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-rijc; 'PwfLllC; EUlXyyeALcx ~XE xcxt 1tpeaßELC; EX 1tcXalJC; -rijc; t8LcxC; otxoutdv"lc; auvllMfLEVOL. Wiederum wird hier EUCXyytALOV nicht als term. techno für Kaiserproklamation gebraucht, sondern, neutraler I, im Sinne einer aus Rom eintreffenden Siegesbotschaft. Ehe wir den sich bei Josephus ergebenden Beflll1d zusammenfassen, ist noch auf den Plural EucxyyeALcx hinzuweisen: Für hellenistische Sprachgewohnheit ist die Anwendung des Plurals fast ebenso charakteristisch wie für das Neue Testament der Gebrauch des Singulars, so daß sich hieraus bereits der Abstand zwischen der Redeweise des Josephus lll1d der des Paulus sowie der neutestamentlichen Tradition ergibt, welche jenen Plural nie anwendet! Sind diese hellenistischen Belege für jüdische Ohren verstehbar gewesen? In der Tat! Den Juden fehlt ja nicht einmal die Verwendllllg der Wurzel "V7~ für Kaiserproklama.tion l . Von m."V7~ im Plural zu sprechen, ist ihnen nicht ungewohnt. Siegesna.chrichten verbreiten auch sie lUlter dem Stichwort "V7~ = EUCXTIEAl~Ea&cxL, die Dialektik von Furcht der einen lUld Freude der anderen begegnet bei der i1"'V7~ der Propheten. "V7~ kann stehen, wenn Abraham vor seinem schweren Gang auf den Berg Moria seine glückliche Rückkehr mitsamt seinem Sohne verheißt 3. Den Tod des Feindes als Freudennachricht aufzufassen, ist bereits dem Alten Testament vertraut (vgl. 2.Sam. 4,10 U. ö.). Das rhetorische Selbstlob (Bell. 3,143f.) freilich, die GleichsetzlUlg von EUCXYYEALCX mit einem sich möglicherweise nicht heißung von Num. 24,17 (vgl. dazu Hengel, a.a.O. S.245f.) verworfen und den Spruch auf Vespasian ausgelegt: Bell.6,312f. Aber diese ganze Sicht findet sich im "Jüdischen Krieg", einer dem Kaiserhaus gewidmeten und von ihm bestellten Tendenzschrift ! In den Antiquitates, in denen J osephus später die jüdischen Hoffnungen freier darlegen konnte, hält er jedoch in einer dem Eingeweihten durchaus verständlichen, indirekten Art und Weise vor der Identifikation des Kaisers mit dem Messias zurück und daher an der alten jüdischen Zukunftshoffl1lmg fest: Ant. 4,114. 116f. und 10,210 (dazu Hengel, a.a.O.). Josephus versteht es also, die jüdische Eschatologie mit Elementen der Kaiserideologie zu verbinden. Wenn man dabei beachtet, wie JOsephUB Vespasian und Titus als von Gott eingesetzte Herrscher, Züchtiger und Friedensstifter beschreibt (Bell. 3,6.401; 4.622; 5,2.367), hat die Vermutung J. Hempels, J oscphuB orientiere sich am Vorbild der deuterojesa.janischen Prophetie auf Kyros. viel für sich (vgl. J. Hempel, Politische Absichten und politische Wirkung im biblischen Schrifttum, AO 38, 1938, [Heft 1] S. 25f.). 1 Vgl. Schniewind. Euangelion, S. 108. 2 Vgl. oben S. 125f. 3 Vgl. oben S. 13t! (l\1idr. Tanh. 23).
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172 Die roligionsgeschichtlichen Wwozeln des neutestamentlichen Evangeliums
bewahrheitenden, sohönen Gerüoht (Ant. 18,229) lUld der Ausdruck (Bell. 4,618) entsprechen nicht jüdischem Empfinden!.
EU~ALot eop't'cX~ELV
a) Zusammenfassung
Was hat sich ergeben? Die Belege bei Josephus führen uns dem neutestamentlichen Sprachgebrauch nicht näher, sind jedoch sprachlUld traditionsgeschichtlich aufschlußreich. Josephus verarbeitet in seiner Rede von EUotYYEA- sowohl jüdische wie ausgesprochen hellenistische Traditionen. In den so entstehenden, teilweise höchst bewußt rhetorisch ausgefeilten Formulierungen vereinen sich beide Traditionsströme in einer Weise, die lUlter neutestamentlichem Blickwinkel bedeutsam ist lUld demonstriert, daß hellenistische lUld jüdische Sprechweise von .,117:2 bzw. &UotYYEAL~Ea&IXL sich in neutestamentlicher Zeit weitgehend überschneiden. Josephus bietet also ein lehrreiches Zeugnis für die traditionsgeschiohtliche AnpasslUlgsfähigkeit der griechischen Worte &UIXYYEALOV, EUIXYYEAL~Ea&IXL lUld EUIXYYEALIX. c) Philo'
Die über dem Stellenmaterial bei Josephus gewonnenen Einsichten werden durch den BeflUld bei Philo bestätigt. Philo führt uns zwar noch ein Stück weiter in den Bereich rein hellenistisohen Denkens hinein, als dies bei dem Jerusalemer Josephus der Fall war; zu beachten aber bleibt, daß Philo, aufs Ganze gesehen, der jüdischen Tradition in ungleich stärkerem Maße verpflichtet ist als Josephus 3 • Das Denken Philos erscheint dann als Einheit, wenn man in ihm den "jüdisch-hellenistischen Prediger lUld Lehrer"· der Alexandrinischen J udenheit zu Beginn unserer ZeitrechnlUlgsieht. Es ist dementsprechend legitim, auch bei Philo danach zu fragen, inwieweit seine Rede von EUIXYYEA(~EO'&IXL etc. mit der semitisoh-sprachigen Tradition vereinbar ist lUld wieweit nicht. ! Nach jüdischem Empfinden bezieht sich die Wurzel '117:2 immer auf zurückliegende oder gewiß eintreffende Ereignisse; das gilt selbst für die SteUen, wo im Targwn ;"'117:2 für hebräisches i1Sm~~ = Gerücht eintritt. • Vgl. zwn Folgenden Schniewind, Euangelion, S. 81-94. ll1f.; Friedrich, ThWb 11 S. 711,5ff.; O. Michel, Art. Evangelium. Sp. 1109. I Vgl. dazu Samuel Belkin. Philo and the Oral Law, Harvard Semitic Series Bd. 11, Cambridge (Mass.) 1940. Belkin bemüht sich nachzuweisen, daß Philo detailliertere Kenntnis auch der palästinischen Halacha besaß. Dies wird zugestanden z.B. von C. Colpe, Artikel: Philo von Alexandria, RGGI V (Sp. 341-346) Sp. 344f. und H. Hegermann in seiner zusammenfassenden Darstellung von "Philo von Alexandria" in: Umwelt des Urchristentwns (S. 326-342) S. 333. Zu Belkin vgl. das kritische Referat von L. Feldman, Studies in Judaica (Scholarship on Philo and Josephus 1937-1962) New York o. J. S. 5/6. , Hegermann, a.a.O. S. 332.
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IX) Die Belege
Das einschlägige Stellenmaterial wird von H. Leisegang in den Indices zur großen Philo-Ausgabe von L. Cohn und P. Wendland (fast 1) vollständig aufgeführt: Ein Substantiv e:UIXTI&ALOV oder &UIXY,tA(IX gebraucht Philo nicht. Dreimal hat er das Kompositum 7tPOe:UIXTIe:A(~OILIXL Abr. 153; Mut. Nom. 158 und Op. Mund. 34 1 • e:UIXTIe:A(~e:Cf~IXL (Med.) findet sich Op. Mund. 115; Som. 11 281; JOB. 245. 250; Vit. MOB. 11 186; Virt. 41; Präm. Poen. 161; Leg. Gaj. 18.99. 231,also zehnmal. Wenn der Stamm e:UIXTIe:A- demnach im ganzen Werk Philos nur dreizehnmal erscheint, so zeigt dies, daß das Wort für Philo nicht zu den eigentlich gebräuchlichen Wortstämmen gehört hat. Unter traditionsgeschichtlichem Vorzeichen lassen sich diese Stellen folgendermaßen einteilen: 1. Belege, die mit der semitischen "W:1Tradition übereinstimmen und mit ihr zusammenhängen könnten. 2. Stellen, welche das Verbum nur rhetorisch gebrauchen oder sich an den Sprachgebrauch des Kaiserkultes anschließen. ~)
Jüdische Traditionen
Auf jüdische Tradition dürfte es zurückzuführen sein, wenn Virt. 41 von Philo im Anschluß an Num. 25,1-9 berichtet wird, einige Midianiterinnen hätten junge Israeliten verführt und zum Götzendienst verleitet. Diese Tat melden sie ihren Männern als Sieges- und Frohbotschaft: TOÜTO 8LIX7tpIX~alLe:vIXL TOLe; clv8paaLv &UIXTIe:A(~OVTIXL. Jos. 245 fordert Joseph seine Brüder auf, seinem Vater Jakob auf schnellstem Wege die Nachricht von seiner Wiederauffindung zu bringen, damit nicht Gerüchte den Brüdern zuvorkommen: e:?i 8' cXV exoL XIXt 7tpOe; TOV 7tIXT&PIX (JUVTe:LVIXL x<Xt 7tPWTOV IXUTij) TOC 7te:pt 'tiie; &lLlie; e:uP&Cf&WC; e:uIXTIe:A(aIXCf~IXL' ql~avoUaL yocp IXL qllilLIXL 7tIXVTlXx6ae:.
Da uns gerade die Nachricht von der Auffindung des Joseph in der semitischen "W:1-Tradition mehrfach begegnet ist 3 , nehme ich an, daß unsere Stelle in Kontinuität zu dieser Denkweise steht, wenn auch der Ausdruck e:UIXyye:A(~e:Cf~IXL selbst in unserem Zusammenhang hellenistischem Empfinden durchaus entspricht. Hellenistisch wirkt Es fehlt die das Verbwn tUClf'(E)"l~Ea&cXL verwendende Stelle Leg. Gaj. 18. Es handelt sich bei allen drei Belegen um dichterische Formulierungen: Op. Mund. 34 kündigt der Morgen an, daß die Sonne bald aufgehen werde; Mut. Nom. 158 bringt das Vogeljunge durch sein GeBatter im Nest die Hoffnung zum Ausdruck, alsbald selbst Biegen zu können; Abr. 153 Iä.ßt das Auge durch sanften Blick einen nahenden Freund das nir ihn gehegte W ohlwoUen ahnen. 7tPOEUClf'(E)"l~Ea&ClI meint bei Philo also .. ankündigen", ohne daß eine traditionsgeschichtliche Tiefendimension des Ausdrucks erkennbar würde. V gl. Friedrich, ThWb II S. 735,35f. und Schniewind, Euangelion, S. 135 A. 4. a Vgl. oben S. 128. 136. 1
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12 5638 Stuhlmacher, Evangelium
174 Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums es, wenn Jos.250 die ägyptischen Höflinge die Nachricht von der Ankunft der Brüder Josephs eilends dem Pharao übermitteln lUld dafür &U(X')'"'(EA(?:&G&(XL eingesetzt wird: . . . XlXt !P&&VOVTIXt; &UlJTI&A(?:OVTO Tij) ß(XGLA&'i:. Jüdische lUld hellenistische Ausdrucksweise sind bei Philo also eine denkbar enge Verbindung eingegangen. Die dritte jüdisch beeinflußte Stelle scheint Som. 11 281 zu sein. w(Xn&A(~&G&(xL steht hier für die (allegoristisch verstandene) Aussage einer Schrütstelle (= Ex. 14,30) wie 'W::l in den semitischen Zeugnissen 1. Es scheint also ein jüdisch-exegetischer Ausdruck vorzuliegen. y) Hellenistische Aussagen
Daß Philo das Kompositum 1tPO&U(XTI&A(~&G&(xL in rhetorischem Interesse für "ankündigen" gebrauchen kann, ist uns schon bekannt I. Rhetorische Feinheit ist es auch, wenn Op. Mundi 115 von dem aufgehenden Gestirn der Plejaden gesagt wird, OCILlJ't'OV &UIXTI&A(?:OVT(XL = sie kündigen die Getreideernte an; wenn der Mandelbaum mit seiner frühzeitigen Blüte Vit. Mos. 186 eine Fülle von Baumfrüchten ankündigt (&UIXTI&AL~O~ IPOp«v cXxpo8pucuv); wenn es Praem. Poen. 161 in einer Allegorese von Jes.54,1 heißt, die HoffnlUlg kündige im voraus das volle kommende Glück an: IP&
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18. 99 und 231. Gaj. 18: Caligula, den man als aw-ri)p xcd WEPYE""lC; anspricht und auf den man dementsprechend große Hoffnungen setzt, ist (an der Folge von Ausschweifungen) erkrankt. Es gilt als Evangelium, daß der Kaiser wieder gesundet ist; ein Freudentaumel ergreift alle Welt l • Daß das Verbum EÜClY'YEA(~Ea&ClL hier in Anlehnung an einen im Kaiserkult der hellenistischen Zeit geläufigen Sprachgebra.uch eingesetzt ist, ergibt der Vergleich zweier Stellen. Gaj. 231 wird die Kunde vom Regierungsantritt des Gaius, die von Jerusalem aus in die anderen Städte "fliegt"', wiederum mit dem Verbum EÜClY'YEA(~Ea&ClL als Freudenbotschaft gekennzeichnet. In § 356 der Legatio schließlich wird betont, die Juden hätten bereits dreimal im Tempel zu Ehren des Caligula Hekatomben geopfert: 1. Bei seinem Herrschaftsantritt, 2. bei seiner Genesung und 3. in der Hoffnung auf einen kaiserlichen Sieg in Germanien. Diese Aussage wirkt wie ein Kommentar zu dem pluralischen Sprachgebrauch der berühmten Prieneinschrift und erweist in unserem Zusammenhang, daß das § 18 und 231 auftauchende EÜClY'YEA(~Ea&ClL im (kaiserkultlichen) Vollsinne einer Heilsbotschaft gebraucht sein muß. Sich dieses religiös-geprägten, hellenistischen Vokabulars zu bedienen, brauchte Philo solange nicht zu zögern, als er darin einen von der Tora gestatteten Loyalitätserweis erblicken konnte. Vom Zögern des Josephus an eben derselben Stelle ist bei Philo wenig zu spüren. Wohl aber opponiert auch er geforderte Anbetung gegen das Gesetz, aber die Juden würden gern den Kaiser achten und zugleich dem Gesetz treu bleiben (Gaj. 236. 280). Vom Regierungs. antritt des Caligula erhoffte man sich alle erdenklichen Segnungen (811'.), dem Kaiser wird der Titel () ow1'ijp xetl cUEpyt'tll~ nicht vorenthalten (22, ebenso z. B. Flacc. 74), und Augustus gilt für Philo sogar als Ideal eines irdischen Herr· schers (140--148). Dennoch ist es hier wie bei Josephus auch (vgl. oben S.170 Anm. 4): Der Kaiser ist der irdische Statthalter Gottes, mit dem Messias ist er aber nicht gleichzusetzen, und die Grenze der Loyalität ist dort erreicht, wo das Gesetz und damit die Ehre des einen Gottes angetastet erscheint: Vgl. E. R. Goodenough, The Politics of Philo Judaeus, New Haven 1938, S.86-120. 1 In der Übersetzung von Fr. W. Kohnke lautet die Stelle: ..... als die Krankheit nachzulassen begann, drang die Kunde davon schnell sogar bis ans Ende der Welt - denn nichts ist schneller als das Gerücht - und jede Stadt lebte in Spannung und dürstete fortwährend nach besseren Nachrichten, bis durch ReiBende die frohe Botschaft gebracht wurde, er sei völlig genesen (fw~ BLa TWV t7tLCPOLTWV"t"WV 7tetV"t"c).~~ ~wo"" cU"I)TIEAlo&1]). Da ergriff sie aufs neue derselbe Ausbruch von Freude, und alle Lande und alle Inseln hielten seine Rettung (ow"nlP!o:v) für ihre eigene" (Philo v. Alexandria, Die Werke in deutscher "Übersetzung, edd. L. Cohn, I. Heinemann, M. Adler und W. Theiler, Bd.7, Berlin 1964, S. 180). Zu Phil08 Begriff von GW'tllplet vgl. W. Foerster, Art. GW!;w, ThWb VII, S. 988,15ff. • Kohnke übersetzt (a.a. O. S. 23'): ,.AIs Gaius [= Caligula] den Thron bestieg, haben wir ihm als erste von allen Bewohnern Syriens unsere Glück· wünsche dargebracht. Denn die Nachricht mit der Neuigkeit wurde Vitellius ... in Jerusalem überbracht und von unserer Stadt aus flog die Freudenkunde zu den anderen Städten (xetl cl7tl> Tij~ i)~p~ 7t6AcW~ cUetTIE).LOU~ 7tpb~ Ta~ 4llet~ fBpetlLEY i) CPljlLl)·"
176 Die religionsgeechichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliwns offen gegen den Anspruch des Kaisers, als Gott verehrt zu werden. Zeugnis dessen ist u. a. die letzte der drei zu besprechenden Stellen, Gaj. 99. Philo schildert in § 93ff. die seiner Meinung nach abartige Lust des Kaisers, verkleidet als Hermes, Apoll oder Ares aufzutreten; § 99 bringt einen Exkurs über das wahre Wesen des Hennes 1 , \Uld in §§ 100-102 wird Caligula das Recht zu seiner Verkleid\Ulg \Uld Hermes-Rolle ausdrücklich abgesprochen·. Vergegenwärtigt man sich diesen Aufbau des Berichtes, wird man den Vergleich des Kaisers mit Hermes nicht mehr Philo selbst anlasten 3, sondern in illm Tradition \Uld u. U. einen der historischen Beweggründe vermuten, die EuexYYEAl'Ea&cXL überhaupt erst zur ka.iserkultlichen Terminologie haben werden Jassen'. Gaj. 99 ist also nur ein indirektes Zeugnis für die Verwendung des Stammes EUexYYEA- im Kaiserkult. 8) Zusammenfassung
Dem neutestamentlichen Sprachgebrauch sind wir durch das philonische Ma.terial nicht nähergekommen. Philo erweist sich gelegentlich noch als geprägt von den semitischen "w:l-Aussagen \Uld Traditionen 6 • 1 § 99 lautet: .. So bindet sich Hermes !<'lügelschuhe unter. Zu welchem Zwecke geschieht das? Doch nur dazu, weil er als Deuter und Verkünder göttlicher Befehle (-mv tpJ.LlJVECL xCLl 7tPOIPlJT7JV TWV .fH:lwv) , Aufgaben, die ihm seinen Namen geben, als Bote des Guten (TOt dtyCL&Ot 8LCLyytAAOVTCL) blitzschnell zu Fuß sein, ja in dringlicher Hast unverzüglich davonfliegen muß. Verkünder des Schlechten nä.mlich will kein Gott und auch kein vernünftiger Mensch sein. Denn gute und nützliche Nachrichten soll man schnell mitteilen, wie umgekehrt mißtönende nur zögernd, falls man nicht ermächtigt ist, sie zu verheimlichen" = t7tEL8i) .Ot AuaL'EA'ij IP&cXVOV'rCLC; ciCLYYEAl~Ea&CLL 7tPOalJXEL, XCL&cX7tEP TOt 7tCLAlJ.LIPlJJ.LCL J.LtUOV'rCLC;, EI J.Li) tm.pt7tOL TLC; CLU.Ot ijauXcX~Ea&CLL (Kohnke, a. s. O. S. 200). Die Stelle zeigt, daß das Verbum ciCXYYEA(~Ea&CLL [= dtyCL&iZ 8LlXyytUELV] hier in einem fast sprichwörtlich anmutenden Zusammenhang steht [vgl. Schniewind, Euangelion S. 127] und kein direkter Begriff der Kaiserverehrung sein kann. 2 PhiIo formuliert massiv: .... . Soll er [sc. Caligula] doch die Rolle eines Hermes ablegen und sich von dem unpassenden Namen feierlich 100000gen, der Schwindler unter falschem Namen '" = dt7t~Ea&w 8i) -mv 'EpJ.L'ijv, dtIPOaLwacXJ.LEVOC; rljv dtvOlXELOV xA'ijaLv, /) q,Eu8wvuJ.L0c;. (§ 102, Kohnke S. 201). 3 So Friedrich, ThWb 1I S. 711,12f. Imd Michel, Art. Evangelium, Sp. 1109; richtig dagegen Goodenough, Politics, S. 109. , Wie Fr. Ta.eger, Charisma I/lI, Stuttgart 1957/1960 nachweist (vgl. Bd. I, S. 56 Arun. 16, 165. 216 Arun. 40, 426; Bd. 2, S. 188. 302 und zu unserem Zusammenhang speziell S.285f.) gehört der Vergleich des Herrschers mit Herrnos oder die Hermes-Rolle sowohl in die Vorgeschichte wie die Blütezeit des Herrscherkultes hinein! Caligula scheint sich also bei seinem Auftritt nur in ein angestammtes Brauchtum zu fügen. 6 Wie PhiIo von der semitischen Tradition Kenntnis erhalten hat, ist umstritten. Belkin a.a.O. und H. A. Wolfson, Philo, 2 Bde, Ca.mbridge (Mass.) 1947 denken an Hebrä.isch-Kenntnisse Philos, also an die Möglichkeit eigenständiger Information. H. Thyen, Die Probleme der neueren Philo-Forschung,
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Beherrschend jedoch ist bei ihm rhetorische, hellenistische Sprechweise. Daß unsere Wortgruppe im Kaiserkult der hellenistischen Zeit Verwendung f&nd, zeigen Leg. Gaj. 18 und 231. d) Z'U8ammenlassung und A'U8blick
Die Durchsicht des von der Septuaginta, von Josephus und Philo gebotenen Belegmaterials hat folgendes ergeben: Die semitischen, an die Wurzel .,W::l gebundenen Traditionen sind in den Stamm EUIrf)'EA- ebenso eingeg&ngen, wie er zum Ausdruck hellenistischer Rhetorik und Denkweise werden kann. Die Verbindung mit der semitischen Überlieferung ist in der Septuaginta denkbar eng, bei Josephus und Philo dagegen teilweise nur noch sehr lose. In den restlichen, klassischen Zeugnissen des hellenistischen Judentums findet sich unsere Wortgruppe überhaupt nioht 1; hinzuweisen ist lediglich auf die noch ganz jüdisch &nmutende Verwendung des Verbums in den sog. Paralipomena Jeremia.e l . Der Schluß ist also unausweichlich, TbR 23, 1955, (S.230-246) S.235 Anm.3 und C. Colpe, a.a.O. Sp.345 bestreiten semitische Sprachkenntni8Be, 80 daß nur eine indirekte Vennittlung in Frage kommt. 1 Schniewinds Urteil: "Außer Philo und Josephus ... finde ich unsere Wörter im hellenistischen Judentum nicht" (Euangelion, S. 79), hat sich uns bestätigt. I Die Schrift ist in griechischer, äthiopischer, &rmeniseher und slavischer F8.88ung erhalten. Der griechische Text ist kritisch ediert worden von J. R. Harris, Tbe Rest of the Words of Baruch, London 1889, deutsche Übersetzung bei Rießler, Altjüdisches Schrifttum, S.903ft". Übersetzungen des äthiopischen Textes stammen von E. König, Der Rest der Worte Baruchs, ThStKr 50, 1877, S.318-338 und Fr. Prätorius, Das apokryphische Buch Baruch im Äthiopischen, ZWTh 15, 1872, S.230-247. Es handelt sich um ein in der Substanz jüdisches Pseudepigraphon mit antis&m&ritanischer Tendenz, das ursprünglich wohl in einer der p&lästinischen Landessprachen abgefaßt war, dann ins Griechische übersetzt wurde und seine heutige Gestalt, besonders den Schluß 9, 10-32, christlicher Überarbeitung verdankt. Gewöhnlich wird die Schrift auf den Anfang des 2. Jh.s p. Chr. n. datiert (vgl. G. DelIing, Jüdische Lehre und Fronunigkeit in den Paralipomena Jeremiae, BZAW 100, Berlin 1967, bes. S. 11f. 13ft". 68ff.; O. Plöger, Artikel: Apokryphe Baruchschriften, RGG 3 I Sp. 902; R. Meyer, Artikel: Paralipomena Jeremiae, RGGI V Sp. 102f.; E. Schürer, Geschichte d. jüd. Volkes, 111·, S. 393-395; ders., Besprechung von J. R. Harns, Tbe Rest of the Words of Baruch, ThLZ 15, 1890, Sp. 8183). - In den Par. Jer. kommt das Verbum e:UClyyu..{C~a&atL an drei Stellen vor. Deutlich christlichen Ursprungs ist 9,18, wo oe heißt, Christus werde sich zwölf Apostel erwählen tviX tUClYYE).{C(O)V~ClL h ~OL~ l&v~aLv. Die heiden anderen Htellen weisen auf jüdische Ursprünge. tUClyyc).{CEa&ClL wird hier untenninologisch im Sinne von "botschaften" verwandt. In 3,11 erhält der Prophet Jeremia den Auftrag, mit dem Volk nach BabyIon zu ziehen. Der Text fährt fort: xCll JULVOV fU't" Cl'~~WV tUClYYE).LC6JUVo~ MOL~. Dieses e:UClyyu..{Cca&ClL hat mit "weissagen" bzw. "prophezeien" nichts zu tun, wie die äthiopische Fassung anzunehmen scheint (König, a.a.O. S.322; Prätorius, a.8.0. S.234), und auch die Übersetzung von Rießler, a.a.O. S.906 mit .. Gutes verkünden" ist
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daß das hellenistische Judentum nur indirekt zur Traditionsgeschichte der neutestamentlichen Evangeliumsverkiindigung hinzuzuroohnen nicht glücklich. Viel organischer erscheint 68. EUClyyd.(~Ea&(XL im Sinne von Instruktion bzw. Proklamation der Gebote Gottes zu verstehen, also als griechisches Aquivalent für den jüdischen Gebrauch des Verbums ,tt~ für die Gesetzesverkündigung (vgl. oben S. 138f.). Diese Faaaung des Verbwns stimmt mit dem jüdischen Verständnis der Propheten als Interpreten der Tora ebenso gut zusammen, wie sie durch die Parallelen bestätigt wird, welche in den Par. Jer. selbst den Auftrag Jeremias näher umschreiben: Nach 6,21f. soll J eremia die Exulanten zum rechten Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes bzw. den 300xU~!U'TCI Kup(ou anhalten. Jeremia vollzieht solche Instruktion nach 7,22, und in 7,32 heißt es in für uns wünschenswerter Deutlichkeit: .. Und er (sc. Jeremia) blieb (in BabyIon) und lehrte sie, sich von den Befleckungen der Heiden Babyions zu enthalten" = KCllljULIIE 8L3ciox(a)II a:\rr~ TOÜ ~7rtxEa&ClL ix TWII «ALCJYlllLcXT(a)II TWII i&vwII Tij~ Ba;ßu>.wyo~. Durch diese Parallelen wird die Beziehung von cVotyyc>'(~Ea&ClL auf die Ausrichtung des Willens Gottes in 3, 11 sichergestellt. Sieht man dies, dann wird auch das dritte Vorkommen des Verbums in den Par. Jer. gut erklärbar. In 5,21 ist noch einmal von dem Auftrag Jeremias an den Exulanten die Rede. Dieses Mal wird die Tätigkeit des Propheten folgendermaßen umschrieben: EUClyyc>'(aCla&ClL CZÜTOL~ )((11 XClT7)x~aClL CZÜT~ -roll >.6yoll. Die Wendung XClT7)x'ijaClL ClUTOU<; -roll >.6yO\/ fehlt in der äthiopischen Version (vgl. König, S. 326; Prätorius, S. 237). Sie ist aber, wie Delling, a.a.O. S. 21ff. ausfUhrt, in einer jüdischen Schrift gut denkbar. Schon im Alten Testament werden .,~, und it"n Jahwes zuweilen parallelisiert (z.B. Jes. 1,10; 2,3), so daß die Faaaung >'6yoC; = Tora akzeptabel erscheint. Dellings These wird als richtig erwiesen durch die Targumim. Im Targum zu Jes. 1,10 und 2,3 steht für ,~, aramäisches KrJlnD und iür it"n aramäisches Kn"'K. Die 'Übersetzung von KrJlnD mit >.6yo~ wird durch Dan. 4,17 (Theod.) sichergestellt. Aber auch für die Wendung xClT7)x'ijaClL -roll Myoll im ganzen lassen sich aramäische Aquivalente aufweisen. Wie das Targwn zu Jes. 2,3; 30, 10; 32,6 beweist, sind Kn'"ac '1',ac bzw. Kn'"ac 'DlnD '1',ac ganz geläufige Wendungen für die Unterweisung im Gesetz bzw. im Willen Gottes; substantivisch ist im gleichen Binne an den genannten Stellen die Rede von lD"K mit" KDlnD oder bloßem lD"K. Die Formulierungen gehen aber schon vor die Zeit des Prophetentargums zurück. Im Targum Jer. 11 zu Dt. 32,29 meint Kn"'K '1'" das Gesetz lernen und im Targum Jer. I und II zu Gen. 49,10 bezeicluuit Mn..,'K 'D'(K)D die Gesetzeslehrer. Überblickt man diese Belege, dann wird man sagen dürfen, daß die Beziehung der Wendung EUczyyU.(aCla&ClL XCIi xClT7)x'ijaClL -rov >.6yoll auf die Verkündigung des (im Gesetz niedergelegten und auszulegenden) Gotteswillens gesichert ist. Wir haben also in den Par. Jer. einen von christlicher Sprechweise noch ganz unbeeinftußten Gebrauch von EUClyyc>'(~Ea&ClL für die Ausrichtung der Weisung Gottes vor uns, und dieser Gebrauch hängt offensichtlich eng zusammen mit der jüdischen Lehrüberlieferung. Beachtet man diese Parallelität von EUClYYE>'(~Ea&a;L und 8L8cioxeLII (vgl. 7,32 mit 3, 11 und 5,21), so eröffnen sich höchst interessante Aspekte für tias Verhältnis des christlichen Evangeliums zur christlichen Lehrüberlieferung (vgl. S. 133, Anm.3 und S. 230. Anm. 5 b). - Zweimal taucht in unserer Schrift auch der Ausdruck .. frohe Botschaft" auf, aber leider ist über das semitische Aquivalent keine Sicherheit mehr zu gewinnen. In 7,11 und 7,15 ist von der frohen Botschaft die Rede, daß sich den Exulanten in BabyIon die Möglichkeit der Heimkehr nach J erusalem eröffnet. 7, 11 wird diese Botschaft mit +, xa;).T, cpcXa~, 7,15 mit -ro Xa;)J)II xilpuYILCI bezeichnet. (Dem mit den orientalischen Sprachen vertrauten Fachmann muß ich es überlaaaen, folgende interessante variae lectiones zu beiden Stellen zu klären, und ich kann nur die Vennutung äußern, daß sie mit dem uns aus syr. Bar. 77,12 vertrauten Au.sdruck "Botschaftsbrief" oder "Botschaftsmitteilung" zusammenhingen [vgl.
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ist. Lediglich die Septuaginta spielt in dieser Traditionsgeschichte eine bedeutsamere Rolle. Die Septuaginta bietet den Christen den Wortstamm cla.yyrJ. - für die Übertragung der Wurzel 'W:l einheitlich dar, aber nicht nur den Wortstamm, sondern auch das heilsgeschichtliche Medium des (prophetischen) Gotteswortes, in welches der Wortstamm eingebettet ist. Wenn die zur MiSBion aufbrechenden Christen den Heiden das (alttestamentliche) Gotteswort verkünden, ihre Verkündigung heilsgeschichtlich begründen und diejenigen Elemente der 'W:l-Tradition, welche im aramäisch -sprachigen palästinischen Christentum lebendig waren, ihrer eigenen Missionsverkündigung nutzbar machen wollten, waren sie jedesmal auf die Septuaginta angewiesen und auf deren Gebrauch der AUBdrücke e:Ua.yyeA(~tO'&a.t, tua.yytAt~6!LtvoC; etc. Die Septuaginta gehört also zum sprachlichen und sachlichen Fundamentalbestand des urchristlichen Evangeliums auch dann, wenn sie den neutestamentlichen terminUB techniCUB -ro tUa.yytAtOv nicht direkt belegen hilft. Bei Philo und bei Josephus sind wir auf ein neues, traditionsgeschichtlich bedeutsames Zentrum der Verwendung von tUa.yyeA- im Hellenismus gestoßen, und zwar im Herrscher- und Kaiserkult. Selbst wenn die Denk- und Sprechweise des Herrscherkultes das neutestamentliche Evangelium nicht direkt erklären sollte, wäre sie für die Verkündigung dieses Evangeliums bedeutungsvoll. Für den Fall, daß der Stamm tUa.yytA- im HellenismUB fest mit dem Kaiserkult verbunden war, stießen die urchristlichen Missionare bei ihrer Rede vom Evangelium ja mit Notwendigkeit aufVerstehensassoziationen, welche dem Herrscherkult entstammten. Damit haben wir eine Leitfrage für die nun folgende Übersicht über den Gebrauch unserer Wortgruppe in der Graecität gewonnen. Sie lautet: Welche Verstehensassoziationen mußten sich für einen hellenistischen Hörer des neutestamentlichen Evangeliums einstellen und was bedeutet dies für das neutestamentliche Evangelium selbst 1 Zugleich aber steht unsere anfängliche Frage noch immer zur Entscheidung, die Frage, ob sich im HellenismUB Traditionen finden, welche die neutestamentliche Verwendung des Wortstammes tUa.yytA- noch besser erhellen als die uns schon bekannten jüdisch-semitischen Zeugnisse, die uns nur Ansätze der neutestamentlichen Verkündigung begreifbar zu machen scheinen. Wir wenden uns damit den genuin griechischen Belegen zu. oben S. 133, Anm. 3]: Für -ro xlXAbv XljPUYILlX, das die griechische und die äthiopische Version in 7,15 lesen, haben der Cod. Braidensis und Cod. 34 S.Sepulcri iTtLCTfOA.lj. Umgekehrt hat die äthiopische Version in 7,11 für den griechischen Begriff 6 Xcip't'l)~ = Papyrusbrief den Ausdruck "Freudenbotschaft". Läßt sich solche Divergenz auf ein gemeinsames, semitisches Original zurückführen?).
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Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliwns
11. Das Material der Graecitätl Die umsichtigen und überaus gründlichen Studien Schniewinds erleichtern die sich jetzt stellende Aufgabe erheblich: Schniewind hat das Verwurzeltsein der griechischen Rede vom Stamm &UotYY&A- in der Anschauung vom Boten, seiner Botschaft und botschaftenden Gottheiten mit einer Deutlichkeit herausgestellt, die keiner Wiederholung bedarf. Leider liegt eine Darstellung der Verwendung von &UotYY&A- im Kaiserkult aus Schniewinds eigener Feder nicht mehr vor ll und ebensowenig die Durchführung seiner These, im Neupythagoreismus begegne ein "religiöser Gebrauch von &UotYY&ALOV"3. Dieser Befund ergibt unsere eigene Aufgabe: Nach einer knappen Darstellung des auf das Neue Testament hinführenden griechischen Belegmaterials haben wir Schniewinds eben genannte These zu prüfen, darzulegen, in welcher Weise &UotYY&A- vom Kaiserkult aufgenommen wird, um abschließend zu fragen, inwieweit der hellenistische Sprachgebrauch als Ursprung der neutestamentlichen Verwendung des Wortstammes angesprochen werden darf. 1. Die Verwendung des Wortstammes
Die eigentliche Aufmerksamkeit verdient in unserem Zusammenhang das Verbum &Uotyy&AL~W/&Uotyy&AL~O(.LotL sowie das Substantiv &Uotyy&ALOV. Ein Kompositum 7tPO&Uotyy&A(~O(.LotL läßt sich m. W. in der klassischen Graecität bis heute nicht nachweisen'; für das Substantiv &UotYY&ALO""t"ijC; liegt nur ein einziger Beleg vor 6 • Denmach ist jetzt Vgl. zwn Folgenden die Artikel s. v. ruexyyt).,ov, ruexYYEAt!;ta.&ext und MYbei H. G. Liddell·R. Scott, A Greek.English Lexicon, Oxford 9. Aufl. 1961, S. 704/05; W. Bauer, Wb& Sp. 627-630; G. Friedrich, ThWb II S.708710. 719-722. 734; O. Michel, Art. Evangeliwn Sp. 1110/11 und vor allem J. Schniewind, Euangelion, S. 114-258. • Das zu besprechende Material zählt Schniewind auf: Euangelion, S. 88ff.; hilfreich ist der Abschnitt "ruexyytAtOV im Kaiserkult" bei Friedrich S. 721,4722,26. a Euangelion S. 184; Schniewind hat dabei vor allem Heliodors Aethiopica (10,lff.) im Auge. , Vgl. Friedrich, ThWb II S.735,32ff. und Liddel·Scott, Lexicon' s. v. Zwn Kompositum bei Philo vgl. S. 173 Anm. 2. • Das Substantiv ist bis heute leider nur einmal belegt, und zwar in einer noch dazu schlecht erhaltenen Inschrift aus Rhodos: IG XII I, Nr.675. Hier ist in einer Grabinschrift Z.6 von 6 [!E]pOC; ruotYYEAtaT1J~ = einem Orakelpriester heidnischer Provenienz die Rede. Vgl. J. Schniewind, Euangelion, S. 189ff., wo die seinerzeit im ersten Band der ZNW (1900) zwischen H. Achelis (Spuren des Urchristentums auf den griechischen Inseln! S. 87-100) und A. Dieterich (EuexYYEAtaT1Jc; S. 33~338) geführte Debatte wn den christlichen oder heidnischen Charakter dieser Inschrift im Sinne Dieterichs entschieden wird. Schniewind schreibt: .. Unser Stein gehört in die Religiosität des vorchrist· lichen Hellenismus, nicht ins Christentwn" (S. 193). 1
YtAt~C;
Daa Material der Graecität
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nur die VerwendWlg jener drei Worte zu illustrieren 1. ZWlächst zum Verbum. 1 Vollständigkeit erstrebe ich nur für die Belege von CÜOtyyt>.LOV. Durch daa Entgegenkommen von Herrn Prof. E. Kießling, Marburg und Herm Prof. L. Robert, Paris, gelang es, über Schniewind und Friedrich hinaus einiges allerdings nur indirekt ertragreiches - Material zu erschließen. L. Rohere machte mich freundlicherweise brieflich auf seine Stellensammlung im Bulletin de Correspondance Hellenique 60, 1936, S. 187 Anm.2, auf IG XII, Supplementum (1939) Nr. 168 und auf die Neubearbeitung von CIG IV 6821 durch L. Moretti in Archaeologia Classica 5, 1953, S. 24~259: "Un nuovo proconsole d'Acaia" (vgl. dazu die zustimmende Übersicht von L. Roben, Revue des :t:;tudes Grecqu!l8 6M, 1955, S.215) aufmerksam. All diese Texte sind unten erwä.hnt. - Der Freundlichkeit von E. Kießling verdanke ich die Kenntnis deS folgenden, bisher noch nicht erfaßten Belegmaterials für unseren W ortstamm aus den Papyri. Ich nenne die Vorkommen hier im Zusammenhang, um die Orientierung zu erleichtern, aber auch um die in dem neu mitgeteilten Material enthaltenen christlichen und die Namen-Belege nicht zu verschweigen. Es handelt sich um folgende Stellen: a) Aus den Oxyrhyncho8 Papyri: Nr. 1830,3 = christI. Brief über daa Steigen des Nils kraft der Segensmacht Christi; die Nachricht vom erhöhten Wasserstand wird mit EÖOt'rY~A(!:~a&otL bezeichnet - ein interessanter Beweis dafür, daß CÜOtYYEA(!:,a&otL auch in nachneutestamentlicher Zeit nicht terminologisch verfestigt war. Nr. 1916,28; 2032,12 und 2034,11 auf Quittungen aus dem 6. Jh. p. Chr. je einmal der Name: EU«~AOC;. b) Aus dem "Sammelbuch Griechücher Urkunden aU8 Ägypten", begonnen von Fr. Preisigke, weitergeführt von Fr. Bilabel und (jetzt) E. Kießling. Nr.6020 (SB Bd. III,l) auf einem Grabstein aus Sakkara der Name EuliyytAOC;. Nr. 6087,18 (SB III,l) auf einer Klapptafel die christliche Erwähnung des CÜOtyytALa-rljc; Markus, des Apostels Petrus etc. Nr. 6835,3 (SB III,2) auf einem Grabstein aus dem 1./2. Jh. p. Chr. die Nennung des Namens EMYYEAOC;. Nr. 9401,4 (SB VI) in einem christlichen Privatbrief aus dem 6./7. Jh. die Rede von der Forderung des hl. Evangeliums: -ro TOÜ «y(ou [CÜOtyye:A(OU ... ]. c) Aus den ,.Papiri greci e Latini" (= Pubblicazioni della Societa Italiana per 10. ricerca dei Papiri greci e latini in Egitto). Nr. 768,8 (Bd. 7) aus dem Fragment eines st8atsanwaltschaftlichen Urteils des 5. Jh. von Hermopolis TIi. MYYCALIX wohl = vor Gericht gemachte Zusicherungen, evtl. in Parallele zu 6PXOL Z. 7. Nr. 967,1. 21 (Bd.8) in einem Privatbrief aus dem 1./2. Jh. zweimal der Name EU«YYEAOC;. Nr. 963,82 (Bd.8) auf einer Spesenabrechnung christlichen Ursprungs aus dem 6. Jh. die Rede von einem: CI 'IColIivvr,c; CI e:UIX~ALa-rljC;. Nr. 1041,11 (Bd. 9) in einem Briefaus dem 3./4. Jh. die christliche Erwähnung eines xIXt)7jXOufUV0C; tv lip;dj ':'oü MYYE),(OU; die Stelle zeigt, daß in der wohl aus Phil. 3,15 entliehenen Wendung iv cip;dj TOÜ EUIXyyt),(OU daa -ro CÜOtYYCALOV nomen actionis war oder w{'Inigstens als solches verstanden wurde bis weit in die nachneutestamentliche Zeit hinein! d) Aus den ,.papyri in the PriTlCt!ton Unirersäty Collectü;m8" (Bd.3 edd. A. Ch. Johnson und S. P. Goodrich, Princeton 1942). Nr. 180,8 in einem christlichen Vertrag ist die Rede von -ro &YLOV e:UlXvyC),LOV. e) Aus P. Viereck, Griechische und griech.-demotische 08traka der Universitäts- und Landesbibliothek zu Straßburg im Elsaß, Bd. I, Berlin 1923.
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Die religionsgeechichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
a) Das Verbum ~t~Ea&ClL
Die Etymologie scheint klar zu sein. Das vorwiegend im Medium, gelegentlich im Passiv und erst in der späten Graecität im Aktiv gebrauchte Verbum wird von EUciYYEAOr; hergeleitet werden mÜB8en und hat deshalb die Grundbedeutung "als ein EUcirfEAOr; reden" 1. Vom 4. Jh. a. ehr. n. an taucht als Äquivalent (btClyy~ll(a) auf, später dann cX~(a), cXVCl~(a) und XClT~(a). Die Grundbedeutung des Bringens guter, erfreulicher Botschaft hat sich also abgeschliffen, jedoch nur bis zur neutralen Botschaftung hin. Negative Botschaften werden mit dem Verbum nicht bezeichnet, wohl aber taucht es in ironischen Zusammenhängen auf. Gegenbegriff zu EUClrfEAL~Ea&ClL ist XClXtXYYEA~(a)I. Konstruiert wird das Verbum mit dem persönlichen und sachlichen Akkusativ, mit TL TLVL, auch wr; und iSTL = daß, mit A. c. I. und Präpositionen: 7tp6r; c. Acc. Sofern es sich nicht um ironische Rhetorik handelt, sind die mitzuteilenden Botschaften erfreulichen Inhalts, umspannen das persönliche Leben ebenso wie politische Tatbestände. Ein im strengen Sinne technischer Sprachgebrauch läßt sich nicht nachweisen, wohl aber häufiger die Verwendung des Verbums für Siegesbotschaft. Zweierlei erscheint besonders bemerkenswert: Vom 5. Jh. a. ehr. n. an bis zum 4. Jh. p. ehr. n. läßt sich eine einschneidende Veränderung des Bedeutungsgehaltes von e:UtXYYEAL~e:a&tXL nicht feststellen! Zudem taucht das Verbum aU88chließlich in entweder amtlichen oder ausgesprochen literarischen Zeugnissen auf. Belege von einer Verwendung in der Volks- und Umgangssprache fehlen. Würde es sich um ein allgemein gebräuchliches Verbum handeln, 80 dürfte man wenigstens in den Papyri zahlreichere Belegstellen erwarten. Wo wir solche finden, sind sie aber erst christlichen Datums und Ursprungs. Nr. 809,10 auf einem ohristlichen Ostrakon (R. Reitzenstein sprach seinerzeit vom, wenn man 80 sagen dürfe, "ersten Ave Maria": Zwei religionsgesch. Fragen nach ungedruckten griechischen Texten der Straßburger Bibliothek, Straßburg 1901, S. 112) MyyV.LCca&clL für die Verkündigung des Engels an Maria. f) BaU (= Ägypt. Urkunden aus d. Staatl. Museen zu Berlin, Griech. Urkunden Bd.6: Papyri und Ostraka der Ptolemäerzeit, OOd. W. Schubart und E. Kühn, Berlin 1922)_ Nr. 1229,26 und 1230,13 auf zwei Saatquittungen aus dem 3. Jh. je einmal der Name Euciyyc).o~. g) Aus den Hibeh-Papyri (Tbe Hiheh Papyri, Teil 2, 00. E. G. Turner, London 1965). Nr. 232,7 in einem ganz fragmentarisch erhaltenen Brief aus dem 3. Jh. M]yyiAIGt mit nicht näher zu bestimmender Bedeutung. 1 Vgl. Schniewind, Euaugelion, S. 125 und Friedrich, TbWb n, S. 708,Uf., heide nach F. Specht. I Vgl. Schniewind, a.a.O. S. 126 und Liddel-Scott, Lex.' 860.
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Eine Übersicht über das wichtigste Belegmaterial in geschichtlicher Reihenfolge soll diese Übersicht untermauern: Für das Medium ergeben sich folgende Belege: 1m 5. Jh. o. Ohr. n. Aristophanes, Equit. 642f. ironisch tür die Verbilligung der Sardellen. 1m 4. Jh. o. Ohr. n. bei Demosthenes, Pro Corona 323 von Erfolgen der Gegner; bei Lycurg, In Leocratem 18 ironisch von der eigenen Rettung (par.: cbtotyycllcw I); bei Theophrastus, Characteres 17, 7 mit IITL von der Geburt eines Kindes und bei Menander im Georgos 83 mit 1tp6~ ae TotÜTot von einem Hochzeitsangebot. 1m 1. Jh. p. Ohr. n. bei Plutarch, De Mario (22) 418 mit A.c. I. von der Wiederwahl zum Konsul und De Pompeio (66) 654, ebenfalls mit A.c.I., von dem erwarteten Kriegsende. 1m 2. Jh. p. Ohr. n. bei Alciphron in den Epistulae II 9,2 (= III 12,2 p. 72 bei Hercher, Epistolographi Graeci) mit Obj. TotÜ'rot und anschließendem IITL vom poetischen Kunstverstand und Kunstgenuß beim Weiden der Ziegen. Bei Luoian: lcaromenippus 34 ironisch von der an die Philosophen weiterzugebenden Botschaft ihrer alsbaldigen Hinrichtung; Pro Lapsu inter Salutandum 3 mit Tl)V vtxllV und der Parallelformulierung ciyycAAcLv -rilv vtxllV von der Siegesbotschaft ; im Philopseudes 31 mit IITL von der ruhigen Lebensmögliohkeit im Hause nach der Vertreibung von Dämonen I; Tyrannicida 9 mit Objekt -rilv i>.t:ukptcxv von der Botschaft der Freiheit nach dem Tode des Tyrannen. Bei Soranus, De Muliebribus Affectionibus 21 von der Aufgabe der Hebamme, der Kreißenden TO &cpoßov Xott Tl)v cUTOXtotY zu verkünden, sie also alles Guten und der guten Geburt zu versichern. Bei Longue, Pastorales (= Daphnie und Chloe) III 33,1 mit Objekt TOV YrXlLov = der Braut die Hochzeit ansagen. Bei Dio Cassius Cocceianus 60,13,4 mit IITL ironisch von der Rettung (v. I. Aktiv!). Bei Philostrat in der Vita Apollonü 1,28 mit TLVt und IITL von der feierlichen Ankündigung des Eintreffens des Apollonius (par. in 1,29 a.votyycAAcw). 1m 3. Jh. p. Ohr. n. bei Heliodor in den Aethiopica 2,10 vom mitzuteilenden Ende der bösen Stiefmutter und 10,1f. zweimal mit TLVt Tl)V vtxllV (par. 10,6: Tl)V vtxllv XotTotyycAAcw) von der Siegesbotschaft. 1m 3./4. Jh. p. Ohr. n. bei Jamblichus, De Vita Pythagorica 2,12 mit A.c.I. von der Prophezeiung einer großen Zukunft. Für das Pauiv ist bemerkenswert die in den Kaiserkult gehörige Formulierung auf einer Inschrift aus Sardes aus dem 1. Jh. a. Chr. n. t:UotvyV.ta&7j il 7t6>.~ von der Mündigkeit.serklärung des Augustus-Enkels Gaius Julius Cäsar (= Sohn des Agrippa und der Augustus-Tochter Julia) im Jahre 5 a. Chr. n. l •
Das Aktiv finde ich, von den Belegen aus der Septuaginta (1.Reg. 31,9; 2.Reg.18,19f.) und dem Neuen Testament (Apc.l0,7 und Apg.16,17 v.I. in D) abgesehen, nur in Belegen aus christlicher Zeit: Pap. Gießen 127,6 cUotyyc>.tC(.o) Tel Tij~ vtXll~ = Siegesnachricht geben (Anfang des 2. Jh.s); bei 1 A. M. HannoD im 3. Bd. der Lucian-Ausgabe aus Loebs Classical Library 8.368 bezeichnet cü«yydLC6ILt:YO~ Philops. 31 als sekundäre Variante; ursprünglich sei die von Plato übernommene Formulierung: I:Ö ciyyi).).(.o)v. 1 Veröffentlicht mit Übersetzung, Kommentar etc. durch W. H. Buckler und D. M. Robinson, Greek Inscriptions from Sardes V, AJA 18, 1914, S. 321362 (abgedruckt im AU88Chnitt bei Friedrich, ThWb II S.721 Anm. 37; der Text findet sich ferner IGR IV Nr. 17156), unsere Formulierung Z.14. Die Herausgeber Buckler und Robinson merken zu Z. 14 a.a.O. S. 344 an: "Mvyr:>.ta&7j. This is another illustration of the anticipation of the Christian MYYC>.tcxL which prevailed in Asia Minor in the latter half of the ßrst century B. C."
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Die religionBgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
Polyaenus, Strategemata 5,7 mit ~ = daß, von der Verbreitung einer Sieges. botschaft (2. Jb.); bei Dio Cassius 60,13,14 mit ch~ (in einer v.I. zum Medium) f"tir Rettungsbotschaft und dann im 4. Jh. (christlich) in Pap. Amb. 2,16 mit TLVl von der Botschaft des Christus.
Von einem ausgesprochen religiösen oder theologischen Sprachgebrauch läßt keiner dieser Belege etwas ahnen. Zwar könnte hinter der p&88ivischen Formulierung der Kaiserinschrift aus Sardes und der Nachricht vom Eintreffen des Apollonius von Tyana bei Philostrat, vielleicht auch hinter der Prophezeiung bei J amblichus, eine religiöse Motivation sichtbar werden, aber ein ausgesprochen technischer Wortgebrauch liegt nirgends vor. Im Moment läßt sich daher nur fest· stellen, daß der vorliegende Gebrauch von griechisohem r.Ua.YYEAI.~ELvl EUIXIfEA(~Ea&otL dem jüdischen von ,i'::1 weithin gleicht. Da aber die an der Wurzel ,i'::1 haftende Bedeutung von Gottes- und Propheten· rede sowie Engelsbotschaft in unserer Übersicht ganz ausfällt, dürfte es kaum möglich sein, allein von den aufgeführten hellenistischen Bele· gen her die neutestamentliche Verwendung der Verben zu erklären J • Daß auch die eventuell religiös akzentuierten Belege hier nicht weiterführen, wird sich uns noch ergeben. b) Das Substantiv EUotYYEALOV
Etymologisch ist das Substantiv, wie das Verbum auch, von &MYYEAOC; herzuleiten und meint, formal gesehen, "was zu einem EuciYYEAOC; gehört"l. Je nachdem ob diese Zugehörigkeit vom Boten oder vom Empfänger der Botschaft aus betrachtet wird, bedeutet das Nomen "Botenlohn" oder "Botschaft", beides als erfreuliche Phänomene! Bei dieser Doppelbedeutung und Möglichkeit der Betrachtungsweise handelt es sich, wie der ganz gleichartige Befund im Hebräischen zeigt, um ein allgemein antikes Phänomen. Charakteristisch für die Verwendung des Substantivs in der Graecität ist der dem Neuen Testament unbekannte Plural: 'rOC EUotnEALot8. Er ist für den hellenistischen Sprachgebrauch ebenso kennzeichnend, wie für das Neue Testament der absolut gebrauchte Singular charakteristisch ist. Bereits diese sprachliche Beobachtung dürfte eine Wesensversohiedenheit der im Hellenismus und im Neuen Testament mit demselben 1 Auch für die bei Paulus unbestreitbart' und wohl schon in die vorpaulini. sche Zeit zurückreichende Affinität des christlichen Evangeliums zu Lehre und Tradition bieten die genannten hellenistischen Bt-lege keinen tra.ditionsgeschicht. lichen Hintergrund. Andcrs ist dies bei dem jüdischen Material, wo die Wurzel sowohl für die Geeet.zesproklamation als auch im ZU8&IDJllf'nhang mit der Gesetzesunterweisung und schulischen Traditionsbildung auftaucht (vgl. oben s. 138f. 133 Anm. 3,177 Anm. 2). • Schniewind, Euangelion, S. 116 nach Fr. Specht. a Vgl. Schniewind, Euangclion S. 118; Molland, })aul. Euangelion, S.21f.
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Nomen bezeichneten Phänomene signalisieren. Konstruiert wird der nur gelegentlich nachweisbare Singular von eUCX'(")iALOV lUld der gebräuchliche Plural nie mit Adjektiven l , wenn mit Genitiven, so nur mit Objektsgenitiven, ferner zuweilen mit Präpositionen: 1tep( c. Gen., 1tcxpci c. Gen.; Präpositionen, welche das Nomen selbst regieren, sind: EV, E1t( \md de;. Formelhaft erscheint die Rede von eucxYYEALcx WeLv, vielleicht eucxyyeALcx O"Teq:lCXVOüv lUld gelegentlioh eucxyycALCX EopTcil:eLV. Wichtig erscheint mir, daß sich sowohl die Synonyme wie auch die sprachlichen A.quivalente, mit denen eucxyyEALov ausgetauscht werden ka.tm, zumeist an der BedeutlUlg "erfreuliche Botschaft" orientieren I. Das bedeutet, daß eucxYYEALoV in unserem Quellenbereich den von der Etymologie her festliegenden Sinn von erfreulicher Botschaft behalten hat, wenn auch das mehrfache Nebeneinander von Verben des Stammes «yyeA- lUld eucxyyeALov/eucxyyeALcx ohne erhebliche VerschieblUlg des Bedeutungsgehaltes zeigt, daß der erfreuliche Sinn der eucxyycALCX nicht immer sehr ausgeprä.gt sein muß. EucxyyeALov wird in der Mehrzahl der Fälle absolut gebraucht, gewinnt aber, wenn ich recht sehe, nirgends einen ausgesprochen technischen, lUlverriickbaren Sinn: Was mit eucxYYEALoV gemeint ist, entscheidet vorwiegend der Kontext! Das schließt nicht aus, daß sich eucxyyEALov häufig in der Bedeutung einer Siegesbotschaft, im Sinne von VersicherlUlg lUld "Prophetie" (beides auf die Zukunft ausgerichtet lUld in dieser zu verifizieren!) und mehrfach in Texten nachweisen läßt, die mit dem Herrscherkult in Verbindung stehen. Von einer wirklich volkstümlichen Redeweise wage ich auch beim Substantiv nicht zu sprechen, obwohl augen1 Dieser Befund ist im Blick auf Apc. 14,6 bedeutsam; zum BCLWV cUlXYYCALOV bei Josephus Bell. 2,420 vgl. oben S. 169 Anm. 2. 2 Zu Synonymen vgl. Schniewind, Euangelion, S. 117 Anm. 4 und S. 141 Anm. 7. Vgl. femer Tj ltIXA'ij q>liaLC; und -ro ltca:AOV lt~p1Jrl-'lX Paralipomena Jeremiae 7,11. 15 (vgl. oben S.177 Anm. 2). Bei J08ephus, Bell. 3,143f. und wohl auch bei Lucian, Pro Lapsu inter Salutandum 3 tritt IiYYCAlcc für CÜlXyyeALov ein. Im Erlaß des Paulus Fabius Persicus (Zeit: ca. 43/45 p. Chr. n.), den Fr. K. Dömer bearbeitet, zusammengestellt und kommentiert. hat (Der Erlaß des Statthalters von ABia Paullus Fabius Persicus, Diss. Greifswald 1935), heißt es in einem gegen den am Artemision in Ephesus eingerissenen Amterschacher gewandten Passus in Z. 11 ff. des 4. Bruchstückes (Dömer S. 15. 38): 6alixLC; TC rel:p liv linb -rijc; • PWW'lC; [AIXPW'tiplX fA&1l IiYYtA(IX, TIXU't'"/l ltpOC; -rov fBLOV Illt0XPWVTIXL ltopLal-'6v •••• Dömer kommentiert: ..... cs war die Unsitte eingerissen, daß, sooft von Rom eine [AlXpWTCP:X IlYYCA(1X (IV 11) gemeldet wurde, also sich aus irgendeinem das kaiserliche Haus betreffenden Grunde Gelegenheit bot, ein Fest zu feiern, PriestersteIlen dazu gegen Höchstangebot wie auf einer Auktion verkauft (IV 14) oder von den mit der Verleihung solcher Priestt>rstellen betrauten Personen gegen persönlichc Vortt>i1e vergeben wurden" (S. 44). [A:XPWTtplX a.YYEAlcc ist hier eindeutiges Aquivalent für CÜlXyytAI4. - In einem Brief des Septimius Severus und des Caracalla an die Einwohner von Nikopolis (Zeit: ca. 197/99 p. Chr. n.; veröffentlicht in MDAI, athen. Abteilung, 48, 1923, S. 9~102) taucht in Z. 26/27 der Plural Tel: tU:xvytAf.LIXTIX als Aquivalent für tUIXyytALIX = Erfolgsnachrichten (vom Siege über die Barbaren und dt'm wiederhergestellten Frieden) auf.
