Fritz Berner I Bernd Kochendörfer I Rainer Schach Grundlagen der Baubetriebslehre 3
des Baubetriebs und der Bauwirtschaft Herausgegeben von: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer
Der Leitfaden des Baubetriebs und der Sauwirtschaft will die in Praxis, Lehre und Forschung als Querschnittsfunktionen angelegten Felder - von derVerfahrenstechnik über die Kalkulation bis hin zum Vertrags-und Projektmanagement - in einheitlich konzipierten und inhaltlich zusammenhängenden Darstellungen erschließen.
Die Reihe möchte alle an der Planung, dem Bau und dem Betrieb von baulichen Anlagen Beteiligten, vom Studierenden über den Planer bis hin zum Bauleiter
ansprechen. Auch der konstruierende Ingenieur, der schon im Entwurf über das anzuwendende Bauverfahren und damit auch über die Wirtschaftlichkeit und die Risiken bestimmt, soll in dieser Buchreihe praxisorientierte und methodisch abgesicherte Arbeitshilfen finden.
www.viewegteubner.de
---.J
Fritz Berner
I Bernd Kochendörfer I Rainer Schach
Grundlagen der Baubetriebslehre 3 Baubetriebsführung Mit 132 Abbildungen STUDIUM
11 VIEWEG+ TEUBNER
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner ist seit 1994 Ordinarius des Instituts für Baubetriebslehre an der Universität Stuttgart. E-Mail: [email protected] Internet: www.ibl.uni-stuttgart.de Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer lehrt seit 1995 an der TU Berlin, Institut für Bauingenieurwesen, Fachbereich Bauwirtschaft und Baubetrieb. E-Mail: bernd.kochendörfer@tu"berlin.de Internet: www.bbweb.bv.tu-berlin.de Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach lehrt seit 1996 an der TU Dresden am Institut für Baubetriebswesen, dem er als Institutsdirektor vorsteht. E-Mail: [email protected] Internet: www.tu-dresden.de/biwibb
1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten
© Vieweg+Teubner I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Karina Danulat I Sabine Koch Vieweg+Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.viewegteubner.de
"lS;"",V
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Verviellältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: STRAUSS GMBH, Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-519-00514-8
Vorwort der Verfasser Die Aufgaben der Baubetriebslehre als branchenspezifische Ausprägung der Betriebswirtschaftslehre ändern sich in gleicher Weise, wie sich die Anforderungen des Marktes an die beratenden, planenden und ausführenden Unternehmen der Bauund Immobitienwirtschaft und deren Handlungsbereiche ändern. So war die Baubetriebslehre bis in die aDer Jahre des letzten Jahrhunderts noch auf die ~klassischeu Bauunternehmung ausgerichtet. Danach wurde die Entwicklung geprägt von den komplexeren Leistungsangeboten, die die Unternehmen insbesondere im Schlüsselfertigbau vor neue Herausforderungen gestellt haben. Nunmehr stehen vor allem ppp- und Betreibermodelle mit ihrer Lebenszyklusorientierung im Fokus. Der skizzierte Wandel in den Anforderungen des Marktes an die Kompetenz der Marktleilnehmer und damit auch an die Baubetriebslehre war Anlass für die Verfasser, sich gemeinsam der Erstellung eines aktuellen Grundlagenwerkes zu widmen. Die Baubetriebslehre mit ihren wissenschaftlich basierten Methoden wird dabei in den Bereichen Baubetriebswirtschaft, Baubetriebsplanung und Baubetriebsführung detailliert beschrieben und in den wesentlichen Zusammenhängen erläutert. Gleichzeitig verfolgen die Verfasser das Ziel, mit diesem Grundlagenwerk die aktuellen Veränderungen in den Studien· und Lehrangeboten wirksam zu unterstützen. Der vorliegende Band 3 ~BaubetriebsführungU behandelt die Aufgaben, die in einer Bauunternehmung während der Bauausführung geleistet werden müssen. Dabei werden ausschließlich die Aufgaben der Mtechnischen" Abteilung betrachtet und nicht die der kaufmännischen Abteilungen (Einkauf, Personalwesen und BuchhaI· tung). Das Buch richtet sich nicht nur an Studierende, sondern auch an Praktiker, die sich vielleicht nur in bestimmten Gebieten einen aktuellen Überblick oder Anregungen verschaffen wollen. Deshalb sind die Verfasser auch für Verbesserungsund Ergänzungsvorschläge dankbar. Nachdem die Bände 1 und 2 im Jahr 2007 erschienen sind, liegen nunmehr mit diesem Band 3 alle drei Bände vor. Die Autoren bedanken sich bei ihrem gemeinsa· men Lehr- und Doktorvater Prof. Dr.·lng. Dr. E. h. G. Drees. Der von ihm gelegte Weg hat wesentliche Randbedingungen geprägt. Besonderer Dank gilt allen Kooperations· und Gesprächspartnern, sowie den Mitarbeitern der beteiligten Universitäts· institute. Besonderer Dank gilt Frau Gudrun Radloff, die das Layout erstellt, den Umbruch vorgenommen, viele der Darstellungen gezeichnet und die notwendigen Änderungen jeweils kurzfristig eingearbeitet hat. Stuttgart I Berlin I Dresden, im Dezember 2008 Fritz Berner
Bernd Kochendärfer
Rainer Schach
Inhaltsverzeichnis VOlWort der Verfasser
V
Inhaltsverzeichnis
VII
Abbitdungsverzeichnis
XIII
Abkürzungsllerzeichnis
XVII
1 Baubetriebsführung 2 Anlaufphase
3
2.1 Startgespräch
4
2.2 Grundlagen der Projeklorganisation
6
2.2,1 Bedeutung der Projektorganisation 2.2.1.1 Qualifikation des Bauleitungspersonals
2.2.1.2 Zusammensetzung des Baustellenpersonals
22.2 Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Haftung 2.2.2.1 Unternehmens-Bauleitung, Oberbauleitung und Abschnittsbauleitung
2.2.2.2 Bauherren-Bauleitung 2.2.2.3 Öffentlich-rechtlicher Bauleiter und Fachbauleiter
6 7
8
9 9
9 10
2.2.2.4 Projektleitung
11
2.2.2.5 Haftung des Unternehmens-Bauleiters auf Basis des Bauvertrags
12
2.2.2.6 Haftung des Unternehmens·Bauleiters gegenllber Dritten
13
2.2.2.7 Haftung des Unternehmens-Bauleiters bei strafbaren Handlungen und und Ordnungswidrigkeiten
13
2.2.2.6 Notwendige behördliche Anzeigen des Baubeginns
16
2.2.3 Funktionsbeschreibung des typischen Baustellenpersonals
19
2.2.3.1 Oberbauleiter oder Technischer leiter
19
2.2.3.2 Projektleiter
19
2.2.3.3 Bauleiter
19
2.2.3.4 Abschnittsbauleiter
20
2.2.3.5 Bauführer und Polier
21
2.2.3.6 Abrechneroder Aufmaßtechniker
21
2.2.3.7 Baukaufmann
21
2.2.4 Aufbauorganisation
21
2.2.5 Prozessorganisation
23
2.2.6 Zuordnung der Zuständigkeiten
25
2.2.7 Instrumentarien der Projektorganisation
27
2,2.7.1 Zusländigkeitsmatrix
29
2.2.7.2 Besprechungskoordination
29
2.2.7.3 Planlaufschema
31
2.2.7.4 Layerstruklur bei Plänen
32
VIII
Inhaltsverzeichnis
2.2.7.5 Bautagebuch
35
2.2.7.6 Planeingangsbuch
39
2.2.7.7 Projekl-Kommunikations-Management-System
40
2.2.7.8 Lohnstundenerfassung
41
2.2.7.9 Stundenlohnnachweise
44
2.2.7.10 Besprechungsprotokolle
49
2.2.7.11 Technische Protokolle
50
2.2.7.12 Geriiteeinsat!:bericht
52
2.2.7.13 Adressenverzeichnis
53
2.2.7.14 Projektordnerstruktur
54
2.2.7.15 Inlerne Protokolle zur Qualiliitssicherung
56
2.3 Management. Controlling und Kontrolle 2.3.1 Management
58 58
2.3.2 Controlling
59
2.3.3 Kontrolle und Soll-Ist-Vergleichsrechnungen
61
2.3.4 Bedeutung von Controllingmaßnahmen
62
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls 2.4.1 Bedeutung des Bausolls
63 65
2.4.2 Unwirksame Vertragsklauseln
66
2.4.3 Technische Regelwerlle
67
2.4.3.1 Anerkannte Regeln der Technik
67
2.4.3.2 Stand der Technik
70
2.4.3.3 Stand der Wissenschaft
71
2.4.3.4 VOB Teil B
71
2.4.3.5 VOB Teil C
72
2.4.3.6 Bau- und Planungsrecht
74
2.4.3.7 Landesbauordnungen
77
2.4.3.8 Liste der Technischen Baubestimmungen
80
2.4.3.9 Bauregellisten
82
2.4.3.10 Untergesetzliche Regelwerlle
87
2.4.3.11 Technische Spezifikationen und Normen
88
2.4.4 Nichttechnische Regelwerlle
91
2.5 Kontakt mit Auftraggeber und Planem
92
2.6 Kontakt mit Behörden. Verwaltungen und Institutionen
92
2.6.1 Berufsgenossenschaft, Rettungsdienste und Sicherheits- und GesundheitsschutzKoordinator
93
2.6.2 Slraßenverkehrsbehörde
93
2.6.3 Energieversorgungsunternehmen
96
2.6.4 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
96
2.6.5 Telekommunikation I Datennetze
96
IX
Inhaltsverzeichnis
2.6.6 Sonstige Institutionen 2.7 Arbeitsvorbereitung 3 Bauphase 3.1 Definitionen zum Bauprozess 3.1.1 Ressourcen des Bauprozesses
97 97
99 99 100
3.1.1.1 Personal
100
3.1.1.2 Geräte
101
3.1.1.3 Baustoffe
106
3.1.1.4 Nachunternehmer
117
3.1.1.5 Sonstige Ressourcen
118
3.1.2 Sonstige Prozessfaktoren 3.1.2.1 Welterinformationen 3.1.2.2 Winterbau 3.2 Rechtliche Aufgaben 3.2.1 Vertragsmanagement
118 118 118 120 121
321.1 Anzeigen von Bedenken
125
3.2.1.2 Anzeigen von Behinderungen
128
3.2.1.3 Eigenmächtig erstellte Leistungen
130
3.2.2 Beweissicherungsverfahren 3.3 Organisatorische Aufgaben 3.3.1 Management der Nachunternehmer 3.3.1.1 Schnittsteltenrisiko
131
134 134 135
3.3.1.2 Koordinationsrisiko
136
3.3.1.3 Vergabe von Nachunternehmerleistungen
137
3.3.1.4 Führung und Steuerung der Nachunternehmer bei der Leistungserbringung
138
3.3.1.5 Ersauvornahme
138
33.1.6 Vergütung von Nachunternehmern
139
3.3.2.2 Vertragsgestaltung
141 141 144
3.3.2.3 Genehmigungsablauf
145
3.3.2.4 Quotierung I Kontingente
149
3.3.2 Rohbauleistungen als Lohnleistung 3.3.2.1 Grundlagen der Vergaben
3.3.2.5 Zollrecht! Überwachung
151
3.3.2.6 Ausblick
152 152
3.4 Technische Aufgaben 3.4.1 Terminrnanagement und Termincontrolling
152
3.4.2 Sicherheitsmanagement
157
3.4.3 Logistik
158
3.4.4 Qualitätsmanagement und Qualitätscontrolling
160
3.4.4.1 Begriffsdefinillon
160
x
Inhaltsverzeichnis
3.4.4.3 Sichlbelonqualität
162 163
3.4.4.4 Qualität bei anderen Gewerken
164
3.4.4.2 Belonqualität
3.4.6 Mängelmanagement während der Bauausführung
167 169
3.4.7 Aufmaß
m
3.4.5 8emusterung
3.4.7.1 Aufmaß durch Plan
172
3.4.7.2 Gemeinsames Aufmaß
173
3.4.8 Mengenermittlung
175
3.4.8.1 Verfahren zur Flächenberechnung
176
3.4.8.2 Exakte Volumenberechnung
177
3.4.8.3 Näherungsvertahren zur Volumenberechnung
180
3.4.8.4 Mengenermittlung mit dem Prismenverfahren
181
3.4.8.5 Händische Mengenermittlung im Hochbau
188
3.4.8.6 Mengenermitllung mit Standard-EDV-Programmen
189
3.4.8.7 RES-Verfahrensbeschreibungen
190
3.4.8.8 Allgemeine Bauabrechnung (RES-VB 23.003)
192
3.4.8.9 Beispiel 1 für Mengenermittlung - Decke bei einem Einfamilienhaus
193
3.4.8.10 Beispiel 2 für Mengenermntlung - Baugrube
195
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben 3.5.1 Methodische Ansatze zum Risikomanagement und -controlling
197 197
3.5.1.1 Risikoidentifikalion, Risikostrukturierung und Risikobewertung
199
3.5.1.2 RisikoklassifizieNng und Risikoaggregalion
200
3.5.1.3 Risikosteuerung
201
3.5.2 InstNmente der Risikosteuerung
201
3.5.2.1 Risikosteuerung durch kaufmännische Instrumente
201
3.5.2.2 Risikosteuerung durch Versicherungen
202
3.5.2.3 Risikosteuerung durch Sicherheitsleistungen (Bürgschaften)
207
3.5.3 Leistungsmeldung 3.5.3.1 Grundlegende Anmerkungen zur Leistungsmeldung
216 216
3.5.3.2 Methodischer Ansatz und Ermittlung der Leistungsmengen
219
3.5.3.3 Leistungsermilliung über Einheitspreise
220
3.5.3.4 Leistungsermilliung über die Kosten der Teilleistungen
222
3.5.3.5 Leistungsermilliung Ober Vorgänge der Terminplanung
223
3.5.3.6 Weitere Angaben bei der Leistungsmeldung
224
3.5.4 Koslen-Soll-Ist-Vergleich, Kostencontrolling und Kostenmanagement
228
3.5.5 Stunden-Soll-Ist-Vergleich
230
3.5.5.1 Grundlegende Anmerkungen zum Stunden·Soll-lst-Vergleich
230
3.5.5.2 Sauarbeitsschlüssel (SAS)
232
3.5.5.3 Beispiel zum Stunden-Soll-Ist-Vergleich
235
XI
Inhaltsverzeichnis
3.5.6.1 Einführung
238 238
3.5.6.2 Abrechnungsgrundlagen
239
3.5.6 Anforderung von Abschlagszahlungen (Abschlagsrechnungen)
3.5.6.3 Rechnungsarten
239
3.5.6.4 Abrechnungsvorschriften
242
3.5.6.5 Abrechnungseinheiten
243
3.5.6.6 Vergütungsanspruch für Teilleistungen
245
3.5.6.7 Aufstellung von Abschlagsrechnungen
245
3.5.6.8 Zahlung von Abschlagsrechnungen
250
3.5.6.9 Abrechnung bel Pauschalverträgen 3.57 Finanz- und Uquiditätsplanung
251 252
3.5.7.1 Motivation
252
3.5.7.2 Sicherheitsleistungen und Finanzplanung
255
3.5.7.3 Uquiditätsplanung
257
3.5.7.4 Innerbetriebliche Zahlungsplanung
259
3.5.8 Grundlagen zum Nachtragsmanagement
261
3.5.9 Prozess der Nachtragsstellung
263
3.5.10 Nachträge wegen geänderter oder zusätzlicher Leistung
265
3.5.11 Nachträge wegen Mehr- oder Mindermengen
272
3.5.11.1 Beispiel: Ausgleich bei Mehrmengen
278
3.5.11.2 Beispiel: Ausgleich bei Mindermengen
280
3.5.11.3 Beispiel: Ausgleich bei Mehr- und Mindermengen
262
3.5.12 Lohn· und Stoffpreisgleitklauseln
283
3.5.13 Schadensermiltlung wegen Behinderung und Unterbrechung der BauausfUhrung
285
3.5.13.1 Störungsmodifizierter Bauablaufplan
287
3.5.13.2 Schadensermiltlung wegen erhöhter Lohn- und Gehaltskosten
289
3.5.13.3 Schadensermiltlung wegen Minderleistung der gewerblichen Arbeitnehmer
292
3.5.13.4 Schaden wegen sonstigem Personalaufwand
293
3.5.13.5 Schadensermiltlung wegen Materialpreiserhöhungen
294
3.5.13.6 SchadensermiltJung wegen verlängerter Gerätevorhaltung
296
3.5.13.7 Schadensermittlung wegen erhöhter Baustellengemeinkosten
299 299
3.5.13.8 Schadensermittlung wegen erhöhter ,.Allgemeiner Geschäftskosten" 3.5.13.9 Behandlung von Wagnis und Gewinn bei der Schadensermittlung 3.5.13.10 Fälligkeit von Umsatzsteuer bei Nachträgen wegen Schadenersatz 3.5.13.11 Entschädigung nach § 642 BGB 3.5.14 Nachkalkulation
JOO JOO JOO J01
35.14.1 Ermittlung von Stundenaufwandswerten
302
3.5.14.2 Kaufmännische Nachkalkulation
J04
4 Fertigstellungsphase 4.1 Abnahme
305
J05
Inhaltsverzeichnis
XII
4.1.1 Interne Abnahmen nach QM-Plan
305
4.'.2 Technische Abnahmen
306
4.1.3 Privatrechtliche Abnahmen
307
4.1.3.1 Abnahme durch den Auftraggeber
307
4.'.3.2 Abnahme nach dem 8GB
308
4.1.3.3 Abnahme nach der VOB
308
4.1.3.4 Abnahme von Nachunternehmerleistungen
312
4.1.4 Öffentlich-rechtliche Abnahmen 4.2 Schlussrechnung 4.2.1 Rechnungsstellung 4.2.2 Schlusszahlung 4.3 Dokumentation 4.3.1 Interne Dokumentation und Archivierung 4.3.2 Übergabedokumentation
313 314 314 316
318 318
321
4.3.2.1 Struktur der Übergabedokumentation
322
4.3.2.2 Inhalt der Übergabedokumentation
322
4.3.2.3 Dokumentation fOr das Facility Management
323
5 Gewährleistungsphase
327
5.1 Verpflichtung nach 8GB und VOB
327
5.2 Mängel- und Gewährleislungsmanagement
327
5.2.1 Definition des Mangels
327
5.2.1.1 Mangel nach BGB und VOB
327
5.2.1.2 Mangelarten
328
5.2.2 Ve~ähfUng der Mängelanspriiche
330
5.2.3 Beweislast
331
5.2.4 Rechtsfolgen nach VOB bei Mangel während der Bauabwicklung
332
5.2.5 Rechtsfolgen nach BGB und VOB bei Mangel nach der Abnahme
332
5.2.6 Mangelverfolgung
334
5.3 Wartungsarbeiten 6 Persönliche Fähigkeiten eines Bauleiters
336
337
6.1 GrundzUge sozialer Kompetenz
337
6.2 Empfehlungen zur Organisation der eigenen Arbeit
337
6.3 Empfehlungen zur Gesprächsführung
340
6.4 Empfehlungen zum Zeitmanagement eines Bauleiters
341
7 Literaturverzeichnis
343
8 Weiterführende Informationen im Internet
351
9 Schlagwortverzeichnis
355
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Gliederung der Grundlagen der Baubetriebslehre (Band 1 - 3)
2
Abb. 2: Phasengliederung der Abwicklung eines Bauprojektes
3
Abb. 3: Checkliste fUr das Slartgespräch
5
Abb. 4- Organigramm einer Baustelle
22
Abb. 5: Zuständigkeitsmatrix
26
Abb. 6: Dokumente auf Baustellen
28
Abb. 7: Besprechungsstruktur
30
Abb. 8: Planlaufschema
31
Abb. 9: Layerstruktur des SBN
33
Abb.10: Layeraufbau
34
Abb. 11: Bautagebuch Rohbau Seite 1 von 2
36
Abb.12: Baulagebuch Rohbau Seite 2 \/on 2
37
Abb_ 13- Planein- und -ausgangsbuch
40
Abb. 14: Lohnstundenberichl
42
Abb. 15: Auszug aus der Liste der Überstunden- und Erschwerniszuschläge nach
Bundesrahmentarifverlrag
43
Abb.16: Tagelohnnachweis
46
Abb.17: Interner Arbeitsbericht
48
Abb.18: Protokoll Baubesprechung (Auszug)
50
Abb.19: Bohrprotokoll
51
Abb. 20: Geräteeinsatzberichl
52
Abb. 21: Auszug aus der Liste möglicher Adressen
53
Abb. 22: Inhalt der Ordnergruppe 2
55
Abb. 23: Internes Abnahmeprolokoll
57
Abb. 24: Controllingprozess
60
Abb. 25: Arten ....on Soll-1st-Vergleichen nach KLR-Bau
62
Abb. 26: Auswirkungen ....on ....erspäteten und rechtzeitigen Controllingmaßnahmen
63
Abb.27: Allgemein anerkannte Regeln der Technik, Stand der Technik und Stand der Wissenschaft
71
Abb. 28 a: Normen der VOB/C
73
Abb. 28 b: Normen der VOB/C (Fortsetzung)
74
Abb. 29: Übersicht über wichtige öffentlich-rechtliche Vorschriften des Bau- und Planungsrechts
75
Abb.30: Verfahren für die Verwendung ....on Bauprodukten nach MBO
83
Abb. 31: Auszug aus Bauregellisle A Teil 1 (2008/1)
84
Abb. 32: Auszug aus Bauregelliste A Teil2 (2008/1)
84
Abb.33: Auszug aus Bauregelliste A Teil 3 (2008/1)
85
Abb.34: Auszug aus Bauregellisle B Teil 1 (2008/1)
86
Abb.35: Auszug aus Bauregelliste B Teil2 (2008/1)
86
Abbildungsverzeichnis
XIV
Abb. 36: Auszug aus Bauregellisle C (2008/1)
87
Abo. 37: Europäische Normen zu Bauprodukten (Auswahl)
90
Abb. 38: Regelplan nach RSA
94
Abb. 39: Regelplan C 1/3 nach RSA: Verkehrsführung Ober Behelfsfahrstreifen
95
Abb. 40: Elemente des Bauprozesses
99
Abt>. 41: Gerälemeldung
102
Abb.42: Geräteliste
104
Abb.43: Abnahmeprotokoll für Krane
105
Abb.44: Betonsortenverzeichnis eines Transportbetonwerkes (Auszug)
108
Abb.45: Belonsortenverzeichnis einer Baustelle
109
Abb. 46: Anmeldeformular zur Betollüberwachung
111
Abt>. 47: Lieferschein für Transportbeton
112
Abb.48: Betonslahlliste
114
Abb. 49: Lieferschein für Betonstahl
115
Abt>. 50: Bestellschein
116
Abb. 51: Beweissicherung von öffentlichen Verkehrsflächen vor Baubeginn
133
Abb.52: Rissmonitor (HHfsmitlel zur Beweissicherung)
134
Abb.53: Freistellungsbescheinigung
140
Abb.54: Auflistung gesperrter Bezirke (Stand Oktober 2008)
145
Abb.55: Bescheid über Zusicherung der Arbeitserlaubnis-EU
147
Abb.56: Formular Aufenthaltstitel
148
Abb.57: Berechnungsvorgabe für die Quotenermittlung
149
Abb.58: Formular Selbstauskunfl
150
Abb.59: Visualisierung von Informationen im Terminplan
154
Abb.60: Umsetzung der Zieldefinition im Soll-O-Terminplan
154
Abb.61: Im Soll-Ist-Vergleich werden Abweichungen festgestellt
155
Abb.62: Erfolgreiche Nachsteuerung anfänglicher Störungen
156
Abb. 63: Prozessablaufdiagramm für die Logistik der LKW-Oisposition
159
Abb.64: Prozessablaufdiagramm für den Transport auf der Baustelle
159
Abb.65: Steuerung des Warenumschlags
160
Abb. 66: Sichtbetonklassen und deren Verknüpfung mit Anforderungen in Anlehnung an DBV-Merkblatt Sichtbeton
164
Abb.67: Aufmaß, Mengenermitllung und nachfolgende Aufgaben
172
Abb.68: Berechnung der Fläche einer Baugrubensohle nach Gauß-Elling
177
Abb. 69: Prismatoid
177
Abb. 70: Pyramidenstumpf
178
Abb. 71: Obelisk
178
Abb. 72: Dreiseiliges Prisma
179
Abb. 73: Bemaßtes Baufeld mit zwei Höhenpunkten und den unteren Punkten der Baugrube
182
Abb. 74: Schnitt A-A - Lage der Geraden für die Berechnung von Punkt P7 und Punkt P8
183
Abb.75: Koordinaten aller Punkte der Baugrube
184
Abbildungsverzeichnis
XV
Abb. 76 Baugrube mit allen Punkten
185
Abb.77: Koordinaten der Grundstücksgrenze
185
Abb. 78: Aufteilung des Urgelandes in Dreiecke
186
Abb.79: Berechnung der Teilflachen nach Gauß-Elling und Berechnung der Volumina fOr das Urgelände Abb. 80: Aufteilung der Baugrube und des GrundstOckes in Dreiecke
186 187
Abb. 81: Berechnung der Teilflächen nach Gauß-ElIing und Berechnung der Volumina für das Gelände nach dem Aushub (Auszug)
188
Abb. 82: Kopfzeile eines Formulars zur Mengenermitllung (Beispiel filr Aufmaß-Formular)
189
Abb.83: REB- und GAEB-Verfahrensbeschreibungen
191
Abb.84: Formelsammlung der Allgemeinen Bauabrechnung, RES-VB 23.003 (Auszug)
192
Abb. 85: Positionen filr Titel 1.5 Mauerarbeiten
194
Abb.86: Aufmaßplan - Grundriss EG Einfamilienhaus
194
Abb. 87: Mengenermittlung
195
Abb.88: Berechnun9 der oberen Flache der Bau9rube nach Gauß-Elling
195
Abb.89: Abweichung der Näherungsverfahren zur Prismenmethode
197
Abb.90: Grundprinzipien des Risikomanagements
198
Abb. 91: Qualitatives Risikoportfolio
201
Abb.92: VertragserfüllungsbOrgschaft
210
Abb.93: GewährleistungsbOrgschaft
212
Abb. 94: Schritte zur kurzfristigen Ergebnisrechnung
219
Abb.95: Positionszuordnung zu den Vorgängen einer Terminplanung
224
Abb.96: Formular flIr die Leistungsmeldung
227
Abb. 97: Kostencontrolling - Modul Subunternehmemachträge
229
Abb. 98: Kostencontrolling - Modul Gemeinkostenentwicklung
230
Abb. 99: Taligkeitsbereiche eines Bauarbeitsschlussels
233
Abb. 100: Arbeitsschritle des Tätigkeitsbereichs.3 Schal- und ROstarbeiten"
233
Abb. 101: Position mit BAS-Nummern
235
Abb. 102: Auswertung LohnautoNand für Gesamtprojekt nach SAS
236
Abb.103: Ist-Stunden zum Monatsultimo
237
Abb.104: Stunden-Soll-lstNergleich
237
Abb. 105: Beispiel tOr Rechnungsdeckblatt
241
Abb. 106: Abrechnungsmengen für Schalung nach VOBIC, DIN 18331
243
Abb.107: Beispiel für Zusammenstellung der erhaltenen und offenen Abschlagszahlungen
246
Abb.108: Beispiel fOr Zusammenstellung der Abrechnung nach Positionen
247
Abb.109: Beispiel für einen Zahtungsplan
252
Abb. 110: Verlauf der Zahlungsslröme in einem Projekt
254
Abb. 111: Finanzplanung einer Bauunternehmung
258
Abb. 112: Ermittlung der einem Vorgang zugeordneten Leistung
260
Abb. 113: EDV-Kalkulation einer Stütze 0 40 cm
268
Abb. 114: Nachtragsposition einer StOtze 0 40 cm
269
Abbildungsverzeichnis
XVI
Abb. 115: Nachlragsposition einer Stütze 0 40 cm mit C 35/45
269
Abb. 116: Gegenüberstellung Mehr- und Mindermengen nach § 2. Nr. 3. VQB/B
277
Abb. 117: Auswirkungen von auftraggeberbedingten Störungen
288
Abb. 118: Lohnslundenverlauf nach Arbeitskalkulation
290
Abb. 119: Lohnstundenverlauf nach den durch den Bauherrn bedingten Behinderungen
290
Abb. 120: Tabellarische Ermittlung des Schadens
291
Abb. 121: Betonverbrauch C 20/25 nach Arbeitskalkulation
295
Abb. 122: Tatsächlicher Betonverbrauch
295
Abb. 123: Struktur der Betonkosten
296
Abb. 124: Erfassungsblatt für Einzelzeil- und Fortschriltszeitaufnahme
303
Abb. 125: Systematische Mullimomentaufnahme
304
Abb. 126: Typische technische Abnahmen mit öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher Wirkung 306 Abb.127: Beispiel für Abnahmeformular
311
Abb. 128: Fristen filr die Erstellung der Schlussrechnung
315
Abb. 129: Gesetzliche Aufbewahrungsfristen für Baudokumente
320
Abb. 130: Vorschläge zur Strukturierung von Übergabedokumentationen filr Bauvorbereitende Maßnahmen, Baukonstruktionen und Freianlagen
323
Abb. 131: Vorschläge zur Strukturierung von Übergabedokumentationen für die Technische Gebäudeausrüstung und Nutzerspezifische Ausstattung Abb. 132: Begriffliche Zusammenhänge
323 324
Abkürzungsverzeichnis aaRdT
ABN ABU AEntG
AG AN
aRdT ARGE ARGEBAU ArbSchG ARIS
ATV
AVA
BAL BAS BauPG
BF
BGB BGH BGL BGV BGR BL BPR DAfStb DIS!
OIN OSL
OVA OBV OVO DVGW
EDV
eEPK EMVG
EN ETB EVU
FGSV FIDIC
GaragenVO GOV
Allgemein anerkannte Regel der Technik Allgemeine Bedingungen für die Bauleislungsversicherung Allgemeine Bedingungen für die Bauwesenversicherung von Unlernehmerleislungen Arbeilnehmer-Entsendegesetz Auftraggeber Auftragnehmer anerkannte Regel der Technik Arbeitsgemeinschaft Arbeitsgemeinschaft der für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen zuständigen Minister und Senatoren Arbeitsschutzgesetz Architektur integrierter Informalionssysteme Allgemeine Technische Vertragsbedingungen Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung Baustellenausslaltungsliste Bauarbeitsschlüssel Bauproduktengesetz Bauführung I Bauführer Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Baugeräteliste Berufsgenossenschaftliehe Vorsch riften Berufsgenossenschaflliche Regeln Bauleitung I Bauleiter Bauprod uktenrichtlinie Deutscher Ausschuss für Stahlbeton Deutsches Institut für Bautechnik Deutsches Institut für Normung e. V. Digital Subscriber Une (Digitaler Teilnehmer-Anschluss) Deutsche Vergabe-- und Vertragsausschuss für Bauleistungen Deutscher Belon- und Bautechnik-Verein EV Digital Versatile Disc Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e. V. Elektronische Datenverarbeitung erweiterte Ereignisgesteuerte Prozessketten Gesetz über die elektromagnetische Verträglichkeit von Betriebsmitteln European Norm (Europäische Norm) Einheitliche Technische Baubestimmungen Energieversorgungsunternehmen Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen Federation Internationale des Ingenieurs Conseils (frz.) bzw. International Federation of Consulting Engineers (engi.) Garagenverordnung Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
XVIIl
GEFMA GSGV OU GÜ GÜB HLS IDEF INQA
ISO ISDN
KLR KMU
KW LBO LTB MBO MVAS OBL OLO
OPP PAK
PCB PCT
PKMS PL
PPP
PÜZ-Stelle QM
RAB RSA
REB
Si:lchsBO SiGe SiGeKo SF TOA TRGS
TU TÜ
ULAK UML UMTS
VOE VOI
AbkOrzungsverzeichnis
German Facility Management Association • Deutscher Verband für Facility Management e. V. Verordnung zum Gerätesicherheitsgesetz Generalunternehmer Generalübernehmer Gemeinschaft für Überwachung im Bauwesen e. V. Heizung, lüftung und Saniti:lr Integrated Definition Initiativkreis Neue Qualiti:lt der Arbeit International Organization for Standardization (Internationale Organisation für Normung) Integrated Service Digital Network Kosten- und leistungsrechnung Kleinere und mittlere Unternehmen Kohlenwasserstoffe landesbauordnung liste der Technischen Baubestimmungen Musterbauordnung Merkblatt über Rahmenbedingungen für erforderliche Fachkenntnisse zur Ver· kehrssicherung von Arbeitsstellen an Straßen Oberbauleitung IOberbauleiter Oberlandesgericht Öffentlich-Private-Partnerschaft Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Polychlorierte Biphenyle Polychlorierte Terphenyle Projekt- und Kommunikations-Management-System Projeklleitung I Projektleiter Public Private Partnership Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle Qualitätsmanagement Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen Regelungen für die elektronische Bauabrechnung Si:lchsische Bauordnung Sicherheit und Gesundheitsschutz Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator Schlüsselfertig Technische Gebaudeausrüstung Technische Regeln für Gefahrstoffe Totalunternehmer Totalübernehmer Urlaubs- und lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft Unified Modelling Language Universal Mobile Telecommunications Systems Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V. Verein Deutscher Ingenieure e. V.
AbkOrzungsverzeichnis
VdS VOB VOBfA VOBfB VOBfC
ZAV
ZfBR
ZPO ZTV
Vertrauen durch Sicherheit Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil Ader Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil B der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Zentrale Auslands- und Fachvermiltlung Zeitschrift für Bau- und Vergaberecht Zivilprozessordnung Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen
XIX
1
Baubetriebsführung
Im ersten Band der Grundlagen der Baubetriebslehre wurde zunächst ein allgemeiner Überblick über die Strukturen der Sauwirtschaft und die am Bau Beteiligten gegeben. Oaran anschließend wurden die ersten Phasen der Projektabwicklung bis zur Auftragsvergabe ausführlicher dargestellt. Diese umfassten vor allem die Ausschreibung und die Kalkulation. Hier wurden umfassende Einblicke in die Thematik der Preisermittlung gegeben. Abschließend wurde im ersten Band die Angebolsbearbeitung als wesentliche Aufgabe der ausführenden Unternehmen dargestellt. Der zweite Band der Reihe behandelt die Baubetriebsplanung. Unter diesem Ober· begriff werden alle Planungsaufgaben zusammengefasst, die zur Planung des Baubetriebs im wörtlichen Sinne erforderlich sind, Sie schließen sich unmittelbar an die Auftragserteilung an. Sie umfassen alle vorbereitenden Maßnahmen der Arbeitsvorbereitung auf Seilen des Auftragnehmers, bevor mit der eigentlichen Bauausführung begonnen werden kann. Ziel der Baubetriebsplanung ist eine wirtschaftliche Bauausführung unter Einhaltung der kalkulierten Kosten bei gleichzeitiger Erfüllung aller vertraglichen und rechtlichen Randbedingungen. Diese Aufgaben werden häufig auch unter dem Begriff Arbeilsvorbereitung zusammengefasst. Der hier vorliegende dritte Band der Reihe mit dem Untertitel "Baubetriebsführung" schließt an die beiden ersten Bände an und beschreibt alle Aufgaben und Tätigkeiten, die während der eigentlichen Bauausführung bis zur Abnahme und während der Gewährleistungsphase anfallen. Abb. 1 gibt hierzu einen Überblick und stellt nochmals alle Phasen der Erstellung eines Bauwerks dar mit den zugehörigen Aufgaben der am Bau Beteiligten. Zusätzlich wird in der Abbildung auf die jeweiligen Abschnitte der drei Bände dieser Reihe verwiesen. Die Baubetriebsführung erfasst alle Schritte, die durch die ausführenden Abteilun· gen im Unternehmen sichergestellt werden müssen, um das Bauwerk entsprechend den vertraglichen Bedingungen mängelfrei zu erstellen. Diese Aufgaben werden traditionell durch die Bauleitung erbracht. Daher wird der Begriff der Bauleitung auch als Synonym für die Baubetriebsführung benutzt. Insbesondere bei schlüsselfertig zu erstellenden Bauwerken sind häufig umfangreiche Planungsaufgaben mit abzudecken, die aber nicht Schwerpunkt der Betrachtungen dieses Bandes sein sollen.
2
1 Baubetriebsführung
Phase
Au..ehrelbung
Ang.bolabNrbeltung
Vergabe
AuftragHrtellung
Projekt.b1rt • Arto.llt;vorto.,,«unlil
Anlaufph...
Aufgaben
Band der Grundlagen der Baubetriebslehre
- Ausschreibung von Bauleislungen (Band 1, Abschnitt 3.4) - Aufbau von Ausschreibungsuntel1agen (Band 1. Abschnitt 3.5) - Allema~ve Vertfagsmodelle (Band 1. Abschnitt 3.7) - Grundlagen der Kalkula~on (Band 1, Kapitel 4) - Durchtahrung der Kalkulation (Band 1, KapitelS) - De<:kungsbeitr.lgsrechnung {Band 1, Kapitel6} - Angebotsbearbe~ung im SF·Bau (Band 1, Kapitel 7) - Kalkulatorischer Verlahrensvergleich (Band 2. Kapltel7j
Band 1
- Verfahrensmerkmale (BarK! 1, Abschnitt 3.1) - Vertragssoll (Band 2. Kapitel3)
- Vertragskalkulation (Band 1, Abschnitt 5.11) - Auftragseneilung und Projeklslart (Band 2. Kapitel 2) - Analyse der Vertragsjnha~e (Band 2. Abschnitt 3.3)
Band 2
- Ablaufplanung (Band 2. KapitelS) - Schalungsplanung (Band 2, Kapitel 8) - Sicherhert und Gesundheitnchulz, Umweltschutz (Band 2, Kapitel 9) - Ressourcenplanung (Band 2. KapitellO} - Baustelleneinnchtungsplanung (Band 2. Kapitel 11 ) · -
A1beitskalkulation (Band 2. Kapitel 12) Startgespräch (Band 3. Abschnitt 2.1) Baustellenorgan~~on (Band 3. Abschnitt 2.2) Definition des Bausolls (Band 3. Abschnitt 2.4) Kontakt mit Dritten (Band 3. Abschnitt 2.S und 2.6)
- Bauprozen (Band 3. Abschnitt 3.1) - Aufgaben der Bauleitung (Band 3. Abschnitt 3.2) - BOrgschalten (Band 3. Abschnitt 3.3) - Bauabrechnung (Band 3. Abschnitt 3.4)
Fertlgstellungs-
ph..
G_lhrtelstul1illa· ph...
- Abnahme (Band 3. Abschnitt4.1) - Nachkalkulation (Band 3. Abschnitt 4.2) - Dokumentation (Band 3, Abschnitt 4.3)
• Mangel- und Gewahrleislungsmanagement (Band 3. Abschnitt 5.2) • Wartun9sarberten (Band 3. Abschnitt 5.3)
Abb.1: Gliederung der Grundlagen der Baubetriebslehre (Band 1 - 3)
Band 3
2
Anlaufphase
Die Baubelriebsführung betrachtet die Aufgaben der Abteilung ~Bauausführung~, in vielen Bauunternehmen mit "Bauleitung bezeichnet. Die Aufgaben dieser Abteilung können projektspezifisch in vier Phasen untergliedert werden (siehe Abb. 2): U
die die die die
Anlaufphase (Kapitel 2), eigentliche Bauphase (Kapitel 3), Fertigslellungsphase (KapileI4), Gewährleistungsphase (Kapitel 5).
l
Zeit
l
A'ft",
•
""hm.
Anlaufphase
Bauphase
Gewährleistungsphase
Abb.2: Phasengliederung der Abwicklung eines Bauprojektes
Bestandteil dieses Buches sind nicht die vielfältigen Aufgaben der kaufmännischen Abteilung, wie Einkauf, Personalwesen und Buchhaltung. In den meisten Unternehmen ist die Arbeitsvorbereitung der Bauleitung sehr eng zugeordnet oder sogar deren integraler Bestandteil. Wegen der vielfältigen Aufgaben der Arbeilsvorbereitung wurden diese im Band 2 "Baubetriebsplanung erläutert. Je kleiner ein Bauunternehmen ist, desto eher müssen die Bauleiter auch die Aufgaben der Arbeitsvorbereitung übernehmen. Auf jeden Fall muss der Bauleiter die Ergebnisse der Arbeitsvorbereitung nicht nur verstehen. Er wird diese Planung sehr intensiv begleiten und je nach Situation auf der Baustelle eine Überarbeitung oder Fortschreibung entweder selbst durchführen oder diese veranlassen. U
In Kapitel 2 werden die Aufgaben erläutert, die weitgehend parallel zur Arbeitsvorbereitung ablaufen, jedoch von der Bauleitungsabteilung selbst durchgeführt werden müssen.
4
2.1
2 Anlaufphase
Startgespräch
Das Startgespräch, häufig auch als ~Kick-off-meeting" oder ~erstes Projektgespräch" bezeichnet, hat eine außerordentlich große Bedeutung, um einen reibungslosen Projektstart sicherzustellen. Es hat zur Aufgabe, alle Beteiligten über das neue Projekt zu informieren, aber auch, die Projektorganisation einzurichten. Während fast alle Unternehmen in der stationären Industrie ihre Organisation entweder kontinuierlich den laufenden Prozessen anpassen und daher Änderungen in der Organisation eher sporadisch vornehmen, muss für jede Baumaßnahme zuerst eine neue Organisation aufgebaut werden. Da diese genau den spezifischen Erfordernissen des Projektes anzupassen ist, wird diese auch Projektorganisation genannt. Das Startgespräch wird üblicherweise unmillelbar nach Auftragserteilung durch die Unternehmens- oder Niederlassungsführung vorbereitet, indem jene Mitarbeiter festgelegt werden, die Aufgaben innerhalb eines Projektes übernehmen sollen. Zudem wird ein Termin festgelegt, an dem das Startgespräch stattfindet. Dieser Termin liegt in den meisten Fällen am Folgetag der Auftragserteilung oder nur wenige Tage nach dieser, da zwischen Auftragserteilung und dem Baubeginn vor Ort zahlreiche Entscheidungen zu treffen und Aufgaben auszuführen sind. Alte Projektbeteiligten werden zu dem Startgespräch eingeladen. Ihre Anwesenheit ist Pflicht. Bei Großprojekten hat es sich als günstig erwiesen, das Startgespräch in zwei Stufen durchzuführen. In der ersten Stufe ist es sinnvoll, zuerst ausschließlich die wichtigsten Mitarbeiter, die Führungsfunktionen übernehmen, in das Projekt einzubinden. Nachdem diese Führungspersonen eine detaillierte Projektorganisation und dazugehörige Prozessabläufe festgelegt haben, werden schließlich im zweiten Startgespräch alle Mitarbeiter des Projektes darüber informiert. Bei Projekten üblicher Größenordnung werden zuerst der Kalkulator sowie sonstige Personen, die in die Akquisition eingebunden waren, über technische, baubetriebliche, vertragliche und kalkulatorische Besonderheiten des Projektes berichten. Außerdem werden die wichtigsten Projektbeteiligten genannt. Dies sind insbesondere der planende und bauleilende Architekt sowie die Fachingenieure. Von besonderer Bedeutung sind Festlegungen, die Maßnahmen betreffen, die unmittelbar bevorstehen. Dies betrifft zum Beispiel, wer bestimmte Aufgaben bis zu einem festgelegten Zeitpunkt abzuarbeiten hat. Als Beispiele werden die Baustelleneinrichtungsplanung, der Terminplan, die Arbeitskalkulation, kurzfristig einzuholende Genehmigungen sowie die Ausschreibungen für kurzfristig durchzuführende Vergaben genannt.
2.1 Startgespräch
5
Alle Festlegungen im Rahmen des Startgespräches sind sorgfältig zu protokollieren. Dieses Protokoll wird häufig durch den Bauleiter erstellt. Es hat sich als praktisch erwiesen, das Startgespräch entlang einer Checkliste zu führen. In Abb. 3 ist eine einfache Checkliste wiedergegeben. Allgemeine Angaben zum Projekt Projektnummer Kostensteilennummer Projektname Teilnehmer der Besprechung Anschriften, Ansprechpartner, Telefonnummern, Faxnummern und E-Mail-Adressen der wichtigsten Projektbeteiligten, wie Bauherr Bauteitender Architekt Planender Architekt Tragwer1l.splaner Prtlfingenieur Fachplaner für Heizung, Lüftung, Sanitär Fachplaner Elektro Sonstige Fachplaner Vermessungsingenieur Baugrundgutachter Informationen :wm Vertrag Vertragsakten (Originale, Aufbewahrungsort, Vervietfältigungen) Vertragsart (VOB, BGB) und sonstige Besonderheiten im Vertrag Auftragssumme Nachlass, Skonto Rechnungen und Zahlungen Vertragsstrafe BlIrgschaften und Versicherungen Informationen über Bautermine Baubeginn Vertraglich vereinbarte Zwischentermine Bauende Festlegungen zur Arbeitsvorbereitung (verantwortliche Person und Termine) Baustelleneinrichtungsplan Terminplan Schalungsvorbereitung Arbeitskalkulation Informationen für den Einkauf Menge und Art der wichtigsten Baustoffe Besondere Baustoffe Festlegungen zu den wichtigsten Unternehmen Festlegungen zum Controlling Wichtige Terminfestlegungen Abb. 3: Checkliste für das Startgespräch
Mit dem Startgespräch ist die Voraussetzung gegeben, dass intern alle an dem Projekt Beteiligten die wichtigsten Projekteinformationen erhalten und unmittelbar nach dem Startgespräch mit der Projeklbearbeitung beginnen können. In der Regel bleibt
2 Anlaufphase
6
es Aufgabe des Bauleiters, darauf zu achten, dass alle Projektbeteiligten ihre Zuarbeiten rechtzeitig erbringen. Im Allgemeinen müssen sich die Projektbeteiligten die notwendigen Informationen selbst besorgen. Hinsichtlich der Informationen besteht daher eine Holschuld. Mit dem Slartgespräch wird außerdem sichergestellt, dass zum Zeitpunkt des Baubeginns die Arbeiten zügig aufgenommen werden können. Dies ist der erste Schritt für eine termingerechte und wirtschaftliche Bauausführung.
2.2
Grundlagen der Projektorganisation
2.2.1 Bedeutung der Projektorganisation Die Abwicklung von Bauprojekten unterscheidet sich stark von der Produktion in der stationären Industrie. Einige Unterschiede saHen genannt werden: Ein Bauunternehmen erbringt eine Bauleistung, die vom Auftraggeber planerisch vorgegeben ist. Oie Bauleistung ist auf einem vom Bauherrn vorgegebenen Grundstück zu erbringen. Das Bausoll, das heißt die Vorgabe, was gebaut werden soll. ergibt sich aus dem Bauvertrag und durch ergänzende oder ändernde Vorgaben, die der Bauherr während der Bauausführung macht. Von großer Bedeutung für die wirtschaftliche und termingerechte Erstellung der Bauleistung ist die Bereitstellung einer für jede Baustelle neu zu errichtenden, möglichst effektiven Baustelleneinrichtung. Ausführungen hierzu finden sich in Band 2, Kap. 11. Das Bauunternehmen muss projektspezifische Planungen im Rahmen der Arbeitsvorbereitung durchführen, um sicherzustellen, dass die Bauleistung termingerecht, in der vereinbarten Qualität und wirtschaftlich errichtet werden kann. Zu nennen sind besonders die Terminplanung und die Schalungsplanung. Darüber hinaus sind die notwendigen Planungen im Bereich von Sicherheit und Gesundheitsschutz sowie zur Reduktion schädlicher Einflüsse auf die Umwelt dringend anzuraten. Alte diese Punkte sind ebenfalls in Band 2 detailliert dargestellt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass alle diese Maßnahmen jeweils projektspezifisch erforderlich sind, während im Gegensatz dazu in der stationären Industrie alle Produktionsplanungen in der Regel keinen projektspezifischen Ansatz aufweisen. Bauprojekte und -aufträge weisen darüber hinaus weitere Unterscheidungsmerkmale auf wie beispielsweise: Größe des Projektes, Art des Bauvorhabens (Erdbau, Straßenbau, Hochbau, Ingenieurbau etc.),
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
7
Vertragsart (Einzelvergabe, Schlüsselfertigbau, Public Private Partnership 1). Diese und weitere Faktoren beeinflussen maßgeblich die Organisation der Baustelle. So wird eine kleine Straßenbaustelle, bei der ein neuer Straßenbelag auf eine städtische Straße aufgebracht wird, wegen einfacher planerisch-technischer Vorgaben eine relativ einfache Organisation mit wenigen Beteiligten aufweisen. Des Weiteren sind keine zusätzlichen Unternehmen auf der Baustelle tätig. Die Abstimmung mit dem Auftraggeber, dem städtischen Tiefbauamt, ist einfach und die Baumaßnahme wird nach einer relativ kurzen Bauzeit abgeschlossen. Im Gegensatz dazu ist bei einem schlüsselfertig zu erstellenden Bau eines Einkaufszentrums eine Vielzahl von Personen und Organisationen mit sehr unterschiedlichen Funktionen eingebunden. Die Definition der Baustellenorganisation ist eine planerische Maßnahme, die si~ ehersteIlt, dass die Baustelle so organisiert wird, dass alle Aufgaben effizient erfüllt werden. Verantwortlich für die Baustel1enorganisalion ist die übergeordnete Instanz. Dies kann die Geschäftsleitung, die Niederlassungsleitung, die Technische Leitung oder die Oberbau leitung sein. Da die Baustellenorganisation für jede Baustelle jeweils wegen der oben genannten Unterschiede neu definiert werden muss, stellen Bauprojekte die klassische Form eines Prototyps der Projektorganisation dar. Dabei wird jede Baustelle als Projekt verstanden, das durch Zielvorgaben, zeitliche, finanzielle, personelle und andere Bedingungen, Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben und projektspezifische Organisation bestimmt ist. 2 Ein Bauwerk kann aber nicht errichtet werden, wenn nicht qualifiziertes Bauleitungspersonal diese Planungen umsetzt. Auch die Zusammensetzung des Bauleitungspersonals ist projektspezifisch festzulegen. Unternehmensintern sollen Regeln in Form von Anweisungen und Regelabläufen vorgegeben werden, damit das Bauleitungsteam seine Aufgaben möglichst effektiv umsetzen kann. 2.2.1.1
Qualifikation des Bauleitungspersonals
Die Qualifikation des Bauleitungspersonals ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Art der Baustelle
Bei einem Public-Private-Partnership-Vertrag erbringt das private Unternehmen die gesamten Planungsleistungen, erstellt das Bauwerk, übernimmt die Finanzierung und betreibt das Bauwerk über einen Zeitraum von 15 bis 30 Jahren. In diesem Zusammenhang wird auf die Praxishilfen CASA-bauen (www.casa-bauen.de) und KOMKO-bauen (www.komko-bauen.de)velWiesen. die durch den Initiativkreis Neue Qualität des Bauens - JNQA-bauen (www.inqa-bauen.de und www.inqa.de)speziellfürkleinere und milliere Unternehmen (KMU) erarbeitet wurden.
2 Anlaufphase
8
Unter der Art der Baustelle sollen die verschiedenen Baumaßnahmen verstanden werden, wie Einfamilienhausbau, größere Wohn- und Bürogebäude, Erdund Straßenbau, Spezialtiefbau (z. B. der Bau von komplizierten Baugruben), Tunnelbau und viele Spezialbaumaßnahmen, wie zum Beispiel Stahlbau, Turmbau oder Gleisbau. Für all diese Baumaßnahmen ist die geforderte Qualifikation des Bauleitungspersonals sehr unterschiedlich. Größe der Baustelle Von großer Bedeutung ist auch die Größe der Baustelle. So ist leicht verständlich, dass die Qualifikation des Bauleitungspersonals für die Rohbauarbeiten bei einem Einfamilienhaus anders sein muss als die des Personals beim Bau eines Hochhauses. Leistungsumfang Ein weiterer Unterschied ergibt sich durch den Leistungsumfang. Die VOB/A sieht als Regelfall die Vergabe der Bauleistung in Losen vor, die in der Regel den Gewerken entsprechen. Somit wird auf der Baustelle eine Vielzahl von Unternehmen tätig, die jeweils ihre gewerkespezifischen Leistungen erbringen. Seit den 1970er Jahren vergeben private Bauherren die Bauleistung zunehmend schlüsselfertig an Generalunternehmer. 3 Diese setzen eine große Zahl von Nachunternehmern ein, um die schlüsselfertige Leistung zu erbringen. Es ist leicht verständlich, dass für die Bauleitung von schlüsselfertig zu erstellenden Baumaßnahmen besonders qualifiziertes Personal benötigt wird. Bauleitungspersonal kann eine unterschiedliche berufliche Ausbildung haben. Typisch im technischen Bereich ist eine Ausbildung als Bauingenieur. gelegentlich auch als Architekt. Die Abschlüsse können an einer Universität oder einer Fachhochschule erworben werden. Daneben gibt es Techniker und vergleichbare Abschlüsse an Akademien und weiteren Institutionen. Von Bedeutung ist auch eine handwerkliche Ausbildung, die zum Meister führen kann oder die Industrieausbildung zum geprüften Polier. Auf der kaufmännischen Seite gibt es vergleichbare Ausbildungen.
2.2.1.2
Zusammensetzung des Baustellenpersonals
Neben der unterschiedlichen Qualifikation des Personals einer Baustelle zeichnet sich dieses durch unterschiedliche Berufsbilder aus: Technisches Personal Das Technische Personal setzt sich in der Regel aus Bauingenieuren, Technikern, Meistern und Polieren zusammen und ist für die technische Abwicklung verantwortlich. Diese betrifft insbesondere die Steuerung der gesamten Baustel-
Der Begriff Generalunlemehmer wird hier als Synonym tur Generalunlernehmer. Tolalunlemehmer, Generalübernehmer und Tolalübernehmer verwendet. Siehe Band 1, Abschn. 3.6.1
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
9
le, Verhandlungen mit Auftraggebern und Nachunternehmern zu technischen Sachverhalten, rechtzeitige Bereitstellung aller benötigten Ressourcen, Bauzeitund Qualitätscontrolling, Nachtragsmanagement und Abrechnung. Kaufmännisches Personal Auch dieses umfasst Personen mit unterschiedlicher Qualifikation vergleichbar zum Technischen Personal. Die Tätigkeiten betreffen den gesamten Einkauf, den Rechnungs- und Zahlungsverkehr, Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Bilanzen und die Baubetriebsrechnung (siehe Band 1, Abschnitt 4.1). Sekretariat Sekretariatspersonal und weitere Personen, die das technische und kaufmännische Personal unterstützen, sind bei größeren Baustellen mit vorzusehen.
2.2.2
Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Haftung
Die Begriffs- und Tätigkeitsbezeichnungen des Projektleiters, des Bauleiters und des Oberbau leiters beruhen nicht auf einheitlichen Festlegungen oder Normierun~ gen, sondern werden mit unterschiedlicher Ausprägung hinsichtlich Aufgaben, Zuständigkeiten, Verantwortung und Haftung verwendet. Vor diesem Hintergrund sind Begriffsdefinitionen angebracht.
2.2.2.1
Unternehmens-Bauleitung, Oberbauleitung und Abschnittsbauleitung
Die nBauleitung" oder die MProjekUeitung" 4 bezeichnet zunächst nur entsprechende Organisationseinheiten, wobei die Bezeichnung MBauleitung~ eher bei den ausführenden Firmen des Rohbaus, der Gebäudetechnik und des Ausbaus zu finden ist. Zur eindeutigen Unterscheidung wird daher auch der Begriff nUnternehmensBauleitung" verwendet. Die Institution, die mehreren "Bauleitungen" vorsteht, wird dann im Allgemeinen als "OberbauJeitung" bezeichnet. Diese Zusammenfassung kann sowohl mehrere "Abschnittsbauleitungen" einer größeren Baustelle als auch mehrere MBauleitungen~ aus unterschiedlichen Aufträgen an unterschiedlichen Standorten betreffen.
2.2.2.2
Bauherren-Bauleitung
Auch die Objektüberwachung nach HOAI 5 wird oftmals als "Bauleitung" bezeichnet. Hiermit ist dann allerdings die überwachende Tätigkeit meist eines Architekten nach § 15 HOAI gemeint. Dort ist auch das Leistungsbild definiert. Diese Bauleitung wird in der HOAI als Objektüberwachung oder Bauüberwachung bezeichnet. Zur klaren Abgrenzung spricht man dann häufig von der "Bauherren-Bauleitung". Damit wird
,
siehe auch Abschnitt 2.2.2.4 Honorarordnung für Architekten und Ingenieure
2 Anlaufphase
10
deutlich, dass diese Bauleitung im Auftrag des Bauherrn tätig ist und diesem gegenüber haftet.
2.2.2.3
Öffentlich-rechtlicher Bauleiter und Fachbauleiter
Eine besondere Funktion in dieser Begriffs-"Umgebung" nimmt der ftöffentlichrechtliche Bauleiter" nach der Landesbauordnung (LBD - siehe Band 1, Abschnitt 2.2.2) ein. Häufig wird er auch als "verantwortlicher Bauleiter" bezeichnet. Dieser ist in den meisten Landesbauordnungen (Ausnahme z. B. Bayern) für jedes zu genehmigende Bauvorhaben gesetzlich vorgeschrieben und muss der Genehmigungsbehörde (Baubehörde) namentlich benannt werden. Der "LBO·Bauleiter" hai bei· spielsweise nach der Bauordnung für Berlin (BauOSln) 6 " ... darüber zu wachen, dass die Baumaßnahme dem öffentlichen Recht, den anerkannten Regeln der Baukunst und den genehmigten Bauvorlagen entsprechend durchgeführt wird. Er hat im Rahmen dieser Aufgabe auf den sicheren bautechnischen Betrieb der Baustelle, insbesondere auf das gefahrlose Ineinandergreifen der Arbeiten der Unternehmer zu achten.« Die Formulierung in § 58 (1) der Sächsischen Bauordnung (SächsBO) ist fast identisch zu der der 8auOBln. Es heißt dort, ,,'" dass die Baumaßnahme dem öffentlichen Baurecht, den eingeführten Technischen Baubestimmungen und den genehmigten Bauvorlagen entsprechend durchgeführt wird und die dafür erforderlichen Weisungen zu erteilen sind. U
Der lBO-Bauleiter kann ein "dritter" Bauleiter sein oder aus dem Kreis der HOAIObjektüberwacher (Architekt) oder der Firmen-Bauleiter benannt werden und dann in Personalunion verschiedene Aufgaben erfüllen. Er hat insoweit dann auch indirekt Anordnungsbefugnisse gegenüber den sonstigen am Bau beteiligten Firmen und Institutionen. Nach § 58 (2) SächsBO "muss [erJ über die für seine Aufgaben erforderliche Sachkunde und Erfahrung verfügen. Verfügt er auf einzelnen Teilgebieten nicht über die erforderliche Sachkunde, so hat er geeignete Sachverständige (Fachbauleiter) hinzuzuziehen. Diese treten insoweit an die Stelle des Bauleiters. Der Bauleiter hat die Tätigkeit der Fachbauleiter und seine Tätigkeit aufeinander abzustimmen." Der Begriff des Fachbauleiters ist somit dem öffentlich-rechtlichen Aufgabenbereich zuzuordnen. Für den Nachweis der erforderlichen Sachkunde ist weder eine Ausbildung als Architekt oder Bauingenieur noch die einer bestimmten beruflichen Ausbildung vorgesehen. Allein ausschlaggebend ist die konkret vorhandene Sachkunde und Erfahrung.
Bauordnung für Berlin (BauOBln) vom 29.09.2005: § 57 Abs. 1 Satz 1. 2
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
11
Dem Bauleiter nach LBO werden im Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben eine umfassende öffentlich-rechtliche und eine gegebenenfalls sanktionsrelevante zivil- und strafrechtliche Verantwortung aufgebürdet. Verletzt der öffentlich-rechtliche Bauleiter seine Pflichten, so kann er Dritten gegenüber aus unerlaubter Handlung nach § 823 Abs.1 BGB zur Verantwortung gezogen werden. Dabei spielt es keine Rolle, dass er sich allein dem Bauherrn gegenüber verpflichtet hat. Aufgrund dieser vertraglichen Verpflichtung übernimmt er auch im öffentlichen Interesse die Pflicht, Leib, Leben, Gesundheit und Eigentum Dritter zu schützen. Damit obliegt dem öffentlich-rechtlichen Bauleiter eine Verkehrssicherungspflicht jedem Dritten gegenüber. Verletzt er diese, so kann er sich schadensersatzpflichtig gem. § 823 Abs.1 BGB machen. Darüber hinaus kann er auch nach § 330 StGB zur Verantwortung gezogen werden, wenn bestimmte Regeln der Baukunst verletzt werden. Der Bauleiter nach LBO hat die Baumaßnahme als Ganzes und übergeordnet zu koordinieren und zu organisieren. Dies muss er unabhängig von der privatrechtlich gegenüber dem Bauherrn geplanten und geschuldeten Bauausführung umsetzen bzw. sicherstellen. Hierfür fehlendes Fachwissen und Erfahrung hat er selbständig einzuschätzen, eine geeignete Vertretung in Person von Fachbauleitern eigenverantwortlich auszuwählen und diese Vertreter ebenfalls zeitlich und fachlich zu koordinieren, zur Tätigkeit anzuhalten und diese zu überwachen. Der Bauleiter bleibt unabhängig von dieser Vertretung für die Überwachung der Bauausführung als Ganzes im Interesse der Öffentlichkeit verantwortlich. 2.2.2.4
Projektleitung
Der Begriff der "Projektleitung" oder der ~Gesamt-Projektleitung~ wird in der Regel im Schlüsselfertigbau oder im Projektmanagement verwendet und bezeichnet bei den ausführenden Unternehmen Organisationseinheiten, die fach- und disziplinübergreifend tätig sind. So ist beispielsweise der "Projektleiter" im SF-Bau in der Regel für das gesamte Projekt einschließlich Planung und Ausführung zuständig und kann demzufolge sowohl die Führungsinstanz für mehrere "Fach-ProjekUeiter" als auch für mehrere MFach-Bauleiter" sein. Bei den verschiedenen Fach-Ingenieurbüros ist ebenfalls der Begriff Projektleitung gebräuchlich. Er beschreibt dabei eine Einzelperson oder mehrere Personen, die für das Planungsmanagement, aber auch den bürointernen wirtschaftlichen Erfolg des Planungs-Projektes verantwortlich sind. Die "Bauleitung", die ~ProjekUeitung" oder der "Bauleiter" (Unternehmens-Bauleiter) im Sinne der hier zu erläuternden Baubetriebsführung ist diejenige Instanz oder die-
2 Anlaufphase
12
jenige Person, die - bezogen auf einen konkreten Bauauftrag - Führungs- und damit Managementaufgaben in den Handlungsbereichen
Recht (Bau- und Vertragsrecht, Risikomanagemenl), siehe Abschnitt 3.2, Organisation (Personal-, Geräte-, Stoff- und Leistungsressourcen), siehe Abschnitt 3.3, Technik (Ausführung nach Quantität, Qualität und Terminen), siehe Abschnitt 3.4 und Wirtschaft (Überwachung von Leistung, Kosten und Liquidität), siehe Abschnitt
3.5 übernimmt, die hinsichtlich der methodischen und inhaltlichen Ansätze für Planung, Überwachung und Steuerung in den folgenden Kapiteln erläutert werden.
2.2.2.5
Haftung des Unternehmens-Bauleiters auf Basis des Bauvertrags
Auf Grund seiner Verpflichtung als Angestel1ler des Bauunternehmens hat der Un~ ternehmensbauleiter die Interessen des Bauunlernehmens gegenüber dem Auftraggeber zu vertreten. In der VOB/B wird die Grundlage für eine Vertretungsmacht mittelbar durch § 4 Nr. 1 (3) Satz 3 VOB/B geschaffen. Dort heißt es: NOem Auftragge~ ber ist mitzuteilen, wer jeweils als Vertreter des Auftragnehmers für die Leitung der Ausführung bestellt ist." Diese Erklärung sollte zumindest mündlich erlolgen, Jedoch wird auch durch Nschlüssiges Handeln" diese Vertretungsvollmacht bekräftigt. Hinsichtlich der privatrechtlichen Verpflichtungen. die der Auftragnehmer gegenüber dem Auftraggeber im Bauvertrag eingegangen ist. haftet der Bauleiter nicht. Somit ist er zum Beispiel nicht für einen Schaden und eventuell auch den entgangenen Gewinn haftbar, den der Auftraggeber im Rahmen von § 6 Nr. 6 VOB/B geltend machen kann. Auch andere Haftungstatbestände wegen Nichtbeachtung der Regelungen der VOB/B verbleiben beim Auftragnehmer. Zu nennen wären zum Beispiel eine Haftung, falls Funde von Altertümern, Kunstwerken und dergleichen nicht angezeigt wurden (§ 4 Nr. 9 VOB/B). Dies beruht auf § 278 BGB, nachdem der Auftragnehmer für vertragswidriges Verhalten des Bauleiters wie für eigenes Verschulden einzustehen haI. Rechtlich gesehen ist der Bauleiter Erlüllungsgehilfe oder Verrichtungsgehilfe des Auftragnehmers. Als Verrichtungsgehilfe wird laut § 831 BGB derjenige bezeichnet, der - frei ausgewählt - nach dem Willen des ~Geschäftsherrn" allgemein tätig und dessen Anweisungen unterworlen ist. Die Art der Tätigkeit, die Qualifikation der rechtlichen Beziehung zwischen ~Geschäftsherrn" und Verrichtungsgehilfen, ihre rechtliche Wirksamkeit, all dies spielt keine Rolle. Wichtig ist allein, dass die Vornahme der Verrichtung dem Einfluss des "Geschäftsherrn" unterliegt, und zwar sowohl in der Bestellung des Bauleiters als auch in der Ausführung der Tätigkeit.
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
2.2.2.6
13
Haftung des Unternehmens-Bauleiters gegenüber Dritten
Zu beachten ist auch eine mögliche außervertragliche Haftung des Bauleiters. Verstößt der Bauunternehmer gegen Sicherungspflichten, die ihm der Allgemeinheit gegenüber obliegen und erwächst daraus einem am Bauvertrag nicht beteiligten Dritten eine Rechtsgutverletzung, so greift zu dessen Gunsten § 823 Abs. 1 BGB ein. Man sieht also in der Rechtsgutschädigung des Dritten eine Vernachlässigung oder Unterlassung einer dem Bauunternehmer oder dem Bauleiter obliegende schadenverhütende Handlungspflicht. Im Allgemeinen wird der Unternehmer zur Deckung dieser Verpflichtungen eine Haftpflichtversicherung abschließen, die auch für die Tätigkeit seiner Beschäftigten eintritt. Insoweit werden dann keine Haftungsansprüche auf den Bauleiter zukommen, sofern er nicht vorsätzlich einen Dritten geschädigt hat. 2.2.2.7
Haftung des Unternehmens-Bauleiters bei strafbaren Handlungen und Ordnungswidrigkeiten
Von weiterer Bedeutung für Bauleiter sind Fehlverhalten, die strafrechtliche Handlungen und Ordnungswidrigkeiten darstellen. In Frage kommt eine kaum abzugrenzende Zahl von Gesetzen und Verordnungen. Nachfolgend werden einige wichtige Gesetze, Verordnungen und andere Regelwerke aufgeführt, die im Zusammenhang mit einer Bauausführung besonders zu beachten sind: Strafgesetzbuch (StGB) § 222 StGB - Fahrlässige Tötung - und § 229 StGB - fahrlässige Körperverletzung - stellen Schutzgesetze dar. Das Führungspersonal von Baustellen, somit insbesondere Bauleiter und Poliere werden sich im Falle von schweren Unfällen hiernach verantworten müssen.
§ 303 StGB - Sachbeschädigung. Eine Sachbeschädigung kann geahndet werden, falls durch fahrlässige oder gar vorsätzliche Pflichtverletzung des Bauleiters Sachen Dritter (z. B. geparkte Autos) beschädigt werden. § 317 SIGB - Störung von Telekommunikationsanlagen. Bestraft wird danach derjenige, der "den Betrieb einer öffentlichen Zwecken dienenden Telekommunikationsanlage dadurch verhindert oder gefährdet, dass er eine dem Betrieb dienende Sache zerstört, beschädigt, beseitigt, verändert oder unbrauchbar macht oder die für den Betrieb bestimmte elektrische Kraft entzieht." § 319 StGB - Baugefährdung - legt fest, dass derjenige, der "bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues oder des Abbruchs eines Bauwerks gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik (siehe Abschnitt 2.4.3.1) verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet, mit Freiheitsstrafe bis zu tunf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft {wird]. Ebenso wird bestraft,
14
2 Anlaufphase
wer in Ausübung eines Berufs oder Gewerbes bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Vorhabens technische Einrichtungen in ein Bauwerk einzubauen oder eingebaute Einrichtungen dieser Arl zu t3ndem, gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet. " Im Zusammenhang mit Straftaten wegen Belangen der Umwelt wird auf § 324 Gewässerverunreinigung, § 324a Bodenverunreinigung, § 325 Luftverunreinigung, § 325a Verursachen von lärm, Erschütterungen und nichtionisierenden Strahlen, § 326 Unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen und § 327 Unerlaubtes Betreiben von Anlagen verwiesen. Straßenverkehrsordnung (StVO) Unter den vielen Regelungen, die im Zusammenhang mit der Straßenverkehrsordnung zu beachten sind, soll besonders auf das Verbot verwiesen werden, nach dem es nicht erlaubt ist, Gegenstände auf die Straße zu bringen oder liegen zu lassen, wenn dadurch der Verkehr gefährdet oder die Sicherheit oder Leichtigkeit des Verkehrs beeinträchtigt wird. Diese Regelung ist insbesondere im Zusammenhang mit dem Abladen von Baumaterialien von Bedeutung. Verwiesen wird auch darauf, dass auch Vorgesetzte von Fahrern nPunkleu im Verkehrszentralregister des Kraftfahrl-Bundesamtes in Flensburg eingetragen bekommen können, falls sie Verstöße gegen die StVO zugelassen haben. Falls somit gegen einen LKW-Fahrer wegen eines überladenen Fahrzeugs ein Bußgeld erlassen wird, so kann auch gegen den Vorgesetzten ein Bußgeld (einschließlich der Punkte in Flensburg) erlassen werden, sofern das Überladen vom Vorgesetzten angeordnet oder geduldet wurde. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Besonders im Zusammenhang mit der Altbausanierung von Gebäuden ist es für den Bauleiter von Bedeutung, zu wissen, was er bei Vorhandensein von wildlebenden Tieren (z. B. Fledermäuse, Mauersegler, Schwalben) zu tun oder zu unterlassen hat. Wasserhaushaltgesetz (WHG) Das Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes (WHG) ist überwiegend der Umweltpflege gewidmet.
§ 2 (1) WHG schreibt für eine Benutzung der Gewässer "eine behördliche Erlaubnis (§ 7) oder eine Bewilfigung (§ 8) [vor}, soweit sich nicht aus den Bestimmungen dieses Gesetzes oder aus den im Rahmen dieses Gesetzes erlassenen landesrechtlichen Bestimmungen etwas anderes ergibt." Unter Benutzen sind
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
15
zum Beispiel Entnahmen, Ableiten, Aufstauen oder Umleiten von Grundwasser oder auch von oberirdischen Gewässern zu verstehen. In den §§ 26, 27 und 32b WHG sind für oberirdische Gewässer und in § 34 WHG für das Grundwasser Verunreinigungsverboie festgeschrieben. So dürfen nach § 26 (1) WHG feste Stoffe (Beispiel: Bauschutt) in ein Gewässer nicht zum Zweck eingebracht werden, um sich ihrer zu erledigen. Kreislaufwirtschaft· und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) Mit der Verabschiedung des Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetzes wurde die rechtliche Grundlage für eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft auf der Grundlage marktwirtschaftlicher Strukturen geschaffen. Nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft sind laut § 4 (1) KrW·/AbfG Abfäl· le n 1. in erster Linie zu vermeiden, insbesondere durch die Vermeidung ihrer Menge und Schädlichkeit, 2. in zweiter Linie a) stofflich zu verwerten oder b) zur Gewinnung von Energie zu nutzen (energetische Verwertung). U
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) Nach § 3 ArbSchG richten sich die Grundpflichten dieses Gesetzes in erster Linie an den Arbeitgeber. In § 4 ArbSchG sind die allgemeinen Grundsätze dieses Gesetzes festgelegt (siehe auch Band 2, Abschnitt 9.3). Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV 2004) In der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV 2004) sind Mindestanforderungen und Schutzziete zu den Arbeitsstätten global angegeben, für deren Einhaltung im Wesentlichen der Arbeitgeber verantwortlich ist. Als Arbeitsstätten gelten dabei alle Orte in Gebäuden und im Freien, die zur Nutzung als Arbeitsplätze vorgesehen sind. Zu den Arbeitsstätten gehören zum Beispiel auch Verkehrswege, Fluchtwege, Lagerplätze, Sanitärräume, Pausenräume sowie Unterkünfte. Die in der ArbStättV 2004 zunächst allgemein gehaltenen Angaben werden durch verbindliche Regelungen untersetzt. Dies sind die Technischen Regeln Arbeitsstätten (TRA), die jedoch zurzeit noch nicht verfügbar sind. Bis zum Erlass der TRA, spätestens jedoch zum 25.08.2010 empfiehlt es sich, weiter die Arbeitsstätten-
2 Anlaufphase
16
verordnung von 1975 und die darauf bezogenen Arbeilsstättenrichtlinien (ASR) anzuwenden. 7 Unfallverhütungsvorschriften (UW) Die Unfallverhütungsvorschriften sind von den Berufsgenossenschaften (BG) erlassene Arbeitsvorschriften, die sich an die Unternehmer richten, um deren Mitarbeiter vor Gefahren für Leben und Gesundheit zu schützen. Mit der BGV A1 ~Grundsätze der Prävention" ist zum 01.01.2004 eine Unfallverhütungsvorschrift als Basisvorschrift geschaffen worden, in der grundlegende Positionen zur Umsetzung des berufsgenossenschaftlichen Auftrags nach dem Sozialgesetzbuch VII zur Verhütung von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Berufskrankheiten festgelegt wurden. Eine Konkretisierung erfolgt bedarfsorientiert im BGRegelwerk (BG-Regeln, BG-Informationen und sonstige Schriften). 8
Arbeitszeitgesetz (ArbZG) Das Arbeitszeitgesetz stellt den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer sicher, indem die tägliche Hächstarbeitszeit begrenzt sowie Mindestruhepausen während der Arbeit und Mindestruhepausen nach dem Arbeitsende festgelegt werden. Nach § 3 ArbZG darf die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer in der Regel acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden. § 7 ArbZG regelt gewisse Ausnahmen. § 4 ArbZG regelt die Ruhepausen, wonach diese im Voraus fest stehend bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs bis zu neun Stunden mindestens 30 Minuten lang und bei mehr als neun Stunden 45 Minuten lang zu gewähren sind, wobei diese in Zeitabschnitte von jeweils 15 Minuten aufgeteilt werden können. Eine Beschäftigung von mehr als sechs Stunden hintereinander ohne Ruhepause ist nicht erlaubt. Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) Mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz werden junge Menschen geschützt, um ihre Gesundheit nicht zu gefährden und ihre Entwicklung ungestärt verlaufen zu lassen. Es schützt deshalb Kinder und Jugendliche vor Arbeit, die zu früh beginnt, die zu lange dauert, die zu schwer ist, die sie gefährdet oder die für sie ungeeignet ist. Nach § 8 (1) JArbSchG dürfen Jugendliche nicht mehr als acht Stunden täglich und nicht mehr als 40 Stunden wöchentlich beschäftigt werden.
Schach lOtto: Bauslelleneinrichlung. Seile 343 ff Schach lOtto: Bauslel!eneinrichlung, Seile 344
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
17
§ 11 JArbSchG schreibt vor, dass den Jugendlichen im Voraus feststehende Ruhepausen gewährt werden müssen und zwar: 1. 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als viereinhalb bis zu sechs Stunden und 2. 60 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden. Als Ruhepause gilt nur eine Arbeitsunterbrechung von mindestens 15 Minuten. § 16 JArbSchG verbietet die Beschäftigung von Jugendlichen an Samstagen. Ergänzt werden diese bundesweit geltenden Regelungen durch verschiedene Landesgesetze und kommunale Regelungen. Am Beispiel von Sachsen sind zu nennen: Sächsisches Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) Das sächsische Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege ist ein das Bundesnaturschutzgesetz ausfüllendes Landesgesetz. Dieses ist ausschließlich der Umweltpflege gewidmet und vornehmlich auf das Schutzgut Boden ausgerichtet. Schutzgüter sind darüber hinaus insbesondere Wasser und Luft, wild lebende Tiere und Pflanzen sowie der Naturhaushalt als komplexes Wirkungsgefüge.
§ 8 SächsNatSchG regelt die oberirdische Gewinnung von Bodenbestandteilen, selbstständige Aufschüttungen, Abgrabungen, Auffüllung von Bodenvertiefungen oder ähnliche Veränderungen der Bodengestalt im Außenbereich, falls die betroffene Grundfläche größer als 300 m2 ist und die Höhe oder Tiefe mehr als 2 m beträgt. Außerdem sind Regelungen zu wesentlichen Veränderungen von oberirdischen Gewässern gegeben. Nach § 10 (6) hat der Unternehmer die beabsichtigten Maßnahmen vor Ausführungsbeginn der zuständigen Naturschutzbehörde schriftlich anzuzeigen, wenn der Eingriff keiner Gestattung oder Anzeige nach anderen Vorschriften bedarf. Sächsisches Denkmalschutzgesetz (SächsDSchG) Bei bestimmten Baumaßnahmen sind die Belange des Denkmalschutzes durch den Bauunternehmer zu beachten. Dies betrifft insbesondere die Sanierung von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen und Baumaßnahmen, die in unmittelbarer Nähe von denkmalgeschützten Bauwerken ausgeführt werden müssen. Nach § 12 (1) SächsDSchG darf ein Kulturdenkmal nur mit Genehmigung 1. wiederhergestellt oder instand gesetzt,
2. in seinem Erscheinungsbild oder seiner Substanz verändert oder beeinträchtigt, 3. mit An- und Aufbauten, Aufschriften oder Werbeeinrichtungen versehen, 4. aus einer Umgebung entfernt,
2 Anlaufphase
18
5. zerstört oder beseitigt werden. Dem Bauleiter und dem Bauunternehmer ist also anzuraten, sich vor Ausführung stets von dem Vorhandensein der genehmigten Pläne zu überzeugen. Weiterhin besteht für den Bauunternehmer die Anzeigepflicht bei der Entdeckung von Funden. Kommunale Regelungen Unter den kommunalen Regelungen sind besonders die Baumschutzverordnungen, aber auch Grünflächen- und Friedhofsverordnungen für das Bauen relevant. Falls Städte und Kommunen keine Baumschutzverordnungen erlassen haben, gelten meistens Landes-Baumschutzverordnungen. Unter Strafe gestellt ist demnach das Fällen von Bäumen über einem gewissen Stammdurchmesser. Zu beachten ist auch, dass in der Periode, in denen Singvögel nisten (meistens beginnend am 1. März) das Fällen von Bäumen und Hecken gänzlich untersagt ist. 2.2.2.8
Notwendige behördliche Anzeigen des Baubeginns
Behördliche Anzeigen vor Baubeginn sind länderspezifisch geregelt. Folgende Stel· len können in Frage kommen: Baubehörde, Bauberufsgenossenschafl, Gewerbeaufsichtsamt, Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator, Luflfahrtbundesamt (bei Baustellen in Flughafennähe) und WasselWirtschaflsamt (bei Baustellen mit Grundwasserhaltung). Die Vorgaben und Fristen sind ebenfalls unterschiedlich. Zum Beispiel gilt: Hessen:
1 Woche vor Baubeginn bei der Bauaufsicht;
Hamburg:
1 Woche vor Baubeginn bei der Bauaufsicht und 2 Wochen vor Baubeginn bei allen Nachbarn;
Baden-Württemberg:
Keine Anzeigepflicht, jedoch ist ein genehmigter Baufreigabeschein Pflicht.
Darüber hinaus empfiehlt es sich insbesondere, den Baubeginn bei FeuelWehr und Polizei anzuzeigen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Anzeigepflichten, die durch den Bauherrn vorzunehmen sind, hier nicht betrachtet werden.
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
19
2.2.3 Funktionsbeschreibung des typischen Baustellenpersonals Bis auf handwerklich geprägte Kleinbaustellen, die der Unternehmer selbst leitet, werden Angestellte oder Freie Mitarbeiter mit der Bauleitung beauftragt. In § 4 Nr. 1 (3) VOS/B ist festgelegt, dass dem Auftraggeber mitzuteilen ist, wer jeweils als Vertreter des Auftragnehmers für die Leitung der Ausführung bestellt ist. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die nachfolgenden Funktionsbeschreibungen des Baustellenpersonals teilweise durch firmeninterne Regelungen wesentlich abgeändert sein können. Insbesondere die Funktion des Projekt- und Oberbauleiters wird teilweise recht unterschiedlich definiert. 2.2.3.1
Oberbauleiter oder Technischer Leiter
Der Oberbauleiter, in manchen Bauunternehmen auch Technischer Leiter genannt, führt meistens drei bis maximal acht Bauleiter und ist für den übergeordneten Ressourceneinsatz (insbesondere Personal und Geräte) verantwortlich. Bei vielen Unternehmen hat er auch Aufgaben in der Akquisition wahrzunehmen. Inwieweit er Ansprechpartner für den Auftraggeber ist, hängt von der Größe der Baustelle, aber auch von unternehmensinternen Regelungen ab. Er ist für übergeordnete organisatorische Regelungen für die einzelnen Baustellen verantwortlich und wird immer An· sprechpartner für die Bauleiter in technischen Fragen sein. Bei Großbauvorhaben wird der übergeordnete Leiter meist auch als Technischer Leiter geführt. 2.2.3.2
Projektleiter
Der Projektleiter ist in der Regel für den wirtschaftlichen Erfolg der Baustelle verantwortlich. Er hat übergeordnete Funktionen, die mit denen des Oberbauleiters genau abzustimmen sind. Ob seine Rolle nach außen in Erscheinung tritt und ob er somit zentraler Ansprechpartner für den Auftraggeber ist, wird in den Bauunternehmen unterschiedlich definiert. Bei kleineren Bauunternehmen ist die Funktion des Projektleiters häufig nicht vorhanden. 2.2.3.3
Bauleiter
Der Bauleiter ist der eigentliche nManager" auf der Baustelle und vor Ort für die Leistungserbringung verantwortlich. Er besitzt eine Schlüsselposition, repräsentiert das Bauunternehmen und gilt als wichtigster Ansprechpartner für die Mitarbeiter auf der Baustelle. Er wird daher einen Arbeitsplatz auf der Baustelle haben und dort auch den überwiegenden Anteil seiner Arbeitszeit verbringen. Er ist für die konkrete Erstellung der Bauleistung verantwortlich und muss daher umfangreiche Koordinationsaufgaben wahrnehmen. Er organisiert den Bauablauf. Zusammen mit dem 0berbauleiter und dem Projektleiter ist er für das wirtschaftliche Ergebnis der Baustelle verantwortlich. Er wird daher auch alle aus dem Bauvertrag sich ergebenden Ver-
20
2 Anlaufphase
pflichtungen umsetzen müssen (Anmeldung von Bedenken - § 4 Nr. 3 VOS/B, Anzeige von Behinderungen - § 6 VOB/B, Mängelbeseitigung - § 13 Nr. 5 VOStB, Rechnungsstellung - § 14 VOStB ete.). Es wird darauf hingewiesen, dass der Begriff des Bauleiters nicht eindeutig abgegrenzt ist. Hinweise zum Bauherren-Bauleiter finden sich in Abschnitt 2.2.2.2 und zum öffentlich-rechtlichen Bauleiter nach den Landesbauordnungen in den Abschnit· ten 2.2.2.3 und 2.4.3.7.
Führungsstil und Motivation des Bauleiters sind für das Baustellenergebnis von großer Bedeutung. Ein "guter" Bauleiter muss neben seiner technischen und wirtschaft· lichen Qualifikation eine hohe soziale Kompetenz aufweisen und daher viele Eigenschaften einer Führungskraft besitzen wie
•
Selbstvertrauen und Selbstsicherheit, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft, Informationswertung und -verarbeitung, Fähigkeit, Informationen in Weisungen und Anordnungen umzusetzen und Fähigkeit zu kritisieren und Kritik entgegenzunehmen. 9
Der Erfolg eines Bauleiters hängt darüber hinaus von einer zielorientierten, sachgerechten und partnerorientierten Verhandlungs- und Gesprächsführung ab. 10 Typische Instrumentarien, mit denen der Bauleiter arbeitet, sind im Abschnitt 2.2.7 beschrieben, während in den Abschnitten 3.2 bis 3.5 die Aufgaben der Bauleitung beschrieben sind. Der Bauleiter isl Bindeglied zwischen dem im Bauunternehmen entweder auf der Baustelle tätigen Abschnittsbauleiter (siehe Abschnitt 2.2.3.4), Bauführer und Polier (siehe Abschnitt 2.2.3.5), Abrechner (siehe Abschnitt 2.2.3.6), Baukaufmann (siehe Abschnitt 2.2.3.7) oder den Personen in zentralen Abteilungen (Arbeitsvorbereitung, Technisches Büro eIe.) und den bei der Baumaßnahme eingebundenen Personen in Ingenieurbüros (siehe Abschnitt 2.5), anderen Unternehmen, Zulieferern oder den Personen, die in Behörden oder vergleichbaren Institutionen (siehe Abschnitt 2.6) tätig sind. 2.2.3.4
Abschnittsbauleiter
Ein Abschnittsbauleiter wird nur bei größeren Baustellen eingesetzt. Er unterstützt den Bauleiter, indem er für bestimmte Bauabschnitte verantwortlich ist. Der "Ab-
10
Biermann: Der Bauleiter im Bauunlernehmen, Seile 51 Harpe: Verhandlungs- und Gesprächsführung
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
21
schnitt" kann dabei zeitlich oder räumlich betrachtet werden. Zeitlich folgt auf den Rohbau der Ausbau. Folglich gibt es häufig den Rohbaubauleiter und den Ausbaubauleiter. Bei räumlicher Gliederung kann es zum Beispiel einen Abschnittsbauleiter Gebäude A und einen Abschnittsbauleiter Gebäude B geben. 2.2.3.5
Bauführer und Polier
In der Praxis wird der Polier auch häufig als Bauführer bezeichnet. Dies gilt insbe· sondere dann, wenn vorrangig Nachunternehmer eingesetzt werden. Der Polier führt die Werkpoliere und Vorarbeiter und die gewerblichen Arbeitskräfte auf der Baustelle. Er ist somit das direkte Bindeglied zwischen Bauleiter und den gewerblichen Arbeitskräften. Er hat in der Regel die Polierprüfung 11 erfolgreich abgelegt. 2.2.3.6
Abrechner oder Aufmaßtechniker
Eine Sonderfunktion ist den Abrechnern zugewiesen. In der Reget soll nach § 5 VOB/A die Abrechnung nach Einheitspreisen erfolgen. In diesern Fall hat der Auftragnehmer u. a. ein Aufmaß, eine Mengenermittlung und eine Rechnung zu erstellen (siehe Abschnitte 3.4.7, 3.4.8 und 4.2). Der Aufwand hierfür ist häufig nicht unbeträchtlich. Zur Entlastung des Bauleiters wird dann ein Abrechner eingesetzt. Er arbeitet direkt dem Bauleiter zu. 2.2.3.7
Baukaufmann
Auf der Baustelle sind abhängig von zahlreichen Randbedingungen mehr oder weniger kaufmännische Aufgaben zu erledigen. Daher können auf großen Baustellen separate Stellen zum Beispiel für Einkäufer, Rechnungsprüfer (einschließlich Kontierung), und Lohnbuchhalter vorgesehen sein. 2.2.4
Aufbauorganisation
In der Aufbauorganisation, auch Strukturorganisation genannt, werden die arbeitsteiligen Zuständigkeiten auf der Baustelle festgelegt. Ziel ist dabei die Definition von Stellen, mit denen Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Handlungsaufgaben festgelegt werden. Jeder Stelle wird in der Regel ein Mitarbeiter zugewiesen. Die Aufbauorganisation kann verschiedenen Organisationsmustern folgen. Diese werden in so genannten Organigrammen dargestellt. Abb. 4 zeigt ein typisches Organigramm für eine Baustelle. der eine weitgehend hierarchische Organisation zugrunde liegt. An oberster Stelle steht die Oberbau leitung oder technische Leitung, dieser
11
Die Prüfung zum Polier fordert eine 6 Monate umfassende Fortbildung im Bereich der Wirtschafts-, Rechts- und Sozialkunde. Voraussetzungen sind eine abgeschlossene Bauberufsausbildung und praktische Berufserfahrung.
22
2 Anlaufphase
folgen die Projeklbauleitung und darunter die anderen Mitarbeiter der Bauleitung. Neben der technischen Bauleitung ist auch die kaufmännische Bauleitung dargestellt. ,-------- ,
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Abb.4: Organigramm einer Baustelle
Die Projekt-Aufbauorganisation ist von der Unternehmensorganisation zu unterscheiden. Insbesondere bei kleineren Baustellen ist die Leitung nicht ganztägig beschäftigt. Folglich hat ein Bauleiter mehrere Baustellen gleichzeitig zu betreuen. Dies gilt in gleicher Art für die kaufmännischen Mitarbeiter. Das Organigramm für eine Baustelle ist während der Bauzeit in vielen Fällen der Leistungsphase anzupassen. Besonders im Schlüsselfertigbau werden mindestens zwei Phasen unterschieden, die Erstellung des Rohbaus und die Phase des Ausbaus. Das Organigramm sollte dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt werden, damit dieser die Aufbauorganisation auch kennt.
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
2.2.5
23
Prozessorganisation
Parallel zur Aufbauorganisation, in der statisch die organisatorischen Einheiten beschrieben werden, steht die Prozessorganisation. Diese wird häufig auch als Ablauforganisation bezeichnet. Die Prozessorganisation beschäftigt sich mit dem örtlich und zeitlich effizienten Zusammenwirken aller Produktionsfaktoren, um die Erstellung des Bauwerkes unter den Zielen Wirtschaftlichkeit, Termineinhaltung, Qualitätssicherung, Umweltschutz sowie Sicherheit und Gesundheitsschutz sicherzustellen. Als Produktionsfaktoren sind im Bereich der Bauleitung nicht die traditionellen Faktoren Arbeitskraft, Betriebsmittel und Werkstoffe zu betrachten sondern abgeleitete Faktoren wie Einsatz unterstützender EDV-Prozesse, Formulare und organisatorische FesUegungen. Die Prozessanalyse hat in der stationären Industrie heute einen beachtlichen Stellenwert erhalten insbesondere durch die Notwendigkeit, vor Einführung von Informationssystemen die Prozesse exakt analysieren und definieren zu müssen. Falls die Unternehmensprozesse durch Software unterstützt werden soll, gibt es für die Prozessanalyse verschiedene methodische Ansätze. Als Beispiel sollen die Unified Modelling Language (UML), die Integrated (Computer-Aided Manufacturing) Definition (IDEF) oder die erweiterte Ereignisgesteuerte Prozessketten (eEPK) genannt. Der als letztes genannte Ansatz ist besonders durch das Programm ARIS bekannt geworden. 12 Wie bereits erläutert (siehe Abschnitt 2.2.1), ist die Organisation von Baustellen im Sinne einer Projektorganisation den jeweiligen spezifischen Randbedingungen einer jeden Baustelle folgend neu zu definieren. Im Prinzip bedeutet das, dass alle Prozesse jeweils neu gestaltet werden müssen. Typische Prozesse sind zum Beispiel: Einkauf von Baustoffen und Nachunternehmerleistungen, Abruf von Personal und von Geräten vom Bauhof, Aufmaß und Rechnungsstellung, Nachtragsmanagement, Interne Leistungsmeldung und sonstiges Berichtswesen, Alle Controllingmaßnahmen, wie zum Beispiel Termincontrolling, Kostencontrolling und Quafitätscontrolling. Für die genannten und andere Prozesse sind in jedem Bauunternehmen Standardprozesse definiert. Typisch ist dabei auch, dass die Ausprägung dieser Prozesse von verschiedenen Randbedingungen abhängig ist, wie zum Beispiel vom Vertrags-
12
Schach I Scherer I Menzel el. al.. Mobile Computing im Bauwesen. Seite 60
24
2 Anlaufphase
volumen (z. B. S 1,0 Mio. € oder> 1,0 Mio. €), der Sparte (Straßenbau oder Hochbau), der Bauwerksart (Bürobau oder Ingenieurbau) oder dem Vertragstyp (Schlüsselfertigbau oder Rohbau, Pauschalvertrag oder Einheitspreisvertrag). Insofern wer· den auf den allermeisten Baustellen viele Prozesse intuitiv umgesetzt, ohne diese zu hinterfragen. Deshalb ist es typisch, dass man auf Nachfragen, warum das oder jenes so gemacht wurde, die Antwort erhält: .Das haben wir schon immer so gemacht!". Aufgabe der Projekt- und der Bauleitung ist es jedoch, zumindest jene Prozesse projektspezifisch festzulegen, die von Baustelle zu Baustelle unterschiedlich realisiert werden können. Dabei spielen selbstverständlich die oben genannten Randbedingungen (Vertragsvolumen, Bauwerksart etc.) eine maßgebliche Rolle. Andere wichtige Kriterien sind: EDV-Einsatzmöglichkeiten (ISDN- oder DSL-Leitung) und eingesetztes Bauleitungspersonal. Insbesondere das Führungspersonal der Baustelle (Oberbauleiter und technische sowie kaufmännische Bauleiter) hat einen starken Einfluss auf die Prozesse. Ist das Führungspersonal zum Beispiel davon überzeugt, dass ein bestimmtes EDVgestütztes Termincontrolling notwendig ist, so wird dieses auch umgesetzt. Es soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass ein nicht unbedeutender Abwägungsprozess vorzunehmen ist, wenn über die Umsetzung des einen oder eines anderen Prozesses auf einer Baustelle zu entscheiden ist. Die erste Frage ist häufig, ob ein bestimmter Prozess Oberhaupt benötigt wird. Zum Beispiel kann hier der Stunden-Soll-Ist-Vergleich (siehe Abschnitt 3.5.5) genannt werden. Die Umsetzung dieses Prozesses auf der Baustelle führt sicherlich zu mehr Transparenz und kann daher zu Einsparungen führen, indem Verlustpotenziale aufgedeckt werden. Andererseits führt der Prozess zu einem Mehraufwand beim Polier und bei der Bauleitung und somit zu Kosten. Betriebswirtschaftlich würde man diesen Prozess nur installieren, wenn die Einsparungen höher als die Kosten sind. Die möglichen Einsparungen sind jedoch zunächst nicht bekannt. Die zweite Frage ist, mit welcher Methode ein zweifelsfrei notwendiger Prozess umgesetzt wird. Typisches Beispiel hierfür ist das Termincontrolling. Es steht außer Frage, dass bei terminkritischen Baustellen ein Termincontrolling notwendig ist und wegen der Auswirkungen einer terminiich gut geführten Baustelle auf das wirtschaftliche Ergebnis bei jeder Baustelle generell vorhanden sein sollte. Die Bandbreite und Intensität eines Termincontrollings ist jedoch beträchtlich. Die beiden Extrema können wie folgt beschrieben werden:
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
25
Als minimale Lösung ist die Terminplanung über einen einfachen Balkenplan (heuristische Methode - siehe Band 2, Abschnitt 5.1) anzusehen. Der TerminSoll-1st-Vergleich könnte dann etwa 14-tägig durch einfaches Eintragen der IstTermine in den Balkenplan vorgenommen werden. Abweichungsanalysen und die Festlegung von Maßnahmen würden nicht systematisch vorgenommen werden und blieben dem intuitiven Vorgehen des Bauleiters überlassen. Protokolle würden nicht erwartet werden. Eine sehr aufwendige Lösung könnte folgendermaßen aussehen. Generell wird ein nProjektmanagement-Programm" (z. B. MS-Project) zur Unterstützung des gesamten Prozesses verwendet. Zur Umsetzung des TermincontroHings wird eine Stelle eingerichtet. Die Terminplanung erfolgt über die Netzplantechnik. Wöchentlich wird ein Termin-Sol1·lst-Vergleich durchgeführt. Die Abweichungsanalyse erfolgt nach bestimmten Regeln. Dabei steht eine Klassifizierung der Abweichungen im Vordergrund (besonders gravierende Terminverzüge, mittelschwere Terminverzüge und zu verfolgende Terminverzüge). Die Ergebnisse werden dokumentiert. Mögliche Maßnahmen zu jedem Terminverzug werden untersucht. Schließlich wird in einer wöchentlich stattfindenden TermincontrollingBesprechung mit Projeklleiter, Oberbauleiter und Bauleiter festgelegt, welche Maßnahmen ergriffen werden. Es ist nun die Aufgabe der für die Baustelle verantwortlichen Projektleiler, Oberbauleiter und Bauleiter, festzulegen, wie das Termincontrolling im konkreten Fall realisiert wird.
2.2.6
Zuordnung der Zuständigkeiten
Die Verbindung zwischen der Prozessorganisation und der Aufbauorganisation wird in der so genannten Zuständigkeitsmatrix einer Baumaßnahme geregelt. Mit Hilfe dieser Matrix werden die einzelnen Prozessabläufe den Projektbeteiligten zugeordnet. Jedes Mitglied eines Projeklteams erhält hierdurch schnell Überblick über seinen eigenen Verantwortungsbereich und die Verantwortungsbereiche der anderen Projektbeteiligten. Auf diese Art wird sichergestellt, dass innerhalb eines Prozesses keine Lücken entstehen und Missverständnisse über die Aufgabenbereiche ausgeschlossen werden. Die Zuordnung des Bauleiters zu einem Prozess erfolgt beispielhaft nach den Kriterien: Information (I), Beratung (B), Durchführung (0), Vertretung (V) und Kontrolle (K).
26
2 Anlaufphase
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Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
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2.2 Grundlagen der Projektorganisation
27
Ein Projektmitglied kann innerhalb eines Prozesses auch mehrere Funktionen wahrnehmen. Dies steht nicht im Widerspruch und ist besonders bei kleineren Baumaßnahmen sinnvoll. Grundsätzlich sind jedoch lediglich die Funktion der Durchführung und die Vertretung zwingend zu trennen, da diese im Widerspruch stehen. Eine sinnvolle Urlaubsplanung ergibt sich ebenfalls durch diese Zuordnung mit dem Ergebnis, dass eine Person, die einen Prozess durchführt, nicht zur selben Zeit den Urlaub wahrnehmen kann wie die Person, die sie gemäß Zuständigkeilsmatrix hierbei vertritt. Das Beispiel einer Zuständigkeitsmatrix ist in Abb. 5 dargestellt. Die Zuständigkeitsmatrix wird meist durch den Projektleiter bzw. den technischen Leiter der Baumaßnahme erstellt. Hierbei ist von besonderer Bedeutung, dass die Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten eingesetzt werden.
2.2.7
Instrumentarien der Projektorganisation
Unter Instrumentarien der Projektorganisation sollen vorrangig formularmäßig verwendete Dokumente (Formulare) verstanden werden, die in der Regel unternehmensweit eingeführt sind und die die Baustellenorganisation unterstützen. Zu unterscheiden sind Dokumente, die auch für externe Zwecke und solche, die nur intern verwendet werden. Alle Dokumente werden somit nicht nur im Sinne eines Berichtswesens verwendet, sondern sind Bestandteil von Schriftwechsel und dienen als Arbeitsunterlagen, die für die Bauprozesse (siehe Abschnitt 3.1) benötigt werden. In Abb. 6 sind die wichtigsten Dokumente aufgeführt. Es muss jedoch festgestellt werden, dass auszufüllende Formulare modernen Organisationsformen nicht mehr genügen, da Daten auf den Formularen zur Auswertung vielfach später in EDV-Systemen erfasst werden müssen. Bei modernen Organisationsformen werden daher Formulare durch eine direkte Datenerfassung abgelöst. Ein weiterer Schritt stellt das Mobile Computing 14 dar, bei dem eine Datenerfassung oder eine Informationsabfrage zusätzlich zur Erfassung am Bildschirm auch alternativ mit mobilen Geräten möglich ist. Als mobile Geräte gelten insbesondere Personal Digital Assistents oder Smartphones. Somit ist es möglich, dass an jedem beliebigen Platz auf der Erde (sofern Zugriff auf das Mobilfunknetz besteht) und zu jeder beliebigen Zeit Baustellendaten erfasst oder Informationen abgefragt werden können. Aus Gründen der Verständlichkeit werden jedoch nachfolgend die Instrumentarien anhand von typischen Standardformularen erläutert. Solche Standardformulare werden auch heute noch in vielen Unternehmen gedruckt vorgehalten. Dabei können Durchschreibsätze vorgesehen werden, so dass keine Kopien notwendig werden.
14
Schach I Scherer I Menzel el. al.. Mobile Computing im Bauwesen
28
2 Anlaufphase
Die einzelnen Blätter der Schreibsätze können auch in verschiedenen Farben vorgesehen werden, so dass hierdurch die Verteilung an den Auftraggeber und Abteilungen des Unternehmens vereinfacht wird. Hauptsächliche Verwendung Dokument
Siehe Abschnin
-.<• B
Zusländigkeitsmalrix
2.2.7.1
Besprechungskoordination
2.2.7.2
Planlaufschema
2.2.7.3
Layerslruktur bei Plänen
2.2.7.4
Bautagebuch
2.2.7.5
Planeingangsbuch
2.2.7.6
Lohnstundenerfassung; Wochenstundenbericht
2.2.7.8
Slundenlohnnachweise
2.2-7.9
Aktennotiz, Gesprächsnotiz, Besprechungsprolokolle
2.2.7.10
Technische Protokolle
2.2.7.11
Geräteeinsatzbericht
2.2,7,11
Adressverzeichnis
2.2.7.11
Projektordnerstruktur
2.2.7.12
Inlerne Protokolle zur Qualitätssicherung
2.2.7.13
Versandschein Materialbedarfsschein Aufmaß
3.4.7
Mengenennittlung
3.4.8
Leistungsmeldung
3.5.3
Abrechnungsblätter Unfallmeldungen Fotodokumentation
, ,, ,, , ,
• ~§=j
,, ,,, ,
,, , ,, ,, ,
Abb. 6: Dokumente auf Baustellen
Gedruckte Slandardformulare werden heute auch zunehmend durch Formulare abgelöst, die nur noch im Rechner vorgehalten werden. Dies hat den Vorteil, dass die Formulare projeklspezifisch abgeändert werden können. Dies betrifft insbesondere: Projektname, Projektadresse mit Telefonnummer und Verteiler.
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
29
Nachfolgend sind typische Instrumentarien I Standardformulare erläutert, die regelmäßig eingesetzt werden. 2.2.7.1
Zuständigkeitsmatrix
In Abschnitt 2.2.1 wurde dargelegt, dass für jede Baustelle eine spezifische Projektorganisation aufzubauen ist. Traditionell wird diese durch die Aufbauorganisation (siehe Abschnitt 2.2.4) und die Ablauforganisation (Prozessorganisation) (siehe Ab~ schnitt 2.2.5) beschrieben. Als Ergebnis der Aufbau- und der Ablauforganisation kann eine Zuständigkeilsmatrix (siehe Abb. 5) erarbeitet werden. In dieser ist konkret festgelegt, welche Aufgaben welche Personen übernehmen. 2.2.7.2
Besprechungskoordination
Die Abwicklung von Baustellen zeichnet sich dadurch aus, dass regelmäßig unterschiedliche Besprechungen (Beratungen) durchgeführt werden. Bei der Abwicklung von Baustellen besteht eine zentrale Aufgabe des Bauleiters darin, Fragen, die an ihn herangetragen werden, zu klären. Darüber hinaus wird er Projektbeteiligte über Maßnahmen und Festlegungen informieren, welche einerseits technische, insbesondere aber auch Steuerungsaufgaben betreffen. Prinzipiell können alle diese Aufgaben in Einzelgesprächen durchgeführt werden. Da jedoch häufig das Fachwissen mehrerer Personen notwendig ist, bietet es sich an, regelmäßig Besprechungen durchzuführen. Bei kleineren bis mittelgroßen Baustellen wird üblicherweise einmal wöchentlich eine Besprechung durchgeführt, in der alle offenen Fragen behandelt werden. Diese wird häufig "Jour-fix" genannt. Teilnehmer sind mindestens der Architekt als Vertreter des Auftraggebers und der Unternehmensbauleiter. Bei öffentlichen Aufträgen wird regelmäßig ein Vertreter des zuständen Amtes (zum Beispiel Tiefbauamt) mit anwesend seien. Ergänzt wird diese Kerngruppe je nach Bedarf durch den SiGeKoordinator, Vertreter von Sub- I Fremdarbeitsunternehmern oder weiteren auf der Baustelle tätigen Unternehmensbauleitern und Bauleitern von Nachunternehmern. Da bei größeren Baustellen alle anstehenden Fragen nicht in einem einzigen Termin geklärt werden können, ist es notwendig, mehrere Besprechungsarten vorzusehen, in denen spezifische Aufgaben abgestimmt werden. In Abb. 7 ist exemplarisch die Besprechungsstruktur für eine solche Großbaustelle wiedergegeben.
30
2 Anlaufphase
Besprechungsstruktur
"'bam
Projekt: Hauptverwaltung Stadtwerke
Ses mehun
Baubesprechung
intern
Termin I Ort
Ta esordnun s unkte
wöchentlich'
Projeklstand Arbeitssicherheit Personalbedarf Gerätebedarf
Baubllro GU
Mittwoch
Teilnehmer
Prolokollführun
"
PL, BL, BF
Materiall.>edarf Sonstiges
Baubesprechung .xtern (BauhGrmbesprechungl
14-lägig I BaubOro AG Dienstag
Projektstand Termine Abnahmen Zahlungen Behinderungen Nachträge
A1beitSSicherheit. SiGa-
AG, Architekt. Tragwerksplane<. sonstige Planer,
OBLIPL.
AG oder Projektsteuerer
Projektsteuerer
Plan
Baubesprechung mit Nachuntemehmern
nach Bedarf
Projektstand Termine PL. Bl, BF Arbeitss;cherheit (StGe· alle zur Zeillätigen Plan) 'U Mängelliste SiGe-Koordinator Nachträge (zeitweise) Sonstiges
wöchenUichl Fassadenbesp""::hung
HauSIM:hnikbesprechung
Planungsbesprechung intern
Rohbaubesprechung
Baub(iroGU Dienstag
nach Erfordernis
PL. BL
"
Planer AG
"
14·Ulgig I HauptvelWaltung Dienstag
nach Erfordernis
Planer AG PlanerGU
Planer AG
wöchenUich I Bauburo GU Mittwoch
nach Erfordernis
alle Planer GU
Planungs· koordinator
wöchenUich I Bauleitercontainer Dienstag 9:00Uhr (+ Ulglich 17:00Uhr)
nach Erfordernis
Rohbaufirmen BL, BF
BL
Abb.7: Besprechungsstruktur 15
Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass zusätzlich zu den projektspezifischen Besprechungen auch im Unternehmen Abstimmungsgespräche notwendig sind. Von besonderer Bedeutung sind dabei die wöchentlich stattfindenden Bauleiterbesprechungen, in der insbesondere das Umsetzen von Personal und Gerät abgestimmt wird. Hinsichtlich der Besprechungsprotokolle wird auf Abschnitt 2.2.7.10 verwiesen.
1~
Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
2.2.7.3
31
Planlaufschema
Bevor ein Plan zur Ausführung freigegeben ist, muss dieser von den im Einzelfall festgelegten Stellen geprüft und freigegeben werden. Erstellung Schalpläne auf Grundlage statischer Berechnung und Planung Architektur, inkl. Schlitz- und Durchbruchsplanung. sowie Einbauteile Index nummerisch
I
Einreichung zur Prüfung
I
I
Keine Freigabe
Prüfung Schalpillne durch Architekt
I
Freigabe
I
Überarbeitung Schalpläne gemäß Eintragungen Architekt Index alphabetisch
I
Erstellung Bewehrungspläne auf Gnmdlage Schalpläne und statischer Berechnungen
L __1"_d_O_,_"_"_m'l_m_o_ri_'_'h_ _---'
Planverteilung
Einreichung zur Prüfung
Verteilung der Pläne gemäß Plarwerteilermatrix
"':";;:'''"0
I
durch PrUflngenieur
I
Freigabe
I
Überarbeitung Bewehrungspläne gemäß Eintragungen Prtifingenieur Index alphabetisch
I
Plan verteilung
I
Verteilung der Pläne gemäß PlanverteilelTllatrix
Abb.8: Planlaufschema
l
r
ObO
Ko'"o
32
2 Anlaufphase
Traditionell ist es Aufgabe des Auftraggebers, dem Bauunternehmen freigegebene Pläne zur Verfügung zu stellen. Insbesondere bei schlüsselfertig zu erstellenden Baumaßnahmen wird jedoch auch häufig vertraglich festgelegt, dass Werkpläne durch den Bauunternehmer zu erstellen sind. Besonders in diesen Fällen muss fest-
gelegt werden, welche Personen in welcher Reihenfolge die Pläne prüfen und schließlich freigeben. In diesem Zusammenhang sind auch Zeiträume festzulegen, die jeweils zur Prüfung und Freigabe zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse dieser Festlegungen werden in einem Planlaufschema, wie in Abb. 8 gezeigt, dokumentiert.
