f (Exilierung am Ende des 8üdreichs): Element A: 91b. 2b (h T<X'~ ,xvofJ.(<Xt~ -/lfJ.w.,,(!»; D: 9 I •. c. 2. (Vert.reibung und Zerstreuung Israels), s. auch das gerichlsdoxologische Moment V.2b. - Entsprechend Dan 9, Bar usw. wird also eine nachexilische Bedrohung des Volkes als Andauer von 587 verstanden. • V.6f (s. dazu H.BRAUN, Erbarmen, S.14 A52; 34 A251; 54): Sündenhekenntnis, -vergehung, Umkehr; s. auch V.IOfin (h t7ttcrTP0
PSALMEN SALOMOS
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die Sünden' verstanden ist, die explizite Bezugnahme auf 587 und die Sündengeschichte des Volkes jedoch fehlt. Deutlicher ist es als der in PsSalleitende Vorstellungsrahmen wieder in PsSal8' erkennbar. Daß das als Gericht verstandene Vorgehen des Pompejus' von D her gesehen wird, zeigt die V.28 genannte andauernde Zerstreuung Israels, während sich A in der Erwähnung der Sünden der Vorfahren (V.22) und darin, daß sich die Beter in der 1.. P. PI.' in die Vergehen der Jermalemer" einschließen, zu erkennen gibt. Im Gelöbnis ewigen Gehorsams 8 liegt das Element E vor, die Bitte um die Sammlung Israels (V.31) bringt FI. - Auch PsSa117': das Kommen des Pompeju.q wird als Gottesgericht über die usurpatorischen Hasmonäer und das ihnen anhang.ende, auch in Sünden verstrickte Volk' verstanden, aber auch das Geschick dler Frommen (V.5, vgl. V.16ff) ist tv 'l"oct~ &;f.tocP'l"(OCt~ -/jf.t&v erfolgt. 1721ff sind vom Element FI/F2 bestimmt·.
Eine detaillierte Ableitung der Einzelformulierungen, auf deren Darbietung hier verzichtet wird, zeigt vollends, daß der Entstehungskreis der PsSal, der im Rahmen des um den Tempel geschartenJudentums zu suchen istlO, noch in der Vorstellungstradition des dtrGB steht. Es ist demnach anzunehmen, daß diese Tradition noch etwa ein Jahrhundert nach der asidäischen Bewegung auch außerhalb der Essener lebendig überliefert worden ist, in welchem Rahmen, lassen die PsSal allerdings nicht erkennen. Die Überlieferungsgestalt des dtrGB in PsSal ist weitgehend die traditionelle, TestXII, Jub 1 und Bar nahestehendel l ; die dtrPA ist hier nicht überliefert. (s. dazu auch E.BrcKERMANN, Makkabäer, S.71) und überlieferung des dtrGB zusammengehen! - Zu PsSal2 s. auchH.L.JANsI!N, aaO S.3Iff.IIOf. 'S. die Elemente A und D in V.I-21, auch das gerichtsdoxologische Moment V.15-18. • Der Ps bezieht sich auf die Einnahme J erusalems durch Pompejus und den Sturz der Hasmonäer, s. J.WELLHAUSEN, aaO S.15Iff; R.KrITEL in KautvlCh AP 11, Anm. zSt; H.BRAUN, aaO Sp.1342; u.a., zu PsSal8 im ganzen bes. H.L.JANSEN, aaO S.23ff.44f. Illf.
• s.V. 20f. e s.V. 29. , s.V. 8ff.22. • V.33, s. die Deutung von O"oc"eu&'l)a6f.t~ durch R.KrITEL, aaO; s. auch V.32. , Zu Text und Aufbau vor allem K.G.KuHN, aaO S.56ff, dort S.64fauch der Nachweis, daß V. 11-14 erst nach 61 v. Chr. zu dem sonst kurz vor 63v. Chr. abgefaßten Ps hinzugekommen sind. - Der Deutung von V.7 auf Herodes d. Gr. neigen neuerdings wieder H. BRAUN, aaO Sp. 1342 und O. EISSFELDT, aaO S. 829f zu, anders schonJ . WELLHAUSEN, aaO S.162f. • V.4ff.15ff; s. bes. V.20 und dazuH.BRAUN, Erbarmen, S.37 und A288. • Sammlung Israels: V.26.31.44; ErneuerungJerusalems: V.3-D; Herzukommen der Völker': V.31; Vernichtung der Gottlosen: V.24. VgI. dazu die Elemente von FI in Tob, Jub I, Tierapk. - Hier ist nun auch die Messiasvorstellung S""tandteil des Vorstellungsbestandes des dtrGB: die Sammlung Israels, das Gericht an d,,,, Feinden, die Landverleihung, die Reinigung Jerusalems, die als Fl/2-Momente des dtrGB noch Gott vorbehalten sind (s. oben), in den Kampfzeitliedern des I Makk jedoch den Makkabäern zugeschrieben wurden (5. oben S.132 AI), werden auf dieser Traditionsstufe d"" dtrGB auf den Messiaskönig übertragen! - Zur eschatologischen Erwarttmg in PsSai überhaupt s. H.BRAuN, aaO S.15ff.56ff; zu Sündenaussagen S.38f A294; zu GerichtsatISSagen S,40ff, 00. A296. ,. s. H.BRAUN, RGG, V, Sp. 1343. 11 Weder erfolgt Umkehr erst jetzt, noch nur bei wenigen Frommen; die durchgängige Orientierung am erwählten Volk bleibt trotz des Gegensatzes zwischen Frommen und
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
n) Die Assumptio Mosis Diese Schrift ist in unserem Zusammenhang deshalb von Bedeutung, weil sie die Überlieferung des dtrGB noch im palästinensischen Judentum des ersten Jahrhunderts zeigt!. Die ganze AssMos ist eine Darstellung des dtrGB: A
K.2
Sünde des vorexilischen Israel seit der Landnahme bis zum Ende des Südreichs D 31-6 Nebukadnezar, Fall Jerusalems 587, Exilierung 38-44 Die Umkehr im Exil E 44-9 Aus Erbarmen läßt Gott die Gola zurückkehren, man kann aber keine Opfer darbringen (A' 73-10 Verfehlungen) A' K.5 Der Abfall Israels zum Hellenismus in der Seleukidenzeit D' K.8 Das Zomgericht durch Antiochus IV E K.9 Die Asidäer A',D'K.6 Die Hasmonäer, Herodes und seine Söhne, Varus F1.2 K.lO Gericht an den Feinden und Erhöhung Israels.' Sündern erhalten; die Sünder verfallen zwar der Verwerfung (s. dazu E.SJÖBERG, aaO S.207f). in der Gegenwart aber stcht die Umkehr allen offen (96C). I Die Abfassung ist bald nach der Verbannung des Archelaos (6 n. Chr.) erfolgt, s. C.CLEMEN in Kautzsch AP H, S.313f; E.SCHÜRER, HI, S.298ff; R.H.CHARLES, AP H, S.4I1; R.H.PFEIFFER, History, S.80; O.EISSPELDT, aaO S.846; R.MEYER, RGG, 3. A., IH, Sp.337; E.STAUFPER, ThLZ 81, 1956, Sp.141. - Anders, aber nicht überzeugend, F. ROSENTHAL, Bücher, S.18ff. - Daß AssMos die dtr Geschichtsallffassung zllgrundeliegt, hat schon E.SJÖBERG, aaO S.235 AI; 250 A4 betont. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Hervorhebung des Dtn in I 5. Text der A ..Mos nach C.CLEMEN, KIT 10. S Zu K. 2 vgI. auch 35 mit 3 7. Die dtrPA begegnet nicht, s. aber 312 die von Mose allSgesagte Vermahnungsfunktion. Auch 38ff wird die Lage im Exil als Eintreffen der Dtn-Flüche verstanden, s.311ff; zum Umkehrmoment s. E.SJÖBERG, aaO S.239 Al; 250 und A4. Zu 44-9 s. oben S.I48A8 und S.156A2; ferner E.SCHÜRER, aaO S.29!if A60; W.FOERSTER, ZNW 34,1935, S.44. - V.9 ist verderbt; s. die abweichenden Emendationen bei C.CLEMEN, AP Ir, S.323; R.H.CHARLES, AP Ir, S.417. In K.5-IO ist die ursprüngliche Abfolge gestört. Mit R.H.PFEIFFER, aaO S.79 A19, s. auch R.H.CHARLES, aaO S.420, u. anderen stelle ich K.8fnach K.5 und vor K.6. Große Schwierigkeiten bereitet 73-10 (s. CHARLES, aaO S.419); erschwerend für die Bestimmung der ursprünglichen Stellung sind die gebotenen traditionellen Polemikmotive, die sich teilweise schon in Qumran auf den Frevelpriester und den Lügenprediger angewendet finden (s. G.JEREMlAS, aaOS.57f.94f; R.MEYER, ThW 7, S.40 A36), s. auch PsSal und dazu CHARLES, aaO S. 419 und die Verweise im Kommentar zu AssMos ebd. - Daß 73-10 zwischen K.4 und 5 gehört, kann deshalb nur Vermutung sein. Zu K.5 s. W.FOERSTER, aaO S.44; R.H.PFElFPER, aaO S.79. CHARLES, aaO S.418 denkt mit Recht an die Hohenpriester J ason und Menclaos. Zu K.8 S. CHARLES, aaO S.420; PFEIFFER, aaO S. 79. - Diese. Gericht ist durch "altera" ausdrücklich mit 587 parallelisiert (mit CHARLES, aaO S.421 gegen E.SCHÜRER, aaO S.297 A64), s. 9, 2. Zu K.9 S. C.CLEMEN, AP H, S.326; CHARLES, aaO S.421. Auf das Taxo-Problem braucht hier nicht eingegangen zu werden, s. dazu jetzt PPElFFER, aaO S.80 A20; F.HAHN, Hoheitstitel, S.355f; G.JEREMlAS, aaO S.271. - M.E. handelt es sich um eine asidäische Gestalt. Zu 61 S. C.CLEMEN, aaO S.324; R.H.CHARLES, aaO S.418; E.SCHÜRER, aaOS.296; u. andere. Zu 62-7 S. C.CLEMEN, aaO S.324; R.H.CHARLES, aaO S.418; E.SCHÜRER, aaO 8.296.
ASSUMPTIO MOSIS -
PSEUDO-PHILO
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An dieser Schrift läßt sich wieder deutlich sehen, wie die dtr Vorstellung von der Andauer von A und D den Einbezug der gesamten G<:schichte des Volkes bis zur Gegenwart in den Rahmen des dtrGB ermöglicht. Traditionell bleibt in AssMos die Orientierung des dtrGB am erwählten Volk (s. dazu R. H. CHARLES, aaO S.412) bis in die Heilszukunft hinein erhalten (vgl. auch 12l2f). Daß AssMos der Qumrangemeinschaft zuzuordnen ist', halte ich für äußerst unwahrscheinlich; die Verbindungen erwachsen aus der g'emeinsamen asidäisehen Tradition. - Ob das dtrGB im Entstehungskreis der AssMos Topos in einer an das empirische Israel gerichteten Umkehrpredigt ist, läßt sich nicht sicher erkennen; doch ist soviel deutlich, daß die Überlieferung dieses Geschichtsbildes auch hier aufs engste mit dem Anliegen, daß Israel lm Umkehr (1 18, s. dazu R.H.CHARLES, aaO S.4I5; P.VOLZ, Eschatologie, S.33.I04; E.SJÖBERG, aaO S.250 A4) und Gebotsgehorsam (s. besonders 12 10) findet, verbunden ist.
0) PsPhilo, Liher antiquitahlm hihlicarum Dieses eine "midraschartige Nacherzählung von Genesis bis 2.Samuelis 1" darstellende Werk' ist nur in lateinischer Übersetzung erhalten', aber bereits Ende des I.Jahrhunderts n. Chr.' in Palästina' hebräisch' verfaßt. Nach M. R. JAMES ist das Buch in derselben Schule wie 4 Esr und ApkBar(syr) entstanden und von diesen vorausgesetzt'. Es ist einheitlich", aber unvollständig'; es dürfte mit 587 geschlossen und darin die ganze G<:schichte des Volkes bis 70 n.Chr. dargestellt haben'·. Schon dies verweist auf die Tradition de!o dtrGB"; tatsächlich Zu 68! So C.CLEMEN, aaO S.324; R.H.CHARLES, aaO S.419; E.SclriiRER, aaO S.296. -71 ist der übergang zu K.IO. , So zB E.STAUFFER, aaO Sp.141f; doch überdeckt die von 8T. so eiolioig darg<:stellte "Priestertradition" sowohl tradition.geschichtlich wie im Blick auf die Trägerkreise überhaupt einen weit differenzierteren Tatbestand. • Zitat O.EISSFELDT, NTT 56,1955, 8. 53f; s. auch C.DmTZFELJBINOER, Pseudo-Philo, S.135. - Zum Titel und zur Zuweisung an Philo s. M.R.JAM1~, Antiquities, S.26f; G.KISCH, Liber, S.3ff. Untersuchungen zu LAnt: L.CoHN, JQR, OS X, 1898; DEltS., Pseudo-Philo und Jerachmeel, Guttmann-Fs, 1915; E.SCHÜRER, III, S.384ff; M.R.J~, aaO S.7-66; P.RmssLER, Schrifttum, S.1315ff; L.GRv, RB 48, 1939; G.KISCH, aaO S.3ff; A.SPIRo, in: PAAJR XX (1951); XXI (1952); XXII (1953); O.EISSFE.LDT, NTT 56, 1955; C.DIETZFELBINOER, aaO. • Unserer Untersuchung liegt die Textausgabe von G. KII!CH zugrunde; übersetzungen beiJAMEs, aaO; P.R~LER, aaO (nach der editio princeps). , Jedenfalls nach 70; 80 im Anschluß an CORN wegen 197: JAMES, aaO S.29ff; KII!CH, aaO S.17; DIETZFELBtNOER, aaO S.189ff (zwischen 70 und 132 n.Chr.); s. auchJ~, aaO S. 7.33; L.GRv, aaO S.355; O.EISSFELDT, aaO S.53. 's. L.CoHN,JQR 1898, S.326; G.KISCH, aaO S.17; •. auch DmrzFELBINGER, aaO S.183ff. • s. L.CoHN, aaO S.3I1ff; J~, aaO S.28f; Kn!CH, aaO S.15f; EIIISFELDT, aaO S.53; DIETZFELBINOER, aaO S.167. , aaO S. 7.58; 8. die eingehende Vergleichung des Werks mit 4 Esr ebd. S.54-58 und ApkBar (syr) ebd. S.47-54. 8 S. JAMES, aaO S.42. • So schon Sixtus Senensis (s. A. SPIRO, PAAJR XX, S. 280 A4) und besondersJ~, aaO S. 7. 19.32.42.60ff; ferner DIETZFELBINGER, aaO S.17Of. 1. So im Kleinen in 19 7, wo die erste Zerstörung J erusalem. verbunden ist mit dem Datum der Einnahme der Stadt durch Tit;.us (s.J~, aaO S.29ff; DIETZFEl.BINOER, aaO S.190f). Daß das Werk mit 5ß7 schloß (so JAMES) oder doch schließen sollte, ist schon wegen der Abfassungszeit und der direkten und indirekten Verweise auf das Gericht von 587 = 70 sehr wahrscheinlich; zu DIETZFELBINOER, aaO S.171. Der Einzeichnung nachexilischer Ereignisse in den dargestellten vorexilischen Zeitraum durch P.PhiIo ist vor allem A.SPIRO in seinen genannten Arbeiten nachgegangen; •. auchJAMES, aaO S.29. - Zu PsPhilo als Schriftsteller s. A.SPIRO, aaO S.308-316; EISSFELDT, aaO; Dmrz· FELBtNGER, aaO bes. S.I08ff.17Iff.
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DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
ist das Werk schon in seinem erhaltenen Umfang durch und durch von dieser Tradition geprägt'. So hat PsPhilo in 39f das dtrGB wahrscheinlich schon in den jahwistischen Epilog zur Sintflutgeschichte eingezeichnet', sicher aber in 124, wo er in einer sich an Ex 32 7If anschließenden Gottesrede sich nicht wie Ex 32 mit der Verfehlung des goldenen Kalbes begnügt, sondern das Anwachsen der Verfehlungen Israels nach der Landnahme und die Tempelzerstörung 587 als Gericht darüber ansagen läßt". Die Gottesrede an Mose in 1310 enthält ebenso das dtrGB und umfaßt hier außer den Elementen A und D auch E und F14. Die Aussagen sind hier wie an den anderen Belegstellen durchsetzt mit Formulierungen aus der Tradition des dtrGB, ohne daß einfach hierin eine alttestamentliche Vorlage ausgeschrieben wäre. Die Stelle zeigt, daß PsPhilo die Traditionsstufe des dtrGB in der asidäischen Zeit voraussetzt, insofern die Umkehr in novissimis diebus erfolgt'; überhaupt läßt PsPhilo Nähe zur Gestalt des dtrGB besonders in Jub8 erkennen. Der Einfluß dieser Tradition zeigt sich weiter in der Abschiedsrede des Mose 192-5'; vor allem aber hat die folgende Gottesrede an Mose 196.78 in unserem Zusammenhang Gewicht, weil sie V. 7fin Bezugnahme auf 70 n. ChI'. enthält; überhaupt ist bei den Gerichtsaussagen in V. 7 an dieses Ereignis gedacht. Hochbedeutsam für Mt 2332 im Rahmen der redaktionellen Komposition Mt 11 S. die Darstellung der Ereignisse unter Antiochus IV als die von 587 v.Chr.,s. oben S.120AI; S.l23AI; S.132 A3. 1 Detaillierte Nachweise können aus Raumgründen hier nicht ausgehreitet werden. Jüngst ist LAnt in der genannten Dissertation von C. DTETzFELBINGER wiedeI' eingehend untersucht worden; dabei werden zwar einzelne Motive zuweilen im Zusammenhang späyüdischer Tradition gesehen; aher gcrade auch für die theologischen Leitgedanken von LAnt wird keine traditionsgeschichtliche Ortsbestimmung vorgenommen, die Arbeit beschränkt sich vielmehr auf die Deskription des Befundes in LAnt und wird deshalb der Prägung von PsPhiIo durch die späyüdische Tradition des dtrGB nicht wirklich ansichtig. • KlSCH, S.117.- V.9: Eritautem CUm peccaverinthabitantes terram (A), diiudicabo
eos in farne sive in gladio, sive in igne, sive in morte, ct erit terremotus et dispergentur in
inhabitabilia (D); V. 10: Endgericht und neue Schöpfung. - Das dtrGB wäre hier auf die Erdenbewohner überhaupt bezogen. • KISCH, S.147: ...quoniam corruptus tuus est populus, et prevaricatus est vias meas, quas precepi ei (s. Ex 32, 7f) ... ecce enim necdum ingressus est terram, et iam portans iudicium relinquit me, et ideo scio quia si ingressi fuerint terram ipsam maiores
iniqui~
tates operabuntur (A). (Relinquam eos, et conversus iterum conciliabor eis ut edificctur mihi domus in eis), que et ipsa iterum deponetur (D), propter quodpeccaturisuntin me (A). - Hingewiesen sei auch auf die für die Tradition der matth. Reflexionszitate bedeutsame Stelle 123 (KJSCH, S.147): ... ut complerctur verbum, quod dictum es!. .. t KISCH, S.151: .. .seiens autern seio quoniam corrumpent vias suas (A) et relinquam eos (D) et obliviscentur testamenta que disposui patribus eorum (A), et ego tarnen non in sempitemum obliviscar eos (FI). Ipsi enim seient in novissimis diebus quoniam pro peccatis eorum derelietum est semen eorum, quia fidelis sum in vüs meis (E). • S. oben S . 153ft', aber auch schon Dtn 4 30! • Vgl. zB 1310 mit Jub 122; auchJub 114(VergessendesGesetzesusw.);LAnt 165 (erimus filii tui, KISCH, S.156) mit Jub 124f; LAnt 310 (neuer Himmel, neue Erde, KISCH S.117) mit Jub I 29;. 426. - Daß PsPhilo von Jub literarisch abhängig sei, so JAMES, aaO S.45 in sehr gewundener Argumentation, ist mir sehr zweifelhaft. , s. KtsCH, S.162f; s. schon die bezeichnende Einführung V.lfin: et eepit manifestare ("1"171"1) eis verba legis ... Zu V.3 vgl. AssMos 11 9ff; zum Ganzen die Abschiedsmahnreden in TestXII undJub. 8 Wir greifen die wichtigsten auf das dtrGB weisenden Formulierungen heraus: V.6 ... Exurget autem populus hie et non (so gegen ed. prine.) requiret me et obliviscentur legern meam in qua iIluminavi eos (A), et relinquam ad tempus semen eorum (D); V. 7: ... ne videas sculptilia in quibus incipiet populus hic inplanari et avocari (A) •.. et post hec tradetur populus hic in manus inimicorum suorum et demolientur eum, et circumdabunt eum alienigene (KISCH, S.163).
PSEUDO-PHILO: LIBER ANTIQ.UITATUM
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2329-242 ist, daß die Tempelzerstörung laut 2612[' eintritt, C1~m impleta fuerint peccata populi mei!' Da die Belege für das dtrGB im LAnt nicht einfach Wiedergaben alttestamentlicher Vorlagen sind, PsPhilo außerdem Modifikationen des dtrGB, die in der asidäischen Zeit erfolgt sind, voraussetzt und wir auch sonst a.uf die Verbreitung dieser Tradition im palästinensisehen Spätjudentum gestoßen sind, kann die Bedeutung des dtrGB in diesem Werk, die sich in zahlreichen, durch das AT nicht oder kaum gedeckten Reden ausdrückt, nur mit der Annahme erklärt werden, daß Ps Philo selbst noch in dieser Tradition sieht. Leider ist der Teil des Werkes, in dem das dtrGB breit zur Entfaltung kommen müßte (von Sauls Tod bis 587), nicht erhalten, und der erhaltene ist der geschilderten Zeit entsprechend nach der dtr Sicht der Richterzeit, die ja schon Pss 78; 106; Neh 9 dem dtrGB vorgeschaltet ist, gezeichnet, vgl. zB 301ft"; 312; 352ft"; 396; 493. Aber die in die Folgezeit vorblickenden Stellen lassen doch deutlich erkennen, daß PsPhilo die Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr. und entsprechend 70 n. Chr. igemäß dem dtrGB als Gericht über die die ganze Geschichte kennzeichnende, nunmehr ins Vollmaß gekommene und so dies Gericht auslösende Sünde des Volkes verstanden hat. Dies dem Israel seiner Zeit zu zeigen, ist sicher ein Anlall; des Werkes (s. besonders 124; 196f; 2612f). Einzelne der Reden erinnern geradezu an die "homiletische Einiibung in die Gerichtsdoxologie" (s. oben S. 138f), besol1Lders 302.4.!Hi. Die Ereignisse 70 n.Chr. versteht PsPhilo nicht als definitive Verwerfung des Volkes, sondern vom Element D des dtrGB her; das Endgericht (s.3 10 u.ö.) und die nahe (19131T) eschatologische Heilswende für Israel (1912f; 2313; 2613; 515 u.ö.) stehen noch bevor; PsI'hilo wird nicht müde zu versichern, daß das Gericht nicht "für immer", nicht "bis zum Ende" ergeht, die Andauer VOl1L D also ihre eschatologische Grenze hat (s. bes. 1310; 192). Allerdings werden an diesem Heil nur die Gerechten teilhaben (236; 2613; 515); alles Gewicht liegt darum jetzt, in novissimis diebus (1310), auf Element E, der eigenen Umkehr, die nur bei Leibesleben möglich ist (332); auf die (frommen) Väter darf man sich nicht verlassen (335). So besteht das Hauptanliegen des Werkes darin, das von GoI!t ob seines Ungehorsams 70 n. ehr. gerichtete Volk arg den Weg der Umkehr zum Gesetzesgehorsam zu bringen. Dem dienen die zahlreichen, über das Werk verstreuten Mahnungen". Israel soll aus seiner Geschichte lernen, daß zu seinem Heil, das Gott allein aus Treue zu Bund und Verheißungen (s. zB 192; 307) bereithält, nur der Weg des 1 KISCH, S.187f; zSt s. DIETZPELBINOER, aaO S.33f. Kenas bekommt hier die Anweisung, die 12 Edelsteine der Stämme (s. Ex 28 17-21) mit den Gesetzestafeln in die Lade zu legen, donee exurgatJahel, qui edificet domum in nomine meo, et tune ca proponet ante me supra duo cherubin, et erunt in conspeetu meo in memoria domui Israel. (13) Et erit eum impleta fuerint peccata populi mei, et ceperint inimici potentari domui ipsorum, accipiam ego etc. Im Folgenden wird die Hinterlegung der Steine an ihrem Herkunftsort quousque memor sim seculi, et visitabo habitantes terram berichtet. Schon die verwandte, mit der Zerstörung Jerusalems verbundene Legende von der Bergung des Tempelinventars (2 Makk 24ff; ApkBar(syr) 67ff; Par Jer 32ff (J.R.HARRIS, Rest, S.49f»), aber auch die sachliche Erwägung, daß die Bergung der im Tempel (Jahel = Salomo, s. JAMES, aaO S.63.157; DIETZPELBINGER, aaO S.33 mit A237) bewahrten Steine ja nur angesichts der Tempelzerstörung Relevanz hat, fordert, domui ipsorum auf den Tempel zu beziehen; ceperint inimici potentari domui ipsorum meint dann die Tempelzerstörung. 2 Zum dtrGB im LAnt sonst s. zB 2036-4 (beachte: Josua wird mit der Weisheit(!) des Mose bekleidet, s. Dtn 349); diese Mahnrede Josuas beginnt mit dem paränetisehen Hinweis auf Vergehen und Ergehen der Väter in der Wüste (s. auch VA:.i ...•imiles fueritis patribus vestris corrumpentur opera vestra, KIsCH, S.167); s. auch den Aufruf zur Umkehr, damit sie nicht ausgetilgt (VA; vgI. Jub 612; 1526 ... ö.) werden; ferner den Zusammenhang Vergehen-Ergehen in 2/1; s. auch K.30 gegenüber Ri 4. • Siehe 1310· 155f· 1921T· 203b-4· 21· 226f· 23· 241· 253· 28"· 294· 30· 33· 382· 396; u.a.; s. a~ch D~TZPEL~JNGER, ~aO 's. I 19fr. 176. ha;dies:;;AnIi~er: vor:LAn: nachdrücklich herausgestellt, vgI. aaO S.106.107. 115.121.128.
n.
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Gesetzesgehorsams führt; es soll sich die Gerichte Gottes in der Geschichte des ständig ungehorsamen Volkes zur Warnung dienen lassen und dem Beispiel der Frommen (s. 95.9; 206; 335) seiner Geschichte folgen. -Es ist kaum anzun.ehmen, daß hier ein Einzelgänger auf literarischem Wege die Gebildeten seines Volkes zur Treue zum Gesetz bringen wollte; sehr viel wahrscheinlicher enu:tammt, wofür auch die unmittelbare Einwirkung der spätjüdischen Tradition des dtrGB spricht, PsPhilo einem Kreis, der im dtrGB lebte, in der Mahnung Israels zu Umkehr und Gehorsam seine Aufgabe sah und sich dazu zu Vorbild un.d Warnung der Geschichte des Volkes bedient hat. Diese Funktion wird, wie wir vielfach gesehen haben, in der Tradition des dtrGB in der'vorexilischen (Königs-)Zeit durch "die Propheten" wahrgenommen. Da der erhaltene LAnt mit Saul endet, ist von vornherein nicht zu erwarten, daß PsPhilo die dtrPA ausführlich verwendet; auch das Fehlen des Moments des gewaltsamen Geschicks der Propheten ist deshalb nicht auffallend. Entsprechend findet sich auch die Funktion der Gesetzesmahnung im LAnt vorwiegend mit Gestalten vor Saul verbunden'. Immerhin lassen aber doch zwei Stellen erkennen, daß PsPhilo die dtrPA durchaus geläufig ist: so heißt es in der Mahnrede Deboras 305: (Dominus noster) ... disposuit vobis legern et mandavit vobis per prophetas (B), s. auch das Folgende: ... et precepit vobis Moyses et Jhesus et Cenez et Zebu! (B') et non obaudistis eis (C')'. Hier wird in einem die Szene selbst sprengenden VorgriffS von der Funktion der Gesetzesweisung der Propheten generell gesprochen. Das Element B der dtrPA ist offenkundig. Noch wichtiger ist der Beleg 237, Wo im Rahmen der Josua kundgegebenen Verheißung an Abraham von diesem gesagt wird: Turturem autem assimilabo !irophetis, qui de te (sc. Abraham) nascentur, et arietem assimilabo sapientibus, qui orientur ex te, illuminans filios tuos', weil hier die erweiterte dtrPA zugrunde liegt: auf die ganze Reihe der aus Abraham entstehenden geistlichen Führer des Gottesvolkes wird vorausgeblickt, wobei die Propheten, deren erster Mose ist', zeitlich abgelöst werden durch die Weisen, die aber in der Funktion der Gesetzesweisung" mit ihnen verbunden sind', zumal auch in PsPhilo die mit dem Gesetz identische Weisheit" zum Vorstellungs bestand des dtrGB gehört. Für die Funktion der Mahnung Israels zum Gesetzesgehorsam ergibt sich nach LAnt somit eine durch die ganze Geschichte des Volkes bis in die Gegenwart gehende Reihe von Funktionsträgem, die mit Mose beginnt, sich über Josua, die Richter, Samuel zu den Propheten fortsetzt und schließlich bei den Weisen endet. Zu diesen "Weisen" wird auch "PsPhilo" selbst gehört haben. 1 Amram (93ff); Mose (1310; 191ff);Josua (203ff; 21; 23; 241); Kenas (25~~; 281f); Zebul (29); Debora (30; 33); Jephta (396); 8amuel (513.6). • KISCH, 8.199. DIETZFELBINGER, aaO 8.39 denkt zu Unrecht bei man davit vobis per prophctas an die Weissagungen der Propheten; mandavit (vgI. mandata für Gcbote 116; 28 3f; 485) und der Kontext deuten jedoch auf die Funktion der Gesetzesweisung. • Auf einen einzelnen Propheten, Jeremia, greift LAnt 566 vor. • KISCH, 8. 175f. - Zum Vergleich der Weisen mit dem Widder s.315; das Tertillm dort (arietem precedentem et ducatorem gregis, KlscH, 8.201) wird auch für 237 maßgebend gewesen sein. a 8iehe 356 (KlscH, S.211): Moyses primus omnium prophetarum, vgl. auch 538.Zur Reihe Mose - die Propheten in der Tradition des dtrGB s. unten S.200A4; auch S.167 u. A6; S.96f M. I Die Funktion der Gesetzesweisung ergibt sich aus ilIuminans filios tuos; 9. die in LAnt häufige, mit dem Gesetz verbundene Lichtterminologie: zB 111; 196; 283; ferner 2310; 333; 514.6.7; 538. 1 Daß die Weisen auf die Propheten folgen, legen nicht nur die C'';o':;'l!.'1;) der Qumrantexte nahe, sondern auch der Befund in 4 Esr (s. unten) und in der rabbinischen Tradition (s. oben S.96f A4). • Siehe 202; 51 4. - Kontext!
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p) 4 Esra Wir gehen davon aus, daß 4 Esr als literarische Einheit zu nehmen ist' und unter oder bald nach Domitian' wahrscheinlich in Palästina geschrieben wurde'. Der theologische Kreis, aus dem die Schrift stammt, läßt sich bei dem Dunkel, das für uns noch über den Überlieferungsträgem des apokryphen und pseudepigraphen Schrifttums liegt, nicht bestimmen'. Die Schrift selbst gibt einen Hinweis in den "Weisen", die der pseudepigraphen Fiktion der Schrift nach als deren Tradenten erscheinen (1426.46).
Auf den ersten Blick mag überraschen, daß auch 4 Esr in den Zusammenhang der vorchristlichen überlieferung:sgeschichte des dtrGB gestellt wird; die Themen des 4 Esr sind ja ganz andere als die Darstellung des dtrGB. Tatsächlich wird es nur noch vereinzelt und als Vorstellungshintergrund der besonderen Fragestellungen dieser Schrift sichtbar. Schon die Wahl der pseudepigraphen Einkleidung der Schrift zeigt, daß 4 Esr in der Überlieferungsgeschichte des dtrGB steht: die Katastrophe von 70 n.Chr. wird als die von 587 angesehen; dem liegt aber die dtr Vorstellung der Andauer von D, die sich in aktuellen nachexilischen Bedrängnissen des Volkes jeweils bestätigt, zugrunde': die Ereignisse von 70 n. Chr. zeigen, daß das Gottesvolk theologisch in der Situation von 587 steht! Entsprechend treten die traditionell gefaßten Aussagen über die Katastrophe' D zufolge als Gerichtsaussagen auf (327) und werden gemäß dem dtrGB in der Sünde Israels begründet (3(4-)25; A). Die traditionell dtr Rückführung des Gerichts :auf die Sünde des Volkes ist in 4 Esr allerdings nicht mehr selbstverständlich'; doch dient die Argumentation dazu, diese dem dtrGB eigene Vorstellung aufrechtzuerhalten". Das 'S.R.GUNKEL in Kautzsch AP 11, S.343ff.347ff.350f; E.SCHÜRER, 111, S.328; B. VIOLET, GCS 32, S. XLIIff; W. WICHMANN, Leidenstheologie, S.4~;f; O.PLÖGER, RGG, 3. A., II, Sp. 698; O.E'SSFELDT, Einleitung, S.849. - Von 4 Esr 1-2 und 15-16 ist natürlich abzusehen! • S.R.GUNKEL, aaO S.352; E.SCHÜRER, aaO S.328; B.VIOLET, :.aO S.xLIXf; R.R. ROWLEY, Relevance, S.99; O.PLÖOER, aaO Sp.699; O.EISSFELDT, aaO S.849; u.a. " Die Schrift war wohl ursprünglich hebräisch abgefaßt, s. R. GUNKEL, aaO S.332ff; E.SCHÜRER, aaO S.328; B.VIOLET, aaO S.XXXlff; O.PLöoER, aaO Sp.699; O. EISSFELDT, aaO S.849. - L.GRY, Dires I, S.XXIII-LXXX vertritt als Ergebnis eingehender Untersuchungen ursprünglich aramäische Abfassung. • Zu F.RoSENTHAL, Bücher, S.57ff. - Zu PsPhilo bestehen m.E. sicher Beziehungen, s. oben S.173A7. , S. dazu oben S.120AI;S.123AI ;S.132 A3;S.173AI1. Damit hängt zusammen, daß die Schrift gerade mit einer Gestalt wie Esra verbunden wurde, s. d-.zu auch O. PLÖGER, aaO Sp.699. • S.31f.27; 1021ff; 1244.48 (Zustand Jerusalems); 528; 1022 (Exilierung). , 4 Esr hat sich mit einer Sicht auseinanderzusetzen, die die dtr traditionelle Vorstellung von der Sündengeschichte des Volkes in Richtung eines "eit Adam waltenden allgemeinen Sündenverhängnisses problematisiert (s. schon LAnt 138; 199). Doch ist das nicht des Verfassers von 4 Esr eigene These, wie E.BRANDENBt1RGER, Adam, S.27ff unter methodischer Beachtung der dialogischen Gedankenführung in seiner amgezeichneten Analyse der Sünde-Vorstellung in 4 Esr herausgearbeitet hat. Die eigene Position des Verfassers (s. dazu E. BRANDENBURGER, aaO S.30ff) weist vielmehr die Anschauung vom Sündenverhängnis zurück und setzt die dtr Vorstellung in Kraft. " S.8 26 •. 31 (! nos et patres nostri (B. VIOLET, GCS 18, S.236)), vgl. zSt BRANDENBURGER, aaO S.58; 9 29ff (V.32f: A und D von den Vätern), s. BRANDENBURGER, aaO S.33f.
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zeigt deutlich 1427-35: die ganze Argumentation des 4 Esr läuft auf diese exponierte Stelle zu, die die letzten Worte Esras an das Volk berichtet. Diese aber sind nichts anderes als eine auf den Gesetzesgehorsam Israels zielende Darbietung des dtrGB! V.28 Audi, Israel, verba haec! V.29 Peregrinantes peregrinati sunt patres nostri ab initio in Aegypto et liberati sunt inde'. V.30 Et acceperunt legem vitae, A
quem non custodierunt, quem et vos post eos transgressi estis.· V. 31 Et da ta est vobis terra in sortem in terra Sion.
A
Et vos et patres vestri iniquitatem fecistis et non servastis vias, quas vobis praecepit Altissimus.
D V.32 Iustus iudex cum sit, abstulit a vobis in tempore, quod donaverat. V.33 Et nunc vos hic estis, et fratres vestri introrsus vestrum sunt. E
Fl
V.34 Si ergo imperaveritis sensui vestro et erudieritis cor vestrum.·, vivi conserva ti eri tis et post mortem rnisericordiam consequernini. V.35 Iudicium enim post mortem veniet, quando iterum reviviscemus
Fl
et tune iustorum nomina parebunt
F2
et impiorum facta ostendentur' .
Daß hier die Tradition des dtrGB vorliegt, steht außer jedem Zweifi:l. Die Stelle zeigt, daß 4 Esr die gegenwärtige Lage des Gottesvolkes nach 70 als die nach 587 versteht. Sie ist Gericht (D) und wird auf die Sündengeschichte 6 des Volkes zurückgeführt (A), zugleich aber ist sie Möglichkeit zum Gehorsam (E), der über das Bestehen im künftigen Endgericht und somit über das eschatologische Heil (Fl) oder Unheil (F2) entscheidet. 4 Esr setzt also die seit der asidäisehen Zeit auftretende Traditionsstufe des dtrGB voraus, in der nicht nur das Gericht an den Feinden, sondern die Verwerfung aller Ungehorsamen in den Vorstellungszusammenhang des dtrGB gehört. Wie verhält sich aber das dtrGB zu den anderen Aussagen der Schri:ft? Die Stellung von 14281T in 4 Esr läßt erkennen, daß es eben dies dtrGB ist, das der Verfasser zur Geltung bringen will: es deutet die Lage Israels und Weist zugleich den Ausweg. Alles im 4 Esr Vorausgehende aber zeigt, daß es als solches zum Problem geworden war. So ist vor allem die Anschauung von einem allgemeinen Sündenverhängnis abzuwehren, die sowohl das ergangene Gericht (D) als solches wie auch die Bedeutung der Umkehr (E) in der Gegenwart und die Gewißheit künftigen Heils (Fl) relativieren würde. Daß speziell Element Fl als solches und im Wann seines Eintritts problematisch geworden war und der Sicherung bedarf, zeigen die Zions-, Adler- und Menschensohnvision. Es darf also nicht über, 8. oben 8.118 mit A7. • Aspekt der gegliederten Einheit! Ebenso V.31, s. oben 8. 125f. • Das traditionelle Element E ist hier von der besonderen, in 4 Esr behandelten 8ündenproblematik (s. zSt E.BRANDENBURGER, aaO S.33 und A6) her gestaltet; doch sind auch die traditionellen E-Momente 4 Esr durchaus vertraut, s. unten 8.180 A2. • B. VIOLET, GCS 18, 8.418ff. • s.8. I.78 A2.
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sehen werden, daß es sich hier um Ankristallisationen an das traditionelle dtrGB handelt; sie nehmen in 4 Esr den meisten Raum ein; sie wollen aber alle der Sicherung des theologischen Vorstellungszusammenhangs dienen, der den Gehalt des dtrGB ausmacht: das um seiner Sünde willen (A) g,~richtete (D) Gottesvolk ist dennoch weiterhin zu Umkehr und Gesetzesgehorsam gerufen (E), die über das künftige eschatologische Ergehen (F) entscheiden. Das Übergewicht der an das dtrGB angeschlossenen Themen gegenüber diesem selbst bedeutet nicht, daß jene dieses sachlich verdrängt haben; das dtrGB ~!t seit Jahrhunderten das TraditionelIe, das vorausgesetzt werden kann; was in 4 Esr zur Darstellung kommt, ist eine Bewältigung der dieses Geschichtsbild bedrohenden Probleme; indem diese Bewältigung als das Gültige, mit der Autorität von Offenbarung Versehene dargetan wird, wird die Geltung des dtrGB gesichert! Faktisch nimmt Esra in dieser das dtrGB topisch ve,rwendenden Mahnrede an Israel die Funktion "der Propheten" im dtrGB wahr; diese Relation ist hier aber nicht reflektiert, wie ja die dtrPA in 1428ff überhaupt fehlt. Beides ist aber in aller Deutlichkeit in 7129-130 gegeben: Quoniam haec est via, quam Moyses dixit, cum viveret, ad populum dicens: B' Elige tibi vitam, ut vivas! C', C Non crediderunt autem ei, sed nec post eum propMtis,
C' B'
sed nec mihi, qui locutus sum ad eos1 •
Das Wirken der Propheten ist hier nicht als solches formuliert, doch zeigt der Kontext, daß an die Mahnung zu dem Leben verbürgenden' Gesetzesgehorsam gedacht ist. Ausdrücklich wird jedoch von der Abweisung der Propheten generell gesprochen'. Noch wichtiger ist für uns, daß die dtrPA hier erweitert ist zu einer Reihe, in die Esra als Nachfolger "der Propheten" innerhalb der dtrPA einbezogen ist. "Esra" ist also so vorgestellt, daß er das Wirken der Propheten an Israel gemäß der dtrPA fortführt' und dabei die gleiche Abweisung wie jene erfährt. Deshalb sagt das Volk auch von ihm: tu enim nobis super:asti ex omnibus prophetis'. Nun aber ist das Anliegen des 4 Esr unverkennbar, die Reihe Mose -die Propheten-Esra noch um ein Glied zu verlängern: die Weis ... (1238; 1413.26.46). Sie sind nicht einfach Fromme', sondern wie Esra Lehrer, die nicht nur das Ge1 B. VIOLET, aaO S.208. - Zu 7127ff als Antwort auf 7116ff vgl. E.BRANDENBURGER, aaO S.34ff. 7127ff steht 14 34finsofem völlig parallel, als auch hier aller Nachdruck auf den mit der Umkehr sachlich identischen Kampf gegen den bösen Trieb (vgI.1434) fällt; dieser Kampf ist dem Menschen aufgegeben; sein Aus!:ang entscheidet über eschatologisches Heil oder Unheil (s. V.128). Die Niederlage steht parallel zu dem Unglauben, den Mosc, die Propheten und Esra bei ihrem vermahnenden Hinweis auf das Gesetz erfahren ha ben. • S. Dtn 30 19. In 4 Esr ist nun allerdings das Leben im kommenden Äon gemeint (s. E.BRANDENBURGER, aaO S.57). , Zu non crediderunt vgl. 1 QpHab H, 6; ]osephus, Ant. X, 3:, 1; s. oben S.168 und S.84A8. - Auch die abweichende Fassung der C-Aussageinden:anderen Versionen von 4 Esr 7130 (s. VIOLET, aaO) fügt sich in die dtr Tradition. • S. auch in 1413: corripe populum tuum (und belehre seine Vl'eisen; fehlt in der Jat. Version, ist aber in allen anderen erhalten, s. VIOLET, aaO S.408); 1419: corripiam praescntem populum ... quis commonebit? (VIOLET, aaO 8.412). Vor allem veranschaulicht natürlich 1427ff dieses Wirken Esras. • VIOLET, aaO S.362. - Esra steht als Mahner des Volkes zum Gesetzesgehorsam in der Reihe der Propheten! Das wird bei A.8ATAKE, Gemeind.",rdnung, 8.83 nicht beachtet und deshalb nur an den Offenbarungsempfang gedacht:. • Gegen A.SATAKE, aaO S.83AI. Die Weisen haben di(, Funktion, das Esra eigene Geheimwissen zu überliefern (1238; 1426.46), und werden entsprechend von
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heimwissen Esras überliefern, sondern auch im Blick auf Gesetzesbelehnmg und Vermahnung des Volkes die Linie Esras weiterführen'.
Der Kreis von Weisen, aus dem 4 Esr zur Sicherung des leitenden dtrGB hervorgegangen ist, hat wie die Schrift selbst2 sein eigentliches Anliegen in der Umkehr und dem Gehorsam Israels im Blick auf die Heilswende gesehen. Waren sie entsprechend Esra und den Propheten auch als Umkehr- und Gesetzesprediger im Volk tätig, so liegt nahe, in 14 28ff ein Modell solcher Predigten zu sehen und anzunehmen, daß das dtrGB dabei homiletisch verbreitet wurde, das dem Volk den Grund seiner Lage im Gericht, zugleich aber auch den Ausweg zum künftigen Heil zeigte. q) ApkBar(syr) Inwieweit in ApkBar(syr)8 literarkritische Operationen Erfolg haben, muß hier offengelassen werden. Ich gehe davon aus, daß es sich um ein literarisch einheitliches Werk handelt', und nehme an, daß (mündlich) vorgeformtes Traditionsgut aufgenommen ist". Lediglich der Brief an die 9 1{2 Stämme (K. 78-87) ist wohl ehedem ein selbständiges Überlieferungsstück gewesen und sekundär angefügt"; er wird deshalb anschließend gesondert betrachtet. ApkBar(syr) ist ihm belehrt (1413); 1446 sind sie von den "Würdigen(!) und Unwürdigen" (1445) abgehoben. 'Ein klarer Beleg fehlt dafür allerdings. Da aber Umkehr und Gehorsam des Volkes das eigentliche Ziel des 4 Esr ist (s. die folgende A.) und Esra selbst dahingehend wirkt, ist Entsprechendes auch von den Weisen zu erwarten. Außerdem umfaßt "Weisheit" in 4 Esr nicht nur das Geheimwissen (so bes. 1447), sondern auch das Gesetz (vgl. die Parallelismen in 812; 1354f; in 1425 ist die Leuchte der Weisheit auf das Diktat aller 94 Bücher bezogen), s. auch U.WrLCKENS, ThW 7, S.504 und A258; schließlich haben die Weisen im LAnt (s.S.176) deutlich diese Funktion (s.S.176A6). Daß die Weisen in 4 Esr nur als Tradenten des Geheimwissens dargestellt werden, liegt daran, daß eben dieses durch den Nachweis des überliefertseins von Esra als gültig legitimiert werden soll. • S. aie auch terminologisch das Umkehrmoment enthaltenden Aussagen 78:2; 912. Daß in 4 Esr E alles Gewicht hat, ist nach 14281f ohnehin selbstverständlich. Alle anderen Au'sagen wollen letztlich dazu führen: die Abwehr der These des Sündenverhängnises sowohl wie die tröstenden Hinweise auf die Nähe und Herrlichkeit des Heils (F!) und die warnenden Beschreibungen des Loses der Sünder (s. bes. 7811f). 8 S. dazu zB V.RVSSEL in Kautzsch AP H, S.402ff; E.ScHüRER, III, S.305ff; R.H. CHARLES in AP 11, S.470ff; B. VIOI.ET, GCS 32, S.LVIff; W. WICHMANN, Leidenstheologie, S.32ff. 43ff. O.PLÖOER, RGG, 3. A., I, Sp. 90lf; O.EISSFELDT, Einleitung, S.850ff. • Mit V.RVSSEL, E.ScHÜRER, B.VroLET (S.LXXIIIff), W.WrcHMANN, O.I'LÖOER u. anderen. "Mit den S.180A4 genannten Forschern; s. bes. B.VIOLET, aaO S.LXXIIIf. Ob die vielfach angenommene Abhängigkeit von 4 Esr, aber auch PsPhilo, LAnt (". dazu oben S.173A7; ferner j3.VIOLET, aaO S.LXXVIIff; W.WICHMANN, aaO S.32f AI; H.H.RoWLEY, Relevance, S.107f; O.PLÖOER, aaO Sp.902; O.ErssFELDT, aaO S.853) nur als literarische vorgestellt werden kann, lassen wir hier offen. "So auchO.PLöoER,aaO Sp.902 u. andere. Die These von R.H.CHARLEs, AP 11 8.470ff, der auch V.RYSSEL, aaO 8.410 zuneigt, daß der 7712.17 erwähnte, aber in ApkBar(syr) nicht überlieferte Brief an die 2t Stämmeabgewandelt in Bar I 1-3; :i 9-429 vorliege, scheint mir nicht haltbar. Die herausgestellten übereinstimmungen sind im wesentlichen solche der gemeinsamen Tradition des dtrGB, das aber in Bar in älterer Gestalt vorliegt; 8. oben Exkurs 1.
SYRISCHE BARUCHAPOKALYPSE
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wahrscheinlich ursprünglich hebräisch oder aramäisch abgefaßt', Herkunft aus Palästina deshalb zumindest wahrscheinlich. AIs Abfassungszeit kommt "der Zeitraum zwischen den beiden jüdischen Kriegen" (O.PLÖGER, aaO) in Frage; der Versuch präzisierter Datierung' ist in unserem Zusammenhang nicht erforderlich;ebenso muß hier die Frage aufsieh beruhen bleiben, ob das Werk aus der Schule R.Aqibas hervorgegangen ist". Man wird jedoch sagen können, daß auch Apkßar(syr) aus einem Kreis von "Weisen" stammt'. Das dtrGB findet sich bezeichnenderweise am Anfang und am Ende des Werkes (11-5; 41-6 und 772fr). Zunächst 11-5; 41-6: A
I 2f Die Sünde Israels (N, D' : Sünde und Exil der Bewohner des Nordreiches )
D D
14f Gericht über das Südreich ,,587" (Jerusalem, Exilierung)" 41 Preisgabe der Stadt
FI 42-6 Das neue Jerusalem". Wie in 4 Esr werden auch hier die Ereignisse 70 n. Chr. als die von 587 v. Chr. dargestellt'; entsprechend ist auch hier darin schon das dtrGB vorausgesetzt'. Ebenso liegt das dtrGB der Mahnrede Baruchs an das Volk 772ff (vgl. 4 Esr I 428ff !) zugrunde, wenn auch nicht in regelrechter Abfolge der Elemente; diese werden vielmehr als homiletische Topoi in der Mahnung zum Gi~etzesgehorsam verwendet, ebenso noch 441-467 (zur Analyse der letztgenannten Stellen s. unten). Daß der Verfasser der Apkßar(syr) in der Vorstellungstradiition des dtrGB steht und von ihr her denkt', läßt sich an vielen Stellen zeigen. Für den Verfasser 's.B.VIOLET,aaOS.LXVIIff;0.PLöoER,aaOSp.902; O.EIl!8FELDT, aaO S.853; u. andere. • s.F.RoSENTHAL, Bücher, S.86ff; B. VIOLET, aaO S.XCIff; W. WJCHMANN, aaO S.43ff; u. andere. S S. die Literatur in der vorstehenden Anm. • S.463f (zur Diskussion um den "Sohn des Gesetzes" in V.4 s. F. ROSENTHAL, aaO S.103 und A 3; V.RVSSEL, aaO S.427 A c; anders R.H.CHARI.ES, AP 11, S.504 zSt. U.WILCKENS, ThW 7, S.504 A258 sieht in den Weisen von VA die Gerechten; doch scheint mir V.4 als Antwort auf V.3 zU zeigen, daß CHARLES mit der Deutung "wise teachers" im Recht ist); 4833: die "Weisen" als "Träger apokalyptischer Kenntnisse" (so H.W. KUHN, Enderwartung, S.180); ferner die häufige Identität von Weisheit und Gesetz, s.382; 4414; 4824; 513f. 7; 77 16. - Dagegen ergiht die Erwähnung der ,,Ältesten", vor denen "Baruch" seine Absclriedsmahnrede hält I; 441; auch 461), nichts für den theologischen Trägerkreis der ApkBar(syr). Denn ohwohl44 3; 45 I di...en die Ermahnung des Volkes aufgetragen wird, zeigt doch 44 I f m:it 3r, daß nicht an die Ältesten von Jamnia, also an pharisäische Schriftgelehrte (s. dazu G. BoRNKAMM, ThW 6, S. 659) zu denken ist, sondern an Laien, s. auch 46, 5f. Im ührigen ist das Ältestenauditorium Baruchs ein traditioneller Zug (vgl. etwa Dtn 27 I; 3128; auchJos 232; lrier jeweils im Zusammenhang einer mahnenden Abschiedsrede), der zeigt, daß "Baruch" hier von der dtr(!) Funktion Moses her verstanden wird, wie 594 ja ausdrücklich sagt. • Zum Moment der "Züchtigung" in D s. oben S.1l8 A3, ferner Tob 135; PsSal und unten S. 256 A2. - Hervorzuheben ist, daß 12-4 ein in Scheitrede.. Drohwort (V.4 1='':» gegliedertes prophetisches Gerichlswort ist. • Zum Moment des neuen Jerusalem in Fl s. oben S.I56 A7. 'Nur an einer Stelle, 322f, werden 587 v. und 70 n.Chr. nebeneinander genannt, s. F.RoSENTHAL, aaO S.86f; E.ScHÜRER, aaO S.309; O.Pt.öOER, aaO Sp.902; vgI. auch O.ErssFELDT, aaO S.852. • S. oben zu 4 Esr S.I77 und A5; zur Wahl "Baruchs" s. oben 8.132 A3. • Die Vision .on der Wolke, den Wassern und dem Blitz un.d ihre Th:utung (K.53-74), die von der Schöpfung his zur eschatologischen Erneuerung reicht, aber kaum einheitlich ist (s. P. VOLZ, Eschatologie, S.44; B. VIOLET, aaO S.LXXIV und Sog Anm.), ist in ihrem Aufbau nicht von den Merkmalen des dtrGB bestimmt, wen.ngleich einzelnes aus dieser Tradition stammen mag; es fehlen vor allem die Elemente einer kontinuierlichen Sündengeschichte Israels und der die Gegenwart bestimmenden Umkehr. - E.SJöBERo,
eH
182
DTR GESCHICHTSBILD IN DER VERKÜNDIGUNG
steht Israel in der Gegenwart im Gericht (D, ZerstörungJerusalems), das ob seiner Sünden (A) ergangen ist'; gleichwohl ist es im Blick auf die nahe (237) Wende, die die Sünder der ewigen Pein überliefern (F2)', die Gesetzesfrommen aber in das Heil Israels (FI)S führen wird, in der Gegenwart zu Umkehr und Gehorsam (E) aufgerufen'. Der Bedeutung von E für das Israel der Gegenwart entsprechen die Mahnreden Baruchs in ApkBar(syr) 311-327; 441-467; 771-17. Weniger klar als 4 Esr 1428-35, aber doch deutlich erkennbar, folgen diese Mahnreden an das Volk zum Gesetzesgehorsam dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB und zeigen wie 4 Esr 14 die Überlieferung des dtrGB in der Verkündigung, vg\.": 311-327 441-467 771-17
A
(446)
D
(314; 322f)"
44Sf
77 4b. (8-10)
E (ermahnen)
313
443.(7.); 451
(772)
·· ....3zi· .. ··· .. ··········
··443:·7~:i4·;·46·5·.6·~;X
Fl
324.6b
447b.8b.12 •. 13 44150; 466.
F2
315
4412b.ISb; 466b
7740.10
.... ··ii6·~·:i6· 77 660.7
Wie die Übersicht zeigt, ist die Mahnung zum Gesetzesgehorsam (E) sowohl mit dem Hinweis auf die künftige eschatologische Scheidung zu Heil (Fl) oder Verwerfung (F2) wie mit dem Hinweis auf das über Israel ergangene Strafgericht (D) und die Sünden des Volkes (A), die dazu geführt haben, verbunden. ApkBar(syr) ist also wieder ein Beleg für die Überlieferung des dtrGB als Topos in der zu Umkehr und Gehorsam mahnenden, an Israel gerichteten Predigt. Bei der Bedeutung, die E auch in diesem Werk zukommt, scheint mir auch hier in hohem Maß wahrscheinlich, daß die hinter ihm stehenden Weisen nicht nur still und fromm auf den neuen Äon gewartet haben, sondern ihr Anliegen, Umkehr und Gehorsam Israels( I), auch in solchen Mahnpredigten unter dem Volk verwirklicht haben; das in dem Werk dargestellte entsprechende Wirken "Ba-
Gott, S.235 AI meint, daß sich die beherrschende Stellung der "dtr Geschichtsbetrachtung" auch hier zeige, doch ist hier wie sonst E. 8JÖBERGS Begriff des Deuteronomistischen viel zu allgemein. Zur Zedernvision s. oben 8.155 AIO. , 8.52; 10 18; 137fT; 2020; 77 2fT u.Ö. Doch ist dieses Gericht befristet, s.14; 4 I; 5 3; 69 u.ö.; s. auch oben bei PsPhilo. Die dtr PA fehlt. I S.304; 427; 4412; 466. I S.4Iff; 69; 32; 401ff; 4818ff; 68; 72ff. • Aufgerufen ist ganz Israel; vgl. 32 If; 44 3; 46 2; 77 2 und die beiden in K.77 genannten Briefe. - Zu dem Einsatz "Höre, Israel" in zwei der Mahnreden (312; 77 2) vgl. schon Dtn 4 1; 64 und Bar 3 9; 4 Esr 9 30; 1428. Der Aufruf stcht im Horizont de.s künftigen Gerichts und des Heils Israels, s.32 I. 4-6; 447fT; 46Sf; 776fin.7; s. auch die Charakterisierung der Briefe als "Brief der Belehrung" und "Schreiben der Verheißung" (so V.RvssEL) und dazu E.8JöBERo, aaO 8.251f, schon 238 und A4. - Der Gehorsam entscheidet über das künftige Los des Einzelnen, s.54 15; ferner E.BRANDENBURGgR, aaO 8.36ff. - 8. in diesem Zusammenhang auch die Vorstellung von der noch waltenden Langmut Gottes (124; 2120f; 242; 4829; 596), die schon den Zeitraum Abis D im dtrGB prägt, s. zB 2 ehr 361560; Neh 930, und hier nun über 587 hinaus verlängert wird. • Die Versunterteilungen setzen die Übersetzung RVSSELS voraus. • Hier begegnet die Gerichtsvorstellung nicht ausdrücklich, wie auch A fehlt; die beiden Zerstörungen Jerusalems sind als Trübsale gefaßt (314; 326); s. dazu aber S.255A4.
SYRISCHE BARUCHAPOKALYPSE
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ruchs" wäre dann als Spiegelung und Autorisation solcher Tätigkeit zu verstehen, die sich vieIleicht auch auf die Diaspora erstreckte'. Auch der Brief an die 9 112 Stämme (K.78--87) ist aus dem Vnrstellungszusammenhang des dtrGB heraus gestaltet: A
A D D E
785.6fin 792 785f; 844f 791-3; 80
Die Sünde der Nordstämme } 84 Die Sünde der Südstämme 3-5 Das Exilierungsgericht über die Nordstämme Das Gericht über die Südstämme (Zerstörung Jerusalems, Exilierung)" Die Umkehr in der Gegenwart"
7866n; 838; 846ff; 854.7ff FI 787; 834f; Das Heil Israels 846; 85sff F2 K.82f; 858ff Das Verwerfungsgericht über Feinde undl Sünder. Auch hier findet sich das dtrGB, obwohl auf ganz Israel bezogen, in der Modifikation, daß in der Gegenwart an der Umkehr eine Scheidung im empiri~chen Israel eintritt: nur die Frommen erlangen das nahe' Heil. Hier 80 wenig wie in den bisher behandelten Belegen ist das dtrGB lediglich einer literaruchen Vorlage entnommen; die im einzelnen durchaus eigenständige Verwendung zeigt, daß es sich um lebendige, den Vorstellungsrahmen auch noch dieses "Briefes" setzende Überlieferung handeln muß. Es ist auch im Brief an die 9112 Stämme im Rahmen mahnender Verkündigung tradiert; der Ermahnung zum Gehorsam dient ja letztlich der ganze Brief. Außer "Baruch" werclen besondere Träger dieser Ermahnungsfunktion, zu der "Baruch" von Gott "gesandt" ist (847), nicht genannt. Die dtrPA fehlt ganz". Die Überlieferung des Briefes und des Gesetzes wird vielmehr allen aufgetragen (849).
Mit ApkBar(syr) wird der analysierende Abschnitt über die vorchristliche Überlieferungsgeschichte des dtrGB abg:eschlossen6 • Einen , Vergleicht man die Thematik des Briefes an die 91 Stänune mit den vorangehenden K.I-77, so macht der Brief den Eindruck eines Summariums. Mir scheint die Frage jedenfalls erwägenswert, ob der Brief nicht ursprünglich als eine für die Verlesung (861) im Diasporagottesdienst bestimmte Epitome der Apokalypse gedacht ist, woraus sich auch seine selbständige überlieferungsgeschichte erklären würde. • In der Gegenwart wird ganz IsrlUl als von Gott gerichtet aLngesehen (s. bes. 784); dies ergangene Gericht ist auch hier als Züchtigung (783; 792f"D) verstanden, die die Umkehr intendiert und letztlich auf Rettung im Endgericht (786) zielt. Ausdrücklich ist hier auch Israel als solches (784!) in der Zerstreuung gedacbt; in diese theologische Sicht ist auch der im Lande verbliebene Rest (805) einbezogen, ein typisches Moment des dtrGB, s. oben S.122 A4. " Die Umkehr ist dabei sowohl auf A-D wie auf FIIF2 bezogen! Ihr dient auch die Belehmng über die Zeiten (K.BI-83.85). Gut dtr äußert sich E zunäch..t in der Geriebtsdoxologie (785), die das erste Anliegen Baruchs an die 9+ Stämme ist, s. dazu oben S.124A\; 125A2. • S. 78 5; 81-83; damit ist natürlich das Gericht (s.831ff; 859C) ebenfalls als nahe erwartet. • Die Propheten sind hier neben den Gerechten hinsichtlich d,,. Fürbittefunktion, die sie zu ihren Lebzeiten wahrnahmen, genannt (851-3.12) und sind wie diese als Verstorbene und Größen der Vergangenheit angesehen (s. auch 851). Zu der hier von den Propheten ausgesagten Vorstellung vom "Schlafen" vgI. 114; :2124; 301 und dazu P. VOLZ, aaO S.257. Durch sie ist nicht notwendig die andere, daß die Propheten gewaltsam zu Tode gekommen sind, ausgeschlossen. e Auf das äußerst problematische 16.KapiUl von ApftBar (gr) :gehe ich hier nicht ein,
184
DAS DTR GESCHICHTSBILD
überblick und die Auswertung für die Fragestellung der vorliegenden Untersuchung werden die folgenden Abschnitte bringen.
3. Oberblick über die vorchristliche Oberliiferungsgeschichte des dtr. Geschichtsbildes Die im Voraufgehenden (D I I und 2) analysierten Belege weisen für die Zeit von 587 v. ehr. bis in die Jahrzehnte nach der KatastropheJerusalems unter Titus auflebendigel überlieferung des dtrGB, die in Palästina ihren Raum gehabt hat 2 • Diese kontinuierliche da eine Analyse des Textes weit ausholen müßte, ohne sachlich wesentlich Neues für unsere Frage zu bringen. Die Grazer Di..ertation von W. WEBER-OSTWALDEN über die ApkBar(gr) führt hier im Blick auf die vorstellungsgeschichtliche Analyse nicht weiter. Auf K.16 hat m.E. die Vorstellungstradition des dtrGB eingewirkt, und zwar ;n V.4 sicher die dtrPA, im vorliegenden Text auf Priester angewandt: (V.3 = D); VA: 6'1"t OUK lIKOUOatV 'tij;
DIE VORCHRISTLICHE ÜBERLIEFERUNG
185
überlieferungsgeschichte des dtrGBl hat, wie die Belege aus dem AT und spätjüdischen Schriften gezeigt haben, das dtrGB nicht unverändert gelassen; vielmehr ist es zu Weiterbildungen gekommen 2, die eine Gliederung der überlieferungsgeschichte in drei Stufen ermöglichen. Sie sollen im Folgenden kurz charakterisiert werden. a) Am Anfang der überlieferung im Juda der Exilszeit endet das dtrGB mit D, dem Verwerfungsgericht Jahwes über Israel. Es ist eingetreten in den Katastrophen von 722 und 587 als Ahndung des ständigen Ungehorsams des vorexilischen Israel (A), das auch gegenüber der kontinuierlichen Vermahnung zu Umkehr und Gehorsam durch die Propheten (B) halsstarrig geblieben ist (C). Das Israel der Gegenwart hat das Gericht für den Ungehorsam seiner ganzen Geschichte zu tragen, damit aber auch diese als Schuld. Ihm bleibt nur, in der Gerichtsdoxologie Jahwe rechtzugeben 3 • Schematisch dargestellt (in horizontaler Zeitlinie ) : 722 vorexilische Zeit
587
b) Noch im Juda der Exilszeit' kommt es jedoch zur Weiterbildung. 587 ist nicht mehr definitives Verwerfungsgerichts; Jahwe hat dem unter dem Zorngericht stehenden Israel in der Zerstreuung auf die Gesetze); V.282f. 285ff = FI (? einerseillI Anspielung auf Kyros und den nachexilischen Tempel, s. E.ScHÜRER, III,S.573; H.LANCHESTER in Charles AP 11, S.384, andererseillI aber auch eschatologische Züge, o. P.VOLZ, Eschatologie, S.56». Doch liegt hier wohl nur literarisch übermittelte Tradition des dtrGB zugTUnde. 1 Auf den Einfluß der dtr GeschichIlIbetrachtung auf das Spägudentum ist schon mehrfach hingewiesen worden, so besonders E.SJöBERG, Gott, S.201.234fu.ö.; ferner W.HERRMANN, Propheten, S.15If; J.MAIER, Texte I, S.15; 11, 8.45.84; doch ist es hier bei einzelnen Hinweisen geblieben. In diesem Zusammenhang ist auch der 2. Teil des schon vielfach herangezogenen Buches von K.BALTzER (Bundesformular, S.IOlff) zu nennen, wo allerdings die gattungsgeschichtliche Fragestellung .leitend iot. Die überlieferungsgeschichte der dtr Tradition ist noch nicht dargestellt; auch die vorliegende Untersuchung konnte sich dieser Frage nicht umfassend, sondern nur im Blick auf den Nachweis dieser überlieferungsgeschichte überhaupt und auf direkt oder indirekt für das Thema der Untersuchung wichtige Aspekte zuwenden. • Für die Gebetstradition s. schon oben S.122ff. Hier liegt das Sc:hwergewicht auf der Verkündigungs tradition ; doch ist das an den Bußgebeten Erarbeitete vorausgesetzt. • Diese Stufe wird repräsentiert durch dtrGW, Jeremia Quelle: C; aus der Gebetstradition Klgll und 2; vielleicht Esr 9 im Grundbestand, s.S.141 A3. • Sacharja setzt diese Stufe bereilll voraus, s. oben S. 143ff. Diese ~:. überlieferungsstufe faßt die oben für DIr herausgestellte 2. und 3. Stufe (s.S.141 A2) zu einer zusammen. • S. oben S.124A4; S.138f A2fin.
186
DAS DTR GESCHICHTSBILD
(D) die in der vorexilischen Zeit stets ausgeschlagene (A, C) Möglichkeit zu Umkehr und Gesetzesgehorsam neu eröffnet (E) und ihm für die Zukunft verheißen, daß durch ihn die Sammlung des zerstreuten Israel und die umfassende Heilsrestitution im Lande (FI) zusammen mit dem Fluchgericht über Israels Feinde (F2) erfolgen wird. Dieses Heilshandeln wird den seit (722 und) 587 andauernden Unheilsstatus, mit dem auch die gesamte Schuldgeschichte des Volkes aufIsraellastend bleibtl, wenden. In der Gegenwart sind darum das Bekenntnis der Sündengeschichte des Volkes und der Gehorsam gegen das Gesetz das Israel Gebotene 2 • Umkehrprediger rufen es dazu und nehmen damit das Wirken der Propheten der vorexilischen Zeit auf3. vorexil. Zeit
Heilsrestitution
D ---_-_---_-__-.1 Fl/F2
A
\
587 Israel i.d. Zerstreuung
Cl
E------_I
B /Umkehrprediger-_ _ _ _ _ _ _ Diese Darstellung kann freilich nicht sichtbar machen, daß auch die konkreten Verfehlungen Israels nach 587 auf dieses Gericht bezogen und deshalb in A, also an der Stelle der Sünden des vorexilischen Israel, eingezeichnet werden, so in TestXII (s. oben S.15If). Der Aufbau des dtrGB ist also nicht ein streng zeitlicher.
c) Seit der syrischen Religionsverfolgung läßt sich eine dritte überlieferungsstufe des dtrGB erkennen, die durch drei Modifikationen der im ganzen beibehaltenen vorausgehenden Stufe gekennzeichnet ist. Diese bestimmen zusammen oder einzeln die Über1 S. dazu für die Gebetstradition schon oben S.122ffzur Andauer von D, S.124ffzur Andauer von A; auch in der Verkündigungstradition ist auf dieser Stufe D über 587 hinaus andauernd gedacht (vgl. zB I Kön846ff (oben S.139f); Dtn303; Sach16 (? s. 143A4-); Mal 39a<x (s. l44A3); 2 Chr 30 Bcf (s.S. 144f); TestXII (s.S.151 A3)) und damit auch die gesamte Schuld Israels (vgl. zB I Kön 847 (Wir Israels!); Lev 2640; Mal 37 .<x); in der parallelen Gebetstradition tritt die Andauer von A natürlich in den Sündenbekenntnissen besonders deutlich heraus, doch ist sie stets im Element E impliziert, insofern zu diesem wesenhaft das Sündenbekenntnis des Volkes gehört (s. oben S.124A1). Die der Andauer von A zugrundeliegende Vorstellung ist natürlich in der Verkündigungstradition dieselbe, wie wir sie oben S. 124ff für die Gebetstradition herausgestellt haben. I Di= Stufe wird repräsentiert durch I Kön 846ff; Dtn 4- 25ff; 2845ff + 301 ff; Lev 2632ff; Sach 12ff; 7f; Mal 3; die levitischen Predigten in der Chronik; aber auch noch Tobit, TestXII und Jub 1 (ohne den Kontext des Buches selbst). Aus der Gebetstradition gehören außer den S.185 A3 genannten alle in I I behandelten Belege hierher. Dan 9; Bar I 15ff; 4QPibHam und das Asarjagebet weisen allerdings auch Merkmale der folgenden Stufe auf. s Sach; levitische Predigten in der Chronik.
DIE VORCHRISTLICHE ÜBERLIEFERUNG
187
lieferungsgeschichte des dtrGB in der Folgezeit bis hin zu ApkBar (syr). aal Nicht nur reicht die Sündengeschichte des vorexilischen Israel als andauernde Schuld bis in die Gegenwart, sondern die g,esamte Geschichte Israels bis in die spätnachexilische Gegenwart wird als solche ~ Ungehorsams (A) angesehen1 • Zur Umkehr (E) kommt e!1 dementsprechend erst jetzt in der Gegenwart', die oft als letzte Zeit vor der nahen eschatologischen Wende verstanden wird". bb) Im vorfindlichen Israel der Gegenwart kommt es gemäß dem Kriterium der erfolgten oder verweigerten Umkehr zur Scheidrmg in Fromme rmJ Siiru:kr'. Nur den Umkehrenden und Gehorsamen wird das verheißene Heil Israels zuteil (FI); die halsstarrigen Israeliten dagegen verfallen dem difmitWen Verwerfungsgericht (F2)', das nun nicht mehr nur die Feinde Israels betrim. Das dtrGB hat also nun für Israel selbst einen doppeltelll Ausgang". Bleibt die Umkehr auf die bisherige Sündengeschichte Israels (A) bezogen, so ist sie doch nicht nur auf künftiges Heil, so in der vorangehenden Stufe, sondern ebenso auf das künftige eschatologische Unheil ausgerichtet. cc) Anknüpfend an die für die Tradition überhaupt bezeichnende Vorstellung von der Andauer des Fluchgerichts von 587' werden aktuelle Bedrängnisse Israels wie durch Antiochus IV, Pompejus und Titus in das an 587 haftende Element D einbezogen und als aktueller Erweis seiner Andauer verstanden. Dabei kann der Vorstellungszusammenhang des dtrGB chronologisch orientiert bleiben, wenn das aktuelle Gerichtsereignis dem von 587 nebengeordnet wird·; meist kommt es jedoch zu zeitlicher Verschränkung, weil das aktuelle
vorexil. Israel
1
(722v.) 587v. 1691 168v. 63v. 70n •
e!chat. Wende
1
.j.
A_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ D_--<~
-
F2 Sünder
- - - - - -} Fl Fromme E
-
S.IOWApk; Tierapk;Jub; Dam; PsPhilo; 4: Esr; ApkBar(syr); aus der Gebetstradition bes. Dan 9 und Bar I 15ff; vgl. auch Qumrantexte. • S.IOWApk; Tierapk; Jub; Dam; PsPhilo (1310); 4: Esr; A;pkBar(syr); aus der Gebetstradition bes. Bar 3 7; vgl. auch Qumrantexte. • S.IOWApk; Tierapk;Jub; Bar 4:; AssMos; PsPhilo; 4: Esr; ApkBar(syr); vgl. auch Qumrantexte. - Insofern die Bußgebete Dan 9; 4:QPibHam I, 8ffund Bar I 15ffdarauf zielen, daß Gott die Heilswende heraufführt, können sie auch hiet' genannt werden. • S. IOWApk; Tierapk; Jub; Dam; PsSal; PsPhilo; 4: Esr; ApkBar(syr); s. auch Bar 4 1b; vgl. auch Qumrantexte. • Siehe (schon TestXII, aber nicht im Vorstellungszusamm.:nhang des dtrGB;) !OWApk; Tierapk;]ub (aber nicht innerhalb von 17ff); PsSal; Psl'hilo; 4: Esr; ApkBar (syr); s. auch Bar41b; vgl. auch Qumrantexte. - Bar (45fT) und AssMos haben nur das traditionsgeschichtlich ältere Moment des Gerichts an Israels Feinden. • S. IOWApk; Tierapk; ]ub; PsSa!; Psl'hilo; 4: Esr; ApkBar(syr); vgl. auch Q.tmrantexte. , S. dazu oben S.!22ff. • S. (Jub 23); AssMos 8 (Ant. IV); ApkBar(syr) 32 (Titus); aus der Gebetstradition Dan 914ff. 1
188
DAS DTR GESCHICHTSBILD
Ereignis als das Gericht von 587 gefaßt ist'. Theologisch wird damit das durch Antiochus IV, Pompejus oder Titus von Gott gerichtete Israel in die Situation von 587 gestellt.
Die dtr Vorstellung von der Andauer des Gerichts 587 bis zur Heilswende und gar der Einbezug aktueller nachexilischer Bedrängnisse Israels an der Stelle 587 (D) führen auch im Blick auf A zu zeitlicher Verschränkung innerhalb des in sich stabilen dtrGB: die nachexilischen Vergehen Israels werden an der Stelle der vorexilischen, also in oder als A, genannt2 • Gemäß der dtr Vorstellung von der Andauer von A wird auch das aktuelle Gerichtsereignis auf die gesamte Sündengeschichte Israels zurückgeführt3 • Wird das aktuelle Gericht an der Stelle D einbezogen, so wird die Folgezeit theologisch entsprechend der Abfolge des dtrGB gedacht: auch dem durch Antiochus, Pompejus oder Titus gerichteten Israel steht gleichwohl die Umkehr offen, zu der es Prediger, die in der Reihe der Propheten stehen', rufen, und ebenso das künftige Heil6 • Auch auf dieser Stufe bleibt die dtr Korrelation von Andauer des Unheilsstatus (D) und Andauer der Schuld Israels (A) für alle Glieder des Volkes bis zur eschatologischen Wende bestehen; wer aber jetzt in der Gegenwart6 zu Umkehr und Gehorsam findet, von dem wird die jetzt noch auf ihm lastende Andauer von Unheil und Schuld des Volkes genommen werden; er gelangt zum Heil; die aber jetzt die Umkehr verweigern, verfallen dem definitiven Verwerfungsgericht; von ihnen kann, so liegt es in der Konsequenz des dtrGB, daher auch die ganze andauernde Schuld Israels in diesem Gericht gefordert werden. Nicht auf dem ergangenen und andauernden, sondern auf dem bevorstehenden, definitiven Gericht liegt nun das Schwergewicht. So wird von dieser Stufe des dtrGB her auch verständlich, warum in Lk 11 49f; 13 34f und urchristlichen Aussagen das gewalt1 S. Bar 390'; 450' (Ant. IV); PsSal 9 und 8 (Pompejus); PsPhilo (Titus); 4 Esr (Titus); ApkBar(syr)(Titus); aus der Gebetstradition das Gebet Asarjas. 'In A: s. (schon TestXII;) Jub; PsSa18; 4 Esr; aus den Bußgebeten Dan 913.16; als A, dh. traditionell am vorexilischen Israel haftende Aussagen, die gemäß dem fiktiven Standort der Schriften auch so geboten werden, de facto aber noch das Israel nach 168 v.Chr. bzw. 70 n.Chr. einschließen: Bar 390'; 450'; 4 Esr; ApkBar(syr); aus der Gebetstradition Dan 950'; Bar 1150'; Gebet Asarjas. - Hingegen findet sich die zeitliche Verschränkung der Sündenaussagen nicht in IOWApk, Tierapk und AssMo., die sich an den chronologischen Ablauf halten. • So in allen S.188 AI genannten Schriften. Hingewiesen sei besonders auf LAnt 2613 (s.S.175AI) und 4Esr 1430.31, wo da. Gericht (faktisch 70 n.Chr.) auf die Sünde der Angeredeten und ihrer Vorfahren zurückgeführt wird. • S. bes.Jub 112; LAnt 23 7; 4 E.r 7129f. • S.Jub; (Tierapk); Bar41b; 450'; PsSal; AssMos 10; PsPhilo; 4 Esr; ApkBar(syr). • In Tierapk und Jub ist die Stellung zur asidäischen Umkehrpredigt entscheidend; in LAnt und ApkBar(syr) ist nachdrücklich betont, daß die Umkehr nur zu Lebzeiten des Einzelnen erfolgen kann.
BEDEUTUNG IM SPÄTJUDENTUM
189
same Geschick der Propheten, das als C-Aussage ja eine Besonderung von A ist, nicht nur als weiterhin auf dem Volk lastende Schuld verstanden wird!, sondern seine Ahndung auch mit dem bevorstehenden Verwerfungsgericht verbunden werden kann.
4. tJberlegungen zur Bedeutung der Tradition des dtrGB im palästinensischen Spätjudentum Sieht man auf die oben durchgeführte Analyse der überlieferung des dtrGB im SpätJudentum zurück, so stellen sich zwei Beobachtungen ein: einmal- diese Tradition ist in fast allen Schriften anzutreffen, die uns zwischen ca. 200 v. Chr. und 100 n. Chr. aus dem palästinensischen SpätJudentum erhalten siml 2 ; sodann - wo diese Tradition auftritt, ist sie nicht ein Vorstellungszusammenhang neben anderen; vielmehr stellt dieses die Geschichte Israds und der Völker umfassende Bild offenbar den theologischen Vorstellungsrahmen überhaupt dar, in dem alle anderen Aussagen der jeweiligen Schrift stehen 3 • Diese Funktion des dtrGB als umfassender VOI1ltellungsrahmen läßt sich von verschiedenen Seiten her veranschaulichen. So kann der Rahmen selbst schon explizit auf den Vorstellungsbestand verweisen; zB istJub lIO.14'negativ in den Rahmen einbezogen, was das ganze Buch positiv darstellt: wie Gebot und Ordnung Gottes lauten; 4 Esr 1434 spiegelt sich im Rahmen die besondere Sündenproblematik, die das Buch sonst abhandelt6 • Oder: der Bezug des Vorstellungsbestandes auf den Rahmen wird daran erkennbar, daß Momente jenes in diesen selbst eindringen; so findet sich das Verwerfungsgericht über die Sünder in TestXII und Jub erst noch im Vorstellungsbestand, in 10WApk, Tierapk, 4 Esr ist es aber in den rahmenden Vorstellungszusammenhang des dtrGlB eingegangen; ähnlich die theologische Weisheit in TestXII, äthHen einerseits und in 10WApk andererseits; oder - die Scheidung in Fromme und S. oben S.127f. • Sie fehlt dagegen in Schriften des hellenistischen Judentums wiie Weish oder 2. 3. 4 Makk, Arist, ebenso aber in prohasmonäischen Schriften wie I Makk. - Die esseni.chen Schriften, die ein Sonderproblem darstellen, klammem wir hier einmal aus. Wenn auch erheblich modifiziert, zeigen aber durchaus auch sie den Einfluß dieser Tradition, s. oben S.165ff. • Deshalb wurden die vom dtrGB geprägten Schriften im gan.en dem Traditionsbereich des dtrGB zugerechnet und alle außerhalb des rahmenden VOI"Btellungszusammenhangs auftretenden Aussagen in dem Begriff "Vontellungsbestand des dtrGB" zusammengefaßt, s. dazu oben S.107 A4. • V.IO: meine (sc. ]ahwes) Ordnung, Gebot, Feste meines Bundes, meine Sabbate, das mir Heilige (LIT1"MANN, aaO S.39), Ez 4517 deckt die Zusammenstellung nur teilweise; V.14: Gesetz, Gebote, mein (sc. ]ahwes) ganzes Recht, Neumond, Sabbat, Feste, Jubiläen, Ordnung (LIT1"MANN, aaO S.4O). • S. oben S.178 A3; 179AI. 1
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Sünder, die in TestXII, Jub nur im Vorstellungsbestand vorliegt, wo der Rahmen noch an Israel im ganzen orientiert bleibt, während sie in I OWApk, Tierapk, 4 Esr in den Rahmen selbst eingegangen ist und das dtrGB nun auch für Israel selbst doppelt ausmünden läßt; auch auf das Thema der Herrschaft der Weltvölker könnte man hinweisen, das in den Visionen des Dan noch für sich steht, in der Tierapk aber in der Siebzig-Hirten-Vision in den Rahmen des dtrGB einbezogen ist. Schließlich weist auf die Rahmenfunktion dieses Vorstellungszusammenhanges, daß sich Aussagen des Vorstellungsbestandes als Bewältigung von Problemen verstehen lassen, die den Rahmen in seiner Ganzheit bedrohen oder auf die er selbst keine Antwort gibt; so zeigt die unter Aufnahme von neuen Vorstellungen ausgebildete Thematik der WeItvölkerherrschaft1, wie die zum Problem gewordene Andauer von D im dtrGB in Anknüpfung an das D-Moment tl"'ll "-:1 lnl (Ps 10641; s. auch Neh. 930 und oben S.120 AI) theologisch bewältigt wird. Ähnliches gilt von den Berechnungen der Endzeit 2 ; oder - die ja in den Rahmen selbst eintretenden Modifikationen: Scheidung zwischen Frommen und Sündern, Verwerfungsgericht auch über die Sünder aus Israel lassen erkennen, wie man im Traditionsbereich des dtrGB durch Modifikation des Rahmens das Problem gelöst hat, daß sich Umkehrende und vorfindliches Israel nicht decken. Auch die Paränesen des äthHen sind bezogen auf eine Problemstellung, die sich auf den in äthHenja explizit vorliegenden Rahmen richtet: welche Konsequenzen hat es für den Frommen (E), wenn die Heilswende (FI) verzieht, wobei das Wohlergehen der Sünder noch ständig vor Augen ist? Die Antwort wird in Mahnungen zum anhaltenden Gehorsam (E) und in Heilsworten, bzw. in Drohworten an die Halsstarrigen gegeben. - Dieser umfassende Vorstellungsrahmen des dtrGB beherrscht in den erhaltenen Schriften nicht immer die Darstellung (wie zB in AssMos); meist ist er das Traditionelle, als solches nicht Problematische, das vorausgesetzt ist 3 ; was zur Darstellung kommt, I S. die Visionen in Dan, die Adlervision in 4 Esr und die Zedernvision in ApkBar (syr). • VgI. nur die das dtr Element der Andauer von D voraussetzende Interpretation der 70 Jahre (Jer 2511; 2910) in Dan 924ff. Ganz anders und charakteristisch undtr sind dagegen die Interpretationen in Sach 112 und 2 ehr 36 20f! S. auch O. PLÖGER, KAT XVIII, S.136f.139ff. • Auch die dem dtrGB zugeordnete Umkehrpredigt und Gesetzesbelehrung Israels kommt als das nicht Problematische als solche nicht oder nur in modellhaften, stilisierten Mahnreden zur Darstellung. - An einigen Stellen freilich wird das dtrGB selbst Inhalt von Offenbarung, die Henoch (IOWApk; Tierapk) oder Mose (Jub I; AssMos IHr) zuteil geworden ist. Das hängt vermutlich damit zusammen, daß die hier auftretenden Modifikationen gegenüber dem traditionellen dtrGB besonderer Herleitung bedurften.
