INSTITUTUM IUDAICUM, TÜBINGEN OTTO MICHEL
UND
MARTIN BENGEL
ARBEITEN ZUR GESCHICHTE DES ANTIKEN JUDENTUMS UND DES URCHRISTENTUMS BAND I
DIE ZELOTEN
LEIDEN/KÖLN
E.
J. BRILL 1976
DIE ZELOTEN UNTERSUCHUNGEN ZUR JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG IN DER ZEIT VON HERODES 1. BIS 70 N. CHR. VON
MARTIN HENGEL Institutum ]udailum, Tübingen
2. VERBESSERTE UND ERWEITERTE AUFLAGE
LEIDEN/KÖLN
E.
J. BRILL 1976
Erstausgabe 1961
ISBN
90 04 04327 6
Copyright 1976 by E. J. Brdl, Leiden, Netherlands All rights reserved. No part of this book may be reproduced or translated in any form, by print, photoprint, microfilm, microfiche or any other means witholtt written permission trom the publisher PRINTED IN THE NETHERLANDS
MEINEN EL TERN
VORWORT Diese Arbeit wurde im Oktober 1959 der Ev. Theol. Fakultät an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen als Dissertation vorgelegt. Die Anregung dazu ging von oer J osephus-Übersetzung der Herren Professoren D. :NIichel und D. Bauernfeind aus, an der ich als Assistent mitwirken durfte. Besonderen Dank schulde ich meinem Doktorvater, Herrn Professor D. Otto :NIichel, für sein stets gleichbleibendes, reges Interesse und seine verständnisvolle Geduld, mit der er das von mancherlei Widrigkeiten unterbrochene Fortschreiten der Arbeit verfolgte. Ihm habe ich auch für wertvolle Anregungen zu danken. :NIein weiterer Dank für hilfreiche Gespräche gilt Herrn Prof. D. Bauernfeind, meinem Freund Dozent Dr. Betz, Herrn Privat-Dozent Dr. Gese und Herrn Rabbiner Dr. Geis in Karlsruhe. Die Fertigstellung der Arbeit erfolgte fern der Universität neben einer völlig anders gearteten verantwortlichen Tätigkeit in einem Industriebetrieb. Gewisse Lücken in der angeführten Literatur sind durch die Schwierigkeiten der Literaturbeschaffung bedingt. Hier habe ich noch der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zu danken, die mich unermüdlich im Rahmen des :NIöglichen mit den notwendigen Büchern versorgte. Dem Institutum Judaicum in Tübingen und hier insbesondere Herrn Dozent Dr. Betz und Herrn Assistent Schmidt danke ich für das sorgfältige Mitlesen der K.
:NIARTIN BENGEL
VORWORT ZUR 2. AUFLAGE Bei der 2. Auflage wurden Druckfehler und Versehen beseitigt, neue Quellenhinweise und Literaturangaben beigefügt sowie eine Reihe kleinerer Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Der Nachtrag bringt eine Auseinandersetzung mit meinen Kritikern. Größere Änderungen erschienen mir nicht notwendig; ich glaube, nach wie vor zu den Ergebnissen meiner Dissertation stehen zu können. Auf die Ergebnisse der interessanten Arbeit von David jl1. Rhoads, Some Jewish Revolutionaries in Palestine from 6 A.D. to 73 A.D. According to Josephus, Diss. Duke University N.C., 1973, konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr eingehen. Ich hoffe, dies nachholen zu können, sobald das bei der Fortress-Press angekündigte Werk im Druck vorliegt. Sein Versuch, unter Berufung auf J osephus die Bedeutung der jüdischen Freiheitsbewegung vor dem Ausbruch des Jüdischen Kriege~ 66 n. Chr. herabzuspielen, konnte mich nicht überzeugen. Josephus hatte als Apologet des Judentums ein lebenswichtiges Interesse daran, den Einfluß der jüdischen Revolutionäre gegen Rom vor Ausbruch des Jüdischen Krieges möglichst zu verkleinern und ihre Wirkungen auf das Volk als gering darzustellen. Dies gilt vor allem für die Zeit zwischen dem Census des Quirinius bzw. dem Auftreten Judas des Galiläers 6 n. Chr. und dem Tode König Agrippas 1. 44 n. Chr., eine Zeit, aus der J osephus überhaupt nur wenige, anekdotische Nachrichten bringt. Das Schweigen des Josephus über die jüdische Freiheitsbewegung jener Zeit ist nicht anders zu bewerten, als sein Schweigen über die Christen. Auch von den jüdischen Parteien und ihren Führern erfahren wir herzlich wenig. Die Existenz des Lehrers der Gerechtigkeit, eines Schirneon b. Schetach, der Schulen Hillels und Schammais, des Urchristentums und seiner 1:Iission, ja selbst die Namen der bedeutendsten zeitgenössischen pharisäischen Lehrer bis hin zu J ochanan b. Zakkai, dies alles wird von ihm beharrlich verschwiegen. Sollte man darum an ihrer historischen Existenz und Wirksamkeit zweifeln? J osephus ist ein durch und durch tendenziöser Schriftsteller, dessen Reden und Schweigen von seinen Tendenzen her verstanden werden muß. Eben darum ist er ein wichtiges Paradigma für das Studium der antiken Polemik. Jede Aussage muß bei ihm kritisch auf ihre Tendenz hin geprüft werden.
VORWORT ZUR
2.
AUFLAGE
IX
Für die Durchsicht des Buches danke ich Herrn Kollegen Helmut NIerkel, Herrn Dr. G. O. Neuhaus und Herrn Fritz Herrenbrück. Dem letzteren. gilt mein Dank vor allem auch für die sorgfältige Erstelh~ng des großen Registers und das Lesen der Korrekturen. Tübingen, im Januar 1975.
NIARTIN HENGEL
INHAL TSÜBERSICHT VORWORT
..
VORWORT ZUR
VII
2.
AUFLAGE
EINLEITUNG . • . . . . .
1. Zur Geschichte der Forschung 2. Aufbau und Ziel der Darstellung 1.
A.
DIE QUELLEN.
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Josephus als Hauptquelle Exkurs I: Der slawische Josephus
B. Die Nebenquellen . . . . . . . 1. Zeitgenössische jüdische Quellen 2. Die rabbinischen Quellen. 3. Die christlichen Quellen . 4. Die antiken Schriftsteller .
II.
VIII
1 1 3 6
6
17 19 19 21 22
23
DIE VERSCHIEDENEN BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITS BEWEGUNG
A. Die "Räuber". . . . . 1. Der antike Sprachgebrauch. Exkurs II: Zum Räuberunwesen in der antiken Welt. a) Im römischen Reich . . . . . . . . . . . . b) In Syrien und Palästina . . . . . . . . . . . . c) Zur Strafverfolgung und juristischen Beurteilung. d) Die soziologischen Grundlagen. . . 2. Die C"~C"" im rabbinischen Schrifttum . .: . 3. Die AYl(HCXL bei Josephus. . . .
25 25 25 26 26 28 31 34 35 42
B. Die Sikarier. . . . . . . . . . . 1. Die lateinische Grundbedeutung 2. Die Sikarier bei J osephus 3. Die Sikarier in der rabbinischen Literatur. Exkurs III: Das Sikarikongesetz .
47 47 48 51 52
C. Barj one und Galiläer . 1. Die Barjone ("~;"l~)
55 55
2. Die Galiläer . . .
57
XII
INHALTSÜBERSICHT
D. Die "Eiferer". . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Der griechische Sprachgebrauch. . . . . . . . . 2. Die "Eiferer" als Partei im' "J üdischen Krieg" des J osephus. . . . . . . . . . . . . . . 3. Die "Eiferer" als Partei in der jüdischen Überlieferung 4. Die "Eiferer" in den christlichen Quellen. E. Zusammenfassung. . . . . . . . . . .
IIr.
DIE
,,4.
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A. Die Aussagen der Quellen
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B. Die ,,4. Sekte" als selbstständige Partei innerhalb des Spätjudentums 1. Die Geschlossenheit und Eigenständigkeit der ,,4. Sekte" 2. Die ,,4. Sekte" und die Pharisäer . . . 3. Die Bezeichnung der neuenBewegung •
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C. Die Botschaft des Judas Galiläus. 1. Die Alleinherrschaft Gottes. . . . . . a) Die Aussage der Quellen b) Die verschiedenen Ausgangspunkte der neuen Lehre aa) Die Königsherrschaft Gottes. . bb) "Ich bin der Herr, Dein Gott .. 0" • • • • • 0 cc) Der Zusammenstoß des palästinischen Judentums mit dem Kaiserkult . . . . . . . . c) Das Weiterwirken der Vorstellung von der Alleinherrschaft Gottes . 2. Die Freiheit Israels . a) Bei Josephus. . . b) Auf den jüdischen Aufstandsmünzen c) In der rabbinischen Tradition . . . 3. J?as Zusammenwirken mit Gott bei der Erlösung Israels a) Die Aussagen des J osephus . . b) Das Herbeidrängen der Heilszeit im Rabbinat 4. Der Census. . a) Die Volkszählung . . . . . . . b) Die Erfassung des Grundbesitzes . c) Die Steuerzahlung an den Kaiser. d) Judas der Galiläer und die religiöse 1Ylotivation des Widerstandes gegen Census und Steuerzahlung . . . 0
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PHILOSOPHENSEKTE" DES JUDAS GALILÄUS
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85 85 89 91 93 93 93 95 95 98 103 111 114 114 120 123 127 127 129 132 134 136 139 143
INHALTSÜBERSICHT
XIII
Seite D. Zusammenfassung: Der religiöse Charakter der von Judas begründeten Bewegung. . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zur Beurteilung der Sekte des Judas als einer nationalistischen Bewegung. . . . . . . . . . . 2. Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse IV.
DER EIFER.
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A. Die alttestamentlichen Voraussetzungen des Eifers für Gott 1. Der eifers üchtige Gott. . . . . . . . . . . . . . . 2. Der Eifer für Jahwe. . . . . . . . . . . . . . . . B. Der Eifer für das Gesetz in Verbindung mit der Pinehastradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Der Eifer in der Makkabäerzeit . . . . _. . . . . . . 2. Der makkabäische "Eifer für das Gesetz" und die Gestalt des Pinehas nach der Darstellung des Josephus . . . . 3. Pinehas (bzw. Elia) und sein Eifer in der rabbinischen Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Sifre Nu. 25 und die Weiterführung der rabbinischen Exegese in Nu. R. und den Talmuden. . . b) Pinehas als Führer im Heiligen I<.rieg. . . c) Das ewige Hohepriestertum des Pinehas u. seine Gleichsetzung mit Elia . . . . . . . . . d) Die rabbinische Kritik an Pinehas und Elia 4. Zusammenfassung: Der Eiferer Pinehas als Vorbild der .iYIakkabäer und Zeloten ., .. .... .... a) ßiIakkabäer und Zeloten. . . . . . . b) Die Zeloten und die rabbinische Pinehas-Tradition C. Der "Eifer" als typischer Wesenszug spätjüdischer Frömmigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Der Eifer für Gesetz und Heiligtum im palästinischen Judentum und bei den Zeloten . . . . . . . . . . . . 1. Die "Gesetzlosigkeit" der Zeloten nach Josephus . . . 2. Der Eifer für die Reinheit Israels und für seine religiösen Vonechte . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der Kampf gegen die Zauberei und die sexuelle Verbindung mit den Heiden. . . . . . . . . . . b) Der Kampf um die strenge Einhaltung des Bilderverbots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
146 146 149 151 151 151 152 154 154 159 160 160 165 167 172 175 176 178 181 188 188 190 190 195
INHALTSÜBERSICHT
XIV
Seite c) Die Zwangsbeschneidung als Schutz für die Vorrechte Israels. . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die Achtzehn Halachot und die Absonderung von den Heiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der Eifer für die Reinheit des Heiligtums ..... a) Die Bedrohung des Tempels durch die heidnische Herrschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Entweihung des Heiligtums von jüdischer Seite c) Versuche, die Reinheit des Tempels zu wahren. . d) Die "Reinigung" des Tempels durch die Zeloten . . e) Das Heiligtum als Mittelpunkt und Rückhalt im letzten Kampf gegen Titus . . . . . . . . . .
226
E. Zusammenfassung: Der Eifer als eschatologische Toraverschärfung . . . . . . . . . . . . . . . . .
229
V. DIE
ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
201 204 211 211 215 219 223
235
A. Zelotische Profeten . . . . . . . . . 235 1. Die falschen Profeten nach Josephus. . . . . . 235 239 2. Die Profetie im Spät judentum . . . . . . . . . 3. Die zelotische Profetie als charismatische, eschatologische Schriftdeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 a) Eine messianische Weissagung. . . . . . . . . . 243 b) Profetie und Gegenprofetie beim letzten Kampf um den Tempel . . . . 246 4. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . 250 B. Die Zeit des großen Zorns . . . . . . . . 251 1. Die endzeitlichen Wehen im Spät judentum 251 2. Die "messianischen Wehen" und die zelotische Bewegung 253 C. Der Rückzug in die Wüste . . . . . . . . . . . . . .
255
1. Der Rückzug in die Wüste als verbreitete Erscheinung im Spät judentum . . . . . . 2. Die Zeloten in der Wüste
255 259
D. Die Bereitschaft zum Martyrium. 261 1. NIärtyrer im ] udentum der hellenistisch-römischen Zei t bis Herodes . . . . . . 261 2. Das NIartyrium bei den Zeloten . 263 263 a) Zwei Martyrien unter Herodes 265 b) Zelotische Märtyrer. . . . .
INHALTSÜBERSICHT
3. Der religiöse Selbstmord als Sonderform des !vlartyriums 4. Zusammenfassung: Das Verständnis des !vlartyriums bei den Zeloten. E. Der Heilige Krieg . 1. Im Alten Testament und in der Makkabäerzeit 2. Die eschatologisch-dualistische und messianische Deutung des Heiligen K.rieges in der Apokalyptik und der Kriegsrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die eschatologisch-dualistische Deutung. . . b) Der Messias als Führer im endzeitlichen Krieg c) Die Kriegsrolle . . . . . . . . . . . . . 3. Der Heilige Krieg und die Zeloten . . . . . . a) Die Zeit bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges b) Der Jüdische I<.rieg als "Heiliger Krieg" 4. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . Exku1:S IV: Sabbatheiligung und Heiliger Krieg.
xv Seite 268 271 277 277
279 279 281 283 287 288 289 292 293
F. Zelotische Messias-Prätendenten. . . . . . . . 296 1. Die Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . 296 2. Messianische Prätendenten in der Jüdischen Freiheitsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 a) Vom Bandenführer Hiskia bis zu Judas dem Galiläer 297 299 b) Menahem als zelotischer Messias c) Simon bar Giora. . . . . 303 3. Die Davidssohnschaft . . . . 304 4. Zelotische Messiashoffnung und das palästinische Christentum . . . . . . . . 306 G. Der Endsieg und die Weltherrschaft Israels . 1. Die Vernichtung der gottfeindlichen Weltmacht a) Die Beurteilung Roms . . . . . . . b) Der Endtyrann . . . . . . . . . . . c) Die Vernichtung der römischen !vlacht 2. Die Herrschaft Gottes und seines Volkes. a) Die Gottesherrschaft . b) Die Herrschaft Israels.
308 308 308 309 310 312 312 314
H. Zusammenfassung. . . . .
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INHALTSÜBERSICHT
XVI
VI. DIE
Seite 319
ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
A. Die Vorgeschichte bis zur Verbannung des Archelaos 1. Der Räuberhauptmann "Hiskia" und die Unruhen in Galiläa beim Regierungsantritt des Herodes . 2. Die Herrschaft des Herodes . . . . . . . . . . . . . 3. Die Unruhen nach dem Tode des Herodes . . . . . . B. Von der Gründung der 4. Sekte bis zum Tode Agrippas 1. 1. Die Gründung der neuen Bewegung durch Judas den Galiläer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die zelotische Bewegung zur Zeit J esu. . . . . . 3. Von Pilatus bis zum Tode des Herodes Agrippa I. C. Die Ausbreitung der zelotischen Bewegung nach dem Tode Agrippas 1. bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges. . . 1. Die Entwicklung von Cuspius Fadus bis zur Absetzung des Cumanus. . . . . . . . . . . . . . . -. . . . 2. Die zunehmende Verschärfung der Lage von Felix bis Albinus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die letzte Zuspitzung der Situation unter Gessius Floms D. Das Auseinanderfallen der zelotischen Bewegung Jüdischen Krieg und ihr Ende. . . . . 1. Eleazar und :NIenahem . . . . . . . 2. Der weitere Verlauf des Jüdischen I
319 319 324 331 336 336 344 348 349 349 355 361
im 365 365 zur 373 der der 376
Gesamtüberblick und Hinweis auf neutestamentliche Fragestellungen . . . . . . . Nachtrag: Zeloten und Sikarier
384 387
Abkürzungen Literaturverzeichnis Literaturnachtrag . . Stellenregister . . . Personen- und Sachregister . Begriffsregister . Autorenregister . . . . . .
413 417 432 437 465 484 486
EINLEITUNG 1.
ZUR GESCHICHTE DER FORSCHUNG
Die Geschichte. des Palästinischen Judentums von der Eroberung durch Pompeius bis zum Aufstand des Bar Koseba rund zweihundert Jahre später, ist geprägt durch den Kampf um die religiös-politische Unabhängigkeit. Im mittleren Teil dieses Zeitraums - von der Umwandlung J udäas in eine römische Provinz bis zur Zerstörung J erusalems - erscheinen als Träger des Kampfes um die Freiheit die sogenannten "Zeloten". Während andere spätjüdische Parteien und Sekten wie die Pharisäer, Sadduzäer, Essener und nicht zuletzt das palästinische Urchristentum immer wieder Gegenstand eingehender Behandlung gewesen sind, finden sich ausführlichere Untersuchungen der zelotischen Freiheitsbewegung relativ selten. Zwar haben die Altmeister jüdischer Geschichtsschreibung, Graetz 1) und Derenbourg 2), der Entwicklung d·.:s jüdischen Unabhängigkeits kampfes in dem genannten Zeitraum besondere Aufmerksamkeit geschenkt und vor allem die Angaben des J osephus durch die rabbinischen Quellen reichlich ergänzt, doch konnten in diesen Gesamtdarstellungen das Wesen und die Geschlossenheit der zelotischen Freiheitsbewegung noch nicht deutlich genug herausgearbeitet werden. Einen Versuch in dieser Richtung unternahm K. Kohler in seinem Artikel "Zealots" in "The Jewish Encyclopaedia" und später in einem Aufsatz der Harkavy-Festschrift 3), doch ließ die Knappheit des Raums nur eine - allerdings ausgezeichnete - Zusammenstellung des NIaterials zu. Während das große Geschichtswerk Schürers der zelotischen Bewegung wenig Beachtung
Jerusalems
1) H. Graetz, Geschichte der Juden, Bd. III, 1/2 Geschichte der Judäer von dem Tode Makkabis bis zum Untergang des jüdischen Staates, in 5.A. bearbeitet v. :M. Braun, Leipzig 1905 s. Register unter Zeloten und die Noten 24. 26. 29. 2) J. Derenbourg, Essai sur l'histoire et la geographie de la Palestine d'apres les Thalmuds et les autres SOUl'ces rabbiniques, Premiere Partie: Histoire de la Palestine depuis Cyrus jusqu'a Adrien, Paris 1867, 237ff. 3) S. JE VoL XII (1906), p. 639-643 und der Aufsatz: "Wer waren die Zeloten oder Kannaim?", Festschrift in Ehren des Dr. A. Harkavy, Petersburg 1909, 6-18. J. W. Lightley gibt in seinem Werk, Jewish Sects and Parties in the Time of J esus, London 1925, auch eine Darstellung der Zeloten, doch beschränkt er sich nahezu ausschließlich auf die Angaben des J osephus. Sie bedeutet daher einen Rückschritt gegenüber der Arbeit der jüdischen Forscher.
2
EINLEITUNG
schenkte 1), versuchte Adolf Schlatter in verschiedenen Werken insbesondere die theologischen Grundzüge derselben darzustellen; er hatte auch klar die Bedeutung der Zeloten für das Verständnis des Neuen Testaments und hier vor allem für die Evangelien erkannt 2). Zelotismus und Neues Testament war auch das Thema, unter dem die Arbeit Robert Eislers stand 3), jedoch konnte die "kombinatorische :NIagie" 4) des Verfassers trotz umfassender Gelehrsamkeit und einer Fülle trefflicher Einzelbeobachtungen kaum gültige Ergebnisse erzielen. Von seiner vorwiegend jüdisch-nationalen Ausgangstellung her hat sich Joseph Klausner mit besonderem Interesse den Zeloten zugewandt. Die letzten bei den Bände seiner "Geschichte des zweiten Tempels" enthalten wohl die ausführlichste Zusammenfassung des historischen :NIaterials über die Zeloten, allerdings auch hier wieder im Rahmen einer Gesamtdarstellung der spät jüdischen Geschichte 5). Neben den genannten Arbeiten steht eine Fülle kürzerer Stellungnahmen zur Frage der Zeloten. Gerade sie zeigen, wie wenig man sich weithin über die Entwicklung und Form dieser Bewegung einig war; so konnte man z.B. den Zelotismus teilweise nur als eine allgemeine Tendenz innerhalb des Spät judentums verstehen 6) oder die Partei der Zeloten auf eine Gruppe innerhalb des jüdischen Krieges beschränken 7). Auch die Versuchung eines nationalistisch·· politischen NIißverständnisses lag sehr nahe 8). In neuerer Zeit hat W. R. Farmer die enge Verbindung zwischen den Zeloten und der Tradition der :NIakkabäerzeit aufgewiesen, doch ließ auch diese Spezialuntersuchung viele Fragen offen, vor allem trat das Problem 1) Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, 3. u. 4. A. Leipzig 1901, vgl. 1,486f. 573ff. 2) Geschichte Israels von Alexander dem Großen bis Hadrian, 3. A. Stuttgart 1925, 259ft' u.ö. siehe Register; Die Theologie des Judentums nach dem Bericht des Josephus, BFCT 2. R. Bd. 26, 1932, 214-224; Die Geschichte der ersten Christenheit, BFCT 2. R. Bd. 11, 3. u. 4.A. 1926 s. Register; Die Geschichte des Christus, Stuttgart 1921, 304ff. A. Stumpff in seinem Artikel ~'ijAoe; ThWB 2, 886ff verwendet vor allem die Ergebnisse Schlatters (887 A.18). 3) •I 'lJaoGe; ßa.O'LAe:Ue; ou ßa.O'LAe:uaa.e;, die messianische Unabhängigkeits bewegung vom Auftreten Johannes des Täufers ... , 2 Bde. Heidelberg 1929/30. 0,1) So charakterisierte M. Dibelius die .Methode R. Eislers: ThBl 6 (1927), 219. Ö) 'llZi;' n~:t;' ~lZi ;'''''~O'';' 4.A. Jerusalem 5714 (1954), s. Register 5,317 unter O"~(li'. V gl. auch J. Klausner, Jesus v. Nazareth, 3.A. 1952, 215 ff u. 272ff. 6) So etwa C. Guignebert u. Ba Reicke s.u. S. 86 A. 2. 7) So vor allem F. J. Foakes Jackson u. K. Lake, die Herausgeber von "The Beginnings of Christianity", Part I: The Acts of the Apostles, London 1920, 1,421ff. 8) So u.a. S. Dubnow u. H. Preisker s.u.S. 146.
EINLEITUNG
3
einer möglichen eschatologischen Bestimmtheit beider Bewegungen zu wenig hervor 1). Die Handschriftenfunde vom Toten :Nleer erweckten bei einigen Forschern die Vermutung, daß die Verfasser dieser Schriften mit den Zeloten zu identifizieren seien 2). Diese Ansicht konnte sich jedoch in keiner Weise durchsetzen, es sprechen dagegen schwerwiegende religionsgeschichtliche, historische und archäologische Gründe 3); es erübrigt sich daher von vornherein, auf die teilweise sehr gezwungenen Kombinationen in dieser Richtung einzugehen. 2.
AUFBAU UND ZIEL DER DARSTELLUNG
Die vorliegende Arbeit versucht von den Quellen aus zur religiösen Eigenart und historischen Entwicklung der zelotischen Bewegung in dem engeren Zeitraum zwischen Herodes 1. und dem jüdischen Krieg vorzudringen. Dabei sollen jeweils die einzelnen Quellenaussagen im Zusammenhang mit den entsprechenden religiösen Anschauungen des Spät judentums und des Rabbinats interpretiert werden. Die Verschiedenartigkeit und Bruchstückhaftigkeit der Quellen bewirkt, daß die einzelnen Ergebnisse oft nur einen gewissen Grad der Wahrscheinlichkeit erreichen. Zuweilen müssen wir uns auch mit nur beschränkt begründbaren Hypothesen begnügen. Trotz dieser Schwierigkeiten wird angestrebt, ein möglichst geschlossenes Bild der zelotischen Bewegung zu erlangen. Der Aufbau gestaltet sich in folgender Weise: 1. Am Anfang steht eine kritische Beurteilung der Quellen, insbesondere der Hauptquelle, der Werke des Josephus. 2. Es folgt die philologisch-historische Untersuchung jener Bezeichnungen, die der jüdischen Frei1) \v, R. Farmer, Maccabees, Zealots, and Josephus, An Inquiry into Jewish Nationalism in the Greco-Roman Period, New Y ork 1956; vgl. auch den Aufsatz, Judas, Simon and Athronges, NTS 4 (1957/58), 147ff. 2) Als erster H. E. del Medlco, Deux :Manuscrits de la :NIer Morte, 1951 und L'enigme des manuscrits de la Mer Morte, 1957. Auch J. Klausner, Hist. 5,324ff vermutet einen Zusammenhang zwischen den Schriftrollen und den Zeloten. Neuerdings wird die These vor allem von C. Roth, The Historical Background of the Dead Sea SeraIls, Oxford 1958 und G. R. Driver, The Judaean Serails, Oxford 1965, vertreten. 8) Die Unhaltbarkeit dieser Vermutungen hat vor allem H. H. Rowley, Qumran, the Essenes and the Zealots, in "Von Ugarit nach Qumran", Btr. z. atl. u. altoriental. Forschung, O. Eissfeldt ... dargebracht, BerEn 1958, 184-192, nachgewiesen.Vgl. aueh die Fülle der Theorien, die M. Burrows, The Dead Sea SeraIls, 1956, 123-186 anführt. Zur \Viderlegung der Zelotenhypothese s. vom selben Verfasser, More Light on the Dead Sea Serails, 1958, 232-245 u. 271-274 und R. de Vaux, Essenes or Zealots, NTS B (1966/7), 89-104.
4
EINLEITUNG
heitsbewegung von den verschiedenen Seiten beigelegt wurden. ·3. Diese führt hin zu der von Judas, dem Galiläer, gegründeten "vierten Philosophensekte" . Hier wird zunächst versucht, die Eigenständigkeit und Organisationsform der von Judas ausgehenden Partei herauszuarbeiten, daraufhin werden die verschiedenen charakteristischen Züge dieser neuen Sekte, die Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes, das Zusammenwirken mit Gott bei der Gewinnung der Freiheit und die Ablehnung des Census erörtert. Es ergibt sich daraus die primär religiöse Bestimmtheit dieser neuen Bewegung. 4, Das nächste I<:'apitel ist dem Begriff des "Eifers" gewidmet. Ausgangspunkt ist das Verständnis des Pinehas in der jüdischen Tradition. Im Anschluß daran wird nach der Bedeutung des Eifers im zeitgenössischen Judentum überhaupt gefragt, und schließlich folgt eine Darstellung des "Eifers" im Zusammenhang mit der zelotischen Bewegung, getrennt nach den beiden Gesichtspunkten des Eifers für das Gesetz und des Eifers für das Heiligtum. Am Schluß steht der Nachweis, daß dieser Eifer als eschatologische Verschärfung des Gesetzes zu verstehen ist. 5. Im Folgenden werden nun die verschiedenen eschatologischen Züge der zelotischen Bewegung untersucht und in den Zusammenhang der spätjüdischen Eschatologie eingeordnet. Hier sind vor allem der profetische Enthusiasmus und die V orstellung von der vormessianischen Leidenszeit wesentlich, aus ihnen erklären sich konkrete Züge wie die Aufgabe des Besitzes, die Flucht in die Wüste und die bedingungslose Bereitschaft zum ßiIartyrium. Der Weg zur Herrschaft des ßiIessias führt über den Heiligen Krieg; als Endziel erhofft man die Weltherrschaft Israels. 6. Das Schlußkapitel will einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der. jüdischen Freiheitsbewegung geben. Eingesetzt wird mit der Ermordung des Bandenführers Hiskia durch den jungen Herodes. Die Herrschaft Herodes I. bildete dann die Vorbereitung der späteren Unruhen, die auch unmittelbar nach seinem Tode aus brachen. Doch fehlte noch zunächst die organisatorische und ideologische Zusammenfassung der Aufständischen. Diese erfolgte durch Judas; von nun an bildeten die "Zeloten" eine dem Pharisäismus nahestehende, jedoch selbstständige Partei, deren Spuren allerdings wegen der bruchstückhaften Berichterstattung des J osephus nur stellenweise verfolgt werden können. Wir finden sie auch im Neuen Testament und in der rabbinischen Tradition. Ihr Ziel erreichten die Zeloten mit dem Ausbruch des Jüdischen Krieges; durch die überras~hende Ermordung ihres Führers Menahem, des
EINLEITUNG
5
Sohnes des Judas, wurde die Partei jedoch im entscheidenden Augenblick gespalten. Es standen von jetzt an verschiedene, sich bekämpfende Gruppen einander gegenüber, die zwar das geistige Erbe der Zeloten weitertruge~ jedoch selbst zu keinem geschlossenen Handeln mehr fähig waren. Diese Zusammenfassung des Gedankengangs läßt zugleich die Grundthese deutlich werden, die sich im Verlauf der Arbeit herauskristallisiert : Es handelt sich bei den "Zeloten" um eine relativ geschlossene Bewegung mit eigenständigen religiösen Anschauungen, die die Geschichte des palästinischen Judentums in der entscheidungsvollen Zeit zwischen den Jahren sechs und siebzig n. ehr. maßgeblich beeinflußt hat.
KAPITEL EINS
DIE QUELLEN Die Frage nach dem Wesen der zelotischen Bewegung setzt als Erstes die Frage nach Art und Tendenz der Quellen voraus. Es zeigt sich schon hier die ganze Schwierigkeit, die einer genaueren Erfassung des Gegenstandes entgegensteht.
A.
JOSEPHUS
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Am ausführlichsten hat über die jüdische Freiheitsbewegung in dem uns betreffenden Zeitraum der jüdische Schrifsteller Flavius J osephus berichtet. Nahezu unser ganzes Wissen erhalten wir aus seinem "Jüdischen Krieg" und den Büchern XIII-XX seiner "J üdischen Altertümer", dazu kommt für einen ganz bestimmten Zeitabschnitt, die Zeit zu Beginn des Jüdischen Krieges, seine sogenannte "Lebensbeschreibung". Bei diesen Werken stehen wir jedoch vor einem zweifachen Problem: Einmal verwendet J osephus darin selbst wieder Quellen von verschiedener Herkunft und Tendenz; zum andern zeigt er in Auswahl und Beurteilung des Stoffes eine ausgeprägte eigene Stellungnahme, die dazu noch in den einzelnen Schriften etwas differiert. Seine politische Haltung ist vor allem durch seinen eigenartigen Lebensgang bestimmt: Er stammte aus dem Priesteradel von J erusalem, der angesehenen Klasse J ojarib, der auch die Hasmonäer angehörten, mit denen er zudem direkt verwandt war 1). So zählte er zu jenen _Kreisen, die zumindest seit Herodes I. in ihrer überwiegenden Mehrzahl den Bestrebungen der jüdischen Freiheitsbewegung feindlich gegenüberstanden. Wenn er sich auch später selbst als Anhänger der Pharisäer bezeichnete 2), so waren doch er und seine Familie mit führenden Sadduzäern engstens befreundet 3). Schon seine Wirksamkeit in Galiläa brachte ihn in scharfen Gegensatz 1) Vita 2.198; b 1,3; 3,352; c. Ap. 1,54; vgl. 1. ehr. 24,7-18; 1. l\fakk. 2,1.14. Sein Ururgroßvater Matthias heiratete eine Tochter des Hohenpriesters Jonathan. 2) Vita 12. Die Angabe ist mit Vorsicht aufzunehmen s.u. S. 378 A. 3. 3) Vita 204 bezeichnet sich Josephus als CPLAOC:; ••• xcd O'uv~e"l)C:; des Hohenpriesters Jesus S.d.Gamala.
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zu den Führern des radikalen Flügels der Aufständischen 1). Durch seinen Übertritt Zu den Römern wurde der Bruch mit der Aufstandspartei endgültig. Für seine Verdienste zugunsten der Sieger erhielt er nach Beendigung des Krieges reichen Lohn 2). Als Freigelassener des Kaisers bekam er das römische Bürgerrecht, er wohnte im früheren Palast Vespasians und war außerdem im Besitze eines Gnadengehalts 3). In dieser Weise dem flavischen Kaiserhause verpflichtet, stellte er seine Arbeitskraft zunächst ganz in dessen Dienst. Schon der Titel seines ersten Werkes, "Über den Jüdischen Krieg", zeigt, daß es vom römischen Standpunkt aus geschrieben ist 4). Der uns überlieferten griechischen Fassung ging eine aramäische voraus, die insbesondere dem nichtrömischen Osten die Macht der römischen Waffen und die Sinnlosigkeit einer Erhebung deutlich machen sollte 6). Die griechische Form stellt wohl eine erweiterte, freie Bearbeitung dieser aramäischen Urfassung dar. Da das Werk in glänzendem, klassischem Stil geschrieben wurde 6), J osephus aber, nach eigenem Zugeständnis, in der griechischen Sprache nie besondere Fähigkeiten erlangt hat, müssen bei seinem Entstehen griechische Stilisten mitgewirkt haben 7). Dies erklärt auch, warum das Geschichtswerk des Priestersohnes aus J erusalem ein so völlig hellenistisches Gewand erhielt. Die endgültige Abfassung des "Jüdischen Kriegs" liegt zwischen den Jahren 75 und 79·n. ehr. 8). Das Werk 1) b 2,585ff. 593f. 598; vita 43ff. 134ff u.a. 2) Vita 422.425.429. Es handelte sich vor allem um größeren Grundbesitz; unter Domitian kam dazu noch Steuerfreiheit. 3) Vita 423. 4) J. nennt diesen Titel selbst in seinen späteren Schriften, a 20,258 (vita 412): m:pl 'rOU 'louSet'exot) 7to).€[.L0u. Auf diese Tatsache machte als erster R. Laqueur, Der jüdische Historiker Flavius Josephus, 1920, 98 u. 417, aufmerksam. Bei den von Niese zu seiner Ausgabe herangezogenen Handschriften lautet der Titel (bis auf die ersten beiden Bücher von P) m:pt <XAWcre:
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DIE QUELLEN
war Vespasian und Titus gewidmet 1), Titus selbst versah es mit seiner eigenhändigen Unterschrift 2). Als Hauptquelle für die ausführliche V orgeschichte von der Makkabäerzeit bis zum Regierungsantritt des Archelaos benutzte Josephus wohl durchweg das Geschichtswerk des Herodesfreundes Nikolaus von Damaskus 3). Dadurch wurde natürlich die Darstellung dieses Teils der jüdischen Geschichte einseitig parteüsch. So wird die Widerspenstigkeit des jüdischen Volkes getadelt und die Treue der hellenistischen Syrer gelobt 4); die Versuche der Hasmonäer, ihre Macht wieder zu gewinnen, werden verurteilt, dagegen erhält Herodes 1. eine relativ günstige Beurteilung 5). Auch vermißt man die für einen Juden unerläßliche religiöse Begründung des Geschichtsverlaufs durch Gottes Eingreifen, während Josephus in dem weiteren Verlauf seines Werkes häufig davon Gebrauch macht 6). Selbstverständlich müssen hier alle Bestrebungen der Juden zur Wiedergewinnung ihrer Unabhängigkeit negativ beurteilt werden. Mit dem Aufhören dieser Quelle 7) bricht der fortlaufende Erzählungsfaden plötzlich ab und die Überlieferung wird außerordentlich dürftig. Die Berichterstattung des Josephus beschränkt sich vorwiegend auf die Darstellung jüdischer Unruhen unter Pilatus, I<:'aiser Caligula und den späteren Prokuratoren Cumanus und Felix 8). Erst über die unmittelbare Vorgeschichte des Jüdischen Krieges berichtet er wieder ausführlicher 9). Für den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung war er, wie er selbst hervorhebt, als Geschichtsschreiber besonders geeignet. Er hatte ja als Augenzeuge an den entscheidenden 1) Vita 361; c.Ap. 1,50. 2) Vita 363; vgl. R. St. ]. Thackeray, op. cit. 27.
3) Ein in Bellum und Antiquitates oft genannter Freund des Rerodes, der in einer Universalgeschichte von 144 Büchern auch die jüdische Geschichte ausführlich behandelt hat; s. G. Rälscher, Art. ]osephus, PW IX (1916), 1945ff; Schürer 1,83 A. 16; CAR 10,885. Zur allgemeinen Tendenz des Nikolaus v. Damaskus s. A. Schlatter, G.I., 241-245. Der ganze Bericht des Josephus von b 1,31-2,110 dürfte nur ein ausführliches Exzerpt aus dem Werk des Nikolaus sein. V gl. B. Z. Wacholder, Nicolaus of Damascus, Berkeley 1962, 60ff u.ä. 4) b 1,88.90.94; 2,92; vgl. Rälscher, op. cit. 1945. 5) b l,171ff. 357. Auch in der Beurteilung der familiären Schwierigkeiten des Rerodes stand Nikolaus in der Regel auf dessen Seite s. 1,432.436f. Gelegentlicher Tadel 1,493. 533. 543 kann das positive Gesamtbild der Herrschaft des Herodes (l,429f.665) nicht ändern. 6) Vgl. u.a. b 3,404; 4,323.622; 5,2; 6,288.310. 7) Sie endet wohl mit dem Betrüger Alexander 2,110; G. Rälscher, op. cit. 1949 vermutet das Ende der Quelle erst nach der Verbannung des Archelaos 2,116. B) b 2,169ff.184ff.247ff. 9) b 2,277ff vom Amtsantritt des Florus an.
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Ereignissen zum großen Teil selbst teilgenommen, auch war er mit den Verhältnissen in beiden Lagern in gleicher Weise vertraut 1). Dennoch legen Unterschiede in den Berichten über den Verlauf des Krieges die Vermutung nahe, daß J osephus auch hier teilweise schriftliche Quellen herangezogen hat 2). Selbst wenn die Hypothese W. Webers von der Existenz eines flavianischen Geschichtswerks, das J osephus ausgiebig benutzt haben soll, zu weit geht 3), bleibt doch die Vermutung gerechtfertigt, daß J osephus auf die noch unveröffentlichten K.riegsberichte der Imperatoren zurückgreifen konnte, die ihm, nach seiner eigenen Aussage, be~annt waren 4). Auch Agrippa H. scheint Material beigesteuert zu haben 5). Eine besondere Frage bilden die großen Unterschiede zwischen den Berichten des J osephus über seine Tätigkeit in Galiläa im zweiten Buch des "Jüdischen Krieges" und in der "Lebensbeschreibung" (Vita) 6). Der Quellenwert dieser ihrem Stil nach wohl von Josephus 1) Josephus wurde nach b 1,3 u. vita 5 im 1. Jahr des Caligula (13.9.37-16.3.38 n. Chr.) geboren, s. Rölscher op. cit. 1934. Er war also zu Beginn des Krieges ca. 28 Jahre alt. Seine Augenzeugenschaft hebt er besonders in der Auseinandersetzung mit Justus v. Tiberias hervor: vita 357-367 u. c.Ap. 1,46-56, vgl. auch die Kritik an früheren Darstellungen des jüdischen Krieges b 1,3ff.6.18; c.Ap. 1,55. Nach c.Ap. 1,49 hatte Josephus die Überläufer zu verhören und war dadurch über das Geschehen in der Stadt informiert. 2) Schürer (1,79) war noch der Meinung, daß sich J osephus das Material größtenteils durch eigene Aufzeichnungen schon während des Krieges verschafft hat. W. Weber, op. cit. 68ff.79ff u. ö. und R. Drexler, Untersuchungen zu Josephus u. zur Geschichte des jüdischen Aufstandes, Klio 19 (1925), 277ff haben jedoch auf den Unterschied zwischen dem üblichen Stil des Josephus und dem der "römischen Partien" aufmerksam gemacht, die im Gegensatz zu der sonstigen Darstellungsweise "knapp, sachlich und durchsichtig" sind (Drexler op. cit. 292, A. 2 vgl. auch 304). Auffallend sind vor allem die vielen präzisen Zeit- und Ortsangaben. . 3) Op. cit. 78ff U.ö. Dieses Werk soll nahezu das gesamte Material von 3,17,162 enthalten haben. Zur Kritik W. Webers s. R. Laqueur, Philol. Wochenschr. 41 (1921), 1105 ff, und Thackeray op. cit. 37. Das negative Urteil über seine Vorgänger b 1,lff und die Schwierigkeit für die zeitliche Ansetzung-- zwischen 75 u. 79 n. Chr. müßten das flavianische Werk, der aram. u. griechische Polemos entstanden sein - machen die Vermutung W. Webers sehr unwahrscheinlich. Auch das Interesse des Titus am Werk des Josephus wäre bei einem bloßen Plagiat unverständlich (vgl. vita 363). 4) Vita 342.358; c.Ap. 1,56. 5) In einem vita 366 angeführten Brief macht er darauf aufmerksam, daß er ihm noch unbekannte Tatsachen mitzuteilen habe. 6) Die Entstehungszeit der Vita ist umstritten, sie hängt vom Todesdatum Agrippas H. ab (93/94 oder 100 n. Chr.). G. Rölscher, op. cit. 1941f, vermutet auf Grund von a 20,265 den früheren Termin, zugleich nimmt er an, daß die Vita in einer 1. kürzeren Fassung sich unmittelbar an die Antt. anschloß und erst später zu einer Apologie gegen Justus v. Tiberias erweitert worden sei. Vgl.
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selbst verfaßten Schrift wird sehr unterschiedlich beurteilt 1). Seit der Arbeit von R. Laqueur ist jedoch die Überzeugung gewachsen, daß die "Lebensbeschreibung" der historischen Wahrheit näher komme als der Parallelbericht des ,,] üdischen Krieges" 2) . Vermutlich geht die "Lebensbeschreibung" auf frühere Aufzeichnungen des ] osephus zurück, aus denen er dann jene Verteidigungs schrift gegen die Angriffe des ]ustus von Tiberias formte 3). Am auffallendsten ist der Unterschied zum ,,] üdischen Krieg" bei der Sendung des ] osephus nach Galiläa: Während die "Lebensbeschreibung" J osephus nur als Glied einer Gesandtschaft darstellt, schildert er sich im "Jüdischen Krieg" als einen mit allen Vollmachten ausgestatteten Oberkommandierenden; die Absicht, sich selbst militärischen Rang und Ruhm zuzuschreiben, wird nur allzu deutlich 4). Der "Lebensbeschreibung" kommt dadurch besondere Bedeutung zu, daß sie einen Einblick in die ländlich-kleinstädtische Struktur Galiläas zu Beginn des Jüdischen I
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windlichkeit der römischen Macht überzeugen 1). Dieses Anliegen nimmt bei ihm geradezu religiöse Gestalt an 2). Gott selbst hatte J erusalem und den Tempel wegen der Sünden, die - insbesondere durch die Zeloten - darin geschahen, zum Untergang bestimmt 3). In der großen Mahnrede konnte J osephus seinen Volksgenossen zurufen: "Darum glaube ich, die Gottheit ist aus ihrem Heiligtum geflohen und steht auf der Seite jener, gegen die ihr kämpft!" 4) Vespasian und Titus werden dagegen als die Erwählten Gottes, die Zuchtruten Gottes gegenüber seinem Volk und als Bringer des kommenden Friedensreiches dargestellt 5). Andererseits versucht J osephus, sein Volk, mit dessen Glauben und Schicksal er sich immer noch verbunden weiß, dadurch zu verteidigen, daß er als eigentliche Urheber des Unglücks nur eine kleine Minderheit von ruchlosen Fanatikern anklagt, während er die große J\iIasse des Volkes als deren passive Opfer entschuldigt 6). So wird sein Werk zu einer großen Anklageschrift gegen die verbrecherischen Anstifter des I
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den Tempel zu schleudern, dafür ist dessen Zerstörer, der Caesar Titus selbst Zeuge; während des ganzen Krieges bewegte ihn das Mitleid mit dem von den Aufrührern vergewaltigten Volk, mehrfach verschob er die Erstürmung der Stadt aus eigenem Entschluß, um den Schuldigen während der Belagerung Zeit zur Umkehr zu geben. Wenn uns aber einer tadeln sollte über das, was wir als Ankläger gegen das Raubgesindel vorbringen, während wir das Unglück des Vaterlandes beseufzen, so möge er diesen Verstoß gegen das Gesetz der Geschichtsschreibung meinem Schmerze zugute halten" 1).
Die verhaßten Gegner wurden zur dunklen Folie~ auf der der Heldenjüngling Titus umso heller erstrahlte 2). NIit dieser eindeutigen, religiös gefärbten, politischen Tendenz dürfte J osephus der Zustimmung seiner kaiserlichen Gönner gewiß gewesen sein; die schon erwähnte Unterschrift des Titus, die Zustimmung Agrippas H. und der beachtliche materielle Erfolg 3) bestätigen dies. Die "Jüdischen Altertümer" ('Iou~a.~x.~ &pzcaoAoyta.) kommen durch ihre ausführlichere Darstellung der jüdischen Geschichte bis zum Ausbruch des Jüdischen Kriegs vor allem als Quelle für die V orgeschichte der zelotischen Bewegung unter Herodes I. und ihre Ent\vicldung unter den Prokuratoren in Frage. Das Werk wurde 93/94 n. ehr. vollendet 4); es ist nicht mehr dem Kaiser, sondern wie die "Vita" und "contra Apionem" einem Gönner des J osephus, Epaphroditus, gewidmet 5). Josephus war damals nicht mehr so eng wie unter Vespasian und Titus mit dem Kaiserhaus verbunden. Die Absicht der Antiquitates geht daher weniger in eine politische, als vielmehr in die religiös-ethische Richtung: J osephus will die gebildete römisch-hellenistische Welt über Geschichte und Glauben der Juden aufklären und dem verachteten V ülke Anerkennung verschaffen 6). Das gibt den "Altertümern" eine grundsätzlich andere Tendenz als 1) b 1,10f; vgl. 5,15-20. 2) W. \'V' eber, op.cit. 215: "Wir dürfen vermuten, daß J osephus, seine Feinde eifersüchtig hassend und Titus umwerbend, die Bilder dieser Gegner verdunkelt hat, um den lichten Helden stärker strahlen zu lassen". 3) Vita 363-366; c. Ap. 1,50f; s. auch o.S. 7 A. 2 u. 3. 4) a 20,267: Im 13. Regierungsjahr Domitians. 5) a 1,84; vgl. R. Laqueur, op. cit. 23-36; H. St. J. Thackeray, op. cit. 53. 6) a 1,5 u. 15: "Jeden, der diese Bücher in die Hand bekommt, ermahne id:, seinen Sinn auf Gott zu richten und zu prüfen, ob unser Gesetz Gottes Natur richtig aufgefaßt und ihm nur Taten zugeschrieben hat, die seiner Kraft würdig sind". 16,175: "Ich erwähne diese Dinge häufiger, um fremde Völker mit unseren Einrichtungen zu befreunden und um die bei unvernünftigen :Menschen tief eingewurzelten Ursachen des Hasses gegen uns und unsere Gottesverehrung zu beseitigen" .
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dem "Jüdischen Krieg". Die äußere Form ist einer hellenistischen Vorlage nachgebildet 1), auch werden - um die Glaubwürdigkeit zu untermaue~n - mehrfach die herangezogenen Quellen erwähnt und eine große Anzahl antiker Schriftsteller zitiert 2). Die Frage der Quellen ist wesentlich verwickelter als im "Jüdischen Krieg". Außer Nikolaus v. D~maskus wurden sicher noch das 1. Makkabäerbuch und wahrscheinlich auch Strabo herangezogen 3). Hinzu kommen einzelne jüdische Legenden, die sich zum Teil auch in der talmudischen Literatur finden 4). Für die Geschichte des Herodes ist bedeutsam, daß im Gegensatz zum "Jüdischen Krieg" mehrfach scharfe, kritische Stellungnahmen eingeflochten sind. Vermutlich stand J osephus hier eine besondere herodesfeindliche Quelle jüdischen Ursprungs zur Verfügung 5). Dazu kommt noch Dokumentenmaterial aus römischen Archiven, das vor allem die freie Religionsausübung der Juden in früherer Zeit nachweisen soll 6). Schließlich legte J osephus als Priestersohn großen Wert auf die Geschichte der Hohenpriester; auch hier geht er wohl auf schriftliche Unterlagen zurück 7). Die Vielfältigkeit der Quellen läßt die "Antiquitates" weniger einheitlich erscheinen als das "Bellum", ebenso können sie sich im Stil - vor allem in den letzten Büchern - mit diesem 1) Josephus folgt der 'P(llf.Lcm{."~ &.pXawAoyta des Dionys v. Halikarnass, die ebenfalls in 20 Bücher untergeteilt ist (s. Schürer 1,79f). 2) S. die Aufstellung bei G. Hölscher, op. cit. 1964f. Natürlich hat Josephus nur die geringere Anzahl von Schriftstellern im Original gelesen, die andern Zitate übernahm er aus seinen Quellen. 3) Strabo wird am häufigsten -12 mal in Buch 12-15 - genannt; sein als judenfreundlich geltendes Geschichtswel'k geht bis 30 v. Chr.; Nikolaus v. Dam. wird in Buch 12-16 dagegen nur 7 mal angeführt. 4) a 13,282f = Sota 33a parr.; 13,288-298 = Qidd. 66a; 14,22ff = Taan. 3,9ff; 15,245 = Taan. 23a u.a.; vgl. Derenbourg, 74-150; G. Hölscher, op. cit. 1973f. 5) Schüret 1,84; CAH 10,886. G. Hölscher, ap. cit. 1971ff, vermutet, ein "tendenziöser Korrektor oder richtiger Verfälscher" habe das \'V'erk des Nikolaus und eine Herodesbiographie, die möglicherweise von Ptolemäus v. Askalon (1981) stammte, zusammengefügt und in jüdisch-antiherodianischem Sinne bearbeitet (vgl. auch \'V'. Otto, Herodes 1., 1933, 11f). Doch ist diese Konstruktion unwahrscheinlich. Die Charakteristik des "Fälschers" würde am ehesten auf Josephus selbst passen. R. Laqueur, op. cit. 218, u. H. St. J. Thacketay, op. cit. 67, führen daher die antiherodianischen Stellen (16,150ff.183ff.395 u.a.) auf J osephus selbst zurück. Laqueur vermutet wohl mit Recht eine bewußte Annäherung des J. an den national-jüdischen Standpunkt. 6) Schürer 1,85; H. St. J. Thackeray, op. cit. 70.ff; R. Laqueur, op. cit. 221-230. 7) c.Ap. 1,31, vgl. Schürer 1,85. G. Hölscher, loc. cit. glaubt, daß sowohl die Urkunden wie die Hohenpriesterliste auf das von ihm vermutete jüd. Geschichts\verk zurückgehen (s. auch G. Hölscher, Die Hohenpriesterliste bei Josephus u. die evangelische Chronologie, SAH 30 [1939/40], Phil. hist. Kl., 1ff).
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nicht messen 1). Gewisse stilistisch-inhaltliche Nachlässigkeiten führten Laqueur zu der Vermutung, ] osephus habe in den "Antiquitates" das "Bellum" nur abgesch:rieben bzw. paraphrasiert, auch seien die "Antiquitates" mehrfach vom V e:rfasser überarbeitet worden 2). Für die Zeit der Prokuratoren verfügte] osephus über eine wesentlich größere Zahl von anekdotenhaften Berichten als bei der Abfassung des ,,] üdischen Krieges", sie beziehen sich vor allem auf Unruhen in Judäa, die Schicksale der Herodäer und auf Vorgänge, die den Tempel und seinen Kult betreffen. E. Norden 3) wies nach, daß sich ] osephus bei der Aufzählung der Unruhen eines festen Kompositionsschemas bediente, das sich ähnlich auch bei den römischen Annalisten findet. Die Herkunft dieser Anekdoten läßt sich im einzelnen schwer bestimmen. Vielleicht standen ihm in Rom Berichte der Prokuratoren und ähnliches Aktenmaterial zur Verfügung 4,). Auch Agrippa II. und die herodeische Verwandtschaft kommen als Nachrichtenquelle in Frage 5). Schließlich wird man für die Ereignisse seit Felix persönliche Erinnerung und mündliche Berichte als Quellen voraussetzen dürfen 6). 1) Vgl. dazu vor allem Thackeray, op. cit. 105-124. Nach a 1,7ff wollte J. die Arbeit aufgeben. Mehrfach wechselte er seine griechischen Stilisten; das 20. Buch ist - wie die Vita - wohl von ihm selbst geschrieben. 2) Op. cit. 128-215, besonders 198ff. Vgl. den Nachweis von R. Eisler 1,108f, wo er zeigt, daß Teile aus den Antt. ohne Sinnverlust um mehr als die Hälfte zusammengezogen werden können; s. jedoch G. Hölscher, op. cit. 1988 und Schürers Antwort (1,83 A. 16) auf eine äp-nliche Vermutung von B. Niese (Hist. Zeitschr. 76 [1896], 218ff): "eine der in der Archäologie ausgiebiger benützten Quellen (vermutlich Nicolaus Damascenus) liegt auch schon der kürzeren Darstellung des BelIum Judaicum Zu Grunde". Die überarbeitungshypothese hängt eng mit dem Problem der "Lebensbeschreibung" zusammen, auf die Josephus am Ende seines \Verkes (a 20,267) hinweist. Ob ihr jedoch ein solches Ausmaß zukommt wie R. Laqueur (op. cit. Vorwort, 79,91 A. 3 u. S. 234ff. u.ö.) u. R. Eisler (1,97f. 233f. 526 A. 3 u.ö.) vermuten, bleibt sehr fraglich. 3) Josephus u. Tacitus über Jesus Christus, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum, 31 (1913), 643. ~) So R. Eisler 1, XXXIXf. 26f. u.ö.; E. Norden, op. cit. 642 A.2, vermutet die Vermittlung eines rämischen Annalisten wie Cluvius Rufus; s. auch G. Hölscher op. cit. 1985. 6) Vita 362ff; c. Ap. 1,51. 8) G. Hälscher, op. cit. 1971-1993, möchte die Berichte über die Zeit der Prokuratoren seinem "anonymen, jüdischen Autor" (1974) zuschreiben (s. auch o.S. 13 A. 5). Von ihm sollen im Wesentlichen die letzten 3 Bücher der "Antiquitates" stammen. Er vertrete den gemäßigten jüdischen Standpunkt, lobe die Gesetzestreue und tadle die Abtrünnigen ebenso wie die Eiferer. Gegenüber der hellenistischen Kultur, Theater u. Gladiatorenkämpfen zeige er eine gewisse Freisinnigkeit (1992f). Es handle sich um ,,(einen) aristokratische(n) Priester, begeistert für das Hasmonäerhaus, eingenommen für die Vornehmen und gegen
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Es ist für die "Jüdischen Alte:t:tümer" bezeichnend, daß durch den größeren Abstand des Verfassers gegenüber dem Kaiserhaus und die projüdisch--:apologetische Tendenz auch der gesetzlich-jüdische Standpunkt wesentlich stärker hervortritt als im "Jüdischen Krieg" 1). Jedoch behält Josephus sein Urteil über die jüdische Freiheitsbewegung, über deren Ursprünge und Entwicklung er jetzt ausführlicher berichtet 2), in voller Schärfe bei: von den Gründern der "Vierten Philosophensekte" ging jenes entsetzliche Unheil aus, das ganz Judäa in Aufruhr, Not und Elend stürzte und schließlich zur Zerstörung des jüdischen Staates führte 3). Andererseits wird jetzt aber auch die IvIitschuld der römischen Verwaltung, insbesondere der Prokuratoren Felix, Albinus und Florus stärker hervorgehoben 4), selbst den Besatzungstruppen wird ein Teil der Verantwortung für die spätere Katastrophe zugeschoben 5). Die Zuverlässigkeit des J osephus als Geschichtsschreiber darf nicht zu hoch eingeschätzt werden. Sie ist vor allem von der Qualität seiner Quellen abhängig. Durch seine oft flüchtige Arbeitsweise hat er mehrfach falsche oder sich widersprechende Aussagen seiner verschiedenen Quellen einfach übersehen 6). Trotz der Betonung seiner Wahrheitsliebe und seiner Fähigkeiten als Historiker, war er im Grunde nicht so sehr Geschichtsschreiber als vielmehr Tendenzschriftsteller und Apologet. Seine verschiedenen Werke sind alle durch feste politische bzw. religiöse Absichten bestimmt 7). Für unser Ziel, die Untersuchung der zelotischen Bewegung in dem oben umrissenen Zeitraum 8), ergeben sich aus der bisherigen Charakteristik der Hauptquellen und ihres Verfassers Flavius J osephus schwerwiegende Konsequenzen: die Plebs, voll Haß gegen den Emporkömmling Hemdes" (1982f). Diese Charakteristik trifft jedoch am besten J osephus selbst. 1) V gl. a 16,186f; 19,329ff; 20,100.143f.218. u.a.; s. dagegen b 5,45ff die positive Beurteilung des Apostaten Tiberius Alexander. 2) Vgl. a 18,4-9.23ffu. b 2,118; s. auch a 20,5.102.160ff-u. a. S) a 18,25; 20,252-258. 4) a 20,162ff (vgl. dagegen b 2,256); 20,215.252ff. 6) a 19,366; 20,175. 11) Eine kleine Sammlung von offensichtlichen Widersprüchen gibt Eisler 1,99ff, s. auch u. S. 338 A. 1. 7) Zur Selbstcharakteristik s. b 1,16; 7,455; a 16,187; 20,157: "Wir, die wir den festen Vorsatz haben, nur die Wahrheit zu sagen ... " Treffend ist das Urteil von N. Bentwich, Josephus, 1926, 106: "He was a sophist rather than a sage, afld circumstances compelled him to be a court chronicler rather than anational historian" . 8) S. o. S. 1.
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1.) Das von Josephus dargebotene Quellenmaterial über die Zeloten war - ins besondere was ihre frühe Entwicklung anbetrifft - sehr bruchstückhaft und verschiedenartigen Ursprungs 1). 2.) J osephus selbst hatte keinerlei Interesse daran, die Geschichte dieser Bewegung, ihre Lehren und die Schicksale ihrer Führer, den Tatsachen entsprechend zu schildern. Seine Auswahl war weithin willkürlich-tendenziös, d.h. es wurden, je nach Absicht, Tatsachen und Ereignisse übertrieben, umgebogen oder vertuscht 2). 3.) Dies erklärt sich aus seiner erbitterten Feindschaft gegenüber der jüdischen Freiheitsbewegung 3) ; sein ganzes Interesse zielte daraufhin, die Gegner als Gesetzlose (&VOfLOL), erklärte Verbrecher, für die keine Strafe groß genug war, oder als Wahnsinnige 4) hinzustellen. Es ergibt sich so eine doppelte Schwierigkeit: das Bild von den Zeloten, das wir von J osephus erhalten, ist nicht nur von vorne herein fragmentarisch, sondern es sind auch, darüber hinaus, die Konturen desselben verzerrt und verdunkelt. Unsere Aufgabe wird daher nicht nur darin bestehen, durch Herbeiziehung anderen Quellenmaterials das von J osephus gezeichnete Bild der Zeloten zu ergänzen, sondern auch die wahren Züge jener umstrittenen Bewegungwenigstens an einzelnen Punkten - wieder freizulegen.
1) S. o. S. 8 f u. 13 vgl. u. S. 79 ff. 2) V gl. u.a. die widerspruchsvolle Schilderung des Joh. von Gischala b 2,585ff u. vita 43ff. Als typische Übertreibungen erscheinen b 4,382ff.559-565; 5,429ff.562ff; 6,201ff. Auf die Unterschlagung der z"elotischen Messiaserwartung bzw. deren Umdeutung auf Vespasian hat schon W. Weber, op. cit. 35.43ff hingewiesen (s. auch u. S. 243f. 247); lediglich in den Antiquitates werden Spuren davon sichtbar (4,125; 10,210; 17,45). Bezeichnend ist auch die Umdeutung der Selbstbezeichnung "Zeloten" b 4,160f. Den Sachverhalt sahen schon klar H. Drexler, Klio 19 (1925),287:" ... vor allem erfahren wir nichts von dem Wesentlichen: \'V'as sind die treibenden Kräfte und Ideen dieses nationalen und religiösen Radikalismus, was die Unterschiede der einzelnen Gruppen? Für Josephus sind sie ... Verbrecher, nämlich die Schuldigen am Untergange des Volkes." und W. Weber, op. cit. 215: "Die Tiraden des Josephus über ... die Rücksichtslosigkeit der ,Räuber' und, Tyrannen' verschmieren die Linie des ganzen Bildes ... Nur gelegentlich wird die Stärke ihres Anhangs erwähnt, werden ihre Unterführer vorgeführt ... ; diese bleiben Schemen, wie die Führer selbst es sind, sobald man die Ergüsse des J osephus wegnimmt". 3) S. dazu u. S. 42. Vgl. auch die Charakteristik b 1,11 (s. o. S. 12 A. 1 und vor allem die abschließende Zusammenfassung b 7,253-274: "Es mag einer sogar sagen, daß sie für das, was sie getan hatten, zu wenig leiden mußten, denn ein gerechtes Strafmaß für sie gibt es gar nicht." (273: ähnlich b 4,185). 4) Josephus gebraucht zu ihrer Charakterisierung mit Vorliebe Begriffe wie &1t'()vow., Cl..vow. und !LGtVLGt s. b 2,265.651; 3,454.479; 4,362; 5,34.121.424.436; 6,20; 7,213.267.412 u. ö.; a 17,263.271; 18,25; vita 19.
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Exkurs I: Der slawische Josephus. Die altrussische Fassung des "Jüdischen Krieges" 1) enthält u.a. einige höchst sondel~bare Stücke, die Joharmes d. Täufer, Jesus und die Urgememde betreuc:n und in denen diese .mit der jüdischen Freiheitsbewegung in Verbindung gebracht werden 2). Vor allem R. Eisler hat den Nachweis 'Iersucht, dem Übersetzer ins Altrussische habe eine griechische Fassung des Werks vorgelegen, die selbst wieder auf die aramäische Urform des Bellum zurückginge 3). Auf dieser Grundlage baute Eisler dann unter Heranziehung anderer von ihm "neuerschlossener Quellen" 4) ein phantasiereiches Bild der Zeit Jesu auf, wobei der Täufer, Jesus und die Urkirche ganz in der zelotischen Bewegung aufgehen. Obwohl Eislers Werk eine überwiegend kritische Beurteilung erfuhr 5), ließen sich doch einige Forscher von einer zumindest möglichen Echtheit jener eigenartigen Zusätze überzeugen 6). Für die vorliegende Arbeit hätte der erwiesene Quellenwert dieser Stücke zur Folge, daß auch die Täuferbewegung und das Urchristentum wenigstens teilweise als zelotische Strömungen mit politisch-religiösen Zielen in den Rahmen der Betrachtung einbezogen werden müßten. Eine Reihe eingehender Untersuchungen hat jedoch nachgewiesen, daß die Hypothese Eislers äußerst unwahrscheinlich ist 7). Dies zeigt eine Analyse des Textes, der 1) Textausgabe: La prise de Jerusalem de Josephe le Juif, Texte vieux-russe publie par V. Istrin, A. Vaillant, P. Pascal, Paris I 1934, II 1938 (zit. Istrin). Buch I-IV liegen in deutscher Übersetzung vor: Flavius Josephus, vom jüdischen Kriege I-IV, nach der Slavischen Übersetzung deutsch herausgegeben und mit dem griech. Text verglichen ·v. A. Berendts u. K. Grass, Dorpat 1924. 2) Diese Zusätze wurden schon von A. Berendts, Die Zeugnisse vom Christentum im slawischen de beHo judaico, TU NF XIV, 4 (1906), vorgelegt. Ein QueHenwert derselben wurde schon in der Besprechung von E. Schürer, ThLZ 31 (1906), 262-266 verneint. . 3) S. o. S. 7 A. 5. 4) U.a. des hebräischen Josippon, der Pilatusakten und der Toledot Jeschu s. Re gister in Bd. 2. . 5) Vgl. die Besprechungen von W. Bauer, ThLZ 55 (1930), 557-563; H. Levy, DLZ 50 (1930), 491-494; W. Windfuhr, Philol. Wochenschrift 50 (1930) 1421-27, M. Goguel, Les theories de M. Robert Eisler, RHPR 10 (1930), 177-190. H. Windisch, Unser Wissen um Jesus, Neue Jahrbücher f. Wiss. u. Jugendbildung 7 (1931), 289-307. 6) So S. Reinach, REJ 87 (1929), 113-131 und mit Einschränkungen R. Laqueur, Hist. Zeitschr. 148 (1933), 326-328. Auch Thackeray, der die Zusätze als Anhang zu seiner Ausgabe des "Jüdischen Krieges" veröffentlichte, neigt der These R. Eislers zu: Josephus the man and historian, 1929, 33f.152. Neuerdings versuchten S. G. F. Brandon, The Fall of Jerusalem and the Christian Church, 1951, 110-118; F. Scheidweiler, Sind die Interpolationen im altrussischen J osephus wertlos? ZNW 43 (1950/51), 155-178, und O. CuHmann, Der Staat im N.T., 1956, 34, einen gewissen historischen Quellenwert der Interpolationen zu retten. 7) Wesentlich sind: S. Zeitlin, J osephus on J esus with particular reference to the Slavonic Josephus and the Hebrew Josippon, 1931; J. M. Creed, The Slavonic version of Josephus' history oE the Jewish War, HTR 25 (1932),276-319, J. W. Jack, The Historie Christ, 1933 und die hervorragende Untersuchung E. Bicker-
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sich als relativ späte Mischform erweist 1), die Prüfung der Auslassungen und Kürzungen, die wohl auf willkürliche Eingriffe des Übersetzers zurückgehen 2), und schließlich eine Untersuchung der zahlreichen Erweiterungen, die außer den christlichen Einschüben lediglich stilistischliterarischer Art sind und keine historische Geltung besitzen. Letztere enthalten dagegen nichts, was nicht auf apokryphe Motive, die Kirchenväter, christlich-antijüdische Polemik oder auf die Evangelien selbst zurückgeführt werden könnte 3). Der Schreiber will nur seine Leser erbaulich unterhalten; im Ganzen hat seine Darstellung doch die Verherrlichung Jesu und seiner Jünger zum Ziel 4). Vielleicht ist er mit dem Übersetzer ins Altrussische identisch (12./13. Jh. n. Chr.), möglicherweise handelt es sich bei ihm auch um einen byzantinischen Chronisten 5). Auch die neueste russische Untersuchung über den altrussischen Josephustext lehnt die historische Echtheit jener vieldiskutierten Zusätze ab. Es ist bezeichnend, daß Eisler in dem Bemühen, seine Hypothesen zu halten, alle Züge innerhalb des altrussischen Werkes, die seiner Konstruktion widersprechen, als christliche Einfügungen entfernt. Der Grund, warum die Einschübe solches Aufsehen erregen konnten, liegt in einem Kunstgriff des byzantinischen Interpolators, den E. Bickermann deutlich erkannt hat: "Le faussaire a donne aux figures evangeliques une physiognomie qui paraissait nouvelle, et de plus pouvait etre sympathique ades hommes de notre temps. Jean Baptiste, Jesus, les apotres apparaissent comme t'evolutionnaires" 6). manns, Sur la version vieux-russe de Flavius-Josephe, Melanges Franz Cumont, 1936, 53-84. Die neueste ausführliche russische Untersuchung von N. A. Mescerskij kommt zu einer entschiedenen Ablehnung der Thesen Eislers: s. die Besprechung des russischen Werkes von S. Szyszman, Revue de Qumran I, 1959, 451-458. 1) Der Text entspricht meist der Gruppe VR von Niese, zeigt aber häufig Einflüsse von PA und L; Levy op. cit. 487f, Creed 290ff u. Bickermann 59f. 2) Creed 293ff, Bickermann 61ff. U.a. wird die ganze so wesentliche MenahemEpisode weggelassen, eine Tatsache, die R. Eisler nur schwer erklären kann s. 1,319f u. 2,556. 3) Bickermann 69f.77ff; Zeitlin 36-50.106ff. Es bestehen u.a. Beziehungen Zu dem apokryphen Nikodemus-Evangelium. Die Frage nach der Messianität des [Ierodes (Istrin 1,55) stammt aus der Kirchenväterdiskussion s. Bickermann 74, Eisler 1,348. Der scharfe Ausfall gegen die Lateiner (Istrin 1,107f) ist wohl durch den 4. Kreuzzug u. die Gründung des lateinischen Kaisertums bedingt. 4) Die Vermutung von J. W. Jack, op. cit. 77ff, der an die Fälschung einer judaisierenden, russischen Sekte denkt, ist überflüssig. Auch der sogenannte "Hegesippus" eine christlich bearbeitete, lateinische Übersetzung des Bellum aus dem 4./5. Jh. n. Chr. enthält eine ganze Reihe von Interpolationen über Jesus u. die Apostel, s. Zeitlin 52. 6) Bickermann 81f; Zeitlin 36.60; Levy, op. cit. 489ff. V gl. auch H. Fuchs, Der geistige Widerstand gegen Rom, 1938, 73. Schon M. Dibelius, Theol. BI. 6 (1927), 221 äußerte diese Vermutung. ') Op. cit. 79.
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B. DIE
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Das außer den Werken des Josephus noch herangezogene Quellenmaterial ist seiner Herkunft nach sehr verschiedenartig. Seine Einordnung und Sinngebung wird jedoch erst dadurch möglich, daß es in eine gewisse Beziehung zu den von J osephus berichteten Tatsachen gebracht werden kann. Wir unterscheiden im Einzelnen die zeitgenössischen jüdischen Quellen außerhalb des Josephus, das rabbinische Material, christliche Quellen und einige Notizen antiker Schriftsteller.
1. Zeitgenö'ssische Jüdische Quellen Das große jüdische Geschichtswerk des Justus von Tiberias, das J osephus so erbittert angreift und dessen Verfasser er - sicher zu Unrecht - als Führer der Aufstandspartei in Tiberias bezeichnet 1), ist verlorengegangen ; sehr wahrscheinlich hätten wir darin mehr über die Bestrebungen der jüdischen Freiheitsbewegung erfahren als bei dem allzu tendenziösen J osephus. Die im Kampf gegen die römische Übermacht unterlegenen Zeloten konnten auch nicht mehr wie früher die siegreichen Makkabäer eine eigene Geschichtsschreibung entwickeln, die Geist und Taten des jüdischen Freiheitskampfes ihrem Sinne entsprechend festgehalten hätte. Die einzige uns erhaltene Schrift, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den jüdischen Aufständischen zugeschrieben werden kann, ist eine knappe Sammlung jüdischer Sieges- und Gedenktage, die sogenannte "Fastenrolle" 2). Bei der Kürze und umstrittenen Deutung dieses kleinen Werks ist jedoch inhaltlich nicht sehr viel zu gewinnen. Die vermutlich kurz nach der Zeitwende entstandene Assumptio Mosis 3), die zuweilen 1) Vgl. vita 34ff.88 u.ö.; s. auch Schürer 1,59f. u. H. Luther, Josephus u. Justus v. Tiberias, Diss. Halle 1910, 41ff. 2) Zum Text der Fastenrolle s. G. Dalman, Aramäische Dialektproben, 1896, 1-3 u. 32-34. Vgl. auch H. Lichtenstein, Die Fastenrolle, HUCA 8/9 (1931/32), 268ff. Zur zeitlichen Fixierung s. Schürer 1,156f; S. Zeitlin, Megillat Taanit as a Source for Jewish Chronology and History in the Hellenistic and Roman Period, 1922, 3f; Lichtenstein, op. cit. 257f. u. W. R. Farmer, Maccabees, Zealots, and Josephus, 1956, 208f. Daß möglicherweise noch Daten des Bar-Koseba-Aufstandes genannt werden, steht dieser Annahme nicht entgegen; die späteren Ereignisse wurden einfach nachgetragen. Zum Problem s. Farmer, op. cit. 6.151ff u. 158: "The purpose of Megillath Taanith was to inspire the Jews in their resistance to Rome by reminding them of the Maccabean victories ... " Ähnlich schon J. Z. Lauterbach, Art. Megillat Taanit, JE 8,427 und S. Zeitlin, op. cit. 4. V gl. u. S. 208 3) Zur zeitlichen Festsetzung s. Schürer 3,299 u. O. Eißfeldt, Einleitung in das A.T. 3.A. 1964,846.
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als zelotische Schrift bezeichnet wurde 1), enthält in der uns überlieferten Form keine spezifisch zelotischen Züge. Es bleibt daher sehr ungewiß, ob sie innerhalb der jüdischen Freiheitsbewegung entstanden ist 2) ; sie kann mit gleichem Recht auch quietistischpharisäischen oder essenischen K.reisen zugeordnet werden 3). Wenn es also - mit einer Ausnahme - nicht möglich ist, einzelne Werke des reichen spätjüdisch-palästinischen Schrifttums direkt der zelotischen Bewegung zuzuweisen, so sind in jenem doch eine ganze Reihe von V orstellungen enthalten, die in besonderer Weise auch für die "Eiferer" von Bedeutung waren. Hier handelt es sich vor allem um den "Eifer" für Gesetz und Heiligtum, der eine bedingungslose Leidensbereitschaft in sich schließt, den profetischen Enthusiasmus, den Haß gegen die heidnischen Unterdrücker, die Vorstellung vom "Heiligen Krieg", die Erwartung eines Kriegsmessias und der Herrschaft Israels über die Völker der Welt. Zur Herausarbeitung dieser "zelotischen Vorstellungen" wird eine ganze Reihe spätjüdischer Schriften herangezogen. Dazu zählen unter anderen die beiden Makkabäerbücher, der äthiopische Henoch, das Jubiläenbuch, die Testamente der 12 Patriarchen, die Psalmen Salomos, das 3. u. 4. Makkabäerbuch, die schon erwähnte Assumptio Mosis, gewisse Teile der sibyllinischen Bücher, die Apokalypsen Esras und Baruchs und das pseudophilonische liber antiquitatum biblicarum. In diesen Zusammenhang gehört auch die historisch- apologetische Schrift Philos über die Gesandtschaft an Gaius, die in Ergänzung zu J osephus einen interessanten Einblick in die Auseinandersetzung des palästinischen Judentums mit den Ansprüchen des Kaiserkultes gibt. Auch das durch die Funde vom Toten Meer bekanntgewordene essenische Schrifttum vermag wertvolle Hinweise zu geben. So enthält die Rolle vom "Krieg der Kinder des Lichts gegen die Kinder der Finsternis" eine Schilderung des endzeitlichen heiligen Krieges, die inhaltlich in manchem dem Geist der zelotischen Bewegung nahesteht 4). Die eschatologisch-messianischen Fragmente aus 1) Zu den älteren Vertretern der Zelotenhypothese s. J. W. Lightley, Jewish Sects and Parties in the Tüne of Jesus, 1925, 349. In seiner 2. Auflage (3,219) hatte Schürer derselben ebenfalls noch zugestimmt; er wandte sich jedoch in der 3. A. (3,300) dagegen. 2) So Schürer 3,300; C. Clemen in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,315; B.-Gr. 87/88 A. 3. 3) S. P. Rießler, Alt jüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, 1928, 1301; J. Klausner, The Messianic Idea in Israel, übersetzt ins Englische von W. F. Stinespring, 1955, 325 u. O. Eißfeldt, loc. cit. 4) S. die eingehende Darstellung u. S. 283ff.
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Höhle I und IV, einzelne Stellen aus der Sektenschrift und den Hymnen führen ebenfalls in die Nähe zelotischer Ideen. Eine Quelle ganz besonderer Art stellen die Münzen des 1. jüdischen Aufstandes 66-70 n. ehr. mit ihren Abbildungen und Aufschriften dar 1). Sie gehören zu den wenigen direkten Zeugnissen, die uns noch von der jüdischen Freiheitsbewegung des 1. Jahrhunderts n. ehr. erhalten geblieben sind. Da gerade die religiösen Anschauungen der "Zeloten" von J osephus nur sehr einseitig und bruchstückhaft dargestellt werden, kann das Bild dieser Bewegung durch das überwiegend religionsgeschichtliche Material, welches von den genannten jüdischen Quellen der hellenistisch-römischen Zeit beigesteuert wird, in wertvoller Weise ergänzt werden. Zugleich zeigt sich, daß sich im Zelotismus bestimmte Anschauungen konzentrierten, die in weiten Kreisen des palästinischen Judentums verbreitet waren. 2. Die rabbinischen Quellen
Die schriftliche Fixierung der rabbinischen überlieferung geschah in ihren frühesten Teilen zwar erst vom Ende des 2. Jahrhunderts n. ehr. an und erstreckte sich über einen sehr langen Zeitraum 2); die jüdischen Freiheitsbestrebungen waren damals schon endgültig zusammengebrochen. Dennoch ist der rabbinische Beitrag für die Darstellung der zelotischen Bewegung neben dem Werk des J osephus der bedeutendste. Den Formen rabbinischer Tradition entsprechend handelt es sich dabei nicht um größere zusammenhängende Berichte, sondern um einzelne verstreute Sentenzen oder Anekdoten, in denen die "Eiferer" bzw. die Sikarier erwähnt werden 3), auch die Namen von Führern dieser Bewegung werden genannt 4). Von besonderem Interesse ist die Tradition über den "Eiferer" Pinehas, in der sich wohl ein zelotischer Midrasch erhalten hat, der allerdings in der späteren Tradition kritisiert und umgestaltet wurde 5). Dieser Tatb~stancr ist typisch für die Einstellung des späteren Rabbinats gegenuber der jüdischen Freiheitsbewegung, die mit dem vergeblichen Aufstand Simeon Bar-Kosebas endgültig zusammengebrochen war. Der Versuch, durch Gewaltanwendung im Kampf gegen die 1) L. Kadman. The Coins of the Jewish War of 66-73, Jerusalem 1960. 2) S. H. Strack, Einleitung in Talmud und Midras, 5. A. 1921, 16ff; G. F. Moore> Judaism 1,93ff. 3) S. u. S. 51f. 68f. 4) S. U. S. 52 A. 1 ; 355f. 367 5) S. Kp. IV B 3. S. 160ff.
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heidnischen Weltmächte die Gottesherrschaft "herbeizudrängen", wurde als eigenmächtige Handlung verurteilt 1). Die negative Haltung gegenüber dem Unabhängigkeitsstreben des eigenen Volkes erklärt, warum historisch auswertbare Nachrichten über die zelotische Bewegung im 1. Jahrhundert n. ehr. gemessen an der Fülle des rabbinischen Materials relativ selten sind. Die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit wurden grundsätzlich nur noch unter dem Gesichtspunkt des Erleidens und nicht mehr als eine positiv zu wertende "Geschichte" verstanden 2). Die Frage nach dem Geschichtswert der rabbinischen Traditionen, die möglicherweise die zelotische Bewegung betreffen, kann nur im Einzelfall auf Grund des Alters der jeweiligen Überlieferung und ihres Verhältnisses zu dem anderen Quellenmaterial entschieden werden. Die Tatsache, daß die rabbinische Überlieferung historische Nachrichten und theologische Anschauungen des Zelotismus aufnahm und sich damit auseinandersetzte, deutet darauf hin, daß auch bei einzelnen Lehrern der älteren tannaitischen Zeit der Geist des Aufstandes gegen Rom lebendig gewesen war 3). Vielleicht gehört die Auseinandersetzung mit dem zelotischen Gedankengut und dessen Umformung bzw. Ausscheidung zu den Wesenszügen in der Entwicklung des Rabbinats nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. ehr. 3. Die christlichen Quellen
Spuren der zelotischen Bewegung und ihrer Ideen finden wir schon in den Evangelien 4). Auch in der Apostelgeschichte hat ihre Wirksamkeit Eindrücke hinterlassen 5). Die Paulusbriefe zeigen an einigen Stellen, daß der "Eifer" in pharisäischen Kreisen vor der Zerstörung J erusalems wesentlich positiver bewertet wurde als im späteren rabbinischen Sprachgebrauch 6). Die spätere kirchliche Geschichts-
----1) S. U. S. 129. 2) S. N. N. Glatzer, Geschichte der talmudischen Zeit, 1937, 11: "Die jüdische Geschichtsschreibung ist nicht aus ,Mangel an Kraft' erloschen, ... sondern aus der Erkenntnis, daß es eine jüdische ,Geschichte' im eigentlichen Sinne des Wortes nicht mehr gab .... Der Jude schuf nicht mehr Geschichte, sondern er erlitt sie". 3) Die Wirkung der Katastrophen von 70 u. 134/35 n. ehr. auf die innere Entwicklung des Judentums kann nicht hoch genug bewertet werden. Das Bild, das das Rabbinat später von der Zeit vor dem politischen Zusammenbruch entwarf, ist einseitig und muß kritisch betrachtet werden. 4) S. U. S. 344ff. 5) S. u. S. 48f. 81f. ~
S.u. S. 182. 184a
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schreibung etwa eines Euseb sieht die Zeloten lediglich mit den Augen des Josephus und weiß nichts Neues dazu beizutragen 1). Dagegen bringt Hippolyt in seiner "Widerlegung aller Häresien" bei der Beschreibung der jüdischen Sekten auch einige aufschlußreiche Nachrichten über die Zeloten, die er als Untergruppe der Essener darstellt 2). Während die neutestamentlichen Hinweise auf die jüdische Freiheitsbewegung schon wegen ihrer zeitlichen Nähe besonders interessant sind, ist es der kurze Bericht des Hippolyt auf Grund seiner eindrücklichen Schilderung des zelotischen Eifers, der durch verwandte talmudische Berichte seine Bestätigung findet 3).
4. Die antiken Schriftsteller Selbstverständlich konnten die Unruhen in dem abgelegenen Palästina die antike Welt nur am Rande bewegen, und die Ziele und Schicksale einer antirömischen Aufstandsbewegung in diesem Wetterwinkel fand man erst recht nicht der Erwähnung wert. Erst der Ausbruch des Jüdischen Krieges wurde - zumindest im Osten des Reiches - stärker beachtet, denn solch eine explosive Erhebung eines unterworfenen Volkes hatte sich seit Jahrzehnten im Römischen Reiche nicht mehr ereignet. Auch die Tatsache, daß Vespasian, der Feldherr im Kriege gegen die Juden, überraschend I
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wir noch eine Notiz des älteren Plinius, der vermutlich nicht an der Belagerung teilnahm 1) und eine Erwähnung von Martyrien der "Galiläer" durch Epiktet; hier liegt es nahe, an die Hinrichtung jüdischer Aufständischer nach Beendigung des Jüdischen Krieges zu denken 2). Der Beitrag der nicht jüdischen antiken Schriftsteller für unser Thema hat jedoch die relativ geringste Bedeutung. erwähnt, s. Schürer 1,58 und vor allem E. Norden, Neue Jahrbücher f. d. klasse Altert. 31 (1913), 664ff. 1) S. U. S. 341 A. 2. Gegen frühere Meinungen s. Sir R. Syme, Tacitus, Oxford 1958, 1,20 f (besonders A. 5) u. M. Stern, JRS 52 (1962), 258. 2) S. U. S. 60.
KAPITEL ZWEI
DIE VERSCHIEDENEN BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG Im Werk des Josephus erhalten die Glieder der jüdischen Freiheitsbewegung verschiedene Bezeichnungen, die teilweise auch in den anderen Quellen erscheinen. Diese Namen haben einen ganz bestimmten Inhalt und historischen Hintergrund, auch charakterisieren sie diese Bewegung in jeweils verschiedener Weise.
A. DIE
"RÄUBER" (Allcr't'~L)
Am häufigsten findet sich bei Josephus dafür der Begriff Allcr't'~C; oder auch Allcr't'PLXOL 1). Gewöhnlich wird man Allcr't'~C; mit "Räuber" übersetzen, doch hat - wie noch zu erweisen sein wird - der Begriff bei Josephus einen weiteren Sinn als unser deutsches Wort. Seine Verwendung durch J osephus ist nicht zufällig; zu seiner Erhellung ist zunächst einmal die dahinterstehende Sache in ihrer allgemeinen Bedeutung zu untersuchen.
1. Der antike Sprachgebrauch Allcr't'~C; ist ein Begriff der klassischen Graezität und leitet sich ab von A'Y)tc; (Beute) bzw. A'Y)t~OfJ.~L (Beute machen) 2). Während sein Synonym &P7t~~ mehr den Räuber von fremdem Eigentum meint, deutet Allcr't'~C; eher auf den (bewaffneten) Gewaltverbrecher hin 3). Nicht selten bezeichnet es den gerade im hellenistischen Ostmittelmeer häufigen Seeräuber 4), daneben kann es aber auch einen irregulären Soldatenverband, der auf Beute ausgeht, bedeuten 5). Dem griechischen Allcr't'~C; entspricht genau das lateinische latro 6). Beide Begriffe
1) Zum Sprachgebrauch des Josephus s. u. S. 42. 2) S. Liddell-Scott, A Greek-English Lexicon, new (9th) ed., 1046. 3) Ahnlich ist das Verhältnis der entsprechenden Begriffe la/ro u. rapax im Lateinischen sowie von O"~t?"7 u. 17!~ im talmudischen Hebräisch (s. u. S. 35ff). 4) Liddell-Scott, loc. cit. . . 5) F. Passow, Handwörterbuch d. griech. Sprache, 5. A. 1841ff. II, 1 S. 54: "Auch von Banden, die keinen geregelten Krieg führen sondern nach Beschaffenheit des Ortes und der Umstände in Feindesland einfallen und wieder abziehen". Vgl. u.a. Sir. 36,31 (= LXX/Vs. 26). 6) Varro, de ling. Lat. 7,52 leitet es vom griech. Ä&:t'PLC; = Söldner ab, s. Forcellinus, Lexicon totius Latinitatis 1831ff, 2,673f u. Th. Mommsen, Römisches
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BEZEICHNUNGEN DER JÜbISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
samt den dazugehörigen Abstrakta A71O''t'e:L<X und latrocinium wurden von den antiken Schrifstellern in der Regel gebraucht, wenn sie auf das verbreitete Räuberunwesen eingehen wollten. Darüber hinaus wurden sie termini technici der Rechtssprache. Exkurs II: Zum Räuberunwesen in der antiken Welt. a) Im römischen Reich 1) Unter der Räuberplage hatten die Grenzprovinzen und Gebiete, die durch ihre geographische Beschaffenheit günstige Schlupfwinkel boten, am stärksten zu leiden. Auch gab es einzelne Völkerschaften, die besondere Neigung zur A't)O''t'doc zeigten. In Ägypten waren z.B. jahrhundertelang die Bukoien gefürchtet, die als Viehhirten in den Deltasümpfen hausten 2). Sie wurden schon von Eratosthenes erwähnt (3. Jh. v. Chr.), doch erst nach ihrem gefährlichen Aufstand unter Mark Aurel gelang es, sie zu vernichten 3). Nach gewissen Papyri aus dem 2. u. 3. Jh. n. Chr. waren Bewohner ägyptischer Dörfer besonders dazu verpflichtet, als sogenannte A't)O''t'omocO''t'ocL die Polizei zu unterstützen. Weigerten sie sich, so hatten sie strenge Bestrafung zu erwarten 4). Auch in Kleinasien ließ sich die Räuberplage nie ganz beseitigen. Die Pam:phylier waren als Räuber berüchtigt 5); gegen die benachbarten Isaurier, die bis in die byzantinische Zeit hinein Kleinasien in Schrecken versetzten, mußte schon Augustus, um ihren Raubzügen Einhalt zu gebieten, einen regelrechten Krieg führen 6). Von der Unsicherheit in Griechenland Strafrecht 1899,629 A. 4. Dem Begriff latro gegenüber bezeichnet grassator den einzelnen, in der Regel unbewaffneten Wegelagerer. Doch gehen beide Bedeutungen ineinander über. V gl. 1. Opelt op. eit: (u. S. 47 A. 5), Index s.v. 1) V gl. L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, 10. A. bes v. G. Wissowa, 1922, 1,352-357; Daremberg-Saglio, Dictionnaire des antiquites grecques et romaines, IU, 2, Sp. 991f Art. latrocinium v. G. Humbert (Ch. Lecrivain); O. Hirschfeld, Kleine Schriften, 1913, Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich: 576-612 (593ff); R. MacMullen, Enemies of the Roman Order, 1966, 60ff. 2) Strabo 17,1,6 (792); 17,1,19 (802). 3) Der Aufstand begann mit der Ermordung von zwei römischen Steuereinnehmern. Einer yon diesen sei geopfert u. verzehrt worden. Ein Teil der ägyptischen Bevölkerung schloß sich den Aufständischen an und diese bedrohten Alexandria. "Wegen ihrer verzweifelten Wut und Wildheit" wagte Avidius Orosius, der Beauftragte des Kaisers für den Osten, es nicht, sich in eine offene Feldschlacht mit ihnen einzulassen. Erst ihre eigene Uneinigkeit verschaffte ihm den Sieg. s. Dio Cassius 71,4; Script. hist. Aug. Marc Aurel 21. Vgl. auch Heliodor, Aethiopica passim, besonders 6,2-12. Parallelen zur jüdischen Freiheitsbewegung sind offensichtlich. 4) S. O. Hirschfeld, op. cit. 613f u. Th. Mommsen, op. eit. 307 A. 1. Ähnliche Verhältnisse scheinen nach b 2,229 (= a 20,114) auch in Palästina geherrscht zu haben. 5) Strabo 12,7,2 (570). 6) Dio Cassius 55, 28, 3: 'IO'ocupoL 't'€ y~p €:x A't)O''t'€LOCC; &p~&/-L€VOL xoct d<; 7tOAE/-LOU 8€LV6't''YJ't'oc 7tpoO'~Xe'YJO'ocv. Dasselbe könnte man von den Juden bei Beginn des jüdischen Krieges sagen. Vgl. CAH 10,261.270ff. Das Kilikische Bergvolk der Cieten überfiel unter Claudius die fruchtbaren Küstenstriche der Provinz, s. Taeitus, anno 12,55; vgl. CAH 10,682.
DIE RÄUBER
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'und hier besonders in Thessalien geben die Metamorphosen des Apuleius ein anschauliches Bild. Hier, wie in Kleinasien, war das Übel vor allem durch zu schwache Truppenbesetzung bedingt. Dazu kam der ständige Statthalterwechsel in diesen senatorischen Provinzen 1). Das KLVMvOLC; AnO''t'C>V des Paulus mag wohl auf seinen Reiseerlebnissen in Kleinasien und Griechenland beruhen 2). Wie langwierig und schwierig die Bekämpfung dieser Landplage sein konnte, zeigt das Beispiel Sardiniens: das Räu berunwesen hatte dort solche Ausmaße angenommen, daß weite Flächen fruchtbaren Landes unbebaut blieben 3). Schon Cicero berichtet von "schafpelzbekleideten Räubern", mit denen sich der dortige Proprätor, unterstützt von einer Auxiliarkohorte, herumschlug 4). Unter Augustus artete das Übel schließlich in einen förmlichen Aufruhr aus, sodaß man vom Jahre 6 n. ehr. ab dort richtigen Krieg führen mußte 5). Doch schon 19 n. Chr. sandte Tiberius viertausend zum Waffendienst gepreßte Freigelassene, die vom jüdischen und ägyptischen "Aberglauben" angesteckt waren, nach Sardinien, "um die Räuber dort zu bekämpfen" 6). Die Parallelen zu den Verhältnissen in Palästina sind offensichtlich. Auch in gewissen Teilen Spaniens müssen ähnliche Zustände geherrscht haben 7). In der Zeit der Republik hatten die römischen Behörden dort ständig "Räuberkriege" zu führen, wobei allerdings die Unterscheidung zwischen halbunterworfenen Stämmen, die sich empörten, und wirklichen Räubern schwierig ist. Nach Appian machte eine "Räuberbande" von zehntausend Mann den Römern schwer zu schaffen; beide Anführer trugen römische Namen, vielleicht handelte es sich dabei um ehemalige Soldaten 8). Von den spanischen Räubern berichtet derselbe Verfasset: "Es war ein solch hoher Geist unter den Räubern, daß keiner der Gefangenen die Sklaverei ertrug. Einige ermordeten sich selbst, andere ihre Käufer; ein Teil bohrte die Schiffe, auf denen sie weggeführt wurden, in den Grund" 9). Augustus ließ auf den Kopf des spanischen Räubers Korokotta eine Prämie von 250 000 Dra,chmen aussetzen; als dieser sich frei willig 1) Hirschfeld, op. cit. 594; vgl. Apuleius, met. 2,18,3: Passim trucidatos per medias plateas videbis iacere, nec praesidis auxilia longinqua levare civitatem tanta clade possunt. Zur geringen militärischen Besatzung dieser Provinzen s. b 2,366.368. . 2) 2. Kor 11,26. 3) Varro, de re rust. 1,16,2: multos enim agros egregios colere non expedit propter latrocinia vicinorum: ut in Sardinia qu,osdam ... vgl. Josephus b 2,279 u. a 20,256. 4) De provo cons. 7: Res in Sardinia cum mastrucatis latrunculis a propraetore una cohorta auxiliaria gesta. 5) Dio Cassius 55,28,1. 6) Tacitus, anno 2,85: coercendis illic latrociniis; vgl. Sueton, Tib. 36. 7) Varro loc. cit.: ut in Hispania prope Lusitaniam. 8) Hist. Rom. (Hispania) 6,68. 9) Op. cit. 6,77; vgl. dazu den heroischen Selbstmord jüdischer Aufständischer U. S. 268ff.
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
stellte, ging er straflos aus und erhielt die Prämie 1). Ein eindrückliches Zeichen für die Wirksamkeit solcher Banden sind die Grabinschriften ihrer Opfer 2). Selbst vor dem italienischen Stammland machte die Räuberplage nicht halt, im Gegenteil, sie scheint dort besonders verbreitet gewesen zu sein 3). Nach dem übereinstimmenden Urteil einer Reihe römischer Schriftsteller zwischen Augustus und Domitian war das Reisen in Italien eine höchst gefährliche Angelegenheit 4). Besonders schlimm waren die Verhältnisse am Ende des Bürgerkrieges, zu Beginn der Herrschaft Octavians 5). Dieser suchte allerdings mit energischer Hand das Unwesen einzudämmen 6); die von ihm begonnene Aufgabe wurde dann später von Tiberius und Claudius fortgesetzt 7). b) In Syrien und Palästina In dem uns besonders naheliegenden Gebiet Syrien und Palästina war die Lage nicht besser als in den genannten Provinzen. Schon im Alten Testament finden wir Hinweise auf eine Bandenbildung auf Grund sozialet Notlage: Unzufriedene Habenichtse ließen sich von einem unternehmungslustigen Condottiere anwerben, der mit ihnen seine Privatkriege führte 8). Das beste Beispiel dafür bietet David: vom König verstoßen, sammelte er eine Freischar von entwurzelten Elementen 9) um sich und zog sich in die Wüste Juda mit ihren ausgedehnten Höhlen zurück. Bezeichnend ist allerdings, daß diese sehr "weltlichen" Umstände religiös interpretiert werden können; so wenn Abigail zu 1) Dio Cassius 56,43,3. Eine ähnliche Selbstübergabe gegen Zusicherung des Lebens bzw. der Freiheit berichtet uns Josephus b 2,64 ( a 17,284) u. b 2,253 (a 20,161) s. u. S. 335 A. 1; s. 357 A. 4. 2) In Spanien: CIL 2,2968 ... eques f (ilius) annorum XX a latronibus occisus; 3479 ... caeditu)r infesto concursu forte latronum. Dacien: CIL 3,1 1559.1579. 1585; Dalmatien: 3,1 2399.2544. 3) Vgl. dazu die ausführliche übersicht bei Friedländer op. cit. 1,354-357. ') Horaz epist. 1,2,32; Seneca dial. 3,16,1; 5,43,3; 6,20,5: locata publice latrocinia; de benef. 1,10,5; 2,18,6 u.ö.; epist. 14,9: nur der Arme ist sicher, nudum latro transmittit. Juvenal sat. 10,22: cantabit vacuus coram latrone viator. Ähnlich Epiktet diss. 3,13,3: 4,1,91f. Vgl. weiter die eindrücklichen Schilderungen Juvenal sat. 3,305-307; Martial epigr. 14,20; Plinius d. J. epist. 6,25. 6) Appian bell. civ. 5,132. 8) Sueton Aug. 32,1 : Igitur grassaturas dispositis per opportuna loca stationibus inhibuit. 7) Sueton Tib. 37,1: Imprimis tuendae pacis a grassaturis ac latrociniis seditionumque licentia curam habuit. In den drei Begriffen grassatura, latrocinium u. seditio liegt eine deutliche Steigerung; s. weiter Claudius 25,2. V gl. auch Seneca de dem. 2,1,1. In späterer Zeit ist besonders der erfolglose Kampf des Kaisers Septimius Severus gegen den Räuberhauptmann Felix Bulla aufschlußreich s. Dio Cassius 71,10,6: "Severus war erzürnt, weil er in Brittanien Kriege durch Fremde gewann, während er selbst in Italien einem Räuber unterlag". B) Vgl. Ri 9,4 Abimelech; 11,3 Jephta; 1. Kge 11,24 Eljada. 8) Die Truppe Davids unternahm nach 2. Sam 3,22 selbst (räuberische) Streifzüge. Zur Zusammensetzung seiner Truppe vgl. 1. Sam 22,2, zu seinem Operationsgebiet 1. Sam 27,1ff; 23,14; 24,1 u.a.
DIE RÄUBER
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David sagt: " ... denn die Kriege Jahwes, meines Herrn, führst du" 1). Der soziale Verfall in der späteren Königszeit, der durch die Ausbreitung des Großgrundbesitzes auf Kosten der verschuldeten Bauern bedingt war 2), scheint eine ähnliche Bandenbildung begünstigt zu haben 3). Auch der Makkabäeraufstand wurde - wenigstens in seinen Anfängen und nach dem Tode des Judas - ganz in der Form eines Bandenkrieges geführt; da er aber, zumindest in seinem ersten Teil, das Gepräge eines Glaubenskampfes trägt, wird er noch eingehender zu behandeln sein 4). Der Zerfall des Seleukidenreiches gegen Ende des 1. Jh. v. ehr. ließ das Land weithin in die Gewalt arabischer und ituräischer Stämme geraten 5), die seit jeher den Karawanenraub als ihr Privileg betrachtet hatten 6). Die Besetzung Syriens durch Pompeius hatte unter anderem auch den Zweck, diesem Treiben ein Ende zu machen 7). Auch Juden hatten sich an der Bildung kleiner "Raubstaaten" beteiligt; ihr Mittelmeerhafen Joppe wurde zu einem Seeräubernest, das das östliche Mittelmeer unsicher machte 8). Die Zeit der römischen Besatzung brachte keineswegs die erwünschte Ruhe. Wenn auch der "Räuberhauptmann" Hiskia mit seinen Männern schon in den Bereich des jüdischen Freiheitskampfes gehört und daher auszuklammern ist 9), so bleiben doch die Räuber in der Trachonitis, die J osephus ebenfalls A1l0''t'CX( nennt, obgleich sie mit den späteren Zeloten wohl kaum etwas zu tun haben. Das zerklüftete, für den Ackerbau wenig geeignete Gebiet der Trachonitis bot mit seinen vielen Höhlen stets geeigneten Unterschlupf. An sich waren die Bewohner wohl Hirten 10), doch ihre Haupteinnahmequelle waren die Überfälle auf Karawanenstraßen, die nach 1) 1. Sam 25,28. 2) Vgl. Am 2,6ff; 4,H; 5,lH; 6,3ff; 8,4-6. Jes 3,14f; 5,8 u.a. B) Vgl. Hos 7,5 u. 6,9 . •) ·s. u. S. 154ff. 5) Th. Mommsen, Römische Geschichte, 14. unv. A. 1933, 3,139ff; M. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hell. Welt, 1956, 2,670.683; s. auch Strabo 16,2,18.20 (755f). 28 (759). 8) Vgl. schon Gen 16,12; 1. Sam 30,lff; 2. ehr 22,1; Hi 1,15ff. Auch einzelne israelitische Stämme scheinen in früher Zeit Karawanenraub geübt zu haben s. Gen 49,17.19.27; Dt 33,22. 7) Vgl. Justinus (Pompeius Trogus) 40,2,4: ne rursus Syriam Iudaeorum et Arabum latrociniis infestam reddat. Vgl. auch den Prolog zu Buch 39. Die a 14,38-40 und Strabo 16,2,10.18 (752.755) genannten "kleinen Tyrannen" sind wohl nichts anderes als solche Bandenführer, die durch die allgemeine Anarchie eine gewisse Machtstellung erwerben konnten. Pompeius ließ einige von ihnen hinrichten: a 14,39; Strabo 16,2,18 (755). 8) Vgl. a 14,43 (s. auch Strabo 16,2,28 S. 759). Ein Grab in Jerusalem aus der Zeit Alexander Jannaj's zeigt eine Kriegsgaleere, die ein Schiff verfolgt. Der Kapitän steht mit gespanntem Bogen am Bug; s. IEJ 6 (1956), 127f. S. jetzt L. Y. Rahmani etc., The Tomb of Jason, Atiqot 4 (1964). Zu Beginn des Jüdischen Krieges haben die Juden in Joppe das Seeräuberhandwerk wieder aufgenommen (b 3,415f). 9) S. u. S. 319ff. 10) a 15,346; 16,272. Die Hirten waren im Judentum stets der Räuberei verdächtig, s. Bill. 3,114.
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Damaskus führten. Der Machthaber dieses Gebiets ließ sie gegen Gewinnanteil unbehelligt. Herodes, dem der Landstrich von Augustus zugesprochen wurde, hatte Mühe, dieser Räuberbanden Herr zu werden, da sie beim König der Nabatäer Schutz und Unterstützung fanden. Erst als er dort nach Ausräumung der Räubernester 3000 Idumäer und 500 jüdische Reiter aus Babylonien ansiedelte, fand das Übel ein Ende 1). Jedoch berichtet eine Inschrift aus späterer Zeit wahrscheinlich über die Vertreibung von Räubern, die in jener Gegend "den Tieren gleich" in Höhlen hausten, durch Agrippa 1. oder H.2). Reisen von Standespersonen im Ostjordanland mußten durch militärische Begleitung gesichert werden 3). Selbst die Essener reisten zum Schutz gegen Überfälle bewaffnet 4). Auch das Neue Testament bestätigt diese allgemeine Unsicherheit. Allerdings ist es schwierig, im einzelnen Fall zu entscheiden, ob die jeweils genannten A1l0''t'IXL Zeloten oder nur gewöhnliche Straßenräuber waren. Die Räuber in dem Gleichnis Jesu' vom barmherzigen Samariter sind wohl gewöhnliche Wegelagerer; zu einer weitergehenden Deutung gibt der Text keinen Anlaß 5). In dem Bildwort vom guten Hirten und seiner Herde verbietet schon der Doppelbegriff A1l0''t'IXL XIXL XAE1t't'IXL die Annahme einer direkten Beziehung auf die A1)O''t'IXL des Josephus. Auch in der rabbinischen Literatur war der Räuber eine beliebte Gestalt im Gleichnis 6). Bei den A1l0''t'IXL in der Leidensgeschichte dagegen wird man eher einen Zusammenhang mit den Zeloten annehmen dürfen 7). Auch nach dem Zusammenbrechen des jüdischen Freiheitskampfes wurde das Land immer wieder von Räubern in Unruhe gehalten. Achilles Tatius erzählt von Räubern, die das Küstengebiet zwischen Gaza. und Pelusium durchstreiften 8). Unter Septimius Severus suchte ein gewisser Claudius mit' einer berittenen Streifschar ganz Syrien und Judäa heim 9). Überhaupt wurde in der Antike mehrfach 1) b 1,399; a 15,343-348; 16,281-285; 17,23-28; vgl. Strabo 16,2,20 (756). Nach einer Inschrift (Dittenberger; OGIS. 1,628 Nr. 415) widmete einer der in der Trachonitis stationierten idumäischen Soldaten dem Herodes eine Bildsäule. 2) R. Cagnat-Lafaye, Inscriptiones graecae ad res Romanas pertinentes, 1223= Ditt. OGIS 1,634f, Nr. 424. Es handelt sich um ein Edikt Agrippas I. oder H.: [BIXO'LAe:U<; Ay]pt1t1tIXC; qnAoxIXLO'IXP [XIXL cpLAOpW](.1.IXLOC; Mye:L [ ... ]8'1)PLW8ouc; XIX't'IXO''t'<X.O'e:w[c; .•. ] OllX o!8' 01tWC; (.1.EXPL VUV AIX86v't'e:c; XIXL €V 1tOAAOLC; 't'ljc; XW]pIXC;. ILtpe:O'LV €(.1.CPWAe:uo-[IXvnc; .•. e:]!Xe:v ~ (.1.'1)8' OAWC; 1t6't'e: ...
Zur Deutung vgl. auch M. P. Charlesworth, Trade routes and commerce of the Roman empire, 1924, 250. 3) a 18,112. ') b 2,125. 5) Lk 10,30-37. In der Deutung von Rengstorf, ThWB 4,266 wird das Gleichnis überinterpretiert. 6) Joh 10,1.8 gegen Rengstorf loc. cit. Zu den "Räubern" im Rabbinat s.u.S. 38ff. 7) Mk 15,27 parr. u. Joh 18,40. S.u.S. 36ff. 8) Leukippe u. Klitophon 3,5. 11) Dio Cassius 75,2,4. J. Juster, Les Juifs dans l'Empire Romain, 1914, 2,2:02 A. 4, vermutet einen Juden in ihm.
DIE RÄUBER
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gegen die Juden der Vorwurf, sie seien ein Volk von Räubern, erhoben 1) - ein Urteil, das von Josephus in seiner Apologie des Judentums verständlicherweise energisch zurückgewiesen wurde 2). Selbst das rabbinische Schrifttum hat uns Hinweise auf ähnliche, gegen die Juden vorgebrachte Verleumdungen, erhalten 3). c) Zur Strafverfolgung und juristischen Beurteilung Für die Bekämpfung der Räuber und aller derer, die jene unterstützten, waren in den Provinzen jeweils die Statthalter verantwortlich 4). Die sehr unterschiedlichen Fähigkeiten der Statthalter, sowie ihr häufiger Wechsel führten zu einer starken Unsicherheit und unterstützten indirekt das Brigantentum, wie das Beispiel Palästinas vor Ausbruch des Jüdischen Krieges deutlich zeigt. Eine besondere Sicherheitspolizei hatte das Reich trotz vereinzelter Ansätze n~)Ch nicht 5). Wo es an regulären Truppen fehlte, mußte man auf Milizen zurückgreifen. So scheint der Prokurator Cumanus gegen die Angriffe der Juden unter dem "Räuberhauptmann" Eleazar S.d.Dinai die samaritanische Miliz eingesetzt zu haben 6). Auch die Tempelwache konnte vom römischen Standpunkt aus als eine solche orts gebundene Miliz angesehen werden 7). Die juristische Beurteilung des AYlcr't'~C; bzw. "latro" im römischen 1) Vgl. Strabo 16,2,37 (761) vgl. auch 28 (759); ]ustinus 40,2,4; s.u.S.166. 2) c. Ap. 1,62. 3) R. ]ehoschua v. Sikhnin i. N. d. R. Levi (3./4. ]h. n. ehr. s. Strack, Einl. 140), Gen. R. 1,2: " ... damit nicht die Völker Israel lästern, und zu ihm sagen: seid ihr nicht ein Volk von Räubern?" Zur antijüdischen Polemik in diesem Zusammenhang vgl. W. Bacher, The supposed Inscription upon ,]osua the robber', ]QR 3 (1891), 354-357. 4) Dig. 1,18,13 prol. (aus Ulpian Eb. VII de officio proconsulis): (praeses) sacrilegos latrones plagiarios fures conquirere debet et prout quisque dereliquerit in eum animadvertere, receptores eorum coercere, sine quibus latro diutius latere non patest. Ganz ähnlich Marcian, dig. 48,13, 4 § 2; vgl. Hirschfeld op. cit. 593. Nach Dio Cassius 54,12,1 begehrten Statthalter, die Räuber fingen oder aufrührerische Städte züchtigten, den Triumph. 5) S. Mommsen, Röm. Strafrecht, 1899, 318ff u. ]. luster 2,253. Zu den Verhältnissen in Ägypten s. o. S. 26 A. 4, zur Rechtsunsicherheit s. S. 28 A. 4. 6) Vgl. a 20,122. In Kleinasien kannte man seit dem 2. ]h. n. Chr. ein Amt der dP"f)VCXPXCXL; ihnen war die örtliche Miliz der 8LWYfLL't'CXL unterstellt; s. Hirschfeld op. cit. 594ff; Mommsen op. cit. 308. Nach Mart. Polyc. c. 6 u. 7 wurden sie auch in Christenverfolgungen eingesetzt, da die Christen als Aufrührer und Unruhestifter galten. Zur Verwendung gegen Räuber s. Marcian, dig. 48,3,6 § 1 (aus einem Edikt des Antoninus Pius während seiner Statthalterzeit in Kleinasien 133-136 n. ,Chr.). 7) S. Lk 22,52 vgl. Apg 4,1; 5,24.26. Das wc; bd AYl(J't'~V bei Lukas wird hier erst recht verständlich. Als munizipale Miliz hatte die Tempelwache Recht und Auftrag, gegen A"ncr't'cxL vorzugehen. Nach b 2,263 war sie möglicherweise bei der Abwehr des ägyptischen Profeten beteiligt. J. spricht freilich nur allgemein von der Bevölkerung ] erusalems. Bedeutsam ist, daß der Aufstand in ] erusalem 66 n. Chr. von ihrem Befehlshaber ausging: s. u. S. 365ff.
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Recht läßt verschiedene Stufen erkennen 1). Die einfachste Definition betraf den bewaffneten Verbrecher, der andere überfällt, um sie zu berauben, und dem es dabei auf einen Mord nicht ankommt 2). Als solcher fiel er unter die schon von Sulla erlassene "lex Cornelia de sicariis et veneficiis" 3). Entscheidend war dabei wohl der später im Kaiserreich grundsätzlich verbotene unbefugte Waffenbesitz '): Landstreich~r (grassatores), die bewaffnet waren, konnten als Räuber angesehen werden (proxime latrones habentur) 5). Verschärfend wirkte der Zusammenschluß zur Bande (factio) 6). Wer die Räuber in irgend einer Weise unterstützte, konnte ohne weiteres mit ihnen identifiziert wetden 7). Wurde so das latrocinium von den kleineren Verbrechen wie Diebstahl, Totschlag etc. unterschieden, so finden wir auf der anderen Seite eine politische Abgrenzung : Bostes sunt, quibus belium publice populus Romanus decrevit vel ipsi populo Romano: ceteri la trunculi aut praedones appeliabantur. Et ideo qui a latronibus captus est, servus latronum non est, nec postliminium illi necessarium est: ab hostibus autem captus, ut puta aut Germanis et Parthis, et servus est hostium et postliminio statum primum recuperat 8). hostes hi sunt, qui nobis aut quibus nos publice belium decrevimus; ceteri latrones aut praedones 9). Die "Räuber" standen also außerhalb des Staatsrechtes. Sie wurden auch nicht dadurch zu gleichberechtigten Gegnern (hostes), daß sie über eine beträchtliche Beeresstärke und sonstige Machtmittel verfügten, sondern nur durch eine rechtsgültige Kriegserklärung. Sowohl im Sprachgebrauch der antiken Schriftsteller wie auch juristisch erstreckte sich der BegriffArlcr't'~c; bzw. "latro" vom einzelnen bewaffneten Wegelagerer bis zu dem wohlorganisierten Beer einer aufständischen 1) Vgl. zum Folgenden Mommsen op. cit. 629f und Pfaff, Art. latrocinium, PW 12,978-980. 2) V gl. Cicero, pro TuH. 21 (50); Seneca, de benef. 5,14,2: Sic latro est, etiam antequam manus inquinet: quia ad occidendum iam armatus est, et habet spoliandi atque interficiendi voluntatem. 3) Paulus, sent. 5,23,1: Lex Cornelia poenam deportationis infligit ei qui hominem occiderit eiusve rei furtiue faciendi cum telo fuerit. Vgl. instit. 4,18,5. ') Vgl. Mommsen op. cit. 564 A. 2 und J. Juster 2,219 A. 6. Juster glaubt nach Dio Cassius 69,12,2, das Waffentragen in Palästina sei erlaubt gewesen, doch ist dort nur von Waffenpflichtlieferungen an die Römer vor dem Bar-KosebaAufstand die Rede; vgl. die ausführliche Erörterung v. R. Eisler 2,268f A. 6. 11) Callistratus, dig. 48,19,28 § 10. B) Mardan, dig. 48,19,11 § 2. 7) Paulus, sent. 5,3,4: receptores adgressorum itemque latronum eadem poena adficiuntur qua ipsi latrones; vgl. Mommsen op. cit. 775 A. 2. Auch für Palästina galt dieser Grundsatz: b 2,253. S. o. S. 31 A. 4. s. u. 355. 8) Ulpian dig. 49,15,24. Zum postliminium vgl. den Art. v. Weller P. W. 22,863-873; ~) Pomponius (Mitte 2. Jh. n. Chr.), dig. 50,16,118; vgl. Paulus ad. Sab. dig. 49,15,19 § 2.
DIE RÄUBER
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Provinz 1). Daraus wird deutlich, daß die Römer die Glieder der jüdischen Freiheitsbewegung - auch nach Ausbruch des Jüdischen Krieges - gar nicht anders nennen konnten als eben A:nO''t'OC(; sie waren gesetzlose Aufrührer 2) und darum mit gemeinen Verbrechern gleichzusetzen, auch wenn sie den Römern in offener Feldschlacht entgegentraten. Die \i3estrafung der "Räuber", sofern sie römische Bürger waren, erfolgte nach der lex Cornelia durch Verbannung, doch wurde diese relativ milde Strafe im Laufe der Zeit wesentlich verschärft 3). Es wurde daraus die deportatio 4) und später - zumindest bei den humiliores die Todesstrafe durch bestiae oder crux 5). Wahrscheinlich hat man hier die Vorzugs behandlung der römischen Bürger dem schärferen Strafvollzug bei Provinzialen und Unfreien angeglichen. Gegen größere Banden, die wegen Aufruhr (seditio) bzw. Staatsgefährdung (crimen majestatis) angeklagt werden konnten, kam von vorne herein die schärfste Strafe in Frage 6). So wurde wohl schon in der früheren Kaiser. zeit über "famosi latrones" die Kreuzigung verhängt 7). Die Kreuzigung gehörte zu den "summa supplicia" 8) und wurde zunächst wohl vor allem bei Sklaven und Nichtrömern und später allgemein unter Begünsti-
1) V gl. Forcellinus, op. eit. 2,637 unter latroeinium: milites qui illegitimum bellum privata auctoritate collecta manu, nullo duce publico dato movent ... Diese Vorstellung scheint schon bei Caesar bell. eiv. 3,109f zugrundezuliegen, wo die ägyptischen Gegner folgendermaßen charakterisiert werden: ut potius privatorum paucorum et latronum consilio quam regio susceptum bellum videtur. 2) Im rechtlichen Sinne war jeder Aufrührer ATlO''t'~C;;, darum kann auch für Josephus ATlO''t'~C;; u. O''t'ocO'tocO'~<;; im selben Sinne gebraucht werden s. u. S. 43. 3) S. Mommsen op. eit. 631f. ') Paulus sent. 5,23,1; Marcian dig. 48,8,5 § 1 u. ö. 11) Paulus loc. cit.: ... humiliores vero in crucem tolluntur aut bestiis obiciuntur. Ähnlich Marcian. loc. eit. Der berühmte Räuber Felix Bulla wurde ad bestias verurteilt: Dio Cassius 76,10,7. Als Strafe für die Zeloten s. b 6,418; 7,24.37ff. 11) Vgl. Mommsen, op. cit. 562ff u. 657ff; s. auch Paulus, sent. 5,22,1 = dig. 48,19,38 § 2: Auctores seditionis et tumultus vel coneitatores populi pro qualitate dignitatis aut in crucem (furcam dig.) tolluntur aut bestiis obiciuntur aut in insulam deportantur. 7) Unter Hadrian: dig. 48,19,28 § 15: Famosos latrones in hislocis, ubigrassati sunt, furca (= cruce s. Mommsen op. eit. 921 A. 2) figendos compluribus placuit, ut et conspectu deterreantur alii ab iisdem facinoribus ... Eine ähnliche Bestimmung scheint schon im 1. Jh. n. Chr. existiert zu haben: Petronius 111,5: cum interim imperator provinciae latrones iussit crueibus adfigi; Seneca epist. 7,5: Sed latrocinium fecit aliquis: quid ergo meruit ut suspendatur. Nach Galen ed. Kühn 2,385 konnte man an den auf den Bergen gekreuzigten Räubern anatomische Studien treiben. ' 8) Callistratus, dig. 48,19,28 prol. u. §15; Paulus, sent. 5,17,2:summasupplicia sunt crux, crematio, decollatio; 5,23,17: bestiis obiei aut cruci sufligi. Zur Kreuzigung von Aufrührern in Palästina s. u. S. 265f u. ö. Auch das Rabbinat wußte wie Callistratus um die Kreuzigung und Verbrennung als höchste Strafen: Ex R 9,4: Pharao sagt: "Wenn der Sohn Amrams (d. h. Mose) noch einmal zu mir kommt, so bringe ich ihm um; ich kreuzige ihn, ich verbrenne ihn". Hier ist wohl die Kenntnis römischer Rechtsgrundsätze vorauszusetzen.
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gung der honestiores bei Verbrechern der niederen Stände angewendet 1). Eine spezielle Strafe für politische Verbrechen war sie nicht; vielmehr stand die Wahl der Todesart weithin im Ermessen des Richters 2). d) Die soziologischen Grundlagen Die Ursachen des Räuberunwesens sind verschieden. Falls es sich nicht wie bei den Stämmen des kleinasiatischen Taurus, in Sardinien und Lusitanien um Volksgruppen handelte, die seit jeher unruhig waren, rekrutierten sich die Räuber vor allem aus entlaufenen Sklaven 3), fahnenflüchtigen Soldaten 4) und verarmten Bauern, die der Großgrundbesitz oder die Unbarmherzigkeit der Steuerbeamten von Haus und Hof vertrieben hatte. In Gebieten, wo das Bandenunwesen sich auf Grund ungenügender Abwehr hatte stärker ausbreiten können, wurde diese Zersetzung des Kleinbauerntums durch die Behinderung eines geordneten Ackerbaus besonders begünstigt 5). Der berühmte Räuberhauptmann Felix Bulla sandte einen gefangenen Centurio mit der Botschaft zurück: "Melde deinen Herren: Füttert eure Sklaven, damit sie nicht Räuber werden". Es waren bei ihm viele kaiserliche Freigelassene, die keinen Lohn erhalten hatten 6). In Ägypen entsprach dem die "Anachoresis", in Palästina die Flucht ins Wüstengebirge. Auch die Abenteuerlust mag manche zu Räubern gemacht haben 7). Das freie, abenteuerliche Räuberleben zog überhaupt das Interesse der antiken Welt auf sich. Erzählungen aus diesem Bereich gehörten neben Gespensterund Liebesgeschichten zu den beliebtesten Stoffen der Unterhaltungsliteratur, und in dem Roman, der den Beifall seiner Leser finden wollte, durften die Räuber auf keinen Fall fehlen 8). Auf elnen and.eren wesentlichen Punkt weist J. Juster hin: " ... dans l'antiquite le peuple ne considerait pas les pirates et les brigands comme exer<;ant un metier deshonorant. Par consequent quoiqu'ils aient aussi commis des meurtres, il faut les distinguer des simples meurtriers" 9). 1) Mommsen op. cit. 918-21; Hitzig Art. crux PW 4,1728-31; J. Blinzler, Der Prozeß Jesu, 4. A. 1969, 339ff. 357ff. 2) Sie wird den auctores seditionis angedroht (Paulus sent. 5,22,1), galt aber auch für gewöhnliche Mörder bzw. für alle die von der lex Cornelia betroffen wurden, vgl. op. cit. 5,23,1. 3) V gl. die großen Sklavenaufstände zur Zeit der Republik in Sizilien (135132 v. Chr. u. 104-102 v. Chr.) und in Italien (Spartakus 73-71 v. Chr.). Nach b 2,57 = a 17,253 wurde eine Gruppe Aufständischer von einem königlichen Sklaven geführt, vgI. auch b 4,510. 4) V gI. Spartian (Script. hist. Aug.), Pesc. Niger 3,4: ad comprehendos desertores qui innumeri Gallias tunc vexabant; s. auch u. S. 39 A. 4: Nu. R. 20,19. 5) Beispiele aus .Ägypten s. bei M. Rostovtzeff, Gesellschafts- u. Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, 1956, 2,708; vgI. auch u. S. 342 A. 1. Für Palästina s. a 18,274; 20,256. 6) Dio Cassius 76,10,5f. 7) Dio Cassius 74,2,5: Dadurch, daß Septimius Severus die Prätorianer nicht mehr aus Italien nahm, trieb er die kriegs- und abenteuerlustige Jugend dazu, sich den Gladiatoren und Räubern zuzuwenden. Vgl. auch a 18,10.315. 8) V gI. Friedländer, op. cit. 1,357. So bei Apuleius, Heliodor, Achilles Tatius, Petronius, Longus u.a. 9) Les Juifs dans l'empire Romain, 1914, 2,208.
DIE RÄUBER
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See- und Straßenraub konnten so teilweise als Kavaliersvergehen angesehen werden, und besonders wagemutige Räuberführer erlangten sogar Volkstümlichkeit 1). Unter diesen Umständen war es den Behörden trotz grausamer Strafen nur bedingt möglich, der immer neu auftauchenden Landplage Herr zu werden. "Wahrscheinlich hat in Gegenden, in denen das Räuberunwesen nicht auszurotten war, die Regierung es nicht selten vorgezogen, die Briganten unbehelligt zu lassen oder gute Beziehungen zu ihnen zu unterhalten" 2). Zuweilen suchte man sich auch dadurch zu helfen, daß man die Räuber in Soldaten verwandelte. So machte Josephus den Versuch, die "Räuber" Galiläas durch Soldzahlung an sich zu binden 3). Eine gewisse Resignation der Behörden gegenüber den ständigen Unruhen im Lande scheint sich bei den letzten Prokuratoren in Palästina gezeigt zu haben 4). Dieselbe Haltung wird auch in der Art und Weise deutlich, wie Dio Cassius die nie völlig zu überwindende Räuberplage in der Antike charakterisiert: Es hat sie schon immer gegeben und sie wird nicht aufhören, solange die menschliche Natur dieselbe bleibt 5).
2. Die
C"t?9"?
im rabbinischen S chriftttim
Wir finden hier den Begriff o"t:?9'? (pI. C"t?9"?) als Lehnwort mit einer ganzen Reihe von Ableitungen 6). Das Wort erscheint relativ 1) Vgl. Thuk. 1,5ff.; Justinus 43,3; W. Kroll, PW 2. R. 2, 1037. Zur Volkstümlichkeit den Räuber Korokotta (s. o. S. 27f) oder Felix Bulla in Italien unter Septimius Severus (Dio Cassius 76,10). Arrian, der Schüler Epiktets, schrieb eine Biographie des kleinasiatischen Räubers Tilliboras: Lukian, Alexander 2. Es erscheint hier das alte Motiv des edlen Räubers. V gl. die J ohannes-Legende des Clem. Alex. quis dives salv. 42 = Euseb, h. e. 3,23,6-19; der Sklave Drimakos auf Chios: Athen. 6,265d/266e. Auch im Rabbinat scheinen einzelne Räuber eine gewisse Volkstümlichkeit besessen zu haben, so vor allem Eleazar b. Dinai s. u. S. 355f. 2) Hirschfeld, op. cit. 594. 3) Nach Script. hist. Aug. Mare Aurel 21 reihte M. Aurel die Räuber Dalmatiens, deren er nicht Herr werden konnte, in sein Heer ein. Schon Caesar machte ein ähnliches Verhalten seinen Gegnern in Ägypten zum Vorwurf (bell. civ. 3,110): Sie sammelten ihre Truppen "ex praedonibus latronibusque Syriae CiIiciaeque provinciae finitimarumque regionum" . Zu J osephus s. vita 77. 4) Sowohl Albinus wie Florus ließen sich von den "Räubern" bestechen und sicherten ihnen gegen Geldzahlung eine gewisse Freizügigkeit zu, vgl. b 2,273. 278 = a 20,215.255; s. u. S. 361ff. 6) 36,20,1. über die See- u. Straßenräuber: ou ytXp ~O"nv lh"E: 'taü't" oux eyevE:'t'o, oUS' &.v 7tauO'IxL't'6 7t0't'E: E:WC; 2X.v au't'~ cpumc; av8pw7twv fI. 6) Aram. N~9"?; als Abstraktum "Räuberei" m~9"? und aram. N~~"~9"?;
1"i"t:?9"? v. A71(J't'~PLOV; N~99"? v. A71O''t'e:La; O"t:?9"?"!?:~ apXLAYlO''t'~c;. Als Verbalform Ot:?9"7, piel; vgl. S. Krauß, Griechische u. Lateinische
weitere Ableitungen
Lehnwörter in Talmud, Midrasch und Targum, 1898f, 2,131.315f; M. Jastrow, A Dictionary of the Talmudim ... , 1950, 2,708f.713 u. 1,122. Vokalisation nach Jastrow. G. Dalman, Aramäisch-Neuhebräisches Handwörterbuch, 3. A. 1938, 218 vokalisiert durchweg O"t:?9"? etc.
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häufig, von den hebräischen Äquivalenten entspricht ihm am ehesten das mischnische 17I~. Der Unterschied zwischen beiden Begriffen ist nahezu derselbe wie zwischen dem griechischen );nO'T~c; und &p7t(X~ 1); O~~9~7 bedeutet vor allem den bewaffneten Gewaltverbrecher, der auch in Banden auftritt 2). K. H. Rengstorf versuchte den-Nachweis zu führen, daß zwischen Josephus und dem Rabbinat eine Übereinstimmung im Gebrauch der Begriffe AYlO'T~C; und o~~9~7 vorliege, d.h. daß die c~~9~7 der rabbinischen Literatur auf die zelotischen "Räuber" des J osephus zurückgingen 3). Die Zeloten hätten dabei "aus einem von ihren Gegnern beigelegten Schimpfnamen einen Ehrennamen gemacht" 4). Diese Ansicht läßt sich jedoch schwerlich halten, zumal- wie Rengstorf selbst zugeben muß - der rabbinische Sprachgebrauch im Grunde kaum auf die jüdische Freiheitsbewegung bezogen werden kann 5), und auch die von ihm angeführten Stellen hierin bei genauer Prüfung keine Ausnahme machen. Wenn z.B. Nicht juden (C~~;~), Räuber (C~~9~7) und ein Dämon nebeneinander als Ursachen von Furcht genannt werden, so besagt das höchstens, daß sie allesamt den .iVlenschen bei Nacht gefährden 6). Auch die Kreuzigung von gefangenen c~~9~7 braucht keinen tieferen Hintergrund zu haben, da sie keine spezifisch politische Strafe darstellte und - zumindest in den Provinzen - bei jedem schweren Verbrechen angewandt werden konnte 7). Die Regel, daß der Räuber 1) Zu 77T~ s. Jastrow Dict. 1,231. Der Begriff bezieht sich vor allem auf das mit Anwendung von Gewalt durchgeführte Eigentumsvergehen. 2) Für "Bande" erscheint häufig o~~~ s. dazu J. Levy, Neuhebräisches u. Chaldäisches \Vörterbuch über die Talmudim u. Midraschim, 2. A. 1876ff, 1,318; ] astrow 1,231. 3) Art. A'(lcrTY)C; Th WB 4,264ff; vgl. 266,33f: "Die Deutung ist durch die Geschlossenheit des palästinischen Gebrauchs von AYlcrTY)C; (J osephus, Rabbinat) nahegelegt" . An anderer Stelle ist das Urteil nicht ganz so bestimmt (265,9f): "So wird man vielleicht sagen dürfen, daß - ungeachtet späteren abweichenden Gebrauchs - O~~9~? im Rabbinischen ursprünglich den Zeloten bezeichnet". 4) Op. cit. 265,11ff. (gesperrt). 5) Op. cit. 264,37f: "Der Sprachgebrauch ist für uns hier längst nicht so durchsichtig wie bei J osephus" ... 6) Schab. 2,5. vgl. T. Taan. 2,12 (Z. 218). 7) Kreuzigung von Räubern wird im Rabbinat mehrfach berichtet vgl. Sanh. 46b Bar. (nach einem Gleichnis R. Meir's); Eccl. R. 7,26; Esth. R. 3,14 zu 1,12 u.ö., jedoch war die Kreuzigung durchaus nicht nur politische Strafe: s. o. S. 33 A. 7. Zur besonderen Wertung der Kreuzigung als l\hrtyrium s. u. S. 266.
DIE RÄUBER
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am Ort seiner j\;fissetaten auch seine Strafe erleiden müsse 1), läßt sich zwar aus dem römischen Recht ableiten 2), ist aber höchstens ein Hinweis darauf, daß die Juden in Kapitalsachen keine eigene Zuständigkeit mehr besaßen 3). Jene beiden Grundsätze: "die Frau des Räubers ist wie der Räuber selbst" 4) und "der Gefährte des Räubers ist wie der Räuber selbst" 5), sind nicht etwa aus dem "Kriegs- oder Standrecht" zu erklären, sondern gehen entweder ebenfalls auf das römische Recht zurück 6), oder aber sie sind als Sprichwort zu verstehen ähnlich dem deutschen "der Hehler ist wie der Stehler". Wenn ein o~~9~7 seinem Opfer das Gewand nimmt 7) und ihm sein eigenes dafür gibt, so tut er das wohl nicht aus Rücksicht auf Dt 24, 13, sondern weil er ein gutes für ein schlechtes eintauscht. Das zeigt deutlich der Parallelfall, in dem ein Zöllner ein 'gutes Tier abnimmt und dafür ein altes, ausgedientes gibt. Auch über die von Rengstorf angeführten Beispiele hinaus deutet das Wort im Rabbinat nicht spezifisch auf die religiös-politischen "Eiferer" des 1. Jhs. n. ehr. hin: Die Räuber machen die Verkehrswege unsicher, sie bevorzugen vor allem \Vegkreuzungen, um den Reisenden aufzulauern 8). Hier sind es vor allem wieder die Karawanenstraßen in der Wüste, die von ihnen heimgesucht werden 9). Das Reisen wird dadurch zu ejner höchst gefährlichen Angelegenheit 10). Man schützt sich gegen die Räuber durch Waffen 11), durch gegenseitige Hilfe und durch Wachtposten 12), sowie durch Amulette und 1) Esth. R. 3,14 zu 1,12 (Bill. 3,182). 2) S. o. S. 33 A. 7. 3) Zur Rechtslage in Palästina vgl. b 2,117; Mommsen op. cit. 243f; s. auch Joh 18,31 u. J. Blinzler, Der Prozess Jesu, 4. A. 1969,229ff. 4) J. Keth. 26d,38. 5) J. Sanh. 19b Z. 18: Nach einem Gespräch zwischen dem ,,11~l71 01bllN" (Quietus zur Zeit Trajans?) und Jochanan b. Zakkai; vgl. S. Krauß, Monumenta Talmudica, Bd. V Geschichte, Teil I Griechen u. Römer, 1914, Nr. 168 A. 5: "Wahrscheinlich sprichwörtliche Redensart". 6) Paulus sent. 5,3,4; Ulpian dig. 1,18,13 prolo vgl. Mommsen op. cit. 775,2; s. o. S. 32 A. 7 gegen Rengstorf op. cit. 265,7. 7) B. Q. 10,2 s. Rengstorf op. cit. 266 A. 23. B) Sanh. 72a = j. 26b, 75f. Bar.; Gen. R. 75,3 zu 32,2; 92,6 zu 44,lff; Lev. R. 30,6. u.ö. Selbst Nasiräer sind vor ihnen nicht sicher: Nazir 6,3a. 9) Zur Wüste als dem Zufluchtsort der Räuber vgl. S. Dt. zu 32,10 ed. Friedmann § 313. S. auch u. A. 12. 10) Ber. 1,3; Mek. Ex. 14,19 u. 19,4; A. Z. 25b/26a: Hier wird zwischen den Räubern in Palästina und Babylonien unterschieden; die ersteren hätten noch Achtung vor dem Lehrer. Vgl. weiter A. Z. 43a; Jeb. 16,7 u. B.Q. 116 b. 11) R. H. 1,9; vgl. Josephus b 2,125. 12) R. H. 2,5; Pes. 3,7: Hilfeleistung bei Überfällen von Räubern war auch am
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Gebete 1). Aber auch die Hirten und die Landbevölkerung sind durch Raubüberfälle von Banden bedroht 2). Eine besondere Gattung bilden solche Berichte, in denen die Auseinandersetzung zwischen Räuber und Obrigkeit geschildert wird. NIeist handelt es sich dabei um maschalartige Stücke, nicht so sehr um auf ein historisches Ereignis zurückgehende Anekdoten. Sie bilden einen Teil jener Königsgleichoisse, die für die späteren Midraschim typisch sind 3). Voraussetzung ist darin die tödliche Feindschaft zwischen König und Räuber: letzterer droht einmal den Königssohn umzubringen 4), dann wieder wird der königliche Prinz gefangen, doch sein Vater rettet ihn und tötet die Banditen 5). Auch eine Königstochter läßt man von Räubern bedrängt werden 6); dann wieder verwüsten diese einen königlichen Weinberg und werden vom Besitzer vernichtet 7). Die Gefangennahme der Banditen durch die staatliche Macht findet sich mehrfach 8), desgleichen ihre Bestrafung 9). Am ehesten könnte man das NIotiv des Überfalls auf einen königlichen Beamten als einen Hinweis auf das Treiben der zelotischen ArJ(jTaL verstehen 10): Sabbat erlaubt. Zur Errichtung von Wachtposten gegen Räuber vgl. Lev. R. 35,5; Nu. R. 20,2; Cant. R. 6,11; Midr. Teh. 10,2 (s. S. Krauß, Monumenta Talmudica V, Nr. 360b) berichtet von "Burgänln" d.h. Wachtstationen in der Wüste. Eine Karawane wird aufgefordert, dort wegen Räubergefahr einzu~. kehren. In Inschriften (CIL 8,2494.2495) werden solche "burgi" in Nordafrika mehrfach erwähnt: s. Daremberg-Saglio III, 2 S. 992. 1) Ber. 4,4 u. 29b; Lev. R. 25,1. 2) B. Mez. 7,9; B.Q. 6,1; Pea 2,7f; S. Lev. zu 19,5. 3) Eine teilweise Zusammenstellung des .Materials findet man bei S. Krauß, .0iIonumenta Talmudica V, S. 161ff Nr. 383-390 und bei 1. Ziegler, Die Königsgleichnisse des Midrasch, 1903, 93-100. 4) Jalqut 2,620 aus Mek. (Mon. Tal. V Nr. 389); vgl. Mek. Ex. zu 14,19 u. Cant. R. zu 3,6, § 3: "Er (der Engel) war wie ein Räuber (C"~C"'''~'N) der mit einem Königssohn (Jakob) rang". Vgl. Gen. R. 77,2 zu 32,24. 6) Ex. R. 20,12 s. Ziegler op. cit. 94. 11) Ex. R. 21,5 s. Ziegler op. cit. 95. 7) Ex. R. 30,17 s. Ziegler op. cit. 93. 8) Gen. R. 48,6 zu 48,1 = Mon. TaL V Nr. 386; Lev. R. 30,6 = Mon. Tal. V Nr. 390. Q) Eccl. R. zu 3,17: R. Chanina b. Papa (Ende d. 3. Jh. n. Chr.) : "Den Gerechten wie den Frevler wird Gott richten, der Räuber besteigt den Richtplatz und R. Akiba besteigt den Richtplatz". Vgl. auch T. Jeb. 4,5 (Z. 244) = bab. 25b. und Jalqut 1,76 s. Ziegler op. cit. 97, die Hinrichtung eines Räubers in Kappadokien. Zur Kreuzigung von Räubern s. o. S. 33 A. 8 u. S. 34 A.1.Auch Freilassungen werden berichtet, s. Ziegler op. cit. 99f. 10) Nu. R. 11,5 = Mon. Tal. V Nr. 384 u. Ziegler op. cit. 93. Ein weiteres Beispiel dieser Art s. Lev. R. 30,6 = Mon. Tal. V Nr. 387: Der Überfall eines Räubers auf den königlichen Steuereinnehmer.
DIE RÄUBER
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"Mit dem Segen ist die Behütung verbunden. Ein König von Fleisch und Blut hat einen Diener in Syrien, während er in Rom sitzt. Der König schenkte ihm 100 Litren Gold. Die nahm er an sich und ging auf den Weg. Es .fielen aber Räuber über ihn her und nahmen ihm alles . weg, was er ihm gegeben und was er bei sich gehabt hatte. Konnte er (der König) ihn vor den Räubern bewahren? Darum ,der Hen segne dich' - mit Reichtum, ,der Herr wird dich behüten' - vor Räubern".
Es ist jedoch zu bedenken, daß diese Gleichnisse in der Regel relativ späte Traditionen darstellen, und daß ähnliche Vorkommnisse auch sonst in der antiken Literatur erwähnt werden 1). Wesentlich ist auch, daß jede religiöse Motivierung und Glorifizierung bei der Darstellung der Räubergestalten fehlt. Im Gegenteil, meist wird der Freibeuter scharf verurteilt, man setzt ihn den Gojjim oder den wilden Tieren gleich 2). Wenn andererseits seinem abenteuerlichen Leben und seinem ßiIut ein gewisses Interesse entgegengebracht whd, so entspricht dies durchaus einer allgemein antiken Haltung 3). Wahrscheinlich liegt hier der Grund zu dem wiederholten Auftreten des Räubers in der so beliebten Lehrform des Gleichnisses; selbst das volkstümliche ßiIärchenmotiv vom betrogenen Räuber kann in verschiedenen Variationen wiederkehren 4). Charakteristisch ist, daß auch die fremden Unterdrücker als Räuber bezeichnet werden können. An einer schon erwähnten Stelle stehen die Zöllner unmittelbar neben den Räubern; beide -bringen die 1) Einen konkreten Fall dieser Art berichtet Josephus b 2,228 = a 20,113, und außerhalb v. Palästina Pliniusd. J.,epist. 6,25. Von Felix Bulla (s. o. S. 28A. 7) berichtet Dio Cassius (76,10,2), er habe von allen, die in Rom abreisten oder in Brundisium an Land gingen, gewußt, wer sie seien, und was sie bei sich hätten. 2) Schab. 2,5; B. Mez. 7,9; T. Taan. 2,12 (Z. 218) s. Bill. 4,99; Ber. 29b Bar.; Midr. Teh. 10,2 p. 47a s. Mon. Tal. V Nr. 360b. Weitere Beispiele der Verur___ J:~ilung des Räubers: Eccl. R. zu 3,17 u. 7,26; Sanh. 72a Bar.; Dt. R. 4,5 zu 10,1. Auch Lk 18,11, der Selbstruhm des Pharisäers, daß er kein Räuber (äp7ta~) etc. sei, gehört in diesen Zusammenhang. 3) S. dazu o. S. 35f. A. 1. Der Zug der Volkstümlichkeit wird bei einem bedeutenden Lehrer des 3. Jh. n. Chr. besonders deutlich: Schirneon b. Lakisch (Resch Lakisch genannt) soll in seiner Jugend selbst Räuber gewesen und durch R. Jochanan b. Nappacha bei einem zufälligen gemeinsamen Bade im Jordan bekehrt worden sein: s. B. :Mez. 84a. W. Bacher, Aggada der pal. Amoräer, 1892ff, 1,342 glaubt allerdings, daß Resch Lakisch sich nach Gittin 47a als Gladiator verkauft habe. Doch schließt beides einander nicht aus, denn nach Schab. 10a stehen Gladiatoren u. Räuber nebeneinander, auch haben sich die Räuberbanden der Antike weithin aus entlaufenen Gladiatoren rekrutiert (vgl. Dio Cassius 74,2,5). 4) Gen. R. 92,6 zu 44,1f; Ex. R. 30,24; Lev. R. 30,6; Nu. R. 20,19: Ein Soldat verläßt seinen König und wird Räuber; wie er zurückkehren will, nimmt ihn dieser nicht mehr an, s. Ziegler op. cit. 96.
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Reisenden um ihren Besitz 1). Ein fremdes Belagerungsheer im Lande ist den Räubern gleichzustellen 2). Ähnlich ist wohl auch folgendes Gleichnis zu verstehen: "Gleich einem Herrscher, der in ein Land einzog und mit ihm viele Räuberscharen. Da sprach einer zum andern: Wie furchtbar ist dieser Machthaber" 3).
Wahrscheinlich sprechen aus solchen Vergleichen die bitteren Erfahrungen in Bezug auf die Grausamkeit der römischen Besatzungstruppen, deren Raubzüge in verschiedenen Anekdoten anschaulich dargestellt werden 4). Die höheren Beamten wurden nicht besser eingeschätzt: "Statthalter, Duces und Eparchen gehen in die Dörfer hinaus, rauben und plündern (O'lnb~ C'l7ril)" 5).
In einer Aufzählung von Prokuratoren, Statthaltern und anderen mißliebigen Persönlichkeiten als V orfah,ren Hamans erscheint Pilatus als "Plünderer" 6). Aber nicht nur die Vertreter Roms, sondern die Weltmacht selbst erscheint in diesem Licht: "R. Jose b. Chanina deutete den Vers auf Esau (Qoh 5,7): Wenn du in der großen Stadt Rom den Esau Dürftige bedrücken und berauben siehst" 7). , "So rühmt sich die Regierung Edoms, während sie vergewaltigt und raubt, dabei aber sich den Anschein gibt, als ob sie den Richtstuhl in Stand setzte" 8). 1) B. Q. 10,1.2; vgI. auch Bill. 1,378f: Scheb. 39a Bar.: R, Schirneon b. Jochai (um 150): "es gibt keine Familie, in der ein Zöllner ist und keine, in der ein Räuber ist, ohne daß sie alle Räuber (C'It?t?"7) sind". 2) J. Keth. 26d,44. . 3) Lev. R. 9,8. 4) V gl. die Schilderung des Überfalls auf das judäische Timna durch einen Trupp plündernder Soldaten: Jom tob 21a Bar. = Tos. ibo 2,6 (Z. 203). Ähnliches wurde auch aus Galiläa berichtet s. Schab. 145b. Nach Gittin 57a Bar. wurde durch einen Überfall römischer Soldaten auf einen Hochzeitszug ein Aufstand der Juden hervorgerufen. VgI. dazu das Urteil des Josephus über die röm. Besatzungstruppen a 19,366 u. b 2,268. Auch diese Klagen finden ihre Parallelen in der weiteren antiken Überlieferung: s. L. Friedländer, Darstellungen auS der Sittengeschichte Roms, 10. A. 1922,1,221; Phila, C. Flaccum 5 (M. 2,518); Apuleius, met. 9,39-42; luvenal, sat. 16. Für Palästina vgl. noch Lk 3,14. 5) Ex. R. 31,17. Mon. Tal. V Nr. 335. 6) Mon. Tal. V Nr. 165: c9~1;l~"~ P ;,!i:J 1~ Nach dem 2. Targum zu Esther, Tr. Soferim 13,6 u.a.; vgI. auch H. L. Strack, Jesus, die Häretiker und die Christen n. d. ältesten jüd. Angaben, 1910, 45f. 7) Eccl. R. ZU 5,7, Mon. Tal. V Nr. 335. 8) Lev. R. 13,5, Mon. Tal. V Nr. 76, vgI. auch Gen. R. 65,1 zu 26,34.
DIE RÄUBER
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" ... und für wen bringt er (d.h. der Frevler = Rom) alles Geld zusammen? Für Israel, wie es heißt: ... Sie werden ihre Räuber berauben und ihre Plünderer. plündern (Hes 39,10)" 1). Die ß.-fekilta vergleicht die Römer, die den Tempel zerstörten, mit einer Räuberbande, die den Palast eines Königs plünderte, nieder. brannte .und dessen Diener tötete. Der König sitzt über die Räuber zu Gericht, läßt sie teilweise gefangen halten und teilweise töten, einige sogar kreuzigen. Daraufhin wird seine Herrschaft in der ganzen Welt anerkannt 2).
Diese vermutlich durch die profetische Polemik gegen Assur-Edom begründete Beurteilung Roms 3) bildete die Antithese zu den antiken Angriffen gegen die Juden als einem Volk von Räubern. Auch im hellenistischen Osten nahm man - zumindest noch in der Zeit der Republik - Anstoß an der Raubpolitik Roms, und gewisse fragwürdige Züge seiner Frühgeschichte gaben willkommenen Anlaß zu ähnlichen Angriffen 4). Doch verstummten diese Stimmen allmählich, und die Juden sowie in ihrer Nachfolge die Christen blieben die einzigen, die ihr kritisches Urteil über das Weltreich aufrecht erhielten 5). Das Imperium, das jeden, der sich gegen das Joch seiner Herrschaft empörte, als rechtlosen "Räuber" verfolgte, mußte sich den Vorwurf, selbst ein Raubstaat zu sein, gefallen lassen. Wenn wir die Skizze des Räuberunwesens im römischen Reich mit den rabbinischen Aussagen über die c"~9"? vergleichen, so Enden wir eine weitgehende ÜbereinstimrI?-ung. Dies gilt einmal für die verschiedenen Bedeutungsstufen des Begriffs "Räuber" - beginnend beim einzelnen \Vegelagerer über Banden von wachsender Größe bis hin zu dem feindlichen Heer, das man nicht rechtlich als ebenbürtigen Gegner anerkennen wollte - zum andern auch von den Schutzmaßnahmen des Staates gegenüber diesem lästigen, ja oft gefährlichen Gegner. Irgendwelche besonderen NIotive, die auf die zelotische Bewegung des 1. J allrhunderts n. Chr. hingewiesen hätten, sind bei der rabbjnischen Verwendung des Wortes o"~9"? nicht zu Enden. Dazu kommt, daß wir von AYl(J'r-~C; - im Gegensatz zu der 1) Ex. R. 31,11, Bill. 4,937. 2) Mek. Ex_ zu 15,18 (L. 2,79f); die Einzelheiten des Gleichnisses lassen vermuten, daß die Erinnerung an die Eroberung Jerusalems noch lebendig ist. :\) Vgl. Hes 39,10 (s. o. A. 1); Jes 17,14 u. 33,1. <') V gl. H. Fuchs, Der geistige Widerstand gegen Rom, 1938, 15fAOA6ff. 5) V gl. Augustin : remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia? (civ. Dei 4,4). Zum zelotischen Urteil s. u. S. 308f. Dahinter steht teilweise die Not der Reichskrise im 3. Jh. s. M. Avi-Yonah, Geschichte der Juden im Zeitalter des Talmud, Berlin 1962, 85-134.
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Bezeichnung cnxapw.;, die wir als nächstes zu untersuchen habeneine große Zahl von Ableitungen besitzen, die teilweise schon aus dem Griechischen übernommen sind 1), und ferner clie Tatsache, daß der Begriff auch im Syrischen als Lehnwort zu finden ist 2). Die Annahme, daß sich der Begriff C"~9"7 von den A71O"'t"a( des Josephus ableite und vielleicht eine Selbstbezeichnung der Zeloten gewesen sei, läßt sich nicht begründen. Möglicherweise ist dieses Lehnwort schon viel früher in die Umgangssprache des palästinischen Judentums aufgenommen worden. Der einzige Schluß, den der rabbinische Sprachgebrauch zuläßt, ist die auch durch andere antike Quellen belegte Tatsache, daß im syrisch-palästinischen Raum das Räuberunwesen - bedingt durch die geographische und soziologische Struktur - besonders verbreitet war, und daß auch die Juden daran wesentlich beteiligt waren. Dies gilt jedoch für die Zeit- vor der römischen Herrschaft ebenso wie nach dem Aufstand Bar-Koseba's; auch finden sich dazu in anderen Teilen des römischen Reiches genügend Parallelen. 3. Die A71O"'t"d bei Josephtls
Die erste Nennung jüdischer A71O"'t"a( finden wir bei Josephus im Zusammenhang mit der Vernichtung des &pX.~A71O"'t"1j.; Hiskia und seiner Bande durch den jungen Herodes 3). Dann erscheinen sie wieder während des Krieges zwischen Herodes und dem letzten Hasmonäer Antigonus im galiläischen Höhlengebiet von Arbela 4). Iviehrfach berichtet J osephus auch von Räubern in der Trachonitis und ihrer Überwindung 5). Nach dem Tode des Herodes traten die A71O"'t"cd wieder besonders hervor; die durch sie verursachten Unruhen erschütterten ganz J udäa 6). Die genannten Berichte gehen wohl auf das Werk des Herodesfreundes Nikolaos von Dainaskus zurück 7); bezeichnenderweise sind darin lediglich die Banden in der Trachonitis als "Räuber" in unserem Sprachgebrauch zu verstehen, in den anderen S. o. S. 35 A. 6. S. C. Brockelmann, Lexicon Syriacum, 2. A. 1928, 368. a 14,159 = b 1,204 vgl. a 17,271 = b 2,56. Zum Folgenden s. G .W. BuchaHUCA 30 (1959), 169-177; 31 (1960), 103-105 . a 14,415ff = b 1,304. 5) S. o. S. 29. 6) a 17,285; b 2,65: ,,6"E: )':ncr"pLXOÜ 7tOAEfLOU -r1)V 'Iou~cdav micrav EVE:7tLfL7tAacrav. Man könnte fragen, ob hier ein "illegitimum bellum" (s. o. S. 33 A. 1) oder die äußere Form eines "Guerillakrieges" (s. u. S. 44 A. 8) gemeint ist. \Vahrscheinlieh will der Begriff beides umfassen. 7) S. o. S. 8 u. 13; vgl. K. Kohler, Harkavy-Fcstsehrift, 1909, 7. 1) 2) 3) nan, .1)
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Fällen handelt es sich um Aufständische aus politischen und vielleicht noch mehr aus religiösen Motiven 1). Wahrscheinlich hat Josephus diese Anwendung des Begriffs "Räuber" auf politisch-religiöse Partisanen von Nikolaos von Damaskus übernommen. Von der Gründung der 4. Sekte durch Judas den Galiläer wird lediglich gesagt, daß dadurch das Räuberunwesen großen Aufschwung genommen habe 2); die Wirksamkeit der A"{jCJ"rcxL erwähnt Josephus erst wieder im Zusammenhang mit den Prokuratoren nach dem Tode Agrippas 1. 3). Sie sind nach ihm die eigentlichen Hauptschuldigen am Ausbruch des jüdischen Krieges 4). Auch die Namen einzelner Bandenführer werden genannt 5), doch wird die Aktivität der A"{jCJ-rcxL in der Regel in sehr allgemeiner Weise umschrieben 6). Zu Beginn des I
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CrLX&pWL genannte Splittergruppe in Masada 1). In der Vita muß Josephus allerdings den "Räubern" eine größere Bedeutung einräumen; sie sind es, die weithin die wirkliche Macht in Händen hielten 2). Erst nach der Niederwerfung Galiläas und d.h. zugleich nach dem Übertritt des J osephus ins römische Lager, finden wir den Begriff wieder etwas häufiger; wieder meint J osephus damit die radikale Kriegspartei, die J erusalem ins Verderben stürzte 3). Dabei kann er die Bezeichnungen ot ~YJAc.u't'<xL und ArJO''t'<xL nebeneinander verwenden, allerdings erscheint die erstere als Parteiname häufiger 4). Daneben finden sich auch weiterhin oft die allgemeineren Begriffe ot 'Iou3<x'i:0L und O''t'<XCrL<XO''t'<xL Von ArJO''t'<xL spricht J osephus vor allem dann, wenn eine moralische Verurteilung des Gegners zurr. . Ausdruck gebracht werden soll; der Begriff ist daher mit· Zunahme der Greuel in der belagerten Stadt auch wieder öfter anzutreffen 5). Möglicherweise gehen die Bezeichnungen ot 'Iou3<x'i:0L und O''t'<XCrL<XO''t'<X( auf die römischen Quellen des J osephus zurück, während ArJO''t'<xL aus seiner eigenen Feder stammt. 6 ). Eine Besonderheit bildet die Verwendung des Begriffs zur Charakterisierung einer bestimmten I
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dieselbe Variations breite von dem einzelnen Räuber 1) über die Banden bis hin zum aufständischen K.riegsheer 2). In gleicher Weise entsprechen die Taktik der AyjO"'t'ocL, ihre soziologische Grundlage und schließlich ihre Bestrafung durch die römisc,hen Behörden durchaus den auch in andern Teilen des römischen Reichs zu beobachtenden Verhältnissen 3). Wahrscheinlich hob Josephus bewußt diejenigen Züge hervor, die seine AyjO"'t'cxL mit dem Raubgesindel in aller Welt gemeinsam hatten. Er wollte auf diese Weise den Anschein einer politischen und religiösen Ausnahmestellung der Zeloten zerstören: "Sie sind Sklaven, zusammengelaufenes Gesindel, Auswurf des Volkes" 4). Natürlich kannte er den Unterschied zwischen einer Räuberbande und einem regulären Heer 5), aber er übernahm hier völlig die römische staatsrechtliche Anschauung, nach der jeder Rebell gegen die römische Herrschaft als ein rechtloser Verbrecher erschien, gleichviel, ob es sich um einen einzelnen Räuber oder ein Heer von Aufrührern handelte. Verbunden war damit die moralische Verurteilung der jüdischen Freiheitskämpfer: Ihre Unternehmungen waren in der Regel gewöhnliche Raub- und Beutezüge 6), und ihr ganzes Handeln konnte daher unter das Verdikt der Gesetzlosigkeit gestellt werden 7). Es ist bezeichnend, daß in der Vita, wo J osephus seine Zusammenarbeit mit den AyjCl''t'cxL zugeben muß, dieses Urteil sehr zurücktritt. Schließlich betont J osephus, das von den Zeloten so hochgehaltene . Ideal der Freiheit sei gar nicht ihr eigentlicher Beweggrund gewesen: "Große Räuberbanden machten fortwährend Überfälle, und die bedeutendsten Männer wurden umgebracht, angeblich um den gemeinsamen Staat wieder aufzurichten, in Wirklichkeit in der Hoffnung auf eigenen Gewinn" 8).
In seiner Endabrechnung mit den Zeloten kehrt dieses Motiv wieder: 1) b 2,587, Johannes v. Gischala. 2) crTo:crLo:crTO:~ und ):ncrTO:L werden teilweise direkt als Synonyma verwendet: b 2,441f.511; 5,448; 6,417 u.ö. 3)S. o. S. 31ff. 4) b 5,443. Das Spannungs verhältnis wird durch die gegensätzliche Aussage des Josephus deutlich, das Heer Simon b. Gioras habe nicht nur aus Sklaven und Räubern, sondern auch aus Bürgern bestanden, die ihm wie einem König gehorchten (b 4,510). 5) b 4,408, die Sikarier in Masada. 6) b 2,265: ... xO:Ta A6xouc; aL ~PITO:~ov ... ; 2,27 5.652f; 4,134.405; 6,202f.358 u.ö.; a 20,185.187.210.256. 7) S. o. S. 16 A. 4; s. u. S. 188f. B) a 18,7.
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"Dies (ihre Forderung der Freiheit) war nur ein Deckmantel, mit dem sie ihre Grausamkeit und Habsucht zu verhüllen suchten, wie ihre Taten deutlich bewiesen" 1).
Daß solche Menschen den Titel A1l0''t'at zu Recht verdienten, konnte danach keine Frage mehr sein. Es ;st natürlich sehr schwer, unter diesem Zerrbild die wahren Züge der zelotischen Bewegung zu erkennen. Manchmal wird auch kaum zu entscheiden sein, ob J osephus unter den A1l0''t'a( wirklich Zeloten oder nur gewöhnliche Straßenräuber verstanden hat 2). Es mag auch richtig sein, daß die Bezeichnung auf eine gewisse Zersplitterung der Bewegung hinweist 3). Dies könnte dann vor allem für die eigentliche Zeit des Jüdischen Krieges gelten, in der die Freiheitsbewegung infolge des Fehlens einer zentralen Führung sich in mehrere feindliche Gruppen aufspaltete 4). Auch die soziologische I<:'omponente des Begriffs ist nicht zu übersehen; es handelte sich bei den A1l0''t'at wohl wirklich größtenteils um Angehörige der sozial benachteihgten Schichten, die u.a. für eine gottgewollte Neuordnung der Besitzverhältnisse kämpften. Auch dieser Zug hat seine Parallele in der antiken Welt 5). Vermutlich ist der Vorwurf der Habgier, den Josephus gegen die Räuber erhebt, von hier her zu verstehen. Entscheidend bleibt jedoch, daß J osephus durch die Bezeichnung A1l0''t'at die Zeloten als im römischen Sinne rechtlose Aufrührer und gesetzlose Verbrecher hinstellen wollte, die am Ende ihre verdiente Strafe empfingen 6). Von hier aus gesehen ist es äußerst unwahrscheinlich, daß A1l0''t'at in seiner aramaisierten Form jemals dne Selbst bezeichnung der Zeloten gewesen ist 7); man könnte höchstens die Frage stellen, ob nicht der den Zeloten feindlich gesinnte Teil der jüdischen Bevölkerung, d.h. die besitzende Oberschicht, die Freiheitskämpfer so bezeichnet hat. Diese Möglichkeit bleibt offen, allerdings war A1l0''t'at auch dann nicht etwa eine Sonderbezeichnung für die Zeloten, sondern bedeutete - wie die Untersuchung des rabbinischen Sprachgebrauchs zeigte. - die bewaffneten Räuber schlechthin. Durch diese Identifizierung sollte ja gerade der "Eiferer" 1) b 7,256 vgl. 264. 2) Z.B. a 20,5.113. 3) So K. H. Rengstorf, ThWB. 4,264 Z. 25ff. 4) S. U. S. 373f. 5) V gl. b 2,265.427: Die Verbrennung der Archive; s. u. S. 341f. 368f. Leider fehlt bei H. Kreissig, Die sozialen Zusammenhänge des jüdischen Krieges, Berlin 1970, jede tiefergehende Begriffsuntersuchung. 6) b 7,272-274; vgl. o. S. 12 A. 1. 7) S. O. S. 35f.
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herabgesetzt werden. Im übrigen wissen wir nicht, wann AYlCJT~C, als Fremdwort ln Palästlna eingedrungen ist. Da das Wort in der Mischna mehrfach erscheint 1), muß es spätestens bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bekannt gewesen sein. Vielleicht wurde es schon unter ptolemäisch-seleukidischer Herrschaft aufgenommen, als ja eine starke Hellenisierungswelle durch das Volk ging. Selbstverständlich haben die hellenistischen Einwohner Palästinas, die angrenzenden Syrer und die römischen Beamten die Zeloten als AYlCJTCl( bezeichnet; ein Beispiel dafür bietet der Sprachgebrauch des Nlkolaus von Damaskus 2). Auch in den Evangelien werden vielleicht verelnzelt die Zeloten AYlCJ't"Cl( genannt 3). Josephus hat das Wort wohl in dem Sinne übernommen, wie es in den Kreisen der Oberschicht und der hellenistischen Nachbarn gebraucht wurde, und ihm noch eine scharfe, polemische Zuspitzung gegeben, die durch seine persönliche politische Tendenz bedingt war 4). Über das innere Wesen der zelotischen Bewegung, lhre Grundsätze und Ziele, kann uns der Begriff keinen Aufschluß geben; er erläutert höchstens die äußere Form der Bewegung und die Art ihrer Kampfführung, die bejde für sie nicht typisch sind, sondern in anderen Gebieten des römischen Reiches Parallelen haben. B.
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1. Die lateinische Grundbedeutung
Eine zweite Bezeichnung für die jüdische Freiheitspartei bzw. für eine bestimmte Gruppe derselben ist der mit dem Begriff AYlCJTCl( eng verwandte Ausdruck crLxapWt. Es handelt sich hier um ein ursprünglich ~ateinisches Wort: sicarius, d.h. der Meuchelmörder. Dieser Begriff ist von der bei der Tat gebrauchten Waffe, sica (Dolch), abzuleiten. Jedoch schon zu Beginn der Kaiserzeit hat sich seine Bedeutung erweitert: er kann den Mörder und den Gewaltverbrecher, der einen Mord beabsichtigt, überhaupt bezeichnen 5) : Nam per abusionem sicarios etiam omnis vocamus, qui caedem telo quocumque commiserunt 6). 1) S. o. S. 36; vgl. Schürer 2,83 A. 237. 2) S. o. S. 42 A. 7. 3) S. u. S. 344. 4) S. o. S. 11f u. 16. 6) S. Kleinfeller, Art. sicarius, P.W. 2. R. 2,2185fu. Forcellinus, Lexicon totius Latinitatis, 1831ff,4,105; O. Betz, Art. eHxapw<; ThWB 7,277ff; 1. Opelt, Die lateinischen Schimpfwörter, Heidelberg 1965, 133ff. 209; vgl. R. Till, Historia 11 (1962),322 A. 14. 8) Quintilian, inst. 10,1,12.
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-Die schon unter Sulla entstandene lex Cornelia de sicariis wendet sich gegen homicidas ... vel eos, qui hominis occidendi causa cum telo ambulant 1).
Da dieses Gesetz vor allem auch die Räuber betraf, konnten in der Rechtssprache latro und sicarius dieselbe Bedeutung erhalten 2).
2. Die Sikarier bei Josephtls Als Lehnwol"t erscheint der Begriff sicarius = (HXrXP ~oc; in der griechischen Literatur 3) nur bei J osephus, und zwar taucht er bei diesem ziemlich unvermittelt auf. Nachdem J osephus im Bellum das energische und erfolgreiche Vorgehen des Felix gegen die ""ncrraL im Lande geschildert hatte, berichtet er vom Auftreten einer "neuen Art von Räubern in J erusalem" 4). Diese wandten eine ~~~~Taktik an~und ermorcreten -jhr~ -Gegner am hellichten Ta.ge, vor allem an den Festen, wenn sich große NIenschenmassen zusammendrängten. Sie hatten zu diesem Zweck in ihren Gewändern kleine Schwerter verborgen. -Als ihr erstes Opfer nennt J osephus den Hohenpriester Jonathan S.d.4nanos 5). In den Antiquitates stellt Josephus diesen Bericht um, er erzählt zuerst, daß der .LI\. nstoß zur Ermordung des Jonathan - was im Bellum noch verschwiegen wird - von dem Prokurator Felix selbst ausgegangen sei, und als die Nlörder daraufhin ungestraft blieben, hätten die f:nCiTa[ djese Art zu töten noch öfter angewandt 6). Von "Sikariern" spricht J osephus dann erst etwas später beim Amtsantritt des Festus, wobei er ihre neue Taktik noch ausführlicher als im Bellum schildert 7). Ihr erstes Auftreten unter 1) Inst. 4,18,5; vgl. Mommsen, Römisches Strafrecht, 1899, 627ff.: condemnare aliquem lege de sicariis (Tacitus, arm. 13,44). In der Rechtssprache war inter sicarios oder de sicariis eine feste Formel für eine ß/lordsache, die vor Gericht verhandelt wurde (Cicero, in M. Ant. Phil. 2,1 (8): quomodo sis eos inter sicarios defensurus) . 2) S. o. S. 32; vgl. Mommsen, op. cit. 613.629f. 3) Thesaurus graecae linguae- a H. Stephano ed. E. B. Hase, G. Dindorf u. L. Dindorf, Paris 1842-46, 5,265. Lediglich in einem späten Papyrus (Oxyrhynchus 1294,8 = Bd. X, 248; 2./3. Jh. n. Chr.) erscheint
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Felix wird durch Lukas bestätigt 1), wo der Chiliarch und Befehlshaber der Burg Antonia, Claudius Lysias, den Paulus mit jenem Ägypter verwechselte, der 4000 "Sikarier" in die \Vüste führte. Wahrscheinlich hat Lukas dabei verschiedene Ereignisse zu einem vereinigt 2). Ein früheres Auftreten des Begriffs läßt sich nicht nachweisen 3). Dieser Sachverhalt in Verbindung mit dem lateinischen Ursprung des Wortes legt nahe, daß mxapLO~ als Bezeichnung für die ).,:{)(j'"raL wohl direkt auf die römischen Behörden und Soldaten in Palästina zurückzuführen ist. Vermutlich gaben sie den jüdischen Freiheitskämpfern diesen Namen, als jene, gezwungen durch die Erfolge des Prokurators Felix in der Bandenbekämpfung auf dem offenen Lande 4), mittels einer neuen Kampfesweise die Stadt J erusalem selbst zum Schauplatz ihres ständigen Kleinkrieges machten. Es handelte sich bei den "Sikariern" also nicht, wie schon vermutet wurde, um eine neue selbstständige Partei 5), sondern um eine besonders aktive Gruppe unter den A"{)CJ't'aL, die durch eine neue 1vIethode den Kampf in die Hauptstadt selbst hineintrug und damit dem erhofften Ziel einer allgemeinen Volks erhebung gegen Rom um einen wesentlichen Schritt näher kam. Denn die letzte Entscheidung darüber konnte nur in Jerusalem selbst fallen 6). Josephus gebraucht zunächst die beiden Begriffe CJ~xapLO~ und A"{)CJ~a( unbedenklich nebeneinander und meint damit jene aktivste und zugleich führende Gruppe der zum Kriege hindrängenden Aufrührer 7). Erst als zu Beginn des Aufgegen Hemdes die Rede, in der diese den König mit unter ihren Gewändern versteckten Dolchen umbringen wollten. Auch Apg 23,12-15 deutet wohl einen ähnlichen Vorgang an. Vorbild war nach Ri 3,11-30 Ehud. 1) Apg 21,38. 2) S. F. J. Foakes Jackson & Kirsopp Lake, The Beginnings of Christianity I, The Acts of the Apostles, 1920, 1,422; E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, Meyer's Komm. 14. A. 1965, 549ff z. St. Ob Lukas diese Stellen von J osephus übernommen hat, ist jedoch sehr fraglich; er müßte Josephus völlig falsch verstanden haben. Wahrscheinlich liegt wie in Apg 5,37 (s. u. S. 81) eine Parallelüberlieferung vor. 3) Der von O. Cullmann (Der Staat im N.T., 2. A. 1961, 10) aufgenommene Versuch des F. Schulthess, den Beinamen des Verräters Judas 'IO"xcx.pLw'nlC; mit den Sikariern in Verbindung zu bringen, ist wenig überzeugend. Die von Sch. angenommene Form crLXcx.PLW't'1jC; läßt sich in keiner Weise belegen und die Deutung der "Sikarier als nicht jüdisches, fremdes Raubgesindel" bleibt völlig unbegründet: s. Das Problem der Sprache Jesu 1917,41 u. 54ff sowie ZNW 21 (1922), 250ff und E. Klostermann, Das Markusevangelium, HBzNT 4. A. 1950, 35. 4) b 2,253f. 5) S6 Beginnings 1,422f. 6) S. u. S. 365ff. 7) V gl. z.B. a 20,164f u. b 2,254f; s. auch a 20,210; b 2.408: ... 'nve:c; 't'wv f.LaALO"'t'cx. XLVOUV't'UlV 't'ov 1t6Ae:f.LOV u. 425.
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standes in der jüdischen Freiheitsbewegung eine Spaltung eintrat, wurden Parteien sichtbar 1). Eine von diesen, die aus dc;n Anhängern des ermordeten JVlenahem bestand, nennt J osephus von nun an O"LxapWL 2). Diese hatten sich in der Burg Masada am Toten JVleer festgesetzt, unter dem Befehl eines Eleazar S.d.Ari, der ein naher Verwandter des JVlenahem war 3). Für den weiteren Verlauf des Krieges waren sie ohne Bedeutung; der Unterwerfung durch die Römer zogen sie am Ende den gemeinsamen Selbstmord vor 4). Auch die jüdischen Rebellen, die nach Beendigung des Krieges in Judäa nach Ägypten flohen, nennt Josephus crtxapLOL 5). Flüchtlinge aus .lVlasada können die letzteren, zumindest nach dem Bericht des Josephus, kaum gewesen sein, da ja die dortige Besatzung Selbstmord beging. Gegen ihre Herkunft aus Jerusalem spricht, daß Josephus die Verteidiger der Stadt gegen Titus stets von den "Sikariern" unterscheidet 6). Wirkliche Klarheit läßt sich in diesem Punkt kaum mehr erlangen. Entscheidend ist jedoch, daß die "Sikarier" in Ägypten durch ihr Bekenntnis zur "Alleinherrschaft Gottes" eng 1mt dem Organisator und geistigen Vater der jüdischen Freiheitsbewegung, Judas dem Galiläer, zusammenhingen 7). An anderer Stelle, in seiner großen Schlußabrechnung mit den Aufrührern, verbindet J osephus die Sikarier unmittelbar mit Judas, dem schon genannten Urheber des ganzen "Übels": Damals schon - nach dem Census des Cyrenius - seien die Sikarier aufgestanden (-rOTZ-yap oi crtxapwL O"uveO"TIjO"!XV) 8) u.nd hätten allen Friedenswilligen den I<::ampf angesagt. Diese Verbindung hatte nicht nur eine ideelle, sondern zugleich eine dynastische und daher wohl auch organisatorische Ursache: Die schon genannten Führer der Sikarier 1-Ienahem und Eleazar S.d.Ari waren Nachkommen des Galiläers Judas 9). Da die Bezeichnung "Sikarier" erst wenige Jahre vor Ausbruch des jüdischen K_rieges in Palästina eingeführt wurde und außerdem die lateinische Grundbedeutung der einheimischen Bevölkerung wohl kaum bekannt war, ist es hier1) 2) vgl. 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9)
b 2,441-448; 2,564f; 4, 138f; 5,2ff u.ö.; s. u. S. 373ff. 376ff. b 2,653 noch A71O"TCXL; b 4,400ff: ot rrpoO"cxyopt::u6!J.t::vo~ Q"LXap~oL. auch 4,504: A71O"TCXL 516f: crLxapLOL. b 2,447; 7,399. S. u. S. 338 A. 5. b 7,253.275-406. b 7,410ff. 437; s. u. S. 266f. Vgl. die Aufzählung der Verteidiger b 5,248ff.358; 6,92.148. S. u. S. 93. b 7,254 vgl. 262. S. u. S. 340ff. u. S. 338ff. b 2,433. 447; 7,253. S. u. S. 81.
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im Gegensatz zu dem Begriff AYl(J-:'~C; - möglich, daß das ursprünglich von Fremden gebrauchte Schimpfwort später von den Anhängern der so benannten Grl1ppe als "Ehrenname" übernommen wurde 1). Selbstverständlich kann der Begriff nicht deren ursprüngliche Eigenbezeichnung gewesen sein. Im grjechischen Schrifttum nach Josephus hat sich die Bezeichnung (J~XC
3. Die Sikarier in der rabbimschen Literatur Die :Mischna nennt die l'iR"t;> nur an einer Stelle 3) : "Einst versteckten die Leute aus Jerusalem Feigenkuchen im Wasser wegen der Sikarier, und die Weisen erklärten sie als rein."
Sehr wahrscheinlich bezieht sich diese Anekdote auf die Hungersnot während der Belagerung. Josephus schildert anschaulich, wie die "Räuber" den Einwohnern J erusalems die letzten Lebensmittel raubten- 4). Eine andere, spätere Tradition berichtet, die Sikarier hätten den Kanal, der von Etam her J erusalem mit Wasser versorgte, zerstört 5). In der 2. Rezension der "Aboth d. R. Nathan" wird erzählt, die Sikarier hätten vor der Belagerung die Getreidevorräte J erusalems angezündet 6); nach einer Parallel-Überlieferung wurde diese Ver1) Ahnlieh wie die Bezeichnungen "Protestanten", " Hugenotten" , "Geusen" etc. 2) Hippolyt, Philosophumena 9,26, GCSed. P. Wendland, 1916, 3,260. Die Sikarier werden hier mit den Zeloten von den Essenern abgeleitet: s. u. S. 73. Origenes, c. Celsum 2,13, GCS ed. P. Koetschau, 1899, 1,142, berichtet, die Samaritaner seien wegen dem Festhalten an der Beschneidung als "Sikarier" getötet worden; d.h. sie fielen nach dem Verbot der B. durch Hadrian unter die lex Cornelia de sicariis; s. Schürer 1,678 A. 83. Falsch Mommsen, Strafrecht, 638 A. 4. Vgl. G. W. H. Lampe, A Greek Patristic Lexicon, 1233 u. u. S. 54 A. 1. :1) :i\Jaksch. 1,6: r'p"Oi1 'ltl~ O'~:J l11~':Ji 'l~tlW o'~tv", 'lVlN:J ;'lVY~ V gl. Dercnbourg 279f A. 3. -1) b 6,193-213 ll. Ö. 5) Lament. R. zu 4,4 § 7; die Tradition geht auf Abba b. Kahana (2. H. d. 3. Jh. n. ehr. S. Strack, EinI. 142). Die gewöhnlichen Handschriften lesen als Ort l1'''lni1 und als Urheber O'P'~~ (s. dazu u. S. 54), der verbesserte Text von S. Buber (Wilna 1899) dagegen O~t'~7:? u. O"P'O : S. A. Büchler, On the provision-
ing of Jerusalcm in the year 69-70 c.e., in Studies in Jewish History, 1956, 102 u. G. Dalman, Jerusalem u. sein Gelände, 1930, 279. Es war wohl ein Terrorakt aus der Zeit vor Ausbruch des Jüdischen Krieges oder des Simon Bargiora. Diese \'V'asscrlcitung war ja von Pilatus mit dem Geld des Tempelschatzes ausgebaut worden (b 2,175 = a 18,60). Vgl. G. Dalman, op. cit. 279. 6) c. 7. cd. Schcchter, 1887, 20. Nach der 1. Version (c. 6,8) waren es die O"l-UP, die Zeloten. V gl. dazu b 5,24 u. Tacitus, hist. 5,12.
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hrennung durch "Ben Battiach", den Schwestersohn R. J ochanan b. Zakkais und Anführer der Sikarier (1"'jP~O I1)N'), veranlaßt 1). Eine weitere Parallelstelle nennt diesen Führer der Aufständischen "Abba Siqera, den Banditenhäuptling in Jerusalem" (~l'~j:J 11)'" N'P"O N:JN C?I1)""i) 2). Hier ist die Bezeichnung "Sikarier" fast zu einem Eigennamen geworden; vermutlich handelt es sich um eine Weiterentwicklung älterer Überlieferungen. Einmal wird auch von dem besonderen NI aß der Sikarier gesprochen; es ist die einzige Stelle, wo man sich fragen kann, ob eine Beziehung auf die Sikarier des Jüdischen I<:.rieges vorliegt 3). Überraschend ist, daß die rabbinische Tradition - mit Ausnahme der letztgenannten Stelle - die Bezeichnung "Sikarier" stets auf die Aufständischen in Jerusalem bezieht und dadurch in einem gewissen Widerspruch zu J osephus steht 4). Vielleicht haben wir hier eine im Grunde ältere Form des Sprachgebrauchs vor uns, da anzunehmen ist, daß zumindest die römischen Behörden die Bezeichnung "sicarü" seit der Einführung des Begriffs unter Felix auf alle jüdischen Freiheitskämpfer allsgedehnt haben. Die Doppelüberlieferung in den Aboth d. R. Nathan stellt den "Sikariern" der 2. Rezension in der ersten Rezension die "Eiferer" (C"Nlp) gegenüber 5). NIan scheint hier ohne Unterschied beide Begriffe für die Aufständischen in J erusalem verwendet zu haben. Die in der Regel auf bestimmte Gruppen einschränkende Verwendung beider Bezeichnungen bei J osephus erklärt sich vielleicht daraus, daß nach der Aufspaltung der jüdischen Freiheitsbewegung die verschiedenen Parteien die genannten Begriffe als Selbstbezeichnungen an sich zogen 6). Da der Name (HX.cX.pLO~ in gleicher Weise wie das verwandte A"ncr'C'ClL der jüdischen Aufstandspartei von den Gegnern beigelegt wurde und im Grunde nur auf die heimtückische I<:'ampfestaktik hinweisen wollte, erhalten wir daraus ebenfalls keinen Aufschluß über das eigentliche Wesen dieser Bewegung. Exkurs IU: Das Sikarikongesetz Lange Zeit glaubte man, daß auch das rabbinische 1;P~!R.~9 in Zusam1) Eeel. R. zu 7,12. Hier ist
1~!R.9
anstatt
P'Op
zu lesen.
2) Git. 56a; vgl. Lament. R. zu 1,5 § 31: Hier wird der Führer noch Ben Battiaeh genannt. Zum unsinnigen Vorwurf einer Fehlübersetzung durch S. Zeitlin JBL 81 (1962) 398 s. J. Klausner, Historiyah 5,230 und Jastrow Dict. 2,986. 3) J. Sota 20b, 69 nach R. Oschaja um 200 (Strack, EinI. 135). 4) S. O. S. 50. 5) S. u. 68f. ß) S. dazu o. 51 A. 1 u. unten S. 373ff.
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menhang mit den mx,eXpLm des J osephus stehe: Es geht bei diesem Begriff stets um den Erwerb und Besitz von Grundstücken bzw. Sklaven, die unter dem Druck fremder Gewalt ihren Besitzer wechselten. Dabei kann das Wort diese Güter selbst, die neuen Besitzer derselben, sowie _auch das Gesetz bedeuten, das den Besitzwechsel und Erwerb der fraglichen Güter regelt 1). Man war der Ansicht, die Sikarier hätten schon vor dem Jüdischen Krieg durch Drohungen und Erpressung fremden Besitz an sich gerissen, und das Sikarikon-Gesetz gälte nun zum Schutze der beraubten Besitzer 2). Elbogen zeigte dann, daß der Begriff mit den Sikariernvor und während des Jüdischen Krieges direkt nichts zu tun habe, er beziehe sich allein auf den während und nach dem Kriege vom römischen Staat enteigneten Besitz, insbesondere an Grund und Boden. Die Herkunft des Wortes ließ er offen 3). Es folgten verschiedene Deutungsversuche, die auf termini technici der griechischen Rechtssprache zurückgriffen 4), aber sprachlich nicht befriedigen können. Jastrow vermutete im Anschluß an Elbogen "a disguise of X,CX,Lcrctp[KLOV" 5), d.h. das vom kaiserlichen Fiskus beschlagnahmte Land, doch fehlen zu 1) Die in Frage kommenden Stellen sind: Git. 5,6; Tos. 5,1 (Z. 328); jet. 47b, 18ff; bab. 44a u. 58b; Bik. 1,2; T.A.Z. 3,16 (Z. 464); T. Terum. 1,6 (Z. 25): Hier erscheint zwar der Begriff "Sikarikon" nicht, jedoch die Sache; J\iIek. Ex. 23,19 (L. 3,187); S. Dt. 26,2 § 297. ed. Friedmann; B. B. 47b. 2) SO B. Graetz, Das Sikarikongesetz, Jahrbuch d. jüd. theol. Sem. Breslau 1892; F. Rosenthal, MG\VJ 37 (1893), lff.57ff. 105ff; S. Krauß, Zur griech. u. lat. Lexicographie ... , Byzant. Ztschr. 2 (1893), 511ff; J. Levy, Neuhebr. u. Chald. Wörterbuch, 1876ff 3,518f; ihm folgt Schürer 1,574 A. 31. Graetz u. Rosenthai nahmen an, daß das Sikarikongesetz vom Synhedrium schon vor der Zerstörung J erusalems erlassen worden sei. Rosenthal vermutet darüber hinaus allerdings noch ein 2. Stadium, wo nicht mehr die Sikarier als Erpresser auftraten, sondern der römische Fiskus, der nach dem Kriege große Teile des Landes enteignet habe. S. Krauß, Griech. u. lat. Lehnwörter im Talmud, J\iIidrasch u. Targum, 1899, 2,392f glaubte, in vielen Fällen müsse statt l'P"'P"O einfach 7"'P"O gelesen werden. l'P"'P"O selbst leite sich von mKctpLXoV, einer Parallelbildung von A:(jcr't'PLKOV, ab; die Bedeutung sei dieselbe: "Das Räuberwesen und alles, was damit zusammenhängt". 3) l'P"'P"O eine Studie, MGWJ 69 (1925), 249-257. Zur Landenteignung nach dem Kriege vgl. b 7,216f. Siehe auch S. Klein, Neue Beiträge zur Geschichte u. Geographie Galiläas, Pal.-Studien H. 1 (1923), 15ff. Für die Ansicht Elbogens spricht vor allem j. Git. 47b, l1ff. Dort zeigt sich eindeutig, daß die Enteignungsaktion von Rom ausging, während des Krieges schon begann und nach seiner Beendigung fortgesetzt wurde. An mehreren Stellen werden die unrechtmässigen, neuen Besitzer - zu denen wohl auch Josephus gerechnet werden kann (s. o. S. 7 A. 2) - den Räubern, Dieben oder auch den Gewalttätigen gleichgestellt: s. Bik. 1,2; T. Ter. 1,6 (Z. 25), u.ö. 4) S. Feist, Zur Ethymologie von l'P"'P"O, MGWJ 71 (1927), 138-141, will es von dem griechischen Rechtsbegriff VOfLOC;; crUYKp[VWV ableiten. A. Gulak, Tarbiz 5 (1933/34),23-27, legt ihm den hellenistischen Rechtsbrauch der Zwangsversteigerung UTCO K~PUKL oder cruVx.-~PUXL zugrunde. Ihm folgt auch N. N. Glatzer, Geschichte der talmudischen Welt, 1937, 29. 5) Dictionary, 2,986. Allerdings erscheint in dem P. Oxy. 477,5 nur das Adjektiv KctLcreXpe:wc;;, "dem Caesar, zu seinem Besitz gehörig": LiddelI-Scott, 860.
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diesem an sich einleuchtenden Deutungsversuch die entsprechenden sprachlichen Parallelen. Eine neuere Untersuchung weist darauf hin, daß nach Kirchenvätern und römischen Rechtsquellen seit Hadrian die Beschneidung der Kastration gleichgesetzt und nach der lex de sicarüs geahndet wurde 1). "P~'P~O deute daher auf die als Strafe für die V 011ziehung der Beschneidung verhängte Vermögensenteignung hin. Diese Ableitung aus der "lex de sicarüs" kommt wohl der Wirklichkeit am nächsten, doch muß deren Anwendung nicht erst als eine Folge des Verbots der Beschneidung durch Hadrian angesehen werden. Auch die "Sikarier" während des Jüdischen Kriegf"s konnten auf Grund dieses Gesetzes verfolgt und ihres Besitzes beraubt werden 2). Insbesondere nach dem Kriege nahmen die Konfiskationen ein ungeheures Ausmaßan, sodaß die Rabbinen versuchten, durch die "Sikarikon-Bestimmungen" der Verschleuderung jüdischen Grundbesitzes und Eigentums Einhalt zu gebieten. Nach dem Bar-Koseba-Aufstand trat wohl wieder eine ähnliche Lage ein wie nach 70 n. Chr., deren Folgen bis in die Zeit Rabbis nachwirkten 3). Während dieses ganzen Zeitraums mögen die "Sikarikon-Bestimmungen" in Kraft gewesen sein. Trotz der Arbeit Elbogens und anderer "Vertrat Klausner 4) weiterhin die Ansicht, daß sich der Begriff 1'P""P"O auf Glieder der jüdischen Freiheitsbewegung beziehe. Er brachte dabei zwei rabbinische Aussagen über Galiläa miteinander in Verbindung : "In Galiläa hat man immer die Möglichkeit von ,Sikarikon' in Betracht zu ziehen" 5). "Oh Galiläa, Galiläa! Du hast die Tora verachtet, du wirst bald mit den Erpressern zu tun bekommen" 6). Unter diese.n "Erpresfern" 7) versteht Klausner "sich in Banden zusammenrottende Zeloten". Demgegenüber ist jedoch die Deutung S. Klein's vorzuziehen, der in den "Erpregsern" (C"P"~??) die von den Römern eingesetzten neuen Landbesitzer sieht 8). "P~iP"O und C'lP"~~ können so zwar durchaus denselben Sinn haben, nur sind eben damit nicht die "Sikarier" vor und während des jüdischen Krieges gemeint, sondern die Günstlinge Roms nach Beendigung desselben 9). 1) S. Safrai, Sikarikon, Zion 17 (1952), 56-64. V gl. auch die o. S. 51, A. 2 angeführte. Origenesnotiz. 2) Zur zeitlichen Festsetzung s. o. S. 53 A. 3. Bezeichnenderweise berichtet die Gemara beider Talmude zu Mischna Git. 5,6, wo die Sikarikonfrage am ausführlichsten behaD.deit wird, eingehend über den Krieg unter Vespasian u. Titus. 3) S. Git. 5,6, vgl. dazu S. Safrai, op. cit.; vgl. auch M. Avi-Yonah (0. S. 41 A. 5), 29f. 4) Jesus v. Nazareth, 3. A. 1952,229 A. 130. 5) J. Git. 47b,20. Bar. 6) J. Schab. 15d,50. Bar. Jochanan ben Zakkai zugeschrieben. 7) ü"P~O~ = C~P'l~~ s. B.Q. 116 b. 8) Op. cit. 16ff. 9) B.Q. 5,1: "Wenn jemand von seinem Nächsten ein Feld geraubt hat ("iU) und ,Erpresser' (C"P"~~) es ihm weggenommen haben ... "
BARJONE UND GALILÄER
C.
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BARJONE UND GALILÄER
1. Die BaJjone ('~;"l~)
In einer schon erwähnten Stelle gibt der babylonische Talmud den Aufständischen in Jerusalem noch einen besonderen Namen: "Unter ihnen waren Barj one, und als die Rabbanan rieten, hinauszugehen und mit jenen (den Römern) Frieden zu schließen, ließen es diese nicht zu" 1).
An derselben Stelle wird darüber hinaus zweimal von einem "Abba Siqera, Haupt der Barj one in Jerusalem" gesprochen. Außerdem antwortet J ochanan b. Zakkai dem Vespasian: " ... und auf Deinen Vorhalt, warum ich bis jetzt nicht gekommen bin, (erwidere ich:) die Barj one unter uns ließen mich nicht" 2).
Nlan könnte daraus schließen, daß "Barjone" ('~;"l~ PI. von N~;'Il~ bzw. N~;"'T~; hebr. 1;""1~, PI. C'l~;""1~) 3) eine reste, ursprüngliche Bezeichnung für die Zeloten war. Für diese Deutung setzte sich besonders R. Eisler ein 4); er begründet sie durch eine Ableitung des Begriffs, die schon bei Levy zu :finden ist 5). Danach wurde das Wort aus der Wurzel j~; Nl.~ gebildet 6). Das englische "outcast', oder "outlaw" würde wohl am ehesten den Sinn dieses Begriffes wiedergeben. NI an könnte sich sehr gut vorstellen, daß die in unzugänglichen Gebieten, in Wüsten und Höhlen hausenden Aufrührer diese Bezeichnung von ihren Volksgenossen erhalten hätten 7). Gegen eine solche Beziehung des Begriffs auf die jüdischen' A"{)CJT!Xf. vor 70 n. Chr. spricht allerdings, daß der Bericht des babylonischen Talmud über die Belagerung Jerusalems und das Schicksal des R. Jochanan b. Zakkai sich beim Vergleich mit seinen rabbinischen 1) Git. 56a; Übersetzung nach L. Goldschmidt 6,364. 2) Git. 56b; Übersetzung n. G. 6,365 (s" o. S. 52, A. 1). 3) G. Dalman, Aram.-Neuhebr. Wörterbuch, 3. A. 1938; J. Levy op. cit. 1,266; eine Übersicht der in Frage kommenden Stellen gibt S. Krauß, op. cit. 2,165f. Vgl. jetzt]. Nedava, JQR 63 (1973), 317ff. -1) 2, 67f. s. auch L. Goldschmidt, 1,38, A. 392: "Barione wohl ursprünglich der Name einer Kriegspartei in J erusalem .. .; später Rohlinge, Strolche". 5) Op. dt. 1,266; vgl. Jastrow, Diet. 1,193. 6) "Draußen"; aber auch "unbebautes Land, Wald, \Vildnis"; Adj. "in der \Vildnis lebend". Vgl. das entsprechende syrische t<.....'::l = agrestis, externus,
profanus, s. C. Brockelmann, Lexicon Syriacum, 2. A. 1928, 88. 7) S. Baron, A Sodal and Religious History of the Jews, 1937, 1,220, sieht in ihnen "sodal outcast", die ihr Glück im bewaffneten Aufstand gegen Rom suchen.
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
Parallelen als eine legendär erweiterte Spätform ausweist 1). Auch das sonstige Vorkommen des Begriffs gibt keine Hinweise auf eine mögliche Verbindung zwischen den "Barjone" und den Zeloten 2). S. Krauß versuchte daher eine völlig andere Erklärung 3). Er ging von den Königsgleichnissen der Midraschim aus: "Ein Gleichnis von einem König, den seine Barj onim in dem Purper, den er anhatte, beschimpften ... " 4). "Ein Gleichnis über einen Barj on, der das Standbild des Königs mit Steinen bewarf; da Iottete sich alles zusammen ... " 5). "Ein Gleichnis über einen Barjon, der, da er betrunken war, den Kerker sprengte, die Gefangenen herausließ, das Bild des Königs mit Steinen bewarf, dem Statthalter fluchte und sprach: Zeiget mir nur, wo der König weilt, ich will ihn das Recht lehren" 6).
Nach der Meinung von S. Krauß waren die "Barjonim" nichts anderes als die Prätorianer (praetoriani = "l," (-,,~) i:l), die sich ja mehrfach im Laufe der römischen Geschichte gegen ihre kaiserlichen Herren empörten. In der oben zitierten Stelle Gittin 56 b übersetzt S. Krauß darum "l~;"l~ mit "Wächter" 7). Doch können hier nur die Zeloten gemeint sein, und es ist sehr unwahrscheinlich, daß aus den "praetoriani" schließlich eine Bezeichnung für die Zeloten wurde, ganz abgesehen davon, daß die sprachliche Ableitung als ziemlich gewaltsam erscheint. Jastrow 8) trennte aus diesem Grunde die beiden Begriffe: N~i"l~ pI. "~;"ll~ bedeutet nach ihm "rebel, outlaw", dagegen hat 1;"'1~ pI. c"~;"'1~ (man beachte die veränderte Vokalisation) den Sinn von "palace-soldier,' castle-guard", abgeleitet von :-tT~ Residenz, Festung, Tempel. Diese Lösung mag die größte \Vahrscheinlichkeit besitzen, obwohl auch sie nicht ganz befriedigt. Einmal 1) Eccl. R. zu 7,12; Lament. R. zU 1,5 § 31; ARN 4,6 cd. Schcchtcr S. 23. Es erscheint hier der Begriff in keinem Falle. Auch der Name "Ben Battiach" (Eccl. R. zU 7,12 u. Lament. R. zU 1,5; vgl. außerdem Kelim 17,12) ist wohl ursprünglicher als der Phantasiename "Abba Siqera" in Git. 56a. 2) Ber. 10a; Taan 23b u. Sanh. 37a; "Barjone" bedeutet in diesen teils auf R ..Meir, teils auf Abba Chilkia, den Sohn des Regenbitters Choni, teils auf R. Zera bezogenen verwandten Traditionen wohl nicht mehr als schlechte, zügellose :Menschen. 3) Vgl. vor allem Mon. Tal. V Nr. 343b A. 7. In "Griech. u. Lat. Lehnwörter ... " 2,165 hatte er noch eine Ableitung von eppoupwv = Soldat, Offizier vorgeschlagen. 4) Ex. R. 30,18. 5) Jalqut (Esther) 2,1056 (Mon. Tal. V Nr. 202). 6) Ex. R. 30,11 (Üs. n. Wünsche 228). 7) Mon. Tal. V Nt. 128. 8) Op. cit. 1,193. Ähnlich J. Nedava JQR 63 (1973) 321.
BAR]ONE UND GALILXER
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erscheinen N~i"l~ u. 1;""~ nebeneinandergestellt lediglich als aramäische und hebräische Form desselben Wortes, außerdem ist die Vermutung nicht völlig abzuweisen, daß die Gleichnisse, die die Zerstörung von Kaiserbildern durch "Barjonim" berichten, möglicherweise doch die erbitterte Feindschaft jüdischer Aufrührer gegen die Kaiserverehrung als Hintergrund haben 1). Schließlich ist es auch an einigen Stellen fraglich, unter welche der beiden Bedeutungen das Wort eingeordnet werden soll 2). R. Eisler legte auf die zelotische Deutung des Wortes "Barjona" deshalb solchen Wert, weil er damit den Nachweis zu führen suchte, daß Simon Petrus, nach NIt 16, 17 BC<.pr,cuva genannt, ursprünglich Zelot gewesen sei 3). Gegen diese Vermutung, die neuerdings auch von O. Cullman 4) aufgenommen wurde, erheben sich jedochabgesehen von der immer noc~ ungeklärten Deutung des Begriffs "Barjona" - auch aus dem Zusammenhang der Evangelien heraus schwerste Bedenken. Wahrscheinlich trifft die griechische Übersetzung des BC<.pLUlVii von NIt 16, 17 in J oh 1,42 und 21,15 doch den richtigen Sachverhalt 5). Es bleibt somit sehr unsicher, ob die jüdischen Aufständischen vor 70 n. Chr. jemals von ihren Stammesgenossen als "~;"l~ im Sinne von "outlaws" bezeichnet wurden. Der bis auf wenige Ausnahmen relativ spät erscheinende Begriff hat eine zu geringe Basis, als daß daraus weitere Schlüsse, insbesondere auf die Evangelien, gezogen werden dürften.
