Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib liographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN10: 3448080160 ISBN13: 9783448080162
BestellNr. 010410002
1. Auflage 2005 (ISBN 3448064262) 2., überarbeitete Auflage 2007 © 2007, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG Niederlassung München Redaktionsanschrift: Postfach, 82142 Planegg Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg Telefon: (089) 895 170, Telefax: (089) 895 17290 www.haufe.de
[email protected] Lektorat: Dipl.Kffr. Kathrin MenzelSalpietro Redaktion: Helmut Haunreiter, 84533 Marktl Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie die Auswertung durch Datenbanken, vorbehalten. DesktopPublishing: Agentur Satz & Zeichen, Karin Lochmann, 83129 Höslwang Umschlag: 102prozent design, Simone Kienle, 70199 Stuttgart Druck: BoschDruck GmbH, 84030 Ergolding Zur Herstellung dieses Buches wurde alterungsbeständiges Papier verwendet
Betriebswirtschaftliche Formelsammlung
Professor Dr. Jörg Wöltje
2. überarbeitete Auflage
Haufe Mediengruppe Freiburg · Berlin · München
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
4
9
1 Kostenrechnung 1.1 Kalkulation 1.1.1 Divisionskalkulation 1.1.2 Äquivalenzziffernkalkulation 1.1.3 Zuschlagskalkulation 1.1.4 Maschinenstundensatzrechnung 1.1.5 Die Kuppelkalkulation 1.2 Kostenrechnungssysteme 1.2.1 Istkostenrechnung 1.2.2 Normalkostenrechnung 1.2.3 Plankostenrechnung 1.2.4 Vollkostenrechnung 1.2.5 Teilkostenrechnung 1.3 Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeitskontrolle 1.4 Plankostenrechnung 1.4.1 Starre Plankostenrechnung 1.4.2 Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis 1.4.3 Flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis 1.5 Teilkostenrechnung 1.5.1 Einstufige Deckungsbeitragsrechnung 1.5.2 Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung 1.5.3 Anwendungsgebiete der Teilkostenrechnung
11 11 14 18 21 25 28 31 32 33 34 34 35 35 36 37
2 Materialwirtschaft 2.1 Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs 2.1.1 ABCAnalyse 2.1.2 XYZAnalyse 2.1.3 Bruttobedarfsermittlung 2.1.4 Nettobedarfsermittlung
66 67 68 74 76 77
39 46 49 50 52 54
Inhaltsverzeichnis
2.2
2.3
2.4
Materialbestand 2.2.1 Lagerbestand 2.2.2 Sicherheitsbestand 2.2.3 Meldebestand 2.2.4 Lagerhöchstbestand Bestandsführung und Bestandsüberwachung 2.3.1 Mengenmäßige Bestandsführung 2.3.2 Wertmäßige Bestandsführung 2.3.3 Bestandsüberwachung Bestellmengenplanung 2.4.1 Bestellpunktverfahren 2.4.2 Bestellrhythmusverfahren 2.4.3 Berechnung der optimalen Bestellmenge
3 Marketing2Controlling 3.1 Aktuelle Marktsituation 3.1.1 Absoluter Marktanteil 3.1.2 Relativer Marktanteil 3.1.3 Untersuchungen zur Marktentwicklung 3.1.4 Preiselastizität der Nachfrage 3.1.5 Kreuzpreiselastizität 3.2 Kennzahlen in der Kundenperspektive 3.2.1 Kundenstruktur nach Art der Kunden 3.2.2 Kundenstruktur nach Umsatz bestimmter Kunden 3.2.3 Kundendeckungsbeitrag 3.3 Preispolitik 3.3.1 Preisnachlassquote 3.3.2 Preisnachlassstruktur 3.4 Vertriebskennzahlen 3.4.1 Angebotserfolg und Auftragsgröße 3.4.2 Auftragsentwicklung 3.4.3 Auftragseingangsstruktur 3.5 Kennzahlen zur Werbung 3.5.1 Werbeintensität 3.5.2 Werbeelastizität 3.5.3 Werbeerfolg
79 79 81 83 84 86 86 88 93 95 95 96 97 102 102 102 104 105 106 109 110 110 112 113 116 116 118 120 120 121 122 126 126 127 128
5
Inhaltsverzeichnis
6
4 Jahresabschlussanalyse 4.1 Aufbereitung des Geschäftsberichtes 4.1.1 Aufbereitungs und Korrekturmaßnahmen zur Erstellung der Strukturbilanz 4.1.2 Erstellung der Strukturbilanz 4.1.3 Aufbereitung der Gewinn und Verlustrechnung: die Erfolgsspaltung 4.1.4 Ermittlung weiterer Werte 4.2 Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse 4.2.1 Horizontalstrukturanalyse der Bilanz 4.2.2 Vertikalstrukturanalyse der Bilanz 4.2.3 Kapitalstrukturanalyse 4.2.4 CashflowAnalyse 4.2.5 BayerFormel 4.3 Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse 4.3.1 Rentabilitätsanalysen 4.3.2 ProformaErgebnisse 4.3.3 Analyse der Aufwandsstruktur 4.3.4 Return on Investment 4.4 Wertorientierte Kennzahlen 4.4.1 Economic Value Added 4.4.2 Return on Capital Employed 4.4.3 Return on Net Assets 4.4.4 Cash Flow Return on Investment 4.4.5 Cash Value Added 4.4.6 Übersicht der wertorientierten Kennzahlen 4.5 AktienAnalyse 4.6 Quicktest 4.7 Anhang 4.7.1 Bilanzen der Geschäftsjahre 2003 bis 2005 4.7.2 Anlage u. Verbindlichkeitsspiegel 2003 bis 2005 4.7.3 Strukturbilanzen 2003 bis 2005 4.7.4 Gewinn und Verlustrechnungen 2003 bis 2005 4.7.5 Strukturerfolgsrechnungen 2003 bis 2005
129 130
5 Finanzierung 5.1 Kreditfinanzierung 5.1.1 Kurzfristige Fremdfinanzierung 5.1.2 Langfristige Fremdfinanzierung
228 229 229 232
131 135 142 149 153 154 163 172 177 179 180 181 186 190 194 196 197 205 207 208 212 213 214 217 220 220 222 224 226 227
Inhaltsverzeichnis
5.2
5.3 5.4
5.5
Beteiligungsfinanzierung 5.2.1 Eigenkapitalbeschaffung für emissionsfähige Unternehmen 5.2.2 Aktienbewertung Finanzierung durch Abschreibungen Leasing 5.4.1 Kalkulation von Leasingraten pro Jahr 5.4.2 Kalkulation der Leasingraten pro Monat Factoring
245 246 248 251 254 255 259 261
6 Investitionsrechnung 6.1 Investitionsrechenverfahren 6.2 Festlegung des Kalkulationszinsfußes 6.3 Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung 6.3.1 Kostenvergleichsrechnung 6.3.2 Gewinnvergleichsrechnung 6.3.3 Rentabilitätsrechnung 6.3.4 Statische Amortisationsrechnung 6.4 Dynamische Investitionsrechenverfahren 6.4.1 Ermittlung der Zahlungsreihe für die Investitionsrechnung 6.4.2 Kapitalwertmethode 6.4.3 Annuitätenmethode 6.4.4 Interne Zinsfußmethode 6.4.5 Dynamische Amortisationsrechnung 6.5 Ersatzproblem 6.5.1 Kostenvergleichsrechnung 6.5.2 Gewinnvergleichsrechnung 6.5.3 Rentabilitätsrechnung 6.5.4 Amortisationsrechnung 6.5.5 Kapitalwertmethode
263 263 264 265 265 271 273 274 276
7 Personalwirtschaft 7.1 Personalbedarfs und Personalstrukturplanung 7.2 Personalbeschaffung 7.3 Personaleinsatz 7.4 Personalentwicklung 7.5 Personalkostenplanung und Personalkostenkontrolle
298 298 304 307 313 317
277 278 281 282 286 288 289 291 292 293 293
7
Inhaltsverzeichnis
8
8 Anhang Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
323 323
Literaturverzeichnis Kostenrechnung Materialwirtschaft MarketingControlling Jahresabschlussanalyse Finanzierung Investition Personalwirtschaft
336 336 337 338 339 342 343 344
Abkürzungsverzeichnis
346
Stichwortverzeichnis
352
Vorwort Die vorliegende Betriebswirtschaftliche Formelsammlung stellt Ihnen die wichtigsten praxisrelevanten Formeln, Rechenwege und Kennzahlen vor. Der Praxisratgeber versteht sich als Nachschlagewerk. Bewusst wurde auf ein Zuviel an Theorie ebenso verzichtet wie auf zu detaillierte Erläuterungen – der Schwerpunkt sollte auf der Vollständigkeit der relevanten Themen liegen. Gleichzeitig war es aber der Wunsch des Autors, dem Leser diejenigen Informationen zu geben, die er benötigt, um den Praxisbezug erfolgreich herzustellen. Deshalb wurde besonderer Wert auf lebendige Beispiele gelegt. Mit nur geringen Vorkenntnissen wird es dem Leser gelingen, die dargestellten Formeln, Rechenwege und Kennzahlen anzuwenden und gegebenenfalls zu interpretieren. Wer bestimmte Themen dennoch vertiefen will, sei auf die entsprechende Literatur verwiesen. Selbstverständlich richtet sich das Buch nicht nur an den Leser, der bereits im Berufsleben steht. Auch Studierenden und Teilnehmern an Weiterbildungsmaßnahmen wird es eine große Hilfe sein. Schließlich noch ein kurzer Überblick über den Aufbau des Buches: Es ist nach Themenschwerpunkten geordnet, um dem Leser das schnelle Auffinden der für ihn wichtigen Inhalte zu erleichtern. Das erste Kapitel behandelt die „Kostenrechnung“. Es stellt Ihnen zunächst die verschiedenen Kalkulationsarten und danach die bedeutendsten Kostenrechnungssysteme vor. Darüber hinaus behandelt es praktische Anwendungen wie z. B. Abweichungsanalysen, die Ermittlung von Preisuntergrenzen, den Deckungsbeitrag oder die Break-even-Analyse. Im zweiten Kapitel „Materialwirtschaft“ werden Verfahren bzw. Methoden zur Materialbedarfs- und Bestandsermittlung sowie die Bestandsbewertungsverfahren (z. B. Lifo- und Fifo-Methode), Bestellmengenplanung und Optimierung vorgestellt.
9
Vorwort
Das drítte Kapitel „Marketing-Controlling“ erläutert Ihnen anhand einer Beispielfirma die Themen Marktsituation, Kundenstruktur, die Elastizität der Nachfrage, den Kundendeckungsbeitrag, die Preispolitik sowie Vertriebs- und Werbekennzahlen. Im vierten Kapitel wird anhand eines S-DAX-Unternehmens beispielhaft die „Analyse eines Jahresabschlusses“ durchgeführt. Sie lernen dabei detailliert und umfassend die Vorgehensweise für eine Bilanzanalyse kennen. Schließlich wird Ihnen gezeigt, wie Sie die ermittelten Kennzahlen interpretieren können. Den Schwerpunkt des fünften Kapitels „Finanzierung“ bilden Verfahren, die es Ihnen ermöglichen, die unterschiedlichen Finanzierungsarten und somit die Finanzierungskosten objektiv miteinander zu vergleichen. Das sechste Kapitel behandelt die Methoden der statischen und dynamischen Investitionsrechnung. Im letzten Kapitel werden die wesentlichen Kennzahlen des Personalcontrollings besprochen. Das häufige Problem bei Nachschlagewerken, nämlich zwischen einzelnen Kapiteln hin und her springen zu müssen, weil wichtige Teilinformationen an unterschiedlichen Stellen stehen, sollte vermieden werden. Wenn es angebracht erschien, wurden deshalb relevante Inhalte mehrfach beschrieben. Bedanken möchte ich mich für die tatkräftige Unterstützung bei Frau MBA M. Bugay, Frau MBA S. Huntemann, Frau B. Eng. J. Glasbrenner, Herrn BBA F. Ernst, Herrn MBA M. Szabo und Herrn M. Eng. M. Rabe. Sie alle haben durch ihr Engagement zum Gelingen dieser praxisorientierten Formelsammlung beigetragen. Des Weiteren bedanke ich mich für die Ratschläge und Tipps bei meiner Kollegin Prof. Dr. M. Murzin sowie bei meinen Kollegen Prof. Dr. S. Bleiweis, Prof. Dr. U. Krzensk und Prof. Dr. M. Schorb. Prof. Dr. Jörg Wöltje
10
1
Kostenrechnung
Die Kostenrechnung ist ein Teilgebiet des betrieblichen Rechnungswesens. Hier werden die in einem Unternehmen anfallenden Kosten erfasst, strukturiert und ausgewertet. Zur Kostenrechnung gehören die • Kostenarten-, die • Kostenstellen- und die • Kostenträgerrechnung. Die Kostenträgerrechnung wird unterteilt in die Kostenträgerstückrechnung und die Kostenträgerzeitrechnung. Bei der Kostenträgerstückrechnung handelt es sich um ein Kalkulationsverfahren zur Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten. Die Kostenträgerzeitrechnung ermittelt die in einer Abrechnungsperiode anfallenden Kosten, und gliedert sie nach betrieblichen Leistungen.
1.1
Kalkulation
Die Kalkulation (= Kostenträgerstückrechnung) ermittelt für die einzelnen Produkte bzw. Dienstleistungen eines Unternehmens die Kosten. Sie erfüllt zwei zentrale Aufgaben: • Sie ist die Grundlage für Entscheidungen in der Preispolitik und für die Planung und Kontrolle der Kosten. Dazu stellt sie die Selbstkosten der Erzeugnisse fest. • Sie dient der Bewertung unfertiger und fertiger Erzeugnisse, indem sie die Herstellkosten der Erzeugnisse ermittelt. Die Kalkulation operiert dabei mit • den Zahlen der Kostenträgereinzelkosten, die sie direkt aus der Kostenartenrechnung übernimmt, • den Kostenträgergemeinkosten aus der Kostenstellenrechnung und verrechnet diese Kosten auf die Kostenträger.
11
1
Kostenrechnung
Kostenträger sind Leistungen einer Unternehmung. Dazu gehören zum einem Absatzleistungen, d. h. Marktleistungen wie verkaufte Produkte oder unfertige bzw. fertige Erzeugnisse, die zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden. Zum anderem gehören zu den Kostenträgern Eigenleistungen, d. h. innerbetriebliche Leistungen, wie z. B. eine selbst erstellte Maschine, die zwar im Unternehmen bleiben, aber deren Erstellung Kosten verursacht. Kostenträger
innerbetriebliche Leistungen
Marktleistungen
Absatz leistungen
Lagerleistungen
aktivierbare Leistungen
nicht aktivierbare Leistungen
Umsatz
Bestands änderungen
aktivierte Eigenleistungen
inner betriebliche Leistungs verrechnung
Leistungsträger 1
Abb. 1: Kosten und Erlösträger
Je nach dem Zeitpunkt, zu welchem die Kalkulation durchgeführt wird, unterscheidet man zwischen folgenden Kalkulationsarten:
1
12
Schmidt, A.: Kostenrechnung, S. 111, 2001.
Kalkulation
Kalkulationsart Beschreibung
Anwendung
Vorkalkulation
in der Einzel und Kleinserienfertigung
Kostenabschätzung im Vorhinein zur • Angebotsabgabe
1 Kalkulations arten
• Entscheidung für oder gegen einen Auftrag Zwischen kalkulation (mit laufende Kalkula tion)
Kostenermittlung während der Ferti gungszeit und Gegenüberstellung von Sollkosten der Vorkalkulation und Istkosten der Zwischenkalkulation zur • Kontrolle, um Gegenmaßnahmen bei evtl. Unwirtschaftlichkeiten einzulei ten
besonders bei längerer Herstellungszeit z. B. Großprojekten, Anlagenbau, Schiff bau, Flugzeugbau, Brückenbau
• mengen und wertmäßigen Datenbe reitstellung für Bilanzierung unferti ger Produkte Nachkalkulation
Ermittlung der tatsächlichen Kosten nach der Herstellung und Gegenüber stellung von Sollkosten der Vorkalkulati on und Istkosten der Nachkalkulation
für alle Produkte
• zur nachträglichen Kontrolle • um die zukünftige Planungsqualität zu erhöhen
Aus methodischer Sicht kann die Kalkulation auf zwei Arten durchgeführt werden: • Die Stückkosten werden aus den Periodengesamtkosten durch Divisionsverfahren (Divisions- und Äquivalenzziffernkalkulation) abgeleitet oder • die Stückkosten werden aus den kostenrelevanten Einzelbestandteilen (Zuschlags-, Maschinenstundensatz- und Prozesskostenkalkulation) zusammengesetzt. Die Wahl des geeigneten Kalkulationsverfahrens ist von mehreren Faktoren abhängig, wobei vor allem das Produktionsprogramm und das Produktionsverfahren zu beachten sind. Sehen Sie hierzu die folgende Übersicht:
13
1
Kostenrechnung
Produktionsprogramm Beschreibung
Kalkulationsver fahren
Einprodukt2 unterneh2 men
Divisionskalkulation
Mehr2 produkt2 unterneh2 men
Massen fertigung
Herstellung eines Produkts in großen Mengen z. B. Wasser, Strom, Zement etc.
Sorten fertigung
verschiedene Produkte aus ähn Äquivalenzziffernkal lichen Rohstoffen und mit ähnli kulation chen Produktionsverfahren z. B. Getränke, Schrauben, Papier etc.
Serien fertigung
verschiedene Produkte mit ge ringer oder keiner Übereinstim mung z. B. Automobilindustrie, Elektrogeräteindustrie
Zuschlags oder Ma schinenstundensatz oder Prozesskosten kalkulation
Einzelferti gung
verschiedene Produkte in unter schiedlichen Produktionsabläu fen, aber von jedem Produkttyp nur ein Stück z. B. Hoch und Tiefbau
Zuschlags oder Ma schinenstundensatz kalkulation
Kuppelpro verschiedene Produktarten, die Restwert oder Ver zwangsläufig in einem Produkti teilungsmethode duktion onsprozess entstehen z. B. in Raffinerien, Kokereien
1.1.1
Divisionskalkulation
Die Divisionskalkulation ist die einfachste Kalkulationsart, die eigentlich nur bei Einproduktunternehmen (z. B. Wasser- oder Elektrizitätswerken) angewendet werden kann. Man unterscheidet zwischen ein-, zwei- oder mehrstufiger Divisionskalkulation. Einstufige Divisionskalkulation Bei der einstufigen Divisionskalkulation werden die Gesamtkosten der Periode verrechnet, es erfolgt also keine Trennung in Herstellkosten sowie Verwaltungs- und Vertriebskosten. Man unterscheidet zwischen summarischer und differenzierender Divisionskalkulation.
14
Kalkulation
Summarisch
Differenzierend
K k= x k:
k1
=
K1 K ... kn = n x x
1 Einstufige Divisions kalkulation
k = k1 + k2 ... kn
x: K:
Selbstkosten einer Produkteinheit: Selbstkosten sind alle Kosten, die bei Erstellung und Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung anfallen, also die Summe aus Herstell, Vertriebs und Verwaltungskosten. produzierte Menge Gesamtkosten der Periode
Kn:
Gesamtkosten der Kostengruppe n
kn: n:
Stückkosten der Kostengruppe n Anzahl der Kostengruppen
Beispiel: Einstufige Divisionskalkulation Ein Unternehmen erstellt innerhalb einer Abrechnungsperiode 10.000 TShirts. Die Gesamtkosten betragen 70.000 €. Diese verteilen sich wie folgt: • Materialkosten: 42.000 € • Personalkosten: 14.000 € • kalkulatorische Abschreibungen: 7.000 € • sonstige Kosten: 7.000 € Es werden die Stückkosten mithilfe der einstufigen Divisionskalkulation sowohl summarisch als auch differenzierend berechnet. summarisch: 70.000 € k= = 7,00 €/St. 10.000 St. differenzierend: 14.000 € 42.000 € kP = = 1,40 €/St. = 4,20 €/St. 10.000 St. 10.000 St. 7.000 € 7.000 € kS = = 0,70 €/St. kA = = 0,70 €/St. 10.000 St. 10.000 St. k = 4,20 €/St. + 1,40 €/St. + 0,70 €/St. + 0,70 €/St. = 7,00 €/St.
kM =
15
1
Kostenrechnung
Zweistufige Divisionskalkulation Sie wird angewandt, falls die produzierte Menge von der abgesetzten Menge abweicht und sich somit Lagerbestandsveränderungen bei Fertigerzeugnissen ergeben. Daher zerlegt die zweistufige Divisionskalkulation die Gesamtkosten in Herstellkosten und Verwaltungsbzw. Vertriebskosten. Die Selbstkosten werden wie folgt ermittelt: Zweistufige Divisions kalkulation
k=
HK VwGK + VtGK + xp xv
k:
Selbstkosten einer Produkteinheit: Selbstkosten sind alle Kosten, die bei Erstellung und Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung anfallen, also die Summe aus Herstell, Vertriebs und Verwaltungskosten. HK: Herstellkosten VwGK: Verwaltungsgemeinkosten VtGK: Vertriebsgemeinkosten xP: produzierte Menge x V: verkaufte Menge
Beispiel: Zweistufige Divisionskalkulation Ein Unternehmen produziert innerhalb einer Abrechnungsperiode 10.000 TShirts. Die Gesamtkosten der TShirts betragen 70.000 €. Die se lassen sich wie folgt gliedern: • Herstellkosten: 60.000 € • Verwaltungskosten: 5.000 € • Vertriebskosten: 5.000 € Insgesamt wurden 8.000 TShirts verkauft, 2.000 Stück gingen auf La ger. Berechnen Sie die Selbstkosten der verkauften Fertigerzeugnisse mithilfe der zweistufigen Zuschlagskalkulation und ermitteln Sie die Stückherstellkosten für die nicht verkauften Fertigerzeugnisse. Berechnung der Selbstkosten der verkauften Einheiten: 60.000 € 5.000 € + 5.000 € k= + = 7,25 €/St. 10.000 St. 8.000 St. Berechnung der Herstellkosten für die Lagerbestandserhöhung an Fertigerzeugnissen: k=
16
60.000 € 10.000 St.
= 6,00 €/St.
Kalkulation
1
Mehrstufige Divisionskalkulation Die mehrstufige Divisionskalkulation zerlegt die Gesamtkosten in Herstellkosten sowie Verwaltungs- bzw. Vertriebskosten, wobei die Herstellkosten nochmals in Abhängigkeit von der Anzahl der Produktionsstufen zerlegt werden. Folglich lassen sich sowohl Lagerbestandsveränderungen bei fertigen Erzeugnissen als auch bei unfertigen Erzeugnissen berücksichtigen und bewerten. Die Selbstkosten werden wie folgt ermittelt: k=
HK1 HK 2 HK VwGK + VtGK + + ... + n + xP1 xP2 xPn xV
k:
Selbstkosten einer Produkteinheit
HKn:
Herstellkosten der Kostenstelle n
xPn:
produzierte Menge in der Kostenstelle n
1...n:
Anzahl der Kostenstellen
Mehrstufige Divisions kalkulation
VwGK: Verwaltungsgemeinkosten VtGK:
Vertriebsgemeinkosten
x V:
verkaufte Menge
Beispiel: Mehrstufige Divisionskalkulation Ein Unternehmen erstellt TShirts in einer zweistufigen Produktion. In der ersten Fertigungsstufe werden 12.000 TShirts produziert, in der zweiten Produktionsstufe werden lediglich 10.000 Stück eingefärbt. Davon werden 8.000 Stück verkauft. Die Gesamtkosten betragen 76.000 €, wobei sie sich mithilfe eines Betriebsabrechnungsbogens wie folgt zerlegen lassen (ein Beispiel für einen Betriebsabrechnungsbogen finden Sie auf der beigefügten CDROM): Herstellkosten Stufe 1:
34.000 € 12.000 Stück unfertige Erzeugnisse
Herstellkosten Stufe 2:
32.000 € 10.000 Stück davon zu Fertigerzeugnissen
Verwaltungskosten:
5.000 €
Vertriebskosten:
5.000 €
Berechnen Sie die Stückkosten mithilfe der mehrstufigen Divisionskal kulation und ermitteln Sie die Stückherstellkosten der unfertigen und der fertigen Erzeugnisse im Lager.
17
1
Kostenrechnung
Berechnung der Stückherstellkosten der Lagerbestandserhöhung an un fertigen Erzeugnissen k=
34.000 € 12.000 St.
= 2,83 €/St.
Berechnung der Stückherstellkosten der Lagerbestandserhöhung an Fertigerzeugnissen k=
34.000 € 12.000 St.
+
32.000 € 10.000 St.
= 6,033 €/St.
Berechnung der Stückselbstkosten der verkauften Einheiten k=
34.000 € 12.000 St.
+
32.000 € 10.000 St.
+
10.000 € 8.000 St.
= 7,283 €/St.
Rechner „Divisionskalkulation“
Mit dem Rechner „Divisionskalkulation“, den Sie auf der CDROM fin den, können Sie sofort arbeiten. Sie brauchen lediglich die Anweisungen zu befolgen und Ihre Zahlen einzugeben.
1.1.2
Äquivalenzziffernkalkulation
Sie findet in Unternehmen Anwendung, in denen artähnliche Produkte in so genannter Sortenfertigung hergestellt werden (z. B. Brauereien, Papierindustrie, Textilindustrie). Die Äquivalenzziffer eines Produktes drückt aus, in welchem Verhältnis die Kosten dieses Produktes zu den Kosten eines zuvor festgelegten Einheitsproduktes – in der Regel mit der Äquivalenzziffer 1 versehen – stehen. Die Äquivalenzziffernkalkulation kann in ein-, zwei- oder mehrstufiger Form durchgeführt werden, wobei die Vorgehensweise dieselbe ist: 1. Einheitssorte festlegen 2. die hergestellten Mengen der anderen Sorten mit ihren jeweiligen Äquivalenzziffern multiplizieren 3. die Summe dieser Rechnungseinheiten2 bilden
2
18
Rechnungseinheiten geben an, welche Menge der Einheitssorte man produzieren kann.
Kalkulation
1
4. die Gesamtkosten durch die Summe der Rechnungseinheiten dividieren, als Ergebnis erhält man die Stückkosten der Einheitssorte 5. die Stückkosten der anderen Sorten erhält man, indem man die Stückkosten der Einheitssorte mit den Äquivalenzziffern der anderen Sorten multipliziert. Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation Bei der einstufigen Äquivalenzziffernkalkulation werden analog zur einstufigen Divisionskalkulation die Gesamtkosten der Periode verrechnet. Beispiel: Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation Ein Unternehmen erstellt drei Sprudelsorten: Bez.
Sorte
Äquivalenzziffer
hergestellte Menge
A
ohne Kohlensäure
1 = Einheitssorte
10.000 hl
B
medium
1,2
15.000 hl
C
sprudelig
1,4
12.000 hl
Die Gesamtkosten betragen 8.960.000 €. Bestimmen Sie die Selbstkos ten der Sprudelsorten mithilfe der Äquivalenzziffernkalkulation. Sorte
Mengen2 einheiten
Äquivalenz2 Rechnungseinheiten ziffer (RE)
Selbstkosten
A
10.000 hl
1,0
10.000 hl
200 €/hl
B
15.000 hl
1,2
15.000 hl × 1,2 = 18.000 hl
200 €/hl × 1,2 = 240 €/hl
C
12.000 hl
1,4
12.000 hl × 1,4 = 16.800 hl
200 €/hl × 1,4 = 280 €/hl
Summe
37.000 hl
44.800 hl
Stückkosten je Rechnungseinheit =
8.960.000 € 44.800 hl
= 200 €/hl
19
1
Kostenrechnung
Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation Die mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation wird eingesetzt, wenn bei einer mehrstufigen Sortenfertigung Lagerbestandsveränderungen an unfertigen und/oder fertigen Erzeugnissen auftreten. Für die unterschiedlichen Kostenstellen gibt es also jeweils eine eigene Äquivalenzziffernreihe. Daher lassen sich sowohl Lagerbestandsveränderungen bei Fertigerzeugnissen als auch bei unfertigen Erzeugnissen berücksichtigen und bewerten. Beispiel: Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation Ein Unternehmen erstellt drei Limonadensorten: (A) mit Zitrone 5.000 hl (B) mit Orange 4.000 hl (C) mit Himbeere 3.000 hl Die Kosten verteilen sich wie folgt auf die Kostenstellen: Materialkosten: 3.750.000 € Fertigungskosten: 2.620.000 € Verwaltungs u. Vertriebskosten: 1.200.000 € Folgende Äquivalenzziffern werden ermittelt: Sorte
Materialstelle
Fertigungsstelle
A
1
1
Verwaltung/Vertrieb 1
B
0,9
1,2
1
C
1,3
1,1
1
Ermittlung der Selbstkosten der drei Limonadensorten. Sorte
Mengen2 Äqui2 einheiten valenz2 ziffer A 5.000 hl 1,0 B 4.000 hl 0,9 C 3.000 hl 1,3 Summe 12.000 hl
Rechnungseinheiten (RE)
5.000 hl = 300 €/hl 4.000 hl × 0,9 = 3.600 hl 300 €/hl × 0,9 = 270 €/hl 3.000 hl × 1,3 = 3.900 hl 300 €/hl × 1,3 = 390 €/hl 12.500 hl
Stückkosten je RE (Materialstelle) =
20
Selbstkosten (Materialstelle)
3.750.000 € = 200 €/hl 12.500 hl
Kalkulation
Sorte
Mengen2 Äqui2 Rechnungseinheiten einheiten valenz2 (RE) ziffer
Selbstkosten (Fertigungsstelle)
A
5.000 hl 1
5.000 hl
B
4.000 hl 1,2
4 000 hl × 1,2 = 4.800 hl 200 €/hl × 1,2 = 240 €/hl
C
3.000 hl 1,1
3 000 hl × 1,1 = 3.300 hl 200 €/hl × 1,1 = 220 €/hl
Summe 12.000 hl
Stückkosten je RE (Fertigung) = Stückkosten je RE (Fertigung) =
1
= 200 €/hl
13.100 hl
2.620.000 € 13.100 hl 1.200.000 € 12.000 hl
= 200 €/hl = 100 €/hl
Selbstkosten Sorte A: 300 €/hl + 200 €/hl + 100 €/hl = 600 €/hl Selbstkosten Sorte B: 270 €/hl + 240 €/hl + 100 €/hl = 610 €/hl Selbstkosten Sorte C: 390 €/hl + 220 €/hl + 100 €/hl = 710 €/hl Rechner „Äquivalenzziffernkalkulation“
Sofern Sie eine „Äquivalenzziffernkalkulation“ erstellen möchten, finden Sie in dem Rechner auf der CDROM das geeignete Tool.
1.1.3
Zuschlagskalkulation
Bei der Zuschlagskalkulation wird eine Trennung in Einzelkosten, die dem Kostenträger direkt zugerechnet werden können, und Gemeinkosten, deren Verrechnung mittels Zuschlagssätzen erfolgt, vorgenommen. Die Herstell- bzw. Selbstkosten eines Produkts setzen sich additiv aus Einzelkosten und Gemeinkostenbeiträgen der beanspruchten Kostenstellen zusammen. Hierbei unterscheidet man zwischen summarischer und differenzierender Zuschlagskalkulation. Einstufige (summarische) Zuschlagskalkulation Bei dieser einfachen Kalkulationsart werden die gesamten Gemeinkosten auf eine Zuschlagsbasis bezogen, d. h. sie werden durch einen einzigen Zuschlagssatz verrechnet. Die Selbstkosten werden wie folgt ermittelt:
21
1
Kostenrechnung
Selbstkosten
Einzelkosten +
Gemeinkostenzuschlag
=
Selbstkosten
Dieses Verfahren kann höchstens in Betrieben mit sehr einfacher Produktionsstruktur und einem geringen Anteil an Gemeinkosten angewendet werden, wobei keine Bestandsveränderungen bei fertigen und unfertigen Erzeugnissen auftreten dürfen. Beispiel: Einstufige Zuschlagskalkulation Ein Unternehmen produziert zwei Produkte A und B. Die Gesamtge meinkosten belaufen sich auf 45.000 €. Der Gemeinkostenzuschlags satz liegt bei 60 %. Einstufige Zuschlags kalkulation
A Fertigungseinzelkosten (FEK)
B
28.000 €
Materialeinzelkosten (MEK) Menge (St.)
35.000 €
5.000 €
7.000 €
5.000 St.
6.000 St.
Berechnen Sie die Selbstkosten für die Produkte A und B mithilfe der summarischen Zuschlagskalkulation. Selbstkosten für Produkt A: Einzelkosten (EK)
28.000 € +
Gemeinkosten (GK)
0,6 × 33.000 €
Selbstkosten (SK) Selbstkosten pro Stück
52.800 € / 5.000 St.
5.000 €
+
19.800 €
=
52.800 €
=
10,56 €/St.
Selbstkosten für Produkt B: Einzelkosten (EK)
Gemeinkosten (GK)
35.000 €
0,6 × 42.000 €
Selbstkosten (SK) Selbstkosten pro Stück
22
67.200 €/6.000 St.
+
7.000 €
+
25.200 €
=
67.200 €
=
11,20 €/St.
Kalkulation
1
Mehrstufige (differenzierende) Zuschlagskalkulation Bei der mehrstufigen Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten nicht mehr summarisch, sondern differenziert nach den einzelnen Kostenstellen verrechnet, indem für jede Kostenstelle ein eigener Verrechnungssatz gebildet wird. So erreicht man eine genauere und verursachungsgerechtere Verteilung der Gemeinkosten. Vorraussetzung hierfür ist die Aufteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen: • Material • Fertigung • Verwaltung • Vertrieb Anhand des folgenden Schemas werden dann die Selbstkosten ermittelt, wobei sämtliche Gemeinkostenzuschlagssätze aus dem Betriebsabrechnungsbogen entnommen werden.3 Materialeinzelkosten MEK Materialgemeinkosten MGK in % der MEK
Herstellkosten HK
Fertigungseinzelkosten FEK Fertigungsgemeinkosten FGK in % der FEK
Mehrstufige Zuschlags kalkulation
Material kosten MK
Fertigungs kosten FK
Selbstkosten SK
Sondereinzelkosten der Fertigung SEKF Verwaltungsgemeinkosten VwGK in % der HK Vertriebsgemeinkosten VtGK in % der HK Sondereinzelkosten des Vertriebs SEKV
Auf der Grundlage der Selbstkosten besteht die Möglichkeit, eine so genannte Absatzkalkulation, die den Angebotspreis ermittelt, durchzuführen. Beachten Sie aber, dass der Angebotspreis i. d. R. nicht mit dem Verkaufspreis übereinstimmt.
3
Schmidt, A.: Kostenrechnung, S. 124, 2001.
23
1 Ermittlung des Angebotspreises
Kostenrechnung
Selbstkosten Gewinnaufschlag in % der Selbstkosten
Barverkaufs preis
Ziel verkaufs preis
Kundenskonto in % des Zielverkaufspreis
Listen verkaufs preis netto
Angebotspreis brutto
Kundenrabatt in % des Listenverkaufspreis netto Mehrwertsteuer in % des Listenverkaufspreis netto
Beispiel: Mehrstufige Zuschlagskalkulation Ein Unternehmen übernimmt einen Auftrag und kalkuliert mit den fol genden Daten: MEK FEK SEKF SEKVt Gewinnaufschlag: Skonto:
9.700 € 6.000 € 300 € 1.500 € 20 % 3%
MGK – Zuschlagssatz FGK Zuschlagssatz VwGK Zuschlagssatz VtGK Zuschlagssatz Rabatt: Mehrwertsteuer:
10 % 60 % 20 % 10 % 10 % 19 %
Es werden die Selbstkosten des Auftrags und der Angebotspreis mithilfe der mehrstufigen Zuschlagskalkulation berechnet. MEK + MGK + FEK + FGK + SEKF = Herstellkosten (HK) + VwGK + VtGK + SEKVt = Selbstkosten + Gewinnaufschlag = Barverkaufspreis + Skonto = Zielverkaufspreis + Rabatt = Listenverkaufspreis + Mehrwertsteuer = Angebotspreis
9.700,00 € × 0,1 6.000,00 € × 0,6
20.570,00 € × 0,2 20.570,00 € × 0,1
28.241,00 € × 0,2 [33.889,20 € / 0,97] × 0,03 [34.937,32 € / 0,90] × 0,1 38.819,24 € × 0,19
Die Selbstkosten ergeben 28.241,00 € und der Angebotspreis beträgt 46.194,90 €.
24
+ + + + = + + = + = + = + = + =
9.700,00 € 970,00 € 6.000,00 € 3.600,00 € 300,00 € 20.570,00 € 4.114,00 € 2.057,00 € 1.500 € 28.241,00 € 5.648,20 € 33.889,20 € 1.048,12 € 34.937,32 € 3.881,92 € 38.819,24 € 7.375,66 € 46.194,90 €
Kalkulation
1
Bitte merken Sie sich:
Bei der Zuschlagskalkulation werden zunächst die Einzelkosten den einzelnen Produkten zugeordnet. Die verbleibenden Gemeinkosten (Fertigungs, Material, Verwaltungs und Vertriebsgemeinkosten) können bei der mehrstufigen Zuschlagskalkulation über den Be triebsabrechnungsbogen ermittelt werden. Um die Zuschlagssätze der Verwaltung und des Vertriebs zu berech nen, müssen Sie zuerst die Herstellkosten feststellen. Rechner „Zuschlagskalkulation“
Um eine Zuschlagskalkulation durchzuführen, benutzen Sie bitte den Rechner, den Sie auf der CDROM finden.