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Die religionsgeechichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
soheinlioh der als Ausruf gebrauchte Plural EÜ(l')'Y~LCl! und der in allen Lebensbereiohen gebräuohliche Begriff der Euangelienopfer auf eine weitere Verbreitung des substantivischen Sprachgebrauches schließen lassen, als es die ausgesproohen literarischen oder offiziellen Fundstellen ahnen lassen. Diese FundsteIlen sind, wenn man sie chronologisch ordnet, folgende: Der Plural CÜatyyi).LGt findet sich:
Im 4. Jh. CI. Ohr. ft. bei Aeschines. In Ctesiphonem 160: Opfer darbringen I:~ atlTteN 3C cüczyyc).lc.w und ihnlich ein Jahrhundert später in einer kleinasiatischen Inschrift IG IJI Nr. 1224 Z. 15: [•.• cü]czyyu.l(a)'" &ucrlat 1 • Im 1. Jh. CI. Ohr. ft. griechisch als Fonnel in Briefen Cicer08. Ep. ad Att. TI 3.1 CÜatyyiALat' nir die Nachricht vom Freispruch des (von Cicero und Hortensius gemeinsam verteidigten) Valerius und XIll40.1 ironisch von einer mutmaßlichen Hinwendung Cisars zu tüchtigen Männerni. Ein drittes Mal im selben Jahrhundert als CÜatyyiALGt 'tijr; 'P(a)[lI-atl(a)'" ... lxl'/r;] auf einer Ämterund Ehren1iste aus Mavrodilisi (IG VII, 417.67). Ferner zweimal in der berühmten KalenderinBchrift von Priene aus dem Jahre 9 a. ehr. n. s : Z. 38 nach Bucklers Emendation im Sinne von Verheißungen und Z. 40 von Segensbotschaften. 1 Hatte Schniewind. Euangelion. S. 120f. in der Aeschines·Stelle einen exegetischen Fingerzeig für das Verständnis der fonnelhaften Redeweise von CÜatyyt),Lat MEL'" sehen und diese Wendung im Sinne eines Feierns von guter Botschaft durch Opfer interpretieren wollen. so wird dieser Deutungsversuch durch die Schniewind noch rucht vorliegende Inschrift IG IP Nr. 1224 glänzend bestätigt. I Daß es sich um eine fonnelhafte Wendung handelt. zeigt der Umstand. daß Cicero den griechischen Ausruf in seinen lateinischen Brief einsetzt. Für fonnelhaften Gebrauch spricht ferner. daß uns dß88elbe EVatyyt),Lat! bereits in der lukianischen Version von 2. Reg. 18.31 begegnet ist (vgJ. oben S. 156) und. leicht abgewandelt. bei Heliodor. Aeth. I 14. wieder begegnen wird. • Die bei Dittenberger. OGIS Nr. 458 abgedruckte Inschrift ist jetzt für Z. 32--49 nach dem von W. H. Buckler. An Epigraphic Contribution to Letters. Tbe CIB88ical Review 41. 1927, S. 119-121 emendierten und im Supplementum Epigraphicum Graecum 4. 1930. S.90 Nr.490 abgedruckten Text zu lesen. Der Text hat folgenden Wortlaut: 'E7tC[LBij TJ &l:1(a)r;] BLGtTti~atcrat 'tÖv (:Ilov TJII-WV 7tpOVOLat crnouBijv clcrev[evxatlll-]EvtJ xatL ~L),onll-bv 'tÖ TE)'l'/6TatTOV TWL (:I1(a)L BLEX6crll-l'/[ crEV ciyat&Ov] 1 ivcvxatll-EvtJ 'tÖv l:c(:Iatmv. aa av c~ CÜEpyccrlatV civ&pw[ 7t(a)v] bt),~ 11 P(a)crEV cipnijr;. (w )cr7tCP Tjtuiv xatl Toit; II-E&' TJ[II-cir; cr(a)'tijpat XatPLcrtlJ.dv7l] I 'tÖv 7tatUcratVTat j.Lh 7t6AEII-0.... XOcrll-1jCSOVTat [Bt clP~VIlV. btLcpatvdt; Bi] 1 6 Katicratp TeXt; i),7tlBatt; TWV 7tPO),at(:l6VT(a)'" [CÜatvyt),LGt mlVT(a)V U7tEp] I· c&1jxev. 0':' J.t6vov TOUt; 7tpO atVTOÜ YCYOv6T(att; EVCpY,CTatC; U7tEp(:lat]I>.6l1-evOt;. cl).).' oVS· ü iv Toit; icroll-ivoLt; i),7tIB[at U7tO),L7tWV U7tEp(30),jjt;]. U -Jjp~ev Be T(;n x6crll-(a)L TWV BL' atÖ'tÖv cVatvyc),l[ (a)V TJ ycvi&),Lot; TJII-tpat] 1 TOÜ &coü. 'Tijt; Be •Acrlatt; il/rrlcpLcrll-EvtJt; iv l:II-UPV7J (btt ciPXLl:pt(a)t;) I AEUXlou OVoAxczxlou TU).).ou. ypatll-lI-atmOVTot; nat7t[lat, lI-atPTUPlatv] I Tiil II-cylcrTatt; y' I~ 'tÖv &cOv XathupOVTL TELII-cit; clVatL [crU9atVov] • .. natü).).Ot; cllti(:lLot; Mti~LJ.tOC; 6 ciV&U7tatTOt; 'tijt; batp>;i)att; i[7tl crWT1'jplatt;] 11 cinO 'tijt; ixclvou Be:~Lcit; xatl [y ]VWII-l'/t; cl7tCcrTatAII-EvOC; cü(~1jll-atcrLV lBI]OLt; CÜEpytT1'jcrr:v TiJv i7tatP;(~iXV, ~v CÜCPYCcrLWV TeX II-CYC&['Il [Xatvwt;] 1 dm:LV oU8clc; iiv i~lxOLTO. xatL 'tÖ II-txPL Wv ciyvo'll&iv unO TWV (·E).).~]lv(a)v c~ TiJ... TOÜ l:C(:IatcrTOÜ TELII-ijv cGPCTO. 'tÖ cinO 'tijt; ix&lvou y[EVi]lcrc(a)t; ilp;(m ~ (:I~ 'tÖV xp6vov. BL' a )Cd. Die Ergänzung in Z. 37 bringt CÜatvy!ALGt neu in den Text herein. und zwar im Sinne von "Verheißungen". Fr. Taeger. Charisma II S. 194 Anm.67 hat Bucklers Lesung von Z. 37 übernommen.
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1m 1. Jh. p. Ohr. n. begegnet der Plural mehrfach bei Plutarch: Artoxerxee (14) 1018 in der Wendung IJ.La&Ov cU«yyu.l(,)v = Lohn rür gute Bot.achaft und cU«yyc>.l(,)v 8EUTCP«L« = Zweitgabe rür gute Nachricht; De Phocione (23) 752 = Siegesbot.achaft; De Pompeio (41) 640 = gute, von der Tyche gelenkte Nachricht vom Tode des Mithridate& (par. ist 641 IiTt«yyilliLVI); Sertorius (11) 573 iTt' cU«YYC>'lOLI; = zum Zwecke von guten Ankündigungen, Prophezeiungen 1. 1m 2. Jh. p. Ohr. n. sind zu nennen Aelius Aristides, II«v«~v«LX61; 174 iTt' cU«YYC>.lOLI; iaTC~G:V(,)IJ./;vOI; = wie zu Siegeebot.achaften bekränzt und der unbestimmbare Beleg Pap. Hibeh Nr. 232,7 1 • An der Schwelle zum dritten Jahrhundert finden wir Belege bei Philoetrat, Vit. ApolI. VIII 27 ol TWV cUcxyyc>.l(,)v 8p6IJ.OL = die Boten mit guter Nachricht von der Ermordung Domitians. Apollonius hatte die Ermordung im Geiste geschaut und die Kunde vom Tode des Kaisers vorausgesagt (par. in 26 IiTta:yyD.>.olJ.«LI) Vit. Sophist. I 18,1 cU«yyaL« Tijl; vtxljl; = Siegesbotschaft ; 11 5, 3 der einfache Plural rür erfreuliche Botschaft allgemein, und schließlich in De gyrnnastica 7 noch einmal cU«yyi>'LG: Tijl; vtxljl; rür Siegesbot.achaft. 1m 3. Jh. p. Ohr. n. auf einer Inschrift aus Athen vom Jahre 209/10 im Sinne von Freudenbotschaft über die Ernennung des Lucius Septimius Geta zum Augustus ' . Bei Heliodor erscheint cU«yyaL« in den Aethiopica I 14 für die Nachricht vom Tode der verhaßten Stiefmutter, X 3 für Siegesbotschaft. 1m 4. Jh. p. Ohr. n. erscheint Tci MyyaLG: wohl von eidlichen Zusicherungen im Fragment eines BtaatBanwaltlichen Urteils'. Schließlich ist eine undatierte Inschrift aus Laodicea am Lyk08 zu nennen, auf welcher Kol~ II0IJ.TtwVLOI; /II>'«xxo<;, der Leiter der politischen Belange der Stadt, dafür geehrt wird, daß er die Stadt anläBlich von cU«yyaL« = Opfer- und Freudenfesten aus freien Stücken reich beechenkt hat'. Wir nennen den Beleg erst jetzt,
-r«
1 Vgl. z. St. Friedrich, ThWb 11 S. 720, 33ff. Die Verwendung von cU«yyi>'L« im Orakeiweeen ist somit offensichtlich, daß aber cU«yyi>'LOV mit .. Orakelspruch" zu übersetzen sei, will mir nicht ganz einleuchten. Man kommt mit der üblichen Bedeutung .. Ankündigungen" oder "Prophezeiungen" auch an unserer Stelle aus. I Vgl. oben S. 181 Arun. I unter g. I !G, Ed. minor Bd. 11/111, Teil I, Berlin 1916 Nr. 1077. Zeile fr7 lauten: (5) •.. ßOUAlj auvijx~ tTtl TOLl; (6) [Myy]c>.loL<; Iiva:8CLX&mOI; [AUroXP«TOPOI; K«la«poc; IIoTt>.lou] (7) [l:C7tTLlJ.lou nT« Eucn:ßoüc; l:Cß«aTOÜ] .... liv«8cLX&M0<; XT>'. dürfte als von M~AloL<; abhängiger (objektiver) Genitiv zu bestimmen sein; oder handelt es sich um einen erläuternden Gen. abs. , , Ein sicheres Urteil über die fragmentarisch erhaltenen Zeilen von Papiri Greci e lat.ini Nr. 768 (vgl. S. 181 Anm. 1 unter c) gewinne ich nicht; mir scheint nur sioher zu sein, daß Tci cU«YYCAL« hier vor Gericht ~etroffene Zusicherungen meint. Das redende Ich ist der Ix8LXo<; von Hermopolis (zu Funktion und An· stellung solcher öffentlichen StaatBanwälte vgl. A. H. M. Jones, The Greek City from Alexander to Justinian, Oxford 1966 [= Nachdruok der Erstausgabe von 1940] S. 150ff.). Der entscheidende P88SWI des Gerichtsurteils lautet: (7) ... ]v X«T«ßcß>.ija&IXL xlXl TWV 6px(,)v crUT
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Die religionsgeachichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
weil kein genaues Datum rür ihn feststeht, doch dürfte vorchristlicher Ursprung wahrscheinlich sein 1. In der Wendung cUClyyiALCt &Ucw = Opfer rür gute Botschaft darbringen I erscheint unser Plural seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert: Bei Aristopha. nes, Equites 656 ironisch anläßlich der Verbilligung von Sardellen. In der Histo· ria Graeca (= Hellenica) Xenophons 16,37: man opfert Euangelien, obwohl die Schlacht verloren ist. Im 4. Jh. a. ehr. n. ist auf dem sehr schadhaften Stein aus los die Rede von Euangelienopfern anläßlich von Wohltaten und Freiheit, welche die Stadt durch Antigonos empfangen hat (IG XII, Supplementum, Nr. 168 Z. 5). Von den Skepsiern werden nach Dittenberger, OGIS 6,30f. cUClyyiALCl geopfert für die der Stadt durch Antigonus gemachten Zusagen von Frieden und Autonomie'. Nach OGIS 4,39f. bringen die Nesioten zu Ehren des Thersipp, der für seine Vaterstadt viel getan hat, Heils- und Euangelienopfer dar. Die Epheser opfern der Artemis Euangelien rür die Wohltaten, die ihnen durch Demetrius Poliorketes und ApolIonides zuteil geworden sind (Dittenberger, Sylloge ' I Nr. 352,6; in Z. 12 par. wieder: livClyyiUEW [-rljv EÖVOLCXV "rOU ßcxcnAiw~]). Ironisch ist der Sprachgebrauch Isocrates, Orationes 7,10: Trotz vieler Rückschläge haben die Athener schon zweimal Euangelienopfer dargebracht. In Menanders Periciromene 415 wird Polemon aufgefordert, rür die günstige Wendung des Schicksals, die ihm die Braut zurührt, cUCXyyo.LCX zu opfern. In der Neubearbeitung von CIG IV 6821 durch L. Moretti (Archaeologia Classica 5, 1953, S. 255-259) Z. 13-16 ist die Rede von einem «PXLEP~ des Kaiserkultes, von dem es heißt: "r[cl3~] cUcxvyi[ALCt ürip] otxo[u 1t~) T[WJv l:q3[ß. auaCl'n'Cl). Präzis auf das 1. Jh. p. ehr. n. lassen sich zwei Belege aus Plutarch datieren: Reg. et Imp. Apophtegmata 184 A: AntiochOB opfert den Göttern cUCXyyiALCX für die Nachricht von der Errettung seines Bruders. Sertorius tut dasselbe für eine ihn erreichende Siegesbotschaft (Sert. 26, 582). Im 2. Jh. p. ehr. n. heißt es in Philostrats Vita Apollonü V 8, es sollten für Neros olympischen Sieg CUCXYY~ALCX dargebracht werden.
Die bei Aristophanes begegnende, aber wahrscheinlich ad hoc gebildete Wendung cnE:cpcxv6w "rLVIi. cUCXyyiALCt (Equites 647) und «vcx8iw "rLvli. cUCXyyiALCX (Plutus 764-766)' rührt hinüber zu der zweiten Bedeutung. die cUCXyyiALCt haben kann: Botenlohn. Beide Aristophanes-Stellen sind auf Grund diCller Wortbedeutung gebildet. Die von Schniewind unter der Bedeutung cUcxyyo.LCX = Botenlohn aufgerührte Stelle Plutarch, Artoxerxes 14 (1018) ist besser unter cUCXyyiALCX = Botschaft einzureihen'. 1 W. H. Buckler und D. M. Robinson a. S. 183 A. 2 a.O. S. 344 rechnen unsere Stelle zu den kleinasiatisch-vorchristlichen Evangeliumsbelegen. I Vgl. zum Sinn der Wendung S. 186 Anm. 1. I Weil diese Zusagen in Z. 35f. als cxl 01'0AOY(CXL und ol 6PXOL bezeichnet werden, hat der Sprachgebrauch des Papyrus von S. 187 Anm. 4, wo "rli. cUClYYCALCX auch in Parallele zu ol 6PXOL erscheint, nichts Verwunderliches, sondern beweist, daß Tci f:Ü«yyiALCl auch rechtliche Züge annehmen konnte. Die Euangelienopfer auf unserer Inschrift sind Folge und Echo der (rechtlichen) Zusicherungen des Antigonus. , Vgl. zu dieser Wendung Schniewind, Euangelion, S. 121 Anm. 1. • Vgl. Schniewind, Euangelion, S. 140 Anm. 1. Konrat Ziegler, Plutarch, Große Griechen und Römer, Bd.6 (Bibliothek d. alten Welt, griech. Reihe, Zürich/Stuttgart 1965) S. 359f. übersetzt den P888US: "Als der Karer, der den KyrOB in die Kniekehle getroffen und zu Fall gebracht hatte, ebenfalls ein Geschenk verlangte, hieß er [sc. Artoxerxes) die Überbringer sagen: 'Dies
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Die Wendung cUc:tyyiALc:t topTci~e:LV begegnet zweimal: bei Joeephus Bell. 4,618 und bei Plutarch, De Phocione (23) 752, beide Male also im 1. Jh. p. Chr. und in der Bedeutung: ein Fest für eine Freudenbotschaft feiernI. Für uns besonders wichtig ist das Belegrnaterial, das den Singular -tO cUc:tyyiALOV aufweist. Es ist spärlich: Dor älteste Beleg für -tO cUc:tyytALOV = Frohbotschaft ist Josephus Bell. 2,420 1 • Im 2. Jh. p. Chr. n. finden sich vier Belege: Bei Appian in den Bella Civilia Romans 3,93 -tO cUc:tyyeALov = die gute Nachricht vom Überlaufen zweier Legionen Cäsars ins republikanische Lager, eine Nachricht, die sich als bloßes Gerücht erweist; 4, 20 ..0 cUc:tyyeALov = die für Antonius hocherfreuliche N achricht vom Tode Ciceros; 4,113 steht cUc:tyyiALov {"ür Siegesbotschaft ' . In Pseudo-Lukians Roman De Asino 26 meint cUc:tyyiALOV die von einem Esel (= dem verwandelten Lucius) den Dorfbewohnern entgegen geschriene Siegesnachricht von der Befreiung eines jungen Mädchens aus Räuberhand. Der letzte Beleg für EUc:tyyiALOV = (gute) Botschaft stammt aus dem 3. Jh. p. Chr. n. Auf einem Papyrusfragment werden Festprozessionen angeordnet, weil das EUc:tyyeALov von der Proklamation des Gaius J ulius Verus Maximus (Sohn des Maximinius Thrax) zum Kaiser bekannt geworden ist'. Viermal ist cUc:tyyeALov in der Bedeutung von "Botenlohn" nachgewiesen: Zweimal in Homers Odyssee 152. 166, also im 7. Jh. a. Chr. n., und zweimal im 1. Jh. p. Chr. bei Plutarch: De Agesilao (33) 614 und De Demetrio (17) 896.
Damit ist das mir bekannte Material erschöpft. Religiöse Komponenten sind mehrfach vorhanden: Bei den Belegen, die in Verbindung mit dem Herrscherkult stehen, zunächst, dann durchweg in dem von Euangelienopfem berichtenden Material, sicherlich auch in der Schilderung der Prophetie des Apollonius von Tyana (Vit. Apoll. 8,26/27) und, vielleicht, bei Heliodor, Aeth. 10,3. Näherer Untersuchung bedarf im Blick auf das neutestamentliche Phänomen Evangelium vor allem die Botschaft des Herrscherkultes. Da die Euangelienopfer dem Neuen Testament durchaus fernstehen, braucht diesen Belegen nicht noch weiter nachgegangen zu werden, wenn nur deutlioh ist, schenkt dir der König als zweiten Preis für gute Nachricht (O'ol Tc:tirrc:t 8(8(a)O'LV ßc:tO'LAcUC; EUClYYEA(a)V 8EUTEpClLCl); denn als erster hat Artasyras, nach ihm du den Tod des Kyros gemeldet (rljv Kupou TEAEurljv cbt-ljyye:L>.c:tt;)'." 1 Vgl. oben S. 170. 2 Vgl. oben S. 169. 185 Anm. 1. ~ Die Formulierung der Stelle ist interessant: "Als die Reiter des Brutus kamen, um die Siegesbotschaft auszurichten" = ... 'ltpom6VT(a)v ~C; cUClyytALOV l'lt'lt!(a)v BpoUTou. Die Wendung l:t; cUc:tyyiALOV erinnert, wie schon W. Bauer, Wb' Sp. 628 anmerkt, an Röm. 1,1 und 2.Kor. 2,12 und zeigt, daß nicht nur im semitischen, sondern auch im hellenistischen Bereich cUc:tyyiALov als nomen actionis verstanden werden kann. Daß EUc:tyyiALOV bei Paulus als nomen actionis erscheint, ist also kein besonderes Kennzeichen für semitischen Ursprung des Nomens, wie z.B. Friedrich, ThWb II S. 727,2ft". meint. , Der Text lautet nach Preisigkes Sammelbuch Nr.421 = A. Deißmann, Licht im Osten, Tübingen 4. Auß. 1923, S.314: 'E'ltEl yv[w]O'T[1)t; l:yEv6j1.1)V TOÜ) EUc:tVYEA[(O]u mpl TOÜ dV1JYOpEÜa&c:tL Kc:tLO'c:tpc:t .... Die Konstruktion erinnert an Röm.1,1ft". 13 5688 Stuhlmac:her. Bv&ngeUum
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daß sich im lebensnahen Brauch des Opfers für gute Botschaft, so abgeflacht solche Sitte auch zuweilen sein mag, eine religiöse Ehrfurcht vor dem Phänomen der machtgela.denen, über Tod und Leben entscheidenden Botschaft ausdrückt, und zwar bis in die neutestamentliche Zeit hinein. Wo die neutestamentliche Evangeliumsbotschaft in der hellenistischen Welt ausgerichtet wurde, durfte sie also damit rechnen, als machtvolles Segenswort auch bei Menschen verstanden zu werden, welche der alttestamentlichen und jüdischen theologischen Denktradition völlig fernstanden. Haben wir diesen Denkhorizont in sein Recht gesetzt, so dürfen wir es auch in diesem Stadium unserer Untersuchung schon anzweifeln, daß die genannten Belege wirklich den Mutterboden der neutestamentlichen Rede vom Evangelium darstellen. Wohl ist die Identifikation von eucxyyeALov mit Verheißung und Prophetie auch im hellenistischen Bereich auffällig und, religionsgeschichtlich vielschichtige Zeugnisse wie die 4. Ekloge Vergils 1 zeigen, daß nicht nur die jüdische, sondern auch die hellenistische Welt der Späta.ntike von durchaus ernstzunehmenden und für die urchristliche Verkündigung gewichtigen Erlösungs- und Heilserwartungen erfüllt war. Dennoch ist mit Hildebrecht Hommel auf die Differenz solcher hellenistischer Heilserwartung und der urchristlichen Eschatologie hinzuweisen 3 und dementsprechend hervorzuheben, daß dem hellenistischen "Evangelium" der Kontext einer geschichtlich-teleologischen Eschatologie fehlt. Mit ihm fehlen die Vorstellungen des Gottes- und Prophetenwortes sowie der Engelsbotschaft, fehlt die Glauben fordernde proleptische Ansagestruktur, die nur durch den endzeitlichen Herrschaftsantritt Gottes einlösbar ist 3 , und es fehlt mit alledem auch die Anschauung von einem einzigen, alles entscheidenden Evangelium. Doch halten wir mit einem endgültigen Urteil noch zurück, bis wir die religiös-hellenistischen Zeugnisse noch eingehender als bisher gemustert haben. 1 Der Text der 4. Ekloge ist bequem zugänglich bei Eduard Norden, Die Geburt des Kindes, Studien d. Bibliothek Warburg 3, Berlin 21931, S.8ff. sowie in dem Aufsa.tz von Hildebrecht Hommel, Vergils 'messianisches' Gedicht, ThViat 2, 1950, (S. 182-212) 186ff. Norden und Hommel bieten gleichzeitig Übersetzungen. Ein um die Zeilen 23-30 (weshalb T) gekürzter, deutscher Auszug aus der Ekloge auch bei Ch. K. Barrett, Die Umwelt des Neuen Testa· ments, ed. C. Colpe, WUNT 4, Tübingen 1959, Nr.4 S. 19f. I Vgl. Hommel, a.a.O. S.210-212. a Als Verheißung versteht sich auch das hellenistische, kaiserkultliehe Evangelium (vgl. die Priene-Inschrift Z. 37, s. o. S. 186 Anm. 3), aber diese Verheißung zielt ab auf den Anbruch des goldenen Zeitalters und seiner Wohltaten. Von einer die Hörer des Evangeliums heute mit Leib und Leben einfordernden, zum Zeugnis herausfordernden Glaubensbotschaft ist keine Rede, und der Gedanko der Gottesherrschaft oder eines endzeitlichen Bundes Gottes mit seinem Volk liegt völlig fern.
Das Material der Graecität
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2. Der religiöse Sprachgebra'llCh du Hellenimnl.8
Drei Phänomene, die uns begegnet sind, sind noch genauer zu untersuchen: Die Verbindung von Euangelien und der &i:o~ civijpVorstelhmg, die Verwendung von EUCXy-riALOV in der Popularphilosophie, besonders bei den Neupythagoräem, und schließlich, vor allem, der Sprachgebrauch von EUCXYYEA(~Ea&cxL und EUcxyyeALovjEucxyyD..Lcx im Herrscher- und Kaiserkult. a) Evangelium und
&i:o~
civijp- Vorstellung
Daß die Vorstellung vom göttlichen, inspirierten und daher weisen, reinen und wundertätigen MeIlBchen für die Spätantike hohe Bedeutung besitzt, schien bisher ein gesichertes Resultat religionsgeschichtlicher Forschung zu sein. Neuerdings werden jedoch gewichtige Gründe gegen die Geschlossenheit jener Konzeption vorgetragen und begründete Zweifel an ihrer terminologischen Verfestigung schon in der Antike angemeldet 1. Wenn es auch in unserem Zusammenhang nur darum geht, zu prüfen, ob die &i:o~ civijp-Vorstellung irgendeine im Blick auf das Neue Testament religionsgeschichtlich maßgebende Verbindung mit der hellenistischen Redeweise von Euangelien aufweist, so kann doch angesichts dieser neuen Forschungslage ein Problem nicht ganz unerörtert gelassen werden: Die Frage, ob die Anschauung vom &&i:o~ ciV'ljp ein spezielles Kennzeichen nur der hellenistischen (Volks-)Frömmigkeit gewesen ist. Ludwig Bieler hat, wenn er auch gelegentlich hellenistisch-jüdische Belege zitiert, den &E!O~ civ~p als hellenistische Vorstellung erklärt', und G. Haufe hat ihm darin ausdrücklich wieder beigepfiichtet 3 • Doch sollten die von H. Windisch in seinen Untersuchungen über "Paulus und Christus" gegebenen Hinweise darauf, daß im nachbiblischen Judentum die Vorstellung des Propheten sich der des &&i:o~ tiV'ljp annähert', in der geläufigen Einordnung der Anschauung vom göttlichen Menschen unsicher machen 6. In der Tat dürfte es sehr viel ratsamer sein, nur von einer allgemein spätantiken Anschauung zu sprechen. Dann können wir, über Windischs Hinweise hinaus, z. B. das "göttliche" Josephsbild der hellenistisch-jüdischen Missionsschrift "Joseph Vgl. W. von Martitz, Artikel ul6t;, ThWb VIII, S. 337,24-340,12. L. Bieler, SEIO}; ANHP, Bd. 1 Wien 1935; Hinweise auf hellenistisch· jüdische AnschauWlgen nur S. 18f. I Vgl. Haufes übersicht über die "Hellenistische Volksfrömmigkeit" in: Umwelt des Urchristentums, Bd. I, S. 68-100; zum göttlichen Menschen vgl. S.7"'77. , H. Windisch, Paulus und Christus, UNT 24, Leipzig 1924, bes. S.89ft". I Vgl. auch die intereBSallten Hinweise auf die jüdische Anschauung von prophetischer Wirksamkeit in nachalttestamentlicher Zeit von Rudolf Meyer, Artikel: 7tpoCP~TlJt;, ThWb VI, S. 82~825. I I
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lUld Aseneth"l unbefangen der &e'i:o<; «v~p-VorstelllUlg subsumieren. Wir können vor allem, um bei dem uns gesteckten Rahmen zu bleiben, nur von einer gemein&Iltiken Vorstellung her die auffällige Par&llelität erklären, in der Josephus sich selbst prophetische Kraft vor Vesp&8iall zuschreibt', in welcher ähnliche prophetische Kraft im babylonischen Talmud dem Rabbi Joch&Il&Il b. Sakkai zugeschrieben wird a lUld mit der schließlich in den griechischen Belegen auch von einer SeherBegabung des Apollonius von TY&Il& die Rede sein k&nn. Damit sind wir bei dem noch zu prüfenden Belegmaterial angel&Ilgt. Es h&Ildelt sich um die Berichte aus Philostrats Vita Apollonii I 28 und VIII 27. Daß Apollonius von TY&Ila als &E'i:o<; «~p auftrat und in der Vita &ls solcher gezeichnet wurde, bedarf keines besonderen Beweises mehr'. Die Fr&ge ist jetzt ausschließlich die, ob in seiner Lehre oder seinem Nachruhm der Stamm eucxyye)..- eine bedeutsame Stellung erhalten hat. Dies ist, soweit ich zu sehen vermag, nicht der F&ll. In Philostrats Vita I 28 wird berichtet, Apollonius sei nach Babyion gekommen, um den König im Gebrauch der Tugenden zu unterweisen. Sein Eintreffen wird dem Herrscher &ls Glückaumat&Ild gemeldet: &a&&eov o~v eucxyye)..~~6f.Levo~ 7tio"LV, o'n «vYjp &7tt TCXL<; ßcxaLAew<; MPCXL<; ~~XOL aocp6<; TE XCXL ·EAAlJv xcxt ~Uf.LßOUAO<; «ycx&O<;. Davon, d&ß in I 29 die Nachricht sogleich wieder mit «VCXyytAAOf.LCXL beschrieben wird, war schon die Rede Ii. Dies ist bei der Annäherung von eucxyye)..- an die Verben des Stammes «yye)..- nicht weiter verW1Ulderlich. Andererseits zeigt dieser sprachliche Umst&Ild aber, daß eucxyye:)..(~ea&cxL I 28 nur in rhetorischer Absicht eingesetzt wurde, nicht aber für die Schilderung unentbehrlich schien. Belege dafür, daß d&8 Erscheinen &Ilderer &ei:OL ~vape<; mit dem Stamm eucxyye)..angekündigt werden, fehlen ganz. Zu nennen ist höchstens noch die durchsichtige SelbsterheblUlg des Josephus, Bell. 3,143f. Die Ähnlichkeit beider Belege, des jüdischen und dieses hellenistischen, weist auch unsere Stelle als rhetorische FormulierlUlg aus. Da in der Quelle, in der m&Il am ehesten den Stamm e:ucxyye)..- in Verbindung mit dem Auftreten lUld Wirken des Apollonius erwarten 1 Vgl. ehr. Burchard, Untersuchungen zu Joseph und Aseneth, WUNT 8, Tübingen 1965, S. 115ff. Der Text liegt griechisch z. Zt. nur in P. Batiffols Ausgabe, Studia Patristica, Fase. 1/2, Paris 1889/90 vor, deutsche übersetzung bei Rießler, Altjüd. Schrifttum, S. 497-538. I Vgl. oben S. 170 Anm.4, dazu R. Meyer, a.a.O. S. 824,21ff. I Vgl. oben S. 125f. und R. Meyer, a.8.0. S.824,28ff. • Vgl. die bis heute nicht überholte und ersetzte Studio von J. Hempel: Untersuchungen zur Überlieferung von Apollonius von Tyana, Beiträge zur Religionswissenschaft 4, Leipzig/Stockholm 1920. Ferner Windisch, a.a.O. S. 70-77; Bieler, 8.a.0. S. 17 und p888im; Haufe a.a.O. S.75f. i Vgl. oben S. 183.
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sollte, in den unter seinem Namen überlieferten Briefen 1, eUcxyyeALov etc. nicht auftaucht, können wir uns sogleich der zweiten Stelle zuwenden: Vit. Apoll. VII I 26. 27, welche die prophetisch-seherische Weisheit des Wundermannes dokumentiert: Apollonius weilt in Ephesus und schaut im Geiste, wie Domitian in Rom niedergestoßen wird; er kündigt dementsprechend die Glücksnachricht vom Tode des Tyrannen an, heißt aber die Opfer aufschieben, bis die Nachricht tatsä.chlich eingetroffen sei: (26) Iicp(~ETCXL TOUTt ..0 pljILcx xcxl. 8EÜPO, xcxt TO ~v MELV UILii<; bt' CXUTOr<; IiVcx~EßA~a&> E<; XCXLPOV, OV li1tcxYYEA&1jaETcxL TCX\YrCX, EYW 8~ dILL 1tpOaeU~OILEVO<; TOr<; &tor<; ump 6lV d80v (27) lT' Ii1tL
auf. Daß es sich bei der hier geschilderten prophetischen Szene· um ein gelä.ufiges Darstellungsschema der gesamten Spätantike zu handeln scheint, ha.ben wir eben schon herausgestellt. Jetzt können wir nur noch, wie eben zu 129, feststellen, daß EUCXYYCALCX keine besonderE' religiöse Bedeutung hat, sondern geläufigem hellenistischen Sprachgebrauch entsprechend verwendet wird. Auf eine dritte Stelle, welche unsere Wortgruppe mit dem Bild der göttlich-inspirierten Menschen verbindet, hat G. Friedrich aufmerksam gemacht: In der Vita Pythagorica des Jambliohos 8 2,12 sendet Thales den jungen Pythagoras, der bei ihm Unterricht genossen hat, zu weiterer Unterweisung zu den ägyptisohen Priestern und verheißt ihm, er werde im Verkehr mit diesen Männern zum überlegenen Weisen und Gottmenschen heranreifen: &att Ex 1tcxV't'o<; EUlJYYEAl~ETO, Ev aocp6>TCXTOV U1t~p
TOr<; 8lJAOU!JlvOL<; te:pEÜaL auyyblOLTO, &tLo..CXTOV CXUTOV xcxt &1tCXV't'CX<; laea&cxL Iiv&pW1tOU<;. So bedeutsam diese Stelle auch für das vom &tro<; Ii~p zu zeichnende
Bild sein mag, EUCXYYEA(~Ea&cxL ist hier nur im Sinne von glückverheißender Ansage verwendet, kehrt m. W. bei Jamblichos nioht noch einmal wieder und signalisiert darum in unserem Zusammenhang keine besonders hervorgehobene Verwendung des Wortstammes. 1 Zusammengestellt bei Hercher, Epistolographi Graeci, S. 110-130; zu Echtheitsfragen vgl. Hempel, a.a. O. S. 13ff. I Zu dieser vgl. Bieler, a.a.O. S. 88; Friedrich, ThWb n S. 720, 28ff.; aufs neue (vgl. S. 187 Anm. 1) kann ich in unserer Stelle keinen Beleg für die Spezialbedeutung von CÖotyy~ÄlO" = Orakelspruch sehen, wie Friedrich a. 8. O. vor8chlägt. 3 M. v. Albrecht weist in der Vorrede zu seiner neuen, zweisprachigen Ausgabe der Vita (Pythagoras. Legende, Lehre, LebensgestaItung, ed. M. v. Albrecht, Bibliothek d. Alten Welt, Zürich/Stuttgart 1963) S.8 darauf hin, daß die Schrift ~ "keine 'Lebenageschichte dea Pythagoras' , 80ndem eine Darstellung der 'pythagoreischen Lebensform'" bietet, der jetzige Titel "De Vita Pythagorica" also in diesem Sinne verstanden werden mÜ88e.
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Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliwns
Wir kommen also, ganz abgesehen davon, daß es sich bei den aufgeführten Stellen nur um Belege aus nachneutestamentlicher Zeit handelt, zu dem Ergebnis, daß das &ei:O'i civf)p-Motiv keine besondere religiöse Akzentuierung des Stammes EUa.Y'(EÄ- hervorgerufen hat, geschweige denn von einem dem Neuen Testament parallelen technischen Gebrauch des Stammes begleitet ist. b) Evangelium und Popularphilosophie
Die Fragerichtung ist uns von Schniewinds These, im Neupythagoreismus sei ein religiöser Gebrauch des Stammes EÖa.YYEÄ- nachweisbar l , gewiesen. Der Versuch, den Umkreis der Frage auf die großen popularphilosophischen Schulen der hellenistischen Zeit, die Epikureer, die Stoiker und Neupythagoreer insgesamt auszudehnen, scheitert am Material: Der Stamm EUa.YYEÄ- ist m. W. nur im Schrifttum von MäIUlern nachweisbar, die selbst Neupythagoreer waren oder wenigstens den Lehren der pythagoreischen Schule nahestanden. Die Belege, die sich im Traditionsbereich des Apollonius von Tyana finden, haben wir ebenso schon gemustert wie die einzige Stelle bei Jamblichos, an der das uns interessierende Wort vorkommt. Beide Male mit negativem Ergebnis. Es bleibt noch die von Schniewind und Friedrich I hervorgehobene Überlieferung aus Heliodors Aethiopica durchzusehen. Freilich stammt diese Überlieferung erst aus dem 3. Jh., könnte aber natürlich, weIUl Heliodor, wie wiederholt betont wird 3, neupythagoreische oder neuplatonische Lehren aufnimmt, auf ältere Vorstufen hinweisen. Das Material ist erneut spärlich: Daß die Verwendung von Eua.yyeÄ~a. (114) und EUa.YYEÄ(~O!La.~ (11 10) für die Weitergabe der Glücksbotschaft vom Tode der bösen Stiefmutter kein religiös geprägter Sprachgebrauch ist, bedarf keines Beweises. Anders steht es mit X 1-3: Der äthiopische König Hydaspes hat die Perser besiegt und schickt, ehe er selbst in seine Heimat zurückkehren kann, zwei Eilboten mit der Siegesnachricht voraus und richtet an die ihn beratenden GymnoVgl. Schniewind, Euangelion, S. 184. Schniewind, a.a.O. S. 149; Friedrich, ThWb 11 S.709,16ff. 3 Vgl. K.MünBcher, Artikel: Heliodoros, PW 8, Sp. 21; W. Schmid-O.Stählin, Geschichte d. griech. Literatur, HAW VII 2,2, München 6. Aufl. 1924, S. 821; R. Merkelbach, Artikel: Heliodor von Emesa, Lexikon d. alten Welt, Sp. 1234. O. Weinreich betont im Nachwort zur Neuübersetzung der Aethiopica durch R. Reymer (Heliodor. Aithiopika. Die Abenteuer der schönen Chariklea, Bibliothek d. alten Welt, Zürich/Stuttgarl 1950) S. 359. 362, daß die Aethiopica es verdienen, "als ungemein aufschlußreiches Dokument der griechisch-orientalischen Religiosität des 3. Jh. gelesen (zu) werden" und daß Heliodor in seiner Tendenz zur Vergeistigung des Gottesdienstes selbständig Stellung bezieht gegen das ihm vertraute ungeistige syrische Brauchtum. 1
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Das Material der Gre.ecität
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sophisten ein Schreiben, worin er seinen Sieg meldet. In X 1 heißt es von der durch Reiter nach Meroe gebrachten Siegesbotschaft des Hydaspes ganz üblich: 't'l)V v(XlJv EUGtYYEA(~Ea&Gt~. Dieser geläufige Gebrauch von EUGtYYEA- für Siegesbotschaften wird in X 3 noch einmal substantivisch aufgenommen: cVJ.1l: 't'l)v n6Aw &n~6V"U:; TWV EUGtyyeALwv &fJ.nA~aGtTE.
Das genannte Schreiben ist jedoch für Schniewind der Anlaß gewesen, einen betont religiösen Sprachgebrauch von EuGtyyeA~ov bei Heliodor zu postulieren. Das Schreiben lautet in R. Reymers Übertragungl: "An den hochwürdigen Großen Rat der König Hydaspes. Ich melde euch den Sieg über die Perser. Nicht um mich des Erfolges zu rühmen (denn ich will mir das rasch wechselnde Glück geneigt erhalten), sondern um euerer weisen Voraussicht, die sich wie stets auch diesmal bewährt hat, mit diesem Schreiben schon im Voraus meine Achtung zu erweisen. Ich bitte und ersuche euch, an den gewohnten Ort zu kommen, um durch eure Anwesenheit den Dankopfern zur Feier des Sieges in den Augen des Volkes größeren Glanz zu verleihen".
Zunächst bedeutet in der Einga.ngswendung 't'l)V VLXlJV UfJ.LV rljv XGtTIl: nEpawv EUGtYYEAl~ofJ.Gt~ das Verbum wieder nur, wie oft und im Kontext eben erst ,,(Sieg) botschaften". Daß sich Hydaspes den Erfolg nicht selbst zuschreiben will, sondern ihn als Erfüllung der Prophetie der Gymnosophisten bezeichnet, ist in der Tat interessant, wie auch die Parenthese eine abergläubische Furcht vor den Launen der Tyche ausdrückt. Aber durch a.ll dies wird das EUGtYYEAL~Ea&Gt~ und die Botschaft selbst noch zu keinem besonders geprägten Begriff und gewinnt in sich selbst keineswegs eine besondere religiöse BedeutungS. Jenes &UGtYYEAL~Ea&Gt~ wird im Text in geläufiger hellenistischer Manier gebraucht, der Sieg selbst aber als religiöses Phänomen verstanden. Dadurch, daß gerade der am häufigsten bezeugte Wortsinn von EUGtYYEA- für Siegesnachricht auch in unserem Text erscheint, wird die Formulierung des Schreibens als geläufige Stilisierung ausgewiesen. Eine Intentioll des Autors, hier einen geprägten Begriff EUGtYYEAl~Ea&Gt~ einzuführen oder zu schaffen, ist nicht nachweisbar und bei dem völligen Fehlen von Para.llelen auch nicht wahrscheinlich. So bleibt also nur erneut festzustellen, daß auch im Bereich der Popularphilosophie kein eigentlich geprägter, religiöser Gebrauch 1 A.a.O. S.280. Griechisch: Tt;) &tLOTCh
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Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
unseres Wortstammes nachzuweisen ist. Alles Interesse kann und muß sich darum auf die Belege, die vom K&iserkult berührt sind, konzentrieren. c) Evangelium und Kai8erkttlt
Die Entwicklung, welche der K&iserkult des römischen Weltreiches genommen hat, braucht hier ebensowenig noch einmal dargestellt zu werden, wie es ebenf&lls entbehrlich ist, den sich im Kaiserkult vereinigenden, ursprünglich geschiedenen Überlieferungsströmen (= die griechische Heroenverehrung ; der griechische Epiphaniegedanke ; die Vorstellung der Repräsentation und Manifestation der Gottheit dW'ch den Herrscher im Orient; die synkretistische Identifikation und Vertauschung der verschiedensten, regionalen Gottheiten) im einzelnen nachzugehen. Die großen Standardwerke von L. Cerfaux und J. Tondriau "Le Culte des Souverains" 1 und Fritz Ta.eger "Charisma. Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes" a machen solche Arbeit heute entbehrlich I. In neutestamentlicher Zeit ist der Kaiserkult die nach dem Vorbild der Religionspolitik in den Dia.dochenstaaten gestaltete, offizielle religiöse Klammer, welche das römische Weltreich umspannt und zugleich zusammenschließt. Obwohl die Apotheose des Herrschers in der östlichen Reichshä.lfte sich viel besser in die religiöse Vorstellungswelt einfügte und hier darum auch viel früher üblich, &Iso auch weniger umstritten war als im Westen, gilt für das ganze römische Weltreich doch dies: Der Kaiserkult ist die offizielle "Religion" der politischen Instanzen und nur sehr mittelbar eine der Erlösungssehnsucht breiterer Vo1ksschichten entsprechende Glaubenswelt. Der Kaiserkult gehörte, wenn man einmal 80 formulieren darf, mehr zur politisch-religiösen Etikette als zum religiösen Engagement der Vielen. Dies gilt besonders für das Judentum, für welches im Mutterland und in der Diaspora der Kaiserkult solange erträ.glich schien, als er nicht die essentiellen Interessen des jüdischen Monotheismus tangierte'. Nur wenn man sich dies klarmacht, kann man die durchweg offiziellen Dokumente der Herrscherund Kaiserverehrung religiös richtig einordnen und zudem den auf1 Bibliotheque de Theologie, Sero In, Bd.5, Tournai 1957. • 2 Bde., Stuttgart 1957 und 1960. a Hingewiesen sei noch a.uf G. Herzog-Hauser, Artikel: Ka.iserkult, PW, Suppl. 4, Stuttgart 1924, Sp. 806-853; M. P. Nilsson, Geschichte der griech. Religion 11, HAW V. 2, München 2. Aufi. 1961, S. 132-185 und die übersicht von G. Hansen über "Herrscherkult und Friedensidee", in: Umwelt d. Ur· christentums I, S. 127-142. , Vgl. M. Noth, Geschichte Israels, Göttingen 11956, S. 322ft". und vor a.llem die profunde Überschau bei M. Hengel, Zeloten, S. 103ft". S. auch oben S. 170 Anm.4 u. S. 174 Anm.4.
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fälligen Tatbestand erklä.ren, daß das junge Christentum die mit dem Kaiserkult gegebene, soteriologische Herausforderung erst z. Zt. Domitians wirklich angenommen hat. Die uns überlieferten Zeugnisse, auch weIUl sie der zufälligen Auswahl unserer BegriffslUltersuchlUlg lUld dem mit dieser gegebenen sprachlichen Ausleseprinzip entstammen, lassen lUlS den Werdegang des Herrscherkultes noch einmal nach- lUld mitvollziehen. Die ä.ltesten Belege aus dem 4. Jh. a. ehr. n. gehören deutlich noch der hellenistischen Heroenverehnmg zu lUld wollen zudem den Diadochen huldigen: Da Thersipp für seine Stadt SteuererleichterlUlg lUld Minderung der offiziellen Abgaben, verbilligte Kredite, GetreidelieferlUlgen etc. erwirkt lUld auch selbst bereitgestellt hat, ehren ihn seine Mitbürger, die Nesioten, nach einer von Dittenberger, OGIS 4 abgedruckten Inschrift (aus Moschonisi) "mit allem, was ein griechischer Staat verleihen konnte, Atelie [= Steuerfreiheit], Statue aus Kupfer, SpeislUlg im Prytaneion, Prohedrie, Bekränzung und Ehreninschrift"l. Auch werden für die von Thersipp bewirkten ErleichterlUlgen und Zusicherungen der Satrapen f:Ü«yyD.tlX und awTiJptlX geopfert. Die Inschrift betont Z. 39ff., die öffentlichen Ehrungen seien Thersipp verliehen worden: (VIX ytvwaxwtat 1ttivn:e; 6·n 6 8«,",,0e; 6 [NIX]o1.w..lXV ..ote; «yti30te; «v8plXe; [X]lXt EÜI:[pyiJrIXtc; "([ILlXt] XlXt awtnvroe; IXÖTW Ea"rf:qllX[ VIX]ql6Pl)CWI «ILiplXte; Tp~e; XlXt f:UIXTID.tlX xlXt aw"t"ijptlX 1[&]ua& xIX1 1tIXV[tiyup ]tv auv«YIXYf: 8ClILoTD.l)v XClt vüv nILClt 8txtiwc;. Die Doppelung f:UClTI~AtCl XClt awTiJptCl MEtverklärt sich bei dem pleonastischen Stil all solcher öffentlichen und der späteren KaiserUrkunden am besten aus rhetorischen Gründen: Der Stil des offiziellen Dokumentes forderte zu schwungvoller Redeweise geradezu herausi! W. Schwahn, Artikel: Nesiotai, PW 33 [Sp. 70-73] Sp. 73. Den pleonastisch.enthusiastischen Stil der Urkunden, die wir zu unter· BUchen haben, betont Michel, Art. Evangelium. Sp. 1111. Die neueste Unter· suchung zu unserem Thema, H. Dörrie, Der Königskult des Antioch08 von Kommagene im Lichte neuer Inschriften·Funde, AAG, phi!. hist. Kl. III 60, Göttingen 1964 weist durch exakte philologische Studien S. 69. 139ft". 156. 181 f. nach, daß dieser Stil der offiziellen rhetorischen Hofsprache entspricht. Es handelt sich also um ein festes Stilelement unserer Quellen. Dementsprechend erübrigen sich die Versuche Friedrichs und seines Lehrers Schniewind, aus der rhetorischen Doppelung in der Thersipp·Inschrift und parallelen Beob· achtungen an anderen gleichartigen Urkunden zu folgern, man habe sich aus schlechten Erfahrungen heraus im Hellenismus schließlich entschließen mÜ88en, zwischen Botschaft und tatsächlichem Ereignis zu scheiden, man opfere nun für die Botschaft sowohl wie das Ereignis und venneide duhalb den mißverständlichen AWldruck E1hyyi).Lct MEL". Diese Entwicklung soll dann besonders im Kaiserkult wieder rüc~ängig gemacht werden, andererseits aber doch an ihr Ziel kommen: "Im religiösen Sprachgebrauch schätzt man die Nachricht wieder so hoch, daß man sie der Wirklichkeit gleichsetzt. Man opfert bei dieser Botschaft nun nicht für die Botschaft (CÜGtyyi).LCl &VcLV), sondern für das Ereignis, das verkündet wird. Diesen Wert einer Tatsache hat ructyyi>'LO" im Orakel wesen und Kaiserkult" (Friedrich, ThWb 1I, S. 720, 28ff.). Ich balte 1
I
198 Die religionsgeachichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
In der Thersipp- Inschrift ist von einer göttlichen Verehrung des Wohltäters noch nichts festzustellen. Ebenso werden im Dekret von los (lG XII, Suppl. Nr. 168) die Euangelien 1 nicht dem Antigonos selbst dargebracht, sondern nur anläßlich seiner Hilfsaktionen. Er selbst wird mit einem goldenen Kranze im Werte von 2000 Drachmen geehrt. Das Bild ändert sich bei der Antigonus und seinen Söhnen Demetrius und Philippos geweihten Inschrift aus Skepsis (OGIS 6). Für die der Stadt von Antigonus gemachten Zusagen über Frieden und Autonomie wird ihm eine Kultstätte mit Altar und Kultbild geweiht (Z. 21 ff.) und damit "die Annäherung an die Gottheit ... bis an die letztmögliche Grenze überhaupt vorgetrieben"lI. WeJUl in Z.32f. beschlossen wird: trua(lL 8e X(lL [eU](lYY~L(l TYjv 1t6ALV bd TOLe; ')TC' 'Avny6v[ou] cX!pE
Taeger, Charisma I S.262.
a A.a.O.
Das Material der Graecität
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Daß man solche Botschaften (dieses Mal von einem durch Demetrius Poliorketes erfochtenen Sieg) auch direkt als eU'tUIlJlLrxTrx der Gottheit, also als religiöse Heilsgabe, verstehen konnte, zeigt die letzte der Inschriften aus dem 4. Jh.: Dittenberger, Sylloge 3 I Nr. 352 1 : ancprxVljcpopdv 'Ecpe:(Jtou~ xrxl. TOUe; XrxTOL[ xoijvrrx~ iv&ci8e:] E7tl TOi:~ e:VruI~fLCX(JLV TOi:~ E~YJne:A!JlvoLe;· [Me:w 8e xrxl. e:U]rxn~ALrx TljL 'APTEILL8L TOU~ E(JaljVrx~. Die Euangelien sind hier e:U'tUI~lLrxTrx ~YJne:A!Jlvrx, wobei sprachlich die Austauschbarkeit der Stämme e:urxne:A- und «ne:)..- WUI nun auch in dem offiziellen Material deutlich entgegentritt. Also taucht schon hier die Frage auf, ob man "Evangelium" überhaupt als technischen Ausdruck des Herrscher- und Kaiserkults fassen darf, oder ob man nicht, vorsichtiger, von einer in den kaiserkultlichen Zeugnissen zwar häufig wiederkehrenden, aber nicht technisch verfestigten Terminologie sprechen sollte l . Aus dem 1. Jh. a. ehr. 11. sind zwei gewichtige Zeugnisse zu nennen: Sie führen W18 mitten in den schon bestehenden Kaiserkult hinein. Zunächst die berühmte Kalenderinschrift von Priene, die nach ihrer Veröffentlichung durch Th. Mommsen und U. v. Wilamowitz-Möllendorf 3 der These, der christliche Sprachgebrauch von e:urx~Lov/eUcxne: 1 Vgl. zur Inschrift Wld ihrem Text: Schniewind, Euangelion, S. 171 Wld Taeger, Charisma I S. 245. ol iaaijvlltt ist, wie Dittenberger z. St. anmerkt, Titel des Priesterkollegiums. Vgl. auch Liddell-Scott, Lex.' 697 s. v. • J. Schniewind selbst macht in seinem Artikel: eiyyuLat etc. ThWb I, S. 56--71 immer wieder darauf aufmerksam, daß im Kaiserkult die Bildungen der Stämme eiYYCh- Wld cUllt~h- Synonyme sind: S.57,4; 61,IM.; 66,20.30f.; 69,6f.; vgl. auoh Euangelion, S. 90, wo Schniewind selbst das eklatante Beispiel dieser Austauschbarkeit anführt" den Gießener Hadrian-Papyrus (Griechische Papyri im Museum des Oberhe8l!ischen Geschichtsvereins zu Gießen, Bd. I, edd. E. Komemann Wld P. M. Meyer, Berlin 1910-1912, Nr.3 S. 15ff.). Der erste Teil des Textes lautet: -ApILIlt'rt hEUX07tWhWt 4p'rt Tpilttatv[wt] auVIltVIltTE().Ilt~ "Ixw aOL W 8ij ILE , oux 4yvwa'r0~ 'LIlt (CÜIltYYEhLOV) ist von Philos Zeiten ab stehender Ausdruck für Kaiserproklamation." Es handelt sich u. E. vielmehr um eine nicht terminologisch verfestigte, wohl plastische, aber rhetorisch bedingte, wiederholte Verwendung des v01lklingenden Stammes cUllt"f'YEh- in den KaiserurkWlden. a Die EinführWlg des asianischen Kalenders, MDAI, athen. Abteilung, 24 (1899) S. 275--293. Vom Stil sagt Wilamowitz-Moellendorf S. 292: Es handele sich um den ..Typ der hohen Rede, die der Sieg de.~ CIß88icismus hervorrief". Ähnlioh urteilt Kornemann über die Sprache des Hadrian-Papyrus: "Das Ganze macht den Eindruck best,eUter Arbeit, Wld deshalb suche ich den Ver-
200 Die religionsgeachichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums A(~O!U"
sei dem a.ntiken Herrscherkult entlehnt, den eigentlichen, religionsgeschichtlichen Hintergrund lUld Anhalt geboten hat. Nach dem neuen, von Buckler emendierten Text der Inschriftl taucht der Plural eUlXyyb.'lX in der Inschrift zweimal auf: Z. 37f. lUld Z. 40f. Die Inschrift ist beka.nntlioh mehrteilig'. In einem ersten Teil steUt der Prokonsul Paulus Fabius Maximus den Antrag, in der Provinz ABio. den Kalender nach dem Vorbild des julia.nisohen Kalendo.riums zu reformieren, d. h. den Jo.hresanfa.ng o.uf den Geburtstag des Augustus zu verlegen. In einem zweiten Teil wird diesem Antrag des Konsuls stattgegeben lUld in einem dritten bestimmt, daß sämtliche Stadtmagistrate ihr Amt nlUlmehr a.n dem neubeschloesenen Neujahrstag, dem 23. September, a.nzutreten hä.tten. Dies alles wird in überschwenglicher, den Ko.iser als Weltheila.nd feiernder Sprache da.rgelegt'. Wir müssen uns auf die zwei Eua.ngelien-Belege beschränken; sie stammen beide aus dem 2. Teil der Inschrift, welche den Antrag des Konsuls gleichsam ro.tifiziert. Vom Ka.iser heißt es in Z. 37f., er ho.be die HoffnlUlgen all derer, die vor seiner Epipha.nie Eua.ngelien a.ngesagt hä.tten, erfüllt und derart übertroffen, do.ß kein Raum für höhere HoffnlUlgen bleibe. Taeger weist in seinem Kommentar z. St. hin auf die Erwo.rtungen der 4. Ekloge Vergils. CÜ!XjJ'iA'lX meint in der Inschrift tatsächlich die Prophetie einer neuen (irdischen) Heilszeit t , - In Z.40f. findet sich da.nn die berühmte Formuliertmg: 1jp~EV 8i T6n xoa(.Lc.n TWV 8,' lXUTOV EUlXVYEA([WV ~ 'Y~V~&A'OC; ~~p(X] TOÜ &EOÜ, wa.s mo.n mit Ho.rnack übersetzen ka.nn: "Der Geburtsto.g des Gottes hat für die Welt die a.n ihn sich knüpfenden FreudenbotBcho.ften hero.ufgeführt"5. "Die
C888er ... in Kreisen, die solche zu lieCern gewohnt aind" (a. 8.199 A. 2 a.O. S. 18). U. Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyn18kunde, Bd. I 2, Berlini Leipzig 1912, S.571 Nr.491 denkt sogar daran, der Hadrian-Papyrus solle von Schauspielern. einem Apollon und einem Demos (vgl. den zweiten Teil des Papyrus, bei Kornemann und in seiner Übersetzung S. 20), aufgeführt werden I Diese sprachlichen Beobachtungen entsprechen genau den Feststellungen, die Dörrie über den Hofstil seiner Königsurkunden getroffen hat (vgl. S. 297 Anm. 2), betreffen also sprachlich wieder den Gesamtkomplex der Zeugnisse, welche wir untersuchen. 1 Zitiert oben S. 186 Anm. 3. I Vgl. A. v. Hamack, Als die Zeit erfüllet war, S.301-306. • Vgl. die von Hamack seinem Aufsatz vorangestellten Überset~proben oder die von U. Becker. Art. Evangeliwn, S.296 abgedruckte Üb6rsetzung von E. Bloch. , Vgl. Taeger. Charisma 11, S. 194. • A.a.O. S. 301. Schön auch Friedrichs Wiedergabe, ThWb 11 S.721. 23C.: "Der Geburtstag des Gottes war Cür die Welt der Anfang der Freudenbotschaften, die seinetwegen ergangen sind." Die Übersetzung von Deißmann. Licht vom Osten'. S. 313: "Es war aber der [Geburtstag] des Gottes für die Welt der Anfang der Dinge, die um seinetwillen Freudenbotschaft[en] sind", hat sich ebensowenig bewährt, wie die von E. Norden zunächst schriftlich Deißmann mitgeteilte (vgl. Deißmann, a.a. O. S.447) und dann in /leiner
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EUllvyEAtll sind an dieser Stelle nicht das Opfer, das man zum Dank für eine gute Nachricht darbringt, sondern diese gute Nachricht selbst"1. Gemeint sind sie als höchst realistische Heilsbotschaften. Der Kaiser wird ja in Z.36ff. gefeiert als Befreier aus Kriegsnot, als Stifter des Friedens und im ganzen Dokument sogar als Schöpfer einer neuen Lebenszeit. Die Nachrichten von der neuen guten Zeit, vom Ende der Kriege und vom dauernden Frieden sind also die Evangelien, die in unserer Inschrift dankbar gefeiert werden I. Schon der typisch hellenistische Plural, der hier terminologisch das mitzuteilende Heil in Einzelnachrichten vom Heilsvollzuge aufspaltet, spricht gegen die Möglichkeit, unsere Stelle zum Wurzelgrund neutestamentlicher, eschatologischer Evangeliumsbotschaft werden zu lassen. Aber halten wir mit einem endgültigen Urteil noch einmal zurück, bis wir uns noch die anderen Zeugnisse vergegenwä.rtigt haben. In einer Inschrift aus Sardes aus dem 1. Jh. a. ehr. n. a wird die Nachricht von der Mündigkeitserklä.rung des Augustus-Enkels Gaius Julius Cäsar, den Augustus im Jahre 17 a. Chr. n. adoptiert hatte, als Euangelion gefeiert. Sowohl der Tag der Mündigkeitserklä.nmg selbst als auch der Tag, an dem die Nachricht Sardes erreichte und der Volksbeschluß verkündet wurde (Z.14: &v ii TE: E:Öa:vydta&lj ~ 7t6Ätc; ~!Jlpa: xa:t..o o/ffpta!La: hup~&lj), sollen mit Opfern und Bekränzung gefeiert werden. E:Öa:YYI:Ät~E:a&a:t (pass.) hat hier also den Binn: benachrichtigt werden von. Eine so intensiv gefüllte Heilsbotschaft wie in der Priene-Inschrift bringt dieses E:ua:yyE:Ä(~E:a&a:t nicht; es handelt sich mehr um eine elegante Floskel als um die Botschaft von wirklicher aW"Ipta:! Hier wird sichtbar, wie der Sprachgebrauch der Kaiserurkunden zwischen rhetorischer Schmeichelei und wirklich dankerfülltem Lobpreis schwankt t. Unsere Inschrift beschließt, den Kaiser aus Anlaß der Mündigkeit seines Adoptivsohnes durch eine Gesandtschaft beglückwünschen und ihm den Wortlaut des Be-
Studie über "Die Geburt des Kindes", 2. Auß. 1931, S. 157 Anm.2 ausgeführte Deutung von EucxntAux Z. 40f. auf "Orakelsprüche" . Unter den proleptischen Euangelien von Z. 37f. - eine Emendation, die Norden noch nicht vorlag - mag und muß man Prophetien sehen; in Z. 40f. aber sind dann die "Erfüllungabotschaften" jener Verheißungen zu erblicken, konkret: die Kunde vom Frieden und Heil der Welt! 1 Taeger, Charisma 11 S. 193f. • Vgl. Philo, Leg. 00. Gajum 356 (oben S. 175), wo der Sinn des Plurals ~CXyyt).LCX gleichsam konunentiert wird. • Zu Text und Edition vgl. S. 183 Anm. 2. , A. H. M. Jones, The Greek City, S. 59ff. betont, daß die HelT8chaft des Kaisers für die östlichen Provinzen und besonders die Provinzstädte große, wirkliche Vorteile gebracht habe. In diesem Sinne mag manche der Kaiserurkunden einen wirklichen, tiefempfundenen Dank a\188prechen. Jedenfalls gilt das für die Zeugnisse der augusteischen Zeit.