2.2.7.4
layerstruktur bei Plänen
Wenn der Auftragnehmer auch Planungsleistungen übernommen hat und hierbei verschiedene, meistens externe Planungsbeteiligte mit Einsatz von CAD~Systemen zu koordinieren hat, empfiehlt sich die verbindliche Vorgabe von Layerstrukturen. Solche Layerstrukturen von CAD-Programmen ermöglichen die getrennte Bearbeitung von einzelnen Strukturen, wie beispielsweise Tragwerk, Heizungs~, Lüflungsund Sanitärinstallation, Starkstrom- und Nachrichtentechnikinstallation, Ausbauarbeiten in unterschiedlichen Strukturen (Ebenen) zu bearbeiten und diese einzelnen Layer dann entweder einzelnen oder überlagert darzustellen. Damit können Pla· nungsprozesse optimiert und Schnittstellenprobleme reduziert werden. Außerdem ermöglicht die einheitliche Anwendung der Layerstrukturen die konsistente Überführung von Ausführungs-, Werkstatt- und Montageplänen in die Plandokumenlation und damit auch in das Gebäude- I Facility Management. Exemplarisch wird auf die layerstruktur verwiesen, die das Staatliche Baumanagement Niedersachsen (SBN) verbindlich für die Bestandsdokumentation verwendet und auch von externen Planungsbeteiligten verlangt. Diese Struktur orientiert sich primär an den Kostengruppen nach DIN 276 und weist die in Abb. 9 wiedergegebene Gliederung auf.
33
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
Staatliches Baumanagement Niedersachsen
Inhaltsverzeichnis - FM-Layerstruktur des SBN
", f
Ve<mesWIIll ~ Topographie
Nutlu"\l$-. VerwallungM
"" "" "
F........ agen
Ve
""".,.. "~
,.!!
4.1 tn:WÄl "2 [41ßSI
"3 [42_WVl 4" 45 46 47 4,8
[43 Ln [43-KA] [44=EL] [,"_EKi [45_ln [46 FOI
o [47_KU] 411 [47 WRI 41Z[47-M\Il 413[47=Mn 4 1. [47 _LA] 415[47_BA] 4 16 [47_KKJ 4 17 [47_EA] 4,18 [47_WEI 419[48_GAI 420[49_Bn
f
mjW!itYJMi QII Wu..., und AbwiI."""nlmgen Gasanlagen Wllrmeve''''''IIungsanlagen Luflle<:llni~ Anlagen Ka~eanlagen
Elektroanla\len KabeltrallSerl. Karlllle
Femn>ek\$- und InIorma1ionsleChnische Anlagen
'-'-
K 'seIle Anlagen Wasd'le<&t- und Reinigungsanlagen Medienvenorgu"l/Sl'nlagen Med.vntechn,aCM Anlagen Leborledmoscne AnJagen Badetechn,sche AnJagen KJejnkal~nlag""
Emsorgungsanla\len Werl<slllneinrid1htngen Gebaucleautomabon Brandochulzlechnil<
T
,21~
(HQ
,I JAUl
"
l
'"~
Da","'!!!.'09 """""
Flucht- und Ren~lpllne
Abb.9: Layerstruktur des SBN
"
16
Staatliches Baumanagement Niedersachsen, CAD-pnichlenheft. An[age 2a. WNW,ofd.niedersachsen.de/maslerIC637_l20_DO.hlm[
34
2 Anlaufphase
Das Element ~3.2 Konstruktion (Bestand I Dokumentation) wird dann wie folgt weiter untergliedert: u
3.2.1
Allgemein
(XA)
3.2.2
Wand tragend iokl. Wandpfeiler und Stützen
(WT)
3.2.3
Wand nichllragend
(WN)
3.2.4
Wand halbhoch
(WH)
3.2.5
Leichlbauwände, bewegliche Wände
(WL)
3.2.6
Fassade
(WF)
3.2.7
Unterzüge, Überzüge, Träger, Ringanker und Stürze
(DU)
3.2.8
Decke (Bauteil)
(OE)
3.2.9
Decke (abgehängt)
(DA)
3.2.10 Decke (Spiegel)
(OS)
3.2.11 Bodenaufbau, Bodenbeläge
(BA)
3.2.12 Dach (Konstruktion)
(RK)
3.2.13 Dach (Aufbau)
(RA)
3.2.14 Treppen, Rampen, Leitern
(TR)
3.2.15 Geländer, Brüstungen
(TG)
3.2.16 Aussparungen, Wand- und Deckendurchbrüche
(AD)
3.2.17 Wandverkleidung
(WV)
3.2.18 Lufträume
(LR)
3.2.19 Ansichtskanten
(AK)
3.2.20 Sonstiges
(XS)
Zum Aufbau der Layer und deren strukturellen Inhalten sind die zugehörigen Erläuterungen zu beachten, die in Abb. 10 wiedergegeben sind.
~~Ebene 11 Bauteile > Beschriftung > Schraffur > Bemaßung Inh::S Layers
Index der Ebene
> 0 tional
(eingerQckl argeste I
[BT] [TB] [SC) [BM]
150 007 152 007
continuous cor'ltlr'luous continuous continuous
30 30 30 30
KO KO KO KO
WN WN WN WN
BT TB SC BM
Illndexd~ersl ~ ~ ~ Empfehlungen
Abb. 10: Layeraufbau
17
17
Staatliches Baumanagement Niedersachsen, CAD-Pflichtenheft, Anlage 2a, www.ofd.niedersachsen.defmaster
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
2.2.7.5
35
Bautagebuch
Das Führen eines Bautagebuchs, auch Bautagesbericht genannt, wird häufig vertraglich geregelt. Auch vom Bauleiter des Auftraggebers (Objektüberwacher) wird nach § 15 HOAI in der Phase 8 "Objektüberwachung" verlangt, dass ein Bautagebuch zu führen ist. In der Praxis gibt es oft nur ein gemeinsames Bautagebuch, das dann meistens vom Bauleiter des Auftragnehmers erstellt und durch den Bauleiter des Auftraggebers gegengezeichnet wird. Das Bautagebuch dient der Dokumentation des gesamten Baugeschehens und wird zum Beispiel zur nachträglichen Rekonstruktion des Bauablaufs bei Nachtragsver~ handlungen oder bei der Erstellung von Gutachten benötigt. Der Name Baulagebuch unterstellt, dass dieses als gebundenes Buch geführt wird. In der Praxis haben sich selbstdurchschreibende Formularsätze bewährt. Das Origi~ nal erhält meistens der Auftraggeber, eine Durchschritt bleibt auf der Baustelle und eine weitere wird am Sitz der Unternehmung oder in der Niederlassung abgelegt. Bei manchen Bauvorhaben gibt der Auftraggeber Form und Inhalt des Bautage~ buchs vor. In der Praxis werden heute die Bautagebücher häufig mit EDVUnterstützung erstellt. Bei Baustellen, für die bestimmte Vergabehandbücher maßgebend sind, kann das Bautagebuch dort definiert sein. Typische Inhalte eines Bautagebuchs (siehe Abb. 11 und Abb. 12) sind: Datum, Angaben zum Wetter (meistens morgens, mittags und abends mit Angaben zur Temperatur und zu Niederschlägen, Angaben zur Baustellenbelegschaft (Anzahl und Qualifikation der Beschäftigten), Einsatz besonderer Geräte, Erbrachte Leistung (Beschreibung der ausgeführten Arbeiten mit Angabe zum Ort, z. B. Schalen der Decke über 2. OG BT 1, Achsen G - 1/1 - 4), Grund und Dauer von Unterbrechungen und Verzögerungen, Besondere Vorkommnisse wie Besuche, Besprechungen, Behinderungen, Abnahmen, Unfälle etc.
36
2 Anlaufphase
EnBW-City Stuttgart
..,bam Baustelle
EnBW-City Slutlgart
Bautagebuch Nr. 264
Nr.,
Bauteil
1-7
Seite 1/2
07.09.2007 elle/
.....
bewölkt I
.:w
21.55 •
R~ensch.al.lef
2lI"C
15"C
Gllsamtpersonal auf der Baustelle:
Personal: Projeklleitung
Bauleitung
2
3
'"
Baumhrer
,
Gesamt
Gewerbliche 1
2
Nachuntemllhmllr: ( Tatigkeitsnachweise im jeweiligen Bautagebuch des NU aufgeführt )
GesamtGewerk I TätiQkeit
arbeitszeit
max.
max.
max.
,
umerw-<S
Anzahl Anzahl Anzahl Aufsichl Facharb. Sonst. Genm!
Datum
du'd>gehlhn Name
Erdbauarbeiten
07,00_15.30
1
1
8ewehrungsarbeiten
06.00· 18,00
3
Schalungsarbeiten
07,00·21:00
5
"79
0
Bohrung Erdsonden
06:00· 18:00
1
2
1
",
28,03,2007 Schulze
Grundleitungsarbeiten
06;00- 18.00
0
0
0
0
18.01.2007 Schulze
FIOgelglältarbeilen
06,00- 18.00
0
0
0
0
13.03,2007 Maier
Einlegearbeiten Blitzschutz
07'00- 18:00
1
1
0
2
1
0
,
01.03,2007 Maier
06:35·21;55
,
30.03.2007 Maler
07,00 - 20:00
1
2
2
5
10042007 Maier
07:00· 18:00
1
2
2
5
20.03.2007 SChulze
0
0
0
0
27.06,2007 Maier
Einlegearbe~en
Leerroh,e Elektro Einlegearbeiten zur Betonkerntemperierung Einlegearbe~en
Sprinklertechnik Abbrucharbeiten
Personal Nachunternehmer: Ge.amtlHlrllonal der Baulle"e:
"
138 139
21
6
26.10.2006 Maier
"
0
, ,
11,01,2007 Schulze 26.02.2007 Schulze
161 169
• verschiedene Nachunternehmer mehrschichtig tätig
Abb.11: Bautagebuch Rohbau Seite 1 von 2
'"
18
Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
37
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
Bautagebuch Nr. 264 811 Baustelle
ja
Q
nein
Seile 212
D
SIcherheIte - und Geeundheit •• chutzkoordinalor: Unterweieung durchgeführt
ja
Q
teilweise
0
Herr Seile nein
0
Hauptarbeiten: (evII. besonde'e Anlage) Erdbauarbenen: Erdbauarbeiten Pa'khaus BT6 Aushub Kabelschacht Forum 2.UG Schal· und Betonl..arbelten: Schalung Decke über g,OG BTl Achsen G·III-4 SChalung und 6eton Wande 9.0G 611 Achsen G·DI2·3 Schalung und Belon Attike EG Bll Achsen A""12_4 Ersteliung von Maue'werk.wände 1. Und 2,UG 815 Schalung und Beton Wande 5.0G BT7 Schalung Überzilge BT7 SChalung Decke Ober 4.0G 6T7 Achsen K·P '1·1 __4 Schalung Decke über 5.0G 812 Takt C Schalung Wände 6.0G B12 Takt B Schalung und Beton Decke übe, 5.0G BT3 Takl A Schalung Decke Ober 5.0G BT3 Takt B Schalung und Beton Wande 5.0G B13 Schalung und Beton Stützen 5,OG BT4 Takt C Schalung und 6elon Wand Aufzug 33 4.0G 614 Schalung Decke Ober 4.0G B14 Takt B Allika Fertigleile über 4.0G BT4 Takl C verselzl Schalung Wände 5,OG BT4 Achsen AI17 19 Schalung und Beton Podeste BT2_4 l,eppenfertlgteile verselzt B12-4 Sela n 111 h larbeiten: Bewehrung Oecke übe, 9.0G BTI Achsen G-111-4 Bewehrung Wande 9.0G BTl Achsen G·OI2_3 Bewehrung Anika EG BTI Achsen A""12_4 Bewehrung Wände 5.0G BT7 Bewehrung übeaüge BT7 Bewehrung Oecke übe, 4.0G BT7 Achsen K-P·'-l --4 Bewehrung Oecke Obe' 5.0G BT2 Takl C Bewehrung Wände 6.0G B12 Takt 8 Bewehrung Oecke übe, 5.0G B13 Takl A Bewehrung Oecke übe, 5.0G BT3 Takl B Bewehrung Wande 5.0G BT3
oufg,,"I~
Bouleir.,
Abb.12: Bautagebuch Rohbau Seite 2 von 2
Bouho" 1 Von,.to,
38
2 Anlaufphase
Wie Kapellmann I Schiffers 19 feststellen, erlaubt das Instrument Bautagesbericht es dem Bauleiter des Auftragnehmers, ohne nennenswerten Aufwand und ohne Paukenschläge die Dokumentation der in ihren Auswirkungen "schleichenden Entwicklung" der Behinderungen wiederzugeben. Ganz gleich, ob heute ein einziger Plan noch nichl vorliegt oder ob eine dringend erforderliche Anordnung nochmals um drei Tage verschoben wird. Jede noch so geringfügige oder bedeutende Behinderung kann im Baulagesbericht (oder im Falle einer gleichzeitigen Fülle von Behinderungen in einem Beiblatt) sachlich und emotionslos dokumentiert und in ihren Auswirkungen festgehalten werden. Wegen der Bedeutung des Bautagebuches wird auch dringend empfohlen, dass der Bauleiter selbst das Bautagebuch führt und diese Aufgabe nicht an einen Polier delegiert, wie dies in der Praxis leider häufig vorgefunden wird. Das Bautagebuch ist voll auf den Auftraggeber ausgerichtet. In einzelnen Bereichen kann es durch andere Dokumente ergänzt oder ersetzt werden, die ebenfalls dem Auftraggeber zur Verfügung gesteIlI werden, wie zum Beispiel das Planeingangsbuch (siehe Abschnitt 2.2.7.6). Teilweise stellt es komprimiert Daten dar, die in internen Dokumenten nochmals erfasst sind, wie in der Lohnstundenerfassung (siehe Abschnitt 2.2.7.8), den Geräteeinsatzberichten (siehe Abschnitt 2.2.7.12) oder Angaben aus dem Ter· mincontrolling (siehe Abschnitt 3.4.1). Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Angaben zu Behinderungen im Bautagebuch nur bedingt den formalen Vorgaben der VOB entsprechen. Somit wird empfohlen, Behinderungen und Unterbrechungen der Ausführung nach § 6 VOB/B dem Auftraggeber in einem separaten Schriftstück unverzüglich schriftlich anzuzeigen. Zunehmend setzt es sich durch, dass das Bautagebuch in einer Datenbank geführt wird. Selbstverständlich sind die Ausdrucke für jeden Tag dem Auftraggeber oder dessen Vertreter zur Unterschrift vorzulegen. Theoretisch sind auch elektronische Unterschriften denkbar. Diese haben sich in der Praxis aber noch nicht durchgesetzt. Das in einer Datenbank geführte Bautagebuch kann besser als ein traditionell geführtes Bautagebuch ausgewertet werden. In verschiedenen Anwendungsfällen, zum Beispiel im Schlüsselfertigbau, im Handwerk und bei KMU kann das Führen eines Bautagebuches durch "Mobile Computing" interessant sein. Dabei werden alle
1;
Kapellmann I Schiffers: Vergutung Nachtrage und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1, Rdn 1239, Seite 563
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
39
zu erfassenden Daten auf einem Personal Digital Assistent (PDA) 20 oder einem Smartphone 21 erfasst und per Datenübertragung auf einen Server übertragen. 22 2.2.7.6
Planeingangsbuch
Auf jeder Baustelle sollte ein Planeingangsbuch geführt werden. Da in diesem auch Planausgänge dokumentiert werden, wird dieses auch ~Planein- und PIanausgangsbuch" genannt. Bei Kleinbaustellen kann darauf gegebenenfalls verzichtet werden, falls Planeingänge im Bautagebuch erfasst werden. Je größer und komplexer eine Baustelle ist, desto dringender ist die Notwendigkeit anzusehen, ein PIaneingangsbuch zu führen. Nur über ein ordentlich geführtes Planeingangsbuch ist es möglich, jederzeit (auch nachträglich) feststellen zu können, wie das aktuelle Bausoll definiert war. Ein häufig auftretendes Problem besteht darin, dass sich das Bausoll, das heißt die Definition dessen, was konkret gebaut werden soll, kontinuierlich ändert. Ursachen hierfür liegen einerseits im Recht des Bauherrn, jederzeit Änderungen des Bausolls anordnen zu können (siehe § 1 Nr. 3 VOBtB). Andererseits sind sie damit begründet, dass der Planungsprozess meistens mit Beauftragung des Unternehmers noch nicht abgeschlossen ist, so dass Planungsänderungen aus der zunehmenden Detaillierung erforderlich sind. Zum Beispiel ergeben sich Lage und Größe von Durchbrüchen erst mit der detaillierten Planung der Haustechnik. Die überarbeiteten Pläne erhalten dann einen neuen Index. Ein überarbeiteter, korrigierter Plan wird auch "Tektur" genannt. Falls nur die überarbeiteten Bereiche eines Plans - meistens per DIN-A4-Blatt - auf die Baustelle geschickt werden, so ist hierfür auch der Begriff "DeckblaW gebräuchlich. Selbstverständlich sind auch Deckblätter im Planeingangsbuch zu erfassen, Von besonderer Bedeutung ist die Kenntnis des konkreten Bausolls besonders dann, wenn sich Bauzeitverzögerungen aus kurzfristig angeordneten Änderungen des Bausolls (siehe Abschnitt 2.4) ergeben oder falls nachträglich Leistungen geändert werden müssen. Falls sich der Auftragnehmer der Leistung von Subunternehmern bedient, müssen die jeweils aktuellen Pläne an diese weitergeleitet werden. Da jedoch jeder Subunternehmer nur die für ihn relevanten Pläne benötigt, sollte diese Weiterverteilung individuell verfolgt werden.
20 21
22
Ein Personal Digital Assistent ist ein handgroßes digftales Notizbuch, das insbesondere die zentralen Funktionen eines Office-Paketes besitzt, Kalender- und Adressdaleifunktion hat sowie To-Do-listen. Ein Smartphone ist ein Mobittelefon, das zusätzlich Officefunktionen und meistens zusätzlich E-MailFunktionen bietet. Schach I Scherer I Menzel el. al.. Mobile Computing im Bauwesen
2 Anlaufphase
40
Nicht zuletzt soll darauf hingewiesen werden, dass die Planprüf-, Kopier- und Weiterverteilungskosten möglicherweise auch gegenüber dem Auftraggeber nachgewiesen werden müssen, falls Mehrkosten wegen eines zusätzlichen Planmanage· ments geltend gemacht werden sollen. Bei größeren Baustellen selzen sich zunehmend Projekt-Kommunikalions-Management-Systeme (PKMS) durch, die unter Anderem das Planein· und ·ausgangsbuch beinhalten (siehe Abschnitt 2.2.7.7). Abb. 13 zeigt ein typisches Planein- und -ausgangsbuch.
_.
""'" ""'-'-",.... AG
...
BluvorhllMn: lei
"~, ~AR-.GR-EOO-OOl
5-AR-.GR·EOO-OOl ~AR-.GR·EOO-OO1
5-AR-.GR·E01-OO2 5-AR-.GR-E01-002 5-AR-GR·E01-002 ~AR-GR·E01-OO2
5-AR-GR·E02-OO3 5-AR-.GR-E02-OO3
~AR-.GR·EOJ-.OO.l
5-AR-GR·E03-OOol 5-AR-.GR·EOJ-.OO.l
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01.05,2007
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01.052007
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01.052007
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01.05,2007
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1'11"01"11""11 ~
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Prtlfung
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03.05,2007 17.C16.2OO7 23.07.2007
12.05.2007 19.06,2007 2•.06.2007 01.08.2007 16.05.2007 23.06,2007
16.05.2007 25.06.2007 26.072007
,
, , , , , ,
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Abb. 13: Ptanein- und -ausgangsbuch
2.2.7.7
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Plan· Eingang / • Verteilung
t+oubau Hauptve....altung Stadtwef1ce
J.Maie! J. Ma_ J. Maie!
1)9.05.2007 18.06.2007 2•.01.2007
J. Maie! J. Maie! J. Maie! J. Maie!
1305.2007 20,06.2007 25.06.2007 02.08.2007
J. Maie! J. Maie!
17.05.2007 2•.06.2007
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17.05,2007 26.06.2007 29.07,2007
23
Projekt-Kommunikations-Management-System
Bei Großprojekten wird oftmals zur Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Auftraggeber, dem Projektsteuerer, den Planem und den ausführenden Firmen ein Projekt-Kommunikations-Management-System 24, 25 (PKMS) eingerichtet. Diese in-
23
2.
25
Mit freundlicher Genehmigung der BAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de Schach I Naumann-Jährig: Einsatz von Projekt-Kommunikations-Management-Systemen bei Planung und Abwicklung von Baumaßnahmen in .BKI Praxis, Lehre und Forschung der Bauökonomie' Seite 276 Beispielhaft werden Interneladressen folgender Produkte genannt: www.baulogis.de; www.conclude.de; www.conelis.de; www.conject.de: www.buildonline.de: www.kopsiS.de
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2.2 Grundlagen der Projektorganisation
41
ternetbasierte Plattform ist ein Dokumentenmanagementsystem, welches den gesamten Schriftverkehr per Brief, Telefax und E-Mail ersetzt oder ergänzt. Das eingesetzte System sollte zur Sicherstellung der Rechtswirksamkeit des Schrift· verkehrs schon bei Beginn der Planung eingerichtet werden. Es ist unabdingbar, dass jeder Projektbeteiligte an diesem System teilnimmt. Hierbei werden in einem Pflichtenheft die Dateibezeichnungen, die Vorgaben für den Datenaustausch, die Zustellfristen und die Dateiformate (pdf- oder Plot-Dateien) definiert. Die Dateibezeichnung ähnelt einem Planschlüssel mit Informationen zu Absender-, Teilprojektund Katalogisierungs-Status und einem Freitext (zum Beispiel: BAM-2~SA-O Aktennotiz Baufeld). Nur bei einer korrekten Eingabe der Dateibezeichnung und Benennung des Empfängers entsprechend der vorgegebenen Codierung ist es möglich, den Schriftverkehr auf die Plattform einzustellen. Die Empfänger werden bei Eingang der Schreiben per E-Mail, Fax oder SMS informiert. Sie müssen jedoch die Dokumente selbsttätig abrufen. Meistens ist vertraglich geregelt, dass ein Dokument nach Ablauf einer vereinbarten Frist (z. B. 24 Stunden oder am nächsten Arbeitstag) dem Empfänger als zugestellt gilt. Ebenso wie der Schriftverkehr können auch das Planmanagementsystem und die Planverteilung über diese Plattform realisiert werden. Hier werden die Planläufe mit Prüffristen und Freigaben dokumentiert und entsprechend einem festgelegten Verteilerschlüssel an die Planer verteilt. Zur Rekonstruktion des gesamten Schriftverkehrs und der Planläufe werden die Dokumente mit den Versende- und Verteilinformationen in einer Datenbank gespeichert. Die webbasierende Benutzeroberfläche ähnelt sehr stark den Organisationsprogrammen Microsoft Oullook™ oder Lotus Notes™ und gliedert sich in: Übersichtsseite, Nachrichten, Dokumente, Kontakte, Kalender, Aufgaben und Einstellungen.
2.2.7.8
Lohnstundenerfassung
Die Lohnstundenerfassung über Stundenzettel ist nur indirekt ein Instrumentarium, um eine Baustelle zu führen, da sich die Bezahlung der Löhne nicht auf die Wirtschaftlichkeit, Qualität, Termintreue, Einhaltung der Vorschriften zum Schutz der Umwelt und hinsichtlich Sicherheit und Gesundheitsschutz auswirkt. Falls jedoch die Löhne nicht bezahlt werden, wird eine Baustelle schnell stillliegen, da die gewerb-
42
2 Anlaufphase
lieh Beschäftigten bei nicht pünktlich ausbezahlten Löhnen einfach nicht mehr zur Arbeit kommen. Es ist somit oberste und vornehmste Aufgabe einer Bauunternehmung, dafür zu sorgen, dass die Löhne pünktlich ausbezahlt werden. Die Stunden· meldung kann an die lohnberechnende Stelle mit Tages- oder mit Wochenstundenberichten erfolgen. In dieser sind Überstunden und Erschwerniszuschläge zu erfassen (siehe Abb. 14). Gegebenenfalls sind auch Krankheitsstunden oder zu vergü· lende Wegezeiten zu melden. Loh nstunden bericht Baustelle:
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13
Abb. 14: Lohnstundenbericht
1,5
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2.2 Grundlagen der Projektorganisation
43
Die Berechnung des auszuzahlenden Nettolohnes ist äußerst kompliziert, da eine Vielzahl von gesetzlichen Regelungen zur Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung und zusätzliche bauspezifische Regelungen der Tarifverträge zu beachten sind. Zu den letzteren gehören zum Beispiel die Regelungen der Urlaubsund lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft (ULAK) und der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes WaG (ZVK) 2ß. Darüber hinaus sind tarifvertragliche Regelungen wie zum Beispiel zur Flexibilisierung (Einrichten eines internen Stundenkontos) 27 oder Regelungen zum Schlechtwetter zu berücksichtigen. Der Bruttolohn ergibt sich aus den anzusetzenden Arbeitsstunden multipliziert mit dem vertraglich vereinbarten Stundenlohn. Dazu kommen Überstunden- und Erschwerniszuschläge (siehe Abb. 15) sowie lohnnebenzahlungen zum Beispiel als Auslösung oder in Form von Wegegeldern. Insgesamt sind in § 6 des Bundesrahmentarifvertrags (BRTV) 41 Zuschläge für Erschwernisse definiert (siehe Abb. 15). 1.1
Arbeiten mit persönlicher Schutzausrüstung Arbeiten mit Schutzkleidung - Arberten. bei denen ein luflundurchlässiger Einwegschutzanzug getragen wird
0.40 €It1
1.12
Arbeiten mit Atemschutzgeräten - Arbeiten. bei denen eine ftltrierende Halbmaske verwendet wird
0.65 €It1
1.2 1.21
Schmutzarbeiten Arbeiten, die im Verhällnis zu den für den Gewerbezwe;g und das Fach des Arbeiter5 typischen Arbeiten außergewöhnlich schmutzig sind
0,80 €It1
1.3
Wasserarbeiten
1.'
Hohe Arbeiten
1.11
1.'
Heiße Arbeiten Arbeiten in Räumen, in denen eine Temperatur von 40·C bis 50·C herr5cht
1.6
Erschtlllerungsarbeiten
1.7
Schacht- und Tunnelarbeiten Kanalarbeilen Arbeiten ohne Maschineneinsatz in offenen Baugruben und unter 1 m Grabenbreite und uber 3,60 m Tiefe
1.72
1.10€lt1
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Druckluftafbeiten bis 100 kPa uberdruck
1,70€lh
Taucherarbeiten Bei einer Tauchtiefe bis zu 5 m
18,10 €Ih
Abb.15: Auszug aus der Liste der Überstunden- und Erschwerniszuschläge nach Bundesrahmentarifvertrag
201 27
www.soka-bau.de Das Stundenkonto wird in Zeiten guter Beschäftigung aus Überstunden angeftlllt und in Zeilen geringerer Beschäftigung wieder abgebaut.
44
2 Anlaufphase
In Deutschland wird der Lohn spätestens am 15. des Monats fällig, der auf den Monat fällt, für den er zu zahlen ist. 28 Der Betrag wird in der Regel auf ein Bankkonto überwiesen. Neben dem üblichen Stundenlohn gibt es die Möglichkeit, die Entlohnung über Leistungslohn 29 vorzunehmen. Die Einführung eines solchen Lohnmodells führt zu folgenden belriebswirtschaftlichen Herausforderungen: 30
Verbesserung der Arbeitsorganisation, Erhöhung der Produktivität und der Arbeilseffektivität, Optimierung der Baustellenabläufe, Einführung eines permanenten Baustellencontrollings und Steigerung der Motivation der Arbeitnehmer durch leistungsgerechte Entlohnung. Voraussetzung für die Anwendung von Leistungslohn auf einer Baustelle ist eine Betriebsvereinbarung, in der die Durchführung von Arbeiten im Leistungslohn gere· gelt wird. Projektspezifisch sind dann methodisch Vorgabewerte zu entwickeln, für die als Grundlage anerkannte, nach arbeitswissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellte Arbeitszeit-Richtwertetabellen 31 verwendet werden. Nach der Zeiterfassung wird durch den Vergleich der Soll-Stunden und der Ist-Stunden ein Mehrlohnfaktor ermittelt. Dieser wird mit den Ist-Stunden des Arbeitnehmers multipliziert und führt so zu den Mehrstunden, die dem Arbeitnehmer zusätzlich zu den geleisteten Arbeitsstunden vergütet werden. 2.2.7.9
Stundenlohn nachweise
Die VOB/B geht in zwei Paragraphen auf Stundenlohnarbeiten ein (§ 2 Nr. 2 und § 2 Nr. 10 sowie im eigens hierfür gewidmeten § 15). Die meisten Bauarbeiten werden auf der Basis eines Einheitspreisvertrages erbracht. Dabei ist ein Einheitspreis für eine Teilleislung festgelegt, über den unabhängig von den tatsächlichen Kosten die Vergütung vereinbart ist. Die VOB/A sieht neben dem Einheitspreisvertrag auch den Stundenlohnvertrag vor. Der Stundenlohnvertrag soll nur bei Leistungen kleineren Umfangs zum Beispiel bei Reparaturarbeiten zur Anwendung kommen. Der Verbrauch an Lohnstunden und Stoffen und der Geräteeinsatz werden dabei erfasst und über Verrechnungssätze vergütet. Die Verrechnungssätze werden vorab vereinbart oder sind wie ortsüblich anzusetzen. Statt des in der VOB gewählten Begriffes Stundenlohnarbeiten sind in der Praxis auch die Begriffe Regiearbeiten und Tagelohnarbeiten gebräuchlich. Bei sehr vielen
28 2ll
3C
31
§ 5 Nr. 7.2 Bundesrahmentarifvertrag fOrdas Baugewerbe (BRTV) Rahmentarifvertrag für Leistungslohn vom 29. Juli 2005 (RTV-LL oder RTV Leilo) Schröer I Wohlfeil I Kassmann: Leistungslohn im Baugewerbe. Seite 5 Z. B. ARH Arbeitszeit-Richtwerte
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
45
Baumaßnahmen, die auf der Basis eines Einheitspreisvertrages errichtet werden, fallen Bauarbeiten an, für die keine Leistungsposilionen mit Einheitspreisen vorgesehen sind. Dabei kann es sich um geänderte Leistungen (§ 2 Nr. 5 VOB/B), um zusätzliche Leistungen (§ 2 Nr. 6 VOB/B) oder um Besondere Leistungen (VOB/C DIN 18299, Teil 4) handeln. Selbstverständlich hat der Bauunternehmer Anspruch auf Vergütung dieser Leistungen. Hierfür bieten sich generell zwei Wege an: Vereinbarung von Einheitspreisen für die Bauleistungen (siehe Abschnitt 3.5.8 ff) oder Vergütung über Stundenlohnarbeiten In § 2 Nr. 10 VOB/B heißt es:
nStundenlohnarbeiten werden nur vergütet, wenn sie als solche vor ihrem Beginn ausdrücklich vereinbalt sind (§ 15)." In § 15 Nr. 3 VOB/B wird weiter festgelegt:
nOem Auftraggeber ist die Ausführung von StundenJohnarbeiten vor Beginn anzuzeigen. Über die geleisteten Arbeitsstunden und den dabei erforderlichen, besonders zu vergütenden Aufwand für den Verbrauch von Stoffen, für Vorhaltung von Einrichtungen, Geräten, Maschinen und maschinellen Anlagen, für Frachten, Fuhrund Ladeleistungen sowie etwaige Sonderkosten sind, wenn nichts anderes vereinbart ist, je nach der Verkehrssitte werktäglich oder w6chentlich Listen (Stundenlohnzettel) einzureichen. Der Auftraggeber hat die von ihm bescheinigten Stundenlohnzettel unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb von 6 Werktagen nach Zugang, zurückzugeben. Dabei kann er Einwendungen auf den StundenlohnzetteJn oder gesandelt schriftlich erheben. Nicht fristgemäß zurückgegebene Stundenlohnzettel gelten ars anerkannt. " Der Bauleiter hat sicherzustellen, dass auf der Baustelle die durch die VOB vorgegebenen Schritte (insbesondere die Anzeige und die Führung der notwendigen Nachweise) peinlichst genau eingehalten werden, da ansonsten die Gefahr besteht, keine Vergütung zu erhalten. Abb. 16 zeigt ein typisches Formblatt, mit dem täglich die Stundenlohnarbeiten erfasst werden können. Die für die Formblätter verwendeten Begriffe nTagelohnnachweis u und ,,Arbeitsnachweisu sind als synonym anzusehen. Die ausgeführten Arbeiten sind verbal zu beschreiben. Es werden im einzelnen Arbeitsstunden, Material und eingesetzte Geräte aufgelistet.
2 Anlaufphase
46
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2.2 Grundlagen der Projektorganisation
47
Häufig findet man in den Ausschreibungsunterlagen einen separaten Titel "Tagelohnarbeiten~. In diesem Titel werden Verrechnungssätze insbesondere für die Arbeitsleistung getrennt nach Qualifikationen (Spezialbaufacharbeiter, Bauwerker) und häufig auch für typische Stoffe und Materialien sowie für Geräte abgefragt. Problematisch ist hierbei unter kalkulatorischen Gesichtspunkten, welche Mengenansätze bei den Slundenlohnverrechnungssätzen vorgegeben werden. Häufig werden aber auch fiktive Mengen angesetzt, damit der Auftraggeber in diesem Titel ein Budget für Stundenlohnarbeiten erhält. Es wird empfohlen, im Unternehmen ein Standardleistungsverzeichnis "Slunden~ lohnarbeiten~ zu pflegen, in dem die Verrechnungssätze für typische Stoffe, die Vorhaltung von Einrichtungen, Geräten, Maschinen und maschinellen Anlagen, für Frachten, Fuhr- und Ladeleistungen sowie etwaige Sonderkosten enthalten sind. Dieses Standardleistungsverzeichnis "Stundenlohnarbeiten~ sollte unmittelbar nach Auftragserteilung dem Auftraggeber übergeben werden, nachdem vorab geprüft wurde, dass die Verrechnungssätze am konkreten Bauart auch angemessen sind. Damit wird eine Basis für die Verrechnung von anfallenden Stundenlohnarbeiten gegeben. Durch dieses Standard-LV kann anschließend auch auf einfache Weise die Stun~ denlohnrechnung gestellt werden. Der § 15 Nr. 4 VOBtB schreibt nämlich vor: "Stundenlohnrechnungen sind alsbald nach Abschluss der Stundenlohnarbeiten, längstens jedoch in Abständen von 4 Wochen, einzureichen." Aus organisatorischen und rechtlichen Gründen solllen Stundenlohnrechnungen als separate Rechnungen gestellt werden und nicht in Zahlungsanforderungen (Abschlagsrechnungen) integriert werden. Vergleichbar zu Stundenlohnarbeiten wird auch die innerbetriebliche Verrechnung von Leistungen zwischen den KostensteIlen vorgenommen, wenn zum Beispiel Hilfs- oder Nebenbetriebe auf einer Baustelle Leistungen erbringen. Ein typischer Hilfsbetrieb ist zum Beispiel die betriebsinterne Elektrowerkstatt. Eine Transportbetonmischanlage, die auch Beton an Externe verkauft, könnte als Nebenbetrieb geführt werden. Die Verrechnung erfolgt in der Regel über interne Arbeitsberichte (siehe Abb. 17). Diese Arbeitsberichte sind Grundlage für die betriebsinterne Verrechnung.
2 Anlaufphase
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Abb. 17: Interner Arbeitsbericht
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2.2 Grundlagen der Projektorganisation
49
2.2.7.10 Besprechungsprotokolle
Bei jeder Baustelle fallen verschiedenste Besprechungen, auch Beratungen genannt, an (siehe Abschnitt 2.2.7.2). Die Koordination der Baustelle, die eine der Hauptaufgaben des Bauleiters ist, kann auch mit .Informationen Dritten bereitstellen" definiert werden. Zusätzlich ist von der Bauleitung eine Vielzahl von Entscheidungen zu fällen. Diese erfordern jedoch, dass sich der Bauleiter informiert. Der gesamte Informationsauslausch und auch das Fällen bestimmter Entscheidungen erfolgt hauptsächlich bei Besprechungen. Es muss jedoch erwähnt werden, dass der Informationsaustausch auch schriftlich, per E-Mail und über das Internet erfolgen kann. Generell müssen Besprechungen unterschieden werden in solche zwischen zwei Personen und Besprechungen in Gruppen mit drei und mehr Personen. Bei Gesprächen zwischen zwei Personen werden auf Baustellen häufig nur weniger bedeutende Informationen ausgetauscht oder Anweisungen gegeben. In diesen Fällen werden selten Protokolle angefertigt. Allerdings sollte dies immer dann geschehen, wenn wichtige Feststellungen oder Entscheidungen getroffen wurden. Alle Gespräche sollten protokolliert werden. Es zeigt sich immer wieder, dass nachträglich unterschiedliche Meinungen zu den objektiv getroffenen Entscheidungen vorliegen. Falls dann in einem Protokoll nachgeschlagen werden kann, sind die Diskussionen schnell erledigt. Der Bauunternehmer hat ein großes Interesse an einer guten Dokumentation der Besprechungsergebnisse, da dies für ihn oft Voraussetzung bei der Geltendmachung berechtigter Forderungen ist. Unabhängig davon, wer das Protokoll erstellt, ist dieses sehr sorgfältig auf die korrekte Darstellung der Besprechungsergebnisse oder fehlende Teile zu prüfen. Hilfreich ist, wenn während der Besprechung handschriftlich die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden. Jede Besprechung sollte mit der Einigung über die zu besprechenden Punkte (Tagesordnung) und der Protokollkontrolle der vorangegangenen Besprechung beginnen. Es ist hilfreich, wenn ein Protokoll systematisch aufgebaut ist. Mindeslbestandteile sind: Art des Protokolls (z. B. Protokoll Jour-Fix), durchgehende Zählung, Datum der Besprechung, Ort der Besprechung, Teilnehmer (eventuell mit Angabe der Uhrzeit, falls einzelne Teilnehmer später kommen oder früher gehen), die einzelnen Besprechungspunkte mit fortlaufender Nummer, den getroffenen Entscheidungen und Festlegungen zur Verantwortlichkeit. Der Aufbau eines typischen Protokolls ist in Abb. 18 dargestellt.
50
2 Anlaufphase
Besprechungsprotokol119. Baubesprechung Projekt:
Neubau Hauptverwaltung Stadtwerke
Besprechungsort:
Baubüro Stadtwerke
Bauherr:
Stadtwerke GmbH
Besprechungstermin:
13082007 14:00 Uhr
14.08.2007
Erstellt am: Teilnehmer: Herr C. Maier Stadtwerke Herr U. Fischer Stadtwerke Frau C. Schmitt Projektsteuerung Herr L. Maurer Bau AG Herr S. Sommer Bau AG
Zusätzliche Verteiler: Herr T. Herbst Stadtwerke
Anlage: Geländerdetail Fluchttreppenhaus Varianten (3-AR-O-XX-OO1, Index 1)
TOP 1 TOP2
Protokollbestätigung Protokollkontrolle
In der 19. Bauherrenbesprechung wurden folgende einvernehmliche Festlegungen getroffen: Gegenüber dem 18. BauherrenbesprechungsprOlokoll vom 5.8.2007 bestehen seitens der anwesenden Personen inhaltlich keinerlei Widersprllche. Aus der letzten Besprechung noch zu klärende Punkte verbleiben im Protokoll. Ergänzungen und neue Punkte werden in Fettdruck hervorgehoben. TOP 3
Neue Punkte Zu erledigen durch
Termin
18/01 Arbeitssicherheit Rundgang Bau BG vom 31.07.2007
Bau AG
13.08.2007
19/01 Optimierung Ausbau/Kosteneinsparungen Detail Geländer Treppenhaus Entscheidung llber Ausfllhrung der Varianten
StadtwerKe
15.09.2007
Abb. 18: Protokoll Baubesprechung (Auszug)
2.2.7.11 Technische Protokolle Besonders erwähnt werden technische Protokolle, die auf Grund der bauvertragliehen Regelungen erstellt werden müssen. Unabhängig von der vertraglichen Rege· lung ist es Aufgabe einer ~ordentlichen" Bauleitung, die ordnungsgemäß erbrachten Bauleistungen zu dokumentieren.
51
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
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Abb. 19: Bohrprotokoll
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52
2 Anlaufphase
Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang insbesondere Bohr-, Ramm- und Verpressprotokolle, Protokolle zur Bewehrungsabnahme und sonstige Protokolle, die zum Qualitätsnachweis erforderlich sind. Hingewiesen wird auch auf Lieferscheine, über die die Anlieferung von zugelassenen Baustoffen dokumentiert wird. In manchen Bauverträgen gibt es insbesondere zur Anlieferung von Schüttgütern spezielle Regelungen, die sicherstellen sollen, dass hier einerseits nur zugelassene Baustoffe eingebaut und andererseits auch eine korrekte Rechnungsstellung gesichert ist. In Abb. 19 ist beispielhaft ein Bohrprotokoll gezeigt.
2.2.7.12 Geräteeinsatzbericht Wie in Band 1, Abschnitt 4.5.6 33 erläutert, wird baubetrieblich zwischen Vorhalteund Leistungsgeräten unterschieden. Leistungsgeräte spielen insbesondere im Erd-, Straßen· und Spezialtiefbau eine bedeutende Rolle, da die wirtschaftliche Abwicklung einer Baustelle maßgeblich von der Leistung dieser Geräte abhängt. Für die Steuerung einer Baustelle ist es deshalb von großer Bedeutung, die tägliche Leistung dieser Geräte abhängig von bestimmten Randbedingungen zu kennen.
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Abb.20: Geräteeinsatzbericht
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53
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
Bei fast allen Bauunternehmen wird für größere Geräte ein elektronisches Gerätebuch geführt, in dem nicht nur die Gerätestammdaten erfasst sind, sondern auch taggenau die Baustellen, auf denen die Geräte im Einsatz sind, der Betriebsmittelverbrauch und bei Leistungsgeräten die erbrachte Leistung. Oie Daten aus dem Geräteeinsatzbericht werden hier in Gänze oder auszugsweise erfasst. Damit ist es möglich, unterschiedliche Kennzahlen zu erstellen, die mit als Grundlage für die An· gebotskalkulation aber auch für Entscheidungen bei den Ersatzinvestitionen verwendet werden können. Oie Geräteeinsatzberichte unterscheiden sich in den Bauunternehmen zum Teil sehr deutlich. Ein Leerformular ist in Abb. 20 dargestellt. Wegen der Gerätemeldung wird auf Abschnitt 3.1.1.2 verwiesen.
2.2.7.13 Adressenverzeichnis Als Organisationshilfsmittel wird es sinnvoll sein, eine Liste aller Adressen anzufertigen, die für die Baustelle relevant sind. AdressenlIste für Baustelle Baustellenadresse Auftraggeber Evtl. mehrere Adressen für: Projektleiter AG Rechnungsanschrift Projektmanagement des AG Projektbeteiligte im Bauunternehmen - Oberbauleilung I Technische Leitung - Arbeitsvorbereitung - Baukaufmann - Lohnbuchhaltung - Kalkulator - Betonprüfung - Einkauf Planer des Auftraggebers - Architekt - SiGeKo - Tragwerksplaner - Prufingenieur - Fachingenieure HLS - sonst. Fachingenieure (z. B. Akustik, Innenarchitekt. Außenanlagen, spezielle maschinen technische Ausstattung etc.) Städtische Behörden und Ämter - Zust. Bauordnungsamt I Bauaufsichtsbehärde - Straßenbauamt I Tiefbauamt - Stadtwerke für Wasser, Elektrizität. Fernheizung, Straßenbeleuchtung, Gas - Stadtreinigung - Stadtentwässerung - Städtisches Fernmeldenetz
Sonstige Behörden und Ämter - Munitionsbergungsdienst • Vermessungsamt - Öffentliche Verkehrsbetriebe - Telefon I Telekom • Gartenamt f Grünflächenamt I Forstamt - Feuerwehr I Feuermeldewesen - Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU) - Slaatl, Gewerbeaufsichtsamt - Amt für Umwelt Ba uberufsgenossenschaft Kopierservice Reinigung (Container) Kurierdienst Lieferanten Subunternehmer Rohbau Nachunlernehmer SF-Bau Nachbarn I Anlieger Notfalladressen - Notarzt - Rettungsdienst • zuständiges Krankenhaus
Abb, 21: Auszug aus der Liste möglicher Adressen
54
2 Anlaufphase
In Abb. 21 ist eine umfassende Liste der möglichen Adressen wiedergegeben. Da heute selbst in kleinen Unternehmen bereits Computernetzwerke vorgehalten werden, wird es sinnvoll sein, diese Liste in einem zentralen, allgemein zugänglichen Dateiverzeichnis abzulegen. Damit ist sichergestellt, dass für alle auch in Notfällen Zugang zu den Adressen besteht Zu jeder Adresse sollten mindestens angegeben sein: Voller Name der Behörde, des Unternehmens oder Büros mit kompletter Adres· se, Name eines oder mehrerer Ansprechpartner, gegebenenfalls mit zusätzlichen Angaben für die Zuständigkeit, Telefonnummern, Fax-Nummern, E-Mail-Adressen, Hinweise, Erläuterungen ete., soweit notwendig. 2.2.7.14 Projektordnerstruktur Die meisten Unternehmen haben sich im Rahmen des Qualitätsmanagements einheitliche Strukturen bei den Projektakten vorgegeben. 34 Häufig werden mehrere Ordnergruppen vorgegeben. Als Beispiel wird genannt: Ordnergruppe 1 Angebotskalkulation, Bauvertrag und Auftragskalkulation Ordnergruppe 2
Unterlagen Schriftverkehr mit Dritten (siehe Abb. 22)
Ordnergruppe 3
Interne Unterlagen wie zum Beispiel Arbeitskalkulation, Soll-IstVergleiche, Tagesberichte, Baulohn, Interne Meldungen. Außerdem Aufmaß, Mengenermittlung, Abschlagsrechnungen etc.
Ordnergruppe 4
Pläne für Rohbau
Ordnergruppe 5
Nur beim Schlüsselfertigbau: Subunternehmer (Vertrag, Schriftverkehr, Abrechnung etc.)
Ordnergruppe 6
Nur beim Schlüsselfertigbau: Werkstalt- und Ausführungspläne
Mit der Angebotskalkulation wird die erste Ordnergruppe angelegt. Erst mit dem Bauauftrag werden die Ordnergruppen 2, 3 und 4 angelegt. Falls der erste Ordner einer Ordnergruppe gefüllt ist, wird der Ordner auf zwei Ordner verteilt. Diese erhalten dann eine fortlaufende Zählung zum Beispiel bei der Ordnergruppe 2 der Art 2.1, 2.2 etc. Bei schlüsselfertig zu erstellenden Projekten werden zwei weitere Ordnergruppen 5 und 6 vorgesehen. Generell ist zu überlegen, wo die Projektakten abgelegt werden. Eine doppelte Ablage ist zu empfehlen. Dabei werden ein Aktensalz auf der Baustelle und ein zweiter
34
Mahler: Stichwort Bauleitung für Bauführer und Bauleiter im Hochbau, Seite 72
55
2.2 Grundlagen der Projektorganisation
in der Verwaltung vorgehalten. Dies hat den Nachteil, dass alle Unterlagen zu kopieren sind. Dieser zusätzliche Aufwand ist abzuwägen gegen das Risiko von Diebstahl und Brand. Abbruchgenehmigung. Baugenehmigung Sondergenehmigungen, z. B W.....rwirtOCh.n.·
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"n~ S~.ß.nb.""mter.
Schriftverkehr zur Verkehrssicherung Schriftverkehr mit
Versorgungstr~gern1"".....'. E~~t".lIIt,
Po.t)
Meldungen und Antr<'ige an die Bauaufsichtsbehö'de Bestatigungen und Abnahmen der Bauaufsichlsbehörden Schriftverkehr mit dem Bezirks-Schornsteinfegermeister LageplanlSpartenplane Bestandsaufnahmen Vermessungsunterlagen Statik Bewehrungsplane PrOf_ und Abnahmeberichte
Schriftverkehr mit dem BauherrnlAuftraggebe, Schrihverkehr mit Architekt Schriftverkehr mit Bauleitung Schriftverkehr mit Sonderfachleuten Schriftverkehr mit Nachbarn und WohnungseigentQmern Aktenvermerke Interne Aktenvermerke ARGE-Protokolle Scluiftverkehr mit ARGE-Partnern
Beweissicherungen Versicherungen Rechtsfalle/Beratung
VeröffentliChungen. Spatenstich. Grundsteinlegung, Richtfest, Einweihung
Abb.22: Inhalt der Ordnergruppe 2
56
2 Anlaufphase
Da heute ein großer Teil der Projektunterlagen elektronisch erstellt wird. ist festzulegen, wie die elektronische Ablage, Sicherung und Dokumentation mit den Papierunterlagen in Übereinstimmung gebracht wird. Dies ist von Projekt zu Projekt unter· schiedlich und ist auch davon abhängig, welche elektronischen Kommunikationsund Dokumentationsmöglichkeilen der Auftraggeber zur Verfügung stellt oder vertraglich fordert (siehe Abschnitt 2.2.7.7). Die Projektordnerslruktur ist in Verbindung mit der Projekldokumentation und der Archivierung zu betrachten (siehe hierzu Abschnitt 4.3).
2.2.7.15 Interne Protokolle zur Qualitätssicherung Mit den in Abschnitt 2.2.7.11 erwähnten Technischen Protokollen wird die Einhaltung gewisser Qualitälsstandards dokumentiert. Viele Bauunternehmen haben in den vergangenen Jahren ein Oualitätsmanagement·System (aM-System) einge· führt. In den meisten Fällen ist dieses prozessorientiert und basiert auf DIN EN ISO 9001 ff. Inwieweit sich die Unternehmen auf der Basis dieser Festlegungen darüber hinaus zertifizieren lassen, muss unternehmerisch entschieden werden. Welche auf der Baustelle anfallenden Prozesse Teil des aM-Systems sind, wird von dem jeweiligen Bauunternehmen selbst festgelegt. Den Baustellenbetrieb betreffen insbesondere: Beschaffungsprozess, Sicherheit und Gesundheitsschutz (Ersteinweisung, Sicherheitsgespräch, Gefährdungsbeurteilung, Baustellenbegehung, Erstmeldung und Endbericht bei schweren und tödlichen Unfällen, Meldung von Beinaheunfällen und) Abnahme (Interne Abnahmen von eigenen Bauleistungen, Abnahme von Subunternehmerleistungen, Abnahme der Bauleistung, Mängelbeseitigung). Zu all diesen Prozessen können eigene Protokolle und Formulare eingeführt sein. Besonders bei den Leistungen von Subunternehmern können diese auf die jeweilige Subunternehmerleislung abgestimmt sein. In Abb. 23 ist beispielhaft ein Protokoll einer internen Abnahme von selbst durchgeführten Schalungs- und Betonierarbeilen wiedergegeben.
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~
eaIN",haben:
Baule~;
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• ~
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g
I
SChalplan N,_:
~
3
I I
Projekt·N 3.4 Beton abrulen
BelongOte nach Pi
Sortenllerzeichnis-
1. SCHALUNG UND BEWEHRUNG
3
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I I
Bewehrungßplan Nr.. Bewenru..., verlegt durch (brtle ankreuzen)
0 0
I
Subunlerr...hme,
I
I
Index:
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Index:
I I
I I I
be$Ondere Eigenschallen:
I
~~m'
Fa. Mutlefmann
_.h.o'nI\Jl>r:teil
Nachslehe<1de ÜbelPl(ifu"ll80 sind ynbedingt ypr d&< Bewehrungsabnahme
•. BETONIEREN
durchzulilhren:
•.1U.felScheln. entgegennehmen und auf
Obe,prVfung def BelOOdeckuog Solfmall nach Plsn:
I
ScIlalung ausreichend .leW?
SChalung ge$/lube
0 0
Icm
I
gemessen:
l.ieIerscl>eine Nr.
I cm
Schalung ausreichend dicht?
6eWehru"ll gesllubert?
0 0
I~::-c
•.2 Belonprllftlngen (mindestens einmal;e "
Bewehrung flberpfUfen (z. B. Stabanzaht .ou'cl1messer. -abstand) BeIOQoe'ölfnu~n I
LielecscJ>eir>-Nr.
RUtlelgasseo
0
PrOOngenoeur
T'agwe
0
eigen
5. NACHBEHANDLUNG 5.1 FollI"nde Nachbehandlung daa eingebe '''''tgelegt: Abdecken/Abhangen m~ Fo!ieJDarnmo:ofte
Benachrichtigung Obe, erfo<derliche BewehrungSilooahme erfolgt
Datum:
Uhrzeit
Name des Benachrichtigten:
Abnahme durchgelührl
Dia
Dne;"
Abnahmep,olOkoil "rhallen?
O.
Anderungeo angeordnet?
Dia
o o
erforderliche Änderungen avsgefüh!17
0
ja
IDa""'>
Einwickeln mit Fc>lie
IUlltuiQ
Curingmittel aullragen
oe;"
Oa""r der Nachbehandlung:
nein
5.2 Nachbehandlung nach dem Austchalen
o nein
Betonn....ler nacharbeiten
3. VORBEREITUNG ZUM BETONIEREN
3.1 Personal
.o'gesehene Anzahl Arbe~skrafte: 3.2 Geräte/Materialien IIo'gesel>en ~um Fö'dern des Betons 3.3 GertitelMaterlllllen Schalöl auftragen
0
IA
Hinweis: Bei zu großem Ausbreitmaß ist die Li
2. BEWEHRUNGSABNAHME (zust. Stelle ankreuzen)
o
I
abgebrochene Kanten nacharbe~en
[
I I
I
Vorbehandlung des Unte,grund. (Nassen)
0
Betonnasen abstoßen
GrOße,e Maßungenauigkeiten sofort ab.te
OrtlDatum
58
2 Anlaufphase
2.3
Management, Controlling und Kontrolle
Es erscheint wichtig, die Begriffe Management, Controlling und Kontrolle, wie sie hier verstanden sein sollen, zu definieren und gegenseitig abzugrenzen. Es wird an den angloamerikanischen Begriffen festgehallen, da sie im täglichen Sprachgebrauch allgegenwärtig und gebräuchlich geworden sind. Es bestehen jedoch vielfach Unklarheiten darüber, was darunter speziell im Baubetrieb zu verstehen ist. 2.3.1 Management Management (abgeleitet vom lateinischen manus: die Hand) wird hier nicht als Institution verstanden, sondern beschreibt Funktionen, die Führende und Handelnde aktiv zu übernehmen haben. Dabei umfassen diese Planungs-, Realisierungs- und Kontrollaufgaben. Im Bereich der Baubetriebsführung werden die Managementaufgaben besonders bei der Unternehmensleitung und bei der Oberbauleitung gesehen, indem unternehmensspezifische aber auch projektspezifische Festlegungen zur Abwicklung der Bauaufträge getroffen werden. Gegebenenfalls ist im Rahmen der Umsetzung dieser Festlegungen (Realisierung) dafür zu sorgen, dass die notwendigen Ressourcen (insbesondere finanzielle und personelle) zur Verfügung stehen. Beispielhaft sollen folgende Managementaufgaben im Rahmen der Baubetriebsführung genannt werden: Übergeordnete Festlegungen zum Geräte- und Personaleinsatz, Festlegungen zur Vergabe von Leistungen. die auch mit eigenem Personal und Gerät erbracht werden könnten. Festlegungen zum Einsatz oder Nichleinsatz einer speziellen Software, Festlegungen, welche Controllingmaßnahmen durchgeführt oder nicht durchgeführt werden sollen, Festlegungen zu Maßnahmen der Arbeitsvorbereitung. die entweder speziell oder auch bewusst nicht durchgeführt werden sollen. Selbstverständlich muss sich das Management auch im Rahmen der Kontrolle darüber vergewissern, ob die Managemententscheidungen auch umgesetzt werden und ob diese wie erwartet wirken. Ziel von Managemententscheidungen muss es also sein, ein bestimmtes Berichts~ und Informationssystem zu installieren, damit regelmäßig Informationen über den Ablauf der Baustelle insbesondere in Bezug auf Kosten und Termine vorliegen. Gegebenenfalls sind Managemententscheidungen, die zu schlechten, mangelhaften und unbefriedigenden Ergebnissen führen, durch geänderte Managementvorgaben zu korrigieren,
2.3 Management, Controlling und Kontrolle
59
2.3.2 Controlling Controlling ist nicht mit Kontrolle gleichzusetzen. Es leitet sich ab vom englischen Begriff "to control", der im Sinne von führen, lenken, steuern zu übersetzen ist. Somit beschreibt Controlling ein System, das es erlaubt. eine Maßnahme zu steuern. Zentraler Ansatz des Steuerungsprozesses ist, dass Steuerungsmöglichkeiten durch sich wiederholende Prozessschrille regelmäßig wiederkehren. Daher handelt es sich beim Controllingprozess um einen kybernetischen Regelkreis 35, der auch in technischen Prozessen zur Anwendung kommt. Controlling findet sich als Unternehmenscontrolling und ist dort in der Regel dem kaufmännischen Bereich zugeordnet. Controlling wird hier aber als Baustellencontrolling 36 betrachtet. Selbstverständlich ist ein kaufmännisch orientiertes Kostencontrolling auf Baustellen möglich. Focus des Baustellencontrollings ist aber das Terminconlroliing und das Qualitätscontrolling. Selbstverständlich lassen sich auch andere Controllingprozesse einrichten, zum Beispiel solche, die Sicherheit und Gesundheilsschutz oder Umweltbelange betreffen. Ein Controllingsystem 37 besteht aus mehreren Teilschrillen. Meistens werden die nachfolgend erläuterten vier Teilschritle definiert (siehe Abb. 24): Planung: Am Anfang muss ein Plan aufgestellt werden, der aufzeigt, wie ein Ziel erreicht werden soll. Als Beispiel wird ein Terminplan genannt. Dieser beschreibt, welche Tätigkeiten wann und in welcher Reihenfolge durchzuführen sind, um die Baumaßnahme termingerecht fertig stellen zu können. Soll-1st-Vergleich: Zu einem bestimmten Zeitpunkt, zum Beispiel jeweils zum ersten des Monats oder am Montag jeder zweiten Woche wird nun der Fortschritt auf der Baustelle erfasst, indem der Fertigstellungsgrad oder das vermutliche Ende einer jeden Tätigkeit aufgenommen wird. Diese Ist-Termine werden mit den Soll-Terminen verglichen und die Abweichungen werden dokumentiert. Dieser Schrill stellt die notwendige Informationsversorgung für den Controllingprozess dar. Abweichungsanalyse: In der Abweichungsanalyse werden die Abweichungen kategorisiert und bewertet. Eine Kategorie sind zum Beispiel solche Abweichungen, die unbedeutend sind und nicht weiter verfolgt werden müssen, da die Vorgänge wegen Kleinigkeiten verzögert fertig werden und auf den weiteren Ablauf der Baustelle keinen oder nur einen nachrangigen Einfluss haben. Eine andere Ka-
~
3lI
37
Kybernetik: (griechisch: Steuermannskunsl); dynamische Systeme. deren Elemenle in einer Beziehung zueinander und zum Ganzen stehen, die auf Einwirkungen von außen reagieren können und Ober mindestens einen (rückgekoppelten) Regelkreis verfügen. Wirth I Seyfferth: Baustellen-Controlling Proporowitz: Baubetrieb _ Bauwirtschaft, S. 186
60
2 Anlaufphase
tegorie sind solche Abweichungen, die ihre Ursache beim Auftraggeber haben. Eine dritte Kategorie sind selbst verursachte Abweichungen, die nochmals in besonders gravierende und weniger gravierende unterteilt werden können. Es soll· teo allgemeine Kriterien festgelegt werden, die Maßstab für die Zuordnung in die Kategorien besonders und weniger gravierend sind. Festlegung von Maßnahmen: Abhängig von der Kategorie sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Besonders gravierende Abweichungen sind zum Beispiel an die vorgesetzte Abteilung zu melden und selbstverständlich sind, wie bei den weniger gravierenden eigenverschuldeten Fällen, konkrete Maßnahmen festzu· legen. Im Rahmen des Termincontrollings kann zum Beispiel zusätzliches Personal angefordert werden, es können andere Bauverfahren zum Einsatz kommen, größere Maschinen können eingesetzt werden, Überstunden und Sams· tagsarbeit können angeordnet werden oder es kann ein Subunternehmer gebunden werden. Falls der Auftraggeber oder andere von ihm beauftragte Unternehmen Baubehinderungen verursacht haben, ist sicherzustellen, dass ein Behinde· rungsschreiben an den Auftraggeber geschickt wird. Außerdem sind eventuell die Planungsvorgaben anzupassen. Vorgaben Prozess
Fesllegung von Maßnahmen
Soll-1st-Vergleich
I
Abw,i"'""g~""Y~ J
Einwirkungen auf den Prozess
Abb.24: Controllingprozess
Es ist im Allgemeinen Aufgabe des Managements, bestimmte Conlrollingprozesse vorzugeben. Besonders wichtig für den Erfolg einer Baustelle ist das Terminconlrolling, da Bauzeitverzögerungen meistens auch mit nicht unbeträchtlichen Kostensteigerungen einhergehen. Sobald man sich für die Einrichtung eines Controllingprozesses entschieden hat, ist festzulegen, wie intensiv der Controllingprozess durch-
2.3 Management, Controlling und Kontrolle
61
geführt werden soll. Damit verbunden sind Fesllegungen zum Rhythmus, in dem der Controlling prozess ablaufen soll (wöchentlich, 2-wöchentlich, 3-wöchentlich, monatlich), welche Software zur Unterstützung eingesetzt werden soll und welche Personen konkret damit beauftragt werden. Abschließend soll noch dargelegt werden, dass häufig vielfältige Controllingprozesse ablaufen. Soll beispielsweise von Punkt A nach B gereist werden, so macht man sich zuerst einen Plan, wie die Reise ablaufen soll. Das Auto soll gewählt werden, Fahrt über die Orte C und D. Falls man auf der Fahrt nun durch den Ort C reist, wird im Rahmen des Soll-1st-Vergleichs festgestellt, dass alles nach Plan abläuft. Fährt man aber durch einen Ort, der nicht auf der geplanten Strecke liegt, wird im Rahmen der Abweichungsanalyse festgestellt, das man falsch gefahren ist. Danach wird festgelegt, ob man zurück fährt oder über eine andere Strecke mit einem angepassten Plan ans Ziel gelangt.
2.3.3 Kontrolle und Soll-Ist-Vergleichsrechnungen Kontrolle ist im Sinne von Aufsicht und Überwachung zu verstehen. Insoweit wird ein Vergleich zwischen geplanten und realisierten Größen durchgeführt. Die Beseitigung von Ursachen, die zu den Abweichungen vom Soll geführt haben, ist nicht Be~ standteil der Kontrolle. Soll-1st-Vergleiche stellen nur eine vergangenheitsorientierte Betrachtung dar und beinhalten keine Einflussnahme auf künftige Ist-Verbräuche. Ein Soll-1st-Vergleich kann somit zentraler Bestandteil einer einmaligen Kontrollmaßnahme oder eines eingerichteten regelmäßig ablaufenden Kontrollprozesses darstellen. Inwieweit in die Kontrolle noch eine Betrachtung zu den Ursachen möglicher Abweichungen einbezogen wird, ist individuell festzulegen. Festzuhalten bleibt, dass sowohl für die Führungs- wie für die Bauleitungsebene die Durchführung von Kontrollen, eventuell auch eingebunden in Kontroll-Prozesse, von großer Bedeutung sind. Insoweit ist auch der tägliche Rundgang über die Baustelle ein Kontrollprozess. In der Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen 38 werden die verschiedenen Soll-Ist-Vergleichsrechnungen gegenübergestellt (siehe Abb. 25). Zu unterscheiden ist danach zwischen solchen Vergleichen, die sich nur auf Mengen beziehen und solchen, die sich auf Kosten und Ergebnisse beziehen. Außerdem ist nach den Vergleichszeiträumen sowie den Bezugsbereichen und -einheiten zu unterscheiden.
38
KLR Bau. Seite 102
62
2 Anlaufphase
Bezugsbereiche und -einheiten Baustellenbereich Baustelle (gesamt)
f--ArbeilSSlunden Mengen Soll-1st-zahlen
_. Werte
Vergleichszeitr3ume
Stoffe
Gerätestunden Kosten Ergebnisse
während der Leislungserstellung ,
nach der Leistullgserstellung
X X' X· X' X X X
Pos. N,
Bauabschnitt
BAS~
X X' X· X'
X X' X· X·
X X' X· X· .
X X
X X
Nr. 2
~
X X
'Zum 8eispiel Tag, Woche. Monat, Quartal, GescMflsjahr. 2 Der SAS (8auarbeitsschlüssel) ist ein Katalog vOn Arbeitsvorgangen. Er dient dazu, das Leistungsver:zeichnis (lV) in ein dem Arbeitsablauf entsprechendes Arbeitsver:zeichnis um:wgliedern, das stall der LeiS\I,lngsposi!ionen des LV Arbei~ positionen (SAS-Nummern) enthillt ~Nur einzelne wichtige Stoffe, z. B. Stahl, Zemen!. • Nur bei geräteintensiven Arbeiten /(ir einzelne Gerolle oder Gf\lppen gleichartiger Gerate. sEinzeine oder alle Kostenarten.
-
Abb.25: Arten von Soll-1st-Vergleichen nach KLR-Bau
39
2.3.4 Bedeutung von Controlling maßnahmen Die Kontrolle und damit jeder Soll-1st-Vergleich ist rückschauend. Damit wird die Vergangenheit beurteilt, die aber nicht mehr zu verändern ist. Wenn bei einer Baustelle zum Beispiel Verluste angefallen sind, so ist es wichtig, die Höhe dieser Verluste zu kennen, aber auch die Ursachen, die zu diesen Verlusten geführt haben. Fast alle kaufmännisch orientierten Methoden orientieren sich an der Analyse der in der Vergangenheit erfassten Kosten und haben daher keinen Zukunftsbezug. Für einen Bauleiter ist es wesentlich wichtiger, systematisch Methoden anzuwenden, die ihn befähigen, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, damit sich die Fehlentwicklungen nicht insgesamt negativ auf das Projekt auswirken (siehe Abb. 26). Der Bauleiter sollte sich somit immer an der Perspektive des Projektergebnisses zum Projektende orientieren. Controllingprozesse können ihn hierbei wirkungsvoll unterstützen.
3Q
KlR Bau, Seile 102
63
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des BausoHs
/J' Nach/ / steuerung
Planziel .. Plan
.. Planziel wird noch erreicht
/ / / / verfehlt Planziel
,............... ..
Soll-Ist-Vgl.
zu sp~t
........ F~hlentwicklung
......
.......
/ . Nachsteuerung
rechtzeitiger Soll-1st-Vergleich
Projektdauer
Projektdauer
Abb. 26: Auswirkungen von verspäteten und rechtzeitigen Controllingmaßnahmen
2.4
Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
Im Bauvertrag ist festgelegt, welche Leistungen der Auftragnehmer zu erbringen hat. Der Bauvertrag ist immer ein Werkvertrag. Die Rechte und Pflichten, die sich aus einem Werkvertrag ergeben, sind in den §§ 631 ·651 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) festgelegt. Da der Werkvertrag des Bürgerlichen Gesetzbuches nicht speziell auf die Situation am Bau ausgerichtet ist. sondern zum Beispiel auch für Schneider und Möbelschreiner gilt, sind die Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches für viele spezielle Situationen auf dem Bau nicht ausreichend. Dies war bereits beim lnkrafttreten des BGB zum 01.01.1900 bekannt. Durch ergänzende Vereinbarungen wollte man der Situation auf dem Bau gerecht werden. Es hat schließlich bis Mai 1926 gedauert, bis die Vergabeordnung für Bauleistungen veröffentlicht wurde. Diese wurde mehrfach novelliert, 2002 in Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen umbenannt und ist gegenwärtig 40 in der Ausgabe 2006 gültig. Die VOB besteht aus den Teilen A, Bund C. Der Teil A ,,Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen existiert in den Abschnitten 1 bis 4 und regelt die Vergabe in vier so genannten Sektoren. Detaillierte Erläuterungen hierzu finden sich in Band 1, Abschnitt 3.4 sowie in der hierzu umfangreich vorliegenden Fachliteratur. U
Von besonderer Relevanz bei der Bauausführung ist die VOB, Teil B ,.Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen u • Hier werden die Regelungen des Werkvertragsrechles des BGB um bauspezifische Regelungen ergänzt. Die VOB/B ist in insgesamt 18 Paragrafen gegliedert (siehe Band 1, Abschnitt 3.4.2). Die Kenntnis der VOB/B ist für den Bauleiter von größter Bedeutung, da sich bei Nichteinhaltung der Vorschriften beträchtliche Nachteile für den Auftragnehmer ergeben können.
-10
Redaktionssland Anfang 2oo9
64
2 Anlaufphase
In Band 1 wurde erläutert, dass es sich bei der VOB/B um kein Gesetz, sondern um ~AlIgemeine Geschäftsbedingungen" handelt. Daher sind auf die VOB/B die §§ 307 ff. 8GB (Allgemeine Geschäftsbedingungen) anzuwenden. Besonders prob·
lematisch ist dabei, dass die Vereinbarung der VQStB als Ganzes hinfällig wird, falts durch zusätzliche Ergänzungen einzelne Regelungen der VOB/B durch Klauseln abgeändert werden. Mit der VOB/B werden automatisch die "Allgemeinen Technischen Vertragsbedin-
gungen für Bauleistungen (ATV)", auch als VOB/C bezeichnet, vereinbart (§ 1 Nr. 1 VOB/B). 41 Auf die Bedeutung der VOB/C wird in diesem Band insbesondere in den Abschnitten 2.4.3 und 3.4.8 verwiesen. Der öffentliche Auftraggeber ist verpflichtet. die VOB/A bei der Vergabe anzuwenden und die VOB/B in den Bauvertrag einzubinden. Es wurde bisher allgemein emp· fohlen, dass auch bei Bauverträgen im privaten Bereich die VOB/B einbezogen wird, da die VOB/B viele sinnvolle bauspezifische Regelungen beinhaltet, die im BGB nicht enthalten sind. Seit einem Urteil des BGH vom 24. Juli 2007 (Az.: VII ZR 55/07) ist dies jedoch differenzierter zu betrachten: Danach unterliegt die VOB/B auch bei unveränderter Vereinbarung der Inhaltskontrolle nach §§ 307 ff, BGB, falts die VOB/B mit einem Verbraucher 42 vereinbart wurde (Entfall der Privilegierung der VOS/B). Falls somit ein Bauunternehmer mit einem Verbraucher die VOS/B vereinbart, sind Regelungen, die für den Unternehmer vorteilhaft sind, nicht wirksam, die auftraggeberfreundlichen 43 bleiben aber wirksam. Somit kann die Verwendung der VOStB gegenüber Verbrauchern nicht länger empfohlen werden. Zwischenzeitlich werden zum Beispiel vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes Musterver· träge für die Verwendung mit Verbrauchern empfohlen. 44 Verschiedene Stellen warnen jedoch vor der Verwendung solcher Vertragsmuster, da standardisierte Bauverträge den spezifischen Bedingungen von Bauaufgaben in der Reget nicht entsprechen können, Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nunmehr eine Dreigliederung des Bauvertragsrechtes eingetreten ist: Bei öffentlichen Bauverträgen ist prinzipiell die VOS/B zu vereinbaren. Mit Kaufleuten und im gewerblichen Bereich kann empfohlen werden, die VOB/B rechtskräftig in den Bauvertrag mit einzubeziehen.
41 42
43
«
Berner I Kochendörler I Schach, Grundlagen der Baubetriebslehre, Band 1, Abschnitt 3.4.3 Verbraucher ist nach § 13 BGB jede natllrliche Person, die ein Rechtsgeschäft zu einem Zweck abschließt, das weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugeordnet werden kann, Dazu gehören z B. die kllrzere MärlQelgewahrleistungsfrist (§ 13 Nr. 4 (1) VOBlB) und die Abnahmefiktion nach Ablauf von zwölf Wer1c.tagen nach Fertigslellungsmitteilung (§ 12 Nr. 5 (1) VOBIB). Siehe www.zdb.de unter Info-Center Bauverträge
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
65
Mit Verbrauchern sollte ein Bauvertrag allein auf der Grundlage des BGB abgeschlossen werden. Durch das Vertragsstudium muss sich der Bauleiter deutlich machen, was das Bausoll ist. Einfach ausgedrückt, beschreibt das Bausoll genau die Bauleistung, die der Auftragnehmer nach dem Vertrag zu erbringen hat. Im Einzelnen sollte sich der Bauleiter über folgende Punkte Klarheit verschaffen: 1. 2. 3.
4.
5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Reihenfolge der Wirksamkeit der Vertragsunterlagen; Vereinbarung der VOB als Ganzes; Vertragsbedingungen, die über die VOB/C (Allgemeine Technische Vertragsbedingungen) hinausgehen, wie zum Beispiel Zusätzliche Vertragsbedingungen, Besondere Vertragsbedingungen (Widersprüche, AGB-Gesetz); Preise, Abschlagszahlungen, Rechnungsstellung, Aufmaße, Gleitklauseln, Einsatz der EDV für die MengenermitUung, Vorauszahlungen, Einbehalte, Sicherheitsleistungen; Termine, Bauzeitenplan, Ausfallzeiten wegen Schlechtwetler, Zwischentermine, Planvorlaufzeiten, Fristen z. B. für Ankündigung von Abnahmen; Leistungsumfang, Vorleistung des Auftraggebers, Subunternehmereinsatz, Strom, Wasser, Baustraße, Gerüste (Vorhaltung für andere Unternehmer); Vertragsstrafen; Abnahme; GeWährleistung; Nebenleistungen, Besondere Leistungen, Alternativ- und Bedarfspositionen (Eventualpositionen); Richtigkeit der im LV ausgewiesenen Mengen; Besondere Risiken Q Risikovorsorge (z.B. Anrechnung von Schlechtwetter, Hochwasser, Maßtoieranzen); Besondere Chancen, wie z. B. Prämie bei früherer Fertigstellung, organisatorische und technische Abwicklung mit anderen Baumaßnahmen (Erdaushub), besondere Bauverfahren.
2.4.1 Bedeutung des Bausolls Bereits in Band 1 45, vertieft aber in Band 2 46 wurde die Bedeutung des Bausolls beschrieben. Auf diese Erläuterungen wird besonders hingewiesen und sie sollen nur in wenigen Worten in Erinnerung gerufen werden.
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Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 1, Abschn. 5.11 Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 2, Kapitel 3
66
2 Anlaufphase
Aus dem Bauvertrag ergibt sich das VertragssoH, häufig auch "Bausoll 0" genannt oder einfach als "Soll 0" bezeichnet. Dieses beschreibt genau die Leistung, die vom Auftragnehmer erbracht werden soll. Dem gegenüber sIeht die vereinbarte Vergü· lung. Das Vertragssoll besteht aus dem primären Soll, das sich explizit aus den Vertragsunlerlagen ergibt. Ergänzt wird das primäre Vertragssoll durch das sekundäre Vertragssoll, das im Vertragswerk nicht explizit beschrieben ist, sich jedoch durch die gesamten Umstände, die zur Realisierung des Bauwerks führen, ergeben. In weiten Bereichen kann der Unternehmer dieses sekundäre Vertragssoll selbst definieren, zum Beispiel in Form eines Terminplanes, der den Ablauf der Baumaßnahme beschreibt. Zum primären Vertragssoll gehören jedoch die eventuell festgelegten Beginn- und Fertigstellungstermine. Das Vertragssoll kann unterschieden werden nach Bauablaufsoll, Bauverfahrenssotl und Beschaffenheitssoll. Dem Auftraggeber steht nach der VOB/B das Recht zu, Leistungsänderungen anzu· ordnen sowie zusätzliche Leistungen zu fordern. Außerdem kann es während der Bauabwicklung zu Behinderungen kommen, die sich auf den vereinbarten Fertigstellungstermin auswirken. Jede dieser Änderungen führt zu einem geänderten Bausotl, also der gesamtheitlichen Definition dessen, was und unter welchen Bedingungen der Unternehmer "Bauen sollu. Fortlaufend zählend werden diese Bausolls dann durchnummeriert, so dass nach dem Bausoll 0 das Bausoll 1 etc. folgt. Im Rahmen einer ordnungsgemäßen Dokumentation ist es sehr wichtig, dass die Änderungen, die zu den verschiedenen Bausolls geführt haben, gut dokumentiert werden. Diese Dokumentation soll visuell aber auch in einer Fortschreibung des Terminplans erfolgen, falls sich die Änderungen im Bausoll auf den Bauablauf und den Fertigstellungstermin auswirken. 2.4.2 Unwirksame Vertragsklauseln Generell gibt es zwei verschiedene Bauvertragsarten: den BGB-Vertrag und den VOB-Vertrag. Die Regelungen des BGB sind in allen Fällen einzuhalten. In keinem Bauvertrag können diese gesetzlichen Regelungen außer Kraft gesetzt werden. Die VOB ist als Ganzes zu vereinbaren. Sie ist nur dann als Ganzes vereinbart, wenn nicht einzelne Regelungen verändert oder außer Kraft gesetzt werden. Häufig werden im Rahmen von zusätzlichen oder besonderen Vertragsbedingungen ergänzende Regelungen vereinbart, die im Widerspruch zur VOB stehen können. Falls Auftraggeber und Auftragnehmer diese Regelungen unterschiedlich bewerten,
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
67
kommt es zu einer so genannten Inhaltskontrotle. Wird bei dieser festgestellt, dass die individualvertragliche Regelung im Widerspruch zur VOB steht, so gilt die VOB im Ganzen als nicht wirksam vereinbart. 47 Dies hat in der Konsequenz zur Folge, dass alle Regelungen der VOB/B hinfällig sind und somit ausschließlich das BGB gilt, einschließlich wirksam vereinbarter individualvertraglicher Bedingungen, Für das Bausoll ist es daher von großer Bedeutung, die aktuelle Rechtsprechung zum Bauvertragsrecht zu kennen. Wegen der Vielzahl an unwirksamen Vertragsklauseln wird auf die Rechtsprechung und spezielle Literatur hierzu verwiesen. 48,49.50 Beispielhaft sollen jedoch noch zwei Fälle unwirksamer Vertragsklauseln genannt werden: Klausel zu § 2 Nr. 3 VOB/B: nMassenänderungen auch über 10 % ändern die Einheitspreise nicht, es sei denn, dass der Wert dieser Änderung die ursprüngliche Auftragssumme um mehr als 20 % übersteigt oder unterschreitet." (Nicht zulässig nach OLG München v. 19.6.1990 Az. 9 U 2013/90). Klausel zu § 16 VOB/B: "Bei Mängeln wird die Bezahlung für diese Leistung und Abnahme bis zur Beseitigung verweigert." (Nicht zulässig nach OLG Koblenz v. 29.1.1993 Az. 2 U 449/91). Auf die aktuelle Rechtsprechung des BGH wird ausdrücklich hingewiesen, nach der abweichende, Verbraucher benachteiligende Regelungen in der VOB/B nun als nicht rechtskräftig vereinbart anzusehen sind. 2.4.3
Technische Regelwerke
2.4.3.1
Anerkannte Regeln der Technik
Der Begriff der "Anerkannten Regeln der Technik" (aRdT) geht zurück auf eine Entscheidung des Reichsgerichtes 51, das diesen Begriff so umschrieben hai, dass er ,,'" nicht schon dadurch erfüllt ist, dass eine Regel bei v6/1iger wissenschaftlicher Erkenntnis sich als richtig und unanfechtbar darstellt, sondern sie muss auch allgemein anerkannt, d. h., durchweg in den Kreisen der betreffenden Techniker bekannt und als richtig anerkannt sein, Mit dieser Formulierung wird eine Anerkenntnis durch Theorie und Praxis eingefordert. U
~7
oa ~9 ~
5'
BGH-Urteil vom 22.01. 2004; VII ZR 419102, BGHZ 157,346) und BGH-Urteil vom 10 05.2007, VII ZR 226105 Mai'Kus I Kaiser I Kapellmann: AGB-Handbuch Bauvertra9sklauseln Glatzeil Hofmann I Frikell: Unwirksame Bauvertragsklauseln Frieling: Klauseln im Bauvertrag RGSt 44,76
68
2 Anlaufphase
Mit den "aRdT" werden oftmals die "Allgemein anerkannten Regeln der Technik" (aaRdT) gleich gesetzt. Dieser Begriff hat ursprünglich nur im Strafrecht Verwendung gefunden. Unter der Überschrift "Baugefährdung" regelt § 319 (1) 51GB: "Wer bei der Planung, Leitung und Ausführung eines Baues oder des Abbruchs eines Bauwerks gegen die al/gemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." Allerdings findet sich dieser Begriff nunmehr auch in § 641a BGB. Dort ist im Zusammenhang mit der "Fertigstellungsbescheinigung" folgende Regelung enthalten: "Wenn der Vertrag entsprechende Angaben [. .. zur Mängelfreiheit gemäß Vertrag}) nicht enthält, sind die allgemein anerkannten Regeln der Technik zugrunde zu legen." Die VOB/B spricht dagegen in den §§ 4 Nr. 2,13 Nr. 1 und 13 Nr. 7 nur von den an· erkannten Regeln der Technik. Da hinsichtlich des Regelungsinhaltes auch unter Ingenieuren und Technikern durchaus unterschiedliche Meinungen bestehen, wären "allgemein anerkannte Regeln der Technik" kaum einmal feststellbar. Nachfolgend soll daher nur noch von "anerkannten Regeln der Technik" gesprochen werden. Häufig wird statt von "anerkannten Regeln der Technik" auch nur von "Regeln der Technik" gesprochen Bei den anerkannten Regeln der Technik handelt es sich um Regeln für den Entwurf und die Ausführung baulicher Anlagen, die in der technischen Wissenschaft als theoretisch richtig anerkannt sind und feststehen sowie insbesondere in dem Kreise der für die Anwendung der betreffenden Regeln maßgeblich, nach dem neuesten Erkenntnisstand vorgebildeten Technikern durchweg bekannt und aufgrund fortdauernder praktischer Erfahrungen als technisch geeignet, angemessen und notwendig anerkannt sind. Es handelt sich somit um einen unbestimmten Rechtsbegriff, für den es keine abschließende Auflistung gibt, in welcher alle Normen und Vorschriften enthalten sind. Somit beschreiben auch die bauaufsichtlich eingeführten Vorschriften nicht die anerkannten Regeln der Technik. Darüber hinaus ist festzustellen, dass sich die anerkannten Regeln der Technik fortwährend ändern, indem diese jene Erkenntnisse beschreiben, die Technikern, die nach den neuesten Erkenntnissen vorgebildet sind, durchweg bekannt sind und sich aufgrund fortdauernder praktischer Eriahrung bewährt haben. Die langzeitige Bewährung steIlI somit ein Hauptkriterium für die Zuordnung zum Begriff der "anerkannten Regeln der Technik" dar. Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten haben sich die anerkannten Regeln der Technik als theoretisch richtig erwiesen.
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
69
Die meisten Landesbauordnungen verweisen in ihren Generalklauseln auf die "eingeführten technischen Baubestimmungen~. Diese stellen eine Teilmenge der anerkannten Regeln der Technik dar. Die anerkannten Regeln der Technik definiert der Deutsche Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen (OVA) als Mindestanforderung nach dem Werkvertragsrecht. Damit beschreiben sie - ergänzend zum Bauvertrag - den Soll~ Zustand. In § 4 Nr. 2(1) VOB/B wird festgelegt: "Der Auftragnehmer hat die Leistung unter eigener Verantwortung nach dem Vertrag auszuführen. Dabei hat er die anerkannten Regeln der Technik und die gesetzlichen und behördlichen Bestimmungen zu beachten." In seinem Urteil vom 14.05.1998 (ZR 184/97) stellt der Bundesgerichtshof fest: "Die DIN-Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter. DlN-Normen können die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben oder hinter diesen zurückbleiben." Die DIN~Normen enthalten somit nicht selbstverständlich die anerkannten Regeln der Technik. Mit seinem Urteil vom 14.06.2007 (ZR 45/06) hat der Bundesgerichtshof erneut festgestellt, dass eine Norm - es handelt sich hierbei um die Schallschutz-Norm DIN 4109 - in ihrer immer noch aktuell gültigen Fassung (Redaktionsstand 8/2008) für die bauvertragsrechtliche Beurteilung des Schallschutzes im Wohnungsbau weitestgehend bedeutungslos ist. Dies gilt auch, obwohl die DIN 4109 bauaufsichtlich eingeführt wurde. Im Bauordnungsrecht geht es darum, dass durch staatliche Gesetzgebung Menschen in Räumen vor absolut unzumutbaren Lärmbelästigungen geschützt werden sollen. Im Werkvertragsrecht war jedoch im vorigen Beispiel zu klären, welche Schallschutzanforderungen im Rahmen von Verträgen, die zwischen privaten Vertragspartnern frei ausgehandelt wurden, zu einem allgemein üblichen Komfort führen. Unabhängig von diesen, dem Praktiker sicherlich nicht direkt hilfreichen Ausführungen sind Regelsammlungen vorhanden, die vermuten lassen, dass sie die anerkannten Regeln der Technik abdecken. Besonders zu nennen sind dabei die bauaufsichtllch eingeführten Vorschriften (siehe Abschnitte 2.4.3.8 und 2.4.3.9). Darüber hinaus sind zu nennen: DIN-Normen des Deutschen Instituts für Normung e. V., Zusätzliche Technische Vertragsbestimmungen (ZTV), Einheitliche Technische Baubestimmungen (ETB), die von den obersten Bauaufsichtsbehörden im Zusammenwirken mit dem Normenausschuss Bauwesen erarbeitet und eingeführt werden,
70
•
2 Anlaufphase
Bestimmungen des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton im Deutschen Normenausschuss, Bestimmungen der Deutschen Vereinigung des Gas· und Wasserfaches e. V. (DVGW), Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Bestimmungen des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE).
Abschließend wird noch darauf verwiesen, dass es bei der Altbausanierung Probleme mit der Umsetzung der anerkannten Regeln der Technik geben kann. Diese sind nämlich auf die Erfordernisse von Neubauten ausgerichtet und daher häufig mit den baulichen Voraussetzungen des Altbaus - insbesondere bei denkmalgeschützlen Gebäuden - nicht vereinbar. Daher sind Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik in begründeten Fällen möglich und auch nötig. 2.4.3.2
Stand der Technik
Der ~Stand der Technik beschreibt die technischen Möglichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt, basierend auf gesicherten Erkenntnissen von Wissenschaft und Technik. Der Stand der Technik stellt den Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen dar, welche in der praktischen Eignung hinsichtlich des angestrebten Zieles als gesichert erscheinen. Der Stand der Technik ist jedoch noch nicht hinreichend und langjährig erprobt. Stand der Technik bedeutet auch, dass deren Umsetzung wirtschaftlich machbar ist. M
In § 4 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) ist festgelegt:
(1) Der Arbeitgeber hat bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes von folgenden allgemeinen Grundsätzen auszugehen: 3. bei den Maßnahmen sind der Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berück· sichtigen; In den Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen (RAB), welche die Baustellenverordnung weiter untersetzen, wird ebenfalls postuliert, dass diese den Stand der Technik bezüglich Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen wiedergeben. Weitere im Rahmen von Baumaßnahmen bedeutende Gesetze und Regeln, in denen der Stand der Technik gefordert wird, stellen dar:
§ 12 Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen (KrW-/AbfG) vom 27.9.1994: Anforderungen an die Abfallbeseitigung; Anhang an III KrW-/AbfG.: Kriterien zur Bestimmung des Standes der Technik;
71
2.4 Vertragss!udium und Feststellung des Bausolls
§ 3 Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverumeinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (BundesImmissionsschutzgesetz - BlmSchG) vom 26.9.2002: Begriffsbestimmungen; § 7a Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes (Wasserhaushaltsgesetz WHG) vom 19.8.2002: Anforderungen an das Einleiten von Wasser und Anhang 2 WHG (zu § 7a Abs. 5): Kriterien zur Bestimmung des Standes der Technik. 2.4.3.3
Stand der Wissenschaft
Der ~Stand der Wissenschaft" stellt die höchste Technikklausel dar, welche den aktuellen Forschungsstand in einem Fachgebiet beschreibt. Der Stand der Wissenschaft verschiebt den Stand der Technik zum wissenschaftlich Denkbaren und unterstellt das technisch noch Machbare. Wirtschaftliche Überlegungen spielen dabei in der Regel keine Rolle mehr. Der Stand der Wissenschaft spielt, von extremen Ausnahmen abgesehen, beim Bauen keine Rolle. Abb. 27 stellt die Begriffe allgemein anerkannte Regeln der Technik, Stand der Technik und Stand der Wissenschaft gegenüber. Mel1lmale
Ent·
wicklung
I
Begriffe
Wissenschaftliche Erkenntnisse I BestiitiI auna
Praktische Erfahrungen vorhanden
In Fachkreisen allgemein anerkann!
In der Praxis langzeitig bewiihrt
Anerkannte Regeln der Technik
J.
J.
J.
J.
Stand der Technik
J.
Teilweise I bedingt
Teilweise
Nein
Stand der Wissenschaft (und Technik)
J.
Nein
Nein
Nein
Abb.27: Anerkannte Regeln der Technik, Stand der Technik, Stand der Wissenschaft
2.4.3.4
52
VOB Teil B
Die VOBJB soll an dieser Stelle nicht in ihrer Bedeutung als rechtliche Grundlage für den Werkvertrag betrachtet werden, sondern hinsichtlich ihrer Bedeutung als technisches Regelwerk. Nach VOB/B § 13 Nr. 1 übernimmt der Auftragnehmer die Gewähr dafür, dass seine Leistung zum Zeitpunkt der Abnahme die vertraglich zugesicherten Eigenschaften hat und
52
In Anlehnung an Rybicki: Bauausführung und BauübelWachung. S. 6
72
•
2 Anlaufphase
den anerkannten Regeln der Technik entspricht.
Zugesicherte Eigenschaften können verbal beschrieben aber auch durch Muster definiert werden. Dadurch werden im Sinne von Individualvereinbarungen einzelne konkrete Sacheigenschaften festgelegt. In der Regel werden die zugesicherten Eigenschaften durch technische Regelwerke und Normen festgelegt. Falls ein Muster Grundlage der zugesicherten Eigenschaften ist (siehe Ab· schnitt 3.4.5), sollte das Muster immer unter den Bedingungen (Witterung, Fertigungsgeschwindigkeit und Qualität der Ausgangsstoffe) hergestellt werden, wie diese auch später in der Bauausführung angetroffen werden. Alternativ können auch Muster in bereits existierenden Bauwerken definiert werden. Möglichst sollten dabei solche Muster gewählt werden, die vom Unternehmer selbst erstellt wurden, da er dann Informationen über die Umstände der Herstellung besitzt. Andererseits kann die Situation eintreten, dass die Qualität nicht erreicht wird, da das Muster mit einem anderen Herstellungsprozess oder mit anderen Baustoffen gefertigt wurde.
2.4.3.5
VOB Teil C
Die VOBtC beinhaltet ,,Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen" (ATV) 53. Die VOBtC ist automatisch vereinbart, falls die VOBtB vereinbart ist (§ 1 Nr. 1 VOBtB). Die VOBtC ist jedoch auch dann einzuhalten, falls die VOBtB nicht vereinbart ist, da die Regelungen als anerkannte Regeln der Technik (siehe Abschnitt 2.4.3.1) anzusehen sind. Somit gelten zum Beispiel auch die Abrechnungsregeln der VOBtC, falls der Bauvertrag ein reiner BGB-Vertrag ist. Die VOBtC (2006) besteht aus der DIN 18299 "Allgemeine Regeln für Bauarbeiten jeder Art" und weiteren 62 gewerkespezifischen Normen (siehe Abb. 28). Alle Normen der VOBtC sind einheitlich in fünf Kapitel aufgeteilt. Kapitel 1 regelt den jeweiligen Anwendungsbereich. Kapitel 2 verweist auf weitere Normen für die gebräuchlichsten Stoffe und Bauteile. Kapitel 3 legt Vorgaben zur Ausführung, zum Beispiel bei bestimmten WeIterbedingungen (Frost) oder zur Verwendung von bestimmten Stoffen, fest. Kapitel 4 beschreibt im Abschnitt 4.1 die Nebenleistungen, also Leistungen, die vom Auftragnehmer zu erbringen sind, auch wenn diese nicht separat ausgeschrieben sind und in Abschnitt 4.2 die Besonderen Leistungen, somit solche Leistungen, die zusätzlich zu vergüten sind, falls diese gefordert werden und nicht schon im Bausoll enthalten sind.
53
Fröhlich: Kommentar zur VQBlC
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des BausoHs
73
Kapitel 5 gibt Abrechnungsregeln vor (siehe hierzu Abschnitt 3.4.8). Darüber hinaus enthält jede Norm ein Kapitel 0 mit dem Titel "Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung", das immer kursiv geschrieben ist, zum Zeichen, dass sein Inhalt nicht Bestandteil des jeweiligen Bauvertrages wird. DIN 18 299 DIN 18 300 DIN 18 301 DIN 18 302 DIN 18 303 DIN 18 304 DIN 18 305 DIN 18 306 DIN 18 307 DIN 18 308 DIN 18 309 DIN 18 310 DIN18311 DIN 18 312 DIN18313 DIN 18 314 DIN 18 315 DIN 18 316 DIN 18 317 DIN 18 318 DIN18319 DIN 18 320 DIN 18 321 DIN 18 322 DIN 18 325 DIN 18 330 DIN 18 331 DIN.18332 DIN 18 333 DIN 18 334 DIN 18 335 DIN 18 336 DIN 18 338 DIN 18 339 DIN 18 340 DIN 18 345 DIN 18 349 DIN 18 350 DIN 18 351 DIN 18 352
Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art Erdarbeiten Bohrarbeiten Arbeiten zum Ausbau von Bohrungen Verbauarbeiten Ramm-, RUttel- und Pressarbeiten Wasserhaltungsarbeiten Entwässerungskanalarbellen Druckrohrleitungsarbeiten außerhalb von Gebäuden Dränarbeiten Einpressarbeiten Sicherungsarbeiten an Gewässern, Deichen und Küstendünen Nassbaggerarbeiten Untertagebauarbeiten Schlitzwandarbelten mit stUtzenden Flüssigkeiten Sprit.zbetonarbeiten Verkehrswegebauarbeiten, Oberbauschichten ohne Bindemittel Vei'Kehrswegebauarbeiten. Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln Verkehrswegebauarbeiten, Oberbauschichlen aus Asphalt Verkehrswegebauarbeiten - pnasterdecken und Platlenbeläge in ungebundener Ausführung. Einfassungen Rohrvortriebsarbeiten Landschaftsbauarbeiten Düsenstrahlarbeiten Kabelleitungsliefbauarbeiten Gleisbauarbeiten Mauerarbeiten Betonarbeiten Naturwerksteinarbeiten Betonwei'Ksteinarbeiten Zimmer- und Holzarbeiten Stahlbauarbeiten Abdichtungsarbeiten Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten Klempnerarbeiten Trockenbauarbeiten Wärmedämm-Verbundsysteme Betonherstellungsarbeiten Putz- und Stuckarbeiten Vorgehängte hinterlüftete Fassaden Fliesen- und Platlenarbeiten
Abb. 28 a: Normen der vosle
74
OIN 18353 OIN 18354 DIN 18355 OIN 18356 DIN 18357 DIN 18358 DIN 18360 DIN 18361 DIN 18363 DIN 18364 OIN 18365 DIN 18366 OIN 18367 DIN 18379 OIN 18380 OIN 18381 DIN 18382 DIN 18384 DIN 18385 DIN 18386 DIN18421 DIN18451 OlN18459
2 Anlaufphase
ESlricharbeiten Gussasphallarbeiten Tischlerarbeiten Parlc.ettarbeiten Beschlagarbeiten Rollladenarbeiten Metallbauarbeiten Verglasungsarbeiten Maler- und Lackierarbeiten - Beschichtungen Korrosionsschutzarbeiten an Slahlbaulen Bodenbelagarbeilen Tapezierarbeilen Holzpnasterarbeiten Raumlufttechnische Anlagen Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen innerhalb yon Gebäuden Nieder- und Mittelspannungsanlagen mit Nennspannungen bis 36 kV Blitzschutzanlagen Förderanlagen, Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige Gebäudeautomation Dämmarbeiten an technischen Anlagen Gertlstarbeiten Abbruch- und Rückbauarbeiten
Abb. 28 b: Normen der VOB/C (Fortsetzung)
2.4.3.6
Bau- und Planungsrecht
Das Bau- und Planungsrecht besteht aus einer auch von Fachleuten kaum überblickbaren Anzahl von Baubestimmungen. Der Kreis und somit auch die Anzahl an zu beachtenden Gesetzen sind für den jeweils Beteiligten unterschiedlich. Der Bauherr und seine beauftragten Planer haben primär die den Planungsprozess beeinflussenden Gesetze zu beachten, während beim Unternehmer der Focus auf Gesetzen liegt, die für den Bauprozess von Bedeutung sind. Das Baurecht wird traditionell eingeteilt in das öffentliche Baurecht und das private Baurecht. Das öffentliche Baurecht regelt die Rechtsbeziehungen zwischen der öffentlichen Hand (Staat, Lander, Kommunen) und den Bürgern. Im engeren Sinne umfasst es das Baugesetzbuch (BauGB), die Baunutzungsverordnung (BauNVO) sowie die in jedem Bundesland unterschiedlichen Landesbauordnungen (z. B. Sächsische Landesbauordnung - SächsLB; siehe auch Abschnitt 2.4.3.7). Dieser Kern an öffentlich-rechtlichen Baugesetzen wird durch eine Vielzahl weiterer Gesetze, Verordnungen und untergesetzliche Regelungen ergänzt, wie zum Beispiel: Raumordnungsgesetz (ROG), Raumordnungsverordnung (RoV), Pianzeichenverordnung (PlanzV 90), Bundesimmissionsschutzgesetz (BImsehG), Wasserhaushaltsgesetz (WHG), Wertermittlungsverordnung (WertV), Bundesnaturschutzgesetz
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
75
(BNatSchG) sowie Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV). In Abb. 29 sind inhaltliche Angaben zu wichtigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften dargestellt. Dem öffentlichen Baurecht ist das private Baurecht gegenüber zu stellen. Die Grundlage des privaten Baurechts und der anderen vielfältigen Rechtsbeziehungen, die bei einem Bauprojekt notwendig sind, stellt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) dar, hier insbesondere das Buch 1 BGB §§ 1 - 240; Allgemeiner Teil, Buch 2 BGB §§ 241 - 853; Recht der Schuldverhältnisse und Buch 3 BGB §§ 854 - 1296; Sachenrecht. Von besonderer Bedeutung während der Bauabwicklung ist dabei das Werkvertragsrecht (§§ 631 - 651 BGB). Da die Regelungen im BGB keine oder nur geringe bauspezifische Ausprägungen aufweisen, wird dieses regelmäßig ergänzt durch individuelle zusätzliche Vereinbarungen, die im Rahmen der Vertragsfreiheit möglich sind. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), speziell Teil B, die Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (VOB/B). Diese wurden in Abschnitt 2.4.3.4 näher erläutert. · ·
Baugesetlbuch (6auGB) Allgemeines Stildtebaurecht
(Baule~planung.
Sicherung der Bauleitplanung. Regelung der baulichen und
sonstigen Nul2:ung. Entschädigung. 6odenordnung. Grenlregelung, Erschließung)
·
Besonderes Städtebaurecht (Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen und Entwicldungsmaßnahmen, Soli· alplan und Harteausgleich. Miet· und Pachtverhältnisse. Städtebauliche Maßnahmen im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur)
· ·
Sonstige Vorschriften (Wertermittlung. Zuständigkeiten, Verwaltungsverfahren) Überleitungs- und Sclllussvorschritten
Baunutzungsverordnung (BauNVO)
· ·
Art und Maß der baulichen Nutzung Bauweise. liberbaubare Grundstücksnäcl1e
Landesbauordnung (LBO) am Beispiel der Sächsischen Bauordnung (SächsBO) Das Grundstlicl<. und seine Bebauung
· ·
Die am Bau Beteiligten
·
Ausführungsbestimmungen zum Baugesetzbuch
Bauldle Anlagen BauaufsichtsbehOrden. Verfahren
Abb.29: Übersicht über wichtige öffentlich-rechtliche Vorschriften des Bau- und Planungsrechts
Dieses private Baurecht hat Einfluss auf alle privalrechtlichen Verträge, die im Rahmen einer Bauabwicklung geschlossen werden. Wesentliche und übliche Vertragsverhältnisse sind hierbei:
2 Anlaufphase
76
•
•
Auftraggeber - Auftragnehmer, häufig unter Einbeziehung der Vertrags- und Vergabeordnung für Bauleistungen - Teil B (VOStB), - das 8GB spricht vom Besteller und Unternehmer, Bauherr - SiGe-Koodinator unter Berücksichtigung der Baustellenverordnung (BausteIIV), Bauherr - öffentlich rechtlicher Bauleiter unter Berücksichtigung der zuständigen Landesbauordnung (LBO), Bauherr - Prüfingenieur unter Einbeziehung der Bauprüfverordnung (BauPrüfVO), Auftragnehmer - Nachunternehmer, häufig unter Einbeziehung der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil B (VOStB), Auftragnehmer - Planer und Sachverständige, unter Berücksichtigung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI).
Nicht direkt dem privaten Baurecht zuordenbar ist die Vielzahl von Verträgen, die der Bauunternehmer (Auftragnehmer) abschließt, um die Verpflichtungen erfüllen zu können, welche er im Bauvertrag eingegangen ist. In Buch 2 des BGB sind dabei besonders das Kaufvertragsrecht (§§ 433 - 453) (Kauf von Baumaterialien und Baugeräten) und das Mietvertragsrecht (§§ 535 - 548) (Miete von Baugeräten) zu beachten. Weitere Rechtsbereiche, die bei der Erbringung von Planungs- und Bauleistungen zu beachten sind und teilweise eine große Rolle spielen sind: Arbeitsrecht, Baustellenverordnung, Arbeitsställenverordnung und Straßenverkehrsrecht. Häufig stellt sich die Frage, wie man sich einen Überblick oder Detailinformationen zu dem anzuwendenden Baurecht verschaffen kann. Verwiesen wird auf die seit über 80 Jahren bestehende Sammlung ~Technische Baubestimmungen" von Gotisch I Hasenjäger 54. Das Ordnerwerk wird als Loseblatlsammlung vertrieben und ist zwischenzeitlich auf slallliche 29.000 Seiten in 26 Ordnern angewachsen. Es enthält über 1.000 DIN-, D1N-EN, DIN EN 150-, DIN ISO-Normen und Normenteile, über 350 Erlasse, Verordnungen, Richllinien der Länder und des Bundes, alle wichtigen Bestimmungen und Richtlinien des DIBt, DAfStb, DASI sowie die Bauregelfiste des DIBt und die Baugebührenordnungen der Länder. Das Werk kann auch auf DVD oder CD-ROM erworben werden.
S4
Gottsch I Hasenjager: Technische Baubeslimmungen
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
77
Eine interessante Sammlung von Vorschriften des Bau- und Planungsrechtes wird über das Internet durch die UWS Umweltmanagement GmbH 55 relativ kostengünstig vertrieben. Insgesamt sind ca. 3.000 Titel zum Technikrecht verfügbar, unter anderem zum AbfalIrechI, Arbeits- und Sozialrecht, Arbeitsschutz, zu Boden und Altlasten, zum Immissionsschutz, zu Lärm und Erschütterungen, zu Wasser und auch sehr umfangreich zum Baurecht. Enthalten sind auch Richtlinien des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton (DAfStb), DIN-Normen sowie Leitlinien für die Europäische Technische Zulassung (ETAG). Zu verweisen ist auch auf das Juristische Informalionssystem für die Bundesrepublik Deutschland (Juris).56 Dort können kostenlos Gesetze. Verordnungen und Vorschriften des Bundes und der Länder heruntergeladen werden. Von besonderer Bedeutung ist auch die Datensammlung von 900.000 Entscheidungen der Rechtsprechung. Darüber hinaus werden bei Juris noch zahlreiche Veröffentlichungen und Dienste angeboten. Im folgenden Kapitel werden kurz die Landesbauordnungen beispielhaft vorgestellt. 2.4.3.7
landesbauordnungen
Die Bauordnungen der Bundesländer wie z. B. die Sächsische Bauordnung (SächsBO) sind, wie in Abschnitt 2.4.3.6 erläutert wurde, wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Baurechts. Da das Baurecht im Zuständigkeitsbereich der Länder liegt, gibt es insgesamt 16 Landesbauordnungen (LBO). Sie basieren auf der Musterbauordnung (MBO), die durch eine Sachverständigenkommission der Arbeitsgemeinschaft der für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen zuständigen Minister und Senatoren (ARGEBAU) erarbeitet wurde. Die Länderbauordnungen weisen deshalb im Wesentlichen übereinstimmende Vorschriften auf. Durch die Bauordnung werden die Bedingungen festgelegt, welche bei jedem einzelnen Bauvorhaben zu beachten sind. Die Bauordnungen werden durch zahlreiche Vorschriften ergänzt, zum Beispiel: Garagenverordnung (GaragenVO) Energieeinsparungsverordnung (EnEV) Verwaltungsvorschrift z. B. durch das Sächsische Staatsministerium des Innern zur Sächsischen Bauordnung (VwVSächsBO) Zahlreiche durch Verwaltungsvorschriften bekannt gemachte Richtlinien, wie - Richtlinie für die Verwendung brennbarer Baustoffe im Hochbau (RbBH) - Richtlinie über den Bau und Betrieb für elektrische Anlagen (EItBauR)
55 ~
www.umwelt-online.de www.juriS.de
78
2 Anlaufphase
•
und weitere Richtlinien, die besonders das Planungsrecht betreffen, wie - Richtlinie über den Bau und Betrieb von Hochhäusern - Hochhausbaurichtlinie (HhBauR), - Richtlinie über den Bau und Betrieb von Gaststätten - Gaststättenbaurichtlinie (GastBauR) oder die - Richtlinie über die brandschutztechnische Anforderung an Lüftungsanlagen (RbAL). Am Beispiel der Sächsischen Bauordnung (SächsBO) soll der grundlegende Inhalt der Bauordnung erläutert werden. Die SächsBO besteht aus insgesamt sieben Teilen und 90 Paragrafen:
Teil 1
Allgemeine Vorschriften (§ 1 bis § 3)
Teil 2
Das Grundstück und seine Bebauung (§ 4 bis § 8)
Teil 3
Bauliche Anlagen Abschnitt 1 Gestaltung (§ 9 und § 10)
Abschnitt 2 Allgemeine Anforderungen an die Bauausführung (§ 11 bis § 16). Diese Paragrafen enthalten übergeordnete Angaben zur Baustelle (§ 11), zu Standsicherheit (§ 12), zum Schutz gegen schädliche Einflüsse (§ 13), zum Brandschutz (§ 14), zu Wärme-, Schall- und Erschütterungsschutz (§ 15) und zur Verkehrssicherheit (§ 16). Abschnitt 3 Bauprodukte, Bauarten (§ 17 bis § 25). Siehe hierzu Abschnitt 2.4.3.9 und 2.4.3.10. Abschnitt 4 Wände, Decken, Dächer (§ 26 bis § 32). Es werden hauptsächlich die Anforderungen an den Brandschutz für die einzelnen Bauteile definiert. Abschnitt 5 Reltungswege, Öffnungen, Umwehrungen (§ 33 bis § 38) Abschnitt 6 Technische Gebäudeausrüstung (§ 39 bis 46). Schwerpunkte sind der Brandschutz, aber auch Vorschriften zur lüftung von Bädern und die Vorgabe, dass alle Wohnungen mit Wasserzählern auszustatten sind (§ 43), zur Ausführung von Kleinkläranlagen und Gruben (§ 44), zur Aufbewahrung fester Abfallstoffe (§ 45) und zu Blitzschutzanlagen (§ 46). Abschnitt 7 Nutzungsbedingte Anforderungen (§ 47 bis § 51). Schwer· punkte sind Vorgaben zu Aufenthaltsräumen, wie lichte Raumhöhen (§ 47), Ausstattung von Wohnungen mit Küchen
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
79
(§ 48), Verpflichtung zu Stellplätzen und Garagen (§ 49), zum barrierefreien Bauen (§ 50), besondere Anforderungen oder Erleichterungen bei Sonderbauten (§ 51). Teil 4
Oie am Bau Beteiligten (§ 52 bis § 56). Oie wichtigsten Aufgaben von Bauherr (§ 53), Entwurfsverfasser (§ 54), Unternehmer (§ 55) und Bauleiter (§ 56) werden definiert.
TeilS
Bauaufsichlsbehörden, Verfahren Abschnitt 1 Bauaufsichtsbehörden (§ 57 und § 58) Abschnitt 2 Genehmigungspflicht, Genehmigungsfreiheit (§ 59 bis § 62) Abschnitt 3 Genehmigungsverfahren (§ 63 bis § 77). § 63 und § 64 betreffen das Baugenehmigungsverfahren, § 65 die Bauvorlageberechtigung, § 66 die Bautechnischen Nachweise, § 67 Abweichungen von den Anforderungen der SächsBO, § 68 Bauantrag und Bauvorlagen, § 69 die Behandlung des Bauantrags, § 70 die Beteiligung der Nachbarn, § 71 die Erset~ zung des gemeindlichen Einvernehmens, § 72 die Baugenehmigung und den Baubeginn, § 73 die Gellungsdauer der Genehmigung, § 74 die Teilbaugenehmigung, § 75 den Vorbescheid, § 76 die Genehmigung Fliegender Bauten und schließlich § 77 die Bauaufsichtliche Zustimmung. Abschnitt 4 Bauaufsichlliche Maßnahmen (§ 78 bis § 80). Betrifft das Verbot der Verwendung unrechtmäßig mit dem Ü-Zeichen gekennzeichneter Bauprodukte (§ 78), die Einstellung der Arbeiten (§ 79) und die Beseitigung von Anlagen und die Nutzungsuntersagung (§ 80). Abschnitt 5 Bauüberwachung (§ 81 und § 82) Abschnitt 6 Baufasten (§ 83)
Teil 6
Ausführungsbestimmungen zum Baugesetzbuch (§ 84 bis § 86)
Teil 7
Ordnungswidrigkeiten, Rechtsvorschriflen, Übergangsvorschriften (§ 87 bis § 90)
Wie aus der Übersicht zu entnehmen ist, beschäftigt sich die Landesbauordnung einerseits mit dem Planungs- und Genehmigungsrecht, andererseits aber auch sehr intensiv mit der konkreten Bauausführung. Für die bauausführenden Unternehmen sind insbesondere die Paragrafen von Bedeutung, die sich mit den zu verwenden-
80
2 Anlaufphase
den Baustoffen beschäftigen (§§ 17 bis 25 SächsBO), mit der Beschreibung der Aufgaben der am Bau Beteiligten (§§ 52 bis 56 SächsBO), mit den Regelungen zu den bauaufsichtlichen Maßnahmen (§§ 78 bis 80) sowie mit der Bauüberwachung (§§ 81 und 82).