2. Die Gali/äer Judas, der Organisator der jüdischen Freiheitsbewegung, trägt in Apg 5,37 und in der Regel auch bei Josephus den Beinamen (0) rC<.ALAC<.~OC; 6). Schon der hartnäckige Widerstand in GaIiläa gegen 1) VgL Phi1o, leg. ad C. 200f (M 2,575), die Zerstörung eines Kaiseraltars durch die Juden in J amnia. 2) VgL Mek. Ex. 17,8 (L. 2,138); j. Qidd. 61a,45 u. Tanch. N.,N 8 (ed. Buber p.23f). 3) Op. cit. 2,67f. 4) Der Staat im Neu-en Testament, 2. A. 1961, 11f; Jesus und die Revolutionären seiner Zeit, 1970, 22f. 5) L:(!-Lwv 6 u[OC; 'IwtX.vvou. V gl. auch das Nazaräerevg. Hennecke/Schneemelcher, Neutest. Apokryphen 4. A. 1968 1,96 Nr. 14. Nach Mk 1,30 u. 1. Kor 9,5 war Simon verheiratet, besaß ein Haus in Kapernaum (Mk 1,29) und ging mit seinem Bruder Andreas dem Fischerhandwerk nach (Mk 1,16). Dies stimmt mit der Vorstellung eines "outlaw" in der Wüste wenig überein. Vgl. auch J. W. Jack, The historie Christ, 1933, 187ff; G. Dalman, Grammatik d. jüd.-pal. Aramäisch, 2. A. 1905, 179 A. 5 u. W. Bauer, Wörterbuch z. N. T. 7. A. 1971,265. 6) b 2,118 civ-Yjp rCXALACXLOC;; 2,433; a 18,23; 20,102. Vgl. CIJ 1285, 5.14; 1286,10.
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Herodes und der Aufstand in Sepphoris beim Thrortwechsel nach dem Tode des K.önigs zeigen, daß diese Provinz von Anfang an ein Zentrum des Widerstandes gegen die Fremdherrschaft gewesen war 1). Die von J osephus gerühmte Tapferkeit und Freiheitsliebe der Galiläer 2), ihr Stolz und ihr Gesetzeseifer 3) erklären diese Haltung. Besonders in der "Vita" erscheinen die Galiläet häufig als eifrige Verfechtet des Aufstandes gegen Rom 4); aber auch später in J erusalem übertraf das mit J ohannes von Gischala in die Stadt gekommene CJtN't'aY!-La TWV raA~Aa[U)v alle anderen Gruppen an Tollkühnheit und Grausamkeit 5). Wenn so die zelotische Bewegung von einem Galiläer gegründet wurde und in diesem Gebiet besonderen Rückhalt fand, wäre es durchaus verständlich, daß die Anhänger jenes Judas ebenfalls "Galiläer" genannt wurden. Eine Reihe zerstreuter Nachrichten deuten in diese Richtung. Die JYlischna überliefert ein eigenartiges Streitgespräch zwischen einem "galiläischen Häretiker" C7~7~ 1~~) und Pharisäern 6) : "Ich klage euch an, Pharisäer, die ihr den Namen des Herrschers (~W;~) mit dem Namen ß,loses in die Scheidebriefe schreibt. Die Pharisäer
erwiderten: Wir' klagen dich an, galiläischer Häretiker, denn ihr schreibt (den Namen) des Herrschers und den (Gottes-) Namen in (eine) Spalte (Z"J1~). Und noch mehr, ihr schreibt den Namen des Herrschers oben und den (Gottes-) Namen unten, denn es heißt: ,und der Pharao sprach: Wer ist ]HWH, dessen Stimme ich. hören sollte, Israel zu entlassen" . 1) b 1,204ff = a 14,158ff; b 1,303ff = a 14,413ff; b 2,56 = a 17,271.
2) b 3,41f. 3) J. Keth. 29b,37f.; M.Q. 23a; Pes. 55a, s. E. G. Hirsch, Art. Galilee, J. E. 5,554. Vgl. auch G. Dalman, Orte u. Wege Jesu, 3. A. 1924, 7ff. Der radikale Galiläer Eleazar drängte Izates von Adiabene zur Beschneidung a 20,43. Der galiläische "Räuber" in den Höhlen von Arbela tötete sich und seine ganze Familie, anstatt sich dem Herodes zu ergeben: a 14,429f. 4) Vita 39, aus der Rede des Justus v. Tiberias: vüv dVCXL XCXLPOV &pcxfLevou<; Ö7tACX XCXL rCXALACXLouc; O"ufLfLcX.xoUC; rrpoO"Acxß6v't"cx<;. V gl. weiter 99.102.143.177.262. 306.311. Es ist bezeichnend, daß außer in Jerusalem nur in dem galiläischen J otapata und dem an Galiläa angrenzenden Gamala ernsthafter Widerstand gegen die Römer geleistet wurde. 5) b 4,558. 6) Jad. 4,8. Die zensierten Ausgaben haben "v'j~. J. Levy, Wörterbuch 4,174b will hier den Mitbegründer der Zelotenpartei, den Pharisäer Zadduk (a 18,4) sehen. Die Tosefta bringt die Anekdote in verstümmelter Form (T. Jad. 2,20) (Z. 684). Die Kritik a~ den: Pharisäern geht hier von den l",ntV 'I~:m~, einer jüdischen Taufsekte aus.
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BARJONE UND GALILÄER
Schon A. Geiger 1) und H. Graetz 2) vermuteten in dem
~7~7~ r~
einen
Anhänger des Judas Galiläus, der als Erster die Forderung erhob, ein Jude dürfe- außer Gott keinen anderen Henn anerkennen 3) .. Der hier erwähnte Galiläer greift die Pharisäer an, weil sie auf den Scheidebriefen im Datum den Namen des jeweiligen Henschers nennen, der so in der Urkunde neben dem Namen NIoses erscheint 4). Die Pharisäer kehren die Anklage in ironischer Weise um: Wir klagen euch an, daß ihr (in der. Tara) Henscher- und Gottesnamen in eine Spalte schreibt und zwar~ wie Ex 5,2 zeigt, den Namen des Herrschers zuerst. Die Pointe wäre dann: Was in der Tara möglich ist, ist in einem Scheidebrief erst recht erlaubt, und zugleich würde auch die Hauptthese der jüdischen Freiheitsbewegung abgewehrt, daß um der Henschaft Gottes willen alle irdischen Herrscher ihren Rechtsanspruch verlieren 5). Obwohl einer Deutung des "galiläischen Häretikers" auf einen Anhänger des Judas Galiläus selbstverständlich auch widersprochen werden kann 6), erscheint dies doch als die bestmögliche Erklärung dieser schwierigen Stelle 7). Bei Justih 8) und bei Hegesipp 9) finden wir jeweils eine Aufzählung jüdischer Sekten, wobei u.a. auch "Galiläer" aufgeführt werden 10). 1) Urschrift u. übersetzungen der Bibd, 1857, 2. A. 1928,35 Am. Allerdings spricht G. dortirrtümlich von einem "Galiläer Theudas", wohl eine Verwechslung auf Grund von Apg 5,36. Vgl. dagegen Bill. 4,351 A. 1. 2) H. Graetz, Geschichte der Juden, 2. A. 1863, 3,209f. 3) S. U. S. 93ff. 4) V gl. Git. 8,5; s. auch G. Lisowsky, Die Mischna, Text, übersetzung u. ausführliche Erklärung hrsg. v. G. Beer etc. VI, 11, Jadajim, 1956, 80. 5) Die Deutung von G. Lisowsky op. cit. 81 ist wenig überzeugend. Wenn diese Häretiker ihrerseits auf den Scheidebriefen den Herrscher- u. Gottesnamen verwendet hätten, würde ihr Vorwurf gegen die Pharisäer grundlos. "Auf (einem) Blatt" bzw. "Spalte" bezieht sich auf die Thora. 6) Bill. 4,351; L. Goldschmidt 12,853 A. 31: "Offenbar handelte es sich um einen Judenchristen, der außer Gott keinen Herrscher anerkannte". S. Lieberman, JBL 71 (1952) 205 sieht in dem galiläischen Häretiker möglicherweise einen Essener. Nach b 2,145 wird "der Name des Gesetzgebers" bei ihnen besonders geschützt. Auch die Parallele T. Jad. (s. o. S. 58, A. 6) würde dadurch verständlich. Daraus erhebt sich jedoch wieder die Frage nach einer möglichen übereinstimmung zwischen Essenern und Zeloten: s. u. S. 287. 7) Außer Geiger u. Graetz s. J. Derenbourg, 161; K. Kohler, Art. Zealots, J. E. 12,641; J. Klausner, Hist. 4,201; A. Schlatter, G. 1. 434; L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. 1962,2,819. 8) Dial. c. Tryph. 80,2. 9) Euseb. h. e. 4,22,7. 10) Justin: Sadduzäer, Genisten, Meristen, Galiläer, Hellenianer, Pharisäer u. Baptisten. Hegesipp: Essäer, Galiläer, Hemerobaptisten (s. d. jüd. Taufsekte), Masbotheer, Samariter, Sadduzäer, Pharisäer. Die Unabhängigkeit der Listen
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
Wenn man es überhaupt wagt, diese "Galiläer" Zu deuten, so wird man in ihnen am ehesten die Anhänger des Judas vermuten dürfen 1). Hegesipp und Justin waren schon durch ihre Herkunft mit dem jüdisch-palästinischen Erbe vertraut; ihren Angaben wird sicherlich ein historischer Sachverhalt zugrunde liegen. Auch bei einem antiken Philosophen, bei Epiktet, werden die "Galiläer" einmal erwähnt 2) : " ... wie sollte diesen noch ein Tyrann, Bewaffnete oder deren Schwerter schrecken? Wenn also ein 1Vlensch durch Wa~nsinn (im:o (.Lavta.;) in eine solche (philosophische) Haltung gegenüber diesen Dingen versetzt werden kann. oder auch durch Gewohnheit (lmo e:8ou.;) wie die Galiläer, sollte da durch Überlegung und Beweis kein 1Vlensch lernen können, daß Gott alles gemacht hat ... "
Gewöhnlich wird diese Stelle auf die Christen 3) und ihre Haltung in den Verfolgungen gedeutet; "Daß die Galiläer hier nur Christen sein können, kann nicht zweifelhaft sein ... , wie sollte Epiktet in seinen um 110 n. Chr. gehaltenen Vorträgen dazu kommen, hier die längst ausgerotteten Zeloten des Galiläers Judas ... zu erwähnen, von denen er schwerlich je gehört hat?" 4). Dagegen ließe sich zunächst einwenden, daß Epiktet sich schon in den Jahren nach dem Jüdischen Krieg in Rom befand, wo er von den Ereignissen in Palästina sehr wahrscheinlich gehört haben wird 5). Außerdem betont Josephus ausdrücklich, die fanatische Standhaftigkeit der Sikarier im Martyrium sei weiten Kreisen bekannt geworden: betont A. v. Harnack, Judentum u. Judenchristentum in Justins Dialog ... TU. 39 (3,9), 1913, 58. Vgl. auch seine Gesch. d. altchrist. Literatur, 1893, 1, 149; J. T.sMilik, RB 60 (1953), 288 A. 2. u. NI. Black, The Patristic Accounts of Jewish Sectarianism, BJRL 41 (1958), 287f. 1) So A. Hilgenfeld, Ketzergeschichte des Urchristentums, 1884, 31; G. Hoennicke, Das Judenchristentum, 1908, 36 A. 1; E. NIeyer, Ursprünge u. Anfänge des Christentums, 4./5. A. 1925, 2,407; B.-Gr., Rel. 88; H. Karpp, Art. Christennamen, RAC 2,1131. A. v. Harnack dagegen lehnt jede Deutung ab (TU 39,59): "Am besten enthält man sich jeder Hypothese". 2) Arrian, diss. 4,7,6. . 3) A. v. Harnack, Mission u. Ausbreitung des Christentums, 4. A. 1924, 412 A. 1. Allerdings taucht die Bezeichnung für die Christen spät auf und ist außer zur Zeit Julian Apostata's sehr selten: s. op. cit. 413 u. 187; weitere Stellen bei H. Karpp, loc. cit. In Apg 1,11 u. 2,7 handelt es sich um rein geographische Herkunftsbezeichnungen. Dasselbe gilt wohl von den "Galiläern" in dem Bar-Koseba-Brief aus dem Wadi Murabbaat; vgl. J. T. Milik, RB 60 (1953), 276ff. 4) E. NIeyer, op. cit. 3,530 A. 1. 5) Epiktet, geb. gegen 55 n. Chr. im phrygischen Hierapolis, kam früh als Sklave nach Rom und war dort bei seinem Gönner Epaphroditus, dem Freigelassenen News. S. Oxford Class. Dict. 324.
BARJONE UND GALILÄEN
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"Ihre Standhaftigkeit, ihr Wahnsinn (cbt'6vOLCX) oder ihre Seelenstärke, wie man es nennen mag, erregten allgemeines Erstaunen" 1).
Wenn man weiter berücksichtigt, daß die Bezeichnung "Galiläer" für die Christen vor Julian Apostata sich nur ganz spärlich belegen läßt 2), wird man der Deutung dieser Epiktetstelle auf die Zeloten doch ein gewisses Recht einräumen dürfen 3). Auch jene "Galiläer, deren Blut Pilatus mit (dem Blut) ihrer Opfer vermischte" (Lk 13,1), hat man schon mehrfach als Zeloten verstehen wollen 4). Jedoch kann hier, selbst wenn man einen Aufstand im Zusammenhang mit einem Passahfest voraussetzt, ebensogut eine einfa~he geographische Herkunftsbezeichnung vorliegen. Wenn auch die Nachrichten über eine Bezeichnung der Zeloten als "Galiläer" zerstreut und relativ selten sind, darf man doch mit einem gewissen Grad der Wahrscheinlichkeit annehmen, daß jene teilweise so genannt wurden. Sie hätten dementsprechend eine selbständige "Sekte" neben den anderen jüdischen religiösen Gruppen gebildet, und ihr Ursprung würde - schon auf Grund ihres Namens - in dem Wirken des Galiläers Judas zu suchen sein.
D. DIE
"EIFERER"
1. Der griechische Sprachgebrauch
Als inhaltsreichste Bezeichnung für die Glieder der jüdischen Freiheitsbewegung finden wir bei J osephus den Begriff ~'ljAuYt"~~. In seinem ursprünglichen Sinn bedeutet dieses von ~ 'ljAOUV abgeleitete \Y/ ort 5) einen :Menschen, der sich ganz für eine Sache einset7.t, die er sich zu eigen machen will: Nacheiferer, Nachahmer, Verehrer. Das Wort taucht relativ spät, erstmalig im 4. Jh. v. ehr. auf 6). 1) b 7,417; vgl. a 18,23f: "Da ihre Hartnäckigkeit (im Martyrium) indes allgemein durch Augenschein bekannt ist, glaube ich von weiteren Bemerkungen über sie absehen können". So konnte Josephus noch gegen 93/94 n. Chr. schreiben. 2) s. o. S. 60 A. 3. 3) V gl. auch J. Klausner, Hist. 4,201 u. A. Schlatter, G. 1. 443 u. Die Märtyrer in den Anfängen der Kirche, BFCT 19 (1915),66 (290) A. 35. 4) So R. Eisler, 2,516-525; S. G. F. Brandon, The Fall oE Jerusalem and the Christian Church, 1951, 106; H. G. Wood, NTS 4 (1956), 236; O. Cullmann, Der Staat im Neuen Testament, 1956, 9. Zur Deutung s. u. S. 344. Vgl. jetzt wieder S. Zeitlin, JQR 64 (1974), 189-203. 5) Sich begeistern für etwas, etwas bewundern, zum Ziel seines Strebens machen, mit Eifer nachzuahmen suchen, beneiden: s. A. Stumpff, Art. ~7jAOC;; Th \'V'B 2,884f. 6) V gl. zum Folgenden die Wörterbücher: F. Passow, Handwörterbuch der gricch. Sprache, S. A. 1841ff, 1,1309; Liddell-Scott 775; W. Bauer, Wörterbuch zum Neuen Testament, 7. A. 1971, 668E.
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
So spricht Plato von ~1JAW't'C.d, EpC
1) Protagoras 343 a; ähnlich Diodoms Sie., bib. hist. 1,73 u. Herodian, ab exc. divi :Marci 6,8,2. 2) Philodemus, reth. 2,262 (1. Jh. v. Chr.); Diog. Laert. 9,38: Thrasyll (1. Jh. n. Chr.) über Demokrit: ~.'t"wv 1t'U8a.YOpLXWV d.h. der Lehren der Pythagoräer. Vgl.auch Jamblich, vita Pyth. (XXVIII) 151,3. Jh. n. Chr.: ~.'t''ijI:;'OpcpE:w<; e:P!-l'fjVELIX<;. 3) Isokrates, ad Dem. 1,11: ~.'t''ljl:; 1t'IX"P(~c(<; &pE't"'lj<;: Epiktet, Arrian diss. 2,12,25. 4) Aeschines, orat. 2,171; W. Dlttenberger, SIG, 3. A. 1915ff, 675,27f u. 756,32; Plutarch II (mor.) 6D: Demosthenes für Athen. 5) Vita Mos. 2,55.161: ~.'t"wv Atyu1t"na.xwv 1t'Aa.crWhwv; ähnlich 2,196; de Abr. 22; de mut. nom. 93; spec. leg. 1,333; 4,89.91.199 u.ö. 6) De Abr. 33: ~. T'ij<; OLXIXLOcruV'fj<;; 60: Eucrzßdxc; u. apE't"'lj<;; ähnlich spec. leg. 1,30; de virt. 175 u.ö. 7) b 6,59: die ersten römischen Soldaten, die die Mauer der Burg Antonia erstiegen, sind ~.'t"'ij<; avopELa.<;; c. Ap. 1,162 wird Pythagoras ein ~. der crOcpLa. u. e:UcrEtßELa. genannt. Auch jene Stellen, ,vo J osephus im Anschluß an die jüdische Tradition vom Eifer für Gesetz und Glaube spricht Ca 12,271 u. a. 20,47), konnten vom hellenistischen Leser im pädagogisch-philosophischen Sinne verstanden ,verden. Typisch die Deutung des Parteinamens ~'fjAW't'IX( b 4,160; s. u. S. 67f. 8) J. Kor 14,12; 1. Ptr 3,13; Tit 2,14; 1. Cl 45,1; ep. Pol. 6,3. 9) Die frühesten Belege auf Inschriften: Dittenberger, op. cit. 717,33: TWV xcxAALcr't"WV (d.h. der attischen Epheben 100/99 v. Chr.); weiter Strabo 10,5,6(486) und der Historiker Memnon (I. ]h. v. - 1. ]h. n. Chr.?) in FGrHist 434 F 1,35: ~.'t"'lj<; Acx!-lcX.xou 1t'POIXLPEcre:WC; (d. Taten des Lamachos). 10) S. D. \'<7yttenbach, Lex. Plutarcheum, 1843, 1,393: I (vitae) 357B.504A. 718C.781F U.ö. 11 (moralia) 154C.741D.97SC. 11) Anian diss. 3,24,40.
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diese Beziehung auf menschliche Vorbilder 1). Wenn sich Josephus in seiner Lebensbeschreibung einen ~"Y)AW't"~~ des Eremiten Bannus nennt, so entspricht dies durchaus hellenistischem Sprachgebrauch 2). Von den stoischen ßiIoralphilosophen des 1. Jh. n. ehr. kann das Wort sogar in religiös-ethischem Sinne auf Gott bezogen werden. n.lusonius 3) fordert vom König außer einem ethischen Verhalten auch, daß er ein ~·IJACtyr~~ TOU Ll~6~ werden müsse. Sein Schüler Epiktet nimmt diese Forderung wieder auf; er richtet sie jedoch an den Philosophen 4) : "Wenn die Gottheit treu ist, muß er auch treu sein; ist sie frei, muß er auch frei sein; ist sie wohltätig, muß auch er wohltätig sein; ist sie hochherzig, muß auch er hochherzig sein. In seinem ganzen Reden und Tun muß er sich also verhalten wie ein Nachahmer Gottes (we; 8EOU ... ~'I)AWT"~V)" •
Beide Stellen sind im Sinne der "imitatio Dei" zu verstehen; der jüdische' "Eifer für Gott" wäre für einen stoischen Philosophen ein unmöglicher Gedanke gewesen 5). Sehr selten ist der absolute Gebrauch von ~"Y)A(uT"~~. Die früheste Belegstelle in einem Fragment Epikurs ist in ihrem Sinne dunkel und entspricht keiner der üblichen Bedeutungen 6). In der Didache wird das Wort einmal in negativem Sinne gebraucht neben Ep ~crT~x6~ und 8u!1-~x6c; 7). Sonst erscheint es in absolutem Gebrauch nur noch . bei sehr späten Schriftstellern wie J amblich und NIarinus in der Bedeutung "Schüler" bzw. ,;Anhänger" 8). Ein Sonderfall ist die Übersetzung des N~iC'~ 9) in der Septuaginta mit 8EOe; ~"Y)A(U't"·~C;. Aus dem adjektivischen Attribut wird damit eine Apposition, die 1) Dia Chrysostomus, orat. 38 (55), 6; Lukian, Hermotimus 14; de hist. quom. conser. 15; Demonax 48. 2) Vita 11. 3) Fragm. 8. S. 37 ed. O. Hense, 1905. Ähnliches scheint das sehr schlecht erhaltene Fragment des sonst unbekannten Pythagoräers Sthenidas (Stobaeus 4,7,63) zu verlangen. 4) Arrian diss. 2,14,13. 5) Vgl. A. Heitmann, Imitatio Dei, Roma 1940, 40f. 44 Zu Musonius; H. D. Betz, Nachfolge u. Nachahmung, 123 A. 3. Wenn nach Apg 22,3 sich Paulus einen eEOU ~. nennt, so entspricht dies alttestamentlich-jüdischer Tradition, vgl. Rö 10,2. S. dazu u. S. 181f. 184f. 400. ' 6) S. Th. Gomperz, Die Überreste eines Buches von Epikur m::pt cpucrs:wC;, Wien er Studien, 1 (1879), 30; vgl. Liddell-Scott, 775. 7) 3,2; dazu der bezeichnende Nachsatz: EX ycip 'rou't'wv &nci.v'rwv cp6VOL YS:VVWV'rlJ.L. Sollte hier eine Erinnerung an die Zeloten vorliegen? V gl. Bo Reicke, Diakonie, Festfreude u. Zelas, Uppsala Universitets Arsskrift 1951, 383. 8) Vita Pyth. c. 5 (29), Ende d. 3. Jh. n. Chr.; vita Procli c. 38, ed. Boissonade 1814, 5./6. Jh. n. Chr. 9) Ex 20,5; 34,14; Dt 4,24; 5,9; 6,15. Vgl. auch Nah 1,2; s. u. S. 151 u. 181.ff.
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den Eifer als Wesenszug Gottes besonders heraushebt. Bezeichnend ist, daß bei allen genannten Beispielen, in denen der Begriff in absoluter Bedeutung vorkommt, der Artikel fehlt. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß ~ 'YJA(J.)"r~t; in der griechischen Literatur überwiegend in pädagogisch-moralischem Sinne gebraucht wird. Auch hellenisierte jüdische Schriftsteller machen keine Ausnahme. Die Affektbetontheit des Begriffs tritt zurück. Sie ist dafür wie noch zu untersuchen wäre 1) - das eigentliche Kennzeichen des spezifisch jüdischen Sprachgebrauchs, für den es in der griechischen Welt kein Äquivalent gibt und der nur vom religiösen Bereich her zu verstehen ist.
2. Die "Eiferer" als Partei inJ "jüdischen Krieg" des josephlls Im ,,] üdischen Krieg" finden wir das Wort an bestimmten Stellen im Plural in absolutem Gebrauch und mit Artikel: oi ~'YJA(J.)'r1XL Dies weist doch wohl darauf hin, daß es sich hier um eine feste Parteibezeichnung handelt, die sich nach dem oben Gesagten kaum aus der hellenistischen Geisteswelt ableiten läßt. Es liegt dieser Bezeichnung vielmehr, wie wir noch sehen werden, eine hebräische bzw. aramäische Urform zugrunde 2). Eigenartig ist nun jedoch, daß ]osephus diesen Parteinamen nur in einem relativ begrenzten Rahmen - dort allerdings ziemlich oft - verwendet. Wir stoßen auf ihn fast ausschließlich im 4. und 5. Buch bei der Schilderung des Bürgerkrieges in ] erusalem und des ersten Teiles der Belagerung. Dabei wird nie die Gesamtheit der Aufständischen oi ~'YJAu)"r1X[ genannt - diese bezeichnet ]osephus mit crT1XcrL1XcrTa[ oder 01. JIouSa~oL 3) - , sondern nur eine bestimmte von den Anhängern des ] ohannes von Gischala, Simon bar Giora und den Idumäern abgegrenzte Gruppe 4). Ihr Anführer war der Priester Eleazar S. d. Simon, der nach dem Sieg über Cestius Gallus in ]erusalem als Haupt des radikalen Flügels eine besondere Rolle zu spielen begann 5). Gegen das tyrannische Regiment dieser "Eiferer" 1) S. u. S. 146f. u 181ff. 2) b 2,444.564.651; 4, 160ff. 193ff u.ö.; 5,5ff.99ff.250.358.527; 6,92.148; 7,268f: TO TWV ~'f)A(uTWV xA'f)8EVTWV yEVO~.
3) 4.) 358; 5) \)to~ TWV
S. O. S. 44. Vgl. die Aufzählung der 4 Parteien, die Jerusalem verteidigten: b 5,248ff. 6,92.148. b 2,564; 5,5-21.99ff. b 4,225 werden die Priester Eleazar (mit MVRC L:LfL(Uvo~ statt n(Uvo~) und Zacharias S. d. Amphikallei als die ~ye:fL6ve:<:; ~'f)AWTWV genannt. S. u. S. 120.
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richtete sich nun der Angriff der zahlenmäßig überlegenen gemäßigten Partei unter Führung des Hohenpriesters Ananos S. d. Ananos 1). In das eigentliche Tempelgebäude zurückgedrängt, konnten sich die "Zeloten" behaupten; der Verrat des J ohannes von Gischala und die Besetzung der Stadt durch die Idumäer verhalf ihnen schließlich zum Sieg 2). Zusammen mit diesen errichteten die Zeloten nach den Angaben des Josephus eine neue Schreckensherrschaft 3). Auf dem Lande konnten sie sich jedoch nicht durchsetzen, hier beherrschte Simon bar Giora das Feld 4). In der Stadt gelang es J ohannes von Gischala, sich mit Hilfe seiner galiläischen Anhänger zum Herrn über die "Zeloten" aufzuwerfen 5). Um ihre Tyrannei zu brechen, wurde schließlich von der Stadtbevölkerung Simon bar Giora eingelassen, die "Zeloten" mußten sich wieder auf den Tempelberg zurückziehen 6). Zwischen Johannes mit seinem galiläischen Anhang und den eigentlichen, wohl überwiegend priesterlichen "Zeloten" 7) kam es nun zum Bruch, da sich diese der Gewaltherrschaft des Galiläers nicht mehr länger beugen wollten. Sie konzentrierten sich zum zweiten :Male auf das eigentliche Tempelgebäude, von dem aus sie sich gegen Johannes, der den Tempelberg beherrschte, verteidigten 8). Während schon Titus vor der Stadt stand, gelang es J ohannes, sich durch List des Tempels wieder zu bemächtigen. Viele "Zeloten" flohen in die unterirdischen Gewölbe des Tempels, andere wurden hingerichtet 9). Die feindlichen Parteien schlossen jedoch angesichts der sie alle bedrohenden Gefahr rasch wieder Frieden, wobei die "Zeloten" auch weiterhin im Tempel eine eigene Gruppe bildeten. Seit dem Beginn der Belagerung führten sie den Kampf in einer Anfangsstärke von 2400 ßiIann gemeinsam mit ihren bisherigen Gegnern, den Anhängern des J ohannes. Von den vier Gruppen, die Jerusalem verteidigten, waren sie die Schwächsten1o). 1) b 4,160-162.193.197.201. 2) b 4,208ff.216.288ff.305ff. 3) b 4,326ff. 4) b 4,514.538ff.556. 5) b 4,389ff.558f. 6) b 4, 574ff. 7) Ihre Führer waren Priester (s. o. S. 64A. 5; s. u. S. 367ff), ihr Hauptstützpunkt der Tempel b 4,152.196ff.578ff; 5,5ff.98ff. Dies deutet auf eine priesterliche Majorität in dieser Gruppe hin. S. auch u. S. 380f. 8) b 5,5-10. 9) b 5,100ff.103. 10) b 5,104; 6,92.148. Zur Kampfesstärke vgl. 5,248-250: Die anderen Kampfgruppen waren sehr viel stärker: Simon b. Giora 10000, Johannes v. Gischala 6000, die Idumäer 5000 Mann.
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Diese eigenartige, scheinbar sehr bestimmte Verwendung des Parteinamens ()t~"'I)A(u'TaL bei Josephus macht es verständlich, daß die Behauptung aufgestellt werden konnte, die Bezeichnung sei erst nach 66 n. Chr. zu einem festen Parteinamen geworden 1); weder die ,,4. Philosophensekte" des Judas Ga,liläus 2) noch die Sikarier dürften mit ihnen identifiziert werden: "It is the name arrogated to themselves by the followers of the famous John of Gischala" 3). Diese Ansicht, die die Entstehung der Partei der "Zeloten" erst hinter die Ankunft des Johannes v. Gischala in Jerusalem setzen will, läßt sich jedoch nicht halten. Josephus erwähnt die Zeloten als feste Gruppe schon gegen Ende des 2. Buches seines "J üdischen Krieges" 4). So weigerte sich die Volksversammlung in J erusalem, unmittelbar nach dem Sieg über Cestius Gallus, den Eleazar S.d.Simon an die Spitze des Staates zu stellen, "da sie sein tyrannisches Wesen erkannten und di e ihm ergebenen Zelo ten sich wie seine Leibwächter benahmen" 5). Aber auch Eleazar scheint nicht der erste Anführer dieser Partei gewesen zu sein 6). Bereits NIenahem, der Sohn Judas' des Galiläers und NIiturheber des Aufstandes, hielt in derselben Weise die Zeloten als Begleiter um sich. J osephus sagt in dem Bericht über seine Ermordung: "Gemäß dieser Verabredung griffen sie ihn im Tempel an, wohin er in hochmütigem Gebaren, mit einem königlichen Gewande geschmückt, gefolgt von den bewaffneten Zeloten, hinaufgezogen war" 7). Ein Vergleich mit dem sonstigen griechischen Sprachgebrauch zeigt, daß man 'TOUe; ~'l)AW'Tac; nicht mit "seine Anhänger" übersetzen darf; das Wort ist determiniert und ohne nähere Bestimmung, genau so wie es auch sonst von J osephus speziell als Parteiname gebraucht wird 8). Der Schluß liegt nahe, daß schon die Parteigänger jenes 1) Beginnings 1,421-425. 2) S. U. S. 79ff. 3) Op. cit. 1,423. 4) Vgl. z. B. b 2,651. 5) b 2,564. 6) Diese Ansicht vertritt S. Zeitlin, indem er die der Herausgeber der "Beginnings oE Christianity" richtig stellt: JQR 34 (1943/44), 381 A. 364: "The party oE Zealots came into exjstence in the year 66 and was organized by Eleazar ben Simon". 7) b 2,444: x,aL 'raue; ~·IJA(a)·t"lXe; E:'JorrAOUe; E:cpe:Ax,O[Le:'JOe;. 8) Vgl. schon H. Drexler, Klio 19 (1925), 286; s. S. 64f. 399. Zur neuesten Diskussion s. M. Smith, HThR 64 (1971), 1ff. u. J.-A. Marin, RB 80 (1973), 334f.
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l\IIenahem die Bezeichnung oi ~'I)A«yrCXL trugen. Daß dieser Name später nur einer ganz bestimmten Gruppe zugelegt wurde, mag damit zusammenhängen, daß jener radikale Flügel der Priesterschaft - wie noch zu erweisen sein wird 1) - ein besonderes theologisches Interesse daran zeigte, "Eiferer" genannt zu werden. Daß dieser Name jedoch nicht auf sie allein beschränkt zu werden braucht, geht aus der Tatsache hervor, daß ihn Johannes von Gischala nach Gewinnung der ]\;Iacht in J erusalem ebenso auf sich und seinen galiläisehen Anhang bezogen hat 2). ]\;Iöglicherweise beanspruchten nach der Aufspaltung der zelotischen Bewegung 3) mehrere konkurrierende Gruppen diesen Titel, wobei die priesterliche Partei ihr Recht mit dem stärksten Nachdruck vertreten konnte und der Name daher ihr zufiel. In seiner großen Schlußabrechnung mit den jüdischen Aufständischen im 7. Buch 4) geht Josephus von Judas dem Galiläer aus, kommt dann auf die Sikarier, J ohannes von Gischala und die Idumäer zu sprechen und geht erst am Ende - entgegen der historischen Reihenfolge - auf die "Zeloten" ein. Diese erhalten damit, im Gegensatz zu den wirklichen ]\;Iachtverhältnissen, eine besondere Bedeutung; vielleicht deshalb, weil auch J osephus wußte, daß es sich hier im Grunde nicht um die kleinste Gruppe unter den Verteidigern J erusalems handelte, sondern daß vielmehr die "Eiferer" an der Vorgeschichte des Jüdischen Krieges einen viel größeren Anteil hatten, als die Einschränkung des Namens durch ihn zunächst vermuten läßt 5). Josephus gibt an dieser Stelle auch eine seiner Auffassung gemäße Erklärung der Bezeichnung: "Sie bestätigten ihren Namen durch ihre Taten, denn sie ahm ten iedes Verbrechen nach (rca.v YIXP xax~ac; EPYOV E:~e:f.L~!J.:~O'av't'o), und 1) S. u. S. 179f. 2) Vgl. b 4,389.ff.566; 5,5ff.93ff: Einerseits nennt Josephus die von Johannes angeführten Radikalen an manchen Stellen "Zeloten", andererseits beschränkt er diese Bezeichnung wieder streng auf die Anhänger des Eleazar S.d.Simon (vgl. z.B. 5,103). Der Irrtum von K. Lake u. Foakes Jackson (s. o. S. 66 A. 1 u. 3) ist durch diesen nicht einheitlichen Sprachgebrauch des J osephus mitbegründet. 3) S. u. S. 380f. 4) b 7,259-274. 5) b 5,3f spricht J osephus von dem "Angriff der Zeloten gegen das Volk", der den Untergang der Stadt eingeleitet habe. Zunächst dürfte dies als Hinweis auf den unter Ananos S.d.Ananos ausbrechenden Bürgerkrieg in Jerusalem zu verstehen sein, doch könnte man sich fragen, ob Josephus nicht damit zugleich auf die Zeit der Unruhen vor Ausbruch des Krieges gegen Rom zurückgreifen will: vgl. 2,264f.
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wenn clie Überlieferung etwas von früheren Untaten berichtete, so unterließen sie es nicht, denselben nachzueifern ([J.Yj~' .... aUTot 7tapaAm6\JTe:c; ci~'ljAW"t'O'\l). Zwar hatten sie sich ihren Namen auf Grund des Wetteifers nach dem Guten beigelegt, (in Wirklichkeit) wollten sie jedoch dadurch entweder gemäß ihrer unmenschlichen Natur clie unglücklichen Opfer verhöhnen, oder sie hielten die größten Verbrechen für gute Werke" 1).
Wir ersehen daraus, daß 0 ~·'lA(U't"~s (d.h. seine hebräisch-aramäische Urform) eine ehrenvolle Selbstbezeichnung war, die einzig ursprüngliche, die uns aus der jüdischen Freiheitsbewegung des 1. Jahrhunderts n. ehr. überliefert ist 2). Auch Josephus kann die positive Grundbedeutung dieses von ihm allerdings in hellenistischer Weise und sehr unscharf gedeuteten Namens nicht verschweigen. Er sagt uns jedoch nicht, worin der angebliche "Eifer nach dem Guten" (En' &:Y<X.60 ~·'lAOU!-LEV(uV) bestanden hätte, sondern biegt getreu seiner allgemeinen Tendenz den Begriff in sein Gegenteil um 3). Vielleicht liegt aber gerade darin, daß diese Bezeichnung, wie J osephus wohl wußte, in jüdischen Augen eine sehr positive Bedeutung besaß, der Grund, warum sie Josephus im Gebrauch so sehr einschränkte und sie erst aufnahm, als er sie zur Unterscheidung der verschiedenen Parteien in Jerusalem benötigte. Dadurch, daß er die jüdischen Freiheitskämpfer vor und während des Krieges rundweg zu "Räubern" degradierte, konnte er die stolze Eigenbezeichnung "Eiferer" weitgehend vermeiden. Zur weiteren Klärung ist jedoch entscheidend, ob die "Zeloten" als Partei unabhängig von J osephus auch in anderen Quellen erwähnt werden.
3. Die "Eiferer" als Partei in der jüdischen Überlieferttng In der talmudischen Literatur werden die "Eiferer" -'- unter ihrem hebräischen Namen C"~~iC 4) - nur an zwei Stellen als Partei erwähnt: Auf die erste Version der Aboth de R. Nathan wurde schon hingewiesen 5): 1) b 7,269ff. Vgl. auch b 4,160f: "t'oiho (d.h. ~YjAw"t'aL) y~p au't'ouc; ExcX.Ae:crav WC; E7t' ciya6oi."c; E7tL't"Yjoe:u[J.acrL\I ciAA' ouzt ~·IJAwcra\ITe:c; "t'~ xcX.XLcr't'a TC;)\I EPYW\I (Text nach Lu. Lat.) u7te:pßaAA6f.Le:\lOL. 2) s. o. S. 42 u. 51; s. u. S. 164f. 3) S. o. S. 16 u. S. 188f. 4) Sing. ~N~iC s. M. Jastrow, Dict., 2,1388. 5) Ed. Schechter, 1887, c. 6. S. 32; s. o. S. 51 A. 6; s. u. S. 401 A. 2.
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"Als der Kaiser Vespasian heranzog, um gegen ]erusalem zu kämpfen, suchten die "Eiferer" alle Vorräte mit Feuer zu verbrennen".
Vermutlich kannte die rabhinische Überlieferung - wie ein Vergleich mit der zweiten Version zeigt - an diesem Punkt die von J osephus bis auf eine Ausnahme deutlich vollzogene Unterscheidung zwischen Sikariern und "Eiferern" nicht. Darüber hinaus finden wir die "Eiferer" einmal in der Mischna genannt: "Wer die Opferschale stiehlt und wer mit dem Kosem flucht und wer einer Aramäerin beiwohnt - über den können Eiferer herfallen" 1). (:1.:1 l"17l'tl l"NlP(il) n"?J'N ~17':1m t:lC'P:1 ~~p?Jm mCpill'lN :1l'lil)
Bei der
il~9i<
handelte es sich um ein Gefäß, das beim Tempeldienst verwendet wurde 2). Das Wort t:lQip~ ist schwer zu erklären. Vermutlich deutet es auf eine Umschreibung oder Verstümmelung des Gottesnamens zum Zwecke der Zauberei hin 3). Mit der "Aramäerin" dürfte wohl die Heidin überhaupt gemeint sein 4). Die Bestrafung des letzten Verbrechens hatte ihr Vorbild in der Tat des Pinehas Nu 25,7 ff., weshalb die rabbinische Tradition in Pinehas den ersten "Eiferer" schlechthin sah. Dementsprechend geht auch die Gemara des jerusalemischen und babylonischen Talmud zu unserer Stelle ausführlich auf Pinehas und sein eiferndes Strafgericht ein 5). Hier liegt wohl der Schlüssel zum Verständnis der Bezeichnung "Eiferer", sowohl in unserer wIischna-Stelle als auch für den Sprachgebrauch des Josephus. Nach einer NIischna-Handschrift und dem Talmud 1) Sanh. 9,6; vgl. zum Folgenden die ausführliche Erklärung dieser Stelle durch S. Krauß, Die Mischna, Text, übersetzung u. ausführliche Erklärung hrsg. v. G. Beer etc. IV, 4 u. 5, Sanhedrin-Makkot, 1933, 261ff. 2) Vgl. M. ]astrow, op. cit. 2,1395;]. Levy, Wörterbuch 4,345. Der Ausdruck findet sich schon im A.T. Nu 4,7 u.ö. Möglicherweise wurde das Gefäß zur Wasser u. Weinlibation an Sukkot verwendet. Da nach Sukka 4,9 (bab. Talmud 48b) und a 13,372 die sadduzäischen Priester Gegner der \'V'asserlibation waren, sieht A. Geiger, Jüd. Zeitschrift 5 (1867), 106ff, in dieser Stelle einen antisadduzäischen Zug; vgl. auch I. Epstein, The Babylonian Talmud, Seder Nezikin VI, Sanhedrin II, 547 A. 7. Vielleicht ist dieses Gefäß auf den Münzen des 1. u. 2. Aufstandes abgebildet: s. A. Reifenberg, Ancient Jewish Coins, 2. A. 1947,58. 3) S. Krauß, op. cit. 261f. H. Danby, Tractate Sanhedrin, 1919, 119 A. 2 vermutet die Abkürzung eines nichtorthodoxen Gottesnamens wie XOCJ(.LO'ITA<X.CJ't"7)C; oder eine verderbte Form des Tetragramms. \'V'eiteres im jer. Talmud z. St. 27b, 29f. Vgl. M. Jastrow, op. cit. 2,1396. G. Driver, JThS 14(1963) 133: "in (the manner of) one casting spells" wie Bileam Nu 22,7; 23,23 vgl. Dt 18,10. 4) I. Epstein, loc. cit. 5) Vgl. Nu 25,5-13; j. Sanh. 27b, 28ff; bab. Sanh. 82 a & b.
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jeruschalmi ist der Begriff r~~jC determiniert 1), er ist daher wohl genauso wie bei J osephus als Parteiname zu verstehen. Das Ziel dieser "Eiferer" war vermutlich, durch spontane Bestrafung der Gesetzesübertreter die Reinheit Israels, seines Glaubens und Tempels, wiederherzustellen 2). Ihr biblisches Vorbild war der Priester Pinehas, der in einem Augenblick höchster Not unter Umgehung des ordentlichen Gerichtsweges einen offensichtlichen Sünder inmitten der Volksgemeinde tötete 3). Eine Untersuchung der religiösen Grundlagen der zelotischen Bewegung wird u.a. von diesem Punkt ausgehen müssen. Besondere Schwierigkeiten bereitet die zeitliche Festlegung der 0 ben angeführten Halacha. Einj ge jüdische Historiker treten für eine frühe Datierung ein 4); sie berufen sich dabei auf eine Rechtsbestimmung aus der Hasmonäerzeit, die den Geschlechtsverkehr mit einer Nicht jüdin betrifft 5). Doch haben wir sonst keinerlei Hinweise auf das Wirken einer Partei von "Eiferern" in einer solch frühen Zeit. Dazu kommt, daß die c"~~jC getreu ihrem Vorbild Pinehas gewissermaßen eine inoffizielle "Femejustiz" durchführten, die erst dann einschritt, wenn die offizielle Strafverfolgung von Gesetzesübertretern versagte; die hasmonäische Bestimnlung ist dagegen wohl als Hinweis darauf zu betrachten, daß die Verbindung mit einer Heidin damals offiziell strafrechtlich verfolgt wurde. So paßt die Halacha eher in die Zeit zwischen 7 und 66 n. ehr., wo - bis auf das kurze Zwischenspiel unter Agrippa 1. den Juden das ius gladii genommen war 6). Sie wäre dann als Drohung gegenüber den Gesetzesfrevlern zu verstehen, die infolge der Fremdherrschaft durch den ordentlichen Strafvollzug des Synhedriums nicht mehr belangt werden konnten 7). 1) S. S. Krauß, op. cit. 262: die Handschrift München der Mischna u. jer. T. 27b, 31. Vermutlich haben wir hier die ursprüngliche Lesart vor uns. 2) S. u. S. 152f. 190ff. 3) S. u. S. 152-181. 4) K.· Kahler, JE XII, 639; "A statute evidently of the Maccabean time"; ähnlich in der Harkavyfestschrift 13. Kahler setzt dabei die "Eiferer" mit den "Chasidim",gleich. Vgl. auch J. Klausner Hist. 3,252; I. Epstein, op. cit. Seder Naschim VI, Sota 113 A.4, identifiziert die "Eiferer" mit den aufständischen Pharisäern unter Alexander Jannaj. 5) Sanh. 82a: "Das Gericht der Hasmonäer bestimmte, wer eine Nicht jüdin beschläft, sei schuldig wegen (Beschlafens) einer Menstruierenden, Sklavin, Nicht jüdin oder Ehefrau". Als Tradent wird R. Dimi, 4. Jh. n. Chr. angegeben; s. Strack, Einl. 147. 6) b 2,117; a 20,200ff; Joh 18,31; vgl. Th. Mommsen, Röm. Strafrecht, 1899, 240f A. 2; Schürer 1,466f;' Juster 2, 132ff. 7) Man kann dabei an Vorgänge denken wie sie Apg 23,12f geschildert werden. S. auch u. S. 219f. und S. 353.
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Zwei andere Hinweise auf die " Eiferer" , die ebenfalls aus dem spät jüdischen Bereich stammen, sind wesentlich weniger eindeutig. Es handelt sich. um Namen bzw. Beinamen, die möglicherweise auf einen Anhänger der Zelotenpartei gedeutet werden können. Schon A. Geiger 1) vermutete in dem rabbinischen Lehrer Nechonja ben Hakkanah, einem jüngeren Zeitgenossen Jochanan b. Zakkais, den Sohn eines Zeloten: statt des unerklärlichen illpil sei lediglich Nlpil zu lesen 2). Seine Lebensregel wäre dann als kritische Stellungnahme gegenüber der Haltung seines Vaters zu verstehen: "J eder, der die Tara auf sich nimmt, wird vom Joch der Regierung und vom Joch weltlicher Beschäftigung (Y1N l1i) frei, aber jedem, der sich vom Joch der Tara losmacht, wird das Joch der Regierung und das Joch weltlicher Beschäftigung auferlegt" 3). (m~1;l~)
Das Torastudium würde hier dem scheinbar kämpferisch-politischen Freiheitsideal der Zeloten als der ~ahre Weg zur Freiheit entgegengehalten. Falls der Vatername des Lehrers wirklich mit "Eiferer" gleichzusetzen ist, könnte man darin auch einen Hinweis dafür sehen, daß die jüdische Freiheitspartei schon lange vor dem I
KE AKONE L:E
'Akone' genannt wird aus Sepphoris".
Juster
vermutet hinter ,Akone' möglicherweise die einfache Transskription von N~Pij "der Zelot" 5). Der erste Herausgeber datiert zwar die Inschrift in eine spätere Zeit, jedoch mit allen Vorbehalten 6).
1) Jüd. Zeitschrift 2 (1863), 38; vgl. Derenbourg 239 A. 1; K. Kohler, JE 12,640; T. R. Herford, Pirqe Abot Zu 3,7 in R. H. Charles, The Apocrypha and Pseudepigrapha of the O.T. 1913,2,699; vgl. A. 5. 2) Zu der Person des Lehrers s. W. Bacher, Aggada der Tannaiten, 2. A. 1,55-58. Vgl. auch E. Stauffer, Jerusalem und Rom, 64 u. 71. 3) Ab. 3,5 (vgl. ARN 2. Version ed. Schechter c. 32, S. 68) Übersetzung nach K. Marti, G. Beer, Abot, Die Mischna ... IV, 9, 1927, 67ff. 4) N. Müller-N. Bees, Die Inschriften der jüdischen Katakombe am lvlonteverde zu Rom 1919, Nr. 74; ]. B. Frey, CI], Bd. I 1936, Nr. 362. Zu weiteren Inschriften von Palästinern s. H. J. Leon, The Jews in Ancient Rome, 1960, 239. Er vermutet "the Cohen?". 5) 2,229. Juster verweist dabei auf den oben erwähnten Nechonja ben Hakkanah. 6) Müller-Bees, loc. cit.: ,,3.-4. ]ahrh. n. Chr.?"; vgl. dazu 175: die zeitlichen
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITS BEWEGUNG
Wenn die Vermutung von J uster zuträfe, wäre ,Akone' ein Beiname, wie wir ihn auch ganz ähnlich in den Evangelien finden. Doch bleibt schon von der Datierungsfrage her die Deutung sehr ungewiß.
4. Die "Eiferer" in den christlichen Qtlellen Unter den Jüngern Jesu erwähnt Lukas zweimal einen ~[fL(u\I Das aramäische Äquivalent hat sich bei Markus und Matthäus erhalten 2): 0 Kcx\lcxwiiot; abzuleiten von N~ttt~ st. abs. lttt~, einer Nebenform von "N~~, der Eiferer 3). Andere Deutungsversuche, z.B. "der Mann aus Kana" oder "der Kanaanäer", können demgegenüber nicht überzeugen 4). Die Herausgeber der "Beginnings of Christianity" nehmen nun entweder einen Übersetzungsfehler des Lukas oder eine unbestimmte Bedeutung des Beinamens an, etwa im Sinne von "Simon der Eifrige", und verweisen dabei auf Apg 22,3~ 2. Makk 4,2 und a 12,271 5). Doch enthalten die angeführten Stellen jeweils eine nähere Bestimmung des ~''lA(U't'~t; durch 't'oü 8e:oü oder 't'WV v6fLwv, während in den Evangelien - wie bei J osephus im Jüdischen Krieg - der Begriff ohne näheren Zusatz und in deter-
o ~''lAW't'~t; 1).
Ansätze "sind großenteils nur hypothetisch". Die Katakombe enthielt auch eine ganze Reihe von Inschriften aus dem 1. u. 2. Jh. n. Chr. 1) Apg 1,13; Lk 6,15 ist noch deutlicher: LLfLwvee Tav xeeAO\J!J-e:vOv (I)AWT1)V. Vgl. auch das Ebionäerevg. nach Epiphanius, adv. haer. 30,13, s. Hennecke/ Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 4. A. 1968, 1,102. In der koptisch u. äthiopisch erhaltenen epistola Apostolorum (ed. C. Schmidt u. Wajnberg, TU 43 (1919) S. 26) c. 2 ist von einem "J udas Zelotes" die Rede; vgl. Hennecke/ Schneemelcher op. cit. 1,128 u. 2,31f. In gleicher Weise liest eine größere Zahl von altlateinischen Textzeugen bei Mt 10,3 anstelle von 8eeooeeLoc;; "Judas Zelotes" ; s. N. T. Graece, ed. Nestle/Aland 25. A. 1963 z. St. 2) Mt 10,3 u. rl'1k 3,18; vgl. auch act. Thom. c. 1 s. E. Hennecke, op. cit. 258. 3) S. M. Jastrow, Dictionary 2,1388; W. Bauer, Wörterbuch zu Neuem Testament, 7. A. 1971, 795; F. C. Burkitt, The Syriac Forms of N.T. proper Names, in Proceedings of the Brit. Academy Vol. V. 1912, S. 5; G. Dalman, Jesus-Jeschua, 1922, 11; E. Klostermann, Das Markusevangelium, HBzNT, 4. A. 1950, 75f; A. Stumpf im ThWB 2,889; S. G. F. Brandon, The Fall of Jerusalem and the Christian Church, 1951, 104. Vgl. jetzt H. P. Rüger, ZNW 59 (1968),118. 4) Hieronymus nach E. Klostermann loc. cit.: de vico Galilaeae ubi aquam dominus vertit in vinum; doch müßte dies xeeveeLoc;; heißen. Kanaanäer = .,~~~~ wäre mit xeeveevcxLoc;; wiederzugeben. Die J\lIeinung J. Klausners, JvN, 277 (vgl. G. Dalman, Worte Jesu 1898, 40), die Gemeinde hätte das ursprüngliche XCXVVCXLOC;; in xcxvcxvaLoc;; verwandelt, weil sie es für unverständlich hielt, daß ein Jünger Jesu Zelot gewesen sei, bleibt unbegründet. Dafür spricht nur die sekundäre Lesart XCXVCXVLT"1)c;; bei Sinaiticus, Koridethi u. textus receptus. 5) Op. cit. 1,425. V gl. schon O. Holtzmann, Neutestamentliche Zeitgeschichte, 2. A. 1906, 207: die Bezeichnung habe "keine politische Bedeutung".
DIE "EIFERER"
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minierter Form gebraucht wird. Man wird daher auch in dem Beinamen "der Eiferer" des Jüngers Simon einen Hinweis dafür sehen dürfen, daß schon zur Zeit J esu eine bestimmte Gruppe im Judentum die Bezeichnung "die Eiferer" trug 1) . .Einen zweiten sehr wichtigen Hinweis Enden wir in den Philosophumena des Hippolyt. Gegen Ende eines mit J osephus parailellaufenden Berichtes über die Essener bringt er plötzlich eine eigene, bemerkenswerte Überlieferung 2): "Im Laufe der Zeit haben sie sich in vier Parteien gespalten, von denen jede ihre eigene Lebensführung hat. Die einen übertreiben die V orschriften in dem Maße, daß sie nicht einmal eine Münze anrühren mit der Begründung, man dürfe ein Bild weder tragen noch ansehen noch verfertigen. Sie gehen auch in keine Stadt, auf daß keiner durch ein Tor schreite, auf dem Bildsäulen ständen; denn sie halten es für Unrecht, unter Bildsäulen durchzugehen. Wenn einer von der zweiten Richtung hört, daß jemand über Gott und seine Gesetze spricht und dabei unbeschnitten ist, lauert er ihm, wenn dieser allein ist, irgendwo auf und droht ihm mit dem Tod, wenn er sich nicht beschneiden läßt; wenn dieser nicht gehorchen will, so kennt er keine Schonung, sondern bringt ihn um. So haben sie dieser Sache halber den Namen Zeloten angenommen; manche nennen sie Sikarie:r. Die Angehörigen einer anderen Richtung nennen niemand Her:r außer Gott, selbst wenn sie einer marterte oder gar tötete. So sehr sind die Späteren von der Lebensstrenge abgewichen, daß diejenigen, die bei den ursprünglichen Sitten geblieben sind, sie nicht einmal berühren; sollten sie sie aber berührt haben, so waschen sie sich sofort, als ob sie einen Fremden berührt hätten".
Da Hippolyt in seinem Essenerbericht nahezu völlig mit J osephus übereinstimmt, liegt zunächst die Annahme nahe, er habe diesen von dem jüdischen Geschichtsschreiber übernommen. Einige wenige, nicht unwesentliche Abweichungen 3) und insbesondere jene eigenartige Einschaltung über die Zeloten zeigen jedoch, daß er über 1) V gl. Mt 10,3, die Kennzeichnung des Matthäus mit 6 't"E:AWV"fjC;;. J.-A. :Morin, RB 80 (1973), 348f. 355 übersieht die einmalige Art der Bezeichnung. 2) (Refutatio omnium haeresium) 9,26, GCS ed. P. Wendland, 1916, 3,260; Übersetzung nach K. Preysing, BibI. d. K.V. Des hl. Hippolytus v. Rom Widerlegung aller Häresien, 1922, 260. Das Verdienst, darauf erstmalig hingewiesen zu haben, kommt K. Kohler in seinem Artikel "Zealots", JE 12,639f zu. 3) Außer dem oben angeführten Zelotenzusatz s. 9,23: sie schwären, auch ihre Feinde nicht zu hassen (gegen b 2,139), wohl eine ·Änderung im christlichen Sinne; lQS 9,21 spricht für josephus gegen Hippolyt. 9,25: etliche erheben sich am Sabbat nicht vom Lager (fehlt b 2,147). 9,27: Auferstehung und Weltbrand (gegen b 2, 154ff) ; beides wird durch die Qumranschriften bestätigt: Zur Auferstehung vgl. 1QH 6,29f.34, zum Weltbrand tQH 3,28ff; 6,18; 1QS 2,17.
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
J osephus hinaus zumindest noch andere unbekannte Quellen bearbeitet haben muß 1). Bei der Einleitung zu seinem Zusatz weicht Hippolyt von seiner bisherigen Vorlage, dem Essenerbericht des Jüdischen Kriegs in bemerkenswerter Weise ab: Im Laufe der Zeit hätten sich die Essener getrennt und in vier Gruppen aufgespalten (.... dc; "rEO"O"apa !J.EP'Yl 3Laxwpw·8E\I-re:C;). Josephus spricht dagegen nur von einer Aufteilung in vier Klassen: "Entsprechend der Dauer der Lebensweise (in der Sekte) sind sie in vier Klassen (~L·hp·f)VT(U OE ••• dc; (.Lotpo:c; TEcrcro:pa;c;) aufgeteilt, und zwar stehen die später Eingetretenen den schon früher Dazugekommenen im Rang derart nach, daß diese, von jenen berührt, sich waschen, wie wenn sie von einem Fremden verunreinigt worden wären" 2).
Auch bei Hippolyt finden wir diese Schilderung eines übertriebenen Reinheitsstrebens, allerdings erst am Ende seiner Einschiebung über die Zeloten; er nimmt damit den Faden des J osephus wieder auf. Ein .Vergleich mit den Schriften von Qumran zeigt, daß der Essenerbericht des "Jüdischen Krieges" den dort geschilderten Verhältnissen weitgehend entspricht 3). Wir dürfen daher annehmen, daß die Version des J osephus den historischen Tatbestand eher festhält und Hippolyt seine V odage mißverstanden hat. Diese falsche Interpretation führte wohl dazu, daß Hippolyt gerade hier seine ZelotenTraditionen einbaute, wobei er das ihm vorliegende NIaterial auf drei Gruppen, die er jeweils mit E"re:POL einleitet, verteilte; die vierte Gruppe fehlt, vielleicht identifizierte sie Hippolyt mit dem he:po\l 'EO"O""f)\lw\I -rcX:Y!-la am Ende seines Berichtes, das ebenfalls schon bei 1) A. Hilgenfeld, Die Ketzergeschichte des Urchristentums, 1884, 133f. u. W. Bauer, Art. 'Ecrcra;LoL P. W. Suppl. 4,388 vermuten eine direkt.e Abhängigkeit Hippolyts von J osephus, während sich R. Eisler 2,197 A. 1 für eine gemeinsame Quelle einsetzt; K. Kohler, Festschrift f. Dr. A. Harkavy, 1909, hält· gar den Bericht Hippolyts für "älter und ursprünglicher" (S. 8). G. Ricciotti, Flavio Giuseppe trad. e. comm. vol. 1. Introduzione, 2 a ed. 1949, 58 A. 3. weist auf die Möglichkeit hin, daß der J osephusbericht schon in der Vorlage des Hippolyt abgeändert war. Die Nleinung R. Eislers weist er entschieden zurück. Die neueste Untersuchung von M. Black in "The Background of NT-Eschatology, Studies in honour of C. H. Dodd", 172-175 geht leider auf diese entscheidende Frage nicht ein. Abwegig L. E. Toombs, NTS 4 (1957/58), 70f, der die Zeloten und Essener Hippolyts mit Bar Koseba verbinden will. V gl. die Kontroverse von 1-1. Smith, HUCA 29 (1958), 273ff. u. S. Zeitlin JQR 49 (1958) 292ff. 2) b 2,150 vgl. phi!. 9,26. 3) Vgl. CD 14,3ff: Priester, Leviten, Israeliten, Novizen; 1QS 2,19: Priester, Leviten, Laien; 6,13ff kommen die Novizen hinzu, die noch nicht die "Reinheit der Vielen berühren" dürfen. Eine ähnliche Gliederung findet sich auch in 1QSa 1 u. 2, Qumran Cave I ed. D. Barthelemy u. J. T. MiIik, 1955, 109ff.
DIE "EIFERER"
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Josephus vorlag 1). Wenn so seine Behauptung von einer Vierteilung der Essener als NIißverständnis hinfällig wird, sind wohl auch die von ihm auf drei Gruppen verteilten Züge - Bilderfeindschaft, Zwangsbeschneidung und Ausschließlichkeit der Herrschaft Gottes - nicht mehr als Kennzeichen verschiedener Sekten zu verstehen, sondern man wird sie als Charakteristika ein und derselben Bewegung betrachten dürfen, zumal sich die aufgeführten Züge alle unter den Begriff des "Eifers für Gott und sein Gesetz" einordnen lassen. Bezeichnenderweise leitet Hippolyt selbst aus dieser religiösen Basis auch den Namen der zweiten Gruppe - den einzigen, den er uns nennt - ab: "aus dieser Sache haben sie den Namen angenommen, indem sie Eiferer genannt werden" (lS8e:v Ex. TOU O'u!-Lßcx.LVOVTOC; TO övofLcx. 7t'pOO'EAcx.ßOV ~"fJ:A(uTcx.t X.cx.:AoufLEvm). Wir hätten damit hier einige interessante Details über die religiöse Eigenart der "Zeloten" vor uns, in denen sie als eine gesetzlich-rigoristische Partei geschildert werden, eine wertvolle Ergänzung zu den recht unvollkommenen Aussagen des J osephus, der zwar nicht müde wird, seine ehemaligen Verbündeten zu schmähen, jedoch keine deutliche Auskunft über ihre eigentlichen Anliegen geben will 2). Eine weitere Beobachtung ist bedeutsam: Diese "Eiferer" werden von anderen auch "Sikarier" genannt 3). Wie teilweise in der rabbinischen Überlieferung beziehen sich beide Bezeichnungen - im Gegensatz zum Sprachgebrauch des J osephus - auf ein und dieselbe Partei. Eigenartig ist auch die Darstellung der "dritten Ab spaltung " , die Hippolyt im Gegensatz zu den vorhergehenden "Zeloten" bzw. "Sikariern" namenlos läßt. Ihre Charakteristik ist die einzige, die uns auch durch J osephus bestätigt wird, und zwar erscheint bei ihm die Forderung, daß man außer Gott niemand als Herrn anerkennen dürfe, als Grundthese jener von Judas dem Galiläer begründeten "vierten Philosophensekte" 4). Ob Hippolyt jedoch an dieser Stelle direkt von J osephus abhängig ist, oder ob ihm auch hier eine selbstständige Überlieferung vorlag, läßt sich schwer entscheiden. Im ersteren Falle hätte er auf die Antiquitates zurückgreifen müssen 5). 1) Phil. 9,28 = b 2,160f. K. Kahler, op. eit. 8 hat hier den Bericht Hippolyts mißverstanden. ~ S. o. S. 67fu. S. 188( 3) PhiL 9,26; ... ~7JAWTG(( XIXAoufLEVOL {mo TWWV 8e O'LXi:X.PLOL .. 4) S. U. S. 93ff. 5) Der Wortlaut stimmt am ehesten mit a 18,23 überein; vgl. Juster 2,343
A. S.
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
Wie dem auch sei, sein Bericht legt nahe, daß ein gewisser innerer Zusammenhang zwischen den "Zeloten" und den radikalen Forderungen des Galiläers Judas besteht.
E.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Analyse der verschiedenen Bezeichnungen der jüdischen Freiheitsbewegung, wie wir sie in den sehr differenzierten Quellen finden, hat sich wohl als geeigneter Ausgangspunkt für dn tieferes Eindringen in die Struktur und Geschichte der Bewegung erwiesen. Fassen wir die Ergebnisse noch einmal kurz zusammen: Es ist gewiß kein Zufall, daß der allgemeinste Begriff, mit dem J osephus die jüdischen Freiheitskämpfer näher zu charakterisieren sucht, das Schimpfwort Ay/CJ"t"-1)C;, kurze Zeit nach der Unterwerfung J udäas durch die Römer zum erstenmal bei ihm auftritt. Er erscheint dann immer wieder in dem Geschichtswerk des jüdischen Historikers bis zum Ausbruch des jüdischen Krieges bzw. zur Zerstörung Jerusalems. Die Bezeichnung "Räuber" deutet zwar darauf hin, daß zwischen der Besatzungsmacht und den jüdischen Freischärlern ein erbitterter Kleinkrieg geführt wurde, doch läßt J osephus damit bewußt auch die Grenze zwischen den Verteidigern von Glaube und Freiheit und dem gewöhnlichen Wegelagerer verschwinden, jene werden ohne weiteres als gesetzlose Aufrührer Verbrechern gleichgestellt. J osephus bemüht sich geradezu, die wirklichen Ziele seiner Gegner zu vertuschen und läßt als ihren tiefsten Beweggrund die Habgier hervortreten, ein V orwurf, der wohl durch die sozialen Ziele der Aufständischen begründet ist. Demgegenüber kann im Rabbinat keine direkte Beziehung des Lehnwortes O"f:?9"7 auf die ).·:nCJ"t"cxL des J osephus nachgewiesen werden, vielmehr fügt sich das hier vom "Räuber" gezeichnete Bild ganz in den Rahmen der in der Antike auch sonst verbreiteten Vorstellungen vom Räuberunwesen ein. Der Begriff A"()CJ"t"-1)C; bei J osephus kann so lediglich auf die Taktik, die Organisation und in gewisser Hinsicht auch auf den sozialen Hintergrund des jüdischen Freiheitskampfes zwischen Herodes und dem jüdischen Krieg hinweisen. Die Bezeichnung "Sikarier" hatte ursprünglich eine ganz ähnliche Bedeutung; sie wurde zur Zeit des Prokurators Felix auf Grund einer neuen Kampfesweise der Aufständischen denselben von den römischen Gegnern beigelegt. Bei Josephus diente sie später vor allem zur Kennzeichnung einer bestimmten Gruppe, der nach ß.-Iasada geflüchteten Anhänger des ermordeten NIenahem. Nach rabbinischer
ZUSAMMENFASSUNG
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Überlieferung wurde dieser Name auch den Aufständischen in J erusalem beigelegt; vielleicht haben wir hier die ursprüngliche Bedeutung vor uns, da die Römer im grunde jeden jüdischen Freiheitskämpfer als "sicarius" bezeichnen konnten. Wesentlich ist auch, daß die Anfänge der später von J osephus so benannten Gruppe auf Judas den Galiläer, der während des Census unter Cyrenius die "vierte Philosophensekte" gründete, zurückgehen. Der Name "Galiläer" hebt die Bedeutung Galiläas im K.ampfe gegen die römische Herrschaft hervor. Galiläa war als Landschaft, in der sich Unruhen mehrfach wiederholten und hellenistische Einflüsse weitgehend abgelehnt wurden, ein Zentrum des Widerstandes gegen die Besatzungsmacht. Ob die jüdischen Partisanen sich als "Barjone" bezeichnet haben, bleibt ungewiß; der Begriff könnte u.U. als Hinweis auf ihre äußere Lebensform im Gebirge und in der Wüste verstanden werden. Dem eigentlichen Anliegen der jüdischen Freiheitsbewegung kommen wir mit der Selbstbezeichnung ~1JA(u't'cd- C'l~~iC am ehesten nahe. Zunächst stellt die determinierte, absolute Verwendung des Begriffs bei J osephus gegenüber dem sonstigen griechischen Sprachgebrauch eine Besonderheit dar: das Wort weist auf eine ganz bestimmte religiös-politische Partei innerhalb Jerusalems zu Beginn des Jüdischen Krieges hin. Die strenge Beschränkung auf die Anhänger Eleazers S.d.Simon wird mindestens an einer Stelle durchbrochen: Auch die Gefolgsleute des ßiIenahem - des Sohnes des Galiläers Judas -:tptgen nach Josephus diese Bezeichnung. Rabbinische und christliche Quellen weisen in dreifacher Hinsicht über Josephus hinaus: 1.) Die Bezeichnung kann teilweise in gleicher Bedeutung wie der andere Parteiname "Sikarier" gebraucht werden. 2.) Wahrscheinlich wurde der Begriff schon vor dem Jüdischen Krieg, zur Zeit Jesu, auf die Anhänger der jüdischen Freiheitsbewegung angewandt. 3.) Es handelt sich hier um eine auf alttestamentliche Vorbilder zurückgehende, ehrenvolle Selbstbezeichnung 1), hinter der eine' tiefe religiöse Antriebskraft steht: der "Eifer für Gott und sein Gesetz". Dieser Eifer äußert sich in einer rigorosen I
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BEZEICHNUNGEN DER JÜDISCHEN FREIHEITSBEWEGUNG
losigkeit bei der Befolgung von Gottes Geboten und in der Gewaltanwendung gegen alle, die dem radikal verstandenen Gebot ihren Gehorsam verweigern 1). Auf Grund des bisher Gesagten wird der weiteren Untersuchung ein zwiefacher Weg gewiesen: 1.) Die von Judas dem Galiläer gegründete "vierte Philosophensekte" und ihre Anschauungen sind genauer zu erforschen. 2.) Das religionsgeschichtliche Phänomen des "heiligen Eifers" im Spät judentum bedarf einer eingehenden Analyse. Damit ist die Aufgabe der beiden folgenden Kapitel umrissen. 1) Vgl. V. Nikiprowetzky, La mort d'Eleazar fils de Jalre .. " in: Hommages Andre Dupont-Sommer, Paris, 1971, 469 Anm.: "Tous ces mouvements messianiques ... avaient en commun la doetrine du zele et du synergisme qui etait le legs de Ja "Quatrieme Seete". Le nom des Zelotes leur convenait done fort bien a tous eu egard a la doetrine religieuse au nom de laquelle Ds agissaient". S. u. S. 178ff.
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I<:.APITEL DREI
DIE· "4. PHTLOSOPHENSEI
Einen ausführlicheren Bericht über Judas den Galiläer und die von ihm gegründete Sekte gibt uns nur Josephus. Im "Jüdischen Krieg" finden wir lediglich eine kleine Notiz: Nachdem das Gebiet des Archelaos in eine römische Provinz umgewandelt worden war, habe ein "gewisser Galiläer Judas" seine Landsleute zum Abfall verführt, "indem er es für eine Schande erklärte, wenn sie es ertrügen, den Römern Steuern zu zahlen und außer Gott noch Sterbliche als Herrscher anerkennen würden. Er selbst aber wurde der ,Lehrmeister' einer eigenen Sekte, die mit den anderen in keiner Weise etwas gemein hat. Es gibt nämlich bei den Juden dreierlei philosophische Schulen ... die Pharisäer ... die Sadduzäer ... die Essener" 1).
In den Antiquitates ist Josephus wesentlich mitteilsamer. Ausgangspunkt ist wie im Bellum die Verwandlung Judäas in eine römische Provinz, doch wird ausführlich berichtet, wie der vom Statthalter Syriens, Cyrenius, durchgeführte Census beinahe einen Aufstand der Juden heraufbeschworen hätte, der nur mit JVlühe verhindert werden konnte 2). Damals habe nun der "Gaulaniter Judas" 3) und mit ihm ein Pharisäer namens Zadduk das Volk zum offenen Aufruhr angestachelt. Ihre Agitation enthielt nach J osephus zwei Hauptargumente : 1.) Der Census bringe offenbare Sklaverei mit sich, das Volk -solle daher seine Freiheit retten 4). 2.) Gott werde ihnen nur dann beistehen, wenn sie tatkräftig zu ihrer Befreiung mitwirkten und nicht verzagten 5). 1) 2) 3) 4)
b 2,117-119. a 18,2f.
a 18,4. Zur Frage nach der Herkunft des Judas
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u. S. 336ff.
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5) a 18, 5:
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DIE
,,4.
PHILOSOPHENSEKTE" DES JUDAS GALILÄUS
Diese Argumente fanden weithin freudigen Beifall, sodaß das gewagte Unternehmen g:roße Fortschritte machte 1). Es folgten Unruhen, das Räuberunwesen blühte auf, die Besten wurden ermordet, am Ende standen Bürgerkrieg, Hungersnot und die Zerstörung des Tempels 2). Als Urheber dieses ganzen Unheils werden dann noch einmal ausdrücklich Judas und Zadduk genannt, "die eine für uns neuartige vierte Philosophensekte gründeten" 3) und die "schon damals viele fanatische Anhänger (Epao"raL) dafür fanden". J osephus beschließt seinen Bericht mit dem Hinweis auf die späteren Wirkungen ihrer Lehren: "Auch setzten sie die Wurzeln zu den in späterer Zeit eingetroffenen Übeln durch eine derartige zuvor noch nie gehörte Lehre".
Nachdem J osephus kurz auf die Anschauungen der Pharisäer, Sadduzäer und Essener eingegangen ist, kommt er nochmals auf Judas und seine Sekte zu sprechen 4). "Der vierten unter den Philosophenschulen ist] udas als Führer vorgesetzt. Sie stimmt in allen übrigen Stücken mit den Pharisäern überein, ihre Freiheitsliebe ist jedoch unüberwindlich und als Herr s ch e r und Herrn kennt sie Gott allein an. Ganz ungewöhnliche Todesarten erduldeten sie, und die Todesstrafe bei Verwandten und Freunden schätzten sie gering ein, wenn sie nur keinen Menschen He:tr (~e:cr7t6't""t)\I) zu nennen brauchen. Da ih:re Hartnäckigkeit indes allgemein durch Augenschein bekannt ist, unterließ ich es, eingehender darüber zu berichten. Ich brauche ja nicht zu fürchten, daß das, was von mir über sie gesagt wurde, keinen Glauben fände, im Gegenteil muß ich besorgt sein, daß die Worte des Berichts zu schwach sind, um die Geringschätzigkeit zu schildern, mit der sie das Übermaß der Schmerzen auf sich nahmen. Durch den von hier ausgehenden Wahnsinn 5) begann das Volk ergriffen zu werden, als der Landpfleger Gessius Florus durch den ~1ißbrauch seiner Amtsgewalt dasselbe so zur Verzweiflung trieb, daß es von den Römern abfiel".
Mit· der lakonischen Bemerkung: "Insoweit philosophiert man bei den Juden" bringt J osephus seinen Exkurs über die vier jüdischen "Philosophensekten" zum Abschluß. 1) a 18,6. 2) a 18,7f. 3) a 18, 9: 't"e:'t"cf.p't"'Yj\l tpLAOcrOtpteY.\I E7tdcreY.X't"o\l 'l][LL\I &ydpeY.\I't'e:c;. 4) a 18,23-25. 5) rt.\lOLeY. (OC7t6\10L<X,[LeY.\I(eY.) gehärt zu jenen typischen Begriffen, mit denen Josephus immer wieder die Vorstellungen und Bestrebungen der jüdischen Freiheitsbewegung-charaktedsiert; s. o. S. 16 A. 4.
DIE AUSSAGEN DER QUELLEN
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Die Darstellung der Antiquitates ist entsprechend der sonstigen Tendenz des Werkes aufgebauscht und zeigt einen künstlichen, geschraubten Stjll). Die Begriffe haben noch stärker als im Bellum eine durch und durch hellenistische Färbung, die die Interpretation des Berichtes nicht erleichtert. Außer den angeführten Hauptbelegstellen über Judas und seine Bewegung finden sich im Bellum noch einige Rückverweise, die die schon genannten wesentlichen Punkte bestätigen: Bei der ersten Nennung des NIenahem wird noch einmal auf dessen Vater Judas Bezug genommen: "der Sohn Judas' des sogenannten Galiläers, eines gewaltigen Volksverführers, der einst unter Cyrenius die Juden schmähte, weil sie nach Gott auch noch den Römern untertan waren" 2).
Dasselbe geschieht zu Beginn der abschließenden Kritik an den Aufrührern: " . . . Eleazar, ein Abkömmling des Judas, der nicht wenige Juden überredet hatte, ... sich nicht schätzen zu lassen, als Cyrenius als Censor nach Judäa gesandt worden war. Damals schlossen sich die Sikarier gegen diej enigen zusammen, die den Römern gehorchen wollten ... " 3).
Auch in den Antiquitates findet sich ein derartiger Rückverweis ähnlichen Inhalts 4). Als einzige Quelle außer J osephus berichtet uns die Gamalielrede Apg 5,37 über die Erhebung des Judas: "Nach diesem (Theudas) erhob sich Judas der Galiläer in den Tagen der Schätzung und brachte einen Haufen Volk hinter sich zum Abfall 5). Jener ging zugrunde, und alle, die ihm gehorcht hatten, wurden zerstreut" .
Danach hat Judas den offenen Aufruhr verkündet und ins Werk gesetzt. Im Gegensatz zur Josephus-Überlieferung wurde er, vermut1) S. o. S. 13f; vgl. auch die Charakteristik des griechischen Stilisten, den in diesem Teil der Antiquitates verwendet hat, durch H. St. J. Tha,ckeray, Josephus, the man and the Historian, 1929, 108: "Book XVII-XIX betray the idiosyncrasies and pedantic tricks oE a hack, an imitator oE Thukydides". 111: "This journalistic hack is verbose and prefers two or more words to one". 112: "The writer had the faults of the inferior journalist". 2) b 2,433. 3) b 7,253. S. auch o. S. 48ff. 4) a 20,102. 5) "Lukas vereint die griechische Redewendung ,Volk zum Abfall bringen' mit der biblischen ,Volk hinter sich bringen':" E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, Meyers krit. ex. Komm. 15. A. 1961,207 A. 8.
Josephus
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DIE
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lieh bald, getötet und seine Bewegung zersprengt. Über die Anschauungen seiner Anhänger und ein Weiterwirken ihrer revolutionären Ideen hören wir nichts. Die Frage, woher Lukas diese historische Notiz erhalten hat, läßt sich schwer beantworten. Eine direkte Abhängigkeit von Josephus ist unwahrscheinlich 1). NIöglicherweise lagen hier und an anderen Stellen 2) gemeinsame mündliche Traditionen vor. Daß die Gamalie1:rede von Lukas "frei komponiert" wurde, dürfte nach den Untersuchungen von IVL Dibelius wohl als wahrscheinlich gelten 3). Andrerseits muß sich die Gründung dieser neuen Bewegung tief in die Gemüter der Zeitg~nossen eingeprägt haben, wenn sich die Tradition darüber so lange erhalten konnte 4). Aus den angeführten Berichten des Josephus über Judas und seine Sekte wird mehrfach deutlich, daß ein innerer Zusammenhang zwischen der neuen Bewegung und dem Untergang Jerusalems besteht, ja diese wird für die spätere Entwicklung direkt verantwortlich gemacht 5). Man wird daraus folgern dürfen, daß die Wirksamkeit der von Judas ausgehenden Bewegung bis zum Jüdischen Krieg hin angedauert hat. Auffallend ist weiter, daß Josephus die von Judas und Zadduk gegründete Partei als eine 't"z"'C'a.P"'C'1) CPLAocrOcpCe< innerhalb des Judentums bezeichnet. Was konnten schon jene Aufrührer mit einer "Philosophenschule" gemeinsam haben? Doch der Anstoß über diese eigenartige Ausdrucksweise schwindet rasch, wenn man sich das schon erwähnte hellenistische Gewand der Antiquitates vergegenwärtigt: J osephus wollte damit seinen griechischen Lesern die jüdische Sektenbildung durch die .Analogie zu den Philosophenschulen verständlich machen 6). 1) Gegen M. Krenkel, Josephus u. Lukas, 1884, 163ff u. H. H. Wendt, Die Apostelgeschichte, Meyers krit. ex. Komm. 9. A. 1913, 43f u. 128. Eine "ungenaue Reminiszenz an ant. 20,5,1 (§ 97f u. 102)" liegt keinesfalls vor. Mit Recht wird dieser Ansicht von O. Bauernfeind, Die Apostelgeschichte, Theol. Handkomm. z. NT, 1939, 96 und M. Dibelius, Aufsätze zur Apostelgeschichte, 1953, 159 widersprochen. 2) Vgl. Apg 5,36; 11,28; 12,20-23; 21,38. 3) Op. cit. 160; vgl. auch 130 A. 4. '1) Vgl. W. O. E. Oesterley, A History ofIsrael 2,1951 (= 1932), 386: "Thc trouble must have been grave to have been rccalled in later days". Dazu A. 4: "See Acts V. 37". 5) b 2,433; 7,253f; a 18,9f u. 2S s. auch o. S. 50f. 6) Das von J. W. Lightley, J ewish Sccts and Parties in thc Time oE Jesus Christ, 1925, 330, betonte: "A J ewish party not a philosophical sect" ist darum irreführend, denn nachdem J osephus sich auf den hellenistischen Sammelbegriff "Philosophenschule" festgelegt hatte, konnte er die ,,4. Sekte" genau so gut damit bezeichnen,
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Im Gegensatz zum Bellum, wo die neue Sekte des Judas als taLcx cxlpEcnc; von den 3 "Philosophenschulen" (-rpJcx yap 7tCXpa 'IouacxLotc; e:ra1) qnAocrocpE~-rCXt) scharf abgesetzt wird, erscheint diese in den Antiquitates als ,,4. Schule" gewissermaßen gleichberechtigt neben den drei traditionellen jüdischen Religionsparteien, den Pharisäern, Sadduzäern und Essenern 1). Die Selbständigkeit der von Judas ausgehenden Bewegung betont das Bellum ebenfalls: die neue Sekte habe mit den anderen nichts gemein gehabt (OUa€V -ro~c; &MOtC; 7tpocrEotxcilc;). Die Antiqwtates erheben den Vorwurf, sie sei fremdartig (&7tdcrcxwroc;) und ungewöhnlich (&cruv1j81)c;), ja die Sektenstifter hätten sogar die Gesetze geändert (~ TWV 7tCX-rPLWV XCXLVLcrtC;) 2). Dies alles legt den Schluß nahe, daß es sich bei der von Judas begründeten Sekte um eine eigenständige Gruppe neben den anderen jüdischen Parteien gehandelt hat, die auch ihre eigenen, ausgeprägten V orstellungen besaß. Dieser Annahme widerspricht jedoch bis zu einem gewissen Grade die klare Aussage von Antiquitates 18,23: die 4. Sekte habe sich nur durch die Forderung nach der "Alleinherrschaft Gottes" von den Pharisäern unterschieden 3). Dem entspricht, daß auch wie die drei anderen. Auch B.-Gr., Rel. 87 übersieht diese Tatsache: " ... die Partei der sogenannten Zeloten, die uns J osephus treuherzig als ,vierte philosophische Sekte' schildert, die indessen nichts weiter waren als nationale Fanatiker ... "; ähnlich auch E. NIeyer, Ursprung u. Anfänge des Christentums, 1921ff. 2,402; M. J. Lagrange, Le ]udaisme avant ]esus-Christ. 3. A. 1931, 214 u. S. Baron, A Social and Religious History of the lews, 1937, 1,220. Richtig wurde der Sachverhalt von G. Hölscher erfaßt, Gesch. d. isr. jüd. Rel., 1922,227: "Auch dieser Bund wurde von ]osephus mit Recht als religiöser Verein beschrieben". H. Rasp, ZNW 23 (1924), 28 betont zu Recht die "Rücksicht auf ein fremdes, d.h. griechisches Lesepublikum". Vgl. auch G. Ricciotti, Flav. Gius. 2, 208 zu b 2,119. 1) Vgl. b 2,118 u. a 18,9.23. Die von ]osephus bewußt durchgeführte Analogie zu den griechischen Philosophenschulen ist sehr weitgehend: vita 12 werden .die Pharisäer mit den Stoikern verglichen, a 15,371 die Essener mit den Pythagoräern. Bei den Sadduzäern kann man als Entsprechung eventuell die Epikuräer anführen und bei der vierten Sekte vielleicht die Kyniker, wobei sie allerdings nicht deren Gleichgültigkeit gegen die politischen Verhältnisse teilten; s. M. ]. Lagrange, loc. cit. u. H. Rasp, op. cit. 31: "Die Juden, will ]osephus sagen, bedeuten nicht nur in der großen Politik etwas, sie sind auch ein hervorragender Kulturfaktor, sie haben Philosophenschulen". Ahnlich auch G. Ricciotti, Flav. Gius. 2,208 Zu b 2,119. 2) a 18,9; s. auch o. S. 80 A. 3. Der Vorwurf "einen neuen, fremden Gottesdienst einzuführen" wurde nach b 2,414 auch gegen die radikalen Priester erhoben, die das Kaiseropfer einstellen wollten, s. dazu u. S. 111. 210. 3) Diesen Gegensatz erkannten schon O. Holtzmann, Neutestamentliche Zeitgeschichte, 1. A. 1895,161; Sieffert, Art. Zeloten in RE 12,656; M.]. Lagrange, op. cit. 214; G. Ricciotti, loc. cit.; eingehend behandelt die Frage W. R. Farmer, 30ft
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der Ivlitbegründer Zadduk nach J osephus ein Pharisäer war. Der hier zu Tage tretende offensichtliche Gegensatz kann durch die wenig wahrscheinliche Hypothese einer späteren zweiten Überarbeitung der Antiquitates durch J osephus nicht wirklich beseitigt werden 1). Zu einer befriedigenden Lösung dieser Frage bedarf es vielmehr einer eingehenderen Untersuchung des Verhältnisses zwischen der Sekte des Judas und den Pharisäern. Eigenartig ist die Anonymität der neuen Bewegung: J osephus nennt uns zwar die Namen ihrer Gründer, doch läßt er die von jenen ins Leben gerufene ,,4. Philosophenschule" - im Gegensatz zu den anderen Parteien - namenlos. Auch dieses Problem erfordert noch eine weitere Erörterung, Indem wir alle weiteren Detailfragen, wie die historische V orbereitung jener neuen Sektengründung und die Frage nach der Person und dem Schicksal des Gründers, dem später folgenden historischen Aufriß überlassen, konzentrieren wir uns zunächst auf die durch die vorhergehende Erörterung aufgeworfenen Fragen: 1.) Gründete Judas wirklich eine in sich geschlossene, eigenständige Sekte, und läßt sich ihre weitere Entwicklung im Verlauf der jüdischen Geschichte bis zur Zerstörung Jerusalems verfolgen? 2.) In welchem Verhältnis stand diese Bewegung zu den Pharisäern? 3.) Welche Bezeichnung trug diese neue Sekte? J osephus gibt uns auch Aufschluß über einige Grundanschauungen der 4. Sekte: 1.) Als wichtigste Lehre erscheint die These, daß man Gott allein Herr oder Herrscher nennen dürfe 2). 2.) Ein weiterer Wesenszug ist ihre "unüberwindbare Freiheitsliebe" 3). 3.) Außerdem scheint Judas das Mitwirken des Volkes bei der 1) Diesen Weg versucht W. R. Farmer, 33 A. 23. Der Bericht des Josephus ist jedoch a 18,1-27 durchaus einheitlich und bis auf den genannten Gegensatz folgerichtig. Zunächst spricht J. von der Wirksamkeit des Judas und Zadduk, um um Schluß Zu erwä.hnen, daß sie eine ,,4. Philosophenschule" gründeten (18,9). Um dies dem hellenistischen Leser verständlich zu machen, mußte er zunächst kurz - unter Verweisung auf die ausführlichere Darstellung im Bellum - auf die drei anderen Parteien eingehen, um dann noch einmal der Reihenfolge entsprechend zur 4. Sekte zu gelangen (18,11-22), wobei er diesmal insbesondere über ihre Anschauungen und ihr Verhalten spricht (18,23-27). Die von Luqueur ausgehende Hypothese einer späteren, durchgehenden Überarbeitung der Antt. durch Josephus ist an sich schon unwahrscheinlich (s.o.S. 14 A. 2); erst recht liegt bei unserer Stelle kein Grund vor, eine solche anzunehmen. 2) a 18,23f; b 2,118.433; s. u. S. 93ff. 3) a 18,4.23; s. o. S. 80 A. 4; 114ff.
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Befreiung zur notwendigen Voraussetzung für das helfende Eingreifen Gottes gemacht zu haben 1). 4.) Die erbitterte Ablehnung des Census läßt vermuten, daß durch ihn die religiösen Vorstellungen der Frommen empfindlich verletzt wurden 2). Eine Untersuchung der religiösen Vorstellungen jener von Judas und Zadduk begründeten Bewegung wird von den genannten vier Punkten ausgehen müssen. Zugleich ergibt sich dadurch auch die :NIöglichkeit, den religionsgeschichtlichen Ort der neugegründeten Bewegung innerhalb des Spätjudentums näher zu bestimmen. Ein weiterer wesentlicher Punkt, die bedingungslose Martyriums bereitschaft, soll in anderem Zusammenhang später untersucht werden 3).
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PARTEI
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SpATJUDENTUMS
1. Die Geschlossenheit und Eigenständigkeit der "4. Sekte" Wie schon dargelegt, stellt Josephus die von Judas ausgehende 4. Sekte als eine ~aEa aZpEcn<; oder TETa.PT"1) cptAoO"ocpEa den drei anderen jüdischen Gruppenbildungen gegenüber. Die Frage, ob es sich bei ihr um eine "politische Partei" oder um eine "religiöse Sekte" handelte, kann zunächst so beantwortet werden, daß die jüdischen Gruppen des 1. Jh. n. Chr. immer zugleich beides darstellten: Die am ehesten einer politischen Standespartei gleichkommenden Sadduzäer besaßen ganz bestimmte religiöse Anschauungen, und die "religiöse Sekte" der Essener trat immer wieder mit einer klaren Stellungnahme zum politischen Geschehen hervor 4). Die unser Thema direkt betreffende Entscheidung, ob die neue "Hairesis" in ihren Anschauungen und Zielen primär von politisch-nationalen oder von religiösen :NIotiven bestimmt war, kann erst nach Untersuchung der sie beherrschenden Vorstellungen getroffen werden. Man könnte mit scheinbarer Berechtigung den Einwand erheben, die neue von Judas ausgehende Bewegung dürfe im Grunde gar nicht 1) a 18,5; s. o. S. 79 A. 5, s. u. S. 127ff.
2) a 18,3f; b 2,118; 7,253; a 20,102; Apg 5,37; s. u. S. 132ff. 3) a 18,24; s. o. S. 80, s. u. S. 265ff. 271ff. . 4) Zu den Sadduzäern vgl. b 2,164ff.; a 13,173.297f; 18,16f; s. auch Schürer 2,475ff; J. Wellhausen, Pharisäer u. Sadducäer, 1874,52f. Zu den Essenern vgl. die scharfen Auseinandersetzungen mit den Hasmonäern 1 QpHab; TLevi 14-16; Jub. 23,2ff. Auch der Auseinandersetzung mit Rom entzogen sie sich nicht: b 2,152f; vgl. J. T. Milik, Dix ans de decouvertes dans le desert de Juda, 1957, 108-112.
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mit jenen drei and;eren "Parteien" verglichen werden, da sie nicht die innere Geschlossenheit derselben aufweise. Denn in späteren Berichten zeichnet Josephus die jüdische Freiheitsbewegung in der Form einzelner Bandengruppen, die ohne sichtbaren Zusammenhang operierten 1), auch hat sich während des jüdischen Krieges selbst der radikale Flügel der Aufständischen in mehrere sich heftig bekämpfende Gruppen aufgespalten. Unter diesen Voraussetzungen könnte man jene ,,4. Sekte" "bien plutot ... une tendance qu'un parti constitue" nennen 2). Die von Josephus bei seiner Darstellung des Jüdischen Krieges für die Glieder der jüdischen Freiheitsbewegung verwendeten Bezeichnungen: A"'(Ja"C'<X(, a~xapw~, ~'Y}A(i)"C'<X( wären dann als Hinweise auf die Existenz mehrerer von Anfang an unabhängiger Gruppen zu verstehen, und der Einfluß des Galiläers Judas könnte sich dann lediglich auf gewisse Lehren und Anschauungen beschränken 3). Dagegen ist jedoch zu sagen, daß J osephus nicht nur ausdrücklich - wie schon erwähnt - die von Judas ausgehende Bewegung für die spätere Katastrophe verantwortlich macht, sondern daß dieselbe auch eine deutlich erkennbare Geschichte aufweist, die mit ihrer Gründung während des Census unter Cyrenius beginnt (6/7 n. Chr.), bei der Kreuzigung zweier Söhne des Judas durch Tiberius Alexander 4) neu zu Tage tritt (vor 48 n. Ch:r.), zu Beginn des Jüdischen Krieges in der Gestalt eines weiteren Judassohnes, des 1!fessiasprätendenten NIenahem, weitergeführt wird und erst mit demSelbstmord der Besatzung in NIasada bzw. den NIartyrien der Sikarier 1) Vgl. b 2,234ff: Eleazar b. Dinai; a 20,5: Tholomäus; a 20,97ff: Theudas; b 2,261ff = a 20,169ff: der Ägypter. Auch die Unbestimmtheit der Bezeichnung ).:ncr't"cxL würde dafür sprechen: s. o. S. 46 A. 3. 2) So C. Guignebert, Le monde Juif vers le temps de Jesus, 1950, 222. G. vermutet auch, daß Judas dem Galiläer die von Josephus zugeschriebene Bedeutung kaum zukomme: "Je n'ai pas grande contiance dans cette histoire qui repond au desir constant chez les anciens, de rapporter les mouvements collectifs a l'initiative d'une personne" (221). V gl. auch Bo Reicke, Diakonie, Festfreude u. Zelos, Uppsala Universitets Arsskrift 5 (1951), 199: "Man sollte den Zelotismus in einem nicht so engen Sinne wie bei Josephus auffassen. Es handelt sich nicht um eine streng begrenzte Partei, sondern um eine allgemeine Bewegung, die für das ganze Judentum dieser Zeit innerhalb und außerhalb Palästinas bezeichnend war ... ". Ähnlich jetzt wieder J .-A. Morin, RB 80 (1973), 332ff. 3) V gl. dazu vor allem die Herausgeber der "Beginnings of Christianity" s. o. S. 66 A. 3; ihnen folgt R. H. Pfeiffer, History of New Testament Times, 1949, 35f.59. Gegen sie wendet sich J. Klausner, Hist. 4,20lfu. S. G. F. Brandon, The Fall of Jerusalem ... , 1951, 105 A. 1. 4) a 20,102.
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in Ägypten (73 n. ehr.) ihr Ende findet 1). Die organisatorische Kontinuität der neuen Sekte wurde durch die Fortdauer der Dynastie des Judas in seinen Söhnen· und Enkeln gewährleistet; die unveränderte Tradition seiner Lehre zeigte sich an der Beharrlichkeit, mit welcher jene Sikarier in Ägypten selbst unter Folterqualen an der These von der "Alleinherrschaft Gottes" festhielten 2). Dabei darf Judas keinesfalls nur als "Lehrer" (crO
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Sekte des Judas berichtet, mag teilweise mit seiner Abneigung zusammenhängen, Positives über diese ,;hauptschuldigen" auszusagen 1); zum anderen Teil ist es sicherlich auch durch den :Mangel an Quellenmaterial bedingt. Es handelte sich ja nicht um eine Bewegung, die jedermann willig ihre Pläne und Anschauungen offen darlegte, vielmehr mußte sie ihrem ganzen Wesen nach eine Art von Geheimbund darstellen: "Wie aber die Partei zu einer Gemeinschaft verbunden war und' ihre Zusammenkünfte, Erkennungszeichen und dgl. hatte, wissen wir nicht. Aus den Angaben des J osefus ist nur das erkennbar, daß sie wenigstens in den Jahren gegen den Aufstand hin mit deutlicher Absonderung von den anderen Gruppen des Volks hervorgetreten ist" 2).
Einige Nachrichten des Josephus deuten eine solche Organisation der 4. Sekte als "Geheimbund" an .. Vor allem muß nach ihm ein festes Haupt der neuen Sekte vorausgesetzt werden, nennt er doch ausdrücklich Judas als ~'YEf1.61\l der ,,4. Philosophenschule", während später Menahem als ~'YEf1.61\l des ganzen Aufstandes erscheint. Auch Eleazar - wohl ein Enkel des Judas - scheint auf lvIasada unbestrittene Autorität gewesen zu sein 3). Ein weiterer Wesenszug in der Wirksamkeit jener neuen Sekte des Galiläers war die bedenkenlose Anwendung von Gewalt, die auch Blutvergießen und lv'Iord nicht scheute. Als Gegner betrachtete sie nicht nur die römischen Unterdrücker und ihre Helfershelfer, sondern auch alle Juden, die bereit waren, sich um des Friedens willen der römischen Herrschaft zu unterwerfen 4), ja wohl überhaupt alle, die sich ihrer Auffassung nach gegen das Gesetz vergingen. In gewisser Weise galt für sie wohl schon der Satz: 1) Vgl. W. Weber, Josephus u. Vespasian, 1921, 26; s. auch o. S.-10f. 2) A. Schlatter, G.I. 263.
3) a 18,23; b 2,434; 7,253.275-410. Vgl. A. Schlatter, G.I. 262: "Weil die neue Partei nicht nur eine Lehre vertrat, sondern die Tat verlangte, hatte sie auch ein Parteihaupt, das die Unternehmungen der verbundenen Genossen leitete, während es kein pharisäisches oder sadduzälsches Parteihaupt gab, dem die Stiftung der Partei in ähnlicher Weise zugeschrieben wurde". Man könnte jedoch als Parallele auf den Lehrer der Gerechtigkeit und die führende Rolle der Herrnverwandten in der palästinischen Christengemeinde verweisen. 4) Vgl. b 7,254: "Damals (in den Tagen des Judas) schlossen sich nämlich die Sikarier gegen diejenigen zusammen, die den Römern gehorchen wollten, und behandelten sie in jeder Hinsicht als Feinde". Die Räuberbanden vor Ausbruch des jüdischen Krieges "bedrohten die, die sich der Römerherrschaft unterwarfen mit dem Tode ... ": b 2,264. Die Sikader in Agypten töteten vornehme Juden, die ihnen entgegentraten: b 7,411.
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"Jeder, der das Blut von Gottlosen vergießt, ist wie einer, der ein Opfer darbringt" 1).
Da vor allem die auf Sicherung ihres Besitzes bedachten Reichen für einen Kompromiß mit der römischen Obrigkeit eintraten, erhielt dIe Aktivität der neuen Sekte einen gewissen sozial-revolutionären Zug 2). Daß ihre Unternehmungen wohl organisiert und straff gelenkt waren, zeigen einige Anekdoten, die J osephus aus den Jahren vor Ausbruch des Krieges berichtet 3). Das beste Zeichen für die 1tIachtstellung, die die neue Partei schon vor Ausbruch des Jüdischen Krieges erringen konnte, ist die Tatsache, daß die beiden letzten Prokuratoren, Albinus und Gessius Florus, gezwungen waren, mit der zu einer Sturmflut angewachsenen Aufstandsbewegung Verhandlungen aufzunehmen, ein Erfolg, den einzelne, ohne Plan und Zusammenhang operierende Banden wohl nie erreicht hätten 4). JvIan wird so unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte annehmen dürfen, daß Judas der Galiläer -in der sogenannten ,,4. Sekte" eine wirkliche Partei mit ganz bestimmten Anschauungen - die noch näher zu untersuchen sind - , einer festen Organisation und einheitlicher Führung gegründet hat, die das Geschick des jüdischen Volkes während der nächsten zwei Generationen entscheidend bestimmte und die den festen Mittelpunkt der anwachsenden jüdischen Freiheitsbewegung bildete 5).
2. Die "vierte Sekte" und die Pharisäer Auf den eigenartigen Widerspruch in der Charakteristik der von Judas gegründeten Sekte, den die Berichte des Josephus im Bellum und in den Antiquitates enthalten, wurde schon hingewiesen. Was das Erstlingswerk des Josephus, den "Jüdischen Krieg", anbetrifft, 1) Nu. R. 21,3 (zu Nu 25,13), Bill. 2,565 parr. Vgl. T.Asser 4; Joh 16,2 u. Apg 23, 12ff. 2) Vgl. b 2,265. 427. 3) S. b 2,256f = a 20,163f: Die Ermordung des Hohenpriesters Jonathan und die Sikariermorde im Tempel; a 20,208: die Entführung des Schreibers des Tempelhauptmanns Eleazer S.d.Ananias. S. dazu u. S. 360f. u. 406. 4) a 20,215 u. 255. S. u. S. 362f. 5) Th. Mommsen (R. G. 5,515) hat diesen Tatbestand in seinen Grundzügen knapp u. klar ausgedrückt: "Er (Judas) und die Seinigen gelten den späteren Juden neben den Sadduzäern, Pharisäern und Essäern als die vierte ,Schule'; damals hießen sie Eiferer, später ... die Sicarier ... Ihre Lehre ist einfach: Gott allein ist der Herr, der Tod gleichgültig, die Freiheit ein und alles. Diese Lehre blieb und des Judas Kinder und Enkel wurden die Führer der späteren Insurrectionen". Vgl. auch J. Klausner, Hist. 4,200; J. W. Lightley, Jewish Sects and Parties in the Time of Jesus, 1925,360; A. Schlatter, G. 1. 259.262ff.
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so ist es verständlich, daß er darin die drei anderen jüdischen Parteien, insbesondere die Pharisäer, denen er selbst angehört haben will!), und die zugleich als einzige Partei die K~atastrophe überlebten, von der Neugründung des Judas scharf isolierte, damit nicht auch sie in den Verdacht verbrecherischer Umtriebe gerieten 2). Jedoch auch in den Antiquitates bleibt eine gewisse Spannung zwischen der Aussage über die Neuartigkeit der Sekte und der späteren Feststellung über ihre starke Abhängigkeit von den Pharisäern. Da sich - wie schon gesagt - durch textkritische Operationen das Problem niemals lösen, sondern höchstens verschieben läßt, muß es in der Sache begründet sein. Wenn man von der durch Josephus a 18,23 besonders herausgehobenen These ausgeht, daß Gott der einzige Herr Israels auch im politischen Bereiche sei und daß deshalb die Anerkennung eines fremden Souveräns dem Bruch des ersten Gebotes und einem Abfall zum Heidentum gleichkomme, so darf man ohne weiteres behaupten, dies seien im Judentum vor Judas dem Galiläer "noch nie gehörte Lehren" 3). Dasselbe mag auch für die unüberwindliche Freiheitsliebe der neuen Sekte gelten, wenn man den Begriff der Freiheit nicht im profan-politischen, sondern im eschatologischen Sinne versteht - in dem Sinne nämlich, daß diese "Freiheitsliebe" die endzeitliehe Erlösung mit der Waffe in der Hand erzwingen will. Von diesen beiden Punkten aus gesehen, die J osephus ja beim Vergleich zwischen der ,,4. Sekte" und dem Pharisäismus ausdrücklich ausschließt, sind seine vorhergehenden Aussagen über die "Änderung der Gesetze" und die "neuartigen" Lehren des Judas und Zadduk durchaus berechtigt. Auf der anderen Seite setzt schon die Tatsache, daß bei der Gründung der neuen Bewegung ein Pharisäer mitwirkte und daß Judas, wie der Zusatz ('j'oqn('j''t'~<; zeigt, u.a. wohl auch ein Schriftgelehrter 1) Vita 12, s. o. S. 6 A. 2 u. 3. 2) So schon O. Holtzmann, Neutestamentliche Zeitgeschichte, 1. A. 1895, 161. H. Drexler, Klio 19 (1925), 285, vermutet, daß schon in dem J osephus vorliegenden Dreisektenbericht von der 4. Sekte gesprochen wurde, J osephus jedoch im Bellum diesen Bericht unterschlagen und erst in den Antt. wiederaufgenommen habe. . 3) S. dazu o. S. 83f; vgl. dagegen W. R. Farmer, 14: "The distinctive features of the sect, said to have originated with Judas of Galilee, are precisely those for which the .Maccabees were remembered, as the .iYIaccabean literature, and even Josephus himself, indicates". Vgl. auch S. 33.35. u.Ö. Leider unterläßt es Farmer, im Hinblick auf die "Alleinherrschaft Gottes" einen befriedigenden Nachweis zu führen.
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gewesen ist 1), voraus, daß die neue Sekte "in ihren sonstigen Anschauungen" den Pharisäern nahestand, ja vielleicht als deren äußerster "linker Flügel"_ betrachtet werden darl 2). Der Widerspruch in der Berichterstattung des J osephus ist also nur ein scheinbarer, denn der Gegensatz zwischen neuer Lehre und Abhängigkeit von den Pharisäern geht auf das Doppelgesicht der von Judas und Zadduk gegründeten neuen Partei selbst zurück, die einerseits fest in der jüdischpharisäischen Tradition verankert war und doch zugleich neue Ideen von revolutionärer Kraft entfaltete. Selbstverständlich muß diese neue "pharisäische" Gruppe durch ihre kompromißlose Ablehnung der heidnischen Herrschaft bald einen Bruch mit denjenigen pharisäischen Kreisen herbeigeführt haben, die in der Frage der Fremdherrschaft eine vermittelnde, realistischere Haltung einnahmen. Auch die straffe Organisation unter einem Parteihaupt und die weniger auf Lehre und Nleditation als auf den bewaffneten Kampf hin ausgerichtete Aktivität hat sicherlich die Loslösung vom Pharisäismus und die Eigenentwicklung der neuen Sekte begünstigt. Vermutlich ist das für den Pharisäismus des 1. Jhs. n. ehr . überlieferte Schisma zwischen den Schulen Hillels und Schammais ein Zeichen für innerpharisäische Auseinandersetzungen, die u.a. auch die neue von Judas gegründete Bewegung betrafen 3). Die pharisäische Grundhaltung der ,,4. Partei" wird durch die Ausgrabungen von .lViasada bestätigt. Die genaue Ablieferung der Hebe und des Zehnten, die Synagoge und die .lVIiqwäh sind deutliche Anzeichen dafür 4). Nachdem Josephus auf die engen Zusammenhänge zwischen jüdischer Freiheitsbewegung und Pharisäismus hingewiesen hat, wird man damit rechnen müssen, daß wenigstens Teile der pharisäischen Partei der römerfeindlichen ,,4. Sekte" näher standen, als es die spätere rabbinische Überlieferung wahr haben will 5). 3. Die Bezeichnung der netletZ Belvegl/ng
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die von Judas gegründete ,,4. Sekte" mit der von J osephus später "Sikarier" genannten 1) S. dazu u. S. 232 u. 339.
2) Vgl. eh. Guignebert, Le monde Juif vers le Temps de ]esus, 1950,222: "l'extreme gauche des pharisiens ... "; J. Klausner, JvN 275: "Die Zeloten waren im Grunde nichts anderes als extreme Pharisäer"; Schürer 1,486; G. Hölscher, Geschichte d. jüd. Religion, 1922, 220: G. Ricciotti, Geschichte Israels, üs. v. K. Faschian, 1955, Bd. 2 § 381f. S. jetzt R. Meyer ThWB 9,27f. 3) S. u. S. 204ff. 339f. ~) Y. Yadin, Masada, Hamburg 1967, 96f. 164ff. 181ff. Vgl. E. Güting, Terumot, Die MischnaI,6, 1969, 21f. 5) S. o. S. 22; s. u. S. 123f. 129f. 172fu. ö.
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Gruppe identisch ist 1), doch scheint dieser Name erst unter dem Prokurator Felix bei der römischen Besatzung aufgekommen zu sein. Eine ursprüngliche Bezeichnung ist er sicher nicht gewesen. So bleibt die von Judas begründete ,,4. Sekte" bei Josephus zunächst namenlos, eine höchst eigenartige Tatsache, da er die drei anderen jüdischen Sekten ohne weiteres bei ihren bekannten Namen nennt. Nlöglicherweise hängt dies damit zusammen, daß jene neue Bewegung zur Zeit ihres Gründers Judas noch keinen eigenen Parteinamen besaß und von den Außenstehenden als ein radikaler Teil der Pharisäer betrachtet wurde, während die Glieder der Sekte selbst sich als die wahre Verkörperung Israels verstanden 2). Vielleicht wollte J osephus aber auch die neue Gruppe nicht beim Namen nennen, weil er diesen für unzutreffend hielt. Dies könnte man eventuell auf Grund seiner Erklärung der Parteibezeichnung ~'Y)Aw't'<xL vermuten, zumal es sich hier um einen auf alttestamentlichen Vorbildern beruhenden Ehrennamen handelte 3). Am frühsten wird der Parteiname "Zelot" ca. 30 n. ehr. bei einem Jünger J esu bezeugt; bei J osephus erscheint er erstmalig als Bezeichnung der Anhänger des Judassohnes NIenahem 4). Vielleicht läßt sich aber in dem ausführlichen Bericht über die ,,4. Sekte" a 18, 3-9 eine Spur dieser Selbstbezeichnung erkennen, da dort zweimal von kp<XCl''t'<xL gesprochen wird 5), einem Begriff, der dem der ~·I)Aw't'<xL ziemlich nahe kommt, aber noch stärker der klassischen Graezität angehört. Nlöglicherweise könnte diese Umformung zu Lasten des griechischen Stilisten gehen. Wirkliche Gewißheit läßt sich in dieser Frage nicht gewinnen, doch erscheint die Vermutung als nicht unbegründet, daß die in der alttestamentlichen Tradition verankerte, religiös bedeutsame und ehrenvolle Selbstbezeichnung "Eiferer" schon vor dem Jüdischen Krieg von den Anhängern des Judas Galiläus beansprucht und getragen wurde. Wir werden daher, wenn wir im folgenden von den 1) S. o. S. 50. 86f. u. ö. 2) S. u. S. 148. Als Parallele könnte hier die von Jesus ausgehende Bewegung bzw. die Ur gemeinde genannt werden, wo wir zunächst ebenfalls keiner wirklichen Selbstbezeichnung begegnen. Als erstes finden wir lediglich den neutralen Namen fLa.6'1J"t'-IJc;; s. A. v. Harnack, Die Mission u. Ausbreitung des Christentums, 4. A. 1924, 410ffu. K. H. Rengstorf, Art. fLa.61J't'-Ijc;, ThWB 4,462f. Die eigentliche Namensgebung erfolgte erst von Seiten der Gegner. :3) S. o. S. 55f; s. u. S. 162ff, vgl. auch b 4,161 u. 7,268-270. 4) b 2,444, s. o. S. 66. 5) a 18,5.9; zur Wortbedeutung s. Llddell·Scott 681, s. auch o. S. 62
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Angehörigen der jüdischen Freiheitsbewegung sprechen, den Begriff Zeloten bzw. "Eiferer" gebrauchen 1). Daß die Bezeichnung "Eiferer" schon vor Judas vOfl. jüdischen Gruppen als Partei- oder Ehrenname benutzt wurde, ist nicht anzunehmen, da hier zeitlich bestimmbare Belege völlig fehlen und außerdem die jüdische Freiheitsbewegung noch sehr uneinheitlich und ohne tragende Mitte war 2). Das Auftreten des Judas bildete ohne Zweifel ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte des Freiheitskampfes der Juden. C.
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1. Die Alleinherrschaft Gottes a) Die Aussage der Quellen Die Grundposition der sogenannten ,,4. Philosophenschule" ist am deutlichsten sichtbar. Sie wird vom "Jüdischen Krieg" und den "Altertümern" in gleicher Weise überliefert: man dürfe neben Gott keinen anderen menschlichen Herrscher anerkennen, auch einem solchen nicht die entsprechenden Ehrentitel x.up~o~ oder ae:0'7t6"t"I)~ geben. Die in Frage kommenden Stellen sind weitgehend schon oben aufgeführt 3), es sollen im Folgenden lediglich diejenigen zitiert werden, die bisher noch nicht genannt wurden. In der großen Todesrede legt Josephus dem Eleazar S.d.AriBefehlshaber von NIasada und vermutlich Enkel des Judas - jenes Grunddogma der ,,4. Sekte" in den IvIund: "Schon vor langer Zeit, tapfere Kameraden, haben wir den festen Vorsatz gefaßt, weder den Römern noch irgend einem andern untertan 1) Die Darstellung Schürers 1,486f, die nach ihm mehrfach angegriffen wurde (s. o. S. 66 A. 1 u. 6.), ist daher wohl durchaus berechtigt. Wenn man, wie M. Noth, Geschichte Israels, 5. A. 1963, es tut, die Wirksamkeit des Judas Galiläus nahezu ganz unterschlägt (378) und die Zeloten erst nach dem Tode Agrippas 1. auftreten läßt (386f), muß sich aufs Ganze gesehen ein falsches Bild ergeben. 2) Geßen K. Kohler, Harkavyfestschrift 9ff (JE 12,639f) und J. Klausner, Hist. 3,251; 4,201f u. JvN 272; K. Kohler und Klausner wollen die "Eiferer" unter Berufung auf Sanh 9,6 und bab. 82a direkt von den Chasidim der Makkabäerzeit ableiten. Judas hätte dann die bisher zerstreuten "Zeloten" nur einheitlich zusammengefaßt. Eine ähnliche Meinung vertritt W. O. E. Oesterley, A History of Israel, 1934, 2,383 A. 2. Wie schon erwähnt, ist jedoch Sanh 9,6 am ehesten auf das 1. Jh. n. Chr. anzusetZen (s. o. S. 69f), und darüber hinaus geben die Quellen keinerlei Anhalt dafür, daß der Begriff "Eiferer" schon früher als Gruppenbezeichnung verwendet wurde. 3) b 2,118 s. o. S. 79 A. 1; a 18,23.24 s. o. S. 80 A. 4; b 2,433 s. o. S. 81 A. 2. Vgl. auch Hippolyt, philosoph. 9,26, s. o. S. 73.
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zu sein, sondern allein Gott, denn er allein ist der wahre und rechtmäßige Herr der Menschen" 1).
Selbst die nach dem Zusammenbruch aller Hoffnungen in ägyptisches Gebiet geflohenen Sikarier suchten noch die dort ansässigen Juden zu überreden: "Sie sollten die Römer nicht für stärker halten, als sie selbst seien, vielmehr Gott als einzigen Herrn anerkennen" 2).
Von den Römern gefangengenommen, ließen sie sich eher zu Tode foltern, als daß "sie den Kaiser als ihren Herrn bekannten" 3). Das Bekenntnis zur Alleinherrschaft Gottes wurde so zu einem grundsätzlichen Glaubensartikel, für den man eher die grauenhaftesten ß1ißhandlungen im Martyrium auf sich nahm, als daß man ihn verleugnete. Judas der Galiläer vertrat seine These sicherlich nicht so sehr als schriftgelehrte ß1einung im Lehrhaus, sondern vielmehr öffentlich und mit profetischer Überzeugun'gskraft. Er "drängte zum Aufruhr" (~7tdYE'TO E7tL cX.7tocr'TacrEL), und sein und Zadduks Ruf ging an das ganze Volk (.... 7t<XpaXaAOUV'TEC; 'TO e6voc;) 4). Nach dem Bellum schmähte er seine Landsleute (xax(~(Uv), weil sie den Römern Steuern zahlten und außer Gott noch Sterbliche als Herrscher duldeten. ß1an wird sich seine Aufruhrpredigt wohl in der Form der profetischen Scheltrede denken müssen, wie wir sie etwa auch aus der Predigt J ohannes des Täufers und J esu kennen 5). Die These des Judas brach mit einer jahrhundertelangen Tradition der Fremdherrschaft, die die Juden seit der Zerstörung Jerusalems bis zur Herrschaft des Antiochus Epiphanes relativ willig getragen hatten, auch später unter den :Makkabäern war die Unterwerfung unter fremde Herrscher nicht so grundsätzlich abgelehnt worden, wie es jetzt durch Judas ges~hah. Wollte man sich zur "Alleinherrschaft Gottes" bekennen, so bedeutete dies nicht nar eine Auseinandersetzung auf Leben und Tod mit Rom, sondern auch einen Bruch mit der bisherigen jüdischen Tradition. :Man wird sich also fragen müssen, wie es möglich wurde, daß die Forderung des Judas unter seinen doch so traditions bewußten Volksgenossen einen solch 1) b 7,323. 2) b 7,410. :I) b 7,41B. ") a
1B,4.
5) b 2,11B, vgl. 433: OVEL8(crac;. Zur Bußpredigt des Täufers s. Lk 3,7ff u. j\iJt 3,7ff.;
zu Jesus s. :Mt 11,20. S. auch u. S. lOB.
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kräftigen Widerhall fand. Wahrscheinlich hat seine Botschaft das Judentum Palästinas im ersten Jahrhundert n. ehr. stärker erregt als irgend eine anc;Iere Lehre. Höchstens die Verkündigung des Paulus von der Freiheit vom Gesetz könnte man noch in ihren A'uswirkungen daneben stellen. b) Die verschiedenen Ausgangspunkte der neuen Lehre J osephus gibt uns keine weiteren Aufschlüsse darüber, wie Judas zu seinen revolutionären Thesen gekommen ist, doch ist es vielleicht möglich, die Voraussetzungen seiner Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes aus verschiedenen religiösen Komponenten seiner Zeit zu erschließen. Denn erst die Frage nach den Gründen dieser ungeheuerlichen Forderung macht es uns möglich, dieselbe in ihrer Bedeutung und ihrer Wirkung ganz zu verstehen. aa) Die Königsherrschaft Gottes Das Königtum Gottes ist schon im Alten Testament verankert. lvIan kann dabei wo~ drei Bedeutungsgruppen unterscheiden 1): 1. Jahwe ist König in universalem Sinne, d.h. König der Völker ~nd der Welt, als ihr Schöpfer und Herr 2).2. Sein Königtum konzentriert sich auf Israel, er ist der König seines Volkes 3). Diese Königsherrschaft Jahwes über Israel gewinnt ihre besondere Zuspitzung in der Auseinandersetzung mit dem irdischen IZönigtum: Daß Israel einen K_önig begehrt wie die Völker ringsum, bedeutet die Verwerfung J ahwes, "da doch J ahwe euer Gott euer König ist". Dieselbe V orstellung findet sich in der Antwort Gideons auf die Bitte, er solle die Herrschaft über Israel an sich reißen: "J ahv;re soll über euch herrschen" 4). 3. J ahwes Königtum ~ird in eschatologischem Sinne verstanden, es verwirklicht sich erst in der Zukunft 5). Dabei kann 1) Die Bezeichnung Gottes als "König" erscheint nahezu 50 mal im AT, s. L. Köhler, Theologie d. AT, 2. A. 1947,13. Zum Folgenden vgl. W. Eichrodt, Theologie d. AT, 6. A. 1966, 1,116ff u. G. v. Rad, Art. ßcxoü_ED<;; B, ThW1B 1,566568. W. H. Schmidt, Königtum Gottes in Ugarit u. Israel, 2. A. 1966. 2) V gl. die sogenannten Thronbesteigungspsalmen 47; 93; (95); 96-99; weiter Jer 10,7.10ff; ]Vlal 1,14; Ps 22,29. Auch die Vorstellung des immerwährenden Königtums Jahwes wird in diesen Zusammenhang gehören: Ex 15,18; Ps 145,1ff; 146,10. 3) Nu 23,21; Dt 33,5; Jes 41,21; Jer 8,19 u.ö. Eine Verbindung von Punkt 1) und 2) findet sich Jes 43,15 u. 44,6. '1) 1. Sam 12,12 u. Ri 8,23; vgl. auch 1. Sam 8,19. 5) Jes 24,23; 33,22; Sach 14,9.16. Es handelt sich hier urn durchweg sehr späte Stellen. Ob 21 erscheint der Begriff der i1~~'i~ erstmalig in eschatologischem Sinne. .
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die zukünftige Känigsherrschaft Jahwes sowohl im universalen Sinne als auch in der Weise erhofft werden, daß er seine Herrschaft wieder über Israel aufrichtet. Im Danielbuch kann einerseits von der Känigsherrschaft in ihrer zeitlosen Form gesprochen werden 1), andrerseits tritt jedoch die eschatologische Ausgestaltung besonders stark hervor, und zwar in der Weise, daß Gott seine Herrschaft auf sein Volk überträgt 2). Diese Vorstelhing von der endzeitlichen Verwirklichung der Känigsherrschaft Gottes durch die Weltherrschaft seines Volkes bzw. seines Gesalbten gewann für die apokalyptische Literatur der folgenden Zeit und bis hinein in die rabbinische Überlieferung entscheidende Bedeutung 3). Notgedrungen hatte diese Aufrichtung der Endherrschaft Gottes und Israels die Beseitigung der irdischen Weltmächte zur Voraussetzung 4). Diese gerade in den frommen Kteisen des palästinischen Judentums weitverbreitete unmittelbare Erwartung einer bevorstehenden Realisierung der endzeitlichen Weltherrschaft Gottes und seines V olkes steht in einem gewissen Gegensatz zu der Vorstellung von der zeitlosen, stets gegenwärtigen gättlichen " Herrschaft" , die im Kult proklamiert wurde 6), aber auch den einzelnen Fr6mmen durch ihre konkreten Forderungen zu einem bestimmten Handeln verpflichtet. So betet Abraham nach Jub. 12,19: "Dich und Dein Reich habe ich erwählt". Unmittelbar darauf ergeht an ihn der Befehl Gottes, aus Haran auszuwandern. Diese Vorstellung findet sich vor allem später in der rabbinischen Überlieferung und wurde dort in der festen Formel "Das Joch des Gotteskänigstums auf sich nehmen" (r":l"~ ",~ '?:l"j:' 1J~~Il)) insbesondere auf die Verpflichtung zum Schema-Gebet und dem damit verbundenen Bekenntnis zum !vlonotheismus angewendet. 6). 1) Vgl. Da 3,33; 4,31.34. 2) Da 2,44 ist von dieser Übertragung noch nicht die Rede, dafür erscheint sie umso deutlicher in Da 7,14.18.27. 3) Vgl. äth. Hen. 84,2; 90,30 u.ö.; Ps Sal 5,18f; 17,3; Ass. Mos. 10,lff. Weitere Beispiele s. B.-G., Rel. 215ff; Volz, Esch. 168f. Zur eschatologischen ReichGottes-Hoffnung im Rabbinat s. Bill. l,178ff u. das dort zusammengestellte Material. S. wciter S. Schechter, Some Aspects of Rabbinic Theology, 1908, 99ff; G. F. Moore, Judaism, 2,346f. 371-375. 4) Vgl. schon Da 2,44 u. 7,11.26; s. auch Bill. 1,175 (g.h).179 (b) und Volz, Esch. 310.369f. Dies war für die Zeloten wesentlich (s. u. S. 113. 310ft). 6) Vgl. die Gebetsformel Joma 4,le. 2f; 6,2c; Tamid 7,4 = Ps 93. 6) S. Bill. 1,172f (i-n).176ff. Vgl. K. G. Kuhn, Art. ßCY.O"LAEUC; C, ThWB 1,571. Zum Schema-Gebet s. speziell Bill. 1,177f; außerdem I. Elbogen, Der jüdische Gottesdienst ... , 1924, 554f; S. Schechter, op. cit. 64ff; G. F. Moore op. cit. 1,465. A. Schlatter, G. I. 437 A. 255.
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Man kann sich fragen, ob dieser Gegensatz, der im rabbinischen Sprachgebrauch von der C~~ll) rn~"~ zu Tage tritt, nicht bei Judas dem Galiläer aufgelöst worden war. Sicherlich hat Judas, wie die jüdischen Frommen seiner Zeit, die Verwirklichung der Herrschaft Gottes und Israels als eine endzeitliche, wunderbare Tat Gottes erwartet; jedoch verwarf er eine rein passiv-quietistische Hoflnung: Gott werde sein Reich und damit das Weltreich seines Volkes nur dann heraufführen, wenn Israel seinen absoluten Herrschaftsanspruch schon jetzt ohne Einschränkung anerkenne 1). Dieser Herrschaftsanspruch aber wurde dadurch beeinträchtigt, daß die Juden weiterhin bereit waren, dem gottlosen Weltherrscher, dem römischen Kaiser, Gehorsam zu leisten. Die "Umkehr" im Zeichen der nahen Gottesherrschaft, die Bereitschaft, "das Joch des Gotteskönigtums auf sich zu nehmen" bestand folgerichtig darin, daß man - hic et nuncdem irdisch-menschlichen Herrscher allen Gehorsam aufkündigte und sein ganzes Vertrauen auf Gott setzte; er würde sein Volk in der sich notwendig entwickelnden blutigen Auseinandersetzung zwischen Imperium und Gottesherrschaft auf keinen Fall im Stiche lassen. Wenn man bedenkt, wie sehr das palästinische Judentum seit der ~Iakkabäerzeit immer \vieder von der Erwartung des nahen Endes erregt worden war 2) und wie erbittert es um die religiös-politische Unabhängigkeit nach außen und die rechte theokratische Verfassung nach innen gerungen hatte 3), kann man verstehen, daß die These des Galiläers Judas von vielen als di e Lösung der bedrängenden Frage nach der Realisierung der Gotteshenschaft begierig aufgegriffen wurde. Hatte doch selbst J osephus die innere Verfassung des J udentums als 6e:oxpcx,.rtlX umschrieben 4) und ausdrücklich betont, die 1) a 18,5 s. dazu u. S. 127f. 2) Die Naherwartung finden wir sowohl bei den Essenetn (1 QpHab 2,5; 9,6 u.ö.; CD 4,4; 6,11), den Pharisäern (Ps Sal; a 17,43ff), als auch bei Johannes dem T~ufer u. im Urchristentum. 3) Parallel zu dem Unabhängigkeitskampf des jüdischen Volkes nach außen ging der Kampf um die rechte Verfassung nach innen. So hat die Annahme des Königstitels durch Aristobul (a 13,301) bzw. durch seinen Bruder Alexander Jannaj (s. A. Reifenberg, Jew. Coins, 41 Nr. 15ff) sehr wahrscheinlich den Aufstand der Frommen gegen letzteren mit hervorgerufen. Daß die Juden das - nichtdavidische - Königtum ablehnten, zeigen auch ihre Forderungen vor Pompeius (a 14,41; Diodor 40 fr. 2, s. Reinach, 76). Gegen Herodes erhob sich in gleicher Weise die Opposition der Frommen, da ihm als Idumäer die Königswürde erst recht nicht zustand Ca 14,386.403f; s. u. S. 323). Nach seinem Tode traten die Juden vor Augustus wieder mit der Forderung nach Abschaffung des Königtums hervor (b 2,53.90f.). 4) c. Ap. 2,164f. Vgl. dazu R. Eisler 2,81 A. 4: der hellenist. Schreiber des
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Juden sollten die Gesetze als ihre Herren betrachten und darüberhinaus keine anderen suchen: "Denn es genüge, daß Gott Führer (des Volkes) sei" 1). Begünstigt wurde diese radikale Lösung der Frage nach der Gottesherrschaft durch zwei weitere Komponenten, die wohl die Hauptursache dafür bildeten, daß die kaiserliche Herrschaft und Gottes Königstum in den Augen des frommen Juden in einen solch unversöhnlichen Gegensatz gerieten. bb) "Ich bin der Herr, dein Gott ... " Die Gottesbezeichnung j;'~, ursprünglich wohl als Ehrenprädikat vor allem in der Gebetsanrede gebraucht, vertrat mit seiner Spätform "~"l~ in neutestamentlicher Zeit den Gottesnamen Jahwe 2), der dementsprechend in der LXX mit xupwc; übersetzt wurde 3). Das alttestamentliche j;'~ u. "~"l~ dagegen gflb die LXX mehrfach mit öECJ7t6'"t"'Y)c; wieder 4). Diese Entwicklung ist das äußere Zeichen einer tiefgehenden Umwälzung im Gebrauch der Gottesnamen, die das Judentum der hellenistisch-römischen Zeit von dem alttestamentlichen Israel unterscheidet: Während die alten Gottesnamen immer mehr zurücktraten und die eigentliche Gottesbezeichnung Israels, Jahwe, vom alltäglichen Gebrauch gänzlich ausgeschlossen, wurde, rückten allmählich Gottesnamen in den Vordergrund, die als Standes- und Herrscherbezeichnungen zugleich der säkularen Sprache angehörten. Hier wäre zunächst wieder die Bezeichnung "K~önig" C17?:1-ß(xCJ~AEUC;) in ihren verschiedensten Variationen zu nennen 5), unter denen besonders das aus der orientalischen Hofsprache entnommene "König der Könige" 6) und das demselben Bereich angehörige J osephus habe di~sen\ Beg;iff aus"dem jüdische,n malkh:rth, ha~-s:maim gesc,haffen. 1) a 4,223: X<XL 't'out:; v0[L0ut:; e:XOV't'e:t:; ~e:O'7to't'<XC; X<X't' <XU't'OUC; e:X<XO''t'1X 7tplX't''t'E't'e:' &.pxe:'L yap 6 8e:oc; -Yjye:[Lwv e:LVIXL. 2) Vgl. G. Quell. Art. XUPLOC; C, ThWB 3, 1058ffu. W. Eichrodt, op. cit. 1,100f. 3) G. Quell, op. cit. 1056f. Eine knappe Übersicht über das Zurücktreten des Jahwenamens und seine Wiedergabe durch XUPLOC; in der LXX gibt B.- Gr., Rel. 307 A. 1. 4) Gen 15,2.8; (Jos 5,14); Jes 3,1; 10,33 u.ö. Diese Verwendung von Begriffen wie XUPLOt:; und ~e:O'mh1JC; als Übersetzung alttestamentlicher Gottesnamen trifft den tiefsten Sinn der israelitischen Gottesvorstellung : L. Köhler, op. cit. 12, "Daß Gott der gebietende Herr ist, das ist der grundlegende Satz der Theologie des ATs"; ähnlich G. Quell, op. cit. 1060 Z. 21. 5) Vgl. B.-Gr., Rel. 376 A. 1 für die Apokryphen u. Pseudepigraphen. 6) S. B.-Gr., Rel. 303 A. 2 u. E. Lohmeyer, Die Offenbarung des Joh., HBzNT, 2. A. 1953, 144. Daneben findet sich auch die dreigliedrige Formel .. ::>~~ 1~~ C"::>~~i1, s. A. Marmorstein, The old Rabbinic doctrine of God I, The names and
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"Großkönig" 1) auffällig sind. Neben das schon erwähnte "~1~-7;jtt, das weiterhin in der Gebetsanrede erscheint 2), tritt das aramäische (N)1~ 3) und das vor allem in der rabbinischen Literatur häufige lb i 4). Im griechischen Sprachbereich finden wir den Titel xupwc;, der als Qe"re für das Tetragramm in der LXX zum verbreitetsten Gottesnamen wurde 5), ferner das vor allem von Philo und J osephus verwendete Wort 3ECm6T''lC; 6), weiter die Sonderform 3uvacr"t"-I)C; 7), die ursprünglich eine ausgesprochen politische Bezeichnung darstellte und fast nur im Judentum auf Gott bezogen wurde, und schließlich die zuweilen bei Josephus erscheinende Bezeichnung -IJyql.6JV 8). attributes of God, 1927,90f. Weitere Beispiele: das Alenugebet, Bi111,175; Ab6t 3,1; 4,22 (29); die Worte ]ochanan b. Zakkais auf seinem Sterbebett Ber. 28b Bar.; Sir. 51,12 (XIV) = 51,34 Segal; slaw. Hen. 39,8. Zum altoriental. Ursprung dieser Formeln ·s. Liddell-Scott, Dict. 309. 1) Ath. Hen. 9,4; 84,2.5; 91,13; Ps. Sal. 2,32; Tob. 13,5; Sib. 3,499.560; 2. Makk. 13,4; 3. Makk. 5,35; zur Herkunft des Begriffs vgl. E. Peterson, Der Monotheismus als politisches Problem, 1935, 107 A. 20. 2) V gl. Schürer 2,535; B.-Gr. Rel., 309. Für die Gebetsanrede sind die Anfänge der Qumranpsalmen typisch: 1QH 1,20; 3,19.37 u.ö.; der Begriff wurde jedoch nicht im Alltag gebraucht s. G. Dalman, Worte ]esu, 1898, 146ff. Zum rabbinischen Sprachgebrauch s. A. Marmorstein, op. c1t. 62f u. W. Foerster, Art. xup~oc; D,ThWB 3,1083. 3) Vgl. dazu G. Dalman, op. cit. 147ff; W. Foerster, loc. cit. u. A. Marmorstein, loc. cit. 93f. 4) Vgl. Dalman, op. cit. 266f; Bill. 2, 176 zu Lk 10,21 u. 3,671f zu Hb 1,2; A. Marmorstein, op. cit. 98f u. W. Foerster, op. cit. 1084. Der älteste Beleg ist wohl das Gebet des Regenbitters Choni (ca. 100 v. Chr.) Taan 3,8: t:I?;~ ~'f 7;:1'1; a 14,24 beginnt sein Gebet: <1 8EE:, ßa:crLAe:ü 't'(;lv ÖAWV. 5) Vgl. W. Foerster, Herr ist ]esus, 1954, 57-120, s. auch ThWB 3,1081-87. Die Bezeichnung ist als Gottesnamen selbst in den Targum eingedrungen s. ]astrow Dict. 2,1369, ein Zeichen dafür, daß der Begriff auch in Palästina verbreitet war. 6) Vgl. K. H. Rengstorf, Art. ~e:O'7to't''Y)c; ThWB 2,43f; W. Foerster, Herr ist ] esus, 65; W. W. Graf Baudissin, K yrios als Gottesname im ] udentum u. seine Stelle in d. Religionsgeschichte, hrsg. v. O. Eißfeldt, 1929,2,162 sieht in Se:(mo't''Y)C; den am stärksten hellenistisch geprägten Gottesbegriff. Zum Sprachgebrauch bei Philo s. den leider unvollständigen Index v. ]. Leisegang, Philonis Opera ed. L. Cohn u. P. Wendland, Bd. VII, 1928, u. W. Foerster, ap. cit. 119 A. 3. Zu ]osephus vgl. H. St. ]. Thackeray, A Lexicon to ]osephus, 1930ff, 130 u. A. Schlatter, Wie sprach ]osephus von Gott, BFCT 14 (1910), 8ff. 7) V gl. Liddell-Scott 453. ] osephus verwendet den Begriff für die kleinen halbautonomen Fürsten des Ostens, s. Thackeray, ap. cit. 195. Als Gottesbezeichnung erscheint der Begriff fast nur im ] udentum, s. W. Grundmann, Art. M',/a[.L~C;, ThWB 2,288. Eigenartig ist 2. :i\{akk 15,3-5, wo sich der irdische Nikanor dem himmlischen ouv<XO''t''Y)c; gegenüberstellt. Weitere Stellen s. B.-Gr., Rel. 376 A. 3; vgl. auch u. S. 101 A. 5. 8) Vgl. c. Ap. 2,185: 8e:ov ... ·~ye:[.Lova 't'(;lv ÖAW',/; a 4,185: 6 8e:oc; 't'e: ... 6 [.LEXP~ vü',/ -Yjye:fLove:uO'ac; -Yj[.Lrv; 4,223 s. o. S. 98 A. 1 u. die Forderung des Judas Galiläus 7
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Alle diese Begriffe wurden mit Vorliebe in Gebetsformeln verwendet, wobei Verbindungen wie "Herr der Welt" 1) oder "Herr des Alls" 2) besonders häufig waren. Sie sollten wohl ein Ausdruck der unumschränkten NIachtfülle Gottes sein. Welche Bedeutung der Herrschermacht Gottes beigelegt wurde, zeigt die Tatsache, daß im Rabbinat später die Forderung erhoben wurde, die Bezeichnung Gottes als König, d.h. vor allem die beliebte Formel "I<:önig der Welt", müsse zum Besta.Q.dteil eines jeden Gebets werden 3). Einige Beispiele mägen diese Herrscher-Proklamation Gottes in der Gebetsanrede verdeutlichen: "Gebieter des Himmels und der Erde, Schöpfer der Wasser, König Deiner ganzen Schöpfung" 4). "Gepriesen seist Du, 0 Herr, König groß und mächtig in Deiner Größe, Herr der ganzen Schöpfung des Himmels, König der Könige und Gott der ganzen Welt! Deine Macht, Königsherrschaft und Größe bleibt in alle Ewigkeit ... Denn Du hast alles geschaffen und regierst es ... Und nun, 0 Gott, Herr und großer König, flehe und bitte ich ... " 5).
Hier werden Gottes Herrsein und Königtum vor allem auf die Schäpfung bezogen, sie können jedoch auch auf den politischen Bereich aus gedehnt werden: "Gepriesen seist Du, höchster Gott, Herr aller Welten. Du bist der He-rr und Herrscher über Alles und über alle Könige der Erde bist Du Herrscher, um über sie Gericht zu halten" 6). a 18,23. V gl. A. Schlatter, op. eh. 11f u. Philo, de spec. leg. I 32 (M. 2,216); vit. Mos. 1,318 (M. 2,131); 2,168 (160): EVCI. ••• -1Jye:l-L0vCI. 't'WV ö)..WV. 1) Vgl. äth. Hen. 58,4; 81,10; Jub. 25,23; Ass. Mos. 1,11; 1Q 20 fr. 2,5, Qumran Cave I, ed. Barthe1emy-Milik, 87: N~731 il'~. Im Rabbinat sind derartige Formeln besonders häufig, s. A. Marmorstein, op. cit. 62 f.93.98f. 2) Sap 6,7;. 8,3; T. J os. 1,5. Die "All-Formel" findet sich besonders bei Philo (leg. ad. C. 3 [NI 2,546] u.ö.) und bei Josephus (c. Ap. 2,185; a 1,72; 4,46; 14,24 u.ö.). b4,366 kann Vespasian XUPLOC;; 't'WV ö)..wv genannt werden. Vgl. ep. Arist. 195. 8) Ber. 12a: R. Jochanan (+ 279) hat gesagt: "Ein Lobspruch, in welchem sich nicht der Königsname (m~7~) befindet, istkeinLobspruch~'. S. Bill. 1,184; vgl. 1. Elbogen, Der jüd. Gottesdienst, 2. A. 1924, 5 u. G. F. Moore, Judaism 2,373. Schon V. Aptowitzer, MGWJ 73 (1929) 93-118 u. C. Roth, Melekh ha-'olam: Zealot influence in the Liturgy, JJSt 11 (1960), 173-175 vermuteten bei diesen Königsfonnein "zelotischen" Einfluß. J. Heinemann, JJSt 11 (1960), 177 sieht darin einen Protest gegen den Kaiserkult. 4) Judith 9,12. 6) Äth. Hen. 84, 2.3.5 vgl. 9,4f u. 81,3. 6) A Genesis Apocryphon ed. N. Avigad u. Y. Yadin, 1956, col. 20,12f aus einem Gebet Abrahams um Hilfe gegen Pharao: 7'~7 .,,~ 1~"731 "N il11lN T"~ (s. o. A. 94. 98 u. 144) il11lN ill7'N "~7~ 7'~~' N7'~"31 D"7W1 il'~ ill"llN ,C"~"'31 '''j "il"'~~ j~31~7 D""W. In Zeile 15 wird Gott noch "Herr aller Könige der Erde" (il31'N ":ll;l~ l;I':ll;l i1'~) genannt.
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Einen neuen - wenn auch zunächst kaum hörbaren - Akzent erhält die GebetsanredeGottes als des Herrn und Herrschers, wenn von ihm als dem ,~Aneinherrscher", dem "einzigen Herrn" gesprochen wird: "Herr, Herr, König der Himmel und Gebieter der ganzen Schöpfung, ... Alleinherrscher, Allmächtiger ... " 1). M6v<XPX O<;, eine ursprünglich politische Herrscherbezeichnung 2), findet sich im spezifisch jüdischen Schrifttum vor allem noch bei Philo, der den Begriff als Analogie zwischen dem orientalischen Großkönigtum und Gottes souveräner Herrschermacht besonders schätzte 3) und darüberhinaus in den Sibyllinen: "Ein Gott, der allein herrscht ... " 4). Jedoch erscheint die Sache immer wieder in der spät jüdischen Literatur, sei sie nun hellenistischen oder palästinischen Ursprungs: In derselben Schilderung der 3. Sibylle, in der im Zusammenhang mit den Freuden der Heilszeit Gott [.L6v<xpxoc; genannt wird, folgt die Aufforderung: "Lasset uns zum Heiligtum senden, denn er ist der alleinige Gebieter (fL6voc; €(J"rL ~uvcfcr"t"Y)c;) 5). Bei ] osephus betet König Izates um den Sieg über seine Gegner:
"Gebieter, Herr, wenn ich nicht vergeblich deiner Güte teilhaftig wurde, sondern Dich zu Recht für den alleinigen und ersten Herrn aller Dinge ... " 6).
In dem vermutlich auf ein hebräisches Original zurückgehenden Gebet Azarjas flehen die Frommen um Rettung von ihren Bedrängern: 1) Aus dem Gebet des Hohenpriesters Simeon 3. Makk. 2,2: XOptE, XOPLE, ß1XO"LAEG TWV OUP1XVWV X1Xt 8EO'1tOT1X 1tIXO'"1)~ XT[O'E
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"Sie sollen erkennen, daß Du allein Herr bist, der Gott und berühmt auf dem ganzen Erdkreis" 1). Man könnte zwar gegen die :Nlonos"7Formel einwenden, es dürfe ihr in der Gebetsanrede keine zu große Bedeutung beigemessen werden, da sie hier relativ weit verbreitet gewesen sei 2), doch wäre zu fragen, ob nicht gerade im Bereiche des jüdischen Glaubens diese Formel einen tieferen Sinn erhalten mußte, weil ja auch das Verhältnis Israels zu seinem Gott unter den Religionen der alten Welt einzigartig war. Im Jubiläenbuch wird diese 'Tatsache in folgender Weise ausgedrückt: "Über Israel aber hat er keinem Engel noch Geiste 1Ylacht gegeben; sondern er allein ist ihr Herrscher und er behütet sie ... " 3). Der Glaubenssatz, den J osephus dem Judas Galiläus und seinen Anhängern zuschreibt: ~6'Jo'J ~YE~6'J<X x<Xt oEO'7t6"t''Y)'J 'To'J 6EO'J {)7te:~A'Y)q>6(jW 4), ist für die oben skizzierte allgemeinjüdische Anschauung, daß Gott der souveräne Herrscher der Welt und im Besonderen der Herr Israels sei, nur eine letzte Konsequenz: Unter dem Eindruck der zunehmenden Vergättlichung des irdischen Beherrschers der \Velt proklamierten Judas und seine Nachfolger die uneingeschränkte Herrschaft Gottes auch innerhalb des politischen Bereichs. Im Grunde brachte Judas lediglich eine Verschärfung des ersten Gebots. Setzen wir hier statt "Gott" das für das Spät judentum ja nahezu gleichbedeutende "Herr" ein, so haben wir das Bekenntnis der Zeloten vor uns: "Ich bin J ahwe, Dein Herr . . . Du sollst keine anderen Herren neben mir haben!" Es ist vielleicht rucht zufällig, daß der Dekalog im 1. Jh. n. ehr. noch von dem frommen Juden täglich zusammen mit dem Schema gebetet wurde 5), das ja ebenfalls das Bekenntnis zu dem Einen Herrn enthielt 6) und zugleich als 1) Da 3,45 LXX yvw-rwaa.v Ö-rL au d (.LOVOC; XOPLOC; 0 eeoc; ... ; zur semitischen Urform s. O. Eißfeldt, Einleitung 3. A. 1964,798. Vgl. auch 3. (1.) Esra 8,25: EUAOY'Yl't'OC; !.LOVOC; 6 XOPLOC;; Esth. C 14; 2. Makk. 1,24: 6 (.LOVOC; ßa.m),EÜc;. 2) Vgl. dazu G. Delling, IVIONOL 0EOL ThLZ 77 (1952),468-476. 3) Jub. 15,32; dieses Verhältnis zwischen Gott und Israel wird auch von Josephus ZUm Ausdruck gebracht: nach a 5,93 ist Gott der 1taTIjp xat oea1to-r"IJC; 't'OU 'EßpaLwv YEVOUC;; ähnlich 4,201: eeoc; Y<XP dc; xat ";'0 'Eßpcd.wv YEVOC; EV. J) a 18,23; vgl. dazu G. Delling, op. cit. 476. 5) Tamid 5,1; s. 1. Elbogen, ap. cit. 242. Für Philo, de decal. 155 (M. 2,205) ist das 1. Gebot 6 ... 1tpw't'OC; 't'WV 1tEpt (.Lova.PXLac;. 6) Dt 6,4: ... i7J~ ;":1" il'lD',~ ;":1".
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Proklamation der "Königsherrschaft" Gottes verstanden w~rde 1). Von hierher gesehen erscheint es als naheliegend, daß die revolutionäre Forderung des Judas, Gott allein als Herrn anzuerkennen, aus dem Herzen des jüdischen Glaubens erwachsen ist. Die Anerkennung .Gottes als des "Alleinherrschers" auch im politischen Bereich war wohl für Judas die unbedingte Voraussetzung zur Erfüllung der Verheißung Deuterosacharjas (14,9}: ,,-Und Jahwe ist König über die ganze Erde. An jenem Tage ist Jahwe der Einzige und sein Name der einzige".
Das auslösende 1tfotiv dazu scheint der gerade im Osten immer stärker hervortretende Kaiserkult gewesen zu sein. cc) Der Zusammenstoß des palästinischen Judentums mit dem Kaiserkult Der Herrscherkult des Hellenismus war ein typisches Produkt der religiösen Aufklärung und des Zerfalls der überkommenen Religion: nachdem der Glaube an die Realität der alten Götter und ihrer NIacht geschwunden war, trat die Verehrung der gegenwärtig sichtbaren, politischen IvIächte an seine Stelle 2). Schon in der klassischen Zeit durch den Heroenkult vorbereitet, wurde die Vorstellung von der Göttlichkeit des Herrschers unter dem Eindruck der überragenden Gestalt Alexanders des Großen zum Allgemeingut des hellenistischen Ostens. Gefördert wurde diese Entwicklung insbesondere im ptolemäischen Agypten durch die alte Gott-König-Tradition der Pharaonen. Die Tatsache, daß die Juden, wenn man von dem legendären und schon mehr in die römische Zeit hineinweisenden 3. 1) S. o. S. 96 A. 5. Auf die enge Beziehung der Hauptforderung des Judas zum jüdischen Glaubensbekenntnis, dem Schema, hat schon K. Kohler, HarkavyFestschrift 9, hingewiesen. V gl. auch das Martyrium Akibas Ber. 61b. 2) Zur Literatur vgl. insbesondere M. P. Nilsson, Geschichte d. griechischen Religion, Bd. 2: Die hell. u. röm. Zeit, HBdAW, 2. A. 1961, 132-185: Die Religion im Dienst der Könige, 384-395: Der Kaiserkult. Wesentlich sind in unserem Zusammenhang noch: E. Kornemann, Zur Geschichte des antiken Herrscherkultus, Klio 1 (1901), 51-146; H. Heinen, Zur Begründung des röm. Kaiserkults v. 48 v.-14 n. Chr., Klio 11 (1911) 129-177; G. Herzog-Hauser, Art. Kaiserkult, P. W. Suppl. 4,806-852; H. Dessau, Gesch. d. röm. Kaiserzeit, 1924ff, I,S. 353360; II, 1 S. 121-131; A. D. Nock, CAH 10,481-502; E. Stauffer, Jerusalem und Rom, 1957,20-39. F. Taeger, Charisma, Bd. 2, 1960. Zu den göttlichen \Vürdenamen s. D. Magie, De Romanorum iuris publici sacrique vocabulis ... 1905, 62-69. Grundlegend für Ägypten P. Bureth, Les titulatures imperiales ... , Brüssel 1964. Zum Kyrios-Titel s. W. Foerster, Herr ist Jesus, 1924, 99-118; vgl. dazu ThWB 3,1048 u. 1052-56. Zum Verhältnis von Judentum und Kaiserkult s. J. Juster, 1,339-354.
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Makkabäerbuch absieht, nie ernsthaft mit dem Herrscherkult der Ptolemäer in Konflikt kamen 1), erklärt sich wohl aus der größeren Toleranz des vormakkabäischen Judentums gegenüber dem Hellenismus. Dagegen war die Erhebung der Makkabäer wohl durch die von Antiochus Epiphanes geforderte Herrsche:rverehrung mitverurs acht worden 2). Durch die hart erkämpfte Unabhängigkeit blieben zunächst den Juden Palästinas weitere Zusammenstöße erspart, doch war nun ihre Empfindlichkeit geweckt; jedem Versuch eines 1tlenschen, sich göttliche Würden anzueignen, mußten sie mit heiligem "Eifer" entgegentreten. Die Frage wurde erst wieder brennend, als hundert Jahre später J udäa erneut unter das Joch der Fremdherrschaft geraten war. Der Haß der Frommen wandte sich gegen den Sieger Pompeius, der verschiedentlich im Osten göttliche Ehrungen entgegengenommen hatte. Die Psalmen Salomos sprechen in einer Vorwegnahme späterer Antichristschilderungen von dem "Übermut des Drachens" (um:p1)
"Er hatte nicht bedacht, daß er ein Mensch war, und hatte das Ende nicht bedacht, /hatte gemeint: Ich bin der Herr von Land und Meer,/ nicht erkannt, daß Gott groß ist,/ stark in seiner gewaltigen Kraft./ Er ist König droben im Himmel/ und richtet Könige und Reiche" 3).
Der Herrscherkult, der in der folgenden Zeit in Rom Einzug hielt, zeigte gegenüber der hellenistischen Herrscherverehrung einen neuen Aspekt. Im Osten beruhte er auf der völligen Identifizierung von K:.önig und Staat, ein Staat als selbständige Größe existierte gar nicht, alles war vom König und seinen 1tIachtmitteln abhängig. Der 1) Auch hier ist nur andeutungsweise vom Herrscherkult die Rede (2,29.31 u. 3,21). Das zwischen dem Ende des 1. Jh. v. ehr. u. der Tempelzerstörung 70 n. ehr. anzusetzende Werk (s. O. Eißfeldt, Einleitung in d. Alte Testament, 3. A. 1964, 783) enthält gewisses historisch verwertbare Material aus der Zeit der Ptolemäer. Vgl. V. Tcherikover, ScrHieros 7 (1961), 1-26. 2) V gl. E. Kornemann, op. cit. 81 A. 7. 2. Makk. 6,7 spricht von der erzwungenen Teilnahme der Juden am monatlichen Opfer zur Feier des Königsgeburtstages, s. dazu F. M. Abel, Les Livres des Maccabees, 1949, 262f. 2. Makk. 11,23 erwähnt die seleukid. Sitte der Apotheose verstorbener Könige, s. Abel, op. cit. 428. Auch das Danielbuch setzt 6,8 den Herrscherkult voraus s. dazu A. Bentzen, Daniei, HBzAT, 1952,52. Ähnlich Judith: 3,8 wird die Anbetung Nebukadnezars gefordert; 2,5; 6,2; M. Hengel, Judentum u. Hellenismus, 2. A. 1973, 520ff. Zur göttlichen Herrscherbezeichnung des Antiochus IV. s. auch Abel, op. cit. 20. Schon Ant. IH. d. Große u. später sein Sohn Epiphanes haben den Herrscherkult planmäßig gefördert s. Nilsson, op. cit. 168 (OGIS 224) u. Schürer 1,193 A. 21. 3) Ps Sal 2,25.28f. Zur göttlichen Verehrung desPompeius im hellenist. Osten s. Nilsson, op. cit. 179.
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allmähliche Verfall der königlichen :NIacht in den Diadochenreichen hatte auch dem Kult des jeweiligen "Gottkönigs" den Rückhalt genommen. Der römische Staat war dagegen eine selbständige Macht, vor und unabhängig von den jeweiligen Kaisern. Dem entsprach die Tatsache, daß unter Augustus in der Regel der ältere Kult der Roma. mit dem seiner Person verbunden wurde 1). Die Kaiserverehrung wurde von ihm in eine solche feste Ordnung gebracht, daß sie unabhängig von der persönlichen Haltung des einzelnen Herrschers - vor allem im Osten - in ganz bestimmten vorgeschriebenen Bahnen verlief. Der entscheidende Schritt war wohl die Erhebung des toten Caesar zum Divus Iulius 2). Folgerichtig nannte sich Octavian kurze Zeit später "Divi filius" 3). Im Osten wurde dies durch utoc; Se:au 4) wiedergegeben, daneben erschien auch das einfache Se:6c; 5). Diese Würdenamen mußten in den Augen der Juden als eine Blasphemie erscheinen; daran änderte auch die Tatsache nichts, daß ihnen als den einzigen Untertanen gestattet war, diese anstößigen Bezeichnungen wegzulassen 6). Ebensowenig konnten die Juden die persönliche Mäßigung des Kaisers würdigen, denn diese betraf im Grunde nur die römischen Bürger und wirkte sich in den Provinzen kaum aus 7). Im Gegenteil: war der Kult des jeweiligen Herrschers in den hellenistischen Nlonarchien stets räumlich und zeitlich sehr begrenzt gewesen, so breitete sich die Verehrung des Gottkaisers über die ganze von Rom beherrschte Welt aus. Selbst vor dem Heiligen Land machte sie nicht halt. Herodes 1., ganz von der kaiserlichen Gnade abhängig, beeilte sich, 1) Nilsson, op. ch. 177, E. Kornemann, op. cit. 94. 2) Am 1. 1. 42 v. Chr. durch Volks- u. Senatsbeschluß; s. Kornemann, op. ch. 96; H. Heinen, op. ch. 135f; H. Bengtson, Grundriss d. röm. Gesch., 1967,239. 3) 40 v. Chr.; A. D. Nock, CAH 10,482: "a title in itself unique for a Roman and liable to lead to more". Vgl. H. Beinen, op. ch. 140 A. 2 u. 3. '1) Belege bei A. Deissmann, Licht vom Osten, 4. A. 1923, 294f. 5) S. D. Magie, op. cit. 66; A. Deissmann, op. cit. 292ff. 6) S. J uster1 ,342 A. 3; in den offiziellen Aktenstücken, die J osephus wiedergibt, findet sich nirgends das Appellativ 8e:oc;. Claudius tadelt a 19,284 das Verlangen Caligulas, die Juden sollten ihn "Theos" nennen. 19,345 (= Apg 13,22) wird Agrippa I. von seinen Schmeichlern" Theos" genannt: die Strafe folgt sofort und der König ist selbst erschüttert über sein Vergehen (347). Andrerseits weiß J osephus um die Apotheose der Kaiser: 19,289 läßt er (bzw. seine Quelle) Claudius den Großvater Augustus "göttlich" (TOG 8e;(ou L:r::ßC(O'TOG) nennen. V gl. auch die Apologie gegen Apion c. Ap 2,73ff. Wie weit das Judentum der Diaspora den Ansprüchen der Kaiserverehrung entgegen kam, zeigt der Hymnus bei Philo, leg. ad C. 143ff (M. 2,566f). S. dazu E. Stauffer, op. cit. 33f. . 7) s. H. Dessau, op. ch. I S. 335ff.
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den Kaiserkult in den überwiegend hellenistischen Teilen seines Landes einzuführen, obgleich er - zumindest äußerlich - Jude war. 27 v. Chr. hatte Octavian den Titel "Augustus" (~€ß<X(J. ·t'6c;) 1) angenommen; im selben Jahre noch änderte Herodes den Namen der von ihm wiederaufgebauten Stadt Samaria in Sebaste um und errichtete dort dem Kaiser einen Tempel 2). 22 v. Chr. begann er mit dem Bau der Hafenstadt Caesarea an der Stelle des alten Stratonsturm; sie erhielt einen Tempel des Augustus und der Roma mit überlebensgroßen Standbildern 3) .. Bei der Einweihung 9 v. Chr. wurden zu Ehren des Gottkaisers Spiele mit vierjährigem Abstand eingesetzt 4). Ähnliche Spiele hatte Herodes schon früher (25 v. Chr.?) in Jerusalem selbst zur Verherrlichung des Augustus gestiftet. Auch wurde das dort neu errichtete Theater mit Inschriften zu Ehren des Kaisers geschmückt 5). Im Jahre 20/19 v. Chr. erhielt auch Paneas (das spätere Caesarea Philippi) einen Augustustempel 6). Alle diese Tempelbauten wurden auf dem heiligen Boden des einst von Gott für Israel verheißenen Landes errichtet. Verständlicherweise mußte dieser rührige Eifer des Herodes zur höheren Ehre seines göttlichen Souveräns das Mißfallen seiner jüdischen Untertanen erregen 7). Zu seiner Entschuldigung brachte er vor, daß er dies nicht aus freien Stücken, sondern auf höheren Befehl hin getan habe - eine Behauptung, die ihm selbst Josephus nicht zu glauben vermochte 8). Betont dieser bzw. seine Quelle Nikolaus v. Damaskus doch ausdrücklich, es hätte im ganzen Reich keinen Ort mehr gegeben, an dem der König zu des Kaisers Ehre nichts errichtet hätte 9). J\tIöglicherweise hat Herodes sogar die göttliche Verehrung seiner eigenen 1) S. H. Heinen, op. cit. 151, zum Titel selbst s. E. Kornemann, op. cit. 98, H. Dessau, op. cit. I S. 35f, A. D. Nock, op. cit. 483: "Between man and god it represents just such a compromise as does princeps between citizen and king". 2) a 15,292f.296ff = b 1,403. S. auch Schürer 1,366 A. 8.389; 2,149ff, bes. 151; H. Heinen, op. cit. 152 A. 3 u. E. Stauffer, op. cit. 27f. 3) a 15,293.331-341 = b 1,408-414. Zum Tempel u. den Kolossalstatuen s. besonders a 15,339 u. b 1,414: Die Kaiserstatue war der des olympischen Zeus nachgebildet. Der Hafen selbst erhielt nach Augustus den Namen "Sebastos" : a 17,87 = b 1,613. 4) a 15,341; 16,136-141; b 1,415f. Vgl. Sueton, Aug. 59; Schürer 1,389; 2,134ff, zu den Spielen 2,50f. 5) a 15,267-275; b 1,415. V gl. Schürer 1,388 A. 58. E. Stauffer, op. cit. 28. 6) a 15,363f = b 1,404. Vgl. Schürer 2,205; E. Heinen, op. cit. 156 A. 4. 7) Zu den verschiedenen Anschlägen auf Hemdes s. u. S. 263ff u. 326ff. 8) a 15,327-330. Zum Bisherigen s. auch Juster 1,341 A. 1. u. W. Otto, Hemdes, 1913,67-69. A. Schalit, König Hemdes, 1969, 421ff. 9) b 1,407.
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Person geduldet: Eine in dem Tempel von Kanatha in Batanäa aufgefundene Herodesstatue, die von einem idumäischen Söldner dort aufgestellt worden war, legt diese Vermutung nahe 1). W. Otto glaubte sogar, der von Herodes über dem Tempeltor befestigte Adler sei in dieser Richtung zu verstehen 2). Aus reiner Spielerei wird Herodes dieses inhaltsreiche Bild, das auch auf einer seiner :Nfünzen erscheint 3), wohl kaum an einer solch exponierten Stelle angebracht haben; war es doch göttliches Symbol 4), Zeichen der königlichen ß..'facht und kaiserliches Wappen 5) zugleich. Da auch in der zeitgenössischen jüdisch-apokalyptischen Literatur der Adler als das Zeichen der römisch-kaiserlichen Herrschaft erscheint 6), ist es durchaus möglich, daß die eifernden Frommen, die jene anstößige Figur zerstörten und dafür mit dem Leben bezahlten, in ihr das Symbol einer verhaßten Herrschaft, zumindest aber einen Einbruch
1) W. Dhtenberger, OGIS, 1,628 Nr. 415. Vgl. a 16,158: Die Juden fanden keine Gnade bei ihm, "denn sie waren nicht in der Lage durch Bildsäulen, Tempel oder ähnliche Bauwerke dem Ehrgeiz des Königs zu schmeicheln". W. Otto, op. cit. 106.112; A. Momigliano, CAH, 10,332 A. 4. A. Schalit, König Herodes, 1969, 457f. 2) a 17,149-167 = b 1,648-654; s. dazu W. Otto, op. cit. 112f: "Vielleicht darf man mit diesen Wünschen nach Vergättlichung die Anbringung des Adlers am Tempel und auf Münzen in den letzten Jahren des Königs in Verbindung bringen ... " Vorsichtiger A. Momigliano, op. cit. 335 A. 2. 3) S. A. Reifenberg, Jewish Co ins, 43 Nr. 34 u. G. F. Hill, Catalogue of the Greek Coins of Palestine, 1914, 227 = XXIV, 15. Von Hemdes Agrippa I. wurde der Adler wieder aufgenommen, op. eh. 238 = XXVI, 4. 4) Zum Adlersymbol s. Oder, Art. Adler, PW 1,373f, Th. Schneider, Art. Adler, RAC 1,87ff, u. E. R. Goodenough, Jewish Symbols in the Greco-Roman Period, 1958, 8,121-142. Der Adler war Symbol Juppiters. Als solches erscheint er auf der Stirn- und Rückseite des capitolinischen Tempels (Tac. hist. 3,71) und auf den römischen Feldzeichen, die göttliche Ehren genossen (b 6,316); als Vogel des Baal Schamen bzw. des Sonnengottes findet er sich an syrischen Tempeln, s. dazu u.a. R. Eisler 2,169f, Goodenough, op. cit. 125f. Vielleicht wird er in dieser Eigenschaft schon Da 9,27 erwähnt, s. A. Bentzen, Daniel, HBzAT, 1952, 68. 5) S. Th. Schneider, op. cit. 89: "Zeichen der Herrscher, die selbst wie der Adler dem Göttergeschlecht angehören und in deren Herrschaft das regnum der Gottheit, insbesondere des Zeus oder Jupiter epiphan wird". Eine besondere Rolle erhielt der Adler in der römischen Kaiserapotheose, s. F. Cumont, Etudes Syriennes 2 (1917), 35ff u. E. Bickermann, ARW 27 (1929), 1-34; Goodenough op. cit. 129f. 6) Schon im AT war er eine politische Metapher: Dt 28,49; Jes 46,11; Jer 48,40; 45,21; Hab 1,8. Die Habakukstelle wird 1QpHab 3,8 auf die Kittim (d.h. wohl die Römer) gedeutet. Ass. Mos. 10,8 wird vielleicht der Sieg Israels über den Adler (= Rom) geschildert, noch deutlicher ist die Adlervision 4. Esra 11; vgl. außerdem Sib. 3,611; äth. Hen. 90,1ff.
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hellenistischer Symbole und Vorstellungen in das Heiligtum sahen 1). Der nach dem Tode des Herodes mit elementarer Gewalt ausbrechende Aufstand nahm wohl deshalb solche Ausmaße an, weil weite Kreise in dem Herrschaftsanspruch des römischen Kaisers eine Bedrohung der Reinheit des jüdischen Glaubens sahen; man glaubte, die Tage des Antiochus Epiphanes würden sich wiederholen 2). Judas der Galiläer gab kurze Zeit später dieser Ablehnung der kaiser-" lichen Herrschaft eine klare "theologische" Begründung. Auf Grund der unmittelbar bevorstehenden Gottesherrschaft und vermutlich in Anlehnung an das Bekenntnis zu dem einen Herrn Israels forderte er, Israel dürfe nur Gott allein als Herrn und Herrscher anerkennen und dem Kaiser keinen Gehorsam mehr leisten. J osephus kleidete diese Forderung in ein philosophisch-allgemeingültiges Gewand; in Wirklichkeit trug der Ruf des Judas wohl charismatische Züge: unter dem Eindruck der drängenden Nähe des Gottesreiches rief er Israel zur Umkehr auf 3). Wie einst Elia in heiligem Eifer die Entscheidung zwischen J ahwe und Baal forderte, verlangte Judas die Entscheidung zwischen dem Gott der Väter und dem römischen Gottkaiser. Judas gründete keinesfalls eine "anarchistische" Bewegung 4), im Gegenteil, er selbst wurde '~YE~
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als vielmehr darin, daß Menschen, die sich göttliche Würden anmaßten, kein Gehorsam geleistet werden dürfe. Die Anerkennung des römischen Kaisers kam für ihn wohl dem Götzendienste gleich. Josephus konnte in seiner Darstellung diesen Zug nicht bringen, da er als gläubiger Jude den Herrscherkult selbst ablehnen mußte, und durch eine Herausstellung dieses Punktes dem Judas indirekt recht gegeben hätte. Die weitere Entwicklung schien die Forderung des Judas nach einer klaren Entscheidung zwischen Kaiser- und Gottesherrschaft zu bestätigen. Die wenigen Anekdoten, die uns Josephus aus der Zeit der Prokuratoren berichtet, beziehen sich mehrfach auf Zusammenstöße des jüdischen Volkes mit dem Kaiserkult. So ließ Pilatus zu Beginn seiner Amtszeit eine römische Truppeneinheit beim nächtlichen Einzug in Jerusalem - entgegen früherer Gewohnheit - die K.aiserplaketten an den Feldzeichen mit hereinbringen. Da die Soldaten vermutlich in der Antonia Quartier bezogen, wurde zugleich die Heiligkeit des Tempels verletzt 1). Später soll der Prokurator Weiheschilde vor seinem Amts sitz, der Herodesburg, aufgestellt haben, auf denen nur der Name des Kaisers stand. :Nlöglicherweise lag der Anstoß eben in dieser Aufschrift, deren genauer Inhalt nicht mitgeteilt wird 2). In beiden Fällen mußte Pilatus dem Drängen des empörten Volkes nachgeben. Wenige Jahre darauf vermied Vitellius, der Statthalter Syriens, erneute Unruhen nur dadurch, daß er den inständigen Bitten der Juden entsprach und seine Truppen mit ihren Feldzeichen jüdisches Gebiet umgehen ließ 3). Alle Befürchtungen wurden jedoch durch den Größenwahn Caligulas übertroffen. Unter ihm erreichte der Kaiserkult und zugleich die Auseinandersetzung der Juden mit diesem seinen ersten Höhepunkt. In Alexandrien gab die Verweigerung der Kaiserverehrung dem Pöbel Anlaß zu wüsten Ausschreitungen gegen die Juden, wofür sich diese nach dem Tode Caligulas mit Hilfe ihrer palästinischen und ägyptischen Stammes1) b 2,169-174 = a 18,55-59, vgl. dazu C. H. Kraeling, The Episode of the Roman Standards at ]erusalem, HTR 35 (1942), 263-289. Nach Euseb, demonstr. evang. GCS ed 1. Heikel, 1913, 6,390 berichtete auch Philo von dieser Episode, und Zwar soll Pilatus die Feldzeichen bei Nacht im Tempel d.h. wohl in der Antonia aufgestellt haben. S. auch Schürer 1,489 A. 145 u. R. Eisler 2,166f. 2) Philo, leg. ad C. 299-302 (M. 2,589f); ob die von Pilatus geprägten Kupfermünzen mit dem lituus und simpulum in der Weise Anstoß erregten, wie E. Stauffer, op. cit. 17.35 vermutet, bleibt fraglich. Es waren ja daneben die viel anstößigeren Silberdenare verbreitet. S. u. S. 198f. Nach A. Kindler, IE], 6 (1956), 55, wurden diese Lituusmünzen schon von Valerius Gratus geschlagen. 3) a 18,120-122. Vgl. P. L. Maier, HThR 62 (1969),109-121.
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genossen in einem bewaffneten Aufstand rächten 1). Auch im palästinischen Jamnia provozierte die heidnische 1'Iinderheit die jüdische Bevölkerung durch die Errichtung eines Kaiseraltars, worauf jene das anstößige Objekt zerstörte. Auf den Bericht des dortigen kaiserlichen Sachwalters hin gab Caligula den verhängnisvollen Befehl, sein Bild im Tempel zu Jerusalem aufzustellen. Das ganze Volk geriet in Bewegung, und nur die Ermordung des Kaisers verhinderte einen allgemeinen Aufstand 2). Dies Ereignis muß die Judenschaft Palästinas aufs Schwerste erschüttert haben. Zum ersten Mal wieder seit Antiochus Epiphanes hatte die Hand eines heidnischen Tyrannen nach dem Lebensnerv des jüdischen Volkes - seinem Glauben an den einen wahren Gott - gegriffen 3). Die Erinnerung dann hat sich selbst in der rabbinischen Überlieferung erhalten 4), wahrscheinlich ist sie darüberhinaus in das Neue Testament eingegangen 5). Es hätte keine bessere Bestätigung für die These des Judas Galiläus geben können, als jene wahnsinnige Forderung Caligulas; wahrscheinlich ist dadurch die zelotische Bewegung, die jeden Kompromiß mit Rom entschieden ablehnte, wesentlich gestärkt worden. Auch der den Römern loyal gegenüberstehende Jude mußte jetzt einsehen, daß der Kaiserkult eine latente Bedrohung des jüdischen Gottesglaubens bedeutete 6). 1'röglicherweise hat die unmittelbar darauf 1) Zu den Vorgängen in Alexandrien vgl. Philo, c. Flacc. 41ff (M 2,523f) u. leg. ad C. 132ff (NI 2,564f), s. dazu Schürer 1,496ff und V. A. Tcherikover u. A. Fuks, CP], 1957,1,68 A. 2. u. 69. Zum Aufstand der juden s. a 19,278f. Die Juden erhielten Unterstützung aus Palästina u. dem ägyptischen Hinterland, s. den Brief des Claudius CPJ 2,36ff Col V, 96ff. 2) Zu den Vorgängen in Jamnia s. Philo, leg. ad C. 199ff (M. 2,575); über die weiteren Vorgänge in Palästina: b 2,184-203 = a 18,261-309 u. Tacitus, hist. 5,9; vgl. dazu Schürer 1,184-203; H. Graetz 3,332-343; H. Dessau, 11, 2 S. 788ff; M. Charlesworth, CAH 10,662f. 3) J. W. Lightley, Jewish Sects and Parties in the Time of jesus, 1925, 368: "Though the danger was over, the episode left an indelible impression on the mind of the people". 4) S. Derenbourg 207ff; H. Graetz 5. A. 3,573.742f.770. In der Fastenrolle 11 (26) wird der Tag, an dem die Nachricht vom Tode Caligulas eintraf, als Freudentag begangen; nach T. Sota 13,6 (Z. 319) hörte der Hohepriester "Simon der Gerechte" im Allerheiligsten eine Hallstimme, die ihm den Tod Caligulas und die Aufhebung der götzen dienerischen Befehle verkündigte. Vgl. dazu P. Winter, Simeon der Gerechte u. Caius Caligula, ZRGG 6 (1954), 72ff. 5) Mk 13,14 parr.; vgl. dazu E. Klostermann, Das Markusevangelium, HBzNT 4. A. 1950, 135 z. St_; außerdem 2. Thess 2,4-12, dazu NI. Dibelius, An die Thessalonicher I u. II, HBzNT 3. A. 1937, 45f. 6) So N. Bentwich, Josephus, 1926,27 u. J. W. Lightley, loc. cit.: "The wantonness of the affront to the religion must have gone far to convince even the more pacinc, that there was but one way out of the existing impasse, and that was a way of violence" .
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folgende Regierung des Herodes Agrippa 1. damals den endgültigen Bruch des Volkes mit Rom verhindert. Aber auch die strenge Wahrung der jüdischen rc:ligiösen Interessen - etwa bei dem Zwischenfall in Dor 1) - konnte auf die Dauer das Anwachsen jener Gruppen nicht zurückhalten, die den Gehorsam gegen den römischen Gottkaiser für unvereinbar mit Gottes Gebot hielten. Das Zeichen für den endgültigen Bruch mit Rom gab wiederum ein Ereignis, das den Kaiser betraf: 1'Ian weigerte sich, für ihn das zweimalige tägliche Opfer darzubringen 2). "Dies war eine theokratische Form der Kriegserklärung" 3). Die Sikarier, die sich in Ägypten lieber zu Tode foltern ließen, als daß sie dem Kaiser den Titel ,,~E(J"7t6't"'Y)~" gaben, waren nur das letzte Glied einer langen und folgerichtigen Entwicklung. Judas der Galiläer stand darin an entscheidender Stelle. Aus der Überzeugung heraus, daß es zwischen der römischen Kaisermetaphysik und der nahenden Königsherrschaft Gottes auch im profanen politischen Bereich keinerlei Kompromiß geben dürfe, gab °er der jüdischen Freiheitsbewegung ihre grundlegende Kampfformel. Weil der Kaiser göttliche Würde beanspruchte, kam der Gehorsam ihm gegenüber dem Bruch des ersten Gebotes gleich und war Götzendienst; angesichts der nahenden Heilszeit konnte nur noch Gott allein als der wahre Herrscher Israels und der ganzen Welt gelten. Wer aber "den Göttern opfert und nicht J ahwe allein, der soll dem Bann verfallen" (Ex 22, 19). c) Das W ei terwir ken der Vors tell ung von der Alleinherrschaft Gottes Die Auseinandersetzung zwischen der I<::aiserherrschaft und dem jüdischen Volk setzte sich fort in den Apokalypsen des Esra und 1) a 19,300ff: Hellenistische Ruhestörer hatten durch Aufstellung einer Kaiserbüste versucht, die dortige Synagoge zu entweihen. Der Versuch wurde in einem Edikt des syrischen Statthalters aufs Schärfste getadelt, wobei dieser ausdrücklich betont, er sei, in gleicher Weise wie "sein königlicher Freund Agrippa darauf am meisten bedacht, daß die Juden sich nicht unter dem Vorwand der Verteidigung zu einem Aufruhr zusammenrotteten". Vgl. c. Ap. 2,73ff. 2) b 2,409: Die Weigerung, die Josephus allgemein umschreibt - kein Fremdstämmiger dürfe im Tempel ein Opfer darbringen - erhielt erst dadurch, daß sie sich gegen den Kaiser richtete, ihren entscheidenden Akzent. Wenn Caligula daran Anstoß nahm, daß die Juden zwar für ihn einem anderen Gott aber nicht ihm selbst opferten (leg. ad. C. 356, M. 2,598), so mußte umgekehrt den "Eiferern" unerträglich erscheinen, daß sie vor Gott für einen _Menschen Opfer darbringen sollten, der sich selbst als Gott bezeichnete und dem von Nicht juden göttliche Ehren zuteil wurden. 3) J. Wellhausen, Israelitische u. Jüdische Geschichte, 5. A. 1904, 367.
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Baruch und in der christlichen Antichristüberlieferung, wie sie insbesondere in Apk 13 erscheint (s.u. S. 309f). Aber auch die Botschaft von der "Alleinherrschaft Gottes" 1) lebte als endzeitliche Hoffnung weiter, vor allem in den Gebeten der Synagoge 2). Stärker als etwa in die gelehrte Diskussion der Rabbinen hatten sich die enttäuschten messianischen Hoffnungen des jüdischen Volkes in das Gebet geflüchtet. ~Tir finden dort nicht nur die Beteuerung, daß Gott allein der wahre König über Israel sei, sondern es wird auch damit die Bitte um eine baldige Realisierung dieser Herrschaft verbunden. An erster Stelle ist die palästinische Rezension des Achtzehn-Bitten-Gebets zu nennen, das bis in das 1. Jh. n. ehr. zurückreicht : "Bringe zurück unsere Richter wie vorzeiten und unsere Ratgeber wie am Anfang und sei König über uns, Du allein" 3).
Die darauffolgende zwölfte Bitte erfleht die Ausrottung der "übermütigen Herrschaft" a;'! .n7~~~), d.h. Roms, die vorhergehende zehnte den Anbruch der Freiheit (mi"ö). Ähnliche Formeln erscheinen in einer ganzen Reihe alter Gebete: "Wahrhaftig bist Du Herr Deinem Volk und ein starker König, zu streiten ihren Rechtsstreit ... und außer Dir haben wir keinen König!" 4) "Unser Vater, unser König, kein König ist uns außer Dir!" 5). " ... die übermütige Herrschaft O;'! .n~:J7~) laß von der Erde verschwinden, und sei Du, Jahwe, König allein über alle Deine Werke., auf dem Berge Zion, der Wohnung Deiner Herrlichkeit, und in Jerusalern, der Stadt Deiner Heiligkeit!" 6). 1) Eine Vorform aus Qumran s. in 4 QDibHam = M. Baillet RB 68 (1961), 208 Col. V, 9 vgl. Jes. 45,21. 2) Auf diesen Zusammenhang wies als Erster K. Kahler, JE 12,640 u. HarkavyFestschrift 9, hin. 3) 11. Bitte: TJ'1~ i;t~~ ';7~~ Text nach W. Staerk, Alt jüdische liturgische Gebete (Lietzmanns kl. T. 58), 1930; vgl. dazu 1. Elbogen, Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1924, 244f: E. setzt das Achtzehngebet sehr früh an, betont aber, daß die speziell messianischen Stücke später aufgenommen wurden. Da die pal. Rezension mit der Aufnahme der 12. Bitte gegen die Häretiker um 100 n. Chr. ihre endgültige Form erhielt, scheint unsere Formel auf die Zeit der Zeloten selbst zurückzugehen. '1) Aus den Benediktionen zum Morgengebet (nach dem Schema), der sog. Geullah, s. \Y/. Staerk, op. cit. 7. 5) Zweite Bitte aus dem Abinu Malkenu, \Y/. Staerk, op. cit. 38. Nach Taan 25b (Bar.) bat schon R. Akiba mit diesem Gebet um Regen. 6) Aus dem Gebet 9'1ry~ 1:;?~\ einem der Musaphgebete zum Neujahrsfest, s. W. Staerk, op. cit. 23, 1: Elboge~, op. cit. 141.
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"Er ist unser Gott, wir haben wahrhaft keinen König außer ihm!" 1).
Diese Auszüge aus dem alt jüdischen Gebetsgut zeigen deutlich, wie sehr sich das Bewußtsein, daß Gott der einzige Herr und König Israels sei, im Glaubensleben des rabbinischen Judentums weiter erhalten hat. Nur suchte man jetzt nicht mehr das Königtum Gottes mit heiligem Eifer und bewaffneter Hand im politischen Bereich Zu verwirklichen, man zog sich vielmehr auf die Tora-Forschung, die frommen Werke und die Gebetsübung zurück. Die endgültige Durchsetzung der Gottesherrschaft stellte man Gott anheim, sie rückte damit in die ferne Zukunft. Zwei Texte aus den Jahrzehnten unmittelbar nach der Zerstörung des zweiten Tempels zeigen, daß die Frage nach der "politischen Verwirklichung" der Gottesherrschaft auch weiterhin die Lehrer bewegte: Eliezer b. Hyrkanos, den man selbst als einen "Eiferer" unter den Gelehrten bezeichnen könnte, war sich klar darüber, daß die Vernichtung Roms die V oraussetzung für den Anbruch der Gottesherrschaft bildete: "Wann wird der Name dieser vertilgt werden (d.h. Amaleks = Rom)? Zu jener Zeit, wenn der Götzendienst ausgerottet sein wird, er samt seinen Verehrern, und Gott auf der ganzen Erde als der Eine sein wird und seine Königsherrschaft in alle Ewigkeiten besteht: zu jener Zeit ,wird Jahwe ausziehen und kämpfen mit diesen Heiden' (Sach 14,3) ... , und es wird Jahwe König sein über die ganze Erde" (Sach 14,9) 2).
Eliezer b. Hyrkanos geht von denselben Voraussetzungen aus wie cUe Zeloten, doch wird die Aufrichtung der Gottesherrschaft zu einer Sache der ungewissen Zukunft, die er zwar erhofft, die er jedoch nicht nüt Gewalt herbeizuführen sucht, sondern dem Ermessen Gottes überläßt. Die Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft wird auch aus einem Wort seines Zeitgenossen, J ose des Galiläers, deutlich: "JHWH wird König sein (1i1;l7?:) für immer und ewig (Ex 15,18)" ... "Wenn die Israeliten am Meer gesagt hätten, JHWH ist König geworden C177.?) für immer und ewig, so würde keine Nation und 1) Aus dem "Alenu"; Text nach dem Siddur Sephath emeth, Ausgabe B, Frankfurt-Rödelheim, 1927; vgl. auch Bill. 1,175 u. 1. Elbogen, op. cit. 143. 2) Mek. Ex. 17,14, CL. 2,158). Eliezer b. Hyrkanos war ein Schüler v. Jochanan b. Zakkai, seine Jugend reicht also noch in die Zeit vor der Zerstörung des 2. Tempels zurück. Zu seiner Persönlichkeit s. Schürer 2,437ff u. \Yf. Bacher, Aggada der Tannaiten 2. A. 1903, 1,100ff.
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Zunge über sie Gewalt gewonnen haben; aber sie sprachen: 'JHWH wird König sein immer und ewig', nämlich fur die Zukunft" 1).
Für Judas und seine Anhänger war "die Zukunft" schon angebrochen. Gott war "K.önig geworden", es galt nur, diese Tatsache konsequent in die politische Wirklichkeit umzusetzen. Das Wort J ose des Galiläers erscheint demgegenüber fast wie eine apologetische Erklärung des unnatürlichen Zustandes der Fremdherrschaft, wobei durch ein exegetisches Wortspiel die Realisierung der Gottesherrschaft in die ferne Zukunft gewiesen wird. . Auch den Gegensatz zwischen den Ansprüchen der kaiserlichen Herrschaft und Gottes wirklicher .:Nlajestät haben die Lehrer der tannaitischen Zeit - wie zuvor Judas - noch deutlich erkannt: "Dir, J(ahwe), gebührt die Größe und die Macht, der Ruhm und der Sieg und die ßiIajestät (1. ehr 29,11). ,Tch will J(ahwe) singen, denn er ist wirklich erhöht'. Wenn ein König von Fleisch und Blut in eine Stadt einzieht, rühmen sie alle vor ihm, er sei stark, und er ist es nicht, sondern schwach; er sei reich, und er ist es nicht, sondern arm; er sei weise, und er ist's nicht, sondern töricht; er sei barmherzig, und er ist's nicht, sondern grausam; er sei gerecht, er sei treu - aber nichts ist an ihm von allen diesen Tugenden, vielmehr schmeicheln sie ihm alle. Aber nicht so jener, der sprach, und die Welt ward ... " 2).
Die angeführten Beispiele lassen deutlich werden, daß die zelotischen V orstellungen über die Zerstörung J erusalems und den zwei Generationen später folgenden Aufstand Bar K.osebas hinaus in die rabbinische Überlieferung hinein weiterwirkten. Sie verloren gewiß ihre radikale Schärfe, wurden abgemildert und umgedeutet, doch wird man aus ihrem Fortbestand darauf schließen dürfen, daß im 1. Jh. n. ehr. eine teilweise enge Verbindung zwischen Rabbinat und Freiheits bewegung bestanden hat.
2. Die Freiheit Israels a) bei J osephus Als IZampfesziel der "vierten Sekte" nennt Josephus insbesondere die "Freiheit": Nach Judas und Zadduk brachte die Steuereinschätzung die "offenbare Versklavung" mit sich, sie riefen daher das Volk zur "Rettung der Freiheit" auf 3). Bei der zweiten Zusammenfassung 1) Nlek. Ex. 15,18 (L. 2,80); ÜS. n. Bill. 1,179. Jose d. Galiläer war ein Zeitgenosse R. Akibas, s. Strack, Einl. 126. 2) Mek. Ex. 15,1 (L. 2,8f). E. Stauffer, op. cit. 39 vermutet darin "einen Kampftext aus der Zeit Hadrians". 3) Vgl. G. Baumbach, Das Freiheitsverständnis in der zelotischen Bewegung, in: Das ferne und das nahe Wort. Festschrift L. Rost, BZA\"VI 105, 1967, 11-18.
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ihrer Ziele und Anschauungen spricht Josephus von der "unüberwindlichen Freiheitsliebe" 1) des Judas und seiner Anhänger. Auch im "Bellum" erscheint die Freiheit immer wieder als das Grundmotiv der Aufstänciischen: -So steht sie im Mittelpunkt der Todesrede des Judasenkels, Eleazar S.d.Ari, des Verteidigers von Masada, den Josephus noch einmal als Vertreter der untergehenden Aufstandsbewegung zu Wort kommen läßt, wobei ganz im Gegensatz zu der sonstigen Beurteilung der Zeloten durch Josephus auch durchaus edle Töne anklingen 2). Eleazar, den wir schon auf Grund seiner Verwandtschaft mit Judas als einen genuinen Sprecher der von jenem begründeten ,,4. Sekte" betrachten dürfen 3), beginnt mit einem Rückblick auf die Vergangenheit: "Von Anfang an, als wir die Freiheit erringen wollten ... " 4). Später beklagt er sich darüber, daß er sich in der Meinung, "er habe gute Genossen in den Kämpfen um die Freiheit gefunden", getäuscht habe 5). Die Toten preist er glücklich, denn "sie sind im Kampf um die Freiheit... gefallen" 6). Die Betonung der Freiheit als des Kampfesziels durchzieht die ganze Rede 7); Sogar den Massenselbstmord der Verteidiger von JVfasada deutet J osephus als Ausdruck jener unbändigen Freiheitsliebe, die den Tod der Sklaverei vorzog 8). Von den Aufrührern, die in der chaotischen Zeit vor Beginn des Jüdischen K.rieges das Land überschwemmten, berichtet J osephus : "Die Volksverführer (YO"f)'!e:<;) und Räuber (A71Cl"'!PLXOL) vereinigten sich, verführten viele zum Aufruhr und drängten sie dazu, die Freiheit zu gewinnen" 9).
Die Aufständischen selbst begründen mit der Freiheit ihren Abfall von Rom: "Aus Sehnsucht nach Freiheit sind wir von den Römern abgefallen ... " 10). V or allem in den Reden, die J osephus den verschiedenen Hauptpersonen innerhalb des "Bellum" in den JVIund legt, taucht das 1) a 18,4. 23: i3UCl"VLX"f)'rO<; i3rl: 'roG EAe:u8epou ~P(j}<; ZCl"'rtv aU'roi<;. S. o. S. 79f. 2) b 7,323-336 u. 341-388; zur Rede vgl. H. St. J. Thackeray, Josephus, the man and historian, 1929, 45. 3) b 7,253; vgl. 2,447. S. auch u. S. 269f. 4) b 7,327. 5) b 7,341. 6) b 7,372. 7) b 7,324ff.329.334.350.370.386. 8) Vgl. die außerordentlich positive Beurteilung b 7,406. Zur Frage des "heroischen Selbstmords" s. u. S. 268ff. 9) b 2,264. 10) b 2,443.
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Freiheitsmotiv immer wieder an entscheidender Stelle auf. Agrippa II. zählt "die unsinnige Hoffnung auf Freiheit" 1) zu den drei Hauptursachen der Kriegsstimmung in Jerusalem: "Viele stimmen gewaltige Lobgesänge auf die Freiheit an ... " 2). "Doch ... was verehrt ihr die Freiheit so? Wenn ihr die Knechtschaft für unerträglich haltet, sind die Klagen über die Regierung überflüssig!" 3).
Man könnte fast meinen, J osephus habe hier dem Agrippa 11. ein Argument der Zeloten zugeschoben, denn für diese konnte auch eine milde und verständnisvolle römische Verwaltung die Unterwerfung gegenüber Rom nicht mehr rechtfertigen, ja sie mußten eine solche noch mehr hassen als das Schreckensregiment eines Gessius Florus. Auch Titus spricht von der Freiheit als dem Kriegsziel der Juden 4), und vor den Männern von Gischala meint er gar, "ihre Hoffnung auf Freiheit sei verzeihlich" 5). In der Rede und Gegenrede zwischen dem Hohenpriester Jesus S.d.Gamala und dem Anführer der Idumäer, Simon S.d.Kaatha, konnte der Hohepriester die Idumäer nicht davon überzeugen, daß die gemäßigte Partei die ersehnte Freiheit keineswegs verraten wolle 6). Simon ließ sich nicht davon abbringen, daß die Zeloten "Vorkämpfer für die Freiheit" seien 7). Schließlich hatte J osephus selbst während seiner galiläischen Periode zum Kampf für die Freiheit aufgerufen 8); als Sprecher der Römer verurteilte er jedoch später in gleicher Weise den Freiheitskampf der Aufrührer: "Zugegeben, daß es edel ist, für die Freiheit zu kämpfen, so hätten sie dies doch früher tun müssen; nachdem sie einmal unterlegen sind und dies schon so lange Zeit geduldet haben, wäre der Versuch, das Joch abzuschütteln, ein Werk von Männern, die den Tod und nicht die Freiheit lieben" 9).
Für Josephus war die Eroberung Jerusalems durch Pompeius die entscheidende Wende in der jüdischen Geschichte, und die Juden trugen nach ihm selbst Schuld an ihrem Schicksal: 1) b 2,346. 2) b 2, 348: 7tOAAO~ ... 't"tX 't".~t; EAe:u8e:PLC
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"Wann begann unsere Knechtschaft? ... Damals, als der Wahnwitz eines Aristobul und Hyrkan und ihr gegenseitiger Hader Pompeius gegen die Stadt heraufführte und Gott jene den Römern unterwarf, die der Freiheit unwürdig waren!" 1). Die jüdischen Verteidiger auf der Mauer konnten freilich diesen Gesinnungswechsel des J osephus nicht nachvollziehen: mehrfach riefen sie den Belagerern zu, der Tod sei ihnen lieber als die Knechtschaft 2), eine Haltung, die uns immer wieder im Verlaufe des Jüdischen Krieges begegnet 3). Selbst die offensichtliche Niederlage konnte diesen "Freiheitsfanatismus" nicht erschüttern: die nach Ägypten geflohenen Sikarier "überredeten viele (ihrer Volksgenossen), die sie aufgenommen hatten, sich die Freiheit zu erringen, die Römer nicht als ihnen überlegen zu betrachten und Gott als den einzigen Herrn anzuerkennen" 4). In seiner abschließenden, scharfen Verurteilung der jüdisch~n Aufständischen berichtet Josephus, daß die "Sikarier" nach der Schätzung des Cyrenius sich gegen diejenigen zusammengeschlossen hätten, die den Römern weiterhin Gehorsam leisten wollten, und sie wie Feinde behandelt hätten, denn "nichts würde solche Menschen von Nicht juden unterscheiden, da sie so schmählich die hartumkämpfte Freiheit (7tE:PL!LcXX'Y)'t'Ov ... E:Ae:uee:plav) der Juden preisgäben und bereitwillig die Sklaverei unter den Römern erwählten" 5). ] osephus fügt zwar hinzu, dies sei nur ein Vorwand für ihre Habsucht und Grausamkeit gewesen, doch darf man dies als tendenziöse Verleumdung betrachten. Auf jeden Fall wird deutlich, daß das Freiheitsmoriv die Berichte des Josephus über die ,,4. Sekte" und die spätere Aufstandsbewegung bis zum Ende des Jüdischen K.rieges wie ein roter Faden durchzieht 6). Die Haltung des ] osephus dem jüdischen Freiheitsstreben gegenüber ist selbst nicht völlig eindeutig; vor allem in den "Antiquitates" nimmt er eine sehr positive Stellung zum Frdheitswillen des jüdischen V olkes ~während dessen früherer 1) b 5, 395 f: u1t'ha~e:v 6 ee:o~ TOU~ OllX &C:lou~ E:Ae:Uee:p(a~. 2) b 5,321. V gl. 458. 3) Mehrfach zogen die Juden den Tod der Gefangennahme vor: b 3,331 u. 355ffin Jotapata; 4,79fin Gamala, u.ö.; s. u. S. 269f. 4) b 7,410. 5) b 7;255, vgl. auch b 4,146, wo angesehene Juden von den Zeloten als 1t'pOa6Ta~ ... T1j~ XOLV1j~ E:Ae:Uee:pLa~ hingerichtet wurden. 6) Vgl. noch b 4,178.229.273 u.ö., außerdem a 20,120.
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Geschichte ein 1). Im "Bellum" ist allerdings mit Ausnahme der· Stellen, wo sich das Freiheitsverlangen gegen die eigenen" Tyrannen" - d.h. die Führer der Aufständischen 2) - richtet, sehr wenig von diesem positiven Verständnis des Begriffes "Freiheit" zu merken; hier erscheint der Freiheitswille als die völlig profane, unberechtigte Begierde nach politischer Freiheit 3). :Nlan könnte sich nun mit dieser Darstellung des J osephus begnügen und den Kampf des Judas, seiner Anhänger und Nachfolger bis hin zu den nach Ägypten versprengten Sikariern als ein rein säkular-politisches Phänomen verstehen, das in der antiken Geschichte eine Fülle von Parallelen Bndet. Da zudem die alttestamentliche Tradition kein genau entsprec~endes Äquivalent zu EAEU6Ep(a 4) enthält, ist es verständlich, daß eine Reihe von historischen Darstellungen der jüdischen Aufstandsbewegung dieses säkulare Ideal der nationalen Freiheit in den V ordergrund stellt. Doch wird man damit dem "Kriegsziel" des 1) So betont er stolz die Freiheitsliebe der Juden: a 2,281 ; 3,19 u.ö.; die Freiheit selbst ist ein Geschenk Gottes an Israel: a 2,327; 3,64; vgl. 7,95. Wenn a 6,20 Josephus den Samuel sagen läßt: oux, Em8ufLe:~v EAe:u8e:PLW:; ~e:~ [J.ovov, eXAAIX x,cd 7tO~e:i:v ~~' c1v Clv ~A8o~ 7tpo<; ufLä<;, so steht er damit auf derselben Linie wie die Zeloten. Auch die Makkabäerkriege werden als Freiheitskriege geschildert: vgl. a 12,281.302 die Ansprachen des Mattathias und a 12,433f die Charakteristik des Judas Makkabäus sowie die Zusammenfassung a 13,1. W. R. Farmer hat auf diese Diskrepanz in der Beurteilung des makkabäischen und zelotischen Freiheitskampfes bei Josephus besonders aufmerksam gemacht: S. 9.14 u.ö. Er begründet dies richtig mit "his dual role as apologist" (20), einmal für die Römer und zum andern für die Juden gegenüber der zeitgenössischen hellenistischen Welt. Leider hebt Farmer hier zu wenig den Unterschied zwischen "Bellum" und "Antiquitates" hervor: Im "Bellum" überwiegt die apologetische Tendenz für Rom und speziell für die Flavier, darum tritt hier der Kampf der Makkabäer als Freiheits. kampf kaum in Erscheinung; der Begriff EAe:u8e:pl.cx. findet sich z.B. in diesem Zusammenhange dort überhaupt nicht. 2) S. b 2,443.564; die Rede des Hohenpriesters Ananos 4,162-196.389.394 u.ö. 3) Entsprechend läßt Josephus Agrippa II. und Titus Vergleiche mit den vergeblichen Freiheitsbemühungen anderer Völker anstellen: b 2,361.365.370. 376f. u.ö . .1) In der LXX ist E:Ae:u8e:pl.cx. relativ selten; nur in zwei Fällen wird ein hebräisches. Äquivalent angegeben: Lev 19,20 i1~~~ u. Sir. 7,31 t,zj~n, in beiden Fällen
geht es um die Befreiung von Sklaven. Die einzige ursprünglich hebräische Schrift, in der E:Ae:u8e:pl.et im Sinne der politischen Freiheit eines Volkes auftaucht, ist 1. Makk.: vgl. 14,26, das Volk über Simon u. seine Brüder: ~(j't"I)(jetV ett.l't'C{) (dem Volk) EAe:u8e:pLetV. Im rein griechischen Schrifttum der LXX ist der Freiheitsbegriff häufiger (3. Makk. 3,28; 3. (1.) Esra 4,49.53). Leider war dieses Fehlen der alttestamentlichen Tradition wohl die Ursache dafür, daß im Theol. Wörterbuch z. NT die Frage eines spezifisch jüdisch-palästinischen Hintergrundes der Wortgruppe EAe:u8e:pl.et völlig ausser Acht gelassen wurde; s. H. Schlier, ThWB 2,484ff, der sich lediglich auf die griechisch-stoische Vorgeschichte des Begriffs beschränkt.