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ist vielmehr das Neue, die Bewältigung der am überlieferten dtrGB aufbrechenden Probleme, die unter Aufnahme neuen Vorstellungsmaterials, das seinerseits wieder als Modifikation des Rahmens rückwirken kann!, in diesen pseudepigraphen Schriften als das Gültige, mit der Autorität von Offenbarung Versehene dargetan werden so1l2. Bleibt dabei aber das dtrGB umfassender Vorstellungsrahmen 3, so lassen sich die ihm zugeordneten Aussagen seines Vorstellungsbestandes in den jeweiligen Schriften nun auch von ihrem theologischen Ort im Rahmen her sachgemäß verstehen; eine Darstellung der "Religion des palästinensischen Spätjudentums " nach Themen oder Motiven ist dadurch verwehrt. Da dieser Rahmen immerhin bereits seit der Exilszeit als Tradition wirksam ist, ist ferner die Möglichkeit gegeben, an Hand dieser Tradition einen kontinuierlichen überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhang zwischen AT und Spätjudentum zu erstellen. Dabei hat die Tradition des dtrGB um ihrer Eigenart in Formulierung und Vorstellung willen auch traditionskritischen Wert; sie läßt andere theologische Richtungen seit der nachexilischen Zeit, die in palästinischen Schrif1 überhaupt erscheint im Vorstellungsbestand des dtrGB, zumal in FlfF2, im Spätjudentum eine Vielfalt von Vorstellungen, die ursprünglich nicht in die dtr Tradition gehören, ja zT Aufnahme außerisraelitischen Gutes darstellen. Schon früh haben Dtr prophetische Traditionen aufgenommen; später ist die theologische Weisheitstradition hinzugekommen; letztlich außerisraelitisches Gut ist aufgenommen zB für die Ausgestaltung der Weltvölkerthematik, aber auch in der Tobitgeschkhte, wahrsCheinlich auch in der Menschensohn-Vorstellung, die in (Dan), äthHen und 4 Esr ebenfalls zum Vorstellungsbestand des dtrGB gehört. Doch ist zu beachten, wie die Tradition des dtrGB dafür die Ansatzpunkte bereitgehalten hat: für die Weltvölkerthematik, sofern sie im Vorstellungsbestand des dtrGB auftritt, liegt der Ansatz, wie schon gesagt, in dem D-Moment der Preisgabe Israels an die Feinde; der theologische Ansatz zB für die Vorstellung der zwei Äonen, die sich bei unseren Schriften in 4 E8r und ApkBar(oyr) findet, dürfte in der dtr Korrelation von andauernden A und D einerseits und im Element F andererseits liegen. • Von hier aus erhebt sich die Frage, ob die Komposition des ',orliegenden Danie!buches nicht auch das dtrGB zur Voraussetzung hat, insofern es aus freilich mit den Visionen verzahnten Vorbildlegenden, wie sie in Toh schon mit dem dtrGB verbunden sind, und Weltvölkervisionen besteht, deren Integration in das dtrGB die Tierapk und wohl auch 4 QpsDan a.b . zeigen. Mit Tob wie Tierapk gehört Dan zeitlich und in der theologischen Position (Asidäcr) ja eng zusammen. Dann wäre das vorliegende Danielbuch die Verbindung zweier an das dtrGB ankristallisierter Themen, deren Zusammenhang und theologischer Ort aus dem dtrGB verständlich würde, das in dem Bußgebet Dan 9 (s. S.113 A9) auftritt. S Es muß in diesem Zusammenhang nachdrücklich festgestellt werden, daß etwa die Zion-, Adler- oder MenscheD..ohnvision in 4 Esr oder die Zedern- und Wolkenvision in ApkBar(syr) diese den Aussagebestand des Werkes sonst umgreifende und ortende Rahmenfunktion nicht haben! Das leitende Geschichtsbild ist auch hier das dtrGB; die anderen Gcschichtsvisionen mit Ausnahme der in vieler Hinsicht singulären Wolkenvision sind Ankristallisationen an das dtrGB und haben von diesem her Ansatz und theologischen Ort (s. oben). Dasselbe gilt auch von den vereinzelten, rein positiven heilsgeschichtlichen Summarien in LAnt, auf die C. DtETZFELBINGER, aaO S.I02f hinweist (185r; 234ff; 32Iff); nicht sie, sondern die Tradition des dtrGB bestimmt das Anliegen des Werkes (s. oben S.175f), die sich somit auCh hier als der umgreifende Vorstellungsrahmen, der PsPhilo leitet, ausweist.
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ten ohne das dtrGB heraustreten, in ihrer Besonderheit schärfer fassen und verweist historisch auf differenzierte theologische Gruppierungl • Eine derartige überlieferungsgeschichtliche, aufhistorische Problematik weisende Scheidung läßt sich auch für das palästinensische Spätjudentum mit Hilfe dieser Vorstellungstradition vornehmen, da es nicht nur Schriften gibt, die diesen Rahmen überhaupt nicht rezipiert haben, sondern auch die Rezeption durchaus unterschiedlich erfolgt, man vergleiche nur die Gestalt des dtrGB in Bar und in der lOWApk, und auch der jeweils zugeordnete Vorstellungsbestand alles andere als homogen ist. Hier scheint sich eine differenzierte theologische Gruppierung des palästinensischen Spätjudentums zu spiegeln, zu deren Erforschung die Tradition des dtrGB eine, wenn nicht die wesentliche Hilfe sein dürfte. Führte man diese angedeuteten Möglichkeiten einer detaillierten traditionsgeschichtlichen Analyse der exilisch-nachexilischen und spätjüdisch-palästinensischen Schriften aus, dann ließe sich vielleicht auch das Besondere der im Begriff "Apokalyptik" als Einheit genommenen theologischen Vorstellungswelt bestimmen. Läßt sich für die Verwendung des Begriffs für die Gattung von Offenbarungsbüchern' noch gewisse Einigkeit erzielen, so scheint mir doch noch völlig offen, ob damit auch ein besonderer, gar gegenüber der pharisäischen Bewegung vor 70 n.Ghr. abgrenzbarer und eigenen Trägerkreisen zuzuordnender Vorstellungsbestand gesetzt ist. In der Neufassung des Apokalyptikabschnitts seiner ThAT 11 (S.315ff) hat G.V.RAD gezeigt, in welch hohem Maß Vorstellungen, Gattungen und Denken der "apokalyptischen" Literatur traditionell sind, und dabei die Bedeutung vor allem der Weisheitstradition und ihrer Träger aufgewiesen. Ergänzend dazu hat sich uns aus der im Voraufgehenden skizzierten Überlieferungsgeschichte des dtrGB und dessen bestimmender Funktion als Vorstellungsrahmen in fast allen spätjüdischen "Apokalypsen" nahegelegt, daß auch das "apokalyptische Geschichtsbild" in seinen Hauptelementen bereits traditionell ist und als theologische Träger der "Apokalyptik" die Weisen nicht nur als Gelehrte, sondern auch als Umkehrprediger und Gesetzeslehrer anzunehmen sind. Was aber ist dann das spezifisch "apokalyptische" Geschichtsbild? Die Ausführungen von D.RössLER dazu', der dieses Geschichtsbild untersucht hat, bedürfen von daher m.E. der Überprüfung und Differenzierung. Hier können nur einige Fragen und ErWägungen genannt werden: I) Zur Erhebung des Besonderen eines "apokalyptischen" Geschichtsbildes muß traditionsgeschichtlich gefragt werden und dabei der Umfang des Materials über das von R. S.55ff benutzte hinaus erweitert werden; auch Tob, TestXII im ganzen Grundbestand, Jub, Bar, PsSal, Dam, PsPhilo LAnt und die alttestamentliche Tradition des dtrGB müssen bedacht werden; 2) die Adlervision in 4 Esr, die Wolken- und Zedernvision in ApkBar(syr) erfordern eine gesonderte Behandlung, da sie das die ,,Apokalypsen" sonst leitende dtrGB nicht aufweisen; 3) der theologische Sinn eines "apokalyptischen" Geschichtsbildes muß an dem des traditionellen dtrGB präzisiert werden. Das Moment der Einheit der Geschichte im ganzen zB dürfte nicht spezifisch "apokalyptisch" sein; das Erfassen des Geschichtlichen 1 S. besonders die oben S. 147f1'behandelten Belege aus der asidäischen Zeit. • S. dazu H.RINOOREN, RGG, 3. A., I, Sp. 464; D.RöSSLER, Gesetz, S.43f1'; PH. in Hennecke, 3. A., 11, S.408f1'; s. aber jetzt G. v.RAD, ThAT 11, S.330 A28! • aaO S.55f1'.
VmLHAUER
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als Universalen findet sich mindestens im Ansatz schon in der Ausbildung des dtrGB in Dtn 4 und 28 + 30' durch die neu hinzutretenden Elemente E, FI und den Einbezug der Weltvölker in D (Dtn 301 u.ö.) und F2 (Dtn 307). Außerdem stellt sich die Frage, wieweit beim dtrGB von "Geschichte" geredet werden kann. Sicher, unumkehrbare Abfolge und Zusammenhang von theologischen Situationen innerhalb von zeitlichen Fixpunkten sind gegeben; aber das Verständnis der Zeit Israels zumindest seit 587 (durch Aufnahme der Zweiäonenvorstellung rückt der Zeitpunkt an den Anfang der Geschichte) bis zum Eintritt der eschatologischen Wende als Andauer von A und D und Gelegenheit zur Umkehr (E) läßt diese Zeit als die eine Gegenwart verstehen, in der Neues in seiner Kontingenz überhaupt nicht zu Gesicht kommt, sond,em etwa wie die Ereignisse 70 n. in den stabilen Vorstellungsrahmen einbezogen wird, ohne diesen prinzipiell zu verändern; 4) stellt sich die Frage, ob die Offenbarungsbücher der "Apokalyptik" nicht dem Zweck dienen, thematische und vorstellungsmäßige Ankristallisationen an das verbreitete dtrGB als Offenbarungsgut durchzusetzen bzw. den Rahmen des dtrGB und seine Ausrichtung auf die Umkehr Israels (E) angesichts neuer Ereignisse (zB 70 n.Chr.: PsPhilo, 4 Esr, Apk Bar(syr» oder Probleme (4 Esr) zu sichern und aufrechtzuerhalten. Zur Zeit läßt sich Apokalyptik als eine besondere Vorstellungswelt noch nicht präzis bestimmen, s. dazu jetzt G.v.RAD, aaO S.315.330. Hinzu kommt die unzureichende Kenntnis von der theologischen Gruppierung d.es J udentuffiS vor 70 n. Chr. Im Blick auf die Überlieferung des dtrGB im Spätjudentum dürfte deshalb vorerst eine weitere, weniger präzise Tenninologie angemessener sein. Aufden Begriff des "Apokalyptischen" im Sinne eines eigenen th.eologischen Vorstellungsbestandes und ihm zuzuordnender Kreise verzichte ich in dieser Untersuchung, Weil er mir geeignet scheint, in der gegenWärtigen ProblemIage zu Klassifizierungen zu führen, deren traditionsgeschichtlicher und historischer Anhalt bislang nicht ausgewiesen ist.
5. Vberhlick über die vorchristliche Vberliiferungsgeschi'chte der dtrPA seitNeh 926 Die überlieferungs-Gestalt der dtrPA bis Neh 926 wurde bereits im 1. Hauptteil untersucht; hier ist nun auf ihre Gestalt in der überlieferungsgeschichte des dtrGB seither bis zu ApkHar(syr) einzugehen. überblickt man die Belege aus der Gebetstraditio:ns und aus der VerkündigungstraditionS, so zeigen sich die traditionellen Merkmale dieser Vorstellung4, daneben aber auch bezeichnende Weiterbil• S. oben S.140ff. 2 Dan 96. 10; Bar 121; 2 20. 24; 4QDibHam UI, 12ff. • TestLev 162; äthHen 89 53f; Jub 112; 4QpHosb 11, 4f; 1 QS I, 3; VIII, 15f; Dam 11, 12; VI, I; 1 QpHab 11, 9; (VII, 5.8); Dam VII, 17f; LAnt 23 i': 305: 4 Esr 7 129f: s. auch die Belege im Vorstellungsbestand Tob 145: äthHen 1086. • So liegt die Zweitejligkeit vor in Dan 96.10; Bar 121: 220.24: T,,,,tLev 162; ätbHen 8953f;Jub 112; 4 QpHosb II, 4f; (Dam VII, 17f); 4 Esr 7 129f; die Formulimmgsstruktur ist an fast allen Stellen erhalten, nur die B-Aussage ist an einigen Stellen dadurch verkürzt, daß nur von den Worten oder Schriften der Propheten g"''Prochen wird. Das Elmtent Crehlt zuweilen, so 4QDibHam In, 12ff; IQS 1,3; VIII, 15f; Dam II, 12; VI, I (s. aber V, 21); 1QpHab 11, 9 (statt dessen 11, 6 aufden Lehrerd.G.), oder enthält du Prophetenmoment nicht, sondern ist gegenüber Gott oder den Geboten formuliert (Dan 910; Bar 121: 2 24; äthHen 8953; 4QpHosb II, 4); die anderen C-Stellen sprechen traditionell vom Nicht-Hören (Dan 96;Jub 112), Verachten (TestLev:l6 2; Dam VII, 18),
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DIE DTR PROPHETENAUSSAGE
dungen. Sieht man davon ab, daß die eine Sonderstellung einnehmenden Qumrantexte die Propheten häufig als Texte verstehen, ferner in I QpHab H, 9f als Künder des endzeitlichen(!) Unheils über das abtrünnige Israel, so ist nun offenbar geläufige Vorstellung, daß die Propheten generell das Gericht, das (722 und) 587 eingetreten ist, angedroht haben, ein, wie wir sahen, auch bei Josephus häufiges Vorstellungsmoment; auch die Funktion der Propheten generell als Künder des künftigen Heils Israels findet sich wenigstens im Vorstellungsbestand des dtrGB (Tob 145; äthHen 1086, s. auch Sir 3615b). Doch überwiegt die traditionelle Fassung des Wirkens der Propheten generell als Gebotsübermittlung, Gesetzesbelehrung und Vermahnung Israels. In dieser Hinsicht erfolgt nun auch die wichtigste Weiterbildung der Vorstellung. Korrespondierend dem Element E, wonach Israel auch nach 587 die Möglichkeit zu Umkehr und Gehorsam eröffnet ist, wird die dtrPA über 587 hinaus verlängert; so steht schon Sacharja mit seinem Umkehraufruf (I 3) in der Linie der "früheren Propheten"; in LAnt 23 7 werden die Weisen ausdrücklich in die dtrPA einbezogen und an die Propheten und ihr Wirken angeschlossen; hier liegt die Brücke zur Zusammenstellung von Propheten und Weisen in rabbinischer Tradition; ebenfalls in der Hinsicht der Vermahnung und Gebotsweisung an Israel erweitern die dtrPA neben B auch im Element CJub 112 und 4 Esr 7 129f um entsprechendes Wirken und Geschick nachexilischer Gestalten. InJub 112 wird deshalb von Vermahnern gesprochen, die Jahwe zu Israel gesandt hat; neben sie treten die Toraforscher. Hier ist also ein deutlicher Beleg, daß die Entsprechung nachexilischer, in dtr Tradition stehender, schriftgelehrter Mahnprediger zum Wirken der Propheten in der dtrPA ausdrücklich reflektiert ist; dasselbe gilt von der Nennung "Esras" nach den Propheten in 4 Esr 7 130; in der Esragestalt setzen sich die 4 Esr tragenden "Weisen" ausdrücklich zu den Propheten in Beziehung. Aber auch ihr im Zuge der Gesetzesvermahnung von Töten (Jub 112); 4 Esr 7130 hat Nicht-Glauben. Täter ist an a11en C-Ste11en traditione11 das Volk Israel, ausgenommen TestLev 162. Im Element Bist traditione11 außer der Nennung der Propheten (anders:Jub 112; Dam II, 12; VI, I) und dem häufig genannten Adressaten Israel die Fassung des Wirkens als Gebotsübermittlung und Gesetzesbelehrung (so Dan 96. 10; Bar 121; (TestLev 16 2?); 4QpHosb II, 4; I QS I, 3; VIII, 15f; Dam II, 12; VI, I; LAnt 237; 305; 4 Esr 7 129); die Vermahnungsfunktion bieten äthHen 8953; Jub 112; aber auch die Gerichtsdrohung (4QPibHam III, 12ff; Bar 220.24; IQpHab 11, 9; (Dam VII, 17f?)) ist wenigstens schon 2 Kön 1723 mit den Propheten für die Königszeil des Nordreichs genere11 verbunden. Ebenso gehört das Sendungsmoment in 4QDibHam III, 13; äthHen 8953; Jub 112; 4QpHosb II, 4 bereits der Tradition zu. Auch hier zeigt sich noch die feste Bezogenheit der dtr PA auf die 101gende D-Aussage, so in Dan 9 7. 16; Bar I 20ff; 4QDibHam III, 10f; äthHen 89 55ff; Jub 113.
DIE ÜBERLIEFERUNG SEIT NEH 926
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Israel erfahrenes Abweisungsgeschick stellen diese Späteren in der C-Aussage ausdrücklich mit dem Geschick der Propheten zusammen: in 4 Esr 7 130 den Unglauben, den ihre Botschaft gefunden hat, inJub 112 das Nicht-Hören, die (Tötung und die) Verfolgung. Hier treffen wir auf Belege für traditionsgeschichtliche Vorstufen der erweiterten dtrPA in urchristlicher Tradition1 ! An beiden genannten Stellen ist die dtrPA auch mit der Gerichtsaussage verbunden; in Jub 113 folgt das Gericht von 587 in seiner Andauer, und 4 Esr 7131 scheint gar vorauszusetzen, daß die, die Mose, den Propheten und "Esra" nicht geglaubt haben, der definitiven Verwerfung anheimfallen 2 • Auch die Verselbständigung der dtrPA gegenüber anderen Aussagen des dtrGB 3 läßt sich hier beobachten; sie kennzeichnet abgesehen von den Qumrantexten die Belege TestLev 162; LAnt 237; 305 und 4 Esr 7129f. Im ganzen sind freilich die die Vermittlung der dtrPA zum Urchristentum hin zeigenden Belege wenig zahlreich. Dieser Befund hängt damit zusammen, daß uns Quellen nur sporadisch und okkasionell erhalten sind. Immerhin lassen die Belege zwischen Neh 9 und dem Urchristentum auch die Vorgeschicht1e der in urchristlicher Tradition auftretenden Weiterbildungen dieser Vorstellung erkennen; auch können detaillierte Folgerungen für Vorgang und Weiterbildung in der vorchristlichen Überlieferungsgeschichte deshalb gezogen werden«, weil die Belege hier stets im Zusammenhang der Überlieferung des dtrGB stehen6 , deren Lebendigkeit im Spätjudentum und darüber hinaus unsere Untersuchlmg nachgewiesen zu haben hofft.
1 S. dazu oben S.105. Anders ist der Zusammenhang zwischen den Propheten und dem Lehrer d.G. in den Qumrantexten; er liegt nicht in der Ge:botsmahnung, sondern in der Unheilsankündigung; er ist nicht als Predigtwirken gefaHt, sondern als Relation von Text und Deutung (.,'lIID?) bestimmt, und der Lehrerd.G. steht über den Propheten, insofern er in seiner Deutung deren Botschaft allererst in ihre Wahrheit bringt; vgl. I QpHab II, 5-9; vgl. auch VII, 5.8. 2 Quoniam non erit tristitia in perditionem eorum (sc. die Nicht-Glaubenden von V.130), sicut et futurum est gaudium super eos, quibus persualla est salus (B. VIOLET, GCS 18, S.210); noch genauer formuliert die positive Entsprechung die syrische Version: "gleichwie Freude ist über das Leben derer, die geglaubt haben" (VIOLET, ebd.). S. oben S.I04 zum urchristlichen Befund. • S. dazu oben S. 103f. • S. unten Abschnitt IV. • In der gesamten vorchristlichen übcrlieferungsgeschichte der dtrPA gibt es nicht einen Beleg, der außerhalb des Traditionsbcreichs des dtrGB auftritt!
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11.
DIE DTR ÜBERLIEFERUNGSTRÄGER DIE THEOLOGISCHEN TRÄGER DER VORCHRISTLICHEN ÜBERLIEFERUNG DES DTR. GESCHICHTSBILDES, IHR WIRKEN AN IsRAEL UND IHRE BEZEICHNUNGEN
I. Von der Exilszeit in Juda his zur asidäischen Bewegung Fragt man nach den theologischen Trägernl der mit dem Siglum "Dtr"2 bezeichneten Tradition, so spricht vieles dafür, daß es sich dabei um Leviten handelt. Diese Auffassung ist schon dadurch nahegelegt, daß die die dtr Tradition wesentlich bestimmende dt Tradition mit den Landleviten verbunden ist3 • Daß die Kontinuität zwischen Dtr und Leviten nicht nur eine der überlieferung, sondern Kontinuität levitischer Kreise selbst ist4 , ergibt sich daraus, daß die Ausbildung der dtr Tradition sowohl im Blick auf die Gerichtsdoxologie Israels (dtrGW, Jeremia Quelle C, Gebete)5 wie im Blick auf Umkehr und Gehorsam Israels (Dtn 4; 28 + 30; Sach 1; 7f; Predigten in der Chronik)6 auf Funktionen weist, die noch im chronistischen Werk und später mit Leviten verbunden sind; die Aufzählung der Verfehlungen IsraeJs 7 und die Gesetzesunterweisung des Volkes samt der Mahnung zum GehorsamS kennzeichnen ihr Wirken. I Zur Fragestellung und Methodik dieses Abschnitts II s. oben 8.1 08f. "8. oben 8.66fA4. • 8. dazu A.BENTZEN, Reform, 8.64.71. 72ff; G.v.RAn, Dtn-8tudien, 8.47f; DERS., ThAT I, S.234; ATD 8, S.16ff; H.W.WoLFF, Heimat, S.248f; G.E.WRIGHT, VT 4, 1954,8.329 und jetzt A. GUNNEWEG, Leviten, 8. 70ff. 75f A3. • Dtr verbinden mit den Leviten auch A.BENTZEN, aaO 8.102f; H. W. WOLFF, aaO S.250 A71; s. auch E.JANssEN,Juda, 8.58 und jetzt A.GUNNEWEG, aaO 8. 70ff. 75 u. A3. • S. oben 8. 137ff. • 8. oben 8.142-146. 1 So ist das Bußgebet Neh 9 5ff doch wohl von Leviten (V.4f) vorgebetet zu denken, 9. K.GALLING, ATD 12,8.239; der Text in V.4fist freilich nicht glatt, s. W.RuooLPH, HAT 20, S.152 z8t. 157. Noch in der Liturgie von IQS ist I, 22f die Herzählung der Sünden Israels mit den Leviten verbunden. e 8. schon die in den Dtn-Paränesen greifbare, an das Volk gerichtete Gesetzesunterweisung und -mahnung der Leviten (s. dazu A.BENTZEN, aaO S.35ff.95ff; G.v.RAo, Dtn-8tudien, 8.8ff. 47f; DERS., ThAT I, 8. 85ff; ATD 8, 8.13ff.16ff; GtJNNEWEG, aaO 8.70ff), die nach 722 vor allem auch im 8üdreich der vorexilischen Zeit erfolgte (s. A.BENTZEN, aaO 8.72ff) und die noch im chromstischen Werk fest mit den Leviten verbunden ist, s. 2 Ghr 177-9; 353; Neh 87!par 3 Esr 94B! und dazu G. v.RAD, Geschichtsbild, 8.95f; DER •. , Predigt, 8.248f; Dtn-8tudien, S.47f; W.RuooLPH, HAT 21, S.XXII.251; GUNNEWEG, aaO bes. 8.213f. Daß die These richtig ist, wird dadurch bestätigt, daß sich in den levitischen Predigten Verwendung des dtrGB nach Aufbau und Inhalt nachweisen läßt (s. oben 8. I 44f). Die hinter 8ach I; 7f stehende dtr Umkehrpredigt ist dann ebenfalls für die Leviten zu reklamieren. Hier ist auch zu nennen Dtn 279 (s. dazu A.BENTZEN, aaO 8. 84f; GUNNEWEG, aaO 8.69f; zur Analyse M.NoTIJ, DSt, S.17. 43A2), ferner Dtn319! (s. dazu M.NoTH, aaO 8.39f; GUNNEWßG, aaO S.70ff). Ob der Levispruch des Mosesegens Dtn 33B-II (bes. V.IO; zur literarkritischen Analyse M.NoTH, aaO 8.40.214 AI) als Beleg für. die Gesetzesparänese der Leviten herangezogen werden kann, ist fraglich; s. dazu G.HÖLSCHER, PW XII, 8p.2I70f; A.BENTZEN, aa08.63f.82; K.MöHLENBRINK, ZAW 52, 1934,8.228; O.PLÖGEIt, ZAW 63,1951, 8.172.174AJ; G.v.RAn, ThATI, 8.258; DEItS., ATD 8, 8.147f; K.KoCH,
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Von der vorexilischen Geschichte der Leviten besteht allerdings noch kein gesichertes Bild'. Die J erusalemer Priesterschaft setzt sich in der Zeit vor der josianischen Reform ausschließlich aus Zadokiden zusammen'. Nun ist das bislang relativ gefestigte Ergebnis, daß sich hingegen die im Lande wirkenden Priester Leviten genannt haben', jetzt in der genannten Unter.ruchung von A.H.J. GUNNEWEG bestritten worden mit der These, daß "Levit" von Haus aus keineswegs eo ipso einen Priester als solchen bezeichne, die Identifizierung beider Begriffe vielmehr erst dt Programm sei. Eine Diskussion der Frage ist in unserem Zusammenhang nicht erforderlich. Wichtig sind jedoch Anzeichen für eine Verbindung von levitischer und prophetischer Bewegung im Nordreich. So hat auf Spannungen innerhalb des Landlevitentums im Nordreich schon A.BENTzEN unter Verweis auf den Befund bei Hosea hingewiesen' und die "refonnierten" Leviten als die Träger der dt Tradition angesprochen. Modifizierend und weiterführend hat H. W. WOLFP· herausgearbeitet, daß sich mit den levitischen Trägem der dann im Dtn greifbaren Tradition" jahwetreue Propheten des Nordreichs einschließlich Hosea zu einem Kreis der Oppositionellen zusammengefunden haben'. Diese Verbindung hat, wie sich zeigen wird, für die Entstehung der (generellen) dtrPA und des Moments des gewaltsamen Geschicks der Propheten wesentliche Bedeutung. - Nach dem Fall des Nordreiches bekommt diese dt Bewegung ihren Schwerpunkt offenbar im Südre:ich"; so gelangen mit den Leviten auch die aUS den jahwetreuen Prophetenkreisen des Nordreichs stammenden Traditionen wie die Hoseaüberlieferung', aber auch die Elia- und EIisageschichten und andere im dtrGW verarbeitete Überlieferungen von einzelnen Propheten des Nordreichs (s. oben S.68f A3) ins Südreich. Wie das Dtn zeigt, suchen diese Leviten im Süd reich nun die Gleichstellung mit den zadokidisehen Priestern inJ erusalemlO • In der josianischen Reform kommen diese programmatischen Vorstellungen des Dtn im wesentlichen nicht zur Durchführung; die Jerusalemer Priester verteidigen mit Erfolg gegenüber den das Priestertum beBhHW II, Sp.I077; GUNNEWEO, aaO S.37ff. - Zur Funktion der Leviten als Gesetzeslehrer Israels s. noch A.BENTZEN, aaOS.95ff; G.E.WRIOHT, aaO S.329; GUNNEWEG, aaO S.41 .44. 68f. 69ff. 80.209.2 12ff. , S. das Urteil von G.v.RAD, ThAT I, S.84f A5, auch ehd. S.26 und A21; zur Lit. s. noch M.WEDER, AufSätze III, S.18Iff; G.FoHRER, RGG, 3. A., IV, Sp.336f; K.KOCH, ebd., V, Sp.574-578; DERs., BhHW II, Sp.1077ff und jetzt A.GUNNEWEG, Leviten. • G.HöLScHER, aaO Sp.2169; K.KoCH, RGG, V, Sp.576; W.8cHOTrROFF, RGG, 3.A., VI, Sp.1860; s. auch GUNNEWEO, aaO S.98ff. 's. G.FOHRER, aaO Sp.336; K.KoCH, aaO Sp.576 und bei GUNNEWEO, aaOpassim. 'aaO S.89ff. B. nimmt an, daß es im Landpriestertum des Nordreichs auf Grund der Wirksamkeit der Jahwepropheten zu einer Scheidung gekommen ist; nur die "reformierten" Leviten haben sich der prophetischen Botschaft geöffnet, die anderen sind synkretistisch geblieben. • aaO S.244ff. " W. sieht in ihnen die von den Staatsheiligtümem von Bethel und Dan vertriebenen (I Kön 12 3I) Leviten. Vgl. dazu auch die AuffassungG. v.RADs, wonach Dtn als Träger ein "offenbar schon lange dem eigentlichen kultischen Raum .mtwachsen(es)" Landlevitentum zeigt (Dtn-Studien, S.47f). -AndersGUNNEWEo, aaO bes. S.118ff; zu I Kön 1231 ebd. S.90ff. 'S. auch G.v.RAD, ThATII, S.145; DERB., ATD8, S.17ff; GUNNEWEO, aaO S.63f. 72.215. Vgl. zur Affinität von Leviten und prophetischer Bewegung, wie sie sich besonders in den Elia- und Elisageschichten zeigt, O. PLÖOER, aaO S. 171 ff. • S. dazu A.BENTZEN, aaO S.86; G.v.RAD, ThAT I, S.84f; u. andere. • S. dazu H. W. WOLFF, BK XlVII, S. XXVIf. 10 S. im Dtn den die Landleviten wie die Jerusalemer Priester umfassenden Begriff "die levitischen Priester"; dazu A.BENTZEN, aaO S.63.68; lfI.W. WOLFF, Heimat, S.249 A67; G.E.WRIOHT, aaO S.325ff; G.FORRER, aaO Sp.336; K.KOCH, aaO Sp. 576 und besonders jetzt GUNNEWEO, aaO S. 77.126ffu.ö.
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anspruchenden Leviten im Lande' ihre Sonderstellung', die sie bis zum Exil innehaben. Während die jerusalemer Priesterschaft mindestens teilweise deportiert wurde', ist das bei den Landleviten schon angesichts ihrer sozialen Stellung' sehr unwahrscheinlich". So sprechen also nicht nur traditionsgeschichtliche, sondern auch his torische Überlegungen dafür, daß diese Landleviten die bestimmenden theologischen Kräfte im
Juda der Exilszeit waren, die ihren Niederschlag in den dtr Oberliiferungen fanden.
Das Wirken dieser im Lande verbliebenen Leviten war, wie wir gesehen haben6, zunächst ganz von der im dtrGW dargelegten und begründeten Einsicht bestimmt, daß Jahwe in der Katastrophe von 587 v. ehr. sein Volk nach einer Geschichte steten Abfalls verworfen hat. An einen Aufbau des Tempels und eine Restituierung des Kultus war schon aus theologischen Gründen nicht zu denken. Was blieb, war einzig Klage und Gerichtsdoxologie ; die im Lande Verbliebenen zu ihr zu führen, bestimmte in dieser frühexiIisehen Zeit das Wirken der Leviten. Deshalb ziehen sie im Lande umher" und suchen bei den Übriggebliebenen die Gerichtsdoxologie einzuüben8 ; deshalb verbreiten sie ihr Geschichtsbild in solchen Predigten, aber wohl auch schon in dieser Zeit in Bußgebeten9 , mit denen das Volk die Gerichtsdoxologie sprechen kann. - Erst allmählich tun sich in Umkehr und Gehorsam gegen das Gesetz (Dtn) neue Wege zuJahwe auf, der dem in der Andauer des Gerichts stehenden Volk verheißt, daß er es wieder sammeln und im Verheißungs1 Daß die dtr Predigten sich gerade als Jeremia Quelle C niedergeschlagen haben, hängt wohl schon mit Wechselbeziehungen zwischen dem jahwetreuen judäischen Landpriestertum und den nach Juda gekommenen Landleviten zusammen, wofür auch spricht, daß Jeremia stark von der durch diese nach Juda gebrachten Hoseaüberlicferung abhängig ist (s. dazu G. v.RAn, ThAT 11, S.200). • S. dazu R.BACH, RGG, 3. A., IH, Sp.870; G.FOHRER, aaO Sp.336; K.KoCH, aaO Sp.576; W.SCHOTTROFF, aaO Sp.1860. • S. dazu G.HÖLSCHER, aaO Sp.2173; G.V.RAD, ThAT I, S.95f; E.JANSSEN, aaO S.II.58.61. J. weist mit Recht darauf hin, daß nirgends die Deportation aller Priester erwähnt wird. Andererseits fehlen aber auch Nachrichten vom Wirken der Priester im Juda der Exilszeit; Kigl 14 gehört in die Zeit nach der I. Deportation; die anderen von J. genannten Klgl-Stellen tragen für die Frage nichts aus. 'S. Dtn 1212.18.19; 1427.29; 16 IJ. 14; 2611-13; s. dazu GUNNEWEO, aaO S.26ff. • Aus den chronistischen Nachrichten, die auf eine Deportation auch von Leviten deuten (s. Esr I 5; 240ff (zur Gola-Liste s. E.JANSSEN, aaO S. 36ff); 8 15ff), läßt sich schwerlich ein Gegenargument beziehen. Die Unterscheidung von Priestern und Leviten an allen drei Stellen legt nahe, daß es sich um Projektionen nachexilischer Verhältnisse handelt. Außerdem - da für den Chronisten Juda in der Exilszeit menschenleer war, müssen natürlich auch die "Leviten" im Exil gewesen sein. • S. oben S.137ff. , S. das Tor als Predigtstätte in Jer 1719; 222. Anders E.JANSSEN, aaO S.108. - Daß solche Predigten bei festen Begehungen, etwa der Bundeserneuerung oder Klag"feiern, gehalten wurden, ist natürlich nicht abzuweisen; daß sie sich darauf beschränkt haben, glaube ich nicht. es. oben S.IS7ff. • S. oben S.I41 AS.
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lande heilvoll restituieren wird Aber auch jetzt ist es nicht zum Aufbau des Tempels gekommen, wahrscheinlich, weil es vom dtrGB her als Vorgriff auf Gottes eigenes heilswendendes Tun (Fl) verstanden worden ist, insofern die Zeit zwischen 58'7 und der Heilswende gemäß der Andauer von D durch das Gericht der Feme Gottes von Jerusalem (Dtn 3117) bestimmt ist. Das Wirken der Leviten im Juda der späteren Exilszeit wird sich von dieser neuen Sicht (Hinzutreten von E, Fl, F2 zum dtrGB) nun aufdie Umkehrpredigt und Gesetzesbelehrung konzentriert haben!, womit diese ihr vorexilisches Wirken wieder aufgenommen ha.ben. Da das Gericht gleichwohl andauert, bleiben auch Einübung in die Gerichtsdoxologie und Formulierung von Bußgebeten weiterhin Aufgabe3. EXKURS III: DIE ENTSTEHUNG DER GENERELLEN DTR. PROPHETENAUSSAGE UND DES MOMENTS DES GEWALTSAMEN GESCHICKS Bei der Untersuchung der dtrPA' haben wir gesehen, daß den die ganze vorexilische (Königs-) Zeit kontinuierlich begleitenden Prophet<:n generell die Funktion der Gebotsübermittlung und Vermahnung zum Gehorsam zugewiesen ist. Diese Funktionen aber sind dieselben, die schon in vorexiiiseher Zeit die Leviten ausgeübt haben'! Ist die Auffassung richtig, daß hinter Dtr Leviten stehen, so fällt auf, daß diese in dtrGW und Jeremia C nichts von diesem ihrem Wirken in vorexilischer Zeit berichten, Der Schluß liegt nahe, daß die Leviten in tkr dtrPA iM eigenes vorexilisches Wirken dargestellt haben, Warum haben !de sich aber in den generellen Plural !:I'N"::Ili'l einbezogen? Der Lösungsweg scheint mir durch den schon herangezogenen Aufsatz H. W. WOLFFS "Hoseas geistige Heimat'" gebahnt. Im Rahmen der von WOLFF herausgestellten Verbindung von levitischdeuteronomischen und jahwetreuen Prophetenkreisen im Nordreich' haben die Leviten ihr eigenes Wirken und das der jahwetreuen Propheten, wie es bei Hosea erkennbar wird, als Einheit verstanden, aus diesen Prophetenkreisen die Vorstellung von einer von Mose und der Wüstenzeit an kontinuierlichen S. oben S. 139ft • S. oben S.142f. - Die an sich naheliegende Frage, warum di" Leviten im Juda der Exilszeit nicht die mit der Deportation der Tempe\priesterschaft gegebene Chance zur Realisierung ihrer Priesteransprüche nutzten, dürfte sich durch den Hinweis auf die oben dargelegten theologischen Beweggründe beantworten. D S. die späteren dtr Gebete aus dem Juda der Exil.zeit, oben S.141 A3. Wechselbeziehungen zwischen den dtr Leviten im Lande und priesterlichen, der EzechieItradition verbundenen Kreisen (noch im Exil?) sind wahrschein1ich dem Heiliglrntsgesetz zu entnehmen (s. oben S.14If A4). • S. oben S.61ff, bes. S.6Bft , VgI. die Dtn-Paränesen und dazu oben S.I96 AB. • S. dazu auch R.RENDTORFF, ZThK 59, 1962, S.ISOff. , Diese Verbindung mag zur Zeit Hoseas schon vollzogen (so 'WOLFF) oder erst nach Hosea (s. die Einwände R.RENDTORFFS aaO) erfolgt sein. Daß sie eingetreten ist, muß m.E. aus den schon vielfach herausgestellten Beziehungen zwiochen Hosea und Dtn (s. bei WOLFF, aaO S.248 und A66), aber auch aus der Aufnahme prophetischer Traditionen und Vorstellungen aus dem Nordreich bei Dtr angenomm<:n werden. 1
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Reihe von Propheten übernommen' und sich selbst in sie einbezogen. Da wohl auch diese Propheten das Gottesrecht predigten', war diese Verbindung um so einfacher zu vollziehen. So entsteht die ]ahwepropheten und Leviten in ihrem kontinuierlichen Wirken seit den Anfängen umfassende generelle dtrPA, wie sie in 2 Kön 1713 erstmals begegnet. Die drei dort auftretenden Funktionen der Propheten: Vermahnung, Umkehraufrufund Gebotsübermittlung, spiegeln diese Verbindung wohl selbst noch einmal in sich; so Weist das bei Hosea mehrfach auftretende :I'I'ZI auf die prophetischen Kreise, während man das bei Hosea fehlende "Slil als Funktion der Leviten ansehen möchte"; die Gebotsübermittlung ist beiden eigen. Durch diese Identifikation von Propheten und Leviten, die sich auch durch die Parallelität ihrer Relation zu Mose stützen läßt', findet das uns im Blick auf die tatsächliche Botschaft der Propheten Israels so ungewohnte dtr Bild von den Propheten einzig als Gesetzespredigern seine Erklärung'. Es muß 1 S. Hos65 und dazu H.W.WOLFF, aaO S.233ff; DERS., BK XIV/I, S.152; Hos 97-9 und dazu WOLFF, Heimat, S. 235ff. 24U; BK XIV/I, S.20Iff; Hos 12/1 und dazu WOLFF, Heimat, S.238ff; BK XIV/I, S.279; Hos 1214 und dazu WOLFF, Heimat, S.24Of; BK XIV/I, S.280 und zum Ganzen auch R.RENDTORFF, aaO S.149f; DERS., ThW 6, S. 805ff. - Traditionsgeschichtlich ist besonders instruktiv der Vergleich von Hos 128-11 mitJer 725 (dtr). • 8. WOLFF, Heimat, S.247. • S. die Verbindung von "Slil mit Mose Dtn 3246 und zur Verbindung Mose. Leviten die folgende Anm.; ferner "Slil in Ps 50 7 ; 81 9. « Propheten wie Leviten stehen parallel zu Mose als dem ersten in der Reihe der Gesetzesprediger: .M~s.-Propheun (Hos 1213-I~tn 1815.18 (zumindest Dtr haben die Stelle wohl iterath' verstanden, s. oben S. 68 Al); auch 2 Kön 17 13 (das Gebieten der Gebote, die durth die Propheten gesandt,mirden, erfolgte nach geläufiger dtr Vorstellung durch Mose, s. 2 Kön 186.12; 218;"Neh 1 7; 914) ist die Reihe Mose - Propheten vorausgesetzt); entsprechend ... Mose-Leuiun (s. schon die levitischen Dtn-Paränesen als Reden Moses (5. dazu GtmNEWI\G, aaO S. 73); ferner Dtn 319ff (zSt M.NoTH, OSt, S.39 A5); 279 (zSt H.'w.WOLFF, Heimat, S.249 A70) und die Stellen Ex 21; 3225ff (zur Analyse M.NoTH, OPent, S.219f A545); Ri 1830), s. dazu WOLFF, aaO S.247; GUNNEWEG, aaO S.22. 29ff. 65ff. 69ff. - Noch im chronistischen Werk spiegelt sich die dtr Identifikation von Leviten und Propheten, denn dort werden nicht nur Propheten (s. G.v.RAn, Geschichtsbild, S.115) wie Leviten (s. G.v.RAo, ebd. S.95f) als Gesetzesprediger dargestellt, sondern die Leviten gewinnen hier auch deutlich prophetische Züge (s. G.v.RAo, aaO S.113ff; DERS., ThAT I, S.113f). - Vielleicht weist auch die in späterer dtr Tradition mit den Propheten generell verbundene Androhung des Gerichtsfluchs (s. schon 2Kön 1723; dann aber Am24f (dtr, s.jetzt W.H.SCHMIDT,ZAW77, 1965, S.I74ff); Bar 220. 24; 4QDibHam III, 13f; u.ö. (Qumrantexte, Josephus» auf eine Obertragung einer Mose- (s. Dan 911ff) und Levitenfunktion (Dtn 2714; IQS II, 4f). Andererseits fanden Dtr in der rezipierten Hosea- und Jeremiaüberlieferung schon die Vorstellung von einem Kontinuum von Unheilspropheten, s. Hos 65; Jer 5 12ff; 288 und dazu besonders R.RENDTORFF, ZThK, aaO S.149f. -Als dtr Beleg für das Verständnis von tl'N":Ilil als Unheilspropheten kann möglicherweise auch Am 211f genommen werden, so W.H.ScHMIDT, aaO S.180ff. Hinsichtlich der Be.stimmung von tl'N":Ilil in dtr Tradition wäre dieser Zusatz, der bezeichnenderweise in der Israel-, und nicht in der Juda-Strophe steht, aber mit 2 Kön 1723 (s. dazu oben S.68f A3) zu verbinden. Zu der generellen dtr Prophetenvorstellung, wie sie in dtrGW, Jeremia C, Sach I; 7, Esr 9, Neh 9 U.ö. vorliegt und in stereotypen Formulierungen einzig an Gesetzes- und Umkehrprediger denkt, steht Am 2 11fso wenig wie der von SCH. als wahrscheinlich dtr beurteilte Zusatz Am 37 (aaO S.185ff) nach Wortfeld und Vorstellung in Beziehung. M.E. wäre aber noch zu diskutieren, ob beide Zusätze nicht doch vorexilisch sind und auf das Konto der mit levitisch-dt Traditionsgut vertrauten, auch die Hoseaüberlieferung tradierenden Prophetenkreise gehen; vgl. Am 2 10 mit Ho. 1210. 14; Am 211 mit Hos 65; Am 212 mit Hos 97; Am 37 mit Hos 1211,9. H.W.WOLFF (oben S. 200 AI) zu den Hosea9tellen; ja es ist zu erwägen, ob eine Prophetenvorstellung, wie .ie Am 3 7 formuliert, nicht die Voraussetzung für das Weissagung-Erfüllung-Schema des dtrGW (s. dazu G. v.RAD, Geschichtstheologie, bes. S. I 92ff) geboten hat. I Traditionsgeschichtlich läßt sich demnach eine wachsende Reichweite von tl'N":Ilil
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von Leviten gebildet sein, da die Breite des Wirkens jener Jahwepropheten, wie sie bei Hosea und Einzelüberlieferungen von Nordreichpropheten im dtrGW sichtbar wird, im Element B der dtrPA terminologisch typilIiert und sachlich auf Levitenfunktionen hin vereinseitigt wird. Wird so die Entstehung des generellen Elements B der dtrPA begreiflich, so ist nun dieselbe Frage an Element C und zwar näherhln das Moment des gewaltsamen Geschicks in Neh 926 zu richten. Wir haben im l.Hauptteil bereits gesehen, daß diese generelle Tötungsaussage weder als ZWlllmmenfassung einer Vielzahl sie deckender Einzelüberlieferungen noch als Gene1ralisierung einer zeitlich partiellen Überlieferung wie 1 Kön 1914 erklärt werden kann; die entscheidende Frage nach dem treibenden Motiv für ein solches Vorgehen bliebe dabei ohne Antwort und der Befund, daß sich die Tötungsaussalge erst allmählich in dtr Tradition herausgebildet hat (noch nicht in dtrGW, Jeremia C, 2 Chr 36I4ff), unerklärt. Ist aber deutlich, daß die dtr Geschichtstbeologie und nichts anderes zu dieser Aussage gedrängt hat', dann kann weiter gefragt werden, wieso hier die Halsstarrigkeit Israels in einer Leib und Leben der Propheten betreffenden Aussage formuliert werden konnte. Hier ist nun zu beachten, daß die dtr Leviten zu den Prophetenkreisen des Nordreichs und deren Überlieferungen in Beziehung stehen; denn dort ist längst formulierte Einsicht, daß das Volk in seinem Ungehorsam auch vor dem Leben der Propheten nicht Halt macht, wie Hos 97-9', aber auch 1 Kön 1914' und unter diesem Einfluß im 8üdreich dann auch Jeremia (230) und die Barucherzählung (s. dazu H.KREMERs, Prophet, 8.18-108. 109ff; G. V.RAD, ThAT H, S.2I4ff.282ff) z,eigen. Diese traditionelle Sicht wurde wirksam, als die Leviten auch im Blick auf das Prophetenmoment in B eine umfassende und unüberbietbare Sündenaussage zu formulieren suchten. Daß speziell I Kön 1914 auf die Formulierung von Neh 926 eingewirkt hat, ist möglich, aber bei lebendiger levitischer Denktradition, die auch noch Neh 9 greifbar ist, keineswegs sicher'. aIs kontinuierliche Reihe feststellen: a) Jahwepropheten des Nordreicl1ll bezeichnen sich damit als Glieder einer seit der Wüstenzeit kontinuierlichen Reihe; b) levitische Kreise verbinden sich mit den prophetischen und beziehen sich .dbst in diese auf Mose zurückgehende Reihe ein; wenn 2 Kön 17 7ff schon einen vorexilischen Grundbestand hat (s. oben S. 66f A4), fiele die Entstehung der dtrPA schon in diese Zeit; c) nach 587 beziehen levitische Kreise ihr eigenes Wirken im Südreich vor 5137, aber auch Jeremia (Jeremia C, s. oben S. 73 A4) und nach und nach weitere Schriftpropheten in die Reihe ein (s. E.JANSSEN,Juda, S.84ff;H. W. WOLPF,aaO S.250 A71; R RENDTORFF, ThW6,S.809). , S. oben S.77ff. • S. dazu H. W. WOLPF (s. S. 200 AI); besonders zu beachten ist die Verbindung von Prophetengeschick und Levitengeschick, auf die WOLPF, aaO S.246 hinweist. • S. auch 2 Kön 2 23; 9 1J. • I Kön 1914 und Neh 926 sind aIso in einem äußerst komplex~'l1 traditionsgeschichtlichen Vorgang verbunden (zu H.j.SCHOEPS, Prophetenmorde, S.128). Nicht zu halten ist die Auffassung A.ScHLA"ITERs (s. oben S.16AI); Neh 9 26 ist von Elia nicht die Redc; ob die eschatologische Eliaerwartung zur Zeit von Neh 9 26 schon ausgebildet war, ist äußerst fraglich, und schließlich ist der älteste Beleg für Elia als Anfang einer Reihe von Nachfolger-Propheten erst LXX Sir 48 B; der hebräische Text liest dagegen 1("::11 und denkt an Elisa. Gegen SCHLA"ITERS. auch H.KREMERs, aaOS.136f: -Auffallend ist, daß sich zwischen den Leidenszügen des dt Mosebildes (s. dazu G.v.FlAD, ThAT I, S.307f) und der dtr Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten keinerlei vorsteltungsgeschichtliche Verbindung aufWeisen läßt. Dazu stimmt, daß Jes 5213-5312, wo G.v. RAD Einfluß des dt Bildes vom leidenden Mose annimmt (ThAT H, S.286f), sich weder von der dtr Vorstellung vom gewaltsamen Prophetengeschick beeinflußt zeigt noch selbst in der gesamten überlieferungsgeschichte des Elements C der dtrJM bis im Urchristentum und rabbinische Tradition von irgendeinem Einfluß ist. Mag dem Phänomen nach inJes 53 auch ein gewaltsames Prophetengeschick dargesteltt sein, :in der Vorstettung hat es mit dem hier untersuchten C-Moment der generellen dtrPA nichts zu tun; heide Traditionen bleiben unabhängig voneinander, sind exegetisch ohne Belang füreinander
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Die Wirksamkeit jener dtr Levitenkreise muß auch in nachexilischer Zeit noch weitergegangen seinl ; dafür spricht nicht nur der traditionsgeschichtliche Befund, der dtr Bildungen aus dieser Zeit zeigt2, sondern auch das chronistische Werk, das sowohllevitisch-dtr Tradition aufnimmt3, als auch die für die Leviten bezeichnenden Funktionen noch mit diesen verbindet4 • Trifft die Ansetzung K. GALLINGS 5 zu, dann dürfte das Wirken dieser dtr-levitisehen Kreise bis um 200 v. Chr. bei dem dürftigen Quellenma.terial für diesen Zeitraum wenigstens in groben Umrissen verfolgbar sein. Umgekehrt werden bis 200 v. Chr. auch keine anderen Trägerkreise für die nachweislich lebendige dtr Tradition erkennbar. Die erhaltenen dtr Traditionsstücke aus dieser Zeit6 zeigen, daß sich im Wirken der Leviten nichts geändert hat; dem Nachdruck, der auf Element E des dtrGB liegt, entspricht es, daß sie als Reiseprediger durch das Land ziehen', um das Volk im Gesetz zu unterweisen und zur Umund dürfen nicht in der herangetragenen Idee eines "Märtyrerpropheten" exegetisch kombiniert werden; zu K.HoLL, Vorstellung, S.79; R.REITzBNsTEm, Bemerkungen, 8.456; O.MICHBL, Prophet, 8.l6ff; H.A.FISCHEL, JQRN8 37, S.270; H.W.WOLFF, Jes 53, 8.56 u. anderen. 1 S. auch A.BBNTZBN, aaO S.106f. - Die "Leviten" der nachexilischen Gemeinde sind wohl eine komplexe Größe; die einheitliche Bezeichnung dürfte der Herkunft nach verschiedene Gruppen umfassen. Man wird jedoch nicht fehlgehen, wenn man hier die Nachkommen der durch die josianische Reform entamteten Landpriester, ebenso aber auch die Nachkommen der Leviten der Exilszeit, die die dtr Tradition ausgebildet haben, findet. Noch in späterer Zeit hat die überlieferung des dtrGB Affinität zu Levi (s. bes. TestXII, auchJub). • S. Ps 106; Neh 951\' und die indirekten Hinweise auf levitisch-dtr Wirken in der nachexilischen Zeit in Sach, Mal und der levitischen Predigt in der Chronik. - Überhaupt ist ja damit zu rechnen, daß sich die Tätigkeit der Leviten noch breiter im AT niedergeschlagen hat, worauf zahlreiche dtr Zusätze, aber auch Neubildungen verweisen. Wir mußten uns hier auf die Hauptbelege für das dtrGB beschränken; es sei hier aber hingewiesen auf eine Reihe von Psalmen (zB 14; 25; 37; 73; 86;123; 130; s. dazu schon A.BBNTZEN, aaO S.98f.104; insbesondere ist an die Psalmen zu denken, die G.V.RAD einem "Kreis von levitischen Spiritualen" zugewiesen hat ("Gerechtigkeit" und "Leben"» und auf die prophetische Uberliiferung; H. W. WOLFF, Heimat, S.250 A7 I weist die Sammlung der Prophetenschriften der dtr Bewegung zu. • Das dtr Geschichtswerk, die Bußgebete Esr 9; Neh I und 9; s. auch die levitischen Predigten. • S. oben S.I96A8. • S. oben S.145AI. • S. oben S.202 A2. 1 Gemäß dem Gehalt von Element E mußte die Predigt ja das ganze Volk erreichen; konkrete Hinweise auf eine Predigttätigkeit der Leviten hin und her im Lande können 2 Chr 179, auch 306 entnommen werden; dazu vor allem G.v.RAD, Predigt, S.259!; GUNNBWBG, aaO S.209.213f. Vielleicht hat man sich diese levitische Prediguätigkeit zu chronistischer Zeit bereits im Rahmen von Synagogengottcsdiensten zu denken, s. K.GALLlNG, ATD 12, S. 16f; zeitlich gesehen ist es jedenfalls möglich, s. W.SCHRAGB, ThW 7, S.8IOf. - Daß die exilisch-nachcxilischen Leviten, die ihre vorexilischen Vorgänger unter ,die Propheten' gereiht haben, faktisch mit ihrer Umkehr- und Gesetzespredigt an Israel den Propheten der dtrPA entsprechen, steht außer Frage; daß diese Relation auch reflektiert war, ist der topischen Verwendung der dtrPA bei Sach zu entnehmen; ob sie sich selbst auch als Propheten bezeichnet haben, läßt sich dagegen nicht nachweisen, doch sind die Quellen für das nachexiIisehe Wirken der Leviten ohne-
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kehr zu fUhren, aber auch, daß sie Bußgebete formulieren, in denen sich die Umkehr als übernahme der von Gott verfugten Lage Israels aussprechen kannl • Die Gegenwart ist bestimmt von der Andauer des Gerichts, von der Andauer der Schuld des Volkes und von Umkehr und Gesetzesgehorsam als dem einzig möglichen Weg zu Jahwe. Alles andere steht noch aus und wird erst von einem künftigen heilswendenden Handeln Gottes (F I) elwartet!; von der Rückkehr der Gola und der Konsolidierung der nachexilischen Verhältnisse wird dementsprechend theologisch kaum Notiz genommen 3 . Diese dtr Sicht der Leviten ist in nachexilischer Zeit freilich nicht die einzige. Bei der Konsolidierung der nachexilischen Kultgemeinde am wiedererrichteten Tempel hat das dtr Landlevitentum keinen bestimmenden Einfluß erlangt. Wie vor dem Exil so bilden auch nach ihrer Rückkehr die Zadokiden die führende Priesterschicht' und bleiben es bis in die Wirren der Seleukidenzeit', wähhin spärlich genug. Gelegentlich ist zwar in nachexiIischer Zeit noch die Anwendung von N':ll auf Gestalten nach 587 belegt (s. etwa Sach 7 3; 89; Esr 5 I. 2 ; 6 J 4; auch Sach 13 2lfund dazu F.HoRST, HAT 14, zSt; K.ELLlGER, ATD 25, zSt;. O.PLÖGER, Theokratie, S.97ff, bes. l06f.113; R.RENDTORPF, ThW 6, S.809 AI90; R.MEYER, ebd. S.813f), doch nicht auf Leviten und nicht mit dem Vorstellungsgehalt der dtrPA. Auch für ihre Bezeichnung als Gesandte gibt es aus dieser Zeit keinen Beleg. Haben .ie sich als C'::IN'r.l bezeichnet? In 2 Chr 36 findet sich der Ausdruck in einem dtr Traditionsstück als Wechselwort für C'W:ll, s. oben S. 74f A3; vgl. scbonJes 4426 (dazuJ.BEGRICH, Studien, S. 94.102 A23), wohl.chon traditionell. Steht dabinter eine Selbstbezeichnung der dtr Leviten, so würde Hag 113 an diese Verwendung anknüpfen, die später dann auch mit der priesterlichen Weisungsfunktion gegenüber dem Volk verbunden worden wäre (Mal 27; Pred 55). Für die Bezeichnung der Leviten als Weise fehlen alle Anzeichen; daß sie die Funktion der Toraunterweisung ausübten, i.,t sicher, nicht jedoch, ob sie C'''~'O geheißen haben; in I Chr 246; 2 Chr 3413 ist der Ausdruck auf Leviten bezogen, aber nicht im prägnanten Sinn des Schriftgelehrten. [~eser Sinn von .,~,o bahnt sich zwar beim Chronisten an (Esr 76. IOf; s. auch Neh BI. 9. (3), ist aber erst bei Sir in dieser Hinsicht fest, s. zur Frage W.BoUSSET, Re!., S.162ff;J.JEREMIAS, ThW I, S. 741; GUNNEWEG, aaO S.214. 1 Vielleicht waren die Leviten besonders rur das BundesemeuerllDgsfeot und die Feier des 9.Ab (s. oben S.134ff) tätig. • S. die Bußgebete, die levitische Predigt in der Chronik und die Spiegelung levitisch dtr Auffassung in Mal 3 (oben S.I44 A3). • S. oben S.122A4; ferner den Befund in Tob 14; Tierapk;AssMos. - Wie wir bereits sahen, kam es den dtr Leviten im Juda der Exilszeit auf die Umkehr Israels, nicht aber auf eine Restitution des Opferkultus an (s. dazu M.NoTH, üSa, S.I04ff; E.JANSSEN aaO S.104). Die in der Tradition des dtrGB immer wieder erkeJmbare Reserve gegen den nachexilischen Tempel hat hier ihre Wurzeln. Auch die Spannungen zwischen den Leviten und der nachexilischen Jernsalemer Priesterschaft werden von daher verständlich. Nicht der Tempel an sich wird abgelehnt, aber daß er gebaut wird, ohne die noch ausstehende Heilszuwendung Gottes, wie sie die Leviten nach Dtn 30 31f (FI) erhoffen, abzuwarten, ist gegen das dtrGB. Erst (s. Dtn 31(7) bei der Heilsw.",de wird Gott wieder inmitten seines Volkes sein. Die Leviten haben während der E • .ilszeit jahrzehntelang das "Volk" zu dieser Position "erzogen". 's. G.HöLSCHER, aaO Sp.2175ff; G.FoHRER, aaO Sp.336; K.KOCH, aaO Sp.577; W.SCHOTTROFF, aaO Sp.IB60, • 8, K.KoCH, aaO; W.SCHOTTROFF, aaO; R.MEYER, ThW 7,. S.37f. Auf die sehr komplexe Geschichte des nachexilischen Tempelpriesterrums kann hier nicht eingegan-
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rend die Leviten als Gruppe minderen Ranges dem nachexilischen Tempelpriestertum gegenüberstehen'. Die Priesterschaft beurteilt die Lage de~ nachexilischen Israel ganz anders als Dtr; keine Rede ist von Andauer des Gerichts und Andauer der Schuld Israels; die eschatologische Erwartung tritt ganz zurück; vielmehr wird die nachexilische Tempelgemeinde als Verwirklichung einer Heilssetzung Gottes verstanden; es ist die theokratische Position, wie sie O. PLÖGER herausgearbeitet hat'. Bei aller Vorliebe für die Leviten und trotz Aurnahme levitisch-dtr Tradition teilt diese Position auch das chronistische Werk"; stammt es von Leviten, dann von solchen, die das dtr Erbe im Kern weitgehend preisgegeben und sich in dem (ja erfolgreichen) Bestreben nach Verbessenmg der Stellung der Leviten am Tempel mit den herrschenden Priesterkonzeptionen theologisch arrangiert haben. Der levitisch-dtr Position stehen dagegen diejenigen Gruppen des nachexilischen Judentums nahe, die O.PLÖGER die "eschatologischen Kreise" genannt hat'; trotz Wechselbeziehungen glaube ich gen werden, s. zur Diskussion G. v. RAD, Geschichtsbild, S. 80ff und die S. 203 A4 genannte Lit. 'Vgl. Ez 40-48 (dazu H.GESE, Verfassungsentwurf) und die Priesterschrift und in heiden Komplexen die differenzierende Redeweise von "Priestern und Leviten" (s. dazu G.HÖLSCHER, aaO Sp.2173ff; R.MEYER, ThW 4, S.246; M.NoTH, GI, S.306; G.FOHRER, aaO Sp.336; K.KoCH, aaO Sp.577; GUNNEWEG, aaO S.188ff.138ff), die in dtr Tradition natürlich fehlt (I Kön 84 ist schon textkritisch problematisch (s. LXX BL und dazu G. HÖLSCHER, aaO Sp.2177), der Kontext ist auch sonst im Sinne von P bearbeitet (s. M.NoTH, OSt, S. 70.104.163 AI», sich aber bezeichnenderweise auch inden Memoiren Esras und Nehemias (s. G.v.RAD, Geschichtsbild, S.8Iff; G.FOHRER, aaO Sp.336) und vollends im chronistischen Werk findet (s. G. v.RAD, aaO S.85ff.88ff; G.FOHRER, aaO Sp.336; K.KoCH, aaO Sp.577; GUNNEWEG, aaO S.204ff). - Andererseits stehen die Priesterkreise auch nicht einfach ablehnend den dtr-Ievitischen Traditionen gegenüber; so hat der Priestersohn Sacharya, wie Haggai Glied der Gola, offenbar an die dtr Predigttätigkeit angeknüpft (s. oben S. 143ff), obwohl er auf Seiten des zadokidischen Ho~enpriestersJosua steht und die Konsolidierung der nachexilischen Verhältnisse mit dem Anbruch der Heilswende verbindet; auch das Heiligkeitsgesetz: und der Einbezug des Dtn in den Pentateuch sind hier zu nennen. I S. sein Buch "Theokratie und Eschatologie", dort bes. S.42ff.129ff. - Die Position wird in der Sicht des nachexiiisehen Israel deutlich, wie sie die Endredaktion der Pries/trschrijl zeigt, s. PLÖOER, aaO S.42ff, bes. S.52f; zu Ps. ferner G.v.RAD, ThAT I, S.90ff. 245ff; K.KoCH, ZThK 55,1958; G.FOHRER, RGG, 3. A., V, Sp.568f. • Mit Recht herausgestellt von O. PLÖOER, aaO S. SOff, bes. 52f. Das chronistische Werk kommt somit als wichtiger Beleg für die theokratische Position hinzu. Daß es nicht die Position des dtrGB teilt, hat sich in unserer Untersuchung schon mehrfach ergeben, s. bes. oben S. 76 A3; zur Eigenart des chronistischen Werkes und zum Unterschied zum dtr Geschichtswerk s. M.NoTH, OSt, bes. S.171ff; K.GALLINO, ATD 12, S.7ff; W. RUDoLPH, HAT 21, S.VlIIff. XlIIff. XVIIlff; G.v.RAD, ThAT I, S.359ff. - Ist für die levitische Tradition des dtrGB die Heil"restitution Israels ein credendum, dessen Realisierung erwartet wird, so für ehr ein factum, mit der nachexilischen Kultgemeinde identisch; von einer Andauer des Gerichts ist bei ehr keine Rede, die Heilswende ist mit dem Kyros-Edikt bereits vollzogen (s. K.GALLlNG, aaO S.7; O.PLÖGER, aaO bes. S.56; u.a.); die dtr Vorstellung von der Schuld des Volkes und ihrer Andauer ist mit der Position Ezechiels abgefangen; die Umkehr ist bei ehr aus ihrem Bezug auf die Andauer von A und D und das Ausstehen von FI gelöst, vielmehr auf die Außenstehenden gerichtet und besteht in der Anerkennung der Jerusalemer Kultgemeinde (2 ehr 3061f u.ö.; Interesse an Proselyten!, s. K.GALLlNO, aaO S.II.16); der theologische Rahmen, in dem das Lehramt der Leviten für diese selbst steht (dtrGB), wird zugunsten des puren Unterrichts aufgelöst ("11.:1"); die Bußgebete schließlich, die nach Dtr das Volk bis zum Eintritt der Heilswende zu sprechen hat, werden von ehr bewußt auf Esra und Nehemia hin historisiert und so neutralisiert. • aaO S.56-68.129-142, bes. 134ff. - Daß es im nachexilischenJudentum im Unterschied zur theokratisch-priesterlichen die Auffassung gegeben hat, daß die nachexilische Gegenwart Israels eine provisorische Zeit ist, in der, genährt durch die prophetischen Heilsverheißungen, die Erwartung einer künftigen Heilsrestitution durch Gott lebendig
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nicht, daß sie vor 200 v.ehr. mit den die dtr Tradition v·erwaltenden Leviten identisch waren'. Schließlich sind von diesen levitisehen Kreisen noch zu unterscheiden die Weishcitskreise, aus denen Jesus Sirach kommt, da hier, wie wir gesehen haben, das dtrGB nicht rezipiert ist'.
Nach diesen hier nur in aller Vorläufigkeit und Kürze möglichen Überlegungen wäre demnach noch um 200 v. Chr. rur das palästinische Judentum mit vier Hauptströniungen zu rechnen: der priesterlich-theokratischen, der weisheitlichen, der prophetisch-eschatologischen und der levitisch-dtr Position, wobei trotz Wechselbeziehungen auch die levitisch-dtr Kreise noch als Bewegung rur sich zu nehmen sind.
2. Zur Zeit der asidäischen Bewegung In der ersten Hälfte des 2.Jahrhunderts v. Chr. ergibt sich ein anderes Bild3 ; eine Vermischung der Traditionen läßt sich allenthalben beobachten und weist darauf, daß sich die: Trägerkreise der vier vor 200 noch relativ eigenständigen Haup'tströmungen verist (so PLÖGER f'tir die eschatologischen Kreise), hat sich uns aus der Untersuchung der Tradition des dtrGB nur bestätigt. Demnach gehörten auch die dtr Levitenkreise zu den eschatologischen (s. aber die folgende Anm.). Wechselbeziehungen jedenfalls dürften sicher sein, vgl. nur die dtr Einflüsse in Joel (s. dazu H. W. WOLlP'F, BK XIV/2 passim) und Mal (s. oben S.I44A3). 1 S. auch O. PLÖOER, aaO S.134f. - P. hat freilich die "eschatologischen Kreise" nicht stärker differenziert; auch muß die Tradition des dtrGB in exilisch-nachexilischer Zeit, wie sie sich uns ergeben bat, in die Sicht P.s einbezogen werden. M.E. müssen die levitischen Träger des dtrGB von den eschatologischen Kreisen noch unterschieden werden, da die von P. als paradigmatisch für die eschatologischen Kreise bezeichneten Texte nicht oder kaum vom dtrGB bestimmt sind. • S. oben S.146f. - Die Kreise hinter Sir weisen zu allen drei anderen Gruppen Beziehungen auf: zur priesterlichen (vgl. nur K.50!), zu den esch;atologischen durch die eschatologische Erwartung (s. 36 I ff) und die Beschäftigung mit d,er prophetischen Heilsüberlieferung (s. H.L.JANSEN, Psalmendichtung, S.59f. 75ff. H2f), zur levitisch-dtr ebenfalls durch die eschatologische Erwartung, aber auch durch ihr Wirken als Weisheits(Gesetzes)prediger; nach H.L.JANSEN, RHPbR 18, 1938 (auch: Psalmendichtung, S.113.144) bätte man auch bier an Wanderprediger zu denken; sie suchten unter dem Druck hellenistischer Wanderprediger, das Volk in Verlängerung ihrer Schulaktivität zur Weisheit, die mit dem Gesetz identisch ist, zu führen. - Sir spricht jedoch dafür, um 200 v. Chr. die Weisheitskreise noch besonders zu nehmen. Daß di," Weisheitslehrer unter den Leviten zu suchen sind (so H.L.JANSEN, Psalmendichtung, S.59), ist mir darum unwahrscheinlich. Doch scheint es schon in exilischer (Jeremia Quelle C, s. oben S. 73f A6) und in nachexilischer Zeit zu Berührungen zwischen dtr-Ievitischen Kreisen und den Trägern der Weisheitstradition gekommen zu sein, s. den sekundären Schluß von Hosea (1410 und dazu H.W. WOLFF, BK XIV/I, S.310f); Ps 37, wenn er in die levitische Tradition gehärt; Ps 78. Außerdem ist zu fragen, ob man nicht auch .:wischen der Weisbeitspredigt Spr I (20). 22ff; 8 32ff und dem Wirken der dtr Leviten Verbindungen annehmen muß, s. die bei B.GEMSER, HAT 16, zSt nachgewiesenen Beziehwlgen zu Dtn und Jeremia-C-Stellen, s. oben S. 73fA6; ferner C.KAVATZ, Studien, S.12Of.128f. • Die Grundlage für diesen Ahschnitt bilden die Gebete Tob :J; Dan 9; Bar 11s-3 8; 4QDibHam I, 8ff; Gebet Asarjas; s. oben S.II3-120; ferner Toh, TestXII, IOWApk, Tierapk und Paränesen des äthHen,Jub, Bar 39--59, 8. oben S.I4f7-165; rücbchließend auch die essenischen Schriften, s. oben S.165/f. Zwischen 200 v.Chr. und dem Vorgeben Antiocbus' IV gegen Jerusalem (seit 169 v.Chr.) ist das dttGB belegt in Tob, Gnmd-
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bunden haben müssen!. Noch auffallender ist, daß das vordem wohl nur von levitischen Kreisen tradierte dtrGB in Schriften auftritt, die keineswegs alle aus der levitisch-dtr Tradition abgeleitet werden könnens; es muß also innerhalb kurzer Zeit auch von anderen Gruppen rezipiert worden sein. Für die Trägerkreise der genannten Belege, mögen es nun Priester, Leviten, Weisheitslehrer oder die theologischen Führer der eschatologischen Kreise sein, ist durchweg das Anliegen des Gesetzesgehorsams Israels bezeichnend, was auch jeweils unter Gesetz verstanden sein mochte. Sie stehen damit zu dieser Zeit alle in der gemeinsamen Front gegen die Hellenisierung, der sich die Priesterschaft und besonders die städtische Bevölkerung weitgehend geöffnet haben". In dieser antihellenistischen Front haben offenbar die Leviten mit ihrem Geschichlqbild besonderen Einfluß erlangt. Das ist nicht verwunderlich; die Erfahrung des weitgehenden Abfalls, der Einsetzung illegitimer Hoherpriester, der Religionsverfolgung und des Vorgehens Antiochus' IV bestätigte die levitische Reserve in der Beurteilung der nachexilischen Tempelgemeinde, die levitische Vorstellung von der Andauer des Gerichts von 587 und Erwartung einer Heilsrestitution Israels allererst in der Zukunft. Dieses dtrGB vermochte aber mit seinem Umkehrelement (E) das Anliegen aller antihellenistischen Kräfte zusammenzufassen und durch die Bindung von E an die Vorstellung von der Gerichtsandauer dieses Anliegen mit den bedrängenden zeitgeschichtlichen Vorgängen theologisch zu verknüpfen. Kurz: die levitische Tradition des dtrGB war diqenige Konzeption, die eine theologische Erfassung der zeitgeschichtlichen Vorgänge im Zusammenhang mit dem Anliegen der Umkehr Israels ermöglichte. Deshalb wurde das dtrGB in dieser Front so selbstverständlich aufgenommen, und dies war wie der schon herausgestellte Austausch von Vorstellungstraditionen um so eher möglich, als sich die antihellenistischen Kreise zu einer formierten Gruppe zusammenschlossen -- der asidäischen Bewegung. Unsere Kenntnisse von den I Makk 2 42 - auch 2 29ffwirdsich auf sie beziehen' -; 712f; 2 Makk 146 genannten 'A",8o,iot sind allerdings relativ gering. Sicher ist, daß sie nicht mit der makkabäischen Erhebung gleichzusetzen sind', sich dieser vielmehr nur vorübergehend angeschlossen haben (I Makk 713f) und sich nach Beendigung der Religionsverfolgung mindestens teilweise" von der fortgehenden bestand der TestXII, IOWApk. In die beiden folgenden Jahrzehnte gehören die restlichen Belege. - Aus Priesurkrei.ren dürften stammen: 4QDibHam, Jub; aus levitischen wohl TestXII, vielleicht auch Bar (liturgische Abzweckung); aus Kreisen der theologischen Weisheit wohl Tob; aus eschatologischen IOWApk, Tierapk, Dan-Visionen. 1 80: in Tob Weisheits- mit levitischer Tradition; in TestXII levitische Tradition mit Weisheits- und eschatologischer (Endgericht!) Tradition; in lOWApk eschatologische Tradition mit levitischer und Weisheitstradition ; in Tierapk eschatologische mit levitischer Tradition (in den Paränesen kommt Weisheitstradition hinzu); in 4 QDibHam I, 8ffund Jub priesterliche mit levitischer und eschatologischer Tradition; in Bar 115-59 levitische Tradition mit Weisheits-, vielleicht auch eschatologischer Tradition; in Dan eschatologische Tradition mit levitischer (und weisheitlicher, Legenden?) Tradition. • 8. oben 8.165. • s. E.8CHÜRER, I, 8. 187ff; E.BtcKERMANN, Gott, 8. 64f. 136; M.NoTH, GI, 8. 324ff; O.PLÖOER, aaO 8.137f. • Mit O. PLÖOER, aaO 8.16; G.JEREMIAS, aaO 8.16!. • 80schonJ.WELLHAUSEN, Pharisäer, 8.78-86. • S. O.PLÖOER, aaO 8.17f; R.MEYER, ThW 7, 8.39 A27. - Ausschlaggebend für die Trennung war das Ende der Religionsnot (Winter 164 v.Chr., s. E.BICKERMANN, aaO 8.14) und die Einsetzung des Hohenpriesters Jakim (Alkimos) 162 v. Chr. (s. dazu J.JEREMIAS, Jerusalem, 8.424).
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makkabäischen Erhebung getrennt haben'. Ein militanter Nationalismus ist ihnen gerade nicht eigen'; auch sind sie älter als die makkabäische Erhebung' und stoßen als bereits formierte Gruppe zu dieser', als religiös(! Bewegung, deren Kennzeichen die strenge Bindung an das Gesetz ist". Bei den spärlichen Angaben über die Asidäer bereitet eine nähere Bestimmung ihrer Herkunft und theolo"ischen Prägung Schwierigkeiten. Daß sie, abgesehen von den Makkabäern, nur eine Gruppe innerhalb der antihellenistischen Oppositioltl waren', ist zwar nicht eindeutig zu widerlegen, aber doch unwahrscheinlich; denn von einer anderen nichtmakkabäischen, gesetzestrcuen Gruppe wird nichts berichtet; auf die Asidäer treffen die Aussagen über die Frommen dieser Zeit, die in Schriften aus derselben Zeit erhalten sind, aber nicht aus ein und demselben vorasidäisehen Kreis stammen können', zu. Deshalb legt sich nahe, die von den Makkabäern zu unterscheidenden Asidäer als die elwdem verschiedenartige Kreise umfassende Gruppierung des gesetzestreuen, antilwllenistisclwn Judentums in den Wi"en der Seleukidenzeit zu verstelwn8 • Diesen Asidäern als einem Wohl erst nach Sirach einsetzenden' Zusammenschluß inhomogener Gruppen rechnen wir alle oben S. 205 A3 genannten Zeugnisse zu. Sie zeigen übereinstimmend das gemeinsame Anliegen der Umkehr Israels in der Gegenwart als der letzten Zeit. Die Asidäer sind darum als eschatologisch orientierte Umkehrbewegung zu verstehen"; da es sich um einen Zusammenschluß verschiedenartiger Gruppen handelt, werden die Unterschiede in den asidäischen Zeugnissen verständlich; da es sich um einen relativ festen Zusammenschluß handelt, erklärt sich der oben hervorgehobene Austausch von Vorstellungen ebenso wie die allgemeine Verbreitung, die das dtrGB hier erlangt hat. Das dtrGB ist demnach Gemeingut der Asidäer geworden; sie und nicht mehr allein die Leviten sind in dieser Zeit als die Träger dieser Tradition zu bestimmen. , 8. dazu E.8cHÜREit, aaO 1,8.203 und A44:; 217; 11, 8,472f; W.BoussET, Rel., 8.57; W.FOERSTER, Zeitgeschichte, 1,8.62; O.PLÖOER, aaO S.16ff; M.HENGEL, Zeloten, 8. I 56ff; G.JEREMIAS, Lehrer, 8.16Of; M.8IMON, Sekten, 8.26f; u. andere. • S.J.WELLHAUSEN, aaO 8.86; O.PLÖGER, aaO 8.16f; M.HENGEI~ aaO 8.158 A5. os. E.KAUTzsCH in AP I, S.38A c; W.OESTERLEY in Charles AP I, 8.73; R.H. CHARLES in AP 11, 8.257; O.PLÖGER, aaO S.16.33ff; R.MEYER, aaO 8.39; s. auch W.BEILNER, BZ NF 3, 1959, S.250. • 8. I Makk 2 42 hzw. 7 12; zu auVIXY(ily/) 'Aa!.8lXu"v!YPIX(.l!LIXtt(il·' s. J. WELLHAUSEN, aaO 8.8lf; O.PLÖGER, aaO 8.16; W.8CHRAGE, ThW 7, S.805undA29. " 8. I Makk 229ft". 42; 714 undJ.WELLHAUSEN, aaO bes. S.Mff; E:.8CHÜRER, I, 8.203 und A44; W.FOERSTER, ZNW 34,1935,8.36; W.BEILNER, aaO S.245.25Of; O.PLÖGER, aaO S.16f; M.HENGEL, aaO S.156 A5; F.HAHN, Hoheitstite1, 8.144 A2; G.JEREMIAS, aaO 8.160; R.MEYER, aaO 8.39. , O. PLÖGER identifiziert sie mit den eschatologischen Kreisen, Wli"e sie damals besonders im Danielbuch hervortraten (aaO S.33.38), F.HAHN mit den Vertretern der traditionellen Eschatologie altprophetischer Prägung (aaO), G.JEREMIAS als eine "Bewegung ... priesterlichen Ursprungs" (aaO S.161). 'S. äthHen 906ft"; Jub 23 16ft". 26; die "Weisen" in Dan (lI :I3f, s. W.FOERSTER, aaO 8.42 im Anschluß an CHARLES und MONTGOMERY; auch M.HENGEL, aaO S.156 A5); s. auch Bar 3 7; Dam I, 7. 8 Mit R.MEYER, aaO 8.39 A27; J.MAffiR, Texte I, 8.15; s. auch die methodisch wichtige Überlegung bei K.8cHUBERT, BZ NF6, 1962,8.190 A53! • Das Sirachbuch war aber bei den Asidäem geschätzt, s. Bar 39ft" und die Benutzung bei den Essenem (s. 2QI8 I; 2Q 18 2; S. O.EISSFELDT, Einleitung, 8.812. 1022; s. ohen 8.170 AI). Dasselbe gilt natürlich von dem durch die Weisheitskreise tradierten Proverbia-Buch, s. Bar 39ft". ,. VgJ. auch W.FOERSTER, aaO 8,43; M.HENGEL, aaO 8.158 A5. - Wie die "Lieder aus der Kampfzeit" (s. oben 8.132 AI) zeigen, haben die Makkabäer bei aller Gesetzestreue eine völlig andere Position; den Kampfzeitliedern "asidäiseh-pharisäisches Gepräge" zu entnehmen, ist m.B. unmöglich (gegen K. D. 8CHUNCK, RGG, 3.A., IV, 8p. 620). Vollends hat I Makk eine ganz andere 8icht der Dinge, s. E:.BICKERMANN, aaO 8.29ff. 137. 145ff.