Hinsichtlich der Bauüberwachung wird auf den § 78 der Verwattungsvorschrift zur SächsBO verwiesen:
,,78. 1. 1 Notwendigkeit, Umfang und Häufigkeit der Bauüberwachung richten sich nach der Schwierigkeit der Bauausführung unter Berücksichtigung möglicher Folgen, die sich aus der Nichtbeachtung von Bauvorschriften für die bauliche Anlage ergeben könnten. Die Bauüberwachung soll sich auch auf die Ausbauphase in Gebäuden erstrecken. . 78.1.2 Die Prüfung, ob den genehmigten Bauvorlagen entsprechend gebaut wird, sollte in der Regel mindestens die Einhaltung der Grundrissflächen und der festgelegten Höhenlagen umfassen ... 78.3 Auf der Baustelle sind bei der Bauüberwachung die Verwendbarkeitsnachweise zu überprüfen. Diese sind vom Unternehmer nach § 57 Abs. 1 Satz 2 auf der Baustelle bereitzuhalten. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Bauprodukte, die die CE-Kennzeichnung tragen oder die mit dem Ü-Zeichen gekennzeichnet sind, verwendbar sind und dass bei Vorhandensein der erforderlichen Übereinstimmungsbestätigungen die entsprechenden Bauarten anwendbar sind .. 2.4.3.8
liste der Technischen Baubestimmungen
Die Liste der Technischen Baubeslimmungen (LTB) enthält technische Regeln für die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile, die auf der Grundlage des § 3 Abs. 3 LBD als Technische Baubestimmungen bekannt gemacht werden. Eine technische Regel kann entweder über die Liste der Technischen Baubestimmungen (LTB) oder über die Bauregelliste A (siehe Abschnitt 2.4.3.9) als Technische Baubeslimmung bauaufsichtlich eingeführt sein. Die Technischen Baubestimmungen sind einzuhalten und müssen von allen am Bau Beteiligten bei der Planung, Berechnung, Ausführung und baurechtlichen Überprüfung von baulichen Anlagen beachtet werden. Die Liste der Technischen Baubeslimmungen (LTB) wird auf der Basis einer länderübergreifend abgestimmten Mustertiste (MLTB) von jedem Bundesland geson-
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
dert bekannt gemacht. steht aus drei Teilen.
57
81
Die Liste der Technischen Baubestimmungen (LTB) be-
Teil I: Technische Regeln für die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile Dieser Teil umfasst technische Regeln zu 1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 3 4 4.3 4.4 5 5.3 5.4 6 7
Lastannahmen und Grundlagen der Tragwerksplanung Bemessung und Ausführung Grundbau Mauerwerksbau Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbau Metatlbau Holzbau Bauleile Sonderkonslruktionen Brandschutz Wärme- und Schallschutz Wärmeschutz Schallschutz Bautenschutz Schutz gegen seismische Einwirkungen Holzschutz Gesundheitsschutz Planungsgrundlagen
Als Beispiele sollen angeführt werden (nicht abschließend): Zu Zu Zu Zu
Abschnitt Abschnitt Abschnitt Abschnitt
1 die Anwendung der DIN 1055 2.1 DIN 1054, DIN 4014 2.2 DIN 1053 2.3 DIN 1045
Teil 11: Anwendungsregelungen für Bauprodukte und Bausätze nach europäi· sehen technischen Zulassungen und harmonisierten Normen nach der Bauprodukten richtlinie Die zugehörigen Anwendungsregeln finden sich zum Beispiel für BadenWürttemberg unter www.wm.baden-wuerttemberg.deim Heft 6/2007 (Stand Anfang 2008).
57
Z. B. für Baden-Wllrttemberg unter www.wm.baden-wuerttemberg.de
82
2 Anlaufphase
Teil 111: Anwendungsregeln für Bauprodukte und Bausätze nach europäischen
technischen Zulassungen und harmonisierten Normen nach der Bauproduktemichtlinie im Geltungsbereich von Verordnungen nach § 17 Abs. 4 und § 21 Abs.2lBO Die zugehörigen Anwendungsregeln finden sich an gleicher Stelle wie die zu Teil 11.
2.4.3.9
Bauregellisten
Die nationalen Regelungen zur Verwendung von Bauproduklen unterliegen den Regelungen der Europäischen Union. Die Bauproduktenrichtlinie (BPR) (europäisches Recht) legt die wesentlichen Sicherheitsanforderungen an Bauprodukte fest. Weiterhin legt die Bauproduktenrichtlinie die Bedingungen zum Führen der CEKennzeichnung 58 fest. Die Bauproduktenrichtlinie ist am 21.12.1988 erlassen worden, die Umsetzung in nationales Recht erfolgte mit dem Bauproduktengesetz i. d. F. v. 28.04.1998 (BauPG) und hat zwischenzeitlich einige Änderungen zur Begriffsund Währungsangleichung erfahren. Mit den Regelungen in den §§ 20 bis 25 der Sächsischen Bauordnung (SächsBO) wurde
59
a) die Bauproduktenrichtlinie hinsichtlich der Verwendung von Bauprodukten im Anwendungsbereich der SächsBO umgesetzt und b) sichergestellt, dass die für die Bauprodukte maßgebenden Verfahren nach dem Bauordnungsrecht weitgehend dem Verfahren nach dem Bauproduktengesetz entsprechen. Die §§ 20 ff. richten sich in erster linie an die Hersteller und die bei der Prüfung, Zertifizierung und Überwachung von Bauprodukten und Bauarten einzuschaltenden Stellen. Sie sind jedoch auch vom Entwurfsverfasser, Bauherrn und Unternehmer zu beachten. Für die unteren Bauaufsichtsbehörden sind sie vor allem im Rahmen der Bauüberwachung und der Bauzustandsbesichtigung nach den §§ 78 und 79 von Bedeutung. Die eingeführten technischen Regeln für Bauprodukte und Bauarten werden in den Bauregellisten A und B sowie liste C aufgelistet und durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) 60 im Einvernehmen mit den obersten Bauaufsichtsbehörden der Länder bekannt gemacht.
~ 5Q
50
Communaute Europeenne (Europäische Gemeinschaft) oder Conformite Europeenne (Übereinstimmung mit EU-Richtlinien) Als Beispiel fOr die anderen Landesbauordnungen genannt www.dibl.de
83
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
Die Listen werden jährlich überarbeitet und vom DIBt herausgegeben. Sie werden in den DlBt-Mitteilungen veröffentlicht (www.dibt.de). In Abb.30 ist ein Überblick zu den Zusammenhängen der einzelnen Bauregellisten und der CE-Kennzeichnung sowie der Ü-Kennzeichnung dargestellt. Verfahren für die Verwendung von BauprlXlukten nach Musterbauordnung (MBO)
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Abb. 30: Verfahren für die Verwendung von Bauprodukten nach MBO 61
Die Bauregelliste A Teil 1 enthält die technischen Regeln (zum Beispiel DIN-Normen oder DAfStb-Richtlinien 62) für geregelte Bauprodukte (zum Beispiel Beton, Zuschläge, Betonfertigteile, Ziegel, Holz, Stahlträger, Bleche, Rohre, Schrauben, Muttern etc.), die zur Erfüllung der Anforderungen der Landesbauordnungen von Bedeutung sind. Falls notwendig, werden in den Anlagen zu den technischen Regeln weitere verwendungsbezogene Bestimmungen (zum Beispiel Prüfverfahren, Maße, Probenwahl etc.) ergänzt. In Abb. 31 ist ein Auszug aus der Bauregelliste A Teil 1, Ausgabe 2006/1 abgebildet.
61 62
Klauke: Neue Bauregellisten Deutscher Ausschuss für Stahlbeton www.dafslb.de
2 Anlaufphase
84
Lid. N•.
1.5.8
Bauprodukt
ÜbereinVerwendstimmungs- barkelts-
Technische Regeln
Standardbelon DIN EN 206-1:2001-07
nachweis
nachweis
ÜH
Z
DIN EN 206-1/Al :2004-10. DIN EN 206-1IA2:2005-09, DIN 1045-2:2001-07 und DIN 1045-21A2:2007-06 Zusätzlich gilt: DIN 1045-3:2001-07, DIN 1045-3/A1:2005-01 und DIN EN 1008:2002-10
Abkürzungen: ÜH - Übereinstimmungserldärung des Herstellers ÜHP - Übereinslimmungserklarung des Herstellers nach vorheriger Prilfung des Bauprodukts durch eine anerkannte Prufstelle Ol - Übereinstimmungszertifikat durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle Z - Allgemeine bauaulsichlliche Zulassung P - Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis
Abb.31: Auszug aus Bauregelliste A Teil 1 (2008/1)
In der Bauregelliste A Teil 2 sind die nicht geregelten Bauprodukte (zum Beispiel Dichtungsschlämme oder vorgefertigte, nichUragende, innere Wände mit Übereinstimmungserklärung des Herstellers) aufgeführt. Die Verwendung dieser Produkte dient nicht der Erfüllung erheblicher Anforderungen an die Sicherheit baulicher Anlagen. Weiterhin gibt es für diese Bauprodukte oder für einige Anforderungen definitionsgemäß keine anerkannten technischen Regeln, Bauprodukte, die nach (allgemein) anerkannten Prüfverfahren beurteilt werden, gehören auch zu den nicht geregelten Bauprodukten. In Abb. 32 ist ein Auszug aus der Bauregelliste A Teil 2, Ausgabe 2008/1 abgebildet. flfd. IHr. 2.18
Bauprodukt
I Verwend·
barkeitsnachweis
Unterllonstruktionen und P Abhänger'
anerkanntes Prüfverfahren nach
ÜbereinstimmUngs-I nachweis
DIN 18168-2:1984-12
ÜH
Abkürzungen: ÜH • Übereinstimmungserlllärung des Herstellers ÜHP - Übereinstimmungserlllärung des Herstellers nach vorheriger Prüfung des Bauprodukts durch eine anerkannte PrOfsteIle ÜZ - Übereinstimmungszertifikat durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle P - Allgemeines bauaufsichtliches PrOfzeugnis Fllr das Bauprodukt gibt es eine technische Spezifikation nach dem Bauproduktengesetz (BauPG). Die Verwendung bereits in Verkehr gebrachter Bauprodukte bleibt unberührt.
Abb.32: Auszug aus BauregeJliste A Teil 2 (2008/1)
85
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
Der Teil 3 der Bauregelliste A enthält die nicht geregelten Bauarten von geringerer Sicherheitsrelevanz (zum Beispiel nichUragende Wände mit Übereinstimmungserklärung des Anwenders), für welche es keine anerkannten Regeln der Technik gibt. Ud. N,.
2.3
Bauart
Anwendbarkeits· nachweis
Bauarten zur ErrichP tung von nichttragenden Außenwänden, an die Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer und/oder den Schallschutz gestellt werden. Satz 2 aus Ifd. Nr. 2.1 gilt entsprechend.
anerkanntes Prüfverfahren nach Je nach Bauart gilt: für die FeuefVrliderstandsdauer: DIN 4102-3:1977-09 in Verbindung mit Anlage 0.1.1 der Bauregelliste A Teil 1, oder DIN EN 1363-1. -2:1999-10. DIN EN 1364-1:1999-10, in Verbindung mit Anlage 8 der Bauregelliste A Tei12 und mit Anlage 0.1.1 der Bauregelliste A Teil 1, oder DIN EN 13501-2:2003-12 in Verbindung mit Anlage 0.1.2 der Bauregelliste A Tei! 1 und DIN EN 1363-1. -2:1999-10. DIN EN 1364-1:1999-10, für den Schal/schutz: DIN EN 20140-3:1995-05, DIN EN ISO 717-1:1997-01, für die Absturzsicherung: ETB-Richtlinie .Bauteile. die gegen Absturz sichern" (1985-06)
Übereinstim· mungsnachweis Übereinstimmungserlllärung des Anwenders Il
Abkürzungen: P • Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis 1) - Siehe Vorbemerllungen zur Bauregelliste A. Bauregelliste B und Liste C. Abschnitt 2.3
Abb.33: Auszug aus Bauregetliste A Teil 3 (200811)
Weiterhin sind solche Bauarten aufgelistet, für deren technische Beurteilung hinsichtlich bestimmter Anforderungen (zum Beispiel Feuerwiderstandsdauer und Funklionserhalt unter Brandeinwirkung) es keine anerkannten Regeln der Technik gibt und die hinsichtlich dieser Anforderungen nach (allgemein) anerkannten Prüfverfahren beurteilt werden können. In der Bauregelliste B sind die Bauprodukte aufgeführt, für die Vorschriften der EU· Staaten (EN-Normen, Europäische Technische Zulassungen) vorhanden sind und die innerhalb Europas in Verkehr gebracht und über Ländergrenzen hinaus gehandelt werden. Diese Bauprodukte tragen als äußeres Zeichen ihrer Brauchbarkeit die europäisch vereinbarte CE-Kennzeichnung. Die Bauregelliste B gliedert sich in zwei Teile. Im Teil 1 (Abb. 34) sind alle Bauprodukte enthalten, die von anderen Mitgliedsstaaten der EU und anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum erlassene Vorschriften in den Verkehr gebracht und gehandelt werden.
86
2 Anlaufphase
fd. Nr. 1.1.1.1
In Abhängigkeit vom Ver-
Bauprodukt
wendungszweck erforderli·
Bezeichnung
Noon
che Stufen und Klassen
Normalzement bei Lieferung von einem Hersteiler zum Verwender oder Zwischenhändler
EN 197-1:2000-06. EN 197·lIA1:2004-04,
Anlage 01 Zusätzlich gilt: Anlage 1/1.1
EN 197-2:2000-06 in Deutschland umgesetzt dUfch DIN EN 197-1:2004-08, DIN EN 197-1/Berichtigung 1:2004-11, DIN EN 197-2:2000-11
Abb.34: Auszug aus Bauregelliste B Tell 1 (2008/1)
Im Teil 2 (Abb. 35) werden Bauprodukte aufgenommen, für die zusätzliche Verwendbarkeilsnachweise oder Übereinslimmungsnachweise nach den Bauordnungen erforderlich sind. Diese Produkte sind neben dem CE-Kennzeichen auch mit dem Ü-Zeichen gekennzeichnet.
Bauprodukte, für die es weder Technische Baubestimmungen noch anerkannte Regeln der Technik gibt und die für die Erfüllung bauordnungsrechtlicher Anforderungen nur eine untergeordnete Bedeutung haben, werden in der Bauregelliste C aufgenommen. Bei diesen Produkten entfallen Verwendbarkeits- und Übereinstimmungsnachweis (siehe Abb. 36).
Vo~chriften
fd. N,.
Bauprodukt
1
2
zur Umsetzung der genannten EG-Richtlinie
1.2.2 Rauchschutzklappen für Lüftungslei· lungen
-r
In den Vo~chriften nach Zusätzlich zur CESpalte 3 nicht berOcksichKennzeichnung erfordertigte wesentliche Anfordelicher Vel'Witndbarkeits· rungen nach § 5 Abs. 1 und ÜbereinstimmungsBauproduktengesetz und nachweis für dIe Anfordie hierfür noch nachzuwei· derungen nach Spalte 4 senden Produktmerkmale
3
4
5
6
20061951EG 200411 aBlEG 9Sf37fEG
Brandschutz:
Z
. 1)
Dichtheit, Rauchmelder und Schließen bei Unterbrechung der Hilfsenergiezufuhr
Abkürzungen:
Z 73f23/EWG S9/3361EWG 98137/EG
1)
-
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung In Deutschland umgesetzt durch die 1. GSGV vom 11.6.1979 (8GBI. I S. 629) In Deutschland umgesetzt durch das EMVG vom 9.11.1992 (8GBL I S. 1864) In Deutschland umgesetzt durch das 2. GerätesicherheitsÄndG vom 26.S.1992 (8GBI. I S. 1564) und die 9. GSGV vom 12.5.1993 (8GBI. I S. 704) - Der erforderliche Übereinstimmungsnachweis wird in der Zulassung geregelt.
Abb.35: Auszug aus Baurege1liste B Teil 2 (2008/1)
In der Liste C sind zum Beispiel Schalungsplatten und Schalungstafeln, Zubehärteile für Putz, Schneefanggitter, Heizkörper und Stützelemente zur Verwendung bei Geländesprüngen bis 1,0 m Höhe aufgeführt.
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
87
Beispiel aus der Liste C: 1 Bauprodukte für den Rohbau 1.1 Kellerlichtschächte mit Lichtschachtöffnungen bis 1,50 m (lichtes Maß parallel zur Kellerwand) x 1,0 m (lichtes Maß normal zur Kellerwand) 1.2 Dränelemente Abb.36: Auszug aus Bauregelliste C (200811)
Ungeachtet dessen können je nach Zusammensetzung der Produkte und Art der Verwendung Anforderungen im Hinblick auf den Brandschutz, Gesundheits· und Umweltschutz gestellt sein. Solche Anforderungen ergeben sich aus dem Verwendungsverbot für Baustoffe, die auch in Verbindung mit anderen Baustoffen leichtentflammbar sind. Ferner sind derartige Anforderungen aus stofflichen Verboten oder Grundsätzen anderer Rechtsbereiche (z. B. Chemikaliengesetz, Gefahrstoffverordnung, Wasserhaushaltsgesetz) abzuleiten. 2.4.3.10 Untergesetzliche Regelwerke Neben den bereits erwähnten Gesetzen und Verordnungen gibt es darüber hinaus eine große Anzahl von untergesetzlichen Regelwerken, die zu beachten sind. An dieser Stelle sollen genannt werden: Richtlinien, wie zum Beispiel die in Abschnitt 2.4.3.7 genannte Hochhausbau· richtlinie (HhBauR) oder die Richtlinie für die Verwendung brennbarer Baustoffe im Hochbau (RbBH) und verschiedene Richtlinien des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton. Als Beispiel sei genannt die DAfStb-RichUinie nSchutz und In· standsetzung von Betonbauteilen~. Technische Regeln, als Empfehlungen und technische Vorschläge, die einen Weg zur Einhaltung eines Gesetzes oder einer Verordnung empfehlen. Techni· sche Regeln können bauaufsichtlich eingeführt sein. Beispiele für Technische Regeln: Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS), Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA), Technische Regeln für Betriebssicherheit (TRBS), Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen (RAB), Bauberufsgenossenschaftliche Regeln (BGR), Arbeitsstättenregeln (ASR) - (früher Arbeilsstältenrichtlinien). Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die zum 1. Mai 2003 im Geschäftsbereich des damaligen Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) eingeführte ZTV-ING. Sie gilt sowohl im Bereich der Straßenbauverwaltungen als auch für den der Eisen· bahnen und der Wasserstraßenverwaltung. Zusammen mit den DINFachberichten 100 - Beton, 101 - Einwirkungen auf Brücken,
88
2 Anlaufphase
102 - Betonbrücken, 103 - StahJbrücken und 104 - Verbundbrücken
bildet die ZTV-ING die auf europäische Regelungen beruhende Normengenera-
tion für die Bemessung, Konstruktion und Ausführung von Brücken und Ingenieurbauwerken. Dies betrifft auch die Regelungen für die Zusammensetzung, Herstellung und Lieferung von Beton. 63
Vorschriften, Unfallverhülungsvorschriften (UW) oder die Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften (BGV). Informationen, wie die Bauberufsgenossenschaftlichen Informationen (BGI).
2.4.3.11 Technische Spezifikationen und Normen Im Anhang zur VOB/A ist eine Definition der Jechnischen Spezifikationen" gege· ben, die dort auf den öffentlichen Auftraggeber bezogen ist, jedoch auch für private Auftraggeber gilt. Danach sind" Technische Spezifikationen sämtliche, insbesondere in den Verdingungsunterlagen enthaltene, technische Anforderungen an eine Bauleistung, ein Material, ein Erzeugnis oder eine Lieferung, mit deren Hilfe die Bauleislung, das Material, das Erzeugnis oder die Lieferung so bezeichnet werden können, dass sie ihren durch den öffentlichen Auftraggeber festgelegten Verwendungszweck erfüllen.
Zu diesen technischen Anforderungen gehören Qualitälsstufen, Gebrauchstauglichkeil, Sicherheit und Abmessungen, ebenso die Vorschriften für Materialien, Erzeugnisse oder Lieferungen hinsichtlich Qualitätssicherung, Terminologie, Bildzeichen, Prüfungen und Prüfverfahren, Verpackung, Kennzeichnung und Beschriftung. Außerdem gehören dazu auch die Vorschriften für die Planung und Berechnung von baulichen Anlagen, die Bedingungen für die Prüfung, Inspektion und Abnahme von baulichen Anlagen, die Konstruktionsmethoden oder -verfahren und alle anderen technischen Anforderungen, die der öffentliche Auftraggeber bezüglich fertiger baulicher Anlagen und der dazu notwendigen Materialien oder Teile durch allgemeine oder spezielle Vorschriften anzugeben in der Lage ist. U
Im Anhang zur VOB/A finden sich außerdem Definitionen zu verschiedenen Normen. Eine "Norm ist eine technische Spezifikation, die von einer anerkannten Normenorganisation zur wiederholten oder ständigen Anwendung angenommen wurde, deren Einhaltung grundsätzlich {jedoch} nicht zwingend vorgeschrieben ist. U
53
Großmann: Das ,neue" Regelwerk für den Ingenieurbau und die Regelungen für Beton
89
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des BausoHs
Nationale deutsche Normen, die im Bauwesen eine Rolle spielen, werden herausgegeben vom: Deutschen Institut für Normung e. V. 64 (DIN-Normen), Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e. V. 65 (DVGW-Normen), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen 66 (FGSV), Verein Deutscher Ingenieure e. V. 67 (VOI-Richtlinien), Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 68 (VDE-Normen), Deutschen Gesellschaft für Facility Management e. V. 69 (GEFMA-Normen) und Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), welche die VdS.Normen 70 veröffentlichen. "Europäische Normen~ werden .von dem Europäischen Komitee für Normung (CEN) oder dem Europäischen Komitee für Elektrotechnische Normung (CENELEC) gemäß deren gemeinsamen Regeln als Europäische Norm (EN) oder Harmonisie· rungsdokument (HO)" angenommen. Mit Stand Dezember 2008 gab es 456 Europäische Normen, die Bauprodukte betrafen. Um einen Überblick über die Breite der Normen zu geben, ist in Abb. 37 eine Auswahl wiedergegeben. Von besonderer Bedeutung sind "Europäische technische Zulassungen~. Hierdurch wird ebenfalls laut Anhang zur VOB/A .eine positive technische Beurteilung der Brauchbarkeit eines Produktes hinsichtlich der Erfüllung der wesentlichen Anforderungen an bauliche Anlagen erklärt. Sie erfolgt aufgrund der spezifischen Merkmale des Produktes und der festgelegten Anwendungs- und Verwendungsbedingungen. Die europäische technische Zulassung wird von einer zu diesem Zweck vom ljeweiligen] Mitgliedsstaat zugelassenen Organisation ausgestellt. U
Inwieweit nationale oder europäische Normen bauaufsichtlich eingeführt sind oder nicht, hat insbesondere in Bezug auf die anerkannten Regeln der Technik (siehe Abschnitt 2.4.3.1) keine Bedeutung. Zahlreiche Vereinbarungen zur Normung sind zwischenzeitlich international vorgenommen. Auf europäischer Ebene sind dies die europäischen Normen (EN) 71 und weltweit die ISO-Normen 72.
&01 M M
87 M
119
70
www.din.de www.dvgw.de wwwJgsv.de www.vdi.de www.vde.de www.gefma.de VdS Abkllrzung fllr Vertrauen durch Sicherheit der VdS Schadenverhatung GmbH (siehe www.vdS.de früher: Verband deutscher Sachversicherer)
90
2 Anlaufphase
I
Europäische Norm
Titel der Europäischen Norm
EN 40-4: 2005·12
Lichtmaste - Teil 4: Anforderungen an Lichtmaste aus Stahl· und Spannbeton
EN 54-3: 2001-04 EN 197-1: 2000-06 EN 295·10: 2005-03 EN 459-1: 2001-10 EN 492/A.1: 2005-08 EN 572-9: 2004-10
Brandrneideanlagen - Tell 3: Feueralarmeinrichtungen; Akustische Signalgeber DIN EN 54-3: 2006-08 Zement - Teil 1: Zusammensetzung, Anfor~~rungen und Konformitätskriterien von Normalzement OIN EN 197-1: 2004-08 Steinzeugrohre und FormstOcke sowie ROhrverbin1d{~ngen fllr Abwasserleit~~i oen und -kanäle - Teil 10: Leistunosanforderunoen DIN EN 295-10: 2005-05 Baukalk - Teil 1. Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien (DIN EN 459-1: 2002-021 Faserzement-Dachplatten und dazugehörige Formteile - Produktionsspezifikation und Prüfverfahren (DIN EN 492: 2006-1'2) Glas im Bauwesen - Basiserzeugnisse aus Kalk-Natron-Silikatsglas - Teil 9: KonformitätsbewertunnlProduktnormen IOIN EN 572-9: 2005-011 Zusatzmitlel für Beton, Mörtel und Einpressmörte! Teil 2: Betonzusatzmittel; ~efinitionen, Anforder~~ren, Konformität, Kennzeichnung und Beschriftung DIN EN 934-2: 2002-02 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau - Teil 1: Putzmörtel (DIN EN 998-1: 2003-0'9) . +
EN 934-2: 2001-07 EN 998: 2003-04 EN 1337-3: 2005-03 EN 1338: 2003-05 EN 1342: 2001-12 EN 1433: 2002-11 EN 1916: 2002-10 EN 10312: 2002·12
Lager im Bauwesen - Teil 3 Elastomerlager (DIN EN 1337·3: 2005-07) Pflastersteine aus Beton - Anforderungen und Prüfverfahren (DIN EN 1338: 2003-08 Pflastersteine aus Naturstein für Außenbereiche - Anforderungen und PrOfverfahren (DIN EN 1342: 2002-04) Entwässerungsrinnen für Verkehrsnächen • Klassifizierung, Bau- und PrOfgrundsätze, Kennzeichnung und Beurteilung der Konformität (DIN EN 1433: 2005·09 Rohre und F~7stücke aus Beton, Stahlfaserbeton und Stahlbeton (OIN EN 1916: 2003-04 Geschweißte Rohre aus nichtrostenden Stählen für den Transport wässriger FIOssigkeiten einschließlich Trinkwasser - Technische Lieferbedingungen (DIN EN 10312: 2005-121
EN 12057: 2004-10
Natursteinprodukte • Fliesen· Anforderungen: (DIN EN 12057: 2005-01)
EN 1210HIA1: 2006-03
Rauch- und Wärmefreihaltung - Teit 1: Bestimmungen fOr Rauchschllrzen (DIN EN 12101-1: 2006-06)
EN 13055-1: 2002-05
Leichte Gesteinsköm~~ten - Teil 1: Leichte GeS~;nSkörnungen fOr Beton, Mörtel und Einoressmörtel DIN EN 13055-1: 2002-08
EN 13108-1: 2006-05
Asphaltmischgut - Mischgutanforderungen - Teil 1 Asphaltbeton (DIN EN 13108-1: 2006-08)
EN 13162: 2001-05 EN 13225: 2001-06 EN 132491A1: 2005-01
Wärmedämmstoffe für Gebäude - Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW)· Soezifikation (DIN EN 13162: 2001·10\ Betonfertigteile - Stabförmige Betonbauteile (DIN EN 13225: 2004-12) Geotextilien und Geotextilverwandte Produkte - Geforderte Eigenschaften für die Anwendung beim Bau von Straßen und sonstigen Verkehrsnächen (OIN EN 13249: 2005-04)
Abb.37: Europäische Normen zu Bauprodukten (Auswahl) EG-Amtsblatt 2007/C290/12 (2007.12-04)
71 72
Die Europäischen Normen (EN) sind Regeln, die von einem der drei europäischen Komitees fllr Stan· dardisierung CEN, CENELEC oder ETSI ratifiziert worden sind. www.iso_org
2.4 Vertragsstudium und Feststellung des Bausolls
91
Eine "Europäische Technische Zulassung" (European Technical ApprovallETAJ) ist ein (allgemein) anerkannter Nachweis der technischen Brauchbarkeit eines Bauproduktes im Sinne der Bauproduktenrichtlinie. Eine Europäische Technische Zulassung beruht auf Prüfungen, Untersuchungen und technischen Gutachten durch Institutionen, die von den Mitgliedsstaaten der EU hierfür zugelassen wurden. Eine Europäische Technische Zulassung wird für Bauprodukle erteilt, für die keine einheitlichen europäischen Normen gemäß Bauproduktenrichtlinie vorliegen. "Gemeinsame Technische Spezifikationen" sind nach dem Anhang der VOB/A technische Spezifikationen, die nach einem von den Mitgliedsstaaten anerkannten Verfahren erarbeitet und im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft veröffentlicht wurden. 2.4.4 Nichttechnische Regelwerke Der Bauleiter ist umfänglich auch mit Regelwerken konfrontiert, die nicht bauspezifisch sind. Genannt werden insbesondere: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) Arbeitsrecht: Von besonderer Bedeutung ist insbesondere die Frage, wie mit Arbeitnehmern umzugehen ist, die sich etwas zu Schulden kommen lassen. Als Beispiel wird genannt: Übermäßiger Alkoholgenuss oder Alkoholgenuss auf Baustellen, auf denen Alkoholgenuss generell verboten ist, Rauchen auf Baustellen oder in Baustellenbereichen bei Rauchverbot, Diebstahl, Betrug, mangelnder Leistungswille, mangelnde Leistungsfähigkeit oder beharrliche Arbeitsverweigerung. Die aufgeführten Beispiele können entweder zu einer ordentlichen oder zu einer außerordentlichen Kündigung führen. Bei personen- oder verhaltensbedingten Ursachen wird der Bauleiter den Mitarbeiter zunächst auf sein Fehlverhalten hinweisen und ihn ermahnen. Voraussetzung für eine personen- oder verhaltensbedingte Kündigung ist eine Abmahnung. Auf die formalrechtlichen Hindernisse, die vorliegen, um eine wirksame Abmahnung auszusprechen, wird hier nur verwiesen. Abmahnungen und Kündigungen sol1len somit immer unter Einbeziehung eines Fachanwaltes oder der Personalabteilung durchgeführt werden. Gesellschaflsrecht, z. B. Handelsgesetzbuch (HGB), Aktiengesetzbuch (AktG), Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG), Zu diesen Gesetzen werden bilanzrelevante Vorgaben gemacht, die der Bauleiter im Rahmen der Leistungsmeldung (siehe Abschnitt 3.5.3) zu beachten hat.
92
•
2 Anlaufphase
Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften (siehe Abschnitt 3.3.2) Arbeilszeitrecht (ArbZG) Jugendschutzrecht (JuSchG) Umweltrecht IAbfallrecht
2.5
Kontakt mit Auftraggeber und Planem
Unmittelbar nach Auftragserteilung wird unternehmensinlern ein Projekt- oder Bauleiter als verantwortlicher Mitarbeiter für das Projekt festgelegt (siehe Abschnitte 2.1 und 2.2.3). Während der Akquisitionsphase haben meistens die Unlernehmensteitung, die eventuell vorhandene Akquisitionsabteitung oder auch die Niederlassungsoder Oberbauleitung unter Einbindung der Kalkulationsabteilung mit dem Bauherrn und seinen Vertretern einen mehr oder weniger langen und intensiven Kontakt. Nach Auftragserteilung muss nun dieser Kontakt auf die ausführende Abteilung, konkret auf die handelnden Personen (Oberbauleiter, Projektleiter und Bauleiter) übergehen. Dazu sind Gespräche mit den auf der Auftraggeberseite handelnden Personen notwendig. Oie Terminvereinbarung zu diesem Gespräch sollte von der Bauunternehmung ausgehen. Es ist sinnvoll, bei diesem Termin bereits die nächsten Schritte festzulegen: Vereinbarung von Tag und Uhrzeit für die Jour-Fix-Termine (siehe Abschnitt 2.2.7.2), Vereinbarung zur Übergabe der Planungsunterlagen und Vereinbarung zu einer Baufeldeinweisung. Beim ersten Jour-Fix-Termin können dann weitere organisatorische Festlegungen getroffen werden, wie: Planlauf (siehe Abschnitt 2.2.7.3), Technische Abnahmen auf der Baustelle (Bewehrungsabnahme), (siehe Abschnitt 4.1.2), Ablauf und Freigabe von Bemusterungen (siehe Abschnitt 3.4.5), zu verwendende Slandardformulare (z. B. Bautages- und Stundenlohnberichte), Rechnungslauf und Zahlungsfreigabe sowie Freigabe der Baustelleneinrichtungsplanung.
2.6
Kontakt mit Behörden, Verwaltungen und Institutionen
Für eine störungsfreie Bauabwicklung kann es abhängig von den örtlichen Gegebenheiten notwendig sein, mit einer Vielzahl von Ämtern und Behörden Kontakt auf-
2.6 Kontakt mit Behörden, VelWaltungen und Institutionen
93
zunehmen. Je nach Stadt und Bundesland sind die Zuständigkeiten unterschiedlich verteilt. Die Ämter selbst haben ebenfalls unterschiedliche Bezeichnungen, so dass die nachfolgend aufgeführten Bezeichnungen im Einzelfall anders ausfallen können.
2.6.1 Berufsgenossenschaft, Rettungsdienste und Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinator Es wird angeraten, dass der Bauleiter rechtzeitig mit der Bau-Berufsgenossenschaft (BGBau) 73 Kontakt aufnimmt, um insbesondere die projeklspezifischen Gegebenheiten mit dem zuständigen Mitarbeiter des technischen Aufsichtsdienstes abzustimmen. Unabhängig davon ist die Bau-Berufsgenossenschaft vor Einrichten der Baustelle zu informieren (siehe Abschnitt 2.2.2.8). Damit hat die Bau-Berufsgenossenschaft die Möglichkeit, durch technische Aufsichtspersonen Kontrollen der Baustelle vorzunehmen. Falls Unfallverhütungsvorschriften nicht eingehalten werden, ist die technische Aufsichlsperson befugt, die Baustelle stillzulegen. Bereits in Band 2, Kapitel 9 wurde dargestellt, dass die Bauwirtschaft zu den unfallträchtigsten Wirtschaftszweigen gehört. Pflichten, die sich aus dem Arbeitsschutzgesetz ergeben, wurden dort erläutert, aber auch die Gefährdungsbeurteilung sowie die Aufgaben des Bauherrn und des von ihm zu bestellenden Sicherheitskoordinators. Es ist eine der wichtigsten Pflichten für alle Führungskräfte auf der Baustelle, in Bezug auf Sicherheit und Gesundheitsschutz immer mit gutem Beispiel voranzugehen. Bauunternehmen sind verpflichtet, die Adressen und Telefonnummern der RettungsleitsteIle (Notruf) und eines Notarztes an leicht zugänglicher Stelle auszuhängen. Mit dem SiGe-Koordinator sollte rechtzeitig Kontakt aufgenommen werden, um alle notwendigen Abstimmungen fristgerecht vornehmen zu können.
2.6.2 Straßenverkehrsbehörde Bei sehr vielen Baustellen wird der öffentliche Straßenraum für Zwecke der Baustelleneinrichlung genutzt. Dazu ist eine Genehmigung gemäß § 45 Abs. 6 StVO durch den Bauunternehmer mindestens 2 Wochen, bei größeren Baustellen 4 Wochen vor Baubeginn bei der unteren Straßenverkehrsbehörde zu erwirken. Diese Behörde hat in den einzelnen ländern und Städten unterschiedliche Bezeichnungen, wie Slraßenbehörde oder Straßenbauamt.
/3
W'NW.baubg.de
94
2 Anlaufphase
Dem Antrag sind üblicherweise ein Verkehrszeichenplan, einschließlich Signatlageund -zeitenpläne, sowie Umleitungspläne beizulegen. Ein nach MVAS 99 74 geschulter Verantwortlicher ist zu benennen.
Für gängige Baustellensilualionen im örtlichen und außerörtlichen Verkehrsraum sowie im Bereich von Geh-, Radwegen und Schienenbahnen gibt es in den Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA) (siehe Abb. 38 und Abb. 39) bereits ausgearbeitete Mindestanforderungen und Regelpläne. Diese müssen nur mit den projektspezifischen Bedingungen ergänzt werden. 75 InnerörtlIche Straßen Arbeitsstellen von längerer Dauer 76 im Fahrbahnbereich (Regelpläne 8 I) Arbeitsstellen von längerer Dauer im Geh- und Radwegbereich (Regelpläne B 11) Arbeitsstellen von längerer Dauer im Bereich von Schienenbahnen (Regelpläne B tu) Arbeitsstellen von kürzerer Dauer n (Regelpläne B IV) landstraßen Arbeitsstellen von längerer Dauer (Regelpläne C I) Arbeitsstellen von kürzerer Dauer (Regelpläne eil)
Autobahnen Arbeitsstellen von längerer Dauer ohne Überleitung auf die Gegenfahrbahn (Regelpläne 0 I) Arbeitsstellen von längerer Dauer mit Überleitung auf die Gegenfahrbahn (Regelpläne 0 11) Arbeitsstellen von kürzerer Dauer (Regelpläne Dill)
Abb.38 Regelplan nach RSA
7' 75 75 77
Merkblatt über Rahmenbedingungen für erforderliche Fachkenntnisse zur Verkehrssichel\Jng von Arbeitsstellen an Straßen Schach lOtto: Baustelteneinrichtung, Seite 201 Arbeitsstellen von langerer Dauer sind in der Regel Arbeitsstellen, die mindestens einen Kalendertag durchgehend und ortsfest aufrechterhalten werden (vgL Abschnitt 2 Abs. 6 ZTV-SA 97). Arbeitstellen von kürzerer Dauer sind alle Arbeitsstellen, die nur Ober eine begrenzte Stundenzahl, in der Regel bei Tageshelligkeit eines Kalendertages, bestehen, auch wenn die Arbeiten an den folgenden Tagen fortgesetzt werden, unterschieden in kurzzeitig stationäre (z. B. Arbeiten an Ver- und Entsorgungseinrichtungen oder Schutzplanken) und bewegliche Arbeitsstellen (z. B. Grasschnitt, Markierungsarbeiten; vgL Abschnitt 2 Abs. 7 ZTV-SA 97).
95
2.6 Kontakt mit Behörden, VelWaltungen und Institutionen
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Regelplan C 1/3 VerkehrsfOhrung aber Behelfsfahrstreifen
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Längsabsperrung durch einseitige Leitbaken Abstand max. 20 m Ggf. doppelseitige Warnleuchte auf jeder 2. Leitbake (s. Teil A. Abs. 3.1.2)
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78
Mit freundlicher Genehmigung des Verkehrsblatt-Verlages Dortmund.
96
2 Anlaufphase
2.6.3 Energieversorgungsunternehmen Baustellen, die durch das öffentliche Stromnetz mit elektrischer Energie versorgt werden, müssen an dieses angeschlossen werden. Hierzu ist ein Antrag beim zuständigen Netzbetreiber einzureichen. Grundlage hierfür ist eine Ermittlung des von der Baustelle benötigten Anschlusswertes. In vielen Fällen reichen die vorhandenen Versorgungskapazitäten nicht aus, um die Baustelle problemlos anschließen zu können. Abzustimmen ist insbesondere der in Frage kommende Tarif. Wegen der Ermittlung des Anschlusswertes und hinsichtlich der Ausbildung der Siromverteilung auf der Baustelle wird auf Band 2, Kapitel 11.4.5.3 und weiterführende Literatur 79 verwiesen.
2.6.4 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Jede größere Baustelle benötigt Wasser in unterschiedlicher Qualität als Trink- und Brauchwasser. Bei Baustellen des Erd~ und Straßenbaus wird häufig auf den Anschluss an ein öffentliches Netz der Trinkwasserversorgung verzichtet. Bei diesen Baustellen werden für das Brauchwasser Wasserwagen eingesetzt, Das Trinkwasser wird in Flaschen oder anderen geeigneten Behältern bereitgestellt. Insbesondere die Baustellen des Hochbaus werden in der Regel an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. In diesen Fällen ist rechtzeitig ein Antrag auf Wasseranschluss zu stellen. Es empfiehlt sich, mit den zuständigen Wasserversorgungsunternehmen rechtzeitig Kontakt aufzunehmen, um sicherzustellen, dass der Antrag auch genehmigt werden kann. Im Anschlussvertrag sind die Konditionen für die Belieferung mit Trinkwasser zu regeln. Da größere Baustellen in der Regel mit separaten Sanitärcontainern ausgestaltet sind, ist zu prüfen, wie die Abwässer entsorgt werden können. Da sich eigene Kläranlagen nur bei sehr großen und von Entsorgungsnetzen weit abgelegenen Baustellen anbieten, müssen entweder Rückhaltebehälter vorgesehen werden oder die Sanitärcontainer müssen an eine öffentliche Abwasserentsorgung angeschlossen werden. Auch in diesem Fall muss der Anschluss vertraglich geregelt werden, da für die Einleitung in der Regel Gebühren zu entrichten sind.
2.6.5 Telekommunikation I Datennetze Bauen ist mit einem intensiven Austausch von Informationen verbunden. Diese Informationen können als Schriftstücke mit der Post oder per Boten auf die Baustelle gebracht werden. In sehr vielen Fällen werden diese jedoch per Telefon, E-Mail und Fax ausgetauscht. Somit ist bei größeren Baustellen der Anschluss an eine leis7;
Schach I QUo: Bauslelleneinrichlung. Seile 128
2.7 Arbeitsvorbereitung
97
tungsfähige Datenkommunikationsleitung unabdingbar. Der Informationsaustausch mit Mobiltelefonen ist trotz Einführung des UMTS-Netzes nicht leistungsfähig genug, um die Anforderungen von größeren Baustellen abzudecken. Der Bauleiter muss daher dafür sorgen, dass mit einem Netz-Provider ein Vertrag zum Anschluss einer Telekommunikationsanlage abgeschlossen wird. Im Allgemeinen wird man die Einrichtung eines DSL·Anschlusses beantragen, da damit hohe Übertragungsgeschwindigkeiten realisiert werden können. Nur unter diesen Umständen können moderne Kommunikationsmöglichkeiten wie zum Beispiel ProjektKommunikations-Management-Systeme (PKMS) genutzt werden (siehe Abschnitt 2.2.7.7), die einen schnellen Internetanschluss voraussetzen. Bei vielen größeren Baustellen werden solche PKM-Systeme genutzt, um Pläne, Dokumente, E-Mails und Schriftstücke zentral zu verwalten.
2.6.6 Sonstige Institutionen Abhängig von der jeweiligen Baustelle ist mit weiteren Institutionen Kontakt aufzu· nehmen. Besonders zu nennen ist das Umweltamt, falls bei der Bauwerkserstellung zum Beispiel kontaminierte Böden entsorgt oder Asbestsanierungen vorzunehmen sind. Falls Bauarbeiten im Grundwasser durchzuführen sind, ist die jeweilige untere Wasserschutzbehörde zu kontaktieren, um die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten. Weitere Stellen, mit denen gegebenenfalls Kontakt aufzunehmen ist, sind: die Deutsche Bahn AG, falls in der Nähe von Eisenbahntrassen Bauarbeiten durchgeführt werden, städtische Verkehrsbetriebe, falls zum Beispiel Bauarbeiten in der Nähe von Oberleitungen der Straßenbahnen durchzuführen sind, das städtische Grünflächenamt oder das Forstamt, falls Grünflächen als Lagerplätze benötigt werden, alle Ämter von Versorgungsträgern, falls im öffentlichen Bereich Bauarbeiten durchgeführt werden müssen. In diesen Fällen sind Leitungspläne einzusehen, um Kenntnisse über die Lage von Versorgungsleitungen zu erhalten. Mit dem Energieversorgungsunternehmen (EVU) ist ebenfalls Kontakt aufzunehmen, falls Frei- oder Hochspannungsleitungen in der Nähe der Baustelle sind. In diesen Fällen sind die notwendigen Sicherungsmaßnahmen abzustimmen.
2.7
Arbeitsvorbereitung
Übergeordnetes Ziel der Arbeitsvorbereitung ist es, das vorgegebene Bausoll am wirtschaftlichsten im vorgegebenen Zeitrahmen und mit der geforderten Qualität umzusetzen. Zusätzlich sind die Belange des Umweltschutzes und der Sicherheit zu
98
2 Anlaufphase
berücksichtigen. Die Bau- und Projektleitung wird versuchen, Erkenntnisse aus früheren Bauvorhaben, ohne zusätzliche Einschaltung der Arbeitsvorbereilung, direkt umzusetzen. Sind die Randbedingungen jedoch nicht übertragbar, sind gegebenen· falls neue, detaillierte Untersuchungen der zukünftig geplanten oder noch zu planenden Bauarbeiten erforderlich. Diese Untersuchung hat, je nach organisatorischer Festlegung im Unternehmen, der Bauleiter durchzuführen oder sie kann durch eine Abteilung für Arbeitsvorbereitung vorgenommen werden. Aufgabe der Arbeitsvorbereilung ist es, alle geplanten Arbeitsschritte so aufzubereiten, dass bei der eigentlichen Arbeit auf der Baustelle eine sichere, termingerechte und wirtschaftlich opti· mierte Abwicklung gewährleistet ist. Als wichtigste Instrumente werden die Baustelleneinrichtungsplanung, der Terminplan, eine Gefährdungsanalyse, verschiedene Ressourcenpläne sowie die Schalungs· und Gerüstpläne genannt. 80 Es ist darauf zu achten, dass diese verschiedenen Aufgaben der Arbeitsvorbereitung in enger Abstimmung mit der Bauleitung erfolgen. Außerdem ist dafür zu sorgen. dass die Planungen des Tragwerksplaners und des Architekten auf die Belan· ge der Bauausführung abgestimmt sind. Zum Beispiel sind die Belonierabschnitte und Rüttelgassen auf genormte Schalungssysteme hin auszurichten.
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Berner I Kochendörler I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre. Band 2
3
Bauphase
3.1
Definitionen zum Bauprozess
Der grundlegende Bauprozess ist in Abb. 40 dargestellt. Daraus ist zu entnehmen, dass dem Bauunternehmen Informationen über das zu erstellende Werk zur Verfügung gestellt werden (z. B. Leistungsbeschreibung, Pläne) und dass Ressourcen (Personal, Geräte, Material, Energie) benötigt werden, um das Werk zu errichten. Während des Produktionsprozesses entstehen außerdem Abfälle, die entsorgt werden müssen. Informationen
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Abb.40; Elemente des Bauprozesses
In Abb. 40 werden nicht die vielen Hilfsprozesse dargestellt, die für eine ertolgreiche Baustellenabwjcklung erforderlich sind. Dies sind einerseits die Planungen, die im Rahmen der Arbeitsvorbereitung 81 notwendig sind, aber auch die Hilfsprozesse, die während der Projektabwicklung notwendig oder sinnvoll sind. Diese werden in Abschnitten 3.2 bis 3.5 und in den Kapiteln 4 und 5 dargestellt. Es ist Aufgabe der Bauleitung, alles zu unternehmen und so zu steuern, dass der Bauprozess möglichst wirtschaftlich abläuft und alle Randbedingungen eingehalten werden. Unter Randbedingungen sollen terminliche und qualitative Anforderungen verstanden werden, aber auch die Einhallung von Umweltregeln und von Si· cherheits- und Gesundheitsschulzanforderungen. Somit muss der Bauleiter dafür Sorge tragen, dass alle benötigten Ressourcen jeweils in der erforderlichen Menge, der erforderlichen Qualität und zum richtigen Zeitpunkt an der erforderlichen Stelle zur Verfügung stehen. 82
81 82
Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubetriebslehre, Band 2 Häufig auch mit den .vier W beschrieben: wie viel. was. wo und wann.
100
3.1.1
3 Bauphase
Ressourcen des Bauprozesses
Im Nachfolgenden werden die Ressourcen des Bauprozesses beispielhaft für Rohbauarbeiten aufgezeigt. 3.1.1.1
Personal
Die langfristige, übergeordnete Planung des Personalbedarfs einer Baustelle erfolgt bereits im Rahmen der Arbeitsvorbereitung, meistens im Zusammenhang mit der Terminplanung. Diese planerischen Erkenntnisse stellen die Basis für die Planung der Unterkünfte und der Hebezeuge im Rahmen der BausteJleneinrichtungsplanung dar. Somit stehen dem Bauleiter grundlegende Informationen über die geplante Zusammensetzung und die zeitliche Verteilung der Baustellenbelegschaft zur Verfügung. Diese Aussagen gelten, sofern eine Abteilung für Arbeitsvorbereitung dem Bauleiter diese Informationen aufbereitet. Der kurzfristige Personalbedarf ergibt sich aus dem Termincontrotling (siehe Abschnitt 3.4.1). Wird zum Beispiel erkannt, dass aus dem eigenen Organisationsbereich heraus Terminverzüge entstanden sind, so müssen diese Terminverzüge wieder eingeholt werden, falls ein Fertigstellungstermin vertraglich vereinbart wurde. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Terminverzüge wieder einzuholen. In sehr vielen Fällen wird aber zusätzliches Personal eingesetzt werden müssen. Die langfristig orientierte Planung muss somit durch eine mittel- und kurzfristige Personalplanung ergänzt werden. Diese ist detailliert mit den Planungen anderer Baustellen abzustimmen. Meistens erfolgt dies bei den wöchentlich durchgeführten Bauleitungsgesprächen, die unter der Leitung des Oberbauleiters stattfinden. Bei diesen Besprechungen muss eine eventuell notwendige Personalverstärkung angemeldet werden. Unter Abwägung der Bedürfnisse der anderen Baustellen wird dem Bedarf entsprochen oder er muss abgelehnt werden. Die Personalplanung wird in der Regel durch Stecktafeln oder hierfür qualifizierte EDV-Programme unterstützt. Besonders sorgfältig ist die mittelfristige Planung in den Urlaubszeiten vorzunehmen. Von allen Mitarbeitern des Unternehmens ist rechtzeitig der Urlaubswunsch zu erfragen. In wieweit der Urlaubswunsch wie beantragt genehmigt werden kann, wird meist in Gesprächen und unter Beachtung der jeweiligen Zuständigkeiten (siehe Abschnitt 2.2.6) abgestimmt. Die meisten inländischen Arbeitnehmer wünschen mindestens einen zweiwöchigen Urlaub in den Monaten Juli und August. Statistisch betrachtet hat dies zur Folge, dass rund 2/8tel, somit 25 % der Personal kapazität in diesen beiden Monaten fehlt. Besonders Familienvätern kann der Sommerurlaub kaum verwehrt werden. ledige Mitarbeiter und solche mit Kleinkindern sowie ältere Mitarbeiter können teilweise dazu bewegt werden, ihren anteiligen Sommerurlaub in den Monaten Juni und September zu nehmen, so dass in der Praxis die in den Mo-
3.1 Definitionen zum Bauprozess
101
naten Juli und August sich im Urlaub befindliche Personalkapazität unter den genannten 25 % liegt. Bei Handwerksbetrieben und kleineren Bauunternehmen wird haufig der Betrieb geschlossen, solange der Inhaber selbst im Urlaub ist.
3.1.1.2
Geräte
Im Rahmen der Arbeitsvorbereitung wird eine Gerätebedarfsplanung erstellt, welche die wichtigsten Vorhalte- und Leistungsgeräte umfasst. Geräte, die zum Beginn der Baumaßnahmen benötigt werden, sind unmillelbar nach Erhalt des Bauauftrags bei der gerätetechnischen Abteilung zu disponieren. Dies betrifft auch die Baustelleneinrichtung. 83 Falls eigene Geräte nicht zur Verfügung stehen, sind Gespräche und Verhandlungen mit Anbietern von Mietgeräten zu führen, um die erforderlichen Geräte zu möglichst günstigen Bedingungen sichern zu können. Der Empfang eines Gerätes auf der Baustelle wird auf dem Lieferschein bestätigt. Dabei ist sorgfältig zu prüfen, ob das Gerät Beschädigungen aufweist. Falls sich Beschädigungen finden, sind diese auf dem Lieferschein zu vermerken, damit die Beschädigungen nicht bei Rückgabe des Gerätes auf Kosten der Baustelle repariert werden müssen. Der Lieferschein dient dazu, das Gerät auf die Baustelle zu verbuchen. Damit werden der Baustelle Mietkosten (für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur) angerechnet. Grundlage der Mietkostensätze steHen die Sätze der Baugeräteliste 84 oder firmeninterne Verrechnungssätze dar. Kleinere Baugeräte, wie zum Beispiel Minibagger, kleine Radlader, Rüttelplalten und kleine Walzen werden in der Regel nichtlangfrislig geplant. Bauunternehmen haben recht unterschiedliche Philosophien zu diesen kleineren Geräten: Es wird eine bestimmte Menge dieser Geräte auf dem Bauhof vorgehalten. Falls Geräte verfügbar sind, können diese nach Abruf kurzfristig auf die Baustelle geliefert werden. Falls keine Geräte mehr verfügbar sind, werden diese angemietel. Diese Geräte werden nicht vorgehalten. Die Baustellen müssen diese selbst von Mietgeräte-Anbietern anmieten. Typische Kleingeräte unter baubetrieblichen Gesichtspunkten sind Handbohrmaschinen, Handkreissägen und sonstige elektrisch betriebene Werkzeuge. Es hat sich heute bei vielen Bauunternehmen eingebürgert, dass komplett ausgestattete Werkzeugcontainer auf die Baustelle transportiert werden. In diesen Fällen müssen nur noch Spezialwerkzeuge vom Lager abgerufen werden. Vergleichbar zur Baugeräteliste (BGL) gibt es eine Zusammenstellung von Kleingeräten und Werkzeugen
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114
Schach lOtto: Baustelleneinrichtung Baugeräteliste (BGL)
3 Bauphase
102
(Schaufeln, Pickel, Besen, Kellen, eIe.) in der so genannten Baustellenausslattungsliste (BAL). V."ondlo
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3.1 Definitionen zum Bauprozess
103
Sobald ein Gerät nicht mehr benötigt wird, sollte es frei gemeldet werden. Mit der Freimeldung enden die Verpflichtung zur Zahlung der Miet- und Reparatursätze und somit auch das Recht auf weitere Benutzung. In der Regel wird dann auch sofort der Rücktransport des Gerätes auf den Bauhof veranlasst. Zu beachten ist, dass die Anund Abtransporte zur Baustelle durch die Baustelle zu bezahlen sind, so dass es unter Umständen wirtschaftlicher sein kann, ein Gerät länger auf der Baustelle vorzuhalten, als dieses mehrmals an- und abtransportieren zu lassen. Falls abzusehen ist, dass ein Gerät mehr als 10 Tage 65 nicht benötigt wird, kann es auch stillgelegt werden. Mit der Stilllegungsmeldung endet das Recht auf Nutzung des Gerätes, es wird aber nicht abtransportiert, sondern verbleibt auf der Baustelle. Nach der Stilllegung werden der Baustelle nur noch reduzierte Sätze für Miete und Reparatur in Rechnung gestellt. Die Stilllegung ist besonders im Winter zu beachten, wenn auf einer Baustelle wegen Schiechiwetter längere Zeit nicht gearbeitet werden kann. Sobald der zehnte aufeinander folgende Schlechlweltertag vorliegt, sollten alle Geräte stillgelegt werden. Der Bauleiter erhält monatlich eine Geräteliste, in der alle Geräte aufgeführt sind, die auf die Baustelle gebucht sind (siehe Abb. 42). Aufgeführt sind alle auf der Baustelle geführten Geräte einschließlich der Miet- und Reparatursätze, häufig auch weitere Informationen wie Gerätenummer, Tag der Anlieferung etc. Der Bauleiter sollte diese Liste immer sorgfältig prüfen, damit keine Geräte verrechnet werden, die sich nicht oder nicht mehr auf seiner Baustelle befinden. Geräte, die auf Baustellen eingesetzt werden, sind regelmäßig auf ihre einwandfreie Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Gesetzliche Grundlagen hierfür bilden die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), BGV A1 "Grundsätze der Prävention~, BGR 500 ~Betreiben von Arbeitsmitteln" (Teil 2.12 "Betreiben von Erdbaumaschinen"), u EN 474 "Erdbaumaschinen Sicherheit • In der BGR 500 wird eine jährliche Prüffrist definiert. Durch die Prüfung wird nicht nur die Betriebssicherheit der Maschinen und somit die Sicherheit des Anwenders gewährleistet. Durch die Prüfung der Geräte werden auch Mängel frühzeitig erkannt. Dies erhöht die Einsatzfähigkeit der Geräte, minimiert die AusfaJlzeiten und vermeidet nachfolgende höhere Reparaturen.
1I5
Die Frist von 10 Tagen ist in der BGL vorgegeben, kann aber auch firmenspezifisch anders festgelegt sein.
3 Bauphase
104
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Abb. 42: Geräteliste 8S Die jährliche Prüffrist sollte unter Berücksichtigung nachfolgender Kriterien eventuell reduziert werden: Einsatzdauer und -ort, Art der mit der Maschine durchgeführten Arbeiten (Einsatzbedingungen), Qualifikation der eingesetzten Bediener (insbesondere bei Mietgeräten ein relevanter Faktor), Alter der Maschine und Pflege und Wartung der Maschine in der Vergangenheit.
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Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
3.1 Definitionen zum Bauprozess
105
Die Prüfung ist schriftlich zu dokumentieren. Im Abnahmeprotokoll sind Datum und Ort der Prüfung sowie alle festgestellten Mängel zu erfassen. Abb. 43 zeigt ein Abnahmeprotokoll für Krane. Die Prüfung muss nach BGR 500 von einem Sachkundigen durchgeführt werden. EI\i.nlilm.,' N.. ~,~...ung
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Abb.43: Abnahmeprotokoll für Krane
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3.1.1.3
3 Bauphase
Baustoffe
Unter dem Begriff Baustoffe sollen hier Baumaterialien (Stoffe, die Bestandteil des Bauwerks werden, wie z. B. Steine, Mörtel, Stahl und Beton), Bauhilfsstoffe (Verbrauchsstoffe, die zum Bauen benötigt werden, aber nicht Bestandteil des Bauwerks werden, wie z. B. Folien zur Nachbehandlung von Beton) und Betriebsstoffe (elektrische Energie, Verbrennungskraflstoffe, Druckluft) verstanden werden. Die Baustoffe werden in der Regel über den Einkauf beschafft. Der Bauleiter muss somit dem Einkäufer mitteilen, welche Baumaterialien auf der Baustelle benötigt werden. Auf diese so genannte Bringschuld des Bauleiters wird ausdrücklich hingewiesen. Beton Beton ist ein Baustoff, der auf fast allen Baustellen zum Einsatz kommt. Beton ist in den Normen DIN 1045-2 und DIN EN 206-1 durchgängig von der Bemessung und Konstruktion über die Betonherstellung bis zur Bauausführung geregelt. Zumindest in Deutschland wird Beton auf üblichen HochbausteIlen und vielen Baustellen des konstruktiven Ingenieurbaus meistens als Transportbeton verwendet. Der auf der Baustelle hergestellte Baustellenbeton soll daher an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden. Im "Zementmerkblatt Betontechnik B 6" 87 wird Transportbeton als ein Beton definiert, "der in frischem Zustand durch eine Person oder Stelle geliefert wird, die nicht der Verwender ist. Transportbeton ist auch vom Verwender außerhalb der Baustelle hergestellter Beton sowie auf der Baustelle nicht vom Verwender hergestellter Beton. Er wird im Transportbetonwerk zusammengesetzt, in geeigneten Fahrzeugen zur Baustefle bef6rdert und dort einbaufertig übergeben". Die DIN 1045-2 unterscheidet zwischen einem Verfasser der Festlegung (der Betonrezeptur), dem Hersteller des Betons und dem Verwender des Betons. Sowohl der Frisch- als auch der Festbeton müssen die an ihn gestellten Anforderungen erfüllen. Die hierfür notwendigen Festlegungen müssen vor der Bestellung des Transportbetons getroffen werden. Dabei wird unterschieden nach:
Beton nach Eigenschaft: Der Verwender (Bauunternehmen) definiert dabei die geforderten Eigenschaften des Betons. Der Hersteller ist dann für die Bereitstellung eines Betons, der diesen Eigenschaften entspricht, verantwortlich. Anzugeben sind grundlegende Anforderungen, wie die Druckfestigkeitsklasse, die
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Zement-Merkblatt Betontechnik B 6 10.2007, Hrsg. Verein Deutscher Zementwerke e. V. siehe www.beton.orgundwww.vdz-online.de
3.1 Definitionen zum Bauprozess
107
Expositionsklasse, der Nennwert des Größtkorns, die Konsistenzklasse und die Art der Verwendung des Betons (unbewehrter Beton, Stahlbeton, Spannbeton). Darüber hinaus können zusätzliche Anforderungen vorgegeben werden, wie zum Beispiel Wassereindringwiderstand, Abriebwiderstand oder Vorgaben zur Wärmeentwicklung bei der Hydratation. Beton nach Zusammensetzung: Dem Hersteller des Transportbetons werden durch den "Verfasser der Festlegung" die Zusammensetzung und die Ausgangsstoffe, die verwendet werden müssen, vorgegeben. Der Hersteller ist dann für die Lieferung eines Betons mit dieser festgelegten Zusammensetzung verantwortlich. Der Verfasser der Fesllegung ist dafür verantwortlich, dass der Beton die geforderten Eigenschaften erreicht. Er muss auch die durchzuführenden Prüfungen veranlassen. Standardbeton ist Beton nach Zusammensetzung, die in der DIN EN 206-1 vorgegeben ist. Standardbeton darf nach DIN 1045-2 nur verwendet werden für: Normalbeton für unbewehrte und bewehrte Betonbauwerke, Druckfestigkeitsklassen für den Nachweis der Tragfähigkeit :s: C 16/20, Expositionsklassen XO, XC1, XC2. Transportbetonwerke bieten ein mehr oder weniger umfangreiches BetonSortenverzeichnis an, in der Betone nach Eigenschaften und Standardbetone verzeichnet sind (siehe Abb. 44). Inwieweit diese "Rezeptbetone" den Anforderungen der Baustelle entsprechen, muss detailliert geprüft werden. Falls für die Baustelle individuelle Betonrezepturen verwendet werden sollen, müssen Eignungsprüfungen für die Betone nach Zusammensetzung durchgeführt werden. Die Auswahl der geeigneten Betonsorten erfordert die Sachkompetenz des Bauleiters. Zusätzlich sind die Einbaubedingungen abzustimmen, insbesondere Fragen zum Einsatz von Betonpumpen, Betoneinbau nachts oder an Wochenenden sowie Winterbeton, teilweise auch spezielle Anforderungen an gekühlten Beton im Sommer (gekühlte Zuschlagstoffe oder Zugabe von Eis statt Wasser). Als Ergebnis wird ein baustellenspezifisches Belonverzeichnis erstellt, in dem in der Regel auch die erwarteten Betonmengen aufgeführt werden (siehe Abb. 45). Der Polier/Bauführer wird in der Regel beim Transportbetonwerk den jeweils benötigten Beton abrufen. Beim Abruf sind mindestens anzugeben: Adresse der Baustelle, Name des bestellenden Unternehmens einschließlich Ansprechpartner (Polier) und möglichst dessen Telefonnummer zur Abstimmung bei Unklarheiten, Betonsorte, Menge (m 3 ], Datum und Uhrzeit der Lieferung.
3 Bauphase
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3.1 Definitionen zum Bauprozess
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Abb.45: Betonsortenverzeichnis einer Baustelle
Zusätzlich sollten angegeben werden: erwartete Einbaugeschwindigkeit; hierüber bestimmen sich die Zeitabslände, in denen die Transportbetonfahrzeuge im Transportbelonwerk abgeschickt werden müssen, um einen kontinuierlichen Betoneinbau zu sichern, zu betonierendes Bauteil (Fundament, Decke, Wände, Stützen), Einbauart (Betonkübel, Betonpumpe oder mit Schurre direkt vom Transportbetonfahrzeug) und Begrenzungen bei der Zufahrt. (Dies kann dazu führen, dass keine Saltelauflie· ger auf die Baustelle geschickt werden können.) Frischbeton steifer Konsistenz darf mit Fahrzeugen ohne Mischer oder ohne Rührwerk zur Baustelle transportiert werden. Frischbeton anderer als steifer Konsistenz darf nur in Fahrmischern oder Fahrzeugen mit Rührwerk zur Verwendungsstelle transportiert werden, Fahrmischer oder Fahrzeuge mit Rührwerk sollten 90 Minu-
110
3 Bauphase
ten 88 nach der ersten Wasserzugabe zum Zement vollständig entladen sein. Einflüsse der Witterung auf beschleunigtes oder verzögertes Erstarren sind zu berücksichtigen. Durch Zugabe von Zusatzmitteln kann die Verarbeitbarkeit des Betons
deutlich verlängert werden. Bei Verlängerung um mindestens 3 Stunden ist die ~DAfSlb-Richliinie für Beton mit verlängerter Verarbeitbarkeitszeit (Verzögerter Betont 89 zu berücksichtigen.
Jeder Beton ist durch den Hersteller einer Produktionskonlrolle zu unterziehen. Außerdem ist der Beton von einer anerkannten Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsslelle (PÜZ.Stelle) zu überwachen und zu zertifizieren. PÜZ-Stellen sind Institutionen, die nach der Verordnung über die Anerkennung als Prüf-, Überwachungsund Zertifizierungsstelle nach dem Bauproduktengesetz (BauPG-PÜZ-Anerkennungsverordnung) als Prüf-, Überwachungs- oder Zertifizierungsstelle zugelassen sind. Ein Antrag auf Prüfung durch die Gemeinschaft für Überwachung im Bauwesen e. V. ist in Abb. 46 dargestellt. Auf der Baustelle sind Prüfungen am Beton in Abhängigkeit von der Überwachungsklasse gemäß DIN 1045-3 durchzuführen. Das wichtigste Dokument bei der Abnahme von Beton ist der Lieferschein. 90 Abb. 47 zeigt einen lieferschein für Transportbeton. Dieser trägt ein Zertifizierungszeichen, mit dem die Übereinstimmung (Konformität) des gelieferten Produktes mit der DIN 206-1 ausgewiesen wird. Anhand dieses lieferscheins lassen sich auf den ersten Blick weitere einfache Kontrollen durchführen: Ist der Beton für die Baustelle vorgesehen? Entspricht die gelieferte Betonsorte der bestellten? Wann wurde der Beton hergestellt?
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DIN 1045-3:2001-07, Seite 15 OAfStb-Richtiinie für Beton mit verlängerter Verarbeitbarkeitszeit Der Bundesverband der Deutschen Transportindustrie e. V. (BTB) erarbeitet zurzeit einen Standard fllr elektronische Lieferscheine unter dem Begriff _Elektronische Lieferschein Entwicklung" (ELSE). www.lieferscheinservice.de
3.1 Definitionen zum Bauprozess
111
Anzeige von Bauarbeiten nach DIN 1045-3, Abschnitt C.1
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112
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Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
3.1 Definitionen zum Bauprozess
113
Betonstahl Die rechtzeitige Lieferung von Betonstahl ist bei allen Baustellen, bei denen Beton für Stahlbeton verarbeitet wird, von zentraler Bedeutung. In der Regel wird heute der Betonstahl geschnitten und gebogen auf die Baustelle geliefert. In der Betonstahlliste (siehe Abb. 48) werden die einzelnen Stahlpositionen mit Gewicht aufgeführt, während im Lieferschein (siehe Abb. 49) das Stahlgewicht pro Durchmesser sowie das Gesamtgewicht aufgeführt sind. 93 Der Einbau erfolgt meistens durch Nachunternehmer. Der Betonstahl ist nach den Vorgaben der Bewehrungspläne einzubauen. Da die Randbedingungen für den Einbau des Betonstahls von Projekt zu Projekt wechseln, ist es sinnvoll, dass der Einkäufer beim Einkauf des Betonslahis durch die fachliche Kompetenz des Bauleiters unterstützt wird. Sonstige Baustoffe Neben dem Beton und dem Setonstahl benötigt jede Baustelle noch eine Vielzahl von Baustoffen. Als wichtigste sonstige Baustoffe werden genannt: Mauersteine z. S.: Mauerziegel nach DIN 105 und nicht in der DIN genormte, Kalksandsteine nach DIN 106 und nicht in der DIN genormte, Betonsteine, Porenbetonsteine, Blähtonsteine, Betonwaren (Betonrohre, Betonrandsteine und Betonpflaster), Stahleinbauteile (genormte und zugelassene Befestigungsschienen aber auch individuell für die Baustelle vom Schlosser hergestellte Stahleinbauteile) ein· schließlich Baustahl, Kunststoffeinbauleile insbesondere für das Elektrogewerk, Stahl- und Gussrohre sowie Dichtungselemente für Rohrdurchdringungen, Isolier- und Abdichtungsmaterial einschließlich Folien, Treppenläufe, Lichtschächte, Türen, Tore, Fenster, Abdeck- und Öffnungsklappen etc. sowie Betonwerksteine und Natursteine. Die Situation ist davon gekennzeichnet, dass es eine kaum zu überblickende Zahl von Herstellern mit in der Regel sehr vielen Bauelementen und Bauteilen gibt. Einen guten Überblick verschafft das Heinze-Herstellerverzeichnis, 94 in dem unter den Produktgruppen die wichtigsten Adressen der Hersteller aufgeführt sind.
93
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Der in den Abbildungen angegebene Lieferant .Bauslahlservice Blumenstock GmbH" liefert hier Betonstahl, wie die Betonstahlliste und der Lieferschein im Einzelnen angeben. wwwheinze.de
3 Bauphase
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3.1 Definitionen zum Bauprozess
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116
3 Bauphase
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Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
3.1 Definitionen zum Bauprozess
117
Hilfreich sind darüber hinaus die Messekataloge von Baumessen. Seit einigen Jahren wird auch daran geforscht, eine über das Internet zugängliche Datenbank aufzubauen, in der alle Baustoffe herstellerneutral aufgelistet sind. Hinsichtlich der Frage, ob die Bauelemente in Deutschland zum Einbau zugelassen sind, wird insbesondere auf den Abschnitt 2.4.3.9 verwiesen, in dem die Bauregellisten erläutert werden. Bis auf Ausnahmen (z. B. Brückenwiderlager) kann der Einkäufer die Baustoffe selbst bestellen, sofern der Bauleiter Lieferant, exakte Produktnummer, Menge und gewünschtes Lieferdatum benennt. Abb. 50 zeigt ein Beispiel für eine Materialanforderungsliste, in der der Bauleiter die einzukaufenden Bauelemente dem Einkäufer auflistet. Bei Sonderbauteilen, die speziell für die Baustelle angefertigt werden und für die häufig noch zahlreiche technische Details festgelegt werden müssen, wird es regelmäßig sinnvoll sein, wenn der Bauleiter bei den Einkaufsgesprächen mit anwesend ist. Hingewiesen wird auf den Unterschied zwischen Materialeinkauf und Materialabruf. Durch den Materialeinkauf wird ein Kaufvertrag geschlossen, in dem aber in aller Regel vereinbart ist, dass durch den Materialabruf der konkrete Termin der lieferung dem Lieferanten durch die Baustelle später mitgeteilt wird. 3.1.1.4
Nachunternehmer
Bei der Abwicklung der meisten Baumaßnahmen ist es üblich, dass Nachunternehmer, auch Subunternehmer genannt, gebunden werden. Gründe hierfür sind vielfältig: Die eigene verfügbare Kapazität reicht nicht aus, um die Baumaßnahme abzuwickeln. Durch das eigene Unternehmen kann die Leistung zwar prinzipiell erstellt werden, jedoch nicht wirtschaftlich. Somit wird ein Nachunternehmer gebunden, um die Leistung zu erbringen. Das eigene Unternehmen ist auf die Erstellung der Leistung nicht ausgerichtet. Allgemein wird auch vom "Einkauf" von Nachunternehmerleistungen dann gesprochen, wenn Nachunternehmer gebunden werden sollen. Beim Einkauf von Nachunternehmerleistungen sollte der zuständige Bauleiter mit eingebunden werden, da beim Vertragsabschluss zahlreiche technische und organisatorische Randbedingungen abgestimmt werden müssen, wie zum Beispiel: Nutzung von Elementen der Baustelleneinrichtung (Hebezeuge, Container etc.), Zusammenarbeit mit anderen Nachunternehmern und mögliche gegenseitige Behinderungen,
118
•
3 Bauphase
Logistik (Materialanlieferung I Lagerung I Transporte).
Hinsichtlich des Managements der Nachunternehmer wird auf Abschnitt 3,3.1 verwiesen. 3.1.1.5
Sonstige Ressourcen
Weitere Ressourcen betreffen insbesondere genügend Geldmittel, um alle eingehenden Rechnungen rechtzeitig bezahlen zu können sowie die Möglichkeit, die erforderlichen Sicherheiten stellen zu können. Detaillierte Angaben hierzu finden sich in Abschnitt 3.5.7 zur Finanz- und Uquiditätsplanung. 3.1.2
Sonstige Prozessfaktoren
3.1.2.1
Wetterinformationen
Der Bauprozess ist stark wetterabhängig. Dies betrifft insbesondere den Erd- und Straßenbau aber auch den Rohbau und die Gebäudehülle. Beim Rohbau muss damit gerechnet werden, dass in üblichen Jahren etwa 10 Tage im Winter wegen Schlechtwetter nicht gearbeitet werden kann. In kalten Jahren kann es vorkommen, dass im östlichen Teil Deutschlands etwa 2 Monate kontinuierlich Minustemperaturen und somit auch tagsüber Temperaturen unter 0 oe herrschen. Im Sommer kann es angebracht sein, bestimmte Bauprozesse zu verschieben, wenn mit Gewittern zu rechnen ist. Der Bauleiter muss sich somit in kritischen Bauphasen (z. B. Betonieren) über das zu erwartende Wetter informieren. Gegebenenfalls sind notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Beim Betonieren kann es zum Beispiel angebracht sein, den Frischbeton sofort mit Thermomatten gegen Kälte zu schützen. Somit sollte der Bauleiter Telefon- und Inlernetadressen von Wetterdiensten Verfügung haben. 3.1.2.2
98
zur
Winterbau
Besonders schwierig wird das Erstellen von Bauwerken im Winter, da Kälte, Schnee und Eis das Bauen entweder stark behindern oder eine fachgerechte Ausführung nicht mehr zulassen. Der Erd- und Straßen bau wird besonders stark durch niedrige Temperaturen beeinträchtigt. Bei Temperaturen unter 0 oe müssen in der Regel die Arbeiten eingestellt werden. Wie in Band 2 Abschnitt 4.1 dargestellt, kann beim Erd- und Straßenbau oft
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Verweis auf verschiedene Wetterdienste unter www.$oka-bau.delcontenUlinks_baustelle.htmL Ein spezieller Wellerdienstlür Baustellen wird unter www.bauweller24de angeboten.
3.1 Definitionen zum Bauprozess
119
nur mit 125 bis 135 Arbeitstagen, verteilt auf 8 Monate, gerechnet werden. Zu beachten ist auch, dass auf gefrorenem Boden keine Fundamente betoniert werden dürfen, da sich beim Auftauen des Bodens Setzungen ergeben würden. Daher darf gegebenenfalls im Winter nur ein Voraushub durchgeführt werden. Besondere Maßnahmen sind eventuell auch bei Betonierarbeiten zu ergreifen. So ist zum Beispiel in der DIN EN 1045·3 festgelegt, dass Frischbeton eine Temperatur von + 5 oe nicht unterschreiten darf. Somit sind bei starkem Frost Zuschlagstoffe und eventuell Wasser für den Frischbeton anzuwärmen und der eingebaute Beton ist vor Auskühlen mit Dämmmalten zu schützen. Außerdem kann es sinnvoll sein, eine Schalung, die zu großen Teilen aus Holz besteht, länger stehen zu lassen, da Holz isolierend wirkt. In vielen Fällen ist vorgesehen, dass der Beton später beschichtet wird. So werden zum Beispiel KeJlelWände häufig vor Feuchtigkeit geschützt, indem diese mit bituminösen Anstrichen versehen werden. Diese dürfen in der Regel nur bei Temperaturen von über + 5 oe verarbeitet werden. Betonbodenplalten werden häufig mit einer Epoxydharz-Beschichtung versehen, um den Beton zum Beispiel vor schädigenden Einflüssen zu schützen und um die Gebrauchstauglichkeit zu erhöhen. Nach den Produktdatenblättern und den Verlegehinweisen vieler Hersteller muss während der Beschichtung eine Oberflächentemperatur des Betons von über + 15 oe eingehalten werden. Manchmal ist zusätzlich eine Lufttemperatur von über 18 oe gefordert. MauelWerk kann unter Temperaturen von 0 oe nicht fachgerecht hergestellt werden, da ohne besondere Vorkehrungen davon auszugehen ist, dass sich Eiskristalle im Mörtel bilden und dieser daher nicht korrekt abbindet. Auch für viele Ausbauarbeiten sind Temperaturen erforderlich, die im Winter nur erreicht werden, falls geheizt wird. In den Normen finden sich nur wenige Hinweise auf einzuhaltende Mindesttemperaturen. Diese werden meistens in den Technischen Produktinformationen oder in Verlegehinweisen gegeben. Eine der wenigen Normen, in denen Mindesltemperaturen während der Herstellung gefordert werden, ist die VOBte DIN 18353 "Estricharbeiten". Dort wird in Abschnitt 3.1.2 festgelegt: "Estriche dOrfen nur ab einer Mindesttemperatur von + 5 oe hergestellt werden, wenn das Bindemittel keine anderen Temperaturen erfordert oder zulässt. U
In den Produktdatenblättern vieler Materialien, die bei Ausbauarbeiten zu beachten sind, werden meistens wesentlich höhere Temperaturen gefordert. So heißt es zum Beispiel in dem Verlegehinweis eines Herstellers für Elastomerbodenbeläge: "Die Mindesttemperatur im Raum sol/ + 15 oe betragen und die relative Luftfeuchtigkeit 75 % nicht Oberschreiten. In einer Verlegeanleitung für Parkett heißt es: "Zur AkkfiU
3 Bauphase
120
matisierung muss das Parkett mindestens 48 Stunden im geschlossenen Folienpaket oder Karton im temperierten (18 oe bis 20 oe, 50 % bis 60 % Luftfeuchte) und zur Verlegung vorgesehenen Raum flach ge/ageft werden. Bei der Verlegung muss der Untergrund eine Temperatur von mindestens 18 haben."
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Generell sollte daher darauf geachtet werden, dass alle temperalurempfindlichen Tätigkeiten möglichst in Jahreszeiten durchgeführt werden, in denen mit den gefor· derten Temperaturen gerechnet werden kann. Falls dies nicht möglich ist, sind die Arbeiten einzustellen oder Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Darunter fallen insbesondere temporäre Einhausungen und Winterbauheizungen. 99 Es wird darauf hingewiesen, dass in VQB/C Abschnitt 4.2.16 DIN 18299 festgelegt ist, dass "zusätzliche Maßnahmen für die Weiterarbeit bei Frost und Schnee" besondere Leistungen darstellen. Jedoch wird in einem Nebensatz fortgeführt: " ... soweit sie dem Auftragnehmer nicht ohnehin obliegen. "
3.2
Rechtliche Aufgaben
In diesem Abschnitt werden durch das Vertragsrecht bedingte Aufgaben beschrieben, die durch den Bauleiter vorzunehmen sind. Die Intensität der Erfüllung dieser Aufgaben wird stark davon abhängig sein, welchen Umfang die jeweiligen Bauleistungen haben, ob es die Leistungserbringung für ein einzelnes Gewerk oder für eine schlüsselfertig zu erstellende Baumaßnahme ist. Darüber hinaus spielt auch die Bausparte (z. B. Straßenbau, allgemeiner Hochbau, Wasserbau, Erdbau oder Tunnelbau) bis hin zum Immobiliensegment (z. B. Bürogebäude, Klinik, Schule, Kino, Stadion oder Wohngebäude) eine nicht unbeträchtliche Rolle. Darüber hinaus ist festzustellen, dass alle aufgeführten Aufgaben der Bauleitung miteinander zusammenhängen und sich teilweise bedingen. Die singuläre Betrachtung der einzelnen Aufgaben, wie nachfolgend vorgenommen, führt daher zu vereinfachenden Betrachtungen. Die Praxis zeichnet sich dadurch aus, dass alle Aufgaben mehr oder weniger miteinander verwoben sind. Die mit dem Vertragsrecht zusammenhängenden Aufgaben werden manchmal dem leitenden Management (z. B. der Oberbauleitung) zugewiesen. Die Autoren sehen jedoch die mit dem Vertragsrecht verbundenen Aufgaben allen Ebenen der Bauleitung zugeordnet. In Abschnitt 2.2.7 wurden Instrumentarien der Projektorganisation vorgestellt. Unter diesen Instrumentarien werden einzelne Hilfsmittel verstanden, die sich aus den ver-
99
Schach lOtto: Bau$lelieneinrichlung, Seite 266
3.2 Rechtliche Aufgaben
121
traglichen Verpflichtungen ergeben. Dies betrifft zum Beispiel die vertragliche Verpflichtung zum Führen eines Bautagebuchs. Nachfolgend werden nun im Abschnitt 3.2.1 unter dem Begriff nVertragsmanagementU Prozesse beschrieben, die über einfache Instrumente hinausgehen. 3.2.1 Vertragsmanagement Unter dem Vertragsmanagement sollen alle jene Maßnahmen verstanden werden, welche die Bauleitung ergreifen muss, um sich vertragskonform zu verhalten. Grundlage der Betrachtungen sei ein Bauvertrag, bei dem die nVergabe- und Vertragsordnung für Bauleislungen, Teil B" rechtskräftig mit vereinbart wurde. Damit sind automatisch auch die "Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen" (VOB/C) vereinbart. Grundlage des Vertragsmanagements ist das vorgegebene Vertragssoll. 100 Schwerpunkt der Betrachtungen in diesem Abschnitt ist die sich hieraus ergebende vertragliche Verpflichtung, dem Bauherrn bestimmte Sachverhalte und Ereignisse anzuzeigen oder ihn hierüber zu informieren. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass der Auftraggeber vertragliche und gesetzliche Mitwirkungspflichten hat. Dabei ist zwischen Hauptpflichten (Hauptleistungspflichten) und Nebenpflichten (Nebenleistungspflichten oder Obliegenheiten)
101
zu unterscheiden. Unter den Hauptpflichten werden Erslellungspflichten verstanden. Diese sind die Bezahlung der Leistung, die Abnahme der Bauleistung, bauherrenseitige Leistungen (z. B. Planungsleistungen) und daraus folgende vertraglich vereinbarte PIanbeisteIlungen. Daraus leilen sich Nebenpflichten ab. Diese werden auch als Ermäglichungspflichten bezeichnet. Dies sind allgemeine bauvertragliche Mitwirkungspflichten (z. B. die Bereitstellung des Baufeldes und der dazugehörigen Infrastruktur, Beantragung der Baugenehmigung, Entscheidung bei Bemusterung und Zustimmung bei Fabrikaten, sofern vertraglich gefordert), Der Auftragnehmer seinerseits ist verpflichtet, den Auftraggeber auf verschiedene Sachverhalte hinzuweisen. In vielen Fällen ist vorgeschrieben, dass diese Informali-
100 101
Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 2, Kapitel 3 und Band 3, Abschnitt 2.4 Allgemeine Definition: Falls eine Obliegenheit nicht eingehalten wird, verhindert dies das Entstehen eines Vorteils für einen Betroffenen. Falls jedoch eine Hauplpflicht nicht eingehalten wird, führt dies zu einem Nachteil für den Betroffenen. Eine Obliegenheit kann im Gegensatz zu einer vertraglichen Pflicht nicht eingeklagt werden.
122
3 Bauphase
onen schriftlich erfolgen müssen. Die Schriftform sichert Auftragnehmer und Auftraggeber gleichzeitig ab. Der Auftragnehmer kann sicher sein, dass der Auftraggeber die Information auch tatsächlich erhalten hat. Der Auftraggeber wird die Bedeu· tung der Information besser werten können. 102 Die Schriftform ist nicht eingehalten, falls die Anzeige mit normaler Post. per Fax oder per E·Mail erfolgt. Folgende Übertragungen erfüllen in jedem Fall die Schriftform: persönliche Übergabe oder Übermittlung per Bolen, Einschreiben mit Rückschein, Übermittlung per Fax mit der Bitte, das übermittelte Fax mit einer Empfangsbestätigung zurückzusenden. Am besten wird zuvor im Sekretariat angerufen und der Verfahrensweg erläutert. Durch die Empfangsbestätigung auf dem Fax kann eindeutig bewiesen werden, dass der Auftraggeber das Schreiben erhalten hat.
Unter Vorbehalt können eventuell noch folgende Übermittlungen verwendet werden: Vorabübermittlung per Fax und danach Zusendung des Schreibens auf normalem Postweg. Zwar ist jeder der beiden Übermittlungen einzeln betrachtet nicht beweiskräftig. Beide Wege parallel ergeben jedoch eine gewisse Vermutung, dass der Auftraggeber die Information erhalten hat. Hinzuweisen ist aber auf die aktuelle Rechtsprechung 103, nach der Gerichte zunehmend eine Übermittlung per Fax dann als wirksam ansehen, wenn der Empfänger ein Kaufmann ist und der Absender einen nOK"Nermerk auf dem Sendebericht erhalten hat. Übermittlungen per E-Mail sind differenziert zu betrachten. Falls das Schreiben mit elektronischer Signatur versehen ist, ist die Übermittlung als sicher anzusehen, falls die Übermittlung bestätigt ist. Ein gescannter Brief, dessen Empfang bestätigt wurde, kann ebenfalls als sicher zugestellt angesehen werden. Alle anderen Übermittlungen per E-Mail müssen kritisch betrachtet werden. Zu den zahlreichen Informationspflichten des Unternehmers gegenüber dem Auftraggeber zählen nach VOB/B insbesondere: Mengenüber· und Mengenunterschreitungen und das Verlangen eines neuen Einheitspreises (§ 2 Nr. 3 VOStB). Wegen der konkreten Nachtragsberechnung wegen Forderungen aus § 2 Nr. 3 VOB/B wird auf Abschnitt 3.5.11 verwiesen. Information über eine geänderte Bauleistung mit Hinweis auf notwendige Vereinbarung über Mehr- und Minderkosten (§ 2 Nr. 5 VOStB) - siehe auch Abschnitt 3.5.10.
102 103
Eine allgemeine Klausel. dass alle Vereinbarungen der Schriftform bedürfen. ist in der Regel unwirksam. Siehe Markus I Kaiser { Kapellmann: ABG-Handbuch Bauvertragsklauslen, Seite 122 OLG Karlsruhe Urteil vom 30.09.2008 - 12 U 65/08
3.2 Rechtliche Aufgaben
123
Ankündigung über eine im Vertrag nicht vorgesehene Leistung (§ 2 Nr. 6 VOB/B) - siehe auch Abschnitt 3.5.10. Ausführung von Leistungen, die für die Erfüllung des Vertrages notwendig waren und dem mutmaßlichen Willen des Auftragnehmers entsprachen (§ 2 Nr. 8 (2) VOB/B). Vereinbarung von StundenJohnarbeiten (§ 2 Nr. 10 VOB/B) und Anzeigen von Stundenlohnarbeiten (§ 15 Nr. 3 VOB/B). Hinweis auf entdeckte oder vermutete Mängel in den für die Ausführung übergebenen Unterlagen (§ 3 Nr. 3 VOB/B) - siehe auch Abschnitt 3.2.1.1. Mitteilung. wer als Vertreter des Auftragnehmers für die Leitung der Ausführung bestellt ist (§ 4 Nr. 1 (3) VOB/B) - siehe auch Abschnitt 2.2.2.5. Bedenken des Auftragnehmers gegen die vorgesehene Art der Ausführung (§ 4 Nr. 3 VOB/B). Schriftform erforderlich! - siehe auch Abschnitt 3.2.1.1. Anzeige über den Beginn der Ausführung (§ 5 Nr. 2 VOB/B). Behinderung der Arbeiten durch den Auftraggeber (§ 6 Nr. 1 VOB/B), Schriftform erforderlich! - siehe auch Abschnitt 3.2.1.2 Benachrichtigung über den Wegfall der hindernden Umstände (§ 6 Nr. 3 VOB/B). Kündigung bei Unzumutbarkeit der Hinnahme des durch die Unterbrechung der Arbeiten herbeigeführten Zustandes (§ 6 Nr. 7 VOB/B), Schriftform erforderlich! Kündigung des Bauvertrages durch den Auftragnehmer (§ 9 Nr. 2 VOB/B), Schriftform erforderlich! Verlangen einer Abnahme (§ 12 Nr. 1 VOB/B), auch der förmlichen Abnahme (§ 12 Nr. 4 VOB/B) - siehe auch Abschnitt 4.1.3. Leistungsmängel, die aus dem Bereich des Auftraggebers herrühren (§ 13 Nr. 3 VOB/B), Schriftform erforderlich! Ausführung von StundenJohnarbeiten (§ 15 Nr. 3 VOB/B). Vorbehalt gegen die Schlusszahlung innerhalb von 24 Werktagen nach § 16 Nr. 3 (5) VOB/B. Stellung einer Nachfrist wegen nicht erfolgter Zahlung (§ 16 Nr. 5 (3) VOB/B). Falls die Entscheidung der Behörde nach § 18 Nr. 2 VOB/B nicht anerkannt wird, ist innerhalb von zwei Monaten nach Eingang schriftlich beim Auftraggeber Einspruch zu erheben. Schriftform erforderlich! Es wird darauf hingewiesen, dass bei allen Informationsverpftichtungen des Auftraggebers, bei denen die Schriftform nicht zwingend vorgeschrieben ist, diese aus Beweisgründen empfohlen wird. Der notwendige Schriftverkehr im Rahmen der Bauausführung reduziert sich nicht auf den zum Auftraggeber. Rechtsverhältnisse bestehen zu Nachunternehmern (BGB- oder VOB-Werkvertrag), zu Lieferanten (Kaufvertrag), zu Behörden und Ämtern. Darüber hinaus ist gegebenenfalls Schriftverkehr mit Behörden, die das Perso-
3 Bauphase
124
nal betreffen, zu führen (siehe Abschnitt 3.3.2). Auch Schriftverkehr direkt an das Personal kann notwendig werden. Falls sich mehrere Bauunternehmer gemeinsam verpflichtet haben, die Baustelle in Form einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) zu füh· ren, ergibt sich hieraus auch die Notwendigkeit zu verschiedenen schriftlichen Vereinbarungen. 104. 105 Es würde den Umfang dieses Buches sprengen, wenn das Vertragsmanagement für alle diese Vertragsbeziehungen erläutert würde. Es ist jedoch Aufgabe der Baulei-
tung, darauf hinzuwirken, dass die notwendigen Schreiben rechtzeitig und ohne Formfehler verfasst werden. Innerhalb eines Unternehmens sollle klar geregelt sein, welche Briefe von welcher Abteilung geschrieben werden. Im Allgemeinen wird festgelegt, dass kaufmännischer Schriftverkehr von der kaufmännischen Abteilung verfasst wird. Gleiches gilt für den typischen Schriftverkehr der Personalabteilung. Es ist nicht immer einfach, Briefe so zu schreiben, dass diese auch die gewünschte Wirkung beim Empfänger haben, da häufig die einschlägige Rechtsprechung bei den Formulierungen zu beachten ist. Gegebenenfalls ist es daher sinnvoll, die Formulierung eines Briefes mit einem Rechtsanwalt abzustimmen. Eine große Hilfe bieten auch Muster-Briefsammlungen, die unternehmensintern häufig zur Verfügung gestellt werden oder die als Bücher 106. 107, 108. 109 veröffentlicht sind. Beim Schriftverkehr stellt sich immer wieder die Frage, wer Schriftstücke rechtsverbindlich unterzeichnen kann. Zu unterscheiden ist dabei sicherlich zwischen Briefen und E-Mails sowie zwischen allgemeinen Informationen und solchen, die rechtlich und wirtschaftlich von Bedeutung sind. Generell ist festzustellen, dass jeder Empfänger eines Schreibens, das auf einem Firmenbogen erstellt wurde, davon ausgehen kann und muss, dass dieses Schreiben rechtswirksam ist. Innerhalb eines Unternehmens ist daher durch interne Anweisungen zu regeln, wer welche Schreiben verfasst. Dabei ist auch zu regeln, ob ein Schreiben nur von einer Person unterzeichnet werden darf oder ob das so genannte 4-Augen-Prinzip vorgeschrieben wird, nach dem Schreiben durch zwei Personen zu unterzeichnen sind. Falls zwei Personen unterschiedlichen Rangs ein Schreiben unterzeichnen, ist der links Unterzeichnende der Ranghöhere. Generell sollte unterhalb der Unterschrift der Name und möglichst auch die Funktion des Unterzeichnenden in Druckbuchstaben (auch Stempel möglich) aufgeführt sein. Letztlich ist noch zu klären, ob nur mit dem Namen oder mit einem Zusatz unterzeichnet werden darf. Geschäftsführer und Vor-
1CM
Jagenburg I Schröder: Der ARGE-Vertrag
1~ Burchhardt I Pfülb: Kommentar zum ARGE- und Dach-ARGE-Vertrag 1C115
107 1C115
1011
z. z. z. z.
B. B. B. B
Birko: Schriftverkehr am Bau Theißen: VQBIB Bauvertragsabwicklung anhand von Musterformularen Heiermann I Linke: VQB Muslerbriefe filr den Auftragnehmer Heiermann I Linke: VQB Musterbriefe tur den Auftraggeber
3.2 Rechtliche Aufgaben
125
stände unterzeichnen nur mit ihrem Namen. Diese Personen müssen auf dem Briefbogen angegeben sein. Alle anderen Personen haben mit einem Zusatz zu unterzeichnen: ppa. (per procura), eine Person, deren Vertretungsvollmacht notariell ins Handelsregister eingetragen ist, i. V. (in Vollmacht), eine Person, die zu bestimmten Handlungen unternehmensintern bevollmächtigt wurde 110, i. A. (im Auftrag), alle Personen, die weder Vorstand oder Geschäftsführer sind noch Prokura oder Vollmacht haben. Auf zwei Situationen, die bei der Bauabwicklung erfahrungsgemäß auch wegen der Häufigkeit von großer Bedeutung sind, wird im Folgenden näher eingegangen: die Anzeige von Bedenken (siehe Abschnitt 3.2.1.1) und die Anzeige von Behinderungen (siehe Abschnitt 3.2.1.2). 3.2.1.1
Anzeigen von Bedenken
Von besonderer Bedeutung für den Auftragnehmer ist § 4 Nr. 3 VOB/B:
wHat der Auftragnehmer Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung (auch wegen der Sicherung gegen Unfallgefahren), gegen die Güte der vom Auftraggeber gelieferten Stoffe oder Bauteile oder gegen die Leistungen anderer Unternehmer, so hat er sie dem Auftraggeber unverzüglich - möglichst schon vor Beginn der Arbeiten - schriftlich mitzuteilen; der Auftraggeber bleibt jedoch für seine Angaben, Anordnungen oder Lieferungen verantwortlich." Dem Auftragnehmer obliegt die Verpflichtung, den Auftraggeber vor eventuellen Mängeln am Bauwerk zu schützen. Ihm ist daher eine Prüfpflichl auferlegt, die vier Bereiche umfasst: Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung Die Prüfpflicht bezieht sich auf die gesamte Planung des Aufraggebers, soweit diese den Leistungsbereich des Auftragnehmers betrifft. Die Planung muss den anerkannten Regeln der Technik (siehe Abschnitt 2.4.3.1) entsprechen. Rechtlich folgt aus dieser Verpflichtung, dass der Auftragnehmer ein mängelfreies Werk zu erbringen hat. Falls eine DIN-Vorschrift nicht beachtet wird, muss der Auftragnehmer den Auftraggeber über die Folgen der nicht DIN-gerechten Ausführung belehren. Bedenken wegen der Sicherung gegen Unfallgefahren Nach Inkrafttreten der Baustellenverordnung ist auch der Bauherr für Sicherheit und Gesundheitsschutz auf der Baustelle verantwortlich. Er hat insbesondere ei-
110
In behördlichem Schriftverkehr bedeutet i. V. auch ,in Vertretung"
126
3 Bauphase
nen Sicherheits- und Gesundheilsschutzplan aufzustellen und einen Baustellenkoordinator zu bestellen, sofern die Baustelle eine gewisse Größenordnung überschreitet (Richtgröße: Einfamilienhaus) und der Bauherr diese Aufgaben nicht selbst übernimmt. Falls somit dem Auftragnehmer unmittelbar nach Auftragserteilung kein SiGe-Plan übergeben wird, sind generelle Bedenken zu Sicherheit und Gesundheilsschutz angebracht. Da der Auftraggeber nach § 4 Nr. 1 (1) VOB/S "tür die Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung auf der Baustelle zu sorgen und das Zusammenwirken der verschiedenen Unternehmer zu regeln" hat, obliegt ihm die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass insbesondere durch die gleichzeitige Tätigkeit mehrerer Unternehmer auf der Baustelle die Arbeitskräfte eines Unternehmers nicht durch die Tätigkeit eines anderen Unternehmers gefährdet werden. Bedenken gegen die Güte der vom Auftraggeber gelieferten Stoffe und Bauteile Diese Prüfpflicht besteht unabhängig davon, ob vorab durch den Auftraggeber die Qualität der von ihm gelieferten Stoffe und Bauteile vorgegeben wurde. Somit ist sichergestellt, dass nur solche Stoffe und Bauteile verwendet werden dürfen, deren Eignung gesichert ist. Auch der Baugrund ist als Stoff zu betrachten, der vom Auftraggeber geliefert wird. Zwei Gütedefizite kann der Baugrund aufweisen: Nicht ausreichende Tragfähigkeit Der Tragwerksplaner führt die Berechnungen der Fundamentierung (Streifenfundamente, Flachgründungen oder Tiefgründungen) auf der Grundlage eines Baugrundgutachtens durch. Falls ein solches nicht vorliegt, wird er ortsübliche Ansätze für die zulässigen Bodenpressungen annehmen. Bei der BauwerkserstelJung kann sich nun herausstellen, dass die Annahmen für die erlaubten Bodenpressungen zu hoch angesetzt waren. Gegebenenfalls sind Plattendruckversuche durchzuführen. Bodenkontaminationen Insbesondere bei Grundstücken, auf denen früher bereits ein Bauwerk stand, auf früheren Lagerplätzen oder auf anderweitig wirtschaftlich genutzten Flächen können Bodenkontaminalionen vorliegen. In Frage kommen insbesondere: Kohlenwasserstoffe (KW), Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Polychlorierte Biphenyle (PCB) und polychlorierte Terphenyle (PCT), Schwermetalle und Schwermetallsalze (Blei, Cadmium, Chrom, Cyanide, Barium, Arsen, Antimon, Kupfer und Nickel). Kontaminationen können oft durch den typischen Geruch dieser Stoffe oder durch eine Ölhaut auf Wasser oder farbliche Veränderungen des Bodens erkannt werden. Falls Kontaminationen vermutet werden, ist sofort die Arbeit einzustel-
3.2 Rechtliche Aufgaben
127
len, der Bereich ist abzusperren und die zuständigen Behörden und Institutionen sind zu informieren. Die Zuständigkeiten sind in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Zu nennen sind besonders Umweltämter, das Gewerbeauf· sichtsamI, die Berufsgenossenschaft, das Wasserwirtschaftsamt und der SiGeKoordinator. Dem Auftraggeber ist der Fund unmittelbar anzuzeigen, in der Regel in Verbindung mit einer Behinderungsanzeige. Als nächster Schritt sollte durch den Bauherrn oder in dessen Vertretung eine Laboranalyse veranlasst werden. Sobald diese vorliegt, kann ein Entsorgungsweg gesucht werden. In Frage kommen: thermische Behandlung, biologische Behandlung, physikalisch I chemische Behandlung (z. B. Wäsche) und Deponierung. Welcher Enlsorgungsweg gewählt wird, hängt von der Art der Kontamination und des Kontaminationsgrades ab. Falls mehrere Entsorgungswege möglich sind, wird meistens der kostengünstigste gewählt. Sobald eine Genehmigung für die Entsorgung durch die zuständige Behörde vorliegt, kann der kontaminierte Bo~ den ausgehoben und zur Entsorgung abtransportiert werden. Zu beachten ist, dass der Boden solange nicht bewegt werden darf, bis der Entsorgungsweg genehmigt ist. Um Bauzeitverzögerungen zu begrenzen, kann versucht werden, eine Genehmigung für eine Zwischenlagerung zu erhalten. In vielen Fällen wird eine solche Zwischenlagerung in abgedeckten oder verschließbaren Mulden oder Containern auf der Baustelle genehmigt. Weniger im Baugrund, jedoch häufig beim Abbruch von Gebäuden werden asbesthaltige Baustoffe angetroffen. Das Vorgehen ist vergleichbar zum kontaminierten Boden. Zu beachten ist jedoch, dass zum Rückbau asbesthaitiger Bauteile das Unternehmen eine Zulassung nach der TRGS 519 nachweisen muss. Bedenken gegen die leistungen anderer Unternehmer Diese Prüfpflicht bezieht sich auf den Zustand von Vorleistungen, die die Mängelfreiheit seiner Arbeiten beeinträchtigen könnte. Der Auftragnehmer muss sich somit vergewissern, ob die Leistung der Vorunternehmer eine vertragsgemäße Grundlage für die ordnungsgemäße Ausführung seiner Vertragsleistung darstellt. Die Vorschrift des § 4 Nr. 3 VOB/B führt somit dazu, dass der Auftragnehmer auch ohne eine auftraggeberseitige Kontrolle eine mängelfreie leistung zu erbringen hat. Abschließend wird nochmals darauf verwiesen, dass die VOB vorschreibt, dass dem Auftrageber die Bedenken schriftlich mitzuteilen sind (siehe Abschnitt 3.2.1). Weist der Auftragnehmer nur mündlich auf Bedenken hin, so ist dem Auftragnehmer ein Mitverschulden zur Last zu legen. Die Bedenken sollten daher in einem separaten Brief in inhaltlich richtiger, fachgerechter und erschöpfender Weise und unverzüg-
128
3 Bauphase
lieh, nachdem diese offensichtlich wurden, dargelegt werden. Der Auftraggeber soll damit in die Lage versetzt werden, die Bedenken des Auftragnehmers im Hinblick auf mögliche Mängel zu prüfen. Die Mitteilung sollte durch den Auftragnehmer oder dessen bevollmächtigten Vertreter vorgenommen werden. Die Mitteilung hat grundsätzlich an den Vertragspartner (den Auftraggeber) zu erfolgen, somit nicht an den Planer. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Rechtsprechung es als ausrei· chend erachtet hat, dass die Mitteilung an den Planer erfolgt, sofern sich dieser den Vorgang zu Eigen macht und zurn Beispiel eine fehlerhafte Planung korrigiert.
3.2.1.2
Anzeigen von Behinderungen
Der § 6 VOS/B gibt Regelungen vor, die bei einer Behinderung und Unterbrechung der Ausführung zur Anwendung kommen. Unter Behinderungen sind dabei jene Ereignisse zu verstehen, bei denen der Auftraggeber vom vereinbarten Bausoll ab· weicht oder bei denen aufgrund von neutralen Ereignissen eine solche Abweichung vorliegt. Nachfolgend sind typische (auftraggeberseitige und neutrale) Abweichungen wiedergegeben: Umstand aus dem Risikobereich des Auftraggebers: eine öffentlich-rechtliche Genehmigung liegt nicht vor (zum Beispiel: Baugenehmigung), eine verspätet beschaffte Nachtragsbaugenehmigung, fehlende oder verspätete Bereitstellung des Baufeldes, andere (nachteilige) Bodenbeschaffenheit als ausgeschrieben; (nicht jedoch in der Baugrube auftretendes Grundwasser, da dieser Umstand nicht dem Auftraggeber zuzurechnen ist), Baufeld ist nicht in dem Zustand wie vertraglich vereinbart, durch Nachbaransprüche bedingter Baustopp, unzureichende, unvollständige, fehlende oder verspätete Übergabe von notwendigen Plänen, Planänderung durch den Auftraggeber, verspätete Bemusterung, verspätete oder fehlende Erfüllung von Mitwirkungspflichten des Auftraggebers, auch Zusatzaufträge können vom Auftraggeber zu vertretende Behinderungen sein, Verschieben von Bauzeiten oder Beauftragung von Nachtragsleistungen durch den Auftraggeber können Behinderungen sein. Vorleistungen des Auftraggebers sind nicht rechtzeitig fertig; Streik eigene Arbeitskräfte streiken oder Aussperrung durch Berufsvertretung der Auftragnehmer,
3.2 Rechtliche Aufgaben
129
Zufahrt zur Baustelle wegen Streiks Driller behindert; Höhere Gewalt oder andere für den Auftragnehmer unabwendbare Umstände Jahrhunderthochwasser, extremer, nicht üblicher Winter, schwerer Unfall, mutwillige Beschädigung. In Folge von Behinderungen oder Unterbrechungen der Ausführung werden Ausführungsfristen verlängert (Abschnitt 3.5.13.1), sofern der Auftragnehmer dem Auftraggeber die Behinderung unverzüglich schriftlich angezeigt hat. Außerdem kann der Auftragnehmer Schadenersatz gellend machen (Abschnitt 3.5.13.2 ff). Prinzipiell kann eine Behinderungsanzeige auch wirksam erfolgen, indem diese im Bautagebuch aufgenommen wird, wenn sie dort unmissverständlich ist und dem Auftraggeber unverzüglich zur Kenntnis gegeben wird. 111 Behinderungsanzeigen sind auch dann als offenkundig anzusehen, falls diese im Rahmen von Baubesprechungen erklärt werden und wenn diese ins Protokoll aufgenommen werden und dem Auftraggeber das Protokoll mit explizitem Hinweis auf die Behinderung unverzüglich zugesandt wird. 112 Um sich jedoch nicht auf die Offenkundigkeit verlassen zu müssen, wird dringend empfohlen, für jede Behinderung eine separate Behinderungsanzeige zu stellen, in der alle Rechtsfolgen dargestellt sind. In der Behinderungsanzeige sind die konkreten Umstände mit den Konsequenzen zu benennen. Somit sind Auswirkungen auf Termine, Ablauf und Kosten aufzuführen. Nicht erforderlich ist jedoch, die Kosten in der Höhe bereits zu benennen. Die Anzeigepflicht besteht bereits bei einer begründeten Vermutung. Die Behinderungsanzeige hat unverzüglich zu erfolgen, sobald die Behinderung absehbar, spätestens jedoch, sobald diese eingetreten ist. Die Behinderungsanzeige muss an den Auftraggeber gerichtet werden. Eine Behinderungsanzeige an den objektüberwachenden Architekten reicht gegebenenfalls aus, sofern es sich um eine Behinderung handelt, die dieser verursacht hat (z. B. verspätete Planlieferung) und wenn dieser den Behinderungsgrund prüft und unverzüglich und vollständig beseitigt. Als Rechtsfolgen einer Behinderung oder einer Unterbrechung sind zu nennen: die Verlängerung der Ausführungsfrist (§ 6 Nr. 2 (1) VOB/B), Ersatz des nachweislich entstandenen Schadens und des entgangenen Gewinns, aber nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit (§ 6 Nr. 6 VOB/B). An-
111
Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderungsfolgen beim Bauvertrag. Band 1; Rdn
112
Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderungsfolgen beim Bauvertrag. Band 1; Rdn
1235 1237
130
3 Bauphase
sprüche auf Entschädigung nach § 642 BGB bleiben unbenannt (siehe Abschnitt
3.5.13.11). Nach § 6 Nr. 4 VOS/S. wird "die Fristverlängerung nach der Dauer der Behinderung mit einem Zuschlag für die Wiederaufnahme der Arbeiten und in die etwaige Verschiebung in eine ungünstigere Jahreszeit berechnet", Falls mehrere Behinderungen gleichzeitig oder überlappend auftreten, ist die Verlängerung der Gesamlbauzeit nicht identisch mit der Summe der Behinderungen. In solchen Fällen wird empfohlen, mit Hilfe eines Netzplanes die Verlängerung der Gesamtbauzeit zu ermitteln (siehe störungsmodifizierter Bauablaufplan, Abschnitt 3.5.13.1). Dazu können neue Vorgänge in den Netzplan aufgenommen werden, welche die einzelnen Behinderungen repräsentieren. Es sollte darauf geachtet werden, dass in der Netzplanberechnung vorhandene Puffer, welche die Bauunternehmen zur Risikoabdeckung benötigen, für diesen erhalten bleiben. Der Schaden ist nach höchstrichterlicher Rechtsprechung kausal und konkludent nachzuweisen. Die Schadensermiltlung erfolgt durch Vergleich der Vermögenslage bei planmäßigem Ablauf gegenüber der, wie sie durch die Behinderung entstanden ist. Die Differenz stellt den erstattungsfähigen Schaden dar (Differenzmethode). Zu beachten ist somit, dass eine SchadensermitUung nicht auf kalkulatorischen Ansät· zen beruhen kann. Kausal ist der Nachweis, wenn jeder einzelnen Behinderung der entstandene Schaden zugewiesen wird. Konkludent bedeutet, dass die Schadensermittlung schlüssig ist. Da dieser Nachweis nicht einfach ist, wird dringend empfohlen, die Mehrkosten (Schaden), die sich aus den einzelnen Behinderungen ergeben, zu dokumentieren. Weitere Ausführungen zur Schadensermittlung finden sich unter Abschnitt 3.5.13. Abschließend wird noch auf § 6 Nr. 3 VOBtB verwiesen, in dem festgelegt ist, dass der Auftragnehmer alles zu tun hat, was ihm billigerweise zugemutet werden kann, um die Weilerführung der Arbeiten zu ermöglichen. Er ist damit verpflichtet, den möglichen Schaden zu minimieren. Sobald die hindernden Umstände entfallen sind, hat er die Arbeiten unverzüglich wieder aufzunehmen. Der Auftraggeber ist darüber zu benachrichtigen. 3.2.1.3
Eigenmächtig erstellte Leistungen
Im Zusammenhang mit dem erforderlichen Vertragsmanagement sei noch auf § 2 Nr. 8 VOB verwiesen. Danach werden
,,(1) Leistungen, die der Auftragnehmer ohne Auftrag oder unter eigenmächtiger Abweichung vom Vertrag ausführt, ... nicht vergütet. Der Auftragnehmer hat sie auf Verlangen innerhalb einer angemessenen Frist zu beseitigen; sonst kann es auf
3.2 Rechtliche Aufgaben
131
seine Kosten geschehen. Er haftet außerdem für andere Schäden, die dem Auftraggeber hieraus entstehen. (2) Eine Vergütung steht dem Auftragnehmer jedoch zu, wenn der Auftraggeber so/ehe Leistungen nachträglich anerkennt. Eine Vergütung steht ihm auch zu, wenn die Leistungen für die Erfüllung des Vertrags notwendig waren, dem mutmaßlichen Willen des Auftraggebers entsprachen und ihm unverzüglich angezeigt wurden. Soweit dem Auftragnehmer eine Vergütung zusteht, gelten die Berechnungsgrundlagen für geänderte oder zusätzliche Leistungen der Nummer 5 oder 6 entsprechend. "
Verschiedentlich werden Leistungen auf Anordnung des Architekten ausgeführt, für die dieser jedoch nicht die Freigabe durch den Auftraggeber hat. In diesem Fall steht dem Auftragnehmer die Möglichkeit offen, beim Architekten wegen seines Schadens Regress zu nehmen. Generell ist dem Auftragnehmer jedoch dringend zu empfehlen, Leistungen über das Vertragssoll (siehe Abschnitt 2.4.1) hinaus nur zu erbringen, wenn er vom Auftraggeber hierzu beauftragt wurde. 3.2.2 Beweissicherungsverfahren Beweissicherungsverfahren spielen im Baugeschehen eine wichtige Rolle, insbesondere im Vorfeld von Zivilprozessen oder aber auch als Maßnahme des Bauunternehmers, um sich gegen ungerechtfertigte Forderungen zu schützen. Der Begriff Beweissicherungsverfahren muss differenziert betrachtet werden, da hierunter zwei vollkommen unterschiedliche Verfahren verstanden werden: Selbständiges Beweissicherungsverfahren, Privatrechtliches Beweissicherungsverfahren eventuell unter Einbeziehung eines öffentlich bestellten Sachverständigen. Unter einem selbständigen Beweissicherungsverfahren (§§ 485-494 ZPO) wird im deutschen Zivilprozess ein gerichtliches Verfahren verstanden, das dem eigentlichen Zivilprozess vorgeschaltet werden kann, um zum Beispiel in Fällen mit einer gewissen Eilbedürftigkeit eine Beweissicherung zu gewährleisten. Im selbständigen Beweissicherungsverfahren wird durch das Gericht ein Gutachter bestellt. Damit ist dieser Gutachter unabhängig und kann im Gegensatz zu einem privat bestellten Gutachter Beweismittel bei einem nachfolgenden Hauptsacheverfahren vortragen. Der Vortrag des Privatgutachters wird im Gegensatz hierzu jedoch nur als "qualifizierter Parteivortrag" gewertet. Insoweit wird ein selbständiges Beweissicherungsverfahren besonders von Auftraggebern angestrengt. Dies kann auch der Bauunternehmer gegenüber seinen Nachunternehmern oder seinen Lieferanten sein. Das
132
3 Bauphase
selbständige Beweissicherungsveriahren erleichtert unter Umständen auch eine außergerichtliche Einigung der Parteien. Insofern dient es auch der Prozessökonomie.