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Judas und der von ihm ausgehenden Bewegung wohl kaum gerecht. Wir müssen uns vielmehr fragen, ob in dem Begriff der "Freiheit" - trotz der einseitigen, hellenistisch gefärbten Darstellung des J osephus - nicht noch mehr enthalten ist . . Im "Bellum" findet sich ein eigenartiger Bericht, der für die eschatologisch überhitzte Atmosphäre in Judäa vor Ausbruch des Jüdischen Krieges beispielhaft ist: "Verführer und Betrüger, die unter dem Deckmantel göttlicher Inspiration Aufruhr und Umsturz im Sinne führten, beredeten die Menge derart, daß sie den Verstand verlor, und führten sie hinaus in die Wüste 1) (im Glauben), Gott würde ihnen dort Zeichen der Freiheit zeigen. Gegen sie sandte Felix, da er dies für den Anfang eines Aufstandes hielt, Reiterei und Fußvolk aus und ließ eine große Anzahl töten" 2).
Diese "Zeichen der Freiheit" (CYYJ!1-Er:~ eAEUeEp(~C;), die Josephus in den "Antiquitates" als "Wunder und Zeichen, die nach Gottes Vorsehung geschehen", näher umschreibt, werden durch eine weitere Stelle desselben Werkes näher beleuchtet: Als das Heer Pharaos heranzog, machten die Israeliten "dem :NIose Vorwürfe, da sie alle Zeichen vergessen hatten, die von Gott zu ihrer Freiheit gewirkt worden waren" 3).
Schon Micha 7,15f werden von Jahwe für den Anbruch der Heilszeit dieselben Wunder (1'l;N7~~) erbeten, die einst in Ägypten geschahen, um die Feinde Israels in Furcht und Schrecken zu versetzen. In ähnlicher Weise versprachen wohl jene "Vel-führer und Betrüger" - entsprechend der apokalyptischen Gleichung Endzeit = V orzeitbei einem zweiten Exodus in die Wüste die Wiederholung der Straf- und Gerichtswunder, durch die das ägyptische Volk geschlagen und Israel befreit worden war 4). Zweifellos umschreibt Josephus 1) Zum Zug in die Wüste s. u. S. 255ff. 2) b 2, 259f: WC; ex.d "t"oG 8EOG ad~ov"t"oc; <Xlho'Lc;
a'Y)fLdCl. eAEU8EpLCl.C;. vgl. a 20,167f: 8d~ELV Y<XP e!CPCl.Q"(XV eVCl.py1j "t"EpCl.'t'Cl. x.Cl.t a'Y)fLELCl. x.Cl."t"<X "t"~V "t"oG 8EO\) np6VOLCl.V y~v6fLEVCl..
Zu den falschen Profeten s. u. S. 235ff. 3) a 2, 327: mx.v't'wv e:mAEA'IJafLEVOL ,wv ix. 8EoG npoc; 't'~v EAEU8EpLCl.V Cl.U,OLC; a'Y)fLdwv YEyov6't'wv, vgl. R. Eisler 2,429. 4) Zur Entsprechung der Erlösung aus Agypten und der endzeitlichen Erlösung s. J. Jeremias, Art. Mwüa1jc;, ThWB 4,864ff u. G. Kittel, Art. e!P'IJfLoC;, ThWB 2,656f; vgl. auch P. Volz, Esch. 2. A., 370 u. S. Zeitlin, Judaism, JQR 34 (1943/44),332. Rabbinische Parallelen s. bei Bill. 1,86f; 4,860f.939f.954. Beispiele für das Wiederkehren der Strafwunder in Agypten in der Endzeit bietet in reichem Maße die Johannes-Apokalypse, s. vor allem c. 8 u. 16. Rabbinische Parallelen s. dazu bei Bill. 3,818.
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hier mit dem Begriff EAeu6e:pL<X die endzeitliche Erlösung Israels durch Gottes wunderbares Eingreifen. Von hier aus wird man mit Recht die Frage erheben dürfen, ob dieser eschatologisch bestimmte Freiheitsbegriff dem Ziel der jüdischen Aufständischen seit Judas nicht sehr viel mehr entspricht als die säkulare, aus der griechischen Staatslehre herkommende Bedeutung 1). Dafür spräche auch, daß J osephus an mehreren Stellen das Freiheitsmotiv eng mit dem Bekenntnis zur Alleinherrschaft Gottes verbindet. Erst wenn Gottes Königsherrschaft über der ganzen Erde aufgerichtet würde, wäre Israel wirklich frei, denn dann würde es von keiner Seite mehr gehindert, Gottes Willen in absoluter Reinheit und Vollkommenheit zu erfüllen 2). b) Auf den jüdischen Aufstandsmünzen Im Alten Testament, bei J esus Sirach und in den Schriften von Qumran 3) sucht man vergeblich nach einem Äquivalent zu dem griechischen Begriff EAeu6e:pL<X in seiner politischen Bedeutung. Das erste zeitlich genau fixierbare Auftreten des hebräischen Begriffs für "Freiheit" fällt bezeichnenderweise in die Zeit des Jüdischen Krieges, und zwar finden wir das Wort n~ilJ - ein ursprünglich aramäisches Abstraktum 4) - erstmalig auf den jüdischen Aufstandsmünzen 5). Es handelt sich dabei um Bronzemünzen, die 1) Zu Letzterer s. H. Schlier, Art. EAe:u8e:pta Th WB 2,484ff. 2) V gl. A. Schlatter, G.1. 263: "Dadurch, daß der Zelotismus die Freiheit als das unverlierbare Besitztum der heiligen Gemeinde pries, lockerte er ihre Untertänigkeit unter das Gesetz nicht. Wie der Pharisäer lehrte, daß dem Volk die Freiheit von den fremden Herrschern ... durch das Gesetz gewährt sei, so entstand für den Zeloten die Freiheit aus der Herrschaft Gottes, unter die sich der Mensch durch die Erfüllung des Gesetzes stellt. Durch die Heiligkeit des Gesetzes bekam der Kampf für die Freiheit das Merkmal der heiligen Pflicht, der jede andere Rücksicht weichen mußte. Ebenso deutlich war aber jedem Zeloten und dem ganzen Volk, daß sich der Kampf für die Freiheit einzig durch die Festigkeit und Größe der göttlichen Verheißung rechtfertigen ließ". 3) Die Formel n"n pn 1QS 10,6.8.11 ist wohl sicher als n~iO pn nach Ex
32,16 zu lesen, vgl. H. Braun, Spätjüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus, 2 Bde. 1957, 1,26f A. 5. Im Rabbinat wurde allerdings später dieses n~iO in mit! umgedeutet, s. u. S. 123ff. 4) S. M. Jastrow, Dict. 1, 460; der Begriff findet sich auch im Syrischen, s. C. Brockelmann, Lexicon Syriacum, 2. A. 1928, 252b r<'~oi~; u.a. wurde damit in der Peschitta das i1~=?~ (s. o. S. 118 A. 4) von Lev 19,20 wiedergegeben.
5) S. A. Reifenberg, Jew. Coins, 58 Nr. 147-149, vgl. dazu 32f; die Münze Nr. 147a, die über eine Prägung Herodes Agrippa's 1. geschlagen wurde, legt diese Bronzemünzen eindeutig auf die Zeit des 1. Aufstandes fest. Schon Schürer
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auf der Vorderseite die Jahreszahl (w"w bzw. C"T1W T1lW = Jahr 2 u. 3 des Aufstandes), dazu eine Amphora mit engem Hals und Deckel tragen 1), während die Rückseite eine Ranke mit einem Weinblatt zeigt 2) und dazu die Aufschrift "Freiheit Zions" (l'''~ T1"n). Doch findet sich der Begriff der T1~'1J auf den Prägungen des ersten Aufstandes bei weitem nicht so häufig wie später auf den Münzen Bar Kosebas 3). Die wesentlich stärker verbreiteten Silberschekel der ersten Erhebung haben neben der jeweiligen Jahreszahl 4) auf der Rückseite als Münztext "Jerusalem, die Heilige" (ilW"i'il c"'w",,) oder nur mzni' c'w"., 5). Die lange Zeit dem Makkabäer Simon zugeschriebenen Bronze-Schekel mit der Jahreszahl 4 und der Aufschrift "für die Erlösung Zions" (l'''~ n'Nl') 6) stammen nach den neuesten Funden ebenfalls aus dem 1. Aufstand. Möglicherweise ist diese 1,766f u. 771f kam zu demselben Ergebnis. Zahlreiche Münzen mit dieser Aufschrift wurden in Masada gefunden, s. L. Kadman, A Coin Find at Masada, IE] 7 (1957), 61-65; Y. Yadin, Masada, Hamburg 1967, 97.172.206f. 1) Es handelte sich wohl hier um ein Tempelgefäß, möglicherweise zur Wasserund Weinlibation am Laubhüttenfest, vgl. P. Romanoff, ] ewish Symbols on Coins, ]QR NS 34 (1943/44), 163ff. S. auch o. S. 69 A. 2. 2) Die Ranke deutet vielleicht auf das Siegessymbol des Palmzweiges hin (vgl. u.a. 1. Makk. 13,37; 2. Makk. 14,4 u. 5. Esra 2,45). Vgl. P. Romanoff, op. cit. 438 u. ]QR 33 (1942/43), 2 A. 4 u. 5; das hebräische Aquivalent für Palmzweig wird zudem genauso geschrieben wie m'lJ. Das Wein blatt war
m,o
ein typisches Münzsymbol des ersten Aufstands, vielleicht als ein Symbol der Fruchtbarkeit (Joel 2,22; Sach 8,12), möglicherweise hatte es aber auch messianische Bedeutung (Gen 49,11). Vgl. C. Roth, IE] 12 (1962), 36f. 3) V gl. Reifenberg, op. cit. 60ff Nr. 164ff und die Erläuterung 35ff. Es handelt sich vor allem um zwei Münztexte 'N'W" ,n':lW = "Im 2. Jahr der Freiheit Israels" und C'W"., 1'l,.,n'? = "Für die Freiheit ]erusalems". Wahrscheinlich wurde die Letztere der beiden Münzen nach der Besetzung ] erusalems durch die Römer geschlagen und drückte den sehnsüchtigen Wunsch nach der Befreiung der heiligen Stadt aus. 4) Diese Silberschekel sind für die ganze Dauer des Aufstandes von Jahr 1-5 nachweisbar. Als Münzbild tragen sie durchweg den Kelch auf der Vorder- und 3 Granatäpfel auf der Rückseite. Reifenberg, op. cit. 31f, sieht in dem Kelch, bei dem es sich wohl ebenfalls um ein Tempelgefäß handelt, den "Cup of salvation" nach Ps 116,13f; ebenso C. Roth, Messianic Symbols in Palestinian Archeology, PEQ 87 (1955), 160ff. Auch die Granatäpfel werden messianisch gedeutet. n) Reifenberg, op. cit. 57f Nr. 137-145; vgl. schon Schürer 1,762ff. 6) Op. cit. 39 Nr. 4-6. Reifenberg gibt zwar die Fraglichkeit der makkabäischen Herkunft dieser Stücke zu, hält aber weiter daran fest, s. 1Off. Schürer war noch unentschieden: 1,772. Eindeutig für eine Festlegung auf den 1. Aufstand sind jedoch P. Romanoff, ]QR 33 (1942/43), 6f und B. Kanael, BASOR 129 (1953), 18ff, auf Grund des Fehlens dieser Münzen in Beth-Zur. Diese Datierung wird jetzt auch durch die neuesten Münzfunde bei .Masada bestätigt; s. L. Kadman, IE] 7 (1957), 61ff.
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Prägung Simon b. Giora zuzuschreiben, der im 4. Jahre des Aufstandes (April/Mai 69 n. ehr.) in Jerusalem eingelassen worden war, um die Bevölkerung von der Tyrannei des J ohannes von Gischala zu befreien. Da der Silberschatz im Tempel in den Händen des J ohannes war, konnte Simon keine Silberschekel schlagen lassen. B. Kanael vermutet darüber hinaus, die Aufschrift "für die Erlösung Zions" sei als Ausdruck der messianischen Ansprüche Simons zu verstehen und weise auf die eschatologische Befreiung hin, während J ohannes von Gischala mit n~'1J nur die politische Freiheit ausdrücken wollte 1). Diese Unterscheidung läßt sich jedoch nicht halten: Ganz abgesehen davon, daß auch J ohannes von Gischala möglicherweise nach der messianischen Würde gestrebt hat 2), zeigen die Bar Koseba1tIünzen, bei denen beide Begriffe häufiger nebeneinander erscheinen, daß m'lJ und il1~~ nahezu identisch sind 3). So gut wie il7~~ 4) kann auchn~'lJ auf die eschatologische Erlösung hinweisen. Der rabbinische Sprachgebrauch, der im Folgenden untersucht werden soll, hat dafür eine ganze Reihe von Beispielen: Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die "Freiheit" nicht wie bei den Münzen des zweiten Aufstandes überwiegend auf Israel, sondern grundsätzlich auf Zion bezogen wird. Dies zeigt die überragende Bedeutung, die gerade das Heiligtum in J erusalem für die Aufständischen besaß. Von seiner Befreiung hing die Freiheit ganz Israels ab. Die häufigere 1tIünzaufschrift "Jerusalem die Heilige" deutet in dieselbe !Uchtung: Durch die Vertreibung der Fremden und Ungläubigen war Jerusalem, die Stadt, in der Gottes Heiligtum 1) BASOR 129 (1953), 20: "Redemption in this context means vastly more than freedom, the former being religious and messianic and the latter mainly political" . 2) S. u. S. 303f. 3) S. Reifenberg, op. cit. 60ff Nr. 163.170.181-195, vgL auch S. 35. Die Münzen des ersten Jahres tragen durchweg die Aufschrift '?N'W" n'?Nl'?, die der späteren Zeit '?N'W" ,"'?:JW oder C'?W"" 11""7. 4) il1~~ hat im AT rechtliche Bedeutung und bezieht sich auf den Rückkauf von Sklaven, Köhler-Baumgartner, Lexicon 163; die einzige Stelle, wo es im Sinne von ,,(Anspruch auf) Befreiung" verwendet wird, ist Hes 11,15, vgL jedoch LXX, sowie die lat. u. syr. Übersetzungen. Häufig wird dagegen das Verb '?~~ mit Gott als Subject im Sinne von erlösen, befreien etc. gebraucht: Ex 6,6; 15,13, auch mehrfach bei Deutero- u. Tritojesaia. Auf Zion bezogen wird es dort 59,20, auf Jerusalem 52,9; vgl. auch Ps 74,2; 106,10 u.ö. Im Rabbinat wurde il1~N~ zum terminus technicus für die messianische Befreiung Israels von der Völkerherrschaft, s. Bill. 4,860ff; Jastrow, Dict. 1,20H.
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sich erhob, zur wahrhaft heiligen Stadt geworden 1). Das "heilige Jerusalem", die "Freiheit" und die "Erlösung Zions" entsprachen sich gegenseitig. In allen drei Münztexten des ersten Aufstandes konnte so die Erfüllung der profetischen V etheißung zum Ausdruck kommen:· "Wach auf, wach auf, zieh Deine lviacht an, Zion! Ziehe Deine Prachtkleider an, J erusalem, Du Stadt der Heiligkeit! Denn nimmer kommt zu Dir hinein ein Unbeschnittener und Unreiner. Schüttle den Staub von Dir ab, steh auf, Gefangene, Jerusalem! Löse die Fesseln Deines Halses, Gefangene, Tochter Zion!" 2).
Durch die Aufstandsmünzen wird so die Vermutung nahe gelegt, daß gerade bei den Zeloten eine durch die Profeten vorgegebene Doppeltradition von der endzeitlichen Heiligkeit 3) und Freiheit 4) Jerusalems und des Tempels wirksam war. c) In der rabbinischen Tradition Im Zusammenhang mit der Fabel von der unehrenhaften Herkunft der Juden 5) war in der Antike auch die Ansicht verbreitet, das jüdische Volk sei in besonderer Weise zur Knechtschaft geschaffen 6). 1) S. u. S. 223ff. Dieser Münztext war möglicherweise durch die in Jerusalem so beliebten tyrischen Schekel mitbeeinflußt, die die Aufschrift Tupov tEPOV xcd &crUAov trugen, s. I. Abrahams, Studies in Pharisaism and the Gospels, 1st series, 1917,84. Vgl. A. Ben-David, Jerusalem und Tyros.o 2) J es 52, H, vgl. auch 9b. Eine ähnliche Verheißung erscheint auch J oel4, 17: "Ihr werdet erkennen, daß ich Jahwe Euer Gott bin, der auf 2ion wohnt, meinem heiligen Berge; und J erusalem wird ein Heiligtum sein, Fremde werden nicht mehr in sie hineingehen". 3) Die Tradition von der zukünftigen Heiligkeit Jerusalems erscheint außer bei den oben genannten Stellen noch Hes 44,9; Psal. Sal. 17,22.28.30; Apk 21,2.27; vgl. auch das jüngst veröffentlichte Qumranfragment J. M. Allegro JBL 77 (1958),351 = 4Qflor Nr. 174, S. D JD J V, 53f. 4) Die Vorstellung vom "freien J erusalem" begegnet vor allem in den .Makkabäerbüchern, vgl. die Klage des Mattathias 1. Makk. 2,11: ... &v'd S:Asu8epa.<; s:yevE"t'o dc:; ~OUAT)V, die fast als Umkehrung von Jes 52,1f erscheint. 1. Makk. 15,7 sagt Antiochus VII. Sidetes Jerusalem die Freiheit zu; 2. Makk. 9,14 betet der bußfertige, todkranke Antiochus Epiphanes: "t'1]V [LEV &.yia.v 7tOALV ... tAzu8epa.v &Va.~e:!:!;a.L; auch der polemischen Allegorie Gal 4,21ff (s. vor allem 4,26: -f) ~E &Vffi 'lEpoucra.A1][L S:A€u8epa.) könnte eine andersartige jüdische Auffassung von der "Freiheit Jerusalems" zugrundegelegen haben, vgl. dazu H. Lietzmann, An die Galater, HBzNT 3. A. 1932, 32. 5) Nach NIanetho waren die Stammväter der Juden aus Ägypten vertriebene Aussätzige und zusammengelaufenes Gesindel (c. Ap. 1,227-250). Diese Fabel wurde zum festen Bestandteil nahezu aller Berichte antiker Historiker über die Juden, vgl. z.B. Tac. hist 5,2.12; S. dazu Schürer 3,151f. G) Vgl. z.B. Cicero, de prov. consul. 5,10 (Reinach 241): "Tradidit (Gabinius) in servitutem Judaeis et Syris, nationibus natis servituti". Apion warf den Juden
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Auf diesem Hintergrund wird die betonte Feststellung innerhalb des Judentums verständlich, die Juden seien immer "Freie" gewesen 1). Der hebräische Ausdruck dafür war r!;n-T~, abgeleitet von 0'1'1", was im Alten Testament die freien, angesehenen Bürger bedeutet 2). Die Juden konnten einerseits ihre "Freiheit" durch die Berufung auf ihren Stammvater Abraham begründen 3); diese "Freiheit" war zunächst nicht politisch oder sozial zu verstehen, sondern leitete sich' von der hohen Stellung des Ahnherrn ab 4). Sobald jedoch in der Haggada die Freiheit Israels mit der Befreiung aus Ägypten begründet wurde, brach die politische Fragestellung auf, und die Juden wurden dadurch immer wieder daran erinnert, daß sie nach göttlicher Bestimmung eigentlich ein freies Volk sein müßten. So soll lvIose beim Auszug den Israeliten zur Ermunterung zugerufen haben: "Aus dem lvIunde der Kraft wurde mir gesagt, daß ihr Freie seid!" 5). R. Gamliel H. sagte zur Pesachfeier : "Darum sind wir verpflichtet zu danken, zu rühmen und zu loben ... vor dem, der unseren Vätern und uns allen diese Wunder getan; der uns geführt aus der Knechtschaft zur Freiheit (r"i'ln~ ii":1:s7~), aus der Trauer zur Festlichkeit, aus der Finsternis zu großem Licht und aus der Sldaverei zur Erlösung (iJ1;!'Nl1;! j':1~vm)!" 6). Auch das Abendgebet nach dem Schema erinnert an die Befreiung
vor (c. Ap. 2,125): ~OUAeUeW ~e (1.ii.nov E8ve:c)"LV xcd äno"t'e: äAAOLC:,. Titus betonte (b 6,42), eine Niederlage bringe den Juden keine Schande, denn sie hätten gelernt Sklaven zu sein ((1.<x8oücjL 80UAeUe:~V). Paradoxerweise trat unmittelbar daneben die Anklage, die Juden seien unruhig und stets zum Aufruhr geneigt. 1) So wird das N1-~ N~;'1-~f bei der Volkszählung Nu 1,3 von Josephus a 3,196 mit E:Ae:u8e:pOL wiedergegeben. In b 7,265 hebt J. hervor, daß Simon b. Giora es wagte, die Juden als E:AeU8e:pOL Zu mißhandeln (s. auch o. S. 118 A. 1), vg1. H. Guttmann, Die jüdische Religion bei Josephus, 1928, 10. 2) Köhler-Baumgartner, Lex. 329, vgl. 1. Kge 21,8.11 u.ö.; l'1"!n-p erscheint nur Qoh 10,17. . 3) Joh 8,33ff, vgl. Mt 3,9 par.; B.Q. 8,6: "R. Akiba sagt, auch die Armsten in Israel betrachtet man als Freie O'lin '13:1), die ihr Vermögen verloren haben, denn sie sind Söhne von Abraham, Isaak und Jakob" (Üs. nach Goldschmidt 7,308). R. Eisler (2,665 A. 5) sieht in der Rede Jesu Joh 8 - wohl etwas zu phantasievoll- eine "Umdeutung der Verheißungen Judah's des Galiläers". 4) Vgl. R. Bultmann, Das Evangelium d. Johannes, Meyers Komm. 11. A. 1950,335 A. 6, s. dazu Bill. 1,117, Schab. 128a Bar.: "R. Simeon b. Gamliel u. R. Simeon u. R. Ismael u. R. Akiba haben sämtlich die Meinung gehabt, daß alle Israeliten Söhne von Königen seien". 5) :Mek. Ex 14,2 CL. 1,190). ' 6) Pes. 10,5; der Text zeigt u.a., daß li~ilJ u. ii~~N~ synonym gebraucht werden konnten. Üs. nach Goldschmidt 2,665. .
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vom ägyptischen Joch: "Er vollbrachte Wunder für uns und Vergeltung an Pharao, Zeichen und Wundertaten im Lande der Söhne Harns; er schlug in seinem Zorn alle Erstgeborenen Ägyptens und führte sein Volk aus ihrer Mitte zu ewiger Freiheit. '" (C~'37 11""?). Seine Kinder sahen seine Macht, priesen und dankten seinem Namen, sein Reich nahmen sie bereitwillig auf sich ... Und es ist gesagt: J(ahwe) erlöste (i1j~) Jakob und befreite (,~~m) ihn aus der Hand dessen, der stärker ist als er ... " 1).
Gerade das letzte Beispiel zeigt deutlich, wie die wunderbare Befreiung aus Ägypten die Hoffnung auf die zukünftige Erlösung von der Herrschaft Roms begründete. Auch das Hapaxlegomenon l1~'O Ex 32,16 wurde zur Begründung der Freiheit Israels herangezogen und entsprechend umgedeutet 2). "Was bedeutet
l1~'O?
(Darüber diskutierten R. Jehuda, R. Nechemja
und unsere Lehrer). R. Jehuda sagte: Freiheit von den Regierungen (m":l?~ l~ 11,,'n), R. Nechemja sagte: Freiheit vom Todesengel, und unsere Lehrer sagten: Freiheit vom Leiden".
Da die Umdeutung des l1~'O in l1~"lJ für die rabbinische Exegese des 2. Jh. n. ehr. schon selbstverständlich war und man nur noch darüber diskutierte, worauf die Freiheit zu beziehen sei, darf man annehmen, daß diese exegetische Spielerei schon einige Zeit früher aufgekommen ist - vermutlich in Kreisen, denen der Begriff l1~"lJ besonders am Herzen lag. Die Deutung wurde nun in der verschiedens ten Weise varüert: Nach R. Eleazar, Sohn des R. J ose des Galiläers (Mitte d. 2. Jh. n. ehr.) sagte Gott zum Todesengel: Über jede Nation in der Welt lasse ich Dich herrschen, nur nicht über sie (Israel), denn ihnen habe ich die Freiheit verliehen" 3). Jetzt erklärte sich auch, warum Israel nach seinem Auszug aus Ägypten erneut unter die Herrschaft fremder Völker geraten war: Hätten die Israeliten auf Mose geduldig gewartet und sich nicht das goldene Stierbild gemacht, wären die ersten Tafeln nicht zerstört worden und 1) W. Staerk, op. cit. 8f; die Benediktion folgt unmittelbar auf den Schluß des Schema, das mit dem Gedenken an die Errettung aus der ägyptischen Knechtschaft abschließt. 2) Tanch. Ntz.."l1 ':l § 12. ed. Buber 2,112, vgl. Bill. 1,596, dort weitere Parallelen. Ex. R. 41,7 liest statt "Freiheit von der Regierung" l'l'~l 1~ = "Freiheit von der Gefangenschaft", vermutlich handelt es sich hier um eine spätere Abmilderung aus politischen Gründen. Zu R. Jehuda b. Elai u. R. Nechemja (ca. 130-160 n. ehr.) s. Strack, Einl. 128f. 3) Ex. R. 41,7.
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weder Unterdrücker noch Todesengel hätten über Israel Gewalt bekommen 1).
Der Ve:rlust der Israel verliehenen Freiheit wurde so als Strafe für den Götzendienst Israels verstanden. Gab es nun einen Weg, die Freiheit wiederzugewinnen? Für Judas war es die Gehorsamsverweigerung gegenüber der abgöttischen Kaiserherrschaft, für die Lehrer der späteren Zeit das Studium der Tora: "R. Jehoschua b. Levi sagte: ... und die Tafeln waren Gottes Werk und die Schrift war Gottes Schrift, eingegraben auf den Tafeln. Lies nicht ,eingegraben' (n~,o), sondern ,Freiheit' (n~,"n.). Denn es gibt für Dich keinen Freien (1""'1in-r~) außer dem, der sich mit dem Studium der Tara beschäftigt" 2). .
Die Tora bringe die wahre Freiheit; diese These konnte fast polemischen Klang erhalten, so etwa in der schon angeführten Lebensregel des R. Nechonja Hakkana 3). Eine spätere Überlieferung verbindet dieselbe -direkt mit dem Freiheitsgedanken : "So wird von dem, welcher die Worte der Tara auf sich nimmt, weggenommen das Joch der Regierung und der weltlichen Beschäftigung. Gleichwie die Wüste kein Festmahl hervorbringt, so sind die Söhne der Tara die Freien (l",m ~l:l iT"n ~l:l)" 4).
ßilan darf wohl dieses Zeugnis als einen Ausdruck der Umbesinnung nach dem Scheitern des Kampfes um die Freiheit betrachten. Und doch bleibt die Sehnsucht nach der Freiheit lebendig, sie wird zur Gabe der messianischen Zeit: "Rufe Freiheit
(Nl)~'~lJ)
aus für Dein Volk, das Haus Israel, durch
den Messias, wie Du es getan hast durch Mose und Aawn am Tage des Passah!" 5). Der Ruf nach der Freiheit erscheint auch im täglichen Gebet des Frommen: "Stoße in die Posaune zu unserer Freiheit (~l-D~'lJl.n und erhebe ein Panier, um unser~ Verbannten zu sammeln. Gepriesen seist Du, J(ahwe), der Du die Verstoßenen Israels sammelst!" 6).
Diese gedrängte Übersicht macht deutlich, daß das Verständnis der 1) Diese Konsequenz zieht Ex. R. 32,1, vgl. auch Erub. 54a, R. Acha b. Jakob. 2) Ab. 6,2; R. Jehoschua b. Levi lebte zu Anfang des 3. Jh. n. ehr., Strack, Einl. 136. Vgl. auch ARN 2,3 ed. Schechter 1887, 10. 3) Ab. 3,5; s. o. S. 71. 4) Tanch. npn § 59, ed. Buber 4,128. 5) Tg. KL 2,22, zit. nach Bill. 4,576. 6) 10. Bitte des Achtzehngebets, W. Staerk, op. cit. 13. Nahezu dieselbe Bitte findet sich im Musaphgebet zum Neujahrsfest, op. cit. 24.
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Freiheit in der rabbinischen Überlieferung eng mit der Vorstellung von der "Königsherrschaft Gottes" verbunden ist. Den Ausgangspunkt bildet die Frühgeschichte Israels, vor allem die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft und die Wüstenzeit. Auch der Verlust der Freiheit wird mit einem Vergehen aus jener Epoche begründet 1), ihre Wiedererlangung erhofft man sich für die messianische Zeit. Es ist sicher kein Zufall, daß der neugebildete Begriff 1'1'j(~)r.r auf den Aufstandsmünzen des Jüdischen Krieges zum erstenmal zeitlich fixierbar ist. In der rabbinischen Tradition läßt er sich zwar erst für den Beginn des 2. Jhs. n. ehr. nachweisen, doch geht diese Überlieferung wahrscheinlich schon auf das 1. Jh. n. ehr. zurück. Vielleicht ist auch die Um deutung des 1'1"1) von Ex 32,16 in m,~r.r zelotischen Ursprungs. Das Rabbinat korrigierte die eschatologischen Freiheitshoffnungen der Zeloten spätestens nach ihrem Scheitern. Das endzeitliche Bewußtsein trat zurück, die Bemühung um die Tora wurde sowohl als Anerkennung der "Königsherrschaft Gottes" wie auch als Anleitung zu der Israel verheißenen Freiheit verstanden. Am wenigsten scheint von diesem Wandel das Gebet der Synagoge betroffen worden zu sein; hier lebte die endzeitliehe Freiheitshoffnung nahezu ungebrochen weiter.
3. Das Zusammenwirken mit Gott bei der Erlösung Israels a) Die Aussagen des J osephus Bei der Darstellung der Thesen, mit denen Judas der Galiläer und der Pharisäer Zadduk ihre Volksgenossen zu gewinnen suchten, hebt J osephus u.a. einen Punkt hervor 2) : "Die Gottheit würde nur unter der Bedingung zum Gelingen dieses Vorhabens (der Erringung der Freiheit) bereitwillig beitragen, wenn man selbst dabei aktiv mitwirke, oder noch besser, wenn diejenigen, die in ihrer Gesinnung Anhänger einer großen Sache geworden seien, auch der IYlühe nicht aus dem Wege gingen, die (mit ihrer Ausführung) verbunden sei". . 1) Zur Begründung der Vorstellung von der Königsherrschaft Gottes durch den Auszug aus Agypten s. Bill. 1,172 d e, 173-175 u. S. Schechter, Some Aspects of Rabbinic Theology, 1909, 85 f. Zur Verfehlung Israels s. Mek. Ex. 15,18 CL. 2,80) und die Deutung der Stelle durch R. Jose d. Galiläer. 2) a 18,5: xcd TO eE~OV OIlX GtAAWC;; Yj bd O'ufLrrpat;c:~ TWV ßouAe:u(J.aTwv dc;; TO X<XTOpeOÜV O'u(J.rrpoeufLe:~O'e<x~ (J.iiAAoV &v fLe:yaAwv ep<XO'TaL TTi ~~<XVOL'l' X<xe~crTa(J.C:vo~ (J.1) E~<xcpi.WV't"<XL rrovou 't"OU Err' <xu't"o~c;;.Conj. rrovou Hudson/Niese; cpovou Codd. Exc.
+
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1-lier wird im Stil eines philosophischen Traktats gesagt, daß Judas und Zadduk sich nicht mit einer passiven Hoffnung auf die kommende Erlösung Israels zufrieden gaben, wie sie wohl in gewissen spätjüdischen Kreisen zu finden war 1), sondern ein tatkräftiges NIitwirken zur Herbeiführung der kommenden Heils zeit . forderten; denn Gott konnte nach ihrer Ansicht nur dann helfend eingreifen, wenn die Frommen vom bloßen Warten zur Tat übergegangen waren. Diese Betonung des Zusammenwirkens mit Gott hat eine Parallele - nicht, wie schon vermutet wurde, in der sadduzäischen Lehre 2), sondern in dem, was J osephus über die Anschauungen der Pharisäer berichtet: "Es wird das Tun und Unterlassen des Rechten größtenteils den Menschen zugesprochen, jedoch stehe auch einem jeden das Schicksal helfend zur Seite" 3).
Allerdings hat im Gegensatz zu dieser formal philosophischen Aussage über das Willensproblem die These der beiden zelotischen Lehrer Judas und Zadduk eine eschatologische Blickrichtung. Der Ablauf der endzeitlichen Ereignisse war für sie nicht durch Gott allein, sondern zugleich durch das Handeln Israels bedingt. Nlan konnte wohl nach ihrer Ansicht diesen Ablauf beschleunigen oder verzögern, vielleicht sogar ganz unterbinden: Leistete Israel ihrem Aufruf keine Folge, so konnte das verheißene Heil in Gericht umgewandelt werden. Der pharisäische Synergismus wurde hier in der einem profetischen Entscheidungsruf nahe kommenden Botschaft des Judas und Zadduk auf die eschatologische Hoffnung übertragen 4). Vermutlich haben die pharisäischen Genossen jenes Zadduk diese 1) Spuren eines solchen jüdischen "Quietismus" finden wir wohl in Ass. "NIos. 9,5ff, vielleicht auch in Lk 2,25f. J. Wellhausen, Die Pharisäer u. Sadducäer, 1874, 23, sieht in diesen "Quietisten" Pharisäer. 2) S. R. Eisler 2,7; ähnlich H. Rasp, Flavius J osephus und die jüdischen Re1igionsparteien, ZNW 23 (1924), 38f: "In Praxi konnte es also zwischen Sadduzäern und Anhängern des Judas und Sadduk keine grundsätzliche Kluft geben". 3) b 2,163 (vgl. a 13,172; 18,13): xcd Ta !-LE:') TCpa.nELV Ta. 3(XCXLCX xat (.L"~ xaTa. Ta TCAEraTOV eTCt TO!:C; &v8pWTCmc; xda8aL, ßO"f)edv oE: dc; ExaaTOV xcxl. T"~V d!-LCXp!-LEV"f)V;
vgl. auch a 6,20. A. Schlatter, Theologie des Judentums nach dem Bericht des Josephus, 1932, 216, sieht dagegen in dem von Josephas b 5,376 geforderten Verzicht auf alle Selbsthilfe die typisch pharisäische Haltung. 4) Judas und seine geistigen Nachfolger waren keinesfalls der Meinung, daß sie Gottes Hilfe überhaupt nicht bedürften. Vita 290 betont der dem linken Flügel der Aufständischen zugehörende Pharisäer Ananias (vgl. auch 197 u. b 2,451) ausdrücklich, "daß, wenn sie nicht jenes (d.h. Gottes) Hilfe teilhaftig würden, jede Waffe unnütz sei".
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Umdeutung nur teilweise gebilligt; die spätere rabbinische Tradition enthält eine ganze Reihe von Hinweisen darüber, daß die Frage, wie weit mensGhliches Handeln das Anbrechen der Heilszeit beeinflussen könne, lebhaft diskutiert wurde. b) Das Herbeidrängen der Heilszeit im Rabbinat Auch in der rabbinischen Überlieferung hat sich das Wissen erhalten, daß bestimmte Gruppen innerhalb des palästinischen ] udentums dadurch, daß sie sich gegen das ,,] och der Weltreiche" empörten, die Erlösung Israels zu erzwingen suchten 1) : "R. Jose b. Chanina 2) sagte: Zwei Beschwörungen finden sich hier (BL 2,7 und 3,5) ... Gott beschwor die Israeliten, sich nicht gegen das Joch dei Weltreiche zu empören, und er beschwor die Weltreiche, das Joch auf Israel nicht allzu schwer zu machen, denn wenn sie das Joch auf Israel allzu schwer machten, würden sie veranlassen, daß der Endtermin vor seiner bestimmten Zeit komme. . . R. Chelbo sagte: Vier Beschwörungen finden sich hier: Gott beschwor die Israeliten, sich nicht gegen die Weltreiche zu empören, den Endtermin nicht gewaltsam herbeizuführen (fP;' 'pni" N'tv) ... R. Buna hat gesagt: Mit vier Schwüren hat sie Gott beschworen entsprechend den 4 Generationen, die die festgesetzte Zeit gedrängt haben und dabei zu Fall gekommen sind. Diese sind: die Generation in den Tagen Amrams 3), ferner die in den Tagen des Dinai 4), die in den Tagen des Ben Kozeba und endlich die in den Tagen des Schutelach b. Ephraim" 5).
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Wir sehen daraus, daß auch im Rabbinat das Herbeidrängen des Endes mit dem Aufstand gegen die römische Weltmacht identifiziert werden konnte und man sich noch nach über zwei ] ahrhunderten an derartige konkrete Versuche erinnerte. Selbstverständlich mußte 1) Cant. R. zu 2,7, vgl. Bill. 1,599; die dort angegebenen Parallelen Keth. llla u. Tanch. C"1:li § 4, ed. Buber S. 2, sind lediglich kurze Zusammenfassungen. Siehe auch Derenbourg 279f u. H. Graetz, 5. A. 3,431 A. 4. 2) R. Jose b. Chanina lebte in der 2. Hälfte des 3. Jh. n. Chr. s. Strack, Einl. 138; die später erwähnten Lehrer R. Chelbo u. R. Huna waren Zeitgenossen u. lebten zu Beginn des 4. Jh. n. Chr. s. Strack, Einl. 144. 3) H. Graetz, loc. cit. u. 3,360, K. Kohler, JE 12,648a u. J. Klausner, Hist. 5,16f identifizieren Amram mit jenem Aufrüher, der nach a 20,4 von Cuspius Fadus verbannt wurde. BilL 1,599 A. '1 vermutet in ihm unter Verweis auf Sota 12a den Vater des Moses. 4) Der in der rabbin. Lit. (Sota 9,8; Keth. 27a; Kelim 5,10) und bei Josephus mehrfach erwähnte Bandenführer ; s. auch u. S. 356f. 5) Vgl. Nu 26,35 u. 1. Chr. 7,20. Nach Bill. 1,599 A. 3 berechneten die Kinder des Schuthelach die Erlösung aus Ägypten zu früh und kamen deshalb auf dem Zuge nach Kanaan um; vgL Mek. Ex. 15,14 (L. 2,72), Sanh.·92b u.ö. Durch diese Legende soll wohl ebenfalls der Versuch, die Heilszeit vorzeitig mit Gewalt herbeizuführen, verurteilt werden.
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nach den Katastrophen von 70 u. 134/135 n. Chr. das Rabbinat solche Unternehmungen ablehnen, aber der Wunsch, das Ende zu beschleunjgen, lebte, wenn auch umgewandelt, weiter. Einzelne Aussprüche von Lehrern der Synagoge kamen dem zelotischen Denken besonders nahe: So wird von R. Eliezer b.Hyrkanos 1), dem Schüler und Zeitgenossen R. Jochanan b.Zakkais, eine scharf formulierte These überliefert, die auch sofort den Widerspruch des milderen R. J ehoschua (b.Chananja) hervorrief 2): "R. Eliezer b. Hyrkanos hat gesagt: Wenn die Israeliten nicht Buße tun, so werden sie in Ewigkeit nicht erlöst werden (~NjW'I l'lN CN c~,~~ C'lN~lll'lN ;':l'Wh 1'l11)'~); denn es ist gesagt (Jes 30,15): ,Durch Buße und Ruhigbleiben wird euch Rettung werden'. Es erwiderte ihm R. Jehoschua: Wie, wenn sich nun die Israeliten hinstellen und nicht Buße tun, werden sie dann nie erlöst werden? R. Eliezer sprach: Der Heilige ... wird über sie einen König setzen, so grausam wie Haman war; dann werden sie sofort Buße tun und erlöst werden. Was ist die Begründung? ,Und eine Drangsalszdt wird für Jakob sein, und daraus wird er errettet werden' (Jer 30,7) ... Die Diskussion wurde noch weiter geführt; erst als R. Jehoschua Dan 12,7 anführte, wo von den dreieinhalb Zeiten zwischen Tempelentweihung und Ende die Rede ist, zog sich R. Eliezer zurück, vermutlich weil dadurch ein fester Zeitpunkt für das Ende festgelegt wurde und weil nach dieser Stelle auch zwischen der Tempelzerstörung durch Titus und dem Anbruch der Heilszeit ein gewisser Zwischenraum liegen mußte 3)~
J ose der Galiläer, ein Zeitgenosse R. Akibas, trug dieselbe Ansicht vor 4): "Groß ist die Buße, denn sie bringt die Erlösung herbei; es heißt nämlich: ,Es wird für Zion ein Erlöser kommen und für die, die sich in Jakob von der Schuld bekehren (Jes 59,20).' Warum (heißt es): ,Es wird für Zion ein Erlöser kommen'? Weil sie sich ,in Jakob von der Schuld bekehren'." 1) Zu R. Eliezer b. H. s. o. S. 113; s. u. 207. 295f. 2) J. Taan. 63d, 6 Off, Us. nach Bill. 1,162f; vgl. auch Bill. 1,600 u. 4,992f, weiter Moore, Judaism 2,351 u. Volz, Esch. 103; A. Strobel, Untersuchungen zum eschatologischen Verzägengsproblem, Leiden 1961, 23ff. 3) Vgl. Bill. 1,163; vielleicht hatte Eliezer das Ende mit der Tempelzerstärung erwartet und führte sein Ausbleiben auf die Unbußfertigkeit Israels zurück. 4) Joma 86b: i1~'Nl nN (;':ljP~W) i1:J,wn ;'~'jl Nach Bill. 1,599 (= W. Bacher, Aggada d. Tannaiten, 2. A. 1903, 1,362) ist statt R. Jonathan Jose der Galiläer als Urheber anzunehmen, da der Jalqut zu Jes 59,20 (§ 498) das Wort letzterem zuschreibt. Siehe auch Moore, Judaism 2,351.
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Diese in der rabbinischen Überlieferung beliebte Verbindung zwischen Buße und Heilszeit 1) würde sich ohne weiteres in die Botschaft eines Judas Galiläus einfügen lassen; denn die duldende Anerkennung der gottlosen Weltmacht und ihres göttlich verehrten Herrschers kam dem Götzendienst gleich. In der Gehorsamsverweigerung gegenüber dem Kaiser bestand dann die Umkehr zum wahren Gotteswillen, sie bildete die V oraussetzung zu Gottes helfendem Eingreifen, zum Anbruch der messianischen Heilszeit. Die exegetische Argumentation von R. Eliezer b.Hyrkanos begründet u.a. noch die Aufgabe des endzeitlichen Tyrannen, eine Vorstellung, die durch das Vorbild eines Herodes 1. oder Caligula in weiten Kreisen des palästinischen Judentums und sicher auch bei den Zeloten Eingang gefunden hatte 2). Als zweite :Möglichkeit, auf den Anbruch der messianischen Zeit einzuwirken, kennt das Rabbinat den vollkommenen Gehorsam gegen Gottes Gebot. Bekannt ist der Ausspruch R. Schimeon b. Jochais, eines Schülers von R. Akiba, daß Israel sofort erlöst würde, wenn es nur 2 Sabbate vorschriftsmäßig hielte 3). Auch von der \Vohltätigkeit und dem Torastudium glaubte man, daß sie die Gottesherrschaft näher bringen könnten 4). Selbst das Kommen Elias als Vorläufer des :Messias konnte vom Halten der Gebote abhängig gemacht werden 5). In gleicher Weise, nur seltener, wurde von der Möglichkeit gesprochen, die messianische Heilszeit aufzuhalten: In einer Baraita heißt es: "Die Proselyten und die mit kleinen Mädchen Scherzenden halten den :Messias zurück (n"un~i1 ZiN r:l::l:s7~)" 6).
Aus der Verbindung dieser verschiedenen Aussagen konnte eine theologische Schau der Geschichte entstehen, die davon ausging, daß Gott schon zu jedem beliebigen früheren Zeitpunkt der Geschichte I sraels die Heilszeit hätte heraufführen können und nur durch die unbußfertige, gesetzlose Haltung Israels daran gehindert worden sei: "Rab hat ges:1gt: Alle Termine sind vorüber; nun hängt die Sache lediglich an der Buße und an den guten Werken" 7). Wie schon R. 1) Vgl. die Vielzahl der Zeugnisse: Bill. 1,162-165 u. 599f. 2) S. u. S. 309f. 3) Schab. 118b Bar., vgl. Bill, 1,600 u. Moore, op. eit. 2,350. 4) S. Bill. u. Moore loc. eit.: B.B. 10a Bar. u. Sanh. 99b. 5) S. Dt. 11,13 § 41. Bill. 4,789q, Moore, loc. cit. A. 3. 6) Nidda 13b oben; Üs. nach Bill. 1,600. Vgl. A. Strobel, op. cit. 40ff. 7) Sanh. 97b; Üs. nach Bill. 1,164, vgl. auch Moore, loc. cit. u. M. Zobel, Gottes Gesalbter, 1938, 80.
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Eliezer durch R. Jehoschua, so fand Rab durch Mar Schemuel lebhaften Widerspruch. Mit seiner Antwort, "Genug ist's, daß der Leidtragende in seiner Trauer verharrt", zeigte er, daß er den Glauben an einen festen Endtermin nicht aufgeben wollte" 1).
Die Vermutung liegt nahe, daß der Ausgangspunkt dieser in der späteren rabbinischen Tradition so umstrittenen Anschauung vom Beschleunigen und Verzögern der Heilszeit in jener These des Judas und Zadduk zu suchen ist, daß das Heil nicht von selbst komme, sondern die Frommen ihren Teil dazu beitragen und endgültig mit der widergöttlichen Herrschaft Roms brechen müßten. Während man diese ursprüngliche Ansicht später ablehnte, führte man doch ihre Abwandlung in der Überlieferung weiter, wo sie bis in die spätere Zeit hinein erhalten blieb, zugleich aber auch mehrere Kontroversen hervorrief.
4. Der Censtls J osephus berichtet mehrfach, daß die nach der Umwandlung Judäas in ein kaiserliches Territorium von dem neuen Statthalter Syriens P. Sulpicius Quirinius (graezisiert KupbJLo~ = Cyrenius) durchgeführte erste Steuereinschätzung den Anstoß zum Auftreten des Judas Galiläus und zur Verkündigung seiner neuen Lehre gab 2). Die Juden hätten "die Nachricht von der Vermögensschätzung zuerst sehr unwillig aufgenommen" 3), der Hohepriester J oazar S.d. 1) Sanh. 97b; Üs. nach M. Zobel, loc. cit. Zum Gedanken, daß Gott die Heilszeit schon zu einem früheren Zeitpunkt hätte heraufführen wollen, Israel jedoch versagte s. o. S. 125f. S. die Diskussion über Hiskia, den Gott zum Messias machen wollte: M. Zobel, op. cit. 89. 2) Vgl. a 17,355; 18,2ff; 20,102; b 7,253. Apg 5,37 und wahrscheinlich auch Lk 2,1ff beziehen sich auf diesen Zensus. Die umstrittene Frage, ob schon unter Herodes ein ähnlicher Zensus durchgeführt wurde, ist wohl zu verneinen. Die verschiedenen Versuche eine Historizität desselben nachzuweisen (s. L. R. Taylor, Am. Journal ofPhilology 54 (1933), 161fF, Th. Corbishley, Klio 29 (1936), 81-93, F. X. Steinleitner, RAC 2,970f, F. M. Heichelheim in T. Frank, An Economic Survey of Ancient Rome, 1933ff, 4,160, u. E. Stauffer, Jesus, 1957, 26ff) konnten die schon von Schürer 1,516-544 vorgebrachten Einwände nur teilweise entkräften und stoßen weiterhin auf unüberwindliche Schwierigkeiten: s. H. Braunert, Der römische Provinzialzensus und der Schätzungsbericht des LukasEvangeliums, Historia 6 (1957), 192-214. Mehrere umfassende Registrierungsaktionen des Herodes vermutet A. SchaHt, König Herodes, Berlin 1969, 273ff. Grundlegend jetzt Schürer/Vermes/F. Millar 1,399-427 mitnegativen Ergebnis. 3) a 18,3: xa'r' apxcXC; E:'J 8E~'Jif) cpe:PO'J'rEC; r~'J bd 'rare; a1t'oypacpare; axpoao'LV. A. Schlatter, Die TheOlogie des Judentums ... , 223 A. 2 möchte unter Verweis auf a 18,170 u. 17,94 axpoacnc; als "Verhör" verstehen, doch wird damit unsere Stelle wohl zu speziell interpretiert. Zur Wortbedeutung bei J osephus s. K. H. Rengstorf, A Complete Concordance ... , 1,57.
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Boethos habe sie jedoch beschwichtigen können, so daß sie ihren Widerstand aufgaben. Nur Judas, Zadduk und ihre Anhänger beugten sich der Forderung der neuen Herren nicht. Für sie stellte diese :NIaßnahme der heidnischen Unterdrücker eine Entscheidungsfrage dar, die nur mit einem klaren Nein beantwortet werden konnte. Judas griff daher auch seine Landsleute, die sich anschickten, den Römern Gehorsam zu leisten, rriit äußerster Schärfe an 1). Zugleich "drängte er (das Volk mit der Behauptung) zum Aufruhr, die Schätzung bringe nichts anderes mit sich, als offenbare Sklaverei ... " 2).
Leider verschweigt uns J osephus - wie auch sonst - die tieferen Gründe, warum der Census das jüdische Volk zunächst in solche Unruhe brachte, erst recht hören wir nichts darüber, wie er für Judas den Anlaß zur Verkündigung seiner revolutionären Botschaft geben konnte. Es handelt sich bei der cX.7toypor:q>1j bzw. cX.7to . d!L1)cnc; 3) offensichtlich um einen Provinzialcensus, wie er uns auch aus anderen Teilen des Reiches bezeugt wird 4). Ebenso werden mehrfach Unruhen als Folge einer solchen ersten Steuereinschätzung überliefert 6). Doch waren solche Ereignisse Ausnahmen, die sich auf die halbbarbarischen Stämme der Grenzprovinzen beschränkten. Die Mehrzahl der Provinzialen ließ die in bestimmten Abständen sich wiederholenden Schätzungen anstandslos über sich ergehen 6). Der Widerstand in 1) V gl. b 2,118 u. 2,433. A. Schalit, op. cit. 269ff. 2) a r8,4: . .. ...'lj1J &7tO't"~fL'l)Q'L1J ou8E:1J tlAAo "I) tllJ't"LXPUC; 80UAd~1J E7tLcps:pe:LIJ AS:YOIJ't"E:C;. Vgl. b 7,253. 3) Josephus verwendet die Begriffe &7toyp~
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Judäa - Galiläa, das noch zum Herrschaftsbereich der Herodes Antipas gehörte, war wohl noch nicht davon betroffen 1), - verdient daher besondere Beachtung; er war zumindest in den einfachen, dem Zelotismus nahestehenden Volksschichten nachhaltig und von Dauer 2). pies legt die Vermutung nahe, daß die Ursachen dafür im religiösen Bereich zu suchen sind 3). a) Die Volkszählung Die Steuereinschätzung erfolgte, da sie in einem für den kaiserlichen Fiskus neuzuerschließenden Gebiet durchgeführt wurde, auf der Grundlage einer umfassenden Personen- und Besitz-Aufnahme 4). Schon beim ersten Punkt mußte der Widerstand der jüdischen Bevölkerung einsetzen. Eine solche Volkszählung widersprach Gottes Willen. Wenn 1tlose nach dem Auszug aus Ägypten das Volk - ohne den Stamm Levi - gezählt hatte, so war dies auf ausdrücklichen Befehl Gottes hin geschehen (Nu 1,2 ff.); doch selbst diese nach Gottes Willen durchgeführte Zählung war mit einem unheimlichen Zug belastet: Jeder Gezählte mußte sich durch einen halben Schekel loskaufen, damit er nicht von einer "Plage" Gottes getötet würde 5). Als Strafe für die eigenmächtig von David veranstaltete Zählung nen Bevölkerung verursachte". Jedoch wurde eben die sehr viel häufigere widerstandslose Durchführung des Census für selbstverständlich gehalten und deshalb von den Historikern nicht der Erwähnung für Wert befunden. Außerdem lebten die Juden seit über 2 Generationen im römischen :Nlachtbereich und waren von Herodes schon kräftig besteuert worden. 1) S. J. Wellhausen, Israelitische und Jüdische Geschichte, 5. A. 1904, 252f u. Schürer 1,526f. 2) Das zeigt der wachsende Einfluß der jüdischen Freiheitsbewegung bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges sowie die ständige Hervorhebung der Steuerfrage als Maßstab für die Loyalität gegenüber dem Kaiser: s. u. S. 143f. 3) L. Goldschmid, Les imp6ts et droits de Douane en Judee sous les Romains, REJ 34 (1897), 209: "Toutefois ce sont sans doute les modfs religieux qui predominaient chez le peuple et qui causerent san antipathie contre le cens" . .1) Zur Durchführung des Census s. Schürer 1,511ff. und die oben S. 132 A. 2 angegebene Literatur. Eine plastische - doch wohl übertriebene - Schilderung des Vollzugs einer Steuereinschätzung aus der Zeit Diokletians gibt Laktanz, de mort. persec. 23, lff CSEL 27/2 ed. G. Laubmann S. 198. Auch Lk 2,1-5 darf wohl, was die Durchführung des Census selbst anbetrifft, als ein historisch getreues Bild angesehen werden, s. H. Braunert, op. cit. 205ff. 5) Ex 30, 12ff. Der Gesamtbetrag dieser Loskaufsumme wurde zum Ausbau des Heiligtums verwendet, s. Ex 38,25ff. Später erwuchs daraus die Halbschekelsteuer für den Tempel, s. Schürer 2,314ff.
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sandte Gott die Pest, die 70000 Menschen tötete (2. Sam 24). Auch die profetische Verheißung: "Die Zahl der Israeliten wird dem Sand am Meere gleichen, den man nicht mißt noch zähltl" 1).
mußte für den jüdischen Frommen die Zustimmung zu der vom Kaiser verordneten Zählung erschweren. Die Zählung Israels erschien ihm als eine Aufgabe, die Gott sich selbst - insbesondere für die Endzeit - vorbehalten hatte 2). Wie empfindlich sich die Juden gegenüber einer Volkszählung verhielten, erhellt aus der äußersten Behutsamkeit, mit der kurz vor Aus bruch des Jüdischen Krieges, auf Wunsch des Statthalters von Syrien, Cestius Gallus, eine V olkszählung durchgeführt wurde. Die Bevölkerungszahl- d.h. die während des Passahfestes in J erusalem anwesenden Juden - ermittelte man dabei nicht durch eine direkte Zählung, sondern indirekt über die Zahl der Passahlämmer 3). Das legendarische, wohl in der 1. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. in Alexandrien entstandene 3. ß/lakkabäerbuch zeigt ebenfalls deutlich das tiefe Mißtrauen der Juden gegenüber einer staatlichen Registrierung: Danach gab Ptolemäus IV. Philopator, dem der Zugang zum Allerheiligsten durch Gottes Eingreifen verwehrt worden war, den Befehl: "Alle Juden seien in einer Volkszählung ().,,<xoyp<xcpL<x) 4) aufzunehmen 1) Hos 2,1, vgl. Gen 15,5; 22,17; 32,12; s. dazu J. Klausner, Hist. 4,200. Diese Stelle wird Nu. R. 20,25 auf die Endzeit bezogen und damit der Gedanke verbunden, daß Israel, wenn es von Gott gestraft worden war, zugleich einer Zählung unterworfen wurde. Für die Endzeit treffe dies nicht mehr zu. Vgl. Nu. R. 21,7. 2) Apk. Abr. 29,17; syr. Bar. 75,6, vgl. auch die Zählung der Versiegelten Apk 7,4 und die unzählbare Zahl der Erlösten 7,9. In dem von überspannten messianischen Erwartungen erfüllten J udäa mußte eine solch durchgreifende Maßnahme immer zugleich eschatologische Parallelen erwecken. 3) b 6,422ff, vgl. Pes. 64b, wo diese Zählung auf Agrippa H. (nicht Agrippa 1., gegen S. Baron, A Sodal and Religious History of the Jews, 1937, 3,34 A. 5) zurückgeführt wird. Man soll damals 255 600 Passahlämmer gezählt haben, was bei einer J\llindestzahl von 10 Personen pro Tischgemeinschaft aufgerundet ca. 2 700 000 Menschen ergibt, eine Zahl die mit der historischen Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat, s. J. Jeremias, Jerusalem 89. H. Graetz, 3,815ff sieht in dem volkreichen Passah eine politische Machtdemonstradon, s. u. S. 363 A. 1. 4) ).<xoYP<xcpl.<x ein spezifisch ägyptischer Begriff, der auf den Papyri der frühen Kaiserzeit bezeugt ist, s. Liddell-Scott, 1029b, vgl. Schürer 3,491 u. V. Tcherikover, The Third Book of Maccabees as a Historicnl Source of Augustus' Time, ScriptHieros 7 (1961) 1-26 u. CPJ 1,60ff: "a mark of inferiority imposed on the native population in Egypt by the Roman authorities". Grundlegend ders., Syntaxis and Laographia, Jour.Jur.Pap. 4 (1950), 179-307.
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und in den Sklavenstand (oLcX6€O'L<; OLX€"t'LX1j) zu versetzen; die Widerstrebenden solle man mit Gewalt herbeischaffen und ihnen das Leben nehmen. Die Aufgeschriebenen (&1t"OYPIX
ex
"t'&\I, cX.1toypIXCfl&\1).
Die Erzählung zeigt, wie in jüdischen Kreisen Ägyptens in der frühen Kaiserzeit die AiXOYPiX
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Landesteile vorgelegen haben 1). Die Aufnahme des Grundeigentums erfolgte mittels einer persönlichen Anmeldung desselben am Besitzort durch den Besitzer, worauf die Angaben von den Steuerbehörden überprüft wurden 2). Abgesehen von der umständlichen und beschwerlichen Durchführung mußte die Aufnahme des Grundbesitzes auch durch ihre politischen Hintergründe der jüdischen Bevölkerung Palästinas als schwer tragbar erscheinen. Nach römischer Rechtsauffassung seit Beginn der Kaiserzeit gingen Grund und Boden der besiegten Völker als "ager publicus" in den Besitz des römischen V alkes über; diese Anschauung bildete die Rechtsgrundlage für die Provinzialsteuern 3). Im Falle Judäas ist darüber hinaus noch anzunehmen, daß Augustus sich "als Nachfolger des abgesetzten Landesfürsten betrachtete, in derselben Weise wie er . . . sich in Ägypten an die Stelle der Könige gesetzt hatte" 4). Auch wenn die Unterscheidung zwischen der kaiserlichen (fiscus Caesaris) und der staatlichen Vermögensverwaltung (aerarium Saturni) entgegen der :NIeinung Schürers für damals noch nicht zutraf 5), konnte doch die Aufnahme des Grundbesitzes den Eindruck erwecken, als handle es sich hier um eine Art von K.onfiskation für den kaiserlichen Besitz: "als wenn K.öpfe, Land und Vermögen jedes Einzelnen Eigentum des römischen Herrschers wäre, über welches er nach Belieben verfügen konnte. 1) Archelaos mußte darüber dem Kaiser genaue Unterlagen vorlegen: b 2,24 a 17,228, vgl. W. Otto, Herodes, 1913, 97. 2) Zu der Meldepflicht am Besitzort s. H. Braunert, op. cit. 195.'201f.205; vgl. Ulpian, dig. 50,15,4 § 2; Schürer 1,513f; A. Schalit, König Herodes, 280ff. 3) S. M. S. Ginsburg, Rome et la Judee, Diss. Paris 1928, 128f, der eine große Zahl römischer Rechtsquellen anführt, s. u. a. Gaius (2. Jh. n. Chr.) inst. 2,7: "in eo (sc. provinciali) solo dominium populi Romani est v e 1 C a e s a r i-6; nos autem possessionem tantum et usum fructum habere videmur", vgl. auch lVlommsen, R. G. 2,381. T. Frank, JRomSt 17 (1927), 141ff weist allerdings darauf hin, daß die rechtliche Fixierung des Anspruches endgültig erst unter Claudius erfolgte, doch wurden die Grundlagen dazu schon wesentlich früher gelegt (161). Die opinio kann daher durchaus in jüdischen Kreisen um die Zeitwende schon bekannt gewesen sein. ") So Dessau, Gesch. Ir, 2 S. 778. Das ungeheure Grundvermögen des Archelaos ging in das kaiserliche Privatvermögen über, wurde jedoch größtenteils verkauft: a 18,2.26. Eine gewisse Parallele bieten die ursprünglich der Salome gehärenden überwiegend jüdischen Städte J amnia u. Azotus, die nach deren Tod an Livia und später an Tiberius übergingen. Das kleine Territorium wurde unter Caligula von einem eigenen Prokurator, Herennius Capito, verwaltet, vgl. a 18,158 u. Philo, leg. ad. C. 199 (M. 2,575). Zum kaiserlichen Privatvermögen in Palästina s. F. M. Heichelheim in T. Frank, An Economic Survey of Ancient Rome, 4,145 A. 19. 5) Schürer 1,474. Zum kaiserlichen fiscus s. G. H. Stevenson, CAH 10,194 u. Oxford Cl ass. Diet. 363. =
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1tIan kann es den mit der römischen Staatsverfassung Unbekannten nicht verdenken, wenn sie den Census als eine Form der Sklaverei betrachteten" 1). Diesen Befürchtungen stand die alt jüdische Ansicht gegenüber, daß der Boden Palästinas das heilige, von Gott geschenkte Erbe Israels sei. Im Grunde blieb das Land Gottes Besitz und war Israel nur zugeteilt, so daß der einzelne keine freie Verfügungsgewalt darüber besaß: "Das Land darf nicht endgültig verkauft werden, denn mir gehört das Land, ihr aber seid nur Fremdlinge und Beisassen bei mir" 2).
Entsprechend sprach das Alte Testament vom Lande Kanaan nicht nur als Erbteil Israels, sondern auch als Erbe (;'17m) und Besitz ;'1$~~) Gottes 3). Das Vermessen des Landes - wohl jeweils nach dem Sabbatjahr - galt nahezu als ein sakraler Akt 4). Als nun die gesetzestreuen Juden, denen diese Anschauung von Grund und Boden des Heiligen Landes wohl vertraut war, plötzlich der Aufnahme des Landes durch kaiserliche Beamte - die ihnen fast als eine Inbesitznahme erscheinen konnte - gegenüberstanden, mußte für sie der Aufruf des Galiläers Judas einige Überzeugungskraft gewinnen. In ihm wurden ihre eigenen Befürchtungen und Wünsche offen ausgesprochen: der Census bringe offensichtliche Sklaverei, Gottes Wille sei es dagegen, daß man ihn als den einzigen Herren über Land und V olk anerkenne. Durch die kaiserliche Erhebung des Grundbesitzes war es ja auch fraglich geworden, ob nicht die Verfügungsgewalt über denselben und damit die Einhaltung gewisser Gesetzesbestimmungen z.B. des Sabbatjahres 5) und die Entrichtung der vorgeschriebenen Abgaben eingeschränkt würden. Wie ernst es den Zeloten später um die Aufrichtung einer gesetzesgemäßen Grund- und Bodenordnung war, zeigt, daß sie zu Beginn des Aufstandes als erstes das Archiv zerstörten, vermutlich, weil die damalige Landverteilung nichts mehr mit der Lev 25 u. Dt 15 1) H. Graetz, 5. A. 3,254f. V gl. L. Goldschmid, REJ 34 (1897), 209. 2) Lev 25,23, im Zusammenhang mit dem Sabbatjahr; vgl. dazu G. v. Rad, Theologie des Alten Testaments, 6. A. 1969 1,312: Dieser Satz bedeutet "das theologische Fundament des gesamten altisraelitischen Bodenrechts". 3) Erbe Gottes: 1. Sam 26,19; 2. Sam 14,16; Jer 2,7; 16,18; Ps 68,10; 79,1. Besitz Gottes: J os 22,19 vgl. auch 22,25. 4) G. v. Rad, loc. cit.; vgl. Mi 2,5 u. Ps 16,5f. 5) Das Sabbatjahr wurde auch in der hell. röm. Zeit noch eingehalten, vgl. a 14,202 u. 475; s. auch Schürer 1,35ff (VermesjMillar 1,19); B.-Gr., Rel. 3. A. Blfu. J. Jeremias, Sabbathjahr, ZNW27 (1928), 98ff.
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vorgeschriebenen idealen Ordnung - die gleichzeitig ihren sozialen Zielen entsprach - gemein hatte 1). In der erwarteten Heilszeit sollte der ursprüngliche, gottgegebene Zustand wieder hergestellt werden. Auch im Rabbinat begegnen wir noch der Sorge um die Erhaltung des Erbbesitzes Israels im Heiligen Land, allerdings in einer ganz anderen, realistischeren Weise 2). Auf jeden Fall bedeutete die Steuereinschätzung einen tiefen Eingriff in das Leben und die religiösen Vorstellungen der palästinischen Juden; vor allem bei der Landbevölkerung scheint sie außer dem Konflikt mit der alttestamentlichen Überlieferung auch weithin ein Gefühl tiefer Unsicherheit hervorgerufen zu haben. c) Die Steuerzahlung an den I<.aiser Die Tatsache der Steuer zahlung selbst wird für die jüdische Bevölkerung zunächst nicht den Hauptanstoß gebildet haben. Hier lag schon eine nahezu ununterbrochene jahrhundertelange Tradition vor. Steuern und Abgaben entrichteten die Juden seit ihrer Rückkehr aus dem Exil, zunächst den Persern, dann den Ptolemäern 3) und Seleukiden; unter letzteren muß der Steuerbetrag schon eine beträchtliche Höhe erreicht haben 4). Nach der Eroberung Jerusalems führten die Römer, wie auch sonst in Syrien, wohl das alte Steuersystem weiter 5). Von einer neuen Steuerfestsetzung hören wir unter Caesar, der die Abgaben wesentlich unter das seleukidische 1tlaß senkte 6). Die Zeit der Bürgerkriege brachte dann wieder 1) b 2,327: Josephus erklärt den Vorgang aus sozialen Motiven. Diese waren sicher mit wirksam, doch müssen sie nicht die einzigen Beweggründe gewesen sein. Schon im AT waren Bodenordnung und soziale Beweggründe eng verbunden, vgl. Lev 25,17f.25ff.35ff; Dt 15 u. Jes 5,8ff; Mi 2,1-5. 2) Verbot der Auswanderung T.A.Z. 4,6 (Z. 466) u. B.B. 91b (s. Graetz, 5. A. 3,716ff); Verbot des Landverkaufs an die Heiden A. Z. 1,8. Bill 4,357. 3) Vgl. a 12,155.169ff.175ff. Der Steuereinzug erfolgte durch Verpachtung. S. M. Rostovtzeff, Gesellschafts- u. Wirtschaftsgeschichte d. hell. \Velt, 1955, 1,266.273.275ff. M. Hengel, Judentum und Hellenismus 53f. 4) V gl. 1. Makk. 10,29ff. S. dazu M. Rostovtzeff, op. cit. 1,366f. 5) b 1,154 = a 14,74; 1 QpHab 6,6f. Wahrscheinlich mußte ein fester Betrag an Rom entrichtet werden, s. :NI. Rostovtzeff, op. cit. 2,792. Gabinius teilte das jüdische Gebiet in 5 Toparchien, vermutlich zum Zweck besserer Steuererhebung. Die Steuern wurden wohl an die römischen Pächter in Syrien verpachtet: b 1,170 = a 14,91, s. Rostovtzeff, loc. cit., Schürer 1,340 u. H. Dessau, I S. 153. Vgl. Cicero, pro Flacc. 69 (28) zur Unterwerfung der gens Iudaeorum: "quod est victa, quod elocata, quod serva facta". 6) a 14,202f; der Grundsteuerbetrag wurde auf 1/4 des Ernteertrages jedes Jahres festgelegt, die Sabbatjahre waren steuerfrei.
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zusätzliche Lasten 1). Typisch für die seit der hellenistischen Zeit übliche Steuerpraxis war der Einzug der Abgaben durch Steuerpächter 2). Herades, der q:urch seine maßlose Verschwendungssucht das Volk in schärfster Weise auspreßte, nahm dann wohl die Steuererhebung in eigene Regie 3). So konnte bei der Verwandlung Judäas in ein kaiserliches Territorium die jüdische Bevölkerung auf eine lange Geschichte von teilweise drückenden Steuedasten zurückblicken, die wohl aufs Ganze gesehen mindestens ebenso schwer gewesen waren wie die jetzt unter der Herrschaft des Kaisers neu auferlegten Abgaben, zumal Augustus den Einzug in der Regel den Händen der Pächter entzog und ihn durch die neuorganisierten staatlichen Finanzbehörden vornehmen ließ 4). Es wurden vor allem zwei direkte Steuern erhoben. Die Hauptabgabe war die Grundsteuer (tributum soli), eine Abgabe vorn Bodenertrag, die wohl zum größten Teil in Naturalien geleistet wurde 5). Daneben trat eine Einkommensteuer, die auch die nicht auf Landbesitz beruhenden Einkommen belastete (tributum capitis), und die in Geld entrichtet wurde. Für diese war man ungefähr zwischen dem 14. u. 60. Lebensjahr steuerpflichtig 6). Zu diesen und anderen teilweise wohl örtlich begrenzten kleineren direkten Steuern - in Jerusalem gab es z.B. eine Gebäudesteuer 7) - traten die indirekten Abgaben, darunter vor allem 1) V gl. u.a. b 1,179 = a 14,105 Crassus; b 1,220ff = a 14,274ff Cassius; b 2,85ff = a 17,306ff Herodes. 2) Rostovtzeff, loc. cit. rslaubt allerdings, daß hier schon unter Caesar eine Änderung eingetreten sei; vgl. dagegen S. Baron, A Sodal and Religious History of the lews 1937 1,204 u. H. Dessau, loc. dt. 3) a 17,308; zum Steuersystem des Herodes vgl. W. Otto, Herodes, 1913, 96; A. Schalit, König Herodes, 256-298. 4) G. H. Stevenson, CAH 10,191ff; H. Dessau, I S. 154ff.177.193. J. Jeremias, Jerusalem, HA, 41 vermutet, die Steuerlast habe wie unter Herodes für ]udäa 600 Talente betragen. 5) S. G. H. Stevenson, CAH 10,196: "The main tax in every province ... paid by the occupiers ofland", vgl. Schürer 1,511 (Vermes/Millar 1,40tf). Zur Leistung in Naturalien s. a 14,208f, die Anlieferung der Grundsteuer in Form von Getreide nach Sidon (zur Verschiffung nach Italien); vita 71ff berichtet von "kaiserlichem Getreide", das in Obergaliläa lagerte; s. weiter die Getreideversorgung Roms durch Nordafrika b 2,382ff.386. Zum Ganzen s. M. S. Ginsburg, op. ch. 128. 8) S. G. H. Stevenson, loc. cit.; Schürer 1,512f (Vermes/Millar 1,403); M. Ginsburg, op. cit. 129f u. H. Braunert, ap. cit. 206f. Nach Ulpian, dig. 50,15,3 waren in Syrien die Frauen schon ab 12 Jahren steuerpflichtig. 7) a 19,299; vgl. auch b 2,383, wo von der Bevölkerung Nordafrikas gesagt wird, sie würden neben der Getreidegabe noch auf vielerlei Weise Steuer zahlen, s. außerdem L. Goldschmid, op. cit. 203ff und die dort aufgeführten als Lehnworte ins Hebräisch-Aramäische übergegangenen Abgaben.
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die Zölle. Da sie auch weiterhin durch Pächter eingezogen wurden, waren sie entsprechend überhöht 1). Die Frage, wie die Steuern im Volke beurteilt wurden, beleuchtet eine haggadische Ausmalung des J osephus in den Antiquitates: Danach soll David den unterworfenen Edomitern Besatzungen ins Land gelegt und bei ihnen eine Grund- und Kopfsteuer erhoben haben 2). Fremde Besatzung und Steuerzahlung bildeten so die Zeichen der Knechtschaft. Am verhaßtesten war wahrscheinlich die dem Einzelnen auferlegte Personal- und Einkommensteuer. Das griechische Äquivalent x::;iv(jo~ ist bezeichnenderweise unter der Bedeutung "G~ldstrafe, Geldbuße" als Lehnwort in das Hebräische bzw. Aramäische eingegangen 3). Auch die Frage an Jesus, ob es recht sei, daß man dem Kaiser Steuer zahle, bezieht sich speziell auf diese Steuerart 4). Die Abneigung dagegen war wohl deshalb so groß, weil sie jedem erwachsenen Juden, der über einen Arbeitsverdienst verfügte, drastisch zum Bewußtsein brachte, daß er nicht frei, sondern ein Untertan des römischen K.aisers war 5). Auch der teilweise rigorose Steuereinzug, verbunden mit einem unwürdigen Denunziantentum, mag den Unwillen der Bevölkerung gesteigert haben. Wir finden darüber einen anschaulichen Bericht bei Philo, der durch andere zeitgenössische Quellen bestätigt wird 6). 1) Zu den Zöllen vgl. Schürer 1,474-479 (V./M. 1,373-6); L. Goldschmid, op. cit. 199ff; Bill. 1,377f. a 17,205 wird von einem durch Herodes eingeführten Zoll für Handelsgeschäfte gesprochen, der nach Schürer (1,476 A. 106) u. Goldschmid (201 A.1) mit dem von Vitellius abgeschafften Marktzoll a 18,90 identisch ist. Nach W. Otto, op. cit. 96 A. 2, handelte es sich jedoch um eine Sondersteuer auf sämtliche Käufe und Verkäufe. Zur Höhe der Zölle s. H. Dessau, I S. 164: ca. zweieinhalb Prozent des Warenwertes. Jüdische Zollpächter in römischem Dienst treffen wir bei Josephus (b 2,287) und im NT (Lk 19,2). Die Zöllner in Kapernaum unterstanden dem Herodes Antipas. A. Schalit, König Herodes, 296ff. 2) a 7,109: Josephus interpretiert dort das C"'11~ C;j~ ,~ "i!~J vot?-2. Sam 8,14: David verteilte Besatzungen über ganz Idumäa u. erhob Kopf- u. Grundsteuer; s. A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus, 3. A. 1948, 646; vgl. die Grund- u. Kopfsteuer bei Tertullian, apol. 13: hae sunt notae captivitatis, u. Philo, spec. leg. 1, 143. Typisch ist die Diskussion CPJ 2,78 Nr. 156 Col II, 25ff: Die Juden sind nicht Bürgern Alexandriens gleichgestellt, sondern den Ägyptern, die Steuer zahlen. Dagegen Agdppa I: Keiner hat je den Juden Steuer auferlegt. Cicero II Verr. 2,7: Die Provinzen sind praedia populi Romani, 3,12 die Steuer ist victoriae praemium ac poena beHL 3) Der Begriff ist selbst wieder aus dem Lateinischen (census) übernommen. Zur hebr.-aram. Bedeutung s. J. Klausner, JvN 3. A., 215; L. Goldschmid, op. cit. 208 u. M. Jastrow, Dict. 2, 1393f: Auch als Verb = bestrafen, eine Strafe festsetzen, wird der Begriff verwendet. 4) Mk 12,14 par.; die Lesart des westlichen Textes e:mKecp&Acaov interpretiert. 5) So A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus, 3. unv. A. 1948, 648. 6) De spec. leg. 3,153-163 (M. 2,325f): Ein Steuerbeamter erzwingt die Zahlung
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Auch die spätere rabbinische Überlieferung bringt dafür eine Reihe von Beispielen; eigenartig ist je~och in diesem Zusammenhang, daßabgesehen von der verbreiteten Klage über Rom als den Raubstaat 1) - der "gottlosen Weltmacht" das Recht der Steuererhebung n~cht abgesprochen, sondern vielfach als Strafe Gottes gegenüber Israel betrachtet wird 2). Andererseits finden wir in einigen Gleichnissen sehr reale Züge, so etwa, daß ein kaiserlicher Steuereinnehmer, der Rückstände erheben sollte, von den Provinzialen verjagt bzw. getötet wurde 3), oder daß Räuber Steuerbeamte überfielen 4). Der Widerstand der jüdischen Bevölkerung gegenüber der Steuerzahlung war im Gegensatz zur Ablehnung des Census nicht eine einmalige Angelegenheit, die dann durch das Eintreten der hohepriesterlichen Autorität bereinigt wurde, er dauerte vielmehr latent an und nahm im Laufe der Zeit eher zu, als daß er zurückging. Zwar schweigt Josephus, der sehr ausführlich von den Klagen der Juden über den Steuer druck unter Herodes berichtet hatte, verständlicherweise über diesen Punkt, wir besitzen jedoch eine kurze Nachricht von Tacitus, nach der die Juden im Jahre 17 n. ehr. um eine Verminderung der Steuerlast gebeten haben 5). Auch die Zinsgroschenperikope zeigt, wie tief der Widerwille gegen die kaiserliche Steuerpraxis im Volke verankert war 1). In der großen Friedensrede hält Agrippa 11. den Juden dementsprechend vor, wie willig die Völker Nordafrikas riesige Steuersummen aufbrächten 6), "ohne wie ihr auch nur einen Teil der auferlegten Abgaben für eine untragbare Zumutung zu halten!" der Kopfsteuer von Untertanen, die geflohen waren, weil sie die Steuer nicht mehr aufbringen konnten, durch Folter und Tötung von deren Nachbarn und Verwandten. Die Folge dieser Steuerpraxis 1st die Verödung ganzer Landstriche; Weiteres s. bei M. Rostovtzeff, Gesellschaft u. \Virtschaft im törn. Kaiserreich, üs. v. L. Wickert, o. J., 1,278. V gl. auch Amm. Mare. 22,16,23. 1) S. o. S. 39f, und die dort angeführten Beispiele, insbesondere S. Krauß, Mon. Tal. V Nr. 76.165.335; vgl. auch S. Dt. 32,13 ed. Friedmann § 317 und Bill. 1,770f, dort finden sich jedoch überwiegend Traditionen aus späterer Zeit. 2) Mek. Ex 19,1 CL. 2,194), R. Jochanan b. Zakkai, nach der Zerstörung Jerusalems: "Ihr wolltet nicht dem Himmel untergeben sein, so seid ihr den Völkern (d.h. Rom) untergeben worden; ihr wolltet an den Himmel nicht abtragen ein Beka pro Kopf, so müßt ihr abtragen 15 Schekel im Reiche eurer Feinde ... "; vgl. auch Keth. 66b. 3) S. S. Krauß, Mon. Tal. V Nr. 375, vgl. auch Bill. 1,857. 4) Mon. Tal. V Nr. 387. 5) Tac., anno 2,42: Per idem tempus ... et provinciae Syria atque Judaea. fessae oneribus deminutionem tributi orabant. 6) b 2,383.
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Dieser V orwurf war durchaus berechtigt, denn schon eInlge Zeit vor Ausbruch des I<::.rieges waren - zumindest auf dem offenen Lande - die Steuern nur noch sehr unregelmäßig entrichtet worden. Der Versuch des Gessius Florus, das Defizit aus dem Tempelschatz zu· decken,·führte zum ersten Aufstand in Jerusalem 1), die Friedensrede Agrippas II. war daraufhin der letzte Versuch, die Juden zur Nachzahlung der Rückstände zu bewegen 2). Auch dieser mißlang, und der Aufstand nahm seinen Lauf. Eine Notiz in der Fastenrolle deutet möglicherweise darauf hin, daß die Zeloten das von Judas erstrebte Ziel erreicht zu haben glaubten 3) : "Am 25. des NIonats Siwan wurden die Steuerpächter ("~~9;~"1 von aus Judäa und Jerusalem beseitigt"!
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d) Judas der Galiläer und die religiöse :Motivation des Widerstandes gegen Census und Steuerzahlung Daß Judas die tiefe Abneigung der gesetzestreuen Juden gegen die Durchführung des kaiserlichen Census, der ihnen als ein Frevel gegen Gottes Gebote und sein Heiliges Land erscheinen mußte, wohl zu nutzen verstand, zeigt die Bemerkung des J osephus : "Er überredete ... als Quirinius mit der Schatzung beauftragt nach J udäa gesandt wurde, ni c h t wen i g e Juden, die Steuereinschätzung nicht vornehmen Zu lassen" 4).
Dennoch gab wohl die :NIehrzahl - wenn auch widerstrebenddem Zwange der römischen :NIacht nach. Das Votum des Hohepriesters J oazar scheint bei dieser Entscheidung für den Census den Hauptausschlag gegeben zu haben. Er erwarb sich jedoch damit bei keiner Seite Sympathien: Quirinius, dem er 'zuvor einen solch unschätzbaren Dienst erwiesen hatte, opferte ihn bereitwillig der Ungnade des Volkes und setzte ihn ab 5). Dieser Vorgang zeigt, wie 1) b 2,293f, s. u. S. 213. 2) b 2,404ff. 3) fvIeg. Taan. 9, vgl. Sanh. 91a; s. dazu H. Lichtenstein, Die Fastenrolle, HUCA VIII/IX (1931-32), 302ff: Der bab. Talmud liest statt 25. Siwan den 24. Nisan, doch ist die L. A. der Meg. Taan .. vorzuziehen. Nach b 2,403 u. 405 haben die Juden einige Zeit nach dem Abzug des Florus aus Jerusalem (b 2,315: 17/18. Artemisios = Jjjar) die Steuerzahlung eingestellt. Entsprechend der Fastenrolle wäre dies endgültig ca. einen Monat später geschehen. V gl. auch Graetz, 3. A. 3,573; b 5,405f wird die Verweigerung der Steuerzahlung als hauptsächlicher Kriegsgrund herausgestellt. 4) b 7,253. Vgl. a 18,9. 5) a 18,26; der Widerspruch zu 17,339 beruht wohl auf der Verschi.edenheit der Quellen.
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sich schon zu Beginn der unmittelbaren römischen Herrschaft in Judäa die Fronten für die nächsten zwei Generationen festlegten: Auf der einen Seite standen die wohlhabenden Kreise, insbesondere in J erusalem, unter der Führung des Priesteradels, auf der anderen Seite die radikalen Gruppen, die in Judas ihren geistlichen Führer und Konzentrationspunkt gefunden hatten. Dazwischen stand das Volk; seine geheimen Sympathien gehörten - ins besondere beim Landvolk, das wohl noch mehr unter dem Druck der Fremdherrschaft litt - der radikalen Partei. Doch waren immer noch Vernunft und Friedenswillen stärker als der "Eifer" für Gottes Sache und der Haß gegen die gottlose Fremdherrschaft. Die NIotive dieses Zwiespaltes waren religiöse. Bei der Personenund Landaufnahme traten die Kollisionspunkte mit der alttestamentlichen Tradition deutlich genug hervor; die Verweigerung der Steuerzahlung gegenüber dem Kaiser ließ sich dagegen nicht ohne weiteres aus dem Gesetz begründen. Erst wenn man das erste Gebot in der \Veise, wie Judas es tat, interpretierte und Gott kompromißlos als den einzigen Herren Israels anetkannte, wurde aus dem Tribut an einen fremden Herrscher - zumal sich dieser noch als Gott verehren ließ - ein Götzendienst. Wer dem Kaiser noch Steuer entrichtete, hörte auf, ein echter Israelit zu sein; er war zu betrachten "als ein Heide und Zöllner" 1). Diese FormelimNIatthäusevangelium, die wohl auf eine damals gebräuchliche Wendung zurückgeht, kann - wie die scharfe Beurteilung der Zöllner überhaupt, die als Handlanger der gottlosen Fremdherrschaft den Sündern schlechthin gleichgestellt wurden 2) - als Gradmesser für das im Volk verbreitete zelotische Gedankengut betrachtet werden. Auch J osephus bestätigt uns die Gleichsetzung von Friedens- bzw. Steuerwilligen 1) Mt 18,17. Diese Gleichordnung von Heide und Zöllner unter Voranstellung des Heiden läßt auf eine unter zelotischem Einfluß geprägte Redewendung schließen; vgi. auch den Parallelismus Mt 5,46f: ,ZAWVCX~ - E8vL>WL. 2) Der Begriff TEAWV'I)C; beschränkt sich nicht nur auf den "Zöllner" im eigentlichen Sinne, sondern kann auch den Steuerbeamten schlechthin bedeuten, s. M. Rostovtzeff, Wirtschaftsgeschichte d. hell. \Velt, üs. v. G. u. E. Bayer, 1955, 1,276 u. 3,1161 A. 146, dort weitere Literatur. Zu den rabbinischen Zeugnissen s. Bill. 1,378ff: Der "Zöllner" wurde in der Regel dem Räuber gleichgestellt: B.Q.10,1f; Ned. 3,4: "Man darfJ\-Iördern, Räubern u. Zöllnern gegenüber durch Gelübde versichern, daß etwas Hebe sei, auch wenn es keine Hebe ist; daß etwas dem Hause des Königs gehöre, auch wenn es ihm nicht gehört ... "; die :Mischna wurde schon von den Schulen Schammais und Hillels diskutiert. In der späteren Zeit, vom 2. Jh. an WU1'de dann die Erlaubnis des Zollbetrugs eingeschränkt: s. die Diskussion in der Gemara Ned. 28a u. B.Q. 113a.
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und Heiden bei den "Sikariern", d.h. den Anhängern des Judas 1). Wahrscheinlich kann der Kampf des Judas gegen den Census auch unter dem endzeitlichen Aspekt gesehen werden: Die Fremdherrschaft mit ihren Leiden bildete den Anfang der "messianischen Wehen", der Census selbst bedeutete die endzeitliehe Prüfung und Scheidung Israels: nur die, welche dem Kaiser den Gehorsam aufkündigten, waren noch als wirkliche Angehörige des Gottesvolkes zu betrachten. Die Verkündigung des Galiläers trug darüber hinaus wohl profetische Züge 2): Wie sich einst durch den Eifer Elias ein "Rest" von Siebentausend in Israel erhielt, "deren Knie vor Baal sich nicht gebeugt hatten" 3), so sammelte sich um ihn der "heilige Rest" des endzeitlichen Israels. Dieses Selbstverständnis als die "wahre Gemeinde Gottes" hätte somit die von Judas gegründete neue Sekte mit anderen spätjüdischen Gruppenbildungen durchaus gemein 4). Schließlich konnte sich Judas bei seinem Kampf gegen die Steuereinschätzung auf die profetische Verheißung des Alten Testaments berufen. Gott hatte seinem Volke das Ende aller Tribute an fremde Völker zugesagt: "Geschworen hat Jahwe bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Nie wieder gebe ich Dein Getreide Deinen Feinden zur Speise, noch sollen Fremde Deinen 1--10st trinken, um den Du Dich abgemüht hast. Denn die es geerntet haben, sollen es essen und Jahwe preisen, und die eingesammelt haben, sollen ihn trinken in meinen heiligen Vorhöfen!" 5).
Da nach der Lehre des Judas die Verwirklichung der Verheißung Gottes von der NIitwirkung Israels abhängig war, mußte für ihn der Widerstand gegen die Schätzung und die Verweigerung der Steuerzahlung die erste V oraussetzung dafür bilden, daß Gott seinen Schwur einlöste. 1) b 7,254f. Zur religiösen Motivierung der Ablehnung der Steuerzahlung s. E. Stauffer, Christus und die Caesaren, 1952, 124f: " ... der theologische Protest des Gottesvolkes gegen das heidnische Reichsvolk und Reichsoberhaupt" . 2) S. o. S. 94 u. S. 108. 167. 3) 1. Kge 19,10.14.18; Zu Elia als einem Vorbild der Eiferer s. u. S. 167ff. 4) Bei den Essenern ist diese exklusive Haltung eindeutig; vgl. u.a. 1 QH 6,8: der Restgedanke ; CD 4,3 f u. 1 QS 11,16: die Erwählten der Endzeit. Bei den Pharisäern war vielleicht das eschatologische :Moment nicht ganz so stark ausgeprägt, dagegen weist die scharfe Absonderung der Chaberim vom Am-ha-arez auf ein exklusives Selbstverständnis hin. Für das Urchristentum vgl. Rä 2,28f; 11,3ff; Gal4,28; Phil3,3. Auch Lk 2,34; 11t 21,42; 1. Ptr 2,8 u. Apk 2,9 gehären in diesen Zusammenhang. 5) ] es 62,8f; vgl. auch] es 65,22. Diese Verheißungen bedeuteten die Aufhebung des Dt 28,16-69 ausgesprochenen Fluches (s. vor allem Vs. 33 u. 49-51).
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ZUSAMMENFASSUNG:
DER
RELIGIÖSE
CHARAKTER
DER
VON
] UDAS BEGRÜNDETEN BEWEGUNG.
Wenn] osephus auch nur sehr bruchstückhaft über die Anschauungen der von Judas dem Galiläer begründeten Bewegung berichtet, so ist es doch - insbesondere durch Heranziehung des rabbinischen Vergleichs materials - möglich, die tief im jüdischen Glauben verwurzelten Vorstellungen dieser neuen Sekte stärker hervortreten zu lassen. Dabei wird deutlich, wie sehr die Motive, die dem Handeln dieser neuen Gruppe zugrunde lagen, im religiösen Bereich verankert sind. Leider wird diese wesentliche Tatsache in einer ganzen Reihe von Darstellungen des Judas und der zelotischen Bewegung zu wenig beachtet:
1. Zur Beurteilung der Sekte des Judas als einer nationalistischen Bewegung Auf Grund ihrer antirämischen Aktivität und ihres - im Sinne des Josephus - profan gedeuteten Freiheitswillens wurden Judas und seine Nachfolger von vielen Forschern als primär politische Gruppenbildung beurteilt: "Die neu erstandenen Kämpfer waren weniger Eiferer des Glaubens als vielmehr Fanatiker der politischen Freiheit. Das religiöse und politische Element verschmolz in ihnen in dem einen leidenschaftlichen Drang nach Befreiung des Vaterlandes. Die Vaterlandsliebe der Zeloten war durch und durch aktiv ... " 1). "Eine leidenschaftliche Begeisterung zur politischen Befreiung des Landes treibt sie; :Männer der Tat, eine nach Tausenden zählende Schar feuriger Patrioten .. " schüren sie zum Kampf für die nationale Freiheit, für das nationale Königtum, den nationalen lVIessias .... Wo immer ein starkes politisches \Vollen ein Volk als Ganzes oder auch nur einen Teil des Volkes ergreift, da werden alle Lebensgebiete davon berührt oder gar umgestaltet; auch das religiöse Leben kann nicht in ungestörter Ruhe abseits bleiben, sondern muß zu diesen Fragen Stellung nehmen. Das hat uns die Gegenwart (!) gezeigt. Und auch im Judentum zur Zeit Jesu ist das nicht anders: mit der damaligen Freiheitsbewegung müssen sich alle jüdischen Richtungen auseinandersetzen" 2).
Dies mägen zwei extreme Stellungnahmen sein, sie zeigen jedoch, wie man versucht war, durch voreilige Übertragung moderner V orstellungen in das 1. Jh. n. Chr. den wirklichen Sachverhalt zu mißdeuten. Vor allem der uns so geläufige Begriff "national" und 1) S. Dubnow, \Vcltgeschichte des jüdischen Volkes, üs. v. A. Steinberg, 1925tf, 376. 2) H. Preisker, Neutestamentliche Zeitgeschichte, 1937, 227.
ZUSAMMENFASSUNG
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seine verschiedenen Ableitungen wurden mit Vorliebe zur Umschreibung der Ziele eines Judas und der von ihm ausgehenden Bewegung verwendet, obwohl der Begriff in besonderer Weise durch moderne Vorstellungen belastet ist und im Grunde die "Nation" als einen selbstständigen, profanen Wertfaktor voraussetzt - eine Vorstellung, die erst in der Neuzeit geboren wurde. Wir finden diesen Sprachgebrauch in führenden Darstellungen der spätjüdischen Geschichte und Religion: "Er (Judas) machte Galiläa ... zum Zentrum der "für ihr Volk Eifernden", der national und idealistisch gesinnten Revolutionäre" 1). "Doch führte die Opposition gegen den Census zu einem bedeutsamen Ereignis: die extremen Nationalisten ... vereinigten sich zu der neuen Partei der Kannaim oder Zeloten" 2). "Ihr einziges Verbrechen war, daß sie der Stimme ihres Herzens folgten und bereit waren, ihr Leben für die nationale Befreiung hinzugeben ... " 3). "Das Feuer der nationalen Begeisterung glomm unter der Asche weiter. Und als Herodes der Große gestorben war, ... schlug es wieder empor. Es entstand im Volk die Partei der sogenannten Zeloten, ... die ... nichts weiter waren als nationale Fanatiker, denen Politik und Religion in eins zusammenfielen" 4). " ... nationalistes farouches, Hs confondaient les interets de Dieu avec ceux de la Nation". " ... ces anarchistes ... , indomptes dans leurs ... aspirations a la liberte nationale" 5). "The Zealots -fanatical nationalists -had destroyed one another, and the remnants had been exterminated by the Romans" 6).
Diese Beispiele mögen genügen. Es wird jeweils vorausgesetzt, daß die Anhänger des Judas ihre religiösen und politisch-nationalen Interessen vermengten, wobei im Grunde die nationale Seite überwog. Doch erhalten wir dadurch ein falsches Bild: Wie in anderen spätjüdischen Gruppen, den Essenern und Pharisäern, gab es auch für Judas und seine Gefolgschaft keinen selbstständigen, dem Glauben entzogenen Lebensbereich, z.B. die Politik und die Nation; vielmehr waren sämtliche Gebiete des Lebens, der Alltag, das Recht, der Gottesdienst etc. durch Gottes Willen - d.h. das Gesetz - geordnet: 1) 2) 3) 4) 5) 6)
]. Klausner, JvN, 3. A. 1952, 207f. Op. cit. 215. Op. cit. 274.
B.-Gr., Rel. 87; S. 88 werden die Zeloten als "Chauvinisten" bezeichnet. M. J. Lagrange, Le Judaisme avant Jesus Christ, 3. A. 1931, 214. G. F. Moore, Judaism, 3,22.
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auch der politische Bereich konnte davon nicht ausgeschlossen werden. Wie wir im Vorhergehenden deutlich Zu machen suchten, gründete sich Judas in seiner ~ehre und bei den entsprechenden politischen Entscheidungen auf bestimmte Schdftstellen 1), die er in seiner Weise interpretierte. Zeigten sich im konkreten Leben Widersprüche zu den Forderungen des Alten Testaments, so mußte man entweder - wie die Pharisäer - versuchen, über den KOlJJprotJuß einen modus vivendi zu finden 2), oder aber - wie die Essenersich durch Abschließttng von der gottfeindlichen Welt eine ideale Lebensordnung zu schaffen 3). Den dritten Weg beschritt die von Judas begründete Partei: sie versuchte mit Gewalt - selbst wider jede Vernunft und die Interessen des Volkes - ohne Rücksicht auf die realen Machtverhältnisse, die ihrer Auffassung vom Gesetz entsprechende Ordnung, d.h. die Alleinherrschaft Gottes, herbeizuführen. Daß sie sich hierbei ganz von ihrer religiösen Überzeugung und nicht von "nationalen" d.h. pragmatisch-politischen Gesichtspunkten leiten ließ, wird aus der Darstellung des J osephus immer wieder sichtbar: Israel war für sie primär Religionsgemeinschaft und erst in zweiter Linie "natio". Die friedenswilligen Juden waren in ihren Augen eXAAOCPUAOL 4), während die Zeloten andererseits sofort bereit waren, Heiden, die sich beschneiden ließen und damit zum Judentum übertraten, das Leben und die Freiheit zu schenken 5). Auch jener 1) Die Bezeichnung O'oqnO''t'~c; deutet auf ihn als Schriftgelehrten hin, s. u. S. 339f; vgl. auch S. 232 u. 243f. 2) Vgl. G. F. Moore, op. dt. 1,259: "When the exigencies of the time seemed to them to demand it, the rabbis in council or individually did not hesitate to set aside laws in the Pentateuch on their own authority ... " Das bekannteste Beispiel eines solchen Kompromisses ist die Prosbolbestimmung Hillels, die den 15jährigen Schulderlaß (Dt 15,1-11) umging: s. Schebiit 10,3. Weitere Beispiele s. bei Moore, op. eh. 1,260 u. A. Schlatter, Jochanan b. Zakkai, BFCT 10 (1906), 28f. S. auch A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus, 3. A. 1948, 648: Es war die Regel des Pharisäismus: "daß das Gesetz nicht unerträglich werden dürfe ... ". 3) Auf Grund ihrer Isolierung konnten sie sich eine Lebensform schaffen,. die sie als eine Vorstufe der end zeitlichen Herrlichkeit betrachteten, vgl. J. T. Milik, Dix ans de decouvertes dans le desert de Juda, 1957, 80: "leur mode de vie les etablissait dans un commerce intime avec Dieu et les Esprits bons". Außer den dort S. 81 genannten Stellen über das Thema "la vie avec des anges" wäre noch 1QH 6,13f u. 1QS 11,7 zu nennen. Zu ihrer schärferen Halacha s. A. S. v. d. Woude, Die lvIessianischen Vorstellungen der Gemeinde v. Qumran, 1957, 218. 4) b 7,255. 6) Vgl. b 2,454: der Kommandant der Auxiliarkohorte in der Herodesburg, u. vita 112f.149-154: die Offiziere des Agrippa 11. bei Josephus. Auch für die Söhne des Königs Izates von Adiabene, die in den Reihen der Juden kämpften (b 2,520; 5,474; 6,356f), war dieser Kampf nicht national, sondern ausschließlich religiös. motiviert.
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im Laufe des Krieges immer mehr sichtbar werdende Fanatismus, der die reale Lage völlig außer Acht ließ und zu jedem Opfer bereit war, ist nicht als "nationale Begeisterung" zu deuten, sondern kann allein aus seiner religiösen Grundlage heraus verstanden werden. Nur so wird begreiflich, daß J osephusunter den Vorwürfen gegen die Zeloten immer wieder die absolute Nichtachtung der Interessen des eigenen Volkes hervorhebt 1). Selbst der Untergang der Stadt soll sie nicht gerührt haben: "Mit fröhlichen Gesichtern sahen sie auf die brennende Stadt und sagten, daß sie den Tod frohen Herzens auf sich nähmen ... " 2).
Auch die V ertreibung aus der nationalen Heimat konnte ihrem religiösen Eifer nichts anhaben. So versuchten die nach Ägypten geflohenen Sikarier, an statt "unterzutauchen", noch dort für die "Alleinherrschaft Gottes" zu werben; selbst Folter und Martyrium konnten sie nicht von ihrer Überzeugung abbringen 3). Die gemäßigte pharisäische Gruppe, deren Führer J ochanan b. Zakkai zu den Römern überging 4), hat sehr viel mehr "national" in realpolitischem Sinne gedacht: ihr ist es zu verdanken, daß das palästinische Judentum den Untergang Jerusalems und die Zerstörung des Tempels als "Nation" überlebt hat.
Z. Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse Die von Judas begründete ,,4. Philosophensekte", deren Anhänger vor Ausbruch des Jüdischen I<::'rieges auch Sikarier genannt werden, während sie sich selbst wohl den Namen "Eiferer" gegeben hatten, erscheint so als eine relativ geschlossene Gruppe mit einem festen Parteihaupt, das nach dem Tode des Judas von Gliedern seiner Familie gestellt wurde. Anlaß zur Entstehung der neuen Bewegung gab der von Quirinius durchgeführte Census, der den gesetzestreuen Juden als widergöttlich erscheinen mußte. In ihrer - wohl mit profetischem Anspruch vorgetragenen - Botschaft standen die Gründer, der wortgewaltige und zugleich schriftgelehrte Judas, sowie der nur einmal erwähnte Pharisäer Zadduk, dem radikalen Flügel des Pharisäismus nahe. Sie unterschieden sich jedoch von der pharisäischen Bewegung durch die unbedingte Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes. Gott allein gebührte die Bezeichnung Herr; 1) 2) 3) 4)
b 4,263; 5,4.345.526; u.ö. b 6,364; vgl. 5,458. b 7,410ff.437. Vgl. ARN c. 4 ed. Schechter 23; Lament. R. 1,5; Gittin 56a.
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,,4.
PHILOSOPHENSEKTE" DES JUDAS GALILÄUS
alle Herrschaftsansprüche der durch den I<'aiser verkörperten heidnischen Weltmacht wurden ausgeschlossen. Begründet wurde diese These durch die Erwartung, daß die Königsherrschaft Gottes schon im Anbruch begriffen sei; damit verbunden war auch ein neues Verständnis des Dekalogs und des Schema, die beide Gott als den "einzigen Herrn" proklamierten, sowie die Antithese gegen den Kaiserkult, der auch in Palästina eingedrungen war. Die Proklamation der "Alleinherrschaft Gottes" bildete zugleich den ersten Schritt zur eschatologischen "Freiheit"; dieser Begriff war nicht profan-politisch zu verstehen, sondern im Sinne der alten Vorstellung von der Erlösung Israels. Der Anbruch der Heilszeit kam ihrer Meinung nach jedoch nicht automatisch, denn Gott hatte ihn vom Mitwirken der Frommen abhängig gemacht; sie selbst mußten sich durch die Anerkennung der uneingeschränkten Theokratie und wenn notwendig auch durch die bewaffnete Erhebung gegen die heidnischen Unterdrücker an der Verwirklichung derselben beteiligen. Der Termin der Erlösung stand dadurch in einem korrespondierenden Verhältnis zum "heiligen Eifer" der Frommen. Diese radikale eschatologische Botschaft drängte auf eine Entscheidung, eine Spaltung Israels hin. Es gab nur ein pro oder contra, eine abwartende oder vermittelnde Stellung war auf die Dauer unmöglich. Die für die neue Bewegung bestimmende Haltung war - wie schon die Selbstbezeichnung "Eiferer" besagt - die des Eifers für Gott und sein Gesetz. Die nächste Aufgabe besteht für uns nun darin, die Herkunft und die Bedeutung des "Eifers" im Spät judentum und bei den Zeloten näher zu untersuchen.
KAPITEL VIER
DER EIFER Der Ehrenname "Eiferer", den sich die Anhänger der von Judas Galiläus ausgehenden Bewegung wahrscheinlich zugelegt haben, deutet darauf hin, daß sie in ihrem Selbstverständnis durch alttestamentliche Traditionen bestimmt waren, in denen der "Eifer" im Mittelpunkt stand. Wir müssen uns also zunächst diesen zuwenden.
A. DIE
ALTTESTAMENTLICHEN
VORAUSSETZUNGEN DES EIFERS FÜR
GOTT
7
Die Wortgruppe Nlp, pi. eifersüchtig sein bzw. machen, mit sich ereifern über; hi. causativ, Eifersucht erregen; N~j( und Nil K eifersüchtig und i1~t~ Eifer, Eifersucht, Leidenschaft 1), bezeichnet einerseits die Eifersucht im menschlichen Bereich 2), auf der anderen Seite ist sie jedoch Ausdruck einer Haltung Gottes, vor allem gegenüber seinem Volk 3).
1. Der eifersüchtige Gott Eigenartigerweise werden die Adjektive N~~ und Nil~ nur auf Gott bezogen. Sie erscheinen stets in festgeprägten Formeln und zwar an für die alttestamentliche Offenbarung besonders bedeutsamen Stellen: den beiden Dekalogen Ex 20 (= Dt 5) und Ex 34 sowie im Bericht vom Landtag zu Sichern 4). Dies weist darauf hin, daß der Eifer als fester Wesenszug zu J ahwe gehörte, der eifersüchtig darüber wachte, daß Israel seine Bundesverpflichtungen einhielt und ihn als einzigen Gott anerkannte 5). Entsprechend verband sich dieser Eifer mit dem Zorn, sobald Jahwes Gebot gebrochen wurde, vor allem I) S. Koehler-Baumgartner, Lexicon in Veto Test. Libros, 1953, 852f. Zum Folgenden vgl. F. Küchler, Der Gedanke des Eifers ]ahwes im AT, ZAW 28 (1908) 42ff; A. Stumpff, Art. qAO<; im ThWB, 2,880-82; W. Eichrodt, Theologie des A.T., 1933, 1,104f; G. v. Rad, Theologie d. AT, 4. A. 1,216ff. 2) So vor allem das Verb Gen 24,14; 37,11; Nu 5; ]es 11,13. 3) Überwiegend bei i1~t~, im Ganzen 25 von 43 Stellen.
4) Ex 20,5; 34,14; Dt 4,24; 5,9; 6,15: N~~ ~~. los 24,19; Nah 1,2: Nil~ ~~ Ex 34,14: N~~ i11i1'1 5) S. F. Küchler, op. cit. 46; L. Köhler, Theologie d. AT., 4 u. 50.
152
DER EIFER
wenn fremde Götter angebetet wurden 1). Jedoch wurde der Eifer Jahwes in gleicher Weise erregt, wenn fremde Völker sein Volk bedrängten; die Folge war dann sein helfendes Eingreifen 2). Diese rettende Gewalt konnte auch den Anbruch der Heilszeit herbeiführen 3). Als Bild für die zerstörende Kraft des Eifers J ahwes war insbesondere das Feuer geeignet 4). Aber auch als "Kriegsmann" und "Held" (i1~07~ ttJ.,~ und ';::l~) erschien Jahwe, um seinem Eifer Raum zu schaffen 5). Wenn man versucht, den Eifer Jahwes in das Gesamtbild der alttestamentlichen Gottesvorstellung einzuordnen, wird man ihn am ehesten als Ausdruck seiner Heiligkeit verstehen dürfen 6).
2. Der Eifer für Jahwe Der "Eifer ]ahwes" hat sein Gegenbild in dem Eifer der Frommen für Jahwes Ehre und Heiligkeit. An erster Stelle ist Pinehas, der Sohn Eleazars und Enkel Aarons, zu nennen. Als Israel zu Baal Peor abfiel, entbrannte Gottes Zorn gegen das Volk, und er verhängte eine Plage über dasselbe 7). Daraufhin tötete Pinehas in spontanem Eingreifen ein ehebrecherisches Paar, das besonderen Anstoß gegeben hatte, und die Plage wich von Israel. Wesentlich ist die Verheißung für Pinehas und sein Geschlecht: "Pinehas, der Sohn Eleazars, des Sohnes des Priesters Aaron, hat meinen Zorn von den Israeliten abgewendet dadurch, daß er unter ihnen anstelle meines Eifers eiferte. Datum habe ich die Israeliten in meinem Eifer nicht völlig vertilgt. .. Ich schließe mit ihm meinen 1) Nu 25,11; Dt 29, 17ff; 32,16.21; 1. Kge 14,22f; Ps 78,58; 79,5; Hes 5,11ff; 8,3ff; 16,38ff u.ö. Speziell für Hesekiel war die Abgötterei Ehebruch, und die untreuen Israeliten traf die Eifersucht ]ahwes. 2) Hes 35,11; 36,5f (gegen Edom); Nah 1,2 (Assur); ]es 37,32 = 2. Kge 19,31. 3) ]es 9,6; 26,11; 42,13; Hes 39,25; ]oel2,8; Sach 1,14f; 8,2. 4) Zeph 1,18; 3,8; Ps 79,5; Jes 26,11. 5) ] es 42,13; vgL dazu J. Hänel, Die Religion der Heiligkeit, 1931, 198: "Daß die kriegerische Art des ,Jahwe der Heerscharen' ein Exponent seines Eiferns ist, läßt sich nicht in Abrede stellen". Vgl. Jes 9,6; 37,32 u. 2. Kge 19,31. 6) Vgl. Hes 39,25 "~"'IR CW7 "~N~j(); J. Hänel, op. cit. 196ffspricht daher von
der "Eiferheiligkeit Jahwes". Diese Formel wurde von G. v. Rad, op. cit. 1,203 übernommen, s. auch 204: "Eifer und Heiligkeit sind ja nur verschieden schattierte Begriffe für eine und dieselbe Eigenschaft ]ahwes". 7) Der Gesamtbericht von Nu 25 zeigt gewisse Diskrepanzen, die wohl durch zwei verschiedene Quellen (J 25,1-6 u. P 25,7-18) bedingt sind. Nach J befiehlt Gott Mose die Anführer des Volkes zu töten; Nlose gibt diesen Befehl zur Ausführung an die Richter Israels weiter (25,4). Nach P schickt Gott eine Seuche, die 24000 tötet (5,8f). 25,1 sind die Moabiterinnen Ursache des Abfalls; 25,6.15 wird von einer Midianiterin gesprochen und entsprechend später gegen die Midianiter ein Rachekrieg geführt: 25,17; 31,2ff.
VORAUSSETZUNGEN DES EIFERS FÜR GOTT
153
Heilsbund; ihm und seinen Nachkommen nach ihm soll (dieser) Bund des Priestertums für alle Zeiten gelten, dafür, daß er für seinen Gott eiferte und für die Israeliten Sühne wirkte" 1). Kurz darauf zog Pinehas als Begleiter des Heeres mit den heiligen Gewändern in den Vergeltungs krieg gegen die Midianiter, der streng nach den Spielregeln des Heiligen Krieges geführt wurde 2). Auch Elia steht in der Reihe der Eiferer. Nachdem er die Baalsprofeten am Bache Kison getötet hatte, mußte er vor !~el in die Wüste fliehen 3); auf dem Horeb klagte er zweimal vor Gott: "Geeifert habe ich für ] ahwe, den Gott der Heerscharen, denn die Israeliten haben Deinen Bund ve:dassen, Deine Altäre zerstört, Deine Profeten mit dem Schwert getötet, und ich allein bin übriggeblieben. Aber auch mir wollen sie das Leben nehmen" 4). Elia hatte - ähnlich wie Pinehas - sozusagen an Gottes Statt gegen den Abfall Israels geeifert, doch war die göttliche Bestätigung ausgeblieben. Jetzt erhielt er von Jahwe die Verheißung, daß das Strafgericht an den Abtrünnigen durch das Schwert des Syrers Hasael, des späteren Königs Jehu und durch seinen eigenen Nachfolger EIisa vollzogen würde; nur ein Rest von 7000 Getreuen solle erhalten bleiben 5). Auch Jehu" eines der Werkzeuge dieses Strafgerichtes, erweist sich als Eiferer für Jahwe: Auf der Fahrt nach Samaria ruft er J onadab, den Sohn des Rekab zu sich: "I<:'omm mit mir und sieh meinen Eifer für J ahwe". Der Eifer manifestiert sich in der Hinschlachtung der Nachkommen Ahabs in Samaria. Auch Jehu erhält dafür eine besondere Verheißung Gottes 6). Schließlich ist noch auf die Tradition des Stammes Levi hinzuweisen, in dem zwar der Begriff des "Eifers" nicht direkt erscheint, aber doch der Sache nach enthalten ist. Nach der Verirrung Israels mit dem goldenen Stierbild greift der Stamm Levi auf den Ruf Moses hin als einziger zum Schwert und vollzieht das Strafgericht ohne Rücksicht auf Verwandtschaft und FamiIienbande. Auch hier folgt als Lohn die göttliche Verheißung 7). In zwei nachexilischen Psalmen erscheint ebenfalls der Eifer für 1) Nu 25,11-13. 2) Nu 31,6; vgl. Dt 10,9; 20,2; 1. Sam 7,8f. Nu 31 ist im Ganzen eine ideale Schilderung des heiligen Kriegs nach Dt 20,13ff. 3) 1. Kge 18,40ff; 19,2ff. 4) 19,10.14. 5) 19,17f. 6) 2. Kge 10,16f. u. 10,30. 7) Ex 32,26-29; die Verheißung erscheint im Mosesegen Dt 33,8-11.
154
DER EIFER
Gottes Sache, allerdings nicht mehr in der prägnanten Form des "Eifers für J ah we" : "Der Eifer um Dein Haus hat mich gefressen!" 1) pMein Eifer verzehrt mich, denn meine Feinde haben Deine W orte vergessen!~' 2) Die erste Stelle bezieht sich auf die Reinheit bzw. Heiligkeit des Tempels, die zweite kann am besten mit der Formel "Eifer für das Gesetz" umschrieben werden. Dieser kurze Überblick zeigt deutlich, wie unter gewissen V oraussetzungen der Eifer Jahwes und der Eifer des Frommen für Jahwe korrespondieren: Wenn das Volk durch Ungehorsam und Abfall Gottes Zorneseifer heraufbeschworen hatte, konnte der Fromme, vom "Eifer für J ahwe" ergriffen, in die Bresche springen und mit der Waffe in der Hand stellvertretend für J ahwe das Gericht an den Abtrünnigen vollziehen. Er wußte sich gewissermaßen von J ahwe als Vollstrecker des göttlichen Eifers beauftragt. Ein solches Vorgehen konnte für I~rael 'Sühne erwirken und größere Strafe abwenden. Die Antwort Jahwes auf dieses Eifern für seine Ehre und Heiligkeit erfolgte durch eine besondere Heilsverheißung . Bezeichnend ist dabei, daß sich dieser Eifer für Jahwe immer' nur gegen die Abtrünnigen in Israel selbst wandte; während - vor allem in der späteren Heilsprofetie - J ahwe seinen Eifer auch gegen die Feinde des Volkes kehren konnte, ist von einem solchen Eifer nach außen auf Seiten der Frommen nie die Rede. In späterer Zeit scheint anstelle des "Eifers für Jahwe" ,der Eifer für die von ihm eingesetzten Heilsmittel, das Heiligtum und das Gesetz, getreten zu sein.
B.
DER EIFER FÜR DAS GESETZ IN VERBINDUNG MIT DER PINEHAS-TRADITION
1. Der Eifer in der Makkabäerzeit Die Erinnerung an die Tat des Pinehas und die ihm von Gott gegebene Verheißung blieb im Judentum lebendig. Schon .Ps.106}29f hebt Pinehas lobend hervor: "Sie kränkten ihn 3) durch ihre Taten, da brach eine Plage unter sie ein; Pinehas trat auf und hielt Gericht, da wurde die Phi.ge aufgehalten. 1) Ps 69,10. 2) Ps 119,139. S) Lies ~mc't~~:! mit LXX, S, Hier. u. 6 MSS. Ps 106,29f entspricht der P-
Version Nu 25,7-18.
DER EIFER FÜR DAS GESETZ
155
Dies wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet, von Geschlecht zu Geschlecht immerdar".
Auch in den Chronikbüchern wird der "Fürst" ('~~D Pinehas durch einen Segensspruch hervorgehoben 1). Ausführlicher spricht Jesus Sirach im Lob der Väter von ihm 2): Die Tat des Pinehas wirkte Sühne für Israel, und der Bund, den Gott mit ihm daraufhin schloß, kann dem Davidsbund gegenübergestellt werden; er garantiert die Erbnachfolge des Hohepriesteramtes. Der Vergleich zwischen dem Pinehasbund und dem Davidbund ist zugleich eine Vorstufe jener zwiefachen messianischen Herrschererwartung innerhalb bestimmter Kreise des Judentums 3). Darüber hinaus hebt Jesus Sirach 'sowohl bei Pinehas wie bei Elia, dem "Feuer-Profeten", den Eifer für Gottes Sache besonders hervor 4). Man wird der Vermutung Farmers recht geben dürfen: "Within certain circles of postexilic J udaism . Phineas was regarded as one of the great patriarchs" 5). Jene Kreise selbst sind wohl in der herrschenden priesterlichen .Dynastie zu suchen, die mit der Berufung auf den Pinehasbund ihre Legitimität zu bekräftigen suchte. . Eine über das bisherige Maß hinausgehende Bedeutung erhielt die Tradition vom Eifer des Pinehas in der Religionsnot unter Antiochus Epiphanes. Die Anordnungen des Königs bedrohten den Glauben der Väter aufs schwerste. Viele Juden waren damit einverstanden und fielen ab 6). Das Gesetz wurde außer Kraft gesetzt, die Gesetzbücher vernichtet 7), der Tempel entweiht 8). Viele Gesetzestreue gingen in den Tod 9), Gottes Zorn lag auf Israel 10). Wesentlich für diese Situation war, daß die "Religionsnot" nicht nur auf den Auswirkungen 'der königlichen Religionspolitik beruhte, 1) 1. ehr 9,20. I) Sir. 45,23-26, vgl. 50,24 M. Der Text von M, LXX u. S. sind nicht einheitlich, doch bleibt der Grundgedanke derselbe: Wie im davidischen Königtum sollte auch im Hohepriestertum die Erbnachfolge gesichert werden, s. J. Klausner, The Messianic Idea of Israel üs. v. W. F. Stinespring, 1955, 255f. 3) Zur zweifachen messianischen Erwartung s. K. G. Kuhn, Die beiden Messias Aarons und Israels, NTS 1 (1954/55), 168-179 u. A,. S. van der Woude, Die Messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran, 1957, passim. ') Sir. 45,23 u. 48,lff. . 5) W. R. Farmer, The Patriarch Phineas, AThR, 34 (1952), 27. 8) 1. Makk. 1,41ff. 52;2,18; Da 11,32. 7) 1. Makk. l,49f.56f; 2. Makk. 6.1ff. 8) 1. Makk. 1,45f.54,59; 2,8f; 2. Makk. 6,4; Da 9,26f; 11,31. 11) 1. Makk. 1,57.63; 2,29-38; 2. Makk. 6,9ff; vgl. auch die Märtyrerlegenden 6,18ff u. 7, sowie Da 11,33. _ 10) 1. Makk. 1,64; 2. Makk. 5,20; 7,18.33.38; Da 9,24ff; 11,36..
156
DER EIFER
sondern mindestens ebenso sehr durch eine "Reformbewegung" bedingt war, die von jüdischen Kräften getragen wurde 1). , Als nun in Modein ein Israelit dem Aufruf des Königs Folge leisten und opfern wollte, wurde der Priester Mattathias vom Eifer erfaßt: "Er ereiferte sich, sein Innerstes erbebte, und er ließ seinen Zorn die Urteilsgrenze überschreiten; er sprang vor und erschlug jenen am Altar" 2).
Auch den königlichen Beamten tötete er und riß den Altar nieder. Der Verfas-ser des ersten Makkabäerbuches zieht nun den Vergleich mit Pinehas: "Er war voll Eifer für das Gesetz, wie auch Pinehas dem Zambri, dem Sohne des Salom, gegenüber gehandelt hatte" 3).
Schließlich forderte Mattathias die Einwohner von Modein auf: ,,] eder, der für das Gesetz eifert und zum Bund steht, folge mir nachi" 4) Darauf flohen er, seine Söhne und eine Anzahl von Gleichgesinnten unter Zurücklassung ihrer Habe ins Gebirge. Verstärkt durch die Chasidim 5) setzten sie ihren "Eifer" in die 'Tat um. Sie wandten sich gegen die &(LapTwAou<;; und &vöpcx<;; cX.v6(Lou<;; unter ihren Volksgenossen, rissen die Altäre ,nieder und beschnitten die Kinder, eventuell auch zwangsweise 6). In der Rede, die der Verfasser dem Mattathias vor dessen 'Tod in den Mund legt, wird noch einmal das Anliegen dieser "Eiferer für das Gesetz" zusammengefaßt: "Stark geworden sind jetzt Überheblichkeit und Züchtigung, es ist eine Zeit (des) Verderbens und grimmigen Zorns. Nun Kinder eifert 1) Diese Tatsache hat vor allem E. Bickermann, Der Gott der Makkabäer, 1937, 126ff.134ff u. 136ff herausgearbeitet: "Die makkabäische Bewegung war vor allem ein Bürgerkrieg, ein Religionskampf zwischen Orthodoxie und Reformisten" (137). Vgl. M. Hengel, Judentum und Hellenismus, 2. A. 1973, 503-554. Die jüdischen "Reformer" entwickelten einem ganz ungriechischen "Eifer gegen das Gesetz" 534f. 2) 1. Makk 2,24: xcx.t d~EV ... xcx.t e:t:1jAWCJEV (vgl. Nu 25,7). 3) 1. Makk 2,26. 4) 1. Makk 2,27: mic;; 0 t:'1)AWV 't'<j> v6/-LCJ> xcx.t lCJ't'wv ~Lcx.e1jX'1)V E:~E).et-rW lml.CJw /-L0U. 5) 1. Makk 2,42; vgl. 7,13 u. 2. Makk. 14,6. Es handelte sich hier um eine streng gesetzes treue Sekte, möglicherweise sind damit auch "die Weisen" Da 11,33f zu identifizieren. Auch äth. Hen. 90,6 werden sie wohl erwähnt. ,Sie teilten den "Eifer um das Gesetz", aber nicht den darüber hinausgehenden politischen Ehrgeiz der Makkabäer; s. J. Wellhausen, Pharisäer u. Sadduzäer 2. A. 1924, 79ff; Schürer 1,203. Die Chasidim bildeten die gemeinsame Vor'stufe der Essener und Pharisäer, s. B.-Gr., Rel. 457; M. Hengel, op. cit. 319ff. 6) 1. Makk. 2,44ff.
DER EIFER FÜR DAS GESETZ
157
für das Gesetz und setzt euer Leben ein für den Bund der Väter" 1). Es folgen Hinweise auf Abraham, J oseph und schließlich auf Pinehas : "Pinehas unser Vater hat, weil er großen Eifer (für Gott) zeigte, den ewigen Priesterbund empfangen" 2). Nach der Erwähnung Josuas, Kalebs und Davids folgt Elia: "Elia ist wegen seines Eifers für das Gesetz in den Himmel aufgenommen . worden!" 3). Die Mahnung des Mattathias: "Seid stark und bleibet im Gesetzl Ihr werdet in ihm verherrlicht werdenI" könnte man als eine Zusam. menfassung seines Aufrufs betrachten ').
Der Eifer für Gott und sein Gesetz hat wohl die ganze Frühzeit der makkabäischen Erhebung beherrscht. Notgedrungen weitete .sich die Bewegung aus zum Heiligen Krieg gegen die Unterdrücker. Mit dem Fortschreiten des Kampfes änderte sich auch das Kriegsziel : Nach der Wiedererringung der Glaubensfreiheit, nach dem Ausscheiden der Chasidim 5) und vor allem nach dem Tode des Judas 6) trat der "Eifer für das Gesetz" gegenüber anderen Motiven - vor allem dem Streben nach politischer Unabhängigkeit - mehr und mehr zurück 7). Es ist daher nicht zufällig, wenn das Vorbild des Pinehas sowie die Begriffe ~1jAO<; und ~l)AOU'J im weiteren Verlauf des ersten Makkabäerbuches nicht mehr auftauchen B). Ein Vergleich des frühmakkabäischen "Eifers für das Gesetz" mit dem alttestamentlichen "Eifer für J ahwe" zeigt ohne weiteres die verwandten Züge: Das Volk ist in der Gefahr des Abfalls, Gottes Zorn steht über ihm. Mattathias vollzieht in spontanem Eingreifen das Gericht an dem Abtrünnigen und dessen Verführer, er reißt dadurch andere mit, für Gott und sein Gesetz ihr Leben zu wagen. Der apokalyptische Beobachter konnte diese Wende - obgleich er selbst sein Vertrauen ganz auf die entscheidende Hilfe, auf Gottes 1) 1. Makk. 2,49f. 2) 1. Makk. 2,54. 3) 1. Makk. 2,58. ') 1. Makk. 2,64. 6) Zur Glaubensfreiheit s. 1. Makk. 6,58 = 2. Makk. 11,14ff. Zum Ausscheiden der Chasidim s. 1. Makk. 7, 13f. Vielleicht zeigt schon Da 11,34b, daß sie mit der Entwicklung des Freiheitskampfes nicht einverstanden waten. 8) 1. Makk. 9,18; In dem Hymnus auf Judas (1. Makk. 3,2ff) wird vor allem sein Vorgehen gegen die &:v6(.LOUC;, lpycX.'t"a.c; &:vo(.L(a.c; und &:aE:ßEi:c; ger,ühmt. Im Vergleich dazu überwiegen im Lob auf Simon (14,4-15) die profanen Züge des Herrscherspiegels. 7) V gl. Schürer 1,215: " ... das Fundament stand doch nicht mehr in Frage". S. auch J. C. Dancy, A Commentary on I Maccabees, 1954, H. 8) Ähnlich ist es bei dem Begriff v6(.Loc;: In den ersten 4 Kapiteln erscheint er 19 mal, in den folgenden 12 nur noch insgesamt 7 mal. .
158
DER EIFER
direktes Eingreifen setzte - als "kleine Hilfe" bezeichnen 1). Zwar fehlt in den Berichten expressis verbis der Sühnegedanke, doch wird in der Hymne auf Judas ausdrücklich gesagt: . ' .,Er durchzog die Städte Judas, rottete die Gottlosen aus und wandte den Zorn von Israel ab" 2).
Der Sinn dieser Stelle ist eindeutig und entspricht ganz der alttestamentlichen Tradition: Dadurch, daß der Gottes Argernis erregende Anstoß in Israel beseitigt wird, wendet sich der Zorn Gottes von . seinem Volk ab 3). Im 2. Makkabäerbuch und bei Daniel steht anstelle des Eifers das Bußmotiv mehr im Vordergrund 4). Hier zeichnet sich vielleicht stärker die chasidische Auffassung ab, die in der Religionsnot - im Gegensatz zum 1. Makkabäerbuch - Gottes Strafe zur Läuterung Israels sieht 5). Auch vermißt man die für das AT typische Heilsverheißung, mit der Gott den Eifer für seine Sache beantwortete; doch läßt sich dies wohl aus dem Fehlen der profetischen Inspinttion erklären 6). An ihre Stelle trat die apologetische Verwendung der Pinehas-Überlieferung: In gleicher Weise wie der Eifer des Pinehas das spätere Hohepriestertum seines Geschlechts legitimierte, konnte der Eifer des Mattathias die späteren hohepriesterlichen Ansprüche der Hasmonäer rechtfeqigen 7). 1) Da 11,34; vgl. dazu A. Bentzen, op. cit. 83; M. Noth, Geschichte Israels, 2. A. 1954, 332. 2) 1. Makk. 3,8; vgl. 2. Makk. 8,5. 3) Vgl. außer Nu 25: Jos 7; 1. Sam 7,3ff; 14,37ff. ') Vgl. 2. Makk. 6,12ff; 7,38; 13,12ff; Dan 9,3ff. 24; 11,35; s. auch J. C. Dimcy, op. cit. 3; M. Hengel, Judentum u. Hellenismus, 327ff. 6) 2. Makk. 14,6 wird entgegen der historischen Lage Judas als Führer der Chasidim bezeichnet. Da 2. Makk., ohne auf das weitere Schicksal der Makkabäer einzugehen, nach dem Sieg über Nikanor abbricht und ein besonderes Interesse am Märtyrertum und den Äußerungen persönlicher Frömmigkeit zeigt während z.B. das Eifermotiv fehlt - darf man ihm und seiner Vorlage, dem Geschichtswerk des Jason v. Cyrene (3,32ff), eine vom 1. Makk. stark abweichende Tendenz zuschreiben; vgl. M. Hengel, op. cit. 176ff. Zu den Chasidim als Bußbewegung vgl. CD 1,7ff; s. auch J. T. MiHk, Dix ans, 50f; man wird ihnen jedoch keinesfalls, wie Milik es tut, einen "nationalisme farouche" zuschreiben dürfen. 8) 1. Makk. 4,46; 14,4i. Aus letzter Stelle wird die Verlegenheit über das Fehlen einer autoritativen Legitimation deutlich. Das Hohepriesteramt wurde den Hasmonäern nur "auf Abruf zugestanden". Daraus erwuchsen für sie später. schwere Verwicklungen. S. E. Bammel, &.PXLe:pe:O,; 1tpoCPlj'TEoc.u" ThLZ 79 (1954), 351ff; H. J. Schoeps, Die Opposition gegen die Hasmonäer, ThLZ 81 (1956), 664ff, u. A. S. v. d. Woude, op. cit. 223ff.230ff. 7) Auffallend ist 1. Makk. 2,54 die Betonung: "Pinehas, uns er' V a t er ... ". Das Priestertum der Hasmonäer konqte durch die Rückbeziehung auf Pinehas in doppelter Weise begründet werden: 1. Durch die Abstammung von Pinehas; 2. Durch den Eifer, den sie in gleicher Weise wie er zeigten. .
DER EIFER FÜR DAS GESETZ
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Bemerkenswert ist gegenüber dem Alten Testament, daß sich der Eifer grundsätzlich nicht mehr auf Gott direkt, sondern auf das Gesetz bezieht. Diese Änderung ist typisch für die religiöse Entwicklung des Judentums nach dem Exil; das Gesetz war als Norm des Gottesverhältnisses zwischen den Einzelnen und Gott getreten. Als letzter wesentlicher Punkt, der allerdings die alttestamentliche Tradition nicht mehr berührt, wäre anzuführen, daß der Eifer für das Gesetz in der frühen Makkabäerzeit - zumindest nach der Darstellung ~er Makkabäerbücher - in keiner Weise eschatologisch bestimmt war, obgleich unter dem Eindruck der Religionsnot eine starke endzeitliehe Stimmung in den Kreisen der Frommen aufgebrochen sein mußte 1). 2. Der makkabäische "Eifer für das Ge~etz" und die Gestalt des Pinehas nach der Darstellung des Josephus
J osephus, der selbst stolz von seiner ' Verwandtschaft mit den Hasmonäern 'spricht 2), läßt, wenigstens in den Antiquitates, der makkabäischen Erhebung eine sehr positive Beurteilung zukommen 3). Es wäre nun zu fragen, wie er den "Eifer für das Gesetz" in seine Darstellung eingebaut hat. Das Ergebnis ist enttäuschend; nur an einer Stelle finden wir einen deutlichen Anklang an den Eifer des Mattathias : "Wenn irgendeiner ein Eiferer für die althergebrachten Sitten und die Verehrung Gottes ist, so folge er ... mirl" 4).
"Eiferer" (~1)A<.UTIjC;) kann hier ebenso gut im Sinne der hellenistischen Moralphilosophie als "eifriger Anhänger einer guten Sache" wie im jüdischen Sinne als "Eiferer für das Gesetz" verstanden werden 5). Die völlig hellenistisch gefärbte Darstellung, die vor allem in der darauffolgenden Rede des Mattathias zutage tritt, spricht eher für 1
1) Dafür spricht vor allem das Buch Daniel, das in der makkabäischen Frühzeit zwischen der Entweihung des Tempels im Dezember 167 v. Chr. und dem Zug des Antiochus IV. nach Osten im Frühjahr 165 v. Chr. en~standen sein muß, s. A. Bentzen, op. cit. 8; M. Noth, op. cit. 331f. Auch CD 1,12 wird in einer Rückschau, die wohl der Makkabäerzeit gilt, vom "letzten Geschlecht" gesprochen. 11) Vita 4ff; a 16,187. 3) S. Buch 12 ab § 265. Im Bellum ist J. wesentlich zurückhaltender. ') a 12,271: EI: TLC; ~l).AWT~C; €CJTLV TWV 7tCXTp(WV €6wv )(cxl TIjc; TOÜ 6e:oü 6p'YjCJ)(e:LcxC;, S:7titCJ6w •. , €!LoL
5) S. o. S. 61f. Der Begriff ~'YjAW~C; erscheint bei Josephus noch einmal in ganz ähnlicher Bedeutung a 20,47; vgl. auch Gal 1,14.
160
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die erste Deutung. Diese Rede erscheint als ein durch die Pietät gegenüber dem Vater begründeter Aufruf zur Erhaltung der althergebrachten Staatsverfassung. Bei rechtem Bemühen werde den Söhnen der göttliche Lohn für ihre &.pr::TI) nicht ausbleiben" und ihnen am Ende die Freiheit geschenkt werden 1). Pinehas oder eine der anderen alttestamentlichen Gestalten werden überhaupt nicht genannt. Sicherlich ist die hellenistische Umformung des ursprünglichen Berichts den griechischen Stilisten des J osephus zuzuschreiben, doch bestand darüber hinaus wohl auch bei Josephus die Tendenz, aus seinem vorliegenden Quellenmaterial - unter dem sich das 1. Makkabäerbuch befand - all das auszuscheiden, was die Makkabäer und ihren Freiheitskampf mit den späteren Zeloten in Verbindung bringen konnte 2). Wenn wir noch weiter nach der Schilderung und Beurteilung der Tat des Pinehas durch J osephus fragen, so finden wir auch hier, daß er fast alle für die spätere Pinehas-Tradition entscheidenden Züge übergangen hat. Er berichtet ausführlich die Vorgeschichte einschließlich eines dramatischen Streitgespräches zwischen Zambris und Mose. Darauf folgt das Eingreifen des Pinehas, das auch andere junge Männer anreizt, seinem Beispiel zu folgen. Das Stichwort "Eifer", sowie die Verheißung Gottes für Pinehas und sein Geschlecht sU:c~:lt man vergebens, sie werden mit keinem Wort erwähnt. Dieser Tatbestand bestärkt die Vermutung, daß J osephus bewußt solche Züge unterschlagen hat, die die frühere jüdische Geschichte in eine zu enge Verbindung mit den Grundsätzen und Zielen der jüdischen Aufstandsbewegung gegen Rom hätten bringen können 3). 3. Pil1ehas (bzw. E/ia) und sein Eifer in der rabbinischen Tradition
a) Siphre Nu. 25. und die Weiterführung der rabbinischen Exegese in Nu.R. und den Talmuden Ganz im Gegensatz zu J osephus wird der Gestalt des Pinehas und seinem Eifer in bestimmten Teilen der rabbinischen Literatur besondere Bedeutung zugemessen. An erster Stelle ist hier die Auslegwig von Nu 25 in. dem tannaitischen, auf die Schule R. 1) a 12,279. 2) Vgl. W. R. Farmer 1956, 19ff. 3) a 4,131-155. Daß die Tat des Pinehas allegorisch-moralphilosophisch gedeutet werden konnte, ohne daß die entscheidenden Punkte wegfallen, zeigt Philo, de post. Caini 182ff (M. 1,261). In spec. leg. 1,54ff (M 2,220) begründet er mit dessen Vorbild sogar die Lynchjustiz gegenüber Apostaten. Weitere Beispiele für den "Eifer" bei Philo bringt J.-A. Morin RB 80 (1973), 340ff.
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Jischmaels zurückgehenden Midrasch Siphre zu nennen 1). Dort wird ,zunächst der Abfall Israels - wie bei Josephus - in breiter Ausm:alung dargestellt 2). Wie nun Mose den Stammeshäuptern den Befehl gab, die Abtrünnigen zu töten, wandte sich der Stamm Simeon an seinen Führer Simri, der darauf unter dem Schutze seines Stammes die midianitische Fürstentochter Kosbi mitten durch das versammelte Volk führte, um mit ihr Unzucht zu treiben. In der Sitzung des großen Synhedriums 3), in der die Tat Simris verhandelt wurde, rief Pinehas die Stämme Juda und Dan zuni Handeln auf. Da er ohne Antwort blieb, bewaffnete er sich und schritt selbst zur Tat. Durch List verschaffte er sich Eingang in den Frauenraum ; die Wächter beruhigten sich: "Die Pharisäer haben die Sache für erlaubt erklärt". Di,e Tat selbst wurde als eine Folge von 6 bzw. 12 Wundern betrachtet; die beiden Gerichteten stellte Pinehas öffentlich zur Schau. Zugleich tötete der Strafengel die draußenstehenden Simeoniten. Nach vollbrachter Tat betete Pinehas '), und das Sterben nahm ein Ende. Der Stamm Simeon beklagte sich nun beim Stamm Levi über die geringe Herkunft des Pinehas 5). Außerdem wurde ihm unterschoben, er wolle einen ganzen Stamm in Israel ausrotten. Darauf erfolgte der Gottesspruch über Abstammung, Rang und Tat des Pinehas: ,,(Pinehas) ein Priester, Sohn eines Priesters, ein Eiferer, Sohn eines Eiferers, ein Grimm-Abwender, Sohn eines Grimm-Abwenders, hat meinen Grimm von den Israeliten abgewendet" (p "Nlp 1i1:l 1:1 1i1:l i17y' n :I"101J 1:1 i11J"n :I"101J "NlP)'
Die Stelle Nu 25,13: "Dafür daß er für seinen Gott geeifert hat", wurde durch Jes 52,12 erläutert: "Dafür daß er sein Leben dem 1) S. Strack, Einl. 201 u. Moore, Judaism 1,143f. Zum Folgenden vgl. Tannaitische Midraschim (Rabb. Texte 2. Reihe) Bd. 2, Sifre zu Numeri, bearbeitet u. erklärt v. K. G. Kuhn, 1954ff, § 131, S. 519-527. Zum hebr. Text s. die Ausgabe v. H. S. Horovitz im Corpus Tannaiticum IH, 3, Siphre d'be Rab, Fasz. 1, Siphre Nu., 1917, 172ff. Die rabbinischen Parallelen s. bei K. G. Kuhn, op. cit. 519 A. 113: Sanh. 82a-b; j. Sanh. 28d,57-29a,2; Nu. R. 20,25-21,3; Tanch. p'7:1 §§ 29 u. 30 und emD §§ 1-3 ed. Buber S. 74b-76a;Tg. jer. I zu Nu 25, 4-15. Vgl. jetzt auch C. Colpe, ZDPV 85 (1969), 163-196. 2) S. K. G. Kuhn, op. cit. 502-518. 3) S. op. cit. 521 A. 126. 4) Auf Grund einer Umdeutung des "jitpallel" von Ps 106,31; durch das Gebet soll wohl die religiöse Motivation der Tat hervorgehoben werden. Die frühchristliche Kunst übernimmt die Dars.tellung des Wunders aus der jüdischen s. C. Colpe, op. eh. 170f. u. c.-G. Nordström, Rabbinica in frühchristlichen u. rabbin. Illustrationen zum 4. Buch Mose, in: Idea and Form, Stockholm 1959, 38-47. 5) Nach Ex 6,25 war die Mutter des Pinehas eine Tocht,er Putiels, d.h. Jetros, s. Mek. Ex. 18,1 (L. 2,164); Jetro war Götzenpriester und wurde dann Proselyt, s. Sifre Nu 10,31 § 80 u. Sota 43a. Zum Folgenden vgl. auch Nu. R. 33,4.
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Tode preisgab" 1), ein Zitat, bei dem in diesem Zusammenhang auch der Kontext beachtet werden muß. Pinehas hatte sich nach Ansicht der Ausleger in Lebensgefahr begeben, sein Eifer bestand u.a. darin, daß er sein Leben für Gottes Ehre aufs Spiel setzte. Man betonte außerdem, daß nicht zu lesen sei: "und er hat (damals) Sühne geschaffen" (1El::::l') 2), sondern: "und er schafft Sühne" (1El::::l") für Israel. Dieser' Punkt wurde dann noch näher erklärt, er bedeutet: "daß er (Pinehas) bis heute nicht aufgehört hat, sondern (immerfort) steht und Sühne schafft, bis die Toten auferstehen werden" 3).
Durch die ewige Sühnewirkung seiner Tat erhielt auch Pinehas selbst überzeitliche Bedeutung für ISrael. Hier mag im Ansatz schon die Tradition von seiner Entrückung und Identifizierung mit Elia, dem endzeitlichen Hohenpriester, enthalten sein. Versuchen wir als nächstes, di~ wesentlichen Züge der tannaitischen Auslegung von Nu 25 zu erfassen, und ergänzen wi~ sie durch die spätere rabbinische Tradition: 1. Pinehas tötet den Gesetzesbrecher unter Umgehung des ordentlichen Rechtsweges. Nach den späteren Midraschim war die Sitzung des großen Synhedriums als Gerichtsversammlung gedacht, in der über Simri das Todesurteil gesprochen werden sollte. Da die Ver1) K. G. Kuhn, op. cit. 527 A. 190 (ihm folgt J. Jeremias, Art. n-a.L'c;; 6e:oü Th WB 5,684 A. 234), sieht in dem Zitat lediglich eine nähere Interpretation der Tat des Pinehas; man dürfe nicht folgern, daß Jes. 53 als Weissagung sich auf P. bezieht. Sicherlich liegt hier nur eine Analogie vor, doch muß nach rabbinischem Brauch auch der darauffolgende Kontext des Zitates beachtet werden, der ebenfalls auf P. bezogen werden kann: " ... und unter die Sünder gerechnet wurde", d.h. P. wurde von seinen Volksgenossen aufs schärfste verurteilt; "während er die Sünde der Vielen trug (= wegnahm) und für die Missetäter eintrat" (les 53,12): Pinehas wirkte Sühne für die Sünde Israels und betete zu Gott um ein Ende der Strafe; s. dazu Moore, op. cit. 1,549 u. 3,165 A. 252 . . 2) Die gewöhnlichen Handschriften v. S. Nu. lesen hier "nicht wird gesagt um Sühne zu schaffen" (1El::::l"). K. G. Kuhn folgt einer LA des Jalqut u. liest 1El::::l'. S. auch H. S. Horovitz, op. cit. 173 u. Z. 17 . . 3) K. G. Kuhn, op. dt. 527 A. 196 deutet die Stelle so, daß P. durch seine damals geschehene Tat weiterhin bis an das Ende der Welt Sühne leistet, Gottes Zorn abwendet und Israel vor Untergang rettet. Doch wird dadurch das 't.l1Y N"N C'l"lt.lil 1'n'lO 'Y 1El::::lt.l1 zu stark abgeschwächt. Vielleicht hat man schon damals auf Grund des C7iY l"l~~:P l"l~!7 von Nu 25,13 doch mehr herausgelesen als nur eine stetige Sühne-Wirkung, s. dazu Moore, op. cit. 1,549 u. 3,165 A. 253. V. Aptowitzer, Die Parteipolitik der Hasmonäer im rabbinischen und pseudepigraphischen Schrifttum, 247 A. 57 sieht in dieser Stelle die erste rabbinische Identifizierung von Pinehas und Elia: "Es werden ... hier dem Pinehas dieselben Attribute beigelegt, die sonst von Elia bekannt sind: ewiges Leben und Sühnetätigkeit" .
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sammlung aus Feigheit versagte, legte Pinehas ein Gelübde ab, den Sünder zu bestrafen, und verließ die Gerichtssitzung 1). Eine andere Tradition begründete den Entschluß des Pinehas damit, daß er sich an die Mischna erinnert habe: "Wer einer Aramäerin beiwohnt, über den fallen die Eiferer her" 2). Erklärungen dieser Art sollten wohl für das Vorgehen des Pinehas eine klarere Rechtsgrundlage schaffen: ein Handeln allein "auf Grund des Eifers erschien in späterer Zeit verdächtig 3). 2. Pinehas brachte sich durch seine Tat in höchste Lebensgefahr, er war bereit, das Martyrium auf sich zunehmen. R. Jose (b. Chalaphta) schrieb ihm folgende Überlegung zu : "Wenn das Pferd am Tage der Schlacht sein Leben aufs Spiel setzt, bereit für seinen Herrn zu sterben, sollte ich es für die Heiligkeit des Namens Gottes nicht auch tun" 4)? Nur das wunderbare Eingreifen des Strafengels k01U1te die Blutrache der Simeoniten verhindern 5). 3. Pinehas wird wegen seines Eifers verurteilt: Nach Sifre Nu. von den Simeoniten, nach dem Talmud babli von ganz Israel und nach dem Jeruschalmi von den Synhedristen 6). Das Zitat aus Jes 53,12 bezieht sich wohl in gleicher Weise auf den Einsatz des Lebens, auf die Verleumdungen gegen Pinehas, sowie auf die sühnende Wirkung seiner Tat. 1) Nu. R. 20,25 u. Tanch. Balaq § 30, ed. Buber 74b/75a i1'17i11,n~ '~17 K,m :J'll1l', K. G. Kuhn, op. cit. 521 A. 126 erinnert an das Gelübde vor dem Mordanschlag auf Paulus (Apg 23,12ff), dem ebenfalls eine erfolglose Verhandlung vor dem Synhedrium vorausging: Apg 22,30-23,10. Vgl. den Eid der Aufrührer, sich nicht zu übergeben b 6,351.366. S. dazu u. S. 260.391. 2) j. Sanh. 27b,30f; Sanh. 82a, Nu. R. 20,25. 3) Im Gegensatz zu Nu 25 und S. Nu wird im babylonischen Talmud von einer Ermächtigung des P. durch Mose gesprochen (82a gegen Ende). Der Talmud babli unterschlägt auch das Versagen des Synhedriums. Zur direkten Kritik an Pinehas s. u. S. 172ff. 4) Ex. R. 33,5; R. Jose b. Chalaphta lebte in der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. Nach Nu. R. 16,1 war Pinehas einer der Spione von Jos 2 und setzte aucli hier sein Leben aufs Spiel. 6) Nach S. Nu. 25,8 tötete der Engel mehr als notwendig war. Im Talmud babli Sanh. 82b (oben) wird das 7~~n' von Ps 106,30 anstatt mit "er betete" (so S. Nu., Nu. R. u. Talmud jer.) mit "er richtete" interpretiert: d.h. P. habe mit Gott darüber gerechtet, daß zu viele Israeliten getötet worden seien. 6) Allerdings verkehrt sich die Anklage: in S. Nu. heißt es, P. wollte einen ganzen Stamm ausrotten; im Talmud babli u. Nu. R. wird ihm nur noch die Tötung eines Stammesfürsten vorgeworfen. Man versucht, die Tat des Pinehas abzuschwächen, während die Anklage selbst mehr Gewicht erhält.
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Doch Gott bestätigt sein Handeln 1):
4. Er ist im Gegensatz zu den Vorwürfen seiner Verleumder edler Herkunft, Priester durch seine Abstammung von Aaron und Levi. 5. Er erhält die Zusage ewiger Sühnewirkung seiner Tat. Die Sühne besteht zunächst darin, daß er durch den Einsatz seines Lebens und die Bestrafung des Sünders Gottes Zorn versöhnt hat. Nu. R. zieht in diesem Punkt die Parallele zum priesterlichen Opfer: "Jeder, der das Blut der Gottlosen vergießt, ist wie einer, der ein Opfer darbringt" 2)! Während Sifre Nu. und Nu.R. von der Sühnewirkung des Pinehas in einer Weise sprechen, die auf ein überzeitliches Wirken als Hohepriester hinweisen, wird in den Talmuden dieser Zug wieder abgeschwächt 3). 6. Die Bezeichnung "Eiferer" ('N~~) für Pinehas wird Gott in den Mund gelegt, sie ist als Ehrenname zu verstehen. Das "Sohn eines Eiferers" wird man wohl auf Levi beziehen müssen, dessen in Gen 34 bezeugter Eifer gegenüber der Unzucht von den Midraschim angeführt wird. Philo preist entsprechend die. qnA68e:oc; cr7tou3~ Levis nach Ex 32 4). ,Die direkte Bezeichnung des Pinehas als "Eiferer" hat nur noch eine Parallele im jüdisch-hellenistischen Bereich: Im 4. Makkabäerbuch 5) erinnert die Mutter die Söhne an ihren Vater, der sie in der Geschichte Israels belehrte: ~Ae:ye:'V 3t U[LL'V TO\! ~"Y)AWTIj'V <1>L'Ve:e:C;. Da dieses Werk wohl spätestens im Laufe des 1. Jh. n. Chr. entstanden ist, muß schon zu dieser Zeit die Charakterisierung des Pinehas als "der Eiferer" geläufig gewesen sein 6). Wahr1) Eine solche Bestätigung fehlt im jer. Talmud; nach der Schilderung der Tat des P. geht die Gemara unmittelbar auf den Krieg gegen die Midianiter über: j. Sanh. 29a,3ff. Auch 27b,34f wird die Heilsverheißung nur kurz gestreift. Der Talmud babli trennt die Verheißungen in zwei Teile und läßt Gott das Wort vom Eiferer und Zornabwender nicht mehr zu Israel, sondern zum Dienstengel sprechen, der P. von seiner Anklage gegen Gott (s. o. S. 163 A. 5) zurückhalten will (82b oben). Dadurch wird die ganze Tradition geändert: P. ist ebensosehr . Eiferer für Israel gegen Gott wie für Gott gegen Israel! 2) Nu. R. 21,3; Tanch. Pinchas § 3, ed. Buber 76a: C"~lV" C, lD'lVillV ":JlV l:J.,P :J".,ptJil ""N:J . 3) Im jer. Talmud fehlt sie ganz, während sie der Talmud babli wesentlich abschwächt: "Diese Sühne ist würdig ewig zu sühnen" (82b). Dagegen hält Nu. R. 22,3 an der überzeitlichen Wirksamkeit des P. fest. Im Anschluß an Nu 25,12 und unter Berufung auf Mal 2,5 wird gefolgert: "Daraus ergibt sich, daß er (Pinehas) bis heute lebt". .. ') S. Nu.R. 21,3 u. Tanch. Pinchas § 3, ed. Buber 76a: il,nn n1lTil Nl"P vgl. dazu K. Kohler, Harkavy-Festschrift, 10. Fhilo, spec. leg. 1,79 (M. 2,225). 6) 4. Makk. 18,12. 6) Vgl. Schürer 3,525ff; A. Deissmann in Kautzsch, Apok. u. Pseudep., 2,150: "der mögliche Zeitraum geht von Pompeius bis V espasian". Da jedoch das
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scheinlich liegt hier der Ursprung der Parteibezeichnung "Zeloten" 1). Vergleicht man S. Nu. 25 mit den späteren Ausformungen derselben Traditionen, so ist eine Abschwächung in der ganzen Darstellung unverkennbar. Diese kann im jerusalemischen Talmud bis zu einer versteckten Kritik gehen, während der Talmud babli versucht, möglich.st alle Schärfen auszugleichen und die den Eifer des Pinehas kennzeichnenden Züge zu verwischen. b) Pinehas als Führer im Heiligen Krieg Auch das zweite' Auftreten des Pinehas in Nu 31,6ff als eines Führers im Heiligen Krieg gegen Midian wprde in der haggadischen Überlieferung ~usgemalt 2). Dieser Krieg galt nicht als menschlicher Rachekrieg, sondern war von Gott ausdrücklich befohlen: "Nicht die Rache von Fleisch und Blut vollzieht ihr, sondern die Rache dessen, der sprach, und die Welt ward. Denn es heißt: Ein eifriger Gott und Rächer ist der Herr (Nah 1,2)" 3).
Pinehas begleitete das Heer, seine Gegenwart "wog so viel wie sie alle" d.h. wie das ganze Heer 4). Er zog mit dem Heer und der Lade, den hohepriesterlichen Insignien und hohepriesterlicher Vollmacht 5). Eine andere Überlieferung sah in ihm den ersten Kriegsgesalbten. Die verschiedenen Auseinandersetzungen über diese Frage gaben in späterer Zeit die Möglichkeit, Pinehas in seinem Rang herunterzusetzen und ihn den gewöhnlichen Priestern gleichzustellen 6). Auch die Überwindung des Erzverführers Bileam, der in diesem Krieg von d.en Israeliten getötet wurde, schrieb man teilweise Pinehas 2. Makkabäerbuch vorausgesetzt wird, dürfte es kaum vor der Mitte des 1. Jh. v. Chr. entstanden sein, s. O. Eißfeldt, Einleitung in das AT., 3. A. 1964, 833. Besondere Beachtung. verdient der Vorschlag v. E. Bickermann, The Date of IV Maccabees, Louis Ginzberg Jubilee Vol., 1945, 1,105ff, der die Zeit zwischen . 18. u. 55 n. Chr. vermutet. 1) s. o. S. 91f. 2) S. Nu. 31 § 157; s. K. G. Kuhn, op. cit. 643ff. Eine Zusammenfassung der ganzen haggadischen Überlieferung bis in die .spätzeit gibt L. Ginzberg, Legends of the Jews, 7 Bde. 1909ff, Bd 3 (1911) S. 408-411 u. Bd. 7 A. 849-853. S) S. Nu. 31,3; K. G. Kuhn, op. cit. 645. 4) S. Nu. 31,6; vgl. auch Philo, vita Mos. 1,313 (M. 2,130) u. los. a 4 ,159, wo P. von Mose zum CJTPllTl)y6<; ernannt wird. 5) S. Nu. 31,6; j. Sanh. 29a,12; Nu. R. 22,3. 6) T. So ta 7,17 (Z. 308); Sota 43a, wobei zu beachten ist, daß nach der Tosephta dem Pinehas noch die hohenpriesterlichen Gewänder mitgegeben wurden, nach dem Talmud babli jedoch nicht mehr. Vgl. auch Zeb.102a; Cant. R. 3,5; Lev. R. 20,2; der Talmud jeruschalmi setzt teilweise Pinehas den gewöhnlichen Priestern gleich j. ]oma 38d. j. Meg 72a/b; j. Hor. 47d; s. u. S.174Anm. 4. Vgl. dazu V. Aptowitzer, Die Parteipolitik der Hasmonäer im rabbinischen und pseudepigraphischen Schrifttum, 1927, 194 A. 10.
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zu: Bileam wollte mit Hilfe seiner Zauberkünste durch die Luft davonfliegen, worauf ihm Pinehas das hohepriesterliehe Stirnschild entgegenhielt, so daß er zur Erde niederstürzte 1). Die Tötung Bileams war zugleich die Rache für den Tod der 24 000 Israeliten, die bei Schittim ein Opfer der von seinem Rat ausgegangenen Verführung geworden waren 2). Eigenartig ist die Diskussion zwischen R. Chanina (b. Chama) und einem jüdischen Häretiker, clie mit der Antwort des Häretikers schließt 3) : "Du hast recht, ich habe die Chronik Bileams gelesen und in dieser stand geschrieben: 33 Jahre war der lahme Bileam alt, als ihn der Räuber Pinehas (Onl~~ ~~O~7) tötete".
Man sah in dieser rätselhaften Diskussion entweder eine antichristhche Polemik des Rabbinats 4) oder auch ein Beispiel antijüdischer Polemik von gnostischer Seite 5). Doch wird in keinem Falle deutlich, warum Pinehas ausgerechnet als "Räuber" bezeichnet wurde. Sollte vielleicht - parallel zum Sprachgebrauch des ] osephus - N~O~7 das ursprünglichere '~lP ersetzt haben? Auf jeden Fall ist das "Räuber" als nähere Kennzeichnung des Pinehas in polemischem Sinn zu verstehen. Eigenartig ist in diesem Zusammenhang auch, daß, entgegen der übereinstimmend scharf negativen Beurteilung Bileams im Rabbinat und bei Philo, ] osephus diese Gestalt sehr zurückhaltend, ja eher positiv als negativ charakterisiert 6). Auch Bileams Tod wird unterschlagen. Man könnte sich fragen, ob diese, der spät jüdischen Tradition völlig widersprechende Haltung nicht mit der ebenfalls so bruchstückhaften Berichterstattung :über Pinehas zusammenhängt. V ielleicht wollte] osephus dadurch die Berührung mit Vorstellungen 1) j. Sanh. 29a,2, vgl. Tg. Jer. I zu Nu 31,8 u. Nu. R. 20,20 gegen Ende. Im Targum wirkte P. das Wunder durch Anrufung des Gottesnamens. Möglicherweise handelt es sich hier um ein Motiv, das auch in der Petrus-Legende zu finden ist. Zu seinem Kampf mit Simon Magus in Rom s. H. J. Schoeps, Aus frühchristlicher Zeit, 1950, 251f. 2) S. Nu. 31,8; j. Sanh. 29a,4f; Sanh. 106a unten. 3) Sanh. 106b oben; Us. n. Goldschmidt 9,112. R. Chanina b. Chama, ein· Schüler Rabbis, leb te in der 1. Hälfte d. 3. Jh. n. Chr. in Sepphoris, Strack, Einl. 135. 4) Vgl. H. L. Strack, Jesus, die Häretiker und die Christen nach den ältesten jüdischen Angaben, 1910, 26.42f; J. Klausner, JvN, 3. A. 1952; K. G. Kuhn, Art. B<X.A<X.a.fL ThWB 1,522 A. 5. 6) W. Bacher, The s'-!pposed Inscrlption upon ,Joshua ~he robber', JQR 3 (1891), 354-357; vgl. dazu auch Jastrow, Dict. 2,708. 6) a 4,103-158; s. dazu K. G. Kuhn, ThWB 1,522.
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vermeiden, die in radikalen jüdischen Kreisen besonders gepflegt wurden 1). c) Das ewige Hohepriestertum des Gleichsetzung mit Elia
Pinehas und
seine
Der "Heils- (bzw. Friedens-) Bund" und der "Bund ewigen Priestertums" von Nu 25,12f, der in Sifre Nu. noch keine tiefere Auslegung erfuhr, wurde später in besonderer Weise ausgedeutet. Schon Nu. R. folgert daraus unter Berufung auf Mal 2,5: "Daraus ergibt sich, daß er (pinehas) bis heute lebt" 2). Der Targum Jeruschalmi I geht noch einen Schritt weiter und gibt den Gottesspruch Nu 25,12 in folgender Weise wieder 3): "Siehe, ich schließe mit ihm meinen Friedensbu-nd und ich will ihn zum Bundesengel (Mal 3,1) machen, u~d er wird leben in Ewigkeit, um die frohe Botschaft von der Erlösung zu bringen am Ende der Tage". Noch deutlicher drückt sich der Targum Ex 6,18 aus: " ... bis daß er Pinehas sah, das ist der Hohepriester Elia, der zu den Exulanten Israels gesandt wird am Ende der Tage" 4). Auch in der späteren rabbinischen Tradition finden wir diese Identifikation: "Schimeon b. Lakisch hat gesagt: Pinehas, das ist Elia. Gott sprach zu ihm: Du hast zwischen mir und meinen Kindern Frieden gestiftet in dieser Welt; auch in der (messianischen) Zukunft sollst Du der sein, der zwischen mir und meinen Kindern Frieden stiften wird, wie es heißt (Mal 3,23f): ,Siehe ich sende euch den Profeten Elia ... " 5).
Bildete bisher die versöhnende,. friedenstiftende Wirksamkeit das Bi.p.deglied zwischen Pinehas und Elia, sO konnte an anderer Stelle auch der Eifer als Brücke zwischen beiden genannt werden: "Gott erschien dem Elia und sprach zu ihm: Was willst Du hier, Elia? Er sprach: .Geeifert habe ich (1. Kge 19,9f)!' Gott sprach zu ihm: 1) Vielleicht wurde in zelotischen Kreisen der Gegensatz Pinehas-Bileam eschatologisch ausgedeutet. Bileam war einerseits der Verführer Israels, andrerseits der Repräsentant der Weltvölker und Feinde Israels, s. Bill. 2,354 (Zeb. 116a). Die spät jüdische Apokalyptik kannte einen Kampf des Messias gegen den Endtyrannen bzw. des Elias u. Henoch gegen den Antichristen, s. u. S. 309f. 2) Nu. R. 21,3: C"p N1i1 r'il1W ... 8) Zum Folgenden vgl. Bill. 4,463; zum aramäischen Text s. Targum PseudoJonathan (Targum Jonathan b. Uzziel zum Pentateuch), ed. M. Ginsburger, 1903: N'tJ' ~'O:J NTl'?'Nl NitV:JtJ' C'l1' 'n', C"j:' 1N'tJ ill'i'l1N, ") N:Ji Nlil:J1i1''?N N'il Cnl'!:I1'I' NtJn il1 Vgl. Tg. zu Ex 4,13 wo Mose bittet: "Ich Rehe um Erbarmen zu Dir Jahwe, richte doch jetzt Deine Sendung aus durch Pinehas, der erkoren ist, an Ende der Tage gesandt zu werden". 5) Bill. loc. cit. nach J alqut Schimoni zu Nu 25,11 § 771. V gl. den Midrasch Maejän hokhmä bei A. Jellinek, Bet ha-Midrasch, 1,61: Pinehas-Elia als Schlußglied einer von Metatron ausgehenden Geheimtradition.
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Du eiferst immer; in Schittim wegen der Unzucht (Nu 25), und hier eiferst Du auch ... " 1)
Auffallend ist, daß die maßgebliche rabbinische Überlieferung nahezu alle Berichte über eine Identifizierung des Elia mit Pinehas ausgeschieden hat 2); sie hat sich lediglich als Randtradition erhalten. Dabei muß sie einmal ziemlich verbreitet gewesen sein, denn selbst einzelne Theologen der alten Kirche sind darauf aufmerksam geworden 3). Wesentlich ist für uns das Alter dieser Überlieferung: Billerbeck setzt voraus, daß mit der Vorstellung vom (Hohen)Priestertum des Elia auch seine Identifizierung mit Pinehas gegeben sei, und nennt als erste Tradition in diesem Zusammenhang eine Anekdote über die Erscheinung des "Priesters Elia" am Todestage Akibas bei einem Schüler des Lehrers '). Jedoch ist die Vorstellung vom "Priestertum Elias" wesentlich älter, wir finden sie schon in der um die Zeitwende entstandenen vita' prophetarum 5). Aptowitzer ging mit seinem zeitlichen Ansatz noch weiter zurück und vermutete in der PinehasElia-Gestalt den Messias der hasmonäischen Herrscherideologie 6). Dagegen versucht van der W oude den HOhenpriester Pinehas-Elia mit der essenischen Erwartung eines Messias aus Aaron zu verbinden 7). In beiden Fällen handelt es sich jedoch um bloße Vermutungen, die keine Bestätigung in den zeitgenössischen Quellen finden. Das älteste Zeugnis über die Gleichsetzung Pinehas = Elia blieb 1) Bill. 4,31 (e) nach Pirke R. Eliezer 29 (Enge). Zu beachten ist, daß hier Pinehas-Elia wegen seines Eifers getadelt wird. 2) S. S. Krauß, The Jews in the works of ~he Church-Fathers, JQR 5 (1893), 153: "The ordinary mldrashim Seem to have purposely suppressed it, because it smacked to Apocrypha". Entsprechend fehlt die Identifikation in den Talmuden, den frühen Midraschim u. im Tg. Onkelos. Nur in gewissen Sammelwerken und im Tg. jeruschalmi konnte sie sich erhalten. 3) S. S. Krauß, op. cit. 153f: bei Origenes, Comm. in Joann. 6,14 (7) GCS ed. Preuschen 1903,4,123: ol 'EßPCXLOL 1tcxpcx~L86cxcn ~La Tlic; oV0/-LCX~0/-LEV7jC; dp1)v7je; .. Ähnlich Ps. Hieronymus 5,813 ed. Vallarsi. 4) Bill. 4,791 nach Midr. Provo 9 § 2. 6) Ed. Th. Schermann, Propheten- und Apostel1egenden, TU Bd. 31, N. F.
III, 1, 1907, 109f. Danach entstammte Elia dem Stamme Aaron und sein Vater war Priester. Nach einigen MSS wird er als ~7jAWT1jC; XCXL
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in allen diesen Hypothesen unerwähnt. Wir finden es in dem sogenannten "Pseudo-Philonis liber antiquitatum biblicarum", einem lateinisch erhaltenen ursprünglich hebräischen Werk rein jüdischen Inhalts, das wohl spätestens gegen 100 n. ehr. entstanden ist, dessen haggadisches Material jedoch wesentlich älter sein kann 1). Im Zusammenhang mit einer ausführlichen Erweiterung von Rl 20,28 spricht Pinehas nach der Niederlage gegen die Benjaminiten ein Gebet, in dem er auf seinen Eifer in Schittim hinweist: "et ego zelatus sum amme mee, et ambos suspendi in romphea mea. Et voluerunt insurgere residui adversum me,. et mortificare me et misisti ange1um tuum et percussisti ex eis viginti quattuor milia virorum" 2). Gott gibt darauf zur Antwort, die Niederlage sei die Strafe für den durch Micha eingeführten Götzendienst (Ri 17), denn jetzt sei kein Eiferer mehr aufgestanden: "Et nullus zelavit et omnes seducti estis" 3). Wenig später folgt der Bericht von der Entrückung des Pinehas 4). Nachdem er das Alter von 120 Jahren erreicht hat, fordert ihn Gott auf: "Et nunc exurge et vade hinc, et habita in Danaben, in monte, et inhabita ibi annis pluribus, et mandabo ego aquile mee, et nutriet te ibi (1. Kge 17,4ff), et non descendes ad homines, iam quousque pervemat tempus ut proberis in tempore, et tu claudas celum tune, et in ore tue aperietur (1. Kge 17,1 u. 18,49). Et postea elevaberis in locum' ubi elevati sunt priores tui, et eris ibi, quousque memorabor secule et tune adducam vos et gustabitis quod est mortis".
Es wird in diesem haggadischen Midrasch zunächst in sehr positiver Weise vom Eifer des Pinehas gesprochen, auch die strafabwendende 1) Lat. Textausgabe: Pseudo-Philo's Liber Antiquitatum Biblicarum ed. G. Kisch, 1949, vgl. auch die ausführlich kommentierte engl. Übersetzung von M. R. James, The Biblical Antiquities of Philo, 1917. Zum Alter der Schrift s. James 33: Ende des 1. Jh. n. Chr., s. auch Schürer 1,385. J. Klausner, The Messianic Idea in Israel, Engl. Üs. d. 3. hebr. A. v. W. F. Stinespring, 1955, 366f vermutet eine Entstehung zwischen 110 u. 130 n. Chr. Ein späterer Ansatz ist kau~ möglich, da sonst das Werk nicht mehr von christlichen Kreisen übernommen worden wäre. A. Spiro, Samaritans, Tobiads and Judahites in PseudoPhilo, PAAJR, 20 (1951), 281 A. 11 betont mit Recht, daß das haggadische Material teilweise wesentlich älter sein müsse. Man wird daher die Identifizierung von P. u. Elia nicht mehr mit solcher Bestimmtheit, wie es bei ]. Jeremias, op. cit. 2,935 A. 38 geschieht, der "nachntJ.ichen Zeit" zuweisen können. 11) 47,1 ed. Kisch 236. 3) 47,7 ed. Kisch 238, vgl. auch 45,6 (Kisch 234): Gott spricht zum Widersacher: Israel ließ sich von Micha durch Bilder von Taube, Adler (I), Menschen, Kälbern, Löwe u. Drachen verführen, "et q~i non sunt tunc z e 1 a t i, propterea sit eorum consilium in malum ... ". Hier und 38, 1-3 wird man an die 2 Gelehrten erinnert, die den Adler am Tempel zerstörten s. u. S. 263f. 328f. 4) 48,1 ed. Kisch 239f. Nach Midrasch Matjän l;Iokhmä steht Elia(-Pinehas) auf dem Horeb: Jellinek 1,60.
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Wirkung des Eifers für Gott setzt man voraus. Daneben steht relativ unvermittelt der Bericht über die Entrückung des Pinehas und seine Identifikation mit Elia. Der Schluß des Abschnitts, der von einem 3. Kommen des Pinehas-Elia am Ende der Zeit spricht, bleibt dunkel. Vielleicht wurde er von den christlichen Bearbeitern seines Inhalts wegen verstümmelt 1). Grundsätzlich darf man annehmen, daß dem Schreiber die Identifikation Pinehas-Elia in der ÜberJieferung schon . vorlag. Der Sinn dieser Verbindung beider Gestalten geht wohl in zwei Richtungen: Auf die jeweilige Gegenwart bezogen ist es der schon in Sifre Nu. angedeutete himmlische Piiesterdienst des Pinehas-Elia, der für Israel ständig Sühne wirkt. "Es sagt R. Pinehas im Namen des R. Schimeon b. Lakisch: "Pinehas ist Blia, ohne ihn hätten wir keine Existenz in Edom (= Rom). Das ist, was unsere Lehrer gesagt haben: Seit der Zerstörung des Tempels bringt .Elia die täglichen Opfer dar, um Israel zu entsühnen" 2).
Vielleicht ist dieser sühnende Priesterdienst als eine Verstärkung der auch sonst überlieferten Fürsprache des Elia für Isra~l zu verstehen 3). Darüber hinaus hatte die Verbindung beider Gestalten sicherlich auch endzeitliche Bedeutung. Nach den schon angeführten TargumStellen soll Pinehas-Elia "die frohe Botschaft von der Erlösung bringen" (NM7'Nl N'W:1tJ7) bzw. die Exulanten zurückbringen. Die endzeitlichen Funktionen des Elias waren im Rabbinat außerordentlich vielseitig, wesentlich ist für uns dabei, daß Elia nicht unbedingt als V orläufer der, Erlösung, sondern u. U. auch als Erlöser selbst erwartet werden konnte. So finde~ sich bei R. Tanchuma 4) die 1) Das "priores tui" setzt scheinbar voraus, daß noch andere Vorfahren des Pinehas entrückt wurden. über seinen endzeitlichen Auftrag beim 3. Kommen auf die Erde ist nichts gesagt, nur daß er dann zusammen mit den anderen Entrückten (vgl. 4. Esra 6,26; Sukka 52b) den Tod schmecken wird. Vielleicht wurden hier Aussagen über eine messianische Wirksamkeit des Pinehas-Elia von den christlichen überarbeitern weggelassen. 2) S. V. Aptowitzer, op. cit. 248 A. 57, nach S. A. Wertheimer, Batte Midraschoth Heft 4 S. 32, Jerusalem 1897 aus Midrasch Tehillim Schocher Tov zu Ps. 63 = 2. A. Jerusalem 5728 (1967/8) 1,396: :1,nlV i131'rlm 1i1'11':1' "tJNIV N'i1 .... 7N'W' 737 ,tl::l' c" 7'::l:11"'tJ11 'lW:l"ptJ N'i1 :p~/tJi1:1. Zur stetigen Wirksamkeit des Hohenpriesters Pinehas-Elia als "Versöhner" 's. schon G. Dalman, Der "leidende u. sterbende Messias der Synagoge im ersten nachchristlichen Jahrtausend, 1888,9. R. Schimeon b. Lakisch werden mehrere Pinehas-Elia-Traditionen zugeschrieben, s. o. S. 167. 3) S. Bill. 4,768. ') S. Bill. 4,792 nach Pes. R. 4 (13a); vgl. auch V. Aptowitzer, op. cit. 104 u. M. Zobel, Gottes Gesalbter, 1938, 61f. R. Tanchuma,(b. Abba) war ein bedeu-
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Tradition, daß zwei Profeten aus Levi, nämlich Mose und Elia, Israel erlösen; Mose aus Ägypten und Elia aus der römischen Herrschaft: " ... und wenn Elias sie vo~ 4. Weltreich, von Edom erl<';)sen wird, so werden sie nicht noch einmal geknechtet werden, vielmehr ist das eine ewige Erlösung."
Die Ableitung des Elia aus Levi deutet wohl auf eine mögliche Identifikation mit Pinehas hin. Auch sonst wird Elia noch mehrfach als Erlöser 1), ja als Führer im endzeitlichen K.ampf gegen die Völker genannt 2). Schwierig ist die Frage, wie eine Identifizierung beider Gestalten möglich wurde. Billerbeck und Aptowitzer haben gezeigt, daß die exegetische Begründung durch die Verbindung verschiedener Maleachi-Stellen mit Nu 25,12f zustande kam 3), doch war diese schriftgelehrte Argumentation wohl kaum der erste Schritt zur Gleichsetzung beider Personen. Es wäre zunächst zu fragen, ob nicht in bestimmten jüdischen Kreisen ein starkes Interesse an der Verbindung beider bestand. Ein solches Interesse lag wohl - eher als bei den Hasmonäern und Essenern 4) - innerhalb der zelotischen Bewegung vor: hier bildete der Eifer eines Pinehas und Elia das große Vorbild; auch der Heils bund Gottes mit Pinehas und die Verheißung. ewiger Priesterschaft - die Belohnung für den Eifer konnten dabei mit eingeschlossen werden. Über Maleachi 2,5 u. 7f wurde die Verbindung beider Vorbilder hergestellt 5). Elia nahm priesterliche und Pinehas profetische Züge an, selbst das für Elias tender Kompilator zu Beginn des 4. Jh. n. ehr., der vor allem ältere Stoffe zusammenfaßte, s. Strack, Einl. 147 u. W. Bacher, Aggada der pal. Amoräer, 1892ff, 3,43. 1) S. Bill. 4,783f. (Pes. R. 33,153a) weitere Beispi~le 791f; s. auch M. Zobel, op. cit. 42f.60.62 u. V. Aptowitzer op. cit. 99. 2) S. V. Aptowitzer, op. cit. 103 nach Tanch. Mischpatim § 12 ed. Buber 44b: "In dieser Weltzeit habe ich einen Engel vor euch herziehen lassen und er vernichtete die Völker der Welt; in der kommenden Weltzeit aber werde ich euch den Elia ... senden, wie gesagt ist: ,Siehe ich sende euch den Elia, den Profeten, bevor der große und schreckliche Tag J ahwes eintrifft". 3) Bill. 4,789f u. V. Aptowitzer, op. cit. 96ff; vgl. auch J. Jeremias, ThWB 2,935 Z. 4ff. 4) Vgl. Aptowitzer u. v. d. Woude, s. o. S. 168 A. 6 u. 7. S) Mal 2,5 wird schon Nu. R. 21,3 u. Tanch: Pinchas § 3 ed. Buber 76a mit Nu 25,i2 verbunden. Schon"Origenes (s. o. S. 168 A. 3) hob die Bedeutung des Begriffes dp1jv1J(C;7~) für die Begründung des Weiterlebens von Pinehas hervor; vgl. auch S. Krauß, JQR 5 (1893), 154.
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typische Feuermotiv wurde auf Pinehas übertragen 1). Erleichtert wurde der ganze Vorgang dadurch, daß nach de1: überaus langen Wirksamkeit des Pinehas das Alte Testament nichts von seinem Tode berichtet 2). Da das früheste schriftliche Zeugnis über eine Identifizierung gegen 100 n. Chr. vorliegt, ist die Entstehung dieser V orstellung im Laufe des 1. Jh. n. Chr. wahrscheinlicher als zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt. Auch ihre Eliminierung in . der späteren orthodoxen rabbinischen Überlieferung würde sich am besten dädurch erklären, wenn hier eine ursprünglich zelotische Überlieferung vorgelegen hätte. Der überaus positiven Beurteilung eines Pinehas und Elia stand nämlich in der rabbinischen Tradition auch eine teilweise scharfe Kritik gegenüber. d) Die rab binis che Kritik an Pinehas und EUa Die rabbinische Kritik an Pinehas erscheint schon in der Beurteilung seiner eifervollen Tat in Schittim: "Es steht geschrieben: ,Und Pinehas. der Sohn ... , der Priester sah Was sah er? Er sah die Tat und wurde an die Halacha erinnert: ,Wer einer Aramäerin beiwohnt, über den fallen die Eiferer her', (und führte sie aus). Man lehrt, daß es (das Handeln der Eiferer) nicht dem Willen der Weisen entsprach. Und Pinehas, hat er etwa gegen den Willen der Weisen gehandelt? (l'~j:l Nl;rlV Onltl, C"~:ln "~j:l Nl;rlV "ln c~('j:>n) Es sagte Jehuda b. Pazzi 3): Ja, sie wollten ihn ausstoßen, jedoch US\v.
1) Schon Josephus schreibt P. profetische Gaben zu a 5,120, vgI. auch 159; s. weher Ps. Philo 53,6 (Kisch 250) EH zu Samuel: "Finees enim sacerdos precepit nobis dicens: Auris dextra audit Dominum per noctem, sinistra ~utem angelum .. " Nach Seder Olam R. c. 20 ed. A. D. Neubauer, Medieval Jewi'sh Chronicles, 1895, 2,52 wird der Profet von Ri 6,8 mit Pinehas identifiziert, s. A. Spiro, The ascension of Phinehas, PAAJR 22 (1953), 113. Auf die Übertragung profetischer Züge Elias auf Pinehas macht N. Wieder, JJSt 4 (1953),164 A. 1 aufmerksam: Lev. R. 1,1 heißt es: "Da kam der Mal'akh Jahwes (v gI. Mal 3,1 = EHa) von Gilgal herauf nach Bokhim (Ri 2,1). Wie, war es denn ein Engel? War es nicht Pinehas? Und warum nennt ihn die Schrift Engel? R. Simon (Ende d. 3. Jh. n. Chr., s. Strack, Ein!. 141) hat gesagt: Wenn der heilige GeistaufP. ruhte, glühte sein Angesicht wie Fackeln". Dazu vgI. Lev. R. 21,12 'die Beziehung auf Mal. 2,7, ähnlich Nu. R. 16,1. N. Wieder verweist dabei auf die Schilderung Elias bei Sirach 48,1: 'H)"Lac; 1t'poqrY)'t'l)C; WC; 1t'Up xat 0 A6yoc; au,,"ou WC; )"afL1t'<xc; ExaLe:'t'o. In Ps. Philo 28,3 wird von dem Priester Pinehas gesagt: exeat de are eius veritas et de corde eius lumen refulgens . . 2) Das erste Mal wird er Ex 6,25, das lezte Mal Ri 20,28 erwähnt. Er ist daher im Rabbinat und bei Pseudo-Philo der Hohepriester der Richterzeit. Nach Aphraates, Patrol. Syr. ed. Parisat, 1894 Bd I, 1 Sp. 642 erreichte er ein Alter von 365 Jahren = das Alter des Henocl1 bei seiner Himmelfahrt, s. A. Spiro, op. cit. 102. Vgl. jetzt auch C. Colpe, ZDPV 85 (1969) 172f. 3) R. Jehuda b. Simon b. Pazzi aus Lydda lebte in d. 1. Hälfte des 4. ]h. n. Chr.
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man stellte fest, daß sich auf ihm der Heilige Geist niedergelassen hatte (p"il' l'~:P ill~PIV), denn es ist gesagt: Ihm und seinem Samen nach ihm wird der Bund ewigen Priestertums zugesagt" 1).
Diese exegetische Diskussion zeigt, daß man in rabbinischen Kreisen bei der Auslegung von Nu 25 vor gewissen Schwierigkeiten stand. Die Mischna Sanh. 9,6, die u. U. das Eingreifen von "Eiferern" erlaubte 2), wurde zwar als alte Überlieferung weitergereicht, aber man lehnte sie schon in tannaitischer Zeit ('ln s.o.) auf Grund der Katastrophen der Vergangenheit ab 3). Damit wurde es auch schwierig, die Tat des Pinehas zu rechtfertigen: sie entsprach nicht mehr den späteren Rechtsprinzipien 4). Diese Schwierigkeiten in der Auslegung von Nu 25 legte man in die Geschichte selbst hinein und stellte fest, die Tat des Pinehas hätte nicht dem Willen der Weisen, d.h. dem damaligen "Synhedrium" einschließlich Mose, entsprochen, sie hätten Pinehas deswegen ausstoßen wollen 5). Nur die Tatsache, daß Pinehas durch den Gottesspruch als Pneumatiker ausgewiesen wurde, habe dies verhindert. Nachdem durch die eindeutig positiven Aussagen der Tora die Möglichkeit einer wirklich kritischen Auseinandersetzung mit dem Eifer des Pinehas in Nu 25 unmöglich war - immerhin geht der jerusalernische Talmud auf die Heilsverheißungen für Pinehas nicht weiter ein 6) - , suchte man andere Punkte für eine Kritik an diesem Vorbild aller Eiferer. Man fand sie in ausreichendem Maße in seinem Verhalten während der Richterzeit. So wurde Pinehas der Tod der Tochter Jephtas zur Last gelegt: 1) j. Sanh. 27b,33; vgl. dazu die Paraphrase bei M. Schwab, Le T. de Jerusalem traduit, 11 Bde. 1878ff, 11,38. . 2) S. o. S. 69f; man zählte sie zu den alten von Gott am Sinai gegebenen Mischnajot, s. Raschi zu Sanh. 9,6, Bill. 2,565. 3) Überhaupt zeigten die Pharisäer in der Verhängung der Todesstrafe größte Zurückhaltung (s. schon a 13,294), die sich im 2. Jh. n. Chr. noch verstärkte, s. Makk. 1,10; vgl. dazu L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. 1962, 286f. 696f. 699f. 4) Vgl. schon die Anklage gegen den jungen Hetodes b 1,209 = a 14,167: auch schwerste Verbrecher dürften nur nach vorhergehender ordentlicher Gerichtsverhandlung verurteilt werden. Einen Konflikt der wohl pharisäischen Gerichtsordnung mit der zelotischen Rechtsauffassung schildert Josephus b 4,341ff: s. u. S. 179. Nach dem Untergang der Zeloten suchte der überlebende Pharisäismus die - nun rein theoretisch gewordene - Möglichkeit eines Eingreifens von ,;Eiferern" kasuistisch einzuengen und beschränkte sie auf die Tat in flagranti. Schon die Schilderung in S. Nu. sucht - im Gegensatz zu Sanh. 9,6 - diesem Punkt gerecht zu werden. 5) Wurde sonst vom Protest der Simeoniten bzw. des Volkes gesprochen (s. o. S. 163), so hier ausdrücklich vom Protest der Gelehrten. 8) Das Schweigen war eines der beliebtesten Mittel rabbinischer Polemik.
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"War damals nicht (der Hohepriester) Pinehas zugegen, welcher dem Jephta das Gelübde hätte lösen können? Allein er dachte: Er (Jephta) braucht mich nicht, soll ich etwa zu ihm gehen? ... Beide aber, J ephta und Pinehas, wurden für das Blut der Jungfrau bestraft: Jener starb ... und Pinehas verließ der Heilige Geist. . . (Es folgt das Zitat von 1. Chr 9,20); es heißt hier nicht: er war Fürst über sie (rN Cil''?17 "ll lN::l :I'n::l), sondern er war Fürst vormals, als der Ewige noch mit ihm war" ('~17 'il C'l~'? "ll N'?N) 1).
Vermutlich steht der Verlust des Heiligen Geistes mit einer Tradition in Verbindung, die vielleicht vom selben. Tradenten, zumindest aber aus derselben Zeit stammt: "Wer sich überhebt 2) - bzw. wer in Zorn gerät 3) - den verläßt, wenn er ein Weiser ist, die Weisheit, und wenn er ein Profet ist, die Profetie" .
Jene eigenartige Auslegung von 1. ehr. 9,20 - eine Stelle, die an sich die Bedeutung des Pinehas hervorheben will- wurde auch in anderem Zusammenhang gegen Pinehas verwendet: "In den Tagen Simris (Nu 25) protestierte er, in den Tagen' (der Schändung) des Kebsweibes in Gibea (Ri 19f) protestierte er nicht mehr". Man begründete diese Änderung wieder mit 1. Chr 9,20: Vormals war Gott mit ihm ('~17'il C'Il~'?), jetzt hat ihn Gott verlassen 4).
Die Tendenz dieser Polemik ist deutlich: Dem Helden aller Eiferer warf man selbst an entscheidender Stelle Hochmut und Laxheit vor und sprach ihm zugleich seine charismatische Begabung ab. Aber auch der Eifer selbst konnte zum Angriffspunkt der Kritik werden. Das zeigt eine relativ frühe Elia-Überlieferung: Elia sucht die Ehre des Vaters, aber nicht die Ehre des Sohnes (= Israel), wie es heißt: ,Ich habe sehr geeifert um J ahwe, den Gott der Heerscharen' (1. Kge 19,10) ... Und wie heißt ~s darauf? Und Jahwe sprach zu ihm: ,Gehe zurück auf dem Weg ... und Elisa sollst Du zum Profeten salben an Deiner statt'. Mit den Worten ,an Deiner statt' sollte 1) Gen. R. 60,3; als Tradent wird R. Schimeon b. Lakisch genannt (s. o. S. 167). Parallelen Lev. R. 37,4; Eccl. R. 10,15 (hier wird die Strafe abgemildert, Pinehas tut Buße und erhält den Geist wieder); Tanch. 'Inpn:l § 5 ed. Buber 57a. Vgl. dazu A. Spiro, op. ch. 107 A. 30 und V. Aptowitzer, op. cit. 144 u. 277 A. 62. 2) So R. Jehuda im Namen Rabhs, + 247 n. Chr. s. Strack, Einl. 136f, 3) 'So Schimeon b. Lakisch; beide Traditionen finden sich in Pes 66b, vgl. Bill. 1,277. üs. nach Goldschmidt 2,510. 4) j. Joma 38d, 22ff; j. Meg. 72a, 72ff; j. Hor. 47d, 27ff. Die Tradition geht auf R. Jose (b. Chalaphta) zurück, s. dazu o. S. 163. Vgl. V. Aptowitzer, op. cit. 29 u. 209 A. 38; A. Spiro, op. cit. 107.
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dem Profeten nichts anderes gesagt werden als: Ich habe keinen Gefallen an Deiner Profetie ... " 1).
Hier hatte man erkannt, daß der Eifer für Gott eine zerstörende Wirkung innerhalb Israels selbst al+süben konnte und setzte zugleich voraus, daß Gott an einem Eintreten für seine Sache, durch das dem Volke Schaden zugefügt wurde, keinen Gefallen haben werde. Von diesem Standpunkt aus mußte der Eifer als eine Form der Frömmigkeit grundsätzlich abgelehnt werden. D.aß diese Kritik ebenso für Pinehas gelten konnte, erweist das schon angeführte Wort aus der späten Spruchsammlung des R. Eliezer 2), nach dem Gott am Horeb dem Elia Vorhaltungen machte: "Immer eiferst Du, in Schittim wegen der Unzucht, und hier eiferst Du auch!"
Die Vermutung ist naheliegend, daß die Kritik an den beiden großen Eifergestalten des Alten Testaments nicht auf einer Spielerei rabbinischer Exegese beruhte, sondern tiefere Ursachen haben muß. Vermutlich hat das Rabbinat in späterer Zeit den durch das Vorbild des Pinehas und des Elia angeregten Eifer für Gott und sein Gesetz nur noch mit sehr zwiespältigem Herzen betrachtet und versucht, durch eine vorsichtige Kritik der alttestamentlichen Vorbilder den religiösen Eifer gewisser Kreise der nahen Vergangenheit zu verurteilen 3). 4. Zusammenfassung: Der Eiferer Pinehas als Vorbild der Makkabäer und Zeloten
Über die Herkunft des Ehrennamens "Eiferer" gibt uns J osephus keine nähere Erklärung. Er sagt lediglich, die Aufständischen in Jerusalem . "hatten sich ihren Namen auf Grund des Wetteifers nach dem Guten zugelegt" 4), 1) Mek. Ex. 12,1 (L. 1,9); s. S. Schechter, Someaspects ofRabbinical Theology, 1909, 205 u. Bill. 1,644 Par. Cant. R. 1,6 (erweitert u. abgemildert). 2) S. o. S. 168 A. 1. . 3) Auch V. Aptowitzer und A. Spiro versuchten der Polemik gegen P. einen historischen Hintergrund zu geben: Aptowitzer (op. cit. passim, s. Register unter Pinehas) sah darin die pharisäischen Angriffe gegen die hasmonäische Hoftheologie, Spiro dagegen vermutet dahinter die Auseinandersetzung zwischen Juden und Samaritanern. Jedoch liegt in beiden Fällen der historische Anlaß zu weit zurück. 4) b 7,270, vgl. auch b 4,160f; s. o. S. 68 A. 1.
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was jedoch in seinen Augen eine völlige Verdrehung der Wahrheit darstellte. Auch über das Vorbild des Pinehas können wir von ihm kaum etwas erfahren, da er gerade diese Gestalt ihrer tharakteristisehen Züge beraubt und in Verbindung mit ihm das Wort "Eifer" überhaupt nicht verwendet. Einen ersten Ansatz zum Verständnis jenes Namens bietet uns die makkabäjsche Frühgeschichte, in der dem Vorbild des Eiferers Pinehas eine sölch entscheidende Bedeutung zugemessen wurde. . a) Makkabäer und Zeloten Schon J. M. Jost, der erste moderne jüdische Geschichtsschreiber, hat auf gewisse Zusammenhänge zwischen den Zeloten und Makkabäern hingewiesen 1). H. Graetz bemerkte dann als erster die Bedeutung des Pinehas als Vorbild für beide Bewegungen 2). Die Beobachtungen beider führte dann K. Kohler 3) weiter, der den Ursprung der zelotischen Bewegung in die Makkabäerzeit verlegte. Auch wenn die Zeloten als organisierte Bewegung zu jenem Zeitpunkt noch nicht nachzuweisen sind, war doch seit Mattathias der Eifer für Gott als religiöse Haltung lebendig. In seiner ausführlichen Arbeit über das Verhältnis der Zeloten zu den Makkabäern versucht W. R. Farmer den Beweis zu erbringen, daß die Zeloten nur die Nachfolger der Makkabäer waren, und daß ihre ganze Bewegung von letzteren her bestimmt gewesen sei 4). Gewiß sind die Gemeinsamkeiten beider Bewegungen offensichtlich. Das gemeinsame Vorbild war Pinehas und sein Eifer, mit dem er in einem Augenblick besonderer Not stellvertretend für Gottes Zorn den Gesetzesübertreter tötete und damit Gottes ·Strafe von Israel abwandte. Wie Mattathias und seine Söhne an den Übertretern im eigenen Volke das Gericht vollzogen und sich zugleich gegen die Angriffe der fremden Unterdrücker verteidigten, so war auch der Kampf des Judas und seiner Nachfolger zunächst gegen die eigenen V olksgenossen gerichtet, die nach ihrer Überzeugung das Gesetz übertraten und abtrünnig geworden waren. Der Eifer für das Gesetz erforderte zugleich den bedingungslosen Einsatz· des eigenen Lebens, die Aufgabe des Besitzes und die Flucht in die unzugängliche Wüste, von wo aus der Kleinkrieg gegen Abtrünnige und heidnische Be1) Geschichte des Judenthums und seiner Secten, 1857, 1,327f. A. 1. 2) Geschichte der Juden, 5. A., 1905, 3. 3) Harkavy-Festschrift, 9f. ') Maccabees, Zealots, and Josephus, 1956, passim.
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satzungen geführt werden konnte. Der Kampf selbst wurde als Heiliger Krieg betrachtet 1). Wie die Religionsnot für die Makkabäer, so war für die Zeloten die Fremdherrschaft ein Zeichen des Zornes Gottes, der auf dem Volke lastete. Nur die eifervolle Tat konnte Gottes Zorn wenden und die Erlösung einleiten. Auch der Bund Gottes mit Pinehas hatte wohl seine Parallele: Wie die Hasmonäer später auf Grund ihres und ihres Vaters Eifer besondere Herrschaftsrechte beanspruchten, so mag auch die Dynastie des Judas gewisse messianische Ansprüche mit ihrem Eifer für Gottes Sache begründet haben. Zugleich waren Makkabäer und Zeloten gewiß, daß sie das wahre Israel vertraten und damit Träger der göttlichen Verheißung warerl. Schließlich wird auch das in der Spontaneität des Handeins bei' Pinehas . und Mattathias zu Tage tretende . charismatische Element später bei den Zeloten seine Entsprechung gefunden haben. Das makkabäische Vorbild 'zeigte sich u.a., wie Farmer eindrücklich nachweist, selbst in der Namensgebung zelotischer Kreise 2). Bei all diesen gemeinsamen Zügen dürfen jedoch nicht die wesentlichen Unterschiede übersehen werden: Zur Zeit der Religionsnot stand zunächst die Glaubensgrundlage Israels auf dem Spiel, der Glaube an den einen Gott, sein Gesetz und sein Heiligtum, während die Römer gerade dies alles nicht antasteten, sondern den Juden Religionsfreiheit garantierten 3). Die Makkabaer mußten dieselbe erst erkämpfen; sobald sie sie jedoch erreicht hatten, verloren sie die religiöse Motivierung ihres Kampfes weitgehend, und dieser sank auf die Ebene einer überwiegend politischen Auseinandersetzung herab. Für die Zeloten war ein solcher Wandel von vorne herein unmöglich. Durch die Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes war der ganze Kampf grundsätzlich religiös motiviert; die Anerkennung der kaiserlichen Herrschaft galt - trotz ihrer relativen Toleranz ~ als Götzendienst und Apostasie, der Heilige Krieg mußte mit kompromißloser Härte bis zum bitteren Ende durchgefochten werden. Verhandlungen mit dem Gegner, wie sie von den Makkabäern immer wieder geführt wurden, waren für die Zeloten unmöglich, wenn sie die Anerkennung einer fremden Oberherrschaft mitein1) S. dazu u. S. 287 ff. ' 2) NTS 4 (1957/58),149. Zum Namen P. bei Priestern s. CI] 1221; 1197f; 1409. 3) Die einzige Ausnahme bildete der Versuch Caligulas, sein Bild im Tempel aufzustellen. Hier drohten sich auch die Tage der Religionsnot zu wiederholen; s. o. S. 110 und s. u. S. 348. V gl. zum Folgenden auch die Rezension von M. AviYonah, IE] 8 (1958) 202-204.