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Mit dem dtrGB ist bei den Asidäern auch die dtrPA einschließlich des Moments des gewaltsamen Geschicks überliefert und verbreitet worden l ; hier wurden Bußgebete des Volkes formuliert 2 ; hier hat es Umkehr- und Mahnpredigt an das abgefallene Israel gegebens ; hier haben sich solche Prediger in Wirken und Geschick ausdrücklich von der dtrPA her verstanden (Jub 112!) und hießen hinsichtlich dieser Funktion als an Israel gesandte (Jub 112) Umkehrund Gesetzesprediger Propheten4, Weise 5 oder Schriftgelehrte'. S. bes. Dan 96.10; Bar 121; TestLev 162; äthHen8953f;Jub 112! S. Dan 9; Bar 115ff; 4QDibHam I, 81f; Gebet Asarjas. • S. Tierapk; Jub; Bar 39ff; auch TestXII. • S. TestJud 185 (Charles, Testaments, S.94): repoqrlj't'ou A<XAOiiv't'o~ OOK &Kmje~. OOK &!emJeL wie vi 00)( ure<XKoue~ (s.HATcH-REDPATH, Concordance II-III, S. 1405f) verweist auf 177:l\tl N'; das Moment des Nicht-Hörens gehört, wie wir sahen, fest in das Element C der dtrPA; da TestXII in der Tradition des dtrGB stehen, ist der Ausdruck von daher zu verstehen und mit der Mehrzahl der Belege als Reaktion auf die Gesetzespredigt zu bestimmen. Der Satz selbst formuliert das typische Verhalten des Sünders; reporp1j't'1l~ muß hier Bezeiclmung für gegenwärtige Prediger sein; der Traditionszusammenhang mit der dtrPA ist erkennbar. Stammt TestXII aus Levitenkreisen, dann könnte hier ein Hinweis liegen, daß die Leviten auch in nachexilischer Zeit im Blick auf ihre Gesetzesunterweisung Propheten hießen. - Dieselben Folgerungen ergeben sich aus TestDan 23 (CharIes, 8.133: reporp1)'t'1l~ KUp(OU, re<xp<XKoue~; zu re<xp<XltouetV = 177:l\tl s. LXX Jes 65 12). Die Beziehung der Aussage auf den Zornigen ist sekundär; sie gehört erst der hellenistisch-jüdischen Traditionsstufe zu, s. oben S.149f A6. Zu Dan 924 vgl. A. SATAKE, Gemeindeordnung, S. 205f. 207. • Schon in vorasidäischer Zeit kann 0:," auch den Weisheitslehrer bezeichnen (s. G.FoHRER, ThW 7, S.482.488). Asidäische Belege zeigen, daß die Gesetzeslehrer und Mahner des Volkes Weise genannt werden; so TestLev 13: die Levi(!)söhne sind hier levitische Toralehrer (V.2c.4bc.9a), nach V.3 vielleicht sogar reisende Lehrer. V.7 werden sie Weise genannt (s. O"orpoii vi O"orpwv); Weisheit ist hier eindeutig die Kenntnis des Gesetzes (im gleichen Sinn O"orpol für die Frommen allgemein TestNaph 8 10). Ferner: die 1:l"'~1D7:l in Dan 1133.35; 123.10. Für uns ist besonders I 133 wichtig: sicher ist, daß die Weisen hier eine besondere Gruppe unter den Frommen sind, s. P. VOLZ, Eschatologie, S.352; G.v.RAD, ThAT H, S.336f; A.SATAKE, aaO S.213.215f.218f; O.PLÖGER, KAT XVIII, S.30 und zSt; sie wirken als Lehrer (s. noch 123 mit dem parallelen 1:l'!l":'1 'i"'T37:l). Die Aussage 0'!l.,1;> 'l'!l' qualifiziert die o'I;>,~\tI7:l nicht als Träger endzeitlich-eschatologischen Wissens, das sie natürlich auch haben (12 10), sondern, wie H.W.KUHN, Enderwartung, S.179.184 klargestellt hat, wegen der Parallelität zu 123 ".,:'1 'i"'T37:l und den Gegenaussagen in U 32 ("Frevel am Bund", s. auch "Gotteserkenntnis") als Träger der mit dem Gesetz identischen Weisheit (gegen A.SATAKE, aaO, der lediglich von f!l in Dan her argumentiert). Auch O. PLÖGER, aaO S. 171f. 177 charakterisiert die Weisen nur als Träger eschatologischen Wissens. Doch zeigt 2 Chr 353 als auch sprachlich nächste Parallele zu 11 33, daß hier der Akzent auf der Gesetzesbelehrung Israels liegt; r!l in 1133 heißt also "im Gesetz belehren, unterweisen", vgl. auch die bedeutsamen, weil ebenso wie 2 Chr 35 3 in levitische Tradition weisenden Belege Neh 8 7.9. - Für dieses Verständnis spricht schließlich auch die Verwendung von 1;>'~1D7:l in den essenischen Texten, s. oben S.168A7. - Vom Weisen als Gesetzeslehrer des Volkes ist wahrscheinlich auch äthHen 989 (vgl. mit TestJud 185; TeslDan 2 3) gesagt, s. oben S.156A8. • Daß es bei den Asidäern Schriftgelehrte gab, zeigt I Makk 712(ff), s. dazuJ.WELLHAUSEN, aaO S.78.80.82.86; W.FoERsTER, aaOS.37.51; W.BEtLNER, aaO S.245; O.PLöoER, Theokratie, S.17. Zu "!:l1l:l/YP<X(J.(J.<X't'eU, = Toragelehrters. oben S.202f A7, ferner hier TestLev 817 von den in K.13 als Weisen bezeichneten Levisöhnen! In Test Lev ist Weiser und Schriftgelehrter wohl identisch zur Bezeichnung des gegenwärtig 1 I
N'
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3. Im palästinensischen Judentum von 150 v. Chr. bis 100 J~. Chr. War schon in der ersten Hälfte des 2.Jahrhunderts v. Chr. nicht mehr allein levitischen Kreisen die lebendige Ülberlieferung des dtrGB zuzuweisen, weil es asidäisches Gemeingut geworden war, so ist das vollends in der Folgezeit unmöglich. Vielmehr ist mit einer breit gestreuten Überlieferung des dtrGB in all den Strömungen im palästinischen Judentum zu rechnen, in die sich die offenbar um die Mitte des 2.Jahrhunderts v. Chr. auseinandergebrochene1 asidäische Bewegung aufgelöst hat. Wie wir gesehen haben!, kommen allerdings von den aus den Asidäem hervorgegangenen Gruppen die uns dank der Qumrantexte am besten bekannten Essener als Träger weitergehender Überlieferung des dtrGB kaum in Betracht·. Vielmehr ist an Kreise zu denken, die den dem dtrGB wesenhaft inhärenten Bezug zum vorfindlichen Israel nicht gelöst haben. Aber es kann auch nicht nur an kleine Sondergruppen ohne faktischen Einfluß gedacht werden, da die Aufnahme dieser Tradition noch als lebendige Überlieferung durch das rabbinische Judenturn' dann unverständlich bliebe. Auch Josephus hätte sich kaum von SonderIehren kleiner Gruppen bestimmen lassen'. Welchen Trägerkreisen läßt sich die Überlieferung des dtrGB ab 150 v. ehr. dann zuordnen? Die Sadduzäer" müssen ausscheiden, da sie kaum aus den Asidäern hervorgewirkenden Toralehrers und -kundigen; vgI. ferner die "Vennahner" und Torafoncher in Jub 1 J2! - Für die Bezeicbnung "Boten", "Gesandte" ist kein asidäischer Beleg erhalten. 1 Als letztes ist ihr Anschluß an den Hohenpriester A1kimos berichtet (I Makk 7 J3ff), doch ist zweifelhaft, ob dieser Anschluß aUe Glieder der asidäischen Bewegung umfaßte (s. auch O. PLÖOER, aaO S. 17f) und ob er von Dauer war. Jedenfi,Us haben sich unter dem "Frevelpriester" Jonathan Anhänger der Bewegung mit dem Lehrer der Gerechtigkeit in der essenischen Gemeinschaft verbunden. Andererseits ist diese Bewegung auf keinen Fall in den Essenern aufgegangen; das zeigt sich schon daran, daß sich das für die Asidäer bezeichnende dtrGB in der Folgezeit als lebendige Überlieferung in Schriften belegen läßt, die keine spezifisch essenische Prägung aufweisen (PsSal, AssMos, PsPhilo LAnt, 4 Esr, ApkBar(syr», aber auch daran, daß sich die oben besprochenen Zeugnisse auch außerhalb der essenischen Gemeinschaft erhalten haben; s. auch K. SCHUBERT, BZ NF 6, 1962, S.100 AS3: die asidäischen Schriften "waren also offenbar außer in Qumr,m auch noch bei anderen akut-eschatologisch orientierten Gruppen verbreitet, durch die sie in die Hände der antiken übersetzer kamen. Diese Gruppen dürften wie die Qumrängemeinde aus dem Sammelbecken der Asidäer hervorgegangen sein"; zur Auflösung der asidäischen Bewegung in verschiedene Gruppen auch neben den Essenern s. die skizzierenden, aber m.E. den Quel1enbestand einleuchtend erklärenden Ausführungen von O.PLÖOER, aaOS.17f; J.MAmR, Texte I, S.14f.ISff, denen ich mich anschließe. • S. oben S. 165ff. 8 Traditionsgeschichtlich gesehen stellen die Anschauungen der ,essenischen Gemeinschaft ein komplexes Phänomen dar. Doch bestätigt der Befund, daß sich neben Priestertraditionen auch c..chatologische, weisheitliche und levitische (dtl-GB, vieIIeicht auch die Liturgie von I QS If) hier verbinden, die Annahme, daß die Essener mit den Asidäern zusammenhängen, auch traditionsgeschichtlich. • S. oben S.86ff. 'S. oben S.8Iff. "S. zu diesen J.WELLHAUSEN, Pharisäer, S.89ff; E.ScHiiRER, H, S.475ff; J.Z.I..AuTERBACH, Sadducees; J.JEREMIA8, Jerusalem, S.259ff; R.MEYER, ThW 7, hell. S.4lff; E.L.DmTRlcH, RGG, 3.A., V, Sp.1277f; M.SwoN, Sekten, S.28flf; B.REICJ
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gangen sind; vielmehr wird sich in ihnen vorwiegend die nichtasidäische Reformpriesterschaft, nunmehr in enger Verbindung mit dem hasmonäischen Hohenpriestertum, gesammelt haben'; sie haben sich ja auch weiterhin am stärksten den hellenistischen Lebensformen geöffnet. Der Eindruck des Komervativismus, den diese Gruppe theologisch macht', hängt wohl damit zusammen, daß sie nicht an der vorstellungsgeschichtIich für das Judentum vor 70 n.Chr. so wichtigen asidäischen Bewegung teilhatte, in der gerade im Gesetzesverständnis und in der Eschatologie bedeutsame traditionsgeschichtliche Wechsclwirkungen erfolgten. So lassen sich auch PsSal, AssMos, PsPhilo, 4 Esr, ApkBar (syr) und das dort überlieferte dtrGB nicht mit der sadduzäischen Konzeption' ve:reinbaren, wie ja auch umgekehrt das wahrscheinlich sadduzäische I Makk-Buch nicht in der Tradition des dtrGB steht, sondern die theokratische Position vertritt'. Anders die pharisäische Bewegung'. Zwar fehlt ein literarisches Selbstzeugnis, aus dem sich auf den Vorstellungsbestand dieser Bewegung vor 70 schließen ließe"; ihre Geschichte und ihre Verzweigungen vor 70 liegen ja überhaupt noch weithin im dunkeln; aber es ist doch schon wegen ihrer Herkunft aus der asidäischen Bewegung' und wegen ihrer bleibenden Ausrichtung auf das vorfindliche Israel im ganzen, das sie erreichen wolIte', wahrscheinlich, daß das dtrGB ihr VorstelIungsrahmen war; auch möchte man die in rabbinischer Tradition belegte Erweiterung der dtrPA um die Schriftgelehrten· auf pharisäische Vennittlung zurückführen und kaum annehmen, daß die allgemeine Verbreitung und Konzedierung der ja in die Überlieferung des dtrGB gehörenden Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Judentum dieser Zeit und noch in rabbinischer Tradition möglich war, Wenn die einflußreiche pharisäische Bewegung anderer Meinung war'·. Im ganzen läßt sich freilich zur Zeit nur so viel sagen, daß wahrscheinlich auch die Pharisäer als Trägerkreis für die Überlieferung des dtrGB in Frage kommen. Auch der zelotischen Bewegung" lassen sich unsere literarischen Zeugni!lse von PsSal bis ApkBar(syr) nicht zuordnen". Folgt man den Ergebnissen d-er umfassenden Untersuchung von Martin HENGEL, so sind jedoch Anzeichen da, daß
S. dazu bes. R.MEYER, aaO S.43f. • S. dazu bes. R.MEYER, aaO S.46ff. • Vgl. R.MEYER, aaO S.44. • Zu I Makk als sadduzäischer Schrift s. E. L. DffiTRICH, aaO Sp. 1278; K. KOCH, Buch, S.89. Zur Konvergenz von I Makk und ehr inderGeschichtsauffassungs.D.RössLER, Gesetz, S. 34ff. 'S. zu dieser J. WELLHAUSEN, aaO S.86ff; E.SCHÜRER, II, S.456ff; W.FOERSTER, ZNW 34, 1935;J.JEREMIAS, aaO S.279ff; R.MEYER, ThLZ 77,1952; W.BEILNER, BZ NF 3, 1959; J.MAmR, Texte I, S.17f; E. L. DIETRICH, RGG, 3.A.,V, 8p.326-328; F.HAHN, Hoheitstitel, S.I44f A2; M.SIMON, aaO S.33ff; B.REICKE, aaO S.1I6ff. • Zu PsSal s. oben S.170 A4. , So:] .WELLHAUSEN, aaO S.86ff; E.SCHÜRER, I, S.203 A44; 11, 8.472f; W.ElOUSSET, Re!., S.I84.457; W.FOERSTER, aaO; M.NoTH, GI, S.335 AI; O.PLÖCER, aaO 8.17f; J.]EREMIAS, aaO S.280.295 und viele andere; zur Diskussion s. J.JEREMIAS, aaO S.279 Anm.;W.BEILNER, aaO; D.RöSSLER, aaOS. 14 und A3. • s. E.BICKERMANN, Makkabäer, S.59ff. Das Gegenteil ist aus dem Gegensatz zum Am ha-arez nicht zu folgern. • S. oben S.96fA4. 10 Aus der ja das dtrGB tradierenden AssMos ist kein Gegenargument zu beziehen, da deren vielfach angenommene (zB M.FRffiDLÄNDER, Bewegungen, S.86.96ff) antipharisäische Tendenz eine ganz ungesicherte Hypothese darstellt, weil mit dem hoch.problematischen K. 7 der AssMos argumentiert wird. 11 Mit M.HBNGEL, Zeloten, S.92f nehmen wir den Begriff "Zeloten" als übergreifenden wr Bezeichnung der "jüdischen Freiheitsbewegung" insgesamt. 11 S. auch HENGEL, aaO S.19ff. t
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in dieser aus der pharisäischen hervorgegangenen' und mit einem Teil von ihr verbunden gebliebenen' Bewegung das d trGB als Vorstellungsrahmen nachwirkt; so die Elemente D-E-FI in der Auffassung, daß Israel in der Gegenwart unter dem sich in der Fremdherrschaft äußernden Gotteszorn slteht', als ganzes aber zu Umkehr und Gesetzesgehorsam aufgerufen ist' und die nahe Heilswende im Eingreifen Gottes erwarten kann', wobei aber auch die V(TWeigerung der Umkehr zur Verwerfung im Endgericht (F2) führt". In das bisher gewonnene Bild von der Überlieferungsgeschichte des dtrGB fügt sich auch, daß der Gründer, Judas Galilaeus, der ein Schriftgelehrter und Toralehrer(!) war7 , seine Botschaft als prophetische Schelt- und Umkehrpredigt öffentlich unter das Volk brachte'. Dagegen fügt sich nicht in die dtr Tradition, daß die Sünde in der Anerkennung der Fremdherrschaft und damit der Mißachtung des alleiruigen Herrseins Gottes besteht'; auch ist die Rückführung des Zornes Gottes auf die gesamte Sündengeschichte Israels nicht erkennbar; ebensowenig fügt sich die Füllung des Umkehrbegriffs ein, die als Aufsage der Botmäßigkeit unter Rom und durch das Motiv des "Zusammenwirkens mit Gott bei der Erlösung"" einen aktiv-politischen Akzent bekommt und in der Vorwegnahme von FI-Momenten des dtrGB" auf das Einwirken makkabäischer Vorstellungen, wie sie die Kampfzeitlieder des I Makk zeigen, weist. Ob sich Judas Galilaeus und die zelotischen Propheten" in ihrem Selbstverständnis an die generelle dtrPA anschlossen, wissen wir nicht. Daß die zelotische "Bereitschaft zum Martyrium""1 mit der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten zusammenhing, ist schon aus sachlichen Gründen nicht zu vermuten". So muß der Versuch, die nachweislich lebendige Überlieferung des dtrGB in dieser Zeit bestimmten Trägerkreisen zuzuordnen, notgednmgen unbefriedigend bleiben. Wahrscheinlich kommt die pharisäische, für eine modifizierte Gestalt des dtrGB vermutlich auch die zelotische Bewegung in Frage". Die drei bzw. vier "Parteien" des Josephus'· verschleiern ohnehin eine weit differenziertere theolo, Zur Bedeutung pharisäischer Kreise bei der Entstehung der zelotischen Bewegung s. HENGEL, aaO S. 83f. 89ff. 340. • S. HENGEL, aaO S.87 A5; 89ff.128f.204-211. 317. 341 und AI. • S. HENGEL, aaO S.179f.253f. , S. HENGEL, aaO bes. S.94.97.108.131.229ff, bes. 232f; zur Aumchtung des Elements auf ganz Israel ebd., bes. S.254.288. 'S. HENGEL, aaO S.90.96f.I08.lllffu.ö.; s. auch H. s Interpretation der unerschütterlichen Hoffnung der Aufstandsbewegung in den letzten Phasen des jüdischen Krieges, ebd. S. I 22f. 226f. 248 u.ö. " S. HENGEL, aaO S.128. 145. 7 S. HENOEL, aaO S.87.9Of.I48 AI; 232f.339. • S. HENGEL, aaO S.94 und A5; 108. 128. 145. 149f. • S. HENGEL, aaO S.93ff. 179f. ,. S. HENGEL, aaO S.127ff.149f. 11 In diesem Zusammenwirken realisiert sich schon die Abwendung des Zornes (s. HENGEL, aaO S. I 58ff. I 79f. 25 I ff) und beginnt bereits das Strafgericht an den Feinden Israels (ebd. S.277ff, bes. 287ff, auch 179f). " Zu diesen: HENGEL, aaO S. 235ff, bes. 242ff.25Of. Diese Prophetie äußert sich demzufolge in: autoritativer Kundgabe der zelotischen Sonderlehren, auf charismatischer Schriftauslegung beruhender Deutung der zeitgeschichtlichen Situation, Ansage der eschatologischen Wende. 18 Dazu HENGEL, aaO S.26Iff. " Weder können für B in dtrPA (Sendung und Gesetzesvenn:i1mung an Israel) das Einstehen für das Gesetz noch für C in dtrPA (Geschick, von Iurael als Ausdruck der Halsstarrigkeit zugefügt) die römischen Verfolger der Zeloten eintreten. ,. In samaritanischen Quellen habe ich keine Hinweise für das Nachwirken lebendiger Tradition des dtrGB gefunden; durchgesehen wurden rue Lehre des Marqah und der Asatir. 18 Ant. XVIII, 1,2-6 = XVIII, 11-25 (NIESE, Bd.4, S.142-IH).
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gisehe Gruppierung 1 des palästinischen Judentums dieser Zeit, die sich nur erahnen läßt. Man wird sich deshalb vor verengenden Klassifizierungen hüten müssen und lieber einer weniger präzisen, aber für weitere Differem:ierung offenen Bestimmung folgen:
Es muß neben der essenischen Gemeinschaft im palästinischen Spätjudentum zwischen 150 v. Chr. und ca. IOD n. Chr. eine in sich durchaus komplexe, eschatologisch ausgerichtete und am uoifindlichen Israel im gan<.en orientierte Umkehrbewegung gegeben haben, in der die ll.sidäisehen Traditionen und so auch das dtrGB fortlebten 2 • Ihr mächten wir PsSal, AssMos, PsPhilo LAnt, 4 Esr, ApkBar(syr) und. ihre Tradition zuordnen. Hier wird ja, wie wir sahen, durchweg das Anliegen der Umkehr des unter dem Gericht stehenden Israd angesichts der nahen eschatologischen Wende, die Heil und Verwerfung bringen wird, greifbar. Wieweit diese Bewegung Anhänger im Am ha-arez hatteB und ob sich innerhalb ihrer organisierte Gemeinschaften gebildet haben, soll hier offen bleiben. Sicher ist, daß die Bewegung schriftgelehrte Führer gehabt hat4, die somit als theologische Träger der überlieferung und Weiterbildung des dtrGB anzunehmen sind; bei der Bedeutung von Element E in dieser Tradition und angesichts der Mahnreden in LAnt, 4 Esr und ApkBar (syr) ist aber auch als sicher anzunehmen, daß sie als Umkehrprediger, Gesetzeslehrer und Künder der nahen eschatologischen Wende im Volk gewirkt haben. Als Bezeichnung rur sie ist in den Q]lellen dieser Zeit nur belegt, daß sie "Weise" hießen5 ; aber auch für "Prophet"6 als Bezeichnung für solche Prediger gibt es Anhaltspunkte in den Quellen.
1 S. zu dieser differenzierten Gruppierung zB N.A.DAHL, Volk, S.128ff; O.I'LÖOER, ThLZ 79, 1954, Sp.294; F.HAHN, aaO S.144f A2; G.JEREMIAS,aaO S.12Iff; M.SIMON, aaOS.9ff.85ff;s. auch die Untersuchung vonJ. O'DELL (s. oben S.170A2.4), wo im Anschluß anJ.MAIER, Texte I, S.15 mit einer verschiedenartige Strömungen umfassenden eschatologischen Bewegung gerechnet wird (aaO S.245.25If.255ff). I S. auchJ.MAIER, aaO I, S.14ff. • S. zu diesem M ..FRffiDLÄNDER, aaO S.80ff. • S. die Kreise von "Weisen", die hinter PsPhilo LAnt, 4 Esr und ApkBar(syr) stehen. 'So in PsPhilo LADt, B. oben S.176; 4Esr,s. obenS.179f; ApkBar(syr), ,.. oben S.181 A4. Der Befund entspricht dem in der asidäischen Bewegung, B. oben S 208 A5. Vgl. auch den rabbinischen Sprachgebrauch, demzufolge tl'~::ln die Toralehrer bezeichnet (Belege bei BILL. I, S. 79; J.JEREMIAS, ThW I, S. 741; U.WILCKENS, ThW 7, S. 505ff; s. auch R. MEYBR, ThLZ 77, 1952, bes. Sp. 680ff) , s. zB die freilich verschiedenen Traditionsschichten zugehörenden Belege PAbot 14.5.11.17; 211; 41(?); 61.9.10.11. • Die Belege für 'das dtrGB in dieser Zeit enthalten die Prophetenbezeichnung für gegenwärtig wirkende Gestalten nicht; anders bei den Predigern der asidäischen Bewegung, 8. oben S.208A4. Deshalb ist auch angesichts der spärlichen Quellen für den hier untersuchten Zeitraum nicht auszuschließen, daß in der Tradition des dtrGB st,ehende, spätjüdische Umkehr- und Gesetzesprediger auch Propheten genannt wurden.
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Vielleicht läßt sich die Vennutung, daß die Prophetenbezeichnung in diesem Zusammenhang auch für gegenwärtige Prediger aktuell bli'eb, noch etwas stützen durch den Ausgriff auf Belege, die nicht unmittelbar dem Traditionsbcreich des dtrGB entstammen. Die Berufung auf prophetische PhiifllJmene im palästinisehen Judentum (s. dazu R.MEYER, Prophet, SAUf; DERs., ThW 6, S.82Off;J.GmLET, Prophetisme, S.85ff; O.MICHEL, Prophetentum; M.HI>NGEL, aaO S.235ff; F.HAHN, aaO S.35Iff; A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.8Iff; D.GEORGI, Gegner, S. ll4ff) wäre allerdings ohne Beweiskraft; ebensowenig der Nachweis, daß "Prophet" in diesem Zeitraum überhaupt noch auf gegenwärtige Gestalten angewandt wurde; in Frage kommen vielmehr einzig Belege, die nach Vorstellung, Fonnulierung oder wenigstens Funktion den gegenwärti!:en Propheten in Beziehung zur aktualisierten dtrPA zeigen. (Die Propheten bei Josephus werden unten Abschnitt VI zusammen mit der Vorstellung vom eschatologischen Propheten behandelt.) - In den bisher veröffentlichten Qumrantexten ist K"!ll nicht auf Gestalten der Gemeinschaft zu beziehen (s. auch O.BETZ, Offenbarung, S. 74f.81; A.SATAKE, aaO S.84); auch die rabbinische Tradition bietet kaum Anhalt für Rückschlüsse (vgI. etwa die Zurückweisung der Prophetenbezeichnung durch R.Chanina b. Dosa nach bErub 63a (L.GoLDScHMIDT, bT II, S.207; BILL. II, S.627; s. auch R.Eleazar bArakh nach MidrPs I bei BILL.lI, S. 640); auch eine Analyse anderer rabbinischer Stellen, die positiv von einem Propheten (auch) für die Gegenwart sprechen, führt zu kdnem tragflihigen Ergebnis, s. SanhXI,S (Text: S.KRAuss, Sanhedrin-Makkot, S.302/304; Übers.: BILL. I, S.464 (abweichend KRAuss, aaO S.304.305)); Si/re zu Dm /819 (§ 177), S. BILL. II, S. 480; bSanh 89b (L. GoLDSCHMIDT, aaO VII, S. 376); bSanh 90a (bei BILL. I, S.465, R.Jochanan b. Nappacha; s. zSt W.BACHER, Agada d. Am. I, S.256)). Jedoch weisen unter den urchristlichen 7tpo
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V. TAYLOR, Mk, S.301; G.FRIEDRICH, ThW 6, S.842fund vor allem BULTMANN, aaO S.107. Wahrscheinlich stellt das Wort ein jüdisches Regelwort dar (nicht Sprichwort, da damit ein uneigentliches Verständnis von "Prophet", das sich, soweit ich sehe, im jüdischen Spruchgut nicht nachweisen läßt, voraUl:gesetzt wäre; die unter dieser Voraussetzung von den Auslegern herangezogenen jüdischen oder hellenistischen Parallelen für einen übertragenen Sinn des Wortes sind deshalb fernzuhalten; die bei W. BAUER, WB, Sp. 1263, aus Dio Ch'-ysostomus und Epiktet gegebenen Parallelen ko=en sachlich dem Wort nahe, zwingen aber nicht zur Annahme, das Wort vom verachteten Propheten stamme aus dem hellenistischen Bereich), vgl. auch BULTMANN, aaO. Es ist damit zu rechnen, daß das Wort vom verachteten Propheten als Verdichtung von Erfahrungen spätjüdischer Prediger zu einem Regelwort entstanden ist. Die Gattung verbietet, 1tpo
Daneben bleibt aber auch die Bezeichnung Gesandter/Bote Gottesl für diese Zeit erwägenswert. Für die Bezeichnung der Propheten als Boten Gottes gibt es noch eine Reihe rabbinischer Belege, s. LevR 1, 1 (R.Jochanan b. Nappacha zu Hag I 13; s. W.BACHER, Agada d. Am.I,S.276); GenR 68 zu 2812; ferner ExR10zu81 (R.Acha b. Chanina, s. W.BAcHER, aaO IH, S.546). Daß Prediger, die ihr Wirken von der dtrPA her verstehen, als Boten Gottes bezeichnet werden, da O'N".:mlinderdtrPA eine auch zeitlich fixierte Größe ist, ist deshalb nicllt auszuschließen; im Blick auf Lk 1149; 1334 noch wichtiger sind für uns Belege, die GuandJe als Wechselausdruck für die Propheten zeigen und die Annahme er1
S. schon oben S.202f A7.
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möglichen, daß sich jüdische Prediger mit diesem Ausdruck in die dtrPA neben die fixierten Propheten stellten. Dabei ist zunächst zu beachten, daß das Sendungsmoment in der gesamten Überlieferungsgeschichtc der dtrPA auftritt, s.S. 73 A3; S.I93f A4; S.96f A4; s. auch ApkBar (syr) 847: ,,Baruch" ist in seiner Ermahnungsaufgabe von Gott gesandt! Nun wird zwar in der ApostelDiskussion mit Nachdruck behauptet, daß in jüdischer Tradition die Propheten nicht n'~1U genannt wurden (so etwa K.H.RENGSTORP, ThW I, S.420; W. SCHMITHALS, Apostelamt, S.94.95.96); das trifft jedoch nicht zu: in Abot RNalhan 34 (9a) tritt unter den 10 Benennungen für den Propheten auch IT'~ auf (die Stelle zitiert bei J.LEVY, Wörterbuch über die Talmudim usw. III, S.324; BILL. III, S.I3; zSt auch E.BASS, Merkmale, S.2I). Eindeutig zeigt PuR 153b (s. oben S. 94f) , daß tI'm~ in der Tradition der dtrPA als Bezeichnung für "die Propheten" velWendet wurde, und zwar an dies:er Stelle sicher schon traditionell, wie das selbstverständliche und nur im Ausdruckswechsel motivierbare Auftreten der Bezeichnung ergibt. Das an der Stelle ~rehäuft vorkommende Sendungsmoment der dtrPA (n~lU~ ,'nn~ ,n~) zeigt den vorstellungsgeschichtlichen Ansatz für den Ausdruck, daInit aber zugleich, daß die tl'm~1I1 in PesR 153b mit dem n'~IU-Institut nichts zu tun haben; hier behalten die von K.H.RENGSTORF, aaO S.4I9f und W.SCHMITHALS, aaO S.94ff vorgebrachten Überlegungen ihr Recht. - Auf die Berührung zwischen Lk 1149 ,xmxrr&AW EI.; <xU'rOÜ~ .. &"'OO"'r6Ao\)~ Init PesR 153b tI:I~ 'nn?V7 tl'm~ 1'11:3:1 sei hier schon hingewiesen. Daß ",~IU Init &",60"'rOA~ übersetzt werden konnte, zeigt ja schon LXX und A 3 B<xO" 146. - Von daher erscheint m.E. auchjBer 1" 3b, 26 (s. oben S.96f A4) in neuem Licht! Mit dem spätjüdischen Hintergrund von ,x7t6
oe
Auch der Ausdruck "Schriftgelehrter"! m3.!~aufjüdische Prediger angewandt worden sein.
IH.
DIE VERWENDUNG DES DTR. GESCHICHTSBILDES IN DER VERKÜNDIGUNG
Das aktuelle Anliegen, das die gesamte vorchristliche Überlieferung des dtrGB von 1 Kön 8 an kennzeichnet, richtet sich darauf, daß das Israel der jeweiligen Gegenwart den Status realisiert, den das Element E vorsieht: Umkehr und Gehorsam gegenüber dem Gebotswillen Gottes. Wo das dtrGB als der leitende theologische Vorstellungsrahmen überliefert wurde, muß es darum auch immer Verkündigung gegeben haben, die sich auf das vorfindliche Israel im ganzen richtete, es zur Umkehr aufrief, zum Gehorsam mahnte 1 Daß das Wirken der theologischen Träger des dtrGB auch in diesem Zeitabschnitt mit Schriftgelehrsamkeit verbunden ist, ist selbstverständlich; die erhaltenen Q!JeUen haben aber im Unterschied zu den asidäischen die Bezeichnung "D'1O/"Yp<X{.t~ für sie nicht; doch ist sie keineswegs auszuschließen, da die Asidäer "ie hatten und den urchristlichen Q!JeUen "yp<xtJ.IL"''r~ für den Gesetzeslehrer noch gelläufig ist (L J .JI!REMIAII, ThW 1, sv.). Auf die seit Ende des I .Jahrhundern. greifbare termmo\ogische Differenzierung in C.,.,D'O für die vortannaitischen und C"I:):ln für die späteren Toralehrer braucht hier nicht eingegangen zu werden.
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VERWENDUNG DES DTR GESCHICHTSBILDES
und darüber belehrte, was der Gebotswille Gottes ist. Entsprechend sind wir im Traditionsbereich des dtrGB immer wieder auf den Vorgang solcher Umkehrpredigt und Gesetzesbelehrung im Volk gestoßen 1• Bis in die Zeit der asidäischen Bewegung hinein sind es im wesentlichen Leviten gewesen, die diese vom dtrGB vorgezeichnete Aufgabe an Israel wahrgenommen haben; einzelne Propheten wie Sacharja und Maleachi haben an ihr Verkündigungswirken angeknüpft; stets aber müssen es Männer gewesen sein, die in den Vorstellungstraditionen des dtrGB und zumal im "Gesetz", was auch immer im einzelnen darunter verstanden sein mochte, unterrichtet waren, worauf auch die im vorhergehenden Abschnitt besprochenen Bezeichnungen der theologischen Träger dieser Tradition weisen. Die lebendige, weiterbildende Überlieferung des dtrGB und das ihr stets zugeordnete Verkündigungswirken nötigen zu der Annahme, daß es so etwas wie theologische Ausbildungsstätten (Schulen?) gegeben haben muß, in denen die Tradition gepflegt und diese Prediger zugerüstet wurden. In solchem Rahmen hat man sich wohl auch die Abfassung der erhaltenen literarischen Zeugnisse für das dtrGB vorzustellen. Der Ausrichtung des dtrGB auf Israel im ganzen entsprechen die Anzeichen, die darauf deuten, daß :lolche Prediger im Lande umhergereist sind 2, um das Volk zu erreichen; Predigtstätten mögen Straßen und Plätze3, in späterer Zeit vielleicht auch der Synagogengottesdienst gewesen sein 4 • Daß dieses der Tradition des dtrGB zugeordnete Verkündigungswirken im palästinischen Raum, dem alle Belege entstammen, 'nichts mit "Mission" in unserem Sinne zu tun hat, ergibt sich schon aus seinem theologischen Ort im dtrGB, wonach es sich ausschließlich an das mit der Schuld der VorfahJCen belastete, in Ungehorsam verfangene (Andauer von A) und im Unheil stehende (Andauer von D) Israel richtet, um es für die Heilswende (Fl) zu bereiten und vor dem Verwerfungsgericht (F2) zu bewahren. Solche Predigt kann gar nicht ebenso an Heiden ergehen, wovon entsprechend in dieser Tradition auch keine Rede ist'; die Völker verfallen entweder als Feinde Israels der Verwerfung, oder es wird mit ihrem Herzukommen zu Israel bei der Heilswende gerechnet". Es 1 Das lassen erkennen 8ach; Mal; die levitischen Predigten in Chr; TesÜud 185; TestDan 2 3; s. auch TestLev 13; Dan 1133; 123; äthHen 906f; 989; Jub 112; :!3 26; s. auch die Mahnreden "Esras" und "Baruchs" an das Volk in 4 Esr und ApkBar (syr). J 8. oben 8.198 A7; 8.202fA7; 8,208A5; auch die Aussagen über den 8ü:nder in TesÜud 185: TestDan 2 3: äthHen 989 setzen es wohl voraus, und Worte wie Mk 64: Mt 1041 haben wahrscheinlich hier ihren 8itz im Leben. • 8. schon 8.198 A7; ferner zu solchen Predigtstätten BILL. 1I, 8.157. • 8. oben 8.202f A7, auch 8.152 A7; vgl. ferner BII.L. IV/I, 8. I53ff. • Die einzige Ausnahme: Tob 136 (Zählung nach M.LöHR = 138 (Rahlfs»: 'Emtt'l'pl:<jIottt, &lJ.otP'l'",AO! hat somit die gesamte Tradition gegen sich und ist deshalb kaum ursprünglich; die ältere H8 N enthält sie auch nicht (Lücke); m.E. liegt eine Erweiterung vor, die bei der Rezeption von Tob durch das Diasporajudentum eingedrungen ist und hiennit auch zeigt, daß dieses nicht in der Tradition des dtrGB lebt. • Zum Herzukommen der Völker in Fl s. bes. Tob 13 und 14; Tierapk; Baruclhlieder.
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ist deshalb geraten, das Verkündigungswirken nicht als "Mission" und die sich ja ausschließlich an das erwählte Volk richtenden Prediger nicht als Missionare zu bezeichnen, sondern das aktuelle Anliegen des dtrGB und seine homiletische Realisierung sachgerechter als Erweckung Israels zu charakterisieren'.
Die Quellen für die vorchristliche überlieferung des dtrGB haben aber nicht nur Hinweise auf die Tatsache solcher auf die Erweckung Israels zielenden Predigten erhalten, sondern zeigen trotz literarischer Stilisierungen2, wie diese Predigten aufgebaut und theologisch strukturiert waren: in erstaunlicher Konstanz sind sie nach den Elementen des dtrGB gestaltet3 und bieten damit den Aufruf zu U mkehr und Gehorsam und die Gesetzesbelehrung4 nicht für sich, sondern in den theologischen Bezügen dar, die Element E im Rahmen des dtrGB hat. So erscheinen Vergehen und Ergehen der Vorfahren (A bis D)5, in deren Auswirkung das angeredete Israel steht, in diesen Predigten, um Israel seinen andauernden Unheilsstatus zu erklären und es zur Gerichtsdoxologie zu führen 6 , zugleich aber, um damit denjetzt ergehenden Aufrufzum Gehorsam mahnend und warnend zu unterstreichen7 • Gemäß dem Bezul~ von E auf die Elemente FI und F2 des dtrGB wird dieser Aufruf aber auch bekräftigt durch die Verheißung des künftigen Heils IsraeIsS wie durch '8. dazu G.VAN DER LEEuw, Phänomenologie, 8.701fund hes. die Arbeit von H. BARDTKE, Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexi1ischen Literatur des Alten Testaments. Ich möchte den Begriff im Blick auf die Absicht verstehen, eine Gemeinschaft, hier das Volk, zur Realisierung ihres theologisch bestintmten Wesens zu bringen. • In Jeremia Quelle C liegt Stilisierung als Jeremiarede, in T,,,,tXII und Jub Stilisierung als Testament vor; auch in PsPhilo LAnt, 4 Esr, ApkBa.r(syr) sind die Mahnreden häufig als Abschiedsreden gefaßt; PsPhilo hat die Predigten mit seiner Geschieht!darstellung verwoben. 8 (2 Kön 17);Jer Quelle C; (Dtn4; 28 + 30); 8ach 12ff; 74-14; (81-17); Ma136ff; 2 Chr 306ff; auch 295ff; 15 Iff; die eschatologischen Abschnitte der TestXII; Jub (•. oben S.162A4); Bar 39ff; PsPhilo, LAnt 192ff; 203bf; 301A' u.ö.; 4Esr(7 127ff); 1427ff; ApkBar(syr) 311ff; 44 Iff; 77 Iff; der Brief an die 91 Stämme. Nicht immer sind diese Predigten streng nach der Abfolge des dtrGB aufgebaut; jedoch enthalten sie dessen Elemente. • S. Sach 13; 78-10; 8 16f. 19b; MaIS 7aß; 2 ehr 306b-7a; auch 295. 11; TestXII s. Tabelle S.15Of; Bar 42; (Jub 720. 30ff; 202-4.7-9; 215-23; 22 1·6-20; 36 3~. 7f); LAnt 1310; 203b-4; 302; 331ff; vgl. noch 155f; 192ff; 21; 226; 23; 241; 253; 282; 294; 382; 396 u.ö.; 4 Esr 1434ab; auch 7127; zu ApkBar(syr) s. Tabelle 8.182; zum 91 Stämme - Brief s. Tabelle S. 183. • (2 Kön 17); Jer Quelle C; Sach 12.4.6; 77.8-10.11-120. Il:b-14; Mal 37aa:.9aa:; 2 Chr 30 7b; 296-9; TestXII s. Tabelle S.15Of; Bar 3 10-13; (Jub 7 26ff); LAnt (3 9f); 124; 1310; 192-5.6-7; 20 3b.4; 21 I; 30 Ir u.ö.; 4 Esr 1430bc. 3110. 32. 33; (7129f); Apk Bar(syr) 445f; 7748.10 + 4b.(8-10); im 91 Stämme-Brief 785.660; 792; 843-5 (A) und 78 5f; 84 4f; 791-3; 80 (D). Die dtrPA findet sich im Rabmen solcher Verkündigung in (2 Kön 17); Jer Quelle C; Sach I; 7; TestLev 162; s. auch 4 E:rr 7 129. • So Jer Quelle C (Einübung in die Gerichtsdoxologie) ; TestXII ; Bar 39-13; 4 Esr 1430bc.3Ib.32.33; ApkBar(syr) 445f; 7740.10 + 4b. (8-10); 785 (Gerichtsdoxologie). 6fin; 792; 843-5; 80; s. auch LAnt 302. 4. 5~ (Gerichtsdoxologie) u.ö. 7 Sach I; 7f; Mal 3; 2 Chr 30 7b; 296-9;Jub (Stellen s. S.217A5); (Bar 2 33); LAnt; 4 Esr; ApkBar(syr); s. Stellen 8.217 A5. o 8ach, bes.83-15.20-23; Mal 310b-12; 2 Chr308c-9; TestXII s. Tabelle oben
218
DIE VORCHRISTLICHE DTR PROPHETENAUSSAGE
die Androhung der definitiven Verwerfung derer, die dem Aufruf nicht nachkommen l • Nicht Mahnpredigt selbst, sondern Ankr:istallisationen an solche homiletische Darbietung des dtrGB sind Gerichtsworte, die denen die endliche Verwerfung ansagen 2, die die Botschaft abweisen und im Ungehorsam verharren, und Heilsworte, die denen das künftige Heil zusprechen 3, die in Umkehr und Gehorsam bleiben. IV. FOLGERUNGEN FÜR DIE VORCHRISTLICHE ÜBERLIEFERUNG DER VORSTELLUNG VOM GEWALTSAMEN GESCHICK DER PROPHETEN IM RAHMEN
DER
DTR. PROPHI~TEN
AUSSAGE
Wir haben nach der Untersuchung des Befundes bei Josephus, in der urchristlichen und in der rabbinischen Tradition4 gesehen, daß die dtrPA und speziell die Neh 926 erstmals belegte Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell auch im Spätjudentum Gegenstand außerliterarischer, lebendiger überlieferung gewesen sein muß. Diese überlieferung muß zusammen Init der des dtrGB überhaupt erfolgt sein, denn der Bezug der dtrPA auf diesen VorsteIlungszusammenhang ist auch bei Josephus, :in der urchristlichen und rabbinischen Tradition noch erhalten. Die wenn auch nicht sehr zahlreichen Belegstellen ftir die dtrPA im Spätjudentum6 bestätigen diese Folgerung: die dtrPA tritt stets in überlieferungszusammenhang Init dem dtrGB auf und ist an keiner Stelle lediglich auf Benutzung älterer literarischer FundsteIlen im AT zurückzuftihren. Der einzige Beleg aus dies,::r Zeit ftir das gewaltsame Geschick, Jub 112, aber auch die anderen spätjüdischen Belege für die dtrPA an sich vermögen allerdings Vorgang und Interesse an der überlieferung, aber auch die veränderte Gestalt der dtrPA in späterer Zeit gegenüber Dtr nur wenig zu erhellen. Bedenkt man aber, daß die dtrPA, von Belegen späterer christlicher Tradition abgesehen, stets im Zusammenhang mit dem dtrGB überS.15Of; LAnt 1310 u.ö.j 4Esr1434d.S5; (7128.13Ib); ApkBar(syr) s. Tabell·e oben S.182; Brief an die 91 Stämme s. Tabelle S.183. 'Jub727ff; 206; 2122; 2222C; 369ff; 4 Esr 1435; (713Ia); ApkBar(syr); Hrief an die 91 Stämme s. Tabellen S.182fj zu LAnt s. oben S.175f. I S. oben S.157 AI.2 (Paränesen des äthHen). • S. oben S.157 A3. - Derartige Heils- und Gerichtsworte finden sich auch in den Bi!derreden des äthHen, in 4Esr und in der ApkBar (syr) und gehören somit zum Vorstellungsbestand des dtrGB; s. zB die Heilsworte äthHen 582; ApkBar(syr) 4850; 526C oder die Gerichtsworte ebd. zB 5417. • S. oben 2.Hauptteil, S.81ff, bes. 105ff. • S. oben S. 193ff.
FOLGERUNGEN FÜR DIE GESCHICKVORSTELLUNG
219
haupt steht, und greift man in die Untersuchung von dessen vorchristlicher überlieferung aus, so werden nicht nur der vorchristliche überlieferungsvorgang anschaulich und das Interesse sichtbar, sondern auch die Veränderungen der späteren Zeit als Spiegelungen der weiterbildenden überlieferungsgeschichte des dtrGB im ganzen in der dtrPA deutlich. Im Folgenden soll an wichtigen Punkten kurz gezeigt werden, wie sich überlieferung und Gestalt der dtr PA aus der vorchristlichen überlieferungsgeschichte des dtrGB und nur aus ihr verstehen lassen: 1) Die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der I':n?pheten muß der urchristlichen und rabbinischen Tradition als lebendige Uberliifmmg überkommensein. Da sich lebendige überlieferung des dtrGB überhaupt von der Exilszeit in Juda bis nach 70 n.Ghr. nachweisen läßt, kann gefolgert werden, daß die (wenn, dann ja in diesem Zusammenhang auftretende) dtrPA und das Moment des gewaltsamen Geschicks in diesem lebendigen überlieferungsvorgang bis in das Judentum der urchristlichen Zeit wld später vermittelt wurde. 2) Die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Prophe:ten muß im Judentum der urchristlichen Zeit und später verbreitet und allgemein Iwnzediert gewesen sein. Der Vorstellwtgszusammenhang des dtrGB war noch zu urchristlicher Zeit und in der rabbinischen Tradition nicht die Sonderlehre einer unbedeutenden Gruppe, sondern liegt den meisten der uns erhaltenen spätjüdischen Schriften als leitender Vorstellungsrahmen zugrunde. Er drängt ob seiner wesenhaften Ausrichtung auf das vorfindliehe Israel im ~rmzen in sich selbst auf seine Verbreitung; er tritt dementsprechend als Topos in Gebeten, die das Volk zu sprechen hat, und in Predigten, die sich an das Volk wenden, auf; die gattungsmäßige Fassung der dtrPA in urchristlicher und rabbinischer Tradition entspricht diesem Befund. Das dtrGB hat stets theologische Träger gehabt, deren Anliegen, die Umkehr Israels, mit der Verbreitung dieser Tradition zusammenfiel. Die Überlieferung des dtrGB war sowohl in der Gebetstradition1 wie in der Verkündigungstradition" an "Sitze im Leben" gebunden, die die Verbreitung forderten. Insofern die dtrPA und das Moment des gewaltsamen Geschicks in diesen Überliefenmgszusammenhang gehören, wird auch ihre Verbreitung und Konzedierung verständlich".
3) Das gewaltsame Geschick der Propheten muß im Judt:ntum der urchristlichen Zeit und später noch als atif dem Volk der Geg,mwarl lastende Schuld verstanden worden sein, die darum noch polentisch vorgeltalten werden konnte. Gemäß dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB dauert der (722 und) 587 gesetzte und in aktuellen Bedrängnissen sich erneut bestätigende Unheilsstatus (D) bis zur künftigen Heilswende (FI) an; entsprechend dauert auch die gesamte Sündengeschichte Israels (A) als auf dem Volk lastende Schuld an; darunter fällt auch das den Propheten generell zugefügte gewaltsame Geschick'. S. oben 8.IMff. " S. oben 8.215ff. • 8. auch oben 8. 136f. • Ausführlicher oben 8.127f.I84-189. 1
220
DIE VORCHRISTLICHE DTR PROPHETENAUSSAG:I;;
4) Innerhalb des Aussagebestandes des dtrGB muß in urchristlicher Zeit und in rabbinischer Tradition besonderes Interesse an der dtrPA und spe2:iell dem Moment des gewaltsamen Geschicks vorgelegen haben, da hier eine eigentümliche Verselbständigung gegenüber anderen Aussagen des dtrGB festzustellen ist'. Hier ist zunächst zu beachten, daß die zweiteilige dtrPA und insbesondere das Moment des gewaltsamen Geschicks gemäß dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB in ihrer gesamten Überlieferungsgeschichte von 2 Kön 17 bis zum Qoran der Intention nach nicht eine Aussage über die Propheten, sondern eine Aussage über Israel ist', der im Rahmen des dtrGB deshalb besonderes Gewicht zukommt, weil durch sie ausgesagt wird, daß Israel weder ohne Übermittlung des Gebotswi11ens Gottes noch ohne Mahnung, ihn zu halten, (Element B) war und trotzdem den Gehorsam verweigert hat (C), was eben zu dem Unheilsstatus führte (D), in dem es steht. Von hier aus lassen sich die zur Verselbständigung der dtrPA führenden Motive unschwer bestimmen, die das besondere Interesse an ihr erklären. Sie werden im Folgenden nach Schwerpunkten logisch unterschieden; sachlich sind sie meist miteinander verbunden: a) Ist das Element B allein erhalten, so äußert sich darin das Interesse auszusagen, daß Israel der Gebotswille Gottes, zuweilen auch die Androhung des Strafgerichts für den Fall des Ungehorsams, übermittelt worden ist". b) AIlermeist liegt das Interesse an der dtrPA darin begründet, daß man durch sie sowohl zum Ausdruck bringen konnte, daß Israel die kontinuierliche Zuwendung Gottes in der Kundgabe seines Gebotswillens und langmütiger Vermahnung zuteilgeworden ist', als auch, daß Israel sich (demgegenüber) stets halsstarrig gezeigt hat". Die Verselbständigung der dtrPA in beiden Teilen oder nur in C hat also vor allem darin ihren Grund, daß man durch sie den kontinuierlichen Ungehorsam Israels als solchen aussagen konnte. Dazu konnten aber wieder andere Motive führen: c) Das Interesse an der dtrPA als Aussagegestalt für den kontinuierlichen Ungehorsam Israels rührt daher, daß gemäß dem Vorstellungszusammenhang des dtrGB das Strafgericht Gottes in der kontinuierlichen Sündengeschichte Israels seine Begründung hat". , S. oben S.103f. • S. schon oben S. 77f1'. 93. 102. Von einigen Stellen späterer christlicher Tradition abgesehen (s. oben S.102 A4) ist an den wenigen Stellen, wo die dtrPA auch in Hinsicht auf die Propheten gebracht wird (Lk 622f par; rabb. Belege, s. S.93 A4), die dtrPA gleichwohl Israelaussage ! "So zB 1QS 1,3; VIII, 15f; Dam II, 12; rabb. Belege s. S.96f A4; LAnt 2:J 7, auch 305; zur Gerichtsdrohung s. zB 4QDibHam III, 12f1'. • Jer Quelle C; 2 Chr 3615 (dtr); 4 QpHosb II, 4; LAnt 23 7; 4 Esr 7129f; Josephus, Ant. IX, 13,2; X,4, 2; LevR 102 par; PesR 153b; LamR proöm. 31; LamR 217 par; TanchWajikra (s.S.95A2). Dieses Interesse liegt auch Lk I149f; 1334f, in urchristlicher Tradition in Mk 121fT; Mt 2133-224 und noch im Qoran (Sure 287; 570) vor. - Auch die Erweiterung der übermittlerreihe über die Propheten hinaus (Jub 112; LAnt 23 7; 4 Esr 7130; Lk 11 49; 1334; in christlicher Tradition Mk 12 6 (Jesus); Mt 224, vg!. auch 23 34 (Christen)) ist hier zu nennen. • Jer Quelle C; 2 Chr 36 16; 4 QpHosb II, 4; (Dam VII, 17f); Josephus, Ant. IX, 13,2; 14, I; X, 4, 2; PesR 138a.146a; PesR 129a; (SifrNum § 91 par; LevR 10,2 par); TanchB Tazria 13; PesR 153b; LamR proöm.31; TanchWajikra. Auch hier sind Lk 1149f; 1334f zu nennen, ferner aus urchristlicher Tradition Lk 623c par; Mk 121fT; Mt 2133-226; Apg 7 51f; I Thess 2 15 ; Justin dia!. 164 u.ö., im Qoran Sure 2 87; 570. " Jer Quelle C (266; 44 2. 6: Zerstörung Jerusalems); 2 ChI' 36 15f (Zerstörung Jerusalems);Josephus, Ant. IX, 13,2; 14, I; X, 3, I; 4, 2; PesR 138a (Zerst.Jerus.). 146a (Zerst. Jerus.); (EccI R3 I (Zerst. Jerus.)); Ex R 31 (Zerst. Jerus.); TanchB Tazria 13 (Zerst. Jerus.); LamR proöm. 31; TanchWajikra; Lk 13 34f; Mt 2133-22 7; 2329-242.
FOLGERUNGEN FÜR DIE GESCHICK VORSTELLUNG
221
d) Das Interesse an der dtrPA als Aussagegestalt für den kontinuierlichen Ungehorsam Israels rührt daher, daß damit die D~rlichkrit der Umlcehr in der Gegenwart unterstrichen werden kann1 ; e) ferner, daß damit auch die Ablehnung auch eines in tU..,. Gegenwart "den Pr0pheten" entsprechend wirkenden Predigers im Blick auf die Täter' oder im Blick auf jenen selbst" theologisch erfaßt werden kann. 5) In Lk 13 34f (s. unten), in der urchristlichen und in der rabbinischen Tradition' wird die Vorstellung vom geWaltsamen Geschick der Propheten auf die Katastrophe des Jahres 70 bezogen, ohne daß 587 v. Chr. eigen" mehr genannt wird. In der Tradition des dtrGB besteht ohnehin ein traditioneller Zusammenhang zwischen Element G und der Katastrophe Jemsalems'; gemäß der dtr Vorstellung von der Andauer von 587 v.Ghr. (D) können aktuelle nachexilische Bedrängnisse an die Stelle von 587 v. Ghr. treten und als 587 v. Ghr. dargestellt werden; gemäß der Andauer von A wird das aktuelle Ereignis auf die gesamte Sündengeschichte Israels zurückgeführt<. 6) In Lk 1l49f; 1334f und erst recht in urchristlichen Belegen wird die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten auf ein definitives Verweifungsgericht am Ende bezogen, das diese Schu1d ahndet. Seit der asidäischen Zeit mündet der Vorstellungszusammenhang des dtrGB für die, die nicht umkehren (E), in die definitive VeT\ll'erfung aus. Zugleich aber lastet bis zur Heilswende die gesamte Sündengeschichte Israels auf dem ganzen Volk. So ist aus der Vorstellungsstruktur des dtrGB verständlich, wenn den Halsstarrigen die Einforderung der Gesamtschu1d Israels zugeordnetwird'. ' 7) In Lk 1149; 1334, in urchristlichen Belegen', aber auch in den Sukzessionsreihen in der rabbinischen Tradition ist die dtrPA über "die Propheten" hinaus verliingert. Durch den Einbezug von E ins dtrGB wird auch das der dtrPA entsprechende Wirken an Israel fortgeführt. Demzufolge sind schon in der spätjüdischen Tradition solche nachexiIischen Prediger nach Wirken (Jub 112; LAnt 237; 4 Esr 7130) und Geschick (Jub 112; 4 Esr 7130) in die dtrPA einbezogen, dagegen nie einfach die Frommen und ihr Geschick. 8) In Lk 1149; 1334 und in urchristlichen Belegen ist die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten Topos in der an Israel gerichteten Verkündigung. Der ganzen Überliefemngsgeschichte des dtrGB ist alls ein Sitz im Leben die an Israel gerichtete Umkehr- und Gesetzespredigt zugeordnet, in der die Sündengeschichte Israels Topos ist. 1 Sach I; 7f; vgl. auch 4 Esr 7 129f. • Lk 1149f; Mk 121fT; Mt2241f; Apg75lf; 1 Thess215; VI!I. auch Tes\}ud 185; TestDan23. B Lk 6230 par; vgI. auch Mk 6 4parr; ferner die Verwendung d'~r Tradition im Zusammenhang von Prophetenberufungen in rabbinischer Tradition. - H.A.FISCHEL, aaO S.272 meint im Blick auf die pharisäischen und späteren rabbinischen Führer: "Their fate might have ... popularized the ancient idea of the prophet-martyr who is persecuted by his own people or his own king". - Belege? 'S. oben S.I04A4. • S. außer den S.220A6 genannten Stellen noch Dan 9; (Bar 1151f);äthHen 8953.54. 56.66. , S. oben S.186ff. , S. oben S. 188f. , S. oben S.105 Al.2.
222
JÜDISCHE GERICHTSWORTE AUS DTR TRADITION
Eine Reihe von Zügen in der späteren Überlieferungsgestalt der dtrPA lassen sich aus der Tradition des dtrGB dadurch erklären, daß sie ebenso wie die dtrPA zum VorsteIlungsbestand des dtrGB gehören'; beide Bestandteile sind in diesen späteren Belegen lediglich zusammengetreten: 9) So ist für Lk 1149f; 1334f bedeutsam, daß Sir und Spr seit asidäischer Zeit zum VorsteIlungsbestand des dtrGB gehören' und nicht nur als Schriften rezipiert, sondern ihre Weisheitsvorstellung auch teilweise schon in die VorsteIlungstradition des dtrGB aufgenommen wurde'; ferner, daß sich in der asidäischen Bewegung die Überlieferungsträger des dtrGB mit den Trägern der Weisheitstradition verbunden haben'. 10) Für diese beiden Worte, aber auch für Mk 121ff; Mt 221ff'undfürden Weheruf Mt 2329-31 par ist daran zu erinnern, daß prophetische Gerichtsworte über die Halsstarrigen im VorsteIlungsbestand des dtrGB auftreten. 11) Schließlich ist im Blick auf die Verbindung der dtrPA mit der Gattung des Makarismus in Lk 622f par zu beachten, daß schon in Tobit, aber auch in äthHen, vgl. auch das in den Traditionsbereich des dtrGB aufgenommene Sirachbuch, Makarismen zum Vorstellungsbestand des dtrGB gehören.
V.
DIE GERICHTSWORTE
LK 1149f; 13 34f UND IHRE
ENTSTEHUNG IM SPÄTJÜDISCHEN TRADITIONSBEREICH DES DTR. GESCHICHTSBILDES
1. Lk 1149/ Wir haben früher gesehen, daß Lk 11 49-51 a wohl ein in Q. aufgenommenes, spätjüdisches Wort der Weisheit zugrunde liegt6, das nach der Gattung des prophetischen Gerichtsworts geformt ist7. Hier soll, dieses Ergebnis unterstützend, nun eine traditionsgeschichtliche Erklärung des Wortes hinzutreten. Auszugehen ist von der Q:Fassung, wie sie sich ergeben hat8 : VA9 al.! TOÜTO >(etl -Ij ao
Wie weit reicht das jüdische Traditionsstück? Die Frage hängt am ursprünglichen Sinn der Zusammenstellung 7I"PO'P1)'t"IX~ XIX! &7I"oa't"6"ou~. Rechnet man V.51a· zum jüdischen Traditionsstück, dann bezieht sich die Zusammenstellung , 8. dazu oben 8.107 A4. "8. oben 8.164f A5. 08. oben 8.I64f A5. • 8. oben 8.205ff. • 8. oben 8.104 A8 • 8. oben 8.51. • 8. oben 8.5Iff. • Zur Analyse s. oben 8.29ff; übersicht 8.34.
• 8. zu V.51a oben 8.34-38.
LK 1149f
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nur auf Gestalten des alttestamentlichen Zeitraums; d1tOO"r6).o~ ist dann wie C'm,lU in PesR 153b' Ausdruck für die Propheten der altte~tamentlichen Zeit. Die präexistente" Weisheit kündet dann nicht nur die Sendung und Abweisung der Propheten, sondern auch die Einforderung der in alttestamentlicher Zeit aufgehäuften ProphetenblutschuId an. Doch geht dieses Verständnis kaum an. In der gesamten vorchristlichen Tradition der dtrPA ist das. Prophetenmoment in B niemals durch einen beigeordneten zweiten Ausdruck, der aber sachlich ebenfalls die Propheten altte,tamentlicher Zeit meint, erweitert"; auch in PesR IS3b steht C'm?lU statt C'N"::un. Auch ist nicht einzuseh'=rI, warum in einem so präzisen Gerichtswort dieselbe Sache pleonastisch durch einen Doppelausdruck formuliert wird'. 'A7to<M'6).ou~ kann also ursprünglich nicht ebenfalls "die Propheten" gemeint haben, sondern muß Gestalten späterer Zeit (Stellung!) im Blick haben. Dann aber kann V. 5la, der seinerseits das 7tPO
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JÜDISCHE GERICHTSWORTE AUS DTR TRADITION
troffenen von den Propheten und Gesandten sind in dem zusammenfassenden Ausdruck TO oct!-'oc TC,xVTOlV TWV TCPOXE'V', das nach dem Sendungsmoment hier präzis die Vertreibung von Predigern meint; schließlich stellt V.50 mit seiner Ankündigung, daß die gesamte Prophetenblutschuld eingefordert werden wird', und zwar in dem definitiven Strafgericht am Ende", lediglich das Zusammentreten zweier im Vorstellungsbestand des dtrGB bereits traditioneller Züge dar'; ebenso läßt sich auch die hier vorliegende Verwendung der Gattung des prophetischen Gerichtswortes erklären'o. Aber auch die eigentümliche Weisheitsvorstellung in Lk 1149f ist nur das Ergebnis eint>.8 weiteren Schrittes in der Verbindung von Weisheitstradition und Tradition des dtrGB, die schon in der asidäischen Bewegung begonnen hat". War die Weisheitstradition dort erst insofern mit dem dtrGB verbunden worden, als Weisheit und Gesetz identisch sind", während andere Momente der Weisheitsvorstellung unverbunden mit dem dtrGB in dessen Vorstellungsbestand lediglich bereitlagen13, so zeigt aber Lk 1 J
S. auch schon die Behandlung des Wortes oben in S.99-105.
OCÖTO&~ kann sich der Tradition der dtrPA nach nur auf die Israeliten im Ganzen
ihrer Geschichte beziehen. An die Vorfahren allein ist, wie wir sahen, wegen &7t'o(JT6AOU~ nicht zu denken. • S. oben S.IB7 unter aal. • S. oben S.220 unter b). • S. oben S.221 unter 7). I S. oben S, 161. 7 0., vn"/IVj:'::l, vgl. dazu Gen 9 5; 4222; 2 Sam 411; Ps 913; Joel 321; Ez 318.20; 336.8. - Lk 11 50 berührt sich mit 2 Kön 97; eine Anspielung auf diese Stelle liegt jedoch schon deshalb nicht vor, weil dort '!1t.lj:'l (LXX: btll,xi)(JE'~), und nicht vn'/IVj:'::l (bt~'ljTerV) steht. • Das Wort setzt den aktuellen Ungehorsam der Hörer voraus; dieser aber hat in der Traditionsstufe des dtrGB, der Lk 1149f zugehört, die definitive Verwerfung im Endgericht zur Folge, s. oben S.221 unter 6). An die Ankündigung eines aktuellen Widerfahrnisses der Andauer von D, auf das in der Tradition des dtrGB auch die gesamte Sündengeschichte bezogen wird (s. oben S.IB7ff), kann auch deshalb nicht gedacht werden, weil der Gerichtsaussage V.50 jeder konkret-zeitliche Bezug fehlt. V.50 muß also als Element F2 bestimmt werden. • Andauer von A bis zur Wende und F2; s. oben S.IBBf. Daß F2 hier allein als Einforderung der Prophetenblutschuld gefaßt ist, hängt damit zusammen, daß VA9 die gesamte, vom Kontrast Zuwendung - Abweisung gezeichnete Geschichte des Volkes an Hand der verselbständigten Prophetenaussage dargestellt wird, was hier wiederum darin seinen Grund hat, daß das Wort die Ablehnung seines Sprechers, der selbst zu den &TCo(M'6AOU~ gehört, voraussetzt. '0 S. oben S.2IB und A2. Doch ist die Gattung hier wahrscheinlich nicht durch die Tradition des dtrGB, sondern durch die ebenfalls das Wort bestimmende Weisheitstradition vermittelt. 11 S. oben S.205ff. 11 S. oben S.164f A5 . .. S. oben S.I64fA5 und S.222 unter 9). Traditionsgeschichtlich bestimmend für die folgende Analyse ist, daß Sir und Proverbia zumindest als Schriften, wahrscheinlich
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1149f, daß eine noch weiter reichende Verbindung von Weisheitsvorstellung und dtrGB darin erfolgt ist, daß die hypostasierte Weisheit an die Stelle Gottes in der dtrPA getreten ist. Diese Verbindung ist sachlich dadurch ermöglicht, daß in der Weisheitstradition die Weisheit zu Gehorsam und Umkehr :m ihr aufruft', was seit Sirach mit dem Aufruf zum Gesetzesgehorsam identisch ist', in der Tradition des dtrGB solches Wirken aber von Gott in der Sendung der Propheten oder durch die Propheten ausgeübt wird! Wegen dieser Konvergenz kann die Weisheit die Stelle Gottes in der dtrPA einnehmen und die neuartige Vorstellung entstehen", daß nun die Weisheit im Verlauf der ganzen Geschichte des Volkes die Propheten und Gesandten sendet, und zwar, wie aus dem Konvergenzpunkt der Traditionen notwendig zu schließen ist, um Umkehr und Gesetzesgehorsam Israels zu erwirken. Bei der in Lk 1149f vorliegenden Verbindung von Weisheitsvorstellung und dtrGB hat die Weisheitstradition ferner darin eingewirkt, daß dort die Weisheit als Künderin des Gerichts über die Un!:ehorsamen an der StelleJahwes steht, und zwar auch gattungsmäßig als Subjekt des prophetischen Gerichtswortes'; so wird es auf die Weisheitstradition zurückgehen, daß das aber bei den asidäischen Trägern der Weisheitstradition auch noch als lebendige Tradition in den Vorstellungsbestand des dtrGB einbezogen waren und ihre Vorstellungen damals, wie Bar 3 9ff zeigt, schrittweise mit dem dtrGB verbunden wurden. , Wesentlich für die Traditionsverbindung ist zunächst, daß di" Wrisheit in Spr und Sir als handelndes Subjekt auftritt, das von sich in der I. P. Sing. sp'rechen kann (vgI. Lk 1149: ,bt'oa-reAw), s. Spr I 22ff; 832ff; Sir 242ff und dazu G.v.IV.n, ThAT I, S.454ff. 458; ferner die Analyse von Spr 8 und 120ff bei C. KAVATZ, Studien, S.76ff.119ff, wo wichtige ägyptische Vergleichstexte geboten werden; s. au<:h 11 QPs. Z. 5f.IOf und dazu M.NoTH, ZAW 48, 1930, S.19; J.A.SANDERS, ebd. 76., 1964, S.61.65; zur Vvrstellungvon der Weisheit Gottes G. v.RAD, aaO S.455 A3; H.SCHUER, Eph., S.159. Ferner, daß Israel der Raum ihres Wirkens ist; so nicht ausdrücklich Spr I; 8, aber Sir 248ff; Bar 39ff. Zum Aufruf der Weisheit zu sich als zu Umkehr und Gehorsam s. Spr 120-33; 832-34 (die Weisheit ist hier zwar noch nicht mit dem Gesetz identifiziert, aber dochdaraufangeIegt(s. G.v.RAD, aaO S.458»; Sir 2419-22. 23 (zu V.23 als Zusatz des Sirach s. W.BAUMGARTNER, ZAW 34, 1914, S.I73; zu Sir 2419ff vgl. R.SMEND, Weisheit, S.220f; U.WILCKENS, Weisheit, S.165ff; ThW 7, S.498f; G.FOHRER, ebd. S.491); 11 QPsa Z. 10f; vgl. auch Bar 3 9ff. oS. oben S.164f A5. S Schon Spr 122ff wirkt die Weisheit nicht "wie ein Prophet" (siehe G.FoHRER, ThW 7, S.492), sondern steht an der Stelle Gottes und wirkt wie Gott durch die Propheten; Aussagen wie I 23ff. 28. 33 können nicht vom Ich des Propheten oder Weisheitslehrers her verstanden werden, vgl. auch G. v.RAD, aaO S.458 zu Spr 8 und C.KAVATZ, aaO S.127.133f zu Spr 120ff. Auch H.KÖSTER, Gn 33, 1961, S.595 betont, daß die spätjüdische Weisheit primär die Züge Jahwes trägt. - In der Weisheitstradition selbst, vor ihrer Verbindung mit der dtr, ist eine Affinität von personifizierter Weisheit und den Propheten nicht erkennbar, höchsten.. die Gattung von Spr I 22ff (ll. unten) könnte man nennen; anders erst Weish 7 27 (s. dazu E. FASCHER, IIPO<1'>H'I1n::, S. 148;J. FICHTNER, ZNW 36,1937, S.128; U.WILCKENS, Weisheit, S.198; D.GEOR<)I, Hymnus, S.277); doch ist fraglich, ob an dieser Stelle palästinische Weisheitstradition einwirkt; auch andere hellenistische oder hellenistisch-jüdische Parallelen für die Beziehung aoq>lot1t'poq>-Ij't"l)C; müssen von Lk 1149f ganz ferngehalten werden, da d ...: Wort hier wie sonst keinerlei Spuren hellenistischer Vorstellungen zeigt, sondern sich restlos aus der Verbindung der im palästinischen Bereich lebendigen dtr Tradition und der durch Spr, Sir, Bar ebenfalls für Palästina belegten Weisheitstradition erklären läßt., die ihrerseits freilich außerisraelitische Vorstellungen adaptiert hat. Ebenso ist fraglich, ob die Weisheitstradition vor ihrer Verbindung mit der dtr die Weisheit schon an dClc Stelle Gottes in der Geschichte wirkend dachte, so Weish 101-111. Vollends ist in Lk 1149f vom Mythos der Weisheit nichts (mehr?) erkennbar; weder ist von ihrer Herabkunft auf Erden die Rede, noch besteht das V.50 angekündigte Gericht in ihrem Weggang; anders U. WILCKENS, Weisheit, S.I64 AI, der aber die mythischen Züge erst einträgt; s. dagegen mit Recht A.SATAKE, Gemeindeordnung, S.181 AI. • Die Rede der Weisheit in Spr ]2fJ...33 ist nach dem in Schdtwort-Drohwort ge-
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dtrGB hier nun in einem regelrechten prophetischen Gerichtswort erscheint; ja, es ist anzunehmen, daß sich diese Gattungstradition in der Weisheitlltradition ins Spätjudentum ,'ermittelt hat'. Schließlich geht natürlich auf die Weisheitstradition zurück, daß die präexistente Weisheit' dies Gerichtswort spricht, was das besondere Moment, daß das gewaltsame Prophetengeschick bereits ibto XO<"'O<ßOA'ij~ x60"ft0\l beginnt', nach sich gezogen haben wird.
Ist so der traditionsgeschichtliche Ort von Lk 1149f bestimmt, so läßt sich das zunächst so schwierige und umstrittene Wort unschwer als selbständiges Logion verstehen; es ist, wie die Ersetzung von Gott durch die Weisheit zeigt, in einem Kreis von Weisen des palästinisehen Spätjudentums entstanden, der die in der asidäischen Bewegung vollzogene Verbindung von Weisheitstradition und dtrGB voraussetzt, sie aber noch enger gestaltet hat. Man wird in ihm Nachfahren der theologischen Träger der Weisheitstradition unter den Asidäern sehen müssen, die auch nach der Auflösung dieser Bewegung die Tradition des dtrGB beibehalten haben. Eine genauere Datierung des Wortes zwischen 150 v. ehr. und Q ist unmöglich. Der Sitz im Leben des Wortes wird gemäß dem Konvergenzpunkt zwischen Weisheits- und dtr Tradition die an Israel gerichtete Umkehr- und Mahnpredigt sein; bezeichnend dabei ist, daß in V. 50 weder gesagt ist, wen das Gericht trifft, noch wann es eintritt. Das hängt nicht nur damit zusammen, daß die präexistente Weisheit spricht'. Offenbar ist eben noch nicht ausgemacht, von wem die Prophetenblutschuld eingefordert wird. Nach der Tradition des dtrGB wird dieses Gericht die treffen, die die jetzt an sie ergehende Gehorsamsmahnung ablehnen5 • Demnach scheint dieses Gerichtsgliederten prophetischen Gerichtswort gestaltet, wie W.ZIMMERU, ZAW !i1, 1933, 8.181 AI und 187 Al gezeigt hat; s. auch B.GEMSER, HAT 16, 8. 23f; G,FOHRER, ThW 7, 8.492; H.RINOOREN, ATD 16 zSt und jetzt C.KAvATz,aaOS.120ff.13Iff; zur Abwandlung der prophetischen Redeform ebd. S.122f. , S. oben 8.53 A3. - Auch die prophetischen Gerichtsworte in den Paränesen des äthHen (s. oben 8.157 AI) könnten durch die Weisheitstradition vermittelt sein, deren Bedeutung für die noch in synoptischer Tradition erkennbare Lebendigkeit prophetischer Gattungen überhaupt untersucht werden müßte. • Zur Vorstellung von der Präexistenz der Weisheit s. bes. Spr 8 22-31 ; Sir 243ff; sie geht wohl auf die ägyptische Maat-Vorstellung zurück, vgl. C.KAvATZ, aaO S.93ff. 119. • Dem entspricht, daß das (Wirken und) Geschick der Propheten, das in dtr Tradition mit Mose (seit dem Exodus) einsetzt, nun bereits "von Grundlegung der Welt an" zugefügt wird; zum Ausdruck s. F.HAUCK, ThW 3, S,623. Ob diese Vorstellung in Lk 1150 wirklich reflektiert ist oder nur eine geläufige Zeitbestimmung, die das Umfassende der Schuld unterstreichen soll, aufgenommen ist, läßt sich nicht erkennen. Daß die Weisheit hier auf die ganze Geschichte des Volkes vorausblickt, geht auf Einwirkung dtr Tradition zurück, s. zB Dtn 4; 28+30; äthHen 85ff; Jub I; AssMos. • S. oben 8.52 A6. • S. oben 8.188f.218 und Al. Dabei wird nicht wie schon in Dtr und dann häufig in dieser Tradition vom ergangenen oder. andauernden Gericht auf die Abweisung der Propheten geschlossen, sondern innerhalb des traditionellen Zusammenhangs Prophetenabweisung +--+ Strafgericht (s. oben S.220 unter cl) von df:r widerfahrenen Ablehnung eines Predigers, der sich in diese Reihe stellt, auf das Gericht.
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wort zur Logienausrüstung solcher Prediger gehört zu haben, die dieses fiktiv uralte Wort dann ihren Hörern ent~regenhielten, wenn sie Ablehnung erfuhren 1 : vor aller Zeit schon hat die Weisheit vorausgesehen, daß die Israel gesandten Propheten und Boten abgelehnt werden; aber dies Geschick wird nicht ungeahndet bleiben!
2. Lk 1334f Auch bei dem ehedem selbständigen2 Jerusalemwort, das als prophetisches Gerichtswort formuliert ist3, sahen wir uns zu der Annahme gedrängt, daß es im ganzen bereits ein jüdisches Traditionsstück ist«; die folgende traditionsgeschichtliche und historische Erklärung versucht, diese Annahme zu erhärten. Im Scheltwort V.34 ist ala Täter in der C-Aussage J e:rusalem genannt; das entspricht zwar insofern der Tradition der dtrPA, als die Stadt hier nicht nur ihre Bewohner', sondern die Israeliten überhaupt', und 2;war im Ganzen ihrer Geschichte', repräsentiert; gleichwohl bleibt diese Apostrophierung Jerusalems als Täter auffallend; Jerusalem ist in spätjüdischer Tradition sonst nicht Subjekt des Ungehorsams" und auch mit dem gewaltsamen lProphetengeschick nie 1 Von daher erklärt sich auch die partitive Geschickaussage (~ CXÖT;;;"): d3!l Wort ist angelegt auf aktuelle Situationen der Ablehnung eines Predig-ers und erhält von dort jeweils seine Aktualität; von diesen Predigern konnte natürlich nicht g>eflerell ein gewaltsames Geschick ausgesagt werden. 2 S. ohen S. 45ff. 8 S. oben S. 58f. • S. oben S.53-57. • So zuletzt wieder E.LoHSE, ThW 7, S.326.328. • So T.W.MANsoN, Sayings, S.127; J.JEREMIAS, Gleic~" S.I68; E.HAENCHEN, aaO S.55 und viele andere. - Es ergibt sich schon daraus, daß d3!l Gericht V. 35a nicht nur die Jerusalemer, sondern Israel im ganzen trifft, ferner aus der hier vorliegenden Vorstellung von Jerusalem als der Mutter aller Israeliten (s. dazu BILL. HI, S.574; E.LoHSE, aaO S.323), schließlich daraus, daß die Prophetentötung traditionell mit dem Volk als Täter verbunden ist. , S. die Argumentation oben S.53f. " Im AT gibt es allerdings Vorbilder für die Anrede Jerusal..ns ah Stadt der Sünde und Gerichtsverfallenheit, s. bes. Jer 15 5r; Ez 55ff, bes. 8 (s. W. ZIMMERU, BK XIII, zSt); Ez 16 (s. W.ZIMMERLI, aaO zSt, bes. S.345); zum Gam:en s. G.FoHR.ER, ThW 7, S. 309ff. Doch erklären diese weit zurückliegenden Belege nkht, warum die traditionell mit Israel verbundene dtrPA hier Jerusalem als Täter faßt; d3!ISClbe gilt von den Aussagen im AT von Jenlsalem als Stadt der Bluttaten (s. Mi 310; Zeph 31; Ez 723; 817 u.ö.; 2Kön2116;244; Jer76), bei denen es überdies nicht um Prophetentötungen geht; auch die Vorstellung von den Propheten J erusaJems hilft nicht weiter; sie ist im AT gerade auf die Falschpropheten bezogen (Mi 311; Zeph 34; Jer 2314; 3232; Klgl 29.14; 413); anders rabbinische Überleg>1lDgen, s. BILL. In, S. 13. - Auch im Rahmen der Vorstellung von Jerusalem als Mutter ist die Stadt nur Kigl 18. H. 18 als Sünderin apostrophiert, bezeichnenderweise unter dem Eindruck aktuellen Gerichts an der Stadt; s. auch Ps 875 und dazu H.-J.KRAUS, BK XVj2, S.600.604f; in späteren Belegen für die Vorstellung wird die Sündentat nur von ihren Kindern ausgesagt, s. Tob 13 10 BA; Bar 412; PsSal 2 3, während J erusalem klagt oder betrauert wird (s. Bar 49ff; 4 Esr I06f; ApkBar(syr) 31ff) oder als die qualifiziert wird, die das Unheil ereilt hat (s. Klgll; Tob 1310 BA; 1316 K BA; Bar 49. 31. 33; 4 Esr 938ff; Apk Bar(syr) 31ff; 1016; PesR, Pes. 26 (M.Friedmann, S.131b (sie); die Stellenangabe bei BILL. III, S.574; V, S.84; E.LoHSE, aaOS.323 AI90 ist 80 zu korrigieren)). Soweit ich sehe, fehlen vor Ausbruch des jüdischen Krieges überhaupt llpätjüdische Belege für
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betont verbunden'. Diese Apostrophierung muß also einen besonderen. Anlaß haben. Ein Blick auf das Scheltwort zeigt, daß eine konkrete aktuelle Verfehlung dieser Anlaß nicht gewesen sein kann; er wird jedoch in V. 35a im Drohwort verraten: es kündet an, daß Gott' die Stadt' verlassen wird', eine Vorstelltmg, die Jerusalem als Sünderin; al. Ort der Sünder wird sie genannt zB I QpHab XII, 7-9; 4 QpJesb II, 6f.lO; 4 QpJesc 10f; s. dazu E.LoHSE, ThW 7, S.323f. , In der Tradition des dtrGB sind Prophetenabweis und Jerusalem so verbunden, daß auf jenen die Zerstörung dieser folgt (s. oben S.220A6; S.221 A5); gelegentlich und ohne Betonung wird Jerusalem als Ort einzelner Prophetentötungen genannt oder vorausgesetzt (s. zB 2 Ohr2421; Jer2620ff; Josephus, Ant. X, 3, I; ParJer9, 101f); auch ExR 31 zu 22 7 (s. oben S.89 AI) und LamR proöm. 31 (s. oben S.95f; Kontext!) sind die Täter nicht auf die Jerusalemer beschränkt. • Das Pass. &:
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traditionell die Ermöglichung der als Strafgericht verstandenen Zerstörung der Stadt bedeutet'. Diese Fassung des Drohwortes bringt somit die Erwartung der Zerstörung Jerusalems zum Ausdruck; in ihr werden überhaupt konkreter Anlaß und treibendes Motiv für die Bildung des Wortes erkennbar'. Die Erwartung solchen Strafgerichts zieht entsprechend der in der Tradition des dtrGB geläufigen Rückführung der Katastrophe Jerusalems auf di.: Abweisung der Propheten· nun nach sich, daß das Scheltwort die Tötung deT Propheten vorhält'. Weil das Gericht in der Zerstörung Jerusalems besteht, ist das Scheltwort an Jerusalem adressiert; weil darin Israel gerichtet wird, ist Jerusalem als Mutter aller Israeliten angesprochen. Das Gericht selbst wird ganz entsprechend d!r Tradition auf die gesamte Geschichte Israels als Ausdruck permanenter Halsstarrigkeit bezogen, die sich zunäcbst in der Tötung der Pmpheten, seitdem aber in der Abweisung der das Wirken der Propheten fortführenden' Gesandten' Eine prinzipiell kritische Stellung zum nachexilischen Tempel, wie etwa die Tierapk, nimmt das Jerusalemwort also gerade nicht ein; er ist an sich als Wohnung Gottes gedacht; auch das spricht dagegen, das Wort mit den UrmandUem zu verbinden; zu deren Tempel- und Opferkritik s. K.RuoOl.PH, Mandäer I, S.94. - Daß Gott auch im nachexiiisehen Tempel weilt, steht der ursprünglichen Intention des dtrGB entgegen, s. S.203A3; bier wird Einfluß anderer Traditionen wirksam. , Der Auszug Gottes hat die Schutzlosigkeit der Stadt zur )?olge und ist somit Ermöglichung der Zerstörung, wie bes. R. HUMMEL, aaO S. 88fherausgestellt hat; s. Ez 818ff; äthHen8956.66.67; PsSal7lff; ApkBar (syr) 81f; s. auch bei Josephus, bJ II, 19,6; V, 1,3; 9,4; s. auch LamR proöm. 14.25 und L.GINZBERG, Legends VI, S.392f; vgl. auch noch die bei W.BAUER, WB, Sp.250 aus Diodorus Sicullus (17,41,7) gegebene Parallele. - In Barn 165 ist die Vorstellung allerdings anders (s. lOSt H. WINDISCH, HNT, Erg.-Bd. HI, S.390); hier gibt Gott Stadt, Tempel und Volk preis (7tO:p0c8!aoa.&«t), da er gar nicht im Tempel wohnt, s. 615 und dazu O.MICHEL, ThW 4, S.894f. • Zur Frage, welche Bedrohung Jerusalems das Wort voralJSS(,tzt, s. unten S.237ff. • S. oben S.220A6; S.221 A5. • Das Scheltwort V.34 ist also gemUß dem dtr Vorstellungszusammenhang zwischen Stadtzerstörung und Prophetengeschick rückerschlossen ; überhaupt sind in ihm Momente des dtrGB wirksam, s. unten, die die D-Aussage begründen. - Daß Lk 13 34f Jerusalem als TUterin der Prophetentötung genannt ist, weil di,e Stadt das Objekt des darob ergehenden Zerstörungsgerichtes ist, beweist schließlich der parallele Beleg PesR 146a, wo wegen des ergangenen Gerichtes 70 n. Ghr. Zion(!) sich der Tötung der Propheten bezichtigt (s. oben S.8Sf). - In dem späten Midrasch Aggada"" Num 30 15 verläßt die Schechina den Tempel, weil durch die Ermordung Sacha:ljas das Heiligtum mit Blut befleckt wurde, und kehrt erst zur Zeit Jesajas wieder zurück, s. L. GINZBERG, Legends VI, S.396. • Als synonymer Parallelismus memhrorum können die Partizipial epitheta zu Jerusalem nicht verstanden werden (zu E.HAENCHEN, aaO S.57 und anderen), wie sich aUR folgender überlegung ergibt: wie wir schon sahen (s. oben 8.54), wird durch oux 1j~€:A1jaotTe das Volk in seiner ganzen Geschichte charakterisiert, natürlich his zur spätjüdischen Gegenwart, in der dies Gerichtswort gesprochen wird; oux i)1N::AijaotTe wird aber durch die Tötung der Propheten und Steinigung deT Gesandten expliziert (s. oben S.54, bes. A3); daß oux 1j~€:A1jaot't'€ auf die Gesamtzeit, die gewaltsame Abweisung von Propheten und Gesandten dagegen nur auf die alttestamentliche gehe, ist nicht anzunehmen und auch nicht zu begründen; folglich lö"en die Gesandten die Propheten ab, ebenso wie Lk 1149, s. oben S. 222ff. Das Wirken des redenden Subjekts von Lk 13 34f erfolgt durch die Propheten und Gesandten (so mit Recht E.HAENCHEN, ebd.); denn oux 1j~€:A1jaot't'€ ist einerseits Reaktion auf da. Wirken dieses Subjekts in dem ganzen Zeitraum und wird andererseits durch das gewaltsame Geschick der Propheten und Gesandten konkretisiert; also muß in solchem Geschick das redende Subjekt selbst abgewiesen worden sein und folglich durch diese Boten gewirkt haben. Wie in Lk 1149 werden sich zu den Gesandten auch die hinter dem Wort st,ehenden theologischen Träger gerechnet haben; das Wirken der Propheten und Gesandten ist auch im Jerusalemwort als der ständige Aufruf an Israel zu Umkehr und Gehorsam gedacht, wie sich noch zeigen wird. Die Form 't'OU<;
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äußert. Die Halsstarrigkeit gegenüber letzteren wird als Steinigung der Gesandten generell gefaßt 1 ; daß mit einer solch generellen Formulierung keine historischen Tatbestände wiedergegeben werden, bedarf keines Wortes; vielmehr zeigt sich hier die Lebendigkeit dtr Denktradition, die entsprechend Neh 926 die dem umfassenden Gericht korrespondierende Sündenaussage als generell gewaltsames Geschick der Boten formuliert'. Im Blick auf das im Jerusalemwort sprechende Ich" hat sich bereits ergeben', daß nur ein Subjekt in Frage kommt, das in Handeln und Widerfahrnis die gesamte Geschichte Israels seit der vorexilischen Zeit bis in die Abfassungszeit des Wortes umfassen kann. Gott kann mit dem Ich des Jerusalemwortes nicht gemeint sein, da V.35a von ihm bzw. der Schechina in einer Passivkonstruktion gesprochen wird"; auch 5 Esr 130-33, wo eine sich mit dem Jerusalemwort eng berührende Formulierung Gott zum Subjekt hat, kann dagegen nicht vorgebracht Werden". So scheint mir doch mit vielen Forschern' das Nächstliel~ende, gefaßten Jerusalemwort (s. J.WELLHAUSEN, Lk, S.76; E.HIRSCH, Frühgeschichte 11, S.132) dafür a'm'lI1 stand. Nach dem oben S.215 und S.222ff zu Lk 1149 Herausgestellten ist hier nun zusammenfassend Folgendes festzuhalten: Es hat im Späljudenturn der Zeitenwende an Israel gewandte Prediger gegeben, die Umkehr- und Gesetzesgehorsam predigten und auf die (nahe) Wende, die Heil und Verwerfung brin!$en wird, je nach dem, wie sich die Hörer zu ihrer Predigt stellen, hinwiesen. Diese Prediger haben sich selbst aus der Vorstellung der dtrPA verstanden, wie auch Lk 1149; 1334 zeigen, wußten sich von Gott oder der Weisheit gesandt und wurden in Anknüpfung an das traditionelle Sendungsmoment der dtrPA C'n"lV genannt! Ein titularer Gebrauch liegt nicht vor, eher eine zusammenfassende Bezeichnung. Jedenfalls aber hat dieser Ausdruck mit dem profanen, zeitlich begrenzten und an der Bevollmächtigung orientierten n"II1-Institut nichts zu tun! Der Ausdruck selbst und die in ihm implizierte Vorstellung sind vielmehr aus der Tradition der dtrPA abgeleitet, wie Lk 1149; 1334 und ebenso PesR 153b zweifelsfrei zeigen. Ob wir hier nicht auf die Wurzeln des frühen urchristlichen Apostelbegriffs stoßen und die mühseligen Ableitungen aus dem n"II1-Institut begraben können? 1 Zur Steinigung s. BILL. I, S.1013ff; II, S.685ff; W. MICHAELIS, ThW 4, S.:271f. Zur Steinigung einzelner Propheten s. bes. 2 Chr 2421, ferner das Material unten Abschnitt VII; ferner Mt2135; Hebr 1137. - Ob Lk 1334 überhaupt eine konkrete Geschicküberlieferung leitet, ist fraglich. • S. dazu oben S.77ff. In Lk 13 34 liegt somit derselbe dtr Rückschluß vor, der schon Neh 926 zur Vorstellung vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten I~eführt hat, hier nun auf die Gesandten nach ihnen angewandt; da l'l1 schon mit den Propheten fest verbunden war, bot sich als gleichgewichtiger Parallelausdruck die Steinigung an. Auch wenn man die Entstehung des Wortes vor 70 setzt, so macht doch jene Parallelität ganz unsicher, ob sich die Steinigung auf das Vorgehen des Hohenpriesters Ananus 62 n. Chr. bezieht (s. Josephus, Ant. XX, 9, I; s. zSt E. SCHÜRER, I, S.58lf), dem auch der Herrenbruder Jakobus durch Steinigung zum Opfer gefallen sein soll. "Auch V.35 spricht kein anderes Subjekt, s. schon oben S.58; versteht man V.35 ~"'~ l\~EL /In: mit den meisten Auslegern nicht wie J.WELLHAUSEN (s. oben S.50A 10), dann spricht schon der Zuruf aus Ps 118 dagegen, der sich nicht auf den nun selbst das Wort nehmenden Übermittler des Wortes beziehen kann, da es keinen Beleg für die Anwendung von Ps 11826 auf einen Propheten oder Weisheitsprediger gibt (auch Did 12 I erlaubt keine dahingehenden Schlüsse, denn dort fehlt eUAOY'lfl.b.O,; der Ausdruck qualifiziert lediglich einen Reisenden als Christen, s. V.4.5; zu )(Upto,; 114). Für einen Subjektwechsel spricht hier ohnehin nichts, da sich V.35b ohne Schwierigkeit auf dasselbe Subjekt wie V.34 beziehen läßt, s. unten S.235f. • S. oben S.54. • s.S.228A2. - Auch V.35b würde unverständlich, wenn Gott Subjekt des Wortes wäre. Von einem Propheten kann das Ich so wenig wie von Jesus selbst verstanden werden. • Gegen B. W.BAcoN, Art. Wisdom, in: A Dictionary ofChrist and the Gospels H, S.827. - In einer Rede des "allmächtigen Gottes" an "Esra" finden sich die an Mt
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daß die personifizierte Weisheit das ursprüngliche Subjekt des Wortes war. Dafür spricht auch das zwar literarisch mit Lk 13 34fvor Mt lue verbundene, aber doch in engstem traditionsgeschichtlichem Zusammenhanl~ mit ihm stehende Wort Lk 1149f; es spricht ja ebenfalls vom gewaltsamen Geschick der aufeinander folgenden Propheten und Gesandten und ist ebenso als prophetisches Gerichtswort formuliert. An Einzelformulierungen in Lk 1334f wird sich die Annahme bestätigen, daß die Weisheit Subjekt ist. Beide Worte unterscheiden sich aller-
2334-39 erinnernden Wendungen (ich zitiere nach der bei R.L.EIENSLY, Book, S.83-87 abgedruckten spanischen Textgruppe, die von M.R.JAMES in der Einleitung zu BENSLYS Ausgabe (S.XLIVff); M.J.LABOURT, RB 6,1909; D.DEBRUYNE, R.Ben33, 1921 im allgemeinen für ursprünglicher gehalten wird (anders ohne Begründung H.DuENSlNG in Hennecke, 3. A., 11, S.488), und zwar nach der Complutensis): 130: Leta enim collegi vos, ut gallina pullos suos sub alis suis; 132: Ego misi pueros meos prophetas ad vos, quos acceptos interfecistis et laniastis corpora apostolorum. quorum animas et sanguinem exquiram; 133: domus vestra deserta est proiciam vos sieut ventus stipulam.Wie ist das Verhältnis von 5 Esr zum Jerusalemwort, aber auch zu Lk 1149f zu bestimmen? Mit einem jüdischen Kern von 5 Esr wurde verschiedentlich gerechnet (H. WEINEL in Hennecke, 1. A., S.306f; im Handbuch zu den ntl. Apokryphen gibt W. S.332 probeweise eine Rekonstruktion; s. ferner P.RIESSLER, Schrifttum, S.1285; H. SCHNEIDER, LThK, 2. A., 111, Sp. 1103; H.DUENSING, aaO S.488; ganz zurückhaltend äußern sich M.J.LABOURT, aaO S.416; O.PLÖGER, RGG, 3. A., J[I, Sp. 700. Gegen die literarkritischen Hypothesen von H.WEINEL und D.DEBRUYNl: ohne Diskussion A. OEPKE, ZNW 42, 1949, S.165f A23); Klarheit läßt sich erst gewinnen, wenn das arg vernachlässigte Werk einmal traditionsgeschichtlich untersucht würde. In unserem Fall läßt sich allerdings sicher sagen, daß das Werk die urchristlil:he überlieferung von Lk 1149f und 1334f bereits voraussetzt, und zwar vielleicht schon in altlateinischen Versionen, wie die Itala-Version von Lk 1149f par; 1334f (s. die Ausgabe von A. JÜLlCHER-W. MATZKOW) teilweise nahelegt. Denn daß 5 Esr in der Drohrede an Esra gegen Israel (14-29) Evangelienworte verarbeitet, läßt sich an 139 zeigen (s. auch V.38.40): ursprünglich ist auch hier der spanische Text (s. M.R.JAMES, aaO S.Lllf; H.WElNEL, Handbuch, S.334; M.J.LABOURT, aaO S.429); le
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dings in Zeit und Ort des Sprechens der Weisheit'; spricht dort die präexistente Weisheit vom Himmel als dem Ort ihrer vorweltlichen Existenz aus und blickt auf ihr Wirken durch Propheten und Gesandte voraus, so hier in der spätjüdischen Gegenwart von Jerusalem aus und blickt auf ihr Wirken durch Propheten und Gesandte zurück. Daß die Weisheit in Lk 1334f von Jerusalem aus spricht, ist bestritten worden', ergibt sich aber notwendig aus V.35bo: 3 • Das Su~iekt des Jerusalemwortes ist also die in Jerusalem wohnende Weisheit von Sir 21, die Israel von Gott zur Bleibe erhalten hat' und mit dem Gesetz identisch ist! Lk 13 34f zeigt also, wie sich über 1149f hinaus nun auch dieses Moment der Weisheitsvorstellung mit der Tradition des dtrGB verbunden hat. Wirkt schon Sir 24 der Weisheit~mythos ein, insofern die von den Völkern verschmähte Weisheit eben in Israel ihre Stätte gefunden hat', so in Lk 1335boc wieder, insofern im Hintergrund doch die Vorstellung vom resignierenden Ascensus der Weisheit steht. Im Jerusalemwort liegt somit eine Weiterbildung der Tradition von Sir 24 vor, wie sie radikaler nicht gedacht werden kann: eben die Weisheit, die bei den Völkern keine Bleibe, aber in Israel ihre Wohnung gefunden hat, wird nun auch Israel verlassen!