Das privalrechtliche Beweissicherungsverfahren wird dagegen ohne Einschaltung eines Gerichtes erstellt. Es dient vorrangig der fachgerechten Dokumentation von baulichen Zuständen, insbesondere der Zufahrtsstraßen, der Gehwege und der Nachbarbebauung. Der Bauunternehmer ist nämlich der Gefahr ausgesetzt, dass er durch seine Bauaktivitäten die Nachbarbebauung schädigt. Hierfür haftet er. Insofern werden in dem privatrechllichen Beweissicherungsverfahren bereits vor Baubeginn eventuell vorhandene Schäden an der Nachbarbebauung dokumentiert. Mit fachkundigen Nachbarn, wie zum Beispiel Straßenbauämtern, Grünflächenämtern oder der Forstverwaltung kann in der Regel solch eine Beweissicherung durch eine gemeinsame Begehung durchgeführt werden. Dabei sollte der Zustand der Nachbarbebauung oder der Bepflanzung auch fotografisch dokumentiert werden. Gegebenenfalls sind Risse, abgefallener Putz und andere Schäden in Skizzen festzuhalten. Diese Skizzen können vom Bauunlernehmen bereits vor der gemeinsamen Begehung erstellt werden, sind jedoch in jedem Fall durch beide Parteien zu unterschreiben. In Abb. 51 sind Bilder aus einer Beweissicherung dargestellt. Falls Risse an bestehenden Bauwerken festgestellt werden, sollten Gipsmarken angebracht werden. Alternativ kann die Veränderung von Rissen über einen Rissmonitor verfolgt werden. Dabei wird eine Markierung mit einem Millimeierraster auf der einen Seite des Risses befestigt und auf der anderen Seite ein Koordinatenkreuz auf einem transparenten Träger. In Abb. 52 ist die erste Messung (Null messung) am 05.03.2007 bei 0,0/0,0 angegeben. Am 18.07.2007 hatte sich der Riss um ca. 3 mm vergrößert und gleichzeitig ergab sich eine Verschiebung parallel zum Riss von ebenfalls ca. 3 mm.
133
3.2 Rechtliche Aufgaben
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Abb. 51: Beweissicherung von öffentlichen Verkehrsflächen vor Baubeginn
Bei einer bestehenden Nachbarbebauung wird es häufig ratsam sein, einen öffentlich bestellten Gutachter mit dem privatrechtlichen Beweissicherungsverfahren zu beauftragen.
3 Bauphase
134
IST-Wert am
18.07.2007
Abb.52: Rissmonitor (Hilfsmittel zur Beweissicherung)
3.3
Organisatorische Aufgaben
3.3.1
Management der Nachunternehmer
Heutige Baumaßnahmen sind dadurch gekennzeichnet, dass auf den Baustellen eine Vielzahl von Nachunternehmern, auch Subunternehmer genannt, eingesetzt werden. Prinzipiell ist zwischen den beiden traditionell bekannten typischen Bauvertragskonstellationen zu unterscheiden: 113 Der Bauherr folgt § 4 Nr. 3 VOB/A, wonach Bauleistungen ~verschiedener Handwerks- und Gewerbezweige in der Regel nach Fachgebieten oder Gewerbezweigen getrennt zu vergeben sind (Fach/ose)". Innerhalb solcher Fachlose setzen die beauftragten Unternehmen jedoch häufig nSpezial-Nachunternehmer" ein. Beispielsweise wird von einem Fliesenleger ein Nachunternehmer für die elastische Verfugung beauftragt oder von einem Sanitär- und Heizungsinstallateur ein Nachunternehmer für die Isolierung der Rohrleitungen. Die Vergütung dieser Nachunternehmer erfolgt in der Regel auf der Basis eines Einheitspreisvertrages.
113
Etwa seit dem Jahr 2000 haben sich zunehmend weitere Bauvertragstypen am Baumarkt etabliert. Besonders zu nennen sind kooperative Vertragsmodelle (siehe Heilfort I Strich: Praxis alternativer Geschäftsmodelle): der Guaranteed Maximum Price-Vertrag - Garantierter Maximal-Preis-Vertrag (GMP) und die unterschiedlichen Finanzierungs- und Betreiberverträge, die meistens unter dem Begriff Public-Private-Partnership (PPP) (siehe Berner I Lohmann: PPP oder ÖPP?j oder ÖffentlichPrivater-Partnerschafts-Vertrag (ÖPP) (siehe Berner I Lohmann: Stand Öffentlich Privater Partnerschaftsprojekte - PPP in Deutschland) zusammengefasst werden.
3.3 Organisatorische Aufgaben
135
Der Bauherr lässt ein Bauwerk durch einen Generalunternehmer 114 schlüsselfertig erstellen. Damit hat der Generalunternehmer die gesamte Leistung zu erstellen. Da er hierfür nicht eingerichtet ist, wird er in der Regel einen großen Teil der Leistung, als Generalübernehmer die gesamte Leistung, durch Nachunternehmer errichten lassen. Damit übernimmt er das Schnittstellen- und das Koordinationsrisiko. Die Vergütung ist meistens pauschal (Pauschalvertrag). Hinsichtlich der Bindung von Nachunternehmern wird auf Abschnitt 3.1.1.4 verwiesen. Nachfolgend werden typische Aufgaben und Probleme beim Management der Nachunternehmer betrachtet. Generell ist jedoch festzuhalten, dass ein umfassendes Managementsystem zum Beispiel mit konkreten Prozessabläufen vorhanden sein sollte, das alle Aufgaben im Zusammenhang mit Nachunternehmerleistungen, angefangen bei der Ausschreibung über die Vergabe bis hin zur Führung der Nachunternehmer während der Leistungserbringung bis zur Abnahme und der Gewährleistung sicherstellt. 3.3.1.1
Schnittstellen risiko
Um ein Bauwerk mit Hilfe von zahlreichen Nachunternehmern errichten zu können, ist es notwendig, die gesamte Leistung in so genannte Vergabeeinheiten aufzutei· len. In einer ersten Annäherung entsprechen dabei die Vergabeeinheiten einer Unterteilung nach Fachgebieten oder Gewerbezweigen. So wird der Generalunternehmer, der den Rohbau selbst erstellt, einen Nachunternehmer für die Putzarbeiten, für die Estricharbeiten etc. vorsehen. Es wird sich aber bei den allermeisten Gewerken die Frage stellen, wie tief diese Untergliederung vorgenommen werden soll. So können die Estricharbeiten weiter aufgegliedert werden in Zementestrich, Anhydritestrich, Magnesiaestrich und Gussasphalt. Darüber hinaus sind Hohlraum- und Doppelböden zu betrachten. So kann es in einem speziellen Fall sinnvoll sein, alle Arbeiten an ein Estrichverlege-Unternehmen zu vergeben, damit dieses dann alle terminlichen und räumlichen Abstimmungen innerhalb der Estricharbeiten vornimmt. Es kann aber auch sinnvoll sein, bei Großbauvorhaben die Zementestricharbeiten an zwei Unternehmen zu vergeben, da ein Unternehmen kaum in der Lage sein wird, alle Flächen in der vorgesehenen Zeit zu errichten. Dies stellt gleichzeitig eine Risikominimierung dar, da dann bei Ausfall eines Unternehmens nicht gleich die ganze Baustelle steht. Das "Merkblatt Schnittstellen Rohbau I Technische Gebäu-
". Semer I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubetriebslehre, Band 1, Abschnitt 3.6
136
3 Bauphase
deausrüstung~ des DBV
115
zeigt an Hand eines Regelablaufplanes typische SchniU-
stellenprobleme auf. Schnittstellen ergeben sich aber auch zwischen zwei Gewerken. So muss zum Bei· spiel bei der Herstellung von Fassadenverkleidungen mit Naturstein genau geklärt werden, wer die Unterkonstruktion anbringt. Dies kann die Leistung des Rohbauunternehmers, des Fassadenbauers oder eines Dritten (Schlosser) sein. Probleme er· geben sich dann, wenn diese Leistungen bei keinem Nachunternehmer, oder aber auch, wenn dieselben bei zwei Nachunternehmern ausgeschrieben sind.
3.3.1.2
Koordinationsrisiko
Das zeitliche und räumliche Schniltslellenproblem wird als Koordinationsrisiko bezeichnet. Zeitlich sind die Nachunternehmer so einzusteuern, dass die Vorleistungen dann fertig sind, wenn der Nachunlernehmer auf die Baustelle kommt. Isl ein Estrich zum Beispiel noch nicht ausreichend trocken, kann mit den Bodenbelagsarbeiten nicht begonnen werden. Muss aber ein Nachunternehmer wegen nicht fertiger Vorleistung von der Baustelle wieder abziehen, so wird er höchst wahrscheinlich Behinderung anmelden. Damit wird unsicher, wann er mit der Leistungserstellung beginnt, da er sein Personal vermutlich auf anderen Baustellen einsetzen wird. Aus dieser Situation heraus werden häufig schwierige Verhandlungen mit dem Nachun· ternehmer notwendig, um diesen wieder zur Arbeitsaufnahme zu bewegen. Falls der Baubeginn für einen Nachunternehmer zu spät vereinbart wird, führt dies jedoch insbesondere bei knappen Gesamtbauzeiten zu Behinderungen beim Gesamtbauablauf, mit der Folge, dass später durchzuführende Arbeiten unter hohem Zeitdruck mit hoher Kapazität und somit in der Regel unwirtschaftlich erstellt werden müssen. Mit dem terminlichen Koordinationsrisiko ist das räumliche Koordinationsrisiko eng verbunden. Jedem Nachunlernehmer sind ausreichende Arbeits- und Lagerflächen einschließlich der Wege zur Materialversorgung zuzuweisen. Verschiedene Nachunternehmer können sich gegenseitig behindern. wenn diese räumlich im gleichen Bereich arbeiten. In verschiedenen Fällen ist diese Behinderung sogar mehr als offensichtlich. beispielsweise, wenn im gleichen Raum ein Fußboden verlegt und gleichzeitig die Wände gestrichen werden sollen. Insbesondere auch aus Gründen von Sicherheit und Gesundheitsschutz kann sich solch ein räumlicher Konflikt ergeben. Wird zum Beispiel ein Fußboden mit lösemittelhaitigen Klebern verlegt. so können in benachbarten Räumen wegen der Explosionsgefahr keine Arbeiten mit offener
m
Merkblall Schnittstellen Rohbau I Technische GebaudeaUsrCIstung (TGA), Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e. V.
3.3 Organisatorische Aufgaben
137
Flamme durchgeführt werden. Aber auch Arbeiten verschiedener Gewerke übereinander können problematisch sein, wenn beispielsweise Dachdeckungsarbeiten (herabfallendes Material und Werkzeug) und die Verfüllung der Baugrube gleichzeitig erfolgen sollen. Ein weiteres räumliches Koordinationsproblem betrifft die Zugänge und Transportwege (siehe Abschnitt 3.4.3). Falls beispielsweise in einem Treppenhaus der Fußbodenbelag verlegt wird, sind Zugänge und Transportwege über andere Treppenhäuser oder Treppentürme sicherzustellen. 3.3.1.3
Vergabe von Nachunternehmerleistungen
Die Vergabe von Nachunternehmerleistungen ist sowohl unter inhaltlichen als auch unter terminlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Der Ablauf beinhaltet folgende Teilschritte: Vergabeeinheiten definieren (z. B. Putz Wände außen). Ausschreibungsunterlagen mit allen Vertragsbestandteilen einschließlich Leistungsverzeichnis erstellen. Grundlage hierfür sollte eine freigegebene Ausführungsplanung sein. Potenzielle Nachunternehmer festlegen (Adressen). Ausschreibungsunterlagen versenden. Häufig wird es sinnvoll sein, vorab telefonisch anzufragen, ob ein Interesse an der Zusendung des Leistungsverzeichnisses besteht. Preisspiegel erstellen, nachdem die Angebote eingegangen sind. Eventuell werden jene potenziellen Nachunlernehmer nochmals angerufen, von denen noch kein Angebot vorliegt. Nachunternehmer, mit denen Auftragsverhandlungen geführt werden sollen, auswählen. Ausgewählte Nachunternehmer zu Auftragsverhandlungen einladen. Auftragsverhandlungen führen. Zuschlag erteilen, eventuell nach einem weiteren Vergabegespräch. Dieser gesamte Ablauf ist terminiich so zu steuern, dass der Nachunternehmer so rechtzeitig gebunden wird, dass er mit seiner Arbeit auf der Baustelle termingerecht beginnen kann. Dabei sind abhängig vom Gewerk noch zu berücksichtigen: Lieferzeiten für Rohstoffe und Bauleile (z. B. Stahlprofile, spezielle Glasscheiben etc.) und Zeiten der Werkstattfertigung (z. B. Fertigung von Fassadenelementen).
138
3.3.1.4
3 Bauphase
Führung und Steuerung der Nachunternehmer bei der leistungserbringung
Die Bauleitung muss sicherstellen, dass die Nachunlernehmerleistungen mängelfrei und termingerecht erbracht werden. Auf eine wirtschaftliche Bauabwicklung durch den Nachunlernehmer sollte, soweit möglich, geachtet werden, da dies die Voraussetzung dafür ist, dass der Nachunternehmer nicht insolvent wird. Diese übergeordneten Ziele werden erreicht, indem die zahlreichen, in Abschnitt 2.3 beschriebenen Managementfunktionen wie Terminmanagement, Qualitätsmanagement, Risikomanagemen!, Vertragsmanagement einschließlich der in Abschnitt 2.2.7 beschriebenen Instrumentarien zielgerichtet eingesetzt werden. Es ist sinnvoll, mit dem Nachunternehmer vertraglich zu vereinbaren, dass er eigene Bautagesberichte erstellt (siehe Abschnitt 2.2.7.5 sowie Abb. 11 und Abb. 12). Diese sind Grundlage für die Bautagesberichte des Generalunternehmers. Außerdem wird hierdurch die notwendige Führung und Steuerung der Baustelle durch den Generalunternehmer wirkungsvoll unterstützt. 3.3.1.5
Ersatzvornahme
Wenn der Bauvertrag wegen fruchtlosem Ablauf der Frist gekündigt wird, muss der Generalunternehmer einen neuen Nachunternehmer binden. Dies gilt auch bei In· solvenz. Dieses Vorgehen wird als Ersatzvornahme bezeichnet. Ersatzvornahmen können erforderlich werden, falls ein Nachunternehmer soweit in Verzug gerät, dass ein Festhalten an seiner Leistungserbringung nicht mehr möglich ist. Ein weiterer Fall für Ersatzvornahme ist dann gegeben, falls der Nachunternehmer Insolvenz beim Gericht angemeldet hat. Ein Nachunternehmer gerät automatisch in Verzug, falls mit ihm vertraglich Zwischen- oder Endtermine (Karenderdatum) vereinbart sind und er diese überschritten hat. Nach § 5 Nr. 4 VOStB kann der Auftraggeber bei Nichteinhaltung vertraglich vereinbarter Fristen, aber bei Aufrecht· erhaltung des Vertrages, Schadenersatz nach § 6 Nr. 6 VOBtB verlangen oder dem Auftragnehmer eine angemessene Frist zur Vertragserfüllung setzen und erklären, dass er ihm nach fruchtlosem Ablauf der Frist den Vertrag entzieht (§ 8 Nr. 3 VOB/B). Bei der Bindung eines neuen Nachunternehmers sind die gleichen Randbedingungen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Qualität und Termintreue zu beachten wie bei dem ursprünglich gebundenen Nachunternehmer. In der Reget wird dabei vom Generalunternehmer auf die früheren Ausschreibungsunterlagen zurückgegriffen und bei den seinerzeit unterlegenen Bietern nachgefragt, ob diese für eine Leistungserbringung zur Verfügung stehen.
3.3 Organisatorische Aufgaben
139
Durch eine Ersatzvornahme wird dem Generalunternehmer in der Regel ein Schaden entstehen, da der neu gebundene Nachunternehmer nur zu höheren Preisen zur Verfügung steht und Mehrforderungen aus Behinderungen bei anderen Nachunternehmern entstehen. Nach § 8 Nr. 3 VOB/B ist der Generalunternehmer berechtigt, diesen Schaden beim gekündigten oder insolventen Nachunternehmer geltend zu machen. Zur Abdeckung der damit verbundenen Risiken dient die Ausführungs~ bürgschaft (siehe Abschnitt 3.5.2.3). Bei Unternehmen, die in Insolvenz geraten, besteht auch die Möglichkeit, dass die dort beschäftigten Arbeitnehmer durch den Generalunternehmer für das Projekt eingestellt werden, um die Leistungen fertig zu stelten und die Risiken in Grenzen zu halten. 3.3.1.6
Vergütung von Nachunternehmern
Der Vergütungsanspruch der Nachunternehmer ergibt sich auf Grund des zwischen dem Hauptunternehmer und dem Nachunternehmer geschlossenen Bauvertrags. Ob ein Einheitspreis- oder ein Pauschalvertrag abgeschlossen wird, ist von vielen Kriterien abhängig, z. B. Risikoneigung der beiden Vertragspartner oder Detaillierung der Leistungsbeschreibung. Bei Pauschalverträgen wird in der Regel ein Zahlungsplan vereinbart (siehe Abschnitt 3.5.6.10). Nach Rechnungslegung durch den Nachunternehmer sollte die Rechnung möglichst schnell geprüft und das unbestrittene Guthaben kurzfristig angewiesen werden, damit der Nachunternehmer liquide bleibt. Dies ist die Voraussetzung, dass der Nachunternehmer seine gewerblichen Mitarbeiter bezahlen kann. Erfahrungsgemäß führen bei Nachunternehmern oft Liquiditätsprobleme dazu, dass sie ihr Personal abziehen und dann in Verzug geraten. Der Hauptunternehmer muss beachten, dass er bei bestimmten Bauleistungen als Leistungsempfänger Steuerschuldner der Umsatzsteuer (zurzeit 19 %) gemäß § 13 b Umsatzsteuergesetz (UStG) ist. In diesen Fällen erstellt der Nachunternehmer eine Rechnung ohne Umsatzsteuer und fügt auf der Rechnung den Satz ftSteuerschuldner ist der Leistungsempfänger gem. § 13 b UStG" hinzu. Als Nachweis für die Erbringung von ftbestimmten Bauleistungen" kann der Nachunternehmer dem Hauptunternehmer eine Freistellungsbescheinigung (siehe Abb. 53) nach § 48 b EStG übersenden. Kann er diese vorlegen, liegen bei den Leistungen des Nachunternehmers automatisch Bauleistungen gemäß § 13 b UStG vor.
3 Bauphase
140
Finanzamt Chemnitz-SOd
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Firm. S.C, General ConS!r\I(:l S.K.L.
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Freistellungsbesebdnigung :tum Sienerabzug bel Bauleilltungen gemäß § 48 b Abs. 1 San 1 des ElnkommeD5leuergesetzell (EStG) Name AlUChrifl S.C. Cen ....1Con'lruct 5.R.L Reclll3fonn ital .sell5chaft wird hienn;l bescheinigt, daa der Elllpflllger der Blulei$tung (LeistlUlgsempftnger) von er ab>:u& nach § 48 Abs. I EStG befreit ist.
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Dleu Bescheinigung glll flIr BaulelslU&eO (Ort und C ....erk): 11636 LudwlgtbutL nSt 856, 85611, 8S6JJ, 85&16, Anu Lndwlitb\lra: Rohbanlrbtlttn tem. WV vom 21.12.2007 flIrdeo .....btung..,mpfl0ll:.r (Firml Inw. Name. AIscbrlnj' ARGE Rohbau MFH LudwiVbury; mll Hotel und SporliJlI....UI. MO".b.nb.ld.... trd. 26, 70191 Slnlli." bis wm t\b..,hlu", dor ArbcliOD lJapten. blll um 17.02.2\>11. Wkbtl... Hlpllrla: Di... Bcsc:lIeInlauna 151 dem Lel_.......,bnp im Oripw OUIZllIllndigm, WU'In si. IIlr bcSllmmtt. p....,Jeist""3"" IiIL I.. die Bcsdlciniaunll'bt einen Zei_ &ßhia. Um>....,h eine Kaple auqcehlndil' wcnIcn. Du OrI&ittal iSl mit Oienstsiqcl. Unlorschril'l """ Sic/Iomeit$-Numm durdl.ine lntemebhfrqe beim B",,· deszct\1lOl&ml Rlr SlCIIem (ln_: www.l>ul.de)erfo1a= 0_ wmIcn dle Doten beim BlllIdesunllaloml Rlr S = ... spe"""" IlIId bei cin... Intemel4b&oae den Leisrunpempflngem bdo$obeiniaunl"'&<~ Finanz&ml Gclo'\ssllei..........lffon. Du Un.orlaoscn einer 10_ _ beim 6"""""""'lnlomt fIlr Slaml bep11ndCll1lr oI& I'llhrendc an>bc fohrllosi&l«iL Die lIe&Oi""l ....... der PfIIch. ""'" S ~ IlJlll'bt ZOhI,""",,, clic lMertlOlb des 0.1- Glllti&l«itueilnWmes W>df ode< IIlr die 0.10 8oulci>tunpD aelei$tel wcrdF"'f!lngOß mit GcgcoansprilChon A
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01:00.13:00 Uhr
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Sie
0I:W-16:OOUhr OI:OO-IUIOUhr
3.3 Organisatorische Aufgaben
141
Zu den "bestimmten Bauleistungen" gehören Werklieferungen und sonstige Leistungen, die der Herstellung, Instandsetzung, Instandhaltung, Änderung oder Beseitigung von Bauleistungen dienen, mit Ausnahme von Planungs- und Überwachungsarbeiten. 116 Daneben muss der Hauptunternehmer von dem Nachunternehmer, soweit dieser Bauleistungen erbringt, gemäß § 48 EStG eine Bauabzugssteuer in Höhe von 15 % des Leistungswertes einbehalten und an das Finanzamt abführen. Insoweit erhält der Nachunternehmer effektiv weniger ausbezahlt. Diesen Abzug kann der Nachunternehmer durch die Vorlage der oben genannten Freistellungsbescheinigung vermeiden. 3.3.2 Rohbauleistungen als Lohnleistung Auf Grund des steigenden Kostendrucks wurde in den letzten zwanzig Jahren verstärkt dazu übergegangen, Rohbauleistungen an Stelle mit eigenem Personal als Lohnleistung durch Vergabe an einen Rohbaunachunternehmer durchführen zu lassen. Hierzu stehen drei Varianten zur Wahl. Lohnleistung wird zum einen durch deutsche mittelständische Bauunternehmungen, zum anderen durch westeuropäische, vorrangig portugiesische Bauunternehmungen angeboten. Die dritte Variante ist die Vergabe der Lohnleistung an mittel- und osteuropäische Bauunternehmungen. Diese dritte Variante wird nachfolgend beschrieben. 3.3.2.1
Grundlagen der Vergaben
Die Vergabe von Lohnleistung durch einen deutschen Auftraggeber an ein deutsches oder westeuropäisches Bauunternehmen kann relativ einfach in Form eines Werkvertrages gemäß §§ 631 ff. BGB erfolgen. Die Beschäftigung von westeuropäischen Werkvertragsunternehmen in Deutschland ist auf Grundlage der bestehenden Dienstleistungsfreiheit innerhalb der Europäischen Union geregelt und somit in der Vergabe I Vertragsgestaltung ebenfalls unkritisch. In beiden Fällen ist während der
118
Die Negativ-Abgrenzung der .bestimmten Bauleistung· umfasst: ausschließlich planerische Leistungen (z. B. von Tragwerksplanern, Architekten, Garten- und Innenarchitekten, Vermessungs-. Prüfund Bauingenieuren): Labordienstleistungen (z. B. chemische Analyse von Baustoffen): reine leistungen der BauübelWachung: reine Leistungen zur Durchführung von Ausschreibungen und Vergaben: Materiallieferungen (z. B. durch Baustoffhändler oder Baumärkte). auch wenn der liefernde Unternehmer den Gegenstand der lieferung im Auftrag des Leistungsempfängers herstellt, nicht aber selbst in ein Bauwerk einbaut: Anlieferung von Beton: Lieferung von Wasser und Energie; Bereitstellen von anderen Baugeräten; Aufstellen von Material- und Bürocontainern. mobilen Toilettenhäusern: Entsorgung von Baumaterialien (Schult durch Abfuhrunternehmer): Aufstellen von Messeständen: Gerüstbau: Anlegen von Bepflanzungen und deren Pflege (z. B. Bäume, Gehölze, Blumen, Rasen) mit Ausnahme von Dachbegrünungen; die Arbeitnehmerüberlassung, auch wenn die überlassenen Arbeitnehmer fUf den Entleiher Bauleistungen erbringen; die bloße Reinigung von Räumlichkeiten oder Flächen. z B. von Fenstern; Reparatuf- und Wartungsarbeiten an Bauwerken oder Teilen von Bauwerken, wenn das (Netto-) Entgelt für den einzelnen Umsatz nicht mehr als 500 EUR beträgt.
142
3 Bauphase
Leistungserbringung der Auftragnehmer auf die Einhaltung der Zahlungsverpflichtungen gegenüber Finanzamt und Sozialkassen sowie der Mindestlohnregelung im Baugewerbe zu achten. Sollle der Auftragnehmer diesen Verpfiichtungen nicht nachkommen, so haftel der Auftraggeber im Rahmen der Generalunternehmerhaf-
tu09 (Gesetz zur Erleichterung der Bekämpfung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit) hierfür vollumfänglich.
Generalunternehmerhaftung:
"Genera/unternehmen haften, wenn von ihnen beauftragte Nachunternehmer keine Sozialversichemngsbeiträge abführen. Für Subunternehmer der 2. Stufe ("Sub-SubUnternehmer") haftet der Genera/unternehmer nur dann, wenn er einen Strohmann als 1. Subunternehmer zw;schengeschalfet hat. Die Haftungsregelung greift lediglich bei Bauvorhaben mit einem geschätzten Auftragsvolumen von mehr als
500.000,00 € .• Die weitere Möglichkeit der Vergabe an ein Bauunternehmen aus dem so genannten MOE-Raum 117 ist auf Grund gesetzlicher Restriktionen relativ aufwendig. Die Zulassung solcher ausländischer Werkvertragsunternehmer beruht auf den seit Ende 1988 von der Bundesrepublik Deutschland mit den mittel- und osteuropäischen Staaten und der Türkei geschlossenen Regierungsvereinbarungen über die Entsendung und Beschäftigung von Arbeitnehmern ausländischer Unternehmen. Die Basis ist auch hier ein Werkvertrag entsprechend §§ 631 ff. BGB. Abgrenzung Werkvertrag f Arbeitnehmerüberlassung Werkvertrag
Arbeitnehmerilberlassung
Grundsätzlich sind folgende Merkmale für einen Werkvertrag maßgebend: Vereinbarung und Erstellung eines konkret bestimmten Werkergebnisses eigenverantwortliche Organisation aller sich aus der Übernahmepflicht ergebenden Handlungen durch den Werkunternehmer keine Einflussnahme durch den Auftraggeber auf Anzahl und Qualifikation der am Werkvertrag beteiligten Arbeitnehmer Tragen des Unternehmerrisikos durch den Auftragnehmer ergebnisbezogene Vergutung
Arbeitnehmerilberlassung ist gegeben, wenn ein Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber (Verleiher) an einen Drillen (Entleiher) zur Arbeitsleistung überlassen wird. Sie erschöpft sich im bloßen zur Verfügung stellen von Arbeitskräften, die der Drille nach eigenen betrieblichen Erfordernissen in seinem Betrieb einsetzt. Arbeitnehmerilberlassung ohne Erlaubnis ist verboten!
117 MOE-Raum: Millelosteuropa-Raum
3.3 Organisatorische Aufgaben
143
Mit folgenden Ländern wurde eine Regierungsvereinbarung geschlossen: außerhalb der EU (sog. Drittstaaten):
innerhalb der EU:
Bosnien und Herzegowina Kroatien Mazedonien Serbien und Montenegro Türkei
Bulgarien Lettland Polen Rumänien Slowakei Slowenien Tschechien Ungarn
Arbeitnehmer aus diesen Staaten können im Rahmen fest vereinbarter Höchstzahlen, so genannter Kontingente (siehe Abschnitt 3.3.2.4), zur Ausführung von Werkverträgen zwischen ihrem Arbeitgeber und einem deutschen Auftraggeber für eine begrenzte Zeit in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt werden. Die Regierungsvereinbarungen regeln, wann und zu welchen Bedingungen die ausländischen Unternehmen ihre Arbeitnehmer zur Durchführung geschlossener Werkverträge in Deutschland einsetzen können. Aus den Vereinbarungen ergibt sich auch, dass die deutschen Gesetze und Rechtsvorschriften zu beachten sind. Für die osteuropäischen EU-Beitritlsländer gilt in Deutschland und Österreich eine Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit als Schutz des einheimischen Arbeitsmarktes. Durch Übergangsfristen nach dem 2+3+2-Modell laufen die Beschränkungen spätestens sieben Jahre nach deren Einführung aus. Übergangsregelungen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit: 1. Phase (2 Jahre) - Im Rahmen einer 2-jährigen Obergangsfrist ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die neuen Mitgliedsstaaten ausgesetzt. Auf Grund nationaler Maßnahmen können Alt-Mitgliedstaaten ihren Arbeitsmarkt für MOE-Staatsangehörige öffnen. 2. Phase (3 Jahre) - Vor Ablauf der ersten Phase erfolgt eine Mitteilung der AltMitgliedstaaten an die EU-Kommission, dass sie die Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit weiterführen wollen. Ohne Mitteilung läuft diese nach der 1. Phase aus. 3. Phase (2 Jahre) - Alt-Mitgliedstaaten, für die nach fünf Jahren immer noch die Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit gelten soll, müssen dies vor Ablauf der 2. Phase der EU-Kommission mitteilen. Damit wäre dann die maximale Laufzeit der Beschränkung ausgeschöpft.
Spätestens nach sieben Jahren gilt somit in allen Alt-Mitgliedstaaten die volle Freizügigkeit.
144
3 Bauphase
Die Übergangsbestimmungen sind keine Besonderheit des Beitritts der neuen Mitgliedstaaten. Auch bei den Erweiterungen der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft um Griechenland, Spanien und Portugal gallen Übergangsregelungen. Die seinerzeitigen Regelungen enthielten eine fesle Frist von sieben Jahren, die im Falle Spaniens und Portugals nachträglich auf sechs Jahre verkürzt wurde. Die Übergangsregelungen haben sich damals bewährt und für eine geordnete Annäherung der neuen an die alten Mitgliedstaaten gesorgt. Die jetzigen Übergangsregelungen mit ihrem 2+3+2-Modell sind eine Fortentwicklung des damaligen Modells. Zum Schutz der Arbeitnehmer trat im März 1996 das Gesetz zur Regelung zwingender Arbeitsbedingungen bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen - Arbeitnehmer·Entsendegesetz (AEntG) - in Kraft. Dieses Gesetz verpflichtet Auftraggeber und Auftragnehmer, die aufgrund der genannten zwischenstaatlichen Vereinbarungen einen Werkvertrag geschlossen haben, zur Einhallung gesetzlicher und tariflicher Arbeitsbedingungen. Um die Einhaltung der Bestimmungen überwachen zu können, müssen sämtliche Werkverträge durch die zuständigen Behörden des Entsendelandes (meist Wirtschaftsministerium) und in Deutschland durch die Bundesagentur für Arbeit genehmigt werden. 3.3.2.2
Vertragsgestaltung
Die Vertragsgestallung eines Werkvertrages mit einem MOE-Werkvertragsunternehmen entspricht in den Grundzügen dem Werkvertrag mit einem deutschen oder westeuropäischen Werkvertragsuniernehmen, wird aber durch zahlreiche Anlagen und zwingende Bestandteile erweitert. Ein Standardwerkvertrag besteht aus: Auftragsschreiben, Auftragsleistungsverzeichnis, Verhandlungsprotokoll ggf. mit Anlagen, Angebot des Auftragnehmers, Selbstauskunft mit ZVK-Nachweisen, Kontingentbestäligung, Personaleinsatzplan, Erklärung zum Werkvertrag, namentliche Auflislung des einzusetzenden Personals inkl. Qualifikation. Aus dem Werkvertrag müssen die Merkmale entsprechend der Abgrenzung Werkvertrag I Arbeilnehmerüberlassung eindeutig hervorgehen.
145
3.3 Organisatorische Aufgaben
3.3.2.3
Genehmigungsablauf
Der geschlossene Werkvertrag wird vom Werkvertragsunternehmen zunächst im Entsendeland den zuständigen Behörden zur Genehmigung vorgelegt. Hier erfolgt zunächst die Überprüfung des Werkvertragsunternehmens. Es wird geprüft, ob das Werkvertragsuniernehmen mindestens 25 % des Umsatzes im Heimatland leistet und die üblichen Steuern und Abgaben im Heimatland ordnungsgemäß abgeführt werden. Nach erfolgter Zustimmung werden die Unterlagen bei der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland eingereicht. Hier ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) seit 1. April 2007 für die Prüfung I Durchführung des Werkvertrags~ verfahrens zuständig. Je nach Nationalität sind in Deutschland drei Standorte für die Bearbeitung gemäß nachfolgendem Schema zuständig.
I Nationalität
---J~S;;ta~n~dort der ZAV
Bulgarien/Slowenien
Stuttgart
Tschechien/Slowakeif Rumänien/Ungam
Frankfurt am Main
Lettland/Polen
DOsseidorf
Durch die ZAV wird geprüft, ob das ausländische Werkvertragsunternehmen in Deutschland bisher seinen Steuer- und Beitragspflichten nachgekommen und keine Verstöße gegen das AEntG oder andere Gesetze bestehen. Weiterhin wird die Vollständigkeit und Plausibilität des Werkvertrags geprüft. Bezirke der Agenturen für Arbeit, in denen die Arbeitslosenquote mindestens 30 % über dem Bundesdurchschnitt liegt (GültIgkeitsdauer Oktober bis Dezember 2008) 031 AA Neubrandenburg 032 AA Rostock 033 AA Schwerin 034 AA Stralsund 035 AA Cottbus 036 AA Eberswalde 037 AA Frankfurt (Oder) 038 AA Neuruppin 042 AA Dessau-Roßlau 043 AA Halberstadt 044AA Halle 045 AA Magdeburg 046 AA Merseburg 047 AA Sangerhausen
048 AA Stendal 049 AA Wittenberg 070 AA Altenburg 071 AA Annaberg-Buchholz 072 AA Baulzen 073 AA Chemnitz 074 AA Dresden 075 AA Leipzig 076 AA Oschatz 077 AA Pima 078 AA Plauen 079 AA Riesa 092 AA Zwick.au 093 AA Erfurt
094 AAGera 097 AA Nordhausen 217 AA Bremerhaven 237 AA Hannover 321 AA Bochum 333 AA Dortmund 341 AA Duisburg 343 AA Essen 345 AA Gelsenkirchen 357 AA Köln 371 AA Oberhausen 375 AA Recklinghausen 391 AA Wuppertal 9... AA Berlin
Abb. 54: Auflistung gesperrter Bezirke (Stand Oktober 2008) "a
"a http://www.arbeitsagenlur.de/nn_27098/zenlraler-ConlenUA04-Vermittlung/A042Vermittlung/Allgemein/Liste-Agenlurbezirke-2008. html
146
3 Bauphase
Hinsichtlich der Örtlichkeit des Bauvorhabens kann es Einschränkungen geben, da Werkverträge grundsätzlich nicht zugelassen werden, soweit sie in einem Agenturbezirk durchgeführt werden sollen, in dem die Arbeitslosenquote im Durchschnitt der letzten 6 Monate mindestens um 30 % über der Arbeitslosenquote der Bundesrepublik Deutschland gelegen hat. Diese gesperrten Agenturbezirke werden quartalsweise ermittelt und veröffentlicht (siehe Abb. 54). Weiterhin erfolgt eine Überprüfung des deutschen Auftraggebers. Eine Zustimmung zum Werkvertrag durch die ZAV kann verwehrt werden, wenn beim Auftraggeber für sein eigenes Personal Kurzarbeit besteht oder angezeigt wurde, Entlassungen nach § 17 Kündigungsschutzgesetz (Massenentlassungen) durchgeführt wurden und der Auftraggeber seinen Zahlungsverpflichlungen wie Steuern und Sozialkassenbeiträgen nicht nachgekommen ist. Ferner wird geprüft, dass der Auftraggeber über die notwendige Quotierung (siehe Abschnitt 3.3.2.4) verfügt. Bei positiver Prüfung der eingereichten Unterlagen erfolgt durch die ZAV die vorläufige, während der Laufzeit des Werkvertrages aber jederzeit durch die Behörde widerrufbare Zustimmung zum Werkvertrag (siehe Abb. 55). Nach Zahlung des mit der Zustimmung einhergehenden Gebührenbescheides werden die Aufenthallstitel (Abb. 56) für die Arbeitnehmer erstellI, mit der die Arbeitnehmer im Entsendeland, wenn notwendig, die Einreise-Visa beantragen können. Nach erfolgter Einreise in Deutschland können mit dem Erhalt der Arbeitserlaubnisse die Arbeiten auf der Baustelle beginnen. Zu beachten ist, dass sich die Arbeitserlaubnisse in der Regel ausschließlich auf das den Werkvertrag betreffende Bauvorhaben beziehen und ein Arbeiten außerhalb des Baufeldes für die Mitarbeiter des Werkvertragsunternehmens untersagt ist.
3.3 Organisatorische Aufgaben
147
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Bundesagentur für Arbeit
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T_
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GENERAl. CONSTRUCT S.R L
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Auttr.gs-N•.:
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04.02 200ll
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Zentrale Auslandsund Fachvermitltung (ZAV)
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40599 OClllseldorf
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BMehlftigung ......ndhoehar ArbIltneh.......uf "., Grundlage ...... _ h e...taatllehen Va.-lnba",,,,, fll, d'8MchIftlgu"" Im Rahm... von W~; Zualehe"'""., Gebllh.. n~held I, BESCHEID Ober Zu,lch.nmg d.r Arbtltt.rl.ybn'--EU Im M.hm.n d_ W........rtraR. . ygm: 21.12.2007 ",,,"npclo_r:
.... "" "'_ritt:
A.""lorl"" A ..bI.d:
GENERAl. CONSTRUCT S R.L.
• ,
Calea Uniri 102. MQ-nOO1g 5uceava In der Donk 8aI2&t. 405119 OllsMlclo
A.ttnaeller:
ARGE.; Rohbau MFH L.u
MOnchhaldenlualloe 26, 101'"
St~
VIOr1nPl'"lftl'.. td:
ObjckllM:ai<.... t&=
AMr"ritt:
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Ar_ ludwngaburg
FIuratOd< 856, 856/1, ll56IJ, 6$'l5,
"'
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IM•••_ ... tc:
50
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RUMANIEN
siehe PE
da••• (Ztlol ah Benu.plle):
1 Bauleite<, 2 Poliert, 3 Vorart>titer. 5 Kr."f. . . . 39 Factlarl>eiter (Mau.er. Zimme<erl
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Abb.55: Bescheid über Zusicherung der Arbeitserlaubnis·EU
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148
3 Bauphase
Bel
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Zutre1rendes bitte ankreuUf!
"'u."'ahl~l.tehen
Antrag auf Zustimmung zum Aufenthaltstitel fOr Werkvettragsartlll'lrMlhmer in FOJm eine, Werkvertragsarbeitnehme rkarte Anllaben zum au.llndl","'n ArlMltnlhma"
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3 Geburtsdatum:
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7 We>lltlung Im Bur.desgeblel • soweit nicht neber;:::-t>end _
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Diese Werte Tlllgkeil nach ZiMr 1~ nur bei dem unler Zrfler 17 98"annten UnlerneM1en und nur für unteI' Ziller I' genann\ll IletrIel>ssleleiBioUSlelle.
cl'"
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Agentur lOr ArbIl~
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I Im Auftra9
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Abb. 56: Formular Aufenthaltstitel
...,,,.n,".",, KIr ...........,.._
IbiS
I D~'''tempel
I
3.3 Organisatorische Aufgaben
3.3.2.4
149
Quotierung I Kontingente
Quotierung
Um die Chancengleichheit kleiner und mittelständischer Bauunternehmungen ge· währleisten zu können, wurden für die genannte Beschäftigung von Werkvertragsarbeitnehmern im Baubereich Obergrenzen, die Quotierung, festgelegt. Diese richtet sich nach der Anzahl der gewerblichen Arbeitnehmer des deutschen Auftraggebers, für welche Beiträge zum Sozialkassenausgleichsverfahren gezahlt werden. Voraussetzung ist somit, dass es sich bei dem deutschen Auftraggeber um ein Unternehmen der Bauwirtschaft handelt und die Zugehörigkeit zu einer Zusatzversorgungs· kasse (ZVK) des Baugewerbes besteht. Diese Regelungen gelten daher auch für Unternehmen I Betriebe des Dachdeckerhandwerks, Gerüstbaugewerbes und des Garten·, Landschafts· und Sportplatzbaus. Oie Abgrenzung der Werkverträge über Bauleistungen I Betriebe des Baubereichs von den übrigen Wirtschaftsbereichen erfolgt in Anlehnung an die BaubetriebeVerordnung in Verbindung mit dem Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe und dem Tarifvertrag über das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe. Eine Zusammenfassung beinhaltet die so genannte Positivliste und Negativliste. Diese Listen geben wieder, welche aus dem Werkvertrag hervorgehenden Arbeiten quotie· rungspflichtig sind. Oie Festlegung der Quoten erfolgt einmal jährlich zu Beginn des Abrechnungszeitraumes mit Einreichung des ersten Werkvertrages. Dieser Abrechnungszeitraum läuft von Oktober eines Jahres bis September des Folgejahres. Nach Abb. 57 werden die Quoten berechnet, welche dem deutschen Auftraggeber für einen Abrechnungszeitraum zur Verfügung stehen. Diese werden als Mannmonate (MM) angegeben. Für 1 bis 15 eigene gewerblIche Mitarbeiter (MA) kann die Arbeitserlaubnis für bis zu 12 Werkvertragsarbeitnehmer erteilt werden.
Für bis zu 50 eigene gewerbliche Mitarbeiter (MA) kann die Arbeitserlaubnis für bis zu 15 Werkvertragsarbeitnehmer erteilt werden.
Bei mehr als 50 eigenen ge." werblichen Mitarbeitern (MA) darf die Arbeitserlaubnis für bis zu 30 % der gewerblichen Arbeitnehmer erteilt werden, maximal jedoch 300.
Rechenbeispiel: 9 gewerbliche MA 12 Mon =
Die Aufteilung erfolgt hier pauschal zu 180 Mannmonate.
Rechenbeispiel: 65 gewerbliche MA 30 % . 12
108MM Somit stehen dem Unternehmen 108 Mannmonate bezogen
Somit stehen dem Unternehmen 180 Mannmonate bezogen auf den Abrechnungszeitraum zur
Mon = 234 MM Somit stehen dem Unternehmen 234 Mannmonate bezogen auf
auf den Abrechnungszeitraum zur Verfügung.
Verfügung.
den Abrechnungszeitraum zur Verfügung.
Abb. 57: Berechnungsvorgabe für die Quotenermittlung
3 Bauphase
150
Der Nachweis der zur Verfügung stehenden Quote eriolgt im Rahmen des Geneh-
migungsprozesses des Werkvertrages durch Einreichung einer Selbstauskunft (Abb. 58) des deutschen Auftraggebers. Zusammen mit den als Anlage eingereichten Nachweisen der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes (ZVK) erfolgt durch die Bundesagenlur für Arbeit die Prüfung des Anspruches.
II
I
Auftrags·Nt:
Werkver1'ag Ober Bauleislungen vom:
r...... w•• nnlJ
Nachunternehmll' (Auftugnllhme'l
Bestellerfirma (Ault.agllllber) (Name) (Ansch';f1j
=::J
L
Betriebskonlo·Nr. der ZVK:
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D
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Im Bundesgebiel bestehen weile,e Niede,lanungen m' .;." ilO'_ S...... "'OI>~""A
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Anlagen: Kopien der Meldungen an die Zusalzversorgungskane des Baugewerbes
Abb.58: Formular Selbstauskunft
Stempel und Unterschrift
151
3.3 Organisatorische Aufgaben
Kontingente
Zum Oktober eines jeden Jahres werden entsprechend der Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes durch die zuständigen Ministerien der Entsendeländer die Höchstzahlen, so genannte Kontingente, festgelegt. Diese Kontingente geben an, wie viele Arbeitnehmer aus dem jeweiligen Heimatland im Rahmen von Werkverträgen nach Deutschland entsandt werden können. Änderungen der ArbeitsmarkUage in Deutschland können zu Verringerungen oder Erhöhungen der Kontingente führen. Sollte es im Laufe des Abrechungszeitraumes zu einer Überschreitung der Kontingente kommen, führt dies zu einem Annahmestopp weiterer Werkverträge bis zum Ende des Abrechnungszeitraumes. Die für das jeweilige Entsendeland errechneten Kontingente werden nach festgelegten Vergabekriterien an die Bauunternehmen des Entsendelandes verteilt. Alle Arbeitnehmer, die zur Ausführung eines Werkvertrages beschäftigt werden, also auch Werkvertragsarbeitnehmer mit Führungs- oder Verwaltungstätigkeit im Rahmen des zu genehmigenden Werkvertrages, werden auf das Kontingent angerechnet.
3.3.2.5
Zollrecht I Überwachung
Seit Anfang 2004 sind ausschließlich die Behörden der Zollverwaltung in Form der "Finanzkontrolle Schwarzarbeit für die Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung zuständig. Sie haben bei der Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten die gleichen Befugnisse wie die Polizei. Ihre Kontrollen finden vorrangig auf der Baustelle statt. Mit erfolgter Zustimmung zum Werkvertrag durch die Bundesagentur für Arbeit ergeht eine Meldung an die jeweilige für das Bauvorhaben zuständige Finanzbehörde, welche dann bei Verdacht oder stichprobenartig Kontrollen auf der Baustelle vornimmt. U
Das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung (SchwarzArbG) und das Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) bilden hierzu die Grundlage für ihre Tätigkeiten. Dabei wird vorrangig auf die Einhaltung der sozialversicherungsrechllichen Melde-, Beitrags- oder Aufzeichnungspflichten und auf die Einhaltung der Bedingungen aus dem AEntG bzw. der jeweilig geltenden Mindestlohnbestimmungen geachtet. Sollten vorgenannte Regelungen nicht erfüllt sein, besteht der Verdacht der illegalen Beschäftigung. Dies ist gegeben, wenn Ausländer nicht mit dem erforderlichen Aufenthaltstitel und zu ungünstigeren Arbeitsbedingungen als vergleichbare Arbeitnehmer beschäftigt werden, Arbeitnehmer einem Entleiher ohne die erforderliche Erlaubnis nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz gewerbsmäßig zur Arbeitsleistung überlassen werden oder die Arbeitsbedingungen nach Maßgabe des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes nicht eingehalten werden.
152
3 Bauphase
Ausländische Auftragnehmer, welche ihre Arbeitnehmer untertariflich entlehnen oder ohne den erforderlichen Aufenthaltstitel entsenden bzw. unerlaubt überlassen, wer-
den von der Durchführung künftiger Werkverträge ausgeschlossen. Das heißt, sie erhalten im Heimatland kein Kontingent und für die bei ihnen beschäftigten Arbeit-
nehmer keine Zustimmung zum Aufenlhaltstitel zum Zwecke der Beschäftigung mehr.
3.3.2.6
Ausblick
Die eingangs dieses Kapitels erläuterte Übergangsregelung für die Arbeitnehmerfreizügigkeit läuft nach einer letzten Überprüfung 2009. spätestens jedoch 2011 aus. Welche Folgen können daraus für den deutschen Arbeitsmarkt und die deutsche Bauindustrie resultieren? Am Anfang der Einführung dieser Übergangsregelung befand sich die deutsche Bauindustrie inmitten einer der längsten Rezessionsphasen der Nachkriegsgeschichte. Die Arbeitnehmerzahl hat in den letzten Jahren dramatisch abgenommen. Somit war die Angst vor weiteren Rückgängen bei der Öffnung des Arbeitsmarktes nach Osten groß. Mittlerweile hat sich die konjunkturelle Lage in Europa erheblich verbessert. Der Zustrom osteuropäischer Arbeitnehmer hat sich innerhalb der Europäischen Union stark geändert. In den letzten Jahren zogen vor allem Großbritannien, Irland und Skandinavien vorrangig polnische Arbeitnehmer an. Einhergehend mit der verbesserten wirtschaftlichen Lage in den Entsendeländern entstand dort in verschiedenen Wirtschaftsbereichen, zum Beispiel der Bauwirtschaft, ein regelrechter Fachkräftemangel. Verbunden mit gestiegenen Lohnnebenkosten bei Arbeiten in Deutschland führt dies zu einer Abschwächung des Interesses an einer Tätigkeit in Deutschland. Somit kann vermutet werden, dass nach Ablauf der Übergangsregelungen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit mit nur unwesentlichen Auswirkungen auf den deutschen Baumarkt zu rechnen ist.
3.4
Technische Aufgaben
3.4.1 Terminmanagement und Termincontrolling Die Terminplanung mittels Terminliste, Balkenplan, Weg-Zeit-Diagramm und die Netzplantechnik sind als Planungsinstrumente in Band 2, Kapitel 5 und 6 119 ausführlich dargestellt. Neben der Planung stellt die Einhaltung der Termine eine weitere
Managementauf~
gabe bei der effizienten Bauabwicklung dar. Hierzu ist ein Termincontrollingsystem
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Bemer I Kochendörier I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre. Band 2
3.4 Technische Aufgaben
153
einzurichten und umzusetzen. Durch eine regelmäßige Überwachung und Nachsteuerung ist sicherzustellen, dass alle vertraglich vereinbarten Termine eingehalten werden. Grundlage eines Termincontrollings ist eine qualitativ hochwertige Soll-OAblaufplanung (siehe auch Abschnitt 2.4.1), in der das Vertragssoll terminiich umgesetzt ist. Wichtig sind dabei folgende Punkte: 1. Klarheit der Projektstruktur (z. B. Bauteile Q Bauabschnitte Q Gewerke Q Vorgänge), 2. Kontrollierbarkeit der Vorgänge (Fertigstellungsgrade sehr lang andauernder Vorgänge können nicht festgestellt werden), 3. Eindeutigkeit der Anordnungsbeziehungen (technische I zweckmäßige Abhängigkeiten), 4. Beachtung vertraglicher Rahmenbedingungen (Zwischen- und Fertigstellungstermine), 5. Übersichtlichkeit der Darstellung (hohe Informationsdichte visualisieren). Falls sich Änderungen im Bausoll ergeben, zum Beispiel durch zusätzlich vom Auftraggeber geforderte oder durch geänderte Leistungen, aber auch durch Behinderungen, werden hieraus weitere Soll-Terminpläne entwickelt, die dann Soll-1Terminplan, Soll-2-Terminplan etc. genannt werden. Diese Terminpläne bilden nicht nur die Grundlage eines funktionierenden Termincontrollings sondern sind unter dem Begriff "Störungsmodifizierter Bauablaufplan" (siehe Abschnitt 3.5.13.1) Grundlage der Schadensermittlung nach § 6 Nr. 6 VOB/B oder der Entschädigung nach § 642 BGB. Die Terminplanung sollte in einem festen Rhythmus (z. B. 14-täglich) mit der tatsächlichen Situation auf der Baustelle verglichen werden. Der in Abb. 24 dargestellte Regelkreis zeigt, dass die beim Soll-Ist-Vergleich festgestellten Abweichungen zu analysieren sind. Falls die Abweichungen als relevant erkannt werden, sind umgehend geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten. um den Bauablauf frühestmöglich wieder dem Soll-Ablauf anzupassen oder es ist ein neuer Soll-Plan zu erstellen, falls dies die Situation erlaubt. Dieser Prozess wird auch als Nachsleuerung bezeichnet. Durch die regelmäßige Erfassung der Ist-Daten eines Vorgangs im festgelegten Rhythmus fällt pro Vorgang eine große Zahl an Daten an. Die Verarbeitung dieser Daten per Hand und auch bei Verwendung eines Tabellenkalkulationsprogramms, z. B. MS Excel®, führt schnell an Grenzen und macht ein effizientes Termincontrolling unmöglich. Abb. 59 zeigt am Beispiel eines Vorgangs, wie die verfügbaren Informationen (Soll-O, Soll-1, Ist, Abweichungen) mit einem Terminplanungsprogramm verdichtet und übersichtlich dargestellt werden können. In der Tabelle sind die Anfangs- und Endtermine von Soll-O und Soll-1 sowie die Differenzen in Tagen Zwischen Soll-1 und Soll-O (A1-0 und E1-0). Verwendet wurde hier Microsoft Project.
154
3 Bauphase
Auch andere hochwertige Terminplanungsprogramme erlauben vergleichbare Auswertungen und ähnliche Darstellungen.
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Abb.59: Visualisierung von Informationen im Terminplan
In der zeichnerischen Darstellung ist der Soll-Q·Balken als schwarzer Unterstrich dargestellt. Der schraffierte, obere Salkenteil zeigt den tatsächlichen Baufortschritt als Ist. Der breite Balken repräsentiert die Soll-1-Planung. Nachfolgend wird die Umsetzung des Terminconlrollings an hand eines Praxisbeispiels schrittweise erläutert. Das Beispiel bezieht sich auf die Erstellung einer Tiefgarage bei einer größeren Baumaßnahme in einem Bereich, der Kontaminationen aufwies. Schritt 1: Zieldefinilion Soll-O-Plan Die Aufgabe bestand darin, die Tiefgarage am 19.11.08 fertig zu stellen. Nebenbedingung war der vorherige Abbruch des kontaminierten Kellergebäudes, der aufgrund der einzuholenden Genehmigungen frühestens am 08.07.08 beginnen und nach der Planung erst am 26.08.2008 abgeschlossen werden konnte. Abb. 60 zeigt die Umsetzung der Zielvorgaben im Soll·O-Terminplan. cl
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3.4 Technische Aufgaben
Die Planung ist immer auf der Grundlage eines Netzplans (siehe Band 2, Kapitel 6) vorzunehmen, da sich nur unter diesen Bedingungen die Auswirkungen einer Störung auf die nachfolgenden Vorgänge automatisch ermitteln. Anfang und Ende der einzelnen Vorgänge sind ausgewiesen. Die Abhängigkeiten unter den gezeigten Vorgängen sind im Balkenplan dargestellt. Schritt 2: Soll·lstNergleich Abb. 61 zeigt den Soll-1st-Vergleich vom Dienstag, dem 02.09.2008. Die Dekonlaminations- und Abbrucharbeiten des Kellers (Vorgang 2) wurden termingerecht abgeschlossen. 1m Vorgang 3 (Abbruch Nebengebäude) kam es zu Störungen, so dass dieser Vorgang statt 4 Arbeitstage (geplant 27.08.2008 bis 01.09.2008) insgesamt 6 Arbeitstage (vom 27.08.2008 bis 03.09.2008) dauern würde. Aus Sicht des 02.09.2008 war bereits abzusehen, dass der Vorgang "Aushub TG" erst am Diens· tag, dem 09.09.2008 beginnen kann. Der Aushub TG wird damit insgesamt 7 KaIendertage = 5 Arbeitstage (statt 09.09.2008 jetzt 16.09.2008) später fertig. Dieser Verzug wirkt sich auch auf die Gesamtmaßnahme aus, die nun statt dem 19.11.2008 erst am 26.11.2008 fertig gestellt würde. Die Dauern der Störungsauswirkungen sind in den Spalten "AO - Ist Anfang und "EO - Ist Ende" dargestellt. Alle dem Vorgang 3 nachfolgenden Vorgänge sind im Beginn und im Ende somit um 5 Arbeitstage verzögert. ü
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Abb. 61: Im Soll-1st-Vergleich werden Abweichungen festgestellt
Schritt 3: Nachsteuerung Da der Fertigstellungstermin unbedingt einzuhalten war, wurden verschiedene Maß~ nahmen festgelegt, die dazu führen, dass wieder der 19.11.2008 als Fertigstellungstermin für die abgedichtete Tiefgarage gesichert wird. Dies sind im Einzelnen:
156
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3 Bauphase
Vorgang 4 "Aushub TG": Höhere Arbeitsleistung (größerer Bagger): Dauer von 6 Arbeitstagen auf 5 Arbeitstage reduziert, Vorgang 8 "Mauerwerk TG": Höhere Arbeitsleistung (Überstunden) von 11 Arbeitstagen auf 9 Arbeitstage reduziert, Vorgang 10 "Unterzüge TG": Beginn noch während der Fertigstellung der letzten Stützen, daher Anordnungsbeziehung von EA = 0 auf EA = ~2 geändert. Vorgang 11 "Decke TG": Höhere Arbeitsleistung (Überstunden) von 7 Arbeitstagen auf 6 Arbeitstage reduziert. Vorgang 14 "Abdichtung TG": Höhere Arbeitsleistung (Überstunden) von 5 Ar· beitstagen auf 4 Arbeitstage reduziert.
Die insgesamt festgelegten Maßnahmen ergeben in der Summe eine Beschleunigung von 7 Arbeitstagen. Bedingt durch die verschiedenen Verknüpfungen im Netz· plan (hier nicht weiter diskutiert) wirkt sich die höhere Arbeitsleistung des Vorgangs "Mauerwerk TG" jedoch nur auf den Vorgang "Unterzüge TG" aus, so dass insgesamt die gewünschte Beschleunigung von 5 Arbeitstagen erreicht wird.
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Abb.62: Erfolgreiche Nachsteuerung anfänglicher Störungen
In Abb. 62 sind die festgelegten Maßnahmen eingearbeitet. Es wird deutlich, wie Abweichungen zuerst erkannt und in ihren Auswirkungen beurteilt werden können. Durch Festlegung von Maßnahmen können die Störungen wieder kompensiert werden. Erfolgsgrundlagen waren dabei die rechtzeitige Erkennung und Analyse der Soll-Ist-Differenz sowie die sofort eingeleiteten Gegenmaßnahmen. Auf die weiterführenden Maßnahmen. die durch Behinderungen angezeigt sind und in störungsmodifizierten Bauablaufplänen nachzuweisen sind, wird ausdrücklich hingewiesen (siehe Abschnitt 3.5.13.1).
3.4 Technische Aufgaben
3.4.2
157
Sicherheitsmanagement
In Band 2 121 wurden im Abschnitt 9 die Aufgaben zu Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz im Rahmen der Betriebsplanung dargestellt. Aufgabe des Sicherheitsmanagements ist es, dafür Sorge zu tragen, dass auf der Baustelle die Rahmenbedingungen geschaffen sind, mögliche Gefahren von allen Beteiligten weitgehend abzuwenden. Jeder Bauleiter trägt hier nicht nur große moralische Verpflichtung, sondern kann auch rechtlich zur Verantwortung gezogen werden (z. B. § 222 Strafgesetzbuch fahrlässige Tötung). Im Rahmen des Sicherheitsmanagements hat die Bauleitung dafür zu sorgen, dass alle mit Sicherheit und Gesundheitsschutz sowie Umweltschutz beauftragten Personen ihre Aufgaben umfassend durchführen können. Verschiedene Pläne unterstützen die unmittelbar mit Sicherheit und Gesundheitsschutz beauftragten Personen, wie zum Beispiel die Sicherheitsfachkraft (Sifa) oder den SiGe·Koordinator in der Erfüllung ihrer Aufgaben: Organisationsplan (Festlegung der Zuständigkeiten des Baustellenpersonals), Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (SiGe-Plan), Risiko- und Gefährdungsanalysen, Alarmierungsplan, Notfallpläne (Brand, Hochwasser, Evakuierung, Höhenrettung etc.), Unterweisungen der Mitarbeiter, Umgang mit Gefahrstoffen. Letztendlich ist es aber Aufgabe aller auf einer Baustelle tätigen Personen, immer auf Sicherheit und Gesundheitsschutz zu achten. Die Bauleitung hat hier mit gutem Beispiel voranzugehen und Sicherheit und Gesundheitsschutz regelmäßig zu thematisieren. Zwei Zielgrößen werden häufig verwendet, um die Wirkung der Maßnahmen zu Sicherheit und Gesundheilsschutz zu bewerten: Unfallhäufigkeitsziffer ZUH nu ·1.000.000 ZUH -'" --"---=---"AS mit: nu Anzahl der Unfälle pro Betrachtungszeitraum und nA$ Zahl der geleisteten Arbeitsstunden im Betrachtungszeitraum. Als relativ gut anzusehen ist ein ZUH < 10.
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Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 2
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3 Bauphase
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Die Kennziffern werden meistens vierteljährlich und jährlich ermittelt. Im internationalen Vergleich ist zu beachten, dass landesspezifisch die Definition dessen, was ein Unfall ist, differieren kann und dass durch Regelungen zur Lohnfortzahlung die Krankheitsdauer unterschiedlich betrachtet werden kann.
3.4.3 Logistik Der Begriff Logistik ist heute in aller Munde und wird allgemein so definiert, dass sie dafür zu sorgen hat, dass das richtige Produkt (in Menge und Sorte), im richtigen Zustand zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Hieraus haben sich heute eine Wissenschaft und ein gesamter Wirtschaflszweig um das Lagerwesen und den Transport herum entwickelt. Dabei spielt auch die Informationsverarbeitung eine zentrale Rolle, da nicht nur bekannt sein muss, welche Produkte benötigt werden, sondern auch Informationen beim Empfänger über den aktuellen Standort des benötigten Produkts von großer Bedeutung sein können. Grundlegende Prinzipien der Logistik wurden bereits im Abschnitt 3.1 erläutert. Dabei ging es insbesondere darum, die rechtzeitige Anlieferung von Geräten und Baustoffen durch rechtzeitige Angaben an den Einkauf sicherzustellen. Das Materialanforderungsformular (Bestellschein) (siehe Abb. 50) ist ein Hilfsmittel, um dem Einkauf die exakte technische Beschreibung (Artikelnummer), die benötigte Menge, den Liefertermin sowie die lieferanschrift (Baustellenadresse) mitzuteilen. Vergleichbare Formulare gibt es auch für den Geräteabruf. Besonders bei räumlich beengten Baumaßnahmen des Schlüsselfertigbaus stellt sich häufig heraus, dass mit dem Beschaffungsprozess auch die Logistik systematisch organisiert werden muss. Typisches Beispiel hierfür ist der Hochhausbau. Falls jeder Lieferant und jeder Subunternehmer nach seinem eigenen Gutdünken die Anlieferung von Geräten und insbesondere von Baustoffen vornehmen würde, ergäben sich besonders morgens lange Staus, da nicht genügend Stellplätze für die LKW vorhanden sind. Aufzüge und Krane wären nicht in der Lage, kurzfristig alle notwendigen Transporte durchzuführen. Um dies zu vermeiden, werden die Prozessabläufe für den Warenan- und -abtransport und die Transportwege zur Einbaustelle in Prozessabläufen strukturiert (Abb. 63 und Abb. 64).
159
3.4 Technische Aufgaben
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Abb.63: Prozessablaufdiagramm für die Logistik der LKW.Disposition
Das System muss alle Warenbewegungen erfassen und steuern. Dies erfolgt in der Praxis dadurch, dass alle geplanten An- und Abtransporte zentral angemeldet und geplant werden müssen. Es werden dann den lieferanten Zeitfensler nach verschiedenen Kriterien (z. B. von 7:00 Uhr bis 8:00 Uhr) zugestanden, während denen die Materialien oder Geräte an- oder abtransportiert werden können (Abb. 65). Meistens sind die Regeln hart: Falls der Lieferant sein Zeitfenster nicht nutzt, verliert er nicht nur das Recht auf Entladung, sondern muss sogar noch eine ~Strafe" bezahlen. Beim Aufstellen eines solchen Systems sind Sonderregelungen vorzusehen, zum Beispiel für Paketanlieferungen und unangemeldete Warenlieferungen. Auch bei typischen Baustellen des Schlüsselfertigbaus ist es wichtig, dass die Logistikprozesse geplant werden. 122 Dazu gehört eine phasenorientierte Betrachtung der Transportprozesse einschließlich der Lagerflächen. Bereilslellun~ ~er
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Abb.64: Prozessablaufdiagramm für den Transport auf der Baustelle
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Krauß: Die Baulogistik in der schlüsselfertigen Ausführung
Transport zum ElnbaU(H1
3 Bauphase
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Abb.65: Steuerung des Waren umschlags
3.4.4
Qualitätsmanagement und Qualitätscontrolling
3.4.4.1
Begriffsdefinition
Die Einrichtung eines Qualitätsmanagements mit einem Qualitätscontrolling ist für die vertragsgerechte und wirtschaftliche Abwicklung eines Bauwerks von großer Bedeutung. 123 Unter einem Qualitätsmanagemenlsyslem soll dabei die Einführung von organisatorischen Maßnahmen verstanden werden, die dazu führen, dass über ein Qualitätscontrolting sichergestellt werden kann, dass die geforderte Qualität beim Bauen erbracht wird. 124 Ein solches Quatitätscontrolling ist heute bei vielen Baustellen noch nicht eingerichtet. Dies führt zu nicht unbeachtlichen Nachteilen. Zuerst steIlI sich die Frage, was unter Qualität verstanden wird. Qualität ist nicht gleichzusetzen mit Topqualität, das heißt mit einer Leistung in höchster Qualität. Stattdessen wird Qualität definiert als die Übereinstimmung einer Leistung mit den definierten Standards. Im Bauwesen ergeben sich die Standards durch das Zusammenwirken der anerkannten Regeln der Technik (siehe Abschnitt 2.4.3.1) mit verbindlich einzuhaltenden Normen sowie durch individualvertraglich festgelegte Qualitätsvorgaben. Beim Bauen können relativ leicht Situationen auftreten, bei denen die geforderte Qualität nicht erreicht wird. Andererseits gibt es auch Situationen, bei denen die Qualität zu hoch ist. Falls die Qualität nichl erbracht wird, sind entweder Nachbesserungen notwendig oder die Vergütung wird gekürzt. Für den Fall, dass eine zu hohe Qualität erbracht wird, wird dies der Bauunternehmer häufig gar nicht erfahren. Der Bauherr nimmt diese Leistungsqualitäl gern hin, wird aber in der Regel keine zusätzliche Vergütung anbieten.
123 120
Zu den Begrifflichkeiten Management und Controlling siehe Abschnitt 2.3 Elsner: Qualilälsmanagement für Baubelriebe
3.4 Technische Aufgaben
161
Das Qualitätsniveau ist durch den Bauherrn zu definieren. Indirekt kann dies durch Informationen zum Bauwerk erfolgen. So wird zum Beispiel bei den Ausbaugewerken in einem 5·Sterne·Hotel eine höhere Qualität erwartet als in einem 2·Sterne· Hotel. Diese höhere Qualität zeigt sich in der Verwendung von höherwertigen Baustoffen aber auch in höheren handwerklichen Anforderungen. Schwieriger wird die Situation jedoch bei einem Einfamilienhaus. Häufig ist unklar, ob ein relativeinfa· ches Haus oder ein Haus mit hohem Standard erstellt werden soll. In beiden Häusern können Eichenholztüren gefordert sein. In einer Luxusvilla wird aber eine andere Qualität der Eichenholztüren erwartet als beim einfachen Einfamilienhaus. Hinzuweisen ist noch darauf, dass Qualität häufig nicht quantitativ messbar ist. Als Beispiel wird die Qualität von Holzfurnieren angegeben. Bei der höchsten Qualitätsstufe muss das Furnierblalt höchsten Ansprüchen genügen. Verarbeitet muss ein Fur· nierbild auf mehreren Türen eines Raumes gleich wirken. Teilweise müssen dann sogar Abdeckleisten furniert werden, um das Gesamtbild nicht zu stören. Qualität zeigt sich häufig in der Oberflächenqualität. die nur indirekt mit Toleranzen im Hochbau zusammenhängt. 125 Die Toleranzen im Hochbau sind in folgenden Normen geregelt: DIN 18201 (04.97) DIN 18202 (04.97) DIN 18203-1 (04.97) DIN 18203-2 (05.86) DIN 18203-1 (08.84)
Begriffe, Grundsätze. Anwendung, Prüfung Toleranzen im Hochbau. Bauwerke Toleranzen im Hochbau, Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton Toleranzen im Hochbau, Vorgefertigte Teile aus Stahl Toleranzen im Hochbau, Vorgefertigte Teile aus Holz und Holzwerkstoffen
Zu beachten ist, dass diese Normen nicht dafür vorgesehen sind, die Qualität von Bauteilen und Oberflächen zu definieren. Es geht hier um Toleranzmaße, welche insbesondere das Zusammenwirken verschiedener Gewerke regeln soll. Durch ein Qualitätsmanagement sind somit Methoden und Verfahren vorzugeben. auf der Baustelle einzuführen und die Einhaltung zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass die geforderten Qualitätsstandards erbracht werden. Das Qualitätscontrolling versetzt die Bauleitung letztendlich in die Lage, die Baustelle qualitätskonform zu steuern. In den folgenden Abschnitten sollen wichtige Randbedingungen hinsichtlich eines Qualitätsmanagements bei Beton (Abschnitt 3.4.4.2), bei Sichtbeton (Abschnitt 3.4.4.3) und bei Ausbaugewerken (Abschnitt 3.4.4.4) dargelegt werden.
125
Ertl: Toleranzen im Hochbau
3 Bauphase
162
3.4.4.2
Betonqualität
Für die Überprüfung der maßgebenden Frisch- und Festbetoneigenschaften wird der Beton in drei Überwachungsklassen eingeteilt. Nach DIN 1045-3 ergeben sich hieraus der Umfang und die Häufigkeiten von Prüfungen. Der Beton der Überwachungsklassen 2 und 3 ist durch eine anerkannte Überwachungsstelle zu prüfen.
Mit der Änderung Al zur DIN 1045-3:2001-07 im Januar 2005 wurden die Zuordnungen der einzelnen Betone zu den drei Überwachungsklassen angepasst. In die Überwachungsklasse 1 gehören aHe Betone mit Druckfestigkeiten S C 25/30, Leichtbetone der Rohdichteklassen 01,6 bis 02,0 :S LC 25/28 und Betone mit Expositionsklasse XC, XC und XF1. In die Überwachungsklasse 2 gehören alle Betone mit Druckfestigkeiten ~ C 30/37 und S C 50/60, leichtbetone der Rohdichteklassen 01,0 bis 01,4 S lC 25/28 und der Rohdichleklassen 01,6 bis 02,0 lC 30/33 und lC 35/38 und Betone mit ExpositionskJasse XS, XD, XA, XM, XF2, XF3 und XF4. In die Überwachungsklasse 3 gehören alle Betone mit Oruckfestigkeiten ~ C 55/67, leichtbetone der Rohdichteklassen 01,0 bis 01,4 2: lC 30/33 und der Rohdichte· klassen 01,6 bis 02,0 ~ lC 40/44. In allen Überwachungsklassen ist das Bauunternehmen für die QualitätskontrolJe in Form einer Eigenüberwachung verantwortlich. Das Bauunternehmen hat dazu eine eigene Betonprüfstelle zu betreiben oder eine ständige Betonprüfstelle (geregelt in Anhang B der OIN 1045-3:2001-07) zu beauftragen. Zusätzlich ist in den Überwachungsklassen 2 und 3 der Einbau von Beton durch eine anerkannte ÜberwachungssteIle (Anhang C der DIN 1054-3:2001-07) fremd zu überwachen. Diese anerkannten Überwachungsstellen sind beispielsweise die Materialprüfungsanstalten (MPA), die Materialforschungs- und Prüfanstalten (MFPA) oder anerkannte, eingetragene Vereine wie beispielsweise die Gemeinschaft für Überwachung im Bauwesen E. V. (GÜB). Bei diesen Stellen ist die Überwachung anzumelden. Die Bestätigung der ÜberwachungsstelJe ist dann in den Unterlagen auf der Baustelle abzulegen und parallel an die untere Bauaufsichtsbehörde weiterzuleiten (mindestens 48 Stunden vor Betonierbeginn). Die Anzahl der Druckfestigkeitsprüfungen ist mit der Änderung A1 der OIN 10453:2001-07 vom Januar 2005 wie folgt geregelt: Überwachungsklasse 2: 3 Proben für höchstens 300 m J oder je 3 Betoniertage, Überwachungsklasse 3: 3 Proben für höchstens 50 m3 oder je 1 Betoniertag. Die Prüfverfahren, welche zur Anwendung kommen, sind in den Tabellen A.1 und A.2 der DIN 1045-3:2001-07 mit der DIN 1045-3/A1:2005-01 verankert. Es wird unterschieden in die Kontrolle der lieferscheine sowie in die Überprüfung der Konsis-
3.4 Technische Aufgaben
163
tenz, der Frischbetonrohdichte, der Druckfestigkeit, des Luftporengehaltes und anderer Eigenschaften, Die Nachweisführung wird in der DIN 1045·3:2001·07 in die eigene Dokumentation und die der Überwachungsstelle untergliedert. Die eigene Aufzeichnung wird in der Regel in Form eines so genannten Betoniertagebuches geführt. Darin sind für die einzelnen Betoniervorgänge der Zeitpunkt und die Dauer, die Lufttemperatur und die Witlerungsverhältnisse, die Art und die Dauer der Nachbehandlung, die Frischbetontemperatur, das Lieferwerk, die Nummer des Lieferscheins und der Betonsorte (nach Sortenverzeichnis) sowie die Ergebnisse der Prüfungen aus der Eigenüberwachung zu dokumentieren. Die fremd überwachende Stelle erstellt einen Überwachungsbericht. Darin enthalten sind unter anderem Angaben zum Bauunternehmen, zur Baustelle und zur Beton· prüfstelle, außerdem Angaben über den eingebauten Beton, die Überwachungsklassen, Bewertungen zur Eigenüberwachung des Bauunternehmens und eine Gesamtbewertung. Werden durch die Überwachungsstelle Prüfungen durchgeführt, so sind Angaben über die Probenentnahme und die Ergebnisse der Prüfung ebenfalls in dem Überwachungsbericht festzuhalten. 3.4.4.3
Sichtbetonqualität
Der Begriff "Sichtbeton~ wird seit mehr als einem halben Jahrhundert von Bauingenieuren geprägt als Oberbegriff für sichtbar bleibende Betonflächen, an deren Aussehen besondere Anforderungen gestellt werden und die als Gestaltungsmerkmal einen wesentlichen Beitrag zum optischen Gesamteindruck eines Bauwerks leisten. 126,127.128.129 Somit beschreibt der Begriff selbst keine Qualität. Falls das Leistungsverzeichnis keine Vorgaben zum Sichtbeton gibt, müssen diese gegebenenfalls zusätzlich vereinbart werden. Inwieweit sich hieraus eine zusätzliche Vergütung ergibt, ist an hand des Bauvertrages zu beurteilen. Ein gutes Beispiel für die Definition von Sichtbetonqualitäten wird durch das DVBMerkblatt Sichtbeton 130,131 gegeben. Dort werden verschiedene Qualitätsstufen als Sichtbetonklassen dargelegt. Daraus ergeben sich dann verschiedene Qualitätsmerkmale als Anforderungen an geschalte Sichtbetonflächen.
1211 127 128 129
130 131
Fiala et al.: Wegweiser Sichtbeton, Seite 18 Pack I Bose I Bosold: Technik des Sichtbetons, Verlag Bau+Technik, 2007 Pfeifer I Liebers I Brauneck: Sichtbeton. Technologie und Gestalt. Verlag Bau+Technik, 2006 Kramm I Schalk: Sichtbeton, Betrachtungen, Verlag Bau+Technik, 2007 DBV-Merkblatt Sichtbeton www.betonverein.de
3 Bauphase
164
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I
Abb.66: Sichtbetonklassen und deren Verknüpfung mit Anforderungen in Anlehnung an DBV-Merkblatt Sichtbeton
Aus Abb. 66 ist zu entnehmen, dass vier Sichlbelonklassen definiert sind. Die Klasse SB1 beschreibt geringe Anforderungen, wie diese beispielsweise bei Kellerwän· den oder im Bereich vorwiegend gewerblicher Nutzung vorliegen. Die Klasse SB2
beschreibt normale Anforderungen. Als Beispiel sind Treppenhausräume und Stützwände genannt. Schließlich gibt es noch die Sichtbetonklassen SB3 und SB4, die besondere Anforderungen vorgeben. Für SB3 werden Fassaden im Hochbau und für SB4 Betonflächen mit besonders hoher gestalterischer Bedeutung genannt. Für alle vier Klassen werden nun hinsichtlich der Kriterien Textur, Porigkeit, Farbtongleichmäßigkeit, Ebenheit, Arbeits- und Schalhautfugen, Erprobungsfläche und Schalhautklasse Anforderungen definiert. Selbstverständlich unterscheiden sich die Kosten der Sichtbetonflächen abhängig von der Sichtbetonklasse. Konkrete Betrage werden nicht angegeben, jedoch Eingruppierungen wie niedrig, mittel, hoch und sehr hoch. Mit diesem Merkblatt ist ein Instrumentarium für die Qualitätseinstufung von Sichtbetonflächen verfügbar. Unabhängig davon wird empfohlen, Musterflachen zu definieren. 3.4.4.4
Qualität bei anderen Gewerken
Leider gibt es relativ wenige Gewerke, bei denen in ähnlicher Form wie beim Sichtbeton verschiedene Qualitätsniveaus definiert sind, um das Bausoll zu definieren. Zum Teil vorliegende Unterlagen sind entweder Verbandsrichtlinien oder Herstellervorgaben. Teilweise widersprechen sich die Empfehlungen auch untereinander.
3.4 Technische Aufgaben
165
Als Beispiel können genannt werden: Konstru ktionsvoll holz Konstruktionsvollholz ist ein veredeltes Bauschnittholzerzeugnis. Durch gezielte Wahl des Einschnitts und durch technische Trocknung wird eine hohe Formstabilität erreicht und die Rissbildung vermindert. Zusätzliche gegenüber der DIN 4074-1 verschärfte Sortierkriterien tragen dazu bei, dass ein hohes Maß an Funklionstauglichkeit sowie hochwertige Oberflächen für die sichtbare Anwendung erreicht werden. Zwei Oberflächenqualitäten werden angeboten, egalisiert und gefast für den nicht sichtbaren Bereich (KVH®-NSi) 132.133 sowie gehobelt und gefast für den sichtbaren Bereich (KVH®-Si). Fliesen Ein spezifisches Qualitälsmerkmal bei der Verlegung von Fliesen, Naturwerkstein und anderen Platten stellen so genannte Überzähne dar. Darunter werden Höhenunterschiede zwischen zwei benachbarten Platten verstanden. Bei Böden stellen solche Höhenunterschiede Stolperstellen dar. Generell beeinträchtigen sie das optische Erscheinungsbild von gefliesten Flächen. Vom Sachverständigenkreis EURO-FEN 134 wurde hierzu im Mai 2005 ein Merkblatt herausgegeben, das neben anderen Kriterien die Höhenunterschiede bei Dick- und MitteIbettverlegung auf 1,0 mm und bei Dünnbeltverlegung auf 1,3 mm begrenzt. Der Fachverband Deutsches Fliesengewerbe im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. hat im Oktober 2005 ein anderes Merkblatt nHöhendifferenzen in keramischen, Betonwerkstein- und Naturwerksteinbekleidungen und Belägen" veröffentlicht. Danach wird die handwerkliche Verlegetoleranz grundsätzlich mit 1,0 mm angegeben. Es gibt eine Vielzahl von Gewerken, bei denen zwischen den ausführenden Unternehmen und den Bauherren bei der Abnahme regelmäßig Diskussionen zur Qualität auftreten. Besonders hervorzuheben sind: Putzarbeiten, Trockenbauarbeiten, Malerarbeiten, Sichtmauerwerk. Für diese Gewerke gibt es zurzeit keine Normen oder Merkblätter, in denen anhand verschiedener Kriterien mehrere Qualitätsstufen definiert sind. Somit muss dies ge-
132
1:13
1J.ol
Vereinbarung über Konstruktionsvollholz (KVH) auch Fichte, Tanne, Kiefer und Lärche zwischen der Vereinigung Deutscher Sägewerksverbände e. V. und dem Bund Deutscher Zimmermeister (BDZ) im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. vom Juni 1994, OberarbeiteIe Fassung vom 23.06 1997 www.kvh.de www.euro-fen.de
166
3 Bauphase
gebenenfalls im Bauvertrag (Nachunternehmervertrag) individuell definiert werden. Dies soll am Beispiel der Verspachtelung von Gipskartonplalten erläutert werden. Denkbar sind zum Beispiel vier Qualilätsstufen: (OS) 0$1: Einfache Ausführung, ohne optische Anforderungen, sichtbare Unregelmäßigkeiten sind zulässig, überstehendes Spachtelmaterial ist abzustoßen. Verwendung erfolgt zum Beispiel in Lagerräumen. 082: Slandardverspachtelung, genügt den üblichen Anforderungen an Wand- und Deckenflächen zum Beispiel im Wohnungsbau; geeignet für mittel- und grobstrukturierte Wandbekleidungen (z. B. Raufasertapete Körnung RM oder RG), für matte füllende Beschichtungen I Anstriche oder Oberputze mit Korngrößen > 1 mm. QS3: Gespachtelte Oberflächen mit erhöhten Anforderungen, zum Beispiel für fein strukturierte Wand bekleidungen, matte nicht strukturierte Beschichtungen I Anstriche oder Oberputze mit Korngrößen < 1 mm. QS4: Gespachtelte Oberflächen mit höchsten Anforderungen zum Beispiel für glatte und strukturierte Wandbekleidungen mit Glanz, Lasuren oder Beschichtungen I Anstriche bis zu mittlerem Glanz sowie Stuccolustro oder andere hochwertige Glätttechniken. Die Qualitätsstufen QS1 sowie QS3 und QS4 sind vertraglich zu vereinbaren. Abschließend wird noch auf die Umstände der Beurteilung verwiesen, insbesondere auf den Standort und auf Streiflicht. Der Standort muss generell dem üblichen Betrachtungsabstand entsprechen. So ist zum Beispiel eine Sichtbetonoberfläche aus dem "üblichen~ Abstand, unter dem später die Wandfläche bei der Nutzung wahrgenommen wird, zu beurteilen. Konkret bedeutet dies, dass eine Wandfläche zum Beispiel nicht aus einer so geringen Entfernung betrachtet wird, wie eine Zeitung gelesen wird. Streiflicht stellt ein anderes typisches Problemfeld dar. So treten unter schräg stehendem Sonnenlicht oder bei künstlicher Beleuchtung, die unmittelbar vor der zu beurteilenden Fläche aufgestellt wird, Unebenheiten auf der zu beurteilenden Fläche in Form von Schatten besonders deutlich hervor. Bei Sonnenlicht sind diese Schatteneffekte auf Putzflächen meist nur wenige Minuten (und nur an wenigen Tagen im Jahr) unter einer bestimmten Sonnenslellung sichtbar und verschwinden, sobald die Sonne höher steigt und das Licht diffuser einstrahlt. Eine Beurteilung der Putzfläche unter solch speziellen Bedingungen entspricht nicht der üblichen Situation. Mögliche Schalten unter diesen Bedingungen sind somit hinzunehmen, außer dass vertraglich etwas anderes vereinbart wurde.
3.4 Technische Aufgaben
167
Falls Streiflicht jedoch die übliche Beleuchtung darstellt, wie zum Beispiel gezielt gerichtete Strahler an repräsentativen Fassaden, ist zusätzlicher Aufwand erforderlich, um Unebenheiten zu egalisieren. Außerdem ist darauf zu achten, dass nur Materialien verwendet werden, die eine ausreichend ebene Ausführung zulassen. Die Putze müssen daher dünnschichtig sein. Bei dickschichtigen Oberputzen ist eine vorhergehende Spachtelung zwecklos. Generell ist der Unternehmer vertraglich auf eine höhere als die übliche, normale Anforderung hinzuweisen. Hilfreich sind auch Hinweise, warum diese Anforderungen gestellt werden. 3.4.5 Bemusterung An Hand der Ausschreibungs- und Vertragsunterlagen ist zu prüfen, für welche Materialen und Systeme der Auftragnehmer Bemusterungen vorzunehmen hat. In vielen Fällen behält sich der Auftraggeber vor, bestimmte Entscheidungen von einer vorhergehenden Bemusterung abhängig zu machen. Oftmals enthält das Leistungsverzeichnis noch Alternativpositionen. über deren Ausführung erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden wird. Die Bauleitung hat darauf zu achten, dass die vereinbarten Bemusterungen im vertraglich vereinbarten Umfang und rechtzeitig vorgenommen werden. Um dem ausführenden Unternehmen die notwendige Vorlaufzeit für die Beschaffung der Muster sowie für die Planung und Materialdisposition nach Vorliegen der Entscheidung zu verschaffen, ist es empfehlenswert, unmittelbar nach Auftragserhalt einen ~Ent scheidungsterminplan" zu erstellen, aus dem auch der Auftraggeber ablesen kann, welche Entscheidungen wann anstehen. Werden solche Entscheidungen nicht rechtzeitig getroffen oder sind Bemusterungstermine beispielsweise bei Vorstellung unzureichender Muster zu wiederholen, so besteht ein unmittelbares Risiko für Terminverzögerungen. Solche Bemusterungen können grundsätzlich unterschieden werden in: MateriaIbemusteru ng, Systembemusterung und Raumbemusterung. Typische Materialbemusterungen betreffen beispielsweise Bodenbeläge, bei denen der Auftraggeber über Materialart, Qualität und farbtiches Erscheinungsbild entscheiden muss. Allerdings ist hierbei darauf zu achten, in welchem Umfang die Art des Bodenbelages (z. B. Textilbelag, Fliesen, Naturstein, Parkett) die Unterkonstruktion (z. B. Estrich) beeinflusst und ob sich in Abhängigkeit vom ausgewählten Material nicht nur der Preis verändert, sondern auch die für den gesamten Bodenaufbau benötigte Konstruktionshöhe, was gegebenenfalls Planungsänderungen zur Folge haben kann.
168
3 Bauphase
Materialbemusterungen können auch vereinbart sein für unterschiedliche Oberflächenqualitälen, beispielsweise für Sichtbetonflächen. Dies kann zum einen die Schalungsart und zum anderen die Betonrezeptur (z. B. Sieblinie, Zemenlsorte, Beimischungen zur farblichen Gestaltung) betreffen. Zur Vermeidung späterer Aus-
einandersetzungen empfiehlt es sich dabei, nicht nur die Qualität zu "bemustern", sondern auch das jeweilige Arbeits-' Herstellungsverfahren. In Fällen, für die keine eindeutigen oder ausreichenden Normen zur Definition von Oberflächenqualitäten und zu zulässigen Abweichungen oder Toleranzgrenzen existieren, ist die Herstellung und Bestimmung von so genannten "Grenzmustern" hilfreich. Dabei muss sich die später zu erzielende Oberflächenqualität innerhalb der bemusterten Grenzgülen bewegen. Solche Grenzmuster müssen jedoch dann bis zur Abnahme und Abrechnung erhalten bleiben. 135 Unter Systembemusterung wird die Vorstellung unterschiedlich konzipierter und ausgestalteter Systeme verstanden. Hierzu können beispielsweise komplette Fassadensysteme gehören, bei denen dann die Gliederung und der Aufbau von Fassa~ den hinsichtlich Materialart (Metall, Glas, Naturstein, Sonnenschutz, Blendschutz etc.) und Konstruktion (vorgehängte Fassade, Profilausbildung, farbliche Gestaltung etc.) bemustert werden. Gerade die Gestaltung und die Konstruktion von Außenwänden können auch relevant sein für den Genehmigungsprozess von Bauvorhaben, das heißt, dass in besonders sensiblen Fällen die Zustimmung der Bauaufsichtsbehörde oder der Denkmalschutzbehörde von Ergebnissen einer Bemusterung abhängig sein kann. Systembemusterungen können aber auch für Möblierungs- und Beleuchtungssysteme sowie für Anlagen der Be- und Entlüftung vorgenommen werden. Gleiches gilt für die Ausstattung von Sanitärräumen einschließlich der zugehörigen Armaturen. Insbesondere bei Büro- und Hotelbauten wird oftmals eine Raumbemusterung vor~ genommen, das heißt, einzelne oder typische Räume werden als 1:1-Modell einschließlich des kompletten Ausbaus und der Möblierung gebaut. Solche Modelle werden auch als "mock-up" (eng!. ,,Attrappe~) bezeichnet. Dieser Begriff hat sich über die Luftfahrtindustrie verbreitet, wo man unter Mmock-up~ einen nicht flugfähigen Prototyp versteht, der für Funktionstests oder zur Modellierung der Innenausstattung sowie für Messepräsentationen eingesetzt wird. Die Entwicklung entsprechender DV-Programme ermöglicht zwischenzeitlich den "virtuellen Modellbau". Diese digitalen Prototypen werden aus der CAD-Planung heraus entwickelt und ermöglichen es beispielsweise, den interessierten Nutzer,
135 Grenzmuster empfehlen sich insbesondere bei der VelWendung von Naturprodukten (Holz. Naturstein)
3.4 Technische Aufgaben
169
Mieter oder Käufer virtuell durch "seine~ Räume gehen zu lassen und dabei beispielsweise unterschiedliche Wirkungsweisen von Tageslicht, künstlicher Beleuchtung, Möblierung, Farbgestaltung etc. demonstrieren zu können (virtuelle Realität eng!. virtual reality). Damit kann einerseits der Aufwand für den Sau von Prototypen reduziert und die Anzahl möglicher Alternativen erhöht werden.
3.4.6 Mängelmanagement während der Bauausführung
§ 4 Nr. 7 VOStS legt fest: .Leistungen, die schon während der Ausführung als mangelhaft oder vertragswidrig erkannt werden, hat der Auftragnehmer auf eigene Kosten durch mangelfreie zu ersetzen. Hat der Auftragnehmer den Mangel oder die Vertragswidrigkeit zu vertreten, so hat er auch den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Kommt der Auftragnehmer seiner Pflicht zur Beseitigung des Mangels nicht nach, so kann ihm der Auftraggeber eine angemessene Frist zur Beseitigung des Mangels setzen und erklären, dass er ihm nach fruchtlosem Ablauf der Frist den Auftrag entziehe (§ 8 Nr. 3). u Mängel, die während der 8auausführung auftreten, sind somit rechtlich getrennt von denen zu sehen, die während und nach der Abnahme festgestelll werden (§ 13 VOBtB). Die Beseitigung und Verhinderung von Mängeln während der 8auerstellung muss somit einen Teilprozess der betrieblichen Prozesse darstellen, der dazu führt, dass das Bauwerk mängelfrei ist. Daher ist in diesem Buch in Abschnitt 5.2 das Mängelmanagement bei und nach der Abnahme separat dargestellt. Zuerst ist festzustellen, dass der Unternehmer während der Bauausführung (somit bis zur erfolgten Abnahme) den Beweis erbringen muss, dass das Bauwerk mangelfrei ist. Hinsichtlich der Definition eines Mangels wird auf Abschnitt 5.2.1 verwiesen. Es wird empfohlen, ein Mängelmanagement aufzubauen, damit einerseits kein Organisationsverschulden vorliegt, andererseits aber auch die gesamte Leistung zeitnah mangelfrei erbracht wird. Falls beispielsweise an Sichtbetonwänden Mängel vorliegen, so sollte die .Betonkosmetik" umgehend durchgeführt werden, damit nicht zum Ende der Bauzeit ein in der Summe beträchtlicher Nachbearbeitungsaufwand anfällt. Gleichzeitig wird dadurch sichergestellt, dass der Bauherr und sein Vertreter bei Baustellenbesuchen nicht durch mangelbehaftete Leistungen einen schlechten Eindruck vom Auftragnehmer erhalten. Es ist jedoch nicht ausreichend, nur die fertige Leistung im Rahmen eines Mangelmanagementsystems zu betrachten. Im Vorfeld sind jene Prozessschritte zu definieren, bei denen typische Mängel auftreten können.
3 Bauphase
170
Als Beispiel sollen wichtige Konlrollschritte und Randbedingungen genannt werden, die beim Einbau eines schwimmenden Estrichs beim Schlüsselfertigbau eingeführt werden sollten: Vor Beginn der Leistung: Sind die Planvorgaben eindeutig und fehlerfrei? Ist der Rohfußboden für das Einbringen des schwimmenden Estrichs geeignet (Maße, Toleranzen, Verschmutzung ete.)?
Sind sonstige notwendige Vor- und Randbedingungen zur Ausführung der
•
Estricharbeiten gegeben (Heizungsleitungen abgedrückt, elektrische Leitungen verlegt, Zugluft ausgeschlossen - Fenster eingebaut ete.)? Vor Beginn des Einbringens des Estrichs: Sind die Randstreifen umlaufend korrekt gesetzt? Ist die Dämmschicht korrekt eingelegt und ist diese mit Folie abgedeckt? Unmillelbar nach dem Einbringen des Estrichs: Maßkontrollen (Höhenlage an mehreren Stellen, Ebenheit)! Ist der Estrich abgedeckt? Sichtkontrollen auf offensichtliche Mängel (Estrichentmischung)! Eventuell ist eine technische Zwischenabnahme zum Beispiel 14 Tage nach Einbringen des Estrichs sinnvoll, bei der intern, soweit möglich, alle Abnahmekrite· rlen geprüft werden.
Der Aufbau eines solchen Managementsystems zur Verhinderung von Mängeln ist wichtiger Teil zur RIsIkominimierung. Einerseits können hierdurch sehr schnell Baufehler erkannt und gegebenenfalls korrigiert werden. Andererseits wird dadurch sichergestellt, dass zum Bauende nicht eine Vielzahl von Mängeln behoben werden müssen und dadurch der Gesamtfertigstellungstermin in Frage gestellt wird. Zentraler Bestandteil eines Mängelmanagements sollten gewerkespezifische Checklisten und Formbläller sein, mit denen die Qualität der Bauleistung durch das Bauleitungspersanal in einem quasi kontinuierlichen Prozess geprüft und dokumentiert wird. Es gibt verschiedene Literatur, die beim Aufbau der Checklisten hilfreich sein kann, beispielsweise die Bücher ,,Abnahme von Bauleistungen" 138 oder nSystematiu sierte Abnahme von Bauleistungen nach VOB 137. Ein Mängelmanagementsystem dient der Dokumentation und Verfolgung von Mängeln während der Ausführung, bei der Abnahme und während der Gewährleislungsdauer. Bei Großbaustellen werden zunehmend Datenbanken installiert, bei denen über das Internet die Erfassung und Freimeldung der Mangelpunkte erfolgt. Die
1315 137
Hankammer: Abnahme von Bauleistungen Brinkmann et al.. Systematisierte Abnahme von Bauleistungen nach VOB
3.4 Technische Aufgaben
171
Mehrbenutzerfähigkeit der Datenbank beschleunigt die Abarbeitung der offenen Punkte, da der Informationsaustausch immer online erfolgen kann. Es sind jedoch umfangreiche vorbereitende Maßnahmen vor Einführung des Systems erforderlich. So müssen zur eindeutigen Zuordnung der Mangelpunkte die einzelnen Räume in der Datenbank gemäß einem Raumbuch abgebildet werden. Ebenso sind in der Datenbank die Bauelemente und die Art der Mängel eindeutig zu definieren. Durch diese Klassifizierung werden Suchkrilerien in der Mängeldatenbank ermöglicht. Die Vergabe von Schreib- und Leseberechtigungen von einzelnen Feldern in der Datenbank ermöglicht den Einsatz des Systems sowohl zwischen dem Auftraggeber und dem Generalunternehmer als auch zwischen dem Generalunternehmer und den Nachunternehmern. Eine effiziente Bearbeitung der einzelnen Mangelpunkte kann somit zeitnah ohne Export der Daten in andere Systeme erfolgen. Ebenso ist sichergestellt, dass ein Mangel nur von berechtigten Personen frei gemeldet werden kann und dass keine Daten durch Löschung oder Veränderung der Mangelpunkte verloren gehen. Die meisten Systeme ermöglichen auch eine umfassende statistische Auswertung der Mangelpunkte nach Ort oder Art. Bei kleineren Baustellen werden die Mängellisten in Form von Tabellen geführt, die in definierten Abständen zwischen den einzelnen Baubeteiligten versendet werden.
3.4.7 Aufmaß Der Begriff Aufmaß wird nicht immer einheitlich verwendet. Hier werden Aufmaß und Mengenermittlung (siehe 3.4.8) deutlich getrennt. Andere Autoren verwenden dagegen die "Mengenermittlung und das Aufmaß" in einem Zusammenhang. 138 In Abb. 67 wird dargestellt, dass das Aufmaß die Grundlage für die Mengenermittlung darstellt und sorgfältig geplant werden sollte. Die Erstellung eines Aufmaßes stellt immer die Erstellung eines Urdokuments dar, auf dem alle nachfolgenden Aufgaben basieren. Durch das Urdokument ergibt sich somit zum Beispiel konsequent unter Verwendung festgelegter Regeln (z. B. Abrechnungsregeln der VOB/C oder Regeln zur Verwendung von Näherungsverfahren) schlüssig der Rechnungsbetrag. Generell ist zwischen .Aufmaß durch Plan~ (siehe Abschnitt 3.4.7.1) und dem "gemeinsamen Aufmaß" (siehe Abschnitt 3.4.7.2) zu unterscheiden.
,Ja Schwörer: Das Baustellenhandbuch für Aufmaß und Abrechnung
3 Bauphase
172
Aufmaß
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I ' I "'======~,+i-"'======'1 r~Äe~ 1_ Gemeinsames
Aufmaß durch Plan
Aufmaß vor Ort
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Kaufmännische Daten zur Rechnungserslellung
Abb.67: Aufmaß, Mengenermittlung und nachfolgende Aufgaben
3.4.7.1
Aufmaß durch Plan
In der VOB/C, DIN 18299, Nr. 5 ist festgelegt: nDie Leistung ist aus Zeichnungen zu ermitteln, soweit die ausgeführte Leistung diesen Zeichnungen entspricht. Sind solche Zeichnungen nicht vorhanden, ist die Leistung aufzumessen. U
Somit ist das Aufmaß nach Zeichnung (nach Plan) das Regelverfahren. Hierzu wird eine zur Ausführung freigegebene Zeichnung (Plan) verwendet und zum Beispiel mit einem Stempel "Aufmaßplan u , ,Aufmaßzeichnung~ oder einer vergleichbaren Bezeichnung eindeutig gekennzeichnet. In diesen Plan müssen zwingend Ausführungsänderungen nachgetragen werden: Ausführungsänderungen. Wird beispielsweise während der Schalarbeiten oder gar kurz vor dem Betonieren noch eine Änderung mittels "Deckblatt" oder mündlich angeordnet, so wird diese Änderung im Aufmaßplan händisch nachgetragen oder das Deckblatt wird auf den Aufmaßplan aufgeklebt. Zur besseren Prüfbarkeit können folgende Eintragungen vorgenommen werden:
3.4 Technische Aufgaben
173
Maßketten können ergänzt oder vervollständigt werden. Dies kann die Mengenermittlung erleichtern. Bezeichnung von Bauteilen, zum Beispiel W1, W2 etc. für Wandabschnitte oder A1, A2 etc. für Aussparungen. Diese Bezeichnungen sind in der Mengenermittlung wieder zu verwenden und erleichtern damit die PrÜfbarkeit. Farbige Eintragungen, mit denen der Abrechner jene Bauteile markiert, die er be· reils abgerechnet hat. Diese Markierungen sollen eine Hilfe darstellen, um sicherzustellen, dass alle Bauteile abgerechnet werden. So können zum Beispiel Mauerwerk rot und Betonwände grün unterlegt werden, sobald das Bauteil er· fasst ist. Erfasste Schalung wird dadurch gekennzeichnet, dass die Wandlinien ebenfalls farbig nachgezeichnet werden. Das Aufmaß durch Plan (Zeichnung) stellt im Hochbau den Regelfall dar. Unabhän· gig davon hat es sich bei vielen Handwerkern eingebürgert, dass diese skizzenhaft ein Aufmaß (Aufmaßskizze oder auch nur als Aufmaß bezeichnet) erstellen, der die Grundlage der Mengenermittlung darstellt. Begründet ist dies auch oft dadurch, dass keine zur Ausführung freigegebene Zeichnung vorliegt. Da die Werkplanung des Planers in der Regel die Rohbaumaße zeigt, ist auch verständlich, dass bei den meisten Abrechnungsvorschriften für Ausbaugewerke die Rohbaumaße zu verwenden sind. Bei der DIN 18363 Maler- und Lackierarbeiten heißt es dagegen: ~5.
1. 1 Der Ermittlung der Leistung nach Zeichnung sind zugrunde zu legen:
auf Flächen ohne begrenzende Bauteile die Maße der ungeputzten, ungedämmten und nicht bekleideten Flachen, auf Flächen mit begrenzenden Bauteilen die Maße der zu behandelnden Flächen bis zu den sie begrenzenden, ungeputzten, ungedämmten bzw. nicht bekleideten Bauteilen, z. B. OberfllJche einer aufgestlJnderten Fußbodenkonstruktion, Unterfläche einer abgehängten Decke, bei Fassaden die Maße der Bekleidung. 5.1.2 Der Ermittlung der Leistung nach Aufmaß sind die Maße des fertigen Bauteils, der fertigen Öffnung und Aussparung zugrunde zu legen. ~
Ein Aufmaß durch Plan (Zeichnung) muss nicht gemeinsam unterzeichnet werden, jedoch fordern gelegentlich Auftraggeber, dass dieses Urdokument vom Bauleiter und von seinem eigenen Vertreter (Architekt) unterzeichnet wird. 3.4.7.2
Gemeinsames Aufmaß
Mit einem gemeinsamen Aufrnaß werden alle Leistungen zeichnerisch I skizzenhaft erfasst, für die
174
•
3 Bauphase
keine Zeichnungen vorhanden sind (siehe VOB/C, DIN 18299, Nr. 5) und die später nicht mehr zugänglich sind.
Im Hochbau werden gemeinsame Aufmaße notwendig für: die Erfassung der Höhenlage des Urgeländes, bevor mit dem Aushub begonnen wird, Bauteile an bestehenden Bauwerken, die abgebrochen werden und Bauteile, die später nicht mehr zugänglich sind. Dies betrifft alle Bauteile, die verfüllt werden, somit insbesondere Fundamente, und außen isolierte Kellerwände, eventuell auch Bodenplatten und Kellerwände. Im Erd-, Straßen- und Tiefbau ist ein hoher Anteil der Bauleistungen gemeinsam aufzumessen, da eine nachträgliche Erfassung der Mengen in der Regel nicht mehr oder nur mit einem hohen Aufwand möglich ist. Das "gemeinsame Aufmaß" kann auch durch ein unabhängiges Vermessungsbüro durchgeführt werden, auf das sich beide Parteien geeinigt haben. Das gemeinsame Aufmaß besteht somit im gemeinsamen Aufmessen der erbrachten Leistung vor Ort und der skizzenhaften Dokumentation. Die Vertreter beider Vertragspartner (Bauleiter des Auftragnehmers und die mit der Objektüberwachung nach § 15 HOAI beauftragte Person) haben das gemeinsame Aufmaßblatt zu unterzeichnen. Nach Unterzeichnung erhält eine Partei das Original, die andere eine Kopie oder einen Durchschlag. Verschiedene Bauherren geben Formulare als Aufmaßblatl vor, die mehr oder weniger aus einem leeren Blatt bestehen, das mit einer Kopf- und zwei Unterschriftszeilen versehen ist. Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass bei einem Pauschalvertrag im Gegensatz zum Einheitspreisvertrag keine Aufmaße notwendig sind. Unabhängig hiervon wird regelmäßig vertraglich festgelegt, dass die Voraussetzungen für eine Abschlagszahlung formal zu erstellen sind. In diesem Fall muss zum Beispiel durch eine gemeinsame Feststellung dokumentiert werden, dass die Decke über EG betoniert ist. Damit ist die Voraussetzung gegeben, die Abschlagszahlung anzufordern. Darüber hinaus ist festzustellen, dass auch bei Pauschalverträgen häufig nachträglich Änderungen und Ergänzungen des Leistungsumfangs vom Auftraggeber gefordert werden. In diesen Fällen sind regelmäßig Mehr- oder Minderleistungen durch ein detailliertes Leistungsverzeichnis zu hinterlegen. Zur Pauschalierung oder Abrechnung sind Aufmaße wie beim Einheitspreisvertrag erforderlich.
3.4 Technische Aufgaben
3.4.8
175
Mengenermittlung
Die Mengenermittlung, häufig auch Mengenberechnung, Massenermittlung oder Massenberechnung genannt, stellt die rechnerische Auswertung des Aufmaßes dar, mit dem Ziel, für jede Position des Leistungsverzeichnisses eine Abrechnungsmenge (Rechnungsmenge) zu ermitteln. Neben der Ermittlung von Rechnungsmengen werden Mengenermittlungen aber auch für die Kalkulation - insbesondere, falls auf der Basis einer funktionalen Ausschreibung kalkuliert werden muss - und für verschiedene Aufgaben der Arbeitsvorbereitung notwendig. Bei der Arbeitsvorbereitung sind besonders die Mengenermittlungen für die Schalungsplanung und für die Terminptanung (auszuführende Mengen pro Vorgang) zu nennen. In der Regel können die für die Kalkulation erfassten Mengen nicht direkt für diese Aufgaben weiterverwendet werden, da dort andere Abschnittsbildungen vorgenommen werden (Schalungsabschnitt) und darüber hinaus die Abrechnungsregeln der vOBte nicht zur Anwendung kommen (siehe auch Band 2). 139 Von besonderer Bedeutung ist, dass die im Aufmaß erfassten Leistungen nicht in einem physikalischen Sinn exakt errechnet werden, sondern dass von der erbrachten Leistung ein ,,Abrechnungsmodell" erstellt wird, für das dann die Mengen exakt zu ermitteln sind. Nähere Erläuterungen finden sich hierzu in Abschnitt 3.5.6.4. Diese so definierten Flächen und Volumina sind grundsätzlich nach mathematisch genauen Formeln abzurechnen. Dies gilt insbesondere bei geometrisch einfach zu bestimmenden Körpern, wie zum Beispiel Kegel- und Pyramidenstumpf, Ponton oder Rampe. Gegebenenfalls ist eine Fläche oder ein Rauminhalt in geeignete Teil~ körper aufzuteilen. Näherungsformeln sind immer dann anzuwenden, wenn Körper abzurechnen sind, die nicht oder nur mit unvertretbar hohem Rechenaufwand mathematisch genau erfasst werden können. Die Mengenermittlung muss für den Auftraggeber prüfbar sein. Dies bedeutet, dass die Mengenermitllung Hinweise enthält, wo die einzelnen Zahlen im Urdokument (das heißt im Aufmaß) zu finden sind. Jede Zahl, die in der Mengenermittlung auftritt, muss im Urdokument enthalten sein. Falls Zwischenrechnungen auf anderen Dokumenten vorgenommen werden, muss auf diese hingewiesen werden. Wesentlich einfacher ist es, Maßlinien im Abrechnungsplan zu ergänzen, um damit zum Beispiel die aus Einzeimaßen addierten Werte anzugeben. Die Prüfbarkeit wird weiter sichergestellt, indem die Aufmaßpläne systematisch abgearbeitet werden. Falls zum Beispiel Mauerwerk abgerechnet wird, beginnt man mit dem Außenmauerwerk in der linken oberen Planecke. Dann werden im Uhrzei-
'39 Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 2, Abschnitt 5.3.3.4
176
3 Bauphase
gersinn die einzelnen Mauerwerksabschnilte erfasst. Wie im Abschnitt 3.4.7.1 erläutert, ist es sinnvoll, die erfassten Bauleile zu bezeichnen (z. B. mit AM1 für Außenmauerwerk, Wandleil 1). In der Mengenermittlung wird die Zeile, in der dieser Abschnitt erfasst wird, ebenfalls mit AM1 bezeichnet.