202 Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums schlusses vorlegen zu lassen. Das macht den rhetorischen, schmeichelnden Sinn von e:Uocyye:A(~e:G&«~ an unserer Stelle vollends deutlich. Auch in den Philoruschen Belegen, Leg. Gaj. 18.231, die wir hier nochmals anführen 1, ist die Ambivalenz der Euangelienterminologie im Zusammenhang mit der Kaiserverehrung zu spüren: Die Freude über die Gesundung des Kaisers, welche eine Anarchie verhindert, dürfte in 18 echt sein, und auch die Kunde vom Herrscha.ftsantritt, 231, mag zu echten Hoffnungen Anlaß gegeben haben. Aus der Rückschau auf Caligulas wirkliches Verhalten aber gewinnt der Gebrauch von e:U«yye:A(~e:G&«~ bei Philo einen gewissen sarkastischen Zug, den die Paragraphen 97ff. auch gar nicht verhehlen. Zwischen rhetorischer Kunstsprache und wirklicher Kaiserverehrung pendelt auch, wie wir sahen·, die Nachricht des Josephus (Bell. 4,618. 656), in ganz Agypten seien Freudenfeste gefeiert worden, als man die Nachricht von der Proklamation Vespasians zum Kaiser erhielt, und in Alexandrien sei dann Vespasian zu seiner neuen Kaiserwürde beglückwünscht worden. Wir haben die Zeitenwende mit diesen hellenistisch-jüdischen Belegen bereits überschritten. In das 2./3. Jh. p. Chr. führt uns die Nachricht bei Philostrat (Vit. Apoll. 5,8), nach einem olympischen Sieg Neros sei Gadeira angewiesen worden, Euangelien zu opfern. Da die Gadeira benachba.rten Städte nicht wissen, was ein olympischer Sieg ist, nehmen sie an, Nero habe einen militärischen Sieg erfochten und einige Olympier gefangen genommen: Das e:u«yyeA~« Me:~v ist hier also ein ganz entleerter, nur der ä.ußeren, loyalen Etikette entsprechender Brauch ohne eigentlich religiösen Tiefgang. Nicht anders kann ich die beiden folgenden Zeugnisse verstehen. Der Rat von Athen versammelt sich nach IG Ed. min. Nr. 1077 auf die Euangelien von der Ernennung des Lucius Septimius Geta zum Augustus 8 und beeilt sich festzustellen, daß dieser überaus heilige und von allen ersehnte Tag = ... ~ te:PWTCl-r7) X«L Te:Ae:W[ TOCT7J 7t«G]wv ~fL&Pwv X«L {mo 7tC1GWV EA7tLG&e:'LG« (Z. 17 f.) mit Festen und Opfern zu feiern sei: &u[e:~]v 7t«[v]ye:vd X«L e:op't'oc~e:~v EV Te: xow
2 Vgl. oben S. 170f. , Text in S. 189 Anm. 4.
Das Material der Gra.ecität
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Inha.lt nach ein offizielles Schriftstück und reprä.sentiert die Redeweise des amtlichen Schriftverkehrs. Damit können wir resümieren: Der Stamm EUa.YYEA- taucht wohl in der Vorgeschichte des Herrscherkultes und in den offiziellen Dokumenten der Kaiserverehrung öfters auf!, entspricht hier aber einem vorwiegend rhetorischen Interesse und verdichtet sich nur vorübergehend zu einer religiös und dankbar empfundenen Heilsterminologie. Es ist beachtenswert, daß gewichtige Zeugnisse solch echter Hoffnungen auf das Heil gerade in die Jahrhunderte fallen, in denen sich das neutestamentliche Denken geformt hat. In ihrem (begrenzten) Wirkungsbereich dürften die erwähnten, kaiserkultlichen Zeugnisse also der urchristlichen Verkündigung vorgearbeitet und gewissermaßen Glacis geschaffen haben. Man darf jedoch bei alledem nicht übersehen, daß die in der Terminologie des Kaiserkults beschworene aw't'Ylplcx durchweg auf irdische Erfüllung ausgerichtet bleibt. Wo dergleichen irdisches Heil überhaupt nicht oder nicht mehr verläßlich gewährleistet wird, erstarrt die Botschaftsterminologie der Kaiserurkunden zur religiösen Rhetorik des höfischen Protokolls. Zwar ist das Haften des Stammes EUa.YYEA- am Überlieferungsstrom der antiken Herrscherverehrung auffällig und zudem der stichhaltigste Erweis von religiöser Erfülltheit der Euangelienterminologie in der hellenistischen Spätantike. Von einer technischen, also unentbehrlichen und Wlersetzbaren Terminologie kann gleichwohl nirgends die Rede sein: Gleichberechtigt und gleichermaßen erfüllt taucht neben den Bildungen des Stammes EUCXYYEA- der Stamm «YYEA- auf 2 • Die Rede von Euangelien, von Euangelienopfem Wld Freudenfesten hat sich a.lso nur soweit mit der HerrscherverehrWlg verbWlden, als dadurch das amtliche Stilempfinden befriedigt wurde. Es ist darum nicht sicher, ob der Stamm EÜCXYYEA- für ein hellenistisches Ohr stets und notwendig als mit dem Kaiserkult verbunden erscheinen mußte. 1 Das Haften des Stammes an den Aussa.gen des Herrscherkultes ist immerhin so eindeutig, daß man sich fragen muß, ob nicht auch die rabbinische i1"'~:l von der Thronbesteigung Vespa.sia.ns (Thren. Rabba 1,5 § 31, vgl. S. 125 Anm.6) eine Analogiebildung nach hellenistischem Vorbild ist. Es wäre dies eine positive Analogiebildung. Die rabbinische Rede von T.lK bzw. (vgl. bab. Schab. 116a, bei Billerbeck III S. 11; Friedrich ThWbii T· '"' S. 723,48ff.) ist dagegen jetzt von K. G. Kuhn, Giljonim und sifre minim, BZNW 26 (Festschrift für J. Jeremia.s) [S.24-61] S. 32-35. 5~58 wohl endgültig als polemische Verballhornung eines bereits fest geprägten (christlichen) Sprachgebrauchs von griechischem Ta tuexyyt).tOV erwiesen und in das 3. Jh. p. ehr. datiert worden. Wir haben also im Rabbinat Beispiele für eine positive 'übernahme hellenistischer Formelsprache und gleichzeitig für eine abfällige Verballhornung christlicher Verkündigungsspra.che. I Vgl. S. 185 Anm. 2 und S.299 Anm.2.
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204 Die religionsgeechichtlichen Wurzeln des neutestamontlichen Evangeliums
3. ZUMJmmen/as81J.ng und Ausblick Unsere Durchsicht des hellenistischen Belegmaterials hat uns dem neutestamentlich-terminologischen Gebrauch des Stammes EtIlXnEAnicht wirklich nähergebracht. Die nächste Parallele zu diesem Sprachgebrauch stellt auf griechischem Boden die Redeweise der höfischen Rhetoren dar, wie sie sich in den Zeugnissen des Herrscher- und Kaiserkultes dokumentiert. Die Terminologie des Kaiserkultes ist von dem neutestamentlichen Evangelium jedoch durch Welten getrennt 1: Der amtliche Charakter lUld die ausschließlich auf irdisches Wohl ausgerichtete Anschauung von der aWTllPLot trennen das Evangelium des Kaiserkultes von der Christusverkündigung der neutestamentlichen Zeugen. Deren VerkündiglUlg ist streng apokalyptisch -proleptisch gedacht lUld verheißt den Frieden und die aWTllP(a: zu bringen, welche die von der irdischen unterschiedene Welt Gottes durchherrschen sollen, heute aber schon im Evangelium worthaft anwesend sind und wirksam werden. Die von W. Schneemelcher geäußerte These, man habe für die traditions- lUld begriffsgeschichtliche ErklärlUlg der neutestamentlichen Rede vom Evangelium "zlUlächst im griechischen Bereich einzusetzen ... , speziell bei der Verwendung von tUlXyyEÄLov im Kaiserkult"I, hat sich uns also nicht bestätigt und läßt sich u. E. an den Quellen auch nicht verifizieren. Es fehlt bei den Kaiserinschriften der technische Singular -ro EUa:yyEÄLOV, und es fehlt neben der volksnahcn Ausdrucksweise auch die unlösbare Zusammengehörigkeit der inschriftlichen Hynmen und Dokumente mit dom einen Wortstamm tUa:nE).-. Die Übernahme kaiserkultlicher Redeweise hätte für die missionierenden Christen bedeutet, sich einer vorgeprägten Sicht des Heils adaptieren und sogleich in eine akute und explizite Auseinandersetzung mit dem Heilsangebot des Kaiserkultes eintreten zu müssen'. Zeugnisse solcher Auseinandersetzung, für welche z. B. Epiktet reizvolle Belege bietet t, finden sich im Neuen Testament erst zu einer Zeit, da die Evangelienterminologie schon fest ausgebildet war, das Stadium des Werdens also schon hinter sich, VgI. Friedrich, ThWb 11 S.722,9-26. • Neutestamentliche Apokryphen. Bd. 1' , S.42. • E. Lohmeyer hatte seinerzeit diese These vertreten: Christuskult und Kaiserkult, S. 25. 28; sie hat sich aber nicht bewahrheiten Jaeaen: vgI. G.Kittel, Christus und Imperator, StuttgartjBerlin 1939, S. 34ft'. G. Bornkamm, Mensch und Gott in der griechischen Antike, Studien zu Antike und Urchristentum = Gee. Aufs. II [So 9-46] S. 42--415 und H. H. Koester, Paul and Helleniam, S. 188. , VgI. die achöne, von Friedrich, Art. xijpu~, ThWb III S.692,3ff. und Anm. 76 ausgewertete Stelle: Epiktet, Dias. 111 13,9-11, wo die physischen Wohltaten der Kaiaerherrachaft, Friede und Sicherheit, wohl anerkannt werden, das von den Philosophen verkündete Wort aber noch höher zu stehen kommt, weil es vermag, was die Macht des Kaisers nicht vermag: Es kann irdische Katastrophen beetehbar und seelische Not überwindbar machen. 1
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ja vielleicht sogar schon ihren kerygmatischen Höhepunkt überschritten hatte. Da Phil. 3,20 für unseren Zusammenhang noch nicht in Frage kommt 1, sind erst der berühmte luka.nische Synchronismus Lk. 2, 1ff. 2, vielleicht die soteriologischen Titulaturen der Pastoralbriefe lUld dann die Johannesoffenbarung zu nennen, in welcher freilich eine terminologische Rede vom Christusevangelium schon nicht mehr anzutreffen ist. Anders formuliert: Noch ehe die junge Christenheit die Herausfordertmg durch den Kaiserkult annahm, hat sie ihre Evangelienterminologie ausgebildet lUld diese erst zu einer soteriologischen Dichte heranreifen lassen, welche die Botschaft der Christenheit den Evangelien der Ka.iserverehrtmg kraftvoll entgegentreten ließ 3. Methodisch bedeutet dies für lUlS folgendes: Bei der Ausdrucksweise des Kaiserkultes einzusetzen, würde lUlS der Möglichkeit berauben, gerade jenen Entstehungsprozeß zu verfolgen, welchen die neutestamentliche Missionsterminologie durchlaufen hat, ehe sie dem Kult des Sta.a.tes entgegentrat lUld entgegentreten konnte. Wenn eB jenen 1 E. Lohmeyer hatte die Stelle zunächst in Antithese zur kaiserlichen (}w-ri)p.Titulatur verstehen wollen (Christuskult und Kaiserkult, S.27f.), hat dann aber diese Sicht verworfen (Der Brief an die Philipper, MeyerK. 9. Abtlg., Göttingen 9. Auß. 1953, S. 157). 2 VgI. L. Cerfaux·J. Tondriau, La Culte des Souverains, S.450. Doch besteht auch bei dieser Stelle die Versuchung einer Überinterpretation. W. Foerster betont m. E. richtig: "So sehr religionsgeschichtliche Parallelen nahe liegen sowohl für die Ankündigung der Geburt eines Erlösers wie für die große Freude ... , und so sehr auch dadurch der Gedanke an den Weltheiland nahe gelegt sein mag, so hat die Quelle des Lukas nichts getan, diese Asso· ziation wachzurufen. Der Blick ist auf Israel beschränkt, und es wird ein R~ttcr wie einer der alten Richter verheißen" (ThWb VII, S.1015,34ff.). Erst durch die lukanische Einleitung der Erzählung, 2,1 ff., ist diese Beschrän· kung gelockert worden. 3 "Der Glaube der Urchristenheit an Jesus Christus, den Kyrios, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, ist nicht in Protest und Gegensatz zum Kaiserkult erwachsen, er hat völlig andere Wurzeln und völlig anderen Inhalt. Aber der Glaube der Christenheit hatte sich in dieser furchtbaren Gefahr zu bewähren, in dem tödlichen Krieg, den das Tier aus dem Abgrund gegen die Heiligen Gottes eröffnete. Nun erst bekommt der Glaube an Christus, den 'König aller Könige' und 'Herrscher über die Könige der Erde', auch seine Schärfe und Kraft im Gegenüber zur Apotheose der Welt. Was diesen Glauben trägt. ist keine politisch·antipolitische Ideologie, nicht eine stoische Verachtung des irdischen Getriebes und nicht eine gnostische Abkehr von der Welt als Machtbereich der Dämonen, sondern die eine Gewißheit, daß durch Jesus Christus der durch die Sünde verlegte Weg zu Gott freigemacht und in ihm, in seiner Geschichte und Gestalt, in seinem Wort und seiner Tat, seinem Sterben und Auferstehen die Vergebung geschehen ist ... In dieser Gewißheit besteht die Urchristenheit auch den furchtbaren Kampf gegen die andrängende Macht des vergotteten Staats, mit nichts anderem ausgerüstet als 'Geduld und Glaube der Heiligen' (Offb. 13,10)" G. Bornkamm, a.a.O. S. 44/45; vgI. auch Bornkamms Aufsatz: Christus und die Welt in der urchristlichen Botschaft, Gas. Aufs. I, S. 157-172; ferner H. ConzeImann, Was glaubte die frühe Christenheit? SThU 25, 1955, (S. 61-74) S. 68 Anm.6.
14 S838 Stohlmacher. Evangelium
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Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des neutestamentlichen Evangeliums
EntstehlUlgsprozeß nachzuzeichnen gilt, kommt dem bisher nur zu oft stiefmütterlich behandelten Beleg Apc. 14,6 traditionsgeschichtlich eine Schlüsselfunktion zu, lUld es dürfte kaum zuf8Jlig sein, daß diese Stelle in dem Aufriß der EntwickllUlgsgeschichte des Evangeliums, den Schneemelcher gibt, gerade nicht erscheint. Ferner: Das Fixieren nur der kaiserkultlichen Begrifflichkeit verstellt nur zu leicht den Blick für die Tatsache, daß es im Hellenismus eine Evangelienterminologie gab, die religiös durchaus lUlgeblUlden war lUld erfreuliche Botschaften überhaupt bezeichnete: Botsohaften des Sieges, glücklicher Rüokkehr lUld Ankunft, der GeSlUldlUlg, des Kindersegens lUld des Endes der tyrannischen Stiefmutter. Da die Rede vom Evangelium für hellenistische Ohren nicht, wie wir zlUlächst vermuteten, unlöslich mit der Vorstellungswelt des Herrscherkultes verblUlden war, bot der eben skizzierte Bereich mehr volkstümlioher oder wenigstens volksnaher Ausdrucksweise für die urchristlichen Missionare durchaus auch einen terminologisohen Beziehungspunkt. Ob, in welohem Maße lUld wann sie diesen BeziehlUlgspunkt genutzt haben, ist nlUlmehr zu überprüfen.
D. DER VORPAULINISCH-CHRISTLICHE SPRACHGEBRAUCH VON EVANGELIUM Seit den klassisohen Entwürfen einer Traditionsgeschichte des neutestamentlichen Evangeliums von J. Weiß und A. v. Harnack 1 ist der Versuch nicht mehr unternommen worden, die vorpaulinische Entwicklung der christlichen Rede vom Evangelium traditionsgeschiohtlich dift'erenziert darzustellen. Daß solcher Versuch unterblieb, beruht, wenn ich recht sehe, auf folgenden Gründen: Der erste Beweggrund ist systematischer Art. Hamack hatte sich seinerzeit in der Auseinandersetzung mit E. v. Dobschütz' mit allem Nachdruok dafür eingesetzt, daß der vor allem bei Paulus verwendete Begriff WCXYYeALOV TOÜ XPLaTOÜ nicht im Sinne eines genitivus objectivus, sondern subjektiv, also als Evangelium des Christus aufzufassen seil. J. Schniewind hat unter dem Eindruck seines Lehrers und Freundes M. Kä.hler diese These übernommen und von ihr aus programmatisch die Identität des irdischen und des gepredigten Christus verfochten'. G. Friedrich ist seinem Lehrer darin gefolgt'. Das aber bedeutet faktisch, daß sich von einer systematischen Voraussetzung her die traditionsgeschichtlichen Konturen der uns beschäftigenden Begrifflichkeit einzuebnen begannen und über der Frage nach der Identitä.t der Botschaft Jesu und der Predigt von Christus die Frage nach der Differenz zwischen beiden verstummte. R. Asting hat dann in seinem Buche "Die Verkündigung des Wortes im Urchristentum" (1939) ein übriges getan, die Traditionsgeschichte unseres Begriffes zu nivellieren·. Diesen systematischen Thesen, welche die Differenzierung Vgl. oben S.20-25. • Vgl. oben S. 20 Anm. 2, 25. • Vgl. oben S. 25. , Vgl. Euangelion, S. Uf. l1f. 18ff. und die Auslegung zu den synoptischen Belegatellen in Schniewinda Kommentaren zum Markus- und Matthäusevangelium (NTD Bd. 1 u. 2). Ich zitiere den Matthäus·Kommentar nach der ,. Aufl. 1950 und den Markus-Kommentar nach der 10. Aufl. 1963. I Vgl. vor allem ThWb II S. 726,28ff. I Vgl. a.a.O. S. H.: ..... ich (behandle) jetzt das gesamte paulinische Material unter Paulus, statt noch zwischen dem, was Paulus übernommen hat, und demnach dem nebenpaulinisohen Christentum zuzurechnen ist, und den original-paulinischen Elementen zu scheiden. An und für sich ist zwar eine solche UnterscheidWlg in den meisten Fällen geboten; aber es wurde mir nach und nach klar, daß sie für die hier behandelten Begriffe [sc. Wort Gottee, Evangelium und Zeugnis] nicht praktisch ist, da sich hier eine deutliche Vel'8Cbiedenheit tatsächlich nicht festatellen läßt." 1
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Der vorpauliniscb-chriatlicbe Sprachgebrauch von Evangelium
aufhielten, kamen auch akute, historische Probleme zu Hilfe. Die formgeschichtliche Analyse des Evangelienstoffes mitsamt der von M. Dibelius eingeleiteten kritischen Untersuchung der Apostelgeschichte ließen und lassen das Bild der neutestamentlichen Quellen wesentlich differenzierter erscheinen, als es noch Harnack und Weiß erscheinen mußte. Solche Differenzierung erschwerte freilich zugleich die Möglichkeit, klare traditionsgeschichtliche Konturen aufzuzeigen. Symptomatisch für die Schwierigkeiten, mit welchen fortan a.lle traditionsgeschichtliche Analyse im Rahmen des neutestamentlichen Schrifttums belastet sind, sind folgende Hinweise W. G. Kümmels: "Für die Geschichte der sog(enannten) 'Urgemeinde' und der palästinischen Kirche bis zur Zerstörung Jerusalems i. J. 70 sind wir fast ausschließlich auf Rückschlüsse aus den in der heidenchristlichen Kirche abgefaßten Schriften des NT angewiesen . . . Darum bleibt die Geschichte der palästinischen Christenheit in wesentlichen Punkten undeutlich" 1. Was wir unter diesen Aspekten im gegenwä.rtigen Abschnitt unserer Untersuchung zu tun haben, ist folgendes: Es ist zu prüfen, ob die bei Paulus (wie 1. Thess. 1,5; 2,1 ff. und Röm. 15,14ff. beispielhaft zeigen) auf ein- und derselben Ebene gebrauchten Termini: Tb rlJa.yyeA~OV, Eua.yyeA~ov TOÜ &EOÜ, EUa.yyeA~OV TOÜ Xp~a"t'oü sich traditionsgeschichtlich noch differenziert einordnen und wie sie sich mit dem uns in den Synoptikern erhaltenen Belegmaterial zu unserem Wortstamm vereinen lassen. Der Rahmen, in den wir unser Material dabei heuristisch einzuordnen versuchen, ist das von der Tübinger Schule F. Chr. Baurs inspirierte, von Harnack für unseren Themenkreis bestätigtet, heute weithin anerkannte, weJUl auch nicht unumstrittene 3 Bild des Ablaufs der urchristlichen Geschichte: Auf die Zeit der irdischen Wirksamkeit Jesu folgt die noch ganz auf die Volksgemeinschaft Israels konzentrierte Verkündigung der palästinischen Urgemeinde. Aus deren Reihen sondert sich aber alsbald auch ein zur Heidenmission aufbrechendes, unter der Leitung der "Hellenisten" stehendes, judenchristlich-hellenistisches Missionschristentum aus, welches in Antiochien am Orontes eines seiner wichtigsten Zentren besitzt. Dieses hellenistisch-judenchristliche Missionschristentum ist Mutterboden der 1 Artikel: Urchristentum RGOI VI Sp. 1188; vgl. ferner Kümmels Artikel: Judenchristentum im Altertum, RGGIIII Sp.967-972. • Vgl. neben der Untersuchung über Evangelium (Kirchenverf888UIlg S. 199239) vor allem .. Die Mi88ion und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten", Bd. 1: Die Mission in Wort und Tat, Leipzig ·1924, S. 39-79. Besonders lehrreich die Übersicht über den Werdegang der Missionspredigt S. 115ff. I Vgl. gegenwärtig vor allem die Arbeiten von W. Sohmithals, Paulus \md Jakobus, 1963 und O. Scbine, Anfänge der Kirche, BevTb 43, München 1966.
Der Gebrauch von Evangelium in der palästinischen Urgemeinde
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paulinischen Mission. Die paulinische Mission macht sich nach einer gewissen Anfangs- und Übergangszeit von Antioohien unabhängig, steht aber noch immer unter einem betont apokalyptisch-heilsgeschichtlichen Gesetz: Der Apostel versucht, mit seinen Mitarbeitern vor der alsbaldigen Parusie das von Gott bestimmte 7tÄ~pWfl.(X der Heiden zu sammeln, und erwartet zum Ende die Bekehrung des heute verstockten IsraelI. Da das paulinische Evangelium selbst jetzt noch nicht zur Debatte steht, haben wir 1. die Verkündigung der Urgemeinde und den Sprachgebrauch Jesu zu untersuchen und 2. die Botschaft der vorpaulinischen Missionsgemeinden. Leitfaden der Untersuchung muß dabei in erster Linie der Gebrauch des Substantivs a,(X'("YtALOV sein, und zwar aus folgenden Gründen: Noch bei Paulus selbst kann das Verbum E:u(XrfEÄt~E:a&(xL, wie 1. Thess. 3,6 zeigt, unterminologisch gebraucht werden, während die technischen Ausdrücke "Evangelium Gottes", "Evangelium Christi" und "Evangelium" längst feststehen. Die Tendenz, das Verbum flexibel zu gebrauchen, verstärkt sich, je weiter wir in die vorpaulinische Verkündigung des Urchristentums zurückfragen. Es ist darum vor allem der Gebrauch des Substantivs, welcher traditionsgeschichtlich genauere Anhaltspunkte zu liefern verspricht. I. Der Gebrauch von Evangelium in der palästinischen Urgemeinde und bei Je8U8 1. Die Au/gabe
Die Kapitelüberschrift bedarf gewisser Erläuterungen: Wir wissen heute, auch wenn wir genauere Kenntnis nur von der judenchristlichen Gemeinde in Jerusalem besitzen, daß das palästinische Judenchristentum ein in sich vielschichtiges und differenziert denkendes Christentum gewesen ist. Die Frontstellungen auf dem Apostelkonvent zwischen den Antiochenem, den Jerusalemer "Säulen" und den Falschbrüdem (= Partikularisten) machen dies unbezweifelbar. Wenn uns im Folgenden der Sprachgebrauch eben dieser Partikularisten als der älteste im Bereich des Christentums erkennbar wird, so darf dieser Sprachgebrauch nicht ohne weiteres mit dem der Jerusalemcr Urgemeinde insgesamt identifiziert werden. Es spricht, I Vgl. Röm.ll,25; zumGesamtrahmen vgl.dieS.208Anm.l genannten Artikel von W. G. Kümmel; H. Conzelrnann, Artikel Heidenchristentum, RGGa III Sp. 12S-14:1; K. G. Kuhn, Das Problem der Mission in der Urchristenheit, EMZ 14:, 19154:, S. 161-168 und das für unseren Zusammenhang sehr hilfreiche Buch von F. Hahn: Das Verständnis der Mission im Neuen Testament., 1963.
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Der vorpaulinisch-chriatliche Sprachgebrauch von Evangelium
trotz Kümmels Einschränkungen 1, manohes dafür, daß wir hier die Spreoh- Wld Denkweise von prophetisch geleiteten "kleinen Gemeinden des palästinisoh-syrisohen Grenzraumes" vor uns haben·, deren Org&nisa.tionsform weithin mit der von der Johannesoffenbarnng noch am Ende des 1. Jh.s bezeugten Gemeindeleitung duroh Propheten identisch gewesen sein dürfte'. Die Art Wld Weise, wie die Jerusalerner Gemeinde von EUcxyytALO\l gesprochen hat, ist uns nur indirekt über jenes ~ALO\l "t'ij~ mpLTOjL'it; von Gal. 2,7 und über RüokSChlÜ88e aus 1. Kor. 15,1 ff. ersohließbar, kann a1sc erst später untersuoht werden. Was jetzt zur Debatte steht, ist der auf der Ebene von Q (= Logienquelle) Wld bei Jesus ersoheinende Wortgebrauoh. Die Reihenfolge in der Übersohrift Wld im vorangehenden Satze ist bewußt gesetzt: Der Charakter der Texte, die wir im folgenden mit einiger AUB8icht auf Entdeokung ursprünglichen Sprachgebrauches zu untersuohen haben, nötigt methodisoh dazu, zunäohst den Begriff von Evangelium der alten palästinisohen Gemeinden zu eruieren und sich erst von dieser Basis aus zu Jesu eigener Sprechweise zurüokzutasten. In Frage kommen folgende Texte: Apo. 14,6; 10,7; Mt. 11, 2-6 (par. Lk. 7,18-23) mitsamt dem bei Matthäus wiederholt auftauohenden Begriff MyyiÄLO\l "t'ijt; f3cxawtcx.;; Lk. 4, 16-30 mitsamt dem lukanischen Gebrauch des Verbums EUcxyyu..t~Ea&cxL; schließlich Mk. 1, 14 f. Das gena.nn.te Material nötigt uns dazu, den uns gesetzten thematischen Rahmen teilweise zu tr&Il.Szendieren, um zu einem fundierten Urteil zu gelangen. Dies ist ebenscwenig vermeidbar, wie sich auch das Recht der soeben getroffenen Stellen auswahl erst im Verlauf der gesamten Untersuchung erweisen kann.
2. Ap<:. 14,6 und 10, '1 Einzusetzen haben wir mit Apo. 14,6 (10,7). Die Unsioherheit der Exegeten dem Sprachgebrauoh dieser Stelle gegenüber ist für die gegenwärtige ForschWlg88ituation zu unserem Thema symptomatisch: Schniewind empfindet den Gebrauoh von EUCXyytALO\l als singulär und meint, das bereits vorliegende, urohristliohe Evangelium werde hier 1 Artikel Urchristentum, Sp.1189: .. "Ober die Entwicklung des palästinisehen Judenchristentums aeit dem Apostelkonzil wi.-m wir aber HOnst nichte Sicheres: daß es auch hier wie unter den Heidenchristen eine enthusiastische Bewegung gegeben habe (Käsemann), ist ebensowenig zu erweisen wie wir sagen können, inwieweit die jüd(ischen) Wurzeln der im Jak(obusbrief), im Hebr(äerbrief) und in der Ap(o)k(alypse) hellenisiert begegnenden Gedanken im palästinischen Judenchristentum liegen." • E. Käsemann, Die Anfänge christlicher Theologie, Ex. Vers. u. Bes. 11 (S. 82-1(4) S.91. • Dies hat eben erst die Dissertation von Akira Satake, Die Gemeindeordnung in der Johannesapokalypse, WMANT 21, Neukirchen 1966, bes. S. 162ft'. 191-195 zu erweisen versucht.
Der Gebrauch von Evangelium in der pa.lästinischen Urgemeinde usw.
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zur Engelsbotschaft umformuliert 1 • Friedrich wendet sich zwar mit Recht gegen den Versuch von P. Zondervan, hinter dem singularischen EUotYYeALOV ein einzelnes der in der Priene- Inschrift erwähnten kaiserkultlichen EUotYY&ALot zu finden 2, erklärt selbst aber das Phänomen der Engelsbotschaft mit Schniewind aus der Situation der Apokalypse heraus lUld möchte EÜotYYeALOV in Analogie zu Mk. 1,14f., also als AufforderlUlg lUld EinIa.dlUlg zu Gottesfurcht lUld Proskynese verstehen. Die Stelle bleibt jedoch auoh für Friedrich "auffällig" 3. Molland erklärt kurz, der Gebrauch des Stammes EUotYYEA- in Apc. 14,6 lUld 10,7 sei "nicht für den urchristlichen Sprachgebrauch charakteristisch"', lUld Asting, der mit Schniewind lUld Friedrich beide Belege ans Ende der urohristlichen Begriffsgeschichte rückt, empfindet es als "sonderbar, daß in VerbindlUlg mit dem Evangelium Jesu Rolle nicht betont wird"!>. Naohdem Lohmeyer in seinem Kommentar z. St. angemerkt hatte, EUotYY&ALOV meine hier nicht das spezifisoh urchristliche Evangelium, sondern eine Gottesbotschaft überhaupt', hat J. Jeremias mit folgenden Hinweisen aus der Verlegenheit herausgeführt: Der Sprachgebrauch von Apo. 14,6 ist nicht nach-, sondern vorpa.ulinisch! EUotyY&ALOV meint hier noch die zur Stunde der WeltvollendlUlg durch EngelmlUld aller Welt verkündete Botsohaft vom Anbruch des Geriohts. Das Adjektiv ot[6lVLO<; bezeichnet die Botsohaft als ewigEuangelion, S. 240 Anm. 3. Het woord 'Evangelium', S. 200-202. Freilich ist über die Ablehnung solch hellenistischer Interpretation hinaus Friedrichs Gegenthese (TbWb JI S. 733 Anm.84) methodisch nicht glücklich. Friedrich schreibt: "Es ist ver· kehrt, Apo. 14,6 zum Ausgangspunkt für das religionsgeachichtliche Ver. stehen des neutestamentlichen Evangeliums zu nehmen, wie es Zondervan 200f. tut." Daß man gerade bei Apo. 14,6 für die Erklärung der neutestament· lichen Begriffsgeschichte einsetzen muß, versuchen wir oben zu zeigen. Hierin besteht heute Anlaß für eine Modifikation auch der Hamackachen Erklärung von Evangelium, die bei Apo. 14,6 ebenfalls in Schwierigkeiten gerät und die Stelle ans Ende der urchristlichen Begriffsentwicklung rücken möchte (Kirchen· verfa.ssung S.220). Dies ist vom Text der Johannesoft"enba.nmg her selbst· verständlich nicht anfechtbar, wohl aber von der Einsicht aus, daß die Apoka· lypse Init alten Traditionen arbeitet. a TbWb II S.733,6ft". Inwieweif sich zwischen Apo. 14,6 und Mk. 1,IH. Verbindungslinien ziehen lassen. ist. nachher zu prüfen. , Paul. Euangelion, S. 31 Anm.4. 5 Verkündigung des Wortes im Urchristentum S.438. Inwieweit Astings Hinweis zu Apo. 14,6: "Der Inhalt des Evangeliums hat hier eine große Ahii· Iichkeit. Init dem, was die Synoptiker als Inhalt der Verkündigung Jesu (und des Täufers Johannes) charakterisieren: 'Tut Buße! Denn Gottes Herrschaft. ist. nahe herbeigekommen' (Mt 4,17, vgl. 3,2 u. a. St.)", für uns traditions· geschicht.lich hilfreich sein kann, ist wie bei Friedrich noch zu untersuchen. • E. Lohmeyer, Die Offenbarung des Johannes, HNT 16, Tübingen '1953 ed. G. Bornkamm, S. 123f.: "Nur hier findet sich in 'johanneischen' Schriften das Wort MYY~).LOV, und es meint nicht das Evangelium, sondern jede Gottes· botschaft" (Hervorhebung bei L.). 1
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
gültig. Die vorausgesetzte Situation ist nicht die der weltweiten Heidenmission. Die Heidenvölker sind vielmehr vom Missionsruf noch gar nicht berührt. Wir befinden uns noch im Bannkreis der alttestamentlich-apokalyptischen Anschauung von der Völkerwallfahrt am Ende der Tage zum Zion und nach Isra.eP. Die in Apc. 14,6 geschehende "Proklamation des Anbruchs des Eschaton durch Gottes himmlische Boten ist das Signal für die Völker zur eschatologischen Wallfahrt"'. Anders und thetisch formuliert: In Apc. 14,6 stoßen wir auf einen im christlichen Raum ganz frühen, die Heidenmission noch Gott anheimstellenden Gebrauch von EU(Xrt'b..~ov. Evangelium ist hier Ausdruck für die von einem Engel über die Erde zu tragende Ansage des unmittelbar bevorstehenden Weltgerichtes. F. Hahn ordnet diesen Sprachgebrauch dem noch nicht zur Heidenmission angetretenen, partikularistischen Judenchristentum Palästinas in unmittelbar nachösterlicher Zeit zu. Hahn kommt nun aber selbst dadurch in Schwierigkeiten, daß er in EU(Xrt'&A~OV (xLWV~OV das eine Evangelium des Urchristentums sehen will und folglich die besondere, unterminologische Ausdrucksweise des Offenbarungstextes nicht mehr wirklich erklären bzw. von einem absolut gebrauchten ...0 EU(Xrt'&A~OV etc. abheben kann 3. In dieselben Schwierigkeiten wie Hahn dürfte aber auch J. Jeremias geraten, wenn er jetzt unter dem Einfluß der Argumentation Hahns den Sprachgebrauch von Apc. 14,6 ebenfa.lls erst der hellenistischen Gemeinde zuweisen möchte'. Solcher Umweg ist jedoch bei dem Bild, das wir von der Begriffsgeschichte im Judentum gewonnen haben, nicht mehr erforderlich. Gerade wo im jüdischen Bereich :'I"it:1 = EU(Xrt'&A~OV eine theologische Bedeutung gewann, war dies die Bedeutung einer prophetischen Ansage des Kommens Gottes zu Gericht und HeiL Mannigfach war uns auch das Phänomen einer von Engeln auszurichtenden :'I"it:1 im Judentum begegnet, eine Vorstellung, die in ihrer ursprünglichen jüdischen Gestalt im Neuen Testament noch in dem aus Täuferkreisen stammenden Wort Lk. 1,19 anzutreffen ist, 1 Vgl. Jesu Verheißung für die Völker I, S. 19f. 59 und den zunächst in ZNW 44, 1952/53, erschienenen, in die Aufsatzsammlung "Abba" überarbeitet aufgenommenen Aufsatz "Markus 14,9" (hier S. 115-120). t Jesu Verheißung I S. 59; zum Phänomen der Völkerwal1fahrt vgl. ferner G. Fohrer, Artikell;Lwv, ThWb VII, S. 315, 3ft". und E. Käsemann, Die Anfänge christlicher Theologie, Ex. Vers. u. Bes. II, (S. 82-104) S. 87. I MiBBion S.47 (vgl. mit S.60f.). G. Bomkamm hat deshalb für Apc. 14,6 zum alten Lohmeyerschen Verständnis von cUaJ(tALov zurückgelenkt : Der Auferstandene und der Irdische (Bultmann.Festschrift), S. 176 Anm. 24. , Abba, S.119: ,.Es war ... die hellenistische Gemeinde, die das Wort f:UayytALov aufgriff, und zwar zunächst als eschatologischen Terminus, wie Offb. 14,6 f. zeigt; hier bezeichnet cUlXJ(tALOV a!wvLov die in der Stunde der Weltvollendung durch Engelmund verkündigte 'ewig gültige (unwiderrufliche) (Sieges.)Botschaft' vom Anbruch der wpa 'rii~ xp[aE:wt;, die an 'alle Erdbewohner, jedes Volk, jeden Stamm, jede Zunge, jede Nation' ergeht."
Der Gebrauch von Evangelium in der peJästinischen Urgemeinde us\\".
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nach Lk. 2,10 von der hellenistisch-judenchristlichen Gemeinde übernommen wurde 1 und selbst bei Paulus noch nachwirkt (vgl. Gal. 1, 8 ; 4,14). Auch unter diesen Aspekten erscheint das Phänomen der Engelsbotschaft in Apc. 14, Sf. als motivisch sehr alt. Setzen wir die bei den Momente der jüdischen ;,."Ir1:l und ihrer himmlischen Herolde zusammen und ordnen beides dem nachweislich alten, apokalyptisch gedachten Vorstellungsk.reis von der Völkerwallfahrt zu, so ergibt sich, daß wir in Apc. 14,6f. die traditionsgeschichtliche Mündung des jüdisch-theologischen Sprachgebrauches von ;,."Ir1:l = eüOtrrEA~OV = Botschaft von Gottes Kommen zu Gericht und Heil ins junge Christentum vor uns haben. Es bedarf also des Umweges über die hellenistische Gemeinde an unserer Stelle nicht, und selbst die von Jeremias unter dem Eindruck des hellenistischen und des alttestamentlichen Wortgebrauches vorgeschlagene Bedeutung von eUOtrrtA~oV = Siegesbotschaft erscheint entbehrlich. WelUl Apc. 14,6 die traditionsgeschichtlich älteste Verwendung von eUOtrrtA~oV im urchristlichen Bereich reprä.sentiert, kommen wir mit der jüdischen Bedeutung " Botschaft" , und zwar der ewig gültigen Botschaft von Gottes Kommen zum Weltgericht, durchaus aus. Da uns im hellenistischen Bereich nur an einer einzigen, noch dazu umstrittenen Stelle eine adjektivische Näherbestimmung von eUOtrrEA~OV begegnet ist!, solch adjektivische Näherbestimmung im Judentum aber gang und gä.be war, wird unsere Ableitung aus jüdischer Sprach- und Denkwelt auch durch das zu eUOtrrtA~oV hinzugesetzte Adjektiv Ot[wv~oc; bestätigt. Daß wir rein jüdischen, ins Christentum übernommenen Sprachgebrauch vor uns haben, zeigt schließlich die Wortverbindung euOtrreAl~etv eUOtrrtALOV. Sie entspricht dem im Judentum hä.ufigen ;,."Ir1:l .,1r1:l genau und gibt die jüdische 1 Daß Lk. 2,10(ff.) ursprünglich noch ganz messianisch-jüdisch aufzuf888ell ist, hat M. Dibelius, Jungfrauensohn und Krippenkind, Botschaft und Geschichte I (Tübingen 1953, S. 1-78) S. 61f. gezeigt. Dibelius weist die Gesa.mtlegende dem Milieu der hellenistischen Synagoge (Palästinas) zu: S. 73. Erkennt man dies an, wird man mit Dibelius die von Schniewind (Eua.ngelion S. 240 Anm. 3), Klosterma.nn, Das Lukaseva.ngelium, HNT 5, Tübingen 11929, z. St. und Grundma.nn, Das Evangelium nach Lukas, ThHK 3, Berlin 1961, z. St. herangezogenen kaiserkultlichen Belege als intere88&.nte religionsgeschichtliche Pa.ra.llelbildungen betrachten, die Stelle jedoch nicht von ihnen abhängen lassen. Andererseits aber erscheint auch der von W. Foerster, Artikel: aw1;w etc., ThWb VII S. 1015,30ff. und Arun.63 unternommene Versuch einer Rückübersetzung ins Hebräische (dem dann der Nebensatz I)~ i:anv XPtt:rc6~ XUPL~ V. 11 als luka.nischer Zusatz zum Opfer fällt), als ganz hypothetisch und tmbeweisbar. Gerade vom Milieu der hellenistischen Synagoge her befremdet die Übernahme des aWTlJp-Prädikates keineswegs (vgl. die von Foerster selbst a.a.O. S. 1014,22ff. beigebrachten Stellen aus Josephus), und die Verflechtung des XUPLO~- und XpL(JT6~-Titels war im hellenistisch.jüdischen Mi8Bionschristenturn auf Grund von Ps. 109,1 (LXX) längst vor Lukas üblich. I J08ephus, Bell. 2,420, vgl. oben S. 169.
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Der vorpauliniaoh.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
Formel sogar noch dadurch wieder, daß sie aktivisch von cl~(~E:LV redet. Es liegt hier also selbständiges, vom geläufigen urchristlichen cl~A(~ca&otL Tb cl~LOV abzuhebendes Übersetzungsgriechisch vor. Wie so oft, verarbeitet also die JohaJUlesapokalypse auch in 14,6+ 7 traditionsgeschichtlich ganz altes und noch ganz jüdisch empfundenes, apokalyptisch strukturiertes Material I. Wenn E. Lohmeyer und E. Loh.se I in ihren Kommentaren z. St. Anklänge an die jüdischhellenistisohe und urchristliche monotheistisohe Bekehrungspredigt konstatieren, bedeutet das nioht, daß unser Wort ganz aus solcher Quelle hergeleitet werden kÖJUlte. Bei unbefangener Lektüre hat V. 7 zunäohst ja keinen werbenden oder missionierenden Klang : Was der Engel proklamiert, ist der Aufruf, dem Gerichtsherren der Welt Anerkennung zu zollen. Jener Missionspredigt und dieser Engelsbotsohaft ist also nur ein apokalyptisoher Topos gemeinsam, der einmal den eschatologischen Ausblick der Predigt bildet, hier aber das Zentrum ausmacht. Die bedrohliche Engelsbotschaft kann zwar als erfreulich empfunden worden sein von einer Schar, welche unter der Herrschaft der nun zur Rechensohaft gezogenen Heiden stöhnte, nämlich der Gemeinde des Sehers Johannes selbst. Ihr konnte Wlter dem Eindruok der geläufigen Rede vom erfreulichen Christusevangelium also auch jene apokalyptisohe Botschaft als Ausdruck des guten Verheißungswillens Gottes ersoheinen, aber diese zweite, in die Zeit der Apokalypse führende Bedeutungsschicht unseres alten Wortes ist jetzt noch nicht ausführlich zu erörtern 3 • Traditionsgeschichtlioh geurteilt, haben wir also in Apc. 14,6f. die ä.lteste ohristliche Verwendung von clocyyCALOV vor uns: In Übernahme des im Judentum nachweisbaren, theologisohen Spraohgebrauches von bezeichnet die unserer Stelle zugrunde liegende Tradition mit clrtYYCALOV die Engelsbotsohaft, mit welcher Gott selbst die Völkerwallfahrt einleiten läßt, und das ihm selbst vorbehaltene Recht an den Heiden wahrzWlehmen beginnt. Ob die Heiden dabei Gnade finden oder nicht, bleibt Gott anheimgestellt. In solohen Anschauungskreis läßt sioh auch der zweite Beleg aus der Apokalypse, Apo. 10,7, einordnen. Wie das zehnte Kapitel der
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1 Daß in Apc. 14,6f. altes Material verarbeitet wird, wird durch das (im heutigen Text auf 10,1 zurückverweisende) echon immer als echwierig empfundene, unvermittelte mOY tlyycAOY ebenso signalisiert, wie durch die in der Apokalypse ungewöhnliche Ausdrucksweise von ol xCX&1JjdvOL im Tijo; yijo; (für das gebräuohliohe ol XIITOLXOÜYTco; im Tijo; yijo; vgl. 3,10; 6,10; 8,13 usw.). • Die Offenbarung des Johannes, NTD 11, Göttingen ./11960. I Wenn man die Endredaktion der Apokalypse ins Auge faßt, wird von 10,7 her (vgl. mit 11,16) auch die Jeremiasache Deutung von CÜOtyyiMOY = Siegesbotschaft durchaUB akzeptabel, doch sehe ich darin schon eine gem.e Weiterentwicklung des ursprünglichen Bedeutungssinnes.
Der Gebrauch von Evangeliwn in der palästinischen Urgemeinde
U8W.
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Offenbarung im ganzen stilistisch vom Verfasser der Apokalypse geprägt ist, sind es auch die Verse 5-7. Neben Dan. 12,7 zu V. 5f. sind speziell zu V. 60. folgende Stellen aus der Apokalypse zu vergleichen: 1,18; 4,9f.; 15,7. V. 6b hat seine nächste Parallele in 14,7. Die Formulienmg von 7 a entspricht stilistisch 2,13, während sich die Rede von ot 80ÜAO~ (EClU'tOÜ) ot 1tPO(jlli'tCl~ an Am. 3,7 anlehnt, also deutlich als traditionsgebunden erscheintl. Der in Am. 3,7 selbst nicht vorhandene, eschatologische Aspekt wird durch das in der .rohannesoffenbarung auch in 1,20; 17,5.7 nachweisbare lLua-r1jP~ov (TOÜ &eoü) hergestellt, ein Ausdruck, welcher 10,7 "den verborgenen, aber seinen Kneohten und Propheten verkündigten eschatologischen Plan Gottes" bezeiohnen dürfte I. Ist somit deutlich, daß wir ein literarisoh spä.tes, aber mit traditionellem Vorstellungsmaterial arbeitendes Textstück vor uns haben, können wir uns dem aktivisohen eUClyye:Al~e:w von V. 7 zuwenden. Daß hier das sonst im Neuen Testament ungebrä.uchliohe, der späten Graecität entstammende Aktiv von euayye:Al~e:a&Cl~ auftaucht, verbindet unsere Stelle aufs engste mit Apc. 14,6 und dürfte auch hier auf eigenständige (Übersetzungs-) Sprache des Sehers schließen lassen. e:UClyye:Al~e:~v ersoheint als Bot8chaftsterminus für das von Gott selbst den urohristliohen Gemeindepropheten 3 mitgeteilte Geschichtsmysterion, das in unmittelbarer Zukunft' zu Ende gehen wird, und zwar mit dem von dem siebten Engel in 11,15 proklamierten Anbruch der ßClGWLCl Gottes und seines VgI. Satake, a.a.O. S. 64f. So G. Bornkamm, Artikel: II-Ua-rljPLOV, ThWb IV, S. 830, 33f. Wie Born· kamm auch Lohse, anders Lohmeyer, W. BOU88et (Die Offenbarung Johannis, Göttingen '1906, Neudruck 1966) Wld R. H. Charles (A Critical and Exegetical Commentary on the Revelation of St. John, ICC 2 Bde., Edinburgh 1920) z. St. I Satake stellt a.a.O. S. 64f. 73 fest, daß man, weil Wl8er Text sich an Am. 3,7 anschließe. also traditionelle Wendwtgen aufnehme, nicht mit Be· stimmtheit sagen könne. ob die im Text erwähnten Propheten alttestamentliche Propheten oder christliche Gemeindepropheten seien. Stellt man aber in Rechnung, daß Wlter TtPOcpijTOtL in der Johannesoffenbarung (von 10.7 Wld vielleicht 22,6 abgesehen) stets urchristliche Gemeindepropheten verstanden werden, dürfte es möglich sein. auch unsere Stelle in diesem Sinne zu ver· stehen (so mit Satake. S.73; D. Lührmann. Offenbarungsverständnis. S. 118 Anm. 10; Lohse z. St.; Gr. GiIlet, Evangelium. S. 137 Wld Schniewind. Euan· gelion S. 240 Anm. 3). Das Interesse derjenigen. die auf alttestamentliche Propheten deuten (z.B. E. Kamlah, Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Schlußdoxologie des Römerbriefes. Dias. theol. Tübingen 1955. [Masch.], S. 50f.; E. Sjöberg. Verborg. Menschensohn. S. 33f.) dürfte auch von Wl8erer Sicht aus gewahrt bleiben. wenn wir Lohmeyers Satz im Kommentar zu 10,7 beachten: .,der Seher betrachtet sich als letztes Glied einer langen Reihe vor. Propheten". eine Reihe. die ins Alte Testament zurückweist. Zum propheti. schen Selbstverständnis des Sehers vgl. Satake S. 73. , Auf die Nähe des Heils deutet in Wl8erem Text das ~II-ocnv von V. 6, welches die .,eidliche Versicherung" meint, "daß nWl keine Verzögerung mehr in dem Ablauf der eschatologischen Ereignisse eintreten wird: die Stunde der Erlösung bricht an" (J. Schneider, Art. b!l-'"uw. ThWb V. S. 184,20f.). 1
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Der vorpauliniach·christliche Sprachgebrauch von Evangelium
ChristUB. Der apokalyptische Horizont, in welchen unser Verbum eingebettet ist, ist aufs neue mit Händen zu greifen: EÜrryyU.(~E:W meint die Mitteilung einer noch vor der Welt verborgenen Kunde an die Propheten der christlichen Gemeinde. Die vom alttestamentlichen Prophetenwort her vertraute Struktur der Prolepse begegnet uns hier auf neutestamentlichem Boden zum ersten Mal in Verbindung mit unserem Wortstamm, wobei die Verhülltheit der Kunde ins Wort hinein ihrem dynamischen Gehalt keinerlei Abbruoh tut. Es ist offensichtlich, daß das Verbum in unserem Zusammenhang nur allgemein "botschaften" bedeuten kann, wie Apc. 14,6 auch l . Eben dieser neutrale Wortsinn mitsamt seiner Anwendung auf eine von Gott selbst auszurichtende Botsohaft ist spezifisohes Kennzeichen des von uns gemUBterten jüdischen Materials, so daß die Übernahme jüdischer Sprech- und Denkweise auch für Apc. 10,7 nicht zweifelhaft sein kann. Der von uns zunächst zu 1. Thess. 3, 6 festgestellte, durch Lk. 1, 1{) ; 2,10, aber auch Lk. 3,18 und sogar noch Hebr. 4,2. 6 repräsentierte, unterminologisohe Gebrauch von E:ü«rfE:).(~(o)/E:Üatrf&).(~O(.LOtL für "botschaften" erklärt sich von Apc.l0,7; 14,6 her ungezwungen, WCIUl man in ihm die Nachwirkungen eines ursprünglich jüdischen, unterminologischen Wortgebrauches von .,W:l = botschaften erkennt. Gerade Lk. 3, 18 und Apc. 14,6, wo E:üatyye).(~(o)/E:Üatrf&).(~O(.LOtL gebraucht werden, um einen (drohenden) Bußruf zu proklamieren, sind vom hellenistischen Wortgebrauch her ja viel schwerer zu erklä.ren als von der jüdischen Verwendung des Verbums 'W:l aUB, weil bei dieser die Bindung an einen etymologisch festliegenden Grundsinn von "froh· botschaften" ursprünglich nicht gegeben ist. Apc. 10,7 (14,6) verhilft uns also dazu, das für das Substantiv bereits zu 14,6 heraUBgestellte Einströmen des jüdischen Wortgebrauches in die Sprache des Urohristentums auch für das Verbum EÜatrf&).(~E:w/EÜatyye).(~E:a&atL = ,i':l nachzuweisen. War die traditionsgeschichtliche Möglichkeit der Zuordnwlg VOll Apc. 14,6 zur Spreoh- und Denkweise des frühen, partikularistischen Judenchristentums Palästinas von selbst gegeben, so stellen sich dem bei Apc. 10,7 größere Hemmnisse entgegen: In diesem Text spricht ja, wie wir sahen, vor allem der Verfasser der Offenbarung zu seinen Gemeinden, die von einem ihnen unter Umständen vertrauten, urchristlich-terminologischen Gebrauoh des Verbums her auch in dem neutralen EÜClYYE:At~E:W von 10, 7 eine für sie erfreuliche Kunde vom 1 Die Versuche von Lohmeyer und Lohse z. St., auch W. G. Kümmel, Ein· leitung in das NT 13./14. Aufl. S. 337, in CÜOtyycAtl;m einen positiven Grundton zu finden. entspringen weniger dem traditionsgeschichtlich.sprachlichen Befund als dem legitimen Bemühen. WlSeren Text aus dem Verstehenshorizont dl'!r leidenden Gemeinde des Johannes zu verstehen.
Der Gebrauch von Evangelium in der palästinischen Urgemeinde usw.
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Anbruch der ersehnten Königsherrschaft Gottes vernehmen konnten. Zwar ist die von der Apokalypse insgesamt und von unserer Stelle insbesondere vorausgesetzte Gemeindeordnung und Funktion der urchristlichen Propheten der alten palästinischen eng verschwistert 1, so daß es u. U. möglich wäre, auch unser Wort unmittelbar in den Kontext dos alten palästinischen Christentums zu rucken, doch wäre damit die nötige historische Behutsamkeit doch zu sehr außer acht gelassen. Wir begnügen uns deshalb mit dem Hinweis, daß uns an Hand von Apc. 10,7 ein noch ganz jüdischer, apokalyptischer Sprachaufgefallen ist, der freilich illustrieren gebrauch von EÜOtYYEA(~(O) = dürfte, wie das alte palästinische Judenchristentum unser Wort verstand. Dies ist demnach das Apc. 14,6 und 10,7 traditionsgeschichtlich kennzeichnende und für unsere urchristliche Begriffsgeschichte besonders auffa.llige Phänomen: Wir werden eines Gebrauchs des Stammes eUOtYYEA- ansichtig, der, spraohlich noch ganz jüdisch, also unterminologisch, christologisch noch durchaus unreflektiert, vielmehr nur prophetisch geprägt und in die apokalyptische Naherwartung der fiOtcni..ELOt 't"OÜ &Eoü eingebettet ist. Es ist die Frage, ob sich für diese frühe Bedeutungsschioht noch weiteres Material gewinnen läßt. In der Tat ist dies dann der Fall, wenn folgende traditionsgeschichtliche Kombination erlaubt ist: Auch wenn wir "über den genauen Textumfang der [Logien-]Quelle so wenig etwas Sicheres wissen können wie über den Wortlaut im einzelnen"', ist offensiohtlioh, daß die Logienquelle weithin ganz altes, palästinisch-judenohristliches Material darbietet, daß die hinter Q stehende Gemeinde "die palästinische Urgemeinde der ersten Jahrzehnte nach Jesu Tod" ist und daß in Q der Auftrag zur weltweiten Heidenmission noch nicht thematisch gegeben war'. Ist dies richtig gesehen, dann dürfte es
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V~l. S. 210 Anm. 3. 1 Kümmel. Einleitung 13./14. Aufl., S.35. G. Bomkarnm. Artikel. Synoptische Evangelien, RGGs 11 (Sp. 753-766) Sp. 758: vgl. ferner H. E. Tödt, Der Menschensohn in der synoptischen Oberliefel'UD/l. Gütersloh 11963, S. 224ft". 248f. E. Käsemann, Zwn Thema der urchristlichen Apokalyptik, Ex. Vers. u. Bes. II (S. t05-131) S. 115f. Kiisemann wehrt sich hier und in seinem neuen Buch: Der Ruf der Freiheit, Tübingen 11968, S. 64 dagegen, das nur auf die Sammlung des Zwölfstämmevolkes gerichtete jüdische Mi88ioD8werk von Q mit dem Verdikt des Partiku1arismus zu belegen. weil solches Prädikat a) dem universa\istischen Anspruch der in Q leitenden Menschensohnchristologie ebenso widerspreche wie es b) die theolo~ische Grundanschauung, daß die Heidenmi88ion als Gottes eigenes Werk nicht von Menschenhand vorzeitig in Angriff genommen werden dürfe, von vornherein geringschätzen lehre. Ich erkenne dies durchaus an, sehe nur keine Möglichkeit, auf den Begriff zu verzichten. weil das universale paulinische Evangeliwn zu kritischer Distanz gegenüber den Palästinem nötigt.. - Anders als die genannten Exegeten ist G. Friedrich der Meinung, in Q sei die Heidenmisaion schon ins Auge gefaßt worden: Ein Tauflied hellenistischer Juden christen, ThZ 21, 1965, (S. 502-516) S.515. 1
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
möglich sein, den mit den Belegstellen der J ohannesoffenbanmg gewonnenen Aspekt für die frühchristliche Verwendung des Stammes CÖ«yycA- an den Belegen für diesen Stamm aus Q zu verifizieren.