1.1.4
Maschinenstundensatzrechnung
Die Maschinenstundensatzrechnung stellt eine Erweiterung der Zuschlagskalkulation dar. Bei diesem Verfahren spaltet man die Fertigungsgemeinkosten in maschinenabhängige und maschinenunabhängige Kosten auf. Letztere werden Restfertigungsgemeinkosten genannt und als Zuschlag auf die Fertigungseinzelkosten berechnet. Ermittlung der Maschinenlaufzeit Um mit den maschinenabhängigen Kosten operieren zu können, muss zunächst die Maschinenlaufzeit ermittelt werden. Maschinenlaufzeit = gesamte Maschinenzeit – Stillstandszeit • • •
Maschinen laufzeit
Maschinenlaufzeit: die tatsächliche jährliche Laufzeit der Maschine in [h/Periode] gesamte Maschinenzeit: theoretisch maximale Maschinenlaufzeit bei ständiger Inbetriebnahme Stillstandszeit: arbeitsfreie Tage, betriebsbedingte Stillstandszeit, Instandhaltungszeit
Ermittlung des Maschinenstundensatzes Der Maschinenstundensatz setzt sich aus den maschinenabhängigen Kosten je Stunde zusammen. Dazu gehören:
25
1
Kostenrechnung
Abschreibungen =
( Anschaffungs/WBwert ) Restwert Nutzungsdauer x Maschinenlaufzeit pro Periode
Zinsen
=
(Anschaffungswert + Restwert) x Zinssatz 2 x Maschinenlaufzeit pro Periode
Raumkosten
=
Raumbedarf × qm Satz Maschinenlaufzeit
Instandhal tungskosten Energiekosten
=
Gesamte Instandhaltungskosten pro Jahr Maschinenlaufzeit pro Jahr
oder Wiederbeschaffungswert x Instandhaltungsfaktor = kWAnschlusswert x Leistungsgrad x Strompreis
WBwert = Wiederbeschaffungswert
Weitere mögliche maschinenabhängige Kosten: • Werkzeugkosten, • Versicherungskosten, • Betriebsmittelkosten. Ermittlung der Fertigungskosten Die Fertigungskosten werden folgendermaßen ermittelt: Ermittlung der Fertigungs kosten
Fertigungseinzelkosten (FEK) +
Restfertigungsgemeinkosten (in % der FEK)
+
maschinenabhängige Gemeinkosten
+
Sondereinzelkosten der Fertigung
=
Fertigungskosten
Beispiel: Maschinenstundensatzkalkulation Ein Produkt wird 25 Stunden auf der Maschine A mit einem Maschi nenstundensatz von 25,74 €/h und anschließend 30 Stunden auf der Maschine B gefertigt. Die Fertigungseinzelkosten betragen 6.400 €, der Restfertigungsgemeinkostensatz beläuft sich auf 45 %. Für die Maschi ne B können die folgenden Daten aus einer Maschinenkarte entnom men werden.
26
Kalkulation
Anschaffungskosten Wiederbeschaffungswert Erwarteter Restwert Nutzungsdauer Maschinenlaufzeit pro Jahr Zinssatz kWAnschlusswert des Motors Leistungsgrad Strompreis Raumbedarf Kosten je m² pro Monat Wartungskosten pro Jahr
1
250.000 € 300.000 € 50.000 € 6 Jahre 2.400 Stunden 8% 100 kWh 60 % 0,1 €/kWh 30 m² 10 €/m² 5.000 €
Ermittlung des Maschinenstundensatzes für Maschine B: kalkulatorische Abschreibungen kalkulatorische Zinsen Energiekosten Raumkosten Instandhaltungs kosten Maschinenstunden2 satz
300.000 € 50.000 € 6 × 2.400 h
(250.000 € + 50.000 € ) × 0,08 2 × 2.400 h 100 kWh × 0,6 x 0,1 €/kWh 2 2 30 m x 10 €/m x 12 2.400 h 5.000 € 2.400 h
= 17,36 €/h =
5,00 €/h
=
6,00 €/h
=
1,50 €/h
=
2,08 €/h
Berechnung des Maschinen stundensatzes
= 31,94 €/h
Die Fertigungskosten berechnen sich wie folgt: + + + =
Fertigungseinzelkosten 6.400,00 € Berechnung der Fertigungsrestgemeinkosten 6 400 € × 0,45 = 2.880,00 € Fertigungs Maschinenkosten A 25,74 €/h × 25 h = 643,50 € kosten Maschinenkosten B 91,94 €/h × 30 h = 958,20 € Fertigungskosten 10.881,70 €
Sie sollten sich merken:
Es ist immer dann sinnvoll die Maschinenstundensatzkalkulation zu wählen, wenn eine Kostenstelle mit einer Mischung aus lohnintensi ven und maschinenintensiven Arbeitsvorgängen produziert.
27
1
Kostenrechnung
Rechner „Maschinenstundensatzrechnung“
Diesen Rechner, den Sie auf der CDROM finden, können Sie für Ihre ei gene Maschinenstundensatzrechnung verwenden. Sie brauchen ledig lich den Anweisungen zu folgen und Ihre Zahlen einzugeben.
1.1.5
Die Kuppelkalkulation
Kuppelprodukte sind Erzeugnisse, die aus technischen oder natürlichen Gründen zwangsläufig gemeinsam anfallen. Beispiele sind: • Öle, Benzine, Gas und Benzol in Raffinerien • Mehl und Kleie in Mühlen • Kantholz, Bretter, Leisten, Schwarten und Sägespäne in Sägewerken. Die Produktionskosten fallen hierbei für alle Produkte gemeinsam an, daher lassen sich die Kosten der einzelnen Produkte aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit der Kuppelprodukte nur schwer ermitteln. Die Restwert2 oder Subtraktionsmethode Restwert methode
Die Restwert- bzw. Subtraktionsmethode wird angewendet, falls bei der Kuppelproduktion ein Haupterzeugnis und ein oder mehrere Nebenerzeugnisse produziert werden. Das Hauptprodukt wird dabei als eigentlicher Träger der Gesamtkosten des Kuppelproduktionsprozesses behandelt. Die Ergebnisse sind umso besser, je geringwertiger die Nebenerzeugnisse im Verhältnis zum Haupterzeugnis sind. Die Erlöse der Nebenerzeugnisse, die sich eventuell um ihre Weiterverarbeitungskosten vermindern, werden von den Gesamtkosten der Kuppelkalkulation abgezogen. Herstellkosten der Kuppelproduktion Umsatzerlöse der Neben/Abfallprodukte + Folgekosten der Neben/Abfallprodukte = Herstellkosten (Restkosten) des Hauptprodukts Die Herstellkosten des Hauptprodukts werden durch die Summe der gesamten erstellten Haupterzeugnisse dividiert. Als Ergebnis er-
28
Kalkulation
1
halten Sie die Stückherstellkosten für eine Einheit des Haupterzeugnisses. Stückherstell kosten des Hauptprodukts
Stückherstellkosten Hauptprodukt Herstellkosten des Hauptprodukts = Gesamtproduktion Hauptprodukt
Die Stückherstellkosten des Hauptproduktes H können nach folgender Formel berechnet werden4: I
K kH =
PNi ∑ i =1 xH
kH
= Stückherstellkosten des Hauptproduktes H
K
= Gesamtkosten der Produktion
xH
= Menge des Hauptproduktes H
i
= Index der Produktart (i = 1,...I) mit i H
• xNi
xNi = Menge des Nebenproduktes i PNi = Preis des Nebenproduktes i
Die Stückselbstkosten der Nebenprodukte entsprechen den erzielbaren Erlösen beim Verkauf, die Stückherstellkosten ergeben sich durch zusätzliche Subtraktion der Folgekosten des jeweiligen Nebenprodukts. Beispiel: Kuppelproduktion Ein Unternehmen erstellt drei Kuppelprodukte, wobei Gesamtkosten in Höhe von 500.000 € für den Kuppelproduktionsprozess anfallen.
Hauptprodukt (HP)
4
produzierte Menge
Erlös/St.
Weiter2 verarbeitungs2 kosten
10.000 St.
50 €/St.
2 €/St.
Nebenprodukt A
500 St.
3 €/St.
1 €/St.
Nebenprodukt B
250 St.
2 €/St.
Götze, U.: Kostenrechnung und Kostenmanagement, S. 127 f., 2004.
29
1
Kostenrechnung
1. Berechnen Sie die Stückkosten des Hauptprodukts mithilfe der Restwertmethode. Gesamtkosten
500.000 €
Erlöse der Nebenprodukte
Weiterverarbeitungskosten
+ 500 € × 1
Herstellkosten für Hauptprodukt
= 498.500 €
Stückherstellkosten =
500 € × 3 + 250 € × 2
498.500 €
= 49,85 €/St. 10.000 St. Stückselbstkosten = 49,85 €/St. + 2 €/St. = 51,85 €/St.
2. Berechnen Sie die Stückkosten der Nebenprodukte mithilfe der Restwertmethode. Nebenprodukt A Nebenprodukt B Stückselbstkosten = Erlös
3 €/St.
2 €/St.
Stückherstellkosten = Stückselbstkosten Folgekosten
2 €/St.
2 €/St.
Beachten Sie: Das Restwertverfahren wird angewandt, wenn im Rahmen der Kuppel produktion in erster Linie ein Hauptprodukt hergestellt wird, bei dem zwangsläufig ein oder mehrere Nebenprodukte anfallen.
Die Verteilungsmethode Diese Kalkulationsart wird angewendet, falls ein Unternehmen mehrere Hauptprodukte fertigt. Die Kosten des Kuppelproduktionsprozesses werden mithilfe von Äquivalenzziffern verteilt, wobei Marktpreise, Produktionsmengen oder technisch-physikalische Maßgrößen infrage kommen. In der Regel wird die Marktpreismethode angewendet, bei der die erzielbaren Marktpreise der einzelnen Kuppelprodukte durch Äquivalenzziffern in Relation gebracht werden. Die Kosten werden hierbei also nach dem Tragfähigkeitsprinzip verteilt, da z. B. Kuppelprodukte, die einen hohen Erlös erzielen, auch einen hohen Anteil der zu verrechnenden Gemeinkosten des Kuppelprozesses zugerechnet bekommen.
30
Kostenrechnungssysteme
1
Beispiel: Kuppelproduktion Verteilungsmethode Ein Unternehmen erstellt drei ungefähr gleichwertige Kuppelprodukte A, B und C. Die Kosten des Kuppelproduktionsprozesses belaufen sich auf 660.000 €. Produkt
produzierte Menge
Marktpreis pro Stück
A B
6.000 2.000
15 € 25 €
C
4.000
20 €
Berechnen Sie die Stückkosten der Produkte mithilfe der Verteilungs methode. Produkt
produ2 zierte Menge
Äqui2 valenz2 ziffer
Rechnungseinheiten
A
6.000
15
15 × 6.000 = 90.000
15 × 3 €/RE = 45 €/St.
B
2.000
25
25 × 2.000 = 50.000
25 × 3 €/RE = 75 €/St.
C
4.000
20
20 × 4.000 = 80.000
20 × 3 €/RE = 60 €/St.
Summe
Stückkosten
220.000
Kosten je Rechnungseinheit: 660.000 € = 3 €/RE 220.000 RE Beachten Sie: Bei der Verteilungsmethode werden die Kosten der Kuppelproduktions stufen nach einem Verteilungsschlüssel auf die Kostenträger, in der Re gel in Anlehnung an die Preise oder Erlöse, verteilt.
1.2
Kostenrechnungssysteme
Im Folgenden werden die wichtigsten Kostenrechnungssysteme beschrieben, wobei diese nach dem Zeitpunkt der Betrachtung oder dem Umfang der auf einen Kostenträger verrechneten Kosten kategorisiert werden können (siehe Abbildung unten).
31
1
Kostenrechnung
Kostenrechnungssysteme dienen bestimmten Rechnungszwecken. Entsprechend dem Zeitbezug der Kosten wird zwischen der Ist-, Normal- und Plankostenrechnung unterschieden: • Alle in einer Abrechnungsperiode tatsächlich angefallenen Kosten werden in der Istkostenrechnung erfasst. • Die Normalkostenrechnung erstellt die Durchschnittskosten auf Basis von Istkosten der vergangenen Abrechnungszeiträume. • Mit der Plankostenrechnung werden die künftigen Kosten prognostiziert, sie dient auch als Entscheidungsgrundlage für das Management. Bezüglich des Umfangs der zu erfassenden Kosten kann zwischen der Vollkostenrechnung, die alle Kosten auf die jeweiligen Kostenträger verteilt, und der Teilkostenrechnung, die dies nur für einen Teil der Kosten tut, unterschieden werden. Kostenrechnungssysteme
Zeitpunkt der Kostenbetrachtung
kategorisiert nach
Umfang der auf den Kosten% träger verrechneten Kosten
Istkostenrechnung Vollkostenrechnung Normalkostenrechnung
Plankostenrechnung
Teilkostenrechnung
Abb. 2: Übersicht über Kostenrechnungssysteme
1.2.1
Istkostenrechnung
In der Istkostenrechnung werden die tatsächlich angefallenen Kosten einer vergangenen Periode betrachtet:
32
1
Kostenrechnungssysteme
Istkosten
Istkosten (KIst) = IstMenge x IstPreise Die Istkostenrechnung kann sowohl zur Nachkalkulation als auch durch Soll-Ist-Vergleiche mit anderen Perioden oder anderen Betrieben zur Kostenkontrolle genutzt werden. Beispiel Ein Geschäftsführer möchte im April wissen, wie viel die Herstellung des Produkts B im März gekostet hat. Aufgrund der Informationen der Istkostenrechnung (Materialeinsatz, Materialpreise, Personalkosten, Ab schreibungen etc.) können die im März angefallenen Kosten bestimmt werden. Die Daten verwendet der Geschäftsführer, um eine Nachkalku lation des Produkts B und einen Kostenvergleich mit dem März des Vor jahres durchzuführen.
Solch eine Kostenkontrolle auf Istkostenbasis hat den großen Nachteil, dass keine Unwirtschaftlichkeiten aufgedeckt werden, die im Vergleichsobjekt – in der verglichenen Periode oder dem verglichenen Betrieb – ebenfalls vorhanden sind. Außerdem ist zu bemängeln, dass die Istkosten nicht immer oder nur mit großen Aufwand festzustellen sind, z. B. bei der Bewertung des Materialverbrauchs. Zudem ist die Istkostenrechnung zur Erstellung von Angeboten schlecht geeignet, da sie nur Kosten aus der Vergangenheit und keine möglichen zukünftigen Kosten berücksichtigt.
1.2.2
Normalkostenrechnung
Da es nicht immer möglich ist, die tatsächlich angefallenen Kosten einer Periode zu bestimmen (z. B. Energiepreise eines Monats, Bewertung der verwendeten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe), werden in der Normalkostenrechnung im Gegensatz zur Istkostenrechnung Durchschnittswerte verwendet: Normalkosten = Ø IstMenge x Ø IstPreise
5
5
Normalkosten
Ø = Durchschnitt(lich).
33
1
Kostenrechnung
Die Normalkostenrechnung wird zur Vereinfachung der Kostenstellenrechnung und zur Erstellung von festen Kalkulationssätzen verwendet. Zu kritisieren ist, dass sie wie die Istkostenrechnung vergangenheitsbezogen ist. Zudem lassen sich durch die Verwendung von Durchschnittswerten Trends (wie z. B. eine Erhöhung von Ölpreisen) erst verspätet erkennen.
1.2.3
Plankostenrechnung
Im Gegensatz zur Ist- und Normalkostenrechnung werden nicht bereits angefallene Kosten betrachtet, sondern zukünftig anfallende Kosten geplant. Die Plankostenrechnung ist somit zukunftsbezogen: Plankosten
Plankosten (KPlan) = PlanMenge x PlanPreise Hierbei ist zu beachten, dass die Planmengen und Planpreise Zielvorgaben darstellen, die erreicht werden sollen, und keine Prognosewerte der Kostenentwicklung sind. Die geplanten Kosten bilden demnach eine wirtschaftlich anzustrebende Situation ab. Größter Vorteil gegenüber der Ist- und Normalkostenrechnung ist die effektivere Wirtschaftlichkeitskontrolle, die auf Vergangenheitswerten und auf geplanten Zielgrößen (Plan- bzw. Sollkosten) basiert. Zusammen mit den Istkosten aus der Istkostenrechnung liefert die Plankostenrechnung somit die notwendigen Daten für aussagekräftige und zukunftsbezogene Soll-Ist-Vergleiche, Produktivitätskontrollen und Vorkalkulationen.
1.2.4
Vollkostenrechnung
Bei Vollkostenrechnungssystemen werden alle Kosten auf die Kostenträger verrechnet. Da Gemeinkosten nicht einem einzelnen Kostenträger direkt zugeordnet werden können, verwenden alle Vollkostenrechnungssysteme Schlüsselungen, um die Gemeinkosten zu verrechnen.
34
Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeitskontrolle
1
Die Verwendung von Schlüsseln ist jedoch problematisch, da diese die Gemeinkosten nicht verursachungsgerecht auf die Kostenträger verteilen können. Zur Informationsbereitstellung für kurzfristige Entscheidungen sind Vollkostensysteme ebenfalls schlecht geeignet, da für diese nicht alle Kosten (wie z. B. die Fixkosten) entscheidungsrelevant sind. Daher werden Vollkostenrechnungssysteme vor allem bei mittel- bis längerfristigen Entscheidungen verwendet.
1.2.5
Teilkostenrechnung
Die bekannteste Kostenrechnung auf Teilkostenbasis ist die Deckungsbeitragsrechnung, bei der nur variable Kosten auf die Kostenträger verrechnet werden. Vor allem bei kurzfristigen Entscheidungen liefern Teilkostenrechnungssysteme die notwendigen und relevanten Informationen. Bei langfristigen Entscheidungen sind Teilkostenrechnungen jedoch unbrauchbar, da hierbei alle Kosten berücksichtigt werden müssen. Die Ausrichtung der Teilkostenrechnungen auf kurzfristige Zeiträume wird in der Praxis oftmals vergessen, sodass die große Gefahr besteht, nur kurzfristig erfolgreich zu wirtschaften, langfristig aber nicht alle Kosten zu decken.
1.3
Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeitskontrolle
Wirtschaftlichkeit ist eine vorgegebene, anzustrebende Situation in einem Unternehmen. Ein Unternehmen bzw. eine Kostenstelle arbeitet wirtschaftlich, wenn ein vorgegebenes Ziel (z. B. Fertigungskosten pro Teil < 6 €) erreicht wird. Bei der Zielvorgabe ist zu beachten, dass das Ziel eindeutig definiert, erreichbar und direkt messbar sein muss. Als Formel ausgedrückt arbeitet ein Unternehmen wirtschaftlich, wenn gilt: Istkosten < Sollkosten
Kontrolle der Wirtschaftlich keit
35
1
Kostenrechnung
oder Istkosten <1 Sollkosten
Entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch kann ein Unternehmen durchaus Gewinn machen, obwohl es unwirtschaftlich arbeitet, weil die Istkosten die Sollkosten übersteigen.
Bestimmung der Sollkosten Die für eine Wirtschaftlichkeitskontrolle notwendigen Sollkosten können unterschiedlicher Natur sein:6 • Durchschnittswerte aus der Vergangenheit • Mischung von Plan- und Vergangenheitswerten (z. B. Vorjahresumsatz soll um 5 % gesteigert werden) • Reine Planwerte (Herstellkosten < 8 €) Nach der Gegenüberstellung der Werte beim Soll-Ist-Vergleich ist eine Abweichungsanalyse notwendig, um die Ursachen der Abweichung bestimmen und daraus Gegenmaßnahmen ableiten zu können. Beachten Sie: Die Wirtschaftlichkeit ist eine Kennzahl, die wertmäßige Relationen be" schreibt. Sie ist der Quotient aus Istkosten durch Sollkosten, wobei sich die Sollkosten aus den vom Beschäftigungsgrad unabhängigen fixen Kosten und den durch die Leistungserstellung verursachten variablen Kosten zusammensetzen.
1.4
Plankostenrechnung
Bei den Plankostenrechnungssystemen unterscheidet man • die starre Plankostenrechnung, • die flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis und • die flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis. 6
36
Vgl. Horváth, P.: S.484, 2003.
Plankostenrechnung
1
Die Kostenplanung der Plankostenrechnung erfolgt in der Regel für eine Planungsperiode (ein Jahr) im Voraus – sie ist somit zukunftsbezogen. Plankosten haben einen Vorgabecharakter, sie werden auf der Basis eines optimalen Betriebsablaufes für den Planungszeitraum festgelegt. Mittels des Soll-Ist-Vergleichs dient die Plankostenrechnung der Wirtschaftlichkeitskontrolle. Gegebenenfalls können Abweichungsanalysen durchgeführt werden.
1.4.1
Starre Plankostenrechnung
Die starre Plankostenrechnung ist ein Vollkostenrechnungssystem, das bei der Planung darauf verzichtet, zwischen fixen und variablen Kosten zu differenzieren. Die Plankosten werden bei der Abweichungsuntersuchung nicht an den tatsächlichen Beschäftigungsgrad (= Ausbringungsmenge) angepasst, sondern beziehen sich weiterhin „starr“ auf den Planbeschäftigungsgrad. Beispiel: „Produktion von Lederfußbällen“ Die FIT GmbH stellt Lederfußbälle her. In der Planungsphase für das erste Halbjahr 2005 plant das Controlling folgende Werte für die Kos" tenstelle „Fertigung“: Planbeschäftigung (Planausbringungsmenge) : 10.000 St. Plankosten: 140.000 € Um die Kalkulation eines Angebots zu ermöglichen, wird der Planver" rechnungssatz ermittelt. Dieser verrechnet die gesamten Plankosten auf den einzelnen Kostenträger, d. h. er gibt die Kosten pro Kostenträger an:
Plankostenverrechnungssatz kP =
Plankostenverrechnungssatz kP =
Plankosten Planbeschäftigung
140.000 € = 14 €/St. 10.000 St.
Das bedeutet, dass jeder Fußball planmäßig 14 € Kosten verursacht. Mitte Juli 2005 liegen dem Controlling die Istdaten für das erste Halb" jahr vor:
37
1
Kostenrechnung
Istbeschäftigung: 6.000 St. Istkosten: 130.000 € Die nun bestimmten verrechneten Plankosten Kverr geben an, welche Kosten der abgesetzten Menge in der Kostenträgerrechnung eingeplant waren: p Verrechnete Plankosten Kverr = k x Istbeschäftigung = 14 €/St. x 6.000 St. = 84.000 € Das bedeutet, dass durch die produzierte Menge Kosten von 84.000 € eingeplant und somit durch die Kostenträger gedeckt sind. Schließlich werden die Istwerte mit den Planwerten verglichen. Analy siert man die Differenz zwischen Plankosten (140.000 €) und Istkosten (130.000 €) fällt auf, dass die Plankosten zwar um 10.000 € unter schritten wurden, jedoch auch nur 60 % der geplanten 10.000 Fußbälle produziert wurden. Da die Plan und Istkosten auf unterschiedlichen Beschäftigungsgraden (Ausbringungsmengen) basieren, können diese Werte nicht miteinander verglichen werden. Die Frage, ob wirtschaft lich gearbeitet wurde, da weniger Kosten angefallen sind als geplant, oder ob bei der geringeren Produktionsmenge noch weniger Kosten hätten anfallen müssen, kann nicht beantwortet werden. Ein PlanIst Vergleich macht bei unterschiedlichen Beschäftigungsgraden keinen Sinn. Die nächste Abbildung stellt die angesprochenen Werte grafisch dar: 160.000 K Plan
K Ist
140.000
140.000
130.000 120.000
Kosten
100.000 84.000
80.000
K Ist K verr K Plan
60.000 40.000 20.000 0 0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
Beschäftigung
Abb. 3: Starre Plankostenrechnung
38
Plankostenrechnung
1
Aufgrund der kaum möglichen Kostenanalyse ist die Verwendung der starren Plankostenrechnung meist nur in Kostenstellen sinnvoll, bei denen die Istbeschäftigung nicht stark von der Planbeschäftigung abweicht, z. B. in Verwaltungs- oder Vertriebskostenstellen.7
1.4.2
Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis
Die flexible Plankostenrechnung passt die Plankosten „flexibel“ an den Istbeschäftigungsgrad an. Werden diese Plankosten auf den Istbeschäftigungsgrad umgerechnet, so bezeichnet man sie als „Sollkosten“ (KSoll). Zusätzlich werden in der flexiblen Plankostenrechnung die variablen Kosten (Kvar) von den fixen Kosten (Kfix) getrennt, wodurch eine differenziertere Abweichungsanalyse möglich ist. Beispiel: „Produktion von Lederfußbällen“ Die Fit GmbH stellt Lederfußbälle her. In der Planungsphase für das erste Halbjahr 2005 plant das Controlling folgende Kosten für die Kostenstelle „Fertigung“: • Planbeschäftigung: 10.000 St. • Plankosten: 140.000 €, davon • Variable Kosten: 100.000 € • Fixe Kosten: 40.000 € Die variablen Kosten setzen sich aus Materialkosten von 4 €/St. und Fertigungslöhnen von 6 €/St. zusammen. Für eine Plankalkulation wird der Plankostenverrechnungssatz ermit telt: Plankosten Plankostenverrechnungssatz kP = Planbeschäftigung 140.000 € = = 14 €/St. 10.000 St. P Der Plankostenverrechnungssatz k setzt sich aus einem fixen und ei nem variablen Anteil zusammen:
7
Vgl. Zdrowomyslaw, N., S.491, 2001.
39
1
Kostenrechnung
variabler Plankostenverrechnungssatz kPvar = kPvar =
variable Plankosten Planbeschäftigung
100.000 € = 10 €/St. 10.000 St.
fixer Plankostenverrechnungssatz kPfix =
kPfix =
fixe Plankosten Planbeschäftigung
40.000 € = 4 €/St. 10.000 St.
Mitte Juli 2005 liegen die Istdaten für das erste Halbjahr vor: • Istbeschäftigung: 6.000 St. • Istkosten: 130.000 € • davon variabel: 90.000 € • davon fix: 40.000 € Die verrechneten Plankosten Kverr ergeben sich wie folgt: p
Verrechnete Plankosten Kverr = k x Istbeschäftigung = 14 €/St. x 6.000 St. = 84.000 € Da das einzelne Stück planmäßig 14 € kostet, werden mit 6.000 St. Kosten von 84.000 € gedeckt. Wie schon erwähnt, werden für die Abweichungsanalyse die Plankosten nun an die Istbeschäftigung angepasst, es entstehen Sollkosten. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Plankosten aus Fixkosten und variab len Kosten zusammensetzen. Da die fixen Kosten unabhängig vom Be schäftigungsgrad anfallen, müssen sie in die Sollkosten vollständig einfließen. Die variablen Kosten dagegen passen sich dem Istbeschäftigungsgrad an: P
Sollkosten KSoll = fixe Kosten + k var x Istbeschäftigung Sollkosten KSoll = 40 T€ + 10 €/St. x 6.000 St. = 100 T€
40
Plankostenrechnung
K Plan 140.000
140.000
K Ist 130.000
120.000
Ermittlung der Planverrech nungssätze
Verbrauchs und Preisabweichung
100.000
Kosten
1
100.000 Beschäftigungsabweichung 84.000
80.000
K Ist K Soll K verr K Plan
60.000 40.000 20.000 0 0
1.000 2.000 3.000
4.000 5.000
6.000 7.000 8.000 9.000 10.000
Beschäftigung Beschäftigung Abb. 4: Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis
Abweichungsanalyse und Verantwortlichkeiten (1) Die Abweichungsanalyse stellt die Grundlage für Maßnahmen zur Wirtschaftlichkeitsverbesserung dar. Indem die Verantwortungsbereiche festgestellt werden, kann sie aber ebenso als Instrument eingesetzt werden, um die verantwortlichen Personen, meist Kostenstellenleiter, zu beurteilen. Wie lassen sich nun die Zahlen aus dem Beispiel interpretieren? In der Abbildung sind folgende Abweichungen zu erkennen: Gesamtabweichung
= KIst - Kverr = 130.000 € - 84.000 € = 46.000 € Beschäftigungsabweichung = KSoll - Kverr = 100.000 € - 84.000 € = 16.000 € Verbrauchs- und Preisabweichung = KIst - KSoll = 130.000 € - 100.000 € = 30.000 €
Die Gesamtabweichung stellt die Summe aller Abweichungen dar. Sie gibt an, wie viel der Kosten durch die produzierte Menge nicht gedeckt wurde. Allein betrachtet lässt dies jedoch keine Aussage über
41
1
Kostenrechnung
die Wirtschaftlichkeit einer einzelnen Kostenstelle zu, da die Ursachen der Kostenabweichung nicht erkennbar sind. Daher ist eine Aufsplittung in Teilabweichungen zur Wirtschaftlichkeitskontrolle notwendig. Die Differenz zwischen Sollkosten und verrechneten Plankosten kommt durch die Beschäftigungsabweichung, also das Abweichen von der Planbeschäftigung (hier: „minus 4.000 St.“) zu Stande. In den verrechneten Plankosten sind die Fixkosten in Abhängigkeit von der Beschäftigungsmenge enthalten, jedem Stück wird ein Teil der Fixkosten zugerechnet (hier 4 €), die Fixkosten werden proportionalisiert. Die verrechneten Plankosten enthalten demnach nur einen Teil (hier 6.000/10.000) der gesamten Fixkosten. Die Sollkosten dagegen enthalten die gesamten Fixkosten „en bloc“. Die Beschäftigungsabweichung ist somit identisch mit den Leerkosten (im Falle der Unterbeschäftigung). Für die Beschäftigungsabweichung ist der Kostenstellenleiter nicht verantwortlich, da fixe Kosten kurzfristig nicht zu beeinflussen sind. Er muss sich nicht an den verrechneten Plankosten, sondern an den Sollkosten messen lassen. Die Verbrauchs- und Preisabweichung wird durch Planabweichungen bei den variablen Kosten (im Beispiel Material- und Fertigungskosten) ausgelöst. Die Verbrauchsabweichung stellt unwirtschaftliches Arbeiten dar. Sie entsteht, wenn sich die Fertigungskosten z. B. aufgrund längerer Fertigungszeiten erhöht haben, für die der Fertigungsleiter verantwortlich sein kann. Die Preisabweichung hingegen kommt durch eine Erhöhung des Materialpreises zu Stande. Da der Materialpreis nicht im Verantwortungsgebiet des Fertigungsleiters liegt, darf die Preisabweichung zur Wirtschaftlichkeitskontrolle dieser Kostenstelle nicht betrachtet werden und wird daher von der Verbrauchsabweichung abgespaltet. Leer2 und Nutzkosten Leer- und Nutzkosten sind Begriffe, die bei der Verteilung von Fixkosten auf Kostenträger eine Rolle spielen.
42
Plankostenrechnung
1
Beispiel: „Produktion von Lederfußbällen“ Es wurde mit 40.000 € Fixkosten geplant; diese sind auch entstanden. Bei der Vorkalkulation wurden die Gesamtkosten auf die Kostenträger verteilt, die variablen Kosten durch den variablen Plan kostenverrechnungssatz von 10 €/St. und die fixen Kosten durch den fi xen Plankostenverrechnungssatz von 4 €/St. Nach Ablauf der Periode wurde festgestellt, dass nur 6.000 St. produziert (und verkauft) wurden, so dass nur 6.000 St. x 4 €/St. = 24.000 € der Fixkosten gedeckt wer den. Diese werden als Nutzkosten bezeichnet. Die restlichen 16.000 € sind durch die Unterbeschäftigung nicht ge deckt. Sie werden als Leerkosten bezeichnet. Leerkosten signalisieren unausgelastete Kapazitäten. In den verrechneten Plankosten werden nur die Kosten betrachtet, die auf den Kostenträger verrechnet wurden, also nur die Nutzkosten in Höhe von 24.000 €. In den Sollkosten dagegen sind die gesamten Fix kosten (40.000 €) vorhanden, so dass die Differenz von Sollkosten zu verrechneten Plankosten, die Beschäftigungsabweichung, den Leerkos ten (16.000 €) entspricht:
Beschäftigungsabweichung ∆B = KSoll – Kverr Die folgende Abbildung zeigt die Proportionalisierung der Fixkosten auf die einzelne Stückzahlen und die damit verbundenen Nutz- und Leerkosten. 45.000 40.000 35.000
Kosten
30.000
Leerkosten (ungedeckte Fixkosten)
25.000
24.000 Nutzkosten Fixkosten
20.000 15.000 10.000 5.000 0 0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
Beschäftigung
Abb. 5: Leer und Nutzkosten
43
1
Kostenrechnung
Eliminierung der Preisabweichung Die Preisabweichung kann eliminiert werden, indem man das eingesetzte Material mit den Planpreisen anstelle der tatsächlichen IstPreise bewertet. Beispiel: „Produktion von Lederfußbällen“ Geplant war das Material der Fußbälle mit 4 €/St., tatsächlich hat es jedoch 6 €/St. gekostet. Bei einer Beschäftigung von 6.000 St. ent spricht dies einer Preisabweichung von 12.000 €. IKR Die tatsächlichen Istkosten (Istkosten der Istkostenrechnung KIst ) betragen 130.000 €, die Istkosten bewertet zu Planpreisen (Istkosten PKR der Plankostenrechnung KIst oder kontrollfähige Istkosten) betragen hingegen nur noch 118.000 €.
Abweichungsanalyse und Verantwortlichkeiten (2)8 Anhand des Beispiels werden alle Abweichungen und deren möglichen Ursachen erläutert. Gleichzeitig wird dargelegt, wer für die Abweichungen verantwortlich ist. Das nächste Schaubild zeigt alle Abweichungen inklusive der Preisabweichung.
160.000
K Plan 140.000
Preisabweichung
120.000
118.000
Verbrauchsabweichung
100.000
100.000
Kosten
140.000
130.000
Beschäftigungsabweichung 80.000
84.000
K Ist (IKR) K Ist (PKR) K Soll K verr K Plan
60.000 40.000 20.000 0 0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
Beschäftigung
Abb. 6: Flexible Plankostenrechnung inklusive Preisabweichung
8
44
Vgl. Zdrowomyslaw, N., S. 501 f., 2001.
Plankostenrechnung
1
Die Berechnungsformeln im Überblick: Preisabweichung ∆P
= KIstIKR – KIstPKR = 130.000 € 118.000 € = 12.000 €
Verbrauchsabweichung ∆V = KIstPKR – KSoll = 118.000 € 100.000 € = 18.000 € Beschäftigungs abweichung ∆B
= KSoll – Kverr = 100.000 € 84.000 €
Gesamtabweichung ∆G
= KIstIKR Kverr = 130.000 € 84.000 € = ∆P + ∆V + ∆B
= 16.000 €
= 46.000 €
Die Preisabweichung ∆P kommt durch unerwartete Preisschwankungen z. B. bei der Materialbeschaffung zu Stande. Diese können durch einen Wechsel des Lieferanten, Wechselkursschwankungen, Steigerungen der Weltmarktpreise etc. ausgelöst worden sein, die Verantwortung liegt (wenn überhaupt) in der Kostenstelle (Material-) Einkauf. Die Verbrauchsabweichung ∆V kommt durch ungeplante Mehrkosten im Verantwortungsbereich des Kostenstellenleiters zu Stande. Eine präzisere Analyse ist notwendig, um die genauen Ursachen für die Mehrkosten herauszufinden. Ursachen könnten z. B. sein: Bedienungsfehler, Ausschuss oder erhöhte Fertigungszeiten pro Stück (wie im Beispiel). Sie sind Ausdruck innerbetrieblicher Unwirtschaftlichkeit. Die Beschäftigungsabweichung ∆B kommt durch Fixkostenunterdeckung in Form von Leerkosten für die nicht genutzten Kapazitäten zu Stande. Für die niedrigere Beschäftigungsmenge ist nicht der Kostenstellenleiter, sondern eventuell das Management oder der Vertrieb verantwortlich. Die Gesamtabweichung ∆G, welche die Summe der obigen Teilabweichungen darstellt, zeigt auf, wie viele Kosten insgesamt nicht durch die Kostenträger (bei Istbeschäftigung) gedeckt werden.
45
1
Kostenrechnung
Rechner „Abweichungsanalyse“
Dieses wichtige Instrument des Kostenmanagements finden Sie auf der beiliegenden CDROM.