Für den Auftragnehmer ist es wichtig, dass sichergestellt ist, dass auch alle auf dem Plan dargestellten Bauteile (Leistungen) abgerechnet werden. Eine einfache Kontrolle ist möglich, indem die ertassten Bereiche farbig angelegt werden (siehe Abschnitt 3.4.7.1). Generell ist zu unterscheiden zwischen einer Mengenermittlung von Hand (Abschnitt 3.4.8.5) und einer solchen mit EDV (Abschnitt 3.4.6.6). Da Oberflächen und Volumina für viele Baukörper insbesondere im Erdbau geometrisch sehr schwierig exakt zu berechnen sind, kommen bei der Mengenermittlung häufig auch Näherungsverfah· ren zur Anwendung (siehe Abschnitt 3.4.8.10). 3.4.8.1
Verfahren zur Flächenberechnung
Von besonderer Bedeutung bei der Berechnung von Flächen mit einer beliebigen Zahl von geraden Begrenzungslinien ist das Verfahren nach Gauß-Eliing 140. Manuell kann dies einfach durchgeführt werden, isl aber auch in den ~Regelungen für die elektronische Bauabrechnung • REB" (siehe Abschnitt 3.4.8.7) integriert. Zur An· wendung im Hochbau eignet sich die Formel 22 in der REB-VB 23.003. In der REBVB 21.003 ist das Verfahren insbesondere zur Anwendung im Erdbau beschrieben. Bei der manuellen Berechnung werden die Koordinaten der die Fläche begrenzenden Eckpunkte in einer Tabelle aufgelistet. Die ersten beiden Punkte müssen sich verfahrensbedingt am Ende der Tabelle wiederholen (siehe Abb. 68). Es ist darauf zu achten, dass die jeweils benachbarten Punkte nacheinander in die Tabelle eingegeben werden. Das Grundstück, auf das sich die Punkte beziehen, ist in Abb. 73 dargestellt. Nun wird für jede Zeile der x-Wert des vorhergehenden Punktes vom x-Wert des nachfolgenden Punktes abgezogen. Dabei bleiben die erste und letzte Zeile außen vor (in Abb. 68 grau angelegt). Zur Prüfung der Ergebnisse kann die Summe dieser Spalte berechnet werden, die sich zu Null ergeben muss. Nun werden die Differenzen mit den y-Werten der gleichen Zeile multipliziert. Die Summe der letzten Spalte ergibt den doppelten Flächeninhalt. In Abhängigkeit der Punktreihenfolge kann das Ergebnis auch negativ sein.
140
Hoffmann I Krämer: Zahlentafeln für den Baubetrieb, 7. Auflage 2006. Seile 501
177
3.4 Technische Aufgaben
Punkt N,.
,
1 2 3
9,00 9,00 29,00 29,00 21,00 21,00 9,00 9,00
4
5
6 1 2
Koordinaten Y 10,00 42,00 42,00 26,00 26,00 10,00 10,00 42,00
t.xi = x,.,-x.., 29,00 - 9,00 = 20,00 29,00 - 9,00= 20,00 21,00-29,00: - 8,00 21,00-29,00= - 8,00 9,00 - 21.00 = - 12,00 9,00 - 21,00 = - 12,00 2A=r6xi·yi= A".,."" [m'] :
ßXi' YI 20,00 . 42,00 = 840,00 20,00 ' 42,00: 840,00 - 8,00' 26,00 = -208,00 - 8,00' 26,00 = -208,00 -12.00 . 10,00: -120.00 -12,00' 10,00 = -120,00 1.024,00 512,00
Abb.68: Berechnung der Fläche einer Baugrubensohle nach Gauß-Eliing
3.4.8.2
Exakte Volumenberechnung
Die Berechnung des Volumens von Erdkörpern oder eines Baugrubenaushubs ist nur in trivialen Fällen mit allgemein bekannten Formeln für geometrische Körper einfach möglich. Nachfolgend werden die mathematisch genauen Berechnungsformeln für verschiedene Körper dargestellt: Prismatoid Das Prismatoid (Abb. 69) ist ein Polyeder mit parallelen Vielecken als Grund- und Deckflächen sowie Dreiecken und Trapezen als Seitenflächen.
h
2
~ h 2
Abb, 69: Prismatoid
Mit der Simpsonschen Formel lässt sich das Volumen eines Prismatoids exakt berechnen: 1 V=-·h (A o +4A m +A u )
6
(Formel 1)
178
3 Bauphase
Mit:
h
Höhe
Ao Au
Obere Begrenzungsfläche Untere Begrenzungsfläche
Am
Fläche in
%
Die Formel wird auch als Keplersche Fassregel bezeichnet.
Pyramidenstumpf
Ein Pyramidenstumpf ist ein Sonderfall eines Prismatoids. Die Seitenflächen stellen Trapeze dar.
h
Abb.70: Pyramidenstumpf
Ein Pyramidenstumpf kann somit eine unregelmäßige Grundfläche haben. Das Volumen eines Pyramidenstumpfes ermittelt sich zu.
V=!.-h.(A 3
0
+ V..... 'A71 +A) ol"1u u
(Formel 2)
Obelisk Der Obelisk ist wiederum ein Sonderfall eines Pyramidenslumpfes, indem die Grundfläche ein Rechteck bildet.
c
Abb. 71: Obelisk
3.4 Technische Aufgaben
179
Eine genaue Berechnung des Volumens mit a =
h V =8· b· h _ _ h_'_. [8 + b _.,,-'4,-·oc
tana
ß ist mit der Formel
_J
(Formel 3)
3·tana
gemäß den Bezeichnungen aus Abb. 71 möglich.
141
Das Volumen kann auch mit der Formel 4 berechnet werden:
v = c· d· h + h 2 (c· nd + d· ne) +
i. h 3. ne' nd 3
(Formel 4)
Dabei sind: c und d die kürzeren Seitenlängen ne und nd die Böschungsneigungen an den Seiten c und d, a und
ß Böschungswinkel an den Seiten a und b.
Somit ist zum Beispiel bei einem Böschungswinkel von 0 = 60
0
n =tana= 1,73: 1 = 1,73.
Falls die Böschungswinkel auf beiden Seiten der Baugrube identisch sind, somit na = nb = n, dann gilt: (Formel 5)
Dreiseitiges Prisma Das dreiseitige Prisma, dessen obere Seite durch eine zur Grundfläche nicht parallele Ebene abgeschnitten wird, hat für das Prismenverfahren eine besondere Bedeutung.
c a
b A
Abb.72: Dreiseitiges Prisma
141
Schach I Otlo: Bauslelleneinrichtung. Seite 121
3 Bauphase
'80
Das Volumen ermittelt sich zu:
1 V=-·(a+b+c)·A 3
(Formel 6)
mit a, b, C als den Längen der parallelen Kanten und der Grundfläche A.
3.4.8.3
Näherungsverfahren zur Volumenberechnung
Näherungsverfahren zur Berechnung von Baugruben oder Erdaufschültungen werden notwendig, da Baugruben nur selten mit den in Abschnitt 3.4.8.2 dargestellten Körpern übereinstimmen. In allen Fällen der oben dargestellten Körper wird nämlich gefordert, dass das Urgelände eben und parallel zur Baugrubensohle sein muss. In der Praxis werden daher Baugruben häufig zu Pyramidenstürnpfen oder Obelis-
ken "umgeformt" und dann mit den nachfolgend aufgeführten Näherungsveriahren berechnet: 1. Näherungsverfahren: Simpsonsche Formel Die Simpsonsche Formel ist in Abschnitt 3.4.8.2 erläutert. Häufig wird die mittlere Fläche Am durch eine weitere Näherungsformel ermittelt:
A. = (
JA. ;JA.]'
(Formel 7)
oder (Formel 8) (Formel 8) ist keine Näherungsformel, falls ein Pyramidenstumpf oder ein Obelisk berechnet wird. 2. Näherungsverfahren: Berechnung als Pyramidenstumpf Siehe (Formel 2) in Abschnitt 3.4.8.2. 3. Näherungsverfahren: Die Berechnung über (Formel 9)
3.4 Technische Aufgaben
181
Am siehe (Formel 8). Wegen der Genauigkeit der Näherungsverfahren wird auf Abschnitt 3.4.8.10 velWiesen. Bei langgestreckten, gewundenen und unregelmäßig geformten Erdkörpern, wie sie zum Beispiel im Erdbau bei Straßen typisch sind, werden die Mengen normaleIWeise mit Hilfe von Querprofiten ermittelt. Entsprechende Verfahren finden sich in den REB-VB 20 und 21 aber auch in der REB-VB 23.003 für die allgemeine Anwendung. 3.4.8.4
Mengenermittlung mit dem Prismenverfahren
Ein Verfahren zur Berechnung von Erdkörpern, das zu genauen Volumina führt, stellt das Prismenveriahren 142 dar. Das Veriahren ist mit einer geeigneten Software (für einfache Fälle auch über MS Excel® leicht programmierbar) relativ einfach anzuwenden und führt zu genauen Volumina und Oberflächen, sofern die Teilbegren~ zungsflächen als eben akzeptiert werden. Selbstverständlich ist das Volumen auch noch von der Dichte der Punkte bei den Geländeaufnahmen abhängig. Bei der Prismenmethode ergibt sich das Volumen der Baugrube durch die Differenz zweier Volumen, die sich auf eine gemeinsame Bezugsebene beziehen. Das erste Volumen wird zwischen Urgelände und Bezugsebene. das zweite Volumen zwischen ausgehobenem Gelände und Bezugsebene ermittelt. Voraussetzung ist, dass beide Körper die gleichen Außenkanten aufweisen. Die Methode wird mittels eines kleinen Beispiels erläutert. Bei diesem Beispiel werden im Vorield realitätsnah mittels Hilfsrechnungen die notwendigen Koordinaten berechnet: Beispiel Von einer Baugrube liegen die Maße der Sohle (Abb. 73) vor. Oie Baugrube ist mit 45 0 geböscht. Aus einer Geländeaufnahme sind außerdem die Eckpunkte des Grundstückes und zwei weitere Punkte im Gelände bekannt. Die GelEindeobertläche soll nur einseitig in Richtung der x-Achse ansteigen. Damit das Baugrubenvolumen berechnet werden kann, sind zuerst mittels Hilfsberechnungen die Koordinaten aller Punkte der Baugrubenumgrenzung zu bestimmen. Durch die Böschungswinkel von 45° und die gegebenen Punkte der Baugrubensohle können alle fehlenden Punkte mit Hilfe von Geradengleichungen in geeigneten zweidimensionalen Betrachtungsebenen berechnet werden. Exemplarisch wird dies an den Punkten P7 und Pa gezeigt. Zur Vereinfachung wird das rechtwinklige Koordinatensystem in die untere linke Ecke des Grundstücks gelegt.
'42 REB-VB 22013
182
3 Bauphase
"
"
36
I"
·_·f,
p. : jA o :
L
•
_
, , , , ,,, , , , , ,
•
21
Grundstticksgrenze [
-
-
'pc.-r---'P>.!l
/
_
0 on.
_
Baugrubensohle
/-+-''''--1/ :<3
PA
i---.p",__....--_-_-_-_-_-_-_--"--_-_-_-_-_-c-P-"~ -- -- -- J ~
oA
, , , , , L ._.1._ ._ ._ .. _ .. _
,
.-. I
!.. . . B
4
z
•
X
32
B
S<:hniltA- A
102,84 P,
P '. P
1.75
P, 105.J8
• =--
p.
P ~5'
100,00
=
X
Abb.73: Bemaßtes Baufeld mit zwei Höhenpunkten und den unteren Punkten der Baugrube
Die allgemeine Geradengleichung bei zweidimensionaler Betrachtungsweise lautet
z =mx + n. Dabei entspricht m = tan Cl. Betrachtet wird zuerst die Schnittebene A-A. Die Geländeneigung soll durch eine Gerade durch die Punkte PA und Pa beschrieben werden, die als parallel zur x-z·Ebene angenommen wird (siehe Abb. 74). Ihre Koordinaten lauten PA (50/ 105,38) und Pa (41102,84).
183
3.4 Technische Aufgaben
z Z",," 0.055 x + 102,63 p.
Ps P,
" P
P~
P2~5·
. 5
~t-_P;'_""_""'_""_""_""'_"'_'SZ_""'~""_'···-·····-----.x Z'_HI" X + 59,75
Abb.74: Schnitt A-A - Lage der Geraden für die Berechnung von Punkt Pr und Punkt P,
Aus m = Llz ergibt sich m zu Llx
m = 105,38 - 102,84 = 0 055 . 50 - 4 ' Um n zu bestimmen, wird Punkt PA eingesetzt: 105,38 = 0,055,50 + n, damit ist
n = 102,63.
Die Geradengleichung zur Beschreibung des Gelandes (siehe Abb. 74) lautet daher: ZxG
= 0,055 x + 102,63.
Die nachste Gerade in dieser Betrachtungsebene soll die Böschungsneigung der Baugrube an Punkt 1 parallel zur Ebene der x-Achse wiedergeben. Aus dem Winkel 45' ergibt sich m zu tan 45' 1, da die Gerade fallend verlauft, muss das Vorzeichen negativ sein. Durch Einsetzen der Koordinaten von Punkt 1 mit PI (10/101,75) bestimmt sich n zu: 101,75 = -1'10 + n ~ n = 111,75.
=
Gerade
Zx 1.7
(siehe Abb. 74) lautet also Zx_I_7
=·x + 111,75.
Punkt P 7 der Baugrube lasst sich als Schnittpunkt der Geraden ZxG und ZX_I.r berechnen:
0,055 x + 102,63 = -x + 111,75 xr
=8,64
Die Höhe des Punktes Pr berechnet sich nach Einsetzen des x·Werles in eine der beiden Geradengleichungen zu 103,11.
3 Bauphase
184
Es wird nun in die Schnittebene B-B gewechselt, um den y-Wert des Punktes Pr zu bestimmen. Hierzu wird die Gerade ZyG.7 ermittelt, die die Geländeoberfltiche aus Sicht der Schnittebene B-B durch Punkt 7 wiedergibt. Da das Gelände in dieser Schnittebene eben ist, ist m = 0, n entspricht der H6he des Punktes 7 aus der Betrachtung in der Ebene A-A. Somit ist ZyG_7
=103, 11.
In der Schnittebene B-B kann die Böschung der Baugrube durch eine Geradengleichung nachgebildet werden. Genau wie bei der Geraden ZX_I_7 wird m mit -1 besetzt und n durch Einsetzen des Punktes P, (9/101,75) errechnet. ZyJ7 =
-y + 110,75.
Durch Gleichsetzen von ZyG.7 mit ZO.7 lässt sich der y-Wen des Punktes Pr ermitteln. Zusammengefasst lauten die Koordinaten von Punkt 7
P, (8,6417,641103, 11). Genauso erfolgt die Bestimmung von Punkt P 8 , Er hat die Koordinaten
P, (45,3815,621105, 13). Analog sind die übrigen Punkte zu berechnen. Die Ergebnisse sind in Abb, 75 und Abb, 76 eingetragen. Punkte
,
,
,
A
50,00
15,00
105,38
3,63
8
4,00
15,00
102,84
1,09
1
10,00
9,00
101,75
0,00
h Ober Sohle
2
42,00
9,00
101,75
0,00
3
42,00
29,00
101,75
0,00
4
26,00
29,00
101,75
0,00
5
26,00
21,00
101,75
0,00
6
10,00
21,00
101,75
0,00
7
8,64
7,64
103,11
1,36
8
45,38
5.62
105,13
3,38
9
45,38
32,38
105,13
3,38
10
23,81
31,19
103,94
2,19
11
23.81
23,19
103,94
2,19
12
8,64
22,36
103,11
1,36
Abb.75: Koordinaten aller Punkte der BaugrUbe
3.4 Technische Aufgaben
185
"
"
" ,"
,"
• •
'.•
•
•
"
,, "
•
.
GrundslOcksgrerue
'" ,. '. "
"
- .- /
" "
"
'.
",.
"llrubensoh~
Baugrubenrand
V,
• •
"
.,
L .. _ .. _
-.,
,
Abb.76: Baugrube mit allen Punkten
In Abb, 77 sind die Koordinatenpunkte des Grundstücks dargestellt, Die Grundstücksgrenzen sollen als gemeinsame Begrenzung für die Berechnung der zwei Volumen bezogen auf die Bezugsf/ijche genutzt werden. Punkte
,
Y
,
13
0,00
0,00
14
36,00
15
h Ober Sohle
h über Ha
102,63
0,88
2,63
0,00
104,61
2,86
4,61
63,00
0,00
106,10
4,35
6,10
16
63,00
30,00
106,10
4,35
6,10
17
36,00
36,50
104,61
2,86
4,61
18
0,00
36,50
102,63
0,88
2,63
Abb.77: Koordinaten der Grundstücksgrenze
Nachdem über Hilfsrechnungen die Koordinaten aller Punkte ermittelt wurden, kann nun mit der eigentlichen Prismenmethode begonnen werden, Zunijchst wird das UrgeMnde in Dreiecke unterteilt. Dabei sollten die Dreiecksseiten auf Bruchkanten im Gelijnde liegen und damit das Gelände so genau wie m6glich nachbilden. Die Eckpunkte der Dreiecke sind zu nummerieren (Abb, 78).
186
3 Bauphase
'" '"
•
"
•
"
l:: ._ .. _ .. _ .. _ ._ .. _. _ .. _ .. _ .... _ .. _ .. _ ._ .. _ .. _ ._ .. _ . P" Po< P,. X
Abb.78; Aufleilung des Urgeländes in Dreiecke
Es ist außerdem eine Bezugsebene festzulegen, oberhalb derer man des Volumen der Dreiecksprismen berechnet. Für das Beispiel wird die Bezugshöhe Ha 100,00 m üNN gewlihlt.
=
••
~ 0
I
11
111
IV
~<
,
~
13 18 17 13 17
"
, 0,00 0,00
y
,
h Ober
H.
2.63 2.63 4.61
657,00
2.595,15
492,75
2.516,31
6,10 4,61 6,10
0,00 0,00 27,00
0,00 0,00 810,00
405,00
2,269,35
6,10
-27,00
0,00
106,10
36,00 63,00 63,00
2.161,53
985,50
0,00
" 16 15
657,00
27,00
0,00 30,00
36,00 36.00 36.50 63.00 30,00
V[m"]
1.314,00
106,10 104,61 106,10
" 17 18
Alm"]
36,00 -36.00 -27.00
4,61 4,61 4,61
0,00 0,00
·A
j"
0,00 0,00
104,61 104,61 104,61
36.00
3
0,00 0,00
2,63 4,61
0,00
" j"
2
1
V~-'Lh
1.314,00
102,63
102,63 104,61 102,63 104,61
0,00
";j -
~
-36.00 36.00
0,00
36.50 36.00 36.50 36.00 36,50
A", IdX; .y;
•
Koordinaten
0,00
0,00 0,00
Ac..-{m") = V GKamI. ~ [m'] =
2.211,75 9.542,34
Abb.79: Berechnung der Teilflächen nach Gauß-Elling und Berechnung der Volumina für das Urgelände
187
3.4 Technische Aufgaben
Die Flächen der einzelnen Dreiecke berechnet man mit dem Verfahren nach GaußElling. Das Produkt aus der mittleren Höhe des Dreiecksprismas und der Fläche ergibt jeweils das Volumen eines Prismas (Abb. 79). Die Summe aller Prismen ist das Volumen zwischen dem Urgelände und der Bezugsebene. Da nach dem Aushub mehr Punkte zu modellieren sind, ist die Aufteilung des Geländes zwangsweise kleinteiliger. Alle Punkte der Baugrube müssen Eckpunkte von Dreiecken werden. Ein Beispiel für eine Dreiecksmaschenbifdung ist in Abb. 80 dargestellt.
32
\0
21
Abb.80: Aufteilung der Baugrube und des Grundstückes in Dreiecke
Die Berechnung der Prismen erfolgt wie beim Urgelände in Bezug auf die Höhe He 100 m üNN (Abb. 81).
=
Die Differenz aus VGesamr. be:
VSaugrube
=9.542,34 m
3_
Urgel~~
und VGeSeml.
Baugrube
7.959,76 m3 = 1.582,.58 m 3
ergibt das Volumen der Baugru-
188
3 Bauphase
Koordinaten
,
= x> x x> x
5> x x
,
, 101,75 101,75 101,75 101,75 101,75
1,75 1,75 1,75
-16,00 16,00
-144,00 336,00
0,00
0,00
1,75 1,75
-16,00 32,00
V[m']
1 6
10,00 10,00
5
26.00
1 5 2 2 5
10,00 26,00
9,00 21,00 21,00 9,00 21,00
42.00
9.00
101,75
1,75
-16.00
-144,00 672,00 -144,00
42,00 26,00
9,00 21,00
101,75 101,75
1,75 1,75
-16,00 0,00
-144,00 0,00
3
42,00
29,00
101,75
1,75
16,00
464,00
13 18 12 12
0,00 0,00
0,00
102,63 102,63
-8,64 8,64
0,00 315,36
103,11
2,63 2,63 3,11
103,11 102,63
3,11 2,63
0,00 ·23,81
103,94
3,94
103,94 102,63
3,94 2,63
8,64 -23,81 0,00
0,00 -532,39 553,71 200,36 -552,15 0,00
103,94
3.94
23,81
18
11 11 18 10
8,64 8,64 0,00
23.81 23,81 0,00
23,81
36,50 22,36 22,36
36,50 23,19 23,19 36,50 31,19
15,17
96,00
168,00
192.00
336.00
160,00
280,00
157.68
439.93
110.84
357.64
95,24
333,66
742,63
Ac..sam. [m'1 " V G8$am1, llalquIlo [m') "
2.211,77 7.959.76
Abb. 81: Berechnung der Teilflächen nach Gauß·EJling und Berechnung der Volumina für das Gelände nach dem Aushub (Auszug)
3.4.8.5
Händische Mengenermittlung im Hochbau
Die Mengenermittlung von Hand ist im Hochbau immer noch weit verbreitet, insbesondere bei kleineren Bauunlernehmen und bei kleineren Abrechnungsaufgaben. Sie ist transparent und leicht verständlich. Außer Papier und Taschenrechner wer· den keine weiteren Hilfsmittel benötigt. Regelmäßig werden Formblätter verwendet. Ein Beispiel ist in Abb. 82 dargestellt. Zu beachten ist, dass Auftraggeber häufig eigene Formblätter vorschreiben. Die in den Formblättern angegebenen Begriffe werden nicht einheitlich verwendet. Gebräuchlich sind zum Beispiel: Maßgehalt: Ergebnis einer Berechnung (einer Zeile), Zwischenaufmaß: vergleichbar zum Maßgehalt Endaufmaß: Ergebnis einer Position
189
3.4 Technische Aufgaben
,...
Raum
StUck-
Gegenstände der
Lä,go
Brelle
Fliehe
H....
lnnat!
N•.
N•.
uhl
Massenberechnung
[mI
[mI
[m~
Im)
[m~
Abzug
Abb.82: Kopfzeile eines Formulars zur Mengenermittlung (Beispiel für AufmaßFormular)
Organisatorisch ist es sinnvoll, vor Beginn der Abrechnung einen Abrechnungsordner anzulegen. in dem für jede Position ein Zwischenblatt und jeweils ein Abrechnungsformblatt vorgesehen ist. Dies erleichtert den Überblick. Da die Leistungen planweise erfasst werden, erscheinen auf einem Erfassungsblatl zuerst alle Leistungen. die auf dem ersten Plan erfasst wurden (z. B. Kellergeschoss), danach jene aus dem Erdgeschoss etc. Bei der Mengenermittlung per Hand wird oft als vorteilhaft angeführt, dass durch das Arbeiten auf Formblättern eine gute Übersichtlichkeit gegeben ist. Skizzen und Erläuterungen zur Verdeutlichung der Mengenermittlung können leicht eingefügt werden. Außerdem wird immer wieder angeführt, dass beim Ausrechnen von Ergebnissen per Taschenrechner diese überschlägig kontrolliert werden können. Als nachteilig ist anzusehen. dass Änderungen aufwendig sind und eine Weiterverarbeitung der Ergebnisse für die Rechnungslegung erst nach einer erneuten Datenerfassung möglich ist. Zumindest geübte Personen können mit der nachfolgend erläuterten Erfassung per EDV wesentlich schneller und wirtschaftlicher arbeiten. 3.4.8.6
Mengenermittlung mit Standard-EDV-Programmen
Die Bauabrechnung ist mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden, da bei der Mengenberechnung und deren Bewertung mit den vertraglich vereinbarten Preisen (Fakturierung) zahlreiche Rechenoperationen auszuführen sind. Besonders hoch ist dieser Aufwand im Erdbau, da hier vermessungstechnisch ermittelte Aufmaße (siehe 3.4.7.2) verwendet werden. Um den Arbeitsaufwand zu senken, wird daher zunehmend die Elektronische Datenverarbeitung (EDV) für die Bauabrechnung eingesetzt.
3 Bauphase
190
Falls dezidierte Programme zur Mengenermittlung nicht zur Verfügung stehen, bietet es sich an, Tabellenkalkulationsprogramme (z. B. MS Excel®) zur Mengenermjttlung
zu verwenden. Es wird nicht bezweifelt, dass sich viele Bauleiter mit diesem Hilfs· mittel insbesondere durch die Programmierung von Makros ein umfangreiches Werkzeug geschaffen haben, um die Bauabrechnung relativ zügig und genau durchführen zu können. Dabei können Funktionen für komplizierte Berechnungen inleg· riert sein, wie zum Beispiel die Berechnung des Volumens von komplizierten Baugruben (zum Beispiel Prismen methode, Abschnitt 3.4.8.1). Drei gravierende Nachteile bei dieser Arbeitsweise müssen jedoch genannt werden: Umfangreiche Leislungsverzeichnisse haben eine große Anzahl von Positionen. Diese müssen händisch angelegt und zumindest der Kurztext eingegeben werden. Die Berechnungsergebnisse sind sehr schwer zu prüfen, da die Berechnungsformeln nicht ausgegeben werden. Somit stellt sich nicht unberechtigt die Frage, ob eine Mengenermittlung über ein Tabellenkalkulationsprogramm überhaupt prüfbar ist. Eine Weiterverarbeitung der Ergebnisse zum Beispiel in einem Programm zur Rechnungsschreibung ist direkt nicht möglich. 3.4.8.7
REB-Verfahrensbeschreibungen
Insbesondere im Erd- und Straßenbau ist die Mengenermittlung sehr aufwendig und häufig vielmals durch Berechnungen gekennzeichnet, die mehrfach in gleicher Art erstellt werden, zum Beispiel bei der Berechnung von Querprofilen. Daher waren schon in den 1960er Jahren Programme zu diesen Berechnungen verfügbar. Bald slellte sich heraus, dass eine Standardisierung in den Datenstrukturen und Berechnungsverfahren wegen der Prüfbarkeil notwendig ist. Unter der Leitung des Bundesministers für Verkehr und der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen 143 wurden daher die Regelungen für die Elektronische Bauabrechnung (REB)
144
erarbeitet.
Zwischenzeitlich wurden diese Aktivitäten unter dem "Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen~ (GAEB) gebündelt. Programme, die auf der Basis dieser Vorgaben beruhen, werden von einer Vielzahl von Softwarehäusern
145
angeboten.
Genormt sind die in Abb. 83 aufgeführten Verfahrensbeschreibungen (VB).
143 www.fgsv.de 1« www.gaeb.de und www.gaeb2000.delreb.hlml 14~ siehe zum Beispiel beim Bundesverband Bausoftware eV unter www.bvbs.de
191
3.4 Technische Aufgaben
I
REB-HrJ GAEB
I
VerfahrensbelJ(:hreibung REB-Verfahrensbeschreibungen, Abschnitt 20: Messwertaufbereitungen
REB-VB 20 REB 20.003
Querprofilbestimmungen durch Interpolation
REB 20.073
Bestimmung von Begrenzungslinien in Querprofilen
REB20.103
Auswertung von Nivellements
REB 20.203
Auswertung von Tachymeteraufnahmen
REB 20.214
Auswertung elektrooptischer Tachymeteraufnahmen
REB 20.303
Terrestrische Querprofilaufnahme
REB 20.314
Auswertung elektrooptischer Querprofilaulnahme
GAEB
Automatische Oreiecksvermaschung REB-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 21: Erdmassenberechnungen aus Querprofilen
REB-VB 21 REB 21.003
Massenberechnung aus QuerprofIlen
REB 21.013
Massenberechnung zwischen Begrenzungslinien
GAEB
Mengenberechnung aus Begrenzungen
REB 21.033
Oberflächenberechnung aus Querprofilen REB-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 22: Besondere Erdrnassenberechnungen
REB-VB 22 REB 22.013
Massen und Oberflächen aus Prismen
GAEB
Ermittlung von Rauminhalten und Flädlen aus Horizonten
REB-VB 23 REB 23.003 GAEB
REB-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 23: Allgemeine Abrechnungsverfahren Ailgemeine Bauabrechnung. "Manuelle" Massenermittlungen ror kleinere Berechnungen Allgemeine Mengenberechnungen REB-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 25: Besondere Abrechnungsver_ fahren im Ingenieurbau
REB_VB 25 REB 25.003
Gewichtsberechnung von Bewehrungsstahl REB-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 27: Besondere Abrechnungsverfahren im Kanalbau
REB-VB 27 REB 27.003
Massen und
Böschungs~ächen
von Grabenaushub
RES-Verfahrensbeschreibungen: Abschnitt 29: Besondere Abrechnungsver_ fahre... in Ausbau- und Gebäudelechnik
REB-VB 29 REB 29.004
Berechnung von Kanaloberflächen l{)ftungstechnischer Anlagen
Abb.83: REB· und GAEB.Verfahrensbeschreibungen
Grundsatz aller RES·Verfahren ist, dass die vom Auftragnehmer aufgestellle Erstbe· rechnung einer Prüfberechnung durch den Auftraggeber unterzogen werden kann.
3 Bauphase
192
3.4.8.8
Allgemeine Bauabrechnung (RES-VB 23.003)
Die RES 23.003 soll die Mengenermittlung für alle Positionen einer Baumaßnahme im Hochbau ermöglichen. Sie umfasst dabei auch alle Hilfs- und Nebenberechnungen. Die abzurechnenden Baukörper werden in einfache geometrische Figuren zerlegt, deren Abmessungen früher in Formblätter zur Dateneingabe einzutragen waren und heute bei interaktiven Programmen direkt am Bildschirm eingegeben werden können. Die Berechnung erfolgt für die am häufigsten vorkommenden geometrischen Figuren anhand von gespeicherten Formeln (siehe Auszug in Abb. 84) oder mit Hilfe frei wählbarer Rechenansätze. Figur
Dreieck
-------------Prisma (Deck1Ilch~ ~
Grund1't3c!'le)
Dreieck
-------------Prisma
Dreieck
-------------Prisma
Rechteck
-------------Quader Trapez
--------------
Trapezprisma (pa,al"')
-------------Masse zwischen 2 Flächen
Skizze
dJ i
/~i'" •
H-
.·h
01
2
IA" •
0". .
a·b·sinu
2
-------------a·b·sin,,·H
2 )s.{s-a}.(s-b}.(s-c) a·b·c
,.--
_______ .l-______ )s.{s-a}'(S-b).(S -cl·H .·b
--------------
•
h
H
Rauminhalt
02
•
b
a
Fläche
02
•
b
a H
03
•
b
,
•
b
BJt '.
2
-------------F!+F2·
2
L
Fläche
- -- -
--
-- --------
Rauminhalt
Fläche
--- - -- -- - -- -------03 04
• • ,
,
H
b
Rauminhalt Fläche
--- - -- -- - -- --------
05
~•
I
--- - -- - -- -- --------
a+b .h a+b. h . H
Ergebnis
01
(['
--------------
5
h
04
"
,
•
a·b·H
;~l
3
2
•
2
Werte
1
-------------- --a-h-H
•
/-
Ne.
2
cQ}'
Fonneln
b
H
Rauminhalt
b
h
Fläche
--- - -- -- - -- -------05
,
b
h
H
Rauminhalt
--- - -- -- - -- -------05
F,
F,
L
Rauminhalt
Abb.84: Formelsammlung der Allgemeinen Bauabrechnung, REB-VB 23.003 (Auszug)
Dabei können mit der Formel 00 maximal vier Werte über die vier Grundrechenarten verknüpft werden. Formel 91 erlaubt die mathematische Verknüpfung einschließlich
3.4 Technische Aufgaben
193
Klammern von beliebig vielen Zahlen. Die elektronische Bauabrechnung wird wirtschaftlicher, je umfassender sie bei einer Bauaufgabe angewendet wird. Wichtig ist, dass vor der Ausführung der vertraglichen Bauleistungen verschiedene Festlegungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer getroffen werden, wie: Bauleistungen, deren Mengen elektronisch berechnet werden sollen, und die zugrunde zu legende RES-/ GAEB-VB mit Ausgabedatum; Rechenprogramme, mit denen die Erst· und eventuelle Prüfberechnungen durchgeführt werden; Datenträger und Codes, falls der Auftraggeber ein Doppel der Datenträger für seine Prüfberechnung wünscht; Datenquellen, wie Entwurfsberechnungen, gemeinsame Aufmaße, die der Mengen berechnung zugrunde gelegt werden sollen; Geometrische Bedingungen, wie fiktive Begrenzungen der abzurechnenden Baukörper, Lage der Begrenzungslinien und Aufteilung in Abrechnungsabschnitte; Organisatorische Bedingungen und der zeitliche Ablauf für das Aufstellen und Prüfen der Bauabrechnung sowie der bei Auftraggeber und Auftragnehmer zuständigen Stellen und Bearbeiter. 3.4.8.9
Beispiel 1 für Mengenermittlung - Decke bei einem Einfamilienhaus
Für ein Einfamilienhaus ist für die Abrechnung des Titels 1.5 Mauerarbeiten die Mengenermittlung für das Erdgeschoss (siehe Abb. 86) durchzuführen. In OIN 18330 - Mauerarbeiten, Kapitel 5 - Abrechnungen ist festgelegt: n5.2 Es werden abgezogen: 5.2.1 Bei Abrechnung nach Flächenmaß [m 2J: Öffnungen über 2,50 m 2 EinzelgfÖße
" Der Titel 1.5 Mauerarbeiten des Leistungsverzeichnisses entMIt die in Abb. 85 aufgeführten Positionen: Pos
KUfztext
1.5.10
Mauerwerk Außenwände d = 36,5 cm: Höhe bis 2,50 m Kalksandsteine: DIN 106 T1. KSL-12-1 ,4-3DF
.......... m'
Mauerwerk Innenwande d = 17,5 cm: Höhe bis 2.50 m Kalksandsteine: DIN 106 T1, KSL-12-1,4-3DF
.......... m'
1.5.20
194
3 Bauphase
Pos
Kurztext
1.5.30
Mauerwerk Innenwände d = 11,5 em; Höhe bis 2,50 m Kalksandsteine: DIN 106 Tl, KSL-12-1,4-3DF
1.5.40
1.5.41
.......... m'
Zulageposition Herstellen von Öffnungen beim Aufmauern, als Fenster- und Türöffnungen, mit Fertigteilstürzen aus Stahlbeton, lichte Breite bis 1.01 m
. Stek.
Zulageposition Herstellen von Öffnungen beim Aufmauern. als Fenster- und Türöffnungen, mit Fertigteilstürzen aus Stahlbeton lichte Breite 1.01 m bis 2,01 m
.......... Stek.
Abb.85: Positionen für Titel 1.5 Mauerarbeiten
1.311'-
BRHO.110
BRHO,i'O
,
.,!
•
IWl Schlafen 18.67 m>
,.,
.'
'"
11.07
~J
Kind ~ 12.43 m'
•
..
, ,
~.
• ,"
",
'-0' '1.311. 1
m>
158tg.
Treppenftur
18.3 X26 t 8.21 m>
,.
Wohnen/KOche 39.82 m'
Diele 7.45 m>
, "
,,. ,,'
Abb.86: Aufmaßplan • Grundriss EG Einfamilienhaus
•"
,. ,.' '00
3.4 Technische Aufgaben
195
Im Aufmaßplan wurden wegen der Prüfbarkeit die Mauerabschnitte A W für Außenwände und IW für Innenwände gekennzeichnet. Die Mengenermittlung ist in Abb, 87 dargestellt.
~POS 1.5.10
Bezeichnung Stückzahl
'",
2
F"~ 1.5.2tJ
I", I", I", I", I",
11/2
1.5,JfJ
Wert +1-
11,fM
2,50
57,f25
N'
18,125
2
0,M5'2·0,26
2,5IJ
,
9,99-2·o,JM
2,5IJ
21,1~
2, IJf
2, IJl
-'-Mt)
9,99-2·o,JM
2,5IJ
21,1~
1,635'0,115
2,5IJ
,
''',
Höhe [m]
5J9-1J,J6$. 1,99' (J,5IJ - (J,J6$
'''2
''',
länge [m]
, , , , ,
Gesamt
I
''''
!O!.615
""
,
,=
2,5IJ
5,65IJ
9,99-2· o,JM - 2,26 - (), 115
2,5IJ
17,1Jd2
1,6J5
2,5IJ
,
....
2,16
2,5IJ
',,,"
5$,J41
f5,9N
",
!.HO 1.5.11
Abb, 87: Mengenermittlung
3.4.8.10 Beispiel 2 für Mengenermittlung - Baugrube
In Abschnitt 3.4.8.4 wurde das Volumen einer Baugrube mit nicht parallelen Grondund Deckflächen mit der Prismenmethode exakt berechnet. Zum Vergleich soll das Volumen dieser Baugrube (siehe Abb. 76) nun mit den in Abschnitt 3.4.8.3 beschriebenen Näherongsverfahren ermittelt werden. Punkt
N,. 7 8 9
10 11 12 7 8
,
Koordinaten
8,64 45,38 45,38 23,81 23,81 8,64 8,64 45,38
,
7,64 5,62 32,38 31,19 23,19 22,36 7,64 5,62
Ilxi = x",-Xf-'
ßx;' y;
36,74 -21,57 -21,57 -15,17 -15,17 36,74
206,48 -698,44 -672,77 -351,79 -339,20 280,69
2A
= rllxi . yi = Ao- Im"] =
-1.575,03 -787,52
Abb, 88: Berechnung der oberen Fläche der Baugrube nach Gauß-Elling
196
3 Bauphase
Die über Hilfsrechnungen ermittelten Koordinaten werden auch hier zur Berechnung der oberen und unteren Flächen ben6tigt.
=
Die Fläche der Baugrubensahle wurde bereits in Abschnitt 3.4.8.2 zu A uman 512,00 m 2 ermittelt (siehe Abb. 68). Die obere Fläche der Baugrube beträgt 787,52 m 2 (sie-
he Abb. 88). Um das Volumen der Baugrube zu bestimmen, muss nun noch die mittlere Höhe der Baugrube ermittelt werden. Diese wird über dem Flächenschwerpunkt der Baugrubensohle mit den Koordinaten (28/ 17,5/104,17) ermittelt. Die mittlere Höhe ergibt sich somit zu hm
=104,17 - 101,75 =2,42 m.
Näherungsverlahren 1: Simpsonsche Formel: V ==
~. h· (A o + 4A m + All) mit Am näherungsweise A == (.,JA; + .JA:]' 6 m 2
A
.(.J787,S2m2+.J512.00m2]2 =64237m 2 2 '
m
v = i·2,42 m-(787,52 m 2+ 4 ·642,37 m 2+ 512,OOm 2)= 1.560,50m 3 zum Vergleich mit
2 2 787,52m + 512,OOm = 649 76m2 2 ' V
=
1
6.2,42 m· (787,52 m 2 + 4· 649,76m 2+ 512,OOm 2) = 1.572,42 m 3
Näherungsverfahren 2: als Pyramidenstumpf:
V.~h(Ao +~A,A, +AJ V = ~. 2,42 m· ~87,52 m2 + .Jf778"7',5'"2"'m::4,"5'<'2","OO"m=>2 + 512,OOm 2
)= 1.560,50m
3
Näherungsverlahren 3: Über das Mittel der oberen und unteren Flächen: v=AII+Ao h
2
2 2 V = 512,OOm + 787,52m ·2,42m = 1.572,42m3 2
197
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Vergleich der Ergebnisse
Mittels der Prismenmethode (siehe Abschnitt 3.4.8.4) wurde das Volumen der Baugrube zu 1.582,58 m 3 ermittelt. Dieser Wert ist exakt, sofern die Fehler durch Angleichung der natürlichen Oberfläche durch Ebenen vernachlässigt werden. Der Wert ist somit der Referenzwert. Im Vergleich mit den Werten aus den Näherungsverfahren ergeben sich Abweichungen von 0,64 % und 1,40 % zum Ergebnis aus der Prismenmethode (Abb. 89). rBerechnung nach
V[m'l
( r
Berechnung nach Prismenverfahren (genauer Wert)
Ao + Au .JA: 2 JA:
1.582,58
Abweictung in
1%1
Im"
1.560,50
- 1,40
- 22.08
1.572,42
- 0,64
-10.16
Berechnung als Pyramiden stumpf
1.560,50
- 1,40
- 22.08
Berechnung Ober gemitlelte Flächen
1.572,42
- 0,64
- 10.16
Simpsonsche Formel mit
Am =
Simpsonsche Formel mit
Am =
A +A 0 u 2
I
Bezugswert
Abb.89: Abweichung der Näherungsverfahren zur Prismenmethode
Die Abweichungen der Ergebnisse aus den Näherungsverfahren sind, bezogen auf das Volumen der Baugrube, relativ gering. Das Prismenverfahren kann auf alle Baugruben· und Geländeformen angewendet werden. Der Aufwand bei einer Handrechnung ist relativ groß. Mit erweiterten Grundkenntnissen in MS Excel® kann das Prismenverfahren leicht selbst programmiert werden. Darüber hinaus werden auf dem Markt dezidierte Programme angeboten, die automatisch die Dreiecksvermaschung vornehmen, so dass nur die Koordinaten einzugeben sind.
3.5
Wirtschaftliche Aufgaben
3.5.1 Methodische Ansätze zum Risikomanagement und -controlling Unter einem operativen Projekt-Risikomanagement sind alle organisatorischen Maßnahmen zu verstehen, die dazu führen, dass ein funktionierendes Risikocontrol-
198
3 Bauphase
ling auf der Baustelle installiert und umgesetzt wird. Dieses ist als integriertes Risikomanagement zu konzipieren. 146 Folgende Zielsetzungen sind bei der Festlegung eines Risikomanagementsystems zu betrachten: •
Festlegung und Dokumentation von Risikopolitik, methodischem Vorgehen und Umitsystemen, Festlegung von Verantwortlichkeiten, Regelung der Berichterstattung, Einbindung der Mitarbeiter und Festlegung der projektbezogenen Verantwortlichkeiten.
Teilaufgaben des Risikocontrollings sind: Risikoidentifikation, Risikobewertung, Risikoklassifizierung und Risikosteuerung. Operatives RIsikomanagement RiS,kocontrolllng
Risikoidentifikation
Risikobewertung
Rislkosleuerung
Risikoklassilizierung Risikoanalyse
Abb.90: Grundprinzipien des Risikomanagements
1415
Spang: Integriertes Risikomanagement bei großen Bauprojekten _ Vision und Realität. Spang I Dayyari: Konzepte und Entwicklungen beim Risikomanagement komplexer Bauprojekte
In
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
199
Das Projekt-Risikomanagement ist als systematischer, iterativer Prozess in Form eines kybernetischen Regelkreises zu verstehen 147 und stellt daher einen ControJlingProzess dar (siehe Abb. 90 und Abschnitt 2.3.2). 3.5.1.1
Risikoidentifikation, Risikostrukturierung und Risikobewertung
Erste Aufgabe des Bauleiters ist es, methodisch gestützt die offensichtlichen und verborgenen Risiken aufzuspüren und zu identifizieren. Ein einfacher methodischer Ansatz zur Risikoidentifikation stellen Checklisten dar, durch die der Bauleiter auf mögliche Risiken hingewiesen wird. Die Risiken können unterteilt werden in rechtliche und technische Risiken. Beispiel für ein rechtliches Risiko sind zum Beispiel spezielle Vereinbarungen zur Qualität mit einer Vereinbarung von Vergütungsminderungen, falls die Qualität nicht eingehalten wird. Andere typische rechtliche Risiken stellen zum Beispiel individuel· le Vereinbarungen zu Zwischen- und Endterminen oder individuelle Regelungen zu einer verlängerten Gewährleistung dar. Typische technische Risiken leiten sich hauptsächlich aus den Bauverfahren und den verwendeten Baustoffen ab. Als Beispiel könnte der Einsatz von veralteten, nicht gewarteten Geräten genannt werden mit der Folge, dass Qualitäten oder Termine bei Ausfall oder Störungen beim Gerät nicht eingehalten werden können. Andere Methoden, um Projektrisiken zu erkennen, orientieren sich an Brainstorming, Mind Mapping oder anderen vergleichbaren Veriahren. Grundlage dieser Methoden ist, dass Risiken bevorzugt in moderierten Gruppensitzungen identifiziert werden. Vorteilhaft bei diesen Methoden ist, dass in die Gruppe neben dem auf der Baustelle tätigen Bauleitungspersonal auch Fachleute und Experten eingebunden werden können. Eng verbunden mit der Risikoidentifikation ist die Risikostrukturierung. Ergebnis ist ein Katalog, in dem insbesondere auch nach Risikogruppen unterschieden wird. Mögliche Risikogruppen stellen zum Beispiel dar: Art (technisch, kaufmännisch, termini ich, höhere Gewalt), Ursache und Ursprung, Risikoträger, Steuerungsmöglichkeit oder produktions- oder lebenszyktusorientiertes Risiko. Erkannte Risiken müssen in einem weiteren Schritt bewertet werden (Risikobewertung, auch Risikoquantifizierung genannt). Zur kosten mäßigen Beurteilung der möglichen Auswirkungen wird häufig das Produkt aus der Eintrittswahrscheinlichkeit P(A) eines Risikos A und dem möglichen Schaden herangezogen I(A). Dieses Produkt wird als Risikopotenzial R(A) bezeichnet.
147
Naumann: Koslen-Risiko-Analyse für Verkehrsinfrastrukturprojekte. S. 108
3 Bauphase
200
Somit gilt:
R(A)
=P(A) . I(A)
Das Gesamtrisikopotenzial Rges aus mehreren möglichen Ereignissen AI ergibt sich aus der Summe der einzelnen R(A).
Dieser relativ einfache Ansatz kann erweitert werden durch stochastische Risikoverteilungen mit einer niedrigsten und höchsten Schadensannahme. Grundlage ist eine mathematische ModelIierung. Im Ergebnis erhält man einen ~realistischen Höchstschadenu, den so genannten MValue-at-Risk". Dieser wird dann mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (z. B. 90 % oder 95 %) nicht überschritten. 148 Für eine korrekte Risikobewertung sind umfangreichen Kenntnisse im Baurecht erforderlich. So fällt zum Beispiel das Baugrundrisiko grundsätzlich in den Risikobereich des Auftraggebers. Dieses kann jedoch aus den vertraglichen Bedingungen heraus auf den Auftragnehmer übergehen. Falls keine unzulässige Bauvertragsklausel vorlag (siehe Abschnitt 2.4.2) und sich das Baugrundrisiko realisiert, verbleibt das Baugrundrisiko somit beim Auftragnehmer. 149 3.5.1.2
Risikoklassifizierung und Risikoaggregation
Die Risikoklassifizierung stellt die Schnittstelle zwischen Risikobewertung und Risikosteuerung dar, indem eine Einstufung und Sortierung der Risiken nach der Behandlungsbedürftigkeit vorgenommen wird. 150, 151 Häufig angewendete Verfahren sind dabei die ABC- und Portfolioanalyse. Bei der ABC-Analyse werden die Risiken nach dem Risikopotenzial in drei Gruppen sortiert, die meistens 70 %, 20 % und 10 % des Gesamtrisikopotenzials ausmachen. Bei der qualitativen Portfolioanalyse werden die Risiken in der Regel neun verschiedenen Bereichen zugeordnet, die sich aus der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Tragweite ergeben (siehe Abb. 91). Eine Aggregation aller Risiken ist über computergestützte Simulationen heute relativ leicht möglich. 152 Durch leistungsfähige PC mit Add-Ons zu MS Excel®, Crystal Ball 153 oder @Risk 154, lassen sich auch auf Baustellen die Gesamtrisikoverteilungen ermitteln.
,.... ,. '" '" '" '"
Naumann: Kosten-Risiko-Analyse für Verkehrsinfrastrukturprojekte, S. 19' OLG Brandenburg. Urteil ....om 16.07.2008 - 4U 187107 Schnorrenberg, Goebels: Risikomanagement bei Projekten, S. 113 Fischer I Maronde I Schwiers.: Das AuftragsrisikO im Griff, S. 30 Naumann: Kosten-Risiko-Analyse für Verkehrsstrukturprojekte: Gürtler: Stochastische Risikobetrachtungen bei PPP-Projekten oder Nemuth: Risikomanagement bei internationalen Bauprojekten www.crystalball.com www.palisade,comlrisklde
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
201
Eintrittswahrscheinlichkeit
3· hoch
R1
13
0
R3
R1
"
0
2-miUeI
R1 R2 R3 R4
R'
0
1 - klein
• 0
~
•
.E
E
,
N
... R4 rschiedene Risiken Maßtoleranlen Baugrundrisiko Witterungs risiko Qualität der Planung Tragweite
e
~
,
~
M
Abb. 91; Qualitatives Risikoportfolio
3.5.1.3
Risikosteuerung
Als letzter Schritt erfolgt die Risikosteuerung. Alternativ wird dieser Schritt auch häufig mit Risikobewältigung bezeichnet. Prinzipiell ist zu unterscheiden zwischen: Risikovermeidung: Zum Beispiel Wahl einer anderen Baumethode. Risikoverminderung: Zum Beispiel Einsatz eines neuen statt eines alten Gerätes, Einsatz von hoch qualifiziertem statt weniger qualifiziertem Personal oder Erarbeitung spezieller organisatorischer Maßnahmen. Risikoübertragung: Es ist zu prüfen, ob die Risiken entweder an den Auftraggeber, an Subunternehmer oder an Versicherungen übertragen werden können. Risikoübemahme: Gründe für die Risikoübernahme sind zum Beispiel geringe Eintrittswahrscheinlichkeit, eine geringe Bedeutung aufgrund sehr geringer Auswirkungen oder fehlende Möglichkeiten für andere Maßnahmen zur Risikosteuerung. Bei Baustellen ab einem bestimmten Schwellenwert oder bei Baustellen mit einem besonderen Schwierigkeitsgrad empfiehlt es sich, ein Risikocontrolling einzurichten. Durch hierfür geschultes Personal kann zum Beispiel ein monatlicher RisikoProjektbericht erstellt werden. 3.5.2
Instrumente der Risikosteuerung
3.5.2.1
Risikosteuerung durch kaufmännische Instrumente
Für die am Bauprozess beteiligten Auftraggeber und Auftragnehmer bestehen einerseits jeweils interne Risiken, welche bereits durch das Eingehen des Bauvertrages und dem hieraus eigenen Handeln in der Bauabwicklung auftreten können. Dies
3 Bauphase
202
betrifft zum Beispiel beim Auftragnehmer die Risikoabschätzung und -übernahme, ob er seine in der Angebotsphase gegenüber dem Auftraggeber kalkulierten Kostenansätze für Nachunternehmerleistungen später am Markt auch erzielen kann o· der die Terminvorgaben des Vertrages im späteren Bauablauf mit den Nachunternehmen der unterschiedlichsten Gewerke umsetzen kann. Diese Risiken sind für den jeweiligen Vertragspartner kalkulierbar oder durch sein Handeln auch steuerbar und gehören somit vollständig in seinen Verantwortungsbereich und zu seinem unternehmerischen Risiko. Darüber hinaus wirkt auf den Bauprozess jedoch auch eine Vielzahl von möglichen Risiken ein, welche zum Teil außerhalb des jeweiligen direkten Einflussbereiches der Vertragspartner liegen. Dennoch kann sich auf Grund der Regelungen des Bauvertrages ergeben, dass die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Nachteile un· abhängig von der Verursachung zu Lasten eines der beiden Vertragspartner gehen oder seinem Verantwortungsbereich zugeordnet werden müssen. Genannt seien hier mögliche Sachschäden an der Bauleistung durch Dritte, fehler· hafte Planvorgaben oder Unfälle auf der Baustelle mit Personenschaden, aber auch die zwischenzeitlich eingetretene Zahlungsunfähigkeit des Vertragspartners. Solche Risiken können und müssen mit Unterzeichnung des Bauvertrages bzw. spätestens vor Beginn der Bauphase mittels Risikomanagement identifiziert und durch geeignete kaufmännische Instrumentarien im Rahmen der Risikosteuerung abgesichert werden. Zu den effektiven betriebswirtschaftlichen Instrumenten einer Risikosteuerung gehören hierbei die Absicherungen durch externe Risikoübernahme (Versicherungen, siehe Abschnitt 3.5.2.2) bzw. die Vereinbarung von Sicherheitsleistungen (Bürgschaften, siehe Abschnitt 3.5.2.3). 3.5.2.2
Risikosteuerung durch Versicherungen
Im vorigen Abschnitt wurde als eine Möglichkeit der Risikosteuerung die Versicherung genannt. Generell gehört die Risikosteuerung über Versicherungen zur Risikoverteilung "auf mehrere Schultern", da die versicherten Risiken zwar bei jedem Versicherungsnehmer eintreten könnten, aber es nicht zwangsläufig dazu kommt. Im Versicherungswesen für den Baubereich finden sich eine Vielzahl von Angeboten zur Risikoübernahme, wobei grundsätzlich fast alle Risiken versicherbar sind, mit deren Eintritt unabhängig von der hierfür bestehenden Wahrscheinlichkeit der Bau-
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
203
ablauf und I oder die Bauleistung gestört werden könnten. 155 Die Bandbreite erstreckt sich von der Versicherung einzelner Risiken bis hin zu vollständigen Versicherungspaketen, welche alle möglichen Risiken (so genannte AII-GefahrenVersicherungen) über die gesamte Lebensdauer des Projektes aus einer Hand versichern. Die Inanspruchnahme dieser Versicherungsleistungen ist demnach abhängig von den gegebenen Projektbesonderheiten und der sich daraus ergebenden Risikoidentifizierung mit den zugehörigen Eintritlswahrscheinlichkeiten sowie Gefährdungspotentialen. Generell ist der Versicherer dabei verpflichtet, den zugesagten Versicherungsschutz für den Versicherungsfall bereitzuhalten und im Schadensfall die vereinbarte Entschädigung zu bezahlen (Ausgleichs-, Befreiungsanspruch). Weiterhin ist der Versicherer von Haftpflichtansprüchen auch verpflichtet, den Versicherungsnehmer von unberechtigten Ansprüchen Dritter freizuhalten (Rechtsschutzanspruch). Dem gegenüber muss der Versicherungsnehmer alles tun, um Schäden zu vermeiden und zu mindern (Schadensminderungspflicht) sowie dem Versicherer wahrheitsgemäß alle Auskünfte erteilen, welche zur Feststellung von Schadensursache, Schadensumfang und Schadenshöhe notwendig sind. Unabhängig von der Angebolsvielfalt und den Besonderheiten des Bauprojektes lassen sich jedoch mehrere wichtige Versicherungsbausteine nennen, welche vor dem Beginn eines jeden Bauvorhabens zwingend abgeschlossen werden sollten: a) Bauleistungsversicherung Die wichtigste Versicherung für Baustellen stellt die Bauleislungsversicherung dar. Diese wurde früher als Bauwesenversicherung bezeichnet. Sie kann vom Bauherrn oder vom Auftragnehmer abgeschlossen werden und unterscheidet sich in den meisten Fällen hinsichtlich der erfassten Risiken und Nebenbedingungen, wie den vereinbarten Selbstbehalten. Die Versicherungsprämie für die Bauleistungsversicherung beträgt zwischen 1,5 %0 und 3,0 %0 der Bauleistung oder höher, abhängig von der Versicherungssumme, dem Selbstbehalt pro Schadensfall, der Bausparte, der maximalen Einzelschadenssumme und der Häufigkeit der Deckung der Versicherungssumme p. a. Für den Falt des Abschlusses durch den Bauherrn hat der Auftragnehmer in der Regel seine Bauleistungsversicherung innerhalb des bestehenden Rahmenvertrages durch den Abschluss einer Konditionen-Differenz-Versicherung als zusätzlichen Versicherungsschutz für die von der Bauherren-Bauleistungsversicherung nicht ge-
1~ Nicht versicherbar ist in Deutschland jedoch das Risiko aus mangelhafter Bauleistungserslellung und somit das Gewährleistungsrisiko. Im Ausland besteht hierfür jedoch teilweise Versicherungspflicht.
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3 Bauphase
deckten Risiken bzw. Konditionsunterschiede zu tragen. Als zusätzliche Versicherungsgebühren fallen hierfür 0,3 %0 bis 0,5 %0 der Bauleistung an. Versichert ist bei der Bauleistungsversicherung die bereits erstellte Bauleislung auf der Baustelle gegen unvorhergesehen eintretende Beschädigungen oder Zerstörung während der Bauzeit bis zum Gefahrenübergang auf den Auftraggeber, wie gegen höhere Gewalt (Naturkatastrophen, Sturmfluten, Orkane, Erdbeben, Überschwemmungen, Brandstiftungen und Explosionen). Darüber hinaus sind unabwendbare Umstände versichert, wie zum Beispiel Beschädigungen der Bauleistung, Diebstahl von fest mit dem Bauwerk verbundenen Bauteilen und Wasserschäden (Rohrbruch).
Grundsätzlich sind entgegen einer Einzelrisikoversicherung bei der Bauleistungsversicherung im ersten Schritt alle Risiken und somit alle Schadensursachen grundsätzlich versichert und müssen daher im zweiten Schritt durch die Aufführung als nicht gewollte Risikoübernahme ausdrücklich ausgeschlossen werden. Nicht versichert sind üblicherweise Schäden durch normale Witterungseinflüsse, Feuer, Haftpflichtschäden, Vertragsstrafen, Schäden durch Kriegsereignisse und Schäden durch Atomenergie (siehe auch ABU- I ABN-Klauseln). Bei besonderer Vereinbarung können Brand, Blitzschlag, Explosion, Gewässerrisiken und Bauherrenrisiken wie höhere Gewalt, Baugrundgefahren und Planungsfehler mitversichert werden. Wie der Name bereits sagt, bezieht sich der Versicherungsschutz nur auf die bereits im vertraglichen Sinne erstellte Bauleistung einschließlich aller eingebauten Bauteile und Baustoffe sowie eventuell notwendiger Hilfsbauten, jedoch nicht auf die zur Baustellenausstallung gehörenden Baugeräte, Schal- und Rüstmaterial, Werkzeuge oder vorgefundene Altbausubstanz. Daher übernimmt der Versicherer auch nur die Kosten, die für die Wiederherstellung des Zustands vor Schadenseintritt notwendig werden, jedoch nicht weitergehenden Schadensersatz für die sich durch den Schadenseiniritt womöglich ergebenden Folgekosten aus der verspäteten Fertigstellung und Nutzung, aus eingetretenem Vertragsstrafenanspruch usw. b) Haftpflichtversicherungen, insbesondere Betriebshaftpflicht Voraussetzung für den Abschluss eines Bauvertrags ist im Allgemeinen der Nachweis einer Betriebshaftpflichtversicherung. Die Betriebshaftpflichtversicherungsprämien werden unter den Allgemeinen Geschäftskosten kalkulatorisch berücksichtigt. Sie liegen in der Größenordnung von 0,25 % des Umsatzes. Im Gegensatz zu den Bauleistungsversicherungen werden mit der Haftpflichtversicherung ausdrücklich nur die konkret im Versicherungsschein beschriebenen Einzel-
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
205
risiken übernommen, d. h. alle nicht aufgeführten Risiken gehören automatisch nicht zum Deckungsumfang. Gegenstand der Haftpflichtversicherung im Sinne § 1 Allgemeine Haftpflichtbedingungen (AHB) ist der Versicherungsschutz des Versicherungsnehmers, falls wegen eines eingetretenen Schadensereignisses, der zu Personen- und lader Sachschaden führte, dieser Versicherungsnehmer für diese Folgen aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen privatrechtlichen Inhaltes von einem Dritten auf Schadensersatz in Anspruch genommen wird. Im Allgemeinen nicht erfasst von diesem Versicherungsschutz sind reine Vermögensschäden ohne vorherige Schädigung von Personen und Sachen, dem gegenüber sind jedoch Vermögensfolgeschäden versichert, die als Folge eines Personenoder Sachschadens entstehen. Nach Art und Umfang der Projektbeteiligten (betriebliches Täligkeitsfeld) und den hieraus sich ergebenen Haflpflichtrisiken kann vorrangig nach Betriebshaftpflichtversicherung des Bauunternehmers, Architektenhaftpflichtversicherung und Bauherrenhaftpflichtversicherung unterschieden werden. Wichtig ist dabei die richtige, umfassende Beschreibung der betrieblichen Tätigkeit im Versicherungsschein sowie die Nachmeldung neuer sich durch die Änderung oder Erweiterung der Tätigkeit ergebender Risiken, da ansonsten für nicht angegebene Risiken kein Versicherungsschutz besteht. Weiterhin erstreckt sich der Versicherungsschutz auf sämtliche Vertreter des Versicherungsnehmers, das heißt auf sämtliche Betriebsangehörige, auch eventuell eingegliederte Freie Mitarbeiter, jedoch nicht auf Beschäftigte von nachbeauftragten Subunternehmen. Fasst man noch einmal die drei Kernvoraussetzungen für das Inkrafttreten der Haftpflichtversicherung zusammen, d. h. gesetzlicher Anspruch auf Schadensersatz eines Dritten gegenüber dem Versicherungsnehmer auf Grund eines zuvor eingetretenen Personen- und Sachschadens, so ergibt sich zwangsläufig für die Gellendmachung von Versicherungsleistungen, dass sowohl Eigenschaden sowie eigene Mangelbeseitigungskosten auf Grund mangelhafter Ausführung des Versicherungsnehmers als auch Vermögensschäden (Vertragsstrafe) gegenüber dem Bauherrn aus ungenügender Vertragserfüllung eindeutig nicht versichert sind. Analog zu den Bauleistungsversicherungen ist es bei größeren Bauvorhaben nicht unüblich, dass der mit Planungsaufgaben beauftragte Bauunternehmer (Tolalunter-
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3 Bauphase
und Totalübernehmer) für seinen Auftraggeber dessen Bauherrenhaftpflichtversicherung vertraglich zu stellen hat.
Seit 2004 sind innerhalb der allgemeinen Haftpflichlversicherungsbedingungen (AHB) etwaige Rechtsansprüche Dritter durch Schäden auf Grund von Umwelteinwirkungen auf Boden, Luft oder Wasser (einschließlich Gewässer) vollständig ausgeschlossen worden, so dass hier separate Versicherungsklauseln für die Planung (innerhalb der Architektenhaftpflicht) als auch eigenständige Umwellhaftpflichtversicherungen bei der Ausführung von baulichen Anlagen (bei Bauunternehmen) abzuschließen sind. c) Sonstige Versicherungen Wie bereits eingangs angedeutet, gibt es neben den oben genannten wichtigsten Grundversicherungen, welche den Versicherungsnehmer gegen das Risikopotential aus Gefahren außerhalb seines Unternehmens absichern soll, noch eine Vielzahl von weiteren möglichen Versicherungen, welche das Gefährdungspotential innerhalb seiner eigenen Tätigkeiten abdecken sollen. Hierzu seien als weitere typische Bauversicherungen genannt: Baugewährleistungsversicherung, Baugeräte-Versicherung, Maschinenbruchversicherung, Elektronik-Versicherung, Gebäudeversicherung, Feuerversicherung (Sach-Allgefahren-Versicherung), Ein bruchd iebstah I·Versicheru ng, Dienstreisekaskoversicherung bei Auswärtsbeschäftigung, Haftpflichtversicherung für Planungsfehler, Haftpflichtversicherung für Gewässerschäden. Bei Generalunternehmerverträgen übernimmt die Bauleistungs- und Betriebshaftpflichtversicherung des Generalunternehmers 156 die umfassende Abdeckung, so dass der Auftraggeber in der Regel in diesem Fall nur noch eine Bauherrenhaft· pflichtversicherung abschließen sollte. Es wird darauf verwiesen, dass auch auf den Bauherrn nicht unbeträchtliche Haftungsrisiken zukommen können, die sich durch die Bauherrenhaftpflichtversicherung abdecken lassen. Projekte mit einer Vielzahl von Beteiligten, entsprechend zahlreichen Planungs-, Beratungs- und Ausführungsverträgen sowie den damit verbundenen Leistungs- und Haftungsschnittstellen sind u. a. auch dadurch gekennzeichnet, dass im Schadens-
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Bauunternehmer haben in der Regel durch ihre Globalversicherung liber alle Bauvorhaben günstigere Versicherungskonditionen als Bauherren, die Einzelprojekte versichern.
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
207
fall die Klärung der Ursache - und damit die Zuordnung der Haftung sehr schwierig werden kann. Außerdem ist dabei darauf zu achten, dass möglichst einheitliche Deckungssummen vorliegen, um im Schadensfall nicht dem Risiko ausgesetzt zu sein, dass Schäden wegen einer vorliegenden so genannten ftUnterdeckung" nicht vollständig reguliert werden. Zur Vereinfachung bietet die Versicherungswirtschaft zwischenzeitlich kombinierte Versicherungen an, in denen beispielsweise für die Risikobereiche Ba uherrenhaftpfiichtversicheru ng , Planer-/ Beraterhaftpflichtversicherung und Bauleistungsversicherung ein zusammenfassender, in der Regelobjektbezogener Versicherungsschutz gewährt wird. Üblicherweise wird ein solcher ftkomplexer" Versicherungsvertrag vom Auftraggeber (Bauherr) abgeschlossen. Die Versicherungsbedingungen und die Prämien höhe werden den möglichen Auftragnehmern bereits mit den Ausschreibungsunterlagen mitgeteilt oder in die Vertragsentwürfe aufgenommen. Die Versicherungsprämie wird vom Versicherungsnehmer - beispielsweise vom Bauherrn geleistet und den beteiligten Unternehmen und Büros anteilig weiterberechnet. Die Unternehmen und Büros müssen dann die Versicherungsprämien in ihren Angeboten zusätzlich einkalkulieren.
3.5.2.3
Risikosteuerung durch Sicherheitsleistungen (Bürgschaften)
Das generell bestehende Risiko für die Vertragsparteien, dass der jeweils andere Vertragspartner den vertraglichen Verpfiichtungen nicht nachkommen will oder den Vertrag nicht einhalten kann, liegt größtenteils außerhalb des jeweiligen Einflussbereiches eines Vertragspartners. Das Risiko der nicht termingerechten Fertigstellung oder Mangelhaftigkeit eines bereits voraus vermieteten Bauobjektes oder das Risiko der Zahlungsunfähigkeit trotz erbrachter Vorleistungen stellen für den Auftraggeber bzw. den Auftragnehmer Hauptrisiken dar, welche bei Eintritt zu schwersten negativen wirtschaftlichen Folgen führen können und ein konsequentes Risikomanagement unabdingbar machen. Neben der kaufmännischen Bonitäts- und technischen Referenzprüfung ist daher bereits in der Angebotsphase zu vereinbaren, mit welchen Absicherungen das Vertragsziel der vollständigen Leistungserstellung für den Auftraggeber mit dem Vertragsziel der vollständigen Bezahlung für den vorausleistenden Auftragnehmer sichergestellt werden kann, das heißt, welche Sicherheiten jeweils zu leisten sind. Je nach zeitlichem Ablauf des Bauvertrages ergeben sich aus dem jeweilig aktuellen Sicherungsbedürfnis (Sicherungszweck) unterschiedliche Arten von Bürgschaften:
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3 Bauphase
Während in der Angebotsphase der Auftraggeber sicherstellen möchte, dass der
Zuschlagserhaltene sich auch an sein abgegebenes Angebot hält (Bieterbürgschaft), dienen nach Vertragsabschluss die Ausführungs- und Zahlungsbürgschaften der Absicherung der jeweils vertraglichen Verpflichtungen zur Bauausführung sowie nach erfolgter Abnahme des Bauwerkes die Gewährleistungsbürgschaft zur Sicherstellung der Ansprüche des Auftraggebers zur Mängelbeseitigung durch den Auftragnehmer. Die rechtlichen Grundlagen für taugliche Sicherheiten finden sich in § 232 ff BGB und wurden für die Belange des VOB-Werkvertragsrechts zur Sicherung der Anspruchsrechle des Auftraggebers fortgeschrieben. So werden in § 17 VOB/B mögliche Sicherheitsleistungen durch Hinterlegung von Geld auf ein Sperrkonto, durch Einbehalt von Zahlungen oder durch Bürgschaftsstellung eines Kreditinstitutes genannt, wobei dem Sicherheitsleistenden ein Wahlund Auslauschrecht unter den Arten dieser Sicherheitsleistungen zusteht. Bei der Bürgschaft handelt es sich generell um einen Vertrag zur Zahlung durch den Bürgen an den Gläubiger bei Ausfall oder Nichtleistung durch den Schuldner. Im Gegensatz zum eigentlichen Bauvertrag zwischen Gläubiger und Schuldner handelt es sich hier um einen einseitig verpflichtenden Vertrag, das heißt, der Gläubiger wird nur berechtigt, der Bürge nur verpflichtet. Die VOB/B verlangt innerhalb des Werkvertrages des Weiteren, dass diese Bürgschaftserklärung durch einen tauglichen Bürgen in schriftlicher Form zeitlich unbegrenzt sowie unter Verzicht auf die Einrede der Vorausklage (§ 771 BGB; selbstschuldnerisch) abzugeben ist, womit der Gläubiger ohne eine voraus erfolgte ergebnislose Klage bei Fälligkeit gegen den Schuldner bereits den Bürgen direkt in Anspruch nehmen kann. Dieser Verzicht auf die Einrede der Vorausklage ist nicht zu verwechseln mit der Bürgschaft "auf erstes Anfordern", bei dem der Bürge viel weitergehender bereits bei erstem Anfordern des Gläubigers ohne NachweisfÜhrung der Berechtigung für den Schuldner zahlen muss. Die frühere Verwendung einer Bürgschaftsklausel "auf erstes Anfordern" führte jedoch zu einer Benachteiligung des Schuldners I Bürgen gegenüber dem Gläubiger auf Grund drohenden Missbrauchs durch den Gläubiger und ist daher innerhalb der VOB (siehe § 17 Nr. 4) sowie in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht wirksam. Der Verzicht auf die Einrede der Vorausklage bezieht sich somit nur auf das Verhältnis Gläubiger zu Schuldner, das heißt, der in Anspruch genommene Bürge kann
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
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sehr wohl für seine Zahlungsverpflichtung die Nachweisführung durch den Gläubiger (auch gerichtlich) auf Berechtigung verlangen. a) Ausführungsbürgschaft Die einfache Ausführungsbürgschaft dient dem Auftraggeber als Sicherungszweck zur Sicherstellung der vertraglichen Fertigstellung des Bauvorhabens durch den Auftragnehmer. Erweitert wird dieser Sicherungszweck durch Vereinbarung einer Vertragserfüllungsbürgschaft, die alle sich aus dem Vertrag ergebenden Erfüllungspflichten des Auftragnehmers mit einschließt, d. h. auch Ansprüche aus geänderten oder zusätzlichen Leistungen (§ 1 Nr. 3, 4 VOB/B - Möglichkeit zur Anordnung bereits vorab mit der VOB/B vertraglich vereinbart), Ansprüche aus Verzug und Nichterfüllung (Schadensersatz) oder auf Rückforderung auf Grund von festgestellter Überzahlung. Anders als die Ausführungsbürgschaft deckt die Vertragserfüllungsbürgschaft somit auch Ansprüche nach Fertigstellung und Abnahme des Bauwerks mit ab, wie des Weiteren die Beibringung von Bestandsplänen, Wartungsverträgen sowie die Verpflichtung des Auftragnehmers zur Mängelbeseitigung. b) Vertragserfüllungsbürgschaft Während die klassische Ausführungsbürgschaft mit Erreichen des Sicherungszwecks bei Fertigstellung und Abnahme dem Bürgen zurückzugeben ist, verpflichtet die Vertragserfüllungsbürgschafl mit Rückgabe den Auftragnehmer zum Austausch von Sicherheiten für die nach Fertigstellung noch verbliebenen Vertragsansprüche (Mängelbeseitigung) in Form einer Gewährleistungsbürgschaft. Wie ersichtlich, ist die Forderung der VOB nach einer unbefristeten Ausstellung aller Bürgschaftserklärungen zweckmäßig, da insbesondere durch Versäumnisse eines Vertragspartners, wie die zeitliche Verschiebung des Bauablaufs des Auftragnehmers oder die Verweigerung der Zahlungsverpflichtungen des Auftraggebers, das jeweilige Sicherungsbedürfnis für die andere Vertragsseite am höchsten ist und bei Ablauf der Bürgschaftsfrist diese Absicherung unwiderruflich verfallen würde. In Abb. 92 ist eine Vertragserfüllungsbürgschaft dargestellt.
3 Bauphase
210
VERTRAGSERFÜllUNGSBÜRGSCHAFT und BQrgschafi lur Absicherung von Verbindlichkeiten gemaß § 1a AEntG Die Firma
- als AuftragnehmerflIhrt tur die Firma
SAM DeutSChland AG Mönchhaldenstraße 26
10191 $lullgart
- als Auftraggeber -
gemäß Nachunlemehmervertrag vom:
leistung: aus.
am Bauvorhaben:
Gemäß Nachunternehmervertrag haI der Auftragnehmer dem Auftraggeber eine Vertragserfüllungsblirgschafl in Höhe von 10 % der Nettoauftragssumme IUr die vertragsgemäße und flislgerechle Ausfuhrung der dem Auftragnehmer libertragenen Leistungen, für Schadensersatz, fUr die Zahlung einer Vertragsstrafe und fUr die
Erstattung von Oberzahlungen zu stellen. In Höhe von 2 % der Nettoabrechnungs5umme sichert diese 80rgschaft
zugfeich auch Anspruche des Auftraggeberl> gegen den Auftragnehmer auf Freistellung von der Haftung des Auftraggebers nach § 1a AEntG. Dies vorausgeschickt. übernehmen wir hiermit für den Auftragnehmer diese selbstschuldnerische Bürgschaft für die vorgenannten Sicherungszwecke bis zu einem Höchslbetrag von
,
(in Worten: unbefristet unler Verzichl auf die Einrede aus § 771 BGB und unwiderruflich m~ der Maßgabe. dass wir aus dieser Bürgschaft nur auf Zahlung von Geld in Anspruch genommen werden können. Auch wenn es zu Änderungen von Vertragsfristen oder sonsligen Vertragsinhallen zwischen den Parteien des Bauvertrages kommt, bleibt die Wirl<samkeif dieser Bllrgschaft davon unberührt. Wir sind nicht berechtigt. uns durch Hinterlegung des Betrages zum Zwecke der Sicherheitsleistung von den Verpfiichlungen aus dieser Bürgschaft zu befreien. Die Ansprüche aus der Bürgschaft verjähren in keinem Fall froher als die gesicherte Forderung. Die VerpflK:l1tung aus dieser Bllrgschaft erlischt mit der Ruekgabe dieser Burgschaftsurl
Abb.92: Vertragserfüllungsbürgschaft
157
1~1 Mit freundlicher Genehmigung der SAM Deutschland AG, www.bam-deutschland.de
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
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c) Gewährleistungsbürgschaften Im Gegensatz zu der Ausführungs- und Vertragserfüllungsbürgschaft deckt die Gewährleistungsbürgschaft nur noch Ansprüche des Auftraggebers für Mangelansprüche nach der Abnahme (§ 13 Nr. 5 VOB/B) ab. Nicht erfasst sind daher mangelhafte Ausführungen vor Abnahme (§ 4 Nr. 7 VOB/B), welche einen Erfüllungsanspruch für eine mangelfreie Fertigstellung darstellen und somit mit der Abnahmeerklärung gesondert vorbehalten werden müssen sowie Ansprüche aus Vertragsstrafe für die ursprüngliche Fertigstellung des Bauvorhabens. Somit sichert die GeWährleistungsbürgschaft die Ansprüche des Auftraggebers laut
§ 13 VOB/B auf Nachbesserung, Kostenvorschuss, Ersatz von Kosten, Minderung sowie Schadensersatz auf Grund von nicht beseitigten Mängeln. Hierbei ist aber zu beachten, dass mit Abnahme des Bauwerks die Beweislast für diese Mangelansprüche auf den Auftraggeber übergeht. Eine Rückgabe der Bürgschaftsurkunde hat nach Verjährung der Mangelansprüche unter Beachtung von zeitlicher Hemmung und Unterbrechung des Auftraggebers zu erfolgen, wobei für die Verjährung einer Bürgschaftsinanspruchnahme der Zeitpunkt der Mängelrüge, jedoch nicht ein späterer Zeitpunkt der Verwertung ausschlaggebend ist. In Abb. 93 ist eine Gewährleistungsbürgschaft dargestellt. Die Bürgschaftssumme beträgt üblicherweise 3 % bis 5 % der Abrechnungssumme. Für die Stellung der Bürgschaft hat der Auftragnehmer an den Bürgen (z. B. Bank oder Kreditversicherung) eine Avalgebühr zu bezahlen. Diese bewegt sich zwischen 1,5 % bis 4 % p. a. des Bürgschaftsbetrages. Nach § 17 Nr. 8 (2) VOStB hat der Auftraggeber eine nicht verwertete Sicherheit für Mängelansprüche nach Ablauf von zwei Jahren zurückzugeben. sofern kein anderer Rückgabezeitpunkt vereinbart ist. d) Vorauszahlungsbürgschaft Entgegen der üblichen Regelung der Vorleistungspflicht des Auftragnehmers, weIche durch Abschlagszahlungen auf die erbrachten Leistungen zwar gemindert, aber nicht aufgehoben wird, sieht § 16 Nr. 2 VOB/B die notwendige Anrechnung von Vorauszahlungen vor. Somit besteht innerhalb des VOBtB-Vertrages die Möglichkeit, die Vorleistungspflicht durch Vereinbarung einer Vorauszahlung durch den Auftraggeber auf die nach Vertrag erst noch zu erbringende Leistung gegenüber dem Auftragnehmer zu tauschen. Gemäß dem notwendigen Sicherungszweck dieser Zahlung des Auftraggebers ohne bereits erbrachten Gegenwert wird generell eine Vorauszahlungsbürgschaft vereinbart.
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3 Bauphase
B ü rgsc hafts u rku n de (Gewä h rleis tu n 95 bü rgs chaft) Die Auftragnehmerin bzw. der Auftragnehmer Name und Sitz
und der Auftraggeber
haben folgenden Vertrag geschlossen:
5e""hnu"V de' leistung. lieferung
V''''eg"
NaCh den 8eding"n~n dies.s nil die Auft,ag"..,lmerin bzw der '"'''''ragnen..,., al. Siche,hei! !o, die ErlOUung der Ansp'Qche auf Gewahrleistung e"achließlic:h SChad.ne....llz und fO, die Ellt.nung VOll Oberzahlungen einschließlich der ZinHn dem Au"..ggebe' eine BOr9schan zu Slellen
Der BOrge Name und Anschrift
li!>ern;",m,
nie<m~ !i), die A""'''\l''''hm.,;'' bzw. den A"lIrag"."m., die ""Ibstschuklne,;"cha Burg$Chah nach de","c".m Reeh! und Vflrpflichlet sich, jeden Betrag bis Zu em.( G•••mlhöll8 von
Beilag - EUR-
eet,ag In Worte" - EUR-
On den AUh,aggeber zu .anlen, Auf die Einreden der Anre<:hlung und da' Aulfecnnung oow;e deI VOI.us~r.ope pemaO § 770. 771 BGB wird .elZd'tlet. Die BQ'V$C~aft ist unbefrislet. sie erlisc~1 mll deI RQcl<pabe die$e' BOlpsc~.ftsur'
Ort, Datum
Untersch,iften
Abb.93: Gewährleistungsbürgschaft
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
213
e) Zahtungsbürgschaft Gegenüber dem Auftraggeber kann der Auftragnehmer auch eine Absicherung seiner gesamten Vergütungsansprüche aus der zu erbringenden bzw. erbrachten Leistung durch Bürgschaftsstellung des Auftraggebers innerhalb des VOBtB-Vertrages vereinbaren, obwohl die Regelungen des § 17 VOB/B nur auf die Sicherung von Ansprüchen des Auftraggebers abzielen. Diese Vergütungssicherheit (= Zahlungssicherheit) umfasst daher analog zur Vertragserfüllungsbürgschaft auch die entsprechende Fortschreibung der Vergütungsansprüche im Bauablauf für geänderte oder zusätzliche Leistungen gemäß den Vergütungsfolgen des § 2 VOB/B. Die Vereinbarung von VOB/B als Vertragsgrundlage bedeutet keine ~automatische~ Regelung für Sicherheitsleistungen im Einzelfall, sondern diese müssen nach § 17 Abs. 1(1) "vereinbart~ werden, das heißt, dass es hierzu ausdrücklich entsprechender vertraglicher Regelungen unter Beachtung der Bestimmungen von § 17 VOB/B bedarf. Zur Absicherung seiner Forderungen gegenüber dem Auftraggeber hat der Auftragnehmer unabhängig von der VOB ein gesetzliches Sicherungsrecht nach § 648 BGB "Sicherungshypothek des Bauunternehmers":
.(1) Der Unternehmer eines Bauwerks oder eines einzelnen Teils eines Bauwerks kann für seine Forderungen aus dem Verlrag die Einräumung einer Sicherungshypothek an dem Baugrundstück des Bestellers verlangen. Ist das Werk noch nicht vollendet, so kann er die Einrliumung der Sicherungshypothek für einen der geleisteten Teil der Arbeit entsprechenden Teil der Vergütung und für die in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen. " Sollte der Besteller dem ~VerlangenM des Auftragnehmers nicht nachkommen, so muss dieser den Rechtsweg beschreiten. Allerdings sollte vorher geprüft werden, ob der Besteller überhaupt Eigentümer des Grundstücks ist und mit welchen Sicherheiten das Baugrundstück bereits belastet ist, das heißt, welche Chancen auf Befriedigung seiner Forderungen der Unternehmer im ~Ernstfall" überhaupt hätte. Weitergehende Rechte für Auftragnehmer ergeben sich aus § 648a 8GB bBauhandwerkersjcherung~. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung für Auftragnehmer wird der Text der gesetzlichen Regelungen nach § 648a nachstehend auszugsweise wiedergegeben:
.(1) Der Unternehmer eines Bauwerks, einer Außenanlage oder eines Teils davon kann vom Besteller Sicherheit für die von ihm zu erbringenden Vorleistungen einschließlich dazugehöriger Nebenforderungen in der Weise verlangen, dass er dem
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3 Bauphase
Besteller zur Leistung der Sicherheit eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmt, dass er nach Ablauf dieser Frist seine Leistung verweigere. Sicherheit kann bis zur Höhe des voraussichtlichen Vergütungsanspruchs, wie er sich aus dem Vertrag oder einem nachträglichen Zusatzauftrag ergibt, sowie wegen NebenforrJerungen verlangt werden; die Nebenforderungen sind mit 10 vom Hundert des zu sichernden Vergütungsanspruchs anzusetzen ... (2) Die Sicherheit kann auch durch eine Garantie oder ein sonstiges Zahlungsversprechen eines im Geltungsbereich dieses Gesetzes zum Geschäftsbetrieb befugten Kreditinstituts oder Kreditversicherers geleistet werden. Das Kreditinstitut oder der Kreditversicherer darf Zahlungen an den Unternehmer nur leisten, soweit der Besteller den Vergütungsanspruch des Unternehmers anerkennt oder durch ein vorläufig vollstreckbares Urteil zur Zahlung der Vergütung verurteilt worden ist und die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Zwangsvollstreckung begonnen werden darf. (3) Der Unternehmer hat dem Besteller die üblichen Kosten der Sicherheitsleistung bis zu einem Höchstsatz von 2 vom Hundert für das Jahr zu erstatten. Dies gilt nicht, soweit eine Sicherheit wegen Einwendungen des Bestellers gegen den Vergütungsanspruch des Unternehmers aufrechterhalten werden muss und die Einwendungen sich als unbegründet erweisen. (4) Soweit der Unternehmer für seinen Vergütungsanspruch eine Sicherheit den Ab· sätzen 1 oder 2 erlangt, ist der Anspruch auf Einräumung einer Sicherungshypothek nach § 648 Abs. 1 ausgeschlossen. (5) Leistet der Besteller die Sicherheit nicht fristgemäß, so bestimmen sich die Rechte des Unternehmers nach den §§ 643 und 645 Abs. 1. Gilt der Vertrag danach als aufgehoben, kann der Unternehmer auch Ersatz des Schadens verlangen, den er dadurch erleidet, dass er auf die Gültigkeit des Vertrags vertraut hat.
(6) ... (7) Eine von den Vorschriften der Absätze 1 bis 5 abweichende Regelung ist unwirksam. "
Hinsichtlich der Durchsetzung oder Absicherung von Forderungen auf diesem gesetzlichen Weg gelten ebenfalls die bereits oben genannten Einschr3nkungen. Zu beachten ist, dass § 648a BGB nicht anwendbar ist, wenn der Besteller eine ju· ristische Person des öffentlichen Rechts oder ein öffentlich-rechtliches Sondervereine natürliche Person ist und die Bauarbeimögen ist" oder wenn der Besteller ten zur Herstellung oder Instandsetzung eines Einfamilienhauses mit oder ohne Ein· liegerwohnung ausführen lässt ... ". N •••
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3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
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f) Patronatserklärung I Konzernbürgschaft Da durch die Wahlmöglichkeiten der Sicherungsarten nach VOB/B generell eine Ablösung eines Zahlungseinbehaltes durch eine Bürgschaftsstellung zur Erhöhung der Liquidität immer von Vorteil ist, entstehen dennoch finanzielle Belastungen und Dispositionseinschränkungen für den Auftragnehmer durch Stellung von Bürgschaften. So muss der Bürgschaftszins abgeführt sowie der Bürgschaftsrahmen mit finanziellen Sicherheiten gegenüber dem Bürgen hinterlegt werden. Andernfalls rechnen die bürgenden Kreditinstitute die Bürgschaftsbeträge gegen die bestehende Kreditlinie des Auftragnehmers. Eine kostengünstigere und einfachere Form der Sicherungszusage der Vertragsparteien ist die Patronatserklärung, häufig auch als Konzernbürgschaft bezeichnet, weIche jedoch keiner gesetzlichen Regelung unterliegt, sondern sich vielmehr aus der Rechtspraxis entwickelt hat. Die Patronatserklärung umfasst vielmehr als Sammelbegriff eine Vielzahl von mehr oder weniger verbindlichen Erklärungen einer Multergesellschaft gegenüber einem Dritten, in den ein bestimmtes Verhalten der Muttergesellschaft in Bezug zur geschuldeten Leistungsfähigkeit der Tochtergesellschaft in Aussicht gestellt oder versprochen wird. Hinsichtlich der Verbindlichkeit dieser Zusage unterscheidet man zwischen "weichen" und "harten" Patronatserklärungen: Weiche Erklärungen beinhalten lediglich Klauseln hinsichtlich zustimmender Kenntnisnahme, Vertrauens- und Informationszusagen, allgemeiner Kapitalausstattungsklauseln und begründen somit keinen Rechtsanspruch des Dritten gegenüber der Muttergesellschaft. Demgegenüber verpflichtet sich bei einer harten Patronatserklärung die Muttergesellschaft zur Einflussnahme und Ausstattung der Tochtergesellschaft mit ausreichend finanziellen Mitteln zur Vertragsabwicklung (Liquiditätsausstattungspflicht I Verlustübernahmepflicht) und begründet somit eine rechtsgeschäftliehe Verpflichtung gegenüber dem Dritten. Die Patronatserklärung als besondere, atypische Form einer Sicherheitsleistung wird innerhalb des Bauwesens insbesondere bei Abwicklung des eigentlichen Vertragsverhältnis durch lmmobiliengesel1schaften I Auslandsbaugesellschaften (Tochtergesellschaften) im Auftrag der dahinter stehenden größeren Konzerngesellschaft (Muttergesellschaft) eingesetzt. Von weiterer Bedeutung ist die Absicherung durch Patronatserklärung sowohl zwischen den einzelnen Gesellschaftern innerhalb einer Bau-Arbeitsgemeinschaft (Ar-
216
3 Bauphase
gel. Hintergrund für diese Absicherungsform besteht zum einen in dem sehr großen Sicherungsbedarf zwischen den Arge-Gesellschaftern auf Grund der gesamtschuldnerischen Haftung des einzelnen Gesellschafters für alle anderen Gesellschafter innerhalb der Arge gegenüber Dritten sowie in der Rechtsforrn als eigenständige Gesellschaft des bürgerlichen Rechtes, welche eine Bürgschaftsstellung auf Grund fehlender Sicherheiten innerhalb der Gesellschaft sehr erschwert.
3.5.3
leistungsmeldung
3.5.3.1
Grundlegende Anmerkungen zur Leistungsmeldung
"Jeder Kaufmann 158 ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich zu machen." So wird durch § 238 des Handelsgesetzbuches (HGB) in der Regel auch jeder Bauunternehmer verpflichtet, eine "ordentliche Buchführung" einzurichten. Mit der Buchführung, als Bestandteil des "betrieblichen Rechnungswesens~ bezeichnet, verfolgen Bauunternehmen mehrere Ziele und Aufgaben: Im Rahmen der Unternehmensrechnung wird eine Bestandsrechnung (Bilanz) erstellt, um zu einem Stichtag Herkunft und Einsatz des Vermögens darzustellen und um durch eine Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung) die Aufwendungen und Ertrage innerhalb einer Periode zur Ermittlung des Unternehmensergebnisses (Gewinn oder Verlust) darzustellen. Damit wird auch die Grundlage für die Besteuerung des Unternehmens gegeben, Aufstellen eines Jahres-Betriebsabschlusses zur Vorlage bei den Unternehmensinhabern, Gesellschaftern oder Banken. Erstellung monatlicher Übersichten zur Steuerung des Unternehmens (Liquidität, monatliche Auswertung der Baustellen).
1511 Gemäß § 1, Abs. 1 HGB zählt als Kaufmann, wer ein Handelsgewerbe betreibt. Für das Betreiben eines solchen Handelsgewerbes gelten folgende zwei Voraussetzungen: a) Es muss ein Gewerbebetrieb im handelsrechtlichen Sinne vorliegen. Das bedeutet, die wirtschaftliche Tätigkeit geschieht auf eigene Rechnung, eigene Verantwortung und auf Dauer mit der Absicht der Gewinnerzielung. b) Der Gewerbebetrieb muss einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordern. Gemäß geltendem Recht besteht folglich auch tor Unternehmer oder Handwerker die Vermutung der Kaufmannseigenschaft. Diese Kaufmannvermutung kann jedoch im Einzelfall durchaus durch den betreffenden Unternehmer oder Handwerker widerlegt werden. Dies würde zum Beispiel dann gelten, wenn ein Einmannbetrieb als Kleingewerbetreibender keinen kaufmännisch eingerichteten Geschäftsbetrieb hat. Ungeachtet des Vorgenannten ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass Architekten, Sonderfachleute als auch Ärzte, Anwälte und Steuerberater keine Kaufleute sind. Dies begründet sich darin, dass der Gesetzgeber davon ausgeht. dass freischaffende Berufsgruppen dem Allgemeinwohl dienen und nicht in erster Linie der Absicht der Gewinnerzielung.
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
217
Lohnbuchhaltung zur Ermittlung der auszuzahlenden Löhne und Gehälter einschließlich der Beträge, die pflichtmäßig oder freiwillig an Krankenkassen, an die Deutsche Rentenversicherung und sonstige Kassen, Versicherungen, Berufsgenossenschaft etc. zu zahlen sind. Anlagenbuchhaltung für mobile und immobile Anlagen. Darüber hinaus werden eine Vielzahl von unternehmensinlernen Auswertungen erstellt, wie zum Beispiel Auswertungen zu Kostenarten, Kostenträgern und Kostenstellen aber auch verschiedene Statistiken. Alle diese Auswertungen können in Planungsrechnungen eingehen. Das betriebliche Rechnungswesen wird auch die grundlegenden Werte für die Bauauftragsrechnung (Angebotskalkulation) ermitteln, zum Beispiel, um regelmäßig die anzusetzenden Zuschläge für die Allgemeinen Geschäftskosten überprüfen zu können. Weitere Informationen und eine Gliederung des Betrieblichen Rechnungswesens finden sich in Band 1 159. Betriebswirtschaftlich wird unter der Leistung das in geldwerten Einheiten bewertete (abnahmefähige) Ergebnis eines betrieblichen Erzeugungsprozesses verstanden. Im Bauwesen können dies zum Beispiel gegenüber dem Auftraggeber abrechenbare Tonnen von Betonstahl, Kubikmeter Aushub oder Quadratmeter Schalung sein. Teil der Leistungsrechnung ist somit die Ermittlung und Auswertung von Mengen-, Zeit- und Qualitätsdaten. In der Leistungsrechnung wird als Teil des Betrieblichen Rechnungswesens der Wert des Produktionsprozesses, also der bewertete mengen mäßige Output, betrachtet. Die monetär ausgedrückte Leistung einer Baustelle kann somit auf der sicheren Seite definiert werden als die vertraglich definierte Vergütung, welche sich bei Kündigung der Baustelle zum Stichtag ergeben würde. Dabei wird deutlich, dass selbstverständlich eine physikalisch erbrachte Leistung, die aber nicht vertragskonform ist, eventuell mit 0,00 € zu bewerten ist, gegebenenfalls sogar mit einem negativen Betrag, falls die Leistung rückgebaut werden muss. Schwierig ist dabei die Bewertung der Baustelleneinrichtung. Da die Baustelleneinrichtung zur Leistungserstellung benötigt wird, stellt auch diese eine Leistung dar. Die Bewertung der Baustelleneinrichtung ist insbesondere dann schwierig, wenn hierfür im Leistungsverzeichnis keine Positionen vorgesehen sind. Grundlage der Bewertung sind jedoch prinzipiell die in der Auftragskalkulation angesetzten Einzelkosten zuzüglich eines Deckungsbeitrags für die Allgemeinen Geschäftskosten sowie eines Betrages für Wagnis und Gewinn.
1~ Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 1, Kapilel4
218
3 Bauphase
In den vergangenen Dekaden hat die Leistungsrechnung eine zunehmende Bedeutung erfahren. Mit ihr werden wichtige Informationen für Führungsstellen bereitgestellt, um das Unternehmen, eine Niederlassung oder eine Baustelle führen zu kön· nen. Die Leistungsrechnung stellt eine wichtige Grundlage für alle Planungsrechnungen und Kontrollaufgaben dar. Besondere Bedeutung hat die Leistungsrechnung in Verbindung mit der Kosten· rechnung. In der Kostenrechnung werden alle Kosten erfasst und gespeichert. Sie können dann nach verschiedenen Kriterien ausgewertet werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Kostenartenrechnung 160, die KostensteIlenrechnung 181 und die Kostenträgerrechnung 162. Werden die Leistungsrechnung und die Kostenrechnung zusammengeführt, erhält man die "Kosten- und Leistungsrechnung". Wenn die Kosten von der Leistung abgezogen werden, ergibt sich das Ergebnis. Daher wird die Kosten- und Leistungsrechnung auch häufig als Ergebnis- oder Erfolgsrechnung im Rahmen des internen Rechnungswesens bezeichnet. Eine Kosten- und Leistungsrechnung wird für die einzelnen Kostensteflen angefertigt. Werden die Ergebnisse aller KostensteIlen addiert, erhält man das Ergebnis der Niederlassung oder der gesamten Unternehmung. Da die Kosten- und Leistungsrechnung große Bedeutung zur Steuerung des Unternehmens hat, wird diese in der Regel monatlich durchgeführt. Diese Rechnungen werden dann als kurzfristige oder monatliche Ergebnisrechnung bezeichnet. Damit wird monatlich das Ergebnis, also zum Stichtag (letzter Tag des Monats Monatsultimo) der Gewinn oder Verlust einer Baustelle, errechnet.
=
Der Prozesslauf von der Leistungsermitllung bis zur kurzfristigen Ergebnisrechnung ist in Abb. 94 prinzipiell dargestellt. Der gesamte Prozess wird in Abschnitt 3.5.3.6 noch vertiefend erläutert. Da vielfältige Abstimmungen notwendig sind, liegt die kurzfristige Ergebnisrechnung in den meisten Bauunternehmen erst zwischen dem 15. und dem 20. Tag des Folgemonats vor.
Bemer I Kochendörier I Schach: Grundlagen der Baubetriebslehre, Band 1, Abschn. 4.4.2 und Band 2, Kap. 12 1~1 Nach der KLR-Bau werden im Baubetrieb die KostensteIlen in Verwallungskostenslellen. Hilfs- (z. B. Bauhof) und VerrechnungskostensteIlen und Baustellen untergliedert. 1~2 Kostenträgerrechnung entspricht nach der KLR-Bau der KostensteIlenrechnung. Bei Fertigteitwerken werden durch die Kostenträgerrechnung die Kosten den einzelnen Aufträgen zugewiesen.
150
219
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
leistungsermillJung (siehe Abschnitte 3.5.3.3 bis 3.5.3.5)
Ermittlung möglich mit unterschiedlichen Verfahren
j leistungsmeldung {s'ehe Abschni1l3.5.3.6}
j leistungsrechnung
j Kurx!ristige Ergebnisrechnung der Baustelle
ergänzt durch Abgrenzungen und durch Meldung zum Auflragsbestand
Zusammenfilhrung und ergänzt durch Mengen fOr Hauptb-ilustoffe aus der Kostenrechnung
ergänzt durch Kostenrechnung
j Kurx!ristige Ergebnisrechnung der Unternehmenseinheit
ZusammenfOhrung der Ergebnisse aller Baustellen und sonstiger Ergebnisse
Abb.94: Schritte zur kurzfristigen Ergebnisrechnung
3.5.3.2
Methodischer Ansatz und Ermittlung der Leistungsmengen
Die Leistungsermittlung erfolgt prinzipiell über nmeldefähige und messbare Positionen". Diese werden dann mit Verrechnungssätzen multipliziert. Damit ergibt sich die Leistung der einzelnen Position. Werden alle Positionen einer Baustelle addiert, erhält man die Leistung der Baustelle. Als meldefähige Positionen kommen insbesondere in Frage: Positionen des Leistungsverzeichnisses beim Einheitspreisvertrag (siehe Abschnitt 3.5.3.3) Intern erstelltes Leistungsverzeichnis zum Beispiel bei einem Pauschalpreisvertrag auf der Basis einer funktionalen Ausschreibung (siehe Abschnitt 3.5.3.4) Vorgänge aus der Terminplanung (siehe Abschnitt 3.5.3.5) Generell müssen daher als Grundlage einer Leistungsermiltlung geleistete Mengen erfasst werden. Dies kann durch ein Messen vor Ort (z. B. Erdmassen im Straßenbau), eine Berechnung anhand von Zeichnungen (rechnerisches Aufmaß), durch Wiegen (z. B. Kieslieferungen) oder durch Festlegen eines Fertigstellungsgrades (fundiertes Schätzen) erfolgen. In den meisten Unternehmen wird monatlich eine kurzfristige Ergebnisrechnung erstellt. Stichtag ist dann immer der Monatsullimo, somit der letzte Tag im Monat. Zu diesem Tag muss der Bauleiter die auf seiner Baustelle erbrachte Leistung ermit-
3 Bauphase
220
tein, das heißt, dass er die Leistungsmengen (LE-Mengen) für alle Positionen bestimmt. Falls als meldefähige Positionen diejenigen des Leislungsverzeichnisses gewählt werden, entsprechen die zu ermittelnden Mengen in der Regel den Rechnungsmengen. An dieser Stelle soll auch noch erwähnt werden, dass die Leistungsmeldung die Basis für spezielle weiterführende Auswertungen darstellt. Als Beispiel wird der Stunden-Soll-lst-Vergleich (siehe Abschnitt 3.5.5) genannt. Hier werden die geleisteten Mengen der einzelnen Positionen dazu benutzt, die Soll-Stunden zu berechnen. Ein Hinweis auf methodisch falsche Ansätze zur Leistungsermittlung sei noch er· laubt: Teilweise findet man in der Praxis eine Methode zur Leislungsermittlung über Kennzahlen (zum Beispiel Umsatz je Arbeitsstunde). Eine solche Kennzahl wird zum Beispiel aus der beauftragten Bauleistung und den kalkulierten Lohnstunden ermittelt. Die Leislungsermittlung erfolgt dann durch Multiplikation der geleisteten Lohnstunden mit der Kennzahl. Dieses Vorgehen ist methodisch vollkommen ungeeignet, da durch einen höheren Stundenaufwand vermeintlich die Leistung steigt. Dies ist aber nicht der Fall!
3.5.3.3
Leistungsermittlung über Einheitspreise
Die KLR·Bau 163 bezeichnet die Leistungsermittiung über die Einheitspreise eines Leistungsverzeichnisses als Normalfall. Prinzipiell entspricht das Verfahren einer Rechnungsstellung, indem die geleisteten Mengen mit den vertraglich vereinbarten Einheitspreisen multipliziert werden. Ein Bauleiter muss in der Regel monatlich Abschlagsrechnungen (siehe Abschnitt 3.5.6) ersteHen. Als Stichtag sollte der Monatsultimo gewählt werden, da dann der Stichtag für die Abschlagsrechnung und die Leistungsmeldung identisch ist. Die Rechnungsbeträge pro Position ergeben sich aus: Rechnungsmenge (RE-Menge) . Einheitspreis
Der Gesamtrechnungsbetrag berechnet sich aus der Summe der einzelnen Positionsbeträge. Die Ermittlung der Baustellenleistung ist methodisch mit der Ermittlung des monatlich anzufordernden Abschlagbetrages 1&4 identisch. Die Leistung einer Position wird somit ermittelt durch Leistungsmenge (LE-Menge) . Einheitspreis
153 154
KlR-Bau, Seite 85 Die anzufordernde Abschlagszahlung ergibt sich aus der gesamten in Rechnung gestellten Leistung abzuglich der erhaltenen Abschlagszahlungen (siehe Abschnitte 3_5_6_3 und 3_5.6.8).
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
221
Die Gesamtleistung der Baustelle berechnet sich aus der Summe der einzelnen Positionsbeträge. In der Praxis werden bis auf wenige Positionen die Rechnungsmengen und die Leis· tungsmengen identisch sein. Somit gilt RE-Menge = LE-Menge
Die beiden Mengen sind jedoch dann nicht identisch, wenn es zum Beispiel aus vertraglichen Gründen notwendig wird, einzelne Leistungen zurückzustellen, weil zum Beispiel zusätzliche Leistungen erbracht wurden, die formal noch nicht beauftragt sind. Teilweise werden auch Leistungen, die erst während des Rechnungslaufes erbracht werden, bereits in die Abschlagsrechnung mit aufgenommen. Zum Beispiel ist eine Decke zum Monatsultimo voll eingeschalt und bewehrt. Die Betonage erfolgt jedoch erst Anfang des Folgemonats. In diesem Fall wird häufig die Decke bei der Abschlagsrechnung schon als voll erbracht angesetzt, da zum Zeitpunkt der Rechnungsprüfung die Leistung erbracht ist. Abweichungen zwischen der ermittelten Rechnungssumme und der Leistung kann der Bauleiter entweder durch pauschale Korrekturen in der Endsumme oder durch Korrekturen bei einzelnen Positionen vor· nehmen. Insbesondere bei der EDV-gestützten Ermittlung der Mengenermittlung ist die Korrektur in den einzelnen Positionen einfach vorzunehmen. Die heute eingesetzten baubetrieblichen Programme erlauben, dass zusätzlich zur RE-Menge für jede Position eine Leistungsmenge (LE-Menge) eingegeben (automatisch dupliziert) werden kann. Für jeden Stichtag werden beide Mengen abgespeichert. Somit ergeben sich bei zum Beispiel 1.000 Positionen über eine Bauzeit von 10 Monaten insgesamt 2· 10· 1.000 20.000 Mengenansätze. Bei einzelnen, möglicherweise aber bedeutenden Positionen, können trotzdem leicht Änderungen in den Ansätzen vorgenommen werden.
=
Bei genauer Betrachtung dieser Methode wird aber auch deutlich, dass damit gewisse Probleme bei der Leistungsermittlung verbunden sein können. Insbesondere die Berücksichtigung der Baustelleneinrichtung soll exemplarisch erläutert werden. Es wird davon ausgegangen, dass der Auftraggeber im Leistungsverzeichnis keine separaten Positionen für die Baustelleneinrichtung vorgesehen hat. Ist nun zum Stichtag die Baustelle gerade eingerichtet, so ergibt sich nach dieser Methode der Ermittlung der Leistung über die Einheitspreise eine Bauleistung von 0,00 €. Tatsächlich wurde aber bereits eine Leistung erbracht, da die Einrichtung notwendig war und somit auch bei einer hypothetisch angesetzten Kündigung der Baustelle durch den Auftraggeber vergütungspflichtig wäre.
222
3 Bauphase
3.5.3.4
leistungsermittlung über die Kosten der Teilleistungen
Die KlR-Bau sieht als zweite Methode zur Ermittlung der Leistung ~dje Bewertung der geleisteten Mengen mit den Soll-Herstellkosten + Soll-Spanne der Arbeitskalkulation" vor. 165 Damit wird nach der KLR-Bau eine gleichmäßige Ergebnisbeurteilung der Baustelle ermöglicht. Diese Methode setzt aber eine Arbeitskalkulation voraus, die bei Massenänderungen, Nachträgen oder anderen Änderungen in den Ansätzen der Arbeitskalkulation kontinuierlich überarbeitet werden muss. Dieses Verfahren ist somit in der Regel dem Verfahren der Leistungsermittlung über die Einheitspreise vorzuziehen, ist jedoch an zusätzliche Voraussetzungen gebunden. Insbesondere wird die Leistung beim Anlauf der Baustelle besser wiedergegeben. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass auch diese Methode mit Augenmaß zu be· trachten ist, falls sich in einzelnen Positionen durch nachträgliche Änderungen der Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) größere Änderungen ergeben haben. Als Beispiel wird die Situation zu Beginn einer Baustelle betrachtet. Haben sich durch einen nachträglich erkannten Kalkulationsirrtum die EKT bei den Erdarbeiten zum Beispiel dadurch stark erhöht (z. B. von 10,- €1m 3 auf 30,- €1m 3 ), weil in der Angebotskalkulation die Deponiekosten falsch angesetzt wurden, so reduziert sich gleichzeitig der mittlere Deckungsbeitrag, der in der KLR-Bau als Soll-Spanne der Arbeitskalkulation bezeichnet wird (z. B. von 17 % auf 12 %). Die Leistungsermittlung führt nun in die· ser frühen Bauphase zu einer höheren Leistung. Falls in dem Beispiel 10.000 m 3 ausgehoben wurden, ergibt sich eine Leistung von 10.000 m 3 . 30,00 €1m 3 • 1,12 336.000,00 €.
=
Wäre der Kalkulationsfehler nicht erkannt worden, würde sich nur eine Leistung von 10.000 m 3 • 10,00 €1m 3 . 1,17 117.000,00 € ergeben.
=
An dieser Stelle wird auf eine weitere Problematik hingewiesen, die insbesondere im Schlüsselfertigbau auftritt. Die Vergütung wird dort in der Regel pauschaliert und es wird ein Zahlungsplan vereinbart. Somit besteht keine Notwendigkeit mehr, monatlich die Rechnungsmengen für die Anforderung von Abschlagszahlungen zu ermitteln. Damit ist die Ermittlung der Leistungsmengen eine zusätzliche Aufgabe, die zudem besonders mühsam und zeitaufwendig ist, da die Leistungsverzeichnisse im Schlüsselfertigbau häufig mehrere tausend Positionen umfassen. Zudem ist es häufig kaum möglich, die geleisteten Mengen einzelner Positionen zum Stichtag festzustellen. Als Beispiel werden die Uingen verlegter Kabel oder verlegter Leitungen genannt.