Es ist nun näher auf die Verbindung zwischen Weisheitstradition und Tradition des dtrGB einzugehen, aus der sich das Wort erklärt. Sieht man genauer zu, so ist es nicht nur die durch Sir, sondern auch die durch Spr 1 und 8 repräsentierte Weisheitstradition, die mit dem dtrGB zusammengewachsen ist, und zwar näherhin mit der über die Propheten bis in die Gegenwart verlängerten dtrPA in Verbindung mit dem Gerichtselement. Dieser Vorgang der Traditionsverbindung ist natürlich nicht erst im Jerusalemwort vollzogen worden, sondern hat, wie wir sahen, seinen Anfang sch.on in der asidäischen Bewegung und liegt auch Lk 1149f vor. Wie in Lk 11 49f ist auch hier die Gattung des prophetischen Gerichtswortes durch die Weisheitstradition vermittelt6 • Sieht man zunächst aufdas Scheltwort V.34, so steht auch hier die Weisheit an der Stelle Gottes in der dtrPA, insofern ihr ein Wirken in der ganzen Geschichte des Volkes durch Propheten und Gesandte zugeeignet ist; entsprechend wirkt ja Gott in der dtrPA schon durch , S. oben S.47 mit A5. I So E.HAENCHEN, aaO S.57. Aber dabei ist übersehen, daß sich in dieser Wdsheitstradition Anwesenheit der Weisheit in Jerusalem und Wirken durch Boten keineswegs ausschließen, vgl. Sir 249-29 einerseits und 2430-33 (der Weisheitslehrer) andererseits (dazu V.RYSSEL in Kautzsch AP I, S.356; R.SMEND, Weisheit, S.223f; E.JACOB, L'histoire, S.294; U. WILCKENS, Weisheit, S.167 A2). • Handelt V. 35a vom Auszug Gottes aus Jerusalem, nachdem er vorher dort anwesend war, und handelt zeitlich und gattungsmäßig parallel dazu V.35b von einem Nichtmehr-Sehen der Weisheit, nachdem sie vorher ,sichtbar' war, dann ist aus Parallelität und Struktur beider Aussagen zu schließen, daß mit dem Abzug Gottes aus Jerusalem auch die Verborgenheit der Weisheit zusammengeht; dh., es ist an die inJ erusalem/Zion weilende Weisheit gedacht, die sich gleichzeitig mit Gott aus der Stadt entfernt. • S. Sir 248. 10. 11; Bar 337; 41. Von hier aus wird noch begreiflicher, warum dies Gerichtswort an Jerusalem adressiert ist. I Vgl. äthHen 421-3 (dazu R.BuLTMANN, Hintergrund, S.9; U. WILCKENS, Weisheit, S.I60ff; ThW 7, S.508f) mit Sir 242-7. • S. oben S.225f A4; S.226 AI.
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Mose und durch die Propheten seit dem Exodus (Jer 725) aufIsrael ein. Den Ansatz für die Verbindung beider Traditionen in diesem Vorstellungsmoment bietet in der Weisheitstradition, daß das Wohnen der Weisheit in Israel ebenfalls tief in der vorexilischen Zeit beginnt (Sir 2410a) und bruchlos bis in die Gegenwart reicht. Aus dem Konvergenzpunkt beider Traditionen ist nun auch sicher, daß "Kinder Jerusalems" und "ihr" auf das Volk im !~anzen zu beziehen ist; denn ihm gilt nicht nur das Wirken Gottes im Element B der dtrPA, sondern auch das der Weisheit in deren Tradition (s. zB Sir 24 12; Bar 41-4). Aus der Konvergenz beider Traditionen ist auch zu bestimmen, worin das Wirken der Weisheit in V.34 besteht. Sowohl die in Jerusalem weilende Weisheit1 wie Gott in der dtrPA fordern zum Gehorsam gegen das Gesetz auf. Hier liegt ja überhaupt die entscheidende Übereinstimmung, die eine Verbindung von Weisheitsvorstellung und dtrPA ermöglichtZ; von tm(1\lvcf~lltt ..a ..€xVIlt GOU muß deshalb das FI-Moment der Sammlung Israels aus der Zerstreuung bei der Heilswende völlig ferngehalten werdenS! Der Ausdruck ist vielmehr aus dem Vergleich genommen, bezeichnet dort eine Schutzhandlung4 und muß !iachlich die Aufforderung zum Gehorsam meinen, wozu stimmt, daß diese sowohl in der Weisheitstradition5 wie in der dtrPA im Rahmen des dtrGB6 der Bewahrung vor dem Gericht dient. Anders als Lk ll 49 ist hier vom Wirken durch die Propheten und Gesandten nicht ausdrücklich die Rede; die Weisheit steht in der Formulierung im Vordergrund; hingegen stammt nicht nur das Moment, daß dieses Wirken in dem gewaltsamen Geschick der Propheten und Gesandten ständig abgewiesen worden ist, aus der dtr Tradition?, sondern auch das in 1 S. neben Sir 2413-17.19-22 vor allem Spr 1 24ff; s. auch Obenl S.225AI.2. • S. oben S.224f. • Gegen H.KoSMALA, Hebräer, S.348. Dagegen spricht auch" daß bnmJV
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7toachttc; einwirkende Moment der Unermüdlichkeit des Wirkens
Gottes, das Element B der dtrPA kennzeichnetl; OÖK ~.&".:A~O"IX't'e: hingegen läßt sich sowohl aus der Weisheits- wie aus der dtr Tradition ableiten 2• Im Blick auf den Vergleich haben wir früher schon gesehen 3, daß an einen Vogel gedacht ist, der angesichts drohender Gefahr mit ausgebreiteten Flügeln auf seinem Nest sitzt und seine im Nest befindliche Brut unter den Flügeln als dem Ort des Schutzes zu versammeln sucht. Allerdings ist dieser Vergleich kaum aus der unmittelbaren Anschauung hierher gekommen 4 ; der Vergleich knüpft an die Weisheitstradition an5 ; seine Formulierung und die traditionsgeschichtlicheAbleitungvon Lk 13 34ffügen sich aufs beste zusammen: denn Sir 115 liegt die Vorstellung vor, daß die Weisheit in Israel ihr Nest gebaut hat8 ! Es ist somit deutlich, warum gerade dieser Vergleich in seiner besonderen Akzentuierung gewählt wurde: wie die Vogeljungen im Nest sind und das Muttertier bei sich auf dem Nest haben, so sind die Israeliten im Bereich der in Isra.el weilenden Weisheit und haben das Gesetz; wie das Muttertier seine Nestbrut zum Schutz unter den Flügeln zu versammeln sucht, so wollte die Weisheit, daß die Israeliten in ihrem Schutzberei.ch versammelt wären, dh. das Gesetz hielten und so vor dem Gericht bewahrt blieben; aber wie Vogeljunge im Nest nicht unter den schützenden Flügeln des Muttertiers sein wollen, so hielten die Israeliten das Gesetz nicht. Im Drohwort V.35 stammt die Vorstellung vom Auszug Gottes aus dort ebenfalls unter Einfluß dtr Tradition, hat. Lk 11 49 formuliert zurückhaltender (s. S.227 AI); die pauschale Sündenaussage in Lk 1334 ist gut dtr in Korrespondenz zu dem aktuellen Gericht gebildet. 1 S. oben S. 73 mit A2; 96 mit A4; S.220 unter b). In gewisser Konvergenz dazu ist auch Spr 120ffan wiederholte Versuche der Weisheit zu denken (s. V. 24f. 29f). • S. einerseits Spr I 24 (in LXX TNI:) pi. sonst häufig durch OU)( (s ),I}€AEtV wiedergegeben, s. HATCH-REDPATH, Concordance I, S,628f), andererseitsJer 1110 (dtr). • S. oben S.49f. • Für das Bild vom Vogel und vor allem gen Vogelflügein als Ausdruck des Schutzes und der Zuflucht in der Anwendung auf Gott gibt schon das AT reichliche Belege, s. in unserem Zusammenhang bes. Jes 31 5; ferner: Dtn 32 11 ; Ps 178; 368; 572; 61 5; 638; 914; Ruth 212; an einigen Stellen mag die Vorstellung von den Cherubenflü!~e1n vorliegen. Vielleicht liegt auch der Formel "unter die Flügel der Schechina bringen" (s. B,LL. H, S .314f) die Vorstellung des Einbezugs eines Heiden in den Schutzbereich Gottes dadurch, daß er zum Halten der Tora gebracht wird, zugrunde; zum Zusammenhang von Weisheits- und Schechina-Vorstellungen s. H,JAEGER, Conception, bes. S.93ff. • Spr 16 16 LXX (vocrcrtlXl cro
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der Stadt wie der Zusammenhang der so ermöglichten Stadtzerstörung und der gewaltsamen Abweisung der Propheten aus der Tradition des dtrGB1.- Wir haben früher gesehen', welche Schwierigkeiten es bereitet, die folgenden, mit AeyW 3& u(J.i:v eingeführten Aussagen als christliche Bildung zu verstehen. Versucht man, sie als Bestandteil noch des jüdischen Traditionsstücks zu erklären, so betont die in Jerusalem weilende Weisheit noch in einer besonderen Aussage, worin sich das V.35a angekündigte Gericht im Blick auf die Beziehung der Angeredeten zur Weisheit auswirken wird. Gerade dies entspricht aber der Eigenart der Gerichulpredigt der Weisheit, wie Spr 128 zeigts. Im Blick auf die Weisheit besteht das Gericht darin, daß es keinesfalls mehr möglich ist" die Weisheit zu sehen. Eben diese Vorstellung ist aber in der Weisheitstradition nachweisbar: Sir 51194 heißt es vom Weisen: "mein Angesicht habe ich nicht von ihr gewandt" und 157 von den Sündern: x~t ,fv3p~ &(J.~P'rWAot oö (J.~ t3wow ~ö-rljv! Das Besondere von Lk 13 351m besteht darin, daß diese Vorstellung auf ganz Israel und das Gericht am Ende der gesamten Geschichte des Volkes bisher bezogen und, wie die Parallelität zu V.35a ergibt, mit dem Ascensus-Moment verbunden ist. Nachdem Israel ständig das unermüdliche Mahnen der Weisheit zum Gehorsam in den Wind geschlagen und dies in der gewaltsamen Abweisung der Propheten und GC!Jandten dokumentiert hat, bricht in der ZerstörungJerusalems nun das Gericht über das Volk herein und damit die heillose Zeit, da Gott und die Weisheit aus seiner Mitte gewichen sind. Der Nachdruck von V. 35b~ liegt darauf, daß die Weisheit in der Folgezeit keinesfalls gesehen werden kann6 • Als Frist zu Umkehr und Gehorsam kann diese Folgezeit also nicht verstanden werden8 • Da im Jerusalemwort die Zeit nach der erwarteten Zerstörung nicht durch Element E qualifiziert '8. oben 8.220 A6; 8.221 A5. • s.8. 55.57.
• 'llN~r.l' N?' 'll.,nl1'" m»N N?'1 'llN"j?' 'N
• rIlr.lr.l 1ElilN N? 'lEl' (R.SMEND, Weisheit, 8.506); zur Vorstellung s. R.SMEND, aaO S.14O.506; W.MICHAELlS, ThW 5, 8.334. -Die hebräische Fassung von 15 7 lautet: mN." N? TI" "'Dl~ (Smend,]esus Sirach, 8.18). • Zu 00 I-'-IJ s.die genannte 8telle 8ir 157 LXX;femerW.BAUER, WB, 8p.I023. Vielleicht haben hier Vorstellungen von der Verborgenheit der Weisheit in der letzten Zeit eingewirkt, s. äthRen 945; 4 Esr 59; ApkBar(syr) 4836. • Anders ja PsPhilo, LAnt; 4 Esr; ApkBar(syr), wo die Ze:rstörung Jerusalerns im Rahmen des dtrGB als Andauer von D verstanden wird, s. oben S.I88; ebenso in dem sonst verwandten Beleg LamR proöm. 25 (A.WÜNsCHE, Echa, 8.32; BILL. I, 8.131; s. auch PRK 13 (Buber, 8. 115a); weitere Parallelen bei L.GINZBERo, Legend!! VI, 8.392f). In dieser Tradition erfolgt auch der Abzug der Schechina wegen der Unbußfertigkeitlsraels; auch hier handelt es sich um ein befristetes Fentsein, aber "bis sie (ihre Schuld) büßen" (so LamR proöm.25 im Anschluß an Ras 515)., Die Zeit der Ferne der 8chechina ist also Zeit der Umkehr und Reue für Israel (s. bes. die Fassung in PRK).
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ist, ja dies geradezu ausgeschlossen wird, ist auch die Zerstörung selbst nicht als ein erneuter Erweis der Andauer von D verstanden l , sondern als F2, als definitives Gericht. Angesichts der Katastrophe kehrt die Tradition des dtrGB in dieser Spätzeit noch einmal zu der Gestalt zurück, die sie in ihren Anfängen im dtrGW und in Jeremia C hatte, als sie mit der Verwerfung des Volkes schloß2. Nun ist diese heiIIose Folgezeit im Jerusalemwort allerdings befristet, wie V.35bß (~W~ -1j1;Et x:rA.) zeigt, und zwar sicher bis zu einem eschatologischen Zeitpunkt; auf welche innerzeitliche Gestalt sollte sich nach dem umfassenden, die gesamte Sündengeschichte des Volkes ahndenden Gericht der aus Israels Munde kommende Begrüßungsruf auch richten? Aber an welche eschatologische Gestalt, mit der zusammen die Weisheit sich wieder sehen läßt, ist gedacht? Ps 11826 hilft nicht weiterS; die Weisheitstradition ebenfalls nicht, da sie weder in Spr, Sir noch Bar eschatologische Gestalten kennt. Im Traditionshereich des dtrGB findet sich im Vorstellungsbestand dieser Tradition sowohl die Messias-« wie die Menschensohnvorstellung;. Obwohl die Messiasvorstellung durch das Moment der Weisheit des Messias6 Anhalt rur eine Verbindung mit der Weisheitsvorstellung gegeben haben könnte, wonach die Weisheit zusammen mit dem Messias wiederkehrt, muß diese Lösung ausscheiden, da in PsSal dem Eintreten von FI und damit auch dem Kommen des Messias die Umkehr (E) Israels zugeordnet ist, die das Jerusalemwort gerade ausschließt. Bleibt nur die Menschensohnvorstellung. Ist hier die Anwendung von Ps 11826 auch nicht belegt, so ist doch nicht auszuschließen, daß diese Wendung als Begrüßungsrufftir den sein Amt antretenden Menschensohn-Weltrichter im Spätjudentum verwendet wurde, da alle V.35 zitierten Momente von Ps 11826 mit Momenten der Menschensohnvorstellung konvergieren 7• 1 S. dazu oben S.188f. I S. oben S.185. Der Schritt von dtrGW;.Jeremia 0 zu 1 Kön 8; Dtn 4; 2B + 30 (s. oben S.185f) wiederholt sich in gewi..er Weise als Schritt vom Jemsalemwortzu der Auffa.. ungvon 70 n. Ohr. in PsPhilo, 4 Esr, ApkBar(syr) und der rabbinischen Tradition. • Die messianische Deutung der Stelle im Judentum der urchristlichen Zeit ist höchst unsicher (s. F.HAHN, Hoheitstitel, S.265; die von BILL. I, S.850 beigebrachte: Stelle stammt erst aus dem späten Midrasch TehiIIim (s. dazu H.L.STRACK, Einleitung, S.215), bezeichnenderweise dort nur zur Psalmstelle selbst). • S. oben S.I7I A9 (PsSal). Auf den Messias deuten den Ausdmck A.MERx, Evangelien lI/I, S.339; W.BoussET, Kyrios, S.51; R.BuLTMANN, Tradition, S. 121; dagegen: W.G.KÜMMEL, Verheißung,S. 74; U.WILCKENS, ThW 7,S.516 A350. • S. oben S.191 AI.2 (Dan, äthHen, 4 Esr). Aufden Menschensohn bezieht den Begrüßungsruf aus Ps 118 U.WILCKENS, aaO; er beurteilt freilich Lk 13 35b (= Mt 2339) als christlichen Zusatz. ~ • PsSal 1723.29.37; 187, s. dazu bes. H. BRAUN, Erbarmen, S. 62f und Anm. Zum Vorste11ungsrahmen des dtrGB in PsSals. oben S.170ff. 7 So gilt dem Menschensohn der Lobpreis, s. äthHen 61 7 (dazu E.SJöBERG, Menschen-
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Trifft das Verständnis zu, daß das Gottesvolk die Weisheit keinesfalls sehen wird bis zu dem Zeitpunkt, da es den ilein eschatologisches Amt antretenden Menschensohn begrüßt, so kann sich das Moment der dann auch vor Israel wiedererscheinenden Weisheit an zwei Vorstellungsmomente der Menschensohntradition angeschlossen haben: einmal an die Vorstellung der den Gerechten bei der Offenbarung des Menschensohns als Heilsgabe verliehenen Weisheit!; dagegen spricht aber, daß dann die Umkehr des Gottesvolkes vorausgesetzt wäre, die V.35 aber nicht erwähntl; zum anderen - sehr viel wahrscheinlicher - an die Vorstellung von der Weisheit des Menschensohnes, die ihm gerade auch in der Ausübung seines Richteramtes eignet und in dieser forensischen Situation nicht nur von den Gerechten, sondern von allen gesehen werden kanns. Dann wird das Volk die jetzt wegziehende Weisheit wied'ersehen, aber im Rahmen des Wirkens des Menschensohns, der richtet und verurteilt. Der Trägerkreis des Jerusalemwortes sähe demnach in der erwarteten Zerstörung Jerusalems ein Gericht über das Gottesvolk hereinbrechen, das auch im Endgericht nicht revidiert wird. Aber ist ein so horrendes Gerichtswort in jüdischer Tradition überhaupt vorstellbar? Die Schwierigkeiten, das Wort als christliche Bildung zu erklären, aber auch das Ergebnis unserer traditionsgeschichtlichen Analyse, wonach eine Verbindung von Weisheitsund dtr Tradition je in ihrer spätjüdischen Ausprägung vorliegt, ohne daß ein einziges spezifisch christliches Moment: aufträte, weisen jedoch in diese Richtung. Begreiflicher wird dieses jüdische Gerichtswort, das dem eigenen Volk alle Zukunft nimmt, wenn man bedenkt, daß es unter dem unmittelbaren Eindruck der bevorstehenden Katastrophe Jerusalems gesprochen sein muß. Welche Katastrophe Jerusalems erwartet das Wort? All(~ Anzeichen weisen aufdie Zeit des jüdischen Krieges'. R.MEYER· hat auf zwei spätjüdische Parallesohn im äthHen, S.67fund A32); 626 (dazu E.SJÖBERO, aaO S.81 AI08); zum Kommen des Menschensohns s. zB Dan 7 13, dort allerdings in umgekehrter Richtung; der Menschensohn handelt "im Namen des Herrn der Geister", s. äthHen 554; auch 619. Zum Verhältnis des Menschensohns zu Gotts. SJÖBERO, aaO S.6Iff, hes. 80ff. 1 S. äthHen 481; 49 1; (s. auch 9110); dazu SJÖBERO, aaO S. 78.I06f; weitere Stellen bei U.WILCKENS, ThW 7, S.504 A258 und 259. Man müßte dan.. annehmen, daß sich die Vorstellungen von der Weisheit als Heilsgabe und Person verbunden hätten, s. dazu H.SCHLIER, Eph., S.160. • Der Zuruf aus P. 118 ist nicht eo ipso als Ausdruck der Umkehr zu nehmen, da den Menschensohn im äthHen auch die Könige preisen, die ihrer unabänderlichen (äthHen 62 10ff; 63) Verurteilung entgegengehen (äthHen 626). • Vgl. äthHen 493 mit 4; 513. • Traditionsgeschichtlich gesehen kann das Wort frühestens in der asidäilchen Bewegung entstanden sein. Bei den in Frage kommenden, erwarteten und teilweise auch eingetretenen feindlichen Vorgängen gegen die Stadt seitdem (Antiochus IV, AntiochUl VII
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len zu V.35 aufmerksam gemacht, die beide im Zusammenhang mit dem jüdischen Krieg und der Zerstörung stehen: so die nächtliche Audition der Priester im Tempel, dieJosephus berichtet': 1tpw-rov fL€v Xtv1j"",,,~ ~'PIX"IXV ,xV-rr.AIXß",,1}lXt XIX! x-ru1tou, fLe-r&: Il~ -rIXÜ-r1X 'P"'v'ij~ ,x1}p61X~ "fL"-rIXßIX(VO!lev €v-reü1}ev"; ferner die Überlieferung ApkBar(syr) BIf, derzufolge alL~ dem Tempelinneren eine Stimme zu hören war, die rief: "Dringt hinein, ihr Feinde, und kommt herzu, ihr Hasser! Denn der, der das Haus bewacht, hat es verlassen"'. Die Vorstellung von V.35a ist also in der letzten Zeit des Tempelbestandes geläufig", ja, wie weitere Belege aus Josephus zeigen', in bestimmten Kreisen geradezu verbreitet gewesen. Hinzu kommt, daß die Lk 13 34f prägende Erwartung der Stadtzerstörung in der Zeit vor 70 als Befürchtung der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im palästinischen Judentum überhaupt wach gewesen ist" und sich in U nheilsweissagungen Ausdruck verschafft hat, wie besonders das Unheil über Jerusalem, den Tempel und das ganze Volk kündende Auftreten des Jesus b. Ananias in Jerusalem sieben Jahre und fünf Monate lang, beginnend vier Jahre vor Ausbruch des jüdischen Krieges, zeigt". Obwohl zwischen der Unheilsbotschaftjenes und Lk 1334f keine traditionsgeschichtlichen Beziehungen erkennbar sind, ist doch eine Reihe sachlicher Konvergenzen bemerkenswert, die zeigen, daß Lk 13 34f als jüdisches Gerichtswort in seiner Zuspitzung keineswegs singulär ist: auch das Drohwort desJesus b. A. ist als solches gegen Jerusalem akzentuiere, es ist zugleich auf das ganze Volk(!) gerichtet", und es fehlt ebenfalls jeder Ausblick auf eine künftige Umkehr Israels, vielmehr ist nur von einem umfassenden Unheil die Rede, in das sich der Sprecher auch selbst einbezieht". Demnach scheint doch alles dafür zu sprechen, daß das Jerusalem'Wort ein zwischen 66 und 70 n. Chr. in oder nahe Jerusalem gesprochenes jüdisches Gerichtswort ist. Blickt man auf die gegebenen Parallelen, so ist die Annahme'·, es Sidetes 135/134v.Chr. (s. SCHÜRER, I, S.259), Pompejus 63 v.Chr. (s. SCHÜR.ER, I, S. 294ff), Herodes/Sosius 37 v.Chr. (s. SCHÜRER, I, S.358 mit All), Sabinus (s. SCHÜRER, I, S.420), Varus (s. SCHÜRER, I, S.421) oder die mit Heeresmacht durchzusetzende Aufstellung der Caligula-Statue (s. SCHÜRER, I, S.503ff» haben wir keine Anhaltspunkte für die Zuweisung von Lk 13 34f in eine dieser Situationen; höchstens Ps8al 71 ließe sich nennen, wo die Befürchtung, Gottkönntesich von seinem Volk entfernen, ausgesprochenist. • Prophet, S. 50f. , bJ VI, 5, 3 = VI, 299 (NIESE VI, S.552). I Übersetzung V.RVSSEL in Kautzsch AP 11, S.415. - Ob die beiden Stellen und Lk 13 35a denselben Überlieferungsursprung haben, lassen wir hier offen. • S. auch die Folgerung von R.MEYER, aaO 8.51. M.setzt Lk 1334. 35a auch in dieser Zeit an; E.HIRSCH, Frühgeschichte 11, S.I33 hält das Jerusalemwort für einen (allerdings christlichen) Prophetenspruch aus der Zeit des Beginns des jüdischen Krieges. • bJ V, 9, 4 = V, 412 (NIESE VI, S.49I); Ant. XX, 8, S = XX, 166 (NiESE IV, S.304); s. auch bJ 11, 19,6 = 11,539 (NIESE VI, S.25I); V, I, 3 = V, 19 (NIESE VI, S.437). Zur Beurteilung der Ereignisse 70 n.Chr. bei Josephus s. bes. H.WINDISCH, ThT 48, 1914, S.526ff. • S. das vierzigjährige Fasten R. Zadoqs zur Abwendung der Zerstörung Jerusalems bGitt 56a (s. BILL. 11, 8.243; IV, 8.99), ferner jJoma 6, 43c, 61 (Jochanan b. Zakkai; BILL. I, 8. 1045), ferner die beiJosephus (bJ VI, 5, 3f = VI, 288-311 (NiESE VI, 8.551554» aufgezähltenomina,s. auch bJ 11,17,10 = 11, 454f(NIESEVI, S.237f); VI, 2,1 = VI, 109f (NIESE VI, 8. 526f). • Josephus bJ VI, 5, 3 = VI, 300-309 (NiESE VI, S.552-554) und dazu R.MEYER, aaO S.46f; O.MICHEL, Prophetenturn, 8.61f. - Zu 'P<»v/j = Wehe s. R.MEYER, aaO 8.144 A32;O.MwHEL,aaO. 1 VgJ. die konzentrierte Fassung des Rufes: "IX!IX! 'Iepo"oAUfLOt~" (VI, S,:J = VI, 304.306 (NIESE VI, 8.553». 8 brt Tbv AIXOV 1t&v-r1X (VI, 5, 3 = VI, 301 (NIESE VI, 8.553». • lXIIX! Il~ x,x!lo! (VI, 5, 3 = VI, 309 (NIESE, VI, 8.554». - Andere Voraussagen des Untergangs von Stadt und Tempel bei M.HENGEL, Zeloten, 8.242 und A4; 246ff. 10 So neuerdings wieder H.BRAUN, ThR 28, 1962, 8.146.
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liege ein vaticinium ex eventu vor, ganz unnötig, ja sie hat offenkundige historische Tatbestände gegen sich. Sieht man auf die verschiedenen Richtungen in J erusalem zur Zeit des jüdischen Krieges" so kann der Verfasser des J erusalemwortes weder unter den Zeloten' noch überhaupt in den Reihen der Kriegspartei gesucht werden; er muß vielmehr zur Friedenspartei gehört haben', die in der Aufstandsbewegung den Grund für ihre Befürchtun,~ des Gottesgerichts in Einnahme und Zerstörung der Stadt' sah. Der traditionsg,~chichtliche Befund legt nahe, daß Lk 1334f in denselben von Weisheitslehrern geführten Trägerkreisen entstanden ist wie das freilich ältere Gerichtswort Lk 1149f.
Zur Erklärung der Übermittlung und vorstelIulllgsmäßigen Fassung der Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Urchristentum haben wir auf die überIieferungsgeschichte des dtrGB überhaupt ausgegriffen. Die beiden spätjüdischen Gerichtsworte rechtfertigen diesen scheinbaren Umweg; denn aus dieser Tradition können sie im Blick auf Bestand und Struktur ihrer Vorstellungen, auf Sitz im Leben und im Blick auf ihre theologischen Träger erklärt werden. Umgekehrt bezeugen sie für das palästinische Spätjudentum der Zeitenwende sowohl die Lebendigkeit der Tradition des dtrGB im allgemeinen wie die der Vorstellung vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten im besonderen bis hin zu deren topischer Verwendung in einer sogar polemil;ch an das eigene Volk gerichteten Verkündigung. Von hier hat das Urchristentum die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick übernommen; ob vorstellungsgeschichtIiche Beziehungen zwischen Urchristentum und Spätjudentum nicht nur in der übernahme dieses Einzelmoments, sondern in der Anknüpfung an die Tradition des dtrGB überhaupt und seinen so georteten Vorstellungsbestand bestehen, scheint mir eine verheißungsvolle Frage.
t S. dazu M.HENGEL, aaO passim, bes. S.365ff. • Diese sind von der Erwartung des Falls Jerusalems weit entfemt, halten sich an den Tempel, halten die Stadt für uneinnehmbar und erwarten Gott"" heilswendendes Eingreifen, s. dazu HENGEL, aaO S.226ff.248. - Die zunächst lockende Vermutung, das Jerusalemwort mit Menahem und der ihm anhängenden Zelotengruppe zu verbinden (s. dazu HENGEL, aaO S.299ff. 369ff) , scheitert an zu vielen Unsicherheitsfaktoren. S Sie umfaßt die gemäßigten Pharisäer (s. BENGEL, aaO 8. 149), die 8tadtbevölkerung (s. HENGEL, aaO S.335 und A2) und den Priesteradel (s. BENGEL, aaO 8.65.218); in den sadduzäischen Priesterkreisen kann der Verfasser wegen seim". traditionsgtSChichtlichen Prägung freilich nicht gesucht werden. , S. dazu die Aussage J ochanans b. Zakkai bGitt 56a, ferner di.~ Deutung des 3. und 5. Omens bJ VI, 5, 3 durch die Schriftgelehrten, ferner die Haltung des Josephus selbst (dazu HENGEL, aaO S.II.I88ff), bes. dessen große Rede gegen die Aufständischen bJ V, 9, 3f = V, 362-419 (NIESE VI, S.484-492).
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DTR PROPHETEN AUSSAGE IM SPÄTJUDENTUM
VI. DIE TRADITION DER DTR. PROPHETENAUSSAGE UND DIE VORSTELLUNG VOM ESCHATOLOGISCHEN PROPHETEN IM SPÄTJUDENTUM
Wir fragen zunächst, ob die dtr Vorstellung vom Wirken der Propheten auf den eschatologischen Propheten übertragen worden ist. Vorweg kann festgestellt werden, daß die bei Josephus geschilderten Gestalten, die als eschatologische Erlöser-Propheten auftreten, nicht den geringsten Anhalt für die Annahme bieten, daß sie ihr Wirken im Rahmen der dtrPA verstanden hätten; im Gegenteil - die Prophetenvorstellung ist hier eine ganz andere l • - Aber auch bei den Belegen, die dem eschatologischen Propheten wie Mose eine LehlfunkHon zuzuweisen scheinen, läßt sich eine derartige vorstellungsgeschichtliche Verbindung nicht klar ersehen2• Sie ist jedoch zumindest erwägenswert da, wo die Vorstellung von Elia als endzeitlichem Propheten sein Wirken an Israel als Lehrer und Bußprediger einschließt3 • Im ganzen läßt sich aber eine übertragung des Ele1 Zu nennen sind: Theudas (Ant. XX, 5, I = XX, 97), der Ägypter (Ant. XX, 8, 6 = XX, 169), der Samaritaner (Ant. XVIII, 4, I = XVIII, 8Sff) und der Sikarier Jonathan (bJ VII, 11, I = VII, 437ff); s. dazu R.MEYER, Prophet, S.82ff, ThW 6, 8. 826f; J.JEREMIAS, ThW 4, S.866; O.MICHEL, Prophetenturn, S.65f; F.HAHN, Hoheitstitel, S. 360ff; D. GEORGI, Gegner, S. 122ff. Diese durch das eschatologische Wunder gekennzeichnete Vorstellung des eschatologischen Propheten wie Mose findet sich im Traditionsbereich des dtrGB nicht; die feste Formel "Zeichen und Wunder" (für Mose Dtn 34Ilf(dtr?)) begegnet in dt-dtr Tradition stets von Gott ausgesagt, in der Tradition der dtrPA fehlen die Momente des Wunders und der Erlösungsfunktion völlig; umgekehrt sind bei diesen Erlöserpropheten die Momente der Umkehrpredigt und der Gesetzesbelehrung des Volkes nicht genannt. Mag Dtn 18 in heiden Traditionen eine Rolle gespielt haben - der eschatologische Prophet wie Mose steht über das Vorstellungsmodeli Urzeit-Endzeit zu diesem in unmittelbarer, nicht in einer durch ein Kontinuum von Propheten (50 dtrPA) vermittelten Entsprechung. - Daß die vom "Ägypter" verheißene Wiederholung des Jerichowunders an Jerusalem nichts mit Lk 13 34fzu tun hat, liegt auf der Hand. Sie ist nicht Gerichtsakt an der ungläubigen Stadt, sondern als in der Entsetzung der Stadt von der römischen Herrschaft bestehende ErJösunglltat zu verstehen, wie die Parallelfassung bJ II, 13, 5 ja ausdrücklich hervorhebt. • TestLev 815 und TestBenj 92 sind schon im Text zu wenig gesichert; IQS IX, 10f in Verbindung mit 4Qtest 5-8 gibt für Einwirkung der dtrPA keinen klaren Anhaltspunkt. S So wohl zuerst Lk 117, vgI. V.16 (Traditionsstück der Täufergemeinde; s. F.HAHN, aaO S.37If); ferner PRE 43 (BILL. IV/2, S. 797); TargMal 323f (BILL., ebd., S. 780); vielleicht liegt diese Vorstellung schon in dem dtr angeeigneten (s. oben S.I44A3) Mal vor, da die Funktion, die Spaltung zwischen Vätern und Söhnen aufzuheben, in 324 nach einer aktuellen Konkretisierung einer älteren Vorstellung aussieht. Doch ist nicht sicher, ob auch der Zusatz 3 23f im Bereich dtr Tradition angefügt wurde. Für die Lehrund Umkehrprediger-Funktion des kommenden Elia gibt cs im Traditionsbereich des dtrGB keine Belege (auch 4 Esr 6 26 kommt kaum in Frage; aus dem vonJ.STARCKV, RB 70,1963, S.498 mitgeteilten Fragment 1-(};zrP ist die Funktion des endzeitlichen Elia nicht erkennbar); da sich aber diese Eliafunktion weder aus Mal 3 Iff noch aus der überlieferung des geschiChtlichen Elia ableiten läßt, sie andererseits aber als Wirken an Israel mit der Funktion der Propheten in der verbreiteten dtrPA übereinstimmt, ist doch wahrscheinlich, daß diese Tradition auf die Vorstellung vom endzeitlichen Elia
ESCHATOLOGISCHER PROPHET -
MK 9 APK 11
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ments B der dtrPA auf eine eschatologische Gestalt nicht sicher nachweisen. Weiter ist zu untersuchen, ob die dtr Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten, das diesen als Gebotsübermittlern und zu Israel gesandten Mahnern von Israel widerfährt, sich mit der Vorstellung vom eschatologischen Propheten verbunden hatl • Daß es zur Ausbildung einer zumindest ähnlichen Vorstellung jedenfalls auf christlichem Boden gekommen ist, ist aus Mk 9 (11-) 13'2 zu schließen. Es fragt sich aber, ob erst das faktische Geschick des als Elia verstandenen Täufers zu dieser Verbindung von Vors tellungsmomenten geführt hat oder ob sie schon jüdische Tradition voraussetzt, die freilich aus xoc.ß.wc; yeyPOC7t't"oc~ ~7t' ocu't"ov nicht zwingend gefolgert werden kann s. Aber läßt sich eine solche Tradition erschließen? Häufig wird dabei auf Apk 113ff verwiesen'. Doch bietet der schwierige und umstrittene Abschnitt dafür wenig Anhalt. So ist nicht nur fraglich, ob die heiden Zeugen auf die endzeit liehe Wiederkehr von Mose und Elia gedeutet werden dürfen', sondern auch, ob die Zweizahl überhaupt auf eine derartige Tradition weist; die Einzelmotive in V.6 reichen für diese Annahme nicht aus. A.SATAKE hat mit Recht herausgestellt, daß der Verfasser der Apk die Gemeinde mit den zwei Zeugen-Propheten' gleichsetzte, und gezeigt, daß er in der Absicht, die Gemeinde als Könige und Priester darzustellen, die beiden Ölbäume aus Sach 4 aufnahm' und entsprechend den Leuchter von Sach 4 verdoppelte; läßt sich aus diesem Vorgehen nicht auch die Zweizahl der Zeugen als angleichende Verdopplung durch den Verfasser verstehen? Aber selbst wenn man das Auftreten zweier endzeitlicher Propheten in Apk I1 schon jüdischer Tradition zurechnen muß, so Weist dieses Wirken jedenfalls in nichts auf die Momente des Elements B der dtrPA: die Beschrei.bung ihres Wirkens als eines prophetischen· und zeugenden' geht wohl erst auf den christeingewirkt hat, was sich allerdings für die Vorstellung vom kommenden EIia als Schlichter von Lehrfragen (s. P. VOLZ, Eschatologie, S.196; G..JEREMIAS, Lehrer, S.285f) und dem ähnlich vorgestellten erwarteten Propheten in I Makk 446; 1441 nicht ebenso vermuten läßt. 1 F.HAHN, aaO S.365;s.schonE.LoHMEYER,HNT 16,S.87f. • Zur Analyse s. R.BuLTMANN, Tradition, S.131f; Erg.-Heft, 2.A., S.21; E.K~ MANN, HNT 3, S.89; E.LoHMEYER, Mk, S.182ff; F.HAHN, aaO S.377. 3 Zu E.KLosTERMANN, aaO S.89; E.LoHMEYER, aaO S.183; F.HAHN, aaO 8.377. • s. E.KLOSTERMANN, aaO; E.LoHMEYER, aaO S.183f; DERS., HNT 16, S.87f; J.JEREMIAS, ThW 2, S.941f; F.HAHN, aaO S.365. • S.jetztA.SATAKE, Gemeindeordnung, S.125ff; S. erklärt die ZWe1zahl der Zeugen daraus, daß der Verfasser der Apk sich an eine Tradition von der end"eitlichen Wiederkunft von Mose und Elia anschloß. es. A.SATAKE, aaO S.129ff.132. Die Bezeichnung als !L<XpTUpe.; !L0\) ist ohnehin erst christlich, s. F.HAHN, aaO S.365f A5. 7 aaO S.129f. • V.3.6.IO; zur Prophetenterminologie in Apks. A.SATAKE, aaO S.47ff. 'V.3. 7; etwas anders A.SATAKE, aaO S.132f; zur ZeugnisterminoJugie in Apk ebd. S.97ff. - Zu ihrem Mörder stehen die heiden Zeugen in keiner Beziehung des Wirkem, wie schon W.BoUSSET, Antichrist, S.138 betont hat.
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lichen Verfasser der Apk zurück, es gilt der Gemeinde und ereignet sich in ihr, richtet sich aber nicht nach außen, gar auf das vorfindliehe Israel. Auch der Zug, daß die Zeugen getötet werden, ist nicht mit Element C der dtrPA zu verbinden; denn dort sind die Täter des Prophetengeschicks stets die Adressaten der Verkündigung. Nun zeigt zwar I 19f, daß die beiden Zeugen abgelehnt sind, aber nicht auf Grund ihrer Verkündigung, s. vielmehr die Begründung V.IO. Die Tötung selbst erfolgt durch das Tier aus dem Abgrund (V.7), gegenüber dem ein Wirken der beiden Zeugen überhaupt nicht berichtet wird. Spricht schon der Befund, daß die Zeugen nicht nach außen als Verkündiger wirken und so auch nicht von den Adressa ten ihrer Verkündigung getötet werden (so dtrPA), gegen einen Einfluß der dtrPA, so erst recht, daß das Tier aus dem Abgrund sie tötet. Denn dabei handelt es sich um eine ganz andere Vorstellungstradition, nämlich die von Dan 721, wie die Formulierung in Apk 117 zeigt. In Dan 7 werden die Aussagen von der heidnischen Weltmacht gemacht'; daß in Apk 117 Israel mit dem Tier gemeint sei, wie es nach der dtrPA sein müßte, Wäre für ein jüdisches Traditionsstück ohnehin unsinnig, für die Apk als ganze ist es durch den Vorstellungszusammenhang, in dem das Bild des Tieres begegnet, ausgeschlossen'. Das Motiv vom gewaltsamen Geschick der Zeugen in Apk 11 gehört also nicht in die Tradition der dtrPA, sondern in die vom endzeitlichen Widersacher'. Das in Apk 117 über Dan 721 überschießende Moment xctl tirwxT€ver exuTOU<; bt dann als Unterstreichung des Geschicks der Gemeinde zu verstehen'. Nicht anders ist die Tötung von Elia und Henoch in der koptischen EliasapakalJ!pse' zu beurteilen, die F.HAHN zur Stützung der Vorstellungsverbindung gewaltsames Geschick der Propheten - eschatologischer Prophet anführt. Schon die Unabhängigkeit dieser Schrift von Apk ist noch nicht wirklich gesichert; in den Aussagen selbst könnte freilich hinter der Rede der beiden Propheten gegen den "Unverschämten"', die dessen teuflisches Wesen aufdeckt, Element B der dtrPA stehen; doch spricht dagegen, daß Elia und Henoch überhaupt nur herabkommen, weil sich der Unverschämte an heiliger Stätte gezeigt hat, ferner, daß sie kommen, um mit ihm zu kämpfen(!), und im Zuge des Kampfes von diesem getötet werden'. Das gewaltsame Geschick von Elia und Henoch gehört also auch hier in ~ Vorstellungszusammenhang vom endzeitlichen Widersacher" und konvergiePt mit dtrPA Element C lediglich im Phänomen einer Prophetentötung'. 1 Gemeint ist Antiochus IV, s. zSt M.NoTH, Die Heiligen, S.287ff; O.PLÖGER, KAT XVIII, S.117. • S. bes.Apk 13 und 17 und dazu E.LoHMEYER, HNT 16, S.113ff; W.FoERsn:R, ThW 3, S.134f. Daß der Widersacher die Zeugen in Jerusalem mordet (s. Apk 118), spricht auch nicht dafür; denn die Vorstellung, daß er seinen Ort in Jerusalem hat, ist traditionell, s. 2 Thess 2 4; S. W.BoussET, Antichrist, S.I04ff; DERs., Offenbarung, S.382ff, bes. S.383; E.LoHMEYER, aaO S.93. B Zur Antichrist-Tradition s. noch M. DmELIUS, HNT 11, Exkurs nach 2 Thess 2 10; R.SCHNACKENBURG, HThK XIII/3, S.145ff. • S. Apk 611; 1310. 15. • Herausgegeben von G.STEINDORFF, TU NF 11, 3a. • Sah. Text 710-33 (Steindorff, aaO S.125/127). Im achmimischen Text sind die für unseren Zusammenhang wichtigen Aussagen nicht erhalten. Zum Verhältnis beider HSS s. G.STEINDORFF, aaO S.16ff; E.SCHÜRER, IU, S.367f. - P.RIESSLER, Schrifttum, hat eine eigene Zählung: sah 617-734 = Rießler 35 I-ISa (aaO S.120f). , S. sah. Text 7 5-8. 24ff (Steindorff, S. 125/127). • Zum Motiv der Verfolgung und Tötung der Frommen durch den "Unverschämten" s. sah 619 = achm 3417; sah 622f; 710ff; 825ff = achm 3611ff; sah 1012ff ,= achm
~m
.
• M.R.JAMES, Antiquities, S.59 (und jetzt auch C.DmTZFELBINGER, Pseudo-Philo, 8.238) hat zu Mk 913 aufPsPhilo, LAnt 481fin verwiesen, wo im Bezug auf den wiederkehrenden Elia/Pinehas gesagt wird: et gustabitis quod est mortis (G.KISCH, Liber,
GESCHICKAUSSAGEN VON EINZELNEN PROPHETEN 243 Es hat sich somit ergeben, daß sich flir die Verbindung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in der dtrPA mit der vom eschatologischen Propheten kein Beleg beibringen läßt, der eine solche Verbindung schon in spätjüdischer Tradition nahelegte. VII. DIE TRADITION DER DTR. PROPHETENAlTSSAGE UND IHR VERHÄLTNIS ZU ÜBERLIEFERUNGEN VOM GEWALTSAMEN GESCHICK EINZELNER PROPHETEN Schon im Alten Testament finden sich hin und! wieder überlieferungen von der Abweisung und dem gewaltsamen Geschick einzelner Propheten. Es besteht jedoch durchweg kein Anlaß, sie als legendarische Konkretionen eines allgemeinen Prophetenbildes zu beurteilen; die überlieferungen gehen vielmehr auf tatsächliche Vorkommnisse zurückl. Im Judentum der urchristlichen Zeit hingegen muß es einen Bestand von legendarischen überlieferungen gegeben haben, die das gewaltsame Geschick einzelner alttestamentlicher Propheten berichten, ohne daftir im AT selbst einen Anhalt zu habenS. Zu ihrer Ausbildung müssen andere Motive geflihrt haben. Welche überlieferungen damals im Umlauf waren, ist eine äußerst schwierige Frage, da die Quellenlage extrem kompliziert ist3 • Im ganzen müssen Entstehung, überlieferungsgeschichte und Absicht dieser Traditionen noch als völlig ungeklärte Fragen betrachtet werden 4 • Gleichwohl hat H.J. SCHOEPgI' versucht, damit S.239f); aber es ist fraglich, ob der Text unprünglich ist (s. M.HENoEL, Zelotm, S.170 AI) und ob an ein gewaltsames Geschick gedacht ist. Auch D. aaO versteht gustare quod est mortis vom 'Märtyrertod' Elias, doch bietet der Ausdruck (vgl. Mk 9 J ; Joh 852; Hebr 29; 4 Esr 6 26 und BILL. I, S. 751f) daftir keinen Anhalt. - Vom Geschick schmachvoller Abweisung bzw. versuchter Tötung einer endzeitlichen Heülsgestalt handeln vidleicht die beiden von J.STARCKY genannten Fragmente 4QAhA und 4QMess ar(aaO S.492.502f), doch muß erst ihre Veröffentlichung abgewartet werden. 1 S. oben S.15A3; S.60f; zur Bedeutung dieser Traditionen für die Entstehung der generellen Aussage s. oben Exkurs IU. • Hebr 1137 setzt sicher die Legende von der ZersägungJesajas (nicht notwendig aber Marües) voraus; auch hinter den anderen Geschickverben V.36fstehen wohl derartige Legendenstoffe, was ehenso für die Geschickverben in Mk 123.4.5; Mt 2135 vermutet werden kann. Werden nach Mt 23 29fQ den Propheten GrabrnäIer gebaut, so setzt das auch entsprechende Einzelüberlieferungen voraus. 8 Die hier auszuwertenden Quellen gehören in einen Zeitraum 'von weit über tausend Jahren, vom Väterhymnus Sirachs (497) bis zum Bienenbuch d,es im 13.Jahrhundert schreibenden Salomo von Basra. Ein großer Teil der Belege ist bei H.J. ScHOEPS, Prophetenmorde, und H.A.FIBCHEL,JQR NS 37,1946/47 gesammelt, s. auch schon E.v. DOBscHÜTz, Thess., S.I11 A2; 112 A2. • Durch die genannten Arbeiten von ScHOEPS und FIl!CHEL ist erst ein Anfang gemacht; thematische Einzeluntersuchungen liegen bisher nur zur Sachalja-überlieferung vor, s. die oben S. 33ff genannte Lit. • Prophetenmorde. Zurückhaltender H.A.FIlICHEL, aaO.
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DTR PROPHETENAUSSAGE -
EINZELNE PROPHETEN
die urchristlichen Aussagen vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell zu erklären. Auch abgesehen von der Quellenfrage kann dieser Versuch auf Grund der vorangehenden Untersuchung m.E. nicht als gelungen betrachtet werden: die Vorstellunl~ vom gewaltsamen Geschick der Propheten ist weit älter als diese legendarischen Stoffe, hat ihre eigene überlieferungsgeschichte in der Tradition des dtrGB gehabt, deren Kennzeichen sich noch in der urchristlichen und rabbinischen überlieferung der generellen Geschickaussage erhalten haben; allein aus der Tradition des dtrGB erklären sich die mit der Vorstellung verbundenen Momente: andauernde Schuld, Zusammenhang mit der Gerichtsaussage, Verwendung in Verkündigungsworten, polemische Ausrichtung, Erweiterung usw1 • Vollends als polemische Verallgemeinerung derartiger Legendenstoffe können die urchristlichen generellen Aussagen auf gar keinen Fall angesehen werden; diese These von SCHOEPS ist unhaltbar; das Urchristentum hat die generelle Geschickaussage als solche aus späyüdischer Tradition übernommen. Hinzu kommt, daß sich im vorchristlichen dtr Traditionsbereich der generellen Geschickvorstellung keine derartigen Legenden finden, was damit ja nur übereinstimmt, daß die generelle Vorstellung vom Geschick der Propheten nicht eine auf die Propheten, sondern eine auf Israel zielende Aussage ist. Außerdem wird noch in rabbinischer Tradition bei der Konkretisierung der generellen Vorstellung allermeist nicht auf diese Legenden, sondern auf faktische oder <exegetisch erschlossene Belege aus dem AT zurückgegriffen. Für die Erklärung der in dieser Untersuchung thematisch behandelten generellen Vorstellung sind die legend arischen überlieferungen, vorab Marues samt Parallelen und VitProph, nach allem Gesagten gar nicht erforderlich. Man kann höchstens fragen, ob diese Legenden nicht als Konkretionen der generellen Aussage entstanden sind, so daß sie als Anschauungshintergrund bei deren überlieferung hinzukämen. Aber nach eingehender Untersuchung haben sich mir aus MartJes und VitProph kaum Anhaltspunkte dafür ergeben. Die Entstehung der Legenden scheint vielmehr ganz andere traditionsgeschichtliche Hintergründe als Element C der dtrPA zu haben; vielleicht besteht teilweise Zusammenhang mit der Prophetengrabverehrung. Im Folgenden werden darum nur der Stoff und einige in unserem Zusammenhang wichtige Beobachtungen zusammengestellt. 1
S. oben S.218ft
MARTYRIUM ISAIAE
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l. MartJes Dieses Überlieferungsstück ist trotz zahlreicher Untersuchungen' nach Umfang, Alter, Absicht und traditionsgeschichtlicher Stellung immer noch ein Rätsel. Auch der Consensus in der literarischen Ausgrenzbarkeit eines jüdischen Traditionsstücks' aus AscJes (11-2a.6b-13a; 21-312; 51 b-14) bedürfte der Überprüfung. Da diese Probleme in diesem Rahmen nicht unter.lucht werden kÖt1llen, gehe ich von der Annahme eines derartigen jüdischen Traditionsstücks aus. Dabei zeigt sich, daß sich die von der Überlieferungsgeschichte der älteren dtrPA her naheliegende Vermutung, eine Legende wie MartJes habe: ihren Sitz im Leben in einer an Israel gewandten Umkehrpredigt zur Veranschaulichung der generellen dtrPA gehabt, nicht bestätigt. Zwar ist das QQttesvolk großenteils als abtrünnig vorausgesetzt·, aber es fehlen aus Element B die Momente: Umkehrmahnung, Gebotsübermittlung, Sendung zu Israel; zum gewaltsamen Geschick führt u.a. Jesajas Gerichtsankündigung', und Täter ist nicht das Volk". Ich vermute vielmehr drei Traditionsschichten in MartJes, die d·ern Jesajageschick jeweils besondere Ausrichtung geben, aber mit der Tradition der generellen Aussage unmittelbar nichts zu tun haben. Die älteste, in MartJes nicht unversehrt erhaltene Schicht ist die Legende von Jesajas Zersägung. Zersägung und Quellwunder hängen ursprünglich zusammen"; dahinter stehen naturkultische, synkretistische Einflüsse', deren sich das altgläubigejudentum durch neutralisierende Integration zu erwehren suchte; die Verbindung mitJesaja erfolgte wegen dessen Äußerungen 2:ur Siloahquelle". Mit der Tradition der dtrPA hat die Legende von der Zersägung Jesajas also schon an ihrem Ursprung nichts zu tun. Ihre Entstehung dürfte in ptolemäischer oder se1eukidischer Zeit erfolgt sein; ihr kommt das seit ca. 200 v. Chr. im palästinisehen Judentum greifbare Interesse am Leben, Wirken und Geschick faktischer oder fiktiver Einzelgestalten der alttestamentlichen Geschichte' entgegen. das wahrscheinlich als solches wie teilweise auch stofflich" auf außerjüdische Anstöße zurückgeht, wie schon der in israelitisch-jüdischer Tradition ein Novum 1 Ältere Lit. bei E. TISSERANT, Ascension, S.79-83, auch 42-61; E.8cHüRER., IH, S.39Iff; neuere Lit. bei O.El8SFELDT, Einleitung, S.825. Ferner: H.GASTER/B.HELLER, MGWJ 80, NF «,1936; H.W.SURKAU, Martyrien, S.3Off; R.JßERNHEIMER,JAOS 55, 1935, S.201f; DERs., ArtBull34, 1952;J.JEREMIAS, Heiligengräb<:r, S.6Iff. • S. zB R.H.CHARLES, AP 11, 8.156f;J.FLEMMlNo, Handbuch z. d. neutest. Apokryphen, 8.325; R.MEYER, RGG, 3. A., 111, 8p.336; O.EJBSFELD1', aaO 8.825. - Häufig wird an hebräische Ursprache gedacht (R.H.CnARLES, AP H, 50.158; R.MEYER, aaO; O.EISSFELDT, aaO; D.FLUSSER, IEJ 3, 1953, passim); vielleicht ist das TraditioDSStück nicht vollständig erhalten (s. CHAJlLBS, aaO 8.155; K.GALLIN'Il, OLZ 33, 1930, 8p. 100f). Nicht übef2eugend haben die literarische Einheitlichkeit von AlIeJe! verfochten F.C.BURKITT, Apocalypses, 8.45ff. 72ff; V.BURCH,JThS 20, 191!I. "19;23.10; 36.10;s.auch58. • 8.3 6ft'; 5 4f; s. auch das Wirken der anderen Propheten 29ft'; 36; 5 19. • 8.2 12f. 14; 31ft'; 51ft'. Das Volk läßt das Jesajageschick billigend geschehen (512). • Mit R.BERNHEIMER, ArtBu1l34, 1952, S.27f. • Die ältere Forschung dachte an die persiscM Sage von DscharnschMh und Dhal,tha.k (s. G.BEER in Kautzsch AP II, S.122f; CHARLES, aaO S.158; B.HELLER, aaO 8AOff); neuerdings wird Einfluß von Adonis-Vorstellungen angenommen (I. hOl. K.GALLlNO, aaO; J.JEREMIAB, aaO 8.62 (Lit.). 138; R.MEYER, aaO 8p. 336; O.EI8SFELDT, aaO S.826; s. zur Frage auch R.BERNHEIMER, aaO S.26f). Das wohl ursprüngliche Baummotiv fehlt in Martl es. os. R.BERNHEIMER, aaO 8.26. • 8. dazu M.8IMON, RHPhR 34, 1954, S.I09ff. - Das Interooe zeigt sich im Väterhymnus, in Tob, in der Zeichnung der Patriarchen im GrundhOltand der TestXII und inJub, in den DanieJlegenden, aber auch inJdt, Est. ,0 Außerjüdische Stoffe haben nachweislich eingewirkt in Tob, Daniellegenden, Est, vielleicht auch Jdt; s. dazujeweilsO.EI8SFELDT, aaO.
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darstellende Väterhymnus Sirachs' nahelegt. Auch das Interesse an den IProphetengestalten, das schon der Väterhymnus, aber auch die zahlreichen Prophetenlegenden zeigen und das sich im Bauen der Prophetengräber manifestiert, muß in diesem weiteren Zusammenhang gesehen werden. Darüber hat sich eine zweite Traditionsschicht gelagert, die den Grqßteil von MartJes umfaßt, der weder als Integration außerjüdischer Stoffe noch wegen seines Interesses an Jesaja und seiner Verkündigung' lediglich als Konkretion von 2 Kön 2lt6 erklärt werden kann. Aber welche Ausrichtung leitet diese Schicht? D. FLUSSER ist für essen ische Entstehung von MartJes eingetreten; die Gestalt Jesajas entspreche dem Lehrer der Gerechtigkeit, und MartJes sei aus dem Bestreben entstanden, die Wüstenseparation der Essener, die diese ja mit Jesaja(!) 403 begründen', unter die Autorität Jesajas zu stellen'. Die scharfsinnige Argumentation ist mir im ganzen nicht überzeugend"; gleichwohl scheint mir die Untersuchung FLUSSERS näher an Sinn und Absicht von MartJes heranzuführen. Auch K.2 und 3 müssen zum Verständnis herangezogen werden; der dort berichtete Rückzug Jesajas und seiner Genossen in die Wüste und die Anschuldigungen Belchiras lassen sich, wie FLUSSER gesehen hat, nur verstehen, wenn hinter dem Interesse an Jesaja die Absicht steht, auf diesem Wege die Situation zur Zeit der Abfassung theologisch zu klären. Ich vermute, da.ß diese zweite Traditionsschicht in der asidäischen Bewegung ausgebildet wurde und hier ihren historischen Hintergrund hat. Dafür können sowohl traditionsgeschichtliche Überlegungen sprechen" als auch Konvergenzen im Historischen; so zogen sich die Asidäer in die Wüste zurück', standen in schroffem Gegensatz zu dem hellenisierenden Reformjudentum in Jerusalem8 ; zumal ihre theologischen Führer wurden verfolgt". Demnach ist diese Traditionsschicht unter Aufnahme der Zersägungslegende, aus der auch Jesaja schon vorgegeben war, ent'S. dazu G.v.RAn, ThAT I, S.379 A26; E.JAcoB, L'histoire, S.289f. • Vgl. 36.10 mitJes I 21f; 3 SfmitJes 65; 3 10 mitJes 110. • S. IQS VIII, 12-14 und dazu K.G.KUHN, RGG, 3. A., V, Sp.745f; D.FLUssER, aaO S.36f. 'aaO 8. bes. S.301f.46f. • S. auch die zurückhaltende Beurteilung der Thesen F.s bei H.BRAUN, ThR 28, 1962, S.110; O.EISSFELDT, aaO S.826. - Wir wissen nichts von einem gewaltsamen Tod des Lehrers d.G., und F.s Auskunft, das Ganze sei eine Legende und das Tötungsmotiv unterstreiche die Verfolgung der Gemeinschaft, befriedigt nicht. Hier muß eine ältere Legende aufgenommen sein, zu der auch wahrscheinlich der Zug gehört, daß Jesaja sich zunächst in Bethlehem niederläßt (2 7r und dazu K. GALLING, aaO), den F. unterdrückt. Der Rückzug in die Wüste ist aber nicht allein für die essernsehe Gemeinschaft bezeichnend (s. M.HENGEL, Zeloten, S.255ff), und die Berufung auf Jes 403 fehlt in MartJes; "Beliar" (24) ist kein Indiz, s. schon TestXII und Jub; außerdem ist in den Qumranschriften eine Darstellungsart der Geschichte der Gemeinschaft, die MartJes vergleichbar wäre, nicht bekannt, und schließlich spricht auch hier die außerqumranisehe überlieferung gegen Abfassung in der Qumrangemeinschaft. • In der asidäischen Bewegung wird deren Vorgehen und theologische Position pseudepigraph begründet (s. TestXII, Jub, Tierapk, Bar); hier findet sich eine MartJes entsprechende Dämonologie, die Identifizierung von Weisheit und Gesetz (23); asidäische Prediger und Lehrer stellen sich in ihrem Wirken und Geschick an die Stelle der vorexilischen Propheten (Jub 112); auch die Anklagen Belchiras lassen sich asidäischen Vorstellungen zuordnen: s. zu 36 die asidäische Einschätzung des Vorgehens Antiochus' IV; zu 310 vgl. Jub 206; 2222; 3610; hinter 2 ar steht vielleicht die zwischen Asidäern und Reformpriesterschaft kontroverse Stellung zu den prophetischen überliefi!rungen (s. dazu bes. O.PLÖGER, Theokratie, S.129-142); schließlich sehen die Asidäer Israel im AbfalJ (vgJ. mit 34. 10 Tierapk, Jub). , S. 1 Makk 2291f; was 2 Makk 5 27 von Judas Maccabaeus und seinen Anhängern berichtet, wird erst recht für die Asidäer gelten und vermag MartJes 2 11 zu erhellen. • S. oben S.206f. • S. oben S.16Of.
VITAE PROPHETARUM UND PARAl.LELEN
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standen, um den Rückzug asidäischer Lehrer und Prediger (nur sie kommen als Entsprechung zu Jesaja und seinen Propheten in MartJe!' in Frage), die gegen sie erhobenen Vorwürfe und ihr gewaltsames Geschick als Vorgänge zu erweisen, die schon bei Jesaja eintraten. - Die dtrPA wirkt hier nur insofern ein, als der Einbezug asidäischer Prediger (Jub 112) in sie hier die Dal'Stellung ermöglicht. Eine dritte Traditionsschicht zeigt sich schließlich in der Ausgestaltung vor allem der Tötungsszene durch hagwgraphische Motive, die die vielfach beobachtete Parallelität zu 4 Makk ausmachen'. Derartige Motive finden sich noch nicht in asidäi~cher Tradition; sie fehlen auch in der rabbinischen Überlieferung von der Zersägung Jesajas; diese Traditionsschicht gehörte gemäß 4 Makk ins hellenistischejudentum; da aber die für das Leidensverständnis des 4- Makk bezeichnenden Momente der Gesetzestreue und stellvertretenden Sühne fehlen" möchte ich diese Traditionsschicht dem frühen Christentum zuweh;en, das sich die Überlieferung unter hagiographischem Interesse an Jesaja andgnet und zur AscJes erweitert".
2. VitProph und ihre rabbinischen und frühchristlichen Parallelüberliiferungen Die VitProph', deren komplizierte Textüberlieferung TH.SCHERMANN umfassend untersucht hat', werden vielfach auf eine jüdische Grundschrift' zurück'S. bes. K.HoLL, Vorstellung, S.80f; H.W.SURKAU, aaO S.76 und vgl. 514 mit 4 Makk 6 5C; 921, die Verführung zum Abfall während der M.Lrter 53-58 mit 4 Makk 55ff, ihre verfluchende Zurückweisung durch den Gemartert"n 5 9 mit 4 Makk 924 ; 10 10C; 12 Ilff, die Peiniger können nur den Leib nehmen (vg!. ~'IO mit 4 Makk 104). • Zu N.BROX, Zeuge, S.16If, der die prägnante Deutung von 513 vertritt und die Momente der" Treue und Standhaftigkeit" einträgt. " Kenntnis der Tötungslegende läßt sich im rabbinischen Judentum wie im Frühchristentum vielfach nachweisen; s. die rabbinischen Belege bei H.J.SCHOEPS, aaO S.128ff; H.A.FISCHEL, aaO S.277 A66 und dazu noch L.GINZBERG, Legends VI, S.373f; R.BERNHEIMER, aaO S.29. Bei Josephus, Ant. X, 3, I ist sie allerdings nicht erwähnt (ZUFISCHEL, aaO; GINZBERG, aaOS.374). In PesR, Pes. 4 (M.Friedmann, 14a; BILL. II, S.214) ist die ZersägungJesajas veranlaßt durch seine Ankündigung der Tempelzerstörung, ebenso bSanh 103b (L.GoLDSCHMIDT, bT VII, S.456); zu MartJes I s. bes. jSanh X, 2, fo!.37a (A.WüNSCHE, jT, S.264f). Zu den frühchristlichen Belegen •. außer den bei SCHOEPS, aaO und FISCHEL, aaO genannten noch Commodian, Carmina V.22l (CSEL 15, S.129), ferner die bei SCHÜRER, IH, S.391 und R.BERNHEIMER, aaO S.21.23 aufgeführten Stellen, sowie SaI. v. Basra, Bienenbuch (E.Budge, S.68f). Erst hier wird unter Einfluß der Tradition der dtrPA die Tat den Juden angelastet: s.Justin, dia!. 120 (MPG 6, S. 756); ParJer 921; o. aber auch Rasclrl zu Jer 230 (BILL. I, S.943).- Zum Siloah-&m:<1't'!XAfJ.bJo~-Motiv in der Jesaja-Vita. der VitProph o. M.DE JONOE, Nederlands Theologisch Tijdschrift 16, 1961/62, S. I 65ff. - Zur islamischen Tradition s. H.j.SCHOEPS, aaO S. 128 A2; R.BERNHErMER, aaO S.l!9. - Zum Jeoajagrab im Süden Jerusalerns s. J.JEREMIAS, Heiligengräber, S.6Iff,ö schon R.BERNHEt1dER, aaO S.24f. • S. dazu E.NESTLE, Marginalien II, S. I~; TH.SeHERMANN, Propheten- und Apostellegenden, S.I-133 (Lit.), im Folgenden abgekürzt nJ; DERS., Prophetarum vitae fabulosae, im Folgenden genannt "Teubner"; P.RmssLER, Schrifttum, S.871880.132If; L.GrnzBERG, Legends VI; R.BERNHErMER,JAOS 55,1935; H.J.SCHOEPS, aaO; H.A.FISCHEL, aaO; C.C. TORREV, Literature, S.135-140; DERS., Lives, ]BL, MS I, 1946; R.H.PFEIFFER, History, S.66f; R.BERNHEt1dER, ArtBuIl 34, 1952; J. JEREMIAS, Heiligengräber, S.11-13 u.ö.; M.DEJONGE, aaO (0.S.247 A3); H.KRAFT, Märtyrertitel, bes. S.67ff. Nicht eingesehen habe ich S.KLI
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DTR PROPHETENAUSSAGE - EINZELNE PROPHETEN
geführt, die hebräisch oder aramäisch' im l.Jahrhundert n. Chr.· in Palästina" verfaßt wurde. Wegen des besonderen Interesses am Begräbnisort der Propheten wurde ansprechend vermutet, daß VitProph einen Pilgerführer darstellt'; allerdings kann es sich nicht um einen Führer zu den Gräbern" handeln, sondern nur um einen über den jeweiligen Propheten informierenden Führer, der an den Gräbern zu benutzen ist. Jede Vita enthält die biographischen Grunddaten: (a) Herkunft - (b) Tod(esart) - (c) Tatsache und Ort des Begräbnisse!!', die durch weitergebildete biblische' wie apokryphe' Tradition aufgefüllt sind; dieses spezifische Interesse an der Prophetengestalt selbst äußert sich in den meisten Viten auch in dem Moment des Wirkens der Propheten (d), meist zwischen a und b oder nach c genannt; es kann unterschiedlich akzentuiert werden: den Propheten kennzeichnen das Wunder·, seine Verkündigung'· oder Zeichen künftigen Heils". Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung der VitProph steht ZWar noch aus, die Vermutung liegt aber doch nahe, daß das Prophetenbild der VitlProph mit dem des Väterhymnus bei Sirach zusammenhängt". Fragt man unter der allerdings nOCh nicht ausreichend gesicherten Annahme einer palästinischjüdischen Grundschrift nach deren Verhältnis zur Tradition der dtrPA in den Elementen B und C, so zeigt sich, daß das Prophetenbild des Verfassers so 'wenig wie das Sirachs davon bestimmt ist. Die Momente von B sind nicht für das, Wirken der Propheten kennzeichnend; gelegentliche Berührungen" lassen sich nicht zwingend auf die Tradition der dtrPA zurückführen; noch wichtiger für uns ist, daß für den Verfasser der Grundschrift das gewaltsame Geschick der Propheten
• S.SCHERMANN, TU, S. IV. 12.44f. 118ff. 132; R.BERNHEIMER,JAOS, S.200; TORREY, aaO S. 1.6.IOf; RmssLER, aaO S.1321; J.JEREMIAS, aaO S. 12.109; vorsichtiger, aber doch mit Annahmejüdischer Tradition: H.J.SCHOEPS, aaO S.13If; H.A.FISCHEL, aaO S.274 MI. , So RmssLER, aaO S.1321; TORREY, aaO S.1.6ff; J.JEREMIAS, aaO S.12 und A2; zurückhaltender: SCHERMANN, TU, passim; SCHOEPS, aaO S.131. • TORREY, aaO S.l.lIf; R.BERNHEIMER, ArtBull, S.24;].JEREMIAS, aaO S.12 (dort A3 auch zu SCHERMANNS Datierungen); RmssLER, aaO S.1321 (Ende I.Jahrhtmdert v.ehr.). I So SCHOEPS, aaO S.13If; TORREY, aaO S.1. !Of; BERNHElMER, aaO S.24. • Begreiflicherweise enthält lediglich die Elia-Vita (s. dazu TORREY, aaO S.8f) und sonst nur die kaum ursprüngliche Jadok-Vita (s. dazu SCH., TU, S.114) keine entsprechende Angabe. - Konkret ist der Begräbnisort auch bei Hosea und Amos mit tv 't'ij Y1i <XÖTOÜ = auf seinem Landbesitz (s. auch die Habakukvita) angegeben. • So BERNHEIMER, JAOS, S.201; ArtBuU, S.23f; H.A.FISCHEL, aaO S.375; s. aber J.JEREMIAS, aaO S.lI; auch TORREY, aaO S.3. Es wußte doch kaum jeder Palästiner, ganz zu schweigen vom Diasporapilger, wo Hosea seinen Landbesitz hatte. • Am knappsten in der J0eJvita (s. SCH., Teubner, S.82). • zB Micha-, Amos-, Obadja-, Jona-, Nathan-, Ahia-, Joad-Vita. • zB Jesaja-, Jeremia-, Ezechiel-, DanieJ-, Habakuk-, EJia-, Elisa-Vita. • S. Jesaja-, Jeremia-, Ezechiel-, DanieJ-Vita, auch die Viten von Habakuk und Elisa. - Darauf hat bes. H.KRAFT, aaO S.67fhingewiesen. ,. Unter Anspielung auf alttestamentliche Tradition, s. Ezechiel-, Daniel-, Nahum-, Zephanja-, Haggai-, Sacharja b. Iddo-, Maleachi-, Abia-, Joad-, Asarja-Vita. ,- Bei Jesaja, Jeremia, Hosea, Amos, Obadja, aber auch bei JoeJ (SCH., Teubner, S.82, 2-4 sind sekundär, s. SCH., TU, S.50; TORREY, aaO S.26) wird auffalJenderweise nicht auf deren Verkündigung abgehoben. Das spricht dagegen, VitProph sei ein Summa,rium des Lebens und Wirkens von Propheten, etwa mit didaktischer Abzweckung. 11 S. EzechieJ-, DanieJ-, Hosea-Vita; Unheil: (Jona-), Habakuk-Vita. 11 Auch dort Interesse an der prophetischen EinzeJgestalt, an Gebeinen und Gräbern der verstorbenen "Väter" (s.4915; 4612; 4910(!), dazu E.JACOB, L'histoire, S.292f); auch dort sind für das Prophetenbild Wunder und Weissagung bezeichnend (s. oben S.147 A4) und kann auf die Verkündigung hingewiesen werden (48 22fr; 497.8). 11 zB Nathan-Vita.
VITAE PROPHETARUM UND PARALLELEN
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kein integrierender Bestandteil seines Prophetenbildes ist'; im Gegenteil - in einigen Viten wird ausdrücklich festgestellt, daß der Prophet "in Frieden" gestorben ist'. Im Blick auf Mt 23 29f ergibt sich daraus, da all,~ Viten Interesse an den Prophetengräbem voraussetzen, eine wichtige Konsequenz: jedenfalls zur Zeit des Verfassers der Grundschrift wurden nicht nur Gräbe,r solcher Propheten verehrt, die ein gewaltsames Geschick hatten! Demnach war die Grabverehrung nicht das treibende Motiv zur Bildung von Legenden vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten; umgekehrt aber war auch das Interesse an der Grabverehrung' nicht lediglich Ausdruck der Verehrung von "Märtyrerpropheten" !' Wie ist es aber dann zur Ausbildung solcher Geschickl~renden gekommen? Eine traditionsgeschichtliche Fragestellung müßte hier Antwort suchen; sie ist thematisch im Rahmen unserer Untersuchung weder möglich noch erforderlich. Es soll lediglich die in VitProph erhaltene Tradition unter Heranziehung jüdischer und frühchristlicher Parallelüberlieferungeno befragt werden, ob sich die Tradition des generellen Elements C hier an einzelnen Propheten besondert hat. Das Ergebnis ist im ganzen negativ; das gilt in der recensio anonyma, die wir hier zugrunde legen, von allen Geschicktraditionen, nämlich der Zersägung Jesajas', der Steinigung Jeremias', der Tötung Ezechiels8 , der Tötung Michas', , Kein gewaltsames Geschick wird berichtet von Daniel, Hosea, Joel, Obadja, Jona, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, SachaIja b. Iddo, Maleachi, Nathan, Ahia, Joad, Asarja, Elia, Elisa. I Bei Daniel (vgl. auch Nathan), Hosea, Joel, Nahum; lv dp-ljv'll nie bei einem umgebrachten Propheten. • S. zu dieser besondersJ.JEREMIAS, aaO S.126ff. • Das bestätigt auch die Untersuchung von J.JEREMIAS, aaO. Folgt man seinem Ergebnis, so geht auch das Grab der nicht gewaltsam umgekommenen Hulda in urchristliche Zeit zurück (S.51ff. I 14). ° Die Sammlung der Parallelüberlieferungen verdanken wir den genannten Untersuchungen von SCHOEPS und FISCHEL ; sie sind hier gesichtet und vermehrt. • Vgl. im Gegensatz zu C: &vIjaxe,(!) u7tb MocvIXaoij(!) 7tp,a;fN;I~ et.; BUo (SeR., Teubner, 8.68, 19f). 'Text: SCH., Teubner, S.7I,3f; dazu SCHEIlMANN, TU, S.88; SeRoEps, aaO S. 136f; FISCHEL, aaO S.277. Hier sind freilich die Juden in Ägypten die Täter, aber es fehlt der Bezug auf Element B, zugrunde liegt vielleicht Jer 43 :S.9. Diese Tradition auch Par].,. 919ft' (Text: R.liARRlS, Rest, S.63f; jüdischen Ursprung der Tradition nehmen an HARRIS, aaO S.23f; L.GINZBERO, Legends VI, S.399funter Hinweis auf Midrasch Aggada zu Num 3015; SCHOEPS, aaO S.137; FISCHEL, a"O S.277), in christlicher Tradition vielleicht schon Hebr 1137 (s. GINZBERO, aaO S. 399; O. MICHEL, Hebr., S.281) und dann häufig, s. die Belege bei SCH., TU, S.88 A3; G.~BER", aaO S.400; SCHOEPS, aaO S.136f A3; FISCHEL, aaO S.277 A67; s. bes. ApkPaul; ·19 (von den Kindern Israel(!) gesteinigt und getötet; Einfluß der christlich vermittelten dtrPA); ferner noch Commadian, Carmina V.221 (CSEL 15,8.129). Andere Traditionen vom gewaltsamen Geschick Jeremias: Siril91 (hier wird 587 auf die Demütigung (l'lW; oder Mißhandlung? LXX gibt hier wie öfter l"In7 durch XIXXOÜV wieder) J eremias durch die J udäer zurückgeführt (,mnr ":I 'TJ"7.)'T' 'T'!I, Text: R.Smend, Jesus Sirach, S.57), s. zSt V.RvssEL in Kautzscb. AP I, S.466 A.c; R. 8MEND, Weisheit, S.4 70. Der dtr Zusammenhang zwischen Abweisung der Propheten und Stadtzerstörung (s. oben S.220 A6; S.221 A5) wirkt wahrscheinlich ein; aber in dieser Vereinzelung kommt Sir der chronistischen Sicht recht nahe, s. aber oben S.I46 A8); Eupolemos 33 (versuchte Verbrennung Jeremias, wenn nicht d.ie Verbrennung der Jeremiarolle gemeint ist (so A. SCHLA'ITER, Märtyrer, S.68 A38»; s. auch noch Origenes, Fragm. 434.457 II 5 (GCS 41). 8 Text: SCH., Teubner, S. 74,6-8; 76, 9-11; dazu SCHERJIANN, TU, S.92f; GINZBERO, aaO VI, S.422; SCHOEPS, aaO S.137f; FrsCHEL, aaO S.276. Täte,' ist hier der Führer der in Babylonien Exilierten, aber als Repräsentant der Stämme Dan und Gad; ob die Zurechtweisung wegen Götzendienstes auf B verweist, ist fraglich; sie wird einfach aus Ez genommen sein. - Eine andere Tradition vom gewaltsamen Ende Ezechiels ist in ApkPauli 49 (Hennecke, 3. A., II, S. 563; auch in den syrischen. Philippusakten. a.
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DTR PROPHETENAUSSAGE - EINZELNE PROPHETEN
der Erschlagung des Amos 1 und der Steinigung Sacharjas b. Jojada s. Die Erschlagung Joels', die Steinigung Habakuks 4 und die Tötung Nahums6 sind nur im Bienenbuch Salomos von Basra überliefert; daß jüdische Tradition vorliegt, ist äußerst unwahrscheinlich. Was in der Tradition der VitProph zu Aussagen über das gewaltsame Geschick geführt hat, muß hier offengelassen werden.
3. Die rabbinische Tradition Hier zeigt sich ein anderes Bild. Schon bei der Untersuchung der (generellen) dtrPA in der rabbinischen Tradition' haben wir gesehen, daß die ausdrücklich genannte oder als Vorstellungstradition doch im Hintergrund stehende dtrPA am gewaltsamen Geschick einzelner Propheten konkretisiert worden ist'. In diesen Zusammenhang gehören auch weitere Traditionen vom gewaltsamen GeschickJerernias', Ezechiels, Moses und Aarons·, Hurs'·, Urias b. Schemaja" und 8CHERMANN, TU, 8.92; 8CHOEPS, aaO 8.137f) erhalten: Ez. wurde von den Israeliten an den Füßen geschleift, bis sie sein Gehirn ausschütteten. Nach GINZBERO, aaO 8.422 ist diese Tradition "sicher christlich"; es ist aber zu fragen, ob sie nicht mit der mischnischen Bestrafung für einen Priester(!), der seinen Tempeldienst unrein tut, zusammenhängt: PriesterjüngHnge zerschmettern ihm außerhalb des Tempels das Gehirn mit Holzscheiten (8anh IX, 6; dazu M.HENGEL, Zeloten, 8. 220 und A2). • Text: 8CH., Teubner, 8.81,5-8 und dazu 8CHERMANN, TU, 8.60f; SeHoEPs, aaO 8.132; FISCHEL, 8.276. Wie in rabbinischer Tradition hier Identifizierung von Micha v. Moreschet und Micha b. Jimla; s. dazu die altlateinische Übersetzung von AscJes 2 16 (s. G.BEER in Kautzsch AP 11, S.125 Anm.p). Origenes kennt diese Tradition nicht, sondern berichtet nur die Inhaftierung aus I Kön 22 27, s. Gomm. Scr. 28 (GG8 38, 8.49f); Fragrn.457 I15; ebenso fehlen entsprechende jüdische Belege. 1 Text: SeH., Teubner, 8.81,10-12; dazu SCHERMANN, TU, S.52f; SCHOEPS, aaO S. 132; FISCHEL,aaOS.276.- Vgl. Am 7 IOtf;außerVitProph keine Zeugen für die Tradition. S Text: 8CH., Teubner, S.96, 25-97,2; dazu SCHERMANN, TU, S.106f; 8.H.BLANK, Death, HUGA XII-XIII, 1938, passim; SCHOEPS, aaO 8. I 38ff; FISCHEL, aaO S.272f.Die Steinigung fehlt, die Geschickaussage ist nur im Anschluß an 2 Ghr 24 22 formuliert, das Haus Davids als Täter betont, die B-Aussage ganz weggefallen. Im Unterschied zur rabbinischen Tradition (s. unten) kein Einfluß der dtrPA-Tradition! Vgl. aber die Folge der 8acharjatötung (SCH., Teubner, S.97, 3-7) mit Midrasch Aggada zu Num 3015, s. oben S. 229 A4. • s.BuoGE, Book, 8.69 und dazu 8CHERMANN, TU, 8.5Of; 8CHOEPS, aaO S.132; FISCHEL, aaO 8.276; sekundäre christliche Bildung an Hand der Amos-Vita der Vit Proph. Weitere Zeugen fehlen . • s.BuoGE, aaO 8.71 und dazuScHERMANN, TU, 8.130; SCHOEPS, aaO S.132;F'ISCHEL, aaO 8.276; wohl christlicher Herkunft. Weitere Zeugen fehlen. • s.BUDGE, aaO 8.71. Die Israeliten (so ist m.E. zu interpretieren; zu FISCHEL, aaO 8.277 A73) suchten Nahum zu töten, weil er das Kommen der Babyionier prophezeit hatte; wohl christlicher Herkunft. Weitere Zeugen fehlen. • 8. oben S.86ff. . 78. zu Jesaja: LevR 102 par PRK 16 (Buber, 8.125), oben S.90f; TanchB Tazria 13, oben 8.91 A7; JereTnia: TanchB Tazria 13; PesR 150b, oben S.91 A3; Micha: LevR 102 par PRK 16; PesR 150b; Amos: LevR 10 2 par PRK 16; s. noch EcclR 2 zu 1I (A.WÜNSCHE, Midrasch Kohelet, S.2); Sacharya b. Jojada: EcclR 3 I; PRK 15 (Buber, 8.122a); LamR proöm. 23, s. oben 8.89 AI; PesR 150b; Mo.. und Aaron: SifrNum § 91; ExR 7, s. oben 8.91; PesR 129a, oben S.89f; Elia und Elisa: PesR 129. B So ProvR z;u125 (A. WÜNSCHE, Midrasch Mischle, S. 10): " ..... bei aller Zurechtweisung, die er den Israeliten zu Thei! werden Hess (B), verachteten und verspotteten sie ihn (C), bis er schließlich zu ihnen sagte: Bei eurem Leben! Es wird einst
DIE RABBINISCHE TRADITION
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vor allem natürlich die verzweigte rabbinische überlieferung von der Tötung Sacharjas (b. J ojada) '.- Nach H. A. FISCHEL, aaO S. 273ff, wären hier allerdings auch noch überlieferungen von Abel, Noah, Abraham, Is,tak, Jakob, Joseph, Pinehas, Daniel und den drei Männern, Saul, David usw. h,eranzuziehen. Aber dabei werden von FISCHEL zwei Aspekte kombiniert: der, daß die Gestalten als Propheten angesehen werden können', mit dem, daß an den betreffenden Stellen von ihrem gewaltsamen Geschick (aber mit Element C nur im Phänomen, nicht in der Vorstellung konvergierend!) berichtet ist. Das Bindeglied zwischen den Belegen bei FISCIIEL ist der an das Material herangetragene Gedanke vom "Märtyrerpropheten", der sich verschleiernd über traditionsgeschichtlich und vorstellungsmäßig sehr verschiedenartige Tatbestände legt'.
Vergleicht man den Befund in VitProph und der rabbinischen Tradition, so ist für VitProph festzustellen, daß auch fur die in der recensio anonyma aufgenommene Tradition kein Zusammenhang mit Element C der dtrPA erkennbar ist; seiner .Annahme widerstreitet die rabbinische Tradition, die zahlreiche Belege für die Konkretisierung von C an Einzelpropheten aufWeist, dabei aber kaum Kenntnis der VitProph-überlieferungen zeigt4. Wie die Zersägungslegende in MartJes und Parallelen scheinen auch die Geschickaussagen in VitProph einen von dtrPA unbeeinflußten traditionsgeschichtlichen Ursprung zu haben und mit diesel' nur im Phänomen eines gewaltsamen Prophetengeschicks zu konvergieren. Gehen die Geschickaussagen der VitProph ins palästinische Judentum der 10 Hur (s. Ex 1710 u.ö.) wird LevR 103 zu 81 (A.WÜNSCHE, Wajikra Rabba, 8.63) als Prophet bezeichnet; als er das Ansinnen der Israeliten nach einem Götzenbild ablehnt, erschlagen sie ihn; als dieses Ansinnen darauf an den Priester Aaron ergeht, erwartet dieser das gleiche Geschick; der Midrasch wird mit Klgl2:!0 zUllammenhängen; wahrscheinlich hat aber auch die Tradition der dtrPA eingewirkt; Parallelen bei L.GINZBERG, LegendsVI, 8.396; H.A.FISCHEL,aaO 8.275 A52. 11 S. PRK 15 (Buber, S.122a; WÜNSCHE, Pesikta, 8.166); zur Auslegung vonJes 121 auch LevR 42 ZU41 (A.WüNSCHE, Wajikra Rabba, 8.25); EcclR 31 zu316 (A. WÜNScHE, Kohelet Rabba, S.52f) und Raschi bei BILL. I, S.943; s. auch PRK 13 (oben S.250 A8). Hingegen SifrNum § 88 (K.G.KORN, Sifre zu Numeri, 8.239f) ka:tlll in diesem Zusammenhang nicht herangezogen werden (gegen N.BRGx, Zeuge, 8.163); Jer 26 16-24 wird lediglich zum Nachweis zitiert (s. KORN, aaO 8.239 A25), daß zwei unmittelbar nebeneinanderstehende biblische Aussagen sich auf verschiedene 8ubjekte oder Objekte beziehen können (s. KUHN, aaO 8.237 All). 'Die zahlreichen rabbinischen Parallelen bei BILL. I, 8.94W (unvollständig); 8.H.BLANK, aaO. Sieht man die rabbinische überlieferung durch, so ist fast durchweg über die biblische FundsteIle hinaus Einfluß der Tradition der dlrPA festzustellen; so dient die Diskussion um die Tötungsstelle dazu, die Sünde Israels(!) zu vergrößern (s. zB jTaan IV, 9 (69ab); BILL. I, S.940), in der Blutlegende ist der Bezug C-D im dtrGB gestaltet (s. zB jTaan IV, 9 (69ab); bGitt 57b; EcclR 3 1 zu 3 16), Israel ist nun der Täter (s.jTaan IV, 9 (69ab); hGitt57b; PRK 15 (Buher, S.122a;WÜNBCHE, Pesikta, 8. 166f); LamR 24 zu 2 2 u.ö.), auch das Wirken ist nun ganz nach B gefaßt (s. zBjTaan aaO; bGittaaO; PRK 15; TargKlgl2 20). • Das steht aber nicht so fest!, s. E.BASS, Merkmale, 8. 26f. • 8. zB FISCHELS Heranziehung von LevR 27 (aaO 8.273); in Wirklichkeit geht es um die Auslegung von Pred 3 15, für die biblische Beispiele beigebrac:ht werden! Von der Prophetenvorstellung findet sich keine Spur. • Von Konvergenzen in Überlieferungen, die schon das AT beidien vorgab; ist natürlich abzusehen.