3. Mt.ll,U (par. Lk.7,18-23) Da in Q Belege für einen Gebrauch des Substantivs ~tO\l fehlen, ist sogleich auf Mt. 11,2-6 par. Lk.. 7,18-23 einzugehen. Wichtig ist für uns im Augenblick nur die Fassung des Textes in Q. Um dieser ansichtig zu werden, ist vom Matthäustext allein auszugehen, da der Lukastext bereits deutlich gegenüber Mt. 11,2-6 novellistisch erweitert ist. v. 2 ist matthäische Einleitung, wie besonders der auf den .. Messias der Tat" verweisende, zusammenfassende Ausdruck TQ: lpya. TOÜ Xpt
Der Gebrauch von Evangelium in der paliistinischen Urgemeinde
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Beglaubigungszeichen endzeitlicher Prophetie rechnetl, unser Text aber betont und bewußt die wundermächtige Vollmacht Jesu in den Mittelpunkt stellt, so wird man sich zu fragen haben, ob wir uns nioht im Umkreis der auf Jesus übertragenen Erwartung des endzeitlichen Propheten befinden. In der Tat soheint dies der Fall zu sein: Die in V. 5 kombinierten Sohriftstellen: Jes. 29, 18f.; 35,5 und 61,1 werden in der jüdischen Überlieferung sämtlich auf die Endzeit bezogen und durch Jes. 61,1 thematisoh der Tätigkeit und dem Amt des endzeitlichen Propheten zugeordnet I. Daß Jes. 61,1 tatsächlioh Oberthema ist und das Gefälle der AU88age bestimmt, zeigt jenes ans Ende gerückte XotL 1t·t'W;(Ot eucxne).(~oVTotL. Es bietet in dieser Endposition nioht nur die nachdrüoklichste Aussage unseres Textes, sondern verbindet diesen auch thematisch mit den Seligpreisungen (Mt. 5,5f. par. Lk.6,20f.)3. Es ist sicher kein Zufall, daß Mt. 11,5 (par. Lk. 7,22) selbst unlöslich mit einem Maka.rismus verbunden ist: Mt.11,6 (par. Lk.7,23). Damit haben wir ein verhältnismäßig sicheres, formgeschichtliches Kriterium gewonnen, unseren Text einzuordnen. Es ist erstaunlich, wie nunmehr alle bisher gemachten Beobachtungen zusammenschießen. Wie E. Käsemann herausgestellt hat, gehören die urchristlichen Makarismen der Frühzeit in die Sprache der urchristlichen Prophetie' . Versucht man dementsprechend in unserem Textstück einen urchristlichen Prophetenspruch zu sehen, werden m. E. alle bislang noch ungelösten Schwierigkeiten dieses Textes lösbar: Unsere Perikope gehört ja, wie der überlieferungszusammenhang Mt. l1,7ff. (par. Lk. 7, 24ff.) zeigt, schon in der Logienquelle zu einer Reihe von Täufersprüchen, welche die Überlegenheit des Christus über den Täufer erweisen wollen. Dies ist mehr als ein bloß litera1 Vgl. O. Michel, Spätjüdisches Prophetentum, BZNW 21 (= Ntl. Studien für R. Bultmann), Berlin 11957, (S. 60-66) S. 65f.; Hahn, Hoheitstitel, S.391ff.; R. Meyer, Artikel 71'pocp~'"l~, ThWb VI S. 826,30ff. UBW. • Jes. 29, 18f. und 35,5 werden im Targum auf die Endzeit bezogen, aber nicht mit einer konkreten Heilsperson verbunden. Auch die von Billerbeck I S.596 angeführten Belege für eine eschatologische Deutung von Jas. 35,5 bleiben in dieser Hinsicht unbestimmt. Erst Jes. 61,1 wird in der Traditionsgeschichte auf den endzeitlichen Propheten gedeutet (vgl. 11 Q Melch und oben S. 142ff. 150). Da aber auch diese Deutung von Jes. 61,1 auf den endzeitlichen Propheten nicht eindeutig mit einer Mosetypologie oder messianischen AU888gen verbunden ist, möchte ich es noch ausdrücklich offenla.ssen, ob man auf Grund von Mt. 11,2-6 Jesus die Würde das messianischen Propheten zuschreiben (Friedrich, ThWb VI S.848,22ff.) oder unseren Text der Vorstellung vom neuen Mose subsumieren darf (so F. Hahn, a.a.O. S.393f.). a Auf die konstitutive Bedeutung von Jas. 61,H. für die Makarismen hat zuletzt G. Eichholz, Auslegung der Bergpredigt, B8t 46, 1965, 8. 26ff. 38ft'. aufmerksam gemacht. • Anfänge christI. Theologie, 8. 98ff. Ebenso: Ch. Maahs, The Makarisms in the.NewTestame~t, Di88. theol: Tüb~en 1965 (M88Ch.~ 8.157-161; Kl.Koch, Was 1St Fonngeschlchte!, Neukirchen 1967, 8. 6ff.; ElChholz, a.a.O. 8. 27f.
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
rischer Zusammenhang. Auf der Ebene von Q ist vielmehr die Auseinandersetzung der Christen- und der Täufergemeinde über den Rang Jesu und des Johannes noch im Gange, lUld diese Auseinandersetzung wird. für uns um so interessanter, je deutlicher man sich vor Augen rückt, daß auch die Täufergemeinde für Johannes den Rang eines oder des endzeitlichen Propheten beansprucht zu haben scheint 1. Wenn in unserem Text die Vorstellung vom endzeitlichen Propheten von Jes. 61, 1f. her beschworen wird, dann also mit der Absicht, im Gegenschlag gegen die Täuferanhänger Jesus als den wahren, überlegenen Propheten der Endzeit zu erweisen. Der Ausgangspunkt bei Jes. 61,1 (35,5; 29,18f.) ist dabei klug gewählt, gaben doch diese Texte im Rahmen der geläufigen, also wohl auch der Täufergemeinde vertrauten jüdischen Schriftauslegung die Möglichkeit, die wunderbaren Werke Jesu als vom Erfüllungsgedanken her getragen zu er· weisen und damit in der Tat eine dem Täufer nicht nachrühmbare Aussage zu gewinnen: Es ist WlB bisher kein Satz überliefert, der auch den Täufer als wundertätig (und dies im Sinne der Schrift!) ausweisen könnte oder wollte·. Beachtet man diese polemische und zugleich Jesu Werk aus österlicher Perspektive summierende Tendenz unseres Wortes, wird die 1 Vgl. Friedrich, ThWb VI S.838-842; Ph. Vielhauer, Artikel: Johannes d. Täufer, RGGa 111 Sp. 804-808; ders., Tracht und Speise Johannos des Täufers, Aufsätze z. NT (ThB 31), München 1965, S. 47-54; C. H. Kre.eling, John the Baptist, NewYork/London 1951, S.127ff. I R. Meyer, Der Prophet aus GaliläB, Leipzig 1940 betont zwar, deJl der Täufer sp.lbst .. bezeiohnenderweise nicht an eins der Wunder an(knüpft), die den messianischen Propheten Vorbild sind, sondern an da.s zu seiner Zeit bereits herrschende Dogma von der Taufe der Wüstengeneration vor dem Empfang des Heiles, das in der Sinaigesetzgebung bestand" (S. 102), nimmt dann aber an, für die Anhänger des Täufers habe sich mit jenem ersten Dogma. leicht da.s zweite .. vom körperlichen Idealzustand der Wüstenzeit" verbunden, 80 deJl .. Johannes in den Augen seiner Jünger aIs der erschien, der durch Wunder· taten jenen idealen Wüstenzustand herzustellen im Bl'griffe sei" (S. 114/115). Seine Vermutung sieht Meyer durch Mk. 6,14 bestätigt. weil diese Stelle darauf schließen la.sse, ..deJl man sich ursprünglich von Johannes ähnliche Wunder· taten erzählt hat, wie sie die christliche Überlieferung von Jesus berichtet" (S.40). Aus Joh. 10,41 zu erschließen, der Täufer habe keine Wundertaten vollbracht, ist nach Meyer deshalb nicht ratsam, .. da hier offenkundig anti· täuferische Polemik vorliegt" (8.142 Anm. 171 zu S. ~O). Derselben Meinung ist Bultmann in seinem Johannes.Kommentar (Da.s Evangelium des Johannes, MeyerK 2. Abtlg., Göttingen 12. Auß. 1952,8.300 Anm. 4). Auch für Bultmann ist es durchaus wahrscheinlich, ..daß von Johannes Wunder erzählt wurden" (Geschichte d. synopt. Trad. 1 S. 22), und Mk. 6,14 lindet bei ihm dieselbe Erklärung wie bei Meyer (a.a.O. 8.329 Anm. 3). Die Schwierigkeit dieser gan. zen Argumentation ist freilich die, deJl sich für die Wundertätigkeit des Täufers außer den genannten beiden Stellen keine wirklichen Be:ege finden. Die Exegese von Mk. 6,14 und Joh. 10,41 aber ist so umstritten, daß man die Frage in der Schwebe 1688en muß und sie nicht zur Ba.sis weiterer Theorien verwenden darf. Vgl. zum Problem auch E. Bammel, John did no MlI'acle. in: Miracles, ed. C. F. D. Moule, London 11966,8.179-202.
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Tatsache unschwer erklärbar, daß die alttestamentliche Zitatenkombination das dritte Glied der Werke P. E1tpOI. XCl&Clp(~Ovt"ClL) und das fünfte (VEXPOI. &yE(pov-rClL) gerade nicht deckt, während offensichtlich ist, daß dem irdischen Jesus die Heilung Aussätziger und die Erweckung Toter nachzurühmen warl. Die letzte Schwierigkeit, welche von der Annahme eines urchristlichen Prophetenspruches her lösbar wird, betrifft den Stil der Aussage 2 • Es handelt sich insgesamt um eine geheimnisvolle, vom Hörer selbst zu entscheidende, indirekte Aussage über die Würde Jesu. Ohne jetzt die Frage nach einem möglicherweise im Verhalten Jesu selbst vorhandenen Anhalt für die markinische Theorie vom Messiasgeheimnis hier schon entscheiden zu können, muß darauf hingewiesen werden, daß die Aussageform der indirekt offenbarenden Mitteilung Wesenszug nicht nur der alttesta.mentlichen, sondern auch der jüdischen und urchristlichen Prophetie bzw. ihrer Botscha.ft ist: Das in der Verhüllung vollmäohtige Prophetenwort erschließt sich erst dem ganz, der sich ihm glaubend anheimgibt. Wir stoßen hier in ganz anderer Dimension erneut auf das Phänomen einer ins Wort der Propheten hinein verborgenen Offenbarung, das uns bei dem EUClrrE).(~ELV des Sehers Johannes (Apc. 10,7) schon begegnet war. Hat man also auoh die indirekte Offenbarung unseres Spruohes auf seinen Charakter als urchristliohen Prophetenspruch zurückzuführen, ist noch kurz zu fragen, in weloher Weise jene indirekte Offenbarung zutage tritt: Eine Verhüllung der Hoheit Jesu in eine alttestamentliche Schriftaussage hinein kommt nicht in Frage, da für jüdische und jüdisch denkende Hörer die Argumentation mit den angeführten Schriftworten keinen verbergenden Charakter besaß. Die indirekte Mitteilung dient vielmehr dazu, dem Hörer angesichts der offensichtlichen Taten Jesu über die Brücke der (prophetisch zu deutenden) Schriftworte den Entscheid über den eschatologischen Rang Jesu Vgl. E. Käsemann. Artikel: Wunder im NT, RGGI VI Sp. 1835-37. Von diesem Gedanken her versucht ·W. Marxsen, Das Neue Testament als Buch der Kirche, Gütersloh 1966, S.89f. unsere Perikope zu verstehen. Marxsen hält das Wort für ursprünglich und meint, hier werde bewußt die Frage nach der Qualifikation Jesu überholt durch die Frage nach dem, was durch Jesus und in der Begegnung mit ihm geschieht, die Erfüllung endzeitlicher Erwartung: "Die Frage zielt auf die 'Qualität' Jesu (Wer bist du?) ab. Die AntWOrt jedoch führt von dieser (möglichen) Qualifikation der Person zurück auf das, was sich in der Begegnung mit dieser Person ereignet: Blinde sehen, Lahme gehen, Au88ätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird 'Evangeliwn' gebracht. Darin liegt das Eigenartige dieser Antwort" (S.89). - Wenn freilich Mt. ll,2ff. in der von uns intendierten Weise von der Frage nach der Qualifikation des endzeitlichen Propheten her, also nicht losgelöst von der Interpretationsgeschichte des Jesaja.Textes gelesen werden muß, entfallen die Möglichkeit der Marxsenschen Differenzierungen und mit ihr deren systematische Konsequenzen (a.a.O. S.90ff.). 1 2
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selber zuzumuten. Es ist wichtig, sich dies zu verdeutlichen, weil durch die Einbettung in den heutigen Evangelientext der Eindruck entstehen kann, aJs würde hier aus dem Anstoß heraus argumentiert, den Jesu irdische Gestalt und Verhaltensweise boten 1. Die prophetische, ursprüngliche Tradition argumentiert, wie der Maka.rismus V.6 zeigt, von dem Standpunkt her, daß Jesu Würde des endzeitlichen Propheten durch seine im Einklang mit der prophetischen Verheißung Jes. 61,1 vollbrachten Werke manifestiert werde und darum nun auch in aller Form anzuerkelUlen sei. Sehen wir den Text so, dann wird schließlich verständlich, weshalb diese prophetische Argumentation in den Zusammenhang von Q eingegliedert wurde: Es geht in ihr um eine mit dem Amt des irdischen und himmlischen Menschensohnes vergleichbare Funktion: Die Vorläufer- und Statthalterschaft Jesu als des eschatologischen Propheten angesichts der Parusie Gottes. Damit sind wir soweit, fragen zu kÖlUlen, was in unserem als urchristliche Prophetenrede ausgewiesenen Textzusammenhang jenes 7t't'Wl01. e:Uotne:At~OV't'ot~ konkret besagt: Es meint die für die "Erniedrigten und Beleidigten", die 7t't'Wl01. 't'<;l1tV&U!lot't'~, heilvolle Verheißung der für sie eröffneten und nahenden Gottesherrschaft. e:Uotne:A(~e:G&ttL bezeichnet Mt. 11,5 (par. Lk. 7,22) die dem Propheten der Endzeit verliehene verheißungsvolle Ansage des kommenden Gottes und der heilvollen Macht seiner Herrschaft. Lassen wir die eben getroffene Feststellung von der proleptischen Struktur des urchristlichen Prophetenwortes auch für das Verbum selbst nicht außer acht, so geht es sogar um mehr als um die Ansage eines künftigen Phänomens: Indem die 7t't'WlO( sich jener verheißungsvollen Botschaft glaubend erschließen, gewilUlen sie bereits in der Gegenwart Anteil an der befreienden Segensmacht der ßotGLAe;(ot Gottes. Die Botschaft ist noch nicht die ßotG~e:tcx 't'OÜ &e:oü selbst, aber in ihr vollzieht sich der Advent Gottes für die Glaubenden schon in einer Weise, daß ihre Hoffmmg groß und ihre Freude stark wird l . Hier ist die Nähe unserer Text1 So z.B. Schniewind z. St. und etw88 anders auch J. Jeremias: Jesu Verheißung an die Völker l S. 39: ..Jesus zitiert in freier Wiedergabe die prophetische Verheißung Jes. 35,5f. (Blinde, Taube, Lahme) und fügt (wohl unter dem Einfluß von Jes. 29,18f.: Taube, Blinde, Arme und Elende) Jes. 61,1 hinzu: 'Den Armen wird die Frohbotschaft verkündigt.' An allen drei Jas.Stellen aber ist vom esch~tologischen Rachetag die Rede (Jas. 35,4: 'Euer Gott kommt zur Rache'; 29,20: 'Die Tyrannen werden ein Ende haben'; 61,2: 'Und einen Tag der Rache unseres Gottes'). Ist es Zufall, daß dieser Klang in Jesu Wort fehlt? Selig, wer sich nicht daran ärgert, daß die Heilszeit anders aussieht, als er erwartet, daß an die Stelle der Rache Gottes Sein gnädiges Erbarmen mit den Armen trit.t!" I Wenn F. Hahn, MiBBion S. 107 davon spricht, die Nähe der Gottesherrschaft werde von Matthäus ..so verstanden, daß sie sich im 'Wort und in der Verkündigung, also in der Ansage vollzieht, dem d88 cruVLtvClI, der Glaube der
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aussagen zu den Seligpreisungen von Mt. 5, die man auch teilweise urchristlichen Propheten zuweisen wird 1, ganz unmittelbar deutlich. Es wird aber nioht nur die Nähe zu den Makarismen deutlich, sondern auch die enge Verwandtschaft, die der eben skizzierte Begriff von EUOtrreAt~Ea&Ot~ = verheißungsvoll-mächtige Ansage der ~(lawt(l Gottes mit dem vorhin erörterten Gebrauch des Stammes t:UOtyyt:A- in der Johannesoffenbarung aufweist. Auch in Apc. 10,7 geht es ja um die verheißungsvolle Ansage der kommenden Gottesherrschaft für die Erniedrigten und Leidenden. Was aber für den Sprachgebrauch der Apokalypse galt, gilt traditionsgeschichtlich nun auch für Mt. 11,5/ Lk. 7,22: Es liegt ein sprachlich noch ganz jüdischer Gebrauch des Wortes vor, der vom zeitgenössisohen Judentum höchstens duroh die Intensität der Ansage abgehoben, besser: um die Intensität der Ansage der heilsamen Ankunft Gottes vertieft ist. Das Judenchristentum z. Zt. und auf der Ebene der Logienquelle gebraucht also Nomen und Verbum des Stammes EU(lyyt:A- in einer, formal gesehen, noch durchaus jüdischen Art und Weise. Eine christologische Reflexion meldet sich nur erst indirekt an: In der proleptischen Intensität der evangelischen Verheißung und in der Tatsache, daß diese Intensität und Verheißung ausdrücklich Jesus, dem eschatologisohen Propheten und Vorläufer Gottes, zugeschrieben wird. Nun erst ist es sinnvoll zu fragen, in welchem Maße dieser Gebrauch von .,W:l/i1."W:l = EU(lnEA~OV/t:U(lnEAt~Ea&(l~ auf Jesus selber zurückgeführt werden kann. Gegenüber der Sicherheit, mit der dies gerade von Mt. 11,2-6 her immer wieder geschieht', ist mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß sich dieser Text am einfa.chsten als urchristlicher Prophetenspruch verstehen Iä.ßt, und, wenn in ihm durch dcn Mund eines urchristlichen Propheten der Erhöhte spricht (vgl. Apc. 3,20f.), die historische Rückfrage zunächst nur als Frage nach Jesu Ta.ten und Jesu Vollmacht provoziert. Erst durch die Einbettung des Textes in den Kontext eines Evangeliums und durch die historisierende Weiterbildung der Tradition im lukanischen Sondergut (Lk. 4,16-30) entsteht die Frage nach Jesu eigener Redeweise. Aber stellen wir uns den Problemen schon hier! Es ist historisch durchaus unwahrscheinMenschen, korres~ndiert", "wegen der noch im Wort verborgenen \\'irklichkeit d(\8 Gottesreiches" bleibe aber dennoch "das ~A&«TW 'IJ ~GlcnAtLa GOIJ stete Bitte der Jünger", so gilt diese schön skizzierte Korrespondenz von Anbruch und Erwartung bereits für unseren Text und kennzeichnet das Wesen der mit dem Evangelium an die Menschen herangetragenen hoffnungsvollen Gewißheit. 1 Vgl. S. 219 Anm. 4. • Vgl. Schniewind, Euangelion, S.25; Friedrich, ThWb II S.715,8ff.; M. Burrows, The Origin of the Tenn 'Gospel', JBL «, 1925, S. 30; Michel, Art. Evangelium. Sp. 1111 f. Dagegen sehr viel vorsichtiger z. B. Asting, Ver. kündigung d. Wortes, S.326f. 16°
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lich, daß, wie Rudolf Bultmann meint, Mt. 11, 5f. je für sich (also unabhängig von der in V. 2-4 angedeuteten Situat.ion und Anfrage) existiert hat. Überliefenmgsgeschichtlich ist es m. E. gerade nicht "einleuchtend", daß der um die Aussätzigenheilungen und Totenauferweckungen angereicherte V. 5 "eigentlich nur mit den Farben des (Deutero-)Jesaias die selige Endzeit schildern will, die Jesus jetzt anbrechen spürt, ohne daß man die einzelnen Aussagen auf einzelne schon geschehene Ereignisse beziehen dürfte" 1. Der ursprüngliohe Text handelt auch nicht vom Messias oder ist durch seine verhiillende Aussageweise singulär'. Die Traditionsgeschichte von Jes. 61,1 f. bis hin zu 11 QMclch 3 erlaubt es schließlich keineswegs, mit Schniewind zu postulieren: Jesus erscheine Mt. 11,5 als der Freudenbote der Endzeit in paradoxer Niedrigkeit, die im Glauben überwunden werden muß'. Unser Text will ja gerade Jesus als den wundertätigen Propheten der Endzeit rühmen und hält es nach V. 6 für ein Skandalon, wenn die Vollmacht und die offensichtlichen, sohrift-gemäßen Taten Jesu angezweifelt werden. Sinnvoll wird eine von Mt. 11,2-6 geleitete Rückfrage nach Jesu Sprachgebrauch also nur in der Weise, daß man fragt, ob sich der in Mt. 11,2-6 anmeldende, endzeitliohprophetische Anspruch bis zu Jesus selbst hin zurückverfolgen läßt oder nicht&. Mir scheint dies in der Tat möglich zu sein: Die lUlter der Verwendung des Stammes eurxyyeA- = Wurzel 'W:l vollzogene vollmächtige Ansage der nahenden ßrxatAdrx TOÜ &eoü in der nachösterlichen urchristlichen Prophetie kann sich mit Reoht auf Jesu Wort und Verhalten berufen. (Vgl. nur die rnatthäische Fassung des sog. Stürmerspruches, Mt. 11,12f. 8 , das Vaterunser, Jesu Zöllner1 Bultmann, Geschichte d. synopt. Tradition 8, S. 22; ähnlich M. DibeliUB, Die urchristl. überlieferung von Johannes d. Täufer, S.36; G. Bornkamm, Jesus von Nazareth, Urban-Bücher 19, Stuttgart 1956, S. 61; Ph. Vielhauer, Tracht ll. Speise Joh. d. Täufers. S. 54; ders., Gotresreich u. Menschensohn in der Verkündigung Jesu (Aufs. z. NT, S.55-91) S. 89; W. Marxsen, a.a.O. S. 91 usw. - Die einzige, wirklich zwingende religioIlBgeschichtliche Parallele zu UIlBerem Text ist Apc. Eliae 33,1-3 (vgl. Rießler, Altjüd. Schrifttum, S. 119f. u. G. Steindorf. Die Apokalypse des Elias, TU N. F. 2.2, Leipzig 1899, S. 89); aber diese Apokalypse scheint erst aus dem 3. Jh. zu stammen (vgl. F. M_, Artikel: Eliasapokalypse, RGG3 II Sp. 427) und tmt.erliegt auch sachlich dem Verdacht, an unserer Stelle christlich beeinflußt zu sein (vgl. Hahn, Hoheitstitel, S. 393 Anm. 1). I So Kümmel, Verheißung und Erfüllung 8 S. 102ft". I Vgl. S. 219 Anm. 2 und oben S. 142ft". 150. , So besonders deutlich in dem Forschu.ngsbericht .. Zur Synoptiker-Exegese", ThR N. }t'. 2 (1930) S. 178, aber auch im Matthäuskommentar z. St. • Nur in diesem Sinne vermag ich die Intention der in Anm. 1 aufgeführten Exegeten aufzunehmen; in diesem Sinne aber melden sie einen völlig legitimen AIlBpruch an. I Vgl. zu diesem Wort E. Käsemann, Das Problem des historischen Jesu~, Ex. Vers. u. Bes. I (S.187-214) S.210f.; W. G. Künunel, Verheißung und Erfüllung 8, S. 114f.; O. Betz, The eschatological Interpretation of the Sinai-
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gastmahle und die Gleichni88e vom verlorenen Sohn 1, der selbstwachsenden Saat und von Pharisäer und Zöllner: Lk. 15, 11-32 ; Mk. 4,26-29; Lk. 18,9-14). Aber -und das ist in unserem Zusammenhang entscheidend - begriffsgeschichtlich trägt solche Vergewi88erung für uns wenig aus, weil sie terminologisch unbestimmt bleibt. Wenn sioh Mt. 11,2-6 nur in seinem sachlichen Anspruoh vom Verhalten und Verkündigen Jesu her reohtfertigen läßt, bedeutet das ja, daß wir auoh bei Jesus nur einen Sprachgebrauoh von Evangelium antreffen kÖJUlten, der mit dem schon eruierten, frühchristlich-jüdisohen identisch ist! Doch ehe wir hier ein endgültiges Urteil fällen, i8t noch zu prüfen, ob uns nicht Lk. 4, 16-30 und andere synoptisohe Stellen ein genaueres Urteil erlauben. 4.
Lk. 4,16-30 und der lukanische Gebrauch von eOO:yyBÄICscrOa,
Ein literarisch sicheres Urteil über die Predigt Jesu in Nazareth, Lk. 4,16-30, ist kaum zu gewinnen. Entweder tritt man dafür ein, unser Bericht sei eine lukanisohe Weiterbildung der Verwerfungsszene aus Mk. 6,1-6 1, oder man denkt, falls man die Frage nicht in der Schwebe läßt 3, an lukanisches Sondergut'. Aber auch weJUl man lukani8che Sondertraditionen voraU88etzt, ist die Frage, ob in V. 22b der Markuszusammenhang wiederaufgenommen und von Lukas selbst m08a.ikartig ergä.nzt wird, indem Lukas ursprünglich 8elbständiges Spruchgut thematisoh zusammenordnet li , oder ob es 8ich auch in Tradition in Qumran and in the New Testament, RevQ 6, 1966/67, (S.89107) 98ft". 1 Vgl. zu diesem Gleichnis jetzt die einleuchtende Interpretation von K. H. Rengstorf, Die Re-Investitur des Verlorenen Sohnes in der Gleichniserzähhmg Jesu Luk. 15,11-32, Arbeitsgemeinschaft für FOrBChung dt'3 Landes Nordrhein-Westfalen, Geisteswiseenachaften Heft 137, Köln/Opladen 1967, beB. S.62ft". • So vor allem Bultmann, Syn. Trad.1 S. 31; Kloetermann. Lk.' 8. 61 ft". ; H. Flender, Heil u. Geschichte in der Theologie de'J Lukas, BevTh 41, München 1965, S. 13U. u. M. Dibelius, Formgeschichte l , S. 107f. I H. Coozelmann, Die Mitte d. Zeit, BhTh 17, Tübingen 11960, S. 25ft". bes. 29 Anm. 2. , So Orundmann z. St.; F. Hahn, Hoheitatitel, S.394ft".; K. L. Schmidt, Rahmen der Geschichte Jesu, S. 38ft".; Br. Violet, Zum rechten Verständnis der Nazareth-Perik0:r Lc. 4,16-30, ZNW 37, 1938, S. 251-271 und J. Jeremias, Jesu Verheißung f. . Völker', S. 37ft". • Vgl. W. Grundmann z. St.: .. Die drei Worte, die nebeneinanderge~ltellt eiIUUlder interpretieren (V. 23. 24. 25-27), sind möglicherweise erst von Lukas so zusammengefügt worden." A. Strobel, Kerygma und Apokalyptik, Göttingen 1967, S. 105ft". (vgl. auch Strobels Aufsatz über "Das apokalyptische Tenninproblem in der sog. Antritt8predigt Jesu (Lk. 4,16-30)", ThLZ 92, 1967, Sk...~-2M) denkt an einen von Lukas aus dem MarkU88toff übemommenen en (= Lk. 4,16 ab; 4,22b. 24), der von Lukas mit vorlukaniBchem überlieferungagut ausgefüllt worden ist (= 4, 160-22. 23 [von Lukas leicht bearbeitet]. 25-30). Die lukaniache Sondertradition soll an die Erfüllung des
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V. 22ft". um bereits von Lukas übemommeneZusammenhängehandelt 1• Nun kann nicht gut bestritten werden, daß V.23f. und V.25ft". relativ selbständige Einheiten darstellen. Für eine Vorform von V. 23f. zeigt dies POxy 16,9-14 und die Parallel überlieferung im 31. Logion des Thomasevangeliums l . Für V.25ft". erhellt es selbst, während V.28-30 schon ursprünglich zur Geschichte von der Predigt Jesu gehört haben und ihren Abschluß darstellen. Die Frage ist nur, wann diese verschiedenen Einheiten zu einer großen Szene zusammengewachsen sind. Da, wie gleich anzudeuten sein wird, u. U. die Möglichkeit besteht, V. 16-30 einheitlich zu verstehen, rechne ich mit bereits vorlukanischer Zusammenfassung und versuche deshalb, mit der Unterscheidung vorlukanischer Tradition und luk&nischem Verständnis derselben auszukommen. Die vorluka.nische Erzählung berichtet, wie Jesus in N&Zareth die Würde des eschatologischen Propheten bewußt übernommen hat, als Prophet verworfen wurde, den Nachstellungen jedoch wunderbar entging. Lukas, für den unsere Perikope thematische Bedeutung besitzt 3 , versteht die Szene unter einem doppelten Aspekt: Einmal im Rahmen der Komposition seines Evangeliums, nach welcher sich Jesus nach seiner Verwerfung in Nazareth nunmehr nach Kapernaum wendet'; messianischen Jobeljahres (vgl. Lev. 26, 10) denken und eventuell authentische Züge erhalten haben. Es ist hier nicht der Ort, diese These ausführlich zu disku· tieren. Ihre Schwierigkeit liegt u. a. darin, daß Jes. 61,1 f. wohl in 11 Q Melch mit der eschatologischen Jobeljahrthematik verbunden ist, aber nach dem Targum z. St. nicht damit verbunden sein muß; daß unser Text auf Lev. 25,10 nicht ausdrücklich Bezug nimmt, ja sogar in V. 18 gegen den masoretischen Text und das Targum mit der Septuaginta von Blindenheilungen spricht, und daß erst der nach Strobels Analyse von Markus übernommene Rahmen die Möglichkeit bietet, Jesus nach dem Gebot des Gesetzes zu Beginn des Jobei. jahres in seine Heimat zurückkehren zu 1888en. 1 Hahn, a.a.O. S. 394f. denkt an folgende Einheiten: V. 16a-22; 22b-24; 25-27 und den wunderhaften Schluß V. 28-30. • In E. Haenchens Studie über "Die Botschaft des Thomas.Evangeliums, Theol. Bibliothek Töpelmann 6, Berlin 1961, S. 21: "Jesus sprach: Nicht ist ein Prophet genehm in seinem Dorfe. Nicht heilt ein Arzt die, welche ihn kennen." V gl. zum Logion und seiner Tradi tionsgeschichte W. Schrage, Das Verhä.ltnis des Thomas·Evangeliums zur synoptischen Tradition und zu den koptischen Evangelienübersetzungen, BZNW 29, Berlin 1964, S.75-77. , Das hat vor allem Conzelmann, Mitte d. Zeit S , S. 25ft". u. p888im herausgearbeitet; vor Conzelmann vgl. bereits ä.hnlich H. v. Baer, Der hl. Geist in den Luk888chriften, Stuttgart 1926, S.66. 132. 181. Vgl. auch S. 233 Anm. 1. , Vgl. Conzelmann, a.a.O. S. 28; ich muß gestehen, daß ich ein sicheres Verständnis von V. 23 nicht gewinne. Conzelmanns Verständnis als Prophetie, das Grundmann übernommen hat, deckt den heutigen Sinn des Verses im Rahmen der Lukaskomposition. Mir ist jedoch nicht sicher, ob das futurische Verständnis von iPE:LTE auch traditionsgeschichtlich das ursprüngliche ist. Immerhin hat Marcion auf Grund eben unseres Verses die Gesa.mtperikope umgestellt: vgl. K. L. Schmidt, a.a.O. S.41. Es ist also sehr wohl möglich, daß die Perikope einem anderen geschichtlichen Zusammenhang (Bericht?) entstammt und daß Lukas den Vers 23 nur stehen ließ, weil er auch in dem
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zum anderen als typische, christologische Vorausdarstelhmg des Faktums, daß sich das von den Juden zurückgewiesene Evangelium den Heiden zuwendet (vgl. Apg. 13,46). Der ursprüngliche, vorlukanische Text läßt scharf nur die zweite Pointe erkennen: JesU8 ist in seiner bewußt übernommenen Würde des endzeitlichen Propheten in Nazareth verworfen worden. Man könnte vermuten, daß die alte Aussagerichtung etwa folgende war: In Nazareth wurde Jesus als Prophet verworfen, bei uns (sc. der Gemeinde) wird er als solcher jedoch anerkannt; aber dies bleibt Vermutung. Wichtig scheint mir nur zu sein, daß, wenn man unseren Text als vorluka.nische Einheit versteht, sich viele Schwierigkeiten lösen: V. 23f. und 25-27 werden nun als stil- und sachgerechte Kommentare der Prophetengeschichte verstehbar. Deutbar wären diese" Kommentare" im Sinne einer Erwählungslehre, welche die christliche Gemeinde als erwählt, die für Jesus verschlossenen Juden jedoch nunmehr mit Recht als verworfen ansieht (vgl. 1. Thess. 1, 1M.). Zwischen V. 2280 und 22b braucht man bei unserem Verständnis nicht mehr zu trennen. Schließlich wird eine klare überliefenmgsgeschichtliche Linie erkennbar, die unseren lukanischen Text mit der Q-Tradition von Mt. 11,2-6 verbindet: Aus der alten, prophetisch-polemischen Tradition ist eine novellistisch erweiterte, ideale Szene geworden, welche der missionierenden, judenchristlich-hellenistischen Gemeinde zur Begründung ihres Sendungsauftrages gedient haben könnte. Daß unser Text gegenüber Mt. 11,2-6 novellistisch weiterentwickelt ist, bedarf im Grunde keines weiteren Beweises: Der urchristliohe Prophetenspruch ist Lk. 4 in eine historische Szene umgewandelt worden; der in der Q-Tradition bewußt nur verhüllt erhobene Anspruoh, Jesus die Würde des eschatologischen Propheten zuzuerkennen, wird jetzt thematisch (und für heidnische Hörer verständlich) erläutert: V. 18f. zitieren neuen lukanischen Aufbau sinnvoll erschien, vgl. Hahn, a.a.O. S. 394, Klostermann und Wellhausen z. St. - Das Problem von Tradition und lukanischer Interpretation taucht ähnlich bei V.22 auf. Jeremias (Jesu Verheißung f. d. Völker 2, S. 38) schlägt vor, ~f.LIXP-rupOU\l Qt(mi> im Sinne eines Dat. inconunodi zu verstehen (= semitisierendes Griechisch für aramäisches ?» -rilOK), so daß man mit Grundmann im Sinne von Jeremias übersetzen muß: "Und alle zeugten gegen ihn und verwunderten sich über die Worte der Gnadenkraft, die aus seinem Munde kamen und sprachen: Ist dieser nicht der Sohn des Joscph1" So wird das Verständnis des Zusammenhangs als Verwerfungszene gewahrt. Es ist aber nicht sicher, daß Lukas selbst f.LIXPTUP&W Ttvl in solch negativem Sinne verstanden wissen wollte: Apg. 10,4:3; 15,8 u. ö. meint f.LlXpTUpiw mit Dat. eine positive Bestätigung (vgl. Strathmann, Artikel: f.LclPTUC;, f.LIXPTUP&W ThWb IV S. 501,20ff.). Man muß sich also fragen, ob in unserem Vers für Lukas nicht zugleich der Sinn der Verwerfung und die Tatsache mitschwingt, daß die Nazarener Zeugen des von Jesus übemonunenen prophetischen Christusamtes sind, auf welche man verweisen kann (so Asting, Verkündigung d. Wortes, S.595f.). Aber wie dem auch sei, die Doppelschichtigkeit unseres Textes verdient hier und überhaupt Beachtung.
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(nach der Septuaginta!) Jes. 61, lf., ergänzt durch Jes. 58,6 1• Der damit gesetzte prophetische Anspruch wird von Jesus in V. 21 förmlich bestätigt und übernommen. Entstand der Anstoß in Mt. 11,2ff. nach der ursprünglichen Tradition an der Verachtung der Jesus legitimierenden Zeichen, so entsteht der Anstoß in unserer Geschichte nunmehr an der Differenz zwischen irdischer Herkunft und prophetischem Anspruch Jesu, und die einst auf Jesu Werk zurückschauende Tatenreihe wird zum prophetischen Ausblick vergeistigt und verallgemeinert. Trotz einer recht genauen Kenntnis der Vorgänge im Formular des jüdischen Synagogengottesdienstes, die unseren Text prägt!, ist somit deutlich eine idealtypische Szene entstanden, die durch prophetisohes Spruchgut noch inhaltlich vertieft und zum Schluß WlUlderhaft abgerundet wird. Wir betrachten Lk. 4, 16-30 also als novellistische Fortentwicklung der alten Q-Tradition von Mt. 11,2-6 und denken als Heimat solcher Fortentwicklung an die hellenistisch-judenchristliche Missionsgemeinde. Die Pointe des Berichtes könnte in 1. Thess. 1,15f. mit angedeutet sein, wobei die Tradition von 1. Thess. 1,15f. in dasselbe Milieu zurückverweist, in dem wir unsere Na.zarethperikope entstanden denken. Aber wie dem auch sei: Selbst wenn der literarische Weg der Tradition ganz anders beurteilt werden müßte, es läßt sich kaum bestreiten, daß Lk. 4,16-30 gegenüber Mt. 11,2-6 (pa.r. Lk.7, 1 Auch Jes. 58,6 wird in der jüdischen Überlieferung nur allgemein auf den Propheten und sein Amt bezogen (vgl. das Targum z. St.), so daß auch unsere Perikope nicht direkt von Je8U8 als neuem Mose zu sprechen scheint (vgl. S. 219 Anm. 2 und M. deJonge·A. S. van der Woude, NTSt 12 [1966] S. 309-312). I Vgl. zum Ablauf des Synagogengottesdiel18tes jetzt den postum herausge. gebenen Aufsatz von P. Billerbeck: Ein Synagogengottesdienst in Jesu Tagen, ZNW 55, 1964, S. 143-161. Gerade angesichts 801chen historischen Details bleibt jedoch Conzelmanns Kauteie zu beachten, nach welcher man keineswegs "aus der Genauigkeit, mit welcher Sitten und Zustände geschildert werden, auf die Geschichtlichkeit von Ereigni8Ben schließen könne ... Methodisch ist zunächst geboten, aus solcher Genauigkeit der Schilderung auf Bearbeitung durch einen Kenner (der Zustände!) zu schließen" (Mitte d. Zeit', S. 29 Anm. 2). Dementsprechend hat es wenig Sinn, mit A. Finkei, Jesus' Sermon at Nazareth, in: Abraham UI18er Vater (Festschrift für O. Michel zum 60. Geburtstag), AGSU 5, Leiden/Köln 1963, S. 106-115, Lk. 4, 16ff. aus den Seligpreisungen heraus zu einer vollständigen Predigt zu ergänzen. Auch gibt unser Text keinen eigentlichen Anhalt dafür, historisierend anzunehmen, der Tumult sei in Nazareth entstanden, weil Jesus bei seiner Predigt nicht vom Rachetag des Herrn (nach Jes. 61,2) gepredigt, vielmehr mitten im Satz abgebrochen habe (Jeremias, Jesu Verheißung', S. 38 und Strobel, Kerygma und Apokalyp. tik, S. 111). - Auch wenn es sich also um eine idealtypische Szene handeln dürfte, bleibt auffällig, wie nahe sich in dem Lukas vorgegebenen traditionellen Material Christentum und Judentum kommen. Auch die Qumransekte scheint ja in ihrem Lehrer der Gerechtigkeit den oder einen endzeitlichen Propheten gesehen haben (vgl. 1 QH 18,14 und oben S. 142ff.). Freilich hat sie es nicht gewagt, mit derselben Eindeutigkeit vom "Heute" der Schrifterfüllung durch und in ihrem Lehrer zu sprechen, wie das Lk.4,21 im Blick auf Je8U8 tut (vgJ. G. Jeremias, Lehrer der Gerechtigkeit, S. 338).
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1~23) sekundä.r, d. h. traditionsgeschichtlich jünger ist als jener alte Prophetenspruch. Das aber bedeutet für unsere Begriffsgeschich~, daß uns Lk. 4,16-30 keine eigentliche Erweiterung des alten Belegmaterials erlaubt, sondern nur zeigt, wie die gelegentliche Verwendung von E'Üq'yEAl~Ea&cxt von Q an die hellenistisch-judenchristliche Missionsgemeinde weitergereicht wurde. EÜcx)J'EA(~Ea&cxt wird in unserem LukasText deutlich unterminologisch verstanden 1, meint also die verheißungsvolle, heilsame Botschaft von Gottes helfender Nä.he und der Ankunft seiner ~cxawlcx. Mehr als einen traditionsgeschichtlichen Reßex der alten judenchristlichen Ausdrucksweise finden wir also auch in Lk. 4, 16ff. nicht. Nicht mehr als solche Reßexe bieten auch die anderen Belegstellen für unseren Stamm aus dem Lukasevangelium, die es auf der Suche nach dem traditionsgeschichtlich frühesten urchristlichen Sprachgebrauch noch zu prüfen gilt. Wir hatten uns schon verdeutlicht, daß Lk. 1,19 in Täuferkreisen formuliert und erst anschließend VOll Lukas in die christliche Überlieferung aufgenommen worden ist I. Lk. 2, 10 war der hellenistisch-judenchristlichen Gemeinde zuzuweisen 3, und Lk. 3,18, wo EÜCX)J'EA(~ea&cxL noch ebenso unterminologisch im Sinne von "botschaften" gebraucht wird wie Lk. 2,10 und 1,19 auch, ist lukanische Formulierung und beweist nur, daß eine sich an den jüdischen Sprachgebrauch von anlehnende, terminologisch nicht festgelegte Verwendung von eücxYYEAl~ea&cxt bis in die Zeit des Lukas hinein möglich war'. Lk.4,43 ist das auf den ersten Blick altertümlich erscheinende EücxyyeA(~ea&cxt ~v ~cxatMlcxv 'rOÜ &OÜ wiederum sogar höchst reflektierte lukanische Formulierung 5. Nicht anders
"":1
1 Vgl. z.B. Gr. GiUet, Evangelium, S. 130; Harnack, Kirchenverf888Wlg, S.201 usw. I Vgl. oben S. 212 und KI08tennann, Lk.1 S.5; Dibelius, Jungfrauensohn u. Krippenkind, S. 3; Gnmdmann z. St. , Vgl. oben S. 213. , Zu Lk. 3,18 vgl. Dibelius, UrchristI. überlieferung von Joh. d. Täufer, S. 53, der das Verbum MyycA(~EahL in V. 18 als widerspruchsvoll empfindet, weil 3,16f. "wahrlich keine 'Heilsbotachaft' (enthalten)". Von unserer Traditionsgeachichte her wird dieser Widerspruch lösbar, eine Lösung, die Dibelius selbst nicht naheliegen konnte, weil er am hellenistischen Ursprung des Verbums festhielt (vgl. a.a.O. S.47 Anrn.2). Conzelmann, Mitte d. Zeit', S.17 Anm. 1; Bultmann, Theol. d. NT', S. 89; E. Lohse, Lukas als Theologe der Heilsgeschichte, EvTh 54, 1954, (S. 25S-275) S. 265 Anm. 35 betonen, daß man Myye:),.(~EahL an unserer (und anderen) Stelle(n) nur mit "predigen" wieder· geben dürfe. Bultmann weist überdies auf jüdischo Ursprünge dieses Sprach. gebrauches hin. Über die Frage, ob man aus dem Gebrauch des Verbums an unserer SteUe auf die theologische SteUung des Täufers zum Evangelium RückschlÜ88e ziehen darf oder nicht, s. u. S. 234 Anrn. 2. • Vor allem Conzelmann (a.a.O. S. 33; 105 Anm. 3; 207 usw.) hat heraus· gearbeitet, daß Lukas, wenn er von der Verkündigung der Gotteaherrschaft spricht, nicht mehr deren unmittelbar bevorstehende Nähe betont, vielmehr die Rede von der Nähe der Baaileia vermeidet und an ihre Stelle AU88&gen
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steht es Lk. 8,1 1 ; 9,6 1 ; 16,16 und 20, P. An all diesen Stellen kommt man mit der Bedeutung tU(XYYEA(~ta&(xL = predigen, botschaften, verkündigen aus, 80 daß sich unser Eindruck eines auch noch in Inkanischer Zeit möglichen unterminologischen Gebrauches von EÜcryytA(~ta&(xL zur Gewißheit verdichtet. Es wird ferner noch einmal deutlich, in wie breitem Rahmen die neutra.le Verwendung des Verbums 1. The88. 3,6 bei Paulus zu sehen ist'. Mag dieser Befund in unserem Zusammenhang enttäuschen, 80 haben wir doch ein Dreifaches gewonnen: wir sind zum ersten Male eines traditionsgeschichtlichen KontinullID8 ansichtig geworden, welches uns über die Logienquelle und ihre Gemeinde(n) hinausrührt in die Zeit und Sprechweise des hellenistischen ChristentllID8, dem Lukas mit Sicherheit zugehört. Wir haben zweitens in der Lk. 8, 1 und 20, 1 ganz selbstverständlichen Doppelung von MyyU.LCcohL und XllpUOOCLV bzw. cUiX"fYCALCCO&CXL und 8L8cioXCLV eine rür eben jenes Missionschristentum charakteristische Redeweise kennengelemt'. über Wesen und Charakter der Gottesherrschaft treten läßt. Ebenso wie Conzelmann z_ B. E. Grässer, Das Problem der Parusieverzögerung in den synoptischen Evangelien und in der Apostelgeschichte, BZNW 22, Berlin 1 1960, B.213. 1 Vgl. Klostermann, Lk.1 z. Bt.; Grundmann z_ St.; Conzelmann, Mitte d. Zoit', S.207 und Grässer, Parusieverzögerungi, S. 213. I Vgl. K1ostermann, Lk. 1 und Grundmann z. St_, auch Grässer, a.a.O. S. 140. I Vgl. Klostermann, Lk.1 und Grundmann z. St. • Es ist freilich zu beachten, daß diese Ursprünge, je weiter sich das hellenistische Christentum in sich selbst fortentwickelt, desto unbewußter geworden sind. Auch im Hellenismus war ja Myyd.ECco&CXL öfters nur noch bloßes Aquivalent für ci~UcLV usw., 80 daß die griechische Sprachgewohnheit den traditionsgeschichtlichen Ursprüngen entgegenkam. t a) Die Doppelung von lCllPUOOCLV und cUcxYYE).ECE:o&CXL entspricht jüdischem und hollenistisch-jüdischem Sprachgebrauch. Für das aramäisch-sprechende Judentum zeigt dies der Vergleich zwischen dem von Friedrich, Artikel: lCiipu~, ThWb 111, S. 700f. aufgeführten rabbinischen Material mit den von uns oben genannten Belegen für das Verbum es ergibt sich ferner aus der von Friedrich, ThWb 11, B. 713 Anm. 90 zitierten Stelle Midr. HL 2, 12, die freilich jüngeren DatllID8 sein dürfte und mit den mir in Tübingen zur Verfügung stehenden Ausgaben des Midrasch Rabba nicht verifizierbar ist; es ergibt. sich schließlich aus Ps. Sal. 11,1 ff. Zu beachten ist auch der von Bowrnan, The Term Gospel, S. 63ff. hervorgehobene Tatbestand, daß sich in der christlichen, palästinisch-syrischen Übersetzungstradition der aramäische Gebrauch von n!:) durchgehalten hat. Das hellenistische Judentum schließt sich, wie Jes. 61,1 ff. (und Ps. BaI. 11,1 ff.) exemplarisch zeigen, jener Synonymik an. Es unterscheidet sich mit diesem Wortgebrauch aber wiederum nicht vom zeitgenö88ischen Hellenismus, der Bildungen der Stämme lCllpUlC- und cUcxyyc).öfters nebeneinanderstellt (vgl. nur die von Friedrich ThWb 111, S. 711,16ff. aufgeführten griechischen Belege und IG, Ed. min. lI/I 1I Nr. 1077 Z. 6 und 22). - Wenn im Neuen Testament lCljPUOOCLV und Myyc).ECeohL parallel gebraucht werden, ist dies ein sprachgeschichtlich also keineswegs auffälliger Sachverhalt. Zu traditionsgeschichtlichen RückschlÜ88en bleibt infolgedessen wenig Raum. Es muß darum offenbleiben, ob der in don Zeugnissen des hellenistischen und heDenistisch-jüdischen ChristentllID8 häufiger auftauchende, synonyme Gebrauch der beiden Verben auf aramäische Ursprünge zurückgeht oder nicht (vgl. neben Lk. 8,1 die von Friedrich, ThWb 11 S.713 Anm.90 aufgeführten Stellen). - Die wenigen Belege für Tb lCi)puyl'CX im Neuen Testament (= Mt. 12,41; Lk.11,32; l.Kor. 1,21; 2,4; 15,14; Röm. 16,25; 2. Tim. 4,17 und Tit. 1,3) lassen sich durch Mt. 12,41 (par. Lk. 11,32) scheinbar bis
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Vir sind aber vor allem - drittens - auf ein bis heute noch nicht vollständig ~1Ö8te8 Problem speziell der lukanischen Schriften gestoßen: Lukas meidet uf Q zurückverfolgen. Doch i8t folgende8 zu beachten: Offensichtlich 8teht inter Mt. 12,41 Jona 3,2-5. Für das i1K'.,p des masoretischen Textes setzt .as Targum z. St. i1K'1~1 ein. die Septuaginta dagegen übersetzt mit w xlJpuYI'at. 1180 ist auch hicr ein Rückschritt ins aramäi8ch'8prachige Christentum und ·udentum nicht mehr möglich. Es ist darum wahrscheinlich, daß w x~puYI'at = 'redigt ein Begriff der hellenisti8ch.jüdi8chen Gemeinde gewesen ist. Dafür prechen neben Paralipomena Jeremiae 7,15 (vgl. oben S. 177 Anm. 2) vor allem lie zahlreichen Belege, die Philo bietet (vgl. Friedrich, Th Wb IH, S. 715,10".). )en terminologi8chen Sinn -ro xljpuYI'at = Chri8tuspredigt finden wir erstmalig 11 den pau1inischen Belegen; man könnte darum daran denken, daß, weil die frag. Ichen Stellen (1.Kor. 1,21; 2,4; 15,14) nicht als Tradition auswei8bar 8ind, rst Paulus diese terminologische Bedeutung in den urchri8tlichen Begriff8' chatz eingebracht hat (vgl. meinen Aufsatz: Glauben und Verstehen bei 'aulus, EvTh 26, 1966, S. 344 Anm. 30). b) I<'undamentale Probleme wirft die Doppelung von 8L8ciaxm und cUaty. v.lCca&atL auf. Die Probleme 8ind hier nicht cntfernt ausdiskutierbar, es ist edoch erforderlich, daß wir ihrer 80 früh wie möglich ansichtig werden. Belege ür den Doppelgebrauch beider Verben 8ind: Lk. 20, I; Apg. 5,42; 15,35 17, 18f.; 20,20.24; Mt. 4,23; 9.35). So altertümlich diese Parallelität wirkt IOd 80 sehr anzunehmen ist, daß die von B. Gerhardsson, Memory and Manu· cript, S. 24-189 lehrreich dargestellte jüdische Traditions· und Lehrvermittlung lier Einfluß geübt hat, 80 8ehr ferner die Verwendung von "i7~ für Gesetzes· troklamation (vgl. oben S. 138f.) 80wie die Parallelität von cUotyyc>.lCEa&atL und :at'"lXELV in ParalipomenaJeremiae 5,21 (vgl. oben S. 177 Anm. 2) dazu aufruft, las didaktische Element im neute8tamentlichen Evangelium nicht zu unter· chätzen,80 auffällig bleibt es nun doch, daß 8ich keine der angeführten Stellen raditionsgeschichtlich weiter als bi8 in die (vorpa.ulinische) hellenistisch· iidische Gemeinde zurückverfolgen läßt. Es ist also größte Zurückhaltung :egenüber den Thesen Gerhardssons über ..The Origins and Transmi88ion of he G08pel Tradition" (a.a.O. S.324ff.) geboten, welcher den Ursprung der ~vangehentradition in Jesu (schulhafter) Lehrmitteilung sehen möchte (ähn· ich: H. Riesenfeld, The Gospel Tradition and its Beginnings, London 1957; lers., The Gospel Tradition and it8 Beginnings, in: Studia Evangelica = TU 73, ~erlin 1959, S.43-65; H. G. Wood, Didache, Kerygma and Euangelion, in: 'lew Testament E888YS. Studies in memory of Th. W. Manson, Manchester 959, S. 306-314). - Für die helleni8tisch.judenchristliche Gemeinde und ihr ehrhaftes Verständni8 von Evangelium ergibt sich folgendes, ganz rohes Ichema: 1. Markus 8cheint die Identität von Evangeliumsverkündigung und ..ehre anscheinend bereits ganz 8elbstverständlich vorauszusetzen: Vgl. 1,14f. nit 1,21 f. 27; 2,13; 4,1; 6,2.6 (vgl. G. Bomkamm. Enderwartung und Kirche m Matthäusevangelium, in: Überlieferung u. Auslegung im Matthäusevange. ium, WMANT I, Neukirchen' 1965, [So 13-47] S. 35 Anm. 1; John J. Vincent, >idactic Kerygma in the Synoptic Gospels, SJTh 10, 1957, [So 262-273] S. 2700". ~. Schweitzer, Die theologische Leistung des Markus, EvTh 24, 1964, [So 337:55] S. 340 und ders., Das Evangelium nach Markus, NTD I, Göttingen 1967, S. 27 l. Ö. nimmt bewußten markini8chen Sprachgebrauch an, was E. Haenchen, >er Weg Jesu, Sammlung Töpelmann 116, Berlin 1966, S.106 Anm.l be· .weifelt). - 2. Matthäus fußt auf der Identifikation von lehren und verkün· ligen, beginnt aber zwischen einem proklamatori8chen XlJPOOaELV und einem lalachischen 818ciaxELV bewußt zu differenzieren (vgl. Bomkamm, a. a. O. S. 35 ~. 1; O. Michel, Artikel: Evangelium. Sp. 1114; G. Strecker, Der Weg der klrechtigkeit, FRLANT 82, Göttingen 11966, S. 126ff.; R. Hummel, Die Aus· inandersetzung zwischen Kirche und Judentum im Matthäusevangelium, ~vTh 33, München 11966, S. 56ff.). 3. Paulus setzt für 8ich selbst und Reine klmeinden nach Gal. 1,9. 12; t.Kor. 15,lff. unzweifelhaft eine didaktisch·
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(trotz der Markusvorlage in Mk. 1,1; 1,14f.; 8,35; 10,29; 13,10 und 14,91) in seinem Evangelium einen Gebrauch des Substantives cUlXyytALOV vollkommen und gebraucht es in der Apostelgeschichte nur zweimal zur Bezeichnung der apostolischen Christuspredigt (Apg. 15,7; 20,24). Statt dessen zeigt er in Evangelium und Apostelgeschichte eine auffä.llige Vorliebe für das Verbum. Die Gründe für diesen auffä.lligen Sachverhalt können jetzt noch nicht endgültig erörtert werden I. Beim derzeitigen Stand unserer Untersuchung katechetische Vermittlung des Evangeliums voraus, übt solche selbst und dürfte sich sogar als Begründer neuer Tradition verstehen. 4. Für die Paulusschule ist das beim Apostel gegebene Lehramt bereite ebenso eingebürgert wie die Identität des Evangeliums mit der Lehrtradition (vgl. Röm.2,16; 16,20; Eph.4,11; 2.Tim.I,IOf.; 2,8. Vgl. M.Dibelius, Die Pastoral briefe, HNT 13, Tübingen '1966 ed. H. Conzelmann, S.20f. und den auch in diesem Zusammenhang wichtigen Aufsatz von Conzelmann, Paulus und die Weisheit, bes. S. 233f.). - Zwischen dem Denken der Paulusschule und dem I:)praehgebrauch, welcher bei Markus zutage tritt, besteht also eine höchst interessante Parallelität, doch haben wir darauf jetzt nicht mehr einzugehen. 1 Harnack konnte sich diesen Tatbestand theologisch noch mit der Sorgsamkeit und Geschichtetreue des Lukas erklären (Kirchenverfassung S 210f. 200. 208ff.). Dies wird heute trotz der unbestreitbar "historisch" interessierten Evangelienschreibung des Lukas nicht mehr allein angehen. Wir werden alsbald sehen, daß Lukas sich bemüht, das ihm teilweise vorgegebene Verbum cU!Xyyc>'l~C(J&IXL seiner heiIsgeschichtlichen Gesamtschau zuzuordnen. Aber das erklärt noch nicht das Fehlen des Luku im Markusstoff vorgegebenen cUcryyi).LOV 1 Folgendes sei dazu angemerkt: Es ist nicht Lukas allein, der in seinem Evangelium die absolute Redeweise von -ro CÖlXYY~>'LOV meidet. Matthäus fühlt ähnlich wie Lukas die Nötigung, den markinischen Sprachgebrauch zu korrit:a~ und Johannes meidet den Stamm CÖlXYYC>'- sogar vollkommen. Das , daß in allen drei nachmarkinischen Evangelien das Phänomen einer Korrektur des von Markus thematisch eingeführten Substantives ~ifb&r wird. Bei Johannes dürfte dies an seiner distanzierten Haltung gegenüber der Großkirche liegen (vgl. dazu E. Käsemann, J esu letzter Wille nach J oh. 17, TUbingen 1966; K. G. Kuhn, Das Problem der Mission in d. Urchristenheit, S. 167f.; G. Friedrich, ThWb 11, S. 714,25ff.); über Matthäus werden wir alsbald zu sprechen haben, bleibt im Moment also noch Lukas. Harnack (a.a.O. S.211 Anm. I) und Conzelmann (Mitte d. Zeit' S.206f.) denken mit Recht an theologische Absicht. E. Lohse versucht, solcher Absicht Kontur zu geben (Lukas als Theologe der Heilsgeschichte, S. 265f.): Während sich du paulinische Evangelium auf Christologie und die Wende der Zeiten konzentriert, muß Lukas, genötigt von der fortdauemden Geschichte, jenes Bild erweitem: Das paulinische "Geschicht8verständnis, das das Maß der Zeit in Christus erfüllt. sieht, ist von Lukas in eine heilsgeschichtliche Schau aufgelöst worden·· a.a.O.). W. Marxsen, Der Evangelist Markus l , S. 95f. und U. Becker, Artikel: Evangelium, S.299f. meinen ähnlich, Lukas habe den Begriff CÖlXyytALOV = Christuspredigt um 80iner heilsgeschichtlichen Gesamtkonzeption in die Acta verweisen müssen, weil für ihn die Jesusbotschaft von der Christuspredigt abzuheben war. Das ganze Problem ist hier, wie gesagt, noch nicht ausdisku. tierbar, doch wird man die genannten Erklänmgsversucne nur abrunden können, wenn man beachtet, wie Lukas das sich in 1. Kor. 15,3 ff. erstmalig at>zeicbnende, kerygmatisch-chronologische Darbietungsschema des "Evangeliums" (Alttestamentliche Verheißlmg - Christuswerk - Apostelpredigt), ein Schema, das in Apc.l0,34ff.; 13,16ff.; Lk.24,24ff., aber auch Röm.I,lff. wiederkehrt, nicht mehr als kerygmatisches Schema behandelt. Er legt es vielmehr seinem Geschichtswerk im ganzen zugrunde und kommt deshalb zu dem bekannten Aufriß: Vorgeschichten, Christuszeit, Aposteltaten. Ist dies richtig gesehen. dann wäre das lukanische heilsgeschichtliche Darstelhmgsschema die historisierende Umkehrung der alten Evangeliumskonzeption. Es scheint mir darum
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können wir nur erst folgendes sagen: Da Lk. 4, 16ff. flir die Anlage des lukanischen Geschichtswerkes eine beherrschende Rolle 8pielt, in eben diesem Text aber dae Verbum myyu.l1;ca&clL (in einem nach lukanischer VOl'8tellung von Jesue eelhet gebrauchten und Beine prophetiech-ehrietologiBche Vollmacht bestätigenden Schriftwort : J es. 61, H.) beherrschend hervortritt l, ist zu erwägen, ob der Gebrauch deseelben VerbulD8 durch J 68ue in 4,43; 8, 1; 16, 16; 20, 1 nicht gerade daraufverweieen will, daßJesue ineeinerVerkUndigung daeihm von Gott zugewiesene inepirierte, prophetieche Cbrietue-Amt wahrnimmt. In der Predigt der Boten und Apostel Jeau würde eich dieaea Amt dann forteetzen lmd vervielfachen (Lk. 9,6; Apg. 5,42; 8,4.12.25.35.40; 11,20; 13,32; 14,7. 15.21; 15,(7).35; 16,10; 17,18; (20,24); 21,8). ER wAre dies alles nur der lukanischen Formulierung des Stünnerepruch68 (Lk. 16,16) gemäß: '0 Y61l0~ XOtl ol 7tPOcpijTCU Jdxpt 'ICillXwou· li7to T6TE -Ij ~lXatAdlX TOÜ &COÜ CÜIXYYEAl~c -: IX t xxl 7t1i~ c~ !XUT7jY ~14~ETlXt I. Sehen wir richtig, 80 erwei8t eich damit dae Verbum myyc).l1;ca&clt ale ein von Lukae durcbaue reflektiert übernommener Begriff: Er verhilft dem Evangeli8ten (zusammen mit anderen Begriffen) dazu, Beine heilsgeaehichtliehe Syetematik zum Auedruok zu bringen', und ist damit in Beinern de8 Nachdenkene wert, ob Lukae nicht vor allem um dieser Umkehrung willen den term. techno myyiALOY aue eeinem Evangelium ganz herau8ließ und in der Apostelgeechichte nur beiläufig behandelt bat. 1 ER i8t wabrecheinlich, daß Lukae 8elhet die Szene von 4, 16ff. ale Eineetzung Jeeu in die Chri8tue-Würde betrachtet hat: Vgl. W. C. van Unnik, J68U8 the Christ, NTSt 8, 1962, S. 101-116; Hahn, Hoheitetitel S.394ff. AhnIich bat Matt häue die prophetieche Tradi tion von Mt. 11, 2ff. Beiner Christoe-Cbrietologie unter- und einordnen können: Hahn, 8.a.0. S.220. I Es i8t länget erkannt, dae die lukani8Che F888ung des StürInerepruchoe von Lukae eelbet programmatisch gegenüber der alten Matthäue-F888ung (Mt. 11, 12f,) abgeändert wurde, daß al80 dae cUIXYYCAl~ca&iXt lukani8Cher Terminus illt: Vgl. GI'. Gi~et, Ev~e~um, S. 134; Kl08termann l u!ld Grund~ z. St.; Conzelmann, Mltte d. Zelt, S. 33. 103 Anm. 2 und P.888lm; E. Graeeer, Parueieverzägerungl S. 213. Setzt Lukae in den für ihn helleg680hichtlich entscheidenden Spruch Belbst dae Verbum ein, dann i8t dies ein Fingerzeig dafür, daß jenes Verbum der lukanischen Syetematik (weitgehend) integriert werden darf. Vgl. zur Sache auch W. Marxeen, Evg. Markus l S.96. • Die Korrespondenz von Botschaft Jeeu und deseen Sendboten war Lukae durch Q vor~ben: Vgl. die Q.F888ung der eynoptiechen AU88CndU;!lgsrede Lk.1O,9f. mit Mk.l,I4f.; Mt.4,17; 11,2ff. par. Lk.7,18ff. Matthaus bat diese Korreepondenz noch dadurch erweitert, daß die Jünger dieselben Taten zu tun aU8geeandt werden, die Jcsus selbet vollbringt: Vgl. nur Mt. 9,35; 11,2ff. mit 10,lff. 7ff.; doch j1;680hieht dies bei ihm nicht unreflektiert. Die Korrespondenz war auch von der helleni8tiechen Missionegemeinde übernommen worden (vgl. Mk. 16, 17f.), wirkt noch bei Paulue nach (1. Kor. 2,4f.; 2.Kor. 12,12) und dürfte vielleicht auch hinter den Legenden der AP08telgeschichte 8tehen (z. B. Apg. 28,6). Johannea kann die alte Korreepondenz 8Og&r zuguneten d08 Werkee der Jünger verechieben (Joh. 14, 12f.). Diee zeigt klar die Gefahr, welche hier drohte. Sie beetand in einern enthueiaetiechen MißvPl'lltändni8 der den Predigern dcs EvangeliUlD8 verliehenen gei8t1ichen Vollmacht. Gellfln dieees enthueiastiRche Fehlv6l'8tändnie setzt sich Matthäus energisch zur Wehr (vgl. Mt. 7,21ff.) und hat deeha1b die Befähigung zu wunderhaften Werken in Beinen Aufertltehunga- und Sendungsbericht (Mt. 28,16ff.) nioht (mehr) aufgenommen. - Vgl. zur Geeamtproblematik: H. E. Tödt, Der Menecheneohn in der eynoptiechen Überlieferung, Gütel'8loh I 1963, S. 227. 248f.; G. Bornkamm, Art. Synopt. Evangelien. Sp.759f.; Käeemann, UrchristI. Apokalyptik, S. 115f.; Hahn, Mission S. 34f. 105f. und Beinen Auf88tz:
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
Geschichtswerk weit mehr als eine nur ehrwürdige sohriftgemäße Ausdrucksweisel.