1M
KlR-Bau. Seite 85
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
223
Folglich ist man besonders im Schlüsselfertig bau darauf angewiesen, ngröbere" oder andere meldefähige Positionen zu verwenden. Hierfür bieten sich zum Beispiel ganze Gewerke (Titelsummen) an, die dann in ihrer Fertigstellung pauschal mit x % bewertet werden. Ein weiterer methodischer Ansatz wird nachfolgend beschrieben. 3.5.3.5
Leistungsermittlung über Vorgänge der Terminplanung
Besonders im Schlüsselfertigbau ist die Leistungsermittiung über die beiden oben beschriebenen Verfahren kritisch zu bewerten, wie bereits erläutert wurde. Daher werden andere "meldefähige Positionen" gesucht, über die die Leistungsermittlung möglich ist. Bevorzugt werden solche, die in anderen Prozessen bereits benötigt wurden. Da im Rahmen des Termincontrollings meistens 14-tägig oder monatlich der Fertigstellungsgrad der Vorgänge der Terminplanung festgestellt wird, bietet es sich an, über diese Fertigstellungsgrade der einzelnen Vorgänge auch die Leistung zu ermitteln. Dies ist einfach möglich, da heutige Terminplanungsprogramme (siehe Band 2, Abschnitt 5.4 und Kapitel 10) eine Ressourcenplanung anbieten. Auch Erlöse können im Programm rechnerisch wie Ressourcen verarbeitet werden. Falls somit jedem Vorgang die damit verbundene Vergütung (Erlös) zugewiesen wird, kann über das Terminplanungsprogramm nach Eingabe der stichtagsbezogenen Fertigstellungsgrade sehr einfach die Gesamt·Baustellenleistung ermittelt werden. Mit einem gewissen einmaligen Aufwand ist die Zuweisung der Vergütung zu jedem Vorgang verbunden. Hierfür werden jedoch von verschiedenen Programmanbietern Schnittstellen zwischen Programmen zur Terminplanung und zur Kalkulation (AVAProgramme) 166 angeboten, um in einem ersten Schritt die Vergütung der Positionen des Leistungsverzeichnisses ganz oder prozentual den Vorgängen der Terminplanung zuweisen zu können. In Abb. 95 wird das Vorgehen beispielhaft dargestellt. Im oberen linken Fenster sind die Vorgänge der Terminplanung dargestellt, Vorgang 010 "ErsteHen der Sauberkeitsschicht" ist aktiviert. Im rechten Fenster ist die Gliederungsstruktur des Leistungsverzeichnisses geöffnet. Die Positionen 3.20, 3.30 und 3.40 betreffen alle den Vorgang 010 und sind jeweils zu 100 % dem Vorgang 010 zugewiesen. Dies ist im unteren Bildteil nochmals wiedergegeben. Des Weiteren ist es möglich, Positionen den Vorgängen nicht nur prozentual, sondern auch in absoluten Mengen zuzuweisen.
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Programme für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung
224
3 Bauphase
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Abb.95: Positionszuordnung zu den Vorgängen einer Terminplanung
3.5.3.6
Weitere Angaben bei der leistungsmeldung
Die rechnerische Leistungsermittlung über die nmeldefähigen Positionen~ ist durch eine Vielzahl weiterer Angaben zu ergänzen, welche die Baustellenleistung maßgeblich beeinflussen können. Als Beispiele werden genannt: 167 Materiaflieferungen: Falls kurz vor Monatsultimo Materialien auf die Baustelle geliefert werden, diese aber noch nicht eingebaut (fest mit dem Baugrund verbunden) sind, wird durch diese Materiallieferung keine abrechenbare Bauleistung begründet. Insoweit wäre dies nicht kritisch und weiter zu verfolgen. Da aber unterstellt werden muss, dass ebenfalls vor Monatsultimo die Rechnung über die Materiallieferung im Unternehmen eingegangen ist, wird diese der Baustelle noch vor Ultimo belastet. Bei der Gegenüberstellung von Kosten und Leistung sind nunmehr Kosten gebucht, denen aber keine Leistung gegenüber steht. Somit sind in der Leistungsmeldung jene Materialien mit Mengen zu benennen, die noch nicht eingebaut sind, damit die Kosten für diese Stoffe separat geführt werden können. In der Praxis wird man nur hohe Beträge bei den Materialkosten abgrenzen. Nachunternehmerleistungen: Bei Nachunternehmerleistungen ergeben sich meistens größere Differenzen zwischen den gebuchten Kosten und der tatsächlich durch die Nachunternehmer erbrachten Leistung. Die Ursache hierfür ist im Ablauf der Rechnungsstellung der
157
Paul: Steuerung der Bauausfuhrung. S_ 55
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
225
Nachunternehmer zu suchen. In vielen Fällen sind die Nachunternehmer relativ säumig in der Rechnungsstellung. Somit ist eine Leistung auf der Baustelle erbracht, die zugehörigen Kosten sind aber noch nicht gebucht. Andererseits gibt es auch Nachunternehmer, die in ihren Anforderungen auf Abschlagszahlung relativ "großzügig" sind und schon Zahlungen anfordern, für die sie noch keine Leistung erbracht haben. In diesem Fall wären schon Kosten gebucht, die zugehörige Leistung wurde aber noch nicht erbracht. Somit ist es erforderlich, dass in der Leistungsmeldung nicht nur die Leistung der Nachunternehmer ermittelt wird, sondern die Kosten hierfür abgegrenzt werden. Die Ermittlung der Kosten ist insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt eventueller Nachtragsforderungen der Nachunternehmer sorgfältig vorzunehmen. Minderungen wegen Preisnachlässen: Die Auftragnehmer geben zum Teil auf ihr Angebot Nachlässe oder Skonti. Die Nachlässe können dabei den gesamten Auftrag, einzelne Titel oder aber auch nur einzelne Positionen betreffen. Korrekt wäre es, diese Nachlässe in der Auftragskalkulation zu berücksichtigen, so dass die Leistung bereits unter Berücksichtigung der Nachlässe ermittelt wird. Skonti spielen eine Sonderrolle. Vertraglich kann vereinbart werden, dass unter Einhaltung eines Zahlungszieles ein Abzug von der Rechnung vorgenommen werden kann. Zur rechtskräftigen Vereinbarung eines Skontos sind die Frist (zum Beispiel 10 Werktage) und der prozentuale Abzugsbetrag anzugeben. Skonti werden in der Betriebsbuchhaltung als ~neutrale Erträge" auf ein spezielles Konto und somit außerhalb der Baustelle gebucht. Um aber den Bauleiter an den positiven und negative Erträgen, die bei Berücksichtigung von Skonti entstehen, am Baustellenergebnis zu beteiligen, werden bei vielen Bauunternehmen Skonli auch auf ein Konto der Baustelle gebucht. Insoweit sind diese besonders zu melden, falls davon ausgegangen werden muss, dass der Auftraggeber ein eventuell gewährtes Skonto in Anspruch nimmt. Minderungen wegen Übernahme von Leistungen durch den Auftraggeber: Nach § 2 Nr. 4 VOB/B ist der Auftraggeber berechtigt, ausbedungene Leistungen des Auftragnehmers selbst zu übernehmen. Dies betrifft auch die Lieferung von Bau-, Hilfs- und Betriebsstoffen. In einem solchen Fall sind die erwarteten Rechnungskürzungen in der Leistungsmeldung auszuweisen. Minderung wegen zu erwartender Rechnungsabstriche: Falls mit Rechnungsabstrichen zum Beispiel wegen einer Vertragsstrafe aus Terminüberschreitungen oder wegen einer Minderung der Vergütung wegen Qualitätsmängeln zu rechnen ist, so sind diese ebenfalls zu melden. Rückstellungen für bereits zu erwartende Gewährleistungsarbeiten. Veränderung der Leistung aus Gleitklauseln für Lohn und I oder Materialkosten.
226
3 Bauphase
Ergänzt werden diese Angaben zur Leistung meistens durch Informationen zum Auftragsbestand. Streng genommen ist dies kein Bestandteil einer Leistungsmeldung. Es ist jedoch für die Steuerung des Unternehmens wichtig, über den aktuellen Auf· tragsbestand genau informiert zu sein. Der Auftragsbestand kann sich projektbezogen aus folgenden Gründen ändern: Beauftragung von Nachträgen wegen geänderter (§ 2 Nr. 5 VOB/B) oder zusätzlicher Leistungen (§ 2 Nr. 6 VOB/B); Aufträge Dritter, die im Rahmen der Baumaßnahme abgewickelt werden. Typisch ist zum Beispiel der Auftrag der Kommune für Arbeiten an der Kanalisation im Zusammenhang mit dem Anschluss der Entwässerungsleitung oder ein Auftrag eines Grundstücknachbarn, gleichzeitig mit den Asphaltarbeiten für den Hauptauftrag auch seine Hofflächen zu asphaltieren. Gegebenenfalls sind auch Reduktionen im Auftragsbestand zu melden. Neben der Information zum Auftragsbestand werden oft noch weitere Angaben in der Leistungsmeldung abgefordert, wie: Termin des erwarteten Bauendes, Bereits in Rechnung gestellte Beträge, obwohl diese Angaben in der Buchhaltung bei der Kreditorenrechnung vorhanden sein müssten. Besondere Bedeutung hat die Meldung zum Ende des Geschäftsjahres, da diese unmittelbar in den Unternehmens-Jahresabschluss (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung) eingeht. Diese wird dann meistens ergänzt durch eine Inventur, bei der die lagernden Materialien und der Gerätebestand genau erfasst werden. Methodisch ändert sich bei der Leistungsmeldung zum Jahresabschluss nichts. Da die kurzfristige Ergebnisrechnung insbesondere wegen den Abgrenzungen und Rückstellungen einen nicht unerheblichen internen Aufwand bewirken, sind manche Bauunternehmen dazu übergegangen. für die Quartalsberichte mit einem höheren Aufwand die kurzfristige Ergebnisrechnung zu erstellen. Teilweise werden dafür dann andere Formulare verwendet als für die restlichen Monate. Abb. 96 zeigt ein Formular zur Leistungsmeldung.
227
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Leislungsmeldung zum
1. Aul1rag,lnforrnation Baustelle Bauleiter
3ty"M/M
EQ ~ 1IU'f~ni
r 111f./lIr'f
Vo
IflJi 2()()J
TechniSCl>e ProjeI<.tI1ummer
131001
Kaufm. Auftragsnumme,
1f SS 3&? Alle Betrage ohne Mw$t.
2. Aul1rag""ntwicklung (Aul1,lge $Chrll1l!<:h oder mündlich erteilt) 2.1 Aul1l1lgswen bis Ende du Vormonats 2.2 Aul1raguugangl~bgang Im BerichtsmOflat - Lieferungen und Leistungen an Dritte - AufI,agsmel1rungen <>der -minderungen
3.891.000,00
'"' '"' '"'
EUR . -
2.3 Auftragswen am Ende du Berichtsmonats 3. Leistungsatand (unbestrittene Venragslelstungen) 3.1leistungsberechnung per EOV
3.891.000,00 ja
0
3.2 leistungen, die nicht per EOV erlaßI sind:
'"'
. leIslungen IiIrVenragsarbeiten -leistungen bei Zusatuultrllgen
10. 000, 00
-leistungen bei Tagelohnarbeiten -leistungen lür Dritte
3.000,00
- Erbrachte, nachtrIgliche Leistungen - Erwartete leistungsabstriche
'"' '"' '"' '"' '"'
EUR . -
13.000,00 3,910,000,00
3.3 Geumtlel$tung zum Stichtag 3•• Sonstige leistungSbereiche - für wnstige lel.tungen
'"' '"'
-für nicht genehmigte Nachträge 2 % .f~f4
EUR'-
3.5 Zu bucl>eodelei.tung
18100,00 3.831.&10,00
4. lagernde. Material Anlage beiliegend
nein
0 30. 000, (J()
5. Rückstellungen IiIr noch zu erbringende Rntarbelten
6. Verbuchung von Subunlernehmerieislungen 6.1 Anl.ge "SubuntemehmeMlstungen (Rohbeu)" 6.2 Anlag. "SubunternehmeMlstungen (Ausbau)"
~:
...
0 0
~"BJ
nein);
Beme'kungen
"'/<>f/'" Datum
'"' '"' '"'
&/Pr4
Abb.96: Formular für die Leistungsmeldung
Datum
Oberbeuleiler
'"' '"' '"' '"' '"' '"'
228
3 Bauphase
3.5.4
Kosten-Soll-Ist-Vergleich, Kostencontrolling und Kostenmanage-
ment Ein Kostenmanagement zielt darauf ab, durch die Einrichtung eines Kostencontrolliogs dafür zu sorgen, dass die Baustelle mit Gewinn abschließt. Konkret bedeutet dies, dass, nachdem von dem Baustellenerläs die Kosten für Teilleistungen, die Baustellengemeinkosten sowie die Allgemeinen Geschäftskosten abgezogen wurden, noch ein Gewinn verbleibt. Nur durch die Erwirtschaftung von Gewinn ist ein Unternehmen langfristig in der Lage, zu bestehen (siehe hierzu auch Band 1 168). Hinsichtlich der Begriffe Management, Controlling, Kontrolle und Soll-1st-Vergleich wird auf Abschnitt 2.3 verwiesen. Somit stellt das Kostenmanagement eine Aufgabe der Bauleitung dar, die Kosten einer Baustelle im Sinne des Controllings zu planen, zu überwachen und zu steuern. Das Kostenmanagement überschneidet sich mit Zuständigkeiten der kaufmännischen Abteilungen. Es ist somit unternehmensintern abzustimmen, welche Aufga· ben von welcher Abteilung übernommen werden und welche Unterlagen erstellt werden. Jn vielen Unternehmen werden die Aufgaben des Kostencontrollings in gemeinsamen Besprechungen von technischen und kaufmännischen Bereichen abge· arbeitet. Das Kostencontrolling ist ein Teil der Kosten- und Leistungsrechnung und basiert auf Soll-Kosten, die aus der Bauauftragskalkulation stammen, und auf Ist-Kosten, die in der Baubetriebsrechnung erfasst wurden. 169 Ergänzt wird das Zahlenwerk mit Prognosen und Einschätzungen zu entstehenden Kosten, welche der Bauleiter auf Basis seiner Kenntnisse über den Bauablauf hat. Generell kann das Kostencontrolling über verschiedene Bereiche durchgeführt wer· den: Kostencontrolling für eine oder mehrere Kostenarten. Typisch hierfür ist ein Kostencontrolling der Lohnkosten und der Hauptbaustoffe, wie Beton und Stahl. Für Nachunternehmer, insbesondere im Schlüsselfertigbau. Für die Baustellengemeinkosten, da auch hier häufig Kostenüberschreitungen auftreten und für das Gesamtprojekt. Ein einheitliches, unternehmensweit identisches Kostencontrolling über alle Baustei· len wird in der Regel als wenig sinnvoll angesehen. Für jede Baustelle sollte im Rahmen der Projektorganisation (siehe Abschnitt 2.2.5) daher geregelt werden, weJ·
1!lll 1!l11
Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre, Band 1. AbschniIl4.8.2 Berner I Kochendörfer I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre. Band 1. Kapitel 4
229
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
che Bereiche des Kostencontrollings umgesetzt werden. Wegen der damit verbundenen flexiblen Handhabung hat es sich bewährt, das Kostencontrolling mittels eines Tabellenkalkulationsprogramms (z. B. MS Excel®) durchzuführen. Durch Schnittstellen können die Tabellen weitgehend automatisch erzeugt werden. Als Problem beim Kosten-Soll-Ist-Vergleich wird häufig angesehen, dass je nach der gewünschten Aussage verschiedene Vergleiche möglich sind. Zum Beispiel können folgende Vergabegewinne '-verluste bei Nachunternehmern ermittelt werden: Vergabegewinn '-verlust I: Ansatz der Auftragskalkulation - Auftragssumme; Vergabegewinn '-verlust 11: Ansatz der Auftragskalkulation - Geschätzte Abrechnungssumme; Vergabegewinn '-verlust 111: Geplantes Budget für den Nachunternehmer - Geschätzte Abrechnungssumme. In der praktischen Umsetzung des Kostencontrollings hat es sich als nützlich herausgestellt, das Kostencontrolling in verschiedene Module zu unterteilen: 110 Modul Soll-1st-Vergleich mit den Unterbereichen Auftrag, Subvergabe und Leistungsermittlung, Modul Subunternehmernachträge, Modul Nachträge an Bauherrn, Modul Gemeinkostenentwicklung, Modul Leistungen an Dritte und Modul Baustellenergebnis. In Abb. 97 ist ein Beispiel für das Modul Subunternehmernachträge und in Abb. 98 ein Beispiel für das Modul Gemeinkostenentwicklung dargestellt. Subunt.r.
Ei"liJog.n.
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Nac:htragablN:.k:h.
EInII· relc:ht. Nac:htrallssum
Vo..u..ic:hdlc:he
V.....ndelt Endv.r.
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Nac:hnlls• um......
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2
2
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Abb.97: Kostencontrolling - Modul Subunternehmernachträge
170
Schach I Sperling: Baukosten. Seite 775
,
Ja/Nein
N~";ht..I1.- NltCh. num......r trag••um
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Bauherm [EUR)
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230
3 Bauphase
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Kosten [EUR]
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Nachunternehmer Gutachter Baureiniauna
Gebühren Versiehe/URnen
Stoffkosten
Geräte Transporte
Betriebsstoffkosten Unterllunflskosten Fuhrpark BOromaterial
BOromiete Reisekosten
Spesen I Bewirtung
8auhof-Umlane Gewährteistul"tgsum-
'>;'
AGK Summen
Abb.98: Kostencontrolling - Modul Gemeinkostenentwicklung
3.5.5
Stunden-Soll·lst-Vergleich
3.5.5.1
Grundlegende Anmerkungen zum Stunden-Soll-Ist-Vergleich
Ein Stunden-Soll-Ist-Vergleich geht von der Überlegung aus, dass über den Stundenverbrauch das Baustellenergebnis besonders beeinflusst wird. Die Materialkosten sind auf der Baustelle ~ nachdem der Einkauf erfolgt ist - kaum beeinftussbar, da der Materialverbrauch durch den Bauentwurf vorgegeben wird und die Materialverluste (z. B. Slreuverluste) in der Regel relativ gering sind. Auch die Gerätekosten sowie Schalungs- und Gerüstkosten lassen sich schwer beeinflussen, da die Gerätemieten intern feststehen. Selbstverständlich ist darauf zu achten, dass sowohl die Geräte als auch Schalung und Rüstung rechtzeitig frei gemeldet werden. Da zudem
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
231
bei lohn intensiven Baustellen der Lohnanteil 50 % der Gesamtkosten und mehr betragen kann, muss der Stundenverbrauch besonders intensiv kontrolliert werden, um eine Baustelle mit Gewinn abschließen zu können. Methodisch ertolgt dies mit dem Stunden-Soll-Ist-Vergleich. Er stellt eine systematische Kontrollmaßnahme dar (siehe Abschnitt 2.3.3), die den Verbrauch von Arbeitsstunden der gewerblichen Arbeiter betrifft. Jede geleistete Arbeitsstunde führt zwangsweise zu Lohnkosten. Somit besteht das Ziel eines Stunden-Soll-IstVergleichs darin, in einer tabellarischen Gegenüberstellung die zum Zeitpunkt der Auswertung geplanten Arbeitsstunden - natürlich bezogen auf die erbrachte Leistung - den verbrauchten gegenüberzustellen. Falls die geplanten Arbeitsstunden (entspricht den Lohnstunden) mit dem Miltellohn multipliziert werden und diese den tatsächlichen Lohnkosten gegenübergestellt werden, erhält man einen LohnkostenSoll-1st-Vergleich. Zum Stunden-Soll-Ist-Vergleich sind mehrere grundlegende Anmerkungen zu machen. Prinzipiell werden in einem Stunden-Soll-Ist-Vergleich die tatsächlich verbrauchten Stunden (Ist-Stunden) ertasst und diese den hiertür geplanten Stunden gegenübergestellt. Eine Einflussnahme oder Steuerung von künftig anfallenden Stunden ist somit definitionsgemäß nicht Teil eines Stunden-Soll-Ist-Vergleichs. Es muss jedoch unterstellt werden, dass, falls ein Stundenmehrverbrauch erkannt wird, auch die Frage gestellt wird, ob nicht Steuerungsmaßnahmen ergriffen werden, um den Stundenverbrauch künftig zu reduzieren. Es stellt sich somit zwangsweise die Frage, auf welchen Baustellen ein StundenSoll-1st-Vergleich durchgeführt werden soll. Besonders geeignet sind hiertür lohnintensive Baustellen, das heißt Baustellen, die wenig mechanisiert sind. Auszuschließen sind darüber hinaus Baustellen, auf denen kein oder sehr wenig eigenes Personal eingesetzt wird, wie zum Beispiel Baustellen des Schlüsselfertigbaus. Da heute viele Baustellen hoch mechanisiert sind, hat die Bedeutung des Stunden-Soll-lstVergleichs folglich stark abgenommen. Jedoch kann er für lohn intensive Nachunternehmer von großer Bedeutung sein. Ein Stunden-Soll-Ist-Vergleich wird bei laufender Baumaßnahme und nicht nach abgeschlossener Baustelle durchgeführt. In diesem Fall wäre es eine Maßnahme der Nachkalkulation (siehe Abschnitt 3.5.14). Somit sind zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Stunden-Soll-Ist-Vergleich durchgeführt werden soll, zuerst die Soll-Stunden zu ermitteln. Grundlage hiertür ist die Leistungsmeldung (siehe Abschnitt 3.5.3). Beim StundenSoll-1st-Vergleich wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass ein Einheitspreisvertrag vorliegt und die erbrachte Leistung auf die Positionen des LV bezogen ermittelt wird. Somit kann bei einer traditionellen manuellen Kalkulation, bei der es keine
232
3 Bauphase
Differenzierung der kalkulierten Stunden gibt, nur die Summe der Soll-Stunden ermittelt werden. Eine solche Summenauswertung entspricht aber nicht den Erwartungen, da eine differenzierte Betrachtung nach Tätigkeiten durchgeführt werden soll. Es muss somit eine Untergliederung der Stunden nach typischen Tätigkeiten vorgenommen werden. Bei Nutzung von EDV-Programmen für die Kalkulation bietet sich hierfür grundsätzlich die Kostenartenstruklur an (siehe Band 2). 171 Es muss jedoch festgestellt werden, dass die Kostenartenstruktur im Lohnbereich meistens nach kaufmännischen Kriterien gegliedert wird. Bei der Strukturierung der SoH-Stunden muss man sich jedoch auch an den Randbedingungen zur Erfassung der Ist-Stunden und der gewünschten Art der Auswertung (sehr detailliert oder mehr in übergeordneten Gruppen) orientieren. Dies erfolgt, indem unabhängig zur Lohn-Kostenarten-Strukturierung eine andere Struktur, mit der Bezeichnung Bauarbeitsschlüssel (BAS), eingeführt wird. 3.5.5.2
Bauarbeitsschlüssel (BAS)
Nachdem im vorigen Abschnitt grundlegende Anmerkungen zur Notwendigkeit des Bauarbeitsschlüssels gemacht wurden, sollen nunmehr Prinzipien zu dessen Aufbau diskutiert werden. Generell ist festzustellen, dass in den Unternehmen, in denen Stunden-Soll-Ist-Vergleiche durchgeführt werden, ein Standard-Bauarbeilsschlüssel eingeführt ist. 172 Dieser kann dann projektspezifisch angepasst werden, falls sich dies als notwendig herausstellt. Beim Bauarbeilsschlüssel handelt es sich um einen hierarchisch auf der Dezimalklassifikation aufgebauten Schlüssel, der in der Regel auf maximal vier Stellen begrenzt ist. Dieser Schlüssel beschreibt bestimmte Tätigkeiten. Bereits Anfang der 19S0er Jahre wurde von dem IfA-Arbeitskreis Hochbau und Straßen bau ein BAS-Schlüssel zur allgemeinen Anwendung empfohlen. 173 Die Grundstruktur teilt alle Arbeiten in Tätigkeitsbereiche ein (siehe Abb. 99). Darauf aufgebaute modifizierte Strukturen werden auch heute noch zur Anwendung empfohlen. 174.175
171 172 173 174
m
Bemer! Kochendörler! Schach: Grundlagen der Baubetriebslehre, Band 2. Abschnitt 12.3.1 Keil! Martinsen! Vahland! Fricke: Kostenrechnung für Bauingenieure. S. 222 Bauarbeitsschlilssel filr das Baugewerbe B.A.S.• IfA-Formblattverlag, Stuttgart1963 BAUQRG Unternehmer-Handbuch für Bauorganisation und Baubetriebsfilhrung. Seite VI8 Hoffmann M. Zahlentafeln des Baubetriebs. Seite 579
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
'0
233
Bau$telleneinrichtungs- und Randarbeiten 17~
1
Transport- und Umschlagarbeiten
2
Erd-, Entwässerungs- und Abbrucharbeiten
3
Schal- und Rüstarbeiten
4
Beton- und Stahlbetonarbeiten
5
Mauerarbeiten
6
Putz-, Estrich-, Außenanlagen- und Dichtungsarbeiten
7
Sonstige Arbeiten
Abb, 99: Tätigkeitsbereiche eines Bauarbeitsschlüssels
Die weitere Unterteilung in Arbeitsschritte unterscheidet sich jedoch, So wird zum Beispiel der vom Zentralverband des Baugewerbes herausgegebene BAS im Tätigkeitsbereich 3 "Schal- und Rüstarbeilen" in die in Abb. 100 dargestellten Arbeitsschritte untergliedert,
'3
Schal- und Rüstarbeiten
30
Fundamente und Wände einschalen, ausrichten, abstützen bzw. abspannen, ausschalen
31
Decken, Balkonplallen und Podeste einschalen, ausrichten, abstützen bzw. abspannen, ausschalen
32
Stützen, Balken, Unterzüge, Stürze, Ringanker einschalen, ausrichten, abstützen bzw. abspannen, ausschalen
33
Treppen einschalen, ausrichten, abstützen bzw. abspannen, ausschalen
34
Schwierige Konstruktionen, Zusatzarbeiten und Sonderschalungen ein- und ausschalen
35
Leichte Gerüste herstellen, auf- und abbauen, entnageln, stapeln, aufladen (Leiter-, Schutz- und Fanggerüste)
36
Schwere Gerüste herstellen, auf- und abbauen, entnageln, stapeln, aufladen (Arbeitsgerüste)
37
Lehr- und Sondergerüste herstellen, auf- und abbauen, enlnageln, stapeln aufladen
38
~ ...
(frei zur individuellen Belegung) (frei zur individuellen Belegung)
Abb, 100: Arbeitsschritte des Tätigkeitsbereichs ,,3 Schal- und Rüstarbeiten"
Eine weitere Untergliederung kann in Unter-ArbeitsschriUe vorgenommen werden. So könnte zum Beispiel der Arbeilsschritt 34: "Schwierige Konstruktionen, Zusatzarbeiten und Sonderschalungen ein- und ausschalen" aufgeteilt werden in:
176
Berner: Randarbeiten. Seite 10 - 19
3 Bauphase
234
331 Gesimse 332 Gekrümmte Wände, Stützmauern und Pfeiler
333 Die 4. Stelle (z. B. 331.1) ist vorgesehen, damit eine weitere Untergliederung nach innerbetrieblicher Festlegung vorgenommen werden kann. Insbesondere kann eine projektspezifische Gliederung, zum Beispiel nach Geschossen, gewünscht sein. Jedem Unternehmen ist es freigestellt, einen eigenen Bauarbeitsschlüssel aufzubauen, da dieser nur zu internen Kontrollzwecken verwendet wird. Generell muss jedoch festgestellt werden, dass je detaillierter ein Bauarbeitsschlüssel aufgebaut ist, desto umfangreicher die Abgrenzungsprobleme auf der Baustelle werden. Die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung sollen beispielhaft beim oben dargestellten Bauarbeitsschlüssel gezeigt werden. So gibt es sowohl bei der Zuweisung der SollStunden, später aber auch bei der Erfassung der Ist-Stunden Schwierigkeiten, wenn, wie heute üblich, eine Decke mit Unterzug gleichzeitig geschalt und betoniert wird. Dann ist es nämlich unklar, welcher Stundenanteil der Tätigkeit "31 Decken ... " und welcher der Tätigkeit "32 ... Unterzüge ..." zugewiesen wird. Zuordnungsprobleme ergeben sich auch, wenn Gitterträgerfertigplatlen als verlorene Schalung verwendet werden. Soll dann das Verlegen der Gitterträgerfertigplatten der Tätigkeit "31 Decken ..." oder der ebenfalls vorgegebenen Tätigkeit ,45 Fertigteile verlegen einschließlich der erforderlichen Abstützungen und Vermörtelungen" zugeordnet werden? Erfahrungsgemäß versuchen die Poliere auch möglichst große lstStundenanteile auf die Gruppe ,,1 Baustel1eneinrichtungs- und Randarbeiten" zu schreiben. Damit wird der Zeitaufwand bei den produktiven Tätigkeiten reduziert. Der Polier zeichnet sich dann durch eine vermeintlich erfolgreiche Baustellensteuerung aus. Je differenzierter ein Bauarbeitsschlüssel ist, desto mehr Abgrenzungsprobleme dieser Art treten auf. Die Reduktion auf eine geringe Zahl an Tätigkeiten im Bauarbeitsschlüssel (wenige BAS-Nummern) ist jedoch auch nicht empfehlenswert, da dann die notwendige Differenzierung bei der Beurteilung von Verlustquellen nicht mehr möglich ist. An dieser Stelle soll noch auf die Nutzung des Bauarbeitsschtüssels in anderen Zusammenhängen hingewiesen werden. •
Die auf dem Markt angebotene bau betriebliche Standardsoftware für die Kalkulation und die Baustellensteuerung integriert BAS-Auswertungen. Somit kann bereits bei der Kalkulation eine Auswertung nach den BAS-SolI-Stunden gefahren werden. Eine zusätzliche Eingabe der BAS-Nummern ist nicht notwendig, wenn generell mit Abrufposilionen kalkuliert wird, die mit BAS-Nummern versehen
235
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
sind. Eine solche Auswertung kann wertvolle Hinweise bei der Beurteilung der Kalkulation und später im Rahmen der Arbeitsvorbereitung zum Beispiel bei der Festlegung von Vorgangsdauern bei der Terminplanung geben. Für die Ressourcenplanung der Lohnstunden können BAS-Auswertungen sehr hilfreich sein, insbesondere für Kontrollzwecke. Somit sollte die Integration des Bauarbeitsschlüssels in die Kalkulation auch unter diesen Anwendungsmöglichkeiten betrachtet werden. 3.5.5.3
Beispiel zum Stunden·Soll·lst-Vergleich
In Abb. 101 ist eine Position 3.130 mit zugeordneten BAS-Nummern dargestellt. Dabei wurde die BAS-Nummer S340 für die Tätigkeit ~Schalung Stützen~ und die BAS-Nummer S540 für ßetonieren Stützen~ verwendet. Die Kennung ~S" ist programmspezifisch und legt fest, dass es sich um Leistungstätigkeiten im Gegensatz zu Tätigkeiten handelt, die in eine Stundenumlage eingehen. Solche umzulegende TfJtigkeiten sind zum Beispiel Kranbedienung, Betonkosmetik und Baureinigung.
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Abb.101: Position mit BAS-Nummern
Nachdem BAS-Nummern allen Ansätzen mit der Kostenart ~ 1 Lohn" zugewiesen wurden, kann eine Auswertung nach BAS-Nummem über das Gesamtprojekt gefahren werden. Diese ist in Abb. 102 dargestellt und führt für das Gesamtprojekt zu insgesamt 19.234,6 h, aufgeteilt nach den einzelnen Tätigkeiten. Die Werte für die BAS-Nummer S340 ergeben sich aus den Positionen 3.120 und 3.130, jeweils mit den Unterposition U1 und U11. Aus Abb. 101 kann entnommen werden, dass bei der Position 3.130 pro Meter Stützenlänge 1,099 m 2 Schalung benötigt werden. Somit ergibt sich insgesamt eine zu schalende Fläche von 379,155 m 2 (1,099 hlm 2 • 345 m 2). Bei einem Aufwandswert von 0,75 hlm 2 ergibt sich ein Gesamtaufwand von 284,366 h. Dieser Wert findet sich in Abb. 102.
236
3 Bauphase
Projekt Kalkulation:
R"lIenkllirbe<:ken Arbelt.kalkulation
SAS·Nr.
BAS-8ezelchnu"'ll
,
5310
SChalung fundl ....ntelBod.npl.tte
3.220.
BE. ErdarbeitM, Stahlbeton Schalung BocIenpialle
"'
14107 5310
, "' "'
,,~
3100. 14111
).200. 14111
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3120.
"'"H
14111
3130.
"'"H
.=
14117
SAS - Auswertung
MnVA·M""!le Mit
VA-Menge
SchaI'-"'9~ane
lohn Baufachartleitef SChalen Furwlamenle/Bodenplane
M'
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4.703,000 4703,000
m' m' m' m' m'
98,300
SondeJllOO~ionon
Faklo,
Summe Std
1,20
117,960 117,960
0,60
1.694.eao
SChalen Wlindl BE. Erdarbeiten, Stahlbeton
SChaI'-"'O Auß&nwllnd Schal""ll$planen H .·Sm Schalung Außenwand Schalung~anen lohn sa.,t"acharlleiter Schal...-.glnnenwand Schalung_platten H
.·Sm
2.824,600 4.504,000
Schalung (nn""""an
..504,000
Lohn Baufact>art>eil... SChalanWlnde
2.702.400 5.526,400
SChal..n SllIl2en BE. Erdarbeiten. Stahlbeton
Ortbelon StUt!e StahlbelO<1 C3OI37 l'l)r'I<j Ourchm. 20 crn
-.., -..,
Ortbelon SIIitze Stahlbeton C3OI37 lUI'>Ii Durchm. 20 an
Lohn Baufactlart>e'le<
Ortbe\co'l Stiit<e Stahlbeton C3OI37 rund
Durctvn. 35 crn
Ortbelon Sllitze Stahlbeton C3OI37 rund Durchm 35 an
Lohn Baufacllart>eit.... SCha~n
Still2e
"'.000 335,000 210,360 210.380 345,000 345,000 379,155 379,155 589,535
m'
m'
0,60
1.621.440 3.316,320
m m
m' m'
m m
0,65
176,823
0,75
284.366
m'
m' m'
Gn.mt
~3,189
19.234,S!1
Abb. 102: Auswertung Lohnaufwand für Gesamtprojekt nach BAS
Auf der Baustelle wird der Stundenverbrauch nach den BAS-Nummern erfasst. Zum 30.04.2008 ergeben sich für den Zeitraum April 2008 die in Abb. 103 dargestellten Ist-Stunden. Unter der BAS-Nummer S340 sind 45,00 Stunden angefallen. Für die Durchführung eines Stunden-Soll-Ist-Vergleichs müssen die Ist-Stunden im BASAuswertungsprogramm und die erbrachte Leistung als Leistungsmenge (LE·Menge) unter jeder Position erfasst werden. Hierfür stehen spezielle Erfassungsmodule zur Verfügung, in dem tabellarisch alle Positionen aufgeführt sind.
237
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Liste der ertaasten Ist-Stunden Projekt:
Rewenklä.becken
BAS.Jl •.
BAS-lklzeichnung
5310
SChaIet1 F....-.:lamenteilloder1p1a"e
"'" ,~
5370
"'"
D~lum
Slun....n
30.06,2006
'.00
SChalenW3nde
30.06.2006
528.50
5cllalen 5lO1zen
30.06,2008
45,00
SChaIet1 Decken
30.062006
631.00
-~
30.06,2006
'.00
30.06.2008
178.50
Beton....er1 F....-.:lameoteJ!lod
5510
Summe de, I.l-Slunden:
Kolonne
0"
2378,50
Abb.103: Ist-Stunden zum Monatsultimo
Danach kann eine stichtagsbezogene Stunden-Soll-Ist-Auswertung gefahren werden. Eine Auswertung für den Monat April 2008 ist in Abb. 104 wiedergegeben. In den Gesamtsummen sind nunmehr bezogen auf die geleisteten Mengen insgesamt 4.797,43 h Soll-Stunden vorgegeben. Dem stehen 4.931,75 h als Ist gegenüber. Im Detail kann nachvollzogen werden, wie sich die Summen zusammensetzten. So waren für das Schalen Wände (S330) 633,00 Soll-Stunden vorgesehen, verbraucht wurden aber nur 641,25 h. Im Berichtszeitraum April 2008 betrug das So/1535,50 h, das Ist 528,50 h.
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Abb. 104: Stunden-Soll-Ist-Vergleich
Wie bereits in Abschnitt 3.5.5.1 dargelegt, geht der Stunden-Soll-Ist-Vergleich von der Überlegung aus, dass durch die Gegenüberstellung von geplanten Soll-Stunden und den verbrauchten Ist-Stunden Infonnationen bereitgestellt werden, um gegebenenfalls steuernd eingreifen zu Mnnen. Die Steuerung selbst ist jedoch nicht methodischer Bestandteil des Soll-Ist- Vergleiches. In der Praxis zeigt sich, dass der Stunden-Soll-Ist-Vergleich sehr sensibel auf unterschiedliche Zuordnungen beim Soll und beim Ist reagiert. Die sich ergebenden Ab-
238
3 Bauphase
weichungen spiegeln daher häufig weniger tatsächliche Stundenmehr- oder -minderverbräuche wieder. Daher ist die Beurteilung der Auswertungen nur dann möglich, wenn der Erfasser der Ist-Stunden den baubelrieblichen Fertigungsablauf und die Überlegungen und Vorgaben der Arbeitskalkulation fachspezifisch vergleichen und bewerten kann. Unabhängig davon, ob der Sofl-fst-Stundenvergleich positiv oder negativ ausfällt, wird man in vielen Fällen zu der Erkenntnis kommen, dass allein die Beschäftigung mit den Stundenverbräuchen in der Bauleitung, bei den Polieren und Vorarbeitern zu einer erhöhten Aufmerksamkeit hinsichtlich von Stundenverbräuchen führt.
3.5.6
Anforderung von Abschlagszahlungen (Abschlags rechnungen)
3.5.6.1
Einführung
Jeder Auftragsabwicklung liegt das Grundprinzip des Werkvertrags zu Grunde: der Auftragnehmer erstellt ein Werk und der Auftraggeber vergütet hierfür den Auftragnehmer. Der Auftragnehmer erhält jedoch seine Vergütung nur, falls er seine Forderung in Form einer Rechnung geltend macht. Die Rechnungsstellung unterliegt beim Bauvertrag verschiedenen Besonderheiten. So gibt es verschiedene Rechnungsarten (siehe Abschnitt 3.5.6.3). Darüber hinaus sind beim Prozess der Rechnungsstellung verschiedene Teilprozesse zu beherrschen: Aufmaß (siehe Abschnitt 3.5.6.4), Mengenermittlung (siehe Abschnitt 3.4.8), Bewertung der Mengen mit den vertraglich vereinbarten Preisen und Zusammenfassen zur Rechnung. Grundlegend zu unterscheiden sind die während der Bauabwicklung zu erstellenden Anforderungen auf Abschlagszahlung, die allgemein Abschlagsrechnungen genannt werden, und die Schlussrechnung (siehe Abschnitt 4.2). Der Begriff Abschlagsrechnung soll auch nachfolgend verwendet werden. Abschlagsrechnungen können während der Bauabwicklung vom Unternehmer jederzeit gestellt werden. Dieses Recht ergab sich beim VOB/B-Vertrag schon immer aus § 16 Nr. 1. Häufig ist jedoch vertraglich festgelegt, dass diese höchstens in monatlichen Zeitabschnitten gestellt werden können. Im BGB war ursprünglich das Recht auf Abschlagszahlungen beim Werkvertrag nicht vorgesehen. Damit übernahm der Auftragnehmer umfängliche Risiken. Um seine Verpflichtung zur Vorfinanzierung der Bauleistung auf ein verträgliches Maß zu begrenzen, wurde durch das Schuldrechtsmodernisierungsgesetz, das zum 1. Januar 2002 in Kraft trat, der § 632a neu eingeführt. Dieser gab dem Auftragnehmer
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
239
das Recht, .tür in sich geschlossene Teile des Werkes~ Abschlagszahlungen zu verlangen. Damit wurden jedoch die angestrebten Ziele nicht erreicht, so dass durch das Forderungssicherungsgesetz, das zum 1. Januar 2009 in Kraft trat, der § 632a neu formuliert wurde. Die Begrenzung ~auf in sich geschlossene Teile des Werkes~ ist entfallen. Damit entspricht in der praktischen Umsetzung das BGB hinsichtlich Abschlagszahlungen nunmehr weitgehend der VOB/S. 3.5.6.2
Abrechnungsgrundlagen
Die Abrechnung erfolgt auf der Grundlage des Bauvertrages. Dieser besteht bei einem VOB·Vertrag aus: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
den bei Vertragsverhandlungen getroffenen besonderen Vereinbarungen, der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis, den Besonderen Vertragsbedingungen (BVB), den Zusätzlichen Vertragsbedingungen (ZVB), den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen (ZTV), den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV, VOB/C), den Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (AVB, VOB/B).
Alle genannten Vertragsteile können sich auf die Rechnungslegung auswirken. So kann zum Beispiel bei den Vertragsverhandlungen vereinbart worden sein, dass bestimmte Leistungen ohne besondere Vergütung erbracht werden. In der Leistungsbeschreibung können andere Regeln zur Mengenermittlung aufgenommen sein, als sich diese üblicherweise aus der VOB/C ergeben. Maßgebend ist immer die speziellere Regelung. 3.5.6.3
Rechnungsarten
Prinzipiell ist zwischen Abschlagszahlungen und der Schlusszahlung zu unterscheiden. Voraussetzung für eine Abschlagszahlung ist in der Regel, dass der Auftragnehmer eine ~Anforderung auf eine Abschlagszahlung~ gestellt hat. Diese wird allgemein auch "Abschlagsrechnung~ genannt, obwohl dies im rechtlichen Sinn keine "Rechnung~ ist. Zu jedem Werkvertrag gibt es nur eine Rechnung, die auch als "Schlussrechnung~ bezeichnet wird. Bei der Rechnungsstellung von Bauleistungen wird somit unterschieden zwischen: a) b) c)
Anforderungen auf Abschlagszahlungen (Abschlagsrechnung), Schlussrechnung (detaillierte Erläuterungen zur Schlussrechnung siehe Abschnitt 4.2), Teilschlussrechnung.
240
3 Bauphase
Zu a) Anforderungen auf Abschlagszahlungen (Abschlagsrechnung) Mit der Neufassung des 8GB zum 1. Januar 2002 wurde im § 632a 8GB das Recht auf Abschlagszahlungen beim Werkvertrag eingeführt. Damit sollte erreicht, dass der Unternehmer keine vollständige Vorfinanzierung zu erbringen hat. Verbunden war dies jedoch mit der Einschränkung, dass die Forderungen nur für "in sich abgeschlossene Teile des Werks~ gestellt werden konnten. Mit Inkrafttreten des "Gesetz· tes zur Sicherung von Werkunternehmeransprüchen und zur verbesserten Ourchsetzung von Forderungen~ (Forderungssicherungsgesetz) zum 01. 01. 2009 wurde diese kaum verständliche Einschränkung aufgehoben. Voraussetzung für den An· spruch auf Abschlagszahlung ist nur noch eine prüfbare Abrechnung. Somit werden BGB- und VOB-Verträge in diesem Bereich angeglichen.
Im § 16 Nr. 1 VOBtB war das Recht der Auftragnehmer auf Abschlagszahlungen schon immer verankert. Sie sind auf Antrag in der Höhe des Wertes der jeweils nachgewiesenen vertragsgemäßen Leistungen einschließlich des ausgewiesenen, darauf entfallenden Umsalzsteuerbetrages zu gewähren. Abschlagsrechnungen werden während der Bauausführung in bestimmten Zeitabständen (meist monatlich) aufgestellt. Der Betrag der Abschlagsrechnung ergibt sich aus der bis zum Stichtag erbrachten Leistungen abzüglich der Leistungen, die bis zum Stichtag der Vorperiode abgerechnet worden sind (siehe Abb. 105). Bereits in Rechnung gestellte, jedoch nicht bezahlte Forderungen werden als "offene Zahlungen" ausgewiesen. Ermittlungen zur Höhe von Abschlagszahlungen sind weder der Höhe noch der Menge nach für die Schlussrechnung bindend. Die Abschlagszahlung hat keinen Einfluss auf die Haftung und Gewährleistung, sie gilt auch nicht als Abnahme der Bauleistungen, die "in Rechnung" gestellt werden. Durch die Abschlagszahlung wird die Zwischenfinanzierung des Bauvorhabens bis zur Inbetriebnahme weitgehend vom Auftraggeber übernommen. Die Abschlagsrechnungen sind durchlaufend zu nummerieren. Anforderungen auf Abschlagszahlungen werden entweder entsprechend eines vertraglich vereinbarten Zahlungsplanes gestellt oder über nachgewiesene nRechnungsmengen" für die Leistungspositionen. Die Mengenangaben in den Abschlagsrechnungen können entweder •
überschlägig ermittelt oder geschätzt werden. In diesen Fällen wird der Bauherr häufig Abzüge vornehmen, um den Auftragnehmer nicht zu überzahlen. Bevorzugt werden die Mengen auch für die Abschlagsrechnungen nach den Regelungen der VOBte ermittelt. Damit können diese dann unmittelbar in die Schlussrechnung übernommen werden.
241
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
TOP-Bau AG Augustusweg 38-44
68165 Mannhelm
Kraus Bauträger- und Immobilien-GmbH Heinrichsweg 17 B 91341 Röltenbach
06.06.2008 8. Abschlagsrechnung
7055385-630 131432
138
Rechnungs-Nr.: Auftrags-Nr.: Baumaßnahme:
(BlIte bei Bezahlung angeben)
Neubau einer Speditions- und Logistikanlage, Röttenbach
Unser Zeichen: Telefon:
01231456789
Herr Weber
Fax: 01231456799
Stichtag 30.05.2008 Netto € 3.374.150,93
%
Leistungen ENDSUMME
3.374.150,93
19,00
641.088,68
4.015.239,61
abz. erh. Zahlungen abz. off. Zahlungen
2.669.008,96 499.238,83
19,00 19.00
507.111,70 94.855,38
3.176.120,66 594.094,21
Zahlungsanforderung
205.903,14
19,00
39.121,60
245.024,74
Mwst.€
Brutto €
Abb.105: Beispiel für Rechnungsdeckblatt
In Abschnitt 3.5.6.8 finden sich detaillierte Hinweise zum Aufstellen der "Abschlagsrechnungen". Zu b) Schlussrechnung In der Schlussrechnung nach § 14 Nr. 3 VOB/B wird die gesamte, bei der Ausfüh~ rung des Bauwerks erbrachte und zu vergütende Leistung erfasst. Es sind also auch die bereits in den Abschlagszahlungen erfassten Leistungen aufzustellen. Sie ist nach Fertigstellung der Leistung einzureichen, und zwar innerhalb der in § 14 Nr. 3 VOB/B genannten Fristen. Weitere Erläuterungen zur Schlussrechnung siehe unter Abschnitt 4.2. Zu c) Teilschlussrechnung Will man die schon während der Bauausführung erbrachte Bauleistung endgültig abrechnen, dann müssen Teilschlussrechnungen aufgestellt werden. Nach § 16 Nr. 4
242
3 Bauphase
VQStB setzt die Stellung einer Teilschlussrechnung voraus, dass es um)n sich abgeschlossene Leistungsteile" handelt Ein typischer Fall hierfür ist zurn Beispiel, dass drei separate Gebäude gemeinsam beauftragt werden, die Gebäude aber in der Reihenfolge der Fertigstellung getrennt abgerechnet werden. Weitere Voraussetzung für die Teilschlusszahlung ist die erfolgte Teilabnahme im Sinne von § 12 Nr. 2 VOStB. Die Schlussrechnung muss dann nicht sämtliche bei der Bauausfüh~ rung erbrachten Leistungen enthalten, sie kann sich auf die restlichen und noch nicht berechneten Bauteistungen beschränken. Durch das System der Teilschlussrechnungen können Meinungsdifferenzen zwischen den Vertragspartnern früher er· kannt und somit beseitigt werden. 3.5.6.4
Abrechnungsvorschriften
Die Ermittlung der jeweiligen abzurechnenden Mengen könnte physikalisch exakt vorgenommen werden. Dies würde jedoch zu einem überproportional großen Aufwand führen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich auf Regeln zu einigen, die den Abrechnungsaufwand reduzieren. Solche Regelungen finden sich in der VOBte, den ~Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)". So wird zum Beispiel bei der Ermittlung der Abrechnungsmenge eines Betonfundamentes das im Beton enthaltene Volumen des Bewehrungsstahls nicht abgezogen. Jeweils im Abschnitt 5 "Abrechnung" legt die VOBtC für insgesamt 62 Bereiche (vergleichbar mit Gewerken) diese Abrechnungsregeln fest. Die oben aufgeführte Regel ist in DIN 18331 vorgegeben und lautet:
5.1.1.2
Durch die Bewehrung, z. B. Betonstabstähle, Profilstähle, Spannbetonbewehrung mit Zubehör, Ankerschienen, verdrtingte Betonmengen werden nicht abgezogen.
Ganz typisch sind Regelungen zum Übermessen. Beispielhaft werden nachfolgend Auszüge aus den Abrechnungsvorschriften für Betonarbeiten wiedergegeben (VOBtC, DIN 18331, Abschnitt 5):
5.1.2.1
5.1.2.2
Bei Abrechnung von Bauteilen nach Raummaß werden Öffnungen und Ni· schen u. ä. bis zu 0,5 m 3 Einzelgr6ße sowie Schlitze, Kanäle oder ähnliches bis zu 0,1 m3 je Meter nicht abgezogen. Bei Abrechnung von Bauteilen nach Flächenmaß werden Öffnungen, Durchdringungen und Einbindungen bis zu 2,5 m2 Einzeigroße sowie alle Nischen, Schlitze, Kanäle, Fugen u. ä. nicht abgezogen.
Wie in Abb. 106 dargestellt, werden somit bei unterschiedlich großen Türen und Fenstern die Wandschalungen abgezogen oder übermessen, unabhängig davon, ob diese Schalungen ausgeführt wurden oder nicht.
243
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Mengenennlttlung bei Beton- und Stahlbetonarbeiten SChalung
~ÖffnUng
Wird abgezogen TlIr2,01 mX2,135m=4,29m 2 Tür 1.01 mx 2.135 m = 2.16 m 2 Fenster 1,385 m x2,26 m = 3,13 m2
1
Wird llbermessen
" "
"
Abb.106: Abrechnungsmengen für Schalung nach VOB/C, DIN 18331
Als weiteres Beispiel werden Abrechnungsregeln für Erdarbeiten (VOB/C), DIN 18300 (VOB/C), Abschnitt 5 wiedergegeben:
5.1.1 Bei der Mengenermittlung sind die üblichen Näherungsverfahren zulässig.
5.2.2 (. ..) Für die Breite der Grabensohle gilt die Mindestbreite betretbarer Arbeitsräume nach DIN 4124 zuzüglich der erforderlichen Maße für Schalungs- und Verbaukonstruktionen. 5.2.3 Für abgeböschte Baugruben und Gräben gelten für die Ermittlung des B6schungsraumes die B6schungswinkel 40° für die Bodenklasse 3 und 4, 60° für Bodenklasse 5, 80° für Bodenklasse 6 und 7, wenn kein Standsicherheitsnachweis erforder· lich ist. (. ..) Eine große Hilfe bei der Interpretation dieser Regelungen steHt die VOB im Bild 177, 178dar. 3.5.6.5
Abrechnungseinheiten
Generell sind bei der Abrechnung die im Leistungsverzeichnis der Ausschreibung vorgegebenen Abrechnungseinheiten zu verwenden. Regelungen hierfür ergeben sich aus den "Allgemeinen Regelungen für Bauarbeiten jeder Art (ATV DIN 18299), wie beispielsweise U
"0.5 Abrechnungseinheiten: Im Leistungsverzeichnis sind die Abrechnungseinheiten für die Teilleistungen (Positionen) gemäß Abschnitt 0.5 der jeweiligen ATV anzugeben."
171 178
Damerau I Taulerall Franz: VQB im Bild. Hochbau- und Ausbauarbeiten Abrechnung nach der VQB 2006 Damerau I Taulerall Franz: VQB im Bild. Tiefbau- und Erdarbeiten Abrechnung nach der VQB 2006
244
3 Bauphase
Die darin vorgenommenen Regelungen sind als Anweisung an den Auftraggeber zu verstehen und nicht als vertragliche Abrechnungsregel. So werden in der jeweiligen Norm Abrechnungseinheiten angegeben, die für bestimmte Bauteile anzuwenden sind. Zum Beispiel ist für Betonarbeiten nach Abschnitt 0.5 der ATV DIN 18 331 geregelt: "fm Leisfungsverzeichnis sind die Abrechnungseinheifen wie folgt vorzusehen: 0.5.1 Raummaß (m 3), getrennt nach Bauart und Maßen, für massige Bautei/e, z. B. Fundamente, Stützmauern, Widerlager, Füll- und Mehrbeton,
Brückenüberbauten, Pfeiler. 0.5.2 Flächenmaß (m 2), getrennt nach Bauart und Maßen, für Beton-Sauberkeitsschichten, Wände, $110- und BeMIterwände, wandartige Träger, Brüstungen, Attiken, Fundament- und Bodenplatten, Decken, Fertigteile, Treppenlaufplatten mit oder ohne Stufen, Treppenpodestplatten Herstellen von Aussparungen, z. B. Öffnungen, Nischen, Hohlräume, Schlitze, Kanäle, sowie von Profilierungen, Schließen von Aussparungen, Dämmstoff-, Trenn- und Schutzschichten sowie gleichzustellende Maßnahmen, Abdeckungen, besondere Ausführungen von Betonflächen, z. B. Anforderungen an die Schalung, nachträgliche Bearbeitung oder sonstige Maßnahmen, Schalung. 0.5.3 Längenmaß (m), getrennt nach Bauart und Maßen, für Stützen, Pfeilervorlagen, Balken, Fenster- und Türstürze, Unter- und Uberzüge, Fertigteile, Stufen, Herstellen von Schlitzen, Kanälen, Profilierungen, Schließen von Schlitzen und Kanälen, Herstellen von Fugen einschließlich Liefem und Einbauen von Fugenbändem, Fugenblechen, Verpressschläuchen, Fugenfüllungen, Betonpfähle, Umwehrungen, Schalung für Decken-, Wand- und Plattenfänder, Schlitze, Kanäle, Profilierungen.
245
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
3.5.6.6
Vergütungsanspruch für Teilleistungen
Die Vergütung für erbrachte Leistungen ergibt sich beim Einheitspreisvertrag aus der Multiplikation der ermittelten Menge (siehe Abschnitt 3.4.8) sowie aus dem vertraglich vereinbarten Einheitspreis. Aus der Summe der Vergütungsansprüche aller Positionen ergibt sich der Gesamtanspruch. Hinweise zur formal richtigen Aufstellung der Rechnung werden in Abschnitt 3.5.6.7 gegeben. Somit gilt: M·P=V mit M: Ermittelte Menge [EinhJ z. B: m2 P: zur Anwendung kommender Einheitspreis (€IEinh) z. B. €1m 2 V: Vergütung [€l. Ist somit zum Beispiel für eine Erstellung einer Wand aus Ziegelmauerwerk ein Einheitspreis von 59,34 €1m 2 vereinbart und wurden hiervon 125,68 m2 erstellt, so ergibt sich hieraus eine Vergütung von 59,34 €1m 2 • 125,68 m2 7.457,85 €. Bei Pau~ schalverträgen ist nur eine pauschale Vergütung [€] vereinbart (siehe Abschnitt
=
3.5.6.9). 3.5.6.7
Aufstellung von Abschlagsrechnungen
Wesentliche Bestimmungen zur Form der Abrechnung, zum Vorgehen bei der Aufstellung und zu den Fristen sind im § 14 VOB/B festgelegt. Der Auftragnehmer hat die Rechnung (Abschlagsrechnungen und Schlussrechnung) übersichtlich aufzustellen, so dass die Leistung prüfbar ist. Die Reihenfolge der Positionen ist einzuhalten und der Text der Positionen zu verwenden. Ein Kurztext wird akzeptiert. Änderungen und Ergänzungen des Vertrages, so genannte Nachtragspositionen, sind in der Rechnung gesondert aufzuführen. Die zum Nachweis der Leistung erforderlichen Mengenberechnungen (Massenberechnungen) (siehe Abschnitt 3.4.8), Zeichnungen und andere Belege (Aufmaße (siehe Abschnitt 3.4.7), Stundenlohnberichte) sind beizufügen. Je nach vertraglicher Vereinbarung sind auch Materiallieferscheine, Transportbelege oder Qualitätsnachweise beizufügen. Bei Abschlagsrechnungen wird häufig auf exakte Nachweise verzichtet. Die Rechnungsunterlagen bestehen somit prinzipiell aus folgenden Teilen: Rechnung, Mengenermittlung, Aufmaße und gemeinsame Feststellungen (Urdokumente), sonstige Nachweise (Lieferscheine etc.). Die Rechnung selbst untergliedert sich üblicherweise in folgende Teile: •
Deckblatt (siehe Abb. 105),
246
•
3 Bauphase
Zusammenstellung der erhaltenen und offenen Abschlagszahlungen (siehe Abb. 107), titelweise Zusammenstellung der Abrechnung nach Positionen (siehe Abb. 108), Zusammenstellung der Titel. Neubau einer Speditions- und Logistikanlage, Röttenbach 8. Abscl1lagsrechnung Re-Nr. 7055385-630 138 AZ-Nr.
Rechnungs-Nr. T.~
Darum: Stichtag:
06.06.2008 30.05.2008
DatumfText Netto €
MwSt.€
Brutto €
Aufstellung der erhaltenen und offenen Zahlungen'
7055385·01
399.691,28
11.10.2007 19,00
75.941.34
475.632,62
2
7055385-02
929.317.68
20.11.2007 19,00
176.570,36
1.105.888,04
3
7055385-03
860.869,57
21 12.2007 19.00
163.565,22
1.024.434,79
4
7055385-04
226.086,96
28.03.2008 19,00
42.956,52
269.043,48
5
7055385-05
79.130.43
22.05.2008 19,00
15.034,78
94.165,21
6
7055385-06
173.913,04
23.05.2008 19,00
33.043,48
206.956,52
7
7055385-07
499.238,83
Summe erhaltener Zahlungen Summe offener Zahlungen
Zahlung noch nicht eingegangen 19,00 94855,38 594.094,21
2.669.008,96
507.111,70
3.176.120,66
499.238.83
94.855,38
594.094,21
Abb. 107: Beispiel für Zusammenstellung erhaltener und offener Abschlagszahlungen
247
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Neubau einer Speditions- und Logistikanlage, Rötlenbach 8. Abschlagsrechnung Re-Nr. 7055385-630 138 Re-Menge
AE
Text
Datum: Stichtag'
06.06.2008 30.05.2008
Einh.-Preis Gesamtpreis
•
•
2
ERDARBEITEN
2
3 12,75 Rohrgrabenaushub, Bkl. 3 - 6, bis 1.25 m mit Wiederverfüllung
m'
20,98
267,50
2
5 804,90 Fundamenlaushub, Bkl. 3 - 3, seilt Lagern Slreifenfundamenle mit Hinterfüllung
m'
20.98
16.886.80
2
6 76,34 Fundamentaushub, Bkl. 3 - 3. seitl.lagern Einzellundamenle mit Hinlerlüllung
m'
25,01
1.909,26
2
10 12,75 Rohrgräben mit liefermateriall/erfüllen
m'
44,29
564.70
2
12 2.425,00 Hallenauffüllung mit seitl. gelag. Material
m'
4,69
11.373,25
2
13 3.566.10 Frostschutzschicht für den Hallenboden d = 20 cm MB 0132
m'
6,45
23.001,35
2
13 1 4.961,10 Frostschulzschicht unter Verlade boxen sowie in Auflüllung (Winterbaumaßnahme)
m'
6,45
31.999,10
2
15 4.151,48 Feinplanum der Frostschutzschichi
m'
0,53
2,200,28
2
ERDARBEITEN
88.202,24
Abb. 108: Beispiel für Zusammenstellung der Abrechnung nach Positionen
An das Deckblatt, insbesondere, falls es sich um eine Schlussrechnung handelt, sind formale und rechtliche Bedingungen geknüpft. So muss dieses enthalten: Adresse des Rechnungsstellers, Steuernummer des RechnungssteIlers und evtl. Umsatz-ID-Nummer, Rechnungsdatum, Adresse des Rechnungsempfängers, Bezeichnung "Abschlagsrechnung", "Rechnung" oder "Schlussrechnung",
248
•
3 Bauphase
Rechnungsnummer, Bezeichnung der Baumaßnahme sowie eventuell Projektnummer und Buchungsnummer des Auftraggebers, Betrag netto [€], Mehrwertsteuersatz (zurzeit 19 %) 179, 180, 161 Mehrwertsteuerbetrag (€] , Betrag brutto [€]. Falls auf das Projekt Abschlagszahlungen geleistet wurden, sind diese sowie offene Beträge in netto, zugehörigem Mehrwertsteuerbetrag und als Bruttobetrag anzugeben. Nachlass, soweit dieser vereinbart ist. Falls Zahlungsbedingungen (Skonti) vertraglich vereinbart sind, wird empfohlen, diese anzugeben. Ebenso wird empfohlen, mindestens eine Bankverbindung auf dem Deckblatt zu benennen.
Die Mengenermittlung (siehe Abschnitt 3.4.8) einer Schlussrechnung kann schon bei kleineren Baumaßnahmen mehrere hundert Seiten umfassen, bei Großprojekten sind mehrere Ordner nicht ungewöhnlich. Dazu kommen die Aufmaße, Lieferscheine und weitere Nachweise, sofern diese vertraglich gefordert sind. Ein Problem ergibt sich nun bei den häufig monatlich aufzustellenden Abschlagsrechnungen. Die Abschlagsrechnungen sind nämlich kumulativ aufzustellen. Dies bedeutet, dass sich für die 1. Zahlungsanforderung der Rechnungsbetrag R, ergibt aus: Dabei ist: Positionen
m
190
leI
In der Regel haben alle Bauunternehmen Mehrwertsteuer auszuweisen und diese abzuführen. da nur Kleinunternehmer vom Ausweis der Mehrwertsteuer befreit sind. Als Kleinunternehmer gelten Unternehmer, deren Umsatz im vorangegangenen Jahr einen Betrag von 17.500 € (Stand 2008) nicht überstiegen hat und deren Umsatz im Jaufenden Jahr 50.000 € nicht übersteigt. Um Rückfragen zu venneiden, sollten Kteinunternehmer auf der Rechnung angeben, dass sie gemäß § 19 Abs. 1 UStG keine Umsatzsteuer ausweisen. For .bestimmte Bauleistungen". die ein Bauunternehmer filr einen anderen Bauunternehmer (z. B. Generalunternehmer) ausführt, geht nach § 13b Umsatzsteuergesetz (UStG) die Steuerpflicht auf den Leistungsempfänger über. Unter ,bestimmte Bauleistungen" falten Werkleistungen und sonstige Leistungen, die der Herstellung, Instandsetzung, Instandhaltung, Änderung oder Beseitigung von Bauwerken dienen. In diesen Fällen erstellt der Unternehmer eine Rechnung ohne Umsatzsteuer und fügt auf der Rechnung den Satz "S1euerschuldner ist der Leistungsempfänger gemäß § 13b UStG" hinzu. Auf Rechnungsbeträge. die sich aus einer verlängerten Bauzeit, zum Beispiel für verlängertes Vorhalten der Baustelleneinrichtung und für die Baustellengemeinkosten ergibt, darf nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 2401.2008 (VII ZR 280/05) keine Mehrwertsteuer erhoben werden.
249
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
M J.1 Pi
Ermittelte Menge für die Position i für die 1. Zahlungsanforderung Einheitspreis für die Position i
Für die 2. Zahlungsanforderung R2 folgt nun: R2= Er~l(M i,l + M i.2),PI mit M i.2 Menge, die bei der Position i zwischen dem Stichtag für die erste und zweite "Abschlagsrechnung" erbracht wurde. Für die
~Abschlagsrechnung
j
=m" ergibt sich der Rechnungsbetrag Rmsomit zu:
Rm=Ei.. 1 E~l Mi.i·Pi Damit wird der Umfang der Mengenermittlung von Abschlagsrechnung zu Abschlagsrechnung immer umfangreicher. In der Praxis hat sich daher eingebürgert, dass bei Abschlagsrechnungen für jede Position i ein Vortrag Vl,m . 1 aus der Abschlagsrechnung m - 1 gebildet wird und dann nur noch die Mengenermittlung zwischen dem zu m • 1 zugehörigen Stichtag und dem Stichtag zur Abrechnung m aufgeführt wird. Damit wird:
,
,.,
Rm= E(Vi.m_1+Mi.m)·Pi Programme zur Mengenermittlung auf der Grundlage der REB unterstützen dieses Verfahren. Mit Hilfe einer speziellen Programmfunktion können alle Berechnungsschritte zur Ermittlung der Mengen M i.i für jede Zeitscheibe in einer eigenen Datei zwischengespeichert werden. Gleichzeitig wird der Vortrag VI.m. 2 zum Vortrag Vi.m. 1 abgeändert. Zur Erstellung der Schlussrechnung können dann alle Vorträge gelöscht und alle Dateien der einzelnen Zeitscheiben in einer Gesamtdatei zusammengespielt werden. Somit kann in der Schlussrechnung nochmals die gesamte MengenermitUung wiedergeben werden. Komfortable Programme zur Bauabrechnung erlauben das Erstellen der Rechnung unmittelbar im Anschluss an die Mengenberechnung. Hierzu werden die ermittelten Mengen unmittelbar in das Programm zur Rechnungsstellung übergeben. Die Gliederungsstruktur, Bezeichnung der Titel. die Kurztexte der Positionen sowie die vereinbarten Einheitspreise werden aus dem Auftrags-LV übernommen. Zusätzlich sind Datenübertragungen aus den Betriebsbuchhaltungsprogrammen notwendig, zum Beispiel für die Rechnungsnummer sowie für offene und erhaltene Abschlagszahlungen. Zu beachten ist zusätzlich, dass die Abschlagszahlungen verwaltet werden müssen. Es ist sicherzustellen, dass eine eindeutige und klare Definition der innerbetrieblichen Schnittstellen zwischen kaufmännischen Abteilungen und der Bauleitung gegeben ist.
3 Bauphase
250
3.5.6.8
Zahlung von Abschlagsrechnungen
Die Zahlung von Abschlagsrechnungen richtet sich nach § 16 Nr. 1 (3) vOStB: Ansprüche auf Abschlagszahlungen werden binnen 18 Werktagen nach Zugang der Aufstellung fällig. Daneben ist § 16 Nr. 5 vos/e von Bedeutung:
(1)
Alle Zahlungen sind aufs äußerste zu beschleunigen.
(2) (3)
Nicht vereinbarte Skontoabzüge sind unzulässig. Zahlt der Auftraggeber bei Fälligkeit nicht, so kann ihm der Auftragnehmer eine angemessene Nachfrist setzen. Zahlt er auch innerhalb der Nachfrist nicht, so hat der Auftragnehmer vom Ende der Nachfrist an Anspruch auf Zinsen in Höhe der in § 2888GB angegebenen Zinssätze, wenn er nicht einen höheren Verzugsschaden nachweist.
(4) (5)
Der Auftragnehmer darf in den Fällen der Absätze 3 und 4 die Arbeiten bis zur Zahlung einsfeflen, sofern eine dem Auftraggeber zuvor gesetzte angemessene Nachfrist erfolglos verstrichen ist.
Vertraglich ist in Bauverträgen zum Teil geregelt, dass die Abschlagsrechnungen beispielsweise um 5 % gekürzt werden, um mögliche Gewährleistungsansprüche und andere Risiken (z. B. Vertragserlüllung) abzudecken. Die Kürzung wird in der Regel durch eine Bürgschaft abgedeckt. Damit entfällt ein Abzug. Nach § 16 Nr. 5 (3) führt die Fälligkeit nicht zu einem Zahlungsverzug. Der Auftragnehmer muss mit einer angemessenen Nachfrist mahnen. Als angemessen kann eine Frist von 7 Tagen angesehen werden. Nach Ablauf dieser Frist hat er das Recht, die Arbeiten einzustellen. Sobald Zahlungsverzug eingetreten ist, kann der Auftragnehmer Verzugszinsen geltend machen. § 288 BGB bestimmt diese für das Jahr zu fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz. Die Deutsche Bundesbank berechnet den Basiszinssatz. Er verändert sich zum 1. Januar und 1. Juli eines jeden Jahres. Der Basiszinssatz betrug seit dem 1. Januar 2008: 3,32 % und seit dem 1. Juli 2008: 3,19 %.182 Somit betrug der Zinssatz für die Berechnung einer Forderung aus Zahlungsverzug zwischen dem 01.07.2008 und dem 31.12.2008: 8,19 %. Hinsichtlich der Berechnung der Zinstage aus dem ersten und letzten Tag des Verzuges wird auf den Zinsrechner http://basiszinssatz.de/zinsrechner/verwiesen.
182
Siehe www.basiszinssatz.de
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
251
Die Frage, ob die Mehrwertsteuer ebenfalls bei der Zinsberechnung anzusetzen ist, hängt davon ab, ob der Gläubiger der Soll-Besteuerung (Umsatzsteuer ist abzuführen, auch wenn diese noch nicht vereinnahmt wurde) oder der Ist~Besteuerung (Umsatzsteuer ist erst abzuführen, nachdem diese vereinnahmt wurde) unterliegt. Die Umsatzgrenze, ab der die Soll-Besteuerung der gesetzliche RegelfaU ist, beträgt 125.000,- € Umsatz pro Jahr. Somit dürfte für die meisten Bauunternehmen als Ba~ sis bei der Zinsberechnung der Brultobetrag anzusetzen sein. Bei der Zahlung von Rechnungen für Bauleistungen (es bestehen verschiedene Ausnahmen) isl außerdem § 48 Einkommensteuergesetz (EStG) zu beachten. Danach muss der Leistungsempfänger eine Bauabzugsteuer in Höhe von 15 % des Leistungswertes einbehalten und an das Finanzamt abführen. Insoweit erhält der Auftragnehmer effektiv weniger ausbezahlt. Den Abzug kann der Unternehmer durch die Vorlage einer Freistellungsbescheinigung gemäß § 48 b Abs. 1 Satz 1 des Einkommensteuergesetzes (EStG) vermeiden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass bei "bestimmten Bauleistungen~ der Leistungsempfänger Steuerschuldner der Um~ satzsteuer ist (siehe hierzu auch Abschnitt 3.3.1.6). 3.5.6.9
Abrechnung bei Pauschalverträgen
In den Abschnitten 3.4.7, 3.4.8 sowie 3.5.6.4 bis 3.5.6.7 wurde dargelegt, welcher Aufwand mit der Rechnungslegung bei Einheitspreisverträgen verbunden ist. Dieser Aufwand entfällt bei Pauschalverträgen weitgehend, da ein Aufmaß und eine Mengenermittlung im traditionellen Sinne nicht notwendig sind. Da der Aufwand für die Erstellung eines Aufmaßes sowie die zugehörige Mengenermittlung mit 1 % bis 3 % der zugehörigen Bausumme anzusetzen ist, ergeben sich beim Pauschalvertrag hieraus offensichtliche Einsparungspotentiale. Der Bauunternehmer ist jedoch gewöhnlich nicht in der Lage, die gesamte Baumaßnahme während der gesamten Bauzeit vorzufinanzieren. Prinzipiell gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Abschlagssummen zu bestimmen: Zu festen Zeitpunkten, in der Regel zum Monatsultimo, werden auf der Basis einer gemeinsamen Feststellung die erbrachten Leistungen ermittelt. Dabei wer~ den meistens prozentuale Fertigstellungsgrade für Bauteile ermittelt. Die Bauteilleistungen ergeben sich dann durch die Multiplikation mit vorab festgelegten Bauleilwerten. Mit Abschluss des Bauvertrags wird bereits ein Zahlungsplan vereinbart (Abb. 109). Die Zahlungspläne können unterschiedlich aufgebaut sein: Es sind nur Termine und Zahlungsbeträge angegeben (ggf. Überzahlung des Unternehmers bei Leistungsverzug),
252
•
3 Bauphase
Es sind nur Leistungen (Ereignisse) und Zahlungsbeträge angegeben (ggf. Rückhaltung von Zahlungen bei nicht 100%iger Fertigstellung einer Leistung) oder Kombination von definiertem Zeitpunkt und Ereignis (1. Zahlung 15.03.2008, falls Baugrubenverbau fertig gestellt ist), Beispiel siehe Abb. 109. zahlungsplan für Baustelle Top-Centef Dresden Betrag ohne MwSt.
Datum laut Tenninplan
Ereignis
15_03_2008
Fertigstellung Baugrubenverbau
250_000,00 €
25.04_2008
Fertigstellung Bodenplatte
130_0OO,OO€
28.05.2008
Fertigstellung Decke über EG
180.000,00 €
18.06.2008
Fertigteile montiert
215.000,00 €
Abb. 109: Beispiel für einen Zahlungsplan
Da der Bauherr sich gegen Überzahlung absichern und der Unternehmer Abschlagszahlungen sichern will, ist häufig vertraglich festgelegt, dass - vergleichbar zu einem gemeinsamen Aufmaß - gemeinsam festgestellt werden muss, ob die Zahlungsvoraussetzungen gegeben sind. Die Methoden, die angewandt werden, um Zahlungspläne aufzustellen, werden in Abschnitt 3.5.7.4 erläutert. 3.5.7
Finanz- und Liquiditätsplanung
3.5.7.1
Motivation
Zur erfolgreichen Durchführung von unternehmerischen Aktivitäten ist die dauerhafte Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Die Jahre zwischen 1995 und 2006 haben gezeigt, dass insbesondere bei zurückgehendem Auftragsbestand die Erhaltung der Liquidität von größter Bedeutung ist. Zahlreiche Unternehmensinsolvenzen in der Bauwirtschaft lagen in einer vorübergehenden Unterliquidität begründet. Durch die neuen europäischen bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften (Basel 11) 183 wurden neue verschärfte Richtlinien für die Kreditvergabe durch die Banken ge-
.!lJ
Die Rahmenvereinbarung zur ,Internationalen Konvergenz der Kapitalmessung und Eigenkapitalanforderungen' wurde 2004 in Basel durch den Ausschuss für Bankenaufsicht verabschiedet.
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
253
schaffen. Diese eriordern unter anderem neben einer höheren Eigenkapitaluntertegung der Bank auch eine Risikobetrachtung, die über die Bonität des Kreditnehmers entscheiden soll. \84 In diese Risikobetrachtung mit einbezogen ist auch die Finanzplanung des Kreditnehmers. Ist bei entsprechender Eigenkapitaldeckung eine solche Planung für das Kreditinslilut nachvollziehbar, so werden in der Regel die Kreditkonditionen günstiger ausfallen, als wenn keine Finanzplanung oder nur eine eher zufaJlsgesteuerte Betrachtung durchgeführt wird. Die Finanzplanung gehört deshalb zu den wichtigsten Teilaufgaben der Unternehmenssicherung und hat die Aufgabe, die eriorderliche kurz~, mittel- und langfristige Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Die Finanzplanung ist in verschiedenen Stufen durchzuführen. Ein langfristiger Finanzplan, auch Kapitalbindungsptan genannt, umfasst Zeiträume zwischen vier und zehn Jahren und beinhaltet Strategien und Vorstellungen der obersten Führungsebene über die langfristige Kapitalbindung und Kapitalherkunfl. Langfristig gebundene Mittel sind durch Eigenkapital und I oder langfristig veriügbares Fremdkapital zu finanzieren. Ein mittelfristiger Finanzplan leitet sich aus dem übergeordneten strategischen Finanzplan ab und umfasst einen Zeitraum von einem bis vier Jahren. Hier wird untersucht, ob mittelfristig die eriorderlichen Mittel für die geplanten Ausgaben erwirtschaftet werden können. Die besondere Aussagekraft erhält jedoch der baubetriebliche Finanzplan erst durch seine Einteilung in Teilperioden in der mitteIund kurzfristigen Finanzplanung. Der kurzfristige Finanzplan, auch Liquiditätsplan genannt, hat die Aufgabe, jederzeit die eriorderliche Zahlungsfähigkeit zu sichern. Hier werden, je nach dem vom Unternehmen abzuwickelnden Finanzvolumen, quartalsmäßige, monatliche, dekadenbezogene (10 Tage) oder sogar tägliche Finanzpläne erstellt. Der Detaillierungsgrad und die Genauigkeit bei der Finanzplanung nehmen mit der Länge der betrachteten Periode ab. In der Bauwirtschaft ist der Finanzplanung deshalb ein so großer Stellenwert zuzuweisen, weil bei den einzelnen Aufträgen in der Regel ein großer Zeitraum zwischen den Zahlungssträmen der Aus- und Einzahlungen liegt. Die Leistung ist durch das Unternehmen weit vor dem dazugehörigen Zahlungseingang zu erbringen. Die Konsequenz ist die Notwendigkeit der Vorfinanzierung der Bauleistungen. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wurden im § 16 Nr. 1 VOB/B Abschlagszahlungen definiert. Vergleichbare Regelungen gibt es seit dem 01. Januar 2009 auch im BGB (siehe Abschnitt 3.5.6.1). Damit kann der Auftragnehmer unabhängig von der Vertragsart Abschlagszahlungen in regelmäßigen Zeitabständen vor Fertigstellung der Gesamtleistung verlangen.
1114
Jacob I Stuhr: Finanzierung und Silanzierung in der Sauwirtschaft. S. 10 ff.
254
3 Bauphase
Die Erfahrung zeigt, dass trotzdem während der gesamten Bauzeit eine Vorfinanzierung erforderlich ist (siehe Abb. 110). Der hinterlegte Bereich zeigt den vorzufinanzierenden Betrag an. In der Praxis zeigt sich, dass die Schlussrechnung wegen strit· tiger Punkte (z. B. nur mit unvertretbarem Aufwand zu beseitigende Mängel) gekürzt wird. Der Gewinn kann erst zum Ende der Baumaßnahme realisiert werden. Er entsteht aus der Differenz zwischen dem Betrag der Schlusszahlung und den Selbst·
kosten. Die Abschreibung von eigenem Gerät und von Immobilien wird über die auszahlungswirksamen Kosten einschließlich den Allgemeinen Geschäftskosten realisiert. Zusätzlich sind vom Auftragnehmer in der Regel noch Sicherheiten z. B. in Form von Bürgschaften zu erbringen, welche den Kreditrahmen schmälern und damit die Möglichkeit der Kreditaufnahme zur kurzfristigen LiquiditätshersteHung negativ beeinflussen. Schluss-
€ Auszahlungswirksame Kosten incl. Allgemeine Geschäftskosten \
,
••••••
[ •.••..:
r-\
•••.••.:
•
-i
Außenstandsdauer
_ FF':'·""·..,L _ _ ..,._.,.-:.":.••.: : "..,." [. __:
/l;.~\ . j 1
,
rechnung
~~~J~:rE=t-~--~-t ' e w iGRO
..,.
Abschlagsrechnungen
1 •.....
Selbslkosten
.------,
Abschreibung von eigenem Geräl und von Immobilien
Vorzufinan· zierender Betrag
erha~ene
Zahlungen
~
,c
~
,
~
c c
*"" "
•••,
~
u
~
•
u 00
,C
~
"•• ~
2
0
u
00
Abb.110: Verlauf der Zahlungsströme in einem Projekt
Verschärfend kommt hinzu, dass eine Unsicherheit hinsichtlich des Zeitpunkts der Zahlungseingänge besIeht. Es ist nicht absehbar, wie schnell trotz vorgegebener Zahlungsfristen z. B. eine Abschlagszahlung beglichen wird, weil möglicherweise abgerechnete Teilteistungen der Menge oder der Sache nach umstritten sind. Im
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
255
äußersten Fall ist die Vergütung auf dem Rechtsweg einzuklagen, was je nach Komplexität des Falls mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Neben der eher projektbezogenen Uquiditätsplanung ist gleichzeitig eine Finanz· und Uquiditätsplanung über das gesamte Unternehmen hinweg durchzuführen. Da im Normalfall mehrere Projekte gleichzeitig bearbeitet werden, diese sich jedoch in unterschiedlichen Stadien befinden, werden sich die Effekte der einzelnen Projekte überlagern. Zusätzlich sind hierbei mittel- und langfristige unternehmensinterne Ausgaben, z. B. in Investitionen zu berücksichtigen. Die Aufrechterhaltung der 100 %igen Liquidität ist unter allen Umständen sicher zu stellen. Aus diesem Grund ist es zum einen entscheidend, die Höhe des voraussichtlichen Bedarfs an liquiden Mitteln abzuschätzen und zum anderen die über den abgeschätzten Bedarf hinausgehenden erforderlichen Mittel anderweitig kurzfristig beschaffen zu können. Um hier einen wirtschaftlich gesunden Mittelweg zu finden, werden z. B. 80 % des voraussichtlichen Bedarfs durch liquide Mittel (z. B. Bar- und Bankguthaben) vorgehalten, während die restlichen 20 % eher unwahrscheinlich benötigten Mittel durch kurzfristig liquidierbare Vermögensanteile (z. B. Aktien oder Wechsel) oder über kurzfristige Kredite (Ueferantenkredit, Kontokorrentkredit) bedient werden. Die Ziele der Finanz- und Liquiditätsplanung können dabei nach Wöhe mengefasst werden:
185
zusam-
Verhinderung von Unterliquidität und Minimierung des Insolvenzrisikos, Verhinderung von Überliquidität und Minimierung des Zinsverlustes, Auffindung bzw. Sicherung der kostenminimalen Finanzierungsvariante. 3.5.7.2
Sicherheitsleistungen und Finanzplanung
In der Bauwirtschaft ist es üblich, dass Sicherheiten für unterschiedliche Sicherungszwecke geleistet werden müssen (siehe Abschnitt 3.5.2.3). Hierzu zählen beispielsweise Sicherheiten hinsichtlich der Vertragserfüllung, der Erfüllung von Gewährleistungsverpflichtungen oder zur Absicherung von Vorauszahlungen. Das bedeutet z. B., dass der Auftragnehmer eine Sicherheit dafür leistet, dass er auch tatsächlich den Auftrag vollständig erfüllt. Ähnlich wird auch nach Abnahme der Bauleistung für die Dauer der Gewährleistung eine Sicherheitsleistung verlangt, falls Gewährleistungsmängel auftreten und das ausführende Unternehmen nicht (mehr) in der Lage ist, diese Mängel zu beheben. Diese Sicherheiten können durch die Hinterlegung einer bestimmten Summe, z. B. 5 % der Auftragssumme, geleistet werden.
1M
Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. S. 154
256
3 Bauphase
Wenn nun ein Bauunternehmen mehrere dieser Sicherheitsleistungen gleichzeitig leisten müsste, man denke vor allem an die lange Laufzeit der Gewährleistung, so würde dies die Liquidität und damit den finanziellen Handlungsspielraum enorm einschränken. Aus diesem Grund ist es üblich, solche Sicherheiten als so genannte Personensicherheiten zu erbringen. Dies sind Haftungszusagen Dritter, z. B. Bürgschaften oder Garantien, welche meist durch Banken erbracht werden. Diese werden auch als Avalkredit bezeichnet.
Die Bürgschaft ist ein Vertrag, durch den sich ein Dritter (Bürge) gegenüber dem Gläubiger verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten einzustehen. Jacob und Stuhr 186 nennen dabei zwei Grundformen: Bei der Ausfallbürgschaft ist der Bürge nur dann verpflichtet, den Gläubiger zu befriedigen, wenn der Gläubiger durch erfolglose Zwangsvollstreckung gegen das Vermögen des Schuldners nachweisen konnte, dass er einen Verlust erlitten hat. Bei der selbstschuldnerischen Bürgschaft verzichtet der Bürge auf das Recht der Einrede der Vorausklage, d. h. der Gläubiger kann vom Bürgen sofortige Zahlung verlangen, wenn der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Eine Garantie ist ein abstraktes und unwiderrufliches Leistungs-I Zahlungsversprechen. Garantien sind im Gegensatz zu Bürgschaften gesetzlich nicht geregelt und rechtlich von einem zugrunde liegenden Zahlungsversprechen losgelöst. 187 Als Gegenleistung für die Bürgschaft zahlt der Schuldner an den Bürgen die so genannte Avalprovision, die im Allgemeinen zwischen 0,5 % und 2,5 % der Bürgschaftssumme pro Jahr liegt. Der Avalkredit hat bei der Sicherheitsleistung für den Schuldner den Vorteil, dass er keine die Liquidität belastenden Beträge hinterlegen muss. Allerdings ist zu beachten, dass der Avalkredit den Kreditrahmen des Schuldners trotzdem einschränkt, obwohl der Bürge in den meisten Fällen gar nicht eintreten muss. Diese Einschränkung wirkt sich wiederum negativ auf die Finanzplanung und die Möglichkeiten zur weiteren Kreditbeschaffung aus. Aus diesem Grund müssen die Schuldner konsequent darauf achten, dass nicht mehr benötigte Bürgschaften, z. B. nach Ablauf der Gewährleistungsfrist, abgelöst werden oder aber die Bürgschaften den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Dies kann z. B. nach Abnahme der Bauleistung erfolgen, wenn die Vertragserfüllungsbürgschaft in Höhe von 10% der Auftragssumme gegen eine Gewährleistungsbürgschaft in Höhe von nur noch 5 % der Auftragssumme ausgetauscht wird.
1!ll5
le7
Jacob I S1uhr: Finanzierung und Bilanzierung in der Sauwirtschaft. S. 65 Grill I Perczinsky: Wirtschaftslehre des Kreditwesens. S. 358
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
3.5.7.3
257
liquiditätsplanung
Die projektbezogene liquiditätsplanung als kurzfristige Finanzplanung umfasst den gesamten Zeitraum einer Auftragsabwicklung bis hin zum Ablauf der Gewährleistungsfrist. Wegen der zeitlichen Differenz zwischen Leistungserstellung und Leistungsabrechnung müssen ab einer bestimmten Auftragsgröße die Zahlungsströme auf Auftragsebene geplant und mit dem Baufortschritt entsprechend überwacht wer4 den. Für jeden Bauauftrag sollte eine Übersicht mit der Auftragssumme, Zahlungsbedingungen und relevanten Daten des Bauablaufes für die Leistungsmeldungen, Abschlags 4, Voraus 4 und Schlusszahlungen und Sicherheitseinbehalte in der Bauak4 te angelegt werden. Ausgangspunkt der projektbezogenen Planung der Zahlungen einer Baustelle sind die Leistungszahlen gemäß der Arbeitskalkulation. Die voraussichtlichen auszahlungswirksamen Selbstkosten können mit Hilfe eines Bauablaufplans im Zeitverlauf aufgezeigt und dadurch in ihrer voraussichtlichen Zahlungsfälligkeit erfasst werden. Es werden den erwarteten Einzahlungen durch Abschlagsoder Schlusszahlungen die voraussichtlich fälligen auftragsbezogenen Auszahlun 4 gen für Löhne und Gehälter, Zahlungen an lieferanten, Nachunternehmer, Gerätemieten oder Leasingraten usw. gegenübergestellt (siehe Abb. 110). Die Auszahlungen können durch die Vereinbarung von längerfristigen Zahlungszielen mit den lie4 feranten und Nachunternehmern zeitlich gestreckt werden. Allerdings lassen sich bei kurzfristigen Zahlungszielen für die Bauunternehmung günstigere Einkaufs- oder Nachunternehmerpreise erzielen. Daher ist hier das Zahlungsziel in Verbindung mit den Einkaufspreisen zu sehen. Für die unternehmensbezogene Liquiditätsplanung sind die projektbezogenen Daten zusammenzufassen und um weitere Finanzdaten, die das Gesamtunternehmen betreffen, zu ergänzen. Hierzu zählen z. B. die Kontostände und verfügbare Kreditreserven auf der Einzahlungsseite sowie Umsatz-, Einkommen-, Körperschafts- sowie Gewerbesteuer, Darlehenstilgungen, Versicherungen, Zahlungen an Argen sowie Privatentnahmen auf der Auszahlungsseite. In der Unternehmensfinanzplanung wird eine Vorschau über sämtliche Einnahmen und Ausgaben durchgeführt. Sie ist in der Regel als gleitender Zwölf-Monatsplan ausgelegt, d. h. nach Ablauf eines Monats wird die Planung um einen weiteren 13. Monat erweitert. Der Finanzplan muss die finanziellen Ergebnisse und Auswirkungen der Teilpläne Leistungs-, Umsatz-, Personal-, lnvestitions- sowie Beschaffungs- und Gewinnplanung kennen und aufnehmen. Er steht somit in einem starken Abhängigkeitsverhältnis von der Planung aller Unternehmensbereiche, z. B. Sparten, Argen, Hilfsbetriebe usw. Die Unternehmensleitung hat die Aufgabe, alle Teilpläne zu einem gemeinsamen, gesamtunternehmensbezogenen und abgestimmten Finanzplan zusammenzufassen.
258
3 Bauphase
Der Finanzplan ist stets an die individuellen Erfordernisse des Bauunternehmens anzupassen. Er gliedert sich grundsätzlich in die Teile (siehe Abb. 111):
Zah lu ngsmittel-Anfangsbestand, Einnahmen, Ausgaben, Saldo aus Einnahmen und Ausgaben und Zahlungsmittel·Endbestand.
•
Ap",
1~ln.nzp..n ab April
( BetrAge In T€)
..
A.
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..
B.
..,,. 2.
,
Plan
,.,
P""
Zahlungsmlttelanlanllsbestand Guthaben Kooten und Kassen
Feslgeldkonlen KreditJimit (nicht beanspJ\lchl) Summe
.., '"
Juni
Plan
1.225
1.063
82
032
600
600
500
'50
2.500 4.325
2.500 4,163
2.500 3.082
2.500 3.682
0 5.250 0 "0
Einnahmen Vorauszahlungen
Abschlags-I Schlusszahlungen Zahlungen von Argen Zahlungen aus Beteiligungen
"0
0
4.250
4.329
0 0
'00 0
.
0 0
4.535
"
4.'158
5.544
C. O.
VerfOgbare Mittel {A+B)
8.860
8.621
8.626
4.765 8.447
Ausgaben LohniGehaltiSozialvers.llohnsteuer
2.118
"',
2.400
2400
Sleuern und Abgaben (Gewerbe-, Umsatz-, Körperschaftssteuer
,,,
2184
2
1.275
1.103
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", ,.E.
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Zinserträge
Zahlungen an Lieferanlen Zahlungen an Subunternehmer [email protected] Mieten Kredittilgungen. KIedilzinsen Zahlungen an Argen Zahlungen an Beteiligungen Entnahmen Summe berschusslUnter
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0 4,750
Summe
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0
0 0
5.662 _1.127
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'"
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no
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5.690 -925
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'" no
'00
2.500 3.082
2.500 3.682
2.500 2.991
"'.
0
0
-9
Abb.111: Finanzplanung einer Bauunternehmung
Aus Gründen der Planung und Kontrolle werden Plan- und Ist-Werte erfasst. Schwankungen in den Auszahlungen und Einzahlungen müssen durch den Zahlungsmittelanfangsbestand ausgeglichen werden. Bei länger anhaltendem Auszahlungsüberhang sind Maßnahmen einer langfristigen Finanzierung zu ergreifen. Dazu
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
259
wird ein Finanzierungsplan erstellt. Er weist aus, wie die Finanzierung aller Unternehmensaktivitäten erfolgt, ob das eigene Aufkommen an finanziellen Mitteln ausreicht oder ob und in welchem Umfang für welche Zeiträume Fremd· oder Eigenka· pital zu beschaffen ist, wobei ein bestimmter Eigenkapitalbestand Voraussetzung für die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens ist. In Bauunternehmen werden die Einzelheiten der Finanzierung sehr stark durch die Ertragskraft und Länge der Bauzeit der einzelnen Aufträge und die geplanten Investitionsvorhaben bestimmt, wobei dem Betrieb auf unterschiedliche Art und Weise Kapital zugeführt werden kann. 3.5.7.4
Innerbetriebliche Zahlungsplanung
Im Abschnitt 3.5.6.9 wurde der Zahlungsplan erläutert, der Grundlage der Abschlagszahlungen bei Pauschalverträgen ist. Ein vergleichbarer Plan muss innerbetrieblich unmittelbar nach Auftragserteilung erstellt werden, um eine Liquiditätspla· nung durchführen zu können. Verbunden sind damit häufig taktische Überlegungen, um in frühen Bauphasen relativ hohe Zahlungen zu erhalten. Damit wird sichergestellt, dass die Vorfinanzierung durch den Auftragnehmer reduziert wird. Die einfachste Methode, Zahlungspläne aufzustellen, basiert auf empirischen Erkenntnissen, indem prozentuale Leistungswerte für Bauteile festgelegt werden. Diese können sich an früheren Zahlungsplänen orientieren. Diese Methode findet sich häufig beim Schlüsselfertigbau von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Falls dem Auftraggeber ein "prüfbarer" Zahlungsplan vorzulegen ist, ist als Grundlage eine Terminplanung erforderlich. In Band 2, Abschnitt 10.2 ist dargestellt, wie eine Personalgang- und eine Personalsummenkurve mit Hilfe eines Balkenplans erstellt werden kann. Falls der Arbeitskräftebedarf durch Leistungswerte (entspricht der Vergütung oder alternativ den Kosten, multipliziert mit einem mittleren Deckungsbeitrag) ersetzt wird, kann eine Leistungsgang- oder eine Leistungssummenkurve ermittelt werden. Terminplanungsprogramme haben in der Regel integrierte Programmmodule zur Ressourcenermittlung, so dass solch eine Berechnung sehr schnell vorgenommen werden kann. Als Ergebnis der Berechnung ergibt sich eine Kurve, die den Selbstkosten oder den auszahlungswirksamen Kosten (einschI. den Allgemeinen Geschäftskosten) in Abb. 110 entspricht. Damit besteht die Aufgabe bei der Ermittlung eines Zahlungsplanes hauptsächlich darin, den Leistungswert aller Vorgänge im Terminplan zu ermitteln. Aus dem Leistungsverzeichnis können der Leistungswert aller Positionen sowie die Gruppenstufen (Titel etc.) abgelesen werden. Wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen ist leider die Struktur des Leistungsverzeichnisses (mit Positionen) und der Terminplanung (mit Vorgängen) in weiten Bereichen nicht kongruent. Es finden sich folgende Situationen:
260
•
3 Bauphase
Genau einer Position des LV ist genau ein Vorgang der Bauablaufptanung zuordenbar (Idealfall, findet sich zum Beispiel häufig bei der Baustelleneinrichtung), Mehreren Positionen des LV ist genau ein Vorgang der Bauablaufplanung zuor· denbar (günstiger Fall, zum Beispiel mehrere Positionen Erdaushub sind dem Vorgang ..Ausheben der Baugrube" zuzuordnen, Nur eine Position des LV ist mehreren Vorgängen der Bauablaufplanung zuor· denbar (Beispiel findet sich selten). Mehrere Positionen des LV sind mehreren Vorgängen der Bauablaufplanung zuzuordnen. Dies ist der übliche Fall. Die Zuordnung ist in Abb. 112 dargestellt. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die 400 m2 Decke mit 200 m2 über dem EG anfällt.
Aus dem leistungsverzeichnis ergibt sich'
Po,
Menae/Einh.
T.~
EP r<1
GP «I
1.5 1.6 1.7
100 I
Bewehrungsstahi
1.050,-
105.000,-
400
Schalung Decke
48,-
19.200,-
Belon 625 in Decke d '" 20 cm einbauen
138,-
20.700,-
ffi'
150 m'
Für die Bauablaufnlanunn wird folnende Rechnunn erforderlich: VorgangsbezeichZwischenrechnung Nr. nung
15
Decke über EG
GP\€]
Interne Mengenermittlung: 200m' Schalung: 200 m' . 48,- €Im' Bewehrungsstahl: 200 m" 0,2 m· 0,1 Um' "'41 4 I . 1.050.- €Im' Belon: 200 m'· 0,2 m" 40 m' 40m"138,-€Im' Summe
9.6oo,4.200,-
5.520,19.320,'
Abb. 112: Ermittlung der einem Vorgang zugeordneten Leistung
Wegen dieses Aufwandes wird man sich in vielen Fällen mit näherungsweisen Ermittlungen der den Vorgängen zugewiesenen Leistungswerte zufrieden geben. Diese näherungsweisen Ermittlungen werden durch verschiedene Auswertungen aus den Kalkulationsprogrammen unterstützt, wie beispielsweise: Auswertungen Auswertungen Auswertungen Auswertungen
nach nach nach nach
Titeln, Vergabeeinheilen, Kostenarten, Bauarbeitsschlüssel (BAS).
Falls ein Zahlungsplan auf der Basis einer Grobablaufplanung erstellt werden muss, führt auch eine Aufteilung der Angebotssumme mit Hilfe von Kennzahlen in vielen
261
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Fällen zu akzeptablen Ergebnissen. Solche Kennzahlen sind zum Beispiel: m3 BRI, m2 GF, m3 Beton oder m2 Brückenfläche. 3.5.8
Grundlagen zum Nachtragsmanagement u
Der Begriff "Nachtrag im englischen "c1aim ist jedem, der in der Baubranche tätig ist, geläufig. Bedeutet er doch die Forderung (Antrag) auf Anpassung der Vergütung wegen unterschiedlicher Gründe, insbesondere wegen geänderter oder zusätzlicher Leistungen oder wegen eines Schadenereignisses. Der Nachtragsbegriff ist ähnlich wie das Bausoll rechtslhemalischwederinderVOB noch imBGBeingeführt. Im Gegensatz zu Worten wie "Auftrag" oder ftFertigstellung" löst das Wort "Nachtrag" eher negative Assoziationen aus, ähnlich wie ftBehinderung" und dies für beide Vertragsparteien. 188 U
,
Das Nachtragsmanagement ist durch eine natürlich gegebene Konfliktsituation zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber bestimmt. Diese ergibt sich daraus, dass der Auftragnehmer sicherstellen will, dass er bei jedem Bauprojekt den Deckungs* beitrag erwirtschaftet, der zum Erhalt des Unternehmens notwendig ist und darüber hinaus möglichst einen Gewinn. Die Abwicklung einer Baumaßnahme selbst ist jedoch mit zahlreichen Risiken verbunden, so dass immer die Gefahr besteht, dass bei einem Projekt zum Schluss ein Verlust aufläuft. Auf der anderen Seite hat der Auftraggeber das Bestreben, dass die Baumaßnahme möglichst zu dem Preis abgerechnet wird, der vertraglich vereinbart ist, da er auf dieser Grundlage seine Finanzierung gesichert und eine langfristige Rendite aus dem Projekt errechnet hat. Es ist jedoch schon fast die Regel, dass während der Bauausführung vom Auftraggeber Änderungen angeordnet werden, die kostensteigernd wirken. Solche Kostensteigerungen gefährden jedoch die Finanzierung und die Rendite. Somit ist es Ziel des Bauherrn, alle Kostensteigerungen zu verhindern. Erschwerend kommt bei diesem u Konflikt häufig hinzu, dass der Architekt als "Erfüllungsgehilfe des Auftraggebers seine eigenen Interessen verfolgt, die seiner Reputation und Anerkennung dienen. Die Folgen davon hat dann eher der Auftragnehmer als der Auftraggeber zu spüren, zu dem er ja als seinem Auftraggeber ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat. In dieser Situation ist dann häufig viel Psychologie gefragt, um aus einem Streit über Nachträge nicht das ganze Projekt in Gefahr zu bringen. Das Nachlragsmanagement umfasst aus der Sicht des Bauleiters die Festlegung und Implementierung von Verfahren und Prozeduren einschließlich der Zuweisung von personellen Verantwortlichkeiten, die sicherstellen sollen, dass jene im Ver*
188 Elwert { Flassak: Nachlragsmanagement in der Baupraxis
3 Bauphase
262
gleich zum SauseIl 0 (siehe Abschnitt 2.4.1) geänderten Leistungen korrekt in die Aufstellung der Vergütungsforderung (Rechnung) einfließen. Zu bemerken ist dabei, dass dies nicht ausschließlich Mehrforderungen betrifft, sondern auch Minderforde· rungen und zwar dann, wenn Leistungen zum Beispiel auf Grund nachträglicher Anordnungen des Bauherrn entfallen. Generell sind unter dem Begriff Nachtrag zwei vollkommen unterschiedliche Rechts· lagen zu betrachten: a) Nachtrag wegen Vergütungsforderungen Die Gründe für eine Änderung der Vergütung ergeben sich auf Grundlage des § 2 VOB/B:
§ 2 Nr. 3 VOB/B:
Differenzen (+ oder -) der Abrechnungsmenge zur ausgeschriebenen Menge der unter einem Einheitspreis erfassten Leistung oder Teilleistung von 10%.
§ 2 Ne. 4 VOB/B:
Übernahme von im Vertrag ausbedungenen Leistungen durch den Auftraggeber (auch Lieferung von Bau-, Bauhilfs- und Betriebsstoffen).
§ 2 Ne. 5 VOB/B:
Änderungen des Bauentwurfs,
§ 2 Ne. 6 VOB/B:
Im Vertrag nicht vorgesehene Leistungen.
§ 2 Nr. B VOB/B
Nachträgliche Anerkennung von Leistungen, die der Auftragnehmer ohne Auftrag ausgeführt hat, die aber zur Erfüllung des Vertrages notwendig waren, dem mutmaßlichen Willen des Auftraggebers entsprachen oder von diesem nachträglich anerkannt wurden.
In all diesen Fällen ist der Nachtrag auf der Grundlage der Urkalkulalion zu berechnen (siehe Abschnitte 3.5.10. und 3.5.11). Unter Vergütungsforderungen sind auch Nachträge wegen Lohn- und Stoffpreisklauseln zu sehen (siehe Abschnitt 3.5.12). b) Nachtrag wegen Schadenersatz I Entschädigung Ein anderer Fall liegt vor, wenn der Auftragnehmer in der Ausführung behindert wird oder die Ausführung unterbrochen werden muss (siehe Abschnitt 3.2.1.2). In diesen Fällen kann der Auftragnehmer einen Schaden erleiden, den er gegenüber dem Auftraggeber geltend machen kann. Bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit des Auftraggebers kann er darüber hinaus seinen entgangenen Gewinn geltend machen (§ 6 Nr. 6 VOB/B). Alternativ kann der Auftragnehmer eine Entschädigung nach § 642 BGB fordern. Methodisch sind somit die Berechnungsansätze bei der Ermittlung der Nachtragsforderung deutlich zu unterscheiden (siehe Abschnitt 3.5.13).
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
263
Beim Nachtragsmanagement ist auch zu beachten, dass nicht nur Nachträge an den Auftraggeber gestellt werden, sondern dass auch Nachunternehmer ihre Nachträge einreichen. Bestandteil eines Nachtragsmanagements ist, dass durch geeignete tabellarische Übersichten jederzeit eine Übersicht über erhaltene und gestellte Nachträge gegeben ist. 3.5.9
Prozess der Nachtragsstellung
Die Erstellung eines Nachtrages kann einen aufwendigen und lang andauernden Prozess darstellen. Häufig wird es daher auch sinnvoll oder notwendig sein, dass der Bauleiter sich hierbei beraten lässt. Als Berater kommen zuerst firmeninterne Fachleute in Frage. Größere Unternehmen haben regelmäßig auch eigenes Personal oder Abteilungen, die sich insbesondere mit den rechtlichen Fragestellungen intensiv beschäftigen. Weiter kommen als Berater Rechtsanwälte in Frage, mit denen rechtliche Fragestellungen erörtert und die gesamte Verfahrensweise abgestimmt wird. Wichtig ist darüber hinaus oft eine baubetriebliche Unterstützung, um zum Beispiel die zeitlichen Auswirkungen von Bauablaufstörungen (störungsmodifizierter Bauablaufplan siehe hierzu Abschnitt 3.5.13.1) zu ermitteln. Methodisch sind hierfür in der Regel Netzplanberechnungen notwendig. Der Prozess der Nachtragsbearbeitung kann in folgende Teilschritte untergliedert werden: Schritt 1:
Erkennung eines theoretisch möglichen Nachtrags Der Auftragnehmer muss nachtragsfähige Situationen erkennen und sicherstellen, dass Voraussetzungen für die spätere Nachtragsstellung erfasst werden. So schreibt zum Beispiel § 2 Nr. 6 VOB/B vor, dass der Anspruch anzukündigen ist, bevor mit der Ausführung begonnen wird. Auch Behinderungen (§ 6 VOB/B) sind dem Auftraggeber unverzüglich schriftlich anzuzeigen. Der Auftragnehmer muss Methoden entwickeln, mit denen er sicherstellt, dass er möglichst alle Nachtragsgründe systematisch erfasst und dass die Voraussetzungen für die Nachtragsstellung eingehalten werden.
Schritt 2:
Prüfen, ob ein Nachtrag dem Grunde nach gestellt werden kann Es empfiehlt sich, mittels einer Vertragsanalyse zu prüfen, ob der Nachtrag "dem Grunde nach" genehmigungsfähig ist. Es ist zum Beispiel möglich, dass eine Leistung, die üblicherweise als besondere Leitung (Nr. 4.2 in allen Teilen der VOB/C) anzusehen ist und daher im Normalfall eine nachtragsfähige Leistung darstellt, im konkreten Bauvertrag als Nebenleistung definiert ist. Eine typische besondere Leistung ist zum Beispiel bei Zimmer- und Holzbauarbeiten (OIN 18334)
264
3 Bauphase
das "Auf- und Abbauen sowie Vorhalten der Gerüste, deren Arbeitsbühnen höher als 2 m über Gelände oder Fußboden liegen. Individualvertraglich könnte nun im Rahmen der Auftragsverhandlungen über die notwendigen Gerüste diskutiert worden sein. Dabei könnte festgelegt worden sein, dass im speziellen Fall die Gerüste im Preis für die Baustelleneinrichtung einzurechnen waren. In einem solchen Fall wäre daher der Aufwand für das Auf- und Abbauen des Gerüstes keine nachtragsfähige Leistung. Zu beachten ist jedoch, dass in der Regel solche Vereinbarungen nicht durch standardmäßig vorgesehene Vor· bemerkungen rechtswirksam vereinbart werden können, sondern immer individualvertraglich zu vereinbaren sind. U
Schritt 3:
Textliche Formulierung des Nachtrags Der Nachtrag sollte als Leistungsposition im Langtext formuliert wer· den. Hierzu ist es sinnvoll, im Leistungsverzeichnis einen eigenen Titel ~NachträgeU anzulegen. Für die einzelnen Nachträge können dann Untertitel gebildet werden, wie zum Beispiel: ~Nachtrag 1: Neue Stützenquerschnitte".
Schritt 4:
Ermittlung der Berechnungsgrundlagen Der häufig schwierigste Schritt einer Nachtragsstellung ist die Ermittlung aller Grundlagen, um den Nachtrag der Höhe nach beziffern zu können. Relativ einfach ist häufig die rechnerische Ermittlung, sofern es sich um einen Vergütungsanspruch handelt (§ 2 VOB/B). In diesem Fall ist der Nachtrag kalkulatorisch im Sinne einer Vorkalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen durchzuführen (siehe Band 1, Abschnitt 5.4). Die meisten der benötigten Werte können aus der Urkalkulation entnommen werden (siehe Abschnitt 3.5.10 und Abschnitt 3.5.11). Schwieriger ist eine Schadensermittlung auf Grund eines gestörten Bauablaufs (siehe Abschnitt 3.5.13). Hierzu ist nicht nur die Unterstützung durch die Betriebsbuchhaltung hilfreich sondern gegebenenfalls auch juristische und baubetriebliche.
Schritt 5
Berechnung des Nachtrags der Höhe nach und textliche Begründung Dieser Schritt umfasst die konkrete Berechnung des Nachtrags sowie die Begründung der Ansätze. Zu beachten ist, dass der Nachtrag prüfbar vorzulegen ist.
Schritt 6:
Einreichen des Nachtrags. Unternehmensintern ist eventuell abzustimmen, wann der Nachtrag eingereicht wird. Normalerweise sollte ein Nachtrag so schnell wie
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
265
möglich eingereicht werden. Einerseits ist dies für den Auftraggeber wichtig, da ein Nachtrag gegebenenfalls starke Auswirkungen auf seine Finanzierung und die Rendite des Projektes hat. Schell eingereichte Nachträge geben ihm somit Handlungsspielräume, die letztendlich auch dem Auftragnehmer zugute kommen. Es können aber auch unterschiedlichste Gründe vorliegen, einen Nachtrag bewusst erst später einzureichen, wenn beispielsweise anstehende Auftragsverhandlungen für einen Folgeauflrag nicht durch Nachtragsverhandlungen belastet werden sollen. Schritt 7:
Genehmigung des Nachtrags erreichen. Die Genehmigung eines Nachtrages ist häufig mit Verhandlungen verbunden, bei denen im ersten Schritt der Nachtrag dem ~Grunde nach" genehmigt wird und danach die Ermittlung der "Höhe nach" geprüft wird.