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schlossen 1). Alle Versuche innerhalb der eigenen Reihen, die auf einen Unterwerfungsfrieden mit Rom hinausliefen, mußten sie mit der Hinrichtung des Abtrünnigen beantworten 2). Die Haltung der Zeloten zeigte so im Vergleich zu den Makkabäern eine grundsätzliche Verschärfung 3). Hinzu kam die ausgesprochen endzeitliche Bestimmtheit der "Eiferer". Es ist gewiß kein Zufall, daß gerade dieser Zug im 1. Makkabäerbuch fehlt; vermutlich lag hier einer der wesentlichen Unterschiede zwischen den 11akkabäern und den sogenannten Chasidirn. Für die Zeloten bildete dagegen die Naherwartung einen Grundbestandteil ihres Kampfes. b) Die Zeloten und die rabbinische Pinehas-Tradition Kann man die Makkabäer in gewisser Hinsicht als Vorläufer der Zeloten betrachten, so ist die rabbinische Auslegung von Nu 25 ein Nachhall jener Bewegung und ein Zeichen dafür, daß ihr Einfluß auch welt in pharisäische Kreise hereingereicht haben muß 4). Im Folgenden seien die Punkte aufgezählt, in denen die Tradition von Nu 25 für die Zeloten Bedeutung erlangen konnte: 1. Nu 25 bildete für sie gewissermaßen die theologische· Leg i ti m a ti 0 n ihres Handelns. Der Eifer des P.inehas und der Einsatz seines Lebens waren die großen Vorbilder, die Verheißung Gottes an ihn bildete die Rechtfertigung des eigenen Handelns. Gleich ihm sah man sich als Werkzeuge von Gottes Zornes eifer, bereit zum Gericht an den Gesetzesbrechern. Sehr wahrscheinlich ist der Ehrenname "Eiferer" unmittelbar von dem "Eiferer Pinehas" abgeleitet worden. 1) Zu den Verhandlungen der Makkabäer mit ihren Gegnern s. 1. Makk. 6,60ff; 10,3ff.15ff.22ff.59ff; 11,23ff.57ff, u.ö.; die Zeloten dagegen weigerten sich selbst in aussichtsloser Lage, sich zu ergeben: das Letzte, worin sie einwilligen konnten, war der freie Abzug, s. b 6,351ff; 7,205ff. 2) Zur Hinrichtung der Friedenswilligen und überläufer s. b 4,378.565; 5,423, 534ff ; 6,378ff u.ö.; auch die zelotische Opposition gegen Ananas S.d. Ananas, den Führer des gemäßigten Flügels in J erusalem, wurde vor allem durch den Vorwurf verursacht, er wolle die Stadt an die Römer ausliefern: s. b 4,216ff.320f; vgl. o. S. 65 A. 1 u. u. S. 379 A. 5. 3) Diese "Verschärfung" wurde von W. R. Farmer leider zu wenig beachtet, s. op. cit. 82.87.123f. Die Haltung zur Tara hatte sich bei den Zeloten gegenüber den Makkabäern sehr. wohl geändert; s. dazu M. A vi-Y onah, op. cit. 204. 4) S. K. G. Kuhn, op. cit. 519 A. 113 zu S. Nu. 25,5-11: Die Erzählung "ist eine Verherrlichung des Zelotentums, für das Pinehas der Prototyp ist. Die Verhältnisse in Jerusalem vor 70 n. ehr. bilden also den Rahmen für die folg. Darstellung der Ereignisse von Nu. 25,5ff".
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2. Man war sich dabei durchaus bewußt, daß diese "Nachfolge des Pinehas" eine Umgehung des ordentlichen, von Gott eingesetzten Gerichtshofes bedeutete; aber genau so, wie Pinehas damals gegen den Willen der verblendeten oder verängstigten Altesten' handelte, mußte dies auch jetzt überall da geschehen, wo Gottes Gebot mißachtet wurde, zumal das Synhedrium ganz vom Willen der gottlosen Unterdrücker abhängig war. An die Stelle des Gerichtsbeschlusses trat die charismatische, eifervolle Tat. Ein typisches Beispiel für diesen Gegensatz zwischen der traditionell-pharisäischen und der zelotischen Rechtsauffassung bietet der Bericht des Josephus über die Ermordung des von dem Gerichtshof der 70 im Tempel freigesprochenen Zacharias S.d.Baris .durch "zwei besonders wagemutige Zeloten". Zacharias war wegen verräterischer Beziehungen zu den Römern angeklagt, ein Vergehen, das von den Zeloten als Abfall zum Götzendienst angesehen werden konnte. Da der Gerichtshof in ihren Augen versagte, griffen sie wie Pinehas zur Selbsthilfe 1). 3. Auch an den heidnischen Verführern, den Midianitem und ihrem geistigen Haupt, Bileam, vollzog Pinehas das Gericht: als Hoherpriester oder als Kriegsgesalbter hatte er das Heer gegen den Feind geführt. Der Krieg selbst wurde als Rachekrieg Gottes verstanden und vollzog sich streng in der Form des Heiligen Krieges. So konnte Pinehas auch zum Vorbild des Führers im Heiligen Kriege gegen die heidnischen Verführer werden, die Israel daran hindern wollten, 'Gottes Gebot gemäß zu leben. Die Tötung Bileams bildete möglicherweise das Vorbild für das Gericht am "Endtyrannen" 2). 4. Die Tat des Pinehas hatte zornabwendende, sühnende Wirkung. Für die Zeloten stand Israel durch die Anerkennung der Fremdherrschaft unter dem Zorn Gottes, der wohl zugleich unter dem Aspekt 1) b 4,335-344. Die ganze Tendenz des Josephus in diesem Bericht, der das Synhedrium der 70 als Scheingerichtshof darstellt, ist wenig vertrauenswürdig. Wahrscheinlich war die Einsetzung der 70 zunächst durchaus ernst gemeint (vgl. auch die Wahl des neuen Hohenpriesters), doch konnten die "Eiferer" die typisch pharisäische Milde des Gerichts nicht dulden. Für sie stand Zacharias wohl unter dem Verdikt von Dt 13,7-12. Die Verbindung dieser Episode mit Mt 23,35 durch Wellhausen, Einleitung zu den 3 ersten Evangelien, 2. A. 1911, 118ff ist nicht gerechtfertigt. Möglicherweise wurde jedoch im Rabbinat dieses Ereignis mit legendären Erweiterungen von 2. Chr 24,19ff vermischt: s. J. Klausner, Hist. 5,215. 2) Vielleicht besteht eine gewisse Beziehung zwischen der Tradition von der Tötung des Bileam durch Pinehas und der Tötung des Antichristen durch Elias (und Henoch) in "der koptischen Eliasapokalypse c. 42, vgLdazu J. J eremias , ThWB 2,942. S. auch u. S. 309.f
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der "messianischen Wehen" gesehen wurde 1). Die Unterdrückung durch Herodes und die Römer hatte das Volk selbst verdient, .weil es GO,tt nicht als einzigen Herrn anerkennen wollte. Dadurch, daß die "Eiferer" wie einst Pinehas zur Waffe griffen und das Gericht an den Abtrünnigen sowie an ihren Verführern vollzogen, glaubten sie, Gottes Zorn abwenden und die Hindernisse für den Anbruch der Heilszeit beiseite räumen zu können. Die Tötung der Gottlosen wurde zu einem religiösen, sühnewirkenden Akt und war direkt dem 'opfer vergleichbar 2). 5. In der "Nachfolge des Pinehas" mußte man - wie er selbstbereit sein, das eigene Leben zu opfern und die Feindschaft der Gesetzesbrecher, die natürlich in der Überzahl waren, auf sich zu nehmen. Möglicherweise wurde in zelotischen Kreisen diese Bereitschaft zum Martyrium durch den Hinweis auf J es 53 begründet 3). 6. Diese bedingungslose Opferbereitschaft wurde belohnt durch die Verheißung des "Heils bundes " , der vermutlich von Mal 2,5 her als "Bund des Lebens und des Friedens" interpretiert wurde, und so für die zelotischen Kämpfer die Gewißheit des ewigen Lebens bzw. der Auferstehung in sich schloß. Die Verheißung des "ewigen Priestertums" wurde wohl in jenen priesterlichen Kreisen, die der zelotischen Bewegung nahestanden, in besonderer Weise beachtet. Vielleicht leiteten sie daraus den Anspruch ab, daß die Führung Israels von der Priesterschaft ausgehen müsse 4). 7. Als zweite große Eifergestalt des Alten Testaments mußte auch Elia für die Zeloten bedeutsam werden. Jene eigenartige Identifizierung von Pinehas und Blia, die wohl im Laufe des 1. Jh. n. Chr. zustande kam, kann am ehesten zelotischen Kreisen zugeschrieben werden, da bei ihnen das größte Interesse an einer solchen Verbindung vorausgesetzt werden darf. Dadurch würde auch die Zurückhaltung der offiziellen rabbinischen Überlieferung gegenüber 1) Die Verkündigung des Judas war u.a. auch Strafpredigt, s. o. S. 94; zu den messianischen Wehen s. u. S. 251ff. 2) Zu der rabbinischen These: "Jeder, der das Blut der Gottlbsen vergießt, ist wie einer, der ein Opfer darbringt"; s. o. S. 164 A. 2; daß diese Vorstellung schon in neutestamentlicher Zeit galt, legt Joh 16,2 nahe: mic; cbtOx't'dvocc; ufLiic; 86~n Aoc't'pdocv 7tpOcr
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dieser Tradition und ihre Verbreitung in der volkstümlichen Haggada verständlich. . 8. Möglicherweise erwartete man in zelotischen Kreisen diese Doppelgestalt Pinehas-Elia als endzeitlichen Erlöser. Gerade _jene überwiegend priesterliche Gruppe, der J osephus in der Regel den Namen ~"rJAw't"cd zuweist und die den Tempel besetzt hielt, hat die messianischen Ansprüche eines Menahem und Simon b. Giora mit aller Schärfe abgelehnt 1). Vielleicht ging von ihr jene Erwartung aus, daß Gott im Heiligtum durch direktes Eingreifen vom Himmel her die· Erlösung herbeiführen werde. Die Kargheit der Quellenaussagen, insbesondere bei J osephus, läßt jedoch solche Vermutungen über die Stufe einer Hypothese nicht hinauskommen 2). 9. Die sehr unterschiedliche rabbinische Beurteilung des Pinehas und seines Eifers für Gott ist wohl ein Teil jener allgemeinen Auseinandersetzung mit dem zelotischen Gedankengut, auf die wir bei den Lehrern des 2. und 3. Jahrhunderts schon mehrfach gestoßen sind. Einer durchaus positiven Bewertung der Tat des Pinehas (Sifre Nu. und Nu.R.) steht die zurückhaltend negative 0. Sanh.) und die ausgleichende Haltung (b. Sanh.) gegenüber. Durch die Kritik der späteren Wirksamkeit des Pinehas wollte man wohl zeigen, daß diese Gestalt, die vor allem im Volk mit Elia gleichgesetzt wurde, Israel auch schweren Schaden zugefügt habe. An einigen Beispielen wird darüber hinaus deutlich, daß der Eifer der alttestamentlichen V orbilder selbst verdächtig geworden war, vermutlich auf Grund der Erinnerung an die ungeheure Not, die das religiöse Ideal des "Eifers für das Gesetz" im ersten Jh. n. ehr. über das Judentum gebracht hatte. C.
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"EIFER"
ALS
TYPISCHER
WESENSZUG
SPÄTJÜDISCHER
FRÖMMIGKEIT
Die Apostelgeschichte (22,3) läßt Paulus seine Rede an die Einwohner Jerusalems in folgender Weise beginnen: "Ich bin ein Jude, geboren in Tarsus in Cilicien, aufgezogen aber in 1) Zu den Auseinandersetzungen um die zelotische Messiaserwartung s.u. S.299ff. 2) S. u. S. 227f. 248ff. Vielleicht ist es auch kein Zufall, daß der letzte, von den Ze-
loten durch das Los erhobene, Hohepriester wieder Pinehas hieß: vgl. b 4,155 u. a . 20,227 &VVL, cxv&cr7)~. S. jetzt A. Schalit, Namenwörterbuch zu Flavius Josephus, Leiden 1968, 122; R. Eisler identifiziert in zu phantasievoller Weise diesen letzten Hohenpriester Pinehas mit dem endzeitlichen Hohenpriester Pinehas-Elia, s. 2,159 A. 4 (vgl. jedoch dagegen 2,78 A. 5).
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dieser Stadt zu qen Füßen Gamaliels, unterrichtet 10 der genauen Beobachtung des väterlichen Gesetzes als ein Eiferer für Gott 1), wie ihr es heute alle seid". In dieselbe Richtung geht das Urteil des Paulus im Römerbrief (1 0,2) : .,Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, allerdings nicht gemäß (richtiger) Erkenntnis" 2). Dieser "Eifer für Gott" war also nicht ein ausschließliches Merkmal der Zeloten als einer festumrissenen Partei, sondern er betraf das ganze palästinische Judentum jener Zeit. In seiner schärfsten, durch Pinehas und Elia vorgezeichneten, Form konnte er in der Weise verstanden werden, daß man stellvertretend für Gott "mit Gottes Eifer" eiferte. Da3 T. Asser spricht daher in einer Erörterung über die Bestrafung der Gottlosen von einer "Nachahmung Gottes" 3). In allgemeinerer Form bedeutete der Eifer die leidenschaftliche Hingabe an Gottes Sache, verbunden mit der Bereitschaft, jeden Frevel zu rächen. Die zuerst genannte, radikale Ausprägung erscheint u.a. bei der Deutung des "Eifers" der Jakobssöhne Simeon und Levi., die die Schändung ihrer Schwester (Gen 34) rächten: So finden wir im Munde ~er Judith ein entsprechendes Gebet: "Herr, Du Gott meines Vaters Simon, dem Du das Schwert in die Hand gabst, um an Fremden Rache zu nehmen ..... ihren Besitz machtest Du zum Anteil Deiner lieben Kinder, die von Deinem Eifer entbrannten (E~+,AW(j(XV 't'OV ~'1jMv crc.u), voll Abscheu über die Befleckung ihres Blutes ... " 4). Am stärksten wird die Rache der Brüder im Jubiläenbuch hervorgehoben; hier erscheint die Tat Sichems als eine "Verunreinigung Israels", und die Vernichtung der Männer Sichems wird vom Himmel selbs tangeordnet 5). Die Beschneidung der Sichemiten wird - wie in den Antiquitates 6) - unterschlagen. Für seinen Eifer erhält Levi in gleicher Weise wie auch Pin ehas Gottes Heilsverheißung : 1) Das ~'"fJ)..w't'·~C; .....aG 61::oG wurde wohl teilweise als anstößig empfunden; die Vulgata liest dafür 't'aG vOf.Lou und die heracleensische Rezension des syr. Textes mit Gal 1,14: 't'WV ittX't'pLXWV f.LOU ittXptXSOcrl::WV. 2) Vgl. dazu O. Michel, Der Brief an die Römer, Meyers Komm., 13. A. 1966, 254 A. 1: "Dieser Eifer um Jahwe ist Israel aufgetragen und an ihm ist die besondere Berufung Israels erkennbar. PIs. bestreitet nicht Israels ,Eifer' ... , sondern beklagt lediglich die Blindheit seines Eifers .... Der Kampf um Israel ist also eine Auseinandersetzung über die Richtung des Eifers." 3) T. Asser 4,3: Ö't'L f.LWI::L't'CJ.L XUPLOV ... vgl. 4,5: ... ev ~1j)..lp xuplau it0pI::Uav't'tXL. s. auch u. A. 5, S. 185 A. 2, S. 186 A. 5. 4) Judith 9,2ff. 5) ]ub. 30,5. Zum folgenden s. schon K. Kahler, Harkavy-Festschrift, 11. 6) a 1,337f: Josephus betont, daß Sichern die Dina "gegen das Gesetz" zur Frau nehmen wollte.
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"Und der Same Levis ward zum Priestertum erwählt und zu Leviten, daß sie vor Gott dienen wie wir alle Tage (d.h. die Engel des Angesichts), und daß Levi und seine Söhne in Ewigkeit gesegnet werden, denn er eiferte, daß er Gerechtigkeit und Gericht und Rache an allen übe, die sich gegen Israel erheben" 1). Auch im Testament Levi 2) sagt Levi von sich selbst: ,,'" ich eiferte wegen des Greuels, den sie meiner Schwester angetan hatten". Obwohl ihm die Rache an Sichern von Gottes Engel aufgetragen worden war 3), zog er doch den Zorn des Vaters auf sich, weil sich die Sichemiten zuvor - gegen den Willen Levis - beschnitten hatten und dadurch de iure Israeliten geworden waren.
Diese wohl schon in makkabäischer Zeit entstandene Umdeutung von Gen 34 4) steht in einem gerade umgekehrten Verhältnis zur rabbinischen Auslegung von Nu 25. Während dort - vor allem in der späteren Überlieferung - die Züge des Eifers gegen die ursprüngliche Aussage des Textes abgemildert wurden, hatte man sie hier ebenfalls wieder gegen den eigentlichen Sinn des Textes - besonders hervorgehoben und glorifiziert. Diese Beobachtung im Zusammenhang mit der schon erörterten Betonung der Pinehastradition im ersten Makkabäerbuch zeigt uns, daß der "Eifer" als bestimmende religiöse Haltung schon während der Makkabäerzeit im palästinischen Judentum Eingang gefunden hatte. Da das Jubiläenbuch und das Testament Levi in engem Zusammenhang mit der essenischen Überlieferung stehen 5), liegt es nahe, auch dort nach der Wirksamkeit des religiösen Eifers zu suchen. Auffallend sind besonders gewisse Selbstaussagen des Lehrers der Sekte: "Ich wUrde zu einem Geist des Eifers (ilNlji mi) gegen alle, die (trügerische) Worte suchen" 6). 1) ]ub 30,18, Us. nach E. Littman, in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,91; schon zuvor V. 17 wird wie bei Pinehas in Ps 106,31 gesagt, daß Gott es ihnen "zur Gerechtigkeit" angeschrieben habe. Auch das Rabbinat konnte noch in Simeon und Levi "Eiferer" sehen, die als erste den Zaun gegen Unzucht aufgerichtet hätten: s. o. S. 164. A. 4. 2) T. Levi 6,3. S) T. Levi 5,3: Der Engel gibt ihm Schild und Schwert mit dem Auftrag: "Übe Rache an Sichern für Dina, und ich werde mit Dir sein ... ". Eine ähnliche Auffassung vertrat auch die Schrift ]oseph u. Asenath 23,14, s. P. Rießler, Alt jüdisches Schrifttum, 1928, 529. !) Zumindest das Buch ]udith ist um diese Zeit anzusetzen, s. O. Ei ßfeldt, Einleitung in das Alte Testament, 3. A. 1964, 795f. 5) Fragmente des ]ubiläenbuches und des T. Levi wurden in Qumran gefunden, s. Barthelemy u. Milik, Qumran Cave I, 1955, 82ff u. 88ff; vgl. auch O. Eißfeldt, ap. dt.823 u. 861. Nach der Damaskusschrift 16,3f wird zudem das ]ubiläenbuch schon vorausgesetzt. 8) 1QH 2,15, vgl. dazu Nu 5, 14.30; der Text ist wohl nach CD 1,18 mit 'lVi1i rl1ji]'" zu ergänzen.
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"Nach dem Maß meines Naheseins (bei Gott) eiferte ich gegen alle Frevler und Männer des Trugs" 1).
Der Lehrer macht sich zum Werkzeug des göttlichen Eifers wie sein Ahnherr Levi, der wegen seines Eifers (Ex 32) in der Sekte ebenfalls besonderer Verheißungen gewürdigt wurde 2). Auch der "Eifer für das Gesetz" konnte gefordert werden, so in der Sektenregel, wo unter den charakteristischen Merkmalen für "den Weg des Geistes der Wahrheit" nicht nur die "Langmut und großes Mitleid" sondern auch "der Eifer für gerechte Satzungen" 3) aufgezählt werden. Diese Forderung des "Eifers für das Gesetz" erscheint später noch einmal unter eschatologischem Aspekt: ,,(Der Weise bewahre) ewigen Haß gegen alle Männer des Verderbens im Geiste der Verborgenheit, er überlasse ihnen die Mühsal der Handarbeit ... Er sei jedoch ein Mann, der eifert für das Gebot und dessen Zeit bis zum Tag der Rache" 4).
Auch hier erscheint der Eifer als religiöse Grundhaltung, nur wird er vorläufig auf die minutiöse Einhaltung des Gesetzes beschränkt. Der Haß gegen die "Männer des Verderbens" muß noch zurückgehalten werden bis zum "Tag der Rache", dessen Hereinbrechen uns vor allem in der Kriegsrolle geschildert wird 6). Im Neuen Testament begegnet uns der Begriff des Eifers bezeichnenderweise bei Paulus, dem ehemaligen Gelehrtenschüler und Pharisäer. Nach seiner eigenen Aussage war er ein "maßloser Eiferer für die von den Vätern ererbten Überlieferungen" (Gal 1,14), ein Wesenszug dieser Haltung war, daß er "die Gemeinde mit Eifer verfolgte" (phil 3,6). Es muß dabei durchaus nicht angenommen werden, daß Paulus ein Anhänger der Zelotenpartei war 6) - als solcher hätte er kaum vom Hohenpriester Sondervollmachten erhalten 1) lQH 14,14; zur Übersetzung vgl. Th. Gaster, The Scriptures of the Dead Sea Sect, 1957, 186u. 215 A. 6. Gemeint ist wohl: Seit ich durch die Zugehörigkeit zur Sekte Gott nahe bin, eifere ich (für ihn). 2) Vgl. die Hervorhebung des Levisegens Dt 33,8-11 in 4 Qtest (No 175), 14-20 = DJDJ V, 58. S) lQS 4,3f. 4) lQS 9,21-23: Cpl 0"7 ,n~, pm7 NlP?J lV'N nW17. Zur Übersetzung vgl. P. Wernberg-M011er, The Manual of Discipline, 1957, 36. 5) Zum "Tag der Rache" vgl. Th. Gaster, op. cit. 108: Der Ausdruck leitet sich von Dtn 32,32 (LXX ti. Sam.) ab. Bei den Samaritanern bedeutet er das "Jüngste Gericht". In der Sektenregel erscheint dieser Begriff noch 10,19; vgl. auch 1,11; 2,9; 4,12; 5,12. In der Kriegsrolle vgl. 3,6f; 4,12 u.ö. 6) S. dazu H. Schlier, Der Brief an die Galater, Meyers Komm. 12.A. 1962, -51. Vgl. auch zum Folgenden J.-A. Marin, RB 80 (1973), 345ff.
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(Apg 9,1) - vielmehr ist dieser "Eifer" wohl mit dem "nach der Gerechtigkeit im Gesetz unsträflich" (Phil 3,6) identisch: Der Eifer für das Gesetz war ein integrierender Zug der pharisäischen Gesetzesfrömmigkeit vor 70 n. Chr. Daß Paulus auch nach seiner Bekehrung mehrfach die Begriffsgruppe ~:rjAO':;, ~1)AOÜ\l verwendet, wird man wohl als einen Teil seines pharisäischen Erbes betrachten dürfen 1). Das gilt vor allem für einprucksvolle Formeln 2. Kor 11,2: "Ich eifere um euch mit göttlichem Eifer"
(~1)AciJ YIXP ufLci<;
6eoü ~i}ACt» 2).
Paulus sieht sich hier als Werkzeug des göttlichen Eifers im Kampf um die Herzen der Gemeinde in Karinth. Es ist sicher kein Zufall, wenn Apg 21,20 selbst die Pharisäer, die sich der Gemeinde in Jerusalem angeschlossen hatten, als "Eiferer für das Gesetz" bezeichnet werden. Auch hier muß keineswegs eine Verbindung zur Partei der Zeloten hergestellt werden 3), vielmehr haben diese Pharisäer lediglich ihre ursprüngliche Främmigkeitshaltung auch mit in die judenchristliche Gemeinde übernommen. Sonst findet sich die Wortgruppe im Neuen Testament noch zur Charakterisierung jüdischer Kreise ') oder in ethischer Ermahnung, so vor allem A pk 3,19: ~7)Awe; ••• xed ~e;'t'(x\l61)(JO\l 5). Einzigartig ist die Deutung der Tempelreinigung Jesu, die unter Berufung auf Ps 69,10 in der Gemeinde als eine Tat des Eifers verstanden wurde. Dieser Eifer "verzehrte" den, der von ihm ergriffen war, d.h. er forderte von ihm das Opfer des Lebens 6). Daß der Begriff dagegen in den synoptischen Evangelien nicht erscheint, ist wohl kaum zufällig. Obwohl Jesus - wie die Zeloten - völlige Hingabe im Gehorsam gegen Gottes Willen forderte, fehlte bei ihm doch die für die jüdische Auffassung vom Eifer unerläßliche Gewaltanwendung. Darüber hinaus führte die Affekt1) VgL 1. Kor 12,31; 14,1.12.39; 2. Kor 7,7.11; 9,2. 2) Zur Deutung dieser Formel s. A. Stumpf, ThWB 2,88~ Z. 25f. 3) Diese Deutung versucht Ba Reicke, Der geschichtliche Hintergrund des Apostelkonzils und der Antiachia-Episode Gal 2,1-14, in Studia Paulina, Haarlern 1953,172-187; dagegen argumentiert E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, .Meyers Komm. 14. A. 1965, 539 A. 3 zu Recht: "Lukas hätte s.ich gehütet, die Christen in V ~rbindung mit jüdischen Zeloten zu zeigen". 4) Die Judaisten: GaI4,17; die Sadduzäer Apg 5,17; die Juden im pisidischen Antiochien 13,45; in Thessalonich 17,5. 6) Vgl. weiter Tit 2,14; 1. Ptr 3,13, hier kann schon der griechisch gefärhte Sprachgebrauch vorliegen. 6) Joh. 2,17; vgl. dazu R. Bultmann, Das Evangelium nach Johannes, Meyers Komm. 11. A. 1950, 87 dazu Ergänzungsheft 1957, 21.
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geladenheit des Begriffs zu leicht in die Nähe von Haß und Zorn 1). Jesus hat vielmehr durch das Gebot der Feindesliebe den "Eifer" als Form der Frömmigkeit abgelehnt 2). Auch J osephus kann in verschiedenen Zusammenhängen mehrfach vom Eifer der Juden für ihre Gesetze sprechen 3); selbst für ihn war dieser ein charakteristischer Zug jüdischer Frömmigkeit: So läßt er Agrippa H. in seiner großen Rede zu den Jerusalemern sagen: ,,'" denn ihr seid mit Eifer darauf bedacht,daß nicht eines der von den Vätern ererbten Gesetze aufgehoben wird" 4)!
Die einige Zeit nach der Zerstörung Jerusalems entstandene Baruch-" apokalypse stellt den König J osia als typischen Eiferer dar: ., Und er tötete nicht allein alle Gottlosen ... ; er ließ auch die Gebeine derer, die gestorben waren, aus den Gräbern herausholen (2 Kge23,16.20) . . . . und die (durch Götzendienst) 1}efleckten verbrannte er mit Feuer, und die Lügenprofeten, die das Volk verführten, - auch sie verbrannte er mit Feuer. Und auch die Leute, die ihnen, so lange sie lebten, gehorchten, warf er ins Tal des Kidron und häufte Steine auf sie. Und er eiferte von ganzer Seele den Eifer des Allmächtigen 5); und er allein hielt zu jener Zeit am Gesetz fest, sodaß er keinen Unbeschnittenen oder Frevler im ganzen Lande ließ ... " 6).
Diese Darstellung des J osia entspricht so sehr dem zelotischen Ideal, daß man fast annehmen möchte, es habe sich hier in ähnlicher Weise wie Sifre Nu. 25 ein Stück zelotischer Schriftauslegung erhalten. Jedoch ist hier wie dort zu betonen, daß es sich bei der Baruchapokalypse und erst recht bei Sifre Nu. um Werke handelte, die in keinem direkten Zusammenhang mehr mit den Zeloten standen. Gerade die Übernahme solcher Traditionen in die rabbinisch bestimmte Überlieferung zeigt, daß auch dort der Eifer für Gott und sein Gesetz als bestimmte Ausformung der Frömmigkeit zumindest teilweise hochgeschätzt wurde. 1) V gl. dazu H. Braun, Spät jüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus, 1957, 2,57ff A.1. 2) Vgl. Mt 5,21ff.38ff; Lk 6,27ff U.ö. 3) Vgl. a 12,271 (s. o. S. 159); 20,41.47. ') b 2,393. Selbst Pio Cassius gebraucht das Verb ~1)AOÜV zur Charakterisierung der Proselyten: öaoL 't'<X v6(.L~(.L(X (Xu't'wv (d. Juden) x(Xtm:p &.noe:6ve:i:c; (lvnc; ~"fJAOuaL 37,17 (Th. Reinach 182). Vgl. Josephus c. Ap. 2,282.286. 5) m..z..2I.l cnb. ~ ~~:\ C7J,.l.~ ~C\ zitiert nach dem syr. Text ed. M. Kmosko, Patrologia Syriaca, Bd. I, 2, 1907, Sp. 1185f (= syr. Bar. 66,5). 8) 66,3-5; Üs. unter Heranziehung v. Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,437. Der Feuertod der Götzendiener findet sich auch mehrfach in Ps. Philo, 26,1-5; 27,15; 38,lf.
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Es ist allerdings eigenartig und sicherlich kein Zufall, daß im Rabbinat die Hochschätzung des Eifers nur noch dort erscheint, wo sie durch die Tradition schon vorgezeichnet war - so bei Gestalt~n wie Pinehas und Elia 1) - und selbst hier wurde der Eifer auch zum Teil überraschenderweise kritisch beurteilt. Parallel zu dieser Entwicklung ging ein Bedeutungswechsel des Begriffs "Eifer", der im Rabbinat entsprechend der ursprünglich hebräischen Bedeutung wieder mehr im Sinne von "Eifersucht" bzw. "Neid" verstanden wurde 2). Von daher wird es verständlich, daß man selbst die alttestamentlichen Aussagen J ahwes, in denen er sich als "eifriger Gott" bezeichnete, als anstößig empfand. Rabbi interpretierte z.B. das N~~ .,~ von Ex 20,5 in dem Sinne, daß Gott den Eifer beherrscht und diesen nicht über sich herrschen läßt 3). Eine andere Auslegung beschränkte den "Eifer Gottes" in der Weise, daß sie in ihm lediglich eine Reaktion auf den Götzendienst sah: "Im Eifer bestrafe ich bei ihnen Götzendienst, aber in anderen Dingen bin ich barmherzig und gnädig ... " 4).
Dieser einschränkende Bedeutungswechsel ist umso bemerkenswerter, weil im frühen jüdischen Schrifttum vom "Eifer Gottes" durchaus noch im weiteren Sinne gesprochen werden konnte 5). Er läßt sich wohl am ehesten dadurch erklären, daß auf Grund der Katastrophen von 70 u. 134/35 n. ehr. sich im Rabbinat ein gewisser Gesinnungswandel in der Beurteilung des "Eifers" vollzogen hat, wodurch dieser Begriff seine ursprünglich positive Bedeutung verlor. Zur Darstellung des Eifers als einer religiösen Grundhaltung des palästinischen Judentums seit der 1Vlakkabäerzeit ließe sich auch 1) Darüber hinaus finden wir die Vorstellung des religiösen Eifers sehr selten. Gen. R. 42,8 erscheint nach einer auf R. Schirneon b. Lakisch zurückgehenden Tradition Abraham in den Augen des Flüchtlings Og aus Sodom, der A. die Nachrieht von der Gefangennahme Lots überbrachte (Gen 14,13), als 1;'I~'j? d.h. al~ Eiferer bzw. Rächer. Der Jalqut z. St. § 72 liest "N~~ = "Eiferer"; s. Jastrow, Diet. 2,1335. 2) s. Jastrow, Diet. 2,1387f.1390; vgl. auch A. Stumpff, ThWB 2,892 A. 12.. 3) Mek. Ex. 20,5 (L. 2,244). 4) Loc. cit.; im Anschluß daran folgt ein Streitgespräch R. Gamliels II. mit einem Philosophen über die Frage des. Eifers Gottes gegen den Götzendienst, vgl. auch A. Z. 54b. 5) Vgl. Sap. 5,17; T. Asser 4 (s. o. S. 182); syr. Bar. 64,3. In Qumran s. 1QH 1,5; 9;3 (vgl. Jes 42,13: Jahwe als Kriegsmann); 12,14; Fragm. 3,17; 1QS 2,15 im Fluch der Priester; 4QDibHam = M. Baillet RB 68 (1961), 202 (III,l1); 206 (V,5): Durch das Feuer seines Eifers macht Gott das Land zur Wüste. Im NT vgl. 2. Kor 11,2 u. Hbr 10,27.
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eine große Zahl von Beispielen aus der Geschichte des jüdischen V olkes in jener Epoche anführen. Immer wieder zeigte sich dieselbe Bereitschaft, um der Integrität des Gesetzes und des Heiligtums willen zur Selbsthilfe bzw. zur Gewalt zu greifen und dabei sein Leben zu opfern. In dieser Weise sind der erbitterte Widerstand gegen Herodes, der 110rdanschlag gegen ihn und die Beseitigung des Adlers im Tempel zu verstehen; dasselbe gilt für den Aufstand in J erusalem nach dem Tode des Tyrannen und die Vielzahl der Unruhen in Jerusalem während der Herrschaft der Prokuratoren. Immer wenn es den Anschein hatte, daß das Gesetz oder der Tempel durch Übergriffe der römischen Machthaber bedroht war, erhob sich das V olk, protestierte für seine religiösen Rechte und scheute selbst vor offener Empörung nicht zurück 1). D. DER EIFER FÜR GESETZ UND HEILIGTUM IM PALÄSTINISCHEN JUDENTUM UND BEI DEN ZELOTEN
1. Die "Gesetzlosigkeit" der Zeloten nach Josephtls
Es ist verständlich, daß wir von Josephus keine direkten Nachrichten über den Eifer der Zeloten für Gesetz und Heiligtum zu erwarten haben, jedoch dürfen wir aus der Art und Weise, wie J osephus die Haltung der "Eiferer" gegenüber diesen beiden Grundpfeilern des jüdischen Glaubens darstellt, gewisse Rückschlüsse ziehen. Für die Einstellung der Zeloten gegenüber dem Gesetz und dem Tempel hat Josephus im Grunde nur zwei Worte: Gesetzesfeindschaft 2) und Befleckung. Es war nach seiner Darstellung völlig unmöglich, die Gesetzesbrüche der "Eiferer" auch nur teilweise aufzuzählen, da sie jedes Maß überschritten 3). Josephus trägt uns daher auch weniger konkrete Beispiele als vielmehr eine Fülle von Anklagen vor, die insb~sondere in verschiedenen Reden, so z.B. der Hohenpriester Ananos und 1) Die Proteste richteten sich vor allem gegen Versuche, den Kaiserkult in irgendeiner Form auf jüdisches Gebiet zu übertragen (s. o. S. 107ff) und gegen Versuche, den Tempel zu entweihen (s. u. S. 211ff). Eine den Eifer der Juden erregende Entwürdigung des Gesetzes war u.a. die Zerstörung einer Torarolle durch plündernde Soldaten (a 20,114ff = b 2,228f). Nach a 18,84 ließen sich bei der Austreibung der Juden aus Rom unter Tiberius sehr viele (7tAe:tcr't"OU~) lieber hinrichten, als daß sie gegen das Gesetz Soldaten wurden. Zur Bereitschaft der Juden, für das Gesetz alles zu opfern, s. Josephus c. Ap. 1,43; 2,219 u. Philo, leg. ad. C. 117 (M. 2,562). 2) Die Zeloten sind Feinde des Gesetzes: s. b 4,184; 6,102. 3) b 5,393 ~. 442.
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Jesus 1), des Titus 2), oder auch seinen eigenen 3), den Zeloten und ihren Helfershelfern entgegengeschleudert werden: Ihre Anführer hätten die Gesetze mit Füßen getreten 4), sie würden die von den Vätern ererbten Gesetze zerstören 5), ihr Sinn sei durch ihre Gesetzesfeindschaft (mXpotVop.Lot) 6) verblendet, ja diese sei so groß, daß sie selbst den Abscheu der Römer erweckte 7); mehr noch als die Sodomiten hätten sie eine zweite Sintflut verdient 8). In seiner zusammenfassenden Stellungnahme im 7. Buch des Bellum erklärt Josephus, die verschiedenen Gruppen .der Aufständischen hätten sich in "Freveltaten gegenüber Gott" (~V TE TotLs n-pos 6EOV &crEßdotLs) 9) gegenseitig zu übertreffen gesucht, und er schließt die Abrechnung mit ihnen durch einen kurzen Hinweis auf die ,;Zeloten", die den Gipfel der vollendeten Gesetzlosigkeit (&vofl.(ot) erreicht hätten 10). Im einzelnen kehrt vor allem ein Vorwurf immer wieder; es ist derselbe, der nach rabbinischer Überlieferung 'auch vom Stamme Simeon gegen Pinehas erhoben wurde: Die Zeloten hätten ohne Gerichtsurteil das Blut ihrer eigenen Volksgenossen in Strömen vergossen 11). Parallel zur Anklage wegen Gesetzesfeindschaft steht der Vorwurf der Tempelschändung. Die im einzelnen teilweise sehr kleinlichen V orwürfe des J osephus 12) beziehen sich einmal auf einen angeblichen Tempelraub der Zeloten 13) und zum andern auf die Tatsache, daß sie den Tempel zu einem Ort des Kampfes und des Blutvergießens 1) b 4,163-192 u. 238-269. 2) b 6,124ff.346ff. 3) b 5,362ff.401-419; 6,95.99 ff.
') b 4,258: 7tIXT~O'IXVTEe; TOUe; v6fLOUe;; vgl. b 4,157: 7tIXL~6fLEVOV Tav v6fLoV 4,386: EYEAäTO 8E: Ta edIX, 6) b 4,348: Ein übergelaufener Zelot vor den Idumäern: XIX't"IXAOO\JO'L Ta mX-rp LIX , 6) b 5,343; der Begriff 7tIXPIXvofL(1X wird von J osephus besonders häufig zur Charakterisierung der Zeloten verwendet: b 4,144.339.351; 5,393.414.442; 6,122 u.ö. 7) b 6,122f. 8) b 5,566. B) b 7,260 vgl. b 5,414: 7t0fL7tEUETE 7tIXFIXVOfLouVTEe;. Zur OCO'€ßELIX der Zeloten vgl. b 4,157; 5,8.15.401ff.411.442; 6,100ffu.Ö. 10) b 7,268: 't"~v 't"EAEW't"OC't"'1)V • . • OCVOfL(IXV, EV TI Ta TWV ~'1)AWTWV : • , ytvoc; 1)X fLIXO'EV.
11) b 4,169f.259.266; 5,4.402 u.Ö. 12) Vgl. dazu A. Schlatter, G.I. 340. 13) b 5,36ff: Johannes verwendet das für den Tempelbau bestimmte Holz zur
Herstellung von Wurfmaschinen (ocO'EßdIXC; öPYIXvIX); 5, 562ff: Johannes läßt die Weihgaben im Tempel' umschmelzen und verpflegt die Verteidiger des Tempels durch die dem Tempel geweihten Lebensmittel; vgl. auch b 7,263f.
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gemacht hätten 1). Sie werden zusammengefaßt in der immer wiederkehrenden Klage, die heilige Stätte sei von den Aufständischen ständig befleckt worden 2). Zweimal erscheint auch die durch Jes 63,18 bzw. die makkabäische Tradition vorgegebene Formel vom "Zertreten des Heiligtums" 3): "Die Stätte, die von der ganzen Welt verehrt wird und selbst bei Fremden, die an den Grenzen der Erde wohnen, auf Grund des Hörensagens hohe Achtung findet, wird von hier geborenen Bestien zertreten" 4).
Die Vermutung liegt nahe, daß diese übera~s schroffe Polemik nicht auf eine gewisse rhetorische Übertreibung allein zurückgeführt werden darf, sondern daß damit - der tendenziösen Grundabsicht des Bellum entsprechend - ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt wurde. J osephus wollte durch seine scharfen Angriffe der Meinung entgegentreten, die Zeloten seien im Kampf gegen Rom vom Eifer für das Gesetz und das Heiligtum geleitet gewesen. Nach seiner Argumentation war gerade das Gegenteil richtig: Die Eiferer und ihr Anhang frevelten in unsagbarer Weise gegen Gott und sein Gebot, sie schändeten das Heiligtum derart, daß es Gott schließlich zerstören mußte, während die Römer alles daran setzten, es zu reinigen und zu erhalten 5). Wir haben hier eine Form schärfster Polemik vor uns, die man als "polemische Umkehrung" bezeichnen könnte: Das ursprü1J.gliche Bestreben des Gegner~ wird völlig umgedreht und ihm all das unterschoben, was er am ents~hiedensten von sich weisen mußte. Auch die schon mehrfach- erwähnte völlige Verdrehung des Namens der Zeloten bei Josephus deutet auf diese "polemische Umkehrung" hin.
2. Der Eifer für die Reinheit Israels und für seine religiiJ'sCIJ Vorrechte a) Der Kampf gegen die Zauberei und die Verbindung mit den Heiden
sexuelle
Die von Gott nach dem Heiligkeitsgesetz Lev 19-26 geforderte 1) b 4,201.242; 5,100ff. 380f; 6,121ff., u.ö. 2) b 2,424; 4, 150.201.242f: 8L' ll7te:pßoA1I'J &.cre:ßlj/iCXTWV /i La tv OV't'e:C;; xat TO &.ßEßljAOV e:8aepoc;;. 402 ;6,94ff.124ff. 3) Vgl. Seeseman u. Bertram, Art. 7taTEW, ThWB 5,940ff. Im einzelnen
s. Da 8,13 LXX; 1. Makk. 3,45; 4,60. Vgl. weiter Apk. 11,2 u. Lk 21, 24.") b 4,262: ... 7tapci TWV ye:VVlj6EVTWV Ev6&:8e: 6ljptwv XaTa7taTe:LTaL (Text nach P mit Thackeray); vgl. auch 4,171 u. 6,126f. 6) Vgl. bS,411ff: Gott ist aus seinem Tempel geflohen, ähnlich a 20,266; vgl. b 6,110: Gott selbst bringt das Reinigungsfeuer gegen Tempel und Stadt herauf. Zur Achtung der Römer vor dem Gesetz und dem Heiligtum s. b 4,180; S,363.402f.405f;6,93ff.l01ff.123: "unter den Soldaten war keiner, der nicht
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Reinheit und Heiligkeit Israels 1) untersagten u.a. vor allem auch die Zauberei 2) und sexuelle Vergehen 3), Sünden, für die teilweise die Todesstrafe angedroht wurde 4). Vielleicht ist es kein Zufall, daß Sanh. 9,6 unter den drei Vergehen, die die Lynchjustiz der "Eiferer" rechtfertigten, je ein Fall von Zauberei und ein sexuelles Vergehen genannt werden. Auch sonst wurden Zauberei und Unzucht im palästinischen Judentum gerne miteinander verbunden und z.T. auf Bileam als gemeinsamen Urheber zurückgeführt 5). Vermutlich lag in beiden Fällen die Verführung zum Götzendienst nahe. Daß das c~;p~ '~iC~ in Sanh. 9,6 auf eine bestimmte Form von Zauberei - vermutlich unter Verwendung des Gottesnamens - hinweist, geht aus der Wurzel cop hervor, die in späterer Zeit alle Arten von Zauberei umfaßte 6). Für die hellenistische Welt war die Zauberei etwas Selbstverständliches, aber auch im Judentum scheint sie weit verbreitet gewesen zu sein 7). Zwar berichtet uns J osephus von keinem Vorgehen der Zeloten gegen die Zauberei, er nennt vielmehr verschiedene Aufrührer selbst y6''l'Te:~ 8). Wir haben jedoch einen rabbinischen Bericht über Schimeon b. Schetach, den führenden Pharisäer zur Zeit Alexander Jannais und Alexandras, nach dem dieser "mit heißen Händen" in Askalon 80 Frauen wegen Zauberei aufhängen ließ. Auch wenn die Einzelzüge dieses Ereignisses legendär ausgemalt wurden, kann doch an einem historischen Kern kaum gezweifelt werden, da es der späteren rabbinischen Rechtspraxis völlig widersprach 9). Man wird mit Ehrfurcht zum Tempel aufschaute, ihm Verehrung zollte und betete, daß die Räuber ihren Sinn änderten, bevor ein nicht wieder gut zu machendes Unglück geschehe". V gl. Philo, vit. Mos. 1,295 (M. 2,127): Bileams Rat an Balak. 1) Lev 19,2; 20,7.26. 2) Lev 19,26ff.31; 20,6.27. 3) Lev 18,6-22; 19,29; 20,10-21; 21,9. Durch sexuelle Vergehen wurde nicht nur der Einzelne, sondern das ganze Land verunreinigt: 18,27. 4) Lev 20,6.10ff; 21,9. Vgl. Mal 3,5 : "gegen Zauberer und Ehebrecher". 6) Vgl. Ase. Jes. 2,5; äth. Hen 8,2f; T. Juda 23; Hillel d. Ä. in Ab. 2,7; Sota 9,13: Die Weisen sagen: Hurerei u. Zauberei haben alles zugrunde gerichtet; Lament. R. 2,2 (Bill. 1,1047): "Sichnin (wurde) wegen Zauberei und Magdala wegen Unzucht (zerstört)"; Tanch. Noach § 20, ed. Buber 24b: Bileam (hat) den Anfang gemacht mit den Hurenhäusern ... und mit der Zauberei". Bileam wurde schon Jos 13;22 als C~;p bezeichnet. 6)Vgl. Jastrow, Dict. 2,1396f. 7) S. G. Delling, Art. p.&.yo~ ThWB 4,360ff; M. P. Nilssan, Geschichte der griech. Religion, 2. Bd, Die hellenist.-röm. Zeit, 2. A. 1961, 520ff. Für das Judenturn s. B.-Gr.,Rel. 3. A. 339f; M. Hengel, Judentum und Hellenismus, 441f. 8) S. U. S. 235 A. 4. 9) Sanh. 6,5; S. Dt. 21,22 § 221; j. Chag. 77d, 41-78a, 14 = j. Sanh. 23c,47ff.
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diese Hinrichtung wohl als eine Tat des "Elfers" verstehen müssen, da sie unter Umgehung des ordentlichen Rechtsweges erfolgte 1). Das zweite von den "Eiferern" geahndete Verbrechen, der geschlechtliche Verkehr mit einer Heidin, gab schon Pinehas Anlaß zu seiner eifervollen Tat. In altisraelitischer Zeit stand man ihm zwar noch unbefangen gegenüber, doch brachte schon das Dt ein erstes Verbot (7,3). Seit Esra und Nehemia wurde es besonders scharf verurteilt. Die Reformjuden der seleukidischen Zeit lockerten das Verbot 2), während es in chasidischen Kreisen unter' Heranziehung von Gen 34 verschärft wurde. Dies zeigt. vor allem das Jl,lbiläenbuch, in dem die eheliche Verbindung mit Heiden unter die schärfsten Strafen gestellt ist: "Und wenn ein Mann unter Israel ist, der seine Tochter oder seine Schwester irgend einem Manne aus dem Samen der Heiden geben will, (der) söll des Todes sterben, und man soll ihn steinigen, denn er hat eine Schandtat in Israel verübt. Andererseits sollen sie das Weib mit Feuer verbrennen 3) ... Und es soll keine Ehebrecherin und Unheiligkeit in Israel gefunden werden ... ; denn Israel ist Gott geheiligt, und jeder Mann, der (es) verunreinigt, soll des Todes sterben ... Und für dieses Gesetz gibt es keine Beschränkung der Tage und keine Vergebung und keine Verzeihung ... " Über den konkreten Anlaß von Gen 34 hinaus wird auch die Heirat einer Heidin strengstem untersagt: "Und Israel wird nicht rein von dieser Unreinheit, wenn es ein Weib hat von den Töchtern der Heiden ... Sondern Plage über Plage (bringt) das und Fluch über Fluch und allerlei Strafe und Plage, und Fluch wird kommen, sowohl wenn es dies tut, als auch wenn es seine Augen zudrückt vor denen, die seinen heiligen Namen beflecken; (dann) wird alles Volk gemeinsam wegen all dieser Unreinheit ... gerichtet werden.... jeder Mann und (jedes) Weib, (die solches getan) sollen Entweiher seines Heiligtums sein" 4). Zum Abweichen von der rabbinischen Rf;chtspraxis s. S. Krauß, Sanhedrin/, l\1akkot, Die Mischna, Text, Übersetzung u. ausführliche Erklärung hrsg. v. G. Beer etc., IV, 4 u. 5, 1933, 196. 1) Schon K. Kohler, Harkavy-Festschrift, 13, hat auf ihre Beziehung zum zelotischen Geist hingewiesen; vgl. auch E. Stauffer, Jerusalem u. Rom, 1957,63. An ihrer Geschichtlichkeit halten fest H. Graetz, 5. A., 3,145f und A. Schlatter, G.I. 157f; gegen die Historizität dieser Anekdote wendet sich Schürer 1,289 A. 7, während sie Derenbourg, 69, auf Simon d. Makkabäer beziehen möchte. 2) Zum Folgenden vgl. G. Kittel, Das Konnubium mit den Nicht juden im antiken Judentum, Forsch. z. Judenfrage 2 (1937). Zur Makkabäerzeit s. 1. Makk. 1,15 u. dazu op. cit. 39; M. Hengel, Judentum und Hellenismus, 508f. 3) Nach Lev 21,9 war dies die Strafe für eine ehebrecherische Priestertochter ; in der pseudepigraphischen Überlieferung wurde der Feuertod für Götzendiener angewendet s. S. 186 A. 6. Wir' haben hier den typischen Fall einer Verschärfung der Tora vor uns. ') Jub 30,7ff.14ff; Os. nach E. Littman, in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,91.
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Da durch die Verbindung mit Heiden - in gleicher Weise wie durch ein sexuelles Vergehen nach dem Heiligkeitsgesetz - ganz -·Israel verunreinigt, das Heiligtum entweiht imd Gottes Gericht über Israel heraufgerufen wurde, konnte eine solche Verunreinigung Israels nur durch die sofortige Hinrichtung des Schuldigen gesühnt werden: hier mußten folgerichtig alttestamentliche V orbilder wie Gen 34 und Nu 25 besondere Bedeutung erlangen. In der Hasmonäerzeit scheint - nach· einer späten Nachrichtdie sexuelle Verbindung mit Heiden rechtlich verfolgt worden zu sein 1), auf der anderen Seite wurden von pharisäisch-essenischen Kreisen den hasmonäischen Herrschern die Verbindung mit heidnischen Frauen und andere sexuelle Vergehen vorgeworfen 2). Vielleicht enthalten die Psalmen Salomos einen Hinweis auf diesen eigenartigen Gegensatz zwischen Rechtssprechung und Lebenswandel: "An Worten und an Gebärden alle überragend, ist er (= Alexander Jannaj) mit harten Worten (bereit), die Schuldigen im Gericht zu verurteilen. Er ist voran, Hand an ihn zu legen, wie im (frommen) Eifer (w~ E:V ~~~e:L), während er doch selbst in vielfache Sünde und Unreinheh verstrickt ist. Seine Augen sind auf jedes Weib ohne Unterschied gerichtet .... Des Nachts und insgeheim sündigt er, weil er sich ungesehen glaubt; durch die Augen hält er mit jedem Weibe sündige Verabredung ... " 3).
Man wird den Aufstand gegen Alexander Jannaj so erklären dürfen, daß damals auf Grund der ständigen Mißachtung des Gesetzes und der Entweihung des Heiligtums - ähnlich wie in der Makkabäerzeit - der Eifer der Frommen geweckt wurde 4). Vielleicht war es mit durch das warnende Beispiel der Hasmonäer bedingt, daß Herodes, der sich sonst häufig in großzügiger Weise über die jüdischen Gesetzesbestimmungen hinwegsetzte, in der Frage der Mischehen das Gesetz beachtete 5). Später lockerte sich 1) Sanh. 82a; A. Z. 36b. Z) T. Levi 14,6, vgl. auch 9,9f u. T. Juda 13,7; 23,2. 3) Ps. Sal 4,2ff, vgl. auch 2,3.11.13 u. 8,9ff. Auch Josephus berichtet über die Zügellosigkeit Alexander Jannajs: a 13,380. 4) Vgl. a 13,372ff.376.380f. Die religiöse Grundlage dieses Bürgerkrieges wird selbst in der sehr oberflächlichen - wohl auf Nikolaus v. Damaskus zurückgehenden-Darstellung des Josephus noch sichtbar, s. auch J. Wellhausen, Pharisäer u. Sadducäer, 1874, 94-101 und besonders 96f. Zur rabbinischen Überlieferung s. Derenbourg 95-102. Die Einwände von Moore, Judaism 1,64 sind nicht stichhaltig. ' 5) So forderte Herodes die Beschneidung des Arabers Sylläus, der um die Hand seiner Schwester anhielt: a 16,225; vgl. auch a 15,320ff.
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allerdings in seiner Familie diese Verpflichtung, und Josephus, der hier ganz in der pharisäischen Tradition steht, versäumte nicht, jeweils mißbilligend dazu Stellung zu nehmen 1). Bei seiner bruchstückhaften Berichterstattung über die Zeloten hören wir von Josephus nichts darüber, daß die Zeloten - entsprechend Sanh. 9,6 - gegen die sexuelle Verbindung mit Heiden vorgegangen seien, im Gegenteil, er· beschuldigt sie selbst der geschlechtlichen Zügellosigkeit 2). Vielleicht darf auch dieser Vorwurf als ein Teil der schon erwähnten "polemischen Umkehrung" betrachtet werden. Eine rabbinische Notiz weist jedoch unabhängig von Sanh. 9,6 darauf hin, daß zelotische Kreise dem Verbot der Verbindung mit heidnischen Frauen besondere Beachtung sehenkten. Unter den 18 Halachot, die wenige Jahre vor der Zerstörung J erusalems auf "dem Söller des Chananja b. Chizqijja b. Garon" beschlossen wurden, wobei die dem Zelotismus nahestehenden Schammaiten ihre Ansicht gegen die Minorität der Hilleliten mit Gewalt durchsetzten, befand sich auch eine Verordnung, die die Töchter der Gojim für Juden verbot ~). Wir dürfen wohl annelunen, daß hier nicht so sehr die eheliche Verbindung - diese war ja schon durch das Geset·z (Dt 7,1-4) verboten - als jeglicher außereheliche Verkehr untersagt wurde, der ja nach Sanh. 9,6 das Eingreifen der Zeloten zur Folge hatte. Die Diskussion der Bestimmung im Talmud babli 4), wo Sanh. 9,6 u.a. ausdrücklich angeführt wird, verschärft sogar noch weiter: sie sollte das Alleinsein mit einer Nicht jüdin verbieten. Fragt man nach dem Grund, warum gerade die Verbindung mit den Heiden im palästinischen Judentum so schroff abgelehnt wurde, wird man nicht so sehr rassische Gründe, als vielmehr die Tatsache des alttestamentlichen Verbots an sich, die Gefahr des Götzendienstes 1) Alexander, seinem ältesten Sohn, gab Herodes eine heidnische Frau (a 16,11), die nach dessen Tode zunächst den König Juba von Numidien und später gegen das Gesetz ihren Halbbruder Archelaos heiratete (a 17,349ff). Nach Josephus sagte ihr der erste Mann Alexander im Traum den nahen Tod an, vgl. Lev 20,21. Ausdrücklich ·tadelt Josephus das Verhalten der Drusilla, die ihren zum Judentum übergetretenen Mann verließ und den Prokurator Felix heiratete: a 20,142. 2) b 4,560ff: Sie sollen sich gegen Dt 22,5 als Weiber verkleidet, widernatürliche Unzucht getrieben und ganz Jerusalem in ein Bordell verwandelt haben; s. auch 5,402. 3) j. Schab. 3c,38: li1'n'l:J ?!J' ."C"'l?W ln'~ ?17 ."Tl; vgl. J. Klausner, Hist. 5,157. S. auch u. S. 205ff. 4) A. Z. 36b, s. Bill. 4,382f.
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und die Vorstellung der rituellen Verunreinigung als Hauptmotive annehmen dürfen 1). Vielleicht war die Bestinlmung von Sanh. 9,6 im Sinne des pars pro toto so zu verstehen, daß dadurch die Zaubereivergehen und jede geschlechtliche Verbindung mit Nicht juden überhaupt der Strafverfolgung durch die Zeloten freigegeben wurden. Es ist wohl keine Frage, daß beide Vergehen im Judentum der hellenistischrömischen Zeit relativ häufig waren 2); umso mehr erscheinen die Zeloten als Hüter eines auf rigorosen Forderungen bestehenden "Idealzustandes" der vollkommenen Reinheit Israels. b) Der Kampf um die strenge Einhaltung des Bilderverbots In dem kurzen Bericht des Hippolyt über die Zeloten bzw. Sikarier wird u.a. ihre absolute Ablehnung aller Bilder von Menschen und Tieren hervorgehoben: "Die einen übertrieben die Vorschriften in dem Maße, daß sie nicht einmal eine Münze anrühren mit der Begründung, man dürfe ein Bild weder tragen, noch ansehen, noch verfertigen. Sie gehen auch in keine Stadt, auf daß keiner dU.fch ein Tor schreite, auf dem Bildsäulen ständen: denn sie halten es für Unrecht, unter Bildwerken durchzugehen" 3).
Es handelt sich hier um eine besonders schroffe Interpretation des alttestamentlichen Bilderverbots 4). Während bis in die hasmonäische zelt hinein das Bilderverbot großzügiger gehandhabt wurde 5), 1) So G. Kittel, op. cit. passim, gegen Moore, Judaism l,19f. Bezeichnend ist . die schroffe Stellungnahme R. Jischmaels (b. Elischas) j. Meg. 75c,30: "Wer eine Aramäerin heiratet und Söhne aus ihr zeugt, bringt Feinde Gottes hervor" ; s. G. Kittel, op. cit. 40. . 2) Zu den Mischehen vgl. G. Kittel, op. cit. 40ff: In der Diaspora scheint die Bestimmung nicht so streng eingehalten worden zu sein; s. Apg 16,1 u. Philo, de spec. leg. 3,29 (M. 2,304); E. Stauffer, op. cit. 95ff. 3) S. o. S. 73 A. 2. Auf diese Zusammenhänge hat schon K. Kohler, Harkavy-Festschrift 8f. 12 u. JE 12,639 aufmerksam gemacht. 4) VgI. Ex 20,4ff; Lev 19,4 u. 26,1 (Heiligkeitsgesetz); Dt 4,15ff; 5,8; 27,15. Zur Literatur s. Schürer 2,89ff; Juster 1,348 A. 1; S. Krauß, Talmudische Archäologie, 3 Bde. 1910-12, 2,295;7]. B. Frey, La quest ion des images chez les Juifs a. la lumiere des recentes decouvertes, Biblica 15 (1934), 265-300; E. R. Goodenough, Jewish Symbols in the Greco-Roman Period, 1954, 4,1-24; C. Roth, An Ordinance against images in Jerusalem, HThR 49 (1956), 169-177. Einen knappen überblick gibt A. Baumstark, Art. Bild I, RAC 2,287-302. Vgl. noch J. Guttmann u. E.R. Goodenough, HUCA 32 (1961), 161ffu. 269ff. 5) So trugen jüdische Münzen aus persischer Zeit mit der Aufschrift '1i1' Tier und Menschendarstellungen, s. A. Reifenberg, Ancient J ewish Coins, 2. A. 1947, 39 PI. 1. Der siebenarmige Leuc.hter im Tempel trug nach der Darstellung
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zeigte sich in der späteren Zeit bis zur Zerstörung J erusalems eine stetige Verschärfung. Typisch für diese rigorose Auslegung des Verbots ist die Haltung des J osephus, der den Schmuck der Wände des Wüstenheiligtums auE" Ornamente und Blumen beschränkt und Tierdarstellungen ausschließt 1). Auch Salomo wird von ihm wegen der Tierfiguren im Tempel und im Königspalast kräftig getadelt 2). Die jüdische Geschichte jener Epoche bietet ebenfalls eine Reihe von Beispielen, die die kompromißlose Ablehnung aller Darstellungen von Menschen und Tieren illustriert. Herodes d. Gr. erregte den Anstoß seiner Untertanen durch die Trophäen im neuerbauten Stadion von Jerusalem und später durch die Adlerfigur am Tempel 3), bei Pilatus kam es zu Unruhen wegen der Standarten mit den Kaiserbildnissen 4), und Vitellius konnte solche nur durch das Eingehen auf die Wünsche der Juden vermeiden 6). In den beiden letzten Fällen und erst recht bei den Vorgängen unter Caligula zeigte sich, daß die Bilderfrage eng mit der Stellung zum Kaiserkult verknüpft war. Wahrscheinlich hat sich die Haltung der strenggläubigen Juden gegenüber den Bildern durch die dahinter stehende Drohung des Kaiserkultes noch verschärft 6). Josephus bemüht sich daher in seiner Apologie gegen Apion darzulegen, daß das Bilderverbot die der römischen Herrschaft gebührende Ehre nicht ausschließen wolle (2,75): " ... noster legislator, non quasi prophetans Romanorum potentiam non honorandam, sed tamquam causam neque deo neque hominibus utilem despiciens, ... interdixit imagines fabricari".
Vielleicht darf man daraus schließen, daß in zelotischeq Kreisen das Bilderverbot im Pentateuch als "profetischer~' Schriftbeweis gegen die I(aiserverehrung verwendet wurde, eine Anschauung, die dann des Titusbogens auf seinem Sockel das Bild eines mythischen Ungeheuers und außerdem 2 Adler mit Girlanden in ihren Schnäbeln; s. W. Eltester, NTS 3 (1957), 102ff. Ein neuerdings entdecktes Grab aus der Zeit Alexander ]annajs enthielt die bildliche Darstellung eines Schiffes mit Besatzung und eines liegenden Hirsches, s. IE] 6 (1956), 127; L. Y. Rahmani u.a., The Tomb of ]ason, Atiqot 4 (1964). 1) a 3,113.126, vgl. dagegen Ex 26,1.31. Die Cherubim auf der Lade konnte ] osephus allerdings nicht verschweigen, hier gibt er ausdrücklich zu, daß es sich um Tiergestalten handelte (137). 2) a 8,195. Vgl. Ex. R. 6,1 R. Schimeon b. ]ochai. 3) a 15,272ff; 17,151ff = b 1,650ff; s.o. S. 105ff s. u. S. 328f. 4) a 18,55ff = b 2,169ff. 5) a 18,121f. 6) S. daz~ C. Roth, op. cit. 170. A. 2: "no doubt, the Jewish opposition was intensified by the ,loyal' obligation to show respect to the Imperial symbol".
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Apion in seiner antijüdischen Polemik aufgriff. Auch der archäologische Befund bestätigt die weitgehende Ablehnung von Bildern zwischen der makkabäischen Zeit und dem Jüdischen Krieg 1). "Lediglich die hellenisierte Oberschicht - insbesondere das hasmonäische und herodianische Königshaus - machten hier eine Ausnahme 2). Die Zeloten haben in der Bilderfrage eine kompromißlose Haltung eingenommen. Schon jene mehrfach erwähnte Zerstörung des Adlers am Tempel darf wohl als Ausdruck zelotischer Bilderfeindschaft gewertet werden, die allerdings durch den tieferen Inhalt des Adler-Symbols und den "Eifer fÜr Gottes Haus" verstärkt wurde 3). Zu Beginn des Jüdischen Krieges beschloß die Revolutionsversammlung in Jerusalem u.a. die Zerstörung des von Herodes Antipas in Tiberias erbauten Palastes, da dieser "mit Tierbildern ausgeschmückt war, und Josephus wurde - nach seinen Angaben - mit der Ausführung beauftragt. Zunächst bestand unter den Bürgern von Tiberias eine starke Opposition gegen diesen Befehl, schließlich kam jedoch das Proletariat der Stadt unter Führung eines Jesus S.d. Sapphia, des radikalen Parteihauptes in Galiläa 4), dem J osephus zuvor, plünderte den· Palast und brannte ihn nieder 5). Auch der Herodespalast im \XTesten Jerusalems wird wohl, bei der Liebe des Königs zur hellenistischen Kultur, Wandbilder und Statuen "enthalten haben 6). So würde verständlich, daß der Palast - wie auch die Burg Antonia - zu Beginn des Aufstandes wider alle militärische 1) Goodenough, op. cit. 7: "From the days oE the Maccabees to the fall of Jerusalem (the Jews) rejected hellenized art, or restricted their borrowings to vine and its variants ... to the symbolic facade or to rosettes ... " Auch die hasmonäischen, herodianischen (mit Ausnahme des Adlers) und prokuratorisehen Münzen zeigen keine Menschen- und Tierbilder, diese. finden sich erst seit Philippus und Agrippa 1., deren Gebiet im Norden eine überwiegend heidnische " Bevölkerung hatte; s. A. Reifenberg, op. cit. 19ff. 2) Vgl. das Geschenk Aristobuls an Pompeius a 14,34 und seine Beschreibung bei Plinius, hist. nato 37,2,12; von Herodes ist der Sockel einer Statue erhalten, S. O. S. 107 A. 1; von Mariamne und ihrem Bruder wurden Porträts angefertigt und an Antonius gesandt: a 15,26f = b 1,439f, vgl. auch die Statuen der Töchter Agrippas 1.; a 19,357. Nach T.A.Z. 5,2 (Z. 468) gab es schon vor 70 in Jerusalem Darstellungen von Tieren, jedoch nicht von Menschen. Auch in der Diaspora scheint das Bilderverbot nicht so scharf aufgefaßt worden zu sein, S. Baumstark, op. cit. 289f. 3) S. O. S. 107. S. U. 264f. 349. 4) Jesus S. d. Sapphia war ein erbitterter Feind des Josephus und zugleich die Seele des Widerstandes gegen Rom, S. u. S. 379 A. 3. 5) Vita 65ff. 6) Vgl. b 5,176-182. Vor allem der Ausdruck XlX.A)(OUpy~(.LlX.'TlX. (181) läßt auf Bronzestandbilder schließen. Zu~ Antonia S. b. 5,241.
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Vernunft von den ZeJoten in Brand gesteckt wurde 1). In Masada fand man ebenfalls keinerlei bildhafte Darstellung von Menschen und Tieren; vielleicht waren diese von den Sikariern entfernt worden. Dagegen hinterliessen die jüdischen Wachtposten Kritzeleien von Bäumen und Befestigungsanlagen 2). C. Roth vermutet, daß auch in den 18 Halachot eine Bestimmung gegen Bilder enthalten gewesen sei. Da er jedoch eine Textänderung vornehmen muß, bleibt sie sehr ungewiß. In erbeuteten Gefäßen aus dem Bar-Kochba-Aufstand wurden die Gesichter der Götter weggefeilt 3). Die von Hippolyt geschilderten Züge gehen über die allgemeine jüdische Bilderfeindschaft hinaus. Durch ihre Weigerung, Geld anzunehmen und hellenistische Städte zu betreten, schlossen sich die Zeloten weitgehend vom wirtschaftlichen Leben aus: Sie konnten keinen Handel treiben 4) und waren in ihrer Bewegungsfreiheit auf jüdisches Gebiet beschränkt. Zwar wird auch von den Essenern berichtet, daß sie ohne Geld lebten, doch war dies dort durch das Ideal des Gemeineigentums bedingt 5), während es den Zeloten nach Hippolyt um die strenge Einhaltung des Bilderverbots ging 6). Th. Mommsen hat gerade diesen Zug als einen "Fortschritt der Oppositionstheologie" gegenüber der Makkabäerzeit hervorgehoben und wohl zu Recht mit der Zinsgroschenperikope in Verbindung 1) b 2,430.440; b 5,182f. Zu der Ausstattung mit Bildern kam noch hinzu, daß sie durch die heidnische Besatzung verunreinigt waren. S) S. IEJ 7 (1957), 27 u. Fig. 11. Zur Anlage des herodianischen Baues s. 50 ff. 3) Op. cit. 175: j. Schab. 3c,50 ··W~ = Bild, Bildwerk statt"~ = Fischbrühe'; Y. Yadin, BarKochba, Hamburg 1971, 99ff.; vgl. AZ 4,5. ') Da die einheimischen Herrscher und' die Prokuratoren lediglich "bilderfreies" Kupfergeld prägten, trugen sämtliche in Palästina umlaufenden Silbermünzen entweder das Bild des Kaisers - so auf den Denaren - oder aber auf dem tyrischen Schekel den nach dem jeweiligen Herrscher stilisierten Alexanderkopf.. Zum Geldumlauf in Palästina s. Schürer 2,71-76 u. 314 ff. 5) Vgl. Plinius, hist. nato 5,17,4; Philo, quod omnis probus ... 76 (1'1. 2,457); Zum Gemeineigentum der Essener S. b 2,122.127; 1QS 1,11f; 5,2 U. 6,24f; CD 13,11f; 14,20. Daß die. Essener als Gemeinschaft auf die Verwendung des Geldes nicht verzichten konnten, zeigt die Entdeckung eines Tresors von 550 Münzen, vermutlich der Kasse der Gemeinschaft: S. 1.. T. Milik, Dix ans ... , 1957, 66 A. 2. Die Ablehnung des Geldes war in der alten Welt nichts Einzigartiges: Man fand sie bei Barbarenstämmen, den Spartanern und einzelnen Philosophen. Diesen Anschauungen lag die Ansicht zugrunde, daß die Gütergemeinschaft und das Fehlen des Geldes ein Wesenszug der seligen Urzeit war: S. W. Bauer, Art. Essener, PW Suppl. 4,411-413. Für die Urgemeinde vgl. Mk 6,8f u. Apg 2,44f u. 4,32; M. Hengel, Eigentum und Reichtum in der frühen Kirche, Stuttgart 1973. 6) Dies übersieht R. Eisler, 2,196ff. Daß die Zeloten das Geld nicht grundsätzlich ablehnten, zeigen ihre Münzprägungen während des Jüdischen Krieges.
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gebracht 1). In ihr kommt wohl nicht nur die Ablehnung der Steuerzahlung an den Kaiser durch weite jüdische Kreise zum Ausdruck, sondern auch Bild und Aufschrift der Münze erhalten entscheidende Bedeutung: Die Fangfrage nach dem Recht der Steuerzahlung wurde von einigen politisch indifferenten Pharisäern und den Römern nahestehenden Herodianern gestellt. Vermutlich erwarteten sie von J esus, dem Galiläer und profetischen Prediger der nahen Gottesherrschaft, eine verneinende Antwort 2). Die Tatsache, daß sie Jesu Wahrheitsliebe, Furchtlosigkeit und seinen absoluten Gehorsam gegen Gottes Willen betonen, legt nahe, daß sie in ihm eine "Eiferer"Gestalt vermuteten. Die Gegenfrage Jesu entwaffnete sie jedoch völlig: Der Denar mit dem Kopf und der Würdebezeichnung des Kaisers 3), den sie auf Verlangen J esu vorzeigten, bewies ihnen und allen Umstehenden, daß sie im Grunde ja die Herrschaft des Kaisers anerkannten und ihm daher zur Steuerzahlung verpflichtet waren 4). Die Antwort Jesu war jedoch nicht nur für die Römerfreunde, sondern auch für die Zeloten unanfechtbar: Die Verwendung der Münzen "mit Bild und Aufschrift des Kaisers" bedeutete ein positives Bekenntnis zu dessen gottwidriger Herrschaft, und die Steuerzahlung 1) R.G. 5,514: "es gab Heilige, wenn auch wohl nicht in großer Zahl, welche sich verunreinigt meinten, wenn sie eine Münze mit dem Kaiserbild anrührten. Dies war etwas Neues, ein Fortschritt der Oppositionstheologie ; die Könige Seleukos und Antiochos waren doch auch nicht beschnitten gewesen und hatten ebenfalls Tribut empfangen in Silberstücken' ihrer Bildnisse". 2) Die Darstellung folgt Mk 12,13-17. Gegen E. Klostermann, Das Markusevangelium, HBzNT 4. A. 1950, 123 zu 12,13, ist wohl kaum anzunehmen, daß es sich hier um extremistische Pharisäer handelte, die sich mit den ihnen verhaßten Herodianern nur darum zusammengetan hatten, um J esus zu Fall zu bringen. J esus war als galiläischer Profet von vorn herein des Extremismus verdächtig und zudem durch die Vorgänge beim Einzug und durch die Tempelreinigung vorbelastet; s. auch Lk 23,2.5 und Joh 11,48fu. 18,19. Vgl. E. Stauffer, Christus u. die Caesaren, 1948, 128: "Hier ist in den Augen der Gegner ein neuer Judas Galilaeus hervorgetreten, ein neuer Thoralehrer, mit messianischen Ansprüchen". 3) Zur Abbildung des Tiberiusdenars s. E. Stauffel;', Die Theologie de~ Neuen Testaments 4. A. 1948, Abb. 2u. 5, s. S. 349 u. Christus u. die Caesaren, 1948, 133f. Die Aufschrift lautete: TI(berius) CAESAR Drv A UG(usti) F(ilius) AUGUSTUS; vgl. dazu A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus, 3. unv. A. 1948,648: "Die Titulatur des Caesar, des divus Augustus, war nicht weniger anstößig als die Abbildung seines Kopfes". 4) S. E. Stauffer, op. cit. 137, Die Botschaft Jesu, 1959, 106 und G. Bornkamm, Jesus, 1956, 11f: "Die Gegner werden bei einer Eq,tscheidung behaftet, die sie ja schon längst getroffen haben. Munter treibt man Handel. und stößt nicht am Bildnis und Kaiseremblem an, so lange man mit der Münze Geschäfte machen kann". V gl. auch R. Eisler, 2,200f, der allerdings den Sachverhalt zu einseitig darstellt.
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war nur die natürliche "Folge davon. Vielleicht erklärt sich daraus, daß die Aufständischen sofort nach Ausbruch des Krieges eigen~ Silbermünzen in Umlauf brachten, die statt des anstößigen Kaiserbildes die heiligen Gegenstände des Kultes und der Festfreude, ja vielleicht sogar den "Kelch der Erlösung" nach Ps 116,13 trugen, und deren Inschrift statt der Göttlichkeit des Kaisers die Erlösung Israels proklamierte. Leider hören wir von Josephus nichts darüber, daß die Zeloten sich geweigert hätten, selbst Münzen mit dem Bild des Kaisers in die Hand zu nehmen. In der rabbinischen Tradition werden uns jedoch einige Beispiele einer ähnlich rigorosen Bilderfeindschaft überliefert, obwohl das Rabbinat Münzen ausdrücklich für frei erklärt 1) und auch unter dem Druck der Gemeinde in der Bilderfrage selbst eine nachgiebigere Haltung eingenommen hatte 2): "Als das Haus des Königs J annaj zerstört wurde, kamen Nicht juden und errichteten da einen Merkurius; hierauf kamen andere Nicht juden, die den Merkurius nicht verehren, nahmen (die Steine) fort und pflasterten mit ihnen Wege und Straßen. Manche Rabbanan mieden diese und manche ... nicht. R. Jochanan sagte: ein Heiligenkind geht auf diesen, und wir sollten sie meiden? - Wer ist mit dem Sohn von Heiligen gemeint? - R. Menachem b. R. Simaj. Weshalb heißt er ein Sohn von Heiligen? - Weil er nicht einmal die Figur auf einem Zuz betrachtete" 3). Beim Tode dieses R. Menachem verhängte man die Standbilder mit Decken: "Man sagte: Wie er sie während seines Lebens nicht angesehen hat, so soll er sie auch als Entschlafener nicht sehen" 4). 1) T.A.Z. 5,1 (Z. 468); s. Bill. 4,393 u. A. Schlatter, loc. cit. 2) An sich war ~lie rabbinische Auslegung des Bilderverbots von Ex 20,4 kompromißlos streng, s. Mek. z. St. (L. 2,241ff); doch waren die dort angelegten " strengen Maßstäbe in der Praxis unhaltbar. Das zeigen u.a. die Bildwerke in den jüdischen Synagogen vom 2. Jh. n. ehr. an; s. Goodenough, op. cit. 4,13ff u . . Juster 1,348 A. 1. Auch die rabbinische Kasuistik gegenüber dem Bilderverbot war im Grunde eine Erweichung desselben; s. Bill. 4,390ff. Besonders großzügig war die Familie R. GamlieIs H., des Urenkels Hillels und 1. Patriarchen, der überhaupt zur hellenistischen Kultur eine freimütigere Stellung einnahm: s. T.A.Z. 5,2 (Z. 468) die Siegel mit menschlichen Figuren in seinem Hause; R.H. 2,8 die Mondfiguren zur Feststellung des Neumonds auf seinem Söller; A.Z. 3,4 sein Bad im "Bad der Aphrodite" in Akko, wo ein Standbild der Göttin aufgestellt war. 3) A.Z. 50a; Üs. n. Goldschmidt 9,590. Bei dem "Haus des Jannaj" handelt es sich vielleicht um den Herodes-Palast in Tiberias s. o. S. 197. R. Jochanan (b. Nappacha) lebte in Tiberias und starb 279 n. ehr.; R. Menachem lebte gegen Ende des 2. Jh. n. ehr. S. Strack, Einl. 134.137. Paralleltraditionen s. Bill. 4,391; vgl. auch K. Kohler, Harkavy-Festschrift 9. 4) j. A.Z. 42b, 60f; Eccl. R. 9,10 § 2. Das Verbot der Betrachtung von Bildern findet sich noch in einer anderen frühen Überlieferung T. Schab. 17,1 (Z. 136):
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Auch jener andere von Hippolyt berichtete Zug findet seine Entsprechung: Weigerte sich der Zelot durch ein Tor zu gehen, über dem sich eine Bildsäule befand, so sprach die Mischna ein ähnliches Verbot über die Ascheren aus, d.h. über Bäume, unter ,-denen ein Götzenbild stand: Man dürfe unter ihrem Schatten weder sitzen noch unter ihnen vorübergehen 1). Wir hätten hier wieder den schon mehrfach beobachteten Sachverhalt vor uns, daß die rigorose Strenge zelotischer Kreise als Vorbild in das Rabbinat hinein weitergewirkt hat, auch wenn - aufs Ganze gesehen - die Bestimmungen umgeformt und den Umständen angepaßt worden waren. Im Ganzen wird man in der Frage des Bilderverbots der Meinung C. Roths recht geben müssen: " ... that the antiiconic tendency in Judaism reached its climax in the second half of the first century of the Christian era, at the time of the great Revolt against Rome" 2).
c) Die Zwa'ngsbeschneidung als Schutz für die Vorrechte Israels Hippolyt fährt in seinem Bericht fort: "Wenn einer von der 2. Richtung hört, daß jemand über Gott und seine Gesetze spricht und dabei unbeschnitten 3) ist, lauert er ihm, wenn dieser allein ist, irgendwo auf und droht ihm mit dem Tode, wenn er sich nicht beschneiden läßt; wenn dieser nicht gehorchen will, so kennt er keine Schonung" .
Bei dem eigenartigen Verhalten dieser "Eiferer" treten zwei Züge hervor: 1. Sie vollziehen die Beschneidung, d.h. das Zeichen der Zugehörigkeit zu ~em von Gott erwählten Volk, bei Heiden unter gewissen Umständen auch durch äußeren Zwang. 2. Sie wachen eifersüchtig darüber, daß die heiligen Vorrechte "Man darf beim Vorübergehen (am Sabbat) die Inschriften unter Bildsäulen und Gemälden nicht lesen; Gemälde darf man sogar an Wochentagen nicht betrachten, denn es ist gesagt (Lev 19,4): Ihr sollt euch nicht den Götzen zuwenden". Us. n. Bill. 4, 391, dort auch weitere Parallelen. 1) A.Z. 3,7; diese Tradition geht ins 1. Jh. n. Chr. zurück, sie wird v~n den Tannaiten R. Schimeon (b. Jochai) u. R. Jose (h. Chalaphta), die heide in der IVlitte des 2. Jh. n. Chr. lebten, interpretiert. Die einzige für das Rabbinat typische Einschränkung war, daß man hindurchgehen durfte, falls kein anderer Weg vorhanden war und die Bevölkerung so durch das Gebot verhindert würde. 2) Op. ch. 177. 3) V gl. die Außerung Aquilas Tanch. Mischpatim 92 a = Blll. 3,489f: keiner kann Tora lernen, wenn er sich nicht beschneiden ließ.
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Israels nicht durch Unreine und Unbefugte entweiht und usurpiert werden. Beide Motive sind schon durch die alttestamentliche Vorstellung verbunden, daß nur der Beschnittene 'an den Gaben und Verheißungen des Bundes Gottes mit Israel Anteil habe: So war die Beschneidung Voraussetzung für die Teilnahme am Passah (Ex 12,44. 48), für die Landnahme (Jos 5,2-11) und für das Betreten des Heiligtums (Hes 44,7). Ihre Unterlassung wurde dagegen mit dem Tode bedroht (Gen 17,4; Ex 4,24ff). Hinzu kam die profetische Verheißung, daß in der eschatologischen Heilszeit Jerusalem von keinem Unbeschnittenen und Unreinen mehr betreten werden dürfe 1). Die Zwangsbeschneidung erscheint zunächst bei Mattathias und seinen Söhnen, die u. U. mit Gewalt die Beschneidung an jüdischen Kindern vollzogen, bei denen sie infolge der Religionsnot unterblieben war. Es war dies ein Zeichen ihres "Eifers für ,das Gesetz", von dem die Anfänge der makkabäischen Bewegung beherrscht waren. Auf diese Weise wurde Gottes Zorn über 4en Massenabfall und die damit verbundene Unterlassung der Beschneidung abgewendet 2). Daß jedoch der Enkel des Mattathias, Hyrkan und sein Sohn Aristobul, die unterworfenen Idumäer und Ituräer zwangsweise beschneiden ließen 3), überschreitet den vom Alten Testament her vorgeschriebenen Rahmen der Beschneidung. Die hellenistische Auffassung über die Einheit von Staat und Religion bei Unterordnung der letzteren wird man den Nachkommen der Makkabäer wohl kaum unterschieben dürfen 4). Der wirkliche Grund zu dieser für die hellenistische Umwelt unverständlichen Handlung war doch wohl in erster Linie ein religiöser: Allein Israel war berechtigt, das Land der Verheißung zu bewohnen, die besiegten Nachbarn auf altisraeli-. tischem Territorium wurden daher vor die Entscheidung gestellt, entweder Juden zu werden oder das Land zu verlassen 5). Diese 1) Jes 52,1; Hes 44,9; weitere Parallelen s. o. S. 123 A. 2 u. 3. 2) 1. Makk. 1,64; 3,8 u. 2. Makk. 8,5. Aufschlußreich ist auch die chasidische Stellungnahme Jub. 15,33f. . 3) a 13,257f.318ff u. a 15,264; vgl. dazu Ptolemäus v. Askalon nach Ammonius, de adnn. vocab. diff. ed. Valckenaer. 1822, 73 unter 'I8ou(LIXLOL 4) So S. Baron, A Sodal and Religious History, 63; vgl. auch Schürer 1,264f (V./M. 1,207) gegen R. Meyer, Art. 7tEpL't"E(LVELV, ThWB 6,77 A. 39. &) V gl. a 13,257: Hyrkan: ~'t"PEljJe:V lXIhoLt; (d. Idumäern) (LEVEL\! E:V Tii xwp~, e:l 7tEPLE't"E(LVOLV't"O 't"a. IXt80LIX XIXL 't"OLt; 'Iou8lXtÜlv V6(LOLt; - xplja8IXL 8EAOLEV. Alexander dagegen zerstörte Pella, weil. die hellenist. Bevölkerung sich nicht beschneiden ließ: a 13,397. Pompeius gab dann die Stadt ihren früheren Bewohnern zurück, vermutlich waren diese also vertrieben wo'rden. Vgl. A. Schlatter, G. 1.
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Forderung der "Reinheit des Landes" erscheint auch in einem zeitgenössischen Wunschbild vom messianischen Reich: "Er wird sie nach ihren Stämmen über das Land verteilen, und kein Beisasse (1t'IXPOLKO~) noch Fremdling (&AAOYE:V~~) darf weiterhin unter ihnen wohnen" 1) ..
Durch die Anwesenheit von unbeschnittenen Fremden wurde das Heilige Land entweiht und das Vorrecht Israels, dessen Erbbesitz es war, geschmälert. Dieselbe Auffassung finden wir während des Jüdischen Krieges bei den Aufständischen wieder: Nach der Übergabe der Herodesburg an die Aufrührer konnte der Kommandant als einziger sein Leben retten, weil er versprach, Jude zu werden und die Beschneidung anzunehmen 2). Dasselbe forderten auch die galiläischen Aufständischen von zwei Offizieren Agrippas II., die sich unter den Schutz des J osephus gestellt hatten, ein Ansinnen, das Josephus unter Berufung auf die Freiheit der religiösen Überzeugung ablehnte 3). Da er sie auf die Dauer vor dem Fanatismus der Galiläer nicht schützen konnte, ließ er sie heimlich entkommen 4). Nach Dio Cassius nahmen die Verteidiger J erusalems trotz ihrer knappen Vorräte noch römische Überläufer auf, denen die Belagerung zu lange geworden war 5); wahrscheinlich wurde auch hier als Bedingung die Beschneidung gefordert. Vielleicht war auch die Tötung der Nicht juden innerhalb des jüdischen Gebiets nicht nur als Antwort auf die Judenmorde in den hellenistischen Städten zu verstehen 6), sondern zugleich ein Zeichen dafür, daß das Verlangen nach Reinheit und Ausschluß aller Fremden, das bisher nur für das Heiligtum gegolten hatte, nun auf das ganze Land, d.h. auf das von Gott allein seinem Volk zugesprochene Erbe, ausgedehnt wurde. Das Idealbild des gereinigten Landes erscheint selbst in dem schon angeführten Zitat aus der 3. A. 131 u. 134, ähnlich R. Meyer, loc. cit.; V. Tcherikover, Hellenistic Civilization and the Jews, 1961, 248fzu 1. Makk. 15,33f. 1) Ps. Sal. 17,28; zur Reinheit des Landes vgl. auch Joel 3,17; Jub. 23,30 u. 50,5; Sib. 5,264 sowie 4Qflor (No 174), s. D JD J V, 58. 2) b 2,454: Kcd (.L€XpL 7tE:pLTO(.Lilc; LOUO<XLcrE:LV tmocrx6(.LE:vov .•• 3) Vita 112f. 4) Vita 149-154; W. R. Farmer, op. cit. 71 A. 63, vermutet wohl mit Recht daß die Anklage des Zelotenführers Jesus b. Sapphia, der Josephus mit einer Gesetzesrolle entgegentrat und ihn des Verrats am Gesetz bezichtigte (vita 134f), mit jener Weigerung cles Josephus zusammenhing. 5) Dio Cassius 66,5,4. 6) V gl. b 2,457ff und Vita 67 (Tiberias) sowie 185f (Gamala).
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Baruchapokalypse. J osia beweist dort seinen Eifer für das Gesetz dadurch, "daß er keinen Unbeschnittenen oder Frevler
Was für den Sabbat Geltung hat, gilt auch für das ganze Gesetz: "Wenn ein Nicht jude sich mit der Gesetzeslehre befaßt, so verdient er den Tod, denn es heißt: Meine Lehre übergab ich Mose zum Erbbe sitz (i1~1;~ s. Dt 33,4); sie ist Erbbesitz für Israel, nicht aber für sie" 4).
So eigenartig jene kurze von Hippolyt festgehaltene Tradition über die Zeloten klingen mag, man wird ihr in Bezug auf ihren historischen Wahrheitsgehalt Vertrauen schenken dürfen, da sie sich - wie die verschiedenen Parallelen zdgen - in die zeitgenössischen Anschauungendes Judentums überraschend gut einfügt. Hippolyt hebt zwar nur einige extreme Züge hervor, doch gerade diese mochten für die radikale Gesetzesauffassung der Zeloten typisch sein. d) Die Achtzehn Halachot und die Absonderung von den Heiden J osephus berichtet, daß die Juden in Caesarea Philippi sich nach Ausbruch des Krieges weigerten, heidnisches Öl zu verwenden, 1) S. o. S. 186. 2) Sanh 58b, s. Bill. 1,362; Der Ausspruch stammt v. R. Schimeon b. Lakisch. 3) Dt. R. 1,21. S. Bill. 3,121; Ausspruch R. Chijja b. Abba's im Namen des R. Jochanan (+ 279 n. Chr.). 4) Sanh. 59a. Üs. n. Goldschmidt 8,697; ein Ausspruch desselben R. Jochanan. Er begründet die These noch ausführlicher: Das Verbot des Torastudiums für Nicht juden sei schon durch das Verbot von Raub und Unzucht in den noachitisehen Geboten ausgesprochen. Par. ·S. Dt 33,4 § 345.
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sondern ihr Öl zu überhöhten Preisen von Johannes v. Gischala, dem ga1il~ischen Freiheitskämpfer, bezogen 1). An sich finden wir schon in der Makkabäerzeit und teilweise noch früher das Verlangen nach ritueller Reinheit der Speise 2), jedoch scheint dieser Zug im Judentum des 1. nachchristlichen Jahrhunderts besonders stark ausgeprägt gewesen zu sein. Dies zeigen u.a. die Auseinandersetzungen innerhalb des Urchristentums, die ja teilweise äußerste Schärfe annahmen 3). J osephus erzählt von Priestern, die Felix gefesselt nach Rom bringen ließ, und die sich auf der ganzen Reise von Feigen und Nüssen ernährten, um nicht unrein zu werden. Leider verschweigt er den Grund ihrer Verhaftung; vielleicht waren sie wegen zelotischer Umtriebe nach Rom gesandt worden 4). Jene Intensivierung der Reinheitsbestimmungen in Bezug auf die Heiden hatte jedoch noch dnen tieferen Sinn. Das obengenannte Ölverbot ist mehrfach in der rabbinischen Überlieferung zu finden' 5), dabei wird es immer wieder mit den schon erwähnten 18 Halachot der Schule Schammais in Verbindung gebracht 6). H. Graetzvermutet nun, daß diese schon ältere Bestimmung "für die Schammaiten ein Präzedenzfall (war), den Genuß noch anderer Lebensmittel zu verbieten und eine Scheidewand zwischen Judäern und Heiden aufzurichten" 7). Nach der Aufzählung ihres ältesten bekannten Tradenten R. Schimeon b. J ochai enthielten die 18 Halachot folgende Bestimmungen: Zwölf Verbote heidnischer Speisen 8), das Verbot "ihrer" 1) Vita 74ff. Vgl. b 2,592ff. 11) Da 1,8ff; Judith 10,5; 12,lff.19; Tob. 1,10f; 2. Makk. 5,27. 3) Vgl. Apg 10,11ff; Rö 14; 1. Kor 8; 10,25ff; Ko12,21f. Eng damit verbunden war die Tischgemeinschaft mit den Heiden, vgl. Apg 11,3; Gal 2, 12ff. Weitere Beispiele s. bei B.-Gr., Rel. 93fu. Bill. 4,374ff. 4) Vita 13ff. J osephus reiste selbst zu ihrer Unterstützung nach Rom. 5) A.Z. 2..6 u. T.A.Z. 4,11 (Z. 467), s. Bill. 4,368. Wahrscheinlich reicht diese Bestimmung schon in die hasmonäische Zeit zurück: nach a 12,120 gebrauchten auch die Juden in Antiochien kein heidnisches Öl und ließen sich bei Ölzuteilungen an die Bürger den Gegenwert dafür in Geld auszahlen. 8) J. Schab. 3c,37; Schab. 17b; A.Z. 36a/b. Das Ölverbot wurde später mehrfach diskutiert: Rabh führte es auf Daniel zurück: j. Schab. 3d,16ff; A.Z. 35b/36a. Rabbi (bzw. sein Enkel, der Patriarch Jehuda II.) hoben es auf: A.Z. 2,6; T.A.Z. 4,11 (Z. 467), s. Bill. 4,368ffu. S. B. Hoenig, JQR 61 (1970/71) 63-75. 7) Geschichte der Juden, 5. A. bearb. v. M. Braun, 1905, 3,807f. 8) J. Schab. 3c,49ff; zum Folgenden vgl. H. Graetz, 3,806ff; Derenbourg 273; K. Kahler, Art. Zealots, JE; 12,643; Moore, Judaism, 1,81; A. Edersheim, The life and times of Jesus the Messiah, unv. A. 1953, 1,239f; Bill. 1,913 u. 4,368f; J. Klausner, Bist. 5, 156ff. Die verbotenen Speisen umfassen: 1.) Das Brot der Heiden (1l'l"t)); 2.) ihre Käse (11'13'1:1l); 3.) ihren Wein (Tl'''); 4.) ihren Essig
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d.h. der griechischen Sprache, "ihrer Zeugenaussagen" 1), "ihrer Geschenke", ihrer Söhne, ihrer Töchter und ihrer Erstlingsfrüchte 2). Durch c:liese Entscheidungen, die teilweise radikale Folgen haben mußten, wurde zwischen Juden und Nichtjuden ein unüberbrückbarer Graben gezogen. Auch ihr Zustandekommen ist wohl einmalig innerhalb der Geschichte des Rabbinats. Während die Mischna die Festlegung der 18 Beschlüsse "im Söller des Chananja b. Chizqijja b. Garon" nur kurz festhält und lediglich berichtet, daß die Schule Schammais die Schule Rillels überstimmte 3), erfahren wir im jerusalemischen Talmud - wenn auch nur bruchstückhaft - Näheres über den Hergang jener eigenartigen Sitzung 4) : "Die Schüler des Hauses Schammai standen unten (am Hause) und richteten ein Blutbad an unter den Schülern des Hauses Hillel". "Man lehrt (Baraita) : Sechs von ihnen gingen hinauf (auf den Söller) und gegen den Rest stellten sie sich mit Schwertern und mit Lanzen".
Der babylonische Talmud verlegt die Episode irrtümlicherweise in die Zeit Rillels und Schammais zurück, auch die Schärfe der Auseinandersetzung wird abgemildert 5): brühe (10"i'7J v. muria, Salzlake); 7.) Eingelegtes (V"TL:',:J::l), 8.) Gekocht.es (li1"P''7tV); 9.) Gepökeltes <1i1'm'77J); 10.) Speltgraripe (i1p'7"ni1 von (h)alica, Graupen); 11.) Zerriebenes (i1p'ntV); 12.) Gerstengrütze ('lO'~i1 v. 7t't"Lcr&.V"f)). Das Verbot einzelner Speisen wurde teilweise schon von Tannaiten der 2. Generation diskutiert: A.Z. 2,3-7. J. Klausner, Hist. 5,157 möchte die Mehrzahl der Speisegebote ihrer Geringfügigkeit wegen aus den sog. 18 Halachot ausscheiden. Er vermutet, daß vor Ausbruch des jüdischen Krieges lediglich das Verbot des heidnischen Brotes, des Öls, Weines, ihrer Sprache, Zeugenschaft, und ihrer Opfergaben sowie die Absonderung von heidnischen Söhnen und Töchtern ausgesprochen wurde. Doch ist diese Einschränkung durchaus nicht erforderlich. Die Zusammensetzung von 12 Speise- und 6 anderen Verboten gibt den 18 Halachot einen durchaus harmonischen Aufbau. Allerdings war man sich schon früh über die einzelnen Bestimmungen nicht meht im klaren. Nach Schab. 1,4 wurden diese z.B. mit gewissen Sabbatbestimmungen in Verbindung gebracht. R. Schimeon b. Jochai, der Tradent der 18 Halachot in der angeführten Reihenfolge, darf demgegenüber als zuverlässig gelten. Er war Schüler R. Akibas und lebte in der Mitte des ·2. Jh. n. ehr. 1) S. Graetz, 3,808 A. 1: Nach T. Git. 1,4 (Z. 323) und bab. 11a waren Heiden als Zeugen beim Ausstellen eines Scheidebriefs zulässig. Diese Möglichkeit wurde hier wohl untersagt. 2) S. dazu Bill. 4,369; nach Graetz, loc. cit. : "ganz unverständlich". 3) Schab. 1,4; vg!. auch T. Schab. 1,16 (Z. 111). Hier werden die 18 Bestim.mungen auf gewisse Sabbatgebote bezogen: s. dazu o. S. 205 A. 8 . " . 4) J. Schab. 3c, 34ff. Bar. nach R. Jehoschua (b.) Onia: '~7JtV n':J "'7J'7n "7J17 iNtVi11 ,'717 1i17J i1tVtV 'l.n ·'7'7il n':J ~"'7J'7n:J l'li'i1 ,'i11 i1tm'77J 1i1'7 "7J17 . . , . . ,C'n7Ji, n':Jin:J 5) Schab. 17a (Üs. n. Goldschmidt 1,479): tV,,7Ji1 n':J:J :Jin ''3171
1i1''717 '
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"Da: steckten sie ein Schwert im Lehrhause auf und riefen: Wer hereinkommen will, trete ein, hinausgehen darf niemand. An diesem Tage saß Hillel vor Schammai gebeugt wie irgendein Schüler". Man darf wohl aus alledem schließen, daß die Schammaiten ihre rigorose Lehrmeinung mit Waffengewalt gegenüber den Hilleliten durchsetzten, wobei allem Anschein nach, schon bevor es zur Abstimmung kam, einige widerstrebende Gelehrte der Schule Hillels getötet wurden. So würde auch das Argument verständlich, das in späterer Zeit gegen die 18 Halachot vorgebracht wurde: die Gelehrten hätten "ihretwegen ihr Leben aufs Spiel gesetzt" 1). Schon früh war man über diese, den völligen Bruch mit den Heiden bewirkenden Bestimmungen geteilter IVIeinung 2): "R. Eliezer (b. Hyrkanos) sagte: An jenem Tage (der 18 Halachot) häuften sie das Maß voll auf. R. Jehoschua (b. Chananja) sagte: An jenem Tage strichen sie das Maß ab. R. Eliezer sagte zu ihm: Wenn dem Maß (der Gebote der Tora) etwas mangelte, und sie machten es voll, so ist es recht. Es gleicht einem Gefäß, das voll von Nüssen ist, so viel Sesam du hineintust, es faßt ihnl R. Jehoschua sagte zu ihm: Wenn es voll war und sie machfen, daß etwas mangelte, wäre das recht? Es gleicht einem Gefäß, das voll Ölist; so viel Wasser du hinzutust, soviel Öl verschüttet es". Andere tannaitische Lehrer fällten ein noch schärferes Urteil: "Dieser Tag war schwer für Israel wie der Tag, an dem sie das Kalb (Ex 32) machten!" 3) Was die zeitliche Festsetzung der 18 Halachot anbetrifft, so wird man sich wohl der Folgerung von H. Graetz anschließen dürfen: "Ist eine solch gewalttätige, tumultuarische Synode, das Seitenstück zu' der O'u\lo8oc; ATlO''t'PLXl) in Ephesus während des byzantinischen Kirchenstreits, anders denkbar, als unter dem gewaltigen Eindruck des Aufstandes gegen die Römer und des fanatischen Römerhasses ?" 4) 1) J. Schab. 3d, 60: lil"1'l'WEll:l Cil' il'~l/'W "lEl' vgl. dazu Derenbourg 273; H. Graetz 3,809 u. J. Klausner, Hi~t. 5,158, die alle "~l/' lesen. 2) J. Schab. 3c,39ff; verkürzt T. Schab. 1,17 (Z. 111) und verändert auch Schab. 153b; s. Bill. 1,913 u. J. Klausner, op. cit. 5,157f. R. Eliezer b. Hyrkanos und R. Jehoschua b. Chananj- hatten noch in ihrer Jugend den Untergang Jerusalems erlebt. Zu Eliezer s. o. S. 113 A. 2. Vgl. T. Sanh. 13,2 u. bab. 105a die Kontroverse über das Heil der Heiden Bill. 1,360f. 3) T. Schab. 1,17 (z. 111): 'll/'il 'Wl/'W C'''~ ,N'W'" il"il C'''il ,mN; vgl. j. Schab. 3c,28 und bab. ·17a. 4) H. Graetz 3,809; vgl. J. Klausner, loc. cit. Eine nähere zeitliche Festsetzung wird schwierig sein. Graetz und Klausner vermuten, daß die Bestimmungen auf Grund der Judenverfolgungen in den syrischen Städten erlassen wurden. Doch kann dies auch. schon vor der Einstellung der Kaiseropfer geschehen sein, s. u. S. 366. Auf jeden Fall darf man die Anfangszeit des Tüdischen Krieges vermuten.
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Diese Vermutung wird unterstützt durch eine Baraita, nach der von demselben R. Chananja, in dessen Obergemach die 18 Balachot beschlossen wurden, auch die Fastenrolle in Verbindung mit einem J
Nach einer Baraita wurde schon im Anschluß an den Konflikt 1) Schab. 13b; s. dazu H. Graetz 3,810; Derenbo\lrg 439f; J. Klausner, Hist. 5,150. 2) Zur Fastenrolle s. o. S. 19 A. 2. 8) 3,810ff; weiteres s. u. S. 366 A. 1. 4) Vgl. die Anklage gegen die Juden der Diaspora aus dem Munde Eleazars S. d. Ari in seiner Todesrede b 7,361ff u. das Verhalten der Juden in Antiochien, Sidon u. Apamea b 2,479 sowie in Ägypten gegenüber den Sikariern b 7,412ff. 6) Sota 9,14: n'l" 'l:1 nN '~''I N'IV' ;,,:li1 mi~17 '17 'iTl o,~,~ 'IV O'~"D:l Da zuvor der "Krieg des Vespasian" genannt wird, liest man mit dem Cod. Kauffmann gegen alle anderen Textzeugen statt "Titus" O'~~V und deutet dies auf Ludus Quietus, den Statthalter Judäas unter Trajan 117 n. Chr. S. Schürer 2,88; Bill. 4,412u. H. Bietenhard, Sota, Die Mischna III,61956, 165 z. St. u. 196. Diese LA scheint mir jedoch nicht so sicher Zu sein, wie allgemein vermutet wird.
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zwischen Aristobul II. u. Hyrkan 1L, also unmittelbar vor Beginn der römischen Herrschaft, ein Fluch über jeden ausgesprochen, der seinen Sohn in "griechischer Weisheit" unterrichten lasse 1). Die Ablehnung hellenistischer' Wissenschaft mag so. in die hasmonäische Zeit hineinreichen, unter dem Eindruck des bevorstehenden Krieges zog man wohl jetzt die letzte KOnsequenz und brach selbst mit der griechischen Sprache 2). Auch nach der Niederlage suchte man dieses Verbot noch aufrechtzuerhalten, selbst R. Jehoschua b. Chananja, der die 18 Halachot so scharf kritisiert hatte, trat dafür ein: "Man fragte R. Jehoschua: Darf ein Mensch seinen Sohn G.riechisch reden lehren? Er antwortete ihnen: Er darf lehren in einer Stunde, die weder zum Tage noch zur Nacht gehärt; denn es heißt: Dieses Gesetzbuch weiche nicht von deinem Munde, und sinne darüber Tag und Nacht (Jos 1,8)" 3).
Das Verbot der griechischen Sprache bedeutete jedoch nicht nur einen klaren Bruch mit der hellenistischen Kultur, es schuf wieder neuen Raum für die "Heilige Sprache" 4), das Hebräische. Das beste Zeugnis für dieses Bestreben sind die Münzen. Hatten die Hasmonäer seit Alexander Jannaj zweisprachige Münzen geschlagen, und war seit Herodes das Hebräische aus den Münzinschriften völlig ausgeschieden worden, so brachte der Aufstand gegen Rom wieder Münzen mit rein hebräischer Beschriftung ~ wie in den Tagen Hyrkans vor 200 Jahren 5). Man wird diese Tatsache wohl in größerem Zusammenhang sehen dürfen: Seit der Makkabäerzeit bemühten sich Sektenkreise um die Erneuerung des klassischen, biblischen Hebräisch; dieses wurde verstanden als die "Sprache der Schöpfung", die 1) Sota 49b; s. Bill. 4,411, dort weitere Parallelen. 2) Schon Aristobul, der Sohn Hyrkans, erhielt den Beinamen LAe:A.)\'l'jV a 13,318. Später war Herodes ein großer Freund hellenistischer. Bildung und ließ seine Söhne hellenistisch erziehen: s. a 15,342f; 16,2.242. S. Lieberman, Hellenism in Jewish Palestine, 1950, 100, vermutet kein generelles Verbot der griechischen Sprache, sondern eine Beschränkung des Verbots auf griech. Weisheit und den Sprachunterricht der Kinder; er geht jedoch leider auf die 18 Halachot nicht ein. 3) T.A.Z. 1,20 (Z. 461), s. Bill. 4,412, dort weitere Parallelen. In ähnlicher Weise begründete ein Zeitgenosse, R. Ischmael b. Elischa, die Frage, ob man griechische Weisheit lernen dürfe: Men. 99b, s. Bill. loc. eit. Die Stellung zum Verbot des Griechischen war jedoch keineswegs einheitlich: vor allem R. Gamliel, der Urenkel Hillels, und seine Familie schätzten die griechische Sprache auch weiterhin, s. Bill. 4,412f. Zur Bedeutung dieser Sprache in Palästina im allgemeinen s. Schürer 2,83ff; G. Kittel, Die Probleme des p~läst. Spät judentums, 1926, 34ff u. H. Bietenhard, op. cit. 165f; M. Hengel, Judentum u. Hellenismus, 108ff. ') Sota 7,2, s. Bill. 2,443, dort weitere Beispiele. 5) s. A. Reifenberg, Jew. Coins, 41ff.57ff.
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Abraham durch einen Engel geoffenbart worden war 1). Nach der rabbinischen Tradition war sie die Sprache der Engel, ja die Sprache Gottes 2); und man wird aus dieser urzeitlichen ~d himmlischen Bedeutung des Hebräischen auch auf eine eschatologische Rolle schließen dürfen: "und es wird ein Volk des Herrn sein und eine Sprache werden" 3).
H. Graetz gibt nun auch dem Verbot, Gaben
Der Protest der Friedenspartei, hier handle es sich um einen seit jeher geübten Brauch, verhallte wirkungslos. Den radikalen Konsequenzen zelotischer Theologie gegenüber mußte selbst das Argument der Tradition seine Bedeutung verlieren. Die Volksversammlung, in der nach der Schilderung des J osephus in' dramatischer Weise um den Willen des Volkes gerungen wurde, gab den Ausschlag: Die von dem Priesteradel und den gemäßigten Pharisäern vertretene 1) Jub. 12,25f: Sie war seit dem Fall von der Erde verschwunden; vgl. auch das hebr. Test. Napht. 8,6, s. Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,491; nach Gen. R. 18,4 wurde nicht nur die Tara in der "heiligen Sprache" gegeben, sondern auch die Welt durch sie geschaffen. 2) Die Dienstengel sprechen Hebräisch: Chag. 16a (bar.), s. Moore, Judaism 1,451; sie verstehen nur Hebräisch: Schab. 12a u. Sota 33a, s. Bill. 2,447 u. Moore, op. cit.3,136 Nr. 178. Das Hebräische als Sprache Gottes: j. Meg. 71b,44, s. Bill. 2,443. 3) T. Juda 25,3. 4) 3,807; A. Edersheim, op. cit. 1,239; J. Klausner, Hist. 5,157: Geschenke = mtJ"p. Vgl. dazu T. Sota 14,10 (Z. 321): C"li11b i1P'~.; 5) S. Schürer 2,358ff; Juster l,347f. . 8) b 2,409ff: (..I.1J8e:vot; cX:AAO't'p(OU 8wpov ~ 6ucrL!XV rrpocr8exe:cr6!XL.
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Friedenspartei unterlag, das Volk schloß sich in der Mehrheit Eleazar an 1).
Die einzelnen Bestimmungen der 18 Halachot sind in ihrer Bedeutung sehr unterschiedlich: teils waren sie nebensächliche Speisegebote, teils setzten sie tiefgehende Veränderungen im Volksleben voraus. Einzelne Bestimmungen waren schon durch die Tradition gegeben, so wohl das Verbot des Verkehrs mit nicht jüdischen "Söhnen" und "Töchtern", andere waren von radikaler Neuheit, wie etwa das Verbot heidnischer "Gaben". Was sie jedoch durchgehend verbindet, ist ihre gegen die Nicht juden gerichtete Tendenz. Sie waren freilich auch nicht rein negativ auf die Trennung von den Heiden hin ausgerichtet, sie zeigten zugleich als positives Anliegen die Sorge um die "'Reinheit des Volkes": Die Speisegebote sollten die levitische Reinheit, das Verbot des Verkehrs mit der nicht jüdischen Jugend die sittliche Reinheit bewahren. Das Verbot der griechischen Sprache richtete sich auf die Reinerhaltung des jüdischen Glaubens 2) und hob zugleich die Bedeutung der "heiligen Sprache", das Verbot der heidnischen Gaben hatte nicht zuletzt die Reinheit des Heiligtums zum Ziel. Zugleich darf man die Beschlußfassung der 18 Bestimmungen wohl als ein Zeichen für die innere Gespaltenheit der pharisäischen Partei betrachten, in der wohl der radikalere schammaitische Flügel der zelotischen Bewegung relativ nahe stand. 3. Der Eifer für die ·Reinheit des Heiligtut1ls a) Die Bedrohung des Tempels durch die heidnische Herrschaft Sosehr . auch J osephus die Ehrenbezeugungen nicht jüdischer 1) Johannes v. Gischala ließ konsequenterweise später auch die Weihegeschenke heidnischer Herrscher, u.a. die des Augustus u. der Julia, einschmelzen, ein Akt, den Josephus als "Tempelraub" verurteilte: b 5,562f. Die Erinnerung an die Opfereinstellung als äußeren Anlaß zum Kriegsausbruch hat sich auch in der rabb. Legende von Bar Qam!;a erhalten, s. Gittin 55b/56a u. Lam. R. 4,2. Allerdings wurde in apologetischem Interesse der historische Sachverhalt völlig verdreht, s. u. S. 367. 2) Die Bedrohung des jüdischen Glaubens durch die griechische Sprache u. Literatur zeigt das Beispiel Elischa b. Abujas, s. Bill. 4,399f. Auch von Tiberius Alexander, dem Sohn des Alabarchen und Neffen Philos, wird man Ähnliches sagen können, s. a 20,100. R. Jochanan (gest. 279 n. ehr.) begründete daher das Verbot des Griechischen durch den Hinweis auf die "Verräter": j. Sota 24c,12, s. Bill. 4,413.
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Herrscher gegenüber dem Tempel hervorhebt 1), die negativen Erfahrungen einer stetigen Bedrohung des Heiligtums durch heidnische Machthaber müssen sich im Judentum seit Antiochus Epiphanes ungleich stärker eingeprägt haben. Es begann damit, daß Antiochus in das Allerheiligste eindrang und die Schätze des Tempels raubte 2). Ein weiterer Schritt war die Einführung des Kultes für den Zeus Olympios, den "Greuel der Verwüstung" in den Augen der Frommen 3). Wie sehr die von Mattathias und seinen Söhnen ausgehende Bewegung auf den Tempel bezogen war, zeigt uns die Hervorhebung der Tempelreinigung und der Wiederherstellung des Kultus in der Überlieferung der beiden Makkabäerbücher, sowie die Einrichtung des Chanukkafestes 4). Daß dieses Fest auch in den kommenden Jahrhunderten weiter gefeiert wurde, beweist, wie fest die Erinnerung an die Greuel des heidnischen Machthabers und den makkabäischen Freiheitskampf im Volke verankert war. Die römische Fremdherrschaft begann mit der Entweihung des Tempels durch Pompeius (63 v. Chr.); die Schätze, die er unbehelligt gelassen hatte, plünderte Crassus (54 v. Chr.) 5). Herodes konnte bei seiner Machtübernahme zwar eine neue Schändung des Tempels durch die römischen Eroberer verhindern, doch erregte er kurz vor seinem Tode durch das Adlerbild im Tempel den Eifer der Frommen 6). Unmittelbar darauf ließ sein Sohn Archelaos ein Blutbad unter der Menge anrichten, die sich zum Opfer der Passahlämmer im Tempel versammelt hatte 7). Weitere 50 Tage später griffen römische Legionäre auf Befehl des kaiserlichen Finanzverwalters Sabinus das Heiligtum an, steckten einen Teil der Hallen in Brand und raubten 1) VgI. b 2,412ff; 4,262; 5,17.563f. u.ö. 2) 1. Makk. 1,20ff; 2. Makk. 5,15ff; c. Ap. 2,80.83. VgI. M. Henge1, Judentum und Hellenismus, 17f.510f. 3) 1. Makk. 1,54; Da 9,27; 11,31. ") Die Schilderung der Tempelweihe: 1. Makk. 4,36-59 u. 2. Makk. 10,1-8. Zum Chanukkafest s. 1. Makk. 4,59; 2. Makk. 1,9; a 12,325 und für die neutestamentliche Zeit Joh 10,22. Zur rabbinischen Tradition über das Fest s. Bill. 2,539ff. Über das Fortbestehen des Festes während der röm. Herrschaft s. die ausführliche Begründung von W. R. Farmer, 138-145. 5) Zur Entweihung des Tempels durch Pompeius s. b 1,152 (= a 14,72): "Von den Unglücksfällen jener Zdt bewegte keiner' das Volk so sehr, wie die Enthüllung der bisher den Blicken verborgenen heiligen Stätte durch die Heiden". VgI. auch Ps. SaI. 2,2f.28f u. Cicero, pro Flacco 67. Zu Crassus s. b 1,179 = a 14,105-109. 6) b 1,354f = a 14,482ff. Zum Adlerbild s. o. S. 106f u. ö., s. u. S. 264 u. 328f. 7) b 2,10ff = a 17,216ff. S. u. S. 332.
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wenigstens 400 Talente aus dem Tempelschatz 1). Der nun folgende Aufstand war wohl mit durch diese Übergriffe bedingt. Unter dem ersten Prokurator Coponius (6-9 n. Chr.) entweihten Samaritaner vor dem Passahfest den Tempel mit Totengebeinen 2). Pilatus (26-36 n. Chr.) ließ die Standarten mit den kaiserlichen Medaillons in die unmittelbar mit dem Tempel zusammenhängende Antonia bringen und. erlaubte sich einen Eingriff in den Tempelschatz zum Bau einer Wasserleitung 3). Auch Lk 13,H deutet auf eine Entweihung des Tempels durch den Prokurator hin. Der Versuch des wahnsinnigen Caligula, sein Standbild im Tempel aufstellen zu lassen (39/40 n. Chr.), erweckte die Erinnerung an den "Greuel der Verwüstung" zur Zeit des Antiochus. Nur sein plötzlicher Tod verhinderte eine allgemeine Katastrophe. Unter Cumanus (48-52 n. Chr.) brachte ein während des Passahfestes auf den Hallen des äußeren Tempelvorhofs postierter Soldat durch eine unsittliche Gebärde das V olk in äußerste Erregung 4). Wie sehr die römische Herrschaft als eine ständige Bedrohung des Heiligtums empfunden wurde, zeigt die Tatsache, daß man aus Furcht vor Übergriffen der Prokuratoren kein Geld mehr im Tempelschatz zu deponieren wagte, sondern es lieber sofort ausgab 5). Daß· dieses Mißtrauen nicht unbegründet war, bewies Florus, der letzte Prokurator. Er entnahm - vermutlich um ein Steuerdefizit auszugleichen - siebzehn Talente der Tempelkasse und rief dadurch Unruhen hervor, die den Ausbruch des Jüdischen Krieges einleiteten 6). Ein besonderer Dorn in den Augen der Juden war die Burg Antonia. Von Herodes als Zwingburg ausgebaut, war sie ständig von heidnischen Soldaten besetzt und deshalb immer im Zustand kultischer Unreinheit 7). Lange Zeit - bis Vitellius es freigab1) b 2,49f = a 17,260ff. S. u. S. 332f. 2) a 18,29ff. 3) b 2,169-177 = a 18,55-62. Nach Scheq. 4,2 wurden die Kosten für den Wasserkanal vom Überschuß der Schatzkammer bestritteri. R. Eisler 1,219 A. 2 vermutet, daß Pilatus sich dabei selbst bereichern wollte. 4) b 2,224 :::: a 20, 106ff; vgl. die jüdische Empfindlichkeit in dieser Beziehung: Ber. 61b/62a, sowie die dazugehörige Mischna 9,5b. 6) a 20,220. 6) b 2,293ff.305ff.325-329. S. dazu u. S. 363. 7) Zur militärischen Bedeutung der Antonia s. a 15,403.409.424 b 5,238-245 sowie Apg 21,31ff. Bei den Festen wurden in der Regel die Dächer der den äußeren Vorhof umgebenden Hallen von der in der Burg kasernierten Auxiliarkohorte besetzt: b 5,245 u. 2,224. Zur permanenten kultischen Unreinheit der Antonia s. Joh 18,28, sowie Oha!. 18,7 (Bill. 2,838ff).
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wurde in diesem profanisierten Ort das hochheilige hohepriesterliche Gewand festgehalten 1). Außerdem hatten die heidnischen Truppen von dort aus ständig die Möglichkeit, den Vorhof zu besetzen. Entsprechend richtete sich der erste Angriff der Aufrührer gegen die Antonia. Ihre Inbrandsetzung war wohl nicht so sehr Ausdruck des Volkszornes als vielmehr ein Akt der Reinigung des Tempels. Am ehesten könnte· man sie mit der der Akra während der makkabäischen Erhebung vergleichen. Es ist kein Zufall, daß der Traktat Middot der Mischnah über die Antonia und die Hallen des äußeren Vorhofs .schweigt 2). Daß in der frommen Legende jener Epoche in gleicher Weise wie in der Apokalyptik mehrfach das Motiv von der Bedrohung des Heiligtums erscheint 3), zeigt, wie tief das Gefühl einer dauernden Bedrohung des Heiligtums ins Bewußtsein des Volkes eingedrungen war. Diese ununterbrochene Gefährdung, ja Entweihung des Heiligtums durch die heidnische Besatzung der Antonia gab, in Verbindung mit immer neuen Übergriffen der römischen '.,7erwaltung, den Zeloten ein starkes Argument für die Unvere.4tbarkeit des jüdischen Gottesglaubens mit der Fremdherrschaft in die Hand. Solange Israel die gottlosen Zwingherren ertrug, mußte es auch stets mit einer Profanisierung des Heiligtums rechnen; d.h. es duldete im Grunde durch seine Loyalität gegenüber den Römern die ständige Verletzung der Heiligkeit Gottes durch heidnische Übergriffe 4). Von hier aus erklärt sich auch die polemische Umkehrung bei Josephus, der nicht müde wird, die Fürsorge und Ehrfurcht der Römer gegenüber dem Tempel zu betonen, während er die Zeloten der Schändung, ja Zerstörung des Heiligtums beschuldigt: 1) s. a 18,90ff u. 20,Sff.10ff. 2) b 2,430. s. o. S. 198 A. 1. O. Holtzmann, Middot, Die Mischna, V, 10, 1913,17. 8) Vgl. Judith 4,12; 8,21; 9,8, weiter die Heliodorlegende 2. Makk. 3, die auch noch 4. Makk. 4,1-14 nachwirkt. Das möglicherweise unter dem Eindruck der Forderung Caligulas entstandene 3. Makkabäerbuch berichtet vom Versuch einer Tempelentweihung durch Ptolemäus Philopator, s. Kap. 1. u. 2. W. R. Farmer, 93ff, vermutet, daß das diesen Erzählungen gemeinsame Schema Versuch des Gottesfeindes das Heiligtum zu entweihen, Fürbittengebet und göttliche Bestrafung des Frevlers - auch auf die Darstellung der Caligula-Episode bei Josephus eingewirkt habe. Auch in der rabbinischen Überlieferung findet sich das Motiv der Tempelschändung: Sukka 56 b, eine Baraita aus der Makkabäerzeit und Sota 33a Bar. über Caligula. Zur apokalyptischen Tradition v. der Tempelschändung s. Mk 13,14; 2. Thess 2,3; Apk 13,6, s. dazu B.-Gr., Rel. 256. 4) W. R. Farmer, 90: "So long as Israel was subject to heathen powers, just as long was the holy house of God himself subject to heathen profanation".
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"Das Heiligtum ist das Sammelbecken aller (Greueltaten der Zeloten) geworden, und durch unreine Hände wurde der göttliche Bezirk befleckt, welchen selbst die Römer von ferne verehrten, wobei sie viele Bestimmungen ihrer eigenen Sitte zugunsten eures Gesetzes unbeachtet ließen" 1).
Diese apologetisch-polemische Haltung zeigt sich am krassesten bei dem Versuch, Titus von der Verantwortung für die Niederbrennung des Tempels zu entlasten. Während J osephus mehrfach dessen festen Willen, das Heiligtum zu schonen, hervorhebt 2), macht er den Zeloten den V orwurf, sie selbst hätten zuerst Feuer an den Tempel gelegt 3). Doch läßt gerade diese mühsame Ehrenrettung der römischen Belagerer den Schluß zu, daß die überwiegende Mehrzahl der Juden auch nach der Niederlage in den Römern die eigentlichen Schänder und Zerstörer des Heiligtums sah 4). b) Die Entweihung des Heiligtums von jüdischer Seite Seit dem Sturz der Oniaden in der Seleukidenzeit wurden in chasidischen Kreisen Klagen laut über die Entweihung des Tempels durch unreine Priester 6). Diese Kritik der Frommen setzte sich fort 1) b 5,402; s. auch o. S. 189f. 2) Vgl. die Schilderung des Kriegsrats b. 6,237ff, die Stellungnahme des Titus 241f, seine Versuche, den Tempel löschen zu lassen: 254.262.266. Dem widerspricht der Bericht des Sulpidus Severus, Chron. Il,30 (CSEL 1 ed. C. Halm, 84f), der möglicherweise auf die Historien des Tadtus zurückgeht: "At contra alii et Titus ipse euertendum imprimis templum censebant ... (s. Th. Reinach, 324f u. Schürer 1,631 A. 115 (V./M. 1,506 A. 115). Nach W. \X'eber, Josephus und Vespasian, 1921, 71ff handelte es sich bei Josephus um eine Geschichtsfälschung aus "praktisch politischen Gründen". Dagegen wendet sich G. Ricdotti, Flavio Giuseppe trad. e comm. vol. I, Introduzione, 2a ed. 1949, § 39, S. 73ff. Eine letzte Entscheidung wird sich kaum mehr fällen lassen, und man wird sich H. Dessau, Gesch. d. röm. Kaiserzeit, Il, 2 S. 826 anschließen müssen: "Es sieht so aus, als ob die Frage der Schuld oder Unschuld des Prinzen am Untergang des Baues schon früh der Gegenstand einer von Tendenz nicht freien Kontroverse geworden sei, einer Kontroverse, die zu entscheiden heute unmöglicher ist als je ... " V gl. jetzt 1. Weiler, Klio 50 (1968), 139-148. 3) b 6,165: 't'exi:~ l8(exL~ xe:patv cX.P~&tJ.e:VOL X.exLe:LV 't'a. &YLex; allerdings handelte es sich hier nur um die an die Antonia angrenzenden Hallen. Nach 6,251ff wurde das eigentliche Tempelgebäude durch den Feuerbrand eines römischen Soldaten in Brand gesetzt. Dennoch legt J osephus auch noch dem Titus selbst den Vorwurf in den Mund (6,347): x.ext .'t'ov vexov L8(exL~ xe:patv EVe:7t'p~aex't'e:. ") Zu den im Judentum verbreiteten Ansichten über die Tempelzerstörung s. Bill. 1,946ff. Eigenartig ist eine Lament. R. 1,13 § 41 vorgebrachte Tradition: Danach habe der "Verkläger" Gott aufgefordert, selbst Feuer auf sein Heiligtum fallen zu lassen, damit der Frevler (Titus) sich nicht rühmen könne, er habe den Tempel verbrannt. 5) S. 2. Makk. 4; Ass. Mos. 5,4; Jub. 23,21f; vgl. dazu E. Bickermann, Der Gott der Makkabäer, 1937, 59.66f; J. Jeremias, Jerusalem z. Zeit Jesu, 3. A. 1962, 204ff; L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. 1962, 635ff und teilweise wider-
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in der pharisäisch-essenischen Opposition gegenüber den Hasmonäern 1). Der völlige Niedergang des Hohenpriestertums unter Herodes, der der lebenslänglichen Dauer und der Erblichkeit des Amtes endgültig ein Ende bereitete, gab Anlaß Zu neuer Kritik. Zwischen dem Priesteradel und der jüdischen Freiheitsbewegung kam es zu einem klaren Bruch, als der Hohepriester J oazar S.d.Boethos sich für die Durchführung des Census einsetzte; vermutlich zog er sich dadurch die Feindschaft des Volkes zu, so daß ihn Cyrenius absetzte. Als Hauptpunkt der Kritik während der nun folgenden Herrschaft der Prokuratoren galt die Tatsache, daß sich die jeweiligen Hohenpriester ihr Amt teuer erkauften. Dies war wohl ein Hauptgrund für den - mit wenigen Ausnahmen - raschen Wechsel der Hohenpriester, da die Prokuratoren und später Agrippa 1., sein Bruder und sein Sohn 2) größtes Interesse hatten, diese Geldquelle immer von neuem fließen zu lassen. Daraus erklärt sich wohl einerseits jene rabbinische Nachricht, die auch Joh 11,49 angedeutet wird, daß die Hohenpriester alle 12 Monate-wechselten 3), und zum andern die Tatsache, daß das Amt mit wenigen Ausnahmen auf vier Familien beschränkt blieb 4): nur sie konnten immer wieder die notwendigen sprechend Moore, Judaism 1,50f.76. In gewissen Kreisen scheint sogar der 2. Tempel grundsätzlich abgelehnt worden zu sein: äth. Hen. 89,73f; 90,28; 91,13, s. B. Gr., Re!. 115. 1) Vgl. die Auseinandersetzung über die Reinheit des Johannes Hyrkan 1.: a 13,291fu. Qidd. 66a. Auf die Zustände unter Alexander Jannaj beziehen sich wohl T. Levi; Ps. Sal. 2; 4 u. 8; s. auch o. S. 193, sowie <:;D 4,15ff und die Auseinandersetzungen 1 QpHab. Weitere Lit. s. o. S. 158 A. 6. Zum Hohenpriesteramt in der fraglichen Periode s. J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 1962, 204ff. 2) Nach dem Tode Agrippas I. wurde das Verfügungsrecht über das hohepriesterliche Amt nicht mehr den Prokuratoren zurückgegeben, sondern zunächst seinem Bruder Herodes v. Chalkis (a 20,15) und später seinem Sohn Agrippa 11. übertragen. 3) Vgl. S. Nu. 25,12 § 131: Im ersten Tempel waren 18, im zweiten 80 Hohepriester. "Weil sie sich nämlich (das Hohepriesteramt) um Geld erkauften, wurden von da an ihre Jahre verkürzt". Zum jährlichen Wechsel s. Joma 8b: " ... da aber die Priesterschaft für Geld erkauft wurde, und die (Hohenpriester) alle 12 Monate wechselten, wie die Staatsbeamten ... ", vgl. auch T. Joma 1,7 (Z. 180). Von dem mit Josephus befreundeten Hohenpriester Jesus (Jehoschua) b. Gamala wird erzählt, daß seine Braut, Martha aus der Familie Boethos, durch 3 Qab Golddenare bei Agrippa 11. (so statt J annaD das Hohepriesteramt erkaufte: J oma 18a; Jeb. 61a, Derenbourg 248f, Bill. 2,569. Zur Vielzahl der Hohenpriester seit der Schatzung des Quirinius s. Schürer 2,271ff u. J. Jeremias, op. cit. 219ff. Zu ihrem großen Reichtum und Amterkaufs. op. cit. 112ff.181. ') S. Josephus b 4,148. Es handelte sich wohl um die Familien Boethos, Ananos (Hannas s. a 20,198), Phiabi u. Kamithos (Qamchi). Sie werden wahrscheinlich auch in dem vierfachen Wehe des Abba Schaul (Pes 57aBar.) genannt. Zum Verfall
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Mittel zum Kauf des Hohenpriesteramtes aufbringen. Dennoch blieb ihp.en ihr Reichtum erhalten, da ihnen das hohepriesterliehe Amt auch bedeutende wirtschaftliche Privilegien in die Hand gab. Der Handel mit Opferbedarf im Tempelvorhof und am Tempelberg geschah wohl unter ihrer Aufsicht, teilweise sogar unter ihrer eigenen Regie, auch bei den Opfereinkünften wurden sie an erster Stelle berücksichtigt 1). Als nach der großen Hungersnot unter Claudius 2) und infolge der allgemeinen Unsicherheit im Lande die Einkünfte der Priester aus den Zehnten sich verringerten, waren es jene hohepriesterlichen Familien, die mit Hilfe ihrer wohl überwiegend aus Sklaven bestehenden Privatbanden das den Priestern allgemein zustehende Zehntgetreide zu ihrem persönlichen Nutzen einzogen. Die Folge war, daß die einfachen Priester mehr und mehr verarmten 3). Die allgemeine Stimmung gegenüber dieser nur auf persönliche Bereicherung bedachten Haltung der führenden Priesterfamilien kommt in einer Baraita zum Ausdruck 4): "Die Rabbanan lehrten: Vier Schreie stieß der Ternpelhof aus. Der erste: Hinaus von hier, Söhne Elis, die ihr den Tempel des Herrn verunreinigt habtl Ferner schrie er: Hinaus von hier, Jissakhar von Kephar Baqaj, der du dich selbst ehrst und die Heiligtümer des Himmels en tweihs t ... Ferner schrie der Tempelhof: Erhebt ihr Tore, euere Häupter, damit Jochanan b. Nidbai (1. 'N~1~ statt 'N~l~) der Schüler der des Priestertums im 1. Jh. n. ehr. s. noch Schürer 2,275f u. J. Jeremias, op. dt. 3. A. 55.111ff.219ff. Leider geht E. Bammel, Die Bruderfolge im Hohenpriesterturn der herodianisch-römischen Zeit, ZDPV 70 (1954) 147ff auf die Frage des Amtskaufes nicht ein. Allein aus der Bruderfolge läßt sich der häufige Hohepriesterwechsel ebensowenig erklären wie die wider Erwarten lange Amtszeit eines Kaiphas oder Anania,s S.d.Nedebai. 1) Zum Opferhandel s. Bill. 1,850ff u. J. Klausner, JvN. 3. A. 433, J. Jeremias, op. dt .. 3. A. 114. Die Familie des Hannas besaß wahrscheinlich eigene Läden: S. Dt. 14,22 § 105, s. Bill. 2,570f. R. Schimeon b. Gamliel 1. mußte gegen den Wucher mit Opfertauben einschreiten: j. Taan. 69a,37, s. Bill. 2,571. Zu den besonderen Ansprüchen des Priesteradels bei den Opfern s. T. Men. 13,18 (Z. 533) u. a 20,181.206, s. u. S. 359. Z) a 20,101f; 3,320; Apg 11,28. B) a 20,179ff.205ff, vgl. Pes. 57a Baraita im Namen des Abba Schaul, sowie T. Men. 13,20.21 (Z. 533) s. Bill. 2,570. a 20,213 berichtet Josephus vom Streit der verschiedenen vornehmen Familien, wobei es zu Straßenkämpfen zwischen den Banden des abgesetzten Hohenpriesters J esus S.d.Damnaios und des neuen Jesus S.d.Gamliel (s. o. S. 216 A. 3) kam. 4) Pes. 57a, Baraita des Abba Schaul (ca. 80-130 n. ehr.), s. Bill. loc. cit., Parallelen Ker 28a (mit kleinen sekundären Abweichungen) und j. Sukka 54d, 32f (verkürzt).
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Lebemänner 1) eintrete und seinen Bauch mit den Heiligtümern des Himmels fülle".
Durch Hochmut und Habgier verunrewlgte der hohepriesterliche Adel in den Augen der Frommen ständig das Heiligtum. Auf diese Weise war die Kluft zwischen der offiziellen Führerschicht des V olkes und den von religiösem Eifer erfüllten Kreisen unüberbrückbar geworden. Selbstve~ständlich waren sich diese ersten priesterlichen Familien dessen sehr wohl bewußt, daß sie nur einen sehr begrenzten RÜckhalt im Volke besaßen und Reichtum, Ansehen und Machtstellung vor allem der durch die römische Herrschaft gesicherten augenblicklichen Situation verdankten. Entsprechend zeigten sie sich von Anfang an als entschiedene Gegner der zelotischen Bewegung und waren zugleich Mittelpunkt der auf ein gutes Verhältnis zu Rom bedachten Friedenspartei 2). Da die Angehörigen des Priesteradels nahezu ausschließlich Anhänger der sadduzäischen Partei waren, standen sie ·zudem unter dem Verdikt der Heterodoxie. Ihre Abweichungen beschränkten sich nicht allein auf die von Josephus und teilweise auch im Neuen Testament genannten Glaubenswahrheiten, . wie -Willensfreiheit, Auferstehung, Endgericht und himmlische Welt 3), sondern es kam infolge ihrer Ablehnung der mündlichen Überlieferung 4) auch zu Gegensätzen, die den Tempeldienst und die ,damit eng zusammen-hängenden Reinheitsfragen betrafen 5). So konnte auch von dieser Seite her gegen die regierenden Hohenpriester die Anklage der Ungesetzlichkeit und Unreinheit beim Vollzug des Tempeldienstes erhoben werden. Es war also nicht nur die ständige Bedrohung des Tempels durch die römische Macht, sondern zugleich auch die Unwürdigkeit der eigenen Träger des höchsten Amtes, die in breiten Kreisen des jüdischen Volkes Erbitterung hervorrufen mußte. Der Riß ging 1) "Npl!:! von pl!:! schwelgen, im Luxus leben, s. Jastrow, Dict. 2.1190 u.B.-Gr., Religion, 116. 2) Diese Gegnerschaft begann mit J oazar S.d.Boethos, zur Zeit des Judas Galiläus, und endete mit der Ermordung des Ananos u. des Jesus S.d.Gamala nach dem vergeblichen Kampf gegen die Zeloten 67 n. ehr. (b 4,314ff). 3) b 2,162ff; a 13,l71ff; a 18,12-17. Weiter s. Mk 12,18ff u. Apg 23,8. 4) a 13,297f, s. Schürer 2,487f. 5) S. die vielen Beispiele in dem Exkurs Bill. 4,345ff: Nach T. Para 3,8 (Z. 632) kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen dem sadduzäischen Hohenpriester u. R. Jochanan b. Zakkai wegen der Verbrennung der roten Kuh. s. Bill. 4,347, vgl. auch A. Schlatter, G.I. 284.
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sogar durch die Priesterschaft selbst, wo die einfachen Priester (C"Z",'jil C"li11~) und die Leviten aus religiösen und sozialen Gründen in scharfem Gegensatz zum Priesteradel standen 1). Der Boden für die zelotische Anschauung, daß nur eine Gewaltlösung diesem unwürdigen Zustande ein Ende bereiten könne, wurde so schon in den Jahrzehnten vor Ausbruch des Krieges in kräftiger Weise vorbereitet. c) Versuche, die Reinheit des Tempels zu wahren In der "Legatio ad Gaium" sagt Philo von seinen Volksgenossen: "über alle Maßen groß und außerorden~ch ist bei ihnen allen der Eifer für das Heiligtum" 2). Zur Begründung fährt er fort: "Unerbittlicher Tod ist für jene bestimmt, die die Schranken des inneren Heiligtums überschreiten und nicht Glieder des eigenen Volkes sind".
Philo spielt hier auf den Ausschluß aller Nicht juden bzw. Unbeschnittenen aus dem eigentlichen Heiligtum an 3) und nimmt zugleich Bezug auf jene Verbotstafeln an der Trennschranke zwischen dem äußeren V orhof und dem Heiligtum, die mehrfach von J osephus erwähnt werden und von denen zwei Exemplare wieder entdeckt wurden 4). Die eigenartige Form der darin enthaltenen Strafandrohung, die nicht sichtbar werden läßt, wer die Strafe vollzieht 5), legt die Vermutung nahe, daß im Heiligtum angetroffene Heiden nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt wurden, sondern daß sie damit rechnen mußten, in einem Akt des "Eifers" von der empörten Menge oder jüdischen Fanatikern getötet zu werden, ohne daß das 1) V gl. a 20,179ff. 205ff. 216ff., s. auch u. S. 366ff. 2) 212 (M. 2,577): 7te:pLTToTepIX 8e xIXi ~1;IX(pe:T6c;
~crTLV IXlho!c; &'7tIXaLV ~ 7te:pt
TO le:p6v cr7tou8~.
3) Vgl. Kelim 1,8; c. Ap. 2,103f; Apg 21,28, s. Schürer 2,330 u. Bill 2,761. ') Den Text der von Clermont-Ganneau 1871 entdeckten Inschrift s. bei W. Dittenberger, OGIS Bd. 2 1905 Nr. 598: M"t)8evIX !XAAoye:vlj e:Lcr7to/pe:Ue:cr8IXL &VTOC; TOU m:/pi TO le:pov TPUepa.XTOU xIXi/m:pLß6AOU 8c; 8'&.v A"t)/ep8-n E:IXUTii'> IXhLOC; ~crTIXL 8L<X TO ~~IXxoAou8e:!v ea.VIXTOV. Vgl. auch Schürer 2,329 A. 57. Das Bruchstück
eines 2. Exemplares wurde 1935 entdeckt, s. G. E. Wright, Biblische Archäologie, üs. v. C. v. Mertens, 1958, 227. Die Inschriften gehen wohl schon auf herodianische Zeit zurück, s. a 15,417. Vgl. Josephus b 5,193f.402; 6,124ff; dazu E. Bickerman(n), The Warning-Inscription of the Herod's Temple, J QR 37 (1946/47), 387-405 u. A. N. Sherwin-White, Roman Society and Roman Law in the N.T. 3. A. 1969,38. 5) S. dazu Schürer, 2,261f, d~r eine Strafverfolgung durch ein ordentliches jüdisches Gericht mit römischer Bestätigung vermutet. E. Bickermann, op. cit. 394f nennt außerdem noch als weitere Möglichkeiten die Bestrafung durch Gott (so Sanh. 9,6c) oder die Lynchjustiz.
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Opfer auf römische Hilfe rechnen durfte 1). Daß gerade bei der Entweihung des Tempels gewisse Formen der spontanen Lynchjustiz geduldet wurden,' zeigt die Mischna:, "Wenn ein Priester den Tempeldienst in Unreinheit verrichtet, so bringen ihn seine Priesterbrüder nicht vor das Gericht, vielmehr führen ihn die Priesterjünglinge außerhalb des Tempels und zerschmettern ihm das Gehirn mit Holzscheiten" 2).
Diese Mischna folgt unmittelbar auf jene schon mehrfach angeführte Bestimmung, die für gewisse Verbrechen die spontane Bestrafung durch die "Eiferer" voraussagt. Unter den dort aufgeführten drei Fällen betrifft der erste ebenfalls das Heiligtum. Es handelt sich um den Diebstahl der i1~9R, eines der heiligen Gefäße des Tempels, das in diesem Zusammenhang vielleicht stellvertretend für die heiligen Tempelgeräte überhaupt steht 3). E. Bickermann hat darauf hingew~esen, daß der spontan auftretende "Eifer" als Reaktion auf eine Entweihung des Heiligtums wohl darauf zurückzuführen ist, daß durch eine solche Profanisierung das ganze Volk in Mitleidenschaft gezogen wurde, und nur die sofortige Hinrichtung des Schuldigen Gottes Zorn wieder versöhnen konnte 4). Dieses eine Beispiel des allgemeinen jüdischen Eifers für die Integrität des Heiligtums zeigt, wie sich gerade in diesem Punkt das Bestreben 1) So schon der Entdecker, Clermont-Ganneau, Revue Archeologique, N.S. 23 (1872), 232f, ähnlich K. Kohler, JE 12,641b u. Harkavy-Festschrift 13 A. 1: "Es scheint mir kaum zweifelhaft, daß die Tempelpolizei das Recht hatte, den Eindringling ... mit dem Schwert niederzustoßen nach Brauch der Kannaim" . Auch Bickermann, op. cit. 397, entscheidet sich auf Grund reichen religionsgeschichtlichen Materials für diese Deutung: "the trespasser will be executed by the outraged community he had polluted by his act"; vgl. 401: "a sacrilegious person would be killed by the multitude". B. verweist u.a. auf 3. Makk. 7,10. 14, wonach Ptolemäus IV. den Juden erlaubte, alle Apostaten ohne Gerichtsurteil umzubringen. Auch b 6,125f legt eine solche Deutung nahe: Titus wirft dort dem Joh. v. Gischala vor: "Haben wir eu c h nicht gestattet, diejenigen zu t ö te n, welche die Schranken überschritten?" Die Umstände bei der Verhaftung des Paulus Apg 21,27ff würden dem entsprechen. Weitere Beispiele einer Lynchjustiz: Joh 8,59; 10,31; a 14,22. Vgl. Sherwin-White, op. cit. 43 A. 1. 2) Sanh. 9,6, üs. n. Goldschmidt, 8,784, vgl. Lev 22,3. Die Diskussion dieser Mischna im Talmud babli (82b/83a) zeigt die Tendenz zur Erleichterung: man fragte sich, ob dieses Vergehen nicht der Strafe des Himmels zu überlassen sei; so auch T. Sanh 14,4f (Z. 437), s. Bill. 1,237. Im Einzelnen vgl. dazu S. Krauß, Sanhedrin-Makkot, Die Mischna, Text, übersetzung und ausführliche Erklärung, hrsgeg. v. G. Beer, etc. IV 4 u. 5, 1933,263. S) Zur i1~9R s. S. Krauß, op. cit. 260f; weiteres s. o. S. 69 A. 2. 4) Op. dt. 400: b 1,229.354; 4,201.215.218; a 3,318. Vgl. Philo, spec. leg. 1,54f (M. 2,220).
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des Volkes mit dem zelotischen Handeln verband, wobei die "Eiferer" den Willen des Volkes in die Tat umsetzten 1). Zum erstenmal erscheint das eifernde Eintreten für die Integrität des Heiligtums im Bericht des J osephus über jene bei den Schriftgelehrten, die ihre Schüler zur Zerstörung des Adlers am Tempel überredeten und mit ihnen zusammen auf dem Scheiterhaufen den Märtyrertod starben. Wie sehr das Volk von dieser Tat beeindruckt war, zeigten die unmittelbar nach dem Tode des Herodes einsetzende Totenklage und die darauffolgenden Unruhen: Sie galten "dem Andenken der Männer, die ... für die ererbten Gesetze und den Tempel den Feuertod gestorben warenu 2). ; . Auch die Tempelreinigung J esu 3) ist, wie schon die spätere Interpretation durch Ps 69,10 zeigt, als eine solche Tat des Eifers für das Heiligtum zu verstehen. Sie richtete sich wohl nicht so sehr gegen ·die - vermutlich in der Südhalle des äußeren Vorhofs 4) versammelten - Händler und Wechsler, als gegen die für den Tempelbezirk Verantwortlichen, die V ornehmen der Priesterschaft, die zumindest indirekt an dem Opferhandel und Wechselgeschäft interessiert waren 5). Der Vorgang läßt sich im einzelnen nicht mehr rekonstruieren, zu tumultuarisch kann er nicht verlaufen sein, sonst wäre es zum Eingreifen der in der Antonia stationierten Kohorte gekommen 6). Die Tempelwache und die Priester wagten nicht, gegen Jesus vorzugehen, weil er bei seiner Demonstration, die mit den Gleichnishandlungen des Profeten vergleichbar war, durch die Masse der Festpilger gedeckt wurde 7). Vermutlich teilte die aus dem ganzen Land zusammengeströmte Menge das Anliegen Jesu, der Tempel 1) Daß offiziell einer Femejustiz gerade in der Zeit, da die Juden ihre Rechtshoheit verloren hatten, ein gewisser Raum überlassen wurde, zeigt deutlich Apg 23, 12ff: das Angebot der 40 wurde ohne weiteres von "den Hohenpriestern und Altesten angenommen". 2) b 2,6; s. u. S. 331f. 3) Mk 11,15-19; Mt 21,12f; Lk 19,45f; Joh 2,13-17. Vgl. S. Mendner, ZNW 47 (1956), 93ff; E. Troerne, NTS 15 (1968/9), 1-22; M. Hengel, War Jesus Revolutionär, eH 110, 1970, 15f. 4) Vgl. 1. Abrahams, Studies in Pharisaism and the Gospels, 1st series, 1917, 82ff; G. Dalman, Orte und Wege Jesu, 3. A. 1924, 308ff u. E. Klostermann, Das Markusevangelium, HNT 4. A. 1950, 115f. 5) So E. Lohmeyer, Das' Evangelium des Markus, Meyers Komm., 12. A. 1953, 253. Vgl. J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 55f. 114 u. E. Stauffer, Jesus, 1957, 58; N. Q. Hamilton, JBL 83 (1964), 365-72. 6) Gegen Eisler, 2,476ff.515. Es ist bezeichnend, daß die Apg 21,31ff beschriebene Konsequenz nicht eintrat! 7) Vgl. J. Klausner, JvN. 435. Zur Zustimmung des Volks s. Mk 11,18; Mt 21,15 u. Lk 19,48.
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müsse von der Entweihung durch den profanen Handelsbetrieb gereinigt werden, zumal dies auch den pharjsäischen Vorstellungen von der Heiligkeit dieses Ortes durchaus entsprach 1). Darüber hinaus kam dieser Demonstration auch eschatologische Bedeutung zu: J esus "reinigt das Heiligtum für den Anbruch der Gottesherrschaft" 2). Bei den jüdischen Behörden dagegen mußte Jesus durch seinen "Eifer für Gottes Haus" den Verdacht erwe;cken, er sei ein galiläischer Revolutionär. Dadurch erklären sich die Vollmachts- und Zinsgroschenfrage, sowie wesentliche Züge bei der Verhaftung und beim Prozeß Jesu 3). Die Übergriffe des Pilatus und erst recht das wahnwitzige Verlangen des Caligula führten zu sehr eindrücklichen Beweisen der jüdischen Hingabe für das Heiligtum, hinter das sich nach dem Bericht des. J osephus die ganze Nation stellte. Als Pilatus die Zulassung der Kaiserbilder in der Antonia durchsetzen wollte, folgten ihm Vertreter aus allen Teilen des Volkes nach Caesarea, und als er die Menge bedrohte, "warfen sich die Juden wie auf Grund einer Übereinstimmung zu Boden, beugten ihren Nacken vor und riefen, daß sie eher bereit seien zu sterben als das Gesetz zu übertreten" 4).
Die vor Petronius, dem Statthalter Syriens, versammelten Juden bekannten einmütig: Bevor das Standbild des Kaisers im Tempel aufgestellt würde, "müßte er zuvor das ganze' jüdische Volk opfern" 5). Die Antiquitates und Philo setzen die Entschlossenheit zum bewaffneten Widerstand voraus: da die Juden sich für Gottes Ehre einsetzten, glaubten sie, ihre Sache sei nicht hoffnungslos. Auch von Tacitus wird die jüdische Kriegsdrohung angedeutet 6). Dieser leidenschaftliche Einsatz .des Volkes für Heiligtum und Gesetzbeides läßt sich in diesem Falle kaum mehr trennen - zeigt deutlich, wie sehr sich die Kratt des jüdischen Glaubens seit der Seleukidenzeit 1) Vgl. vor allem Mk 11,16 (Sondergut) mit c. Ap. 2,106 und den Beispielen Bill. 2,26; vgl. auch J. Klausner, loc. cit. u. G. Dalman, loc. cit. 2) So G. Bornkamm, Jesus v. Nazareth, Urban-Bücher 19, 1956, 146. 3) S. dazu o. S. 198f. Daß das Ereignis in die letzte Zeit Jesu vor das Todespassah gelegt werden muß, ist wohl selbstverständlich, s. S. Mendner, op. clt. 104, A. 37 u. 38. Seine eschatologische Bedeutung zeigt Sach 14,21b .. ') b 2,174, vgl. a 18,58f. S) b 2,197 (vgl. a 18,264): Tt"p6-re:pov OCUTOV 8e:i:v &Tt"OCV 1'0 'Iou8oc(i)v ~6voc; Tt"po6ocroccr6OCL. 8) a 18,267.270f; 18,302: Petronius an CaHgula; Tt"6AEf1.0V &v·t"L}epuc; 'PWf1.OC(OLC:; <XTt"ELAe:LV (v gl. Lat.); Philo, leg. ad C. 213ff.330 (M. 2,577f.594). Tacitus, hist. 5,9:
dein iussi a Gaio Caesare effigiem eius in Templo locare arma potius sumpsere.
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gefestigt hatte. Die hellenistisch-römische Staatsideologie konnte diesem Glauben von innen her nichts mehr anhaben. d) Die "Reinigung" des Tempels durch die Zeloten Über die Haltung der Zeloten gegenüber dem Heiligtum im Zeitraum zwischen der Gründung der neuen Sekte und dem Ausbruch des Krieges erfahren wir von J osephus nichts. Wir hören lediglich, daß sie zur Zeit des Prokurators Felix unter Anwendung einer neuen Taktik, die ihnen den Namen Sikarier eintrug, ihre Unternehmungen auch auf Jerusalem und den Tempel selbst ausdehnten. Aus den wenigen konkreten Angaben des J osephus darf man entnehmen, daß sich die Aktivität der "Sikarier" vor allem gegen die führenden hohepriesterlichen Familien richtete, die ihrer Ansicht nach den Tempel verunreinigten und durch ihre Loyalität gegenüber Rom Verrat an Gott und Israel übten. Zugleich zeigen diese Versuche, in der Stadt und im Tempel Fuß zu fassen, wie sehr sich die Eiferer dessen bewußt waren, daß die Entscheidung über das Schicksal Israels von der Beherrschung des Heiligtums abhing. Für J osephus dagegen war dieses Eindringen der "Sikarier" in den Tempel ein Zeichen dafür, ,;daß Gott im Zorn über ihre Gottlosigkeit sich von unserer Stadt abgewendet, das Heiligtum nicht mehr als seine reine Wohnstätte betrachtet, die Römer gegen uns herangeführt und über die Stadt das Feuer der Läuterung geschickt habe ... " 1). Vielleicht darf man auch diese Aussage als "polemische Umkehrung" verstehen und von ihr aus die zelotische Haltung zum Heiligtum rekonstruieren: Gott habe sich im Zorn über die Gottlosigkeit der führenden Priester vom Heiligtum abgewendet und betrachte dieses solange nicht mehr als seine Wohnstätte, als es von jenen beherrscht, und seine ständige Entweihung durch die Kaiseropfer und die Anwesenheit der Römer in der, Antonia geduldet würde. Die von den Zeloten angestrebte Entscheidung fiel im Heiligtum, als in einer überraschenden Wendung der Tempelhauptmann Eleazar, ein Sohn des Ananias b. Nedebai, jenes typischen Vertreters des verhaßten Priesteradels, gedeckt durch die Majorität der niederen Priesterschaft die Annahme der Opfer von Nicht juden verweigerte und damit auch das Kaiseropfer ausschloß 2). Das zweimalige Opfer 1) a 20,166.
3) b 2,409ff.; s. o. S. 210f.
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für einen Menschen, der sich selbst als Gott verehren ließ und Herrschaftsrechte über nahezu die ganze bekannte Welt beanspruchte, war den Eiferern sicherlich schon seit den Tagen des Judas Galiläus als Gotteslästerung erschienen. Die nächsten Schritte der "Tempelreinigung" ließen nicht auf sich warten. Nachdem der Kampf in Jerusalem schon begonnen hatte, wurde einige Zeit später, am "Fest des Holztragens" , die friedenswillige Minderheit - d.h. wohl vor allem die ersten Priesterfamilien - von der Teilnahme am Gottesdienst ausgeschlossen. Tags darauf erstürmte man die Antonia und setzte sie in Brand; die "Reinigung" des Tempels war damit - zumindest äußerlich--....:... vollzogen. Es ist sicher nicht zufällig, daß der Aufstand in Jerusalem auch militärisch vom Tempel seinen Ausgang nahm 1). Der Grund zur "Freiheit Zions", wie sie die Münztexte des 1. Aufstandes teilweise postulieren, war damit gelegt. In der folgenden Zeit wurde der Tempel immer mehr zum Hauptstützpunkt der Zeloten 2); dies setzt voraus, daß die Aufstandspartei in der Hauptstadt von der Mehrheit der Priesterschaft unterstützt wurde. Zunächst wurden wohl in dieser Frühzeit des Aufstandes einzelne spezifisch sadduzäische Bestimmungen, die den Tempelkult betrafen, durch die pharisäische Auffassung ersetzt 3). Eine entscheidende Änderung bildete die Neuordnung des Hohepriesteramtes. Den bisherigen hohepriesterlichen Familien wurde ihre Vorrangstellung entzogen, und aus einem der alten hohepriesterlichen Geschlechter, der Sippe Eniachin, bestimmte man durch Losentscheid einen gewissen Pinehas S.d. Samuel, aus dem Dorfe Aphtia 4). Auch in der rabbinischen Tradition
1) b 2,425. 2) b 4,151f: ol 8e TOV VEWV TOÜ 6EOÜ q>POUPLOV txU't'OLt; KlXt 7t'OWÜVTIXL KIX't'IXq>Uy1)V. V gl. auch b 5,21f. 3) s. Bill. 4,346: Meg. Taan. 8: Die Darbrlngung des Speisopfers auf dem· Altar, am 27. Marcheschwan, s. dazu H. Lichtenstein, Die Fastenrolle, HUCA VIII/IX (1931/32), Meg. Taan. 1 = Men. 65a Bar: Die Bestreitung des Tamid aus dem Tempelschatz; bei den Sadduzäern waren dazu freiwillige Spenden der vornehmen Familien herangezogen worden. Die Inanspruchnahme des Tempelschatzes nahm den Spendern ihre besondere Ehre, sie hatte einen gewissen sozialen Zug, s. L. Finkelstein, The Pharisees, 3, A. 1946, 1,281f. Die Bestimmung fiel auf den 1.-8. Nisan, s. H. Lichtenstein, op. cit. 290ff. 4.) Vgl. b 4,147-150.153-157. Der Name schwankt, s. die große Textausgabe v. B. Niese 6,367 Z. 11 im Apparat. Auf jeden Fall steht jedoch Pinehas dahinter, A. Schalit, NamenwÖrterbuch zu Flavius ."]osephus, 122. Die Priestersippe 'EVL<X.XLV. sonst unbekannt, wurde von Lowth auf die Sippe Jaqim 1. Chr. 24,12 zurückgeführt, er liest dafür i) 'IIXK(p., s. B. Niese, loc. cit. Z. 10.
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hat sich die Erinnerung an diese einmalige Hohepriesterwahl durch das Los erhalten 1): "Sie erzählten über Pinehas aus Haphta, daß sein Los ihn zum Hohenpriester bestimmte, worauf die Schatzmeister und Obersten (der Priesterschaft) zu .ihm hingingen und ihn fanden, wie er Steine zurechthieb ; sie aber füllten ihm die Steingrube mit Golddenaren" .
Dieser neue Hohepriester stammte also, wie auch J osephus hervorhebt, aus einfachsten Verhältnissen. Im Gegensatz zur rabbinischen Überlieferung, die diesen Vorgang zu billigen scheint, begründet ihn Josephus mit dem Wahnsinn (cbt6voLa) und der Gesetzesfeindschaft (7tapavo!L(a) der Zeloten 2): Dadurch, daß dieser Pinehas kein direkter Nachkomme eines Hohenpriesters war, und die Erbnachfolge innerhalb der "hohepriesterlichen Familien" aufgehoben wurde, hätten die Zeloten mit einer alten jüdischen Sitte gebrochen. In Wirklichkeit hatten die so entmächtigten Familien ihre V orrangstellung erst durch Herodes 1. und die Prokuratoren erhalten, während die Zeloten - wie J osephus indirekt selbst zugibt - versuchten, die seit der Se1eukidenzeit unterbrochene, legitime, zadokitische Linie wieder zur Geltung zu bringen 3). Um nun aus den in Frage kommenden Familien (!L(av TWV ocPXLEpa't'LXWv cpUA~V) den von Gott gewollten Hohenpriester herauszufinden, bedienten sie sich der alttestamentlichen Form des Gottesurteils und warfen das Los 4). Mit dieser NeuordnWlg des Hohenpriesteramtes wurde wohl ein Wunsch strenggläubiger 1) T. Joma 1,6 (Z. 180), vgl. Derenbourg 268f; J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 176.187; Par. Siphra Lev. 21,10 ed. J. H. Weiß, Siphra d'be Rab, Wien 1862, 94c, Von Beruf war er Steinhauer, daneben wird er noch unter Beziehung auf 1. Kge 19,19 "Pflüger" lV"}.in genannt. Außerdem war er ein angeheirateter Verwandter
des R. Chanina b. Gamliel 11.; vgl. auch Tanch. 117JN § 6 ed. Buber 43a. S. Zeitlin, JQR 34 (1943/44), 352 vermutet, daß auf Grund von T. Joma 1,7 auch zugleich das Hohepriesteramt auf ein Jahr beschränkt wurde. Abgesehen davon, daß J osephus diesen Bruch mit der Tradition erwähnt hätte, weist auch die rabbinische Überlieferung diese Stelle in einen anderen Zusammenhang: s. o. S. 216 A.3. 2) b 4,147.155. Die Wahl selbst ist ein &crl:ß1)!J.ct 157. 3) Vgl. J. Jeremias, op. eh. 3. A. 217f: " ... das kann nur ein Geschlecht sein, das von dem legitimen <;adokitischen hoch priesterlichen Geschlecht herstammte, das bis 172 a. in J erusalem und seither in Leontopolis die Hochpriester gestellt hatte". J. Klausner, Hist. 5,209 deutet die Wahl rein profan-politisch und verfehlt dadurch ihren tieferen Sinn. 4) Vgl. A. Schlatter, G.I., 329: " ... da man kein anderes Mittel wußte, um Gottes Willen zu erfahren ... " Vgl. Lev 16,8ff; 1. Chr. 24,5ff u. die Auslosung der Priesterdienste nach den Traktaten Joma u. Tamid, s. auch Lk 1,9 u. für das Urchristentum Apg 1,26; Hehr 5,4.
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Kreise erfüllt, der sich schon zwei Generationen früher in der Forderung des Volkes äußerte: " ... sie hätten das Recht, sich einen gottesfürchtigeren und reineren (Hohenpriester) zu wählen" 1).
J osephus dagegen, zumal er selbst ein Glied jener zurückgestellten Familien war, legt diese Forderung dem Anführer der "Rotte Korah" in den Mund: "Mose habe in gesetzwidriger Weise das Priestertum seinem Bruder Aaron übertragen, nicht durch gemeinsamen Volks beschluß, sondern nach eigenem Gutdünken" 2).
Auch hier mag eine "polemische Umkehrung" vorliegen: Während selbst rabbinische Kreise die Hohenpriester vor der Tempelzerstörung mit den "Söhnen Elis" verglichen, legt Josephus die Wünsche der vom religiösen Eifer beseelten Kreise der "Rotte Korah" in den Mund. Die Hinrichtung einiger besonders mißliebiger Häupter der alten Oberschicht 3) war nur die letzte Folge einer sich schon lange vorbereitenden Auseinandersetzung. e) Das Heiligtum als Mittelpunkt letzten Kampf gegen Titus
und
Rückhalt im
Die Tatsache, daß Titus zuerst den durch die Antonia geschützten Tempel angriff und die Juden nach dessen...! Eroberung nahezu kein Interesse mehr zeigten, die .günstigen Verteidigungs anlagen der höher gelegenen Oberstadt auszunutzen 4), zeigt, wie sehr das Heiligtum .Mittelpunkt und Rückhalt des Kampfes war. Diesem völligen Erlahmen der Widerstandskraft nach der Einnahme des Tempels steht die verzweifelte Hoffnung gegenüber, mit der die Juden den Tempel selbst verteidigten. Selbst als die Römer schon 1) b 2,7, vgl. a 17,207. 2) a 4,15, vgl. R. Eisler 2,78. 3) Vgl. b 2,428f.441: Die Ermordung des Hohenpriesters Ananias S. d. Nedebai und seines Bruder Hiskia; b 4,314: die Ermordung der Hohenpriester Ananos S. d. Ananos und Jesus S. d. Gamala; b 5,527ff: Die Hinrichtung des Matthias S. d. Boethos mit seinen drei Söhnen. Wahrscheinlich hat Josephus aufs Ganze die Morde der Zeloten übertrieben: Ein großer Teil der Vornehmen und des Priesteradels konnten nach Eindringen der Römer in den Vorhof noch zu diesen überlaufen: b 6,l13f. ') Sie waren bereit, die Stadt aufzugeben und in. die Wüste zu ziehen: b 6,351, s. u. S. 260, selbst die stark befestigte Herodesburg mit ihren als uneinnehmbar geltenden Türmen wurde kampflos geräumt: b 6,399f. Vgl. auch Farmer, ap. cit. ll1f.
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die Antonia eingenommen hatten und damit auf dem äußeren Vorhof standen, die Juden aber das Tamidopfer einstellen mußten, konnte J ohannes v. Gischala dem J osephus vor versammelter IVIenge zurufen: "Nie befürchte er eine Eroberung, denn die Stadt gehöre Gott" I)!
Diese die wahre Situation verkennende Gewißheit darf wohl auf die Wirksamkeit zelotischer Profeten zurückgeführt werden, die den Verteidigern dadurch den Rücken stärkten, daß sie voraussagten, Gott werde in wunderbarer Weise sein Heiligtum erretten: " ... dieses würde auf jeden Fall von dem, der darin wohnt, gerettet werden, und da sie ihn als Bundesgenossen hätten, könnten sie über alle Drohungen, bei denen Taten fehlten, nur spotten, denn der Enderfolg bliebe doch bei Gott" 2).
Die Folge dieser Hoffnung war, daß die Aufständischen auf dem Tempelvorhof vor den Mauern des eigentlichen Heiligtums noch einmal mit äußerster Erbitterung kämpften: " ... mit einem ungeminderten Übermaß von Kraft und Mut suchten sie (die Römer) zurückzudrängen, denn sie glaubten, das Eindringen der Römer in das Heiligtum bedeute die endgültige Niederlage" 3).
Durch ihren übermenschlichen Einsatz brachten sie die Römer auch wirklich zum Weichen und diese mußten sich auf die Antonia zurückziehen 4). Diese letzte, das eigene Leben mißachtende Hingabe zeigte sich erneut, als ein römischer Soldat den ve~derbenbringenden Feuerbrand in das Heiligtum schleuderte: "Als die Flamme hochschlug, erhob sich bei den Juden als Ausdruck des Entsetzens ein Schrei; sie eilten zur Hilfeleistung zusammen und nahmen weder Rücksicht auf ihr Leben, noch schonten sie ihre Kräfte, drohte doch der Ort, dessen Wächter sie bisher gewesen waren, unterzugehen" 5). 1) b 6,98: ... 6EOÜ yap tl7t&pXELV 't"~v 7t6ALV. Schon bei der Belagerung J erusalems durch Sossius u. Herodes wurden die Juden durch eine ähnliche Gewißheit beherrscht: b 1,347 = a 14,470, vgl. dazu A. Schlatter, Die Rel. des Judentums nach dem Bericht des Josephus, 1932, 221. 11) b 5,459. Dio Cassius berichtet, daß sogar einzelne römische Soldaten den Gerüchten von der Unbezwingbarkeit der Stadt Glauben schenkten und zu den Juden überliefen (66,5). 3) b 6,72ff. ') b 6,79f. 5) b 6,253. Im letzten Satz ist mit Destinon u. Thackeray 8L' öV zu lesen (MSS: 8L' ö U. 8L' OU, Lat. cuius gratia), s. die Ausgabe v. B. Niese 6,546 im App. zu Z. 10.
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Für den Kampf um das Heiligtum bildet die Schilderung des Dio Cassius eine eindrucksvolle Ergänzung: "Die römischen Truppen "drangen aus abergläubischer Furcht nicht sofort (in das Heiligtum) ein, sondern erst später, als Titus sie dazu antrieb, rückten sie in das Innere vor. Die Juden verteidigten sich gegen sie mit außerordentlichem Mut, als sei es ein Glücksgeschenk, beim Tempel und im Kampfe für ihn zu fallen" 1). Auch in der Hitze des Kampfes erwiesen die Verteidiger dem Heiligtum die gebührende Ehre: Das gemeine Volk kämpfte im Vorhof, die Edlen (ßOUAE:U't'OCL) in den inneren Höfen, während die Priester das Tempelgebäude selbst verteidigten 2). Dia Cassius fährt fort: "und sie wurden nicht eher überwundenobgleich nur wenige gegen eine große Überzahl kämpften - bis daß ein Teil des Tempels in Flammen aufging. Denn daraufhin suchten einige von den Schwertern der Römer durchbohrt zu werden, andere mordeten sich gegenseitig, wieder andere töteten sich selbst, etliche aber stürzten sich ins Feuer. Dabei glaubten sie alle, am meisten aber die letzteren, daß es nicht Verderben, sondern Sieg, Heil und Seligkeit bedeute, wenn sie mit dem Tempel zugrundegingen" .
Eine rabbinische legendarische Anekdote illustriert diesen erschütternden Bericht: Die Priesterjünglinge hätten auf dem Dach des brennenden Tempels den Tempelschlüssel nach oben geworfen, und Gott habe ihn aufgenommen. "Sodann sprangen sie hinab und stürzten sich ins Feuer" 3).
In der Schilderung des Dio Cassius erscheint der Verzweiflungskampf um das Heiligtum in einem anderen Licht als bei J osephus, und wir· dürfen dem durch die antizelotische Tendenz weniger entstellten Bericht eines Nicht juden mehr Vertrauen schenken. Er zeigt uns, wie die Juden bis zuletzt auf die Einhaltung der Reinheitsbestimmungen im Tempel achteten und wie bis zum Brand des Tempels ihr Eifer nicht nachließ. Vermutlich erwarteten sie bis zuletzt Gottes direktes Eingreifen, entsprechend dem apokalyptischen Gesetz: je größer die Not, desto näher ist Gottes wunderbare Hilfe. Nach J osephus hat noch unmittelbar vor der Einnahme des Heiligtums ein zelotischer Profet dem V ülk als Befehl Gottes verkündigt, sie sollten zum Tempel hinaufgehen, "dort würden sie die Zeichen der 1) Dia Cassius, 66,6 (Th. Reinach 193). 2) Die Unterscheidung zwischen Volk und Adel ist wohl auf den mit jüdischen Verhältnissen nicht vertrauten Beobachter zurückzuführen. Vielleicht sind mit dieser 2. Gruppe die Leviten gemeint. 3) Taan. 29a, Baraita, Üs. n. Goldschrnidt 3,741; vgl. syr. Bar. 10,18. u. ARN cd. Schechter 4,24. L
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Erlösung empfangen" 1). Auch in der unter dem Eindruck der Zerstörung J erusalems entstandenen Esra-Apokalypse sollte der Messias - wähxend sich ein unzählbares Heer aus allen Völkern an einem Punkte, d.h. wohl vor J erusalem, versammelte - "auf den Gipfel des Zionsberges treten ... (und) den Völkern, die wider ihn gezogen sind, ihxe Sünden strafen" 2). Der erschütternde Endkampf um den Tempel ist wohl das eindrucksvollste Beispiel jenes "Eifers für das Heiligtum", der das Judentum vor 70 n. Chx. in so starkem Maße erfüllt hat. Obwohl die Verteidiger jederzeit, wenn sie zu den Römern übergelaufen wären, Leben und Freiheit hätten retten können, zogen sie den aussichtslosen Kampf bis zum Ende vor 3). Wir sehen daraus, wie sich dieser Eifer mit der eschatologischen Hoffnung verband: als Antwort auf die bedingungslose Hingabe erwartete man Gottes Eingreifen. E.
ZUSAMMENFASSUNG:
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ALS ESCHATOLOGISCHE TORA-
VERSCHÄRFUNG
Wie schon oben gesagt wurde, war der Eifer für Gottes Sache, d.h. für Gesetz und Heiligtum, eine Erscheinung, die das ganze palästinische Judentum seit der Makkabäerzeit, und hier wieder besonders die aus den Chasidim hervorgegangenen Gruppen der Essener und Pharisäer, betraf; au~h das Urchxistentum war durch sein jüdisches Erbe wenigstens teilweise davon geprägt. Dieser "Eifer" gründete in dem Bewußtsein der Erwählung und Besonderheit Israels, und man empfand ihn daher durchaus positiv; erst in dem von den Katastrophen von 70 n. Chx. und 135 n. Chx. beeindruckten Rabbinat zeigte sich eine kritischere Haltung gegen gewisse Züge dieses Eifers. 1. Letzter Ausgangspunkt dieses Eifers war Gottes Eifer für die Reinheit und Freiheit Israels. Als menschliches Vorbild erschien vor allem Pinehas und zwar in doppelter Weise: a) Der Eifer forderte - gerade in den Augenblicken der Gefahx 1) b 6,285f, s. u. S. 235. 249. lI) 4. Esra 13,34-37. Nach dem syr. Bar. 40,1 wird der feindliche Herrscher (s. u. S. 310) auf dem Zionsberg vom Messias getötet. Vgl. auch Apk 14,1, das Lamm auf Zion. Vgl. auch Bill. 1,151: Pes. R. 36 (162a): Der Messias offenbart sich auf der Zinne des Tempels. 3) Vgl. b 6,229. Selbst schwer belastete Zelotenführer wurden aufgenommen. Erst nach dem Tempelbrand wurden Überläufer abgewiesen, doch machte man diese Anordnung wieder rückgängig: b 6,352.386ff.
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die völlige Hingabe an Gottes Willen, den leidenschaftlichen Einsatz bis hin zum Opfer des eigenen Lebens, für Gottes Ehre bzw. für die Rettung der bedrohten Glaubensgüter. So führt der Eifer hin zur noch offenstehenden Frage des Martyriums bei den Zeloten 1). Dieser Eifer betraf in gleicher Weise Gesetz und Heiligtum, beide waren vor der Tempelzerstörung untrennbar miteinander verbunden: "The parts they played were complementary; the Torah mediated God's revelation to his people, while the temple-worship mediated the nation's devotion to its God" 2).
Große Teile der Tora waren dem Heiligtum und dessen Kult gewidmet und zogen eine schützende Mauer um dasselbe, während andererseits das Heiligtum als Ort der Gegenwart Gottes den sichtbaren Mittelund Sammelpunkt aller toratreuen Juden bildete. b) Der "Eifer für Gottes Sache'" bediente sich aber auchstellvertretend für Gottes richtenden Zorn - der Gewalt; sei es, daß er dem mißachteten Gesetz bei den eigenen Volksgenossen wieder Geltung verschaffen mußte, sei es, daß man das bedrohte Heiligtum gegen die Heiden verteidigte. In allen Fällen, wo die Heilsgüter Israels von innen oder von außen bedroht waren, wurde diese Gewaltanwendung zur heiligen Pflicht: hier stehen wir vor der ebenfalls noch zu behandelnden Frage des Heiligen Krieges. Während "die leidenschaftliche Hingabe an Gottes Willen" auch 1) Die Aufforderung zur Martyriumsbereitschaft wa~ schon bei Judas Galiläus vorhanden, s. o. S. 80. Auch bei Pinehas wurde sie in der Haggada - im Gegensatz zum A.T. - vorausgesetzt, s. o. S. 163. Weiteres s. u. S. 263ff. 2) W. R. Farmer 85. Die These Boussets (B.-Gr., Rel. 113), die Volksfrömmigkeit habe sich von Tempel und Kultus "in immer stärkerem Maße abgelöst", läßt sich nicht mehr halten. Die drei von ihm angeführten Gründe sind in keinem Falle stichhaltig: 1. Die Funde von Qumran zeigten, in welch starkem Maße die Essener vom priesterlich-kultischen Ideal geprägt waren; sie lehnten den Tempel nicht ab, weiler ihnen nichts mehr bedeutete, sondern weil er ihnen nicht rein genug war, vgl. a 18,8. Ihren Ursprung nahmen sie aus einer Sezession priesterlicher Kreise. 2. Der Weg Jesu führte mit unausweichlicher Notwendigkeit nach Jerusalem und ins Heiligtum. Dort entschied sich sein Schicksal. 3. Die Behauptung, daß die jüdische Religion durch die Zerstörung des Tempels "kaum erschüttert" wurde, ist definitiv unrichtig. Gesetzestreues Judentum und Rabbinismus blieben auch nie h t "dieselben vorher wie nachher". Allerdings hatte das spätere Rabbinat gute Gründe, diesen Bruch zu verwischen und die zelotische Vergangenheit seines linken Flügels zu verdecken (s. o. S. 22 s. u. S. 340). Ein eindrucksvolles Beispiel der schweren religiösen Krise nach der Tempelzerstörung bildet die sog. 4. Esra- Apokalypse. V gl. dazu H. J. Schoeps, Die Tempelzerstörung 1. J. 70, Aus frühchristlicher Zeit, 1950, 144-183, s. vor allem 168; vgl. auch C. Thoma, BZ NF 12 (1968), 30-54.186-210.
ZUSAMMENFASSUNG
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einen Wesensbestandteil des Wirkens Jesu und der urchristlichen Frömmigkeit bildete, mußte hier die Verpflichtung- zur Gewaltanwendung abgelehnt werden. Das tat wohl Paulus, wenn er den ~1jAO~ 6e:oü der Juden als OU x<X"t" btLyvw(J'LV (Rö 10,2) zurückwies. Auch die klare Aussage, daß Rache und Vergeltung allein Gottes Sache seien, der Glaubende aber seine Feinde lieben solle, ist vielleicht als Abwehr eines falschen zelotischen Eifers zu verstehen 1). Entsprechend hat auch die urchristliche Gemeinde selbst gegenüber schweren Sündern keine Gewalt angewendet, sondern diese dem strafenden Eingreifen Gottes überlassen 2). Da es in der Frage der Anwendung äußerer Gewalt zwischen dem Zelotismus und der Urkirche keinen Kompromiß geben konnte, ist auch eine Beteiligung der Christen am Aufstand gegen Rom äußerst unwahrscheinlich 3). Für die Zeloten war gerade dieser Zug des Eifers der entscheidende. In Anknüpfung an alttestamentliche Vorbilder waren sie der Meinung, daß man in dieser von widergöttlichen Mächten beherrschten Welt dem heiligen Willen Gottes nur durch das Schwert Raum schaffen könne. Männer wie Jesus und Paulus mußten in ihren Augen als gefährliche Schwärmer erscheinen, vielleicht gerade deshalb, weil jene in anderen Punkten ihnen so nahe standen. Durch ihre stetige Bereitschaft, gegen Übertreter des Gesetzes rücksichtslos vorzugehen, entwickelten die Zeloten unter stillschweigender Duldung der jüdischen Behörden im Laufe der Zeit wohl eine Art von Femegerichtsbarkeit, die auch dort eingriff, wo die durch die prokuratorische Gewalt eingeschränkte jüdische Gerichtsbarkeit versagte. 2. Ein Wesenszug, der die Essener und die Verkündigung Jesu in gleicher Weise beherrscht, ist - wie H. Braun nachgewiesen hat 4) - die Verschärfung der Tora, die "Radikalisierung des 1) VgI. Rö 12,19ff; vgl. auch Mt 5,39ff.44ff; 6,12; Lk 9,54f; 10,5-37 u.ö. und auf J esus selbst bezogen 1. Petr 2,23. 2) Apg 5,1-11; vgI. auch 1. Kor 5,3ff. Auch das Rabbinat kannte die "Strafe durch den Himmel", jedoch war sie auf bestimmte Sünden beschränkt: s. Sanh. 9,6c u. Raschi zu Schab. 25a; vgl. S. Krauß, op. cit. 264. 3) Diese These wird neuerdings sehr entschieden, aber wenig überzeugend, von S.G.F. Brandon. The Fall of Jerusalem and the Christian Church, 1951, vertreten, s.u. a. S. 10r. 179f. Brandon übersieht vor allem auch, daß die zelotische Messiashoffnung in keinem Falle mit dem Glauben an Jesus als den wiederkommenden Messias vereinigt werden konnte, s.u.S. 306f. 4) Spät jüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus, 2 Bde. 1957, 1,17 .32f.73.99; 2,3 u.ö. Leider hat der Verfasser in den Pirke Abot eine einseitige und damit ungünstige Vergleichsbasis für die rabbinische Ethik gewählt. Es läßt sich diese daraus fast ebenso wenig erheben, wie aus den Proverbia eine
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Gehorsams". Man wird diese "Verschärfung" der Forderung Gottes auch als eine Charakterisierung der zelotischen Bewegung betrachten dürfen. Zwar schweigen die Quellen darüber, welche Bedeutung in zelotischen Kreisen der Auslegung der Tora beigemessen wurde, doch wird man aus der pharisäischen Herkunft und der Tatsache, daß der Gründer Judas - in gleicher Weise wie sein Sohn und späterer Führer der Partei, Menahem - crOrpLcrTf]<;; genannt wird 1), schließen dürfen, daß trotz des ständigen Kleinkriegs und der damit verbundenen Unsicherheit das Studium der Tora auch bei den Zeloten· geübt. wurde, zumal sie wohl stets mit dem radikalen Flügel der Gelehrten,. den Schammaiten, in Verbindung geblieben sind. Eine Verschärfung der ursprünglichen Gesetzesforderung war vor allem die Grundthese des Freiheitskampfes, daß allein Gott von Israel als. "Herr" anerkannt werden dürfe und darum jede politische Fremdherrschaft abzulehnen sei 2). Auch die daraus abgeleitete Ablehnung des Census, der Steuerzahlung, der Kaiseropfer, sowie die Forderung nach der unbedingten "Freiheit Israels" können als eine solche "Verschärfung" verstanden werden. Die notwendige Konsequenz dieser Radikalisierung des 1. Gebots war, daß man diejenigen, welche sich weiterhin der fremden Macht unterordneten, als Apostaten bzw. Heiden betrachtete und mit dem Tode "bestrafte" 3). Die strenge Bilderfeindschaft, die sich bis auf die Münzbilder erstreckte, die Forderung der "Zwangsbeschfl.eidung~' bei Heiden, jene eifersüchtige Wachsamkeit über den Heilsgütern Israels sowie die rigorosen Bestimmungen, welche die Verbindung mit den Nicht juden abschneiden sollten, kann man ebenfalls als Züge dieser "Toraverschärfung" betrachten. Dasselbe gilt für die rücksichtslose Anwendung der Todesstrafe: man wollte dadurch die in der Tora geforderte Reinheit Israels erreichen. Selbstverständlich bieten die sehr fragmentarischen Quellen nur kleine, zufällige Ausschnitte der zelotischen Deutung des Gesetzes. Es wird aber daraus dennoch
Ethik des AT ZU gewinnen ist. Dieser zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. kodifizierte, die Vorzeit einseitig idealisierende Traktat mit seiner Auswahl einzelner Lebensregeln kann kein wirkliches Bild pharisäischer Frömmigkeit des 1. Jh. n. Chr. geben. 1) S. o. S. 87 A. 3; 90f s. u. S. 339. 2) S. o. S. 93ff: Vermutlich lag dieser Forderung ein neues Verständnis des 1. Gebots und des Schema zugrunde. 3) b 2,264; 7,254f. s. o. S. 144f.
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sichtbar, daß die Anweisung zum eigenen 'Handeln immer zugleich polemische Züge trug: man bezog darin Front gegen die Nicht juden, die Frevler am jüdischen Glauben, die Freunde der heidnischen Unterdrücker im eigenen Volk und gegen alle, die das Gesetz mißachteten. Die Lehre der Zeloten war dementsprechend keine juristische Kasuistik oder metaphysische Spekulation, sondern Kamp flehre, Anleitung zur Tat, zum eifervollen Bekenntnis. 3. H. Braun führt diese radikale Tendenz bei den Essenern und in der Verkündigung ] esu mit Recht auf die eschato,logische Naherwartung zurück 1); in gleicher Weise läßt sich auch die Raclikalisierung des Gesetzes bei den Zeloten aus der eschatologischen Grundhaltung dieser Sekte ableiten. Die mit dem offenen Aufruhr gegenüber der römischen Herrschaft verbundene Forderung der Alleinherrschaft Gottes war für die Zeloten der erste Schritt zur Herbeiführung des Gottesreiches, dessen Kommen ja zumindest teilweise von dem eigenen Einsatz abhängig war. In gleicher Weise bildete auch das Bestreben, mit allen Mitteln die "Reinheit Israels" herbeizuführen, einen Versuch, dem endzeitlichen Kommen Gottes freie Bahn zu bereiten. Daß die von H. Braun hervorgehobenen radikalen Züge des "Besitzverzichts" und der "Märtyrerethik" 'auch für den Zelotismus zutreffen, liegt auf der Hand 2). Allerdings betrachteten zumindest die Essener und die Zeloten ihr Verständnis des Gesetzes nicht als eine "Verschärfung" in dem Sinne, daß sie die alte, dem Mose gegebene Tora veränderten oder Neues hinzu fügten, im Gegenteil, sie wollten gerade jetzt in der letzten Zeit der Tora Moses wieder in ihrem ursprünglichen, unverfälschten Sinn Geltung verschaffen. Bezeichnend ist, daß ] osephus dagegen den Zeloten mehrfach den Vorwurf macht, sie hätten neue Lehren eingeführt bzw. die alten abgeändert 3). Zum Schluß sei die Vermutung angefügt, deren Nachweis im einzelnen über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen würde, daß auch die pharisäische Bewegung in ihrer ursprünglichen Form, vor der rabbinischen Erstarrung, in Analogie zu den Essenern, der 1) Op. cit. 1,31f: "Dieser Eifer, diese Vollkommenheit sind nun aber erst recht verstanden, wenn man für sie die Nähe des Eschatons einkalkuliert". V gl. auch 1,56f.112; 2,19ff. 45.53 u.Ö. I) S. H. Braun~ op. eh., in den Sa~hregistem zu Bd I u. II unter den genal)nten Begriffen. 8) Vgl. a 18,9f; b 2,410. 412. 414: in Bezug auf die Kaiseropfer: xcxwo't'o(-ld\l 6p'1Jaxdcx\l ~t\l'1J\I, sowie die Wahl des Hohenpriesters b 4,157.
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Verkündigung J esu sowie der Zeloten, von dem Motiv der eschatologischen Toraverschärfung her gedeutet werden kann. Man braucht dabei nur auf ihren Kampf gegen die Hasmonäer und gegen Herodes, sowie auf die Tatsache zu verweisen, daß die Gründer der zelotischen Bewegung, Zadduk und Judas, und auf der anderen Seite ein Paulus aus ihren Reihen hervorgegangen sind 1). 1) H. Braun, op. cit. 1,10 A. 3 weist auf das Fehlen des Begriffs .. Eifer" in Abot I-IV hin. Doch darf man von hier aus noch nicht ohne Weiteres Schlüsse auf die Pharisäer zur Zeit Jesu ziehen: s. o. S. 230 A. 2.
KAPITEL FÜNF
DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG A.
ZELOTISCHE PROFETEN
1. Die falschen Profeten n{lch Josephus
In seinem Bericht über den Untergang des Heiligtums erwähnt J osephus falsche Profeten, die von den Zeloten zu Propagandazwecken eingesetzt wurden: "Von den Tyrannen Waren damals viele (Profeten) für das Volk bestellt worden, die verkündigten, man solle auf Gottes Hilfe harren, damit (die Leute) weniger überliefens und bei denen, die in Furcht und Mißtrauen lebten, die Hoffnung erstarken möge."
Der Spruch eines solchen falschen Profeten (~Eu307tpocp~'t""Y)<;) hatte zur Folge, daß in einer der Tempelhallen 6000 Menschen, die dort auf "die Zeichen der Erlösung" warteten, von den Römern getötet wurden oder in den Flammen umkamen 1). Man wird daraus schließen dürfen, daß schon zu früherer Zeit unter den Zeloten Profeten wirksam waren. J osephus erzählt mehrfach von Volksverführern und falschen Profeten, die während der Herrschaft der Prokuratoren auftraten. So soll schon unter Pilatus ein samaritanischer Profet oder Pseudomessias Unruhe erregt haben 2). Als' Zweiter erscheint unter Cuspius Fadus (ab 44 n. Chr.) Theudas 3), "der von sich behauptete, Profet zu sein". Für J osephus ist er allerdings nur ein gewöhnlicher Betrüger 4). Es folgte ihm eine große Menschenmenge - nach Apg 5,36 vierhundert Mann - unter Mitnahme ihrer Habe zum Jordan, den er durch seinen Befehl spalten wollte, damit alle mit ihm hindurchziehen könnten. Die Analogie zum Exodus aus Ägypten ist offensicht1) b 6,286 (vgl. 283ff). Zum Sprachgebrauch von J. s. J. Reiling, NovTest 13 (1971) 147ff. 2) a 18,85-87. R. Eisler, 2,700ff verbindet damit phantastische Kombinationen. 3) a 20,97f, vgl. Apg 5,36. Die Identität ist nicht zu bezweifeln, s. Schürer 1,566. 4) y61)C:;. Der Begriff hat für Josephus ausgesprochen den Sinn von Betrüger u. Volksverführer. Er verwendet ihn vor allem für die falschen Profeten: b 2,261; a 20,160.167.188. Vgl. weiter b 4,85: Johannes v. Gischala; b 5,317: Die Kriegslist des Juden Kastor; vita 40: Justus v. Tiberias.
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
lieh. Auch die Israeliten verließen damals unter Mitnahme ihrer beweglichen Habe Haus und Hof im Lande Gosen und zogen der Wüste zu; im Augenblick höchster Not spaltete Mose das Schilfmeer. Israel zog hindurch, während die Verfolger ertranken 1). Im Falle Theudas behielten allerdings die Letzteren die Oberhand, er selbst wurde enthauptet und sein Kopf als Siegestrophäe und"" zur Abschreckung nach Jerusalem gebracht. Nach allem wird Theudas kein gewöhnlicher "Profet" gewesen sein; vielleicht betrachtete er sich als "Mose reclivivus" gemäß Dt 18, 15f 2). Eine erstaunliche Parallele bietet sich in den Vitae Prophetarum 3). Danach habe Hesekiel die Wasser eines Flusses (vielleicht der Euphrat nach Jes 11,15f) gespalten und die Israeliten ans andere Ufer geführt, während die chaldäischen Verfolger, clie ein Wiedererstarken (&v&ppwenc:;) der Juden befürchtet hatten, ertranken. Als "zelotischer Profet" im eigentlichen Sinne kann Theudas nkht betrachtet werden, man wird in ihm vielmehr einen profetisch-messianischen Prätendenten eigener Prägung sehen dürfen 4). " Während der Amtszeit des Felix (52-60 n. Chr.) nahmen die Umtriebe der "Gaukler und Betrüger" (y61)'t'EC:; xCX,t &7tCX,'t'EWVEC:; d.V8PW7tOL [Ant.]), die "unter dem Deckmantel göttlicher Inspiration Aufruhr und Umsturz im Sinne führten", immer mehr zu. Ihr Enthusiasmus wirkte ansteckend auf das Vo"ik (ocx'LfLovii.v 't"O 7tA1l8oc:;), schließlich führten sie eine große Schar in die Wüste, wo ihnen Gott die "Zeichen der Freiheit" offenbaren würde. Sie erlitten jedoch dasselbe Schicksal wie Theudas 5). Zur selben Zeit trat ein "Ägypter" 1) Vermutlich waren seine Nachfolger in Ana~ogie Zu Ex 13,18ff auch bewaffnet. 2) Zur Erwartung des endzeitlichen Profeten s. T. Benj. 9,2; Joh 1,21.25; 6,14. Zur Problematik s. J. Jeremias, Art. Mwücr7jc; ThWB 4, 862ff. Die schmale Quellenbasis wurde durch die Funde von Qumran ergänzt: s. 1QS 9,11 und 4 Qtest (No 175), 5 mit dem Zitat von Dt 18,18f, s. DJDJ V, 58. Auch in Apg 3,22 u. 7,37 wird Dt 18,15 messianisch gedeutet. Zur Vorstellung vom Mose redivivus s. Volz, Eschat. 194f, J. Jeremias, op. cit. 4,865ff, N. Wieder, JJSt 4 (1953), 158ff sowie A. S. van der Woude, Die messianischen Vorstellungen der Gemeinde v. Qumran, 1957, 80f. Wenig wahrscheinlich ist es, daß Theudas als Josua redivivus erscheinen wollte: so R. Meyer, Art. 7tpoqdrr1)c;, ThWB 6,827 u. R. Eisler 2,705. 3) Th. Schermann, Propheten- u. Apostellegenden, TU 3,1 (1907), 90 Z. 9ff. Das Motiv der Flußdurchquerung hängt vielleicht mit Jes 11,15 zusammen und erscheint noch in 4. Esra 13,44.47 u. Apk 16,12. 4) Zur messianischen Deutung s. J. Jeremias, op. cit. 4,863.866. R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 54 hebt mit Recht hervor, daß Theudas von der palästinisch urchristlichen Tradition als Konkurrent Jesu betrachtet wurde. 5) b 2,259f = a 20,167. Zu den Zeichen der Freiheit s. o. S. 119.
ZELOTISCHE PRO FETEN
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- vermutlich ein ägyptischer Jude - auf, der sich ebenfalls als Profet ausgab. Die Schilderung des V organgs und die Zahlenangaben über seine Anhänger 1) sind nun allerdings im Bellum und in den Antiquitates nicht einheitlich. Vernlutlich hatte der Ägypter seine Anhänger zuerst in die Wüste und von dort auf den Ölberg geführt 2).- Dort wollte er die Mauern Jerusalems - wie einst unter J osua die Mauern J erichos - zusammenstürzen lassen und sich so der Stadt bemächtigen. Felix trat ihm jedoch mit seiner Streitmacht entgegen, und seine Anhängerschar wurde zersprengt. Wenig glaubhaft ist, daß die Einwohner Jerusalems die römischen Truppen dabei unterstützt haben sollen 3). Der Profet selbst verschwand auf unerklärliche Weise 4). Auch er scheint sich nicht als gewöhnlichen Profeten, sondern als messianischen Prätendenten ausgegeben zu haqen. Nach dem Bellum versprach er: " ... die römische Besatzung in Jerusalem zu besiegen und die Herrschaft über das Volk anzutreten (-toG 8l)!Lou "C-UPCXVVe:Lv), wobei er diejenigen, welche mit ihm in die Stadt eindringen würden, als Leibwächter anstellen wolle" 5).
Auch dazu finden wir ein entsprechendes Motiv in der späteren Haggada. Danach ziehen die Israeliten nach Rom, "eine Himmelsstimme ertönt: Tut mit Rom, wie Josua mit Jericho getan hati" 1) a 20,169: 7tpocpl)'t1)C; e:tVCXL A~YWV; b 2,261: ~e:u807tpocpl)'t1)C;, vgl. Apg 21,38. Nach b 2,261 waren es gegen 30000; Apg 21,38 spricht dagegen von 4000 Sikariern; a 20,171 nennt 400 Tote und 200 Gefangene - nach dem Belium soli jedoch die Mehrzahl getötet oder gefangengenommen worden sein. F. ]. Foakes ]ackson u. K. Lake, The Beginnings of Christianity, Part I, The Acts ... 1920ff, 4,277 vermuten einen Lesefehler von ß = 4000 in A = 30 000. Phantastisch D. Georgi, Die Gegner des Paulus ... ,1964, 123f. 2) So b 2,262; vgl. auch Apg 21,38. Nach den Antiquitates führte er den Pöbel ] erusalems nur auf den Ölberg; im Bellum dagegen sammelte er seine Anhänger im Lande und führte sie zuerst in die Wüste. Im ersteren Falle, dem sich E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, Meyers Komm. 14. A. 1965, 549f anschließt, ist es schwer zu erklären, warum der Ägypter, um sich der Stadt zu bemächtigen, erst diese verläßt und dann die Mauern einfallen lassen will. 3) So b 2,263; möglicherweise ist die Tempelpolizei als eine Art von "munizipaler Miliz" mit gegen den Ägypter ausgerückt, s. o. S. 31 A. 7. 4) a 20,171. Wahrscheinlich glaubte das Volk an ein wunderbares Entkommen· und erwartete ihn zurück, s. Apg 21,38. 6) b 2,262. Die Vermutung E. Lohmeyers, Das Evangelium des Markus, Meyers Komm. 12. A. 1953, 229 (zu 11,1), daß durch Hes 11,23 u. vor allem Sach 14,4 der Ölberg innerhalb der messianischen Vorstellungen des Spät judenturns eine gewisse Bedeutung erhielt, ist trotz der Einwände von W. Foerster, Art. öpoc;, ThWB 5,483 A. 102 nicht unwahrscheinlich; vgL auch "The Beginnings of Christianity", 5,22 u. R. Eisler 2,440 A. 1. Beispiele aus der späteren rabbinischen Haggada s. bei Bill. 1,841 + 2,298f (Leqach tob Nu 24,17).
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Die Israeliten handeln entsprechend, und die Mauern Roms stürzen zusammen 1). Ebenso wenig wie Theudas war dieser Ägypter ein "Zelot" im strengen Sinne der Zugehörigkeit zu der von Judas dem Galiläer gegründeten Partei, im Gegenteil: er gründete eine eigene Bewegung und erhob Herrschaftsansprüche für seine eigene Person 2). Daß Apg 21,38 seine Anhänger "Sikarier" genannt werden, erklärt sich daraus, daß für die Römer unter Felix alle bewaffne.ten Aufrührer als "sicarii" d.h. Mörder bezeichnet werden konnten. Unter Festus soll wieder .ein "Goet" aufgetreten sein, der seinen Opfern, die ihm in die Wüste nachfolgten, "Heil und ein Ende aller Übel" voraussagte. Festus ließ ihn jedoch verfolgen und .samt seinem Anhang niedermachen 3). Allen diesen "falschen Profeten" gemeinsam ist der Zug in die Wüste und das Versprechen, daß dort die Erlösung eintreten solle. Dies weist auf ein festes profetisches Schema "der Erlösung" hin, das an den Exodus aus Ägypten anknüpfte 4). Auch im Matthäusevangelium finden wir noch eine Andeutung davon. Während bei den Synoptikern allgemein mehrfach vor Pseudoprofeten gewarnt wird, umschreibt Matthäus diese Warnung noch näher (24,26): "Wenn sie euch sagen, siehe er (der Pseudoprofet oder Pseudomessias) ist in der Wüste, gehet nicht hinaus ... " 5).