252 PROPHETENGESCHICK - LEIDENSVORSTELLUNGEN urchristlichen Zeit zurück, so ist natürlich nicht auszuschließen, daß sie bei Sprechern und Hörern der generellen Aussage mit den anschaulichen Hintergrund für diese abgegeben haben. Höchstens so weit mag ihre Bedeutung für die Erklärung der generellen Aussage reichen; aber die Tatsache, daß weder die urchristliche noch die rabbinische Tradition bei der überlieferung der generellen Aussage auf diese Tradition zurückgreifen, mahnt zur Vorsicht. Hingegen zeigen die illustrierenden und begründenden Konkretionen der dtrPA in rabbinischer Tradition, wie zu der weiterhin überlieferten generellen Aussage ein Anschauungshintergrund hinzugekommen ist, wohlim Zuge des Lehrvortrags und der synagogalen Homilie, auf die die Belege verweisen l , Trotz der bahnbrechenden Untersuchung von J.JEREMIAS2 haben wir von Entstehung, Vorstellung und Vorgang der Prophetengrabverehrung noch ein zu wenig gesichertes Bild, um bestimmen zu können, wie überlieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten oder gar die Tradition der generellen Geschickaussage, etwa als Sündenbekenntnis, wie Mt 2330 nahelegen könnte8, hier verankert waren. VIII. DIE TRADITION DER DTR. PROPHETENAUSSAGE IN IHREM VERHÄLTNIS ZU ANDEREN SPÄTJÜDISCHE:N LEIDENSVORSTELLUNGEN 1. Die Vorstellung uom gewaltsamen Geschick der Propheten und die
Märtyrerhegrifflichkeit Vielfach wurden zumal die urchristlichen Belege für die hier zur Untersuchung stehende Vorstellung vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten mit der Märtyrerbegrifflichkeit zu erfilSsen I Dürfen derartige Verbindungen von Einzel- und genereller Tradition schon für die urchristliche Zeit angenommen werden, so ist erwägenswert, oh nicht auch schon in der markinischen und matthäischen Fassung der ,bösen Weingärtner' eine derartige Verbindung vorliegt und Einzeltraditionen die konkreten Geschickverben bestimmen, ohne daß damit an bestimmte Propheten gedacht wäre, 8. die oben behandelten Belege PesR 129a; Sifre Num § 91 par ExR 7; LevR 10 2 par PRK 16; PesR 150b; vgl. Mk 123 parr ~8etplXV mit LevR102; Mt2135 ~At&oß6A1)!JOCV mit PesRl29a; SifrNum§91 par; Mk 124 tx&q>ocAOC(OO!JOCV (zur Bedeutung A.JÜLlCHER, Gleichnisreden II, 8.389; W.G.KÜMMEL, Weingärtner, S.122 All; V.TAYLOR, Mk, S.474; W.BAUER, WB, Sp. 850.851) mit dem Michageschick in LevR 102 par; PesR 150b; Mk 124 ~T(fLOC!JOCV mit PesR 129a; LevR 102 par. - Daß hinter Lk 1151. «~.Zusatz) ein Märtyrersummarium stehe (so E.STAUPFER, Theologie, S.217), ist eine Vermutung, die sich nicht näher begründen läßt. Nicht hierher gehören Reihungen wie Hebr 11 36f (s. dazu unten S.263f A3). • aaO; s. auch schon A.ScHLATJ'ER, Märtyrer, S.23ff; E.BAMMEL, ThLZ 78, 1953, Sp.123f. • Erst mittelalterlich ist die durch Isaak Helo belegte Nachricht, daß Juden an Heiligengrähern Bußgebete gesprochen haben; S,JEREMlAS, aaO S.80.
DIE MÄRTYRERBEGRIFFLICHKElT
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gesucht. Daß man sich dabei nicht auf eine zeugnisterminologische Fassung gar des Geschicks oder doch wenigstens des solches Geschick eintragenden Wirkens der Propheten berufen kann, hat sich bereits ergebeni. So bleibt in diesem Zusammenhang die Redeweise vom "Märtyrerpropheten" nur in dem all!~emeinen Sinne diskutabel, daß "Martyrium" für das Phänomen eines wegen einer überzeugung erlittenen Todes steht. Bei näherem Zusehen zeigt sich jedoch, daß diese landläufige Märtyrerbegrifflilchkeit und jene Vorstellungstradition in Ausrichtung und Inhalt divergieren. Der Märtyrerbegriff impliziert als leitende Reflexion die auf den vom gewaltsamen Geschick Betroffenen; die Vorstellungstradition vom gewaltsamen Geschick der Propheten ist aber nicht auf diese, sondern, wie wir immer wieder gesehen haben, auf Isra.el als den Täter ausgerichtet2 • Ebenso verzeichnet der MärtyrerbegTiff den Inhalt der Vorstellung; er mißachtet die Variabilität der Formulierung von Element C zugunsten des Tötungsmoments, isoliert die Vorstellung aus ihrem in der gesamten überlieferungsgeschicht(: nachweisbaren Vorstellungskontext (dtrPA, dtrGB) und verallgemeinert sie dergestalt, als ginge es um das Geschick eines Frommen wegen seines Frommseins, wobei unwesentlich ist, wer das Gesehick zufügt. In Wirklichkeit hat das in die Tradition der dtrPA gehörende Moment des gewaltsamen Geschicks der Propheten generen seine Bestimmung darin, daß es nicht einfach jedem Frommen, sondern den Propheten als in einer festen Verkündigungsfunktion zu Israel gesandten Boten von Israel und nur von ihm widerfährt, als solches Ausdruck der Abweisung dieser Boten durch Israel ist und für dieses das Gericht nach sich zieht, während an einer Sinndeutung des Geschicks im Blick auf den Betroffenen oder gar einer Reflexion auf sein künftiges Geschick im Rahmen dieser Vorstellungstradition gar kein Interesse besteht. Die MärtyrerbegriffIichkeit muß also von dieser Vorstellungstradition völlig ferngehalten werden; sollen die Aussagen ihre Eigenart behalten, so kann hier von einer alt-
s. oben Exkurs II; zu Apk 11 s. oben S.241 A6. • Das gilt von allen Belegen in der gesamten Überlieferungsgeschkhte der Vorstellung. Selbst an den wenigen Stellen, wo die Vorstellung in einem AU!lSagezusammenhang auftritt, der nicht am Täter, sondern am Betroffenen orientiert ist (so Lk 6 22fpar; ferner in rabbinischer Tradition, s. oben S.93A4), bleibt sie als Untat des Täters formuliert; die Qualifizierung des Geschicks des Betroffenen erfolgt hier durch Qualifizierung des Täters! Anders erst TanchB Tazria 13 (8. oben S.91 A7): Doch zeigt die Funktion der Aussage im Kontext (Ez 96 wird damit erklärt, daß diese von Gott der Tötung Preisgegebenen u.a. es vermieden haben; von seiten Israels Schläge auf sich zu nehmen; als GegenbeispieJ wird auf die Propheten und was sie von Israel erduId(!t haben, verwiesen), daß es sich hier um eine ad-hoc-Umgestaltung der Vorstellung als Stütze einer AU1Ilegung von Ez 96 handelt. 1
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PROPHETENGESCHICK -LEIDENSVORSTELLUNGEN
testamentlich-spätjüdischen Märtyreridee oder gar vom Gedanken des Märtyrerpropheten keine Rede sein. Dieses Ergebnis wird durch den traditionskritischen 13efund unterstrichen. Gerade im spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB hat es neben der dtrPA auch eine Vorstellungstradition gegeben, in der das gewaltsame Geschick auf den Betroffenen selbst hin reflektiert wird.
2. Die Vorstellungen vom gewaltsamen Geschick der Propheten und vom Leiden des Gerechten im Spätjudentum Unter den zum Traditionsbereich des dtrGB gehörenden Schriften des Spätjudentums ist in diesem Zusammenhang zunächst l Daniel zu nennen. Ohne erkennbare Beziehung zu der ja gleichfalls im Vorstellungsbestand des dtrGB auftretenden dtrPA findet sich hier im Blick auf das Geschick asidäischer Toralehrer2 eine ganz andersartige Vorstellung, die nicht am Täter, sondern am Betroffenen orientiert ist3 und durch den Zusammen bestand von Geschickaussage und Heilsaussage 4 gekennzeichnet ist, wobei die Geschickaussage weder an Israel als Täter haftet noch Konsequenz eines Wirkens ist noch überhaupt den Ort von Element C des dtrGB hat, sondern das akute Widerfahrnis der Andauer von D am Einzelnen darstellt5 ; daß den Weisen solches Geschick zuteil wird, liegt daran, daß sie Israeliten sind und über Israel das seit 587 andauernde Unheil lastet. Auf die Tradition vom gewaltsamen Geschick der Propheten ist diese Vorstellung weder bei den Asidäern noch sonst im Spätjudentum angewendet worden. Sie hat vielmehr im Traditionsbereich des dtrGB ihre Weiterbildung zur Vorstellungstradition vom Leiden des Gerechten überhaupt erfahren6• Hierher gehören 1 Zum traditionsgeschichtlichen Ort von Dan •. oben S.191 A2. TestXII bieten in ihrem Grundbestand noch keinen sicheren Beleg; TestJud 254 dürfte wegen 2 Makk 79 erst in die hellenistisch-jüdische Oberlieferungsstufe der TestXII gehören, ebenso Testlos 1f; 17 I. . • Die in 122 zum ewigen Leben Erwachenden sind die V.3 genannten Weisen (s. zu diesen oben S.208A5), mit A.BENTZEN, HAT 19, S.85; K.KoCH, HZ 193, 1961, S.27 A2, anders O.PLÖGER, KATXVIII, S.171f. Die Aussage ist dann mit 1133f, wo vom Todesgeschick (... ?1!1~) dieser Toralehrer die Rede ist, zusammenzunehmen (V. 35 bleibt außer Betracht, da unsicher ist, ob er überhaupt vom Geschick der Weisen spricht, •. LXX). • S. die Formulierung V. 33 :... :1.,":1 '?1!1~1'I. Ein Täter ist überhaupt nicht genannt; gedacht ist an den heidnischen Weltherrscher. , S.ll 33f + 122f. • 11 33 ist mit D-Momenten formuliert! ! V gl. zur Zusammenstellung: Esr 9 7; Toh 3 4; Jub 2322 und oben S.1\3A7; S.158A4; s. auch zum Verständnis der vier Weltreiche als Andauer von D oben S.190f und zum Verhältnis von 924ft' zu K.IO-12 K. KOCH, aaO S.20ff.25ff. • S. dazu die treffende Herausarbeitung der Vorstellungskontur durch D.RössLER, Gesetz, S. 88ff.
DIE VORSTELLUNG VOM LEIDEN DES GERECHTEN
255
entsprechende Aussagen in den Paränesen des äthHen1, die auch in dieser Hinsicht die Bedeutung des dtrGB als des umfassenden theologischen Vorstellungsrahmens2 bestätigen: die prinzipielle Leidenssituation des Frommen, der in der Umkehr (E) steht, ist Ausdruck dessen, daß nach dem dtrGB der Unheilsstatus Israels von 587 bis zur eschatologischen Wende (F) andauert3; ja, im äthHen sind es gerade die Frommen, die in ihrem Leidensgeschick diesen von Gott gesetzten Unheilsstatus Israels r.ealisieren', während die Sünder auch unter den Israeliten sich ihm entziehen5, nicht leiden, sondern auf die Seite der Feinde Israels zu stehen kommen, durch die sich die Andauer von D verwirklicht. Wie Einzelformulierungen bestätigen, ist somit die Vorstellung vom LeMen des Gerechten ohne die Tradition des dtrGB gar nicht zu verstehen,. in dieser hat jene ihren Rahmen und theologischen Orf!!. Im Traditionsbereich des dtrGB findet 1 Zum Bezug der Paränesen im äthHen aufyas dtrGB s. oben 8.190; zur Datierung S.154A4. Vor allem ist 1039-15 zu nennen (dazu R.H.CHARLES, AP 11, S.275 Anm.; D.RöSSLER, aaO S.88ff). Der Abschnitt ist im Munde der Sünder zu denken, denen so zu reden verwehrt wird (V. 9); er ist aber nicht uneigentliche oder gar ironische Redeweise, sondern ganz aus der Sicht der Gerechten formuliert (s. t>eo. V.12ff) und wird im Folgenden sachlich nicht korrigiert; den Sündern wird so zu reden verwehrt, nicht weil ihre Aussagen unrichtig wären, sondern weil sie unvollständig sind: das künftige Heil dieser geplagten Gerechten (s. unmittelbar folgend 1041-6) und die Verwerfung der Sünder (104 7-9) müssen dazu genannt werden. - Hier wie sonst im paränetischen Buch findet sich nun eine Fülle von Geschickaussagen, die nicht auf den Täter hin formuliert sind (Täteraussagen), sondern auf den Betrojfenm hin; einerseits treten hier transitive Geschickverben auf (Tataussagen), zB (nach BEERS übersetzun@: in Kautzsch AP II): martern, vernichten (10310); verschlingen, morden (&1tox-re(vetv, G.BoNNER, Chapters, S.68f) (10315); verachten (10310), hassen (10312), zerstreuen (10315) usw.; o. auch schmähen (1034; 10810), beschimpfen (1087.10), (in Täteraussagen: verfolgen 957; niederschlagen 96 8 usw.); andererseits wird das Geschick des Gerechten aber auch durch Leiden (963), Mühe und Plage (1033.9.11), Krankheit (1039), Drangsal und Trübsal (98 13; 103 14) charakterisiert; s. auch die Zusammenfassung von 103 91f in 104 2: ,Preisgabe an die Schande durch Unglück und Not'. - Wie in Dan finden sich hier nun reichlich Geschickaussagen, die auf den Betroffenen gerichtet sind; auch hier liegt der fiir die Tradition kennzeichnende Zusammenbestand von Geschickaussage und Heilsaussage vor (vgl. etwa 963; 1033f; 1039-15 mit 1041-6; auch 1087b-9 lnit HH4), Auferstehung (9110;92 3; (1024; 1033); bes.I042mitDan 12 3!), Lohn (1033; 10413; 10810).Hierher gehört auch die Vorstellung, daß das Blut der Gerechten gerächt wird, 0.471-4; sie kennzeichnet auch die Tradition vom Leiden des Gerechten in AssMos93-7, s. dazu E. LOHSE, Märtyrer, S.197. • S. oben S.189f. • S. oben S.186. 188f. • S. die Benutzung des Fluchabschnitts Dtn 28(!) in dem programmatischen Abschnitt 1039-15, auf die G.BEER, aaO S.307 Anm. hinweist; zum Verständnis von D als Eintreffen der Dtn-Flüche s. oben S. 114 AI; vgl. bes. 10311 a mit Jub 116 (Aufhebung bei der Heilswende), das Verständnis des Leidens als Drangsal (9813; \03 (4) mit Dtn 430; 3117. 21; Neh9 27. 37(!), wo'~ bzw.n,~ (LXX.&A"IJt~!)geradedieZeitdesseit587 andauernden Unheils (D) qualifiziert, ferner Dan 1133 Schwert mit äthHen 10312.15, Feuer mit 1007, Wegführungmit 10315, Beraubung mit 103 15. 6 Eingewoben ist die Thematik: Wohlergehen der Sünder-Leiden der Frommen. • In der vom dtrGB bestimmten Tradition vom Leiden des Ge!~ten hat natürlich besonders die Topik der Klagepsalmen eingewirkt (s. zB RössLER,. aaO S.89 A2).
256
PROPHETENGESCHICK -
LEIDEN DES GERECHTEN
sich diese Vorstellungl in PsSal, dort freilich stark modifiziert2, und vor allem in 4- Esr 3 und ApkBar(syr)4. Diese Tradition vom Leiden des Gerechten umfaßt als Reflexion auf den Betroffenen auch dessen gewaltsames Todesgeschick, schließt es aber nicht notwendig ein, sondern ist auf das als Leiden qualifizierte Erdenleben des Gerechten überhaupt angewandt; die Märtyrerbegrifflichkeit wäre auch hier unangemessen. Die Vorstellungen vom gewaltsamen Geschick der Propheten und vom Leiden des Gerechten haben demnach im Vorstellungsbestand des dtrGB im Spätjudentum als zwei ganz verschieden ausgerichtete Traditionen zusammen gestanden. Gleichwohl ist hier ein gemeinsamer Beziehungspunkt für beide Vorstellungen gegeben: die theologischen Träger der Tradition des dtrGB. Sie haben sich nachweislich nicht nur in ihrem Wirken als Umkehrprediger und Gesetzeslehrer Israels, sondern auch in ihrem Abweisungsgeschick in die dtrPA einbezogen und damit ihr Geschick als Dokumentation der permanenten Halsstarrigkeit verstanden, die Israel schon in der gewaltsamen Abweisung der Propheten vor ihnen bewiesen hat'. Wird so ihr Geschick im Blick auf den Täter begreiflich, 80 werden diese Prediger es im Blick auf sich selbst als Betroffene nicht anders als für jeden anderen Frommen auch von der Vorstellung vom Leiden des Gerechten her verstanden haben. Diese Kombination beider Vorstellungstraditi0nen im Blick auf die gewaltsam vom Volk abgewiesenen Prediger ist zwar aus 1 In diesen traditionsgeschichtlichen Zusammenhang gehören auch die Belege aus den essenischen Schriften, die H.BRAuN, Radikalismus, I, S.39.61f.130f unter dem Stichwort "Märtyrerethik" zusammenstellt. Einige bezeichnende Geschickverben seien herausgegriffen: schmähen (IQpHab X, 13), lästern (I QpHab X, 13; IQH II, 35), verfolgen (Dam I, 21; I QpHab XI, 5). • Aus der Vorstellungstradition vom Leiden des Gerechten stammt in PsSal die Auferstehungsvorstellung für den Frommen (3 12). Die Leidensvorstellung selbst ist eine andere: das Leiden des einzelnen Frommen ist Prüfung (16 14) und Züchtigung (3 3f; 10 1-3; 137-10; 141; 1611), angesichts der (wenigen) Verfehlungen des Frommen (35ff; 96; 135ff; 1611), um ihn zu bessern (10 Iff; 137ff; 1611) und seine Verfehlung zu Bühnen (1310; vgl. auch 3 3fmit 96); die Vorstellung vom Leiden als Sühne für die eigenen Sünden nehmen in PsSal ZU Recht an W. W,CHMANN, Leidenstheologie, S.7 und A20; E.LoHsE, aaO S.30 und A3; anders E.SJöBERG, Gott, S.222 A7. Das Motiv der Züchtigung des Frommen durch Leiden fehlte bisher im Traditionsbereich des dtrGB, der nur D als Züchtigung des Volkes kennt (s. oben S. \l8A3; S.148A5; ferner PsSal 73; 826.29; PsPhilo, LAnt 199; 4 Esr 5 30; ApkBar(syr) 15; 41; 1310; 78 3;7926n, s. S.181 A5; 183 A2; zum Ganzen G. BERTRAM, ThWS, S. 605f) ; PsSal nehmen hier ein älteres Motiv (s. Hi 517f; Spr 311; G.BERTRAM, aaO S.605 und A51) auf; zur Verbindung von Züchtigungsmotiv und Leidensgeschick s. außer den genannten Arbeiten von W,CHMANN, BERTRAM, LOHSE ferner j.A.SANDERs, Suffering; G.BORNKAMM, Sohnschaft, S.188ff. • Geschick des Frommen in Täteraussagen : 7 79 (hassen); 8 57; 9 9: 11 40ff: am Betroffenen orientiert: 789. (96); 1323: s. auch 827; 108. 19ff; 1243; Zusammenbestand von Geschick- und Heilsaussagen : 7 89f. 96f; Lohnmotiv: 435; 735; 783; 833.39; 1356; zur Auferstehung s. K.SCHUBERT, BZ NF 6, 1962, S.206f. - Das Leidensgeschick Isra.els und zumal der Frommen (789) ist Andauer von D, s. zB 9 41ff; 1140ff; 1243; 1415 . • Auf den betroffenen Frommen hin formuliert und im Zusammen bestand mit Heilsaussagen: 158; 4850; 52 6f (Lohn! s. auch 5416); zu Auferstehungsaussagen s. K.SCHUBERT, aaO S.207f. Auch für ApkBar(syr) gilt, daß die Leiden der Gerechten im Zusammenhang mit der Andauer von D (70 n. Chr. akut erwiesen) stehen, s. 10 5ff; II 5; 314; 67ff; 78ff. - Ob ApkBar(syr) auch die Vorstellung vom Sühnelciden des Volkes für D verwendet (5. W.WICHMANN, aaO S.32ffund vor allem E.SJöBERG, aaO S.238. 257f), ist mir zweifelhaft (mitD.RöSSLER, aaO S.92). • S. jub 112; 4 Bor 7 130; Lk 1149; 1334.
VORSTELLUNGSVERBINDUNG IN LK 622f
Q.
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jüdischer Tradition nicht erhalten, doch haben diese überlieferungsgeschichtlichen, im VorsteIlungsbestand des dtrGB bereit liegenden Voraussetzungen es ermöglicht, daß es jedenfalls in christlicher Tradition zu dieser Verbindung kam, wie sich sogleich zeigen wird'.
3. Die Verbindung der Vorstellungen vom gewaltsamen Geschick der Propheten und vom Leiden des Gerechten in Lk 622f Q, Auf die Kombination zweier Vorstellungs traditionen in dieser Seligpreisung, die hier in ihrer früher analysierten Gmndgestalt in Q (s. oben S.20-26; Zählung nach Lk) zur Untersuchung steht, weist schon der gattungsgeschichtliche Befund; in Lk 622-23b liegt eine Fusion zweier Gattungen vor: ein Makarismus in der einfachen Form einer Verbindung von (.tOC)(OCP~o<; mit einem ZUiltand oder Verhalten 2 und ein Freudenaufruf mit folgender Begründungs. V. 23c jedoch läßt sich gattungsgeschichtlich nicht ableiten. Der vors tellungsgeschichtliche Befund vertieft den Graben zwischen den beiden ungleichen Teilen dieser Seligpreisung noch mehr; W.NAUCK hat auf Parallelen zu V.22-23b hingewiesen, die illl die Tradition vom Leiden des Gerechten gehören4 ; sieht man diese eben skizzierte Tradition, wie sie im Traditionsbereich des dtrGB erhalten ist, durch, so zeigt sich, daß der erste Teil der letzten Seligpreisung hier seine Heimat hat: in der Tradition vom Leiden des Gerechten finden sich Makarismen und Freudenaufrufe5; hier ist dler Zusammenbestand von einer die Gegenwart des Frommen charakterisierenden Leidensaussage und dem autoritativen Zuspruch künftigen Heils6 , und zwar näherhin künftigen Lohnes7 , der im Himmel schon bereit ist8, charakteristisch; auch hier werden die Leidensaussagen , Die im Folgenden besprochenen urchristlichen Belege werden zur Verdeutlichung ihres traditionsgeschichtlichen Hintergrundes unmittelbar an dieser! angeschlossen und deshalb schon in diesen Hauptteil vorgezogen. • S. als Formparallelen aus zahlreichen Belegen zB äthHen 81 4; 82 4; 4 Esr 745. • S. zBJes 1429; 259f; 4913; 541; (6110); 66 I Off; J0221.23; Sach214; 99. Der Freudenaufruf steht an der Stelle, die in einem dreigliedrigen Makarismus (s. zB äth Hen 582; 9910; slavHen 4211) die begründend eingefübrte Verheißung eschatologischen Heils innehat. - Zu begründendem ih! bei Xot!p", s. W. BAUER" WB, Sp.I727. • ZNW 46,1955, S.731f: ApkBar (syr) 4848-50; 525-7; 5416-18; vgI. bes. Lk622aot mit4849; Lk 6 22aßb mit 4850; Lk 6 23. mit 52 6; Lk 6 23b mit 52 7. Der These NAUCKS, daß es eine feste "urchristliche Verfolgungstradition des Inhalts ,frem,t euch im Leiden'" (aaO S. 72) gegeben habe, kann ich mich nicht anschließen. • Makarismen: s. zB äthHen 582; 814; 824; 9910, ferner oben S.218 A3; Freudenaufrufe: ApkBar (syr) 526, auch äthHen 1052; XotlpE!V häufig in d,,,, griechischen Version des äthHen (s. C.BoNNER, Chapters, S.I06); &:yctAA!iiO'&ct! s. äthHen 10413 (BoNNER, aaO S. 76f). - Von daher wird das Zusammentreten beider Gattungen in Lk 622f verständlich. • Zum Zusammenbestand s. die Belege S.2541f. 'So äthHen 1033; 10413; 10810; 4Esr435; 735.83; 833.39; 1356; ApkBar (syr) 527; 5416; Verbindung von Leiden und Lohn äthHen 1033; ApkBa,r (syr) 527. • äthHen 10810; 4 Esr 783; 1356.
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PROPHETEN GESCHICK -
LEIDEN DES GERECHTEN
häufig als Tataussagen formuliert, ja die Parallelität reicht bis in die verwendeten Geschickverben ÖVELa(~WJ und EbtELV 7tov'Yjpov XIX-lt' U[Lwv hinein!; in der Formulierung ( !) tritt das eigentümlich Christliche erst in ilVEXEV ~[LOü, in der Qualifizierung des Geschicks als eines um Jesu willen erlittenen, heraus 2 • Lk 622-23b erweist sich somit: nach Gattung, Aussageführung und Formulierung als der Tradition vom Leiden des Gerechten zugehörig und hierin als ein völlig gcschlm:sencs, keiner Ergänzung bedürftiges Ganzes. - Wendet man sich dem überschießenden o(h:we; y
17.,
17.,
VORSTELLUNGSVERBINDUNG IN LK 622f
Q.
259
sie den Beziehungspunkt für V. 23c innerhalb des logischen Gefüges von V.22-23b suchen; dort aber kann er nicht gefunden werden. Vielmehr liegen in der letzten Seligpreisung zwei parallele Aussagen (V. 22-23b und V.23c) vor, die beide ihren sachlichen Beziehungspunkt außerhalb ihres Zusammenbestandes haben, nämlich in der Geschicksituation der Hörer, während der syntaktische für V.23c in einer dem Makarismus vorangehenden! oder ihm unmittelbar folgenden (nach V.23b)2 paränetischen Aussage hegt. Warum aber wurde dieser Hinweis auf das entsprechende P'rophetengeschick überhaupt gebracht? Handelt es sich einfach um das Geschick der Frommen, der Gemeinde, dann wird er unverställldlich; denn einfach für den Frommen ist, wie wir sahen, ja bereits V.22-23b eine völlig suffiziente, theologisch unüberbietbare Aussage. Wenn man von der Tradition der dtrPA herkommt, ist die Antwort leicht: die letzte Seligpreisung ist Paränese nicht einfach für leidende Christen als solche, sondern insofern sie als Prediger in Israel wirken und in ihrem Wirken am eigenen Volk von Juden schmähliche und verleumderische Abweisung erfahrenI'; wird doch die dtrPA in jüdischer wie in urchristlicher Tradition niemals auf die Frommen überhaupt, sondern stets auf Gestalten hin erweitert, die auch in ihrem Wirken den Propheten entsprechelll'. Gemäß dieser daran, daß die auch dem gewaltsamen Geschick des Frommen geltende Heilszusage in der Tradition vom Leiden des Gerechten, der sie entstammt, nirgends begründet wird, sondern als autoritativer Zuspruch ergeht; auch der durch den Freudenaufruf angeschnittene Aussagekreis wird durch die Heilsverheißung wiedelC geschlossen (äthHen 1052; ApkBar(syr) 526). V.23c schließt sich sachlich allein an V.22aßb an, nicht aber syntaktisch. 1 Lk 6 22f wäre dann als Konzentrat einer breiteren (oder für line breitere?) paränetischen Ausführung gebildet worden, in der der Beziehungspunkt für y
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PROPHETENGESCHICK -
LEIDEN DES GERECHTEN
Entsprechung ist das Logion Lk 622f also als Heilsparänese für an Israel wirkende, aber schmählich abgewiesene Prediger zu verstehen; sie werden auf das dem leidenden Frommen bereitliegende Heil verwiesen; dem Besonderen ihres Geschicks als Prediger wird mit dem weiteren Argument begegnet, daß man ebenso schon mit den Propheten verfahren ist. Aus dieser besonderen Ausrichtung dieser Seligpreisung erklärt sich auch ihre besondere SteIlung in der überlieferungsgeschichte von Lk 6 20ff parl. Zugleich ist Lk 6 22f Q eine Bestätigung mehr dafür, daß die VorsteIlung vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Traditionsbereich des dtrGB überliefert worden ist, in den auch die Vors teIlung vom Leiden des Gerechten gehört und der das Zusammentreten beider erklärt2•
4. Die Weiterbildung der Vorstellungstradition vom Leiden des Gerechten im hellenistischen und rabbinischen Judentum Das helIenistische Judentum hat nicht zum Bereich lebendiger überlieferung des dtrGB gehärt, aber es läßt sich doch zeigen, daß es an LeidensvorsteIlungen angeknüpft hat, die zuvor nur im palästinischen Judentum, und zwar innerhalb des VorstelIungsbestandes des dtrGB, auftreten3 • So hat in Weish4, aber auch in 2 Makk5 die Vorstellung vom Leiden des Gerechten eingewirkt, nach Gattung und Inhalt den vorangehenden gerade nicht parallel ist. Anders erst Lk, s. S.279 A2, während Mt die ursprüngliche Ausrichtung des Logions in Mt 5 11 r durchaus noch vertraut ist: im Unterschied zu 510 richtet sich 5 Ilf gemäß dem Abschnitt 511-16 auf die jüngerschaft hinsichtlich ihres (nun allerdings) die Völker missionierenden Wirkens, s. unten S. 315 A6. 1 Die letzte Seligpreisung wurde bei der Reihung des Grundbestandes der Seli!wreisungen in Q ans Ende gestellt; sie behält diese Stellung auch da bei, wo die Reihe in QMt erweitert wird; sie wird durch Mt 5 10 ergänzt; s. oben S.20ff. • Zu Lk 622f s. ferner unten S. 283f. • Sowohl in Weish wie 2 Makk bestehen die Vorstellungen vom Züchtigungsleiden des Volkes, vom Prüfungs- bzw. Züchtigungsleiden des einzelnen Frommen sowie von dessen künftiger Auferstehung bzw. Belohnung zusammen; diese Vorstellungen treten zusammen aber im Vorstellungsbestand der palästinischen Tradition des dtrGB a.uf. e Zf1l:htigung des sflndigen Volkes durch Notgeschick: 119; 122.22; 166 (der Bezug, auf D des dtrGB ist freilich gelöst; die Züchtigung ist nur noch ein Moment einer theologi8chen Wahrheit, die über der Geschichte steht und diese zum Reservoir von Exemplifikationen macht; zu 1129"s. G.KUHN, ZNW 28, 1929, 334ff; H.EISING, Geschichtsbetrachtung) ; Leiden des Gerechten: s. 2 10-523 (auf das ganze Erdenleben des Gerechten bezogen, zahlreiche Tataussagen, Aussagen seines künftigen Heils (vgl. bes. 3 3ff und die Hinweise auf Dan und äthHen bei j.FICHTNER, HAT II 6, S.19, 35 mit äthHen 1033, Lohnmotiv 2 22; 515 mit äthHen (s.o.); das Leidensbild gipfelt inder gewaltsamen Tötung des Gerechten (220), dazu D.GEOROI, Hymnus, S.271f». Auf wie auch immer vermittelte (aber kaum nur literarische!) Beziehungen zum palästinischen Traditionsbereich des dtrGB weisen die zahlreichen Berührungen mit Tob, Dan, äthHen 91ff (s. dazuj. FICHTNER, ZNW 36, 1937, S.123ff). Zur Vorstellung vom Geschick des Gerechten in Weish selbsts. besonders jetzt D.GSOROI, aaO S. 271ff. • In der Leidensvorstellung steht 2 Makk besonders PsSal nahe (Züchtigung des sündigen Volkes durch Notgeschick: vgl. PsSa18 26. 29, auch 73 mit 2 Makk 612-16, auch
HELLENISTISOHES UND RABBINISOHES JUDENTUM
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freilich aus ihrem theologischen Rahmen im dtrGB gelöst, ja faktisch ist es zur Ausbildung einer eigenständigen theologischen Erfassung des Geschicks des Frommen gekommen; in unserem Zusammenhang besonders bedeutsam ist, daß sich in 2 Makkl und 4 Makk! die Reflexion nun erstmals auf das gewaltsame Todesgeschickdes Frommen konzentriert hat. Aber bei diesen gern als "Märtyrertheologie" gekennzeichneten Vorstellungen lassen sich keinerlei Wechselbeziehungen zur dtrPA nachweisen, ja beide Traditionen 7 IB. 32f; 104; die Frommen sind mit dem gezüchtigten Volk !lOlidarisch: vgl. PsSal 7 3; 8 29 mit 2 Makk 7 1B. 32 (nicht die persönlichen Sünden der Brüder sind gemeint! gegen E. LoHSE, Märtyrer, S. 67); sie sprechen die Gerichtsdoxologie : vgl. PsSal 92b u.ö. mit 2 Makk 7 3B; hier wie dort ist mit den Gesetzesfrommen (als solchen, nicht erst als leidenden!) die Auferstehungshoffnung verbunden: vgl. P"SaI312 mit 2 Makk 79. (11). 14.23. (29); 1243. (45». - Das Züchtigungsrnoment quali:fiziert nicht mehr wie im dtrGB das auf Grund einer langen Sündengeschichte schließlich ergangene und andauernde Gericht (D), sondern bezeichnet eine wiederholbare, jeweils ergehende Strafe, die das Anwachsen der Sünde gerade verhindern soll; s. 2 MaId< 612ff und dazu W. WICHMANN, aaO S.18ff; H.W.SURKAU, Martyrien, S.9ff; G.BoRNKAMM, aaO S.19O; N.BROX, Zeuge, S.155f. - Das Verständnis der Tötung Eleazars 'md der sieben Brüder weist nicht auf PsSal (keine Züchtigung zur Sühnung persönlicher Sünden), es erinnert eher an die Tradition vom Leiden des Gerechten als persönlichem Erweis der Andauer von D, insofern deren Tötung in 2 Makk akuter Erweis der ZornelStrafe Gottes über das Volk ist (s. 7 IB: 32. 33. 3B; auch 85); mit dem dtrGB ist in 2 Makk freilich auch die Vorstellung eines das Leben des Frommen prinzipiell kennzeichnenden Leidens gefallen. 1 Die Tötung ist Erweis der Zornesstrafe Gottes über das Volk: 718.32 (7MOXetV); ihr Sterben geschieht aus Treue zum Gesetz: 628 (ump v6!L«w); 6 30 (81.d: Tbv ..
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PROPHETENGESCHICK -
LEIDEN DES GERECHTEN
sind völlig verschieden strukturiert 1• Der einzige Beleg für eine Verbindung der Traditionen ist Jak 5102 ; die dtrPA hat dabei ihre konstitutiven Momente aber fast völlig eingebüßt. Die theologische Erfassung des gewaltsamen Todesgeschicks des Frommen in rabbinischer Tradition 3 zeigt einerseits Na.chwirkung der Vorstellungen der PsSal4, andererseits Rückwirkung der zuerst im hellenistischen Judentum belegten Konzeptionen5 •. Es ließ sich aber nicht ein einziger Beleg finden, aus dem eindeutig hervorgeht, daß diese Vorstellungen auf die in rabbinischer Tradition
1 In der hellenistisch-jüdischen Vorstellung sind die Betroffenen Gesetzesfromme, in der dtrPA Propheten oder Prediger; dort Tötung als Konsequenz der Gesetzestreue, hier Geschick als Ausdruck der Halsstarrigkeit der Adressaten; dort Reflexion auf den Betroffenen, hier nicht; dort Verben wie 7tocaxetv, 07tO!leveLv, o7totpepetv, &7tO~ilcrxeLv, die hier fehlen; dort Täter Heiden als Gesetzesverächter, hier Israel im Ungehorsam gegen das Gesetz; dort Belohnung des Frommen, die hier nicht erwähnt wird. Auch die Momente der Drohrede an den Täter und der Gerichtsverfallenheit des Täters sind nur scheinbar parallel. 2 Zum Text s. M.DIBRLIUS, Jak., S.226 A2.3. Die Aufforderung bezieht sich auf V.7f (s. H.WINDISCH, HNT 15, S.31; M.DIBELIUS, aaO S.225; F.MussNER, HThK XIII11, S. 205). Die Propheten werden hier als Beispiel standhafter Ausdauer (XIXX07toc&eLIX ist hier aktivisch zu fassen, s. W.BAuER, WB, Sp.785) im Leiden hingestellt. Von ihrer Tötung ist nicht die Rede, doch liegt das Vorstellungsmoment vom generell gewaltsamen Geschick zugrunde, hier aber isoliert, entgegen seiner traditionellen Ausrichtung auf den Betroffenen hin reflektiert und ganz nach Momenten der hellenistischjüdischen Leidenstradition gestaltet, die 2 und 4 Makk greifbar wird (vgl. zu XIXX07toc&eLIX (V. 10) und o7to!ldvlXv"t"lXc; (von den V.IO genannten Propheten, s. MussNER, aaO S.206 A4) 4 Makk 98; zu o7t68eLY!l1X vgl. 2 Makk 6 28. 31; 4 Makk 1723); das Moment der stellvertretenden Sühne ist nicht aufgenommen. Auf alttestamentliche Beispiele greift auch 4 Makk zurück, s. 139; 163. 20f und bes. 1810-19; weitere Belege für solche Beispie1reihen vor allem aus dem hellenistischen Judentum und seinem Einflußbereich bei H.WINDISCH, HNT 14, S.98f; E.STAUFFER, Theologie, S.217ff. 300ff. 325ff, bes.328; O.MICHEL, Hebr., S.244f; H.THYEN, Stil, S.74ff. 115r. - Ob in der Näherbestimmung ot ~).oc).1jalXv ~ "t"ip bv6!lIX"t"L xup!ou noch Element B der dtrPA nachwirkt (s. Dan 96), ist unsicher; der Zusammenhang B-C ist jedenfalls nicht mehr ersichtlich, und es könnte sich um eine formelhaft traditionelle Wendung handeln (s. LXX Dtn 1820; 3 BlXa 2216; Sach 133 (HS A); Iep 5116 (HS N)). 3 S. dazu BILL. I, S.22Iff; H.W.SuRKAU, aaO S.34-82; E.LoHsE, aaO S.72ff; N.BRox, aaO S. 162ff. • So in der Auffassung, daß das gewaltsame (von Heiden erlittene) Todesgeschick Strafe Gottes für die Verfehlungen des Betroffenen ist, diese aber tilgt und so den Getöteten (als Frommen, nicht als Märtyrer!) zum Empfang des eschatologischen Heils würdig macht; s. dazu K.G.KuHN, ZNW 30, 1931, S.305-310; W.WICHMANN, aaO S.5Iff; E.LoHSE, aaO S. 73f. An die Stelle des sündentilgenden Leidens de.s Frommen in PsSal ist hier sein Tod getreten; s. zur Vorstellung noch E.LoHsE, aaO S. 38ff. • So in der eigentlich bestimmenden Auffassung, daß der Fromme durch solches Todesgeschiek seine Treue zum Gesetz bekundet und wegen dieser(!) seines Heils gewiß sein kann; treffend herausgearbeitet bei H. W.SURKAU, aaO S.66ff. 76ff; s. auch E.LoHSE, aaO S.74f, wo m.E. Todesgeschick und Gesetzestreue zu stark koordiniert werden; N.BRox, aaO S.163. - Traditionsgeschichtlich wird hier Einwirken von 2 Makk oder seiner Tradition auf den palästinischen Bereich vorliegen, wofür auch Ent>lpreehungen in der Topik zwischen den Martyrien in 2 Makk und den rabbinischen Martyrien sprechen; s. dazu SURKAU, aaO S. 74ff. - Die Auffassung solchen Geschicks als stellvertretenden Sühnetodes (s. 4 Makk) läßt sich in rabbinischer Tradition erst in affi'~räi scher Zeit und auch da nicht deutlich belegen (zu E. LOHSE, aaO S. 75ff).
"MÄRTYRERPROPHET"
263
ja ebenfalls lebendige vom gewaltsamen Geschick der Propheten angewandt worden wärenl •
5. Konsequenzenjür die Redeweise vom "Märtyrerpropheten" Die Vorstellung vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten bietet in ihrer gesamten Überlieferungsgeschichte keinen Anhalt fUr eine Anschauung von den Propheten als Märtyrern. Wo sich die Behauptung einer solchen Anschauung auf die generellen Aussagen stützt, erweist sie sich als unkontrolIierte Redeweise, die an Struktur und Gestalt der generellen Tradition vorbeisieht, aus dieser das Tötungsmoment isoliert und es in den landläufigen Märtyrerbegriff faßt. Wohl gibt es im Spätjudentum und der rabbinischen Tradition verschiedene theologische Erfassungen (auch) des gewaltsamen Todesgeschicks des Frommen im Blick auf diesen selbst, die freilich nicht unter dem auch unsachgemäßen Oberbegriff einer spätjüdischen "Märtyrertheologie" nivelliert werden sollten 2 , aber zwischen diesen Vorstellungen und der genereHen Prophetengeschicktradition lassen sich Wechselbeziehungen nicht nachweisen. Beide Vorstellungskomplexe sind also getrennt zu behandeln und erklären einander nicht. Auch die außerchristIichen Traditionen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten fUgen sich in dieses Bild3 • Eine Vorstellung, derzufolge im Spätjudentum der 1 Nicht einmal in den Rabbinenmartyrien findet sich ein Hinweis auf das Geschick der Propheten; aber Entsprechung läge ja nur vor, wenn das eigene Volk sich so seines Lehrers entledigte. - Der rabbinische Vorstellungskreis vom Tod des Gerechten (s. dazu E.LoHsE, aaO S.78ff) kann hier ebenfalls ausscheiden, da die dtrPA-Tradition hier nicht nachgewiesen ist; außerdem ist für ihn nicht der gewaltsam., Tod konstitutiv. Dasselbe gilt von der Vorstellung vom Tod der Väter (s. dazu E.LoHsE, aaO S.87ff). Der einzige diskutable Beleg, der mir bekannt geworden ist (die, von FISCHEL, aaO S.373 Al4l zitierten Stellen PRK l25b und PesR lIla enthalten die generelle Aussage nicht), ist MekhEx 121 (Text: Horovitz-Rabin, Mechilta, S.4 Z. I !f.16; übers. BILL. 11, S. 280): hier weist R.Jonathan (um 140) im Anschluß an das Beispi.el der Selbsthingabe Jonas darauf hin, daß die Väter und Propheten ihr Leben für Israel hingegeben haben (zu 1:>17 1!I;"llnl s. die rabbinischen Belege bei A.SCHLATTER, Mt, S.602; zu C:ltl7 pI. = selbst s. M.JAsTRow, Dictionary 11, S.1I03 und die übersetzung vonJ.Z.LAuTERBACH, Mekilta I, S.IO); doch liegt auch hier kein EinHuß d,,, Vorstellung vom generell gewaltsamen Geschick der Propheten vor, wie schon die Einzelbeispiele (Jona, Mose, David, nicht: Jer 26 Uria oder 2 Chr 24 Sacharja) zeigen; auch sind die Propheten nicht als Prediger gefaßt, und vom Geschick als Folge der Verkündigung wird nicht gesprochen. • S. schon H. v. CAMPENHAUSEN, Martyrium, S.IO Al: "Ein festes Märtyrer-Ideal hat es m.E. im Spätjudentum nicht gegeben." • In Mart].. werden die Beziehungen zu 4 Makk erst auf die christliche Traditionsschicht zurückgehen, s. oben S.247; in den VitProph liegt das Interesse zwar auf dem Propheten, aber nicht speziell auf seinem Tod, der nur als Moment der Vita genannt wird; eine Anwendung der Tradition vom Leiden des Gerechten und deren Weiterbildung ist nicht zu erkennen. Auch die rabbinische Tradition vom gewaltsamen Geschiek einzelner Propheten rechtfertigt nicht, von einer Anschauung vom Märtyrerpropheten zu sprechen; das zeigt sich schon daran, daß an keiner Stelle von dem Heil die Rede ist, das dem so zu Tode Gekommenen wird. Nur wenige Belege (s. oben S.93A4)
264
PROPHETENGESCHICK -
LEIDEN DES GERECHTEN
Prophet als "Märtyrer" verstanden wäre, ist nicht zu belegen l • Auf die Redeweise vom Märtyrerpropheten muß verzichtet werden.
zeigen, daß das Abweisungsgeschick durch Israel ein festes Moment im Prophetenbild geworden ist, ohne daß hier der gewaltsame Tod konstitutiv wäre. Als Sühne für Israel wäre das gewaltsame Geschick eines Propheten verstanden, wenn sich die Auslegung von I Kön 2042 durch R.Simon b.Jochai (jSanh 30c, 27) auf den V.37 genannten Propheten bezöge, doch ist das umstritten (s. bei LOHsE, aaO S. 79). - Der vorstellungsgeschichtlichen Ortsbestimmung für die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten, die E.LoHSE, aaO S. 73 gibt, kann ich nicht zustimmen.Auch Hebr 1136-38 ergibt sich aus der Formulierung noch nicht, ob Propheten hier als "Märtyrer" aufgefaßt sind. Zum Aufbau der Reihe s.O. MICHEL, Hebr., S.282 A5. Daß das V.36-38 zusammengestellte Material auf alttestamentliche und apokryphe Traditionen von einzelnen Propheten zurückgreift, ist wahrscheinlich (s. H. WINDISCH, HNT 14, S.105f; O.MICHEL, aaO S.28Iff; H.J.ScHoEPs, Prophetenmorde, S.14If; C. SPICQ, Hebr., S.365ff; €7te,p<XO'.fI7JO'WI ist wohl Dittographie, s. Komm.); aber weder ist hervorgehoben, daß es sich um Propheten handelt, noch darf das in V.35b leitende Motiv aus 2 Makk hier eingetragen werden, wogegen auch die Aussagen über die Lebensweise (V.37) sprechen. Der theologische Leitaspekt für die Zusammenstellung der Prophetengeschicke in 11 36ff ergibt sich erst aus dem K. II im ganzen beherrschenden der 7t[<1"t'I~ (s. dazu H.WINDISCH, aaO S.106ff; O.MICHEL, aaO S.247ff; C.SPICQ, aaO S.368ff; bes. E.KÄSEMANN, Gottesvolk, S.19ff.37ff; R.BULTMANN, ThW 6, S.207f und jetzt E. GRÄSSER, Glaube, zu Hebr 11 bes. S. 45ff); demnach sind Geschicke und Lebensweise der Propheten darum aufgeführt, weil daran die im Glauben als der Hoffnung auf die Realisierung der Verheißung und als Ausrichtung auf die himmlische Wirklichkeit des Nicht-Sichtbaren implizierte "Abwendung von der irdischen ..... W'elt" (BULTMANN, aaO S.208) deutlich wird. Dies Verständnis des gewaltsamen Geschicks in V.36ff hängt traditionsgeschichtlich mit der Leiden und Tod überwindenden Auferstehungs- bzw. Unsterblichkeitsgewißheit in 2 und 4 Makk zusammen; die Vorstellung ist aber erheblich weitergebildet, und 7t[0'"t',~ und mO''t'€uew begegnen so in 2 und 4 Makk noch nicht. Auch die Reihung von Leidensparadigmen dürfte aus diesem hellenistisch-jüdischen Vorstellungsbereich stammen (s. oben S.262 A2). Die Anschauung vom "Märtyrerpropheten" ist also auch hier nicht wirklich zu belegen.- Auf die schwierige Frage, ob V.36-38 schon in einer Vorlage standen und unter welchem Leitmotiv, kann hier nicht eingegangen werden. G. SCHILLEs Ausführungen (ZNW 51, 1960) haben mich nicht überzeugt; zuallererst müßten m.B. die Paradigmenreihen im hellenistischen Judentum (8. oben S.262 A2) traditionsgeschichtlich untersucht werden. 1 Wir stehen damit im Gegensatz zu dem Resultat der vielfach herangezogenen Arbeit H.A.FISCHELS. Hat N.BRox F.s 2. These, daß der Märtyrer im Spätjudentum als Prophet verstanden wurde, überzeugend zurückgewiesen (aaO S.168ff), so kann m.B. trotz der reichlichen Belege auch die I. These F.s, der Prophet sei im Spä1judentum als Märtyrer gedacht, nicht aufrecht erhalten werden. F. fragt nicht nach der überlieferungsgeschichte von durch Kontext, Struktur und Wortfeld bestimmten Vorstellungsmomenten, sondern zieht die Stellen einfach unter dem Gesichtspunkt heran, ob sie von biblischen Gestalten Aussagen machen, die mit unserer(!) abgeschliffenen und bei F. auch noch reichlich weit genommenen Märtyrerbegrifllichkeit gefaßt werden können; deshalb täuscht auch die große Zahl von Belegen, die F. nennt, wie schon BROX treffend angemerkt hat (aaO S.164). Struktur, Aussagegehalt und vorstellungsgeschichtlicher Ort der Texte geraten bei solcher Arbeitsweise aus dem Blick.
E. VIERTER HAUPTTEIL DIE AUFNAHME DER VORSTELLUNG VOM GEWALTSAMEN GESCHICK DER PROPHETEN ALS MOMENT DER DTR. PROPHETENAUSSAGE IM URCHRISTENTUM
Historisch und traditionsgeschichtlich müßte an die Überlieferung der Vorstellung im palästinensischen Spätjudentum, wie wir sie im vorangehenden Hauptteil zu erhellen suchten, nun zunächst die Aufnahme der Tradition bei Jesus und im palästinensischen Urchristentum anschließen. Überblickt man die urchristliche Überlieferungsgeschichte der Vorstellung, so zdgt sich, daß eine geradlinige Darstellung nicht möglich ist, da in den Jahrzelmten ca. zwischen 40 und 70 n. ehr. im Blick auf die Verwendung der Vorstellung zwei verschiedene Überlieferungsstränge parallel gehen, für die jeweils auch eine verschiedene christologische Konzeption, aber auch eine unterschiedliche theologische Beurteilung Israels kennzeichnend sind. Beide Überlieferungsstränge der Vorstellung verbinden sich im MtEv. Vor Mt zeitlich Paralleles muß also nacheinander dargestellt werden. Aus methodischen Gründen beginnen wir mit der Darstellung des hellenistisch~urchristlichen Überlieferungsstranges, obwohl er sich wahrscheinlich von ··dem äiteren palästinensisch-judenchristlichen abgespalten hat, und fügen seinem weiterhin herrschenden EinHuß ·erilSPrech,end eine kurze Besprechung markanter Belege aus den Apostolischen Vätern Imd Kirchenvätern an (Abschnitt I). Anschließend wird dann in der Untersuchung des dem frühen palästinensischen Urchristentum zuzuordnenden Überlieferungsstranges der Faden wieder aufgenommen, den wir im spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB liegengelassen hatten; hier sind vor allem Belege aus der Logienquelle zu besprechen (Abschnitt 11). Den Abschluß bildet unter redaktionsgeschichtlichem, traditionsgeschichtlichem und historischem Aspekt die Darstellung des Befundes im MtEv (Abschnitt III).
1.
DIE VERWENDUNG DER VORSTELLUNG IM HELLENISTISCHEN URCHRISTENTUM
1. Apg 752 Im Schluß der Stephanusrede (751-53) ist das Einwirken der Tradition der dtrPA deutlich zu erkennen; nicht nur weist die PA in V. 52 typische Merkmale von Element C auf!; auch die Momente der kontinuierlichen Halsstarrigkeit2, des sich schOll in der Abweisung der Propheten äußernden Widerstrebens gegen den heiligen 1 8. schon die Hinweise auf Apg 752 oben 8.99ff; außer (lltox-n:(_v ist auch Ih6>xe,v traditionell in der dtrPA (s. oben S.161; auch Lk 1149). Zur Formulierung
vgJ. bes. PesR 129a (oben S.89f). Die AnsichtJ.BIHLERS, daß das Ende des Stephanus (68-15; 754-82) unter dem Einfluß der überlieferung vom gewaltsamen Prophetengeschick gestaltet sei (BZ NF 3, 1959, S.262ff.270), scheint mur nicht ausreichend begründet. • 8. oben 8.220 unter b); zum Aspekt der gegliederten Einheit hraels s. oben S.127f mit 8.128A2 und bes. 4 Esr 1430.31.
266
DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
Geist1 und des Gesetzesungehorsams2 gehören in diese Tradition. Das aktuelle Interesse an ihr zeigt sich in ihrer Erweiterung im Element C: mit der Tötung Jesu (V. 52) entsprechen die Juden der sich im gewaltsamen Geschick der Propheten dokumentierenden Halsstarrigkeit ihrer Vorfahren!3 Der Schluß der Stephanusrede ist kaum von Lk selbst formuliert4 oder aus einer besonderen VorlageS aufgenommen worden; Lk hat ihn vielmehr mit der Vorlage der Stephanusrede6 übernommen, in die die Tradition der dtrPA noch hinter V.51 zurückreicht, wie die Elemente der Sendung (B') und Abweisung (C') Moses durch Israel? zeigen, deren Vorschaltung vor "die Propheten" in der Überlieferung der dtrPA bereits traditionell ist8 • Überhaupt scheint bei der zweiten, hellenistisch-judenchristlicher Tradition zugehörigen und durch polemische Züge gekennzeichneten Schicht der Stephanusrede das dtrGB im Hintergrund zu stehen9 • Auch wenn eine detaillierte traditions1 S. Sach 712; Neh 930, vgl. S.103 A8; s. auch Jes 6310, dazu oben S.110f A6 u.ö. LXX-Zitat liegt nicht vor. , s. V.53fin. Wahrscheinlich liegt hier noch ein Hinweis, daß die Propheten in 752 gut dtr als Gesetzesprediger verstanden waren; die Bestimmung 't'ou~ 71:POl
vor.
, s. V.25fin. V.35. V.38 (B!); V. 35. 39 (C): Formulierungsstruktur von C (Israel Täter, transitive Geschickverben) ! • S. bes. 4 Esr 7129f! Zur Reihe Mose-Propheten in dtr Tradition s. oben S.167 mit A6; S.200A4; s. auch die rabbinische Tradition (oben S.96f A4). • So wird V.2-34 nun zu dem Element der Heilstaten im dtrGB, s. dazu bes. oben S.118 mit A7, und bes. 4 Esr 1429. V.35ff bringt dann das für das dtrGB kennzeichnende Kontrastmotiv; die Halsstarrigkeit setzt entsprechend dtrGB bereits in Ägypten und in der Wüstenzeit ein (vgl. S .112 und A8); zu V.39-41 vgl. bes. Neh 9 17ff; in dtr Tradition weist auch der Ausdruck ACl't'peUetv 't"ii O''t'pCl't'tqi 't'oi) OUPIXVOi), vgl. 2 Kön 1716; 213; 234f;Jer82; 1913; auf Element D weist noch V.43fill (nicht auf 70 n. Chr. zu beziehen! gegen F.HAHN, aaO S. 383). Störend gegenüber dem Aufriß des dtrGB ist freilich V.44-50, die Opfer- und Tempelkritik, die hier prinzipiell ist und der in der Tradition des dtrGB auftretenden nicht entspricht! Sie gehört schon
IM HELLENIST. URCHRISTENTUM -
A1PG 752
267
geschichtliche Analyse der Rede hier nicht gegeben werden kann, läßt sich m.E. doch soviel sagen: es hat im hellenistischen Judenchristentum an Israel gerichtete Verkündigung gegeben, die die Tradition der dtr PA aufgegriffen hat, um die Tötung Jesu in die Geschichte der von Mose über die Propheten bis in die Gegenwart permanenten Halsstarrigkeit des Gottesvolkes zu stellen. Dieser hier nun bis zur Tötung Jesu reichende Aufweis der ständigen Halsstarrigkeit Israels gar an Hand der erweiterten dtrPA in an Israel gerichteter Verkündigung weist auf den noch im Spätjudentum mit der Tradition des dtrGB verbundenen Predigttypusl, wie wir ihn vielfach angetroffen haben. Ist die zweite, Lk als Vorlage dienende Traditionsschicht der Stephanusrede - wie auch immer vermittelt - mit diesem Typus zu verbinden, dann ist auch deutlich, daß V. 53 nicht der Schluß der Rede gewesen sein kann; denn in diesem dtr Tradition verpflichteten Predigttypus dient der Aufweis des Ungehorsams Israels der Begründung der Gerichtsansage oder - häufiger - dem Aufruf Israels zu Umkehr und Gehorsam2 • Es ist deshalb zu erwägen, ob die Rede in ihrer zweiten Traditionsstufe nicht mit dem AuEruf zur Umkehr endete, zumal auch die gleich zu besprechenden ,Missionsreden vor Juden' in Apg in diese Richtung weisen; daß Lk ihn gestrichen hat, ist ja nur zu verständlich3 • Treffen diese Überlegungen zu, dann ist die Stephanusrede ein Hinweis darauf, daß es im hellenistischen \; Judenchristentum an Israel gerichtete Umkehrpredigt gegeben hat, die die auf Jesus hin erweiterte dtrPA topisch verwendet hat. Daß die Stephanusrede als solch hellenistisch-judenchristliche Predigt nicht vereinzelt steht, scheinen mir Beobachtungen an den ,Missionsreden der Apg uor Juden' nahezulegen. M. DIBELIUS hat auf ihren stereotypen Aufbau aufmerksam gemacht., und U. WILCKENS hat herausgestellt, daß diese Reden nicht dem Aufbauschema der Bekehrungspredigt vor Heiden entsprechen', und angenommen, "daß das Schema dieser judenchristlichen Missionspredigten von Lk selbst gebildet worden ist"'. Nun soll das große Ausmaß lukanischer Gt,gtaItung bei diesen Reden nicht bestritten werden; doch hat F.HAHN schon traditionsgeschichtlich zum Traditionsstück (s. HAHN, aaO 8. 3B3fund A5), vielleicht hat aber Lk Umstellungen vorgenommen, um Angleichung an die gegen 8tephanus erhobene Anklage zu erreichen (s. 613ff). 1 •• 8.217 mitA5.6.7. • 80 Lk 11 49f; 13 34f in der Gerichtsansage; im Blick auf den Umkehraufruf s. oben 8.217 A7, s. bes. 4 Esr 1430-34. • In den Reden an Juden begegnet der Umkehraufruf in Apg letztmals in 531; er fehlt auch 1034ff; 1316fT, was damit zusammenhängt, daß für Lk die Wende zur Völkermission bei 8tephanus einsetzt (s. auch H.CoNzELMANN, aaO 8.50 unter Hinweis auf 2220); die Paulusrede K.13 richtet sich an die 'Icrp<X'l)Ai'T<xt x<Xl (!!) o! cpoßOQ[UVOt 't'ov .&eov (V. 16). • Formgeschichte, 8.15f; Reden, 8. 142f. • aaO 8. BOI[ B5 unter Hinweis auf 1 Thess 19f; Hebr 511ff und Apg 1415-17; auch 1722-31. • aa08.99.
1-
268 DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK nachgewiesen, daß diese Reden in größerem Umfang hellenistisch-judenchristliches Vorstellungsgut enthalten" und im Blick auf den Aufbau dieser Reden ist doch bei WILCKENS die Frage offen geblieben, wie sie sich zu spätjüdischen Umkehrpredigten verhalten. Mit den Predigten im spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB konvergiert, daß es sich durchweg um Umkehrpredigten handelt', wobei es ausschließlich um die Umkehr Israels', und zwar wie bei Element E des dtrGB um die Rückkehr des in Verfehlung und Schuld stehenden Volkes in das Init Erwählung und Bund gesetzte Gottesverhältnis geht; mit dem Bekehrungsaufruf an Heiden hat das nichts zu tun, die in diesen Predigten als Adressaten so wenig wie in den dtr Predigten im Blick sind; diese Reden sind dem Typm' nach ursprünglich auch gar keine "Missionsreden", sondern wie die dtr Predigten zielen sie auf die Erweckung Israels'. Mit den dtr Predigten konvergiert ferner die Abfolge; Umkehr Israels (E) - eschatologisches Heil (FI) bzw. Verwerfung', ebenso, daß dem Umkehraufruf der ihn motivierende i}>Jfweis der Schuld vorausgeht" und die Heils- und Erwählungstaten GQttes genannt werden. 7 Von daher drängt sich die Annahme auf, daß hinter den Actareden vor Juden ebenso wie hinter
der Stephanusrede hellenistisch-judenchristliche Umkehrpredigten stehen, die nach einem christlich modifIZierten dtrGB (Einbezug Jesu!) arifgebaut waren. Dabei zeigt Apg 7, daß Lk in die anderen Reden erheblich eingegriffen hat. In Apg 7 wird, wie wir sahen, der permanente Ungehorsam des Volkes Init Hilfe der dtrPA in der Reihe Mose - die Propheten - Jesus aufgewiesen; in den anderen Reden hat diese Funktion das GeschickJesu allein, wobei die Geschickaussage strukturell Element C der dtrPA entspricht·; die Propheten hat Lk dagegen aus dieser Rolle gedrängt und ihnen entsprechend seinem Interpretament Apg 752 die Funktion der Voraussage auf Jesus gegeben'! Unbeschadet aller lukanischen Eingriffe dürfte dieser Predigttyp doch einer sehr frühen Stufe hellenistisch-judenchristlicher Tradition zugehören; dafür spricht nicht nur der christologische Befund'·, sondern auch die leitende Konzeption der Erweckung Israels, neben der die der HeidenInission vermutlich noch nicht bestand. Fragt man, woher das hellenistische Judenchristentum diese Predigttradition aufuahm, so scheidet das helIenistische Judentum aus"; der 1 aaO bes. S.1l6f.385ff. • Siehe 2 38; 3 19; 531 (zu K. 7.10. 13 s. oben S. 267 A3); vgl. in dtr Tradition oben S.217 A7. • Zur VOIlltellung s. die treffende Charakterisierung bei U.WILCKENS, aaO 8.84f. I 78ff. • S. dazu oben S.216f. • ZuF1s.2 39f; 3 20f; F2 klingt vielleicht 2 40 nach; in dtrTraditions.S.217 A8; 218AI. • VgI. ftir die Actareden WILCKENS, aaO S.85, für die dtr Tradition oben 8.217 A5.7. 7 Siehe 313; 530 (Gott der Väter); 2 39 (Verheißungen); 325 (vgI. Tob 412!); 531; 8. auch 1036; 1316B". 32fT; zur dtr Tradition s. S.266 A9. • Wie in den C'-Aussagen bei Mose in Apg 7 sind auch hier die Juden als Täter Subjekt, der Betroffene Objekt, die Geschickverben transitiv (s.2 23. 36 (vgI. 410); 3138"; s. auch 530; 1039). Den traditionsgeschichtlichen Zusammenhang mit der VOIlltellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten hat schon U. WILCKENS, aaO S. 1I8ff. 142 herausgestellt; es ist aber die Frage, ob Lk hier nur "Motive hellenistischchristlicher Judenpolemik" (aaO S.120) aufnimmt oder die Topik solcher hellenistischjudenchristlichen Predigten umgestaltet, in denen dtrPA und J esusgeschick koordiniert waren, wie Apg 7 52 zeigt. e S.2 SOf; 318. (auch 21fT); vgl. auch 1043; 1327.40. 10 S. oben S. 268 AI. 11 Das hellenistisch-jüdische Geschichtssummarium y. 2ff ist vom dtrGB gerade nicht geprägt, und das entspricht dem früher herausgestellten Befund, daß sich lebendige überlieferung des dtrGB im hellenistischen Judentum nicht nachweisen läßt (s. oben S.I84f A2).
IM HELLENIST. URCHRISTENTUM -
MK 1211>-9
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Bereich lebendiger Überlieferung des dtrGB ist Palästina, und es ist doch am wahrscheinlichsten, daß die "Hellenisteii"von palästinischen Judenchristen übernommen haben, zumal auch Q, wie wir sehen werden, die Konzeption der Erweckung Israels vertritt und zumal diese "Hellenisten", die sich in der Stephanusrede tempelkritisch zeigen., ja auch ehedem inJerusalem waren und von dort ausgegangen sind'. Die Verwendung durch Lk ist kein Einwand gegen das Alter dieses Traditionsgutes; sie ist nicht weniger rätselhaft als die Tatsache, daß Lk die Logienquelle in sehr altertümlicher Gestalt gehabt hat. Ob Lk dies Traditionsgut außer Apg 7 noch in einer oder mehreren Vorlagen überkam, kann hier offengelassen werden.
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-den
2. Mk 121b-9 Ein wesentlicher Weiterschritt in der hellenistisch-christlichen überlieferung der um Jesu Geschick erweiterten dtrPA liegt in der vormarkinischer Tradition zugehörigen Allegorie von Jen bösen Weingärtnern 3 vor. Die christologische Position, die Stellung zu Israel und den Völkern haben sich gegenüber jener frühen hellenistisch-judenchristlichen Traditionsstufe, wie sie aus der Apg noch erkennbar wurde, gewandelt. Gleichwohl tritt die Gestaltung dieser Allegorie aus der Tradition der dtrPA noch deutlich zutage. Nicht nur einzelne Aussagemomente', sondern die die Geschichte Israels bis zur Gegenwart des Verfassers umgreifende Aussagenfolge : Sendung - gewaltsame Abweisung - Gerichtli, der Eintriltt des Gerichts, nun als definitive Ahndung der permanenten Abweisung, erst am Ende6 einer langen Geschichte, die durch den Kontrast von uner18. oben 8.266 A9. • Das bedeutet natürlich nicht, daß die Rede von 8tephanus stimmt. Treffen aber die skizzierten traditionsgeschichtlichen überlegungen zu, dann scheinen Apg 7 und die Vorlage(n) für die Actareden vor Juden doeh in den Jerusal.,mer "Hellenisten"Kreis zurückzuweisen. • Mk 12 Ibffenthältnatürlich auch nieht-allegorische Einzelzügt', s. W.G.KÜMMEL, Weingärtner, 8.124; V. TAYLOR, Mk., 8.472. Eine von allegorisch,~ Zü~ freie Vorform von Mk 121bff hat es m.E. nie gegeben; daran ändert aueh ThomEv 65 niehts (zu J.JEREMlAS, Gleichnisse, 8. 67ff; W.GRUNDIIIANN, ThHK. 2, 8.238 AI; andere Vertreter der These einer nichtallegorischen Vorform bei KÜMMEL, aaO 8. I 24ff; sehon metltodisch problematisch ist die Rekonstruktion bei B. VAN hRSEL., Sohn, 8. 132ff), s. zu Log.65 E.HAENCHEN, ThR 27, 1961, 8.175; W.8CHRAOE, Verhältnis, 8.137ff. Mk 121b-9 ist auch überlieferungsgeschichtlich die älteste Gestalt; es handelt sich um eine Gemeindebildung (mit KÜMMEL, aaO passim (8.121 A4 Ut.); DERS., Verheißung, 8.75f; 8.8cHULZ, ZThK 58,1961,8.191; F.HAHN, Hoheitstitel, 8.316 Al; DERS., Mission, 8.31 AI; u.a.), die aus vormarkinischer Tradition stammt. Daß die Auferstehung Jcsu nicht erwähnt wird, ist kein Einwand (ZUJEREMIAS, aaO 8.70; u.a.); sie kann ebenso wie Apg 752 und 1 Thess 215 fehlen; außerdem ist die polemische Ausrichtung von Mk 12 1ff zu beachten. • 80 die lloijAo~-Metapher für die Propheten, das Sendungsmoment (8ubjekt hier ganz traditionell Gott), &:7tOl<'<E[VEtv; s. schon die Behandlung vun Mk 121bff oben 8.99ff. Zu den anderen Geschickverben s. oben 8.252AI. Die einzelnen Knechte dürfen aber kaum speziell gedeutet werden, doch war es sicher nicht die Meinung des Verfassers, daß zwischen den Propheten der alttestamentlichen Zdt und Jesus keine Boten von Gott kamen. • 8. oben 8.220 unter cl. • 8. oben 8.221 unter 6).
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müdlicher Zuwendung Gottes! und permanenter Ablehnung2 gekennzeichnet ist, die Vernachlässigung des Unterschieds zwischen Tätern und Mitschuldigen im Blick auf diese Geschichte 3 , ja selbst die Formung" - all das weist eindeutig auf diese Tradition zurück. Demnach hat aber für das Traditionsstück auch die beliebte Deutung der ye:oopyot lediglich als der Führer des Volkes 5 auszuscheiden6 ; mit den Weingärtnern ist Israel gemeint, und zwar hinsichtlich seiner halsstarrigen Verschlossenheit gegenüber Gott im Verlauf seiner ganzen Geschichte. Eine Untersuchung der Metaphorik nötigt freilich dazu, auch den Weinberg auf Israel zu deuten7 , aller1 S. oben S.220 unter b). Das dtr Moment der unermüdlichen Sendung kommt hier durch die mehrmalige Sendung von Knechten zum Ausdruck, s. auch oben S.IOI A4; S.234 AI. Zu V.5b (xext 1
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dings im Hinblick auf Erwählung, Begnadung mit den Verheißungen und Gottes Erbteill • In Mk 12 Ibff ist Israel also in doppelter Hinsicht gesehen, die sich in den Metaphern Y€Wpyot und OCfL7t€AWV ausdrückt2 • Unter den Früchten des Weinbergs3 ist natürlich der Erwählung und Verheißung bewahrende Gehorsam des Volkes zu verstehen; der Auftrag der gesandten Knechte und des Sohnes entspricht demzufolge ganz Element B der dtrPA4. - Nun ist näher auf den Einbezug Jesu in die dtrPA einzugehen; er ist Mk 121bff in einem Traditionsstück belegt, das in der hellenistischen Gemeinde entstanden ist5 • Das weist den Weg zum Verständnis des Abschnitts von Sendung und Geschick des Sohnes, das im Blick aufV. 7 schon immer große Schwierigkeiten bereitet hat6 • Auszugehen ist von der tarnen plantatio mea que a me nominata est non agnoscet me plantatorem suurn, sed corrumpet fructum SUUffi, ut non proferat fructum eins. 1 Ähnlich neuerdings D.BoscH, aaO S.121 (A26 Lit.); S.ScHULZ, aaO S.I9I; T. A. BURKILL, ZNW 51, 1960, S.40f A28. - Dem Kriterium LOHMEYERS (ZSTh 18, 1941, S.246), wonach im Weinberg die Momente "einer geschichtlich,m Gegebenheit und einer göttlichen Setzung" zusammentreten, vermag diese Deutung gerecht zu werden; zu L.s Deutung auf den Tempel s. W.G.KÜMMEL, aaO S.128 A28. • Motivgeschichtlich liegt also in Mk 12 eine Verbindung der Weinberg-MetapherTradition mit der Tradition der dtrPA vor; prägt diese den Ganll der Sachaussage, so jene die Metaphorik. Dem Sinn der Weinberg-Metapher entsprechend ist der Weinberg in Mk 12 nur Gegenstand göttlichen HandeJns und nicht so vorgestellt, daß er keine oder schlechte Früchte brächte; dies Moment wird vielmehr in der YE6>PYO(Metapher als faktische Verweigerung des Ertragsanteils vorgestellt. • Zur l(lp7t6~-Metapher vgl. BILL. I, S.466. • An den Knechten und dem Sohn ist vor allem ihre Abweisung betont; ihre Funktion wird man gemäß dtrPA als Mahnung zu Umkehr und Gehorsam 2:U bestimmen haben, und das fÜllt sich ohne weiteres zu V.2 (gegen V.TAYLOR, Mk., S.474 (W.PEscH, Lohngedanke, S.44 AI17;j. GNILKA, aaO S.69 schließen sich an), der die Deutung auf die Propheten ablehnt; ihre Aufgabe sei nicht "to gather His dues". Aber T. ist die Mk 12 leitende Vorstellungstradition verborgen geblieben.). • S. die LXX-Benutzung in V.lb.9a (dazu E.LoHMEYER, Mk., S.244; V.TAYLOR, aaO S.473); ferner die u!6~-Prädikation in 126; s. dazu F.HAHN, Hoheitstitel, S.315f.j.SCHREIBER, ZThK 58, 1961, S.166f findet in Mk 12 Präexistenz und Sendung des Erlösers ausgesprochen, s. dagegen PH. VmLHAUER, Erwägungen, 8.156. • Die Versuche, V.7 in der "Bildhälfte" unter Hinweis auf da" Erbpachtrecht verständlich zu machen (s. zB jEREMlAS, aaO S. 73f; D.BosCH, aaO S.1I8; B. v.IERSEL, aaO S.13If), sind m.E. nicht gelungen; der Besitzer ist eben noch am Leben, und daß die Weingärtner aus dem Erscheinen des Sohnes das Ableben des Besitzers folgern, steht nicht im Text (mit E. KLosTERMANN, HNT 3, S.122; W.G.KÜMMEL, aaO S.123; u.a.). Auch der erneute Versuch E.BAMMELS (Revue Internation ..le des Droits ... 3, 6, 1959) führt wegen der Verbindung von theologisch-allegorischen, juristischen und hypothetischen Momenten in der Argumentation nicht weiter. Auch die Sachlogik von V.7 ist dunkel. Die Untersuchung von P.HAMMER, Understanding, S.65ff bringt noch keine Klärung. H.j.HoLTZMANN (HC I, S.I64) meint: "Die Hierarchen ..... (morden den Messias), um sich den Besitz der Theokratie zu sichern"; ähnlich T.A.BuRKILL, aaO S.40f A28 (= DERS., Revdation, 8.201 A25): "thejews rejected the Messiah because they selfishly wished to be the sole inheritors of God's convenanted promises"; hätte Mk 127 diesen Sinn, so wäre primitivere Polemik wohl nicht vorstellbar; außerdem - die Gehalte der Weinbergmftapher (•. S.27OfA7) sind Qualifikationen, die durchaus dem Israel der Gegenwart schon gelten, mag ihre eschatologische Realisation auch noch ausstehen; j.8cHNmWIND, Nm I, S.153 sagt mit Recht: " .. die juden rühmen sich ja gerade, Gottes Erbbesitz inne zu haben".
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Frage, wo Jesus als u[o.; und damit auch als Erbe der Erwählung und der Verheißungen Israels vorgestellt ist. Nun läßt sich wohl aus Hebr!, sicher aber aus dem Corpus Paulinum2 entnehmen, daß diese Vorstellung im vorpaulinisch-hellenistischen Christentum geläufig war. Entscheidend ist aber, daß hier mit der Vorstellung vom Sohn als Erben der Verheißungen Israels die andere fest verbunden war, daß dadurch auch die Christen, und zwar aus Juden und Heiden, Erben werden. Dieser VorsteIlungszusammenhang als Traditionsgut des hellenistischen Christentums3 vor und neben Paulus4 dürfte die Voraussetzung ftir die Stringenz von Mk 127 sein; der Sinn ist dann: Israel erkennt in dem von Gott gesandten Sohn den Erben der Verheißungen Israels, der als wIcher diese auch den Heiden (-christen) zueignet. Wenn sie ihn töten, dann wird das Erbe .- gedacht ist an die mit dem Erwählungsstand Israels und ihm in Verheißungen verbürgte Heilszukunft - ihnen und nicht auch den Heiden gehören6 • Als Israel nach einer Geschichte ständiger Ablehnung der Gottesboten seinen Widerstand gegen Gottes GebotswiIIen 1 F.lIAHN, aaO S.310 AI hat auf Hebr I 2 hingewiesen; vgI. auch 915: XIX! lltd: 't'oü't'o lltoc.&1jx"I)t; XIXtv1jt; (Le<J('t'"I)t; ~<7't'!v (sc. Xpt<J't'6t;), 67toot; ...•. TI)V ~7tIXyyeA(IXv Mßoo<Jtv o! XexA"I)(LSvOt 't'. IX!ooV!OU XA"I)POVO(L!IXt;. In Hebr selbst ist diese Vorstellung allerdin!:s weitergebildet: der Sohn ist xA"I)pov6(Lot; 7t&.V't'oov (12); die den Christen geltenden Verheißungen werden als bessere bezeichnet (86). • F.lIAHN, aaO S.31O AI hat auf Gal41ff hingewiesen; vgI. bes. den VorstellungszusammenhangGaI 44.5b-7. 21-31 undGal 329:e! ll~ O(Lert; Xpt<J't'oü, &pIX 't'oü 'AßpIXd:(L amp(LIX ~cni (s. dazu, 316!), XIX't" ~7tIXyyeA!<XV xA"I)pov6(Lot; ferner Röm 83 (Sendung des Sohnes). 17: d lle ttxvIX (sc. &eoü) , XIX! xA"I)pov6(Lot' XA"I)pov6(Lot (L~ &eoü, auyxA'71Pov6(Lot lle Xpt<J't'Oü. Nicht nur die Konvergenz zwischen Hebr und Paulus, die keine literarisch vermittelte ist, sondern auch der Tatbestand, daß der für diesen Vorstellungszusammenhang entscheidende Zwischengedanke Gal 44f in einer vorpaulinischen Formel belegt ist (W.KRAMER, Christos, S. I09frechnet zu ihr: ~r;IX7t~<J't'etAev(!) "&eot; 't'ov u!ov IXU't'OÜ, (VIX TI)V u!o&e<J(IXv &.7toMßoo(Lev), weist darauf, daß für den Vorstellungszusammenhang mit vorpaulinisch-hellenistischem Traditionsgut zu rechnen ist, in dem die Vorstellung mit dem u!6t;-Prädikat verbunden war (s. Ga144; Hebr 12; noch Röm 83), während Paulus selbst dafür Xpt<J't'Ot; setzen kann (Röm 817; Gal 329) und die Vorstellung vom u!Ot; als XA1)pov6[LOt; zwar unverkennbar voraussetzt, Jesus aher nicht mehrxA"I)pov6(Lot; nennt. - Dieser traditiol)Sgeschichtliche Zusammenhang zwischen Tradition von Mk, Paulus und Hebr wirft auch aufMk 128 Licht: nach der oben gegebenen Deutung von &.(L7teAßv wird der Sohn mit der Tötung aus dem Erwählungsvolk ausgeschlossen; gedacht ist an die Kreuzigungsstrafe, vgI. Dln 2123 und GaI313(!!), aber auch Hebr 12 2: Om(L€tvev <J't'IXUPOV IX!axUV1)t; XIX't'IX'PPOv1)<JIXt;. - Der Traditionszusammenhang ließe sich ebenso an der Deutung der Sämannsparabel veranschaulichen (Mk413ff; vgI.J.JEREMIAS, aaO S.75ff). • An literarische Beziehung des MkEv zu Paulus ist natürlich nicht zu denken, s. M. WERNER, Einfluß. Die herausgestellten traditionsgeschichtlichen Zusammenhänge sind jedoch bei W. nicht gesehen. • Das MkEv ist heidenchristlichen Ursprungs! s. W.G.KÜMMEL, Einleitung, S.54f; F.lIAHN, Mission, S.95; u. andere. • Das steht natürlich nicht so ausgeführt in V.7 und ist obendrein allegorisch verschlüssdt. Gleichwohl stellt sich dieser Sinn ohne Schwierigkeit bei dem heidenchristlichen Hörer der Allegorie ein, dem die Vorstellung vom Gottessohn als Erben (Stichworte im Text!), der auch die Heiden (s. noch Gal 3 28) miterben läßt, geläufig ist.
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schließlich darin dokumentiert, daß es aus Mißgunst gegen die Heilsteilhabe der Heiden den Gottessohn als Erben tötet ullld ausstößt, ist Gottes Langmut zu Ende. Nun gilt Israel Gottes Gericht; es ist für Mk 12 Ibff definitiv und bereits vollzogen l ; Israel als solches ( !) ist nicht mehr; Erwählung und Verheißung sind von ihm genommen und der Christenheit aus Juden( !) und Heiden gegeben 2 • Es will streng beachtet sein, daß die Absicht der Allegorie nicht die ist, zu erklären, wie es zur Heilsteilhabe der Heiden gekommen ist (dieseistjader Grund, und nicht die Folge der TötungJesu), sondern einzig, warum das Heil von Israel als solchem genommen ist! Die Formung des Traditionsstücks unterstreicht diese IlIlterpretation3 • Auch in Mk 12 I bffist also die Tradition der dtrPA aufgenommen, um die Kontinuität der Halsstarrigkeit Israels aufzuweisen. Dieses Moment findet sich ebenso wie die Ausweitung auf Jesus und die Beziehung der Tradition auf das vorfindliche Israel in Apg 752 und dürfte deshalb durch das hellenistische Judenchristentum vermittelt sein, das damit seinerseits auf der palästinisch-judenchristlichen Tradition steht. Auf demselben Wege werden auch die über Apg 752 in Mk 12 hinausgehenden Traditionsmomente vermittelt sein, insbesondere das des definitiven Gerichts, das durch die Aufnahme von Lk 11 49f in Q auch für die palästinisch-judenchristliche Tradition belegt ist, dort aber noch nicht aufIsrael als solches bezogen ist. Die besonderen Akzente auf der Traditionsstufe von Mk 12 (definitive Verwerfung Israels als solchen, Einbezug Jesu als Sohn und Erbe) dürften ihr treibendes Motiv darin haben, daß dieses hellenistische Christentum sich der Anfeindung durch das Judentum wegen seiner Heidenmission ausgesetzt sieht und dies bereits im Motiv für die TötungJesu reflektiert. 1 Daß das Gericht definitiv ist (also F2 und nicht D), zeigt V.9; es ist bereits vollzogen, denn Erwählung und Verheißung gelten der Christenheit schon jetzt (vgl. den oben herausgestellten Vorstellungshintergrund von V.7), s. G.BORNKAMM, Enderwartung, S.40: Mk 12 hat "offensichtlich die geschehene Verwerfung Israels und die erfolgte übertragung des Weinbergs an andere zum Inhalt". - V.9 darf nicht historisch ausgedeutet werden, anders jüngst A. SUHL, Funktion, S. 140; in Mk 12 wird innerhalb des festen Zusammenhanges von Botenabweis-Gericht in der Tradition der dtrPA ähnlich wie bei Lk 1149f vom Botenabweis auf das Gericht geschlossen (s. oben S.226 A5), umgekehrt Lk 13 34f u.a. • So ist &AAOt~ V.9 zu verstehen, mit W.G.KÜMMEL, Weingärtner, S.12S; j.M. ROBINSON, Geschichtsverständnis, S.99; D.BoscH, aaO S.122f; F.HAHN, Mission, S.31 AI; u.a. - Die Heilsteilhabe der Heiden ist ja schon V.7 im B:~ck; V.9 sagt vielmehr in einem an Israel(!) gerichteten Drohwort(!): euer Erwählungsstand wird euch weggenommen - für immer; er geht nämlich auf eine neue Gemeinschaft, die Christenheit, über! - Diese Sicht entspricht der des Mk selbst, S. F.HAHN, aaO S.95ff. • S. oben S.270A4. Da die ganze Allegorie samt V.9 eine ausschließlich an Israel orientierte Aussage ist, können in ihr auch soteriologische Aussag"n über Sohn und Sohnschaft, Erbe und Miterben fehlen.
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3. 1 Thess 215f Die Stufe der hellenistisch-christlichen Überlieferung der um Jesu Geschick erweiterten dtrPA, wie sie in Mk 12 zutage tritt, ist noch durch einen zweiten Text zu belegen, die schwierige und umstrittene Aussagenreihe 1 Thess 2 15f. V.15f oder doch V.16c sind nicht selten als nachpaulinische Glosse beurteilt worden1 ; doch fehlen für diese Annahme schlüssige Kriterien'. - Vielmehr ist zu bedenken, was längst gesehen ist3 , daß Paulus hier Elemente traditioneller christlicher wie heidnischer Judenpolemik aufgreift. Der sprachliche Befund drängt jedoch zu einem Schritt weiter; denn die Aussagenfolge weist eine Reihe aufeinander bezogener unpaulinischer Formulierungen auf: so ,btOX"'!VEtv im Blick auf die Tötung Jesu, die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten" blAu6vT<>lV -IJl"fi~ TOt~ ~-!fveO'tV A<XA'ijO'<Xt (V<X 0'<>l-!fwO'tv 10 ; doch gehören sie wahrscheinlich schon dem Traditionsstück zu11 ; zumal bei V.16a fragt man sich, warum Paulus hier eingefügt haben sollte, da ihm ja das verwandte ~xlltwxEtv-Glied schon vorgelegen hat; auf die aktuellen 1 S. die bei E.v.DoBscHÜTz, Thess., S.32 A3; E,BAMMEL, ZThK 56,1959, S.294 A2; W. G. KÜMMEL, Problem, S. 214 A3 angegebene Lit., neuerdings S. BRANDON, Fall, S. 92f; K.-G.ECKART, ZThK 58,1961, S.32ff. • S. zur ganzen Frage W.G.KÜMMEL, aaO S.218ff. Auch W.SCHMlTHALS, Thessalonicherbriefe, der die von G.BORNKAMM (Vorgeschichte, S.34f A131) und W.G. KÜMMEL (aaO) abgewiesene These ECKARTS, I Thess sei eine Briefkomposition, mit neuen' Argumenten verteidigt, hält 2 15C für Bestandteil eines paulinischen Schreibens (S.304. 308.312f). • s. M.DmELIUS, HNT 11, zSt; B.RIGAux, Thess., zSt; W.G.KÜMMEL, aaO S.220; F.HAHN, Mission, S.90 AI; u. andere. • Sie spielt bei Paulus sonst weder für das Geschick Jesu noch für das des Apostels eine Rolle; Ausnahme: Röm 113, s. dazu unten S.278A2. • blAOetv s. Röm 113; zu A<XAetv 1 Thess 2 2. 4 (anders Ga1116; 22); zu tv<x O'<>l-!fwO'tV I Kor 1033, auch Röm 1111. 11 Die Wendung "Gott (nicht) gefallen" ist traditionell, vgl. W.BAUER, WB, Sp.209; PaulUl! gebraucht sie nie mehr von Juden.