1.4.3
Flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis
Ein Nachteil der beiden vorangegangen Plankostensysteme ist die Verrechnung der gesamten Kosten (variable und fixe Kosten) auf die Kostenträger. Bei kurzfristigen Entscheidungen (z. B. Zusatzaufträge) sind jedoch die Fixkosten nicht entscheidungsrelevant, da sie sowieso anfallen. Die flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis (Grenzplankostenrechnung) betrachtet nur die variablen Kosten. Beispiel: „Produktion von Lederfußbällen“ Die FIT GmbH stellt Lederfußbälle her. In der Planungsphase für das erste Halbjahr 2005 plant das Controlling folgende Kosten für die Kostenstelle „Fertigung“: • Planbeschäftigung: 10.000 St. • Plankosten: 100.000 € Anmerkung: Bei diesen Plankosten handelt es sich ausschließlich um variable Kosten, da fixe Kosten bei der Grenzplankostenrechnung nicht betrachtet werden. Für Kalkulationszwecke wird der Plankostenverrechnungssatz gebildet, der die Plankosten auf die einzelnen Kostenträger verteilt:
Plankostenverrechnungssatz kP =
Plankosten Planbeschäftigung
100.000 € = 10 €/St. 10.000 St. Mitte Juli 2005 liegen die Istdaten für das erste Halbjahr vor: • Istbeschäftigung: 6.000 St. • Istkosten: 90.000 € (wobei die Materialkosten um 2 €/St. gestiegen sind)
Plankostenverrechnungssatz kP =
46
1
Plankostenrechnung
Die verrechneten Plankosten Kverr ergeben sich dann wie folgt:
Verrechnete Plankosten Kverr= kp x Istbeschäftigung Kverr = 10 €/St. x 6.000 St. = 60.000 € Um eine aussagekräftige Abweichungsanalyse durchführen zu können, werden die Sollkosten ermittelt: Sollkosten
Sollkosten KSoll = kP x Istbeschäftigung Im Beispiel: KSoll = 10 €/St. x 6.000 St. = 60.000 € Die folgende Abbildung zeigt die berechneten Größen auf und beinhal tet die abgespaltene Preisabweichung. 120.000
K Plan 100.000
100.000
90.000 Preisabweichung
Kosten
80.000
78.000
Verbrauchsabweichung 60.000
60.000 K Ist (IKR)
40.000
K Ist (PKR) K Soll = K verr K Plan
20.000
0 0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
Beschäftigung
Abb. 7: Grenzplankostenrechnung
Die Abweichungen berechnen sich analog zur flexiblen Plankostenrech nung auf Vollkostenbasis: Preisabweichung ∆P
IKR
PKR
= KIst KIst = 90.000 € 78.000 € = 12.000 €
47
1
Kostenrechnung
Verbrauchsabweichung ∆V
PKR
= KIst KSoll = 78.000 € 60.000 € = 18.000 €
Beschäftigungsabweichung ∆B = existiert nicht Gesamtabweichung ∆G
IKR
= KIst Kverr = 90.000 € 60.000 € = 30.000 € = ∆P + ∆V
Vorgehensweise bei der Plankostenrechnung Gehen Sie bei der Plankostenrechnung in folgenden Schritten vor: 1. Die Kosten eines wirtschaftlichen Zustands (in einer Kostenstelle) werden mithilfe von Verbrauchsstudien, technischen Berechnungen, strategischen Zielvorgaben sowie Daten aus der Absatz-, Produktions- und Investitionsplanung geplant9. Dabei erfolgt die Planung getrennt nach Kostenstellen und für einen begrenzten Zeitraum. Um schnell auf Planabweichungen reagieren zu können, wählt man (je nach Kostenstelle) meist monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Planungszeiträume10. 2. Für die Plankalkulation wird der Plankostenverrechnungssatz gebildet, der die Kosten pro Stück darstellt. Plankostenverrechnungssatz =
Plankosten bei Planbeschäftigung Planbeschäftigung
3. Nach Kenntnis der Istdaten können mithilfe des Plankostenverrechnungssatzes für jede beliebige Kapazitätsauslastung diejenigen verrechneten Plankosten bei Istbeschäftigung bestimmt werden, welche die Kosten ausdrücken, die durch die Kostenträger gedeckt sind. Hierbei handelt es sich um proportionalisierte Gesamtkosten. 4. Die Plankosten werden im Rahmen einer Abweichungsanalyse mit den Istkosten verglichen. 9 10
48
Vgl. Zdrowomyslaw, N.,S.486, 2001. Vgl. Zdrowomyslaw, N., S.485 ff., 2001.
Teilkostenrechnung
1.5
1
Teilkostenrechnung
Der folgende Abschnitt stellt Ihnen die wichtigsten Teilkostenrechnungssysteme vor. Ihre Anwendung wird Ihnen jeweils wieder an einem durchgängigen Beispiel erläutert. Die Vorteile der Teilkostenrechnungssysteme werden am deutlichsten, wenn Sie sich zunächst die Merkmale der Vollkostenrechnungssysteme vergegenwärtigen: • Es werden alle Kosten auf den Kostenträger verteilt. Gemeinkosten werden in der Regel mithilfe von Schlüsseln auf die Kostenträger verrechnet. • Fixe Kosten werden proportionalisiert, d. h. jedem Kostenträger wird ein Teil der Fixkosten zugerechnet. Die Vollkostenrechnung kann zu Fehlentscheidungen führen. Warum diese mit der Teilkostenrechnung vermieden werden können und worin sie sich von der Vollkostenrechnung unterscheidet zeigt das Beispiel: Beispiel: Fehlentscheidung mit Vollkostenrechnung Die Bäckerei Kunze backt und verkauft zwei verschiedene Brotsorten, Roggenbrot und Weizenbrot. Es fallen fixe Kosten von 1.800 € pro Wo che an, die gleichmäßig auf die Anzahl der Brote verteilt werden. Die restlichen Daten sind aus der Kalkulation ersichtlich. Kalkulation auf Vollkostenbasis Preise Absatzmenge Erlöse Variable Kosten Fixe Kosten = Ergebnis der Produkte Betriebsergebnis
Roggenbrot
Weizenbrot
3,30 € 600 St.
1,80 € 400 St.
1.980 € 600 € 1.080 €
720 € 300 € 720 €
300 €
300 € 0€
Die Bäckerei hat in der betrachteten Woche keinen Gewinn erzielt. Würde Bäcker Kunze nach der Vollkostenrechnung entscheiden, müsste er das Backen von Weizenbrot einstellen, da dessen Stückerfolg negativ ist.
49
1
Kostenrechnung
Dies hätte folgende Auswirkungen für die darauf folgende Woche. Die fixen Kosten von 1.800 € für den Ofen und die Ladenmiete bestehen weiterhin, da diese nicht innerhalb einer Woche zu ändern sind. Betriebsergebnis nach Entscheidung mit der Vollkostenrechnung Roggenbrot Preise Absatzmenge Erlöse . Variable Kosten . Fixe Kosten
1.980 € 600 € 1.800 e
= Ergebnis der Produkte
. 420 €
Betriebsergebnis
Weizenbrot
3,30 € 600 St.
420 €
Das Betriebsergebnis hat sich durch die Herausnahme des Weizenbrots verschlechtert, da die Fixkosten nun nicht mehr von beiden, sondern nur noch von einem Produkt getragen werden müssen. Dies könnte sich nur ändern, wenn Bäcker Kunze durch die Herausnahme des Weizenbrots die Fixkosten verringern könnte, was jedoch aufgrund des kurzen Zeitraums nicht möglich ist. Sie sollten sich merken: Immer dann, wenn die Kosten für den betrachteten Zeitraum nicht ver. änderbar, also fix sind, verbessert die Teilkostenrechnung die Entschei. dung. Sie berücksichtigt nicht die fixen Kosten, da diese für den be. trachteten Zeitraum nicht relevant sind.
1.5.1
Einstufige Deckungsbeitragsrechnung
Die einstufige Deckungsbeitragsrechnung wird auch Grenzkostenrechnung, Grenzplankostenrechnung (wenn es sich um die Betrachtung zukünftiger Perioden handelt), Blockkostenrechnung oder Direct Costing genannt. Deckungsbeitrag Was ist der Deckungsbeitrag bzw. wie wird er berechnet? Bei allen Deckungsbeitragsrechnungen werden die Kosten in variable und fixe Kosten gegliedert. Die auf kurze Sicht veränderbaren und damit ent-
50
Teilkostenrechnung
1
scheidungsrelevanten Kosten sind nur die variablen Kosten, die in einem ersten Schritt von den Erlösen der Produkte abgezogen werden. Es entsteht der so genannte Deckungsbeitrag. Alle Produkte mit einem negativen Deckungsbeitrag (Erlöse < variable Kosten) sollten nicht produziert werden, da durch die Herausnahmen dieser Produkte die variablen Kosten wegfallen würden. Alle anderen Produkte dagegen tragen mit ihrem positiven Deckungsbeitrag dazu bei, die Fixkosten zu decken. Sobald die Fixkosten gedeckt sind, erwirtschaftet das Unternehmen Gewinn. Die Vorgehensweise bei der Deckungsbeitragsrechnung wird anhand des folgenden Beispiels deutlich: Beispiel: Schuhmodelle Die Hubert KG stellt vier verschiedene Schuhmodelle her, die Herren schuhe Elkos und Him sowie die Damenschuhe Cher und Female. Insgesamt sind Fixkosten von 30.000 € für Patentgebühren, Abschrei bungen für Maschinen, Gebäudemiete und Geschäftsführergehalt ange fallen. Variable Stückkosten und Stückerlöse sind aus der folgenden Ta belle ersichtlich. Elkos
Him
Cher
Preis
40 €
60 €
80 €
50 €
Variable Stückkosten
45 €
40 €
50 €
40 €
= Stückdeckungsbeitrag db Absatzmenge Deckungsbeitrag DB
5 €/St. 1.000 St. 5.000 €
20 €/St.
30 €/St.
500 St. 10.000 €
800 St. 24.000 €
Fixe Kosten
30.000 €
= Betriebsergebnis
5.000 €
Female
10 €/St. 600 St. 6.000 €
Es ist zu erkennen, dass das gesamte Produktionsprogramm zu einem positiven Betriebsergebnis (Gewinn) führt. Da Elkos jedoch einen ne gativen Deckungsbeitrag besitzt, würde das Betriebsergebnis um 5.000 € höher ausfallen, wenn Elkos aus der Produktion genommen würde, da dessen negativer Deckungsbeitrag entfallen würde. Alle an deren Produkte sollten aufgrund ihres positiven Deckungsbeitrags wei ter produziert werden.
Was bedeutet dies nun für die Bäckerei Kunze, die im Beispiel am Anfang des Abschnitts ihre Kalkulation auf Vollkostenbasis erstellt hatte? Die Berechnung mithilfe der einstufigen Deckungsbeitrags-
51
1
Kostenrechnung
rechnung kommt, im Gegensatz zur Vollkostenrechnung, zu folgendem Ergebnis: Beispiel: Einstufige Deckungsbeitragsrechnung Roggenbrot
Weizenbrot
Preise
3,30 €
1,80 €
Absatzmenge
600
Erlöse
St.
400 St.
1.980 €
Variable Kosten = Deckungsbeitrag Fixe Kosten Betriebsergebnis
720 €
600 €
300 €
1.380 €
420 € 1.800 € 0€
Die Teilkostenrechnung betrachtet nur die entscheidungsrelevanten Kosten, d. h. die variablen Kosten. Da diese durch die Erlöse gedeckt sind (der Deckungsbeitrag ist größer als null), sind beide Produkte för derungswürdig.
1.5.2
Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung wird auch stufenweise Fixkostenrechnung, Fixkostendeckungsrechnung oder mehrstufiges Direct Costing genannt. Hier werden die Fixkosten der jeweils verursachenden Stufe zugerechnet. Damit können sowohl Produkte besser bewertet als auch weitere Informationen zur Senkung der Fixkosten gewonnen werden. Wie bei der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung werden zunächst die Deckungsbeiträge durch Abzug der variablen Kosten von den Erlösen ermittelt. Dann werden die Fixkosten in verschiedene Stufen eingeteilt, die schrittweise in die Erfolgsrechnung einbezogen werden. Die folgenden vier Fixkostenschichten sind meistens ausreichend, um die Verursacher der Fixkosten zu beschreiben. • Produktfixkosten: z. B. Patentgebühren, Werbung oder Abschreibungen einer Spezialmaschine für ein einziges Produkt • Produktgruppenfixkosten: z. B. Abschreibung einer Maschine, die mehrere Produkte bearbeitet • Bereichsfixkosten: z. B. Gehalt eines Bereichsleiters, Fixkosten der Bereichsverwaltung, Vertrieb von mehreren Produktgrup-
52
Teilkostenrechnung
•
1
pen, Miete eines Fabrikgebäudes, in dem mehrere Produktgruppen hergestellt werden Unternehmensfixkosten: z. B. Geschäftsführergehälter, Verwaltung (Lohnbuchhaltung, EDV etc.) Beispiel (Fortsetzung): Schuhmodelle Anhand der Hubert KG soll die Erfolgsrechnung der mehrstufigen De ckungsbeitragsrechnung erläutert werden. Der Einfachheit halber wer den in diesem Beispiel nur drei unterschiedliche Fixkostenschichten verwendet. Für die Schuhmodelle Elkos, Him, Cher und Female sind jeweils Pa tentgebühren an den Designer von 1.000 €, 1.000 €, 4.000 € und 7.000 € zu entrichten. Die Maschine für die Herrensohlen verursacht Fixkosten in Höhe von 3.000 €, die Maschine für die Damensohlen 19.000 €. Für das Gebäude und das Geschäftsführergehalt fallen 8.000 € an. Elkos
Him
Cher
Female
Preis
40 €
60 €
80 €
Variable Stückkosten
45 €
40 €
50 €
40 €
= Stückdeckungsbeitrag db
5 €/St.
20 €/St.
30 €/St.
10 €/St.
Absatzmenge Deckungsbeitrag DB Produkt Fixkosten = DB II
1.000 St.
500 St.
800 St. 24.000 €
50 €
600 St.
5.000 €
10.000 €
6.000 €
1.000 €
1.000 €
4.000 €
7.000 €
6.000 €
9.000 €
20.000 €
1.000 €
DB II der Produktgruppen
3.000 €
Prod.gruppen Fixkosten
3.000 €
6.000 €
= DB III der Prod.gruppen
0 €
13.000 €
DB III des Unternehmens
Mehrstufige Deckungsbei tragsrechnung
19..000 €
13.000 €
Unternehmens Fixkosten
8.000 €
= Betriebsergebnis
5.000 €
Falls die Huber KG „Elkos“ aus dem Produktionsprogramm heraus nimmt, spart sie nicht nur den negativen Deckungsbeitrag von 5.000 € ein, sondern auch noch die auf Elkos fallenden Produktfixkosten von 1.000 € (Patentgebühr). Hinzu kommt die Feststellung, dass auch der Damenschuh Female aufgrund seiner hohen Patentgebühren einen negativen Deckungsbei trag II aufweist, sodass eine Herausnahme aus dem Produktionspro gramm weitere 1.000 € zum Betriebsergebnis beisteuern würde.
53
1
Kostenrechnung
Der Deckungsbeitrag III der Erzeugnisgruppe Herrenschuhe ist zwar null, nach der Herausnahme von Elkos würde sich dieser bei sonst bleiben den Werten um den negativen Deckungsbeitrag II von Elkos erhöhen (6.000 €). Wenn aufgrund dieser Ergebnisse die Herausnahme des Schuhs Female, welcher einen positiven Stückdeckungsbeitrag (bzw. Deckungsbei trag I) leistet, in Betracht gezogen wird, muss zuvor überprüft werden, wie schnell die entsprechenden Fixkosten abgebaut werden können. Es wird angenommen, dass die Patentgebühren jeweils für ein Jahr im Voraus zu bezahlen sind. Demnach sollte Female bis zum Ende des Jahres produziert werden, da es in diesem Zeitraum noch einen positi ven Stückdeckungsbeitrag liefert. Sobald die Fixkosten abgebaut wer den können, kann das Produkt Female vom Markt genommen werden, während die Produktion von Elkos trotz der bereits bezahlten Patent kosten aufgrund des negativen Deckungsbeitrags I sofort eingestellt werden sollte. Rechner „Deckungsbeitragsrechnung“
Sie finden auf der CDROM zwei Rechner zur Deckungsbeitragsrech nung: Zum einen die „Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung“, die die Grundlage für aussagekräftige und zuverlässige Umsatz, Kosten und Gewinnanalysen bildet. Zum anderen eine „Deckungsbeitragsrechnung für Artikel“. Mit die sem Rechner können Sie klären, ob ein bestimmter Artikel rentabel ist.
1.5.3
Anwendungsgebiete der Teilkostenrechnung
Die Teilkostenrechnungssysteme (auf Basis variabler Kosten) werden hauptsächlich bei folgenden Fragestellungen eingesetzt: • Produktionsprogramm: Welche Produkte sollen gefördert, welche eliminiert werden? • Preisgrenzen bei kurzfristigen Entscheidungen: Soll ein Zusatzauftrag angenommen werden? Sollen manche Teile fremd bezogen werden (Make-or-Buy Entscheidung)? • Erfolgsrechnung: Wie viel trägt jedes Produkt zum Betriebserfolg bei? • Break-even-Analyse: Wie viele Produkte müssen verkauft werden, bis sie Gewinn erwirtschaften?
54
Teilkostenrechnung
1
Produktionsprogrammplanung Im Rahmen der Produktionsprogrammplanung müssen verschiedene Ausgangssituationen betrachtet werden, die jeweils die Entscheidungen darüber, ob ein Produkt produziert werden soll, beeinflussen. Situation ohne Engpass Die Reihenfolge (der Förderungswürdigkeit) der Produkte wird bei kurzfristiger Betrachtung durch den Stückdeckungsbeitrag (db) bestimmt. Jedes Produkt mit positivem Stückdeckungsbeitrag wird dabei unbeschränkt produziert. Situation mit einem Absatzengpass Das folgende Beispiel zeigt, wie Sie bei der Produktauswahl vorgehen sollen, wenn die Absatzmenge der einzelnen Produkte beschränkt ist. Beispiel Der Lipo AG liegen folgende Daten für ihre vier Produkte vor: P1
P2
Verkaufserlös pro Stück
500 €
400 €
variable Kosten pro Stück
300 €
= Stückdeckungsbeitrag db
200 €
P3
P4
150 €
200 €
150 €
50 €
220 €
250 €
100 €
20 €
Dabei können von P1, P2, P3 und P4 jeweils maximal 200 St., 300 St., 150 St. respektive 400 St., insgesamt aber nicht mehr als 550 St. abge setzt werden. P4 sollte aufgrund des negativen Stückdeckungsbeitrags sofort aus dem Produktionsprogramm genommen werden, die Reihenfolge der anderen Produkte wird durch den Stückdeckungsbeitrag bestimmt: P2 vor P1 vor P3. Aufgrund der Absatzbeschränkung ergibt sich als optimales Produkti onsprogramm: Produkt
Maximale Absatzmenge
Produzierte Menge Menge insgesamt (< 550 St.)
P2
300 St.
300 St.
300 St.
P1
200 St.
200 St.
500 St.
P3
150 St.
50 St.
550 St.
55
1
Kostenrechnung
Situation mit einem Produktionsengpass Wenn interne Produktionskapazitäten beschränkt sind, kann das optimale Produktionsprogramm mithilfe des relativen Stückdeckungsbeitrags bestimmt werden: Relativer Stückdeckungs beitrag
relativer Stückdeckungsbeitrag =
Stückdeckungsbeitrag (db) Engpasseinheit
Beispiel (Fortsetzung): Bei der Lipo AG werden alle Produkte mit einer Verpackungsmaschine versandfertig gemacht. Die Maschine hat eine Laufzeit von 250 Std. (15.000 Min.) im Monat. Sie wird von den Produkten P1, P2 und P3 je weils 5 min, 10 min und 2 min in Anspruch genommen, P4 wird auf grund des negativen Stückdeckungsbeitrags nicht weiter produziert. Der relative Stückdeckungsbeitrag ergibt sich als relativer Stückdeckungsbeitrag =
Stückdeckungsbeitrag (db) Maschinenbelegszeit
In folgender Tabelle sind die relativen Stückdeckungsbeiträge der Pro dukte zusammengestellt: P1
P2
P3
P4
Verkaufserlös/St.
500 €
400 €
150 €
200 €
variable Kosten/St.
300 €
150 €
50 €
220 €
= Stückdeckungsbeitrag db
200 €
250 €
100 €
20 €
Maschinenbelegzeit relativer Stückdeckungsbeitrag
5 min 40 €/min
10 min 25 €/min
2 min 50 €/min
Durch den relativen Stückdeckungsbeitrag ergibt sich nun die Reihen folge (der Förderungswürdigkeit) P3 vor P1 vor P2.
Preisgrenzen Die Deckungsbeitragsrechnung gibt an, zu welchen Mindestpreisen Produkte kurzfristig verkauft werden können (Preisuntergrenze) und zu welchen Höchstpreisen Produkte eingekauft werden dürfen (Preisobergrenze).
56
Teilkostenrechnung
1
Preisuntergrenze (PUG) Die Preisuntergrenze ist bei Zusatzaufträgen entscheidend. Hierbei werden zwei Fälle unterschieden: Preisuntergrenze bei freien Kapazitäten Wenn das Unternehmen noch freie Kapazitäten besitzt, sind alle Zusatzaufträge, die zur Deckung des Fixkostenblocks beitragen, kurzfristig lohnenswert. Die Preisuntergrenze PUG entspricht den variablen Kosten: PUG = variable Stückkosten Da Aufträge, die nur die variablen Stückkosten, nicht aber die gesamten fixen Stückkosten decken, auf lange Sicht unrentabel sind und somit an der Substanz des Unternehmens zehren, muss bei der Annahme eines solchen Auftrags berücksichtigt werden, dass • niedrige Preise schwer wieder anzuheben sind und den Marktpreis zerstören können und • diese langfristig unrentablen Zusatzaufträge ebenfalls Kapazitäten binden und dadurch mögliche zukünftige rentable Aufträge blockieren könnten.11 Preisuntergrenze bei einem Engpass Wenn eine Maschine voll ausgelastet ist, führt der Zusatzauftrag eines Produkts P1 zur Verdrängung eines anderen Produkts Pi. Der Erlös von P1 muss dann neben den variablen Kosten auch noch den von Pi erwirtschafteten Stückdeckungsbeitrag, der in der Maschinenbelegzeit von P1 erwirtschaftet worden wäre, decken12: PUG = kvar + Maschinenbelegzeit von P1 x relativer Stückdeckungsbeitrag von Pi Preisobergrenze (POG) Preisobergrenzen sind für Make-or-Buy Entscheidungen (Entscheidungen über Eigen- oder Fremdfertigung) ausschlaggebend: Bei 11 12
Vgl. Preissler, P., S.135, 1985. Vgl. Coenenberg, A., S.313 ff., 2003.
57
1
Kostenrechnung
welchem Einkaufspreis liegt die Grenze zwischen Eigenfertigung und Fremdfertigung? Unter der Annahme, dass im Unternehmen die Kapazität für die Eigenfertigung besteht, ist die kurzfristige Preisobergrenze gleich den variablen Stückkosten: POG = variable Stückkosten. Das bedeutet, dass bei einem Bezugspreis oberhalb der variablen Kosten das Produkt selbst gefertigt werden sollte. Hierbei gilt zu beachten: • Die Preisobergrenze gilt nur auf kurze Sicht, bei der die fixen Kosten nicht betrachtet werden müssen. Die durch die fixen Kosten bereitgestellten Kapazitäten können „kostenlos“ verwendet werden. • Bei Make-or-Buy Entscheidungen spielen neben den finanziellen Kriterien weitere Faktoren (wie Lieferantenzuverlässigkeit, Qualität etc.) eine Rolle, sodass allein aufgrund von Preisgrenzen keine Entscheidung gefällt werden sollte. Break2even2Analyse Die Break-even-Analyse wird auch als Gewinnschwellenrechnung bezeichnet. Der Break-even-Point (= Gewinnschwelle) beschreibt, ab welcher Absatzmenge xBE alle Kosten gedeckt sind und Gewinn erwirtschaftet wird. Dabei werden die Fixkosten, die variablen Kosten pro Stück und die Erlöse pro Stück als konstant angenommen und nur die Auswirkungen unterschiedlicher Absatzmengen auf den Betriebserfolg betrachtet. Die Break-even-Analyse ist somit ein Instrument zur Gewinnplanung und Gewinnkontrolle.13 Break-even-Analyse bei Einproduktunternehmen Der Break-even-Point zeigt, ab welcher Absatzmenge xBE alle Kosten gedeckt sind. Der Break-even-Umsatz UBE zu dieser Absatzmenge xBE entspricht dabei den Kosten, der Gewinn ist null. 13
58
Michel, R. et al., S.192, 1998.
Teilkostenrechnung
1
Der Break-even-Point xBE berechnet sich wie folgt:
BreakevenUmsatz = Kosten XBE × P = K fix + XBE × k var XBE × P XBE × k var = K fix XBE × (P k var ) = K fix XBE =
K fix P k var
XBE =
K fix K = fix Stückdeckungsbeitrag db
XBE
= BreakevenPoint (Gewinnschwelle)
P
= Preis pro Stück (Verkaufserlös pro Stück)
Kfix
= gesamte Fixkosten
kvar
= variable Stückkosten
db
= Stückdeckungsbeitrag (= Erlöse pro Stück – variable Kosten pro Stück)
Unter der Annahme, dass der Stückdeckungsbeitrag und die Fixkosten konstant bleiben, benötigt man XBE Stückdeckungsbeiträge, um die Fixosten zu decken. Die Break-even-Analyse zeigt darüber hinaus, dass alle Stückdeckungsbeiträge der Produkte, die über dem Break-even-Point XBE hinaus abgesetzt werden, den Gewinn darstellen. Zusätzlich zur Break-even-Menge kann der Break-even-Umsatz (UBE) bestimmt werden: UBE = XBE x P
Breakeven Umsatz
59
1
Kostenrechnung
60
Kosten/Umsatz/Erlös
50
40
Umsatz BEP
30
Kosten gesamt
20
Kosten fix 10
0 0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Absatzmenge
Abb. 8: Darstellung des BreakevenPoints mit Umsatzgeraden
Der Break-even-Point (BEP) ist hierbei der Schnittpunkt der Umsatzgeraden (mit Steigung „Preis“) mit der Gesamtkostengeraden. Er ist derjenige Punkt, bei dem der Umsatz den Gesamtkosten entspricht. Break-even-Analyse bei Mehrproduktunternehmen In Mehrproduktunternehmen ist die Break-even-Analyse komplizierter, da viele verschiedene Produktmengenzusammensetzungen zum Erreichen der Gewinnschwelle denkbar sind. Um die Berechnung zu vereinfachen, sei von der Annahme ausgegangen, dass das Verhältnis zwischen der abgesetzten Anzahl der verschiedenen Produkte konstant bleibe. Der Break-even-Point lässt sich dann wie bei einem Einproduktunternehmen bestimmen, indem mit Durchschnittswerten gerechnet wird. Beispiel Die Müller KG hat folgende Werte aus der vergangenen Periode vorlie gen und möchte herausfinden, wie viele Produkte P1, P2, P3 und P4 bei gleicher Produktmixzusammenstellung in der kommenden Periode ab gesetzt werden müssten, um Gewinn zu erzielen.
60
Teilkostenrechnung
P1 Absatzmenge
P2
100 St.
P3
100 St.
P4
50 St. 125.000 €
Gesamt
250 St. 250.000 €
1
500 St.
Erlöse 50.000 € Erlöse (% von Gesamt) 10 %
75.000 €
500.000 €
15 %
25 %
50 %
100 %
Variable Kosten 30.000 €
40.000 €
120.000 €
150.000 €
340.000 €
Fixe Kosten
200.000 €
200.000 €
Ergebnis
40.000 €
40.000 €
Zunächst wird der durchschnittliche Stückdeckungsbeitrag ermittelt:
Gesamtdeckungsbeitrag (DB) Ø Stückdeckungsbeitrag = gesamte Absatzmenge
Ø Stückdeckungsbeitrag =
500.000 € 340.000 € 500 St.
=
160.000 € = 320 €/St. 500 St.
Stückdeckungs beitrag
Die Break Even Absatzmenge XBE ergibt sich dann zu:
xBE
xBE =
Fixkosten = Ø Stückdeckungsbeitrag
Breakeven Point
200.000 € = 625 St. 320 €/St.
Das Unternehmen erreicht die Gewinnschwelle, wenn es 125 Stück (25 %) mehr absetzt als in der Vorperiode. Da von einem konstanten Produktmix ausgegangen wird, entspricht dieser 25 %ige Mehrabsatz einer Erhöhung der Produkte P1, P2, P3 und P4 um 25 St., 25 St., 12,5 St. und 62,5 St.
Varianten der Break2even2Analyse Neben der Berechnung der Gewinnschwelle können weitere Informationen mit der Break-even-Analyse bereitgestellt werden.
61
1
Kostenrechnung
Einhaltung von Gewinnvorgaben Wenn ein Unternehmen einen bestimmten Gewinn erzielen möchte, kann durch die Break-even-Analyse die dafür notwendige Absatzmenge bestimmt werden: Zielgewinn
X Zielgewinn =
Fixkosten + Gewinn Stückdeckungsbeitrag
Sicherstellung der Liquidität: Cash Point Zur Sicherstellung der Liquidität müssen nicht die gesamten sondern nur die zahlungswirksamen Kosten gedeckt werden. Die Absatzmenge, bei der die zahlungswirksamen Kosten gedeckt werden, wird Cash Point genannt. Der größte nicht zahlungswirksame Posten sind die Abschreibungen, die zur Bestimmung des Cash Points deshalb nicht berücksichtigt werden dürfen: Cash Point
X Cashpoint =
Fixkosten - Abschreibungen Stückdeckungsbeitrag
Wichtig ist zu beachten, dass der Cash Point nur kurzfristig die Zahlungsfähigkeit sichert. Eine Absatzmenge unter dem Break-evenPoint bedeutet immer, dass das Unternehmen Verlust macht und daher „auf Substanz lebt“. Beispiel Das Einproduktunternehmen Lufma AG stellt Luftmatratzen her. Die Absatz und Kostenplanung weist folgende Zahlen auf: • Stückkosten: 5€ • Variable Stückkosten 3€ • Fixe Kosten 12.000 € davon AfA 5.000 € Es soll ein Gewinn in Höhe von 7.000 € erwirtschaftet werden. Break evenPoint, Cash Point und Zielgewinnpunkt werden mithilfe der For meln bestimmt: 12.000 € xBE = = 6.000 St. 2 €/St.
62
Teilkostenrechnung
x Cashpoint =
7.000 € = 3.500 St. 2 €/St.
x Zielgewinn =
12.000 € + 7.000 € = 9.500 St. 2 €/St.
1
Die folgende Abbildung stellt die Punkte grafisch dar: 60000
Gewinnzuschlag
Kos ten/Umsatz/Erlös
50000
40000
BEP
30000
20000
Umsatz Kosten gesamt Kosten gesamt , AfA Kosten gesamt + Gewinn
Gewinn Cash Point
Afa
10000
K fix 0 0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
Absatzmenge
Abb. 9: Darstellung von Break,even,Point, Cash Point und Gewinnzuschlag
Sicherheitsabstand (Sicherheitskoeffizient) Um zu erkennen, wie gut ein Unternehmen gegen eventuelle Umsatz- bzw. Absatzrückgänge abgesichert ist, kann ein Sicherheitsabstand, auch Sicherheitskoeffizient genannt, berechnet werden. Dieser gibt an, um wie viel Prozent der aktuelle Umsatz (U) zurückgehen kann, bevor das Unternehmen Verlust schreibt, d. h. den Break-even-Point unterschreitet. Umsatz , Break,even,Umsatz U , UBE S= = Umsatz U
Sicherheits, abstand
63
1
Kostenrechnung
Da der Umsatz bei der Break-even-Analyse als proportional zur Absatzmenge angenommen wird, entspricht der Sicherheitsabstand dem möglichen Absatzrückgang, bevor das Unternehmen Verlust schreibt:
S=
X XBE Absatzmenge BreakevenMenge = Absatzmenge X
Je größer der Sicherheitskoeffizient in einem Unternehmen ist, desto besser ist ein Unternehmen gegen die Möglichkeit eines Verlustes abgesichert14. Beispiel (Fortsetzung): Die Lufma AG hat in der letzten Periode einen Umsatz U von 40.000 € erwirtschaftet. Die Geschäftsführung möchte wissen, um wie viel Pro zent der Umsatz zurückgehen kann, bis die Verlustzone erreicht wird. Der Sicherheitsabstand auf Basis der Werte aus dem obigen Beispiel berechnet sich demnach: Berechnung mit Umsatzwerten: U = 40.000 € UBE = XBE x Stückpreis = 6.000 St. x 5 €/St. = 30.000 € S=
40.000 € 30.000 € 10.000 € = × 100 = 25 % 40.000 € 40.000 €
Berechnung mit Absatzmengen: (Ist)Absatzmenge =
Umsatz 40.000 € = = 8.000 St. Stückpreis 5 €/St.
XBE = 6.000 St. 8.000 St. 6.000 St. 2.000 St. S= = = 25 % 8.000 St. 8.000 St. Wenn der Umsatz bzw. die Absatzmenge um mehr als 25 % zurück geht, macht die Lufma AG Verlust.
14
64
Coenenberg, A., S.268, 2003.
Teilkostenrechnung
1
Merken Sie sich bitte: Der BreakevenPoint ist diejenige Absatzmenge eines Produkts, bei der die Erlöse die Kosten decken und die Gewinnzone beginnt.
Auch zu dem ist vielseitig einsetzbaren und einfach anwendbaren Analyse- und Planungsinstrument der Break-Even-Analyse finden Sie einen Rechner auf der CD-ROM. Rechner „Break2Even2Analyse“
Sie finden auf der CDROM folgende Rechner zur BreakEvenAnalyse: Analyse für Einzelprodukte Dieses Instrument hilft Ihnen einzelne Produkte, Artikel oder Dienstleis tungen dahingehend zu analysieren, wo sich die Grenze zwischen Ge winn und Verlustzone befindet. Sie können anhand der im ExcelTool hinterlegten Formeln jeweils die kritischen Werte für Mengen, Ver kaufspreise, sowie variable „Stückkosten" und fixe Bereitschaftskosten ermitteln. Einfache Analyse für mehrere Produkte oder Kunden Hier haben Sie die Möglichkeit die Gewinnschwelle zu ermitteln, wenn unterschiedliche Produkte (oder Waren, Dienstleistungen) mit unter schiedlichen Deckungsbeitragsstrukturen vorliegen. Sie können das In strument zusätzlich auch zur Kundenanalyse einsetzten sofern es sich um längerfristige Geschäftsbeziehungen handelt. Zeitbezogene Analyse für die Jahresplanung oder im Projektmana2 gement Dieses Tool hat einen völlig anderen Ansatz. Die Anwendung in der Pra xis ist aber äußerst aufschlussreich. Hier steht der Zeitablauf im Vorder grund und die Frage, ab wann kommen wir in die Gewinnzone?
65
2
Materialwirtschaft
Die Materialwirtschaft hat in den letzten Jahren im Zuge des Outsourcings immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sie befasst sich mit der Beschaffung, Disposition, Lagerung, Verteilung und soweit erforderlich mit der Entsorgung der Materialien. Nicht zuletzt auf Grund seines durchschnittlich sehr hohen Anteils an den Gesamtkosten können im Materialbereich enorme Ergebnisverbesserungen in kurzer Zeit erzielt werden. Kosten verteilung
Aufgliederung der Aufgliederung der Gesamtkosten Gesamtkosten
2,30%
25,30%
52% 16,60% 3,80%
Umsatzrentabilität (Gewinn)
Material
Abschreibung/Zinsen
Sonstige Kosten
Personal Abb. 10: Gesamtkosten in der verarbeitenden Industrie im früheren Bundesgebiet
15
Neben dem obersten Ziel der Materialwirtschaft das Unternehmen mit Materialien und Dienstleistungen zu versorgen, sind die Qualitätssicherung, die Logistikziele und vor allem die Kostenziele von Bedeutung.
15
66
Lensing, S.5, 1995.
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
2
Die Kostenziele bilden deshalb den Mittelpunkt der materialwirtschaftlichen Aufgaben, da die Aufwendungen für Materialien und fremdbezogene Leistungen bei Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit über 50 Prozent der Gesamtkosten den größten Anteil ausmachen. Somit kann das Betriebsergebnis durch Einsparungen im Materialbereich erheblich verbessert werden. Zukünftig wird der Anteil der Materialkosten am Gesamtumsatz eher zu- als abnehmen, da das Outsourcing weiter zunimmt.
2.1
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
Die Materialdisposition unterscheidet drei Bedarfsarten nach der Erzeugnisebene: • Primärbedarf: verkaufsfähige Artikel • Sekundärbedarf: Rohstoffe, Einzelteile und Baugruppen zur Herstellung des Primärbedarfs • Tertiärbedarf: Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Verschleißwerkzeuge für die Produktion Der Bedarf an Materialien kann deterministisch mithilfe der Stücklistenauflösung oder stochastisch mittels mathematisch-statistischer Methoden, bestimmt werden. Wird der Bedarf deterministisch ermittelt, geht man von den vorliegenden Kunden- oder Vorratsaufträgen aus, die in Zukunft ausgeliefert werden sollen. Bei der stochastischen Bestimmung werden Verbrauchswerte aus der Vergangenheit zu Grunde gelegt. Damit ein gezielter Einsatz der Beschaffungsaktivitäten möglich ist, werden in der Materialwirtschaft die • ABC-Analyse • XYZ-Analyse • Bruttobedarfsermittlung und die • Nettobedarfsermittlung eingesetzt.