Man darf wohl annehmen, daß diese Warnung durch das konkrete Geschehen in den Jahren vor Ausbruch des Jüdischen Krieges geformt wurde. Bezeichnend ist auch, daß bei J osephus und in den Evangelien die Grenze zwischen Pseudomessias und -profet fließend ist 6). An sich unterscheidet J osephus deutlich zwischen den "Schlächtern" (crCP/XY~W\l), d.h. den Sikariern, und "einer zweiten Bande von 1) S. dazu G. Dalman, Der leidende und sterbende Messias der Synagoge, 1888, 12. 2) ,Zu den verschiedenen Identifizierungsversuchen bei der Person des Ägypters s. R. Eisler, 1,177 A. 6 u. 2,708. 3) a 20,188; möglicherwr;:ise liegt hier eine Dublette vor. ~) Zur Analogie des Exodus s. o. S. 119f u. S. 124f; zur Wüste s. u. S. 255ff. Ii) Zur allgemeinen Warnung vor falschen Profeten s. Mk 13,6 = .Mt 24,5; Mk 13,12f = Mt 24,23f; vgl. weiter Mt 7,15 u. 24,11. 11) Vgl. das Nebeneinander v. tPEu86XPLCJ'tOL U. tPEu801tpocplj'tIXL Mk 13,22 = Mt 24,24, die unterschiedslos "Zeichen und Wunder tun". Zu den Pseudoprofeten des Josephus s. R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 84 u. ThWB 6,826f.
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Schurken, deren Hände zwar reiner, deren Sinn jedoch noch verworfener wal' ... ", d.h. den falschen Profeten 1). Sie bedienten sich weniger der Waffe· als der visionären Schau; sie bildeten jeweils kurzlebige Gruppen, die durch das Eingreifen der Prokuratoren wieder auseinanderfielen. Die Zeloten dagegen, wohl organisiert und in ihren Schlupfwinkeln über das Land zerstreut, blieben trotz aller Einzelerfolge für die Landpfleger ein unüberwindbarer Gegner. Dennoch muß auch bei den Zeloten das profetisch-enthusiastische Element wirksam gewesen sein: Als erstes Beispiel wäre der Sektengründer Judas selbst anzuführen, der in der Gamalielrede in einem Atemzuge mit dem Schwärmer Theudas genannt wird. Auch gewisse Züge seiner Verkündigung sowie ihre Wirkung erklären sich am besten dadurch, daß er seine Botschaft mit profetischer Autorität vortrug. Für die Zeit unmittelbar vor Ausbruch des Jüdischen Krieges bestätigt J osephus ausdrücklich die Verbindung zwischen Zeloten und Goeten 2): "Kaum waren diese (Unruhen) niedergeworfen, als, wie in einem kranken Körper, an anderer Stelle wieder die Entzündung aufbrach. Denn die Betrüger (ycll)'re:c;) und Räuber (AlIO'TptKOL) vereinigten sich, verführten viele zum Aufruhr und ermunterten sie, die Freiheit zu gewinnen ... "
Schließlich wäre noch der nach eyrene geflohene ehemalige Sikarier Jonathan zu nennen, der dort wohl zunächst eine gewisse Zeit in seinem Handwerk als Weber gearbeitet hatte, dann aber eine große Menge aus den niederen Volks schichten in die Wüste führte, "nachdem er ihnen versprochen hatte, Wunder und Erscheinungen zu zeigen". Der Statthalter bere.itete diesem unbewaffneten Exodus ein rasches Ende. Gerade dieses Beispiel zejgt, wie der visionäre Enthusiamus auch bei den Sikariern zu Hause war 3).
2. Die Profetie im Spät/tldenttlm Die hervorragende Untersuchung von R. Meyer über "Prophetenturn und Propheten im Judentum der hellenistisch-römischen Zeit" 4) hat klargelegt, daß die weit verbreitete Meinung, das Judentum jener Zeit habe nur noch ganz am Rande etwas vom Wirken des l)b 2,258; S. Zeitlin, Who crucified Jesus, 2. ed. 1947, 96ff, unterscheidet diese Goeten ·als .,apocalyptical Pharisees" von den Sikariern. 2) b 2,264f. 3) b 7,438ff. Gegen Georgi, op. ch. 125 A. 1 ist seine palästinische Herkunft entscheidend. 4) ThWB 6,81.3-828, s. auch schon sein Werk: Der Prophet aus Galiläa, 1940.
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
profetischen Charismas gewußt 1), nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Die angeblichen Zeugnisse des 1. Makkabäerbuches für das Aufhören des Profetentums sind wohl nur ein indirekter Hinweis auf den "Profeten" und Hohenpriester J ohannes H yrkanos 2), und die dem rabbinischen Bereich nahestehenden Belege, die, einschließlich J osephus, mit Rücksicht auf den abgeschlossenen Kanon das Profetentum auf die Zeit bis Artaxerxes I. beschränken 3), liegen bezeichnenderweise alle erst nach der Katastrophe von 70. n. Chr. R. Meyer hebt demgegenüber hervor, daß "die großen Aufstände unter Vespasian und Hadrian ohne eine gewaltige charismatische Komponente überhaupt nicht zu begreifen sind", und daß "der frühe Pharisäismus . .. an entscheidender Stelle... selbst hierzu seinen Beitrag (lieferte)", weil er mit dem Zelotismus wenigstens teilweise in enger Beziehung stand 4). Für das Profetentum der hellenistisch-römischen Zeit waren nun wohl folgende Züge typisch: 1. Die Einwirkung des Geistes geschah nicht mehr so sehr· durch unmittelbare Inspiration 5), sondern häufig über die charismatische Deutung von Schriftworten. Die Herausbildung des Kanons mußte durchaus nicht ein Aufhören des profetischen Charismas zur Folge haben, im Gegenteil: um die oft so dunklen von Gott inspirierten Worte der heiligen Schriften in angemessener Weise deuten zu können, . mußte man selbst Geistträger sein. So wird schon Dan 9,2ff die profetische Vision durch das Unvermögen ausgelöst, die· "dunkle" ',Weissagung Jeremias (25, 11 ff) über die 70 Jahre der Zerstörung J erusalems zu verstehen. Die Stelle wird Daniel nach gründlicher Vorbereitung durch Bußgebet und Fasten von dem 1) So J. Abrahams, Studies in Pharisaism and the Gospels, 2nd series, 1924, 120-128; Moore, Judaism 1,240f; B.-Gr., Rel. 394f; W. Foerster, Neutestamentliche Zeitgeschichte, Bd. I 2. A. 1955, 16f. 80. Dagegen schon O. Michel, Spätjüdisches Prophetentum, Neutestamentliche Studien f. R. Bultmann, 2. A. 1957, 60-67; vgl. R. Leivestad, NTS 19 (1972/3),288-99. 2) Zu 1. Makk. 4,46; 9,27 u. 14,41; s. R. Meyer, ThWB 6,816f; vgl. E. Bammel ThLZ 79 (1954), 351ff; anders R. Leivestad, op. cit. 295f. 3) Nach Josephus c. Ap. 1,41 hat seit .A.rtaxerxes die "exakte prophetische Sukzession" aufgehört. Die erschütternde Klage syr. Bar. 85,3 hat wohl, was das Aufhören der Profetie anbetrifft, KL 2,9 zum Vorbild, s. auch R. Meyer, op. cit. 6,815f. Zu den rabbinischen Anschauungen s. Bill. 2,127f u. 133f; E. Sjöberg, Gott und die Sünder im pa!. Judentum, Th WB 6,383f u. R. Meyer, op. cit. 6,817ff. 4) Op. cit. 6,820, s. auch 283 A. 4·. . 6) Einzelne Fälle unmittelbarer Inspiration finden wir noch: so bei dem Unheilsprofeten Jesus S. d. Ananias: b 6,300ff, oder bei dem urchristlichen Profeten Agabus : Apg 21,11; vgl. auch 2. Kor 12,1-4.
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Engel Gabriel in 70 Jahrwochen umgedeutet (9,22ff). Auch beim Lehrer der Gerechtigkeit 1) und bei den Essenern 2) waren die heiligen Schriften und hier wieder vor allem die profetischen Bücher der Ausgangspunkt zu eigener charismatischer Weissagung. Im Urchristentum finden wir ebenfalls diese profetisch-charismatische Schriftdeutung 3), und man könnte auf die ganze Frage die paulinische Formulierung 1. Kor 2,13 anwenden: 7tV€UfLIX'TLX.OL<; 7tV€UfLIX"t"Lx.a O'uyx.pLvov't'€<;. Selbst ein Josephus begründete seine profetische Gabe u.a. mit der Kenntnis der heiligen Schriften 4), und auch R. Akiba ging bei seiner profetischen Legitimierung des Scrumeon b. Kozeba von einem Schriftwort aus 5). 2. Da schon im Alten Testament der Geist als eine Gabe der Heilszeit verheißen wurde 6), ist es verständlich, daß insbesondere diejenigen jüdischen Gruppen, die im Bewußtsein der nahen bzw. angebrochenen letzten zeit lebten, für sich den Besitz des Geistes in Anspruch nahmen. Dies gilt für die Essener 7) in gleicher Weise wie für das Urchristentum 11), aber auch im frühen Pharisäismus scheinen Ansätze dazu vorhanden gewesen zu sein 9). Ebenso sind jene von 1) S. lQpHab 2,8f u. 7,5ff. A. S. v. d. Woude, op. cit. setzt den Lehrer der Gerechtigkeit mit dem Profeten von lQS 9,11 gleich und betrachtet ihn als Mose redivivus; vgl. auch R. Meyer, op. cit. 6,821. 2) Vgl. b 2,159. Auch die politische Gerichtsprofetie der Essener (s. u. S. 242 A. 1) scheint in der Schriftauslegung begründet zu sein: vgl. Z.B. 1 QpHab 9,6; 11,14 und 4Qtest (No 175), 21-30, s. DJDJ V, 58. .. 3) Vgl. Lk 24,27 u. Apg 8,31-35, sowie die paulinische Exegese Rö 4,3ff; 2. Kor 3,4-17; Gal 3,8ff; 4,21ff, vgl. O. Michel, Paulus und seine Bibel, 1929, 178: "Das 7tVEÜfLlX legt die YPIXCP~ aus". 4) b 3,352: Daneben hebt Josephus auch seine priesterliche Herkunft und sein Vermögen, Träume zu deuten, hervor . .zur profetischen Gabe des Josephus s. b 3,399-408, sein Bekenntnis vor Vespasian, u. vita 208ff, ein profetischer Traum; vgl. auch Sueton Vesp. 5,6 u. Dio Cassius 66,1. Siehe W. Weber, Josephus u. Vespasian, 1921,44-48.75. J. Hempel, AO 38 (1938), 25fvermutet, daß Josephus die Weissagungen des Deuterojesaja auf Kyros zum Vorbild nahm; s. o. S. 11 A. 2. V gl. M. Hengel, Judentum u. Hellenismus, 369ff. Ausführlich jetzt A. Schalit in: Aufstieg u. Niedergang d. Röm. Welt, H, 2, 1975, 208ff. 5) j. Taan. 68d,49f. S. Bill. 1,13; Zur Frage der Profetie auf Grund "kontemplativer Schriftbetrachtung" s. R. Meyer, op. cit. 6,820f. 6) S. Bieder, Art. 7tVEÜfLlX, Geist im Judentum, ThWB 6,368; vgl. Jes 32,15; 44,3; Hes 11,19; 36,26 u. Joel 3,H. 7) Vgl. u. a. lQpHab 2,5; 9,6; CD 4,4; 6,11; lQSa 1,1 (ed. Barthelemy u. Milik, Qumran Cave I, 109). Nach 1QpHab 2,7f geschah die Deutung "der Worte der Pro feten" für das "letzte Geschlecht," vgl. auch 7,2. Durch die Toraforschung wurden die "Geheimnisse der Endzeit" ans Licht gebracht: s. Fragm. 1Q 27 (Qumran Cave I, 103, Co!. 1,3ff), vgl. auch H. Braun, op. cit. 1,17f. 8) Apg 2,17ff (Joel 3,1); 8,15ff; Rö 5,5; 8; GaI3,2, u.ö. D) Vgl. die Psalmen Salomos sowie die messianischen Weissagungena t7,43ff.
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
Josephus aufgezählten falschen Profeten von hierher zu verstehen: als profetisch-messianische Beauftragte Gottes für die letzte Zeit glaubten sie im Besitze des göttlichen Geistes zu sein. 3. Wie schon im Alten Testament bezogen sich auch jetzt, da man unter dem Eindruck des nahen Endes stand, die Weissagungen weithin auf die Voraussage oder Deutung historisch-politischer Ereignisse. Dies zeigt die apokalyptische Schilderung der Religionsnot bei Daniel in gleicher Weise wie die von J osephus berichtete Weissagungspraxis der Essener 1). Auch im frühen Christentum 2) und im Pharisäismus lassen sich einzelne Beispiele dieser Art nachweisen 3). Besonders zahlreich sind in diesem Zusammenhangweil sie durch den Lauf der Geschichte bestätigt und daher festgehalten wurden - die Voraussagen des Untergangs von Jerusalem 4). ~.
Die zelotische Profetie als charismatische, eschatologische Schriftdeutung
Es wäre nun zu untersuchen, ob nicht auch das Wirken d~r zelotischen "Profeten" durch die drd Punkte der "charismatischen Noch Hillel sprach dem ganzen Volk den Geistbesitz zu: T. Pes. 4,2 (Z. 162). Bill. 2,819f A. 1. Zur Ausgießung des Geistes in der Endzeit nach Joel 3,lff s. Bill. 2,134,615f; 4,915; s. auch E. Sjöberg. op. cit. 6.383. 1) b 1,78ff = a 13,311: Die Voraussage des nahen Todes des Königsbruders Antigonus durch den Essener Judas. Vermutlich hatte A. durch seinen Tempeldienst unmittelbar nach Rückkehr aus dem Feldzug einen großen Frevel begangen (vgl. 1QM 9,8). Der Essener Menahem sagt a 15.373 dem jungen Herodes die Königswürde und damit den Untergang der Hasmonäer voraus. Nach b 2, 112f = a 17,346 deutet der Essener Si mon dem Archelaos einen Traum auf dessen unmittelbar bevorstehende Absetzung. In allen diesen Fällen handelte es sich also um Strafweissagungen. Wahrscheinlich war dabei das AT vorbildlich: zu b 1,78ff vgl. 1. Kge 21,17 u. 2. Kge 1,4f; zu a 15,373 vgl. 1. Kge 11.29ffu. 19.15f; 2. Kge 8,10ff u. 9,2f. Zu b 2,112f vgl. die Deutung der Träume Nebukadnezars durch Daniel; M. Hengel, Judentum u. Hellenismus 439. 2) S. Apg 11,28. vgl. dazu 1. Kge 17,1 u. Apg 21,10f, vgl. die profetischen Gleichnishandlungen J es 20,2 u. J er 13,1ff, s. auch Euseb, h.e. 3,5: die profetische Weisung an die Gemeinde in Jerusalem zur Flucht nach Pella. Vgl. weiter E. Fascher, IIPO<J>HTH:E 1927, 161ff, der allerdings die essenischen Profeten völlig fehldeutet. Auch Lk 21,20-24 (== Mk 13,14-18) geht wohl auf einen solchen Profetenspruch zurück. 3) S. a 14,174ff: Die Strafvoraussage des Sameas vor Hyrkan u. dem Synhedr~um; a 17,43ff die messianischen "Weissagungen" der Pharisäer gegenüber der Frau des Bagoas; nach T. Para 3,8 (Z. 632) sagte Jochanan b. Zakkai einem Hohenpriester den nahen Tod voraus, der prompt eintraf; nach Gittin 56 a.b. begrüßte er Vespasian als künftigen Kaiser. Zu Akiba s. u. S. 245. Weitere Beispiele bei R .. Meyer, op. cit. 6,824f. 4) V gl. das Drohwort Jesu Mk 13,2 par., weiter den ekstatischen Profeten Jesus S. d. Ananos b 6,300f. Zur rabb. Überlieferung. s. Bill. 1,1045f: j. Joma 43d,71 Jochanan b. Zakkai; Bill. 4,99: Gittin 56a: das 40-jährige Fasten R. Zadoks; weiter Joma 3,11 u. die Gemara bab. 38a (Goldschmidt 3,101).
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Schriftdeutung", des "eschatologischen Geistbesitzes" und der "historisch-politischen Ausrichtung" bestimmt ist. a) Eine
messi~nische
Weissagung
Unter den Hauptursachen des Aufstandes nennt J osephus "einen zweideutigen' Orakelspruch, den man ebenfalls in den heiligen Schriften gefunden hatte, daß zu jener Zeit aus ihrem Lande einer die Herrschaft über den Weltkreis erhalten werde. Dies deuteten sie auf. einen Angehörigen ihres Volkes, und viele weise Männer ginge~ in ihrer Auslegung fehl" 1).
J osephus deutet dieses Orakel kraft der ihm eigenen "profetischen Begabung" selbstverständlich auf Vespasian. Auch von Tacitus und Sueton 2) wurde es später erwähnt und ebenfalls auf den römischen Herrscher bezogen. Das "zweideutige Orakel" scheint nun dem oben gezogenen Rahmen genau zu entsprechen: 1. Es gehört eindeutig zum Typus der "politischen Weissagung". 2. 'Der Hinweis auf die heiligen Schriften bei J osephus und Tacitus läßt den Schluß zu, daß es sich um eine Weissagung des Alten Testaments handelte. 3. Sein eschatologischer Inhalt ist unverkennbar: es ging ursprünglich um den endzeitlichen Weltherrscher, der aus Judäa hervorkommen soll 3). 4. Die zugrundeliegende Schriftstelle war nicht ohne weiteres verständlich, denn sie mußte erst durch die aocpoL gedeutet werden. Dies setzt aber für den Deuter ein profetisches Charisma voraus. Es wäre nun zu fragen, wann diese Weissagung zum erstenmal auftrat und um welche Schriftstelle es sich handelte. Die 'erste Frage 1) b 6,312f: 't"o 8' e:miplXv IXU't"OOe; fLcXALG't"1X 7tpOe; 't"ov 7t6Ae:!-LOV, ~v XPlJGfLOe; a:fLcpLßOAOe; 0fLo(Ü1e; ev 't"oLe; te:poLe; e:uplJfL&VOe; ypafLfLlXGW, ooe; XIX't"c1 't"ov XIXLPOV eXe:Lvov a:7t0 TIje; X6lplXe; IXU't"WV 't"Le; &p~e:L 't"lje; olxoufLeVlJe;. ~) Tac., bist. 5,13: "pluribus persuasio inerat antiquis sacerdotum litteris contineri, eo ipso tempore fore ut valesceret Oriens profectique Judea rerum potirentur. quae ambages Vespasianum ac Titum praedixerat, sed vulgus more humanae cupidinis sibi tantam fatorum magnetudinem interpretati ne adversis quidem ad vera rnutabantur". Sueton, Vesp. 4,5: "percrebruerat Oriente toto vetus et constans opinio, esse in fatis ut eo tempore Judea profecti rerurn potirentur. Id de imperatore Romano, quantum postea eventu paruit, praedicturn Judaei ad se trahentes rebellarunt". 3) W. Weber, Josephus u. Vespasian, 1921, 47 A. 1 betont unter Verweisung auf Philostrat, vita ApolI. 5,27, daß eine ganze Reihe ähnlicher Erwartungen im Umlauf waren; vgl. Sueton, Nero 40,2. Selbstverständlich mußte bei einer Beziehung auf Vespasian die Weissagung ihren eschatologischen Sinn verlieren. S. auch H. Windisch, Die Orakel des Hystaspes, 1929, 65ff.
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beantwortet im Grunde Josephus selbst. Zwar vermutete E. Norden 1), daß diese Profetie von der jüdischen Priesterschaft "um die Gemüter für den letzten Verzweiflungskampf zu stärken", "hervorgezogen" worden sei, doch wurde nach Josephus der Ausbruch des Aufstandes durch diese Weissagung erst veraniaßt 2). Man wird daraus schließen dürfen, daß sie schon vor dem Kriege in zelotischen Kreisen verbreitet war und von dort aus ins Volk lanciert wurde, um die breiten Massen für den Bruch mit Rom zu gewinnen. Wir ersehen auch daraus, von welch überragender Bedeutung diese "charismatische Schriftdeutung" für die Zeloten war: durch sie erhielt die neue Bewegung die Gewißheit, daß ihre Bestrebungen "gottgewollt" waren. Schwieriger ist die Frage nach der Schriftstelle, die diesem Orakelspruch zugrundeliegen sollte. In der Regel wurde die Menschensohnweissagung von Da 7, 13ff als Grundlage angenommen 3). P. Billerbeck betonte in diesem Zusammenhang den großen Ein- , fluß des Danielbuches auf das palästinische Judentum des 1. Jh. n. ehr., den diese Apokalypse durch die Vision von den 4 Weltreichen und durch die Berechnung des Endtermins auf Grund der 70 Jahrwochen gewonnen hatte 4) : "Man nahm den Kampf mit Rom auf, weil man da.s Ende der 70 Jahrwochen im Anzug glaubte, und weil man den Menschensohn, ,der sich der Weltherrschaft bemächtigen werde' (Da 7,13f), d.h. den Messias, schon vor der Tür stehen sah".
Sicherlich wurde dem Buche Daniel gerade in zelotischen Kreisen 1) E. Norden, Josephus und Tacitus über Jesus Christus und eine messianische Prophetie, Neue Jahrbücher f. d. Klassische Altertum, 31 (1913), 660ff. Nach E. Norden war Tacitus von Josephus nicht abhängig, sondern ging - wie auch Sueton - auf eine ältere Quelle, vielleicht das Werk "de Judaeis" des ersten Statthalters Judäas, Antonius Julianus, zurück: 664f. W. Weber, op. cit. 102ff. 148 u.Ö. u. P. Corssen, ZNW 15 (1914), 121 vermuten dagegen eine letzte Abhängigkeit aller Schriftsteller von den commentarii des Vespasian bzw. Titus (l'mofLv1J[La't"a, s. vita 342.358 u. c. Ap. 1,56). 2) -.0 8' Emipav au-.ouc; [L&.ALcr't"a 1t'POC; 1t'6Ae:[L0V, vgl. auch Sueton: ... praedictum Judaei ad se trahentes rebellarunt. 3) S. E. Norden, loc. cit.; A. Schlatter, Die Theologie des Judentums nach dem Bericht des J osephus, 1932, 256. 258 A. 1; R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 52f; O. Michel, Neutestamentliche Studien f. R. Bultmann, 2. A. 1957, 62f. R. Eisler 2,706 vermutete, daß man in der Ermordung des Hohenpriesters Jonathan (b 2,256 = a 20,162ff) eine Erfüllung von Da 9,26 erblickte. Gegen die Deutung auf Da 7 wenden sich zu Recht J. Hempel, AO 38 (1938), 47f u. W. Weber, op. cit. 42ff. I. Hahn, Acta Or. Acad. &cient. Hung. 14 (1962), 131ff verbindet die Unheilsweissagung b '6,311 mit dem Orakel 312 und will beides auf Jes 10,39 beziehen. 4) Bill. 4,1001ff (1002); vgl. auch A. Schlatter, G.I. 324.
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besondere Bedeutung zugemessen 1), doch .wird Da 7,13ff schwerlich jenem "Orakelspruch" des Josephus zugrundegelegt werden können. Denn dieser spricht von einem Juden, der als Weltherrscher erwartet wurde, der Menschensohn ist jedoch ein himmlisches Wesen oder aber umgedeutet das V olk Israel; beide können nicht ohne weiteres mit dem Messias identifiziert werden 2). Vielleicht kann uns Josephus einen Hinweis geben: Obwohl er ein Eingehen auf die jüdische Messiashoffnung in der Regel füglich vermeidet, deutet er doch wenigstens an zwei Stellen dieselbe vorsichtig an, einmal hei der Vision Nebukadnezars 3) und außerdem in der vierten Bileamsweissagung 4). Man darf wohl annehmen, daß beide Stellen für die Zukunfts hoffnung seines V olkes damals von· größter Bedeutung waren. Gerade die letzte Weissagung vom Stern, der aus Jakob aufgeht (Nu 24,17) und zunächst die Nachbarvölker Israels--":' einschließlich Edoms - unterwirft (V. 18), um schließlich die Weltmächte überhaupt zu vernichten (V. 24), spielte vor und nach den Zeloten im palästinischen Judentum eine ganz besondere Rolle: Wir finden sie mehrfach in der Qumran-Literatur 5), vor allem in den messianischen Testimonia der Sekte 6), und ebenso bei R. Akiba, der sie in einem Wortspiel auf Schimeon b. Koseba deutete: "R. Scrumeon b. J ochai hat gelehrt: Aqiba, mein Lehrer hat öffentlich vorgetragen: ,Hervorgegangen ist ein Stern aus Jakob' - hervorgetreten ist Koseba aus Jakob. Als mein Lehrer Aqiba den Bar Koseba erblickt hatte, sagte er: Dieser i~t der König, der Messias" 7). 1) Auch Josephus hob die Bedeutung der Weissagungen Daniels für seine Zeit hervor: s. a 10,267 u. 276. Danach habe Daniel auch über die Römer und die von ihnen den Juden zugefügten Verwüstungen geschrieben. 2) F. Dornseiff, ZNW 46 (1955), 248 bezieht gegen Josephus das "profecti" des Tacitus u. Sueton kollektiv auf die Juden, doch kann diese Erklärung nicht überzeugen, da die Zeloten damals sehr wohl messianische Hoffnungen hegten s. u. S. 296 ff. 3) a 10,210: Josephus verschweigt die teilweise tönernen Füße des 4. Reiches, läßt aber doch Daniel die Bedeutung des Steins (Da 2,45) erzählen, gibt sie jedoch seinen Lesern nicht weiter, da er nur über das Vergangene, nicht aber über das Zukünftige zu berichten habe; vgl. R. Eisler 1,209f u. H. Guttmann, Die Darstellung der jüdischen Religion bei Flavius Josephus, 1928, 40. 4) a 4,114 u. 116f: Die ganze Erde soll für alle Zeit die Wohnstätte Israels werden (T~V 8' ohwUfL€v'Y)v OL>t'Y)T1jpLOV 8L' !Xlwvo~ rOTE 7tPOKELfL€V'Y)V UfLLV) und ihre Feinde sollen sie nicht mehr besiegen können; s. dazu M. Dibelius, ThBl 6 (1927), 200 A. 1 u. 218 A. 8, außerdem R. Eisler, loc. cit. 6) CD 7,19; lQM 11,6f; T. Levi 18,3 u. T. Juda 24,1. 6) 4 Qtest (No 175), 9-13, s. DJDJ V, 58. 7) j. Taan~68d ,49, s. Bill. 1,13: :1j,17'7J i'\:m:J 1" :JP17'7J :J:J,:J 1", vgl. dazu R. Meyer, ThWB 6,824f: "Wir dürfen nach allem, was wir von Akibas Ekstatikerturn wissen, annehmen, daß die Erkenntnis des ,wahren' und auf den gegen-
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Sollte das "zweideutige Orakel" nicht viel eher auf eine Stelle wie Nu 24,17 als auf Da 7,13ffweisen? Dem OLXELOC; des Josephus würde dann das "aus Jakob" entsprechen, und vielleicht darf man auch das bei Tacitus und Sueton gemeinsame (Judea) profecti auf das iJl'=t des alttestamentlichen .Textes zurückführen. Der Plural bei profecti könnte auf den Parallelismus von "Stern" und "Szepter" hinweisen, der bei den Essenern auf die beiden Messiasse aus Aaron und aus Israel gedeutet wurde 1). Selbstverständlich sind auch noch andere Deutungsversuche möglich 2), doch erreicht man mit Nu 24,17 einen großen Grad an Wahrscheinlichkeit. Aufgabe der "zelotischen Profeten" war es wohl u.a., den Zeitpunkt der Erfü.llung und die Person des Messias zu identifizieren, d.h. die Weissagungen des Alten Testaments auf die konkrete Gegenwart zu deuten. So geschah es mit Hilfe von Nu 24,17 bei Bar Koseba durch den Mund R. Akibas, weitere Beispiele dafür finden sich im Neuen Testament: Der messianisch~ Prätendent und der Profet waren einander zugeordnet 3). Von hier aus wäre somit die Frage nach dem zelotischen Messias zu erheben. b) Profetie und Gegenprofetie beim letzten Kampf um den Tempel In seiner großen Rede vor den Aufrührern berührt Josephus immer wieder jene wunderbare Rettung Jerusalems vor dem Heere Sanheribs (2. Kg~ 18,17-19,36). W. R. Farmer hebt darum mit Recht hervor, daß die Verteidiger in der Sanheribgeschichte einen wärtigen Augenblick bezogenen Sinnes von Nu 24,17 auf pneumatischer Eingebung beruht." Auf den Münzen Bar Kosebas erscheint der Stern als messianisches Symbol, s. P. Romanoff, J QR 33 (1942/43), 2 A. 11. 1) Die LA 1" wird gegenüber der Konjektur "" durch das Zitat Akibas und die messianischen Testimonia von Qumran bestätigt. Nach A. Posnanski, Schiloh, Ein Beitrag zur Geschichte der Mess,iaslehre, 1. Teil, 1904,17, deutete schon K. G. Bretschneider, Capita theologiae dogmaticae e Fl. Josephi scriptis collecta, 1812,37, das Josephus-Orakel auf Nu 24,17ff. 2) A. Posnanski, loc. cit. und R. Eisler, 1,343 A. 6 u. 2,603ff, vermuten 'Gen 49,10; Jochanan b. Zakkai nach Gittin 56 b bezog Jes 10,34 auf Vespasian, eine Stelle, die mit Jes 11,1 verbunden wird (s. J. M. Allegro, JBL 75 [1956], 179 = DJDJ V, Bf). N. Bentwich, Josephus, 1926, 34 weist auf die Kyrosweissagung Jes 41,2 hin, während Euseb, h.e. 3,8,11, Ps 2,8 in Erwägung zog. 3) Diese Beziehung des Pro feten zum Gesalbten finden wir schon bei Sacharja 6,9-14 u. Haggai 2,20-23, s. dazu M. Noth, Geschichte Israels, 2. A. 1954, 282. Auch 1 QS 9,11; Joh l,29ff; Lk 2,27ff u. Mt 16,16ff deuten auf eine solche profetisch-charismatische Bezeugung des Messias hin. Das letzte Beispiel wäre R. Akiba u. Bar Koseba. Entsprechend hat auch der Antichrist seinen Profeten : Apk 13,11ff; 19,20.
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besonderen Rückhalt während ihres Kampfes fanden 1). Mit einer ganzen Reihe von Argumenten versucht Josephus nachzuweisen, daß die Verteidiger diesen Bericht nicht zu ihren Gunsten deuten dürften: Sanherib fiel nicht durch Menschenhände und Waffengewalt, sondern durch Gottes Engel 2), auch flehte Hiskia im Gegensatz ,zu den Zeloten mit reinen Händen zu Gott, während andererseits die großmütigen Römer nicht die Strafe des eidbrüchigen Assyrerkönigs verdienten, der den Tempel niederbrennen wollte 3). Ferner seien die Assyrer in der ersten Nacht, da sie vor J erusalem lagen, vernichtet worden, so daß Gott folgerichtig gegen Titus zu Anfang der Belagerung hätte einschreiten müssen 4). J osephus verläßt jedoch den Boden der schriftgelehrten Argumentation: "Deshalb glaube ich, daß Gott aus dem Heiligtum entflohen ist und sich auf die Seite derer gestellt hat, die ihr jetzt bekämpft!" 5).
Diese kühne Feststellung begründet er damit, daß einer alten Weissagung entsprechend die Quellen um Jerusalem beim Herannahen des Titus begonnen hätten, nach vorheriger Dürre besonders reichlich Wasser' zu geben 6). Der ganze Zusammenhang ist wohl so zu erklären, daß in gleicher Weise, wie die Verteidiger in ihrer festen Gewißheit von der Unbezwinglichkeit der Stadt von Profeten bestärkt wurden 7), nun Josephus seinerseits als Profet der Gegenseite und hier wieder speziell der Flavier 8) auftrat und den Sieg seines Herren "weissagte", so daß Profeten und Gegenprofet einander gegenüberstanden. Auch sonst beruft sich Josephus noch mehrfach auf Weissagungen, die die Zerstörung des Tempels voraussagten, ja er behauptet, die 1) Op. cit. 96-111; vgl. 99: "Nm do any of the many stodes of the victories of Israel's great warriors have such a connection with Jerusalem except ... the rniraculous deliverance of the holy city from the hands of Sennacherib". 2) b 5,387f.390; zur Bedeutung des Sanheribberichts vgl. schon 1. Makk 7,37 ff = 2. Makk 15,22ff u. 2. Makk 8,19. 3) b 5,403ffA07; im biblischen Bericht fehlt diese Absicht Sanheribs. ') b 5,408f. 5) b 5,412; vgl. 367f. 8) b 5,409; nach Dio Cassius 66,4 hatten dagegen die Belagerer Mangel an Wasser und mußten es von fernher holen. W. Weber, Josephus u. Vespasian, 1921, 75 vermutet, daß hinter dem Quellwunder' alttestamentliche Verheißung'en wie Joel 4,18; Sach 14,8 u. Hes 47,lff stünden: "Hier ist ein Zug aus der alten Mythologie übertragen auf das Werkzeug Gottes, den babylonischen König und den Römer Titus, die beide Jerusalem züchtigen." 7) S. o. S. 227 f.; selbst auf die römischen Belagerer hatten die "Gerüchte" von der Uneinnehmbarkeit Jerusalem Einfluß, s. Dio Cassius 66,5 u. 6. 8) S. W. Weber, op. cit. 43ff.75ff; vgl. auch o. S. 11 A. 2.
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Zeloten hätten selbst um diese profetischen Drohworte gewußt, sie jedoch verlacht und so sich selbst zu Instrumenten ihrer Erfüllung gemacht 1). Auch hier stehen wir wieder vor einem typischen Fall polemischer Umkehrung. In Wirklichkeit hofften die Verteidiger - wie Josephus selbst zugibt ~ auf Grund der von ihren Pro feten gedeuteten alttestamentlichenVerheißungen, wie etwa Sach 12,2-6 und 14,2-5, bis zum Ende mit unerschütterlicher Gewißheit auf Gottes wunderbares Eingreifen. Wahrscheinlich hatten eIle wachsenden Schrecken des Krieges den Glauben unterstützt, daß man sich in den dreieinhalb Zeiten Daniels befinde; und als im 4. Kriegsjahr nach drei monatlicher Belagerung die Römer in den äußeren Vorhof eindrangen, und zwölf Tage darauf das Tamidopfer am 17. Tammuz eingestellt wurde 2), sahen "gewiß viele darin die Erfüllung von Da 9,27" 3) und schöpften "daraus die Überzeugung ... , daß jetzt die Entscheidung da sei" 4). Da der erste Tempel am 10. Ab zerstört worden war, mit dem die 70 Jahrwochen begannen 5), deren Abschluß nun unmittelbar bevorstehen sollte, wurde dieses Datum mit besonderer Spannung erwartet. Auf diesen Tag, die Vollendung der 70 Jahrwochen Daniels, weissagte nun ein zelotischer Profet der Bevölkerung der Stadt: "Gott habe den Befehl gegeben, zum Heiligtum hinaufzugehen, dort würden sie die Zeichen der Erlösung empfangenI" 6). 1) b 4,386-388; s. auch die Aufzählung der Omina b 6,288-311. 11) Die Belagerung begann am 14. Nisan (b 5,99); nach mehr als zweieinhalb Monaten, am 4. u. 5. Tammuz, eroberten die Römer die Antonia und drangen zu dem äußer~n Vorhof vor (6,67f). Am 17. Tammuz wurde das zweimalige tägliche Opfer eingestellt (6,93f, vgl. Taan. 4,6). 3) "Und er macht schwer für viele den Bund, eine Woche lang; und in der Mitte der Woche macht er aufhören Schlacht- und Mehlopfer, und auf dem Flügel der Greuel ein Verwüstender, bis daß das beschlossene Ende sich ergießt auf den Verwüster." Üs. nach A. Bentzen, Daniel, HBzAT, 1952, 68. Textlich und inhaltlich schwierig ist das: tJ7;?iz.J7? C'l~~P'~ r"J~~ 7~', s. A. Bentzen, loc. cit. Die Aufständischen im Jahre 70 hätte~ es auf die :Beset~ng u. Niederbrennung der Tempelhallen durch die Römer beziehen können. Bei dem getöteten Gesalbten Da 9,26 käme eine Deutung auf den ermordeten Menahem in Frage, s. u. S. 299f. ") Bill. 4,1003: ihm folgt die Darstellung; vgl. A. Schlatter, G.I. 324. 6) Jer 52,12: Am 10. Tage des 5. Monats; diesem Datum folgt Josephus b 6,250. Dagegen hat 2. Kge 25,8 den 7. Tag. Die rabbinische Tradition nennt den 9. Ab als Zerstörungstag des 1. u. 2. Tempels, s. Schürer 1,631 u. Bill. 1,945f. Da Da 9,2 und 24 die 70 Jahrwochen auf die 70 Jahre des Exils nach Jer 25,11 u. Sach 1,12 zurückführt, wäre ihr Ausgangspunkt und Endpunkt das Datum der Zerstörung Jerusalems, d.h. der 10. Ab. 6) b 6,285f, beachte das: x(Y.-r' hdvYJv ... -r1)V lJfLEp(Y.V, V gl. Pes. R. 36, 162a = Bill 1, 15 1 : Der Messias erscheint auf dem Tempeldach : "Ihr Armen, die Zeit eurer Erlösung ist da".
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So kam es, daß die Römer bei der Erstürmung des brennenden Tempels am 10. Ab des Jahres 70 n. Chr. 1) in den inneren Vorhöfen des Tempels 6000 Menschen antrafen, die dort Gottes Eingreifen erwarteten. Nach Da 7 sollte der himmlische Erlöser auf den Wolken des Himmels erscheinen 2): "und das beschlossene Ende ~rgießt sich auf den Verwüster" 3). Es ist auch durchaus möglich, daß Titus, der von J osephus und den anderen jüdischen Überläufern die Bedeutung dieses Tages erfahren hatte, die Erstürmung des Heiligtums auf den 10. Ab festgelegt hat, um bei seinen jüdischen Gegnern den Eindruck eines Gottesurteils Zu erwecken 4). Wahrscheinlich hat sich ein Bruchstück dieser zelotischen Profetie in der Johannes-Apokalypse erhalten. Dort wird Kap. 11,lf dem Seher der Befehl gegeben, den Tempel, den Altar und die Beter vor diesem auszumessen, den V orhof dagegen auszusparen. Dieser und die Stadt würden von den Heiden für die' Dauer von einer halben Jahrwoche zertreten werden. Wellhausen vermutete erstmals, daß hier Teile eines Orakels zelotischer Profeten vorliegen könnten: Die Römer sollten sich nur des Vorhofs und der Stadt, aber nicht des Heiligtums selbst bemächtigen können: "die an den Tempel sich klammern, die sind der heilige Rest und der Same der Zukunft" 5). Auch die von J osephus überlieferte zelotische Profetie während des letzten Kampfes um den Tempel zeigt die oben genannten typischen Punkte: 1. Sie beruht auf der Exegese des Alten Testaments - in diesem Falle des Danielbuchs, 2. es handelt sich um ein auf die Gegenwart bezogenes Orakel eschatologischen Inhalts. 1) Zum letzten' Angriff der Römer am 10. Ab s. b 6,244ff.250ff; zur Tötung der 6000 283ff. 2) Da 7, 13ff; als Ort dieser .Offenbarung erscheint nach 4. Esra 13,35 der Tempel. Auch Mk 13,14u. 26 (Mt 24,15 u. 30) bildet die Aufrichtung des "Greuels der Verwüstung" im Heiligtum die Voraussetzung zum Kommen des Menschensohns. S. auch o. S. 229 A. 1. 8) Da 9,27, vgl. auch 11,45. ') V gI. die Argumentation des Josephus b 6,267f: Die "Heimarmene" hielt genau den Zeitplan ein; der erste und der zweite Tempel wurden am selben Tage zerstört. &) S. J. Wellhausen, Analyse der Offenbarung Johannis, AGG 1907, 15; vgl. schon Skizzen und Vorarbeiten, VI 1899, 221ff. W. Bousset, Die Offenbarung Johannis, Meyers Komm., 6. A. 1906, 32f, schließt sich Wellhausens Deutung an. Die Einwände E. Lohmeyers, Die Offenbarung d. Johannes, HBzNT, 2. A. 1953, 88f, fallen bei der grundsätzlichen Voreingenommenheit des Verfassers gegen zeitgeschichtliche Deutungsversuche nicht ins Gewicht. Selbstverständlich wurde das Orakel durch die Tradition bzw. bei der Aufnahme in die Apokalypse wesentlich umgeformt.
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4. Zusammenfassung
Vermutlich war das profetische Element seit Judas dem Galiläer in der neuen Sekte wirksam. Es mußte wohl für alle die Punkte zelotischer Lehre und Wirksamkeit, bei denen man sich nicht auf die bisher gültige Tradition berufen konnte, die erforderliche. Autoritätsgrundlage geben: Für die Botschaft von der "Alleinherrschaft" Gottes, die Verweigerung des Census und wohl auch in der Frage des Mitwirkens bei der eschatologischen Erlösung. Auch jene von J osephus so scharf verurteilten Maßnahmen, wie die Zurückweisung der Opfergaben und die Wahl des Hohenpriesters durch das Los, waren wahrscheinlich mit durch die Initiative zelotischer Profeten bedingt. Vor allem A. Schlatter hat die Bedeutung der Profetie für die Zeloten deutlich hervorgehoben: . "Schwerlich erwarteten Juda (I) und seine Schar nur in schweigender Ruhe, wie sich die Weissagung erfülle. Wahrscheinlicher ist, daß sie mit der leidenschaftlichen Tat auch die eifrige Deutung der Weissagung verbanden. Wenn uns auch keine Nachricht sagt, was z.B. Daniels Tierbild und Chronologie für diesen Kreis bedeuteten, so ist doch durch die Tatsache, daß aus dem Zelotismus. eine Prophetie entstand, der Eifer belegt, nut dem der Zelotismus die Weissagung ergriff und ihre Deutung betrieb. Der neue, von ihm erweckte Prophetismus blieb in der Bahn der alten Propheten und erstrebte nicht eine alles umfassende Beschreibung der künftigen Dinge, sondern überbrachte dem V ölk die Weisungen, die es für- die jetzt kommende Offenbarung Gottes rüsten wollten" 1).
Bleibende Bedeutung hat nach A. Schlatter die zelotische Auslegung der alttestamentlichen Profeten an folgenden Punkten erhalten: Die Deutung des 4. Reiches Daniels auf Rom, die Übertragung der Weissagungen gegen Babel und Edom auf Rom 2) und die Deutung von Jes 11,4 auf die Tötung des Antichristen. Man wird so für die meisten Fälle zelotischer Profetie annehmen dürfen, daß das Alte Testament den Ausgangspunkt ihrer "Weissagung" bildete und in autoritativ-charismatischer Weise auf konkrete Situationen der endzeitlichen Gegenwart gedeutet wurde. Wie weit diese Profetie 1) G.I. 263; vgl. 434 A. 239. I) Die Deutung des 4. Reiches auf Rom erscheint schon bei ]osephus, s. o. S. 245 A. 1 u. 3. Deutlich tritt sie 4. Esra 12,l1f hervor. Zum Rabbinat s. Bill. 4,1004ff. Weiteres s. u. S. 308f. Die Identifizierung Edom = Rom wurde wohl schon durch die Herrschaft des Herodes vorbereitet, s. u. S. 309; zur Gleichung Rom = Babel s. u. S. 309.
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in ekstatischer Form geschah, ist aus Josephus nicht zu ersehen, doch lassen gewisse Parallelen aus jener Zeit vermuten, 9.aß die ekstatische Form der Weissagung auch den Zeloten nicht völlig fremd war 1). Zwischen der blühenden messianischen Profetie vor Ausbruch des Krieges und den Weissagungen während der Belagerung Jerusalems bestehen wesentliche inhaltliche Unterschiede, die durch die veränderte Situation bedingt waren: Standen zunächst die Erwartung des Messias und die Aufrichtung seines Reiches im Mittelpunkt, so konzentrierte sich - vermutlich unter dem Einfluß der priesterlichen Gruppe unter den Zeloten - später das Interesse mehr und mehr auf den Tempel als den Ort der rettenden Offenbarung Gottes im Augenblick der höchsten Not. Entsprechend wird auch das Danielbuch gegenüber anderen messianischen Weissagungen des AT immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. B. DIE
ZEIT DES GROSSEN ZORNS
1. Die endzeitlichen Wehen im
Spä~jtldenttlm
Stand nach den Makkabäerbüchern die Religionsnot unter dem V orzeichen des Zornes Gottes, der dann durch den Eifer des Mattathias und seiner Söhne "abgewendet" wurde 2), so wurde sie im Danielbuch als letzte endzeitliche Drangsalszeit gedeutet, als ein "fest begrenzter Zeitraum der Verwüstung" (9,26), eine "Zeit der .. . (jJj~-l'I~) . sle . ruema . Is war... " (12,1). D er S'lnn Bed rangrus 'TT •• , wle dieser Zeit war die Prüfung 'und Läuterung des Gottesvolkes vor der Heilszeit 3). Von hier aus wUrde die Erwartung einer sGhweren Leidensperiode vor Anbruch der messianischen Erlösung zu einem festen Bestandteil der jüdischen Apokalyptik sowie der christlichen und der rabbinischen Überlieferung 4). Das neuentdeckte essenische Schrifttum gibt ebenfalls eine Fülle aufschlußreicher Belege 5). So 1) V gl. b 6,300f. Vielleicht enthält die ständige Betonung des "Wahnsinns" der Zeloten einen Hinweis auf ihr ekstatisches Profetentum (s. o. S. 16 A. 4). 2) 1. Makk. 3,8 u.ö., s. o. S. 157f. 3) Da 9,24ff; 11,35; 12,10. ") Vgl. B.-Gr.Rel. 250f; Bill. 4,977ff; Volz, Esch. 147ff. Zur christlichen Überlieferung s. vor allem die synoptische Apokalypse Mk 13; Mt 24 u. Lk 21 und große Teile der Johannes-Apokalypse: 8f.11.13.16-18, s. dazu H. Schlier, Art. 6).,LYnc; ThWB 3,144f. Auch die urchrisdiche Leidenstheologie ist teilweise durch diesen Hintergrund bedingt, s. dazu W. Nauck, ZNW 46 (1955), 77f. Rabbinische Traditionen s. Bill. 1,953 u. 4,981ff, sowie J. Klausner, The messianic Idea in Israel, Üs. v. W.F. Stinespring, 1955, 440ff. 5) Die Gegenwart ist die Zeit des Gotteszorns: CD 1)5 vgl. 1QH 3)28; sie
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finden wir dort erstmalig den Begriff der "Wehen" 1). Auch wird in der Kriegsrolle der Zeitraum unmittelbar vor Beginn des großen eschatologischen Krieges im Anschluß an Da 12,1 als "eine Zeit der Not für das Volk der Erlösung Gottes" bezeichnet und hinzugefügt, daß alle früheren Notzeiten nicht so groß gewesen seien wie diese 2). Die Bedrängnisperiode hatte jedoch auch ihren positiven Sinn: Gottes Volk sollte durch diese Feuerprobe geläutert werden 3). Inhalt und Form dieser Schreckenszeit werden sehr verschiedenartig dargestellt: Sie betrifft zunächst das Volk· Israel, weitet sich . aber auch auf alle Völker aus, ja selbst die Ordnung des Kosmos wird davon betroffen. Die Gestirne geraten ins Wanken, unter den Menschen schwinden Gesetz und Recht, Kriege und Blutvergießen erfüllen die Welt, es folgen Hungersnöte und Seuchen, die Mehrzahl der Menschen wird getötet, nur ein Rest wird bewahrt 4). Für Israel bestehen diese Schrecken vor allem in einem letzten Angriff der heidnischen Macht auf das jüdische Volk, seinen Glauben und sein Heiligtum: "Das Reich des Bösen in der Gestalt des heidnischen Weltreichs steigert in der letzten Zeit seine Bosheit bis zum Gipfel" 5). Selbstverständlich waren auch hier die Erlebnisse während der Religionsnot das entscheidende Vorbild; spätere Katastrophen, wie die Eroberung Jerusalems durch Pompeius und Sossius, oder die Aufstände nach dem Tode des Herodes bestätigten nur die in der Seleukidenzeit ausgebildete Vorstellung. Wieder sind zwei Grundzüge zu unterscheiden: Die Herrschaft des Bösen konnte sich in der Gestalt des gottlosen "Endtyrannen" konkretisieren, der Gottes V olk grausam unterdrückt und sich selbst an Gottes Stelle setzen will 6), steht unter der Herrschaft Belials 1 QS 1,18.23f; 2,19; 3,23. Man lebt daher in der "Zeit der Gottlosigkeit": 1 QpHab 5,7f; CD 6,10.14; 12,23 u.ö.; vgl. auch 1QSa 1,3 (Qumran Cave I, 109); 4 QDibHam UI, 11ff = RB 68 (1961), 202ff. 1) 1 QH 6,8f.11f. 28 (0"7:1"). Im NT s. Mk 13,8; Mt 24,8; im Rabbinat: D"~~ ,~ ;'~ry, s. Bill. 1,950. 2) 1 QM 1,11f; vgl. 15,1. 3) S. 4QpPs 37 (No 171) U, 17ff, s. DJDJ V, 43f u. die Bruchstücke einer
Deutung von Ps 2 == 4 Qflor (No 174), s. DJDJ V, 53f; weiter 1QS 1,17 u. 8,4 sowie CD 20,27. 4) s. Volz, Esch. 155ff. Zur Dreiheit von Krieg, Hunger u. Seuche s. schon Dt 32,24;.Hes 5,17; später Sib. 2,22f.156; vgl. Mk 13,8; Lk 21,10f; Apk 6,3-8 u. S. Nu. 15,41 § 115. Zur Ausrottung der Mehrzahl der Menschen s. Volz, Esch. 157, vgl. Apk 9,15 u. Sib. 5,103. 5) Volz, Esch. 149. 6) Der Begriff wurde von Volz, Esch. 282 geprägt.
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oder aber in dem schon durch Hes 38 vorgezeichneten Ansturm der vereinigten Heidenvölker gegen Jerusalem 1). 2. "Die "messianischen Wehen" und die zelotische Bewegung Aus der Tatsache, daß die verschiedensten Bewegungen des "palästinischen Judentums seit Daniel, die Essener, die frühen Christen, ja selbst der Pharisäismus bzw. das Rabbinat die Vorstellung von der eschatologischen Schreckenszeit gekannt und weiter ausgebildet haben, wird man schließen dürfen, daß auch die Zeloten diese Anschauung teilten: 1. Da die Zeloten durch ihre Forderung der Alleinherrschaft Gottes über Israel in schärfstem Gegensatz zu den politisch-religiösen Ansprüchen des römischen Kaisers und damit zum Römischen Reich überhaupt standen, ist es naheliegend anzunehmen, daß - wie einst Daniel die Herrschaft des Antiochus Epiphanes - sie die römische Fremdherrschaft mit der endzeitlichen Not identifizierten. Die ständige Bedrohung des Heiligtums und die ununterbrochene Verfolgung ihrer Parteigänger durch die römischen Machthaber waren die äußeren Symptome dieser Wehen. Rom wurde so mit dem 4. Reich Daniels, mit dem letzten" Tier aus dem Meer", identifiziert. Gewisse Naturereignisse, vor allem jene anhaltende Hungersnot unter Claudiu5 mit ihren unvermeidlichen Folgen 2) verstärkten wohl dieses Bewußtsein, die endzeitliehe Not sei schon angebrochen. 2. Diese Schreckenszeit konnte unter einem doppelten Aspekt betrachtet werden. Soweit das jüdische Volk die Herrschaft der Römer· geduldig auf sich "nahm, war sie ein Ausdruck des Zornes Gottes über diesen "Abfall"; kündigten die Juden unter dem Druck der immer größer werdenden Not ihren Gehorsam auf, so wandelten sich die Wehen in eine Zeit der Läuterung. Die Entbehrungen und Leiden des Kampfes gegen Rom bildeten dann nur noch die Bewährungsprobe für den Rest, der gerettet wurde 3). 1) S. die von Volz, Esch. 151f aufgeführten Beispiele; Rabb. Belege s. Bill. 3,832ff u. J. Klausner, op. dt. 483ff. " 2) S. dazu u. S. 352. A. 3. Zur eschatologischen Deutung von Dürre und Hungersnot s. Ps. Sal. 17,18ff; 4QpPs 37 (No 171) III, 2f, s. DJDJ V, 44; weitere Beispiele beiL. Goppelt, Art. 7te:LVcXW (At!L6~), ThWB 6,15 A. 25. 3) Vermutlich Hegt auch der neutestamentlichen Vorstellung von der "Bewährung im Leiden" (Rö 5,3f; 2. Kor 8,2f; 1. Ptr 1,6f u.ö.) eine ältere aus der Makkabäerzeit stammende Leidenstradition zugrunde, s~ W. Nauck, ZNW 46 . (1955), 79f. Die Vorstellung von der Bewährung in der endzeitlichen Drangsal
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3. Schon bei Daniel wurde für die Dauer der höchsten Not der Entweihung des Heiligtums - die apokalyptische Spanne von dreieinhalb Zeiten, bzw. Jahren festgelegt 1). In der kleinen synoptischen Apokalypse erscheint die Vorstellung, daß Gott wegen der Unerträglichkeit der Not die Zeit 'der Drangsal "um seiner Auserwählten willen" verkürzt habe 2). Nach einer späteren rabbinischen Tradition wird diese mögliche Verkürzung damit begründet, daß "die Weltreiche... das Joch auf Israel allzu schwer machten". Gott habe '"die Weltreiche" beschworen, doch dies zu unterlassen; auf der anderen Seite habe er auch Israel beschworen, "sich nicht gegen die Weltreiche zu empören" bzw. "den Endtermin nicht gewaltsam herbeizuführen" 3). Es handelt sich hier wohl um Reste einer Auseinandersetzung mit der zelotischen Anschauung, die Empörung gegen die Mächte der Welt, d.h. gegen Rom, könne die Zeit der messianischen Not verkürzen. Es ist dies im Grund nur eine Umkehrung der Vorstellung, daß durch die eigene Aktivität das Kommen der Heilszeit "herbeigedrängt" würde. Ein Wort des R. Eliezer b. Hyrkanos versprach Israel, wenn es ihm gelingen würde', den Sabbat wirklich zu halten, die Errettupg aus drei Heimsuchungen: "dem Tage Gogs" (d.h. dem heidnischen Völkersturm), "den messianischen Wehen" und "dem großen Gerichtstag" 4). Ersetzt man das typisch rabbinische "Halten des Sabbats" durch den "Bruch mit der Fremdherrschaft", so haben wir eine echt zelotische Vorstellung vor uns. 4. Es kam also alles darauf an, daß ganz Israel sich gegen, den Gottesfeind erhob. Solange es sich in seiner Mehrheit unter das heidnische Joch beugte, lastete Gottes Zorn auf ihm, und das Ende war nicht abzusehen. Falls es sich jedoch einigte und dem Vorbild der Zeloten entsprechend, vom Eifer für Gott erfüllt, den Heiligen Krieg gegen Rom einleitete, .mußte· die Not zu Ende gehen und die Erlösungszeit anbrechen. geht von Da 11,35; 12,10f aus und findet sich im äth. Hen. 94,5; 96,2f u. bei den Essenern, s. o. S. 252 A. 3. 1) Da -7,25, vgl. 9,27 u. 12,6; 8,14 u. 12,11f variieren die Zahlen. Ausgangspunkt ist wohlt. Kge 17,2. Zur Deutung s. A. Bentzen, op. cit. 67. 2) Mk 13,20 pan., s. dazu E. Klostermann, Das Markusevangelium, HBzNT, 4. A. 1950, 136 z.St.: "Von der im Voraus festgesetzten Zeit hat Gott aus besonderer Gnade nachträglich wieder etwas abgelassen." Vgl. auch: Apk. Abr. 29,12; syr. Bar. 20,1, 4. Esra 4,26 u. Barn. 4,3. 3) S. o. S. 129. 4) Mek. Ex. 16,25 (L. 2,120).
DIE ZEIT DES GROSSEN ZORNS
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5. Die unter 3. u. 4. skizzierte Haltung war wohl für die Eiferer bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges maßgeblich. Die Rückschläge während des Krieges. werden das Vertrauen auf den eigenen Anteil bei der Erlösung Israels vermindert und die Hoffnung verstärkt haben, daß im Augenblick der höchsten Not Gott direkt eingreifen werde. Darum konnten alle Niederlagen die Zeloten in ihrem Kampfe nicht entmutigen. Sie hielten sich an die eschatologische Regel : "Wenn die Not am größten ist, dann kommt das Ende" 1). C. DER RÜCKZUG IN DIE WÜSTE 1. Der RückZtlg in die Wüste als verbreitete Erscheinung im SpätJudenttim Der Bericht 1. Makk. 2,23ff vom Eifer des Mattathias schließt: "Da flohen er und seirie Söhne in das Gebirge. Ihre ganze Habe ließen sie in der Stadt zurück."
Viele, "die Gerechtigkeit und Recht" suchten, folgten ihnen mit ihren Familien und ihrem Vieh 2). 2. Makk. 5,27 ergänzt noch, daß Judas und seine Gefährten von Wüstenpflanzen lebten, um sich nicht . zu verunreinigen. Der Eifer für das.Gesetz erforderte so nicht nur die Flucht in die Wüste, sondern zugleich. das Opfer von Hab und Gut sowie äußerste Entbehrungen 3). Diese Flucht in das Wüstengebirge war in Judäa an sich - ähnlich wie in Ägypten - eine verbreitete soziale Erscheinung. Mit Hilfe des "Anachoresis" entzog man sich dem Zugriff der Staatsrnacht. Durch die _Religionsnot erhielt sie eine religiöse Komponente. Seither erschien das Motiv des Rückzugs in die Wüste in immer neuen Formen. Nach Ps. Sal. 17,16f flohen die Frommen dorthin infolge der Eroberung Jerusalems: "Sie irrten in der Wüste umher, ihre Seelen vor dem Bösen zu retten."
Entscheidende Bedeutung gewann der Zug in die Wüste innerhalb der essenischen Literatur: Man sonderte sich ab "vom Wohnort der Männer des Verderbens". Durch die Berufung auf Jes 40,3 erhielt dieser Akt der Sezession zugleich. eschatologischen Sinn 4). Die 1) Volz, Esch. 158; vgl. Mk 13,19f.24ff; syr. Bar. 25,3; Sib. 5,106fund Sanh. 97a Bar.: "Der Sohn Davids kommt nicht eher ... bis sie an der Erlösung verzweifelt sein werden." 2) Auch Jonathan mußte später in die Wüste fliehen: 9,32ff. 3) Nach 2. Makk. 8,14 verkauften die zum Kampf gegen Nikanor bereiten Juden ihre ganze Habe: der Heilige Krieg forderte die Freiheit von allen persönlichen Bindungen, vgl. auch 1. Makk. 3,56.' S. dazu u. S. 288ff. Zur Anachoresis s. H.Braunert, Die Binnenwanderung, Bonn 1964, Index s.v. ") 1QS 8,13ff; vgl. 9,19f. .
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Wüste wurde zum Ort der Umkehr 1), auch die Aufgabe des persönlichen Eigentums war mit diesem Rückzug verbunden. Nach der Ascensio J esajae zogen sich J esaja und seine Schüler vor der gottlosen HerrsGhaft Manasses auf einen Berg in der Wüste zurück und nährten sich wie Judas von Wüstenkräutern 2). Nach der Kriegsrolle nehmen die Söhne Levis, Judas und Benjamins, "die in die Wüste Exilierten" (':J.'~i1 m7l), den Kampf mit den Nachbarvölkern und den "Kittim von Assur" auf. Aus "der Wüste der Völker" zurückgekehrt, lagern sie sich vor dem großen Entscheidungskampf in der "Wüste von Jerusalem" 3). Taxo, jene dunkle Gestalt in der Assumptio Mosis, forderte seine Söhne auf, sich "in eine Höhle aufs Feld", d.h. doch wohl in die höhlenreiche Wüste Juda zurückzuziehen, um dort eher zu sterben als Gottes Gebote zu übertreten '). J ohannes der Täufer trat "in der Wüste" am Jordan auf, er lebte als Asket und auch auf ihn wird, um seine endzeitliche Bedeutung hervorzuheben, J es 40,3 bezogen 6). J osephus berichtet von dem Asketen Bannus, der in der Wüste lebte und sich ähnlich wie Johannes nur von dem nährte und kleidete, was ihm die Natur bot 6). Auch wenn Jesus nicht, wie R. Eisler glaubte 7), den Exodus in die Wüste gefordert hat, so zog er sich doch zu Beginn seiner Wirksamkeit und wohl auch mehrmals während derselben dorthin zurück B). Deutlich tritt bei ihm auch die Forderung nach der unbedingten Bereitschaft zum Verzicht auf Besitz und Sicherheit hervor 9). In der synoptischen Apokalypse 1) 4QpPs 37 (No 171) IU, 1, s. DJDJ V, 44: Die ':J.'~i1 ~:J.u) sollen 1000 Geschlechter leben. 2) Ase. Jes. 2,8-12. S. dazu D. Flusser, IEJ 3 (1953),30-47. 3) 1 QM 1,2f; s. auch J. M. Allegro, JBL 75 (1956), 177, Doc. III Fragm. A 1. Das "Exil in der Wüste" ist wohl mit dem "Exil im Lande Damaskus" identisch und auf die Ansiedlung in Qumran zu beziehen: s. A. S. v. d. Woude, Die messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran, 1957, 53. 4) Ass. Mos. 9, 1. 6ff. 6) Vgl. Lk 1,80; Mk 1,2ff Pan.; Mt 11,7 = Lk 7,24. 6) Vita 11 : xo:'t'oc 't'l)V tp'Y)fLto:v 8Lo:-rptße:LV. 7) 2,245ff. R. Eislet beruft sich dabei u.a. auf das in der Stephanusrede vorgetragene Ideal der txXA'Y)crto: tv tp1jfL~ Apg 7,38. Der Weg Jesu fü;hrte jedoch klar nach J erusalem und nicht in die Wüste. 8) Vgl. Mk 1,12 = Mt 4,lff = Lk 4,lff; Mk 1,35; Lk 4,42; 5,15; Joh 11,54. 9) VgL Mk 10,21ff.28f = Mt 19,2ff.27f; Mt 8,20 = Lk 9,59. R. Eisler, loc. clt. weist wohl mit Recht auf die mehr als nur formale Parallele zwischen dem Aufruf des Mattathias 1. Makk. 2,27 und ähnlichen Aufforderungen Jesu hin, vgl. Mt 10,38 = Lk 14,27 u. Mk 8,34 parr. In beiden Fällen ging es um eine Nachfolge, die im bedingungslosen Gehorsam gegen" Gottes Willen selbst den Tod nicht scheute. "
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wird für den Höhepunkt der Wehen - die Entweihung des Heiligtums durch den Antichristen - die Flucht in die Wüste befohlen und zugleich die Zurücklassung d~s Besitzes gefordert 1). Wahrscheinlich besteht hier auch eine Beziehung zu der Vision von dem in die Wüste entrückten Weib, d.h. der Gemeinde, aus der heraus der Messias geboren wird. In der Wüste war sie eine gewisse Zeit sicher vor den Nachstellungen des Drachens 2). Die verschiedenen falschen Profeten, die den Zug in die Wüste antreten wollten, wurden schon aufgeführt. Das von ihnen angestrebte Ziel scheint, trotz ihrer Mißerfolge, auch auf die spätere Haggada eingewirkt zu haben .. So sollte nach R. Akiba der Messias das Volk in die Wüste führen, wo sie 40 Jahre lang Salzkraut und Ginster essen (Hi 30,4). Sicherlich liegen dieser Tradition, die sich bis in die späte Zeit fortpflanzte, historische Reminiszenzen zugrunde 3). Die Gründe für den Exodus in die Wüste und die damit verbundene Aufgabe von Haus und Hof sind verständlicherweise sehr verschiedenartig: 1. Die Flucht in die Schlupfwinkel des Wüstengebirges im Osten und Süden Judäas konnte durch den politisch-religiösen Druck der herrschenden Macht verursacht werden. Die Wüste war ja schon immer ein Zufluchtsort gewesen, und gerade die größten Gestalten der israelitischen Geschichte mußten sie aufsuchen 4). Unter diesem Aspekt kann die Flucht der Makkabäer, teilweise auch die Sezession der Essener und in gleicher Weise die Wüstenflucht während der messianischen Wehen gesehen werden 5). 1) Mk 13,14ff = Mt 24,15f = Lk 21,2H. Z) Apk 12,6. 13f. Der Aufenthalt des Weibes in der Wüste beträgt die apokalyptische Zeit von dreieinhalb Jahren, sie wird für die Dauer der "messianischen Wehen" in der Wüste in Sicherheit gebracht. J. Wellhausen, Skizzen u. Vorarbeiten, VI, 1899, 220 u. Analyse der Offbg. Joh., AGG 1907, 20f, sieht darin eine Apk 11,1ff entgegengesetzte ursprünglich pharisäische Weissagung, die 70 n. Chr. die Flucht aus Jerusalem begründen sollte. Tempel und Wüste als Orte der eschatologischen Hilfe Gottes stünden so in einem 'gewissen Gegensatz zu einander, s. u. S. 261, S) S. Bill. 2,284 nach Tanch. ~p~ (ed. Wien 1863) 7b. Nach der späteren Tradition Cant. R. 2,9 u. Pesiqta 5,8 {Mandelbaum 1,93) dauert diese Zeit der As,!rese 45 Tage, vgl. Da 12,11f. Weitere Variationen s. Bill. 1,86 u. 2,298. S. auch G. Dalman, Der leidende und der sterbende Messias, 1888, 11 u. 25. 4) Mose floh in die Wüste der Sinaihalbinsel: Ex 2,15; David in die Wüste Juda: s. o. S. 28; Elia wieder in die Wüste Sinai: 1. Kge 19,3, vgl. auch Ps 55,8; Jer 48,6.28; Hi 30,3ffu.a. Diese Vorstellung setzt sich Hebr 11,38 fort. 6) S. hierzu (und zum Folgenden) den leider allzu knappen Art. ~P1)(.Lo~ von G. Kittel, Th WB 2, 654-657.
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.2. Die Wüste war der Ort der Absonderung (Jer 9,1), der Askese und Entbehrung, aber zugleich auch der Ort, da man Gott begegne t e (Dt 32,10). Auch dieses Mo~v wird bei den Essenern eine gewisse Rolle gespielt haben, wesentlich war es außerdem für Asketen wie ]<)hannes den Täufer und Bannus, sowie für Jesus. 3. Sie war zugleich der Ort der Prüfung und Bewährung: schon für das alte Israel hatte nach Dt 8,2 die Wüste diese Bedeutung. Deutlich tritt dieser Zug in der Versuch:ungsgeschichte Jesu hervor 1). Das Wüstenmotiv berührt sich auch hier mit der Vorstellung von der endzeitlichen Not, die ja ebenfalls als Prüfungszeit verstanden werden konnte. 4. Von entscheidender Bedeutung waren gewisse alttestamentliche Vorbilder, die auf Grund der Gleichung "Urzeit entspricht Endzeit" den Zug in die Wüste eschatologisch motivierten 2). Das grundlegende Paradigma war hier der Exodus aus Ägypten, als Israel erstmalig in wunderbarer Weise befreit und in die Wüste geführt wurde, wo sich ihm Gott offenbarte. Während Mi 7,15f das Wiederauftreten der Wunder des Exodus ankündigte, zeichnete Hosea die Wüste als Erfüllungsort des kommenden Heils (2,16f): "Darum, fürwahr, ich werde sie locken, ich werde sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden; ihre Weinberge gebe ich ihr dort zurück und das Tal Akor zur Pforte der Hoffnung."
Auch Jes 40,3 konnte ähnlich verstanden werden, wenn man nach dem masoretischen Text das "in der Wüste" mit dem folgenden "bahnet einen Weg (für) Jahwe" verband 3). Der Wüstenzug wurde hier zur Voraussetzung der Heilsoffenbarung Gottes. Bei den von J osephus geschilderten "falschen Profeten" lag wohl eine sol,che Gleichsetzung von Exodus und Anbruch der Heilszeit vor; auch bei den Essenern, bei J ohannes dem Täufer und in gewissen rabbinischen Traditionen besaß die Wüste endzeitliche Heilsbedeutung. . 5. Die Wüste erhielt so einen doppelten Aspekt: Nach der durch , die geschichtlichen Ereignisse immer wieder bestätigten Erfahrung 1) Mk 1,13; s. dazu E. Lohmeyer, Das Markusevangelium, Meyers Komm. 12. A. 1953, 25 z. St.: Die Wüste trägt ein Doppelgesicht ; sie war einerseits die Stätte der Offenbarung Gottes und doch zugleich die Heimat der Dämonen und finsteren Mächte: vgl. Jes 13,21; 34,14; Tob. 8,3; Mt 12,43 = Lk 11,24f, s. Bill 1,652; 4,516. . 2) s. Volz, Esch. 370; Bill. l,68ff. 85ff; 2,284f; 4,55f. 783f. J. Jerc~mias, Art. Mwucrijc; ThWB 4,864ff. s. auch o. S. 119.124f. 3) SO 1QS 8,14; zur rabbin. Deutung s. Bill 1,96; 2,154; vgl. G. Kittel, op. cit. 2,656f.
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war sie der Ort der Zuflucht und Entbehrung, während sie in der profetischen Verheißung als Ort der endzeitlichen Heilsoffenbarung gedeutet wurde. Durch das eschatologische Schema: Schreckenszeit = Vorbereitung der Heilszeit konnten beide Aspekte organisch miteinander verbunden werden. .
2. Die Zeloten in der Wüste Wer dem Aufruf des Judas GaWäus Folge leistete und die Durchführung des Census verweigerte, mußte dieselben Konsequenzen wie Mattathias und seine Söhne ziehen und unter Zurücklassung von Haus und· Hof in die Wüste fliehen, während sein Besitz der Konfiskation durch die römischen Behörden anheimfiel 1). Leider hören wir von J osephus kaum Einzelheiten über die Aktivität und Taktik der Zeloten. Vermutlich hatten sie, wie schon die Frommen der Seleukidenzeit 2) und später die Anhänger Bar Kosebas, feste Stützpunkte 3) in den Höhlen der Wüste Juda und der weiter nördlich an Samarien angrenzenden Akrabatene. So sagt J osephus von dem "Räuberhauptmann" Eleazar b. Dinai: "Dieser hatte sich schon viele Jahre im Gebirge aufgehalten". Als nach dem Angriff auf die samaritanischen Dörfer die rÖmische Streitmacht eingriff, zogen er und seine Anhänger sich wieder in ihre "Schlupfwinkel" (e:xupouc; 't'67touc;) zu. rück 4). Simon bar Giora baute in einem wahrscheinlich im N.O. Jerusalems gelegenen Wüstental Höhlen aus, um seine Beute und Getreidevorräte zu lagern, zugleich bildeten sie das Standquartier für seine Anhänger 5). Man wird diese Verhältnisse allgemein bei den Zeloten vor Ausbruch des Krieges voraussetzen dürfen. Die Dynastie des Judas Galiläus konnte sich gegenüber der römischen 1) Nach b 2,403 war die Verweigerung der Steuerzahlung schon offenem Aufruhr gleichzusetzen (s. auch o. S. 133ff). Bei Hochverrat und Majestätsverbrechen fiel auch das Vermögen römischer Bürger der Konfiskation anheim, s. Th. Mommsen, Röm. Strafrecht, 1899, 1006ff. Diese Bestimmung wird erst recht für die Provinzialen gegolten haben. Entsprechend wurde nach dem Jüdischen Krieg zunächst der gesamte jüdische Grundbesitz vom römischen Fiskus eingezogen: b 7,216ff. . :4) Vgl. 1. Makk. 1,53; 2,35ff; 2. Makk. 6,11. 3) Vgl. Dio Cassius (Epito.me v. Xiphilin) 69,12, s. Th. Reinach, Textes, 199: Die Juden befestigten Höhlen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden waren und die sie mit Luftschächten versahen. Die durch die Funde von Wadi Murabbaat bekannt gewordenen Höhlen waren wohl solche Stützpunkte der Aufständischen unter Bar Koseba, s. J. T. Milik, Dix ans ... , 16.21.88.93. Inzwischen wurde eine ganze Reihe solcher ausgebauten Höhlen mit Waffen- u. Vorratslager wieder entdeckt. Zu den neuesten Funden~. Y. Yadin, Bar Kochba, 1971, 28ff. 32ff u.ö. 4) a 20,121.124. 5) b 4,512f.
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Übermacht während zweier Generationen nur dadurch beha.upten, daß sie im höhlenreichen Kalksteingebirge Judäas ei:ne Pülle von Stützpunkten und Ausweichmöglichkeiten hatte 1). Auch sein Sohn Menahem war wohl in dieser Gegend aktiv, seine Erstürmung der im S.O. der Wüste Juda am Toten Meer gelegenen Peste Masada gab - zusammen mit der Einstellung des Kaiseropfers - das Fanal zum offenen Aufruhr 2). Wie der Aufstand von der Wüste seinen Anfang genommen hatte, so sollte er am. Ende wieder in sie zurückführen: Nach der Eroberung und Zerstörung des Heiligtums durch die Römer forderte Titus die Aufrülu:er, die noch die Oberstadt beherrschten, zum letzten Mal auf, sich zu ergeben. Er erhielt eine Antwort, die beweist, daß die Aufrührer ei?e verschworene religiöse Gemeinschaft waren. "Sie könnten die Übergabebedingungen von ihm nicht annehmen, da sie geschlvoren hätten, dies nicht Zu tun, sie bäten aber um freien Abzug mit Frau~n und Kindern, denn sie wollten in die Wüste ziehen und ihm die Stadt überlassen" 3).
Sie zeigten nach der Zerstörung des Tempels plötzlich, trotz günstiger Verteidigungsmöglichkeiten, kein Interesse mehr an der Verteidigung der Oberstadt, sondern waren bereit, diese den Feinden auszuliefern, während sie ~ wie einst jene falschen Profeten vor Ausbruch des Krieges - den Weg in die Wüste einschlagen wollten. G. Kittel hat diesen eigenartigen Wunsch knapp und richtig gedeutet: "Der unausgesprochene Sinn ist: um dort die endliche Rettungstat Gottes zu erwarten" 4). Man könnte natürlich den verbissenen Kampf der Eiferet im Wüstengebirge Judäas'völlig profan in Analogie zu so vielen anderen Guerrillakriegen deuten, zumal die Wüste seit jeher das ideale Operatiol1sgebiet der Räuber und Aufrührer gewesen war. Dem .widerspräche jedoch das als sicher vorauszusetzende "eschatologische Bewußtsein" und die schon mehrfach nach verschiedenen Seiten hin beleuchtete religiöse Begründung der zelotischen Bewegung. Wie weit alle oben angeführten, den Rückzug in die Wüste betreffenden Motive wirksam waren, läßt sich bei der schmalen Quellenbasis kaum mehr im einzelnen beantworten. Doch ist anzunehmen, daß 1) s. M. Noth, Geschichte Israels, 2. A. 1954,16f. 3) b 2,408.433. 3) b 6,351.366. Vgl den Eid der Essener b 2, 139ff; lQS 5,7ff. Es handelt sich
um einen typischen Eid einer jüdischen "Religionspartei" s. auch Neh 10,30; Esra 10,5. 4) ThWB 2,656, Z. 42; W. R. Farmer, 118f, verweist aufDt 32,7-14 (10).
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auch bei den Zelaten die Varstellung van der zwiefachen Bedeutung der Wüste - einmal Ort der varmessianischen Nat und Bewährungsperiade und zum andern Stätte der Heilsaffenbarung Gottes .verbreitet war. Dabei entstand ein gewisser Gegensatz zWIschen Tempel und Wüste als zweier verschiedener Orte, an die Gattes Heilsverheißungen geknüpft waren. Die Lösung ergab sich aus der wechselnden palitischreligiösen Lage. Salange die "Eiferer" keine Aussicht hatten, Gewalt über das Heiligtu~ zu erlangen und dieses van gattlasen Priestern entweiht wurde, stand bei ihnen die Wüste als Ort' des Kampfes und der Verheißung Gattes im Vardergrund ; dies zeigen jene falschen Prafeten, die sich van Jerusalem abwandten und in die Wüste zagen 1). Nachdem es den Zelaten - wider Erwarten, nach jahrzehntelangem Kampf in der Wüste - gelungen war, sich des Heiligtum~ zu bemächtigen, kanzentrierte sich verständlicherweise darauf die ganze Heilserwartung, zumal das priesterliche Element in ihren Kreisen sehr stark gewarden war. Nachdem der Tempel jedach van den Römern erabert, entweiht und zerstört warden war, richtete sich ihr Blick wieder auf die \"Xiüste. D. DIE
BEREITSCHAFT ZU!'..! MARTYRIUM
1. 111ärtJ'rer illl Juden/mI] der hellenistisch-roomischen Zeit bis Herodes Wir können die bis heute nach nicht befriedigend gelöste Frage nach dem Ursprung der Wartbedeutung f.LcX.p'TUs = "Blutzeuge" beiseitelassen 2) und uns mit der 'Feststellung begnügen, daß das Judentum den Begriff in dieser Bedeutung nach nicht gekannt hat 3). Um sa verbreiteter war der dahinterstehende Inhalt: 1) S. o. S. 235f. Vielleicht warteten auch die nach der Ermordung ihres Führers in :.\lasada zurückgezogenen "Sikarier" auf eine solche Offenbarung Gottes "in der Wüste". Am Geschehen in Jerusalem und im Tempel waren sie nicht mehr interessiert, sie lebten in l\lasada ohne Zeichen äußerer Aktivität. Die einzige Ausnahme war eine Plünderung yon Engedi: s. b 4,400ff. 2) Zur Diskussion s. E. Günther, Zeuge und Märtyrer, ZNW 47 (1956), 145ff. Seine "apokalyptische Lösung" müßte jetzt allerdings durch das reiche Material entsprechender Begriffe aus den Schriften von Qumran ergänzt werden .. 3) S. H. Strathmann Art. !J.apTuc;, ThWB 4,489ff. Begriffe wie i1"!.7r1, m,!.7 und das Verb '''!.7i1 finden sich sehr häufig in den Sektenschriften: 1QS 1,9; 3,10.16; CD 3,15; 20,30f; 1QH 1,19; 2,37; 6,19 u.ö. In der Kriegsrolle erscheint nur der Begriff i1'U7n: 1 QM 2,8; 3,4; 4,5; 11,7f; 14,4f.13. 1QS 8,5f, wo der 12-köpfige Rat der Sekte "Zeugen der Wahrheit das Gericht betreffend" genannt werden, schlägt die Brücke zu Deuterojesaia 43,10.12. 1QJ\1 11,7f werden die Profeten "Seher der Zeugnisse" genannt. Die Wortgruppe Zeuge... Zeugnis dürfte doch ~lenahem
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"Die jüdische Religion ist eine Religion des Martyriums. Sie ist aus dem Martyrium und den Leiden der Frommen der Makkabäerzeit herausgeboren. Am Schluß unserer Epoche steht die Gestalt des Märtyrers Akiba, der sich freut, weil er erst mit seinem Märtyrertod das Wort: ,Du sollst Gott lieben mit ganzer Seele' ,wahrhaft erfüllt" 1).
Auch wenn die Zahl der Martyrien in der Religionsnot nicht sehr groß war 2), so haben sie doch im Bewußtsein des jüdischen Volkes einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen 3). Selbst das Rabbinat erinnerte sich noch dunkel an die Martyrien seiner geistigen Väter aus jener Zeit, an die sich zwei Generationen später die Verfolgung der jungen pharisäischen Partei durch Alexander Jannar anschloß 4). Die Leiden des Lehrers der Gerechtigkeit sind dagegen früher in der Zeit Jonathans anzusetzen 6). In der frommen Legende schrieb man, von alttestamentHchen Vorbildern ausgehend, den alten Profeten weitgehend Martyrien zu 6). Die römische Fremdherrschaft und. die gewaltsame Regierung brachte neue Märtyrerwellen. Sie beginnen mit jenen Priestern, die bei der Erstürmung des Tempels durch Pompeius vor dem Altar niedergeschlachtet wurde.n 7), "indem sie den Dienst vor Gott über ihre eigene Rettung stellten". Auch die in den folgenden Jahrzehnten Zug um Zug ermordeten Hasmonäer, sowie die große Zahl ihrer getöteten Anhänger, werden - wenigstens auf Deuterojesaja und Stellen wie Jes 8,16ff zurückgehen: s. schon O. Michel, Prophet und Märtyrer, BFCT 37 (1932), 20ff. H. A. Fischel, Martyr and Prophet, JQR 37 (1946/47), hat auf Grund reichhaltigen Materials die enge Verbindung zwischen Profetentum und Blutzeugenschaft nachgewiesen. 1) B.-Gr., Rel. 374; vgl. auch H. Strathmann, loc. dt. u. H. A. Fischel, op. dt. 270. . 2) Im 1. Makkabäerbuch besteht die Tendenz, die Zahl der Martyrien zu erhöhen, vgl. 1,60 mit 2. Makk. 6,10. Nach 2. Makk. gab es außer der Niedermetzelung der in die Höhlen geflohenen Frommen am Sabbat (6,11 = 1. Makk. 2,32f) nur "Etozelmartyrien. 3) V gl. z. B. das Fortwirken der ErZählung von der standhaften Mutter mit ihren 7 Söhnen 2. Makk. 6 u. 7 im 4. Makk., Git. 57b u. Lament. R. 1,15, s. Bill. 3,259. 4) So die Kreuzigung des Jose b. Joezer durch Jakim (Alkimos,.der nach 1. Makk. 7,16 sechzig Chasidim hinrichten ließ), Gen. R. 65,22, s. Bill. 2,263f. Zur Verfolgung unter Jannaj s. Qidd. 66a: "Alle Weisen in Israel wurden getötet. Da war die Welt verödet ... "; vgl. auch b 1,97f = a 13,379ff. 5) Der Frevelpriester und Gegner des Lehrers war offenbar Jonathan s. G. J eremias, Der Lehrer der Gerechtigkeit, 1963. Ob der Lehrer den Märtyrertod erlitten hat, bleibt ungewiß, s. A. S. v. d. Woude, op. cit. 238ff. 6) Vgl. Ase. Jes. 5,2ff; weitere Beispiele in den Vitae Prophetarum, ed. Th. Schermann, TU 3,1 (1907), s. auch O. Michel, op. cit. 12ffu.ö. und H. A. Fischel, op. cit. 274: "The wh oie histoty of the prophets from Abel on seems to be linked by a chain of genuine and exemplary martyrdoms." .Neutestamentliche Beispiele s. Mt 23,29ff.37; Lk 11,47ff.50; 13,33f; Hbr 11,35-37. 7) b 1,150 = a 14,67f.
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in bestimmten Kreisen des jüdischen Volkes - als Märtyrer der gerechten Sache betrachtet worden sein. Dasselbe gilt v·on dem "Räuberhauptmann" Hiskia und seinen Getreuen: nach ihrer Hinrichtung durch Herodes flehten ihre Mütter "im Tempel Tag für Tag den König und das Volk" um Rache an 1). Im Anschluß an die Eroberung J erusalems durch Sossius und Herodes ließen sich viele Juden nicht einmal durch die Folter dazu bewegen, Herodes als König anzuerkennen, wohl nicht so sehr - wie Sttabo meinteaus Treue zu ihrem früheren König 2), sondern weil das Gesetz einen I(önig, "der als. Idumäer nur ein halber Jude war" 3), nicht gestattete. Damit stehen wir schon vor unserer Hauptfrage, den "zelotischen Märtyrern", die sich auf Grund ihres Glaubens lieber töten ließen, als daß sie die gottlose Fremdherrschaft und ihre Befehle anerkannten.
2. Das Martyrium bei den Zeloten a) Zwei Martyrien unter Herodes Obwohl Judas der Galiläer seine "vierte Sekte" erst ein Jahrzehnt nach dem Tode des Herodes gegründet hat, sind doch zunächst zwei Martyrien unter der Herrschaft des Herodes beachtenswert, da sie die spätere Entwicklung vorzeichnen und von J osephus sehr ausführlich erzählt werden. Infolge seiner ständigen Mißachtung des Gesetzes und seiner starken hellenistischen Neigungen kam es zu einer Verschwörung von 10 Männern gegen den König: "Da sie die Auflösung der ererbten Gesetze als Quelle großen Unheils betrachteten, hielten sie es für ihre heilige Pflicht, eher das Leben aufs Spiel zu setzen, als ... zu dulden, daß Herodes mit Gewalt eine Lebensweise einführe, die nicht der alten Sitte entspräche, wobei er dem Titel nach zwar König sei, in Wirklichkeit sich jedoch als Feind des ganzen Volkes erweise" 4).
Sie bewaffneten sich - wie später die Sikarier - mit verborgenen Dolchen. Selbst ein Blinder beteiligte sich, um durch seine Leidensbereitschaft die anderen zu ermutigen; vermutlich, weil man von Anfang an mit dem eigenen Tode rechnete. Ihr Anschlag wurde verraten und Herodes ließ sie vorführen: 1) S. u. S. 319f. 3) a 15,9. 3) a 14,403, s. u. S. 323.
") a 15,281ff. Bo Reicke, Neutestamentliche Zeitgeschichte, 120, vermutet den Anschlag einer "I:Iabüra" von Pharisäern.
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"Sie zeigten weder Reue noch leugneten sie die Tat ab, zeigten vielmehr offen ihre Dolche und bekannten freimütig, die Verschwörung sei zu Recht und aus Gottesfurcht geschehen (SLW(LOAOyljO'IX.V't'o Se: XIX.AWC; XIX.l. O'UV EUO'EßdCf TI)v O'UVW(LOO'LIX.V IX.u"toic; YEVE0'6IX.L) nicht aus Gewinnsucht .. " sondern vielmehr um der gemeinsamen Lebensordnung willen, die auch schon vor ihnen für Wert erachtet worden sei, daß man sie einhalte und für sie das Leben hingebe." "Nachdem sie so offen ihr geplantes Vorhaben bekannt hatten (~!l7t'IX.pp"1}O'LIX.O'a(LEvoL), wurden sie ... abgeführt und, nachdem sie jegliche Art von Folterqualen erduldet hatten, getötet" 1).
An der Darstellung des Josephus, die vermutlich auf die jüdische, antiherodianische Quelle zurückgeht, sind zwei Punkte bedeutsam. Einmal handelt es sich bei dem Mordanschlag um einen typischen Akt des "Eifers für das Gesetz" und außerdem zeigt er die ausgesprochenen Züge des Märtyrerberichts. Diese erscheinen auch in jener schon mehrfach erwähnten Erzählung von den zwei Lehrern und ihren Schülern, die den Adler am Tempel zerstörten. Das zeigt sich schon in der Aufforderung zur Tat: "Sie sagten: Auch wenn irgendwelche Lebensgefahr drohe, so sei es gut, für das ererbte Gesetz Zu sterben. Denn die Seele derer, die stürben, würde unsterblich und im ewigen Gefühl der Unsterblichkeit bleiben." Nach der Zerstörung des Adlers verhaftet und vor den König gebracht, bekannten sie sich offen zu ihrer Tat: "Herodes fragte sie zuerst, ob sie es gewagt hätten, den goldenen Adler herunter zu schlagen; sie bekannten es. Es folgte die Frage: ,Auf wessen Befehl?' Sie antworteten: ,Des ererbten Gesetzesi' Auf die Frage, warum sie so freudig seien, da sie doch den Tod zu erwarten hätten, antworteten sie: ,Weil wir nach dem Tode größere Glückseligkeit genießen werden'" 2). In seinem Zorn über ihre Unerschrockenheit vergaß der König selbst seine Krankheit. Er ließ die "Hauptschuldigen" wegen Tempelschändung zum Tode verurteilen und lebendig verbrennen und den Rest enthaupten 3).
Beide Berichte haben gemeinsam das Motiv der Verteidigung des Gesetzes, das auch das Opfer des Lebens fordern kann; außerdem enthalten sie das freimütige Bekenntnis vor dem Tyrannen, in dem wieder das Gesetz im Mittelpunkt steht. Wesentlich ist auch die Freiheit von Todesfurcht. Beendet wird der Bericht jeweils 1) a 15,288ff.
2) b 1,650.653, vgl. die ausführliche Rede a 17,158ff, die im Grund dasselbe besagt wie die eindrückliche, knappe Darstellung des Bellum. 3) Nach a 17,167 fand in der Nacht nach ihrer Hinrichtung eine Mondfinsternis statt. H. A. Fischel, op. cit. 377f verweist darauf, daß Natur- und andere wunderbare Erscheinungen mit dem Tode des Märtyrers verbunden werden konnten.
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durch die Schilderung der grausamen Strafe. Vermutlich war schon das dem Josephus vorliegende Quellenmaterial durch ein jüdisches Schema des Märtyrerberichtes geformt, bei dem der "Eifer" für das Gesetz im Mittelpunkt stand, und vielleicht dürfen wir noch einen Schritt weiter gehen und annehmen, daß diese Art von Märtyrerberichten gerade in zelotischen Kreisen verbreitet wurde. b) Zelotische Märtyrer Verständlicherweise bringt Josephus über die zelotischen Martyrien keine solch ausführlichen glorifizierenden Darstellungen mehr wie in den beiden angeführten Fällen unter Herodes, doch läßt auch er sichtbar werden, welch große Bedeutung das Martyrium für die Zeloten in ihrem verzweifelten Kampfe erhielt: "Vielfältige Todesarten zu erdulden achten sie für gering, ebenso auch die .Hinrichtung von Freunden und Verwandten, wenn sie nur keinen Menschen (ihren) Herrn zu nennen brauchen. Da ihre Hartnäckigkeit indes allgemein durch Augenschein bekannt ist, unterließ ich es, eingehender darüber zu berichten. Ich brauche ja nicht zu fürchten, daß das, was von mir über sie gesagt wurde, keinen Glauben fände, im Gegenteil, ich muß besorgt sein, daß die Worte des Berichts zu gering sind, um die Geringschätzung zu schildern, mit der sie das Übermaß der Schmerzen auf sich nahmen" 1).
Vermutlich starb schon der Gründer der neuen Bewegung - wie auch sein Vater Hiskia - den Märtyrertod 2), dasselbe gilt für seine Söhne Jakobus und Simon, die Tiberius Alexander kreuzigen ließ 3). Die Kreuzigung wurde zur bevorzugten Hinrichtungs art, vermutlich weil sie unter römischer Herrschaft überhaupt das verbreitetste Exekutions mittel war 4). Felix, unter dem die Zeloten besonders aktiv wurden, ließ nach J osephus "zahllose" Räuber
lY' a 18,23f. 2) ]osephus schweigt darüber, doch legt Apg 5,37 diesen Schluß nahe, s. o. S. 81f. Vgl. auch Th. Mommsen, R. G. 5,515: "Wenn nicht viele seinem Ruf zu den Waffen folgten, und er nach wenigen Monaten auf dem Blutgerüst endigte, so war der heilige Tote den unheiligen Siegern gefährlicher als der Lebende." 3) a 20,102. 4) Das anschaulichste Beispiel ist die Kreuzigung ]esu selbst, der als messianischer Prätendent Zusammen .mit 2 "Räubern". (Mk .15,27f parr.) hingerichtet wurde, vgl. O. Michel, ThLZ 83 (1958), 164. Eine Fülle von Beispielen geben ]. Blinzler, Der Prozeß ]esu, 4. A. 1969, 357ff. u. E. Stauffer, ]erusalem u. Rom, 1957, 123ffu. 160ff.]. spricht von Kreuzigungen: b 2,75 = a 17,295; b 2,241 = a 20,129; b 2,306.308; 4,317; 5,449ff; 7,202; vita 420. Zur Rechtslage s. o. S. 31ff. Vgl. jetzt den Skelettfund eines Gekreuzigten bei Jerusalem aus dem 1. ]h. n. Chr. N. Haas, IE] 20 (1970), 49ff.
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kreuzigen 1). A. Schlatter betont wohl zu Recht, .daß "sich jeder, der sich zu ihnen hielt, bereit machen mußte, ,sein Kreuz zu tragen'" 2). Auch Festus, der Nachfolger des Felix, soll eine große Zahl von Räubern gefangen genommen und "nicht wenige" getötet haben 3). Der Jüdische Krieg brachte ein neues Anschwellen der Blutopfer. Es genügt im Folgenden einige prägnante Beispiele herauszugreifen: Ein vor ] otapata gefangener Galiläer "widerstand jeder Art von Folterqualen und verriet den Feinden, die ihn durch Anwendung von Feuer zu erpressen suchten, nichts über die Lage in der Stadt. Schließlich wurde er den Tod verlachend gekreuzigt" 4).
Die Beispiele für die heldenmütige Todesverachtung der Juden während des Jüdischen I
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Die Zahl der Märtyrer betrug mindestens 600, so viele waren durch die Mithilfe der ägyptischen Juden auf einmal gefangen genommen worden; dazu kamen noch viele andere, die als einzelne Flüchtlinge in den verschiedenen Teilen Ägyptens aufgegriffen worden waren 1). Josephus hatte gewiß keinen Anlaß, die Standhaftigkeit der Sikarier zu übertreiben, aber man erhält den Eindruck, als überwiege bei ihm in diese~ Falle der Stolz über die Tapferkeit seiner Volksgenossen den sonst vorherrschenden Haß gegen die Aufrührer. Auch Epiktet ist wahrscheinlich als Zeuge für die Beharrlichkeit der Sikarier oder "Galiläer", wie er sie nennt, aufgetreten 2). Wesentlich sind im Bericht des J osephus zwei Punkte: Die Sikarier erscheinen als eine festgeschlossene Gruppe von äußerster Selbstdisziplin, und ihre Standhaftigkeit beruhte nicht auf irgendeiner Art von politischem Fanatismus, sondern war tief religiös begründet: in dem absoluten Festhalten an der "Alleinherrschaft Gottes", die für sie die Mitte des Gesetzes bildete. Die nächste Parallele dazu ist gewiß das Martyrium der Essener im Jüdischen Krieg. Auch sie waren ein geschlossener Orden von 't.!iserner Disziplin. Wahrscheinlich haben sie sich - zumindest in ,..,., der Verteidigung ihrer Siedlung - am Kampf gegen die Römer beteiligt 3). Auch sie mußten - wie die Sikarier - "durch alle Arten von Folterinsttumenten hindurchgehen, damit sie entweder den Gesetzgeber lästerten oder etwas vom Gesetz Verbotenes äßen." Sie gaben jedoch ihren Peinigern in keinem Falle nach und zeigten vor ihnen weder Furcht noch Schmerz: "Lächelnd in ihren Qualen und mit Worten der Geringschätzung über die Folterknechte hauchten sie wohlgemut ihre Seelen aus, wie wenn sie diese wiederempfangen würden."
Wahrscheinlich hat die übermenschliche Standhaftigkeit der gefangenen jüdischen Aufrührer auch die Darstellung der jüdischen 1) b 7,414ff. 2) S. o. S. 60. 3) b 2,152f, vgl. dazu J. T. Milik, Dix ans ... , 16: Auch der archäologische Befund deutet auf eine gewaltsame, plötzliche Zerstörung hin, vermutlich im Jahre '68 n. ehr. durch die Truppen der 10. Legion. Milik vermutet eine starke zelotische Wendung innerhalb der Sekte nach dem Tode des Herodes : "Le caractere zelote de la communaute essenienne dans cette derniere phase explique enf1n la destruction de Qumran". Nach b 2,567 war ein gewisser "J ohannes der Essener" unter den jüdischen Führern zu Beginn des Aufstandes. Er fiel bei dem mißglückten Angriff auf Askalon b 3,11.19. Vielleicht handelte es sich hier jedoch um ein ehemaliges, aus der Sekte ausgeschlossenes Glied.
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Opfe~bereitschaft
durch Josephus in der Apologie contra Apionem
(1,43) beeinflußt: Man habe in der vergangenen Zeit oft beobachten können, daß jüdische Gefangene »eher Folterqualen und vielfältige Todesarten in den Theatern erduldeten, als daß sie auch nur ein einziges Wort gegen die Gesetze und die darauf folgenden Schriften geäußert hätten.»
3. Der religiöse Selbstmord als Sonderform des Martyriums
Sogar der Selbstmord konnte im Judentum zu einer besonderen Form der Hingabe des Lebens für Gesetz und Volk werden. Schon in der Makkabäerzeit zeigen sich dazu gewisse Ansätze, so etwa in dem heroischen Selbstopfer des Mattathiassohnes Eleazar 1) und im Freitod Razis, einem der Ältesten J erusalems 2). In der späteren Legende soll auch die standhafte Mutter der 7 Märtyrer Selbstmord begangen haben; nach 4. Makk. 17,1 "stürzte sie sich selbst in den Scheiterhaufen, damit niemand ihren Leib berühre" 3). Eigenartig ist auch nach rabbinischer Überlieferung der Selbstmord Jakims (Alkimos ?), der um die Kreuzigung seines Onkels Jose b. Joezers zu sühnen, an sich selbst "die vier Todesstrafen des Gerichts: Steinigen, Verbrennen, Schwert und Strang, vollzog". Durch diese "Selbstbestrafung" fand er unmittelbaren Eingang in den Garten Eden 4). Bei der Säuberung der Höhlen von Arbela in Galiläa durch Herodes schlug einer der Aufrührer die vom König angebotene Gnade rundweg aus und tötete zuerst seine Familie und darauf sich selbst, vermutlich weil er nicht Hero.des gegen das Gesetz als König anerkennen wollte 5). Der Jüdische Krieg brachte eine Vielzahl von Beispielen für diesen "religiösen Selbstmord" auf jüdischer Seite. Wahrscheinlich ist die lange Rede in der Zisterne von Jotapata, die Josephus sich selbst in den Mund legte, und in der er die Selbstmord-Absichten seiner Genossen durch eine Fülle philosophisch-religiöser Argumente 1) 1. Makk. 6,44ff. ') 2. Makk. 14,37-46 (42); vgl. auch W. R. Farmer, op. cit. 69f: "religious selfdestruction" . 3) V gl. auch Git. 57b: danach stürzte sie sich wie Razi vom Dach, worauf eine Bat Qol ertönte. Als Tradent wird Rab Jehuda (gest. 299 n. ehr.) genannt. 4) Gen. R. 65,22. Nach P. R. Eliezer 33 (Bill. 2,264f) gab Samuel dem Sau} den Rat Selbstmord zu begehen, um dadurch Sühne für seine Sünde zu erlangen; vgl. auch Ps. Philo, ant. bib. 64,8 und A.Z. 1Sa. 6) b 1,313 = a 14,429. S. u. S. 322 A. 4.
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verurteilte, zugleich eine Polemik gegen die in jüdisch-zelotischen Kreisen verbreitete. Auffassung, der Selbstmord entspreche unter gewissen Voraussetzungen durchaus Gottes Willen. Seine Schicksalsgenossen sahen frdlich in der Absicht, sich zu ergeben, ein Verbrechen . gegen Gott und sein Gesetz, "denn sie hatten sich schon lange zuvor dem Tode geweiht" 1). Den Selbstmord als letzten Ausweg finden wir auch bei der Eroberung von Gamala, wo sich ganze Familien in den Abgrund hinunterstürzten: "Der Zorn der Römer erschien gemäßigter als. die fanatische Zerstörungswut der Besiegten gegen sich selbst" 2).
Ähnliche Szenen müssen sich auch bei der Eroberung des Tempels ereignet haben. Die Verteidiger suchten förmlich den Tod und viele gaben sich ihn selbst: "Dabei glaubten sie alle "', daß es nicht Verderben, sondern Sieg, Heil und Seligkeit bedeutete, wenn sie mit dem Tempel zugrundegin-
gen" 3). ~Das
eindrucksvollste Beispiel ist jedoch der Massenselbstmord der Besatzung von Masada unmittelbar vor der Erstürmung durch die Römer. Die Anregung dazu ging von dem Befehlshaber Eleazar S.d.Ari aus, "dem letzten Glied der Dynastie des Ezechias" 4). Seine ausführliche Rede ist wohl das Werk des Josephus. Obgleich dieser auch hier seine eigene tendenziöse These, der Sieg Roms sei von Gott gewollt, vorträgt, muß er doch um des historischen Kolorits willen gewisse Züge zelotischer Anschauungen in einer für hellenistische Leser verständlichen Form einflechten 5). So läßt er Eleazar für den gemeinsamen Selbstmord eine Reihe von Gründen vorbringen:
1) b 3,384: U!«; av 7t&:ACXL XCX600'LWO'CXVTe:«; ECXU't'OU«; 't'0 6cxv&:np. Die Verteidiger Jerusalems hatten sich gegenseitig zugeschworen, sich nicht zu ergeben: b 6,351. Möglicherweise lag auch in Jotapata eine solche Verpflichtung vor. Zur Rede des Josephus s. b 3,362-382. 11) b 4,78f. 3) Dio Cassius 66,6, s. o. S. 228; vgl. den Selbstmord zweier Priester b 6,280. 4) J. Wellhausen, Israelitische u. jüdische Geschichte, 5. A. 1904,377; s. u. S. 338. 5) Auch die Rede Agrippas H. und die beiden Reden des J osephus vor J erusalem haben denselben Tenor (b 2,345-404 u. 5,362-372.376-419). Zugleich ist die Rede Eleazars dem Brauch anti ker Geschichtsschreibung entsprechend der Schwanengesang der unterlegenen Partei, s. H. St. Thackeray, Josephus, the Man and Histol'ian, 1929, 45. Ausführlich V. Nikiprowetzky, La mort d'Eleazal' fils d'Jalre .. " in: Hommages a Andre Dupont-Sommer, Paris 1971,461-490.
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"Ich glaube aber, daß uns von Gott diese Gnade gegeben ist, daß wir edel und frei sterben können, was anderen, die unerwartet besiegt· worden waren, nicht gewährt wurde" 1). Auch könne nur der gemeinsame Tod die Frauen und Kinder vor Schändung und Sklaverei bewahren 2).
Selbst die Hoffnung auf ein ewiges Leben wird, allerdings in einer stark popularphilosophisch gefärbten Fonn, zur Ermunterung der Genossen vorgetragen: Der Tod gibt der Seele die ewige Freiheit, die Seele verläßt den Körper und gewinnt die Unsterblichkeit 3). Wenn Josephus den Eleazar ausdrücklich betonen läßt: "Wir sollten, von zu Hause dazu erzogen, den anderen ein Beispiel in der Todesbereitschaft geben" 4),
so mag dies als ein Hinweis dafür gelten, daß gerade der auf Judas zurückgehende Kern der zelotischen Bewegung eine ausgeprägte Vorstellung vom Martyrium und die dazu notwendige innere Bereitschaft besaß. Die Rede Eleazars schließt mit dem Hinweis auf das Gesetz: "Dies - den Selbstmord - befehlen unsere Gesetze; darum bitten unsere Frauen und Kinder; die Notwendigkeit dafür hat uns Gott gesandt (andere LA: befohlen)/" 6)
Insgesamt waren es 960 Menschen, die sich in zuvor gen au festgelegter Ordnung gegenseitig töteten, nur 2 Frauen mit 5 Kindern, die sich versteckt hatten, kamen mit dem Leben davon 6). Man darf wohl auch diese grausige Tat als ein Zeichen für die strenge Selbstdisziplin werten, die unter den Sikariern geherrscht hat. Eine rabbifiische Anekdote zeigt, daß Massenselbstmorde rucht auf die Sikarier beschränkt waren, sondern sich auch bei jüdischen Gefangenen ereigneten: "Einst wurden 400 Knaben und Mädchen zur Schande gefangengenommen. (Die Parallele Lament. R. 1,16: "Vespasian füllte 3 Schiffe mit den Großen Jerusalems um sie in die Schande (cl.h. die Bordelle) zu schaffen.") Als sie merkten, wofür sie begehrt wurden, sprachen sie: 1) 3) 3) "')
b 7,325f. Vgl. 334.336.386f. b 7,334. Vgl. 380.382.385. b 7,344ff. 350.353.355f. b 7,351: ~8EL f.Lev oiSv ~f.Lci~ O~X06EV
7tE7t<XL8EUf.LEVOU~ &.AAOL~ d\llXL mxp&8ELYf.LCX
rij~ 7tPO~ 6&vcx't'ov hOLf.L6't"1)'t'o~.
5) b 7,387. HS. C liest E:XEAEUaE statt &'7tEa't'cxAxE. Vielleicht war dies die ur~ sprungliche LA, die wegen ihrer Anstößigkeit abgeändert wurde. 8) b 7,389-401. Zur Deutung des Massenselbstmords auf Masada s. auch E. Stauffer; Jerusalem u. Rom, 1957, 84.
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Kommen wir, wenn wir uns ins Meer stürzen, in die zukünftige Welt? Da trug ihnen der Älteste unter ihnen vor: ,Es spricht der Herr: Von Baschan führe ich sie zurück, ich führe sie zurück aus den Tiefen des Meeres (Ps 68,23) ... Als die Mädchen dies hörten, sprangen sie alle auf und stürzten sich ins Meer. Da folgerten die Knaben einen Schluß ... , hierauf sprangen sie auch ins Meer. Über sie spricht die Schrift: Deinetwegen werden wir täglich getötet, werden wir wie .Schlachtschafe geachtet (Ps 44,23)1" 1).
4. Zusammenfassung: Das Verständnis des Martyriums bei den Zeloten Wie der Eifer für das Gesetz ~ mit dem die Bereitschaft zum Martyrium aufs engste zusammenhängt- war das Opfer des eigenen Lebens für Gesetz und Volk ein Zeichen religiöser Hingabe, das nicht nur die Zeloten, sondern das ganze strenggläubige Judentum betraf 2). Die Wurzeln dazu liegen schon in der Makkabäerzeit, und seither hörte die Kette der Blutzeugen nicht mehr auf. Für das Rabbinat vorbildlich wurde die Märtyrerzeit des Bar-KosebaAufstandes und der nachfolgenden hadrianischen Religionsnot. Das oben angeführte Wort aus Ps 44, 23 bildete damals die Losung der leidenden Gemeinde 3). Im Zeitraum zwischen Herodes und der Zerstörung Jerusalems stellte die jüdische Freiheitsbewegung, die sich durch das Wirken. des ] udas Galiläus zur Partei der Zeloten konsolidierte, gewiß die weitaus größte Zahl an "Märtyrern". Alle, die im Kampf für Gottes "Alleinherrschaft"") und für die Freiheit Israels fielen, sei es im offenen Gefecht oder durch die Hand des Henkers, mußten in ihren Augen als "Blutzeugen" erscheinen. Mochten cliese auch von den führenden jüdischen Kreisen nicht als solche anerkannt werden, die Masse des Volkes sah in ihnen gewiß echte Märtyrer. Der Ausbruch des Jüdi"schen Krieges war nur möglich, weil sich das Volk, vom Gedankengut der Zeloten ergriffen, in seiner Mehrheit auf deren Seite stellte; die angeführten Beispiele aus Jotapata, Gamala, bei der Verteidigung des Tempels 1) Git. 57b. Die Tradition wurde von Rab Jehuda (s. o. S. 268 A. 3) im Namen (Mar) Schemuels (gest. 254, vgl. Strack, Einl. 139.137) vorgetragen. Nach andern ging sie auf R. Ammi (um 300) zurück, nach einer 3. Ansicht ist es eine Baraita. Par. Lament. R. 1,16; s. Bill. 2,135; nach der Parallelstelle folgte noch eine Bat Qol des hl. Geistes: "Darüber weine ich!" KL 1,16. Eine Parallele aus christlicher Überlieferung berichtet Euseb, h. e. 8,12. Zur Sache vgl. H. Volkmann, Massenversklavungen ... AAMz 1961, 3, 234f. 2) S. o. S. 187f. Allgemein zur Jüdischen Märtyrertradition s. E. Stauffer, Die Theologie des Neuen Testaments, 4. A. 1948, 308ff. 3) S. Bill. 3,259 zu Rö 8,36. Zu den Martyrien aus der hadrianischen Zeit s. Bill. 1,223-226. "
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und bei den Kriegsgefangenen zeigen, daß das einfache Volk in vielen Fällen so gut zu sterben wußte, wie seine zelotischen Vorbilder, die Sikarier in Masada und in Ägypten. Im Folgenden sollen die wesentlichen Punkte der zelotischen Auffassung vom Martyrium, die eine so tiefgreifende Wirkung auf das ganze Volk ausgeübt haben, zusammengefaßt werden. 1. Die wachsende Zahl der Blutzeugen war wohl der eindrückliehste Hinweis darauf, daß man in der letzten großen Notzeit lebte, der Zeit des Zornes und der Prüfung. Schon bei Daniel wurde das :Martyrium der "Weisen" in dieser Weise verstanden 1). Dasselbe :Motiv erscheint auch in der Assumptio Mosis 2) und. vor allem in der christlichen Überlieferung, den Evangelien und der Apokalypse 3). Nur durch die Gewißheit ihrer eschatologischen Bedeutung erhielten die ungezählten Blutopfer des Freiheitskampfes ihren Sinn: Sie wurden zum Samen der kommenden Gottesherrschaft. 2. Diese "eschatologische Bedeutung" bestand zunächst darin, daß das Blut der Märtyrer als Aufforderung an Gott betrachtet wurde, ihren Tod zu rächen 4) und das Heil Israels herbeizuführen. So steigt in den Bilderreden des äth. Henoch das Blut der Gerechten zusammen mit deren Gebeten zu dem "Herrn der Geister" auf, während die "Heiligen", d.h. die Engel, einstimmig Fürbitte dafür einlegen, daß Blut und Gebet der Gerechten nicht vergeblich seien und das Gericht nicht verziehe. Wie dann die Bücher zum Gericht aufgeschlagen werden, freuen sich die Engel, "weil ... das Gebet der Gerechten erhört und das Blut der Gerechten vor dem Herrn der Geister geräch t war" 5). Auch Taxo ist mit seinen Söhnen der Überzeugung, daß, wenn sie um des Gesetzes willen sterben, ihr Blut von Gott gerächt werde 6). In der Apokalypse (6,9-11) schreien die Seelen der :Märtyrer unter dem Altar zu Gott um Rache für ihr Blut, das von den "Erdbewohnern" vergossen wurde. Schließlich findet sich eine ähnliche Bitte in dem alt jüdischen Gebet Abinu Malkenu: 1) V gl. Da 11,33.35; s. auch äth. Ben. 90 und Volz, Esch. 149: "Der Tod der Märtyrer wird ein Sinnbild der letzten Schreckenszeit." 2) c. 8 u. 9. 3) .Apk 6,9-11; 7,9-17; 20,4-6. 4) Vgl. schon Dt 32,43; 2. Kge 9,7; Joel 4,21; s. auch E. Stauffer, op. cit. 316 Nr. 25-29. 5) Ath. Ben. 47,1-4; Üs. n. G. Beer in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,263; "gI. auch 97,5; 99,3 u. Lk 18,7, allerdings hier auf das Gebet beschränkt. 6) Ass. i.V1os. 9,7: Unmittelbar darauf folgt die Offenbarung der Gottesherrschaft.
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.,Unser Vater, unser König, gib vor unseren Augen Rache für das Blut Deiner Knechte, das vergossen wurde I" .1).
Man wird kaum bezweifeln können, daß dieses Motiv, das in der apokalyptischen, christlichen und rabbinischen Tradition erscheint, auch dort lebendig war, wo die größte Zahl von Blutzeugen gefordert wurde: bei den Zeloten. Vielleicht erwartete man dort von den vielen Martyrien - entsprechend der These, die Gottesherrschaft könne durch die eigene Tat "herbeigedrängt" werden - eine Verkürzung der messianischen Notzeit 2). 3. Die Wirksamkeit des Märtyrertodes erstreckte sich jedoch rucht nur auf die klagende Mahnung gegenüber Gott, sondern man schrieb ihm auch sühnende, bzw. Gottes Erbarmen bewirkende Kraft zu 3). Diese konnte sich auf eigene Sünden beziehen, hatte aber vor allem stellvertretelfde Wirkung für das ganze Volk. Zeugnisse dafür finden sich in der jüdisch-hellenistischen Märtyrerliteratur 4) und im Rabbinat 5), während sich im Urchristentum zun~chst die ganze Sühnekraft im Opfertode J esu konzentrierte 6). Da schon in der Pinehastradition der Eifer ·sühnende Wirkung besaß, mußte diese erst recht dem Martyrium als der höchsten Vollendung des Eifers zukommen. 4. Schon im Judentum trug der Märtyrer - und dies verbindet ihn mit den Profeten - häufig charismatische Züge. Dazu gehörte 1) Z. 31, s. W. Staerk, Alt jüdische liturgische Gebete, Lietzmanns kl. Texte 58, 1930, 29. Das Gebet selbst kann bis ins 1. ]h. n. ehr. zurückverfolgt werden; nach Taan. 25b soll es von R. Akiba stammen: s. I. Elbogen, Der jüdische Gottesdienst, 1924,§ 24, 11. . 11) Auch äth. Hen. 47,2 und Apk 6,10f erscheint das Problem des ,;wie lange noch?" Nach Apk 6,11 wird das Kommen des Endes von der Erfüllung einer bestimmten Zahl von Märtyrern abhängig gemacht. S) S. Moore, Judaism 1,546f; H. A. Fischel, op. cit. 372f. 4) Vgl. 2 Makk. 7,18.37f; 4. Makk. 1,11; 6,29; 9,23f; 17,22. Bemerkenswert ist für 4. Makk., daß hier dem Blut der Märtyrer direkte Sühnewirkung zugeschrieben wird (6,29; 17,22); s. dazu auch j. Sanh. 30c,28f (Bill. 2,279): R. ] ochanan i. N. R. Schirneon b. Jochais: "Jener Tropfen (Blut), der aus jenem Gerechten (1. Kge 20,37) heraustrat, hat ganz Israel gesühnt." Vgl. auch E. Stauffer, op. cit. 317 Nr. 42.44.46.47. ö) Das Martyrium steht hier im weiteren Rahmen der sühnenden Wirkung des Leidens überhaupt: s. dazu, außer Moore u. Fischei, Bill. 1,225f; 2,277f.279f. 281f. Es kam ihm hier jedoch die größte Wirkung zu, da der Tod als das stärkste Sühnemittel betrachtet wurde: vgl. Bill. 1,169, T. Joma 5,6ff (Z. 190); weitere Beispiele s. Bill. 4,1264 Register unter "Sühnemittel". 6) Hier liegt wohl der entscheidende Unterschied zwischen dem jüdischen und christlichen Märtyrerverständnis. Das Leiden des christlichen Märtyrers kann nur vom Leiden seines Herrn her verstanden werden, es hat in sich keine sühnende Kraft.
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vor allem eme übernatürliche, freudige Standhaftigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber Folterqualen und außerdem die profetischvisionäre Schau während des Todesleidens. In idealer Weise erscheint dies im 1YIartyrium J esajae : ,,] esaja aber schrie weder, noch weinte er, als er zersägt wurde, sondern sein Mund unterhielt sich mit dem Heiligen Geist, bis er entzweigesägt war" 1).
Verschiedene christliche Martyrien seit Stephanus 2) sowie die jüdischen Martyrien eines Jose b. Joezer 3), R. Akiba 4) oder R. Chananja b. Teradjon 5) weisen ebenfalls charismatische Züge auf. Selbstverständlich kann man von J osephus keine Schilderungen von Visionen der ihm so verhaßten Zeloten erwarten, doch tritt bei ihm ihre außerordentliche Standhaftigkeit im Martyrium mehrfach hervor: Das "Lächeln" 6), die "gefühllosen Körper" bei "freudiger Seele", die Geringschätzung der Folterqualen 7), dies alles weist darauf hin, daß bei den Zeloten - wie auch bei den Essenern Martyriumsbereitschaft und ekstatische Begabung verbunden waren. Vielleicht darf ihr V erhalten gegenüber den römischen Henkern in gleicher Weise wie das Vorhandensein profetis.cher Gaben als ein Zeichen dafür gewertet werden, daß auch sie sich im Besitz des Geistes wußten. 5. H. Strathmann glaubt, daß, während der christliche Märtyrer "sich verkündigend an andere wendet", diese Haltung für den jüdischen Märtyrer nicht wesentlich sei 8). In Wahrheit besteht jedoch gerade hier zwischen der jüdischen und christlichen Märtyrerauffassung kaum ein Unterschied. Dies zeigen die Legende vom Tod der 7 Söhne mit ihrer Mutter 9), das Martyrium 1) 5,14 (vgl. auch V.7), ÜS. n. G. Beer in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,127.
2) Apg 7,55-60; s. weiter das Martyrium der Perpetua und Felicitas in "Ausgewählte Märtyrerakten" hrsg. v. R. Knopf u. G. Krüger, 3. A. 1929 S. 43, c. 20,3: "adeo in spiritu et in extasi fuerat", vgl. H. Lietzmann, Geschichte der Alten Kirche, 2. A. 1953, 2, 160ff., K. Holl, Ges. Aufs. 2,70ff. u. M. Hengel, ZThK 72 (1975), 193f. 3) Gen. R. 65,22. ") Ber. 61b Bar., s. Bill. 1,224; dort weitere Parallelen. 5) A.Z. 18a, Bar., s. Bill. 1,223; weitere Beispiele s. Fischel, op. cit. 367ff. 8) b 3,321: X.OC't'a.P.e:L~lLWV; bei den Essenern b 2,153: P.EL8Lwvn<;. 7) V gl. b 7,418: &Va.Lcre~'t'OL<; crWP.a.crL Xa.LpoUcr71 ••. Tii ~ux7i. V gl. auch a 18,23. 8) Th WB 4,491. 9) Vgl. 2. Makk. 6,18-7,42, das 4. Makkabäerbuch u. Gittin 57b. Es handelt sich jeweils um ein fortlaufendes Bekenntnis zur unverbrüchlichen Geltung des Gesetzes und zu dem einen Gott. Auch dem Tyrannen wird Gottes Gericht bezeugt: 2. Makk. 7,17.19.34; 4. Makk. 9,9. 32; 10,11; 12,11 u.ö. Auch Gittin 57b erscheint dieses wesentliche Motiv: Der letzte der Knaben spricht da "Wehe
DIE BEREITSCHAFT ZUM MARTYRIUM
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Jesajae 1) und die rabbinische Märtyrerüberlieferung 2). Auch wenn J osephus den "Freimut" der zelotischen Märtyrer verständlicherweise kaum schildern konnte - immerhin schimmert er bei den Martyrien der Sikarier in Ägypten und bei den Essenern deutlich durch 3) - so ist doch der Bekenntnischarakter der zwei Märtyrerberichte unter Herodes offensichtlich. In beiden Fällen· bekannten sich die Angeklagten zur unverbrüchlichen Geltung des Gesetzes und betonten furchtlos ihre Bereitschaft, dafür zu sterben. Wahrscheinlich wird man auch das freimütige Bekenntnis als Grundzug der zelotischen Märtyrervorstellung voraussetzen dürfen, wobei auch hier wohl das charismatische Motiv mitenthalten war 4). Im Mittelpunkt dieser zelotischen Bekenntnisbereitschaft stand. das Festhalten an der "Alleinherrschaft" Gottes. 6. Schon bei Daniel 5) wurde die Auferstehungshoffnung eng mit dem Martyrium verbunden, auch J osephus 6), der Hebräerbrief (11,35) und die Apokalypse (20,4-6) beziehen beide aufeinander . . Bedeutsam ist auch das Zeugnis des Tacitus, da dieses wohl auf die römis<;:hen Erfahrungen im Jüdischen Kriege zurückgeht: "animosque proelio aut supplieüs peremptorum aeternos putant: hine generandl amor et moriendl eontemptus" 7). über den Kaiser". Der Herrscher und sein Gefolge können sich dem Eindruck ihrer Standhaftigkeit nicht entziehen: 2. Makk. 7,12 u. 4. Makk. 17, 17. Vgl. E. Stauffer, op. eh. 316 Nr. 25. 1) c. 5,9f. . 2) Pappus und Julianus vor Trajan: Taan. 18b; Jose b. Joezer und R. Chananja b. Teradjon bringen sogar ihre Henker zum Glauben: Gen. R. 65,22 u. A.z. lSa, Bill. 1,223. R. Akiba lehrte seine Schüler noch im Sterben das rechte Verständnis des Schema: Ber. 61b, s. Bill. 1,224. Weitere Beispiele bei Fischel, op. cit. 370. ~) S.o.S. 266. Angedeutet wird der "Bekenntnischarakter" dieser Martyrien durch das Staunen der Zuschauer über das Verhalten der Knaben und das )(IXTe~pCUveu6fLevoL TWV T~«; ßIXcr&.VOUC; 7tpocr
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Dm ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
Daß statt der Auferstehung die Unsterblichkeit der Seele erwähnt wird, hat wenig zu bedeuten. Auch bei Josephus finden wir teilweise diese für die hellenistisch-römische Welt naheliegende Umdeutung 1). Die beiden Lehrer vor Hero,des begründen ihren Freimut mit der Unsterblichkeitshoffnung, Eleazar S.d.Ari führt sie unter seinen Argumenten für den Selbstmord auf, und den Essenern fällt d!ls Sterben leicht, weil sie glauben, ihre Seelen "wiederzuempfangen" 2). Man wird bei den Zeloten eine Form der Auferstehungshoffnung voraussetzen dürfen, die -ungefähr Apk 20,4-6 entspricht: Die Märtyrer, d.h. alle von den Römern· zum Tode verurteilten oder im Kampf gefallenen Freiheitskämpfer. stehen zu Beginn der Heilszeit von den Toten auf und erhalten besondere Würden im messianischen Reich. Ihre Todesverachtung war wohl mit durch diese Hoffnung bedingt. 7. Der Selbstmord hatte in der jüdisch-zelotischen Märtyrervorstellung deshalb seinen Platz, weil die Gefangenschaft für den Juden die Befolgung des Gesetzes weithin unmöglich machte. Hinzu kam die Rücksicht auf die Familie: Die Frauen wurden der Schande ausgeliefert und die Kinder standen in. der Gefahr, selbst Heiden und Götzendiener zu werden. Auch der Gedanke der Schändung des eigenen Leibes konnte als unerträglich empfunden werden. Der Selbstmord mochte so als eine um der Treue zum Gesetz willen' notwendige Handlung erscheinen. 8. Man wird abschließend annehmen dürfen, daß die Zelot'en eine ausgeprägte Märtyrertradition besaßen, die zugleich Ausdruck der festen Disziplin innerhalb der Sekte war. A. Schlatter weist mit Recht darauf hin, daß sie und Jesus die Forderung der unbedingten Martyriumsbereitschaft gemeinsam haben 3). Dagegen scheint seine Folgerung, daß das Martyrium "für sie eine harte, unerklärliche Fügung Gottes" geblieben sei, "vor der dem Menschen nichts als die Ergebung übrig blieb", kaum gerechtfertigt zu sein. Denn durch die eschatologische Deutung erhielt das Martyrium auch bei 1) Auch dort, wo Josephus unverkennbar von der Auferstehung spricht, geht er zunächst von der Unsterblichkeit der Seele aus: vgl. b 2,163 = a 18,14 u. b 3,374. 2) b 2,153, vgl. dazu 154ff, ihre Unsterblichkeitslehre. Nach 1QH 6,29.34 und Hippolyt, philosophumena 9,27 scheinen auch die Essener an die Auferstehung von den Toten geglaubt zu haben~ Vgl. M. Bengel, Judentum u. Hellenismus, 357ff. 3) Die Geschichte des' Christus, 1921, 306: "Zunächst gab es unter s~inen (d. h. Jesu) Hörern keine Gruppe, die Worte, wie ,seine Seele verlieren'und ,sein Kreuz tragen' besser verstand und williger ergriff, als die Zeloten."
DIE BEREITSCHAFT ZUM MARTYRIUM
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den Zeloten seinen positiven Sinn: es war der rascheste und sicherste Weg, der Freuden des messianischen Reiches teilhaftig zu werden.
E.
DER HEILIGE KRIEG
1. 1m Alten Testament und in der Makkabäerzeit Die Vorstellung vom Heiligen Krieg hatte ihren festen Ort schon in der altisraelitischen Überlieferung 1). Wir können uns jedoch darauf beschränken, aus dem gesamten Alten Testament einschließlich der späteren Überlieferung diejenigen Züge herauszustellen, die für un~eren Zeitraum in Frage kommen. }<:'riegsherr im Heiligen Kriege war Jahwe selbst 2), "seine Kriege" 3) führte er in der Regel durch "eine von Ihm charismatisch begabte Persönlichkeit" 4). Von ihr aufgerufen, strömten die Krieger als "Freiwillige" zusammen 5). "Weder ihre Rüstung noch ihre Zahl" war entscheidend 6). Jahwe zog selbst voran und sandte seinen Schrecken unter die Feinde 7). V or der Schlacht wurde das Heer von dem charismatischen Führer oder den Priestern ermahnt 8), auf Gottes Beistand zu trauen; die Feigen oder die durch Besitz und Familienbande Behinderten wurden ausgeschieden 9). Oft fiel die Entscheidung in der Schlacht durch das wunderbare Eingreifen ] ahwes selbst 10). "Höhepunkt wid Abschluß bildete der Bann", der allerdings verschiedene Schärfe1) S. F. Schwally, Semitische Kriegsaltertümer, 1. Heft, Der Heilige Krieg im alten Israel, 1901; G. v. Rad, Der Heilige Krieg im Alten Israel, 1951; O. Bauernfeind, Art. 7t'6Ae:fLo~ ThWB 6,507f. Kritisch dazu M. Weippert, ZAW 84 (1972), 460-93; vgl. auch F. Stolz, Jahwes und Israels Kriege, 1972. 2) Ex 14,4.14; 15,3; Ps 24,9; Jes 42,13; s. auch G. v. Rad, op. cit. 9. 3) 1. Sam 18,17; 25,28; Nu 21,14; s. G. v. Rad, loc. eh. 4) O. Bauernfeind, op. cit. 6,507; G. v. Rad, op. cit. 20.23f.27: "Als Führer des Heerbanns wurde jeder Israelit anerkannt, sofern nur sein Auftreten von Jahwes Geist beglaubigt wurde." Vgl. Ri 3,10; 11,29 u.ö. 6) Zum Aufruf s. Ri 3,27 ;6,34; 19,29; 1. Sam 7,5; 11,7. Zu den Freiwilligen: C'~l~~~D s. Ri 5,9, vgl. 5,2 u. 2. ehr 17,16; s. G. v. Rad, op. cit. Tu. 37. Der Begriff erscheint wieder in Qumran, s. u. S. 283 A. 6. 6) O. Bauernfeind, loc. cit., vgl. G. v. Rad, op. cit .. 9; s. dazu Ri 7,2ff; 1. Sam 14.,6; 17,45.47; Dt 20,lf. 7) Jahwe zieht voran: Ri 4,14; 2. Sam 5,24; Dt 20,4 u.ö.; zum Schrecken Jahwes s. Ex 14,24f; Dt 11,23; Jas 2,9; vgl. auch O. Bauernfeind, loc. cit. A. 3 u. G. v. Rad, op. cit. 12. 8) Jas 8,1; Ri 3,28; 7,5; 1. Sam 7,8ff; Dt 20,2ff. An die letzte Stelle schließt die rabbinische '.Torstellung vorn Kriegsgesalbten an, s. Bill. 4,174 u. s. o. S. 165f, vgl. Pinehas in Nu 31,6ff. 0) Ri 7,3; Dt 20,5-8. 10) Jas 6,20; 10,10f; Ri 5,20; 1. Sam 7,10 u.ö., vgl. auch Dt 9,lff.
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
grade zeigen konnte 1). Der Krieg "war ein fortgesetzter Gottesdienst" 2) und als solcher - wie der priesterliche Dienst im Heiligtum - mit einer Reihe ritueller Verpflichtungen verbunden 3). Die Religionsnot unter Antiochus Epiphanes erweckte die Vorstellung vom Heiligen Krieg zu neuem Leben. Die "merkwürdig säkulare Auffassung" des 1. Makkabäerbuches 4) läßt zwar den charismatischen Charakter des Kampfes zurücktreten, aber zumindest in der Frühzeit des Freiheitskrieges erscheint dieser noch deutlich genug. Schon der Ausgangspunkt, die Tat des TYfattathias, war charismatisch. Auch das alttestamentliche Vorbild des Heiligen Krieges ist unverkennbar, denn vor dem Kampf ermahnte Judas sein Heer unter Verweisung auf Gottes Heilstaten, anschließend betete er 5). Bei der Vorbereitung des Heeres auf den Angriff des Gorgias in der alten Kultstätte Mizpa wurde - wohl im Anschluß an 1. Sam 7,5-15 - gefastet und Bußkleidung angelegt 6). Die Heilige Schrift befragte man, wie einst Urim und Tummim, als Orakel. Darauf teilte Judas das Heer entsprechend dem Vorbild von Ex' 18,21-26 ein und ließ nach Dt 20,5-8 die Furchtsamen und anderweitig Behinderten ausscheiden. Nach 2. Makk. 8,14 verkauften die Kampfbereiten ihren ganzen Besitz. Die kleine Zahl und schlechte Bewaffnung spielte keine Rolle, man wußte,: "die Kraft kommt von Gott" 7). Er selbst wurde zum Mitkämpfen angerufen, denn seine Hilfe war kampfentscheidend 8). Nach 2. Makk. 10,29ff geschah dies durch das Eingreifen himmlischer Kämpfer auf wunderbare Weise 9). Wir 1) S. Nu 31,15ff; Dt 2,34; 20,13ff.16f; '1. Sam 15; s. dazu F. Schwally, op. cit. 29. 2) F. Schwally, op. cit. 63; s. auch G. v. Rad, op. cit. 7. 3) V gl. das Verb tl1ip pi. u. hitp. in Beziehung auf den Krieg: Jas 3,5; J er 6,4 Mi 3,5 u.ö. Zur Salbung und Weihe der _Waffen s. F. Schwally, op. cit. 49f, zum Fasten op. cit. 50, zur sexuellen Enthaltsamkeit op. cit. 60ff. Nach Nu 31,19 wurde nach Beendigung des Krieges eine siebentägige Reinigungszeit für die Leichenverunreinigung gefordert, vgl. auch Dt 23,13f. Gerade diese rituellen Gebote tauchen später wieder in der essenischen Kriegsrolle auf: s. u. S. 284A. 2A. ') G. v. Rad, op. cit. 84. Das wohl in der Spätzeit Johannes Hyrkans 135-104 verfaßte 1. Makkabäerbuch (s. O. Eißfeldt, Einleitung in d. A. T., 3. A. 1964, 787f) schildert den Freiheitskampf in überwiegend säkularer Weise, doch muß sein Bild der makkabäischen Frühzeit durch 2. Makk. u. Daniel ergänzt werden. 6) 1. Makk. 3,18ff; 4,8ff.30ff; 5,32f; 7,41ff; vgl. auch 2. Makk. 8,16ff.32; 11,6f; 12,15f.28ff; 13,14ff; 15,8. 8) 1. Makk. 3,46ff; zum Bußmotiv vgl. 11,71; 2. Makk. 10,24ff u. 14,5. S. auch a. S. 158. 7) 1. Makk. 3,18f: ,EX Toi) oup~voi) 1j Laxuc; .. Vgl. 4,6ff; u. 2. Makk. 15,11. 8) 1. Makk. 4,10.32; vgl. 2. Makk. 8,23 die Losung: ee:ou ßOlJee;(~C;, sowie 2. Makk. 11,13 u. 15,21. 9) Vgl. auch 11,8f u. 15,12-16.23. Äth. Hen. 90,14 hilft 1vIichael dem "Böck-
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sehen aus alle dem deutlich, daß der Freiheitskampf der Makkabäer - wenigstens in seiner ersten Phase - durchaus die Züge des Heiligen Krieges trug 1). 2. Die 'eschatologisch-dualistische und messianische Deutung des Heiligen Krieges in der Apokalyptik und der Kriegsrolle
a) Die eschatologisch-dualistische Deutung 2) Der Vorstellung vom "Heiligen Krieg" trat nun die Idee vom endzeitlichen Krieg zur Seite. Während noch in den Makkabäerbüchern die eschatologischen Züge nahezu völlig fehlen·' und das Danielbuch wohl bewußt auf alle kriegerischen Züge verzichtet, kann man in der zeitgenössischen "Tiersymbolvision" des äth. Henoch deutlich die V orstellung vom endzeitlichen Krieg gegen die Unterdrücker Israels erkennen 3): "Ich sah, bis daß den Schafen ein gfoßes Schwert überreicht wurde, und die Schafe zogen gegen alle Tiere des Feldes, um sie zu töten, und alle Tiere und Vögel des Himmels flohen vor ihnen."
Unmittelbar darauf folgt die Eröffnung des Gerichts, der endzeitliche bildet also dazu die Einleitung. In der Zehnwochenapokalypse erhalten die "auserwählten Gerechten" in der (achten) "Woche der Gerechtigkeit" ein Schwert, damit sie an den Sündern Gericht üben '). Im Anschluß an die alte Vorstellung von Jahwe als "Krieger" hatten schon die nachexilischen Profeten J ahwe als Kämpfer für das Heil seines Volkes in die Auseinandersetzung mit dessen Feinden eingreifen lassen 5); Auch diese Vorstellung wurde von der apokaK~ieg
ehen" (= Judas Makkabäus), vgl. auch Da 12,1. Auch in der Kriegsrolle taucht das Motiv auf: s. u. S. 285 A. 1. Im Grunde geht es schon auf das AT zurück, s. F. Schwally op. cit. 7f. 1) Vgl. W. R. Farmer, 9 A. 17; P. v. d. Osten-Sacken, Gott u. Belial, 1969, 62ff. 2) Zum Folgenden vgl. H. Windisch, Der messianische Krieg und das Urchristentum, 1909, 10ff: Der messianische Krieg in der jüdischen Eschatologie. 3) Ath. Hen. 90,19: Os. n. G. Beer in Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,296. Zur zeitlichen Ansetzung s. O. Eißfeldt, op. cit. 765. Unter den Fragmenten von 4Q befand sich auch eines aus der Tiervision c. 87-90. Man wird daher auch diese der essenischen Literatur zuweisen dürren, s. J. T. Millk, D ix ans, 30f. ") Ath. Hen. 91,12 (v gl. auch 98,12; 99,6.16, die Bilderreden 50,2; Jub. 24,29; 26,30; Sap. 3,7; 1QpHab 5,3f; sowie Volz, Esch. 316). In der Zehnwochenapokalypse haben wir ein festes eschatologisches Schema vor· uns, bei dem der Vernichtungskampf der Auserwählten gegen die Gottlosen an entscheidender Stelle eingebaut ist. Zum apokalyptischen Schwertmotiv s. Volz, Esch. 320. 6) Vgl. Jes 59,15-18; 63,1-6; Joel 4,13 u. Sach 9,13ff. An Sach 9,13ff zeigen Glossen, daß das Profetenwort gegen die Griechen gedeutet wurde. Israel
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lyptischen Literatur übernommen, wobei sich Gott jedoch nicht nur gegen die Feinde Israels wandte, sondern auch gegen die hinter jenen stehenden dämonischen Mächte vorging. Der Endkampf erhielt so eine dualistische Grundlage. Gott zur Seite stehen die himmlischen Heerscharen und auch seine Auserwählten, sein Volk Israel. Diese Vorstellung findet sich u.a. besonders ausgeprägt in den Hymnen von Qumran: Voraus geht der Ansturm der Mächte Belials, gegen die Gott, von einem bestimmten Augenblick an, zum Gegenangriff übergeht: "Gott donnert 'in der Fülle seiner Kraft ... und die Heerschar des Himmels läßt ihre Stimme erschallen. Die ewigen Grundlagen wanken ... , und der Krieg der Helden des Himmels schweift über den Erdkreis und läßt nicht ab bis zur Vernichtung und ewigen Entscheidung" 1).
Derselbe Krieg wird aber auch mit Hilfe der Frommen durchgeführt 2): Ausgangspunkt ist wieder der Angriff chaotischer Mächte, gegen deren Kriegsscharen allerdings die Gemeinde eine unüberwindliche Festung darstellt. Doch plötzlich nehmen die "Kriege der Gottlosigkeit" ein Ende, die Lage wendet sich völlig: "Und dann wird eilen das Schwert Gottes zur Zeit des Gerichts und alle Söhne der Wahrheit erheben sich, (die Söhne) der Gottlosigkeit (zu vernichten) 3) ... Dann wird der Held seinen Bogen spannen, er öffnet den Belagerungsring . . . und die ewigen Tore, damit man das Kriegsgerät herausführe ... " Zuletzt wird an den Feinden der eschatologische Bann vollzogen: Sie werden völlig vernichtet.
Wesentlich ist jeweils die scharfe Wendung von der Drangsalszeit, die durch die Angriffe Belials gegen die Gemeinde, die "Kriege der Gottlosigkeit" gekennzeichnet ist, zum siegreichen eschatologischen Krieg, durch den das Gericht an den Gottlosen vollzogen und die Heilszeit eingeleitet wird 4). Die ganze irdische und himmlische Heerschar Gottes nimmt daran teil, der Krieg selbst sprengt alle irdischen Grenzen 5). erscheint dort einerseits als Waffe in der Hand Gottes und wird andrerseits von ihm geschützt. 1) lQH 3,34ff (26ff); vgl. T. Levi 3,lff; T. Dan 5,10f; Ass. Mos. 10,1-7. 2) 1QH 6,29ff (23ff); vgl. O. Betz, Nov Test 2 (1957), 122ff; M. Mansoor, JBL 76 (1957), 145f u. H. Bardtke, ThLZ 81 (1956), 600. 3) L. mit Mansoor, op. cit. ill1W" ["l:J ehil]'. 4) Dasselbe Schema findet sich in den angeführten Henochstellen. Die Vernichtung des Feindes im eschatologischen Krieg und der Anfang des Endgerichts können ineinander übergehen: s. auch Volz,' Esch. 94 u. O. Bauernfeind, op. cit. 6,51i. 6) Vgl. T. Ruben 6,12: die "sichtbaren" und "unsichtbaren" Kriege; Apk 12,7ff: der Kampf Michaels im Himmel; 19,1ff: der Sieg des wiederkommenden Christus auf der. Erde.
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b) Der Messias als Führer im endzeitlichen Krieg Der endzeitliche Krieg kann auch im Auftrage Gottes durch den endzeitlichen Gesalbten, den Messias geführt werden. Bei den Es'senern kamen dafür zwei Gestalten in Frage 1), die beide mit dem eschatologischen Krieg in Verbindung gebracht werden. In den "Benediktionen" wird im Blick auf den rang höheren hohepriesterlichen Messias 2) der Wunsch ausgesprochen, daß er "viele Völker niederwerfen möge" 3). Noch deutlicher tritt seine kriegerische Rolle in der Kriegsrolle hervor, wo er die geistlich-militärische Leitung des ganzen Endkampfes in der Hand hat. In den Testamenten der 12 ~atriarchen erscheint Levi als Krieger, der "den Krieg des Herrn führt" 4). Der eigentliche Kriegsmessias stammt jedoch aus Juda und dem Geschlecht Davids 5). Seine Amtsbezeichnung ist "der Fürst der Gemeinde" (i1,l7i1 N'Itl)l) 6). Um seine Aufgabe, "daß er aufrichte das Königreich seines Volkes bis in Ewigkeit" 7), zu erfüllen, muß er den Widerstand seiner Gegner brechen: "Damit (du schlagest die Nationen) durch die Gewalt deines (Mundes), durch dein Szepter verheerest die Erde und durch den Atem deiner Lippen tötest die Gott(losen) ... (Gott) mache dir eiserne Hörner und , 1) Zu der Vorstellung vom Doppelmessias s. K. G. Kuhn, Die beiden Messias Aarons und Israels, NTS 1 (1955), 168-179, u. A. S. v. d. Woude, Die messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran, 1957, pass'im. 2) Zu seiner Höherstellung s. lQSa 2,12ff.19, ed. D. BartbeIemy u. J. T. l\.filik, Qumran Cave I, 1955, 110f, vgl. dazu A. S. v. d. Woude, op. cit. 104ff. 3) lQSb 3,18, Qumran Cave 1,124, vgl. dazu den Herausgeber J. T. Milik: ,,11 y aurait une allusion au caractere guerrier du messie sacerdotal." 4) T. Sim 5,5: Oll 8uv~0"0V't"OCL 7tPOC; AE;ul. a:V't"LO"'t"l)VOCL IhL 7t6)..Ef.L0V Kuplou 7tO)..Ef.L·~O"EL. Vgl. auch T. Rub. 6,12, das wohl in seiner ursprünglichen Form auf Levi bezogen war: s. dazu R. H. Charles, The Greek version of the Testaments of the twelve patriarchs, 1908, z. St. 6) S. die messianischen Testimonia von 4Q, ed. J. M. Allegro, JBL 75 (1956), 174: das Zitat von Gen 49,10; 176: die Zitate von 2. Sam 7,11 u. Am 9,11; 180f: das Zitat von Jes l1u. ]BL 77 (1958), 351ff, wo ebenfalls 2. Sam 7,10ff und Am 9,11 zitiert und gedeutet werden: Alle Zitate beziehen sich auf den davidischen Messias. S. jetzt DJDJ V, Qumran Cave 4, 1968 No 174/5 S. 53ff u. J. Strugnell, RQ 7 (1970), 220ff. Zur davidischen Abstammung des Messias s. G. Dalman, Worte lesu, 1898,260-266; Volz, Esch. 174f; Moore, ]udaism 2,347ff; ]. ] eremias, ] erusalem 3. A. 1962, 309f. 6) Vgl. lQSb 5,20 (Qumran Cave I, 127), vgl. auch CD 5,1 u. 1QM 5,1; auch Bar Koseba gab sich den Titel ?N1tl)'I N'IlVl. S. den von ihm gefundenen Brief, ed. ]. T. Milik, RB 60 (1953) 276ff, sowie seine Münzen, A. Reifenberg, lew. Coins, 64ff Nr. 190.192f.199; vgl. A. S. v. d. Woude, op. cit. 115f u. 134f, s. auch u. S. 304f. 7) lQSb 5,21 (Ioc. cit.). Zur Üs. s. A. S. v. d. Waude, ap. cit. 112.
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eherne Hufe ... , damit du stoßest wie ein junger (Stier die Völker ... ) ... Denn Gott hat dich gestellt zum Szepter über die Herrscher: vo(r dir werden die Völker sich alle verbeugen und alle Na)tionen werden dir dienen ... " 1) ..
Auch in der Damaskusschrift wird das "Zepter aus Israel" (Gen 49,9) auf den "Fürsten der Gemeinde" gedeutet 2) und seine Wirksamkeit mit Nu 24,17 umschrieben: "und wenn er sich erhebt, wird er niederschlagen alle Söhne Seths".
Im Fragment eines ]esajakommentars wird der "Fürst" mit dem eschatologischen Entscheidungskampf verbunden 3). Auf die Erwähnung des "Fürsten" folgt die Schilderung des feindlichen I-;Ieeres bei seinem Heranzug auf dem traditionellen Wege von der Ebene von Akko 4) nach ]erusalem. Vor den Toren ]erusalems kommt es zu der entscheidenden Schlacht, in der der Gegner vernichtet wird 5). Es folgt die Auslegung von ]es 11, wo wieder der davidische Messias erscheint, der "Völker mit seinem Schwert richten wird". ]. T. Milik datiert dieses Fragment auf die Mitte des 1. ]h. n. ehr. und interpretiert die Kittim als die Römer 6). Die Essener hätten also zu einer Zeit, als die Aktivität der Zeloten sich im ganzen Lande verstärkte, Anschauungen über den endzeitlichen Krieg gegen Rom entwickelt, die wohl von den zelotischen Vorstellungen nicht mehr allzu weit entfernt waren. In der übrigen spät jüdischen Literatur tritt der Messias als Kriegsheld nicht mehr so stark hervor. Relativ deutlich erscheint er noch 1) 1QSb 5,24-27 (loc. cit.). Zur Us. u. Textergänzung s. A. S. v. d. Woude op. cit. 112ff. Zum Schwertmotiv vgl. Jes 11,4; Ps. Sal. 17,24; 2. Thess 2,8 u. Apk 19,15.21. .2) CD 7,20f; s. dazu A. S. v. d. Woude, op. cit. 57f.58f: Die "Söhne Seths" wären nach Targ. Jer. I Truppen Gogs. 3) 4QpJes 10,32-11,3 (No 161)fr 8-10, s. DJDJ V, 13; s. dazu A. S. v. d. Woude, op. cit. 179ff. 4) 4QpJes 10,28ff fr. 5.6 Z. 11. Akko = Ptolemais war der Sammelplatz des römischen Heeres bei seinen Unternehmungen gegen Judäa: b 2,67 Varus; 187 Petronius; 501 Cestius Gallus; 3,29 Vespasian. 5) Im Gegensatz zum Herausgeber, op. cit. 181, handelt es sich wohl nicht um den Heranzug des Messias, sondern des feindlichen Heeres, so J. T. Milik, D ix ans, 111 u. A. S. v. d. Woude, op. cit. 179f. Letzterer macht den beachtenswerten. Vorschlag, das Schlachtfeld vor Jerusalem (vgl. auch lQM 1,3) mit dem Harmageddon von Apk 16,16 zu identifizieren. Er vermutet, daß damit das "Gebirge v. Migron" (J es 10,29 MlXyr!:8w u.a. LAA.LXX) gemeint sei. Zur endzeitlichen Entscheidungsschlacht vor den Toren Jerusalems s. Volz, Esch. 149; BHI. 3,836f zu Apk 20,9; die Vorstellung geht wohl auf Hes 38,8 bzw. 39,4 bzw. auf die Sanheriberzählung zurück s. o. S. 246f u. S. 310f. 6) Op. cit. 111. Zur Datierung der verwandten Kriegsrolle s. u. S. 284 A. 1 und 285 A. 7.
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als solcher in Ps. Sal. 17,22 u. 24 und in Apk 19,11-16 (&v 8LXIXLOXp(Ve:L XlXt 7tOAe:!-le:'L) sowie 19-21, doch treten auch hier schon die eigentlich kriegerischen Züge hinter der Tatsache der endgültigen Vernichtung der Gegner zurück 1). Auch Philo 2) und Hippolyt 3) entwerfen ein kriegerisches Bild von der jüdischen Messiashoffnung. In späterer Zeit ist es vor allem die volkstümliche Überlieferung der Targumim, die den Messias als Kriegshelden zeichnet: cruvYl
. "Wie schön ist der König, der Messias, der erstehen wird von denen aus dem Hause Judal Er gürtet seine Lende und zieht hinab und ordnet di~ Schlachtreihen gegen seine Feinde und tötet die Könige samt ihren Machthabern, und kein König und Machthaber kann vor ihm bestehen; er rötet die Berge vom Blut ihrer Erschlagenen, seine Kleider sind in Blut getaucht ... " 4).
In der eigentlich rabbinischen Literatur gehen die spezifisch kriegerischen Züge auf den Messias b. Ephraim über 5).
c) Die Kriegsrolle Schon die Sektenschrift gab den Essenern eine militärische· Ordnung, ihre Mitglieder nannten sich selbst die "Freiwilligen" 6). Auch im Idealbild der eschatologischen Volks gemeinde wird der Krieg gegen die Heiden vorausgesetzt 7). Seine Durchführung im einzelnen beschreibt die Kriegsrolle. Erstaunlich ist an diesem sonderbaren Werk der "militärische Realismus" 8): es enthält ein exaktes, bis in Einzelheiten gehendes militärisches Reglement, das wahrscheinlich aus einem hellenistische.n Handbuch der Kriegskunst stammt 9). 1) S. Volz, Esch. 214: "Der eschatologische Held vernichtet die Feinde in wunderbarer Weise." S. 4. Esra 12.13; syr. Bar. 39. 40 u. Sib. 5, 108f.418f. Das Bild des Kriegers geht in das des Richters über. Zum Messias als dem Besieger Gags s. Volz, Esch. 213 (vgl. Nu 24,7 LXX). 316, u. Bill. 3,833 (c) u. 837 (a + b). 3) De praem. et poen. 95 (M. 2,423): i!;e:Ae:Ucre:'t'IXL &v6pw7tOt; (Nu 24,7 LXX) ••• xlXl cr't'plX't'IXPXc7lV XlXl7tOAe:fLwV E.!fJVl) fLe:ycX.AIX. Vgl. auch vit. Mos. I 290 (M. 2,126), s. dazu Volz, Esch. 182. 3) Philosoph. 9,30: ßIXO"LAeIX &v8plX 7tOAEfLtcr't'l)V xlXl 8uvlX't'6v •••• 7tcX.V't'1X 't'el E.!6vl) 7tOAEfL1jcrcx:t;.
4) Tg. jer. I zu Gen 49,11, zit. nach Bill. 4,877f, dort weitere Targumstellen: vgl. noch vor allem Tg. jer. I zu Nu 24,17, Bill 3,833. 5) S. dazu u. S. 304. 6) 1 QS 2,21 nach Ex 18,21.25, vgl. auch 1. Makk 3,55; s. weiter CD 13,1; 1QSa 1,14 (op. cit. 110). Auch die himmlischen Heerscharen sind so geordnet: äth. Hen.69,3. Zu den "Freiwilligen" (C'l:Jili1) s.lQS 1,7.11; 5,1 U.ö. Vgl. P. WernbergM011er, The Manual of Discipline, 1957,46 A. 13. ') 1QSa 1,21 u. 26 (op. cit. 110). 8) O. Bauernfeind, ThWB 6,511. 9) Y. Yadin, 1W'" 'Il~:J .,'N "l:J n7Jn"7J n"l7J 1955, 16 vermutete noch römischen Einfluß: Die Feldzeichen (36ff) und die Bewaffnung (106-130) gleichen der
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
Die älteste Fassung geht wohl auf die Makkabäerzeit zurück, bei späteren Teilen mag das Heer des Herodes das Modell abgegeben ,haben 1). Dies schließtsdbstverständlich nicht aus, daß - vor allem in den liturgischen Stücken - ältere Traditionen verarbeit wurden. Der in der Rolle geschilderte Krieg ist ganz und gar "Heiliger Krieg" und gründet sich vor allem auf die Darstellung desselben in Numeri und Deuteronomium unter besonderer Hervorhebung des priesterlichen Elements 2). So liegt die Führung des Kampfes in der Hand des messianischen Hohenpriesters 3). Die Priester greifen zwar aus kultischen Gründen nicht direkt in den Kampf ein 4), lenken jedoch, als .,geistlicher Rückhalt", den Streit durch das Blasen ihrer Posaunen 5). Wie die Wüstenzeit wird die Dauer des Krieges auf 40 Jahre berechnet, wobei während der Sabbatjahre Kampfesruhe herrscht 6). In den hymnischen Stücken 7) werden mehr die altisraelitische Kriegstradition, die Psalmen und J esaja berücksichtigt 8). Gott ist der Kriegsherr 9), seine Engel greifen mit irt den Kampf römischen Ausrüstung unter Cäsar und in der frühen Kaiserzeit ; zustimmend
J. T. Milik" RB 64 (1957), 585-593. Ausrüstung u. Taktik des röm. Heeres stammen jedoch selbst aus hellenist. Zeit. Die Urform von 1QM reicht weit ins 2. Jh. v. Chr. zurück s. M. Hengel, Judentum u. Hellenismus 32 A. 98; P. v. d. Osten-Sacken, Gott und Belial, 28-115. Zur Datierung 29f. 1) Y. Yadin, op. cit. 22ff. So besteht eine eigenartige übereinstimmung zwischen der Stärke des herodianischen Heeres (a 14,468f gegen 30000 Mann, darunter 6000 Reiter) und 1 QM 9,4f (28 000 zu 6000), s. Y. Yadin, op. cit. 161 A. 186.165ff u. K. G. Kuhn, ThLZ 81 (1956),27. Man könnte an eine Streitmacht von vier Legionen denken. Der zeitliche Ansatz der Kriegsrolle war bislang umstritten: s. M. Burrows, The Dead Sea ScroIls, 1956, 204ff. Die Erkenntnis verschiedener Schichten scheint jedoch diese Streitfrage geklärt Zu haben. Abwegig ist die Vermutung einer direkt zelotischen Herkunft. So vermutete B. Katz die Abfassung während der Caligula-Episode in zelotischen Kreisen (s. M. Burrows, op. cit. 206). Wahrscheinlich ist dagegen eine zelotische Radikalisierung der Essener selbst; s. o. S. 282 u. S. 287. V gl. auch C. Roth, The Historical Background' of the Dead Seil ScroIls, 1958, 49f, der allerdings zu falschen Folgerungen kommt. 2) Dt 20,1 = lQM 10,2ff; Dt 20,8 = 10,5; Dt 23,10ff = 7,6f u. 10,1; Nu 10,9 = 10,6f; Nu 31,9 = 14,2ff. Nach lQM 7,3ff dürfen entsprechend Lev 21,17ff Frauen, Kinder und mit Körperfehlern Behaftete, d. h. alle zum Priesterdienst Untauglichen, das Lager nicht betreten. 3) 2,1; 15,4; 16,3; 18,5; 19,2. ') 9,7 ff; vgl. auch 7,11: zur Vermeidung der Leichenunreinheit. 6) 7,10-15; 8,lff; 9,lffu.ö. Vgl. Nu 10,9, zit. lQM 10,6. 6) 2,8-14, s. L. Rost, ap. cit. 207; K. G. Kuhn, ap. cit. 25f. Vgl. auch 4Qp Ps 37 (No 171), s. DJDJ V, 43f. 7) 10,lff; 14,2ff; 15,lff; 16,15ff; 18,6ff. 8) S. Y. Yadin, ap. cit. 15f.t94ff, s. auch Register 378ff. 8) Vgl. die Aufschriften auf den Feldzeichen 4,12; urid die hymnische Anrede 11,1.4, ähnlich 15,12.
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ein 1), sie bilden im Grunde mit Israel die eine Gemeinschaft der Kinder des Lichts 2). Man weiß daher, daß nicht durch die eigene Stärke, sondern durch Gottes Hilfe allein der Sieg errungen wird 3). Über die am Anfang . als Feinde genannten Nachbarvölker Israels wird rasch hinweggegangen 4); als Hauptfeind werden bis zum Ende die Kittim genannt 5), gegen sie richtet sich der größte und schwerste TeH des Kampfes 6). Auf Grund der Datierung durch Yadin wird man in ihnen wohl die Römer sehen dürfen 7). Neben den Kittim erscheinen auch einmal die Abtrünnigen aus dem eigenen Volk, die "Frevler gegen den Bund" 8). Der Endkampf kann teilweise die Züge des Gerichts an der ganzen Menschheit annehmen 9), an dessen Ende die "Herrschaft Israels über alles Fleisch" steht 10): Der "Heilige Krieg" wird so ein Weg zur Weltherrschaft Israels. Die Völker sind jedoch nicht selbständige Größen, sondern sie gehören zum Reich der Finsternis, hinter ihnen steht Belial mit seinen Engeln 11). Letzten Endes richtet sich der Kampf gegen ihn: bei der vollkommenen Vernichtung aller Feinde ist die Vernichtung seiner Macht miteingeschlossen 12). 1) 12,lff.7f.; 14,14; 17,6fu. 13,10 ist es Michael, der Israel beisteht. S. Y. Yadin, . 2) 1,10, ygl. Y. Yadin, op. cit. 219. Zu der für die Essener typischen Vorstellung der Gemeinschaft mit den Engeln s. o. S. 148 A. 3. 3) 11,lf das Beispiel Y. David u. Goliath; vgl. auch l1,5f. 4.) 1,lff; 2,10-14; zur Deutung s. Y. Yadin 18ff. 6) Mehrfach erscheinen die Kittim von Assur: 1,2.6; 18,2; 19,10. Den Schlüssel gibt wohl 1QM 11,11, wo im Zitat v. Jes 31,8 Assur auf die Kittim gedeutet wird. Daneben werden die Kittim einzeln genannt: 1,9.11; 16,6.9; 17,12.14; 18,4; 19,13 u. 15,2: der "König der Kittim". Vermutlich sind sie mit Japhet identisch: 1,6; 18,2. Wahrscheinlich werden sie 1QM 11,16 mit Gog, der großen endzeitlichen Weltmacht, identifiziert: s. A. S. v. d. Woude, op. cit. 123. 11,6 erscheinen auch im Zusammenhang mit einem Zitat von Nu 24,17 die "Söhne Seths": s. o. S. 245 A. 5 u. S. 232. 6) 1,6; auch ihre Macht weicht zuletzt: 16,9 = 17,15. 7) S. Y. Yadin, op. cit. 21ff; vgl. auch J. T. Milik, Dix ans, 82. Milik vermutet sogar als Abfassungszeit die erste Hälfte des 1. Jh. n. Chr. 8) 1,2: sie unterstützen die "Kittim von Assur". Der Begriff n"1:Jil '17-1V11J stammt wohl aus Da 11,32, vgl. CD 2,7f.12f u. 4QpPs 37 (No 171) In, 7f. 12f, s. DJDJ V, 44. A. S. v. d. Woude, op. cit., vermutet, daß auch 11,7 (= Nu 24, 19) auf die Ausrottung "der in Jerusalem ansässige(n) gottesfeindliche(n) Gemeinde des gottlosen Priesters" bezogen ist. . D) Vgl. 2,7: C"'lil m:lt1N ,,:>, il1Jn'1J sowie 15,13 11V:J ,,:>,17 bEl[IV1J' u. die Aufschrift auf einem der Feldzeichen 4,3: ,,17 11V:I il1Jn'1J " 'N nN1J 10) 17,7f. 11) Belial 1,1.13.15; 13,4ff: Der Fluch gegen Belial; seine Engel: 1,15; 13,llf. 14,10. 12) 1,5f.10.16; 3,9 u.ö., s. Y. Yadin, op. cit. 233: Die Vernichtung aller Feinde. 1,15f; 4,lf; 13,16; 17,4ff: Die Vernichtung Belials. ~.ci~2Mff
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Der ganze Kampf ist in seinem Ablauf streng geordnet und steht innerhalb eines festen apokalyptischen Rahmens. Man befindet sich an der Wende zwischen der eschatologischen Drangsal und dem ~bruch der Heilszeit. Der "Heilige Krieg" kann so unter zwei entgegengesetzten Aspekten gesehen werden: Er ist "Notzeit" , wie sie nach Da 12,1 noch nie zuvor gewesen ist 1). Entsprechend werden an der einzigen Stelle, wo Verluste angedeutet werden, diese als eine in Gottes Geheimnissen beschlossene Prüfung und Läuterung interpretiert 2). Die "Feiglinge" werden gegen Dt 20,8 zur" Umkehr" im Sinne der Buße aufgefordert 3). Dem Prüfungsmotiv entspricht auch, daß die Kampfgemeinde als "Rest" bezeichnet werden kann 4). Die dunklen Züge des Kampfes werden jedoch von dem 2. Aspekt, der Gewißheit, daß man mitten im, Anbruch der Erlösung Israels steht, völlig überstrahlt 5). L. Rost meinte, der charismatische Zug, der für den Heiligen Krieg im alten Israel so typisch war, fehle in Qumran 6). Doch trügt dieser, durch den eschatologischen Inhalt der Rolle bedingte Eindruck. Denn wenn Gott den Ablauf der Endereignisse selbst in die Hand nimmt und ihnen eine feste Ordnung gibt, ist für die menschliche Initiative des einzelnen Charismatikers kein Raum mehr vorhanden, vielmehr steht die ganze Kampfgemeinde unter göttlicher Inspiration. Das zeigt die Gemeinschaft mit den Engeln und der mit unvergleichlichem Elan geführte Kampf, dessen mathematische Exaktheit durch keine Gegenwirkung mehr ernsthaft gestört werden kann. Hier ist alles Gottesdienst. Wahrscheinlich erscheint darum der da vidische Kriegsmessias im Vergleich mit den Priestern nur
1) 1,11f; vgl. 15,1 u. Y. Yadin, op. cit. 261. S. auch o. S. 251. 2) 16,11-17,1. Die Kämpfer sind ~j~~ ~l,n:J "in der Läuterung Erprobte" 17,1. ' 3) 10,5f :J:J' "C~ :J'lZh.Y. Yadin, op. cit. 62f vermutet nach Dt 20,8 eine Heimsendung, jedoch ist nach dem Kontext J. T. Milik, RB 64 (1957), 589 zuzustimmen, der darin eine Mahnung sieht, neuen .Mut zu fassen. Die schon von Y. Yadin, loc. cit. herangezogene Unterscheidung zwischen dem "befohlenen" und "freien Krieg" (Sota 8,7 u.ö.), die die Bestimmungen von Dt 20,5-8 nur für letzteren Fall gelten läßt, würde die Vermutung unterstützen, daß beim eschatologischen Endkampf die Einschränkungen nach Dt 20,5ff wegfielen. 4) 14,8f, vgl. Jer 31,7; s. Y. Yadin, 342, vgl. auch lQH 6,8. 5) 1,5 i1~'1ZJ'I n~; 4,12ff: Die Aufschriften an den Feldzeichen; 11,7ff; 12,12ff; 18,10ff; 19,8. ß) Op. cit. 205: " ... daß das prophetische Element, das in der Chronik noch gelegentlich eingreift, hier völlig fehlt." '
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noch ganz am Rande 1). Nicht seine, sondern Gottes und des Volkes "Königs herrschaft" ist das Ziel 2). Die Kriegsrolle bildet so den Höhepunkt der Tradition vom Heiligen Krieg. Als eschatologisches Gemälde enthält sie einerseÜs die alttestamentliche Kriegstradition in ihrer ganzen Breite und hat andererseits einen tiefen dualistisch-metaphysischen Hintergrund. Die einzigartige Mischung von militärischem Realismus und apokalyptischer Phantasie ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie sich die religiös aktivste und strengste Gruppe innerhalb des Spätjudenturns das Zusammenwirken zwischen Gott, seinen Engeln und der Heerschar der Frommen b~im Ablauf der endzeitlichen Ereignisse vorgestellt hat. Zugleich witd auch die völlige Verflechtung zwischen glaubender Hoffnung und realen politischen Erwartungen sichtbar. Man nahm auf die wirklichen politischen Verhältnisse keine Rücksicht; die Voraussetzung war nur, daß die heilige Gemeinde an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt zu bedingungslosem Einsatz bereit war. So kann die Grundtendenz der Kriegsrolle - ungeachtet ihres essenischen Ursprungs - als ganz und gar "zelotisch" angesehen werden. Die Bedeutung, die diesem Werk zukam, zeigt die Mehrzahl der Exemplare, die wenigstens in Fragmenten entdeckt wurden 3). Schließlich kann man auch mit der Möglichkeit rechnen, daß durch Männer wie den "Essener Johannes" die Vorstellungen der Kriegsrolle und ähnlicher kriegerischer Schriften in weitere Kreise des· jüdischen Volkes hineingetragen wurden. Bei den Zeloten werden sie gewiß ein positives Echo gefunden haben 4).
3. Der Heilige Krieg und die Zeloten Der Schluß liegt nahe, daß die Zeloten in ähnlicher Weise versuchten, ihrem Kampf gegen die römischen Unterdrücker durch die Idee des "Heiligen Krieges" ein religiös-eschatologisches Fundament zu geben. Wenigstens geWIsse· Andeutungen sprechen für diese .Annahme. 1) lQM 5,H; s. A. S. v. d. Woude, op. cit. 134f. 3) 19,8: 1. m. Y. Yadin: C'~",l37] m:l'~' "N'W'" il:lb"~" 'l"N" iln'il' vgl. 17,7f. 3) 4 Handschriften in 4Q: s. C. H. Hunzinger, RB 63 (1956), 67, vgl. auch 54. ') Zum Essener Johannes s. o. S. 267 A. 3; vgl. auch J. T. Milik, Dix ans, 82 zur Kriegsrolle : "Nous ne serions pas etonnes d'apprendre que les chefs de la resistance juive aient considere la Regle de la Guerre comme un excellent ouvrage de propagande."
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a) Die Zeit bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges Das von Judas dem Galiläer geforderte- "Zusammenwirken mit Gott" zur Realisierung der eschatologischen Erlösung war wohl auch ein Wesenszug des "Heiligen Krieges". Es mußte überall dort vorausgesetzt werden, wo man den Anbruch der Heilszeit als wirklichen Krieg gegen die gottfeindlichen Weltmächte und nicht nur als ein himmlisches Wunder erwartete. Die realen Machtverhältnisse ließ Judas bei seinem Aufruf zum Abfall von Rom völlig außer Acht, es ging ihm lediglich um die Erfüllung des uneingeschränkten Gotteswillens. Dieser Gehorsam gegen Gottes Gebot hatte für Judas notwendigerweise die Auslösung eines religiös bedingten Kampfes gegen die Römer zur Folge, der für jhn wohl zugleich auch der Anfang des eschatologischen Krieges war. Wenn auch die in der Kriegsrolle geschilderte "ideale" Kampfesführung vom Kleinkrieg der Zeloten diametral verschieden ist, so hatten doch Judas und seine Nachfolger beachtenswerte V orbilder, die ebenfalls in der \X'üste einen solchen Bandenkrieg geführt hatten: Jephta war, bevor er der charismatische Führer im Krieg gegen die Ammoniter wurde, Führer einer Freischar gewesen und David hatte längere Zeit in ähnlicher Rolle "die Kriege Jahwes" geführt. Auch die Makkabäer hatten ihren Freiheitskampf auf ähnliche Weise begonnen 1). Man identifizierte den gegenwärtigen Zustand wohl mit der vormessianischen Prüfungszeit, durch die Israel geläutert und der endzeitliche "Rest" herauskristallisiert werden sollte. Es war in gewisser Weise schon ein Erfolg, daß es den Römern mit ihren überlegenen Machtmitteln nicht gelang, die Organisation der Zeloten samt der an ihrer Spitze stehenden Dynastie des Judas völlig auszurotten. Das vorläufige Kampfesziel der Zeloten war, die Mehrheit des jüdischen Volkes zur Teilnahme am "Heiligen Krieg" zu bewegen: Wahrscheinlich erwartete man von dem Augenblick, in dem sich das Volk zum Krieg gegen Rom entschloß, die große Wende; danach konnte dann dieser Krieg durch Gottes Hilfe einen ähnlich wunderbaren Verlauf nehmen, wie ihn die Kriegsrolle vorsah. Schon Judas hatte versucht, das Volk zu gewinnen; er scheiterte an dem Dazwischentreten des Hohenpriesters Joazar S.d.Boethos, dem das Volk mehr gehorchte. Ein erneuter Versuch, das ganze Volk zum Kampf gegen Rom mitzureißen, zeichnete sich nach der Ermordung eines galiläischen Fest1) Ri 11,3; 1. Sam 25,28; s. auch o. S. 156ff.
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pilgers durch die Samaritaner ab 1). Die in Jerusalem versammelten Pilger zogen aus, um sich an den Samaritanern zu rächen; als tieferes ZIel stand jedoch wohl der Abfall von Rom dahinter ~). So riefen sie als Führer den bewährten "Räuberhauptmann" Eleazar S.d.Dinai herbei, von dem die rabbinische Überlieferung noch weiß, daß er die Königsherrschaft Gottes "herbeidrängen" wollte 3). Der Prokurator Cumanus brachte jedoch den Aufrührern solch schwere Verluste bei, so daß sie eher geneigt waren, auf die dringenden Bitten der vornehmen Vertreter der Friedenspartei zu hören. So zerschlug sich die Hoffnung der Zeloten auf eine allgemeine Volkserhebung; der Kleinkrieg in der Wüste ging weiter. Selbstverständlich sahen die "Eiferer" in den Friedenswilligen der jüdischen Oberschicht ihre gefährlichsten Feinde: sie waren Abtrünnige, die Gottes Heilshandeln aufhielten '). b) Der Jüdische Krieg als "Heiliger Krieg" Dank der Mißwirtschaft der Prokuratoren gelang es der jüdischen Oberschicht schließlich nicht mehr, die allgemeine Volks erhebung aufzuhalten; die Zeloten hatten ihr seit zwei Generationen verfolgtes Ziel erreicht. Wesentlich für die weitere Entwicklung war, daß der Aufstand zunächst durchaus erwartungsgemäß und erfolgreich verlief: Die im Lande verstreuten Banden zogen nach J erusaleni, vereinigten sich mit den den Tempel beherrschenden, von Priestern geführten Aufrührern und befreiten die Heilige Stadt vom heidnischen Joch. Wie früher Eleazar S.d.Dinai stellte sich jetzt Menahem, vermutlich als messianischer Führer, an die Spitze des Aufstandes. Seine Ermordung durch die priesterliche Gruppe verursachte zwar den ersten Mißton und die Abspaltung der ursprünglichen Kerngruppe, der Sikarier, die sich grollend nach Masada zurückzogen 5), doch wurde diese Störung durch die kommenden E:r(olge scheinbar bei weitem aufgewogen. Wie schon 4 QpJes 10,28ff(D JDJ V, 12fr. 5-6) vorzeichnet, rückte das römische Heer unter Cestius Gallus über 1) b 2,232-246 = a 20,118-136. lI) a 20,130; ein vornehmer Jude namens Doetos wurde zusammen mit vier weiteren Aufrührern in Caesarea zum Tode verurteilt, weil "sie das Volk Zum Abfall von Rom überredet hätten" (m:(CJEL(XV Tav ClXAOV Erd T7j PW!1-(X(wv Cx,tOCJTaCJEL). 3) S. o. S. 129. ') b 7,255; vgl. auch 2,264 = a 20,172. Sie wären jenen "Frevlern am Bunde" 1QM 1,2 gleichzustellen; s. o. S. 285 A. 8. 6) Der Krieg hatte damit wohl aufgehört, Heiliger Krieg zu sein. Vgl. b 2,447; 4,349.504ff. Die Sikarier beschränkten sich nur noch auf kleine Unternehmungen; d.h. auf die bloße Selbsterhaltung.
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Akko-Ptolemais gegen J erusalem heran und wurde wenige Kilo. meter von Jerusalem - während des Rückmarsches nach seiner erfolglosen Unternehmung - auf der durch frühere jüdische Siege berühmten Steige von Beth-Horon empfindlich geschlagen 1). Die Bedeutung dieses Sieges kann schwerlich überschätzt werden: Die schlecht bewaffneten und in der Mehrzahl kampfungewohnten Juden hatten das für unbesiegbar geltende römische Heer, das gegen die Heilige Stadt herangezogen war, in die Flucht geschlagen. Bedeutete dies nicht die Bestätigung der profetischen Verheißungen und der messianischen Erwartungen, daß das Heer des Feindes beim Versuch, J erusalem zu erobern, eine vernichtende Niederlage empfangen werde 2)? "Auch wurde die Niederlage des Cestius zu einem Unglück für unser ganzes Volk, denn die Kriegsliebenden wurden dadurch noch mehr ermutigt, auch hofften sie, nachdem sie die Römer besiegt hätten, auf eine (siegreiche) Vollendung" 3).
Sehr wahrscheinlich sahen die radikalen Gruppen darin den Auftakt zum eschatologischen Endkampf. Wie in der Makkabäerzeit zog man beutebeladen und unter Lobgesängen ({LETcX. 7tCX,LcX.V<.UV) in die Heilige Stadt ein 4) und ging folgerichtig sofort zum Angriff gegen die heidnischen Nachbarn über. Angriffsziel war Askalon, doch der mit einem Übermaß an religiöser Begeisterung ausgeführte Vorstoß scheiterte kläglich 5). Man sah wohl alttestamentlichen Vorbildern entsprrchend 6) in dem Mißerfolg ein Gottesurteil und unternahm keine ähnlichen großen Angriffe auf außerjüdische Städte mehr. Der einzige überlebende Führer des gescheiterten Unternehmens wurde später von den Zeloten hingerichtet ~ vielleicht als Sühne für diese durch Gottes Zorn hervorgerufene Niederlage 7). Wahr1) b 2,540-555; vgl. Jos 10,10f; 1. Sam 14,31; 1. Makk. 3,16.24; 7,39. Zum Ort der Schlacht s. Oelgarte, Die Bethhoronstraße, PJ 14 (1919), 73-89 u. F. M. Abel, Les Livres des Maccabees, 2. A. 1949,60. Er liegt ca. 15 km von Jerusalem entfernt. Das Heer betrug ca. 20000 Mann römische Truppen und 13000 aus Klientelstaaten: b 2,499, s. Th. Mommsen, R. G. 5,532. Seine Verluste betrugen 5300 Mann Fußvolk und 4800 Reiter, s. b 2,555. Vgl. S. G. F. Brandon, The Defeat ofCestius Gallus, History To-day 20 (1970), 38-46. 8) S. o. S. 282 A. 5. 3) Vita 24. errflp6"f)CJocv yap hd 't'olh'ct> ILCiAAOV ol 't'ov 7t6Ae:ILoV &YOC7t~CJocV"t"e:<; )(ocl VL)(~CJOCV't'e:<; 't'out; 'P(J)ILcdou<; e:tt; 't'eAOt; 'YjA7t'LCJOCV. H. St. Thackeray, Josephus, Loeb Class. Lib. Vol. I, 10. A. 2 schlägt statt VL)(~CJOCV't'e:c; die LA VL)(~O'e:LV vor. 4) b 2,554; vgl. Ps 118,24; 2. Chr 20,21; 1. Makk. 4,24; 2. Makk. 15,29. ö) b 3,9-28. ' 8) Vgl. Nu 14,44f; Jos 7; 1. Sam 4; 2. Chr 24,23ff; s. auch 2 .. Makk. 8,36. 7) b 4,359f. Wahrscheinlich wollte man den 2. Angriff des Feindes 1m eige'nen
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scheinlich sahen die Radikalen in diesem :J\1ißerfolg eine Strafe Gottes für die Laxheit der gemäßigten Partei. Die Niederlagen in Galiläa und Peräa riefen keine Gegenaktionen der Juden hervor, im Gegenteil, die Aufständischen im offenen Lande suchten die· schützende Hauptstadt zu erreichen. Vermutlich erwartete man von nun an dort, gestützt auf die apokalyptische Tradition, den letzten großen Angriff der Feinde. Nach den Abot de R. Nathan forderten Vespasian und nach ihm R. J ochanan b. Zakkai die Einwohner Jerusalems auf, Stadt und Tempel zu schonen und sich zu ergeben. Sie erhielten dieselbe Antwort: "Ebenso wie wir auszogen gegen die bei den Ersten vor Dir (Floros und Cestius) und sie erschlugen, so werden wir ausziehen gegen Dich und Dich erschlagen" 1).
In dem verzweifelten Kampf gegen Titus waren die Verteidiger ständig von dieser Hoffnung auf das unmittelbar bevorstehende Eingreifen Gottes erfüllt. Mit dem Fortschreiten der Belagerung, die am 10. Ab, an dem das Heiligtum erstürmt wurde, ihren Höhepunkt erreichte, mußte jedoch das Maß der eigenen Beteiligung am "endzeitlichen Entscheidungskampf" sich ständig verringern und Gottes wunderbare Rettertat immer größere Bedeutung gewinnen; nun konnte vor allem das Vorbild der Vernichtung Sanhecibs die Verteidiger zum Ausharren ermuntern 2). Daß der Kampf gegen Rom -offiziell als "Heiliger Krieg" verstanden wurde, zeigen einige Einzelheiten, die J osephus aus seine.t; Wirksamkeit in Galiläa berichtet. Die Organisation dieser Kriegsprov~nz schreibt er zwar seiner eigenen Initiative zu, doch hat man guten Grund, daran zu zweifeln. So habe er einen Rat der 70 aus den angesehensten Bürgern berufen; diese Institution hat jedoch ihr V orbild in den 70 Ältesten der Wüstenzeit 3), auch scheinen die Zeloten in J erusalem eine ähnliche Einrichtung getroffen zu haben 4). Lande erwarten; vgl. auch die eigenartige Anweisung des Josephus, vita 78ff, Angriffe gegen die Römer auf nicht jüdischem Gebiet zu vermeiden. Der erste größere Mißerfolg hätte so einen Wandel in den Erwartungen vom Ablauf des endzeitlichen Krieges hervorgerufen. 1) ARN c. 4 ed. Schechter 22. Cestius Gallus starb kurz nach seiner Niederlage, s. Tacitus, hist. 5,10: qui ubi fato aut taedio occidit. Z) S. o. S. 246f. 3) b 2,570 (vgl. dagegen vita 79); s. dazu Ex 24,1; Nu 11,16 u. Lk 10,1.17. 4) b 4,336: Vielleicht bedeutet die Einsetzung von 70 Altesten durch die· Zeloten eine biblizistische Korrektur an der durch das Rabbinat überlieferten Zahl von 71 (72) Ratsmitgliedern im S.ynhedrium: Sanh. 1,6, s. Schürer.2,249ff u. K. H. Rengstorf"Art. E:7t't'<X ThWB 2,630f.
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Die Einteilung des Heerbanns in Zehner- Hundert-, und Tausendschaften war eine alte Tradition des Heiligen Krieges und geht ebenfalls auf die Ordnung Israels in der Wüste zurück 1). Die ethischreligiöse Ermahnung,der Truppe hat ihr Vorbild im Deuteronomium, es sind auch gewisse Anklänge an die Soldatenpredigt des Täufers in Lk 3,14 vorhanden 2). Wenn Josephus die galiläischen Rekruten in römischer Weise ausgebildet haben will, so finden wir diesen Zug schon rund 100 Jahre früher in der Kriegsrolle. Wahrscheinlich wurden diese Maßnahmen von der Volksversammlung' oder dem Synhedrium in Jerusalem angeordnet, die die für das ganze jüdische Gebjet für den "Heiligen Krieg" notwendigen Vorkehrungen befohlen hatten 3). Von ihnen stammen wohl auch zwei ausgesprochen religiöse Erlasse: ~o sollte J osephus den Palast in Tiberias von den anstößigen Tierbildern "reinigen" 4), . während eine später aus Jerusalem eingetroffene Gesandtschaft ein allgemeines Fasten, verbunden mit einer öffentlichen Versammlung, ausrufen ließ: "damit sie vor Gott ihren Glauben bezeugten, daß ohne seine Hilfe jede Waffe unnütz sei" 6) .
. 4. Zusammenfassung
Bei der Eindrücklichkeit der alttestamentlichen Tradition vom "Heiligen Krieg", die in der Makkabäerzeit wiederaufgenommen wurde und die durch die Apokalyptik eine neue eschatologische Prägung gewann, wird man annehmen dürfen, daß sich auch bei den Zeloten eine eigene Tradition vom heiligen, endzeitlichen Krieg herausgebildet hat. Auch wenn sich diese Überlieferung bei weitem nicht so klar erfassen läßt wie die in der Kriegsrolle berichteten entsprechenden Erwartungen der Essener, zeigt sich doch deutlich genug, daß der gegen die Römer geführte Kampf eschatologisch verstanden wurde, und daß man bei einer Erhebung des ganzen Volkes mit Gottes Hilfe die endgültige Vernichtung des Gegners und dje Auf1) b 2,578; vgl. Ex 18,25. . 2) b 2,581f, vgl. Dt 20,1ff; s. auch o. S. 277 A. 8; 8) J osephus nennt 2 Instanzen als Autorität: Die Volksversammlung, die im Tempel nach dem Sieg über Cestius einberufen worden war: b 2,562, vgl. vita 65~ und das Synhedrium: vita 62. 4) S. o. S. 197f. Vgl. etwa Sach 13,2. 6) Vita 290; zur Gesandtschaft s, 197ff. Josephus stellt zwar die Proklamation des Ananias als einen Anschlag gegen seine Person hin, doch ist seine ganze Darstellung des Vorgangs wenig vertrauenswürdig. Zum Fasten als Vorbereitung des "Heiligen Krieges", s, o. S. 278 A. 6.
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richtung des messianischen Reiches erhoffte. Im Ganzen lassen sich drei verschiedene Stadien des "Heiligen Krieges" feststellen: 1. Die Vorbereitungszeit des Kld.nkrieges in der Wüste, die vermutlich als Prüfungs- und Läuterungszeit verstanden wurde. 2. Die Erhebung des ganzen Volkes zum Kampf gegen Rom 66 n. Chr., die man auf Grund der Anfangserfolge wohl als Auftakt zum endzeitlichen Vernichtungs krieg gegen das römische Reich betrachtet hat. 3. Die durch die ersten Rückschläge eingeleitete passive Periode, in der mit zunehmender Bedrängnis durch den Gegner die große Wende immer weniger vom eigenen Waffenerfolg, als vielmehr von Gottes wunderbarem Eingreifen erwartet wurde. Exkurs IV: Sabbatheiligung und Heiliger Krieg Es war wohl im Judentum ein gewisser Beurteilungsmaßstab für die religiöse Bedeutung einer Handlung, ob sie sich gegenüber dem Sabbatgebot durchzusetzen vermochte 1). Auch die Bewertung des Krieges kann unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden: Zunächst scheint die Kriegführung am Sabbat grundsätzlich unmöglich gewesen zu sein. Schon Ptolemäus 1. Lagu soll Jerusalem an einem Sabbat erobert haben, weil die Juden an diesem Tage keine Waffen tragen durften 2). Zu Beginn der seleukidischen Religionsnot ließen sich die Frommen eher töten, 'als daß sie sich am Sabbat verteidigten. Der von den Makkabäern geführte "Heilige Krieg" schränkte das Sabbatgebot wenigstens so welt ein, daß die Selbstverteidigung zugelassen wurde 3). Eine aktive Kriegführung war jedoch weiterhin untersagt. So stellte das Heer des Judas am Sabbat-Vorabend die Verfolgung der geschlagenen Feinde ein und verteilte die Beute erst am Tage nach dem Sabbat 4). Johannes Hyrkanos mußte die Belagerung des Mörders seines Vaters, der zugleich seine Mutter und Brüder festhielt, aufgeben, weil ein Sabbatjahr bevor1) Vgl. Bill. 1,620: "Alle Pflichtgebote, die von der Tora an eine bestimmte Zeit gebunden sind, verdrängen den Sabbat, wenn ihre Zeit auf diesen fällt." So der Tempeldienst, die Beschneidung und die Rettung von Menschenleben. S) 301(?) v. Chr., a 12,4ff u. c. Ap. 1,209f; nach Agatharchides v. Knidos. 8) 1. Makk. 2,30-41; 2. Makk. 6,11; s, auch L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. 1962, 1,156f: Der Entschluß zur Selbstverteidigung am Sabbat war "a moral revolution". Er deckte sich mit der späteren rabbinisehen Ansicht, daß das Menschenleben vor der Sabbatheiligung stehe: s. Bill. 1,623ffu. Moore, Judaism, 1,156f. Vgl. auch die Begründung des Josephus a 12,276f. 4) 2. Makk. 8,25ff. Das 2. Makkabäel'buch scheint überhaupt die ältere - wohl chasidische - Tradition über die volle Sabbatruhe stärker festzuhalten. Es läßt die Bestimmung des Judas Makkabäus über die Selbstverteidigung am Sabbat weg, und legt Nikanor die Absicht in den Mund, die Juden an einem Sabbat anzugreifen, damit er leichtes Spiel habe: 2. Makk. 15,1-6. Die seinem Heer angeschlossenen Juden sollen jedoch energisch widersprochen haben.
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stand 1). Auf der Rückkehr von seinem Sieg gegen die Parther war Antiochus VII. Sidetes gezwungen, mit Rücksicht' auf sein jüdisches Hilfskorps am Sabbat eine Marschpause einzulegen 2). Verhängnisvoll wurde für die Juden ihre Inaktivität am Sabbat während der Belagerung des Tempels durch Pompeius, da dieser an jenem Tage die Aufführung der Belagerungswerke ungestört betreiben konnte. Der Tempel wurde dann ebenfalls an einem Sabbat erstürmt 3). Auch Sossius soll- nach vorhergehender Eroberung des Tempels - die Oberstadt an einem Sabbat erobert haben "). Die Essener scheinen - in Fortführung der chasidischen Tradition - die Kriegführung am Sabbat grundsätzlich abgelehnt zu haben. Jedenfalls befiehlt das Jubiläenbuch : " ... und jedermann, der jemanden schlägt und tötet, ... und auch wer am Sabbat fastet und Krieg führt: ein Mensch, der irgend etwas von diesem am Sabbattage tut, soll sterben ... " 5). Auch in der Kriegsrolle werden die Sabbatjahre ausdrücklich für die Kriegführung ausgeschieden 6). Demgegenüber war bei den Zeloten eine aktive Ktiegführung auch am Sabbat geboten. So machten sie die römische Besatzung der Herodesburg, die sich gegen freien Abzug ergeben hatte, an einem Sabbat nieder 7), ja sie griffen an einem solchen Ruhetage, der zudem in die Woche des Laubhüttenfestes fiel, überraschend und erfolgreich das Heer des Cestius Gallus vor J erusalem an: "Die Juden aber, als sie sahen, daß der Krieg sich schon der Hauptstadt näherte, verließen das Fest, eilten zu den Waffen und stürzten sich mutig in großer Zahl, ungeordnet und mit Geschrei in den Kampf, wobei sie keine Bedenken wegen des siebten, der Ruhe gewidmeten Tages hatten; es wurde bei ihnen nämlich eben der Sabbat in besonderer Weise heiliggehalten. Der Eifer aber, der ihre fromme Haltung verdrängte, ließ sie auch im Kampfe die Oberhand gewinnen" 8). Obwohl Josephus ausdrücklich betont, daß die Aufständischen sonst 1) a 13,234ff = b 1,60. 2) a 13,252 (130 v. Chr.). Die Pause dauerte 2 Tage, da sie sich über Sabbat und Wochenfest erstreckte. 3) a 14,63f u. b 2,392; vgl. auch die ausführliche Schilderung des Dio Cassius 37,164ff (Reinach, 180f), sowie Strabo 16,2,40 (763). Nach letzterem geschah die Eroberung an einem "Fasttage" (5. auch Sueton, Augustus 76) = Sabbat. J osephus übernahm· aus seiner Vorlage kritiklos diese falsche Bezeichnung: a 14,66; s. Reinach, 104 A. 1, Schürer 1,293 A. 23. 4) Dio Cassius 69,22,3-6, s. Th. Reinach, Textes, 186. Auch hier spricht Josephus wohl im Anschluß an Strabo von einem Fasttage: 14,487. 6) Jub. 50, 12f, üs. n. E. Littman, Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,119. CD 10,18 (vgl. 12,6) verbietet das Blutvergießen am Sabbat zur Sicherung des eigenen Besitzes (wohl gegenüber Räubern); vgl. auch T. Erub. 4,5 (Z. 142). 11) lQM 2,8f. 7) b 2,456. 8) b 2,515.517f.
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streng auf die Einhaltung des Sabbats achteten, warteten sie doch in diesem Falle nicht - nach der makkabäischen Tradition - den Angriff der Feinde ab, sondern griffen den Gegner überraschend an. Simon b. Giora bemächtigte sich zu gleicher Zeit des feindlichen Trosses und brachte ihn in die Stadt 1). Diese Haltung wird auch durch die Tosephta bestätigt: "Wenn die Gojim gegen die Städte Israels heraufziehen, so zieht man wider sie mit Waffen aus und entweiht ihretwegen den Sabbat" 2). Doch scheint diese Halacha nicht. allgemein anerkannt gewesen zu sein. So gehörte zu den Hauptargumenten der Friedenspartei, daß der Krieg gegen Rom die Sabbatheiligung unmöglich mache. Josephus läßt darum Agrippa H. in seiner Friedensrede nachdrücklich auf diesen Punkt hinweisen: "Wie könnt ihr Gott um Hilfe anrufen, die ihr absichtlich die ihm gebührende Verehrung (d.h. die Sab batheiligung) unterlaßt ?" 3) Wahrscheinlich war dieser Punkt kontrovers. H. Graetz hat darauf aufmerksam gemacht, daß Schammai und seine Schüler, die ja in der Einhaltung des Sabbatgebots besonders rigoros waren 4), hinsichtlich der. Kriegführung am Sabbat eine großzügigere Haltung zeigten: Eine Baraita, die' den Beginn der Belagerung einer nicht jüdischen Stadt auf spätestens 3 Tage vor dem Sabbat festlegte, schloß jede Unterbrechung der Belagerung grundsätzlich aus, "so sagte Schammai, der Alte: ,Bis sie fällt' (Dt 20,20), sogar am Sabbat" 5). Graetz sieht - wohl mit Recht - in diesem Gegensatz zwischen rigoroser Verschärfung des Sabbatgebots und der Zulassung von Angriffshandlungen am Sabbat einen Zug des "politischen Zelotismus" 6). Es ist gewiß auch kein Zufall, daß der ehemalige Schammaite Eliezer b. Hyrkanos 1) b 2,521. Vgl. dagegen 2. Makk. 8,28. In ähnlicher Weise wie die Aufständischen schlugen nach a 18,319 die jüdischen Räuber in Mesopotamien den persischen Satrapen, der sie am Sabbat angreifen wollte, durch einen Gegenangriff überraschend. 2) T. Erub. 4,5 (Z. 142), s. Bill. 1,626f. Die sich daran anschließenden kasuistischen Einschränkungen dieses Satzes sind wohl erst spätere Zusätze. 3) h' 2,392ff (394). Selbst während des Krieges scheint die Haltung nicht einheitlich gewesen zu sein: Josephus schickte nach vita 159 = b 2,634 seine Soldaten über den Sabbat nach Hause und war deshalb bei dem Abfall von Tiberias aktionsunfähig. 4) 3,798f; zur rigorosen Sabbatheiligung der Schammaiten s. T. Schab 16,21ff (Z. 136) und bab. 12a, vgl. auch Bill. 1,630. 6) Schab. 19a, Bar.: n:nV:l '''~tlN iln" ,17 '~'N lplil ~N~tl) il~ill~' vgl. auch j. Schab. 4a,72ff/5b: Jericho soll an einem Sabbat erobert worden sein. In der Parallelstelle T. Erub. 4,8 (Z. 142) wird diese Sentenz allerdings Hillel zugeschrieben, doch lesen wichtige Textzeugen (die Wiener Handschrift =:l und der Erstdruck Venedig 1521 = ') auch hier Schammai. Die Änderung erklärt sich wohl daraus, daß sonst in der Regel die Erleichterungen Hillel zugeschrieben wurden. 8) 3,799. Zum Verhältnis der Schule Schammais zum Zelotismus s. o. S. 206[.
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gegen das ausdrückliche Verbot der übrigen Lehrer das Tragen von Waffen am Sabbat für erlaubt hielt, denn .. diese seien für ihn Schmuckgegenstände." Nach der Gemara des Talmud babli glaubte er auch gegen Jes 2,4 an den Fortbestand der Waffen im messianischen Reich 1). Die Ablehnung einer offensiven Kriegführung am Sabbat, die sich schon bei Josephus deutlich abzeichnet, hat sich trotz der angeführten positiven Zeugnisse im Rabbinat erhalten, ja' verstärkt: .. R. Jehuda sagte im Namen Rabs: wenn Nicht juden israelitische Städte belagern, so darf man ihnen nicht mit Waffen entgegentreten und ihretwegen den Sabbat nicht entweihen" 2). Auch in der Beurteilung des Gegensatzes zwischen "Heiligem Krieg" und Sabbatgebot kann so beim Rabbinat eine gewisse Abkehr vom zelotischen Standpunkt beobachtet werden. '
F.
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1. Die Voraussetzungen Man hat teHweis.e, unter Berufung auf die Proklamation der Alleinherrschaft Gottes durch Judas und dessen Nachfolger, versucht, der jüdischen Freiheitsbewegung des 1. Jh. n. ehr. alle messianischen Züge abzuerkennen 3). Doch dürfen jene "Eiferer" kaum als Anarchisten, die jede politische Autorität ablehnten 4), betrachtet werden, denn ihr Ideal der Theokratie wandte sich gegen die heidnische Fremdherrschaft, während innerhalb des eigenen Volkes eine von Gott beauftragte Führergestalt durchaus wirksam werden kono te. Dafür gab es nicht nur eine Fülle alttestamentlicher Vorbilder und Verheißungen, sondern auch die Partei der Zeloten selbst hat wohl, seit ihrer Gründung durch Judas, stets einen oder mehrere solcher Führer besessen 5). Ob allerdings von diesen messianische Ansprüche 1) Schab. 6,4, vgl. bab. 63a; s. J. Klausner, The Messianic Idea, 502f A. 3f. 2) Erub. 45a (Üs. n. Goldschmidt 2,135). Rab lebte zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. Die Aussage wurde durch den Grundsatz, der Rettung aus Lebensgefahr am Sabbat erlaubte, gemildert; vgl. jer. 21d,56ff/22a. Zum Problem vgl. M. D. Herr, Tarbiz 30 (1960/1) 242-56; A. F. Johns, VT 13 (1963), 482-486. 3) Beginnings, 1,423f: "There is no reason for connecting the Zealots or even the Sicarii with any messianic movement." S. auch S. Zeitlin, Who crucified Jesus, 1947, 961f und - allerdings in anderem Zusammenhang - schon J. Wellhausen, Die Pharisäer und die Sadducäer, 1874, 23: "Das Verhalten der Zeloten ist genau genommen eine faktische Negation der messianischen Hoffnung." 4) So M. J. Lagrange, Le Judaisme avant Jesus Christ, 3. A. 1931, 214. 6) Als solche Führer erscheinen Judas, der Gründer (a 18,23); Eleazar b. Dinai (b 2,235 = a 20,121); Menahem (b 2,434). Nach der Spaltung treten eine ganze Reihe einander bekämpfender Führer auf: s. u. S. 378ff.