HaJten wir also fest: Im luka.nischen Gebrauch des Verbums haben wir einen traditionsgeschichtlichen Reflex alter, judenchristlicher Redeweise von e:uClile:).(~O!LCl~ = '117:1 = "botschaften" vor uns. Die aJte Ausdrucksweise ist in Lk. 1, 19 und 7,22 direkt nachzuweisen; 2,10 und 4,18 zeigen, wie sie von der vorlukanischen Missionsgemeinde aus der pa.lästinischen Überlieferung übernommen wird; für 3,18 können wir sie vermuten', und wo Lukas selbst formuliert (4,43; 8, 1; 9,6; 16, 16 und 20, 1 sowie weithin inder Apostelgeschichte&), fußt er auf diesem alten, ihm überkommenen Sprachgebrauch. Wenn uns somit da.s lukanische Materia.l nur indirekte Rückschlüsse auf den palö,stinischen Gebrauch von Eva.ngelium erlaubt, ist nunmehr zu prüfen, ob uns nicht die Markus-Belege, besonders Mk. 1, 14f., weiterführen.
5. Mk. 1,14/. Von den insgesamt sieben Belegstellen, welche die Markus-Tradition heute für unseren Wortstamm aufweist (= Mk. 1,1; 1,14.15; 8,35; 10,29; 14,9 [und 16,15 = unechter Markusschluß]), bieten fünf Stellen einen absoluten Gebrauch von -ro e:uClile).~o", welcher a.n da.s terminologische TO e:uClile).~o" in den Paulusbriefen erinnert: Mk. 1, 15; 8,35; 10,29; 14,9 (und 16,15). Nur an zwei Stellen wird e:uClile).~o" Die Nachfolge Jesu in vorösterlicher Zeit, in: Die Anfänge der Kirche im Neuen Testament, Ev. Forum 8, Göttingen 1967, (S. 7-36) S. 31f.; R. Hummel, Kirche und Judentum im Matthäusevangelium l S. 124 usw. Wenn Lukas die Reichspredigt J esu und seiner Sendboten parallelisiert, verwendet er also eine bereits geläufige Konzeption, die er unbeschadet seiner heilsgeschichtlich-periodischen Geschichtsschau als Element der Kontinuität übernimmt. 1 Vgl. dazu Haenchen, Apostelgeschichte' S. 64ft". und Conze1mann, Apostelgeschichte, S. 3f. t Klostermann z. St. und Grundmann S.52f. 105f. schließen auf Grund des 3,18 vom Evangelisten selbst für die Täuferpredigt eingesetzten EuaYYEA(~Ea ~at, daß für Lukas auch der Täufer der von Jesus begründeten Reichspredigt zugerechnet werde. Gegen diese Schlußfolgerung hat Conze1mann, Mitte d_ Zeit 3 , S. 17 Anm. 1 mit Recht eingewandt, daß sie der lukanisch,en heilageschichtlichen Gliederung insgeaamt ebenso widerspreche wie den Unterschied übersehe, den Lukas durch die dem ruIXYYEA(~Ea~at zugeordneten Objekte markiert: Jesus und die Seinen verkündigen die ßaatAE!a (bzw. den Christus und die ßaatAE!a). Vom Täufer heißt es nur erst allgemein, daß er "gepredigt" habe. Vgl. zu 3,18 auch S. 229 Anm. 4. a Auch in den Acta muß man zwischen lukanischer und vorlukanischer Formulierung unterscl.eiden. Selbst bei einer äußerst kritischen Beurteilung der Quellenlage dürften m. E. Apg. 8,35; 10,36 und 11,20 an vorlukanisches Überliefcrungsgut gl'bunden sein. 5,42; 8,12.25.40; 13,32; 14,7. 15.21; 15,35; 16, 10 und 17, 18 wären dann Zeugnisse lukanischer Ausdrucksweise. - V gl. zum Problem: Hahn, Mission, S. 50 Anm. 4 und Bornkamm, Der Auferstandene und der Irdische (Bultmann-Festschrift), S. 180, Anm.41.
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näher bestimmt. 1, 1 ist die Rede vom &U(l'Y'YtA~OV • bjGOÜ XP~(Tt"OÜ und 1,14 vom &U(l'Y'Y&A~OV 'toü &&oü. Belege für das Verbum &U(l'Y'Y&A(~&G&(l~ = predigen finden sich bei Markus nicht, dafür findet sich häufig das uns schon als Äquivalent vertraute X1jpUGG&~Vl. Das Urteil der Exegeten über den markinischen Gebrauch von &U(l'Y'Y&A~OV ist besonders in der Gegenwart erstalUllich einhellig: Das Substantiv geht an allen Stellen, die zum ursprünglichen Bestand des Markusevangeliums gehören I, auf den Evangelisten selbst zurüok. Infolgedessen ist es möglich, die genannten markinischen Belege in bevorzugtem Maße zum Entwurf einer Theologie des Evangelisten heranzuziehen 3. Dieser geschlossenen Auffassung ist kürzlich vor allem F. Hahn entgegengetreten und hat energisch dazu aufgefordert, schä.rfer als bisher zwischen markinischer Tradition und Sprachgebrauch des Evangelisten zu unterscheiden'. Weil Hahn dies selbst nicht ausdrücklich betont, verdient es hervorgehoben zu werden, daß damit nur an Bedenken angeknüpft wird, die sich schon seit Beginn unseres Jahrhunderts an jene einhellige Erklä.rung aller Markusstellen geknüpft haben. Diese Bedenken sind vor allem im Rahmen der Auslegung von Mk. 1,14f. geä.ußert worden 6. Da, wie wir noch genauer zu entfalten 1 Daß bei der Verwendung dieses Verbums ein bewußter Sprachgebrauch des Evangelisten vorliegt und daß die Tendenz dieses Sprachgebrauches die der hellenistischen Missionsgemeinde ist, hat E. Schweizer betont: Die theologische Leistung des Markus, S. 338. Vgl. auch oben S. 230 Anm. 5 unter a. 1 Der unechte Markusschluß, Mk. 16,9ff., bleibt meistens außer acht und gehört dem Markusevangelium auch nicht ursprünglich an. Daß er für uns wertvolle Tradition birgt, ist noch zu zeigen. 3 Zu nennen sind für die Gegenwart vor allem: W. Marxsen, Der Evangelist Markus l S. 77ff.; G. Bornkamm, Art. Synopt. Evangelien, RGGI II Sp. 760; Klostermann, Markusevangelium '1950, S. 3f.; V. Taylor, Tbe Gospel according to St. Mark 2 , S. 152. 166.382 usw.; E. Schweizer, Das Evangelium nach Markus, S. 14f. 23 usw.; W. Schneemelcher, Neute~tamentliche Apokryphen P, S. 42f.; E. L. Keck, Tbe Introduction to Mark's Gospel, NTSt 12, 1965/66, S. 352-370, bes. 357ff. 365f. Aus der älteren Literatur zunächst und vor allem J. Schniewind, Das Evangelium nach Markus 10 , S. 44 und passim; G. Friedrich, Tb Wb II S. 724, 28ff.; A. Schlatter, Markus. Der Evangelist für die Griechen. passim; J. Wellhausen, Das Evangelium Marci, Berlin 11909 passim und ders .• Einleitung in die ersten drei Evangelien ll , S.98ff. , Mission, S. 60f. 59f. lOH. Hahn hält 1,1 und 14,9 für markinisch und alle anderen Stellen für traditionell. Zu 1,lM. heißt es (S. 61): " ... bei der die Verkündigung Jesu zusammenfassenden Formulierung Mk.1,14, wo vom clayytAtov TOÜ .&EOÜ gesprochen wird, liegt ... keine markinische Bildung vor, selbst bei der wohl nachträglichen Erweiterung xat mauVEn tv Ti;) claYYEA(,!> in Mk. 1,15 ist dies nicht sicher." Inzwischen scheint Hahn seine Sicht über Mk. 1,15 geändert zu haben: "Die Schlußwendung von Mk. 1.15: ' ... und glaubet an das Evangelium' geht in der vorliegenden Form mit dem absoluten Begriff 'das Evangelium' und der Forderung, an dieses Evangelium zu 'glauben', auf die Verkündigungssprache der Urgemeinde zurück" (Nachfolge Jesu, S. 22 Anm.28). • Vgl. vor allem Harnack, Kirchenverfassung S. 201 ff.; M. Burrows, Origin of the Term Gospel, S.23-27; Gr. Gillet, Evangelium, S. 118ff.; Lohmeyer, Markus l1 , S.29-31 usw.
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
haben, sowohl die Rede vom EUOC~LOV TOÜ XPLGTOÜ und -ro EUOCneALOV = Christusbotschaft in die jüdisch-hellenistische Gemeinde gehören, ist über die Hauptmasse der markinischen Belege erst später zu befinden. Nur Mk. 1,14f. ist um seines altertümlichen Eindrucks willen schon jetzt unter traditionsgeschiohtlichem Aspekt näher zu bedenken. Daß wir in beiden Versen ein markinisches Summarium vor uns haben, ist seit langem erkannt 1• Fraglich ist nur, woher Markus der Stoff für dieses Summarium zugeflossen ist. Es ist ja besonders auffällig, daß in V. 14 und 15 in unterschiedlicher Weise vom Evangelium geredet wird. Die unterschiedliche Redeweise vom EUOCnULOV TOÜ &eoij einerseits und TO EUOC~LOV andererseits muß jedoch nicht von vornherein auf verschiedene Traditionsstufen deuten! Sie war uns schon als Charakteristikum der pauIinischen Begriffssprache aufgefallen. Der Apostel gebraucht die Ausdrücke: EUOCneALov TOÜ .&Eoü, wocyyeALov TO;:; XPLaTOÜ und absolutes TO EUlXneALov in ein- lUld demselben Zusammenhang, und wenn Markus das Evangelium in Parallele zu absolut gebrauchtem (, Myot; verwendet (vgl. die genannten Belege mit 2,2; 4,33 und 8,32), so findet sich derselbe parallele Sprachgebrauoh beim Apostel wieder (vgl. nur 1. Thess. 1,6; 2,13 usw.). Das aber bedeutet für uns folgendes: Ehe wir in Mk. 1, 14 f. traditionsgeschichtliche Schichtungen voneinander abzuheben versuchen, ist zu fragen, ob die Doppelung von -ro EUOCneALov und WOCnULOV TOÜ &EOÜ in unserem markinischen Summarium nicht einfach auf geläufige, hellenistisch( -jüdische) ohristliohe Missionssprache hinweist und zurückzuführen ist. Diese Missionssprache war ja keineswegs auf Paulus und seine Schüler beschränkt, so daß auch die unpauIinisohe WendlUlg 7tLaTEUELV ev Ti;) EUlXnEAL6l Mk. 1,15 nicht von solcher Annahme abzuhalten braucht I. Es hat also den Anschein, als gebrauche der Evangelist in seinem Summarium Kategorien der ihm geläufigen, hellenistischen Missionssprache. Diesen Kategorien sind auch die beiden Ausdrücke EUOCneALOV TOÜ &EOÜ und -ro EUOCneALov zuzurechnen. Es ist jedoch nicht ratsam, 1 Vgl. nur Schniewind, Lohmeyer, Klostermann, Grundmann, Haenchen und E. Schweizer z. St. Ferner H. Conzelmann, Die formgeechichtliche Methode, SThU 29, 1959, (S.54-62) S.55ft'. Die Frage nach der Zugehörigkeit von 1,14f. (zu V. 1-13) ist eben erst von Keck, The Introduction to St. Mark's Gospel, S. 352ft'. energisch zur Diskussion gestellt worden. I Das Verdienst, die These eines Paulinismus des Markusevangeliums zu· gunsten einer traditionsgeschichtlich breiteren Auffassung erweitert und zu· gleich abgebaut zu haben, ist vor allem M. Werner (Der Einfluß paulinischer Theologie im Markusevangelium, BZNW 1, Gießen 1923) zuzuerkennen. Zum Begriff Evangelium bei Markus vgl. S. 98ft'. Daß ltLaTEUtLV Iv 'lWL unpaulinischer Sprachgebrauch ist, hat schon Harnack, Kirchenverfassung S. 202 Anm. 1 hervorgehoben.
Der Gebrauch von Evangelium in der palästinischen Urgemeinde usw.
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die traditionsgeschichtliche Frage mit solcher Feststellung schon abzubrechen. Wir werden alsbald näher auszuführen haben, daß in vorpaulinischer und paulinischer Zeit das Stichwort eUCl'YY~ALOV 'rOÜ 3-eoü u. a. an der monotheistischen Missionspredigt gehaftet hat, und zwar der Missionspredigt, welche das junge Missionschristentum bis in die Topoi der Darbietung hinein von der hellenistischen Synagoge übernehmen konnte und übernommen hat. Es ist jedoch ganz deutlich, daß Mk. 1, 14f. mit solcher hellenistischen "Predigt von Gott" 1 nicht zu vergleichen ist. In Mk. 1, 14f. ist die Rede von der Erfüllung der Zeiten, von der nahenden Basileia, von Buße und Glaube und dies alles als Kennzeichen der Predigt Jesu. C. H. Dodd hat gemeint, in 'lmserem Summarium werde der eschatologische Rahmen für das alte Jemsalemer Kerygma von 1. Kor. 15,3ft'. sichtbar!. Das ist möglich, schließt aber nicht aus, daß jene Paradosis von 1. Kor. 15 auch in ganz anderem Rahmen proklamiert werden konnte, und hilft W18 im Augenblick traditionsgeschichtlich nicht weiter. Für jene Divergenz der Aussagerichtung zwischen dem monotheistischen Evangelium dort und der Reichspredigt hier weiß ich nur eine Erklä.rung: Markus hat hellenistische Missionsausdrücke mit Aussagen verbunden, die palä.stinischen Ursprungs sind 3 • Daß er bei dieser Verschmelzung von 1 Zum Verständnis der mit cUl1yytAtO" verbundenen Genitive ist folgendes zu sagen: Die (wenigen!) hebräischen (vgl. oben S. 116 Anm.3, 125 Anm. 5) und hellenistischen (oben S. 187) Genitivbildungen sind, ob diese Genitive nun persönlicher oder sächlicher Natur sind, sämtlich Objekts· genitive. Sprachlich bedeutet dies, daß man in neutestamentlichen Genitiv· verbindungen mit &Ul1yytAtO" ebenfalls zunächst Objektsgenitive zu sehen hat. Nun hat bereits Friedrich, ThWb 11 S.728,26ft'., die bisherige DiskU88ion zusammenf888end, gezeigt, daß mit dieser rein sprachlichen Argumentation für die neutestamentlichen Genitivverbindungen mit &Ul1yytAtO" nicht allein auszukommen ist: In je engerem Zusammenhang das neutestamentliche Evan· gelium mit der prophetischen Wortverkündigtmg gesehen und je mehr auf die Präsenz des erhöhten Christus im Geist reBektiert wird, desto eindeutiger sind die Genitive TOÜ ~&OÜ und TOÜ XptaTOü als Gen. subj. zu bestimmen. Dies läßt sich sehr schön an 1. Thess. 2,2ft'. 13ft'. ablesen. Daß aber auch TOÜ XptaToü ursprünglich als Gen. obj. empfunden wurde, zeigt bei Paulus noch Röm. 1,1 ft'., zeigt für TOÜ ~&OÜ m. E. 1. Thess. l,9f. vgl. mit 2,2. Auch die matthäische Verbindung cUl1yytAtO" T'ij<; ßl1atA&LI1<; ist, wie der Ausdruck &UI1YYEA(~Ea3I1t -ri)" ßl1av.dl1" bei Lukas nahelegt, Gen.obj. I The Apostolic Preaching and its Developments, NewYork 1962, S.24. 3 Auf altertümliche Tradition macht vor allem das f)yytXE\I ij ßl1atAdl1 TOÜ ~OÜ aufmerksam (vgI. Hahn, Nachfolge Jesu, S. 22 Anm. 28). Mitsamt dem Bußruf mußte es für hellenistische Ohren befremdlich wirken, wenn es mit dem Stamm vereint auftrat (vgl. Wellhausen z. St.), während die Wortverbin· dung im Targum zu Jes. 52,7 schon präformiert ist (vgl. oben S. 148). Freilich bleibt zu beachten - und dies dürfte dem Evangelisten auch die Verbindung der Traditionen erleichtert haben - , daß sowohl die monotheistische Missions· predigt als auch jene Rede vom nahenden Gottesreich in apokalyptischen Koordinaten stehen; sie werden, terminologisch gesprochen, zusammengehalten unter dem Vorzeichen einer proleptischen Eschatologie, welche mit Jesus die Gottesherrschaft schon anbrechen, ihre endzeitliche Erfüllung aber noch aus· stehen sieht.
JG 5638 Stuhlmacher. Evaniellum
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
der kirchlichen Unterweisung her und der in ihrem Rahmen unter dem Thema "Evangelium" tradierten Jesusüberlieferung unterstützt wurde, wird alsbald noch &D.Zudeuten sein. Jetzt muß es uns genügen festzustellen, daß Mk. 1,14f. keine unmittelbar palästinische Evangelienterminologie enthält. Im Summarium des Markus deutet sich vielmehr ein interessanter Überlieferungsprozeß an: Die hellenistische Missionsterminologie wird zur Rahmung palästinischen Aussagenmaterials und Jesusgutes herangezogen und scheint solcher Verwendung durchaus oft"engestanden zu haben. Wenn demnach auch Mk. 1, 14f. auf der Suche nach palästinischem Urgestein nicht direkt weiterhilft, ist noch zu prüfen, ob solches Urgestein in dem matthäischen Begriff cU~tov 'Öjc; ~otawlotC; zutage tritt. 6.
eOOyyiluw
T~' ßat1tk{~
Matthäus, der das Verbum ltuotyy"e:Al~e:a&ott nur (in dem schon behandelten Überlieferungsstück aus der Logienquelle) 11,5 hat, bietet für das Substantiv cUotyyD.tOV vier Belegstellen: 4,23; 9,35; 24,14 und 26, 13. Auffällig an diesen vier Stellen ist, daß sie sämtlich den bei Markus nachweisbaren absoluten Gebrauch von Evangelium vermeiden und statt dessen das Nomen determinieren: 4,23 und 9,35 spreohen vom cUotryeA~ov 'Öjc; ~otaw(otC;, 24,14 von -roiho -ro cUClyyeALov 'Öjc; ~ClaLAdotc; und 26,13 nur demonstrativ von -ro e:UClyyeALov -roü-ro. Begriffsgeschichtlich legt sich daraufhin in unserem Zusammenhang folgende überlegung außerordentlich nahe: Determinieren Iä.ßt sich nur ein Substantiv, das determinierbar ist. Dies ist das semitische Nomen i1"i'::l = cUClryeALov in viel stärkerem Maße als grieohisches e:UotrytALOV. Könnten sich also die matthäischen Determinationen sprachgeschichtlich aus dem (im ersten Evangelium gewiß nicht auffälligen) Umstand erklären, daß bei Matthä.us der alte judenchristliohe Sinn von e:uotyy"tAtov = Botschaft erneut zu Tage tritt 1 Die Dinge liegen jedoch komplizierter, als daß mit solch sprachlicher Argumentation allein auszukommen wäre. Es kann kaum Zweifel wan bestehen, daß der erste Evangelist, der selbst in 28, 16ft". die Heidenmission programmatisch als Auftrag des Auferstandenen bezeichnet und mitvollzieht I, der ferner die markinischen Belege für absolutes -ro e:ÖotrytAtOV kennt und vor sich hat, mit seinem von Markus sich abhebenden Sprachgebrauch bewußt theologische Kritik anmelden will. Die Tendenzen solcher Kritik I VgI_ G. Bomkamm, Der Auferstandene und der Irdische, pa88im; R. Hummel, Kirche und Judentum im Matthäusevangelium l S. 167-173; G. Strecker, Das Geechichtaverständnis des Matthäus. EvTh 26, 1966, (S. 57-7~) bes. S. Hf.
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Der Gebrauch von Evangelium in der paläst.in.i.achen Urgemeinde
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lassen sich vorläufig mit den Stichworten "Identifikation" und "Konzentration" umschreiben: Bei Matthäus liegt das deutliche Bedürfnis vor, das Evangelium der markinischen Belege mit der Botschaft Jesu (wie Matthäus sie darstellt und auffaßt) zu identifizieren und auf diese Botschaft zu konzentrieren. Dazu standen im Rahmen der Redaktion, welche die Evangelisten an dem ihnen vorgegebenen Material üben, hauptsächlich zwei Mittel zur Verfügung: Der Ersatz des markinischen Nomens durch eine (im Sinne des Matthäus) genauere Begrifflichkeit und die andere Möglichkeit einer genaueren Definition jenes -ro eüCXTIE).~OV der Tradition. Matthäus wendet heide Mittel an. Er streicht den Begriff -ro f:ücxTIt).~ov aus seinem Material wahrscheinlich in 1, 1 (= Mk. 1, 1) lUld sicher 16, 25 (= Mk. 8,35) sowie 19,29 (= Mk. 10,29). Vielleicht eliminiert er den Begriff auch 28,19f., aber dies ist nicht gewiß, weil keine Sicherheit darüber besteht, ob die (Mk. 16, 15f. erhaltene) Tradition des sekundären MarkU88chlus8eB eine selbständige Parallele zu Mt. 28, 16ff. darstellt!. Daß Mk. 1, Iff. in den heutigen Aufbau des Matthä.usevangeliums nicht einzufügen waren, ist offensichtlich. Für die Streichung von Mk. 1,1 dürften also vorwiegend literarische Gründe ins Feld zu führen sein I. Die in 16,25 und 19,29 gegenüber der Markustradition vollzogene Konzentration auf Jesus selbst und die Präsenz Jesu in seinem Namen deutet aber bereits eine theologische Tendenz an, die Mt. 28, 16ff. betont hervortritt. Die bei einem enthusiastischen Verständnis von Mk. 8,35; 10,29 mögliche Differenzierung zwischen dem, was Jesus einst verkündigte, und dem, was als Evangelium nunmehr proklamiert. wird, wird von Matthö.us dahingehend eingedämmt, daß es nur und aU88chließlich um die Erfüllung des für alle Zeiten gültigen Willens Jesu geht 8 • Derartige Kritik an einem enthusiastischen Mißverständnis 1 Für selbetändige Tradition halten Hk. 16,16 z.B. Lohmeyer, Grundmann und E. Schweizer z. St. Ferner F. Hahn, Mission, S. 63f. und O. Michel, Der Abechluß des Matthäuaevangeliums, EvTh 10, 1950/61, (S. 16-26) S. 20f. Dagegen denken z. B. Schniewind und Klostermann· z. St. an eine Bildung auf Grund des matthäiachen Textes und G. Bomkamm, Der Auferstandene und der Irdische (Bultmann-Fest8chrift) S. 179 Amn. 39 an vulgäre, also späte und für Matthäus nicht maßgebliche Sondertradition. I Vgl. Strecker, Weg der Gerechtigkeit l , S. 128 Amn. 2; daß die Eliminationen bei Matthius insgesamt "ohne Belang" seien (a.a.O.), könnte ich freilich 80 nicht sagen. Zu den Streichungen vgl. auoh Marxsen, Evangelist Markusi, S.96. I Vgl. G. Bomkanun, a,a.O. S. 187 zu Mt. 28, 16ft".: ..... der Auferstandene und Erhöhte macht das Wort des irdischen Jesus für die Kirche auf Erden für alle Zeiten bis zum Ende der Welt verptlichtend. Hier liegt der oft genug übersehene Skopus des ganzen matthäischen Textes, ausgesprochen bereits in der ihm eigenen Formulierung des Auftrages: I'«&rrmjcratu 1tciVTCl TQ: f&vl)" (Hervorhebung bei Bornkamm). Sachlich gleich Strecker, Geschichtsverständnis des Matthäus, S. 71 und Weg der Gerechtigkeit l , S. 128ft".
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des hellenistischen Kerygmas und Evangeliums wird im ersten Evangelium auch Mt. 5, 1711'. ; 7,2111'. laut. Wir haben also bei Matthäus eine Reaktionsbewegung auf eine s. M. n. falsche, hellenisierende Ausdeutung des Evangeliums vor uns. Traditionsgeschichtlich ist diese Erkenntnis wichtig. Sollte Matthäus tatsächlich an den alten, palästinischen Gebrauch von Eu(XyyeALov = Botschaft anschließen, dann wäre dies demnach ein höchst reflektierter Anschluß an alte Tradition. Anders formuliert: Auch bei Matthäus ist nur ein Reflex alter Redeweise a.uf theologisch neuer Ebene zu erwarten. Was wir eben die Tendenz der Konzentration und Identifikation nannten, tritt am deutlichsten - fast möchte man sagen: ingrimmig in Mt. 24,14 in Erscheinung. Der Vers verarbeitet Mk. 13,10 und lautet: x(X1. xYlPUX&~O"ET(xL TOUTO Tb Eu(XyyeALov nj~ ß(xO"LAd(X~ EV ÖA71 -r7i o[XOU!Ltv-n eL~ !L(Xp-ruPLOV 1tOCO"LV TO~~ l&VEO"LV, x(X1. 1'O,E ~~EL TO TeAo~.
Bei Matthäus geht es nicht nur wie bei Markus darum, die Proklamation des Evangeliums zwischen Auferstehung und Parusie einzuschalten, sondern es geht um die Proklamation der mit gerichtlicher Dynamik ausgestatteten Reichsbotschaft (Jesu)1. Gegenüber der Markustradition ist die antienthusiastische Frontstellung ebenso deutlich greifbar wie der Wille, das zu proklamierende Evangeliunl nicht von Jesu eigener Botschaft, Lehre und Prophetie zu sondern l . I Daß d88 p888ivische l(7)pux,l)1jatTa:L auf die Missions- und Verkündigungsarbeit der Gemeinde blickt, hat G. Strecker, Weg der Gt-rechtigkeit l , S. 12Df. mit Recht betont. Daß man mit (modifizierter) apokalyptischer Denkweise zu rechnen hat, zeigt die nicht nur im Markustext, sondern auch bei Matthäus noch spürbare Reflexion auf die Evangeliumsproklamation als einem "Zwischenphänomen" und d88 drohende, weil im Endgericht dann virulente d~ fLa:p-ruPLOII 7täaLII TOr~ f&vtaLII. Die Auff888ung des Evangeliums als einer Botschaft zu Gericht und Heil zugleich beruht deutlich auf apokalyptisch-jüdischer Denkweise. Dennoch kann ich mich ebensowenig wie z.B. F. Hahn, Mission, S.104ff. oder G. Bornkamm, Der Auferstandene und der Irdische (Bultmann-Festschrift), S. 175 Arun.22 dazu entschließen, J. Jeremi88 zuzustimmen, der in Mt. 24,14 eine gegenüber Mk. 13,10 ursprüngliche, judenchristliche und Apc. 14,6 verwandte Tradition sehen möchte, so daß man übersetzen müßte: "Und dem ganzen Erdkreis wird die Siegesbotschaft von der Herrschaftsergreifung Gottes proklamiert werden zum Zeugnis für aUe Völker, und dann wird die Endvollendung eintreten" (Jesu Verheißung für d. Völker 2 S. 20; mir ist allerdings nicht sicher, inwieweit Jeremi88 an seiner Auff888ung festzuhalten gedenkt, nachdem er in .. Abba" S. 119 von seinem im selben Zusammenhang vorgetragenen Verständnis von Mk. 14,9 abgerückt ist). Hahn betont a.a.O. S.105 Anm.5, Matthäus setze bei Evangelium demonstratives TOÜTO .. wo nicht von Jesu eigener Verkündigung, sondern von der Verkündigung durch andere gesprochen wird". Jeremi88 dagegen hält TOÜTO für ein "überflüssiges Demonstra.tiv" und Kennzeichen semitischen Sprachempfindens (a. a. O. S. 20 Anm. 84 und S. 17 Anm. 70). • Vgl. G. Strecker, Weg der Gerechtigkeit·, S. 129f.; ders., GeschichtRverständnis des Matthäus, S. 61 ff.; M. Burrows, Origin of the Term Goepel, S.28f. und U. Becker, Artikel Evangelium, S.299: "Im Vordergrund steht hier [sc. im Matthäusevangelium] Jesus als der Bringer, a.ls Verkündiger d~ Evangeliums. W88 Evangelium iat, zeigt sich vor allem in der Lehre, in der Jesus seine Jünger unterweist."
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Der durch das Demonstrativpronomen 't'oü't'o noch verstärkte Ausdruck 't'o &urxyy&J...~ov 'tijt; ßrx(1LAdrxt; ist also matthäische Bildung. Freilich war solche Wortbildung nur mit Hilfe eines Begriffes von wrxyyeA~ov möglich, welcher terminologisch nicht auf die Bedeutung "Christuspredigt" festgelegt war. Einen solchen Begriff des Evangeliums bot nur die pa.lästinische und jüdische Tradition, wie Tg Jes 52,7 lehrt. Daß Matthäus noch in seiner Zeit auf einen solch traditionellen Evangeliumsbegriff zurückgreifen konnte, ist traditionsgeschichtlich ungemein aufschlußreich, beweist es doch, daß sich die Terminologie der hellenistischen Missionsgemeinde, in welcher absolutes 't'o E:urxyy&J...~ov = Christusbotschaft heimisch gewesen sein dürfte, keineswegs das gesamte kirchliche Terrain erobert hat. Aber bleiben wir bei unserem Zusammenhang: 't'o E:UrxYY&ALOV 'tijt; ßrx(1LAdrxt; ist ein vom Evangelisten Matthäus selbst geprägter Ausdruck zur Bezeichnung der Verkündigung und Lehre Jesu. Der Ausdruck wirkt und ist spra.chgeschichtlich alt, aber dennoch eine Wortbildung erst einer Zeit, für welche die Situation und Sendung der Logienquelle schon Vergangenheit war. Als Bildung des Evangelisten tritt uns derselbe Terminus auch in den beiden matthäischen Summarien 4,23 und 9,35 entgegen. Mt. 4,23 nimmt die Tradition von Mk. 1, 14f. auf, differenziert sorgsam zwischen halachischer (Gesetzes-)Lehre Jesu und der Proklamation der nahenden Gottesherrschaftl und begrenzt den Sinn dessen, was mit Recht Evangelium heißt, emeut auf Jesu eigenes Wort I. Wie die beiden Summarien, 4,23 und 9,35, die im Wortlaut nahezu übereinstimmen, die Darstellung umspannen, die Matthäus von Wort und Tat des Messias gibt, ist von Schniewind einleuchtend gezeigt worden und braucht hier nicht wiederholt zu werden 8 • 9,35 leitet zugleich die matthäische Instruktions- bzw. Aussendungsrede ein (9,35-11,1). In dieser Aussendungsrede wird, der Tradition von Q analog', an die Jünger der Auftrag zur Verkündigung der nahenden Gottesherrschaft erteilt: 10,7. Da dieser Auftrag im Rahmen der Instruktionsrede inhaltlich nicht näher bestimmt, vielmehr als Gegebenheit vorausgesetzt und nur von der Situation her, in die solche Verkündigung bringen kann, ins Auge gefaßt wird, ist es nicht ratsam, mit W. Marxsen und G. Bornkamm E:urxYYEALOV ('tijt; ßrx(1LAdrxt;) bei Matthäus speziell den großen ltedekomplexen zuzuordnen 1>. &UrxYY&ALOV 'tijt; ßrx(1LAdrxt; meint 1 Vgl. G. Bornka.nun. Enderwartung lind Kirche im l\Ia.tthäusevangelium, S. 35 Anm. 1. I Vgl. Strecker, Weg der Gerechtigkeit 2 , S. 128f. und Burrows, 80.80.0. S. 29. a Vgl. Matthäus', S.36f. 124f. , Vgl. oben S. 233 Anm. 3. I W. Ma.rxsen, Evangelist Mark\18 2 , S.92ft'. und nach ihm G. Bornka.mm, Art. Synopt. Evangelien, RGG3 II Sp. 760. Dagegen a.uch Strecker, Weg der GerL'Chtigkeit 2, S. 129 Anm. 2.
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für Matthäus die Lehre Jesu insgesamt, wie sie sich u_ a. in der Bergpredigt, der eschatologischen Rede, aber auch in den Gleichni88eD niedergeschlagen hat. Gegen die genannte Identifikation spricht ferner, daß Matthäus, über Q hinausgehend und seinem Verständnis des Stürmerspruches (11, 12f.) entsprechend, auch die Predigt des Täufers jenem ~YYLxev ~ ~otaL).ctot TWV OUpotVWV ein- und unterordnen kann (vgl. 3,1 f.), welches für ihn das EUoe~LOV 'rijt; ~oeaw(ott; summarisch umschreibt. Es ist also wenigstens zu fragen, ob nach matthäischem Verständnis nicht auch die Predigt des (von Je8U8 nach 11,12f. legitimierten) Täufers zu illustrieren vermag, welches das wahre EÜ~ ).LOV 'rijt; ~oeaW(ott; ist. Daß wir uns schon im Rahmen recht weit fortgeschrittener christlicher Traditionsbildung befinden, also bei dem matthäischen Sprachgebrauch von Euoeyye).Lov nicht mehr direkt mit alter Überlieferung zu rechnen haben, zeigt schließlich Mt. 26,13. Wiederum liegt eine "Identifikation" gegenüber Markus vor. Mk. 14,9 setzt zwar, wie noch genauer zu zeigen sein wird, voraus, daß zum Evangelium bereits geschichtliche Erzählungstradition hinzugehört, doch läßt Markus wiederum offen, inwieweit das Evangelium an solche Erzählungstradition gebunden und nur im Zusammenhang mit ihr als authentisch betrachtet werden kann. Um solche Authentie aber geht es Matthäus! Auch er denkt, wie 26, 13 eindeutig zeigt, an weltweite (also missionarische) Ausrichtung des Evangeliums, möchte dieses Evangelium aber, wie das demonstrative Toiho lehrt, an die authentische Tradition der Lehre und Geschichte Jesu binden. Unsere Stelle beweist aufs schönste, daß Matthäus den absoluten, missionstechnischen Gebrauch von -ro EUoe~LOV kennt, ihn aber bewußt umformt und seiner theologischen Intention einfügt. -ro EÜ~LOV TMO kann in unserem Zusammenhang nur heißen "eben diese Botschaft" und also die (matthäische) Passionsgeschichte bezeichnen 1. Da Matthäus EÜcxyyi).LOV und sein Evangelium insgesamt nioht identifiziert, vielmehr in seinem Evangelium über das EÜoeyyßLOV 'rijt; (3oeaL).E(oct;, das der Täufer, das vor allem aber Jesus selbst verkündigt hat und das die Jünger weiterhin verkündigen sollen, geschiohtlich referiert, ist EÜoe~Lov (TMO) an unserer Stelle nicht mit dem Matthäusevangelium in eins zu setzeni. 1 So z.B. G. Strecker, Weg der GerechtigkeitS, S. 129; E. Haenchlm, I)Qr Weg Jeeu, S.467; E. MoUand, Pau1iniachc8 Euangelion, S.34; U. Beckcr. Artikel Evangelium, S. 299 u. a. S So Michel, Artikel Evangelium, Sp. 1114; M. Dibelius, Fonngeechichte ' S. 264 Anm. 1; AstiDg, Verkündigung d. Wortes, S. 322 f.; Schniewind, Matthäus', S.241 usw.
Der Gebrauch von Evangelium in der palÖBtinischen Urgemeinde usw.
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Für lUlS genügt es im Augenblick festzustellen, 1. daß Matthäus eine auf der hellenistischen Missionssprache fußende und von ihr sich kritisch abgrenzende Redeweise von Evangelium aufweist, und 2. daß der altertümlich wirkende Ausdruck e:u(XYYeA~OV 'rij~ ß(xO"LAe;(X~ matthäische Bildung ist, sprachlich aber an alte jüdische und judenchristliche Ausdrucksweise anschließt. Also kann dieser Ausdruck nur eine nachträgliche Überschrift und Zusammenfassung dessen sein, was das partikularistische Judenchristentum Palästinas (und vielleicht J esus selbst) unter Evangelium verstanden haben. 7. Zusammenja88'Ung
Damit können wir unsere Überlegungen zum Gebrauoh von e:u(Xyye:und &u(XyyeA~ov bei Jesus und in der alten, palästinischen Gemeinde zusammenfassen: In Apc.14,6; 10,7; Mt. 11,2-6 par. Lk. 7,18-23 läßt sich eine früh judenchristliche Verwendung von &u(XyyeA~ov, &U(Xyye:A(~W/&U(Xyye:A(~0!L(X~ nachweisen, nach welcher "Evangelium" die Botschaft vom Kommen Gottes zu Gericht und Heil bedeutet. Damit wird nachweislich jüdische Denk- und Sprechweise übernommen. Der Horizont, in welohem diese alte, nur gelegentlich gebrauchte, christologisch noch kaum reflektierte Evangeliumsterminologie steht, ist streng apokalyptisch strukturiert. Die Botschaft selbst stellt, wie das alttestamentliche und apokalyptisch-jüdische Prophetenwort auoh, eine verborgene Offenbarung dar, die sioh erst dem erschließt, der sich ihr im Glauben ergibt. Als Sprecher der Botschaft ersoheinen sowohl Engel wie vor allem (urohristliohe) Propheten, die im Namen des erhöhten Christus sprechen. Dies und die Tatsache, daß solcher Gebrauch des Stammes &U(Xyye:A- noch nicht thematisch in den Zusammenhang der Heidenmission gestellt, vielmehr nur der Mission Israels durch Christen zugeordnet wird (während gleichzeitig Bekehrung und Verurteilung der Heiden Gott selbst überlassen bleiben), berechtigt dazu, die genannte Redeweise traditionsgeschichtlich der Logienquelle und den prophetisch geleiteten, alten palästinischen Gemeinden zuzuweisen. Reflexe jener alten Ausdrucksweise haben sich in Lk. 4,16-30, in der bei Lukas immer wiederkehrenden Wendung w(Xyye:A(~e:O"&(X~ -rljv ß(XO"w(av -roü &e:oü, sowie in dem markinischen Summarium Mk. 1,14f. erhalten. Ob sich Jesus selbst einer entsprechenden Ausdrucksweise bedient hat, ist historisch nicht mehr sicher nachzuweisen, wenn auch Gewißheit darüber besteht, daß die urchristlichen Propheten sich in ihrer vollmächtigen und proleptischen Ansage der Königsherrschaft Gottes mit Recht auf Jesu Botschaft und Verhalten berufen konnten. Wenn
AL~e:O"&(X~
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
Jesus die Wurzel ~Wl bzw. den Stamm EViX'Y"!'E:A- überhaupt zur Bezeichnung seiner Reichsbotschaft verwendet hat, so nur in Kontinuität zu der alten, unterminologischen, jüdischen Ausdrucksweise. Direktes Vorbild für die universale Missionsterminologie der hellenistisch-jüdischen Gemeinde dürfte demnach Jesu Sprachgebrauch nicht gewesen sein, und es muß offenbleiben, inwieweit die palästinischen Gemeinden an Jesu eigenem Wortgebrauch angeknüpft haben. Die urchristliche Evangeliumsterminologie ist also, soweit es uns unsere Quellen erkennen lassen, im wesentlichen eine Bildung der Gemeinde, bei welcher Sache und Person Jesu homologisch zur Entscheidung standen_ Wer sich mit größerem Recht auf Jesu Botschaft und Heilswerk berufen kann und konnte, die Partikularisten Palästinas oder die Universalisten Antiochiens, ist jetzt nicht zu entscheiden. Es mag und muß der Hinweis genügen, daß sich formal beide Parteien durchaus auf Jesus berufen konnten: Die Partikularisten auf Jesu begrenztes Wirken in Israel, die Universalisten auf seine universale Botschaft vom nahen und femen Gott. Als ein die alte Anschauung vom Evangelium zusammenfassendes Stichwort prägt Matthäus auf Grund von sprachgeschichtlich alter Überlieferung den Ausdruck EViX'Y"!'eALov Tlj<:; ßOCGLAe:;(OC<:;. Dieses Stichwort ist treffend, gehört selbst aber nicht mehr der alten Überliefenmgsschicht an, sondern entspringt einer bereits historisierenden und ekklesiologisch interessierten Reflexion des ersten Evangelisten. Wir haben damit unseren ersten Untersuchungsgang abgeschlossen, sind aber noch nicht auf die eigentlichen Wurzeln des paulinischen Gebrauchs von Evangelium durchgestoßen_ Diese Wurzeln sind nunmehr zu suchen, wobei wir uns methodisch nun auch in größerem Maße, mehr als dies bei dem bishorigen synoptischen Material möglich war, der Rückfrage aus den paulinischen Texten heraus bedienen werden und können. Daß wir bisher nicht direkt auf paulinische Terminologie gestoßen sind, bedeutet freilich, daß die Ursprünge dieser Terminologie nicht in der Sprech- und Denkweise der judenchristlichen, palästinischen Gemeinden, sondern im judenchristlichhellenistischen Missionschristentum zu suchen sind. Noch einmal sei freilich darauf aufmerksam gemacht, daß die SteUung Jerusalems zwischen den Partikularisten einerseits und den die Heiden missionierenden Hellenisten andererseits noch unbestimmt geblieben ist. Welches Evangelium Paulus in Jerusalem vorausgesetzt hat, ist also im folgenden mit zu bedenken und nach Möglichkeit ebenfalls zu eruieren.
11. Der Gebrauch von Evangelium in der hellenistischjudenchristlichen Gemeinde 1. A ujgabe und Fragestellung
Wie schon bei dem vorangehenden Abschnitt sind wir auch jetzt zu einer historischen und methodologischen Vorbesinnung auf den im Folgenden zu behandelnden Bereich und Gegenstand genötigt. Solche Vorbesinnung betrifft die zu behandelnden Texte sowohl wie das Phänomen der urchristlichen Heidenmission und schließlich die Frage nach der begriffsgeschichtlichen und sachlichen Kontinuität zwischen den missionierenden Gemeinden und ihrer neuen Ausdrucksweise einerseits und dem Sprachgebrauch und Denken der partikularistischen Judenchristen andererseits. An Quellen stehen uns, von einigen Stellen aus der Apostelgeschichte, Mt. 28, 16ft'. und Mk. 16,9-20 abgesehen, nur die Paulusbriefe zur Verfügung. Wir sind also auf traditionsgeschichtliche Rückschlüsse aus dem paulinischen Material heraus angewiesen. Einige zusätzliche Sicherheit ist aus dem Umstand zu gewinnen, daß die nun zu untersuchende Evangelienterminologie eng mit dem Werdegang der urohristlichen Christos-Christologie verbunden ist. Nun ist leider aber auch der Entwicklungsprozeß, den diese Christos-Christologie durchlaufen hat, z. Zt. derart umstritten 1, daß wir über den hypothetischen Charakter des ganzen folgenden Versuches nioht wirklich hinausI Neben O. Cullmann, Die Christologie des Neuen Testaments, Tübingen 2. Auß. 1958, bes. S. 111 ff. sind zu vergleichen: F. Hahn, Christologische Hoheitstitel § 3 (S. 133ff.), die kritische Stellungnahme zu Hahns Thesen von Ph. Vielhauer, Ein Weg zur neutestamentlichen Christologie?, Aufs. z. NT, S. 141-198, S. 167ff. 175ff. W. Kramer, Christos. Kyri08. Gottessohn, S. 16-60. 203ff. L. Cerfaux, Christus in der pBulinischen Theologie, Düsseldorf 1964, vor allem S. 318ff. und N. A. Dahl, Die Messianität Je8l1 bei Paulus, in: Stucüa Paulina in honorem J. de Zwaan, Haarlem 1953, S.83-95. Überblickt man die genannte Literatur, so wird man zwar mit F. Hahn feststellen können, ..daß der Titel 'Christos' geradezu 'Kristallisationspunkt für alle neutestamentlichen christologischen Anschauungen' werden konnte" (Hoheitstitel, S.212), aber mit eigenen traditionsgeschichtlichen Vorschlägen sehr zurückhalu-nrl sein. Daß die Anfänge der Reßexion über Jesus als Messi88 ins palästinische Milieu zurückverweisen (vgl. vor allem den Titulus &In Kreuz !), daß eine interpretatio christiana und damit schließlich totale Metamorphose des Messi88titels vor allem mit und seit Oswrn einsetzte, daß die nunmehr christliche Anschauung vom XpuTr6c; auf hellenistisch-jüdischem Boden der dort beherrschenden Kyri08christologie (u. a. mit Hilfe von Ps. 109,1 LXX) funktional weitgehend angeglichen wurde und in dieser Form dann auf Paulus gekommen ist, dürfte alles sein, W88 man z. Zt. mit einiger Hoffnung auf weitere Zustimmung feststellen darf. Ich würde zwar auch noch zu behaupten wagen, daß die Christos-Christologie bei Paulus beherrschende Funktion hat und daß bei Paulus eine feste motivische Vt"rbindung der Christ08.Aussagen mit dt"m Heilswerk und also der Soteriologie zutage tritt. aber dies kann im Augenblick auf sich beruhen.
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Der \"orpaulini.ach.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
gelangen und uns denselben infolgedessen von vornherein eingestehen wollen. Wir sind auf der Suche nach Sinn und Ursprung der von Paulus schon vorausgesetzten und sich beim Apostel immerfort überschneidenden drei Ausdrücke: -ro &t,UXYYeALOV 't'oü &l:oü, clOCYYeALOV 't'oü XPLa't'OÜ und absolutem -ro &U«yyi).LOV. Mit diesen drei Ausdrücken ist aufs engste ein ebenfalls terminologischer Gebrauch von &U«yy&A(~&a&ocL = das Evangelium proklamieren verbunden. Es ist uns bisher noch nicht gelungen, die Bildung auch nur eines dieser Begriffe zu erklären oder ihren Ursprungsort festzustellen. Nur der untenninologische Gebrauch des Verbums bei Paulus: 1. Thess. 3,6 ließ sich über die hellenistisch-judenchristliche Redeweise in Lk. 2,10, den luka.nischen Gebrauch des Verbums, die Täufertradition von Lk. 1,19 und die einer idealen Szene entstammende Charakteristik der Predigt Jesu in Lk. 4,18 (= Jes. 61,1f.) bis hin zur Logienquelle und der apokalyptisoh gerahmten Prophetenrede der paU~stinischen Urgemeinde(n) verfolgen (vg!. Apo. 10,7 und Mt. 11,2-6). Da aber auch der zeit· genössische Hellenismus eine untenninologisohe Verwendung von &uocyY&A(~&a&cxL im Sinne erfreulioher Mitteilung kennt und es u. U. auoh möglioh erscheinen könnte, 1. These. 3,6 von hier aus zu erklären, taucht die methodische Frage nach den Gründen auf, die uns berechtigten, eine terminologisohe Kontinuität zwisohen der palästinischen Urgemeinde und den Missionsgemeinden zu erwarten, die Paulus tragen. Es führt an diese Frage heran, wenn wir uns vergegenwärtigen, in welcher Weise Paulus selbst eine traditionsgcschichtliche Rückfrage nach dem Ursprung seiner Evangelientenninologie nahelegt. Es sind in unserem Zusammenhang folgende Texte und Zusammenhänge zu untersuchen: 1. Thess. I, 9f.; 1. Kor. 15,1 ff.; 1. Kor. 9,14; das Phänomen des paulinisohen Apostolates; die bei Paulus fraglos gegebene, unmittelbare Verbindung von Schau des auferweokten Christus und Sendung in die Mission (Ga!. 1,16; 1. Kor. 9,16); sohließlich die vom Apostel selbst gewählte Möglichkeit, in Ga!. 2,7 das Stichwort &UcxyyeALOV zur Charakteristik seiner eigenen und der judenchristliohen Missionsverkündigung zu verwenden. All diese Texte und Zusammenhänge weisen uns zurück in die Sphäre und Atmosphäre jüdischen und judenchristlichen Denkens, nicht aber in die Welt eines paganen Hellenismus. 1. Th688. 1,9f. führt uns auf die monotheistische Bekehrungspredigt der Diasporasynagoge; 1. Kor. 15,1 ff. will thematisch die Brüoke zwischen Paulus und der von Jerusalem inspirierten und vertretenen Verkündigung sohlagen; Ga!. 2,7 versteht das Evangelium als eine die Jerusalemer Gemeinde und die antioohenisohe Heidenmission einende Größe;
Der Gebrauch von Evangelium in der hellenist ..judenchristl. Gemeinde
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1. Kor. 9,14 weist uns sogar zurück in die Jiingerinstruktion von Q: Lk. 10,1 ff.; die nahtlose Verbindung von paulinisch-österlicher Epiphanie und Sendung in die Mi88ion hat ihre engste Parallele in der Osterzeugenschaft und apostolischen Mission des Petrus, mit welchem Paulus sich in Ga!. 2 und 1. Kor. 15,8 1 nicht umsonst mißt und parallelisiert I. Die Konzeption des paulinisohen Apostolates schließlich, die sich von seiner österlichen Vision nioht trennen läßt, ist, wie Röm. 10,15 noch erkennen läßt, der jüdischen Anschauung von der großen, inspirierten Schar der prophetischen C",b1:::a7l in der Endzeit innig verpftichtet a, Wld, wenn wir auch nicht genau wissen, ob die Jerusalemer Apostel sich ähnlich verstanden wie Paulus, auf jeden Fall in einen apokalyptischen Rahmen von Sendung in die Völkerwelt Wld Heimkehr Israels zu Gott gestellt, der sich nur aus jüdischen eschatologischen Hoffnungen speist und diese modifiziert. Wir sind also nicht nur berechtigt, sondern von Paulus her sogar verpftichtet, nach der begriffsgeschichtliohen Wld theologisohen Kontinuität seiner Botschaftstenninologie mit der Predigt der Urgemeinde(n) zu fragen. Nun sind wir einer Vorform des eben skizzierten Rahmens, in welchem das paulinische Apostelamt steht Wld in welchen es sich nach Röm. 11,25 ff.; 15, 14 ff. bewußt einordnet, schon einmal begegnet. Apo. 14,6 erwies sich als abhängig von der alten jüdisch-eschatologischen Schau der Völkerwallfahrt zum Zion; die Gemeinde(n) der Logienquelle wußten sich vor der Parusie des himmlischen Menschensolmes und vor dem von Gott selbst ins Werk zu setzenden Wunder der Völkerwallfahrt (nur erst) gesandt, den Ernst und die Gnade der nahenden Gottesherrsohaft den verlorenen Sohafen aus dem Hause Israel zu verkünden. So unterminologisch ihre Redeweise vom Evangelium Wld von der ihnen aufgegebenen Botschaft auch war, schon auf der Ebene von Q deutet sich also eine Verflechtung des Wortstammes EUClTIEA- bzw. der Wurzel ,b1:::a mit dem Gedanken missionarischer Sendung an, die man nicht außer acht l&BSen darf, wenn erklärt werden soll, wie derselbe Wortstamm in den zur Heidenmission aufbreohenden, hellenistisoh-judenchristliohen Gemeinde(n) heimisch werden konnte. Damit soll freilich nicht in Abrede gestellt 1 Zu der Korrespondenz von Petrus als dem "ersten" und Paulus als dem .. letzten" Apostel vgl. S.94 Anm.4., • Während E. Haenchen, Petrus·Probleme, pBllBim, eine missionarische Tätigkeit dee PetruB völlig bestreiten möchte (\\;e aber sind dann Gal. 2,7f.; 1. Kor. 9,6; 1,12 erklärbar?), entwirft F. Hahn, Mission, S. 37ft". ein detaillienes Bild der petrinischen Mission und kommt damit m. E. dem historischen Sachverhalt näher als Haenchen. a Vgl. oben S. 149. 160. Nur die Verbindung des pauliniBchen Apostolates mit dieeer end zeitlich-prophetischen Tradition des palÖBtinischen (und hellenistischen) Judentums vennag bisher befriedigend die konsequente Verbindung von Evangelium und Apostolat bei Paulus zu erhellen.