67
2
Materialwirtschaft
2.1.1
ABC2Analyse
Ein häufiges Problem in der Praxis ist eine falsche Bestellauslösung der Disponenten. Falsch in dem Sinne, dass von sehr teuren Produkten zu viel Ware bestellt und eingelagert wird. Das Betriebsergebnis wird durch die hohen Lagerkosten negativ beeinflusst. Ein anderes Problem kann sein, dass Waren, die in großen Mengen verbraucht werden, teilweise in zu kleinen Chargen bestellt werden. Das häufige Nachbestellen dieser Materialien erhöht somit die Beschaffungsund Transportkosten. Damit diese Fehler begrenzt werden und man eine gezielte Beschaffung der Materialien vornehmen kann, bedient man sich der ABCAnalyse. Sie baut auf der Erkenntnis auf, dass wenige Güter einen hohen Bestellwert haben und daher bei der Beschaffung besonders beachtet werden sollen. Ein wichtiges Einteilungskriterium für die ABC-Analyse ist entsprechend das Mengen-Wert-Verhältnis der Materialien. Zu den A-Gütern zählen die Materialien, die ca. 10-15 % des Gesamtverbrauches und gleichzeitig ca. 80 % Anteil am Gesamtwert einer Periode ausmachen. B-Güter stellen ca. 20-35 % des Verbrauches und ca. 15 % Anteil am Gesamtwert. C-Güter mit einem Mengenanteil von ca. 5070 % haben den kleinsten Anteil von 5-10 % an den Gesamtkosten. Rechner „ABC2Analyse“
Der Rechner „ABCAnalyse“ demonstriert Ihnen die Anwendung der ABCAnalyse sowohl im Materialbereich als auch im Kostenbereich. Um den Rechner für Ihr Unternehmen einsetzen zu können, müssen Sie lediglich die Zahlen an Ihre konkrete Situation anpassen.
Die Einteilung der Klassen kann anhand einer Lorenzkurve folgendermaßen dargestellt werden:
68
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
2
ABC- Analyse 100
100 95
90
Wertanteil in Prozent
80
80
70 60 50 40 30 20 A
10
B
C
0
0 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Mengenanteil in Prozent
Abb. 11: ABCAnalyse mit Lorenzkurve (Oeldorf, S.122, 2002)
Durchführung der ABC2Analyse Wenn Sie eine ABC-Analyse durchführen wollen, sollten Sie nach folgenden Schritten vorgehen. Schritt 1 Zunächst wird der Gesamtverbrauchswert jeder Materialart pro Periode berechnet. Gesamtverbrauchswert = Jahresverbrauch × Einstandspreis Beispiel: Gesamtverbrauch Für eine Baugruppe eines Getriebes werden jährlich die folgenden Teile benötigt.
69
2 Berechnung des Gesamtver brauchswertes jeder Material art pro Periode
Materialwirtschaft
Material Material2 Nr. bezeichnung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kugellager Schraube Feder Halterung Schelle Federbolzen Gehäuse Manschette Haltebolzen Mutter
Mengen2 verbrauch (St.)
Preis
100 1.000 300 50 1.000 250 50 100 200 1.000 4.050
25,00 0,35 1,20 75,00 0,60 2,10 450,00 12,00 2,70 0,25
in €
Wert des Ge2 samtverbrauchs in € 2.500,00 350,00 360,00 3.750,00 600,00 525,00 22.500,00 1.200,00 540,00 250,00 32.575,00
Rang
3 9 8 2 5 7 1 4 6 10
Die einzelnen Werte des Gesamtverbrauchs werden zusätzlich mit einer Rangzahl versehen. Die Materialnummer mit dem höchsten wertmäßigen Verbrauch erhält dabei die niedrigste Rangnummer und umgekehrt. Schritt 2 Als nächstes werden die Materialarten in absteigender Reihenfolge ihres Gesamtverbrauchswertes geordnet. Rangordnung der Material arten nach dem Gesamt verbrauchswert
70
Material Materialbe2 Nr. zeichnung 7 4 1 8 5 9 6 3 2 10
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen Federbolzen Feder Schraube Mutter
Mengen – verbrauch (St.) 50 50 100 100 1.000 200 250 300 1.000 1.000 4.050
Preis in € 450,00 75,00 25,00 12,00 0,60 2,70 2,10 1,20 0,35 0,25
Wert des Ge2 samtverbrauchs in € 22.500,00 3.750,00 2.500,00 1.200,00 600,00 540,00 525,00 360,00 350,00 250,00 32.575,00
Rang
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
2
Schritt 3 Nun werden die prozentualen Anteile an der Gesamtzahl aller verbrauchten Güter berechnet. Prozentanteil = Jahresverbrauchsmenge dereinzelnen Materialnummern × 100 gesamter mengenmäßiger Jahresverbrauch
Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung 7 4 1 8 5 9 6 3 2 10
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen Federbolzen Feder Schraube Mutter
Mengen ver2 brauch (St.) 50 50 100 100 1.000 200 250 300 1.000 1.000 4.050
Jahres2 verbrauch
Preis
in %
in €
1,23 1,23 2,47 2,47 24,69 4,94 6,17 7,42 24,69 24,69 100,00
450,00 75,00 25,00 12,00 0,60 2,70 2,10 1,20 0,35 0,25
Wert des Gesamt2 verbrauchs in € 22.500,00 3.750,00 2.500,00 1.200,00 600,00 540,00 525,00 360,00 350,00 250,00 32.575,00
Rang
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Prozentualer Anteil jeder Materialart am gesamten Jah resverbrauch
Schritt 4 In diesem Schritt werden die prozentualen Anteile am Gesamtverbrauch aller Güter kumuliert. Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung
7 4 1 8 5 9
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen
Jahres2 kumulierter Preis pro ver2 Mengen2 Men2 brauch verbrauch gen2 einheit in % in % in € 1,23 1,23 2,47 2,47 24,69 4,94
1,23 2,46 4,93 7,4 32,09 37,03
450,00 75,00 25,00 12,00 0,60 2,70
Wert des Rang Gesamt2 verbrauchs in € 22.500,00 3.750,00 2.500,00 1.200,00 600,00 540,00
1 2 3 4 5 6
Kumulierter Mengen verbrauch in Prozent des Ge samtver brauches
71
2
Materialwirtschaft
Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung
6 3 2 10
Federbolzen Feder Schraube Mutter
Jahres2 kumulierter Preis pro ver2 Mengen2 Men2 brauch verbrauch gen2 einheit in % in % in € 6,17 7,42 24,69 24,69 100,00
43,2 50,62 75,31 100
Wert des Rang Gesamt2 verbrauchs in €
2,10 1,20 0,35 0,25
525,00 360,00 350,00 250,00 32.575,00
7 8 9 10
Schritt 5 Berechnen Sie nun die prozentualen Anteile am Gesamtverbrauchswert aller Materialien. Prozentanteil = wertmäßiger Jahresbedarf der einzelnen Materialnummern × 100 gesamten wertmäßigen Jahresverbrauch
Prozentualer Anteil am Ge samtver brauchswert aller Materia lien
72
Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung
7 4 1 8 5 9 6 3 2 10
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen Federbolzen Feder Schraube Mutter
Jahres2 kumulier2 Wert des verbrauch ter Men2 Gesamtver2 gen2 brauchs verbrauch in % in % in € 1,23 1,23 2,47 2,47 24,69 4,94 6,17 7,42 24,69 24,69 100,00
1,23 2,46 4,93 7,4 32,09 37,03 43,2 50,62 75,31 100
22.500,00 3.750,00 2.500,00 1.200,00 600,00 540,00 525,00 360,00 350,00 250,00 32.575,00
Wert2 ver2 brauch
Rang
in % 69,08 11,51 7,67 3,68 1,84 1,66 1,61 1,11 1,07 0,77 100,00
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
2
Schritt 6 Jetzt werden die prozentualen Anteile am Gesamtverbrauchswert aller Materialien kumuliert. Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung
7 4 1 8 5 9 6 3 2 10
Jahres2 kumu2 Wert2 verbrauch lierter verbrauch Mengen2 verbrauch in % in % in %
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen Federbolzen Feder Schraube Mutter
1,23 1,23 2,47 2,47 24,69 4,94 6,17 7,42 24,69 24,69 100,00
1,23 2,46 4,93 7,4 32,09 37,03 43,2 50,62 75,31 100,00
69,08 11,51 7,67 3,68 1,84 1,66 1,61 1,11 1,07 0,77 100,00
kumu2 Rang lierter Wertver2 brauch in % 69,08 80,59 88,26 91,94 93,78 95,44 97,05 98,16 99,23 100,00
Kumulierter An teil am Gesamt verbrauchs wert aller Ma terialien
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Schritt 7 Teilen Sie nun die Materialien in A-, B- und C-Güter ein: Rang Mat. Material2 Nr. bezeich2 nung
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
7 4 1 8 5 9 6 3 2 10
Gehäuse Halterung Kugellager Manschette Schelle Haltebolzen Federbolzen Feder Schraube Mutter
kumu2 lierter Men2 genver2 brauch in % 1,23 2,46 4,93 7,4 32,09 37,03 43,2 50,62 75,31 100,00
Mengen2 verbrauch pro Klas2 se in % 1,23
6,17
92,60 100,00
kumu2 lierter Wert2 ver2 brauch in % 69,08 80,59 88,26 91,94 93,78 95,44 97,05 98,16 99,23 100,00
Wert2 Klasse ver2 brauch pro Klasse in % 69,08
22,86
8,06
ABCEinteilung der Materialien nach Mengen und Wert verbrauch
A B B B C C C C C C
100,00
73
2
Materialwirtschaft
An diesem Beispiel wurde deutlich, dass ein sehr geringer Materialanteil einen sehr hohen wertmäßigen Anteil darstellen kann. Dabei sollte Ihnen bewusst sein, dass die Einteilungen in die einzelnen Klassen keine festen Größen darstellen. Die Abgrenzungen der A-, B- und C-Güter können von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich erfolgen. Empfehlungen für ATeile
Die Güter, die in die Klasse der A-Teile fallen, sollten besonders behandelt und intensiv betreut werden. Hierbei sind zu empfehlen: • Markt- und Kostenanalysen • Beschaffung in sehr kurzen Intervallen oder Just-in-time (JIT) • genaue Termin- und Bestandskontrollen • genaue Festlegung der Sicherheitsbestände • programmgesteuerte Bedarfsermittlung • Preisanalysen und dauernde Preisverhandlungen sowie • Transportanalysen Für C-Teile sollten Sie vereinfachte Verfahren einsetzen, wie z. B.: • verbrauchsgesteuerte Bedarfsermittlung • vereinfachte Bestellabwicklung • größere Sicherheitsbestände • längere Bestellintervalle • große Bestellmengen, um geringe Transportkosten zu sichern • Anwendung von Kanban und der Bestellpunktmethode Die B-Teile mit ihrem mittleren Wertanteil nehmen eine Zwischenstellung ein. Hier wird fallweise entschieden, ob sie wie A- oder C16, 17 Teile behandelt werden sollen.
2.1.2
XYZ2Analyse
Die XYZ-Analyse unterteilt die Güter nicht nach ihrem wertmäßigen Verbrauch, sondern nach dem voraussichtlichen Materialbedarf bzw. -verbrauch in einer Periode.
16 17
74
Vgl. Hartmann, S. 150 f., 1993. Vgl. Bichler, S. 94 f., 1997.
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs Güterart
Bedarfsverlauf
X
Regelmäßiger, schwankungsloser Bedarfsverlauf.
Y
Trendmäßig steigende oder fallende Bedarfsverläufe und der Bedarf un terliegt saisonalen Schwankungen. YGüter weisen eine mittlere Prog nosegenauigkeit auf.
Z
Unregelmäßiger Bedarfsverlauf und eine unregelmäßige Prognosegenauigkeit/Vorhersagegenauigkeit.
Primär dient die XYZ-Analyse dazu, die Beschaffungsart zu bestimmen. Für X-Güter sollten Sie aufgrund der höheren Prognosegenauigkeit des Bedarfs eine Versorgung durch eine fertigungssynchrone Beschaffung (Just-in-time) wählen. Für Y-Güter ist es dagegen sinnvoll, die Vorratsbeschaffung vorzusehen, während für Z-Güter die fallweise Beschaffung im Bedarfsfall als zweckmäßig erscheint. Kombiniert man die ABC-Analyse und die XYZ-Analyse miteinander, ermöglicht dies ein differenziertes Vorgehen bei der Beschaffungs- und Lagerplanung. Prognose2 genauig2 keit
Klassifizierung der Güter nach Bedarfsverlauf und Vorhersa gegenauigkeit
Kombination der ABC mit der XYZ Analyse
Verbrauchswert A
B
C
X
hoher Verbrauch kon stanter Bedarf
mittlerer Verbrauch konstanter Bedarf
niedriger Verbrauch konstanter Bedarf
Y
hoher Verbrauch schwankender Bedarf
mittlerer Verbrauch schwankender Bedarf
niedriger Verbrauch schwankender Bedarf
hoher Verbrauch un regelmäßiger Bedarf
mittlerer Verbrauch unregelmäßiger Be darf
niedriger Verbrauch unregelmäßiger Be darf
Z
2
Es empfiehlt sich eine vorrangige Disposition der Untermenge der AX-Materialien, diese können Just-in-time bzw. Just-in-sequence gesteuert werden. Im zweiten Schritt sollten die AY-, BXMaterialdispositionen einbezogen werden. Die AY-Materialien können mittels Fortschrittszahlen und die BX-Materialien mittels Kanban oder dem Bestellpunktverfahren disponiert werden.
75
2
Materialwirtschaft
2.1.3
Bruttobedarfsermittlung
Der Bruttobedarf ist der Materialbedarf, der zur Realisierung des Fertigungsprogramms notwendig ist. Er beschreibt die benötigte Menge des Primär-, Sekundär- oder Tertiärbedarfs. Wurde der Primärbedarf mithilfe des Absatzprogramms ermittelt, so muss die Stückliste aufgelöst werden. D. h. aus der Stückliste wird ermittelt, welche Mengen an Einbauteilen für ein Fertigerzeugnis und welche Mengen an Rohmaterialien für die Einbauteile benötigt werden. Aus diesen Informationen kann man den Sekundärbedarf und daraus wiederum den Bruttobedarf errechnen. Dazu benötigt man den Zu18 satzbedarf, der zum Sekundärbedarf addiert wird. Sekundär bedarf
Sekundärbedarf = Bedarf an Enderzeugnissen × Bestandteil des jeweiligen Erzeugnisses
Beispiel: Sekundärbedarfsermittlung Aus der Stückliste des Motors „COCO“ ist zu entnehmen, dass für „COCO“ insgesamt viermal das Kugellager Z benötigt wird. Pro Jahr werden 17.600 Motoren vom Typ „COCO“ produziert. Es wird der Se kundärbedarf des Kugellagers Z berechnet. Sekundärbedarf pro Jahr von Z = 17.600 St. × 4 = 70.400 St. 17.600 St. × 4 = 5.867 St. 12 Der Sekundärbedarf des Kugellagers Z beträgt 70.400 Stück pro Jahr und 5.867 Stück pro Monat.
Sekundärbedarf pro Monat von Z =
Bruttobedarf
Sekundärbedarf + Zusatzbedarf = Bruttobedarf
Der Zusatzbedarf umfasst z. B. Mehrbedarf für Wartung, Reparatur, Ausschuss oder Schwund, den Bedarf an selten verlangten Erzeugnissen sowie Minderlieferungen. Im betrieblichen Alltag verwendet man zur Ermittlung des Zusatzbedarfs einen festen prozentualen Aufschlag auf den Sekundärbedarf, der sich auf Erfahrungswerte der 18
76
Vgl. Grupp, S. 185, 1991.
Methoden zur Ermittlung des Materialbedarfs
2
Vergangenheit bezieht. Zur Ermittlung des Bruttobedarfs stehen mehrere Methoden zur Verfügung: • programmorientiert (deterministisch, plangesteuert) • verbrauchsorientiert (stochastisch) • durch subjektive Schätzung Zur programmgesteuerten Bedarfsermittlung kann man auf drei Arten von Stücklisten zurückgreifen: die Mengenstückliste, Strukturstückliste und die Baukastenstückliste. Im Rahmen der verbrauchsorientierten Bedarfsermittlung wird von den Bedarfswerten der Vergangenheit auf die künftigen Bedarfe geschlossen. Als stochastische Methoden für die Bedarfsvorhersage kommen die Mittelwertmethode, die Regressionsanalyse und die exponentielle Glättung infrage. Die Schätzung des Materialbedarfs wird angewandt, wenn keine Erfahrungswerte der Vergangenheit vorliegen. Sie ist nur bei Materialien mit sehr geringem Wert vertretbar. Beispiel: Bruttobedarf Aus Sicherheitsgründen wird zum Sekundärbedarf des Kugellagers Z zu sätzlich noch ein Zusatzbedarf, der Schwund, Ausschuss, Ersatzteilbe darf etc. abdeckt, in Höhe von 10 % eingeplant. Bruttobedarf pro Jahr = 70.400 St. + 7.040 St. = 77.440 St. 77.400 St. Bruttobedarf pro Monat = = 6.453 St. 12 Der Bruttobedarf des Kugellagers Z beträgt 77.400 Stück pro Jahr und 6.453 Stück pro Monat.
2.1.4
Nettobedarfsermittlung
Eine exakte Materialdisposition ist nur durch die Ermittlung des Nettobedarfs möglich. Der Nettobedarf wird aus dem Bruttobedarf und dem verfügbaren Lagerbestand ermittelt: Nettobedarf = Bruttobedarf – verfügbarer Lagerbestand
77
2
Materialwirtschaft
Der Nettobedarf berücksichtigt also den • Lagerbestand • Bestellbestand • Vormerkbestand und • Werkstattbestand In Fällen, in denen keine deterministischen Verfahren zur Bedarfsermittlungen eingesetzt werden, wird zusätzlich noch ein Sicherheitsbestand mit eingeplant. Zum Lagerbestand zählt der tatsächlich im Lager vorhandene Bestand. Der Vormerkbestand umfasst die Bestandsmengen die für einen bereits bestehenden Auftrag oder für die Fertigung bestimmter Baugruppen verplant sind. Der Bestellbestand gibt die offenen Bestellungen wieder. Offene Bestellungen können interne Fertigungsaufträge oder externe Lieferantenbestellungen sein. Der aktuelle Lagerbestand, die Vormerkbestände und der Bestellbestand bilden zusammen den verfügbaren Bestand. Zum Werkstattbestand zählt die Menge, die zu einer Weiterverarbeitung das Lager bereits verlassen hat und sich in der Werkstatt befindet. Mit Beginn der Fertigung erhöht sich der Werkstattbestand, der Lager- und Vormerkbestand nimmt dagegen ab. Aus diesen Bestandsangaben kann der Nettobedarf, der für eine bestimmte Periode benötigt wird, berechnet werden: Ermittlung der Beschaffungs menge (= Net tobedarf)
78
Materialbedarf einer Materialart pro Planperiode (= Bruttobedarf) (inkl. Ausschuss, Schwund, direkter Weiterverkauf) Lagerbestand Bestellbestand + Vormerkbestand Werkstattbestand = Beschaffungsmenge (= Nettobedarf)
Materialbestand
2
Beispiel: Nettobedarf Für das Kugellager Z sind folgende Daten für die Nettobedarfsermitt lung des Monats April bekannt:
+ =
Bruttobedarf Lagerbestand Vormerkbestand Werkstattbestand Nettobedarf
6.453 5.850 40 293 350
St. St. St. St. St.
Für den Monat April sind 350 Stück vom Kugellager Z zu beschaffen.
2.2
Materialbestand
Zu den Aufgaben der Materialwirtschaft gehört, die Materialbestände zu erfassen, die zum Bestellzeitpunkt im Lager sind, bereits bestellt wurden und noch eintreffen, sowie Materialien, die zwar im Lager vorhanden aber für andere Projekte reserviert sind. Dabei lassen sich verschiedene Bestandsarten unterscheiden: • Lagerbestand • Sicherheitsbestand • Meldebestand • Höchstbestand
2.2.1
Lagerbestand
Der Lagerbestand gibt den Bestand an, der sich zum Planungs- und Überprüfungszeitraum im Lager befindet. Der Bestand ist abhängig von den Zu- und Abgängen im Lager. Die einfachste Form den Lagerbestand anzugeben, ist die Kennzahl für den durchschnittlichen Lagerbestand. Der durchschnittliche Lagerbestand gibt an, in welcher Höhe Kapital im Durchschnitt einer Periode gebunden ist. Durchschnittlicher Lagerbestand =
Anfangs + Endbestand 2
79
2 Berechnung des durchschnittli chen Lagerbe stands
Materialwirtschaft
Diese Kennzahl ist für die vereinfachte Anwendung konzipiert. Sie setzt allerdings einen konstanten Zu- und Abgang der Waren voraus. Vorteilhafter ist es, den durchschnittlichen Lagerbestand mit den Kennzahlen für monatliche Bestimmung zu ermitteln, da die Bestände monatlich schwanken können und zum Ende des Jahres häufig die Bestände wegen der Inventur gesenkt werden. Durchschnittlicher Lagerbestand = Jahresanfangsbestand + 12 Monatsbestände 13
oder Durchschnittlicher Lagerbestand = 1/2 Anfangsbestand + 11 Monatsbestände + 1/2 Endbestand 12
Der durchschnittliche Lagerbestand wird zur Bestimmung der Lagerumschlagshäufigkeit, der Lagerhaltungskosten und der Berechnung der optimalen Bestellmenge benötigt. Verfügbarer Bestand Der verfügbare Bestand, ist der Bestand, über den man zur Zeit frei verfügen kann, d. h. er kann zur Deckung zusätzlicher Bedarfe herangezogen werden. aktueller Lagerbestand Vormerkbestand + Bestellbestand = verfügbarer Bestand
Verfügbarer Be stand
80
Beispiel: verfügbarer Bestand Vom Kugellager Z sind 5.850 Stück auf Lager, vorgemerkt sind 40 Stück und offene Bestellungen gibt es keine. Verfügbarer Bestand = 5.850 St. 40 St. = 5.810 St. Der verfügbare Bestand vom Kugellager Z beträgt 5.810 Stück.
Materialbestand
2
Disponierter Bestand Der disponierte Bestand wird auch als Vormerkbestand oder reservierter Bestand bezeichnet und umfasst die Bestandsmengen, die bereits für laufende Aufträge reserviert sind.
2.2.2
Sicherheitsbestand
Trotz des Einsatzes moderner Informationstechnologie kommt es immer wieder vor, dass der Verbrauch für eine Planungsperiode zu niedrig festgelegt worden ist. Um Produktionsstörungen zu vermeiden, muss das Unternehmen einen Puffer an Materialien bilden, der einer möglichen Unterdeckung entgegenwirkt. Dieser Puffer wird als Sicherheitsbestand (BS) bezeichnet. In der Praxis kommen verschiedene Formeln zum Einsatz, um den Sicherheitsbestand zu ermitteln: Sicherheitsbestand = ∅ Verbrauch × Beschaffungsdauer pro Periode
Ermittlung des Sicherheits bestands
Sehen Sie hierzu folgendes Beispiel: Beispiel: Sicherheitsbestand Vom Kugellager Z werden jährlich 70.400 Stück benötigt. Die Beschaf fungsdauer beträgt einen halben Monat. Es wird der Sicherheitsbestand bei einer monatlichen Betrachtung berechnet. 70.400 Sicherheitsbestand = × 0,5 = 2.933,5 ⇒ 2.934 St. 12 Der Sicherheitsbestand vom Kugellager Z beträgt 2.934 Stück.
Eine weitere Möglichkeit den Sicherheitsbestand zu errechnen bietet folgende Formel: Sicherheitsbestand = Risikodauer x Tagesverbrauch
Ermittlung des Sicherheits bestands
Auch hierzu ein Beispiel:
81
2
Materialwirtschaft
Beispiel: Sicherheitsbestand Bei angenommenen 240 Arbeitstagen pro Jahr beträgt der tägliche Verbrauch 293 Stück vom Kugellager Z. Es wird unterstellt, dass die Be schaffungsdauer für das Kugellager Z zehn Arbeitstage beträgt. Sicherheitsbestand = 10 Tage × 293 St./Tag = 2.930 St.
Auch folgende Formel eignet sich zur Berechnung des Sicherheitsbestands: Sicherheitsbestand = errechneter Verbrauch in der Zeit der Beschaffung + Zuschlag für Verbrauchs und Beschaffungs schwankungen
Die zuletzt genannte Formel berücksichtigt zusätzlich einen Sicherheitsfaktor für den Fall, dass der angenommene Verbrauch überschritten wird oder es zu einer Überschreitung der Lieferzeit kommt. Im betrieblichen Alltag werden häufig Durchschnittswerte herangezogen. Aus dem Verbrauch mehrerer Monate wird z. B. der Sicherheitsbestand abgeleitet. Häufig legt man den Sicherheitsbestand mit dem so genannten Sicherheitskoeffizienten fest. Der Sicherheitskoeffizient wird folgendermaßen berechnet: Sicherheits koeffizient
Sicherheitskoeffizient =
Sicherheitsbestand durchschnittlicher Lagerbestand
Multipliziert man künftig den durchschnittlichen Bestand mit dem Sicherheitskoeffizienten, erhält man im Ergebnis den Sicherheitsbestand. Sicherheitsbestand = Sicherheitskoeffizient x durchschnittlicher Bestand
82
Materialbestand
2
Der Sicherheitsbestand führt zu einem Zielkonflikt innerhalb der Materialwirtschaft. Zum einen soll der Bedarfsunsicherheit, Lieferunsicherheit und Bestandsunsicherheit entgegenwirkt werden, zum anderen ist aber ein Sicherheitsbestand, der die Bestellanforderungen voll erfüllen würde, für ein Unternehmen sehr unwirtschaftlich. Die Lagerbestände nehmen Lagerplatz in Anspruch, erhöhen die Lagerkosten und den Dispositionsaufwand und binden damit Kapital.
2.2.3
Meldebestand
Die eigentliche Bestellauslösung der Waren erfolgt bei Unterschreitung des Meldebestandes, dem so genannten Bestellpunkt. Der Meldebestand muss so festgelegt werden, dass bei einer Bestellung der Sicherheitsbestand im Verlauf der Beschaffungsdauer nicht angegriffen werden muss. Den Meldebestand kann man wie folgt ermitteln: Meldebestand = Bestellpunktbestand (BB)
Ermittlung des Meldebestands
= Mindestbestellmenge + Sicherheitsbestand
Beispiel: Meldebestand Der Lieferant des Kugellagers Z hat eine Mindestbestellmenge von 3.000 Stück vorgeschrieben. Der Sicherheitsbestand wurde vom Unter nehmen mit 2.934 Stück festgelegt. Es wird der Meldebestand ermit telt. Meldebestand = 3.000 St. + 2.934 St. = 5.934 St. Der Meldebestand beträgt 5.934 Stück.
Eine alternative Berechnungsmethode, um den Meldebestand zu ermitteln lautet: Meldebestand = 2 × Sicherheitsbestand
83
2
Materialwirtschaft
Beispiel: Meldebestand Auf Grundlage des Sicherheitsbestands kann der Meldebestand ermit telt werden. Für das Kugellager Z beträgt der Sicherheitsbestand 2.934 Stück. Meldebestand = 2 × 2.934 St. = 5.868 St.
Der Meldebestand für das Kugellager Z beträgt 5.868 Stück.
Auch mit folgender Formel kann der Meldebestand bestimmt werden: Meldebestand = Verbrauch je Zeiteinheit x Beschaffungszeit + Sicherheitsbestand
Beispiel: Meldebestand Der Sicherheitsbestand für das Kugellager Z beträgt 2.934 Stück. Täg lich werden 320 Stück des Kugellagers Z benötigt, die Beschaffungs dauer beträgt 10 Tage. Es wird der Meldebestand ermittelt. Meldebestand = 320 St./Tag x 10 Tage + 2.934 St. = 6.134 St. Der Meldebestand beträgt 6.134 Stück.
2.2.4
Lagerhöchstbestand
Er ist die Marke, wann die Lagervorräte einen zu hohen Stand einnehmen und damit die Lagerkosten in die Höhe treiben. Der Lagerhöchstbestand ist eine vom Unternehmen individuell festzulegende Größe. Kommt es zu einer Überschreitung des Höchstbestandes, muss geprüft werden, ob der aufgrund von Vergangenheitsdaten festgelegte Höchstbestand noch dem gegenwärtigen bzw. dem zukünftigen Bedarf entspricht. Die Vorratssicherung aufgrund eines hohen Sicherheitsbestandes hat den Nachteil, dass sich dadurch die Lagerhaltungskosten erhöhen. Damit diese Lagerhaltungskosten nicht unberücksichtigt bleiben, legt man einen bestimmten Lieferbereitschaftsgrad für das Unternehmen fest, einen Prozentsatz der Bedarfsanforderungen, die in der Planperiode durch den Lagervorrat gedeckt werden.
84
Materialbestand
Lieferbereitschaftsgrad Anzahl der bedienten Bedarfspositionen = × 100 Anzahl aller Bedarfspositionen
2 Lieferbereit schaftsgrad
Beispiel: Monat
Davon sofort ausgeliefert
Aufträge
Januar
150
145
Februar
230
200
März
215
210
April
245
230
Summe
840
785
Lieferbereitschaftsgrad =
785 × 100 = 93,45 % 840
Der Lieferbereitschaftsgrad beträgt 93,45 %.
Die folgende Abbildung zeigt den Bezug zwischen Lieferbereit19 schaftsgrad und den Lagerhaltungskosten.
Abb. 12: Bezug zwischen Lieferbereitschaftsgrad und Lagerhaltungskosten 19
Oeldorf, S. 218, 2002.
85
2
Materialwirtschaft
Für die meisten Unternehmen genügt ein Lieferbereitschaftsgrad, der zwischen 90 und 95 Prozent liegt. Ein höherer Wert lässt die Lagerhaltungskosten überproportional ansteigen und ist nicht gerechtfertigt. Die Lagerhaltungskosten bilden allerdings nur eine Seite der Kostenkomponenten ab, die andere Komponente bilden die Fehlmengenkosten, die entstehen, wenn das angeforderte Material zum Produktionszeitpunkt nicht vorhanden ist. Diese Fehlmengenkosten können durch den Sicherheitsbestand reduziert werden.
2.3
Bestandsführung und Bestandsüberwachung
Die Bestandsführung stellt den Materialbestand fest, indem die durch die Materialrechnung realisierten Materialabgänge erfasst und bewertet werden. Die Bestandsführung erfolgt dabei mengen- und wertmäßig.
2.3.1
Mengenmäßige Bestandsführung
Die mengenmäßige Bestandsführung dient dem Nachweis welche Materialien für welche Aufträge verwendet wurden. In der betrieblichen Praxis wendet man üblicherweise die Skontrationsmethode, die Inventurmethode oder die retrograde Methode an. Skontrationsmethode Die Skontrationsmethode, auch als Fortschreibungsmethode bezeichnet, ist das genaueste Verfahren zur Ermittlung der Verbrauchsmengen. Sie setzt eine exakte Lagerbuchhaltung voraus. Zugänge werden mit Lieferscheinen ermittelt, Abgänge durch Materialentnahmescheine erfasst. Bestandsermitt lung mittels Skontration
Anfangsbestand + Zugang Abgang = Endbestand
86
Bestandsführung und Bestandsüberwachung
2
Retrograde Methode Die retrograde Methode, auch als Rückrechnung bezeichnet, setzt die Kenntnis des Verbrauchs der Erzeugnisse und der in einer Periode produzierten Erzeugnisse voraus. Anhand dieser Methode kann der Materialverbrauch aus den erstellten unfertigen und fertigen Erzeugnissen abgeleitet werden. Als Ausgangspunkt dient das fertige Produkt, von dem aus die Materialien ermittelt werden, die in das Produkt mit der jeweiligen Menge eingehen. Zusätzlich wird bei dieser Methode auch der Materialabfall berücksichtigt. Der Sollverbrauch ergibt sich durch die Formel: Sollverbrauch = hergest. Stückzahl × Sollverbrauchsmenge pro St. Daraus können der Sollbestand, der Mehr-/Minderverbrauch und der Istverbrauch ermittelt werden. Sollbestand = Anfangsbestand + Zugänge Sollverbrauch
Mehr/Minderverbrauch = Sollbestand Istbestand
Istverbrauch = Sollverbrauch ± Mehr/Minderverbrauch Grundlage der retrograden Methode sind die Stücklisten, die die vollständigen Angaben über die Einzelteile und Baugruppen enthalten. Inventurmethode Bei der Inventurmethode werden die Verbrauchsmengen am Ende einer Rechnungsperiode ermittelt. Der Verbrauch wird wie folgt ermittelt. Anfangsbestand + Zugang Endstand
Verbrauchs ermittlung mittels Inventur methode
= Verbrauch
87
2
Materialwirtschaft
2.3.2
Wertmäßige Bestandsführung
Im Rahmen der Materialwirtschaft muss der Bestand nicht nur mengenmäßig, sondern auch wertmäßig erfasst werden. Nur so können die Zu- und Abgänge sowie die Bestände in die Materialabrechnung einfließen. Da aber Materialien zu unterschiedlichen Zeiten eingehen und verbraucht werden, können sich in dieser Zeit auch die Preise verändern. Häufig ist dadurch eine Einzelbewertung der Vorräte nicht möglich, denn sie würde voraussetzen, dass die Waren, die zu unterschiedlichen Anschaffungs- und Herstellungskosten erworben bzw. hergestellt worden sind, auch getrennt gelagert werden. Dies ist in der Realität der Lagerwirtschaft aufgrund von Überschneidungen bei den Zu- und Abgängen und aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisierbar. Aus diesem Grund macht man sich in der betrieblichen Praxis einige Verfahren zu nutzen, die durch bestimmte Annahmen ein der Einzelbewertung nahe kommendes Ergebnis erzielen. Bewertung mit der permanenten Durchschnittsmethode Die verbrauchten Mengen einer Waren- und Rohstoffart werden mit durchschnittlichen Einstandspreisen bewertet. Die Ermittlung erfolgt entweder nachträglich am Ende einer Periode mit dem einfachen Durchschnitt oder mit gleitenden Durchschnittspreisen nach jedem einzelnen Zugang. Permanente Durchschnitts bewertung
88
Permanente Durchschnitt2 bewertung
Menge (St.)
Anfangsbestand 01.01 + Zugang 01.02
1.000 2.000
Bestand
3.000
Abgang 15.02
1.000
Bestand
2.000
+ Zugang 01.05
1.000
Bestand
3.000
Abgang 15.05
1.000
Endbestand
2.000
Preis pro Einheit in € 5,00 10,00
Wert in €
1
8,33
12.000,00 28.666,67
9,56
8,33
8.333,33 16.666,67
12,00
Neben2 rechnung
5.000,00 20.000,00 25.000,00
8,33
∅ 2 Wert pro Einheit in €
9,55
9.550,00 19.116,67
9,56
2
Bestandsführung und Bestandsüberwachung
Nebenrechnung 1:
(1.000 St. × 5 € + 2.000 St. × 10 €) = 8,33€ 3.000 St.
Nebenrechnung 2:
(2.000 St. × 8,33€ + 1.000 St. × 12€) = 9,55 € 3.000 St.
2
Bewertung mit der periodischen Durchschnittsmethode Bei der periodischen Bewertung wird der durchschnittliche Anschaffungspreis am Ende der Periode ermittelt. ∅ Anschaffungspreis =
∅ Anschaffungspreis =
37.000 €
Summe der Zugänge (€) Summe der Zugänge (Stück)
= 9, 25 €/St.
4.000 St.
Periodische Durchschnittsbewertung
Menge St.
Preis pro Einheit in €
Wert in €
Anfangsbestand 01.01
1.000
5,00
5.000,00
+ Zugang 01.02
2.000
10,00
20.000,00
+ Zugang 01.05
1.000
12,00
12.000,00
Summe 31.12
4.000
9,25
37.000,00
Verbrauch
2.000
9,25
18.500,00
Endbestand
2.000
9,25
18.500,00
periodische Durchschnitts bewertung
Man kann erkennen, dass die permanente Durchschnittsbewertung zeitnaher und damit genauer ist als die periodische Durchschnittsbewertung und am ehesten die in der Realität angefallenen Anschaffungskosten widerspiegelt. Da im betrieblichen Alltag diese Methode aber zeitaufwändiger ist, greift man meist auf die einfachere periodenbezogenen Durchschnittswertberechnung zurück. Lifo2Verfahren Das Lifo-Verfahren (Last-in-first-out-Verfahren) unterstellt, dass der Verbrauch in der umgekehrten Reihenfolge der Lieferung er-
89
2
Materialwirtschaft
folgt, die zuletzt eingelieferten Materialien somit zuerst verwendet oder veräußert werden. Dieses Verfahren ist vor allem steuerlich von Vorteil, wenn die Preise über die Beschaffungsperiode hinweg steigen, denn dann bleiben die Güter als Endbestand erhalten, die zu den geringsten Preisen beschafft worden sind. Wertermittlung mittels LifoVerfahren
LifoVerfahren
Menge St.