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erhoben wurden, muß noch im einzelnen geprüft werden. Folgende wesentliche Punkte wären dabei vorauszusetzen: 1. Das Schweigen rabbinischer Quellen in Bezug auf die messianische Erwartung vor der Zerstörung J erusalems darf nicht als ein Beweis für das Fehlen solcher Erwartungen verstanden werden 1), sondern es ist auf ein Ausscheiden der älteren messianischen Überlieferung in späterer Zeit zurückzuführen. Vielleicht war das kriegerisch-politische Messiasbild dieser Zeit für die Tradenten des 2. u. 3. Jh. n. ehr. nicht mehr tragbar. Das Vorhandensein einer starken Messiashoffnung auch in pharisäischen Kreisen beweisen die Psalmen Salomos, J osephus 2), das Neue Testament und die jüdische Gebetsliteratur. Wahrscheinlich brachten die Unterwerfung der Juden durch die Römer und die darauffolgende Herrschaft des Herodes eine Verstärkung der politischen Messiaserwartung. 2. Diese Erwartung scheint sich vor allem auf den Herrscher aus dem Hause Davids konzentriert zu haben, der auch als Führer im endzeitlichen Krieg auftreten konnte. 3. Der Übergang zwischen einem profetisch-charismatischen Selbstbewußtsein und "messianischen Ansprüchen" war fließend; eine Führergestalt konnte zunächst, als Profet auftreten und dann durch Taten seine messianische Vollmacht erweisen.
2. Messianische Prätendenten in der Jiidischen Freiheitsbewegung. a) Vom Bandenführer Hiskia bis zu Judas dem Galiläer Messianische Ansprüche wurden schon bei dem"Räuberhauptmann" Hiskia vermutet, den der junge Herodes in Galiläa hinrichten ließ. Doch können die dazu herangezogenen scheinbaren rabbinischen Zeugnisse die angeführte Hypothese schwerlich beweisen 3). Mit 1) S. J. Klausner, The Messianic Idea, 393ff, der allerdings der messianischen Erwartung in pharisäischen Kreisen vor 70 n. Chr. einen zu geringen Raum einräumt. . 2) a 17,43-45; a 10,210.276; b 6,312f. Josephus kannte die messianische Erwartung seines Volkes sehr wohl; er hat sie nur aus apologetischen Absichten bis aufs äußerste entstellt wiedergegeben. 3) b 1,204 = a 14,159. Eine messianische Deutung Hiskias vertraten schon A. Geiger, Jüdische Zeitschrift, 8 (1870), 37f; H. Greßmann, Der Messias, 1929, 458f, und vor allem R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 73ff; vgl. auch A. v. GaU, ßaeJLÄda ToG 6e:oG 1926, 375 u. R. Eisler 2,683 A. 5. Nach einer Tradition aus dem 3. Jh. n. Chr. soll R. Jochanan b. Zakkai unmittelbar vor seinem Tode gesagt haben: "Räumt den Hof aus' ... und stellt einen Thronsessel bereit für Hiskia, den König Judas!": j. Sota 24c, 29f; s. Bill. 1,30; Volz, Esch. 206f. Nun kommt jedoch Jochanan b. Zakkai als Kronzeuge für die messianischen
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größerer Wahrscheinlichkeit wird man dagegen bei zwei Bandenführern, die während der Unruhen nach dem Tode des Herodes auftraten, messianische Ambitionen annehmen dürfen. Beide, der Sklave Simon und der Hirte Athronges setzten sich selbst das Diadem aufs Haupt und offenbarten dadurch ihre königlichen Ansprüche 1). Beide zeichneten sich auch durch überragende Körperstärke aus, ein Zug, der in Anlehnung an alttestamentliche Vorstellungen vom "Gibbor" als Führer im "Heiligen Krieg" hier wohl messianische Bedeutung erhielt 2). Bei Athronges ist vielleicht der Name messianisch zu deuten 3), auch besaß er ursprünglich denselben Beruf wie der junge David. Daß Judas der Galiläer mit messianischen Ansprüchen hervortrat, ist nicht unwahrscheinlich; J osephus berichtet in den Antiquitates, daß schon während der oben erwähnten Unruhen nach dem Tode des Herodes ein gewisser Judas, Sohn des Bandenführers Hiskia, "königliche Ehre" erstrebte; allerdings ist der ältere Parallelbericht des Bellum in diesem Punkt unklar 4) und wir müßten r'
'
Ansprüche eines Bandtnfuhrers kaum in Frage. In der relativ späten im 3. u. 4. Jh. n. Chr. g~führten ~iskussion wurde ausschließlich die Frage erörtert, ob der alttestamentliche König,. Hiskia der Messias sein könne. Vgl. Bill. 1,31.75; A. v. Gall, op. cit. 397 'tl. M. Zobel, Gottes Gesalbter, 1938, 87-90. Am ehesten erklärt sich die Vorstell~ng von Hiskia als Messias aus 2. Kge 18,5 und aus der als Antithese zum Chri~entutn beliebten Deutung messianischer Psalmen- u. Jesajastellen auf Hiskia: s; J}lstin, dial. c. Tryph. c. 33,1; 43,8; 67,1 u.ö. S. auch M. Zobel, op. cit. 88 u. A. v: Gall, loc. cit. A. 3. 1) b 2,57f = a '17,273ff; b 2,60ff = a 17,278ff. Simon wird auch von Tacitus erwähnt (hist. 5,9): "post mortem Herodis ... Simon quidam re gi um nomen invaserat"; vgl. auch W. R. Farmer, Judas, Simon and Athronges, NTS 4 (1957/58), 147-155; doch läßt sich" dessen These einer hasmonäischen Abstammung kaum halten. 2) Vgl. Ri 6,12: Gideon; 1. Sam 16,18: der junge David. Messianisch kann der Begriff J es 9,5; Ps 45,4 und vor allem Ps 89,20 gedeutet werden: "Ich setzte das Diadem (1. 'J~) einem Starken auf, erhöhte einen Erwählten aus dem Volk." Die Stelle ist auf David zu beziehen. Für eine Deutung auf den endzeitlichen Heiligen Krieg kommen Sach 9,13 u. 10,7 sowie lQM 12,9-11 u. lQH 6,30 in Frage; vgl. "auch Mk 1,7 u. Lk 11,23: Der "Stärkere" überwindet den "Starken". Auch Simon b. Giora (b 4,504) und Bar Koscba (j. Taan 68d, 57ff Lament. R. 2,2 § 4, s. Bill. 1,13) zeichneten sich durch besondere Körperkraft aus. Zum messianischen "Gibbor" s. auch E. Stauffer, Jerusalem u. Rom, 1957, 91. 3) Nach A. Schlatter, Die hebräischen Namen bei Josephus, BFCT 17 (1913), 115 ist der Name sonst nicht mehr zu belegen und hat wohl als hebr. Äquivalent NH;'~~' das wiederum auf den l;'~~, die für das Laubhüttenfest bedeutsame Citrusfrucht, hinweise (vgl. a 13,372). Der Etrog erscheint auch mehrfach auf Münzen, s. A. Reifenberg, Jewish Coins, 39 Nr. 4,5 (wohl die Bar Giora-Bronzeschekel 69 n. Chr.). Zur Sache s. auch R. Eislet, 2,86. 4) Vgl. a 17,271fu. b 2,56; s. u. S. 333f. E. Stauffer, Die Botschaft Jesu damals und heute, 1959, stellt Judas Galiläus in Parallele zu Bar Koseba (S. 112): "Sie
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die Identität dieses Judas mit dem Galiläer Judas voraussetzen (s.u. S. 337). Der Bericht über die Gründung der "vierten Sekte" sagt zwar nur, daß Judas der Führer dieser neuen Bewegung geworden sei 1) und schweigt über einen weitergehenden Ehrgeiz dieses Mannes, doch legt die Gamalielrede Apg 5,36f, in der die unverkennbar messianische urchristliche Gemeinde mit den von Theudas und Judas ausgehenden Bewegungen gleichgestellt wird, den Rückschluß nahe, daß auch die beiden letztgenannten Gruppenbildungen messianische Züge trugen. Allerdings ist gerade hier die Grenze zwischen profetisch-enthusiastischer Verkündigung und messianischen Ansprüchen nicht scharf zu ziehen. Auch daß von Judas eine Dynastie von Bandenführern ausging, unter denen wenigstens bei einem, Menahem, messianische Prätentionen sichtbar werden, läßt vermuten, daß die ,,4. Sekte" schon bei ihrem Gründer Judas eine messianische Grundlage hatte 2). b) Menahem als zelotischer Messias Bei Menahem, dem Sohn (oder Enkel) des Judas, treten die messianischen Ansprüche deutlicher hervor. Er hatte durch die Einnahme Masadas die, Erhebung gegen Rom eingeleitet und zog nun mit Gefolge seiner bewaffneten Anhänger "wie ein König nach Jerusalem hinauf, wurde Führer des Aufstandes und übernahm den Befehl bei der Belagerung (der Herodesburg)" 3).
Diese Selbstverständlichkeit, mit der sich Menahem an die Spitze der Aufständischen st~llte, ist beachtenswert. Sein Herrschaftsstreben trat in der Folgezeit immer deutlicher hervor und erweckte den Neid der priesterlichen Gruppe um Eleazar S.d.Ananias. Nach Josephus entwickelte er sich zu einem "untragbare-!J Tyrannen" 4). Wie er nun "mit königlicher Kleidung geschmückt und gefolgt von den bewaffneten Zeloten" den Tempel aufsuchte, wurde er dort von den Anhängern Eleazars überfallen und nach vergeblicher betrachten sich ... als die messianischen Herrscher eines theokratischen Weltreichs, das sie auf den Trümmern des Imperium Romanum errichten wollen." 1) a 18,23: ~YE(l.WV; s. o. S. 88. 2) Nach Origenes, horn. XXV in Luc (GCS 49 [3S] Rauer), lS0,19ff wurde Judas Galiläus von manchen als Messias betrachtet; vgl. A. Strobel, Kerygma u. Apokalyptik, 1967, 102 Anm. 3. 3) b 2,434: otlX 81) ßlXaLAEoc;; EmxvELaLv e[c;; 'Jepoa6Au·(l.1X XlXt YEv6(l.EVOC;; ~YE(l.chv Tljc; a't'&.aE~C; 8Lk't'lXaaEv 't'ljv 7tOALOpXLIXV. '} b 2,442.
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Flucht getötet!). Auch der babylonische Talmud weiß von der Ermordung eines falschen Messiasprätendenten, allerdings durch die Rabbinen 2). Da Josephus sich über die messianische Hoffnung seines Volkes fast völlig ausschweigt 3), darf man von ihm bei der Beschreibung messianischer Prätendenten kaum mehr erwarten als die Hervorhebung ihres Strebens nach königlicher Würde. Dies geschieht .bei Menahem in klarer Weise; und wenn man dazu die damalige Lage in Jerusalem berücksichtigt: die Erregung des Volkes, die Begeisterung über die ersten Erfolge und den Triumph der Zeloten, die sich nach einem sechzigjährigen Kampfe am Ziel ihrer Wünsche glaubten, so liegt der Schluß nahe, daß Menahem, der Sproß der alten Freiheitskämpferfamilie, zumindest in den Reihen der Zeloten selbst, als kommender Messias betrachtet wurde 4). Die plötzlich aufbrechende Feindschaft der priesterlichen Gruppe könnte man so erklären, daß die Aufständischen ursprünglich an eine Doppelherrschaft des Menahem als Messias aus Israel und des Eleazar S.d. Ananias als priesterlichen Messias gedacht hatten, wie sie den Essenern als endzeitlicrr}.s Ideal vorschwebte und wie sie auch nach den Münzaufschriften ~~ Beginn des Bar Koseba-Aufstandes angestrebt wurde, in dem all~~rdings Bar Koseba als weltlicher "Fürst Israels" rasch die Macht an' sich zog 5). Eine ähnliche Entwicklung hatte sich wohl unter Menahefi? angebahnt, bis die priesterliche Gruppe durch 1) b 2,444 2) Nach Sanh. 93b soll Bar Koseba von den Rabbinen ohne ordentliches Gericht getötet worden sein, da er nicht rnit dern bes.onderen Spürsinn für die Rechtsprechung nach les 11,3 begabt war; s. M. Zobel, Gottes Gesalbter, 1938, 77. Vielleicht wurde hier die Erinnerung an, die Errnordung eines rnessianischen Prätendenten fälschlich erweise auf Bar Koseha übertragen. S. auch u. A. 5. 3) S. O. S. 16 A. 2; s. o. S. 245 A. 1 u. 3. ') Vgl. schon H. Graetz, 3,461; A. Schlatter, G. I. 327 u. Geschichte d. ersten Christenheit 3. u. 4. A. 1927, 317f; J. Klausner, Hist. 5,147f. 6) Die Möglichkeit eines. Gegensatzes zwischen dern davidischen Herrscher und dern Hohenpriester ist schon bei Sacharja (3,8; 4,11ff; 6,12f) angedeutet. Sir. 45,31ff stellte beide Gewalten nebeneinander. Bei den Essenern hatte der Priesterrnessias eindeutigen Vorrang. Nach 4 QpJes (No 161) fr 8-10, 22ff, s. DJDJ V, 14 zu Jes. 11,3 war der Messias verpflichtet, der Lehre der Priester zu folgen. Von ihnen wurde er auch in sein Arnt eingesetzt. Zu den Bar KosebaMünzen s. A. Reifenberg, Jew. Coins, 61ff, vgl. Nr. 170.189.196.203. Irn 1. u. 2. Jahr des Aufstandes finden wir Münzen, die lediglich die Aufschrift 1i1::>i1 iT:s7';1N besitzen, daneben Stücke rnit der Bezeichnung l':s7~W auf der Rückseite und schließlich Münzen, die nur ';INiW' N'Wll':s7~W haben. Ab dern 2. bzw. 3. Jahr erscheint nur der Narne Schimeons; vgl. auch Schürer 1,767ff (V./S. 1,606). Diese verschiedenen Prägungen deuten wohl auf Machtkärnpfe unter den Aufständischen hin; s. auch o. S. 121 A. 3.
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ihren heimtückischen Überfall seinem Machtstreben ein Ende setzte und die Spaltung der zelotischen Bewegung herbeiführte. Obgleich sein Gastspiel in J erusalem nur knapp vier Wochen dauerte 1), scheint er doch "einen tiefen Eindruck" 2) bei seinen Zeitgenossen hinterlassen zu haben. Denn auch die rabbinische Haggada kannte einen Menahem als Messias 3) : Danach teilte ein Araber einem jüdischen Bauern auf dem Felde die Zerstörung des Tempels und zugleich die Geburt des Messias in Bethlehem mit. Der Name desselben sei Menahem, sein Vater heiße Hiskia. Der Bauer sucht als Händler verkleidet die Mutter des Messiaskindes auf und hört von ihr: "Sein Omen jst unheilbringend: denn an dem Tage, da er geboren wurde, ist der Tempel zerstört worden." Er erwiderte ihr: "Wir glauben, daß wie er (der Tempel) um seinetwillen zerstört wurde, er auch seinetwillen wieder aufgebaut wird." Bei einem zweiten Besuch teilt ihm die Mutter mit, das Kind sei entführt·worden: "Winde und Stürme kamen und entrissen ihn meinen Händen."
Schon A. Geiger 4) sah in dieser Legende einen Hinweis auf den zelotischen Messias Menahem (b. Juda) b. Hiskia, und R. Meyer hat im Anschluß an H. Greßmann 5) eine einleuchtende Erklärung gegeben: Es liege ihr ein älterer Bericht von der Geburt des Messiaskindes zugrunde, der möglicherweise wieder auf die Erwartung des Messias im Augenblick der Tempelzerstörung zurückgehe. Nach der Katastrophe habe man die fehlgeschlagene Erwartung in der Weise umgewandelt, daß der Messias zwar an dem großen Unglückstage gekommen sei, doch nur als unbekanntes, kleines Kind, das Gott wieder bis zum Tage seines Herrschaftsantrittes entrückt habe. Diese ursprüngliche Form sei überarbeitet worden, wobei man das Messiaskind mit einer historischen Gestalt, dem Menahem (b. Juda) 1) Er kam nach der Eroberung der Antonia (15. Ab) nach Jerusalem und wurde zwischen der Eroberung der Herodesburg (15. EluI) und der Kapitulation der Kohorte (17. Elul nach l\Ieg. Taan. 14) ermordet: b 2,430.433ff.440.448ff. 2) H. Greßmann, Derl\1essias, 1929,460. 3) Lament. R. 1,16 = j. Ber. 5a, 12ff. Vgl. G. Dalman, Aramäische Dialektproben, 2. A. 1927, 14f; BHl. 1,83; H. Greßmann, op. cit. 449ff; M. Zobel, op. cit. 135f; R . .l\1eyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 76f. Vgl. den Synchronismus zwischen der Geburt Alexanders .und dem Brand. des Artemistempels in Ephesus Plut., Alex. 3; Cic., div. 1,47; nato 2,69. . 4) Jüdische Zeitschrift, 8 (1870), 39; vgl. auch H. Graetz, 3,461 A. 3. 5) Op. cit. 77f, vgl. H. Greßmann, ZKG NP 3 (1922), 189, und "Der Messias", 1929, 460 ff; vgl. außerdem J. Jeremias, DTh 2 (1929), 116f u. Jerusalem z. Zeit Jesu 3. A. 310, R. Eisler 2,712 A. 1; C. Roth, The Historical Background ofthe Dead Sea Scrolls, 1958, 17 A. 2.
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b. Hiskia, identifizierte 1). Wesentlich ist vor allem die Aussage, der Tempel sei um Menahems willen zerstört worden. Vermutlich sahen seine Anhänger in der Ermordung ihres Führers im Tempel eine solch schwerwiegende Tat, die nur durch die Zerstörung des Heiligtums selbst gesühnt werden konnte 2); möglicherweise wurde seine Ermordung auch von diesen als Entrückung umgedeutet 3). Gegen diesen Erklärungsversuch könnte man einwenden, .daß Menahem auch sonst in der rabbinischen Überlieferung als Messiasname auftaucht, und diese Bezeichnung teilweise auf KL 1,16"Fern von mir ist Menahem, der meine Seele erquicke" - zurückgeführt 4), oder auch als Umdeutung von n~~, das den gleichen Zahlenwert besitzt, erklärt werden kann 5). Do'ch bleibt bei dieser symbolischen Deutung die Herkunft seines Vaternamens Hiskia und die Zerstörung des Tempels "um seinetwillen" offen. Man wird daher wohl eher annehmen dürfen, daß die verschiedenen Deutungsversuche aus Bibelstellen und durch Gematrie sekundäre Erklärungen für einen Namen darstellen, dessen historische Herkunft nicht mehr bekannt war. Noch an anderer Stelle erscheint der Name Menahem in eigenartigem Licht: In der Gemara des babylonischen und jerusalemischen Talmuds zu Chagiga 2,2 ist von einem Lehrer Menahem die Rede, der aus dem Kreis der Lehrer ausschied, in "den königlichen Dienst" trat bzw. abtrünnig wurde. Ihm folgten 80 Schülerpaare, die nach dem babli in "seidene Gewänder", nach dem jeruschalmi in "goldene Panzer" gekleidet waren 6). Schon A. Geiger bezog diese Baraita auf den l\1essias Menahem 7), ihm folgen H. Greßmann, J. Klausner und C. Roth 8). 1) So Nu. R. 13,5: Der Messias Menahem wurde am Tage der Tempelzerstörung geboren; s. lvI. Zobel, op, cit, 139; vgl. auch die S. 136ff angeführten Varianten der Menahem-Legende. 3) Vgl. A. Schlatter, G. 1. 327 u. Geschi<;:hte d. ersten Christenheit, 3. u. 4. A. 1927, 318: "Weil durch die Tötung Menahems unsühnbare Schuld auf J erusalem lag, zerrissen seine Anhänger ihre Gemeinschaft mit ihrem Volk." 3) A. Schlatter, loc. cit.: "Von Menahem sagen die Seinigen: ,Der Sturmwind habe ihn weggerafft' ". 4) Sanh. 98b u. Lament, R. 1,16, s. Bill. 1,66 u. 67 u. M. Zobel, op. cit. 93f. 6) j, Ber. 5a, 13f, s. Bill. loc. cit. u. M. Zobel, op. cit. 94f. ß) Vgl. Chag. 16b u. j. Chag. 77d, 29ff; s. auch Bill. 2,710f. 7) Jüdische Zeitschrift, 7 (1869), 176ff. 8) H. Greßmann, Der Messias, 1929, 459f; J. Klausner, Hist. 5,148. C. Roth, loc. cit.; Klausner deutete das ,,7J:1 n"::13" N~' des bab. T. im Sinne von N~' 1?7J m':1'. c. Roth vermutet eine Umdeutung von "l'P'i'O" = Seide aus l'iP'O = "Sikarier". S. jetzt S. Lieberman, Greek in Jewish Palestine 111965, 180f.
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c) Simon bar Giora Auch Simon bar Giora, der erst während des Jüdischen Krieges hervortrat l ), erhob wohl Ansprüche auf die messianische Würde. Wie Simon der Peder und der Hirt Athronges zeichnete er sich durch besondere Körperkraft und Wagemut aus und gewann im Laufe der Zeit eine große Anhängerschaft im offenen Lande: "Sein Heer bestand nicht mehr allein aus Sklaven und Räubern, sondern auch nicht wenige Landbewohner gehorchten ihm wie einem König" 2).,
Schließlich wurde er V01;l den Gegnern des Johannes von Gischala nach J erusalem gerufen, damit er sie von dessen Herrschaft befreie: "Nachdem er hochmütig zugestimmt hatte, über sie zu herrschen, zog er als Befreier von den Zeloten in die Stadt ein und wurde vom Volk als Retter und Beschützer begrüßt; er aber, nachdem er mit seiner Streitmacht hereinge.kommen war, dachte (nur) an die Stärkung seiner persönlichen Macht" 3).
Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß die Bronzeschekel mit der Aufschrift "Jahr 4" und "für die Erlösung Zions" von Bar Giora geprägt worden sind, und daß sich jener als Bringer dieser Erlösung gefühlt hat 4). Schließlich wäre noch seine eigenartige Gefangennahme anzuführen: Nachdem der Versuch, 'durch einen unterirdischen Gang zu entfliehen, fehlgeschlagen war, kam Simon in weißen Gewändern, über die er einen Purpurmantel geworfen hatte, auf dem Tempelplatz wieder ans Tageslicht. Er tat dies nach J osephus, um die römischen Wächter zu schrecken, vielleicht legte er seinem fürstlichen Ornat überirdische Wirkung bei, vielleicht wollte er sich auch nur mit den Zeichen seiner Würde angetan dem römischen Feldherrn übergeben, denn er weigerte sich n:rit den Wachen zu sprechen und ließ diesen .rufen 5). Daß die Römer ihn und nicht etwa Johannes v. Gischalader doch viel längere Zeit die 11acht in Jerusalem innegehabt hatteals den in der Würde Höherstehenden betrachteten, zeigt sich auch daran, daß er im Anschluß an den Triumph des Vespasian und Titus Zu seiner Herkunft und Wirksamkeit 5. u. S. 381 A. 6. b 4,510. b 4,573ff; 575: aroTIjp U1I:0 't"OÜ 8~(.LOU )(o:t )(l)8e:(.L6lv e:UCPl) (.LOU(.Le:voc;. B. Kanael, BASOR 129 (1953), 18ff; 5. dazu o. S. 121, Ii) b 7,26-31; zu Purpur u. weißem Gewand als königlichen Gewändern 5. Mk 15,17ff; Lk 23,11 u. Apk 19,13ff, vgl. auch J. Blinzler, Der Prozeß Jesu, 4. A. 1969, 290.325ff und die ausführliche Studie von R .. Delbrück, ZNW 41 (1942), 138ff. Den Hinw~is verdanke ich Herrn Prof. J. Jeremias, Göttingen. 1) 2) S) ()
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im Carcer beim Forum getötet wurde, während Johannes nur mit lebenslänglicher Gefangenschaft bestraft wurde 1). Man wird unter diesen V oraussetzungen auch Simon als messianischen Prätendenten betrachten dürfen. 3. Die Davidssohnschaft
Ob zelotische Messiasanwärter für sich die Abstammung von David in Anspruch genommen haben, ist verständlicherweise von Josephus nicht zu erfahren. Nach der rabbinischen Legende wurde zwar der 1\1essias J\.1enahem in Bethlehem geboren und mit dem davidischen "Sproß" des AT identifiziert, doch wird man von hier aus kaum Rückschlüsse auf die Abstammung des historischen Menahem ziehen dürfen; die Verbindung mit David wurde durch die rabbinische Tradition hergestellt. Es gibt jedoch eine Reihe von Gründen, die dafür sprechen, daß auch bei den zelotischen Messiasprätendenten wenigstens teilweise die Abstammung von David beansprucht wurde: 1. In der älteren Überlieferung wurde gerade dem Kriegsmessias die Abstammung von David zugeschrieben. Erst ab der Mitte des 2. Jh. n. Chr. spaltete sich die Überlieferung, und man erwartete einen "Messias b. Joseph" bzw. "Ephraim" als reinen Kriegshelden 2), der im Kampfe den Tod finden sollte 3), worauf dann der eigentliche davidische Gesalbte erscheinen würde. Vermutlich stellt diese spätere 1) b 6,434 u. 7,154f, s. dazu G. Ricciotti, Flav. Gius. 3,327 zu b 7,154. 2) S. dazu G. Dalman, Der leidende und der sterbende Messias der Synagoge im ersten nachchristlichen Jahrtausend, 1888, 1-26, Moore, Judaism, 2,310f; J. Klausner, The Messianic Idea in Israel, üs. v. W. F. Stinespring, 1955,401:-404 u. 483-501; J. J eremias, Art. mXLC; 6EOÜ, Th WB 5,685 A. 243, dort auch eine knappe übersicht der neueren Literatur. Eine Zusammenstellung der wichtigsten rabbinischen Texte in ühersetzung geben Bill. 2,292-299 u. M. Zobel, op. cit. 51ff. Zur Entstehungszeit dieser Anschauung s. J. Klausner, op. cit. 489ff u. Bill. 2,294. J. J eremias, loc. cit. vermutet unter Verweisung auf die armenische Vers. v. T. Benj. 3,8 schon eine vorchristliche Erwartung eines Messias b. Joseph. Doch ist dort nur von einem stellvertretenden Sühneleiden J osephs und nicht von einer eigentlichen messianischen Erwartung die Rede. In den rabb. Quellen erhält der sterbende Kriegsheld und Messias b. Joseph erst nach dem Scheitern des Bar Koseba-Aufstandes eine gewisse Bedeutung. 3) In den späteren Midraschim konnte der Messias b. J qseph direkt den Titel des "Kriegsgesalbten" annehmen, G. Dalman, op. cit. 6f, u. Bill. 2,292 c. Er fällt im Kampf gegen Gog, s. Leqach tob Nu 24,17: Bill. 2,298. Nach Tg. jer. I zu Ex 40,9ff bleibt er Sieger gegen Gog, Bill. 2,296. Die früheste Tradition von seinem Tod erscheint Sukka 52a Bar. im Munde R. Dosas (Ende d. 2. Jh. n. ehr., Strack, Ein!. 131). Auch der jüdische Kriegsmessias bei Hippolyt (s. o. S. 283 A. 3) fällt im Kampf.
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Entwicklung der messianischen Hoffnung eine durch die geschichtliche Erfahrung bedingte Korrektur früherer Anschauungen dar; während man bisher den Endsieg über die Feinde Israels vom "Sohn Davids" selbst erwartet hatte, befreite man ihn nun von allen kriegerischen Verpflichtungen und übertrug diese auf einen Vorläufer, der das Schicksal früherer Messiasprätendenten - den Tod durch Feindeshand - teilte 1). 2. Die Bedeutung, die in den verschiedenen neutestamentlichen Schriften der davidischen Abstammung J esu beigelegt wird, ·läßt gewisse Rückschlüsse auf die Messiaserwartung des 1. Jh. n. Chr. überhaupt zu 2). Ein Kriegs-Messias, der sich nicht in irgendeiner Form auf die Abstammung von David berufen konnte, war nur schwer denkbar 3). 3. Nach Hegesipp soll Vespasian im Anschluß an die Eroberung Jerusalems die Verfolgung aller Davididen angeordnet haben: "damit bei den Juden keiner aus königlichem Geschlecht am Leben bliebe" 4).
Auch unter Domitian und Trajan wurden, wie Hegesipp weiter berichtet, die Nachkommen Davids verfolgt 6). Dies läßt sich nur so 1) S. J. Klausner, op. cit. 400f "Now after the disaster it became necessary to emphasize the spiritual side of the Messiah. Moreover, the dreadful calamities through which the nation had passed as a result of the work of the slain Messiah (d.h. Bar Koseba) cast their gloomy shadows over the Messianic conceptions of the depressed and suffering people." "A second Messiah, who is solely a warrior, ... , could now playa röle in the saddened Messianism of the post-Hadrianic generation. So Messiah ben J oseph became a Messiah who dies: he is fated to fall in the war with Gog ... , as Bar-Cochba had fallen in his war against Rome." Vgl. auch 493fu. H. Greßmann, Der Messias, 1929,462: "In der Gestalt des Ben Joseph kommt das tragische Ende des politischen Messias zum Ausdruck." Die schriftgelehrte Argumentation, die insbesondere von Dt 33,17 u. Sach 12,10 ausging (vgl. G. Dalman, op. cit. 17ff u. Bill. 2,293f), kam dagegen erst in zweiter Linie: s. J. Klausner, op. cit. 485. 2) Rö 1,3; Mk 10,47; 12,35ff; die Stammbäume Jesu: Mt l,lff u. Lk 3,23ff; Mt 21,9; Lk 1,32; Joh 7,41f; Apg 15,16; Apk 5,5; 22,16 u.ö. 3) Eine Ausnahme machte hier möglicherweise Si mon b. Giora, der seinem Namen nach einen Proselyten zum Vater hatte, s. u. S. 381f. Selbstverständlich konnte die "davidische Abstammung" auch in der verschiedensten Weise manipuliert werden: s. J. Jeremias, Jerusalem z. Zeit Jesu, 3. A. 1962, 320f. So wurde der Familie des Patriarchen v. P~tlästin~ (d.h. dem Geschlecht Hillels) später zu Unrecht davidische Herkunft zugeschrieben. Herodes ließ, um seine edomitische Herkunft zu verwischen, sich die Abstammung von den ersten aus dem Exil zurückgekehrten Juden bestätigen: a 14,9. 4) Bei Euseb. h. e.3, 12: w~ fLl) m:PLAELcp6d1) 't'L~ 1tlXpa 'Iou81X(oL~ 't'wv. cX:1tO 't'lj~ ßlXcrLAL}{.lj~ CPUAlj~. V gl. Schürer 1,661 (V./M. 1,528) u. J. Klausner, op. cit. 395. 6) h.e. 3,19fu. 3,32. .
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erklären, daß man ·seit dem Jüdischen Krieg in den Davididen eine politische Gefahr erblickte. 4. Gerade die Abstammung führender Persönlichkeiten wurde im Spät judentum mit besonderem Interesse verfolgt 1). Auch auf die Abstammung von David wurde in einzelnen Fällen Anspruch erhoben, was allerdings nicht immer berechtigt war 2). Unter diesen Gesichtspunkten würde sich die Herausbildung der vermutlich von Hiskia bis Eleazar S.d.Ari reichenden Dynastie und der darin zumindest in einem Falle sichtbare messianische Ehrgeiz am besten dadurch erklären, daß in dieser Familie der Anspruch auf davidische Abstammung erhoben wurde. Möglicherweise stehen diese davidisch-messianischen Prätentionen und die Verfolgung der Davididen durch Vespasian in einem gewissen Zusammenhang mit jenem "zweideutigen Orakel", das J osephus und die römischen Historiker mit als Ursache des Krieges anführen 3). 4. Zelotische Messiashoffnung und das palästinische Christentum
Justin, selbst ein Zeitgenosse des hadrianischen Aufstandes, berichtet über die Verfolgung der Christen durch Bar Koseba: "Während des jüngst entbrannten Jüdischen Krieges ließ nämlich Barkochba, der Anführer des Aufstandes der Juden, nur gegen die Christen den Befehl ergehen, daß ,wenn sie nicht ]esus Christus verleugneten und lästerten, sie zu den schwersten Strafen abgeführt werden sollten" "').
Bar Koseba verfolgte die Christen, weil sie sich von der allgemeinen Volkserhebung fernhielten. Der Grund für diese Zurückhaltung ist offensichtlich: "Bar Kochba zu folgen hätte bedeutet, Christus zu verlassen. Hier stand Messias gegen Messias" 5). Dieselbe Haltung 1) Vgl. Phil 3,5; Lk 2,36; s. auch J. Jeremias, loc. eit. Auch das Geschlecht Hillels bzw. der späteren Patriarchen ging auf Benjamin zurück; der babylonische Exilarchdagegen auf Juda, vielleicht sogar auf David. Josephus führte voll Stolz seine Abstammung von den Hasmonäern an: vita 1ff; vgl. auch Tob. 1,1 u. Judith 8,1. 2) Vgl. J. Jeremias, op. cit. 309ff: so führte R. Chijja d. A. nach Keth. 62b sein Geschlecht auf David zurück. S. auch o. S. 305 A. 3. Für die frühere Zeit zwischen Serubbahel u. den Makkabäern s. J. E. Bruns, The Davidic Dynasty in . post-exilic Palestine, Scripture 7 (1955), 2ff. 3) S. o. S. 243. J. Jeremias, op. cit. 310 vermutet hei der Familie Hiskias diesen Anspruch auf davidische Abstammung. Die Vermutung C. Roths, The Historical Background ... , 1958, 55ff, die Dynastie des Menahem sei priesterlicher Abstammung, widerspricht den von Josephus berichteten Tatsachen. 4) Apol. I 31,6 = Euseh, h.e. 4,8,4. . 5) N. N. Glatzer, Geschichte der talmudischen Zeit, 1937, 40.
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werden die Judenchristen Palästinas gegenüber der zelotischen Zukunfts erwartung und den daraus hervorgehenden 11essiasprätendenten eingenomm:en haben, auch wenn die Quellen im einzelnen darüber schweigen. Spuren dieser Haltung finden wir in der Warnung vor falschen Profeten und Messiassen 1). Entsprechend ist auch eine Teilnahme der Judenchristen an der Erhebung gegen Rom höchst unwahrscheinlich, die Flucht der Gemeinde von J erusalem nach Pella 2) erfolgte so nicht nur aus Furcht vor der drohenden Belagerung, sondern mindestens ebensosehr wegen der Unvereinbarkeit ihrer Zukunftshoffnung mit den messianischen Erwartungen der Aufständischen 3). Hinzu kamen die Voraussagen Jesu über den Untergang Jerusalems 4). Der neuerdings von S. G. F. Brandon unternommene Versuch, die Flucht nach PeHa für ungeschichtlich zu erklären 5) und eine Teilnahme der palästinischen Judenchristen am Aufstand als selbstverständlich darzustellen 6), besitzt keine Glaubwürdigkeit. Im Zelotismus und dem jungen Christentum standen sich zwei eschatologisch-messianische Bewegungen in einem, trotz äußerer Parallelen, unversöhnlichen Gegensatz gegenüber: Die. Erwartung Jesu als des wiederkommenden Menschensohns 7) und Weltenrichters J mußte allen zelotischen Hoffnungen, die sich auf kriegerische 11essias-Prätendenten nach Art eines Menahem oder Simon b. Giora richteten, strikt widersprechen. 1) Mk 13,21f parr. 2) Euseb. h.e. 3,5,3; bezeichnend ist, daß diese Übersiedlung auf Grund einer profetischen Offenbarung erfolgte, s. o. S. 242 A. 2. Auch Lk 21,20-24 gehört in diesen Zusammenhang. S) Vgl. A. Schlatter, Die Geschichte der ersten Christenheit, 3. u. 4. A. 1927, 316-322 und H. Lietzmann, Geschichte d. Alten Kirche, 3. A. 1953, 1, i90. ') Vgl. Mk 13,1 parr, s. o. S. 242 A. 4, vgl. auch die Josephus zugeschriebene Bemerkung Eusebs, h. e. 2,23,20, die Ermordung des Herrnbruders Jakobus durch die Juden habe als Strafe die spätere Katastrophe nach sich gezogen. 11) The Fall of Jerusalem and the Christian Church, 1951, 167ff. 8) 179ff: "Consequently it would seem to be certain, that many of the J ewish Christians of Palestine must have made common cause with their countrymen, taking up arms against the Romans, and thus sharing the corilmon fate either of death in battle or subsequently, as captives, death in the arenes ... " Dagegen spricht außer der Flucht nach Pella auch die Tatsache, daß nach 70 n. Chr. die Herrnverwandten weiterhin an der Spitze der palästinischen Gemeinde standen: nach h.e. 3,32 hat Symeon, der Sohn des Klopas, als Bischof "der Gemeinde zu Jerusalem" unter Trajan den Märtyrertod erlitten, weil "er von David abstamme und Christ sei." 7) Mk 13,26f parr; 14,62 parr; Apg 7,56; Jakobus der Herrnbruder soll nach Hegesipp wegen seines Bekenntnisses zu J esus als dem Menschensohn getötet worden sein: h.e. 2,23, 13.
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
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1. Die V'ernichtung der gottJeindlichen Weltmacht a) Die Beurteilung Roms Schon Hesekiel, durch die Weissagung vom Ansturm Gog~ (c.38f), und Daniel, in seinen Visionen vom 4. Reich 1), legten den Grund zu der im Judentum weit verbreiteten Anschauung, daß dem Anbruch der Heilszeit eine Periode der schwersten Bedrohung Israels durch eine übermächtige, gottfeindliche Weltmacht vorausgehe. Selbstverständlich wurde diese in dem uns betreffenden Zeitraum mit dem Römischen Reich 'identifiziert, so daß Rom als der endzeitliehe Feind Israels schlechthin erschien, dessen Vernichtung die notwendige Voraussetzung zur Heraufführung der messianischen Zeit bildete 2). Die Esra- und die syrische Baruchapokalypse nennen Rom ausdrück- . lieh das "vierte Reich" 3), die Esraapokalypse spricht darüber hinaus noch vom "Adler", der von dem "Löwen", dem davidischen Messias, gerichtet und vernichtet wird 4). Auch "die rabbinischen Gelehrten haben ohne Ausnahme unter dem vierten Reich Daniels das römische Weltreich verstanden" 6). Vermutlich war diese Vorstellung jedoch wesentlich älter, vielleicht ist sie schon in der Assumpti6 Mosis enthalten, wo Israel nac;h dem Eingreifen Gottes "auf Nacken und Flügel des ~dlers steigen wird" 6). Man darf wohl annehmen, daß diese Identifikation schon die ganze eschatologische Naherwartung des jüdischen Volkes während des 1. Jh. n. Chr. bestimmt hat 7). Im 1) Da 2,40ff u. 7, 7f.23ff; s. o. S. 244 u. 252. 2) Vgl. S. Schechter, Same Aspects of Rabbinic Theology, 1909,99f; Moore, J udaism, 2,331f; Volz, Esch. 280f u. 310; sowie H. Fuchs, Der geistige Widerstand gegen Rom, 1938, 68-73. Im griechischen Bereich kannte man seit Beginn der Kaiserzeit keine derartige Kritik an Rom mehr, s. J. Palm, Rom, Römerturn und Imperium in der griech. Lit. der Kaiserzeit, Lund, 1959. 3) 4. Esra 12,10; vgl. auch c. 11; syr. Bar. 36; 39,5ff; 40 j 1ff. ') 12,31ff; vgl. auch l1,36f. Von einem "Kampf" des Löwen ist entsprechend der Grundtendenz v. 4. Esra nicht mehr die Rede. Der Löwe als Bild für den Messias geht auf Gen 49,9 zurück, vgl. auch Apk 5,5. 6) Bill. 4,1004 (ff); s. auch die dort angeführten Beispiele, außerdem 4,1203 (A.Z. 2a) u. S. Krauß, Mon. Tal. V Nr. 47 u. 83. 6) 10,8: Tunc fdix eris tu, Istrahel, et ascendes supra ceruices et alas aquilae; s. auch die Ergänzung des verstümmelten nachfolgenden Textes durch C. Clemen, Kautzsch, Apok. u. Pseudep. 2,327f: et implebuntur (dies aquilae). Die Ass. Mos. ist wahrscheinlich kurze Zeit nach 6 n. Chr. entstanden: s. C. Clemen, op. cit. 313f; Schürer 3,299; O. Eißfeldt, Einleitung in das A.T., 3. A. 1964,846. 7) Die Vorstellung v. 4. Reich findet sich auch bei Josephus und unter den Aufständischen während der Belagerung: s. o. S. 245 A. 3. .
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esseruschen Schrifttum und speziell in der Kriegsrolle erscheinen die "Kittim" (d.h. die Römer) als end zeitliche Gegner der Gemeinde. 1m Rabbinat galt Rom schlechterdings als die "frevelhafte Herrschaft" 1), man legte ihm als Decknamen die Bezeichnungen der alten Erbfeinde Israels zu: so Amalek 2), Babel - jene Macht, die einst Jerusalem zerstört hatte 3) - und vor allem Esau bzw. Edom, wobei wahrscheinlich der Haß gegen den Edomiter Herodes die Übertragung des Begriffs auf Rom unterstützt hatte 4). Als Symboltier für Rom erschien neben dem Adler außerdem noch das unreine Schwein 5). b) Der Endtyrann Selbstverständlich mußte auch der Beherrscher des- widergöttlichen Reiches eine entsprechende Rolle im endzeitli~hen Drama erhalten. Das große Vorbild war hier Antiochus Epiphanes. Später übernahm der römische Kaiser die Züge des endzeitlichen Tyrannen, eine Entwicklung, die durch den Kaiserkult begünstigt wurde 6). Eine eindrückliche Schilderung des gottlosen Herrschers der Endzeit gibt die Assumptio Mosis 7): Er ist König über die Könige der Erde, 1) Achtzehnbittengebet 12 (ed. W. Staerk, Altjüd. liturg. Gebete, Lietzmanns kl. Texte, 2. A. 1930,13): li,! 1i~:l7~' Musaphgebet zu R. H. (op. cit. 23): tI?~~1.?
li,!. Weitere
Beispiele s. bei Volz, Esch. 281. Im Rabbinat wird in der Regel
von der i1~~'1ij m:l7~ gesprochen: s. Bi1l3,818 u. 4,875 u. S. Krauß, Mon. Tal. Vl'Jr. 17.26. 29. 37a. 42. 63. 79. 102. 149.336. B) Mek. Ex. 17,14ff (L. 2,158ff), s. auch Ex. R. 26,1; vgl. S. Schechter, op: cit. 99. 140f; Volz, Esch. 280 u. Bill. 1,179. 3) 1. Ptr 5,13; Apk 14,8; 17,lff; 4. Esra 3,2. 31; Sib. 5,159f. Zur rabbinischen Deutung s. Bill 3,816. 4) Die rabbinischen Beispiele aus tannaitischer Zeit s. bei Volz, loc. cit., vgl. u.a. S. Dt. 11,13 § 41: "So lange die Israeliten ihre Hände von den Geboten loslassen, herrscht Esau über sie." Beispiele aus späterer Zeit s. bei Bill. 1,175. 179. 449; 3,157f. 393f; 4,861 u.ö.; vgl. auch Moore, Judaism 1,399f u. 2,371, sowie Jastrow, Diet. 1,16 u. 2,1124. Diese Übertragung gab die Möglichkeit, alttestamentliche Gerichtsworte wie J es 34; 63,1-6; J er 49,7-22; Hes 25,12-14; Ob 17-21 auf die verhaßte Weltmacht anzuwenden. Auch Gen 25,23 gewann in der rabb. Exegese Bedeutung: s. Bill 4,1281 den Index zur Stelle. 5) So schon äth. Hen. 89,12: Esau = ein schwarzes Wildschwein; s. Bill. 1,449; 3,393f; 4,893 u. S. Krauß, Mon. Tal. V l'Jr. 35. 36. 75. 76. Besonders aufschlußreich ist Lev. R. 13,5, die Auslegung des Katalogs der unreinen Tiere Lev 11,4ff; s. auch u. S. 313f. 6) Da 7,25; 8,8-14; 11,21-39; zu Pompeius s. Ps. Sal. 2,25; zum Kaiserkult s. o. S. 103ff, zu Caligula s. o. S. 110. 7) 8,lff. Die Züge der Verfolgung sind teilweise der Religionsnot unter Antiochus Epiphanes entnommen, doch kann dieser damit nicht gemeint sein, es liegt vielmehr die Vorstellung eines umfassenden Weltherrschers zugrunde.
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verfolgt die Frommen und läßt sie kreuzigen. Nach der Sibylle kommt gar Belial selbst auf die Erde und verfolgt die treuen Juden 1). Die christliche Überlieferung vom Antichrist geht wohl auf diese älteren jüdischen Vorstellungen zurück 2). Dieser "vermenschlichte Teufel" 3) konnte im eschatologischen Endkampf als Gegner des Messias erscheinen. Schon in der Ktiegsrolle taucht an einer Stelle der "König der Kittim" auf, im J esajapescher führt er wahrscheinlich das römische Heer gegen J erusalem 4); in der syrischen Baruchapokalypse wird endlich der letzte Herrscher Roms nach Vernichtung seines Heeres von dem Messias gefangengenommen, auf dem Berge Zion gerichtet und getötet 5). Auch Apk 19,19f versammelt sich das "Tier" mit seinem Heer, um gegen den Christus zu kämpfen; es wird samt dem "falschen Profeten" in den Feuersee geworfen, während sein Heer durch das Schwert des Christus vernichtet wird. Fragen wir nach dem Ort, wo sich diese Anschauungen über Rom am ehesten entwickeln konnten, so hat schon A. Schlatter dabei auf die Zeloten verwiesen 6), die der römischen Herrschaft grundsätzlich am unversöhnlichsten gegenüberstanden. Während bei den Essenern die Gottesfeindvorstellung auf Glieder des eigenen Volkes, die frevelhaften Priesterkönige in Jerusalem, übertragen wurde 7), werden die Zeloten diese auf den römischen Kaiser projiziert haben, dessen Herrschahsansprüche sie aus religiösen Gründen schroff ablehnen mußten. Hier ist wohl eine der Quellen der Antichristvorstellung zu suchen. c. Die ·Ve rnich tung der r ömis chen Mach t Die Vernichtung der durch Rom verkörperten gottfeindlichen Weltmacht konnte auf verschiedene Weise erwartet werden. Relativ 1) Sib. 2,167-176; es scheint hier dasselbe Schema wie Ass. Mos. 8 u. 10 vorzuliegen. Vgl. auch Sib. 3,63ff, u. W. Bousset, Der Antichrist, 1895, 60. 2) Mk 13,14; 2. Thess 2,8; Apk 13; Did. 16,4; 4. Esra 5,6. 3) B.-Gr., Rel. 254. 4) lQM 15,2; s. dazu A. S. v. d. Woude, op. cit. 180.4 QpJes 10,33f( DJDJ V, 13 fr. 8-10 Z. 3ff). 6) Syr. Bar. 40,lff. Zur Tötung des Gottesfeindes durch den Messias vgl. auch 2. Thess 2,8 u. äth. Hen. 62,2. 11) G.I. 434 A. 239, s. o. S. 250. 7) S. A. S. v. d. Woude, op. cit. 121f. Seine Ansicht scheint durch das von J. M. Allegro veröffentlichte Fragment eines messianischen Florilegiums aus 4Q 174 bestätigt zu werden s. DJDJ V, 53 fr. 1-2 Col I, 1: Es wird dort in einem Zitat von 2. Sam 7,10 festgestellt, daß der iI?'17 1:1 (Sing. gegen M mit LXX) Israel nicht mehr bedrücken dürfe.
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häufig rechnete man mit Gottes direktem Eingreifen 1), auch seine Enge1 konnten das Vernichtungswerk durchführen 2). Teilweise dachte man auch an eine innere Selbstzerstörung 3) oder aber an einen vernichtenden Angriff der Völker des Ostens "). Schließlich' konnte der Sieg über Rom dem Messias mit oder ohne begleitende Streitmacht zugeschrieben werden 5). Selbstverständlich war auch eine Verbindung der verschiedenen Formen möglich. Die Zeloten erhofften wohl eine Überwindung Roms durch die Streitmacht des' endzeitlichen Israel unter ihrem messianischen Führer, wobei ihnen Gott wie unter Mose und J osua seine übernatürliche Hilf~ senden würde; eine rein passive Hoffnung auf Gottes Eingreifen lehnten sie ab. Für diesen Vernichtungskampf wurden wahrscheinlich - wie in der Kriegsrolle - ein längerer Zeitraum 6) und vielleicht sogar gewisse Rückschläge vorausgesetzt. Im späteren Verlauf des Jüdischen Krieges hat man 1) Ass. MOf~ 10,3ff; Sib. 2,15ff; Mek. Ex. 17,14 (L. 2,158f). VgI. Volz, Esch 310. 315ff.; ..BIll. 4,858 (g) = 860f u. 862ff (n + p), s. Nu. R. 14,1: "Gott hat Krieg geführt mit' dem Pharao u. mit Amaleq u. mit Sisera u. mit Sanherib u. mit Nebukadnesar u. mit Haman u. mit den Königen der Griechen; aber sein Inneres beruhigte sich nicht, bis er an Edom in eigener Person wird Rache nehmen"; es folgt das Zitat v. Ps 60,10 u. Mal 1,4[ 2) Ass. Mos 10,2; vgl. äth. Hen. 10,11. 16. 20; s. weiter Bill. 4,858 (y) = 868; s. vor allem, Ex. R. 18,5, wo die "Befreier" von Ob 21 auf Gabriel u. lvlichael gedeutet werden. 3) VgI. schon äth. Hen. 99,4f; 100,lff; s. auch Mk 13,8 parr. Weitere Beispiele s. Volz, Esch. 157; Bill. 4,858 (w) = 867f. 4) s. Apk 16,12 u. 17,12ff. Die "Könige von Sonnenaufgang" sind wohl mit jenen 10 Königen, die in Gemeinschaft mit dem Tier die Hure Babel vern~chten, identisch: s. W. Bausset, Die Offenbarung Johannis, Meyers Komm. 5. A. 1906,397; vgl. auch Sib. 5,93ff und die Bar. Joma 10a, sowie Cant. R. 8,9 § 3. In der wohl schon in der Apokalypse vorauszusetzenden Gestalt de's Nero redivivus (Sib. 4,119f. 138ff; 5,33f. 137-152. 217-224. 361ff, s. B.-Gr., ReI. 255 u. Volz, Esch. 281) ist das l\lotiv der Zerstörung Roms durch die Völker des Ostens mit dem der Selbstvernichtung durch Bürgerkrieg verbunden. 5) Zum Kriegsmessias s. o. S. 281ff. Vgi. Volz, Esch. 212ff. 316. Zu Rom als dem eigentlichen Gegner des Messias s. Bill. 4,873(h) = 875f u. 878, Dt. R. 1,20 im Anschluß an Ob 21: "Die Israeliten sprachen vor Gott: Herr der Welt, wie larige werden wir geknechtet von seiner (Esaus = Roms) Hand? Er antwortete ihnen: Bis jener Tag kommt, von dem geschrieben steht: Hervorgetreten ist ein Stern aus Jakob (Nu 24,17) ... Wenn der Stern von Jakob hervorgeht (d.h.' d. Messias), wird er die Stoppeln Esaus verbrennen (vgl. Ob 18) ... , Gott sprach: In jener Stunde lasse ich meine Känigsherrschaft hervorstrahlen u. werde über euch König sein (Ob 21)." 6) Vgl. die 40 Kampf jahre der Kriegsrolle o. S.284, s. auch Bill. 3,824, Tanch. :IP!J ed. Wien 7b: "Wie lange dauern die Tage des Messias? R. Akiba sagte: 40 Jahre; wie die Israeliten 40 Jahre in der Wüste zugebracht haben, so wird er (der .l\lessias) sie in die Wüste hinausschleppen u. Salzkraut u. Ginster essen lassen (Hi 30,4)." S. dazu auch o. S. 257.
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wohl diese Hoffnung dahingehend revidiert, daß man eine wunderbare Vernichtung des feindlichen Heeres vor Jerusalem erwartete 1). Möglicherweise hofften die Juden auch nach der Ermordung Neros auf einen inneren Zerfall des römischen Reiches durch Bürgerkriege 2). Auf alle Fälle stand am Ende die völlige Vernichtung des "vierten" - römischen - Weltreichs und die Errichtung der "Gottesherrschaft" , die sich in dem Weltreich Israels konstituierte.
2. Die Herrschaft Gottes und seines Volkes a) Die Gottesherrschaft Der "zweideutige Orakelspruch", der nach Josephus den kommenden \X7eltherrscher aus Judäa hervorgehen ließ und dessen -Fehldeutung den Ausbruch des Jüdischen Krieges mitverursachte, zeigt deutlich, daß _zumindest der radikale Flügel unter den Aufständischen sich kein kleineres Ziel als die Erringung der Weltherrschaft gesteckt hatte. In seiner ersten großen Rede vor den Aufständischen brachte J osephus wohl als Argument gegen diese Hoffnungen vor, "das Glück sei von überall her auf sie (die Römer) übergegangen, und Gott, der der Reihe nach den Völkern die Herrschaft gebracht habe, sei jetzt bei Italien!" Die jüdischen, der gegenwärtigen Generation an Kraft, Mut und Hilfsmitteln überlegenen Vorväter hätten sich den Römern nicht unterworfen, "wenn sie nicht gewußt hätten, daß Gott auf deren Seite stünde" 3). Die Aufständischen gaben jedoch auch während der fortschreitenden Belagerung ihre hochgespannten Hoffnungen nicht auf. Entsprechend war ihre Antwort auf die Ermahnungen des Titus, den nutzlosen Widerstand einzustellen: -"Sie schmähten darauf von der Mauer herab den Caesar selbsf und seinen Vater, riefen laut, sie verachteten den Tod, denn sie zögen ihn gerne der Sklaverei vor. Sie würden aber den Römern, soweit es in ihrer Kraft stünde, allen Schaden zufügen, solange sie atmen könnten. Die, wie er selbst sagte, . dem Tod Geweihten brauchten sich (um das Schicksal) der Heimatstadt nicht zu kümmern, auch habe Gott einen besserenTempel als diesen; nämlich die Welt" 4). 1) S. o. S. 282. 2) Vgl. b 1,4ff; s. o. S. 311 A. 4. 3) b 5,367. 4) b 5ASSf: xcd VfXOV &:f1.dv6l TOUTOU T~ 6Eiil TOV x6CJf1.oV dVfXL. CJ6l61jCJECJ6fXL . • • XfXt TOÜTOV {mo TOÜ XfXTOLXOÜVTOC;. Vgl. dazu syr. Bar. 3,24. Die Vorstellung selbst geht wohl auf 1. Kge 8,27 u. Jes 66,1 zurück. Nach b 5,212 war der Vorhang vor dem Allerheiligsten ein Symbol des Universums. Auch der Tempel als -Ganzes
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Diese Proklamation der Welt als Tempel Gottes bedeutete keine Abwertung des Tempels in Jerusalem, denn unmittelbar darauf betonten die Aufrührer, daß Gott seine Wohnstätte sicher retten werde; sie ist vielmehr Ausdruck des göttlichen Anspruchs auf die Realisierung seiner Herrschaft in der ganzen Welt. In der Anerkennung der Alleinherrschaft Gottes auf dem ganzen Erdkreis sahen wohl die Zeloten das letzte Ziel ihres Kampfes. Die Vernichtung Roms, des Kaiserkultes, ja des Götzendienstes überhaupt waren die unumgänglichen Voraussetzungen zur Aufrichtung der wahren "Königsherrschaft Gottes". Dieser Konsequenz begegnen wir in <}er Assumptio Mosis, nach der Gott' selbst hervortritt, die Heiden k strafen und die Götzenbilder zu vernichten, worauf Israel den Adlek unterwirft 1). Im Mu~aphgebet zum Neujahrsfest folgt auf die Bitte um die Zerstörung des "frevlerischen' Reiches'" die Folgerung: "Und herrsche Du Jahwe über alle Deine Werke." Nach Apk 19,6 schließt sich die Proklamation der verwirklichten Gottesherrschaft an den Fall "Babels" an. Eine auf R. Eliezer b. Hyrkanos zurück.gehende Überlieferung 2) verbindet die Vemichtung Amaleks mit der Ausrottung des Götzendienstes: danach erst wird Jahwe König über die ganze Erde (Sach 14,9). Die Anschauung, daß die Vernichtung "Edoms" die Gottesherrschaft begründe, wurde vor allem durch Ob 21 3) bekräftigt; so im Targum z. St. :, "Es werden Befreier heraufziehen auf den Berg Zion, um die große Stadt Esaus zu richten, und offenbaren wird sich die Königsherrschaft Jahwes über allen Bewohnern der Erde, .und die Königsherrschaft Jahwes wird sein in alle Ewigkeiten" 4).
R. Schemuel b. Nachman gibt eine originelle Erklärung der Bezeichnung Roms als Schwein, die vielleicht schon auf R. Meir zurückgeht: "Und das Schwein, das ist Edom; ,und es käut nicht wieder', denn es wird kein Reich (mehr) nach sich ziehen. Und warum wird sein Name ,Schwein' (''ITn) genannt? Weil es die Krone an ihren Herrn (d.h. Gott) zurückgeben wird (i1'~:!a7 n''Itn~). Das ist, was geschrieben steht: konnte in diese kosmische Symbolik einbezogen werden: s. a 3,123. 180ff u. Philo, vita Mosis 1I, 76ff (M. 2,146f). 117 (152f), s. G. Ricciotti, Flav. Gius., 3,153. Das Heiligtum war Ausdruck des Herrschaftsanspruches Gottes über die ganze Welt. Vgl. M. Hengel, Judentum u. Hellenismus, 308f. 1) Ass. Mos. 10,3ff. 7f. s. o. S. 308 A. 6; vgl. auch Ps. Sal. 17,3. 2) S. O. S. 113. S) Zur rabb. Auslegung von Ob 21 s. Bill. 3,812. An sich wurde der ganze Obadja gegen Rom ausgelegt, vgl. schon Vers 1, s. dazu Bill. 4,863: Tanch. "'tl)'I1 § 8 ed. Buber 83b. u. Tanch. 0'1':1' ed. Wien 2a. bei Bill 4,862 (1). 4) Bill. 1,179.
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"Hinaufziehen werden Befreier . .. und es wird die Königsherrschaft Jahwe zufallen' (Ob 21)" 1).
Erst nach dem Fall Roms, der letzten großen Weltmacht, war der Weg frei für die Aufrichtung der uneingeschränkten "Theokratie". Auch das Rabbinat hat diese Anschauung beibehalten 2), ja vielleicht noch weiter exegetisch ausgesponnen; nur suchte man die Herrschaft Gottes nicht mehr durch die eigene Tat" zu verwirklichen, sondern überließ sje ganz Gottes Ermessen. Damit trat auch die unmittelbare Naherwartung, die Gewißheit, selbst mitten im Vollzug des Eschatons zu stehen,zurück. b) Die Herrschaft Israels "Gottes Herrschaft" war aber "zugleich des Volkes Herrschaft" 3). Diese Gleichsetzung wurde schon von Daniel vorbereitet 4). Wir finden sie weiter in reichem Maße in den Apokryphen, Pseudepigraphen und im Rabbinat, ja selbst bei Josephus 5); auch das essenische Schrifttum enthält diese Erwartung 6). Die Zeloten werden sie in ihrer schärfsten Form gekannt haben, daß diese Herrschaft Israels über den ganzen Erdkreis zugleich das Strafgericht an allen ehemaligen Unterdrückern des eigenen Volkes und allen Götzen-" dienern bedeute 7). Vielleicht enthielten die Versuchungs geschichte 1) Lev. R. 13,5 am Ende (zu 11,7). Nach Eccl. R. 1,9 § 1 geht das Wortspiel aufR. Meir (Mitte d. 2. Jh. n. Chr.) zurück. Weitere Beispiele s. Tanch. ed. Wien 33b, bei Bill 4,863; Gen. R. 78,14 Zu 33,14, ähnlich Dt. R. 1,20 zu 2,4 (s. o. S. 311 A. 5); Esth. R. 1,13 zu 1,2 s. Bill. 1,175 (g). 2) Vgl. S. Schechter, Some Aspects of Rabbinic Theology, 1909, 99ff: "Thus the kingdom of heaven stands in opposition to the kingdom of Rome and becomes connected with the kingdom of Israel" (101); vgl. auch Bill. 1,182: der für das rabbinische Judentum zurückgetretene Gedanke der Weltmission sei durch die Vorstellung von der Vernichtung der Weltreiche ersetzt worden. Doch läßt sich auch der Missionsgedanke durchaus mit der Vorstellung von der Vernichtung Roms vereinigen, s. u. S. 315 A. 3. D) B.-Gr., Re!. 215; vgl. S. Schechter, loc. cit. 4) Vgl. Da 2,44 mit 7,27. 5) s. B.-Gr., Re!. 216f; Volz, Esch. 279f; Bill. 4, 880ff. Zu Josephus s. auch o. S. 245 A. 4 (a 4,114 u. 116f). 8) Vgl. 1 QM 2,7; 11,13; 12,13f; 17,7f: "Und die Herrschaft Israels geht über alles Fleisch." 4QpPs 37 (No 171) II, 4, s. DJDJ V, 43 (Ps 37,9b)j 4QpJes (No 161) Fr. 8-10, 20ff, s. DJDJ V, 14 zu Jes 11,1f; vgl. auch 1QH 6,1f; CD 2,11f; 1QSb 3,18f (s. o. S. 281 A. 3); Jub. 26,23 u. 32,18f: " Und ich werde deinem Samen die ganze Erde, die unter dem Himmel (ist), geben, und sie werden über alle Völker herrschen, wie sie wollen, und darnach werden sie die ganze Erde besitzen und sie erben in Ewigkeit." (Üs. t:!. E. Littmann in Kautzsch 2,95). 7) Noch die Rabbinen des 2. Jh. n. Chr. machten sich sehr detaillierte Vorstellungen über die Ausdehnung des von den Juden bewohnten Gebietes in der
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Jesu 1) und vor allem die 3. Seligpreisung, die im Anschluß an Ps 37,11 den Sanftmütigen die Erde als Erbe zuspricht, eine echte antizelotische 'Tendenz. Dieses Wort Jesu stand in schärfstem Gegensatz zu der zelotischen Lehre und mußte den Eiferern, die ja die vergeltende Gewalt gegenüber allem Unrecht forderten, als Schwärmerei erscheinen. Andererseits haben die Aufständischen in einzelnen Fällen Heiden, die die Beschneidung annahmen, die Aufnahme in die Volksgemeinschaft gewährt 2). Es besteht so durchaus die Möglichkeit, daß zu ihrem eschatologischen Programm auch die Mission gehörte 3). Das Volk der Heilszeit bestand wohl nicht nur aus den Überlebenden des mörderischen Kampfes, sondern seine Vollzahl wurde durch die "Auferstehung" der "Gerechten", d.h. insbesondere der im Kampfe Gefallenen, wiederhergestellt 4). Daraus erklärt sich die zelotische Martyriums- und 'Todesbereitschaft. Auch hier blieb die Konstituierung des endzeitlichen Israel letztlich Gottes Wundermacht vorbehalten.
H.
ZUSAMMENFASSUNG
Wir haben versucht, von verschiedenen Seiten her die eschatologische Grundstimmung innerhalb der zelotischen Bewegung und messianischen Zeit: Es sollte u.a. Syrien, Arabien, (Klein-)Asien, Thrazien und Karthago umfassen, s. Bill. 4,899, j. Scheb. 36b u. B. B. 56a Bar. Vgl. auch J. Klausner, op. eit. 505. Zur Vernichtung der ehemaligen Feinde Israels s. syr. Bar. n,2ff u. Bill. 4,880 (s). Die anderen Völker sollten nach Sach 8,23 Israel dienen: Bill. 4,895f (f g). R. Schimeon b. Lakisch lehrte unter Berufung auf Sach 8,23, jeder Israelit werde im messianischen Reich 2800 Sklaven haben: Schab 32b, s. Bill. 3,149; möglicherweise geht diese Deutung schon auf.das 2. Jh. zurück, s. den Ausspruch R. Chanina b. Antigonos S. Nu. 15,38 § 115; K. G. Kuhn, op. cit. 344 A. 58, vermutet jedoch eine Ausschmückung dieses Ausspruchs durch Resch Lakisch. Zur Ausrottung des Götzendienstes s. Bill. 4,914f (uu); vgl. vor allem R. Eliezer b. Hyrkanos, Mek. Ex. 17,14 (L. 2,158). 1) Mt 4,8-11; Lk 4,5-9; s. dazu E. Stauffer, Die Botschaft Jesu damals u. heute, 1959, 112. . 2) S. o. S. 148. Auch unter Bar Koseba sollen Nicht juden auf jüdischer Seite gekämpft haben: s. Dio Cassius 69;13,2 (Reinach, 199), vgl. Schürer 1,687 (V./M. 1,547) 3) Vielleicht war der von Jesus gerügte Missionseifer der Pharisäer Mt 23,15 eschatologisch begründet. Man hätte dann hier eine jüdische Parallele zum urchristlich-paulinischen Verständnis der Mission. S. auch Bill 1,926ff. Im späteren Rabbinat scheint dagegen die kritische Stellung gegenüber der Mission in der messianischen Zeit überwogen zu haben, s. Bill 1,929f. B.-Gr., Rel. 234 A. 3 u. J. Klausner, op. eit. 475ff. Es finden sich jedoch auch positive Zeugnisse, so in der Sibylle, s. Volz, Esch. 171f. u. J. Klausner, op. eit. 481f (Ber 57b = Tos.7,2 [Z. 14]). 4) Zur zelotischen Auferstehungshoffnung s. o. S. 275f, vgl. auch Apk 20,4; 2. Makk. 7,9 u.ö., s. Bill 4,1167 ; äth. Hen. 90,33 u. Bill. 4,1192 (1).
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ihre Ausgestaltung im einzelnen darzustellen. In der Zusammenschau ergeben sich folgende Gesichtspunkte: 1. Voraussetzung und Rahmen, innerhalb derer Judas der Galiläer und seine Nachfolger mit ihrer Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes hervortreten konnten, bildete die Naherwartung der erhofften Heilszeit. Auch der ganze weitere Kampf der Zeloten bis zum bitteren Ende jst von dieser Voraussetzung her zu verstehen. Da jm Laufe des 1. Jh. n. Chr. diese Partei und ihre Gedankenwelt in steigendem Maße Einfluß innerhalb des palästinischen Judentums gewannen, wird man annehmen dürfen, daß diese Naherwartung als beher~schende .Grundstimmung unter der jüdischen Bevölkerung Palästinas weit verbreitet war. Die sogenannten "letzten Dinge" erschienen dabei nicht als dogmatisch-spekulative Glaubenswahrheiten, sondern man sah in ihnen erlebbare, geschichtliche Realitäten, die teilweise schon angebrochen waren oder ihre Schatten vorauswarfen. Die Zeloten glaubten wohl, die vormessiarusche Verfolgungszeit habe schon begonnen, der Umschlag zum Beginn der Heilszeit stehe unmittelbar vor der Tür, alles hänge nur davon ab, daß Israel Gottes Alleinherrschaft endlich anerkenne. In der aus dieser Gewißheit des nahen Endes gegebenen Kompromißlosigkeit lag wohl einer der wesentlichen Unterschiede zwischen den Zeloten und der makkabäischen Bewegung. Das Nicht-Eintreten der erhofften Heilszeit brachte für das Judentum keine geringere Erschütterung als für die ebenfalls durch die Naherwartung bestimmte frühchristliche Gemeinde~ Die Entwicklung zum Rabbinat läuft parallel zur Herausbildung der frühkatholischen Kirche. Die Absage an die enthusiastischen endzeitlichen Hoffnungen, wie sie gerade von den "Eiferern" gehegt wurden, zeigt sich etwa in der Verurteilung derer, die das Ende "herbeidrängen" wollten, in der Ablehnung endzeitlicher Berechnungen 1), der Reinigung der messianischen Vorstellungen 2), der These vom Aufhören des profetischen Geistes und der Besinnung darauf, daß das Heil allein durch Gott ohne Zutun der Menschen herbeigeführt werde. 2. Selbstverständlich wurde die zelotische Zukunftserwartung zu einem großen Teil von der sogenannten "nationalen Hoffnun g" beherrscht, und dies mag· für die eschatologische Erwar1) s. dazu Bill. 4,1013ff. 2) Zur Zutückdrängung der Elia-Pinehas-Tradition s. o. S. 172ff, zur Trennung zwischen dem davidischen Messias und dem Kriegsmessias b. Joseph s. o. S.304.
ZUSAMMENFASSUNG
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tung der Mehrzahl des Volkes überhaupt gelten 1). Doch ist die Trennung zwischen "national-jüdischer" und "transzendenter Reichsgotteshoffnung" 2) eine Unterscheidung, die auf modernen Voraussetzungen beruht; für die jüdische Eschatologie war beides stets untrennbar verbunden. Die "nationalen" Züge hatten ihre V oraussetzungen völlig in der Transzendenz, in Gottes Erwählung und Verheißung; auch ihre Verwirklichung konnte nur durch den wunderbaren Beistand Gottes geschehen. Die Hoffnung der Zeloten war daher in diesem Smne "transzendent" und "national" zugleich. Das letzte Ziel ihres Strebens war nicht die Apotheose des jüdischen Volkes, sondern die Ehre Gottes: Mochte das Volk in der endzeitlichen Not bis auf einen geringen Rest zerrieben werden, wesentlich war allein, daß die Alleinherrschaft Gottes proklamiert und in die Tat u~gesetzt wurde. Der eigentliche Gegensatz gegenüber anderen jüdischen Richtungen - etwa dem gemäßigten Pharisäismus -lag daher nicht in der Diskrepanz zwischen nationaler und transzendenter Hoffnung, sondern in dem Maß der eigenen Aktivität und in der Art und Weise, wie man glaubte, den Ablauf der Endereignisse beeinflussen zu können. Trotz aller Betonung des eigenen Mitwhkens wußte man doch, daß die endgültige Erlösung Gottes Wunderkraft vorbehalten blieb 3). 3. Unverkennbar 'war die politische Seite der eschatologischen Erwartung: Für das Judentum waren politische Wirklichkeit und endzeitliche Hoffnung engstens auf einander bezogen, genauso wie die Tora das geltende Recht für Staat, Familie, Besitz und Arbeit enthielt und zugleich als Gottes einmalige, autoritative Offenbarung Grundlage alles religiösen Lebens war. Diese Verbindung von Politik und religiöser Erwartung galt für die Zeloten in ganz besonderer Weise: Der fanatisch-enthusiastischen Bereitschaft zur Hingabe von Besi~z und Leben stand die rücksichtslose Anwendung aller Mittel zur Durchführung ihrer Ziele gegenüber; und neben einer illusionären Unbekümmertheit in Bezug auf die realen Machtverhältnisse zeigten, die Zeloten eine vorausschauende politische und militärische Berechnung 4). Auch das soziale Motiv ihres J{ampfes und jhrer 1) Selbst im Urchristentum haben sich Züge davon erhalten: Mt 19,28; Lk 22,28; 24,21; Apg 1,6 u.a. 2) s. A. v. GaU, BlX(JL)..dlX ToG 6e:oG, 1926, 326ff u. 352ff u. B.-Gr.Rel. 213ff. Zur Kritik des Begriffs "national" als Kennzeichnung der Zeloten s. o. S. 14M. 3) S. O. S. 128 A. 4. Vgl. auch die Kriegsrolle s. o. S. 283ff. 4) Diesen Gegensatz zeigt auch die dem zelotischen Denken nahestehende Kriegsrolle. Josephus betont, daß die Aufständischen Meister im Erfinden von
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DIE ZELOTEN ALS ESCHATOLOGISCHE BEWEGUNG
Hoffnungen ist nicht zu übersehen: Die schon durch die NIißwirtschaft des Herodes zerrütteten wirtschaftlichen Verhältnisse wurden wohl, durch Hungersnöte verschärft, als ein Ausdruck der endzeitlichen Not verstanden, und man erwartete für die Heilszeit eine Neuordnung der Besitzverhältnisse, die dem ursprünglichen Willen Gottes bei der Landnahme entsprach 1). 4. Die in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Heilszeit geforderte Grundhaltung war der Eifer, d.h. die bedingungslose Einsatzbereitschaft für Gottes Ehre, für die auch die Anwendung von Gewalt gerechtfertigt war. Dieser Eifer bildete die Grundlage der Martyriumsbereitschaft, des Entschlusses, sich unter Aufgabe von Besitz und Sicherheit in die Wüste zurückzuziehen; der Eifer schenkte die Gewißheit des Sieges über die Feinde, mit ihm führte man den Heiligen Krieg und hatte, falls man fallen sollt~, die Hoffnung auf himmlischen Lohn. So nahm der Eifer bei den Zeloten die Stelle ein, an der bei den Essenern das Gebot der Scbriftforschung 2), bei den Pharisäern die Beobachtung des Gesetzes 3) und im Urchristentum das Liebesgebot stand. Auch wenn man den Versuch der "Eiferer" als einen religiösen Irrweg bezeichnen muß, kann man sich doch dem Eindruck der Größe ihrer Grundidee und ihrer Opferbereitschaft nicht entziehen. Täuschungsmanövern und Kriegslisten waren: b 4,99ff; 5,109ff. 212ff. 317ff. 469ff; 6,177ff. 1) S. o. S. 138f; zur Landverteilung im messianischen Reich s. Bill. 4,900f (p): B.B. 122a Bar. V gl. M. Hengel, Eigentum und Reichtum in der frühen Kirche, 1973. 2) 1QS 1,1f; 5,11; 6,7; 8,15; CD 1,10; 6,6ff. 17; 7,18; vgl. dazu P. WernbergM011er, The Manual of Discipline, 1957, 44 A. 3. 3) S. B.-Gr.Rel. 392fu. Bill. 3,160ff.
KAPITEL SECHS
DIE
A.
DIE
ENTWICK~LUNG
DER ZELOTISCHEN BE\VEGUNG
VORGESCHICHTE BIS ZUR VERBANNUNG DES ARCHELAOS
1. Der Räuberhauptmann "Hiskia" und die Unruhen in Galilc'ia beim Regiertll1gsantritt des Herodes Ein historischer Aufriß der jüdischen Freiheitsbewegung zwischen Herodes 1. u. 70 n. Chr. wird wohl dort einsetzen müssen, wo J osephus zum ersten Nlale von jüdischen "Räubern" spricht, jenem allgemeinsten Begriff, mit dem er alle Gruppen, die im I<.ampf gegen die Fremdherrschaft: standen, zusammenfaßt 1). Wir stoßen relativ unvermittelt auf die "Räuber" im Zusammenhang mit der Sendung des jungen Herodes als Befehlshaber nach Galiläa: "Herodes, tatkräftig von Unternehmungslust. Sobald Hiskia mit einer sehr großen Gebiete durchzog, nahm er von den Räubern" 2).
Natur, fand bald eine Aufgabe für seine er wahrnahm, daß der Räuberhauptmann Bande plündernd die an Syrien grenzenden ihn gefangen und tötete ihn samt vielen
Durch diese Tat erwarb sich Herodes das besondere Wohlwollen des römischen Statthalters Sextus Caesar und der syrischen Bevölkerung 3), doch in J erusalem erwuchsen ihm große Schwierigkeiten. Die vornehmen Juden verklagten ihn bei Hyrkan 11., die Tötung des gefangenen Hiskia sei widerrechtlich erfolgt, sie hätte nur auf Grund eines ordentlichen Gerichtsurteils geschehen dürfen 4). Während bisher Bellum und Antiquitates nahezu gleichlauten - vermutlich :.tOlgen sie dem Geschichtswerk des Nikolaus von Damaskus 5)_ bringen nun letztere eine zusätzliche Überlieferung: 1) S. o. S. 42f. 2) b 1,204 (= a 14,159). Diese Tat des 25-jährigen geschah Ende 47 oder Anfang 46 n. Chr.; der Statthalter v. Syrien, Sextus Caesar, wurde 46 v. Chr. ermordet: a 14,268; Dia Cassius 47,26f, s. Schürer 1,309.349 (V. IM. 1,248.275f). 3) b 1,205 = a 14,160. 4) b 1,209 = a 14,167. 5) S. o. S. 8 A. 3; in den Antiquitates ist die anti-jüdische Tendenz der Erzählung schon wesentlich abgemildert, s. a. 14, 164f den Betrug des Antipater
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DIE ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
"Die Mütter der von Herodes Ermordeten ... forderten beständig Tag für Tag im Tempel den König und das Volk auf, Herodes solle vor dem Synhedrium über seine Tat Rechenschaft ablegen."
Diese unablässige Anklage von zwei Seiten brachte selbst den trägen H yrkan so weit, daß er Herodes nach Jerusalem vor Gericht rufen ließ. Die Verhandlung vor dem überwiegend von Sadduzäern besetzten Synhedrium verlief ergebnislos, weil die Behörde aus Furcht vor dem Angeklagten und seinem Vater Antipater sich zu keiner Anklage entschließen konnte. Der folgende scharfe Angriff des Pharisäers Sameas gegen die Versammlung zeigt deutlich, daß Herodes sich rechtlich eines schweren Vergehens schuldig gemacht hatte, und daß die Anklage keineswegs auf Verleumdungen beruhte 1). Während der herodesfreundliche Tendenzbericht des Bellum den Anschein gibt, Hiskia und seine Anhänger seien als gewöhnliche Räuber zu Recht hingerichtet worden, lassen verschiedene Widersprüche 2) und die wohl aus einer antiherodianischen Quelle stammenden Ergänzungen der Antiquitates vermuten, daß die wahre Sachlage der Darstellung des Nikolaus v. Damaskus nicht entsprach: 1. Eine beträchtliche Zahl der getöteten "Räuber" waren Söhne angesehener Familien aus Jerusalem. Die KJage der J\iIütter wäre sonst kaum bis zu Hyrkan gedrungen 3). 2. Hiskia und seine Parteigänger scheinen gewisse Bedeutung u. die Darstellung der "Verleumder" a 14,165 im Vergleich Zu b 1,209; vgl. auch A. Schlatter, G. 1. 226 u. 429 A. 209. 1) a 14,171-174 u. 177. Der Bericht über die Gerichtssitzung u. die Episode der klagenden Frauen geht wohl auf eine jüdische antiherodianische Quelle zurück. Die Gerichtssitzung hat sich auch als verstümmelte Anekdote in der rabbinischen Tradition erhalten: Aus Herodes wird "ein Sklave des Königs Jannaj", statt Sameas tritt Schimeon b. Schetach auf, König Jannaj muß sich für seinen Sklaven selbst verantworten, der Gerichtshof kommt jedoch aus Furcht zu keinem Entschluß, worauf Sch. wie Sameas ein Gerichtswort über die Versammlung spricht: Sanh. 19a/b s. Derenbourg 147. Zu Sameas s. J. Klausner, Hist. 3,254f u. JvN. 188. Vgl. A. SchaUt, König Hemdes, 42ff. 2) Vgl. die völlig verschiedene Einstellung Hyrkans b 1,210 u. 211 gegenüber Hemdes, ähnlich auch a 14,168 u. 170. In Wirklichkeit riet wohl Hyrkan dem Herodes aus Furcht vor Sextus Caesar zur Flucht (a 14,170. 177), ein Entschluß, den er später bedauerte (178). 3) S. Klein, Galiläa v. d. Makkabäerzeit bis 67 n. Chr., Pal. Studien, Heft 4, 1928, 37, glaubt allerdings, es liege eine Wallfahrt galiläischer Frauen nach Jerusalem vor. Doch würden solche Ortsfremde und \'V'itwen von Aufrührern kaum mit ihren Bitten durchgedrungen sein. Die Klage über die widerrechtliche Hinrichtung Unschuldiger und die Forderung nach Genugtuung finden wir auch nach dem Tode des Herodes: b 2,Sf = a 17,206ff.
DIE VORGESCHICHTE BIS ZUR VERBANNUNG DES ARCHELAOS
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besessen zu haben, das Synhedrium hätte sich sonst kaum so über ihren Tod empört 1). 3. Hiskia befand sich wohl nicht in offenem Aufstand gegen Hyrkan, sonst hätte dieser kaum versucht, Herodes wegen der Tötung Hiskias zu belangen. 4. Es gelang auch Herodes nicht, diese "Räubergruppe" völlig zu vernichten: Galiläa blieb auch weiterhin eine Keimzelle des Widerstandes gegen die Fremdherrschaft und ein Sohn Hiskias trat rund 40 Jahre später erneut als Aufrührer hervor 2). Vermutlich hat es sich bei diesen A71a-rct.[ nicht um wirkliche Räuber gehandelt 3). Auch versprengte Parteigänger Aristobuls und seiner Familie 4) werden es kaunl gewesen sein, da es unverständlich bliebe, wie Hyrkan H. über die Vernichtung seiner gefährlichsten Gegner hätte in Zorn geraten sollen. Auch hatte J osephus bezeichnenderweise bisher die Anhänger Aristobuls nie "Räuber" genannt. lvIan darf daher vermuten, daß Hiskia in eigener Sache kämpfte, vielleicht hatte er mit Billigung sadduzäischer K~reise in Galiläa eine Streitmacht gesamnlelt, um damit ein Gegengewicht gegen die wachsende lvIacht des EdomitersAntipater und dessen Söhnezu bilden. Daß Hiskia als messianischer Prätendent auftrat, bzw. von seinen Anhängern als solcher verstanden wurde, ist unwahrscheinlich 5). Dagegen war er wohl ein wIann von Rang und Einfluß und gehörte vielleicht zu den von Alexander Jannaj in Galiläa angesiedelten
1) R. Laqueur, Der jüdische Historiker Flavius Josephus, 1920, 180f, spricht zu Unrecht der Darstellung der Antt. jeden Geschichtswert ab. Es handelt sich vielmehr um eine wertvolle Ergänzung der einseitig tendenziösen Darstellung des Bellum. Der Einwand, daß der König und nicht das Synhedrium über Kapitalsachen zu entscheiden habe, übersieht, daß Hyrkan seit Pompeius die Königswürde verloren hatte (b 1,153. 155ff = a 14,73ff) und durch Caesar nur als Hohepriester und "Ethnarch" bestätigt worden war (14,191). Deutlich ist, daß Hyrkan im Synhedrium (hier zum ersten :Mal, zuvor nur YEPOUcrLC<) den Vorsitz führte und die Sitzung vertagte (a 14,177). Die Schwierigkeiten in den Anti. sind durch V erbindung zweier Quellen mit entgegengesetzten Tendenzen bedingt. ~ S.u. S. 333; u. S.336a 3) s. J. \Vcllhausen, Israelitisch- Jüdische Geschichte, 5. A. 1904,319; J. Klausner, Hist. 3,252; K. H. Rengstorf, Th WB 4,263; G. Ricciotti, Flav Gius., 2,52f. .1) H. Graetz, 3,178: "Eine versprengte Schar des aristobulischen Heeres"; ähnlich J. Wellhausen, loc. cit., "ein hasmonäischer Freiheitskämpfer" u. W. Otto, Herodes, 1913,20. Die Vermutung W. R. Farmers, NTS 4 (1957/58), 151, daß es sich um einen nahen Verwandten des hasmonäischen Königshauses gehandelt habe, ist wohl völlig abwegig. 5) S. o. S. 297 A. 3.
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DIE ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
Kleruchen. Als Gründer der Zelotenpartei wird man ihn kaum bezeichnen können 1), er war bestenfalls ein Vorläufer derselben. Galiläa sollte auch weiterhin ein besonderer Unruheherd und Stützpunkt der "Räuber" bleiben. Nachdem Herodes überraschenderweise in Rom die Königswürde erlangt hatte 2), versuchte er mit der ihm eigenen Tatkraft, sich in den Besitz seines neuen Reiches zu setzen, in dem inzwischen die Parther Antigonus, den Sohn Aristobuls II., als König eingesetzt hatten. Nach den ersten Anfangserfolgen ging er noch im Winter 39/38 v. ehr. daran, Galiläa zu säubern. Die "Räuber", die den größten Teil des Landes beherrschten, hatten ihre Hauptstützpunkte in den schwer zugänglichen Höhlen von Arbela. In dem ersten Gefecht mit ihnen wäre Herodes fast unterlegen, nur seine persönliche Tapferkeit konnte die Lage retten. Rasch unterwarf er darauf ganz Galiläa mit Ausnahme der Höhlen 3). Diese räucherte er einzeln aus, indem er große mit Soldaten gefüllte Kästen an den Fels\.vänden hinabließ. Hier ereignete sich auch der schon erwähnte "heroische Selbstmord" eines alten "Räubers", der seine 7 Söhne, sein Weib und darauf sich selbst tötete: er wies das Gnadenangebot des Herodes zurück, "da er anstatt der Sklaverei lieber den Tod erduldete" 4). Noch zweimal erhoben sich die ga liläischen "Räuber" gegen den neuen, von Rom eingesetzten König, und dieser hatte jeweils :iYIühe, ihrer Herr zu werden 5). Es handelte sich bei diesen "Räubern" weder um wirkliche Räuber noch um reguläre Truppen des Antigonus; wahrscheinliCh hatte sich die streitbare, galiläische Landbevölkerung - ähnlich wie später auch im Jüdischen Krieg - in den schwer zugänglichen Teilen des Landes verschanzt. Da es damals außer Sepphoris wohl keine ummauerten Städte in Galiläa gab, zogen sich die Landesbewohner in die natürlichen Befestigungen zurück. Die den galiläischen Städten 1) So N. Beotwich, Josephus, 1926, 22; "The founder of the party of the Zealots." Vorsichtiger J. Klausner, Hist. 4,122 u. 202: tI~NlPi1 m::1N-::1N. 3,251 vertritt Klausner allerdings die unbegründbare Meinung, die späteren Zeloten gingen über Hiskia auf einen besonderen Zweig der Chasidim zurück. S. auch o. S.70. 2) b 1,282ff = a 14,386; im J. 40 n. Chr., s. Schürer 1,355 u. CAH 10,320. 3) b 1,304 = a 14,413-417; zu Arbela s. Schürer 1,356 A. 6. ~) b 1,310-313 = a 14,420-430; die 7 Söhne weisen in die jüdische Legende: 2. j\hkk. 7; Apg 19,14 u. vor allem Ass. Mos. 9, Taxa u. seine 7 Söhne. Eine Identifikation befürworten K. Kohler, JE 12,640b u. Harkavy-Festschrift, 14; ]. Klausner Hist. 3,154f (JvN 191 A. 36); R. Eisler 2,75 A. 3; doch ist diese sicherlich nicht zulässig. Einen richtigen Weg der Deutung beschreitet S. Mowinkel, V.T. Supp. I, Congrcss Vol. Copenhagen 1953, 88-96. 5) b 1,314ff = a 14,431fF u. b 1,326 = a 14,450.
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auferlegte Strafe von 100 Talenten 1) zeigt, daß der Widerstand die :NIehrzahl der Bevölkerung betraf. Die Bezeichnung AYI(JTa~ besagt hier nicht mehr:, als daß es sich - nach der Ansicht des Nikolaus v. Damaskus - um Aufrührer gegen den rechtmäßigen Herrscher handelte; ·vielleicht deutet sie noch darauf hin, daß jene nicht in geschlossener Ordnung, sondern zerstreut in kleinen Gruppen kämpften 2). Was alle diese Gruppen verband, war wohl weniger die Sympathie gegenüber den Hasmonäern 3) als die erbitterte Ablehnung des Herodes, eine Haltung, deren Ursachen im religiösen Bereich liegen: Herodes war Edomiter und erst seit der 2., vielleicht auch 3., Generation formell Jude 4). Nach dem Königsgesetz durfte nur ein wirklicher Jude, kein Fremder, in Israel König werden 5). Ein Edomiter wurde aber erst nach der 3. Generation voll in die jüdische Gemeinde aufgenommen CDt 23,8f). Hatte schon die Annahme des IZönigstitels durch Aristobul bzw. Alexander Jannajda diese Würde dem Hause Davids allein vorbehalten blieb - den Unwillen der Frommen und offenen Bürgerkrieg hervorgerufen 6), so mußte ein König, der nur "Halbjude" C-~(.Luou~a~o~) war, erst recht auf die Ablehnung der gesetzestreuen Kreise stoßen 7). Für Herodes blieb die Frage seiner Herkunft stets ein wunder Punkt, 1) b 1,316 = a 14,433. 2) S. o. S. 44. 3) Auch gegen sie richtete sich die Kritik der Frommen; s. Ps. Sal. 1. 2. 4. 8. u. a. sowie Ass. Mos. 6,2ff. 4) Das Gebiet der Edomiter war von Hyrkan I. zwangsweise judaisiert worden (a 13,257f = b 1,63), und zwar erst eine Reihe von Jahren nach dem Tode des Antiochus VII. Sidetes 129 v. Chr., vgl. Schürer 1,264 (V. IM. 1,207). Herodes selbst wurde etwa gegen 84 v. Chr. geboren: s. A. Schlatter, G. 1. 429 A. 208 nach b 1,647 = a 17,148. 5) Dt 17,15; vgl. Mek. Ex. 19,6 (L. 2,205): "Nicht will ich König werden lassen über euch (einen) aus den Völkern der Welt sondern (nur) von euch!" 6) Vgl. a 13,301. 372ff = b 1,70. 88ff, sowie die Ablehnung der Königsherrschaft durch die jüd. Gesandtschaft vor Pompeius: a 14,41. Zur Beschränkung der Königswürde auf das Haus Davids: Sir. 47,11 (45,25); Ps. Sal. 17,4ff. 21. 32; u. Mek. Ex. 12,1 (L. 1,5). 7) Antigonus ließ dem röm. Befehlsheber von der Mauer aus zurufen (a 14,403): W~, :,rxp~ ,~v rxu,'wv a~~rxLOcruV'l)~ 'Hpwa'(j owcroucr~ ,-1jv ßrxcr~Adrxv la~wrn Te; ovn xrx~ IOou!1-CH<.p ,ou,e;cr,~v ·f)!1-~LOUaC(L<.p.
Nach Strabo weigerten sich Juden selbst unter Folterqualen, Herodes den Königstitel Zu geben: a 15,9. Die Parallele zu den Sikariern ist offensichtlich, s. o. S. 93f. Nach B. B. 3b war Herodes ein 'INl,~!Zm n'l:J' N':JS1 (s. o. S. 320 A. 1). Er ließ alle Rabbinen, weil sie an Dt 17,15 festhielten, töten (mit einer Ausnahme). Noch Agrippa I. soll beim Lesen dieser Stelle in Tränen ausgebrochen sein, worauf ihn das Volk beruhigte: "Du bist unser Bruder"; Sota 7,8, s. Derenbourg 151 u. 216.
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er wußte, daß hier die Abneigung seiner Untertanen gegen ihn einsetzte 1). Ein einheitliches Ziel und feste Organisationsformen werden weder bei Hiskia und seiner Bande noch bei den späteren "Räubern" in Galiläa sichtbar. Die Unruhen waren ein Ausdruck des tiefen Freiheitswillens der Galiläer, dem allerdings eine religiöse Grundlage nicht abgesprochen werden kann: sie wollten nur einen solchen Herrscher anerkennen, der den Forderungen des Gesetzes entsprach.
2. Die Herrschaft des Herodes 2) Es scheint Herodes gelungen zu sein, durch eine harte und geschickte Politik die Flamme des Aufruhrs im Volke niederzuhalten; zumindest wird uns während seiner Herrschaft nichts von offenen Aufständen berichtet. Für seine ersten Regierungsjahre mochte dies durch die furchtbaren Verluste der Juden während der Kriegswirren bedingt gewesen sein, später glaubte Herodes durch Terror und gelegentliche Geschenke an das Volk seine Stellung einigermaßen gesichert zu haben 3). Seine Grausamkeit gegen wirkliche und vermeintliche Gegner 4), die Hinrichtung des wohl überwiegend sadduzäischen Synhedriums 5), die Ausrottung der letzten Reste des haslTIonäischen Hauses bis in seine eigene Familie hinein, seine schrankenlose Habgier und Verschwendungssucht 6), das alles findet 1) Nach a 14,9 leitete Nik. v. Dam. die Abstammung Antipaters von den ersten Juden ab, die aus Babylonien zurückkehrten. Nach Strabo 16,2,46 (765) hatte sich Hemdes sogar priesterliche Herkunft beigelegt; s. W. ütto, op. cit. 18 (vgl. auch Ass. Mos 6,2). Neben der wohl historisch unanfechtbaren Tradition v. der idumäischen Herkunft des Herodes (b 1, 123 = a 14,8) gab es eine Überlieferung, Herodes stamme aus Askalon; s. \Y/. ütto, Hemdes, 1913,2: "eine christliche Erfindu~g"; vgl. auch J. Jeremias Jerusalem 3. A. 1962, 314ff.367ff. R. Eisler 1,342A. 5 u. 8. u. 352ff. A. Schalit, König Hemdes 4f.678f. 2) Die besondere Schwierigkeit für das Verständnis des Hemdes liegt in der Einseitigkeit der Quellen. Die Hauptquelle von Nikolaus v. Dam. (im Bellum ausschließlich), dem ehemaligen Freunde des Hemdes, war so tendenziös, daß selbst Josephus sie tadeln mußte (a 16,183). Die antiherodianischen Stücke der Antt., die wohl aus einer jüdischen Quelle von J osephus eingefügt wurden, sprengen den Zusammenhang und lassen die Dati:stellung uneinheitlich erscheinen. Vgl. H. Dessau, Gesch. d. röm. Kaiserzeit, Bd. II, 2, 1930, S. 755. 3) a 15,326; vgl. auch J. Klausner, JvN, 192f. ") a 15,6 = b 1,358; a 15,252. 265, 290; 16,156 u.ö. 5) a 14,174ff; vgl. 15,4 u. B.B. 3b u. Nu. R. 14,8; möglicherweise ist diese Ermordung der - wohl überwiegend sadduzäischen - Synhedristen mit der Hinrichtung von 45 Anhängern des Antigonus identisch Ca 15,6), s. J. \Y/ellhausen, Pharisäer u. Sadducäer, 1874, lOSf u. 1\I. Ginsberg, Rome et la Judee, Diss. Paris 1928, 120. 6) a 15,7. 330; 16,141. 146f. 153fu.ö.
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sich in ähnlicher Weise auch bei anderen orientalischen Herrschern einschließlich der Hasmonäer 1), und konnte auch von den jüdischen Frommen noch ergeben als eine Strafe Gottes für die Sünde Israels getragen werden 2). Aber daß Herodes ständig die Schranken des Gesetzes mißachtete, daß auf seine Veranlassung hin das heidnische Wesen unter dem Deckmantel der hellenistischen Kultur in jüdisches Gebiet, ja selbst in J erusalem einzog, das mußte den religiösen Kreisen als unerträglich erscheinen 3). Sein dem Gesetz widersprechendes K~önigtum begann damit, daß er in Rom dem Juppiter Capitolinus opferte, und diese Mißachtung des jüdischen Monotheismus äußerte sich auch später in den zahlreichen Tempeln, die er in- und außerhalb seines Landes - vor allem für Augustuserrichten ließ 4). Die von ihm nach hellenistischem Vorbild gegründeten Städte Caesarea und Sebaste erhielten Theater und Amphitheater, aber auch seine Residenzstädte J ericho und J erusalem wurden mit diesen Gaben hellenistischer Kultur bedacht 5). Persönlich liebte er den Verkehr mit hellenistisch gebildeten Nicht juden 6), auch seine Söhne ließ er in hellenistischer Weise, ja in heidnisch-römischer Umgebung erziehen 7). Die Münzen trugen nur noch griechischen Text, entsprechend wird auch die Sprache der höheren Behörden griechisch gewesen sein 8). In Verwaltung und Rechtsprechung 1) In diesem Punkt mag man H. Mosbech, Dansk Teologisk Tidskrift, 16 (1953), 193ff rechtgeben. Es ist jedoch Zu bezweifeln, ob man die Kritik des J osephus an Herodes als übertrieben bezeichnen darf. Wie die hellenistischen Herrscher seiner Zeit hatte H. nicht das Wohl seines Landes, sondern seine persönliche Macht und Ehre im Auge: s. a 16,153ff die wohl zutreffende Charakteristik des J osephus. 2) V gl. das Urteil des führenden Pharisäers Sameas, der Zusammen mit seinem Lehrer Pollio Zu einer Übergabe Jerusalems an Herodes geraten hatte, a 14,176: drrwv ~~a Tac; 1X:[J.apTLcxc; 00 Mvaa8aL 8Lacpuydv w:.rrov (He:rodes als Herrscher). 3) Vgl. a 15,266f. 281. 365; 16,4. 158fu.ö. 4) Zum Opfer auf dem Kapitol s. a 14,388 = b 1,285, vgl. A. Momigliano, CAH 10,320. Zu den Kaisertempeln s. o. S. 106f; vgl. außerdem a 15,326ff; 16,146ff; b 1,407. 422. 5) Caesarea: a 15,341 = b 1,415; Sebaste: a 15,298, vgl. dazu G. E. Wright, Biblische Archeologie, üs. v. C. v. Mertens, 1958, 221ff; Jerusalem, a 15,268, G. E. \\7dght, op. cit. 277ff, vgl. auch b 2,44 = a 17,255; Jericho: a17,161.193 = b 1,666; a 17,175 = b 1,659. Auch die entsprechenden Spiele wurden eingeführt: a 15,267-275 in Jerusalem; a 16,136-41 in Caesarea. 6) S. die eingehende Schilderung der Hellenisierung seines BoBebens und seiner hellenistischen Freunde bei W. Otto, He:rodes, 1913, 107ff. 7) Die :Madamnesöhne wohnten während ihres römischen Bildungsaufenthaltes bei dem Römer Asinius Pollio: a 15,342, vgl. W. Otto, op. cit. 106. Ihre Erzieher waren ebenfalls Griechen, W. Otto, op. cit. 90 u. 109. B) s. W. Otto, op. cit. 109f, u. A. Reifenberg, Jew. Coins, 42ff. Vgl. auch den
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setzte er sich souverän über die herkömmliche Tradition und das Gesetz hinweg: so kritisiert J osephus die Verschärfung der Strafe für Eigentums delikte, wonach Diebe als Sklaven außer Landes verkauft werden sollten 1). Auch die römische Sitte, Verbrecher bei Festspielen wilden Tieren vorzuwerfen, wurde eingeführt und erregte Anstoß 2). :Mit der Hohepriesterwürde schaltete er nach Belieben; sie wurde während seiner Regierungszeit mindestens sieben mal gewechselt 3). Herodes trägt so die Hauptschuld am Verfall dieses höchsten religiösen Amtes im Judentum. Er war sich der Haltung des V olkes ihm gegenüber sehr wohl bewußt; ein ausgebauter Sicherheitsdienst 4), eine Fülle von Festungsbauten und mehrere :NIilitärkolonien 5), sowie die großzügige Anwendung der Todesstrafe sollten ihm die notwendige Sicherheit verschaffen. Dennoch lebte er in ständiger Furcht vor Aufständen 6) : "Er war nun in allen Teilen (des Landes) stets auf Sicherheit bedacht und verteilte Wachtposten unter dem ganzen Volk, damit es sich möglichst nicht von sich aus zu Unruhen hinreißen lasse, welche oft Vergleich zwischen Herodes 1. u. Agrippa 1., bei dem ]osephus über ersteren urteilt: "EAA:I)O'L 7tAeOV ~ 'Iol)~(x(oLC; oixc;(cuc; EXELV OfLOAOYOI)fLEVOC;. Ca 19,329). 1) a 16,2ff. Möglicherweise war dies eine Angleichung an das röm. Recht, s. Th. Mommsen, Röm. Strafrecht, 1899, 755ff, zugleich bedeutete es eine neue Einnahmequelle. 2) a 15,273f; vgl. auch a 19,328ff. 3) a 15,22f der Babyionier Ananael; 15,39ff Aristobul, der letzte Hasmonäer; nach dessen Ermordung wieder Ananael. Der nächste Wechsel wird nicht berichtet. Nach a 15,322 folgt der Alexandriner Simon S. d. Boethos auf ]esus S. d. Phab~s; a 17,78 Matthias S. d. Theophilus; a 17,164 ]oazar, sein Schwager (wohl identisch mit dem ]oazar S. d. Boethos des Census, s. u. S. 132). Nach a 20,247 ernannte Herodes nur Hohepriester aus unbedeutenden Priesterfamilien. Außer Aristobul waren alle neuen Hohepriester zudem Nichtpalästiner, vgl. A. Edersheim, The Life and Times of ] esus the Messiah, 36: "A keener blow than this could not have been dealt at nationalism." V gl. auch]. ] eremias, ]erusalem 3. A. 214f. 4) a 15,285. 366ff. 369. 5) Ausgebaut wurden die Antonia, der Königspalast im Westen Jerusalems und der Winterpalast in ] ericho; Militärkolonien waren in Samaria-Sebaste, Gaba in Galiläa u. Hesbon in Peräa, s. 15,292ff. Auch die Anlage von Caesarea muß wohl unter militärischen u. politischen Gesichtspunkten gesehen werden. H. wollte durch diese hellenistischen Stadtgründungen ein Gegengewicht gegen die jüdische Bevölkerung schaffen. Diese Orte blieben auch später Stützpunkte der römischen Macht, ihre judenfeindlichen Bewohner stellten einen Teil der Besatzungstruppen, s. u. S. 351 A. 1. Die Burg Masada hatte sich H. als letzte Zuflucht angelegt: b 7,300. Auch eine große Zahl fremder Söldner wurde ins Land gezogen: b 1,290. 397. 437. 672 u. a 14,394; 15,217; 17,198; vgl. A. SchaHt, König Herodes, 168f. Zur Heeresstärke s. o. S. 284 A. 1. 6) a 15,231. 286. 291. 365f. 424, vgl. auch W. Otto, op. cit. 97f.
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aus ldeinem Anlaß entstehen könnten, und damit diese Unruhen, wenn sie ausbrechen sollten, der in der Nähe aufgestellten Besatzung nicht verborgen blieben, sondern erkannt und erstickt würden" 1). Der Erfolg dieser "Innenpolitik" zeigte sich daran, daß nach dem Tode des Herrschers das Volk seinem Sohne Archelaos als erste Bitte neben der Steuersenkung die Freilassung der Gefangenen vorbrachte, die Herodes "in großer Zahl" und "seit langer Zeit" eingekerkert hatte 2). Gelang es Herodes auf diese Weise, größere Unruhen zu verhindern, so kam es doch mehrfach zu Verschwörungen gegen den "Feind des ganzen Volkes" 3). In dem schon berichteten Fall der zehn Verschwörer 4) hatte die Ausschmückung des Theaters in Jerusalem mit Bildern und Trophäen zu Ehren des Augustus den äußeren Anlaß gegeben. Die Stimmung des Volkes beleuchtet die Tatsache, daß der Denunziant, der den Anschlag aufgespürt und angezeigt hatte, von dem Volk in Stücke gerissen wurde 5). Die Pharisäer, die noch während des Kampfes zwischen Herodes und Antigonus eine relativ neutrale Stellung eingenommen hatten, wurden durch die Haltung des Königs ebenfalls in die Opposition gedrängt. Ein Zeichen dieser veränderten Haltung war die Verweigerung des Treueids, den Herodes seine Untertanen schwören ließ, durch die Pharisäer und Essener 6). Während die Eidesverweigerer sonst "beiseitegeschafft" wurden, machte der I<:'önig bei den Pharisäern und Essenern eine Ausnahme, ersteren legte er lediglich eine Geldstrafe auf. Der Einfluß der Pharisäer im Volk war wohl ständig im Wachsen, bildeten sie doch die einzige Gruppe, die der :Mißachtung des Gesetzes durch Herodes und seinen Hellenisierungsbestrebungen Widerstand entgegensetzen konnte: "Sie waren in der Lage, dem König am stärksten entgegenzuwirken, 1) a 15,295. 2) a 17,204. 3) a 15,281. 4) a 15,272. 275ff. 282-290; s. o. S. 106 A. 5 u. S. 263f. 5) a 15,289ff. 6) Vgl. a 15,370f u. 17,42: Es handelte sich hier wohl um einen Doppeleid für Hemdes und Augustus, den das Volk gegen Ende der Regierungszeit des Königs ablegen mußte: s. W. Otto, op. dt. 64f A. u. 98f. Die Verweigerung desselben durch die religiös bestimmenden Kreise muß den Eid als politisches Mittel weitgehend entwertet haben. Später scheint der Eid zu einer festen Einrichtung geworden zu sein: a 18,124, doch wurde auch später noch - durch Apion - den Juden Eidverweigerung vorgeworfen; vgl. Juster 1,344 u. A. Schalit, König Herodes, 316-22; P. Herrmann, Der römische Kaisereid, 1969.
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an sich vorsichtig, rühmten sie sich, auch im offenen Kampfe spürbaren 'Schaden zufügen zu können" 1).
Die Schreckensherrschaft scheint eine starke Belebung der messianischen Hoffnung bewirkt zu haben. Dies zeigt einmal der 17. salomonische Psalm, der wahrscheinlich unter herodianischer Herrschaft entstand 2), und außerdem J osephus, der uns berichtet, daß die Pharisäer messianische Ideen selbst in die Familie des Herodes hineingetragen hätten: So sollen sie der Frau des Königsbruders Pheroras, die ihnen die Buße für die Treueidverweigerung gezahlt hatte, vorausgesagt haben, dem Herodes würde die Herrschaft genommen und ihrer Familie gegeben werden; einem Eunuchen Bagoas hätten sie gar versprochen, er werde der "Vater und W ohltäter" des kommenden Königs genannt werden und die Fähigkeit wiedererlangen, eine Familie zu gründen 3). Auch wenn diese auf Nikolaus zurückgehende Anekdote von der Hofüberlieferung entstellt ist, zeigt sie doch, wie die lebendige messIanische Hoffnung jener Zeit selbst vor den Toren des Königspalastes nicht haltmachte 4). Das ständige Anwachsen des inneren Widerstandes gegen Herodes wird schließlich durch die schon mehrfach erwähnte Adlerepisode im Tempel bestätigt. Der Ausbau des Tempels durch Herodes war in Angleichung an die hellenistische Bauweise erfolgt, nur beim innersten Tempelgebäude selbst war er an die traditionellen Formen gebunden. An einem der T.empeltore ließ Herodes den Namen seines römischen Freundes Agrippa einmeißeln 5) und an einem der Hauptportale zu den inneren V orhöfen einen großen goldenen Adler anbringen, vermutlich in Angleichung an andere antike Tempel, allen voran der Tempel des Juppiter Capitolinus in Rom 6). Zwei 1) a, 17,~ 1: ßC<.a:AE!: ~U;tXfLE,VOL 1.L~ALaTC<., aVTmptXaaELV 7tpofL·f)flE'i.'C; x.ax. TOG 7tpOUTC'rOU ELC; TO 7tOAEfLELV TE XC<.L ßAC<.7tTELV E7t"fJPfLEVO~.
Der Text ist nicht einheitlich. Wir folgen gegen Niese dem Textvorschlag Schürers 2,450f A. 1 gemäß den HSS W. u. E. 2) So A. Schlatter, G. I. 245ff u. O. Eißfeldt, Einleitung z. A.T., 3. A. 1964. 829f. Die Schilderungen des "Fremden" 17,7 u. "Gesetzlosen" 17,11 wären dann auf Herodes zu beziehen. 3) a 17,43-45; vgI. dazu]. \Vellhausen, Pharisäer u. Sadducäer, 1874, 25. 4) S. W. Otto, op. cit. 102. Auch Mt 2 illustriert in anschaulicher Weise die Wirkung der Messiashoffnung am Hofe des Königs. Die auf einzelne Kirchenväternotizen gestützte Ansicht R. Eislers (1,341ff), Herodes habe selbst messianische Weltherrschaftshoffnungen gehegt, ist durch die Untersuchung v. H. H. Rowley, JThS 41 (1940), 14ff eindeutig widerlegt ,"vorden; s. auch J. Klausner, JvN, 226 u. 586. 5) b 1,416. Zum Tempelbau s. Schürer 2,64f. 8) b 1,648-654 = a 17,149-167. Der Bericht d. Antt. ist größtenteils Paraphra5e
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Schriftgelehrte und anerkannte Lehrer in J erusalem, Judas S.d. Sariphaios und J\lIatthias S.d.J\lIargalaios 1), machten, bei fortschreitender Krankheit _des Königs, jenen Adler zum Ziel ihrer Angriffe. Auf das Gerücht hin, der König sei gestorben, folgten ihre Schüler und eine größere Volksmenge ihrer Aufforderung, eilten zum Tempel und zerstörten· das anstößige Bildwerk. Der Stadthauptmann griff jedoch ein, verhaftete 40 junge J\lIänner und die beiden Lehrer und brachte sie vor den König, wo sie sich offen zu ihrer Tat bekannten und anschließend den Märtyrertod starben 2). Die bewegte Klage, die eine jüdische Gesandtschaft dem Augustus nach dem Tode des Herodes über dessen grausames Regiment vorbrachte, gab wohl die Auffassung der den Römern nicht grundsätzlich feindlichen Oberschicht wieder. Sie zeigt das furchtbare Erbe des Herodes vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet 3). Bei seiner maßlosen Verschwendungssucht konnte das ordentliche Einkommen von jährlich ca. 1000-1200 Talenten nicht ausreichen 4). Die dringend benötigten weiteren "Einnahmequellen" waren "Geschenke" der wohlhabenden Bevölkerung und vor allem der Gütereinzug bei Opfern seiner Willkürjustiz 5). Auf diese Weise scheint Herodes einen großen Teil des Landes in seinen persönlichen Besitz gebracht zu haben 6), den er teilweise wieder an seine Günstlinge verschenkte. Entsprechend bestand wohl auch der überwiegende d. Bellum. Zum Ort der Anbringung s. P. Vincent, Jerusalem de rAnden Testament, 1956, Teil lI/lI, 713: vielleicht war der Adler über dem M. Agrippa gewidmeten Tor aufgehängt; zur Bedeutung des Adlers s.o. S. 107f. 1) Zu den Namen s. A. Schlatter, Die hebr. Namen b. Jos., BFCT 17 (1913), 76 u. 96: a liest :Ecx.pLcpar.ou, b mit verschiedenen Varianten ~e:cpwpar.ou. Im 1. Falle wäre dies ein Hinweis auf einen Ort östlich des Jordans, im 2. Falle auf Sepphoris in Galiläa. So A. Schalit, König Herodes 638 A. 192. Z) Zum Martyrium der Lehrer u. ihrer Schüler s. o. S. 264. 3) b 2,84-86 = a 17,304-310. Dazu A. SchaUt, op. dt. 256-298. 4) Dieses errechnet sich aus der Summe der Einkünfte, die seinen Nachfolgern von Augustus zugeteilt wurden (b 2,94-100 = a 17,317. 323): Archelaos 400 (2,97) bzw. 600 (a 17,320) Talente; H. Antipas 200, Philippus 100 u. Salome 60 Talente. Hinzu kommen noch die Erträge der abgetrennten hell. Städte. Agrippa 1. bezog aus dem verkleinerten Gebiet 1200 Talente, auch diese Summe reichte nicht aus (a 19,352); vg1. W. Otto, 91f u. 96E, u. J. Jeremias, Jerusalem, 3. A. 1962, 105f; vgl. M. Hengel, Judentum und Hellenismus 53ff. 5) a 15,5ff; 16,155f; 17,307. 6) V gl. a 16,250; 17,321; b 1,483; s. weiter F. M. Heichelheim in T. Frank, An Economic Survey oE Andent Rome, 1933ff, Vol. IV Eastern Provinces, Roman Syria, 161 A. 19; vgl. auch W. Otto, op. dt. 92E. Weltberühmt waren seine Balsamplantagen b. Jericho, vgl. Strabo 16,2,41 (763) u. Horaz ep. Ir, 2, t84, s. Schürer 1,380 A. 37; H. Dessau, op. cit. Bd. II, 2 S. 764. Sie wurden von Archelaos (a 17,340) erweitert und gingen anschließend in kaiserlichen Besitz über.
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reil der Landbevölkerung aus vermögenslosen Pächtern 1), und die wirtschaftliche Not im Lande nahm ständig Zu. Zwar erließ Herodes während der furchtbaren Hungersnot 25-23 v. ehr. 2) die drückenden Steuerlasten um ein Drittel 3), doch war dies wohl nur eine vorübergehende NIaßnahme, denn nach seinem Tode klagten die Einwohner von J erusalem wie auch die Gesandtschaft vor Augustus über die untragbare Höhe der Steuern und Zölle 4). So wurde unter der Herrschaft des Herodes in Palästina 5) die Grundlage zur Entstehung jener radikalen Freiheitsbewegung gelegt, die sich später wohl den Namen Zeloten gab. Trotz der Lückenhaftigkeit der Quellen, dje ja fast nur die Ereignisse um den Herrscher und nicht das Geschehen innerhalb des Volkes berichten, zeichnen sich schon einzelne Züge jener Entwicklung ab, die den weiteren Verlauf der Geschichte J udäas bestimmte: 1. Die hellenistischen Bestrebungen des Königs erweckten die alte, aus der NIakkabäerzeit stammende Feindschaft gegen alle hellenistischen Kultureinflüsse zu neuem Leben. 2. Jene Verschwörung gegen Herodes und das Beispiel der beiden Lehrer zeigten, wie einzelne Gruppen - durch das gesetzlose Verhalten des Königs bedingt - vom Eifer für das Gesetz getrieben furchtlos das Martyrium auf sich nahmen. 3. Der Haß gegen den unrechtmäßigen Herrscher und die durch ihn verursachte wirtschaftliche Not mußte die Sehnsucht nach dem wahren König Israels und der Erlösung Israels verstärken; die messianische Hochspannung wuchs und brachte selbst den königlichen Hof in Bewegung. 4. Auch die pharisäische Partei wurde aus ihrer Zurückhaltung erweckt; zumindest einzelne ihrer Vertreter wurden durch den 1) S. dazu J. Herz, Großgrundbesitz in Palästina im Zeitalter Jesu, PJ 24 (1928) 11 Off. S. auch o. S. 136f., s. u. S. 341. ' 2) a 15,299-316. Obwohl "ihm keine Hilfe mehr möglich schien" (304) griff er helfend sein. Zur Dauer der Hungersnot s. Schürer 1,367 (V./M. 1,291), \V/. Otto, op. dt. 69f, u. J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 158. 3) Sie erfolgte vor allem aus optischen Gründen: a 15,315. Später wird noch einmal von einer ähnlichen zeitlich begrenzten Steuerermäßigung berichtet (a 16,64). 4) b 2,4 = a 17,204; b 2,86 = a 17,310. 5) Wir gehen von der Haltung des Königs zum palästinischen Judentum und deren Folgen aus. Die Diaspora hatte ein positiveres Verhältnis zu H. (vgl. a 16,27-62. 160-178), s. A. l'vIomigliano, CAH 10,331f. Vollends wird eine von der Verbreitung der hellenistischen Kultur ausgehende Beurteilung H. in positivem Licht sehen können, so H. Willrich, Das Haus des Herodes zwischen J erusalem u. Rom, 1929. Grundlegend und abgewogen jetzt A. Schalit, op. cit. 645-75.
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Eifer für das Gesetz in offene Opposition gegen den König getrieben 1). 5. Schließlich bildete auch die Verarmung der Bevölkerung einen günstigen Boden für die späteren Unruhen. Große Teile der Bevölkerung hatten außer ihrem Leben nichts mehr zu verlieren. Herodes hat so aufs Ganze gesehen keine guten Voraussetzungen für die spätere direkte Herrschaft Roms geschaffen 2). Die Bezeichnung "Esau" bzw. "Edom" für das römische Weltreich mag typisch sein für die Übertragung des Hasses gegen Herodes, den Edomiter, auf seine römischen Schutzherren 3).
3. Die Unruhen nach dem Tode des Herodes Archelaos, den Herodes zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, war der Sohn einer Samariterin 4): "la derniere insulte que le restaurateur de Sebaste lan<;:a contre les Juifs". lVlan konnte von ihm ebensowenig Mäßigung und Verständnis für die jüdische Bevölkerung erwarten, wie bei seinem. Vater. Zudem war das Erbe, das er von diesem angetreten hatte, mit Spannungen überladen. Den ersten Zusammenstoß brachte die bisher - aus Furcht vor Herodes unterlassene Totenklage für die beiden Lehrer und ihre Schüler, die "für die väterlichen Gesetze und den Tempel" als Märtyrer gestorben waren. Die im Vorhof versammelten Juden verbanden mit dieser K.1age konkrete Forderungen: die Bestrafung der hellenistischen Günstlinge des Herodes und die Absetzung des von jenem eingesetzten Hohenpriesters Joazar S.d.Boethos: "Sie hätten ... das Recht, sich einen Gottesfürchtigeren und Reineren zu wählen" 5)! Da alle Versuche, die lVI enge zu beruhigen, erfolglos blieben und 1) Die beiden Lehrer im Tempel waren wohl Pharisäer, s. H. Graetz, 3,235. 797, Graetz vermutet sogar auf Grund v. b. 1,648 Schammaiten; vgl. weiter G. Hälscher, Art. Josephus, PW 9,1974 u. W. O. E. Oesterley, A History of Israel 1932, 2,371. 2) Gegen A. Schlatter, G. I. 235; vgl. dagegen A. Edersheim, op. cit. 1,237: "This accession of Herod, misnamed the Great, marked aperiod in the J ewish history which closed with the war oE despair against Rome ... It gave rise to the appearance of ... a Eourth party ... that oE the Nationalists." 3) So schon H. Graetz 3,235, vgl. auch A. Schlatter, Die Theologie des Judentums nach d. Bericht d. Josephus, 219 A. 1; s. auch o. S. 309 A. 4. 4) b 1,562; 2,39; a 17,20.250; vgl. Derenbourg 193. 5) b 2,7; zum Ganzen, s. 2,4-13 = a 17,206-218. Der v. Nikolaos abhängige Bericht nennt die Klagenden von vorn herein Aufrührer: b 2,5 = a 17,206. Die :.\Iäglichkeit einer anderen Darstellung zeigt die Anklage des Sohnes der Salome vor Augustus, man habe den Tempel "mit Bergen von Erschlagenen erfüllt": b 2,30 = a 17,237.
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selbst eine Abteilung Soldaten sich unter Verlusten zurückziehen mußte, andererseits aber das bevorstehende Passahfest immer größere NIenschenmassen in die Stadt führte, griff Archelaos zum letzten Ausweg. Er bot seine gesamte Streitmacht auf, ließ den Tempelberg durch Reiterei abriegeln und den Vorhof selbst durch .Fußtruppen säubern. Das Volk hatte schon mit dem Opfern der Passahlämmer begonnen, als die Soldaten ein entsetzliches Blutbad anrichteten: 3000 wurden getötet und der Rest zerstreut. Dieser blutige Auftakt des neuen Herrschers wurde bestimmend für die weitere Entwicklung: Tausende waren an heiliger Stätte getötet, das Passahfest war geschändet und der Tempel entweiht worden. Das Volk konnte in Herrschern dieser Art nur noch Werkzeuge des Teufels sehen. Nach Josephus ging der Hauptanstoß zu den Unruhen im Tempel von einer pharisäischen Gruppe aus: Bellum und _Antiquitates berichten übereinstimmend, daß die V alksmenge von Gesetzeslehrern (aoqnaTIX[ bzw. E;"I)"(fJTIXO zum Aufruhr ermuntert worden sei 1). Nach der Abreise des Archelaos nach Rom kam das Land nicht. mehr zur Ruhe. Varus, der Statthalter von Syrien, hatte selbst eine Legion nach Jerusalem hinaufgeführt und diese als Besatzung für die Übergangszeit dortgelassen. Ihm folgte Sabinus, der kaiserliche Finanzverwalter für Syrien 2); vermutlich sollte er das Vermögen des Herodes und die finanzielle Leistungsfähigkeit des Landes überprüfen. Er verfügte dazu über eigenes bewaffnetes Personal. Die Anwesenheit der kaiserlichen Finanzbeamten beunruhigte die Bevölkerung erneut; man unterlegte ihnen wohl nicht zu Unrecht Absichten auf den Tempelschatz. Zum \Vochenfest 50 Tage nach dem Blutpassah strömte wieder eine große Zahl von Pilgern in die Stadt. Sie lagerten sich, um den Tempel zu schützen, in 3 Gruppen: je eine im Norden und Süden des Heiligtums, die dritte im Westen auf die Königsburg zu 3), cl.h. die Kaserne der Legionäre und den Sitz des kaiserlichen Beamten. Auf dessen Befehl griff die Legion den 1) b 2,10 = a 17,216. 2) b 2,16: bdTP0r.:0S I:upbc; = a 17,221 Kcdcrapoc; E:7t[TP0i1"OC; d.h. procurator Caesaris: ein gegenüber dem Statthalter unabhängiger, der kaiserlichen Finanzven\'ultung direkt verantwortlicher Beamter. J\tIeist wurden für dieses Amt Freigelassene, ja Sklaven des Kaisers verwendet (s. b 2,228 = a 20,113); vgI. auch H. Dessau, op. cit. 1,191ff: "Die Prokuratoren bildeten eine Art Nebenregierung, auf die sich der Kaiser mehr verlassen konnte als auf seine Soldaten." 3) So b 2,44; nach den Antt. (17,255) zeigt sich noch deutlicher, daß der Tempel verteidigt werden sollte.
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Tempel an und steckte, um den heftigen Widerstand der Juden zu brechen, einige Säulenhallen des äußeren Vorhofs in Brand. Nachdem sie den Zugang erzwungen hatten, stürzten sie sich auf den Tempelschatz, um ihn zu plündern 1). Innerhalb von 50 Tagen war so der Tempel 2· Mal entweiht worden 2). Dieser Frevel trieb die Juden noch mehr zum Kampfe an. Auch die jüdischen Truppen des Herodes traten - wohl veranlaßt durch diese Tempelschändung - zu ihren Stammesgenossen über 3). Doch zeigte sich bald, daß dieser Aufstand weder von lange het vorbereitet noch von einer organisierten Bewegung getragen war: Als Varus sich mit 2 Legionen und einem Korps von Hilfstruppen der Stadt näherte, wurde ihm kein nennenswerter Widerstand mehr geleistet, vielmehr nahm ihn die Stadt bevölkerung unter lebhaften Unschuldsbeteuerungen auf. Varus beschränkte sich darauf, die "Hauptschuldigen" im Lande aufzuspüren; 2000 von ihnen ließ er rings um Jerusalem kreuzigen 4). Die Erinnerung an diese Katastrophe hat sich im Judentum auch weiterhin erhalten 5). In den überwiegend jüdischen Teilen des Landes herrschte vor dem Eingreifen des Varus ein vollkommenes Chaos 6). In Idumäa wurde der Vetter des Herodes, Achiab, von 2000 Veteranen des Königs bedrängt 7). In Sepphoris,~der Hauptstadt Galiläas, hatte Judas, der Sohn des von Herodes getöteten "Räuberhauptmanns" Hiskia, eine beträchtliche Schar um sich gesammelt und sich des königlichen Zeughauses bemächtigt. Im Gegensatz zum Bellum, das sich nur unklar über seine Ziele ausspricht 8), erzählen die Antiquitates von 1) b 2,49f = 17,261ff. 2) Zur ständigen Bedrohung des Tempels durch die Römer s. o. S. 211ff. 3) b 2,52 = a 17,266; ähnlich verhielten sich die Truppen Agrippas 11. zu Beginn des Jüdischen Krieges: b. 2,437 u. vita 407. 4) b 2,73ff = a 17,293ff; vgl. auch Ass. Mos 6,8f: In par(t)es eorum (coh)ort(e)s venient et occidenti(s rex potens, qui) expugnabit eos et ducent captiuos et partem aedis eorum igni incendit, alios crucifigit circa coloniam eorum. 5) Seder Olam c. 30, ed. A. D. Neubauer, Medieval Jewish Chronicles, 1895, 2,66, spricht von ihr als dem "Polemos d. Varus", s. H. Graetz3,176; Derenbourg 194; Schürer 1,421 A. 9: Es ist dort von 80 Jahren die Rede "vom Krieg des Asveros bis zum Kriege des Vespasians" (V. IM. 1, 332f A. 9); statt O"'ON muß hier wohl oder O"'N gelesen werden; vgl. die Parallele c. Ap. 1,34. Auf die Unruhen nach dem Tode des Herodes deutet auch das Protev. d. Jakobus c. 25, Hennecke/Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 3. A. 1959, 1,290, hin. 6) Zum Folgenden s. b 2,55-70 = a 17,269-285. 7) b 2,55 = a 17,270f. Die Antt. haben fälschlicherweise J udäa; vgl. b 2,7 6ff. 8) b 2,56: TaLe; T-Ij\) ~uv(XcrTd(Xv ~·IJAaumV brEXdPE:L. Es erhebt sich die Frage, wer hier angegriffen wurde: die Herodianer, die Römer oder konkurrierende Bandenführer. Von solchen Kämpfen zwischen den Aufrührern berichtet sonst J osephus erst bei der Schilderung des Bürgerkriegs in Jerusalem.
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seinem großep. Ehrgeiz; sogar auf die Königswürde habe sich sein Eifer gerichtet 1). Seine Streitmacht war so groß, daß Varus, auf dem :Marsch nach J erusalem, von Ptolemais aus eine größere Heeresabteilung gegen ihn abzweigen mußte. Diese brach allen Widerstand in Galiläa, eroberte Sepphoris und zerstörte die Stadt, während die Einwohner in die Sklaverei verkauft wurden 2). Judas konnte vermutlich sein Leben noch retten und untertauchen. In Peräa erhob sich Simon, ein ehemaliger Sklave des Herodes von besonderer Körperkraft 3). Seine Angriffe richteten sich gegen die königlichen Besitzungen. So brannte er den Königspalast in J ericho nieder und außerdem viele wertvolle Landhäuser; doch wurde er bald im Gefecht mit den Sebastenern und trachonitischen Reitern - jenen Elitetruppen des Herodes, die nicht zu den Juden übergelaufen waren - getötet und seine Bande aufgerieben. Den Palast des Herodes in Beth-Cherem 4) steckte eine zweite Gruppe von peräischen Aufständischen in Brand. Die eigenartigste Gestalt unter diesen Bandenführern war gewiß der Hirte Athronges. Wie Simon setzte er sich selbst das königliche Diadem aufs Haupt und zeichnete sich auch gleich jenem durch besondere Körperstärke aus. Wir haben wohl in beiden Fällen messianische Prätendenten vor uns 5). Vier Brüder standen ihm zur Seite, die als "Feldherren" je eine bewaffnete Gruppe führten, während er selbst als "König" den Oberbefehl innehatte. Trotz der feindlichen Übermacht konnten er und seine Brüder sich geraume Zeit halten. U.a. griffen sie in der Nähe von Emmaus einen römisc"hen Transport von Waffen und Getreide, den eine K.ohorte deckte, überraschend an und töteten deren Führer und 40 Nlann; nur das Eingreifen der S~bastener konnte die Bedrängten retten 6). Nach der Rückkehr des Archelaos führten die Brüder den Kampf weiter. Als schließlich zwei von ihnen gefallen und einer gefangen war, ergab sich der Vierte 1) a 17,272: em8uf.Ll.G:' f.Le:~t:6vwv rrpcty[J.cX.'t"w\I xcd. t:7JAJ)(1e:~ ßaeHAdou 't"Lf.L'1j~. 2) b 2,69 = a 17,288f. Die Einwohner der neuerbauten Stadt waren von da an Aufstandsversuchen völlig abgeneigt und stellten sich während des Jüdischen Krieges auf die Seite der Römer. 3) b 2,S7f = a 17,273ff. 4) So lautet die alttestamentliche Bezeichnung Jos 13,27. Der Text im Bellum ist verdorben. Der Ort, das spätere Julias bzw. Livias, wurde von H. Antipas weiter ausgebaut; s. H. W. Hoehner, Herod Antipas, 1972, 87ff. 5) b 2,60-64 = a 17,278-284. Zu ihren messianischen Ansprüchen s. o. S. 297ff. 6) Aus Rache für diesen Überfall macht Varus Emmaus dem Erdboden gleich: b 2,71 = a 17,291.
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auf Grund einer Übereinkunft dem Archelaos 1). Gerade diese Kampfesgemeinschaft von Brüdern (bzw. nahen Verwandten) hat auffallende Parallelen. Wir finden sie bei David (1. Sam 22,1; 1. Chr. 2,16f), den Makkabäern und später bei den Söhnen des Galiläers Judas. Auch bei der Betrachtung der Unruhen nach dem Tode des Herodes treten wieder einige für die spätere Zeit typische Gesichtspunkte hervor: 1. Das unmittelbar auslösende Element des allgemeinen Aufstandes war die Entweihung des Heiligtums durch Archelaos und später durch die römischen Truppen. Hier wurde einer der empfindlichsten Punkte im Glauben des jüdischen Volkes getroffen. 2. Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen dem Geschehen in J erusalem und auf dem Lande. Der bewaffnete Aufstand wurde wohl auch in der Stadt vor allem von den aus dem Lande hereingeströmten Festpilgern getragen, während die friedfertigere Stadtbevölkerung sich beim Herannahen des römischen Heeres sofort unterwarf 2). 3. Der "Räuberkrieg" auf dem Lande 3) wurde mit besonderer Aktivität in den erst unter den Hasmonäern neugewonnenen Grenzprovinzen Idumäa, Galiläa und Peräa geführt. Diese Erscbeinung wiederholte sich später zu Beginn des Jüdischen I<.rieges. 4. Der Zorn der Aufrührer richtete sich außer gegen die römischen Unterdrücker und ihre herodianischen Gesinnungsgenossen 4) auch gegen die hellenistischen Luxusbauten des gesetzlosen Herrschers. Auch dieser Zug sollte 66 n. Chr. wieder sichtbar werden. 5. Die Unruhen trugen deutlich eine soziale Note: Vor allem die Besitzlosen, d.h. entlassene Soldaten, Sklaven und Hirten zeigten sich zum Aufstand geneigt. 6. Zugleich entlud sich die übersteigerte Spannung der messianischen Naherwartung. Wahrscheinlich hatte man die Not unter Herodes als die "messianischen Wehen" betrachtet, und nun nach dem Tode des Tyrannen sprossen die Anwärter auf den messianischen Thron wie Pilze aus dem Boden. Reichtum und Ansehen waren dazu 1) So a 17,284; nach b 2,64 wurden 3 Brüder gefangen.
2) V gl. die Entschuldigung der Einwohner J erusalems vor Varus: b 2,73 (a 17,293): Sie seien eher mit den Römern belagert worden, als daß sie selbst mit den Aufständischen zusammen gekämpft hätten. Auch zu Beginn des Jüdischen Krieges nahm die Bevölkerung J erusalems die gemäßigste Haltung ein. 3) b 2,65 (vgl. a 17,285): TOTE: ~H: A~lJaT(nXOU 7tOAEfLOU T1)V ' Iou~IXLIXV 7taalXV EvE:7tLfL7tAlXalXv.
4) Vgl. b 2,62 = a 17,281.
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DIE ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
nicht notwendige Voraussetzungen, sondern Wagemut und wohl auch ekstatische Begabung, durch die man die beanspruchte Autorität auch begründen konnte 1). 7. 1'ypisch für alle seit dem Ende der hasmonäischen Dynastie in Palästina durchgeführten Versuche, die Freiheit zu erlangen, war ihre Zersplitterung und Uneinheitlichkeit. Es fehlte die tragende religiöse Idee, in. der ein solcher Versuch gründen konnte, eine Idee, die so im NIittelpunkt des jüdischen Glaubens stand, daß sich um sie alles andere: Gesetz, Tempel, Naherwartung und Nlessiasherrschaft, zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfügte, und die zugleich dem Volk den Bruch mit Rom als Forderung des heiligen Gotteswillens vor Augen stellte. Im Gegensatz zur Nlakkabäerzeit war ja die Grundlage des jüdischen Glaubens, der Nlonotheismus, das Gesetz und der 1'empeldienst durch die römische Herrschaft- trotz aller Übergriffe - nicht ernsthaft bedroht; man konnte jnnerhalb der von den Römern gegebenen Sonderrechte 2) durchauswje das Beispiel der Diaspora zeigt - einen modus vivendi finden.
B.
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1.
1. Die Gründung der netfen BeJvegtllzg durch judas den Galiläer Diese wirksame Idee wurde der jüdischen Freiheitsbewegung durch Judas den Galiläer gegeben, der zugleich auch eine Organisation schuf, die zwei Generationen überdauerte und der es schließlich gelang, nahezu die ganze Judenschaft Palästinas in den offenen Aufstand gegen Rom mit hineinzureißen. Doch geschah dies erst 10 Jahre nach dem l'ode Herodes 1. Archelaos war 6 n. ehr. wegen seiner IvIißwirtschaft nach Gallien verbannt worden, sein Gebiet wurde von nun an als "Annex" der Provinz Syrien von einem kaiserlichen Prokurator ritterlicher Abstammung verwaltet, der mit den notwendigen militärischen, richterlichen und finanziellen Volllnachten ausgestattet war 3). Unmittelbar verbunden mit dieser 1) S. o. S. 250: Pseudomessias u. Pseudoprofet \varen eng verbunden. Eine eigenartige Parallele Zu den messianischen Prätendenten der Zeit nach Herodes bietet der syrische Sklave Eunus in Sizilien, der unter Berufung auf eine Offenbarung der Dea Syria sich selbst zum König machte und einen Sklavenaufstand hervorrief, der den Römern 135-132 v. Chr. größte Schwierigkeiten bereitete: s. Th. Mommsen, R. G. 2,77-79 u. R. Eisler, 2,722ff. 2) Zu den jüdischen Sonderrechten und römischen Schutzbestimmungen die jüdische Religion betreffend s. Schüret 3,108-117 u. Juster 1,160-172. 224f[ 357ff. u.ö. 3) b 2,111. 117 = a 17,342ff. 355; 18,2, vgl. Dio Cassius 55,27,6; dazu s. Schürer
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Umwandlung Judäas in eine kaiserliche Provinz war die Schätzung ihres Steueraufkommens, die allerdings - vermutlich weil er über das geschulte Personal und größere Erfahrung verfügte - von dem neuen Legaten von Syrien, P. Sulpicius Quirinius, und nicht von dem zugleich mit jenem entsandten ersten Prokurator Coponius durchgeführt wurde 1). Eine solche Vermögenseinschätzung war mit einer Volkszählung und Landaufnahme verbunden, sie wurde daher als ein Verstoß gegen das Gesetz weithin abgelehnt. Nur mit :tvlühe konnte der Hohepriester J oazar S.d.Boethos das Volk dazu bewegen, die Schätzung vornehmen zu lassen. Er machte sich durch dieses Eintreten für die römischen Belange schließlich so unbeliebt, daß ihn Quirinius nach dem Census dem Volkszorn opfel"te und ihn absetzte 2). In diese Zeit fällt das Auftreten des Judas mit dem Beinamen "der Galiläer" aus Gamala in der Gaulanitis 3). Wahrscheinlich ist er mit jenem Judas zu identifizieren, der 10 Jahre zuvor in Sepphoris, der Hauptstadt Galiläas, die Fackel des Aufruhrs erhoben hatte 4). Die Lösung dieser lang umstrittenen Frage liegt wohl in der 1,456f, der jedoch die überordnung des syrischen Legaten zu sehr einschränkt. Derselbe war wohl ständiger Vorgesetzter des Prokurators; s. dazu G. Ricciotti, Flav. Gius. 2,207 zu b 2,117 u. H. Braunert, Historia 6 (1957),209. 1) Zur Frage des Census o. S. 132-143. 2) a 18,3. 26; s. o. S. 143. 3) a 18,4 wird Judas rauAavLTYJC; (Xv-ljp EX itOAEWC; övo[La r&[LaAa genannt; sonst hat er oft den Beinamen: 6 raALAaLoc; = a 18,23; 20,102; b 2,118. 433; vgl. auch Apg 5,37. S. Klein, Neue Beiträge z. Geschichte u. Geographie Galiläas, Palästina-Studien Heft 1,1923, 36 vermutet einen Irrtum des Josephus in a 18,4 u. verlegt die Heimat des Judas nach Gamala in Obergaliläa. V gl. auch G. Dalman, Orte u. Wege Jesu, 3. A. 1924, 10 A. 2. Dieser :Meinung folgt J. Klausner, JvN, 215. Es ist jedoch durchaus möglich, daß Judas - seine Identität mit dem Sohn des Hiskia vorausgesetzt - nach dem Tode seines Vaters in dem schwer zugänglichen, der Macht des Herodes zunächst entzogenen Gamala östlich des Sees Genezareth aufwuchs und dann nach Galiläa zurückkehrte: vgl. J. Spencer Kennard, Judas of Galilee and his clan, JQR 36 (1945/46), 281-286. M. Stern, JRS 52 (1962), 259 vermutet, daß "Gamala was sometimes described loosely as apart of J ewish Galilee". 4) Die Frage der Identität bei der Gestalten wird positiv beurteilt v. H. Graetz, 3,250.258; J. Wellhausen, Isr. u. Jüd. Gesch. 5. A. 1904,353; O. Holtzmann, 2. A. 1906, 55; G. Hölscher, Geschichte d. israelitisch-jüdischen Religion, 1922, 227 u. Art. Josephus in PW 9, 1944; A. Schlatter, G.I. 260f; R. Eisler, 2,69 A.3; J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 310; W. O. E. Oesterley, op. cit. 366; J. Klausner, Hist. 4,200; G. Ricciotti, loc. cit. zu b 2,118; F. M. Abel, Histoire de la Palestine, 1952, 1,423, H. Braunert, op. cit. 213 u. Schürer (V./M.) 1,351f. Dagegen sind G. Dalman, Worte Jesu, 1892, 112f; Foakes Jackson u. K. Lake, die Herausgeber der "Beginnings of Christianity", 1920ff, 1,424 (vgl. Foakes Jackson, Josephus and the Jews, 1930, 265 A. 1); E. Meyer, Ursprünge u. Anfänge des Christentums, 1921, 2,403 A. 1; M. J. Lagrange, Le Judaisme avant Jesus-Christ, 3. A. 1931, 213 A. 1; R. H. Pfeiffer, History of New Testament Times, 1949,35.
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DIE ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
:Beobachtung, daß bei dem Bericht über den Aufstand des Judas S. d. Hiskia in Sepphoris noch das Werk des Nikolaus zugrundelag, während J osephus für die spätere Zeit auf andere Quellen zurückgreifen mußte und es unterließ, die verschiedenen Quellen aufeinander abzustimmen 1). Weiter spricht für die Identität, daß bei Judas S. d. Hiskia und bei Judas d. Galiläer Ansätze zur Bildung einer Dynastie vorliegen, eine Tatsache, die wir bei anderen Führern der jüdischen Aufstandsbewegung nicht finden, die aber eine Parallele in der Dynastie Hillels und der Stellung der Herrnverwandten in der palästinischen Gemeinde besitzt 2). NIenahem, der Sohn des Galiläers, &px~):ncr,~<;;,
Hiskia der
I
Herodes ca. 47 v. Chr. getötet.
v.
Judas in Sepphoris 4 v. Chr. Judas der Galiläer :-"1------6 n. Chr.----------, Simon u. Jakob 3) gekreuzigt unter Tib. Alexander P:rokurator 45-48 n. Chr.
11
I
?
Jail: 5) _ _--:1
NIenahem, messian. Prätendent, ermordet 66 n. Chr. 4) Eleazar, Selbstmord in Masada 71 n. Chr. 5)
I? Judas u. Simon 6)
1) Derartige Ungenauigkeiten sind bei J osephus relativ häufig: s. o. S. 14. A. 2 u. S. 15 A. 6: Fasttag statt Sabbat; a 17,339 Absetzung des Joazar S. d. Boethos durch Archelaos, 18,26 durch Coponius. Schon A. Schlatter, G.I. 260 hat darauf hingewiesen; ausführlich wird die Identität von J. Spencer Kennard, JQR 36 (1945/46), 281ff begründet. 2) Zur Dynastie Hillels J. Jeremias, Jerusalem, 3. A. 1962, 320ff; vgl. A. Schlatter, Die Theologie des Judentums ... , 1932, 82 A. 2. 3) a 20,102. 4) S. u. S. 365 ff; Menahem wird b 2,433 als Sohn des Judas bezeichnet. Wegen des dazwischenliegenden Zeitraums von rund 60 Jahren könnte man vermuten, daß er ein Enkel war; vgl. die großen Zwischenräume im Stammbaum des Josephus, vita 3 ff, der wohl ebenfalls Lücken enthält (s. dazu J. Spencer Kennard, op. cit. 284). 5) Vgl. b 7,253. Der Vater des Eleazar hieß Jair (Idpou b 2,447 = i~~~, s.
A. Schlatter, Die hebr. Namen ... , BFCT 17 [1937], 53). Eleazal' selbst wird b 7,253 als "Nachkomme des Judas" und b 2,447 als Verwandter des Menahem bezeichnet; vgl. J. Wellhausen, op.cit. 377: "dem letzten Glied der Dynastie des Ezechias und des Judas Galiläus." 6) Ein Brüderpaar Judas und Simon, Söhne des Ari = Jair, zeichneten sich
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machte sehr wahrscheinlich messianische Ansprüche geltend und möglicherweise erscheint er in der rabbinischen Überlieferung als Menahem b. _Hislda. Die von Hislda, dem "Räuberhauptmann," ausgehende Dynastie ließe sich in folgender WTeisedarstellen (s. S. 338). Wie jene beiden Lehrer, die den goldenen Adler am Tempel zerstören ließen, wird auch Judas von J osephus crop~cr"t'~c;, ja sogar mit dem Zusatz 8E~v6"t'a"t'oc; genannt 1). Dies deutet darauf hin, daß Judas wohl nicht nur Bandenführer, sondern zugleich Gesetzeslehrer war; man könnte den Begriff wohl am ehesten mit "schriftgelehrter V olksverführer" wiedergeben. Auch in der rabbinischen Tradition wird vielleicht Judas als ein Frommer (,"t?O) und Schüler der Tora (il1i T-\-P) erwähnt: "R. Zeira (um 300 n. ehr.) hat gesagt: \Vie viele Fromme und Söhne der Tora wären würdig gewesen, ordiniert zu werden (rm~~~), wie z.B. Jehuda, der Sohn des R. Hiskia (il"piT1 j",:l. il"n"). Über solche sagt die Schrift (Qoh 1,11): ,und auch den Späteren ... (wird kein Andenken sein).' Aber in der (messianischen Zukunft) wird sich der Heilige, gepriesen sei er, eine Genossenschaft ordinieren und sie in der großen Gemeinde neben sich sitzen lassen" 2).
Die Deutung dieser Stelle ist allerdings umstritten 3). Für eine Auslegung auf Judas spricht, daß der Text, ohne geändert zu werden, einen guten Sinn ergibt. Das Ehrenprädikat "Chasid" deutet wohl auf einen Frommen aus längst vergangener Zeit hin, auch läßt der Ausspruch vermuten, daß diesem Jehuda b. Hiskia zu Lebzeiten die unter den Zeloten bei der Verteidigung des Tempels besonders aus: b 5,250; 6,92. 148. Judas fiel als Führer einer Gruppe von Flüchtlingen im Walde von Jardes b 7,215. Doch ist die Abstammung von Judas in diesem Falle äußerst fraglich. 1) b 2,118. 433; b 2,445 erhält auch Menahem diese Bezeichnung. Der Begriff hat im Bellum einen zweideutigen Klang. Auch die beiden Lehrer im Tempel werden b 1,648 so genannt. Nach a 17,149 (vgl. 216) waren sie jedoch "Ausleger der väterlichen Gesetze", erst erhalten später sie die Bezeichnung crOCP~(JTC<[ (152, 155). Wahrscheinlich hat sie schon Nikolaus y. Dam. auf die beiden Lehrer übertragen. Josephus nennt c. Ap. 2,236 zwei griech. Schriftsteller crOCPWTc<[ und Verführer der Jugend. Auch Philo gebraucht das Wort in negativem Sinne. VgI. R. Eisler 1,53fu. A. Schlatter, Die Theologie des Judentums nach d. Bericht d. Josephus, 1932, 280. 2) Eccl. R. zu 1,11; vgl. Derenbourg 161 A. 3; K. Kohler, JE 12,641; J. Klausner, JvN 276 A. 364; Bist. 5,149 A. 37. S. Applebaum, JRS 61 (1971) 160. 3) So wird unter Hinweis auf den Kommentator R. David b. Luria vermutet, daß nur "Jehuda und Hiskia" statt "Jehuda bar R. Hiskia" zu lesen sei und damit die Söhne R. Chijjas (um 200) gemeint seien: s. W. Bacher, Aggada d. paläst. Amoraer, 1899, 3,31; Bill. 2,651; J. Klausner, loc. cit. Da die Söhne R. Chijjas anerkannte Lehrer waren (s. W. Bacher, op. cit. 1892, l,48ff; Strack, EinI. 135), ist jedoch auf sie dieser Ausspruch kaum zu beziehen.
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Ordination, und d.h. wohl die Anerkennung durch die NIehrzahl der Gelehrten, versagt blieb. Eigenartig ist auch, daß dieser R. Jehuda S.d.R.Hiskia in den mbbinischen Quellen nicht mehr erwähnt wird. Gewißheit läßt sich freilich kaum mehr erhalten. Judas trat zusammen mit einem Pharisäer Zadduk auf. Auch Zadduk hat man mehrfach mit einer historischen Persönlichkeit jener Zeit zu identifizieren versucht, jedoch mit geringem Erfolg 1). Aus seinem lVlitwirken ist jedoch zu erschließen, daß der radikale pharisäische Flügel der Lehre des Judas zumindest nahestand. Möglicherweise ist Judas -selbst Chaber gewesen, und J osephus verschweigt es, weil er diese Partei, der er nach eigenen Angaben selbst angehörte, nicht noch mehr in Nlißkredit bringen wollte 2). Verschiedene Hinweise unterstützen die Vermutung von H. Graetz, daß die Schule Schammais eine gewisse Tendenz in Richtung auf die durch Judas begründete zelotische Partei gezeigt habe 3). Vielleicht ist hier die Ursache für die spätere Entwicklung bei der Schulen zu suchen: Während die schammaitische Gruppe iri der Zeit vor 70 n. Chr. - entsprechend der damaligen Hochschätzung des "Eifers" innerhalb des Pharisäismus - das Übergewicht hatte, trat sie nach der K. atastrophe überraschenderweise völlig zurück; die geistige Führung des Volkes ging auf die Hilleliten über, die Nachkommen des !vIeisters führten den Vorsitz der Schule zu J abne und hatten noch später das Patriarchat von Palästina inne 4). 1) So vermuteten schon Derenbourg 195 A. 2; H. Graetz, 2. A. 1863, 3,208. 485 (die 5. A. 1905 ist wesentlich vorsichtiger s. 3,798) u. K. Kohler, JE 12,642a u. Harkavy-Festschrift 15, in ihm den T. Joma 1,12 (Z. 181); bab. 23a; Jeb. 15b; Gittin 56a u.ö. erwähnten Priester R. Zadok, der nach Jeb. 15b ein Schammaite war. Doch muß dieser wesentlich später gelebt haben: er war nach T. Jom tob 2,13. 16 (Z. 204) zusammen mit seinem Sohn noch Freund u. Hausgenosse R. Gamliels 11. in Jabne: s. A. Geiger, Jüdische Zeitschrift 5 (1867),268. R. NIeyer, ThWB 7,42 A. 46 verweist noch auf die Nachricht Ps. Clem. Recog. I, 53fu. bei Ephrem über die Absonderung der "Sadduzäer" z. Zt. Joh. d. Täufers. 2) V gl. a 18,4. 23 und vita 12. 3) Zu den 18 Halachot der Schule Schammais s. o. S. 204ff; Zur Kriegführung am Sabbat s. o. S. 294f. Vgl. H. Graetz 3,256f. 472fu. Note 24: 797ff, Note 26: 805ff, Note 29: 820ff; weiter s. Derenbourg 272ff; A. Edersheim, The Life and Times of Jesus the !vlessiah, 2. unv. A. 1953, 1,239; K. Kohler, JE 12,641b, u. E. Stauffer, Jerusalem und Rom, 1957, 70. 4) L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. 1962, 619f führt den Gegensatz zwischen Hillel u. Schammai schon auf die Zeit nach der Eroberung Jerusalems durch Herodes zurück: Die patriotisch-konservative Landbevölkerung habe sich mebr Schammai, die Stadtbevölkerung mehr Hillel zugewandt. Zum Überwiegen der Schammaiten vor 70 s. J'rloore, Judaism 1,81: "tbc Sbammaites were the more numerous, as wen as the more aggressive, and it was perhaps only after the fall of Jerusalem that the Hillelites gained tbe ascendency." Vgl. auch A. Schlatter,
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Die von Judas begründete Sekte mochte so zunächst als radikale pharisäische Splittergruppe erscheinen, doch wird sie sich bald durch die ihr eigene -Aktivität als selbständige Partei herausgebildet haben, wobei es wahrscheinlich ist, daß auch weiterhin gute Beziehungen zum -schammaitischen Flügel der Pharisäer bestanden haben 1). Nicht zu übersehen war die soziale Komponente der neuen Bewegung. Herodes hatte einen großen Teil des Grundbesitzes in seine Hand gebracht bzw. ihn an Günstlinge verteilt. Nach der Verbannung des Archelaos gingen diese Güter in den Besitz des K.aisers über und wurden weitgehend an Interessenten verkauft bzw. verpachtet 2). Doch überwog auch weiterhin der von Pächtern bewirtschaftete Großgrundbesitz Die Pächter waren verpflichtet, einen beträchtlichen Teil des Ernteertrags an den Grundherrn abzuführen, mußten darüber hinaus Steuern und religiöse Abgaben entrichten und trugen a:uch das Risiko bei :lYIißernten; eine langanhaltende Dürre konnte ihnen den Verlust von Hab und Gut, ja von Freiheit und Familie bringen 3). Das wirtschaftliche Übergewicht der groß~n Grundbesitzer bedrohte auch dle noch bestehenden Kleinbauern. Für sie konnte die von der römischen Verwaltung erhobene Grundund Personensteuer ähnliche Wirkung haben wie der Pachtzins bei den Pächtern. Zu leicht gerieten sie in Verschuldung und verloren ihren angestammten Besitz 4). Aus diesen verarmten Kreisen werden G. I. 352: Die Entscheidung für Hillel in Jabne soll durch· eine Himmelsstimme, d.h. durch Gottes direktes Urteil, gefällt worden sein Cj. Ber. 3b,67ffBar. Parr., s. Bill. 1,128). 1) Ein grundsätzlicher Gegensatz zwischen Zelotismus und Pharisäismus, wie ihn A. Schlatter immer wieder hervorhebt CGJ. 262. 264; Die Theologie des Judentums ... ,215; Die Geschichte der ersten Christenheit, 3. u. 4. A. 1927, 102f), war wohl nicht vorhanden; der Gegensatz ging vielmehr durch den Pharisäismus mitten hindurch. V gl. auch die verschiedene Haltung einzelner Pharisäer zu Beginn des Jüdischen Krieges: s. u. S. 377 A. 4. 2) a 18,2. Einzelne Güter blieben in kaiserlichem Besitz; so die Balsamplantagen in Jericho, s. o. S. 329 A. 6. Nach Plinius d. Ä., hist. nato 12,113 sollen die Juden im Jüdischen Krieg versucht haben, diese zu zerstören, sie seien jedoch von den Römern daran gehindert worden. Zum röm. Grundbesitz s. F. M. Heichelheim in T. Frank, An Economic Survey of Ancient Rome, Bd. IV (1953), 145 A. 19. S. Applebaum, JRS 61 (1971), 158 A. 27a vermutet Verpachtung. 3) S. lVI. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im Röm. Kaiserreich, üs. v. L. Wickert, o. J., 1,277: "Es ist evident, daß die Großgüter das 1. Jahrhundert hindurch dem Wirtschaftsleben des Reiches das Gepräge gaben ... " Das System der Steuereinziehung .brachte es mit sich, daß Großagrarier und Regierungsbeamte einander in die Hände arbeiteten. Die Kleinbauern mußten, um die Steuern bezahlen zu können, immer wieder Anleihen aufnehmen, bis schließlich ihr ganzes Gut verpfändet war. 4) Diese Zustände werden auch in den Evangelien angedeutet; vgl. :Mk 12,1ff
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die Zeloten immer neue Anhänger gewonnen haben 1). llier lag wohl a.uch die Ursache für den Vorwurf des J osephus, das Hauptmotiv der Zeloten sei die Habgier gewesen 2). Vielleicht haben sie, wie die Essener und frühen Christen, die Bezeichnung "Arme" als religiösen Ehrennamen angesehen 3). Während des jüdischen Bürgerkrieges zwischen 67 und 70 hat Simon bar Giora die Freilassung aller jüdischen Sklaven "verkündet" (7tpox.'Y)pü~(x~ aOÜAOL~ ... E-Ae:u8e:p(ocv). A. Strobel sieht darin mit Recht einen Hinweis auf Jes 61,1 4). Über die weiteren unmittelbaren Schicksale der neuen Sekte berichtet J osephus nichts. Wir hören von ihm nur, daßJudas bei der Verkündigung seiner Botschaft freudigen Beifall erntete und sich seine Bewegung rasch ausbreitete. Besonders die Jugend wurde von ihr angezogen 5). Da sie als staats gefährlicher Geheimbund stets vom Zugriff der römischen 1iacht bedroht war, bedurfte sie einer straffen Organisation und klugen Führung, wenn sie nicht binnen kurzer Zeit zerschlagen werden wollte. Beides wird schon Judas der neuen Bewegung gegeben haben. Wahrscheinlich war auch das Wirkungsfeld der neuen Sekte nicht mehr in erster Linie Galiläa, denn einmal wurde dort, im Hoheitsgebiet des Herodes Antipas, der Census vermutlich gar nicht durchgeführt, zum andern konnte parr.; Mt 18,23; Lk 16,1ff u.a., s. auch J. Herz, Großgrundbesitz in Palästina im Zeitalter J esu Christi, P J 24 (1928), 99: "Der Richter und der Reiche, das sind die beiden :i\[enschenklassen, denen der Kleinbauer ausgeliefert ist, und in denen er seine schlimmsten Feinde sieht." V gl. auch die ausführliche Schilderung J. Klausners, J vN 238ff. 1) VgI. b 2,265 = a 20,187; die Zerstörung des Archivs mit den Schuldurkunden b 2,427; vita 66; b 4,414; 7,412. 438; s. dazu E. Meyer, Ursprung und Anfänge d. Christentums, 1921ff, 2,74 A. 2: Der Kampf der Juden mit Rom "trägt trotz des religiösen Charakters weit mehr den Charakter einer sozialen Revolution und eines Bürgerkrieges, als den einer nationalen Erhebung ... "; vgI. auch R. Ejsler 2,711 A. 1; A. Schlatter, G.I. 324; J. Jeremias, Jerusalem z. Zeit Jesu, 3. A. 135; S. G. F. Brandon, op. cit. 155f. 2) S. o. S. 45f. 3) VgI. lQpHab 12,3.6.10; 1QM 11,9.13; 1QH 2,32; 3,25; 18,14 u.ö.; 4QpPs 37 (No 171) TI, Sf u. III, 10, s. DJDJ V, 43 u. 44.; 1QSb 5,22 (Qumran Cave I 127); s. auch Ps. Sal. 5,2; 10,6; 15,2. Im NT s. Lk 6,20; Mt 5,3; Lk 4,18; 7,22; Mt 11,5; Rö 15,26; Gal 2,10. Die Begriffe C"l'\:lN und C~mJ in positiver Bedeutung finden sich schon in den Psalmen; Ehrenname für bestimmte Gemeinschaften wurden sie jedoch erst im Spät judentum. Zu den judenchristIichen Ebioniten s. O. Cullmann, RGG 3. A. 1958, 2,297f. Vgl. auch den Artikel v. E. Bammel IT't"wx.6c; Th WB 6,891ff. 895 Z. 27ff: die eschatologische Beseitigung der Armut u. 896f: die Bedeutung des Begriffs in Qumran. 4) b 4,508.510; vgl. A. Strobel, Kerygma und Apokalyptik, 1967, 11 A. 2. Zum Ganzen s. auch H. Kreissig, Die sozialen Zusammenhänge des judäischen Krieges, 1970. 5) a 18,6, vgl. auch Apg 5,35. Zur Wirkung auf die Jugend s. a 18,10. 315; b 2,225. 346; 4,128; vita 185; vgl. auch]. Klausner, Hist. 4,202.
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auch der Beiname des Judas, "der Galiläer", überall entstehen, nur nicht in Ga1iläa selbst 1). Daß schon Judas und seine Anhänger in ähnlicher Weise wie später seine Söhne einen Kleinkrieg gegen die Römer führten, wird durch J osephus und die Apostelgeschichte nahe gelegt 2). Ihre Kampfeswejse war wohl eine ähnliche, wie wir sie beim jungen David, den :Makkabäern in ihrer Frühzeit, bei Athronges und dessen Schar und dann wieder im Bar-KosebaAufstand finden: von den Höhlen und anderen Schlupfwinkeln am Ostrand des judäischen Gebirges aus unternahmen sle überraschende V orstöße gegen kleine römische 'Truppenabteilungen, reisende Beamte und Standespersonen, gegen die Besitztümer reicher Juden und gegen nicht jüdisches Gebiet 3), während sie die einfache jüdische Landbevölkerung, auf deren Wohlwollen sie weithin angewiesen waren, möglichst schonten 4). In den größeren Orten mögen sie ihre Vertrauensmänner gehabt haben, die ihnen Informationen zuführten und über die sie mit den verschiedensten Gruppen, ja selbst mit den römischen Behörden, verhandeln konnten 5). Ob Judas, als Führer der Insurgenten, messianische Ansprüche erhoben hat, ist ungewiß; man wird jedoch annehmen dürfen, daß er wie andere NIänner seiner Zeit, die eine Volks bewegung hervorriefen, als ein mit profetischen Gaben ausgerüsteter Charismatiker auftrat. Auch die Frage, ob schon er seiner Sekte den Ehrennamen, "Eiferer" beilegte, bleibt im Dunkeln. Dasselbe gilt von seinenl weiteren Schicksal: Nach Apg 5,37 scheiterte er bei seinem Aufstandsversuch, kam selbst um, und seine Anhänger wurden zerstreut. Doch wissen wir nicht, wann und unter welchen Umständen 1) VgL F. J. Foakes Jackson, Josephus and the Jews, 1930, 264. Vielleicht hatte man Judas den Beinamen "der Gaulanite" (a 18,4) während seiner \'Vir ksamkeit in Galiläa nach dem Tode des Herodes zugelegt, während er später bei seinem Auftreten gegen den Census außerhalb Galiläas wegen seiner galiläischen Periode "der Galiläer" genannt wurde. 2) a 18,4: o~rrdYETo Errl &rroO"TcJ.O"sL; Apg 5,37: cX.rrEO"T°f)O"S') ),cxo'J orr[O"Ul WJTOU. Dieses "zum Abfall bringen" kann wohl kaum anders als mit der Waffe in der Hand vorgestellt werden. Die Herausgeber der "Beginnings of Christianity" (1,422) sehen die Wirkung der ,,4. Sekte" nur in der Verbreitung einer "intellectual attitude"; ähnlich F. J. Foakes Jackson, op. cit. 265, der in Judas einen reinen Lehrer vermutet. 3) Zum Überfall auf Truppen s. o. S. 334, vgl. auch Dio Cassius 66,4 u. 5, wo von Überfällen auf einzelne römische Soldaten während der Belagerung Jerusalems gesprochen wird (Rein ach 191f). Zum Überfall auf römische Beamte s. o. S. 38 f u. unten S. 353; Angriffe auf Friedenswillige und Reiche s. b 2,264f; a 20,172; b 7,254; Überfälle auf nicht jüdisches Gebiet: a20,2.5.121f; b2,234f; vita 105. -1) Vgl. b 2,253; s. auch b 2,229 = a 20,114. 5) Vgl. a 20,161. 163.209.255; vgl. auch vita 66.
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Dm ENTWICKLUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG
qies geschehen sein soll. Die geschichtliche Entwicklung zeigt vielmehr für die kommenden 50 Jahre eine kräftige Aufwärtsentwicklung der neuen Partei, auch muß seine Familie die Katastrophe überlebt haben.
2. Die zelotische BeJ}/egung zur Zeit lest! Das taciteische "sub Tiberio quies" wird den I
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man noch mit einiger Gewißheit bestimmen 1). Auch der vieldiskurierte Stürmerspruch 2) bezieht sich nicht auf die Zeloten. Einer Deutung auf diese widerspricht nicht nur der ganze Zusammenhang, sondern auch die zeitliche Bestimmung"von den Tagen des J ohaDnes an" 3) und die Tatsache, daß ß~&.~e:O'ea~ und &.p7t&.~e:~v kaum im Sinne des "Herbeidrängens" der Gottesherrschaft verstanden werden kann. Einen richtigen Weg der Deutung hat im Anschluß an G. Dalman, A. Schlatter und M. Dibelius wohl O. Betz gewiesen 4). Das Hirtengleichnis J oh 10, lff und seine Deutung stehen im Zusammenhang mit der Polemik gegen die als Volksverführer auftretenden falschen Profeten und messianischen Prätendenten jener Zeit 5), in diesem Sinne sind auch die zelotische Bewegung und ihre Führer eingeschlossen. Eine direkte Deutung des AYlO''r~C, v. Vers 1 u. 8 auf die Zeloten wird durch den ganzen Zusammenhang unmöglich gemacht. Es ist überhaupt beachtenswert, daß J esus - ähnlich wie gegenüber den Essenern - nie offen auf die Zeloten Bezug nimmt. Andererseits enthält die Verkündigung J esu vom Reich Gottes und seine Anweisung zum Handeln, wie sie etwa in der Bergpredigt zusammengestellt ist, genügend Hinweise, die den schroffen Unterschied seiner Botschaft gegenüber den Vorstellungen der Zeloten deutlich machen 6). Vielleicht haben wir hier eine im Judentum 1) O. Michel, ThLZ 83 (1958), 164: "Die Erzählung ... setzt einen Zwischenfall im Tempelvorhofzur Passahzeit voraus, keinesfalls einen Zelotenaufstand ... " Zum Ort und Zeit der Handlung s. auch J. Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, 90f. V gl. J. Blinzler, NovTest 2 (1957), 24-49. 2) Mt 11,12 (Lk 16,16). Eine zelotische Deutung befünvorten: H. Windisch, Der messianische Krieg und das Urchristentum, 1909, 35f; A. v. GaB, BC<m"AdC< TOU BEOU 1926, 393; J. Klausner, JvN, 276f; R. Eisler, 2,88; S. G. F. Brandon, A. 1; O. Cullmann, Der Staat im Neuen Testament, 2. A. 1961, 14f. 3) Es sei denn, man folgte der von R. Eisler auf Grund des slawischen Josephus vorgelegten Chronologie, loc. dt. A.5.; vgl. auch F. Scheidweiler, op. dt. 171ff. 4) Vgl. G. Dalman, \'V'orte Jesu, 1898, 113-116; A. Schlatter, Der Evangelist :Matthäus, 3. unv. A. 1948, 368; M. Dibelius, Jesus, 2. A. 1947,60; O. Bctz, Nov Test 2 (1957), 125ff: "Die ßLcarTC
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DIE ENTWICKLUNG PER ZELO'TISCHEN BEWEGUNG
mehrfach zu beobachtende Spielregel der Polemik vor uns, die es vermeidet, den Gegner offen beim Namen zu nennen 1). Einen deutlichen Hinweis auf die von Judas dem Galiläer ausgehenden Anschauungen haben wir in der Zinsgroschenfrage vor uns. Wahrscheinlich steht sie in innerem Zusammenhang mit der messianischen Akklamation der Festpilger beim Einzug Jesu in Jerusalem und mit der Tempelreinigung 2). Die Fragenden vermuteten, daß Jesus der neue Profet und mögliche Nlessiasprätendent, der Bewegung des Judas nahestehe, und stellten ihm die Frage, auf welche der wahre "Eiferer", wenn er seine Überzeugung nicht verleugnen wollte, offen bekennen mußte. Nlan wollte J esus als politischen Revolutionär 3) festlegen. Entsprechend vollzog sich seine Verhaftung: "Wie gegen einen Räuber (wc; Erd A71crT~V) seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln, um mich gefangenzunehmen. Täglich bin ich bei euch gewesen im Tempel und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen" 4).
Hier wird man ")."(l(J''t"~C; vielleicht doch als "Zelot" deuten können. Im Gegensatz zur zelotischen "Untergrundbewegung" hatte Jesus in seiner Verkündigung die Öffentlichkeit nie gescheut. Durch dieses Wort würde der Vorwurf, er sei ein Aufrührer gegen die op. cit. 24. 392ff, und E. Meyer, op. cit. 1,330, das politische j\'lotiv aus den Evangelien überhaupt verschwinden Zu lassen; s. dazu H. G. \"X!ood, Interpreting this Time, NTS 4 (1956), 262-266. 1) Diese Regel gilt u.a. für das Rabbinat, wo z.B. die Christen expressis verbis kaum genannt werden. S. G. F. Brandon, op. cit. 105, erklärt das Schweigen J esu damit, daß die spätere Tradition alle positiven Stellungnahmen zur zelotischen Bewegung unterdrückt habe. Hier wird der wahre Sachverhalt völlig verdreht. 2) W. R. Farmer, Zealots, VIIf u. E. Stauffer, Jesus, 1957, 84 verweisen zu Recht auf die Palmzweige beim Einzug (Joh 12,13) als Würde u. Siegeszeichen hin; vgl. auch P. Romanoff, JQR 34 (1943/44), 438. Zur Tempelreinigung s. o. S. 221 f. 3) Zur Zinsgroschenfrage s. o. S. 198f; E. E. Jensen, The First-Century Controversy over Jesus as a revolutionary Figure, JBL 60 (1941), 261-272, sieht in Jesus einen Revolutionär. Dies ist durchaus möglich, doch richtete sich der Angriff J esu nicht gegen die römische Oberherrschaft sondern gegen die religiös u. politisch herrschende Schicht im Judentum selbst. Sie, die sadduzäischen Priester und die Pharisäer standen dem Anbruch der Gottesherrschaft im Wege, und nicht, wie die Zeloten glaubten, die Römer. Vgl. auch]. Blinzler, Der Prozeß Jesu, 4. A. 1969, 75f: "Alles, was zur führenden Schicht des Landes zählte, stand .... Jesus feindlich gegenüber." 4) Mk 14,48 parr.; vgl. auch Joh 18,20. Siehe dazu A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus, 756 z. St. u. K. H. Rengstorf, ThWB 4,267, gegen]. Blinzler, ap. cit. lOH A. 84.
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staatliche Ordnung gewesen, zurückgewiesen. Die Feinde Jesu erwirkten dennoch vor Pilatus seine Verurteilung als staatsgefährlicher messianischer Prätendent 1), und Jesus erlitt zusammen mit 2 "Räubern" 2), die vielleicht wirkliche Zeloten waren, denselben Tod wie so viele Angehörige der jüdischen Freiheitsbewegung vor und nach ihm. Eine Gestalt aus dem Prozeß Jesu gehörte wohl ebenfalls der zelotischen Bewegung an: "Es war aber ein gewisser Barabbas gefesselt mit (anderen) Aufrührern, die bei einem Aufruhr einen :Mord begangen hatten ... " 3).
Darnach scheint sich kurze Zeit zuvor in J erusalem oder in der näheren Umgebung ein Aufruhr ereignet zu haben, bei dem wenigstens ein 1Vlord geschehen war. Durch das Eingreifen der Besatzungsmacht waren die Hauptschuldigen mit ihrem Anführer Barabbas gefangengenommen worden. Den Einwohnern J erusalems war dieser anscheinend nicht unbekannt; ein gewöhnlicher Nlörder wird es kaum gewesen sein, sonst hätten sie ihn nicht an J esu Stelle frei gebeten. Dies alles legt nahe, daß Barabbas der jüdischen Freiheitsbewegung angehörte, die beim Volk gewisse Sympathien besaß. Der politische Nlord wurde von den Zeloten mehrfach geübt 4), auch als Anstifter von Unruhen sind sie verschiedentlich hervorgetreten 5). Wenn Johannes den Barabbas kurz als A"nar~c; kennzeichnet (18,40), so wendet er damit die von J osephus häufig gebrauchte Bezeichnung für die Zeloten in gleichem Sinne an 6). An der Geschichtlichkeit des Barabbas ist wohl ebensowenig zu zweifeln wie an seiner Freigabe; 1) Dies wird durch die in sämtlichen 4 Evangelien überlieferte Frage des Pilatus Mk 15,2 (Mt 27,11; Lk 23,2f; Joh 18,33) und die Kreuzesaufschrift eindeutig belegt; s. auch O. Michel, loc. cit.: "Vor allem sollte doch die historische Tatsache zugestanden werden, daß J esus als jüdischer Messiasprätendent verurteilt und gekreuzigt wurde." Die Unklarheit der modernen Jesusforschung über diesen Punkt zeigt sich bei G. Bornkamm, Jesus v. Nazareth, 1956, in dem erstaunlichen \'V'iderspruch, daß einerseits die Kreuzesaufschrift als historisch festgehalten werden kann (152), während andererseits ein messsianischer Anspruch Jesu grundsätzlich bestritten wird (163). 2) Mk 15,27 parr; Joh 19,18. ,,3) M~ 15,7: ~v 8g ~ AEy6/LEV~<; Bapaßßcic; /LETOC TWV O';acnaO'T,w~ 8E8E/LEVOC;, OLTWEC; EV T~I) O'TaO'EL qlovov 1tE7tDL"I)XELO'av, vgl. }VIt 27,16: 8EO'/LWV E1tLO'"I)/LOV. Nach Lk 23,19 war der Mord in Jerusalem geschehen. 4) Vgl. a 18,7; b 2,256ff. 269; Apg 23,13ff. 5) Vgl. b 2,225. 267. 286. 295 (vgl. auch 2,5). 6) Vgl. A. Schlatter, Der Evangelist Johannes, 2. unv. A. 1948, 342; R. Bultmann, op. cit. 509 A. 4.
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auch von dem Prokurator Albinus wird die Freilassung gefangener Zeloten berichtet 1).
3. V'on Pi/alus bis zum Tode des Herodes Agrippa 1. Auch in diesem Zeitraum schweigt Josephus über die Aktivität der Zeloten. Doch wurde gerade jetzt, wenige Jahre nach dem Tode Jesu, dem jüdischen Volk durch Caligula handgreiflich vor Augen geführt, daß die Herrschaft des Kaisers in Verbindung mit den daran geknüpften religiösen Ansprüchen eine ständige Bedrohung des jüdischen Glaubens darstellte. Für die Zeloten mag die langanhaltende, tiefe Erregung des jüdischen Volkes eine Verstärkung ihrer Position gebracht haben. Anstatt die Frühjahrsbestellung der Felder durchzuführen, bereitete sich die Landbevölkerung auf den drohenden Krieg mit Rom vor 2). Eine Gesandtschaft vornehmer Juden charakterisierte die Lage in Judäa gegenüber Petronius in folgender Weise: "Er solle Gaius schreiben, daß die Annahme der Bildsäule für sie untragbar sei, daß sie die Feldbestellung unterließen und sich zur Wehr setzten; daß sie zwar keinen Krieg führen wollten, da sie dazu nicht in der Lage seien, sie jedoch lieber sterben würden, bevor sie ihre Gesetze überträten, und daß auf die Unterlassung der Aussaat notwenigerweise das Räuberunwesen folge, weil die Entrichtung von Steuern unmöglich würde" 3).
Die Ermordung Caligulas am 24.1.41 hielt das drohende Verhängnis auf, die jüdische Geschichtstradition hat jedoch die Erinnerung an die tiefe Erschütterung, die durch das Volk ging, festgehalten 4). Unter der kurzen Regierungszeit Agrippas 1. konnte das jüdische V olk noch einmal aufatmen 5). Im Gegensatz zu seinem Großvater 1) Zur Diskussion s. J. Blinzler, op. cit. 301ff und Exkurs XV 317ff. Die gegen die Episode vorgebrachten Einwände, die sich vor allem auf das Fehlen ausreichender antiker Nachrichten über die Rechtsgrundlage der Amnestie stützen, sind nicht überzeugend, zumal eine befriedigende Erklärung für die sekundäre Entstehung dieses Berichts nicht vorgebracht werden kann. Die Hypothese v. H. A. Rigg jr. JBL 64 (1945), 435ff, Jesus u. Barabbas seien ursprünglich identisch, ist abenteuerlich. Auch wenn wir über die Rechtsgrundlage nichts Exaktes wissen, haben wir doch eine Reihe ähnlicher Parallelen: s. auch E. Lohmeyer, Das Evg. des Markus, Meyers Komm. 12. A. 1953, 336f. 2) b 2,200 = a 18,272. Während das Bellum die Kriegsdrohung verschweigt, wird sie in den Antt., von Philo u. Tacitus hervorgehoben: s. o. S. 222. 3) a 18,274. -1) S. O. S. 110 A. 4 u. 5. Zur Datierung s. E. M. Smallwood, Philonis Alex. leg. ad Gaium, 21969, 47ff; Schürer (V./M.) 1,397: \Vinter 39/40 bis Anfang 41. 5) S. H. Graetz 3,353: "Eine freundliche Abendröte vor dem Hereinbrechen grauenvollen Dunkels."
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Herodes 1. stützte er sich vor allem auf den jüdischen Teil seiner Untertanen und suchte die politische und militärische NIacht des Volkes Zu festigen 1). Die von ihm begonnene Nordmauer Jerusalems, die nach dem Zeugnis des J osephus die Stadt nahezu uneinnehmbar gemacht hätte, mußte er auf Befehl des K.aisers unvollendet lassen. Erst die Aufständischen suchten sie, so gut es ging, fertigzustellen 2). Auch der von ihm eingerufene und durch das Dazwischentreten des römischen Statthalters von Syrien Vihius 1-farsus aufgelöste Fürstentag von Tiberias mag die Festigung der Selbständigkeit gegenüber Rom zum Ziel gehabt haben 3). Da Agrippa 1. darüber hinaus Wert darauf legte, als gesetzestreuer Jude zu erscheinen und sich auch für die Interessen der jüdischen Religion tatkräftig eingesetzt hatte 4), werden die Zeloten während seiner Regierungszeit wenig Gelegenheit gehabt haben, sich aktiv zu betätigen. Ihr Einfluß auf das Volk mußte durch die Herrschaft eines beim V olke geschätzten I<.önigs zurückgehen. Selbstverständlich gab auch er in gewissen Kreisen von strenger Frömmigkeit Anlaß zur I<.ritik 5). Das beste Zeichen für seine Hochschätzung bd den Juden ist jedoch wohl der Haß, den die hellenistische Bevölkerung gegen ihn nach seinem Tode offenbarte 6). C. DIE AUSBREITUNG DER ZELOTISCHEN BEWEGUNG NACH DEM TODE AGRIPPAS
1.
BIS ZUM AUSBRUCH DES JÜDISCHEN I
1. Die Entwicklung von CusPitlS Fadtts bis zur Absetzttng des CtltJJal1!{s War die Ernennung Herodes 1. zum König von Judäa die erste 1) a 18,274. Möglicherweise hat A. einen Schammaiten als Befehlshaber der Antonia eingesetzt: Nach Orla 2,12 trug der Schammaite Joezer den Titel il''':Jil W"N,s. A. Schlatter, G.I. 1,435 A. 243; J. Jeremias, Jerusalem3.A.238f. Nach A.Z. 55a soll der Befehlshaber der Truppen Agrippas Fragen an R. Gamliel d. A. gerichtet haben: s. H. Graetz 3,347 A. 3. 2) Nach b 2,218 wurde der Mauerbau durch den Tod Agrippas I. unterbrochen; nach a 19,326 u. b 5,152f geschah dies nach einer Anzeige des Vibius Marsus auf kaiserlichen Befehl. V gl. Tacitus, hist. 5,12: Atque per avaritiam Claudianorum temporum, empto iure muniendi, struxere muros in pace tanquam ad bellum. Zur Vollendung durch die Aufständischen s. b 2,648; 5,155. :3) a t9,338ff; vgl. dazu M. S. Ginsberg, Rome et la Jlldce, 1928, 116f u. M. P. Charlesworth, CAH 10,680f. -1) V gl. a 19,293ff. 328ff. 331; Apg 12,1ff. Zu den rabbinischen Zeugnissen s. Derenbourg 217f; A. Schlatter, G.I. 271 u. 435 A. 243. 5) Vgl. a 19,332ff; zu den Zweifeln an der Reinheit seiner Abstammung s. auch Sota 7,8b u. die schroffe Kritik R. Nathans T. Sota 7,16 (Z. 308) = b. Sota 41b. Auch Apg 12,20ff mag auf eine agrippafeindliche jüdische Tradition zurückgehen, vgl. a 19,343ff. 6) a 19,356f. 365f. Agrippa starb im Frühjahr 44 v. Chr., s. Schürer t,562f (V./M. 1,452f) u. E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, 14. A. 1965,54.
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folgenschwere Fehlentscheidung in der römischen Politik gegenüber den Juden gewesen, so bildete die Rückverwandlung Judäas in eine kaiserliche Provinz nach dem Tode Agrippas 1. die zweite 1). Die Entwicklung der beiden folgenden Jahrzehnte zeigte nach J osephus ein gleichbleib endes Gefälle in Richtung 'auf die Erhebung des jüdischen Volkes im Jahre 66 n. Chr. hin. Ausdruck der verstärkten jüdischen Unzufriedenheit war das Wiederaufleben des "Räuberunwesens" ; an der Ostgrenze kam es sogar zu offenen Kämpfen zwischen der einfachen jüdischen Bevölkerung - ohne Zustimmung der angesehenen Bürger, wie J osephus ausdrücklich einschränktund den Bewohnern von Philadelphia, wo bei die Juden die Angreifer waren 2). Zu den ersten Aufgaben des neuen Prokurators Cuspius Fadus gehörte es, diesen Streit zu schlichten. Er verhaftete drei Anführer der Juden und ließ einen davon, 'Aw[ßw; 3), hinrichten, während er die beiden anderen, Eleazar und Amram 4), des Landes verwies. Auch ein "Räuberhauptmann" Tholomäus, der das Grenzgebiet der Araber und Nabatäer heimgesucht hatte, wurde gefangengenommen und von ihm zum Tode verurteilt 5). Zwei Entscheidungen der römischen Verwaltung sollten sich für die Zukunft sehr ungünstig auswirken: Zum Auftrag des Cuspius Fadus gehörte u.a. die Bestrafung der Einwohner Caesareas und Sebastes für ihre Ausschreitungen nach dem Tode Agrippas 1.; vor allem sollten die überwiegend aus Bürgern dieser Städte bestehende Reiterabteilung sowie die 5 Auxiliarkohorten, die sich an den Unruhen beteiligt 1) Vgl. M. P. Charlesworth, CAH 10,6Hl: "The decision was unfortunate; even so direct Roman rule over a sensitive race might have been mitigated by good mlers, but the procurators sent out were little credit to the imperial administration ...~' 2) a 20,2f. Der Gegenstand des Streites war der Bezirk eines Dorfes (M l\IHa conj. ZLiX, s. Niese 4,276 zu Z. 19); vgI. F. M. Abel, Histoire de la Palestine, 1952, 1,455. 3) Form und Herkunft des Namens ist unsicher :Lat. hat "antibam"; Derenbourg 237 A. 1 vermutet Hanniboschet, H. Graetz 3,361 Hannibal, beides ist jedoch sehr unwahrscheinlich. A. Schlatter, Die hebr. Namen ... , 121 u. A. SchaUt sehen darin eine Verschreibung aus' AVTL1tac:;; J. Klausner, Hist. 5,11. A. 1 u. 16 schlägt nach Kelim 5,10 "Akhnai" (~Nl:l!J = Schlange) vor, der dort neben "Ben Dinai" als Konstrukteur eines Ofens genannt wird; vgI. auch B. .i'vfez. 59b oben. 4) Dieser Amram wird vielleicht Cant. R. 2,7 zusammen mit Eleazar b. Dinai und Bar Koseba als einer von denen genannte, die das Ende "herbeidrängen" wollten: s. o. S. 129 A. 3. 5) a 20,5; Derenbourg 237 weist auf den Betrüger li"7??t:l Lev. R. 6,3 hin. Der Name war damals jedoch relativ häufig u. wurde wohl' in 'Anlehnung an das griechische IhoAEf.Lai:oc:; gebraucht: s. A. Schlatter, op. cit. 114; Bill. 1,536 zu Mt 10,3 u. Jastrow, Dict. 2,1673.
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hatten, in den Pontus strafversetzt werden. Diese Truppen - schon von Herodes I. zur Niederhaltung seiner jüdischen Untertanen aufgestellt - waren seit jeher erbitterte Feinde der Juden gewesen 1). Durch eine Gesandtschaft an Claudius gelang es ihnen, die Drohung abzuwenden. Sie führten in den folgenden 2 Jahrzehnten ihre Übergriffe gegen die Juden fort, und berührten, da sie dabei auch vor dem religiösen Gebiet nicht haltmachten, immer wieder den neuralgischen Punkt der jüdischen Bevölkerung 2). In Caesarea, ihrer Garnisonsstadt, war ihre Rolle besonders unheilvoll; hier trugen sie direkt zum Ausbruch des Jüdischen Krieges bei. Die Erinnerung daran scheint selbst die rabbinische Überlieferung erhalten zu haben 3). Ein zweiter psychologischer Fehler war der Befehl des Prokurators an die Priesterschaft, das hohepriesterliehe Gewand, das einst von Vitellius, dem Statthalter Syriens, freigegeben worden war, wieder in der Antonia unter römischer Obhut zu deponieren. Nach den Erfahrungen - der Vergangenheit mußte dies als Profanation des hochheiligen Kultgewandes ,erscheinen. Die römische Forderung wurde durch die Anwesenheit einer beträchtlichen Streitmacht unterstützt. Wieder scheint die Erregung im Lande groß gewesen zu sein. Schließlich erreichten die Juden gegen Geiselstellung die Erlaubnis, eine Gesandtschaft nach Rom senden zu dürfen, wo Claudius auf Grund der Fürsprache Agrippas 11. gegen den Prokurator in ihrem Sinne entschied 4). Von jetzt ab sollten die Klagen der 1) V gl. a 19,365f. Ihre Stärke betrug ca. 3000 Mann, sie bildeten die Kerntruppe der römischen Besatzung in Palästina; s. Schürer 1,459ff (V./M. 1,362ff). Zu ihrer Gründung vgl. schon a 15,295f. Während der Unruhen unter Herodes hielten sie treu zur römischen Sache (b 2,52 = a 17,266; vgl. b 2,58. 63. 74). Wahrscheinlich wurden sie dann von Agrippa übernommen und traten jetzt wieder in römischen Dienst. Vgl. auch T. R. S. Broughton in "The Beginnings of Christianity", 5,427ff u. C. H. Kraeling, HTR 35 (1942), 266f. Auch die Apg 27,1 genannte a7!ELps< ~Eßa.aT"!j mag zu jenen Sebastenerkohorten gehört haben: s. Schürer 1,462; Beginnings 5,443. 2) Vgl. b 2,224f = a 20,108f: Die unzüchtige Gebärde eines Postens auf den Tempelhallen; 2,229ff = 20,114a-: Die Verbrennung einer Torarolle; s. weiter b 2,298ff. 305ff. 326a-. 332. 3) Vgl. b 2,268ff = a 20,176ff; b 2,291f; s. dazu Esth. R. 1,19 zu 1,3 (S. Krauß, 1'\'1on. Tal. V Nr. 346, vgl. H. Graetz 3,359f A. 3): "R. Jizchak sagte: Die Decumani ('I~~~P'l'1) und die Augustiani ('I~t''It?9~l~), die waren es, die dem Nebukadnezar den Rat gegeben haben, so daß er heraufzog und das Heiligtum zerstörte, und so hat der Heilige - gelobt sei er - ihren Stamm ausrotten lassen." Graetz sieht in den Decumani eine Anspielung auf die 10. Legion, die an der Eroberung J erusalems beteiligt war und später die Besatzung in J udäa bildete, und in den Augustiani die erwähnten Sebastener. Vgl. auch Gen R. 94,9. 4) a 20,6-14; vgl. a 15,403f; 18,90.92ff. Die kaiserliche Zusage an die Juden hat J osephus a 20,8-14 im Original erhalten.
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Juden an höherer Stelle nicht mehr aufhören; ein Zeichen dafür, daß ihr Verhältnis zu den jeweiligen Prokuratoren immer gespannter wurde 1). Unter Cuspius Fadus trat auch noch Theudas auf, der erste falsche Profet in Judäa, den Josephus erwähnt. Auch dies 'darf man als Zeichen der großen inneren Unruhe werten, die sich der Juden bemächtigt hatte; der Prokurator bereinigte den Fall rasch mit Waffengewalt, ein Vorgehen, das für spätere Fälle ähnlicher Art die Regel wurde. Auf Fadus folgte Tiberius Alexander, ein jüdischer Renegat und Sohn des Alabarchen in Alexandrien ~). Unter ihm karrt wahrscheinlich jene auch im NT erwähnte Hungersnot zum Ausbruch mit all ihren schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen 3). Diese Katastrophe, die weite Kreise der verarmten Landbevölkerung und des Stadtproletariats mit dem Hungertod bedrohte, brachte wohl zugleich eine Verstärkung der apokai yptischen Spekulationen mit sich. J osephus betont ausdtücklich, daß sie auch dem Zelotismus den \Veg ebnete 4). Vermutlich werden viele die Flucht in die Wüste dem Hungertode oder der Schuldknechtschaft vorgezogen haben. Tiberius Alexander erreichte gegenüber den Zeloten einen beachtlichen Erfolg: Er nahm Jakobus und Simon, die Söhne des Judas
1) Vgl. a 20,132ff = b 2,242ff die Klagen in Rom unter Cumanus; vita 13ff u. a 20,182ff unter Felix; a 20,193 unter Festus; b 2,280ff unter Gessius Floms; s. auch b 2,270. 284ff: der Streit um das Bürgerrecht in Caesarea. Vgl. A. Schlatter, G.I. 282: "Diese zunehmende Schwächung der staatlichen Gewalt hat den Ausbruch des Krieges begünstigt." 2) a 20,100; zu seiner Persönlichkeit und seinem Abfall v. Judentum s. V. Burr, Tiberius Julius Alexander, (Antiquitas R.I. Bd. 1), 1955; PIR 2 1,139. 3) a 3,320f; 20,51f. 101; Apg 11,28; vgl. auch Sueton, Claudius 18: Danach scheint die Hungersnot länger gedauert und größere Teile des römischen Reichs erfaßt zu haben. Siehe dazu die Zusammenstellung der verschiedenen antiken Nachrichten bei Schürer 1,567 A. 8; E. Meyer, op. cit. 3,166ff; Beginnings 5,452ff. J. Jeremias, Jerusalem 3. A., 158ff setzt die Zeit der Hungersnot in die Jahre zwischen 44/48 n. Chr. Verschärft wurde sie möglicherweise dadurch, daß 47/48 n. Chr. ein Sabbatjahr war: s. J. Jerernias, ZNW 27 (1928), 100. E. Haenchen, Die Apostelgeschichte, .Meyers Komm. 14. A. 1965, 55f bestimmt den Termin noch nüher auf 46-49 n. ehr. Zu den rabbinischen Zeugnissen s. Derenbourg 226; H. Graetz 3,406. 787 u. J. Jeremias, Jemsalem, 3. A. 160f. Die notleidende Bevölkerung wurde von dem Königshaus in Adiabene großzügig unterstützt. Außer den Zeugnissen des Josephus s. B.B. lla Bar.; auch die Urgemeinde erhielt Hilfe von den Gemeinden außerhalb Palästina: Apg 11,29, vielleicht ist auch Rö 15,26; 1. Kor. 16,lff; 2. Kor. 8 u. 9, die KollektedesPaulus, aus den Folgen dieser Notzeit heraus zu verstehen. 01) a 18,8 )'~fl6c; Te: dc; uaTcX."O)V civcxxdfle:voC; civcxLaxuv'rLav.
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Galiläus gefangen und ließ beide ans Kreuz schlagen 1). Diese kurze Notiz zeigt deutlich, wie 40 Jahre nach Gründung der zelotischen Bewegung diese unter Führung der Familie des Gründers weiter ihren unterirdischen Kampf gegen die Römer führte. Nach Tiberius Alexander kam Ventidius Cumanus 2). Während seiner Zeit wurde ein kaiserlicher Sklave - wohl ein Beamter des fiscus Caesaris - auf der Hauptverkehrsstraße von Caesarea nach J erusalem bei der Steige von Beth-Horon von "Räubern" angegriffen und beraubt 3). Cumanus ließ darauf dje benachbarten Dörfer durch Soldaten plündern und die Dorfältesten in Ketten vor sich führen, wahrscheinlich nicht so sehr, weil sie - wie das Bellum, um die jüdische Bevölkerung zu decken, begründet - die Räuber nach dem Überfall nicht verfolgt und gefangen hätten, sondern weil die Einwohner im Verdacht standen, die "Banditen" begünstigt zu haben 4). Es handelte sich hier wohl um einen besonders unangenehmen Fall zelotischer Aktivität, da dieser freche Überfall auf einen seiner Sklaven dem kaiserlichen Herrn bekannt werden mußte, und der V orwurf der allgemeinen Unsicherheit auf den Prokurator Cumanus zurückfiel. Die Zeloten fühlten sich schließlich so stark, daß sie den Versuch wagten, das ganze Volk zum Kampf gegen die römische Herrschaft mitzureißen. Den Anlaß gab die Ermordung eines galiläischen Pilgers, der zum Laubhüttenfest ziehen wollte, in dem samaritanischen Grenzort Ginäa 5). Da Cumanus sich weigerte, für die Bestrafung der Schuldigen zu sorgen, suchte die in J erusalem aus dem ganzen Lande versammelte Nlenge sich auf eigene Faust an den Samaritanern zu rächen und griff das Grenzgebiet Samarias im S.O. von der Akrabatene aus an. An die Spitze der Unternehmung stellten sich der Freischarführer Eleazar S.d.Dinai und ein gewisser 1) a 20,102; vgl. dazu J. Klausner, Hist 5,13: C"Nli'~ .,tlr~w ", gegen die Herausgeber der Beginnings 1,289.421ff. 2) 48-52 n. Chr.; s. Schürer (V./M.) 1,458ff. Zum Namen s. Tacitus, anno 12,54. 3) b 2,228 = a 20,113: 100 Stadien vor Jerusalem. J. hebt ausdrücklich hervor, daß der Überfall auf "öffentlicher Landstraße" geschah. 4) b 2,229 spricht nur allgemein von den Einwohnern, a 20,114 von TiX~ 7rAYjO'tO\l xWf.Lcx~. Dort wird auch kein Grund für die Plünderung mehr angegeben. Der Vorwurf der Nichtverfolgung sollte wohl die Tatsache verdecken, daß die jüdische Landbevölkerung mit den "Räubern" gemeinsame Sache machte, s. auch b 2,253. 5) b 2,232-246 = a 20,118-136. Der Ort ist das heutige Jenin. Die richtige LA nv(v)cx~cx s. bei C u. Hegesipp in b 3,48 (Niese 6,280 zu Z. 18), vgl. auch a 20,118; s. dazu A. Schlatter, Die hebr. Namen ... , 86. Das Ganze ereignete sich im Herbst 51 n. Chr. Nach den Antt. wurden mehrere Juden getötet, doch ist dies wohl eine apologetische Korrektur.
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Alexander mit ihren "Räubern". Die tatkräftigen Gegenmaßnahmen des Cumanus, der seine Reitertruppe, die "Sebastener" und 4 Kohorten den Samaritanern zur Unterstützung schickte, dämpften jedoch rasch die Angriffslust der Juden und machten sie eher geneigt, den eindringlichen V orhaltungen der aus J erusalem herbeigeeilten V olksführer Gehör zu geben, die sie in Bußkleidung mit Asche auf den Häuptern beschworen; von ihrem unsinnigen Vorhaben abzulassen. Die Juden zerstreuten sich darauf, und auch die Räuber zogen sich, nachdem die Hoffnung auf eine allgemeine Erhebung des Volkes gegen Rom geschwunden war, wieder in ihre Schlupfwinkel zurück 1). Immerhin scheint dieser Vorstoß ihre Reihen wesentlich verstärkt zu haben: "Viele (der Juden) wandten sich jedoch dem Räuberunwesen zu, weil sie (dort) keine Strafe zu fürchten hatten, und Raubzüge ereigneten sich im ganzen Land, sowie Aufstände verwegener ßiIenschen" 2).
Wahrscheinlich wurde die Ruhe nicht so ras-ch wiederhergestellt, wie J osephus dies schildert. Der als Schiedsrichter herbeigerufene Statthalter Syriens, Ummidius Quadratus, ließ, als sich bei den Juden weiterhin aufrührerische Gelüste zeigten, zur Abschreckung die von Cumanus gefangen genommenen Ju.den kreuzigen. Auch ein vornehmer Jude, Doetos, wurde mit mehreren Gefährten hingerichtet, da sie "die :i\;Ienge zum Abfall von den Römern überredet hätten" 3). Der Hohepriester Ananias S.d.Nedebaios und der Tempelhauptmann Ananos 4) wurden gefesselt zur Verantwortung nach Rom gesandt, mit ihnen eine größere Anzahl vornehmer Juden und 1) a20,121ff = b 2,235ff. Eleazar b. Dinai hatte sich schon viele Jahre im Gebirge aufgehalten. Das Bellum nennt noch außer ihm einen sonst unbekannten Alexander. Graetz 3,747 identifiziert ihn mit dem Sota 9,9 neben Eleazar genannten Techina b. Perischa; s. jedoch u. S. 356 A. 2. 2) b 2,238 = a 20,124: "Von da ab war ganz Judäa mit Räuberbanden erfüllt." 3) a 20,129f: Quadratus ließ in Samaria jüdische Gefangene kreuzigen, von dort kam er nach Lydda und ließ Doetos mit 4 anderen Hauptschuldigen hinrichten; b 2,241f fand die l\fassenkreuzigung in Caesarea statt, in Lydda ließ er darauf weitere 18 Jud~n enthaupten. Die Angabe in den Antt., daß Quadratus sich von der Schuld der Samaritaner überzeugt habe, bezeichnet E. Haenchen, op. cit. 10. A. 1956, 66 A. 1, zu Recht als "tendenziöse Entstellung". Auch scheint der Text der Antt. hier verdorben zu sein. 4) a 20,131; nach b 2,243 wurde noch der Hohepriester Jonathan (S. d. Ananas), der die Juden schon vor Quadratus vertreten hatte, nach Rom gesandt. J. Blinzler, Der Prozeß Jesu, 4. A. 1969, 90 A. 51 vermutet, daß auch die Tempelwache auf jüdischer Seite mitgekämpft habe, da ihr Befehlshaber ebenfalls gefesselt nach Rom geschickt worden sei. Die Reise wurde wohl vor dem Passah 52 n. Chr. angetreten, s. E. Haenchen, 14. A. 1965,63.