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangeliwn
werden, daß die uns bei Paulus begegnende, terminologische Prägwtg des Wortstammes auf ein eigenständiges theologisches Sprachvermögen jener die Heiden missionierenden Gemeinde(n) schließen läßt. Anders formuliert: Die die Heiden missionierende Gemeinde gebraucht den Wortstamm EUOt'Y)'EA- gegenüber der jüdischen Tradition und hellenistischen Sprachgewohnheit höchst eigenwillig und eigenständig, könnte bei solohem Sprachgebrauoh aber beeinßußt sein von einer eschatologisohen Konzeption, welohe denselben Wortstamm bereits dem Gedanken der Mission zugeordnet hat. Ist es nachweisbar, daß die Heidenmission jenen alten apokalyptischen Rahmen von der Völkerwallfahrt voraussetzt und aufsprengt 1 Diese Frage ist identisch mit der Frage nach den theologischen Motiven der Heidenmission überhaupt. Leider sind wir gerade hier fast ganz auf Vermutungen angewiesen, und es ist kaum mehr möglich, ein auch nur einigermaßen historisch abgesichertes Bild der Vorgänge zu gewinnen. Die Apostelgeschichte läßt noch erkennen, daß der Auftrag der Heidenmission bestimmend wurde für den Kreis der sog. HeIlenisten in Jerusalem, daß die Hellenisten (nicht aber die Apostel selbst!) alsbald - man wird sagen dürfen: um dieser Missionskonzeption willen, die mit Notwendigkeit zu einer Kritik zumindest am jüdischen Zeremonialgesetz führte - von einer Verfolgung durch die Juden betroffen wurden, bei welcher einer der Hellenisten, Stephanus, den Märtyrertod erlitt; daß sie sich daraufhin zerstreuten, in Samaria missionierten, schließlich in Antiochien festen Sitz bezogen und diese Stadt zu einem Zentrum der Mission unter den Heiden ausbauten. In Antiochien ist den Christen dann zuerst der Name XP~aT~OtVOL = Christusleute beigelegt worden I. Dieser Titel gibt die Möglichkeit, zu den theologischen Motiven der Mission jener Hellenisten vorzudringen I. 1 Vgl. zu diesem Namen: Haenchen, Apg.~ S. 311 Anm. 2; Hahn, HoheitH. titel, S. 222 Anm. 1 und Conzelmann., Apg. S. 68. Zu den historischen Angaben über die Sieben und ihren Werdegang vgl. Apg. 6f.; 8,4ff.; lI,19ff. und dazu Haenchen, a.a.O. S.92. 257. 315; Kümmel, Art. UrchriBtentum. Sp. 1I89f.; Hahn, Mission, S.48ff. und M. Simon, St. Stepht"n and t.he HelleniBts in the primitive Church, London 1958, S.1ff. S.9 äußert Simon die Vermutung, die "Sieben" seien schon vor den Bich in Apg. 6f. Bpiegelnden Auseinandersetzun. gen und vor ihrem Übertritt zum ChriBtentum eine Art Synagogenvorstand im Bereich eines aufgeklärten Reformjudentums gewesen, ähnlich S. 78fT. 94. Zu solchen Synagogenvorständen aus Bieben Mitgliedern vgl. G. Bornkallull, Artikel: 7tptaßu.; etc. ThWb VI S.660,44ff. t Theologische Versuche, die Ursprünge der Heidenmission zu reßektier<'n, sind m. W. selten. Haenchen, Apg.· S. 315 bt"merkt überaus vorsichtig: \Vie Bamabas den Schritt in die HeidenmiB8ion "begründete - ob etwa damit, daß die Endzeit angobrochen sei und deshalb die Zeit für die Heidenmi8Bjon gekommen - wiBBen wir nicht." Hahn, Mission, S. 31 sagt zu dem auch Sama· ritaner in du Heil einbeziehenden Verhalten und Verkündigen Jesu: "Jf'BU Botschaft und Handeln in IBrael ist ... zum Zeugnis lmtcr den Heiden geworden:
Dur Gebrauch von Evangelium in der hellenist ..judenchristl. Gemeinde
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Auszugehen ist von der alten Konzeption einer eschatologischen Wallfahrt der Heiden zum Zion, eine Konzeption, welche die Hellenisten in der ursprünglichen Form nicht mehr geteilt haben körnlen. Denkt man an Apc. 14,6, so muß man sagen, daß die dort dem Engel zugewiesene Botschaft von den Hellenisten selbst verkündet wird, und zwar nicht mehr als Gerichtsdrohung, sondern als Einladung. Solche Delegation der Botschaft für die Heiden von Gottes Engeln an Menschen setzt voraus, daß diese Menschen aus einer pneumatischen Vollmacht heraus zu handeln ermächtigt sind oder ermächtigt zu sein meinen, welche sie den Engeln ebenbürtig erscheinen Iä.ßt. Anders ausgedruckt: Ein gewisses enthusiastisohes Selbstverständnis ist Voraussetzung für die neue missionarische Haltung. Wo kann dieses mf'hr noch: da sich das eschatologische Geschehen bereits zu rt"alisieren beginnt, ist dM Heil für die Heiden in unmittelbare Reichweite gerückt." Das helle· nistiRche Judenchristentum knüpft s. M. n. sachlich (auch traditionsgeschieht. lich 1) an dieses Heilverständnis Jesu an (S. 57). Nun kann gar kein Zweifel daran bestehen, daß Lukas die Anklage und Hinrichtung des Stephanus in Apg. 6,~7,1 und 7,55-60 typologisch am Prozeß und Tode Jesu ausgerichtet hat, also selbst eine Kontinuität zwischen Jesus und Stephanus behauptet (im Sinne wahrer Jüngerschaft 1). Inwiefern freilich wirkliche traditionsge. schichtliehe Verbindungslinien zwischen der Botschaft Jesu und den Helle· nisten wirksam sind, ist schwer zu erhellen, weil die Analysen der StephanUR· rede durch Haenchen und ConzeImann z. St. sowie die große Untersuchung zur Stephanusgeschichte von J. Bihler (Die Stephanusgeschichte, Münchener Thr.ol. Studien I 16, München 1963) die Möglichkeit historischer Rückschlüsse durch den Aufweis lukanischer Komposition und Tendenz in Apg. 7 weit· gehend ausgeschaltet haben. Wir müssen es also zunächst bei der Feststellung t'iner faktischen Kontinuität der HeiIspredigt der Sieben zu gewissen Zügen der Verkündigung Jesu belassen. Es bleibt darum leider eine Vermutung, wenn Simon a.a.O. S. 96 schreibt: "If this assumption [sc. daß Stephanus von .TeRu Tempel.kritischen Worten Kenntnis besaß] is right, we shall be led to the conclusion that Stephen understood the message of Jesus more completely and more accurately than the first. disciples, who 'continued daily with one accord in the Temple'." - H. Schlier nennt als theologischen Grund für die Heidenmission " ... die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi als das die Heimholung der Völker ermöglichende. weil begründende Ereigr is der Besitzergreifung der Welt durch den Messias Je8US" (Die Entscheidung für dio Heidenmission, Zeit d. Kirche l [S.90-107] S.99). - Am deutlichsten iiußert sich E. Käsernann (Zum Thema der urchristlichen Apokalyptik, S. 122): "An die Stelle des verborgenen, in Wahrheit erst desigruerten Weltenherrn, al\f dessen Wiederkunft in Herrlichkeit zur irdischen Machtergreifung die Gemeinde noch wartet, tritt [sc. in der hellenistischen Gemeinde] der, welcher 1x-reits jetzt über die Mächte und Gewalten und 80 über die bislang von diesen behf'rrschte Welt regiert. Die Aufgabe der Gemeinde ist es, den im Weltregiment vollzogenen \,"echsel der Ökumene zu proklamieren, wie das exemplarisch etwa in I. Tim. 3, 16 geschieht." Zu beachten ist dabei der gerade für die Anfänge U€'H hellenistischen Christentums entscheidende Zusatz: "Daß Christus die Mächte und Gewalten entthront hat, ist ... für die hellenistische Gemeinde ein zunächst himmlisches Geschehen. d88 noch nicht überall auf Erden kund. geworden, nicht überall verifiziert ist, noch auf Vollendung wartet und eben deshalb die irdische Gemeinde in die Sendung stellt. Die faktische Lage ist trotz aller Missionserfolge für die hellenistische Christenheit noch nicht von der Lage auf palästinischem Boden grundverschieden" (a.a.O. S. 123).
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Der vorpauliniach-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
Selbstverständnis seinen Anhalt gehabt haben 1 Wiederum führt Wl8 der alte Rahmen weiter. In ihm galt Christus vor allem als der nach seinem Kreuzestode zu Gott erhobene und mit himmlischen Vollmachten ausgestattete Menschensohn, der kommen wird, um das Gericht an der Welt im Namen Gottes zu vollstrecken. Nur die irdische Schar des Menschensohnes konnte solchem Gericht leuchtenden und hoffenden Angesiohts entgegengehen. Den Hellenisten haftet nun aber nicht mehr der Name des Menschensohnes an, sondern der Name Xp~<m«vot Wie immer der Werdegang der Christos-Christologie zu denken sein mag und so sehr hinter der Bezeichnung Xp~O"t'~cxvo( schon die Gleichsetzung des Christos-Titels mit einem Eigennamen steht, in solohem, den Christen beigelegten Namen deutet sich unzweideutig ein Wandel der christologischen Konzeption an: J esus von Nazareth ist nicht mehr in erster Linie der himmlische Menschensohn, sondern der Christus Gottes, der von den Juden erwartete, aber den Christen offenbarte, mit seiner Auferweckung zu Gott erhobene wahre Heilsund Weltenkönig. Seit W. Boussets berühmtem Buch" KyriosChristos" 1 wissen wir, daß die hellenistische Urchristenheit sich um das Panier des Kyri08 Christos ebenso geschart hat, wie die judenchristliche Gemeinde sich dem himmlischen Menschensohn zugehörig wußte. Nun haben schon auf jüdisch-apokalyptischem Boden Verbindungslinien zwischen Menschensohnerwartung und Messianologie bestanden I. Auf dem Boden der Septuaginta waren andererseits Verbindungslinien zwischen Messiastitulatur und Kyrios-Würde auf Grund von Ps. 110, 1 (= 109,1 LXX) eindeutig gegeben. Sowenig eine reflektierte, christologische Interpretation von Ps. 110,1 bei den HeUenisten von vornherein vorausgesetzt werden kann, so deutlich ist doch, daß sich schon aus den angegebenen Belegen heraus eine entwicklungsgesohichtliche Brücke von der Menschensohnchristologie zur Kyrioschristologie der hellenistischen Gemeinde errichten Iä.ßt. Wichtig und interessant ist dabei, daß das Xp~crr6c;-Prä.dikat selbst Zeichen solchen Brüokenschlages ist, daß es, anders formuliert, als traditionsgeschichtlicher Leitbegriff auf jenem Entwicklungswege gelten kann. Die angedeutete Linie ist die einer Intensivierung des Eigengewichts der Christologie. Man kann auch sagen: Es ist die Linie der immer höheren Bewertung und Vergegenwä.rtigung jener Funktionen, mit denen Gott den Auferstandenen ausgestattet hat. Als himmlisoher Menschensohn war der Auferstandene vor allem der zukünftige und kommende Gerichtsherr; als Kyri08 und Christus Gottes ist er der himmlische 1 Neudruck der 2. Aufl. Göttingen 19M. • Vgl. F. Hahn, Hoheitstitel, S. 158 mit Hinweis auf die Bilderreden des äth. Henoch (c.37-71).
Der Gebrauch von Evangelium in der hellenist.. judenchristl. Gomeinde
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Statthalter Gottes schlechthin, der schon heute auf die Welt einen universalen Machta.nspruch anmeldet 1. Eine Schar, die sich diesem himmlischen Kyrios zugehörig weiß, dürfte ein pneumatisches Erwählungsbewußtsein an den Tag gelegt haben, welches jener christologischen Gewichtsverlagerung korrespondiert: Wenn dem Kyrios Christos heute schon die Welt zu Füßen liegen sollte, dann könnten sich die zur Heidenmission aufbrechenden Hellenisten eben als Sendboten jenes himmlischen Christus verstanden haben, welche den weltweiten Herrschaftsanspruch ihres Kyrios proklamieren und darüber auf die Einhaltung (zunächst) des jüdischen Zeremonialgesetzes verzichtet haben 2 • Wir wissen über all 1 In welcher Weise hier die xupL6T'l)~ Jesu gedacht wird, beschreibt lehrreich H. Conzelmann, Was glaubte die frühe Christenheit?, S. 65: ..J esus heißt 'der Herr', Kyrios. Für den hellenistischen Juden ist dies der Würdetitel Gottes selbst. Wird er nun auf Jesus übertragen, so geschieht dies mittels eines bezeichnenden Zwischengedankens. Man reflektiert nicht über die metaphysische 'Natur', wie das spätere Dogma ... ; XUPLO~ 'I7jaoij~ meint nicht, daß Jesus ofLoouaLo~ -r<;l 7tCl-rpL sei. Sondern man versteht so: Gott hat seine Würde als Kyrios, als Weltherr, Regent, für eine bestimmte Aufgabe und für einen bestimmten Zeitraum an den auferweckten, in den Himmel erhöhten Jesus delegiert. Jesu xupL6T'l)~ ist also zeitlich begrenzt, nämlich durch die Auferweckung und die Durchführung des Weltgerichts; seine Aufgabe in diesem Zeitraum ist die Durchführung des Heilswerkes, die Unterwerfung aller Mächte unter Gottes Herrschaft." Es führt demnach theologisch völlig irre, wenn D. Georgi zum Kyrios·Bekenntnis des Philipperhymnus sagt: .. Die christliche Gemeinde behauptet also, Jesus sei Jahwe geworden" (Der vorpaulinische Hymnus Phi!. 2,S-11; in: Zeit u. Geschichte, Dankesgabe an R. Bultmann, [So 263-293] S. 289); eine derartige "Gotteslästerung" ist gerade auf dem Boden jenes hellenistisch· jüdischen Denkens, auf welches Georgi den Philipperhymnus zurückführen will, schlechterdings undenkbar! Daß jenes neue, funktionale Verständnis der Weltherrschaft Jesu notwendig zur Mission führt, betont Conzelma.nn, a.a.O. S.67: "Die Anerkennung des Kyrios als des einzigen Herrn schließt eo ipso Mission in sich, Verzicht auf sektenhaften Abschluß; denn der Herr ist der Kosmokrator, der herrscht, indem er von den Seinen bekannt wird '" Daher ist es der Kirche versagt, verborgen zu existieren und in Verfolgung dem Bekenntnis auszuweichen; sie hat nicht die Möglichkeit, sich 'in statu confeBBionis' in innerliche Übung von Religiosität zurückzu· ziehen." Hier wird nun auch deutlich, weshalb die Hellenisten die Verfolgung auf sich nahmen und durch dieselbe von ihrer Predigt nicht abzuschrecken waren. J Ob im Stephanuskreis an eine prinzipielle Abrogation des Gesetzes gedacht war (so W. Schrage, 'Eklesia' und 'Synagoge', ZThK 60, 1963, S.178-202, bes. S.196ft'. und zustimmend G. Bornkamm, Der Auferstandene und der Irdische, S. 183f.), ist mir angesichts der Reaktion der antiochenischen Judenchristen auf die Intervention des Jakobus (Gal. 2,13) nicht völlig sicher. Mir scheint, daß erst Paulus selbst die Tora für prinzipiell abrogiert erklärt hat, während die Hellenieten mit einer pnewnatischen Suspension zunächst des Zeremonialgesetzes ausgekommen sein könnten. Daß auch solche Suspension faktisch bereits Abrogation der gesamten Tora war, ist nicht zu bestreiten. Die Frage ist nur, inwieweit solche Abrogation von Anfang an gewollt und reflektiert gewesen ist. Die in der Stephanusrede verarbeiteten Traditionen weisen, sofern sie aus Kreisen des aufgeklärten, kosmopolitisch eingestellten hellenistischen Judentums stammen, in die von uns angedeutete Richtung
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
dies nichts Genaues, und der Text der Rede des Stephanus aus Apg. 7,2ff., der hier noch nähere Aufschlüsse versprechen könnte, hat sich in letzter Zeit immer mehr als lukanische Komposition und damit als historisch unsichere Quelle erwiesen 1. Nur auf zweierlei sei dementsprechend noch hingewiesen: Das eben rekonstruierte, schematische Bild steht im Einklang mit denjenigen neutestamentlichen Texten, welche den weltweiten Missionsauftrag an den Sendungsbefehl des Auferstandenen binden (vgl. vor allem Mt. 28, 16ff.). Ob diese Tatsache besagt, daß die Hellenisten ihren Auftrag unmittelbar aus ihrer Auffassung und Erfahrung der österlichen Epiphanie des Auferstandenen herleiten, daß also, was uns heute als eine Entwicklung von der Menschensohnchristologie zur Kyrioschristologie erscheinen kann, zeitlich und sachlich sehr nahe beieinanderlag und sich aus den gleichen österlichen Erfahrungen herleitete, wissen wir nicht genau. Wie gleich noch auszuführen sein wird, dürften allerdings Gal. 1, 16; 1. Kor. 15,3 ff.; Mk. 16, 9 ff. usw. in solchem Sinne zu deuten sein. Ehe wir dies näher darlegen, ist noch folgendes zu sagen: Eine Gemeinde, welche aufbricht, um die Welt von der befreienden Herrschaft des himmlischen Kyrios Christos zu benachrichtigen, hat bereits ein Zeitverständnis, welches sich von der Gerichts- und Parusieerwartung der Palästiner abhebt. Deren Erwartung erlaubt es nur noch, die Botschaft des Menschensohnes einem Teil Israels auszurichten. Jetzt bricht man zur Missionierung der Heiden auf und setzt dabei voraus, daß der herrschende Christus, der solche Mission zuläßt und befiehlt, auch die Zeit gewährt, deren dieser Dienst bedarf!. (vgl. Simon, St. Stephen, S. 84ft'.; Haenchen, Apg.1i S. 239ff.; Conzelmann, Apg. S. 50f.), doch ist, wie gesagt, nicht mehr sicher, inwieweit. der lukanische Stephanusbericht überhaupt historische RückschlüBBe erlaubt (vgl. S. 248 Anm. 2). 1 Vgl. S. 248 Anm. 2 und folgende Zitate aus dem Ergebnis der Arbeit Bihlers über die Stephanusgeschichte: "Der Stephanusbericht mag zwar an eine alte Überlieferung vom Tod des Stephanus anknüpfen, aber diese Tradit.ion ist in der Komposition des Lukas gänzlich aufgegangen. Die Parallelen zu Jesusworten bzw. zur lukanischen Leidensgeschichte sind deutlich erkennbar. Darin äußert sich die besondere Tendenz des Lukas, Stephanus als Jünger .Jesu herauszustellen." "Trotz ihres besonderen Charakters muß auch diese Rede [sc. die Stephanusrede in Apg. 7], wie dies allgemein von den Reden der Apostelgeschichte gilt, als eine Komposition des Lukas verstanden werden. Denn die Grundgedanken stimmen völlig mit typisch lukanischen Motiven und Vorstellungen überein." "Die Frage nach dem geschichtlichen Sachverhalt, der dem Bericht in Apg. 6-7 zugrunde liegt, läßt sich ... nicht mehr mit letzter Sicherheit beantworten, und wir bewegen uns hier zumeist auf dem Boden von mehr oder weniger wahrscheinlichen Hypothesen" (a.a.O. S.249/50). I Das hat H. Schlier, Die Entscheidung für die HeidenmiBBion in der Urchristenheit, S. 103ff. treffend herausgearbeitet.. O. Cullmann, Eschatology and MiBBioDs in the New Testament, (in: The Backgrotmd of the New Testament and its Eschatology, Festschrift für C. H. Dodd, Cambrigde 1956, S. 40~21) versucht zwar die Ansicht, die christ.liche WeltmiBBion sei ein Resultat der Parusieverzögerung, durch die These zu widerlegen, daß nach urchristlichem
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Ob dieser notgednmgen hypothetische lUld dazu schematische Rekonstruktionsversuch einen für die Interpretation der Texte brauchbaren Rahmen darstellt, muß sich nlUlmehr zeigen_ Dabei wird sich gleichzeitig ergeben, inwieweit die Ursprünge der lUlS beschäftigenden Evangelienterminologie lUlter den gegebenen VoraussctzlUlgen noch aufgehellt werden können. Wir hatten bereits gesehen, daß Paulus selbst in GaL 1, 15f. die ihm zuteil gewordene Epiphanie des Gottessohnes nahtlos mit seinem apostolischen Predigtamt verbindet. Die Parallelitä.t von GaL 1, 15f. l.md 1. Kor. 15,8ff. (auch 9,lf.) legt es nahe &nZlUlehmen, daß Paulus die in 1. Kor. 15,3-8 aufgezä.hlten OstererscheinlUlgen im Sinne seiner eigenen, also als Berufungsepiphanien, verstanden wissen wollte, ohne daß 1.U1S freilich dadurch deutlich würde, in welchem geschichtlichen Sinne die über fünfhundert Brüder von V. 5 als berufen gelten konnten. Daß es jedoch um BerufungserscheinlUlgen geht, legt auch der Reflex derselben Ereignisse in Apg. 10,40-43; 13,31 nahe. Es wird schließlich nahegelegt durch den programmatischen Schluß des Matthä.usevanVerständnis "'missions' are an essential element in the eschatological divine plan of salvation" (8. 409), doch differenziert er dabei zwischen den verschiedenen urchristlichen eschatologischen Entwürfen viel zu wenig als daß a) die (in seine These ja schon aufgenommeneI) Sicht Schliers getroffen und b) das Problem deut.lich würde, wie es zu jener Einordnung der Heidenmission in den Vollzug der Eschatologie überhaupt kommen konnte, nachdem man zuvor darauf verzichtet hatte, die Heiden missionarisch anzusprechen I Wie richtig Schliers These ist, zeigt sich in unserem Zusammenhang an drei neutestamentlichen Belegstellen : Nach Röm. 11, 25-32 ist auch das paulinische Evangelium deutlich ein in eine apokalyptische Geschichtsschau eingebettetes "Zwischen"Phänomen (womit nicht gesagt sein kann, daß die Aussagen des Evangeliums selbst überholbar wären I). Dieselbe Reflexion auf das Evangelium als eine apokalyptischeBotBChaft zwischen Auferstehung und Parusie zeigt sich Mk.13,10 lmd selbst noch Mt. 24,14, also bis weit in die nachpaulinische Zeit hinein. Diese Tatsache zwingt zu der Überlegung, was unter diesem Aspekt das Evangelium strukturell eigentlich ist. Es ist eine Botschaft, die unter eschatologischem Aspekt Endgültiges auszusagen hat, die diese Aussage aber in einer zeitlich überholbaren Weise der Darbietung äußert und die zudem auf den Glauben der Angesprochenen angewiesen ist, um in jener "Zwischenzeit" auch zum Ziel zu kommen. Die Folgerung ist eindeutig und gliedert das hellenis~ische Evangelium erneut jüdischer und palÖBtinisch-judenchristlicher Denkweise an: Jenes Phänomen des vorläufigen, dabei doch inhaltlich endgültigen und auf den Glauben abzielenden Evangeliums hat seine einzige und zwingende Analogie im alttestamentlichen und spätjüdisohen prolept.ischen Prophetenwort, wie 4.Esra 9.5 f. aufs deutlichste zeigt (vgl. auch oben 8. 79 Anm. 2). Die apokalyptische Eingliederung der Heidenmission in den eschatologischen Geschichtsablauf und damit die apokalyptische Rahmung auch der Evangeliumsverkündigung führt zu einem apokalyptischen Verständnis des Evangeliums selbst: Es ist ein aus dem Ende der Welt bereits in die Gegenwart heilserfüllt vorlaufendes, in jener Zwischenzeit, welche der Mission gewährt ist, noch ins menschliche Wort der Apostel und Verkündiger verborgenes Wortgeschehen. Daß Paulus selbst in starkem Maße von einer derartig apokalyptischen Auffassung des Evangeliums beseelt ist, habe ich EvTh 26, 1966, S. 342-246 zu zeigen versucht; es ergibt sich auch aus Gal. 1, 1M (s. oben S. 81f.). 17 5638 Stuhl macher. EVaDlIlIUum
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geliums lUld Mk. 16,9ff. Beide Texte gehören, historisch gesehen, keineswegs zu den ältesten des Neuen Testaments, sind aber sachlich für unseren Zusammenhang 80 bedeutsam, daß wir es wagen, sie an den Anfang lUl8erer Erwägungen zu rücken. In beiden Texten wird der weltweite Mi88ionsauftrag direkt vom Auferstandenen hergeleitet.
2. Evangelium und Sendung: Mt. 28,16-20; Mk. 16,9-20
In welchem Maße Mt. 28,16-20 speziell matthäisohe Reflexion Wld Theologie voraUBBetzt, haben G. Strecker 1 lUld G. Bornkamm' gezeigt. Die literarische Frage, inwieweit der Text matthäische Komposition ist lUld in welchem Maße er bereits bestehende Einheiten (besonders in V. 18-20) voraUBBetzt', braucht uns jetzt weniger zu intereBBiercn als folgende drei Fragen: Das schon immer als schwierig empflUldenc ol 8, l8(crrOtaOtv, denn es soheint der Zusammengehörigkeit von Erscheinung des Erhöhten lUld AUBBendlDlg zu widersprechen; die Frage, gegen welohe Denkweise lUld Terminologie sich Matthäus in dem thematischen ILOtthjmaOtTE in V. 19 zur Wehr setzt; die Bestimmung sohließlich, welche die unseren Text leitende Christologie erfahren muß. O. Michel hat wahrscheinlich gemacht, daß das Zweifelsmotiv in V. 17 erst der Reflexion der späteren Gemeinde entstammt, für welche die Ostergeschiohten bereits zur Tradition gehören und die ihre Gewißheit allein noch in dem V. 18ff. hervorgehobenen Wort des Erhöhten (= Wort der Kirohe) finden kann'. G. Bornkamm hat dem zugestimmt lUld davor gewarnt, angesichts soloh fortgeschrittener Tradition und Reflexion unseren Evangeliensohluß (wie E. Lohmeyer i ) mit einer der alten Erscheinungsgeschichten nooh ohne weiteres zu identifizieren'. G. Strecker hat zudem gezeigt, daß in V. 17 die Hand des Matthäus selbst spürbar ist'. V. 17 widerspricht also der Zusammen1 Weg d. Gerechtigkeit ' , S. 208-214. • Der Auferstandene und der Irdische, passim. VgI. ferner G. Barth, Das Oesetzesverständnis des Evangelisten Matthäus, in: G. Bomkamm-G. BarthH. J. Held, Überlieferung und Auslegung im Matthäus-Evangelium, WMANT I, Neukirchen '1966, S. 126-128. • O. Michel, Der Abschluß des Matthäusevangeliums, S. 19ff.; F. Hahn, Mission, S.52ff. und G. Bomkamm. Der Auferstandene und der Irdische (Bultmann-FesUichrift), S.173f. denken bei V.I8-20 an eine matthäische Komposition ursprünglich selbständiger Einzellogien. Ebenso analysiert G. Barth, a.a.O. S. 124f., während G. Strecker, Weg der Gerechtigkeit ' , S. 210 vonnattbäische Zusanunenhänge vennutet. , A.a.O. S. 17ff.; G. Barth, a.a.O. S. 123f. schließt sich Michel an. i Mir ist gegeben alle Gewalt, in: In memoriam E. Lohmeyer, StuHgart. 1951, S. 22-49, bes. S. 26-28. • A.a.O. S. 17lf. 7 A.a.O. S. 208; ebenso G. Barth, 8.a.0. S. 134.
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gehörigkeit von Erscheinung lUld Sendung in alten Texten nicht, signalisiert aber, daß diese alte Identität für die Kirche später interpretationsbedürftig war. In dem Matthäustext ist das Hauptanliegen jener alten Identität, daß nämlich die Botschaft selbst zum Wort des Auferstandenen wird, bejahend aufgegriffen worden. Aufgegriffen worden freilich in der reflektierten Form, daß die österliche Proklamation ausdrücklich an die Lehre des Irdischen gebunden wird. Es ist das uns schon vertraute Interesse der Identifikation kerygmatischer Aussagen durch die Bindung an die Lehre Jesu, welche unseren Text beherrscht lUld Matthäus jenes programmatische jLCl&rrrw(JClTE X't"A. in die Feder drängtl. Die Polemik und Besorgnis solcher Tendenz sind deutlich spürbar. Es könnte also tatsächlich sein, daß Matthäus sich auch in unserem, für sein Evangelium entscheidenden Text gegen ein enthusiastisches Verständnis der kirchlichen Verkündigung (d. h. des Evangeliums) zur Wehr setzt'. In unserem Zusammenhang besonders interessant ist es schließlich, daß dieser traditionsgeschichtlich junge Text christologisch noch in dieselben Zusammenhänge weist, innerhalb derer sich die hellenistisch-judenchristliche Rede vom Evangelium entwiokelt haben dürfte: Die Menschensohnerwartung steht vielleioht im Hintergrund des Vollmachtswortes V. 18b (vgl. Dan_ 7,14), ist aber mit ihren eschatologischen Implikationen einer der Mission zuvorkommenden Parusie nicht mehr beherrschend 3. Bestimmend ist vielmehr das ErhöhlUlgs- und Inthronisationsmotiv , das uns klassisch in Phil. 2,9-11 oder auch 1. Tim. 3, 16 begegnet, das von Ps. 109,1 (LXX) her auch die hellenistische Version der ChristosChristologie prägt und diese zugleich der Kyrios-Christologie strukturell weitgehend angleicht·. Im Philipperhymnus sowohl wie in dem Inthronisationshymnus von 1. Tim. 3,16 ist mit der Erhöhung und Inthronisation die Proklamation der neuen Herrscherwtirde verbunden. Werden im Philipperhymnus zlUlächst die himmlischen und irdischen Mächte als Adressaten solcher Proklamation genannt, 1. Tim. 3,16 aber schon die 1&v1]. so sendet auch in unserem Matthäustext der Erhöhte Christus seine irdischen Sendboten in der Vollmacht des Geistes zu den Völkern der Welt. Christologisch gehört unser Text also in die Sphäre des hellenistischen Christentums und der sich dort vollziehenden Verflechtung von Christos- und Kyrios-Vorstellungen 5. Vgl. oben S.238ff. • Vgl. oben S.239. Vgl. Bornkamm, a.a.O. S. 174f. Gegen eine Rückbeziehung unseres Textes auf Dan. 7,14 scharf K. H. Rengstorf, Old and New Testament Traces of a Formula of the Judaean Royal Ritual, NovTest 5, 1962, (S. 229-244) 239. 4 Vgl. Bornkamm, a.8.0. und Hahn, Mission, S.54-56. • Auch das u!o~ .&toü-Prädikat aus Gal. 1,15f. dürfte, wenn man Ps. 2,7 (LXX) und Kramers Definition der Funktion des Gotte880hnbegriffes bei Paulus "u!Ot; Cl,hoü (sc. 'fOÜ ~h:oü) im paulinischen Gebrauch (ist) die Bezeichnung 1
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Unser Text gibt somit wenigstens eine modellartige Vorstellung von dem christologischen, pneumatischen und zugleich österlichen Geschehensk.reis, aus welchem die hellenistische Evangelienterminologie zu stammen scheint 1_ Daß wir mit dieser These nicht auf reine Vermutungen angewiesen sind, zeigt ferner der unechte Markusschluß. Da lUlB die sachliche Frage nach dem Ursprung des Evangeliums im Moment stärker beschäftigt als die analytische, können wir hier erneut die sohon gestreifte Frage nach dem literarischen Charakter von Mk. 16, 9-20 weitgehend auf sich beruhen lassen I. Daß wir eine sehr späte und als ganzes auch sekundäre Komposition vor uns haben, zeigt sohon der textgeschichtliche Befund. In dreierlei Hinsicht wirkt diese Komposition sachlich älter als der Matthäustext: In V. 12-14 wird das Zweifelsmotiv noch vom Auferstandenen selbst überwunden, wie es den älteren Auferstehungsgesohiohten entspricht 3 • Das die Botsohaft der Auferstehungszeugen legitimierende Motiv pneumatischer Zeichen ist im Matthäustext eliminiert, hier aber tritt es in V. 17ft". noch betont hcrvor und weist lUlBeren Text dadurch in den Bereioh des hellenistischen Enthusiasmus, den Matthäus bereits kritisch einzudämmen suoht. Ein letztes Zeichen vormatthäischer Reflexionsstufe ist die Tatsache, daß der Sendungsbefehl des Auferstandenen nur auf die weltweite Proklamation des Evangeliums zielt, ohne daß eine Nötigung zu näherer Identifikation dieses Evangeliums spürbar wäre. Es heißt in V. 15 nur: 7tOpe:u&Me:~ e:t~ -rov x60'fLOV «7tIXV't'IX, X"lPUf:IX't'E: .0 e:UIXYY&ALOV
7tclO1J Tjj
X·r(O'E:L.
Genau gegen diese (möglicherweise zum Enthusiasmus verführende) Evangeliumsverkündigung hat Matthäus dann bewußt Front gemacht. des Heilsträgers unter dem Aspekt seiner Zugehörigkeit zu Gott" (Christos, Kyrios, Gottessohn, § Md = S. 185) beachtet, WlBChwer der paulinischen Christ08-Christologie zuzuordnen sein, die sich mit der hellenistischen Kyri08Christologie beim Apostel untrennbar verbunden hat. Die hellenistisch-judenchristliche Christos-Christologie ist also der einheitliche Horizont, unter welchem die neue Verwendung des Stammes EUatYYCA- gesehen werden muß. Es dürfte darum kein Zufall sein, wenn in Mk. 16,9ff. das zu dieser Christologie gehörige Inthronisationsschema in V_ 19 noch "gewisserm.a/3en 'nachgetragen'" wird (Hahn, Mission, S. 54 Anm. 4); damit wird auch dieser Text an unseren christologischen Tn\ditionsstrom angeschlos<:en. 1 U. Luck hat eben erst darauf hingewiesen, daß ein Text wie Mt. 28,16-20 ein sehr reflekt.iertes, geschichtstheologisches Urteil impliziert und VOl'8ussetzt, weil er einerseits die Differenz zu dem alten partikularistischen Missionsgedanken zu überwinden und zudem solche Überwindung noch mit der Realität der Verheißungs- und Offenbarungsgeschichte Gottes zu versöhnen hat,te: Herrenwort und Geschichte in Matth. 28,1~20, EvTh 27, 1967, S.494-508, bes. 497ff_ Dies gilt natürlich nicht nur für unseren Text allein, sondern für die Konzeption der Heidenmission überhaupt (vgl. oben S. 252 Anm. 2)_ I Vgl. oben S.239 Arun_ L I Vgl. Bornkamm, a_a.O. S. 172 mit Verweis auf Lk. 24,41ff.; Joh. 20,24ff_ und Mk. 16, 14ff.
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Nun soll mit diesen sachlich vormatthäischen Elementen der Markusüberlieferung nicht nachträglich doch behauptet werden, daß der Text als ganzer vormatthäischen Charakter hätte. Vielmehr kölmen wir UJlB darauf beschränken festzustellen, daß sich Matthäus in seinem Sendungstext von einer Mk. 16,15ft'. analogen Tradition abzugrenzen scheint. Diese Tradition enthält in V. 15 programmatisch das Stichwort Tb e:UClyyiALOV. Daß es sich um eine bereits terminologisch feststehende und geprägte Formulierung handelt, zeigt der Artikel. Auch wenn Mk. 16, 15ft". textgeschichtlich jung ist und auf die neutestamentlichen Auferstehungsgeschichten schon zurückblickt, wird zum Thema e:uClyyeALov aus der Kompilation noch folgendes deutlich: Im Evangelium ist nach V. 20 der Auferstandene präsent; das Evangelium wird also christologisch verstanden und definiert. Es proklaIniert die Weltherrschaft des Christus und bietet den Glaubenden, welche sich dem XUPLOC; 'IlJaouc;, dem neuen himmlischen Weltenherm, unterwerfen, das Heil an. Tb e:UClyyi).LOV ist also in viel dezidierterem Sinne als jenes e:UClYYeALOV 't"ljc; ßClar.>.e:tClt; der Logientradition Heilsbotschaft, und zwar Botschaft von einem in der Gegenwart schon auf die ganze Welt hin sich öffnenden und auf sie zu entschränkten Heil. DaInit stoßen wir auf ein wichtiges Kennzeichen, das die neue Evangelienbotschaft der hellenistischen und hellenistisch-judenchristlichen Gemeinde von der palä.stinisch-christlichen Verwendung der Wurzel .,W:l abhebt: Die ausdrückliche Wahl des Stammes eUClj'"y&A- für die eschatologische Proklamation der Christusbotschaft bedeutet im hellenistischen Sprachraum (der jenen Stamm nur für die Ausrichtung von erfreulicher, höchstens aber wertneutraler Botschaft kennt), daß der Gedanke der Rettung und der eschatologisch begründeten Freude in weit stärkerem Maße hervortritt und für die neue Verkündigung konstitutiv wird als vordem. Weshalb die Wahl der hellenistischen Gemeinde gerade auf diesen Wortstamm fiel, läßt unser Text selbst nicht klar erkennen. Die von dem apokalyptischen "Evangelium" der Palästiner her vertraute, nun aber geschichtsthoologisch neu reflektierte Zusammengehörigkeit von Botschaft Gottes und IniBBionarischer Sendung, die griechische Fassung von Mt. 11,2-6 und ihre Weiterbildung in Lk.4, die in hellenistisch-judenchristliches Milieu gehörige lukanische Geburtsgeschichte, vor allem aber die an seInitische Ursprünge anschließende Zusammengehörigkeit von e:UClyye:AL?;e:a&ClL und 8L8ciaxe:LV in der hellenistischjudenchristlichen Gemeinde l nötigen zu der Annahme, daß der Stamm EUClrfe:A- für die hellenistisch-judenchristliche Gemeinde nicht nur ein neuer, proklamatorischer Wortstamm war, sondern daß er in ähnli1
Ygl. S.230 Anm.5 unter b.
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ehem Maße auch Übersetzungs-lUld Traditionsstamm gewesen ist. Schon mit der Wahl der Worte schließt man sich &Iso an die (heils)geschichtlich vorgegebene jüdische und palä.stinisch-christliche "iI:l-Tradition an. Sicherlich hat die Septuaginta den Vermittlungsprozeß gefördertl. Nur begnügt m&n sich nicht damit, die alte apokalyptische Sprechweise ins Griechische zu transponieren, sondern schreitet zu begrifflichen Neuprägungen weiter. Eine, wenn nicht die gewichtige NeupräglUlg ist der in Mk. 16,15 begegnende, absolut gebrauchte, singularische Terminus: -ro EUOCyyeALOV. Das junge Missionschristentum definiert mit diesem Ausdruck die jüdische und palästinisch-christliche l'I."iI:l vom Kommen Gottes eindeutig christologisch: Der Herrschaftsantritt Gottes vollzieht sich in der Herrschaft des Christus. Wie damit die jüdisohe und judenchristliche Botschaft aufgenommen lUld zugleich abgelöst wird, so werden für die unter dem einen Evangelium von Jesus Christus stehenden Gemeinden auch die vielen Evangelien des Hellenismus zugunsten der einen, alles entscheidenden Heilsbotschaft entbehrlich. So scheint &Iso die terminologische Rede von dem einen (Christus-)Evangelium eine sprachliche Neuschöpfung des hellenistisch-jüdischen Missionschristentums zu sein, welche durch den ihr zugehörigen eschatologischen Horizont unzweifelhaft mit der jüdischen Tradition lUld der Verkündigung der p&lä.stinischen Urgemeinde verblUlden ist, welche aber zugleich Antwort gibt auf die auch die hellenistisohe Welt durchherrschende Sehnsucht nach GW't"1Jp{oc. Zwei weitere Textgruppen erlauben es, die Entstehung und Ausbildung der neuen Missionsterminologie noch etwas genauer zu verfolgen. Es handelt sich um 1. Thess. 1,9 f. und 1. Kor. 15, 1 ff. 3. dxzryo.wv ToV {}eoii (1. Thea8.1,9/.) Man wird sich die Mannigfaltigkeit der vorpaulinischen Mi88iollspredigt nicht groß genug vorstellen kÖlUlen l . Man wird ferner anzunehmen haben, daß die Missionspredigt je nach ihren Adressaten verschiedene Stoß- und Aussagerichtung besaß. Schließlich gilt es zu bedenken, da.ß gerade in der hellenistischen Gemeinde, von der wir 1 Vgl. oben S. 163f. 177ft". Das Substantiv CUaYrCALOV konnte die Septuaginta freilich nicht bereitstellen. Ihm steht traditioDBgll8Chichtlich die jüdische und judenchristliehe l'I.,'IiI:l vom Kommen Gottes am nächsten. -ro cUayyEALOV er· scheint unter diesem Aspekt als Heriibernahme und endgültige, christologilK'h. ellChatologische Definition jener Botschaft in einem. I Einen Eindruck von solcher Mannigfaltigkeit vennittelt die Studio ,"on N. A. Dahl, Fonngeschichtlichc Beobachtungen zur Christusverkündigung in der Gemeindepredigt, Ntl. Studien für R. Bultmann, BZNW 21, Berlin 1 1957, S. 3-9. Den Zusammenhängen des von Dahl hipr im Anschluß an BuHmann (Theologie d. NT3, S. 107) eruierten sog ... Revclationsschemas" ist j<,lzt D~ Lührmann wcitpr nachgegangen (OffenbBrungsverständnis, S. 124ff.).
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sprechen, VerkündigWlg und Lehre, Predigt und (Tauf-)Unterricht aufs engste miteinander verbunden waren, so daß Topoi der Missionspredigten im TaufWlterricht wiederzuerwarten sind und umgekehrt!. Erst wenn man sich dies alles vor Augen geführt hat, ist es möglich, die VerbindWlg des Wortstammes EUOCY"(EA- mit der urchristlichen MissionsverkÜlldigung ohne die Gefahr von Verkürzungen näher ins Auge zu fassen. Bei der Suche nach traditionsgeschichtlichen Haftpunkten der Paulus schon vertrauten Evangelienterminologie kann die alte Frage, ob und in welchem Maße Paulus in Röm. 1, 18ft". ein Beispiel seiner eigenen Heidenmissionspredigt vorlege, auf sich beruhen. Terminologisch ist in diesem Abschnitt der Begriff EUOCY"(I;"ALov nicht führend. Ein anderes Bild ergibt sich bei 1. Thess. 1,9f. Es steht seit langem fest, daß Paulus an dieser Stelle in formelhafter Sprache Inhalt Wld Schema der hellenistisch-christlichen, monotheistischen Missions- und Bekehrungspredigt wiedergibt I. Paulus reproduziert aber sicher nicht nur geläufige Tradition, sondern bietet zugleich ein Summarium der von ihm selbst vorgetragenen Verkündigung (vgl. TO EUocY"(eALov ~!LWV in V. 5 I). Der Text von V. 9b. 10 lautet: t1tEaTpetJiocTE 1tpOC; TOV &EOV cX1tO TWV d8wA(o)V 80UAEUELV ~iil ~WVTL xocl. cXAll&Lviil, XOCL cXVOC~ELV TOV utov OCUTOÜ h TWV oupocvwv, Sv YjYELpEV tx TWV VEXPWV, 'Illaoüv TOV pu6!LEvov ~!LiiC; h Tljc; opyljc; Tljc; tpxo!Jhnlc;. Der Apostel bezieht sich auf diese Verkündigung und solches Schema nicht nur in 1,5, sondern auch in 2,2ft". unter den Stiohworten EUOCY"(tALOV TOÜ ~oü und TO EUocY"(eALov. Ist es erst der Apostel, der diese Stichworte für jene Missionspredigt einsetzt 1 Das wird man kaum behaupten dürfen. In den nächsten Parallelen zu unserem Predigtsummarium, der in den christlichen Taufunterricht weisenden Stelle Hebr. 6, lf. 8 und der Predigt Apg. 14, 15ft".', taucht Apg. 14,15 das Verbum EUOCY"(EA(~Ea&ocL erneut auf, ohne daß man für diese Stelle eine spezielle Abhängigkeit von paulinischer Sprache voraussetzen dürfte. Wenn in ein und demselben AusS&gezusammenhang an zwei Vg\. oben S. 230 Anm. 5 Abschnitt b. Vg\. nur: M. Dibelius, An die Thessa.lonicher, HNT 11, 31937, S. 6f.; (7. Wilckens, Die Missionsreden der Apostelgeschichte, WMANT 5, 2 1963, S. 81ff.; G. Bornkamm, Glaube u. Vernunft bei Paulus, in: Studien zu Antike u. Urchristentum, Ces. Aufs. II, (S. 119-137) S. 121 ff.; R. Bultmann, Theol. d. NT3, S.7lf. und B. Rigaux: Saint Paul. Les Epit.res aux Thessa.loniciens, Etudes Bibliques, Paris 1956, S. 392ff. a Vg\. H. Windisch, Der Hebräerbrief, HNT 14, 11931, S.49; O. Michel, Der Brief an die Hebräer, MeyorK. 13. Abtlg. 11 1966, S. 238f.; E. Käsema.nn, Das wandernde Gottesvolk, FRLANT 55, Göttingen '1957, S. 119 f.; A. Seeberg, Katechismus d. Urchristenheit, S.248ff. und Wilckens, a.a.O. S.82f. • Es dürfte sich in Apg. 14,15ff. um lukanische Formulierungen handeln, \'gl. Bauernfeind und Conzelmann z. St., ferner Wilckcns, a.a.O. S.86ff. 1
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überlieferungsgeschichtlich verschiedenen Orten derselbe Wortstamm auftaucht, ist es berechtigt, nach den Wurzeln solcher Parallelität zu fragen. Kann also L Thess. 1,9f. Anhaltspunkte für die Entstehung der vorpaulinischen Evange1ienterminologie bieten 1 Folgende Erwägungen sprechen für diese Annahme: Die traditionsgeschichtlichen Wurzeln der Bekehrungspredigt nach dem Schema von L Thess. 1,9f. führen, wie ebenfalls schon längst bekannt ist, zuriick auf die monotheistische Missionspredigt der hellenistischjüdischen Synagogel. Vergleicht man aus der Fülle des sich anbietenden Parallelenmaterials auch nur die von W. Nauck für unseren Zusammenhang ausgewerteten Fragmente aus den Sibyllinen I mit der zwar auch schon von Nauck herangezogenen, aber kürzlich erst von Chr. Burchard im eigentlichen Sinne für die religionsgeschichtliohe und neutestamentliche DiskUBBion zuriickgewonnenen, jüdisch-hellenistischen Mi88ionsschrift "Joseph und Aseneth" (= JA)8, so ergeben sich erstaunliche Parallelitäten. Sie betreffen alle für die Mi88ionspredigt der Christen wichtigen Motive und AU88&gen: den Monotheismus mitsamt der Abkehr von den (als nichtig gebrandmarkten) Götzen'; das Angebot der !,ntivoLoc, welche auf dem Hintergrund von Gerichtsdrohungen gegenüber den Unbußfertigen um so heller erscheint'; die eschatologische Hoffnung auf eine für die Bekehrten nach dem Tode bereitete, paradiesische Ruhe und Glückseligkeit'. Die Parallelität, ja sogar Identität dieser Aussagen in völlig verschiedenen Schriften des hellenistischen Judentums deutet darauf hin, daß wir vor ganz gelä.ufigen Topoi des jüdisch-hellenistischen DenkcnR stehen, sofern dieses Denken für die Heiden offen war. Auch wnnn 1 Vgl. die S.259 in Anm. 2 genaonte Literatur, insbesondere Bornkarnm und Bultmann; ferner W. Eltester, Gott u. die Natur in der Areopagrede, Ntl. Studien f. R. Bultmann, BZNW 21, 11967, S. 202-227; ders., SchöpfUngs. offenbarung und natürliche Theologie im frühen Christentum, NTSt 3, 1966/67. S.93-114; W. Nauck, Die Tradition und Komposition der Areopagrede, ZThK 63, 1966, S. 11-62 (mit schönen Quellenbeigaben S. 46-52); H. Conzel· mann, Apg. S. 102-104 (mit bequem zugänglichen Quellenstückl'n im Anhang S. 156) und Haenchen, Apg.' S. 461 Anm. 3. 464ft'. I A.a.O. S. 26f. (Übersetzung S. 51f.); vgl. dazu Bomkamm, a.a.O. S. 122f. In der Ausgabe der "Sibyllinische(n) Weissagungen" durch A. Kurfess (Tuscu· lum·Bücherei) 1951 finden sich die beiden Fragmente S. 66ft'. (danach die folgen. den Angaben). • Vgl. Nauck, a.a.O. S. 39f. und ehr. Burchard, Untersuchungen zu Joeeph und Aseneth, WUNT 8, Tübingen 1965. Maßgeblich ist immer noch die grie· chische Textausgabe von P. Battiffol, Studia Patriatica 1/2, Paris 1889/90; deutsche Übers. bei Rießler, Altjüd. Schrifttum, S.497ft'. • Sib. fr. I 7f. 32-34 lmd III 3f. vgl. mit JA 12,lff. (= 54,21ft'. Batiffol); ferner JA 12,5 (55,9 B.), auch l1,7f. (53,24ft'. B.) vgl. mit Sib. fr. III 21f. 25ft'. I Sib. fr. 126ft'. vgl. mit JA 15,4-8 (61,2ft'. B.). • Sib. er. 111 43f. 46ft'. vgl. mit JA 16,4; 22,13 (61,2ft'.; 73,19f. B.). Zur Gerichtsdrohung gegenüber den Unbußfertigen vgl. Sib. fr. 111 43f. und JA 11, i (53,24ft'. B.).
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wir keine der synagogalen Missionspredigten im Original überkommen haben l , kann also kein Zweifel daran bestehen, daß die genannten Topoi in der jüdisch-hellenistischen Mission zur Sprache gekommen sind. Beachtet man schließlich, daß in JA die heidnische ägyptische Priestertochter Aseneth förmlich als "das gottgewollte Urbild und damit die theologisohe Rechtfertigung der Proselyten"l dargestellt und die von Aseneth kraft ihrer Bekehrung zum Judentum gewonnene leibliche und geistliche Sohönheit in den leuchtendsten Farben gepriesen wird, wird man es sogar wagen können zu sagen, daß die jüdisch-hellenistische Missionssprache insgesamt durchaus auf den Ton der Werbung, der Freude und Befreiung ausgerichtet war'. Wenn die hellenistisch -jüdischen Christen beim Aufbruch zur Heidenmission sich an geprägte Vorbilder anlehnen und auf geprägte Materialien zurückgreifen wollten, so waren es diese Materialien aus der hellenistisch-jüdischen Synagoge. Der Rückgriff auf das synagogale Material lag schon deshalb nahe, weil die christliche Heidenmission in den um die Synagoge versammelten cn:ß61W10L TOV &1:6v ihre ersten Adressaten und am besten vorbereiteten Hörer gefunden haben dürfte'! Es ist also wahrscheinlich, daß die Hauptmotive und einige der Hauptaussagen der hellenistisch-judenchristlichen Missionspredigt dem Begriffs- und Vorstellungsschatz der hellenistischen Synagoge entstammen. Hat man sich dies vergegenwärtigt, so fallen die Unterschiede zwischen der christlichen Missionspredigt und jener der Synagoge um so stärker ins Gewicht. Sie betreffen drei Punkte. Einmal kann von einer Naherwartung in den synagogalen Ansprachen keine Rede sein, während diese z. B. 1. Thess. 1,9f. beherrschend ist. Dann fehlt in den von uns verglichenen und vergleichbaren jüdischen Texten m. W. eine messianologische Aussage vollkommen, während sie für 1. Thess. 1, 9f. wiederum konstitutiv genannt werden muß&. Schließlich Vgl. H. Thyen, Der Stil der JÜdisch·Hellenistischen Homilie, FRLANT65, 1965, S. 7. Zu Thyens Buch insgesamt vgl. E. Käsemanns Bespre. ehung m VF 1960/62, S. 87f. I Burchard, a.a.O. S. 117. J Vgl. JA 15,4-7. llf. (61,2ff.; 62,7ff. B.) und Sib. fr. I 26ff.; III 34f. , Vgl. Haenchen, Apg.· S. 409; vgl. ferner oben S. 99 Anm.5. • W. Kramer, Christ08. KyriOB. Gotteesohn, § 280 = S. 123 hält den in I. The&ll. 1,9f. gegebenen Zusammenhang von Parusiea\1888ge und Gottessohntitel für sekundär; das liegt jedoch nur daran, daß er unseren Text nur unter dem Aspekt seiner Zugehörigkeit zum christologischen Formelgut betrachtet und auf die in der heUenisti&ch.judenchristlichen Christos.Christologie (Ps. 2,71) von vornherein gegebene funktionale Verbindung zwischen Gottessohn- und Christo&-Titulatur nicht reftektiert. Bet.rachtet man unseren Text von der Struktur der hellenistisch-judenchristlichen Christos-Christologie aus, welche noch bei Paulus beherrschend zu sein scheint, ordnet sich die A\1888ge über die Parusie auch unter dem Aspekt des Gott~88ohntitels ohne weiteres ein. Vgl. Hahn, Hoheits1
Gött~
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Der "orpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
ist der von der Synagoge angepriesene Monotheismus essentiell an die Tora gebunden gewesen und bezieht sich vor allem auf das erste Gebot, in welchem die ganze Tora enthalten ist. Das Fest, das die Heiden ( !) nach dem Ariste&sbrief anläßlich der Septuagintaübersetzung für die jüdischen Übersetzer geben, beleuchtet - gerade weil es sich um eine ideale Szene handelt - die gesamte Szenerie!. Der Proselyt, den die Synagoge wirbt, soll unter dem Schutz und der Anleitung des mosaischen Gesetzes die Höhe und Freiheit wahren Glaubens an den einen Gott erklimmen können. Von alledem ist in der christlichen Missionspredigt nicht mehr viel spürbar. Der Ton liegt in 1. Thess. 1,9f. statt auf der Tora auf der Christologie und dem durch Christus (ohne Beschneidung und Gesetz) eröffneten Zugang zu Gott. Das aber dürfte bedeuten, daß wir in 1. Thess. 1,9f. auf eine implizite Form jener die Hellenisten der Apostelgeschichte in die Verfolgung reißenden und andererseits den Juden Paulus zur Verfolgung der Hellenisten hinreißenden Gesetzesabrogation vor uns habenS. Ist dies im Ansatz richtig gesehen, 80 ist es um 80 interessanter, daß der Stamm cö«yyd.- gerade an dieser Form der christianisierten Missionspredigt zu haften scheint! Ob es schon innerhalb der Synagoge titel, S. 288-290 und, trotz Kritik an Hahn, in der für unseren Zusammenhang entscheidenden Tendenz ebenso: Vielhauer, Ein Weg zur ntl. Christologie, S. 189f. Vgl. auch oben S. 255 Anm.5. 1 AristeaBbrief 180ff. t K. O. Kuhn, D88 Problem der Mission in der Urchristenheit, S. 162. 165 vergleicht die christliche Heidenmiasionspredigt und ihre Gesetzesabrogation mit der durch J osephus, Ant. 20, 2,4 ( = 20,38 ff.) für d88 hellenistische Judenturn bezeugten Möglichkeit, bei der Bekehrung des Königs Izates von Adiabcne (zunächst) auf die Beschneidung zu verzichten; mit dem Unterschied freilich, daß in der hellenistisch-christlichen Mission zugunsten des Glaubens an Jesus nunmehr überhaupt auf die Beschneidung verzichtet wird: ..... die hellenistische Gemeinde (knüpft) in der Struktur ihrer Mi88ion an die Tradition der hellenistischen Synagoge an. Wie diese sagt sie: Du brauchst nicht notwendig erst Jude zu werden durch den Übertritt als Proselyt, d88 heißt durch Beschneidung, um Gott wohlgefällig sein zu können und d88 Heil zu erlangen; wichtig ist allein, daß du ein wahrer Verehrer des einen, wahren Gottes wirst, ein aeß6ruvo; -rOv ~6v. Die christliche hellenistische Gemeinde sagt d88 nun so: Auch dir, dem Nichtjuden, gilt die Heilsbotschaft; du brauchst nicht erst notwendig Jude zu worden, vielmehr gilt auch für dich, daß du durch den Glauben an Jesus als den demnächst kommenden himmlischen Weltenrichter und Bringer der Heilszeit für die Seinen Teilhaber der eschatologischen Rettung wirst" (S. 165). Zum Problem, inwieweit die mit solcher Predigt gesetzte Abrogation der Tora prinzt':''!!!er und grundsätzlicher Natur genannt werden kann, vgl. S. 251 Anm.2. erhin ist ja auch zu fragen. inwiefern der von Joeephus geschilderte Fall typischen Charakt.er besaß! Beachtenswert für dieses Problem ist es auch, daß Kuhn a.a.O. S. 162f. das Insistieren auf der Einhaltung der gesamten Tora (einschließlich des Zeremonialgesetzes!) als spezifisches Kennzeichen paläBtinisch-jüdischer Observanz anspricht; dadurch gerät die Tatsache der Verfolgung der Hellenisten in Jerusa.lem und des Protestes der Falschbrüder auf dem Apostelkonvent ebenfalla in Jerusa.lem in ein höchst intereasantes Licht.