Preis pro Einheit in €
Wert
Nebenrechnung
in €
Anfangsbestand 01.01
1.000
5,00
5.000,00
+ Zugang 01.02
2.000
10,00
20.000,00
+ Zugang 01.03
1.000
12,00
12.000,00
Abgang 01.04
2.000
11,00
22.000,00
(1.000*12+1.000*10)/2.000 = 11,00
Endbestand
2.000
7,50
15.000,00
(1.000*10+1.000*5)/2.000 = 7,50
FifoVerfahren Das Fifo-Verfahren (First-in-first-out-Verfahren) unterstellt, dass die zuerst angeschafften Materialien auch zuerst verbraucht werden, d. h., dass die Materialien, die sich im Lager befinden, zuletzt beschafft wurden. Folglich wird der Endbestand mit den Anschaffungskosten der zuletzt beschafften Güter bewertet. Wertermittlung mittels FifoVerfahren
FifoVerfahren
Menge St.
90
Preis pro Einheit in €
Wert
Nebenrechnung
in €
Anfangsbestand 01.01
1.000
5,00
5.000,00
+ Zugang 01.02
2.000
10,00
20.000,00
+ Zugang 01.03
1.000
12,00
12.000,00
Abgang 01.04
2.000
7,50
15.000,00
(1.000*5+1.000*10)/2.000 = 7,50
Endbestand
2.000
11,00
22.000,00
(1.000*12+1.000*10)/200 = 11,00
Bestandsführung und Bestandsüberwachung
2
HifoVerfahren Beim Hifo-Verfahren (Highest-in-first-out-Verfahren) nimmt man an, dass die zu den höchsten Preisen erworbenen Materialien auch zuerst verbraucht werden. Im Lager befinden sich dann nur die Waren mit den niedrigsten Anschaffungspreisen. HifoVerfahren Menge St.
Preis Wert pro Einheit in € in €
Anfangsbestand 01.01
1.000
5,00
5.000,00
+ Zugang 01.02
2.000
12,00
24.000,00
+ Zugang 01.03
1.000
10,00
10.000,00
Abgang 01.04
2.000
12,00
24.000,00
Endbestand
2.000
7,50
15.000,00
Nebenrechnung
Wertermittlung mittels HifoVerfahren
(2000*12)/2000 =12,00 (1.000*10+1.000*5)/2.00 = 7,50
LofoVerfahren Beim Lofo-Verfahren (Lowest-in-first-out-Verfahren) wird angenommen, dass die am billigsten erworbenen Gegenstände zuerst verbraucht worden sind und die wertmäßig am teuersten noch auf Lager liegen. LofoVerfahren Menge St.
Preis Wert pro Einheit in € in €
Nebenrechnung
Anfangsbestand 01.01
1.000
5,00
5.000,00
+ Zugang 01.02
2.000
12,00
24.000,00
+ Zugang 01.03
1.000
10,00
10.000,00
Abgang 01.04
2.000
7,50
15.000,00
(1.000*5+1.000*10)/2.000 = 7,5
Endbestand
2.000
12,00
24.000,00
(2.000*12 = 12.000)
Wertermittlung mittels LofoVerfahren
91
2
Materialwirtschaft
Das Problem aller Bewertungsmethoden liegt darin, dass die Anschaffungswerte nie den genauen Preis darstellen, den sie beim Zeitpunkt des Materialverbrauches haben. Übersicht: Verbrauchsfolgeverfahren Die folgende Tabelle zeigt die Auswirkungen der verschiedenen Verfahren auf die Bewertung des Endbestands in der Finanzbuchhaltung und auf die Bewertung des Materialverbrauchs in der Kostenrechnung. Annahme
LIFO zuletzt gekaufte Materialien werden zuerst verbraucht.
FIFO die zu Beginn der Periode vorhandenen bzw. geliefer ten Materialien werden zuerst verbraucht.
Bewertung des Endbestands
Verbrauchs
mit den Preisen des Anfangs bestands und den Preisen der ersten (Material) Zugänge in der Periode.
mit den Preisen der jeweils letzten (Material) Zugängen in der Periode.
Bei steigenden Preisen haben das permanente und noch stärker das PeriodenLIFO zur Folge, dass die Materialkosten hoch und die Endbestände niedrig bewertet werden. Da her wird das LIFOVerfahren gerne angewendet, um einen niedrigeren Gewinn auszuwei sen.
mit den Preisen der letzten zu gegangenen Materialien.
mit den Preisen des Anfangsbe stands und der zuerst beschafften Materialien.
In Zeiten steigender Preise wird ein höherer Gewinn in der FIBU ausgewiesen. In der Kostenrechnung wird das Prin zip der substantiellen Kapital erhaltung nicht beachtet, da der Verbrauch mit zu niedrigen Preisen bewertet wird.
niedrigsten Preisen.
mit den höchsten Preisen.
Sowohl in Zeiten steigender Preise als auch bei Preis schwankungen wird der Grundsatz der substantiellen Kapitalerhaltung berücksich tigt.
mit den höchsten Preisen.
mit den niedrigsten Preisen.
In der Praxis hat dieses Ver fahren keine Bedeutung. Dieses Verfahren darf in der FIBU nur bei monoton stei gender Preisentwicklung an gewandt werden.
HIFO die zu den teu mit den ersten Preisen gekauften Güter werden als erstes verbraucht.
LOFO die zu günstigsten Preisen gekauften Gü ter werden als erstes verbraucht.
92
Resultat
Bestandsführung und Bestandsüberwachung
2.3.3
2
Bestandsüberwachung
Die Bestandsüberwachung steht in engem Zusammenhang mit der Bestandsführung. Es ist Aufgabe der Lagerstatistik, mithilfe von Kennzahlen in verschiedenen Zeitabständen Soll-Ist-Vergleiche durchzuführen. Eine der wichtigen Kennzahlen ist der Lieferbereitschaftsgrad. Er gibt Auskunft über die Sicherung der Lieferbereitschaft. Lieferbereit schaftsgrad
Lieferbereitschaftsgrad =
Anzahl der bedienten Bedarfspositionen Anzahl alle Bedarfspositionen
× 100
Die Lieferbereitschaft ist ein Maß für die Verfügbarkeit der Waren. Hierbei entsteht ein Optimierungsproblem. „Einerseits unterhält man den Sicherheitsbestand, um einen hohen Grad der Lieferbereitschaft zu erreichen, andererseits steigen die Kosten überproportional 20 an je höher der Grad der Lieferbereitschaft wird.“ Die Kennzahl der Lagerumschlagshäufigkeit gibt Auskunft darüber, inwieweit Betriebskapital gebunden ist. Die Umschlagshäufigkeit kann bei konstantem Materialverbrauch durch einen geringen Lagerbestand erhöht werden. Lagerumschlagshäufigkeit =
Materialverbrauch pro Jahr durchschnittlicher Lagerbestand
Lager umschlags häufigkeit
Die Lagerumschlagshäufigkeit sollte für jeden Artikel einzeln angewendet werden. So können die Artikel entdeckt werden für die keine Nachfrage mehr besteht. Außerdem ist zu beachten, dass der Lager21 bestand zu Einstandspreisen geführt werden muss. Aus der Lagerumschlagshäufigkeit lässt sich die durchschnittliche Lagerdauer ableiten. Zugleich gibt sie Auskunft darüber, wie viele Verbrauchsperioden der durchschnittliche Bestand abdeckt. 20 21
Vgl. Hartmann, S. 385, 1993. Vgl. Weber, S. 212 f., 2002.
93
2 Durchschnittli che Lagerdauer
Materialwirtschaft
360 Tage
Durchschnittliche Lagerdauer =
Lagerumschlagshäufigkeit
Bei einer geringen Zahl für die durchschnittliche Lagerdauer sollte der Beschaffungsprozess sehr genau beobachtet werden, so dass man nicht Gefahr läuft, den Sicherheitsbestand anzugreifen, um eine Versorgung der Produktion mit dem Material zu gewährleisten. Bei einer sehr hohen Zahl sollte man den Lagerbestand analysieren, um die Ursache zu finden. Es könnte sich dabei um einen Lagerhüter, ein Ersatzteil, eine zu hohe Bestellmenge durch den Einkauf, einen falschen Bestellrhythmus oder eine falsche Bestellmenge, die durch das System oder das Personal ausgelöst wurde, handeln. Zur Kontrolle, welchen prozentualen Anteil der Lagerbestand am Umsatz hat, benutzt man folgende Kennzahl: Lagerbestand in Prozent des Umsatzes =
Lagerbestand
× 100
Umsatz
Über den Lagerkapazitätsauslastungsgrad kann man feststellen, welche Ausmaße der Lagerstand aktuell annimmt. Lager kapazitäts auslastung
Lagerkapazitätsauslastungsgrad =
belegte Lagerfläche
× 100
Gesamtlagerfläche
Eine weitere interessante Kennzahl ist der Lagerhaltungskostensatz, der sich aus dem Lagerkostensatz und dem Lagerzinssatz berechnen lässt. Lagerhaltungs kostensatz
Lagerhaltungskostensatz = Lagerkostensatz + Zinsen des gebundenen Kapitals
Beim Lagerkostensatz werden die entstandenen Lagerkosten in Beziehung zum durchschnittlichen Lagerbestand gesetzt. Die Lagerkos-
94
2
Bestellmengenplanung
ten erfassen alle Kosten die im Lager anfallen, wie z. B. Raum- und Personalkosten, Miete, Wartung etc. Lagerkosten gesamt Lagerkostensatz = × 100 Lagerbestandswert
Lager kostensatz
Der Lagerzinssatz dient zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen für das im Lager gebundene Kapital. Lagerzinssatz =
durchschnittliche Lagerdauer × Jahreszinssatz 360 Tage
Lagerzinssatz
In der Regel kommt als Jahreszinssatz der kalkulatorische Zinssatz in Betracht. Es ist egal, ob das Lager mit Eigen- oder Fremdkapital finanziert wird, es bindet Kapital, das zur Finanzierung anderer Projekte nicht mehr zur Verfügung steht.
2.4
Bestellmengenplanung
Die Bestellmengenplanung hat die Aufgabe, die Bestellmenge und den Bestellzeitpunkt für den im Planungszeitraum bestehenden Bedarf an Materialien zu ermitteln, so dass die Bedarfsdeckung auf kostengünstigste Weise erfolgt. Dazu ist zum einen die optimale Bestellmenge zu errechnen und zum anderen sind die Bestelltermine festzulegen.
2.4.1
Bestellpunktverfahren
Das Bestellpunktverfahren versucht einen geeigneten Zeitpunkt festzulegen, bei dem eine Bestellung ausgelöst werden soll, und zwar immer dann, wenn der Lagerbestand eine festgelegte Höhe, den Meldebestand oder Bestellpunkt erreicht hat. Der Meldebestand berücksichtigt dabei sowohl die normale Lieferzeit sowie den Sicherheitsbestand, der bei unerwartet hohem Verbrauch oder bei einer Lieferfristüberschreitung zum Einsatz kommt.
95
2
Materialwirtschaft
kommt. Im günstigsten Fall trifft die neue Lieferung genau zum Zeitpunkt des Erreichens des Sicherheitsbestandes ein.22 Der Bestellpunkt kann folgendermaßen ermittelt werden: Ermittlung des Meldebestands
BM = TW x VT + BS BM = Meldebestand TW = Wiederbeschaffungszeit VT
= durchschnittlicher Verbrauch pro Periode
BS = Sicherheitsbestand
Die Wiederbeschaffungszeit beinhaltet die Zeit der Bestellauslösung, die Bestellabwicklung, die Auftragsannahme, die Auftragsbearbeitung, den Transport und die Materialeingangsprüfung.23 Beispiel: Meldebestand Die Wiederbeschaffungszeit für das Kugellager Z beträgt 9 Tage. Der durchschnittliche Verbrauch pro Arbeitstag beträgt 320 Stück, und es wird ein Sicherheitsbestand von fünf Tagen (= 1.600 St.) gehalten. Der Meldebestand wird wie folgt berechnet:
BM = TW x VT + BS BM = 9 Tage × 300 St./Tag + 1.600 St. = 4.480 St. Bei Unterschreiten des Meldebestands von 4.480 Stück des Kugellagers Z wird automatisch eine Bestellung ausgelöst.
2.4.2
Bestellrhythmusverfahren
Das Bestellrhythmusverfahren ist ein Verfahren der Bestellmengenplanung, bei dem Bestellungen in festgelegten Bestellrhythmen vorgenommen werden. Es wird in festgelegten Zeitabständen jeweils die Menge beschafft, die den Lagerbestand auf den festgelegten Sollbestand (Höchstbestand) auffüllt. Es ergeben sich fixe Bestellzeitpunk-
22 23
96
Vgl. Bichler, S. 117 f., 1997. Vgl. Oeldorf, S. 226, 2002.
Bestellmengenplanung
2
te und variable Bestellmengen. Das Verfahren wird hauptsächlich bei den verbrauchsorientierten Dispositionen eingesetzt. BH = VT x (TW + TU) + BS BH = Höchstbestand
Ermittlung des Höchst bestandes
TW = Wiederbeschaffungszeit
TU
= Überprüfungszeit
VT
= durchschnittlicher Verbrauch pro Periode
BS = Sicherheitsbestand
Beispiel: Meldebestand Die Wiederbeschaffungszeit für das Kugellager Z beträgt 9 Tage, die Überprüfungszeit (= Zeit zwischen zwei Dispositionsterminen) beträgt 14 Tage. Der durchschnittliche Verbrauch pro Arbeitstag beträgt 320 Stück und es wird ein Sicherheitsbestand von fünf Tagen (= 1.600 St.) gehalten. Der Höchstbestand wird wie folgt berechnet.
BH = (TW + TU) x VT + BS BH = (9 Tage + 14 Tage) × 300 St./Tag + 1.600 St. = 8.960 St. Das Lager wird beim nächsten Bestellvorgang auf maximal 8.960 Stück aufgefüllt.
2.4.3
Berechnung der optimalen Bestellmenge
Ausgehend von dem ermittelten Materialbedarf ist die Bestellmenge kostengünstig zu beschaffen. Eine Entscheidung über die Höhe der Bestellung hat sowohl Einfluss auf die Bestellkosten als auch auf die Lagerhaltungskosten. Die Bestellmengenrechnung hat die Aufgabe, die optimale Bestellmenge zu ermitteln. Das Optimum ist erreicht, wenn die Summe aus Beschaffungs- und Lagerkosten bezogen auf die Beschaffungsmenge am geringsten ist.
97
2
Materialwirtschaft
Abb. 13: Graphische Ermittlung der optimalen Bestellmenge (Lensing, S. 86, 1995)
Am einfachsten lässt sich die optimale Bestellmenge mit der Andler’schen Formel errechnen.24 Optimale Be stellmenge
Optimale Bestellmenge = x opt = M
= Gesamtjahresbedarf
p
= Einstandspreis pro Mengeneinheit
xopt
= optimale Bestellmenge
a
= auftragsfixe Kosten (bestellfixe Kosten)
q
= Zins und Lagerkostensatz pro Jahr in Prozent
200 × M × a p×q
Bei der Verwendung dieser Formel müssen aber eine Reihe von Einschränkungen in Kauf genommen werden. Der Bedarf muss über einen längeren Zeitraum konstant sein. Die Entnahmen vom Lager müssen kontinuierlich erfolgen. Die Lagerkosten sind konstant und die benötigte Liquidität zur Bestellung des Materials ist im Unternehmen vorhanden. Eine weitere Annahme ist auch, dass der durchschnittliche Lagerbestand der halben Bestellmenge entspricht.
24
98
Vgl. Lensing, S. 84, 1995.
Bestellmengenplanung
2
Rechner „Optimale Bestellmenge“
Zur Berechnung der optimalen Bestellmenge benutzen Sie bitte dieses Tool, das Sie auf der CDROM finden. Beispiel: Optimale Bestellmenge Das Kugellager Z hat einen Preis von 31,00 €/Stück. Des Weiteren sind folgende Daten bekannt: • Jahresverbrauch: 70.400 Stück • Kosten je Bestellung: 50 € • Zins und Lagerhaltungskostensatz: 14 % Ermitteln Sie die optimale Bestellmenge. x opt =
200 × 70.400 × 50 = 1.274 St. 31 × 14
Die optimale Bestellmenge beträgt 1.274 Stück.
Oftmals benutzt man auch die Formel von Kosiol, die eine Weiterführung der Andler-Formel darstellt und zusätzlich den Mengenrabatt berücksichtigt. Optimale Bestellmenge = x opt x opt =
200 × M × a 1 Rabatt p × ( Zinssatz × + Lagerkostensatz) 100
Optimale Be stellmenge mit Rabatt
Sie ist zwar etwas genauer als die Formel von Andler, aber weniger verbreitet in der Anwendung. Das Ergebnis der Ermittlung besteht in einer wesentlichen Senkung der Lagerbestände und in einem erheblichen Rückgang der Bestellungen von Kleinmaterial. Die tatsächliche Bestellmenge hängt aber auch noch von weiteren Restriktionen ab, wie der Lieferfähigkeit des Lieferanten oder der eigenen Werkstatt bei Eigenfertigung, der Größe des Lagerraums, der Lagerfähigkeit der Waren sowie von der Liquidität des Unternehmens. Werden Waren benötigt die an den Weltmarktpreis gekoppelt sind, z. B. Silber, Zink, Zinn etc., kann es aus Kostensicht wesentlich effi-
99
2
Materialwirtschaft
zienter sein diese Waren in Phasen steigender Preise auf Vorrat zu kaufen, um den noch günstigen Preis zu sichern. Zusätzlich zur optimalen Bestellmenge kann gleichzeitig die optimale Bestellhäufigkeit festgelegt werden: Optimale Be stellhäufigkeit
Optimale Bestellhäufigkeit = n
opt
=
M ×p × q 200 × a
Beispiel: Optimale Bestellhäufigkeit Das Kugellager Z hat einen Preis von 31,00 €/Stück. Des Weiteren sind folgende Daten bekannt: • Jahresverbrauch: 70.400 Stück • Kosten je Bestellung: 50 € • Zins und Lagerhaltungskostensatz: 14 % Ermitteln Sie die optimale Bestellhäufigkeit. Optimale Bestellhäufigkeit = nopt =
M
Bestellhäufigkeit (n) =
x opt
=
70.400 × 31 × 14 = 55 200 × 50
70.400
= 55
1.274
Pro Jahr werden 55 Bestellungen für das Kugellager Z ausgelöst.
Die Zeit, die zwischen den Bestelleingängen vergeht, beträgt dann: Zeit zwischen Bestelleingängen (t) = (t) =
365 Tage n
365 Tage = 6,6 Tage 55
Zusätzlich kann man die Kosten der Bestellungen erfassen. Bestellkosten pro Bestellung
Bestellkosten pro Bestellung =
Summe der Bestellkosten/Periode Anzahl der Bestellungen/Periode
Zur ausführlichen Ermittlung der Gesamtkosten müssen die Beschaffungskosten und die durchschnittlichen Zins- und Lagerkosten berücksichtigt werden.
100
Bestellmengenplanung
2
Mit der richtigen Anwendung der Kennzahlen und Methoden der Materialwirtschaft haben Sie die Chance, Ihre Kostenblöcke, die zur Materialbeschaffung, Disposition und Lagerung gehören, drastisch zu senken. Sie können dadurch die Wirtschaftlichkeit erhöhen und das Betriebsergebnis positiv verbessern. Rechner „Kennzahlen Materialwirtschaft“
Mit dem Tool auf der CDROM können Sie folgende Kennzahlen zur Materialwirtschaft berechnen: • Lagerumschlagshäufigkeit • Lagerdauer • Lagerintensität
101
3
Marketing2Controlling
Welchen Wert- und Erfolgsbeitrag leistet das Marketing für den Unternehmenserfolg? Mit dem Einsatz entsprechender Kennzahlen lässt sich dieser Beitrag einschätzen. Um die Aussagekraft der im folgenden Kapitel dargestellten Kennzahlen für ein Unternehmen praxisnah zu gestalten, wird Ihnen eine Beispielfirma vorgestellt. Anhand dieser exemplarischen Firma wird Ihnen gezeigt, wie die einzelnen Ergebnisse interpretiert werden können. Beispielfirma Es handelt sich um ein Industrieunternehmen, das technische Produkte verkauft. Die Firma muss sich laufend mit dem Marktgeschehen ausei nandersetzen, um sicherzustellen, dass ihre Technologie wettbewerbs fähig ist und keine innovativen Neuerungen verpasst werden. Dieses Unternehmen hat sich mit einem Hauptprodukt auf einen Ni schenmarkt spezialisiert, auf dem es nur drei wesentliche Konkurrenten gibt. Der Markt wird somit unter vier Wettbewerbern aufgeteilt.
3.1
Aktuelle Marktsituation
Jedes Unternehmen sollte seine Marktposition regelmäßig überprüfen, um Aufschluss über die Wettbewerbssituation zu erhalten. Dazu gehört die Analyse allgemeiner Kennzahlen, die Aussagen zur Marktentwicklung, zur Unternehmenssituation auf dem Markt sowie zur Marktstellung der Wettbewerber ermöglichen.
3.1.1
Absoluter Marktanteil
Diese Kennzahl lässt Rückschlüsse auf die Position Ihres Unternehmens im Vergleich zu den Wettbewerbern zu. Der absolute Marktanteil zeigt den prozentualen Anteil des Unternehmens am Gesamt-
102
Aktuelle Marktsituation
3
umsatz aller auf dem Markt tätigen Unternehmen. Er ist nach folgender Formel zu berechnen: Absoluter Marktanteil =
Unternehmensumsatz × 100 Marktvolumen
Für die Berechnung des Marktvolumens werden Informationen über den Umsatz der Wettbewerber benötigt, die zumeist erst nach Abschluss der aktuellen Periode beispielsweise aus statistischen Erhebungen, Verbandsmitteilungen oder auch erst aus Geschäftsberichten zu erfahren sind.25
Absoluter Marktanteil
Beispiel: Für den Branchenvergleich liegen folgende Daten vor: Unter2 nehmen
Preis
Absatz
in €
Stück
Prozent
Umsatz
Absoluter Marktanteil
(Mio. €)
in %
1
1.450
49.800
24,9
72,21
22,8
2
1.500
51.200
25,6
76,80
24,3
3
1.650
55.125
27,6
90,96
28,7
4
1.750
43.875
21,9
76,78
24,2
Insgesamt wurden in der Branche 200.000 Stück abgesetzt und ein Ge samtumsatz von 316,75 Mio. € erzielt, der das Marktvolumen darstellt. Setzt man die aus Absatzmenge und Preis errechneten Umsätze der einzelnen Firmen ins Verhältnis, erkennt man, dass der Marktführer ei nen Marktanteil von fast 29 % hat, während die beiden anderen Wett bewerber jeweils etwa ein Viertel des Marktes halten. Die Beispielfirma – Unternehmen 1 – liegt mit 22,8 % auf dem vierten und letzten Platz.
Der absolute Marktanteil erhält erst dann Aussagekraft, wenn man ihn mit den Marktanteilen der Wettbewerber vergleicht. Ein Branchenvergleich über mehrere Perioden hinweg kann Aufschluss über die Entwicklung des Unternehmens auf dem Markt bringen. Er zeigt 25
In der Automobilbranche wird z. B. jedes Quartal der Marktanteil pro Hersteller über die Anzahl der Neuzulassungen bekannt gegeben.
103
3
Marketing2Controlling
auf, welche Unternehmen über die Jahre hinweg stärker gewachsen sind und ob das eigene Unternehmen mit der Entwicklung Schritt halten konnte.
3.1.2
Relativer Marktanteil
Der relative Marktanteil gibt das Verhältnis zwischen eigenem Marktanteil und dem Marktanteil des Marktführers an. Er lässt Rückschlüsse auf die Position Ihres Unternehmens am Markt und den Abstand zum Wettbewerber zu. Relativer Marktanteil
Relativer Marktanteil =
eigener Marktanteil × 100 Marktanteil des Marktführers
Je weiter sich der Quotient dem Wert 1 nähert, desto geringer ist der Vorsprung des Marktführers gegenüber dem eigenen Unternehmen. Beispiel: Relativer Marktanteil Das Beispielunternehmen (Unternehmen 1) hat einen absoluten Markt anteil von 22,8 %. Der Marktführer dagegen hat einen Marktanteil von 28,7 %. Daraus folgt ein relativer Marktanteil (rel. MA) von 79,4 %. rel. MA (Unternehmen 1) =
22,8 28,7
= 0,79442 × 100 = 79,4 %
Mit einem absoluten Marktanteil von 22,8 % hat Unternehmen 1 das „kleinste Stück vom Kuchen“. Der Wert des relativen Marktanteils be trägt 79,4 % und liegt ziemlich nahe bei 1. Die vier Unternehmen der Branche teilen den Markt demnach recht gleichmäßig untereinander auf, und es gibt keinen herausragenden Marktführer. Unternehmen 1 ist daher noch nicht weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, sondern hat durchaus noch die Chance, seine Marktposition auszubauen und eventuell die Wettbewerber zu überholen. Rechner „Marktanteile“
Mit diesem Tool, das Sie auf der beigelegten CDROM finden, können Sie berechnen, wie hoch Ihr Marktanteil an einem Produkt im Verhältnis zu Ihren direkten Mitbewerbern ist.
104
Aktuelle Marktsituation
3.1.3
3
Untersuchungen zur Marktentwicklung
Bei den Untersuchungen zur Marktentwicklung spielen die Rahmenbedingungen des Marktes – wie z. B. die Reaktion der Käufer auf Preisänderungen, Marktvolumen o. Ä. – eine entscheidende Rolle. Es ist sinnvoll, entweder die Märkte ähnlicher Branchen miteinander zu vergleichen, um Wachstumspotenziale zu identifizieren, oder – um die Entwicklung eines bestimmten Marktes in eine bestimmte Richtung festzustellen – ein- und denselben Markt über mehrere Perioden hinweg im Zeitvergleich zu betrachten. Auf diese Art und Weise kann beispielsweise festgestellt werden, ob es sich bei einer bestimmten Veränderung der Marktumstände um einen Trend oder nur um Ausreißer handelt. Sättigungsgrad Der Sättigungsgrad eines Marktes gibt einen Hinweis darauf, in welchem Umfang das Unternehmen damit rechnen kann, auf dem betrachteten Markt Wachstumsraten zu erzielen. Er setzt sich aus den Faktoren Marktvolumen und Marktpotenzial zusammen. Sättigungsgrad =
M arktvolumen × 100 Marktpotenzial
Sättigungsgrad
Falls das Marktpotenzial nur noch sehr begrenzt erhöht werden kann, sollte sich das Unternehmen nach neuen Märkten oder neuen Produkten umsehen. Beispiel: Sättigungsgrad In der vergangenen Periode wurden 200.000 Stück zu einem Durch schnittspreis von ca. 1.583,74 € abgesetzt. Daraus ergibt sich ein Marktvolumen von 316,75 Mio. €. Bei der Errechnung des Durchschnittspreises muss die jeweilige Vertei lung der Absatzmengen (d. h. wie viel zu welchem Preis) berücksichtigt werden. Man darf hier nicht mit folgender klassischen Durchschnitts formel arbeiten, da sonst das Marktvolumen verfälscht wird:
∑ Preise Anzahl
105
3
Marketing2Controlling
Für die Abschätzung des Marktpotenzials wird davon ausgegangen, dass der Markt noch recht jung ist und somit viel Wachstumspotenzial bietet. Das betreffende Produkt ist technologisch auf dem neuesten Stand und die Unterschiede innerhalb der Branche sind gering. Aus der Marktforschung des Unternehmens 1 stammt die Information, dass das zukünftige Absatzpotenzial bei etwa 5 Milliarden € liegen dürfte. Sättigungsgrad Markt 1 =
316.750.000 × 100 = 6,33 % 5.000.000.000
Für die Branche bedeutet dies knapp 6,33 % des gesamten Marktvolu mens wurden in der vergangenen Periode ausgeschöpft. Der Markt ver fügt noch über ein riesiges Potenzial. Rechner „Marktsättigung“
Den Rechner „Marktsättigung“ finden Sie auf der beigefügten CDROM. Mit diesem Werkzeug können Sie die Marktsättigung Ihrer Absatzmärk te berechnen.
3.1.4
Preiselastizität der Nachfrage
Die Preiselastizität der Nachfrage drückt die relative Änderung der nachgefragten Menge bei einer kleinen Änderung des Preises aus. Mithilfe dieser Kennzahl kann abgeschätzt werden, ob durch eine Preiserhöhung auch die gewünschte Umsatz- bzw. Gewinnsteigerung erreicht wird oder ob der Anstieg nicht nur ausbleibt, sondern Umsatz bzw. Gewinn sogar rückläufig sind. Es handelt sich hier, wie bei der Kreuzpreiselastizität (vgl. nächster Abschnitt), um Prognosen. Man erhält die Werte, indem z. B. • Vergangenheitsdaten ermittelt und analysiert werden oder • mittels Preisexperimenten, • mittels Kundenbefragung bzw. • mittels Expertenbefragung. Preiselastizität
Preiselastizität der Nachfrage =
106
relative Mengenänderung relative Preisänderung
Aktuelle Marktsituation
3
Beispiel: Preis2/Mengenabhängigkeit Um die Situation für Unternehmen 1 darzustellen, sei folgende Tabelle zusammengestellt: Menge Preis in €
0
29.800
37.300
49.000
54.000
76.000
2.700,00
2.000,00
1.750,00
1.500,00
1.250,00
0,00 €
3.000,00 € 2.500,00 €
Preis
2.000,00 € 1.500,00 € 1.000,00 € 500,00 €
€ 0
29.800
37.300
49.000
54.000
76.000
Menge
Die Grafik zeigt die Entwicklung der Absatzmengen bei verschiedenen Preisen. Hier handelt sich um ein rein rechnerisches Modell, das die Mengenänderung in Bezug auf den Preis berücksichtigt und weiche Faktoren wie z. B. Werbeeinflüsse, Vorteile durch Marktführerschaft oder Kundenpräferenzen nicht berücksichtigt.
Die Preiselastizität kann in verschiedenen Wertebereichen liegen. Liegt sie zwischen null und eins, bedeutet dies, dass die relative Mengenänderung kleiner ist als die relative Preisänderung. Die Nachfrage reagiert unempfindlich auf eine Preisänderung. Das ist meist bei Lebensmitteln der Fall. Je näher die Preiselastizität dem Wert eins kommt, desto linearer reagiert die Nachfrage auf Preisänderungen. Übersteigt die Preiselastizität den Wert eins, so reagieren die Abnehmer sehr sensibel auf Preisänderungen.
107
3 Preiselastizität der Nachfrage
Marketing2Controlling
Beispiel: Preiselastizität der Nachfrage Unternehmen 1 hat in der vergangenen Periode 49.800 Stück zu einem Preis von 1.450 € verkauft. Nach der obigen Tabelle könnte bei der Preis festlegung für die kommende Periode folgende Annahme getroffen werden: Bei einer Änderung des Preises von 1.450 € auf 1.500 € (+ 3,45 %) würde sich die Absatzmenge von 49.800 Stück auf 49.000 Stück, also um 800 Stück ( 1,61 %) verringern.
Preiselastizität der Nachfrage =
relative Mengenänderung 1, 61 % = = 0, 47 relative Preisänderung 3, 45 %
Die Preiselastizität liegt unter eins, d. h. die Nachfrage hat unempfind lich auf die Preiserhöhung reagiert. Das zeigt sich auch bei der Ermitt lung der Umsatzerlöse. 49.800 Stück zu 1.450 € brachten 72,21 Mio. € Umsatz; mit 49.000 Stück zu 1.500 € können 73,5 Mio. € Umsatz (+ 1,29 Mio. €) erzielt werden. Falls das Unternehmen 1 den Preis um 300 € auf 1.750 € anhebt, wür de der Absatz auf ca. 37.300 Stück schrumpfen. Die relative Preisände rung würde 20,7 % betragen; die relative Mengenänderung läge bei 25,1 %. Preiselastizität der Nachfrage =
25,1 % 20, 7 %
= 1,21
Die Kunden würden auf diese Preisänderung empfindlich (elastisch) re agieren, d. h. der Umsatz schrumpft von 72,21 Mio. € auf 37.300 x 1.750 € = 65,3 Mio. €.
Je elastischer die Nachfrage reagiert, desto eher sind die Anbieter bereit den Preis zu senken. Ein niedrigerer Preis bringt einen höheren Umsatz und ist dann zu empfehlen, wenn die Kosten für das zusätzliche Produktionsvolumen nicht zu stark steigen. Rechner „Preiselastizität der Nachfrage“
Berechnen Sie mit diesem Werkzeug, wie stark die Nachfrage nach ei nem Produkt auf eine Preisänderung reagiert.
108
Aktuelle Marktsituation
3
Merken Sie sich als Faustregel: Unelastische Nachfrage: → Preiserhöhung möglich Elastische Nachfrage: → durch Preissenkung höhere Absatzmengen → Erhöhung der Marktmacht
3.1.5
Kreuzpreiselastizität
Bei der Kreuzpreiselastizität wird – ähnlich wie bei der direkten Preiselastizität – die Auswirkung einer Preisänderung auf den Absatz untersucht. Allerdings stehen hier die Wechselwirkungen zwischen zwei Produkten im Vordergrund. Wird zu einem Produkt A ein substitutives oder ein komplementäres Produkt B angeboten, so hängt die mögliche Absatzmenge des Produktes A vom Preis des Produktes B ab. Der Abhängigkeitsgrad wird mittels der Kreuzpreiselastizität gemessen. Voraussetzung für die Berechnung der Kreuzpreiselastizität ist deshalb, dass ein Unternehmen mehr als ein Produkt im Angebot hat. Die Analyse zeigt, wie sich die Nachfrage nach einem Produkt (Produkt A) bei unveränderten Preisen durch die Preisänderung bei einem anderen Produkt (Produkt B) verändert. Kreuzpreiselastizität =
relative Mengenänderung Produkt A relative Preisänderung Produkt B
Voraussetzung für eine aussagekräftige Berechnung der Kreuzpreiselastizität ist, dass die beiden betrachteten Produkte zwar miteinander logisch zusammenhängen, aber nicht voneinander abhängig sind.
Kreuzpreis elastizität
Beispiel: Kreuzpreiselastizität Zusätzlich zu einem erfolgreichen SchwarzweißLaserdrucker hat das Unternehmen einen hochwertigen Farbdrucker entwickelt, der mit Tin tenstrahltechnik arbeitet. Der neue Farbdrucker läuft bereits seit einer Periode erfolgreich zum Einführungspreis. Es soll überprüft werden, wie sich eine Preiserhöhung – durch die die Entwicklungskosten schneller amortisiert werden können – auf die erwünschte Absatzsteigerung bei den Laserdruckern ausgewirkt hat.
109
3
Marketing2Controlling
Der Preis für den Farbdrucker wurde um 100,00 € erhöht, was eine relative Preisänderung von 7,41 % bedeutet. Daraufhin wurden 2.500 Laserdrucker mehr abgesetzt; deren relative Mengenänderung beläuft sich auf 10,64 %. Für die Kreuzpreiselastizität bedeutet dies: Kreuzpreiselastizität relative Mengenänderung Laserdrucker 10,64 % = = = 1,44 relative Preisänderung Farbdrucker 7,41 % Die Kreuzpreiselastizität ist mit 1,44 sehr hoch; d. h. die Preisänderung beim Farbdrucker wirkt sich positiv auf den Absatz des Laserdruckers aus. In der Regel sind die jeweiligen Kreuzpreiselastizitäten umso höher, je gleichwertiger und somit substituierbarer Produkte sind. Das bedeutet, bei einer Preiserhöhung wird auf ein Wettbewerbsprodukt gegriffen, das ähnlich ist.
3.2
Kennzahlen in der Kundenperspektive
Der Markt besteht in den seltensten Fällen aus homogenen Kunden, d. h. Kunden mit den gleichen Wünschen und Vorstellungen. Für die optimale Bearbeitung dieser unterschiedlichen Kunden bietet es sich an, die Kundenstruktur zu überprüfen, um die Kunden ähnlicher Struktur in Kundengruppen logisch zusammenzufassen und damit die Märkte zu segmentieren.
3.2.1
Kundenstruktur nach Art der Kunden
Die Kundenstruktur nach Kundenart berechnet, welchen Anteil eine bestimmte Kundengruppe an der gesamten Kundenzahl hat, indem die Anzahl der Kunden mit einem bestimmten Kriterium zur gesamten Kundenanzahl ins Verhältnis gesetzt wird. Kunden struktur
110
Kundenstruktur =
Anzahl der Kunden mit Kriterium X x 100 Gesamtzahl der Kunden
Kennzahlen in der Kundenperspektive
3
Die Zusammensetzung der Kundenstruktur ist für den Vertrieb und für die Produktentwicklung von besonderer Bedeutung, da der Vertrieb auf der Grundlage dieser Information entsprechend geschult und seine Organisation verbessert werden kann. Für die wichtigste Kundengruppe müssen die besten Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die sich mit den individuellen Kundenbedürfnissen bestens auskennen. Beispiel: Kundenstruktur Mit den hergestellten Druckern kann das Unternehmen Kunden aus der Industrie, aus dem Handel und auch Privatkunden ansprechen. Um nun zu prüfen, wie sich die Kundenstruktur zusammensetzt, wird ange nommen, dass von 10.000 Kunden • 3.000 Industriekunden, • 5.000 Händlerkunden und • 2.000 Privatkunden sind. Die Berechnung mit der obigen Formel ergibt Anzahl Industriekunden Kundenstruktur = × 100 Gesamtkundenanzahl =
Kundenstruktur = = Kundenstruktur = =
3.000 × 100 = 30 % 10.000
Anzahl Händlerkunden × 100 Gesamtkundenanzahl 5.000 × 100 = 50 % 10.000 Anzahl Privatkunden × 100 Gesamtkundenanzahl 2.000 × 100 = 20 % 10.000
Diese Information ist hilfreich für Entscheidungen in Bezug auf verkaufsfördernde Maßnahmen.