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Ereignisse, die zu seiner Abreise aus Thessaloruch geführt haben', darfman rucht verweisen; hätte sie Paulus hier nachtragen wollen, dann wäre die FormulierungzuerWarten : "die uns hinderten, zu euch zu reden, damit ihr gerettet werdet"; auch die Anreihung der Wendung durch XO~etv). 15; 1613.14 u.ö.); (Jc!>~etv vgl. 1511 (vgl. auch 412; 16 30f u.ö.); zur Hinderung der Evangeliumsverkündigung 166. Hinzu kommt, daß auch hier 6 XUPt~ 'I1)<1Oü~ begegnet: 1120 (vgI. auch 121; 433; 759; 1631 u.ö.), s. dazu F.HAHN, aaO S. 52, ferner S.SCHULZ, ZNW 53, 1962, S.141.143f; G.BoRNKAMM, aaO S.I77.179f. Auch 't"lw XUptov ... '11)<1oÜV in 1 Thess 215 wird demnach schon im Traditionsstück gestanden haben, vgI. auch 1 Kor 11 23b (sicher vorpaulinisch, s. W.KRAMER, Christos, S.159); Einwirkung dieser im hellenistischen JudenchristenlUIn aufgekommenen Xupto~-Tradition auch bei Mt, wenn die Jünger den irdischenJesus mit KUpte anreden, s. dazu G.BORNKAMM, aaO S.183; DERS., Enderwartung, S.381"; G.STRECKER, Weg, S.123f. • Zur Einzelinterpretation von I Thess 215f vgl. die genannten Kommentare und Arbeiten zu I Thess. Hervorzuhehen ist: xO&ot<1€V jüngst E.BAMMEL, aaO S.308; B. RIGAUX, aaO S.452; W.G.KÜMMEL, aaO S.221 A3; D.GEORGI, Kollekte, S.34; F. HAHN, aaO S.90 AI); gleichwohl geht die das Maß füllende Sünde der Hinderung der Heidenmission weiter; zur Diskussion um das umstrittene d~ nAO~ s. G. STÄHLIN, Th W 5, S.435f; B,RIGAUX, aaO S.453ff. - Unter den Vorwürfen sind nachdrücklich betont die Tötung des Kyrios Jesus und die Hinderung der Heidenrnission, die das Maß füllt. 8 S. dazu oben S.220 unter cl; die Aussagemomentevon V.16bc finden sich größtenteils schon im Vorstellungsbestand der Tradition des dtrGB; vgl. zu op~ zB die S.114 AI genannten Stellen (D), ferner zB äthHen 9018; 917; 9916; Im e!~ nA~ vgl. die häufig bei PsPhilo auftretende Versicherung, daß das Gericht (1)) nicht ,,für immer" ergeht, bes. LAnt 192 non usque in finem (Kisch, S.162), auch I~IIO, ferner 307; 396; 493: (Gott verwirft Israel) non in finem (S.241); zur Vorstellung vom Vollmaß der Sünden die genannten Belege aus LAnt; traditionell ist auch, daß die Prophetentötung noch als Schuld andauert und in einem definitiven Gericht am Ende geahndet wird,
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Nun stehen freilich I Thess 215f und der palästinisch-jüdische Traditionsbereich des dtrGB nicht in unmittelbarer Beziehung; vielmehr ist, wie schon der Apg 7 und Mk 12 entsprechende Einbezug der TötungJesu in die dtrPA zeigt, an Vermittlung durch die hellenistisch-christliche Tradition' zu denken. In diese Richtung führt auch die Frage nach der den Aussagezusammenhang von 215f leitenden Vorstellung, in der Prophetentötung, Jesustötung und Hinderung der Heidenmission, besonders letztere, mit dem Gericht verbunden sind'. Dieser Vorstellungszusammenhang liegt, wie wir sahen, auch in Mk 12 vor, auch dort erwachsen aus der Erfahrung der Anfeindung durch das Judentum wegen der Heidenmission; vgl. zur Parallelität von Mk 12 und I Thess 215fim einzelnen:
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1 Thess 215
('Ioullot!wv) 'rwv ... .xTt'OK'r€tvekV'rwv •. 'rou~ Tt'po
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KWAU6v'rwv -IJ!J.ii~ 'ror~ M"V€O'tv AotA'ijO'ott tvot O'w.f}iöO'tv (auch V.15: Kot! -IJ!J.ii~ hlltw~ekv'rwv)
128
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'rwv ... 'rov KUptOV .xTt'OK'r€tV&:V'rwv 'I'1)O'Oüv
129
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d~
'ro .xVotTt'A'1)pWO'ott otu'rwv 'r.x~ &!J.otP'r!ot~ Tt'&:v'ro'r€. l
Der vorstellungsmäßige Zusammenhang in der Aussagenfolge von Mk 12 Ibff und 1 Thess 2 15f ist äußerst eng; sowohl Mk 12 wie 1 Thess 2 15f gehören in die Tradition des hellenistischen Christentums vor und neben Paulus; Mk 12 1bff kann also zur Interpretation von I Thess 2 herangezogen werden. Führt in Mk 12 die Behinderung der Heidenrnission insofern zum Gericht, als sie das Motiv zur Tötung des Sohnes und Erben ist, so sind dementsprechend auch hier das erste und letzte Glied der Vorwürfe, deren exponierte Stellung sich nun unschwer erklärt, zusammenzunehmen und zu interpretieren: die Hinderung der Heidenrnission führt insofern zum Gericht, als in ihr die Abweisung des XUPtO~ 'IllO'Oü~ im Gang ist, die die Juden in dessen Tötung dokumentiert haben; diese ist wie Mk 12 im Zusammenhang der kontinuierlichen Halsstarrigkeit des Volkes gesehen, die schon zur Tötung der Propheten geführt hat3 • Unterschiede zwischen beiden Traditionen liegen nur darin, da.ß in I Thess 2 das Motiv der Behinderung der Heidenrnission ausdrücklich genannt ist, während es in Mk 12 hinter den überlegungen der Weingärtner zum Sohn und Erben steht, ferner, daß in Mk 12 die s. oben S.221 unter 6); ferner, daß zwischen Tätern und (Mit-)Schuldigen nicht unterschieden wird ('Ioullotrot), s. oben S.270 A3. 1 S. oben S.273. • Die judenchristlich-palästinische Tradition hilft hier nicht weiter, denn dort ist es stets der Ungehorsam der Juden oder die Abweisung der an sie(!) ergehenden Botschaft, die die Ahndung der Prophetentötung auslöst, s. unten S.280ff.290ff. • Die dtrPA ist auch hier noch ganz Israe\aussage; zwischen dem Wirken der Propheten (B) und dem der Heidenmissionare besteht ja keinerlei Vorstellungsbeziehung; B ist deshalb auch nicht genannt. - Die anderen Glieder der Vorwurfreihe sind dem exponierten ersten und letzten Vorwurf unter dem Gesichtspunkt der kontinuierlichen Halsstarrigkeit Israels zugeordnet.
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christologische Setzung der Heidenrnission in die Vorstellung vom Sohn und Erben, hier in die des XUPLOC; 'I7)CT013C;l gefaßt ist. Interpretiert man von Mk 12 her, dann findet auch dasschwierige~teht dann darin, daß den Juden als solchen 2 Erwählung und Verheißung definitiv genommen werden, ja genommen sind (~
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Miterben Christi an Erwählung und Verheißung sein können!. Doch muß das Problem der Stellung von I Thess 2 16c in der pauIinischen Theologie hier undiskutiert bleiben2.Es hat sich somit ergeben, daß noch im frühen hellenistischen Urchristentum vor und neben Paulus die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten als Moment der dtrPA in Beziehung auf den Vorstellungszusammenhang des dtrGB überliefert worden ist. Am Anfang stand im frühen hellenistischen Judenchristentum die topische Verwendung in der an Israel gerichteten Umkehrpredigt; dieses Judenchristentum steht damit der spätjüdischen Überlieferung des dtrGB noch sehr nahe; als ÜbermittIer der Tradition wird an das palästinensische Judenchristentum gedacht werden müssen. Sieht man auf die Gestalt der dtrPA, so liegt die auffallendste Veränderung in dem Anschluß der Tötung Jesu an die der Propheten. Ist auch diese Erweiterung schon vom palästinensischen Judenchristentum übernommen? In Q ist sie jedenfalls nicht belegt. Doch kann das verschiedene Gründe haben; da aber klare Belege für die Anwendung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten aufJesu Tod in palästinisch-judenchristlicher Tradition fehlen, müssen wir es in diesem Zusammenhang bei Vermutungen belassen3 • - Im Fortgang der hellenistisch-christlichen Überlieferung ist es unter Aufnahme der traditionellen Verbindung von Propheten abweisung und Gericht, wie Mk 12 1bff und I Thess 2 15fzeigen, zu einer Verwendung der Vorstellung gekommen, durch Zu Röm 9-11 s. jetzt CH. MÜLLER, Gottes Gerechtigkeit. Bei Paulus findet sich die Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten nur noch Röm 113, und zwar als Zitat von I Kön 1910.14, allerdings ohne genaue übereinstimmung mit HT und LXX; die Prophetentötung ist betont vorangestellt. Paulus steht als Israelit selbst dafür, daß Israel nicht verstoßen ist (11 1-2.), stcht aber als Apostel angesichts der Verschlossenheit Israels gegenüber dem Evangelium an der Seite Elias und wird wie dieser auf den Rest hingewiesen (114fT). Ob Paulus sich hier zum endzeitlichen Elia in Beziehung setzt.(so CH.MüLLER, aaO S.45), ist mir nicht sicher; die betonte Hervorhebung der Prophetentötung und die Entsprechung des Paulusgeschicks zu dem Elias läuft jedenfalls nicht über den endzeitlichen g)ia (M. beruft sich auf Apk 117r (aaO S.45; 13 7f wird Druckfehler sein), doch dazu s. oben S.24If), sondern über den historischen Elia der Schrift und hat die Anfeindung im Blick, die der Apostel seitens der Juden erfahrt (Röm 1531; vgl. J.MUNcK, Heilsgeschichte, S. 302).- Dies gehört in den Zusammenhang der bei Paulus öfter auftretenden Vergleiche des Apostels mit Prophetengestalten dcs ATs (vgl. Röm 10 16 mit Jes 531; Gall15 mit Jes 491; Jer 15), was mit der Vorstellungstradition der dtrPA und ihrer Erweiterung auf Gestalten nach den Propheten unmittelbar nichts zu tun hat. Diese Tradition liegt auch Röm 113 nicht unmittelbar vor; die Aussage ist vielmehr aus der Schrift genommen; entsprechend läßt sich bei Paulus ja auch sonst sein Verständnis des apostolischen Amtes und seiner Leiden nicht aus der Tradition der dtrPA erklären; fürRöm 11 3 könnte diese Tradition höchstens in der Vermittlung durch I Thess 215-16. wirksam gewesen sein. gungen dazu s. unten S.284 A3. 1
S
RÖM 113 -
LK - JAK 510 -
VÄTER
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die sich der Vorstellungszusammenhang des dtrGB selbst aufhebt und seinen tragenden Grund verliert: die aktuelle Erfahrung der Behinderung der urchristlichen Heidenrnission wird als das Motiv der Tötung Jesu als Gottessohn und XUPLO~ reflektiert und diese Tat an das Kontinuum der ständigen Prophetenabweisung angeschlossen; darum ist Israel seines Erwählungsstandes verlustig gegangen und als solches verworfen. - In der Folgezeit, vom MtEv einmal abgesehen, ist die lebendige Vorstellungsverbindung zwischen der Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten und dem dtrGB dann auch gelöst l • Schon Lk ist der traditionelle Vorstellungskontext der Aussage vom gewaltsamen Geschick der Propheten nicht mehr vertraut 2 ; in Jak 510 haben wir ein erstes Beispiel dafür bereits kennengelernt3 , wie das Moment des gewaltsamen Prophetengeschicks Motiv wird, das isoliert in neue Vorstellungszusammenhänge eintritt und, wie frühchristliche und patristische Belege zeigen, paränetischen und vor allem polemischen Zwecken dienstbar wird 4 • 1 Ein Sonderproblem stellen ApkBar(gr) und 5 Esr dar, s. oben S.183f A6; S.230f A6, das hier ausgeklammert werden muß. • So entspricht in 622/ (zur Analyse s. oben S.20-26) die Einführung von o! =ttp~ a.u-r:wv (s. oben S.25A3) zwar der Vorstellungstradition, doch ~,t durch den Kontext der Feldrede nicht mehr gewahrt, daß diese Seligpreisung wegen der Entsprechung zu den Propheten ursprünglich auf Prediger gerichtet war (s. oben S.259f). - 1149-51 hat Lk zwar den Q:Text erhalten, aber den vorangehenden Weheruf in 11 47/völlig umgestaltet (zur Analyse s. oben S.28f; zum Sinn der Q:Fassung s. unten S.28If), offenbar, weil ihm das mit der überlieferung der Vorstellung vom gewa.ltsamen Geschick der Propheten verbundene Moment der Andauer dieser Schuld (s. dazu oben S.127f, bes. 128 und A2, ferner S.219 unter 3» nicht mehr geläufig ist; nicht Schuld, sondern Zustimmung verbindet die Angeredeten mit den Propheten tötenden Vorfahren, wie das Bauen der Prophetengräber manifestiert, das Lk als "a continualion and completion of their (sc. der Propheten) murder" versteht (so J.CHAPMAN,JThS 13, 1912, S.405); die Angeredeten und ihre Vorfahren sind Komplizen bei der Mordtat, s. die treffenden Erklärungen bei A. MERx, Evangelien 11/2, S. 295; E. HAENCHEN, ZThK 48, 1951, S. 51.Aus 13.14/hat Lk die Regel V.33b abgeleitet (s. oben S.43ff.46f),. aber mit der These, daß ein Prophet nur in(!) Jerusalem umkommen kanne!), gezei![t, daß ihm weder die Intention des J erusalemwortes noch die dtr PA-Tradition verständlich sind. Überhaupt scheint für Lk nur der Anfang des Jerusalemwortes von Bedeutung zu sein (s. oben S.46f); ob die anderen Aussagen des Wortes von Lk theologisch aufgegriffen sind, so daß sich V. 35a auf die ZerstörungJerusalems, V. 35b auf den Einzug oder die Parusie bezöge, ist zumindest sehr unsicher; die fehlende Verbindung mit der Szene spricht dagegen; so kann sich die 2.P.PI. in V.34f doch nicht auf die Pharisäer des Kontextes beziehen; ginge V.35b auf den Einzug, dann müßte das Nicht-Sehen Jest[ für die Pharisäer der Szene jetzt einsetzen; im Fortgang der Reise kommt es aber noch laufend zu Begegnungen mit Pharisäern (141.3; 152; 1614; 1720). Zur Diskussion s. W.C.RoBINSON, Weg, S.54f. Daß für Lk die Vorstellungstradition der dtrPA ni·cht mehr lebendig ist, sondern nur noch ein literarisch überkommenes darstellt, das er sich selbst zurechtlegen muß, zeigt seine Bearbeitung der Allegorie von den bösen Weingärtnern 2fJ9ff. • S. oben S.262 A2. e So greift Ignatius von Antiochien Magn82 das Motiv der lo:enereJIen Verfulgung der alttestamentlichen Propheten auf, um zu unterstreichen (3~<1 -roü-ro), daß die Pr0pheten xa.-r:<1 Xp~O'-r:ov 'Il)O'Oüv lebten (zum Ausdruck s. Trall2 I; Phld 32) und damit der Gemeinde den gebotenen Weg weisen: nicht jüdischen Lehren anheim%ufallen und
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Ir.
DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETEN GESCHICK DIE VERWENDUNG DER VORSTELLUNG IM FRÜHEN PALÄSTINENSISCHEN URCHRISTENTUM
Im Rahmen dieses Abschnitts sind die Belege aus der Logienquelle zu unter' suchen; ferner ist zu fragen, ob mit der Verwendung der Vorstellung bereits in der Verkündigung Jesu selbst gerechnet werden kann; den Abschluß bilden Erwägungen zu der Frage, wie sich die Logienquelle zum palästinensisch.-spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB verhält.
Wir beginnen mit dem Wehespruch Mt 2329-310;, der der Auslegung freilich erhebliche Schwierigkeiten bereitet3 ; vielleicht vermag aber die Vorstellungstradition der dtrPA die dunkle Formulierung zu erhellen. die empfangene Gnade zu verraten (81), vgl. zStW.BAUER, HNT, Erg.-Bd. H, S.225; H. SCHLmR, Untersuchungen, S. 67; zur wegweisenden Bedeutung der Propheten vgl. noch Phld 52; 9 I. 2; Sm 7 2. Unter dem Thema des Märtyrertodes weist Tertullian, Scorpiau 8 (MPL 2, 137) nicht nur auf das gewaltsame Geschick einzelner Propheten, sondern auch der Gerechten und Propheten generell hin - qui Deo placuerat, occiditur; in de patkntia 5 (MPL 2, 833) sieht er den Grund der Prophetentötungen der Juden in der Ungeduld: quomodo autem prophetis manus intulerunt nisi per impatientiam audiendi(!). Sehr viel häufiger findet sich die polemische Verwendung der Vorstellung; "gI. zB Bam 511, wo die uns aus Mk 12 und I Thess 2 schon bekannte hellenistisch-christliche Tradition der Vorstellung als Gemeindetradition (so mit Recht H. KösTER, üherlieferung, S.137f.157) aufgenommen und polemisch verengt wird: Ooxoüv 0 u[oe; "COÜ %eoü(!) de; "Coü"Co(!) ~A%ev bJ O'lXpX[, tVIX "Co -r€AetOV "CWV av.lXp"C,wv &.vlXxe, RNT I, S.328/f; W. TRILLING, Israel, 8.20If.
IM FRÜHEN PAL. URCHRISTENTUM
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MT 23290" Q
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Sicher scheint mir, daß nicht schon dem Gräberbauen' an. sich das Wehe gilt, sondern der dabei zutage tretenden Selbsteinschätzung der Erbauer, die sie im Gräberbauen demonstrieren: d 1)!l.€1}<x bJ 1"<xi~ i)!l.ep<Xt~ 1"'ÖV 7r(tttp"'V i)!l.WV, OU)( liv ~!l.€1}<x <XU1"WV )(Otv",vo! bJ 1"ij) <xt!l.<X1"t 1"'ÖV n-P0<jl1}1"6lV. Sie teilen zwar die geläufige Vorstellung von der Andauer der Schuld an den von den Vorfahren verübten Prophetentötungen', distanzieren sich aber faktisch von dieser Schuldkontinuität durch die Überzeugung, daß es gar nicht erst dazu gekommen wäre, wenrt sie statt der Väter damals gelebt hätten, und unterstreichen das dadurch, daß sie den Propheten Gräber bauen. Was ist hier also wehewürdig? Wir haben früher gesehen, daß in der Tradition des dtrGB, die hier wegen der Momente: gewaltsames Geschick der Propheten und Andauer von A zweifello:; wirksam ist, Übernahme und Bekenntnis der Vergehen der Vorfahren als :andauernde Schuld wesenhafter Ausdruck der Umkehr (E) ist'. Was dieser Weheruf geißelt, ist also ein Spezialfall von Verweigerung der Umkehr, die in solcher mit Tat und Wort demonstrierten Emanzipation aus der Schuldkontinuität zum Ausdruck kommt. Für V.31 bieten sich zWei Möglichkeiten der Interpretation an; die einfachste scheint mir zu sein, daß V.31 unterstreichend <XU1"WV )(otV
Dieser Wehespruch geißelt also, daß die anerkannte Kontinuität mit den Vorfahren in der Prophetenblutschuld, statt zur Umkehr zu fUhren, einer Selbsteinschätzung dient, die sich ftir besser als die Väter hält und dies durch pietätvolles Gräberbauen (V.29) und entsprechende Worte (V. 30) demonstriert. Dieser Wehespruch unterstreicht damit indirekt die Ausrichtung der Vorstellung von der andauernden Prophetenblutschuld auf die Umkehr; von Heuchelei ist in Qnoch nicht die Rede; erst Mt hält den Hiat zwischen pietätvoller Tat und ausgesprochener, sich emanzipierender Umkehrverweigerung als Heuchelei vor. In Qist dieser Wehespruch als Scheltwort mit dem aus jüdischer , Zur Gestalt dieser Grabbauten vgl. besonders J.JEREMIAlI, Heiligengräber, 8.ll8ff; s. auch BRL, 8p.237ff, bes.250ff. - Für die Interpretation ist 2:U beachten, daß das Heuchelei-Motiv in der Q-Fas..ung noch nicht vorliegt! s. oben 8.~!8. Das Gräberbauen ist nur die sichtbare Demonstration einer gegeißelten Haltung. • 8. dazu oben 8.127f.184-189.219 unter 3). • 8. dazu oben 8.123fmit 8.124 AI. • C:J,n€ ist dann mit "also" (s. W.BAUER, WB, Sp.1778), fL<xp1"Upeiv Tt'n mit "jemand (etwas) bestätigen, zugeben" (s. ebd. Sp.974) zu übersetzen; zu u{o; s. ebd. 8p.1650. • C:Ja1"e = "deshalb, daher" (s. W. BAUER, WB, 8p. 1778); fL<Xp1upeiv Tt'n = "jemand (hier dat. incomm.) das Zeugnis aussteHen, daß" (s. ebd. Sp.974).
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DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
Tradition aufgenommenen Gerichtswort Lk 11 49f1 als Drohwort2 verbunden. Dadurch werden nun auch die am jüdischen Traditionsstück vorgenommenen Änderungen erklärlich3 • Weil die andauernde Prophetenblutschuld nicht zur Umkehr führte, wird den Angeredeten ihre umfassende Ahndung4 angekündigt - und zwar jetzt, an diesem Geschlecht, wie das an das jüdische Traditionsstück angefügte, interpretierende Jesuswort V. 51 b in Q unterstreich t5 • Obwohl in Q das jüdische Gerichtswort Lk 11 49f aus seinem unmittelbaren Bezug auf den Vorgang von U mkehrpredigt6 gelöst: und einem speziellen Fall von Umkehrverweigerung zugeordnet ist sowie inhaltlich eine Reihe von Eingriffen erfahren hat, bleibt auch der Aussagezusammenhang Mt 2329-31 + Lk 1149-51 noch ganz der Vorstellungstradition des dtrGB verbunden: die hier leitenden Vorstellungsmomente der Andauer der Schuld (A), ihrer Ausrichtung auf die Umkehr (Er und bei Verweigerung der Umkehr ihrer umfassenden Ahndung im Verwerfungsgericht (F2)8, ja selbst die Qualifikation der Gegenwart als letzter Zeit (V. 51 b) vor der Wende9 - all das weist wie die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der t Zur Analyse von Lk 1149-51 par s. oben 8.29/f; zum jüdischen Traditionsstück 8. 222/f. • Zur Gattungsanalyse von Mt 23 29-31 + Lk 1149-51 Q s.S.51f. • 8achlich sind beide Worte in der Vorstellung von der andauernden Prophetenblutschuld (vgl. cxt[LCX 't"WV ",potp1)'I"WV Mt2330; Lk 1150) verbunden; aber während Lk 1149f ursprünglich, seinem Sitz im Leben in der Umkehrpredigt entsprechend, darin alle Abweisung der zu Israel gesandten Umkehrprediger von den Propheten an und in den Gesandten bis zur Gegenwart zusammenfaßt (s.S.223f), zieht der Anlaß des Wehespruchs nun eine Verengung des Zeitraums im Drohwort nach sich; denn die Prophetengräber werden natürlich Gestalten der alttestamentlichen Zeit gebaut; entsprechend steht in Mt 23 29-31 auch die Blutschuld aus diesem Zeitraum zur Debatte; auf ihn wird entsprechend auch 8endung und Abweisung der Propheten und Gesandten (Lk 1149) und '1"0 cxI[Lcx ""fV't"6>v 'l"WV "'potp1)'I"WV (V.50) bezogen, wie der Zusatz V.51a zeigt. • Der Zusatz V.51a will das Umfassende der zur Ahndung kommenden Schuld unterstreichen, indem er '1"0 cxI[Lcx "'&.V'I"WV 'l"WV ",potp1)'I"WV erläutert; dabei hat '1"0 cxt[Lcx ... &''''0 XCX'l"CXßOA1j~ xoa[L. auf Abc! geführt (s.8.37 A4), während Sacharja b. ] ojada (s. oben 8.33ff) sich einstellte, weil man infolge des Wehespruchs ",&'V'I"(OV '1". ",potp1)'t'wv vom kanonischen Zeitraum verstand. - Nach der in dieser Untersuchung vorgelegten vorstellungs- und überlieferungsgeschichtlichen Analyse des Abschnitts kann ich die Auffassung H.W.HERTZBERGS (Tradition, S.12f; Propheten, 8.64), die Prophetenbezeichnung sei hier "im Sinne biblischer Persönlichkeiten allgemein" (Trawtion, S.12f) verwendet, nieltt teilen. Das Drohwort bekäme noch einen besonderen Akzent, wenn das Bauen der Prophetengräber bei den Angeredeten den Zweck hätte, aus dem 8chuldzusammenhang freizukommen; so hat schon]. WELLHAUSEN, Mt., S.1I8fan ,,8ühnekapellen" gedacht; s. auch ].]EREMIAS, aaO 8.121; doch handelt es sich dabei m.E. um eine ganz ungesicherte Vermutung, für die das !Acxa't"'f)ptov [Lvii[Lcx des Herodes die Beweislast nicht zu tragen vermag. • Zu yev~d: cxß't""I) oben 8.32 Al; auch S.162 AI (Jub). • 8. oben 8.226f. • 8. oben 8.188f.217. • 8. oben 8. 188f.217f. • S. oben 8.187 und A3.
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LK 622f Q
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Propheten selbst in diese Tradition und wird nur aus ihr verständlich. Der besondere, die christliche Integration der Vorstellungstradition anzeigende Akzent wird erst in dem vollrnächtigen Wort Jesu V.51b gesetzt, daß es dies gegenwärtige Geschlecht ist, das der Einforderung der Prophetenblutschuld verfäUt1 • Daneben zeigt Q, wie wir sahen2 , in Lk 62~ noch eine nicht polemisch, sondern heilsparänetisch ausgerichtete Aufnahme der Vorstellung; hier werden aus der Tradition der dtrPA das Moment der Erweiterung auf Prediger, die "den Propheten" entsprechend an Israel wirken, und das Moment der permanenten Halsstarrigkeit der Adressaten, wie sie die Geschickaussage zum Ausdruck bringt, aufgegriffen und mit der Vorstellungstradition vom Leiden des Gerechten verbunden, um das schmähliche Abweisungsgeschick solcher als Prediger wirkenden Christen zu meistern3 • Auch dieses I Das Jerusalemwort klammern wir hier aus, da trotz der weitgehenden übereinstimmung der Mt- und Lk-Fassung sein Verhältnis zur Logienquelle nicht deutlich ist. Schon der fehlende vorredaktionelle Kontext (s. oben S.48) macht stutzig; vollends zeigt die Abfassungszeit (5. oben S.237ff), daß es nicht zum alt~:n Bestand der Logienquelle gehört haben kann, der ja auch sonst erweitert worden ist (s. zB die Versuchungsgeschichte und dazu F.HAHN, Hoheitstitel, S.303 und A4). Fragt man, wie das in Palästina entstandene Wort in griechischer Fa....ung sowohl zu Mt als zu Lk gekommen ist, so scheint mir bei Mt sicher, daß die Überlieferung zusammen mit QMt (s. dazu oben 8. 22 AI und unten S.306f AB) erfolgte; ob es Lk mit QLk und/oder seinem Sondergut überkam, hängt an der ungeklärten Frage, woher Lk überhaupt ,.,in altes palästinisches Traditionsgut hatte; vgl. zur Überlieferung des Jerusalemwortes an Lk auch W.L. KNox, Sources 11, S.B3 und Al. - Das Motiv für die Aufnahm'~ des Wortes in christliche Tradition dürfte die Erwartung des Untergangs Jerusalems auch bei den palästinischen Christen gewesen sein, die das Wort übernehmen und es auf Jesus zurückführen. • S. oben S.257ff. • Auf der Traditionsstufe QLk ist ein erheblich schärferes Vorgehen in die Seligpreisung einbezogen worden, wie die Ausdrücke !l~O'erv - &'Pop(~e~" - exßilletv -ro 6vo(L<X U!lc7>11 (oo~) 7to1l1')POIl zeigen; s. zur Analyse oben S.22ff. M~O'erv ließe sich zwar ohne Schwierigkeit aus der Tradition vom Leiden des Gerechten verstehen (5. schon Ps 3422; 695; ferner äthHen 103[2; 4Esr779; ApkBar(syr) 526; 8.59), aber der Zusammenbestand aller drei Ausdrücke auf derselben Traditionsstufe ist zu beachten. Der damit bezeichnete Vorgang hat sich allerdings bislang nicht klar bestimmen lassen. Bei &'Pop(~ew (s. dazu K.L.SCHMIDT, ThW 5, S.454ff; W.BAUER, WB, Sp. 253;J.DuPoNT, Beatitudes, S.230f) kommen m.E. nur der Nidduj (so vor allem C.-H.HUNZINGER, Bannpraxis, S.73f, verbunden allerdings mit der mir fraglichen Annahme, hinter !l~0'ei:1I und &;'Pop(~e~v stünde hier J es 66 5 (HT)) oder eine Ausschließung aus der Synagogengemeinschaft, die der Nidduj nicht darstellt (s. HUN2.INGER, aaO 8.47ff) in Frage, die aber auch vor der Formulierung der birkat ha-minim erfolgt sein kann. Letzteres ist mir wahrscheinlicher, da sich !l~O'ei:v zum Nidduj nicht fügt; s. auch DUPONT, aaO; O.MlcHEL, Judaica 15, 1959, S.210; R.HUMMEI., Auseinandersetzung, 8.30. Dafür dürfte, worauf DUPONT, aaO; R.HUMMEL, aaO; u.a. hingewiesen haben, der Sprachgebrauch in den Qumrantexten sprechen, demzufolg:e lOV7 (5. I QS I, 10; IX, 21; auch X, 19-21; und dazu H.BRAUN, Radikalismus I, S.3Bf.6Of.82f) und l;!'1l hi. (LXX = &'P0p(~ew; s. I QS V, 18; VI, 25; VII, 1.16; Dam IX, 21.23; u.a.; dazu H.BRAUN, aaO S.31 AI; 53 AIO; 107 A3; W. ScHRAGE, ThW 7, S.848f (Lit.)) für die Scheidung von Nichtmitgliedern bzw. gefallenen Gliedern delr Gemeinschaft stehen. Entsprechend wird man auch den dritten Ausdruck in Lk 6 22 exßilletll -ro 6vof1.<X ... als Terminus der Ausschließung verstehen müssen (zur Diskussion 10m seine Bedeutung s. bes.J.DuPoNT, aaO S.232ff).
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DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICJK:
Traditionsstück des frühen palästinensischen Urchristentums steht in unverkennbarem Zusammenhang mit der spätjüdischen Tradition des dtrGB überhaupt l und bekommt seinen besonderen christlichen Akzent dadurch, daß solches Geschick als um Jesu willen widerfahrendes qualifiziert wird. Konnte mit dieser in Lk 6 22f auf christliche Prediger angewandten Verbindung zweier VorsteIlungstraditionen nicht auch das gewaltsame Abweisungsgeschick J esu theologisch aufgenommen werden? In der Tradition des hellenistischen (J uden-) Christentums wurde es ja mit dem der Propheten verbunden 2 ; in Qfehlt eine entsprechende Aussage; gleichwohl gibt es Anzeichen, die die Vermutung nahelegen, daß schon das palästinensisehe Urchristentum die mit der Vorstellung vom gewaltsamen Prophetengeschick verbundene vom Leiden des Gerechten nicht nur auf ihre Prediger, sondern auch aufJesus angewandt hat 3 • Für die Verwendung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten bei J esus selbst gibt es keine sicheren Anhaltspunkte. Sehr erwägenswert ist die Zuweisung von Lk 622fQ zur VerkündigungJesu 4 , doch setzt das besonderer christlicher Züge 1 S. oben S.257ff. • S. oben S.265ff. • Schon E.LoHMEYER, Mk., S.165 und A2; H.E. TÖOT, Menschensohn, S.162f; F. HAHN, Hoheitstitel, S.49.201 haben <X1towrdve", in den Worten vom Leiden UTld Auferstehen des Menschensohnes mit der Vorstellungstradition vom gewaltsamen Geschick der Propheten verbunden (an Schriftbenutzung darf bei deren lebendiger Überlieferung im Urchristentum allerdings nicht gedacht werden (zu TÖOT, aaO)); dafür spricht <X1tox""lve", in Mk 12 7f; 1 Thess 215; auch Apg 315, vgl. auch oben S.15 AI; 83 A7; 92f A4; 160ff; ferner, daß es für andere spätjüdische Leidenstraditionen nicht bezeichnend ist (Leiden des Gerechten nur: (Ps 10 S; 946); äthHen 10315; (4 Makk 1215; 1314)). Bei der Frage nach den Leidensvorstellungen der Leidensweissagungen ist zu beachten, daß weder die spätjüdische Menschensohnvorstellung (s. E. SjÖBERG, Menschensohn im äthHen., S. 116ff) noch die Tradition vonJesus als dem auf Erden wirkenden Menschensohn hier Vorstellungen bereithielt. Vielleicht kann der zu Lk 622f Q herausgestellte traditionsgeschichtliche Befund hier weiterführen. Wendet man ihn nämlich auf die Leidensweissagung Mk 931 (s. dazu H.E.TöOT, S.186 u.ö.; F.RAHN, aaOS.205A2 u.Ö. (die "Kurzformeln" Mk l421.41b sind m.E. jünger)) an, so legen sich Folgerungen wie die oben angedeuteten nahe. t W.NAUCK, ZNW 46, 1955, S.73 A25 hat wegen der Verbreitung der von ihm angenommenen festen Tradition "Freude im Leiden" für die Echtheit der Seligpreisung plädiert; ihm folgtJ.DupoNT, aaO S.240 A2; s. auch K.KoCH, Formgeschichte, S.49. Doch ist bei N. die Verbreitung einer festen urchristlichen Tradition nicht nachgewiesen. Andererseits kann der Annahme einer Gemeindebildung durch R.BuLTMANN, Tradition, S.115; H.E.TöOT, aaO S.ll4ff.308ff; F.HAHN, aaO S.43fu. andere auch nicht ohne weiteres zugestimmt werden, da diese Forscher den Grundbestand des Spruches anders bestimmen. Hat Jesus Jünger als Mitarbeiter seines Wirkens zu Israel mit dem Verkündigungsauftrag ausgesandt (s. dazu G.BORNKAMM, Jesus, S.137f; F.HAHN, Mis..ion, S.32f.36; W.G.KÜMMEL, Naherwartung, S.34 (Lit.)) und dabei auch mit Ablehnung gerechnet (s. Lk 10 IOf par und dazu F.HAHN, aaO S.36), dann ist ein zureichender Sitz im Leben für diese Seligpreisung bei Jesus selbst gegeben, in die sich die Geschickverben "schmähen" und "verleumden" durchaus fügen. Auch Ilvexev llLOÜ bedeutet keinen Einwand, wenn Lk 12 Sf Jes'us selbst zugewiesen werden darf (so G.BoRNKAMM, aaO S. 206; H.E.TöOT, aaO S.50ff u.ö.; F.HAHN, aaO S.33ff; anders PR. VmLHAUER, ZThK 60, 1963, S.14Iff).
IN DER VERKÜNDIGUNG JESU
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in der Formulierung weitgehend entbehrende 1Nort offenbar die Erfahrung häufigerer schmählicher Abweisung voraus; Bildung durch das frühe palästinensische Judenchristentum liegt darum näher. Auch der Wehespruch Mt 2329-31, vollends in seiner Verbindung mit dem zitierten Gerichtswort der Weisheit l , wird erst in diese Traditionsschicht gehören. Gar daß J esus die Vorstellung auf sich selbst angewandt und infolgedessen mit seinem gewaltsamen Geschick gerechnet habe, läßt sich nicht bele!~en2. Andererseits erhebt sich von den spä~üdisch-palästinensischen Trägern der Tradition des dtrGB3, ihren Vorstellungen 4 und ihrem Wirken an Israel· her die Frage, wie sich Jesu Wirken dazu verhält, der auch als Wanderprediger durch das Land zieht, sich an das vorfindliche Israel wendet, ihm den Willen Gottes verkündet und es angesichts der nahen eschatologischen Wende zur Umkehr aufruft, die über künftiges Heil oder Unheil entscheidet. Nimmt man hinzu, daß ja auch die eschatologische Umkehrbewegung, die den Traditionsbereich des dtrGB im palästinensischen Spä~udeltltum darstellt, im einzelnen theologisch keineswegs uniform vorzustellen ist:6, so läge auf den ersten Blick nahe, Jesus in die Reihe der von dieser Tradition bestimmten Prediger zu stellen. Auch daß Logien fehlen, in denen das dtrGB in extenso dargeboten wird, brauchte kein Einwand zu sein; es könnte als der allvertraute, nachweislich verbreitete Vorstellungsrahmen gerade das Voraus- und Miitgesetzte sein, innerhalb dessen sich das Eigentümliche von Jesu Wirken und Verkündigen besondert. Aber es hieße dem Vorläufigen eines ersten HinbIicks erliegen, wollte man bei dieser Parallelität stehenbleiben ; sieht man näher zu, so zeigt sich, daß sich nicht nur Aussagen im einzelnen, sondern vor allem das Ich der Worte Jesu und der mit seiner Person verbundene Vollmachtsanspruch in Wirken und Verkündigen nicht zu den theologischen Trägern des dtrGB im Spätjudentum fügen. Gleichwohl kommt m.E. den spä~üdischen Trägern der Tradition des dtrGB, ihrem Wirken und ihren Vorstellungen insofern in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu, als hier das Nächst-Vergleichbare liegt, von dem her !lich das Besondere von Wirken und BotschaftJesu historisch und vorstellungsgeschicht1 Jesus zitiert sonst nicht stalt eines eigenen Wortes ein nicht-alttestamentliches Wort das er seihst nur kommentiert. • Lk 13 33b muß als Beleg m.E. ausscheiden, s. oben S.4Off, 1><:0. S.46f. • S. oben S.209ff. I S. oben S.186-192. • S. oben S.215-218. • S. oben S.211f.
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DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
lieh bestimmen läßtl . Doch müssen wir uns hier mit dem Hinweis begnügen. Hingegen besteht m.E. aller Anlaß zu der Frage, ob nicht das frühe palästinensischeJudenchristentum, wie es die Logienq uelle repräsentiert, in Beziehung zu dem spägüdischen Traditionsbereich des dtrGB, seinem Vorstellungsbestand und zugeordneten Funktionen gesehen werden muß2. Lk 622f; Mt 2329-31; Lk 1149-51 zeigen ja, daß sich diese Beziehung nicht au das isolierte Moment vom gewaltsamen Geschick der Propheten beschränkt; Mt 2329-31 ist auch die Vorstellungsrelation dieses Moments zu der spätjüdischen Tradition des dtrGB übernommen, Lk 622fweist der Zusammenbestand der Vorstellungen Leiden des Gerechten - dtrPA in den Vorstellungsbestand dieses Traditionsbereichs, und Lk 1149f ist gar ein festformuliertes Traditionsstück aus ihm aufgenommen. Das dtrGB in seiner spätjüdischen Ausprägung wird freilich als solches in Qnicht thematisch dargeboten; es kann wie ja auch in spätjüdischer Tradition" als das Bekannte nur im Hintergrund der Darstellung stehen und trotzdem als der umfassende Vorstellungsrahmen vorausgesetzt sein, in dem die Einzelaussagen stehen und auf dessen Vorstellungsstruktur sie bezogen sind. Zwar fehlt in Q die Vorstellung von der Andauer von 587, aber sie ist auch Lk 1149f nicht formuliert; doch zeigt zB Mt 2329-31 + Lk 1149-5Ia, daß die Dimension der früheren Geschichte Israels nicht verloren ist, sondern ent<prechend der Tradition des dtrGB als Geschichte des Ungehorsams gedacht ist, deren Schuld andauert (vgl. Elemente A bzw. Cl. Ganz entsprechend liegt in Q auch auf Umkehr und Gehorsam gegen den Willen Gottes (E) angesichts der nahen Wende (FI/F2) aller Nachdruck'; demgemäß kommt es in der als letzter Zeit verstandenen Gegenwart zur Scheidung im Volk'; die einen gehen ihrem nahen Heil (FI) entgegen·, die anderen verfallen der definitiven Verwerfung (F2)'. Wie im spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB ist auch in Q das leitende Anliegen das der "Erweckung Israels"'; ihr ist ebenso ein sich ausschließlich auf das vorfindliehe Israel richtendes VerkündigungsWirken zugeordnet; die im Rahmen dieser Konzeption wirkenden judenchristlichen Prediger - wir nennen sie im folgenden kurz Israelprediger - verstehen sich im Blick auf dieses ihr Wirken', aber auch ihr dabei von Israel widerfahrendes Geschick'· an Hand 'Dasselbe gilt fürJohannes den Täufer; vgI. Mt 32f. 7ff par mit dem Bezug E aufFI/F2 in der Tradition des dtrGB (s. oben S.188f.217f), Mt 39 par bes. mit PsPhilo, LAnt 332. 5 (s. oben S.175). • Es sei auch hier verwiesen auf die zusammenfassenden Darstellungen oben S.186192.209ff.215ft • S. oben S.191f. 'VgI. zu Umkehr und Gehorsam gegen den Gotteswillen zB Lk 3 Bf par; 6 27ff par; 1130ffpar; s. dazu bes. S.SCHULZ, ZNW 53, 1962, S.I40. • VgI. dazu oben S.187f; in Qs. zB Lk 17 34fpar. • VgI. zB Lk 12 33f par. 39ff par; Lk 1324 par; Lk 1915bff par; an der Stelle von FI stehen die zahlreichen Aussagen über das Kommen der ßOt
IM FRÜHEN PAL. URCHRISTENTUM -- Q.
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der Vorstellungstradition der dtrPA in Entsprechung zu "den Propheten", ohne daß freilich erkennbar wäre, daß sie auch Propheten genannt wurden'. Eine der Erweckung Israels parallel gehende Völkennission kommt so wenig wie in der Tradition des dtrGB in Frage; hier' wie dort' wird vielmehr mit dem eschatoloprediger und Element B der dtr PA führt nicht nur Lk 6 23c, insofern die Entsprechung zum Prophetengeschick Entsprechung auch zum Wirken "der Propheten" voraussetzt, da, wie wir sahen, in der alttestamentlich-spätjüdischen Tradition der dtrPA dies Geschick der Propheten stets Folge ihres Wirkens an Israel ist, s. auch oben S.259f, sondern auch die Sendungs vorstellung in der Aussendungsrede, die auf die Tradition der dtrPA zurückweist und in der etwa Lk 1149 (jüd. Traditionsstück) zutage tretenden (s. oben S.222ff, auch S.229f A5) ihre vorstellungsgeschichtliche Vorstufe hat; hier wie dort handelt es sich um Sendung an Israel, die auf Umkehr und Ge,horsam zielt (s. hier Mt 1121 par; 1241 par); Abweisung hat das definitive Gericht zur Folge (s. hier Mt 10 14f par; Lk 1013-15 par; Mt 1238-42 par). Die Vorstellung ist allerdings umgebildet, insofern die christlichen Israelprediger nicht einfach in einer kontinuierlichen Reihe von Propheten und dann auch Gesandten, die Gott oder die Weisheit s~:ndet, stehen (so die spätjüdischen Prediger), sondern von J esus gesandt sind, der für sie damit an die Stelle Gottes oder der Weisheit tritt und seinerseits von Gott gesandt is,t (s. Lk 1016 par); auch geschieht die Sendung zur Verkündigung der ßCX(JLAdcx (aber auch die spätjüdische Umkehrpredigt weist auf FI/F2 hin, s. oben S.217f) und ist von Heilungszeichen begleitet (s. Mt 107f par und dazu G.BoRNKAMM, Jesus, S.137). - Daß dieses Wirken nichts mit ,Mission' im landläufigen Sinn zu tun hat, hat treffend H.SCHÜRMANN, Mt 105b-6, S.279 herausgestellt; D.GEORGI, aaO S.209 betont mit Recht die Prägung dieses Wirkens durch die ,unmittelbare Erwartung der Parusie' und sagt von diesen Verkündigern: "Sie waren wie Jesus selbst Boten der Endzeit." Die ,Zwölf' haben diese Funktion als solche nicht ausgeübt, 8. Mt 1928 par und D. GEORGI, aaO S.207 A3. ,0 Lk 623c. , A. SATAKE, Gemeindeordnung, S.171ff, bes. 187f, meint aus Q nachweisen zu können, daß es im ältesten palästinensischen Judenehristentum eine sich in Propheten und Gerechte gliedernde Gemeindeordnung gab, in der die Propheten gemeindeleitende Funktion hatten; vgl. schon die sich freilich nicht auf Q. festlegenden Ausführungen E. KÄSEMANNs, ZThK 57, 1960, S.169ff (dazu unten S.307fu.A). Doch ist der Nachweis bei S. nicht erbracht. So ist schon nicht ausgemacht, ob der Begriff "Gemeinde" für die innerhalb Israels schon Umgekehrten und sich zu Jesus als dem Menschensohn Bekennenden überhaupt sachgemäß ist. Unter d.,n Belegen scheidet Mt 1041 (s. dazu oben S.214) von vornherein aus, da er nicht:m Qgehört; außerdem muß die Dimension der "Gemeinde" erst herangebracht werden, damit der Beleg in diesem Sinne beweiskräftig wird; Mt 13 16f Q darf, selbst wenn 8lxcxtot in Q gestanden hat, was kaum zwingend zu beweisen ist, für die Frage einer ,Gemeindeordnung' überhaupt nicht herangezogen werden (gegen E.KÄSEMANN, aaO S. I7Of; A. SATAKE, aaO S.I77.187), da die Zusammenstellung Propheten-c.:rechte im Blick auf Gestalten der früheren Geschichte des Volkes bereits aus jüdischer Tradition zu belegen ist, vgl. ApkBar(syr) 851-3.12 (s. die übersetzung von V.RVSSEL ill Kautzsch AP II; R.H.CHARLES in AP II; s. auch H.GRESSMANN bei B. VIOLET, GC832, 8.350, gegen die künstliche Deutung VIOLETS aaO S. 332); PesR 167b (O"P""T:s'I O"N"::Il, BILL. III, S.124). So bleibt nur Lk 623c, doch ist aus der Stelle nicht zu .,ntnehmen, daß die Entsprechung zu den Propheten auch zu einer entsprechenden Prophetenbezeichnung für die angeredeten Christen geführt hat. Daß die Funktion der Erweckung Israels allen Christen zukäme (so E. KÄSEMANN, ZThK 1962, S. 267; A. SATAKE, aaO S.187 meint, daß in Lk 6 22f par alle Gemeindeglieder als Propheten angesehen würden), glaube ich wegen der V·erbindung von Sendungsmoment und Verkündigungswirken nicht; hier ist doch mit Predigern, dh. besonderen Dienstträgern (nicht: Amtsträgern), ZU rechnen, die geei!~et und zugerüstet sind, sich von den anderen Christen also nur durch ilir Wirken, nicht aber im Rang unterscheiden. • S.Mt 81lf par und dazu J.JEREMtAS, Verheißung, S.47ff; S.S
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gischen Herzukommen der Völker gerechnet. - Die Spruchquelle selbst dürfte eine Logiensammlung zur Instruktion dieser Israelprediger sein" aus der sie ihre Botschaft an Israel', Worte an die Anhänger 3 und Worte für sich selbst', aber auch Wehe- und Gerichtsworte an die Halsstarrigen' entnehmen konnten'.Der Zusammenhang dieses frühen palästinensischenjudenchristentums mit der den Traditionsbereich des dtrGB darstellenden, eschatologisch ausgerichteten spätjüdischen Umkehrbewegung, ihrem Anliegen, ihrem Wirken, ihrem Vorstellungsrahmen und dessen Vorstellungsbestand scheint mir unverkennbar; die in der vorliegenden Untersuchung vorstellungsgeschichtlich und historisch skizzierte Tradition des dtrGB dürfte auch zu Q neue Wege des Verständnisses bahnen, auf die hier nur hingewiesen werden kann. Natürlich ist der Zusammenhang zwischen diesem durch QrepräsentiertenJudenchristentum und dem spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB alles andere als ungebrochen; das Bekenntnis zu J esus als dem Menschensohn, der auf Erden gewirkt hat und kommen wird', bestimmt ausdrücklich oder implizit den gesamten Aussagenbestand von Q und besondert ihn gegenüber dem spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB. Diese Brechung zeigt sich im Blick auf die Israelprediger, die uns im Rahmen der Frage nach der Überlieferungsgeschichte der dtrPA besonders interessieren, daran, daß Inhalt ihrer Verkündigung vor allem die Botschaft Jesu selbst ist·, daß sie sich zu ihrem Wirken an Israel nicht von Gott oder der Weisheit, sondern von Jesus gesandt wissen', ihr Abweisungsgeschick um seinetwillen erfahren" und das Vorbild für ihre Aufgabe nicht mehr unmittelbar in "den Propheten", sondern im Wirken Jesu haben.
Ob die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten bereits Bestandteil der Verkündigung Jesu war, ist unsicher; das • S. oben S.216. , Die vorgetragenen überlegungen führen somit m.E. zu einer Bestätigung der Bestimmung des Sitzes im Leben der Logienquelle, wie sie E.KÄSEMANN, ZThK 1962, S. 268 vorgetragen hat. - Hat das Fehlen von Hinweisen aufJesu Leiden und Auferstehen in Q (s. dazu oben S.284 A3) nur formgeschichtliche Gründe? • zB Lk 6 20r. • Hierher gehören vor allem die paränetischen Aussagen in Q. • Lk 6 nrpar; Lk 10 par; Mt 10 19rpar; Lk 1210 par (s. dazu E.SCHWEIZER, ThW 6, S.395 und A407); das Moment des heiligen Geistes an den beiden letztgenannten SteUen kann nicht als Anzeichen von Enthusiasmus gewertet werden; gerade das "den Propheten" gemäß der Tradition der dtrPA entsprechende Wirken auf Umkehr und Gehorsam Israels hin ist hier wie schon in alttestamentlichen Belegen der dtrPA als Wirken des heiligen Geistes verstanden (s. oben S.266 AI; Apg 751 hat dieses schon die alttestamentliche Zeit(!) kennzeichnende Wirken des Geistes wahrscheinlich aus solcher palästinisch-judenchristlichen Vermittlung). • S. zB Lk 10 13ff; 1129ff. 39ff; gattungsgeschichtlich ist bedeutsam, daß etwa die in ihrer ursprünglichen Q-Gestalt wohl bei Lk'bewahrten Weherufe über die galiläischen Städte (10 13ff) die Unheilsankündigung so wenig wie die Weheworte im äthHen (s. oben S.157AI) als Gottesrede einführen; auch Lk 11 49ffQistJesus nicht als Subjekt des Drohworts an die Stelle Gottes oder der Weisheit getreten, sondern ist I10te der Weisheit. • Im Blick auf die Gattung von Q und ihren Sitz im Leben wäre vielleicht besonders ein Vergleich mit dem paränetischen Buch des äthHen (s. dazu oben S.156f) aufschlußreich. - Zur Frage der Gattung von Q s. jetzt J.M.RoBiNSON, AOrOI, bes. S.93ft 'S. dazu bes. H.E.TöDT, aaO S.245ft • S. die Qleitende Absicht, die PredigtJesu weiterzuverkündigen, die H. E. TÖDT, aaO S.225ffausgezeichnet herausgearbeitet hat. I S. oben S.286f A9. 10 S. lwxsv t!J.OÜ Lk 6 22 Q bzw. ~exOt T. u!oü T. av&pW1tOU Lk 6 22 QLk; dazu oben S.24 A3.
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frühe palästinensische Judenchristentum hat sie jedoch verwendet, und zwar als solche polemisch den Schriftgelehrten vorgehalten, aber auch zum Verständnis des Abweisungsgeschicks seiner Prediger und wahrscheinlich auch der Tötung Jesu herangezogen. Bezeichnenderweise zeigt jeder der Belege die Vorstellung in Zusammenhang mit der spätjüdischen Tradition des dtrGB und deren Vorstellungs bestand. Wie die Logienquelle im ganzen nahelegt, stand dieses Judenchristentum ja zum spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB überhaupt, wenn auch keineswegs ungebrochen, in Beziehung; es teilte Init diesem Traditionsbereich nicht nur einzelne Vorstellungen, sondern auch das dtrGB wohl als den vorausgesetzten, umfassenden Vorstellungsrahmen und vor allem das Anliegen der Erweckung Israels; dieses verschaffi:e sich hier wie dort im Verkündigungswirken reisender Prediger Ausdruck, die die Tradition der dtrPA aufsieh anwandten; das Besondere der christlichen Prediger freilich ist, daß es Jesus ist, der sie sendet und um dessen twillen sie Abweisung erfahren. Dies frühe palästinensische Judenchristentum dürfte die Tradition der dtrPA in ihrem Zusammenhang mit der des dtrGB und in ihrer Anwendung aufJesus und christliche Verkündiger dem hellenistischen Judenchristentum übermittelt haben (s. oben S. 278f).
III.
DIE VERWENDUNG DER VORSTELLUNG IM VORMATTHÄISCH-PALÄSTINENSISCHEN JUDENCHRISTENTUM UND IM MATTHÄUSEVANGELIUM
Abgesehen von Mt 5 12 bestimmt die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten, genauer die Tradition der dtrPA, im MtEv die beiden Abschnitte 2128-227(14) und 2329-242, die jeweilsl auf die Katastrophe des Jahres 70 zulaufen" und sich gegen das Judentum als solches und ganzes richten. 21280" richtet sich an die Oberpriester und Ältesten des Volkes (2123) bzw. an die Oberpriester und die Pharisäer (2145), 23290" an die Schriftgelehrten und Pharisäer". Die neueren Untersuchungen zum MtEv haben das einhellige und überzeugende Ergebnis erbracht, daß Mt hier nicht lediglich die Führer des 1 Das redaktionelle Profil heider Abschnitte ist in den jüngsten Monographien zum MtEv (W.TRILLING, Israel; R.HUMMEL, AuseinanderselZUng; G.8TRECKER, Weg) nachgezeichnet worden; das Anliegen des folgenden Abschnitts ist es, die Aufnahme der Tradition der dtrPA darzustellen und den traditionsgeschichtlichen und historischen Hintergrund aufzuhellen. • Siehe 22 7; 23 38 und 242. • Die Annahme, daß die Pharisäerrede ab V.34ffaufdasJudentum im ganzen ausgeweitet werde (so zB E.HAENCHEN, ZThK 48, 1951,8.52), ist ,exegetisch schon aus Gründen der Gattung (s. unten) nicht möglich und sachlich nicht nötig.
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Volkes im Unterschied zum erwählten Volk selbst im Auge hat, sondern das Judentum als solches und ganzes', das sich nach 70 kraft seiner pharisäischen Prägung als theologische Einheit darstellt' und der Kirche als geschlossene Front gegenübersteht'. Diese Sicht eines einheitlichen]udentums resultiert aus dem Mt eigenen Urteil, daß es das durch 70 gerichtete und seiner Prärogative als Erwählungsvolk verlustig gegangene] udentum ist; für Mt ist es nicht mehr Israel, auch wenn es sich selbst in seiner pharisäischen Ausrichtung nach 70 so versteht'. \,'(' (
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Wir beginnen mit dem nicht allegorisch verschlüsselten Abschnitt 23 29ff. 1. Die redaktionelle Verwendung der Tradition der dtr. Propheten aussage in Mt 2329-242 Auch Mt hat diesen Abschnitt in 23 (13)29-39 aus der Gattungs-
tradition des prophetischen Gerichtswortes gestaItet5, ihm aber vor allem gegenüber der 2329-31. 34-36 aufgenommenen Q- Vorlage durch Komposition6 und erhebliche Eingriffe in den ~ortlaut der , Auch der bei Mt im ganzen positiver gezeichnete !IXAOC; ist hier nicht auszunehmen, s. das redaktionelle n:iiC; 6 ACXOC; 27 25; vgl. W. TRILLING, Israel, S. 72f; G. STRECKER, Weg, S.106f. • Zu dem einheitlich pharisäisch geprägten Judentum nach 70 vgl. G.D.KILPATRICK, Origins, S. 113f; K. G. KURN, Giljonim, S.36. • S. bes. R.HuMMEL, Auseinandersetzung, S. 12ff.83ff. 152; ferner W. TRILLlNG, aaO S.55-96, bes.75ff; G.STRECKER, aaO S.99ff; auch J. GNILKA, Verstockung, S.97ff. "Die Weherufe treffen bei Mt also die Autoritäten des Judentums insgesamt find dieses seihst, sofern es von seinen Autoritäten geprägt ist. Sie treffen nicht unbedingt den einzelnen Juden, wohl aber das Judentum als gan;:es, mit welchem die Kircbe des Mt es zu tun hat" (HUMMEL, aaO S.87; Hervorhebung von mir). Wenn Mt in der Darstellung seines Evangeliums das Judentum gleichwohl differenzierter gruppiert, so handelt es sich dabei um die Auffächerung einer vorgängigen theologischen Einheit. Dies geschieht einerseits aus dem Motiv, die Prägung des Judentums nach 70 herauszustellen (s. bes. HUMMEL zu cIlCXPLO'cxioL, aaO S. 12ff.17ff), andererseits aus "historisierendem Interesse" (so HUMMEL, aaO S.20.21 für die Sadduzäer und Oberpriester), das in der Bedeutung begründet ist, die die 70 voraufgehende Schuldgeschichte Israels für Mt hat. • S. dazu W. TRILLING, aaO S.55ff.138ff; R.HuMMEL, aaO S. 143ff; G.STRECKER, aaO S.99ff. Vgl. die treffende Formulierung TRILLINGS (aaO S.139), daß für Mt "das Israel ,nach dem Fleisch' als Israel, das heißt als Volk der Verheißung und des Bundes nicht mehr existiert". • S. schon in Q, vgl. oben S.51f. Das Scheltwort hat hier die Gestalt einer Wehe-Reihe (s. zur Wehe-Reihe C. WESTERMANN, Grundformen, S.137ff); V.34-36 bringt das mit liLa. -roü'
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MT
2329-242
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verwendeten Traditionsstücke1 ein neues Aussageprofil gegeben. Wir wenden uns zunächst 2329-36 zu. Hat sich die Q-Vorlage (Mt 2329-31 + Lk 11 49-51) auf die von den Vorfahren verursachte und bis in die Gegenwart andauernde Blutschuld an den Propheten der alttestamentlichen Zeit beschränkt und, da diese nicht zur Umkehr führte, die umfassende Ahndung an ,diesem Geschlecht' angekündigt2, so verlängert Mt die dtrPA, indem er an die Tötung der Propheten der alttestamentlichen Zeit durch die Vorfahren die gewaltsame Abweisung (V.34b) der von Jesus zu Israel gesandten PredigerS anfügt. Dadurch entsteht das Bild einer seit der Zeit der Vorfahren kontinuierlichen gewaltsamen Abweisung der Gottesboten durch Israel, bis hin zu den judenchristlichen Predigern. Die_ Abweisung dieser Prediger aber bringt die Sünde Israels ins Vollmaß4; die Bilanz der ganzen Geschichte Israels ist die nun gegebene Verfallenheit an das definitive Gericht5 ; die Frist zur Umkehr ist verstrichen6 • Deutet V.33 an, daß Mt auch Johannes den Täufer 1 Zu den Eingriffen in den Q.Wortlaut s. oben S.26-40, in drulJerusalemwort s.S.48If. in Mk 131fs. R.HUMMEL, aaO S.85f. • S. oben S.280ff. • V.34a. Da Jesus hier sendet, ist die alttestamentliche Zeit in V.34 überhaupt nicht im Blick (s. oben S.30f); es handelt sich ausschließlich um christliche Gestalten. Von irgendeinem innergemeindlichen Wirken verlautet nichts; gemäß der Tmdition der dtrPA ist einzig ihre Sendung zu dem ungehorsamen Israel, von dem sie auch gewaltsam abgewiesen werden (V.34b), genannt. Mt kennzeichnet diese Ismelpredigerdurchdrei Bezeichnungen: 71!po
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in die Reihe der von Israel ständig abgewiesenen Boten stellt!, so 2337-242 den entsprechenden Einbezug des Erdenwirkens J esu und seiner Boten, darüber hinaus aber, daß das 2333. 35f angekündigte Gericht über Israel als definitives Verwerfungsgericht in der Katastrophe von 70 eintreten wird; es hat seine Ermöglichung darin, daß mit dem Scheiden Jesu aus der Stadt auch Gott Jerusalem verläßt!. Für Mt, der die Weherede in Jerusalem, ja im Tempel (2123; 241) gehalten sein läßt, ist das Jerusalermvort, abgesehen von den Passionsereignissen, J esu letztes Wort an Israel. Anschließend verläßtJesus den Tempel (241), ja auch die Stadt (243), und betritt sie erst wieder zum letzten Mahl (2620). Mt setzt also dasJerusalemwort betont an das Ende der WirksamkeitJesu unter dem Gottesvolk, um Jesu Wirken und die Reaktion des Volkes in einem abschließenden Gerichtswort zusammenzufassen", das Mt an das Judentum als solches und ganzes richtet'. Da bei MtJesus redendes Subjekt des Wortes ist, sind unter den Propheten und Gesandten die Boten Jesu zu verstehen, von deren Sendung und gewaltsamem Geschick schon V.34 gesprochen hatte". Entsprechend bezieht sich 7toO"&)(t~ ... OU)( -Ij.&eA7)O"<Xtt (V. 37) auf die WirksamkeitJesu, die in der Sicht des Mt nicht nur auf Juden, die mit den mv<X O"ou gemeint sind", sondern auch auf jüdisches Gebiet beschränkt ist', und demgemäß wird auch der Vogelvergleich verändert': Mt schärfung in 23 33 herausarbeitet: vor dem Verwerfungsgericht gibt es nun kein Entrinnen mehr; folgerichtig fehlt die Aufforderung 7tot7)O"<X't"e o?iv )(<Xp7tOV &~toV 't"'ijt; !le't"<Xvo[~, die nach der Sicht des Mt nicht nur für Johannes, sondern offenbar auch für das Wirken der christlichen Israelprediger (V.34a) bezeichnend war. Zur eschatologischen Ausrichtung von Mt 23 S. G.BORNKAMM, Enderwartung, S.18; G.STRECKER, aaO S.158f. 1 S. die vorhergehende Anm.; vgI. die redaktionelle Stellung von 21 28ff. I Da sich A.SzAB6, Judaica 16, 1960, S.193-206 für seine These, im MtEv würden bereits die Anfange der Theologie des späteren Judenchristentums, für die S. der Sicht von H.j.SCHOEPS folgt, sichtbar, besonders auf 23 33-39 stützt, ist hier kurz darauf einzugehen. Nach S. spiegelt sich hier schon der heilsgeschichtliche Aufriß im Sinne der Syzygienlehre: V.33 beginne mit dem bösen Glied (lI'Pet~, was auf Gen 3 und den Schlangensamen verweisen soll), dem V.34 das gute Glied folge, ebenso stellten die christlichen yp<X!l!l<Xttr~ von V.34 den Gegenpol zu den jüdischen V.29 dar; die spätere Lehre vom wahren Propheten kündige sich darin an, daß hier Jesus als Inbegriff und Vollendung aller prophetischen Rufe vorgestellt sei; der Prophet Adam sei hier stillschweigend angenommen usw. - Der Versuch ist m.E. nicht geglückt; hier führt eine methodisch unkontrolliert gehandhabte motivgeschichtliche Fragestellung zu Fehlergebnissen. So fordert zB bei der Häufigke,it des Schlangenmotivs im Spägudentum nichts S.s Deutung (vgI. W.FoERSTER, ThW 5, S.575ff); daß auf eine negative Aussage eine positive folgt, macht noch keine Syzygienlehre, von deren konstitutiven Elementen (s. dazu G. STRECKER, judenchristentum, S.154ff) im MtEv jede Spur fehlt. Auch fehlt in der von G.STRECKER herausgearbeiteten Aj II-Quelle der Pseudoklementinen, die frei von gnostischen Elementen ist (ST., aaO S.254 AI) und nach 150 in Pella von einem judenchristlichen Literaten verfaßt wurde (ebd. S.253f), das Vorstellungsmoment vom gewaltsamen Geschick der Propheten. • Zur Stellung des Wortes im Kontext s. vor allem R. HUMMEL, aaO S.85ff. • S. zu den K.23 Angeredeten S.289f. Das Wort hat bei Mt also den gleichen Adressaten wie das jüdische Traditionsstück, der durch die Stadt (s. Kontext) repräsentiert wird. • Mit J. WELLHAUBEN, Mt., S.121; E.HAENCHEN, aaO S.55. Alttestamentliche Gestalten kommen fürV.37 so wenig wie für V.34 in Frage. • Mit E.HAENCHEN, aaO S.55 und den meisten Auslegern. • S. zu dieser Beschränkung G.BcRNKAMM, RGG, 3. A., 11, Sp.762; llERS., Der
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MT 2329-242
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denkt ja nicht an die in Jerusalem weilende, Schutz bietende Weisheit, sondern an Jesus und die von ihm Gesandten, die durch das jüdis,che Gebiet ziehen', Umkehr predigen und das nahe Gottesreich ankündigen (417), um vor dem Gericht zu bewahren (2333); deshalb das Bild von dem Vogel" der seine verstreut herumlaufenden oder -fliegenden Jungen lockend zusamrn.ensammelt, um sie unter seine Schutz bietenden Flügel zu bringen. Wie hat Mt V. 38f verstanden? R.HUMMEL t hat herausgearbeitet, daß das V.36 mit 't'<1~CX ",
Wie nach allem Bisherigen unschwer zu erkennen, ist Mt bei der redaktionellen Gestaltung des Aussagezusammenhanges 23 29-24 2 an entscheidender Stelle seines Evangeliums von der dtrPA in ihrer Verbindung mit dem Gerichtselement des dtrGB geleitet10 ; die Vorstellung von der Geschichte Israels als einer Geschichte permanenter Auferstandene, 8.18If; R.HUMMEL, aaO 8.136ff; G.8TRECKER, Weg, 8.99-122.196; zur Beschränkung auf das jüdische Gebiet bes. W. TRILLlNo, Israel, 8. 130fT. " 8. oben 8.49f. 1 Die BotenJesu sind reisend vorgestellt, s. Mt 105bff; 23 34b. • aaO 8. 85ff; s. schon W.MARxsEN, Evangelist, 8. I 35f.136f AI; anders G.8TRECKER, aaO 8.113. "Zum Bezug von V.38 auf Gott (bzw. die 8chechina) s. R.HuMMEL, aaO 8.88 und A61; otxo~ kann wegen 241-3 den Tempel oder die 8tadt meinen; auf jeden Fall ist der Tempel mitgemeint (s. 241f); zur Deutung von V.38 s. HUMMEL, aaO 8. 88f. • 8. das redaktionelle rap V.39! Oö !LlJ !Le t8'1Te &.",' clpn (s. dllZU H.E.TöDT, Menschensohn, 8. 77f; W. TRILLINO, aaO 8.86f; R.HUMMEL, aaO 8.14H) kann sich nur auf das durch das Jerusalemwort markierte und durch den 241 berichteten WeggangJesu aus dem Tempel demonstrierte Ende des WirkensJesu unter den Juden beziehen. • 8. auch E.HAENCHEN, aaO 8.55f; H.E.TönT, aaO 8.166 im Anschluß an G. BORNKAMM; G.8TRECKER, Weg, 8.113; u. andere. s Zu &.",' clpn - gw~ s. die Literaturhinweise 8.293 A4. , 8. dazu G.BoRNKAMM, Enderwartung, 8.18; W. TRILLlNo, aaO 8.86f; R.HmomL, aaO 8.14If; G. 8TRECKER, aaO 8.114f. • Die 8.293 A7 genannten und andere Forscher beziehen V.39 a.uf das KommenJesu zum Gericht; für die Beziehung auf das Kommen Jesu als Menschensohn spricht auch 2664, wo allerdings Erhöhungs- und Parusieaussage miteinander verbunden sind; vor allem ist m.E. an 2430 zu denken. Vom ,Messias' sollte man hier nicht sprechen (zu W. TRILLlNO, Einzug, 8.309; R.HUMMEL, aaO 8.86): für Mt ist der irdischeJesus der Messias Israels gewesen (s. HUMMEL selbst, 8. 142), wie entsprechend für Mt das Judentum Israel gewesen ist; die messianische Hoheitsstufe ist abgelöst durc:h die ErhöhungJesu zum u!o~ 't"oü &eoü und zum XUptO~. "So mit Recht T.W.MANsoN, 8ayings, 8.128; U.WfLCKEN!, ThW 7, 8.516; W. TRILLINO, aaO 8. 86f. 90 (zurückhaltender noch: Einzug, 8.309); R. HUMMEL, aaO 8.142.143 A5; G.8TRECKER, aaO 8.114f. - Zu L.GoPPELT, Christentum, 8.70.120; H.E. TönT, aaO 8.243f;J.GNlLKA, Verstockung, 8.101f; E.LoHSE, ThW 7, 8.328.330; u.a. ,. Zum traditionellen Zusammenhang dtrPA - Zerstörung Jerusalems s. oben 8.220 unter cl, 8.221 unter 5); zumBezugdtrPA-definitivesVerwerfungsgerichtebd. unter 6); zur Verlängerung der dtrPA über ,die Propheten' hinaus ebd. unter 7).
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Halsstarrigkeit, die sich in der Abweisung der Propheten, des Täufers, Jesu und seiner Boten dokumentiert und schließlich zur Zerstörung (Jerusalems und) des Tempels führt, geht auf diese Tradition zurück. Gewiß, Mt ist diese Tradition als christlich adaptierte nicht anders als Lk schon in seinen Quellen überkommen; er verwendet sie hier jedoch so selbständig! und im Unterschied zu Lk an gewichtiger Stelle seines Werkes so vorstellungsgemäß2, daß man ohne die Annahme nicht auskommt, daß für Mt die Vorstellungstradition der im dtrGB gerahmten dtrPA selbst noch lebendig war. Wie vertraut Mt diese Denktradition war, mag ein Einzelzug veranschaulichen: der historisch ja ganz unsinnige Vorwurf V. 34b, die Juden hätten die Boten Jesu gekreuzigt3 • Er erklärt sich daraus, daß Mt den dtr Vorstellungszusammenhang nicht in der Schlußfolgerung von der verweigerten Umkehr auf das Gericht4 durchläuft, sondern von der erfolgten Zerstörung Jerusalems auf die permanente Halsstarrigkeit zurückschließt; wie schon Neh 926, aber auch im Jerusalemwort 5, wird nun in Korrespondenz zu dem unüberbietbaren Gericht vor Augen die Halsstarrigkeit in eine unüberbietbare Geschickaussage (Kreuzigen) 6 gefaßt7 • Auffallend 1 Die leitende Vorstellung der Zerstörung Jerusalems als definitiven Gerichts wegen der ständigen Abweisung der Gottesboten war Mt im Jerusalemwort vorgegeben, die Verbindung der dtrPA mit dem definitiven Gericht ferner aus Q (Mt 23 29·-31 + Lk 1149-51) und aus Mk 12, der Einbezug Jesu in die dtrPA aus Mk 12, christlicher Israelprediger aus Q (letzte Seligpreisung). Man sieht sofort: die Mt 2329ff leitenden Momente und Elemente aus der Tradition der dtrPA waren Mt in seinen Quellen nur in Vereinzelung überkommen; sie als solche zu erkennen und ihrer Vorstellungstradition entsprechend zu verwenden und zu verbinden, setzt notwendig voraus, daß die Vorstellungstradition als solche vorgängig vertraut ist. • Vgl. die Deutung der Zerstörung Jerusalems mit Hilfe dieser Tradition, die Beschränkung des Wirkens der Boten auf Israel, die durchgängig eingehaltene FormuIierungsstruktur der C-Aussagen; s. auch die Verwendung von Vorstellungen, die in den späUüdischen Traditionsbereich des dtrGB weisen, so die Verbindung der auf Israel bezogenen Vorstellung vom Maßfüllen mit der Zerstörung Jerusalems (Ps Philo, LAnt2612f; s. oben S.175AI) oder die aus TestXII zu belegenden Bezeichnungen für Israelprediger (s.S.291 A3). • a'rIXUPWO'Ett; s. zSt E.HAENcHEN, aaO &54. Ob Mt bei der Wahl von O''t'IXUPOÜV für die Prediger (von Jesus ist V.34 nicht die Rede!) an einer Entsprechung des Vorgehens der Juden gegen diese zu dem gegen Jesus liegt, ist mir nicht sicher, da Mt nicht sagt, daß die Juden Jesus gekreuzigt haben (20 19f; 27 22f weisen ihnen die Initiative, nicht aber die Tat zu); m.E. ist (J't'IXUPOÜV hier Steigerung von ,btox't'dvE
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an der redaktionellen Gestaltung des Abschnitts ist vor allem, daß Mt das 70 über Israel ergangene Verwerfungsgericht nicht nur mit der Abweisung Jesu (V.37) verbindet, sondern in der gewaltsamen Abweisung von Jesus gesandter christlicher Israelprediger das Vollmaß der Sünde erreicht sieht; wir werden darauf noch zurückkommen; nicht weniger auffallend ist die Qualifikation, die Mt diesem Gericht gibt; ihr müssen wir uns nun zuwenden. Mt faßt in diesem Abschnitt das Prophetengeschick als Ermordung (2331; s. auch 227 und 2335) und qualifiziert das Gericht V. 35 in: der redaktionell umgestalteten Formulierung 8m,,~ ~A&n eq>' u(Lii~ 7tiiv oc!(Loc 8(KOC'OV bqUVV6(LEVOV em -r'ii~ y'ij~ XTA. 1 • Dahinter steht eine profilierte Deutung der Katastrophe von 70. Auszugehen ist von der zumindest teilweise redaktionellen' Formulierung Mt 2724[, die auf jeden Fall für das matthäische Verständnis der Passion Jesu von zentraler Bedeutung ist'. IIii~ ,., Aoco~ bezeiclmet hier sicher nicht nur die zufällig zusammengeströmte Menge, sondern das jüdische Volk als solches und ganzes'. In unserem Zusammenhang ist die Antwort des Volkes "l"O oct(LOC OCU"l"OÜ eq>' ~(Lii~ xoct e7t! Ta Texvoc ~(L(;iv (2725) wichtig', und zwar die Verwendung dieser Formel im Kapitalprozeß. Sie diente dort offenbar für den Fall des Justizmordes zur Entlastung des Gerichtshofes und zur Lenkung des unschuldig vergossenen Blutes auf die (falschen) Zeugen, deren Aussagen zur Verurteilung führten'. Nun ist bei Mt das Interesse unverkennbar, die Juden als Zeugen im Kapitalprozeß rede mit ihnen verbindet. Bei der Bezugnahme von 2334 auf Mt 10 ist der ,historische Aspekt' der Aussendungsrede (s. dazu unten S.314A4) leitend: das den von Jesus zu Israel gesandten Boten angekündigte Geschick (10 171f) wird in 2334 dem Judentum als Untat aufgerechnet, die für Mt ebenso wie die Sendung dies·er Boten in die Zeit vor 70 gehört; denn 70 ist ja bereits das definitive Strafgericht darüber; die Frist der Umkehr ist verstrichen und ein entsprechendes Verkündigungswirken nicht mehr möglich. 1 Zur Analyse s. oben S.31. Zur Erklärung s. schon die vorgreifenden Ausführungen oben S.31 f A8; 37ff. • s.R.BULTMANN, Tradition, S.305; G.D.KILPATRICK, aaO S.46f; G.STRECKER, aaO S.115f. • S. N.A.DAHL, NTS 2,1955/56, S.26; W.TRrLLlNG, aaO S.66ff; R.HUMMEL, aaO S. 83; G. STRECKER, aaO S.115ff. 's. W.TRILLING, aaO S. 72f; J.GNILKA, aaO S.IOI und A58; R.HUMMEL, aaO S.83; G.STRECKER, aaO S.115f. • S. dazu N.A.DAHL, aaO S.26 und A4; W. TRlLLINo, aaO S.68ff; zur alttestamentlichen Vorgeschichte s. W.ZIMMERLI, BK XIII, S.4lOf; H.Graf REVENTLOW, VT 10, 1960, S.31Iff; K.KOCH, VT 12, 1962, S.396ff; H.J.BoECKER, Redeformen, S.137ff. • S. die von P.BILLERDEcK nachgewiesenen (I, S.1033 zSt) JBelegejSanh 6, 23b, 46; Sanh IV, 5 (in der Zeugenvermahnung; s. zSt auch W. TRILLING, aaO S.71). - Ferner vermag der alttestamentliche Befund die Formulierung 2725 zu erhellen: im Blick darauf, daß das Volk hier die Formel spricht, ist die nächste Parallele Jos 2 19b, wo der potentielle Täter die Formel auf sich selbst anwendet; gemein1t ist: wenn wir die Abmachung brechen und einen im Haus Weilenden töten, dessen Blut komme über unser Haupt, dh. dessen Mörder sind wir und haben das Mördergeschick zu tragen. - In der Vorstellung, daß das Blut eines Getöteten auf einen anderen als diesen selbst komme, wird dieser andere als Täter bezeichnet, also als Mörder qualifiziert und in die Auswirkung seiner Tat gesteHt, vgI. 2 Sam 328.29; 1 Kön233; s. auch Dtn 1918; Jer 2615. Im Blick auf den unschuldig zu Tode Gekommenen wird dabei von oct(Loc 8bcoc,O'oI gesprochen, vgI. LXX Spr 617 (HSS diff); Jo 319; Jon 114; Klg141S; zum Ausdruck "Blut vergießen" die gewaltsame Tötung s. K.KoCH, aaO S.405ff; H.J.BoEC1tER, aaO S.137f.
,Ur
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J esu zu schildern1 ; ihre Zeugenaussage besteht für Mt freilich nicht darin, daß sie Jesus als politischen Messiasprätendenten hinstellen, sondern daß sie seine christologische Würde als Xpt<J't"oc; und utoc; 't"OÜ .&EOÜ als blasphemische Anmaßung bezeichnen'. Mt 2725 nehmen diese Zeugen in aller Form die Konsequenzen für den Fall auf sich, daß diese ihre zur Kreuzigung Jesu führende Zeugenaussage falsch ist. Da aber für Mt Jesus der Christus und Gottessohn ist, hat sich das jüdische Volk damit selbst als Mördervolk qualifiziert". In der Katastrophe des Jahres 70 hat das Mördervolk die Strafe getroffen, wie sowohl 227 als auch die Qualifizierung von 242 durch 2335 ergibt; da Mt die Zerstörung Jerusalems gemäß dtr Vorstellungstradition als Ahndung der gesamten Schuldgeschichte des Volkes versteht, faßt er in 2329-242 die Zerstörung Jerusalems als Auswirkung nicht nur der ständigen gewaltsamen Abweisung von Propheten und Predigern, sondern darüber hinaus (Entsprechung: 2725-2335) als Auswirkung sämtlicher (ltCXUVV6IJ.EVOV; zuyij = Erdboden bei Mt vg!.13 5. 8. 23; 1535 u.ö.), was der alttestamentliehe Hintergrund der Wendung cx{IJ.cx t>CXUVV6IJ.EVOV tltt TIjc; yijc; bestätigt (vgl. Dtn 1216.24; 1523; Ez247; auch Num3533); zur Vorstellung vg!. auch I Chr228;Jes 2621. • Warum Mt in 2329 zusätzlich die Grabmäler der Gerechten nennt, ist nicht sicher zu sagen. Wie die traditionelle Zusammenstellung Propheten-Gerechte zeigt, sind jcdenfalls Große der alttestamentlichen Geschichte gemeint (s. oben 8.287 AI). Dachte Mt an gewaltsam umgekommene Gestalten, die nicht Propheten waren? Möglicherweise aber wußte Mt auch, daß sich die Gräberverehrung nicht auf Propheten beschränkte, oder er wollte die Stätten nennen, an denen das Judentum um Fürsprache bat (s. dazu J.JEREMlAl!, Heiligengräber, S.126ff), statt umzukehren. Wir lassen es hier offen.
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und bezeichnet die 70 n. Chr. Gerichteten im Blick auf die: Tötung der christlichen Israelprediger' in 227 als Mörder.
Jesu
l
und
2. Die redaktionelle Verwendung der Tradition der dtr. Prophetenaussage in Mt 2128-22 7(14) Auch hier hat Mt erst durch Komposition3 einen Aussagezusammenhang erstellt, in dem er das 70 n. ehr. erfolgte Verwerfungsgericht über Israel auf die permanente Halsstarrigkeit des Volkes zurückführt, die in der ständigen gewaltsamen Abweisung der Gottesboten von den Propheten an bis zu christlichen Israelpredigern zum Ausdruck gekommen ist. Der Abschnitt geht, wie sich zeigen wird, in der Aussageftihrung 2329-242 parallel4 ; hier ist nun vollends mit Händen zu greifen, daß Mt von der Tradition der im dtrGB gerahmten dtrPA als lebendiger und ihm wohlvertrauter Vorstellung geleitet ist. Wir besprechen zunächst die drei Teile des Abschnitts je für sich und beginnen mit 21 33-46. Auch in der Mt-Fassung der Allegorie von den bösen Weingärtrrmzl sind die Weingärtner auf das Judentum als solches und ganzes zu deuten',. Unter dem Weinberg versteht Mt die ßOCCltAe[OC -roü &eoü, wie V,43 zeigt', aber in welchem8inne?" Für das Verständnis des BegrifIS bzw. seine Einkleidung in die Weinberg-Metapher in 2133ff scheint mir wichtig, daß 2534 die ßOCmM!oc als den Gerechten .x1tO XOC't'OCßOA1j~ x6c1[Lou bereitete vorgestellt ist, die Israel (812) oder den Frommen (2534U[Lrv) zusteht, in die deshalb schon die Propheten der alttestament1 S. oben S.296A3 zu 2141 und 227. - 2724f haben mit 70 v'erbunden schon H. WINDISCR, ThT 48, 1914, S.52If; ferner G.D.KlLPATRICK, aaO S.46f; R.HUMMEL, aaO S.83. • 226, s. dazu unten S.300ff. • Mt hat in den Mk-Zusammenhang Vollmachtsfrage (Mt 21 :23-27) - böse Weingärtner (Mt 2133-46) - Pharisäerfrage (Mt 22 15-22) das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen (2128-32) und die Allegorie vom Hochzei~,mahl (221-14) eingeschaltet. • S. die Kompositionsskizze unten S.303. • S. zur Mt-Fassung J.JEREMlAS, Gleichnisse, S.67ff; W. TRlLL:tNO, aaO S.55ff; R. HUMMEL, aaO S.83.148f; G.STRECKER, aaO S.110f. 's.G.BoRNKAMM, Enderwartung, S.18; W. TRlLLlNO, aaO S.61f1; bes. 63; u. andere; ferner oben S.289f zu den Adressaten des Abschnitts. 7 Eine Unstimmigkeit, wonach der Weinberg Israel ist, in V.43 alber nicht er, sondern das Gottesreich genommen wird (so W. TRlLLlNO, aaO 8.64 A55), besteht keineswegs; schon in Mk 121 bff ist der Weinberg nicht einfach das vorfindlich!: Israel, sondern das Volk in seiner Erwählung und Anwartschaft auf die Realisierung seiner Heilsverheißungen; s. oben S.27Of. V.43 ist wohl redaktionell, s. W. TRlLLlNO, aaO S.58ff; R.HtJMM:EL, aaO S.I48 (aber ebd. A28); G. STRECKER nimmt matthäischen Einschub in den Mk-Text an (aaO S. 169). • Zur Diskussion um das Verständnis der ßocClt4!oc -roü &eoü in 21 33ff vgl. W. TRILLlNG, aaO S.58ff, bes. 62; F.lIAHN, Mission, S.107 A6; G.STItECKER, Weg, S.III. I69ff. Die futurische Deutung vertreten G.BoRNKAMM, aaO S.40; R.HU>OIF.L, aaO S. 148f. Die dem urchristlichen ßocCltAe!oc-Begriff zugrunde liegenden Vorstellungen scheinen mir noch nicht geklärt, s. aber J.BECKER, Heil, S.I99ff; zum Stand der Diskussion um den Begriff in der Verkündigung Jesu s. jetzt W.G.KÜMMEL, Nah.:rwartung, S.31ff. M.E. wäre zu prüfen, ob die Kategorien gegenwärtig/zukünftig den zeitlichen Vorstellungsgehalt des Begriffi zu fassen vermögen.
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lichen Zeit einladen konnten (223, s. unten S. 30 I u. Anm.), deren Realisation aber gleichwohl erst die künftige Heilswende bringen wird, wie die zahlreichen Belege für die "Zukünftigkeit" der ßa:atAe!a: bei Mt zeigen. Wenn V.43 vom Tun der Früchte der ßa:atAE(a: spricht, so kann es sich dabei nur um ein Tun arif die künftige, (Israel oder) den Gerechtenallererstzugesagte Teilhabe an der ßa:atAda: hin handeln'. Die Weinbergmetapher ist m.E. hier also als die "Anwartschaft auf die endzeitliche Basileia'" zu verstehen, wie ja auch in alttestamentlich-spätjüdischer Tradition die Pflanzungs-Metaphern durchaus die Gestalt von Verheißungsaussagen an Israel oder die Frommen haben können". In VAl ist die Neuvergabe des Weinbergs dementsprechend auf die Übertragung der Verheißung und Zusage der künftigen ßa:atAda: zu deuten; diese Neuvergabe ist für Mt ebenso wie die Bestrafung der Weingärtner' bereits erfolgt. Hingegen ist V. 43b auch für den zeitlichen Standort des Mt streng zukünftig zu verstehen".
Mt hat bei seiner Wiedergabe der Allegorie von den bösen Weingärtnern nicht nur alle Züge erhalten, die in dem vormarkinischen Traditionsstück aus der Tradition der mit dem Gerichtselement verbundenen dtrPA stammen6 , sondern diese Tradition in ihrer spätjüdischen und palästinensisch-urchristlichen Ausprägung gegenüber Mk sogar noch stärker zum Ausdruck gebracht.