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für die Missionspredigt einen festen tenn_ techno gegeben hat, ist uns nicht bekannt. Es dürfte aber eine jedenfalls diskutable Hypothese sein, &l1Zunehmen, daß sich bereits im jungen Missionschristentum jener Predigttypus vor allem mit dem Stichwort WCXjfEAtOv "t"oü &eoü verbunden hat, das noch Paulus selbst ihm beilegt. EUCXjfEAtov "t"oü &eoü wäre dann, sprachlich völlig korrekt, die Bezeichnung für die neue christlich-monotheistische Predigt gewesen, die im polytheistischen Milieu mit Fug und Recht unter dem Stichwort der "Freudenbotschaft von Gott" oder auch nur der "Botschaft von Gott" auftreten konnte 1. In dem Maße freilich, in welchem sich die ersten Missionare als inspirierte, prophetische Boten Gottes und seines Christus wußten, also als die eschatologischen wcxyydL~6!LEVot wie Paulus auch', war für sie jenes wcx-yyiAtOV TOÜ ~oü zugleich inspiriertes Gotteswort. Es war nicht mehr nur Botschaft von und über QQtt, sondern «;';1)&(;)c; A6yoc; a.coü, wio man mit 1. Thess. 2,13 formulieren könnte. Ihre neue Botschaft Jl&Jmten jene Missionare EucxyyeALOV "t"oü &eoü, vielleicht auch schon, sofern die Missionsverkündigung vom Heilskönig Jesus sprach, WCXj(E>.Lov XptO"TOü. Abgekürzt konnte man für beides technisch einfach sagen: -ro EUCX"()'EAtOV. Mit dieser auf religionsgeschichtlichem Gebiet analogielosen, neuen Terminologie war, sofern das Evangelium die eine wahre rettende Kunde von Gott und seinem Christus zu sein beanspruchte, eine Kritik an der jüdischen Torafrömmigkeit und der von dieser getragenen Bekehrungspredigt der S~agoge gegeben. Gerade weil die Parallele zu 1. Thess. 1,9f., Hebr. 6,1f., in den Taufunterricht weist 3 und sich damit wie sogleich auch bei der Betrachtung von 1. Kor. 15, Uf. Berührungen des Wortstammes wcxyyEi.- mit der Unterweisung der jungen christlichen Missionsgemeinden ergeben, läßt sich das Phänomen jener von uns notierten Kritik an der jüdischen Gesetzesfrömmigkeit noch ein Stück weiter verfolgen. I Die mit ~iALOV verbundenen Genitive Objekts~nitive aufzufassen. Vgl. dazu oben S.
sind sprachlich zunächst als 237 Arun. 1. I Es Ist nicht völlig gewiß, ob die Bezeichnung des Philippus als EUCXyytALcrrljC; in Apg. 21,8 ein (auf diesen Zusammenhang zurückführender!) traditioneller Titel ist (so z. B. Ha.rnack, Kirchenverf&88Ul1g, S. 213 Anm. 2; Bauemfeind und wohl auch ConzeImann z. St.), oder ob man in dieser (Eph. 4,11 und 2. Tim. 4,5 deutlich nachpaulinischen) Bezeichnung nicht mit W. Kramer, Christoe § 13a = S. 151 eine späte Titulatur für den Missionar zu sehen hat, die eingesetzt wurde, weil sich der Aposteltitel bereit8 auf einen festen Kreis bezog, also als Bezeichnung nicht mehr in Frage kam. Dieae zweite Auffassung ist die wahrscheinlichere, weil sie a) vorzüglich in die lukanische Theologie paßt und b) den Tatbestand zu erklären vermag, daß der Titel nicht (alttestamentlich) deltYYC).L~6!LEVo~, sondern EUCXyylt).LaTi]~ heißt, also auf einen rein griechischt'n Ausdruck zurückgreift (vgl. Friedrich, ThWb 11 S.734ff.). 3 Vgl. obt'n S.259 Arun.3.
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
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Uns war die Zusammengehörigkeit der Wurzel mit der Gesetzespromulgation öfters begegnetl, lUld der jüdische Übersetzer der Perilipomena Jeremia.e stellte 5,21 cl~(~&a&ul lUld xot'Tlliijaotl 'tOv ÄOYov als zwei ParaJIelbegriffe nebeneinander, um durch heide die Belehrung der Exulanten im (Tora-)Gehorsam gegenüber Gott zu bezeichnen. Wenn nlUl das junge Missionschristentum seine eigene Lehre mit demselben Wortstamm bezeichnete, lUld es wagte, ihren eigenen 'tU7tOC; 8l8otXljC; (Röm. 6, 17) an die Stelle jener syn&gogalen Unterweisung in der Tora zu rucken, 80 war dadurch ein hohes Maß an Kritik an der Geltung der Tora gegeben, ein so hohes Maß, daß es durch die Herübernahme gewisser Elemente der synagogalen Paränese in die der Christengemeinden nicht wettgemacht werden konntei. Hier war vielmehr die neue, evangelische Lehre von Gott und seinem Christus auf dem Plan, und diese neue Lehre, das Evangelium, machte der alten Lehre, dem Gesetz, den Platz und den Rang streitig. Mit alledem kann nicht gesagt sein, daß der Begriff des e:UotyyßLOV TOÜ &&00 aU88chließlich an diesem einen Schema. monotheistischer Mi88ionspredigt gehaftet hat·. Es kann nur festgestellt werden, daß wir hier einen freilich ungewöhnlich wichtigen Haftpunkt der neuen I Vgl. oben S. 138f. 133 Anm.3, 177 Anm. 2, 230 Anm. 5 unter b. • Da es jetzt nicht um Einzelnachweiae, sondern um einen Überblick gtlht, sei dieser Tatboatand nur mit einem Zitat belegt: "Die urchristlichen Gemeinden waren auf das Vergehen dieser Welt und nicht auf das Leben in ihr eingerichtet; so waren sie auf die Notwendigkeit keineswegs gerüstet, paränetische Losungen für den Alltag hervorzubringen. Aber das Judentum hatte vorgearbeitet: seine Proselytenbelehrungen, ihrerseits häufig wieder von hellenistischen Vorbildern abhängig, bedurften oft. nur leiBer Umtönlmg odor christlicher Ergänzung, um auch unter Christen brauchbar zu werden" (M. Dibelius, Formgeschichte a S.241). a So z.B. U. Wilckens. Ursprung der Überlieferung der Erscheinungen des Auferstandenen. S. 58f. Man wird vielmehr (70. B. mit Dibelius, Formgeschichte 3 S. 19 oder Dahl, Formgeechichtlicho Beobachtungen zur Christusverkündigunp; in der Gemeindepredigt [vgl. oben S. 268 Anm.2» damit zu rechnen haben, daß es im Urchristentum eine Vielzahl von kerygmatischen (Darbietungs-) Schemata gegeben hat. in df'nen allen das Evangelium mitteilbar war (zu solchen Schemata und ihrer Variabilität vgl. auch Eltcster, Gott und die Natur in der Areopagrede, S.227). Gerade diese Variabilität macht es schwer, dio Frage exakt zu beantworten, in welchem Maße zwischen dem "Evangelium" und dem Predigtschoma von 1. The88. 1,9f. formgeschichtliche und formprii· gende Beziehungen bestehen. A. Seeberg, Katechismus der Urchristenheit. S. Mf.; H. Conzelmann, Apg., S. 103 und E. Käsemann, Artikel: Liturgische Formeln im NT, RGGI 11 Sp.995 seben unseren Text, besonders V. 10, in Zusammenhang mit alten frühchristlichen Credoformulierungen. Über die formgeschichtliche Prägekraft der EvangeliumsvorBtellung läßt sich angesichts solchen Befundes im Moment nur erst sagen. daß 1. die mit cUlZ'Y)"iALOY verbundene Christos-Christologie und 2. die damit zugleich gegebene Sicht eines heils· und erwit.hlungsgeschichtlichen Handelns Gottes vor Christus und durch Christus auch für die kerygmatische und die katechetische Darbietung des Evangeliums gewi8lle motivische Verbindungen von Gotteehandeln und Christologie nahe~elcgt haben dürfte. Ahnliche und einige weiterführende Beobachtungen zu diescm Thema l888Cn sich an 1. Kor. 15. 1ff. machen. - Für ein "T8uflicd
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Missionsterminologie vor uns haben. Der Festlegung auf dieses eine Sohema widerrät auch die Beobachtung, daß von dem wahren, durch Christus vermittelten Glauben an den einen Gott nicht nur in der Predigt selbst, sondern eben auoh im Katechumenenunterricht die Rede gewesen ist (vgl. Hebr. 6,2). Wir werden noch sehen, daß auch Paulus in 1. Kor. 15,1ff. Traditionen, welche ihren heute erkennbaren Sitz im Leben vor allem im (Tauf-)Unterricht der jungen Christenheit gehabt haben, durohaus mit dem Stamm W«'('Y&A- verbinden konnte, und tWl deshalb gut daran, UJl8 fllr diese Weite der Ausdruoksweise SChOll jetzt offenzuhalten. Die bei Paulus begegnende Variabilität der Evangelientenninologie in 1. Thess. 1 und 2 ist also eventuell schon für die Frühzeit zu erwarten, unbeschadet der Erkenntnis, daß es für die einzelnen Ausdrücke traditionsgesohichtlioh bevorzugte Kristallisationszentren gegeben hat. Ob diese Variabilität und Weite der Ausdrucksmöglichkeiten eventuell darin begründet war, daß man den Stamm eua.yyeA- enger mit der eschatologisohen Wortoffenbarung Gottes in Christus verbunden sah als mit der missionierenden Einzelpredigt, ist eine erst bei der Durohsicht des gesamten paulinischen Materials zu beantwortende, aber hier wenigstens schon anzureißende Frage. Jetzt Iä.ßt sioh zunäohst nur noch sagen, daß das Verbum eua.yyeAl~ea&a.L seine terminologische Verdichtung zum Sinn von "das Evangelium (Gottes bzw. des Christus) proklamieren" nur erst im Zusammenhang mit jenen neuen substantivischen Bezeichnungen für die Offenbarungspredigt gewonnen haben kann. Wenn Apg. 8,35 und 11,20 aus vorlukanischem (antiochenischem1) Überlieferungsgut stammen sollten, läßt sich der Prozeß der terminologisohen Ausbildung des Verbums noch deutlioh verfolgen: Am Anfang steht die jüdische Wendung l"I,'W:l 'W:l bzw. Wa.yyeAl~eLv eua.yyl:ALov (vgl. Apc. 14,6). Das Verbum verbindet sich dann, wie jene beiden Belege aus den Acta zeigen, mit dem Gedanken der Proklamation und heilsgeschichtlichen Verkündigung des XUPLO~ 'I"laoik; XpLcrr6~. Die christologische Definition des Evangeliums in den hellenistischen Missionsgemeinden führt weiter zu der Wortverbindung wa.yyeAl~ea&a.L Tb Wa.yyl:ALOV, die sprachlich an die alte jüdische Formel anschließt, aber inhaltlich neugeprägt erscheint (vgl. z. B. 1. Kor. 15,1; 2. Kor. 11,7; Ga!. 1,11 usw.). Die Selbstverständlichkeit, mit welcher Paulus sich dieser Redeweise bedient, zeigt, daß es sich um bereits vor Paulus hellenistischer Judenchristen", bestehend BUS zwei Strophl'n: 0.) V. 9b + 10a und b) lOb kann ich unseren Text nicht halten; V. 9b und 100. sind Prosa; 7tW~ maTpiljlot-n: läßt sich im Rahmen des 1. Thess. gut, aber m. E. kaum als ein traditioneller Zuruf an Täuflinge verstehen, und nur V. lOb enthält fonnuliertes Formelgut. Vgl. zu jener Sicht des Textes G. Friedrich, Ein Tauflied hellenistischer Judl'nchristen, ThZ 21, 1965, S.502ft".
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Der vorpau1inisch.ohristliohe Sprachgebrauch von Evangelium
eingebürgerte Sprechweise handeln dürfte. Am Ende der Entwicklung steht das jene Wendung abkilrzende, terminologisch-absolute EUtl"("(E).(CEO'&ClL von 1. Kor. 9,16; Ga!. 1,16 usw. Auch hier liegt es nahe, aus denselben Gründen wie eben vorpaulinischen Sprachgebrauch zu postulieren. Was besagt also "Evangelium" und "Evangelium Gottes" in der Missionssprache der jIDlgen Missionsgemeinden 1 Es ist Bezeichnmtg für eine den Glaubenden als Gottes eigener Advent begegnende Offenbanmgskunde von dem durch Christus schon jetzt auf die Welt der Heiden entschränkten Heil Gottes. Die neue Botschaft nennt sich mit Recht EUrxorytALOV = Heilsbotschaft, weil sie von der endzeitlichen O'(O)'"lp(Cl spricht und diese nicht mehr an Gesetz und BeschneidIDlg gebunden sieht, vielmehr diese O'(O)'"lp(Cl ftir alle Glaubenden schon heute eröffnet weiß. Wovon die den Heiden zugewandte Synagogenpredigt in der Diaspora nur im Sinne eines letzten Ausblicks sprach und was diese jüdische Predigt fest an die Ergebenheit gegenüber der Tora Gottes gebunden glaubte, das Heil des jüngsten Tages, davon sprach die Evangeliumspredigt der missionierenden Christen heute schon, und zwar in einer sich vom jüdischen (Zeremonial-) Gesetz emanzipierenden Weise. Freilich war das neue Evangelium der Christen eine Offenbarungskunde, welche jüdisch-apokalyptischem Denken in hohem Maße verpflichtet blieb: Es geht im Evangelium um eine Offenbarung des endzeitlichen Heiles, welche heute noch ins Wort der Prediger hinein verborgen und auf den Glauben ihrer Adressaten angewiesen ist, welche also auf den weltweiten Advent Gottes erst verheißungsvoll vorausweist. Anders formuliert: Das Evangelium hatte noch keinen a.llgemein evidenten Sachverhalt zu demonstrieren, sondern eine Botschaft zu verkünden, welche die Horizonte der alten Weltzeit zwar bereits endgültig aufsprengte, aber gerade damit die Hoffnmtg auf die weltweite Gottesherrschaft, welcher das heute schon verkündete Heil zugehören soll, wachrief und wachhielt. Werm wir demnach im neuen Evangelium der Christen die ins Wort hinein verborgene Offenbarung von dem aller Welt in Christus bereiteten Heil sehen dürfen und außerdem gelernt haben, die Begriffe -ro EUCly-yeALOV und EÖctyyEALOV &Eoü als christliche Sprachbildungen sui generis anzusprechen, körmen wir uns 1. Kor. 15,1 ff. zuwenden. 4. dxryyi).WJI TOO X(!urroo (1.
Kor. 15,3-8)
1. These. 1,9f. bot uns die Möglichkeit, wenigstens hypothetisch einen vorpaulinischen Haftpunkt des Paulu8 bereits ganz gelä.ufigen, aber vorpaulinischen Ausdrucks EUa.yyE"ALOV ..oü &Eoü in der christlich-
Der Gebrauch von Eva.ngelitun in der hellenist.-judenchristl. Gemeinde
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monotheistischen Missionspredigt festzustellen. Ebenso wie EUOCYY~ALOV TOÜ koü scheint der bei Paulus mehrfach erscheinende Ausdruck EUOCYY~ALOV TOÜ XPLO""t"OÜ vorpaulinischen Ursprungs zu sein 1 und mit ihm die systematische Abbreviatur -ro &UOCYY~LOV. Im Rahmen der Paulusbriefe bietet sich ein zweiter Text ganz besonders an, um dem vorpaulinischen Werdegang der Evangelienterminologie im allgemeinen und dem Ausdruck EUOCYY~LOV TOÜ XPLO""t"OÜ im besonderen traditionsgeschichtlich nachzugehen. Es handelt sich um 1. Kor_ 15, 3ft'. Da die Einleitung zu 1. Kor. 15, 3ff., V. 1 2, unstrittig von Paulus selbst formuliert ist, ist der Zusammenhang des in V. 3ft'. dargebotenen Formelgutes mit dem Ausdruck -ro EUOCYY~ALOV in V. 1 traditionsgeschichtlich nicht völlig gesichert'. Zur traditionsgeschichtlichen Rückfrage ermutigt erst die Feststellung, daß in dem strukturell ganz ähnlich wie 1. Kor. 15,3ft'. gegliederten Redestück aus den Acta (= Apg. 10, 34ft'.) in V. 36 der Wortstamm EUOCYYEA- erneut auftaucht 3. Damit gewinnt unsere Rückfrage an Sicherheit. Was für Zusammenhänge vorliegen, kann jedoch nur deutlich werden, wenn wir drei Fragen geklärt haben: Wie ist die Paradosis in V. 3ft'. textlich abzugrenzen; welchem urchristlichen Überlieferungskreis gehört die Paradosis an; welchen formgeschichtlichen Charakter hat der Text. Die Mehrzahl der Forscher schließt in der Nachfolge A. Seebergs ' aus dem stilistischen Bruch zwischen V.5 und 6 (bis einschließlich V.5 von V. 3a abhängige, referierende 6TL-Sätze, mit V.6 Wechsel zu selbständigen Hauptsä.tzen), daß der Wortlaut der von Paulus referierten Paradosis 6 nur bis V.5 reiche und von Paulus selbst in V.6ft'. mit Nachträ.gen versehen werde. Dabei wird ausdrücklich oft'engelassen, daß auch die AU88&gen dieser Nachträge dem Paulus
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Vgl. Kra.mer, Christos. Kyrios. Gottessohn, § 1280 = S. 46f. Vgl. Kra.mer, 80.80.0. § 12b = S. 47. 8 Vgl. ferner Apg. 13, 16ff. bzw. 13,32. In Apg. 10 und 13 handelt es sich um hlka.nische Redekompositionen, die aber, wie ich meine, nach einem bereita in l.Kor. 15,3ff. greifbar werdenden, also vor-Iuka.nischen und chronologisch gedachten Schema. aufgebaut sind; dieses Schema. könnte am Stamm EUClYYEAgehaftet haben; vgl. dazu unten S. 277 Anm. 2, 279 Anm. 1. , Katechismus der Urchristenheit, S. 50ff. & Daß es sich um regelrechten, bis in den Wortlaut hinein verbindlichen überlieferungsstoff handelt, signalisieren die teChnischen Begriffe für den überlieferungsvorgang: 7tClPClAClj.lß~VIol und 7tClPCl8!81olj.lL in V. 1-380. Angesichts der durch Gal. 1,12 dokumentierten Tatsache, daß Paulus mit einer didaktischen Vermittlung des Evangeliums selbst zu rechnen vermag, empfiehlt es sich nicht, in 1. Kor. 15,1-3 hinter EUClYY&ALOV nur die "Heilspredigt" und erst in dem A6yoC;, welcher ausgerichtet wird, die Bezeichnung für die Tradition zu suchen, wie dies M. Dibeliua, Formgeschichte 3 S. 17 Anm. 1 vorschlägt. Das mit jenem Logos verbundene EUClyyd.!~EaaClL müßte dann ja auch nur "predigen" heißen, während es Dibeliua a. a. O. als Bezeichnung für "überliefern" verstehen will; was dem Verbum recht ist, ist aber auch dem Substantiv billig. 1
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Der vorpaulinisch-christliche Sprachgebrauch von Evangelium
eventuell schon bis in den Wortlaut hinein überkommen sein könnten_ Diese Gesamtsicht unseres Textes ist in der jüngeren Literatur am eindringlichsten von J_ Jeremias 1 entfaltet worden_ Wir schließen uns dieser Sioht jedoch nioht an. Zwar ist der stilistisohe Übergang von V. 5 zu V. 6 offenkundig, er allein aber bietet noch keinen zwingenden Anhalt für die These, daß mit V.6a bereits paulinisches Referat beginnt. Nur V. 6b (t~ 6>'1 ol 1tAe(o~ f.Levouenv X't'A.) könnte als paulinische Fonnulienmg anzuspreohen sein I. V.6a aber spricht unpaulinische Sprache: Das &1t«vw im Sinne von "mehr als" ist bei Paulus hapax legomenon. tql«1tCl~ gebraucht Paulus zwar auch Röm. 6,10, hier aber in der Hebr. 7,27; 9,12; 10,10 nachweisbaren Bedeutung von "ein für allemal". Diese Bedeutung paßt aber für V. 6 a gerade nicht, so daß tql«1tCl~ = "auf einmal" ebenfalls unpaulinische Formulierung ist. Das Argument sohließlich, so schwebend wie V. 680 spreche eine geprä.gte Paradosis nicht 3, ist nur solange zwingend, wie man unsere Überlieferung einfaoh als "Bekenntnis" anzusprechen versucht. Da wir dies nicht tun, vielmehr in V. 3ff. ein katechetisohes Summarium zu sehen versuchen, fällt (für uns) dieser Einwand dahin. V. 6a ist sprachlich jedenfalls unpaulinisch bzw. vorpaulinisoh formuliert. Der paulinische Zusatz V. 6b besagt, daß die Mehrzahl jener fünfhundert Brüder für die Auferweckung Jesu noch immer bürgen können, will also eine ~eu80f.LClP-rup(Cl für unmöglich erklä.ren'. Interessant ist der geschichtlich-referierende Stil dieses (paulinischen) Halbverses. Auf ihn werden wir nachher zurückkommen. Daß auch V. 7 schon vor Paulus formuliert worden sein dürfte, hat zuletzt G. Klein zwingend dadurch dargetan, daß er ol <X1tOCTt'OAOL 1t«VTEC; als Rede von einem geschlossenen Apostelkreis sehen lehrte, welchem Paulus noch nicht angehörte und dem er sich deshalb selbst mühsam in V. 8ff hinzuzufügen suches. Was von der Formulierung ol <X1tOCTt'OAOL 7t«VTeC; gilt, gilt vom gesamten Vers; dieser ist ja so streng in Parallele zu V.5 gehalten, daß man von stilistischer Absicht wird sprechen müssen'. Daß Paulus in V. 8(ff.) selbst auf sich selbst zu spreohen 1 Die Abendmahlsworte Jesu, Göttingen a 1960, S.9Iiff., '1967, S.95ft'. Sehr wichtig ist ferner in demselben Zusammenhang der Aufsatz von Jeremias in ZNW 57, 1966, S.211-215: Artikelloses XpLmc;. Zur Ursprache von I Cor 15,3b-5. Die hier von Jeremias vorgetragenen Modifikationen seiner bisherigen Auffassung der Parad08is sind in die 4. Auß. seiner Abendmahlsworte aufgenommen worden, werden jedoch im Rahmen des Aufsatzes betonter vorgetragen als im Zusammenhang des Buches. t Vgl. G. Klein, Die zwölf Apostel, FRLANT 77, Göttingen 1961, S.39 Anm. 160, der sich gegen E. Bammel, Herkunft und Funktion der Traditionselemente in l.Kor. 15,1-11, ThZ 11, 1955, (S.401-419) S.402 Anm.5 zur Wehr setzt, welcher auch V. 6 b als sprachlich unpaulinisch bezeichnet. I So U. Wilckens, Ursprung, S.63. ' Vgl. Bammel, a_a.O. S.404f. t A.a.O. S.38ft'. • VgI. Wilckens, a.a.O. S.70ff.
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kommt, ist eindeutig. Zu fragen ist freilich, ob der Parallelität von V. 5 zu V. 7 nicht eine zweite Parallelität von V. 6 zu V. 8 entspricht, aber diese für die geschichtliche Deutung des Gesamttextes wichtige Frage kann im Moment außer acht bleiben. Wir meinen also, daß in V. 3-7 insgesamt und zusammenhängend vorpaulinisches Traditionsgut referiert wird, welches Paulus selbst in V. 6b argumentierend erweitert und in V. 8ff. um den Berioht seiner eigenen Christusepiphanie bereichert 1. Haben wir uns über die Abgrenzung der von Paulus unter das Stichwort "Evangelium" gerückten Parad08is Rechenschaft gegeben, können wir uns nunmehr der Frage nach ihrem überlieferungsgeschichtlichen Ort zuwenden. Dieser überlieferungsgeschichtliche Ort läßt sich am leichtesten feststellen, wenn wir uns über den sprachlichen sowohl wie den christologischen Charakter der Tradition klar werden. Über den sprachlichen Charakter der Tradition (von V.3-5) ist eben erst eine überraschende Einigung erzielt worden. In den unpaulinischen Wendungen U7ttp TWV clfLrLPTtWV ~fLwV V. 3, XrL't'cX TcXe; YPrLCPcU; V.3 und 4, auferstanden am dritten Tage (Tjj ~fLep~ Tjj Tph1l mit unpaulinischer Nachstellung der Ordinalzahl), in dem wcp&-rj V.5(ff.) statt icpcXVl) und schließlich in dem Ausdruck ot 3w3~xrL für ein bei Paulus häufigeres ot ci7t6a-rOAOL, hat J. Jeremias siohere Kennzeichen vorpaulinischer Formulierung erkannt. Er hat darüber hinaus "wenn auch keine striktep. Beweise, so doch Anzeiohen" dafür feststellen zu können gemeint, daß man aus diesen unpaulinisohen Wendungen auf einen semitisohen Urtext schließen und diesen nach V. 11 der ältesten christliohen Gemeinde, also den Jerusalemem, zuweisen dürfe, weil sich diese Wendungen in einem Kontext finden, welcher alle Anzeichen eines semitisierenden Griechisch aufweist I. Es handelt sich 1 Mit vorpaulinischem Überliefentngsgut in V. ~7 rechnen z.B. K. Holl, Kirchenbegriff, S. 46ff. (= S. 146ff. im Sammelband über ..Das Paulusbild in d. neueren deutschen Forschung"); O. Cullmann, Die ersten christlichen Glau· bensbekenntnisse, ThSt 15, Zürich 1943, S.18; Bammel, a.a.O.; wenn ich recht sehe W. Baird, What is the Kerygma, JBL 76, 1957, S. 181-191, bes. 186f.; Wilckens, a.a.O. S. 56ff., der allerdings Paulus selbst für die Kompila. tion der Verse ~7 verantwortlich macht; E. Käsemann, Konsequente Tradi· tionsgeschichte, ZThK 62, 1965, (S. 137-152) S. 140f.; W. M&rXsen. Die Auf· erstehung Jesu als historisches und als theologiBChes Problem, Gütersloh 1964, S. 13.21 (= S. 17.25 in dem Abdruck des Vortrages, der zusammen mit Erwiderungen von U. Wilckens und G. Delling in der Schriftenreihe des theo!. AusschU88eB der EKU unter dem Gesamttitel: Die Bedeutung der Aufer· stehungsbotschaft für den Glauben an Jesus Christus, Gütersloh 11966 [So ~39) erschienen ist). IAbendmahlsworte' S.96f. Bei dem &.&.0. S.97 und in ZNW 57, 1966, S. 213 Anm. 15 erstmalig von Jeremias als Semitismus reklamierten ..mono· tonen viermaligen lI'n" ergibt sich ein besonderes Problem. Jeremiu gibt keine Parallelen aus dem semitischen Schrifttum an. Ich selbst habe, abgesehen
18 5&88 Stuhlmacher. EvaqeUum
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nach Jeremias um folgende Anzeichen: Synthetischer Parallelismus membrorum; das monoton wiederholte 6n; das Fehlen aller Partikeln außer X
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V. 4 1 ; angesichts des schon in der Septuaginta zum Offenbarungsbegriff erhobenen o~vcx( T1.VL I und angesichts der noch zu besprechenden christologischen und kompilatorischen Struktur unseres Textes, halte ich Conzelmanns Thesen für überzeugend. Jeremias hat Conzelmann auch insofern recht gegeben, als er, seine eigenen Thesen bewußt kritisch differenzierend, neuerdings dazu auffordert, "scharf ... zwischen dem Aufweis von Semitismen und dem Schluß auf eine semitische Ursprache" zu unterscheiden und hinfort "die Frage nach einem semitischen Urtext nicht an den uns heute vorliegenden Text des alten Bekenntnisses zu richten ... , sondern an die hinter diesem liegende ältere Gestalt der Überlieferung" a. Anders formuliert: Jeremias erkennt ausdrücklich an, daß die heutige Form des Textes im semitisierenden Griechisch der frühen Gemeinde abgefaßt ist und daß nur Vorformen des vorliegenden Textes in rein semitisches Sprachmilieu zurückzuführen sein dürften'. Der heutige Text - und mit 1 Angesiohts der hellenistisch.jüdischen Ausdrucksweise der ParadOBis und des Verweiaea auf die Schrift, sehe ioh keinen Anstand darin, in V. 4 ein fönnliches Zitat von HOB. 6,2 nach der Septuaginta (= Cv Tjj y).,upq; Tjj TpLT7) M
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ihm allein haben wir es zu tun - weist aJso sprachlich in den Bereich des frühen, hellenistischen Judenchristentums. Das paßt mit dem (nach Damaskus oder Antiochien weisenden) 8 Kcxl. 'ltCXP~ACX~OV des Paulus in V. 3 a ausgezeichnet zusammen. Freilich sollte man wegen V. 11 die Möglichkeit nicht ganz ausschließen, daß die Hauptdaten der Parad08is in vorpaulinischer Zeit von Jerusalem aus an die Gemeinden in Antiochien oder Damaskus vermittelt worden sind. Damit stehen wir vor dem weiteren Problem, ob sich solch sprachliche Einordnung der Überliefenmg auch christologisch verifizieren läßt. Diese Frage ist identisch mit der Frage nach Herkunft und Ort des artikellosen Christos, mit welchem die Paradosis in V. 3 beginnt. Daß artikelloses XP~aTOt; bzw. n"l:fD in Palästina titularen Sinn bereits in der jüdischen Überliefenmg gehabt hat, hat zunächst F. Hahn im Anschluß an K. H. Rengstorfl herausgestellt', und J. Jeremias ist Hahn jetzt darin mit detaillierten Stellenangaben zu Hilfe geeilt·, so daß die gegen Hahn in dieser Frage erhobenen kritischen Anfragen Ph. Vielhauers· all! erledigt gelten können. Damit wäre für unseren Text ein erster terminus a quo festgelegt: Es könnte sich um den Sprachgebrauch bereits der palästinischen, aramäisch-sprachigen Urgemeinde(n) handeln, wenn, wie anzunehmen ist, das XPLaTOt; in der Überlieferung von 1. Kor. 15,3ff. zunächst titularen Sinn gehabt hat. Der terminus ad quem liegt bei Paulus selbst, der einen sicher titularen Sinn von XPLaTOt; nur noch Röm. 9,5 (vielleicht auch 1. Kor. 11,3) aufweist, den Titel in der Mehrzahl aller Fälle schon im Sinne eines Eigennamens verwendet, obwohl ihm als Judenchristen die titulare Tiefendimension jenes Xp~a't"6t; stets bewußt geblieben sein dürfte 6. 1. Kor. 15, 12ff. legen es sehr nahe anzunehmen, daß für Paulus den Tempel, bezieht und gerade nicht auf den Gottesknecht oder den Messias! Deshalb ist mir das von Jeremias a.a.O. S. 215 vorgebrachte und von B. Klappert, Zur Frage des semitischen oder griechischen Urtextes von I Kor. XV, 3-5, NTSt 13, 1966/67, S. 168-173 gegen Conzelmann gewandte Argument insgesamt sehr fraglich, es sei denn, der Grundsatz einer (zuweilen) atomistischen Exegese des Rabbinats gelte auch noch gegenüber der überlieferung aus den Targumim. Ich kann deshalb nur mit Conzelmann urteilen, daß l.Kor. 15,3b dem Septuagintatext von J es. 53,5: I/-El/-otAclXL<1Tott 8ta Ta~ cil-'-~pT(ot~ Tjl-'-WV und 53,12: 8ta Ta~ cil-'-otPTLot~ otUTWV 7rotpE86&11 näher steht als dem Targum (dessen grundsätzlichen Wert für die neutestamentliche Exegese Conzelrnann a.a.O. S.5 Anm.29 gar nicht, wie Jeremias, a.a.O. S. 215 meint, bestritten hat). Zum Ganzen wäre zu bemerken, daß die die Debatte leitende Voraussetzung, in der Jerusalemer Urgemeinde sei zunächst nur eine aramäisch-sprachige Formel zu erwarten, m. E. dringend der Revision bedarf. 1 Die Auferstehung Jesu, Witten ·1960, S. 130f. I Hoheitstitel, S. 208f. a Artikelloses XpL
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Xp~G't'6c; auch in V. 3ft'. zWl.ächst den Sinn eines Eigennamens gehabt hat, lUld für seine hellenistischen Adressaten dürfte das sicher der Fall gewesen sein. Zwischen dem palä.stinisch-titularen Gebrauch von Xp~G't'6c; lUld dem Verständnis von Xp~üt6c; als bloßem Eigennamen bei Paulus lUld seinen Gemeinden liegt also der traditionsgeschichtliche Ort lUlSerer Paradosis. Sie erweist sich damit als in die Entwicklungsgeschichte der Christos-Christologie des Urchristentums hineinverflochten. Ist unser Text in der heutigen Gestalt griechisch verfaßt Wld weisen höchstens Vorformen ins Semitische selbst zurück, so dürfte unsere Paradosis dem frühen, hellenistisch-judenchristlichen Missionschristentum zuzuweisen sein, in welchem Xp~G-r6c; noch als Titel fWlgieren konntel. Für diese Ansetzung des Textes erst im judenchristlich-hcllcnistischcn Bereich sprechen noch zwei weitere Beobachtungen. Einmal: In lUlserer Paradosis sind mit dem Christos-Titel bereits Elemente der Passionsüberlieferung und der kirchlichen Auferstehungsbotschaft verbunden und werden zudem mit dem Motiv des Schriftbeweises verwoben, während in vergleichbaren Kurzformeln bei Paulus sowohl der Verweis auf die Grablegung Jesu wie das Motiv des Schriftbeweises noch fehlen (vgI. z.B. Röm. 4,25; 1. Thess. 4,14; 2. Kor. 5,15 usw.). Traditionsgeschichtlich ergibt sich daraus, daß unsere Paradosis "eine nicht ganz kurze Vorgeschichte hat"2, also überlieferungsgeschichtlich auch nicht das früheste Stadium christologischer Reflexion repräsentieren dürfte. Der Verweis auf die (paulinischen) Kurzformeln, in welchen weithin ebenfalls vorpaulinisches Material zu erblicken sein wird, führt zum Zweiten. Gegenüber jenen zweigliedrigen Kurzformeln sind die Verse 3-5 bereits zu einer Art von viergliedriger FormulierWlg erweitert; die Erweiterungen betreffen den Hinweis auf Jesu Begräbnis und seine (Erst-)Erscheinung vor Petrus. Auf diese Ersterscheinung vor Petrus wird in 1. Kor. 15,5 ähnlich Bezug genommen wie in der Parallele zu unserem Vers, Lk. 24,34. In Lk. 24,34 dürfte eine alte Bekenntnisformel vorliegen, welche von der AuferweckWlg Jesu Wld (beglaubigend) von der Erscheinung vor Petrus spricht. In unserem Text steht die Notiz von der Erscheinung vor Petrus im Parallelismus zu jenem geschichtlich referierenden XOCL Ö't'~ ET~q)"rJ und soll deshalb wohl auch als geschichtliche Beglaubigung wirken. Nur um dieser WirkWlg willen war es ja möglich, dem Text in V. 6ft'. wohl schon in vorpaulinischer Zeit weitere geschichtlich -referierende Daten hinzuzufügen. Damit sind wir 1 V gl. Kramer, Christos § 7 d = S. 33 sowie die in S. 270 Anm. 2-6 aufgeführte Literatur. I Vielhauer, Ein Weg zur ntl. Christologie, S. 180; Hahn, Hoheitstitel, S.211 denkt an palästinische Traditionsbildung in mehreren Etappen.
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wieder bei der Ausgangsfrage nach der Abgrenzung unserer ÜberlieferWlg angelangt. Die Paradosis hat ganz deutlich kompilatorischen Charakter, hat also sachlich und literarisch schon mehrere Überliefenmgsstadien durchlaufen, ehe sie zu Paulus kam 1 : Am Anfang könnte eine zweigliedrige Kurzformel gestanden haben, welche von Sühnetod und Auferweckung Jesu sprach. Diese Kurzformel wird erweitert 1. um das Element des Schriftbeweises bereits in grundsätzlicher Form l , obwohl im einzelnen Jes. 53,4 und Hos. 6,2 gemeint sein dürften; 2. um die Aussagen von Jesu Begräbnis und seiner Ersterscheinung vor Petrus; 3. um die Nachricht von einer Reihe von ErscheinWlgen vor den maßgeblichen Autoritäten und Gremien der frühen Christenheit; schließlich 4. um den Hinweis auf die ErscheinWlg des Christus vor Paulus selbst. Nur in 4. ist deutlich die Hand des Apostels spürbar. Der Parallelismus von V.3-5 und 5/7 (6/8) weist auf bewußte Stilisierung des Gesa.mttextes hin; nur in der Parallelität von V. 6 zu V. 8 aber ist paulinischer Einfluß sicher. Fragt man, nachdem wir die hellenistisch-judenchristliche Gemeinde als vermutliche Tradentin und Bildnerin des Textes eingesetzt haben, nach dem konkreten Sitz im Leben dieses Langtextes (ohne V.6b und 8ff.), so braucht man nicht mehr mit O. Cullmann nur pauschal auf Gottesdienst, Predigt oder Katechumenenunterricht zu verweisen 3, sondern wird präzis auf einen katechetischen Sitz im Leben sohließen dürfen. Als Bekenntnis im Sinne einer Homologie kommt der Langtext überhaupt nicht in Frage; eher schon als Credo', welches 1 Zu dem eventuell kompilatorische Nahtstellen andeutenden wiederholten (x(1l) (i'n und seiner Problematik vgl. S. 269 Arun. 2. • Da im Urchristentum die Rede von (1l YP(1!p(1( sowohl als Hin,,'eis auf eine einzelne SchriItstelle (Mt. 21,42) wie auf das Alte Testament als heilige Schrift im ganzen (Mt. 26,54; Job. 5,39; Apg. 17,2f. us\V.) verstanden werden kann (vgI. G. Schrenk, Artikel: YP(1!p~, ThWb I S. 751, 34ff.) und da zweitens der urchristliche Schriftbeweis bis hin zu Röm. 1,1 f. und 2. Kor. 1,20 meint, daß Gott selbst in seiner Verheißungstreue auf dem Plan ist, halte ich die neuer· dings von H. Ulonska, Paulus und das Alte Testament, Diss. theol. Münster 1964, S. 121 ff. und A. Suhl, Die Funktion der alttestamentlichen Zitate und Anspielungen im Markusevangelium, Gütersloh 1965, S. 38 vertretene These, das x(1TIi Tlic; YP(1!pclc; wolle in l.Kor. 15,3ff. nur Hinweis auf den Bereich sein, in welchem auf Jesu Tod und Auferstehung reBektiert werden mÜBBe, sei also im Sinne nicht des Erfüllungsgedankens, sondern nur einer Schriftgemäßheit zu verstehen, für historisch abwegig! - Gerade weil der pluralische Ausdruck (1l YP(1!p%( im angegebenen Sinne doppelsinnig war, ist es möglich, das grund. sätzliche x(1TIi Tlic; YP(1cp:ic; mit dem Spezialverweis auf Jes. 53,4 und HOB. 6,2 zu verbinden. a Glaubensbekenntnisse, S. 18. 4 Vgl. zu diesen Unterscheidungen die Definitionen von H. Conzelnlann, Theol. d. NTs. S. 81ff. und derB., Was glaubte die frühe Christenheit, S.67 und 68: "Die Homologie ('wenn du bekennst: XUPLOC; 'll1aoüc;'): Ihr Wesen ist die Akkla· mation der versammelten Gemeinde an den im Himmel thronenden KyriOB. Ge· nannt wird nichts als dieser sein Titel; das genügt. Dieser Anruf ist das Konstitu-
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einen Ke.tcchumenemmterricht abschließt. Denn dies ist ja das all die in V. 3-7 aufgeführten Daten Einende, daß sie in höchster Abbreviatur von dem Geschichte gewordenen Heilswerk Gottes in Christus sprechen. Anders formuliert: Der Langtext bietet offenbar ein Summarium von geschichtlichen Nachrichten, die uns in ihrer historischen Konkretion zwar weithin dunkel bleiben, deshalb aber der frühen Gemeinde selbst nicht dtmkel gewesen sein müssen, weil sie wußte, worauf jene Abbreviaturen sich bezogen! Unser Text, den Paulus selbst als übernommene und in ihrem Wortlaut wichtige Überlieferung, als didaktisches Heilsgut, beschreibt, läßt uns ein Stück weit hineinsehen in den urchristlichen Katechumenenunterricht : In ihm dürfte ausführlicher von jenen Ereignissen gehandelt worden sein, die unser "Credo" - am Abschluß des Katechumenenunterrichtes in seiner Abbreviatur völlig silUlvoll - zu einem "Hauptstück" zusammenfaßt. So gesehen, ist in unserem Text der erzählende Stil von V. 680 und das "pedantische und zugleich ganz unpräzise ~7tciv(a) 7tEVTCXXOa(o~"l nicht mehr befremdlich und zudem verständlich, weshalb Paulus selbst diesen Text erweitert und ergänzt. Denn für die Gemeinden, in denen sein apostolisches Wort Autorität besaß, ist die Geschichte Gottes mit dem Apostel Paulus eben Teil der Geschehnisse, die 08 als konstitutiv zur Kenntnis zu nehmen galt t. Wir sehen jetzt von dem höchst nachdenkenswerten Faktum ab, daß ein so verstandener Überlieferungstext von V. 3-7 zwingend darauf führt, daß Paulus selbst in seiner Didache eine breitere Kenntnis der "Evangelientra.dition" vermittelt haben dürfte, als die wenigen Zitate in seinen Briefen ahnen lassen!. Wir fragen statt dessen gleich, was il'rende, das den Kult als solchen qualifiziert, vor Gott rechtsgültig macht" (67). Das Credo "bildet ein kurzes Sumrnariumder Lehre mit demHauptbestandteil: Er ist gestorben und auferweckt, bzw. erhöht. Dieser Inhalt wird natürlich nicht akklamatorisch gerufen; er wird gelehrt und etwa bei der Taufe abgefragt. Inhalt sind ja zwei - im Sinne der AUII88ge selbst - historische Tatsachen, welche zu wissen und für wahr zu halten sind" (S. 68). - Darauf, daß l.Kor. 15,3 ff. seinen Sitz im Leben im Rahmen der katechetischen Unterweisung hat, wird immer wieder hingewiesen: Seeberg, Katechismus, S. 50; E. Schweizer, Gemeinde und Gemeindeordnung im NT, § 27 b = S. 202 Anm. 876; E. Käsemann, Konsequente Tradition&geschichte, S. 141; KI. Wegenast, Tradition, S. 51; Wilckens, Ursprung S. 75 usw. 1 G. Klein, Die zwölf Apostel, S. 39 Anm. 160; vgl. ferner Wilckens, Ursprung S. 63. 74f. 80f. I Dieser Tatbestand vermag eventuell die auffällige Tatsache zu erkläreo, daß die Bekehrung und Berufung des Paulus in der Urchristenheit in stereotyper Form berichtet und tradiert wurde. Vgl. I.Kor. 15,8ff. mit Gal.2,13ff. (man beachte das auffällige ijl(OUGClTE ylip in V. 13!); Eph. 3,1-12; 1. Tim. 1,IM. und die legendarischen Berichte in den Acta: 9,1-30; 22,1-23 und 26,9-20. Zur Sache auch oben S. 72 Anm. 2, 73 Anm. 1. I B. Gerhardsson, Memory and Manuscript, S.299 möchte I.K1>r. 15,3-8 in aller Form als "a seriea of Bimanim" = Reihe Btichwortartigcr AnBpielungen
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1. Kor. 15,3ff. für ein traditionsgeschichtliches Verständnis von Evangelium auszusagen vermag. Es ist dies, wenn ich recht sehe, ein dreifacher Tatbestand. Zunächst wird im Rahmen der durch das urchristliche Schrifttum abgesteckten Möglichkeiten nunmehr ganz deutlich, daß der Stamm EUClYYEA- nicht nur mit der aktuellen, missionarischen Proklamation verbunden war und zusammengesehen werden darf, sondern daß er auch zu haften scheint an der jene ersten Proklamationen vertiefenden und einprägenden, katechetischen Didache. Unter diesem Aspekt wird auch der markinische Verweis auf ein die Passionsgeschichte oder Elemente aus ihr enthaltendes "Evangelium" in Mk. 14, {} unschwer erklärbar lmd zudem verstehbar, wie Mt. 26, 13 den ihm vorgegebenen Hinweis von Mk. 14,9 vollends ganz auf die von ihm dargebotenen Passionserzählungen einschränken konnte. auf Aussagen der Tradition nach rabbinischem Vorbild (vgl. 8.a.0. S.1430". 163ff.) verstehen: "each individual part is a short, heading-like designation for some passage of the tradition ahout Christ." Dies ist natürlich Konstruktion, signalisiert aber denselben Tatbestand, den auch wir ins Auge fassen. In unserem Zusammenhang auffällig ist, daß Paulus, wo er auf Jesus-Tradition anspielt, entweder direkt von der Traditionsvermittlung spricht (1. Kor. 11,23; 1. Thcss. 4,16) oder durch Formen von d3tvctL u. ä. Ausdrücke auf ein in der Gemeinde vorauszusetzendes Wisscn anspielt (I.Kor. 9,13; I.Kor. 7,10f. vgl. mit den allerdings möglicherweise redaktionellen Stellen: 1. Kor. 7, 17 b und 4, 17); vgl. dazu C. H. Dodd, The Primitive Catechism and the Sayings of Jesus, in: New Testament E88&Ys. Studies in memory of Tb. W. Manson, Manchester 1959, S. 106-118, bes. 108. Die sich damit konkret abzeichnende Möglichkeit, daß Paulus in seinen Gemeinden auf einen breiteren AU88chnitt der heutigen Evangelientradition rekurrieren kann. als die wenigen direkten Zitate in den Paulinen ahnen lassen, widerrät dem Versuch von W. Schmithals, Paulus und der historische Jesus, Z~"W 53, 1962, S. 14~160, (vgl. schon Paulus und Jakobus, S.24f. 97f.), der auch von E. Haenchen, Die frühe Christologie, ZThK 63, 1966, S. 145-159 aufgegriffen wird, die Evangelien und ihre Tradition als gleichsam "apokryphe Literatur" gegenüber den Briefen zu betrachten. Solches Urteil ist deshalb unzureichend, weil es nicht genügend mit der Möglichkeit rechnet, daß die katechetische Unterweisung des hellenistischen Misaionschristentwna TraditioD88toO"e tradierte, welche in der neutestamentlichen Briefliteratur nur noch stellenweise zutage treten. Sollte 1. Kor. 15,3-8 ein katechetisches Summarium sein, wäre jenes Urteil sogar falsch. Man körmw dann auch nicht mehr mit S. Schulz, Die Stunde der Botschaft, Hamburg 1967, S.37 feststellen: "Daa vorpaulinische, hel1enistisch-judenchristliche wie -heidenchristliche Kerygma der syrischen Sphäre einschließlich des PaulU8 hat ... Jesustradition weder gekannt noch kerygmatisiert." Die ganze Frage bedürfte dringend einer neuen umf888Cnden Unwrsuchung. Diese müßte neben der positiven Verbindungslinie zwischen Paulus und der Evangelientradition auch den auffälligen negativen Tatbestand bedenken, daß, wie es E. L. Allen formuliert hat, daa überlieferungamatE'rial von 1. Kor. 15.3ff., welches in dip heutigen Evangelien so gut wie keine Aufnahme mehr gefunden hat, als "lost kerygma" gelten muß (v~1. Allens Aufsatz: The Lost Kerygma, NTSt 3.1956/57, S. 349-353 und zum Problem im ganzen auch die schöne Studie von U. Wilckens. Jeausüberlieferung und Christuskerygma - Zwei Wege urchristlicher über· lieferungsgeschichte, ThViat 10, 1965/66, S.310-339).
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Soda.nn: In der Paradosis von 1. Kor. 15,3ff. ist der Christos-Titel führend, und es besteht für die vorpaulinische Auffassung unserer katechetischen Überlieferung die Wahrscheinlichkeit, daß jenes artikellose Christos in V. 3 titular gemeint war. Wenn man den Zusammenhang des Wortstammes e:uOtIYe:Ä- mit der Paradosis auswerten darf, so bedeutet dies, daß jenes Paulus schon so vertraute e:UOtlYtÄtOV Too Xpta-roo ursprünglich das Evangelium vom Messias, die Heilsbotschaft von der (wahren) Messiaswürde Jesu gewesen ist. Die wie alle mit e:uOtlYtÄtOV verbundenen Genitive zunächst im Sinne eines Objektsgenitivs zu verstehende Wortverbindung ist traditionsgeschichtlich singulär. Darin, daß man nicht von einem e:UOtlYtÄtOV xup(ou o. ä., sondem von einem e:u:XIYtÄtOV TOÜ Xpta-roü spricht, macht sich deutlich eine heilsgeschichtliche Denkweise bemerkbar l und faktisch jedenfalls eine tiefe Verschiedenheit vom Kaiserevangelium des Hellenismus. Die neue "Heilsbotschaft vom Messias" wurde für Hörer und Verkünder ZUl" "Botschaft des Messias" in dem Maße, wie auf die Präsenz des auferstandenen Christos im Geiste reflektiert und darum auch die Bot8chaft von seiner neuen Würde als von seinem Geiste erfüllt empfunden wurde. Um das e:UOtyytÄtOV TOÜ Xpta-roü näher und faßlich zu explizieren, bedurfte es freilich einer anderen Argumentation und Stoffdarbietung, als wir sie in dem Predigtschema VOll 1. Thess. 1,9 f. vor uns haben. Dort konnte sich die Missionsgemeinde an das Vorbild und Material der Synagoge halten. Hier mußte sie nWl Eigenes bieten und entfalten. Wie sie das tat, läßt 1. Kor. 15,3ff. im Vergleich mit anderen neutestamentlichen Texten noch erkennen. Sie bediente sich ZUl" Explikation der Heilsbotsohaft vom Messias eines heilsgeschichtlich gerahmten und gemeinten, chronologischen Darbietungsschemas, welches drei Motivkomplexe einander zu- und zugleich nachordnete : 1. den Gedanken an Gottes heilsgeschichtliche Erwählung, die im Christusgeschehen dokumentiert und von der her die Sendung des Christus erst verstehbar wird. 2. die Reflexion auf die Christustat selbst, wobei zunächst eine Konzentration auf die Aussagen von Jesu Tod und Auferweckung spürbar ist. 3. die Darstellung und Erfahrung, daß mit den österlichen Erscheinungen Jesu die missionarische Sendung der Apostel möglich und zugleich unausweichlich wurde'. I Von 8Olchl"r, in der christologischen Titulatur sich andeutenden heils· geschichtlichen ReflE'xion her ergeben sich Verbindungslinien unserer Paradosis und ihres Evangeliums zu der in apokalyptischen Koordinaten erscheinenden Mi88ionsbotschaft, vgl. S. 252 Anm. 2, 256 Anm. 1. • Wir finden diese drei Motive in l.Kor. la,3ft". Wir finden sie wieder bei Paulus selbst im Präskript des Römerbriefes (Röm. 1,1 ft".). Wie finden sie aber auch in den lukanischen P888ionBBummarien (Lk. 24,«ff.), ganz deutlich in der Petrus· Rede Apg. 10,34-43 und schließlich im Aufriß des lukanischen
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An dieser Motivgruppierung wird deutlioh, wie das heiJsge&chichtliehe wcryyCA~ov -roü Xp~a-roü von der Missioßsgemeinde ausgesprochen geschichtlich konkretisiert und expliziert wurde, so daß die aus den Evangelien bekannte Form des erzählenden Kerygmas entstand. Diese Möglichkeit einer geschichtlich-berichtenden Explikation heilsgeschichtlioh formulierter Glaubenssätze erklärt sich nur, wenn wir auf die jüdische Traditionsgeschichte und ihren Gebrauch der Wurzel .,W:J zurüokblicken. Sie erklärt sich aber nur schwer bei einer Herleitung der Evangelienterminologie des Neuen Testaments aus der Redeweise des religiösen, paganen Hellenismus. Es ist wichtig, sich dies klar zu verdeutlichen. Geschichtswerkes im ganzen, das, wie wir sahen (vgI. oben 8.232 Anm. 1), aus heilsgeschichtlich reflektierenden Vorgeschichten, JetIU8geachichte und dem Bericht von der Mission der Apostel besteht. Bemerkenswert ist, wie deutlich dabei immer wieder die katechetische Abzweckung der gl\JlZcn Darstellung hervortritt. In 1.Kor. 15,3ff. ist uns dies schon deutlich geworden. In Apg. 10,34 ff. verweist das schon immer als cru." interpretum empfundene u!Ui~ ot3ocTC V.37 auf bereits bekannte Daten (vgI. dazu U. Wilckens, Kerygma und Evangelium bei Lukas, ZNW 49, 1958, [So 223-237] 226ft'.; ders., Missions· reden I, S. 65f. und E. Haenchen, Apg.' S. 297: "Vorausgesetzt wird, daß sogar jeder 'Gottesfürchtige' in Palästina von dem Jesusgeschehen weiß, das sich in ganz Judäa zugetragen hat, anfangend von Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündete. Als bekannt wird also ein Bericht angenommen, der wie das Markusevangelium mit der Verkündigung des Täufers anhebt, nicht mit den Kindheitsgeachichten" I). Die Gesamtkomposition des lukanischen Geschichtswerkes ist durch den dem Evangelium vorangestellten Prolog sus· drücklich als historische Begründung und Erläuterung eines schon katechetisch mitgeteilten Wissens (m:pl ~I/ xoc'"lxi)&l)~ >,oYWI/ Lk. 1,4) ausgewiesen (vgl. dazu Wilckens, Missionsredeni, S. 68f. und G. Klein, Lukas 1,1-4 als thE'Olo· gisches Programm. in: Zeit u. Geschichte, Dankesgabe an R. BuItrnann, Tübingen 1964, S. 193-216, bes. S. 213f.). Beachtet man diese Zusammenhänge, dann wird man nicht mehr mit der von M. Dibelius (Formgeschichte', S. S--34, bes. S. 16ft'.; ders., Die Bekehrung des Comelius, in: Aufsätze zur Apostel· geschichte, FRLANT 60, Göttingen 11953, [So 9~107] S.97f. und dazu Wilckens, Missionsreden I, S. 13ft'.) und C. H. Dodd (Tbe Apostolic Preaching and its Developments, New York 1962, S. 7-35, bee. S. 10ft'. und dazu kritisch Wilckens, Misaionsreden ' , S. 13ft'. sowie C. F. Evans, Tbe Kerygma, JThSt 7, 1956, S. 26-41) an den Tag gelegten Sicherheit urteilen, hier liege ein oder sogar das eine, entscheidende urchristliche Predigtschema vor. Man wird auch nicht mit U. Wilckens, a.a.O. S.69 leugnen dürfen, daß Apg. 10,34ff. Dach einem schon vor Lukas geläufigen Darbietungsschema aufgebaut ist. Man wird vielmehr feststellen mÜ88en, daß die von Lukas selbst zusammenf888end kon· zipierte Rede demonstriert, wie sich aus dem in 1.Kor. 16,3ft'. erstmalig in Erscheinung tretenden katechetischen und heilsgeschichtlich.chronologischen Darbietungsschema schließlich die Evangelienschreibung entwickelt haben könnte, eine Evangelienschreibung, auf welche die lukanische Petrusrede freilich schon zurückblickt! (Zu traditionellen Elementen in Apg. 10,34 ft'. vgl. die folgende Anmerkung). Sind diese Zusammenhänge richtig gesehen, so führt der von uns skizzierte Überlieferungaweg zu der Möglichkeit, die Evangelienschreibung der Urchristenheit aus kaUcheti.8ehen Wurzeln heraus, also als ekklesiologisch motiviertes Phänomen zu erklären: In einer bestimmten Phase ihrer Geschichte und Predigt bedurfte die Kirche einer geschichtlich. christologischen Identifikation ihrer Verkündigung und Lehre.
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Es ist ebenfaJIs entscheidend, sich schon jetzt vor Augen zu führen, daß die mit einem Eva.ngelium vom/des Messia.s gegebene christologische Denkweise durchaus a.npa.ssungsfähig und strukturell nicht festgelegt war: In 1. Kor_ 15,3-7 ist von einer Präexistenzchristologie noch eben80wenig die Rede wie in Apg. 10,341[1. Bei Paulus selbst und in seinem Evangelium ist der Präexistenzgeda.nke eindeutig vorauszusetzen, aber schon in dem unter d88 Leitmotiv und Stichwort EUCXrrtA~oV gestellten Markusevangelium tritt er wieder nicht mehr eindeutig in Erscheinung. Im Rahmen der urchristlichen Messianologie waren offensichtlich verschiedene christologische Denkstrukturen vereinbar und kombinierbar. Eben dieser Sachverhalt tritt uns nun vom Stamm EUCXrfEA- her, welcher der Christos-Christologie eng verbunden war, entgegen und widerrät dem Versuch E. Molla.nds, das (paulinische) Eva.ngelium fest a.n eine dem späteren Apostolikum im ganzen I Zum wahrscheinlich bereits vorlukanischen Aufbauschema dieser Rede vgl. die vorige Anmerkung. Daß Lukas inhaltlich in Apg. 10, 34ff sehr selbständig formuliert, möchte ich keineswegs bestreiten (vgl. den lehrreichen Vergleich zwischenApg. 10,34ff. und I.Kor. 15,3ff. bei Wilckens, Millsionsreden l S. 73ff.). Dennoch bleibt darauf hinzuweisen, daß sich auch inhaltliche Berührungspunkte mit alter Tradition ergeben. Nur der Verweis auf eine 1. Kor. 15,3ff. nahestehende Überlieferung vermag m. E. befriedigend zu erklären, weshalb Lukas innerhalb der Acta-Reden nur Apg. 10,36 den Christustitel gebraucht; nur in 10,40 von der Auferweckung am dritten Tage spricht; statt des sonst in den Reden üblichen abschließenden Heilsrufes eine an das xIXTIi: Tilc; YPIXCPtiC; der alten Parad08is erinnernde summarische These über den Schriftbeweis vorträgt (V. 43); schließlich, wie Wilekens selber schreibt, seine ganze Rede als Summarium eines für die innerehrist1iche Verkündigung maßgebenden Evangeliums konzipiert (a.a.O. S.70 und ders., Kerygma und Evangelium bei Lukas, S. 236), und dies in einor Weise, die nicht einfach eine Zusammenf888UIlg seines eigenen Evangeliums darst.ellt (vgl. die S. 277 Anm. 2 zitierten Hinweiso E. Hacnchens, Apgi. S. 297)! - Unter traditionsgeschichtlichem Aspekt muß man schließlich fragen, was Lukas genötigt hat, in V.36 den Stamm CÜOtyyc>•• in einer Weise zu gebrauchen, die bei ihm ebenfalls einzigartig genannt werden muß. Es hat ja den Anschein, als greife Lukas hier zurück auf die uns aus dem Judentum bekannte Tradition von Gott als dem .,WlD = EÜlXyycALl;6~ (v~l. oben S. 148. 162), um 80 den Gedanken der heilsgeschichtlichen Kontinwtät des Evangeliums auf eigene Weise zu betonen. Auch dieser Gedanke kann Lukas nur von der Tradition her zugekommen sein (vgl. Röm. 1, If.). V. 36 ist dann folgendermaßen zu verstehen: "Das Verheißungswort, das Gott den Kindern Israels gesandt hat, (hat Gott in Erfüllung p:ehen lassen) als Verkünder des Friedens durch Jesus Christus; dieser ist der Herr aller." Zum Verständnis von >.6yoC; im Sinne von Verheißungswort vgl. 13,26.32. Der Gedanke der Erfüllung der Verheißung ist zwar im Text nicht (mehrT) ausgedrüokt, aber durch den Gebrauch jener alten Tradition aus der Septuaginta u. U. vorausgesetzt. - Das betont schwierige Relativpronomen &v mit Haenehen, Apg.i S. 297 Anm. 1 als Dittographie aus dem vorangehenden >.6yov zu betrachten und dementsprechend zu eliminieren, kann ich mich eben80wenig entschließen wie Wilokens, Missionsreden l , S. 46 Anm. 1. Die Streichung wird für Haenchen dadurch erleichtert, daß er auf jene alte Auslegungstradition von Gott als dem rurtyyc).Ll;6fLCVOC; an unserer Stelle nicht aufmerksam wird.