111
3
Marketing2Controlling
3.2.2
Kundenstruktur nach Umsatz bestimmter Kunden
Die Kundenstruktur kann auch nach wirtschaftlichen Aspekten gegliedert werden. Nachdem anhand der oben vorgestellten Formel eine geeignete Kundensegmentierung vorgenommen wurde, kann – um das Umsatzverhältnis darzustellen – die Formel derart umgestaltet werden, dass der wirtschaftliche Aspekt berücksichtigt wird. Dabei wird der Umsatz der betrachteten Kundengruppe zum gesamten Unternehmensumsatz ins Verhältnis gesetzt: Kundenstruktur (wirtschaftlich) = Umsatz der Kundengruppe X × 100 gesamte Umsatzerlöse
Diese Kennzahl kann für beliebig viele Kundengruppen eingesetzt werden. Somit können alle im Vorfeld ermittelten Kundensegmente auf ihren Beitrag zum Gesamtumsatz des Unternehmens überprüft werden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es sich nur um eine Status quo Analyse handelt, die Potenziale können ganz anders gelagert sein. Beispiel: Kundenstruktur Die obigen Berechnungen haben ergeben, dass sich die Kundenstruktur des Beispielunternehmens zu 30 % aus Industriekunden, zu 50 % aus Händlerkunden und zu 20 % aus Privatkunden zusammensetzt. Dies ist je doch keine Garantie dafür, dass sich der Gesamtumsatz von 72,21 Mio. € ebenfalls in diesem Verhältnis auf die Kundengruppen verteilt:26 Umsatz Industriekunden × 100 Gesamte Umsatzerlöse 14.192.600 € = × 100 = 19,65 % 72,21 Mio. €
Kundenstruktur =
26
112
Die absoluten Umsatzerlöse je Kundengruppe ermittelte der Vertrieb.
Kennzahlen in der Kundenperspektive
3
Umsatz Händlerkunden × 100 Gesamte Umsatzerlöse 56.028.000 € = × 100 = 77,59 % 72,21 Mio. €
Kundenstruktur =
Umsatz Privatkunden × 100 Gesamte Umsatzerlöse 1.989.400 € = × 100 = 2,76 % 72,21 Mio. €
Kundenstruktur =
Die Umsatzverteilung entspricht zwar insoweit der Kundenstruktur nach Art der Kunden, dass die größte Gruppe den höchsten und die kleinste Gruppe den niedrigsten Umsatzanteil hat. Stellt man die Werte einander gegenüber, sieht man sehr deutlich, dass die Kundengruppen von unterschiedlicher Bedeutung sind: Kundengruppe
Zahlenmäßiger Anteil an der Umsatzanteil in % Gesamtzahl der Kunden
Industriekunden
30 %
19,65 %
Händlerkunden
50 %
77,59 %
Privatkunden
20 %
2,76 %
Obwohl die Händlerkunden die Hälfte der gesamten Kundschaft ausma chen, halten sie mit über drei Vierteln des gesamten Umsatzes einen überproportionalen Umsatzanteil. Umgekehrt werden bei den Privat kunden nur etwa 3 % der gesamten Umsatzerlöse erzielt. Die Händler kunden stellen somit ein starkes Kundensegment dar und das Unter nehmen sollte seine Vertriebsstrategie entsprechend darauf ausrichten.
3.2.3
Kundendeckungsbeitrag
Die Umsatzhöhe mit einem Kunden ist nur begrenzt aussagefähig, um dessen Bedeutung für das Unternehmen abzuschätzen. Hat ein Kunde beispielsweise nur deshalb einen mengenmäßig großen Umsatz erzielt, weil ihm aufgrund einer speziellen Vereinbarung ein Sonderpreis für einen Großauftrag gewährt wurde, so ist weniger der Umsatz, sondern vielmehr der erzielte Deckungsbeitrag interessant.
113
3
Marketing2Controlling Rechner „Kundendeckungsbeitrag“
Sind Ihre Kunden „rentabel“? Mit dem Rechner auf der CDROM können Sie diese Frage klären.
Der Deckungsbeitrag kann in einer mehrstufigen Berechnung nach folgendem Schema ermittelt werden: Bruttoerlöse = = = = = =
Erlösminderungen Nettoerlöse Variable Herstellungskosten Kunden2Deckungsbeitrag I Auftragsbezogene variable Vertriebskosten Kunden2Deckungsbeitrag II Indirekt kundenbezogene variable Vertriebskosten Kunden2Deckungsbeitrag III fixe Einzelkosten des Kunden Kunden2Deckungsbeitrag IV Fixe Einzelkosten der Kundengruppe Kunden2Deckungsbeitrag V
Erlösminderungen können beispielsweise durch gewährte Rabatte oder Skonti hervorgerufen werden. Bei auftragsbezogenen variablen Vertriebskosten handelt es sich z. B. um Kosten für die Abwicklung eines bestimmten Kundenauftrags. Diese Kosten sind den entsprechenden Kunden direkt zuzuordnen. Indirekt kundenbezogene variable Vertriebskosten können Kosten für den Vertriebsinnendienst oder einen Kundendienst sein, der alle Kunden gleichermaßen bedient. Falls für eine Kundengruppe eine speziell auf sie zugeschnittene Werbekampagne durchgeführt wird, wird diese anteilsmäßig aufgeschlüsselt und als fixe Einzelkosten verrechnet. Beispiel: Kundendeckungsbeitrag Die Kundenstruktur von Unternehmen 1 ist in drei wesentliche Kunden gruppen unterteilt: Industrie, Händler und Privatkunden. Im Folgen den werden für jede Kundengruppe beispielhaft Deckungsbeiträge dar gestellt, um die unterschiedliche Bedeutung dieser Kundengruppen für das Unternehmen besser herauszuarbeiten. Fixe Kosten können den Kundengruppen nicht direkt zugeordnet und daher auch nicht berück sichtigt werden.
114
Kennzahlen in der Kundenperspektive
Kundengruppe Bruttoerlöse Erlös minderungen = Nettoerlöse Variable Herstellungs kosten = KundenDB I Auftrags bezogene variable Ver triebskosten = KundenDB II Indirekt kundenbezo gene variable Ver triebskosten = KundenDB III
Industrie kunden 14.192.600 €
Händler kunden
Privat kunden
56.028,000 €
1.98.400 €
3
TOTAL 72.210.000 €
550.000 € 5.375.000 € 13.64.600 € 50.653.000 €
75.000 € 6.000.000 € 1.914.400 € 66.210.000 €
4.306.720 € 17.001.600 € 9.335.880 € 33.651.400 €
603.680 € 21.912.000 € 1.310.720 € 44.298.000 €
236.250 € 627.900 € 9.099.630 € 33.023.500 €
78.400 € 942.550 € 1.232.320 € 43.355.450 €
977.250 € 1.628.500 € 8.122.380 € 31.395.000 €
560.400 € 3.166.150 € 671.920 € 40.189.300 €
Kundendeckungsbeitragsanteil Die gestuften Kundendeckungsbeiträge I bis III (V) ermöglichen differenzierte Aussagen über den Erfolgsbeitrag der Kunden und der Kundenstruktur. Nach Ermittlung dieser Deckungsbeiträge lässt sich – analog zur Ermittlung des Umsatzanteils – berechnen, welchen Anteil der Deckungsbeitrag eines bestimmten Kunden bzw. der entsprechenden Kundengruppe am Gesamtdeckungsbeitrag ausmacht. Diese Kennzahl ermöglicht Aussagen über die Abhängigkeit des Unternehmens von einzelnen Kunden und liefert entscheidende Rückschlüsse für die bestmögliche Betreuung der Kunden. Berechnen Sie mit folgender Formel den Kundendeckungsbeitragsanteil: Kundendeckungsbeitragsanteil = Deckungsbeitrag Kundengruppe X × 100 Gesamtdeckungsbeitrag
Kunden deckungs beitragsanteil
115
3
Marketing2Controlling
Je größer der Anteil ist, den eine Kundengruppe am gesamten Deckungsbeitrag erreicht, desto wichtiger ist diese Gruppe für das Unternehmen und desto intensiver sollten die Kundenbeziehungen gepflegt werden. Beispiel: Kundendeckungsbeitragsanteil Unternehmen 1 hat gemäß obiger Darstellung 40.189.300 € an De ckungsbeitrag erzielt. Die Struktur des Deckungsbeitrags je Kunden gruppe sieht somit folgendermaßen aus:
Industriekunden = Händlerkunden = Privatkunden =
8.122.380 €
× 100 = 20,21 %
40.189.300 €
31.395.000 € 40.189.300 € 671.920 €
40.189.300 €
× 100 = 78,12 %
× 100 = 1,67 %
Mit dem Deckungsbeitragsanteil je Kundengruppe lässt sich durch den Vergleich der prozentualen Werte der Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen schnell abschätzen.
3.3
Preispolitik
Innerhalb des Marketing-Mixes ist die Preispolitik eine schwierige Aufgabe, da bei der Preisfestlegung zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Inwieweit ein Unternehmen es geschafft hat, marktgerechte Preise zu ermitteln, lässt sich nur im Nachhinein feststellen. Es muss analysiert werden, ob die geplanten Preise auch tatsächlich erzielt oder wie viele Preisnachlässe gewährt wurden.
3.3.1
Preisnachlassquote
Die Preisnachlassquote gibt an, wie viel Prozent vom Umsatz dem Unternehmen in Form von Preisnachlässen „verloren“ gegangen sind. Um die Preisnachlassquote berechnen zu können, brauchen Sie die Information, wie viele Preisnachlässe in Form von Skonti, Rabatten oder Boni in welcher Höhe gewährt wurden. Die Preis-
116
Preispolitik
3
nachlassquote ergibt sich aus dem Verhältnis der Summe der Preisnachlässe zu den gesamten Umsatzerlösen. Preisnachlassquote =
Preisnachlässe × 100 Umsatzerlöse
Preisnachlass quote
Beispiel: Preisnachlassquote Unternehmen 1 war in der vergangenen Periode mit einem Preis von 1.450,00 € der billigste Anbieter auf dem Markt, hat mit 72,21 Mio. € Umsatz einen Marktanteil von 22,8 % erzielt und damit die schwächste Position auf dem Markt. Die Buchführung liefert die Information, dass über die gesamte Periode hinweg Preisnachlässe in Höhe von 6 Mio. € gewährt wurden. Für die Preisnachlassquote von Unternehmen 1 be deutet dies: Preisnachlassquote Unternehmen 1 = 6 Mio. € 72,21 Mio. €
× 100 = 8,31 %
Unternehmen 1 hat nur 91,69 % der ohne Preisnachlässe möglichen Umsätze erzielt. Umsatz ohne Preisnachlässe = 72,21 Mio. € × 100 = 78,52 Mio. € 91,96 %
Unter der Prämisse, dass weiterhin 49.800 Stück abgesetzt werden können, hätte Unternehmen 1 einen Durchschnittspreis von mehr als 1.576 € erzielen können. Durchschnittspreis =
78,52 Mio. € 49.800 Stück
= 1.576,77 €/Stück
Durchschnitts preis
Preisnachlässe können als Mittel zur Kundenbindung fungieren. Es besteht jedoch auch die Gefahr, von besonders verhandlungsstarken Kunden und/oder Großkunden zu Preisnachlässen gedrängt zu werden. Die Folge daraus könnte ein genereller Preisverfall sein. Rechner „Skonto“
Berechnen Sie mit Hilfe dieses Rechners den Vorteil einer Skontonut zung.
117
3
Marketing2Controlling
Die Gewährung eines Preisnachlasses wirkt sich in Form einer Erlösminderung auf den Kundendeckungsbeitrag aus. Für ein Unternehmen ist es deshalb besonders wichtig, diesen Wert im Auge zu behalten, um trotz Preisnachlass einen positiven und möglichst hohen Deckungsbeitrag zu erwirtschaften.
3.3.2
Preisnachlassstruktur
Um die Situation der Deckungsbeiträge genauer im Auge zu behalten, ist es wichtig, die erteilten Nachlässe zu beobachten. Rabatte zeugen grundsätzlich von einer starken Verhandlungsposition des Kunden, denn sie werden bereits bei Vertragsabschluss gewährt. Boni hingegen werden im Normalfall rückwirkend am Ende der Periode meist gestaffelt nach Umsätzen vergütet. Der Vorteil der Boni besteht darin, dass zunächst die Auswirkung der Rückvergütung auf den jeweiligen Kundendeckungsbeitrag ermittelt und auf dieser Grundlage die Höhe des Bonusses berechnet werden kann. Boni sind aber generell ein geeignetes Mittel, die Kundenbindungsrate zu verbessern. Die Boni sollten nach Möglichkeit in Form von Produkten ausbezahlt werden, da dadurch höhere Absatzmengen erreicht werden und die Kosten geringer sind als bei einer Barauszahlung. Es ist empfehlenswert, zusätzlich zur Preisnachlassquote Analysen durchzuführen, welche Art Preisnachlass in welcher Höhe für welche Kunden gewährt wurde, d. h. wie sich die Preisnachlässe strukturell zusammensetzen. Preisnachlass struktur
Preisnachlassstruktur =
Preisnachlass wegen (für) × 100 gesamte Preisnachlässe
Der Zähler kann hierbei nach bestimmten Kriterien wie Ursachen oder Art des Preisnachlasses aufgeteilt werden oder Informationen darüber enthalten, auf welche Erzeugnisse, Auftragsgrößen oder Regionen der Preisnachlass bezogen wurde.
118
Preispolitik
3
Beispiel: Preisnachlässe Die gewährten Preisnachlässe in Höhe von 6 Mio. € verteilen sich fol gendermaßen: • 4,8 Mio. € händlerspezifische Rabatte • 600.000 € nachträglich gewährte Boni • 100.000 € Rabatte für Großaufträge von Industriekunden • 500.000 € Rabatte für Aufträge aus Osteuropa Die Preisnachlassstruktur teilt sich somit folgendermaßen auf: 4,8 Mio. €
× 100 = 80,0 % 6 Mio. € Die Händlerkunden erhielten mit 80,0 % den größten Anteil an Rabat ten. Ihre Spanne ist jedoch gering, und es zeugt von einer starken Posi tion des Unternehmens, wenn dieser Kundenkreis sich damit zufrieden gibt. Bei Händlerkunden erreicht das Unternehmen die höchsten De ckungsbeiträge (absolut und je Stück). Unter den gesetzten Prämissen gebührt diesen Kunden die größte Aufmerksamkeit.
Händlerrabatte =
600.000 €
× 100 = 10,0 % 6 Mio. € Bei 10,0 % der gewährten Preisnachlässe handelt es sich um nachträg lich gewährte Boni. Dies könnte dafür sprechen, dass im Unternehmen eine gesunde Deckungsbeitragssituation herrscht, wenn so viele nach trägliche Boni gewährt werden können.
Nachträgliche Boni =
Großaufträge Industriekunden =
100.000 € 6 Mio. €
× 100 = 1,67 %
Lediglich 1,67 % wurden an Industriekunden vergeben, die Großaufträ ge erteilt haben. Auch hier wurde ein hoher Deckungsbeitrag erzielt. Aufträge Osteuropa =
500.000 € 6 Mio. €
× 100 = 8, 33 %
Die Rabatte für Aufträge aus Osteuropa machen ein Zwölftel der ge samten Preisnachlässe aus; hier sollte Unternehmen 1 die Marktlage überprüfen und versuchen, die Kunden langsam an das Westpreisniveau heranzuführen. Konditionen sprechen sich in jeder Branche schnell her um. Das könnte Kunden im Westmarkt verärgern und das Unternehmen zu weiteren Nachlässen zwingen und somit zu einem Preisverfall füh ren.
119
3
Marketing2Controlling
3.4
Vertriebskennzahlen
Im Marketing-Controlling nimmt die Distributionspolitik eine herausragende Stellung ein, da sie die Effizienz des Vertriebs behandelt.
3.4.1
Angebotserfolg und Auftragsgröße
Mit dem Angebotserfolg wird untersucht, mit welcher Effektivität die Angebote abgegeben wurden, d. h. inwieweit die abgegebenen Angebote zu konkreten Aufträgen führten: Angebotserfolg
Angebotserfolg =
erteilte Aufträge × 100 abgegebene Angebote
Ob der errechnete Angebotserfolg zufrieden stellend ist oder nicht, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Hier spielt die Wettbewerbssituation eine große Rolle. Eine geringe Angebotserfolgsquote könnte beispielsweise ein Indiz für schwache Vertreter, überhöhte Preise oder im Vergleich zu den Wettbewerbern lange Lieferzeiten oder unbefriedigende Zahlungs- und Lieferbedingungen sein. Um die isolierte Prozentzahl interpretieren zu können, sollten aus der Marktforschung oder aus dem Vertrieb Informationen darüber kommen, wie die Angebotssituation auf dem Markt insgesamt aussieht. Beispiel: Angebotserfolg Aus dem Vertrieb kommt die Information, dass die Kunden aller drei Kundengruppen von Unternehmen 1 insgesamt 4.750 Aufträge erteilt haben, nachdem 15.000 Angebote abgegeben worden sind. Gemäß der Formel liegt der Angebotserfolg von Unternehmen 1 damit bei: Angebotserfolg Unternehmen 1 =
4.750 Aufträge × 100 = 31,76 % 15.000 Angebote
Es haben knapp ein Drittel der abgegebenen Angebote von Unterneh men 1 zu einem Auftrag geführt. Zur Interpretation dieses Wertes muss der Angebotserfolg im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Marktsi tuation gesehen werden.
120
Vertriebskennzahlen
3
In einer detaillierten Analyse kann überprüft werden, inwieweit die Größe der erteilten Aufträge den Angeboten entspricht. Absatz bzw. Umsatz Auftragsgröße = Anzahl der Aufträge
Auftragsgröße
Beispiel: Auftragsgröße Beim Verkauf von 49.800 Stück aus 4.750 erhaltenen Aufträgen und einem Umsatz von 72,21 Mio. €, ergibt sich für Unternehmen 1 eine Auftragsgröße von Auftragsgröße =
49.800 Stück 4.750 Aufträge
= 10,48 Stück/Auftrag
Die Berechnung des durchschnittlichen Umsatzes je Auftrag führt zu einem Wert von Auftragsgröße =
3.4.2
72,21 Mio. € 4.750 Aufträge
= 15.202,11 € pro Auftrag
Auftragsentwicklung
Zur Berechnung der Auftragsentwicklung werden die in einem bestimmten Zeitraum eingegangenen Aufträge zu der Anzahl der eingegangenen Aufträge in einer Vergleichsperiode, beispielsweise dem Vorjahr, ins Verhältnis gesetzt. Auftragsentwicklung =
Auftragsent wicklung
aktuelle Auftragseingänge × 100 Auftragseingänge der Vergleichsperiode
Ergibt die Berechnung der Auftragsentwicklung einen Wert unter 100 %, hat sich die Auftragslage verschlechtert, bei einem Wert über 100 % hat sie sich verbessert.
121
3
Marketing2Controlling
Beispiel: Auftragsentwicklung Ende der abgelaufenen Periode war die Geschäftsleitung von Unterneh men 1 mit den Auftragseingängen unzufrieden und hat daher beschlossen, Maßnahmen zur Verbesserung der Auftragsentwicklung zu ergreifen. Ziel dieser Aktion war es, den Auftragseingang um mindestens 5 % ge genüber der Vorperiode zu steigern. Bis Mai 2005 wurden 2.600 Auf träge verzeichnet; im Jahr 2004 waren es bis Mai lediglich 2.350. Für die Auftragsentwicklung bedeutet dies Auftragsentwicklung = 2.600 Aufträge Mai 2005 × 100 = 110,64 % 2.350 Aufträge Mai 2004
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei es Unternehmen 1 durch die ergriffenen Maßnahmen gelungen, den Auftragseingang um etwa 10 % zu steigern und somit sein Ziel zu erreichen. Auf den zweiten Blick sollten jedoch die Rahmenbedingungen des Un tersuchungszeitraumes wie beispielsweise die konjunkturelle Entwick lung, unvorhergesehene Ereignisse oder unter Umständen saisonale Ab satzschwankungen berücksichtigt werden.
3.4.3
Auftragseingangsstruktur
Die Überprüfung der Auftragseingangsstruktur ist sinnvoll, um herauszufinden, woher die wichtigsten Aufträge kommen. Die Aufträge können beispielsweise nach Verkaufsgebieten, Erzeugnissen oder Auftragsgrößen analysiert werden. Die Analyse sollte parallel zur Untersuchung der Kundenstruktur erfolgen. Analysiert man die Auftragseingangsstruktur, kann man feststellen, ob die als die wichtigsten Kunden identifizierten Abnehmer auch die interessantesten Aufträge erteilt haben oder ob sie vielmehr für die kleineren Aufträge verantwortlich sind, die die Berechnung von Angebotserfolg und Auftragseingangsstruktur verzerren können. Gemäß der nachfolgenden Formel setzen Sie die Anzahl der eingegangenen Aufträge entsprechend einem bestimmten Kriterium zum Gesamtauftragseingang ins Verhältnis.
122
3
Vertriebskennzahlen
Auftragseingangsstruktur = Auftragseingang nach Kriterium X × 100 Gesamtauftragseingang
Auftrags eingangs struktur
Der Vertrieb und die Marketingmaßnahmen sollten entsprechend des Analyseergebnisses ausgerichtet werden. Beispiel: Auftragseingangsstruktur Wie sich die Umsatzerlöse von Unternehmen 1 auf die Kundensegmen Auftragsein te verteilen, ist aus der Analyse der Kundenstruktur bekannt. Die Be gangsstruktur rechnung der Auftragsstruktur bringt Erkenntnisse darüber, welche nach Kunden Kundengruppe die größten Aufträge erteilt hat. Auftragseingänge Industriekunden = 1.350 Aufträge × 100 = 28,42 % 4.750 Aufträge
Der Umsatzanteil der Industriekunden lag bei etwa 19,65 %, der Auf tragsanteil dagegen bei 28,42 %. Die bedeutet, dass die Anzahl der Aufträge um ca. 45 % größer sein muss, um diesen Umsatz zu errei chen. Auftragseingänge Händlerkunden = 2.415 Aufträge × 100 = 50,84 % 4.750 Aufträge
An dieser Stelle wird deutlich, dass die Händlerkunden mit nur etwa 51 % der gesamten Aufträge nahezu 75 % des Gesamtumsatzes bezo gen haben. In diesem Kundensegment werden demnach tendenziell große Aufträge erteilt. Auftragseingänge Privatkunden = 980 Aufträge × 100 = 20,63 % 4.750 Aufträge
Die Privatkunden haben einen sehr geringen Anteil am Gesamtumsatz; jedoch machen ihre Aufträge etwa ein Fünftel der gesamten Aufträge aus. Dieser Wert ist so zu interpretieren, dass Unternehmen 1 aus dem Privatkundensektor eher Aufträge mit geringen Bestellmengen erhält.
123
3
Marketing2Controlling
Zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit des Produktprogramms bietet es sich bei einem Mehrproduktunternehmen an, den Auftragseingang nach Erzeugnissen zu untersuchen. Auftragsein gangsstruktur nach Produkten
Auftragseingangsstruktur Auftragseingang nach Erzeugnissen = × 100 Gesamtauftragseingang
Auftragsreichweite Die Auftragsreichweite gibt an, wie lange mit den vorhandenen Aufträgen die Kapazität noch ausgelastet ist. Diese Kennzahl wird zum Monatsende ermittelt und liefert wichtige Informationen über die zukünftige Liquiditätsentwicklung des Unternehmens, d. h. darüber, wie lange die Unternehmensexistenz durch Umsatzerlöse (keine Forderungsausfälle unterstellt) finanziell gesichert werden kann. Die Formel lautet: Auftragsreich weite
Auftragsreichweite =
Auftragsbestand in € × 360 Tage Umsatz der letzten 12 Monate
Beispiel: Auftragsreichweite Von den insgesamt bis Ende Mai der laufenden Periode verzeichneten 2.600 Aufträgen hat Unternehmen 1 noch etwa 520 Aufträge abzuwi ckeln, mit durchschnittlich 9,5 Produkte je Auftrag zu einem Preis von 1.550,00 €. Der zukünftig zu erwartende Umsatz beläuft sich damit auf: zukünftiger Umsatz = 520 × 9,5 × 1.550,00 € = 7.657.000 € Unternehmen 1 will Ende Mai herausfinden, inwieweit ausstehende Aufträge seine Existenz sichern helfen. Hierfür muss zunächst der Um satz der letzten 12 Monate von Juni der Vorperiode bis Mai der laufen den Periode ermittelt werden: In der abgelaufenen Periode wurden insgesamt 4.750 Aufträge über durchschnittlich 10,48 Produkte zu einem Preis von 1.450,00 € erteilt. Von diesen Aufträgen wurden 2.350 bis Ende Mai erteilt; damit beläuft sich der Umsatz von Juni bis Dezember auf 36.470.400 €.
124
Vertriebskennzahlen
3
Umsatz Vorperiode ( Juni bis Dezember) = (4.750 2.350) × 10,48 × 1.450,00 € = 36.470.400 €
In der laufenden Periode wurden von den bisher erteilten 2.600 Aufträgen bereits 2.080 mit durchschnittlich 11,2 Produkten pro Auftrag zu einem Preis von 1.550,00 € ausgeführt. Der Umsatz bis Ende Mai beläuft sich damit auf 36.108.800 €. Umsatz laufende Periode (Januar bis Mai) = (2.600 520) × 11,2 × 1.550,00 € = 36.108.800 €
Der Umsatz der letzten 12 Monate ergibt sich aus der Summe dieser beiden Werte und beträgt 72.579.200 €. Da nun alle Variablen bekannt sind, ist die Auftragsreichweite zu berechnen: Auftragsreichweite = 7.657.000 € zukünftiger Umsatz × 360 Tage 72.579.200 € Umsatz der letzten 12 Monate
= 37,98 Tage
Der Auftragsbestand wird die Unternehmensexistenz von Unterneh men 1 also für etwa 38 Tage sichern helfen.
Exportquote Die Bedeutung der Auslandsmärkte im Vergleich zum Inlandsmarkt spiegelt sich in der Exportquote wider. Die Exportquote gibt Aufschluss über die Abhängigkeit Ihres Unternehmens von ausländischen Märkten. Sie wird ermittelt durch die Formel: Exportquote =
Auslandsumsatz × 100 Gesamtumsatz
Exportquote
Um die wichtigsten Exportländer zu ermitteln, kann der Auslandsumsatz jeweils pro Land herangezogen werden. Diese Berechnung informiert darüber, welches die wichtigsten Auslandsmärkte sind und welchen Ländern besondere Bedeutung für die Marketingstrategie zukommt. Beispiel: Auslandsumsätze Aus dem Vertrieb erhält die Geschäftsleitung von Unternehmen 1 die Aufgliederung des Gesamtumsatzes nach Regionen. Von den insgesamt 72,21 Mio. € wurden 32,43 Mio. € im Inland erzielt. Die Auslandsum sätze von 39,78 Mio. € teilen sich folgendermaßen auf:
125
3
Marketing2Controlling
20 Mio. € wurden auf dem nordamerikanischen, 17 Mio. € auf dem eu ropäischen Markt und die restlichen 2,78 Mio. € in den südasiatischen Ländern erzielt. Für die Exportquote bedeutet dies, dass auf Auslandsmärkten insgesamt erzielt wurden: 39,78 Mio. € 72,21 Mio. €
× 100 = 55,09 %
davon auf dem nordamerikanischen Markt: 20,00 Mio. € × 100 = 50,28 % 39,78 Mio. € auf dem europäischen Markt: 17,00 Mio. € × 100 = 42,73 % 39,78 Mio. € und in den südasiatischen Staaten: 2,78 Mio. € 39,78 Mio. €
× 100 = 6,99 %
Mit über 55 % wurde der Hauptteil der Umsatzerlöse im Ausland er zielt. Der wichtigste Auslandsmarkt ist Nordamerika.
3.5
Kennzahlen zur Werbung
Es gibt einige Kennzahlen, die man zur Erfolgskontrolle der Werbung heranziehen kann. Voraussetzung für eine sinnvolle Berechnung ist, dass die für Werbung angefallenen Kosten möglichst detailliert bekannt sind.
3.5.1
Werbeintensität
Die Werbeintensität setzt den Werbeaufwand zu den gesamten Produkterlösen ins Verhältnis. Sie soll Informationen liefern, welche Bedeutung die Werbung für den Absatz der Produkte hat.27 Werbe intensität
Werbeintensität =
27
126
Werbeaufwand × 100 Produkterlöse
Zerres, M.: Handbuch Marketing-Controlling, S. 264, 1998.
3
Kennzahlen zur Werbung
Beispiel: Werbeintensität Aus der Kostenartenrechnung ist zu entnehmen, dass das Unterneh men 1 4,1 Mio. € für Werbemaßnahmen eingesetzt hat. Die Werbein tensität beläuft sich demnach auf Werbeintensität =
4,12 Mio. € 72,21 Mio. €
× 100 = 5,71 %
Der Werbeaufwand macht einen Anteil von ca. 6 % der gesamten Um satzerlöse aus. Es bietet sich ein Vergleich mit der Konkurrenz an, da Unternehmen 1 mit dem geringsten Marktanteil als Schlusslicht auf dem Markt positioniert ist.
3.5.2
Werbeelastizität
Die Werbeelastizität gibt an, inwieweit der Markt durch Werbung beeinflussbar ist, d. h. inwieweit eine Veränderung des Werbebudgets eine Umsatzänderung zur Folge hat. Werbeelastizität =
Werbe elastizität
relative Umsatzänderung von Periode 1 zu Periode 2 relative Werbeaufwandsänderung von Periode 1 zu Periode 2
„Relativ“ bedeutet in der Formel, dass es sich um prozentuale Veränderungen handelt – es dürfen nicht die absoluten Größen ins Verhältnis gesetzt werden. Ist der Wert der Werbeelastizität größer als eins, spielt die Werbung eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Umsatzentwicklung. Negative Werbeelastizität bedeutet einen Umsatzrückgang trotz gestiegener Werbeausgaben. In einem solchen Fall war die Werbestrategie entweder falsch oder der Markt ist aus anderen Gründen komplett weg gebrochen. Beispiel: Werbeelastizität Aus der Finanzbuchhaltung erhalten wir die Daten über die Umsatz entwicklung der letzten beiden Perioden: der Umsatz hat sich von 62,8 Mio. € auf 72,21 Mio. € erhöht. Der Umsatzzuwachs beträgt 9,41 Mio. € oder 14,98 %. Die Werbeaus gaben sind von 3.975.800 € um insgesamt 3,5 % auf 4,12 Mio. € ge stiegen. Die Werbeelastizität beträgt damit:
127
3
Marketing2Controlling
Werbeelastizität =
14,98 % 3,5 %
= 4,28
Die Umsatzsteigerung von Periode zu Periode ist größer als die Zunah me bei den Werbeausgaben; daher übersteigt die Werbeelastizität den Wert eins. Das Produkt von Unternehmen 1 konnte durch gesteigerten Werbeaufwand besser verkauft werden.
3.5.3
Werbeerfolg
Der Werbeerfolg lässt sich nur dann berechnen, wenn ein Umsatzzuwachs direkt auf eine Werbeaktion zurückzuführen ist. In diesem Fall wird zur Berechnung der Umsatzzuwachs zu den Aufwendungen der Werbeaktion ins Verhältnis gesetzt. Werbeerfolg
Werbeerfolg =
Umsatzzuwachs × 100 Aufwendungen der Werbeaktion
Beispiel: Werbeerfolg Das Unternehmen 1 hat eine Werbeaktion für die Privatkunden (kleinster Kundenkreis, niedrigster Deckungsbeitrag) gestartet, um den Umsatzan teil in der laufenden Periode zu erhöhen. Für den Monat Juni 2005 gelten Sonderpreise für das Produkt. Die Kosten für die Marktforschung und die Werbekampagne selbst – inklusive der durch die Preissenkung reduzier ten Erlöse – betrugen etwa 800.000 €. Durch die Beschränkung des An gebots auf den Zeitraum von einem Monat lässt sich die Umsatzsteige rung relativ leicht ermitteln und der Werbeerfolg ist sofort nach Ablauf der Frist messbar; die Umsatzsteigerung entspricht dem Auftragsvolu men aller Aufträge, die sich auf das Sonderangebot beziehen. Unternehmen 1 hat im Juni 50 zusätzliche Aufträge über durchschnitt lich 1,5 Produkte à 1.400,00 € erhalten. Das Auftragsvolumen beläuft sich demnach auf 105.000 € und der Erfolg dieser Werbeaktion beträgt: Werbeerfolg = 105.000 € Umsatzzuwachs 800.000 € Werbeaufwendungen
× 100 =13,13 %
Etwa 13 % der Werbeaufwendungen wurden durch eingehende Aufträ ge über Umsätze amortisiert. Dieses katastrophale Ergebnis zeigt: die Aktion war – kurzfristig betrachtet – ein Fehler.
128
4
Jahresabschlussanalyse
Unter dem Begriff Jahresabschlussanalyse versteht man die Analyse eines Unternehmens anhand folgender publizierter Informationsquellen: • • • • •
Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Kapitalflussrechnung, Anhang, Lagebericht.
Mithilfe dieser Quellen können Erkenntnisse über die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage eines Unternehmens gewonnen werden. Das folgende Kapitel demonstriert Ihnen exemplarisch, wie eine Jahresabschlussanalyse durchgeführt wird. Zu Grunde gelegt wurden die Zahlen eines börsennotierten Beispielunternehmens, der LXD Media AG, die nach IFRS bilanziert. Zunächst müssen die Daten des Geschäftsberichtes zur Analyse der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage aufbereitet werden. Es werden die relevanten Kennzahlen vorgestellt und berechnet. Weiterhin wird die zeitliche Entwicklung der Kennzahlen in den Geschäftsjahren 2003 bis 2005 aufgezeigt und mit Branchenkennzahlen verglichen. Reale Vergleichskennzahlen z. B. für das verarbeitende Gewerbe, für die deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie oder für die Kapitalgesellschaften der verarbeitenden Industrie können aus den Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank entnommen oder selbst errechnet werden. Als weitere Quelle für Vergleichskennzahlen sind die Branchenverbände zu nennen. Solche Informationen stehen jedoch oft nur den
Berücksichti gung von Ver gleichszahlen
129
4
Jahresabschlussanalyse
Verbandsmitgliedern zur Verfügung und sind externen Analytikern nicht immer zugänglich. Sie sollten aber bedenken, dass es sich bei Vergleichszahlen nur um Durchschnittswerte zahlreicher Unternehmen handelt. Diese Unternehmen können, im Detail, erhebliche Unterschiede in den Bereichen Wertschöpfungstiefe, Unternehmensgröße, Tätigkeitsbereich oder Rechtsform aufweisen. Somit ist es mit Risiken behaftet, eine Abweichung vom Durchschnitt zu interpretieren. Die unterschiedlichen Definitionen und Berechnungsmethoden der Kennzahlen sowie der zu Grunde liegenden Daten, führen zu weiteren Verzerrungen beim Vergleich der Werte. Auch die Verwendung unterschiedlicher Rechnungslegungssysteme beeinflusst die Durchschnittswerte maßgeblich.
4.1
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
Die Bilanz bzw. die Gewinn- und Verlustrechnung entsprechen in ihrer Form nicht den Erfordernissen einer Jahresabschlussanalyse. Erst mit den aufbereiteten Werten – in Form einer Strukturbilanz bzw. einer Strukturerfolgsrechnung – können sinnvolle Kennzahlen gebildet und eine Analyse durchgeführt werden. Entsprechend ist es das Ziel der Aufbereitung des Datenmaterials eines Geschäftsberichtes, eine Strukturbilanz und eine Strukturerfolgsrechnung zu erstellen. Im Rahmen der Aufbereitung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung werden folgende Schritte durchgeführt28: • Saldierung: Bilanzposten, die auf unterschiedlichen Seiten der Bilanz stehen und zwischen denen eine direkte Beziehung besteht, werden saldiert. • Aufspaltung von Posten: Bei der Aufspaltung wird ein Posten, der Werte beinhaltet, die bei der Analyse zu mehreren Posten gehören, entsprechend aufgespaltet und dem jeweiligen Posten hinzugerechnet.
28
130
Zdrowomyslaw, S. 691 – 694, 2001.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes •
4
Zusammenfassung von Werten: Bei der Zusammenfassung von Werten werden Posten der vergleichbaren Art zu Zwischensummen zusammengefasst oder verdichtet und einem gemeinsamen Oberbegriff zugeordnet. Sie sollten sich merken: Erst mit den aufbereiteten Werten – in Form einer Strukturbilanz bzw. einer Strukturerfolgsrechnung – können sinnvolle Kennzahlen gebildet und eine Analyse durchgeführt werden.