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Samaritaner. Auch Cumanus und einer seiner Offiziere mußten die Reise vor den Richterstuhl des Claudius antreten. Wieder entschied der Kaiser auf Grund der Fürsprache Agrippas H. zugunsten der Juden. Die Samaritaner wurden hingerichtet, Cumanus verbannt und durch Felix ersetzt; den Tribun Celer - Befehlshaber einer Kohorte - brachte man nach J erusalem, wo er, nachdem er öffentlich durch die Stadt geführt worden war, enthauptet wurde. Die Juden hatten volle Genugtuung erhalten, und die Gefahr eines allgemeinen Aufstandes war noch einmal abgewendet worden 1).
2. Die zunehmende Verschärfung der Lage von Felix bis Albintls Anstelle von Cumanus wurde Antonius Felix, ein Freigelassener und Bruder des kaiserlichen Günstlings Pallas, nach Judäa entsandt 2). Der Charakteristik, die ihm Tacitus gab 3), entsprach der Erfolg seiner vermutlich achtjährigen Amtszeit. Er trug wesentlich zum Verfall der römischen Herrschaft in Palästina bei : Nach Josephus "nahmen die Verhältnisse immer mehr eine Entwicklung zum Schlimmeren. Denn das Land war wieder von Räubern und Betrügern erfüllt, die das Volk irreführten" 4).
Zwar versuchte Felix zunächst energisch, diesem Treiben Einhalt zu gebieten: "Die 1-'1enge der von ihm gekreuzigten Räuber und der Landleute, die der Gemeinschaft (mit diesen) überführt wurden, und die er bestrafen ließ, war ohne Zahl" 5). 1) Taeitus gibt anno 12,54 eine mit Josephus unvereinbare Schilderung der galiläisch-samaritanischen Unruhen, die nach ihm aus dem Gegensatz zwischen den Prokuratoren beider Landesteile, Cumanus und Felix, entstanden. Dem Bericht des Josephus ist jedoch der Vorzug zu geben; S. Schürer 1,570 A. 14 (V./M. 1,459f A. 15); E. NIeyer, op. eit. 3,46ff; E. Haenchen, op. cit. 60f; gegen Graetz 3,425. 728f. A. Momigliano, CAH 10,853 sucht zu vermitteln. Immerhin berichtet auch Tadtus von dem aufblühenden Bandenunwesen : "Igitur raptare inter se, inmittere latronum globos, componere insidias et aliquando proeliis congredi ... " 2) a 20,137ff = b 2,247; seine Amtszeit ging wohl von 52-60 n. Chr., vgl. Schürer 1,571f. 577f A. 38 (V./M. 1,460. 465f; ähnlich E. Meyer, 3,53f; \VI. O. E. Oesterley, A History of Israel, 1932, 438; F. :M. Abel, Histoire de la Palestine, 1952, 1,466. Die Einwände E. Haenchens, op. eit. 63f, gegenüber dem Abberufungsdatum hat schon lange vor ihm Schürer widerlegt. Auch die Begründung der Romreise des J osephus vita 13ff setzt eine längere Amtszeit des Felix voraus. 3) Bist. 5,9: per omnem saevitiam ac libidinem ius regium servili ingenio exercuit, u. anno 12,54: cuncta malefacta sibi impune ratus tanta potentia subnixo. V gl. auch Sueton, Claudius 28. 4) a 20,160. 5) b 2,253: TWV S' a.v<XcrT<Xupw6EVTWV ure' <x\hoIJ A:ncrTwv K<xt TWV eret KOLVWVLCf q>Wp<X6EVTWV 3·IJ!1.WTWV, oue; EKOA<XcrEV, etreELpOV TL reA:1j6oe; -ijv.
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Jedoch ließ sich eine Bewegung, die, wie gerade die letzte Notiz zeigt, schon so tiefen Rückhalt im Volke gewonnen hatte, nicht mehr durch Polizeimaßnahmen ausrotten. Ein beachtlicher Erfolg, de,n Felix allerclings nicht mit Waffengewalt, sondern durch Wortbruch und List erzielte, war die Gefangennahme des Bandenführers Eleazar b. Dinai. Dieser hatte sich zwanzig Jahre im Gebirge Judäas gegen die Römer halten können und bei den Samariterunruhen eine wesentliche Rolle gespielt 1). Vielleicht hatte er nach der Kreuzigung der beiden Judas-Söhne Simon und Jakobus die führende Stellung innerhalb der zelotischen Bewegung besessen, die dann von ~[ena hem übernommen wurde. Auch die rabbinische Überlieferung weiß noch einiges über ihn zu berichten. So hatte die Zunahme der allgemeinen Unsicherheit die Aufhebung der Bestimmung von Dt 21,lff zur Folge: "Seitdem die Mörder zahlreich geworden waren, schaffte man das Genickbrechen des Kalbes ab, (d.h.) seit dem Auftreten Eleazars b. Dinai und Techinas (b. Perischa), Ben Perischa war er genannt; später nannte man ihn den Mördersohn" 2).
Der Name Eleazar b. Dinais erscheint hier wohl als Repräsentant für die Zeloten überhaupt. Die :Mischna kennt außerdem noch einen 1) a 20,161; b 2,253; s. o. S. 353f. Im Belium fehlt die Angabe über den Wortbruch. 2) Sota 9,9a m"nr" "3'" 7::1 iT17'N N:W~ i1tli17 i1'll7 i1'b::1 1"ln~1ji11:iW~ ·7n~'ii1 p 1l"l1iv' 1im Nivl i1"i1 (i1W"itl p) i1W"itl 1: Die Tosephta (16,1 Z. 320) führt die Halacha auf R. Jochanan b. Zakkai zurück, mit dem bezeichnenden Nachsatz: "aber jetzt mordet man öffentlich." Zum Text s. H. Bietenhard, Sota, die Mischna III, 6, 1956, 152 u. 154f zu. A. 6: das erste Ben Perischa fehlt in der Mehrzahl der HSS (NJBM). Die Deutung wird daher wesentlich erschwert, da nicht mehr klar ist, ob es sich bei Techina b. Perischa nur um einen Decknamen für Ben Dinai oder um eine von ihm verschiedene Person gehandelt hat. Die Gemara des jer. Talmuds 24a, 23 erklärt das pn~1ji11: mit i1'1bP j"lj":l, in dem Derenbourg 279 A. 3 einen Hinweis auf den Idumäerführer Simeon S. d. Kathla sehen will; es ist jedoch nur eine armäische Interpretation: "Sein Sohn, (der) ein Mörder (ist)." S. H. Bietenhard, op. cit. 155. Graetz 3,747 u. Bill. 1,717 sehen in Sota 9,9 zwei verschiedene Personen. K. Kohler vermutet JE 12,641 in T. b. Perischa den "Annibas" von a 20,4 (s.o. 350 A. 3), in der Harkavyfestschrift 16 deutet er den Vaternamen "Perischa" als "Pharisäer" und identifiziert "Techina b. P." mit dem Eccl. R. 9,7 genannten "Abba Tachina der Chasid". L. Goldschmidt 6,171 vermutet nur eine Person, ähnlich J. Klausner, der in dem 2. Namen einen Decknamen für Eleazar b. Dinai sieht, mit dem er sich vor den Römern verbarg (Bist. 5,15). Er hebt auch unter Berufung auf S. Dt. 21,1 § 205 hervor, daß Eleazar "Rabbi" genannt wurde. V gl. im übrigen die ausführliche Stellungnahme v. H. Bietenhard, op. cit. 152-155, der entweder mit A. Büchler in Ben Perischa den Nachfolger Ben Dinais oder aber seinen Kampfgefährten Alexander vermutet (b 2,235). Eine Lösung der Frage ist kaum mehr möglich.
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"Ofen des Ben Dinai", und der babylonische Talmud erwähnt seine Frau 1). Wesentlich ist auch, daß er im ßiIidrasch neben Ben Koseba unter denen genannt wird, die das Ende "herbeidrängen" wollten; dies zeigt deutlich die eschatologische Ausrichtung seines I<:'ampfes, die mit einer der Grundthesen des Judas Galiläus übereinstimmt 2). Seine V olkstümlichkeit zeigt sich nicht zuletzt daran, daß der Dichter Eleazar Kalir (7./8. Jh. n. Chr.) in einem I<:'lagelied auf den 9. Ab ihn noch erwähnt: Es rief mein Volk in den Tagen von Ben Dinai : Gerecht ist Jahwe! (Ps 11,7) 3). Es gelang nun Felix, den Zelotenführer durch die Zusicherung der Straffreiheit nach Caesarea zu locken, worauf er ihn gegen sein Wort gefangen nahm und in Ketten nach Rom sandte 4). Der Aktivität des Prokurators auf dem offenen Lande setzten die Zeloten eine neue laktik entgegen, die es ihnen ermöglichte, auch in J erusalem, ja selbst auf dem. Tempelplatz, wirksam zu werden. :Mit kurzen, unter dem Gewand verborgenen Dolchen griffen sie Ihre Opfer selbst in der dichten :NIenschenmenge an, ohne erkannt zu werden. Diese Übertragung des Freiheitskampfes auf J erusalem mußte ihre :NIacht und die Furcht der friedliebenden, städtischen Kreise wesentlich verstärken. Die neue Taktik brachte den Zeloten auch einen neuen Namen; wahrscheinlich waren es die römischen Behörden und Soldaten, die sie zuerst als "Sikarier" bezeichneten, ein Name, der dann mit der Zeit von der einheimIschen Bevölkerung übernommen wurde 5). Es war typisch für die Persönlichkeit des Felix, daß er durch Vermittlung eines jerusalemischen Bürgers diese 1) Kelim 5,10; Keth. 27a (Nach der 1Tischna 2,9: Eine Strafgefangene ist ihrem Manne verboten): "Rab sagte: Beispielsweise die Frauen der Diebe, Levi, sein Schüler, sagte: Beispielsweise die Frau des Ben Dinai." 2) Cant. R. 2,7 § 1, s. o. S. 127ff. 3) s. G. Dalman, Orte u. Wege Jesu, 3. A. 1924,66 (65): "~l~-P .,~.,~ .,~~ p~~ i1ji1~ N~i1 P"'1~, Dalman vermutet, daß "das Unglück, das er über viele brachte,
als ein gerechtes Gericht betrachtet" wurde; wahrscheinlicher ist jedoch wohl, daß man in dem 20-jährigen Kampf des Ben Dinai das gerechte Gericht Gottes über die Feinde des Volkes, sah, s. auch H. Bietenhard op. cit. 154. Bezeichnend ist, daß diese Ben Dinai-Tradition gerade mit Nazareth verbunden wurde. 4) a 20,161. R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, 1940, 152 vermutet auch bei ihm messianische Züge; vgI. auch das Urteil A. Schlatters, G.I. 322: "Eleazar, der Sohn des Dinai, hat sich zwanzig Jahre als Führer einer Bande gegen die Römer in Nordjudäa gehalten ... Das wäre nicht geschehen, wenn er der Judenschaft als Räuber und Mörder gegolten hätte; sie sah in ihm wegen seines Banditentums einen Heiligen und ließ sich auch dadurch in ihrem Urteil nicht erschüttern, daß das Rabbinat ihn ablehnte." 5) b 2,254ff = a 20,165ff. 186f.
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neue Taktik der Zeloten für seine Zwecke nutzbar machte und mit Hilfe zelotischer J\!Iörder den ihm mißliebigen ehemaligen Hohen-" priester Jonathan S.d.Ananos aus dem Wege räumen ließ. Bei den Zeloten, die ja den Priesteradel als Freunde der römischen Herrschaft, Ausbeuter des Volkes und Schänder des Heiligtums in gleicher \"XIeise wie die Römer haßten, mochte eine solche Tat kaum Bedenken erregt haben 1). Daß in den maßgeblichen Kreisen der Hauptstadt dennoch gewisse Verbindungen zu den "Sikariern" bestanden, zeigt wohl jene Verschwörung von 40 J\!Iännern, die die Ermordung des "Apostaten" Paulus planten, und ihre Dienste dem Synhedrium anboten 2). Die relativ starke Bewachung des Paulus auf seinem Transport nach Caesarea darf vielleicht als Hinweis dafür betrachtet werden, daß hinter diesem Anschlag die J\!Iacht der zelotischen Bewegung stand. In gleicher Weise wie sich diese trotz aller Gegenmaßnahmen ausbreitete, vermehrte sich auch das Auftl.eten enthusiastischer Profeten und Demagogen. Auch gegen sie mußte Felix mit Waffengewalt einschreiten 3). J osephus berichtet von nun an wesentlich ausführlicher über die Aktivität der Freiheitsbewegung : Im Bunde mit den "Betrügern" ermunterten die Sikarier das Volk zum Aufstand gegen Rom, wobei sie die Friedenswilligen mit dem Tode bedrohten. In Banden über das Land verteilt griffen si~ die Besitzungen der Reichen an, töteten diese und plünderten deren Besitz 4). Soweit wird man J osephus Glauben schenken dürfen. Was er darüber hinaus über die sinnlose N[ordlust der Sikarier erzählt, ist seiner Tendenz, die Angehörigen der jüdischen Freiheitspartei in jeder Hinsicht als Verbrecher darzustellen, zuzuschreiben 5). Selbstverständlich wird sich unter den Zeloten nach einem zwei Generationen andauern den, opfervollen Kampf eine gewisse Verwilderung gezeigt haben, die vor allem dadurch verursacht wurde, daß ihnen mit dem Anwachsen der wirtschaftlichen Not und der Ausbreitung ihrer NIacht auch Elemente zuströmten, bei denen nicht mehr 1) b 2,256 berichtet J. nur von der Ermordung df!s Hohenpriesters durch die Sikader; a 20, 162f ging die Ermordung von Felix aus, der einen gewissen Doran, einen "Freund" Jonathans dazu brachte, das Eingreifen der Sikarier zu vermitteln. Zur Person Jonathans s. Schürer 2,271 Nr. 15. 2) Apg 23,12ff; zur Femegerichtsbarkeit der Zeloten s. o. S. 220. Zu der Möglichkeit eines zelotischen Anschlags vgl. A. Schlatter, Geschichte d. ersten Christenheit, 3. u. 4. A. 1927, 54f. 3) Zu den falschen Profeten s. o. S. 235ff. 4.) b 2,264f; a 20,185ff. 5) Vgl. b 2,257; 7,256ff; a 20,165.
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religiöse ::tviotive, sondern die Beutegier im Vordergrund standen. Sje hätten jedoch niemals die breiten Volksmassen gewinnen und zum Kriege gegen Rom bewegen können, wenn sie, in der von J osephus geschilderten Weise, bloße Verbrecher gewesen wären. Gegen Ende der Amtszeit des Felix scheint dessen Eifer im I<':'ampf gegen die Zeloten wesentlich nachgelassen zu haben. Die allgemeine Verwilderung zeigte sich auch an den immer wieder neu aufbrechenden Unruhen in Caesarea, bei denen schließlich Felix seine Truppen gegen rue jüdische Bevölkerung einsetzte 1), und an den führenden Familien des Priester- und Stadtadels in Jerusalem, die zur Wahrung ihrer privaten Interessen und zu ihrem persönlichen Schutz Banden um sich sammelten, die sich teilweise öffentliche Gefechte lieferten und die Bevölkerung drangsalierten 2). Vor allem die führenden Priester geschlechter nutzten ihre Macht dazu aus, sich auf I<':'osten der einfachen Priester zu bereichern. In ihrer Existenzgrundlage bedroht, wandten sich diese wohl weitgebend dem Zelotismus zu, und es entstand jene tiefe Kluft zwischen Priesteradel und einfachem Klerus, die später den Ausbruch des Krieges begünstigte 3). Porcius Festus, der Nachfolger des Felix, nahm den Kampf gegen die Zeloten mit neuer I<':'raft auf: "Er nahm eine sehr große Zahl von Räubern gefangen und tötete nicht wenige" 4). Unter ihm kam es zu einer erbhterten Auseinandersetzung zwischen der Priesterschaft und König Agrippa II. Der König hatte bei Festus den Befehl erwirkt, daß die Schutzmauer, die die Priesterschaft im Heiligtum· gegen eine Einsicht des Tempels von dem in der Oberstadt gelegenen Königspalast her errichtet hatte, wieder abgerissen werden sollte. Für die Priester war die Integrität des Heiligtums eine Bekenntnisfrage, "denn sie ertrügen es nicht mehr zu leben, wenn irgendein Teil des Tempels niedergerissen würde" 5). Die Angelegenheit kam vor Nero, der sie auf Grund der Fürsprache Poppäas zugunsten der Priesterschaft entschied. Allerdings wurden die beiden maßgeblichen jüdischen Persönlichkeiten, der Hohepriester Jismael S. d. Phiabi II. und der Schatzmeister Helkias, als Geiseln zurückbehalten. Die Aus1) b 2,266ff = a 20,173ff. 2) a 20,179ff. 205ff. 213f. 3) Vgl. J. Jeremias, Jerusalem 3. A. 204. 234. 4) b 2,271. Festus trat sein Amt 60/61 n. Chr. an, s. Schürer 1,579; E. Meyer, op. cit. 3,54. Er starb schon 62 n. Chr.: a 20,197. 5) a 20,189-196 (193); die Juden wollten das heilige Geschehen des Kultus jeder profanen Einsicht entziehen. Zu ihrer Empfindlichkeit gegenüber baulichen Veränderungen am Heiligtum s. 1. Makk. 9,54f u. a 12,413.
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~eichnung,
die Jismael in der tannaitischen Tradition erhält, deutet darauf hin, daß sein mutiges Eintreten für den Tempel in den frommen jüdischen I<.reisen Anerkennung fand: Unter den 4 Rufen, die der Tempelvorhof ausstieß, lautete der dritte: "Erhebet, ihr Tore, eure Häupter, daß Jischmael b. Phiabi, der S ch üler des Pinehas, eintrete und das Hohepriestertum verwalte" 1). Die :Mischna bestätigt die einzigartige Hochschätzung dieses .i\tIannes: ".i\tIit dem Tode des R. Jischmael b. Phi abi hörte der Glanz der Priesterschaft auf" 2). lvIäglicherweise wurde er von den Römern nach eyrene verbannt und dort später hingerichtet 3).
Agrippa 11. rächte sich dadulch, daß er gegen den Willen der Priesterschaft den levitischen Sängern im Tempel besondere Privilegien verlieh 4). Diese Episoden zeigen, daß sich nicht nur zwischen den Zeloten und dem Priesteradel, der bisher die Führung des Volkes beansprucht hatte, ein tiefer Graben befand, sondern daß auch zwischen letzterem und den Herodianern, die wohl Rom am nächsten standen, eine erbitterte Feindschaft herrschte. Dies erklärt vielleicht, warum spätere Teile des hohepriesterlichen Adels zur Kriegspartei übergehen konnten. Albinus, der die Nachfolge des im Amte verstorbenen Festus antrat, scheint gegenüber der Aktivität der Zeloten relativ rasch resigniert zu haben: "In der Folge wuchs auch der Übermut der Aufstandslüsternen in Jerusalem" 5). So entführten die "Sikarier" während eines Festes den Schreiber des Tempelhauptmanns Eleazar, der selbst ein Sohn des Hohenpriesters Ananias, des durch Reichtum und Einfluß mächtigsten 1VIannes in Jerusalem, war 6). Der entführte 1) Pes. 57a Bar.; zum Zusammenhang s. o. S. 217 A. 4. 2) Sota 9,15. In dem großen Wehe gegen die Priesterfamilien T. Men, 13,21 (Z. 533) wird allerdings auch seine Famillie mitaufgeführt. Doch brauchte sich dies nicht gegen die Person des in der Verbannung lebenden Hohenpriesters zu richten. Zu seiner Persönlichkeit s. J. Klausner, Hist 5,26 u. J. J eremias, op. cit. 112.159f.221. Die Darstellung von H. Bietenhard, op. cit. 169 ist zu einseitig. 3) vgl. b 6,114; s. dazu Graetz 3,554 A. 2 u. J. Klausner, Hist. 5,26. 4) a 20,218; vgl. dazu J. Jeremias, op. c1t. 240. 5) b 2,274; im Gegensatz zum Bellum sagt J. in den Antt., Albinus habe sich zunächst um die Befriedung des Landes bemüht: 20,204. Doch scheint dieser Eifer rasch erlahmt zu sein. Nach b 6,300ff. kam Albinus schon vor dem Laubhüttenfest 62 n. Chr. n. Jerusalem. 6) a 20,208ff; vgl. auch 204f. Es handelt sich hier um den Hohenpriester Ananias S. d. Nedebai, der ca. 47 n. Chr. v. Herodes v. Chalkis eingestetztwurde: a 20,103. Er wurde von Quadratus nach Rom gesandt und scheint noch gegen Ende der Amtszeit des Felix (Apg 23,2) das Hohepriesterarnt innegehabt zu haben. Seine Absetzung wird uns von Josephus nicht berichtet. Zu seiner Ermor-
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Schreiber wurde dann als ein Tauschobjekt für 10 von Albinus inhaftierte Sikariet verwendet, deren Freigabe Ananias erwirkte. Diese ßilethodescheinen die Sikarier gerade in der Familie des Ananias mehrfach mit Erfolg angewandt zu haben. ßiIan darf wohl aus solchen Vorkommrussen schließen, daß die Zeloten im offenen Lande die wahren Herren waren, und daß der Machtbereich der Römer sich weitgehend auf das hellenistische Gebiet und auf größere Orte mit römischer Besatzung beschränkte. Das Ziel der Zeloten bestand wohl nun vor allem darin, Jerusalem mit seiner für antike Verhältnisse beträchtlichen Einwohnerzahl zu gewinnen 1); an der Haltung der Stadtbevölkerung mußte sich das Schicksal des ganzen Volkes entscheiden. In J erusalem selbst scheinen jedoch die verschiedenen Banden der einzelnen vornehmen Familien das Feld beherrscht zu haben. Außer dem Priesteradel, innerhalb dessen Ananias der mächtigste ßiIann war, besaßen auch die Herodianer solche persönlichen Leibwachen 2). Albinus konnte wohl gegen diese Entwicklung nur noch wenig unternehmen, seine Aktivität beschränkte sich auf die Annahme von Bestechungsgeschenken der verschiedenen Parteien 3). Selbst von den Zeloten nahm er - zumindest nachdem er die Nachricht von seiner Abberufung erhalten hatte - solche an und entließ als Gegendienst eine große Zahl von Gefangenen: "So wurde zwar das Gefängnis von Gefangenen gesäubert, aber das Land füllte sich mit Räubern" 4). 3. Die letzte ZtlSpitZt/llg der Situation Imter Gessilts Florlls Gessius Florus, den Josephus wohl in übertriebener Weise für den dung durch die Zeloten s. u. S. 370 A. 3. Zu seiner Person s. Schürer 2,272; s. auch o. S. 217f. 1) J. Jeremias, op. cit. 96 schätzt 55 000 E., verringert diese Zahl jedoch in seinem Aufsatz, Die Einwohnerzahl ]erusalems zur Zeit ]esu, ZDPV 66 (1943), 24ff auf 25-30000, eine Zahl, die wahrscheinlich zu niedrig ist. Die Anfangserfolge der Juden während des Aufstandes 66 n. ehr. würden so unerklärlich. \'Vir dürfen wohl nicht ohne weiteres von der heutigen \Vohndichte ausgehen. S. Baron, A Sodal and Religious History of thc lews, 1937, 1,131 schätzt 100000, L. Finkelstein, The Pharisees, 3. A. ca. 7S 000 Einwohner. \Vir können wohl mit ca. 40000 Eimvohnern bei Ausbruch des Jüdischen Krieges rechnen; a 20,219 berichtet von 18000 Arbeitern am Tempel; die Zahl der Verteidiger betrug nach b 5,248ff 23 400, die Zahl der Gefangenen nach b 6,420 während des ganzen Krieges 97 000; auch hier geht wohl ein guter Teil auf Kosten der Bevölkerung von ]erusalem. 2) a 20,207. 213f; vgl. auch b 2,275. 3) a 20,205. 209; vgl. auch b 2,274. -I) a 20,215. Nach b 2,273 waren sie von den örtlichen Behörden inhaftiert ,vorden vgI. V. Tcherikover, IEJ 14 (1964),69.
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Ausbruch des Jüdischen Krieges mitverantwortlich macht 1), fand schon bei seinem Amtsantritt im Lande 64 n.Chr. chaotische Zustände vor. Gegenüber den Zeloten scheint er - ähnlich wie sein Vorgänger Albinus - schon von Anfang an resigniert zu haben. J osephus berichtet von keinerlei ßi1aßnahmen, die Gessius Floms gegen diese unternahm; er beschuldigt vielmehr den Prokurator, er habe mit ihnen gemeinsame Sache gemacht und sie gegen einen Anteil der Beute unbehelligt gelassen 2). Es ist jedoch zu beachten, daß Florus mit der Übernahme seines Amtes das schwere Erbe einer seit Jahrzehnten verfehlten Politik angetreten hatte, das ihn jetzt vor Aufgaben stellte, denen er weder charakterlich, noch in Anbetracht seiner relativ geringen ßiIachtmittel gewachsen war 3). So suchte er im Vertrauen auf sejne guten Beziehungen zur kaiserlichen Familie 4) aus der vom Aufstand bedrohten, unruhigen Provinz einen möglichst großen persönlichen Gewinn herauszuschlagen, ohne daß er den mühsamen Versuch unternahm, die chaotischen Verhältnisse zu ordnen. Seine Haltung zu den Juden in den Städten, die seinem Einfluß noch unterworfen waren, war von ßiIißtrauen und Unsicherheit bestImmt ; daraus erklären sich sowohl seine unberechenbare Grausamkeit wie seine furchtsame Nachgiebigkeit 5). Die Entwicklung in Judäa nahm von nun an einen raschen, folgerichtigen Verlauf. Die Bitte des Volkes und seiner Führer an Cestius Gallus, den Statthalte.r Syriens, der zum Passahfest 6) nach Jerusalem 1) Zum Amtsantritt s. a 20,257 u. Schürer 1,585 A. 58 (V. IM. 1,470) Der Kriegsausbruch im Artemisius (l\tfai/Juni) 66 n. Chr. fiel ins 2. Jahr seiner Amtszeit. Diese wird Ende 64 begonnen haben. Zu den Anklagen des Josephus s. b 2,277f. 282f. 332. 420: J. erhebt die unwahrscheinliche Anklage, Florus habe direkt auf einen Krieg hingearbeitet, nach b 2,531 soll er gar Offiziere des Cestius Gallus bestochen haben, damit sie diesem von einem Angriff gegen Jerusalem abrieten; vgl. auch a 18,25 u. 20,257. J. wollte wohl damit sein eigenes Volk als Ganzes entlasten und hat so die Bedeutung des Gessius Florus für den Ausbruch des Krieges überbetont. Tacitus bringt die Tatsache, daß mit Gessius Florus eine schon lange vorbereitete Entwicklung ihren kritischen Punkt erreichte, deutlicher zum Ausdruck, hist. 5,10: Duravit tarnen patientia Judaeis usque Gessium Florum procuratorem: sub eo belIum ortum. Vgl. H. Drexler, Klio 19 (1925), 283 u. H. \'V'illrich, Das Haus des Herodes, 1929,159. 2) b 2,278 = a 20,258. 3) Die römische Besatzung in Palästina war relativ schwach, ihre Stärke betrug wenig über 3000 Mann; vgl. A. Schlatter, G.I. 277. Siehe auch o. S. 351 A. 1. J) a 20,252: Seine Frau Kleopatra war eine Freundin Poppäas, der Gemahlin Neros. Dies erklärt die standhafte Weigerung Agrippas H., eine Klagegesandtschaft der Juden bei Nero zu befürworten: b 2,342f. 5) Der letzte Zug wird leicht übersehen, ist jedoch ebenfalls zu beachten: b 2,331f. 420f. 6) Dieses wird in der Regel auf das Jahr 65 n. Chr. gelegt; es ist jedoch fraglich,
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gekommen war, um eine Besserung der römischen Verwaltung blieb ohne Erfolg. An diesem überaus volkreichen Passahfeste, das vielleicht auch als politische Demonstration gedacht war, fand eine eigenartige Volkszählung statt, an die sich selbst das Rabbinat noch erinnerte 1). J osephus berichtet u.a. von der unersättlichen Geldgier des Prokurators, der von den wohlhabenden Bürgern und den Städten ständig neue Summen erpreßte. Wahrscheinlich ist dies nicht allein auf den privaten Geldbedarf des Floms zurückzuführen, sondern dieser suchte wohl auf diese Weise das ständig sinkende reguläre Steueraufkommen Judäas auszugleichen. Die Juden erwarteten daher selbst römische Übergriffe gegenüber dem Tempelschatz und vermieden es, hier noch größere Kapitalien anzuhäufen 2). Es folgten neue Unruhen in Caesarea, bei denen die religiösen Gefühle der Juden in schroffer Wej se verletzt wurden und Florus den jüdi~chen Bevölkerungsteil in unverständlicher Weise provozierte 3). Schließlich entnahm er, vermutlich um das Steuerdefizit des Landes auszugleichen, 17 Talente aus dem Tempelschatz, ein Eingriff, der zu Tumulten in Jerusalem führte 4). Florus eilte mit einer Kohorte und etwas Reiterei nach Jerusalem, um seine bedrohte Autorität wiederherzustellen. Obwohl die führenden Persönlichkeiten der Stadt, denen ja auch sehr viel an der Aufrechterhaltung des Friedens lag, sich äußerst gefügig zeigten, ging Florus mit ungewöhnlicher Härte vor und ließ den "oberen Markt" in der Oberstadt plündern, sowie eine größere Anzahl von Bürgern kreuzigen. Statt der erhofften abschreckenden Wirkung erreichte er jedoch das Gegenteil: Es kam zu einem Zusammenstoß zwischen 2 weiteren, aus Caesarea herbeigeeilten Kohorten und dem Volk, das ihnen auf Grund der Forderung des Florus und der flehentlichen Bitten seiner Führer entgegengezogen war. Die Truppen trieben die Menge in die Vorstadt Bezetha zurück und suchten sich - wohl auf Befehl des Prokurators - den Weg zum ob die Juden zu diesem Zeitpunkt schon so reichen Grund zur Klage hatten, wie
J. berichtet, außerdem klafft dann zwischen b 2,280ff u. 284 eine Lücke von über einem Jahr. Das Vorgehen gegen die Juden würde sich gut aus der b 2,282f angezeigten Haltung des Florus erklären. Das Passah wird daher auf d. J. 66 n. ehr. anzusetzen sein, so auch F. NI. Abel, op. cit. 1,478. 1) b 2,280ff, vgl. 6,422ff; s. dazu H. Graetz, Note 28,3,815-820, der darin das T. Pes. 4,3 (Z. 163) erwähnte "Pesach der Erdrückung" vermutet. Vgl. auch J. Jeremias, Jerusalem, 89ff. 2) a 20,219f. 3) b 2,284-292. Noch im 3. Jh. war in Caesarea eine "Aufruhrsynagoge" bekannt, s. Bill. 4,117 = 118e. 4) Zum Folgenden s. b 2,293-332; b 2,296 spricht Josephus von einem "Heer", in Wirklichkeit war es wohl nur eine verstärkte Kohorte (332).
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Tempel zu bahnen. Auch die Kohorte in der Herodesburg stieß in Richtung auf die Burg Antonia vor. Als die Bevölkerung der Stadt so das Heiligtum von 2 Seiten bedroht sah, versperrte sie den Truppen in den engen Gassen den Weg und griff sie von Häusern und Dächern aus mit Wurfgeschossen an. Auch die Säulenhallen, die den Tempel mit der Antonia verbanden, wurden in Brand gesteckt, um eine Besetzung des Heiligtums von dort her unmöglich zu machen. Die römischen Truppen, von dem plötzlichen Widerstand überrascht, zogen sich in die Herodesburg zurück. Florus, der nahezu seine ganze Streitmacht eingesetzt hatte 1), fürchtete, er sei der Lage nicht mehr gewachsen und setzte sich unter Zurücklassung einer Kohorte nach Caesarea ab 2). NIit diesem Gefecht hatte sich die Bevölkerung der Stadt im Grunde schon für die Sache der Zeloten entschieden 3). Aber wie einst im samaritanischen Streit unter Cumanus, wo es ja auch schon zu Gefechten gekommen war, gab die Friedenspartei ihre Sache noch nicht verloren und hoffte auf den Sieg der politischen Vernunft. Allerdings bestand der eine Unterschied darin, daß Cumanus Sieger geblieben war, während Florus das Feld geräumt hatte. NIan wandte skh wieder an Cestius Gallus, er möchte mit einem Heer vor Jerusalem erscheinen und mit diesem erprobten Rückhalt die Bürger J erusalems auf ihre Loyalität gegenüber Rom hin prüfen. Anstatt jedoch dem Beispiel des Varus zu folgen, sandte er nur einen Offizier, der mit Agrippa II. in Jerusalem erschien, das ihm ein äußerlich friedfertiges Bild bot 4). Agrippa H. konnte sich trotz des Drängens der Friedensfreunde nicht dazu entschließen, eine Gesandschaft des Volkes, die die Klagen der Juden gegenüber Florus vor Nero vorbringen sollte, zu unterstützen, auch seine Rede vor den Einwohnern der Stadt blieb praktisch wirkungslos. ]\iIan war Schritt für Schritt in den Aufstand gegen Rom hineingeglitten : Die Steuern waren seit einiger Zeit nicht mehr entrichtet worden 5), man hatte 1) Er verfügte mit der Stadtkohorte (s. Schürer 1,464) übe1' 4 Kohorten und eine Reiterabteilung, d.h. die überwiegende Mehrzahl der Besatzungstruppen in Palästina überhaupt. 2) b 2,331f. 3), V~l. "die Bi~te, der V~lksf~hrer ~egen~ber Floru~ ....b 2,~04: ,d l't'povoe:'i: TYj<; xcx,cx ,0 E8vo<; Etp"I)V"fj<; XCXL ßOUAE,CXL PWfLCXWL<; m::pLO'(U(.,EtV '"fjV l't'OALV. S. auch H. Drexler, op. cit. 283: "Also war Jerusalem damals nicht im mindesten mehr so friedlich, wie es hier bei J osephus erscheint ... " 4) b 2,333-341. 5) Die Rede Agrippas H. b 2,345-401 ist von J osephus komponiert. Sie soll u.a. der Judenschaft des Ostens die Macht der Römer vor Augen stellen. Nach 403f u. 405f hatte sie den Erfolg, daß man wieder Steuern einsammelte und begann, die
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den römischen Truppen mit Gewalt den Zugang zum Tem pd verwehrt und die Verbindungshallen zwischen der Antonia und dem Tempel abgebrochen. Die Verhandlungen zwjschen Agrippa II. und der Stadtbevölkerung zogen sich noch kurze Zeit hin, und da er sich standhaft weigerte, etwas gegen Florus zu unternehmen, wurde er schließlich offiziell aus der Stadt verbannt 1). D. DAS
AUSEINANDERFALLEN
DER
ZELOTISCHEN
BEWEGUNG
IM
JÜDISCHEN KRIEG UND IHR ENDE
1. Eleazar und Menahem Jetzt erst, nachdem sich Jerusalem für die Sache des Aufstandes entschieden hatte, gingen die Zeloten zum offenen Angriff gegen die Stützpunkte der römischen Besatzungsmacht über. Sie bemächtigten sich durch Handstreich der von Herodes erbauten, nahezu uneinnehmbaren Festung Masada am Toten Meer, machten die römische Besatzung nieder und besetzten sie mit ihren eigenen Leuten 2). Die dort deponierten Waffen und Ausrüstungsgegenstände ließ ihr Führer 1YIenahem, der Sohn des Galiläers Judas 3), an seine Anhänger und an die Landbevölkerung verteilen. Zu gleicher Zeit wurde auf Anweisung des Tempelhauptmanns Eleazar S. d. Ananias das zweimalige tägliche Opfer für den Kaiser eingestellt 4). Wahrscheinlich hängt dieser Entschluß mit der um jene Zeit getroffenen schammajtischen Entscheidung zusammen, daß keine "Gaben" von Nicht juden mehr angenommen werden dürften 5). Ob allerdings der Sagan Eleazar mit jenem (Eleazar b.) Chananja b. Hiskia b. Garon identisch ist, den die rabbinische Tradition mit diesem Verbot und den sogezerstörten Hallen aufzubauen. Doch abgesehen davon, daß zwischen 405 u. 407 ein Gegensatz besteht, scheint diese Bereitschaft rasch ins Gegenteil umgeschlagen Zu sein. Zur Analyse s. H. Lindner, Die Geschichtsauffassung des Flavius Josephus ... , AGA]U 12, 1972,21-25. 1) b 2,406. 2) b 2,408ff. Wahrscheinlich wird 433f noch einmal dasselbe erzählt. Danach war Menahem der Führer bei der Unternehmung. Zur Geschichte u. Bedeutung Masadas s. M. Avi-Yonah, N. Avigad etc., The Archaeological Survey of 'i',1[asada 1955-1956, IE] 7 (1957), 1-8; Y. Yadin, Masada, 1967. 3) Zu seiner Abstammung u. Persönlichkeit s. o. S. 336ff. 4) b 2,409; vgl. o. S. 111 A. 2 u. S. 210. Es handelte sich um einen seit der Perserzeit geübten Brauch s. K. Galling, ZDPV 68 (1951), 134-142. S. jedoch die Kritik T. Sota 14,10 (Z. 321). 5) S. o. S. 205ff; H. Graetz möchte die Festsetzung der 18 Halachot auf den 9. Adar 67 n. ehr. festlegen (3,809), doch hat die sehr späte Nachricht, von der er ausgeht, wohl kaum Geschichtswert. Es ist wohl wahrscheinlicher, daß die 18 Halachot die Grundlage für die folgenschwere Entscheidung der Opfereinstellung bildeten.
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nannten 18 Halachot überhaupt verknüpft, bleibt fraglich 1). Gestützt auf die Mehrheit der einfachen Priesterschaft und der Leviten konnte er die Opfereinstellung trotz der Proteste des Priesteradels und der "angesehensten Pharisäer" - vermutlich aus der Schule Hillels - in der Volksversammlung durchsetzen. Das Hauptargument der Friedenspartei, der Widerspruch zur bisherigen Tradition beeindruckte die Priester und das Volk nicht mehr: Wo es um Gottes heiligen Willen ging, mußte selbst das Argument des Althergebrachten seine Bedeutung verlieren. Über die :NIotive, die den Tempelhauptmann Eleazar dazu führten, mit der sadduzäischen Tradition seiner Familie zu brechen und zu ihren schärfsten Gegnern überzugehen, sagt uns Josephus nichts 2). Noch unter Albinus war er selbst das Opfer eines zelotischen Anschlags gewesen 3), nun führte er wider Erwarten die Sache der Freiheitspartei zur letzten siegreichen Entscheidung. Vielleicht hatte ihn die Erkenntnis, daß der Einfluß des römerfreundlichen Priesteradels ständig zurückging, während der zelotische Geist in der :NIasse der Priesterschaft unaufhaltsam wuchs, zu diesem kühnen Schritt bewogen. Dazu kam, daß auch die führenden Priesterfamilien während der letzten Jahre vor Übergriffen der römischen :NIachthaber nicht mehr sicher waren 4). Ob Eleazar zugleich ein vom Pharisäismus schammaitischer Prägung 1) Diese Identität versuchte vor allem H. Graetz 3,810ff ausführlich Zu begründen: Er geht von der Tatsache aus, daß statt Chananja b. Chizqijja b. Garon teilweise auch Eleazar b. Chananja b. Chizqijja b. Garon als Name erscheint: Mek. Ex. 20,8 (L. 2,252f); S. Dt. 23,14 § 294 u.ö., vgl. W. Bacher, Die Aggada der Tannaiten 2. A. 1903, 19 A. 1. Da der Ausfall eines Namens bei der vorliegenden Namenshäufung leichter erklärbar ist als eine Hinzufügung. ist wohl der letzten Namensform der Vorzug zu geben. Bis zu diesem Punkt mag Graetz durchaus recht haben (3,813). Jedoch stößt man beim Versuch einer Indentifizierung jenes Schammaiten (Eleazar b.) Chananja ... und des Hohepriestersohnes Eleazar auf unlösbare Schwierigkeiten: Im ersteren Falle heißt der Großvater Chizqijja, im letzteren Nedebai (s. o. S. 360A 6, vgl. Pes. 57aBar. ~~q-:q-P). Daß der Bruder des
Ananias Hiskia hieß (b 2,441), ist noch kein Beweis dafür, daß auch der Vater diesen Namen trug, vgl. dazu schon Derenbourg 479. Die späteren Anhänger der These v. Graetz sind über diesen Punkt leider zu rasch hinweggegangen: s. J. Z. Lauterbach, JE 8,427f; A. Edersheim, The Life and Times of Jesus the Messiah, unv. A. 1953,1,239; S. Zeitlin, .Megillat Taanit, 1922, 3; H. Lichtenstein HUCA 8/9 (1931/32), 257; R. Meyer, Hellenistische u. Rabbinische Anthropologie,. 1937, 137. 2) Er nennt ihn lediglich einen vw.vf.cl.c; 8flCl.O"lJ't·Cl.TOC; (b 2,409), eine im Grunde "irreführende Bezeichnung", s. H. Drexler, Klio 19 (1925),278. Zu seinem Vater Ananias s. o. S. 360 A. 6. 3) a 20,208, s. o. S. 360f. Eleazar muß diese einflußreiche Stellung schon längere Zeit, zumindest seit Albinus innegehabt haben. 4.) vgl. a 20,131f. 163f. 193-196. 202f. 216ff.
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beeinflußter Schriftgelehrter war, hängt eng mit den von Graetz unternommenen Identi5zierungsversuchen zusammen 1) und bleibt daher unsicher. Auch die Frage, ob Eleazar hohepriesterliche Funktionen ausgeübt hat, läßt sich nicht mehr eindeutig beantworten 2). J osephus berichtet uns nur von seinem Amt als Tempelhauptmann : Als solcher verfügte er über eine kleine geschlossene Streitmacht, die Tempelwache, die er jederzeit für seine Z\.vecke einsetzen konnte 3). Wahrscheinlich verschaffte Eleazar durch seinen Frontwechsel nur einer Anschauung Geltung, die schon längst in der einfachen Priesterschaft verbreitet war. Ausgangspunkt war dabei wohl jene Kerngruppe der "Zeloten", welche später unter der Führung der Priester Eleazar S.d.Simon und Zacharias S.d.Amphikallei wieder als gesonderte Partei hervortraten und die von J osephus in der Regel ot ~·I))..w"t"a( genannt werden. Der zuletzt genannte Priester erscheint unter dem Namen C~1P:1N 7:1 i1~':::Ii auch in der rabbinischen Legende. Darnach habe er das auf Grund der Denunziation eines gewissen Qamza bar Qamza 4) vom Kaiser zur Erprobung der jüdischen Loyalität nach Jerusalem gesandte Opfertier wegen eines geringen Fehlers zurückgewiesen, den Bar Qamza diesem absichtlich beigebracht hatte. Diese Zurückweisung gab dann den Anlaß zum Ausbruch des I<:.rieges und zur Zerstörung Jerusalems 5). Die Tosephta berichtet 6), daß wegen der "Geduld" des Zekharja b. Abqulos der Tempel zerstört worden sei und betont im gleichen Zusammenhang, daß er in der Sabbatfrage noch rigoroser als die Schammaiten gewesen 1) So]. Klausner, Hist. 5,145: C~li1:::1i1 p'~1 c:::In '~~~1'1 2) So A. Schlatter, G.I. 450f A. 372: Er deutet den in der rabbinischen Tradition wegen seines Reichtums und .Märtyrertodes genannten Hohenpriester Eleazar b. Charsom auf den Tempelhauptmann Eleazar und vermutet, daß dieser am Versöhnungstage 66 n. Chr. als Hohepriester fungiert habe. Graetz 3,724ff identifiziert dagegen jenen Hohenpriester mit Ananias, dem Vater Eleazars. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Zusammenhang zwischen jenem Rabbi u. Hohenpriester Eleazar b. Charsom und dem "Priester Eleazar" auf den Bar KosebaMünzen, s. A. Reifenberg, Jew. Coins, 61 Nr. 169. 170. Dies legt vor allem der Zusammenhang von Lament. R. 2,2 § 4 nahe; ~g1. auch J. ]eremias, Jerusalem, 112 A. 11. 3) Zum Amt des Tempelhauptmanns oder Sagan s. Schürer 2,320ff u. J. ] eremias, op. c1t. 182ff.223. Zur Tempelwache s. op. cit. 72ff s. auch o. S. 31 A. 7. '1) Jos. zählt unter den Römerfreunden in Tiberias einen Kompsos S. d. Kompsos auf, vita 33; Derenbourg 267, Graetz 3,822 u. J. Klausner, Hist 5,146 vermuten darin dieselbe Person. 5) Gittin 56a; eine ausführlichere, jüngere Version erscheint auch Lament . . R. 4,2 § 3; vgl. Graetz 3,820-822, Derenbourg loc. cit.; K. Kohler, JE 12,642b u. J. Klausner, loc. cit. 6) T. Schab. 16,7 (Z. 135); vgl. bab. 143a. Josephus erwähnt ihn b 4,225.
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sei. Vermutlich war dieser Zacharias schon bei der Einstellung des Kaiseropfers maßgeblich beteIligt. Dieser Eingriff in den traditionellen Tempeldienst bedeutete den offiziellen Bruch der jüdischen Kultgemeinde mit der römischen Herrschaft. Nlan konnte deshalb sagen, daß damit der I
1) b 2,417; s. o. S. 224 A. 1. Vgl. C. Roth, HThR 53 (1960), 93-97. 2) b 2,418ff. 3) b 2,425ff. Nach Taan. 4,5 erfolgte die Holzlieferung durch bevorrechtigte Familien an 9 verschiedenen Tagen des Jahres, unter denen der 15. Ab der bedeutendste war. Nach Josephus fiel das Datum allerdings auf den 14. Ab (430); vgl. auch J. Jeremias, Jerusalem, 257f. ") b 2,427; s. dazu o. S. 136ff u. S. 341.
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Hier tritt deutlich das soziale ]\IIotiv hervor: wahrscheinlich gehörte zum zelotischen Programm auch eine neue, gottgewollte Verteilung des Grundbesitzes. Die Verstärkung der Aufständischen innerhalb der Stadt durch die kampfgeübten Zeloten garantierte eine energische Fortsetzung des Kampfes. Am nächsten Tag, dem 15. Ab 1), griffen sie die Antonia an und erstürmten sie nach einer Belagerung von 2 Tagen. Die römische Besatzung wurde getötet, die Festung selbst ausgebrannt. Dann gingen sie zum Angriff auf die außerordentlich stark befestigte Herodesburg über, in die sich die Truppen Agrippas II. samt einzelnen Römerfreunden zurückgezogen hatten, und belagerten sie von 4 Seiten 2). Zu jenem Zeitpunkt zog der Zel('C)tenführer Menahem, von Masada kommend, mit bewaffneter Gefolgschaft" wie ein K.önig" in J erusalem ein, wurde sofort "Führer des Aufstandes" und "leitete die Belagerung" der Herodesburg. Dieser Sohn des Galiläers Judas ist wohl eine der Schlüsselfiguren zum Verständnis der zelotischen Bewegung. Sein Einzug in die Stadt und sein späteres Auftreten deuten auf messianische Ansprüche sowie auf eine besondere Autorität und Machtstellung hin 3). Wahrscheinlich war er nicht nur der Führer einer der vielen "Räuberbanden", die das offene Land beherrschten, sondern das Haupt der zelotischen Bewegung im ganzen Lande. Seine Autorität beruhte auf der Abstammung von dem Sektengründer Judas, auf seiner militärischen Macht, die er durch den Überfall auf Masada noch verstärkt hatte, und nicht zuletzt auf seiner I<.ampfeserfahrung und der Kraft seiner Persönlichkeit. Vielleicht war erwie wohl auch sein Vater Judas - Schriftgelehrter, denn auch ihm gibt Josephus die Bezeichnung O'oqnO'T~C; 4). Nur unter diesen Voraussetzungen erklärt sich, daß er nach seinem "königlichen Einzug" in Jerusalem sofort die Führung des Kampfes an sich ziehen konnte. ]\I1an könnte sich fragen, ob nicht dte Zeloten unter seiner Führung nach einem festen Plan vorgegangen waren. Die Unruhen in Caesarea und die Absicht des Prokurators, sich für den Steuerausfall am Tempelschatz schadlos zu halten, gaben ihnen Anlaß, unter der Bevölkerung Jerusalems Unruhe hervorzurufen; der mißglückte 1) 2,430; zum ersten mal seit b 2,315 (die Plünderung in Jerusalem durch Florus am 16. Artemisus = Ijjar) nennt Josephus hier wieder ein exaktes Datum. Die Unruhen in Caesarea lagen also ca. 3 Monate zurück. Zur Zerstörung der Antonia s. o. S. 224. S. auch u. S. 406f. 2) Zur Befestigung der Herodesburg s. b 5,161-183 u. a 15,292.318f. 3) b 2,433ff; s. o. S. 299ff. 4) b 2,445; vgl. J. Klausner, Hist 5,148. Siehe auch o.S. 339 A. 1.
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.Befriedungsversuch des Flarus mußte die Flamme des Aufruhrs erst recht schüren. Während die regierungstreuen Bürger die römischen Behörden um Entsendung von Truppen baten, demonstrierten die Zeloten durch den Handstreich auf :iYIasada ihre militärische Kraft. Zur selben Zeit oder unmittelbar darauf führte der auf ihre Seite übergetretene Sagan Eleazar, kraft seiner einflußreichen Stellung und mit Unterstützung der zelotischen lVIajorität des niederen Klerus, die Entscheidung im Tempel herbei. Die militärische Entscheidung in Jerusalem fiel jedoch erst nach Eingreifen der kampfgeübten "Sikarier", der Elitetruppe des :iYIenahem. Nachdem sie ihre ersten Anfangserfolge e.rrungen hatten, folgte der Einzug ihres Herrn selbst : Die Revolution hatte gesiegt. Die Zeloten hatten ihr seit 2 Generationen erstrebtes Ziel erreicht: nahezu das ganze Volk war in den Heiligen Krieg mit Rom eingetreten. . :iYlenahem führte die Belagerung der Königs burg mit Umsicht und Energie weiter. Ohne Kenntnisse in der Belagerungstechnik und ohne entsprechendes Gerät gelang es den Aufständischen, durch eine lVIine einen der Türme zum Einsturz zu bringen. Zwar hatten die Belagerte:q hinter dem eingestürzten Bollwerk eine zweite provisorische lVlauer errichtet, doch sahen sie die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes ein und traten mit Menahem und seinen Befehlshabern in Verhandlungen wegen der Übergabe. Diese wurde den königlichen Truppen, die ja selbst Juden waren, gewährt, während die Reste der römischen Kohorten in die 3 Türme der Herodesburg flohen 1). Der jüdische Festungskommandant Philippus S.d.Jakim konnte sein Leben mit lVlühe vor den Nachstellungen des :iYlenahem in Sicherheit bringen, dafür wurde er später in Tyrus angeklagt, er habe die römische Besatzung an seine jüdischen Stammesgenossen verraten 2). Der Hohepriester Ananias (S.d.Nedebai) und sein Bruder Hiskia, die in der Königsburg Zuflucht gesucht hatten, wurden von den "Räubern" getötet 3). Wahrscheinlich gab diese Ermordung seines Vaters dem Sagan und Führer der aufständischen Priesterschaft 1) Die Einnahme erfolgte am 6. Gorpaios =;= EIul, s. b 2,435-440. 2) Vita 46. 407f. Vespasian sandte ihn zur Verantwortung nach Rom. Von den Truppen Agrippas H. kämpften viele später auf jüdischer Seite: b 2,520; vita 220. 397. Nach vita 50 wurde die Anklage einer Übereinkunft mit den Aufständischen schon von dem Sachwalter Agrippas H. Varus erhoben. Das Zwielicht, in dem eine solche Gestalt wie Philippus stand, ist ein Beispiel für die Undurchsichtigkeit der Verhältnisse zu Beginn des Aufstandes überhaupt. V gl. auch H. Drexler, op. cit.· 309. 3) b 2,441; dies geschah einen Tag später am 7. EluI. Zu Ananias s. o. S. 360 A. 6.
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Eleazar den äußeren Anlaß zum Bruch mit :Menahem, doch standen sicherlich tiefere Ursachen dahinter: einmal der alte Gegensatz zwischen Stadt und Land 1) und zum andern die tiefe Kluft zwischen Priesterschaft und Laientum, zwischen priesterlichen und königlichen Herrschaftsansprüchen, die in der jüdischen Geschichte immer wieder aufgebrochen war. Vielleicht hatten Eleazar und :i\tlenahem ursprünglich an eine priesterlich-königliche Doppelherrschaft gedacht, wie wir sie bei den Essenern finden und wie sie später unter Bar Koseba angedeutet wird, doch ließen die militärischen Erfolge des :i\tIenahem dessen Streben nach uneingeschränkter Gesamtherrschaft immer unverhüllter hervortreten. Das Zentrum des Widerstandes gegen ihn bildete der Tempel, wo die Priesterschaft, obgleich sie seine religiösen Anschauungen wohl weithin teilteder Heros eponymos der Bewegung war ja zugleich Stammvater der ersten Priestergeschlechter - dennoch nicht bereit war, ihre auf "Geburtsadel" beruhenden Führungsansprüche an den Freischarführer aus dem Gebirge abzugeben. So wurde z.B. der jüngst aus Rom zurückgekehrte und wegen römerfreundlicher Neigungen verdächtige Josephus im Tempel vor dem Zugriff des :i\tIenahem verborgen, ein Zeichen dafür, daß die priesterliche Solidarität den zelotischen Eifer überwog 2). Es kam wohl zu einer Verschwörung, und der Tempel wurde als sicherster Ort zur Beseitigung des unliebsam gewordenen :Messiasprätendenten auserwählt": Als er in "königlichem Schmuck" und in Begleitung "der Zeloten" sich zum Gottesdienst ins Heiligtum begab, wurde er von den Anhängern Eleazars angegriffen und von einer bereitgestellten :i\tIenge mit Steinen beworfen. Die Begleiter des Menahem leisteten kurze Zeit Widerstand, mußten aber dann im Heiligtum dem Druck der priesterlichen Übermacht weichen und suchten ihr Heil in der Flucht. Die meisten 1) Dieser Gegensatz erscheint schon im AT, vgl. 2. Kge 11, 18-20; 14,21, er zeigte sich in der Makkabäerzeit, während der Unruhen nach dem Tode des Herodes (s. o. S. 335). Im weiteren Verlauf des Jüdischen Krieges kam er mehrfach zum Vorschein: b 4, 138ff. 151. 158ff; die Haltung der Idumäer 233ff; der Gegensatz zwischen den "Zeloten" in Jerusalem und Simon b. Giora 514ff. 533ff. Auch für das Verständnis der Passion Jesu ist er wohl wesentlich. 2) Zur einmaligen Stellung des Priesterstandes s. ]. Jeremias, Jerusalem, 167ff. 223ff u. Ö., er "bildete ... die gottgeordnete heilige Spitze des Volkes". Die Bedeutung des Priestertums wird von B.-Gr., Rel. 114ff zu sehr unterschätzt. b 2,443 hebt die Partei des Eleazar ausdrücklich hervor, daß Menahem an Rang "wcit unter ihnen stehe; vgl. dazu H. Drexler, op. cit. 289: Die Juden fandenim Gegensatz zur Makkabäerzeit - keinen Führer, weil die Aristokratie im Wege war.
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wurden gefangen und getötet, unter ihnen auch Menahem, der sich im Ophel, an der Südseite des Tempels verborgen hatte 1). Nur wenigen, unter ihnen Eleazar S.d.Ari, gelang die Flucht nach Masada. Diese überraschende Ermordung bzw. Vertreibung Menahems und seiner Anhänger wurde deshalb möglich, weil sich die Stadtbevölkerung überwiegend auf die Seite der Priesterschaft gestellt hatte, und weil wohl auch die zu den Belagerern übergetretenen Truppen Agrippas H. den Priestern und Bürgern von Jerusalem eine gewisse militärische Verstärkung gebracht hatten. Der ganze Vorgang leitete die Spaltung der zelotischen Bewegung gerade in dem Augenblick ein, da eine feste Zusammenfassung aller Kräfte unter einer einheitlichen Führung notwendig gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte ßiIenahem, der Sohn des Sektenstifters Judas, als ejnziger die notwendige Autorität und Erfahrung besessen, um, gestützt auf die zelotische Bewegung im ganzen Lande, einen dauerhaften Widerstand gegen die Römer zu organisieren. Das Beispiel Bar K6sebas, der ohne den Rückhalt eines stark befestigten Jerusalems, mit geringeren Hilfsmitteln und mit einer durch die Katastrophen vergangener Jahrzehnte dezimierten Bevölkerung militärisch sehr viel mehr leistete als die Aufständischen nach 66 n. ehr., legt eine solche Vermutung nahe. Die Folgen dieser Gewalttat waren entscheidend für die ganze weitere Entwicklung des Freiheitskampfes: 1. Die treuesten Anhänger ßiIenahems, insbesondere die Sippe des Galiläers Judas, zogen sich grollend nach NIasada zurück und nahmen am weiteren Verlauf des Krieges keinen Anteil mehr, wenn auch, wie neue re ßiIünzfunde zeigen, die äußere Verbindung mit Jerusalem wenigstens teilweise erhalten blieb. Der Tempel war für sie durch diese Bluttat entweiht und dem Untergang verfallen. Doch blieben sie ihren alten Anschauungen treu und hielten sich unter der Führung Eleazars S.d.Ari, einem Enkel des Judas, bis zu ihrem gemeinsamen Selbstmord unmittelbar vor der Eroberung durch die Römer im April 73 11. ehr. auf der Festung 1tIasada 2). 2. Die zelotischen Gruppen in den verschiedenen Teilen der jüdisch besiedelten Gebiete verloren ihr gemeinsames Haupt und damit den gegenseitigen Zusammenhalt. Sie operierten ohne sinn1) b 2,442-448. Zum Ophel s. b 5,145. 254; s. auch o. S. 299f. 2) b 7,275-406; s. o. S. 268ff; vgl. auch b 4,399-405. 505ff. S. dazu Y. Yadin Masada, 1967; V. Nikiprowetzky in: Hommages a Andre Dupont-Sommer, Paris 1971,461-490.
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vollen Plan und waren von tiefem ::rvIißtrauen gegen die Autoritäten in Jerusalem erfüllt 1). 3. Die führenden Männer in Jerusalem, überwiegend aus priesterlichen Kreisen, konnten sich in dem von den zelotischen Banden beherrschten offenen Land nur wenig durchsetzen; sie waren daher ebenfalls nicht in der Lage, den Kampf gegen die römischen Streitkräfte planvoll unter zentraler Leitung zu führen. Die einzelnen Gebiete unter dem Befehl örtlicher Führer blieben auf die Selbsthilfe angewiesen 2) . 4. Die Schwächung der Zeloten durch den Tod 1vlenahems hatte in J erusalem notwendigerweise die Stärkung der gemäßigten, einem Kompromiß mit Rom geneigten Kräfte zur Folge. Eine erneute, verschärfte Auseinandersetzung mit dem radikalen, durch die Flüchtlinge aus den Grenzgebieten verstärkten Flügel konnte nicht ausbleiben. Diesem fehlten wiederum Führer mit allgemein anerkannter Autorität; es ergaben sich daraus Machtkämpfe, die die jüdische Widerstandskraft untergruben 3). NIit der Ermordung ::rvlenahems kommt so die Betrachtung der Zeloten als einer geschlossenen Partei zum Abschluß. Zwar sollte das zelotische Gedankengut bis zum Untergang der Stadt, ja bis zum Bar Koseba-Aufstand weiterhin lebendig bleiben, das Endziel der Sekte, der verheißungsvoll begonnene "endzeitliehe" Kampf des ganzen Volkes gegen Rom, war jedoch damit von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die folgende Zersplitterung in teilweise sich bekämpfende Gruppen gab Rom den Sieg in die Hand, bevor der Krieg richtig begonnen hatte. 2. Der lveitere Verlauf des Jüdischen Krieges bis zur Niederlage des Cestius Gallus
Zunächst. brachte allerdings - wenigstens nach außen hin - die Ermordung ::rvIenahems keine Änderung in der allgemeinen Kriegsstimmung 4). Die Belagerung der römischen Kohorte in den drei 1) Vgl. vita 28f; b 2,563f; 4,132-137. 406ff. 509ff. 538ff. Auch die Wirksamkeit des Josephus in Galiläa wird erst durch diese kritische Haltung gegenüber J erusalem verständlich. 2) Weder Galiläa noch Peräa und Idumäa erhielten beim Angriff der Römer von Jerusalem aus irgendwelche Unterstützung: vgl. b 3, 135ff; 4,410-449 u. 550-555. 3) Zur Rolle der Flüchtlinge s. b 2,588; 4,121ff. 135 ff. 138. 413f. 4) Zwar berichtet Josephus, um das jüdische Volk zu entlasten, die Bevölkerung Jerusalems habe nach der Ermordung des "Tyrannen" auf eine Wiederherstellung des Friedens gehofft (b 2,445. 449); doch ist dies wenig wahrscheinlich. Der
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Türmen wurde fortgesetzt; an Stelle des ermordeten lvIenahem übernahm Eleazar den Oberbefehl. Der römische Kommandant bot schließlich die Übergabe gegen waffenlosen, freien Abzug an; die Belagerer gingen scheinbar darauf ein, um dann die waffenlosen Römer an einem Sabbat,.wie Josephus hervorhebt-niederzumachen. Lediglich ihr Anführer NIetilius, der die Beschneidung annahm, kam mit dem Leben davon 1). Bei den Verhandlungen mit der Besatzung trat ein gewisser Ananias Zadduki 2) hervor, der wohl mit dem Pharisäer Ananias, der später an der gegen J osephus gerichteten Gesandtschaft nach Galiläa teilnahm 3), identisch ist. Auch die Pharisäer standen so - wenigstens zum Teil- durchaus auf der Seite der Kriegspartei. Neben ihm nennt Josephus einen Gorion S. d. Nikomedes. Vielleicht ist dieser - bei vertauschtem Namen - mit dem in der rabbinischen Überlieferung wegen seines außerordentlichen Reichtums mehrfach erwähnten Ratsmitglied Nakdemon b. Gorion zu identifizieren,. der u.a. mit zwei anderen Reichen große Lebensmittelvorräte für die Belagerung angesammelt haben soll, die dann im Bürgerkrieg von den Zeloten verbrannt wurden 4). Die Aufständischen hatten auch außerhalb J erusalems militärische Erfolge zu verzeichnen. Bei Jericho eroberten sie die beherrschende Festung I<.ypros, auch hier wurde wie in J erusalem die Besatzung getötet und die Festung zerstört. In lvIachärus dagegen setzten sich. die Juden durch das Versprechen des freien Abzugs für die römische Garnison in den Besitz der Festung. Auch das Herodeion gelangte wohl während dieser Zeit in die Hand der Aufständischen 5). In den syrischen Städten beantworteten die Einwohner die Erhebung der Juden mit Judenprogromen, da sie sich durch die jüdischen Sieg über Cestius war nur möglich, weil die Mehrheit der Bevölkerung zum Kampf gegen die Römer bereit war. 1) b 2,450-456. Die Ermordung der Römer ereignete sich nach der Fastenrolle (14) am 17. Elul, 10 Tage nach der Eroberung der Herodes burg. Dazwischen lag die Ermordung des Menahem. 2) b 2,451; zum Namen s. A. Schlatter, Die hebr. Namen ... 93. Zadduki ist jedoch hier wohl nicht Parteibezeichnung, sondern Vatername, s. J. Klausner, Hist. 5,149: P~i~ 7:1 i1~lln 3) Vgl. b 2,628; vita 197. 290. 316. 332. 4) Ecel. R. 7,12; Lament. R. 1,5 § 31; in abgewandelter Form auch Gittin 56a u. ARN c. 6 ed. Schechter 31f; vgl. Derenbourg 281 A. 1; Graetz 3,528f A. 4; J. Klausner, loc. cit. Zur Zerstörung der Vorräte s. b 5,24 u. Tacitus, hist. 5,12. Namensvertauschungen dieser Art erscheinen mehrfach bei Josephus vgl. b 2,563 u. 4,159. 5) b 2,484-486. Das Herodeion wird erst 4,518ff u. 555 erwähnt und war damals im Besitz der Aufständischen. Nach V. Corbo, RB 71 (1964), 260 wurde ein Ofen zur Herstellung von Pfeilspitzen aus der Aufstandszeit gefunden.
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~linderheiten in ihren eigenen Mauern bedroht sahen 1). Wahrscheinlich hatten die Zeloten zu Beginn der Kämpfe auch auf eine allgemeine Erhebung in der Diaspora gehofft, ein~ solche· hätte bei der zahlenmäßigen Stärke des Diaspora-Judentums für die Römer gefährlich werden können 2). Dieses zeigte jedoch nur wenig Neigung, sich dem abenteuerlichen Unterfangen seiner palästinischen Stammesgenossen anzuschließen, lediglich aus den parthischen Gebieten des Ostens und der Adiabene erhielten die Aufständischen eine stärkere Unterstützung 3). Die Judenverfolgungen brachten den ersten Zustrom von Flüchtlingen in das jüdische Stammland, der ein Jahr später durch die militärischen Erfolge Vespasians noch verstärkt wurde. Diese Flüchtlinge hatten in der Folgezeit als radikale Gruppe einen wesentlichen Einfluß auf den weiteren Verlauf des Jüdischen Krieges. Inzwischen hatte sich Cestius Gallus viel zu spät aufgerafft und führte auf denl traditionellen Wege längs der phönizischen K.üste über Akko-Ptolemais ein Heer gegen die aufständischen Juden heran. Den galiläischen Aufständischen gelang es zunächst, die bei Ptolemais zurückgelassene, aus syrischen Hilfstruppen bestehende Nachhut des Cestius zu schlagen 4), doch erlitten sie durch ein starkes römisches Detachement unter Caesennius Gallus, dem Kommandeur der 12. Legion, kurze Zeit darauf bei einem Berge Asamon nach vorausgehendem erbittertem Gefecht eine schwere Niederlage 5). Alle diese V orhutgefechte einschließlich der Brandschatzung der Narbatene und der Zerstörung J oppes 6) wurden durch den überraschenden
1) b 2,457ff. 487ff. 559ff; 7,361ff; s. vor allem 2,461: "Die Syrer freilich töteten nicht weniger Juden, ... nicht allein, wie früher aus Haß, sondern eher um der ihnen drohenden Gefahr zuvor zu kommen." W. \Veber, Josephus u. Vespasian, 1921, 19 u. 33 schließt daraus, daß die Juden der syr. Diaspora zu einem bestimmten Termin eine Erhebung planten und die Syrer ihnen zuvorkamen. 2) Nach Dio Cassius 66,4,3 (Reinach 190) erhielten die Juden auch aus der Diaspora des römischen Reiches eine gewisse Unterstützung. Die Stärke der Juden in gewissen Teilen der Diaspora zeigt sich an der Gewalt der Aufstände in Cypern und der Cyrenaica unter Trajan. Vgl. auch J. Juster 1,210 u. H. Drexler, Klio 19 (1925), 312. Zur der im allgemeinen ablehnenden Haltung der westlichen Diaspora s. b 7,361-367. 3) Vgl. b 1,5 und der Vorwurf des Tüus b 6,343. Einzelne babylonische Juden werden ausdrücklich genannt: so die Glieder des Königshauses von Adiabene b 2,520; 5,473; 6,356. Siehe auch die Anspielungen Agrippas 11. b 2,388f u. Dio Cassius loc. cit. 4) b 2,506; Die Syrer sollen 2000 Tote verloren haben. 5) b 2,510-512; zum Ort der Schlacht s. S. Klein, IvlGWJ 59 (1915), 163f, G. Dalman Orte und Wege Jesu, 3. A. 1924, 85 A. 1 u. J. Klausner, Hist. 5,159. 6) b 2,507-509.
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jüdischen Sieg im Vorfelde Jerusalems, insbesondere über das aut der Bethhoronstraße sich zurückziehende römische Heer, in den Schatten gestellt 1). Auch wenn der rein militärische Erfolg gegen die wegen ihrer Disziplinlosigkeit berüchtigten syrischen Legionen nicht Zu hoch eingeschätzt werden darf 2), hatte der jüdische Sieg für den Fortgang des Freiheitskampfes doch entscheidende Bedeutung. Selbst die gemäßigten Kreise traten nun entweder auf die Seite der Kriegspartei über, oder aber sie verließen die Stadt 3). Die Radikalen sahen wohl in diesem Sieg Gottes Bestätigung und den Auftakt zum heiligen Vernichtungs krieg gegen Rom. Bezeichnenderweise traten während dieser Kämpfe vor J erusalem zwei der neuen Führer und ihre Gruppen, die das Schicksal Jerusalems während der kommenden Jahre bestimmen sollten, zum erstenmal hervor. Der Bandenführer Simon bar Giora bemächtigte sich des römischen Trosses bei der Steige von Beth Horon und brachte ihn nach J erusalem, während als Führer der radikalen, wohl überwiegend priesterlichen "Zeloten" ein gewisser Eleazar S.d.Simon erschien, der nach seinem großen Anteil an der Siegesbeute am Kampfe selbst wohl maßgeblich beteiligt gewesen war 4). 3. Die politische Wmde nach dem Sieg über Cestius, der daraus hervorgehende Bürgerkrieg ll11d das Ende der AttfstandsbeJvegting Es ist sehr eigenartig, daß in der nun folgenden Volksversammlung die radikale Partei den entscheidenden Einfluß in der Führung des Krieges verlor. Der aus der mächtigen Familie des neutestamentlichen Hannas stammende ehemalige Hohepriester gleichen Namens 5) und eIn gewisser J oseph S.d.Gorion erhielten die oberste Leitung; der Führer der "Zeloten," Eleazar S.d.Simon, besaß zwar großen 1) b 2,517-555; die unglücklichen Operationen des Cestius Gallus vor Jerusalem dauerten von der Mitte des Tischri (b 2,515: das Laubhüttenfest vom 15.-22. Tischri hatte gerade begonnen) bis zum endgültigen Sieg der Juden am 8. Marcheschwan (555). Zur Schlacht selbst und ihren Nachwirkungen s. o. S. 289ff. 2) S. Th. Mommsen, R. G. 5,383; H. Dessau, Gesch. d. Röm. Kaiserzeit Bd II, 1,1926, S. 347. Die 12. Legion hatte schon 62 n. Chr. eine schwere Niederlage gegenüber den Parthern erlitten, s. Th ..Mommsen, R. G. 390 u. J. G. C. Anderson, CAH 10,768ff. 3) b 2,556; dazu gehörten vor allem die maßgeblichen Herodianer. 4) b 2,564. Zu seiner priesterlichen Herkunft s. b 4,225. Als Führer der wohl überwiegend priesterlichenY-artei, die von J. "Zeloten" genannt wird, erscheint er b 2,564ff; 5,5ff. 21. 250'. Siehe dazu auch o. S. 367. 5) b 2,563: Ananas S. d. Ananos; s. Schürer 2,273 Nr. 24. Er war nur kurze Zeit Hohe1:'prieSter gewesen und wurde von Albinus wegen der Hinrichtung des Herrnbruders Jakobus abgesetzt: a 20,199-203.
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Einfluß, doch blieb er ohne Amt. Der Initiator des Aufstandes im Tempel, Eleazar S.d.Ananias, der noch vor drei J\lIonaten eine solch zentrale Stellung innegehabt hatte, wurde nach Idumäa abgeschoben l ). Dies alles deutet auf innere Umwälzungen in Jerusalem hin, deren Ursachen nur noch teilweise erhellt werden können : 1. Wahrscheinlich hat sich die priesterlich bestimmte Kriegspartei nach dem Tode des .iVIenahem selbst wieder gespalten, vielleicht war der alte Gegensatz zwischen Priesteradel und einfachem Priestertum wieder aufgebrochen, auf jeden Fall trat der Hohepriestersohn Eleazar in den Hintergrund - nach seiner Entsendung nach Idumäa wird er von J osephus nicht mehr erwähnt - , und der einfache Priester Eleazar S.d.Simon rückte als Führer der "Zeloten" ins Blickfeld. 2. Die Schwächung der Radikalen durch die Ermordung des J\lIenahem und die innere Uneinigkeit gab den Gemäßigten, die sich in geschickter Weise den veränderten Umständen angepaßt und sich - zumindest äußerlich - für die Sache des Krieges entschieden hatten, Gelegenheit, ihren Einfluß auf die städtische Bevölkerung wieder zurückzugewinnen. Tatkräftige Persönlichkeiten aus den alten Familien und Parteien konnten die Führung in J erusalem wieder übernehnlen. Neben dem Hohenprjester Ananos S.d.Ananos (d.h. des Hannas) erscheinen Jesus S.d.Gamala, ein führender Sadduzäer und ehemaliger Hoheprieste:r 2), sowie der Führer des gemäßigten pharisäischen Flügels, Simon S. d. Gamaliel, ein Enkel (oder Urenkel) Hillels 3). Weite:rhin überwog in der Staatsführung das priesterliche Element, daneben erschienen vor allem Pharisäer 4). 1) b 2,566. Der Text ist nicht eindeutig: Die Mehrzahl der Zeugen liest Ne:ou, Cod. C VCXLOU; Lat. u. Hegesipp lassen den Namen ganz weg. Ursprünglich war wohl 'AVCXVLOU, s. dazu Niese 6,256 zu Z. 17. 2) Vgl. b 4,238ff, 283; sein Tod 316-325. Er war mit der Familie des Josephus befreundet, s. vita 192.204. Hoherpriester war er v. 63-65 n. Chr. (a 20,213. 223), s. Schürer 2,273 Nr. 26. In der rabbinischen Überlieferung wird er mehrfach erwähnt, vor allem als Gemahl der reichen Martha aus dem Hause Boethos, s. Derenbourg 248f; J. Klausner, Hist. 5,22f. Nach B.B. 21a soll er die Schulpflicht in J udäa eingeführt haben. 3) b 4,59f; vita 189ff. 216. 309; zu seiner Erwähnung in der rabbinischen Tradition s. Derenbourg 270ff; Strack, Ein!. 121; J. ]eremias, Jerusalem, 36 269.277.290. \'V'ahrscheinlich wurde er ein Opfer des Krieges. 4) Vgl. die Zusammensetzung der verschiedenen Gesandtschaften b 2,566ff; vita 29. 197; s. auch die Dreiheit Ananos S. d. Ananos, Jesu<> S. d. Gamala (2 ehemalige Hohepriester) u. der Pharisäer Simon S. d. Gamaliel in vita 191ff; b 4,159 erscheint noch Gorion Sohn des ]oseph (vgl. b 2,563), ein Glied aus dem J erusalemer Laienadel. Seine Ermordung durch die Zeloten s. b 4,358.
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3. Dieser durch die Einwohner Jerusalems herbeigeführte Erfolg der Gemäßigten in J erusalem vergrößerte jedoch die Gefahr einer völligen Isolierung der Stadt und begünstigte zugleich die Zersplitterung der jüdischen Aufständischen außerhalb Jerusalems. Die zelotischen Banden und Gruppen in den verschiedenen Landesteilen mußten den neuen Führern in Jerusalem noch mißtrauischer gegenüberstehen, als es bisher der Fall gewesen war. Darin lag wohl der Grund zur Entsendung von Gesandtschaften in die verschiedenen Teile des Landes 1). Sie sollten den Einfluß der radikalen Kräfte dämpfen bzw. in rechte Bahnen leiten und die gefährdeten oder schon abgebrochenen Bande mit der Hauptstadt wieder festigen bzw. neu knüpfen. Die durch den Sieg über Cestius aufgeflammte Kriegsbegeisterung gab den Gesandten den notwendigen Rückhalt; zum Zeichen dafür, daß auch die neuen Autoritäten für die Sache des Heiligen K.rieges eintraten, wurde den Gesandten die Ausführung gewisser religiöser Beschlüsse und die Fürsorge für die Kriegsvorbereitungen aufgetragen 2). Nach Galiläa wurde zu diesem Zwecke, zusammen mit 2 anderen Priestern, J osephus entsandt. Daß er, ein Glied des Priesteradels und Freund des Sadduzäers Jesus S.d.Gamala 3), jüngst aus Rom zurückgekehrt und der Römerfreundschaft verdächtig, diesen Auftrag erhalten konnte, beweist den tiefgehenden Wandel der Dinge in Jerusalem. In Galiläa überspielte er geschickt seine weniger fähigen l\1itgesandten und war vor allem auf die Bildung einer eigenen Hausmacht bedacht. Es gelang ihm, die verschiedenen zelotischen Banden wenigstens teilweise durch regelmäßjge Soldzahlung zu
1) Die "Strategen" der einzelnen Provinzen (b 2,S66ff) beruhen wohl auf einer Fälschung des J osephus, der dadurch sich einen gewissen militärischen Rang verschaffen wollte. In Wirklichkeit handelte es sich wahrscheinlich um die Glieder von Gesandtschaften, die in die verschiedenen Bezirke gesandt wurden, vgl. vita 28ff. 2) S. dazu o. S. 291f. 3) Vita 204; vgl. auch vita 17-23, ein Selbstbekenntnis, das die zwiespältige Haltung der gemäßigten Volksführer in Jerusalem treffend beleuchtet. Der Gegner des J osephus in Galiläa, J ohannes v. Gischala, erscheint als enger Freund des pharisäischen Führers Simon S. d. Gamaliel, vita 190ff. Man könnte sich daher fragen, ob Josephus damals schon, wie er angibt (vita 12), Pharisäer war, und ob er nicht als Glied des Priesteradels und Freund des sadduzäischen Parteihauptes Jesus S. d. Gamala dem Sadduzäismus nahestand. Daß er sich dann später der einzig überlebenden pharisäischen Partei anschloß, wäre durchaus verständlich. Vgl. auch den Widerstand der religiösen Kreise in Galiläa, vita 134f. 149ff u. des Pharisäers Ananias 197. 290 u.ö.
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gewinnen 1), auf der anderen Seite war er jedoch auch auf gute Beziehungen zur gegnerischen Seite bedacht 2). Dieses doppelte Spiel mußte ihm nicht nur die Feindschaft der radikalen Parteiführer wie Jesus S.d.Sapphia 3) und Johannes Y. Gischala eintragen, die in ihm einen unerwünschten :LvIachtbewerber sahen, sondern auch den Verdacht seiner Auftraggeber in Jerusalem erwecken, sodaß diese eine - allerdings erfolglose - Gesandtschaft zu seiner Absetzung nach Galiläa schickten 4). Aufs ganze gesehen sind die schwer durchschaubaren Winkelzüge der josephischen Wirksamkeit in Galiläa ein deutliches Beispiel für den Zerfall der jüdischen Widerstandskraft, bevor der Krieg ernsthaft begonnen hatte. Die Radikalen erhoben daher - wohl mit Recht - immer wieder den Vorwurf, die Führer der Gemäßigten seien insgeheim auf einen Verhandlungsfrieden mit den Römern bedacht 5). Die ständigen Niederlagen, vor Askalon, in Galiläa, Peräa und Idumäa, mußten diese :LvIeinung nur bestärken; darüber hinaus konnten sie als Zeichen des göttlichen Zornes über die regierenden Häupter in Jerusalem gewertet werden. Zugleich setzte ein neuer Zustrom von Flüchtlingen nach Jerusalem ein, die die radikale Partei wesentlich verstärkten. Sie fühlte sich schließlich stark genug, einen neuen Hohenpriester aus zadokitischem Geschlecht durch das Los zu wählen 6). Der Versuch des tatkräftIgen Ananos, gestützt auf die konservative :NIajorität der jerusalemischen Bürgerschaft, die wachsende NIacht der von Priestern geführten und im Tempel konzentrierten "Zeloten" zu brechen, scheiterte durch das Eingreifen der Idumäer 7), das die Zerschlagung der gemäßigten Partei und den endgültigen Sieg der Radikalen zur Folge hatte. 1) Vita 77. Im Bellum wird diese peinliche Tatsache verschwiegen, hier befehligt Josephus nur "reguläre" Soldaten b 2,577ff. 2) Vita 112f. 128ff. 149ff; vgl. auch b 3,346ff. 3) Vita 66f. 134 (im Gegensatz zu b 2,599 wird hier Jesus allein genannt). 271. 278ff. 294ff. 300ff. Wahrscheinlich ist er mit dem b 3,450-498 mehrfach genannten Jesus S. d. Tupha identisch, s. die Anmerkung von Niese 6,33 zu Z.13. '1) V gl. die Anklage des J ohannes v. Gischala gegen J. in J erusalem, vita 189ff, und die langwierigen Verhandlungen mit der gegen J osephus gerichteten Gesandtschaft aus J erusalem, die schließlich v. J. mit bewaffneter Eskorte nach Jerusalem zurückgesandt wurde (vita 196-332). 5) Vgl. b 4,216. 226f. 228. 245ff. 320f. Auch gegenüber Josephus wurde dieser Vorwurf erhoben (vita 132). Daß er zurecht bestand, zeigt vita 17-23. Siehe dazu A. Schlatter, GJ. 328; S. Zeitlin, JQR 34 (1943/44), 352ff, u. M. Gelzer, Die Vita des Josephus, Hermes 80 (1952), 73. 6) b 4,155ff; s. o. S. 225. 7) b 4,158-325. Johannes v. Gischala kam Anf. Nov. 67 n. ehr. nach Jerusalem.
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,Ananos S.d.Ananos und sein Kollege Jesus S.d.Gamala wurden grausam ermordet. Eine rabbinische Notiz berichtet, daß 3 Jahre vor der Katastrophe, d.h. 67 v.Chr. die Kaufläden der Söhne Chanans zerstört wurden, weil sich ihre Früchte der Verzehntung entzogen 1). Das Gros der Idumäer trennte sich jedoch wieder von den wohl zu radikalen "Zeloten", verließ mit 2000 Jerusalemer Bürgern die Stadt und kehrte nach Hause zurück, während die Flüchtlinge aus J erusalem sich Simon bar Giora anschlossen 2). Der alte Gegensatz zwischen Stadtbevölkerung und den - nach J erusalem geflohenen - Landbewohnern kam nicht zur Ruhe. In der Stadt selbst wurden die priesterlichen "Zeloten" bald durch J ohannes von Gischala überspielt, der, gestützt auf die Flüchtlinge, dort die unumschtänkte Macht an sich riß 3). Die Ermordung Neros am 9. Juni 68 n. Chr. und der darauf folgende römische Bürgerkrieg brachten einen Aufschub des drohenden römischen Angriffs auf die Heilige Stadt 4), der jedoch von den Aufständischen kaum genutzt wurde. Während Johannes Jerusalem beherrschte, terrorisierte Simon bar Giora das offene Land und brachte vor allem Idumäa unter seine Herrschaft; schließlich wurde er im Nisan 69 n. Chr. von den Bürgern der Stadt und den Idumäern in Jerusalem eingelassen, um diese von der Tyrannei des J ohannes zu befreien 5). Das folgende Jahr war erfüllt von dem unentschiec;lenen Bügerkrieg zwischen J ohannes, der den Tempelberg, und Simon, der die Oberstadt besetzt hielt,bis Titus am 14. Nisan 70 n. ehr. die Belagerung Jerusalems einleitete 6) . .NEt der von Judas dem Galiläer gegründeten Bewegung hängen diese Parteien und ihre Kämpfe nur noch indirekt zusammen. Die wahren Nachfahren des Judas, die Sikarier, saßen nahezu teilnahmslos auf ihrer Trutzburg Masada, und auch die priesterliche Gruppe der 1) b 4,314-22; Bill 2,571 nach S. Dt 14,22 § 105. 2) V gl. b 4,353: Danach verließen die Idumäer in ihrer Gesamtheit die Stadt, nachdem sie 2000 Bürger aus J erusalem befreit hatten. Dies steht in einem gewissen Gegensatz zu b 4, 566ff, wonach zu einem späteren Zeitpunkt die idumäische Gruppe aus der Heerschar des Johannes v. Gischala sich gegen diesen bzw. die Zeloten erhob und in Verbindung mit führenden Bürgern Simon b. Giora in die Stadt einließ. Vielleicht hatte zunächst nur ein Teil der Idumäer Jerusalem verlassen. 3) b 4,389tf. 4) b 4,491ff; s. dazu o. S. 312 A. 2. 5) b 4,503-544. 570-584. Simon zog im Nisan 69 n. Chr. in die Stadt ein (577). Es ist eigenartig, daß die Idumäer, denen Simon b. Giora so übel mitgespielt haben soll, sich ganz auf seine Seite stellen; vgl. b 4,521-529. 534-537. 6) b 5,71ff.
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"Zeloten", die wohl ebenfalls auf eine ältere, in die Zeit vor dem Kriege reichende, Tradition zurückblicken konnte 1), hatte kaum noch Einfluß auf den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung. Der Versuch ihres Führers Eleazar S.d.Simon, sich aus der Zwangsgemeinschaft mit J ohannes von Gischala zu lösen, mißlang; zwar konnten die priesterlichen "Zeloten" kurze Zeit das eigentliche Heiligtum beherrschen, doch gelang es J ohannes verhältnismäßig rasch, dasselbe wieder zu erobern 2). Von den vier in Jerusalem rivalisierenden Gruppen war sie mit 2400 NIann die kleinste 3). Auch die beiden Führer der Aufständischen während der Belagerung sind nicht aus der ursprünglichen zelotischen Bewegung hervurgegangen: J ohannes war zu Beginn des Krieges ein Gegner der Kriegspartei gewesen, seine enge Freundschaft mit Simon S. d. Gamaliel weist darauf hin, daß er möglicherweise der Schule Hillels angehörte 4). Erst die Zerstörung Gischalas durch die Bewohner von Tyrus und Gadara brachte einen Gesinnungswechsel: Er sammelte eine Bande von 400 Flüchtlingen um sich und wurde zum gefährlichsten Gegenspieler des J osephus in Galiläa. Nach seiner Flucht nach J erusalem stand er zunächst dem Hohenpriester Ananos nahe, wechselte dann aber bald zu den "Zeloten" über 5). Am Sieg über die gemäßigte Partei des Ananos war er maßgeblich beteiligt. Er gewann immer mehr Einfluß, sodaß er schließlich die alten priesterlichen Führer der "Zeloten" an die Seite drücken und die !-Lovapx.(a gewinnen konnte, die ihm allerdings Simon zunächst auf dem offenen Lande und später auch in J erusalem selbst streitig machte. Während des folgenden Bürgerkriegs konnte er sich mit seinen 6000 :fvIann durch die günstige Position auf dem Tempelberg gegenüber den 10000 des Simon auch weiterhin behaupten 6). 1) S. o. S. 367. Vielleicht geht diese Gruppe auf die ehemaligen Anhänger des Judas Galiläus im Tempel zurück. Ihre allmähliche Isolierung wäre dann die Folge der selbstbewußten Betonung des priesterlichen Adels, der eine wirkliche Einordnung in die überwiegende Laienbewegung des Judas nicht zuließ. 2) V gl. b 5,5ff. 98ff. 3) Zur Stärke b 5,250. Als Führer erscheinen noch der schon erwähnte (s. o. S. 367 A. 4) Zacharias S. d. Amphikallei (b 4,225) und in den späteren Kämpfen die beiden Brüder Simon u. Judas, Söhne d. Ari: b 5,250; 6,92.148. Der letztere fällt als Führer der Geflohenen im Walde von Jardes (b 7,215). -1) Vgl. vita 43f (gegen b 2,587, wo er von vornherein als "Räuber" gezeichnet "\vird) und 192. 5) b 4,126f. 208. H. St. Thackeray macht in seiner Ausgabe des Bellum (Loeb Class. Lib. Josephus 2. unv. A. 1951, 3,62f) darauf aufmerksam, daß die Schilderung des Johannes hier mit der des Catilina durch Sallust verwandt ist; vermutlich das Werk des griechischen Stilisten. 6) b 4,389ff. 393; vgl. auch 558. 566ff. Zum Stärkeverhältnis s. b 5,250.
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Si mon bar Giora war, wie sein Name sagt, Sohn eines Proselyten 1). Er stammte nicht aus dem jüdischen Mutterland, sondern aus Gerasa in der hellenistischen Dekapolis., einer Stadt, die ihre jüdischen Einwohner nicht getötet, sondern nur aus ihrem Gebiet verwiesen hatte 2). Wann Simon seine Heimatstadt verlassen hat, wissen wir nicht, seine erste Erwähnung durch Josephus erfolgt jedenfalls erst im Zusammenhang mit den Kämpfen gegen Cestius Gallus 3). Später führte er eine Bande in der Akrabatene, doch mußte er sich vor einer von Ananos ausgesandten Streitmacht nach :NIasada in den Schutzbereich der Sikarier zurückziehen. Nach dem Sturz des Ananos zeigte er sich bald wesentlich aktiver als seine Gastgeber, so daß er sein ß.1achtgebiet rasch auf ganz Judäa und Idumäa ausdehnen konnte 4). Auffallend war dabei seine soziale Aktivität. Er befreite die jüdischen Sklaven und seine Streitmacht setzte sich aus diesen Freigelassen und Bauern zusammen. Seine Erfolge, die schließlich in seinem Einzug in Jerusalem gipfelten, führten wohl dazu, daß er sich selbst messianische Würde zuschrieb 5). In Jerusalem war er Herr über die eigentliche Stadt außer dem Tempelberg, er verfügte auch zusammen mit den mit ihm verbündeten Idumäern über die weitaus größte Streitmacht 6). Daß er, der frühere Bandenführer von wenig ehrenvoller Herkunft, später als erster Führer der Aufständischen galt, zeigt auch seine Hinrichtung in Rom 7). Er steht so am Ende einer tragischen Entwicklung: Jerusalem, das zu Beginn des Aufstandes einen Führer wie lvIenahem, der doch immerhin auf eine gewisse ehrenvolle Familientradition zurückschauen konnte, wegen seines Strebens nach Alleinherrschaft ablehnte, wurde nach jahrelangen inneren
1) Aus dem Aramäischen N1;~~ = Hebräisch ,~, s. Derenbourg 265; Schürer 1,621 A. 73 u. G. Kittel, Forschungen z. ]udenfrage 2 (1937), 44f. Die Namensform Bargiora findet sich bei Dio Cassius 66,7,1 und Tacitus, hist. 5,12, dort allerdings fälschlicherweise mit dem Namen des] ohannes verbunden. Zu seiner Person s. jetzt O. :i\Hchel, NTS 14 (1967/8),402-408. 2) Zu seiner Herkunft s. b 4,503ff. Zum Verhalten der Gerasener s. b 2,480. Im Gegensatz dazu berichtet ]osephus b 4,487ff von einer Erstürmung Gerasas durch die Römer vgl. b 2,458. M. Stern ]RS 52 (1962) sieht darin eine Fehlinterpretation. Vielleicht ist damit ein 2. Ort dieses Namens (b 4,487 A. Schalit Namenwörterbuch 34) in Samarien gemeint (heute Djures). 3) b 2,521, s. o. S. 376. 4) b 2,652ff; 4,503-544. 5) b 4,508.510 vgl. o. S. 303f. 342. 6) b 5,250. 10000 Mann unterstanden ihm direkt, dazu kamen 6000 Idumäer. 7) Zur Einschätzung der Proselyten s. ]. ]eremias, ]erusalem, 354ff. Zu seinem Tode s. o. S. 304, vgl. auch Dio Cassius 66,7,1.
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Kämpfen und offenem Bürgerkrieg schließlich das Opfer eines reinen Gewaltmenschen wie Simon. Auch das Ende der verschiedenen Gruppen und ihrer Führer enthält ,gewisse nicht unwesentliche Unterschiede. Während die Gefangennahme und das weitere Schicksal eines Simon bar Giora und Johannes von Gischala wenig ruhmvolle Züge zeigte 1), erscheint die Verzweiflungstat der "Sikarier" auf Masada und das heldenhafte Leiden der nach Ägypten Geflohenen in einem ganz anderen Licht. Auch die priesterlichen "Zeloten" scheinen standhaft kämpfend im brennenden Tempel ihren Untergang gefunden zu haben, jedenfalls werden ihre Führer danach nicht mehr erwähnt 2). Trotz der Aufsplitterung der zelotischen Bewegung nach dem Tode des ]\IIenahem wird man annehmen dürfen, daß die schon von J ~das vorgezeichnete religiöse Grundlinie mit ihrer charakteristischen Betonung der Alleinherrschaft Gottes und des Eifers, sowie das eschatologische Bewußtsein, bei den verschiedenen radikalen Gruppen erhalten blieb. In der Auseinandersetzung zwischen Menahem und EI~azar oder zwischen J ohannes und Simon ging es kaum mehr um diese religiösen Grundanschauungen - sie wurden wohl von beiden Seiten anerkannt - sondern um die ]\lIacht im kommenden jüdischen "Gottesstaat". Es ist nicht zufällig, daß eine Bewegung, an deren Anfang die Idee einer politischen Verwirklichung der uneingeschränkten Theokratie 3) stand, nachher - bevor es zur entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Gegner gekommen war - an dem menschlichen Grundproblem der ß'1achtverteilung scheitern mußte. 1) VgL b 6,433; 7,26ff. 153ff. Zum religiösen Selbstmord s. o. S. 268ff; zu den Martyrien der Sikarier in .L\.gypten s. o. S. 266f. 2) VgL Dio Cassius 66,6, s. o. S. 227f. Eine Ausnahme machte lediglich Judas S. d. Ari, der als Flüchtling im Walde von Jardes fiel, s. o. S. 338 A. 6. 3) Für das Ziel der zelotischen Freiheitsbewegung würde am ehesten der Begriff der 8e:oxpcx,,;l.cx passen, ein Begriff, mit dem Josephus c. Ap. 2,165 das von Mose begründete 1tOAI.-rE:Uf.LCX der Juden umschreibt: 8e:0 -r~v &px-hv XcxL ,"0 xp(ho~ &vcx8d~.
GESAMTÜBERBLICK UND HINWEIS AUF NEUTESTAMENTLICHE FRAGESTELLUNGEN Die Geschichte der jüdischen Freiheitsbewegung in dem untersuchten Zeitraum weist deutlich 3 Abschnitte auf: 1. Die V orbereitungszeit bis zum Auftreten des Judas Galiläus während des Census 6 n. Chr.; 2. Die Wirksamkeit der von ihm begründeten Partei bis zur Ermordung des Menahem zu Beginn des Jüdischen Krieges 66 n. Chr.; 3. Der Zerfall der Freiheitsbewegung im VerJauf des Jüdischen Krieges selbst. Die von Judas gegründete Partei ging aus dem radikalen Flügel der Pharisäer hervor und blieb wohl immer in enger Verbindung mit den Schammaiten. Sie bildete einen wohlorganisierten Geheimbund mit festem Oberhaupt. Ihre Grundlehre war die Forderung nach der Alleinherrschaft Gottes, die zu einem radikalen Bruch gegenüber den Herrschaftsansprüchen des römischen Kaisers führte; sie war verbunden mit der Erwartung, daß durch den Kampf gegen die römischen Unterdrücker die eschatologische Befreiung Israels eingeleitet würde. Wesentlich für die neue Bewegung waren außerdem profetisches Charismatikertum, die bedingungslose Bereitschaft zum Kampf gegen alle inneren und äußeren Feinde Gottes und Israels; eine Haltung, die auch die Bereitschaft zum Martyrium in sich schloß, sowie eine rigorose Gesetzesauffassung, die vor allenl die Scheidung Israels von der heidnisch-hellenistischen Umwelt und die Integrität des Heiligtums zum Ziele hatte. Das große Vorbild bildete wohl der Eifer eines Pinehas und Elia, von ihnen her erhielt die neue Bewegung wahrscheinlich den Ehrennanlen "die Eiferer". Ihre geistigen \Vurzeln reichen über den Beginn der römischen Herrschaft hlnaus zurück in die makkabäische Erhebung, doch zeigt die Partei des Judas Galiläus in ihren Anschauungen gegenüber den :iYIakkabäern eine deutliche Verschärfung. Gewisse Beziehungen bestanden auch zu den Essenern, deren Anschauungen - ebenso wie die der Pharisäer jer.er Zeitrigoristisch-zelotische Züge enthielten. Der Einfluß der neuen Bewegung auf das jüdische Volk war von Anfang an nicht gering, er wuchs vor allem nach dem Tode Agrippas 1. in solchem ~/raße, daß es den Zeloten schließlich gelang, das Volk in seiner überwiegenden :iYIehrheit in den offenen Krieg gegen Rom zu treiben, einen Kampf, dem man wohl eschatologische Bedeutung zulegte. Dieser Erfolg
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wurde unterstützt durch die starke soziale Komponente im Freiheitskampf der Zeloten. Aufs Ganze gesehen darf man in diesem Kampf den ersten Versuch sehen; die uneingeschränkte Theokratie mit Gewalt auch im irdisch-politischen Bereich herbeizuführen, ein Versuch, der auch .in späterer Zeit mehrfach wiederholt werden sollte 1). Das Scheitern desselben zwang das rabbinische Judentum später in vielen Gebieten zu einer grundsätzlichen Neuorientierung. Eine eingehende Untersuchung der Beziehungen zwischen dem Zelotismus und dem Neuen Testament würde den Rahmen dieser Untersuchung sprengen. Auf verschiedene Berührungsstellen wurde zudem in ihrem Verlauf schon hingewiesen 2). Es soll daher nur noch auf einige Ausgangspunkte für weitere Untersuchungen hingewiesen werden: 1. Die Verkündigung J esu enthielt wohl Worte, die - wenn auch die Zeloten nicht expressis verbis genannt werden - doch gegen Anschauungen gerichtet sind, die in ihren I
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4. Die Auseinandersetzung innerhalb des Urchristentums über das Verhältnis zum römischen Staate muß auf dem Hintergrund des zelotischen Kampfes gegen Rom gesehen werden. Die Disprekanz zwischen Rö 13 und Apk 13 weist auf Gegensätze hin, die die junge Kirche. wohl schon als Erbe aus dem Judentum übernommen hat. 5. Die Frage nach dem Endtermin, d.h. nach dem Beginn der Heilszeit und der NIöglichkeit eines menschlichen Einwirkens auf denselben - etwa bei der eschatologischen Deutung der NIission durch Paulus oder der Vorstellung vom vollen J\1aß des endzeitlichen Leidens 1) - mag ebenfalls zunächst im Zelotismus gewisse Vorbilder gehabt haben. 6. Die Bedeutung des uneingeschränkten Liebesgebots als Grundlage der urchristlichen Ethik steht in absolutem Gegensatz zu dem im Neuen Testament nur noch am Rande erscheinenden "Eifer für Gott" im Sinne der Gewaltanwendung 2). 7. Die "antipolitische Tendenz" des 4. Evangeliums, clie in der Antwort Jesu an Pilatus Joh. 18,37 ihren Höhepunkt findet, enthält eine endgültige Zurückweisung des jüdisch-zelotischen Ideals der Theokratie. ßiIan wird so abschließend sagen können, daß trotz gewisser Berührungspunkte die VerkÜfidigung J esu und der ersten Christenheit die eigentliche Überwindung des zelotischen Versuches darstellte, die Herrschaft Gottes auf Erden mit Gewalt herbeizuführen. 1) Vgl. Rö 11,26 in Zusammenhang mit 15,19. 23f u . .Mk 13,10. Zu Apk 6,11 s. o. S. 272. Vgl. :0.if. Hengel. Die "Crsprünge der christlichen. Mission, NTS 18 (1971/2),17ff. 2) S. dazu o. S. 184f u. M. Hengel, War Jesus Revolutionär, CH 110, 1970, u. ders., Gewalt und Gewaltlosigkeit, CH 118, 1971; W. Klassen, Jesus and the Zealot Option, Canad. Journ. ofTheol. 16 (1970), 12-21.
NACHTRAG ZELOTEN UND SIKARIER Zur Frage nach der Einheit und Vielfalt der jüdischen Befreiungsbewegung 6 -74 nach Christus * Das schwierigste Problem, vor dem der Erforscher der Alten Geschichte steht, ist die Beschränktheit, Zufälligkeit und Tendenzgebundenheit der Quellenaussagen. Die für den Theologen besonders aufschlußreiche jüdische Geschichte um die Zeitenwende macht hier ganz gewiß keine Ausnahme, sie ist eher ein Paradebeispiel dafür. Unsere Hauptquelle ist J osephus, unser \Vissen würde in schwer vorstellbarer Weise zusammenschrumpf~, wenn sein Werk nicht erhalten geblieben wäre. Der geschichtliche Rahmen des N euen Testamentes verlöre alle Konturen und verflüchtigte sich zu einem bloßen Schatten, der keine historische Einordnung des Urchristentums mehr ermöglichte. J osephus ist und bleibt der wichtigste antike "Kommentar" zum Neuen Testament. Die zerstreuten und zufälligen Nachrichten der nicht jüdischen antiken Schriftsteller über die jüdische Geschichte des 1. Jhs.l) werfen mehr Probleme auf, als sie beantworten, und dasselbe gilt erst recht für die zersplitterten Notizen und Legenden aus der talmudischen Literatur, deren historische Problematik uns in jüngster Zeit J. Neusner von Augen geführt hat 2). Erst recht könnten die erstaunlichen Funde von Qumran ohne J osephus überhaupt nicht richtig gedeutet werden. Wenn nun die Hauptquelle - in unserem Falle Josephus - selbst widersprüchliche Aussagen macht, dann verwickeln sich historische Probleme u.U. zu einem nahezu unauflösbaren Knoten. Zu den historischen Rätseln, die uns der Bericht des J osephus aufgibt,
* Der Nachtrag erschien in kürzerer Form auch in: Josephus-Studien. Festschrift O. :Michel zum 70. Geburtstag, Göttingen 1974, 175-196. Herrn Kollegen Rengstorf danke ich herzlich für Belege aus seiner J osephuskonkordanz. 1) Leider nur sehr unvollständig gesammelt bei: Th. Reinach, Textes d' Auteurs Grecs et Romains relatifs au Judalsme, Paris 1895, Nachdr. Hildesheim 1963. S. jetzt die Neubearbeitung der Texte durch Menahem Stern, Greek and Latin Authors on Jews and Judaism, Vol. I, 1974. Vol. I! mit Tacitus und Dio Cassius wird bald erscheinen. 2) J. Neusner, Development of a Legend. Studies on the Traditions concerning Yol,1anan ben Zakkai, Leiden 1970; ders., The Rabbinic Traditions about the Pharisees before 70, Bd I-lI!, Leiden 1971.
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gehärt die Frage nach der Einheit bZJ1). Vielfalt der "jiidiscben Freibeitsbewegttng" zwischen dem Tode des Herodes 4 v. Chr. bzw. dem Census des Quirinius 6 n. Chr. und dem jüdischen Krieg 66 - 74 n. Chr., einer Bewegung, die diesen Zeitabschnitt ganz wesentlich geprägt hat. Diese Epoche besitzt zwei j\;1arkierungspunkte: Einmal sind dies die Unruhen nach dem Tode des Herodes, bei denen Judas, Sohn des "Räuberhauptmanns" Hiskia, mit "königlichen Ambitionen" auftrat und das herodianische Arsenal in Sepphoris plünderte 1). Die Vermutung liegt nahe, daß dieser Judas mit dem gleichnamigen Galiläer identisch ist, der zehn Jahre später die Verweigerung des Census und den Aufstand gegen Rom predigte 2). Der andere NIarkierungspunkt ist der j\;Iassenselbstmord der Verteidiger von NIasada unter der Führung Eleazars, Sohn des Jair, eines Enkels jenes Judas 3), und die Vernichtung der nach Ägypten geflohenen letzten "Sikarier" 4). 1) b 2,56 ist hier mißverständlich, klar dagegen a 17,272:
E7tLeu[.LL~ [.LEL~6vUlV
Tt"pay[.LeX't"Ulv XaL (IJAWcre:L ßam:Adou 't"L[.L"1jc;. S. dazu o. S. 333f. Den Anspruch auf die
"Königswürde" wird man bei diesen radikalen Gruppen als messianische Ambitionen zu deuten haben, s. o. S. 297ffund V. A. Tcherikover, epJ I, 90, Anm. 82. M. Black, in: Josephus-Studien, Fs. O. Michel 1974, S. 45-54 vermutet eine Verwandtschaft mit der hasmonäischen Königsfamilie. Ganz anders M. de Jonge, Nov Test 8 (1966) 145f; ThW IX, 511f. Josephus gebraucht den Begriff "christos"freilich nur deshalb nicht, weil er ihn außer bei dem "Eigennamen" a 20,200 überhaupt nie verwendet. Die jüdische Zukunftshoffnung wird von ihm, dem Gegner der zelotischen Erwartung und Apologeten des Judentums gegenüber den Römern, weitgehend verschwiegen (s. u. S. 392). Zum Problem s. auchM. de Jonge, in: Josephus-Studien, Fs. O. Michel, S. 205-219 u. E. Bammel op. cit. 9-22. 2) S. o. S. 336ff; vgl. K. Schubert, Die jüdischen Religionsparteien in neutestamentlicher Zeit, SBS 43,1970,67; S. Applebaum, The Zealots: The ease for Re-evaluation, JRS 61 (1971) J59f u. M. Black, op. cit. S. 45-54. Anders H. Kreissig, Die sozialen Zusammenhänge des judäischen Krieges, BerUn 1970, 114ffund M. de Jonge, op. cit. S. 217. Das historische Rätsel der zweimaligen Nennung eines Aufrührers Judas löst sich vielleicht dadurch, daß die erste Erwähnung im Zusammenhang mit Sepphoris in Galiläa noch aus der Quelle des Nikolaos von Damaskus kommt, während die Erwähnung des Galiläers Judas von Josephus selbst stammt (s. u. S. 389 A. 1). 3) b 7,275-406. Zur Datierung der Eroberung im April 74 n. ehr. s. W. Eck, Die Eroberung von ;\Iasada und eine neue Inschrift des L. Flavius Silva Nonius Bassus, ZNW 60 (1969) 284-289 u. Senatoren von Vespasian bis Hadrian, 1970, 93-111 zu L. Flavius Silva als Statthalter in Judäa (73/4-81 n. ehr.). Zum Untergang der Sikarier und zur Rede Eleazars s. V. Nikiprowetzky, La mort d'Eleazar ... in: Hommages a Andre Dupont-Sommer, Paris 1971,461-490; S.B. Hoenig, The Sicarii in Masada - Glory or Infamy? in: Tradition 11 (1970) 5-30; S. Spero, In Defense of the Defenders of :L\fasada, aaO 31-43, dort S. 29 Anm. 1 und 41 Anm. 1.2 weitere Literatur. V gl. auch H. Lindner, Die Geschichtsauffassung
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Dazwischen liegt als das eigentliche Reifsei die Entfaltung dieser "Befreiungsbewegung", die wir allerdings - aufgrund der beschränkten Nachrichten des J osephus - erst im letzten Drittel, seit dem Tode Agrippas 1. und der Rückverwandlung Judäas in eine römische Provinz 44 n. Chr., genauer verfolgen können. Hier ergibt sich schon der erste Streitpunkt : I(ann man überhaupt von einer "jüdischen Freiheitsbewegung" sprechen oder handelt es sich bei den von J osephus in der Regel stereotyp als "Räuber" (Af)()'t'aL) 1) oder "Aufrüher" (()'t'cx()La()'t'aL) 2) apostrophierten Aufständischen um zerstreute, untereinander völlig unabhängige Bandengruppen, die im Grunde nichts miteinander zu tun hatten? Für die letzte These scheint zu sprechen, daß J osephus selbst die Situation in Judäa nach Ausbruch des jüdischen I(rieges und bis zu Beginn der Belagerung durch Titus als ein Chaos mit einer Vielzahl von sich unter wechselseitigen Konstellationen gegenseitig bekämpfenden
des Josephus im Bellum Judaicum, Leiden 1972, 33-40 u. 1lichel-Bauernfeind, Der Jüd. Krieg II, 2,276ff. 4) b 7,409ff, dazu V. A. Tcherikover, CPJ I, 79f. Man darf vielleicht doch annehmen, daß der von den "Sikariern" in Ägypten ausgestreute Samen weiterwirkte und mit zu der Katastrophe von 116/117 n. Chr. beitrug. V gl. Schürer (V./M.) I, 529ff. 1) Auffallend ist, daß J osephus - mit einer Ausnahme a 9,183 - den Begriff nur für die Aufständischen gegen die römische Herrschaft verwendet. Die erste Erwähnung der "Räuber" ()-71cr-raL) beginnt mit dem Bericht über die Tötung des "Räuberhauptmannes Hiskia" -- vermutlich des Vaters von Judas GaWäus durch den jungen Herodes in b 1,204 = a 14,159. Wahrscheinlich übernahm Josephus diesen Sprachgebrauch aus seiner antijüdisch-herodesfreundlichen Quelle, dem Geschichtswerk des Nikolaos von Damaskus. Der Begriff entsprach römischem Rechtsdenken, nach dem alle Aufrührer, die Rom nicht offiziell den Krieg erklären konnten bzw. keiner Kriegserklärung von seiten Roms würdig waren, nicht als hostes, sondern als latrones betrachtet wurden. S. o. S. 25-33; R. Mac MuIlen, Enemies of the Roman Order, Cambridge/i\'fass. 1966, 255ff. Vgl. auch 1. Opelt (u. S. 404 A. 1), Index S. 247 s.v.latro u. B. S. Jackson, Theft in Earl y J ewish Law, 1972, 23ff.33ff.162.183f. 2) Josephus gebraucht den Begriff im Geschichtsbericht des Bellum erstmals 1,180 für die "aufrührerischen Anhänger Aristobuls", dann 2,9 für die Aufrührer gegen Archelaos im Tempel, 2,267.289f: die jüdischen Aufrührer in Cäsarea und schließlich mit großer Regelmäßigkeit für die Urheber des Aufruhrs in Jerusalem: 2,406.411.424.432.441. Der Begriff wird dabei synonym mit A~f}cr'ra[ verwendet. Häufig erscheint dann "Aufrührer" wieder in Buch 5 und 6, d.h. der Schilderung der Belagerung durch Titus. In den Antiquitates ist cr'ramacr'r~c, dagegen sehr selten: 14,8 wird Antipater, der Vater des Herodes, so genannt ein Zeichen für die antiherodianische \'V'ende des Josephus - und 14,382 Antigonos. 17,214 entspricht b 2,9, und 20,227 bezeichnet die Radikalen, die den letzten Hohenpriester Pinehas ernannten.
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Gruppen schildert, wobei er in verschiedenen Aufzählungen 1) besonders fünf Gruppen hervorhebt:
1. Die sogenannten "Sikarier", die auf Judas Galiläus zurückgehen, sich jedoch nach der Ermordung ihres Führers JVIenahem im Tempel zu Beginn des Krieges auf die Festung NIasada zurückgezogen hatten; 2. der Galiläer Johannes von Gischala und seine Anhänger, der zuletzt den Tempelberg verteidigte; 3. Simon bar Giora und seine Parteigänger, der als letzter in J erusalem eingedrungen war, jedoch die stärkste Streitmacht besaß und die Hauptlast der Verteidigung trug; 4. die Idumäer, die nach wechselnden Konstellationen schließlich an der Seite Simon bar Gioras kämpften, und 5. die sogenannten "Zeloten", aie ihren Rückhalt im eigentlichen Heiligtum besaßen und mit J ohannes von Gischala zusammen den Tempelberg verteidigten 2). Die Verschiedenartigkeit dieser Gruppen ist auf den ersten Blick auffällig. Zwei sind an bestimmte Führerpersönlichkeiten gebunden, eine hat ausgesprochen landsmannschaftlichen Charakter, und nur von der ersten und der letzten erfahren wir eigentliche Parteinamen, "Sikarier" und "Zeloten", die ebenfalls wieder von ihrer Herkunft her eine völlig verschiedene Bedeutung besitzen. Für alle kämpfenden Gruppen zusammen benützt J osephus dagegen unspezifische Bezeichnungen, wie das abwertende "Räuber" (s.o. S. 389 A. 1), "Aufrührer" (s.o. S. 389 A. 2), "Tyrannen", oder einfach "die Juden" 3). Freilich, eine derartige "atomisierende" Betrachtungsweise hat auch ihre Schwierigkeiten. Die Entstehung des jüdischen Krieges, seine Vorbereitung wie sein plötzlicher Ausbruch einschließlich der ersten Erfolge, der Befreiung des Tempels und J erusalems und der Sieg über Cestius Gallus 4), werden damit unverständlich, denn hier war doch wohl- gegen den hinhaltenden \Viderstand der 1) b 4,224ff.235; 5,248ff.358; 6,92.148 und die große Schlußabrechnung 7,253-274, dazu IVIichel-Bauernfeind II, 2,266ff. 2) b 4,151ff.162ff.196-207.298ff.570-584; 5,7ff.98ff.358.562ff. 3) S. o. S. 44. <J't'<X.crL<X.<J't'<X.L und 'Iou8cxLoL gebraucht] osephus vor allem bei der Schilderung der Belagerung selbst. Vielleicht geht dies auf seine römischen Quellen zurück. Zu 't'up<X.vvot:; s. b 4,164.178, vgl. 278.398; 5,439 u.ö. 4) b 2,408-555. Diese überraschenden Anfangserfolge wären kaum möglich gewesen, wenn die zum Krieg gegen Rom Entschlossenen nicht am Anfang gemeinsam gehandelt hätten. Den ersten - und schwersten - Bruch brachte die Ermordung des Menahem, s. u. S. 407.
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Volksführer und eines großen Teiles der J erusalemer Stadtbevölkerung - auf Seiten der radikalen "Befreiungsbewegung" ein geschlossener Wille am Werk, dessen Ziel der offene "Volkskrieg" mit den rämischen Unterdrückern Ivar. J osephus betont ausdrücklich, daß die Radikalen seit den Tagen des Census und des Aufstandsversuches unter Judas Galiläus auf dieses Ziel zusteuerten, und es gab mehrfach Situationen, wo dasselbe fast erreicht schien, so als Caligula sein Standbild im Tempel in Jerusalem aufstellen wollte (40/41 n. Chr.) 1), und dann wieder bei dem Racheunternehmen gegen die Samaritaner nach der Ermordung eines galiläischen Festpilgers bei Ginäa-Jenin unter dem Prokurator Cumanus (51/52 n. Chr.) 2). \'\1enn man den jüdischen Krieg und seine Vorgeschichte nicht wie H. Kreissig völlig einseitig profan-politisch und sozio-ökonomisch erklären will, wird man auch die Frage nach der verbindenden religiäspolitischen "Ideologie" stellen müssen, die hinter dem Bestreben der radikalen Gruppen stand, wider alle politische Vernunft und bis zum bitteren Ende das jüdische Volk in einen Krieg gegen das allmächtige Rom zu treiben. Trotz aller Feindschaft untereinander hatten sie sich doch alle gemeinsam bis zum Schluß verschworen, sich nicht zu ergeben, und außer der landsmannschaftlichen Gruppe der Idumäer brach keine Fraktion aus dieser Übereinkunft aus 3). Eine derartige selbstmörderische Beharrlichkeit konnte im Grunde - nach allem, was wir über die jüdische Geschichte seit dem NIakkabäeraufstand wissen - letztlich nur religiös motiviert sein; dies wird uns auch von so unbefangenen Zeugen wie Tacitus, Sueton und Dio Cassius bestätigt 4). Religion und Politik waren für das antike 1) b 2,184-203 = a 18,261-309; vgl. o. S. 109f.213.348; dazu E. M. Smallwood, Philonis Alexandrini Legatio ad Gaium, Leiden 2 nd ed. 197 und The Chronology ofGaius' Attempt to Desecrate the Temple, Latomus 16 (1957) 3-17. Die Deutung von H. Kreissig, op. cit. 124 verkennt völlig die \'V'irkung, die der Versuch Caligulas für das ganze jüdische Volk, nicht nur für die Oberschicht, hatte. Sein durch eine vulgärmarxistische Geschichtsdeutung fixiertes Unverständnis für die fundamentale Bedeutung der Religion im Judentum verführt ihn zu ständigen Fehlurteilen. 2) Zu den Unruhen unter Cumanus s. b 2,232-246 = a 20,118-136; vgl. o. S. 289f.353ff. 3) b 6,351.366.378ff; vgl. 7,323, dazu Miche1-Bauernfeind, Der Jüdische Krieg II, 2,202 Anm. 190. S. auch o. S. 163. 4) V gl. Tac. hist. 5,5 über die jüdische Religion, bes. 3: animosque proelio aut suppliciis peremptorum aeternos putant: hinc generandi amor et moriendi contemptus, sowie die Schilderung der Eroberung des Tempels bei Dio Cassius 65,6,2f. Die Nachricht von einem "zweideutigen Orakel", das den jüdischen Krieg auslöste (b 6,312f; Tac. hist. 5,13 und Sueton, Vesp. 4,5) und die Heilsweissagungen kurz vor der Eroberung des Tempels (b 6,285f) bestätigen den
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Judentum untrennbar verschmolzen. Daß dagegen Josephus, der Pensionär des siegreichen flavischen Kaiserhauses, diese religiösen lvlotive zwar nicht völlig verschweigen kann, aber doch nach Kräften durch eine (a-)moralisch-politische zu verdrängen sucht 1), ist mehr als verständlich; blieb er doch in der neuen Umgebung seinem Volke und dem Glauben der Väter treu. Er wollte auf diese Weise das Volk und seine Religion als Ganzes entlasten und verteidigen. Die Ursache der verhängnisvollen Entwicklung lag für ihn - neben der Unfähigkeit der späteren römischen Prokuratoren - eben bei einzelnen verbrecherischen Personen und Gruppen; daß der Anstoß zur Katastrophe in gewissen Grundthemen des jüdischen Glaubens etwa dem Ideal der "Theokratie", dem "Eifer für das Gesetz" und der messianischen Erwartung - verwurzelt war, das mußte er als Apologet des Judentums einer weithin feindlichen Umwelt gegenüber verschweigen. lvlan hat immer wieder bezweifelt, daß die jüdische Freiheitsbewegung ganz wesentlich eschatologisch begründet war, da J osephus darüber nichts berichte 2), übersah dabei jedoch völlig, daß er in seiner Stellung über diese jüdische Zukunftserwartung schweigen mußte; immerhin finden wir bei ihm eine Reihe von Andeutungen, die deutlich zeigen, daß er mehr wußte, als er sagte 3). Er verkündete seinen römischen und jüdischen Lesern deutlich, daß Gott jetzt die Weltherrschaft den Römern gegeben habe 4), über die Zukunft schwieg er: sapienti sat. D.h. J osephus hatte keinerlei Interesse, seine Leser über die wahren Hintergründe des jüdischen Krieges und seine Vorgeschichte aufeschatologischen Hintergrund der jüdischen Erhebung. Dahinter steht Nu 24,17. Konsequenterweise muß H. Kreissig, op. cit. 129f diese Aussagen als belanglos beiseite schieben. Die Ableitung dieser \'V'eissagung aus einer bewußten Fehldeutung von Dan 9,22 in qumranitischen Kreisen durch 1. Hahn in: QumranProbleme, hg. v. H. Bardtkc, SSA 42, Berlin 1963, 171f.180 ist abenteuerlich. Zum Ganzen s. o. S. 243-249; H. Windisch, Das Orakel des Hystaspes, Akad. v. Wetenschappen, Amsterdam, NR 28,3, 1929, 65ff; H. Lindner, op. cit. 69ff. 1) Zur politischen" Tendenz" und "polemischen Umkehrung" bei Josephus s. o.S. 6-16.188ff. Vgl. auch .M. de Jonge, in: Josephus-Studien S. 218f. 2) Vgl. z.B. K. Wegenast, Art. Zeloten, PW 2.R. 9, 1967, 2483; weiter H. Kreissig, op. cit. 15.102ff.I13-148: "Die ~'vlessiaserwartung hatte sicher auch bei den judäischen und galiläischen A'ncrTLtL eine Rolle gespielt. Zum alles vereinigenden Hebel des Aufstands konnte sie jedoch nicht werden, da sie ihrem ganzen Charakter nach die Selbsthilfe der Menschen eher hemmen als fördern mußte. Judas von Galiläa hatte dies erkannt, aber seine Forderung, die Hilfe Gottes durch das eigene \'V'irken zu provozieren, war ein Widerspruch in sich" (l47f). 3) Vgl. a 4,114.116f (Bileamsweissagung Num 24,17); 10,210 (Dan 2); s. auch 10,267,276, dazu o. S. 245 und M. de Jonge, in: Josephus-Studien S. 211f. l) S. jetzt dazu ausführlich H. Lindner (0. S. 388 A. 3) 21ff.49ff.69ff.142ff.
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zuklären, ihm genügte es, einzelne als Verbrecher zu brandmarken und die :ß.-Iehrzahl des Volkes als unschuldig und unglücklich darzustellen, um so 1-fitleid für die vom Schicksal Geschlagenen bzw. von Gott für die Sünden einer :ß.-Iinderheit Gestraften zu erwecken. Das bedeutet für unser Problem, daß die Nachrichten des J osephus über die "jüdische Befreiungsbewegung" während des jüdischen _Krieges und seiner Vorgeschichte durchweg kritisch geprüft und mit anderen - etwa rabbinischen und christlichen - Nachrichten verglichen werden müssen und daß weiter die religiöse NIotivation der Freiheitskämpfer durchweg eine größere war, als es der jüdische Historiker wahrhaben will. Darauf, daß die jüdischen Aufständischen nicht nur unter dem josephischen - Aspekt der chaotischen Zerrissenheit, sondernwenigstens als Arbeitshypothese - auch unter dem Gesichtspunkt einer relativen "ideologischen Einheitlichkeit" gesehen werden können, weist nicht nur der gemeinsame heroische Kampf bis zum Untergang, sondern auch die Tatsache hin, daß am Anfang, bei der Durchführung des Provinzialcensus 6 n. ehr., die Begründung einer "theokratischen Ideologie des Freiheitskampfes" steht. Angeregt durch die Josephus-Übersetzung von O. l\tIichel und des am Ende des Jahres 1972 verstorbenen O. Bauernfeind, bei der ich vor zwanzig Jahren mitarbeiten durfte, begann ich 1955 mit einer Untersuchung dieser ideologischen Grundlagen der jüdischen Freiheitsbewegung. Sie führte dann zu der 1959 vollendeten Dissertation. Ausgangspunkt dieses schwierigen Unterfangens war eine Analyse der verschiedenen Bezeichnungen, die Josephus den Aufständischen beilegte: Räuber, Sikarier, Zeloten u.a.1); darauf folgte der Versuch, den religiösen Hintergrund des Kampfes gegen die Fremdherrschaft von verschiedenen Seiten her zu erfassen. Hier bot sich als selbstverständlicher Einstieg die Verkündigung des Aufruhrpredigers Judas Galiläus an, der nach J osephus zusammen mit dem Pharisäer Zadduk eine neue "zuvor noch nie gehörte Lehre" einführte und damit eine "vierte Philosophensekte" im palästinischen Judentum begründete Ca 18,9), d.h. eine neue jüdische "Partei" schuf. Seine religiöse Grundforderung, die "Alleinherrschaft Gottes", daß man außer Gott niemanden als Herrn und König anerkennen dürfe, findet sich fast siebzig Jahre später am Ende der Tragödie bei den nach Ägypten geflohenen "Sikariern" wieder, die sich lieber zu Tode foltern 1) S. o. S. 25-78.
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ließen, als daß sie dem Kaiser als "Kyrios" und "Basileus" huldigten (b 7,417 ff). Sollte man darin Josephus folgen dürfen, daß dieser Judas entscheidende geistige Grundlagen zu den späteren, nicht abreißenden Unruhen legte, die dann schließlich in dem allgemeinen Brand des jüdischen I<.:.rieges endeten, einem Brand, den Judas bereits selbst mit seiner Aufruhrpredigt - zunächst freilich vergeblich - zu entfachen suchte 1)? Der zweite Komplex betrifft den "Eifer", der sich an der heroischen Bluttat des Pinehas von Num 25,10ff orientierte, einer Tat, die dem Helden den einzigartigen Beinamen "der Eiferer" verschafft 2), der dann selbst wieder die ehrenvolle Parteibezeichnung "Eiferer" begründet; die einzige spezifisch jüdische Gruppenbezeichnung, die uns durch J osephus, den Talmud und christliche Quellen aus der jüdischen "Freiheitsbewegung" erhalten ist. Dahinter steht der Eifer für eine - im fremdenfeindlichen Sinne - verschärfte Tora 3). Als dritter Komplex schloß sich die Frage nach dem charismatischeschatologischen Bewußtsein der jüdischen Aufstandsgruppen an 4). Auch wenn man ganz gewiß zwischen den verschiedenen Banden und Gruppen differenzieren muß, so hatten doch alle dasselbe Ziel: die Befreiung des Gottesvolkes vom römischen Joch und die Reinigung des Heiligen Landes von allen Gesetzesübertretern und Verrätern; dies läßt auf gewisse gemeinsam~ religiöse Grundtendenzen schließen. Bei dem Nachdruck, den J osephus auf die unheilvollen Folgen der Wirksamkeit des Judas Galiläus legt, ist es unbezweifelbar, daß von dieser Gestalt und ihrer Lehre entscheidende \Virkungen ausgegangen sind. So würde ich auch heute noch den damals vor zwanzig Jahren begonnenen Versuch für gerechtfertigt halten, die jüdische 'jF:reiheitsbewegung" zwischen 6 und 70 n. ehr. von gewissen einheitlichen religiösen Grundmotiven her zu erfassen. Als Ergänzung würde ich freilich die soziale Komponente ihres 1) S. die ausführliche Schilderung der verhängnisvollen Rolle der durch Judas begründeten "Sikarier" - b 7,253-274; man beachte das 't"o't"E: 254. Vgl. MichelBauernfeind, op. cit. II, 2 (1969), 267: ,,7,254.324 versteht die Sikarier als Träger der eigentlichen Aufstandstradition, die bereits aus der Judaszeit abzuleiten ist." Ähnlich M. Black, op. cit. S. 51: "fons et origo ... ". Vgl. dazu die übereinstimmenden Aussagen der fast 20 Jahre später verfaßten a 18,6ff.25: "Der Wahnsinn, der von dort (d.h. von Judas und Zadduk) ausging, begann das Volk unter Gessius Florus anzustecken ... ". 2) S. o. S. 160ff s. auch u. S. 401 A. 1. V gl. noch L. Ginzberg, The Legends of the Jews 3,383ff; 6,137f; 7,37; C. Colpe, ZDPV 85 (1969) 168ff. 3) S. o. S. 151-234. 4) S. o. S. 235-318.
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Kampfes noch stärker betonen, als es damals geschah 1), zumal für das antike Judentum von der prophetischen Predigt und dem Deuteronomium her gerechte Sozialordnung und religiöse Hoffnung untrennbar verbunden waren. Die Kritik an meinem Buch hat sich vor allem an einem Punkt entzündet, der im Grunde ein Spezialproblem der Frage nach der Einheit oder Disparatheit der jüdischen "Freiheitsbewegung" darstellt: der Amvendttng der Parteibezeichtmgen "Zeloten" "md "Sikarier". Schon I
Diese - richtige - Beobachtung wird dann freilich In falscher Weise näher begründet: "The first use of the word ,Zealot' in J osephus as the name oE a party in Jerusalem is in BeI/tim Jtldaictll71 IV.3.9. After this he uses it Erequently, and always in the same sense. It is the name arrogated to themselves by the followers of the famous J ohn of Gischala ... " 2). 1) S. o. S. 139ff.329f.341f; G. Baumbach, Das Freiheitsverständnis in der zelotischen Bewegung, in: Das ferne und nahe Wort, Festsehr. L. Rost, BZAW lOS, 1967, 11-19; M. Hengel, Das Gleichnis von den Weingärtnern ... , ZNW 59 (1968) llff.19ff; O. Michel, Simon bar Giora, in: Fourth World Congress of Jewish Studies. Pps. Val. I, 1967, 77-80, und mit reichem Material, jedoch methodisch zu einseitig: H. Kreissig, op. cit. Daß jedoch die sozialen Gründe als Motivierung für die Entwicklung zwischen 6 und 74 (bzw. 135) n. Chr. in keiner \'V'eise ausreichen, ergibt sich aus der Tatsache, daß in anderen Gebieten des Ostens, Syrien, Kleinasien oder auch Agypten, kein solch erbitterter Freiheitskampf gegen die Römer geführt wurde, obwohl dort die Ausbeutung nicht geringer war als in Judäa. Die Kämpfe in Germanien, Teilen Galliens oder in Illyrien und Pannonien lassen sich mit denen in Judäa ebenfalls nicht vergleichen. In diesen Gegenden handelte es sich um erst jüngst unterworfene, kaum befriedete, barbarische Stämme. V gl. dazu S. L. Dyson, Native Revolts in the Roman Empire, Historia 20 (1971) 239-274. Auch die Nabatäer leisteten, trotz ihrer geographisch günstigeren Lage, der Annektion ihres Königreiches durch Trajan 105 n. Chr. keinen nennenswerten Widerstand, s. G. W. Bowersock, The Annexation and Initial Garrison of Arabia, ZPapEp 5 (1970) 37-47. Zur besonderen Situation in Judäa, vgl. auch :M. HengeI, War Jesus Revolutionär? CH 110, 1970; Gewalt und Gewaltlosigkeit, CH 118,30.59f Anm. 71.72 und Eigentum und Reichtum in der frühen Kirche, 1973, 20ff. Grundlegend zur wirtschaftlichen Situation in Palastina ist jetzt A. Ben-David, Talmudische Ökonomie, 1974, 41ff.58ff.291ff.313ff. 2) The Beginnings of Christianity. Part I: The Acts of the ApostIes, Vol. I
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In \Virklichkeit erscheint die Bezeichnung oi ~"I)ACtyrcd bereits dreimal irn 2. Buch des Bellum. Davon bezieht sich 2,651 vom Kontext her eindeutig auf die Partei der Zeloten noch lange vor dem Auftauchen Johannes' von Gischala: Josephus schildert die gespaltene Situation in der Stadt nach dem Sieg über Cestius Gallus und die Bemühungen des Hohenpriesters Ananos um eine Dämpfung der Kriegsbegeisterung: "Ananos freilich beabsichtigte, die Kriegsrüstungen allmählich einzustellen und die Aufrührer wie auch den \Vahnwitz der sogenannten ,Zeloten' (xd 'T"~V 'TWV XA'1)8t,J'TUlV ~'f)AUlTWV &.
Die Vermutung meines schärfsten Kritikers, 1vlorton Smith, damit sei nicht die Partei der Zeloten, sondern "many individual zealots in the city" gemeint, ist völlig unbegründet 2). Josephus kennt "the ideal of 'the zealot' as a private individual, imitating Phineas and Elijah" nicht, bzw. er will davon nichts wissen; darüber hinaus ist die Existenz eines solchen "privaten Ideals", das zur individuellen Bezeichnung "der Eiferer" führte, äußerst fraglich (s.u. S. 400). Die Realisierung der vorbildlichen Tat des Pinehas, d.h. die Ausrottung der Gesetzesübertreter und ihrer heidnischen Verführer, bedurfte unter römischer Herrschaft der wohlorganisierten Gruppe. Politischer Terrorismus kann - wenn er dauerhaft und erfolgreich sein will, und in Palästina war er das, - nicht von einzelnen Desperados, sondern nur von festen Gruppen durchgeführt werden. Das gilt vom heutigen Irland so gut wie vom damaligen Palästina. In der nächsten Nennung der "Zeloten" b 4,160f wird der 2,651 abgebrochene Erzählungsfaden deutlich wieder aufgenommen: "Die angesehensten unter den Hohenpriestern, Jesus, Sohn des Gamala, und Ananos, Sohn des Ananos, schalten bei den Zusammenkiinften das Volk sehr hart wegen seiner Trägheit und stachelten es gegen die ,Zeloten' auf. So nannten diese nämlich sich selbst, als ob sie edlen Zielen nachstrebten und nicht den schlimmsten Taten, worin sie sich gegenseitig noch übertrafen." 3) Prolegomena, London 1920,421.423. Zur Kritik s. o. S. 66.67 Anm. 2; vgl. auch G. Baumbach, ThLZ 90 (1965) 735; H. P. Kingdon, NTS 17 (1970/71) 69ff und 19(1972/73) 74 u. ~L Black, in: Josephus-Studien S. 51. 1) Schon die Beifügung des X)"1)6EVTWV weist auf eine parteiähnliche Gruppe Lin, vgl. b 2,254; 4,400; a 20,186 für die Sikarier und b 4,161 und 7,268 für die Zeloten. 2) HThR 64 (1971) 16; vgl. 6. ~) Wir haben hier die einzige uns bekannte - Se/bstbezeicbmmp, aus der jüdischen Freiheitsbewegung, s. i\Iichel-Bauernfeind, op. eit. II, 1, 213 Anm. 45.
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Josephus
führt hier keine neue Bedeutung der Bezeichnung ot ein, in beiden Fällen geht es eindeutig um die Partei der Zeloten in jertlsaleJ7l. Von diesem Sprachgebrauch aus wird man auch die beiden anderen Stellen in b 2,564 und 444 zu deuten haben: ~·I)A<.U"t'o:[
b 2,564 erwähnt erstmals einen der Führer der radikalen Kriegspartei in Jerusalem, Eleazar, Sohn des Simon: Obwohl er nach dem Sieg über Cestius Gallus einen großen Teil der römischen Beute und der öffentlichen Mittel an sich gebracht hatte, erhielt er bei der auf den Sieg folgenden V olksversammlung kein öffentliches Amt, "da man sein tyrannisches Wesen erkannte und die ihm untergebenen ,Zeloten' sich als Leibwächter aufführten".
Daß hier "t'oo~ un:' wh0 ~1JA(oJ"t'&.~ nicht mit "Anhänger". oder "Bewunderer" (so Thackeray: admirer) übersetzt werden darf und auch nicht "individual zealots", sondern eine feste Gruppe bede,utet 1), ergibt sich aus der Tatsache, daß eben dieser Eleazar, Sohn des Simon, später als der eigentliche Führer dieser Partei der "Zeloten" erscheint. Josephus kann von ihm sagen, daß er "schon am Anfang (des Allfstandes) die ,Zeloten' von der Stadtbevälkerung abgespalten und in den Tempelbezirk gebracht" habe (b 5,5); überhaupt habe "der Angriff der Zeloten gegen die Stadtbevälkerung die Eroberung der Stadt eingeleitet" (5,3). Nach ihrer Trennung von Johannes von Gischala nennt Josephus diese Gruppe teilweise einfach "die Anhänger des Eleazar"2). Später, nach einem gelungenen Überfall auf den Tempel, schlossen sich die 'JZeloten" wieder Johannes von Gischala an, aber auch dann blieb Eleazar ihr Führer (b 5,98.104.250). Offen bleibt dabei die Frage, lvann sich diese Gruppe der "Zeloten" zu einer "Partei" zusammengefunden hat; weiter scheint Eleazar nicht ihr Begründer gewesen zu sein, seine erste Erwähnung durch Josephus setzt sie bereits voraus, auch werden neben ihm noch andere Führer genannt, so Zacharias, Sohn des Amphikallei, der wie Eleazar selbst von priesterlicher Abstammung war (b 4,225) und dessen Gesetzesstrenge nach der talmudischen Legende den Ausbruch des Krieges gegen Rom provozierte 3). V gl. die ähnliche Ableitung des Namens b 7,269. In Wirklichkeit hellenisiert und verschleiert Josephus die Herkunft des Begriffs, wie er auch in seinem Referat über die Tat des Pinehas Num 25,10ff den Begriff des "Eifers" nicht erwähnt: s. a 4,131-150 und dazu o. S. 160. 1) S. dazu M. Stern, Art. Zealots, Enc. Jud. Yearbook 1973, 141. 2) b 5,10.21.99: oi 7tEpt 't"ov 'EAd~(Xpov vgl. 5,12: oi cXf.Lcpt 't"ov 'EAEci~(Xpov. 3) T.Schab. 16,7; Gittin 56a; Lam. R. 4,2 § 3; vgl. o. S. 367f und EJud 16,959.
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Die schlvierigste ttnd umstrittenste Stelle ist die erste Erwähnung der b 2,444 1). Hier werden sie nicht mehr mit dem Priester Eleazar ben Si mon, sondern mit ß/lenahem, dem Sohn (oder Enkel) des Judas Galiläus, verbunden, d.h. mit jener Gruppe, die ]osephus aufgrund ihrer mörderischen Taktik teilweise auch die "Sikarier" zu nennen pflegt 2). Danach zog :NIenahem nach der Befreiung der Stadt in den Tempel ot ~"Y)A(tYt'Gd
, :,voll S~olz u~d im Schmuck königlicher Kleidung"
XGd
"t'o0t;
~"Y)A(u"t'cXt;
EV07tAoUt; EcpEAxofLEVOC;.
:Nlorton Smith möchte hier "t'o0t; ~"Y)).(tyrat; im Anschluß an Thackeray mit "his fanatical followers" übersetzen und beruft sich dabei auf die lateinischen Übersetzungen der Spätantike 3). Diese Übersetzung widerspricht jedoch dem zeitgenössischen griechischen Sprachgebrauch wie auch dem des J osephus. In der griechischen Literatur bis ins 2. ]h. n. ehr. (Plutarch, Lukian) erscheint ~"I)AW"t'~t; nur im Sinne von ,Anhänger' bzw. ,Nacheiferer', und zwar nie' absolut, sondern bestimmt durch ein im Genitiv stehendes Attribut, d.h. eine Sache oder Person, zumindest aber durch ein Possessivpronomen, das an unserer Stelle gerade fehlt. Ich habe darauf schon in den "Zeloten" aufmerksam gemacht, leider wurde dieser Tatbestand von :Nlorton Smith überhaupt nicht beachtet 4). Bei ] osephus 1) S. dazu C. Roth, The Zealots in the \Var of 66-73, JSS 4 (1959) 334; s. o. S. 66f; G. Baumbach, ThLZ 90 (1965) 733f; H. P. Kingdon, op. cit.; Michel-Bauernfeind, op. cit. I, 271: "wobei ihm eine Schar bewaffneter Eiferer folgte". 2) b 2,254.425; 4,400; 7,253-274; a 20,186. 3) HThR 64 (1971) 7f. Der Verweis auf die antiken lateinischen Übersetzungen ist freilich irreführend. Hegesipp 2, 10,6 (CSEL 61,161) "regressusque in Hierosolyma stipatoribus tamquam regio more comitantibus immane insoleuerat" bezieht sich gar nicht - wie S. behauptet - auf b 2,444, sondern auf j\Ienahems Einzug in J erusalem 2,434 mit einem Übergang zu 442. Die Rufin zugeschriebene lateinische Übersetzung (studiosos armatos secum trahens) folgt ganz naiv dem üblichen Sprachgebrauch seiner Zeit (2. H. d. 4. Jhs. n. Chr.), wo das absolute (fjAwr~c; auch vereinzelt im Sinne von Schüler verwendet werden konnte, s. die Belege o. S. 63 Anm. 8: Jamblich, vita Pyth. (VI) 29: E'J ... Kr6't'w\l~ ... rrpo'tp:·.jJaf,LE\lOC; rrOAAOUC; !taXE ~'1JAw't'ac; als Akk.-Obj. ohne Artikel und Marinu8, vita Procli c. 38 ed. Boissonade. In früherer Zeit läßt sich - soweit ich sehe - dieser Sprachgebrauch noch nicht nachweisen. 4) S. o. S. 61ff. Die dort gesammelten Belege ließen sich beliebig vermehren. S. Aeschines, orat. 2,166 (Reiske 50,26); Philodernos, piet. 125,18f (Th. Gomperz, Herc. Stud. H, Leipzig 1866): (6 oe &.)odcpoc; cx(',l't')oG (x)d (fjAW't'-~C; vgl. Plutarch, Cato Minor 781 F: hcxrpoc; CXIl't'OG XCXL (fjAW't'·~C;; Lukian, Scyth. 4; Plutarch, Cicero 878 A u. 882 E: ~-fjAW't'CXL 't'ou K~xE:pw\lOc;; Themist. 112 D; Pelopidas 292 A; Phokion 743 C; Epiktet nach Arrian, diss. 1,19,6; 3, 24,40: ~'1JA(u't'a't'1jc; &.A'fj8dcxC; xd 2:wxra't'ouc; xd LlWyE:\lOUC;. Die einzige Ausnahme, die ich finden konnte, ist in ihrem Sinne dunkel, s. Th. Gomperz, Die Überreste eines Buches von Epikur .. "
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wird dagegen im Bellum der Begriff ~IJAcu'r~c; fünfundfünfzigmal verwendet, davon dreiundfünfzigmal im absoluten Sinne als ot (IJACUTCd, d.h. als Parteibezeichnung. Die umstrittene erste Erwähnung b 2,444 macht hier keine Ausnahme! Im Sinne von "Anhänger eines 1tIenschen" erscheint der Begriff im Bellurn überhaupt nicht, sondern nur noch zweimal auf die römischen Soldaten bezogen, die als ~'IJACUTCd T!fiC; &.v8pdae; gepriesen werden (b 5,314 und 6,59). Fast möchte man annehmen, daß im Sinne der bei Josephus beliebten polemischen Umkehrung (s.o. S. 392 A. 1) diese römischen "Nacheiferer der Tapferkeit" den verbrecherischen jüdischen "Zeloten" gegenübergestellt werden 1). Ganz anders ist die Situation in den übrigen Schriften des Josephus. Hier gebraucht er den Begriff insgesamt nur noch viermal. a 12,271 fordert der Priester lvIattathias seine Landsleute auf: ,,\Venn einer ein Anhänger der väterlichen Sitten und der Verehrung Gottes ist, der folge mir!" (d nc; ~Y)A{uT~C; EaT~'J TWV 1taTp[cuv &8wv ... ). Es handelt sich um eine Präzisierung der Aussage von 1 1tIakk 2,27: IIlie; 6 ~IJAWV T<{) vO[Llp xd taTwV 8~a8~x"Y)v &~zA8ETCU OTC[cr{U [LOU. Antiquitates 20,47 befürchten die 1tfutter des Königs Izates von Adiabene und sein jüdischer Lehrer Ananias, der König könnte den Thron verlieren, weil seine Untertanen nicht einen Herrscher über sich duldeten, der ein TWV TCap' E:-rEPO~C; ~A'IJCUT~C; i8wv wäre. In c. Ap. 1,162 wird nach einer alten These der jüdischen Apologetik behauptet, Pythagoras sei ein ~"Y)ACUT~C; der jüdischen Gesetze gewesen, und nur in vita 11 bezieht sich der Begriff auf eine Person: Josephus sagt von sich selbst, er sei ein Schüler des Asketen Bannus geworden. Für eine Gruppe jüdischer Aufständischer ohne Genitivbestimmung wird dagegen der Begriff in allen drei Werken nicht mehr verwendet, der Sprachgebrauch entspricht vielmehr ganz dem üblichen griechischen. Auch im Blick auf den schon von Kirsopp Lake postulierten und von 1I10rton Smith wiederaufgenommenen angeblichen Sprachgebrauch von 6 (IJACUT~C; als religiösem Ehrentitel für einzelne Fromme kann ich nur betonen, daß es - von einem Sonderfall abgesehenkeine eindeutigen Belege dafür gibt. Wir finden zwar im NT (Apg Wiener Studien I (1879) 30. Auffallend ist weiter, daß es sich um einen überwiegend literarischen Begriff handelt, der zwar in einzelnen Inschriften vorkommt, s. Dittenberger SlG3 675,27f; 717,33; 756,32; OGIS 339,90; 352,46 und SEG 7,62,19; 19,834,23f, nicht aber in den ägyptischen Papyri. 1) S. dazu jetzt auch ].-A. Marin, RB 80 (1973) 334 A. 13,
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21,20; 22,3; Gal 1,14) und vereinzelt in der jüdisch-hellenistischen
Literatur den Begriff des "Eiferers für das Gesetz" (2 NIakk 4,2; Phi1o, spec. leg. 2,253; vgl. auch a 12,271), häufig ist auch diese Formel in der uns erhaltenen jüdisch-hellenistischen Literatu1 nicht. Die Genitivverbindung "Eiferer für das Gesetz" bzw. "für Gott" steht dabei noch durchaus im Rahmen der üblichen griechischen Verwendung des Wortes. Für den absoluten Gebrauch 0 (I)Au),t"-~r; weiß ich nur zwei Beispiele: 1. Den Jünger Simon 0 ~'I)A(u'r~r; aus dem Zwölferkreis (Lk 6,15; APg 1,13 = 0 Kcxvcxva'i:or; lVIk 3,18; NIt 10,4). Hier muß die Frage offen bleiben, ob es sich nicht eben doch um eine palästinische Parteibezeichnung handelte. In diesem Falle würde es sich bei dem "Eiferer" Simon - vergleichbar dem ehemaligen "Essener" J ohannes (b 2,567; 3,11.19) - doch wohl um einen ehemaligen "Zeloten" handeln 1). 2. Die Bezeichnung des Pinehas als 0 ~-I)A(u'r~r; in 4 NIakk 18,12: Der Vater erzählte den Kindern von "dem Eiferer Pinehas". Hier handelt es sich eben nicht um einen beliebigen frommen "Eiferer", sondern um eine einzigartige Bezeichnung, die die Entstehung dieses Sprachgebrauches begründet und den religiösen Hintergrund des Parteinamens beleuchtet 2). Die Bezeichnung von Gott als 8e:oc; ~Y)A(u'r~C; in der LXX als Übersetzung des >el qanna< und den negativen christlichen Sprachgebrauch im Sinne von ,Eifersüchtiger' können wir hier beiseite lassen 3).
Entscheidend scheint mir der Tatbestand, daß in der rabbinischen Literatur die Bezeichnung "Eiferer" im Singular (qanna'j bzw. qan'an als substantiviertes Adjektiv) nur auf eine Gestalt, nämlich Pinehas, bezogen wird; Gott selbst hat Pinehas diesen Namen 1) S. o. S. 72f; H. P. Rüger, ZNW 59 (1968) 118. Die Deutung von J.-A. Marin, op. cit. 332-349 kann mich aus sprachlich~n Gründen nicht überzeugen. Ahnlich wie Marin urteilt auch M. Borg, JThS 22'(1971) 507f. Erst recht sind die Spekulationen von S. G. F. Brandon, Jesus and the Zealots, Manchester 1967, s. Index S.v. Simon the Zealot, gänzlich ungerechtfertigt. Mit gleichem Recht könnte man aufgrund der Zöllnerperikopen in den Evangelien und des "Zöllners .Matthäus" :Mt 10,3 schließen, daß Jesus ein Römerfreund gewesen sei; so H. Kreissig op. cit. 120f, der sich dazu noch auf Sanh. 43a beruft: "Jesus stand der Regierung nahe". Auf diese \Veise kann man alles beweisen. Zu Brandon s. meine Rezension JSS 14 (1969) 231-240. 2) S. o. S. 164f. Der Vorwurf und die Deutung von 1\Iorton Smith, HThR 64 (1971) 11 gehen an der Sache völlig vorbei. 3) S. o. S. 63f; vgl. auch den Apologeten Aristides 7,3; 8,2; 10,7; 11,2: Es geht dabei immer um die Abgrenzung des einen Gottes von den zornigen und eifersüchtigen Göttern der Heiden. Zum 6e:oc; ~'IJAwr~c; s. auch folgende Anm.
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gegeben 1). Für die von Lake, :NIorton Smith u.a. postulierte Beziehung des Ehrentitels "Eiferer" auf einzelne Fromme, ähnlich wie bei ~addiq oder .Q.asid finde ich keine Belege. Daneben gibt es noch zwei Traditionen, wo die "Eiferer" (qanna'im) im Plural erscheinen:
1. Die Überlieferung von den "Eiferern" in der Version Ader Aboth de Rabbi Nathan, die bei den Unruhen in Jerusalem die Getreidevorräte in J erusalem anzünden. Hier ist deutlich die Partei der "Zeloten" gemeint. Auffallend ist dabei freilich, daß die Paralleltradition der Version B zweimal dieselbe Tat den "Sikariern" (siqarim) zuschreibt. Die Bemerkung von :NIorton Smith, hier handele es sich um "confusions of medieval copyists" zeigt nur seine Unkenntnis über das Alter und die Traditionsgeschichte dieser historisch besonders wertvollen rabbinischen Schrift und ihrer Versionen 2). 1) Die Belege sind dabei erstaunlich selten, die wichtigsten habe ich schon in o. S. 161 und 164 angeführt. Herrn Benjamin Kossovsky danke ich für die Überlassung der 4 Stellen aus dem Talmud babli. Der entsprechende Band s~iner Konkordanz ist noch nicht erschienen. Im Sing. erscheint der Begriff nur einmal Sanh. 82b: Die Dienstengel wollten Pinehas wegstoßen, doch Gott hindert sie daran: "laßt ihn, der ist ein Eiferer, der Sohn eines Eiferers, ein Zornabwender, der Sohn eines Zornabwenders". .Mit dem "Sohn eines Eiferers" wird wohl auf seinen Ahnherrn Levi angespielt, s. o. S. 164 A. 3 vgl. Nu. R. 21,3; Tanch. Pinchas § 3 ed. Buber 76a; Pirqe R. Eliezer 47 (112b): Levi eiferte als erster gegen die Unzucht. Den Titel "qanna'j" erhält er jedoch nur im unmittelbareu Zusammenhang der Ehrung seines Nachkommen Pinehas. Vgl. Tg. Jer. I zu Nu 25,11 : Pinehas, der Eiferer (qanna'ah), Sohn Eleazars bar Aharon, der Priester, der den Zorn von den Kindern Israel abwendete". In Tg. Neofiti und Onkelos fehlt der Zusatz "der Eiferer". Die ursprünglichste Fassung finden wir wohl in Sifre Nu 25,1 (§ 131 Horovitz S. 173): "Pinehas, der Priester, Sohn eines Priesters, der Eiferer, Sohn eines Eiferers" (qanna'j bän qanna'j). S. noch Lev. R. 33,4 (i\largulies IV, 752); Pesiqta R. Kah. 13,12 (.Mandelbaum 236); Jalqut Schimoni zu Num 25,11 § 771 (S. 535) ..Man erhält den Eindruck, als sei die Bezeichnung des Pinehas als "Eiferer" teilweise wieder verdrängt worden. So fehlt er - soweit ich sehe - in j. Sanh. und Nu. R. Vermutlich handelt es sich hier um ein altes Relikt, das später - wie die Tat des Pinehas überhaupt - eher anstößig war. Daß diese Bezeichnung bis ins 1. Jh. n. Chr. zurückgeht, ergibt sich aus der Bezeichnung des Helden als 6 (fJAWT-I]C; in 4 Makk 18,12 (s.o. S. 400 u. A. 2). Entscheidend ist dabei, daß dieser einzigartige Ehrenname dem Pinehas von Gott selbst beigelegt wird s. o. S. 164. Nur als Hypothese könnte man vermuten, daß dahinter der Gedanke der Nachahmung Gottes steht, das 'ei qanna' des A. T. wird ja in der LXX mit 8zoc; ~"fJ),WT"~C; übersetzt. Im übrigen wird der Begriff "qanna'j, qanna', qan'an" = eifersüchtig in den Targumim nur negativ gebraucht, so auch in Bezug auf Abraham Jalqut Schimoni zu Gen 14,13 (§ 72 S. 38) "qanna'j" = Gen. R. 41(42),8 (TheodorjAlbeck I, 413) "qunjon" rachgierig. "Eiferer" im Singular ist so - abgesehen von der fixiel"ten Pinehastradition - im Rabbinat gerade keine positive Frömmigkeitsbezeichnung. 2) S. J\[orton Smith, HThR 64 (1971) 11. Vgl. dazu ARN cd. Schechter Vs
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2. Die rätselhafte :NIischna Sanh. 9,6 : ,,\Ver die Opferschale stiehlt und wer mit dem qosem flucht und wer einer Aramäerin (= Nicht jüdin) beiwohnt - über den fallen Eiferer her (qanna'in poge ein bo)."
S. K:_rauß weist in seinem Kommentar 1) auf die Tatsache hin, daß die wertvolle J\![ünchener Talmudhandschrift und die Gemara des palästinischen Talmuds (j.Sanh. 9,11 27b.31) "haqqana'im" (bzw. haqqana'in) lesen, und er folgert daraus den erwägenswerten Schluß: "Umsomehr muß man an bestimmte Eiferer, u(nd) z(war) an die bekannten Zeloten denken". B. Salomonsen hat zwar diese Deutung bezweifelt und sich auf eine weitere rabbinische Nachricht berufen, daß schon der "Gerichtshof der Hasmonäer" den Verkehr mit einer Heidin verboten habe (Sanh. 82a; A.Z. 36b). Er kommt zu dem Ergebnis, "the qannaim were private persons acting on behalf of the community during the age of the Hasmonaeans" 2). In \Virklichkeit haben wir keinerlei Belege für die Wirksamkeit von "EifeA c. 6 S. 32: "Als Kaiser Vespasian kam, um Jerusalem zu zerstören, suchten ,Eiferer' (qanna'im) allen Besitz (= Vorräte) mit Feuer zu verbrennen". Vgl. Vs B c. 13 S. 31: "die ,siqarin' verbrannten die Vorräte in Jerusalem" und Vs Be. 7 S. 20: "Als Vespasian kam und Jerusalem (mit einem Wall) umgab, schlug er das Lager im Osten auf. Alle ,siqarin' erhoben sich und verbrannten alle Vorräte, die in J erusalem waren." Eine Paralleltradition EccL R. zu 7,12 (20a) spricht davon, daß "Ben Battiach", der Neffe Jochanan ben Zakkais, als "Anführer der Sikarier" (ro's qsrjn = siqarin) die Verbrennung befohlen habe. Zur Historizität der Tradition s. b 5,24 und Tacitus, hist. 5,12, vgL auch o. S. 51f.68f. Es handelt sich hier offenbar um 2 unabhängige Paralleltraditionen. Dabei fällt auf, daß die Rabbinen - gegen Josephus - auch die Verteidiger von J erusalem als Sikarier bezeichnen konnten, s. dazu \veitere Belege u. S. 409 A. 1. G. Friedlander in seiner Übersetzung der PRE, London 1916, 5f bringt ebenfalls die Notiz über die Verbrennung der Vorräte durch die Zeloten. In der üblichen Textausgabe Warschau 1852 fehlt diese Passage. Es handelt sich wohl um eine Sonderüberlieferung der von F. verwendeten \Viener Handschrift Epstein, die verloren ist. Zum Alter und zur Qualität der Überlieferung der ARN s. die Einleitung der Ausgabe v. Schechter S. XXf; J. Finke1stein, JBL 57 (1938) 13-50; ders., _Mabo le-Massektot Abot ve-Abot d'Rabbi Natan, New York 1950; J. Goldin, HUCA 19 (1945/6) 97-120; ders., The Fathers Accarding to Rabbi Nathan, New Haven 1955, XVIIff. Nach Goldin wurden die ARN zwischen dem 7. und 9. Jh. redigiert, sie enthalten jedoch nur tannaitische Überlieferung. Sprache und Stil entsprechen der tannaitischen Epoche. Vgl. das zustimmende Urteil von J. Neusner, Development of a Legend, Leiden 1970, 113. Richtig urteilt M. Stern, ap. cit. 137: Die rabbinischen Quellen verwendeten das Wort "more flexibly than in J osephus". 1) Sanhedrin-Makkot, Gießener Mischna, "1933, 262, vgL o. S. 69ff.191f. 2) NTS 12 (1965/66) 175; vgL schon Dansk Theol. Tidskr. 27 (1964) 149-162. Ihm folgt M. Borg, JThS 22 (1971) 506f. V gL auch die Kritik von Morton Smith, op. cit. 9 A. 48.
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'rern" unter der hasmonäischen Herrschaft. Die ganze Bestimmung deutet vielmehr auf einen Akt der inoffiziellen Femejustiz hin, der entsprechend der Tat des Pinehas durchgeführt wurde, da die offizielle Strafverfolgung ausfiel. Dies paßt weniger in die Hasmonäerzeit, wo die Strafgerichtsbarkeit der Juden uneingeschränkt war, als vielmehr in die Zeit zwischen 6 und 66 n. ehr., wo - abgesehen von der kurzen Herrschaftsperiode des Agrippa I 41-44 - den Juden das Recht der Hinrichtung genommen war 1). Eine derartige Lynchjustiz war auch nicht als Werk von einzelnen "Frommen", sondern nur von bestimmten Gruppen möglich, darum der Plural. Daß in der Gemara des palästinischen und babylonischen Talmuds zu Sanh. 9,6 jeweils in der den Rabbinen eigenen Drastik die Tat des Pinehas behandelt wird, ist kein Produkt sekundärer Schriftgelehrsamkeit 2), sondern ein Hinweis darauf, daß Pinehas aufgrund seiner Tat der Heros eponymos der "qanna'im" war. Die wenigen griechischen und rabbinischen Belege außerhalb des, Bellum für den absoluten Sprachgebrauch von 0 ~"'I)AW't"~<; = [haq]qanna'j lassen es so als durchaus möglich, ja wahrscheinlich erscheinen, daß es schon vor Ausbruch des jüdischen Krieges fanatische Gruppen gab, die sich "Eiferer" nannten und den "Eifer" des Pinehas nachzuahmen versuchten. Es ist darum kein Zufall, daß die Rabbinen später an der eifervollen Tat des Pinehas Kritik übten 3). Eine allgemein verbreitete religiöse Ehrenbezeichnung wie ,~addiq' oder ,}:l.asid' war dagegen ,qanna'j - qan'an - ~·I)AW't"~<;' nach Ausweis der uns erhaltenen Quellen gerade nicht. Offen bleibt die Frage, zvie sich diese "Eiferer" Zu der "vierten Philosophensekte" des Judas Galiliitls und den daraus hervorgehenden späteren 1) S. o. S. 70. Zum jüdischen Hinrichtungsrecht s. J. Blinzler, Der Prozeß Jesu, 41969, 229ff. Zur Frage der jüdischen Selbsthilfejustiz und ihrer Kritik s. Boaz Cohen, RIDA 2 (1955) 116f = Jewish and Roman Law, N. Y. 1966, II, 633fund o. S. 219ff. 2) So Salomonsen, op. cit. 174. Die Verbindung zwischen den "qanna' im" und dem einzigen in den rabbinischen Quellen namentlich erwähnten "qanna'j" Pinehas ist nicht eine zufällig-sekundäre Verbindung, sondern ein ursprünglicher Zusammenhang. Die rabbinische Tradition bringt den "Eiferer" Pinehas und die "Eiferer" von Sanh. 9,6 dadurch miteinander in Verbindung, daß sie berichtet, Pinehas habe sich in höchster Not an die .I\lischna "erinnert" und daraufhin den Gesetzesübertreter und die heidnische Verführerin getötet; Sanh. 82a; j. Sanh. 27b, 30f; Nu. R. 20,25. In Wirklichkeit leiten die qanna'im ihren Namen von dem qanna'j Pinehas ab. 3) S. o. S. 172ff. V gl. Boaz Cohen, op. cit. 117 (= II, 634). Nach einer Baraita entsprach das Handeln des Eiferers "nicht dem Willen der Weisen"; j. Sanh. 27b,36.
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Sikariern verhalten. Josephus gibt ja der ,,4.jüdischen Sekte" zunächst keinen Namen! Hier wäre ein Blick auf die Verwendung des Begriffes ()LXapLOC; bei J osephus zu werfen. Es handelt sich hier um ein Lehnwort aus dem Lateinischen: sicarius, das nach den alten Glossaren vor allem den (wIeuchel)mörder, u.U. auch den auf NIord erpichten bewaffneten Räuber bedeutet, abgeleitet von ,sica', Dolch. In den Wirren des römischen Bürgerkrieges war es ein beliebtes Schimpfwort zur Diffamierung der gegnerischen Partei 1). Auffällig ist nun,daß wir dieses Lehnwort nur bei Josephus, einmal bei Lk (Apg 21,38), in den von diesen abhängigen Kirchenvätern und dann ganz vereinzelt in der rabbinischen Literatur finden, nicht dagegen in den sonstigen griechischen literarischen Quellen und ebensowenig in den Papyri Ägyptens 2). Offenbar wurde es aufgrund der besonderen - vielleicht im Osten des Römischen Reiches sogar einzigartigen - Aufstandssituation in Palästina von den Römern eingeführt und dann von den Juden übernommen: "It is dear that such a pejorative name was first given by their Roman opponents" 3). J osephus erwähnt die "Sikarier" erstmals in der Zeit des Prokurators Felix: "Kaum war das Land gesäubert, da trat in Jerusalem eine neue Art von Räubern hervor, die sogenannten Sikarier. Am hellichten Tage und mitten in der Stadt mordeten sie Nlenschen, besonders an den 1) V gl. dazu Ilona Opelt, Die lateinischen Schimpfwörter, 1965, 133.135.209; R. Till, Historia 11 (1962) 322 A. 14. S. auch die verschiedenen Deutungen von sicarius in den alten Glossarien, Corpus Glossariorum Latinorum ed. G. Löwe, G. Götz, F. Schöll, Leipzig 1888-1924: II, 183,32 O'q>aX't""lJr; &vopoq>6vor; O'q>/Xye:ur; AiJO''riJr;; II, 378,13: ';~q>"lJq>6por; sicarius ensifer; II, 472,45: q>ove:ur; homicida iugulator necator caesor sicarius; III, 336,21; 374,60 u.ö.: q>ove:ur;; IV, 171,14: latro; V, 149,40: homicida percussor; V, 557,53 u.ö.: gladiator. S. dazu o. S. 47f; O. Betz, Th W VII, 277f. Sicarius war in erster Linie der i'vlelfchelmrJrder, dann in übertragenem Sinne der bewaffnete Räuber. Die unter Sulla entstandene lex Cornella de sicariis wendet sich nach inst. 4,18,5 gegen "homicidas ... vel eos, qui hominis occidendi causa cum telo ambulant". Dort auch die Etymologie: "sicarii autem appellantur a sica, quod significat ferreum cultrum." Schon im römischen Kriminalprozeß zur Zeit Ciceros wurden ß'Iordsachen unter dem Stichwort "de sicariis" oder "inter sicarios" verhandelt s. Cic. de orat. 2,105; fin. 2,54; off. 3,73; inv. 2,60; in :\T. Ant. Phil. 2,1(8) u.ö. Einen Teil der Belege zu sicarius verdanke ich dem Thesaurus Linguae Latinae in München. 2) S. o. S. 48 A. 2. Lediglich P. Oxy. X, 1294,8 (2./3. Jh. n. Chr.) wird mxapwv als Lehnwort aus dem Lateinischen für Dolch verwendet. L. Y. Rahmani, Atiqot 2 (1959) T. XXIV, Abb. 4, vgl. 188f, veröffentlichte einen Ossuar, der zwischen zwei Rosetten die Abbildung eines solchen Dolches zeigt, mit nach oben gerichteter Spitze. Der Künstler scheint dieses Motiv beeinflußt vom Geist seiner Zeit gewählt zu haben. 3) M. Stern, op. cit. 173.
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Festen mischten sie sich unter die Menge und stachen mit kleinen Dolchen, die sie unter ihren Kleidern verborgen hatten, ihre Gegner nieder." (b 2,254f)
In dieselbe Zeit weist die Erwähnung der Sikarier Apg 21,38, wo Lk den Befehlshaber der Antonia Paulus fragen läßt: "So bist du nicht der Ägypter, der vor einiger Zeit einen Aufstand machte und dreitausend Sikarier (&vapac; 'TW'J cnxapLwv) in die \Vüste führte?"
Im ersten, historisch ursprünglicheren Bericht wird die Bezeichnung aus einer neuen Taktik der jüdischen Freiheitsbewegung abgeleitet, die mit ihrem Terror jetzt vom flachen Land selbst in die Hauptstadt eindrang und die Bevölkerung durch einzelne :Morde verunsicherte. Bei Lk ist sie dagegen einfach ein Synonym für fanatische jüdische Aufständische in Palästina. Der Kommandant der Antonia vermutet - nach Lk - in Paulus zunächst einen gefährlichen Aufrührer und wird durch dessen griechische Bildung rasch eines Besseren belehrt. NIan wird daraus schließen dürfen, daß die Römer aufgrund dieser neuen Taktik bestimmte besonders aktive Gruppen "sicarii" nannten und daß dieser Begriff dann auch von den Juden übernommen und verallgemeinert wurde, so daß er schließlich auf die Aufständischen überhaupt angewandt werden konnte. Darauf weist neben Lk der rabbinische Sprachgebrauch von "siqarim" wie auch die Gleichsetzung von ~"I)Aw'TaL und (nx&pw~ in den Philosophumena des Hippolyt hin 1). Während J osephus im Bellum nur einmal die "Sikarier" und ihre neue Taktik erwähnt, spricht er in den Antiquitates mehrfach von ihnen. Freilich legt er ihr erstes Auftreten im Gegensatz zum Bellum 1) 9,26:,2 ed; P. ~endla~d GCS ~6,;260: (über,die in 4 Grupp~n aufg~spalte~e~ Essener) 08e:v EX 't"ou crufLßcuvov't"oc; 't"0 ovofLa 7tpoO'EAaßov, Z''lAW't"CH xaAoufLEVOt, uno 't"tVWV ~E: :ELXO:PWL. Zur Textüberlieferung s. C. Burchard, in: Josephus-Studien S. 78ff. Zur Beurteilung und historischen Einordnung dieser ganzen, im Bericht des Josephus nicht enthaltenen Notiz s. o. S, 73ff, 195ff, 201ff. Die zusätzlichen Nachrichten über die rigorose Einhaltung des Bilderverbots und die Zwungsbeschneidung werden historischen Hintergrund haben. Die Vermutungen von G. R. Driver, The Judaeun Scrolls, Oxford 1965, 120 und 248f, daß aus diesen und anderen Gründen Sikarier bzw. Zeloten aus den Essenern hervorgegangen seien, sind abenteuerlich. G. Baumbach, ThLZ 90 (1965) 737 und ders., Jesus von Nazareth im Lichte der jüdischen Gruppenbildung, 1971, 22 vermutet auf Grund der Hippolytnotiz einen engen Zusammenhang zwischen "zadokitischen" Essenern und priesterlichen Zeloten. Auch dafür haben wir in unseren Quellen keinen Anhalt. I Hahn, Act. Orient. Acad. Seient. Hung. 14 (1962) 135 glaubt dagegen, daß sich die Essener nach b 2,142 und CD 12,6ff "von den individuellterroristischen Methoden der Sikarier (distanzierten)" (138).
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noch nicht in die Zeit des Felix (52-59/60 n. ehr.) im Zusammenhang mit der Ermordung des Hohenpriesters Jonathan (a 20,164), sondern unter Festus (60?-62 n. ehr.): "Als Festus in ] udäa ankam, geschah es, daß das Land von den Räubern verwüstet und alle Dörfer niedergebrannt und ausgeraubt wurden. Die sogenannten Sikarier aber - dies bedeutet Räuberwaren damals besonders zahlreich. Sie gebrauchten Dolche, die in der Größe den persischen Akinaken ähnlich waren, in der Krümmung sind sie freilich den römischen sicae ähnlich. Von daher empfingen die Räuber ihre Bezeichnung, und sie ermordeten viele." Ca 20,186)
Albinus bemühte sich, sie auszurotten (20,204), scheiterte jedoch bei diesem Versuch. So entführten sie den Sekretär des Tempelhauptmanns Eleazar, Sohn des Ananias, der wenige Jahre später die Opfer für den Kaiser einstellte und damit offiziell den Krieg eröffnete, und erreichten dadurch die Freigabe von zehn ihrer gefangenen Anhänger (a 20,208ff), ein Erpressungsmanöver, das sie mehrfach wiederholten: "Nachdem sie schließlich eine beträchtliche Zahl erreicht hattert, bekamen sie noch größeren :Mut und terrorisierten das ganze Land."
Hier erscheinen die "Sikarier" als diejenige Gruppe innerhalb der Aufstandsbewegung, die durch ihre kühnen Unternehmungen schon vor dem eigentlichen Kriegsausbruch den größten Einfluß und die größte :Macht im offenen Lande errang. Im Bellum tauchen sie dagegen ganz unvermittelt erst wieder bei Beginn des jüdischen Krieges auf. Zur gleichen Zeit (&[J.cx), da der Tempelhauptmann Eleazar, Sohn des Hohenpriesters Ananias, die Priesterschaft überredete, das Kaiseropfer einzustellen, eroberte "eine besonders kriegslüsterne Schar" (nvEC; TWV WlALGTCX X~VOUVTWV Tav 7tOAEfLov) durch List die Festung NIasada (b 2,408). Diese Koinzidenz war ganz gewiß nicht Zufall, sondern Verabredung. Nachdem in J erusalem selbst die Kämpfe zwischen den Aufrührern, die den Tempel besetzt hielten, und den Friedenswilligen, unterstützt durch Truppen Agrippas und die römische Stadtkohorte, die die Oberstadt und die Antonia beherrschten, tagelang unentschieden hin- und hergewogt hatten, wurden die Aufrührer durch "eine große Anzahl von ,Sikariern', die sich mit dem wehrlosen Volk in den Tempel eingeschlichen hatten", verstärkt (b 2,425). D.h. die Aufständischen in Jerusalem erhielten Sukkurs von den erfolgreicheren Freiheitskämpfern außerhalb der Stadt. Diese Hilfe entschied den Kampf. Die Oberstadt und die Antonia wurden erobert, nur die Herodesburg im \Vesten der
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Stadt leistete noch kurze Zeit Widerstand. Die Niederbrennung des Stadtarchivs mit den Schuldverschreibungen zeigte dabei die soziale I
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sammenarbeit machte den Ausbruch des offenen Aufstandes überhaupt erst möglich. Schließlich ist auffallend, daß J osephus in diesem Zusammenhang sowohl die Bezeichnung ot (nx.
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in der Cyrenaica (b 7,437.444) eine eher autochthone Bewegung. Im Gegensatz zu J osephus sprechen die talmudischen Quellen durchweg von den ,siqarim' als den Aufständischen illjerl/salem 1). Es ist in diesem Zusammenhang interessant, zu sehen, wie die Vertreter einer völligen Disparatheit der jüdischen Freiheitsbewegung vor und während des jüdischen Krieges die einzelnen Gruppen völlig verschieden charakterisieren. Baumbach sieht in den Sikariern eine stark sozial bestimmte galiläische (I) Bewegung, während lvIorton Smith mit Recht betont, daß Judas Galiläus - wie schon sein Name zeigt - bei seinem Protest gegen den Census in Judäa aufgetreten sein muß und auch seine Söhne und Anhänger später dort wirkten 2). \Veiter betrachtet Baumbach die Zeloten als eine ausgesprochen priesterliche Partei, die zudem in engem Kontakt mit den zadokitischen Essenern gestanden habe (s.o. S. 405 A. 1). In Wirklichkeit sind - aufgrund der Funde von lvIasada - Kontakte nur zwischen den Qumran-Essenern und den Sikariern in Nlasada nachzuweisen 3). Auf der anderen Seite scheinen doch noch Verbindungen zwischen NIasada und J erusalem fortbestanden zu haben, zumindest hat man dort das in Jerusalem geprägte Aufstandsgeld 'verwendet und die Priesterhebe und den Zehnten entrichtet. Daß die "Sikarier" in :NIasada dem Pharisäismus nahestanden, zeigen das dort entdeckte rituelle Bad und die Synagoge. Auch hier wird die kJare Nachricht des J osephus, daß die ,,4. Philosophensekte" pharisäisch geprägt gewesen sei, gegen die Vermutungen von Baumbach und K. Schubert bestätigt 4). Eine interessante, von S. Lieberman paßt schlecht zur Passivität jener in Masada. M. Stern, op. cit. 138 vermutet, daß sie zu den Anhängern des Simon bar Giora gehörten und aus J erusalem kamen. 1) S. o. S. 51ff: Maksch. 1,6; Lament. R. zu 4,4 § 7 (nach der LA von S. Buber, WiIna 1899); Gittin 56a: "Abba Siqera, das Haupt der Banditen in Jerusalem", eine Weiterentwicklung älterer Überlieferungen, s. dazu o. S. 401 A. 2. 2) G. Baumbach, ThLZ 90 (1965) 735; Jesus von Nazareth 18ff. B. möchte daher - ganz gegen J osephus - den Galiläer J ohannes von Gischala mit den Sikariern verbinden. Richtig Morton Smith, HThR 64 (1971) 15 vgl. o. S. 342f: Im galiläischen Hoheitsgebiet des Herodes Antipas wurde 6 n. Chr. "der Census vermutlich gar nicht durchgeführt, zum andern konnte auch der Beiname des Judas, ,der Galiläer', überall entstehen, nur nicht in Galiläa selbst"; ähnlich schon F. J. Foakes J ackson, J osephus and the J ews, 1930, 264. 3) S. die Funde von Schriftrollenfragmenten aus Qumran in 1-fasada: Y. Yadin, .Masada, 1967, 172ff. Neben der Liturgie des Sabbat-Opfers dürften auch die Ben-Sira-Fragmente und Reste der Jubiläen aus Qumran stammen. ~) Zu den Münzfunden ap. eit. 108.168; zum Priesterzehnten und zur Hebe s. 96f; rituelles Bad 164ff; Synagoge 181ff. Zur Bezweiflung einer Verbindung zwischen Pharisäern und Aufstandsbewegung s. G. Baumbach, Bibel und Liturgie 41 (1968) 6f; Jesus v. Naz. 13ff.21f. B. kompliziert das Ganze noch dadurch,
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a.usgegrabene rabbinische Notiz spricht von den "Idumäern", die "zu jener Zeit Schüler des Hauses Schammai" waren, während es zwischen "NIenahem und Hillel" zu "Streitigkeiten kam, und NIenahem mit achthundert Schülern, die in goldene Panzer gekleidet waren, auszog ... ". Im Folgenden wird dann noch die Ermordung des Hohenpriesters Ananias (Chanin) durch Judas, einen Bruder NIenahems, und später des Ananos durch Eleazar, Sohn des Simon, erwähnt. Der letztere habe die Römer aus J erusalem vertrieben. Das ganze schließt: "Damals brachen Gegensätze und Streitigkeiten in Jerusalem aus" 1). Hier wird das blutige Geschehen bei Ausbruch des jüdischen I<:'rieges scheinbar anachronistisch als Streit rabbinischer Schulen geschildert. Es könnte aber doch einige historische Wahrheit dahinter verborgen sein. Auch Josephus bezeichnet ja Judas und NIenahem als Lehrer (()o
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J ohannes von Gischala vor allem auf seine galiläischen Flüchtlinge bauen konnte. Die Idumäer schlossen sich zunächst den Zeloten, dann teilweise Johannes von Gischala an, trennten sich jedoch· von ihm und waren später an der Seite des Simon bar Giora zu finden. Zwischen -allen' zerrieben wurde die -unglückliche J erusalemer Stadtbevölkerung . \Vir sehen so während des Bürgerkriegs und der Belagerung teilweise wechselnde :Nlacbtkonstellationen, die wohl weniger mit einer spezifischen Ideologie als mit den NIachtansptüchen der Führer und der einzeJnen Landsmannschaften und mit den sozialen Gruppen zusammenhingen. Bei denjenigen Radikalen, die den unbedingten Kampf gegen die Fremdherrschaft auf ihre Fahne geschrieben hatten und die auch lieber starben, als daß sie die Stadt übergaben, scheint dabei trotz aller 1-fachtkämpfe eine gewisse einheitliche religiöse Grundanschauung vorgeherrscht zu haben, die m.E. von dem ersten "Ideologen" des Aufstandes, dem Galiläer Judas, entscheidend geprägt worden war. Nur so läßt sich der fanatische \Ville zum Krieg gegen Rom, der den jüdischen Krieg zielstrebig vorbereitete und erzwang, wie auch der nicht minder fanatische Endkampf erklären. Auch die Aufschriften der Aufstandsmünzen sprechen hier für sich 1). \Venn wir heute diese Gruppen, einschließlich der "Sikarier", als "Zeloten" bezeichnen, so tragen sie diesen Namen zu Recht, denn an der paradigmatischen Tat des Pinehas waren sie alle orientiert. Daß das Problem der "Parteinamen" aufgrund des besonderen Sprachgebrauchs bei J osephus - unserer Hauptquelle - dabei seine Fragen aufwirft, soll nicht geleugnet werden 2). Ein modernes Beispiel mag dies verdeutlichen: Nicht jeder Sozialist ist ein lVIarxist oder ein Kommunist, auch nicht jeder lVIarxist betrachtet sich als Kommunist, umgekehrt will aber jeder Kommunist wahrer NIarxist und Sozialist sein. Von Leninisten, Stalinisten, Titoisten, ~Iaoisten, Trotzkisten, Neomarxisten, Austromarxisten und Revisionisten möchte ich dabei gar nicht reden; sie alle stehen aber doch irgend wie mit Kar! wlarx in Verbindung und erstreben "den Sozialis1) S. o. S. 120fF. S. jetzt L. Kadman, The Coins of the Jewish War, Jerusalem 1960; B. Kanael, BA 26 (1963) 57ff; Y. l\feshorer, Jewish Coins of the Second Temple Period, Tel-Aviv 1967, 88ff.154ff. Sie finden sich selbst in Masada in großer Zahl, s. S. 409 A. 4. 2) Auch j\L Stern, op. ch. 144 befünvortet in seiner sehr abgewogenen Untersuchung "a certain connection between the Zealots and the Fourth Philosophy". j\[it Recht betont er die gemeinsame pharisäische u. d,h. schammaitische Grundlage.
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mus"! Auch ein späterer Historiker wird es hier nicht leicht haben. Wenn moderne Parteiverhältnisse und Ideologien so kompliziert sind, wie können wir uns erkühnen, die oft so dunklen und ungenauen Angaben des Josephus über die jüdische "Freiheitsbewegung" bis ins einzelne hinein erhellen zu wollen? Wir können immer nur fragen, welche Hypothesen durch die Zusammenschau der Quellen und d.h. zugleich durch die besseren Argumente unterstüzt werden. Aus diesem Grunde, gestützt auf eine Vielzahl historischer Argumente, glaube ich, daß die jüdische Freiheitsbewegung zwischen 6 und 70 n. ehr. eine gewisse einheitliche ideologische Grundlage besessen hat. Sie stand der pharisäischen Frömmigkeitsrichtung nahe und war stark eschatologisch geprägt, sie sah ihr besonderes Vorbild in der eifervollen T2.t des ersten wahren "Zeloten" Pinehas und war von den revolutionären Thesen des Galiläers Judas beeinflußt. Dies schließt nicht aus, daß sie vor allem nach 66 n. ehr. in verschiedenen, zum Teil konkurrierenden Gruppen organisiert war~ die sich nach Ausbruch des Krieges im Kampf um die l'vfacht selbst zerfleischten. Es gilt schon für sie das Wort Büchners aus "Dantons Tod"; "Die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder".
ABKÜRZUNGEN a) Josephus a b c. Ap.
Flavius Josephus, Antiquitates Judaicae. De Bello Judako. Contra Apionem. ",
b) Altes Testament und Apokryphen: Am Bar. Chr Da Dt Ex Gen Hab Hag Hes Hi HL Hos Jer Jes Jos Kge KI
Amos Baruch Chronik Daniel Deuteronomium Exodus Genesis Habakuk Haggai Hesekiel Hiob Hohes Lied Hosea Jeremia Jesaja Josua Könige Klagelieder
Lev Makk. Mal Mi Nah Neh Nu Ob Ps Qoh Ri Sach Sap. Sir. Spr Tob. Zeph
=
Leviticus Makkabäerbücher Maleachi Micha Nahum Nehemia Numeri Obadja Psalmen Qohelet (Prediger) Richter Sacharja Sapientia Salomonis Sirach Sprüche Tobit Zephanja
c) Pseudepigraphen und die jüdisch-hellenistische Literatur: Apk. Abr. = Apokalypse d. Abraham ep. Arist. = Aristeas-Brief Ase. Jes. = Ascensio Jesajae Ass. Mos. = Assumptio l\tlosis syr. Bar. = syrischer Baruch CD = Damaskusschrift IV. Esra = Esra-Apokalypse äth. Hen. = Äthiopischer Henoch slaw. Hen. = Slawischer Henoch Jub. = Jubiläenbuch Ps. Sal. = Psalmen Salomos Ps. Philo = Pseudo-Philos liber antiquitatum biblicarum
Sib. = Sibyllinische Orakel Test. Rub. = Testament d. Ruben Test. Sim. .. Simeon Test. Levi " Levi Test. Jud. " Juda Test. Dan " Dan Test. Napht. = " Naphtali Test. Gad ., Gad Test. Asser " Asser Test. Jos. .. Joseph Test. Benj. ., Benjamin
d) Qumran-Texte: s. dazu das Abkürzungsverzeichnis von D. Barthelemy u. J. T. l\tIilik, Qumran Cave I, Oxford 1955, 46ff: IQH IQpHab IQM
Hodajot Habakukpescher Kriegsrolle
IQS IQSa IQSb
Sektenschrift Anhang z. Sektenschrift, s. Barthelemy u. Milik 109f Benediktionen, op. cit. 120ff.
.414
ABKÜRZUNGEN
e) Rabbinische Texte: Ab. A.Z; Arak. RB. B. Mez. B.Q. Ber. Bik. Chag. Erub. Git. Hor. Jad. Jeb. Ker. Keth. Makk.
(Pirqe) Abot Aboda Zara Arakin Baba Baua Baba Mezia Baba Qamma Berakot Bikkurim Chagiga Erubin Gittin Horajot Jadajim Jebamot Kerithot Kethubot Makkoth
ARN bab. Bar. Cant. R. Dt. R. Eccl. R. Esth. R. Ex. R. Gen. R. j.
Lament. R. Lev. R. Meg. Taan. Mek. Ex. Midr. Teh. Pes. R. S. Dt. S. Lev. S. Nu. Tanch. T. Tg. jer. I
=
Mischnauaktate: Maksch. Meg. Men. M.Q. Ned. Ohal. Pes. Qidd. R.H.· Sanh. Schab. Scheb. Scheq. Taan. Ter. Zeb.
:::::!:
Weitere Abkür~ungen: Abot de R. Natan (ed. Schechter) babylonischer Talmud Baraita Cantkum (Hohes Lied) Rabba Deuteronomium Rabba . Etclesiastes (Kohelet) Rabba Esther Rabba Exodus Rabba Genesis Rabba Talmud jeruschalmi Lamentationes (Klagelieder) Rabba Leviticus Rabba Megillat Taanit Mekilta zu Exodus (ed. Lauterbach 1vlidrasch Tehillim Pesiqta Rabbati Sifre zu Deuteronomium Sifra zu Leviticus Sifre zu Numeri Midrasch Tanchuma Tosefta (ed. Zuckermandel = Z.) Targum jeruschalmi I
f) Neues Testament u. Apostol. Väter: Apg Apostelgeschichte Apk Apokalypse d. Johannes Barn. Barnabasbrief Cl. Clemensbriefe Did. Didache Gal Galaterbrief Hbr Hebräerbrief Jk = Jakobusbrief
Joh Kor Lk. Mk Mart. Pol. Pu
Phll ep. Pol.
Makscrutin Megilla Menachot Moed Qatan Nedarim Ohalot Pesachim Qidduschim Rosch haschana Sanhedrin Schabbat Schebuot Scheqalim Taanit Terumot" Zebachlm
=
L.)
J oharuiesevangelium Korintherbriefe Lukasevangeiium Markusevangelium Martyrium d. Polykarp Peuusbriefe Philipperbrief Brief des Polykarp
415
ABKÜRZUNGEN Rö Thess
Römerbrief Thessalorucherbriefe
Tim Tit
Timotheusbriefe Titusbrief
g) Sonstige. Abkürzungen: Soweit nicht aufgeführt, wurden die Abkürzungen für Zeitschriften und Sammelwerke dem Abkürzungsverzeiehnis der RGG, 3. A. 1957, S. XVII ff entnommen. B.-Gr., ReJ.
Beginnings
Bill.
CAH CPJ Derenbourg dig. R. Eisler W. R. Farmer H. Graetz h.e. I.G .. Jastrow, Diet.
JE J. Jeremias, Jerusalem inst.
= W. Bousset, Die Religion' des Judentums im spät-
hellenistischen Zeitalter, 3. A. hrsg. v. H. Gressmann, Tübingen 1926 = The Beginnings of Christianity, Part I The Acts of the Apostles, ed. by F. J. Foakes Jackson and Kirsopp Lake, 4. Bde., London 1920 ff. = H. Strack u. P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testamerit aus Talmud. u~d Midrasch, 4 Bde., München 1922-1928 Cambridge Ancient History = V. A. Tcherikover u. A. Fuks, Corpus Papyrorum JudaicarumI, Cambridge Mass. 1957 (s. Lit. Verz. I h) ]. Derenbourg, Histoire de la Palestine depuis Cyrus jusqu'a Adrien,'Paris 1867.
=
Digesten, s. Corpus juris civilis Bd. I (s. Lit. Verz. I h). IHl:01'I:. . . 2 Bde. Heidelberg 1929 ff.. Maccabees, Zealots, and ]osephus, N.Y. 1957 = Geschichte der Juden, Bd. 3, 5. A. bearb. v. M. Braun, Leipzig 1905 = Euseb, historia ecclesiastiea (s. Lit. Verz. I f) Inscriptiones Graecae (s. Lit. Verz. I h) M. Jastrow, A Dictionary of the Targumim, the Talmud babli and yerushalmi and the ,Midrashic Literature, 2 Bde, N.Y. 1950 J ewish Encyclopaedia = Jerusalem zur Zeit Jesu, 3. A. Göttingen 1962. =
Institutiones, s. Corpus juris civilis Bd. I (s. Lit. Verz. I h) Istrin ~ La Prise de Jerusalem ... (s. Lit. Verz. I a) H. S. 17 A.1 Juster = J. Juster, Les Juifs dans l'Empire Romain, 2 Hde., Paris 1914 . J. Klausner, Hist. = 'llVil n':1i1 '?llJ il"tlC'il, 5 Bde., 4. A. Jerusalem 1952 J. Klausner, JvN = Jesus von Nazareth, 3. A. Jerusalem 1952 S. Krauß, Mon-Tal. = Monumenta Talmudiea, Bd. V, 1 Wien/Leipzig 1914. Liddell-Scott = H. G. Liddell and R. Scott, A Greek-English Lexicon, A New Edition revised and augmented throughout by H. S. Jones and R. McKenzie, 12. A. (unv. Nachdruck d. 9. A. v. 1940), Oxford 1953 Mommsen, R. G. = Th. Mommsen, Römische Geschichte Bd. I-III u. . V, 14. unv. A., Berlin 1933 Moore, Judaism G. F. Moore, Judaism in the First Centuries of the Christian Era, 3 Bde. Cambridge Mass. 1927-1930 =
416
ABKÜRZUNGEN
PIRB A. Reifenberg, Jew. Coins Th. Remach
Prosopographia Imperii Romani Ancient Jewish Coins, 2. A. Jerusalem 1947
G. Ricciotti, FLtv. Gius. A. Schlatter, G.1.· Schürer
=
Schürer (V./M.)
=
Volz, Est;:h.
=
Textes d'auteurs Grecs et Romains relatifs au Judaisme, reunis, traduits et annotes par ... , Publications de la Societe des Etudes Juives, Paris 1895 Flavio Giuseppe tradotto e commentato, Bd. I-III, 2. A., 1949 Geschichte Israels von Alexander d. Gr. bis Hadrian, 3. A. Stuttgart 1925 E. Schürer, Geschichte des· Jüdischen Volke~ im Zeitalter Jesu Christi, 3. u. 4. A., 3 Bde., Leipzig 190109 E. Schürer, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ. A new English version revlsed and edited by G. Vermes & F. Millar Val. I Edinburgh 1973 P. Volz, Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter, 2. A. Tübingen 1934
LITERA TURVERZEICHNIS 1.
QUELLEN
(einschließlich übersetzungen):
a) Josephus: Flavii losephi opera ed. et apparatu critico instruxit Be~edictus Niese: Vol. I-IV: Antiquitaturn Iudaicarum libri I-XX et Vita; Vol. V: Contra Apionem libri II; Vol. VI: De beUo Iudaico libros VII edd. 1. A. Destinon et B. Niese; Vol. VII: Index; 2. unv. A. Berlin 1955. Josephus, with an English Translation by H. St. J. Thackeray, The Loeb Classical Library: Vol. I: The Life, Against Apion, 2. unv. A. London/Cambridge Mass. 1956; Vol. II-III :The J ewish War, 2. unv. A. London/Cambridge Mass. 1956/57. Flavius Josephus, Geschichte des Jüdischen Krieges. übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen v. Heinrich Clementz, Halle a.d. S. 1900. Des Plavius Josephus Jüdische Alter,tümer. Übersetzt ... v. Heinrich Clementz, 2 Bde. BerliniWien, 1923. . Plavio Giuseppe tradotto e commentato, Vol. II-III, La Guerra Giudaica, a cura di Giuseppe Ricciotti, 2& ed., Torino etc. 1949. Flavius Josephus, vom Jüdischen Kriege I-IV, nach der slawischen übersetzung, deutsch herausgegeben und mit dem griechischen Text verglichen v. A. Berendts u. K. Graß, Dorpat 1924. La Prise de Jerusalern de Josephe le Juif, Texte vieux~russe publie par V. Istrin, A. Vaillant, P. Pascal, Textes publies par l'Institut d'Etudesslaves N° 2, 2 Bde., Paris 1934 u. 1938.
b) Altes Testament u. Apokryphen: Biblia Hebraica ed. R. Kittel u. P. Kahle, 3. A. Stuttgart 1937. Die Heilige Schrift in deutscher übersetzung, Echter-Bibel, Das Alte Testament, hrsg. v.P. Nötscher u.a., Würzburg 1947-1953. Septuaginta ed. A. Rahlfs, 2 Bde. Stuttgart 1935. H. L. Strack, Die Sprüche J esu, des Sohnes Sirachs. Der jüngst gefundene hebräische Text mit Anmerkungen und Wörterbuch, Leipzig 1903; c) Pseudepigraphen und die jüdisch-hellenistische Literatur:
Assumptio Mosis: Die Himmelfahrt des Mose, hrsg. v. C. Clemen, Lietzmanns kl. Texte, Nr. 10, Berlin, 1904. (Syr.) Baruchapokalypse: Liber Apokalypseos Baruch filii Neriae, ed. M. Kmosko, Patrologia Syriaca, Bd. I, 2, Paris 1907. R. H. Charles, The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Old Testament, 2. Bd. Oxford 1913. . E. Kautzseh, Die Apokryphen und Pseudepigraphen -des Alten Testaments, übersetzt u. hrsg. v .... 2. Bd. Die Pseudepigraphen des Alten Testaments, Tübingen 1900. Philonis Alexandrini opera quae supersunt, ed. L. Cohn, editio minor, vol. I-VI, Berlin 1896-1905. Profetenleben: Th. Schermann, Propheten- und Apostellegenden. TU Bd. 13 (3. Reibe, Bd. 1) Leipzig 1907.
418
LITERATURVERZEICHNIS
Pseudo-Philo's liber antiquitatum biblicarum, ed. G. Kisch, Publications in Medieval Studies of the University of Notre Dame X, 1949. Phllo, The Biblical Antiquities of ... , tr. by ThL R. James, Translations of early Documents, Series I:· Palestinian J ewish Texts, London 1917. P. Rießler, Alt jüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, üs. u. erklärt v . . . . " Augsburg 1928. Sibyllinische Weissagungen, Urtext und Übersetzung ed. A. Kurfess, Berlin 1951. Testamente der 12 Patriarchen: The Greek Versions of the Testaments of the Twelve Patriarchs, ed. R. H. Charles, Oxford 1908. d) Qumran-Texte:
The Dead Sea Scrolls of St. Mark's Monastery, Bd. I: The Isaiah Manuscript and the Habakuk Commentary, ed. M. Burrows, New Haven 1950. The Dead Sea Scrolls of St. Mark's Monastery, Bd. II: The Manual of Discipline, New Haven 1951. The Dead Sea Scrolls of the Hebrew University, ed. E. L. Sukenik, Jerusalem 1955 (= Kriegsrolle und Hodajot). A Genesis Apocryphon, AScroll from the Wilderness of Judaea, ed. N. Avigad u. Y. Yadin, Jerusalem 1956. Qumran Cave I, Discoveries in the Judaean Desert I, ed. D. Barthelemy u. J. T. Milik, Oxford 1955. J. M. Allegro, A newly discovered Fragment of a Commentary on Psalm XXXVII from Qumran, PEQ 86 (1954), 69-75. - - , Further Light on the History of the Qumran Sect, JBL 75 (1956), 89-94 . (4QpNahum u. 4QpPs 37). - - , Further messianic References in Qumran Literature, JBL 75 (1956), 174-187: (4QTestimonia u. 4QpJes). - - , Fragments of a Qumran Scroil. of eschatological Midrasim, JBL 77 (1958), 350-354. H. Bardtke, Die Kriegsrolle v. Qumran übersetzt, ThLZ 80 (1955) 401-420. - - , Die Loblieder von Qumran I-IV, ThLZ 81 (1956) 149-154; 589-604; 715-724; ThLZ 82 (1957) 339-348. Th. H. Gaster, The Scriptures of the Dead Sea Sect in English Translation, London 1957. P. Wernberg-M0Iler~ The Manual of Discipline, translated and annotated, in Studies on the Texts of the Desert of Judah, Vol. I, Leiden 1957. e) Rabbinische Texte:
Aboth de Rabbi Nathan, ed. S. Schechter, Wien 1887. Jalqut Schimoni, 2 Bde., Jerusalem 1952. A. J ellinek, Beth ha-midrasch, Sammlung kleinerer Midraschlm u. vermischter Abhandlungen aus der älteren jüdischen Literatur, ·Bd. 1-4, Leipzig 1853ff. Mekilta de Rabbi Jischmael, ed. J. Z. Lauterbach (mit Übersetzung), 3 Bde., Philadelphia 1949. Midrash ha-gadol forming a collection of ancient Rabbinic homilies to the Pentateuch ... Genesis, ed. S. Schechter, Cambridge 1902. Midrasch Rabbah über die 5 Bücher der Tora und die 5 MegillQt, 2 Bde., NewYork 1952: Midrash Rabbah, translated into English with notes, glossary and indices, under the editorship of H. Freeclman and M. Simon, 10 vols., London/Bournemouth, 1951. Midrasch Tanchuma über die 5 Bücher der Tora, ed. S. Buber, 2 Bde., Nachdruck der Wilnaer Ausgabe von 1885, New-York 1946. .