Bei vielen Baustellen gibt es mehrere Nachträge. Bestandteil eines Nachtragsmanagements sollte zumindest sein, dass in einer tabellarischen Übersicht der Stand der einzelnen Nachträge verfolgt wird. Somit sollle jeder einzelne Nachtrag eine Nummer erhalten und die wichtigsten Informationen über den Nachtrag sollten in die Liste aufgenommen werden. In dieser Übersicht sollte auch die Auftragssumme fortgeschrieben werden. Dabei ist zwischen genehmigten Nachträgen (gesicherte Auflragssumme) und erwarteten Nachtragsgenehmigungen und somit einer erwarteten, hochgerechneten Auflragssumme deutlich zu unterscheiden. In manchen Bauunternehmen wird auch mit Risikoansätzen bei der Nachtragsgenehmigung oder bei zu erwartenden Abstrichen gearbeitet. 3.5.10
Nachträge wegen geänderter oder zusätzlicher Leistung
Unter diesem Abschnitt soll dargelegt werden, wie Nachträge auf Grund von Änderungen des Bauentwurfs (§ 2 Nr. 5 VOB/B) oder auf Grund von Leistungen, die im Vertrag nicht vorgesehen waren, (§ 2 Nr. 6 VOB/B) ermittelt werden. Die hierbei anzuwendende Berechnungsmethode ist auch in den anderen in § 2 VOB/B genannten Fällen (siehe Abschnitt 3.5.8) anzuwenden. Der Sonderfall der Mehr- und Mindermengen nach § 2 Nr. 3 VOB/B ist in Abschnitt 3.5.11 beschrieben. Bei jedem Nachtrag sollte angegeben werden, auf Grund welcher Regelung der VOB/B der Nachtrag gestellt wird. Typische Fälle von Änderungen des Bauentwurfs (§ 2 Nr. 5 VOB/B) wären zum Beispiel: Eine Stütze ist im Querschnitt 0 35 cm ausgeschrieben. Die Abrechnung erfolgt pro Meter. Bedingt durch die Tragwerksplanung muss nun die Stütze im Quer-
266
3 Bauphase
schnitt 0 40 cm ausgeführt werden. Da eine Stütze mit Durchmesser 40 cm nicht
ausgeschrieben war, muss für diesen Querschnitt ein neuer Preis vereinbart werden. Statt die genannte Stütze im Querschnitt zu vergrößern, könnte auch vorgegeben werden, dass die Stütze statt mit dem ursprünglich vorgesehenen C 30/37 jetzt in C 35/45 hergestellt wird. Inwieweit auch ein höherer Bewehrungsgrad statt ursprünglich vorgesehen notwendig ist, kann der Auftragnehmer häufig nicht beurteilen, da ihm in der Regel keine Angaben zum Bewehrungsgrad während der Erstellung des Angebotes vorliegen. Da eine Stütze mit C 35/45 nicht aU5ge· schrieben war, muss ein neuer Preis vereinbart werden. In der Ausschreibung war vorgesehen, dass eine Mauerwerkswand später verputzt werden sollte. Während der Bauausführung ordnet nun der Auftraggeber an, dass die Mauerwerkswand in einem anderen Stein und als Sichtmauerwerk zu errichten sei. Da für das nun geforderte Mauerwerk kein Preis vereinbart war, ist nun als Nachtrag ein Preis zu vereinbaren. Die Anordnung und Größe der Fenster werden geändert. Dadurch ergeben sich andere Unterzüge. Da für diese Unterzüge kein Preis im Auftrag vereinbart war, ist dieser nun als Nachtrag zu vereinbaren. Für Änderungen des Bauentwurfs ist häufig typisch, dass beauftragte Leistungen ganz entfallen oder mit einer geringeren Menge ausgeführt werden. Die entfallenen Leistungen sollten im Nachtrag ebenfalls mit aufgeführt werden, um dem Bauherrn eine Kostentransparenz zu geben. Es wird darauf hingewiesen, dass wegen der entfallenden oder mengenmäßig reduzierten Leistungen noch die Regelung des § 2 Nr. 3 VOBtB zur Anwendung kommen kann (siehe Abschnitt 3.5.11). Als Falle des § 2 Nr. 6 VOBtB könnten folgende Fälle genannt werden: Der Auftraggeber eines Einfamilienhauses entschließt sich, vom Rohbauunternehmer auch noch eine Stützmauer errichten zu lassen. Vergleichbare Leistungen waren im Bauauftrag nicht vereinbart. Der gleiche Auftraggeber fordert noch den Bau eines Schwimmbades. Eventuell kommen Positionen zur Ausführung, die bereits im Auftrag vereinbart wurden. Dies könnte zum Beispiel die Wände und den Beckenboden betreffen. Für andere Leistungen, wie die Beckenrinnen, gab es jedoch keine Leistungspositionen. Ein anderer Auftraggeber hat ein 3-geschossiges Bürogebäude beauftragt, obwohl die Baugenehmigung für ein 4-geschossiges Bürogebäude vorlag und die Tragwerksplanung eine mögliche Aufstockung schon berücksichtigt hatte. Der Bauherr ordnet nun während der Bauausführung den Bau des vierten Geschosses an. Insgesamt handelt es sich zweifellos um eine im Bauvertrag nicht vorgesehene Leistung.
267
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Wie aus den dargestellten Fällen deutlich wird, ist eine eindeutige Zuordnung zu § 2 Nr. 5 VOB/B oder zu Nr. 6 häufig nicht eindeutig möglich. Hinsichtlich der Ermittlung des Nachtrags der Höhe nach ist es letztendlich unbedeutend, zu welcher Nummer des § 2 der Nachtrag zugeordnet wird. Auf die unterschiedlichen Hinweisverpflichtungen des Auftragnehmers bei Nachträgen wird jedoch ausdrücklich hingewiesen (siehe Abschnitt 3.2.1). Das methodische Vorgehen bei beiden Nachtragsfällen unterscheidet sich nicht, da in beiden Fällen eine Kalkulation ~nach den Grundlagen der Preisermittlung" durchzuführen ist. Methodisch entspricht dies einer Vorkalkulation mit vorberechneten Zuschlägen (siehe Band 1, Abschnitt 5.4). Dabei sind die Kalkulationsansätze auf der Basis der Urkalkulation zu wählen. Unter der Urkalkulation wird die Kalkulation verstanden, die zum Vertragsabschluss vorlag. Viele Auftraggeber, insbesondere öffentliche Auftraggeber, verlangen daher, dass mit dem Angebot die Urkalkulation in einem verschlossenen oder versiegelten Umschlag mit abgegeben wird. Bestandteile der Urkalkulation sind daher insbesondere: • •
Zuschlagsätze auf die einzelnen Kostenarten Aufwands- und Leistungswerte Verrechnungssätze für Lohn, Material und Geräte.
Unterstellt, dass alle Ansätze einer neu zu kalkulierenden Position bereits in der Urkalkulation vorhanden waren, müssen nur jene Werte angepasst werden, die sich geändert haben. Beispiel: Für die oben genannte Stütze 0 35 cm so/l eine Nachtragsposition mit einem Stützenquerschnitt 0 40 cm kalkuliert werden. In der Urkalkulation ist die in Abb. 113 gezeigte Position hinterlegt. Dabei ergab sich ein Einheitspreis von 52,34 €Im. Im vorliegenden Fall müssen jetzt nur die Mengenansätze für Schalung und Beton geändert werden. Die Abwicklung der Schalung betrug 1,099 m~/m. Zu t3ndem ist dieser Ansatz auf 1,256 m~/m. Vergleichbar erhöht sich der Ansatz für den Betonverbrauch (pro Meter Stützenlt3nge) von: T1 .
(0,3512]2 m~' 1 mim = 0,096 m 3/m auf T1
. (0,4012)~ m~'
1 mim = 0,126 m 3/m.
Alle anderen Kalkulationsanst3tze einschließlich der Zuschlagsst3tze bleiben unverändert.
268
3 Bauphase
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In Abb. 114 ist die Nachtragsposition mit den geänderten Ansätzen gezeigt. Der Einheitspreis ergibt sich zu 61,98 €Im.
Falls der Nachtrag für die Stütze mit dem Mherwertigen Beton kalkuliert werden so", so sind wiederum die Ansätze aus der Urkalkulation anzusetzen. Es soll nun unterstellt werden, dass in der Urka/ku/afian auch in anderen Positionen kein Beton C 35/45 ausgeschrieben war. In diesem Fall ist das "Niveau" der Urkalkulation zu übernehmen. Dies kann zum Beispiel dadurch ermittelt werden, indem zum Vergleich der Beton C 30137 herangezogen wird. Der angesetzte Verrechnungssatz in Höhe von 63,87 €1m 3 entspricht zum Beispiel 92,5 % der Preisliste des Transportbetonwerkes, das die Baustelle beliefert. In der Preisliste ist der C 35/45 mit 73,89 €1m 3 angegeben. Somit ist in der Kalkulation 0,925' 73,89 = 68,35 €1m 3 anzusetzen. Aus Abb. 115 ist zu entnehmen, dass sich ein Nachtragspreis von 52,93 €Im ergibt. Die Preisdifferenz zur ausgeschriebenen Position beträgt somit:
52.93 €Im - 52,34 €Im = 0,59 €Im.
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Screenshots der betriebswirtschafllichen Berechnungen aus dem Programm ARRIBA®bauen der RIB Software AG (www.rib.de)
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
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Abb.115: Nachtragsposition einer Stütze 040 cm mit C 35/45
Auf folgende Besonderheiten soll hingewiesen werden: Der Auftragnehmer beauftragt Nachunternehmer Falls in Verbindung mit der Erbringung von Nachtragsleistungen Nachunternehmer gebunden werden, sind mehrere Konstellationen denkbar: Der Hauptunternehmer ist nicht in der Lage, die Leistung selbst innerhalb der vertraglich vereinbarten Bauzeit zu erstellen, da er keinerlei Kapazitäten mehr frei hat. (Es wird zum Beispiel der oben beschriebene Fall "Schwimmbad" unterstellt). Da der Unternehmer prinzipiell in der Lage ist, diese Leistungen im eigenen Betrieb auszuführen, kommen hier die Verrechnungssätze aus der Urkalkulalion zur Anwendung, unabhängig davon, ob der gebundene Nachunternehmer zu Verlusten oder Gewinnen beim Hauptunternehmer führt.
270
-
3 Bauphase
Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass in Verbindung mit der Ankündigung nach § 2 Nr. 6 VOB/B der Unternehmer gleichzeitig mitteilen kann, dass sich durch die im Vertrag nicht vorgesehene Leistung die Bauzeit verlängert. Dann könnte er vielleicht wieder mit eigenem Personal die Leistung erstellen. Der Hauptunlernehmer benötigt einen Nachunlernehmer für einen Teil der Leistung, zum Beispiel für den Einbau einer speziellen Schwimmbadtechnik. In diesem Fall sind marktübliche Preise für die Nachunternehmer anzusetzen. Der Auftragnehmer kann dieses marktübliche Niveau zum Beispiel dadurch nachweisen, dass er Angebote verschiedener Nachunternehmer vorlegt und die Wahl des "wirtschaftlichsten" Bieters nachvollziehbar begründet. Selbstverständlich kommt dann auf diese Preise der in der Kalkulation angesetzte nZuschlag auf Nachunternehmerleistungen zur Anwendung. Der Hauptunternehmer hatte bereits so kalkuliert, dass ein Subunternehmer die Leistung erbringt. Typisch sind zum Beispiel Spezialtiefbauarbeiten. Ausgeschrieben war zum Beispiel Berliner Verbau. Während der Bauabwicklung fordert nun der Auftraggeber statt dem Berliner Verbau eine Bohrpfahlwand. Aus der Situation heraus (Bauzeit, gegenseitige Behinderung) kann kein zweiter Nachunternehmer gebunden werden. Auch in diesem Fall kommen wieder Ansätze nauf dem Niveau der Urkalkulation zur Anwendung. Da der Nachunternehmer jedoch weiß, dass er keine Konkurrenz zu befürchten hat, wird er dem Hauptunternehmer eher Preise anbieten, die oberhalb seines ursprünglichen Kalkulationsniveaus liegen. Es ist dringend anzuraten, den Auftraggeber rechtzeitig in diese Situation einzubinden, um die Nachtragsvergütung zu sichern. Generell ist der Hauptunternehmer jedoch hierzu nicht verpflichtet. Er ist auch nicht verpflichtet, dem Auftraggeber den Schriftverkehr einschließlich der Angebote des Subunternehmers offen zu legen. U
-
U
Änderungen von Materialpreisen und nicht auskömmliche Aufwandswerte Auch bei Änderungen von Materialpreisen sind die in der Urkalkulation verwendeten oder deren Niveau zu übernehmen. Dies gilt sowohl bei steigenden als auch fallenden Materialpreisen. Somit können sich die Veränderungen sowohl zum Vor- wie auch zum Nachteil des Auftragnehmers auswirken. Wegen des Sonderfall von vereinbarten Stoffgleitklauseln (siehe Abschnitt 3.5.12). Besonders kritisch kann die Situation für einen Auftragnehmer werden, wenn er mit nicht auskömmlichen Preisen kalkuliert hat. Wird er nun mit zusätzlichen Leistungen beauftragt, so führen diese bei ihm zu weiteren Verlusten. Als Beispiel wird angenommen, dass ein Bauunternehmer 2.000 m3 Beton bei einer Baumaßnahme einzubauen haI. Erhält er von den Transportbetonwerken kein auskömmliches Angebot muss er einen Verlust von 20,- €1m 3 akzeptieren. Sein Verlust beim Beton beträgt somit nach der Auftragserteilung 20,€1m 3 . 2.000 m3 = 40.000,- €. Falls aus verschiedenen Gründen, wie Mehrleis-
271
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
tungen, Bau einer Weißen Wanne und weiterer geänderter Planungen sich der Betonbedarf auf 3.500 m3 erhöht, so führt die Fehlkalkulation unweigerlich zu einem Verlust von insgesamt 3.500 m3 . 20,- €/m 3 70.000,- €. Ähnlich verhält es sich auch bei nicht auskömmlichen Leistungs- und Aufwandswerten. Auch diese müssen im Niveau beibehalten werden. Sind diese nicht auskömmlich, so erhöht sich bei zusätzlichen Leistungen der Verlust, sind diese mehr als auskömmlich, so erhöht sich der Gewinn proportional. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Spruch zu verstehen: ~gute Preise bleiben gute Preise, schlechte Preise bleiben schlechte Preise". Ebenfalls muss in diesem Zusammenhang der häufig vertretenen Meinung widersprochen werden, dass man bei knapp kalkulierten Preisen durch Nachträge einen Ausgleich erreichen kann.
=
Gerätekosten Geräte können als eigene Geräte zum Einsatz kommen oder gemietet werden. Einfach ist die Situation beim Einsatz von Mietgeräten. Falls zum Beispiel für zusätzliche Leistungen ein Radlader gemietet wird, für den es in der Urkalkulation keinen Verrechnungssatz gab, so wird auf der Basis der Mietpreisliste unter Ansatz des Niveaus der Urkalkulation ein Verrechnungssatz ermittelt. Falls zusätzlich eigene Geräte für die Nachtragsleistung zum Einsatz kommen und in der Urkalkulation Verrechnungssätze auf Basis der Baugeräteliste (BGL) vorhanden sind, können die kalkulatorischen Kostenansätze für die neuen Geräte analog auf dem existierenden Kostenniveau ermittelt werden. Falls jedoch eigene Geräte angesetzt waren und für zusätzliche Leistungen Geräte angemietet werden müssen, so existiert kein Niveau, auf dem die kalkulatorischen Kosten für die Mietgeräte ermittelt werden können. In diesem Fall sind die marktüblichen Kosten für die Mietgeräte anzusetzen, Vergütungsansprüche bei Generalunternehmer-Ausschreibungen Häufig ergeben sich Diskussionen zwischen den Vertragspartnern, wie detailliert der geforderte Preis bei geänderten oder zusätzlichen Leistungen bei Generalunternehmerleistungen, insbesondere falls diese funktional ausgeschrieben waren, nachzuweisen ist. Ein detailliertes Leistungsverzeichnis hat sich der Auftragnehmer für seinen internen Gebrauch erarbeitet (siehe Band 1, Abschnitt 7.3). Der Auftraggeber ist in solch einem Fall nicht verpflichtet, eine Kalkulation für geänderte oder zusätzliche Leistungen unter Angaben von detaillierten Kostenansätzen vorzulegen. Preise für Teilleistungen sind ausreichend. Der Auftraggeber kann sich durch Marktvergleiche von der Angemessenheit der Preise überzeugen.
3 Bauphase
272
Mehrwertsteuer Auf Nachträge, denen ein Vergütungsanspruch zugrunde liegt, verändert sich die Bemessungsgrundlage für die Mehrwertsteuer. Somit kommt zusätzlich die Mehrwertsteuer in Ansatz.
3.5.11
Nachträge wegen Mehr- oder Mindermengen
Mengenänderungen können bei Einheitspreis- und bei Pauschalverträgen auftreten. Regelungen hierzu finden sich für Einheitspreisverträge in § 2 Nr. 3 VOS/B, für Pauschalverträge kommt § 2 Nr. 7 (1) zur Anwendung. Bei Einheitspreisverträgen ist es in der Baupraxis typisch, dass bei vielen Positionen die in der Ausschreibung vorgefundenen Mengenansätze nicht identisch abgerechnet werden. Abweichungen zwischen den ausgeschriebenen (LV-Menge) und den abgerechneten Mengen (RE-Menge) treten besonders in folgenden Fällen auf:
•
Fehler bei der Mengenermittlung durch den Ausschreibenden oder überschlägige Ermittlungen, die zu Mengenabweichungen führen; Planungsänderungen zwischen Ausschreibungstermin und dem Termin des Ab· schlusses des Bauvertrags mit der Folge, dass die ursprünglich für das Leistungsverzeichnis ermittelten Mengen falsch sind; Eventualpositionen 190 wurden beauftragt, kommen aber nicht zur Ausführung.
Diese Differenzen haben zur Folge, dass sich die in den Positionspreisen eingerechneten Deckungsbeiträge entweder erhöhen (bei Mehrmengen) oder nicht ausreichend sind (bei Mindermengen). Somit würde sich je nach Situation entweder für den Auftragnehmer oder den Auftraggeber ein ungerechtfertigter Vor- oder Nachteil ergeben. Dieser Vor- oder Nachteil soll beim Einheitspreisvertrag durch die Rege· lung des § 2 Nr. 3 VOB/B auf einen begrenzten Rahmen reduziert werden. An dieser Stelle wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit diesem Abschnitt der VOB/B die Über- oder Unterdeckung der BausteHengemeinkosten und der Allgemeinen Geschäftskosten geregelt wird. Es handelt sich also nicht um eine Regelung, die zum Beispiel Mengenrabatte, Effizienzvorteile oder Nachteile bei Mehroder Mindermengen oder ähnliche Einflüsse ausgleichen soll. Gewinne oder Verluste hieraus verbleiben im Fall von § 2 Nr. 3 VOB/B beim Auftragnehmer. Im vorigen Abschnitt wurden Nachträge besprochen. die sich durch Änderungen des Bauentwurfs oder durch zusätzliche Leistungen ergeben. In vielen Fällen sind im Bauvertrag bereits Leistungsposilionen vorgesehen, über die solche geänderten oder zusätzlichen Leistungen abgerechnet werden könnten. Falls jedoch im Rahmen
1110
Bemer I Kochendörler I Schach: Grundlagen der Baubelriebslehre. Band 1. Abschnitt 5.7.1
273
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
von Änderungen des Bauentwurfs oder durch zusätzliche Leistungen solche Leistungen zur Ausführung kommen, die bereits im Leistungsverzeichnis enthalten waren, so fallen diese nicht unter die Regelung des § 2 Nr. 3 VOB/B! 191 Die Regelung des § 2 Nr. 3 VOB/B bezieht sich immer nur auf solche Positionen, bei denen keine Anordnung (z. B. nach § 2 Nr. 5 und Nr. 6) vorliegt. In § 2 Nr. 3 (2) VOB/B wird eine Grenze von 10 v. H. bestimmt, innerhalb derer der vertraglich festgelegte Einheitspreis weiterhin Gültigkeit besitzt. "Für die über 10 v. H. hinausgehende Oberschreitung des Mengenansatzes ist auf Verlangen ein neuer Preis unter BenJcksichtigung der Mehr- oder Minderkosten zu vereinbaren. " Der Fall der Mengenminderung wird in § 2 Nr. 3 (3) VOB/B betrachtet: ßei einer über 10 v. H. hinausgehenden Unterschreitung des Mengenansatzes ist auf Verlangen der Einheitspreis für die tatsächlich ausgeführten Mengen der Leistung oder Teilleistung zu erhöhen, soweit der Auftragnehmer nicht durch Erhöhung der Mengen bei anderen Ordnungszahlen (Positionen) oder in anderer Weise einen Ausgleich erhält. Die Erhöhung des Einheitspreises soll im Wesentlichen dem Mehrbetrag entsprechen, der sich durch Verteilung der Baustelleneinrichtungs- und BausteJlengemeinkosten und der Allgemeinen Geschäftskosten auf die verringerte Menge ergibt. Die Umsatzsteuer wird entsprechend dem neuen Preis vergütet. U
Rechnerischer Ausgleich bei Mengenänderungen Die Gesamtauftragssumme, die Gesamtabrechnungssumme oder irgendwelche Abweichungen von diesen Summen spielen bei der Berechnung der angepassten Vergütung nach § 2 Nr. 3 VOB/B, also bei der Mehr- I Mindermengenberechnung keine Rolle. Jede Position wird zunächst einzeln betrachtet. Die Gesamtauftragssumme ist irrelevant. 192 Bei Mengenüberschreitungen (Mehrmengen) von mehr als 10% können beide Parteien eine geänderte Vergütung unter Berücksichtigung der Mehrkosten verlangen. Der Auftraggeber wird in der Regel einen neuen (reduzierten) Preis verlangen, da der Unternehmer durch Mengenmehrungen für seine leistungsabhängigen Kosten, mithin Baustelleneinrichtungskosten sowie Baustellengemeinkosten (BGK) und die Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) eine Überdeckung erhält. Bei Mehrmengen sind die ausgeführten Mengen einer Leistungsposition zu zwei unterschiedlichen Preisen abzurechnen:
191 192
Kapellmann I Schiffers: Verglitung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag. Band 1. Rdn. 505 Vgl. BGH BauR 76, 135
274
•
3 Bauphase
die ursprüngliche Menge zuzüglich 10 % nach dem vereinbarten Einheitspreis; die über 110 % hinausgehenden Mengen nach dem neu zu vereinbarenden Preis.
Ein Beispiel der Berechnung findet sich in Abschnitt 3.5.11.1. Die Berechnung eines geänderten Preises nach § 2 Nr. 3 VOB/B kann heute in der Praxis sehr schnell mit einer Tabellenkalkulation (z. B. MS Excel®) vorgenommen werden. Die VOB/B sieht vor, dass neue Einheitspreise zu ermitteln sind. Da häufig aber mehr als eine Position von dieser Regelung der VOB betroffen ist, kann es sinnvoll sein, die alten Einheitspreise zu belassen und einen Gesamtbetrag für Änderungen nach § 2 Nr. 3 VOB/B zu ermitteln, in dem der Ausgleich für alle betroffenen Positionen einbezogen ist. Der Unternehmer wird nur in relativ seltenen Fällen bei Mengenüberschreitungen einen (erhöhten) Einheitspreis verlangen. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die im Bauvertrag festgelegte Menge Erdaushub auf eine Deponie gebracht werden kann, die Mehrmengen jedoch dort nicht mehr deponiert werden können. Erhöhte Transport- und Deponiekosten bei einer anderen Deponie können dann zu einer Erhöhung des Einheitspreises führen. In bestimmten Fällen können Mengenüberschreitungen auch zu zusätzlichen Baustellengemeinkosten führen. Nur in Sonder· fällen werden diese zusätzlichen Baustellengemeinkosten so hoch sein, dass sich hieraus der Einheitspreis erhöht. Bei einer Mengenunterschreitung (Mindermengen) um mehr als 10 % ist nur auf Verlangen des Auftragnehmers eine neue Vergütung zu bestimmen. Ziel ist es, dass dem Auftragnehmer auch bei verringerter Menge die kalkulatorischen Deckungsbei· träge für seine Baustellengemeinkosten (BGK), die Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) und nach überwiegender Rechtsauffassung auch für Wagnis (W) und Gewinn (G) gemäß der Vordersatzmenge aus dem LV erhalten bleiben. Der § 2 Nr. 3 Abs. 3 VOB/B bestimmt, dass eine Erhöhung des Einheitspreises wegen Mengenunterschreitung bei einer Position dann ausscheidet, wenn der Auftragnehmer durch Erhöhung der Mengen bei anderen Positionen oder in anderer Weise einen Ausgleich erhält. Die Ausgleichsberechnung bei Mindermengen ist deswegen vorzunehmen, weil für eine Erhöhung des Einheitspreises bei Mindermengen dann kein Bedürfnis besteht, wenn der Ausgleich auf andere Weise erzielt werden kann, weil der Auftragnehmer durch die MErhöhung der Mengen bei anderen Ordnungszahlen oder in anderer WeiseM einen Ausgleich erhält. Diese Ausgleichsrechnung nach § 2 Nr. 3 Abs. 3 VOB/B steht nicht in Zusammenhang mit der Gesamtauftragsoder Gesamtabrechnungssumme.
275
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Bei der Ausgleichsberechnung ist eine Kompensation der in Folge von Mindermengen erlittenen Unterdeckung nicht nur durch eine Überdeckung durch die Vergütung von Mehrmengen zu berücksichtigen, sondern auch für zusätzliche Leistungen im Sinne des § 2 Nr. 6 VOB/B oder gegebenenfalls auch für geänderte Leistungen im Sinne des § 2 Nr. 5 VOB/B. Echte Zusatzaufträge werden hingegen selbst dann nicht berücksichtigt, wenn sie in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit dem streitigen Bauvertrag stehen. 193, In die bei der Mindermengenberechnung vorzunehmende Ausgleichsberechnung nach § 2 Nr. 3 Abs. 3 VOB/B sind mithin folgende Positionen einzuschließen: (1)
Alle (Normal~)Positionen des Vertragsleistungsverzeichnisses (soweit sie nicht unter § 2 Nr. 4 oder 6 Nr. 1 VOB/B fallen), mit Abrechnungsmengen unter 90 % und über 110 %,
(2)
Alle ausgeführten Alternativpositionen; natürlich sind die zugewiesenen Grundpositionen (bzw. deren anteilige Mengen) aus der Ausgleichsberechnung auszuschließen,
(3)
Ausgeführte Eventualpositionen nur dann, wenn sie Deckungsanteile für die Baustellengemeinkosten beinhalten.
(4)
Nachtragspositionen für Bauinhaltsmodifikationen (zusätzliche und geänderte Leistungen), 194
(5)
Nachträge wegen "sonstigen" Anordnungen des Auftraggebers, die sich auf die Bauumstände beziehen.
(6)
Nachträge für Schadenersatzforderungen (Behinderungsnachträge).
(7)
Stundenlohnpositionen (Nachweispositionen) ausnahmsweise dann, wenn sie nicht als Stundenlohnvertrag - wie ausgeschrieben ~ abgerechnet worden sind, sondern einverständlich als Berechnungsersatz statt einer an sich richtigeren Nachtragsberechnung gemäß § 2 Nr. 5, 6, 6 VOB/B gedient haben. Dies alleine deshalb, weil ansonsten evtl. entfallende Deckungsanteile für Baustellengemeinkosten in "ausgewechselten" Positionen unter den Tisch fallen könnten. Die betreffenden Nachweispositionen gehen jedenfalls in die Ausgleichsberechnung ein. 196
195
'113 Vgl. hierzu Herig, Praxiskommentar zur VOB, Teile A, Bund C, § 2 B, Rdn. 55: Jansen, Beck'scher VOB-Kommentar, Teil B, 2. Auflage, § 2 Nr. 3, Rdn. 46:Kapellmann { Messerschmidt, Kommentar zur VOB, Teile A und B, 2. Auflage, § 2 VOBIB, Rdn. 158: Kapellmann I Schiffers, Bd. 1, 5. Auflage, Rdn. 545: Keldungs { BrOck, lngenstau I Korbion, VOB-Kommentar, 16. Auflage, Rdn, 36. ,9
276
3 Bauphase
In der VQB sind die in die Ausgleichsberechnung einzubeziehenden Mengenanteile bei Mengenüberschreitungen, bei Mengenunterschreitungen sowie in den Fällen, in denen Mengenüber- und Mengenunterschreitungen gleichzeitig vorkommen, nicht abschließend geregelt. Nach einem Urteil des BGH vom 18. Dezember 1986 (Aktenzeichen VII ZR 39/86) ist folgendermaßen zu verfahren.
Bei Mengenüberschreitungen über 110% sind nur die Mengenanteile, welche die 110 %-Grenze überschreiten, in die Berechnung einzubeziehen. Bei Unlerschreitung der 90 %-Grenze sind jedoch die Mengen unter der ausgeschriebenen Menge (100 %-Grenze) anzusehen. In Abb. 116 wird dieser Sachverhalt grafisch dargestellt. Auffällig sind häufig auch einzelne Positionen, die überhaupt nicht zur Abrechnung kommen, da diese Leistungen nicht ausgeführt wurden. Diese haben dann die Rechnungsmenge 0,00. Selbstverständlich fallen auch diese Positionen unter die Regelung des § 2 Nr. 3 VOB/B. Dies betrifft insbesondere auch Eventualpositionen (die in der Auftragssumme einbezogen waren und nicht zur Ausführung kamen), nicht dagegen Alternativpositionen, die nicht beauftragt wurden. Aus dieser Betrachtung folgt, dass ein abschließender Nachtrag nach § 2 Nr. 3 immer nur mit der Schlussrechnung gestellt werden kann. Ebenfalls nicht im § 2 Nr. 3 VOB/B geregelt sind die Ansätze, die in die Ausgleichsberechnung eingehen. Zu betrachten sind in jedem Fall die Beträge für die Baustellengemeinkosten, für die Allgemeinen Geschäftskosten und für Gewinn. Hinsichtlich der Berücksichtigung von Wagnis finden sich in der Literatur verschiedene Ansätze. Drees I Paul 197 gehen davon aus, dass der gesamte Umlagebetrag abzüglich des kalkulierten Betrags für Wagnis angesetzt wird. Kapellmann I Schiffers 198 und Bacher 199 betrachten den Wagnisansatz jedoch nicht auf ein konkretes Risiko des Bauobjektes bezogen und lehnen es daher ab, den Wagnisanteil aus dem Umlagebetrag herauszurechnen. Der kalkulierte Betrag für Wagnis bleibt somit dem Auftragnehmer voll erhalten, da dieser wie ein verdeckter Gewinn zu betrachten ist. Dieser Meinung schließen sich die Autoren an. Ein Beispiel der Berechnung findet sich in Abschnitt 3.5.11.2. Technische und kalkulatorische Einzelheiten zur Ausgleichsberechnung finden sich bei Kapelimann/Schiffers. 200
1il 1!lll
lllli 200
Drees I Paul: Kalkulation von Baupreisen. 10. Auflage, Seite 247 Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachtrage und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1, Rdn 537 ff Bacher, M. in Berg I Vogelheim I Wittler (Hrsg.): Bau- und Architektenrechl, S. 134 VgL Kapellmann I Schiffers Bd. 1, 5. Auflage. Rdn. 624 ff. 633 ff, 641 ff
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
90%
100%
277
110%
90%
Pos. 9
§ 2 Nr. 311) VOB
Pos. 9
Pos. 10
Preis bleibt unverandel1, da keir>e Mengenabweidlungen ~ 11O%oder< 90%.
Pos. 10
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Pos. 11
Pos. 12
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Pos. 9
Pos. 10
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§ 2 Nr. 3 (3) VOB Variante A
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Neuer Preis Pos. 13 und 14. aufgrund der Minder. mengen ~ 10 % fOr die Gemeil1kostel1Unlefdeckung.
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100%
POl. 09
Pos. 11
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Pos. 14
110%
2 Nr. 3 (2) VOB
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Pos. 12
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Neuer Preis Pos, 13 und 14, aufgrund der Minder_ mengen :> 10 %. 8erOcksichtigung der Mehrmengen (:> 110 %) von Posi~onen, cl", 110 % Uberschreiten.
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Mehrmengen (:>110%)
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Abb. 116: Gegenüberstellung Mehr- und Mindermengen nach § 2, Nr. 3, VOB/B
In § 2 Nr. 7 (1) ist für Pauschalverträge festgelegt: "Weicht [. ..} die ausgeführte Leistung von der vertraglich vorgesehenen Leistung so erheblich ab, dass ein Festhalten an der Pauschalsumme nicht zumutbar ist (§ 313 BGB), so ist auf Verlangen ein Ausgleich unter Berücksichtigung der Mehr- und Minderkosten zu gewähren.~ In ei-
278
3 Bauphase
nem Urteil kommt das OLG Düsseldorf 201 zu dem Beschluss, dass eine Anpassung erst zustande komme, wenn die Mehr- oder Minderleistungen 20 % der Gesamtsumme übersteigen. Der BGH 202 hat diese Grenze in der Revision als starren Wert abgelehnt. Die 20 % seien allenfalls ein Orientierungswert. Zu beachten sei auch, wie die Pauschale zustande gekommen ist. Wird ein Pauschalpreis aus einem differenzierten Leistungsverzeichnis entwickelt, werden die Mengenansätze und der Gesamtpreis pauschaliert (Detail-Pauschalvertrag). Wenn zwischen der Gesamtbauleistung und dem Pauschalpreis ein unverträgliches Missverhältnis besteht, kommt eine Preisanpassung in Betracht. Diese Grenze ist bei 20 % bezogen auf den pauschalierten Preis überschritten. Als Bezug kommt nicht der Preis zum Ansatz, der sich vor der Pauschalierung über die Teilleistungen ergeben hat. Leistungen, die in dem detaillierten Leistungsverzeichnis nicht enthalten waren, die vom Auftraggeber aber gefordert werden, sind zusätzlich zu vergüten.
3.5.11.1 Beispiel: Ausgleich bei Mehrmengen Das Beispiel geht davon aus, dass für das Schalen der Wände bei einem Hochbau 3.200 m 2 ausgeschrieben wurden. Tatsächlich wurden aber 3.820 m 2 ausgefühlt. Der Auftraggeber verlangt eine Anderung des Einheitspreises gemäß § 2 Nr. 3 (2) VOBlB. Ein Ausgleich durch Mindermengen in anderen Teilleistungen sei nicht gegeben. Hiernach gilt, dass die Reduktion des Einheitspreises im Wesentlichen dem Betrag entsprechen soll, der sich aus der Verteilung der Gemeinkosten auf die erhöhte Menge ergibt. Die Gemeinkosten bestehen aus Baustellengemeinkosten (BGK), Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) sowie Wagnis (W) und Gewinn (G), Dem Auftragnehmer stehen bis zur 110 %-Menge alle Anteile zu. Der Anteil für die Baustellengemeinkoslen (BGK) ist für die darüber hinaus gehende Menge aus dem Umlagebetrag herauszurechnen. Das Leistungsverzeichnis enthält die Position 3.45 "Schalen Wände". Der vereinbarte Einheitspreis wird gemäß nachstehendem Kalkulationsauszug ermittelt. Kostenarten ohne ZuschltJge je Einheit
Kurztext Pos. Nr. Einzelkostenantwicklung
3.45
201 202
Schfllen Wande
Immobilien & Baurecht, 1995, 507 Immobilien & Baurecht, 1996, 48
LV-Menge
3.200m'
Lohn
SoKo
Geräte
Fremdl.
Ihl
{EURJ
{EURJ
/EURJ
0,70
',20
279
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Folgende Ansätze liegen der Kalkulation zu Grunde. Der angesetzte Mittellohn betrug 32,00 €Ih. Bei der Umlageberechnung wurden
12 % 12 % 10 %
SoKo mit Geräte mit Fremdleistungen mit beaufschlagt.
1. Ermittlung des Einheitspreises Lohn: Soko: EP
0,7 hlm 2 . 45,48 €!h = 31,84 €1m 2 6,20 €1m 2 . 1, 12 = 6,94 €1m 2 =38,78 €1m 2
2. Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistung (EKT) Lohn: Soko: EP
0,7 hlm 2 . 32,00 €Ih = 22,40 €1m 2 6,20 €1m 2 = 28,60 €1m 2
3. Ermittlung des Umlagebetrags Einheitspreis: abzOgl. Einzelkosten der Teilleistungen: Umlagebetrag
38,78 €1m 2 - 28,60 €1m 2 10,18 €1m 2
4. Aufteilung des Umlagebetrags auf BKG und AGK + W + G Die Aufteilung erfolgt, indem aus dem Umlagebetrag die Zuschläge für AGK, W + G abgezogen werden. Der prozentuale Zuschlag auf EKT für AGK, W + G beträgt:
14·100 =1628% 100-14 ' Damit beträgt der absolute Anteil für AGK, W + G:
0,1628' 28,60 €1m 2 = 4,66 €1m 2 Der absolute Anteil für BGK betragt somit: 10,18 €1m 2 - 4,66 €1m 2 = 5,52 €1m 2
5. Einheitspreis für Menge über 110 % Der Einheitspreis für die Menge Ober 110 % kann über zwei Wege ermittelt werden: EP abzüglich 8GK 38,78 €1m 2 - 5,52 €1m 2 33,26 €1m 2 EKT zuzüglich AGK + W + G 28,60 €1m 2 + 4,66 €1m 2 33,26 €1m 2
=
=
280
3 Bauphase
6. Berechnung des Vergütungsanspruchs
ausgeschriebene Menge 110 %-Menge 1,1 ·3.200 = ausgeführte Menge Menge über 110 %
3.200,00 m 2 3.520,00 m 2 3.820.00 m 2 300,00 m 2
Der Vergütungsanspruch errechnet sich zu:
3.520,00 m 2 • 38,78 €1m 2 = 136.505,60 € 300,00 m 2 • 33,26 €1m 2 = 9.978,00 € Gesamt 146.483,60 €
Falls gewünscht, kann ein neuer Einheitspreis errechnet werden:
146.483,60 €: 3.820,00 m 2 = 38,35 €1m 2 3.5.11.2 Beispiel: Ausgleich bei Mindermengen Das Beispiel geht davon aus, dass für das Schafen der Decke bei einem Hochbau 2.500 m 2 ausgeschrieben wurden. Tatsächlich wurden aber nur 1.834,45 m 2 ausgeführt. Der Auftragnehmer verlangt eine Änderung des Einheitspreises gemäß § 2 Nr. 3 (3) VOBIB. Ein Ausgleich durch Mehrmengen in anderen Teilleistungen sei nicht gegeben. Hiemach gilt, dass die Erhöhung des Einheitspreises im Wesentlichen dem Mehrbetrag entsprechen solf, der sich aus der Verteilung der Gemeinkosten auf die verringerle Menge ergibt. Die Gemeinkosten bestehen aus Baustellengemeinkosten (BGK), Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) sowie Wagnis (W) und Gewinn (G).
Nach Kapellmann / Schiffers steht dem Auftragnehmer der gesamte Umlagebetrag zu. Nach Drees / Paul steht dem Auftragnehmer jedoch der Wagnisanteil nicht zu und ist daher aus dem Umlagebetrag herauszurechnen. Beide Ansichten werden dargestellt! Das Leistungsverzeichnis enthält die Position 3.23 ~Schalen Decke. Der vereinbarte Einheitspreis wird gemäß nachstehendem Kalkulationsauszug ermittelt. Kostenarten ohne ZuS(;hltJge je Einheit
Kurztellt Pos. Nr. Emze~o~enen~~~ung
3.23
Schalen Decke
LV-Menge
2.500m'
Lohn
SoKo
Gerate
Fremdl.
{h}
{EURj
{EURj
/EURj
0,65
650
281
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Alle Kostenarten wurden mit denselben Verrechnungssätzen für AGK, W + G zur Bestimmung der Angebolssumme beaufschlagt. Im Umlagebetrag sind nach dem Umfagebfatt enthaften: Allgemeine Geschäftskosten Wagnis Gewinn
(8 % der Angebotssumme) (2 % der Angebotssumme) (4 % der Angebotssumme)
45,48 €/h.
Es ergab sich ein Kafkulationsfohn von
Es gelten die Ansätze aus dem von'gen Beispiel! 1. Ermittlung des Einheitspreises Lohn SoKo Einheitspreis:
=
0,65 h/m 2 . 45,48 €Ih 29,56 €1m 2 6,50 €1m 2 . 1,12 - 7,28€1m 2 36,84 €1m 2
2. Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistung (EKT) Lohn: 0,65 h/m 2 . 32,00 €Ih SoKo: Einzefkosten der Teilleistungen:
= 20,80 €1m 2 6,50 €1m 2 27,30 €1m 2
=
3. Ermittlung des Umlagebetrags Einheitspreis: abzOg/. Einzefkosten der Teilfeislungen: Umfagebetrag
36,84 €1m 2 - 27,30 €1m 2 9,54 €1m 2
4.1 Ermittlung des Vergütungsanspruches nach Kapellmann /Schiffers Der gesamte Umlagebetrag von 9,54 €1m 2 geht für die nicht ausgeführte Menge in die Berechnung des Vergütungsanspruchs ein. Dieser ermittelt sich ab der 100 %-Menge! ausgeschriebene Menge 2.500,00 m 2 ausgeführte Menge 1.834,45 m 2 Mindermengen 665,55 m 2 Vergütung für ausgeführte Menge: Zusätzlicher Vergütungsanspruch: Gesamtvergütung:
1.834,45 m 2 '36,84 €1m 2 =67.581,14 € 665,55 m 2 . 9,54 €1m 2 = 6.349,35 € 73.930,49 €
Falls gewünscht, kann ein neuer Einheitspreis (für die tatsächlich abgerechnete Menge) errechnet werden: 73,930,49 €: 1.834.45 m2 = 40,30 €1m 2•
282
3 Bauphase
4.2 Ermittlung des Vergütungsanspruchs nach Drees I Paul (ohne Wagnisanteil) Der Wagnisanteil muss nach Drees / Paul aus dem Umlagebetrag herausgerechnet werden: Der auf die Herstellkosten bezogene Anteil beträgt:
2·100
100-14
=233%
'
Wagnisanteil absolut ermittelt sich zu:
2,33 % von 27,30 €1m 2
Verbleibender Umlagebetrag ohne Wagnisantei/:
=0,64 €1m
2
9,54 - 0,64 = 8,90 €1m 2
Hinweis: Eine Ermittlung des Gewinnanteils mit 2 % von 36,84 €1m 2 wäre falsch!
Der Vergütungsanspruch ermittelt sich ab der 100 %-Menge! ausgeschn'ebene Menge 2.500,00 m 2 ausgefiJhrte Menge 1.834,45 m2 Mindermengen 665,55 m 2 Vergütung rar ausgeführte Menge: Zusätzlicher Vergütungsanspruch: Gesamtvergütung:
1.834,45 m 2 '36,84 €1m 2 = 67.581,14 € 665,55 m 2 • 8,90 €1m 2 = 5.923,40 € 73.504,54 €
Falls gewünscht, kann ein neuer Einheitspreis errechnet werden: 73.504,54 €: 1.834,45 m 2 = 40,07 €1m 2. 3.5.11.3 Beispiel: Ausgleich bei Mehr· und Mindermengen Im vorliegenden Fall wird davon ausgegangen, dass die in den vorigen Beispielen dargestellten Mehr· und Mindermengen in den beiden Positionen gleichzeitig vorlie· gen. Der Vergütungsanspruch des Auftragnehmers aus Pos. 3.23 (Betrachtung nach Ka· peflmann / Schiffers) beträgt: 665,55 m 2 • 9,54 €1m 2 = 6.349,35 € und der Anspruch für den Auftraggeber aus Pos. 3.45: 300 m 2 • 5,52 €1m 2 = 1.656,00 €. Damit ergibt sich der Vergütungsanspruch zugunsten des Unternehmers als Differenz der beiden Beträge zu:
6.349,35 € - 1.656,00 € = 4.693,35 €.
283
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
3.5.12
Lohn- und Stoffpreisgleitklauseln
Preise beim Einheitspreisvertrag sind Festpreise und damit über die Laufzeit eines solchen Vertrags unveränderlich. Der Auftragnehmer hat daher bei seiner Kalkulation aHe während der Ausführungsfrist auftretenden Preiserhöhungen bei der Erstellung des Angebotes abzuschätzen und in seine Preise einzurechnen. Er übernimmt daher vollständig das Kostenrisiko. Um unangemessene Benachteiligungen sowohl des Auftraggebers als auch des Auftragnehmers zu vermeiden, ist in § 15 VOB/A die Möglichkeit der Änderung der Vergütung vorgesehen: HSind wesentliche Änderungen der Preisermittlungsgrundlage zu erwarten, deren Eintritt oder Ausmaß ungewiss ist, so kann eine angemessene Änderung der Vergütung in den Verdingungsunterlagen vorgesehen werden. Die Einzelheiten der Preisänderung sind festzulegen. " Preisgleitklauseln können als Lohngleitklauseln oder als Stoffpreisgleitklauseln vereinbart werden. Für Aufträge der öffentlichen Hand wurden die Einzelheiten der Preisänderungen in den Vergabehandbüchern festgelegt. 203.204 Die Lohngleitklausel lautet nach dem Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (VHB): .. L·10 Anderungssatz f ['};}Jct) A·LT
=- -
mit: Kalkulierte Lohnkosten [€] Angebotssumme ohne Umsatzsteuer [€] Maßgebender Lohn [ct] (z. B. für das Bauhauptgewerbe: Gesamttarifstundenlohn der Lohngruppe 4 am Sitz der Vergabestelle). 205
L
A
L,
Dagegen setzt Schumann 206 methodisch richtig nicht nur die kalkulierten Lohnkosten an, sondern den gesamten Personalkostenanteil an der Bauleistung. Diese setzt sich aus den Lohn- und Gehallskosten sowie allen Lohnzusatzkosten zusammen. Damit ändert sich die Berechnung des Änderungssatzes zu: Änderungssatz f
= (L+ZL+ G+ ZG) ·10 ['};}Jct] A·LT
mit:
200 204 205
20lI
Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes, Formblätter 224 und 225 Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau; Vordrucke V5514. V5515 und V5523 filr das Bauhauptgewerbe (West) ab 01.06.2007 bis 31.03.2008: 15,01 €Ih ab 01.04.2008 bis 31.08.2008: 15.24 €Ih ab 01.09.2008 bis 31.03.2009: 15,48 €Ih Schumann: Das Abrechnungsbuch, Seite 13
3 Bauphase
284
ZL und
G
Za
Zusatzkosten [€) für Lohn und Gehalt und
Gehaltskostenanleil [€] an der Bauleistung
Anleitungen zur Berechnung des Änderungssatzes finden sich in der einschlägigen Literatur zur Kalkulation von Baupreisen 207 oder im Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes.
Stoffgleitklauseln sind vergleichbar zur Lohngleitklausel aufgebaut. Zu beachten ist, dass neben dem Änderungssatz eine Bagatell- oder Selbstbeteiligungsklausel vereinbart wird. Diese ist in der Regel auf 0,5 % der Abrechnungssumme festgelegt und wird von der über den Änderungssatz ermittelten Erhöhung der Vergütung in Abzug gebracht. Falls eine Lohn- oder Stoffpreisgleitklausel in einem Bauvertrag vereinbart ist, muss der Bauleiter beachten, dass zum Stichtag der Anwendung der Klausel immer ein Zwischenaufmaß vorgenommen werden muss.
Beispiel zur Anwendung der Lohngleitklausel: Angebotssumme des Auftragnehmers ohne Umsatzsteuer: 1.734.245,45 € Auftragserteilung: 16.07.2007 Angebotener Änderungssatz: 0,2978 %0 Maßgebender GesamttarifstundenJohn, laut Tarifvertrag vom 31.03.2007 1501 ct Lohnperiode vom 01.06.2007 bis 31.03.2008 (9 Monate) Lohnperiode vom 01.04.2008 bis 31.08.2008 (5 Monate) 1524 ct 1548 ct Lohnperiode vom 01.09.2008 bis 31.03.2009 (7 Monate) Damit ergeben sich folgende Lohnerhöhungen 1524 ct - 1501 ct 23 ct ab 01.04.2008: 1548 ct - 1501 ct = 47 ct ab 01.09.2008
=
Ermittelte Leistungserbringung: vom 16.07.2007 (Auftragserleilung) bis 31.03.2008 vom 01.04.2008 bis 31.08.2008 vom 01.09.2008 bis 27.02.2008 (Abnahme) Abrechnungssumme incl. Nachträgen Vergütungsanspruch aus Änderungssatz: Lohnperiode vom 01.06.2007 bis 31.03.2008 (9 Monate) Lohnperiode vom 01.04.2008 bis 31.08.2008 (5 Monate) 857.689.87 € ·23 ct· 0,2978 %oIct = Lohnperiode vom 01.09.2008 bis 31.03.2009 (7 Monate)
207
Drees I Paul: Kalkulation von Baupreisen. Seite 255 ff.
567.879,78 € 857.689.87 € 467.567,81 € 1.893.137,46 €
O,OO€ 5.874,66 €
285
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
467.567,81 € ·47 et· 0,2978 %.let =
6.544,36 € 12.419,02 €
Abzüglich Bagatell- und Selbstbeteiligung: 1.893.137,46 €. 0,5 % = Vergütungsanspruch aus Lohngleitung ohne Umsatzsteuer
Vergütung aus erbrachten Leistungen (netto) Vergütungsanspruch aus Lohngfeitung (netto) Vergütungsanspruch gesamt (netto) Umsatzsteuer (19 %) Vergütungsanspruch gesamt (brutto)
3.5.13
9.465,69 € 2.953,33 € 1.893.137,46 € 2.953,33 € 1.896.090,79 € 360.257,25 € 2.256.348,04 €
Schadensermittlung wegen Behinderung und Unterbrechung der Bauausführung
Nachträge wegen Behinderung und Unterbrechung der Bauausführung nach § 6 VOB/B werden regelmäßig als "Nachträge wegen Bauablaufstörungen" bezeichnet. Darin kommt zum Ausdruck, dass die Wirkung der Behinderungen oder Unterbrechungen sich aus Bauablaufstörungen ergibt und dass hieraus dem Auftragneh· mer ein Schaden entstanden ist. Typische Bauablaufstörungen sind in Abschnitt 3.2.1.2 dargestellt. Kennzeichen einer Bauablaufstörung ist, dass sich an dem herzustellenden Werk nichts ändert. Nur die Umstände, unter denen es errichtet werden sollte, haben sich geändert. Störungsbedingte Schadenskosten finden sich bei Keil et. al. 208 Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in der Regel ein Ereignis, das den Auftragnehmer schädigt, dem Auftraggeber unverzüglich und schriftlich anzuzeigen ist (§ 6 Nr. 1 VOB/B). Von bestimmten Ausnahmen abgesehen kann nur unter dieser Bedingung ein Nachtrag zum Ausgleich des Schadens erfolgreich gestellt werden (siehe Abschnitt 3.2.1.2) Weiter ist festzustellen, dass der Schaden kausal und konkludent nachzuweisen ist. Dies bedeutet, dass schlüssig (konkludent) darzulegen ist, welche Schäden auf Grund welcher Ereignisse eingetreten sind. Hat zum Beispiel der Auftraggeber das Baugrundstück nicht rechtzeitig übergeben, so ist vom Auftragnehmer darzulegen, welche schadensverursachenden Wirkungen die verspätete Übergabe des Grundstücks halte. Kausal bedeutet, dass ausgehend von einer Bauablaufstörung der
208 Keil I Martinsen I Vahland I Fricke; Kostenrechnung für Bauingenieure. S. 174
286
3 Bauphase
Schaden nachzuweisen ist, der sich durch das schadensverursachende Ereignis ergibt. Eine summarische Betrachtung eines Gesamtschadens aus allen schadensverursachenden Ereignissen verletzt die Kausalitätsforderung. Zum Nachweis des Schadens ist es daher erforderlich, die Störungsursache zu kennen. Damit stellt eine Schadensermittlung hohe Ansprüche an die Dokumentation auf der Baustelle, aber auch der rechnerische Schadensnachweis ist nicht einfach.
Eine Bauablaufstörung, die zu einer Behinderung führt, hat für den Auftragnehmer immer einen negativen Einfluss auf den Bauablauf in Form einer: zeitlichen Anpassung (z. B. Verschiebung der geplanten Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt), quantitativen Anpassung (z. B. Erhöhung der Personalkapazität) und intensitätsmäßigen Anpassung (z. B. geringere Leistung durch eine verminderte Auslastung des Personals). Grundlage der Schadensermittlung ist die Differenztheorie. 209 Danach ergibt der Schaden aus der Differenz zweier Güterlagen, nämlich derjenigen, die nach tritt des den Schaden verursachenden Ereignisses tatsächlich eingetreten ist jener, die unter Ausschaltung des den Schaden verursachenden Ereignisses handen gewesen wäre. Somit ist die Kostendifferenz zu bilden zwischen:
sich Einund vor-
Real eingetretener Vermögenssituation infolge der Behinderung - hypothetischer ursprünglicher Vermögenssituation - Schaden Eine Schwierigkeit bei der Schadensermilliung liegt in der Ermittlung der hypothetischen ursprünglichen Vermögenssituation. Hypothetisch bedeutet hier aber nicht, dass von einer frei angenommenen Vermögenssituation ausgegangen werden kann. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Ermilllung der tatsächlich eingetretenen Vermögenssituation zum Beispiel über eine Kosten-Nachkalkulation und von dieser ausgehend eine Rückrechnung unter Annahme der nicht behinderten Situation. Der Aufwand hierfür dürfte häufig recht hoch sein. Der einfachere Weg dürfte die Vermutung sein, dass die vom Auftraggeber aufgestellte Arbeitskalkulation die hypothetische Situation ohne Behinderung richtig wiedergibt. Diese Annahme geht von der Rentabilitätsvermutung aus, die besagt, dass der Auftragnehmer in dieser Arbeitskalkulation realistische Kosten angesetzt hat, weil er nicht mehr aufwenden will, als er muss.
20lI Kapellmann I Schiffers: Vergillung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1, Rdn 1419
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
287
Es soll nicht verschwiegen werden, dass unter der Bedingung von fehlendem Datenmaterial eine Schadensermittlung über die Differenztheorie nicht möglich sein kann. Grundsätzlich ist nach der Zivilprozessordnung dann auch eine Schätzung des Schadens möglich. Verschiedentlich wurden auch andere Methoden zur Schadensermittlung vorgeschlagen. Eine dieser Methoden ist die Äquivalenzmethode, bei der eine abstrakte Schadensermittlung vorgenommen wird, die aber vom Bundesgerichtshof nicht anerkannt wurde. 210 Bei dieser Methode wird der Endtermin dadurch errechnet, indem alle Planlieferverzögerungen zu einer direkten Verschiebung der davon betroffenen Vorgänge führen und danach sich dadurch ergebende technische Ablauffehler korrigiert werden. Letztendlich wird dabei nicht berücksichtigt, dass keineswegs jede Planlieferverzögerung zu einer Bauzeitverzögerung führen muss. Anders ausgedrückt wird die Auswirkung eines schadenverursachenden Ereignisses nicht kausal nachgewiesen. 211 3.5.13.1 Störungsmodifizierter Bauablaufplan In § 6 Nr. 2 Abs. 1 heißt es: Ausführungsfristen werden verlängert, soweit die Behinderung verursacht ist:
a) durch einen Umstand aus dem Risikobereich des Auftraggebers, b) durch Streik oder eine von der Berufsvertretung der Arbeitgeber angeordnete Aussperrung im Betrieb des Auftragnehmers oder in einem unmittelbar für ihn arbeitenden Betrieb, c) durch höhere Gewalt oder andere für den Arbeitnehmer unabwendbare Umstände. " Die Umstände aus dem Risikobereich sind nicht beschrieben, entsprechen jedoch weitgehend den Behinderungsgründen, die in Abschnitt 3.2.1.2 aufgeführt sind. Aufgabe der störungsmodifizierten Bauablaufplanung ist es, nachzuweisen, wie sich Störungen (Behinderungen) auf die Ausführungsfristen auswirken. Grundsätzlich ist festzustellen, dass für jede Störung die zeitlichen Auswirkungen gesondert ermittelt werden müssen. Die verlängerten Ausführungsfristen führen in aller Regel beim Auftragnehmer zu einem Schaden. Die Vorlage eines störungsmodifizierten Bauablaufplans ist somit Voraussetzung, um den Schaden der Höhe nach ermitteln zu können. Wegen der Forderung, dass die Auswirkung jeder Behinderung kausal nachzuweisen ist, werden ausgehend vom Jerminplan Soll O~ sowohl Solländerungen oder Störungen (Behinderungen) dargestellt.
.10 .11
BauR 1987, 347 oder ZfBR 1986, 30 Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag. Band 1. Rdn 1501
288
3 Bauphase
An einem typischen Fall der Planlieferung soll das Vorgehen dem Grunde nach beschrieben werden (siehe Abb. 117). Zeit SOLL-Ablauf Vorgang X Verlauffrist SOLL Mitwirkung AG IST (verspätet) Mitwirkung AG 991. Zuschlag z. B. wegen Wiederaufnahme der Arbeit Modifizierter SOLL-Ablauf Vorgang X IST-Ablauf Vorgang X Verzug zu Lasten AN
t-.----!
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ic----,~ i
'---~
I I .,---~-1
Abb.117: Auswirkungen von auftraggeberbedingten Störungen
In einem Regelablaufplan sollte mit dem Bauherrn vereinbart werden, wie viele Tage vor der Ausführung die Pläne (zum Beispiel Schal- und Bewehrungspläne) übergeben werden sollen. Hieraus ergibt sich der Soll-Termin für die Mitwirkung des Auftraggebers. Falls der Auftraggeber die Pläne verspätet übergibt, führt dies zu einer späteren Ausführung, die nach § 6 Nr. 4 VOB/B aus der "Dauer der Behinderung mit einem Zuschlag für die Wiederaufnahme der Arbeiten und die etwaige Verschiebung in eine ungünstigere Jahreszeit~ berechnet wird. Falls die Ist-Ausführung sich über diesen Termin verschiebt, geht die Differenz zu Lasten des Auftragnehmers. Zu beachten ist jedoch auch, dass nach § 6 Nr. 3 VOB/B "der Auftragnehmer f alles zu tun [hat), was ihm billigerweise zugemutet werden kann, um die Weiterführung der Arbeiten zu erm6glichen".
r..
Besondere Bedeutung hat die Auswirkung einer Störung auf die Endfertigstellung. Fall der auftraggeberseitig gestörte Vorgang auf dem kritischen Weg liegt, wirkt sich die Störung unmittelbar auf den Endtermin der gesamten Baumaßnahme aus. Diese Auswirkung hat sich somit der Auftraggeber selbst zuzurechnen. Falls der Vorgang jedoch nicht auf dem kritischen Weg liegt, so liegen Puffer vor. Ein freier Puffer (siehe Band 2, Abschnitt 6.3.7.2) steht dem Auftraggeber zu, da der Auftragnehmer durch die Nutzung dieses Puffers nicht beeinträchtigt wird. Zu beachten ist jedoch, dass der Auftragnehmer den Gesamtpuffer (siehe Band 2, Abschnitt 6.3.7.1) nicht
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
289
zur Verfügung stellen muss, da ihm diese Zeitreserve zur Übernehme seiner Risiken zur Verfügung steht. 212 Es empfiehlt sich, im Rahmen des Termincontrollings (siehe Abschnitt 3.4.1) in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel 14-tägig) die Soll-Terminpläne zu erstellen, die sich durch vom Auftraggeber geforderte geänderte oder zusätzliche leistungen ergeben. Auf diesen Terminplänen aufbauend sind dann im gleichen Rhythmus die störungsmodifizierten Bauablaufpläne zu erstellen. Abhängig von den verwendeten Terminplanungsprogrammen kann die Umsetzung unterschiedlich erfolgen. Eine Möglichkeit kann darin bestehen, für jede Störung einen neuen Vorgang einzufügen. Die länge des Vorgangs ermittelt sich aus dem Zeitpunkt der Anzeige der Behinderung (siehe § 6 Nr. 1 VOB/B) und der Benachrichtigung des Wegfalls der hindernden Umstände (siehe § 6 Nr. 3 VOB/B), gegebenenfalls mit einem Zuschlag für die Wiederaufnahme der Arbeit und wegen einer Verschiebung in eine ungünstigere Jahreszeit. Es mag sinnvoll sein, auch solche Störungen einzuarbeiten, die sich der Auftraggeber selbst zuzurechen hat. Selbstverständlich sind dann auch die in der Regel ergriffenen Kompensationsmaßnahmen darzustellen. 3.5.13.2 Schadensermittlung wegen erhöhter lohn- und Gehaltskosten Ein Schaden aus erhöhten lohn- und Gehaltskosten entsteht, falls löhne und Gehälter bedingt durch eine Störung im Bauablauf vermehrt zu Zeitpunkten anfallen, in denen lohn- und Gehaltserhöhungen eingetreten sind. Abb. 118 zeigt für eine Baustelle den Verlauf der lohnstunden nach der Arbeitskalkulation (Bausoll 0). Insgesamt war mit 14.530 h kalkuliert worden. Der Kalkulation lag ein Mittellohn von 26,78 €Ih zu Grunde. Damit ergaben sich kalkulierte lohnkosten zu 14.530 h· 26,78€1h = 389.133,40€. Die Baustelle war durch verschiedene Behinderungen gekennzeichnet, die der Bauherr zu vertreten hatte. Für alle schadensverursachenden Ereignisse ist differenziert der Einfluss auf die lohnstunden nachgewiesen worden (Verschiebungen, Stundenerhöhungen und Effektivitätsverluste). Behinderungen, die der Unternehmer selbst verursacht hat (zum Beispiel reduzierte Bauleistung wegen verspäteter lieferung von Fertigteilen), wurden eliminiert.
212
Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag. Band 1. Rdn 1262 ff
290
3 Bauphase
h/Mon
•
3000
Summe Lohnstunden 14.530
2,480
2500
2.130 2.000 1.780
2.120 2000 1500
1.310
1000
1.280
760
670
~
500 0
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul
~
Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb
Abb.118: Lohnstundenverlauf nach Arbeitskalkulation
•
hlMon
2500
Mittellohn 26,78
1.540 1500
1.050
1.650 1.720 1.490 1.460
1.190
500
o
3.030 h
15.530 h 2.160 2.010
2000
1000
Millellohn 27,99
1.260
1.11~.010
910
~
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär
Abb.119: Lohnstundenverlauf nach den durch den Bauherrn bedingten Behinderungen
In Abb. 119 ist der Lohnstundenverlauf aufgezeigt, wie er sich aus den vom Bauherrn bedingten Modifikationen des Bauablaufs ergibt. Der Verlauf der Stunden kann ermittelt werden aus: der Mnormalen" Lohnbuchhaltung,
291
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
gesonderten Stundenberichten getrennt nach einzelnen Bauabschnitten oder Kolonnentagesberichten (siehe 2.2.7.8) und BAS-Aufzeichnungen (siehe 3.5.5.2). Zum 1. Januar soll sich der Lohn um 4,5 % erhöht haben. Damit ergibt sich für die Zeit nach dem 1, Januar ein Mittellohn von 26,78 €Ih . 1,045 = 27,99 €Ih. Insgesamt ergeben sich nach diesem Lohnstundenverlauf Lohnkosten in Höhe von: 15.530 h . 26,78 €/h + 3.030 h . 27,99 €Ih Summe
=415.893,40 € = 84.809,70 €
500.703,10 €,
=
Oie Differenz in Höhe von 500.703,10 € ~ 389.113,40 € 111.589,70 € stellt jedoch nicht den Schaden dar, da in der Regel ein großer Teil der zusätzlichen Lohnkosten über Nachträge zum Beispiel nach § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOStB vergütet werden. Der Schaden beläuft sich auf: 3.030 h . (27,99 €Ih· 26,78 €Ih)
= 3.666,30 €
In der Praxis der Nachtragsermittlung werden diese Berechnungen meistens tabellarisch vorgenommen (siehe Abb, 120). Monat
Stunden geplant
Stunden störungsmodifiziert
(h]
Ih]
(1)
(21
(3)
Differenz
- -
(h]
(4:3~2)
Stundenlohnsatz
- -
(€Ih] (5)
Stundenlohndifferenz
Schaden
(<]
_I€Ih]
(7:4'6)
(5)
Differenzlohn
f--I<]
(8=4'5)
750
0
-760
26,78
März
1310
1050
-260
26,78
-6.962,80
April
2120
1540
-580
26,78
-15.532,40
Mai
2480
1190
-1290
26,78
-34.546,20
Juni
2000
2010
10
26,78
267,80
Juli
1780
2160
360
26,78
10.176,40
August
2130
1650
-460
26,78
-12.854,40
September
1280
1490
210
26,78
5.623,80
570
Februar
-20.352,80
1720
1050
26,78
28.119.00
November
1460
1460
26,78
39.098.80
Oktober Dezember
1260
1260
26,78
Januar
1110
1110
27,99
1,21
1.343,10
31.068,90
Februar
1010
1010
27,99
1,21
1.222,10
28.269.90
910
910
27,99
1,21
1.101,10
25.470,90
3.663,30
111.589,70
März Summe
I
I
Abb. 120: Tabellarische Ermittlung des Schadens
33.742,80
I
3 Bauphase
292
3.5.13.3 Schadensermittlung wegen Minderleistung der gewerblichen Arbeit-
nehmer In obiger Berechnung waren Ansätze enthalten, die sich wegen Minderleistung der gewerblichen Arbeitnehmer ergeben. Aus einer normalen Lohnstundenerfassung lässt sich nicht ableiten, ob Minderleistungen der gewerblichen Arbeitnehmer aufgetreten sind. In Vygen, Schubert, Lang nannt:
a) b) c) d) e) f) g)
213
werden folgende Ursachen für Minderleistungen ge-
Minderleistungen aus Witterungsgründen, Minderleistungen durch den Verlust des Einarbeitungseffektes, Minderleistungen durch häufiges Umsetzen des Arbeitsplatzes, Minderleistungen aus Änderungen der optimalen Abschnittsgröße, Minderleistungen wegen nicht optimaler Kolonnenbesetzung, Minderleistungen bei einem nicht kontinuierlichen Arbeitsfluss, Zusatz- und Minderleistungen bei Stilllegung und Wiederaufnahme der Bauarbeiten.
Die Minderleistungen sollten in den Tageslohnberichten oder in anderen Unterlagen kausal dokumentiert werden. Geeignet sind hierfür auch Stundenerfassungen mit einem Bauarbeitsschlüssel (BAS) (siehe Abschnitt 3.5.5.2). Zu beachten ist, dass immer der Ort dokumentiert werden sollte, an dem die Tätigkeiten durchgeführt wurden. Die Abschätzung der Minderleistungsverlustzeiten kann in Form von baubetrieblich fundierten Minderleistungskennzahlen erfolgen. Schubert hat solche Kennzahlen in Tabellenform aufbereitet. So werden in Vygen, Schubert, Lang zum Beispiel Minderleistungen der Normalleistung für Schalarbeiten zwischen 4 % und 30 % genannt, abhängig vom Schutz der Baustelle und davon. ob es sich um Frost- oder Eistage 214 handelt. Als weiteres Beispiel wird die Minderleistung aus einer Änderung der optimalen Abschnittsgröße zitiert. Bei einer Verdoppelung von 3 auf 6 Abschnitte führt dies zu 7,9 % mehr Lohnstunden. In schwierigen Fällen kann eine Verlustquellenforschung nach REFA mit Messungen und Auswertungen am jeweiligen Projekt die tatsächlichen Minderleistungen belegen.
Beispiel: In der Arbeitskalkulation war für das Mauem von 345 m~ Mauerwerk ein Aufwandswert von 1, 1 h/m~ angesetzt. Die Rentabilitätsvennutung unterstefIt nun, dass dieser
213
21.
Vygen I Schubert I Lang: Bauverzögerungen und Leistungsänderung. Seite 465 ff Frosllag: Temperatunninimum unter O'C; Eistag: Temperalurmaximum unter O·C.
293
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
Wert die hypothetisch eingetretene Vermögenssituation vorgibt. Vorgesehen waren 4 Maurer, die die Arbeiten in 12 Tagen ausführen sollten. 345 h . 1,1 h/m 2
=379,50 h; 379,50 h / (4 Arb. . 8 h/Arb.-d) = 11,9 d
Bedingt durch Behinderungen müssen die Mauerarbeiten nun im Winter durchgeführt werden. Dadurch sinkt die Arbeitsleistung. Aus den Stundenaufzeichnungen kann entnommen werden, dass die 345 m 2 Mauerwerk in 427 h erstellt wurden. Dadurch ergibt sich nun eine störungsmodifizierte Bauzeit von
427 h· 12 d /379,5 h
=13,5 d.
Der Effektivitatsverlust kann mit 427 h / 379,5 h
=1,13 (13 %) angegeben werden.
Alternativ kann über die Minderleistungskennzahl der Effektivitätsverlust ermittelt werden. In Vygen, Schubert, Lang wird dieser zwischen 8 % und 12 % bei Teilschutz und zwischen 16 % und 22 % bei einem Arbeitsplatz im Freien angegeben. Bei einem Mittel/ohn in Höhe von 26,78 €Ih errechnet sich ein Schaden in Höhe von: (427 h - 379,5 hi26, 78 €Ih = 1.272,05 € Für eventuell notwendige Plausibilitätsnachweise können weitere Dokumentationsmittel sehr hilfreich sein. Zu erwähnen sind insbesondere: Bautagebuch, Fotos, Schriftverkehr, Wetterinformationen. 3.5.13.4 Schaden wegen sonstigem Personalaufwand
Der Schaden aus sonstigem Personalaufwand ergibt sich insbesondere aus zusätzlichem und verlängertem Einsatz von Kranführern, Polieren und Bauleitungspersonal. Der Zeitansatz ergibt sich in der Regel aus der Differenz zwischen dem störungsmodifizierten Bauablaufplan und dem Terminplan für das Bausoll-O.
Beispiel: Der Kranführer Maier war nach dem ursprünglich geplanten Bauende, dem 15.07, noch bis zum 23.08. im Einsatz. Dabei sind laut Lohnabrechnung 232 Arbeitsstunden angefallen. Die Vergütung für diesen Zeitraum ergibt sich direkt aus der Lohnabrechnung oder zu: Arbeitstage zwischen 15.07 und 23.08: Normalarbeitszeit: Überstunden:
27 d 27d'8h/d=216h 232h-216h = 16h
294
3 Bauphase
Schaden bei einem Mittel/ahn für den Kranfahrer von 27,15 €Ih und einem bezahlten Überslundenzuschlag von 25 %: 232 h· 27,15 €Ih + 16 h· 0,25' 27,15 €Ih 6.407,40 €.
=
3.5.13.5 Schadensermittlung wegen Materialpreiserhöhungen Materiatpreiserhöhungen müssen selbstverständlich wie die erhöhten Lohn- und Gehallskosten immer auf den Zeitraum bezogen werden, in denen die Material· preissteigerungen eingetreten sind. Vergleichbar zu Abb. 118 und Abb. 65 müssen daher die Ganglinien des Materialverbrauchs oder, wie in Abb. 120 gezeigt, der geplante und der störungsmodifizierte Materialverbrauch tabellarisch aufgestellt wer· den. Die in der Arbeitskalkulation angesetzten Materialkosten können wiederum wegen der Rentabilitätsvermutung als hypothetische Kosten angesetzt werden. Dem gegenüber stehen die tatsächlichen Materialkosten, die aus der Betriebsbuchhaltung entnommen werden können. Alternativ können auch die aus der Arbeitskalkulation übernommenen Kosten mit prozentualen Steigerungen erhöht werden. Diese ergeben sich entweder aus Auswertungen der statistischen Ämter oder aus Preistabellen der Baustofflieferanten. Zu beachten ist dabei, dass die Schadensberechnung nicht aus den hypothetischen Kosten zum Zeitpunkt der Kalkulation mit Listenpreisen nach der Erhöhung der Stoffkosten ermittelt wird. Die ursprünglich geplanten Mengenverbräuche lassen sich am besten dadurch ermitteln, indem im Terminplan (5011-0) eine Ressourcenauswertung durchgeführt wird. Dabei wird jedem Vorgang die anteilige Baustoffmenge zugewiesen. Beispiel: Aus der Arbeitskalkulation ergibt sich ein Betonverbrauch der Festigkeit C 20125 von insgesamt 1.376 m 3, der sich, wie in Abb. 121 dargestellt, auf die geplante Bauzeit verteilt.
295
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
m'
•
300
258
278
Summe Belonverbrauch
250 200
150 145132
155 148 123
---~-~'~D
100
50
o
•
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Abb. 121: Betonverbrauch C 20125 nach Arbeitskalkulation
Bedingt durch Anderungen im Bausoll und auftraggeberseitig bedingte Störungen ergibt sich der in Abb. 122 dargestellte Betonverbrauch. EUR
300 250
•
I Materialpreiserhöhung 3.5 % 262 248
182
200 155
150 100 50
0
162
~-~~=
143 110
-~-~-~-~ .
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär
Abb. 122: Tatsächlicher Betonverbrauch
Zum 1. Juli wurde die Betonpreise um 3,5 % erhöht (siehe Abb. 123).
296
3 Bauphase
Angaben aus der Kalkula·
tion
Angaben in der Preisliste des Transportbetonwer- ~
kes
Ansatz in der Arbeitskalkulation Erhohung Neuer Wert
75,· €1m
3
82,50 €1m 3
3,5%
3,5 %
77,63 €1m 3
85,39 €1m 3
Abb. 123: Struktur der Betonkosten
Der Schaden aus der Betonpreiserhöhung ergibt sich somit zu: 77,63 €1m 3 - 75,00 €1m 3 = 2,63 €1m 3• In den Monaten Juli, August und September war ein Verbrauch von 123 + 92 + 45 260 m 3 Beton geplant. Auf diese Menge kann keine Preiserh6hung angesetzt werden, da keine Stoffpreisgleitklausel vereinbart war.
=
Der tatsiichfiche Betonverbrauch ab Juli ergibt sich zu 1.249 m 3• Hiervon sind die 260 m 3 abzuziehen. Anzusetzen für die Schadensermittlung sind somit: 1.249 m J • 260 mJ = 989 m 3 , Der Schaden ermittelt sich somit zu: 989 m3 • 2,63 €1m 3 2.601,07 €.
=
3.5.13.6 Schadensermittlung wegen verlängerter Gerätevorhaltung Der Schaden aus einer verlängerten Gerätevorhaltung ist differenziert zu betrachten. Schal- und Rüstmaterial sind wie Geräte zu behandeln. Mietgeräte Die Schadensermittlung von angemieteten Geräten ist einfach. Sie ergibt sich aus den Mietkosten für die verlängerte Mietzeit, da sich diese Mietkosten als konkreter Schaden darstellen. Eigene Geräte Falls eigene Geräte einer Baustelle zur Veriügung gestellt werden, so werden diese mit internen Sätzen für Abschreibung, Verzinsung des eingesetzten Kapitals sowie Reparatur (A+V+R) belastet. Zusätzlich sind von der Baustelle die Kosten für Anund Abtransport zu tragen. Die Sätze für A+V+R werden nach der Baugeräteliste 215 ermittelt (siehe Band 1, Abschnitt 4.5.6). Aus Sicht der Baustelle stellen sich diese internen Verrechnungen auf die Baustelle bezogen wie ein Schaden dar. Für das Unternehmen kann diese Sicht aber nicht aufrecht erhalten bleiben. Offensichtlich
m
Baugeräleliste 2007. Bauverlag, Gülersloh
297
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
ist aber, dass die kalkulatorisch ermittelten Gerätekosten nicht den Ansprüchen einer konkludenten Schadensermittlung gerecht werden. Aus anderer Sicht kann argumentiert werden, dass ein Gerät, das auf einer Baustelle nur länger vorgehalten wird (und nicht oder nur sehr wenig zusätzlich zum ursprünglichen Einsatz genutzt wird), dem Unternehmen keinen Schaden zufügt. Statt auf dem Lagerplatz zu liegen, steht es auf der Baustelle! 216 Inwieweit das Gerät auf einer anderen Baustelle hätte zum Einsatz kommen können und der Nichteinsatz quasi als Schaden anzusehen ist, ist bei dieser Betrachtung nicht weiter von Bedeutung. Zwischen diesen beiden Extremen, dem 100 %-Ansatz der kalkulatorischen Kosten und der Auffassung, dass dem Unternehmen gar kein Schaden entsteht, liegt die Wahrheit. Verschiedene Autoren haben hierzu unterschiedliche Berechnungsmethoden entwickelt. Weit bekannt ist der Ansatz von Dähne. 217.216 Er unterscheidet nicht nach verschiedenen Gerätearten (Vorhalte- oder Leistungsgeräten) und auch nicht nach Stillstandszeiten und verlängerten Vorhaltezeiten. Außerdem unterscheidet oähne nicht nach Bauunternehmen mit verschiedenen Leistungsspektren und somit auch nicht nach unterschiedlichen Auslastungsgraden verschiedener Geräte. Ausgangspunkt der Berechnung ist der Zeitwert des Gerätes. Dieser kann über den "Mittleren Neuwert" aus der Geräteliste und dem Erzeugerpreisindex für Baumaschinen ermittelt werden. Für einen Hydraulikbagger (0.1.01.0080) ermittelt sich der mittlere Neuwert zu: Grundgerät
0.1.01.0080 0.1.01.0080 AH 0.1.01.0080 AG 0.1.01.0080 AK Mittlerer Neuwert Gerät
219
143.000,00 € 6.350,00 € 7.650,00 € 1.530,00 € 158.530,00 €
Die 158.530,00 € sind laut BGL 2007 auf der Datenbasis 2001 ermittelt. 110,9 Erzeugerpreisindex 220 Mittlerer Neuwert 158.530,00 . 1,1109 176.110,98 €
=
218 217 218 219 220
Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1: Rdn 1521 Dähne: BauR 1978. 429ft" Drees I Paul: Kalkulation von Baupreisen, Seite 238 In Band 1, AbschniIl4.5.6 wurden die Werte noch auf der Basis der BGL 2001 ermillelt Statistisches Bundesamt: Erzeugerpreisindex 345 .Maschinen für die Bauwirtschaft· Stand 08/2008
298
3 Bauphase
Schaden aus Abschreibung: Die Abschreibung ergibt sich zu einem größeren Anteil bedingt durch Gebrauch und Abnutzung des Gerätes und zu einem kleineren aus einsatzunabhängigen Einflüssen aus Witterung und technischer Überalterung. Die Einflüsse aus Witterung und technischer Überalterung sind als Schaden anzuerkennen. Hieraus leitet Dähne einen Ansatz von 35 % bis 40 % des Abschreibungsbetrags ab. Vorhaltemonate nach BGL:
v=60bis55 1,67 % bis 1,82 %
Monatlicher Anteil für Abschreibung (a = 100/v)
Schaden aus Abschreibung pro Monat: 1.029,37 € unterer Wert: 0,35 . 1,67 % . 176.110,98 € oberer Wert: OAO·1,82%·176.110,98€= 1.282.09€ Mittlerer Wert: (1.029,37 € + 1.282,09 €) : 2 1.155,73 €
=
=
Schaden aus Kapitalverzinsung Kapitalverzinsung ist nicht anzusetzen, da Zinsen auf Kapital in diesem Zusammenhang als Gewinn und nicht als Kosten zu betrachten sind. Schaden aus Reparatur Dähne geht von einem auf 213 des Ansatzes aus der BGL reduzierten Reparaturaufwand aus. Reparaturkostenansatz 11. BGL 1,6 % Schaden aus Reparatur pro Monat: 213·1,6 %·176.110,98 € = 1.878,52 € Schaden gesamt Der Gesamtschaden für verlängerte Vorhaltung ergibt sich somit (unter Ansatz des mittleren Schadens aus Abschreibung) zu:
1.155,73 € + 1.878,52 € = 3.034,25 €. Im Vergleich ergab sich für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur laut BGL ein Wert von: (1,82 % + 0,43 % + 1,60 %). 176.110,98 €
=6.780,27 €.
Damit entspricht der Schaden ca. 45 % der Belastung einer Baustelle nach BGL. Es wird deutlich, dass sich das Ergebnis einer Baustelle bei Behinderungen verschlechtern muss, falls eigene Geräte eingesetzt waren. Kapellmann I Schiffers betrachten die Vorhalte- und Reparaturkoslen der Geräte wesentlich differenzierter in Abhängigkeit von 5tillstandszeiten (52) und restlichen
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
299
verlängerten Vorhaltezeiten (RZ) sowie in Abhängigkeit von den Angaben in der Kalkulation. 221 Dabei ergibt sich die verlängerte Vorhaltezeit gegenüber der Kalkulation aus der Summe von SZ und RZ. Die Werte schwanken zwischen: Vorhaltekosten zwischen 8 % (falls StiHstandszeiten und Gerätekosten aus der Kalkulation nicht zu entnehmen sind) und 100 % (falls zum Beispiel Slillstandszeiten und Gerätekosten aus der Kalkulation zu entnehmen) Reparaturkosten zwischen 0 % (falls zum Beispiel Stillstandszeiten und Gerätekosten aus der Kalkulation nicht zu entnehmen) und 66 % (für restliche verlängerte Vorhaltezeit und falls die Gerätekosten aus der Kalkulation nicht zu entnehmen sind). Der Prozentsatz bezieht sich dabei bei Bereitstellungsgeräten, deren Ansätze aus der Kalkulation zu entnehmen sind, auf den in der Kalkulation ausgewiesenen vollen Satz für Vorhaltung (einschließlich Verzinsung), während bei Gerätekosten, deren Ansätze aus der Kalkulation nicht zu entnehmen sind, die Verzinsung außer Ansatz bleibt. 3.5.13.7 Schadensermittlung wegen erhöhter Baustellengemeinkosten Ein Schaden bei den Baustellengemeinkosten ist geradezu typisch infolge von Behinderungen, die sich bei einem verlangsamten Bauablauf, Baustillstand oder Bauzeitverlängerungen ergeben. Daraus ergeben sich verlängerte Vorhaltezeiten von Geräten der Baustelleneimichtung sowie ein längerer Einsatz des Bauleitungspersonals. Die Berechnung des Schadens erfolgt hier direkt (nicht als indirekte Zuschläge) wie in den Abschnitten 3.5.13.4 und 3.5.13.6 dargelegt. Es besteht daher auch kein Anlass, direkte Kosten aus der Behinderung zusätzlich mit einem Zuschlag für Baustellengemeinkosten zu beaufschlagen. 222 Insbesondere bei der Ermittlung der Ansätze (Zeit, Mengen) ist zu beachten, dass gegebenenfalls Vergütungsansprüche nach § 2 VOB/B parallel zu Schadenersatzansprüchen bestehen. Es ist daher darauf zu achten, dass nicht in den Ansätzen für Vergütungsansprüche durch Bezuschlagung ein Teil der Baustellengemeinkosten bereits gedeckt wird. 3.5.13.8 Schadensermittlung wegen erhöhter "Allgemeiner Geschäftskosten" Im ersten Ansatz ist festzustellen, dass Allgemeine Geschäftskosten (siehe Band 1, Abschnitt 4.7) anfallen, egal ob ein Bauablauf behindert oder nicht behindert isl. Allgemeine Geschäftskosten können einem Auftrag nicht direkt zugeordnet werden.
221
222
Kapellmann I Schiffers: Verglitung Nachträge und Behinderung beim Bau ertrag. Band 1: Rdn 1543 Kapellmann I Schiffers: Vergütung Nachträge und Behinderung beim Bau ertrag. Band 1. Rdn 1425
3 Bauphase
300
Somit ist offensichtlich, dass die Allgemeinen Geschäftskosten Kosten eines Unternehmens sind, diese aber nicht kausal einer Baustelle zugeordnet werden können, Diese Überlegungen führen jedoch nicht dazu, die Beaufschlagung behinderungs· bedingter Kosten mit dem vorgesehenen Zuschlag für Allgemeine Geschäftskosten abzulehnen. 223 Zu begründen ist dies mit der Renlabililätsvermutung, die davon ausgeht, dass die Allgemeinen Geschäftskosten nur dadurch gedeckt werden kön· nen, indem die Kosten der unmittelbar auf der Baustelle eingesetzten Produktionsfaktoren beaufschlagt werden, Diese Vorgehensweise wurde durch das OLG Düsseldorf bestätigt.
224
3.5.13.9 Behandlung von Wagnis und Gewinn bei der Schadensermittlung Die herrschende Meinung geht davon aus, dass ein Ansatz für Wagnis und Gewinn nicht zum Ansatz gebracht werden kann, außer bei Vorsatz und grober Fahrlässigkeit des Auftraggebers. 225 3.5.13.10 Fälligkeit von Umsatzsteuer bei Nachträgen wegen Schadenersatz Ein Schadensersatzanspruch ist in der Schlussrechnung geltend zu machen und wird mit ihr fällig. Hinsichtlich Fälligkeit und Verjährung gelten die Regelungen wie bei Vergütungsforderungen. Ein Schadensersatz gemäß § 6 Nr. 6 VOStS stellt keine Gegenleistung für eine Leistung des Auftragnehmers an den Auftraggeber dar. Die Leistung des Auftragnehmers ist das Werk. Das Werk ist durch Behinderungen, die Ansprüche nach § 6 Nr. 6 VOStS auslösen können, nicht verändert worden. Somit bleibt auch die Vergütung als Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer unverändert. Auf einen Schadenersatz nach § 6 Nr. 6 VOStB kommt somit die Umsatzsteuer nicht zur Anrechnung. 226 3.5.13.11 Entschädigung nach § 642 BGB Im § 642 BGB ist festgelegt:
,,(1) Ist bei der Herstellung des Werkes eine Handhabung des Bestellers erforderlich, so kann der Unternehmer, wenn der Besteller durch Unterlassen der Handlung in Verzug der Annahme kommt, eine angemessene EntscMdigung verlangen.
223 224
m 2211
Kapellmann 1Schiffers: Vergillung Nachtrage und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1, Rdn 1430 BauR 1988,487, 490 (Revision vom BGH nicht angenommen) Eine andere Meinung vertreten Kapellmann 1Schiffers Vergütung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag, Band 1; Rdn 1436 BGH. Urteil vom 24.012008 _ VII ZR 280/05
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
301
(2) Die Höhe der Entschädigung bestimmt sich einerseits nach der Dauer des Verzugs und der Höhe der vereinbarten Vergütung, andererseits nach demjenigen, was der Unternehmer info/ge des Verzugs an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwerben kann. ~ Der Bundesgerichtshof vertritt die Meinung, dass die Anwendung des § 642 BGB durch § 6 Nr. 6 VOB/B nicht ausgeschlossen ist. Somit kann sich der Auftragnehmer aussuchen, nach welcher Vorschrift er seine Forderung aufbaut, vorausgesetzt, dass der Auftraggeber eine Mitwirkung unterlassen hat. Dies ist zum Beispiel bei der verzögerten Planlieferung anzunehmen (siehe Abschnitt 3.5.13.1). Vorteil des § 642 BGB ist, dass es im Gegensatz zu § 6 Nr. 6 VOB/B nicht auf das Verschulden des Auftraggebers ankommt. Von Bedeutung ist außerdem, dass der § 642 BGB nicht den Begriff "SchadenersatzU wie die VOB verwendet, sondern von "Entschädigung U spricht und dabei einen Bezug zur vereinbarten Vergütung herstellt. Somit kann unterstellt werden, dass die Entschädigung im Gegensatz zur VOB/B nicht auf der Basis der Differenztheorie (siehe 3.5.13) zu berechnen ist, sondern dass diese auf der Basis der Auftragskalkulation vorgenommen werden kann. m Zu beachten ist jedoch, dass die zeitlichen Auswirkungen der einzelnen Sachverhalte auch bei Anwendung des § 642 BGB gesondert in störungsmodifizierten Bauab· laufplänen darzustellen ist. Die den einzelnen Slörungssachverhalt stützenden Unterlagen wie Behinderungsanzeigen, Schriftverkehr, Auszüge aus dem Bautagebuch oder Bautenslandsfestslellungen sollten wie im Falle eines Nachweises nach § 6 Nr. 6 VOB/B jeweils zugeordnet werden. 3.5.14
Nachkalkulation
Die Nachkalkulation wurde bereits in Band 1, Abschnitt 4.2.1 als Verfahren definiert, um unternehmensintern Erkenntnisse aus der Bauabwicklung zu gewinnen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Stundennachkalkulation nach den REFAMethoden 228 und die kaufmännische Nachkalkulation. Der Begriff Nachkalkulation bezieht sich dabei immer auf die Erfassung von aktuell verbrauchten Ressourcen oder solchen, die in der Vergangenheit verbraucht wurden. Diese Betrachtungen unterscheiden sich somit von der Angebotskalkulation, der Auftrags· oder Vertragskalkulation sowie von der Nachtragskalkulation. Alle diese Kalkulationen sind Vor- oder Planungskalkulalionen und geben somit Soll-Werte vor. Bei der Nachkalkulation werden entweder ausschließlich Ist-Werte ermittelt oder ermittelte Ist-Werte früheren Soll-Werten gegenüber gestellt.
227 22S
Kapellmann I Schiffers: Verglitung Nachträge und Behinderung beim Bauvertrag. Band 1: Rdn 1648 ff wwwrefa.de
302
3 Bauphase
3.5.14.1 Ermittlung von Stundenaufwandswerten Mit der Ermittlung von Stundenaufwandswerten können drei Ziele verfolgt werden: Die ermittelten Stunden-1st-Werte dienen dazu, Informationen über den aktuellen Stundenverbrauch auf der Baustelle zu erhalten. Besonders wichtig ist, Erkennt~
nisse über Verlust- und Nebenstunden zu erhalten. Falls diese dann reduziert werden können, wirkt sich das direkt auf das Baustellenergebnis aus. Falls zusätzlich zu den Ist~Stunden die erbrachten Leistungen erfasst werden, können Aufwandswerte ermittelt werden. Diese Aufwandswerte sind wichtige Ausgangswerte für neue Angebotskalkulationen. Der Stundenmehraufwand, bedingt durch Störungen, die vom Auftraggeber ver· ursacht sind, kann nachgewiesen werden. Erfassung aus Lohnberichten Die einfachste Methode zur Ermittlung von Ist-Stunden stellt die Auswertung der Lohnmeldezetlel (siehe Abb. 14) dar. Falts die von den Mitarbeitern geleisteten Stunden bestimmten Arbeiten zugewiesen werden können, lassen sich mehr oder weniger genaue Auswertungen erstellen. Dies kann noch verfeinert werden, indem die Stundenerfassung täglich nach Tätigkeiten gemäß einem Bauarbeitsschlüssel (siehe Abschnitt 3.5.5.2) durchgeführt wird. Generell ist diese Methode im Vergleich zu den nachfolgend erläuterten Einzelzeit-, Fortschrittszeit- und Multimomentaufnahmen weniger genau. Insbesondere wird es nicht möglich sein, nach den verschiedenen Zeitarten zu unterscheiden. Im Allgemeinen setzen sich die Zeitverbräuche folgendermaßen zusammen:
=
tt tw tg tv
=
tges
Tätigkeitszeit + Wartezeit Grundzeit + Verteilzeit + Erholungszeit Richtzeit
te,
Wartezeit fällt bedingt durch die Organisation des Arbeitsablaufs und bei Gruppenarbeit an. Bei der Verteilzeit ist zwischen sachlichen Verteilzeiten (z. B. Plan lesen, Abstimmung mit Polier) und persönlichen Verteilzeiten (Gespräch mit Bauleiter wegen UrJaubsantrag) zu unterscheiden. Die Erholungszeit fällt zur Überwindung arbeitsbedingter Ermüdungen an. Einzelzeit- und Fortschrittszeitaufnahme Die einfachsten Methoden, um die Stunden differenziert nach den verschiedenen Stundenarten zu erfassen, sind die Einzelzeit- und die Fortschriltszeitaufnahme.
3.5 Wirtschaftliche Aufgaben
303
Dabei wird ein Arbeiter kontinuierlich beobachtet und fortwährend erfasst, welche Tätigkeiten er verrichtet. Als Hilfsmittel werden eine normale Uhr, eine Stoppuhr oder ein DV-gestütztes Erfassungsgerät benötigt. Beispieldaten für die Messungen sind in Abb. 124 dargestellt. Der Nachteil dieser Methoden ist, dass nur ein oder wenige Arbeiter von einer Erfassungsperson sorgfältig verfolgt werden können. Somit ist der Erfassungsaufwand relativ hoch.
I
1
2
3
•
5
•
7
Art der Tätigkeit
Schalen
Plan lesen
Schalmaterial suchen
Rauchen
Messen
Schalen
Plan lesen
Einzelzeitmessung [min:s]
4:10
2:15
5:40
2:55
2:05
5:25
1:00
9:32:25
9:34:40
9:40:20
9:43:15
9:45:20
9:50:45
9:51:45
Nummer der Notierung
Fortschrittszeit· messung [h:min:s]
0
9:28:15
Abb.124: Erfassungsblatt für Einzelzeit- und Fortschrittszeitaufnahme
Systematische Multimomentaufnahme Unter dem Begriff MuUimomentaufnahme werden verschiedene Stichprobenverfahren zusammengefasst, welche über statistische Auswertungen zu Zeitdaten führen. Die Verfahren wurden durch den im Jahre 1924 gegründeten "Reichsausschuss für Arbeitszeitermittlung~ kurz REFA (heute: REFA - Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung) 229 systematisch erarbeitet. Die systematische Multimomentaufnahme stellt eine Sonderform der Multimomentaufnahme dar. Hierbei werden die Stichproben (Zeitaufnahmen) nicht mit zufälligen Intervallen wie bei Multimomentaufnahmen sondern mit gleichen Beobachtungsintervallen durchgeführt. Dies hat den Vorteil, dass durch die gleich langen Intervalldauern genauere Aussagen über die tatsächlichen Zeitdauern gemacht werden können. Das Prinzip der systematischen Multimomentaufnahme wird in Abb. 125 verdeutlicht. Bei der Aufnahme wird zum Beispiel in 3-Minuten-lntervallen jeder Teilvorgang, der durch einen Mitarbeiter ausgeführt wird, erfasst. Hiermit ist es möglich, innerhalb von einem halben Arbeitstag eine oder mehrere Arbeitskolonnen mit insgesamt bis zu 10 Personen aufgegliedert in Teilvorgängen zu erfassen. Die anschließende statistische Auswertung führt zu aussagekräftigen Ergebnissen zu eventuellen
:m wwwrefa.de
304
3 Bauphase
Schwachstellen und Verlustquellen bei den ausgeführten Arbeiten auf der Baustelle. 230 8eobachlungszeitpunkte
~'V/
\
Teil~organg:
Arbeitsvorgang Beobachtungsinlervall T: Teilvorgange A, 8. C. 0
Abb. 125: Systematische Multimomentaufnahme
3.5.14.2 Kaufmännische Nachkalkulation Unter einer kaufmännischen Nachkalkulation wird in der Regel eine spezielle Art eines Kosten-Soll-Ist-Vergleichs verstanden. Der übliche Kosten-Soll-Ist-Vergleich ist in Abschnitt 3.5.4 dargestellt.
Die Aufgabe der kaufmännischen Kostenkalkulation ist vergleichbar zur Stundennachkalkulation: Während der Baudurchführung sollen Erkenntnisse über den Kostenanfall in speziellen Bereichen gewonnen werden, um gezielte Steuerungsmaßnahmen ergreifen zu können. Ein typisches Beispiel sind die Entsorgungskosten. Diese werden genau analysiert und zwar nicht nur der Höhe nach. Es werden zusätzlich die Abfallarten und die Entsorgungswege erfasst. Regelmäßige Analysen dieser Daten führen eventuell dazu, dass bestimmte Abfälle vermieden werden. Insbesondere können die Informationen wertvoll sein, um Abfalltrennungen einzuführen und andere Entsorgungswege zu suchen. Nach Abschluss der Baustelle sollen Erkenntnisse über die tatsächlichen Kosten bei einzelnen Kostenarten gewonnen werden. um für nachfolgende Angebotskalkulationen Kalkulationswerte zu erhalten. Typisch wäre zum Beispiel die Frage, wie hoch die tatsächlichen Kosten für den Beton waren. Dabei werden dann auf der Basis der zahlreichen Rechnungen auch Kosten für Wartezeiten, Winterzuschlag oder Betonpumpen detailliert zusammengestellt, um die tatsächlichen Kostensätze ermitteln zu können.
230
Bemer: Verlustquellenlorschung im Ingenieurbau, Bauverlag, 1983
4
Fertigstellungsphase
4.1
Abnahme
Der Begriff "Abnahme" wird bei der Bauabwicktung immer im Sinne einer Prüfung und einer Anerkennung oder Nichtanerkennung einer Leistung verstanden, jedoch in unterschiedlichem Zusammenhang. Daher wird nachfolgend die Abnahme unter vier verschiedenen Sichtweisen dargelegt: Interne Abnahmen nach QM-Plan (siehe Abschnitt 4.1.1) Technische Abnahmen (siehe Abschnitt 4.1.2) Privatrechtliehe Abnahmen (siehe Abschnitt 4.1.3) Öffentlich-rechtliche Abnahmen (siehe Abschnitt 4.1.4) In engem Zusammenhang mit der Abnahme steht der Mangel. Ein Mangel ist dann gegeben, wenn die ausgeführte Bauleislung (Ist-Leistung) in negativer Weise vom vertraglich geschuldeten Zustand (Soll-Zustand) abweicht. 231 Im BGB wird in § 633 der Sach- und Rechtsmangel definiert. Die VOB/B definiert den Mangel in § 13 (siehe Abschnitt 5.2). 4.1.1
Interne Abnahmen nach QM-Plan
Im Baugeschehen gibt es eine Vielzahl von Abnahmen, die im öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Sinn keinerlei Bedeutung haben. Zu nennen sind insbesondere all jene internen Abnahmen, die sich ein Unternehmen im Rahmen seines eigenen Qualitätsmanagemenl-Systems selbst auferlegt, um ein möglichst mängelfreies Werk zu erstellen und gleichzeitig Ziele wie Arbeitssicherheit, Zuverlässigkeit, Technologieführerschaft und Kundenorientierung sicherzustellen. Inwieweit sich diese Verpflichtungen aus einer Zertifizierung nach OIN ISO 9000 ff (Normen zum Oualitätsmanagement und zur Qualitälssicherung) oder aus einem internen Managementsystem ergeben, ist hier von sekundärer Bedeutung. Als Beispiel für interne Abnahmen auf der Baustelle wurde bereits in Abschnitt 2.2.7.15 auf interne Protokolle zur Oualitätssicherung (siehe Abb. 23) hingewiesen. Dabei werden sowohl organisatorische Fragen, wie zum Beispiel die gerätelechnische und personelle Vorbereitung der eigentlichen Betonierarbeit, aber auch der Zustand der Schalung, die korrekte Bewehrungslage, die korrekte Betonsorte oder die Nachbehandlung angesprochen. Zu nennen sind aber auch die umfangreichen baurechtlichen Verpflichtungen zur Eigen- und Fremdüberwachung, insbesondere die Eigen- und Fremdüberwachung
231
Hankammer: Abnahme von Bauleistungen. Seile 47
306
4 Fertigstellungsphase
des Betons nach DIN 1045 oder von geeignetem Frostschutzmaterial im Straßenbau (siehe Abschnitt 3.1.1.3).
4.1.2
Technische Abnahmen
Durch technische Abnahmen wird nachgewiesen, dass die baulichen Anlagen gebrauchsfähig sind. Daher spielen technische Abnahmen insbesondere im Schlüsselfertigbau eine große Rolle. Zu beachten ist, dass technische Abnahmen keine privalrechllichen Abnahmen im Sinne eines Werkvertrags darstellen. sondern dass durch die Bescheinigung der Abnahme erklärt wird, dass die Anlagen sicher betrieben werden können. Falls die technischen Abnahmen zum Zeitpunkt der werkvertraglichen Abnahme (siehe Abschnitt 4.1.3) nicht vorliegen. besteht die Gefahr, dass der Auftraggeber die privatrechtliche Abnahme verweigert. In Abb. 126 sind typische technische Abnahmen aufgeführt und Stellen, die diese Abnahmen durchführen.
~Ch'Abn'hm.
Abn.hrneorganlAtlon I-$te•••
Rohbauabnahme gemäß Bauschein
Bauordnungsamt
Lage der Bewehrung
Bauordnungsamt oder Prüfingenieur
Aufzugs- und Förderanlagen
Sachverständiger, Sachverständigenorganisation (TÜV, Dekra)
Abnahme für Sonderanlagen (Olbehäl-
Sachverständiger. Sachverständigenorganisation (TÜV, Dekra)
ler, ROckhallewannen) Elektroanschluss
Energievefl>orgungsunternehmen oder zugelassene Elektroonternehmer
Schornstein· und Heizungsanlage
Bezir\o;sschornsteinfeger
Gebrauchsabnahme gemäß Bauschein
Bauordnungsamt
Feuerlöschanlagen, Brandmeldeanla-
Bezir\o;sschornsteinfeger, Feuerwehr, Brandschutzdirektion
gen, RaUCh- und Wärmeabzugsanlagen, Bauteile mit Brandschutzfunktion (F30, F60, F90) Komplextrennwand
Gebäudebrandversicherung sowie Brandschadensversicherung
Abb. 126: Typische technische Abnahmen mit öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlieher Wirkung
Zu beachten ist, dass die Abnahmen geprüfte Planungen voraussetzen. Des Weiteren müssen insbesondere die notwendigen Zertifikate und Zulassungen für die verwendeten Bauelemente vorgelegt werden. Außerdem ist zu beachten, dass die technischen Abnahmen rechtzeitig beantragt werden, da häufig bei den durchführenden Stellen nicht unbeträchtliche Vorbereilungs- und Prüfzeiten einzuhalten sind.
I
4.1 Abnahme
4.1.3
Privatrechtliehe Abnahmen
4.1.3.1
Abnahme durch den Auftraggeber
307
Das zentrale Ziel eines Bauunternehmers ist der Abschluss eines Bauvertrags, da nur hierüber die Möglichkeit eröffnet wird, Bauleistungen zu erbringen, hierfür eine Vergütung zu erhalten und schließlich Deckungsbeiträge und Gewinn zu erzielen. Voraussetzung dafür, dass die Vergütung bezahlt wird, ist jedoch eine grundsätzli· che Billigung der erbrachten Leistung durch den Auftraggeber. Dieser Vorgang wird beim Werkvertrag (§ 631 BGB) als Abnahme (§ 640 BGB) bezeichnet. Die Abnahme ist daher ein zentraler Teil einer Bauvertragsabwicklung, denn mit der Abnahme endet die Phase der Leistungserfütlung. Die Abnahme setzt sich aus zwei Wesenselementen zusammen. nämlich zum einen aus der physischen Entgegennahme und zum anderen aus der Anerkennung des Werkes als in der Hauptsache vertragsgemäße Erfüllung. 232 Mit der Abnahme ist eine Reihe von Rechtsfolgen verbunden, die insbesondere für den Bereich der Gefahrtragung, Beweislast und Haftung von ausschlaggebender Bedeutung sind: Mit der Abnahme ist die Voraussetzung für die Fälligkeit der Vergütung gegeben (§ 641 BGB). Mit der Abnahme endet die Vorleistungspflicht des Auftragnehmers. Mit der Abnahme tritt eine Umkehr der Beweislasl ein. Bis zur Abnahme muss der Auftragnehmer die Mängelfreiheit beweisen, danach muss der Auftraggeber einen Mangel beweisen. Ausgenommen sind jedoch jene Mängel, die bei der Abnahme ausdrücklich vorbehalten wurden. Ansprüche aus Mängeln, die dem Auftraggeber zum Zeitpunkt der Abnahme be· kannt sind, muss sich der Auftraggeber bei der Abnahme vorbehalten, um seine Rechte auf Mängelbeseitigung und Minderung nicht zu verlieren. 233 Mit der Abnahme beginnt die Verjährungsfrist für die Gewährleistung (§ 634a, Abs. 2 BGB und § 13 Nr. 4 VOB/B). Mit der Abnahme entfällt die Schutzpflicht (§ 4 Nr. 5 VOBtB). Die Gefahrtragung für das Werk geht vom Auftragnehmer auf den Auftraggeber über (§§ 644, 645 BGB und § 12 Nr. 6 VOB/B). Eine bei der Abnahme nicht vorbehalte ne Vertragsstrafe kann danach nicht mehr geltend gemacht werden (§ 640 Abs. 2 BGB und § 11 Nr. 4 VOB/B).
232 233
vgJ. Entscheidung des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen. 48, 257 in Beck I Bennert: VQB filr Praktiker, Boorberg Verlag, Stuttgart. 4. Auflage 2001 siehe BGH NJW 79. 383
308
4 Fertigstellungsphase
4.1.3.2
Abnahme nach dem 8GB
Falls ein Bauvertrag nicht unter Einbeziehung der VOB/B abgeschlossen wurde, so regett sich die Abnahme nach dem 8GB.
§ 640 Abnahme lautet (1) 'Der Besteller ist verpflichtet, das venragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen,
sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. 2Wegen unwesentlicher Mängel kann die Abnahme nicht verweigert werden. 30er Abnahme steht
es
gleich, wenn der Besteller das Werk nicht innerhalb ei-
ner ihm vom Unternehmer bestimmten angemessenen Frist abnimmt, obwohl er dazu verpflichtet ist. (2) Nimmt der Besteller ein mangelhaftes Werk gemäß Absatz 1 Satz 1 ab, obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in § 634 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Rechte nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Abnahme vorbehält.
Hinsichtlich der Definition des Mangels und der Gewährleistung wird auf § 633 BGB und § 13 VOBtB verwiesen (siehe hierzu Abschnitt 5.2.1). Im Zusammenhang mit der Abnahme sind nach BGB noch von Bedeutung:
§ § § § §
634a Ve~ährung der Mängelansprüche (siehe hierzu Abschnitt 5.2.2), 635 Nacherfüllung, 636 Besondere Bestimmungen für Rücktritt und Schadenersatz, 637 Selbstvornahme, 638 Minderung,
Durch das Gesetz zur Bescheinigung fälliger leistungen ist der § 641 a neu in das BGB aufgenommen worden. Danach wird eine Abnahme erreicht, falls einem Unternehmer von einem Gutachter eine so genannte "Fertigstellungsbescheinigung" erteilt wird, wonach a) b)
das Werk hergestellt ist und dass es frei von Mängeln ist, die der Auftraggeber gegenüber dem Gutachter behauptet hat oder die für den Gutachter bei einer Besichtigung feststellbar sind.
Eine stillschweigende Abnahme wird durch konkludentes (schlüssiges) Handeln des Bestellers beim BGB-Vertrag erreicht. 4.1.3.3
Abnahme nach derVOB
Die VOB kennt zwei Arten der Abnahme, die förmliche (§ 12 Nr. 4 VOB/B) und die fiktive Abnahme (§ 12 Nr. 5 VOB/B). Die förmliche Abnahme ist eine tatsächliche Abnahme und stellt eine ausdrücklich erklärte Abnahme nach § 640 BGB dar.
4.1 Abnahme
309
Förmliche Abnahme Eine förmliche Abnahme ist nach § 12 Nr. 1 VOB/B innerhalb von 12 Werktagen zu gewähren, sobald der Auftragnehmer diese beantragt. In der Praxis wird gewöhnlich vorab ein Abnahmetermin gemeinsam abgestimmt, der dann vom Auftragnehmer unter Nennung des Abnahmebegehrens schriftlich bestätigt wird. Das Abnahmebegehren ist formfrei, kann somit auch mündlich erfolgen. Eine förmliche Abnahme wird im Regelfall in Anwesenheit des Auftraggebers und des Auftragnehmers durchgeführt, indem beide Vertragsparteien die bauliche Anlage begehen und eventuell vorhandene Mängel aufnehmen. Nach § 12 Nr. 4 (2) kann die förmliche Abnahme aber auch in Abwesenheit des Auftragnehmers stattfinden, wenn der Termin vereinbart war oder der Auftraggeber mit genügender Frist dazu eingeladen hatte. Jede Vertragspartei kann auf ihre Kosten Sachverständige hinzuziehen. Der Auftraggeber wird in der Praxis häufig durch seinen bauleitenden Architekten begleitet. Es muss darauf hingewiesen werden, dass der Architekt durch seine üblichen Vollmachten nicht zur Abnahme berechtigt ist. Nach § 12 Nr. 4 (1) ist der Befund in gemeinsamer Verhandlung schriftlich niederzulegen. Abb. 127 zeigt ein typisches Abnahmeformular. Insbesondere die erkennbaren Mängel sind mit einem Vorbehalt von Gewährleistungsansprüchen aufzunehmen. Falls der Vorbehalt auf die eventuelle Geltendmachung einer Vertragsstrafe nicht erfolgt, ist diese verwirkt. Das Protokoll sollte von beiden Vertragsparteien unterschrieben werden. Die Abnahme kann nur bei wesentlichen Mängeln verweigert werden (§ 12 Nr. 2 VOB/B). Ein wesentlicher Mangel ergibt sich insbesondere, wenn die Nutzung der baulichen Anlage wegen eines oder einer Vielzahl von Mängeln nicht möglich oder unzumutbar ist. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn bei einem schlüsselfertig zu erstellenden Wohnhaus die Wasserver- oder -entsorgung noch nicht funktionsfähig ist. Kleinere, insbesondere auch optische Mängel stellen regelmäßig keinen wesentlichen Mangel dar. Normalerweise wird der gesamte im Bauvertrag geregelte Leistungsumfang abgenommen. Häufig sind davon unbedeutende Restarbeiten oder andere in sich abgeschlossene Teile (§ 12 Nr. 2 VOB/B) der Leistung ausgeschlossen. In sich abgeschlossene Leistungen wären zum Beispiel gegeben, wenn ein Auftraggeber den Neubau von mehreren Gebäuden in Auftrag gibt, diese aber terminJich versetzt fertig gestellt werden. In diesem Fall können die einzelnen Gebäude getrennt abgenommen werden.
310
4 Fertigstellungsphase
Bauherr Projekt Abnahrneerklärung gern. § 12 VOBfB B
P120rl Auftraonehm•• Straße
PLZOrl
folgandll Mlngel werden vom Auftrl9!i1"ber geilind gemacht, JI'doch vom Auftragnehmer nlchl ....'k.nnt: (99f.Anll9"1
Stellungnahme d..,de. \10m Auftugnehm.rIAuf!ra\lgebe, hln~uguog....n Sad"'.....tlndlg.n:
Eln_ndunll"n d.. Auftr.g..." .......: (ggf.l\nll9")
4.1 Abnahme
311
Folgende noch nkht ..ollstindtg lusgeführte Am.ll8n sind RUI.lm.Uen: (ggf. Anllge)
............................ ...
Die Reel.lm.iten elnd Iertl~u.tel!en ble: Eln_l.ung des Bedienung•. und Elnwel.ung hit .l.IngefundenIWlrd .l.Itt1lnden In Ubereln.tlmmung mit den ..ertflgllchen Verelnblrungen wllhrend der " folgenden Zlltepon....(n): Wlrtung.pel'lOfl.I~:
DIe
,.