4.1.1
Aufbereitungs2 und Korrekturmaßnahmen zur Erstellung der Strukturbilanz 29
Um eine Strukturbilanz erstellen zu können, müssen am Zahlenwerk der Bilanz zahlreiche Aufbereitungs- und Korrekturmaßnahmen durchgeführt werden. Aufbereitungsmaßnahmen der Aktivseite der Bilanz Um die Aktivseite der Bilanz aufzubereiten sind folgende Korrekturmaßnahmen erforderlich: • Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital: Da das Unternehmen mit diesem Kapital noch nicht arbeiten kann, sollten in der Strukturbilanz die noch nicht eingeforderten Einlagen mit dem Eigenkapital saldiert werden. •
Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebes: Diese Bilanzposition kann im Zweifelsfall nicht verwertet werden, daher sollte dieser Posten bei der Strukturbilanz aktivisch eliminiert werden, d.h. das Eigenkapital wird um diesen Betrag gekürzt.
•
Derivativer Geschäfts- oder Firmenwert: Dieser käuflich erworbene Wert stellt keinen Vermögensgegenstand dar und sollte daher eliminiert und mit dem Eigenkapital verrechnet werden.
29
In Anlehnung an Zdrowomyslaw, S. 705 – 711, 2001; Gräfer S. 601 – 606, 2001; Langenbeck, S. 56 – 66, 2002; Coenenberg 2001, S. 880 – 892.
131
4
Jahresabschlussanalyse •
Eigene Anteile: Für Erfolgsanalysen und Strukturbetrachtungen wird empfohlen, die eigenen Anteile mit der Rücklage für eigene Anteile zu verrechnen. Sind die eigenen Anteile jedoch als Mitarbeiterbeteiligungen oder als Abfindungen der Aktionäre zu sehen, so stellen sie vollwertige Vermögensgegenstände dar. Eine Eliminierung wäre dann nicht korrekt.
•
Disagio: Das Disagio stellt einen Verrechnungsposten dar und sollte eliminiert werden. Daher sollte das Eigenkapital entsprechend gekürzt werden.
•
Latente Steuern (aktivische Steuerabgrenzung): Bei diesem Posten handelt es sich um einen Verrechnungsposten, der der periodengerechten Erfolgsermittlung dient. Nach herrschender Meinung sollte er gegen das Eigenkapital verrechnet werden.
Aufbereitungsmaßnahmen der Passivseite der Bilanz Um die Passivseite der Bilanz aufzubereiten werden folgende Korrekturmaßnahmen durchgeführt:
132
•
Gewinnvortrag/Verlustvortrag: Da der Gewinnvortrag bis zu einer eventuellen Ausschüttung zur freien Disposition steht und der Verlustvortrag als eine unter dieser Position ausgewiesene Rückstellung (mit unbekannter Fälligkeit) anzusehen ist, sind diese Beträge mit dem Eigenkapital zu saldieren.
•
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag: Der Jahresüberschuss wird dem Eigenkapital zugerechnet, wenn keine Informationen über den Gewinnverwendungsbeschluss vorliegen. Falls bekannt ist, wie der Jahresüberschuss auf die Rücklagen und auf die Ausschüttungen verteilt werden soll, zählt der Anteil, der in die Rücklagen eingestellt wird, zum Eigenkapital und der Ausschüttungsbetrag zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten.
•
Sonderposten mit Rücklageanteil (Mischposten): Dieser Posten beinhaltet Eigenkapital und Fremdkapital. Aus Vereinfachungsgründen sollte nach herrschender Meinung eine Aufteilung von 60 % Eigenkapital und 40 % Fremdkapital vorgenommen werden.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes •
4
Aufwandsrückstellungen: Echte Aufwandsrückstellungen aus einer reinen Innenverpflichtung, bei denen kein Dritter Rechtsanspruch hat, sollten dem Eigenkapital zugeordnet werden, da sie den Charakter stiller Reserven haben. Als externer Analyst hat man jedoch meistens das Problem, dass die Aufwandsrückstellungen nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern Bestandteil des Postens „Sonstige Rückstellungen“ sind. Bei einem nicht gesonderten Ausweis darf keine Umgliederung der Aufwandsrückstellungen erfolgen.
•
Gesellschafterdarlehen: Die Darlehen von den Gesellschaftern gehören zu den so genannten mezzaninen Finanzierungsinstrumenten und sind somit als eigenkapitalähnliche Mittel zu betrachten. Sie sollten aus den Verbindlichkeiten herausgenommen und dem Eigenkapital zugerechnet werden.
•
Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen: Insofern diese auf der Passivseite der Bilanz unter dem Posten Verbindlichkeiten ausgewiesen sind, sollten sie mit den Vorräten auf der Aktivseite der Bilanz saldiert werden.
•
Passive Rechnungsabgrenzungsposten: Diese sind in der Regel dem kurzfristigen Fremdkapital zuzuordnen.
Schema einer Strukturbilanz Als Ergebnis der Bereinigungs- und Korrekturmaßnahmen ergibt sich das Schema der Strukturbilanz. Diese besteht auf der Aktivseite aus dem bilanzanalytischen Anlage- und Umlaufvermögen sowie auf der Passivseite aus dem bilanzanalytischen Eigen- und Fremdkapital. Die nachfolgende Abbildung zeigt das Schema und die Berechnungen zur Erstellung der Strukturbilanz.
133
4
Jahresabschlussanalyse Aktiva
Strukturbilanz
Passiva
A. Aussteh. Einlagen auf das gezeich. Kapital A. Bilanzanalytisches Eigenkapital 2 davon eingefordert 2 Gezeichnetes Kapital Eingeforderte Einlagen B Aufwendungen für Ingangsetzung und + Kapitalrücklage Erweiterung des Geschäftsbetriebs + Gewinnrücklage Rücklage für eigene Anteile + Gewinnvortrag Verlustvortrag + Jahresüberschuss bzw. Bilanzgewinn C. Bilanzanalytisches Anlagevermögen Jahresfehlbetrag bzw. Bilanzverlust Immaterielle Vermögensgegenstände Zur Ausschüttung vorgesehener Betrag Aktivierter Geschäfts oder Firmenwert Aufwendungen für Ingangsetzung und Er weiterung des Geschäftsbetriebes + Sachanlagen Aktivierter Geschäfts oder Firmenwert + Finanzanlagen Forderungen an Gesellschafter (Darlehen an Gesellschafter) = Bilanzanalytisches Anlagevermögen Aktivische latente Steuern + Passivische latente Steuern Aktiviertes Disagio Nicht ausgewiesene Rückstellungen D. Bilanzanalytisches Umlaufvermögen + 60 % des Sonderpostens mit Rücklageanteil Vorräte (bei offener Absetzung einschl. er + Gesellschafterdarlehen haltener Anzahlungen) + Forderungen und sonst. Vermögensgegenst. + Aufwandsrückstellungen + Wertpapiere = Bilanzanalytisches Eigenkapital Eigene Anteile + Schecks, Kassenbestand, Bundesbankgutha B. Bilanzanalytisches Fremdkapital ben, Guthaben bei Kreditinstituten Disagio Verbindl. mit einer Restlaufzeit über 5 Jahre + Aktive Rechnungsabgrenzungsposten + Pensionsrückstellungen und unterlassene Rückstellungen = Bilanzanalytisches Umlaufvermögen = Langfristiges Fremdkapital Verbindl. mit einer Restlaufzeit zwischen ei nem und fünf Jahre + 40 % des Sonderpostens mit Rücklageanteil E. Latente Steuern = Mittelfristiges Fremdkapital Verbindl. mit einer Restlaufzeit unter einem Jahr + Zur Ausschüttung vorgesehener Betrag + Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen + Steuerrückstellungen + Sonstige Rückstellungen Aufwandsrückstellungen + Unterlassene Rückstellungen + Passive Rechnungsabgrenzungsposten = Kurzfristiges Fremdkapital 30
Abb. 14: Schema zur Erstellung der Strukturbilanz 30
134
In Anlehnung an Küting/Weber, 2006, S. 96 f.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4.1.2
4
Erstellung der Strukturbilanz
Fortzuführende und einzustellende Geschäftsbereiche des betrachteten Unternehmens Im Geschäftsjahr 2005 entschied die LXD Media AG aufgrund hoher Verluste und erheblicher Risiken, den Geschäftsbereich Telekommunikation nicht fortzuführen. Entsprechend der International Accounting Standards (IAS 35) konzentriert sich die Berichterstattung des Geschäftsjahres auf den fortzuführenden Geschäftsbereich (ohne den Bereich Telekommunikation).31 Die Konsequenz der Einstellung des Geschäftsbereiches Telekommunikation ist, dass im Jahresabschluss 2005 die Angaben jeweils für den fortzuführenden Geschäftsbereich sowie für den fortzuführenden und den einzustellenden Geschäftsbereich, also für den gesamten Konzern, ausgewiesen sind. Für die Jahresabschlussanalyse des Geschäftsjahres 2005 ist es daher sinnvoll die Kennzahlen des fortzuführenden und die des einzustellenden Geschäftsbereiches zu ermitteln. Das Errechnen der Kennzahlen für den gesamten Konzern im Geschäftsjahr 2005 ermöglicht zum einen deren Vergleichbarkeit, zum anderen wird die Aussagekraft der Entwicklung der Kennzahlen erhöht. Vor diesem Hintergrund werden im weiteren Verlauf dieser Jahresabschlussanalyse zunächst die Angaben für den gesamten Konzern für das Geschäftsjahr 2005 vorgestellt und aufbereitet. Bei der Ermittlung weiterer Werte und in der anschließenden Analysephase enthalten die Abbildungen jeweils eine zusätzliche Spalte für den fortzuführenden Geschäftsbereich im Geschäftsjahr 2005. Bilanz des Geschäftsjahres 2005 der LXD Media AG Eine wichtige Grundlage für die Jahresabschlussanalyse ist die im Geschäftsbericht veröffentlichte Konzernbilanz. Die Konzernbilanz 2005 der LXD Media AG wird unter Berücksichtigung der Angaben aus dem Anhang des Geschäftsberichtes ergänzt und in den nachfolgenden Abbildungen detailliert dargestellt.
31
Vgl. Geschäftsbericht LXD Media AG 2005.
135
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
31.12.2005
Aktiva Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Software und ähnliche Vermögenswerte
1.752
Entwicklungskosten
7.770
Immaterielle Vermögensgegenstände, gesamt
9.522
Sachanlagen Grundstücke und Bauten
22.038
Technische Anlagen und Maschinen Andere Anlagen, Betriebs und Geschäftsausstattung Sachanlagen, gesamt
5.570 24.990 52.598
Finanzanlagen Beteiligungen
47
Sonstige Ausleihungen
201
Finanzanlagen, gesamt
248
Anlagevermögen, gesamt
62.368
Umlaufvermögen Vorräte
51.773
Forderung aus Lieferungen und Leistungen
91.097
Andere kurzfristige Forderungen
4.813
Liquide Mittel
9.540
Latente Steuerforderungen
1.326
Umlaufvermögen, gesamt
158.549
Summe Aktiva
220.917 Abb. 15: Aktivseite mit Ergänzungen aus dem Anhang
32
136
Die Vermögenswerte des einzustellenden Geschäftsbereiches wurden entsprechend den Angaben im Anhang des Geschäftsberichtes 2005 dem Umlaufvermögen zugeordnet.
32
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
Tsd. Euro
4
31.12.2005
Passiva Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Bilanzgewinn
7.149 44.896 5.500 17.690
Eigenkapital, gesamt
75.235
Anteile in Fremdbesitz
775
Rückstellungen Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen Steuerrückstellungen Sonstige Rückstellungen Jahresumsatzvergütungen Garantiekosten Personalkosten Lizenzgebühren Übrige Rückstellungen
27.729
Sonstige Rückstellungen, gesamt
53.373
Rückstellungen, gesamt
82.975
1.873 21.112 8.005 8.044 6.207 10.005
Verbindlichkeiten Langfristige Schulden Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Andere kurzfristige Verbindlichkeiten
4.289 33.216 24.427
Verbindlichkeiten, gesamt
61.932
Summe Passiva
220.917 Abb. 16: Passivseite mit Ergänzungen aus dem Anhang
33
33
Die Rückstellungen und Verbindlichkeiten des einzustellenden Geschäftsbereiches wurden entsprechend den Angaben des Geschäftsberichtes 2005 der Passivseite zugeordnet.
137
4
Jahresabschlussanalyse
Anlage und Verbindlichkeitsspiegel
97
13.086
9.522
9.008
6.980
3.151
97
98.161
52.598
49.666
15.233
25
121
0
5
248
338
0
156.297 25.851
8.528
0 111.252
62.368
59.012
22.213
Abschreibungen des Geschäftsjahres
5.256
Restbuchwert Vorjahr
7.398
Restbuchwert 31.12.
Abschreibungen (kumuliert)
20.369
135.579 18.428 349
Anlagever mögen, gesamt AHK
Umbuchungen
Finanz anlagen
Abgänge (AHK)
Sachanlagen
Zugänge
Immaterielle Vermögens gegenstände
AHK (kumuliert)
2005 (Tsd. Euro)
Im Anhang des Geschäftsberichts werden weitere ergänzende Angaben zu den einzelnen Posten der Bilanz veröffentlicht. Angaben zum Anlagevermögen, mit Erläuterungen zu seinen Änderungen während des abgelaufenen Geschäftsjahres, beinhaltet u. a. der Anlagespiegel des Anlagevermögens. Die nachfolgende Abbildung zeigt den Anlagespiegel des Anlagevermögens der LXD Media AG für das Geschäftsjahr 2005.
= Anschaffungs und Herstellungskosten
Abb. 17: Entwicklung des Anlagevermögens der LXD Media AG im Geschäftsjahr 34 2005
34
138
Das Anlagevermögen des einzustellenden Geschäftsbereiches wurde entsprechend der Angaben im Anhang des Geschäftsberichtes 2005 dem Anlagevermögen des fortzuführenden Geschäftsbereiches zugeordnet .
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
(Tsd. Euro)
2005
Langfristige Schulden
4.289
davon: gegenüber Banken
4
4.248
davon: gegenüber Unternehmen mit
0
Beteiligungsverhältnis davon: gegenüber Dritten
41
davon: Restlaufzeit 1 bis 5 Jahre
3.633
davon: Restlaufzeit über 5 Jahre
656
Verbindlichkeiten aLuL davon: Restlaufzeit unter 1 Jahr Andere kurzfristige Verbindlichkeiten davon: Restlaufzeit unter 1 Jahr
33.216 33.216 24.427 24.427
kurzfristige Bankschulden
8.875
kurzfristige Teilbeträge der
1.129
langfristigen Schulden davon: gegenüber Banken davon: gegenüber Dritten Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten davon: aus Steuern davon: i. R. d. sozialen Sicherheit
Verbindlichkeiten gesamt
1.090 39 14.423 675 1.251
61.932
Verbindlichkeiten gesamt nach Restlaufzeit über 5 Jahre
656
1 bis 5 Jahre
3.633
unter 1 Jahr
57.643
Abb. 18: Verbindlichkeitsspiegel der LXD Media AG für das Geschäftsjahr 2005
35
35
Die sonstigen Rückstellungen und Verbindlichkeiten des einzustellenden Geschäftsbereiches wurden entsprechend den Angaben im Anhang des Geschäftsberichtes 2005 den Verbindlichkeiten des fortzuführenden Geschäftsbereiches zugeordnet.
139
4
Jahresabschlussanalyse
Strukturbilanz des Geschäftsjahres 2005 Nachdem die Aufbereitungs- und Korrekturmaßnahmen auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz ausgeführt sind, wobei sowohl die Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze, als auch die Angaben aus dem Anlage- und Verbindlichkeitsspiegel berücksichtigt wurden, kann die Strukturbilanz erstellt werden. Diese wird nachfolgend abgebildet. Tsd. Euro
31.12.2005
Strukturbilanz Aktiva Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Bilanzanalytisches Anlagevermögen, gesamt
9.522 52.598 248 62.368
Umlaufvermögen Vorräte
51.773
Forderung aus Lieferungen und Leistungen
91.097
Andere kurzfristige Forderungen
4.813
Liquide Mittel
9.540
Bilanzanalytisches Umlaufvermögen, gesamt
157.223
Strukturbilanzsumme Aktiva
219.591
Abb. 19: Aktivseite der Strukturbilanz 2005 nach Ausführung der Aufbereitungs und Korrekturmaßnahmen
Hinsichtlich der Aktivseite sind gemäß den Geschäftsberichten keine Besonderheiten bei der Bewertung und Bilanzierung zu berücksichtigen. Die Werte konnten ohne nennenswerte Veränderungen in die Strukturbilanz übernommen werden. Es gab keine Sonderabschreibung und keine unterlassene Zuschreibung auf das Anlagevermögen. Hinsichtlich der Passivseite wurden Korrekturmaßnahmen und Aufbereitungsschritte durchgeführt, die in der nachfolgenden Abbildung ersichtlich sind.
140
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
Tsd. Euro
4
31.12.2005
Strukturbilanz Passiva Eigenkapital
+ + + =
Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Bilanzgewinn Bilanziertes Eigenkapital, gesamt
+
Hinzurechnungen Anteile in Fremdbesitz
=
Kürzungen Dividendenausschüttung Disagio Aktivische latente Steuern Bilanzanalytisches Eigenkapital, gesamt
7.149 44.896 5.500 17.690 75.235
775
6.014 1.326 68.670
Fremdkapital
+ =
Langfristiges Fremdkapital Schulden mit einer Restlaufzeit über 5 Jahre Pensionsrückstellungen Langfristiges Fremdkapital, gesamt Mittelfristiges Fremdkapital Schulden mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren Mittelfristiges Fremdkapital, gesamt
+ + + + =
656 27.729 28.385
3.633 3.633
Kurzfristiges Fremdkapital Verbindlichkeiten aLuL Andere kurzfristige Verbindlichkeiten Steuerrückstellungen Sonstige Rückstellungen Dividendenausschüttung Kurzfristiges Fremdkapital, gesamt
33.216 24.427 1.873 53.373 6.014 118.903
Bilanzanalytisches Fremdkapital, gesamt Strukturbilanzsumme Passiva
150.921 219.591
Abb. 20: Passivseite der Strukturbilanz 2005 nach Ausführung der Aufbereitungs und Korrekturmaßnahmen
141
4
Jahresabschlussanalyse
Um eine vergleichende Zeitreihendarstellung im Rahmen der späteren Analyse zu ermöglichen, müssen die Bilanzen der Geschäftsjahre 2003 bis 2005 auf gleiche Weise aufbereitet werden. Sowohl die Ausgangsdaten (Bilanzen der LXD Media AG für die Geschäftsjahre 2003 bis 2005) als auch die aufbereiteten Werte (Strukturbilanzen der Geschäftsjahre 2003 bis 2005) befinden sich im Anhang dieses Kapitels.
4.1.3
Aufbereitung der Gewinn und Verlustrechnung: die Erfolgsspaltung
Ziel der Aufbereitung der Gewinn- und Verlustrechnung ist es das (ordentliche) Betriebsergebnis zu ermitteln. Das Betriebsergebnis beinhaltet die regelmäßigen Erfolgskomponenten, die auf die eigentliche Betriebstätigkeit zurückzuführen und unter konstanten Bedingungen auch zukünftig zu erwarten sind. Durch die Erfolgsspaltung wird der Jahresüberschuss vor Steuern (EBT) in seine Teilelemente aufgespaltet, um die Erfolgsquellen herauszustellen. Im Rahmen der Erfolgsspaltung wird der Jahresüberschuss vor Steuern in: •
Betriebsergebnis,
•
Finanzergebnis und
•
außerordentliches Ergebnis
untergliedert. Rechner „Betriebsergebnisrechnung“
Auf der beigefügten CDROM finden Sie das ExcelTool „Betriebsergeb nisrechnung“.
Betrachten Sie zunächst die Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres 2005 der LXD Media AG, die nach dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt wurde. Anschließend wird das Ermittlungsschema des Betriebsergebnisses sowohl für das Umsatzkostenverfahren als auch für das Gesamtkostenverfahren vorgestellt. Die Ermittlung des Finanzergebnisses und des außerordentlichen Ergebnisses ist beim Umsatz- und Gesamtkostenverfahren identisch.
142
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4
Gewinn und Verlustrechnung der LXD Media AG 2005 Tsd. Euro
2005
%
Umsatzerlöse
392.858
100,0%
Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
292.081
74,3%
Bruttoumsatzergebnis
100.777
25,7%
Marketing/Vertriebskosten
69.007
17,6%
Allg. Verwaltungskosten
11.458
2,9%
Sonst. betriebliche Erträge Sonst. betriebliche Aufwendungen Erträge aus Beteiligungen EBIT Zinsen und ähnliche Erträge Zinsen und ähnliche Aufwendungen
13.435
3,4%
13.887
3,5%
182
0,0%
20.042
5,1%
473
0,1%
2.448
0,6%
18.067
4,6%
18.067
4,6%
7.484
1,9%
10.583
2,7%
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Außerordentliche Aufwendungen Ergebnis vor Steuern (EBT) Steuern vom Einkommen und Ertrag Jahresüberschuss vor Ergebnisanteilen Dritter Anderen Gesellschaftern zustehendes Er gebnis
206
0,1%
Konzernjahresüberschuss
10.377
2,6%
Gewinn/Verlustvortrag
16.327
Dividendenzahlung
6.014
Einstellung in andere Gewinnrücklagen
3.000
Konzernbilanzgewinn
17.690
Abb. 21: Gewinn und Verlustrechnung 2005 der LXD Media AG nach dem Umsatzkostenverfahren
143
4
Jahresabschlussanalyse
Betriebs2, Finanz2 und außerordentliches Ergebnis Das Betriebsergebnis wird beim Umsatzkostenverfahren nach folgendem Schema ermittelt:36 Umsatzkostenverfahren
Umsatzerlöse Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
= (a) Bruttoergebnis vom Umsatz Sonstige betriebliche Erträge
Erträge aus der Auflösung aus dem Sonderposten mit Rücklageanteil Betrieblichaußerordentliche und periodenfremde Erträge (z.B. Kursge winne, Erträge aus Anlagenabgängen, Auflösung von Rückstellungen usw.)
Zuschreibungen (laut Anhang bzw. Anlagegitter)
Zulagen, Zuschüsse
= (b) Korrigierte sonstige betriebliche Erträge Vertriebskosten + Allgemeine Verwaltungskosten
Zinsanteil des Zuführungsbetrags zu den Pensionsrückstellungen Außerplanmäßige Abschreibungen (außer Wertpapiere des Umlaufvermögens)
Steuerliche Sonderabschreibungen
+ Sonstige betriebliche Aufwendungen
Einstellung in den Sonderposten mit Rücklageanteil Betrieblichaußerordentliche und periodenfremde Aufwendungen (z. B. Aufwendungen aus Anlageabgängen, Kursverlusten usw.)
+ Sonstige Steuern
Steuernachzahlungen
+ Steuererstattungen = (c) Betriebsaufwand
a + b 2 c = ordentliches Betriebsergebnis Abb. 22: Ermittlung des Betriebsergebnisses nach dem Umsatzkostenverfahren
36
144
In Anlehnung an Zdrowomyslaw, S. 752, 2001; Gräfer, S. 576, 2001.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4
Wird das Gesamtkostenverfahren angewendet, errechnet sich das Betriebsergebnis folgendermaßen:37 Gesamtkostenverfahren Umsatzerlöse +/ Bestandserhöhung/Bestandsminderung an fertigen und unfertigen Er zeugnissen + Andere aktivierte Eigenleistungen =
(a) Gesamtleistung
Sonstige betriebliche Erträge Erträge aus der Auflösung aus dem Sonderposten mit Rücklageanteil Betrieblichaußerordentliche und periodenfremde Erträge (z.B. Kursge winne, Erträge aus Anlagenabgängen, Auflösung von Rückstellungen usw.) Zuschreibungen (laut Anhang bzw. Anlagegitter) Zulagen, Zuschüsse
=
(b) Korrigierte sonstige betriebliche Erträge
+ +
Materialaufwand Personalaufwand Zinsanteil des Zuführungsbetrags zu den Pensionsrückstellungen Aschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlage vermögens und Sachanlagen sowie aktivierte Aufwendungen für die In gangsetzung und Erweiterung des Geschäftbetriebs Außerplanmäßige Abschreibungen (außer Wertpapiere des Umlaufver mögens) Steuerliche Sonderabschreibungen Sonstige betriebliche Aufwendungen Einstellung in den Sonderposten mit Rücklageanteil Betrieblichaußerordentliche und periodenfremde Aufwendungen (z. B. Aufwendungen aus Anlageabgängen, Kursverlusten usw.) Sonstige Steuern Steuernachzahlungen Steuererstattungen
=
(c) Betriebsaufwand
+ +
+
a + b c = ordentliches Betriebsergebnis Abb. 23: Ermittlung des Betriebsergebnisses nach dem Gesamtkostenverfahren 37
In Anlehnung an Zdrowomyslaw, S. 752, 2001; Gräfer, S. 576, 2001.
145
4
Jahresabschlussanalyse
Ermittlung des Finanzergebnisses Das Finanzergebnis lässt sich – unabhängig vom verwendeten Verfahren zur Aufstellung der Gewinn- und Verlustrechnung – folgendermaßen ermitteln:38 Erträge aus Beteiligungen, davon aus verbundenen Unternehmen + Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens, davon aus verbundenen Unternehmen + Erträge aus Gewinngemeinschaften, Gewinnabführungsverträgen und Teilgewinnabführungsverträgen + Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge, davon aus verbundenen Unter nehmen + Betriebsfremde Erträge (z.B. Kursgewinne)
Aufwendungen aus Verlustübernahmen
Zinsen u. ähnliche Aufwendungen, davon an verbundene Unternehmen (+ Zinsanteil des Zuführungsbetrags zu den Pensionsrückstellungen)
Betriebsfremde Aufwendungen (z. B Kursverluste)
= Finanzergebnis Abb. 24: Ermittlung des Finanzergebnisses
Ermittlung des außerordentlichen Ergebnisses Das außerordentliche Ergebnis umfasst neben dem nach dem HGB (§ 275 Abs. 2 oder 3) ausgewiesenen Posten „Außerordentliches Ergebnis“ sämtliche aus dem Betriebs- und Finanzergebnis heraus gerechneten Bestandteile. Zur Ermittlung des außerordentlichen Ergebnisses wird nachfolgendes Schema verwendet:39
38 39
146
Vgl. Küting/Weber, S. 238 ff., 2001. Vgl. Küting/Weber, S. 242 – 243, 2001.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4
Außerordentliche Erträge +
Auflösung des Sonderpostens mit Rücklageanteil
+
Zuschreibungen
+
Zulagen, Zuschüsse
+
Ungewöhnliche Erträge (z. B. Erträge aus Anlageabgängen)
=
Außerordentliche Erträge
Außerordentliche Aufwendungen
Einstellung in den Sonderposten mit Rücklageanteil
Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens, so weit diese die in der Kapitalgesellschaft üblichen Abschreibungen über schreiten (nur bei GKV)
Außerplanmäßige Abschreibungen
Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufver mögens
Rein steuerrechtliche Abschreibungen, sofern aktivisch vorgenommen
Abschreibungen im Umlaufvermögen zur Vorwegnahme zukünftiger Wertschwankungen
Ungewöhnliche Aufwendungen (z. B. Aufwendungen aus Anlageabgän gen)
Steuernachzahlungen
=
Außerordentliche Aufwendungen
=
Außerordentliches Ergebnis Abb. 25: Ermittlung des außerordentlichen Ergebnisses
Das außerordentliche Ergebnis wird nach Aufwendungen und Erträgen geordnet, auf eine Saldierung wird verzichtet. Der Grund hierfür ist, dass insbesondere krisengefährdete Unternehmen einerseits hohe außerordentliche Aufwendungen haben und andererseits oft versuchen, das Ergebnis durch außerordentliche Erträge zu kompensieren. Der obere Ausweis der Aufwendungen und Erträge legt dieses Bestreben offen.
147
4
Jahresabschlussanalyse
Strukturerfolgsrechnung der LXD Media AG 2005 Nach Ermittlung des Betriebs-, Finanz- und außerordentlichen Ergebnisses unter Berücksichtigung der Erfolgsspaltung und den Aufbereitungsmaßnahmen, wird die Strukturerfolgsrechnung der LXD Media AG erstellt. Die in der Strukturerfolgsrechnung enthaltenen Werte, stellen die Grundlage zur späteren Kennzahlenbildung in der Analysephase dar. Tsd. Euro
2005
Umsatzerlöse
%
392.858
100,0%
erbrachten Leistungen
292.081
74,3%
Bruttoumsatzergebnis
100.777
25,7%
13.435
3,4%
Marketing/Vertriebskosten
69.007
17,6%
Allgemeine Verwaltungskosten
11.458
2,9%
Sonstige betriebliche Aufwendungen
13.887
3,5%
Betriebsergebnis
19.860
5,1%
Erträge aus Beteiligungen
182
0,0%
Zinsen und ähnliche Erträge
473
0,1%
Zinsen und ähnliche Aufwendungen
2.448
0,6%
Finanzergebnis
11.793
10,5%
Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse
Sonstige betriebliche Erträge
Außerordentliche Aufwendungen
0
0,0%
Außerordentliches Ergebnis
0
0,0%
Ergebnis vor Steuern (EBT)
18.067
4,6%
Abb. 26: Strukturerfolgsrechnung 2005 der LXD Media AG nach dem Umsatzkostenverfahren
Um eine vergleichende Zeitreihendarstellung im Rahmen der späteren Analyse zu ermöglichen, müssen die Gewinn- und Verlustrechnungen für die Geschäftsjahre 2003 bis 2005 auf die gleiche
148
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4
Weise aufbereitet werden. Sowohl die Ausgangsdaten (Gewinnund Verlustrechnungen der LXD Media AG für die Geschäftsjahre 2003 bis 2005) als auch die aufbereiteten Werte (Strukturerfolgsrechnungen für die Geschäftsjahre 2003 bis 2005) befinden sich im Anhang dieses Kapitels.
4.1.4
Ermittlung weiterer Werte
Zusätzlich zur Strukturbilanz und Strukturerfolgsrechnung müssen weitere Werte ermittelt werden, die Sie für die Kennzahlen benötigen. Es handelt sich hierbei um die folgenden Werte, die ohne weitere Aufbereitung nicht direkt aus dem Geschäftsbericht entnommen werden können: • Betriebsnotwendiges Kapital, • Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens und • Cashflow. Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals Bei der Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals müssen die Vermögensteile getrennt werden, die einerseits dem eigentlichen Betriebszweck, andererseits finanziellen Zwecken dienen. Die Differenz zwischen Gesamtvermögen und Finanzvermögen entspricht dem betriebsnotwendigen Vermögen. Bereinigt man das betriebsnotwendige Vermögen um die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie die erhaltenen Anzahlungen, erhält man das betriebsnotwendige Kapital. Zur Ermittlung des betriebsnotwendigen Vermögens wird nachfol40 gendes Schema verwendet:
40
Vgl. Zdrowomyslaw, S. 704, 2001; Küting/Weber, S. 305, 2001.
149
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Gesamtvermögen (Strukturbilanzsumme)
219.591
219.591
204.151
175.854
Finanzanlagevermögen
248
248
338
178
Wertpapiere des 41 Umlaufvermögens
4.154
4.154
4.522
Sonstige 42 Vermögensgegenstände
4.759
4.813
6.322
5.939
Vermögenswerte des einzustellenden Geschäftsbereichs
11.726
=
Betriebsnotwendiges Vermögen
198.704
210.376
192.969
169.737
Verbindlichkeiten aLuL (= zinsfreies Fremdkapital)
29.843
33.216
39.787
24.831
=
Betriebsnotwendiges Ka2 pital
168.861
177.160
153.182
144.906
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 27: Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals
Ermittlung der Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens Bei der Ermittlung der Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens werden von den im Anlagespiegel ausgewiesenen Zugängen von Sachanlagen des Geschäftsjahres die zu Restbuchwerten bewerteten 41
42
150
Beim fortzuführenden Geschäftsbereich beträgt im Jahr 2005 der Anteil der festverzinslichen Wertpapiere 4.154 Tsd. €, dies entspricht ca. 44 % der liquiden Mittel. Für das Gesamtunternehmen werden im Jahr 2005 ebenfalls die 4.154 Tsd. € als festverzinsliche Wertpapiere angenommen. Für das Jahr 2004 werden 44 % der liquiden Mittel als festverzinsliche Wertpapiere angenommen. Für das Jahr 2003 wurden keine festverzinslichen Wertpapiere aufgeführt, da die festverzinslichen Wertpapiere bei den Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätzen in den Geschäftsberichten nicht erwähnt werden. Als „Sonstige Vermögensgegenstände“ werden die „anderen kurzfristigen Forderungen“ aus der Strukturbilanz angesetzt.
Aufbereitung des Geschäftsberichtes
4
Abgänge des Geschäftsjahres abgezogen.43 Die Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens werden wie folgt ermittelt: Berechnung der Nettoinvesti tionen des Sachanlage vermögens
Zugänge von Sachanlagen des Geschäftsjahres (laut Anlagespiegel)
Abgänge zu Restbuchwerten
=
Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens
Da die Restbuchwerte der Abgänge des Sachanlagevermögens im Anlagespiegel nicht explizit ausgewiesen sind, müssen diese zunächst nach folgendem Berechnungsschema ermittelt werden: Tsd. Euro
+
Bilanzanfangsbestand zu Restbuchwerten (Rest buchwert Vorjahr im An lagespiegel) Zugänge des Geschäfts jahres
+
Umbuchungen in das Sachanlagevermögen
+
Zuschreibungen des Ge schäftsjahres Abschreibungen des Ge schäftsjahres
2005*
2005
2004
2003
49.214
49.666
45.473
43.366
18.009
18.428
17.428
13.171
13.151
10.728
14.373
15.233
Umbuchungen aus dem Sachanlagevermögen
97
97
Bilanzbestand zu Rest buchwerten (Restbuch wert 31.12 im Anlage spiegel)
52.598
52.598
49.666
45.473
=
Abgänge zu Restbuch2 werten
155
166
84
336
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 28: Ermittlung der Restbuchwerte der Abgänge des Sachanlagevermögens
43
Vgl. Küting/Weber, S. 94, 2001.
151
4
Jahresabschlussanalyse
Die zur Ermittlung der Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens benötigten Daten liegen jetzt vor. Die Nettoinvestitionen werden anhand des dargestellten Berechnungsschemas ermittelt: Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Zugänge von Sachanlagen des Geschäftsjahres (laut Anlagespiegel)
18.009
18.428
17.428
13.171
Abgänge zu Restbuchwer ten
155
166
84
336
=
Nettoinvestitionen des 17.854
18.262
17.344
12.835
Sachanlagevermögens
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 29: Ermittlung der Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens
Ermittlung des Cashflows Der Cashflow ist ein wichtiger Indikator für die Finanzlage und für die Ertragskraft eines Unternehmens. Mit dem Cashflow kann die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens beurteilt werden. Er zeigt die Fähigkeit eines Unternehmens, finanzielle Mittel über die laufende Geschäftstätigkeit hinaus zu erwirtschaften. Der Cashflow steht dem Unternehmen für Investitionszwecke, zur Schuldentilgung und zur Ausschüttung an Eigenkapitalgeber zur Verfügung. In der späteren Analysephase wird der Cashflow mehrfach zur Bildung von Kennzahlen und zu weiteren Auswertungen eingesetzt. Zur Berechnung des Cashflows werden in der Praxis die direkte und indirekte Berechnungsmethoden eingesetzt, die stets zum selben Ergebnis führen. In der Regel liegen dem externen Analytiker nur die Daten zur indirekten Ermittlung vor. Die indirekte Ermittlung des Cashflows im Rahmen der externen Jahresabschlussanalyse erfolgt mit der Praktikerformel:44
44
152
Vgl. Küting/Weber, S. 135, 2001.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Jahresüberschuss/ fehlbetrag
10.377
10.377
12.038
5.304
+
Abschreibungen auf das Anlagevermögen
20.466
22.213
18.502
16.243
Zuschreibungen auf das Anlagevermögen
+
Erhöhungen der lang fristigen Rückstellungen (Pensionsrückstellungen)
698
698
1.212
Verminderungen von langfristigen Rückstell ungen (Pensionsrückstellungen)
=
Cashflow
4
47 31.541
33.288
31.752
21.500
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 30: Ermittlung des Cashflows nach der Praktikerformel
Die Ab- und Zuschreibungen des Geschäftsjahres auf das Anlagevermögen sind im Anlagespiegel aufgeführt. Die Veränderungen der Pensionsrückstellungen können als Differenz zum entsprechenden Vorjahreswert auf der Passivseite der Strukturbilanz errechnet werden. Rechner „Working Capital und Cashflow“
Mit diesem Tool, das Sie auf der CDROM finden, können Sie den Cash flow für Ihr Unternehmen berechnen.