[]
So tritt durch die Sendung sogleich einer Mehrzahl von Knechten das gemeinte Moment der Sendung der Propheten noch deutlicher als bei Mk heraus7 ; ebenso faßt Mt das Geschick der Knechte von vornherein als gewaltsames" und gestaltet die Allegorie damit ganz nach der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten durch; wahrscheinlich schleust Mt auch in dem Zug der zweimaligen Sendung von Knechten die Tradition der dtrPA in die Mk-Vorlage ein"; ganz entsprechend dieser Tradition bestimmt Mt nun gegenüber Mk ausdrücklich das gewaltsame Geschick der Propheten als Verweigerung von Um, Zu 'rou~ Xa:pTCOU~ a:uTIi~ (V.43) vgl. bes. 633, aber auch 519.20; 721; s. auch R. HUMMEL, aaO 8.148. • 80 R.HUMMEL, aaO 8.149; s. schon W.MICHAELlS, Gleichnisse, 8.123f. • 8. oben 8.270f A7. • 8. zur Beziehung von V.41a auf 70 n.Chr. oben 8.296 A3. "Mit G.BORNKAMM, aaO 8040; R.HUMMEL, aaO 8. 148f; gegen W.TRILLlNG, aaO 8.62 und G.8TRECKER, aaO 8.111. Zu den von BORNKAMM und HUMMEL vorgebrachten Argumenten läßt sich noch ein weiteres anführen: Mt sagt VAl nicht, daß der Weinberg anderen Weingärtnern gegeben wird (~o Mk 129), sondern daß er an sie verpachtet wird (bcllC::,,:JETa:t, vgl. W.BAUER, WB,8pA72). Das Volk von V.43 (die neuen Weingärtner) steht in dieser Hinsicht an der 8telle, an der Israel V.33 (tl;elloTo) stand (vgl. zur 8ache R.HUMMEL, aaO 8. 146ff. 156) ; insofern es jetzt "die Früchte tut" (TCOtOUVTt V.43), wird ihm die ßa:<JtAe!a: bei der Heilswende (2534) gegeben (vgl. Lk 1232) werden. • 8. oben 8.269ff. 7 V.34 gegenüber Mk 122; s. dazuJ.JEREMIAS, aaO 8. 70; W. TRILLING, aaO 8.56 . • Die in Mk 121bff beabsichtigte 8teigerung (vgl. V.3 mit 4 und 5) ist bei Mt aufgegeben; die traditionelle Fassung von Element C als Tötung bringt er schon V.35. Zu tAt&oß6Al)(J(lV s. oben 8.252 AI und J.JEREMIAS, aaO 8.70; W. TRILLING, aaO 8.56 A9 vermutet Entnahme aus demJerusalemwort. • So ist die dtrPA in Element B (und C) zuweilen zweigliedrig, insofern neben den Propheten in einer weiteren Bezeichnung die genannt werden, die nach ihnen wirken, 8. Lk 1149; 1334. Hingegen reicht für eine Deutung auf bestimmte Propheten oder Prophetengruppen die matthäisehe Textgrundlage nicht aus, s. auch A.JÜLlCHER, Gleichnisreden 11, 8.390f; W. TRILLING, aaO 8.64.
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kehr und Gehorsam'; hier und nicht in der Mißgunst gegen die Heilsteilhabe der Heiden liegt für Mt auch das Motiv zur Tötung des Sohnes"; die mit der Sendung verbundene Funktion der Propheten wie des Sohnes ist einzig der an Israel gerichtete Aufruf zu Umkehr und Gehorsam"; weil Israel selbst den Gottessohn gewaltsam zum Schweigen bringt, vernmt es dem. definitiven Verwerfungsgericht, das Mt auf die Zerstörung Jerusalems bezieht und damit wieder ein traditionell mit der dtrPA verbundenes Moment der Mk-Vorlage zufügt'.
Wie in 23 29ffverwendet Mt auch hier die Tradition der im dtrGB gerahmten dtrPA, um das Judentum nach 70 als definitiv gerichtetes (V. 41. 43) darzustellen. Ist 70 in 2329ff definitives Gericht, weil Israel sogar die von Jesus zu ihm gesandten Prediger abgewiesen hat (2332.34), so hier, weil Israel den Sohn Gottes getötet hat5. Natürlich hat Mt bei dem aus der Tradition des dtrGB stammenden Vorstellungszusammenhang, demzufolge das Gericht Ahndung des sich in der ständigen Abweisung der Gottesboten dokumentierenden Ungehorsams in der ganzen Geschichte Israels ist, schon auf christliche Adaption und Vermittlung in der Mk-Vorlage zurückgreifen können; daß Mt diese Vorstellungstradition aber überhaupt in Mk 12 erkannte, ja gegenüber seiner Vorlage, wie wir sahen, noch stärker herausarbeitete, zeigt, daß sie ihm vorgängig vertraut war und als solche seine Verwendung der Traditionsstücke bestimmte, die sie ihm literarisch übermittelten. Im Vorstellungszusammenhang gegenüber 2329ff neu und aus Mk 12 vorgegeben ist der Zug, daß das Gericht über Israel im Entzug von Erwählung und Verheißung besteht, wasMt V.43 auf den Entzug der Anwartschaft auf die ßotO'~Adot interpretiert; andere treten in dieser Hinsicht an die Stelle Israels - für Mt die Kirche'. 'Das zeigt die Herausarbeitung des Früchte-Motivs durch Mt (vgI. V.34aAlbA3b gegenüber Mk 122; s. R.HUMMEL, aaO S.148); Mt sieht also die kontinuierliche Verschuldung Israels in der Verweigerung der Früchte, was Mk nicht ausdrücklich fonnuIiert; dies wird in VAl b auch als Unterschied zwischen den alten und neuen Pächtern angeführt. Wie Mt das Abliefern der Früchte versteht, zeigt VA$ der Ausdruck 7tO,etV TO;'<; Xotp1tO;'<; (häufig bei Mt, s. Konkordanz), der hier die Taten bezeichnet, in denen sich der Gehorsam gegen Goltes Willen äußert (s. auch R.HuMMJ;L, aaO S.I48). • Das ergibt sich schon aus der Herausarbeitung des Früchte·-Motivs, s. die vorige Anm. Das Akumen von V.37-39 ist demnach: sogar dem Sohn haben sie die Früchte verweigert. Die Erwägungen der WeingärtnerV. 38 sind von Mt deshalb kaum tbeologisch erägnant, sondern nur mehr als Momente der, Bildhälfte' verstanden worden, wie auch die Anderungen oxw/LeY (in Besitz nehmen, s. AjüLICHER, aaO S. 393), (xA'IPovo/LlotV) otUTOÜ, vor allem aber schon V. 37 die Streichung von .xyot1t1jTOV nahelegen. Spielte V. 37f aufV.32c an (s. die Erwägungen bei A.jÜLlCHER, aaO S. 392f), dann wäre noch deutlicher, daß bei Mt die ganze Sohnesszene um die Motive Umkehr und Gehorsam kreist. • S. das Früchte-Motiv; ferner die schon von A.jüLlCHER, aaO S.388 zur Interpretation herangezogene Stelle Mt 38 par. I S. oben S.293AlO. Im Traditionsstück Mk 129 liegt dieserlkzug noch nicht vor; anders wahrscheinlich bei Mkselbst, s. F.HAHN, Mission, S.9S A4; 98ff. • S. auch 2740.43; aber auch in 23 29ft' ist nicht nach V.M (Futur!), wohl aber nach V.38 die Gerichtsverfallenheit Israels mit dem Ende der WirksamkeitJesu gegeben. • Zu dieser Deutung VOn ffi.Jo~ (VA3) s. G.BoRNKAMlf, aaO S.40; R.HUlDIEL, aaO S.149; G.STRECKER, aaO S.110; F.HAHN, aaO S.IOS; auch W .. TRlLLlNG,aaO S.6If.
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Da die Verwerfung Israels als solchen mit der Tötung des Gottessohnes besiegelt ist, ist in höchstem Maße auffallend, daß Mt darüber hinaus noch die judenchristliche Predigt an Israel zur Geltung bringt und in den Rahmen der Tradition der dtrPA einbezieht, wie wir es in 2334 bereits fanden und in dem von Mt an die Weingärtnerallegorie angefügten Text 221-7(14) sehen können. Daß auf die Allegorie vom Hochzeitsmahl' die Tradition der dtrPA eingewirkt hat', zeigt sich ebenso wie in der Weingärtnerallegorie schon in dem Zusammenhang der gestaltenden Vorstellungselemente: Sendung von Boten durch Gott ihre gewaltsame Abweisung durch Israels - Gericht. Hinzu kommen einzelne in diese Tradition weisende Momente' und insbesondere der theologische Vorstellungszusammenhang zwischen gewaltsamer Abweisung der Gottesboten und Zerstörung Jerusalems". Die Vorstellungstradition der dtrPA ist allerdings erst durch Mt eingeführt worden, der mit ihr wahrscheinlich nicht die Q-Fassung·, sondern bereits deren vormatthäische Weiterbildung7 bearbeitet hat. Die redaktionelle AIIegorisierung erfolgt durch Einschub von V.6 (Element C) und V.7 (Element F2), ferner durch Eingriffe in die Sendungsaussagen, womit diese an die (redaktionelle!) Fassung der Weingärtnerallegorie angeglichen werden' 1 Der Text ist freilich so wenig wie 21 33ff eine reine Allegorie. • Diese Einwirkung kennzeichnet nur die Mt-Fassung, nicht aber die Lk-Fassung, die nur von einem Knecht spricht, der zwar bei den zuerst Geladenen nichts erreicht, aber keine gewaltsame Abweisung erfährt, und ebensowenig ThomEv Log. 64 (zu dessen überlieferungsgeschichtlicher Beurteilung s. E. HAENCHEN, ThR 27, 1961, S. 174f; VERS., Botschaft, S.56 A68; J.JEREMIAS, aaO S.175ff; W. SCHRAGE, Verhältnis, S. I 33ff). • Zu den Adressaten der Allegorie bei Mt s. oben S.289f. • S. bes. &7tOa-n!'AA~IV (hier nicht nur Bildrnoment, sondern Vorstellungsmoment der dtrPA) und V.6 &1tOXtt!VEIV; s. schon die Behandlung von Mt 22 Iff oben S.99ff. • S. dazu oben S.220.unter c); S.221 unter 5). Daß dieser Vorstellungszusammenhang in V.6f leitend ist, ist bei K.H.RENGSTORF, Stadt, nicht gesehen (s. schon oben S.82 A7); s. zu R. die Einwände von E.HAENCHEN, ThR 1961, S.174; Botschaft, S.56 A68; G.STRECKER, aaO S.35 AI; E.LINNEMANN, Gleichnisse, S.162f; W. TRILLlNG, aaO S.85. • Zur Gestalt der Q-Fassung s. E.LINNEMANN, ZNW 51, 1960, S.246ff; W. TRILLlNG, BZ NF 4, 1960, S.25Iff; daß sie nicht einfach mit der Lk-Fassung identisch ist, betonen mit Recht G.BoRNKAMM,]esus, S.16; E.HAENcHEN, ThR 1961, S.174;].]EREMIAs, aaO S.6If; F.HAHN, Mission, S.28 und AI. 7 Mit E.LlNNEMANN, Gleichnisse, S.163f A19; DIES., ZNW 1960, S.253f; W. TRILLlNG, aaO S.255ff.263; anders G.STRECKER, aaO S. I \If A7. Ob diese der vormatthäisehen Tradition zugehörige überlieferungsstufe paränetisch ausgerichtet war (so TRlLLlNG, aaO), ist mir fraglich (s. E.LINNEMANN, ZNW 1960, S.254; es besteht aber auch kein Anlaß, V.9 in dieser Traditionsschicht auf die Heidenrnission zu deuten). Als Beispiel s. V.5: redaktionelle Formulierung läßt sich hier nicht nachweisen; der Vers gehört in die vormatthäische Traditionsschicht (QMt) wie die 2. Aussendung der Knechte überhaupt, die dort keinen allegorischen Sinn hat (mit Recht betont von E. LINNEMANN, Gleichnisse, S.163 A18; ZNW 1960, S.253 AI7).Die interessante Vermutung von T.ARVEDSON, Mysterium, S.212ff, auf Mt 221ff habe die Vorstellung vom Hochzeitsmahl der Weisheit eingewirkt, wobei der Sohn an die Stelle der Weisheit getreten sei, läßt sich nicht zwingend begründen. • s. A.]ÜLlCHER, aaO 11, SA20f;].]EREMJAS, aaO S.66f A3; T. W.MANsoN, Parable, S.84; W.TRILLlNG, aaO S.254. Ein derartiger Eingriff liegt wahrscheinlich schon V.3 in dem PI. 80,)AOU<; vor, so daß wörtliche Ubereinstimmung mit 21 34 entsteht; ferner sind 7t&).IV,
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ein weiterer Beweis, datl.Mt hier wie dort an Hand der Tradition der dtrPA ge-. staltet. Durch die Neufassung v()n V.4a (&.AAOU~!) setzt Mt die erste und die zweite Sendung deutlich voneinander ab; handelt es sich V.3 um die Propheten der alttestamentlichen Zeit, so V.4-6 um Sendung und Abweisung nachösterlicher, christlicher Israelprediger1• Aufgabe sowohl der Propheten wie dieser Prediger ist es, Israel in die ßa:atAda: einzuladen·. Auffallend ist allerdings, daß Mt hier nach der Tradition der dtrPA nur die zweite SI~ndung, also die der christlichen Israelprediger, näher ausgestaltet; die gewaltsame Abweisung, die ihnen von Israel" widerfährt, ist es, was wie 2332.34 zu dem Verwerfungsgericht führt, das 70 über Israel hereinbricht'.
Mt hat die Allegorie vom Hochzeitsmahl gebildet, um die in der Weingärtnerallegorie leitende Vorstellungstradition der dtrPA zeitlich noch über die Tötung des Sohnes hinauszuftihren und nach Ostern wirkende christliche Israelprediger einzubeziehen, wie deutliche Rückverweise auf 2133ff in der Formulienmg und andererseits die Durchzeichnung lediglich der zweiten Sendung von Knechten nach der dtrPA zeigen. Die Allegorie vom Hochzeitsmahl muß demnach als Ergänzung der Weingärtnerallegorie angesehen werden. Das von jener nachgetragene Wirken christlicher Israelprediger findet mit 70 seinen definitiven Abschluß und damit der die ganze Geschichte Israels von den Propheten an. kennzeichnende Kontrast zwischen stetiger Zuwendung Gottes und permanenter Halsstarrigkeit des Volkes, wie er in der Vorstellungstradition der 18. auchJ.JEREMIAS, aaO 8.66; R.HUMMEL, aaO 8.85. - Daß das ausschließlich auf Israel gerichtete Wirken dieser Prediger in die nachösterliche Zdt gehört (so treffend schon R.HUMMEL, aaO 8. 85ff), geht eindeutig daraus hervor, daß Mt 22lff nach 21 33ff, wo das Wirken der Boten mit der Tötung Jesu endet, steht, ferner aus 227 (Zerstörung Jerusalems, 70 n. ehr.), endlich aus der Parallele 2334, wo Jesus am Ende seiner eigenen unmittelbaren Wirksamkeit an Israel (Kontext!) von einer Sendung von Boten im Präs. und von deren Geschick im Futur spricht. • Daß bereits die Propheten der alttestamentlichen Zeit in die eschatologische ßa:CltAdox einladen, ist nach 25 34 nicht verwunderlich; daß zunächst nur Israel eingeladen wird, erklärt sich aUS 8 12 (u!ol T7j~ ßOXCltA~~); ZU D. EIoscH, Heidenmission, S.126f, wo m.E. der Sinn von Mt 221ffüberhaupt nicht getroffen ist. Zu dem Zug, daß die zweiten Knechte zum bereits fertig bereiteten Mahl einladen, vgl. die nach Mt beim Täufer (32), Jesus (417) und den von Jesus zu Israel ausgesandten Jüngern (10 7) gleiche Botschaft: -Ij yy t Xe:v -Ij ßoxCltAdox 'f:OOV oöpoxvoov. Die Funktion, Israel in die ßoxCltAdox einzuladen, gibt natürlich Element B der dtrPA einen besonderen, christlichen Akzent; doch ist aus der Verbindung mit der Weingärtnerallegorie zwingend zu schließen, daß Mt die Einladung und ihre Annahme mit Umkehr und Gehonam gegetl den GotteswiIlen verbunden denkt; umgekehrt enthielten ja auch die jüdischen Umkehrpredigten im Traditionsbereich des dtrGB den Hinweis auf die (nahe) HeiIswende, s. oben S.217 und A8. s Nach V.5 scheint es, als gelte V.6f nur für einen Teil des Judentums. Dem aber steht entgegen, daß nach 21 331f; 23 34ff. 37ff Ungehonam und das 70 eintretende Verwerfungsgericht vom Judentum als solchem und ganzem ausgesagt werden; V.6(f) kann I deshalb nicht nur auf die Jerusalemer bezogen werden; V.5 ist vielmehr aus dem vormatthäischen Traditionsstück stehengeblieben und im Zuge der A1legorisierung nicht verändert, sondern durch Anfügung von V. 6 übermalt worden. Zu der etwas flüchtigen Allegorisierung in 221ffüberhaupt s. W. TRILLlNo, aaO S.263f. • Zum theologischen RückschluB von V.7 auf V.6 und zum Mörder-Motiv s. oben S.294ff.
302
I
DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
dtrPA zum Ausdruck kommt. Die Zerstörung Jerusalems versteht Mt auch hier als definitives Verwerfungsgericht; danach werden (V. 8. 9f) solche, die nicht zu den xExA1J!levOL gehören, eingeladendie Konzeption des dtrGB wird abgelöst durch die der Völkermission1 •
Das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen (2128-32) hat Mt durch Komposition und den redaktionell angefügten' V.32 auf den im Folgenden deutlich zutage tretenden Aussagezusammenhang bezogen, wie W. TRILLING treffend herausgearbeitet hat'. Mt will damit auch die Verschlossenheit gegen die Botschaft des Johannes als ein Moment in der ständigen Ablehnung der Gottesboten durch Israel betonen, die zur Verwerfung' geführt hat. Zur Einzeichnung der dtrPA bot das Gleichnis für Mt keinen Anhalt; er hat den Bezug durch Komposition hergestell t".
Mt hat also in 2128-227(14) einen 2329-242 parallelen Aussagezusammenhang gebildet; auch hier verwendet er als leitende Vorstellungstradition die um den Täufer, Jesus und christliche Israelprediger verlängerte dtrPA, setzt sie traditionsgemäß an der Zerstörung Jerusalems an und führt diese als Verwerfungsgericht über Israel zurück auf die die gesamte Geschichte des Volkes bisher kennzeichnende stetige Abweisung der Gottesboten6 • Unmittelbarer als 2329ff'1 mündet der Aussagezusammenhang in eine neue Konzeption: die Völker werden in die ßMLAdoc geladen (22 8ff); an der Stelle Israels tritt die Völkerkirche in die Anwartschaft der ßoceHAe:(oc ein (21 41) ; das künftige Gottesreich wird ihr dereinst zuteil werden, 1 Daß auch die nun zur ßO(O'L).e:(O( geladene Völkerkirehe gleichwohl das Gericht vor sich hat, wird unter Hinweis auf V.II-14 und die Parallelität zu 2143 vielfach hetont, B. G.BoRNKAMM, Enderwartung, 8.40; J.JEREMIAS, aaO 8.62f; E.LINNEMANN, Gleichnisse, 8. 10 I ff; W. TRILLING, aaO 8.259; R.HUMMEL, aaO 8.142; G.8TRECKER, aaO 8.112.158. t S. R.BuLTMANN, Tradition, 8.192; G.BORNKAMM, aaO 8.25 A2; R.HUMMEL, aaO 8.23; G.8TRECKER, aaO 8.153 und AI; u. andere. Zu Mt 2128-32 S. G.BORNKAMM, aaO 8.25 und A2; J.JEREMIAS, aaO 8.78f; W. TRILLING, Israel, 8. I 89f; R.HUMMEL, aaO 8.23ff; G.8TRECKER, 8.153 und AI; 187. • BZ NF 3, 1959,8.284; s. auch R.HUMMEL, aaO 8.24. • Wegen des EinbezugsJohannes des Täufers bei Mt in die Vorstellung der dtrPA ist mir auch die These TRILLINGS (aaO 8.272-275) wahrscheinlich, daß Mt den Bericht vom Ende des Täufers (143-12) unter dem Einfluß der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten gestaltet hat. Es bedarf keines Wortes, daß weder Johannes noch Jesus mit dem Einbezug in die Vorstellungstradition der dtrPA deshalb von Mt wie die alttestamentlichen Propheten beurteilt werden. Die Vorstellungstradition der dtrPA ist eine besondere, an Israel orientierte Hinsicht, unter der Johannes,Jesus und die christlichen Israelprediger an die Propheten gereiht werden. • Ein sachlicher Verweis auf das Folgende liegt noch darin, daß die Zöllner und Dirnen schon der Anfang der Völkerkirehe sind (s. HUMMEL, aaO 8.24f). • Daß sich die chronologische Abfolge sowohl in 2l28ff (Johannes vor den Propheten) wie in 2329ft' (Israelprediger vor Jesus) verschränkt, liegt daran, daß Mt mit Komposition von Traditionsgut arbeitet. 7 Vgl. aber 2414 mit 229f; 25 31ffmit 2143; 2211ff.
Mt 2128-22 7(14) und 2329-24 2(ff) als parallele Kompositionen dtrGB
Vorstellung
B C B' C' B' C' B' C'
Sendung der Propheten gew. Geschick der Propheten KommenJohannes d.T. Abweisung des J ohannes Sendung und Wirken Jesu Tötung und AbweisungJesu Sendung christI. Israelprediger gew. Geschick christi. Israelprediger Verwerfungsgericht über Israel
Mt 2128-32
Mt 2133-43
Mt 221-14
I Mt 23 29-24 2(ff) ....
F2
2134.36 2135.36 2132 2132 2137 21 (38). 39
2141. 43
Mördergericht Zerst. J erusalems
(E) (Fl) (F2)
Basileia für Völker(kirche) Gehorsam der Kirche Basileia an die gehorsamen Christen Verwerfung der Ungehorsamen
223 (223)
(21 31) (2132) (21 31)
2141 2141 2143
224 22(5).6 227 227 227 229 2211ff 2211ff 2211ff
~
2329-31 (2333) (2333) 2337 (2337) ;(26f) 2334 2334.37 23 35f. 38f 2335 2338; 242 (2414) (2531ff) (2531ff) (2531ff)
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304
DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
wenn sie das vollbringt, was Israel mit der gewaltsamen Abweisung der Gottesboten stets verweigert hat: das Tun der Früchte der ßIXO'LAdlX.
3. Die Bedeutung der matthäischen tJberliiferung der dtr. Prophetenaussage für das Verständnis des Matthäusevangeliums Mt ist die Tradition der dtrPA sowohl durch seine Logienquelle samt dem ]erusalemwort wie durch das MkEv überkommen; im Unterschied zu Lk ist fUr Mt die dtrPA in ihrer traditionellen Verbindung mit dem Gerichtselement, wie wir gesehen haben, nicht ein lediglich noch literarisch übermittelter, sondern ein geläufiger und vertrauter Vorstellungszusammenhang, der ihn bei der Gestaltung der Abschnitte 21 28-22 7 und 2329-242 leitet. Die Analyse dieser Abschnitte hat ergeben, daß es sich dabei nicht um irgendeine Vorstellung am Rande handelt; ihr Gewicht im MtEv ist nicht leicht zu überschätzen; denn diese Tradition ist es, mit der Mt die Ablösung Israels durch die Völkerkirche begründet! Weil Israel ständig alle Gottesboten, die es zu Umkehr und Gehorsam aufriefen und in das verheißene Heil luden, die Propheten, den Täufer, ja selbst den Gottessohn und seine Boten gewaltsam abgewiesen und seine Geschichte zu einer Manifestation ständigen Ungehorsams gemacht hat, darum ist es dem Verwerfungsgericht verfalleni; die Völkerkirche tritt an seine Stelle2 • Hier ist jedoch eine Unstimmigkeit je in beiden Abschnitten zu nennen: der Zeitpunkt der Ablösung wird verschieden bestimmt: nach 2133ff ist es die Tötung ]esu, nach 23 38-242 das Ende der öffentlichen Wirksamkeit] esu in] erusalem3 ; nach 22 4ff, auch 23 34, erfolgt danach aber noch, von Mt nachdrücklich herausgearbeitet, das Wirken christlicher Israelprediger, und erst ihr gewaltsames Abweisungsgeschick fUhrt zu der Verfallenheit Israels an das Gericht, das 70 eintritt und die Völkermission (229f) freigibt'. Die Unstimmigkeit entsteht durch die Bedeutung, die Mt dem Wirken und Geschick der nachösterlichen Israelprediger für den Eintritt der Katastrophe von 70 beimißt5• Es ist ja auffallend 1 Das Interesse an der dtrPA ist also auch bei Mt das traditionelle: dadurch soll der zum Gericht führende kontinuierliche Kontrast von Zuwendung Gottes zu Israel und Israels Halsstarrigkeit gegen Gott zum Ausdruck gebracht werden, s. oben S.220 unter b) und cl. • Daß die Kirche in bestimmter Hinsicht an die Stelle Israels tritt, hat m.E. bei Mt nicht die Vorstellung zur Folge, daß sie das "wahre Israel" (TRILLINO) sei. I Dieser Sicht entspricht auch die Darstellung des Evangeliums, s. die Stellung von Mt 2818ff. • S. zu dieser Unstimmigkeit bes. R.HUMMEL, aad S.82.90; ferner G.STRECKER, aaO
5.117f. • R.HUMMEL hat treffend herausgestellt, welches Gewicht für Mt gerade die Ab-
BEDEUTUNG IM MATTHÄUSEVANGELIUM
305
genug, daß Mt diese Prediger überhaupt herausstellt; wollte er lediglich begründen, daß und warum 70 das definitive Strafgericht über Israel ist, so hätte er aus Mk 12 schon eine zureichende Begründung in der Tötung des Gottessohnes entnehmen können, und er hat es getan, wie 2133ff und 2338-242 zeigen. Wenn sich Mt gleichwohl damit nicht genügen ließ, so muß es mit den nachösterlichen Israelpredigern bei Mt eine besondere Bewandtnis haben. Betrachtet man die matthäisehe Verwendung der dtrPA in den beiden Abschnitten traditionsgeschichtlich, so zeigt sich, daß Mt hier den palästinisch-judenchristlichen und den hellenistischurchristlichen überlieferungsstrang1 miteinander verbindet: die Vorstellung von (juden)christlichen Predigern, die nach Ostern ausschließlich an Israel wirken und sich nach Wirken und Geschick in die dtrPA einbeziehen2, gehört in die palästinisch-judenchristliche überlieferung der dtrPA3, die dementsprechend natürlich nicht an die Tötung Jesu die Verwerfung Israels bindet; erst kurz vor 70 entsteht in diesem Traditionsraum auf jüdischer Seite die Auffassung, daß der bevorstehende Fall Jerusalems definitives Verwerfungsgericht über Israel wegen der kontinuierlichen gewaltsamen Abweisung der Propheten und Gesandten sein wird'. Andererseits gehört die Vorstellung, daß bereits mit der Abweisung und Tötung J esu als des Gottessohnes die Verwerfung Israels besiegelt ist5, in die hellenistisch-urchristliche Tradition der dtrPA'; sie hat dementsprechend nicht die Vorstellung von nachösterlichen Predigern, deren Wirken auf Israel beschränkt wä:re, sondern vertritt die Völkermission7 • Dem Tatbestand, daß im MtEv ja überlehnung der nachösterlichen Boten durch Israel für das Verständnis der Ereignisse 70 n. ehr. als Strafgericht hat (aaO S. 82. 85fT. 90). Es ist aber zumindest sehr unpräzis, wenn bei den entsprechenden Aussagen von Verfolgung der ,Gemeinde' gesprochen wird (so G.BARTH, Gesetzesverständnis, 8.104; R.HUMMEL, aaO S.82.85; G.STRECKER, aaO S.30 A6; 37; A.SATAKE, Gemeindeordnung, 8.181). 1 S. oben S.280ffbzw. S.265ff. • S. Mt 22 4ff; 2334. 37; vgI. auch 5 12. • S. oben S.283f. • S. das Jerusalemwort als jüdisches Traditionsstück, dazu oben 8.227-239. Aus diesen durch die palästinisch-judenchristliche überlieferung bereitgehaltenen Vorstellungskomponenten (Ein bezug nachösterlicher judenchristlicher Israelprediger in die Tradition der dtrPA (Q) und Zerstörung Jerusalerns als Verwerfungsgericht über Israel wegen ständiger gewaltsamer Abweisung der Propheten und Gesandten) hat sich die in beiden Abschnitten von Mt herausgestellte Sicht gebildet, derzufolge die zu der Tötung der Propheten hinzukommende gewaltsame Abweisung der Isra(:lprediger zum Verwerfungsgerich t von 70 geführt hat. • Diese Sicht leitet Mt in 21 33ff, aber auch in 23 S8f. • S. oben 8.278f. 78.229f; auch 2414; 2818ff. Zur Völkermission als hellenistisch- (juden)christlicher Tradition zugehöriger Konzeption s. Mk 129; I Thess 216& undi den Abschnitt Mt 2818-20 (daß dieser traditionsgeschichtlich in das hellenistische Judenchristentum ge-
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DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETENGESCHICK
haupt palästinisch-judenchristliches und hellenistisch-(juden)christliches Traditionsgut zusammengearbeitet istl , entspricht die hier zur Diskussion stehende Verbindung beider überlieferungsstränge der dtrPA in den genannten beiden Abschnitten; aus dieser Verbindung resultiert die erwähnte Unstimmigkeit; vorläufig läßt sich soviel sagen, daß sie entstanden ist, weil Mt in den beiden Abschnitten jeweils offenbar der Sicht des einen wie des anderen überlieferungsstranges Rechnung tragen wollte. Daß Mt die hellenistisch-urchristliche Sicht eines mitJesu Tötung verworfenen Israel und einer Völkermission treibenden Kirche zur Geltung brachte, bereitet keine Schwierigkeiten, denn diese Sicht ist des Mt eigene2 ; das zu überschneidungen führende Bestreben, auch die palästinisch-judenchristliche Sicht darzustellen, aber wird verständlicher, wenn man auf die Beziehung der Zeichnung der Israelprediger durch Mt zu seinem palästinischen Traditionsgut im ganzen achtet. Innerhalb der beiden von der Tradition der dtrPA geleiteten Abschnitte schildert Mt die christlichen Israelprediger, wie wir gesehen haben, in 224ff; 2334. (37) als Gestalten der nachösterlichen Zeit und bezieht ihr Wirken und Geschick in die Vorstellungstradition der dtrPA ein. Ihr Wirken ist Sendung ausschließlich zu Israel, ist schon wegen 224ff sicher in Palästina zu denken (vgl. auch die Adressierung der Abschnitte, dazu oben S.289f) und ist durch den Eintritt des Gerichts 70 zeitlich und, weil damit die Frist der Umkehr verstrichen ist, auch sachlich begrenzt. Diese Prediger sind von Jesus gesandt (2334a; die Sendung durch Gott 224ff hängt mit der nur teilweisen Allegorisierung der Vorlage zusammen), ihre Aufgabe ist, Israel zu Umkehr und Gehorsam gegen den Gotteswillen zu bringen und in die nahe ßa.CltAda. zu ladenS; dabei handelt es sich für Mt um wohlausgebildete Leute', die wohl als reisende' Synagogenprediger' vorzustellen sind. Was Mt hier schildert, ist also ein von der Konzeption der ,Erweckung Israels' bestimmtes Wirken, wie wir es schon für den palästinisch-spätjüdischen Traditionsbereich des dtrGB und für das frühe palästinische Judenchristentum bezeichnend fanden '. - Dieses von Mt redaktionell erstellte Bild stimmt
aber völlig mit dem Bild überein, das die palästinisch-judenchristliche Tradition des Mt selbst zeigt!' Wie schon die Rezeption der Q-überlieferung in dieser Tradition hört, haben F.IiAuN, Mission, S.52/f und G.BoRNKAMM, Der Auferstandene, S.I71/f gezeigt; s. zSt noch G.8TRECKER, aaO S.208/f; W. TRILLING, Israel, S.21/f). 1 s.G.BoRNKAMM, Enderwartung, S.46f 1\4 und jetzt vor allem DERS., Der Auferstandene. s s. G.D.K1LPATRICK, Origins, 8.119; W. TRILLING, aaO 8.21/f. 102f. 138/f.215; R. HUMMEL, aaO 8.142. 143/f; G.8TRECKER, aaO 8.34.196; W.G.KÜMMEL, Einleitung, 8.67; G.BoRNKAMM, aaO 8.l8lf. • 8. oben 8.29lf A6 und S.301 A2. • 23 34a; s. oben 8.291 A3. • 8. die Fassung der Abweisung: 8tw~ETe <XltO ",6Ae(o)~ e!~ ",6AW (2334). • Das kann aus dem Vorgang entsprechender spätjüdischer Umkehrpredigt vermutet werden, s. oben 8.216. 1 S. oben 8.214/f; 8.286. • Unter der palästinisch-judenchristlichen Tradition des Mt verstehen wir die durch den Zusammenbestand von Logienquelle und pa1ästinfschem Sondergut des Mt gekennzeichnete Traditionsschicht. In die Diskussion um die Quellen des MtEv kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht eingetreten werden (s. dazu den Bericht bei G.8TIlECKER,
BEDEUTUNG IM PAL. JUDENCHRISTENTUM VOR MT
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ergibt, ist auch hier mit Predigern zu rechnen, die sich von Jesus zu Israel gesandt wußten', ihre Aufgabe in der Erweckung Israels zu Umkehr und Gehorsam gegen den Gotteswillen" im Blick auf die nahe ß(lcrr.j\eEo: sahen" und, statt Heidenmission zu treiben, das endzeitliche Herzukommen der Völker" erwartet haben; entsprechend haben sie zum Selbstverständnis ihlres Wirkens und Abweisungsgeschicks auch die Tradition der dtrPA herangezogen". Es ist jedoch auch zu bezeichnenden Weiterbildungen gegenüber der Ulrsprünglichen Q-Tradition gekommen. So ist aus Mt IOSb-6 8 zu entnehmen, diaß dieses vormatthäisch-palästinischeJudenchristentum angesichts einer schon im Gang befindlichen Samaritaner- 7 und Heiden-Mission·, die von den "Hellenisten" ausging', nachdrücklich an der Q-Konzeption festgehalten'O und ebenso an der jüdischen Proselytenwerbung Anstoß genommen hat". Das der Erweckung Israels zugeordnete Verkündigungswirken ist auch hier als Reisepredigt vor skh gegangen, wie sich aus der Formulierung von Mt 1051>-6, vor allem aber aus dem aufgenommenenl l oder selbst gebildeten Logion Mt 1041 entnehmen läßt. Im Blick auf dieses Wirken haben sich diese Prediger stärker an die Tradition der dtrPA angeschlossen'", aaO S.9ff). Die folgenden Ausführungen basieren auf der Zwei-Q,Iellen-Theorie. Zur Quelle "M" (s. dazu bei STRECKER, aaO S.12; W.G.KÜMMEL, Einleitung, S.63) und zu der Annahme STRECKERS (aaO S.12f), daß Q Mt in einer stofllich erweiterten Fassung (STRECKERS QMt) vorgelegen habe, s. die Gegenargumente bei KÜMMEL, aaO S.62f. Ich versuche, die Intention STRECKERS darin aufzunehmen, daß mit einer Weiterbildung der als Paral1e1überlieferung bei Mt und Lk ausgewiesenen Q-Tradition in der palästiniscb-vormatthäiscben Tradition gerechnet wird (QMt; 11. G.BoRNKA1Dol, RGG, 3. A., II, Sp.758, auch 756; oben S.22 AI) und das Sondergut, soweit es sich durch traditionsgeschichtliche Analyse als palästinisch bestimmen läßt, mit ihr zu einer Traditionsschicht (nicht Quelle im literarischen Sinn) zusammengenommen wird. Die Weiterbildung der Q-überlieferung durch ein palästinisches Judenchristentum ist durch STRECKER an zahlreichen Stellen gezeigt worden; s. auch die wichtigen methodischen Überlegungen bei W. TRILLINO, BZ NF 4, 1960, S.264 A33; 265. Die Ergebnisse der Untersuchung von R.HUMMEL, Auseinandersetzung, bedürften m.E. zuweilen der traditionsgeschichtlichen und historischen Differenzierung. , S. Mt 10 S.16 (QMt); zu Qs. oben S.288. • S. oben zu Q S.286. • S. oben zu Q S.286; s. Mt 107. • S. oben zu Q S.287f. Im Zuge dessen wurde wahrscheinlich auch hier mit der Sammlung der Diaspora gerechnet. • S. Mt 511f (QMt). • S. dazu R.BULTMANN, Tradition, S.167; G. D. KrLPATRICK, alllO S.119; P.NEPPEItCHRlSTENSEN, MtEv., S.180ff; G.BoRNKA1Dol, Enderwartung, S.16; K.G.KUHN, EMZ 11, 1954, S.I64; W.G.KÜMMEL, Verheißung, S.78; E.KÄSEMANN, ZThK 57, 1960, S. 166f; W. TRILLINO, aaO S.99ff. 13Of; R.HUMMEL, aaO S.137f; F.lIAHN, Mission, S.44f; H.SCHÜRMANN, Mt IOSI>-6. Ich halte das Wort mit zahlreichen Forschern für paJästinisches Sondergut des Mt und nicht zum Grundbestand von Q gehörig (anders jüngst H.SCHÜRMANN, aaO). - Die oben vertretene These zur Front des Wortes hat schon E. KÄsEMANN, aaO S.167 ausgesprochen. 7 S. Apg 8Sffund dazu F.HAHN, aaO S.49f, auch S.38.4O. 8 s. F.lIAHN, aaO S.48ff. • W. G. KÜMMELS (aaO S.78 A222) Einwand ist somit ein Argument pro, wenn man die Konzeption der "Hel1enisten" von der ,Erweckung Israels' unterscheidet. Außerdem ist zu beachten, daß die Erweckungskonzeption hier in Abgrenzung gegen andere formuliert ist. ,. Vielleicht diente der vormatthäische Bestand von 517ff auch der Abgrenzung gegen die "Hellenisten" (s. W.SCHRAOE, ZThK 60, 1963, S.201). 11 S.23 IS und dazu E.HAENCHEN, ZThK 48, 1951, S.47. ,. S. dazu oben S.214. 216 A2; 258f A4• • 8 S. den vormatthäischen Zusatz 't'Ou~ rcpO t)fLW" in Mt 5 12 (QMt); zur Analywe .. oben S.25f. Zur Prophetenbezeichnung im Spätjudentum im Blick auf die Entsprechung zum Wirken "der Propheten" in der dtrPA 8. oben S.213f. - In QMt ist somit die
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DIE DTR VORSTELLUNG VOM PROPHETEN GESCHICK
ja sich in dieser Hinsicht wahrscheinlich auch als Propheten bezeichnet'. Dafür, daß dieses vormatthäisch-palästinische Judenchristentum eine ,Gemeinde' gebildet hätte, fehlen alle Anzeichen; eher ist an einen keineswegs separierten Kreis von Frommen! zu denken; aus dem Traditionsgut geht jedenfalls hervor, daß sie sicher im Verband des Judentums verblieben waren, ja sogar die jüdische Lehrautorität anerkannt haben". M.E. handelt es sich um eine judenchristliehe Ausprägung der eschatologischen Umkehrbewegung, die im palästinensischen Spätjudentum der Zeit auch sonst greifbar ist'. War diese spätjüdische Umkehrbewegung der Träger der Tradition des dtrGB' und ist Beziehung zu dieser Tradition und ihrem Vorstellungsbestand schon für Q anzunehmen, so !~ilt das erst recht für das vormatthäisch-palästinische Judenchristentum. Obwohl dieses Judenchristentum im Verband des Judentums verblieben ist, ist es schon wegen seiner Polemik·, die sich auch auf das Konkurrenzverhältnis zu den jüdischen Erweckungsbestrebungen gegenüber dem eigenen Volk erstreckte, von jüdischer Seite nicht unangetastet geblieben'; seine reisenden Erweckungsprediger sind Entsprechung der Prediger zu den Propheten stärker betont, während vor allem Lk durch den Zusatz ol 7toc't"epE~ ocu't"&v stärker die Entsprechung der Täter zu den Vorfahren herausstellt. In Q, QMt, QLk handelt es sichjedoch nur um Akzentverlagerungen ; die dtrPA wird traditionell ja über die Propheten hinaus nur auf Gestalten verlängert, die auch in ihrem Wirken den Propheten entsprechen. - Die Qumrantexte tragen für das Verständnis von 't"ou~ 7tpO uf1.&v nichts aus (s. oben S.168f; mit H.BRAUN, ThR 28, 1962, S. 110; W. D.DAVIEs, Setting, S.25lf; gegen K.SCHUBERT, Sermon, S.122ff; K. STENDAHL, Mt., S.776). 1 Ganz schlüssig ist der Nachweis freilich nicht zu führen; Mt 512 (QMt) ist im Blick auf die Bezeichnung der Angeredeten als Propheten nicht eindeutig, Mt 10 41 könnte die Propheten bezeichnung bereits auf ein jüdisches Logion zurückgehen; in der redaktionellen Spiegelung des Wirkens der Israelprediger ist 7tpo'Pi)'t"1)~ jeweils schon durch die Tradition (Lk 1149 Q; 1334) vorgegeben (s. Mt 2334.37). - Doch scheint mir wegen 5 12 und 1041 doch wahrscheinlich, daß die Israelprediger der vormatthäischen Tradition Propheten hießen. Daß diese Prediger auch ihre Anhänger betreuten und Logien bildeten, die zum Phänomen(!) ,Prophetie' gehören, braucht nicht bestritten zu werden, wohl aber, daß sie in dieser Hinsicht ,Propheten' hießen; die Mt 512 vorliegende Tradition der dtrPA, die Konvergenz von 10 41 mit der in der vormatthäischen Tradition belegten Israelpredigt, die redaktionelle Redeweise von christlichen ,Propheten' im Vorstellungskontext der dtrPA (2334.37), der Einbezug dieser Prediger in die Tradition der dtrPA (22 4ff im Kontext) - all das zeigt, daß ,Propheten' hier Prediger sind, die Israel zum Gehorsam angesichts der Heilswende aufrufen; von ihren phänomenologisch-prophetischen Äußerungen oder gar ihrer Gemeindeleitung wird in diesen Zusammenhängen nichts gesagt; auch daß die ganze ,Gemeinde' als Propheten betrachtet würde, ist den Texten nicht zu entnehmen (zu E. KÄSEMANN, aaO S.169ff; A.SATAKE, aaO S.187f). - Daß dieses Judenchristentum in der Naherwartung lebte, steht außer Frage; ob aber die Charakterisierung durch den Begriff "Enthusiasmus" für es zutrifft, ist mir zweifelliaft (zu KÄSEMANNS herangezogenem Aufsatz; mit W. G. KÜMMEL, RGG, 3. A., VI, Sp. 1189) • • Vielleicht haben sie sich 8btOCLOL geminnt. Für das Postulat einer ,Gemeindeordnung', gegliedert in Propheten und Gerechte, reichen aber m.E. die Anhaltspunkte nicht aus. Die exKÄ1)O"!oc-Belege gehören m.E. nicht in diese Traditionsschicht; zu 16 18 s. jetzt W.SCHRAGE, ZThK 60, 1963, S.200ff; G.BoRNKAMM, Der Auferstandene, S. 183f; zu 1815ffdie Analyse bei G.STRECKER, aaO S.222ff. • Mt 233 und dazu G.STRECKER, aaO S.138f. • S. oben S.212. • S. oben S.209-212. • S. nur die Gerichtsworte in dieser Traditionsschicht, zB das judenchristlichvormatthäische Gut in 2313ff (s. dazu E.HAENcHEN, aaO bes. S.5If); zum Konkurrenzverhältnis s. Mt 2313 und dazu HAENCHEN, aaO S.47.51, bes. die dort zitierte Erklärung J. WELLHAUSENS. Heidenrnission steht hier gar nicht zur Debatte. , In 226; 2334 spart Mt nicht mit massiven Geschickaussagen, doch stellen sie zumindest teilweise nicht Wiedergabe tatsächlicher Vorkommnisse, sondern ein theologisches Rückschlußurteil vom Gericht auf die Untat dar; s. oben S.294 und A6.
BEDEUTUNG IM MATTHÄUSEVANG1~LIUM
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offenbar immer wieder von der Stätte ihres Wirkens vertrieben worden'; sie haben dies Widerfahmis seitens des eigenen Volkes ausdrücklich zum Geschick der Propheten in Beziehung gesetzt'. Hingegen weiß die vormatthäisehe Tradition von einem Ausschließungsverfahren gegen diese Prediger bezeichnenderweise nichts". Auf einen Versuch, dieses Judenchristentum historisch näher zu bestimmen, muß im ganzen hier verzichtet werden, da die Basis dafür in diesem Rahmen nicht erstellt werden kann. Die entgegenkommende Haltung des Jakobus, Petrus und Johannes auf dem Jerusalemer Apostelkonvent' gegenüber der Heidenmission wird es keinesfalls gebilligt haben". Vien.eichtjedoch bestehen zu den Gal 24; Apg 1551T (vgl. auch 112) greifbaren strengen Judenchristen Beziehungen. Daß dieses vormatthäischeJudenchristentum am Rande Palästinas saß, scheint mir eine nicht erforderliche Annahme'; seine Anhänger mögen im Land verstreut gewesen sein; innere Gründe (Fehlen von hellenistischem Einfluß und Auseinandersetzung mit ihm in dieser Traditionsschicht) und Mt 2241T sprechen vielmehr dafür, zumindest die theologischen Träger in oder nahe Jerusalem zu suchen.
Das Bestreben des Mt, das wir in den beiden Abschnitten 2128ff und 23 29fffestgestellt haben, die palästinische Sicht zur Geltung zu bringen, läßt sich nun dahingehend präzisieren, daß Mt hier das Wirken der theologischen Träger seiner palästinisch-judenchristlichen Tradition darstellen wollte. Wie schon betont wurde, teiilt Mt selbst diese Konzeption der Erweckung Israels nicht; er vertritt die Position der vom Erhöhten gebotenen Völkerrnission; er hat diese Position von den Trägern seiner hellenistisch-(juden) christlichen Tradition übernommen, die schon längst in diesem Sinne wirken. Ihr Wirken hat Mt in 229f gezeichnet7 • Der Schlüssel zum Ver:;tändnis der Un, S. die Einfügung von 8L6>XeL" in Mt 51lf in der Schicht Q.Mt, 8. oben S.23 A3; S.25 A5. - Zu den Verfolgungslogien im MtEv 8. D. W.RIDDLE, ZNW 33,1934, S.272f. Aher R. differenziert nicht nach Traditionsschichten; er illustriert außerdem die Verfolgungssituation aus Paulus und 1 Petr (S.280ff), was aber für Q und die vormatthäisch-palästinische Tradition nichts austrägt. Da Mt selbst es auf Prediger bezieht (s.23 34b und oben S.294 A7), ist zu erwägen, ob nicht jedenfalls auch die vormatthäische Tradition Mt 1023 als Anweisung für Israelprediger verwendet hat; s. zur Diskussion des Wortes PH. VIELHAUER, Gottesreich, S.58f; P. NEPPER-CmtISTENSEN, aaO bes. S. 185ff; H. SCHÜRMANN, BZ NF 3, 1959, S.82ff; H.E. TÖDT, aaO S.56f.84f u.ö.; G.STRECKER, aaO bes. S.4lf; l'.HAHN, Mission, S.44 und A4;W. G. KÜMMEL, Naherwartung, S.4lff. • Mt 512 (QMt). • S. oben S.283 A3. « S. dazu W.G.KÜMMEL, RGG, 3. A., In, Sp.969; DERS., "bd. VI, Sp.1l89; D. GEORGI, Kollekte, S.13ff; F.HAHN, aaO S.65ff. • Es ist jedoch zu fragen, ob die auf der Seite der aWAOl stehende Jerusalemer Urgemeinde eine Verbindung der Q-Konzeption mit der der geloetzesfreien Heidenmission vollzog; 8. dazu vor allem die wichtigen Überlegungen von D. GEORGI, aaO S. 21 ff. • So E.KÄsEMANN, aaO S.171, aber auf Grund von Voraussetzungen, denen ich mich nicht anschließen kann, s. oben S.308 Al. 7 Bezeichnend, daß V.9 nicht mehr ~ltOattAAELV, sondern ltOptt6ea&.%, auftritt! Gehört jenes in die Tradition der mit der Erweckungskonzeption verbundenen dtrPA, so dieses in die Konzeption der Völkermission (8.2819; auch MIt 1615 und <:Iazu F.HAHN, aaO S. 53f) ; in Mt 106 ist 7ropeuea&,,,, wahrscheinlich bewußt aus der Missionsterminol0gie aufgenommen, aber gegen das Völkermissionskonzept gewendet, s. oben S.307; in 107 hingegen ist es redaktionell und zeigt, daß Mt K.to auch als Anweisung zur Völkermission gelesen wissen will.
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stimmigkeit im Zeitpunkt der Ablösung Israel-Völkerkirche und des sie verursachenden Interesses des Mt am Wirken der Träger seiner palästinischen Tradition scheint mir in der Beobachtung zu liegen, daß Mt in 224-10 das Wirken seiner palästinischen Traditionsträger und das seiner hellenistischen Traditionsträger als sich ablösendes Nacheinander darstellt, wobei der Wendepunkt in der Katastrophe von 70 liegt (22 7). Diese Darstellung spiegelt offenbar einen historischen und traditionsgeschichtlichen Vorgang wider, der eine theologische Wende im Gefolge hatte. Die theologischen Träger der palästinischen Tradition des Mt haben sehr wahrscheinlich bis in die Zeit des jüdischen Krieges in Palästina1 auf die Erweckung Israels hin gewirkt. Das MtEv selbst ist jedenfalls nach 70 wohl in Syrien entstanden2, und aus diesem Raum wird Mt sowohl das MkEv wie sein hellenistisch-judenchristliches Traditionsgut von den dortigen Gemeindens aufgenommen haben. Sucht man den traditionsgeschichtIichen Befund im MtEv historisch zu verstehen, so ist doch das Nächstliegende die Annahme, daß die die palästinische Tradition des Mt tragenden Judenchristen während der Ereignisse des jüdischen Krieges Palästina' verlassen haben6 und in den syrisch-kleinasiatischen Raum gekommen sind. Diese Annahme ist umso wahrscheinlicher, als auch andere historische Anhaltspunkte dafür bestehen, daß sich palästinische Judenchristen in dieser Zeit nach Kleinasien begeben haben6• Die palästinischen Traditionsträger für Mt haben in Syrien 1 Dafür spricht u.a., daß Q weitergebildet ist, die Adressierung der Polemik, die Aufnahme des jerusalemworts und schließlich auch die Kenntnis des Sachalja-b.Bariscaeus-Vorfalls. • 8. G.D.KILPATRICK, aaO S.1301f; G.BORNKAMM, Enderwartung, S.46f A4; DBRS., RGG, 3. A., H, Sp. 763; G.STRBCKER, aaO S.37; K.STBNDAHL, Mt., S.769; W.G. KÜMMEL, Einleitung, S.70. - Anders W.MARXSBN, Einleitung, S.136, der Pella vermutet. • Zum (vorpaulinisch-)hellenismchen Christentum in Syrien s. H. CONZBLMANN, RGG, 3. A., IH, Sp. 133f; W.G.KÜMMBL, ebd. VI, Sp.1l89f; F.HAHN, aaO SA91f. • Die Pella-Tradition spricht nicht dagegen; einmal ist sie selbst nicht unbestritten (gegen sie jüngst S.BRANDON, Fall, S.1671f; G.STRBCKER, judenchristentum, S.2291f; DBRS., EvTh 16, 1956, S.465 und A55; dafür: H.j.SCHOBFS, judenchristentum, S. 2641f; W.G.KÜMMEL, RGG, 3. A., IH, Sp.969), zum anderen für die Träger der vorrnatthäisch-palästinischen Tradition auch nicht durch klare Übereinstimmungen mit der späteren judenchristlichen Literatur gefordert. • M.HBNGBL, Zeloten, S.231 hat wieder mit Recht betont, daß das palästinensische judenchristentum nicht auf Seiten der Zeloten stand. Für das vormatthäische judenchristentum schloß schon die sich in Umkehr und Gehorsam bereitende Erwartung jesu als des Menschensohnes die Beteiligung an einem derartigen, wenn auch religiös motivierten Freiheitskampf aus. I I. G.BoRNKAMM, ThW 6, S.669fund die dort S.670 A1l5 gegebenen Hinweise auf K. Hou., E. ScHwARTZ, H LII!TZMANN, W. BAUER und B. LoHSB, und jüngst im Anschluß an H.LmTZJiANN I, S.198f; W.BAUER, Rechtgläubigkeit, S.811f; G.BoRi
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kein Konventikel eines Restes von Frommen gebiJidet, sondern sich den dortigen hellenistisch-christlichen Gemeinden angeschlossen 1 und ihr mitgebrachtes palästinisch-judenchristliches Traditionsgut mit dem in der neuen Heimat vorgefundenen verschmolzen. Das Ergebnis dieser Verschmelzung ist das MtEv. Im Blick auf die sich ausschließenden Konzeptionen Erweckung Israels oder Völkermission/ Völkerkirche ist die Verschmelzung dergestalt vor sich gegangen, daß diese Judenchristen die Konzeption der hellenistischen Gemeinde übernommen haben 2, aber nicht aus Opportunismus oder weil sie nunmehr ihre bislang verwirklichte Konzeption der Erweckung Israels überhaupt ltir die falsche hielten, sondern weil Gott, wie sich aus der Sicht des von ihnen rezipierten Jerusalemworts 3 ergab, solchem Wirken an Israel durch das definitive Gericht von 70 die Grundlage entzogen hat - Israel ist verworfen, die Zeit der Umkehr ltir Israel endgültig verstrichen. Eben diese Abrogation der Konzeption der Erweckung Israels stellt Mt dar, wenn er die Sicht der palästinischen Tradition in 2128fF und 2329fF zur Geltung bringt und erst nach 70 von der Völkermission spricht (229f). Auf dem historisch-traditionsgeschichtlichen Hintergrund des MtEv wird begreiflich, warum sich Mt nicht mit der in der hellenistisch-christlichen Tradition der dtrPA durch Mk gegebenen Sicht des Verhältnisses Israel-Völkerkirche begnügen konnte; es ist die historische und vorstellungsmäßige Wende bei linem zur künftigen Großkirche übergetretenen Judenchristentum, die Mt dfj:rch die Verbindung der mit der Erweckung Israels gekoppelten palästinisc!.:en und der mit der Völkermission verbundenen hellenistischen Tradition der dtr PA darstellt und theologisch begründet. So erklärt sich die Unstimmigkeit im Zeitpunkt der Ablösung daraus, daß Mt sich nach zwei Richtungen hin verpflichtet weiß: im Blick auf das keinesfalls disqualifizierte judenchristliche Erbe ist 70 die Ablösung, im Blick auf die nunmehr übernommene und in der Darstellung des Evangeliums - wenn auch nicht ungebrochen 4 - zum Zuge gebrachte hellenistische Position 1 N.A.DAHL, NTS 2, 1955/56, S.28 sieht mit Recht im MtEv den Beweis dalur, daß das Judenchristentum sich nicht nur partikularistisch abgegrenzt, sondern teilweise auch den Weg in die Großkirche gefunden hat. • S. die Position des Mt selbst, s. oben S.304A3; S.306A2. • S. oben S.283 Al. - M.E. hat die Auffassung, wie sie injener Zeit schon von jüdischer Seite im Jerusalemwort ausgesprochen wurde, daß die Katastrophe Jerusalerns 70 n. ehr. das definitive Verwerfungsgericht über Israel ist, entseheidende Bedeutung f"ür die theologische Wandlung dieses Judenchristentums gehabt und vielleicht auch den Grund daf"Ur abgegeben, daß sie Palästina verlassen haben. Sie trafen im Ben:ich des hellenistischen Christentums auf dioeIlx; wenn auch völlig anders b~ Auffiwnng, denufolge Israd verwurkn ist (MI< 12; (I Tbess 2 J5f)}, s. obm S.218C • So hat im Unterschied zu Mi: (s. dazu F.HAmr, aaO S.95fJ) Mt das &dw.illm
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der Völkermission ist das Ende des Erdenwirkens Jesu der Zeitpunkt der Ablösung, denn der Auferstandene und Erhöhtel ist es, der zur Mission beauftragt. Die Verschmelzung des judenchristlichen und des hellenistisch-christlichen Traditionsgutes erfolgt im MtEv auch sonst nicht so, daß die judenchristlichen zugunsten der Anschauungen der neuen Heimat disqualifiziert würden. Sicher, der Anschluß der Judenchristen an die heidenchristlich-hellenistische Gemeinde ist für Mt vollzogen und kann gegenüber Juden verteidigt werden'; aber Mt hält gerade bei der Bestimmung dessen, was der Wille Gottes ist, nachdrücklich an der Gültigkeit des von J esus ausgelegten Gesetzes festS und verteidigt dies judenchristliche Erbe entschieden gegen das gesetzesfreie hellenistische Christentum' und bringt dies Anliegen auch in seiner Fassung der Konzeption der Völkermissiono zur Geltung'.
Mit der Abrogation der Konzeption der Erweckung Israels durch das Verwerfungsgericht von 70 ist auch die sie umgreifende Konzeption des dtrGB an ihr dunkles Ende (F2) gekommen, das für Israel als solches bereits Faktum ist7 ; die Vorstellungstradition der Jesu auf Israel beschränkt, s. oben S.292 A7. Der Kontrast der Zuwendung Gottes in Jesus, dem Messias, zu Israel und ihrer Zurückweisung durch Israel bis hin zu Jesu Tötung einerseits und die Beauftragung durch den Erhöhten zur Völkermission andererseits ist ein das MtEv beherrschendes Darstellungsmotiv, s. W. TRILLlNG, aaO S.216ff; R.HuMMEL, aaO S.135ff; G.STRECKER, Weg, S.99-122.196, und besonders jetzt G. BoRNKAMM, Der Auferstandene, passim. - Die zweifache Darstellungsweise im Blick auf die Ablösung zeigen einerseits der Schritt von Mt 10 (im historischen Sinne) zu Mt 28 und andererseits der dazu parallele von Mt 22 4 zu 9f. I Zur Bedeutung der Erhöhungsvorstellung für die Missionskonzeption s. oben S.275Al;277 Al und die dort genannte Lit., bes. F.HAHN, aaO S.52ff; D.GEOROI, Gegner, S. 21 Off. 213ff; G. BORNKAMM, Der Auferstandene, S. I 73f. I 75ff. • s.R.HUMMEL, aaO S.38ffzu Mt99-13. • S. dazu bes. R.HUMMEL, aaO S.66ff. • S. bes. G.BORNKAMM, aaO S.180.184; ferner schon G.BARTH, Gesetzesverständnis, S.60ff.149ff; R.HuMMEL, aaO S.64ff. Daß das MtEv neben dem pharisäischen Judenturn noch eine weitere Front in einem hellenistisch-christlichen Antinomismus habe, bestreiten m.E. zu Unrecht G.STRECKER, aaO S.137f A4 und W.G. KÜMMEL, Einleitung, S.69. - M.E. ist auch zu fragen, wieweit nicht die matthäisehe Bearbeitung der Streitgespräche (s. dazu R. HUMMEL, aaO S.36-56) sowohl die Auseinandersetzung dieser ausgewanderten Judenchristen mit ihrer eigenen judenchristlichen Vergangenheit wie mit den theologischen Anschauungen der hellenistischen Gemeinden, zu denen sie gestoßen sind, spiegelt. . • S.28 20 und dazu G.BORNKAMM, aaO S.186ff; ferner 2141.43 und dazu oben S.298 und 302/304; 22 11 ff und dazu oben S.302 AI. • Sieht man auch unter dem in dieser Untersuchung dargestellten Aspekt, in welchem Maß Mt mit der theologischen Bewältigung von Lehre und Wirken des palästinischen Judenchristentums befaßt ist, dann muß Mt Judenchrist gewesen sein; mit G.BORNKAMM, RGG, 3. A., I1, Sp. 763; DERS., Der Auferstandene, S.180; R.HUMMEL, aaO S.159; u.a.; gegen G.STRECKER, aaO S.15ff. - Hängt das vormatthäische Judenchristentum mit der spätjüdischen Tradition des dtrGB zusammen, so erscheint die These K. STENDAHLS (School), hinter dem MtEv stehe eine christliche Schriftgelehrtenschule, in neuem Licht, s. oben zum dtrGB S.212.215f; schon die vormatthäische Tradition (s. G.STRECKER, aaO S.37) hat den christlichen Schriftgelehrten (1352). • Anders das Judentum nach 70, das, wie wir bei PsPhilo LAnt, 4 Esr und ApkBar (syr) sahen, die Katastrophe im Rahmen des dtrGB nicht als F2, sondern als Andauer von D versteht und deshalb auf die Umkehr Israels (El erneut alles Gewicht legen kann.
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dtrPA einschließlich ihrer Erweiterung bis hin zu nachösterlichen Israelpredigern qualifiziert für Mt nur mehr Verga~ngenheit, auf die das eingetretene Gericht zurückgeführt wird; die Abschnitte 21 28227 und 2329-242 haben unbeschadet ihrer fiktiv weissagenden Gestalt faktisch Rückblickscharakter; weil Israe:l aufgehört hat, Israel zu sein, kann es nach 70 für Mt auch keine Israelprediger und folglich keine aktuelle Anwendung der dtrPA nach Wirken und Geschickl , aber auch keine Prophetenbezeichnung im Sinne der dtrPA mehr geben2 • Trotz dieser Abrogation hat sich Mt nicht völlig vom Judentum abgewandt. Er und seine Gemeinde suchen auch das Judentum zu gewinnen 3 • Aber dieses Vorgehen geschieht nunmehr von der Kon1 Dem entspricht, daß Mt an keiner Stelle die Prophetenbezeidlmung redaktionell für Glieder seiner Gemeinde gebraucht. • Hier sei noch kurz auf die Frage eingegangen, wieweit im MtEv Bezeichnungen für bestimmte Dienstträger innerhalb der Gemeinde des Mt erkennbar werden. Aus der Tatsache, daß bei Mt christliche 7tPO
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zeption der Välkermission her und ist im Unterschied zur ,Erweckung Israels' alsjudenmission zu bezeichnenl • Die Stellung des Mt und seiner Gemeinde zum jüdischen Synagogenverband dürfte eines der Anzeichen für dieses Anliegen des Mt sein. Daß das im MtEv zu Wort kommende Judenchristentum sich theologisch radikal vom Synagogenverband geschieden hat, steht angesichts der Beurteilung Israels im MtEv außer Frage 2 ; aber es begi bt sich mit missionarischer Absicht immer wieder in diesen Verband in Person seiner Judenmissionare. Dafür läßt sich zwar nicht 23343 , wohl aber die Aussendungsrede anführen, die im MtEv nicht nur eine historische Funktion hat', sondern, umfaßt von der Konzeption der Välkermission, als Weisung in Geltung bleibt5 : denn Mt 18. auch R.HUMMEL, aaO 8.161, wo allerdings der Begriff,Judenmission' noch nicht in seiner durch die Unterscheidung von der Konzeption der ,Erweckung Israels' gewonnenen Prägnanz verwendet ist. • 8. bes. das "eure/ihre Synagogen"; 8tellennachweise bei G.D.Kn.PATRICK, aaO 8.110; s. ferner R.HUMMEL, aaO S.29.32, der mit Recht feststellt, daß die Gemeinde des Mt am Synagogengottesdienst nicht mehr teilnimmt; W.SCHRAGE, ThW 7, S.832f A232; G.STRECKER, aaO 8.30. - Das Pronomen fehlt 62.5; 236 - innerhalb der vormatthäisch-palästinischen Traditionsschicht! • Die Stelle schildert Ereignisse vor 70, wie wir sahen. C Ihre historische Funktion liegt darin, daß sie die Zuwendung Jesu und seiner Boten zu Israel zeigt (s. oben S.31lf A4), die aber von Israel abgewiesen wurde und durch das eingetretene Verwerfungsgericht überholt ist, aber damit auch Mt 10 5b-6, S. W.TRILLING, aaO S.102f. 87f; R.HUMMEL, aaO S.138; G.8TRECKER, aaO 8.196; G. BoRNKAMM, Der Auferstandene, 8.182 A48. - Hier liegt das bleibende Recht der sogenannten "apologetischen" Deutung von Mt 10; F.HAHNS (Mission, S.I11 AI) Einwände gegen diese weisen mit Recht darauf hin, daß die Funktion von Mt 10 damit nicht erschöpft ist, stellen aber nicht in Rechnung, daß Mt diesen Ablösungsvorgang als zeitliches Nacheinander ja selbst darstellt, so im Evangelium im ganzen (s. oben 8.31lf A4) und zusammengedrängt in 21 28-2210! • s. G.D.KILPATRICK, aaO 8.119; N.A.DAHL, aaO 8.29; H.ScHÜRMANN, BZ NF 3, 1959, S.86; F.HAHN, aaO S.108; G.BORNKAMM, aaO 8.182 A48. - Die These HAHNS (aaO S.IIOf), derzufolge die Aussagen über die auf Israel beschränkte Sendung und über die Völkermission für Mt "zwei konzentrische Kreise, die notwendig zusammengehören", bilden, ist m.E. nicht zutreffend; s. die Einwände G.BORNKAMMS, aaO, dessen Hinweis auf die Christologie sich durch die bei Mt vorliegende Darstellung der "Missions"-Thematik ergänzen läßt: bei Mt liegen, wie sich ergeben hat, zwei ganz verschiedene "Missions"-Konzeptionen vor, die sich zeitlich ablösen: die Konzeption der Erweckung Israels richtet sich nur auf Israel und denkt an ein endeeitliches Hereukommen der Viilker; sie ist mit der Verwerfung Israels verworfen; die Koneeption der Völkermission richtet sich auch auf die Juden; sie bleibt bis eum Ende (2414/). - Die Ablösung beider Konzeptionen ist kein Nacheinander von Juden und Heiden, sondern das von Israel - Völkerkirche; beide Konzeptionen umschließen Israel und die Völker bzw. auch die Juden in den Völkern. Mt übernimmt freilich nicht ungebrochen die hellenistische Auffassung, wie sie Mk 12 und I Thess 2 15f zum Ausdruck kommt: ist für diese die Verwerfung Israel. in der (christologisch reflektierten) Hinderung der Völkerrnission begrilndet, während die Konzeption der Erweckung Israels überhaupt nicht im Blick ist, so ist bei Mt die Völkermission die Folge der Verwerfung Israels, diese aber ihrerseits in der Abweisung der ,Erweckung Israels' begründet. - Unsere These von der Ablösung der beiden "Missions"-Konzeptionen wird gestützt durch den auffallenden Tatbestand, daß im Unterschied zu 32 und 417 in 107 der Umkehrawruffehlt; er fehlt ebenso 24141 An heiden Stellen deshalb, weil er in die Konzeption der Erweckung Israels (s. die Elemente Bund E des dtrGB!) gehört und mit deren Abrogation eine verstrichene Möglichkeit
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10 17ffl ist Mk 13 9.1I-13 offenbar deshalb in die Aussendungsrede versetzt, weil nicht mehr die außerhalb des Synagogenverbandes jüdischer Jurisdiktion entzogene Gemeindez im syrischen Bereich den hier genannten Geschicken ausgesetzt ist, zum al der Geißelung in den Synagogen 3, sondern nur noch die Judenmissionare davon betroffen werden können". Auch 10 23 wird Mt selbst auf die Judenmission der Völkerkirche bezogen haben; es ist ja durchaus wahrscheinlich, daß sie dieses missionarische Wirken auch wieder nach Palästina führte; die Völkerkirche ringt mit der pharisäischen Führung des Judentums nach 70 um den Juden5 • 10 17 im Vergleich mit 23 34 zeigt, daß den Judenmissionaren das glekhe Geschick wie einst den Israelpredigern drohte; auch in der Botschaft haben sich der Aufruf zum Gehorsam gegen den von Jesus ausgelegten Gotteswillen und der Hinweis auf die kommende ßot(n).e;[ot nicht geändert, aber der Rahmen solchen Wirkens ist ein völlig anderer; nicht mehr um Erweckung Israels geht es, sondern um Völkermission8 auch am ist (s. das Fehlen auch in 2333, dazu oben S.291f A6); f.Ie"mVOer·~, ~tot findet sich dementsprechend bei Mt auch nur im Zusammenhang dieser abrogierten Konzeption, s. noch 1120.21; 1241; ferner 38.11. In 183 steht bezeichnenderweise GTplXqrijn:!Auffallend ist, daß noch durch die Darstellung der Apg die Ablösung der beiden Konzeptionen schimmert, s. oben S.267ff. 1 S. oben S.31; ferner S.294f A7. Zur quellenkritischen Beurteilung des Abschnit1ll durch H.SCHÜRMANN, BZ NF 3, 1959, S.82ff s. die Einwände von W.G.KÜMMEL, Naherwartung, SA2 A60. - Einen Themawechsel in V.17 von Verkündigern auf die Gemeinde im ganzen anzunehmen (so G. STRECKER, aaO SAH), geht schon deshalb, weil Mt nach Ausweis von 2334 den Abschnitt 10 17ff von Verkündigem versteht, aber auch aus anderen Gründen nicht an; 10 17ft" expliziert 10 16. - Mk 1310 hat Mt deshalb nicht nach K. 10 versetzt, weil damit die Aussendungsrede um ihre historische Funktion gebracht würde. • Verfolgungen durch Juden hat das MtEv f"tir seine Gemdnde überhaupt nicht mehr im Blick (s. auch 249r). Bei R.HUMMEL, aaO S.30fist nicht beachtet, von wem und für welche Zeit die Belegstellen gelten. • S. dazu W.SCHRAGE, ThW 7, S.829f, in unserem Zusammenhang bes. den ebd. S.830 A214 genannten Beleg aus Epiphanius, wo mit einem Christ gewordenenjuden so verfahren wird. • Bei diesen Judenmissionaren ist doch vor allem an ein Lehren in den Synagogen zu denken; das setzt voraus, daß die birkat ha-minim noch nicht durchgef""uhrt ist (s. dazu R.HuMMEL, aaO S.28ff mit Recht gegen G.D.K1LPATRICK, aaO S.I09f). - Stehen hinter dem Nazaräerevangelium großkirchliche Judenchristen. CoeJesyriens (s. PR. VmLHAUER in Hennecke, 3. A., I, S.94) und setzt es das kanonische MtEv voraus (s. ebd. S.90ff, bes. 93f), so kann man fragen, ob diese Judenchristen nicht auf das missionarische Wirken der Gemeinde des MtEv verweisen. • s. R.HUMMEL, aaO S.153: "Den einzelnen Juden sieht er (!!Co Mt) in die Entscheidung zwischen dem Pharisäismus und der Kirche gestellt"; ähnlich schon W. TRILLING, Israel, 2. A., S.70 und A81, präzisiert 3. A., S.9O und A91; So auch G. STRECKER, aaO S.1l8. • Als Heilswort f"tir die Völker missionierende Gemeinde wit-d Mt nun auch 5 Ilf verstanden haben; die Makarismenreihe hat in V.IO ihren Absc:hluß, s. oben S.21 A2; V.llf gehört zum Folgenden, so mit Recht E.FASCHER, IIPC)4>IfI"Ifl:. S.183; G. BARTH, Gesetzesverständnis, S.95 AI; W.D.DAVIES, Setting, S.29O; s. auch die wesenhafte Ausrichtung der Jüngerschaft auf die Welt, die Mt durch die redaktionellen Zusätze Tij~ yijt; V.13 und wü x6atJ.ou V.14 gibt.
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MATTHÄ USEV ANGELIUM
jüdischen Volk; nicht mehr Israelprediger wirken wie schon die Propheten vor ihnen darauf hin, daß Israel Israel wird, sondern Judenmissionare fordern den einzelnen Juden auf, sein Jude-Sein aufzugeben und zur Völkerkirehe zu konvertieren. So läßt sich im MtEv noch einmal der Weg verfolgen, den die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in ihrer überlieferung im Urchristentum überhaupt genommen hat: Ausdruck der Halsstarrigkeit der Vorfahren, die als andauernde Schuld das gegenwärtige Geschlecht zur Umkehr drängt, die aber auch die Abweisung des Täufers, Jesu und seiner Sendboten durch Israel begreiflich macht, schließlich aber Begründungsmoment für ein Gericht, das das erwählte Volk in die Reihe der Völker zurücksteHt, aus denen sich Jesus der Herr sein Volk erwählt.
RüCKBLICK
Im Folgenden sollen der Gang der Untersuchung noch einmal kurz skizziert und die Hauptergebnisse mitgeteilt werden. Verwiesen sei auf die überblickenden Partien S. 79f.85f.92f.95f.102-105.136ff.184--l89.189-19!1.193-195.2l5-218. 218-222.243.243f.251f.252ff.263f.278f.288f.304--306.
Die seltsame, historisch nicht gedeckte Aussage, daß nicht nur dem einen oder anderen einzelnen Propheten, sondern den Propheten Israels generell von ihrem eigenen Volk ein gewaltsames Geschick, ja gar die Tötung widerfuhr, findet sich nicht nur im Urchristentum, sondern läßt sich schon im Alten Testament und palästinensisehen Spätjudentum, aber auch noch in frühchristli,cher, in rabbinischer Tradition und im Qoran nachweisen. Was !Iie bestimmt, ist nicht ein biographisches Interesse an den Propheten, sondern ein theologisches an Israel als dem Täter dieses Geschicks. Schon der älteste Beleg ftir die Vorstellung innerhalb des Bu.ßgebetes Neh 9 zeigt, daß sie nur Moment in einem größeren VOJrstellungszusammenhang ist - dem deuteronomistischen Geschichtsbild; in diesem ist die den Strafgerichten von 722 und 587 v. Chr. voraufgehende Geschichte Israels von dem Kontrast der kontinuierlichen Zuwendung Gottes zum Volk und der ständigen Halsstarrigkeit des Volkes gegen Gottes Gebotswillen gezeichnet; findet die Zuwendung Gottes Ausdruck in dem kontinuierlichen Wirken der Propheten, die als Umkehr- und Gesetzesprediger gefaßt sind, !IO dokumentiert sich die Halsstarrigkeit Israels in der ständigen Abweisung dieser Propheten; um diese zum Gericht ftihrende ständige Halsstarrigkeit des Volkes gegen Gottes Willen umfassend auszudrücken, wurde die Vorstellung von Israel als dem Täter eines generell gewaltsamen Geschicks der Propheten gebildet. Die Vorstellung ist somit schon an ihrem Ursprung eine theologische Aussage über Israel im Gewande einer geschichtlichen über die Propheten. Auffallenderweise haben sich der Zusammenhang der Vorstellung mit der Auffassung der Propheten als Gesetzesprediger, die Funktion der Vorstellung als Ausdruck des zum Gericht ftihrenden permanenten Ungehorsams Israels und somit ihre Rahmung im deuteronomistischen Geschichtsbild, ihre Vorstellungs- und Formulierungsstruktur in einem erstaunlich konstanten Wortfeld noch Jahrhunderte später in der urchristlichen und rabbinischen Tradition erhalten, ohne daß lediglich literarische Vermittlung durch das AT vorläge; die Vorstellung
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ist vielmehr als solche lebendig geblieben und, wie die urchristlichen Belege erschließen lassen und die rabbinischen zeigen, im palästinensischen Spätjudentum verbreitet und aIIgemein konzediert gewesen. Durch den Hinweis auf Legenden vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten, wie sie sich in jüdischer und frühchristlicher Tradition finden, läßt sich dieser auffaIIende Befund nicht erklären; voIlends führen die Hinweise auf eine sogenannte spätjüdische "Märtyrer"-Theologie nicht weiter; sie laufen nur auf eine Verzeichnung der VorsteIIung hinaus; die VorsteIIung von den Propheten genereII als Märtyrern hat es im Spägudentum und Urchristentum überhaupt nicht gegeben. Fragt man überlieferungsgeschichtlich und historisch nach der Vermittlung der Vorstellung, so ist man an die überlieferung des deuteronomistischen Geschichtsbildes gewiesen, auf das die VorsteIIung im palästinensischen Spätjudentum und im ganzen auch noch im Urchristentum bezogen bleibt. Untersucht man die überlieferung dieses Geschichtsbildes von der Exilszeit in Juda bis in die Jahrzehnte nach 70 n.Chr., so wird eine jahrhundertelang lebendige VorsteIIungstradition sichtbar, deren theologische, traditionsgeschichtliche und traditionskritische Bedeutung für das palästinensische Spägudentum, aber auch ftir das palästinensische Urchristentum nicht leicht überschätzt werden kann. Dieses keineswegs starr und uniform, aber doch in seinen Grundzügen konstant überlieferte Geschichtsbild ist der weithin herrschende, umfassende VorsteIIungsrahmen gewesen; mit der überlieferung dieses Rahmens ist die eines komplexen Bestandes von Vorstellungen verbunden, die sich an ihn angeschlossen haben und durch ihn theologisch geortet werden. Die traditionsgeschichtlichen Wurzeln des deuteronomistischen Geschichtsbildes liegen gerade ftir dessen generelle Prophetenvorstellung in der levitischprophetischen Bewegung des Nordreiches; die Ausbildung des Geschichtsbildes selbst, seine Verlängerung in die nachexilische Zeit und sein Ziel in der erwarteten Heilsrestitution Israels, ebenso aber auch die Ausbildung der VorsteIIungvom gewaltsamen Geschick der Propheten ist durch Leviten erfolgt, die die Träger der überlieferung wahrscheinlich bis in die Seleukidenzeit gewesen sind. In der asidäischen Bewegung ist die Tradition des deuteronomistischen Geschichtsbildes, das nun auch das Element des definitiven Verwerfungsgerichts über alle, die nicht umkehren, in sich aufgenommen hat, Gemeingut geworden und nach deren Auseinanderfallen von der eschatologisch ausgerichteten Umkehrbewegung getragen worden, die im palästinensischen Spätjudentum des ersten vor- und nach-
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christlichen Jahrhunderts im Gange war; von hier ist die überlieferung dann ins Urchristentum und in die rabbinische Tradition übergegangen. Der Sitz im Leben für die Überlieferung dieses Geschichtsbildes ist. da di("S('S das Crt'":ric.ht '''(>n s..Q7 :tIs b~ .ur Hdl$-wende andauerndes und damit auch die gt'S<\mte Sr.huld drs ,"<>Iit'!' als andauernde faßt, einerseits das Sündenbekenntnis Israels bei verschiedenen Anlässen gewesen, andererseits aber, da dieses Geschichtsbild seinen Zielpunkt in der jeweiligen Gegenwart in der Umkehr Israels hat, die an Israel gerichtete Umkehrpredigt und Gesetzesbelehrung. In die lebendige überlieferung dieses Geschichtsbildes gehört auch die der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten; nur aus der überlieferungsgeschichte jenes Geschichtsbildes und seines Vorstellungsbestandes werden überlieferungsvorgang, Verbreitung und überlieferungsgestalt der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten in spätjüdischer, urchristlicher und noch in rabbinischer Tradition verständlich. Die traditionsgeschichtliche Analyse der beiden spätjüdischen Gerichtsworte Lk 1149fund 13 34f, aber auch der urchristlichen Belegstellen unterstreicht dieses Ergebnis. Von besonderem Interesse ist die Vorstellung, weil mit ihr der kontinuierliche Gesetzesunl~ehorsam Israels ausgedrückt und daraus ein andauerndes, bevorstehendes oder eingetretenes Strafgericht erklärt werden konnte, wobei besondere Affinität zu Zerstörungen Jerusalems und des Tempels besteht; ferner, weil sie als Ausdruck des Gesetzesungehorsam:s Israels und als andauernde Schuld in der Gegenwart die Umkehr dringlich machen oder das drohende Verwerfungsgericht über die Halsstarrigen qualifizieren konnte; schließlich, weil durch sie das Abweisungsgeschick von Umkehrpredigern, die sich auch in ihrem Wirken an das entsprechende Wirken ,der Propheten' angeschlossen haben, als das für Israel immer schon typische Verhalten bestimmt werden konnte. In diesem Sinne ist die Vorstellung auch vom Urchristentum aufgenommen worden. - ObJesus selbst die Vorstellunl~verwendethat, bleibt unsicher; dafür, daß er sie auf sich selbst bezog, fehlen Belege. Aber das frühe palästinensischeJudenchristentum hat die Vorstellung nicht nur auf das Abweisungsgeschick seiner unter der Konzeption der ,Erweckung Israels' tätigen Prediger, sondern wahrscheinlich auch aufJesu gewaltsames Geschick ang1ewandt. Wenigstens Anzeichen gibt es, daß das frühe hellenistisch(:Judenchristenturn die Vorstellung unter Einbezug des Geschicks Jesu topisch in der an Israel gerichteten Umkehrpredigt verwendet hat; sicher aber hat das hellenistische Urchristentum sich der Vorstellung bedient,
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dabei die Hinderung seiner Heidenrnission durch die Juden christologisch als Motiv der TötungJesu als Gottessohn und Kyrios reflektiert, an die Tötung der Propheten angeschlossen und mit diesem Bild permanenter Halsstarrigkeit die Verwerfung Israels als Volk der Erwählung und Verheißungen begründet. Matthäus hat den palästinisch- und den hellenistisch-urchristlichen überlieferungsstrang der Vorstellung verbunden, um die theologische und historische Wende bei einem Judenchristentum zu begründen, das 70 n. ehr. als die Verwerfung Israels auffaßt, die Konzeption der Erweckung Israels daraufhin aufgibt, in die künftige Großkirche übertritt und mit dieser nun Völkerrnission treibt. Schon Lk aber ist die ganze Vorstellungstradition fremd geworden; eine gewisse Lebendigkeit zeigt sich noch bei dem PalästinenserJustin, aber dann ist die Vorstellung nur noch Motiv, das gegenüber seinem ursprünglichen Vorstellungskontext isoliert als paränetischer oder polemischer Topos verwendet wird.
NACHWORT
Die vorstehenden Untersuchungen sind historisch-exegetische; sie versuchten zu erheben und darzustellen, was Quellen sagen. Doch nun wird die Frage an die Christenheit laut, wie sie: es mit einer Vorstellung halten will, die dem Judentum Untaten anlastet, aber der historischen Deckung entbehrt. Wir wollen diese Frage zum Schluß wenigstens in kurzen Erwägungen aufgreifen. H.].ScHoEPs hat am Ende seiner Untersuchung über "die jüdischen Prophetenmorde" geschrieben: "Mag die Anklage auf noch so unsicheren Füßen stehen, ihren Eindruck hat sie sicher nicht verfehlt. Im Grunde ist es eine ziemlich fadenscheinige Agitation. Aber in der theologischen Polemik gegen die Juden konnte dieser Gedanke kaum entbehrt werden. Er ist die Krone des ,Schrift~:' contra Judaeos" (S.142f).
Die Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten generell ist freilich keine Ausgeburt christlicher Polemik. Israel selbst ist es, das die Vorstellung ausgebildet und überliefert hat; es ist darin in einer Tiefe mit sich zu Gericht gegangen und hat seine Harthörigkeit gegen Gott in einer Gestalt fassen 'Wollen, die einer Zeit, der der nüchterne Faktenbericht der Güter höchstes scheint, kaum mehr begreiflich ist. Daß das frühe Christentum sich dieser vom Judentum selbst bereitgehaltenen Vorstellung; bediente, wo es auf die Verschlossenheit Israels vor dem in J esus erschienenen Heil Gottes stieß, bedarf keiner Rechtfertigung. Gleichwohl - die Vorstellung hat ihre Zeit so lange gehabt, als sie auch im Judentum lebendig war. Die Christenheit wird sich heute ihrer im Gespräch mit demjudentum nicht mehr bedienen, sie bedarf ihrer auch nicht. Aber hat die Vorstellung damit ihren Sinn verloren? Man ist ja nur zu schnell geneigt, einer Aussage die Wahrheiit abzusprechen, wenn sie sich nicht als unmittelbare Wiedergabe VOll Fakten erweist, und zu verkennen, daß sich Wirklichkeit in solchen Aussagen eine konkrete Gestalt sucht, die den Sinn des Geschichtlichen weit über das konkret Ausgesagte hinaus übermittelt. Das giilt auch von der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der Propheten. Sie ist da in ihrer Tiefe aufgenommen, wo sie nicht zum Instrument selbstgefalliger Polemik wird, sondern wo sie die Frage weckt, ob nicht auch unsere Zeit, unsere Welt und unser Leben in der ins Unheil mündenden Geschichte stehen, in der Gottes Stimme ungehört verhallt und Gott in seinen Boten mundtot gemacht 'wird.
ABKÜRZUNGEN Bei der Zitierung der Q)J.ellen und Sekundärliteratur werden die in RGG, 3.A., Band I, S. XVIff zusammengestellten Abkürzungen 'mwendet. Außerdem sind folgende Abkürzungen gebraucht:
fiir Quellm: IIT PsPhilo LAnt Tierapk VitProph IOWApk PAbot PesR PRE PRK bT TanchB
Hebräischer Text Pseudo-Philo, Liber antiquitatum lnölicarum TierapokaIypse (äthHen 85-90) Vitae Prophetarum Zehnwochenapokalypse (äthHen 9$1-10 9112-17) Pirqe Abot Pesiqta Rabbati Pirqe Rabbi Eliezer Pesiqta (Rab Kahana) babylonischer Talmud Midrasch Tanchuma 00. S. Buber
+
fiir Publikationsrtihen und Zeitschriften: Arbeiten zur Geschichte des Spä~judentums und Urchristentums, hrsg. v. Institutum Judaicum Tübingen, Leiden ArtBull Tbe Art Bulletin. A Q)J.arterly publishOO by the College Art Association of America, New Yl>rk BhHW Biblisch-Historisches Handwörterbuch, hrsg. v. B.Reicke und L. Rost, Göttingen BiR Biblical Research, Amsterdam EvQ Tbe Evangelical Q)J.arterly, London PAAJR Proceedings of the American Academy ror Jewish Research, Philadelphiatpa RQ Revue de Qumrän, Paris WMANT Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament, hrsg. v. G.Bornkamm und G.von Rad, Neukirchen Folgende Siglen werden verwendet: dt deuteronomisch dtr deuteronomistisch Dtr die Deuteronomisten (5.S.66 A3) dtrGW der Grundbestand des dtr Geschichtswerkes (8.S.66 A3) dtrPA die Vorstellungstradition der dtr Prophetenaussage (s.S.63 A7; 70f) dtrGB die Vorstellungstradition des dtr Gesl:hichtsbildes (s.S.63f u. bes. S. 71.122-124) Vorstellungselemente des dtrGB: A, B, C, D, E, F zu Element A s.S.62 A6 zu Element B s.S.63 A2 zu Element C s.S.63 A7 zu Element D s.S.63 A8 zu Element E s.S.123 A7 zu Element FI s.S. 123 A3 zu Element F2 s.S. 123 A5 Anmerkungen werden durch A + Ziffer (zB S.I Al = St:ite 1 Anmerkung I) bezeichnet. K. bedeutet Kapitel. AGSU
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Die in der voraufgehenden Untersuchung mehrfach herangez
353
REGISTER Begriffs-, Sach- und Stellenregjster bieten nur eine Auswahl und ergänzen sich gegenseitig. Wird nur die Seitenzahl angegeben, so sind dlie zugehörigen Anmerkungen u.U. mit zu berücksichtigen.