LITERATURVERZEICHNIS
419
Die ]\ilischna, Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung, hrsg. v. G. Beer, O. Holtzmann, S. Krauß, ... : 1,1 Berakot, Text, Übersetzung u. Erklärung v. O. Holtzmann, Gießen 1912; 1,11 Bikkurim, ... v. K. Albrecht, Gießen 1922; II,l Schabbat, ... v. W. Nowack, Gießen 1926; III,6 Sota, ... v. H. Bietenhard, Berlin 1956; IV, 4.5 Sanhedrin-Makkot, ... v. S. Krauß, Gießen 1933; IV,9 Aböt, ... v. K. Marti u. G. Beer, Gießen 1927; Vl,l1 Jadajim, ... v. G. Lisowsky, Berlin 1956. Mischna: H. Danby, Tractate Sanhedrin, Mischnah and Tosefta, in Translations of early Doc;:uments, Series III, London 1919. A. D. Neubauer, Medireval Jewish Chronic1es and Chtonological Notes ed. from printed books and manuscripts by ... , vol. II (Anecdota Oxoniensia, Semitic . Series vol. I, part VI), Oxford 1895 = Seder Olam Rabba. Siddur sephath ämäth, Ausgabe B, Frankfurt-Rödelheini 1927. Sifra zu Leviticus (Torath Kohanim), hrsg. v. J. H. Weiß, Wien 1862. Sifre Zu Numeri: Siphre d'be Rab, Corpus Tannaiticum III,3. Fasciculus primus: Siphre ad Numeros adjecto Siphre zutta ed. H. S. Horovitz, Leipzig 1917. Sifre zu Numeri, Tannaitische Midraschim Bd. III (ll), üs. u. erklärt v. K. G. Kuhn, Stuttgart 1954-1959. Sifre zu Deuteronomium: Sifre d'be Rabh, mit Kommentar v. M. Friedmann, New York 1948, unv. Nachdruck der Wilnaer Ausgabe v. 1866. W. Staerk, Alt jüdische liturgische Gebete hrsg. v .... , Lietzmanns kl. Texte 58, Berlin 1930. Talmud babli, Wilna 1895-1908, 12 Bde. Talmud jeruschalmi, Nachdruck der Krotoschiner Ausgabe, New Y ork 1949. Talmud, Der babylonische ... , neu übertragen durch L. Goldschmidt, Berlin 1929-1936. Talmud, The Babylonian ... , translated into English with notes, glossary and indices under the editorship of R. 1. Epstein, London 1938-1952. Le Thalmud de Jerusalem traduit pour la premiere fois par Moise Schwab, 11 Bde., Paris 1878-1889. Targum jeruschalmi I: Targum Pseudojonathan' (Targum Jonathan b. Uzziel zum Pentateuch). hrsg. v. M. Ginsburger, Berlin 1903. Tosephta nach den Erfurter und Wien er Handschriften hrsg. v. M. S. Zuckerrnandei, Pasewalk 1881. S. A. Wertheimer, Batte Midraschoth, Kleinere Midraschim, Heft 4, Jerusalem 1897. Rabbinische Zitate, die nicht den oben angeführten Werken entstammen, sind folgenden Sammelwerken entnommen: Monumenta Talmudica, Bd. V Geschichte, Teil 1, Griechen und Römer, bearbeitet v. S. Krauß, Wien u. Leipzig 1914. H. Strack u. P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch Bd. I-IV München 1922-1928, Bd. V (Rabbinischer Index) 1956. M. Zobel, Gottes Gesalbter, Der Messias und die messianische Zeit in Talmud und Midrasch, Scho~ken-Bücherei 90-91, Berlin 1938. f) Christliche Quellen:
Novum Testamentum Graece cum apparatu critico curaverunt Eberhard et Erwin Nestle, 20. A. 1950. Aphraates, ed. J. Parisot, Patrologia Syriaca Bd. 1., Paris 1894. Apostolische Konstitutionen: Didascalia et Constitutiones Apostolorum ed. F. X. Funk, 2"Bde, Paderborn 1905.
420
LITERATURVERZEICHNIS
Die Apostolischen Väter, Neubearbeitung der Funksehen Ausgabe v. K. Bihlmeyer, 1. Teil, Sammlung ausgew. kirchen- und dogmengeschichtl. Quellenschriften II, 1, Tübingen 1924. B. I. Bell and T. C. Skeat, Fragments of an unknown Gospel and other early Christian papyri ed .... , London 1935. Epistula Apostolorum : s. C. Schmidt ... Euseb, Demonstratio evangelica, GCS 23 ed. 1. A. Heikel, Leipzig 1913. - - , Kirchengeschichte, ed. E. Schwartz, Kleine Ausgabe, 5. A. (unv. Nachdruck d. 2. A.) Berlin/Leipzig 1952. - - , Kirchengeschichte üs. v. P. Hauser, Bibliothek d. Kirchenväter, 2. R. 1. Bd., München 1932.. E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen, 2. A. Tübingen 1924. Hippolyt, Refutatio omnium haeresium (Philosophumena), GCS 26 ed. P. Wendland, Leipzig 1916. - - , Widerlegung aller Häresien, üs. v. Graf K. Preysing, Bibliothek d. Kirchenväter, München 1922. Justin d. Märtyrer: in E. J. Goodspeed, Die ältesten Apologeten, Texte mit kurzen Einleitungen, Gättingen 1914. R. Knopf, Ausgewählte Märtyrerakten hrsg. v .... , 3. A. bearb. v. G. Krüger, Sammlung ausgewählter kirchen- u. dogmengeschichtl. Quellen schriften, N.F., Tübingen 1929. . Laktanz, De m~)!tibus persecutorum, CSEL 27,2 ed. G. Laubmann, Wien 1897. Minucius Felix, Octavius, CSEL 2 ed. C. Halm, Wien 1867. Origenes, Der Johanneskommentar, GCS 10 ed. E. Preuschen, Leipzig 1903. - - , gegen Celsus, GCS 2 u. 3 ed. P. Koetschau, Leipzig 1899. C. Schmidt u. J. Wajnberg, Gespräche Jesu mit seinen Jüngern ... , hrsg. übersetzt u. untersucht. TU Bd. 43 (3. Reihe 13. Bd.) Leipzig 1919. Sulpicius Severus, Chronica, CSEL 1 ed. C. Halm; Wien 1866. Tertullian, Apologeticum, Florilegium Patristicum ed. G. Rauschen, fase. VI, 2. A. 1902.
g) Rö'mü,he und Grie,hü,he Profans,hriftsteller: Achilles Tatius: Scriptores erotid graeci, rec. R. Hereher Bd. I, Leipzig 1858. Aeschines, Orationes rec. F. Blaß, 2. A. 1908. Ammonius, De differentia adfinium vocabulorum, ed. Valckenaer, Leipzig 1822. Appian, Historia Romana, ree. 1. Bekker, Leipzig 1852. Apuleius, Metamorphosen oder der Goldene Esel, lateinisch u. deutsch v. R. Helm, Berlin/Darmstadt 1956. Cicero, Scripta quae manserunt omnia, edd. Mar:x, Strobel .u.a., Bibliotheca Teubneriana, Leipzig 1914ff. Dio Cassius, Historia Romana, ree. L. Dindorf, 5 Bde, Leipzig 1863-1865. Dio Chrysostomus, Orationes, ree. G. de Bude, 2 Bde, Leipzig 1916. Diodorus Siculus, bibI. historica, ree. F. Vogel u. C. T. Fischer, 5 Bde. 3. A. Leipzig 1888ff. Diogenes Laertius, rec. H. G. Huebner, 2 Bde., Leipzig 1828. Epikur, De rerum natura, ed. T. Gomperz, Wiener Studien 1 (1879), 27-31. Epiktet, The discourses as reported by Arrian, the Manual, and fragments with an English translation by W. A. Oldfather, 2 vols., London/Cambridge Mass. 1952 (Loeb's Classical Library). Galen, opera ed. C. G. Kühn, Bd. 2, Leipzig 1823. Heliodor, Aethiopica, ree. 1. Bekker, Leipzig 1855. Herodian, Ab exeessu divi Mard, ree. 1. Bekker, Leipzig 1855.
LITERATURVERZEICHNIS
421
Horaz, Epistulae, für den Schulgebrauch erklärt v. G. T. A. Krüger, Teil II, 2. 13. A. Leipzig 1894. Isoluates, Orationes, ree. G. E. Benseler, 2. A. ed. F. Blaß, Leipzig 1913. Jamblieh, De vita Pythagorica, ed. T. Kiessling, Leipzig 1815. Justinus M. Junianus, Epitoma Pompei Trogi Historicae Phllippicae ed. O. Seel, Leipzig 1933. Juvenal, Saturae, ed. C. F. Herrmann, Leipzig 1926. Livius, Ab urbe eondita, ree. M. Hertz, 4 Bde., Leipzig 1863; epit. s. Bd. 4: perioehae librorum CXXV1I-CXXXII .. Lucian v. Samosata, ree. C. Jacobitz, 3 Bde. 1871-74. Marinus, Vita Prodi, ed. 1. F. Boissonade, Leipzig 1814. Martial, ed. L. Friedländer, Leipzig 1886. Musonius, ed. O. Hense, Leipzig 1905. Paulus: Pauli libri quinque sententiarum, in: Colleetio librorum iuris anteiustiniani, ed. P. Krüger u. Th. Mommsen, Bd. 2, Berlin 1878. Pausanias, Deseriptio Graedae, rec. F. Spira, 3 Bde., Leipzig 1903. Petronius, Saturae, rec. F. Büehler (6. A. euro W.Haeraeus), Berlin 1922. Philodemus, Rhetorica, rec. S. Sudhaus, 2 Bde., Leipzig 1896. Plato, Protagoras, ed. J. Burnett, seript. dass. biblioth. Oxoniensis Bd. 3, Oxford, o. J. Plinius d. A., Historia naturalls, ree. L. Jan u. K. Mayhoff, 5 Bde., Leipzig 1892ff. Plinius d. J., Epistulae, ree. H. Keil, Leipzig 1896 .. Plutareh, Moralia, ed. C. Hubert u. W. Nachstädt u.a., Leipzig 1925. - - , Vitae parallelae, ed. C. Lindskog u. K. Ziegler, 4 Bde. in 8, Leipzig 1914ff. Quintilian, Declamationes, ed. C. Ritter, Leipzig 1884. Th. Reinach, Textes d'auteurs Grees et Romains relatifs au Judaisme, reunis, traduits et annotes par ... , Publications de la Societe des Etudes Juives, Paris 1895. Sallust, de eoniur. Cat. u. de bell. Jugurth., ed. R. Dietseh, 4. A., Leipzig 1874. Scriptores historiae Augustae, ree. H. Jordan u. F. Eisenhard, Berlin 1864. Seneea, Opera quae supersunt, rec. F. Haase, 4 Bde., Leipzig 1887. Stobäus, Anthologium, ed. C. Wachsmuth U. O. Hense, Berlin 1909. Strabo, Geographica, 3 Bde., ree. A. Meineke, Leipzig 1864. Sueton, Vita Caesarum, with an English translation by J. C. Rolfe, London/ Cambridge Mass. 1913f, (Loeb's Class. Library). Tadtus, Annalen (ab exeessu divi Augusti), erklärt v. K. Nipperdey, 10. verbesserte A. besorgt v. G. Andresen, 2 Bde., Berlin 1904. - - , Histories, with introduetion and notes by A. D. Godley, London 1887-90, (Maemillan Classical Series). Thukydides, hist., ed. C. Hude, Bd. I, 2. A. Leipzig 1930. Varro, De lingua Latina, ree. C. O. Müller, Leipzig 1833. - - , De re rustica, ed. G. Goetz u. F. SchoeH, Leipzig 1910. h) Epigraphische, papyrologische, numismatische und ähnliche Sammehverke: R. Cagnat-Lafaye, Inscriptiones Graeeae ad res Romanas pertinentes, 3 Bde., Paris 1911-1927. Corpus Inscriptionum Graeearum, ed. A. Böekh U. d. kgl. preuss. Ak. d. Wiss., Berlin 1825-59. Corpus Inseriptionum Latinarum, hrsg. v. d.kgl. preuss. Ak. d. Wiss., Berlin 1869ff, Bd. 2. Spanien ed. E. Hübner 1869; Bd. 3 die Donauprovinzen U. d. Osten ed. Th. Mommsen u.a. 1873. Corpus iuris dvilis, Bd. I (Institutionen u. Digesten), ed. P. Krüger u. Th. Mommsen, 15. A. Berlin 1928.
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STELLENREGISTER Vorbemerkung: Die Einteilung des Teils H. (Apokryphen, Pseudepigraphen und Verwandtes) orientiert sich an W. G. Kümmel (Brsg.), Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Gütersloh 1973 ff und ist innerhalb der 5 Abteilungen alphabetisch geordnet. Die Einteilung des Teils VIII. (Rabbinische Literatur) entspricht der bei Bill. V (Rabbinischer Index). Stellenangaben, die im Apparat nur als Zahlen zu finden sind, werden notiert, als ob alles im Apparat aufgeführt wäre (zB Mart. Jes. 5, 14: 274). Beim Stellen- und Autorenregister wird auf die Anmerkungen verwiesen, das Zeichen ° bedeutet, daß sich die entsprechende Stelle im Text befindet. Für den Text werden stets Folgende Seite(n) durch f(ff) oder - (zB 255 f für J es 40, 3; 244-246 für Dan 7, 13 ff) kenntlich gemacht. Für die Anmerkungen wird dagegen s bzw. / (zB 280s für T. Ruben 6,12; 83/85 für b 2, 118) verwendet. Beim Personen-, Sach- und Begriffsregister wird auf den Text verwiesen, was grundsätzlich auch die Anmerkungen miteinschließt. * verweist auf Anmerkung; notiert wird die Seite, auf der die Stelle zu finden ist (zB Lev. R. 35, 5: 38; Billel d.Ä.: 242*). Genesis 8,22 14,13 15,2 15,5 15,8 16,12 17,4 22,17 24,14 .25,23 32,12 34 37,11 49,9 49,10 49,11 49,17 49,19 49,27
204° 187 98 135 98 29 202° 135 151 309 135 164, 182f, 192f 151 282°, 308 246, 281 121 29 29 29
Exodus 2,15 3,17 4,24ff 5,2 6,6 6,25 12,44 12,48 13,18ff 14,4 14,14 14,24f
257 204° 202° 59° 122 161, 172 202° 202° 236 277 277 277
I. ALTES TESTAMENT 15,3 277 15,13 122 15,18 95, 113° 18,21-26 278° 18,21 283 283, 292 18,25 151° 20 20,4ff 195 20,4 200 63, 151, 187° 20,5 22,19 111° 24,1 291 26,1 196 26,31 196 134 30,12ff 32 164°, 184°, 207° 32,16 120, 125°, 127° 32,26-29 153 151° 34 34,14 63, 151 38,25ff 134 Leviticus 11,4ff 16,8ff 18,6-22 18,27 19-26 19,2 19,4 19,20 19,26ff 19,29 19,31
309 225 191 191 190° 191 195, 201 118, 120 191 191 191
20,6 20,7 20,10-21 20,10ff 20,21 20,26 20,27 21,9 21,17ff 22,3 25 25,17f 25,23 25,25ff 25,35ff 26,1
191 191 191 191 194 191 191 191s 284 220 138° 139 137 139 139 195
Numeri 1,2ff 134° 1,3 124 .4,7 69 151 5 5,14 183 183 5,30 10,9 284 291 11,16 290 14,44f 21,14 277 22,7 69 23,21 95 23,23 69 24,7 LXX 283 24,17 245f, 282°, 285, 392 28
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STELLENREGISTER
24,18 245° 20,4 24,19 285 20,5-8 24,24 245° 20,5ff 25 152, 158, 160°, 20,8 168°, 173f, 178°, 20,13ff 183°, 193° 20,16f 25,1-6 152 20,20 25,1 152 21,lff 25,4 152 ·22,5 25,5ff 178 23,8f 25,5-13 69 23,10ff 25,6 152 23,13f 25,7-18 152, 154 24,13 25,7ff 69° 27,15 25,7 156 28,16-69 25,8f 152 28,33 25,10ff 394°, 397 28,49-51 25,11-13 153 28,49 25,11 152 29,17ff 25,12f 167°, 171° 32,7-14 25,12 164, 167°, 171 32,10 25,13 161°, 162 32,16 25,15 152 32,21 25,17 152 32,24 26,35 129 32,32 31 153 32,43 31,2ff 152 33,4 165°, 277 33,5 31,6ff 31,6 153 33,8-11 31,9 284 33,9 31,19 278° 33,17 33,22 Deuteronomium -2,34 278 Josua 4,15ff 195 1,8 4,24 63, 151 2 151° 2,9 5 5,8 195 3,5 5,9 63, 151 5,2-11 102 5,14 6,4 6,15 63, 151 6,20 7,1-4 194° 7 7,3 192° 7,1 258° 8,1 8,2 9,lff 277 10,10f 10,9 153 13,22 11,23 277 13,27 13,7-12 179 22,19 138°, 139 22,25 15 148 . 24,19 15,1-11 17,15 323 18,10 69 Richter 2,1 18,15f 236 18,15 236 3,10 18,18f 236 3,11-30 20,lff 292 3,27 20,H 277 3,28 20,1 284 4,14 20,2ff 277 5,2 20,2 153 5,9 0
277 277, 278°, 286 286 284, 286° 153, 278 278 295° 356° 194 323° 284 278 37° 195 145 145 145 107 152 260 258°, 260 152 152 252 184 272 204° 95 153, 184 385 305 29 209° 163 277 278 202° 98 277 158 290 277 277, 290 191 334 138 138 151 172 277 49 277 277 277 277 277
5,20 6,8 6,12 6,34 7,2ff 7,3 7,5 8,23 9,4 9,5 11,3 11,29 17 19f 19,29 20,28
277 172 298 277 277 277 277 95 28 277 28, 288 277 169° 174° 277 169°, 172
1. Samuel 4 7,3ff 7,5-15 7,5 7,8fi 7,8f 7,10 8,19 11,7 12,12 14,6 14,31 14,37ff 15 16, 18 17,45 17,47 18,17 22,1 22,2 23,14 24,1 25,28 26,19 27,lff 30,lff
290 158 278° 277 277 153 277 95 277 95 277 290 158 278 298 277 277 277 335° 28 28 28 29,277,288 138 28 29
2. Samuel 3,22 5,24 7,10 7,11 8,14 14,16 24
28 277 310 281 141 138 135°
1. Könige 8,27 11,24 11,29ff 14,22f 17,1
312 28 242 152 169°, 242
439
STELLENREGISTER
17,2 17,4ff 18,40ff 18,49 19,2ff 19,3 19,9f 19,10 19,14 19,15f 19,17f 19,18 19,19 20,37 21,8 21,11 21,17 2. Könige 1,4f 8,10ff 9,2f 9,7 10,16f 10,30 11,18-20 14,21 18,5 18,17-19,36 19,31 _23,16 23,20 25,8 Jesaja 2,4 3,1 3,14f 5,8ff 5,8 8,16ff 9,5 9,6 10,28 10,33 10,34 10,39 11 11,1 11,3 11,4 11,13 11,15f 11,15 13,21 17,14 20,2 24,23 26,11 30,15
254 169° 153 169° 153 257 167° 145, 153, 174° 145, 153 242 153 145 225 273 124 124 242 242 242 242 272 153 153 371 371 298 246 0 152 186° 186° 248 296° 98 29 139 29 262 298 152 282 98 246 244 281,282° 246 300 250°, 282 151 236 0 236 258 41 242 95 152 130°
31,8 32,15 33,1 33,22 34 34,14 37,32 40,3 41,2 41,21 42,13 43,10 43,12 43,13 43,15 44,3 44,6 45,21 46,11 52,H 52,1 52,9 52,9b 52,12 53 53,12 59,15-18 59,20 61,1 62,8f 63,1-6 63,18 65,22 66,1
285 241 41 95 309 258 152 255f, 258? 246 95 152, 187, 277 261 261 152 95 241 95 112 107 123 202 122 123 161 0 162, 180° 162, 1630 279 122, 130° 3420 145 279, 309 1900 145 312
Jeremia 6,4 8,19 9,1 10,7 10,10ff 13,Hf 16,18 25,11 30,7 31,7 48,6 48,28 48,40 49,7-22 . 52,12
278 95 258° 95 95 242 137 240°,248 130° 286 257 257 107 309 248
Hesekie! 5,11ff 5,17 8,3ff 10,18ff 11,15 11,19 11,22f
152 252 152 11 122 241 11
11,23 16,38ff 25,12-14 35,11 36,5f 36,26 38f 38 38,8 39,4 39,10 39,25 44,7 44,9 47,lff Hosea 2,1 2,16f 6,9 7,5 Joe! 2,8 2,22 3,1ff 3,H 3,1 4,13 4,17 4,18 4,21 Amos 2,6ff 4,H 5,1H 6,3ff 8,4-6 9,11 Obadja 1 17-21 18 21 Micha 2,1-5 2,5 3,5 7,15f 7,15 Nahum 1,2 Habakuk 1,8
237 152 309 152 152 241 308°, 253° 282 282 41 0 152 2020 123, 202 247 135 258° 29 29 152 121 242 241 241 279 123, 203 247 272 29 29 29 29 29 281 313 309 311 95, 311, 313f 139 138 278 258° 119° 63, 151s, 165° 107
440
STELLENREGISTER
271° 68,23 154, 185°, 221° 69,10 152 78,58 138 79,1 152 ,]9,5 Haggai 298 246 89,20 2,20-23 95s 93 95 95 Sacharja 95 248 96-99 1,12 154 106,29f 152 106,30 1,14f 163 300 106,31 3,8 161, 183 300· -116,13f 4,11ff 121 246 116,13 6,9~14 200° 300 6,12f 290 118,24 152 119,139 8,2 154 121 8,12 95 145,l1ff 315 146,10 8,23 95 279 9,13ff 298 9,13 298 Hioh 10,7 29 248° 1,15ff 12,2-6 257 305 30,3ff 12,10 257°, 311 292 30,4 13,2 248° 14,2-5 113° Hohes Lied 14,3 129° 237 2,7 14,4 129° 247 3,5 14,8 95, 103°, 113°, 14,9 313° Qohelet (Prediger) 95 1,11 14,16 339° 222 5,7 14,21b 40° 124 10,17 Maleachi 311 Klagelieder 1,4f 95 1,16 1,14 271, 302° 164, 167°, 171°, 2,9 2,5 240 180° 171° Esther 2,7f 172 C14 2,7 102 167°, 172 3,1 191 3,5 Daniel 167° 1,8ff 3,23f 205 392 2 308 2,40ff Psalmen 96, 314 252 2,44 2 245 246 2,45 2,8 96 357° 3,33 11,7 102 138 3,45 LXX 16,5f 96 95 4,31 22,29 96 277 4,34 24,9 104 315° 6,8 37,11 244, 249° 271° 7 44,23 308 298 7,7f 45,4 96 95 7,11 47 244-246, 249 257 7,13ff 55,8 244° 311 7,13f 60,10 96 138 7,14 68,10 Zephanja 1,18 3,8
152 152
96 7,18 308 7,23ff 254, 309 7,25 96 7,26 96, 314 7,27 309 8,8-14 190 8,13 LXX 254 8,14 240° 9,2ff 248 9,2 158 9,3ff 241° 9,22ff 9,22 392 155, 251 9,24ff 158, 248 9,24 155 9,26f 244, 248, 251° 9,26 107, 212, 248°, 9,27 249, 254 309 11,21-39 155, 212 11,31 155, 285 11,32 155, 272 11,33 158 11,34 157 11,34h 11,35 158,251,254,272 155 11,36 249 11,45 251f, 279, 286° 12,1 275 12,2 254 12,6 130° 12,7 254 12,10f 251 12,10 254, 257 12,11f Esra 10,5
260
Nehemia 10,30
260
1. Chronik 2,16f 7,20 9,20 24,5ff 24,7-18 24,12 29,11
335° 129 155, 174° 225 6 224 114°
2. Chronik 17,16 20,21 22,1 24,19ff 24,23ff
277 290 29 179 290
441
STELLEN REGISTER
II. APOKRYPHEN, PSEUDEPIGRAPHEN UND VERWANDTES 3,16 3,18ff 3,18f 3. Esra 3,24 118 3,45 4,49 4,53 118 3,46ff 8,25 102 3,55 3,56 Judith 4,6ff 2,5 104 4,8ff . 3,8 104 4,10 4,12 214 4,24 6,2 104 4,30ff 8,1 306 4,32 8,21 214 4,36-59 9,2ff 182 4,46 9,8 214 4,59 9,12 100 4,60 10,5 205 5,32f 12,lff 205 6,44ff 12,19 205 6,58 6,60ff 1. Makkabäer 7,13f 1,15 192 7,13 1,20ff 212 7,16 1,41ff 155 7,37ff 1,45f 155 7,39 1,49f 155 7,41ff 1,52 155 9,18 1,53 259 9,27 1,54 155, 212 9,32ff 1,56f 155 9,54f 1,57 155 10,3ff 1,59 155 10,15ff 1,60 262 10,22ff 1,63 155 10,29ff 1,64 155,202 10,59ff 2,1 6 11,23ff 2,8f 155 11,57ff 2,11 123 11,71 2,14 6 13,37 2,18 155 14,4-15 2,23ff 255° 14,26 2,24 156 14,41 2,26 156 15,7 2,27 156, 256, 399° 15,33f 2,29-38 155 2,30-41 293 2. Makkabäer 2,32f 262 1,9 2,35ff 259 1,24 2,42 156 3 2,44ff 156 3,32ff 2,49f 157 4 2,54 157s 4,2 2,58 157 5,15ff 2,64 157 5,20 3,2ff 157 5,27 3,8 158, 202, 251 6f 1. Historische und legendorische Erzählungen
290 278 278 290 190 278 283 255 278 278 278 290 278 278 212 158, 240 212 190 278 268 157 178 157 156 262 247 290 278 157 240 255 359 178 178 178 139 178 178 178 278 121 157 118 158, 240 123 . 203 212 102 214 158 215 72°, 400° 212 155 205, 255° 262
6,Üf 6,4 6,7 6,9ff 6,10 6,11 6,12ff 6,18-7,42 6,18ff 7 7,9 7,11 7,12 7,14 7,17 7,18 7,19 7,33 7,34 7,37f 7,38 8,5 8,14 8,16ff 8,19 8,23 8,25ff 8,28 8,32 8,36 9,14 10,1-8 10,24ff 10,29ff 11,6f 11,8f 11,13 11,14ff 11,23 11,33f 12,15f 12,28ff 12,44f 13,4 13,12ff 13,14ff 14,4 14,5 14,6 14,37-46 14,46 15,1-6 15,3-5 15,8 15,11 15,12-16 15,21 15,22ff
155 155 104 155 262 259, 262, 293 158 274 155 155, 322 275, 315 275 275 275 274 155, 273 274 155 274 273 155, 158 158, 202 255, 278° 278 247 278 293 295 278 290 123 212 278 278° 278 278 278 157 104 156 278 278 275 99 158 278 121 278 156, 158 268 275 293 99 278 278 278 278 247
442
STELLENREGISTER
15,23 15,29
278 290
3. Makkabäer 1 2
2,2 2,28-30 2,29 2,31 2,32 3,21 3,28 5,35 7,10 7,14
214 214 101 136 104 104 136 104 118 99 220 220
Vitae Prophetarum 236°, 262 2. Unterweisung in erzähfender Form
Antiquitates Biblicae (Pseudo-Philo) 26,1-5 186 27,15 186 28,3 172 38,1-3 169 38,3f 186 45,6 169 47,1 169 47,7 169 48,1 169 53,6 172 64,8 268 Aristeasbrief 107 112f 195 Joseph 23,14 Jubiläen 12,19 12,25f 15,32 15,33f 23,2ff 23,21f 23,30 24,29 25,23 26,23 30,5 30,7ff 30,14ff 30,17
und
136 136 100 Aseneth 183 96° 210 102 202 85 215 203 279 100 314 182 192 192 183
183 314 203 294
30,18 32,18f 50,5 50,12f
Ascensio Jesajae (Martyrium Jesajas) 191 2,5 2,8-12 256 262 5,2ff 274 5,7 275 5,9f 274 5,14 Tobit 1,1 1,10f 8,3 13,5 3. Unter1vcisung halter Form
306 205 258 99 in lehr-
5. Esra 2,45
121
4. Makkabäer 273 1,11 214 4,1-14 273 6,29 274 9,9 273 9,23f 274 9,32 274 10,1 274 12,11 268° 17,1 275 17,17 273 17,22 164, 400°, 401 18,12 Sapientia Salomonis 3,7 5,17 6,7 8,3 J esus Sirach 7,31 36,26LXX 36,31 45,23-26 45,23 45,25 45,31ff 47,11 48,lff 48,1 50,24M 51,12 (XIV) = 51,34 Segal
279 187 100 100 118 25 25 155 155 323 300 323 155 172 155 99
T. Asser 4 4,3 4,5
89, 187 182 182
T. Benjamin 3,8 9,2
304 236
T. Dan 5,10f
280
T. Joseph 1,5
100
T. Juda 13,7 23 23,2 24,1 25,3
193 191 193 245 210
T. Levi 3,lff 5,3 6,3 9,9f 14-16 14,6 18,3
216 280 183 183 193 85 193 245
hebr. T. Naphtali 8,6
210
T. Ruben 6,12
280s
T. Simeon 5,5
281
4. Poetische Schrift
Psalmen Salomos 1 216, 2 2,2f 2,3 2,11 2,13 104, 2,25 104, 2,28f 2,32 216, 4 4,2ff 5,2 . 5,18f 216, 8
323 323 212 193 193 193 309 212 99 323 193 342
96 323
443
STELLEN REGISTER
8,9ff 10,6 15,2 17 17,3 17,4ff 17,7 17,11 17,16f 17,18ff 17,21 .17,22 17,24 17,28 17,30 17,32
193 342 342 328 0 96, 313 323 328 328 255 0 253 323 123, 283 0 282, 283 0 123, 203 123 323
5. Apokalypsen
Apokalypse Abrahams 29,12 254 29,17 135 syr. Baruchapokalypse 3,24 312 10,18 228 20,1 254 25,3 255 36 308 39 283 39,5ff 308 40 283 4O,lff 308, 310 40,1 229 64,3 187 66,3-5 . 186, (203f) 66,5 186 72,2ff 315 75,6 135 85,3 240 kopt. Eliasapokalypse 42 179 4. Esra (Esraapokalypse) 3,2 309 3,31 309 4,26 254 5,6 310 6,26 170 11 107, 308
11,36f 12 12,10 12,lH 12,31ff 13 13,34-37 13,35 13,44 13,47 äth. Henoch 8,2f 9,4f 9,4 10,11 10,16 10,20 47,1-4 47,2 50,2 58,4 62,2 69,3 81,3 81,10 84;2 84,3 84,5 87-90 89,12 89,73f 90 90,lff 90,6 90,14 90,19 90,28 90,30 90,33 91,12 91,13 94,5 96,2f 97,5 98,12 99,3 99,4f 99,6 99,16 100,lff
308 283 308 250 308 283 229 249 236 236 191 100 99 311 311 311 272 273 279 100 310 283 100 100 96, 99s 100 99s 279 309 216 272 107 156 278 279 216 96 275, 315 279 99, 216 254 254 272 279 272 311 279 279 311
slav. Henoch 98 39,8 Assumptio Mosis (Himmelfahrt Moses) 100 1,11 215 5,4 108 6,2-7 323 6,2ff 324 6,2 333 6,8f 272, 310 8 108, 309 8,lff 272~ 322 9 256 9,1 128 9,5ff 256 9,6ff 272 9,7 310 10 280 10,1-7 96 10,lff 311 10,2 311, 313 10,3ff 313 10,7f 107, 308 10,8 Sibyllinen fr.l,7 2,15ff 2,22f 2,156 2,167-176 3,63ff 3,499 3,560 3,611 3,704 3,718 3,760 4,119f 4,138ff 5,33f 5,93ff 5,103 5,106f 5,108f 5,137-152 5,159f 5,217-224 5,264 5,361ff 5,418f
101 311 252 252 310 310 99 99 107 101 101 101 311 311 311 311 252 255 283 311 309 311 203 311 283
rn. Damaskusschrift (CD) 251 1,5 1,7ff 158 1,10 318 1,12 159 1,18 183
QUlvIRANSCHRIFTTUM 2,7f 285 4,15ff 2,lH 314 5,1 285 6,6ff 2,12f 3,15 261 6,10 4,3f 145 6,11 4,4 97, 241 6,14
216 281 318 252 97, 241 252
444 6,17 7,18 7,19 7,20f 10,18 12,6ff 12,6 12,23 13,1 13,lH 14,3ff 14,20 16,3f 20,27 20,30f
STELLENREGISTER
318 318 245 282 294 405 294 252 283 198 74 198 183 252 261
Loblieder (1 QH) 1,5 187 1,19 261 1,20 99 2,15 183 2,32 342 2,37 261 3,19 99 3,25 342 3,26ff 280 3,28ff 73 3,28 251 3,34ff 280 3,37 99 6,H 314 6,8f 252 6,8 145, 286 6,lH 252 6,13f 148 6,18 73 6,19 261 6,23ff 280 6,28 252 6,29ff 280 6,29f 73 6,29 276 6,30 298 6,34 73,276 9,3 187 12,14 187 14,14 184 18,14 342 Fragm. 3,17
187
Kriegsrolle (1 QM) l,lff l,H 1,1 l,2f 1,2 285, 1,5f 1,5 1,6
285 286 285 256 289 285 286 285
1,9 1,10 1,lH 1,11 1,13 l,15f 1,15 1,16 2,1 2,7 2,8-14 2,8f 2,8 2,10-14 3,4 3,6f 3,9 4,H 4,3 4,5 4,12ff 4,12 5,H 5,1 7,3ff 7,6f 7,10-15 7,11 8,lff 9,lff 9,4f 9,7ff 9,8 10,lff 10,1 10,2ff 10,5f 10,5 . 10,6f 10,6 11,H 11,1 11,4 11;5f 11,6f 11,6 11,7ff 11,7f 11,7 11,9 11,11 11,13 11,16 12,lff 12,7f 12,9-11 12,12ff 12,13f 13,4ff 13,10
285 285 252,286 285 285 285 285 285 284 285, 314 284 294 261 285 261 184 285 285 285 261 286 184, 284 287 281 284 284 284 284 284 284 284 284 242 284 284 284 286 284 284 284 285 284 284 285 245 285 286 261 285 342 285 314, 342 285 285 285 298 286 314 285 285
13,1H 13,16 14,2ff 14,4f 14,8f 14,10 14,13 14,14 15,lff 15,1 15,2 15,4 15,12 15,13 16,3 16,6 16,9 16,11-17,1 16,15ff 17,1 17,4ff 17,6f 17,7f 17,12 17,14 17,15 18,2 18,4 18,5 18,6ff 18,10ff 19,2 19,8 19,10 19,13
285 285 284 261 286 285 261 285 284 252, 286 285, 310 284 284 285 284 285 285 286 284 286 285 285 285,287,314 285 285 285 285 285 284 284 . 286 284 286s 285 285
Habakuk-Midrasch (1 QpHab) 97, 241 2,5 241 2,7f 241 2,8f 107 3,8 279 5,3f 252 5,7f 139 6,6f 241 7,2 241 7,5ff 97,241 9,6 241 11,14 342 12,3 342 12,6 342 12,10 Gemeinderegel (1 QS) 198, 318 1,H 283 1.,7 261 1,9 184, 283 1,11 252 l l 17 252 1,18
445
STELLENREGISTER
1,23f 2,9 2,15 2,17 2,19 2,21 3,10 3,16 3,23 4,3f 4,12 5,1 5,2 5,7ff 5,11 5,12 6,7 6,13ff 6,24f 8,4 8,5f 8,13ff 8,14 8,15 9,11 9,19f 9,21-23 9,21 10,6 10,8 10,11 10,19 11,7 11,16
252 184 187 73 74, 252 283 261 261 252 184 184 283 198 260 318 184 318 74 198 252 261 255 258 318 236, 241, 246 255 184 73 120 120 120 184 148 145
74 241 252 283 283 283 74 281 281
(4 Q 161; DJDJ V)0 5-6 282, 289 8-10 246, 282 8-10,3ff 310 314 8-10,20ff 8-10,22ff 300
(1 QSb)
(4 Q 174; DJDJ V) 123, 203, 252, 281 1-2,1,1 310
1
1,1 1,3 1,14 1,21 1,26
2 2,12ff 2,19 Segenssprüche 3,18f 3,18 5,20 5,21 5,22 5,24-27
187 112
5,5 5,9
Gemeinschaftsregel (1 QSa)
314 281 281 281 342 282
Fragm. aus Höhle 1
(1 Q; DJD I) 20 Fragm. 2,5 27 127
100 241 342
Genesis-Apokryphon
CAvigad-Yadin) 20,12f 20,15
100 100
4QDibHam
(ed. Baillet) 3,11ff 3,11
252 187
4 Qpfes (jesajapescher)
4 Qflor (Florilegium)
4 Qtcst (mcss. Testimonia)
(4 Q 175; DJDJ V) 281 236 5 245 9-13 184 14-20 241 21-30 4 QpPs 37 (Pescher Zu Ps 37) (4 Q 171; DJDJ V) 284 314 II,4 342 II,8f 252 II,17ff 256 III,l 253 III,2f 285 III,7f 342 III,10 285 III,12f
IV. PHILO de poslerilale Caini
182ff de mulatione nominum
160 62
de Abrahamo
62 62
33 60
62
de vila Mosis
1,290 1,295 1,313 1,318 2,55 2,76ff 2,117 2,161 2,168 2,196
155
101s
I 76
probus /iber sil
198
de specialibtlJ iegibus
93
22
I quod omnis
de decalogo
283 191 165 100 62 313 313 62 100 62
1,13-65 1,30 1,32 l,54ff l,54f 1,79 1,143 1,333 2,253 3,29 3,153-163 4,89 4,91 4,199 de virtutibus
175
101
62 100 160 220 164 141 62 400 0 195 141 62 62 62 62
de praemiis el poenis
95
283
in Flammt
5 41ff legatio ad Gail1m
3 132ff 143ff 159ff 199ff 199 200f 212 213ff 299-302 330 356
40 110
100 110 105 344 110 137 57 219 222 109 222 111
446
antiquitates
1,5 12 1,7ff 14 1,15 12 1,72 100 1,84 12 1,337f 182 2,281 118 2,327 1188 3,19 118 3,64 118 3,113 196 3,123 313 3,126 196 3,137 196 3,180ff 313 3,196 124 3,318 220 3,320f 352 3,320 217 4,15 226 4,46 100 4,103-158 166 4,114 245, 314, 392 4,116f 245, 314, 392 4,125 16 4,131-155 160, 397 4,159 165 4,185 99 4,201 102 4,223 98s 5,76-79 136 5,93 102 5,120 172 5,159 172 6,20 118, 128 7,109 141 8,195 196 9,183 389 10,210 16, 245, 297, 392 10,267 245, 392 10,276 245, 297, 392 12,4ff 293 12,120 205 12,155 139 12,169ff 139 12,175ff 139 12,265ff 159 12,271 62, 72°, 159, 186, 399f 12,276f 293 12,279 160 12,281 118 12,302 118 12,325 212 12,413 359 12,433f 118 13,1 118
STELLENREGISTER
V. JOSEPHUS 218 13,171ff 128 13,172 85 13,173 294 13,234ff 294 13,252 202, 323 13,257f 202 13,257 13 13,282f 13 13,288-298 216 13,291f 173 13,294 85, 218 13,297f 13,301 97, 323 242 13,311 202 13,318ff 209 13,318 193, 323 13,372ff 298 13,372 193 13,376 262 13,379ff 193 13,380f 193 13,380 202 13,397 324, 389 14,8 305, 324 14,9 13 14,22ff 220 14,22 998 14,24 197 14,34 29 14,38-40 29 14,39 97, 323 14,41 29 14,43 294 14,63f 294 14,66 262 14,67f 212 14,72 321 14,73ff 139 14,74 139 14,91 212 14,105-109 140 14,105 58 14,158ff 14,159 42,297,319,389 319 14,160 319 14,164f 320 14,165 173, 319 14,167 320 14,168 320 14,170 320 14,171-174 242, 324 14,174ff 325 14,176 320s 14,177 320 14,178 321 14,191 139 14,202f 138 14,202
14,208f 14,268 14,274ff 14,382 14,386 14,388 14,394 14,403f 14,403 14,413-417 14,413ff 14,415ff 14,429f 14,429 14,431ff 14,433 14,450 14,468f 14,470 14,475 14,482ff 14,487 15,4 15,5ff 15,6 15,7 15,9 15,22f 15,26f 15,39ff 15,217 15,231 15,245 15,252 15,264 15,265 15,266f 15,267-275 15,268 15,272ff 15,272 15,273f 15,275ff 15,281ff 15,281 15,282-290 15,282ff 15,285 15,286 15,288ff 15,289ff 15,290 15,291 15,292ff 15,292f 15,292 15,293 15,295f
97,
263,
263,
106,
325,
140 319 140 389 322 325 326 97 323 322 58 42 58 268 322 323 322 284 227 138 212 294 324 329 324 324 323 326 197 326 326 326 13 324 202 324 325 325 325 196 327 326 327 263 327 327 48 326 326 264 327 324 326 326 106 369 106 351
",
STELLENREGISTER
15,295 15,296ff 15,298 15,299-316 15,304 15,315 15,318f . 15,320ff 15,322 15,326ff 15,326 15,327-330 15,330 15,331-341 15,339 15,341 15,342f 15,342 15,343-348 15,346 15,363f 15,365f 15,365 15,366ff 15,369 15,370f 15,371 15,373 15,403f 15,403 15,409 15,417 15,424 16,2ff 16,2 16,4 16,11 16,27-62 16,64 16,136-141 16,141 - 16,146ff 16,146f 16,150-169 16,153ff 16,153f 16,155f 16,156 16,158f 16,158 16,160-178 16,186f 16,175 16,183-197 16,183 16,186f 16,187 16,225 16,242 16,250
327 16,272 106 16,281-285 325 16,395 330 17,20 330 17,23-28 330 17,41 369 17,42 193 17,43-45 326 17,43ff 325 17,45 324 17,78 106 17,87 324 ,17,94 106 17,148 106 17,149-167 106, 325 17,149 209 17,151ff 325 17,152 30 17,155 29 17,158ff 106 17,161 326 17,164 325 17,167 326 17,175 326 17,193 327 17,198 83 17,204 242 17,205 351 17,206-218 213 17,206ff 213 17,206 219 17,207 213, 326 17,214 326 17,216ff 209 17,216 325 17,221 194 17.228 330 17,237 330 17,250 106,325 17,255 324 17,256 325 17,258 324 17,260ff 13 17,261ff 325 17,263 324 17,266 329 17,269-285 324, 17,270f 325 ' 17,271f 107 17,271 330 17,272 15 17,273ff 12 17,274 13 17,278-284 324 17,278ff 15 17,281 15, 159 17,284 .193 17,285 209 17,288f 329 17,291
29 30 13 331 30 328 327 297, 328 97, 241s 16 326 106 132 323 107, 328 339 196 339 339 264 325 326 264 325 325 326 327, 330 141 331 320 331 226 389 212 332, 339 332 137 331 331 325, 332 266 266 213 333 16 333,351 333 333 298 16, 42, 58 334, 388 298, 334 34 334 298 335 28, 335, 42, 335 334 334
447 333 17,293ff 329 17,304-310 140 17,306ff 329 17.307 140 17,308 330 17,310 329 17,317 329 17,320 329 17,321 329 17,323 143, 338 17,339 329 17,340 336 17,342ff 242 17,346 132, 336 17,355 84 18,1-27 132 18,2ff 79 18,2f 137, 336, 341 18,2 92° 18,3-9 85 18,3f 132s, 337 18,3 '15 18,4-9 58, 79, 84, 94, 18,4 115, 133, 136, 337, 340, 343, 410 79, 85, 97, 127 18,5 394 18,6ff 80, 342 18,6 43,80 18,7f 45,347 18,7 230, 352 18,8 82, 233 18,9f 18,9 80, 83s, 143, 393°, 410 34, 342 18,10 84 18,11-22 218 18,12-17 128 18,13 276 18,14 85 18,16f 84 18,23-27 15 18,23ff 80 18,23-25 61, 84, 265 18,23f 57, 75, 83°, 18,23 84, 88, 90°, 93, 100, 102, 115, 274, 296,299,337,340, 385 85, 93 18,24 15s, 82. 362, 18,25 394 133, 137, 143, 18,26 337s 213, 344 18,29ff 213, 344 18,55-62 109 18,55-59 196 18,55ff 222 18,58f
448 18,60 18,85-87 18,90ff 18,90 18,92ff 18,112 18,120-122 18,12H 18,124 18,158 18,170 18,261-309 18,264 18,267 18,270f 18,272 18,274 18,302 18,315 18,319 19,278f 19,284 19,289 19,293ff 19,299 19,300ff 19,326 19,328ff 19,329ff 19,329 19,331 19,332ff 19,338ff 19,343ff 19,345 19,347 19,352 19,356f 19,357 19,365f 19,366 20 20,2f 20,2 20,4 20,5ff 20,5 15, 43,
STELLENREGISTER
51 20,10H 217 235 20,101 352 214 20,102 15, 57, 81s, 85s, 141, 351 132, 265, 3378, 353 351 20,103 360 30 20,106ff 213 109 20,108f 351 196 20,113 39,43,46,332, 327 353 137 20,114ff 188, 351 132 20,114 26, 343, 353 110, 391 20,118-136 289,353,391 222 20,120 117 222 20,121ff 354 222 20,12H 343 348 20,121 43,259,296 34, 348s 20,122 31 222 20,124 43,259,354 34, 342 20,129f 354 295 20,130 289 110 20,13H 366 105 20,131 354 105 20,132ff 352 349 20,137ff 355 140 20,142 194 111 20,143f 15 349 20,157 15 326, 349 20,160ff 15 15 20,160f 43 326 20,160 43, 235, 355 349 20,161 28, 343, 356s 349 20,162-165 48 15, 244 349 20,162ff 358 349 20,162f 105 20,163f 89, 366 105 20,163 343 329 20,164f 49 349 20,164 406 0 197 20,165ff 357 349, 351 20,165 43, 358 11, 223 15, 40 20,166 119 14 20,167f 43, 235s 350 20,167 86 343 20,169ff 129, 356 20,169 237 214 20,171 237 11, 289, 343 46, 86, 20,172 343, 350 20,173ff 359 20,6-14 15 351 20,175 20,8-14 351 20,176ff 351 20,10ff 214 20,179ff 217, 219, 359 20,15 216 20,181 217 20.41 352 186 20,182ff 20:43 358 58 20.185ff 20,47 62, 159, 186, 399 0 20,185 43, 45 20,51f 352 20,186f 48, 357 20,90 396, 398, 406 0 101 20,186 20,97ff 86 20,187 45, 342 20,97f 82, 235 20,188 235, 238 20,100 15, 211, 352 20,189-196(193) 359
20,193-196 366 20,193 352 20,197 359 20,198 216 20,199-203 376 20,200ff 70 20,200 388 20,202f 366 20,204f 360 20,204 360, 406 0 20,205ff 217, 219, 359 20,205 361 20,206 217 361 20,207 20,208ff 43, 360, 406 0 89, 366 20,208 343, 361 20,209 20,210 45,49 359, 361 20,213f 217, 377 20,213 20,215 15, 35, 89, 361 219, 366 20,216ff 20,218 15, 360 363 20,219f 20,219 361 213 20,220 20,223 377 181, 389 20,227 326 20,247 20,252-258 15 15 20,252ff 20,252 362 35, 89, 343 20,255 20,256 27,34,45 20,257 362 7, 362 20,258 20,263 7 9 20,265 190 20,266 12, 14 20,267 de bello Judaico 1,lff l,3ff 1,3 l,4ff 1,5 1,6 l,10f 1,11 1,12 1,16 1,18 1,31-2,110 1,60 1,63 1,70 1,78ff 1,88ff 1,88
9 9 6s,9 312 375 7,9 I1s 16
11 15 9 8 294 323 323 242 323
8
STELLENREGISTER
1,90 1,94 1,97f 1,123 1,150 1,152 1,153 1,154 1,155ff 1,170 1,171ff 1,179 1,180 1,204
8 8 262 324 262 212 321 139 321 139 8 140, 212 389 42,58,297,319, 389 319 1,205 173, 3198 1,209 1,220ff 140 220 1,229 1,282ff 322 325 1,285 326 1,290 58 1,303ff 42, 322 1,304 1,310-313 322 268 1,313 1,314ff 322 1,316 323 322 1,326 227 1,347 1,354f 212 220 1,354 8 1,357 326 1,397 30 1,399 106 1,403 106 1,404 106, 325 1,407 1,408-414 106 106 1,414 106 1,415f 106, 325 1,415 328 1,416 325 1,422 8 1,429f 8 1,432 8 1,436f 326 1,437 1,439f 197 329 1,483 1,493 8 1,533 8 1,543 8 1,562 331 106 1,613 323 1,647 1,648-654 107, 328 331, 339 1,648 1,650ff 196 264 1,650
1,653 1,659 1,665 1,666 1,672 2,4-13 2,4 2,5f 2,5 2,6 2,7 2,9 2,10ff 2,10 2,16 2,24 2,30 2,39 2,44 2,46 2,49f 2,52 2,53 2,55-70 2,55 42, 58, 2,56
264 325 8 325 326 331 330 320 331, 347 221 226,331 389 212 332 332 137 331 331 325, 332 28 213, 333 333, 351 97 333 333 298, 333, 388 298, 334 2,57f 2,57 34 351 2,58 2,60-64 334 298 2,60ff 2,62 335 2,63 351 28,335 2,64 2,65 42, 44, 335 282 2,67 2,69 334 334 2,71 2,73ff 333 335 2,73 351 2,74 265 2,75 2,76ff 333 2,84-86 329 140 2,85f 330 2,86 2,90f 97 8 2,92 2,94-100 329 2,97 329 8, 320 2,110 320, 336 2,111 2,112f 242 2,116 8 2,117-119 79 37, 70, 336 2,117 2,118 15,57,83/85, 87, 938, 108, 133, 337, 339, 410 0
449 2,119 83 2,122 198 30, 37 2,125 2,127 198 260 2,139ff 2,139 73 405 2,142 59 2,145 2,147 72 2,150 74 2,152f 85, 267 2,153 274, 276 73, 276 2,154ff 241 2,159 75 2,160f 2,160 87 2,162ff 218 128, 276 2,163 85 2,164ff 213,344 2,169-177 109 2,169-174 8, 196 2,169ff 222 2,174 51 2,175 110, 391 2,184-203 2,184ff 8 282 2,187 222 2,197 348 2,200 349 2,218 351 2, 224f 213 2,224 342, 347 2,225 39, 43, 332, 353 2,228 351 2,229ff 26,343,353 2,229 2,232-246 289, 353, 391 86 2,234ff 343 2,234f 2,235ff 354 43, 296, 356 2,235 43, 354 2,238 354 2,241f 265 2,241 352 2,242ff 354 2,243 8 2,247ff 355 2,247 43,49 2,253f 28, 32, 43, 266, 2,253 343, 353, 3558 2,254ff 357 49, 405 0 2,254f 48, 396, 398 2,254 347 2,256ff 2,256f 89 2,256 158, 48, 244, 358 358,·362 12,257 239 2,258 119, 236 2,259f
450 86 2,261ff 235, 237 2,261 237 2,262 31, 237 2,263 43 2,264ff 2,264f 67,239,343,358 2,264 43, 88, 115, 232, 289 89 2,265f 16, 45s, 89, 342 2,265 359 2,266ff 347, 389 2,267 351 2,268ff 40 2,268 347 2,269 352 2,270 266, 359 2,271 35, 361 2,273 360s 2,274 43,~5,361 2,275 8 2,277ff 362 2,277f 35, 362 2,278 27 2,279 352, 363 2,280ff 362s 2,282f 363 2,284-292 352 2,284ff 363 2,284 347 2,286 141 2,287 389 2,289f 351 2,291f 363 2,293-332 213 2,293ff 143 2,293f 347 2,295 363 2,296 351 2,298ff 364 2,304 213, 351 2,305ff 265 2,306 265 2,308 143, 369 2,315 213 2,325-329 351 2,326ff 139 2,327 362, 364 2,331f 351,3628 2,332 364 2,333-341 362 2,342f 269 2,345-404 364 2,345-401 116, 342 2,346 116 2,348 116 2,349 116 2,357 118 2,361 118 2,365 27 2,366
STELLENREGISTER
27 2,368 118 2,370 118 2,376f 140, 142 2,383 375 2,388f 295 2,392ff 294 2,392 186 2,393 295 2,394 364 2,403f 143, 259 2,403 143 2,404ff 364 2,405f 143, 364 2,405 365, 389 2,406 364 2,407 390 2,408-555 365 2,408ff 49, 260, 406° 2,408 210 2,409ff 111, 223, 365s 2,409 233 2,410 389 2,411 212 2,412ff 233 2,412 83, 233 2,414 43, 368 2,417 368 2,418ff 362 2,420f 362 2,420 190, 389 2,424 368 2,425ff 2,425 43, 48s, 224, 398, 406°,408° 2,427 46, 89, 342, 368, 407° 226 2,428f 2,430 198,214,301,369 43 2,431 389 2,432 301, 369 2,433ff 365, 407° 2,433f 2,433 50,57, 8ls, 84, 87, 93s, 133, 260, 337/ 339,410° 2,434 43, 878, 296, 299, 398 370 2,435-440 333,407° 2,437 198, 301 2,440 50, 87 2,441-448 45 2,441f 2,441 43, 22~, 366, 370, 389 372 2,442-448 299, 398, 407° 2,442 43 2,443ff 115, 118, 371 2,443 2,444 64, 66, 300, 397399, 408°
2,445 11, 339, 369, 373 2,447 50, 115, 289, 338 301 2,448ff 11, 373 2,449 374 2,450-456 128,374 2,451 43 2,452 148, 203 2,454 294 2,456 203, 375 2,457ff 382 2,458 375 2,461 208 2,479 116, 382 2,480 374 2,484-486 43 2,484 375, 382 2,487ff 290 2,499 282 2,501 375 2,506 375 2,507-509 375 2,510-512 43,45 2,511 294, 376 2,515 376 2,517-555 43 2,517ff 294 2,517f 374 2,518ff 148, 370, 375 2,520 295,382 2,521 43 2,523 11,43 2,525 11 2,529 362 2,531 43 2,534 43 2,536 11, 43 2,538 11 2,539 290 2,540-555 11 2,540 43 2,541 43 2,543-554 290 2,554 290, 374, 376 2,555 376 2,556 43 2,557 375 2,559ff 292 2,562 373 2,563f 374, 376s 2,563 376 2,564ff 50 2,564f 64,66, 118, 376, 2,564 397° 377s 2,566ff 377 2,566 267, 400° 2,567 291 2,570 379 2,577ff 292 2,578
STBLLBNREGISTBR
292 4,78f 269 2,581f 16 4,79f 117, 266 2,585-646 43 2,585ff 7 4,84 235 43 4,85 2,587ff 43,45,381 4,95 116 2,587 43 373 4,97 2,588 205 4,99ff 318 2,592ff 373 2,593f 7 4,121ff 381 43 4,126f 2,593 342 2,598 7 4,128 379 4,132-137 373 2,599 374 4,134f 44 2,628 295 4,134 45 2,634 349 4,135ff 373 2,648 16, 43, 64, 66, 4,138ff 371 2,651 396 0 4,138f 50 45 4,138 44,373 2,652f 189 43 4,144 2,652 117 44, 50 4,146 2,653 9 4,147-150 224 3,1-7,162 225 11 4,147 3,6 290 4,148 216 3,9-28 190 43,266 4,150 3,9 390 267, 4000 4,151ff 3,11 43 4,151 224, 371 3,17f . 0 65 267, 400 4,152 3,19 43, 266 ' 4,153-157 224 3,22 282 4,155 181, 225, 379 3,29 189, 225, 233 58 4,157 3,41f 136 4,158-325 379 3,42 371 353 4,158ff 3,48 374, 377 3,108 11 4,159 64 3,130 43 4,160ff 65 3,135ff 373 4,160-162 3,136 43 4,160f 16,68,174,3960 62, 3,149f 43 4,160 (= IV, 3,9) 395 0 3,153f 266 396 3,169 44 4,161 118 266, 274 4,162-196 3,321 390 3,331 117 4,162ff 189 3,346ff 379 4,163-192 6,241 4,164 390 3,352 189 3,355ff 117 4,169f 190 3,362-382 269 4,171 3,374 117, 390 276 4,178 190 3,384 269 4,180 3,399-408 16 241 4,185 3,401 64 11 4,193ff 3,404 8 4,193 65 3,415f 390 29 4,196-207 3,440 266 4,196ff 65 3,450-498 65 379 4,197 3,450 43 4,199 44 3,454 65, 190, 220 16 4,201 3,463 44 43 4,202 65 3,475 266 4,208ff 381 3,479 16 4,208 220 3,480 116 4,215 4,45 266 4,216ff 178 4,59f 377 4,216 65, 379
451 220 4,218 390 4,224ff 4,225 64,367,376,381, 397 0 379 4, 226f 379 4,228 117 4,229 371 4,233ff 390 4,235 189 4,238-269 377 4,238ff 190 4,242f 44, 190 4,242 44 4,244 116 4,246ff 379 4,255ff 189 4,258 189 4,259 190, 212 4,262 . 149 4,263 189 4,266 116 4,272 117 4,273 390 4,278 377 4,283 65 4,288ff 390 4,298ff 65 4,305ff 380 4,314-322 226 4,314 377 4,316-325 265 4,317 178, 279 4,320f 8 4,323 65 4,326ff 179 4,335-344 291 4,336 189 4,339 173 4,341ff 189 4,348 289 4,349 189 4,351 380 4,353 377 4,358 290 4,359f 16 4,362 100 4,366 178 4,378 16 4,382-388 248 4,386-388 189 4,386 65, 67, 381, 4,389ff 408 118 4,389 381 4,393 118 4,394 390 4,398 372 4,399-405 50, 261 4,400ff 396, 398, 408 0 4,400
452 190 4,402 45 4,405 44, 373 4,406ff 45 4,408 373 4,410-449 373 4,413f 342 4,414 382 4,487(ff) 408 4,490 380 4,491ff 380,382 4,503-544 382 4,503ff 289 4,504ff 50, 298 4,504 372 4,505ff 342,382 4,508 373 4,509ff 4,510 34, 45, 303, 342, 382 371 4,514ff ,65, 408 4,514 50 4,516f 408 0 4,516 380 4,521-529 371 4,533ff 380 4,534-537 65,,373 4,538ff 373 4,550-555 44 4,555 65 4,556 65 4,558f 58, 381 4,558 16 4,559-565 194 4,560ff 178 4,565 3805,408 4,566ff 67 4,566 380, 390 6,570-584 303 4,573ff 65 4,574ff 303 4,575 408 4,577ff 380 4,577 65 4,578ff 8, 11 4,622 ' 50 5,2ff 8, 11 5,2 67 5,3f 397 0 5,3 149, 189 5,4 64 5,5-21 65 5,5-10 645, 67, 376, 381, 5,5ff 408 397 0 5,5 390 5,7ff 189 5,8 397 5,10 397 5,12 12 5,15-20
STELLENREGISTER
I
11, 312 189 5 ,367 5,15 11 212 1 5,368ff 5,17 128 11 5,376 5,19f 190 224 5,380f 5,21f 247 376, 397 5,387f 5,21 11 51, 374, 402 5,390ff 5,24 247 11 5,390 5,28 11, 188s 44 ,5,393 5,30 117 16 5,395f 5,34 189 189 5,401-419 5,36ff 189 15 5,401ff 5,45ff 190 11 5,402f 5,53 189, 194, 215, 11 5,402 5,60 219 380 5,71ff 247 266 5,403ff 5,85 143, 190 266 5.405f 5,87 247 67 5,407 5,93ff 247 408 5,408f 5,96ff 247 65, 381, 390 5,409 5,98ff 0 190 5,411ff 397 5,98 11, 189 64 5,411 5,99ff 11, 247 248, 397 5,412 5,99 189 65, 190 5,414 5,100ff 178 65, 67 5,423 5,103 0 16 5,424 65, 397 5,104 16 318 5,429-438 5,109ff 16 16, 266 5,436 5,121 390 372 5,439 5,145 188s 349 5,442 5,152f 45 349 5,443 5,155 44s 369 5,448 5,161-183 265 197 5,449ff 5,176-182 312 197 5,458f 5,181 117, 149 198 5,458 5,182f 227 219 5,459 5,193f 318 318 5,469ff 5,212ff 375 312 5,473 5,212 148 213 5,474 5,238-245 44 197 5,515 5,241 44 213 5,524 5,245 149 65 5,526 5,248-250 226 5,248ff 50, 64, 361, 390 5,527ff 64 5,250 64, 338,376, 381s0 5,527 178 5,534ff 397 44 372 5,546 5,254 16 11 5,562-566 5,265 189, 390 399 0 5,562ff 5,314 211 266 5,562f 5,315 212 318 5,563f 5,317ff 189 235 5,566 5,317 11 117 6,4 5,321 266 11 6,12f 5,333f 16 189 6,20 5,343 266 149 6,37 5~345 11 50,64,390 6,39f 5,358 124 11, 269 6,42 5,362-419 62,399 0 189, 390 6,59 5,362ff 248 190 6,67f 5,363 227 116 6,72ff 5,365 227 247 6,79f 5,367f
STELLENREGISTER
50, 648, 339, 381, 390 190 6,93ff 248 6,93f .6,94ff 190 189 6,95 11 6,96 227 6,98 189 6,99ff 189 6,100ff 190 6,101ff 190 6,110 226 6,113f 360 6,114 6,121ff 190 189 6,122f 189 6,122 6,123 190 1898, 219 6,124ff 220 6,125f 190 6,126f 6,129 44 6,148 50, 648, 339, 381, 390 266 6,159 6,165 215 318 6,177ff 51 6,193-213 6,195 44 6,201-213 16 6,202f 45 229 6,229 215 6,237ff 6,238 23 215 6,241f 249 6,244ff 6,250ff 249 6,250 248 6,251ff 215 6,253 227 215 6,254 6,262 215 6,266 215 6,267f 249 6,277f 266 6,277 44 6,280 269 6,283ff 235, 249 229, 248, 391 6,285f 6,286 235 6,288-311 248 6,288 8 6,299 11 6,300ff 240, 360 6,300f 242, 251 6,300 11 8 6,310 6,311 244 6,312f 243, 297, 391 6,312 244 6,92
6,316 6,324 6,343 6,346ff 6,347 6,351ff 6,351
107 44 375 189 215 178. 163, 226, 260, 269,391 229 148 375 45
6,352 6,356f 6,356 6,358 44 6,363 149 6,364 6,366 163, 260, 391 6,370 44 178, 391 6,378ff 229 6,386ff 226 6,399f 6,417 44 33 6,418 361 6,420 135, 363 6,422ff 304 6,434 33 7,24 303, (383) 7,26-31 33 7,37ff 118 7,95 383 7,153ff 304 7,154f 7 7,158 265 7,202 178 7,205ff 408 7,210ff 16 7,213 339,381 7,215 259 7,216ff 53 7,216f 7,253-274 16, 390, 394, 398,408 0 82, 87 7,253f 50, 81, 85, 88, 7,253 115, 1328, 143, 338 145, 232 7,254f 50, 88, 343, 7,254 394,408 0 7,255 117, 148, 289 358 7,256ff 46 7,256 388 7,257-406 67 7,259-274 189 7,260 50 7,262 189 7,263f 46 7,264 124 7,265 16 7,267 64 7,268f 189, 396 7,268 68 7,269ff
453 397 7,269 175 7,270 46 7,272-274 16 7,273 87 7,275-419 88 7,275-410 7,275-406 50, 372, 388 326 7,300 115 7,323-336 94, 391 7,323 115 7,324ff 394 7,324 270 7,325f 115 7,327 115 7,329 115, 270 7,334 270 7,336 115 7,341-388 115 7,341 270 7,344ff 115, 270 7,350 270 7,351 270 7,353 270 7,355f 375 7,361-367 208,375 7,361ff 115 7,370 115 7,372 270 7,380 270 7,382 270 7,385 270 7,386f 115 7,386 270 7,387 270 7,389-401 50 7,399 115 7,406 11 7,407-453 389 7,409ff 50, 149, 408 7,410ff 94, 117 7,410 88 7,411 208 7,412ff 16, 342 7,412 267 7,414ff 87, 266, 3940 7,417ff 61 7,417 94,2748 7,418 50, 149, 409 0 7,437 239 7,438ff 342 7,438 409 0 7,444 15 7,455 contra Apionem 13 1,31 333 1,34 240 1,41 188,2680 1,43 9 1,46-56 29
454 1,49 1,50f 1,50 1,51 1,54 1,55 1,56 1,62 1,162 1,209f 1,227-250 2,73ff 2,75 2,80 2,83 2,103f 2,106 2,125 2,164f 2,165 2,185 2,218f 2,236 2,282 2,286
STELLENREGISTER
9 12 75 14 6 9 9,244 31 62, 399 0 293 123 105, 111 1960 212 212 219 222 124 97 383 998 275 339 186 186
vita lff 306 2 6 3ff 338 4ff 159 5 9 11 63, 256, 3990 12f 203 12 6, 83, 90, 340, 378 13ff 205, 352, 355 17-23 3785 19 16 21 43 24 290 28ff 378
28f 28 29 33 34-37 39 40 43-61 43ff 43f 46 50 62 65ff 65 66f 66 67 71ff 74ff 77ff 77 78ff 79 99 102 105-111 105 112f 128ff 132 134ff 134f 134 143 149-154 149ff 159 177 185f 185
373 435 377 367 19 58 235 16 7 381 370 370 292 197 292 379 3425 203 140 205 435 35, 379 291 291 58 58
44 43, 343 148, 203, 379 379 379 7 203, 378 379 58 148,203 3785 295 58 203 342
189ff 377, 379 190ff 378 191ff 377 377, 381 192 196-332 379 292 197ff 128, 374, 3775 197 198 6 6, 3778 204 241 208ff 216 377 370 220 58 262 379 271 379 278ff 128, 292, 374, 378 290 379 294ff 379 300ff 58 306 377 309 58 311 374 316 374 332 9,244 342 9 357-367 9,244 358 8 361 '1~ 362ff 12 363-366 88 363 9 366 370 397 370 407f 333 407 7 412 265 420 7 422 7 423 7 425 7 429
~.NEUESTESTAMENT
Matthäus 1,lff 2 3,7ff 3,9 4,lff 4,8-11 5,3 5,5 5,9 5,10 5,21ff 5,38ff 5,39ff 5,43ff 5,44ff
305 328 94 124 256 315 342 385 385 385 186, 385 186, 385 231 385 231
5,46f 6,12 7,15 8,11ff 8,20 9,13 10,3 10,4 10,19 10,26ff 10,34 10,37 10,38f 10,38 11,5 11,7
144 231 238 385 256 385 725, 400 4000 275, 385 385 385 385 385 256, 266 342 256
11,12 11,20 11,28 12,7 12,43 16,16ff 16,17 16,24f 16,24 18,17 18,23 19,2ff 19,27f 19,28 21,9 21,12f
345 94 385 385 258 246 57 0 385 266 144 342 256 256 317 305 221
455
STELLENREGISTER
21,15 21,42 23,15 23,29ff 23,35 23,37 24 24,5 24,8 24,11 24,15f 24,15 24,23f 24,24 24,26 24,30 26,52 27,11 27,16
221 145 315 262 179 262 251 238 252 238 257 249 238 238 238 0 249 385 347 347
Markus 256 1,2ff 298 1,7 1,12 256 258 1,13 1,16 57 57 1,29 1,30 57 256 1,35 385 2,14ff 3,18 72, 4000 385 3,31ff 198 6,8f 256, 266 8,34 10,21ff 256 256 10,28f 305 10,47 11,15-19 221 222 11,16 221 11,18 12,lff 341 12,13-17 199 12,14 141 12,18ff 218 305 12,35ff 251 13 307 13,1 13,2 242 238 13,6 13,8 252, 311 386 13,10 275 13,11 13,12f 238 13,14-18 242 257 13,14ff 13,14 110,214,249,310 13,19f 255 13,20 254 307 13,21f 13,22 238
13,24ff 13,26f 13,26 14,48 14,6215,2 15,7 15,17ff 15,27f 15,27
Lukas 1,9 1,32 1,80 2,1-5 2,lff 2,2 2,25f 2,27ff 2,34 2,36 3,7ff 3,14 3,23ff 4,lff 4,5-9 4,18 4,42 5,15 6,15 6,20 6,21 6,25 6,27ff 6,27f 6,29f 6,32ff 7,22 7,24 9,23 9,54f 9,59 10,1 10,5-37 10,17 10,30-37 10,33ff 11,23 11,24f 11,47ff 11,50 12,58ff 13,H 13,1 13,27ff 13,33f 14,26 14,27 16,lff
255 307 249 346 307 347 347 303 265 30, 347 225 305 256 134 132 133 128· 246 145 306 94 . 40,2920 305 256 315 342 256 256 72, 4000 342 385 385 186 385 385 385 342 256 266 . 231 256 291 231 291 30 385 298 258 262 262 385 213 0 61, 3440 385 262 385 256, 266 342
16,16 16,19ff 17,20f 18,1-8 18,7 18,11 19,2 19,45f 19,48 21 21,10f 21,15 21,20-24 21,2H 21,24 22,28 22,52 23,2f 23,2 23,5 23,11 23,19 24,21 24,27
345 385 385 385 272 39 141 . 221 221 251 252 275 242, 307 257 190 317 31 347 199 199 303 347 317 241
Johannes 236 1,21 236 1,25 246 1,29ff 57 0 1,42 221 2,13-17 185 2,17 236 6,14 305 7,4H 124 8 220 8,31 124 8,33f 220 8,59 3450 10,lff 345 10,1-4(5) 30, 345 0 10,1 30, 345 0 10,8 212 10,22 199 11,48f 216 0 11,49 256 11,54 346 12,13 89, 180 16,2 199 18,19 346 18,20 213 18,28 37,70 18,31 347 18,33 386 0 18,37 30,347 0 18,40 347 19,18 57 0 21,15 Apostelgeschichte 317 1,6 60 1,11
456
STELLENREGISTER
72, 400° 225 60 241 198 236 31 198 231 185 31 31 342 299° 59, 82, 235° 49, 57°, 81°, 82, 85, 87, 132s, 265, 337,343° 236 7,37 256 7,38 274 7~55-60 307 7,56 241 8,15ff 241 8,31-35 185° 9,1 205 10,llff 205 11,3 11,28 82, 217, 242 352 11,29 349 12,lff 82 12,20-23 349 12,20ff 105 13,22 185 13,45 305 15,16 195 16,1 185 17,5 322 19,14 242 21,10f 240 21,11 185°,400° 21,20 220 21,27ff 219 21,28 213, 221 21,31ff 21,38 49, 82, 237, 238°,404f 63, 72°, 181°, 22,3 400° 163 22,30-23,10 360 23,2 218 23,8 89, 163, 221, 23,12ff 358 23,12-15 49 70 23,12f 23,13ff 347 351 27,1 1,13 1,26 2,7 2,17ff 2,44f 3,22 4,1 4,32 5,1-11 5,17 5,24 5,26 5,35 5,36f 5,36 5,37
Römer 1,3
305
2,28f 4,3ff 5,3f 5,5 8 8,36 10,2 l1,3ff 11,26 12,19ff 13 14 15,19 15,23f 15,26
145 241 253 241 241 271 63, 182°, 231 ° 145 386 231 386° 205 386 386 342, 352
1. Korinther 2,13 5,3ff 8 9,5 10,25ff 12,31 14,1 14,12 14,39 16,lff
241° 231 205 57 205 185 185 62, 185 185 352
2. Thessalonicher 214 2,3 110 2,4-12 282, 310 2,8 1. Timotheus 6,15 . Titus 2,14
101 62, 185
Hebräer 5,4 10,27 11,35-37 11,35 11,38
225 187 262 275° 257
1. Petrus 1,6f 2,8 2,23 3,13 5,13
253 145 231 62, 185 309
Apokalypse des Johannes 145 2,9 185° 3,19 2. Korinther 305, 308 5,5 241 6,3-8 3,4-17 252 185 6,9-11 7,7 272° 185 6,10f 7,11 273 352 6,11 8 273,386 253 7,4 8,2f 135 352 7,9-17 9 272 185 9,2 135 7,9 185°, 187 8f 11,2 251 27 8 11,26 119 240 9,15 12,1-4 252 251 11 Galater 249°, 257 11,1f 159, 182, 184°, 11,2 1,14 190 400° 12,6 257 342 12,7ff 2,10 280 205 2,12 257 12,13f 241 13 3,2 112°, 251, 310, 241 3,8ff 386° 185 13,6 4,17 214 123, 241 13,l1ff 4,21ff 246 123 14,1 4,26 229 145 14,8 4,28 309 251 16-18 119 16 Philipper 236, 311 145 16,12 3,3 282 306 16,16 3,5 309 184f 17,lff 3,6 311 17,12ff 280 19,1ff Kolosser 313° 205 19,6 2,21f
-
,
457
STELLENREGISTER
283 0 303 282 283 0
19,11-16 19,13ff 19,15 19,19-21
19,19f 19,20 19,21 20,4-6
310 0 246 282 272, 275f
20,4 21,2 21,27 22,16
315 123 123 305
VII. ALTCHRISTLICHES SCHRIFTTUM . Acta Thomae
72
1 Aristidcs, Apologie 7,3 8,2 10,7 11,2
400 400 400 400
Altguslinus, de civitate
Dei 4,4
41
Barnabasbrief
254
4,3 Giemens Alexandrinus,
quis dives salvetur? 42
35
1. GIemensbrief 45,1
62
Buscb
33,1
demonstratio evangelica 6,390 109
43,8 49,1 67,1 80,2
historia ecclesiastica 2,20 2,23,13 2,23,20 3,5 3,5,3 36f 3:8,11 3,12 3,19f 3,20,2 3,23,6-19 305, 3,32 4,8,4 4,22,7 8,12
23 307 307 242 307 23 246 305 305 136 35 307 306 59 271
298 298 168 298 59
Laktanz, de mortibus
persecutorum (CSEL, Laubmann) 23,lff 134 Martyrium dcr und Felidtas
Perpetua
20,3
274
A1artyrimfl des Polykarp 6 31 7 31 Minudus Felix, Octavius
Hegesipp (sive de bello
Judaico) 2,10,6
Ps. Giemens, Rekogni-
tionen 1,53f
410
Didache 3,2 16,4
63 310
Ps. Hieronymtts
5,813
(CSEL, Halm) 33,4
23
398 168
HippolJ'l, philoso-
Origencs contra Celsum (GCS, Koetschau) 51 2,13
phumena (GCS, J ohanneskommen tar Wendland) (GCS, Preuschen) 73 9,23 171 Didascalia et 73 6,14 9,25 Gonstitutiones 9,26 51, 73/75, 93, 0 in Lucam, homilia Apostolorum (Funk) 195,201 299 5,15 § 3 u.a. 101 9,26,2 405 XXV 73, 276 9,27 Bpiphanius, adversus 75 Protevangelium des 9,28 haereslum 283, 304 Jakobw 9,30 25 333 30,13 72 Justin Stt/picius Severus, chronica tpistula Aposlolorum apologia 306 2,30 215 2 72 1,31,6 epistula Polycarpi 6,3
1. Mischna Berachot 1,3 4,4
62
dialogus cum Tryphone 8,4 168
Tertttllian, apologia 13
VIII. RABBINISCHES SCHRIFTTUM 9,5 213 Schebiit 10,3 Orla 37 Pea 38 2,7f 38 2,12
141
148 349
458
STELLENREGISTER
Bikkurim 1,2
53
Schabbat 1,4 2,5 6,4
206 36,39 296
Pesachim 3,7 10,5
37 124
Scheqalim 4,2
213
Joma 3,11 4,1 4,2 6,2
242 96 96 96
Sukka 4,9
69
Rosch Haschana 1,9 2,5 2,8
37 37 200
Taanit 3,9ff 4,5 4,6
13 368 248
Chagiga 2,2 ]ebamot 16,7
302° 37
Kethubot 2,9
357
Nedarim 3,4
144
Nazi! 6,3
37
Gittin 5,6 8,5
535 59
Sota 7,2 7,8 8,7 9,8 9,9 9,13 9,14 9,15
209 323,349 286 129 354, 356 191 208 360
BabaQamma 5,1 6,1 8,6 40, 10,1 37, 40, 10,2
54 38 124 144 144
BabaMezia 7,9
38s
Sanhedrln .291 1,6 191 6,5 69, 93, 173°, 191°, 9,6 195°, 2195, 231, 402f
Schabbat 1,16 1,17 16,7 16,21ff 17,1 'Erubin 4,5 4,8 Pesachim 4,2 4,3
Makkoth 1,10
173
'Aboda Zara 1,8 2,3-7 2,6 3,4 3,7 4,5
Joma 1,6 1,7 1,12 5,6ff
139 206 205 200 201 198
]om tob 2,6 2,13 2,16
Abot 1-4 2,7 3,1 3,5 4,22 (29) 6,2
234 191 99 71, 126 99 126
Tamid 5,1 7,4
102 96
Kelim 1,8 5,10 17,12
219 129, 350, 357 56
Ohalot 18,7
213
Makschirin 1,6 ]adajim 4,8
51, 409 58
2. Tosephta (ZuckermandeJ)
Berachot 7,2
315
Terumot 1,6
53
Taanit 2,12 ]ebamot 4,5 Gittin 1,4 5,1 Sota 7,16 7,17 13,6 14,10 16,1 Sanhedrin 13,2 14,4
206 207 367, 397 295 200 2945 295 242 363 225 216, 225 340 273 40 340 340 36,39 38 206 53 349 165 110 210, 365 356 207 220
'Aboda Zara 1,20 3,16 4,6 4,11 5,1 5,2
209 53 139 205 200 197, 200
Menachot 13,18 13,20 13,21
217 217 217, 360
459
STELLENREGISTER
Para 3,8 Jadajim 2,20
218, 242
Berachot 3b,67ff 5a,12ff 5a,13f
341 301 302
Schabbat 3c,28 3c,34ff 3c,37 3c,38 3c,39ff. 3c,49ff 3c,50 3d,16ff 3d,60 4a,72ff Sb 15d,50
207 206 205 194 207 205 198 205 207 295 295 54
'Erubin 21d,56ff 22a
296 296 165 174 242
Sukka 54d,32f 63d,60ff . 68d,49f 68d,49 68d,57ff 69a,37
217 130 241 245 298 217
Megilla 71b,44 72a 72a,72ff 72b 75c,30
210 165 174 165 195
Chagiga 77d,29ff 77d,41-78a,14
302 191
Kethubot 26d,38 26d,44 29b,37f
53 53 54
Sota 20b,69 24a,23 24c,12 24c,29f
52 356 211 297
58s
3.]erusalemer Talmud (Krotoschiner Ausgabe)
Joma 38d 38d,22ff 43d,71
Gittin 47b,11ff 47b,18ff 47b,20
37 40 58
Qidduschin 61a,45 Sanhedrin 19b,18 23c,47ff 26b,75f 27b,28ff 27b,29f 27b,30f 27b,31 27b,33 27b,34f 27b,36 28d,57-29a,2 29a,2 29a,3ff 29a,4f 29a,12 30c,28f
57 .37 191 37 69 69 163, 403 70,4020 173 164 403 161 166 164 166 165 273
Schebuot 36b
315
'Abo da Zara 42b,60f
200
Horajot 47d 47d,27ff
165 174
4. Babylonischer Talmud Berachot 56 10a 100 12a 99 28b 38s 29b 315 57b 213 61b/62a 103, 274s 61b Schabbat 10a 12a 13b 17a 17b 19a 25a
39 210, 295 208 206s 205 295 231
32b 63a 118b 128a 143a 145b 153b
315 296 131 124 367 40 207
cErubin 45a 54a
296 126
Pesachim 58 55a 216s, 360, 366 57a 135 64b 174 66b Joma 8b 10a 18a 23a 38a 86b
216 311 216 340 242 130
Sukka 48b 52a 52b 56b
69 304 170 214
Jom tob 21a Taanit 18b 23a 23b 25b 29a Moed Qatan 23a
40 27S 13 S6 112, 273 228 58
Chagiga 16a 16b
210 302
Jebamot 15b 25b 61a
340 38 216
Kethubot 27a 62b 66b 111a Nedarim 28a
129, 357 , 306 142 129 144
460 Gittin 206 11a 53 44a 39 47a 211 55b/56a 52, 55s, 149,242, 56a 340,367,374,397, 409 55, 56°,242,246 56b 40 57a 57b 262,268,271,274 53 58b Sota 129 12a 33a 13, 210, 214 349 41b 161, 165 43a 209 49b Qidduschin 13, 216, 262 66a Baba Qamma 144 113a 37, 54 116b Baba Mezia 350 59b 39 84a Baba Batra 323s 3b 10a 131 352 11a 21a 377 53 47a 315 56a 122a 318 Sanhedrin 320 19ajb 56 37a 400 43a 36 46b 204 58b 59a 204 37, 39 72a 82ajb 69 70, 93, 161, 163, 82a 193, 402°, 403 220 82b/83a 82b 161, 163s, 401 91a 143 92b 129 93b 300 255 97a 131s 97b 98b 302 131 99b 105a 207 166 106a 166 . 106b
STELLENREGISTER
6. A1idraschim
Schebuot 39a cAboda Zara 2a 18a 25b/26a 35b/36a 36a/b 36b 43a 50a 54b 55a
40 308 268, 274s 37 205 205 193s, 402° 37 200 187 349
Zebachim 102a 116a
165 167
Menachot 65a 99b
224 209
Kerithot 28a
217
Nidda 13b
131
Abot de R. Natan (Schechter) Ac. 2 S. 3 c. 4 S. 6 c. 4 S. 22 c. 4 S. 23 c.4 S. 24 c.6 S. 8 68f, c.6 S. 32 51, Bc.7 S. 20 c. 13 S. 31 c. 32 S. 68
126 56 291 149 228 51 402 402 402 71
5. Targumim
] eruschalmi I zu Gen 49,11 zu Ex 4,13 zu Ex 6,18 zu Ex 40,9ff zu Nu 24,17 zu Nu 25,4-15 zu Nu 25,11 zu Nu 25,12 zu Nu 31,8 Klagelieder 2,22
283 167 167° 304 283 161 401 167° 166 126
2. Targum zu Esther, Tr. Soferim 40 13,6
Mekhilta Exodus (Lauterbach) 175, 12,1 14,2 14,19 15,1 15,14 41, 114, 15,18 16,25 17,8 17,14ff 113, 311, 17,14 18,1 19,1 19,4 19,6 20,4 20,5 20,8 23,19
323 124 37s 114 129 127 254 57 309 315 161 142 37 323 200 187 366 53
Siprua Leviticus 19,5 21,10
38 225
Sifre Numeri 161 10,31 § 80 315 15,38 § 115 252 15,41 § 115 165°, 186° 25 401 25,1 § 131 178 25,5-11 § 131 163 25,8 § 131 216 25,12 § 131 165 31 § 157 165 31,3 § 157 165 31,6 § 157 166 31,8 § 157 278 31,15ff § 157 Sifre Deuteronomium 131,309 11,13 § 41 217, 380 14,22 § 105 356 21,1 § 205 191 21,22 § 221 366 23,14 § 294 26,2 § 297 53 37 32,10 § 313 142 32,13 § 317 204 33,4 § 345 Genesis Rabba 31 1,2 210 18,4 41(42),8 187, 401 38 48,6 174 60,3 40 65,1
461
STELLENREGISTER
65,22 262, 268, 274s 37 75,3 38 77,2 314 78,14 37,39 92,6 351 94,9 Exodus Rabba 196 6,1 33 9,4 311 18,5 38 20,12 38 21,5 309 26,1 56 30,11 38 30,17 56 30,18 39 30,24 41 31,11 40 31,17 126 32,1 163 33,S 125 41,7 Leviticus Rabba 172 1,1 350 6,3 40 9,8 40, 309, 314 13,5 165 20,2 172 21,12 38 25,1 30,6 37/39 401 33,4 38 35,5 174 37,4 Numeri Rabba 38 11,5 302 13,5 311 14,1 324 14,8 163, 172 16,1 38 20,2 34, 39 20,19 166 20,20 161 20,25-21,3 135, 163, 403 20,25 89, 164, 167, 171, 21,3 401 135 21,7 165 22,3 161 33,4 Deuteronomium Rabba 1,20 311, 314 204 1,21 39 4,5 Midrasch Tehillim (Psalmen) 1,396 10,2
170 38s
Midrasch Proverbia (Sprüche) 9§2
168
Canticum Rabba (Midrasch HL) 1,6 129, 350, 2,7 2,9 3,5 3,6 6,11 8,9
175 357 257 165 38 38 311
125 Ki tisa § 12 lAmor § 6 225 Bechuqqotai § 5 174 126 Chuqqat § 59 161 Balaq § 29 161, 163 Balaq § 30 161,164, Pinchas § 3 171, 401 129 Debarim § 4 7. Andere Haggadalverke
Beth ha-Midrasch (J ellinek) Midr. Ma<jan hokhma 167, 169
Lamentationes Rabba (Midrasch Kl) 1,5 52, 56, 149, 374 215 1,13 262 1,15 270°, 271, 301s 1,16 191, 298, 367 2,2 211, 367, 397 4,2 51, 409 4,4
Megillat Taanit (Fastenrolle) 224 1 224 8 143 9 110 11 301, 374 14 110 26 Pirqe R. Elieser 29 168, (175°) 268 33 401 47
Ecclesiastes Rabba (Qohelet R.) 314 1,9 339 1,11 38s 3,17 40 5,7 52,56,374,402 7,12 36,39 7,26 356 9,7 200 9,10 174 10,15 Esther Rabba Einl. § 5 1,13 1,19 3,14
Seder Olam Rabba 20 30
172 333
8. Mittelalterliche Werke
Jalqut Schimoni 1 § 72 187, 401 1 § 76 38 1 § 771 162, 167,401 130 2 § 498 2 § 620 38 56 2 § 1056 Leqach Tob 237, 304 Nu 24,17
136 314 351 36s
Pesiqta de Rab Kahana (Mandelbaum) 257 5,8 401 13,12
9. Gebete
Tanchuma (Wien) Toledot 33b Mischpatim 92a Debarim 2a <Eqeb 7b 257,
314 201 313 311
Abinu Malkenu 112 Z.2 273 Z.31 99, 113
Tanchuma (Buber) Noach § 20 Wajischlach § 8 Wa'era § 8 Mischpatim § 12
191 313 57 171
Monumenta Talmudica V (S. Krauß) 37/40, 56, 136, 142, 308s, 351
Pesiqta Rabbati 170 4,13a 171 33,153a 229,248 36,162a
10. Sammelwerk
I
462
STELLENREGISTER
IX. GRIECHISCH-RÖMISCHE PROFANSCHRIFTSTELLER .
I
Achi/les TatitlS in M. Antonium oratio Leukippe und Klitophon Phillppica 3,5 30 /2,1 . 48, 404 de provinciis consulariAeschines bus 5,10 123 orationes 2,166 398 7 27 2,171 62 pro M. Tullio 32 50 32 Ammianus lvlarcellil1us 55 res gestae in Vettern 141 22,16,23 142 2,2,7 141 2,3,12 Antonitls Iuliantts
de Judaeis Appian
28
historia Romana 6,67 6,68 6,73 6,77
27 27 44 27
Apuleitls
Metamorphosen 2,18,3 9,39-42
27 40
Athenaius
Deipnosophis tae 6,265d 6,266e
35 35
Caesar
de bello civili 3,109f 3,110
33 35
M. Tullitts Cicero
de divinatione 1,47 301 de finibus 2,54 404 pro L. Valerio Flacco 67 212 69 139 de inventione 2,60 404 de natura deorum 301 2,69 de officiis 3,73 404 de oratore 2,105 404
62
Epiktet
dissertationes ab Arriano 1,19,6 398 62 2,12,25 2,14,13 63 3,13,3 28 3,24,40 62, 398 28 4,1,91f 4,7,6 60 (s.S. 24°, 267°)
Dio Cassius
23, 244
bella civilia 5,132
Diogenes LaerlitlS
vitae philosophorum 9,38
I
Gaius historia Romana 35 institutiones 36,20,1 137 186 2,7 37,17 294 37,164ff 319 Heliodor 47,26f 31 Aethiopica 54,12,1 26 133 6,2-12 54,34,36 336 55,27,6 Herodian 27 55,28,1 26 ab excessu divi Marci 55,28) 62 133 6,8,2 56,18,13 28 56,43,3 391 Horaz 65,6,2f 23, 241 epistulae 66,1 28 23 1,2,32 66,4-7 329 247, 343 2,2,184 66,4 375 66,4,3 227, 247, 343 ]amb/ich 665 203 de vita Pythagorica 66\4 63, 398 228, 247, 269, (VI) 29 66,6 62 383 (XXVIII) 151 382 66,7,1 7 !sokrales 66,15,1 259 ad Demonicum 69,12 62 32 1,11 69,12,2 315 69,13,2 294 ltutinus 69,22,3~6 26 epitome 71,4 29 28 39 (Prolog) 71,10,6 29,31 34,39 40,2,4 74,2,5 35 30 43,3 75,2,4 35 76,10 39 ]etvenal 76,10,2 34 saturae 76,10,5f 28 33 3,305-307 76,10,7 28 10,22 40 16 Dio Chrysostomtfs orationes 63 Lukian 38 (55) Alexander 2 35 Demonax 48 63 Diodor(us Similis) Hermotimus 14 63 bibliotheca historica 62 hist. quom. conscr. 15 63 1,73 97 Scytha 4 398 fragm. 40,2 .
463
STELLENREGISTER
lvlarintlS
vita Proeli 38
63, 398
Martial
epigrammaton 14,20
28
Memnon
FGrHist 434 F 1,35
62
Musonius Rtifus
fragm. 8
63
Cicero 878 A Cicero 882 E Lueullus 504 A Pelopidas 292 A Philopoimen 375 B Phokion 743 C Themlstokles 112D
398 398 62 398 62 398 398
moralia 6D 154 C 741 D 975 D
·62 62 62 62
Pau/tt.r
Poseidonios
sententiae 5,3,4 5,17,2 5,22,1 5,23,1 5,23,17
FGrHist 87 F 116,28,5f 275
32, 37 33 33s Quintilian 32/34 institutio oratoria 33 10,1,12
Pausaitias
deseriptio Graeciae 7,7,6 Pelronius
saturae 111,5
Se/elon
vita Caesarum Augustus 32,1 59 76 Claudius 18 25,2 28 Nero 40,2 Tiberius 36 37,1 Titus 3f Vespasianus 4,5 5,6 6
47
Sallusl
44
bellum Iugurthinum 97,5
26,35 Mare Aurel 21 Pescennius Niger 3,4 34
Philodemos
de pietate 125,18f rhetorica 2,262
Seneca
398 62
Phi/oslratos
vita Apollonii 5,27
243
Plalo
Protagoras 343a
62
Plinitls d.A.
hlstoria naturalis 5,17,4 12,113 37,2,12
198 341 197
28,39
Plutarch
Alexandros Caesar 718 C Cato Minor 781 F
28 28 28 28 33 28
Theophi/lls
Siobaeus
anthologica 4,7,63
301 62 62, 398
geographica 10,5,6 12,7,2 16,2,10 16,2,18 16,2,20 16,2,28 16,2,37 16,2,40
142 27 133 23,353,355 26 48
266 107 123 391 275, 391 110, 222, 298, 344, 355 23 5,10-13 23, 291, 362 5,10 51, 123,349,374, 5,12 382,402 ;243, 266, 391 5,13
28 28 32
ad Autolycum 2,36
63
101
Thukydides
SIrabo
Plinius d.].
epistulae 6,25
de beneficiis 1,10,5 2,18,6 5,14,2 de dementia 2,1,1 dialogi 3,16,1 5,43,3 6,20,5 epistulae ad Lucilium 7,5 14,9
28 106 294 352 28 355 243 27 28 23 243, 391 241 23
Taciltls
annales 2,42 2,85 6,41 12,54 12,55 13,44 histQriae 2,4 3,71 5,2 5,3 5,5 5,9
44
Scriptores hisloriae Augustae
33
329 324 26 26
16,2,41 16,2,46 17,1,6 17,1,19
1
62 26 29 29 29s 29,31 31 294
historia belli Peleponnesiaci 1,5
35
Varro
de lingua Latina 7,52 res rusticae 1,16,2
25 27
464
STELLENREGISTER
X". SAMMELWERKE (INSCHRIFTEN, PAPYRI U.Ä.)
Corpus Inscriptionum Judaicarum (Frey) 57 1285,5 57 1285,14 1286,10 57 Corpus Inscriptionum Latinarum . 2,2968 28 28 3,1559 28 3,1579 28 3,1585 28 3,2399 28 3,2544 38 8,2494 38 8,2495 10,608 133 Corpm it(ri~ cilJi/iS I
(Krüger-Mommsen) institutiones 4,18,5 32, 48, 404 digesta 1,18,13 pro!. 37
1,18,13 48,3,6, § 1 48,8,5 § 1 48,13,4 § 2 48,19,11 § 2 48,19,28 pro!. 48,19,28 § 10 48,19,28 § 15 48,19,38 § 2 49,15,19 § 2 49,15,24 50,15,4 § 2 50,15,3 50,16,118
31 31 33 31 32 33 32 33 33 32 32 137 140 32
Corpus Papyrorum Iudaicarum (Tcherikover-Fuks) 2,36ff Nr. 153 110 2,78 Nr. 156 141 Orientis Graeci Inscriptiones Selectae (Dittenberger)
I 224
104 339,90 399 352,46 399 415 30, 107 424 30 598 219 Oxyrhynchus Papyri (Grenfell u.a.) 477,5 53 1294,8 48, 404 Prosopographia Imperii Romani 1,139 352 Supplementum Epigraphicum Graecum 19, 834,23f 399 Sylloge Inscriptionum Graecorum (Dittenberger) 675,27f 62, 399 717,33 62,399 756,32 62,399
NACHTRAG ZUM STELLENREGISTER 4,184 188 Babylonischer Talumd 1 QM 1,3 282 4,512f 259 Baba Batra 6,102 188 91b 139 Philo 6,433 383 7,26ff 383 Sota legatio ad Gaium 117 188 43a 161, 165
Qmnran
Josephus
antiquitates 14,420-430 17,253 17,293 17,295 17,349ff de beUo J udaico 1,210 1,211 2,228f 2,652ff 3,339-408
322 34 335 265 194
contra Apionem 2,219
188
Minucius Felix, Octavius 33,4 23
vita 88
19
Jen(salemer Talmud
320 320 188 382 241
Taanit 63d,60ff 68d,49ff 68d,57ff 69a,37
Griechisch-römische Profanschriftsteller
130 241,245 298 217
Sammelwerke
Corpus Inscriptionum Judaicarum (Frey) 362 71 1197 177 1198 177 1221 177 1409 177
PERSONEN- UND SACHREGISTER Aaron 226 Messias aus 246 Abba Chllkla (Sohn des Choni) 56* Abba b. Kahana A3 51* Abba Schaul T3 216s "Abba Siqera" = Ben Battiach 52, 55 56* 409* Abel' (Bru'der Kains) 262* Abigail 28f Abimelech 28* Abraham 96, 124, 187*,401 * Hebräisch durch Engel ge offenbart 209f R. Acha b. Jakob A4 126* Achiab (Vetter des Herodes) 333 Adiabene 352*, 357 Adler 107f, 308f, 313 am Jerusalemer Tempel 107, 196, 212 - - , Zerstörung 188, 197, 221, 264, 328f, 339 auf Münzen 107, 195* Agypten 26,31*,34*,255,267,395* Erlösung aus -119*, 124f, 127, 129* Exodus 134, 235, 238, 258 Gott-König-Tradition 103 Juden in - 109f, 141*, 208*, 267 Sikarier in - (s.d.) Wunder 119 Der "Agypter" (falscher Prophet) 31 *, 86*, 236-238 Agabus (ntl. Prophet) 240* Agatharchides v. Knidos 293* Agrippa s. M. Vipsanius Agrippa Agrippa I s. Herodes Agrippa I Agrippa II s. Herodes Agrippa II Ahab 153 R. Akiba T2 38*, 112*, 124*, 168, 241, 242*, 245f, 257, 273*, 311 * Martyrium 103*, 262, 274, 275* Akko 200*,282,290,375 Akone 71f Akrabatene 259, 353, 382 Albinus (Prokurator, 62-64 nChr) 15, 35*,89,348,360-362,366,376*,406 Alexander (Bandenführer) 354, 356* Alexander (Betrüger) 8* Alexander der Große 103,301* Alexander (ältester Sohn des Herodes) 194* Alexander Jannaj 29*, 70*, 193,202*, 209,216*,262,320*,321 Königstitel 97*,323 Alexandrien 26*
Juden 109f, 141* Alkimus s. J akim Alleinherrschaft Gottes s. 4. Philosophensekte ; Sikarier; Zeloten. Rom 113, 309, 313 Amalek Am-ha-arez 145* R. AmmiA3 271* Ammoniter 288 Amram 129,350 Anachoresis 34,255 Ananael (Hoherpriester) 326* Ananias (jüd. Kaufmann; Lehrer des Königs von Adiabene) 399 Ananias (Pharisäer) 378* Ananias b. Nedebaios (Hoherpriester; Vater des Eleazar) 217*, 354, 360f, 367*,368 Ermordung 226*, 370, 407, 410 Ananias Zadduki (Pharisäer, linke! Flügel) 128*,292*,374 Ananos (= Hannas) Familie 216"', 376 Familienbesitz 217 * Ananos (Tempelhauptmann) 354 Ananos b. Ananos (Hoherpriester) 65, 67*, 118*, 178*, 188, 376f, 380-382, 396 Ermordung 218*,226*,382,410 'Avv(ßIXc; (Hanniboschet usw) 350, 356* Antichrist (s. Eschatologie, Endtyrann) 104,167*,179*,246*,250,257,310, 332 Antigonus (Sohn des Aristobul) 42, 242*, 322, 323s, 327, 389* Antiochien Juden 205*,208* Antiocruen (Pisidien) 185* Antiochus III d.Gr. 104* Antiochus IV Epiphanes 94,104,108, 110,123*,212,253,309 Kult für Zeus Olympos 212 Reformbewegung 155f Religionsnot 155ff, 177, 251, 278, 293,309* Tempelschatzraub 212 Antiochus VII Sidetes 123*, 294, 323* Antipater (Edomiter; Vater des Herodes) 319*, 320f, 324*, 389* Burg Antonia s. Tempel s.v. Antoninus Pius (Kaiser) 31* M. Antonius Felix (Prokurator, 52-60 nChr) 8, 14f, 48f, 52, 76, 92, 194*, 205, 223, 236-238, 265f, 352*, 355359,360*,404,406.
466
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Antonius Julianus 23,244* Marcus Antonius (Triumvir) 197* Apamea 208* Aphraates 172* Apion 123*,197,327* Apokalyptik (s. Eschatologie) 96, 119, 251ff, 292, 352 synopt. Apokalypse 251*,254, 256f Apostaten 211*,232 160*, 220* Lynchjustiz für Aqila (der Proselyt) 201* Arabien 315*,350 Arbela, Höhlengebiet 42, 58*, 268, 322 Archelaos (Sohn des Herodes) 8, 79, 137, 194*, 212, 327, 329*, 331-336, 338* 389* Trau~deutung 242* Verbannung 8*, 336, 341 Aristobul I (Sohn des Hyrkan) 97*, 202,323 Aristobul II Philhellen (Sohn Alexander Jannajs) 209, 321, 389* Aristobul (letzter Hasmonäer) 326* Anian (Schüler Epiktets) 35* Artaxerxes I 240 Artemistempel 301 * Asamon(Gebirgsz ug in Galiläa) 43, 375 Asien (s. Kleinasien) 315* C. Asinius Pollio (Konsul, 40 vChr) 325* Askalon 191, 267*, 290, 324*, 379 Assur 256, 285* Assyrer 247 Athen 62* Athronges (llirte, Usurpator) 298, 303,334,343 Auferstehung 73*, 218, 275f, 315 Aufständische = CJ'ta.cna.CJ'ta.l/of 'lou3a.toLr)..:nCJ'ta.( . 43f, 64f, 389f. Dazu gehören 1. die von Judas Galil. ausgehende Dynastie: 1.1 Sikarier (Menahem/Eleazar b. Ari) 48-50, 409; = 4. Philosophensekte 91f, 149. 1.2 Zeloten/Eiferer (mit ihren Untergruppen), welche 2.1 teilweise zusammen mit Johannes v. Gischala und seinem galil. Anhang (Stadt/ Tempelberg) operierten. 2.2 Simon b. Giora (Land). 2.3 1dumäer. -7, 43, 52, 57, 64f, 77, 86ff, 115ff, 189, 203, 224,300*,308*,312,374~378,389~
406f, 410* eigenes Geld 200 Spaltung 49f, 52, 86f, 289 Aufstand, jüd. 31*, 40*, 79, 81, 108, 110*,224,361* Motive 335f Sikarier als Träger 394* u. Tempel 31*, 224,368
Augustus (s. Octavian) 26-28,30, 97*, 105, 137, 140, 325, 327, 329, 331* einheitliche Besteuerung 133* Kaiserkult 105f Reichsvermessung 136* Weihegeschenke 211* Avidius Orosius (kaiserl. Befehlshaber) 26* Azarja, Gebet 101 Azotus (= Asdod) 137* Baal 108, 153 Baal Peor 152 Baal Schamen,107* Babel Hure 311* = Rom 250,309,313 Babylonien 30,324 Bagoas (Eunuch) 242*, 328 Balak 191* Bande(n) 27-32, 36, 87, 217, 333*, 358f, 361, 373, 378, 381f, 389 Bannus (Eremit) 63,' 256, 258, 399 Barabbas 347,348* Bar Giora s. Simon b. Giora Barjone 55-57,77 Bar Koseba 129*, 241, 245f, 259, 281*, 298*, 300, 305*, 306, 315*, 350*, 357,371f - Aufstand 19*, 21, 32*, 42, 54, 74*, 114, 198, 271, 304*, 373 - Brief. 60* 281 * - Münzen '121f, 246*, 281*, 300, 367* Batanäa 368 Bat Qol 110*, 237, 268*, 271*, 341* Ben Battiach ( = "Abba Siqera" ; Neffe Jochanan b. Zakkais) 52,56*, 402* Belial/Beliaal 252*, 280, 285, 310, 345* Engel 285* Benjamin (Sohn Levis) 256, 306* Beschneidung 51*,54, 58*, 148, 156, 182f, 193*, 201-204, 232, 293*, 315, 374,405* Besitzverzicht 4,233,255-257,259,317 Beth-Cherem (= Julias/Livias) 334 Beth-Horon, Steige 290, 353, 376 Bethlehem 301,304 Beth-Zur 121 * Betrüger s. Goeten Bevölkerung 140-145,329-335 Land- 139, 144, 330, 343,348,352, 353*,365,410 Stadt- 87, 333, 361, 365, 372, 377, 397,411 Stadt-/Land- 65,335,340*,352,371, 373,380,407 Bilderverbot 108, 195-201, 232, 292, 405*
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Bileam 165f, 167*, 179, 191, Boethos 216* Boethuslaner 87* Bokhlm (atl. Ort) 172* Brunclislum 39* Bürgerkrieg 64, 80, 323, 333*, 380-382,407,411 Bukoien 26 Felix Bulla (Räuberhauptmann) 33* 34 35* 39* Burg~' 38* burgi 38* Buße (s. Heilszeit) 130f, 158,
245
374, 28*,
467
Claudius Lysias (Befehlshaber) 49 Cluvius Rufus 14* Coponius (Prokurator, 6-9 nChr) 213, 337,338* Crassus 140 Tempelplünderung 212 Cumanus s. Ventidius Cumanus C. Cuspius Fadus (Prokurator, 44-? nCht) 129*,235,350,352 Cypern 375* . Cyrenaica, Cyrene 239,360,375*,409 Cyrenius s. P. Sulpicius Quirinius
278*
Caesar s. C. Iulius Caesar Caesarea 106, 222, 289*, 325f, 350f, 352*,354*,357,359,363~ 369, 389* Caesarea Phllippi 204 Augustustempel 106 Caesennius Gallus (Kommandeur der 12. Legion) 375 Caligula 8, 9*, 131, 214*, 284*, 309* Kaiserkult 105*, 109-111, 196 sein Standbild im Tempel 110, 196, 213, 214*, 222, 348, 391 Cassius 140* Catilina s. L. Sergius Catillna Celer (Tribun) 355 Census 50, 77, 79, 81, 85f, 117, 132-145, 149, 216, 232, 250, 259, 337, 342, 343*, 344, 384, 388, 391, 393,408f Cestius Gallus (Statthalter Syriens; 63-66 nChr) 43*,64,66, 135,282*, 289-291, 292*, 294, 362, 364, 374*, 375f, 378, 382, 390,396f Chaberim 145* Chanan,Söhne 380 R. Chananja b. Chlzqijja b. Garon Tl (Schammait) 194, 206, 208, 365f R. Chananja b. Teradjon T2 274, 275* R. Chanina b. Antigonos T3 315* R. Chanina b. Chama Al 166 R. Chanina b. Gamliel II 225* R. Chanina b. Papa A3 38* Charisma 240 Chasidim 70*, 93*, 156f, 158*, 178, 229,262*,322*,339 R. Chelbo A4 129 R. Chljja b. Abba I T 5 306*, 339* R. Chljja b. Abba II A3 204* (Jesus) Christus 306,310 Chtistos 388* 280* wiederkommender Cieten (kilik. Bergvolk) 26* Claudius (Bandenführer) 30 Claudius (Kaiser) 26*,28, 105*, 137*, 351,355 Brief 110* Hungersnot 217,253,352
Dacien 28* Dalmatien 28*, 133* Damaskus 30,256* Daniel 240,242, 244f, 272 Danielbuch 96, 158, 159*, 249, 251, 278*,279 apokalyptische Zeiten 244,248,254 Auferstehungshoffnung 275 4. Reich 245*, 250, 253, 308 Datum (s. Schürer I 745) 1. Nisan (= Xanthikos): März/April Nisan 69 nChr 380 14. Nisan 248* 15. Nisan 70 380 2. I;}ar ( = Artemisios),' April/Mai Artemisios 66 362* April/Mai 69 122 16.Ijjar 369* 3. Siwan (= Daisios),' Mai/llmi 25. Siwan 143 4. Tammuz (= Panemos),' JI/ni/Juli 4.5 Tammuz 248* 17. Tammuz 248 5. Ab (= Loos): Juli/August 7. Ab 248* 9. Ab. 248*,357 10. Ab 248f, 291 14. Ab 368* 15.Ab 301*,368*,369 6.. Elul (= Gorpaios),' At/gl/sl/ September 6. Elul 370* 7. Elul 370* 15. Elul 301* 17. Elul 301*,374* 7. Tischri (= Hyperberetaios): S eptember/Oktober 15.-22. Tischri 376* 8. Marchesc~1JJan (= Dios): Oktober/ November 8. Marcheschwan 376* 27. Marcheschwan 224* David 28, 134, 141, 257*, 285*, 288, 298,335,343 Abstammung 281, 304-306, 307*, 323 david. Herrscher 300*
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l?ERSONEN- UND SACHREGISTER
R. David b; Luria 339* Davididen 305f Dekalog 102, 150f Demokrit 62* Demosthenes 62* Denuziantentum 141 R. Dimi A5 70* Ben Dinai (Bandenführer) s. Eleazar b. Dinai Dionys von Halikarnass '13* Dionysos, Efeublatt 136 Djures (Ort in Samarien) 382* Doetos 289*,354 Dolch (s. sica) 48ff, 404*, 406 Domitian 7*, 12*, 28, 136*, 305 Dor, Kaiserbüste 111 Doran 358* R. Dosa T4 304* Drimakos (Sklave) 35* Drusilla 194*
Ebionäerevangelium 72* Ebioniten 342* Eden, Garten 268 Edom 245,311* = Rom 170, 250, 309, 313, 331 Edomiter 141,323* Ehud 49* Eid 260, 263f, 327f Eifer (für Gott) (s. Gerichtsbeschluß, Umgehung) 63, 104ff, 144, 150-234, 318,340,383,386 Bedeutungswechsel 154, 159, 187 eschatologisch 178,184,229 uneschatologisch 159, 178 Essener 183f Gewalt 185,230,318 Feindesliebe 186 Heilsverheißung 154, 158 Kritik 160, 174f, 180ff, 187 zZ der Makkabäer 157ff, 183 als Nachahmung Gottes 182 im NT 184ff bei Philo 160* Rabbinat/Pharisäer 160ff, 184ff, 340 Eifer für das Gesetz 154-211, 219ff, 255, 264ff, 330f, 392, 394 gegen das Gesetz 156* - und Heiligtum 230 Eifer Jahwes 151f, 187,229 Eiferer s. Zeloten Eigentumsdelikt 326 Eleazar (radikaler Galiläer) 58* Eleazar der Priester (zZ Bar Kosebas) 300* 367* -, Eleaza; b. Ananias b. Nedebai (Tempelhauptmann/Sagan) 299, 365-368, 370f, 374, 377, 407
Entführung des Sekretärs 89*, 360f, 406 Verweigerung des Kaiseropfers 208, 21Of, 223, 365f, 406 u.Menahem 300,365-371 = priesterl. Messias 300 Eleazar b. Ari (= b. Jair) s. Masada 81,306,338,372,388,408 Befehlshaber von Masada 50, 88, 93,269 . Todesrede 93, 115, 208*, 269f, 388* Eleazar b. Chananja b. Hiskia b. Garon s. Chananja b. Chizqijja b. Garon Eleazar b. Charsom 367* Eleazar b. Dinai (Räuberhauptmann) 31, 35*, 43*, 86*, 129, 259, 289, 296*, 350, 353, 354*, 356, 357* Eleazar b. Jose T4 125 Eleazar b. Mattathias 268 Eleazar b. Simon (Priester, radikaler Zelotenführer) 64,66,67*, 77, 367, 376f, 381, 383, 397f, 408, 410 EH, Söhne 217,226 Elia (s. Pinehas) 160-175, 257*, 396 u. Antichrist 167*,179* Eifer 108, 145, 153, 155, 157, 384 in der Endzeit 162, 167f, 170f Feuermotiv 171f Mal ~akh J ahwes 172* u. Pinehas 155, 162, 167-172, 174f, 180f, 187, 316*, 396 Priester, Fürsprecher \1. Erlöser 170f Eljada 28* Eliezer b. Hyrkanos T2 113, 130132, 207, 254, 295f, 313, 315* Elisa 153 Elischa b. Abuja T2 211* Emmaus 334 Endgericht s.'Eschatologie s.v. Endtyrann s. Eschatologie s.v. Engedi 261* Engel s. Belial u. Essener S.v. 161, 163,210,247,311 Epaphroditus 12, 60* Ephesus 301 Epiktet 63,267 Eratosthenes 26 Erlösung .. 129,252,254,303 - aus Agypten 119* "Freiheit" 150 mess. 119*, 122, 150, 251 -von Rom 125 Termin 150 "Zeichen der -" 228f, 235, 248 -Zions 122 Esau = Rom 250*, 309, 311*, 313, 331
PERSONEN- UND SACHREGISTER
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Eschatologie (s. Apokalyptik; Aufer- Fadus s. C. Cuspius Fadus stehung; Heilszeit) 90, 95f, 113, Feindesliebe 186,231 127ff, 159, 170f, 255, 276f, 281ff, 291, Feldzeichen römische 107*, 109 essenische 284/286 316f, 352, 383 Felix s. M. Antonius Felix Endgericht 218, 280* Endtyrann (s. Antichrist) 167*, 179, Femejustiz s. Zeloten, Lynchjustiz Feste Chanukkafest 212 252,309f Fest des Holztragens 224, 368 Endzeit = Urzeit 258 Feuersee 310 Laubhüttenfest 121*, 294, 298*, apokalypt. Gesetz 228,255,259,308 353,360*,376* Naherwartung 97, 178, 233, 241f, Passah 61, 135, 332, 362f Sukkot 69* 244, 248, 308, 314, 316, 335f, 384, Wochenfest 294*, 332 386 Wehen/Not 251ff, 256ff, 272f, 286 Festpilger, Ermordung 288f, 353, 391 Weltbrand 73* Festus s. Porcius Festus Flavier 247 Esra 192 Essener (s. Qumran) 30, 85, 171, L. Flavius Silva 388* Floms s. Gessius Floms 282ff, 292, 310 Ablehnung des Tempels 230* Folter 263f, 266ff, 274, 323* Auferstehung 73*,276* Freiheit 114ff Chasidim als Vorstufe 156*, 229 "Zeichen der - " 119 Freiheitsbewegung (s. Aufständische) Doppel-Messias 155*, 246, 281, 25-78, 80*, 89, 134*, 296, 330, 336, 300,371 Eid 260*, 327 347,372,389,394 Einheit 388,395 Eifer 183f (Selbst-) Bezeichnung 42f, 91ff, 149, Engel 148*,283*, 284ff 151,271,319,396* Feldzeichen 284/286 Spaltung 49f, 86f, 384 Gehorsam 231f eschatolog. These 59, 111, 235Geld 198 Gerichtsprophetie 241* 318,392 Gruppen 74,87*,405* Ziel 394f Friedenspartei (s. Kriegspartei u. Prieu. Hasmonäer 85* steradel) = Priesteradel (sadduzäisch; Hoherpriester 284 zB Hohepriester Ananos b. Ananos u. Jesus 231ff,345 u. Jesus b. Gamala) u. gemäßigte Kriegsmessias 281f, 284,286 Pharisäer (zB Jochanan b. Zakkai) Martyrium 252,267, 274f 65, 116, 149, 210f, 218, 224, 295, Naherwartung 97*, 233 364,366,368 Priester 284 u. Zeloten 178*, 218, 289, 358, Pythagoräer 83* 376ff,396 Radikalität 59*, 233 Reinheit/Kult 284* (hi.) Rest 145*,286 Gaba (Galiläa) 326* u. Rom 85*, 282 Gabinius (Feldherr des Pompeius) Sabbate-jahr) 284,294 Schriftauslegung 148,241,318 139* Selbstbezeichnung 283 Gabriel (Engel) 241,311* u. Sikarier 51*, 409 Gadara 381 Unsterblichkeit 276 Galen 33* Weissagung 241f Galiläa 10, 40*, 44, 54, 134, 136*,· Wüste 148, 257f 291, 297, 319-324, 334f, 337*, u. Zeloten 51*, 59*, 282, 284*, 287 342-344, 373*, 374, 378f, 410* Etam, Wasserleitung 51 . Bedeutung im Kampf gegen Rom Eunus (syr. Sklave in Sizilien) 336* 57f, 77, 321 Euphtat, Flußdutchquemng 236 kein Census 342, 344, 409* Exegese s. Schriftauslegung Galiläer (s. Sikarier) 24,57-61, 77, 267 Ermordung eines galil. Festpilgers Exodus 134, 235f, 238f, 255-261 zweiter 119 288f, 353, 391 von Pilatus ermordete 61, 344 Ezechia, Dynasti~ 269,338* Gallien . 133*,336,395* Ezekia (Bruder des Hohenpriesters Gallus s. Cestius Gallus Ananias b. Nedebai),407
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PERSONEN- UND SACHREGISTER
Gamala (Gaulanitis) 58* Heimat des Judas Galiläus 337 Judenmorde 203* Selbstmord der Juden 117*,269,271 Gamala (Obergaliläa) 337* Rabban Gamaliel I (Urenkel Hillels) Tl 209*,349* - rede 81f, 239, 299 R. GamlielII T2 124,187*,200*,340* Gaza 30 Gebete 98-103, 112f, 272f Gebot Verschärfung des 1. - s 102, 144,232 Bruch des 1. - s 90,111 Gegenwartsdeutung s. Zeit bI. Geist 173f, 241f, 274 Geld s. Münzen Gematrie 302 Genickbrechen des Kalbes 356 Gerasa/Gerasener 382 Gerichtsbeschluß, Umgehung 179, 191f, 219, 231, 318 Germanien 133*, 395* Geschlechtsverkehr s. Sexualität Gesetz (s. Eifer für - ; Tora) 276,336 Abfall vom- 155 esbeachtung 263f, 268, 270, 274* , 275f, 348 esmißachtung 88, 193, 263, 325ff, 337 Norm 147f, 159 im Pharisäismus u. Qumran 148*, 233f, 318 u. Zeloten 147f, 270 L. Gessius Florus (Prokurator, 64-66 nChr) 8*, 15, 35*, 89, 116, 143, 213, 291, 352*, 361-365, 368-370, 394* Getreidevorräte, Anzünden 51, 69, 374,401,402* Gewalt 21f, 78, 88ff, 113, 148, 154, 184f, 207, 222, 230f, 315, 317f Gibea 174 Gideon (at!. Richter) 95, 298* Gilgal 172* Ginäa-Jenin 353,391 Gischala 116,381 Goeten (= Betruger: s. y6'1Jc;) 119, 236-239,355,358 Götzendienst/-diener 109, 111, 131, 136, 144, 169, 177, 179, 187, 191, 194,276,315* Gog 282s, 285*, 304s, 308 Gojim 295f Goliath 285* Gorion, Sohn des Joseph 377* Gorion, Sohn des Nikomedes 374 Gosen 236 Gott/Jahwe 98ff, 151ff, 277, 313 u. Baal 108
Ehre Gottes 317 Eingreifen Gottes 152, 181, 227ff, 248f, 255, 277f, 291, 293, 308, 311 als "Krieger" 279 o.ffenbarung 251,258 Tetragramm 69*, 99 Weltherrscher 102 Zorn Gottes 151, 155, 157f, 176f, 179f, 220, 223, 230, 251, 253f, 290,379 Gottesherrschaft 95ff, 112ff, 222, 272, 312ff,346,385*,386 Herbeidrängen der - (s. Heilszeit) 22,273,289, 313f, 345 Grabanlage 29*, 196* Granatäpfel, messian. Deutung 121* Gratus s. Valerius Gratus Griechen/-land 26f, 311 * Griechisch s. Sprache Großgrundbesitz s. Verhältnisse, soz. u. wirtsch. Gruppen s. Aufständische, Barjone, Freiheitsbewegung, Galiläer, Idumäer, Judas Galiläus, Menahem, 4. Phllosophensekte, Räuber, Sikarier, Simon b. Giora, Zeloten/Eiferer Guerillakrieg s. Taktik Hadrian 33*,51*,54,240 Religionsnot 271 18 Halachot 194, 204ff, 340*, 365f, 410* Hallstimme s. Bat Qol Haman 130,311* Hannas s. Ananos Haran (Mesopotamien) 96 Harmageddon 282* Hasael s. J ehu Hasmonäer (s. Makkabäer) 6, 8, 168, 171, 175*, 177, 193, 209, 216, 234, 323ff, 335,388*,402 Ausrottung 242*, 262, 324 Priestertum 158,215* Messias 168 Münztexte 209 Sexualität 193 Hebräisch s. Sprache Heer s. Truppen Hegesipp 59*, 60, 136*, 305, 307* Heiden s. Judentum, Absonderung vonHeilsverheißung 154,158,261 Heilszeit/mess. Zeit 128ff, 251, 3148, 318 Anbruch 150, 152, 258, 276, 280, 286,288,308,316,386 Bodenordnung 139,318 Kommen Elias 131 Gabe des Geistes 241,242* Herbeidrängen der 22, 128ff, 254,316,350*,357
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Heimarmene 249* Heliodotlegende 214* Helkias (Schatzmeister) 359 Hellenisierung s. Herodes I; Judentum, Hellenismus Henoch 172 u. Antichrist 167*, 179* Herbeidrängen s. Gottesherrschaft s.Y. u. Heilszeit s.y. Hermeneutik s. Schriftauslegung Herodäer 14 Herodeion 374 Herodes I 3f, 6, 12, 18*, 42, 76, 131, 140*, 173*, 180, 197*,212,216,225, 234, 250*, 297, 319-331, 337*, 340*, 348f Ablehnung bei der Bevölkerung 196, 263f, 268, 323, 326ff, 330 (anders 330*) Abstammung 305*,309,323,324*, 331 Census 132* Darstellung durch J osephus 8, 13, 15,264,320,326 u. Galiläa 58, 268 (Hinrichtung des Hiskia 263, 319ff, 338, 389*) Grundbesitz 341 Heer 284,326*,333~351 Innenpolitik 324-331 Eroberung Jerusalems 227*, 340* Kaiserkultu. göttI. Verehrung 105107 Königswürde 97*, 242*, 268, 322, 349 Luxusbauten/Paläste 326*, 334f Mariamnesöhne 325* Martyrien 263-265,271, 275f Mischehen 193 Mißwirtschaft 140, 318, 324, 329 Münzen 107,209,325 Steuern 134*, 13M, 140, 142, 329f Tempelentweihung 212 Verweigerung des Treueeids 327 Vermögen 332 Verschwörung 48*,106*, 188, 263265,32M mess. Wehen 335 Tod 221, 267*, 298, 329f, 333*, 335f, 343*, 371 *, 388 Zoll 141,330 Herodes Agrippa I 30, 43, 70, 93*, 111*, 141*, 216, 323*, 326*, 329*, 348-350,351*,384,403 Apotheose 105* NIünzen 107*,120*,197* Statuen der Töchter 197* Herodes Agrippa II 9, 12, 14, 30, 116, 118*,135*,216*,359~368,375* Friedensrede 142f, 186, 269*, 295, 364
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Fürsprache 351, 355 (Ablehnung 362*, 364f) Tod 10* Truppen 333*, 368f, 370*, 372 Herodes Antipas 134, 141*, 197, 329* 334* 342 409* Herod~s Y. Chalhls (Bruder des Agrippa I) 216*,360* Herodesburg 299, 364, 368ff, 406 Amtssitz des Prokurators 109 Eroberung 197f, 203, 226*, 294, 301* 374* Unb~zwingbarkeit 226s 197, Herodespalast in Tiberias 200* Herodianer 199, 333*, 368, 376* Leibwachen = Banden 361 Verhältnis zu Rom 360 Herrscherkult 103(,109,131 Hesbon(Peräa) 326* Hesekiel 236 Hieronymus 72* 148*, Hillel d.A. (s. Schammai) 191 *, 206f, 242*, 295, 410 Dynastie 305s, 338 u. Schammai 20M, 340* Schule - s 340, 366, 381 u. Schule Schammais 87*,91, 144*, 194, 20M, 340,410* Himmelsstimme s. Bat Qol Hirten 29,335 Hiskia (atl. König) 247 Messias 132*, 297s Hiskia (Räuberhauptmann) 4, 29, 42, 263, 265, 297f, 30lf, 306, 319-324, 338f, 389* messian. Anspruch 132*, 297, 321 Hiskia b. R. Chijja 339* Hiskia (Ezechias; Bruder des. Hohenpriesters Ananias b. Nedebai) 226*, 366*,370 Höhlen 30,256, 259f, 343 Hohepriestertum 218, 360 Verfall 216,326 Hoherpriester 13, 155*, 158*,. 166, 216ff, 224ff, 233*, 250, 300*, 331, 351,360,379 Amtsneuordnung 224f Ermordungen 226,358* - gewand 214,351 messian. 284 u.Sadduzäer 218 Horeb 153,169*,175 R. Huna b. Abin A4 129* Hungersnot 51, 80, 217, 253, 318, 330,352 Johannes Hyrkan I (135-104 yChr) 202, 209, 216*, 240, 278*, 293, 323* Hyrkan II (63-40 yChr) 209, 242* 319-321
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.PERSONEN- UND SACHREGISTER
Jabne 340 40 Jahre 257,284,311* 70 Jalu:wochen 244,248 Jahwe s. Gott/Jahwe Jair (Vater des Eleazar b. Ari) 338 Jakim (Alkimus 262*,268 Jakob, Enkel des Hiskia s. Jakobus Jakob, Stern aus 245f, 311 * Jakobus (Herrenbruder) 307*, 376* Jak~bus (Enkel des Räuberhauptmanns Hiskia, Sohn des Judas Galiläus) 265, 338, 352f, 356 Jamnia 137* Zerstörung des Kaiseraltars 57*, 110 Jannaj s. Alexander Jannaj Japhet 285* Jardes, Wald 339*, 381*, 383*, 408* Jason v. Cyrene 158* Idumäa 141*, 333, 335, 373*, 377, 379f, 382 Idumäer (s. Aufständische) 64, 65*, 67, 116, 189*, 263, 371*, 379f, 382, 390f,410f Zwangsbeschneidung 202 R. Jehoschua b. Chananja T2 130, 132,207,209 Jehoschua b. Gamala s. Jesus b. Gamala R. Jehoschua b. Levi Al 126 R. Jehoschua b. Onia 206* R. J ehoschua v. Sikhnin A3 31 * Jehu (Hasael) 153 J ehuda b. Hiskia 339f Jehuda m Al 205* Jehuda b. Chijja 339* R. Jehuda b. Elai T3 125, 268*, 271* R. Jehuda b. Jehezqel A2 174*,296 R. Jehuda b. Simon b. Pazzi A4 172 Jenin s. Ginäa-Jenin Jephta 28*,288 Jeremia 11* Jericho 295*,325,374 Balsamplantagen 329*, 341 * Einsturz der Mauern 237 Königspalast 334 J erusalem Archiv, Zerstörung 46*, 138,342*,368,407 Aufständische 77, 300f, 360, 389*, 406,409 Aufstand 143,368 Banden 359,361 Befreiung 122f, 289, 303, 390 Belagerung 12, 23f, 55, 65, 227*, 248,251,343*,380,411 Bevölkerung 335, 361, 377, 380 Vorstadt Bezetha 363 - als Bordell 194* Bürgerkrieg 66, 333*
Einwohnerzahl 361 Eroberung 12,41*,116,121*,139, 229,249,252,255,263,266*,293, 305,340*,351 * Flucht 257*, 376, 380, 408*, 410* Gebäudesteuer 140 Getreidevorräte, Anzünden 51, 69, 374,401,402* Grab 29* Gruppen: wohlhabende Kreise 144; romfreundliche Kreise 373; Friedenswillige 289, 406; Kriegspartei 397. Parteien 379, 381; Priesteradel 6, 144,359 Heer, apokalyptisches 229, 253, 282,290,312 Heer, feindliches 246, 312, 333ff, 364, 375f Heilige Stadt 122f, 202, 290 Hellenisierung 325 Kaiserverehrung 106 Mauern, Einsturz 237 Nordmauer 349 Oberstadt .226, 260, 294, 363, 368, 380,406 Ölberg 237 Quellwunder 247 Rettung, wunderbare 246 tyr. Schekel 123* (vgl. 198*) 282, 289ff, 376 Schlacht vor Skelettfund 265* Tempel s.d. Theater 106,327 Truppen 332,368 Uneinnehmbarkeit 247 Völkeransturm 253,312 Wasserleitung 51,213 Weissagung des Untergangs 82, 149,242,307 Zerstörung 22, 53*, 76, 94, 114, 142*,240,271,367,402* Jesaja 256 Jesus (Räuber/Bandenführer) 43* Jesus b. Ananias 240*,242* Jesus b. Damnaios (Hoherpriester) 217* Jesus b. Gamala (Hoherpriester) 6*, 116, 189, 217*, 377f Erkaufen des Hohenpriesteramts 216* Ermordung 218*,226*,380 Jesus v. Nazareth 17f, 230*, 242*, 307, 344-348, 400* Abstammung 305 antipharisäisch 385 Eifer u. Gewalt 185f, 230f Einzug in J erusalem 199*, 346 Herrnverwandte 307* u. Judas Galiläus 94, 346 Jünger 57,72,344
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Kaiser/Steuern 141, 199 Kreuzesaufschrift 347* Kreuzigung 265*,347 Martyriumsbereitschaft 276 Menschensohn 307 Messiasprätendent 199, 265*, 346f, 385 Opfertod 273' galil. Prophet/Revolutionär 199, 222,346 Tempelreinigung 185, 199*, 221f, 346 Theudas als Konkurrent 236* Verkündigung 94, 199, 233f, 256, 314f, 345, 385f Versuchung 258, 314f Wiederkunft 307 u. Zeloten 185f, 199, 231ff, 266*, 275*,276, 314f, 344ff, 385f Zinsgroschenfrage 142, 198f, 222, 346 Jesus b. Phabes (Hoherpriester) 326* Jesus b. Sapphia 197, 203*, 379 Jesus b. Tupha 43*,379* Jetro (Schwiegervater Moses) 161* JHWH s. GottlJahwe, Tetragramm R. Jischmael b. Elischa T2 160f, 195* 209* Jismaeib. Phi abi Il (Hoherpriester) 359f Jissakhar v. Kephar Baqai 217 R. J izchak 351 * Illyrien 395* Joazar b. Boethos (Hoherpriester) 218*,288,326*,331,338* für Census 132f, 143, 216, 337 R. Jochanan b. Nappacha A2 39*, 100* 200 204* 211* 273* Jochan~n b.'Nidb~i 2i7 Jochanan b. Zakkai Tl 37*, 52, 54*, 55, 71, 98*, 142*, 149, 218*, 242* 246* 291 297* 356* 410* J oeZer (Scha~mait) 349* ' Johannes der Essener 267*, 287, 400 Johannes v. Gischala (Gegner des Josephus) 16*, 43, 45*, 58, 64-67, 122, 189*, 205, 211*, 220*, 227, 235*, 303f, 378*, 379-383, 390, 395-397,408 J ohannes der Täufer 17f, 94, 97*, 256,258,292,345 J ojarib (Priesterklasse) 6 Jonadab b. Rekab 153 Jonathan b. Ananos (Hoherpriester) 48,354* Ermordung 89*, 224*, 358, 406 Jonathan (Hoherpriester) 6*,262 Jonathan (Makkabäer) 255* R. Jonathan T3 130*' Jonathan (Weber; ehemaliger Sikarier) 239
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Ionios (Akone) 71 Joppe 29,375 Jordan 235,256 R. Jose b. Chalaphta T3 163, 201* R. Jose b. Chanina A2 129 Jose der Galiläer T2 113f, 127*, 130 Jose b. Joezer 262*, 268, 274, 275* Joseph b. Gorion 376 J oseph (atl. Patriarch) 304 Josephus 6ff, 159, 203, 215*, 275f, 371,378*,387,389~399
Galiläa 6, 9f, 291f, 373*, 378f, 381 u.Hasmonäer 6,159,306* Herkunft 6,241*,306,378* u. Herodes I 8, 13, 15, 324*, 325f prophetische Begabung 11 *, 241, 243,247f Quellen (s. Nikolaus v. Damaskus) 6, 8f, 13-16, 160, 338, 388s antiherodian. Quelle 13, 264, 320, 324* zwei Quellen 321*,388* Reden 246f, 268f u. Römer 7f, 1Off, 247, 269, 312,
392 Romreise 205* slaw. 17f, 345* Verhältnis zu Pharisäern u. Sadduzäern 6,378* . Tendenz 12ff, 47, 81ff, 117f, 159f, 190,215,269, 319*,321*, 392~ 397* polern. Umkehrung 190, 194, 214, 223,226,248,392*,399 u. Zeloten/Aufständische 6f, llf, 15f, 21, 117f, 188ff, 194, 226, 228, 274f, 388*, 393 ant. 6,10*,12-16 ant., hellenist. Gewand 159, 321* ant., überarbeitungshypothese 14*, 84 bell. 6-14,381* Verhältnis ant.-bell. 13-15, 79-84, 89f, 93, 117f, 320, 321 * c.Ap. 12 vita 6, 9f, 12, 14* Josia 186,204 Josua (Nachfolger Moses) 136*, 237, 311 - redivivus 236* Jotapata 43*, 44, 58*, 117*, 266, 268,269*,271 Isaurier 26 Isebel 153 Islam 385* R. Ismael b. Jochanan b. Beroqa T3 124* Isolierung 198, 204ff, 232,378 Israel (s. Stämme Israels) 232, 246, 254 Erlösung 122*, 128f, 286, 330
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PERSONEN- UND SACHREGISTER
Reinheit 191ff, 232f Weltherrschaft 20, 243ff, 285, 312, 314f Italien 28 Ituräer 202 Juba, König v. Numidien 194* Juda (Sohn Levis) 256,306* Juda (Wüste) 256,260 Judäa 14f, 30, 76, 134, 282*, 333*, 351*, 355, 357*, 362, 382, 389 Gebirge v. 255,257,260 römische Provinz 1, 79, 140, 336f, 350,389 Schulpflicht 377* Steuern 139ff, 363 Judaisten 185* Judas (Essener) 242* Judas Galiläus (s. 4. Philosophensekte; Sikarier) 50, 57-61, 67, 79-150 bes. 93ff, 143ff, 176,180*,218*,259,316, 336ff, 346, 383, 388, 391, 392* Anhänger 77, 92f, 151, 343, 381*, 390,408f messian. Anspruch 298f, 343 Aufruhr(-predigt) 81f, 94, 180*, 388, 393f Beiname 57~337,343,409 Botschaft 87, 94ff, 108, 145, 383, 394 Dynastie 50, 87, 177, 259f, 335, 338,369 (charismat.) Führer 88, 99*, 108, 239,296,343 Gründer der 4. Phllos. Sekte 4, 43, 66, 75-77, 79ff, 108, 149, 263, 265, 296, 299, 336, 393, 411 Kreuzigung zweier Söhne 86, 265, 338, 352f, 356 Martyrium 80, 230*, 265, 270f Schriftgelehrter 87, 90f, 94, 148f, 232,339,410 u. Zadduk 58*, 79f, 82, 84*," 85, 90f, 94, 114, 127f, 132f, 149, 234, 288,340,393,394* Judas (Herrenbruder) 136 Judas b.Hiskia 333f, 337f, 388 = Judas Galiläus 337f, 388 Judas b. Jair/Ari (Bruder des Menahem) 338, 339*, 381*, 383*, 410 Judas Ischariot 49*,344* Judas Makkabäus 29, 118*, 157f, 255f, 278, 279*, 293 Judas b. Sariphaios (Schriftgelehrter) 329,331 Judas Zelotes 72* Juden (s. Judentum) Diaspora 11*, 109f, 135f, 267, 344, 375 Flüchtlinge 267, 373, 375, 379 Gesandtschaft der 348, 351 Herkunftsfabel 123
-morde 203 Kaiserkult 109, 188* als (See-)Räuber 28f, 39* Sklaven 27, 123s, 136,315* Stammväter 123*, 124 Verfolgungen 188*, 207*, 375 Judentum (s. Israel; Juden) 229, 230*, 244f Absonderung v. Heiden 204ff, 219 "Heide u. Zöllner" 144 Hellenisierung 47, 104, 208f, 325, 330 Messiaserwartung 251, 297, 392 Recht 37, 70, 219ff, 336, 403 Reformbewegung 156,192 Religion 147ff, 187f, 230*, 391* "philosoph. Schulen" 79ff, 89* Taufsekte 58* Theokratie 97, 101*, 150, 314, 383ff, 392 Wirtschaft 341f Julia 211* Julian Apostata 60*,61 Julianus (s. Antoruus Julianus) 275* Julias s. Beth-Cherem C. Julius Caesar 35*, 139, 140*, 284*,321 Juppiter 107* - Capitolinus 325,328 ius glad,li s. Judentum, Recht Justus v. Tiberias 9*, 10, 19, 58*, 235* Izates v. Adiabene 58*, 101*, 148, 399 Kaiphas (Hoherpriester) 217* Kaiser (s. Rom) 97, 111, 253, 309 Ablehnung/Gehorsamsverweigerung 108ff, 126, 131,'2~3, 266,310,367, 393f - altar, Zerstörung 57* Anerkennung 177 Apotheos~ 105*,107*,224 Besitz in Palästina 137*, 341 Fiscus 53, 134, 137* - kult 20, 100, 103ff, 150, 188, 196, 309,313 - opfer 83*, 111, 207*, 208, 210, 223, 232, 233*, 260, 365ff, 407 - spiele 106 , - standbild 106*,222,348 Steuern 134, 139ff, 199,341 - tempel 106,325* Eleazar Kalir (7./8. Jh. n,Chr) 357 Kamithos (== Qamchi) 216* Kanaan s. Palästina Kanatha (Batariäa) 107 Kapernaum 141* Kapitol 325 Kappadozien 38*
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Karthago 315* Kastor (Zauberer) 235* Kililder 26* Kittim 107*, 256, 282, 285, 309f Kleinasien 26f, 31 *, 133*, 315*, 395* Kleopa:tra (Frau des Gessius Florus) 362* Kliten (Bergvolk) 133* König 104*, 105, 245, 247*, 303*, 311*,321*,323,330 Königsgesetz 323 Königsgleichnisse 38, 56 Königsherrschaft Gottes s. Gottesherrschaft Königstitel 97 *, 323 Königtum, Ablehnung 97* 323* Kompsos b. Kompsos 367* Korinth 185 Korokotta (span. Räuber) 27f, 35* Kosbi (Tochter Zurs) 161 Koseba s. Bar Koseba Kreuzigung 33, 36, 38*, 262*, 265f, 268, 310, 333, 347, 353ff, 363 Kreuzzüge 18*,385* hl. Krieg 157, 177, 179, 230, 254, 255*,277-296,318,370,378 Gibbor 152,298 gegen Midian 153, 165 Krieg, Jüdischer 26*,29*,255,259*, 266ff, 289ff, 303, 306, 31H, 333*, 335, 341*, 371*, 375, 388, 394, 411 Ausbruch 210, 213, 271, 351, 359, 361 *, 362, 367, 390, 391*, 397, 406 Kaiseropfer 208,210,211* zweideutiges Orakel 243ff, 306, 312, 391* Kriegspartei (s. Friedenspartei) 360, 374,381 gemaßigte - (= ot 'Iou3OCLoL) 43, 376ff radikale - (= AllGTOC(, Eleazar b. Simon) 44, 376ff, 397 Kyros 241*,246*
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Lusitanien 34, 133* Lusius Quietus (Statthalter Judäas unter Trajan) 208 Lydda 354* Lynchjustiz s. Zeloten S.v. Lysias (Gegner des Judas Makkabäus) 278
Nlachärus 374,408* Magdala 191* Makkabäer (s. Hasmonäer) 19, 94, 104,202,257,306*,335 .Freiheitskampf 29, 118*~ 156f, 160, 212, 278f, 288, 293, 343 Münzen 69* Staatsauffassung 202 u. Zeloten 160, 176ff, 316 Vorläufer der Zeloten 178, 384 Makkabäerzeit 159, 253*, 262, 268, 271, 290, 292, 330, 336, 371* Mal'akh J ahwes . 172* Manasse (atl. König) 256 Manetho 123* Marcus Antonius s. Antonius Mariamne 197* Mark Aurel 26, 35* Martha (aus dem Haus Boethos) 377* Martyrium 221, 261-277, 329ff, 385* von Christen 273s, 306,307* Naturerscheinungen 264* Karl Marx 411 Masada 91, 198, 260, 299, 326*, 365, 369, 372ff, 380, 382, 390, 406-409 Massenselbstmord 50,86, 115, 269f, 388,408 Münzfunde 120s, 372,411 Sikarier 44, 45*, 50, 76, 261 *, 272, 409 Mattathias (Priester) 118*, 123*,156f, 158-160, 176f, 202, 212, 251, 255, 256*,259,278,399 Matthäus 73*, 400* Matthias (Ahn des Josephus) 6* Resch Lakisch s. Schimeon b. Lakisch Matthias b. Boethos 226* Lamachos 62* Matthias b. Margelaios 329, 331 Landstreicher 32 Matthias b. Theophilus (Hoherpriester) Lehrer, zwei: Zerstörung des goldenen 326* Adlers 221, 264, 329, 331*, 339 R. Mett T3 36*, 56*, 313, 314* Leontopolis 225*, Menahem (Essener) 242* Levi (Sohn Jakobs; s. Stämme) 164,' Menahem, Sohn des Judas Galiläus 182-184, 281,401 * (5. Sikarier) 18*,81, 87f, 260, 296*, R. Levi 31*,357* 299-302, 304, 306*, 307, 338f, 356, lex Cornelia de sicariis et veneficiis 365, 369-374, 382f, 398, 407f 32~34*,48,51*,54,404* Anhänger = Zeloten 92, nach Liebesgebot 318,386 Masada geflüchtet 76f, 372, 390 Livias s. Beth-Cherem messian. Anspruch 86, 181, 289, Longus 34* 299-302, 369, 407 Losentscheid 224f, 250, 379 Einzug in Jerusalem 369, 398, 407 Lot 187* Entrückung 30tf
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PERSONEN- UND SACHREGISTER
Ermordung 66f, 87,248*,289, 299f, 301*, 302, 371-373, 384, 390, 407 Lehrer 232,369,410 80 Schülerpaare 302, 410 Menahem b. R. Sirnlai 200* Menschensohn 245f, 249* Mesopotamien 295* Messias 96, 131, 168, 243ff, 257, 281ff, 296ff,311 -anspruch 181,345,388*,407 davidisch 281f, 297, 304ff, ·308, 316* Doppel- (s. Essener) 155, 171,246, 281,300, 304f, 316*, 371 Endkampf 167*, 179, 229, 281ff, 310,311* Erscheinung 229*, 248*, 249, 301 -erwartung 16*, 251, 296ff, 392* fIerkunft 281,283,301,304 -herrschaft 336 -hoffnung 112, 245, 283, 297, 328 Jesus 231*,305 b. JosephJEphraim 283, 304, 305*, 316 Kriegs 165, 277*, 281ff, 304f, 311,316* Löwe 308 Pseudo 235, 238, 307, 235f messian. Reich 203, 251, 277, 292f, 296,314* messian. Wehen 145, 179f, 251ff, 257*,335 messian. Zeit s. fIeiiszeit Metatron 167* Metilius 374 Micha (atl. Prophet) 169 Michael (Erzengel) 278*, 280*, 285*, 311* Midianiter 152*,153,179 Migron, Gebirge 282* Mischehen 193-195 Mission 314*,315,386 Mitwirken s. Zusammenwirken Mizpa (Kultstätte) 278 Moabiter 152* Modein 156 Mose 160f, 165*,226,233,257*,311, 383 -redivivus 171,236,241* Münzen 120ff; 198ff, 209, 409* Aufstands 21, 69*, 120ff, 127, 200,300*,303,409,411 Bar Koseba 121f, 245*, 281 *, 300,367* Münzsymbole 109*, 121, 195*, 197s, 232, 245*, 298* Münztexte 121f, 195*, 199*, 209, 224,300,303,325 Musonius 63 standhafte Mutter 262*, 268, . 274 .
Nabatäer 30, 350, 395* Naherwartung s. Eschatologie s.v. Nakdemon b. Gorion 374 Narbatene 375 Nasiräer 37* R. Nathan (ha-babli) T3 349* Nazareth 357* Nebukadnezar 11*, 104*, 242*, 245, 311* 351* R. Nechemja T3 125 Nechonja b. fIakkanah Tl 71, 126 Nehemia 192 Nero 312,359,362*,364,380 - redivivus 311 * Nikanor 158*,255*,293* Nikodemus-Evangelium 17s Nikolaus v. Damaskus 8, 13, 14*, 42f, 47, 106, 193*, 319f, 323f, 328, 331*,338,339*,388 Nordafrika 38*,140*,142· Obergaliläa 140* Oberschicht 197, 329, 341, 346* Octavian s. Augustus 28 Divi filius 105 Augustus-Titel 106 Öl 204ff Omina 248*, 252 Ordination 339f OpfereinstellungJ-verweigerung 111, 208, 210f, 223, 248*, 250, 365f Orakel zweideutiges 243ff, 306, 312,391* Drim u. Tummim 278 R. Oschaja Al 52* Ostjordanland 30 Pächter s. Zolle-pächter) 139ff, 330, 341 . Palästina (Kanaan) 23, 26*, 27f, 31, 32*,34,138,340,355 rörn. Besatzung 351*, 362*, 364* Landvermessung 136ff kaiser!. Privatvermögen 137*, 341 Pallas 355 Pamphylier 26 Paneas s. Caesarea Philippi Pannonien 395* Pappus 275* Parther 294,322,375,376* Paulus (Apostel) 49, 181f; 234, 405 Eifer 63*, 181f, 184f Freiheit v. Gesetz 95 Kollekte 352* Mission 386 Mordanschlag 27,163*,358 Verhaftung 220* kein Zelot 63*, 182, 184f, 231 Peleponnes 407* Pella 202*,242*,307 Pelusium 30
PERSONEN- UND SACHREGISTER
477
Pilatusakten s. Nikodemus-Evangelium Peräa 291, 334f, 373*, 379, 410* Pinehas (s. Elia) 4, 21, 69f, 152-181, Perser 139 224*, 229~ 277*, 360, 397*, 403, Peschitta 120* 408,411 Petronius (Statthalter Syriens) 222, u. Bileam 165f, 167*, 179 282*,348 Bund 155, 167 Simon Petrus 57,166* Eifer(er) 21, 69, 153, 158, 161-164, Pharao 311* 173, 183*, 192, 394, 400, 401* Pharisäer (s. Rabbinat; Hillel d.Ä.; u. Elia 155, 162, 167-172, 174f, Schammai) 39*, 58f, 83*, 128*, 180f, 187, 316*, 396 173*, 185, 233f, 318, 323*, 327, 366, Entrückung 162, 169f 374,377 der, Fürst" 155,174 Bilderverbot 200* hl. Geist 172*, 173f u. Chasidim 156*,229 Herkunft 161, 164 gemäßigte 149, 210f, 377 Hoherpriester 158, 165-167, 172*, u. Gesetz 148*, 233f, 318 179 Gespaltenheit 87*, 91, 211, 410* Kritik 161, 163f, 172-175, 181, u. Herodes 327f, 330f Hillel-Schammai 87*,91,340* 401*,403 bei Josephus 160, 166f, 172*, 176 u.Jesus 199,234 frühchristI. Kunst 161* Messiashoffnung 297, 328 im 1. Makk. 157, 183 Mission 315* Martyrium 163, 230* Naherwartung 97*,241 bei Philo 160*, 166 u. 4. Philos. Sekte 79f, 83f, 87*, Priester/Prophet 165, 170-173 89ff, 114, 128, 149, 232, 340, 409 als Räuber 166 Schriftauslegung 148, 161, 172ff, Spion 163* 241f Sühnewirkung 155,.162-164, 170, u. Zeloten 22, 91, 114, 173*, 185, 240,254,317, 340f, 377 179,273 ~under 161, 166* Zusammenwirken 128 Pinehas (Hoherpriester) 181* Pharisäismus 240f, 253 R. Pinehas b. Chama A5 170 Pheroras, Frau 328 Pinehas b. Samuel v. Aphtia (HoherPhiabi 216* priester) 224f,389* Philadelphia 350 Polemik 31, 41, 237f, 345*, 346 Philippus (Sohn Herodes d. Gr.) - des Josephus 16, 45f, 149, 188ff, 197* 329* Philipp~s b. Jakim 370 214~225,233,342 polern. Umkehrung 190, 194, 214, Philosophenschulen 82, 83* 223,226,248 4. Philosophensekte (des Judas Galiläus; s.d.) 15, 43, 66, 79-150, 263, . Pollio 325* Pompeius 1, 29, 97*, 104, 116, 197*, 299, 341ff, 393,403f Alleinherrschaft Gottes 80, 83, 87, 202*, 252, 294, 309*, 321*, 323* 90,93-114,148ff götti. Verehrung 104* Tempelentweihung 212, 262 Eifer 20, 22, 62*, 63f, 75, 77 Freiheit 79f, 84, 90, 114ff, 148ff Pomponius 32* Pontius Pilatus (Prokurator, 26-36 (messian.) Führer 88, 108, 299 nChr) 8, 40, 196, 222, 235, 344, 347 Gegner 88f Tempelentweihung 51*, 109, 196, Geschichte 86f Gesetz 83, 90f 213,344 Gewalt 21f, 78, 88, 89* Pontus 351 Poppäa (Frau Neros) 359,362* Königsherrschaft Gottes 95ff, 100, I11ff, 120, 127, 150 Porcius Festus (Prokurator, 60-62 nChr) u. Kyniker 83 48, 266, 352*, 359f, 406 Lehre 75, 84f, 89*, 93f, 127f, 393 Präfekten s. Prokuratoren u. Pharisäer 79f, 83f, 87*, 89ff, 114, Priesteradel (= Sadduzäer = F riedens128, 149,232, 340f, 409 partei) 144, 216ff, 226*, 359f, u. Rom 93, 110, 116, 146 366ff, 371~ 376~ 379, 380*, 407 Eleazar b. Ananias 225, 299ff, 365f u. Schammaiten 341 = Sikarier 76f, 91f, 149, 403f u. Herodianer 360, 368 Zusammenwirken 84f u. Zeloten' 87, 216, 223f, 299f, 358, Pilatus s. Pontius Pilatus 360,368
478
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Priesterdienst 220,225* Priesterschaft, einfache 180,217,219, 359, 366f, 371f, 377 Priestersippen 224 Prokuratoren 15, 27, 31, 216, 235ff, 289, 332*, 336f, 349ff, 363, 369 (s. s.v.:) Coponius 6-9nChr Valerius Gratus 15-26 nChr Pontius Pilatus 26-36 nChr Cuspius Fadus 44-? nChr Tiberius Alexander 45-48 nChr Ventidius Cumanus 48-52 nChr Antonius Felix 52-60 nChr Porcius Festus 60-62 nChr Albinus 62-64 nChr Gessius Floms 64-66 nChr Prophet(en) 235ff, 261s, 279,297,358 31 *, 236ff der ägyptische der endzeitl. 236* falsche 119*, 235ff, 257f, 260f, 30~ 31~ 336*, 345, 35~ 358 Gleichnishandlungen 221,242* Offenbarung 242*, 307* Schriftdeutung 240ff zelotische 123, 227, 235-251 Prosbol 148* Proselyt(en)· 131, 161 * Provinzen 27,141* Ptolemäer 104, 139 Ptolemäus I Lagu 293 Ptolemäus IV Philopator 135, 220* Ptolemais 43*, 282*, 290, 334, 375 Ptolemais v. Askalon 13*,202* Pythagoras 62*,399 Pythagoräer 62*, 83* Qam<;a bar Qam<;a 211*,367 Quadratus s. Ummidius Quadratus Quietus s. Lusius Quietus Quirinius s. P. Sulpicius Quirinius Qumran (s. Essener) 230*,245,256*, 286,387 Ben-Sira-Fragmente 409* Eifer für Gott 183f Frevelpriester 262* Jubiläenbuch. 183,409* Lehrer der Gerechtigkdt 88*, 183f, 241,262 Propheten 261* Rat 261* Textfunde 3,20~ 183*,409* Zerstörung 267 Rab (= Abba Arikha) Al 131f, 205*,296,357* Rabbi (= Jehuda Hanasi) T4 54, 187, 205* Rabbinat (s. Pharisäer) 21f, 33*, 114, 129ff, 139, 166, 187, 200, 206, 229,
271, 273, 309, 314, 316, 346*, 363 u. Zeloten 21f, 127,201,230*,296, 357* Räuber (s. AlIcr-rljC;) 25ff, 80, 144*, 239, 260, 265f, 294s, 319ff, 346f, 350, 353ff, 359, 361, 404, 406 Banden 27ff,39*,88* bei Josephus 68, 76,381*,389~406 Juden als 28f, 39* Motiv 35*, 39 überfallene Steuer beamte 26*, 38*, 142 -krieg 335 -synode zu Ephesus 207 Raschi 173* Razi 268 Recht s. Judentum s.v. Reformationszeit 385* Reich, messian. 11, 277, 293, 296, 314* 318* 4. Rei~h 245*, 250, 253, 308, 312 S.Reimarus 345* Reinheit 1.90-229, 255, 278*, 284* - des Heiligtums 154, 188, 211ff, 288 - des Landes 123, 201ff Religionsfreiheit für Juden 13, 177 (hI.) Rest 145, 153, 249, 252f, 286, 288,317 Römer 245*, 303, 307*, 333, 410 Beschneidung 203,374 -freunde 89, 179, 366, 367*, 371, 378f -haß 117,207,253 u. Josephus 7f, 10ff, 247, 269, 312, 392 Loyalität 110, 133, 134*, 214, 223, 364,367 Machtbereich 361,392 u. jüd. Religion 40*, 111*, 177, 190*, 212ff, 332, 336, 348, 351 Überfälle auf 26*, 38f, 142, 334, 343,353,376 Rom 39tf, 53*, 54, 140*, 304, 308ff, 325,382 Aufstand gegen 129, 254, 299, 358, 364f, 388 - - : Beteiligung v. Christen 231, 307 Bürgerkrieg 139, 311*, 312, 380 Bruch mit - 110f, 132, 244, 254, 288f, 336, 354, 368, 384 Decknamen (Adler, Amalek, Assur, Babel, Bdom, Bsau, Kittim, 4. Reich, SchuJein) 40f, 107*, 108E, 113, 170, 250, 253, 256, 282, 285, 308-310, 311*,313,331 Kampf gegen 244, 288, 291ff, 295, 342*, 343, 348, 353, 358f, 368, 370, 372f, 376, 384, 391, 407, 411
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PERSONEN- UND SACHREGISTER
Kritik an 41, 142, 308* Unabhängigkeit von 125 Vernichtung 112f, 237f, 292f, 310ff Verhältnis - zu Juden l1f, 88f, 336 Rotte Korah 226 Rufin 398* Sabbat 38*, 73*, 131, 254,' 262*, 293ff,338*~340*,367,374
-jahr 138, 139*, 284, 293f, 352* Sabinius 212, 332 Sadduzäer 83*, 85, 87*, 185*, 218, 320,340* . Sagan (s. Eleazar b. Ananias) 365, 367*,370 Salome 137*,329*,331* Salomo 196 Samaria (Sebaste) 106, 153, 325, 326*, 350, 354* Samarien 259 Samaritaner 51*, 184*, 289, 353-355, 391 Tempelentweihung 213,344 Sameas 242*,320,325* Samuel 118*, 268* Sanherib 246f, 282*, 291, 311* Sardinien 27, 34 Saul 268* Schammai (s. Hillel d.Ä.) 206f, 295, 340* Schule - s 205ff, 295, 340f, 366f, 384,410 u. Zeloten 232, 340f Scheidebrief 58f, 206* Schema (s. Stellenregister) 96, 102, 103*,150,232,275 Sch emone Esre s. Stellenregister Mar Schemuel Al 132,.271* R. Schemuel ,b. Nachman A3 313 R. Schimeon b. Gamliel I Tl 217* R. Schimeon b. Jochai T3 40*, 124*,131,196*,201*,205 206*,245, 273* Schimeon/Simon b. Koseba s. Bar Koseba Schimeon b. Lakisch A2 39*, 167, 170 174* 187* 204* 315* R. Schlmeo~ b. 'Schet~ch 191, 320* Schittim 166 Schriftauslegung 148, 161, 171ff, 186, 240-251,318 Schutelach b. Ephraim 129 Sebastes. Samaria Sebastener s. Truppen Sebastos (Hafen v. Caesarea) 106* Sejan 344 4. Sekte s. 4. Philosophensekte Selbstmord 27, 58*, 268ff, 276, 383 Besatzung v. Masada 50, 86, 115, 269f, 388, 408
heroischer- 115*,268,322 Seleukiden 29, 139 Sepphoris 58, 71, 322, 329*, 333f, 337f, 388 Septimius Severus 28*, 30, 34s L. Sergius Catilina 381* Serubbabel 306* Seth,Söhne 282,285* Sextus Caesar (Statthalter Syriens) 319,320* Sexualität 69f, 161, 163f, 174f, 182f, 191ff, 204s, 211, 213, 270, 276, 278, 401* Sichem (Hewiter) 182f Sichem(-iten) 151, 182f Sichnin 191* Sidon 140*,208* Sikarier (s. Zeloten; )..-n 0''t'~C;) 21, 47-54, 75ff, 81, 208*, 238, 263, 272, 289*, 323*, 368, 370, 372, 380, 382, 390, 393, 394*, 396*, 401, 402*, 408 Flucht nach Ägypten 50, 94, 117f, 149,266,383,388,393~408
-
in Ägypten
50, 87, 88*, 111,
117~266,272,383*,389*
Alleinherrschaft Gottes 50, 93f, 149, 250f, 267, 271, 275*, 296, 316f, 383f, 393f Bilderverbot 195ff Cyrenaica 239,408f Entführung des Schreibers 89*, 360f,406 erste Erwähnung 404 Fanatismus 60,88*, 117, 144f, 223, 358 = Galiläer 267 v. Judas Galiläus gegründet 50, 77, 380,394* Martyrien 60f, 86f, 94, 111, 149, 267,272,275 Masada (s.d.) 45*, 50, 76, 261*, 272,289,372,380,382~390
u. Menahem 4, 18, 50, 76f, 370, 398,408 Mord 48, 88s, 375f, 404-406 = 4. Philos. Sekte 76f, 91f, 149,404 u. Qumran/Essener 409 "Schlächter" 238 Selbstmord 50, 270,372, 408 Terror 406f Verwilderung 358f Vorräte, Anzünden 51, 69, 374, 401,402* u. Zeloten 51f, 69, 75f, 223, 357f, 390,395,398,401 Silva s. L. Flavius Silva R. Simeon II b. Gamliel II T3 124* Simeon (Jakobssohn) 182, 183* R. Slmeon b. Jochai s. R. Schirneon b. Jochai
480
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Simeon b. Kathla 356* Simon Barjona 57, 344* Simon b. Boethos 326* Simon der Eiferer 72f, 344, 400 Simon (Essener) 242* Simon b. Gamaliel (Enkel/Urenkel Hillels) 377,378*,381 Simon der Gerechte (Hoherpriester) 101 * 110* Simon bar Giora 43*, 51*, 64f, 124*, 259, 295, 298*, 303f, 343, 371 *, 376, 380-383,390,408*,410 messian. Anspruch 181, 303f, 306f, 371,382 _Kampfgruppe 45*, 65*, 303, 382, 390,409* 11ünzen 122,298*,303 Name 305*, 382 Simon (Enkel des Hiskia) 265, 338, 352f,356 . Simon b. Jair/Ari 338,381* Simon b. Kaatha (Anführer der Idumäer) 116 Simon (11akkabäer; Hoherpriester) 118*,121,157*,192* R. Simon b. Pazzi A3 172* Simon der Peräer (Kronprätendent) 298,303,334 Simon Petrus 57 Simri 161f, 174 Sisera 311* Sklaven/Sklaverei 45*, 79, 117, 118*, 122~ 12~ 136, 13~ 314*, 32~ 32~ 334~336*,342,352,382
-aufstände 34* Sossius 227*,252,263,294 Sozialordnung s. Verhältnisse, soz. u. wirtsch. Spanien 27, 28* Spartakus (s. Sklavenaufstände) 34* Spartaner 198* Sprache Griechisch 205f, 208f, 211, 325 Hebräisch 209f Stämme Israels Dan 161 Juda 161 Levi 153, 161, 183 Simeon 161,163,173*,189 Stephanus (christl. 11ärtyrer) 256*, 274 Stern 245f, 311 * Steuern (s. Census) 34, 38*, 94, 132145,337, 341, 348, 363f Sthenidas 63* Stoiker 83* Strabo 13,163,294*,323* Stratonsturm s. Caesarea Sühne 155, 158, 162ff, 170, 179f, 193, 268*,273,290,302,304* Sueton 243, 244s, 246, 391
Sulla 32,48,404* P. Sulpicius Quirinius (= Cyrenius, Statthalter Syriens) 50, 77, 79, 81, 86, 117, 132, 143, 149, 216, 337, 388 Sylläus 193* Symeon b. Klopas 307* Synagoge 71,112,127,200* Synhedrium 10*, 53*, 70, 161ff, 179, 242*, 291*, 292, 3204 324, 358 Syrer 8,375* Syrien 28-30, 39, 139, 140*, 315*, 319, 336f, 374f, 395 Dea Syria 336* Judenpogrome 374f Abba Tachina der Chasid 356* Taktik 42s, 44f, 48f, 52, 76, 259f, 343,3574 361 ,408 Tamidopfer 224*, 227, 248 R. Tanchuma b. Abba A5 170 Taurus 34 Taxo 256,272,322* Techina b. Perischa 354*,356 Tempel (heidnisch) 325,328 Tempel (Jerusalem) 65, .109, 123, 188ff, 210, 212*, 217, 219, 223, 228, 235,251,294,332,360,390 Ablehnung 215s Adlerfigur 107,196,212 - - , Zerstörung 169,188,197,221, 264, 328f, 339 Akra 214 Allerheiligste 312* Burg Antonia 109, 197*, 213f, 221ff,326*,349*,351,364~369,406
- - , Eroberung 62*, 197, 226f, 248*,301*,369 Bedrohung 211ff,333* -berg 65,332,380ff -brand l1f, 212, 215, 227, 249, 333,364,383 Caligula-Bild 110,391 -entweihung 109f, 155, 188ff, 212f, 214*, 215, 261, 264, 328~ 331*, 332-334,344,351*,359,372 Eroberung 249, 262, 269, 291, 294 unterird. Gang 65,303 Hallen 212ff, 215*, 235, 333, 364f Heiligtum 193, 211, 252ff, 257, 260f, 335, 351 * Heilsweissagung 391* Kämpfe 228, 406 Kaiserkult 106, 109,222 siebenarmiger Leuchter 195* Messias, Offenbarung 229*, 248* Mord 50, 87, 261*, 289, 299f, 301*, 302, 331*, 371f u. Nicht juden 210,219 Opfer 111, 210ff, 217, 365 Ophel 372
PERSONEN- UND SACHREGISTER
-platz 303, 357 -reinigung 185, 199*, 212, 219ff, 346,407 -sänger 360 -schatz 51*, 122, 143, 213, 224*, 332f, 363 - - , Raub 211*, 212f, 333, 363, 369 . -steuer 134* Verteidigung 271,339*,410 Vorhof 249, 332 u. Zeloten 122, 188ff, 223ff, 408 Zerstörung 80, 130, 215*, 226f, 247ff, 260f, 30lf, 367 Tetragramm s. GottlJahwe S.v. Teufel s. Antichrist Theokratie s. Judentum s.v. Thessalien 27 Thessalonich 185* Theudas (Galiläer) 59*, 81, 86*, 235f, 238f, 299, 352 Konkurrent J esu 236* J osua redivivus 236* Mose redivivus 236 kein Zelot 238 Tholomäus (Räuber) 43*, 86*, 350 Thrasyll 62* Thrazien 315* Thronbesteigungspsalmen 95* Tiberias 19, 197, 200*, 292, 295*, 349,367* Judenmorde 203 Tiberius 27f,133*, 188* Tiberius Alexander (Apostat; Prokurator, 45-48 nChr) 15*, 86, 211*, 265,338,352f Tilliboras (Räuber) 35* Timna 40* Titus 8, 9*, 10-12, 50, 54*, 65, 116, 118*, 124*, 130, 189, 208, 215, 220*, 226, 228, 244*, 247, 249, 260, 291, 303, 312, 380, 389 commentarii 244* -bogen 196* Tod (s. Martyrium) 117, 264, 266, 312,315,322 Todesstrafe 33, 173*,232, 326 Tora (s. Gesetz) 59, 71, 113, 126f, 131,204,230,317 -rolle, Verbrennung 351* -verschärfung 192*, 231ff Totes Meer 260 Trachonitis 29,30*,42,368 Trajan 275*, 305, 307*, 375*, 395* Truppen - Agrippas II 333*,368370, 372, 406 Augustiani 351 *, 354 Auxiliarkohorte 27,213*, 350f Decumani 351*,354 - der Essener 283f
481
feind!. Heer vor ] erusalem 282, 312 - des Herodes 284,326*, 333f, 351 Idumäer 30 jüdische- 292,293*,294,370,372 10.Legion 267*,351*,354 12. Legion 371*,375 - des Menahem 370,372 (samaritan.) Miliz 31 Prätorianer 34*,56 der Prokuratoren 237, 254, 289f, 332ff, 350f, 358, 363f, 368, 375 Reiterei 30, 332, 334, 350f, 354, 363,368 römische 15, 27, 40*, 228, 259, 283s, 289f, 294, 310, 332f, 335, 347, 358, 363ff, 368, 370, 375f, 406 - des Sanherib 246 Sebastener 334,351,354 - des Simon b. Giora 45*, 303 syrische 37 5f Tempelwache 31, 220*, 221, 354*, 367 Tempelpolizei 220*,237* - der Zeloten 333f, 379ff Tyrus 123*,370,381 Üoerläufer 203, 226s, 229 Ummidius Quadratus (Statthalter Syriens) 354,360* Unzucht s. Sexualität Urchristentum (s. Martyrium; Verfolgung) 17, 60, 92*, 145*, 205, 253, 306~ 317\ 34~ 352\ 387 Eifer 184f, 229ff Ethik 386 Herrnverwandte 338 Hungersnot 352* Leidenstheologie 251*,273 Liebesgebot 318, 386 Naherwartung 97*, 241f, 316 Flucht nach Pella 242*, 307 Schriftauslegung 241 u. röm. Staat 307, 385f u. Zeloten 185, 231, 306f, 385f Urim und Tummim s. Orakel Urzeit 198* Valerius Gratus (Prokurator, 15-26 nChr) 109* Varus (Statthalter Syriens) 133*,282*, 332-334,335*,364,370* Ventidius Cumanus (Prokurator, 48-52 nChr) 8, 31, 213, 289, 352*, 353355,364,391 Verfolgung v. Christen 31*, 60, 306, 307* v. Juden 305f, 310, 374f Verhältnisse, soziale u. wirtschaftliche (s. Besitzverzicht) 45f, 52ff, 136ff,
482
PERSONEN- UND SACHREGISTER
216f, 219, 224*, 255, 317f, 329f, 335, 341, 358f, 363, 368f, 382, 394f (Grund-) Besitz 136ff, 314*, 318, 329ff, 337, 341, 369 Großgrundbesitz 29, 34, 341, 342* Konfiskation 53*,54, 137,259,329 Reichtum 144, 217f, 329, 343, 374 Pächter 140, 330, 341 Vespasian 7f, 10-12, 16*, 23, 54*, 55, 100*,240, 241s, 243,244*, 246*, 270, 282*, 291, 303, 305f, 333*, 370*, 375,402* commentarii 244* Vibius Marsus (Statthalter Syriens) 349 M. Vipsanius Agrippa 328, 329* Vitellius (Statthalter Syriens) 109, 141*,196,213,351 Volkszählung 134ff, 337, 363 ~adi~lurabbaat 259* ~affen 32,278*,293-296 ~eissagung 241, 242*,
243ff, 251, 306, 312, 391s Weltbrand (s. Eschatologie) 73* Weltherrscher 108*, 243ff, 312 Wüste (s. Exodus) 37, 38*, 255ff, 288~292ff,311*,344,352
Nahrung 255ff, 311 * typologisch 119, 258f, 284, 288, 291f Zug in die 119, 226*, 236ff, 255ff, 318, 405 Zacharias b. AmphikaHei (Priester; Zelotenführer) 64*, 367f, 381 *, 397 Zacharias b. Baris 179 Zadduk s. Judas Galiläus s.v. R. Zadok (Schammait) 242*, 340* Zambris 160 Zauberei 166,191 "Zeichen der Erlösung" 228f, 235f, 248 R. Zeira A3 339 Zeit Gegenwartsdeutung 251ff s. Heilszeit messian. -verkürzung 254,273 Zekharja b. Abqulos 367 Zeloten/Eiferer (s. ~'ijAro't'1)t;) 19ff, 46, 55f, 61-76, 93, 159, 346, 361, 390, 396f, 401 Alleinherrschaft Gottes 73, 102f, 177, 232f, 250, 253, 275, 296, 312ff, 383 Anfang 58, 164f, 171, 176ff, 321f, 330 Auferstehungshoffnung 180*, 276, 315 Bilderfeindschaft 73, 195ff, 201, 232 u. (Ur-)Christentum 230f, 306f, 385f
, Danielbuch 244ff, 251 Eifer 23, 77f, 171, 188ff, 231, 318, 383 Eschatologie (s.d.) 178, 253ff, 310ff, 392 u. Essener 23, 51*, 59*, 282, 284*, 287 Fanatismus 149, 177f, 210 Fastenrolle aus ihren Kreisen 208 Freiheit(-sideal) 45f, 71, 79ff, 114ff, 126f, 232, 239, 271, 336 u. Gesetz 178*, 188f, 204, 231ff, 399f Gottesherrschaft 96, 113, 310ff Eingreifen Gottes 227ff Gruppen: Goeten 239; Sikarier (u. Anhänger des Menahem) 67*,180*, 223, 357f, 380; 398, 408; Anhänger des Zacharias b. Amphikallei u. Eleazar b. Simon = radikale, priester!. Kreise 64f, 181,367,376, 379ff, 397; Eleazar b. Ananias 225, 299ff, 365f u. Jesus 185f, 199, 231ff, 266*, 275*, 276, 314f, 344ff, 385f Josephus, Charakterisierung 46f, 68, 75f, 160, 188ff, 194 Josephus, Vorwürfe 16, 45f, 149, 188ff, 214f, 225, 233, 342 Isolierung, wirtschaftliche 198 vor Jüd. Krieg 77,89 Lynchjustiz 48, 70, 88, 178ff, 191f, 195,201, 219f, 221*, 231, 358*, 402f Kampf (gegen Rom) 116, 227f, 233, 288ff, 348, 353f, 358f, 365ff hl. Krieg 287ff u. Makkabäer 160, 176ff, 316 Martyrium 180, 227ff, 263ff, 315, 318, 393f Messias(-erwartung) 16*, 181*, 231*,245*,246, 296ff, 392 Mission 315 Mord 117*, 178~ 189, 226, 232, 347, 357f, 360* Münzen 198 eigene 200 Namengebung 164f, 176ff, 190 Ehrenname 68, 77, 92, 151, 164, 175, 178,342~399,401 u. Pharisäer 22, 91, 114, 178ff, 240, 254, 317, 340f, 377, 400ff Verhältnis zur 4. Philos. Sekte 91ff, 403f, 411 * u. Pinehas 175ff, 400, 401*, 403, 408 u. Priester(-adel/Oberschicht) 46, 224,251,261,358,360 Propheten 123,227,235-251 hl. Rest 145 Sabbat 294f u. Schammaiten 211,232
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Schriftauslegung 186, 244, 250f, 401 = Sikarier 51f, 69, 75ff, 223, 357f, 395,408 soziale Vorstellungen 138f, 143, . 368f,385 Spaltung 46, 65, 67, 180*, 301, 371ff, 377f, 383 u. Tempel 122, 188ff, 223ff, 408* Unvereinbarkeit mit Fremdherrschaft 214 u. jüd. Volk 144, 220f, 271, 288f, 356,359,364,370,397 erstes Vorkommen 66f, 92, 344, 395,398 Vorräte, Verbrennen 51, 69, 374, 401,402*
483
~ahnsinn .16,61,80,225,251*,266 Wüste 119, 226*, 236, 259ff, 318 Zwangs beschneidung 73, 201ff Zelotenhypothese 3*, 20* Zelotismus 86*,231,233,295 R. Zera 56* . Zeus 107* -Olympios 212 Zinsgroschenfrage s. Jesus v. Nazareth s. v. Zion 121ff, 229, 303, 310, 313 Freiheit Zions 131, 224 Zoll (-pächter) 37, 39, 40*,139*, 140f, 144, 385* Zusammenwirken (s. Gottesherrschaft, Herbeidrängen) 79, 84f, 127ff, 145, 150, 233, 250, 254, 287f, 314, 316f
BEGRIFFSREGISTER GRIECHISCHE BEGRIFFE l8Lcx cxi:pe:
63, 400, 401 * 6e:oc; ~'1JAW't"~C; (ot) 'Iou8cxLoL 43f, 64, 390* XCXLcrcXpe:LOC; 53* xcucrcxpLXLOV 53 x1jvcroc; 141 xocrflO7tAcXcr't"'1JC; 69* 93, 98f, 394 XUPLOC; AcxoypcxcpLcx 135f A"(JcrnLcx 26 25, 29-33, 36, 38, 41-49, AYlcr~C;/ -cxl. 51f, 55, 76, 321, 323, 345-347, 389, 392* AY1cr't"07tLcxcrTcxl. 26 25, 115, 239 AYlcrTPLXOI. 62,92 flcx611~C;, -cxl. 16*, 60, 80* flcxvl.cx 261 flcxP't"uC; 101, 381 fL6vcxpx oC;/fLovcxPX la ve:o't"e:pl~ov (Te:e;) 43* 53*, 157* \/6flOe; 189, 225 7tCXPCXVOflLcx 383* 7tOAI.-re:uflcx 106 I:e:ßcxcr't"6e; TOÜ 6e:oü I:e:ßcxaToü 105* 48*,404*
83, 85 184 16*, 80* (157*), 189 16, 156, 157* ci7wypcxcp~ 133, 136 ci7t6vOLCX 16*, 61, 80, 225, 266 ci7to't" I.flll crLC; 133 160 cipe:'t"~ cXp7tcX~e:LV 345 25, 36, 39* &P7tCX~ 35*, 42, 43*, 338 ciPXL).Y1cr't"~c; ßacrLAe:üc; 98, 99*, 102*, 394 345 ßLcX~e:cr6cxL ßLCXcrTcxl. 345* ye:poucrLcx 321 115, 191, 235f, 239 y6'1Jc;/y 611nc; 80, 93, 98f, 111 8e:cr7t6TIJC; 136 8LcX6e:
HEBRÄISCHE BEGRIFFE C"l''':lN "l.,tlO'lN
mnN
342* 351* 138
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"l'N 'l"N i1''':li1 llrN
(XUpLOC;/ 3e:a7t6TIJC;) 98f 349*
485
BEGRIFFSREGISTER
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63, 151*, 187, 400, 401 * 37*
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s. Eleazar, der Priester 300*
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aerarium Saturni ager publicus agrimensura Augustus census crimen maiestatis deportatio Divi filius factio fiscus Caesaris grassator hostis imitatio Dei
(&.PZ LA1l cr TIj<;)
35*, 38* 298* 55-57 122* 122, 124* 36 25*, 36 (8"t)[.LocrLwVCXL) 143 351* 225* 313 112, 120-122, 124*, 125-127 77*, 339, 401. 403 118*, 120* 121*. 125-127 s.o. mi(~)n 120* 124 124, 126 58* 162 35*, 166 (AYlcrT~<;, latro) 25*. 35-37, 40*, 41f,76 204 58f 95* 98
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(N) lNlP NlNlp N1lp il10P OOp 11:Ji 01'1]}
71, 100* 112, 309* 96f.98* 112, 309* 51 *, 54 99 (s. 100*) 210 155 283* 277*, 283* 298* 138 119 281 ( crLx.ckpLO<;,
sicarius) 51f, 53*, 302*, 405, 409 52-54 261* 342* 302 278* 187* 151 71 51*. 52, 68, 70-72. 77, 164, 166, 187*, 4QOf, 403 72. 400, 403 72 151 69, 220 (69), 191 99 171*
LATEINISCHE BEGRIFFE 25s, 31f, (33), 48, 389* latro 137 33 famosi latrones 137 26, 32, 33* 136* latrocinium 109* 106 lituus 56 praetoriani 141* 25* rapax 33 33 seditio 33 105 . si ca 47, 48* 47f. 52, 77, 238. 404*,405 sicarius 32 109* simpulum 137 140 tributum capitis 26*. 32 140 tributum soli 32, 389* 63
3°·
AUYORENREGISYER Abel, F. M. 104, 290, 337 350 355 363 ' , , Abrahams, 1. 123,221,240 Anderson, J. G. C. 376 Appleb.aum, S. 339,341,388 Aptowttzer, V. 100, 162, 165, 168, 170s, 174s Avi-Yonah, M. 41,54,1778 A vi-Y onah, M. - A vigad, N. U8W 365 Bacher, W. 31, 39, 71, 113, 130, 166, 171, 339, 366 Baillet, M. 112, 187 Bammel, E. 158, 217, 240, 342, 388 Bardtke, H. 280 Baron, S. 55, 83, 1358, 140, 202, 361 Baudis8in, W. W. Graf 99 Bauer, W. 17,74,198 Bauernfeind, O. 82, 277, 280, 283 Baumbach, G. 48, 114, 3958 398, 405 409° ' Baum~tark, A. 195,197 Ben-David, A. 123,395 Bengt50n, H. 105 Bentwich, N. 10, 15, 110, 246, 322 Bentzen, A. 104, 107, 1588, 248, 254 Betz, H. D. 63 Betz, O. 47,280,345,404 Bickerman(n), E. 178, 18°, 107, 156, 165,215,219,220° Bieder, S. 241 Bietenhard, H. 2088,3658,360 Billerbeck, P. 168°, 171°, 244°, 248 308 ' B1~ck, M. 60, 74, 388, 394, 396 Bltnzler, J. 34, 37, 265, 303, 3458, 348,354,403 Borg, M. 400, 402 Bornkamm, G. 199,222,347 Bou58et, W. 249, 310s Bou5set, W. - Gre58mann, H. 20, 60, 83, 96, 985, 138, 147, 191, 205, 214, 216, 218, 230, 240, 251, 262, 3105, 3145,3178,371 : Bower8ock, G. W. 395 Brandon, S. G. F. 17,61, 72, 86,231, 290,307,342,344/346,400 Braumann, G. 345 Braun, H. 120, 186, 231, 233s, 241 Braunert, H. 132/134, 1368, 140, 255, 337 Bretschneider, K. G. 246 Broughton, T. R. S. 351 Bmn8, J. E. 306
Buchanan, G. W. 30,42 Büchler, A. 51,356 Bultmann, R. 124, 185, Burchard, C. 405 Bureth, P. 103 Burkitt, F. C. 72 Burr, V. 352 Burrows, M. 3, 284
345,
347
Charle5worth, M. P. 30, 110, 349s Clermont-Ganneau, C. 2198 Cohen, B. 403 Colpe, C. 161,172,394 Corbishley, Th. 132 Corbo, V. 374 Corssen, P. 244 Creed, J. M. 17s Cullmann, O. 17,49, 57, 61, 342, 345 Cumont, F. 107 Dalman, G. 19, 51, 58, 72, 99, 170, 221s, 238, 257, 281, 301, 3045, 337. 345,357,375 Danby, H. 69 Daney, J. C. 1575 Deissmann, A. 105, 133, 164 Delbrück, R. 303 Delling, G. 102, 191 Derenbourg, J. 1°, 13, 51, 59, 71, 110, 129, 192s, 205, 2075, 216, 225, 320, 323, 331, 333, 3395, 349s, 352, 356,366s, 374,377,382 Dessau, H. 103, 1055, 110, 133, 137, 139/141, 215, 324, 329, 332, 376 Dibelius, M. 2, 18, 82°, 110,245,345° Dornseiff, F. 245 Drexler, H. 9s, 16, 66, 90, 362, 364, 366, 370s, 375 Driver, G. R. 3,69,405 Dubnow, S. 2, 146 Dyson, S. L. 395 Eck, W. 388 Edersheim, A. 205, 210, 326, 331, 340,366 Eichrodt, W.· 95,98,151 Eisler, R. 2°, 7, 10, 14s, 17f, 32, 55°, 57°, 61, 74, 97, 107, 109, 119, 124, 128, 181,198s,213,221,226,235/238, 244/246, 256°, 2975, 301, 322, 324, 328,3365,339,342,345 Eißfeldt, O. 195, 102, 104, 165, 2785, 308,328
AUTORENREGISTER
487
Hamilton, N. Q. 221 Harnack, A. v. 60 Harris, R. 344 Heichelheim, F. M. 132, 137, 329, 341 Farmer, W. R. 2°, 3, 19, 83s, 90, 118, Heinemann, J. 100 155°, 160, 176/178, 203, 212, 214, Heinen, H. 103, 105s 226, 230, 246°, 260, 268, 279, 298, Heitmann, A. 63 321,346 Helm, R. 10 Hengel, M. 104, 139, 156, 158, 191s, Fascher, E. 242 198, 209, 212, 221, 241s, 274, 276, Feist, S. 53 284, 313, 318, 329, 344, 385s, 395 Finkelstein, L. I. 59, 173, 215, 224, 293,340,361,402 " Hempel, J. 241, 244 Herford, T. R. 71 FischeI, H. A. 262, 264, 273/275 Flusser, D. 256 Herr, M. D. 296 Foakes Jackson, F. J. 337, 343, 409 Herrmann, P. 327 Foakes Jackson, F. J. Lake, K. Herz, D. J. 330,342 Herzog-Hauser, G. 103 2,49, 66~ 72~ 77, 86, 237, 296, 337, 343, 351/353, 395(°), 399°, 401°,408 Hilgenfeld, A. 60, 74 Foerster, W. 99,103,237,240 Hirsch, E. G. 58 Frank, T. 137 Hirschfeld, O~ 26s, 31, 35 Frankfort, Th. 10 Hitzig, H. 34 Hölscher, G. 8/10, 13s, 83, 91, 331, Frey, J. B. 71, 195 Friedländer, L. 26,28,34,40 337 Friedlander, G. 402 Hoehner, H. W. 334 Hoenig, S. B. 205, 388 Fuchs, H. 18,41,308 Hoennicke, G. 60 GaU, A. v. 297s, 317, 345 HoU, K. 274 Holtzmann, O. 72, 83, 90, 214, 337 Galling, K. 365 Horovitz, H. S. 161s Gaster, Tb. 184 Geiger, A. 59°,69,71°,297, 30tf, 340 Humbert, G. 26 Gelzer, M. 10,379 Hunzinger, C. H. 287 Georgi, D. 237,239 J W. 17s, 57 Ginsburg, M. S. 137, 140, 324, 349 Jack, Jackson, B. S. 389 Ginzberg L. 165,394 Jackson, F. J . Foakes, s. Foakes Jackson, Glatzer, N. N. 22,306 F.]. Goguel, M. 17 James, M. R. 169 Goldin, J. 402 Jensen, E. E. 346 Goldschmid, L. 134,138, 140s Jeremias, G. 262 Gomperz, Th. 63,398 Jeremias, J. 119, 138, 162, 168s, 171, Goodenough, E. R. 107s, 195, 197, 179, 236, 258, 301, 304, 352, 361, 200 ]emsa/em: 135, 140, 215/217, 221, Goppelt, L. 253 225, 281, 301, 305s, 324, 326, 329s, Gl'aetz, H. 1°, 53, 59°, 108, 110, 129, 337s, 342, 345, 349, 352, 359/361, 135, 138, 143, 176, 192, 205°, 206, 36~ 367~ 371, 377,382 207f, 210°, 295°, 300s, 321, 331, 333, 337,340°,348/352,354/356,360,363, Instinsky, H. U. 133 Johns, A. F. 296 366,367°,374,410 Jones, A. H. M. 108 Gress~ann, H. 297, 30tf, 305 Jonge, de M. 388,392 Grundmann, W. 99 Jost,J.M. 176° Günther, E. 261 Istrin, V. 17s Guignebert, C. 2, 86, 91 Juster, J. 30/32, 34, 70, 7tf, 75, 103, Gulak, A. 53 105s, 136, 195,200,210,327,336,375 Guttmann, H." 124, 245 Gutmann, J. 195 Kadman, L. 21, 121,411 Kanael, B. 121s, 303, 411 Haas, N. 265 Karpp, H. 60 "Haenchen, E. 49, 81, 185, 237, 349, Katz, B. 284 352, 354s Kennard, J. S. 337s Hänel, J. 152 Kindler, A 109 Hahn, I. 244,392,405 Kingdon, H. P. 396,398 Elbogen,1. 53, 54°, 96, 100,102, 112s, 273 Eltester, W. 196
488
AUTORENREGISTER
Kittel, G. 119, 192, 195, 209, 257s, 260°,382 Klassen, W. 386 Klausner, J. Hist.: 2s, 52, 59, 61, 70, 86, 89, 93, 129, 135, 179, 194, 206/ 208, 210, 225, 300, 302, 320/322, 337, 339, 342, 350, 353, 356, 360, 367,369, 374s, 377 JvN: 2, 54, 72, 91, 136, 141, 147, 166, 217, 221s, 320, 322, 324, 328, 337,339,342,345 !dea: 20, 155, 169, 251, 253, 296s, 304s, 315 Klein, S. 53, 54°, 320, 337, 375 Kleinfeller 47 Klostermann, E. 49, 72, 110, 199, 221,254 Köhler, L. 95,98, 151 Kohler, K. 1°, 42, 59, 70s, 73/75, 93, 103, 112, 129, 164, 176°, 182, 192, 195, 200, 205, 220, 322, 339s, 356, 367 Kornemann, E. 103/106 Kraeling, C. H. 109,351 Krauß, S. 35, 53, 55s, 69s, 168, 171, 192,195,220,231,402° Mon.-Tal.: s. Stellenregister VIII./10 Kreissig, H. 46, 342, 388, 391 0, 392, 395,400 Krenkel, M. 82 Kubitschek, W. 133 Küchler, F. 151 Kuhn, K. G. 96, 155, 161/163, 165s, 178,281,284,315 Lagrange, M. J. 77,83, 108, 147,296, 337 Lake, K. s. Foakes Jackson, F. J./ Lake, K. Lampe, G. W. H. 51 Laqueur, R. 7, 10°, 12s, 14°, 17, 321 Lauterbach, J. Z. 19,366 Leisegang, H. 99 Leivestad, R. 240 Leon, H. J. 71 Levy, H. 17s Lichtenstein, H. 19, 143, 224, 366 Lieberman, S. 59, 209, 302, 409°, 410 Lietzmann, H. 123,274,307 Lightley, J. W. 1,20,82,89, 110, 344 Lindner, H. 365,388,392 Lisowsky, G. 59 Lohmeyer, E. 89, 221, 237, 249, 258, 348 Luther, H. 19 I\1acMullen, R. 26, 389 Magie, D. 103, 105 Maier, P. L. 109 Mansoor, M. 280
Marmorstein, A. 98/100 Medico, H. E. del 3 Mendner, S. 221s Mescerskij, N. A. 18 Meshorer, Y. 411 Meyer, E. 60, 83, 337, 342, 346, 352, 355,359 Meyer, R. 91,203,236,238/242, 244s, 297,301,357,366,410 Michel, O. 182, 240s, 244, 262, 265, 345,347,382,395 Michel, O. - Bauernfeind, O. 389s, 393°, 394, 396, 398, 408 Milik, J. T. 60, 85, 148, 158, 198, 259,267,279, 281s, 284/287 Momigliano, A. 107, 325, 330, 355 Mommsen, Th. 25s, 29, 31/34, 37, 48, 51, 70, 89, 137, 198f, 259, 265, 290,326,336,376 Moore, G. F. 21, 96, 100, 130s, 147s, 161s, 193, 195, 205, 210,216, 240, 273, 281, 293, 304, 308s, 340 Morin, J. A. 66, 73, 86, 160, 184, 399s Mosbech, H. 325 Mowinkel, S. 322 Müller, N. - Bees, N. 71 Nauck, W.
251,253
Nedava, J. 55s Neusner, J. 387,402 Niese, B. 7,14 Nildprowetzky, V. 78, 269, 372, 388 Nilsson, M. P. 103/105, 191 Nock, A. D. 103,105s Norden, E. 14°,24,244° Nordström, C. O. 161 Noth, M. 93, 158s, 246, 260 Oder 107 Oelgarte, Th. 290 Oesterley, W. O. E. 82, 93, 331, 337, 355 Opelt,1. 26,47,389,404 Osten-Sacken, P. v.d. 279,284 Otto, W. 13,106,107°,137, 140s, 321, 324/330 Pa Im, J. 308 Peterson, E. 99, 101 Pfaff 32 Pfeiffer, R. H. 86, 337 Posnanski, A. 246 Preisker, H. 2, 146 Quell, G. 98 Rad, G. v. 95, 138, 151s, 277s Rahmani, L. Y. 29,196,404 Rasp, H. 83, 128 Reicke, Ba 2, 86, 185, 263
AUTORENREGISTER
Reiling, J. 235 Reinach, S. 17 Rengstorf, K. H. 36f, 46, 99, 132, 291,321,346 Ricciotti, G. 74, 83, 91, 215, 304, 313, 321,337 Rießler, P. 20 Rigg, jr. H. A. 348 Romanoff, P. 121,246,346 Rosenthal, F. 53 Rost, L. 284, 286 ° Rostovtzeff, M. 29,34, 139s, 142, 144, 341 Roth, C. 3, 100, 121, 195s, 1,98°, 201 0, 284, 301, 302°, 306, 368, 398 Rowley, H. H. 3,328 Rüger, H. P. 72,400 Safrai, S. 54 Salomonsen, R 402°, 403 Schalit, A. 106/108, 132s, 137, 140s, 181, 320, 3~4, 326s, 329s, 350, 382 Schechter, S. 96, 126, 175, 308s, 314 Scheidweiler , F. 17, 344s Schlatter, A. 2°, 77, 100, 128, 132, 141, 148, 199s, 227, 244, 266°, 276°, 298, 302, 307, 329, 338s, 341, 345/347,350,353,358,374 G.I.: 2°, 8, 10, 59, 61, 88s, 96, 120, 189, 203, 218, 225, 248, 250°, 266°, 300, 302, 310°, 320, 323, 328, 331, 337s, 340/342, 349, 352, 357, 362, 367,379 Schlier, H. 118, 120, 184,251 Schmidt, W. H. 95 Schneider, Th. 107 Schoeps,H. J. 158,166,230 Schubert, K. 388, 409 Schürer, E. 17 Schürer, E. (Vermes/Millar) 132, 136, 138, 140s, 202, 215, 300, 305, 315, 319, 323, 330, 333, 337, 348s, 351, 353, 355, 362, 389 Schulthess, F. 49 Schwab, M. 173 Schwally, F. 277/279 Schweitzer, A. 345 Bertram, G. 190 Seesemann, H. Sherwin-White, A. N. 219s Sieffert 83 Sjöberg, E. 240, 242 Smallwood, E. M. 348,391 Smith, M. 66, 74, 77, 396°, 398f, 400,401°,402,409f Spero, S. 388 Spiro, A. 169, 172, 174s Staerk, W. 112, 125s, 273 Stauffer, E. 132, 136, 145, 199, 221, 271/273, 275, 298, 315, 346 jerf.tJ. 11. Rom: 71, 103, 105s, 109,
489
114,192,195,265,270,298,340,344° Steinleitner, F. X. 132 Stern, M. 24, 337, 382, 397, 402, 404,407,409/411 Stevenson, G. H. 133, 137, 140 Stolz, F. 277 Strack, H. L. 21,40, 161, 166 Strathmann, H. 261s, 274° Strobel, A. 130s, 299, 342° Stumpff, A. 2, 61, 72, 151, 185, 187 Syme, R. 24 Szyszman, S. 18 Taeger, F. 103 Taylor, L. R. 132 Tcherikover, V. A. 135,203,361,389 Thackeray, H. St. J. 7/9, 12/14, 17, 44, 81, 99, 115, 269, 290, 381 Thoma, C. 230 Till, R. 47,404 Toombs, L. E. 74 Tromce, E. 221 Vauxde R. 3 Vincent, P. L. H. 329 Volkmann, H. 271,344 Volz, P. 96, 119, 130, 236, 251/253, 255, 258, 272, 275, 279/283, 297, 308s, 311, 314s Wacholder, B. Z. 8 Weber, W. 7, 9°, 10/12, 16, BB, 215, 241, 243s, 247, 375 Wegenast, K. 392 Weiler, J. 215 Weippert, M. 277 Weller, H. 32 Wellhausen, J. 85, 111, 128, 134, 156, 179, 193, 249°, 257, 269, 296, 321, 324,32B, 337s Wendt, H. H. 82 Wernberg-M011er, P. 184, 283, 318 Wertheimer, S. A. 170 Wieder, N. 172,236 Willrich, H. . 330, 362 Windfuhr, W. 17 Windisch, H. 17, 243, 279. 345, 392 Winter, P. 110 Wood, H. G. 61,346 . Woude, A. S. v. d. 14B, 155, 158, 168°, 171, 236, 241, 256, 262, 281s, 2B5,2B7,310 Wright, G. E. 219,325 Yadin, Y. 91, 121, 19B, 259, 2B3/287, 372,409 Zeitlin, S. 17/19,52, 61, 66, 74,119, 225,239,296,366,379 Ziegler, 1. 38s Zobel, M. 131s, 170s, 298, 300/302