Technische Unterl.gen uemllß techno H.ndbueh wie: Betrlebe"Of1Ichriften. Broschüren und Druckschriften. BeSl.lndlplll..... FunktionsbeschreibtJngen. Gerlltelilten, Inll.lndh.llunUllnweilungen und ErIlll>;leillilten wu.
............. Die Abnlhme wird hiermit dugelehn\.
............................................................. Gewllhrlel.tunl/sbel/lnn:
Ibgegeben.
LllillJ
oer Auft
D
LllillJ LllillJ
Oe. A"ft
Unts.schrlft .... Auft<sgnehm••s
Unle.schrift du Auftrlggebe..
Abb.127: Beispiel für Abnahmeformular
Es wird darauf hingewiesen, dass die in § 14 Nr. 2 VOStS genannten gemeinsamen Feststellungen (gemeinsames Aufmaß) häufig im Sinne von ~technischen Abnahmenu zu behandeln sind (siehe Abschnitt 4.1.2). Typisch hierfür sind Leistungen, die später nicht mehr zugänglich sind und sich der Auftraggeber vom Auftragnehmer die ordnungsgemäße Erstellung erklären lässt. Diese "technischen Abnahmen u sind je-
4 Fertigstellungsphase
312
doch keine "Abnahmen von in sich geschlossenen Teilen" entsprechend § 12 Nr. 2 VOS/S und führen daher nicht zu den Rechtswirkungen einer Abnahme. In bestimmten Fällen können für Bauleistungen keine Abnahmen ausgesprochen werden. Dies betrifft insbesondere Abbrucharbeiten. Fiktive Abnahme Die beim VOB-Vertrag vorgesehene fiktive Abnahme kommt zum Tragen, wenn keine der Parteien eine förmliche Abnahme verlangt. Unter folgenden Bedingungen tritt die fiktive Abnahme ein: 12 Werktage nach einer schriftlichen Fertigstellungsrnitteilung des Auftragnehmers (§ 12 Nr. 5 Abs. 1 VOB/S); 6 Werktage nach Beginn der Benutzung durch den Auftraggeber. Eine Benutzung von Teilen einer baulichen Anlage zur Weiterführung der Arbeiten gilt nicht als Abnahme (§ 12 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B). Die fiktive Abnahme im Sinne des § 12 Nr. 5 VOB/B stellt keine stillschweigende Abnahme dar. 4.1.3.4
Abnahme von Nachunternehmerleistungen
Bei der Erstellung von schlüsselfertigen Bauwerken ist die Vergabe von Bauleistungen an eine Vielzahl von Nachunternehmer (Subunternehmer) unausweichlich. Aber auch im konventionellen Rohbau und im Erd- und Straßenbau werden zunehmend Leistungen weiter vergeben, sei es, um zum Beispiel technisch anspruchsvolle Teilleistungen durch spezialisierte Unternehmen erstellen zu lassen oder aus Gründen der Kapazitätsauslastung. Durch einen Nachunternehmervertrag werden privatrechtliche Beziehungen aufgebaut. Nach deutschem Recht sind die Vertragsbeziehungen zwischen Bauherr und Generalunternehmer 234 und zwischen Generalunternehmer und Nachunlernehmer in keinem Zusammenhang zu sehen. Damit muss der Generalunternehmer die Leistungen aller Subunternehmer einzeln abnehmen. Gewöhnlich wird eine förmliche Abnahme vertraglich festgelegt. Da der Generalunternehmer jedoch für die Qualität der Subunternehmer einstehen muss und sich hieraus nicht unbeträchtliche Gewährleislungsansprüche ergeben können, ist der Generalunternehmer gut beraten, detaillierte technische Abnahmeprozeduren mit seinen Subunternehmern zu vereinbaren. Selbstverständlich sind diese gewerkespezifisch zu gestalten.
234
Der Begriff Generalunlernehmer wird hier als Synonym auch Iilr Generalübernehmer, Totalunlernehmer und Totalübernehmer verwendet.
4.1 Abnahme
313
Auf zwei Schnittstellenrisiken wird hingewiesen, die das beauftragende Unternehmen im Zusammenhang mit Nachunternehmerleistungen zu tragen hat: Im Regelfall beträgt die Gewährleistungsdauer sowohl beim Generalunternehmer wie beim Nachunternehmer nach § 13 Nr. 4. (1) VDBtB für Bauwerke 4 Jahre. Da der Nachunternehmer die Abnahme seiner Leistung unmittelbar nach der Leistungserbringung beantragt, der Generalunternehmer die Abnahme jedoch erst nach der Fertigstellung der Gesamtleistung erhält, muss der Generalunternehmer zum Ende seiner Gewährleistungsfrist für die Leistungen des Nachunternehmers gewähren, obwohl dieser aus seiner Gewährleistung bereits entlassen ist. Mit der Abnahme der Leistung erklärt der Generalunternehmer, dass die Leistung des Nachunternehmers frei von Sachmängeln ist. Falls sich jedoch bei der späteren Abnahme des Gesamtbauwerkes herausstellt, dass die Leistung doch nicht frei von Sachmängeln war, so muss der Generalunternehmer in der Regel den Mangel auf eigene Kosten beseitigen.
4.1.4
Öffentlich-rechtliche Abnahmen
Als öffentlich-rechtliche Abnahmen werden Überprüfungen und Abnahmen durch die örtlich zuständige Bauaufsichtsbehörde bezeichnet. Einzelheiten hierzu sind in den jeweiligen Bauordnungen der Bundesländer geregelt. An Hand der Bauordnung von Berlin (BauD Bin) mit Stand vom 11. Juni 2006 sollen die wichtigsten Vorschriften exemplarisch erläutert werden. Zunächst wird vorausgesetzt, dass die Baugenehmigung zum Baubeginn vorgelegen hat und dieser der Bauaufsichlsbehörde mindestens eine Woche vor Baubeginn angezeigt worden ist (§ 71 (6) BauD Bin). Grundsätzlich überwacht die Bauaufsichisbehörde nach § 80 (2) BauD Bin die Bauausführung bei baulichen Anlagen hinsichtlich der von ihr geprüften Standsicherheitsnachweise sowie der Brandschutznachweise. Dazu gehört beispielsweise die Abnahme der Bewehrung in statisch nachzuweisenden Stahlbetonbauteilen, d. h., mit dem Betonieren darf erst begonnen werden, wenn die Bewehrung von der Bauaufsichtsbehörde oder einem von ihr beauftragten Prüfingenieur freigegeben worden ist. Die Bauaufsichtsbehörde kann ferner verlangen, dass ihr der Beginn und die Beendigung bestimmter Bauarbeiten angezeigt werden. Die Bauarbeiten dürfen erst fortgesetzt werden, wenn die Bauaufsichtsbehörde der Fortführung der Bauarbeiten zugestimmt hat (§ 81 (1) BauD Bin). Dies kann nach Maßgabe des Einzelfalls beispielsweise die Freigabe des Beginns von Gründungsarbeiten nach Herstellung der Baugrube oder die Abnahme der Bewehrung (s.o.) oder die Überprüfung der Tragkonstruktion vor Beginn der Ausbauarbeiten (sog. Rohbauabnahme) sein.
314
4 Fertigstellungsphase
u
Für die Aufnahme der Nutzung, die sog. MGebrauchsabnahme , gelten u. 8. folgende Regelungen von § 81 BauO Bin: ,,(2) Die Bauherrin oder der Bauherr hat die beabsichtigte Aufnahme der Nutzung einer nicht verfahrensfreien baulichen Anlage mindestens zwei Wochen vorher der Bauaufsichtsbehörde anzuzeigen. (3) Eine bauliche Anlage darf erst benutzt werden, wenn sie selbst, Zufahrtswege, Wasserversorgungs· und Abwasserentsorgungs- sowie Gemeinschaftsanlagen in dem erforderlichen Umfang sicher benutzbar sind, nicht jedoch vor dem in Absatz 2 bezeichneten Zeitpunkt.
(4) Feuerstätten dürfen erst in Betrieb genommen werden, wenn die Bezirksschornsteinfegermeisterin oder der Bezirksschornsteinfegermeister die Tauglichkeit und die sichere Benutzbarkeit der Abgasanlagen bescheinigt hat; Verbrennungsmotoren und Blockheizkraftwerke dürfen erst dann in Betrieb genommen werden, wenn sie oder er die Tauglichkeit und sichere Benutzbarkeit der Leitungen zur Abführung von Verbrennungsgasen bescheinigt hat. Bei der Errichtung von Abgasanfagen soll vor Erleilung der Bescheinigung auch der Rohbauzustand besichtigt worden sein. U
Ein Verstoß gegen die Bestimmungen der Bauordnung wird - ungeachtet möglicher Straftatbestände bei Schadens-f Unglücksfällen - als Ordnungswidrigkeit geahndet und kann Geldbußen bis zu 500.000 EUR zur Folge haben. Sowohl für Auftraggeber I Bauherren als auch für Generalunternehmer gilt die Empfehlung, bauordnungsrechtlich relevante Abnahmen rechtzeitig zu beantragen und durchzuführen. Wenn die notwendigen oder geforderten Abnahmebescheinigungen - u. a. auch für Sicherheits-, Brandschutz- und Förderanlagen - nicht vorliegen, dürfen bauliche Anlagen nicht in Betrieb oder Nutzung genommen werden. Außerdem ist zu empfehlen, die öffentlich-rechtlichen Abnahmen vor der privatrechtlichen Abnahme nach BGB oder VOB durchzuführen, damit festgestellte Mängel oder Restarbeiten noch rechtzeitig bei den betreffenden Firmen oder Nachunternehmern gerügt werden können.
4.2
Schlussrechnung
4.2.1
Rechnungsstellung
In Abschnitt 3.5.6 (besonders Abschnitt 3.5.6.7) wurden die Anforderungen auf Ab· schlagszahlungen ("Abschlagsrechnungen") und in Abschnitt 3.4.8 die Mengenermittlung erläutert. Die dort gemachten Ausführungen gelten voll umfänglich auch für die Schlussrechnung.
4.2 Schlussrechnung
315
Unter einer Schlussrechnung wird jene Rechnung verstanden, die nach Abschluss der Baumaßnahmen erstellt wird. Voraussetzung für das Stellen einer Schlussrechnung ist die Abnahme (siehe Abschnitt 4.1). Nach § 14 Nr. 3 VOB/B ,,[muss] die Schlussrechnung bei einer Leistung mit einer vertraglichen Ausführungsfrist von h6chstens 3 Monaten spätestens 12 Werktage nach Fertigstellung eingereicht werden, wenn nichts anderes vereinbart ist; diese Frist wird um je 6 Werktage für je weitere 3 Monate Ausführungsfrist verlängert." In Abb. 128 sind die Dauern angegeben, die sich für typische Ausführungsfristen ergeben.
LVertragliche Ausführungsfrist
Frist für Erstellung der Schlussrechnung nach Abnahme
s 3 Monate
12 Werktage
3 Monate bis :s: 6 Monate
18 Werktage
6 Monate bis :s: 9 Monate
24 Werktage
9 Monate bis S 12 Monate
30 Werktage
12 Monate bis:s: 18 Monate
42 Werktage
18 Monate bis :s: 24 Monate
54 Werktage
I
Abb.128: Fristen für die Erstellung der Schlussrechnung
In § 14 Nr. 4 VOB/B wird weiter festgelegt, dass, nachdem ein Auftragnehmer eine angemessene Frist gesetzt hat, er die Schlussrechnung selbst auf Kosten des Auftragnehmers aufstellen kann. Ein privater Auftraggeber wird im Allgemeinen kein gesteigertes Interesse daran haben, dass ihm die Schlussrechnung zügig nach Abnahme vorgelegt wird, da er Zinsvorteile hat, je später er die Schlussrechnung erhält. Die Regelungen der VOB sind jedoch verständlich, wenn bedacht wird, dass bei öffentlichen Auftraggebern durch das kameralistische System bereitgestellte Mittel in der Regel verfallen, falls diese nicht innerhalb des Verfügungszeitraumes ausgegeben werden. Jeder Auftraggeber sollte unbedingt sicherstellen, dass er selbst die Schlussrechnung erstellt. Falls ein Dritter diese erstellt, so ist diese sorgfältig zu prüfen, da nie ausgeschlossen werden kann, dass einzelne Teilleistungen nicht in der Schlussrechnung aufgenommen sind. Eine Schlussrechnung kann bei größeren Baustellen in der Regel nur dann innerhalb der oben genannten Fristen erstellt werden, wenn für die Anforderungen auf Abschlagszahlungen (,,Abschlagsrechnungen") (siehe Abschnitt 3.5.6) ein weiterverwertbares Aufmaß (siehe Abschnitt 3.4.7) und eine verwertbare Mengenermittlung (siehe Abschnitt 3.4.8) erstellt wird. Weiterverwertbar soll dabei ausdrücken, dass Aufmaß und Mengenermittlung jenen Bedingungen genügt, die für die Schlussrechnung gefordert werden.
316
4 Fertigstellungsphase
Hinsichtlich der Form von Schlussrechnungen gelten die gleichen Bedingungen wie bei "Abschlagsrechnungen" (siehe Abschnitt 3.5,6.7).
4.2.2
Schlusszahlung
Die mit der Schlussrechnung verbundene Schlusszahlung des Auftraggebers nach § 16 Nr. 3 VOB/B hai bindenden Charakter und ist als solche zu kennzeichnen. Voraussetzung für eine Schlusszahlung ist neben der Abnahme grundsätzlich das Vorliegen der Schlussrechnung, mit deren Zugang die Zahlungsfrist beginnt. Es genügt
dabei in der Regel für eine rechtzeitige (fristgerechte) Zahlung, dass der Schuldner (Auftraggeber) seiner Bank den Überwejsungsauftrag erteilt hat (§ 2698GB) und dass auf seinem Konto entsprechende Deckung vorhanden ist. Bevor eine Bauleistung in Form der Schlussrechnung endgültig abgerechnet wird, werden für die noch nicht vollendeten Leistungen Abschlagszahlungen geleistet (siehe Abschnill 3.5.6). Der Auftraggeber hat die Abschlagszahlung innerhalb von 18 Werktagen nach Zugang der prüffähigen Aufstellung zu leisten (§ 6 Nr. 1
VOBIB). Die Schlusszahlung ist alsbald nach Prüfung und Feststellung der vom Auftragnehmer vorgelegten Schlussrechnung zu leisten, spätestens innerhalb von zwei Mona· ten nach Zugang (§ 16 Nr. 3 (1) VOB/B). Die vorbehaltlose Annahme der Schlusszahlung schließt Nachforderungen aus, wenn der Auftraggeber über die Schlusszahlung schriftlich unterrichtet und auf die Ausschlusswirkung hingewiesen hat. Auch früher gestellte, aber unerledigte Forderungen sind ausgeschlossen, wenn sie nicht nochmals vorbehalten werden. Ein Vorbehalt ist innerhalb von 24 Werktagen zu erklären. Innerhalb weiterer 24 Werktage ist eine Rechnung Ober die vorbehaltenen Forderungen einzureichen oder, falls die Einhallung dieser Frist nicht möglich ist, der Vorbehalt eingehend zu begründen. Die Ausschlussfristen gelten nicht für ein Verlangen nach Richtigstellung der Schlussrechnung und -zahlung wegen Aufmaß-, Rechen- und Übertragungsfehlern. Die Regelungen, die bei der Ermittlung von Verzugszinsen bei Zahlungsverzug geiten, sind in Abschnitt 3.5.6.8 aufgeführt. Dort wird auch auf die Bauabzugssteuer verwiesen. Da insbesondere bei größeren Bauvorhaben oft Meinungsverschiedenheiten zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer Ober außervertragliche Leistungen oder neu festzusetzende Preise bestehen (siehe Abschnitt 3.5.10), finden sich regelmäßig Baustellen, bei denen es mehrere Jahre dauert, bis die Abrechnung durch die Schlusszahlung abgeschlossen wird.
4.2 Schlussrechnung
317
Falls eine Sicherheitsleistung für die Gewährleistung vereinbart wurde (siehe Abschnitt 3.5.2.3) so wird der festgelegte Gewährleistungsbetrag in der Regel von der Schlusszahlung einbehalten. Nach § 17 Nr. 2 VOB/B kann jedoch der Auftragnehmer durch Stellung einer Gewährleistungsbürgschaft den einbehaltenen Betrag frei bekommen. Hinsichtlich der Folgen bei Zahlungsverzug wird auf § 16 Nr. 5 (4) verwiesen. Danach kommt der Auftraggeber ohne Nachfristsetzung in Verzug, falls er das unbestrittene Guthaben nicht innerhalb von 2 Monaten nach Zugang zahlt. Der Auftragnehmer kann dann Zinsen in Höhe des in § 2BB BGB angegebenen Zinssatzes geltend machen (siehe Abschnitt 3.5.6.8). Die Rechnungsprüfung ist in § 15 HOAI als eine der Leistungen genannt, die durch den Architekten in der Phase 8 nObjektüberwachung (Bauüberwachung)" vorzunehmen hat. Bei einer kooperativen Vertragabwicklung werden die vorgenommenen Korrekturen vom Architekten dem Bauleiter erläutert. Bei differierenden Ansichten muss versucht werden, dass gegebenenfalls unter Einbeziehung des Auftraggebers und der Geschäftsführung des Auftragnehmers ein Kompromiss gefunden wird. Die geprüfte Rechnung mit den Prüfeintragungen einschließlich der Korrekturen im Aufmaß sollten durch den Auftraggeber mit einer Buchungsanzeige dem Auftragnehmer übergeben werden. Die Buchungsanzeige dient dem Auftragnehmer als Beleg, um den gekürzten Betrag aus seiner Buchhaltung auszubuchen. Wenn keine gütliche Einigung zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber über die Höhe der Schlusszahlung erreicht wird, kann der Auftragnehmer den Rechtsweg einschlagen (Verfahren vor staatlichen Gerichten) und den offenen Betrag einklagen. Bei öffentlichen Aufträgen liegt es nahe, zunächst den behördeninternen Weg zur Klärung von Meinungsverschiedenheiten nach § 18 Nr. 2 VOBtB zu beschreiten. Verschiedene Bauherren schlagen bei Vertragsabschluss vor, dass im Falle von Differenzen ein Schiedsverfahren, auch Schiedsgerichtsverfahren genannt (eng!. Arbitration), durchgeführt wird. Ein Schiedsverfahren ist ein Verfahren vor einem privaten Zivilgericht. Der Rechtsstreit wird durch den Schiedsspruch eines oder mehrerer Schiedsrichter beendet. In der Regel wird in der Schiedsvereinbarung festgelegt, dass durch das Schiedsverfahren der Rechtsweg zu den staatlichen Zivilgerichten ausgeschlossen ist. 235 Schiedsverfahren haben bei internationalen Bauverträgen, die regelmäßig auf den FIDIC-Musterverträgen basieren, eine besondere Bedeu-
235
Schiedsgerichtsordnung für das Bauwesen einschließlich Anlagenbau. herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Baurecht e. V. (www.baurecht-ges.de) und dem Deutschen Beton- und Bautechnik-Verein e. V.
4 Fertigstellungsphase
318
tung. 23ll Der Vorteil von Schiedsverfahren im Vergleich zu einem Zivilprozess ist, dass dieses schneller abläuft. Von Nachteil sind aber die im Vergleich zum Zivilgericht höheren Kosten. Bevor ein Verfahren vor einem äffentlichen Zivilgericht oder ein Schiedsverfahren angestrengt wird, sollte geprüft werden, ob zuvor durch ein Schiedsgutachten oder ein Schlichtungsverfahren eine Einigung erzielt werden kann. Schiedsgutachlenver· fahren sind in erster Linie dafür geeignet, Streitigkeiten über Tatsachen, wie z. B. Mängel oder Nachtragsforderungen der Höhe nach beizulegen. 231 Als Schlichter kann auf Fachleute zurückgegriffen werden, die durch die Industrie- und Handelkammern oder die Handwerkskammern benannt werden. Die beiden streitenden Parteien müssen sich auf einen Schlichter einigen, der einen unverbindlichen Einigungsvorschlag erarbeitet. Die Parteien können dann den Vorschlag annehmen oder verwerfen. Ein weiteres Verfahren stellt die Mediation dar. Der Mediation unterziehen sich beide Parteien freiwillig. Der gemeinsam bestimmte Mediator fördert die Kommunikation und Interessenklärung zwischen den Parteien mit dem Ziel, eine von den Parteien selbst verantwortete und erarbeitete Lösung des Konfliktes herbeizuführen. 238 In einigen europäischen Ländern ist die Durchführung ein Mediationsverfahren zwingend vorgesehen, bevor ein Zivilgericht angerufen werden kann. Vergleichbare Überlegungen gibt es auch in Deutschland.
4.3
Dokumentation
4.3.1
Interne Dokumentation und Archivierung
Die Anforderungen an eine qualifizierte und umfassende Dokumentation des Baugeschehens werden gewöhnlich im Oualitätsmanagementsystem des Unternehmens festgeschrieben. Die langfristige Ablage der Dokumente in speziellen organisatorischen und I oder räumlichen Bereichen wird als Archivierung bezeichnet. Die Dokumentation und Archivierung hat zwei Ziele: Rechtliche Verpflichtungen nach dem Handelsgesetzbuch Nach § 257 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet. alle empfangenen und abgesendeten Handelsbriefe und alle Buchungsbelege geordnet aufzubewahren. Diese Unterlagen sind mindestens sechs Jahre aufzubewahren, beginnend mit dem Ende des Kalenderjahres. Unter einem Handelsbrief wird ein Schriftstück ver-
Weitere Hinweise unter www.dis-arb.de Elwert I Flassek: Nachtragsmanagement in der Baupraxis, Seite 168 23e Flucher. Kochendörfer et aL, Mediation im Bauwesen 2311
237
4.3 Dokumentation
319
standen, das der Vorbereitung, Durchführung und dem Abschluss oder der Rückgängigmachung eines Geschäfts dient. Zwischen Briefpost, TelefaxNachrichten oder E-Mails wird nicht unterschieden. Alle Unterlagen, die keine Handelsbriefe darstellen, könnten nach Projektende entsorgt werden. Sehr viele Bauunternehmen bewahren jedoch praktisch alle Projektunterlagen über relativ lange Zeiträume über die rechtlichen Fristen hinaus auf, um zum Beispiel bei späteren Um- und Erweiterungsbauten Wettbewerbsvorteile zu haben. Aufbewahrungspflichten ergeben sich aus dem Handels- und Steuerrecht. Nach dem § 257 Handelsgesetzbuch (HGB) sind Handelsbücher, Inventare, Jahresabschlüsse etc., empfangene und Wiedergaben abgesandter Handelsbriefe sowie Belege für Buchungen aufzubewahren. Nach § 147 Abgabenordnung (AO) sind zusätz~ lich sonstige Unterlagen aufzubewahren, soweit sie für die Besteuerung notwendig sind. Die Aufbewahrungspflicht beginnt mit dem Ablauf des Kalenderjahres, in dem die Unterlagen erstellt, zugesandt oder letztmalig geändert worden sind. Die Aufbewahrungsfristen betragen 6 oder 10 Jahre. Für etliche Dokumente im Bauwesen geIten nach dem Urheberrecht und wegen Herausgabeansprüchen nach § 197 BGB auch Fristen von 30 Jahren. Zu unterscheiden sind: Aufbewahrung im Original, Aufbewahrung mit der Möglichkeit der originalgetreuen bildlichen Wiedergabe (Microfilm, gescannt), Aufbewahrung mit der Möglichkeit der inhaltlichen Wiedergabe (Dateien) und Aufbewahrung steuerlich relevanter originär digitaler Unterlagen in maschinell auswertbarer Form. Gesetzliche Aufbewahrungsfristen für typische Baudokumente sind der Abbildung 129 zu entnehmen. Unternehmensintern ist festzulegen, ob über die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen hinaus Dokumente aufbewahrt werden. Dies betrifft zum Beispiel die Bau- und Fertigungspläne für die Bauabwicklung. In Abschnitt 2.2.7.14 wurde der Aufbau einer Projektordnerstruktur erläutert. Beim Aufbau dieser Struktur soll bereits auf die langfristige Dokumentation geachtet werden. So soll es gegebenenfalls möglich sein, jene Teile der Projektdokumentation leicht herauszunehmen, die nicht archiviert werden sollen. Diese Auswahl ist jedoch unter dem Gesichtspunkt vorzunehmen, dass eventuell noch nach Jahren Beweise in strittigen Punkten zu erbringen sind. Falls die Projeklordner doppelt geführt wurden, kann der kopierte Satz vor der Dokumentation entsorgt werden.
320
4 Fertigstellungsphase
r
I
Dokumenten.rt
Gesetzliche Aufbewahrungsfrisl
Art der Aufbewahrung
Bemerkung
Angebotsunterlagen mit Auftragsfolge
6 Jahre
bildlich
soweit empfangene Han-
Angebotsunterlagen mit Auftragsfolge
6 Jahre
inhaltlich
soweit abgesandte Han-
Anaebotsunterlaaen ohne AultraQsfollle
o Jahre
-
Aultra
6 Jahre
bildlich
deisbriefe
$-
und Beslellunlerla en
emeinschaft Abrechnung der Aroeüsgemeinschaft BaubeschreibunQ Abrechnun der Arbeit
B,
enehmi un . Baupläne
Bau- und Feit; un spläne fOr Bauabwicklun
10 Jahre
inhaltlich
10 Jatue
bildlich
6 Jahre 6 Jahre o Jahre
bildlich
deisbriefe
soweit 8ilanzunterla e soweit Buchungsbe~
bildlich
-
8aurechnuoQen
10 Jahre
bildlich
Untertagen Ober abgeschlossene Bau~orhaben
10 Jahre
inhaltlich
soweij Inventare
Unterlagen uber abgeschlossene Bauvorhaben
6 Jahre
bildlich
soweit empfangene Handelsbriefe
Unterlagen über abgeschklssene Bauvorhaben
6 Jahre
inha~l;ch
soweit abgesandte Handelsbriefe
Unterlagen über abgeschlossene Bauvorhaben
10 Jahre
bildlich
Behördliche Anweisungen, Bescheinigungen,
6 Jahre
bildlich
soweit Buchungsbelege
Bilanz
10 Jahre
Original
E-Mail mit Handelsbriefinhalt
6 Jahre
inha~lich
Kalkulation und Kalkulationsunterlagen
6 Jahre
bildlich
MietverW e
10 Jahre
bildlich
nach Vertra sende
Stundenzettel
10 Jahre
bildlich
soweit Lohnbelege soweit Buchunllsbele!le
Genehmigun~en
Quiltunllen
10 Jahre
bildlich
Rechnun en
10 Jahre
bildlich
Vertrage und Vertragsunterlagen
6 Jahre
bildlich
soweit handels- oder steuerrechtlich bedeutsam
nach Vertragsende, soweit handels- oder steuerrechtlich relevant
Abb, 129: Gesetzliche Aufbewahrungsfristen für Baudokumente
Selbstverständlich nimmt die Dokumentation aller Projektordner für alle bearbeiteten Projekte im laufe der Jahre beträchtlichen Platz ein. Es ist daher zu überlegen, ob bereits während der Projektbearbeitung alle Unterlagen gescannt werden. Moderne Kopierer bieten meistens die Möglichkeit, auch zu scannen, so dass dieser Vorgang sehr schnell und effizient durchgeführt werden kann, Damit ist es möglich, dass eine gesamte Projektdokumentation auf einer DVD gespeichert werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass eine DVD für eine Langzeitarchivierung nicht geeignet ist. Nach einer Anzahl von Jahren sind die DVD umzukopieren. Zu beachten ist auch, dass programmspezifische Dateien häufig bereits nach wenigen Jahren nicht mehr gelesen oder bearbeitet werden können. Teilweise wird die Pflege von Programmen eingestellt oder es kommen neue Programmversionen auf den Markt, die nicht mehr
4.3 Dokumentation
321
abwärtskompatibel sind. Alte Dateien müssen dann konvertiert werden, bevor diese mit aktuellen Programmen gelesen und bearbeitet werden können. Schon viele Bauunternehmen und Auftraggeber waren unangenehm überrascht, dass eine vermeintlich perfekte und zukunftssichere Projektdokumentation bereits nach wenigen Jahren aus den genannten Gründen nicht mehr gelesen werden konnte. Die bis vor wenigen Jahren noch übliche Archivierung auf Microfilmen spielt heute kaum mehr eine Rolle. Hinzuweisen ist auch auf die Bedeutung einer Fotodokumentalion. Die Bauleitung sollte systematisch eine Fotodokumenlation unter verschiedenen Gesichtspunkten anlegen: Regelmäßige (tägliche) Aufnahme der gesamten Baustelle, möglichst von einem benachbarten, höheren Gebäude, zur Ergänzung des Baulagebuchs. Fotodokumentation wichtiger Mängel. Hier ist besonders darauf zu achten, dass nachträglich eindeutig der Ort des Mangels rekonstruiert werden kann. Es wird daher empfohlen, noch am Tag, an dem die Fotos aufgenommen wurden, diese in einem Bildverwaltungssystem abzulegen und mit den notwendigen Angaben zu ergänzen. Fotodokumentation durch professionellen Fotografen, um Bildmaterial für spätere Firmenbroschüren zur Verfügung zu haben. Bei diesen Fotos ist besonders auf Sauberkeit der Baustelle und Einhaltung der Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz zu achten (zum Beispiel: Absturzsicherungen überall angebracht und alle gewerblichen Personen sowie Führungspersonal mit Helm und eventuell mit Warnweste). Bei größeren Baustellen ist es nicht unüblich, so genannte Lifecams einzurichten. Häufig werden diese auf Wunsch des Bauherrn installiert. Zu klären ist, in welchem zeitlichen Abstand die Aufnahmen erfolgen. Nicht unüblich sind Abstände von etwa 10 s bis 1 min. Wichtig ist auch die Sicherung der Filme, damit diese gegebenenfalls später zu Beweiszwecken verwendet werden können.
4.3.2
Übergabedokumentation
Im Werkvertrag nach BGB und im VOB-Vertrag gibt es keine Vorgaben zur Dokumentation. Daher ist in der Regel in den zusätzlichen Vertragsbedingungen vorgesehen, dass der Auftragnehmer eine Übergabedokumentation oder eine Bestandsdokumentation zu erstellen hat. Häufig ist sogar geregelt, dass diese bei der Abnahme vorzulegen ist. Jedoch fehlen in den meisten Verträgen weitere Hinweise zur Strukturierung und zum Inhalt dieser Dokumentation. Unter einer Bestandsdokumentation wird meistens ein Plansatz verstanden, der die gebaute Ist-Situation dokumentiert. Haufig wird hierfür auch der Begriff Revisions-
322
4 Fertigstellungsphase
zeichnung verwendet. Falls die Werkplanung baulich ohne Änderungen umgesetzt wurde, ist somit die Werkplanung mit der Bestandsdokumentation identisch. Werden jedoch während des Erstellung des Bauwerks auch Anordnungen des Bauherrn vor Ort gegeben, so kann sich die Planung teilweise deutlich vom gebauten Ist unterscheiden. Dies betrifft meistens weniger den Rohbau als die Technische Gebäudeausrüstung, also Elektro, Heizung, Lüftung und Sanitär. Beim Schlüsselfertigbau ist zu erwarten, dass alle Gerätehandbücher sowie die Betriebs- und Wartungsanleilungen im Rahmen der Dokumentation übergeben werden.
4.3.2.1
Struktur der Übergabedokumentation
Nur in seltenen Fällen gibt der Auftraggeber konkret vor, wie die Übergabedokumentation zu gliedern ist. In noch weniger Fällen werden auch Vorgaben zum Inhalt der Übergabedokumentation vorgegeben. Der Aufbau einer Gliederung für eine Übergabedokumentation stellt sich als Quadratur des Kreises dar, da diese nach verschiedenen Kriterien erfolgen kann. 239 Als Möglichkeiten der Gliederung bietet sich an: Klassifikation nach Leistungsbereichen (Gewerken), z. B. nach den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Baulerstungen (VOBte) oder nach dem Standardleistungsbuch. Klassifikation nach der Lage, ortsorientiert: Liegenschaft, Gebäude, Geschoss, Raum, Raumbereich. Klassifikation nach Bauteilen, z. B. Rohbau, Fassade, Dach, Heizung etc. Klassifikation nach (elektronischen) Datenformaten, alphanumerische Daten, vektorgraphische Daten, pixelgraphjsche Daten. Die Erstellung einer Projektdokumentation kann sehr aufwendig sein, insbesondere wenn die Dokumentationsvorgabe eine raum bezogene und keine gewerkeorientierte Gliederung fordert. Der Auftraggeber benötigt die Dokumentation hauptsächlich beim Facility Management, um das Gebäude zu betreiben (siehe Abschnitt 4.3.2.3). 4.3.2.2
Inhalt der Übergabedokumentation
Wie bereits festgestellt, werden nur in sehr wenigen Bauverträgen konkrete Vorgaben zum Inhalt der Übergabedokumentation gemacht. Der Auftragnehmer muss sich somit eine Gliederungsstruktur selbst erarbeiten. Ob eine ausführliche oder eine gestraffte Gliederungsstruktur geeigneter ist, muss anhand der spezifischen Bedin-
239
Schach I Flemming: Übergabe und Nutzungsdokumenlation für Bauwerke
4.3 Dokumentation
323
gungen des Projektes entschieden werden. In den Abb. 130 und Abb. 131 sind für die bauvorbereitenden Maßnahmen, Baukonstruktion und Freianlagen sowie für die Technische Gebäudeausrüstung und nutzerspezifische Ausstattung je eine ausführlichere und eine straffere Gliederung dargestellt. Vorschlag für eine ausführliche StruktuMenmg
Vorschlag für eine gestraffte StruktuMerung
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Untemehmer- und Lieferantenangaben Zulassungen und Zeugnisse Nacl1weise für Baustoffe und Mater"lien Genehmigungen Plane und Zeichnungen Ga..,nlieerklarungen Er1därungen Ober lachgerechte AusfOhrung Fun~tionsbescheinigungen
Pflegeanleitungen PrOIbescheinigunoen Protoko1le Gewahrleistungsbe!;cheinigungen
Vertragliche Dokumente Hersteller· und Materialnacl1weise Bedienungs., Wartungs. und Rev!sionsanweisungen P'otoko1le. Aufnahmen. Nacl1weise Plane und Zeichnunoen Genehmigungen. Zulassungen Gutacl1ten Berechnungen, Auswertungen Sonstiges
Merk~a"e'
EnlSOrgungsnacl1weise Sonstiges
Abb. 130: Vorschläge zur Strukturierung von Übergabedokumentationen für Bauvorbereitende Maßnahmen, Baukonstruktionen und Freianlagen Vorschlag für eine ausführliche StruktuMerung 1. 2. 3. 4. 5.
A _ Do~umentationsbesehreibende Dokumenle B - Managementdokumenle C· Vertra91iehe und nicht·technische Dokumente 0 _ Do~umente milallgemeiner technischer Information E - Do~umente to, technische Antorderongen und Ausle-
6. 7. 8. 9. 10. 11 12
9"" F _Funktionsbeschreibeode Dokumente
Vorschlag für eine gestraffte Strukturierung I. 2. 3. 4. 5. 6.
Bauvertraglid'le Regelungen Anlilgenbes,;tueioongen Fun~tionS5Chemata
Berechnungen ur.d Messergebnisse Unte<1agen zur Wartung und Bedienung Technische PnJfbeseheinigungen und Protokolle
L - Ortsbe:rogene Dokumente M· Vert>ndungsbeschreibende Dokumente P - Produktlislen O· Oualilatsmanagementdokumente: sicherheilsbesch'ei· bende Do~umente T _Dokumente zu, Beschreibung geometrischer Formen W - Betriebliche Protokolle und Aufzeichnungen
Abb. 131: Vorschläge zur Strukturierung von Übergabedokumentationen für die Technische Gebäudeausrüstung und Nutzerspezifische Ausstattung
4.3.2.3
Dokumentation für das Facility Management
Das Facility Management ist definitionsgemäß bereits im Planungsprozess eingebunden, um sicherzustellen, dass das Gebäude später nicht nur wirtschaftlich, sondern auch entsprechend den Nutzeranforderungen betrieben werden kann. Weitere Untergliederungen des Facility Managements können der Abb. 132 entnommen werden. 240. 241
240
Schach I Kabitzsch I Höschele lOtto: Integriertes Facility Management
324
4 Fertigstellungsphase
Facllity Management
Gebludemanagement Technisches Gebäudemanagement GebIIudeautomation
Kaufmännisches Gebäudemanagement
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Infrastrukturelles Gebäude-
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Abb. 132: Begriffliche Zusammenhänge
Selbst ohne Berücksichtigung der Nutzeranforderungen können Dokumentationen für das Facility Management nach verschiedenen Kriterien gegliedert werden:
•
Klassifikation nach Leistungsbereichen: z. B. nach DIN 32736 Gebäudemanagemenl - Begriffe und Leistungen oder nach AHO - Untersuchungen zum Leistungsbild Facility Management-Consulting 242; Klassifikation objektorientiert I produktbezogen nach Bauteifen und AnlagenIeilen; Klassifikation funktionsorientiert nach Kriterien der Prozessführung in der Betriebsphase technischer Anlagen; Klassifikation nach Datenarten gemäß GEFMA 400 243 : Bestandsdaten, Zustandsdaten, Verbrauchsdaten, Auftragsdaten (z. B. Ausschreibungen), Workflow-Daten, kaufmännischen Daten.
Zu beachten ist, dass vom Auftragnehmer der Bauleistungen nur ansatzweise eine Dokumentation für Zwecke des Facility Managements erstellt werden kann. Im Allgemeinen ist es notwendig, aus der Übergabedokumentation eine Dokumentation für das Facility Management neu aufzubereiten. An Beispielen für das Reinigen soll dies erläutert werden: Für die Ausschreibung von Fensterreinigungsarbeiten werden zu reinigende Fensterflächen und die Meter von Fensterrahmen benötigt. Beide Angaben lie-
241 242
m
Otto: Wissensintensives Facility Management AHO _ Untersuchungen zum Leistungsbild Facility Management-Consulting GEFMA 400 Computer Aided Facirity Management CAFM, 04/2002
4.3 Dokumentation
325
gen während der Bauphase nicht vor und sind somit auch nicht Bestandteil der Übergabedokumentation. Für Fußbodenreinigungsarbeiten werden die zu reinigenden Fußbodenflächen benötigt. Diese entsprechen nicht den Raumgrundrissflächen nach 01 N 277 oder Abrechnungsflächen zum Beispiel für die Bodenbelagsarbeiten. Erstens werden die Abrechnungsflächen zum Beispiel für die Bodenbelagsarbeiten nach Rohbaumaßen berechnet und zudem sind jene Flächen nicht zu reinigen, die durch Schränke oder Sideboards permanent abgedeckt sind. Somit ist zu beachten, dass in der Regel vom Auftragnehmer der Bauleislungen auch wenn es sich um ein schlüsselfertig zu erstellendes Gebäude handelt - keine vollständige Dokumentation für das Facility Management erstellt werden kann.
5
Gewährleistungsphase
5.1
Verpflichtung nach BGB und VOB
Durch den Abschluss eines Bauvertrages ergeben sich sowohl für den Auftraggeber
(nach 8GB: Besteller) als auch für den Auftragnehmer (nach 8GB: Unternehmer) Haupt- und Nebenpflichten (siehe Abschnitt 3.2.1). Eine der Hauptpflichten stellt die Abnahme des fertigen Bauwerks dar. In den Abschnitt 4.1.3.2 und 4.1.3.3 sind die Rechtsfolgen der Abnahme dargestellt.
Der Auftraggeber wird die Abnahme nur aussprechen, falls der Auftragnehmer ein mängelfreies Werk - ohne Rücksicht auf Verschulden - erstellt hat. Die Forderung nach einem mängelfreien Werk wird von der Rechtssprechung konsequent bestätigt. Der Auftragnehmer gewährleistet diese Mängelfreiheit. Das Einstehen für diese Mängelfreiheit wird auch Gewährleistung genannt. Die Mängelfreiheit bezieht sich dabei nicht nur auf den Zeitpunkt der Abnahme, sondern betrifft die gesamten in den § 634a 8GB und § 13 Nr. 4 V08/B genannten Phasen (siehe hierzu Abschnitt 5.2.2). Von der Gewährleistung ist eine Garantie abzugrenzen. Eine Garantie geht über eine GeWährleistung hinaus, besteht neben dieser und sichert eine unbedingte Scha~ densersatzleistung zu. Sie bezieht sich immer auf eine Funktionsfähigkeit. Garantien werden beim 8auvertrag selten abgegeben und sollen daher in diesem Zusammenhang nicht weiter betrachtet werden. Hinzuweisen ist jedoch auf Produktgarantien, die von Herstellern der vom Auftragnehmer verarbeiteten 8austoffe und Bauprodukte im Sinne eines selbständigen Garantievertrages abgegeben werden. Als Beispiel werden Dachfolien genannt, auf die häufig eine Garantie von 10 Jahren gegeben wird. Vereinzelt werden im Bauwesen sogar Garantieverträge mit einer 40-jährigen Garantie angeboten.
5.2
Mängel- und Gewährleistungsmanagement
5.2.1
Definition des Mangels
5.2.1.1
Mangel nach 6GB und VOB
Oie Definition eines Mangels ergibt sich aus § 633 8G8 "Sach- und Rechtsmängel
u
•
,,(1) Der Unternehmer hat dem Bestelfer das Werk frei von Sach- und Rechtsmängeln zu verschaffen. (2) Das Werk ist frei von Sachmängeln, wenn es die vereinbarte Beschaffenheit hat. Soweit die Beschaffenheit nicht vereinbart ist, ist das Werk frei von Sach-
328
5 Gewährfeistungsphase
mängeln,
(1) (2)
1. wenn es sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte, sonst 2. für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die der Besteller nach der Art des Werkes erwarten kann. Einem Sachmangel steht es gleich, wenn der Unternehmer ein anderes als das bestellte Werk oder das Werk in zu geringer Menge herstellt. Das Werk ist frei von Rechtsmängeln, wenn Dritte in Bezug auf das Werk keine oder nur die im Vertrag übernommenen Rechte gegen den Besteller geltend machen können. U
In der VOB (8) 2006 ist der Mangelbegriff in § 13 (1) definiert: ,,1. Der Auftragnehmer hat dem Auftraggeber seine Leistung zum Zeitpunkt der Abnahme frei von Sachmängeln zu verschaffen. Die Leistung ist zur Zeit der Abnahme frei von Sachmängeln, wenn sie die vereinbarte Beschaffenheit hat und den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Ist die Beschaffenheit nicht vereinbart, so ist die Leistung zur Zeit der Abnahme frei von Sachmängeln, a) wenn sie sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte, sonst b) für die gew6hnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die der Auftraggeber nach der Art der Leistung erwarten kann. U
Im Vergleich zwischen der VOB und dem BGB ist insbesondere festzustellen, dass im 8GB die anerkannten Regeln der Technik nicht efWähnt werden (siehe Abschnitt 2.4.3.1 ). 5.2.1.2
Mangelarten
In der Baupraxis wird häufig nach Mangelarten unterschieden: Wesentlicher Mangel In § 12 Nr. 3 ist festgelegt, dass "wegen wesentlicher Mängel {. ..] die Abnahme bis zur Beseitigung verweigert werden [kann]." Ein wesentlicher Mangel ist in der Regel anzunehmen, wenn die Gebrauchsfähigkeit erheblich beeinträchtigt ist. Nähere Angaben hierzu siehe unter Abschnitt 4.1.3.3. Qualitäts-, Planungs- und Ausschreibungsmangel Leistungen werden häufig vom Auftraggeber als mangelhaft bezeichnet, da die vom Auftragnehmer erbrachte Leistung nicht den efWarteten Qualitätsansprüchen entspricht. Der Auftragnehmer weist den Mangel mit dem Argument zurück, dass wegen einer schlechten oder unzureichenden Ausschreibung vom Auftraggeber ein vermeintlicher Mangel gerügt wird. Dabei sind zwei Sachverhalte zu unterscheiden:
5.2 Mängel- und Gewährleistungsmanagement
-
-
329
Mangel wegen qualitativer Minderleistung In Abschnitt 3.4.4 wurden das Qualitätsmanagement und das Qualitätscontrolling diskutiert. Es ist außerordentlich wichtig, dass rechtzeitig festgestellt wird, in welcher Qualität die Leistung erbracht werden muss. Es wird darauf hingewiesen, dass teilweise eine Grauzone vorhanden ist, da von wenigen Ausnahmen abgesehen im Standardleistungsbuch unterschiedliche Qualitätsniveaus nicht vorgesehen sind. Eine Ausnahme stellt Sichtbeton (siehe Abschnitt 3.4.4.3) dar. Mangel wegen fehlender Leistung Teilweise werden Leistungsmängel gerügt, da der Auftraggeber davon ausgeht, dass bestimmte Leistungsteile vom Auftragnehmer geschuldet sind, er diese aber nicht erbracht habe. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die in der jeweiligen DIN-Norm der VOB/C unter 4.2 genannten Besonderen Leistungen. Genannt wird zum Beispiel bei der DIN 18356 Parkettarbeiten die Nummer 4.2.10 "Schließen und/oder Abdecken von Fugen, z. B. Bewegungs- Anschluss- und Scheinfugen", oder bei der DIN 18380 Heizungsanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen Nummer 4.2.2 "Besondere Maßnahmen zur Schalldämmung und Schwingungsdämpfung von Anlagenteilen gegen den Baukörper" oder Nummer 4.2.8 "Rosetten an Wand- und Deckendurchführungen". In jedem Fall sollte der Auftragnehmer jedoch den Auftraggeber rechtzeitig darauf hinweisen, dass bestimmte Leistungen als Besondere Leistungen nicht Vertragsbestandteil sind, in bestimmten Fällen sollten Bedenken angemeldet werden (siehe Abschnitt 3.2.1.1).
Optischer Mangel Optische Mängel können sich wegen Farbabweichungen, Strukturabweichungen, unzureichender Oberflächen beschaffenheit oder nicht ausreichender Passgenauigkeit ergeben. Eine Abgrenzung zu den oben genannten Qualitätsmängeln ist häufig nicht gegeben. Technischer Mangel Ein technischer Mangel ist anzunehmen, falls technische Normen, technische Regelwerke, die anerkannten Regeln der Technik oder individualvertraglich vereinbarte technische Regeln nicht eingehalten wurden oder Abweichungen von den Herstellervorschriften vorliegen. Mangel auf Grund von Abweichungen vom Vertrag Es gibt vielfältige Gründe, warum ein Mangel vorliegen kann, der auf Abweichungen von den vertraglichen Vereinbarungen zurückzuführen ist. Dies können zum Beispiel die bereits erwähnten Mängel wegen Abweichungen von der ver-
330
5 Gewährfeistungsphase
einbarten Qualität sein. Typisch wären aber besonders Maßabweichungen, indem zum Beispiel eine Wand um 10 cm aus der Achse versetzt gebaut wurde.
Arglistig verschwiegener Mangel Verschweigt der Auftragnehmer bei der Abnahme einen Mangel, der ihm aber nachweislich bekannt ist. so handelt es sich im juristischen Sinne um einen arglistig verschwiegenen Mangel. Solch ein Mangel liegt zum Beispiel vor, wenn der Auftragnehmer vorsätzlich minderwertige Baumaterialien verwendet. Nach der Novellierung des 8GB zum 1.1.2002 beträgt die Gewährleistung für arglistig verschwiegene Mängel 5 Jahre nach der Abnahme und 3 Jahre ab Kenntnis. Hierzu gibt es aber zurzeit keine höchstrichterliche Rechtsprechung. Vor der Novellierung des BGB betrug die Gewährleistungsfrist für arglistig verschwiegene Mängel 30 Jahr. Zu beachten ist jedoch, dass gerichtsverwertbar der Nachweis zu erbringen ist, dass der Auftragnehmer zum Zeitpunkt der Abnahme Kenntnis vom Mangel hatte. Versteckter Mangel Häufig wird von einem versteckten Mangel gesprochen. Juristisch gibt es jedoch einen solchen Mangel nicht. Inwieweit ein Mangel tatsächlich gegeben ist, ist häufig Grund für lange und strittig geführte Diskussionen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Gegebenenfalls muss durch einen möglichst gemeinsam beauftragten (privaten) Gutachter versucht werden, eine Lösung herbeizuführen. Falls dies nicht möglich ist, kann durch ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren (siehe Abschnitt 3.2.2) festgestellt werden, welche Partei Recht hat. In diesem Fall wird durch das Gericht ein gerichtlich bestellter Gutachter mit der Mangelfeststellung beauftragt.
5.2.2 Verjährung der Mängelansprüche Die Verjährung von Mängelansprüchen ist in § 634a BGB geregelt. Danach verjähren die Mängelansprüche ~in fünf Jahren bei einem Bauwerk und einem Werk, desbesen Erfolg in der Erbringung von Planungs- oder Überwachungsleistungen steht. Die VOB regelt dagegen in § 13 Nr. 4:
(1) Ist für Mt3ngelansprüche keine Verjährungsfrist im Vertrag vereinbart, so beträgt sie für Bauwerke 4 Jahre, für andere Werke, deren Erfolg in der Herstellung, Wartung oder Veränderung einer Sache besteht, und für die vom Feuer berührten Teile von Feuerungsanlagen 2 Jahre. Abweichend von Satz 1 beträgt die Verjährungsfrist für feuerberührte und abgasdämmende Teile von industriellen Feuerungsanlagen 1 Jahr.
5.2 Mängel- und Gewährleistungsmanagement
331
(2) Ist für Teile von maschinellen und elektrotechnischen I elektronischen Anlagen, bei denen die Wartung Einfluss auf Sicherheit und Funktionsf~higkeit hat, nichts anderes vereinbart, beträgt für diese Anlagenteile die Verj~hrungsfrist für M~ngelan sprüche abweichend von Abs. 1 zwei Jahre, wenn der Auftraggeber sich dafür entschieden hat, dem Auftragnehmer die Wartung für die Dauer der Verjährungsfrist nicht zu übertragen; dies gilt auch, wenn für weitere Leistungen eine andere VerjlJhrongsfrist vereinbart ist Die Verjährungsfrist beginnt grundsätzlich mit der Abnahme. Aufgrund zahlreicher gesetzlicher Vorschriften kann es zu einer so genannten Hemmung der Verjährung kommen. Eine Verjährungshemmung hat zur Folge, dass der Zeitraum, während dem die Verjährung gehemmt war, nicht in die Verjährungsfrist eingerechnet wird. So ist die Verjährung beispielsweise gehemmt, wenn zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer Verhandlungen über einen Anspruch (also z. B. zur Frage, ob ein Mangel an der Leistung des Auftragnehmers vorliegt oder nicht) geführt werden. Auch die Einleitung gerichtlicher Aktivitäten zur Durchsetzung von Gewährleistungs· ansprüchen führt zur Hemmung der Verjährung. Für bestimmte Bauteile, bei denen erfahrungsgemäß Mängel erst nach längerer Zeit auftreten, können auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen längere Verjäh· rungsfristen festgelegt werden. So ist die Klausel ~Die Verjährungsfrist für Mängelansprüche beträgt bei Arbeiten am Flachdach 10 Jahre" nach einem BGH-Urteil wirksam. 244
5.2.3 Beweislast Wie bereits bei den Wirkungen der Abnahme dargestellt (siehe Abschnitt 4.1.3.1), tritt mit der Abnahme eine Umkehr der Beweislast ein. So muss vor der Abnahme der Auftragnehmer darlegen, dass bei einer berechtigten Verweigerung der Abnahme sowie bei Vorbehalten des Auftraggebers, das Werk mängelfrei ist. Nach der Abnahme hat jedoch der Auftraggeber zu beweisen, dass ein Mangel vorliegt und dessen Ursächlichkeit für einen Schaden gegeben ist. Bei Einzelvergaben der Gewerke kann es für Auftraggeber bei bestimmten Mängeln schwierig werden, die Ursache eines Mangels eindeutig zu erkennen. Typisch hierfür wäre zum Beispiel eine durchfeuchtete Wand. Ursache hierfür kann zum Beispiel ein undichtes Dach, eine undichte Trinkwasserleitung, eine undichte Heizwasserleitung oder ein bauphysikalisches Problem sein. Bei der Vergabe an einen Generalunternehmer hat der Auftraggeber jedoch nur einen Ansprechpartner. Durch eine
244
Markus I Kaiser I Kapellmann: AGB-Handbuch Bauvertragsklauseln. Seile 487
332
5 Gewährfeistungsphase
Generalunternehmervergabe erfolgt somit eine Risikoverlagerung zum Vorteil des Auftraggebers.
5.2.4 Rechtsfolgen nach VOB bei Mangel während der Bauabwicklung Die Rechlsfolgen bei Mängeln, die bereits während der Bauzeit erkannt werden, ergeben sich aus § 4 Nr. 7 VOStB. "Leistungen, die schon während der Ausführung als mangelhaft oder vertragswidrig erkannt werden, hat der Auftragnehmer auf eigene Kosten durch mangelfreie zu ersetzen. Hat der Auftragnehmer den Mangel oder die Verlragswidrigkeit zu verlreten, so hat er auch den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Kommt der Auftragnehmer der Pflicht zur Beseitigung des Mangels nicht nach, so kann ihm der Auftraggeber eine angemessene Frist zur Beseitigung des Mangels setzen und erk/~ren, dass er ihm nach fruchtlosem Ablauf der Frist den Auftrag entziehe (§ 8 Nr. 3). u
Der Auftraggeber sollte alle Maßnahmen ergreifen, damit die Bauleistung mangelfrei erstellt wird und dem Auftraggeber somit kein Vorwand gegeben wird, eine Kündi· gung auszusprechen, da diese mit unangenehmen Folgen verbunden ist. § 6 Nr. 3 VOB/B bestimmt nämlich: ,,(1) Der Auftraggeber kann den Vertrag kündigen, wenn in den F~lIen des § 4 Nr. 7 und 8 Abs. 1 und des § 5 Nr. 4 die gesetzte Frist fruchtlos abgelaufen ist (Entziehung des Auftrags). Die Entziehung des Auftrags kann auf einen in sich abgeschlossenen Teil der vertraglichen Leistung beschr~nkt werden. (2) Nach der Entziehung des Auftrags ist der Auftraggeber berechtigt, den noch nicht vollendeten Teil der Leistung zu Lasten des Auftragnehmers durch einen Dritten ausführen zu lassen, doch bleiben seine Ansprüche auf Ersatz des etwa entste~ henden weiteren Schadens bestehen. Er ist auch berechtigt, auf die weitere Ausführung zu verzichten und Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu verfangen, wenn die Ausführung aus den Gründen, die zur Entziehung des Auftrags geführt haben, für ihn kein Interesse mehr hat.
5.2.5 Rechtsfolgen nach BGB und VOB bei Mangel nach der Abnahme Bei den Rechtsfolgen bei Mängeln, die nach Abnahme erkannt wurden, ergeben sich unterschiedliche Folgen, je nachdem, ob ein BGB- oder ein VOB-Vertrag vorliegt. Falls ein BGB-Bauvertrag vorliegt, hat der Auftraggeber nach § 634 BGB ~Rechte des Bestellers bei Mängeln~ verschiedene Wahlmöglichkeiten; ,.Ist das Werk mangelhaft, kann der Besteller, wenn die Voraussetzungen der folgenden Vorschriften vorliegen und soweit nicht ein anderes bestimmt ist, 1. nach § 635 Nacherfüllung verlangen,
333
5.2 Mängel- und Gewährleistungsmanagement
2. nach § 637 den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen, 3. nach den §§ 636, 323 und 326 Abs. 5 von dem Verlrag zurücktreten oder nach § 638 die Vergütung mindern und 4. nach den §§ 636, 280, 281, 283 uns 311a Schadensersatz oder nach § 284 Ersatz der vergeblichen Aufwendungen verlangen. U
In der Regel wird der Auftraggeber die Nacherfüllung verlangen. Dies ist auch in der VOB/B vorgesehen:
§ 13 Nr. 5 VOBlB: (1) Der Auftragnehmer ist verpflichtet, alle wEihrend der VerjEihrungsfrist hervortretenden MEingeI, die auf verlragswidrige Leistung zurückzuführen sind, auf seine Kosten zu beseitigen, wenn es der Auftraggeber vor Ablauf der Frist schriftlich verlangt. Der Anspruch auf Beseitigung der gerügten MEingeI verjEihrl in 2 Jahren, gerechnet vom Zugang des schriftlichen Verlangens an, jedoch nicht vor Ablauf der Regelfristen nach Nummer 4 oder der an ihrer Stelle vereinbarlen Frist. Nach Abnahme der Mängelbeseitigungsleistung beginnt für diese Leistung eine Verjährungsfrist von 2 Jahren neu, die jedoch nicht vor Ablauf der Regelfristen nach Nummer 4 oder der an ihrer Stelle vereinbarlen Frist endet. (2) Kommt der Auftragnehmer der Aufforderung zur Mängelbeseitigung in einer vom Auftraggeber gesetzten angemessenen Frist nicht nach, so kann der Auftraggeber die Mängel auf Kosten des Auftragnehmers beseitigen lassen.
§ 13 Nr. 6 VOB/B: Ist die Beseitigung des Mangels für den Auftraggeber unzumutbar oder ist sie unmöglich oder würde sie einen unverhältnismäßig hohen Aufwand erfordern und wird sie deshalb vom Auftragnehmer verweigerl, so kann der Auftraggeber durch Erklärung gegenüber dem Auftragnehmer die Vergütung mindern (§ 638 BGB). Außerhalb des Geltungsbereiches der VOB gilt mit Inkrafttreten des ~Gesetzes zur Sicherung von Werkunternehmeransprüchen und zur verbesserten Durchsetzung von Forderungen (Forderungssicherungsgesetz) zum 01. 01. 2009, dass bei wesentlichen Mängeln der Auftraggeber überhaupt keine Zahlung leisten muss. Bei geringfügigen Mängeln steht ihm ein Zurückbehaltungsrecht zu, und zwar "in der Regel in der Höhe des Doppelten der voraussichtlichen Mängelbeseitigungskosten (Druckzuschlag). U
U
Falls die Nacherfüllung nur zu einem Teilerfolg geführt hat, so steht dem Auftraggeber für den technischen, den merkantilen und den betrieblichen Minderwert ein Schadenersatz zu. Dieser steht dem Auftraggeber auch zu, falls die Mängelbeseiti-
5 Gewährfeistungsphase
334
gung objektiv unmöglich, für den Unternehmer mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden ist oder dem Auftraggeber nicht zuzumuten ist. 245 Unverhältnismäßig ist die Mängelbeseitigung in der Regel bei geringfügigen Schön· heitsfehlern, bei denen die Gebrauchsfähigkeit des Bauwerks nahezu unbeeinträchti9t ist und die nur mit erheblichem Aufwand beseitigt werden können, wie beispielsweise bei Kratzern an der Verglasung oder Unebenheiten im Putz außerhalb der Maßtoieranzen. Im Rahmen der Mängelbeseitigung kann es notwendig sein, Leistungen zu erbringen, die notwendig gewesen wären, falls die Sache von vornherein richtig geplant und ausgeführt worden wäre. Diese damit verbundenen Kosten werden Sowiesokosten genannt und sind nicht Bestandteil der Schadenskosten.
5.2.6 Mangelverfolgung Die verschiedenen Rechtsfolgen sowie die teilweise zahlreichen Mängel, die von Auftraggebern gerügt werden, machen es erforderlich, dass insbesondere im Schlüsselfertigbau ein strukturiertes System zur Mangelverfolgung (Mangelmanagement) eingerichtet wird. Dieses sollte durch EDV-Programme unterstützt werden, im einfachsten Fall durch die Verwendung eines Tabellenkalkulationsprogramms und I oder eines Schreibsystems, um jederzeit einen aktuellen Überblick über der Abarbeitung der Mängel zu haben. Die Arbeit und die aktuelle Übersicht auf der Baustelle kann durch den Einsatz von Mobile Computing gerade bei der Mangelverfolgung stark unterstützt werden. 246 Nachfolgend werden die wichtigsten Prozessschritte bei der Mangelverfolgung erläutert: Mangelerfassung Alle durch den Auftraggeber gemeldeten Mängel sollten in einer Mangelübersichtsliste mit mindestens den folgenden Angaben erfasst werden: Fortlaufende Nummer, Verweis auf Dokument, in dem der Auftraggeber den Mangel gemeldet hat, Kurzbeschreibung, Ort (Geschoss, Raum etc.), Datum der Mangelmeldung. Mangelfeststellung und Mangelbewertung Nachdem der Mangel gemeldet wurde, ist vor Ort eine Mangelbeurteilung vorzunehmen. Gegebenfalls liegt kein Mangel vor, da die gerügte Leistung gar nicht ge-
m 24l!
Hankammer. Abnahme von Bauleislungen, Seile 60 Schach I Scherer I Menzel el aL. Mobile Computing im Bauwesen
5.2 Mängel- und Gewährleistungsmanagement
335
schuldet wurde (siehe Abschnitt 5.2.1.2). Ein vom Auftragnehmer nicht zu beseitigender Mangel liegt auch vor, falls die Leistung von einem anderen Unternehmer erbracht wurde, nach der Abnahme beschädigt wurde oder ein Schaden wegen nicht sachgemäßer Bedienung oder fehlender Wartung aufgetreten ist. Falls der Mangel vom Auftragnehmer zu vertreten ist, sollte bereits vor Ort festgelegt werden, wie die Mangelbeseitigung erfolgt. In schwierigen Fällen sind Schritte festzulegen, wie das Mangelbeseitigungskonzept erarbeitet wird. Falls die Leistung von Nachunternehmern erbracht wurde, ist dies festzustellen. Festlegung der Maßnahmen zur Mangelbehebung Nachdem der Mangel als zu beheben bewertet wurde, ist konkret festzulegen, von wem und wann der Mangel behoben wird. Bei Leistungen, die mit eigenem gewerblichem Personal erbracht wurden, wird man in der Regel den Mangel in Eigenleistung beheben. Falls man fachlich dazu nicht in der Lage ist, wird man einen Nachunternehmer damit beauftragen. Dies kann auch der Fall sein, falls das eigene Personal auf anderen Baustellen gebunden ist oder die Anfahrt zur Baustelle zu weit isl. Falls die mangelhafte Leistung durch Nachunternehmer erbracht wurde, ist die Mangelmeldung an diese weiterzuleiten und diese sind aufzufordern, den Mangel zu beheben. Information über geplante Mangelbehebung an Auftraggeber In der Regel wird der Auftraggeber darüber informiert, dass der Mangel behoben wird. Da das Bauwerk in der Regel nicht mehr frei zugänglich ist, ist mit dem Auftraggeber oder dem Nutzer die Zugänglichkeit abzustimmen. Mangel beheben Nach den zuvor erläuterten Schritten kann schließlich der Mangel behoben werden. Selbstverständlich ist durch geeignete organisatorische Maßnahmen zu verfolgen, ob und wie der Mangel behoben wird. Information über erfolgte Mangelbehebung an den Auftraggeber und Abnahme Nachdem der Manget behoben ist, ist der Auftraggeber unverzüglich hierüber zu informieren und eine Abnahme zu verlangen. 247 Die Hemmungswirkung endet gemäß § 13 Nr. 5 (1) Satz 3 VOB/B erst mit der Abnahme der Mängelbeseitigungsmaßnahmen. Es handelt sich hier um eine gesonderte Abnahme im Gewährleistungs-
247
Siehe auch BGH. Urteil vom 25.09.2008 _ VII ZR 32/07. Wichtig ist auch der Hinweis des BGH. dass in der Durchführung der Mängelbeseitigungsmaßnahmen nicht nur ein Hemmungstatbestand, sondern auch ein Unterbrechungstatbestand liegen kann. dann nämlich, wenn der Auftragnehmer in Erfüllung seiner Mängelbeseitigungspflicht die Maßnahme durchführt. Dann liegt nämlich eine Anerkenntnis vor. welche zu einem Neubeginn der vollen Verjährungsfrist (4 oder 5 Jahre) führt
336
5 Gewährfeistungsphase
stadium, die ausdrücklich, schriftlich oder stillschweigend erklärt werden kann. Dies gilt auch, wenn für die Beendigung der Vertragserfüllung ausdrücklich eine besondere Form der Abnahme vorgesehen ist. Mit der Abnahme der Mängelbehebung be· ginnt die zweijährige Gewährleistungsfrisl für den behobenen Mangel zu laufen.
Alle Schritte sollten sorgfältig dokumentiert werden.
5.3
Wartungsarbeiten
Der traditionelle Bauvertrag beinhaltet keine Wartungsarbeiten an der abgenommenen baulichen Anlage. Bei einzelnen Gewerken ist es jedoch sinnvoll, Wartungsund Pflegearbeilen im Bauvertrag mit zu vereinbaren. Dies betrifft insbesondere alle beweglichen Teile einer baulichen Anlage, elektrische Anlagenteile sowie Pflanzun· gen. In manchen Fällen bieten Bauteilehersteller auch eine Garantie an, falls ein Wartungsvertrag vereinbart wird. Folgende Beispiele werden genannt:
•
Anwuchsgarantie bei Vereinbarung eines Pflegevertrags zur Bewässerung bei Pflanzen. Garantie oder eine verlängerte Gewährleistung bei Abschluss eines Wartungsvertrages bei Anlagen der Technischen Gebäudeausrüslung ( z. B. Heizungsund Klimaanlage). Garantie oder verlängerte Gewährleistung bei Fassadenelementen oder beweglichen Anlagen (z. B. Fenster, Türanlagen, Aufzüge, Rolltreppen) Garantie oder verlängerte Gewährleistung bei Dächern und Dachabdichtung bei Abschluss eines Wartungsvertrages, verbunden mit einer regelmäßigen Inspek· tion und Reinigung des Daches.
Beim Abschluss eines Bauvertrages sollte der Bauherr auf die Möglichkeit von Wartungs- und Pflegeverträgen hingewiesen werden, da hierdurch Diskussionen verhindert werden, ob gemeldete Mängel auf vernachlässigte Wartung und Pflege zurückzuführen sind. Außerdem sichert ein langjähriger Wartungsvertrag dem Unternehmen einen regelmäßigen Cashflow. Darüber hinaus können die Wartungsarbeiten mit einer gewissen Flexibilität durchgeführt werden, so dass die Personalauslastung hierdurch versteligt werden kann.
6
Persönliche Fähigkeiten eines Bauleiters
Die Tätigkeit des Bauleiters ist einerseits gekennzeichnet vom SpannungsfeJd der oftmals unterschiedlichen Ziele des Auftraggebers, der Planer und Berater, der Genehmigungsbehörden, des eigenen Unternehmens und der jeweils zugeordneten
Mitarbeiter. Andererseits erfordert ein erfolgreiches Wirken nicht nur überdurchschnittliche fachliche und methodische Kompetenzen, sondern die persönlichen Fä· u
higkeiten - die soziale Kompetenz, auch als ~soft skills bezeichnet - sollten so ausgeprägt sein, dass ihr Profil die anderen Kompetenzfelder in möglichst idealer Form ergänzt. Nur methodisch und fachlich auf hohem Niveau agieren zu können, wird für eine erfolgreiche Betätigung in der Bau- und Projektleilung nicht ausreichen.
6.1
Grundzüge sozialer Kompetenz
Die ~soziale Kompetenz" umschreibt einen nicht eindeutig definierten Begriff, da es nach allgemeiner Auffassung keine Methode gibt, die soziale Kompetenz einer Per· son eindeutig und zweifelsfrei fest zu stellen. Unter "sozial kompetentem" Verhalten versteht man im Allgemeinen die Einstellung und das Verhalten einer Person gegenüber einer Gruppe in der Weise, dass sich diese Person in die Gruppe auf eine akzeptierte Weise einordnet oder eine Gruppe organisiert und diese gegebenenfalls auch führt. In der Arbeitswelt macht sich die soziale Kompetenz von Führungskräften insbesondere an der erfolgreichen Betätigung in folgenden Handlungsbereichen fest: Organisation der eigenen Arbeit und der Arbeit von Dritten bzw. des Teams, Personalführung im Team, in der Abteilung, im Unternehmen (Stichworte Teamfähigkeit und Motivation), Gesprächs· und Verhandlungsführung, Lösung von objektiven und subjektiven Zielkonflikten, Vertretung des Teams und Präsentation von Arbeitsergebnissen. Ein wichtiger Bestandteil der Personalentwicklung im Unternehmen besteht darin, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angemessen und unter Berücksichtigung der subjektiven Ausgangsbedingungen auf die Übernahme von Aufgaben mit wachsender Verantwortung vorzubereiten.
6.2
Empfehlungen zur Organisation der eigenen Arbeit
Die nachstehenden ~Regeln" sind als Empfehlungen zur (besseren) Organisation der eigenen Arbeit und des eigenen beruflichen Umfelds zu verstehen. Sie geben
338
6 Soziale Kompetenz eines Bauleiters
nur Grundsätze wieder, die sich in einer Vielzahl von Fällen bewährt haben ohne den Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben zu können. Regel 1: Besprechungen vorbereiten Tagesordnung erstellen und Verantwortliche definieren. Benötigte Unterlagen rechtzeitig zusammenstellen. Protokolle vorhergegangener Besprechungen auswerten, offene Punkte aufiisten. Regel 2: Besprechungsergebnisse protokollieren handschriftlich während der Besprechung oder Kurz-Mitschrift, danach Protokoll diktieren. Nur Ergebnisse protokollieren, nicht den Besprechungsverlauf.
Falls Aufgaben festgelegt wurden, festhalten, wer die Aufgaben erledigt und bis wann. Regel 3: Besprechungsprotokolle zeitnah verteilen und verabschieden lassen Protokolle an den zuvor definierten Teilnehmerkreis verteilen. Protokolle in der darauf folgenden Sitzung verabschieden lassen. Auftauchende Widersprüche entweder klären oder protokollieren. Regel 4: Nicht auf die Erledigung "von selbst" vertrauen Unterlagen nicht im Papierkorb "entsorgen~. Abarbeitung von Aufgaben verfolgen. Dokumente ablegen. Regelungen des im Unternehmen ggf. eingeführten QM-Systems im Unternehmen beachten - dort sind in der Regel auch Checklisten und Musterprotokolle verfügbar. Regel 5: Kommunikationssysteme sinnvoll nutzen Fax, Diktiergerät, auch digital, um Diktate per E-Mail zum Sekretariat übermitteln zu können, PC (Schreibsystem, Tabellenkalkulation), Mobiltelefon, E-Mail. Regel 6: Auftrags- und Vertragsunterlagen vollständig und nachvollziehbar dokumentieren Beginn der Vertragsdokumentation spätestens mit Auflragserhalt. Vertrags relevante Dokumente vollständig dokumentieren. Auftrags- und Vertragsakte muss auch für Dritte eindeutig nachvollziehbar sein. Regel 7: Den richtigen
"Ton~
finden
6.2 Empfehlungen zur Organisation der eigenen Arbeit
339
Den Gesprächs- oder Geschäftspartner nicht in die Rolle drängen, sein "Gesicht~ zu verlieren. Reaktion des "Adressaten" eines Argumentes oder einer Nachricht richtig einschätzen. Beispiel: .Wir setzen Ihnen als Termin den .... Falls die Angelegenheit bis zu diesem Tag nicht erledigt ist, kündigen wir Ihren Vertrag." Besser: .Wir haben uns den Vorgang zum ... auf Wiedervorlage gelegt. Wir bitten Sie daher, die Angelegenheit bis zu diesem Termin zu erledigen. Andererseits sehen wir uns leider gezwungen, den Vertrag zu kündigen.~ Regel 8: Den eigenen Tagesablauf planen Ta-Da-Listen führen. Abarbeitung der Punkte nach Wichtigkeit und Zeitaufwand sortieren. Termine einhalten - Zeit ist für aUe Beteiligten kostbar. Zum .Stress-Abbau~ ggf. auf Literatur zurückgreifen. 246 Regel 9: Liquidität im Unternehmen sicherstellen Abschlagsrechnungen und Schlussrechnung rechtzeitig und vollständig stellen. Bearbeitungsstand bei Dritten recherchieren. Nachtragsmanagement operativ und strategisch implementieren.
Regel 10: Teams erfolgreich führen - was zeichnet Teams aus, die erfolgreich sind klares Arbeitsziel gemeinsames Ziel Ziel Ober Eigeninteressen stellen Bestätigung im Team Wir-GefOhl Spaß an der Arbeit in der Gruppe Toleranz Kreativität gegenseitiges Vertrauen Teamgeist Offenheit unterschiedliche Charaktere und Fähigkeiten werden sinnvoll genutzt
2<3
Berndt: Zeitmanagement für den Bauleiter
nicht erfolgreich sind unterschiedliche Ziele ohne Kommunikation Team im Team FOhrungsanspruch mehrerer Mitglieder passen nicht zusammen Machtstreben Einzelinteressen Egoisten eigene Ziel gehen vor Störung im zwischenmenschlichen Bereich Einzelkämpfer Kompetenzgerangel Informationsdefizite
340
6.3
6 Soziale Kompetenz eines Bauleiters
Empfehlungen zur Gesprächsführung
Jedes Gespräch und jede Verhandlung hat ihre eigenen Randbedingungen. Vorstel· lungsgespräche, Auftragsverhandlungen, Nachtragsverhandlungen oder die Suche nach einem Vergleich, bevor Klage erhoben werden soll, sind in vielen Punkten unterschiedlich. Nachfolgend aufgeführte Tipps zur erfolgreichen Verhandlungsführung sollten der Situation entsprechend berücksichtigt werden. Gesprächsatmosphäre adäquat gestalten - Wahl des Raumes, Getränke etc. Wo wird verhandelt? - im eigenen Unternehmen, im anderen Unternehmen oder an neutralem Ort Nicht unter Zeitdruck verhandeln. Keine Störung während der Verhandlung, Telefon umlegen, Mobiltelefone ausschalten (auch der Verhandlungspartner hat wenig Zeit). Durch Gesprächseinführung Vertrauen wecken, Gemeinsamkeiten suchen! Sachkenntnis überzeugt oft, deshalb gut auf das Gespräch vorbereiten. Am Verhandlungsbeginn den generellen Verhandlungsablauf zeitlich und inhaltlich abstimmen. Sitzordnung - runder Tisch oder U-Form, - wer hat Gesprächsleitung, - Blickkontakt zwischen allen Beteiligten gewährleisten, - keine Einsicht in interne Unterlagen ermöglichen. Prüfen, ob die hierarchische Stellung der Verhandlungspartner zum Verhandlungsthema passt. Beispiele: - Technisches Problem: Bauleiter des Auftragnehmers - Projektleiter des Auftraggebers, eventuell mit Unterstützung der Planer - Nachtragsverhandlung: Technischer Leiter des Auftragnehmers - Technischer Leiter des Auftraggebers, eventuell mit Unterstützung von Planern, Kalkulatoren, Rechtsanwälten und Gutachtern - Endgültige Lösung strittiger Fragen: Geschäftsführer des Auftragnehmers Geschäftsführer des Auftraggebers, jeweils mit einem ausgewählten kleinen und gegebenenfalls vorab abgestimmten Beraterstab. Verhandlung immer mit gleichen ~Waffen auf beiden Seiten". Wenn der Verhandlungspartner mit Rechtsbeistand kommt, ebenfalls Rechtsbeistand hinzu ziehen, falls dessen Sachkenntnis benötigt wird. Gesprächston verbindlich, eindeutig, klar, sachlich argumentativ. Provokationen vermeiden, auf Provokationen nicht eingehen, Gespräch eventuell abbrechen, falls Gesprächsfortführung nur auf anderen Ebenen sinnvoll ist.
6.4 Empfehlungen zum Zeitmanagement eines Bauleiters
341
Zukünftiges Wohlwollen und in Aussicht gestellte Zugeständnisse richtig bewerten! Sind diese Erklärungen nur sehr vage und an Bedingungen geknüpft oder unsicher, solllen diese nicht zum Verzicht führen. Schwächen und Sorgen des Gegenübers suchen und diese als Gegenpol in Verhandlungslösungen mit einbauen - ~wenn ich hier zu Zugeständnissen bereit bin, müssen sie dort zu Zugeständnissen bereit sein!". Körpersprache des Verhandlungspartners analysieren (Stirnrunzeln, Drohgebärden) und darin liegende Signale berücksichtigen. Falls Sachverhalte nicht klar erkennbar sind, besser Verhandlung abbrechen, um den Sachverhalt "in Ruhe" im Büro zu klären oder technischen, juristischen Beistand suchen. Schlecht ist die spätere Erkenntnis, dass man zu viele Zugeständnisse gemacht hat. Gefundene Lösungen sofort eindeutig fixieren und dokumentieren. In vielen Fällen kann ein Standard-Gesprächsprotokol1 vorbereitet werden, das von allen Beteiligten unmittelbar nach der Verhandlung unterzeichnet wird. Übereinstimmung und Lösungen für Teilbereiche herbeiführen, scheinbar unlösbare Punkte auf Verhandlungsende verlagern mit dem Ziel, dann eine Gesamtlösung herbeizuführen
6.4
Empfehlungen zum Zeitmanagement eines Bauleiters
Die Tätigkeit eines Bauleiters ist regelmäßig mit einem hohen persönlichen Einsatz verbunden, der zu einer hohen zeitlichen Belastung führen kann. Verbunden ist damit häufig das Empfinden, dass man unter Stress steht. Es wird daher notwendig sein, dass der Bauleiter sehr intensiv eine persönliche Zeitplanung durchführt, Prioritäten setzt und eine systematische Arbeitsplatzorganisation sicherstellt. Außerdem sollte überlegt werden, wie unter arbeitsökonomischen Gesichtspunkten die Arbeit möglichst effektiv erledigt werden kann. Als Beispiel werden genannt: Vermeidung von Doppelarbeit, Verwendung moderner EDV-Programme, Verwendung moderner Bürohilfsmittel (z. B. Diktiergerät), Nicht gegen die "innere Uhr" arbeiten, Zielgerichtete Entspannung, Ausgleichssport, gesunde Ernährung, Alkohol nur in Maßen. Es gibt umfangreiche Literatur zu diesem Thema. Hingewiesen wird speziell auf Berndt, der zahlreiche Vorschläge zum Zeitmanagement für Bauleiter 249 darstellt.
2_9
Berndt: Zeilmanagemenl
7
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8
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Aktuelle Mitteilungen zurn Thema Basiszinssatz www.basiszinssatz.de SAM Deutschland AG www.bam-deulschland.de
Bauberufsgenossenschaft www.baubg.de Betriebswirtschatfliche Software www.rib.de http://office.microsoft.com/de-atlprojectldefault.aspx Bundesministeriurn für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung www.bmvbs.de Bundesverband Bausoftware e.V. www.bvbs.de
Crystal Ball Oracle Corporation www.crystalball.com Deutsche Gesellschaft für Baurecht e. V. www.baurecht-ges.de
Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit www.dis-arb.de Deutscher Ausschuss für Stahlbeton im OIN Deutsches Institut für Normung e.V.
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www.betonverein.de Deutsches Institut für Bautechnik www.dibt.de Deutsches Institut für Normung e.V. www.din.de Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches eV www.dvgw.de
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Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen www.gaeb.de Heinze BauDatenbank www.heinze.de Informationsplattform im Umweltschutz www.umwelt-online.de International Organization for Standardizalion www.iso.org Juris - Das Rechtsportal www.juris.de Lieferscheine für die Transportbelonindustrie www.lieferscheinservice.de Microsoft Project hltp:/loffice.microsoft.com/de-aUprojecUdefault.aspx Oberfinanzdirektion Hannover www.ofd.niedersachsen.de/master/C637_L20 DO.hlrnl Organisalionhilfsmittel www.casa-bauen.de; www.kornko-bauen.de; www.inqa-bauen.de, www.inqa.de Palisade @risk www.palisade.com/risklde REFA Bundesverband e.V. Verband für Arbeitsgestaltung, Belriebsorganisation und Unlernehmensenlwicklung www.refa.de Regelung für die Elektronische Bauabrechnung www.gaeb2000.de/reb.hlml RIB Software AG www.rib.de
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Sachverständ igen kreis EU RQ-F EN FI iesen IEstrich INatu rwerkstein www.euro-fen.de Service der deutschen Zement- und Betoninduslrie www.beton.org
SOKA-Bau Service und Vorsorge für die Sauwirtschaft www.soka·bau.de Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollhotz e.V. www.kvh.de VOE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik eV www.vde.de VdS Vertrauen durch Sicherheit der VdS Schadenverhütung GmbH www.vds.de Verein Deutscher Ingenieure
\W.rW.vdLde Verein Deutscher Zementwerke e.V. www.vdz-online.de Wellerinformationen für die Sauwirtschaft www.bauwelter24.de
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg www.wm.baden-wuerttemberg.de Zentralverband des Deutschen Baugewerbes www.zdb.de
9
Schlagwortverzeichnis
ABC-Analyse
, 200
Abgrenzung
.
226
Ablauforganisation
23
Abnahme
305, 327
durch Auftraggeber fiktive.
. ..
nach 8GB....
.18
309
Äquivalenzmethode
.
56, 305
Arbeitnehmerfreizügigkeit
,
Arbeitserlaubnis
technische
308 , 308
Arbeitskalkulation
313
Arbeitsnachweis
307
Arbeitsrecht
92, 306
von Nachunternehmerleistungen .
Abrechner .
Pauschalvertrag
, ,
,
Abrechnungsregel Abrechnungsvorschriften
,
Abschnittsbauleiter
Arbeitsstättenverordnung
15, 76
Arbeitsunterlage .
21
Arbeitsvorbereitung
73
Arbeitszeitgesetz
Archivierung.. Aufbauorganisation
, 242
Aufbewahrungspflicht
, 238 20 9
, .
Adressenverzeichnis ,
,
,
,
21 , .
... 197
Aufrnaß
171
gemeinsames
96
durch Plan...
61
nach Zeichnung.
53
Aufmaßblatt
8
Aufmaßplan
67
Aufmaßtechniker
,
, 283 10
172 .
173 174 172 .
,
, .
Aufsichlsdienst, technischer Auftrag Auftragsbestand
173
.
Aufmaßzeichnung .. 65. 72
134 120
wirtschaftliche.
Allgemein anerkannte Regeln der Technik
,
319
rechtliche
Aufrnaßskizze
AnerKannte Regeln der Baukunst
.
organisatorische
19
Änderungssatz
8
Aufgaben
Akquisition Allgemeine Technische Vertragsbedingungen ., ,
..16
318
,239
254 ,
.27 1, 3, 97
Architekt.
, 175
Abschreibung
Akademie
312
205
Abschnittsbauleitung
Abweichungsanalyse .
76
Architektenhaftpflichtversicherung
.
Abwasserentsorgung
45
309
250 ,
146 222,257
, 243
. ,
143 ,
15, 70
220.238.239,264
Zahlung
..... 287
Arbeitsschutzgesetz
251
Abrechnungseinheiten
Abschlagszahlung .. ,
125
Anzeigen, behördliche .. __ .
privalrechtliche
,
.
312
öffentlich-rechtliche
Abschlagsrechnung
von Bedenken
.
.
Abrechnungsgrundlage
.................... 153
Anzeige 128
nach VOB
Abrechnung
Anordnungsbeziehungen .
von Behinderungen
.
Abnahmeformular _..
......................................... 3
307
förmliche interne ..
Anlaufphase
173 21 172 93 125
.
226
AnerKannte Regeln der Technik
67, 72
Auftragsverhandlung
137
Anforderung einer Abschlagszahlung
, 239
Aufwandswerte
302
Anlagenbuchhaltung
, 217
356
9 Schlagwortverzeichnis
Aufwendungen
216
Bauingenieur
Ausbaubauleiter
21
Baukaufmann
AusfalibOrgschafl
256
Baulast
Ausführungsbürgschaft
209
Bauleistungen, bestimmte
139
Ausführungsfristen. Verlängerung
129
Bauleistungsversicherung
203
Ausschreibungsmangel
328
Bauleiter
Ausschreibungsunterlagen
137
der Bauunternehmen
Aussperrung
128
Fähigkeiten
Avalprovision
256
nach LBD
79
Bagalellklausel
284
öffentlich-rechtlicher
10
Balkenplan
25. 152
Barrierefreies Bauen
79
.
8 20 79
9,19 19 337
Zeitmanagement
341
Bauleitung
1
BasellI
252
Baumaterialien
BAS-Schlüssel
232
Baunutzungsverordnung
74
Bauordnung
77
Bau- und Planungsrecht
74
Bauablaufplan
153
störungsmodifizierter
263. 287
Bauablaufsoll
66
Bauabzugssteuer.
.
141.251.316
Bauarbeitsschlüssel
232
Bauaufsichtsbehörde
Sächsische
Baurecht...
Behinderung
285
öffentliches
Unterbrechnung
285
privates Bauregelliste__
Baubetriebsfuhrung
1
Bauregelliste A
Baubetriebslehre
1
Bauregeliiste B
.._ 1
Baubetriebswirtschaft
1
Bauentwurf, Änderung Baufeld..
262
82
Bauproduktenrichtlinie Bauprozess
Baubetriebsplanung.
78, 83
Bauproduktengesetz
82
93
3
Bauprodukte
__.1
___
77
Bauphase. eigentliche
Bauausfuhrung. _
Bau-Berufsgenossenschaft_
106
Bauregelliste C _
82. 91 99 __
75 74 74.75
..
.. 82 84 85
.. __
86
Bausoll
6,63
Bausoll 0
66
Baustellenausstattungsliste..
102
Baufeldeinweisung
92
Baustellenbeton
106
Bauführer
21
Baustellencontrolling
13
Baustelleneinrichtungsplanung. Freigabe .. __ .. 92
__
Baugefährdung__
_._
_.. 128
___
BaugerateJiste Baugeräte-Versicherung Baugesetzbuch __ .
..
Bauherr..
. __ ._
Bauherren-Baulertung Bauherrenhaftpftichtversicherung Bauhof.
_._
Baustellenorganisation
206
Baustelienpersonal
.. 74
Baugewährleistungsversicherung Baugfundrisiko...
101
_
Baustellenverordnung
200
Baustoffe
79
sonstige
9
Bautagebuch
..._ .. 101
7 19
Zusammensetzung __ '"
206
205
59
Bautagesbericht Bauteil..
..
8 76 106
_
_113 35 35. 92 _322
357
9 Schlagwortverzeichnis
Bauüberwachung
79
Betonwerksteine
113
Bauverfahrenssoll
66
Betriebsanleitung
322
Bauvertrag
204.205
Betriebshaftpnichtversicherung 134
Bewehfungsplan
113
Pauschalvertrag
135
Beweislast
307
Bauvertragsklausel
200
Beweissicherungsverfahren
Einheitspreisvertrag
.
47
Bauwerker Bauwesenversicherung
131. 330 131
privatrechtliches
203
selbständiges
131
1
BieterbOrgschaft
208
128
Bilanz
216
125
Blitzschutzanlage
Art der AusfOhrung
125
Bodenkontamination
Bodenkontamination
126
Bohrprotokoll
52
Güte gelieferter Stoffe
126
Brainstorming
199
Leistungen anderer Unternehmer
127
Brandschutz
Tragfähigkeit Boden
126
Brandstiftung
204
Unfallgefahr
125
Briefpost
319
132
Buchführung. ordnungsgemäße
216
Buchungsanzeige
317
Buchungsbeleg
318
Bauwirtschaft Bauzeit. verschoben Bedenken wegen
Begehung, gemeinsame
38, 128
Behinderung Behinderungsanzeige
129 92, 167
Bemusterung verspätete.. _ Beratungen Berichterstattung bei Risiken Berichtswesen _
___
128 29 198 _ 27
78
71
Bundesnaturschutzgesetz..
_.. 14
BOrgschaft selbstschuldnerische CAD .. _
93
CE-Kennzeichnung
Beschaffenheitssoll
66
Checkliste
_ 56
126
Bundes-Immissionsschutzgesetz
Berufsgenossenschaft Beschaffungsprozess _
78
207. 256 256 32. 168
_
80.83,86 5.170
Startgespräch__
Besprechungen
29
Chemikaliengesetz
Besprechungskoordination
29
Claim
.. __ 4 87 261
Besprechungsprotokoll..
49. 338
Controlling.
__.. 58, 59
Bestandsdokumentation
32, 321
Daleiformat
41
Beton abrufen..
106 __ 107
Datenaustausch Datennetz.__
nach Eigenschaft
106
Deckblatt
nach Zusammensetzung
107
Denkmalschutzgesetz
Standardbeton..
107
Deutsche Bahn..
Oberwachen
110
Deutsches Institut für Bautechnik
Betonprüfstelle
162
Differenztheorie
BetonQualitäL
162
DIN-Norm.
Betonsorte
107
Dokument
Betonstahl
113
Dokumentation
Betonwaren..
__ 113
bauliche Zustände..
41 _
96 39.172 17
.
__
97 82 286
__
69 27
56.286.318 -. 132
358
9 Schlagwortverzeichnis
Dokumentenmanagemenlsyslem
41
Flächenberechnung....
.
176
Druckzuschlag
333
Forderungssicherungsgesetz
Effeklivilälsverlusl
293
Formular
Eigenkapital
252
Eigenüberwachung
162
Forstamt
Eignungsprllfung
107
Fortschrittszeitaufnahme
302
Einbauteile
113
Fotodokumentation
321
Einbruchdiebstahl-Versicherung
206
Freigabe
69
Pläne
EingefOhrte technische Baubestimmungen Einheitspreisvertrag
134
Einkäufer
21
240. 333 27
Abnahme
309 97
41 31
Freimeldung Gerät
103
Freistellungsbescheinigung
139, 251
Einschreiben
122
Frischbeton
119
Einzelzeitaufnahme
302
Frist, Schlussrechnung
315
Eistag
292
Frostta9
292
Elektronik-Versicherung
206
Funktionsbeschreibun9
E-Mail
41, 319
Endaufmaß
188
96
Energieversorgungsuntemehmen
Fußbodenftäche
325
Fußbodenreinigung
325
Garage
Entgegennahme, physische
307
Garagenverordnung
Entschädigung
300
Garantie
Entwurfsverfasser
79
Erd- und Straßenbau ..
._
Erdbeben Erfolgsrechnung ErmöglichungspflichL.
.
19
79
77 256. 327
Garantievertrag
118
Gaststättenbaurichtlinie..
204
Gauß-Elling
327 ._
216
Geänderte Leistung. Nachtrag
121
Gebäudeausrüstung, technische.
Ersatzinvestition
53
Ersatzvornahme
138
78 176 267 .._
78
Gefährdungsbeurteilung
56
Gefahrstoffverordnung
87
ErschOtlerungsschutz
78
Gefahrtragung .
Erschwerniszuschlag
42
GEFMA
89
121
Gehweg
132
Erstellungspnicht Erstmeldung..
_
56
Ertrag
216
Europäische Technische Zulassung Explosion.... Facility Management Fahrlässige Tötung Fensterreinigung.. Fertigstellungsphase.. Feuer
FIDIC Finanzplanung ..
.
..-..91 190
204
Gemeinsames Aufmaß
173
162
Genehmigungspfticht
323
Generalübernehmer
_
_
79 8
Generalunternehmer .
..8
178
Generalunternehmerhaftung
142
324
Gerät
13
Fassregel
Gemeinsame Technische Spezifikation.
307
Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen .
85 .
Expositionsklasse
..
..3,305
101
Freimeldung
.103
204
Gerätebuch
317
Geräteeinsatzberichl...............
... 255,257
Gerätehandbuch
53 _
. _
52 322
359
9 Schlagwortverzeichnis
Geräteliste
103
Kick·off-meeting
Gesprächsführung
340
Kleinere und mittlere Unternehmen
Gewährleistung
308. 327
Kleinkläranlage
Gewährleistungsbürgschaft
211. 317
Kohlenwasserstoffe
4 38 78 126
polyzyklische aromatische
126
Gewährleistungsphase
327
Gewinn- und Verlustrechnung
216
Kommunale Regelungen
17
Gleitklausel
283
Kommunikation
40
Grenzgüte
168
Kompetenz
20
Grenzmuster
168
soziale
337
97
Grünflächenamt Gutachter
Kontakt
131
mit Auftraggebern
gerichtlich bestellt
330
privater
92
330
mit Behörden. Verwaltungen und Institutionen 92 ................... .
Haftpflichtschaden
204
mit Planem
Haftpflichtversicherung
204
Kontingent
206
Kontrolle
Gewässerschaden
92 149 62
KonzembOrgschaft
Haftung aus strafbarer Handlung
13
Koordination
215 49
Bauleiter
12
Koordinationsrisiko
136
bauvertragliche
12
Kosten- und Leistungsrechnung
218
gegenllber Dritten
13
Kostencontrolling
Handelsbrief..
.._
318 21
Handlungsaufgabe Hauptpflicht
121
Hemmung.
. __.__ 331
Hochhausbaurichtlinie
78
Höhere Gewalt
129
Index....
. 39
59, 228
Kostenmanagement
.
Kostenrisiko
283 228,304
Kosten-Soll-Ist-Vergleich KostensteIle
217
Kostenträger
217
Krankeitsdauer
158
Kreditvergabe
252
Inhaltskontmlle VOBIB
64
Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz
Innerbetriebliche Verrechnung
47
Landesbauordnung
Integrated Computer-Aided Manufacturing Definition
23
Ist-Besteuerung Jahresende
_
_
Jahrhunderthochwasser Jour-fix Jugendarbeitsschutzgesetz Kalkulator Kapitalbindung Kapitalherkunft..
_
228
15 69. 77
Langzeitarchivierung...
.
320
Layerstruktur
32
251
LBO-Bauleiter
10
226
Leistung
129 29, 92
65
besondere eigenmächtig erstellt
130
16
mangelhafte
169
4
Leistungsbereich
322
253 ..253
Leistungsermittlung . Ober Einheitspreise.
.
220
Kaufmann
216
Ober Kosten
222
Kausalitätsforderung
286
über Vorgänge
223
Keplersche Fassregel..
178
Leistungsgerät
_
52
9 Schlagwortverzeichnis
360
Leistungslohn
44
Leistungsmeldung Leistungsmengen Lieferschein
Materialanforderungsliste
117
216
Materialeinkauf
117
219
Materiallieferung
224
Materialpreiserhöhung
294
Mauersteine
113 318
52.101
321
Lifecam
Liquidität
216,252
Mediation
Liquiditätsplanung
252, 257
Mehrlohnfaktor
Liste
44
Mehrmengen
der Technischen Baubeslimmungen
80
273. 278
Mehrstunden
der gesperrten Bezirke
145
Mehrwertsteuer
Materialanforderung
44 248. 272
117
Meister
Logistik
158
Meldung Beinaheunfall
Lohnbericht
302
Mengenänderung
272
Mengenberechnung
175
Mengenermittlung
175
Lohnbuchhalter
21
8 56
Lohnbuchhaltung
217
Lohngleitklausel
283
per EDV
189
Lohnmeldezettel
302
von Hand
188
Lohnstundenerfassung
41
Mengenmehrungen
273
Management
58
Mengenminderungen
273
Mengenüberschreitung
273
Mangel
305.328
arglistig verschwiegener
330
Mengenunterschreitung
331
Microfllm.
Definition
327
Mind Mapping
199
Minderung
308
Minderleistung
292
308
Minderleistungskennzahl _.
Beweislast.. .
.
Nacherfüllung ..
.
273 _..............
.321
.
292
optischer
329
Mindermengen
qualitativer
329
Minderung
Rechtsfolgen ."
332
Minderwert..
Selbstvornahme
308
Mitwirkung des Auftraggebers
288
technischer
329
Mitwir1<.ungspflicht
121
._
Ve~ährung...
308.330
Mobile Computing...
versteckter
330
Mock-up
wesentlicher
328
Modell
Mangelarten._
328
Modellbau
Mangelbewertung
334
MOE-Werkvertragsunternehmen
Mangelerfassung Mangelfeststellung..
..334 ..
Mängelfreiheit Mangelmanagement Mangetverfolgung .
'-
'-
_
308 ..._
-". 333
._
38 168 168
..
168 144
Monatsultimo
334
Mullimomenlaufnahme..
327
Muster
169.327.334
272.280
220 ..
167
Musterliste
334
Mustervertrag .
Massenennittlung
175
Nachbaranspruch
Maßgehalt
188
Nachbarbebauung
MaterialabruL
117
Nacherfüllung .
303 80
._
64 128 132 ...308
361
9 Schlagwortverzeichnis
Nachkalkulation kaufmännische Nachtrag
,
,
,
300
Patronatserklärung
,
304
Pauschalvertrag
,
, 261
Berechnungsgrundlagen
264
Per procura
263
Personal
,
einreichen
,
erkennen
,
formulieren
,
, 264 264 263
,
,
genehmigen ,
,
Behinderung geänderter Leistung Mehnnenge
,
Mindennenge
,
,
125
kaufmännisches
336
, 285
PKMS
Plan Freigabe
265
Planänderung
, 272
Planbeistellung
39
,
, 41, 92
Planlieferung,
117. 134 180 , 204 17 . 72 ,
,
Nebenstunden
,
Nettolohn ,..
.._
25, 152 ._
88
,
,
Oberbauleiler Oberbauleitung .. Oberflächenqualität ,
,.. 96
,
Obliegenheit Öffentliches Baurecht..
..
_
Planmanagementsystem
,
41
,
41
Planung.
. ,
_ 59 ,
39
,
Planungsunterlagen, Übergabe.. Planverteilung
,
,
328 '-
. ,
'- 92
,
41
Polier
8, 21
Polyeder..
. . 177
Portfolioanalyse .,
9,19
Pos~ionen
, 165
128
Planschlüssel
, 178 ...... 9
,
128
verspätete.
Planungsmangel
,
,
unzureichende
302
Netzplantechnik Nonn..
31
Planungsänderung ,
43
32
,
121
Netzbetreiber
Obelisk
121
Planlauf Planlaufschema
Nebenpflicht
128 , ,
263
Nebenleistung... .
40
Planeingangsbuch
261
,
,
31, 59, 61, 126, 157, 306
Plandokumentation
Nachtragsmanagement
,
,
100
272
Nachtragsstellung. Prozess
,
,
,
285
, 265
,
8
Pflegearbeiten
,
Naturschutzgesetz
39 337
zusätzlicher Leistung
Naturkatastrophe
,
technisches Personal Digital Assistent Personalbedarf ,
262
._
9
Personalführung
,
Nachunternehmer
,
265
Schadenersatz
Näherungsverfahren..
139 251
, 264
Nachtrag wegen Bauablaufstörung
,
Abrechnung
dem Grunde nach der Höhe nach
215 ,
,
meldefähige .
,
200
. .. _
219
dem Tenninplan zuordnen
121
Preiserhöhung
74
Preisnachlass
223 283 ..
Öffentlich-rechtlicher Bauleiter
10
Preisspiegel
Ordnergruppen
54
Prisma
79
Prismatoid..
22
Prismenverfahren
337
Privates Baurecht
74
204
Produktgarantie ...
. . 327
Ordnungswidrigkeit.. Organigramm
. ,
,
Organisation, eigene Arbe~ Orkan.
, .
,
,
225
,
137 179 . . 177
,
,
181
9 Schlagwortverzeichnis
362
Produktionskontrolle 8elon
.. 110
RES 23.003
Projektakte .•. .•... ...•. .•...
.
54
REB-VB 23.003
192
22
REB-Verfahrensbeschreibung
190
Projekt.Aufbaoorganisation Projektbeteiligte ••.••.•..•.•..
.
Projektgesprjch. ersles
176, 181, 192
4
Rechnungsabstrich............................
4
Rechnuogsart
225
.
239
Projekl.Kommunikations-Management-5yslem
Rechnungsdatum .........................................• 247
......................................................................... 40
Rechnungsdedlblatl
ProjektIeiter ...•..•........................................... 9, 19
Rechnungslauf••.•.••.•.•.......•.............................. 92
11
P~lleitung
241 248
Rechnungsnummer
Projektordner .•.••.•.••.•..•.•................................ 319
RechnuogsprUfer
Projektordnerstruklur
Rechnungsprüfung
317
4
Rechnungsstellung,Schlussrechnung
314
6
Rechtsbegritf
54, 319
Projektorganisation Grl.Indlagen
Instrumentarien .•.........•............................... 27
21
68
332
Rechtsfolgen bei Mangel
Projektstrl.lktur
153
Rechtsmangel
Projektunterlagen
319
REFA
125
Regelablaufplan
288
Regelkreis, kybernetischer
199
Prokura
5, 49, 338
Protokol
56
interMs
technisches .•.............................................. 50
23
Prozessanatyse Prozesskette, ereignisgesteuerte Prozessorganisation ..•
.
23
.
175
.•...
.
Prtlfpflicht.......................
.
POZ-Stelle Pyramidenslumpf...............
.
41
Qualitiltsmanagement..
.
Qualitiitsmanagement.System
.
Ressourcen
.
Rettungsdienst
160
Rertungsweg..
_56
Revisionszeichnung Richtlinien
328
56 166
Quartatsbericht
... 226
Querprofile............
. .
181
durch Schnittstellen Schnittstelle............. Risikoaggregatioo........
... 79 176
44 286
118 259 ...93 78
.
321 ..
87
Risiko
52
RaumhOhe
91
Richtlinien filr die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen . 94
_ 149
REB21.oo3
.
Ressourcenermittlung
160
67
.87
Rentabilitätsvermutung
.
..
.
untergesetzliches
178
.
Rammprotokoll.........
technisches
Regiearbeiten
Qualitiltssicherl.lng
Quotierl.lng....................
18
Regetwelil
Regelwerke, nichttechnische....
Qualitätsmangel......... Qualitätsstufe
94 .
125
Qualität Sichtbeton .................................•.. _.163 Qualitätscontrolling
67
110
7
Qualifikation Bauleitungspersonal
67
der Technik Regelungen. kommunale.
132
Prtlffrist
allgemein anel1l.annte der Technik Regetplan nach RSA
.
Prtlfbal1l.eil...
Regeln
_. 23
Prozessökonomie
327 292, 301
RisikobewäJtigung Risikobewertung
.
.
135 .
313 200
. .
201 199
363
9 Schlagwortverzeichnis
Risikocontrolling RisikoidentifIkation
,
, 197
Schnitlstellenrisiko
, 199
Schriftform
135, 313 122
Risikoklassifizierung
,
200
Schriftwechsel .. ,
Risikomanagement
,
197
Schuldrechtsmodernisierungsgesetz
238
,
, 198
Schutzpflicht
307
Risikopolitik
,
Risikoportfolio
,
200
Risikopotenzial
,
199
Risikoquantifizierung Risikosteuerung
,
Risikovermeidung
,.................. ,
Risikovorsorge Rohbaubauleiter
Schwermetalle
,
127
, 201
Selbslbeteiligungsklausel
, 199
Selbslvornahme
, .
,
Sicherheitsfachkraft
, 201
Sicherheitsleistungen Sichtbeton
,
65
Sichtkontrolle
21
SiGe-Koordinator
225 13
Sachmangel
327
77
Sächsische Bauordnung Sanitärcontainer._
___
_96
SiGe-Plan
Entfall von Wagnis und Gewinn
,
300
Simulation
,
sonstigem Personalaufwand
,
, 294 ._292 , 293
300
Umsatzsteuer __
_ .. _.300 ,
Schadensnachweis, kausal, konkludent Schallschutz.__ .. Schiedsgutachten
,
,
Schlussrechnung Schlusszahlung__
,
,
Schlechtwetter .. _ Schlichtung
, 129
__ ,
, ,
,
Stilllegung Gerät
317
Stoffgleitklausel
59
..
.. 47
334
.
,
91 113
__
70 71
,
,
107
_
. 92
,
78
,
4 ..
,
Stoffpreisgleitklausel .. Störungsmodifizierler Bauablaufplan Strafgesetzbuch Straßenbauverwaltung _.
, , .
Stellplatz..
, 318
__ 316
66
Standardformular._ Starlgespräch
39
.. 250
Stand der Wissenschaft
130 78
239, 314
, .
Standardbeton Standsicherheit ,
318
225,248
Spezifikation. gemeinsame technische
285
43 ,
_
Spezialbaufacharbeiter _.
Stand der Technik __
,
216
,
Sowiesokosten
verlängerter Gerätevorhaltung . ,,_ .. _ Fälligkeit
,
SoIlO......................
Stahleinbauteile
Schadenersatz
94 180.196
Skonto.
Steigerung von Lohn- und Gehaltskosten. 289 296
157
,
Soll-Ist-Vergleich
.. _..
170 29. 93. 157
Simpsonsche Formel
erhöhten Baustellengemeinkosten Minderleistung ...
163
,
Soll-Besteuerung __
Materialpreiserhöhung
157
,
Signallageplan
erhöhten Allgemeinen Geschäftskosten. _299 299
,
,
Smarlphone ,
Schaden wegen
Schiedsverfahren
255
202
RlIckstellung
56 157
,
Sachbeschädigung
284
Sicherheit und Gesundheitsschutz
, 201
Sicherheitsmanagement
,
,
308
201
,
Schadensermitllung ,
9
,
Risikoverminderung Risikoverleilung
151
Sekretariat
201 ,
27
,
, 199
Risikoübernahme
,
Schwarzarbeit .. ,
,
Risikostrukturierung Risikoüberlragung .. ,
,
,
79 103 283 . . 283
263, 287 13 . 87
364
9 Schlagwortverzeichnis
Straßenverkehrsbehörde
, 93
Straßenverkehrsordnung
14
Terminplanung
76
Toleranzen im Hochbau
Slraßenverkehrsrechl
Terminplan, störungsmodifiziert
Streiflicht
166
TotalObernehmer
Streik
128
Totalunternehmer
Stress ,
339
287 152. 223 161 .
8 8
Tragfähigkeit Boden
126
Siromlarif
96
Transportbeton
106
Strukturorganisation
21
Transportbetonwerk
106
Stundenaufwandswerte
302
Stundenbericht.
42
Stundenerfassung
41
Stundenkonto .................................................• 43
Trinkwasser
96
Übergabedokumentation
321
Inha~
322
Struktur
322
Stundenlohn
44
Stundenlohnarbeiten
44
per E·Mail
122
Stundenlohnbericht
92
per Fax
122
Stundenlohnnachweis
44
Überschwemmung
Stundenlohnvertrag
44
Überstundenzuschlag
43
Stundenlohnzettel
45
ÜbelWachungsklasse
162
42
ÜbelWachungsstelle, anerkannte
162
Stundenmeldung
Übermittlung
Stunden-Soll·lst·Vergleich
230
Ü-Kennzeichnung
Stundenverbrauch
302
Umkehr der Beweislast
Stundenzettel.. .
_
41
Sturmflut
204
Subunternehmer
..134
Tabellenkalkulationsprogramm
153
Umwehrung Unfallgefahr
45
Unfallhaufigkeitsziffer
Tagesstundenbericht
42
UnfaliverhOtun9svorschriften...
338
Unternehmens-Bauleitung
Techniker..
_.. 8
Unternehmenscontrolling .
78
Technische Regeln Technische Spezifikation..
.
Technische Zulassung, Europäische Technische Baubestimmungen
16 23 9
._
59 216
Unternehmer
79
Urdokument..
.171
89
Urgelände
80
Urkalkulation
Teilschlussrechnung
239
Urlaubszeit
Tennincontrolting
'-
88
Urlaubs- und Lohnausgleichskasse
.
157 .
..87
'- 19
Telekommunikation..
126
Unternehmensrechnung
Technischer Leiter, Tektur
78 .129
Unified Modellin9 Language
Team Technische GebäudeausrOstung
94 139
Unfall...
44 '- ..............•..... 339
307 ._
Umsatzsteuer
Tagelohnnachweis .
83
Umleitungsplan .. .
Tagelohnarbeiten Tagesablauf...
204
39
Ü·Zeichen
96
Vergabe Nachunternehmer ..
25, 152
180 264, 267 .. .. ,43 100 86 ._
137
Vergabeeinheit
137
Terminliste
152
Vergütung
262
Tenninmanagement..
152
Verhandlung __
340
365
9 Schlagwortverzeichnis
Verhandlungsführung
337
Wasserstraßenverwaltung
87
Verjährung
308
Wasserversorgung
96
330
Wasserzähler
78
307
Wegegeld
Mängelanspruch Verjährungsfrist Verkehrsbetriebe, städtische
43
97
Weg-Zeit-Diagramm
152
78
Werk, mängelfrei
327
Verlustquellenfofschung
292
Werkstattfertigung
137
Verluststunden
302
Werkvertfagsunternehmen
144
Verkehrssicherheit
Verpressprotokoll
52
Wetterinfonnation
118
Verrechnung, innerbetriebliche
47
Winter, extremer
129
Winterbau
118
202
Versicherung
65
Vertragsbedingungen, besondere VertragserfOliungsbOrgschaft..
209
.
66
Vertragsklausel. unwirksame
121
Vertragsmanagement
64
Vertragsstrafe
Workflow
324 212
Zahlungseingang
254
Zahlungsfähigkeit
252
63
Zahlungsfreigabe
Vertretungsvollmacht Verzugszinsen ._
125
Zahlungsfrist
316
Zahlungsplan
169
Zahlungsverzug..
VOBalsGanzes
66
Zahlungsziel
VOB Teil B
71
Zeitaufnahmen
.
~B~iIC...
42
Wochenstundenbericht Zahlungsbürgschaft
Vertrags studium
virtuelle Realität
204
Wilterungseinflüsse, normale
66 204, 307
Vertragsmuster Vertrags soll
65
Wirksamkeit, Vertragsunlerlagen
n
125
Vollmacht Volumenberechnung
92
254 259 ..316 225 .
Zeitmanagement...
303 . . 341
Zeitplanung
341
Zivilgericht
317
exakte.".
177
Zollrecht..
151
genäherte
180
Zufahrtsstraße
132
VorabObermitt!ung per E-Mail...
.._
per Fax Vorauszahlungsbürgschaft ..
Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen 87
44 52
Vorhaltegerät
307
.. _
88
Vorschriften Wärmeschutz
78
322
._
336
Wartungsarbeiten
336
Wartungsvertrag Wasserhaushaltgesetz .
Zusätzliche Leistung. Nachtrag
122 ..211
Vorgabewert
Wartungsanleitung..
122 21
Vorarbeiter
VorleistungspflichL
91
Zulassung. europäische
.
14
. . 265
65
Zusätzliche Vertragsbedingungen
Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes .. 43
137
Zuschlag
29
Zuständigkeitsmatrix Zwischenaufmaß ..
..
188