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Der vorpaulinisch.christliche Sprachgebrauch von Evangelium
und dem zweiten Artikel im besonderen analoge Christologie zu binden l . Schließlich erlaubt uns unser Text, der, wie wir sahen 2, heilsgeschichtlich gedachten, aber in der Formulierung paulinischen Differenzierung zwischen einem EUOtjj&ALOV 'tiic; 1tEpL't'O!'1ic; und einem EUOtjj&ALOV 'tiic; cXxpoßuO"t'Ecxc; in GaL 2,7 sachlich noch ctW&8 näherzukommen. Paulus betont ja in L Kor. 15,11, die "on ihm dargebotene Überliefertmg stimme sachlich mit derjenigen der alten (Jerusalemer) Apostel überein. Es ist also der Apostel selbst, welcher einen sa.chlichen und inhaltlichen Vergleich von Ga!. 2,7 und L Kor. 15,3ff. nahelegt. Dieser führt auf Folgendes: In dem (katechetischen) Darbietungsschema der Paradosis wird primär geschichtliches Material dargeboten und zusammcngefaßt, ohne daß dabei auf den Deutungsund Bedeutungshorizont abgehoben wird, in welchem die Aussagen über den Messia.s Christus zu sehen wld zu interpretieren sind. Anders formuliert: Es ist durchaus möglich, daß man sich in Jerusalem und Antiochien über die den Glauben und die Kirche begründenden christologischen und geschichtlichen Urdaten (bis in Formulierungen hinein) einig weiß, ohne daß man dabei die eschatologische Bedeutsamkeit jener Urdaten gleich mit zur Diskussion stellt lmd auch in ihrer Sicht einig sein müßte (oder könnte). Aussagen der flexiblen urchristlichen Messianologie fügten sich ebensogut dem g&nZ neuen eschatologischen Erwählungsbewußtsein der Missionsgemeinde ein wie der Konzeption vom heiligen Rest in Jerusalem. Da.s war deshalb so, weil eine christologische Überliefenmg nach Art von 1. Kor. 15,3ff. die Frage nach Recht und Grenze der Tora nicht unbedingt sogleich kritisch zu reflektieren zwang. Bei dem Predigtschema von 1. Thess. 1,9f. war die polemische Abgrenzung gegenüber der monotheistischen und auf die Heilsbedeutung der Tora abzielenden Synagogenpredigt mit der Rolle, welche plötzlich die Messianologie einnahm, gegeben. Eine katechetische Überlieferung, wie 1. Kor. 15, 3ff. sie bietet, erlaubt, gerade wenn es sich um eine eigenständig christliche Paradosis ohne jüdisches Vorbild handelt, die Frage nach der Heilsbedeutung der Tora offenzula.ssen, und sie kann eben deshalb im Rahmen von eschatologisch ganz unterschiedlichen Konzeptionen gleichermaßen gelten. Jene gemeinsame "ba.sic substance", von welcher A. Fridrichsen 1947 bei der Reflexion auf da.s Gemeinsame und da.s Trennende des petrinischen und paulinischell Evangeliums zu sprechen empfahl 3 , 1 Vgl. Molland, Das paulinische Euangelion, S. 69f. Dagegen betont Michel, Artikel Evangelium, Sp. 1119 f., daß sich das Evangelium bei Paulus mit verschiedenen christologischen Entwürfen verbinden kann. a Vgl. oben S. 95ft". 3 Tbe Apostle and his MeBBage, S. 11 und pB88im. Zustimmend dazu J. Jere· mias, Chiasmus in den Paulusbriefen, S. 286.
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umfaßt also einen unter dem Vorzeichen urchristlicher ChristosChristologie zusammenschauba.ren Komplex heilsgeschichtlich gerahmten, geschichtlichen Faktemnaterials. Konkret waren dies Aussagen über Jesu Sühnetod, Jesu Auferweckung von den Toten und Nachrichten über die zur Mission ermächtigenden Erstersoheinungen des Auferstandenen. Wir wissen nicht, ob das petrinische Evangelium-rijc; 1tEPL't'O(.LljC; nur von diesen Fakten sprach. Wahrsoheinlioh ist dies nicht, deJUl solche Fakten bedurften im Rahmen jeder eschatologischen Gesamtsicht einer deutenden und vergegenwärtigenden Interpretation. Wir wissen hingegen sicher, daß Paulus selbst sein Evangelium nicht nur als DarbietWlg solcher Fakten verstand, sondern als Offenbarung des Gottes, der sich entschlossen hat, in Christus sein Heil (unter Absehung von der Tora!) schon jetzt auf die Welt der Heiden zu entschränken. M. a. W.: wir wissen, daß Paulus selbst die Rede von der das Heil entschränkenden Gerechtigkeit Gottes als ureigensten Gegenstand seines Evangeliums empfand und sich gerade in Gal. 1 und 2 leidenschaftlich dagegen wehrt, seine Predigt von solchem Recht Gottes und der allen Glaubenden eröffneten Rechtfertigung als bloße Interpretation vorgegebener Überlieferung bagatellisieren zu lassen 1. Um es noch einmal frei und unter Verwendung der urchristlichen Terminologie zu sagen: Antiochien und Jerusalem konnten sich in dem das EÜCXyyeALOV TOÜ XPLa't'OO konstituierenden Fakten- (und Formel-1)Bestand durohaus einig sein und sich dennoch fundamental unterscheiden in der Auffassung und Predigt davon, was EUCXYYEALOV selbst meint. Von daher ist es sehr wohl möglich, daß es zwischen Juden- und Heidenchristen zu (erbitterten) Auseinandersetzungen um eben das im EUCXYYEALOV proklamierte und zu proklamierende Heil kam. Was den einen als illegitime Interpretation erscheinen konnte, war für die anderen die ciÄij&ELCX Gottes und Offenbarung selbst. Was den Heidenchristen Gottes ureigenste Offenbarung war, konnte den Judenchristen als Lästerung des sich in Christus nur erst Israel ganz schenkenden Gottes erscheinen. Wir haben damit die oben bereits diskutierte Ebene der Auseinandersetzungen auf dem Apostelkonvent und in Gal. 1 und 2 wieder erreicht und können darum vorerst zusammenfassen. Während der Ausdruck EucxyyeALov TOÜ &Eoü u. a. an der monotheistischen, christlichen Missionspredigt zu haften scheint, ist der Begriff EUCXTIeALOV TOÜ XPLa't'OO eng mit der katechetischen Überlieferung der helIerustisch-judenchristlichen Gemeinden verflochten, 1 Wenn MoUand a.a.O. S.63 formuliert: ..... die Rechtfertigungslehre (ist) nicht der Inhalt der Evangelienbotschaft, sondern dercn theologische Konsequenz", versteht er Paulus aus der polemischen Perspektive seiner Gegner, nicht aber den Apostel von dessen apostolischem Selbstverständnis aus.
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ohne ausschließlich an solche Darbietungsweise gebWlden zu sein. Im Ausdruck EU~).~O" -roü XP~aTOÜ zeigt sich eine doppelte, heilsgeschichtliche Tendenz. Sie ist einmal gegeben in dem Christos-Titel und damit in jener heilsgeschichtlichen Reßexion, welche die Übertragung jenes Titels auf den Gekreuzigten Wld Auferstandenen herausfordert und impliziert. Eine heilsgeschichtliche Tendenz liegt aber auch darin, daß die "Botschaft vom Messias" alsbald ein chronologisches Darbietungsschema erforderte, mit dessen Hilfe man Gottes Walten in Wld mit seinem Christus erzählend Wld katechetisch wirksam darlegen konnte. Hier, wo das EU«~~O" TOÜ XP~aTOÜ ein eigenes kerygmatisches Berichtsschema hervorruft, wird eine über bloße Motivkombination hinausgehende, fonngebende Kraft Wld Funktion des Evangeliums spürbar. Es ist theologisch und traditionsgeschichtlich wichtig, sich zu verdeutlichen, daß das skizzierte, heilsgeschichtlich-geschichtliche Gefälle des Begriffes EUqyi).~o" TOÜ XP~aTOÜ vom Sprachgebrauch des paganen Hellenismus her ganz Wlverständlich bleiben muß, während der jüdischen "iI:1-Tradition der geschichtliche Spannungsbogen von prophetischer Verheißung Wld geschichtlicher Erfüllung durch Gott von Anfang an inhärent gewesen ist. Gerade die geschichtliche Struktur des EU~~O" -rOÜ XP~aTOÜ erweist also, daß wir für jenen Begriff jüdische Ursprunge anzWlehmen haben. Jedoch ist der Ausdruck Eü«rt'i).~o" TOÜ XP~aTOÜ eine christliche Neuprägung. Eine Neuprägung freilich, welche in ihren theologischen Auswirkungen und der Wahl des Christos- statt des Kyri08-Titels einen Bruckenschlag zwischen jüdischer, palästinisch-christlicher Wld hellenistisch-christlicher Denk- und Überlieferungsweise darstellt. Das Stichwort des Bruckenschlags erinnert uns an die noch offene Frage nach der Rolle Jerusalems bei der Ausbildung der neuen Terminologie. 5. Die Vermittlung Jer'U8a1ems
Für das Judentum der neutestamentlichen Zeit war Jerusalem der Vorort des HeilsI. Auch für das jWlge Christentum ist bis in die nachpau1inische Zeit hinein Jerus8,lem "der MittelpWlkt der ältesten Christenheit" geblieben'. Man kann dabei eine doppelte Vorrangstellung der Jerusalemer Gemeinde beobachten: Jerusalem genießt einen heilsgeschichtlichen und sakra.1rechtlichen Vorrang vor seinen Tochtergemeinden 3, es ist aber auch zugleich damit Hüterin der Vgl. E. Lohse, Artikel: ~LWY, ThWb VII, S.322-325. Lohse, a.a.O. S. 333,15. Ganz anders Schille, Anfänge der Kirche, S. 137ft'. • Vgl. oben S. 85ft'. 1 I
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authentischen Auferstehungs- und wohl auch Jesustradition 1 _ Beide Komponenten der Hochschätzung Jerusalems sind in unserem Zusammenhang bedeutsam. Unsere bisherigen Untersuchungen zu Herkunft und Aussagegehalt der urchristlichen Evangelienterminologie hatten uns die Jerusalemer Tradition nur erst streifen lassen. Das partikularistische EÖa.yyCALOV 'tijt; ßa.av..dott; der palä.stinischen Gemeinde(n) kann nach den Vorgä.n.gen auf dem Apostelkonvent nioht mit dem der Jerusalemer identifiziert werden. Das in den Missionsgemeinden gebräuohliche t:Üqyb.LOV (TOÜ XPLaTOÜ) ließ sich allenfalls bis in den Kreis der sog. Hellenisten zurückführen, ist also auch keine Bildung der Jerusalemer Urgemeinde selbst. Nicht anders steht es mit dem als Abbreviatur gebrauohten Tb t:U«nCALOV und einem diesem Evangelium entsprechenden, absoluten Gebrauch des Verbums. Nur bei der Analyse von 1. Kor. 15,3ff. stießen wir auf Rudimente von Jerusalemer Tradition. Charakteristischerweise betrafen diese Rudimente aber nicht den Begriff EÜa.yyCALOV TOÜ XPLaTOÜ als solohen, sondern nur die Paradosis, mit welcher jener Begriff in den Missionsgemeinden u. U. verbunden war. Da dem so bestimmten Evangelium vom/des Messias ein torakritischer Zug nicht von vornherein anhaftete, wird man annehmen dürfen, daß es auch in Jerusalem bekannt gewesen ist. Ähnlich dürfte es mit dem Verbum EÖa.yyt:A(l:Ea&a.L stehen, sofern dieses Verbum für die Übermitthmg von Lehrüberlieferung gebräuchlich war und solche Lehrtiberlieferung aus Jesus- oder Passionstradition bestand wie etwa in der Abendmahlstradition l • Wiederum aber ist anzumerken, daß sich eine begriffliche Parallelität von Evangelium und Didache sicher erst im Missionschristentum nachweisen läßt. Werm man die überlieferungsgeschichtliehe Vielgestaltigkeit des Urchristentums nicht vorzeitig nivellieren will, führt diese Überschau zu dem Ergebnis, daß der Beitrag der Jerusalemer Urgemeinde zu der Traditionsgeschichte des neutestamentlichen Evangeliums nioht eigentlioh in der Ausprägung von Begriffen, sondern vielmehr in der Vermittlung von Traditionen und im Ausgleich divergierender Evangelienauffassungen gelegen haben dürfte. Für die Vermittlerrolle Jerusalems bietet der sog. Konvent der Apostel den besten Beweis. Das christologisch noch recht unreflektierte und zudem die Heidenmission bewußt ausgrenzende EÖa.yytALOV 'tijc; ßa.mAda.t; der palä.stinischen Gemeinde(n) wird mit dem EÖa.yyCALOV (TOÜ XptaTOü) der Missionare Antiochiens in einer Weise versöhnt, die 1 Vgl. dazu W. G. Kümmel, Kirchenbegriff und Geschichtabewußtsein in der Urgemeinde und bei Jesus, S. 7ff. 25. 47 Arun. 22 und U. Wilckens, Jesuaüberlieferung und Christuskerygmu., S. 321. 329. I Vgl. 1. Kor. 11, 23ff. bes. V. 26 mit 1. Kor. 15,lff.; 9,14; Phil. 1,16f.
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theologisch einen Kompromiß und traditionsgeschichtlich einen Briickenschlag bedeutet: Die Heidenmission wird anerkannt, aber die damit verbundene Gesetzesabrogation nur als Ausnahme zugestanden 1. Der damit eingeschlagene theologische Mittelweg mußte für die Jerusalemer um so nä.her liegen, je genauer man die tatsächlich bestehenden Gemeinsamkeiten zwischen dem Evangelium der Partikularisten und der Antiochenischen Delegation ins Auge faßte: 1. Das Evangelium gilt für die Partikularisten sowohl wie für die hellenistischen Judenchristen als eine noch ins Wort hinein verborgene Ankunft Gottes. Damit ist die Kontinuität zum alttestamentlichen und jüdischapokalyptischen Verständnis des Gotteswortes gewahrt. Im Alten Testament, im Judentum, in der Urchristenheit und noch bei Paulus gelten somit nicht zufallig Propheten oder prophetisch inspirierte Apostel als Verkünder der endzeitlichen Botschaft von der Herrschaft Gottes. 2. Auf beiden Seiten steht die Evangelienverkündigung in einer zwar flexiblen, aber ohne die Apokalyptik gar nicht denkbaren geschichtlichen Umrahmung: Es handelt sich bei dem Evangelium der palästinischen Gemeinde(n) ebenso wie bei den Hellenisten, bei Paulus (vgl. Röm.11,28; 1. Kor. 11,26) und über ihn hinausbei Markus (Mk. 13,10 I) und selbst noch bei Matthäus (Mt. 24,14) um die Botschaft (vom Heil) zwischen Auferweckung und einer die Geschichte beschließenden Parusie des Christus. 3. Daß die sich in 1. Kor. 15,3ff. zeigenden katechetischen Traditionen die Jerusalemer und Antiochener verbanden, haben wir Wl8 schon verdeutlicht. Ob dasselbe Traditionsgut auch die Jerusalemor mit den palästinischen Vgl. oben S. 98ft". Wir haben schon gesehen, wie sich in Mk. 1,14f. die hellenistische Redeweise vom EÖot-y-yi>'IOV und EÖotyyUIOV 't'OÜ 3coü nachträglich mit alter Tradition vom Nahen der Basileia verbunden hat und haben den Evangelisten selbst für diese Verschmelzung verantwortlich gemacht (vgl. S. 234ft".). Ebensowenig wie zu dieser Stelle kann ich mich zu Mk. 13,10; 8,35 und 10,29 davon überzeugen, daß tatsächlich, wie Hahn. Mission S. 60tT. will, vonnarkinisches und damit in unserem Rahmen bereits zu diskutierendes Traditionsgut vorliegt. Daß Formulierungen wie Mk. 8,35 und 10,29 bereits in vormarkinischcr Zeit möglich waren, bestreite ich keineswegs. Ich sehe nur nicht., daß sie im Zusammenhang des zweiten Evangeliums tatsächlich vormarkinisch sind. Dies gilt auch für den in den Text der apokalyptischen Rede eingesprengten Vers Mk. 13,10. Hahn meint, die Stelle sei vormarkinisch, weil der Vers apokalyptischer denke als der Evangelist selbst; aber ist dies beweisbar! Die Tradition gab Markus eine apokalyptische Betrachtung des Evangeliums als "Zwischenphänomen" vor (vgl. nur Röm.ll,28). Daß man diese Betrachtungsweise noch bis in die Zeit des MatthäUB festzuhalten vermochte, beweist Mt. 24,14. Weshalb sollte es dann Markus unmöglich sein, das Evangelium ähnlich zu betrachten! Ich kann Mk. 13,10 darwn nur mit KI08termann, Hacnchen, Schweizer, Lohmeyer und Grundmann z. St., ferner mit Marxsen, Evangelist Markus l S.80f., H. Schlier, Entscheidung für die HeidenmiBBion, S. 105, Grässer, Parusieverzögerung ' S.159, Conzelmann, Geschichte und Eschaton nach Mc 13, ZNW 50, 1959, (S. 210-221) S. 219 u. a. für markinische Bildung halten. I
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Gemeinden verband, ist nioht mit letzter Sicherheit auszumachen. Die Worte vom leidenden und auferstehenden Menschensohn sind ja nioht mehr in die Logienquelle aufgenommen worden. Da sie aber palästinisohen Ursprungs sind, könnte hier ein verbindendes Element liegen. Zum mindesten machen diese Worte wahrscheinlich, daß die palä.stinisohen Gemeinden mit der Passions- und Auferstehungstradition vertraut waren 1. Eine Verbindung dieser Tradition mit unserem Wortstamm ist zwar erst von 1. Kor. 15, 3ft'. her zu erschließen, liegt aber in Mk. 14,9 und dann vor allem in Mt. 26,13 eindeutig vor. Da die authentische Passions- und Auferstehungstradition zum speziellen tJ'berlieferungssohatz der Jerusalemer Gemeinde gehört haben, ergibt sich, daß man auf Grund der genannten Belege mit einer VermittlWlg von Jerusalemer Traditionen an die Missionsgemeinden rechnen muß und darf. Ohne diese Übermittlung von Traditionen und die damit notwendig verbundene Übersetzung der aramäisoh- bzw. hebräisch-sprachigen Jesusüberlieferungen ins Griechisohe wäre die nach Paulus hervortretende Evangelienschreibung im hellenistisohjudenchristlichen Raum gar nicht denkbar gewesen. Der in Jerusalem erfolgende Brückenschlag hat also der Botschaft von der freien Gnade Gottes in Christus den Halt und Anhalt an der JesusüberlieferWlg bewahrt, eine Tatsache, die theologiegeschichtlioh gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und sogar den theologisch undeutlichen Kompromiß auf dem Apostelkonzil geschichtlich neu zu würdigen hilftl. J Vgl. zum Problem H. E. Tödt., Der Menschensohn in der synoptL'lChen ÜberlieferungS, S. 131-203, bes. 197ff.; F. Hahn, Hoheitstitel, S.46-53; E. Lohse, Die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi, Gütersloh 1964, S. ~25. t Abgesehen davon, daß bereits katechetische Zusammenf&8llUJlgen von Elementen der Passions- und Erscheinungstradition den Namen "Evangelium" tragen konnten, läßt die von un'!! bisher skizzierte Entwicklung des Evangeliumsbegriffes für die eigentliche Evangelienschreibung eine doppelte Möglichkeit: Es ist a) die Möglichkeit einer konsequenten historisierenden DarsteII~ der Ereigni8lle, eine Möglichkeit, bei welcher freilich das kerygmat.ische Element am "Evangelium" und damit zugleich die Angewiesenheit des ausgerichteteD Wortes auf den Glauben der Adressaten ins Hintertreffen gerät. Lukas hat in seinem Geschichtswerk Vor- und Nachteile dieser Möglichkeit dokumentiert. b) Die andere Möglichkeit war die, in den apokalyptischen Gedanken des Evangeliums als einer ins Wort hinein verborgenen Offenbarung Gottes die überlieferten christologischen Traditionen einzupassen. Diese zweite Möglichkeit liegt bei Markus vor und führt ihn zu der christologischen Theorie des MeasiasgeheimniMes. Diese in die christologische Funktion eines Evangeliums, welches apokfllyptisch als "verborgene Epiphanie" Gottes betrachtet wird. Es ist hier nicht. mehr der Ort, diesen Zusammenhängen traditionsgeechichtlieh nachzugehen. Wir müssen uns damit be2nügen festzustellen, daß der von uns aufgezeigte Werdegang des Begriffes Evangelium auch die Evangelienschreibung verstehbar zu machen verspricht. Vgl. oben S. 232 Anm. I, 277 Anm. 2 und meinen Aufsatz über Theologische Probleme des Römerbriefpräskripts, EvTh 27, 1967, S.374-3R9, bes. 386ft".
1tI 5Cl38 8tuhlmacher. EvupUnm
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Will man sich die Mittlerrolle der Jerusalemer Urgemeinde für unseren Sachzusammenhang einmal heuristisch mit Hilfe der uns vertrauten Begriffe verdeutlichen, 80 wird m&Jl folgendes S&gen können, ohne die geschichtliche Problematik der Bildung jener Begriffe außer acht zu la.ssen: Der von uns skizzierte BrUckenschlag wurde in JerusaJem möglich, weil die Gemeinde weder d&8 christologisch noch kaum reflektierte EUot"(YtALOV njc; ~otaLAEtotC; der Partikularisten noch auch das Evangelium von der neuen Weltzeit der Hellenisten ihr eigen nannte, sondern jenes Evangelium von der Gottesherrschaft im Lichte der Messia.nität Jesu reflektiert und vertieft hat. Prägn&Jlt formuliert: In Jerusalem ist d&S EUotrftALOV njc; ~otaLAELotc; der Partikularisten dergestalt christologisch vertieft und reflektiert worden, daß ein für die hellenistische Missionsverkündigung tragendes und maßgebendes Fundament entst&nd. Es hat also den Anschein, daß, wenn nicht der Ausdruck, so wenigstens die Sache des EÜot~LOV 't'oü XPLa't'OÜ bereits in Jerusalem gegeben war. Ohne diese Sache war und wäre auch das paulinische Evangelium undenkbar. Haben wir uns dies verdeutlicht, können wir zu einer allgemeinen Zusammenschau der vorpaulinisch-christlichen Evangelienverkündigung übergehen.
6. Z'U8ammenjlU8'Ung und A'U8blick Die auf urchristlichem Boden zuerst faßbar werdende Konzeption von EV&Jlgelium ist die der Gemeinde(n) der Logienquelle. Hier wird der Stamm EUot"(YEA- bzw. die Wurzel nur gelegentlich gebraucht, wld zwar in einem noch g&JlZ jüdischen und christologisch unreflektierten Sinn: Evangelium ist die Botschaft vom Kommen der Gottesherrschaft, welche den Bußfertigen (= der Gemeinde des Menschensohnes) das Heil, den Unbußfertigen dagegen das Unheil und Gericht bringen wird. Eine missionarische ZuwendWlg zu den Heiden ist noch nicht ins Auge gefaßt; die Heiden bleiben Gottes eigenes Eigentum, und die Gemeinde weiß sich nur gesandt, vor dem Kommen des Menschensohnes zum Gericht das EUot"(YtALOV njc; ßotaLAdotc; den verlorencn Schafen aus dem Hause Israel in derselben Weise weiterzusagen, wie es Jesus nach Auffassung jener Gemeinde bereits zu seinen Lebzeiten get&n hatte. Träger solcher Verkündigung sind vor allem urchristliche Propheten. Strukturell ist die Botschaft ebenso apokalyptisch-prophetisch gedacht, wie der sie umgebende Rahmen eschatologischer Anschauungen apokalyptisch geprägt ist: Es ist der Rahmen breIUlender NaherwartWlg, also der Hoffnung auf das Kommen des Menschensohnes und das Eintreten der VölkerwaUfahrt zum Zion. Die Botschaft von der ßotaLAE(ot gibt den Erniedrigten und Beleidigten im voraus, in
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worthaft verborgener Weise, Kunde von dem ihnen bereiteten Heil und ermutigt sie, auf das Kommen Gottes auszuschauen. Ob Jesus selbst den Stamm EV«'YYEA~ gebraucht hat, ist nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Deutlich ist nur, daß die Gemeinde, welche in Jesus den endzeitlichen Propheten = EVIX'YYEi..L~6ILEVOt; = .,tt!lD von Jes. 61, H. erblickt, sich in ihrer Auffassung und Proklamation der heilsamen Botschaft für die Armen durchaus auf Jesus berufen kann, wenn auch die partikularistische Rahmung solcher Botschaft dem innersten universalen Zug der Verkündigung Jesu widersprechen dürfte. Die eigentliche Wurzel der für Paulus maßgeblichen Evangelienterminologie liegt in der zur Heidenmission aufbrechenden hellenistischjudenchristlichen Gemeinde. Sie behält, wie Röm. 11,28; Mk. 13,10 und Mt. 24,14 noch aus der Rückschau zeigen, die apokalyptische Rahmung des Evangeliums durchaus bei, aber unter neuen christologischen und damit auch eschatologischen Aspekten. Die Menschensohnchristologie wird abgelöst von einer die weltweite Herrsoherwürde des Christus bereits in die Gegenwart hereintragenden Christosund Kyrioschristologie, und damit ändert sich zugleich jener um die alte palästinische Anschauung vom Evangelium noch fest geschlossene, jüdisoh-partikularistische, eschatologische Rahmen: Der Kyri08 der Himmel verlangt sohon heute, daß die Welt (und damit die Heiden) von seiner Würde- und Mittlerstellung erfahren, und er räumt auch die zu solcher Mission noch erforderliche (kurze!) Zeitspanne ein. In Anknüpfung an das palästinische Erbe, getragen vom theologischen und sprachlichen Impuls der Septuaginta und angespornt von der wohl schon christologisch reflektierten (Evangeliums-)Verkündigung der Jerusalemer Urgemeinde, prägt das junge Missionschristentum eine eigenständige Terminologie: ..0 EUIX'YYEALOV meint die rettende Heilsbotschaft, die das von Gott durch seinen Christus auf die Welt schon heute entschränkte Heil lautbar und erfahrbar macht, erfahrbar freilich erst in der Weise einer Glauben fordernden, ins missionarische Wort der Zeugen verborgenen, vollmä.chtigen Gottesrede. Die apokalyptische Struktur des Evangeliums bleibt also über dem Umbruch, den die Aufnahme der Heidenmission und die Entstehung eines Heidenchristentums heraufführen, erhalten. Das Evangelium wird jetzt aber (nach Jerusalemer Vorbild 1) entschlossen christologisch reflektiert und ebenso entschlossen als ein aus der Zukunft in die Gegenwart herein- und andrängendes Heilsgeschehen verstanden. Noch immer ist also die Naherwartung der Parusie des Christus der Rahmen, in den das Evangelium hineingehört. Der griechische Begriff EV«yytALOV will jetzt aber dezidiert eine Heils- und Rettungsbotschaft proklamieren. Terminologisch schlägt sich die neue Auffassung in folgenden Wortbildungen nieder: EVIXyy&ALOV ..oÜ &t:oü, EUIXyy&ALOV ..00 19"
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terminus technicus zusammenraffend: Tb terminologisches &UClyy&A(~&(J&ClL für die Ausrichtung des neuen Christusevangeliums. Die Wortverbindung &UClyya:A(~&(J&ClL -ro &UClYYEALOV zeigt an, daß wir uns im Einflußbereich jüdischer Überlieferung befinden, entspricht diese Verbindung doch sprachlich der geläufigen jüdischen Formel ;",tt::l ,tt::l, ohne daß man von direkter Übersetzung wird sprechen dürfen. Eine Übersetzung jener jüdischen Formel bietet vielmehr Apc. 14,6 mit dem Ausdruck &UClyy&A(~&LV &UClyyEALOV. Erst dieser Ausdruck ist Vorbild des terminologischen &UClYY&A(~&(J&ClL 't"o &UClYY~ALOV geworden. Religions- und traditionsgeschichtlich sind alle aufgeführten Wendungen demnach sprachliche Neubildungen der Missionsgemeinde und damit zugleich Ausdruck für eschatologisch neue Sachverhalte. Tr&ditionsgeschichtlich läßt sich noch eruieren, daß der Ausdruck &UClYYEALOV 't"OÜ &&oü an der monotheistischen Missionspredigt der christlichen Missionare gehaftet haben wird und daß der Terminus &UClyyl:.ALOV't"OÜ XPL
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gelium als der Offenbarung Gottes selbst gesetzte eschatologische Differenz reflektiert und dies zugleich auch proklamiert hat. Das Spezifikum des Paulus wäre es dann also, das Wunder des sich der Welt schon heute in der verborgen-offenkundigen Weise des Evangeliums schenkenden Gottes selbst erfahren und zum Gegenstand prinzipieller Reflexion erhoben zu haben. Anders formuliert: Das Eigene des Paulus scheint darin zu bestehen, daß er die ihm überkommene Evangeliumsa.nschauung der hellenistisch-juden christlichen Gemeinde prinzipiell reßektiert, im Sinne eines Offenbanmgsgeschehens verstanden und zur Offenbarungsterminologie erhoben hat. Wie sich dieser Interpretations- und Überhöhungsprozeß im einzelnen darstellt, ist später darzustellen. Im Moment müssen wir uns damit begnügen, auf die Kontinuität der oben zu Gal. 1 und 2 vorgeschlagenen apokalyptischen Deutung des paulinischen Evangeliums zur urchristlichen Evangeliumstradition im ganzen hinzuweisen. Die paulinische Begrifflichkeit wird nur verstehbar, wenn man in ihr das jüdische Traditionsmaterial mit dem Überlieferungsgut der den Apostel tragenden Missionsgemeinden zusammenströmen sieht. Anders formuliert: Nur die Erklärung der Begriffsgeschichte von e:uOtyyeAtOV im Neuen Testament aus jüdischen Anfangen vermag zu erklären, daß und warum das paulinische Evangelium, wie wir thetisch dargestellt haben, der Wesensvollzug der paulinischen Eschatologie ist, einer Eschatologie, welche man abgekürzt a.ls geschichtliche Verwirklichung der 8txOttoaUVlj &e:oü, des Versölmungswillens Gottes in Werk und Herrschaft des Christus, bezeiclmen könnte. Wie sich das paulinische Evangelium im einzelnen darstellt und welche Nachwirkungen von ihm ausgegangen sind, dies auszuführen, erfordert eine neue, umfassende Studie. Im Moment mag es genügen, für eine solche Entfaltung eine erste Grundlage erarbeitet zu haben.
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Der Hebräerbrief, HNT 14, Tübingen, 2. Au1l. 1931. H. W. Wolff, Dodekapropheton. Joel, BK 14,5, Neukirchen 1963. H. A. Wolfson, Philo, Cambridge (Mass.), 1947. H. G. Wood, Didache, Kerygma and Euangelion, in: New Testament Essays. Studies in memory of Tb. W. Manson, Manchester 1959, S. 306-314. A. S. van der W oude, Melchisedek als himmlische ErlÖ8ergestalt in den neugefundenen eschatologischen Midrashim aus Qumran Höhle 11, OTS 14, Leiden 1965, S. 354-373. A. S. van der Woude u. M. de J onge, 11 Q Melchizedek and the New Testament, NTSt 12, 1965/66, S. 301-326. W. Wrede, Paulus, RV 1. Reihe, Heft 5/6, Tübingen, 2. Au1l. 1907. Y. Yadin, A Note on Melchizedek and Qumran, IEJ 15, 1965, S. 152-154. Tb. Zahn, Einleitung in das Neue Testament Bd. 1/2, Sammlung Theol. Lehrbücher, Leipzig, 3. Auß. 1924. J. Ziegler, Untersuchungen zur Septuaginta des Buches lsaias, ATA 12,3, Münster i. W. 1934. W. Zimmerli, Ezechiel, BK 13, Neukirchen 1956ff. - Zur Sprache Tritojesajas, in: Gottes Offenbarung, Ges. Aufs., ThB 19, München 1963, S. 217-233. - Artikel: Wort Gottes im AT, RGG3 VI, Sp. 1809-1812. P. Zondervan, Het woord 'Evangelium', TbT 48 (=N. F. 6), 1914, S. 187-213.
STELLENREGISTER
Ex 14,30 Num24,17 25,1-9 Lev 25,9 25,10 Dt 19,15 Ri 13,2ft'.
174 171A 173 146 226A 98 166
1. S&m (1.Reg)
4,17 116, 155 9,26-10,13 167 31,9 113, 156 2. Sam (2. Rag) 1,10 115 114, 157 1,20 112, 116, 155, 4,10 159, 171 113, 167 18 114, 156 18,19 113 18,20 114 18,21 112 18,22 113 18,25 117,159 18,26 28, 113, 155 18,27 18,31 113, 114, 156, 157,186A I.Kön 1,4228,113,114 19,16 121 2.Kön 7,9 112,114 I.Chr 10,9 113 16,23 155,157 16,23 114, 115 120 Esr 2,55 120 2,57
Ps 2,7 255A,261A 40,10 114 67 (68),12 117, 142, 150f., 160f. 95(96),2 17, 114f. 157, 163 95(96),3 157 109(110),1 245A, 250,255 Jcs 1,10 2,3 29, 18f.
178A 178A 219,220, 222A 35,5 219, 220 35,5f. 222A 40,1 149 40,6-8 119 40,9 120A,142,147, 149A, 161 40,9-11 120 41,26f. 119 41,27 119, 121, 142, 155, 162, 163A 42,1 ft'. 121 45,15 80A 49,1 73,81A 52,7 28, 31A, 117, 118, 120, 142, 145, 146, 147, 149, 162 52,8 149 53,1 50, 116A, 133 53,4 270,274 54,1 174 55,10f. 80A
58,6 228 60,1f. 151A 60,6 17,114,157,163 61,1 19, 35, 37, 50, 115, 119, 142, 143, 144, 145A, 150, 160, 219, 220, 222 61,1f. 42, 144, 146, 220, 222A, 224, 226A,228,233,246 61,1ft'. 73A,121, 230A Jer 1,4f. 73A 1,5 81 20,15 114, 115, 167 28(51),10 157 Dan 2,19 82A 2,23 69 2,28ft'. 70 2,30 82A 4,17 17M 5,8 70 7,13 218 10,1 82A Hos6,2270,271A,274 Joel2,32 17 3,5 159, 160, 161 A Am 3,7 215 Jons. 3,2-5 231A Mi 3,8 121 Nah 2,1 117, 118, 142, 147, 159
N eue8 Te8tament Mt 1,1 2,11 4,23 5,17ff. 7,21ft'. 9,35
239 157 238,241 240 240 238,241
10,7 241 11,2-6 46A, 54,121, 145A, 147, 151, 210, 218-225, 227, 228, 243, 246,257
16, 17, 18, 21. 51, 115,238 11,5f. 42 233A, 242 l1,12f. 12,41 230A 16,25 239 11,5
307
Stellenregister 19,29 U,14
239 238, 240, 241, 253A, 284, 287 26,13 238,242, 276, 285 28,16-20 238f., 245, 252, 254-258 1,1 1,IH.
9, 11, 49 18,48, 51, 93A, 210, 211, 231A,234-238, 241,243, 284A 6,14 220A 8,35 44A, 48, 234, 239,284A 9,9 44 10,29 44A, 48, 234. 239,284A 13,10 48, 52, 240, 253A, 284, 287 14.9 48, 52, 234, 240A, 242, 276. 285 16,9-20 245. 252. 254-258 16,15 234,239
)Ik
Lk 1,18ft'. 166A 1,19 115, 212, 216. 229, 234, 246 2,10 115,213, 216, 229, 234, 246 3,18 41, 216, 229 4,16-30 51, 210, 225234,243 4,18 51, 115, 144, 145A, 147, 151, 234,246 4,43 229, 233, 234 7,18-23 210,218225, 228f., 243 7,22 16,234 8, 1 230, 233, 234 9, 6 230, 233, 234 247 10,1 ft'. 16,16 230, 233, 234 20, 1 230,231 A, 233.
24,34 24,44ff.
234 273 277
Joh 10,41
220A
Apg 1,25 93A 5,42 231A 8,35 265 9,1-19a 85A 10, 34ft'. 267, 279 10,34-43 277A,279A 10,36 115, 148, 164 10,40-43 253 227A 10,43 11,20 265 13,16ff. 267 A 13,31 253 13,32 267A 14,15 41 14, 15ff. 259 15,8 227A 15,20.29 100 15,35 231A 17,18f. 231A 20,20 231A 20,24 231A 21,8 57, 263A 22,3-21 85A 26,9-20 85A Röm 1.1 189A 1,1f. 27, 279A 1,1 ff. 36, 72, 148, 151,237 A, 277 A 10 1.4 1,14 102, 103 1,16 26 1, 18ff. 259 1,19 82A 2,11 92A 4,25 271A,273 6,10 268 7,12 97 9,5 272 9-11 21, 88, 91 10,15 27, 151A, 164, 247 11,25-32 247, 253A 11,28 284,287 15,14ff. 208,247 15,18f. 38A 15,20 17A 103, 104 15,27 15,25ff. 103A 16,25 16 1.Kor 1,17b 65 1, 17ft'. 79A 1,18ft'. 92A
2,10f. 5,1ff, 9,1 9,lf. 9,l1ff. 9,14 9,16 9,17 9,20f. 11,3 11,26 14,11 15 15,1 15,1f. 15,1 ff.
8 64 76,81 253' 104 27,246,247 87, 246, 266 93A 97 272 284 82A 18, 82A 265 267 17, 36, 70, 76, 77 A, 81 A, 210, 231A, 246, 263, 264A, 265 15,3 70 15,3-8 10, 67 A, 232A, 237, 252r., 266-282 15,8 94A,247 15,8f. 81 15,8ft'. 73A,253 15,11 280 15, 12ff. 272 16,22 69 2.Kor 2,12 189A 4,3 82A 5,15 273 5,20 69 9,12f. 104 10,14ff. 87 10,16 17A 11,4 69 11,7 265 11, 24ff. 99A 12, I ff. 77,78A, 79A 13,3 38A Gal 1 63-107,281, 289 1,1 67A 1,4 64 1,6 65 1,6-9 64,68 1,8 213 1,8r. 69,106 1,9 70,71,90, 231A 1,10 69 1,10r. 67
308
Stellenregister
1,11 1,11 ft'. 1,12
69,265 77A,79A 51, 67, 71, 231A,267A 1,12ft'. 77A,78A 1,13. 86A 71-76 1,13ft'. 1,14f. 51 1,15f. 51, 72A, 73A, 76, 81, 82A, 253,255A 1,1670,71,76-81,83, 84, 246, 252, 266 1,17 73,83,84 1,18-20 84 1,21 85 1,23f. 85 63-107, 247, 281, 2 289 2,1 ft'. 66,67 A, 85-90 2,3ft'. 90 2,4 89 2,4f. 90 2,5 38,69,89 2,6 91,92 2,6-10 91 2,7 21,210, 246, 280 2,7f. 93-97 2,9f 98,99, 100 2,10 100-105 2,11ft'. 67, 68, 87, 92, 98, 102A, 105-107 2,14 38, 69 2,21 65 3,8 56 3,13 71 4,4 10 4,10 65
4,12ft'. 4,13f. 4,14 5,2
65 69 69,213 65
Eph 1,20 2,17 3,8 4,11
10 115 115 56
Phill,5 2,9-11 2,11 3,6 3,7f. 3,7-9 3,8ft'.
98 255 251A 73A 73A 77 76,81
Koll,26 2,10ft'. 3,1 4,18
10 10 104
111
38A,208, 259 1,9f. 237A,246, 258-266, 280 1,15f. 227,228 2,1ft'. 208 2,2ft'. 237A,259 2,3 104 2,4 93A 2,13 263 2,13ft'. 237A 3,6 63,209,216,230,
1. Thees 1,5
2~
4,14 1.Tim 1,11 3,16
273 93A 249A,255
2. Tim 4,5
56
Tit 1,3 93A Hebr 4,2 216 4,6 216 6,lf. 259, 263 6,2 265 7,27 268 9,12 268 10,10 268 Jak 4,9 v.!. 68A Apo 1,18 215 1,20 215 2,5 104 2,13 215 3,3 104 3,10 214A 215 4,9f. 6,10 214A /t,13 214A 214A 10,1 215 10,M. 41,51,21010,7 218,221,223, 243,246 214A,215 11,15 9, 15, 16,41, 14,6 52, 55, 61, 62, 69,I15,I85A, 206, 210-218, 243, 247,249, 265,288 14,6f. 36,51,53,214 15,7 215 215 17,5 215 17,7 18,5 104
ApokrypheIl Ev. Thom. Log. 31 226 POxy I 6,9-14 226
Apostoli8che Väter Bam5,9 8,3 14,9
60,61 62 62
Did 8,2 11,3
60,61 60,61
15,3 15,4
Ign Phld 5, 1 f. 8,2 9,2
60,61 60,61 60f. 60r. 60r.
Smym 5,1 7 .)
,-
l.Klem 42,1 47,2 2.Klem 8,5 Pol Phil6,3
60 6Of. 62 60f. 60
62
SteUenregiater
309
Judemum Apo. Abr. 9,9 80A 79A 10,4 79A Apo. Ear. 2, 3. 5. 7. 10. 13. 18 80A syr. Bar. 21,4ft". 46,6 133A, 134A 80A 54,lft". 56,1 76A 76A 76,1 77,12 133A, 134A, 178A 81,4 80A 167 3. Eara. 4,58-63 4.Eara. 9,5f. 80A 253A 87A äth. Hen. 61, 1ft". 71, 1ft". 79A Jes. Sir. 5,11 116A, 133A 8,9 133A JOB. u. Aaen. 191f. 11f. 260f. 15 260f. 22,13 260 Jub. 12,17. 22ft". 80 1.!rIakk. 6,58 98 2.Makk. 12,11 98 Par. Jer. 3,11 177f. 5,21 178A, 231A, 264 6,21f. 178A 7,11 178A, 179A, 185A 7,15 178A, 179A, 185A, 231A 7,22 178A 7,32 178A 9,18 177A Ps. BaI. 11, 1 ft". 17, 146, 151A, 230A Sib. fr.l. m 260f. Test. Napht. 2,3 87A
3,27 87A 4,27 70A, 79A, 80A 5,25 79A 5,36 79A 7,27 80A 8,6. 11 79A 9,9 73A 9,23 79A 9,29f. 72A,73A 11,10 79A 12,13 79A 13,2. :1. 1:1 79A 18,6 151A 18,11 87A 18,14 135, 142-144, 146, 150, 151 A, 228A I QJs zu Jell.41,27 162A IQ~13,9.15 79A 14,9.14 79A 16,11. 16 79A 17,9 79A I QpH 7,4f. 70A 7,5.8.14 79A I QS 2,4ft". 64 3,23 79A 4,6 79A 4,18 79A 9,11 14.iA, "6 9,18 79A 11,3.5 79A,80A 11,19 79A 11 QMelch 13;), 142, 144-147, 149f., 151A, 218, 224 ltliMJhna Berachot 9,2 124 Nedarim 3, 11 95 Sota 9,6 138A
Qumran CD 2,1% 3,18 6,1 1 Q 27 (Myst) f. I, 1,8 1 QH 1,11. 13 1,21 1,28 1,29 2,13
T06ephta Sota 4,2 6,7 Baba Hatm 9,5
145 79A 145 80A 79A 80A 87A 79A 79A
Talnnul pal. Ber. 5,9d, 29ft". Kil. 9,32b, 18 Schek. 3,47c, 73ft". Kath. 2,26b, 8f. 12,35a, 29f.
137 126 142 137 137 137 125A 137
310
Stellenregi.ater
hab. Ber. 14a 69b 60b Schab.63a 88b 116a Pes.3b 6a 60a Roech. Hasch. 4a Keth.16b Git.66ab Sota lOb l1a 13b Baha Mec. 86b Baba Batra 141 b Sanh.88a Hor.IOa Derech Eros Suta 11
124f. 124A 124A 124A 150 203A 135 148. 16IA 124A 138 125
12M. 136 138A 136, 137 138 135, 142 133a 125 148, 161 A
M idrtJllCl,
Mechilta Pisha (M::l) 12 zu Ex 12,26 126, 136 14 zu Ex 12,41 138 Sipbre Deuteronomium zu Dt. 32,4 § 307
Gen. Rab. 13, 15 30,' 38,12 47,2 50,2 63,8 81,5 Ex. Rab. 2,4 28,6 46,1 Lev. Rab. 9,9 17,6 30,16 Num. Rab. 2,10 14,4 16,25
Dt. Rab. 6,15 Teh. zu Pe. zu Pe. zu Pe. Sohir. Rah.
68,12 § 6 92 § 3 147,1 § 2 2,12
129, 137 124A 138 138 136 130 148 125 137, 138 150 137 148, 151A 125A 148 138, 147 125, 128f., 137 148 148 138, 150 150 149 149A,230A
Thren. Rab. 1,5 § 31
125, 126, 135, 203A 1,22 §57 148 4,22 § 25 131A 5,18 § 1 147, 148 Pes. Rabbathi 36 147..\,149 151A 36 42 136 Pes. Rab. Kah. 28,10 148, 163 138 Tanhuma 23 m,~n 14 148 n,7.11t' 18 138 ,::l,7.1::l 14 138, 147 MSn .~ 4 126.'\ Tanh. ed. Buber M'.., 46 138 m7.11t' 15 138 Haggada Beth ha·Mid.raech I Abraham u. Nimrod 136f. Vajjoscha 149 130, 137 Ableben Mosee n Geschichte Judithe 126 138, 145A Sepher Zerubbabel m Pirke Maschiach 138, 148 VI Ableben M08e8 130f. 129, 130 Meg. Taan. 12 19 129A Lekach Tob 149
K'..,
TlJrgum
Targ. Jer. I zu Gen. 18,2 21,7
139 130A, 139, 142 22,S 139 41,26f. 136 43,14 126A, 139 46,17 136 49,10 178A 49,21 128, 136 zu Num. 25,12 139, 151A Targ. Jer. II zu Gen. 18,2 139 21,7 130, 139 49,10 178A 49,21 136 zu Dt. 32,29 178A Targ. Jon. zu 1. Sam. 4,17 142 11,12 136 31,9 136
SteUenregister
zu 2. Sam. 1,20
136 128 ',10 128, 142 18,19 136 18,20 136 18,22 126A,128 18,25 128 18,26 142 18,27 128 18,31 136 I. Kön. 1,'2 137 2,28 128 2.Kön. 7,9 128 19,7 129 Jee. 1,10 178A 2,3 178A 6,11 140 29,18f. 219A 30,10 178A 32,6 178A 35,5 219A 37,7 129 40,9 140, 147 41,22 140 41,26 140 41,27 148 42,9 1.0 43,9 140 44,8 140 45,21 140 48,3 140 48,5 140 48,6 140 48,20 1.0 45,21 140 52,7 140, 148A, 237 A, 241 53,1 50, 133 53,5 2ilA,272A 58,6 228A 61,1 50, 150 Jor. 4,5 141 4,15 132 1.1 ',16 5,20 1.1 10,22 132 20,15 137, 167 31,7 141 46," 1.1 '8,4 131 49,1' 49,23 132
','
zu zu zu
zu
"I
311 50,2 50,29 51,27 51,46 zu Ez. 7,26 21,12 zu Joel 3,1 ft". zu Ob. 1 zu Nah. 2,1
Targ.lreth. zu Ps. 40,10 51,10 68,12 96,2 zu Ri. 3,26 zu Ruth 1,6 zu Thron. 1,2
1.1 1.1 141 132 132 132 148A 123, 131 147 139 140 139, 150 139 128 139 128, 137
Josephus, Ant.
1,'22 74 4,114. 116f. 171A 165, 166 5,2' 5,277 165, 166 5,282 165, 166 6,56 165, 167 165, 167 7,2'5 7,250 165 10,210 171A 11,65 165, 167 15,209 165, 168 18,228f. 165, 169 18,229 165, 172 20, 38ft". 262 Bell. 1,607 168 2,420 16', 169, 189 3,6 171A 3,143f. 165, 168, 171, 185A,192 3,350 170A 3,401 171A 3,392-408 170A 3,503 165, 168 4,618 164, 170, 172, 189, 198A, 202 171A ',622 164, 170, 171, ',656 202 5,2 171A 5,367 171A 6,312f. 171A c. Ap. II,7 95
Vit.12 Philo, Abr. 153 Decal. 32ft".
165A 173 150A
312
Stellenregiater J08.245 173 250 173f. Leg. Gaj. 18 173,175,177,202 173,175f. 99 231 173,176,177,202 356 198A,175 Mut. Nom. 158 173
Inschriften
Aaaos (Ditt., Syll.1 II 797) 199A Athen (IG Ed. min. 1077) 187, 198A, 202,230A Ephesus (Ditt., Syll.1 1352) 188, 199 los (IG XII, Suppl. Nr. 168) 188, 198 Laodicea (IGRom IV 860) 187 Mavrodilisi (IG VII 4(7) 186 188, 197 Moechonisi (OGIS 4) Priene (OGIS 468) 11 f., 130, 186, 190A, 199ft". Rhodos (IG XII 675) 180A Sardes (IGRom IV 1756) 183, 201 188, 198 Skepsis (OGIS 6) Thessalonich 198A Papyri BGU 1229 BGU 1230 Pap.Amh.2 Pap. Gieß. I 3 127 Pap. Greci e Latini 768 963 967 1041 Pap. Hib. 232 Pap.Oxy. 1 1830 1916 2032 2034 Pap. Princ. 180
182A 182A
184 199A
183 181A, 187A 181A
181A 181A 182A, 187
226 181A
181A 181A
181A 181A
Op. Mund.
:u
115 Praem. Poen. 161 Som. 11 281 Vit. Mos. II 186 Virt.41
173 173f. 173f. 173f. 173f. 173
Sammelbuch (Preisigke) 421 189,202f. 6020 181A 6087 181A 6835 181A 9401 181 A Ostr. Straßb. 809 182A Aelius Aristides 187 nCltva;&lJVcllx~ 174 Aeschines 186 In Ctesiphonem 160 Alciphron 183 Epistulae II 9,2 Appian Bell. Civ. Rom. 3,93 189 4,20 189 4,113 189 Aristophanes Equites 642f. 183 647 188 188 656 Plutu8 764ft". 788 Cassius Dio 60, 13,4 183 60, 13, 14 184 Dem08thenes 183 Pro Corona 323 Epiktet Dias. m 13,9-11 204 Heliodor 186A, 187, 194 Aethiopica I 14 183, 194 n 10 183, 194f X 1-3 187, 189, 196 X3 Homer Odyssee 152 189 166 189
313
Stellenregiater Jamblichus Vit. Pyth. 2,12 183, 193 lsocrates Orationcs 7, 10 188 Longus Pastorales III 33, 1 183 Lucian lcaromenippus 34 183 Pro Lapsu inter Salutandum 3 183, 185A l'hilopseudes 31 183 Tyrannicida 9 183 (Ps.)Lucian Oe Asino 26 189 Lycurg In Leocratem lt1 183 Menander GeOrg08 83 183 Pcriciromene 415 188 Phil08trat De gymnastica 7 187 Vit. Apoll. I 28 183, 192 129 192f. V8 188, 198A, 202 VIII 26f. 187, 189, 192f. Vit. Sophist. I 18,1 187 11 5,3 187 Plutarch (33) 614 Agcs. 189
Artox. (14) 1018 Demetr. (17) 896 (22) 418 Mar. (23) 752 Phoc. Pomp. (41) 640 (66) 654 (11) 573 Sert. (26) 582 Apophth. 184A
187f. 189 183 170, 187, 189 187 183 187 188 188
Polyaenus Strategemata 5,7
184
Soranus Mul. Aft'ect. 21
183
Theophrastus Charact. 17, 7
183
Xenophon Hellenica I 6,37
188
Corpus Hermeticum I 16 Cicero Ep. M. Atticum 11, 3, 1 XIII,40,1 Juvenal Bat. 14, 104 Persius F1acous Bat. 5, 184 Vergil Ecl.IV
80A 186 186 95 95 190, 200
(Abkürzungen entsprechend RGG', Theol. Wörterbuch und H. G. LiddelI u. R. Scott, A Greek·Engliah Lexicon, Oxford a 1961)
STUDIEN ZUR UMWELT DES NEUEN TESTAMENTS Herausgegeben von Karl Georg Kuhn Band 1
KLAUS BEYER
Semitische Syntax im Neuen Testament I. Sat7.lehre, Teil 1. 2. verb. Aufl. 1968. J24 S., Ln. J8,- DM "Das Buch hat durch sein semitisches Vergleichsmaterial nicht nur für eine Reihe von neutestamentlichen Stellen eine bessere oder sichere Auslegung ermöglicht, sondern auch auf Grund seines grammatischen Ausschnitts wichtige Resultate enielt." Tluol. Rundschau
Band 2
GERT JEREMlAS
Der Lehrer der Gerechtigkeit 196J. J76 S., kart. J2,- DM Band 3
JÜRGEN BECKER
Das Heil Gottes Heils- und Sündenbegriffe in den Qumrantexten und im NT
1964. J01 S., kart. J2,- DM Band 4
HEINZ-WOLFGANG KUHN
Enderwartung und gegenwärtiges Heil Untersuchungen 7.U den Gemeindeliedern von Qumran mit einem Anhang über Eschatologie und Gegenwart in der Verkündigung Jesu
1966.242 S., kart. J9,- DM Band 5
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Gotteshymnus und Christushymnus in der frühen Christenheit Untersuchungen 7.U Form, Sprache und Stil der frühchristlichen Hymnen
1967. 251 S., kart. 22,50 DM Eine durch die Klarheit der Gedankenführung und ihre nüchtern-sachliche Art der Darstellung fas7.inierende Arbeit von systematischer und praktischer Relevan7.. Band 6
PETER VON DER OSTEN-SACKEN
Gott und Belial Traditionsgeschichtliche Untersuchungen 7.um Dualismus in den Texten aus Qumran
1968. Etwa 2J5 S., kart. etwa 29,80 DM Die in den Schriftrollen thematisch 7.entrale Tradition wird in ihrer ursprünglichen Gestalt bestimmt und auf ihre variierende Auslegung in den Qumrantexten und verwandter spät jüdischer Literatur hin befragt.
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GOTTINGEN UND ZÜRICH
LEONHARD GOPPELT
Christologie und Ethik Aufsätze zum neuen Testament
1968.276 Seiten, e1lG1. brosch.18,80 DM "Christologie und Ethik", der Sinn der Sendung Jesu und die Gestaltung menschlichen Lebens durch sie, ist das heute viele bewegende Thema, dem diese Beiträge gelten. 'Überall steht im Hintergrund dieser Aufsätze die theologische Schlüsselfrage unserer Zeit, die Frage nach Gott; denn nur von ihr her bietet das Neue Testament die Lösung an. Der Band enthält u. a. Aufsätze über die Bergpredigt, das Ostergeschehen, die Herrschaft Christi über die Welt, und den Frieden, den Christus bringt.
JOACHIM JEREMIAS
Abba Studien zur neutestamentlichen Theologie und Zeitgeschichte
1966. 371 Seiten, 4 Tafeln, Leinen 34,- DM "Der vorliegende Band vt'reinigt fünfunddreißig z. T. an sehr entlegener Stelle veröffentlichte ,Studien' aus den Jahren 1928-1964. In der Mehrzahl handelt es sich um minutiöse Einzeluntersuchungen, die vielfach nur eine einzige Vokabel oder einen einzigen Vers zum Gegenstand haben. Achtzehn Beiträge gelten allein der Person Jt'su, weitere vier der Urgemeinde, sieben Paulus, zwei dem Hebräerbrief und vier der Palästinakuncle ... Indem der Band zu kritischem Nachdenken anregt, erweist er sich als aktuelles exegetisches Rüstzeug, dem im Arsenal moderner Exegese ein fester Platz gebührt." Theologische LiteraturzcitullG AUG UST STROBEL
Kerygma und Apokalyptik Ein religionsgeschichtlicher und theologischer Beitrag zur Christusfrage
1967. 206 Seiten, kart. 19,80 DM "Die Bedeutung dieses Buches kann man darin sehen, daß es den Gegensatz zwischen der Eschatologie und der Apokalyptik als falsch aufweist. Was die Eschatologie ist, läßt sich nur ,durch den dauernden Rückgriff auf die apokalyptischen Vorstellungen des spät jüdischen Messianismus verdeutlichen'. Daraus folgt, daß das Wesensmerkmal der neutestamentlichen Eschatologie nicht der Entscheidungsruf, sondern die gerade verschmähte futurisch-endzeitliehe Komponente ist." Theol. Zeitschrift, Basel VANDENHOECK & RUPRECHT IN GOTTINGEN UND ZÜRICH