A. HEBRÄISCHE UND GRIECHISCHE BEGRIFFE
rl
n"nrl vrWT ",'sm
208A5 s. Toraforscher
16M; 62A7; 64A6; 67A2; 68-7'1. 68fA2; 69. 71A4. 6; 73A3; 77. 83. 94f. 96M; 101AS; 138. 155A7; 160. 161A3; 163f'. 168f. 172A2; 174A7; I 93fM; 194.200 O:)M 168A7; 208A5; 212A5; 215AI, s. Weise ,N1;I1.) 64fA6; 73A3; 74fA3; 202fA7 O'~'W 168A7; 170AI; 176A7; 208A5, s. Weise 96M; I46AI; 202fA7; 208fA6; 215AI, s. Schriftgelehrte s. Gesandte
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32fA2 30. 30A2, s. Gesandte 30A2, s. Schriftgelehrte 24fM 24A3 49 228A3 49A2 43. 43A7; 309A7 30A2, s. Weise 42. 42A7
B. NAMEN- UND SACHREGISTER Aaron 89AI; 9Of. 250A7. 9. 10 Ab, (9.) 33A6; 88. 93AI; 133. 135. 203AI Abel 31A8; 36---39. 37M; 223A4; 282M; 296. 296M Älteste 96fA4; 181A4 Alexander Jannai 154A3. 4 AlkimosjJakim, Hoherpriester 161A4; 206A6; 209AI Amos, der Prophet 91. 250AI. 7 Amosbuch 200A4 Ananus, Hoherpriester 230A2 Antichrist 242 Antiochus IV 113f. 117. 119f. 123AI; 131. 134. 158A4; 160. 161A2; 166. 172. 173AlI; 187f. 205A3; 206. 237fA4; 246A6 Apokalyptik 192f Apostel s. Gesandte Apostelgeschichte -Missionsreden vor Juden 267f. 314fA5, s. auch Stephanusrede -antiochen. Traditionsgut 275AI Aristeasbrief 189A2
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NAMEN- UND SACHREGISTER
Asarjagebet Il3. Il7.119f. 123Al; 128A3; 131. 134. 186A2; 188A1. 2; 205A3; 208A2 Ascensio Isaiae 245. 247 Asidäer 132f. 137. 147. 150A1; 153A2; 154A"; 156. 158A4; 159-162. 164A5; 165. 166f. 168. 169A5; 171. 172f. 174f. 178. 188A6; 191A2; 192A1;205-208. 209.210. 212. 215A1; 216. 222. 224. 226. 232. 237A4; 246~ 254 Assumptio Mosis 172f. 187A3. 5; 188A2; 190. 203A3; 209A1; 210. 210A10; 212. 226A3 Auferstehung 254A2; 255Al; 256A2. 3. 4; 260A3. 5; 261A2; 263fA3 Aussendungsrede (synopt.) 286fA9; 294fAlO; 309A7; 3IlfA4; 313A2; 314f Baruchapokalypse (syr.) 173. 180-183. 187A1. 2. 3. 4. 5. 6; 188A1. 2. 5. 6; 191A1. 3; 193. 209Al; 210. 212. 216A1; 217A2. 4.7.8; 218A1. 2. 3; 235A6; 236A2; 256. 257A4. 7; 312A7 -Briefandie91/2 Stämme 180.183. 184A2; 217A3. 4. 5. 8; 218A1. 2 -Wolkenvision 181A9; 191A3; 192 -Zedemvision 155AIO; 190A1; 191A3; 192 Baruchbuch Il6A2; 122A4; 128-133. 148A1. 7; 164f. 170A7; 171. 192. 205fA3; 206Al; 225A3; 236. 246A6 Bilderreden (äthHen) 155A1; 218A3 birkat ha-minim 22fA4; 279fA4; 283A3; 315A4 Botenformel 52f. 73A3; 223A7; 290A5 Bund (dtrGB) 69fA2; 98A6; 118A7; 127A2; 134fA10; 140. 141fM; 142. 175 Bundeserneuerung 120.134.136. 198A7; 203A1 Bußgebet 61. 64. 106f. 11 Off. 132. 132A2; 134. 138. 146. 152A2; 184A1. 2; 198f. 203. 203A2; 204A3; 208. 219. 252A3 Bußtag 133. 134A9 Chronist. Geschichtswerk/chronistisch 37. 60fA3; 64f; 66A1. 4; 67A7; 74fA3; 76f. 76A3; 84A4; 111A2.4; 11lfAll; 113. 122A4; 126A1; 136. 141fA4; 144146. 146fA8; 165A2; 196A8; 198A5; 200A4; 202. 202fA7; 204A1. 3; 204. 210M; 249A7 Damaskusschrift 158. 187A1. 2. 4; 192 Danielbuch 113A9. 10; 119A10; 131. 132A3; 148A1; 154A4; 155AI0; 158A4; 190. 191Al. 2; 205fA3; 206Al; 207A6; 245A9. 10; 254. 255A1; 260A4 Deuteronomium 66A3; 140A4; 142. 159A2; 172A1; 196A8; 197.198. 199A7; 200A4;204AI; 205A2 deuteronomisch 66A3. 4; 70Al; 141fA4; 196. 197. 200A4; 201A4 Dtr/dtr 17A5; 66A3; 67A1. 7; 68fA3; 71-77. 76A3; 78f. 86. IlOfA6; IllfAl1; 118A7; 137-143. 141A2; 141fA4; 151. 185A4; 185f. 191A1; 196. 199-201. 199A7;200A4; 202f. 204f. 224ff. 230A2; 240Al; 266A9, s. auch Geschichtsbild, Geschichtswerk, Jeremia Quelle C, Königszeit, Leviten, Prophetenaussage, Richterbuch, Richterzeit, Träger der Überlieferung, Überlieferung ua. Diaspora 115A8; 134fAlO; 148A1; 156. 183A1; 307A4, s. auch Exil, Judentum (hellenist.), Sammlung, Zerstreuung Drohwort 52f. 57A9; 283. 290A5, s. auch Gattungstradition, Gerichtswort, Scheltwort Elia, der Prophet 16A1; 90. 92A2; 147A4; 155A5; 197. 201A4; 240A3; 241f. 250A7; 278A2 Eliasapokalypse (kopt.) 242f Elisa, der Prophet 90. 147A4; 197. 201A4; 259A7 Endgericht (dtrGB) 104. 108. 123. 128. l40f. 152. 153. I 56f. 161A3; 162. 166fAll; 167f. 171A9; 172. 174A2; 175. 178. 182f. 183A2; 187f. 189. 190.
NAMEN- UND SACHREGISTER
355
195.206AI;211.212.216.218.221.224.229fA5;233A6;235-237.238.268. 273. 275A2; 276f. 282. 285. 286. 286fA9; 291f. 294f. 296. 297. 299. 30lf. 302AI; 304. 311. 312A7; 316, s. auch Gericht (an den Völkern), Prophetenaussage Endzeit 152A5; 153. 155A3; 156. 161. 162A2; 164.166AIl; 175. 180A2; 182. 183M; 187. 190.207.211. 212. 229fA5; 235A5; 282. 285" 286 -Berechnungen 183A3; 190 ErbannenJahwes (dtrGB) IlIA4; 112AI4; 1I8A7; 148AH. 8; 172 Erweckung Israels 217. 268f. 286f. 289. 306-309. 310. 311. 312. 314f. 314A5 "eschatologische Kreise" 204-205. 205lA3; 206. 206Al; 207A6; 209A3 4. Esrabuch 173. 176A7; 177-180. 180A5; 187AI. 2. 3. 4" 5. 6; 188AI. 2. 5; 189. 190. 191AI. 3; 193. 209AI; 210. 212. 216AI; 217A2. 7; 218A3; 235A6; 236A2; 256. 257A7. 8; 312A7 -Adlervision 155AIO; 178f. 190AI; 191A3; 192 -Menschensohnvision 178f. 191A3 -Zionvision 178f. 191A3 5. Esrabuch 230fA6; 279AI Essener s. Qumran Estherbuch 245A9. 10 Exil, babylonisches/Exilierte I 11 fA 11 ; 1I2A14; 1l5A8; 122A4; 132A3; 140A3; 141fAI; 146A4; 148AI; 152AI; 159A4; 172. 172A2; 183A2, s. auch G1>la Ezechiel, der Prophet 127AI; 141fA4; 199A3; 204A3; 249A8; 25OA9 Fastenliturgien 133A2 Feinde Israels (dtrGB) 110. 112AI4; 117. 120AI; 1231.130-132. 133A2; 140. 153. 156. 174A8; 183. 186. 187.216.255, s. auch Gericht (an den Völkern), Völker Fluch 67A7; 70Al; 1I0fA6; 1l4AI; 1I5AIO; 1l8A8; 119. 122A2; 125A2; 126A3; 133A2; 134. HOf. 150A2; 159A4; 172A2; 186. 255A4, s. auch Feinde, Gericht Fremdherrschaft über Israel 113A3; 122-128. 131. 134.211 Gattungstradition 51-53. 53A3; 57f. 129A7; 133. 157AI; 22-1-. 226. 232. 288A5; 290 Geist Gottes 63AI; 64fA6; 71A6; 74A2; 77. 89A3; 97.167. 265f. 288A4 Gemeinde 287Al; 304fA5; 308. 308AI. 2; 313AI. 2; 315AI Gerechte-Sünder, Scheidung in (dtrGB) 153. 153A4; I 54A4; 156. 162. 166. 167f. 171fAlI; 175f. 178. 180A2; 182f. 187. 189. 190. 226f. 255. 286 Gericht (dtrGB) 38f. 39AI. 4; 52AIO; 54. 56f. 63A8; 64A4; 67A7; 71A4; 73AI; 84. 95A3; 111M; 112A14; 113A3; 114f. 117. 118A3; 119:f. 121A3; 122-128. 132f. 138f. 141. 142f. 150-152. 155. 159. 164. 166. 17Of. li'2f. 174f. 176. 177f. 180. 181-183. 185-188. 220. 233. 254A5; 255A4; 26OfA5; 293f; 312A7, s. auch Endgericht, Fluch, Fremdherrschaft, Preisgabe, Zerstörung Jerusalems, Zerstreuung, Zorn -Andauer 1I3fAlO; 119. 12Of. 122-128. 132A3; 134. 139f. 142f. 143A4; 144A3; 146. 148AI. 8; 149. 151A3; 152. 155f. 159A4; 164. 166. 167. 170. 170AI. 7; 171. 173.175.177. 178. 186-188.190. 191AI; 193. 198. 199.203. 204. 204A3; 206. 212. 216. 217. 219. 220. 254f. 256A3. ,~; 26OfA5; 261AI; 286. 312A7, s. auch Schuld -an den Völkern 38A4; 123.130.132. l40f. 144AI; 146.153. 162A2; 172. 178. 186f. 2 11 All ; 216 Gerichtsdoxologie 125. 126AI; 127A2; 137.138f. 141. 162A4; 170A7; 171Al; 183A3; 185. 196. 198. 203. 217. 260fA5 -Einübung in die 138. 142. 143A6; 175. 198f. 217A6 Gerichtswort, prophetisches 51-53. 57f. 63A8; 64fA6; 95A3; 104fA8; 108.
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NAMEN- UND SACHREGISTER
137A8; 138Al; 157Al; 181A5; 190. 218. 222. 224. 225f. 226Al; 227. 232. 270A7; 282.288. 290 Gesandte 30A2; 94. 97A4; 98f. 109: 202fA7; 208fA6; 214f. 223-227. 229-235. 229fA5; 282A3; 286fA9; 292f Geschichtsbild, dtr (dtrGB) 62f. 67A7; 68-71. 71Al; 72.74. 76A3; 77-80. 8386. 93. 103f. 105-109. 107A4; 110-121. 121A3; 122-128.124.133-136. 137. 138fA2; 139-143. 143f. 144-146. 146f. 148f. 150-152. 153f. 155f. 159-162. 164f. 166-169. 170f. 172f. 173-179. 180. 181-183.184Al. 2; 184-189. 185Al; 189-193. 195. 204A3; 205A3; 206f. 209-212. 215-218. 218-222. 223ff. 229A4; 232ff. 236. 239. 244. 253. 254f. 256. 260fA5; 266. 268. 269f. 275. 278f. 281. 282f. 284. 285. 286-288. 289. 293f. 297. 299. 301-303. 308. 3121. 314A5 -als offenbartes 190A3; 191. 193 -als homiletischer Topos 139-142. 143. 145. 162. 164. 166AI0; 173. 179f. 181f.217.221.239.267.278 -Traditionsbereich 107A4; 149. 152. 156. 189A3; 190. 195A5; 213. 216. 222. 236. 24OAl; 244. 254. 257. 260. 260A4; 265. 268. 276. 285. 286. 288. 289. 294A2; 306 -Vorstellungsbestand 107A4; 108. 149A4; 151A5; 152. 155. 155Al; 157. 162. 164A5; 165. 170Al; 171A9; 176.189-192. 193A3; 194. 218A3; 222. 224. 254. 256. 257. 260. 275A3; 286. 288. 291A3; 308 -Vorstellungsrahmen 107A4; 117A4; 144A3; 148. 153A7; 155A3. 10; 171. 173. 178L 183.189-192.193.210.211.215.219.255.261.285.286.288.289 -Vorstellungszusammenhang 71Al; 86. 104. 106. 107A4; 108. 116A2; 118. 126. 127A2; 130. 132f. 146. 150. 152. 153. 153A4; 155. 160A5. 16lf. 164. 164fA5; 167. 178f. 182f. 184Al; 187. 189-191.218.219.220.221. 278. 279. 299 -Weiterbildung des 103f. 107f. 118A7; 122-128. 139-143. 152. 153. 155f. 161f. 164f. 175. 182f. 184Al; 185-189.190. 190Al; 198f. 212. 216. 219. 268. 278f Geschichtswerk, dtr 66-72. 66A3; 67A7; 73f. 75. 107A4; 118A7; 137-139. 140A4; 141A2. 3. 4; 142. 185A3; 196. 197. 198. 199. 200A4; 201. 202A3; 204A3; 236 Geschichte als Ganzheit 141. 189. 192f "dieses Geschlecht" 32Al; 39Al; 162Al; 168.282 Gola 122A4; 143. 148A8; 151A3; 165A2; 172. 198A5; 203. 204Al, s. auch Exil Habakuk, der Prophet 250A4 Hasmonäer 150Al; 154A3. 4; 157f. 170fA9; 171. 172. 189A2; 210 Heiden s. Völker Heidenchristentum (hellenist.) 265. 269-273. 274-277. 278f. 279fA4; 291A4; 305f. 309. 311. 312. 313A2; 314A5 . Heidenmission s. Völkermission Heil, eschatologisches (dtrGB) 118A7; 123f. 127A2; 130A6; 132. 132A1. 2; l40f. 142. 143f. 145. 147M; 148f. 150-152. 153. 154A4; 157. 159M; 162A2; 171A9; 174A2.6; 175. 178. 179Al; 180. 182f. 186-188. 191Al; 194.203.212. 216.217. 229fA5; 254. 255Al; 257. 260. 261AI; 262M. 5; 268. 285. 286, s. auchJerusalem (eschat.), Restitution, Sammlung, Verzögerung HeiIigkeitsgesetz 141fA4; 199A3; 204Al "Heilstaten Jahwes (dtrGB) 71Al; 101A5; 11OfA6; 117. 118. U8A7; 120. 120A5; 134. 140. 142. 146. 266A9; 268. 270f. 270A7 He~ende l11A4; 123. 123fA7; 132. 143. 154A4; 156. 162. 175. 180. 188. 193. 198. 204Al. 3; 211. 212. 216. 219. 221. 255A4; 270A7; 286, s. auch Gericht (Andauer), Heil H~orte 157.190.218. 254ff. 257. 285. 286fA9; 315A6, s. auch Makarismen
NAMEN- UND SACHREGISTER
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hellenistisch{palästinisch 19A5 Henoch 190A3 Henochbuch (äth.) 150AI; 154-157. 165. 189. 190. 191Al; 257A2. 3. 5. 7.8; 260A4, s. auch Bilderreden, Paränesen, Tierapokalypse, Zehnwochenapokalypse Hosea, der Prophet 60A3; 197. 198Al; 199-201. 200A4 Israelprediger 142f. 146. 149. 153. 156f. 16Of. 168A4; 169f. 169A5; 176.180. 182. 186. 188. 192. 194f. 195Al; 202f. 208. 211. 212. 213-215. 216. 217. 221. 223. 226f. 229fA5; 246f. 256f. 259f. 282A3; 284. 285. 284öf. 287Al; 288. 289. 291. 293. 294f. 296f. 299. 300f. 301f. 302M; 304-306. 306-309. 310. 313. 315f, s. auch Erweckung, Predigt (dtr), Prophetenaussage (Erweiterung) 70 Jahre 190A2 Jason, Hoherpriester 152A5; 158A4; 172A2 Jeremia, der Prophet 72f. 89f. 91A3; 91fA7; 116A3; 138AII; 176A3; 198Al; 200M. 5; 201. 217A2; 249A7; 250A7. 8 Jeremiabuch 141fA4 -Barucherzählung 201 -Quelle C 72-74. 74fA3; 77f. 79AI; 86. 87A5. 6; I04fA8; 106A3; 137-139. 141A2; 143A6; 185A3; 196. 198Al; 199.201. 205A2; 217A2. 3. 5. 6; 236 Jerusalem{Zion 41-47. 46A4; 54. 88f. 93. 95. 1l0fA6; 113fAI0; 115A8; 117. 125A4; 128A3; 130A5; 131. 164fA6; 181. 197-199. 203f. 205M; 227f. 229. 232. 237fA4; 237-239. 24OAl; 242A2; 246.269. 270A7; 279A2;292f,s.auch Prophetengeschick, Tempel, ZerstörungJerusalems -als Mutter 227A8; 228A3; 229 --eschatologisches 130. 148A6. 8; 149. 154A3; 156. 171A9; 181 Jesaja, der Prophet 90f. 91fA7; 147A4; 229A4; 245-247. 250A7 -Zersägung 60fA3; 84A6; 92A2; 243A2; 2451. 247A3; 2:49A6 Jesus, historischer 40.47.51. 53-56. 169A3; 284-286. 284A4; 288 Jesus 41-47. 46fA5; 97. 266ff. 271ff. 284. 286fA9; 287AI; 288. 288A5; 289. 290A5; 291. 292f. 293A8; 295-297. 299-302. 302M; 304f. 306. 310A5; 312 Jesus ben Ananias 238 Joel, der Prophet 250A3 Joelbuch 204fA4 Johannes Hyrkan 154A2; 157 Johannes der Täufer 213.241. 286Al; 291f. 294. 301A2; ~i02. 302A4; 304. 316 Jonathan Maccabaeus, Hoherpriester 157.209Al Josephus 81-86. 92A2; 209. 211. 213. 238f. 239A4; 240 Jubiläenbuch 123fA7; 149A4; 150AI; 157-162. 163. 165. 174. 187Al. 2. 3. 4. 5.6; 188A2. 5. 6; 189f. 192. 202Al; 205fA3; 206Al; 208A3; 217A2. 3. 7; 218A2; 245A9; 246A5. 6 Juda der Exilszeit 110-112. 113fAIO; 137-143. 185. 196-·199. 203M, s. auch Dtr, Exil, Gola, Leviten Judas Maccabaeus 132AI; 154A3; 246A7, s. auch Makkabäer Judenchristentum (hellenist.) 266. 266A6; 267. 268f. 273. 275AI; 276. 277AI; 278.284.289. 296A3; 305f. 305fA7; 309. 310f Judenchristentum (palästin.) 51. 55A2. 4; 56. 239. 265. 21>9. 273. 276A2; 278. 280-284.285.286-289. 294fA7; 298. 300. 305f. 305M; 306 Judenchristentum (vormatth.-palästin.) 39fA4; 228A4; 300. 306-309. 306fA8; 3101. 312. 314A2 Judentum (hellenist.) 121A3; 136A2; 149fA6; UKA2; 18!1A2; 216A5; 225M; 254Al;260. 261A2;262. 263fA3; 266A6;268 Judentum (palästin.) 86. 147ff. 148Al; 165ff. 184. 189-19:1. 204-207. 207-209. 209-215. 216f. 226. 239. 251. 260. 265. 267f. 276. 278. 279fA4; 284. 285. 286.
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NAMEN- UND SACHREGISTER
288. 294. 298. 305. 306. 308. 312A7; 313-316, s. auch Asidäer, Qurnran, Pharisäer, Sadduzäer, Umkehrbewegung, Zeloten Judentum (palästin.) Gruppierung 170A4; 19lf. 193. 204f. 205-207. 209-212 Judenmission 314f, s. auch Erweckung Judithbuch 165A2; 245A9 Justin 279fA4 Klagelieder Jeremias llOfA6; 127A2; 135. 185A3 Klagepsalmen 255A6; 258Al Königszeit (dtr) 61-64. 64A6; 67A7; 112AI3; 138fA2; 155 Kontingenz 193 KontrastJahwe-Israel (dtrGB) 52. 58A3; 61. 62A7; 74. 78. 103. 117f. 134.224. 23OfA6; 233A7; 266A9; 269. 301. 311fA4, s. auch Sündengeschichte Kreuzigung 31. 161A4; 272A2; 294 Krieg, jüdischer 39fA4; 53A6; 55A2; 56. 56A6; 211A5; 227A8; 237-239. 296A3; 310, s. auch ZerstörungJerusalems 70 n.ehr. Kyrios 275Al; 276f. 279. 293A8 Kyros-Edikt l11A4; 184fA2; 204A3 Land der Verheißung (dtr) 61. 101A5; 110fA6; 113A3; 118. 122. 127A2; 140. 142. 144Al; 145. 159A4; 198f. 270A7 Landnahme (dtr) 61. 111f. 141. 172. 173 Langmut Gottes (dtr) 63. 71A4; 142. 182A4 Lehrer der Gerechtigkeit 157. 159. 160A6; 166-169. 193A4; 195Al; 209AI; 246. 270A6, s. auch Qumran Leiden des Gerechten 254-256. 257-260. 260ff. 283. 283A3; 284. 286 Leidensvorstellungen 109.247. 254ff. 260ff. 284A3 Levi 153A2; 157f. 202Al; 208A5. 6 Leviten 120. 144. 145A6; 153. 196-199. 199-201. 202-205. 202Al; 205fA3; 206Al; 206f. 209. 209A3; 216 Lichtterminologie 176A6 Logienquelle 20f. 22A1; 24A3; 25f. 29A3; 48A4; 269. 278. 280-284. 283A!; 286-288.289.291. 294A1; 305A4; 306. 307. 308. 309A5 -QLk 22A1; 269. 283A1; 307fA13 -QMt 22A1; 283Al; 304. 306fA8; 307fA13; 31OA! Lohn (eschat.) 255Al; 256A3. 4; 257. 258A4; 260A3. 4 Lukas 30A2; 41-45. 266A4; 267f. 269. 279A2; 283AI; 294. 304. 307fA13 Märtyrer(gedanke) 16f. 19A1; 162f. 252-254. 256. 258A4; 261. 263 Märtyrerprophet 15A1; 103A4; 108. 201fA4; 249. 251. 253f. 263f Mahnreden I49A4; 151A5; 152. 161A3; 162A4; 170Al; 174A7; 175. 179. 18lf. 190A3; 212. 216A1; 217A2; 218, s. auch Predigt (dtr) Makarismen 20A2; 107A4; 108. 147A3; 149M; 157A3; 222. 257. 257A3. 5; 259A4 Makkabäer 132f. 148Al; 150. 153. 154A4; 158. 165A2; 206f. 211 1. Makkabäerbuch 158Al; 165A2; 189A2; 207AI0; 210 -Kampfzeitlieder 132Al. 2; 171A9; 207AI0; 211 2. Makkabäerbuch 189A2; 260fA5; 261A1; 262A2. 5; 263fA3 3. Makkabäerbuch 189A2 4. Makkabäerbuch 189A2; 247. 261A2; 262A2; 263fA3 Maleachi(buch) 144A3; 202A2; 204fA4; 216. 216A1; 240A3 Manasse, König 60fA3; 67fA7; 68A2; 84A6 MandäerJmandäisch 37A4; 47A2; 97A4; 223A4; 228A3. 4 Markusevangelium 55. 269A3; 272A2. 3. 4; 273A2; 291A4; 298. 299. 299A4; 304.310. 311
NAMEN- UND SACHREGISTER
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Martyrium Isaiae 243A2; 244. 245-247. 251. 263A3 Maß (der Sünde) 38fA4; 39. 175. 275A2. 3; 291. 294A2; :195 Matthäusevangelium 23A3; 24A3; 25A3; 25f. 28fA7; 30f. 31A8; 37-39. 39fA4; 174A3; 265. 281. 289ff. 291A4; 294. 295ff. 297ff. 299. 302M; 304-306. 309f. 31Of. 312ff. 312M. 6 Menelaos, Hoherpriester 152A5; 158. 161A4; 172A2 Menschensohn 191Al; 236f. 284A3; 286A6; 287Al; 288. 293. 31OA5 Messias 171A9; 236. 293A8; 311fA4 Micha 90f. 249A9; 250A7 Mission 216f. 286fA9, s. Erweckung,Judenmission, Völkennission Mose 85fAIO; 89AI; 90f. 119. 147M; 159. 172A2; 175J12; 181M; 184A2; 190A3; 195. 199. 200A3. 4; 201A4; 226A3; 240. 241f. 250A7. 9; 266. 268A8 -Mose-Leviten 200A4 -Mose-die Propheten 68AI; 96fA4; 98. IOIA5; 112. 119. 163A4; 167. 176. 179. 199f. 200A4. 200fA5; 233. 240Al; 266-268, s. auch Prophetenkontinuum, Sukzessionsreihen Nahum, der Prophet 250A5 Nazaräerevangelium 37A6; 315A4 Nordreich (Ende 722 v.Chr.) 62A2; 64. 67f. 78. 85f. 93AI; 112AI4; 113A3; 118f. 151. 185. 196A8; 197 Paränesen des äthHen 15«. 156f. I64A5; 190. 205A3; 206Al; 218A2; 222. 226AI; 255. 260M; 288A6 Parusie 55.57. 279A2; 293 Paulus 272A2. 3; 277. 278A2; 313A2 Pflanzungsmetaphem 270fA7; 271A6; 298 Pharisäer 154A4; 170A4; 181A4; 192.210. 211. 239A3; 290. 315 Philo von Alexandrien 184A2 Pompejus 131. 17Of. 187f. 237fA4 Predigt, dtr 106. 107-109. 137-143. 144-146. 149. I 52f. 154. 156(. 160-162. 164. I 68A4; 173. 175f. 179. 182f. 188f. 190A3; 196A8; 198f. 202f. 204Al; 208.211. 212. 213. 215-218. 219. 221. 226. 245. 267f. 276A2; 278. 282. 286. 300. 30 IA2 ; 304. 306f. 308AI, s. auch Erweckung, Israelpl'ediger, Mahnreden Predigten, levitische in Chr 144-146. 149A4; 162A4; 186A2. 3; 196. 202A2. 3; 203A2; 216AI Preisgabe Israels an die Völker (dtrGB) 113A3; 120Al; 1'21A3; 155. 159A4; 174A8; 190. 191Al, s. auch Fremdherrschaft, Gericht, Z,erstreuung Priester(kreise) 76A3; 1J6A5; 141fA4; 150AI; I 52A5. 6; 157. 158f. 168. 169A5; 170AI; 183A6; 197f.199A2. 3; 203-205. 205fA3; 206.206Al; 207A6; 210. 246A6 Priesterschrift 204A 1. 2 Priestertradition 127A2; 141fA4; 173Al; 204f. 206Al; 209A3 Prophetenaussage, dtr (dtrPA) 63A7; 65. 68-71. 72-77. 73(. 76A3; 77-80. 83-86. 89. 92f. 100-102. 103f. 105-109. 1l0-122. 127(. 135-137. 139. 144. 147.149.152.155.159-161. 165A2; 167-170. 171. 172A2; 176. 179. 182Al; 183. 183A6; 193-195.197. 199-201. 202fA7;208. 210. 211. 213-215. 217A5; 218-222. 223-226. 227. 232-235. 240-243. 244. 245-2:47. 248f. 250-252. 253(. 256f. 258M; 259. 261. 262Al; 263f. 265-268. 269-271. 273. 277. 27M. 280-284. 286f. 288f. 291. 293f. 297. 298. 299. 300-303. 304Al; 305f. 307f. 311.312f -Formulierungsstruktur 15Al; 63. 71. 73AI; 83. 84All; 87. 90. 92fA4; 96. 98. 100f. 193A4; 266A7; 268A8; 294A2 -Zweiteiligkeit 62f. 64. 68f. 70. 71. 73Al; 83. 84All; 93. 96. 98.100.167. 193A4; 224. 266A7
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NAMEN- UND SACHREGISTER
als Israelaussage 7M. 89. 93. 102. I 27f. 136. 161. 201. 220. 244. 253. 266A3; 270A6; 276A3; 294. 302A4; 304. 316 -Verselbständigung 73f. 74A2; 74fA3; 85ff. 93. 103f. 143. 167. 195. 2201. 224. 224A9 -"die Propheten" (generell) 15-17.19.60-64.66-71. 73AI; 76A3; 82A9; 92fA4; 94. 96A4; 99f. 102. 103A4; 142. 146. 148. 149. 152A6; 155A7; 161. 176. I 93fA4; 197. 199-201. 200fA5; 202A7; 215. 221. 223. 244. 250-252. 288, s. auch Mose-Propheten, Prophetenkontinuum, Sukzessionsreihen --die Propheten als Boten 73A3; 74. 79AI; 214 --die Propheten als "Knechte" 68A2; 269A4; 298 -Prophetenkontinuum 60A3; 68A1. 2; 73A4; 76A3; 94A2; 95. 96fA4; 99. 176. 179. 185. 199f. 200A4; 220. 240Al; 269f -Sendungsmoment 52AIO; 64A6; 73A3. 5. 6; 74. 74fA3; 93A6; 94f. 96A4; 98. 101. 116. 119. 155A7; 160A3; 167A2; 168. 183. 193fA4; 215. 223f. 225. 229fA5; 269. 270AI; 286fA9; 291A3; 298. 300. 306. 309Al -Urnkehr- und Gesetzespredigt 62. 64A6; 67. 70. 71A6; 73AI. 3. 6; 74A2; 77. 83. 85. 96A4; 98.101. 116. 142f. 149. 153f. 156f. 160f. 168. 176. 179. 180. 185f. 193fA4; 194. 195AI; 199.200. 202f. 208. 212.217.220.221.233. 240AI; 266A2; 271A4; 286f. 291A3; 293. 298f. 301A2; 304. 306f. 30SAI -Vermahnung s. ,..371"1 -Gebotsübermittlung 64. 70. 71A6; 96A4; 99. 112A5; 115f. 119A7; 142. 144. 152A6; 167. 193fA4; 194. 199.200.220 -Gerichtswarnung 70AI; 83A5; 84. 84A8; 96A4; 99. 116. 119. 122Al; 193fA4; 194. 200A4; 220. 233A6 -Weissagung von Unheil 64fA6; 68A2. 3; 70Al; 73fA6; 116A3; 119. 156f. 167. 188f. 193fA4; 194. 195. 195AI; 200A4; 212. 217f. 221f. 226f. 233A6 -(Weissagung von Heil) 95A3; 96A4; IOIA5; 144AI; 147A4; 149. 152A6; 155A7; 157. 168AI; 188f. 194.212. 217f. 222. 233A6; 286fA9; 293. 301A2; 304.306f -
-Geschickverben 15Al; 46A4; 64fA6; 74fA3; 83. 91A4; 91fA7; 92fA4; 101f. 105A4; 16Of. 193fA4; 195.230. 243A2; 252AI; 266A7; 26SA8; 298. 308A7 -Moment des Nicht-Hörens 63. 64fA6; 67A4; 69A2; 71. 73Al.6; 74.78. 85A2; 94f. 97A5; 101fA5; 113A7; 114A2. 3; 115. 125A4; I 56A4. 8; 160. 167A4; 183A6; 193A4; 195. 208A4; 220 -Tötungsmoment 15AI; 28A7; 31A2; 63f. 64fA6; 71. 74fA3; 76. 78f.83. 84A5; 88. 89. 90. 92A2; 92fA4; 98.102. 105A4; 122. 1601. 193fA4; 201. 229. 230A2; 242. 253. 265Al; 269A4; 274. 275. 276. 284A3; 294. 294A3; 29SA8; 300A4 -Verfolgungsmoment 25A5; 31A2; 105A4; 161. 195.224. 265AI; 309AI -Prophetenmord 15AI; 31A8; 38. 39fA4; 295-297 -Prophetengeschick-Endgericht 104. .108. 128. I 88f. 195. 221. 224. 226A5; 269. 273AI; 275. 275A3; 276. 277A5; 278. 282. 286fA9; 291. 293AIO; 294AI; 299.300. 301. 302. 304. 305A5; 316. -Prophetengeschick als andauernde Schuld 127f. 188f. 195. 219. 224. 226f. 270. 275A3; 279A2; 281. 282. 282A3; 291. 316, s. auch Schuld -Prophetengeschick als verbreitete Vorstellung 15. 103. 136f. 219 -Prophetenabweisung-ZerstörungJerusalems 72. 74f. 79AI; 87A5. 6; 89AI; 91fA7; 93AI; 96A5; 102. 104. 193fA4; 195. 220A6; 221. 226A5; 228AI; 229. 229A4; 244. 249A7; 279fA4; 293f. 294AI; 296A3; 297. 299. 300. 301. 302. 304. 305A5; 308A7; 313. 316, s. auch Zerstörung Jerusalems -Erweiterung um nachexiI. Prediger 105. 109. (139. 142. 143. 146. 149. 153. 156f.) 16Of. 168-170. 176. 179f. 182. 186. 188. 194f. 202A7; 208. 210. 211. 213. 22OA4; 221. 223A3; 224. 226f. 229fA5; 246A6; 256. 282A3; 283. 286fA9;
NAMEN- UND SACHREGISTER
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298A9, s. auch Israelprediger -Erweiterung um Jesus 105. 22OA4; 221. 266f. 268. 268A8; 269. 271-273. 276. 278. 279fA4; 284. 289. 292. 294.299. 302. 304. 305,,316 -Erweiterung um christi. Prediger 105. 22OA4; 221. 259f. 279A2; 283. 284. 286f. 289. 291. 294f. 299. 301. 302. 304. 305. 306-309. 313. 316, s. auch Israelprediger "die Propheten" -im dtrGW 68--71. IIOfA6; 142. 2ooA4 -in Jeremia Quelle C 72-74. 77f. 79AI;87A6; 96A4; l00.10IA3; 103. 116. 138. 141A2; 142. 160. 200A4; 220A4. 5. 6 -im chronist. Werk 64f. 74fA3; 76A3 -bei Josephus 83-86. 100AII; 103f. 106A3; 194. 200A4; 218. 220 -im Spätjudentum 147A4; 149. 152A6; 155A7; 161. Jl62A6; 163A6; I 67f. 168A4; 176. 179. 183A5; 193-195.208. 214f. 223--227. 229--235. 258A4; 287AI -in rabb. Tradition 92A2; 92fA4; 96fA4; lOOA9. 11; IOIA3; 103f. I06A3; 107. 128. 194.209.210.218-222.244.250-252. 263AI -im Urchristentum 25f. 31AI; 33. 38. 53f. 56. 99-105" 218. 266. 268. 269. 274ff. 275A2; 278A2; 279A2. 3; 282A3; 294. 296. 296A6; 297. 298f. 301. 301A2; 302M; 316 Prophetengräber 243A2; 244. 246. 247A3; 248f. 252. 279A2; 281. 282A3. 4; 296A6 Prophetenkreise des Nordreichs 6OA3; 68fA3; 197. 199-2fll. 200A4 Propheten als Einzelgestalten 17. 64. 68. 71. 76. 79. 89ff. 9OA4; 92Al; 92fA4; 109. 197.240-243.243~ 245f.248. 250-252. 263fA3 Prophetenlegenden 17. 33ff. 243f. 245f. 247ff. 25Off, s. auch VitProph Propheten (gegenwärtige) -im Spätjudentum 109. 152A6; 168. 169A5; 202fA7; 208A4; 211. 212-214. 238.240 -im Urchristentum 25f. 26A4; 29A3; 100Al; 213f. 2411f. 287. 291A3; 292. 308A1; 313. 313Al. 2 Prophet, eschatologischer 109. 213f. 240-243 Proverbiabuch 164fA5; 165. 207A9; 222. 224fA13; 225AJI. 3; 236 Psalmen Salomos 17Of. 172A2; 181A5; 187A4. 5. 6; 188A5; 192. 209Al; 210. 212. 236. 256. 260fA5; 262 Pseudepigraphie 132A3; 177. 246A6 Pseudo-Philo, LAnt 173-176. 177A4; 180Al. 5; 182Al; 187Al. 2. 3. 4. 5. 6; 188Al. 5. 6; 191A3; 192. 193. 209Al; 210. 212. 217M~. 7; 218A2; 235A6; 236A2; 275A3; 277A3; 294A2; 312A7 Quelle Qs. Logienquelle Qoran 97-99.220 Qumran 116A5; 117. 121A2; 147fA6; 150AI; 152A6; IS3A3; 154A4; 157159; 160A6; 163A6; 164A5; 165-170; 171. 172A2; 173. 176A7; 187AI. 2. 3. 4.5.6; 189A2; 194f. 195Al;200A4;205A3;207A9;20HA5; 209. mAl. 3; 212.213. 246; 256Al; 270A7; 283A3; 307fA13, s. auch Lehrer d. Ger. 4QDibHam 116-119. 127A2; 131. 141fA4; 159. 166A'7; 186A2; 205fA3; 206Al rabbinische Tradition s. unter "die Propheten" Reich Gottes 286A6; 286fA9; 293. 297f. 299. 301A2; 302. 306f. Reisebericht des LkEv 41-45.46f. 279A2 Religionsgeschichte 153A7; 191Al; 225A3; 226A2; 232. 233A5; 245A7 Rest 76A3; l11A4; 166. 167A9; 183A2; 311 Restitution Israels (dtrGB) 123f. 127A2; 132f. HOf. H2f. Ho5. 146. 151. 171A9;
362
NAMEN- UND SACHREGISTER
172.173.175. 182f. 186f. 198f. 204A3. 4; 206, s. auch Heil, Sammlung Richterbuch, dtr 66A3; 68A3; I38fA2; I4IA2. 3; 142 Richterzeit (dtr) 61. 110fA6; 112. 112AI4; 113A3; 118A7; 120Al; 138fA2; 145. 175 Sacharja (Zwölfprophet) 37A5; 74. 77f. 103. 143f. 149A4; 185A4; 186A3; 194.202A2.7;2otAl;216.216Al Sacharjabuch 144Al Sacharja ben Bariscaeus 36.39f. 296. 310Al Sacharja benJojada 33-37. 64fA6; 83A5; 89Al; 91A3; 223A4; 229A4; 250A2. 7; 251Al; 282A3 Sadduzäer 154A4; 209f. 239A3 Samaritaner 110fA6; 145A5; 211A15; 307 Sammlung Israels (dtrGB) 115A8; 123f. 127A2; 130. 132.140. 144Al; 145. 146. 148A5. 6; 151A4; 156. 171. 186. 198. 307A4, s. auch Heil, Restitution Schechina 91. 228A2. 4; 229A4; 230. 234A4; 235A6; 293A3, s. auch Tempel Scheidung im Volk s. Gerechte Scheltwort 52f. 57AlO; 282. 290A5 Schriftauslegung, altkirchliche I7A2 Schriftgelehrte 96A4; 109. 202fA7; 208fA6; 211. 212. 215. 291A3; 312A6; 313A2, s. auch ,!)'O Schriftpropheten 119. 122. 130A6; 147A4; 149. 152A6; 168. 191AI; 193A4; 194. 200fA5; 202A2; 204A4; 205A2; 246A6 Schuld Israels, Andauer der (dtrGB) 33A6; 39AI; 88A4; 104. 106A2; 107. 124-128. 162A2; I 66All ; 185-189. 193. 203f. 204A3; 216. 217. 219. 221. 224. 244. 268. 269f. 282. 282A4; 286, s. auch Prophetengeschick Seligpreisung s. unter Makarismen Septuaginta I 84A2 Siebzig-Hirten-Vision (äthHen) 155f. 190. 191A2 Sirachbuch 131. 146f. 148Al; 149A5; 150Al; 151A5; 152A6; 157A4; 164fA6; 202fA7; 205. 207. 222. 224fA13; 225A!. 3; 232. 236. 245f. 248. 249A7, s. auch Väterhymnus Sohn Gottes 272f. 276f. 293A8; 296. 299. 30Of. 304. 305 "Spätjudentum" 19A3 Stephanusrede (Apg) 266f. 268f. Sündenbekenntnis 88f. 93Al; 106f. 110-121. 123-127. 124Al; 133. 135A8; 138.139. 166A10; 170A8; 186. 186Al; 281, s. auch Bußgebet, Gerichtsdoxologie Sündengeschichte Israels (dtrGB) 62A6; 64. 67. 68-71. 78. 87f. 96A5 (Halsstarrigkeit); 102. 110-122. 124-128. 132. 138. 140A3; I44A3; 145. 146. 149. 15lf. 153. 155f. 160. 162A2; 164. 164fA5; 166AlO; 170f. 173-176. 177. 177A4; 178. 181. 181A9; I 82f. 185-188. 191AI; 193.211. 216. 219. 22Of. 224. 226A3; 229. 233fA7; 235f. 260fA5; 265-268. 269f. 272f. 276. 283. 286. 290A3; 291. 293f. 297. 301. 302. 304, s. auch Kontrast, Prophetengeschick, Schuld -Beginn: Ägypten, Exodus, Wüstenzeit 72. 73A5; 112. 115. 117. 266A9 Sündenvergebung s. Vergebung Sühne 126AI; 256A2. 4; 261A1. 2; 262A5; 263A3; s. auch Vergebung Sukzessionsreihen 96fA4; 105A3; 176. 179. 194.210.221. 291A3, s. auch MosePropheten, Prophetenkontinuum Synagoge 202A7;216.306.314f
,,3. Tag" 42A7. 8. 9 Tempel -Anwesenheit Gottes im 54A7; 155.199. 203A3; 228A4; 229Al; 232A3
NAMEN- UND SACHREGISTER
363
-Auszug Gottes aus 54. 155A8; 228f. 232A3; 2341: 237fA4; 238. 292f -eschatologischer 54A7; 148f. 153A4 -nachexilischer Il3fAlO; 148A8; 151A3; 154A3; 156A2; 184fA2; 198f. 203.204. 206. 228fA4 Tempelinventar 175A1 Tempelkritik 54A7; 55A2; 113fAlO; 148A8; 154A3; 156A2; 203A3; 206. 228fA4; 266fA9; 269 Tempelzerstörung s. Zerstörung J erusalems Testament 217A2 TestXII 149-153. 149A4; 160. 162. 164A5; 170Al; 171. 174A7; 186. 186AI. 2; 187A5; 188A2; 189f. 192. 202AI; 205fA3; 206Al; 20M3. 4; 217A2. 3.4.5. 6.8; 245A9; 246A5. 6; 254AI; 291A3; 294A2 Theokratie 204f.210 Tierapokalypse (äthHen) 154-157. 158A4; 159. 16lf. 164·. 171A9; 187AI. 2. 3. 4.5.6; 188A2. 5. 6; 189. 190. 191A2; 203A3; 205fA3; 206Al; 208A3; 216A6; 22M3. 4; 246A6 Titus 184. 187. 188 Tobitbuch 107A4; 132A3; 147-149. 153. 164A5; 165. InA9; 186A2; 191AI. 2; 192. 205fA3; 206Al; 216A5; 222. 245A9. 10; 260M Toraforscher 160f. 168A5; 194. 208fA6 Tradition (sg.eschichte) 18f.l08E Träger der überlieferung 107A4; l08f. 121. 136. 142. 149. 153. 177. 196f1'.212; 215AI; 216. 219. 222. 239. 256f. 285f. 308. 309 Trägerkreise l08fA5; 153A2; 154. 173AI; 18IA4; 192. 205f. 209ff Trübsal 182A6; 255AI. 4 überlieferung,lebendige 19. 77.83A9;84.92.95f.103.107A4; 113A7; 114AI; 116A2; 117A4; 118A5; 121. 133. 134. 135f. 144A3; 146. 147. 151A3; 160. 167. 171. 183. 184Al; 209. 211. 216. 219. 230. 239. 260. 269. 294 Umkehr (dtrGB) 62. 64fA6; 95A3; 113fAI0; 1m. 127A!l; 129-133.138. 139. 140-143. 144. 145. 147. 148. 150-152. 154A4; 157A4; 162A4; 164. 166AIO; 169A2; 170AI. 8; I71A11; 172. 172A2; 173. 175. 178. 179AI; 180AI. 2; 181A9; 182. 183A2. 3; 186-188. 190. 193. 194. 196. 198f. 203f. 204A3; 206f. 211. 212. 213. 215-218. 219. 221. 225. 229fA5; 23~1. 235. 236f. 238. 255. 267f. 281f. 285. 286. 286fA9; 287AI; 288A4; 291. 293f. 294fA7; 299. 303f. 306. 310A5; 311. 312A7; 314fA5; 316 --erst in der Gegenwart 153. 156f. 16Of. 161f. I66A8; 174f. 183. 187 Umkehrbewegung, eschat. bestimmte 170A4; 207. 212. 285. 288. 308 Urchristentum s. Heidenchristentum, Judenchristentum Uria ben Schemaja 60fA3; 250A11 "Väter"fVorfahren 25A3; 28A6; 36. 38fA4; 93. 102A3; 1l0. lll. 113. 114. 121. 125-128. 143. 144A3; 145. 146. 149A4; 162A2; 166All; 171. 175. 175A2; I 77A8; 178. 188A3; 216. 217. 248AI2; 263AI; 266. 279A2; 281. 291. 307fA13; 316, s. auch Sündengeschichte, Schuld Väter Israels als BeispielfVorbild 149A4; 151A5; 175A2; 176. 191A2; 245A9; 262A2 Väterhymnus (Sir) 146. 147A4; 245A9; 245f'. 248 Vergebung 112A9; 117. 126AI; 127A2; 140. 143A4; 170A8 Versöhnungstag I 35A8 Verzögerung des Heils 154A4; 178. 190 Vitae Prophetarum 17. 37A6; 244. 247-250. 251f. 263A3 Völker 112A14; 113A3; 115. 120AI; 123. 141. 148f. 156. 189. 190. 193.216. 232.255.269. 277f. 314A5; 316, s. auch Weltreiche Völkerkirche 273.299. 302. 304. 306. 310-316. 314A5; 315A6
364
NAMEN- UND SACHREGISTER
Völkermission 259fA4; 267A3; 268. 273. 275A2; 276. 277Al; 279. 287A2; 287f. 291A4; 302. 304. 305. 306. 307. 308A6; 309. 309A7; 311. 312. 314-316. 314A5 Völkerwallfahrt 148A6. 8; 149. 156. 171A9; 216. 287f. 307. 314A5 Vorhöfe des Tempels 31fA8; 35fA3; 39fA4 Vorstellungsgeschichte 18f. 19A5; IOSf Vorstellungszusammenhang 18, s. auch Geschichtsbild Vorstellungselement 18 Vorstellungsmoment 18 Weisheit(stradition) 47.51. 52. 56f. 73fA6; 105. 107A4; 108. 123fA7; 129-131. 146AI; 147. 149M. 5; 151A5; 153A4; 157.164f. 170Al; 175A2; 176. 180Al; 181A4; 189. 191Al; 192. 205fA3; 206Al; 208A5; 209A3; 222. 223-227. 225A1. 3; 231-237. 246A6; 288A5; 290A5; 293. 300A7 -Verbindung mit dtr Tradition 73fA6; 131. 147. 148Al; 150Al; 151A5; 153A4; 164fA5; 165. 170Al; 176. 180. 189. 191Al; 205A2; 206Al; 222. 224226.232-237 Weise, Weisheitslehrer 96A4; 109. 146Al; 147A4; 168. 170A1. 4; 176. 177. 179f. 182. 192. 194. 202fA7; 205A2; 206. 207A7; 208A5; 212A5; 225A3; 226. 232A2; 239. 254. 291A3; 313A2, s. auch c:;)n , C",:;)tI1r.l Weisheitskreise 149A5; 176. 180. 181. 192.205. 207A9; 226. 239 Weisheit Salomos 189A2; 260A4 Weherufe 21fA3;28A6;29Al;48M;52.107A4; 108. 147A3; 157Al; 282. 288. 288A5; 290A5 Weltreiche 155AIO; 190. 191Al. 2; 193. 254A3. 5 Wundertaten der Propheten 147A4; 24OAI; 248 Zacharias 39 Zadokiden 197f. 203f. 204Al Zehnwochenapokalypse (äthHen) 153f. 155f. 159. 161f. 164. 164fA5; 187A1. 2.3.4. 5. 6; 188A2; 189. 190. 192. 205fA3; 206Al Zeloten 153A2; 21M. 239. 31OA5 ZerstörungJerusalems (dtrGB) -587 v.Chr. 33. 63A8; 64. 67A7; 68-71. 72. 74. 75. 78f. 79Al; 85f. 93Al; 95AI; 104. 110-121. 122-128. 134f. 137ff. 151. 153. 155. 158A4; 166. 167. 170A7; 171. 172. 173f. 177. 181A7; 184fA2;185-188. 194. 195. 199.219.221. 247A3; 286, s. auch Gericht, Prophetenaussage -70 n.ehr. 23A3; 26. 28fA7; 31A8; 36. 38f. 39fA4; 55A2; 56A6; 87f. 93. 95Al; 104. 173. 174f. 177. 181A7; 182. 187f. 193.221. 228f. 235f. 235A6; 236A2; 237-239. 283A1; 289. 292-295. 295-297. 297-299. 301-303. 304f. 306. 310. 311-313, s. auch Gericht, Prophetenaussage -587v.=169/168v.=63v.=70n. 36Al; 87A4; 89Al; 93Al; 95Al; 113fAI0; 120Al; 123Al; 128A3; 132A3; 158M; 160. 170f. 172A2; 173AIO. 11; 177f. . 181. 187f. 221, s. auch Gericht (Andauer) Zerstreuung Israels (dtrGB) 112. 113. 115A8; 117f. 122-128. 122A4; 129-133. 134. 139f. 146. 148A1. 5. 8; 151A2; 153A4; 159A4; 170A7; 171. 174A2; 181. 183A2; 185 Zion s. J erusalem Zorn (gericht) Jahwes (dtrGB) 64fA6; 67f; 75. 1l0. 112AI4; 114AI; 117f. 119. 123. 132A2; 137. 139f. 143f. 145. 155AIO; 166. 172. 211. 211All; 260fA5; 261AI; 275A2. 3, s. auch Fluch, Gericht Zilchtigung 1\7. 118A3; 148A5. 6; 181A5; 183A2; 2S6A2; 260A3. 4. 5; 261A2 Zw-Äonen-Votmllung 191M; 193 ,
365
C. STELLENREGISTER I. ALTES TESTAMENT
Gen 1516
38A4; 274A6; 277A5
Ex 21 312-14 174 32251f
200M 73A3 85fAIO 200A4
Leu 16 2627 29 32-45 36 39r 39 401f 40 44r
31911" 9r 16r 17 32<w 338-11 10 3411r
200.M 196.A8 64fA6 155A8; 199. 203A3 69f1\2; 200A3 I 96IfA8 161AI 240AI
Jos I 35A8 118A6 115A12
l4lfA4; 186A2 lI5AI2 126A3 115A12 116A2 I 18A6; 124AI ; 186AI 1I8A7; 120A5
22101f
73A3
Ri 2 2101f 67-10 1011-16 I I 12ff 1830
138fA2 1I0fA6; 112; 1I3A3 68A3 68A3 73A3 200A4
JSam Dtn 425-31 27 28 29-31 29r 30 1815ff 2123 226 2416 279 14 28 2845-68 62 64f
64
301-10 1-4 I
2 31f 3 8
HOf; 186A2; 193. 196. 217A3; 226A3 II1A4; 122A4 152A2 66A3 123fA7 152A5; 174A5 68AI; 200M; 240AI 272A2 49 67A7 196A8; 200A4 200A4 255A4 HOf. I 86A2; 193. 196. 217A3; 226A3 I11A4 122M 152A2 66A3; l4Of. 149AI; 186A2; 193. 196. 217A3; 226A3 lIIfAlI 122M 123fA7 144Al; 203A3 186Al 123fA7
12 255-13
I 38fA2 79AI
2 Sam 101-111 1226-31
79AI 79AI
J Kön 8 84 46-53 47f 50
51ff 5lf I I 35-38 1231 1411f 15r 161-4 184.13 1910.14 2110.13 21-26
1411\.2; 142.215 204AI 138ü\2; 139f'. 186AI. 2 124AI I 121\H lI8A7 I1lfj\lI 68fA3 I 97A6 68fA3 67Ail; 6800 68A~1
60 16AI; 60. 62A2; 71. 92A2; 99A9; 155A5; 201. 278A2 69fA2 68NI
2K6n 97
60A3;68A2
366 98-10. 146 17-25 177-23 7-20
7-18 7 12 13f 13
14ft" 14 15 16 17
18 19f 19 20 21-23 23 186.12 2012-19 211ft" 218 2110-16 10-15 10 12-15 14 15 16 2216f 2325 242 Sf S 4
20
Jes
ALTES TESTAMENT
68A3 67A7 I 38fA2 66A4;85 66-72. 72f. 83. 86. 103. 106A3; IIOfA6; 112. 122124. 137-139.200fA5; 217A3.5 66A4; 67A7 67A7; 7lAI 112AI3 67-72. 73. 76f. 77-80 16A4; 62A2. 8; 66fA4; 67A2.6; 68A2. 3; 69fA2; 7lA6; 74A2. 3; 75AI; 77; 89A3; 94f. 112A5; 138fA2; 2001. 220 78A2 7lA5; 72M; 112A8 69fA2; 7lA6 IllAIO 112A13 67A7 66A4 67A6; 78A2 67A7; 112A2; 138fA2 66A4 68A2. 3; 83A5; 119. 193fA4; 200M
200M 68fA3 6OfA3
200M 67fA7; 84A8 67Al; 68fA3 68A2 138fA2 112A2. 14; 113A7 73A5; 112A8 112AI3 68fA3 138fA2 68A2 6OfA3; 67fA7 67A5.7 112AI3 67A5. 7; 138fA2
73A3 246 202fA7 4426 5213-5312 16A4; 201fA4 637~1I llOA6; 121-127. 135. 141A3 68
4{)s
6310 644
266AI 127A2
Jer
17 230 5128' 713 23 24 258' 25
26 117 8 127 154 1719 23 222 5 2538' 3 4
255 7 8 9 11
18 2628' 2f 5 6 15 20-23 288 2910 168' 17 18 19 3129 3233 36--42 3414 35138' 14
15 4418' 2
73A3 60.201 200A4 73A2 73A6; 78A3; IOIA5 78A3 72f 73A2. 3. 5. 6; 94. IOOA9; 112A8; 200AI; 233 72A4; 73Al. 6 69fA2; 73A2. 5; 77 73A6 50A5 60fA3 I 98A7 73A6 198A7 50A5 72f 73A2.6 73Al. 2. 3. 6 62fA8; 73Al. 6; IOIA5; 233A6 73Al 73Al 113A7 190A2 113A7 72f 73A6 73Al. 2. 3. 6; 74Al; 78. 85A2; 114 73fA6; 113A7; 220A6 79Al 60fA3 60A3; 72A2; 200A4 190A2 72f.104fA8 113A7 112A2;113A7 73Al. 2. 3. 6; 74Al 127Al 73A2.6 14lfA4 73A6 72f 73A2 62fA8; 73Al. 2. 3. 6; IOIA5 72f. 104fA8 220A6
367
STELLENREGISTER 4-6
4 5
6 8 Ez 23f 35 182
74fA3 73A2.3 73Al. 6 220A6 113A7
40--48
73A3 73A3 127A1 204AI
Hos 65 97-9 7 128--11 10 11 13--15 14 1410
200Al. 4 60A3; 200A1; 201 200A4 200Al 200A4 200Al. 4 200A4 200Al. 4 205A2
Jotl 2 217 Am 24f 10 IIf 37
133A2 35fA2 200M 200M 200M 200A4
Mi 21-4 616 77-20 15
Hag 113 S(J(;h 12-6 3 4 6
12 15 17 268' 208' 310 22
52A5.6 52AIO 133A2; 135A5 118A7 202fA7 74A2; 143f. 145. 186A2; 196. 217A3. 4. 5. 7. 221AI 194 62fA8; 77. 78A2 186A1 190A2 144A1 144Al 144A1 144A1 144A1 144A3
4 558' 7f 718' 1-3 3 4-14 IIf 12 818' 78' 9 18f 123 10-14 1328'
Mal 27 318' 6--12 7
241 38M 133~Z; 186A2; 196. 221Al 135Al 135AIi 202fA7 74A2; 144. 217A3. 4.5.7 78A2 63A1; 73A3; 74fA3; 77. 266Al 144AI;217A3.4.7.8 144Al 202fA7 135Al. 6 56A5 56A5 202fA7
202fA7 240A~1
144A~I; 186A2; 217A~I. 4.5.7.8
9
186AII 186AII
23f
240A~1
Pss 14 25 37 4511 507 73 78 781 79 794 819 86 10515 106 10641 11826 123 130
203A2;
202M! 202M! 202A2; 205A2 73fA6 69fA2;200A3 202M! 1l0fA6; 112; 14IA3; 205M! 73A6 110. 121-127.135. 141A3 113Ai' 69fA2 ; 200A3 202M! 60 112. 121-127. 135. 141A3 190 49A5; 55A6; 57. 23OA3; 236.293 202M~ 202M~
Spr 1-9 120-33 228'
165Al 205M:; 225fA4; 232. 233A7 225Al.3
368
ALTES TESTAMENT
24ff 28 33 420 513 822-31 32ff
233Al 235 233A5 73fA6 73fA6 226A2 205A2; 225Al ; 232 34ff 233A5 1616 (LXX) 234A5 2217 73fA6 Ruth 41-12
69A2
Klgl
1-5 1-2 14 2-3 213 20 3-5 340f 40 42 416 22
IIOfA6;121-127.135 141A3; 185A3 198A3 133A2 94. 96Al 60 141A3 127A2 124Al 124Al 60A2 127A2
33f 33 35 122f 10
Esr 15 240ff 5lf 614 76 10f 815ff 96-15
8
10f 11 13ff 13 103.5.7f
161A2; 207A7; 254A4. 5 158A4; 208A5; 216Al; 255A4 208A5 254A2.4 208A5; 216Al; 255Al 208A5 198A5 198A5 202fA7 202fA7 202fA7 202fA7 198A5 64A4; 65f. 71A3; 77A2; 106A2; 111. 121-127. 134. 141A3; 185A3 64M; 113A7 167A9 64 65. 71A6; 76f. 112A5 167A9 64A4 134fAlO
Neh
Pred 55 Dan 7-12 721 823 94~19
5ff 6
10 llff
13 14ff
16-19 16 24ff 24 10-12 1132 33-35
15-11 202fA7 10 11
155fAI0 242 38M 113-115. 115f. 117. 121127. 128A3; 131. 134. 170A7; 186A2; 187AI. 3; 191A2; 205A3; 208A2; 221A5 188A2 88M. 5; 100AlO; 114. 193A2. 4; 208Al 193fA4 114f. 193A2. 4; 208Al 200A4 188A2 187A8 261Al 188A2; 193fA4 190A2; 254A5 38A4; 208A4
81 7f 9
13 9f 94ff
5-37
5-15 6-31 14 19-25 26ff 26
254A5
208A5 254A2.3
27f
lI1LI21-127.14IA3 119A7; 200A4 118A7 127A2 202fA7 196A8 208A5 202fA7; 208A5 202fA7 134A6 196A7 61Al; 62A2. 5. 6. 7; 65f. 71. 77A2; 83f. 86. 103. 106A2; 112A9; 113. 121127. 134. 136. 141A3 71Al 61 61 200M 71Al 101A5 16M; 17A5; 60-64. 64f. 69fA2; 71f. 74fA3; 75Al; 76f. 77-80. 81. 83. 88A4. 5; 92. 114. 122. 126. 136. 160.201.218.230.294 61. llOfA6
369
STELLENREGISTER
29-81 29f
29 30 31 32 84 85 36 1030.4{)
61-64 69fA2 71A6; 113A7 62-65. 71A6; 76f. 77-80. 190. 266AI I IlA4; Il8A7 61 62A7; 63AI; 64A2; 69fA2; 71A6 64AI 61 134fAI0
19f
20ft" 21 22
25 2514-16 289ft" 295-11 301ft" 61r
6-9 6 8C
lChr 246 2Chr 125-8 151ft" 1-7 2 10-14
167-10 177-9 9 15
2112-15 2415ft" 18-25
202fA7 64fA6 64fA6 145.217A3 64fA6 I 34A4 64fA6 145A6; 196A8 202A7 78A3 64fA6 83A5 64fA6
331ft" 3413 353 3611-18 14-20 14-16 15f
15 16 17ft" 20f
21
35A2 36AI; 37A6 35fA2 89Al 35A2 64fA6 64fA6 145. 217A3. 4. 5. 7 79Al; 82 204A3 145. 217A3. 4. 5. 7.8 202A7 186Al 60fA3 202fA., 145A6; 196A8; 208AS 64fA6 64fA6 60. 741: 76. 78-80. 84. 86. 103. I06A3; 201 6OfA3;. 73A3; 99A3; 202fAi'; 220A4. 6 233A6 78A2; 83. 89AI. 3; 168A3; 220AS 74fA3 190A2 141fA4,
11. APOKRYPHEN UND PSEUDEPIGRAPHEN 21
Asaryagebet
16-18
AssMos 11ft" 2-10 7 93-7 10 Bar 1-3 lI-ISa
115-59 115-38
120ft"
II 3. II 7. 1191. 121-127. 128A3; 186A2; 188Al. 2; 205A3; 208A2 127A2 190A3 172f 21OAIO 255AI 188A5 122-126 129-133 133A2; 206AI; 221A5 113. 115f. 117. 120.121127. 128A3; 129-133. I 34fAlO; 186A2; 187AI. 3; 188A2; 205A3; 208A2 I 93fA4
220.24 85 34-8 39-59 39-44
387 4 41-4 I
45-59 486
115f. 152A6; I 93A2. 4; 208AI 116. 119A7; I 93A2. 4; 200M 134fAIO; 141fA4 127A2 134fAIO; 166. 187A2; 207A7 205A3 129-133. 147. 16ff. 188AI. 2; 207A9; 208A3; 217A3. 4. 5. 6; 225AI; 233fA7 232A4 187A3 233 I87A4.5; 188AS;232M 130-13:3. IW. 187A5; 188AI. 2. 5; 216A6 230fA6
370
APOKRYPHEN UND PSEUDEPIGRAPHEN
ApkBar ( syr) 11-5 181 41-6 181
Z,usEst 312-30
67ff 8 Ir 2 311-327 32 322f 35-4{)
äthHen 421-3 471-4 582 85-90 8950ft" 51ff 53f
441-467 4850 526f 53-74 5417 642 771-17 2ff 7~7
847 851-3.12
175Al 229Al; 238 228A3.4 182f.217A3 187A8 181A7 155fAI0; 190Al; 191A3; 192 182f. 217A3. 5. 6 218A3 218A3 181fA9; 191A3; 192 218A3 84A5 182f. 217A3. 5. 6 181 180. 183. 217A3. 4. 5.6 215 183A5; 287Al
ApkBar(gr)
16
I 83fA6
3Esr 147ff 948f
76Al 196A8
4Esr 34-25.27 177 240A3 626 258A2 789 127ff 217A3. 4. 5. 8 179. 188A4; 193A3. 4; 129f 194f.266A8 129 220A4 130 221 131 195. 218A1 258A2 827 926ff 191A3 155fA10; 190A1; 191A3; 11lff 192 191A3 131ff 177 1426 27-35 178~217A3.4.5.6.8 28-35 180f 29 266A9 30-34 267A2 188A3; 265A2 30f 189 34 35 218Al 46
177
121A3; 134fAI0
232A5 255Al 218A3 154-156. 226A3 155f 228A3.4 ISS. 156A8; 193A3. 4; 208AI; 221A5; 270AI 55ft" I 93fA4 56ff 229AI 56 221A5 59ff 155fAIO; 190 66 221A5 73 154A3; 156A2 906ft" 156.166.207A7 6f 158A4; 161. 216AI 9ft" I 54A3 9 161A2 28 I 54A3 29fT 130A6 91-104 I 54A4 931fT+9112fT 153f 989 156A8; 208A5; 216Al. 2 14 156A8 9910 156A8; 157A4; 164fA5 1039-15 255Al. 4 1041-9 255Al 105 154A4 108 154M; 255Al 1086 152A6; 155A7; 168Al; 193A3; 194 Jub 1
17-26 10 12
13 14
16 22 28f 610ff 720-39 l4i6 202-10
171A9; 186A2; 190A3; 226A3 159f.187A5 189 69A2; 106Al; 159-162. 162-164. 168. 188A4; 193A3. 4; 194f. 208. 216Al; 218. 220A4; 221. 246A6; 247 193fA4; 195 189 255A4 124Al 130A6 134A4 161A3 38A4 161A3
371
STELLEN REGISTER
211-25 2216-25 23 23110' 11 160' 16 19.22 26 3115 363-11 5012 ]dt IlIr 2210' 518-20 62.50' 1 Makk 125-28 32 36-40 28-12 280' 290' 32.390' 42 33-9 45 446 7120' 12r 12 130' 13f 146-15 41
2Makk 240' 5240' 27 612-16 14 79 37r 1315
150AI; 161A3 161A3 187A8 161A5.6 160 158.207A7 166 160 160. 166. 207A7; 216AI 161AI 150AI; 161A3 158M 79AI 79AI 165A2 165A2 132Al 131AlI 132AI 132AI 161A2 206. 207A5; 246A7 158M 206. 207A4. 5 132AI 132AI 24000 161A4; 208A6 206 207A4 209AI 206 132AI 240fA3 175AI 131AII 246A7 38A4; 26OfA5 38A4; 277A5 254AI 261Al 132AI
3Makk 22-20
121A3; 134fAI0
4Makk 1811
37A4
Man]es I 2-3 23 8r 11 36 10 5 530'
245-·247 245-·247 246A6 246A6 246A7 246A6 246A6 245-·247 247AI
ApkMos 32
I 24-AI
Par]er 320' 919ff
175AI 249A7
PsPhilo Um 174 39 116 38fA4124 174.217A5 138 17711.7 10 38fA4-; 174. 187A2; 217A4. 5. 8 174. 217A3. 5 192-7 7 173A4.1O 9 17711.7 2031>-4 17511.2; 217A3. 4. 5 211 21711.5 2340' 19111.3 176. I 88A4; 193A3. 4; 194f. 220A3. 4; 221 175.294A2 26m 13 38M; 188A3; 274A6 3010' 217A3.4. 5.6 5 176. 193A3.4; 195. 220A3 3210' 191A3 3310' 217A4 2 286A1 5 286A1 361 38M· 411 38M 479 38M· 481 242m9 PsSal 2 71 8 8270' 9 11 17
170t 237fM 171. 188A1. 2 261Al 170.I88Al 130A3; 131 171
372
APOKRYPHEN UND PSEUDEPIGRAPHEN
Sib 111,265-294 184D\2 Si, 115 14208" 157 1920 24 2428" 2-7 38" 88" 8 10f 10 12 1S-17 19-23 19-22 23 25-29 31)..33 30f 33 361-17 3 7 14f 15 38248" 391 44-49 443 4720f.23f 488 15 494-6 7 50 5119
234 233A5 235 146AI 129A7; 131. 164fA5; 232. 233A7 225Al 232A5 147. 226A2 225Al; 232A2 232A4
232M 233 147A2; 233 233Al 225Al 233Al 146Al 170Al 232A2 170Al 147A4 117.146.205A2 146A5 147A4 147A4 149. 155A7; 168Al; 194 146Al
147M 146. 147A4; 248 146 201A4 146. 147A3 146 243A3; 249A7 205A2 235
Leo
12r
13 137f
17 182
Jud 185
150-153 150-153 151A2 152A5 150-153 152. 168A3; 193A3. 4; 195.208Al 151A3 152
231-5 3 254
152A6; 208A4. 5; 214. 216Al. 2; 221A2 150-153 151A2 254Al
Iss 61-4
150-153
Seb 95-9
150-153
Dan 23 54-13
152A6; 208M. 5; 214. 216A1. 2; 221A2 150-153
Naph 41-5 810
150-153 151A5; 208A5
Ass 72-7
150-153
Jos lf 171
254Al 254Al
147M
TestXII 11 32f 41 611 815 17 102-5
14 151-4 1 16 161-5
152 152 152 274A7; 277A5 240A2 208A6 150-153 152A5 208A5. 6; 216Al 151A5
Benj 92 108
240A2 152
Tobit 31-6 43-21 12 13 73 13f 1318" 6 9-16 108" 10
113.121-127. 148.209A3 149A4.5 268A7 149A4 1I3A7 216A6 148 149. 216A5 130A6; 148 156A6.7
153M
373
STELLENREGISTER
14 144-7 4 Sff
sr 5 9
203A3 148 113A7 156A6.7 153A4 149. 155A7; 168Al; 193A3; 194 149M
VitProph
s. Sachregister
Weish
220 727 101-111 111
260A'~
225A:! 225A:! 184A:!
III. QUMRANTEXTE 118f 193fA4 193A2. 4; 220A3 168.200A4 117 127A2
195Al 152A6; 167f. 193M. 4; 194 VII, 5. 8 152A6; 168Al; 195Al
111,9-16 IOf 12ff 13f V,17f VI,5ff
lQ.H IV, 34 166All VIII, 17 170Al 22ff 170Al
4Q.pHosb 152A6; 167. 193M. 4 II,4f 220A't 5 4
lQ.pHab 11,5-9 9
lQ.M XI,8
4Q.Mess tI1' 242fA9 163A6 4Q.tI1'P
lQ.S I 1,3
122-126 152A6; 167. 193A3. 4; 220A3 I, 18-11, 18 134A4; 166. 209M I, 18-11, 1 120 I,22f 196A7 I, 24-11, 11201. 121-127 1I,4f 200A4 VIII, 12-14 246A3 15f 167. 193M. 4; 220A3 16 152A6 IX,IOf 24OA2 4Q.AhA
242fA9
4Q.psDan 155fAI0; 191A12 4Q.DibHam I, 8-VII, 2 113.116-119. 120.121127. 131. 134fAlO; 141fA4; 186A2; 187A3; 205A3;206Al;208A2
24OA:!
4Q.1est 17f
240M! 161AJI
6Q.pDan
119AI0
5-8
llQ.PsG 5f. IOf
164M 225All
Dam 1,3-13 166 4f 167Mt 7 207Ai' 11, 12 167. 193A3. 4; 220M 14ff 166Al.O VI,1 167. 193A3. 4 VII,17f 168. 193M. 4; 220M 17 152A6 xx, 27-34 166A.tO 28-30 1201. 122-126 28f 124fA15; 125A3. 4; 126A4
IV. RABBINISCHE TEXTE Pea 11,6
96A4
I~
135A8:
374
Q.UMRANTEXTE - RABBINISCHE TEXTE
IV,2 VI,2
135A8 135A8
SifrNum 91
Stmh XI,5
213
SifrDtn zu 1819 zu321
PA bot I, 1
96M
bScluJb 119b bErub 63a
89Al 213
bToon 12a
GenR 68 ExR 7
135A6
10 31
bMeg 14a
95A3; 96A4
bJeb 49b
92A2
bGitt 56a 238A5; 239A4 57b 35A2 bBaba Batra 12a 96A4 bStmh 89b 213 90a 213
bMakkot 23b-24a
428 LevR 11 102
NumR 20 CantR 16 LamR proöm. 23 31
96M 217
jBer I, 3b, 26 96M; 99A3; 215 jSc1uJb XVI, 15d, 50 58Al
jJomtJ VI, 43c, 61 238A5
jToon IV,9 (69ab) 35A2 jStmh X, 2, 37a 96A4
Abot tk R.Nathan 34 215
Targum J01IIltIum ISam 105 96A4 2Kön 171,96A4 Jes 32 96A4 Ma1323f 240A3
Mech. tk R.Simon b.J. zu Ex 2019 89A3; 92A4; 93A9
MekhEx 12\
263Al
91. 92M; 93A4. 7. 9; 98A7; 220A5 213 89AI. 3; 92A4; 93A6; 162A7 214 91. 92A4; 93A4. 7. 9', 98A7 214 89Al; 92A4; 93A8. 9; 96fM; 220A6 96M 214 901. 92A4; 93A4. 6. 7. 9; 98A7. 100A9; 220A4. 5 95A3; 96Al. 4 92A2 89Al 95. 96Al, 2.4.5; IOOA9; 220M. 5.6 94fA7; 95A4; 96AI. 4; 220M
EeclR 31 89Al; 220A6 MidrPs 1 213 PRK 89Al 15 901. 92M; 93M. 6. 7. 9; 16 94fA7; 95A3. 4; 96Al. 4; 98A7 IOOA9; IOIA5 PesR 129a 89f. 92Al. 4; 93A4. 6. 9; 98A7; 220A5; 265Al 138a 87f. 90A3; 92A4; 93Al. 3.7.8.9; 104A6; 106A2; 107A2; 125A4; 126. 135A8; 136. 220A5. 6 138b-139a 95A3 138b 96A4; 100A9; 101A5 146a 88f. 90A3; 92A4; 93A7. 8. 9; 104A6; I06A2; 107A2; 125A4; 126. 128A3; 135A8; 136. 220AS. 6; 229A4 150b 90A7; 91A3; 92M; 93A4.
375
STELLENREGISTER
153b
6; lOOA9 93r. 95A4; 96AI. 2. 4. 5; 99A3; 100A9; 215. 220A4. 5; 223. 229D\5 287AI
Tanch (Jerusalem 19!Ri) Mischp. 12 89AI MidrAggada
Taneh
zu Num 30, 15 229A4 Josippon 80 36M: PRE 33 258M 43 240A3
(Warschau 1879) Wajikra 95A2; 96A2. 4. 5; lOOA9; 220A4. 5. 6
21 30
167b
TanchB
Tazria 13 89AI; 91fA7; 92AI. 4; 93A4. 8. 9; 220A5. 6; 253A2
SederOlamR
37A4· 96A4·
V. jOSEPHUS - HELLENISTISCHES JUDENTUM
Josephus Ant 11, 9-IV, 8 85fAIO IX, 8,3 83A5 13,2 79AI; 82-84. 220A4. 5. 6 14,1 82A9; 83A5; 84AI; 85. 94A6; 220A5. 6 X,3, I 60fA3; 83A5; 8«. 168. 220A6 2 84A1O X, 4, 2 83A!. 5; 84A4; 85. 220M. 5. 6 XII, 5, 4 131All XVIII, 1,2-6 211A16 4,1 240AI XX, 5, I 240AI 8,5 238A4 6 240AI bj 11, 13,5 240AI
17,10 19,6 IV, 5, 4 V, 1,3 9,3f 4 VI, 2, I 5,3f 3 VII, 11, I Aristobul 8
238A.5 238A4 36A2; 39f 238A4 239A4 238A4 238A.5 238A.5 238. 239M 240AI
184A2 Eupokmos 33 249A7 Philo quod deus sit imm. 138 I84A2 CorutAp VII 33-S8 121A3
VI. NEUES TESTAMENI'
Mt 32f 2 78' 8
11 417 538' 4 6
10 11f
286AI 301A2; 314A5 286AI 291A5.6 314fA5 314fA5 293. 301A2; 314A5 20 21fA3 21fA3 20A2;21A2; 23A3;24AI; 260AI 20-27. 259D\4; 307A.5;
11 12
ISf 178' 4Sf 44
62 5
712 15.22
309AI; 315A6 21fA:1 15AI;99-I05.I09.128A3; 289. 29IA3; 305A2; 307AI3; 30SAI; 309A2; 313A2 315A6 307AlO 22fA4 23A3 314A2 314A2 25A5 313A2
376
JOSEPHUS -NEUES TESTAMENT
85-10.13 287A2 IU 287A2 12 297.301A2 99-13 312A2 294D\7; 309A7; 311D\4; 10 314. 315Al 102 30A2 51r 293Al 5b-6 307. 314A4 5 307Al 6 309A7 7f 286D\9 30lA2; 307A3; 309A7; 314A5 Hf 286D\9 16 307AI; 315AI 17ft" 294fA7; 315 17 23.31 1019f 288A4 23 23A3; 31. 309Al; 315 87 22D\4 41 214. 216A2; 258A4; 287Al; 291A3; 307. 308Al; 313A2 117-9 213 9 213f 20-24 290A5 20f 314D\5 21 286D\9 38-42 286fA9 12·m 287A2 41 286D\9; 314fA5 1316f 287AI 52 30A3; 291A3; 312A6; 313A2 57 213 143-12 302A4 1618 308A2 28 55AI0 183 314fA5 151r 308A2 35 25A5 1928 286fA9 2019f 294A3 2123 289.292 2128-2214 28fA7; 29fA3; 36. 289. 297-304 2128-2210314A4 2128-227 289.304.309.311. 313 2128-32 292Al; 302 2138-224(7) 220A4. 5.6 2133-46 ISAl; 297-299. 300Al; 301. 304f 84 300AB 35 29fA3; 243A2; 252Al
36 41 43 45 221-14 221-7
300A8 296A3; 302. 312A5 312A5 289 300-302
99-105. 106A3; 108. 128A3; 222 298 4-10 310 4-7 306.309 4-6 29fA3; 221A2; 305A2; 308Al 4 220A4; 304. 311D\4 6f 28D\7; 82A7 294A6; 297A2; 308A7 6 56. 289A2; 295-297. 310 9f 304. 305A7; 309.311 11-14 312A5 39A4; 291D\6 23 30BA3 233 6 314A2 13-39 290.308A6 13-36 290A5 15 307All 21 228A4 2329-242 28fA7; 38f. 48. 220A6; 289. 290-297. 299. 302. 303.304.309.311.313 26-33. 34. 39fA4; 289. 2329-36 29lf.302A6 28f. 36. 38. 50fA12; 51f. 29-31 99-105. 106A3; 108. 222t 280-283. 285f. 291. 294Al. 4 29f 243A2; 249 29 296A6 15Al; 29fA3; 31A8 30f 15A4; 25A3; 33. 104A6; 30 106A2; 126A5; 12BA2; 137.252 31 295 32f 290A5 38f. 174. 291A4; 301 32 33-39 292A2 33 291fA6; 292f. 314D\5 34-39 289A3 34-36 29-33. 290.301A3 52AlO; 100Al. 4 34f 15AI; 23. 36. 38. 39Al. 34 4; 109. 220A4; 291A3. 6; 292. 293Al; 294. 30or. 304. 305A2; 306. 30BAL 7;309AI;313A2; 314f , 35f 291A5; 292 15Al; 33-37. 37-40. 293. 35
377
STELLENREGISTER
295f 293 292f.30IA3 45-48. 48-50. 292f 15AI; 305A2; 306. 308AI; 313A2 2338-242 304f 2388f 291A5; 305A5 88 289A2 293A3 241-8 lf 290A6 292f 2 289A2; 296 9f 315A2 11 313A2 14 302A7; 303. 305A7; 314A5 293A8 80 25slff 302A7; 303 84 297. 298A5; 301A2 2620 292 59f 296AI 296A2 6211' 64 293AS 31fA8 275 11 296A2 1311' 296A2 18 296AI 22f 294A3 31AS; 295f. 297AI 24f 25 290AI 40 296A2; 299A5 48 296A2; 299A5 68 296A2 281811' 304. 305A7; 311fA4 19 309A7 20 312A5 86 2337-242 2337-39 87
Mk 219f 41311' 64 911-18
13 SI
119 121b-9
122
57A3 272A2 46A3; 100. 2131. 216A2; 221A3 241 242A9 284A3 57 15AI; 33A6; 57A4; 99105. I06A3; 108. 128A3; 220A4. 5; 221A2; 222. 269-273. 274f. 276-278. 294AI. 4; 297A7; 298A8; 299. 305. 311A3; 313A3; 314A5 298A7; 299AI
3-5 3
4 5 6
7 9
41-44 13111' lf 2 911'
26 1462 1615 Lk 116f 3711' 8f 424 620-28 20r 21 22r
22 23 24-26 26
2711' 27f 27 81 726 981 951-1927 951-56 10 IOlor 18-15 13 16 112911' 3011' 39!1' 47-51 47f
49-51
15AI 243A2; 252AI 243.1\2; 252AI 15AI ; 243A2 15AI; 220A4 271f 273AI. 2. 3; 277A3; 298A5; 299A4; 305A7 29OA6 55A2 291AI 54f 315 55AIO 55AIO 309A7 240A3 286A7 286.M 213 20..2IA3; 260 288A2 21fA3 20-:Z7. 106A3; 108. 220.1\2; 222. 253A2; 257260. 279A2; 2831. 284286. 287AI; 288M 288A10 15AI; 21fA3; 99-105. 128.1\2.3; 220A5; 221A3; 286I1"A9. 10; 287AI 2lfA3 23 286A4 22A.3.4 2IA3 25A5 213 42A.7 41~l7
41A2; 43A9 288A4 284A4 41A2; 286A7-9; 288A5 287A2 2861:A9 288A5 286A4 286A 7; 288A5 26-.:J3. 34. 279A2 15AI; 25A3; 281. 48A4 29-:J3. 45A5; 47. 50-.53. 58. 128A2; 2821'. 286.
378 ..9f
49
49a 50f 51 52 128f 10 33f 39lf 50 1322lf 22 240' 24 28f 31-33 33-35 33 34f
NEUES TESTAMENT
288A5; 291. 294A1. 4 15Al; 99-105. 106A3; 107A3; 108f. 128. 152. 157AI; l64fA5; 165. 188. 220M. 5; 221f. 222-227. 230fA6; 231f. 239. 267A2; 273. 273AI 25A5; 31A8; 36. 51A5; 99A3; 214f. 229fA5; 233. 286fA9;298A9;308AI 47A7 37M 15AI. 4; 33-37. 51A7; 222f.252AI 48A8 284A4 288A4 286A6 286A6.7 42A7 45fA6 43. 45A3 45fA6; 286A7 286A6 286A7 4O-45.46f'
279A2 45A5; 100 30A2; 33A6; 41. 44A4; 45-48. 48-50. 5Of. 53-58. 99-105. I06A3; 107A3; 108f. 128. 152. 157AI; I64M5; 165. 188. 220M. 5. 6; 221f. 227-239. 240AI; 267A2; 273AI; 283Al; 304.305. 310AI; 311
34
14I5lf 26 1627-31 1734f 19150' 280' 38 41-44 2090' 2120 24 2237 2326-32 28
15AI; 99A3; 12BA3; 214. 223. 298A9; 30BAI 45fA6 22A3 10lfA5 286A5 286A6 43A8 50 56 15AI; 279A2 56 56A5 42A7 56A5 56
Joh 444 1616lf
213 55AII
Apg 19lf 223 30f 36 38 39f 39 3130' 13 18 19 20f 21lf 25 410 528 30 31
7 72-34 350' 39-41 44-50 51-53 5lf 51 52
85lf 10340' 36 39 43
112 131f 160' 27 32lf 40 1415-17 1550' 1722-31
57A3 26BA8 268A9 268A8 268A2 268A5 268A7 26BA8 268A7 268A9 268A2 57A3; 26BA5 268A9 268A7 268A8 296A3 268A7.8 267A3; 268A2. 7 103fA8; 104A2; 266-269. 266A6 266A9 266A9 266A9 266fA9 265-269 25A3; 103fA8; 128A2; 220A5; 221A2 288A4 15AI; 25A5; 98A7; 99105. 106A3; 265-269. 269A3; 273. 275. 296A3 307A7 267A3 268A7 26BA8 268A9 309 313A2 267A3; 268A7 268A9 268A7 268A9 267A5 309 267A5
R1im 83 (7
9-11
272A2 272A2 277
379
STELLENREGISTER
1016 111ft' 113 1531
278A2 278A2 15Al. 4; 99. 103.278A2 278A2
Gal
115 24 313 16 28 29 41ft'
IThss 19f 110 215f 15 16
Hebr 12
278A2 309 272A2 272A2 272A5 272A2 272A2
210 59 11ft' 728 915 1136-38 36f 37 122
Jak
510
267A5 277A3 33A6; 57A4; 27t-278. 291A4; 294A4; 311A3; 313A3;314A5 15Al; 17fA5; 99-105. 128A3; 220A5; 221A2; 269A3 38fA4; 305A7
4!!A7 42A7 267A5 42A7 272Al 100.263fA3 243A2; 252AI 249A7
2nA2 9<)-105.262.279
IPetr 111 414
31.Al 24fAI; 26A4
Apk 113ft' 18 166 1820 24 226 9
100.24lf 54fAI ; 258A4 !I!I'f 54AI !I!I'f 54Al 54AI
272AI. 2 VII. NEUTESTAMENTLICHE APOKRYPHEN APOSTOLISCHE VATER KIRCHENVATER 99-105. 279fA4 9fT 10 31AI adDiogn 3BfA4 92 Herrn vis 11, 2, 2 38fA4 mand XI, 12 46A4 ApkEI 242 7 (sah) ApkPauli 249A7.8 49
P.Oxyr.
15 PltrEv 17 17wmEv 31 6465 68 Did
121 Bam 511 145 165 IgnMagn 82
Polyk 23 3Eor
213 38fA4 213 300A2 269A3 26A4 230A3
SEsr
15Al; 31AI; 33A6; 38fA4; 52AI0; 99-105. 106A3; 128A3; 279fA4 38fA4; 52A1O 229AI ISAl; 99-105. 279fA4 21A2
106A3;
130-33 39 22--4
230 230fA6 230fA6
Chmms Alexmrdrinru Stromata VI, 127,5 279fA4
Commodian carm.221 24'9A7 Hippolyt Antiehr. 58 279fA4 gg.d.Juden:r 279fA4
380
APOKRYPHEN -VÄTER- Q.0RAN
Justin
Apol. 1,49, I 31AI 63,4131AI Dial. 162-4 279fA4 .. 15AI; 99-105. 106A3; 128A3; 220A5; 279fM 736 15AI; 99-105. 128A3; 279fA4
Qoran 287(81) 548(44) 70f(740 70(74)
6114
97-99. 220M. 5 98A6; 99A5 97-99 220M. 5 98AI
934 15AI; 99-105. 128A3 952 15AI; 99-105. 128A3 1125 15AI; 99-105. 128A3; 279fA4 Origems Comm. Sero 28 17A2 Tom X 18 17A2 Tertullian de pat. 5 279fA4 scorp.8 279fA4