4.2
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Hier werden die Liquidität und die Finanzlage des Unternehmens analysiert. Die Liquidität gibt Aufschluss über die Fähigkeit des Unternehmens jederzeit die fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Die Analyse der Liquidität steht im Mittelpunkt des Interesses von potenziellen Anlegern, Gläubigern, Lieferanten, Kunden und
153
4
Jahresabschlussanalyse
Arbeitnehmern. Sie möchten die Sicherheit ihrer Geschäftsverhältnisse prüfen.
4.2.1
Horizontalstrukturanalyse der Bilanz
Die Horizontalstrukturanalyse analysiert die beiden Seiten des Jahresabschlusses und untersucht die wichtigen Zusammenhänge, die zwischen Kapital und Kapitalverwendung bestehen. Die Überprüfung der Finanzstruktur wird untergliedert in: • Analyse der Liquidität (kurzfristige Liquiditätsgrade) • Analyse der Deckungsrelationen (langfristige Deckungsgrade) Die horizontale Kapitalstruktur bezieht sich auf die fristenkongruente Finanzierung des Vermögens. Eine der wichtigsten Regeln in diesem Zusammenhang ist die „goldene Bilanzregel“, die besagt, dass langfristiges Vermögen durch langfristiges Kapital finanziert werden soll. Rechner „Kennzahlen Liquidität“
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Kennzahlen Liquidität und Deckungsgrad. Der Rechner auf der beigefügten CDROM ermög licht Ihnen, die Liquidität und den Deckungsgrad für Ihr Unternehmen zu berechnen.
Kurzfristige Liquiditätsanalyse Im Rahmen der kurzfristigen Liquiditätsanalyse werden Liquiditätsgrade ermittelt, die sich durch die unterschiedliche Fristigkeit der einbezogenen Bilanzposten unterscheiden.45 Hierfür wird zunächst die Liquidität 1. Grades oder Barliquidität ermittelt. Sie gibt an, wie hoch der Anteil an flüssigen Mitteln an dem kurzfristigen Fremdkapital ist. Liquidität 1. Grades
Liquidität 1. Grades =
liquide Mittel kurzfristiges Fremdkapital
45
154
Vgl. Gräfer, S. 607, 2001.
× 100
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Zu den liquiden Mitteln gehören Barmittel, Bankguthaben, Schecks und die sofort veräußerbaren Wertpapiere. Das kurzfristige Fremdkapital umfasst die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, andere kurzfristige Verbindlichkeiten, Steuerrückstellungen, sonstige Rückstellungen und Dividendenausschüttungen. Diese wurden bereits in der Strukturbilanz im Posten „kurzfristiges Fremdkapital“ zusammengefasst. Tsd. Euro
2005*
liquide Mittel kurzfristiges Fremdkapital
2005
2004
2003
9.478
9.540
10.277
9.089
118.903
118.903
108.523
87.262
8,0%
8,0%
9,5%
10,4%
15,3%
7,4%
Liquidität 1. Grades
Liquidität 1. Grades der deutschen Unternehmen der Elektroindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 31: Liquidität 1. Grades
Nach der „one to five rule“ sollten die liquiden Mittel mindestens 20 % des kurzfristigen Fremdkapitals ausmachen. D. h. die Liquidität 1. Grades sollte somit größer als 20 % sein. Die Liquidität 1. Grades in unserem Beispiel ist eindeutig zu gering. Im Branchendurchschnitt sind auch starke Schwankungen zu beobachten. Die Liquidität 2. Grades als wichtigste Liquiditätskennzahl wird auch als die „einzugsbedingte Liquidität“ bezeichnet. Sie ist gesichert, wenn das monetäre Umlaufvermögen höher ist als das kurzfristige Fremdkapital. Bei der Liquidität 2. Grades werden im Zähler zu den liquiden Mitteln die kurzfristigen Forderungen addiert. Diese stellen in Finanzierungsmittel umwandelbare, geldwerte Vermögenswerte dar. Der Nenner bleibt unverändert.
155
4
Jahresabschlussanalyse
Liquidität 2. Grades
Liquidität 2. Grades =
monetäres Umlaufvermögen
× 100
kurzfristiges Fremdkapital Monetäres Um laufvermögen
Monetäres Umlaufvermögen = flüssige Mittel + kurzfristige Wertpapie re + kurzfristige Forderungen
Tsd. Euro
2005*
liquide Mittel
9.478
2005 9.540
2004
2003
10.277
9.089
Forderungen aLuL (inkl. ande 90.890
95.910
90.424
80.496
118.903
118.903
108.523
87.262
84,4%
88,7%
92,8%
102,7%
93,9%
83,3%
re kurzfr. Forderungen) kurzfristiges Fremdkapital Liquidität 2. Grades
Liquidität 2. Grades der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 32: Liquidität 2. Grades
Die Liquidität 2. Grades sollte ca. 100 % – 120 % betragen, aber auf keinen Fall 50 % unterschreiten.46 Dieser Wert ging von 102,7 % im Jahr 2003 auf 88,6 % im Jahr 2005 zurück. Die niedrige Liquidität 2. Grades lässt darauf schließen, dass viele unfertige und fertige Erzeugnisse auf Lager liegen, die noch nicht verkauft werden konnten. Bei der Liquidität 3. Grades werden im Zähler zu den liquiden Mitteln und den kurzfristigen Forderungen die Vorräte addiert. Damit umfasst der Zähler das Umlaufvermögen der Strukturbilanz. Im Nenner steht weiterhin das kurzfristige Fremdkapital. Liquidität 3. Grades
Liquidität 3. Grades =
46
156
Umlaufvermögen × 100 kurzfristiges Fremdkapital
Vgl. Vollmuth S. 208, 2001 bzw. Weber, S. 68, 2002.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
liquide Mittel Forderungen aLuL (inkl. andere kurzfr. Forderungen)
9.478
9.540
10.277
9.089
90.890
95.910
90.424
80.496
+
Vorräte
45.129
51.773
44.438
32.316
=
Umlaufvermögen
145.497
157.223
145.139
121.901
kurzfristiges Fremdkapital
118.903
118.903
108.523
87.262
Liquidität 3. Grades
122,4%
132,2%
133,7%
139,7%
154,5%
180,0%
+
Liquidität 3. Grades der deutschen Unterneh) men der Elektrotechnikindustrie
4
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 33: Liquidität 3. Grades
Die Zielvorgabe der Liquidität 3. Grades beträgt 120 % - 200 %.47 Aus dieser Kennzahl wird der Schluss gezogen, dass die zukünftige Liquiditätslage umso besser ist, je höher die Liquidität 3. Grades ist. Die entsprechenden Werte der LXD Media AG liegen innerhalb der Zielvorgabe, mit Ausnahme einer geringen Unterschreitung im Geschäftsjahr 2003. Die Unternehmen der Elektrotechnikindustrie haben in den Jahren 2003 und 2004 eine höhere Liquidität 3. Grades. Working Capital Das Working Capital überprüft die Liquidierbarkeit der Gegenstände des Umlaufvermögens zur Deckung des kurzfristigen Fremdkapitals. Es zeigt den absoluten Überschuss des Umlaufvermögens über das kurzfristige Fremdkapital. Diese Kennzahl ist in erster Linie ein Indikator für die Finanzkraft eines Unternehmens. Je höher das Working Capital, desto sicherer ist die zukünftige Liquiditätslage des Unternehmens und umso besser wird ein Unternehmen eingestuft, da die Finanzierung solide ist. Es wird berechnet, indem man vom Umlaufvermögen das kurzfristige Fremdkapital subtrahiert. Das Working Capital soll stets positiv sein.
47
Vgl. Vollmuth, S. 208, 2001.
157
4 Working Capital
Jahresabschlussanalyse
Working Capital = Umlaufvermögen 5 kurzfristiges Fremdkapital
Tsd. Euro Umlaufvermögen 5
kurzfristiges Fremdkapital
=
Working Capital
2005*
2005
2004
2003
145.497
157.223
145.139
121.901
5118.903 5118.903 5108.523
587.262
26.594
38.320
36.616
34.639
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 34: Working Capital
Das Working Capital der LXD Media AG ist durchweg positiv. Somit wird ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristigem Kapital finanziert. Die hohen Werte deuten auf eine sichere Liquiditätslage hin. Die Aussagefähigkeit der Liquiditätsgrade sowie des Working Capital ist jedoch insofern begrenzt, als die zu Grunde liegenden Daten jeweils am Bilanzstichtag aufgestellt wurden. Vor und nach dem Bilanzstichtag können sich diese Werte ändern. Rechner „Working Capital und Cashflow“
Mit diesem Tool, das Sie auf der CD5ROM finden, können Sie das Wor5 king Capital für Ihr Unternehmen berechnen. Net Working Capital
158
Net Working Capital Das Net Working Capital (Nettoumlaufvermögen) wird gerne von Finanzanalysten berechnet. Es zeigt welcher Teil des Umlaufvermögens für das Unternehmen arbeitet (sprich Umsätze generiert), ohne im engeren Sinne Kapitalkosten zu verursachen. Es berechnet sich aus dem Umlaufvermögen abzüglich der liquiden Mittel und abzüglich des kurzfristigen unverzinslichen Fremdkapitals (vor allem Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie erhaltene Anzahlungen). Das sind die Zielparameter, die beeinflusst werden können. Ein negatives Net Working Capital bedeutet, dass Lieferanten die Umsätze des Unternehmens vorfinanzieren.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Net Working Capital = Umlaufvermögen – (liquide Mittel + kurzfristiges unverzinsliches Fremdkapital) Tsd. Euro
2005*
2005
Umlaufvermögen
145.497 9.478
liquide Mittel
kurzfristiges Fremdkapital
=
Net Working Capital
2004
2003
157.223
145.139
121.901
9.540
10.277
9.089
108.938 108.938 105.383
85.978
27.081
38.745
29.479
26.834
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 35: Net Working Capital
Das Net Working Capital (Nettoumlaufvermögen) stellt das durch den Cashflow zu finanzierende zinsfreie Umlaufvermögen (unfertige Leistungen, Forderungen, sonstige Vermögensgegenstände) abzüglich der zinsfreien Verbindlichkeiten (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Rückstellungen, Dividende des Vorjahres, Rückstellungen, sonstige zinsfreie Verbindlichkeiten) dar. Langfristige Liquiditätsanalyse Bei der langfristigen Liquiditätsanalyse werden Deckungsrelationen der Bilanz ermittelt. Das finanzielle Gleichgewicht eines Unternehmens hängt nicht vom Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital, sondern von der Fristentsprechung von Vermögen und Kapital ab. Die Fristenkongruenz besagt, dass die einzelnen Vermögensgegenstände jeweils mit solchen Mitteln finanziert werden sollen, die genauso lange zur Verfügung stehen, wie das Kapital in den Vermögensteilen gebunden ist.48 Die Einhaltung der Fristenkongruenz wird mit den Kennzahlen Deckungsgrad A, B und C und mit dem Sachanlagendeckungsgrad untersucht. Gemäß der goldenen Bankregel sollten das Anlagevermögen und die eisernen Bestände des Umlaufvermögens durch Eigenkapital finanziert werden. 48
Vgl. Gräfer, S. 621, 2001.
159
4
Jahresabschlussanalyse
Deckungsgrad A Der Deckungsgrad A – oder goldene Bankregel – drückt aus, inwiefern das Anlagevermögen durch Eigenkapital gedeckt ist bzw. wie viel Prozent des Anlagevermögens durch Eigenkapital finanziert sind. Deckungs/ grad A
Deckungsgrad A =
Tsd. Euro
Eigenkapital × 100 Anlagevermögen
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
Anlagevermögen
62.368
62.368
59.012
53.953
Deckungsgrad A
110,1%
110,1%
107,1%
103,8%
52,6%
60,3%
Deckungsgrad A der deutschen Unternehmen der Elektroindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 36: Deckungsgrad A
Die Zielvorgabe des „Deckungsgrad A“ beträgt 80 % – 100 %.49 Der „Deckungsgrad A“ ist stets über 100 %. Somit kann das Anlagevermögen vollständig durch Eigenkapital und somit langfristig finanziert werden. Auch im Branchenvergleich kann die LXD Media AG bei dieser Kennzahl überdurchschnittliche Werte aufweisen. Deckungsgrad B Beim „Deckungsgrad B“ – oder goldene Bilanzregel im engeren Sinne – wird untersucht, ob das Anlagevermögen durch das Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital gedeckt wird. Deckungs/ grad B
Deckungsgrad B =
49
160
Eigenkapital + langfr. Fremdkapital × 100 Anlagevermögen
Vgl. Vollmuth, S. 65, 2002.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Ein Deckungsgrad kleiner als 100 % kann nur vorübergehend toleriert werden. Bei einer Quote von über 100 % erschließen sich für die Unternehmen weitere Handlungsmöglichkeiten im kurzfristigen Finanzierungsbereich. Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
langfristiges Fremdkapital
28.385
28.385
28.585
28.271
Anlagevermögen
62.368
62.368
59.012
53.953
Deckungsgrad B
155,6%
155,6%
155,5%
156,2%
131,5%
146,0%
Deckungsgrad B der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 37: Deckungsgrad B
Bei dieser Kennzahl ist die Zielvorgabe 100 % – 120 %.50 Der „Deckungsgrad B“ mit Werten um 150 % seit dem Jahr 2003 kann als sehr gut bezeichnet werden. Auch im Branchenvergleich ist der „Deckungsgrad B“ überdurchschnittlich. Deckungsgrad C Der „Deckungsgrad C“ – oder goldene Bilanzregel im weiteren Sinne – untersucht, ob das Anlagevermögen und die dauernd gebundenen Teile des Umlaufvermögens (die kontinuierlich bereitgestellt werden müssen) durch Eigenkapital und langfristiges Kapital gedeckt und somit finanziert werden. Deckungsgrad C Eigenkapital + langfr. Fremdkapital = × 100 Anlagevermögen + langfr. Umlaufvermögen
50
Deckungs grad C
Vgl. Vollmuth, S. 66, 2002.
161
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
langfristiges Fremdkapital
28.385
28.385
28.585
28.271
Anlagevermögen
62.368
62.368
59.012
53.953
Vorräte
45.129
51.773
44.438
32.316
Deckungsgrad C
90,3%
85,0%
88,7%
97,7%
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 38: Deckungsgrad C
Bei der Berechnung des Deckungsgrades C wurden aus Vereinfachungsgründen die Vorräte als langfristig gebundenes Umlaufvermögen angesetzt.51 Die Zielvorgabe beträgt 100 %.52 Mit der Kennzahl „Deckungsgrad C“ wird ersichtlich, dass im Geschäftsjahr 2005 das Anlagevermögen und die Vorräte nur zu 85 % mit Eigenkapital und langfristigem Fremdkapital finanziert wurden. Somit wurden 15 % der langfristigen Vermögensgegenstände kurzfristig finanziert. Die Fristenkongruenz konnte nicht vollständig eingehalten werden. Die Ursache könnte in den überproportional angestiegenen Vorräten im Zeitraum vom Jahr 2004 bis zum Jahr 2005 liegen. Sachanlagendeckungsgrad Der Sachanlagendeckungsgrad untersucht, welcher Anteil des Sachanlagevermögens durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital gedeckt ist. Sachanlagen deckungsgrad
Sachanlagendeckungsgrad Eigenkapital + langfr. Fremdkapital = × 100 Sachanlagevermögen
51 52
162
Vgl. Vollmuth, S. 86, 1994; Bieg/Kußmaul, S. 305, 2003 Vgl. Vollmuth 2002, S. 66.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
langfristiges Fremdkapital
28.385
28.385
28.585
28.271
Sachanlagevermögen
52.598
52.598
49.666
45.473
184,5%
184,5%
184,8%
185,3%
Sachanlagendeckungsgrad
4
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 39: Sachanlagendeckungsgrad
Der Sachanlagendeckungsgrad im Geschäftsjahr 2005 ist um etwa 30 % höher als der „Deckungsgrad B“ im gleichen Jahr. Beim Sachanlagendeckungsgrad steht nur das Sachanlagevermögen im Nenner. Die beiden anderen Posten des Anlagevermögens immaterielle Vermögensgegenstände und Finanzanlagen, die bei der Ermittlung der Kennzahl „Deckungsgrad B“ auch im Nenner enthalten sind, werden beim Sachanlagendeckungsgrad nicht berücksichtigt. Da insbesondere die immateriellen Vermögensgegenstände (9,5 Mio. € im Jahr 2005 oder 15 % des Anlagevermögens) einen großen Bilanzposten darstellen, fällt der Sachanlagendeckungsgrad entsprechend höher aus.
4.2.2
Vertikalstrukturanalyse der Bilanz
Die vertikale Analyse befasst sich separat mit beiden Seiten des Jahresabschlusses. Auf der Aktivseite der Bilanz wird die Vermögensund die Investitionsstruktur, auf der Passivseite die Kapital- und Finanzierungsstruktur analysiert. Die vertikale Kapitalstrukturanalyse zeigt Relationen zwischen Eigen- und Fremdkapital. Vermögensstrukturanalyse Im Rahmen der Vermögensstrukturanalyse wird die Dauer der Vermögensbindung im Unternehmen untersucht. Je länger die Vermögensbindung, desto höher ist das Risiko einer möglichen Zahlungsunfähigkeit. Um den Anteil des langfristig im Unternehmen gebundenen Vermögens zu untersuchen, werden die Kennzahlen Anlagenintensität und Umlaufintensität (Arbeitsintensität) ein-
163
4
Jahresabschlussanalyse
gesetzt. Diese zeigen den Anteil des Anlagevermögens bzw. des Umlaufvermögens gemessen am Gesamtvermögen (d. h. an der Bilanzsumme). Anlagenintensität Je höher der Anteil des Anlagevermögens, desto anlageintensiver ist ein Unternehmen. Die bei anlageintensiven Unternehmen höheren fixen Kosten (AfA, Instandhaltungen etc.) wirken sich besonders bei rückläufiger Auftragslage nachteilig aus, so dass in der Regel bei einem Konjunkturabschwung diese Unternehmen weniger anpassungsfähig sind. Anlagen intensität
Anlagenintensität =
Tsd. Euro
Anlagevermögen × 100 Gesamtvermögen
2005*
2005
2004
2003
Anlagevermögen Gesamtvermögen (Bilanzsumme)
62.368
62.368
59.012
53.953
219.591
219.591
204.151
175.854
Anlagenintensität
28,4%
28,4%
28,9%
30,7%
42,0%
44,0%
Anlagenintensität der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 40: Anlagenintensität
Der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen ist in den Jahren 2003 bis 2005 von 30,7 % auf 28,4 % zurückgegangen. Damit hat sich der Anteil des langfristig gebundenen Vermögens im Laufe der Jahre reduziert. Dies ist im Hinblick auf die Finanzlage und auf die Liquidität positiv zu bewerten. Die vergleichsweise hohe Anlagenintensität der Unternehmen der Elektrotechnikindustrie könnte mit dem hohen Anteil an Beteiligungen in Bezug auf die Bilanzsumme (Beteiligungsanteil im Jahr 2003: 20 %, im Jahr 2004: 19,5 %) zusammenhängen.
164
4
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Umlaufintensität Je höher der Anteil des Umlaufvermögens, umso lohnintensiver ist ein Betrieb, aber umso niedriger sind in der Regel die fixen Kosten. Je höher die Umlaufintensität, umso höher ist die Liquidität (bezogen auf das Gesamtvermögen)53. Umlaufintensität =
Umlauf intensität
Umlaufvermögen × 100 Gesamtvermögen
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Umlaufvermögen Gesamtvermögen (Bilanz summe)
157.223
157.223
145.139
121.901
219.591
219.591
204.151
175.854
71,6%
71,6%
71,1%
69,3%
58,0%
56,0%
Umlaufintensität
Umlaufintensität der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 41: Umlaufintensität
Analog zur Verringerung der Anlagenintensität erhöhte sich dafür die Umlaufintensität. Vermögenskonstitution Mit der Vermögenskonstitution wird die Struktur der Aktivseite der Bilanz mit dem Verhältnis vom Anlagevermögen zum Umlaufvermögen untersucht. Anlagevermögen Vermögenskonstitution = × 100 Umlaufvermögen
53
Vermögens konstitution
Kresse, W./Leuz, N., S.127, 2003.
165
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Anlagevermögen
62.368
62.368
59.012
53.953
Umlaufvermögen
157.223
157.223
145.139
121.901
39,7%
39,7%
40,7%
44,3%
Vermögenskonstitution * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 42: Vermögenskonstitution
Bei der Vermögenskonstitution ist eine Veränderung zu erkennen. Der Anteil des Anlagevermögens am Umlaufvermögen ist von 2003 bis 2005 von 44,3 % auf 39,7 % zurückgegangen. In diesem Zeitraum erhöhte sich das Anlagevermögen um 15,6 %, gleichzeitig stieg das Umlaufvermögen um 28,97 %. Dieser überproportionale Anstieg des Umlaufvermögens wurde durch das starke Wachstum der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (im Jahr 2005 um 22,2 % höher als im Jahr 2003) sowie durch den Anstieg der Vorräte (im Jahr 2005 um 60,2 % höher als im Jahr 2003) verursacht. Analyse des Sachanlagevermögens Bei der Analyse des Sachanlagevermögens möchte der Analyst Hinweise auf die Altersstruktur der Sachanlagen erhalten, da eine starke Marktposition i. d. R. nur mit modernen Fertigungsanlagen erhalten bzw. ausgebaut werden kann.54 Auch aufgeschobene Ersatzinvestitionen geben Hinweise auf einen zukünftig erhöhten Kapitalbedarf. Die Altersstruktur des Sachanlagevermögens wird mit der Kennzahl Anlagenabnutzungsgrad untersucht. Anlagenabnutzungsgrad Mit dieser Kennzahl kann man ermitteln, wie hoch das durchschnittliche Alter des Sachanlagevermögens ist und welcher Reinvestitionsbedarf eventuell besteht.
54
166
Vgl. Küting/Weber, S. 91, 2001.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Anlagenabnutzungsgrad kumulierte Abschreib. a. d. Sachanlagevermögen = × 100 Sachanlagevermögen zu historischen AHK
4 Anlagen abnutzungsgrad
AHK = Anschaffungs und Herstellkosten
2005
2004
2003
97.330
98.161
85.913
81.261
Sachanlagevermögen zu historischen AHK
133.773
135.579
126.738
120.133
Anlagenabnutzungsgrad
72,8 %
72,4 %
67,8 %
67,6 %
Tsd. Euro
2005*
kumulierte Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 43: Anlagenabnutzungsgrad
Die Steigerung des Abnutzungsgrades des Sachanlagevermögens von 67,6 % im Jahr 2003 auf 72,4 % im Jahr 2005 deutet auf eine Veralterung der Sachanlagen hin. Investitionen wurden im Zeitverlauf hinausgezögert. Um die Investitionspolitik des Unternehmens weiter zu analysieren können zwei weitere Kennzahlen, die Investitionsquote und die Abschreibungsquote, errechnet werden. Investitionsquote Die Investitionsquote gibt Aufschluss über Investitionsneigung und die Zukunftsvorsorge des Unternehmens.55 Je größer die Kennzahl, desto besser die Zukunftsvorsorge des Unternehmens. Die im Zähler stehenden Nettoinvestitionen im Sachanlagevermögen wurden bereits im Rahmen der Aufbereitungsmaßnahmen ermittelt.56
55 56
Vgl. Küting/Weber, S. 94, 2001. Vgl. „Ermittlung der Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens“
167
4 Investitions! quote
Jahresabschlussanalyse
Investitionsquote =
Nettoinvestitionen im Sachanlagevermögen × 100 Sachanlagevermögen zu historischen AHK
AHK = Anschaffungs! und Herstellkosten
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
17.854
18.262
17.344
12.835
133.773
135.579
126.738
120.133
13,3%
13,5%
13,7%
10,7%
Nettoinvestitionen im Sachanlagevermögen Sachanlagevermögen zu historischen AHK Investitionsquote * fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 44: Investitionsquote
Die steigende Investitionsquote kann als positives Signal für die Zukunftsaussichten des Unternehmens gewertet werden. Im Geschäftsjahr 2004 und 2005 wurden die Investitionen für die Entwicklung neuer Produkte sowie für die Kapazitätsausweitung und Effizienzsteigerung in der Produktion eingesetzt. Darüber hinaus wurden hochwertige Präsentationssysteme zur Unterstützung des Vertriebs angeschafft. Die Investitionspolitik der LXD Media AG kann mit der Abschreibungsquote analysiert werden. Abschreibungsquote Diese Kennzahl ist für die Beurteilung der Ertragskraft wichtig, da zwischen Abschreibungen und Gewinn eine Wechselwirkung besteht. Verdiente Abschreibungen sind ein wichtiger Faktor der Selbstfinanzierung. Sie stellen Aufwand aber keine Auszahlung dar. Abschreibungs! quote
Abschreibungsquote = Jahresabschreibungen auf Sachanlagen × 100 Sachanlagevermögen zu historischen AHK AHK = Anschaffungs! und Herstellkosten
168
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
14.373
15.233
13.151
10.728
zu historischen AHK
133.773
135.579
126.738
120.133
Abschreibungsquote
10,7%
11,2%
10,4%
8,9%
4
Jahresabschreibungen auf Sachanlagen Sachanlagevermögen
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 45: Abschreibungsquote
Die Abschreibungsquote der LXD Media AG weist im Zeitverlauf einen Wert um ca. 10 % aus. Um die Abschreibungsquote besser beurteilen zu können, sollte sie über einen längeren Zeitraum analysiert werden. Falls im Zeitablauf sowohl die Abschreibungsquote als auch die Investitionsquote abnehmen, kann dies als ein Zeichen gewertet werden, dass ein Unternehmen von seiner Substanz lebt. Struktur des Umlaufvermögens Bei der vertikalen Strukturanalyse des Umlaufvermögens werden zunächst die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen mit der Kennzahl „Kundenziel in Tagen“ sowie die Vorräte mit den Kennzahlen „Umschlagsdauer des Vorratsvermögens“ und „Vorratsintensität“ untersucht. Die Erfüllung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von Seiten der Kunden sollte im Rahmen der Jahresabschlussanalyse mit besonderer Sorgfalt analysiert werden. Die Ursache zahlreicher Insolvenzen liegt im Absatzbereich, beispielsweise wenn die Forderungen nach Auslieferung der Ware zu spät oder gar nicht beglichen werden.57 Wirtschaftliche Schwierigkeiten bei wichtigen Kunden verursachen eine Verlängerung des Kundenziels (auch Debitorenziel genannt). Unter Kundenziel versteht man den Zeitraum bis zur Bezahlung einer Forderung. Die Verlängerung des Kundenziels deutet auf eine Verschlechterung der Bonität der Kunden hin und erhöht somit die Risiken durch mögliche Zahlungsausfälle.
57
Vgl. Küting/Weber, S. 96, 2001.
169
4
Jahresabschlussanalyse
Kundenziel (Debitorenziel) in Tagen Je kürzer das Debitorenziel, umso besser ist die eigene Liquidität, die Zinsbelastung und das Forderungsausfallrisiko sind i. d. R. geringer. Kundenziel
Kundenziel in Tagen =
durchschnittlicher Bestand an Forderungen aLuL × 365 Umsatz
Bei der Ermittlung des durchschnittlichen Bestands an Forderungen wird das arithmetische Mittel aus dem Anfangs- und Endbestand eines Geschäftsjahres errechnet. Tsd. Euro
2005*
durchschnittlicher Bestand an Forderungen aLuL Umsatz
2005
2004
2003
85.117
87.600
79.330
64.485
372.637
392.858
363.589
309.525
83
81
80
76
Kundenziel in Tagen * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 46: Kundenziel in Tagen
Das Kundenziel hat sich, von 76 Tagen im Jahr 2003 auf 81 Tage im Jahr 2005, um 5 Tage verschlechtert. 2005 dauerte es fast drei Monate bis die Umsatzerlöse in liquide Mittel umgewandelt werden konnten. Somit musste das Unternehmen diese Umsatzerlöse für einen Zeitraum von 81 Tagen vorfinanzieren. Diese Verschlechterung könnte durch die Ausweitung der Exportaktivitäten oder durch die Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden begründet werden. Da die Finanzierung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oft mit dem teueren Kontokorrentkredit erfolgt, besteht hier ein Verbesserungspotenzial. Umschlagsdauer des Vorratsvermögens Um die Bindungsdauer des im Vorratsvermögen investierten Kapitals zu untersuchen, wird die Umschlagsdauer des Vorratsvermögens ermittelt. Diese Kennzahl zeigt an, wie viele Tage die Vorräte durchschnittlich im Unternehmen bleiben, bis sie verbraucht wer-
170
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
den.58 Je kürzer die Umschlagsdauer ist, desto weniger Lagerkosten (Zinsen, Schwund, Verwaltungskosten) fallen an. Umschlagsdau, er des Vorrats, vermögens
Umschlagsdauer des Vorratsvermögens =
durchschnittlicher Bestand an Vorräten × 365 Umsatz
2005*
Tsd. Euro
2005
2004
2003
44.784
48.106
38.377
33.935
372.637
392.858
363.589
309.525
44
45
39
40
47
47
durchschnittlicher Bestand an Vorräten Umsatz Umschlagsdauer des Vor# ratsvermögens in Tagen
Umschlagsdauer des Vorratsvermögens der ZVEI Unternehmen in Tagen * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 47: Umschlagsdauer des Vorratsvermögens in Tagen
Bei der Umschlagsdauer des Vorratsvermögens nahm dieser Wert von 2004 auf 2005 um sechs Tage zu. In den Jahren 2004 und 2005 kann die LXD Media AG aber bessere Werte aufweisen als die Unternehmen des ZVEI Verbands. Vorratsintensität Die Vorratsintensität dient zur Überprüfung der Wirtschaftlichkeit der Lagerhaltung eines Unternehmens. Sie zeigt den Anteil der Vorräte an der Bilanzsumme an. Falls die Vorratsintensität bei einem Unternehmen ansteigt, wird mehr Kapital in den Beständen gebunden und das Unternehmen wird i. d. R. weniger liquide59.
58 59
Vgl. Küting/Weber, S. 98, 2001. Kresse, W./Leuz, N., S.127, 2003.
171
4
Jahresabschlussanalyse
Vorrats( intensität
Vorratsintensität = durchschnittlicher Bestand an Vorräten × 100 Bilanzsumme
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
44.784
48.106
38.377
33.935
219.591
219.591
204.151
175.854
20,4%
21,9%
18,8%
19,3%
durchschnittlicher Bestand an Vorräten Bilanzsumme Vorratsintensität * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 48: Vorratsintensität
Die Vorratsintensität hat sich im Jahresvergleich nur wenig geändert. Der durchschnittliche Bestand an Vorräten ist bis 2005 unterproportional zur Bilanzsumme gewachsen. Im Jahr 2005 sind die Vorräte und damit auch die Vorratsintensität angestiegen.
4.2.3
Kapitalstrukturanalyse
Die Kapitalstrukturanalyse untersucht die Zusammensetzung des Kapitals und gibt weitere Informationen über die Finanzierung des Unternehmens. Hierbei werden die Art und die Bindungsdauer der einzelnen Posten analysiert. Eigenkapitalquote Die Eigenkapitalquote ist eine sehr wichtige Kennzahl, mit der die Kreditwürdigkeit des Unternehmens und die Solidität der Finanzierung untersucht werden kann. Eine hohe Eigenkapitalquote erleichtert die Beschaffung von Fremdkapital, erhöht die Verlustabsorptionsfähigkeit und vermindert das Risiko der Illiquidität.60 Die finanzielle Sicherheit und die Unabhängigkeit eines Unternehmens sind umso größer, je höher die Eigenkapitalquote ist. 60
172
Vgl. Küting/Weber, S. 103, 2001.
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Eigenkapital Eigenkapitalquote = × 100 Gesamtkapital
4 Eigenkapital quote
Fremdkapitalquote (Anspannungskoeffizient) Die Fremdkapitalquote zeigt – analog zur Eigenkapitalquote – den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital. Je höher die Fremdkapitalquote ist, umso weniger sind die Banken bereit, Kredite zu gewähren, und desto geringer wird die Konkurrenzfähigkeit. Fremdkapital Fremdkapitalquote = × 100 Gesamtkapital
Fremdkapital quote
Statischer Verschuldungsgrad Der statische Verschuldungsgrad zeigt die Inanspruchnahme von Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital.61 Mit einem steigenden Verschuldungsgrad wächst die Abhängigkeit von Kapitalgebern und die Möglichkeit weiterer Fremdkapitalaufnahme nimmt ab. Fremdkapital Statischer Verschuldungsgrad = × 100 Eigenkapital
61
Statischer Verschuldungs grad
Vgl. Zdrowomyslaw, S. 724, 2001.
173
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
Fremdkapital
150.921
150.921
140.971
119.848
Gesamtkapital
219.591
219.591
204.151
175.853
Eigenkapitalquote
31,3%
31,3%
30,9%
31,8%
Fremdkapitalquote Statischer Verschuldungsgrad
68,7%
68,7%
69,1%
68,2%
219,8%
219,8%
223,1%
214,0%
28,3%
28,1%
Eigenkapitalquote der ZVEI Unternehmen Eigenkapitalquote der deutschen Unter( nehmen der Elektrotechnikindustrie Statischer Verschuldungsgrad der ZVEI Unternehmen Statischer Verschuldungsgrad der deut( schen Unternehmen der Elektrotechnik( industrie
22,0%
253,4%
25,0%
255,9%
352,0%
293,6%
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 49: Eigen(, Fremdkapitalquote und statischer Verschuldungsgrad
Die LXD Media AG hat eine konstante Eigenkapitalquote von rund 30 %. Dieser Wert liegt oberhalb des Branchendurchschnitts. Es ist hierbei jedoch anzumerken, dass die Eigenkapitalquoten deutscher Unternehmen im internationalen Vergleich niedrig sind. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote deutscher mittelständischer Unternehmen liegt bei etwa 20 %. Der statische Verschuldungsgrad der LXD Media AG liegt bei etwa 220 %, dies bietet dem Unternehmen die Möglichkeit zur Aufnahme von Fremdkapital zu günstigen Konditionen. Strukturanalyse des Eigenkapitals Die Kapitalstrukturanalyse wird fortgesetzt mit der Untersuchung der Struktur des Eigenkapitals. Hierfür dienen die Kennzahlen „Rücklagenquote“ und „Selbstfinanzierungsgrad“. Mit diesen Kenn-
174
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
zahlen werden die Möglichkeiten des Unternehmens, sein Haftungskapital zu erhöhen, untersucht. Rücklagenquote Die zeitliche Entwicklung der Rücklagenquote zeigt die Ertragslage 62 des Unternehmens der vergangenen Jahre. Sie zeigt an, in welchem Umfang das Unternehmen seine Haftungsbasis jährlich durch Gewinnthesaurierung oder Kapitalzuführungen gestärkt hat. Rücklagenquote =
Rücklagenquote
gesamte Rücklagen
× 100
Eigenkapital
Selbstfinanzierungsgrad Beim Selbstfinanzierungsgrad stehen im Zähler nur die Gewinnrücklagen. Diese Kennzahl zeigt die Thesaurierungsfähigkeit und -bereitschaft des Unternehmens. Der Selbstfinanzierungsgrad kann auch als Indiz für die Investitions- und/oder Expansionsabsichten eines Unternehmens gewertet werden. Selbstfinanzierungsgrad =
Gewinnrücklagen
Selbstfinanzie. rungsgrad
× 100
Eigenkapital
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
50.396
50.396
46.131
43.631
5.500
5.500
2.500
0
Eigenkapital
68.670
68.670
63.180
56.005
Rücklagenquote
73,4%
73,4%
73,0%
77,9%
8,0%
8,0%
4,0%
0,0%
gesamte Rücklagen Gewinnrücklagen
Selbstfinanzierungsgrad * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 50: Rücklagenquote und Selbstfinanzierungsgrad
62
Vgl. Zdrowomyslaw, S. 726, 2001.
175
4
Jahresabschlussanalyse
Lieferantenziel (Kreditorenziel) in Tagen Die Kennzahl „Lieferantenziel in Tagen“ informiert über die Zahlungsmoral des Unternehmens. Sie gibt an, wie viele Tage durchschnittlich Lieferantenkredite in Anspruch genommen werden, bis zur Zahlung der ausstehenden Rechnungen. Lieferantenziel
Lieferantenziel in Tagen durchschnittliche Verbindlichkeiten aLuL =
× 365
Materialeinsatz + Fremdleistungen
Den im Nenner stehenden Wert erhält man, indem von den Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen die Personalkosten und andere Sachkosten subtrahiert werden. Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
34.815
36.501
32.309
22.930
227.232
244.680
225.275
192.158
56
54
52
44
durchschnittliche Verbindlichkeiten aluL Materialeinsatz + Fremdleistungen Lieferantenziel in Tagen * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 51: Lieferantenziel in Tagen
Der starke Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen steht in Zusammenhang mit der Ausweitung der Vorräte an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen im Geschäftsjahr 2004. Die Ausweitung der Vorräte ist eine unmittelbare Reaktion auf Lieferengpässe eines Zulieferers von Bildröhren. Um Produktionsausfälle zu vermeiden, wurden Sicherheitsvorräte angelegt. Die Verlängerung des Lieferantenziels von 44 Tagen im Jahr 2003 auf 54 Tage im Jahr 2005 lässt darauf schließen, dass die Skontierung der Rechnungen nicht in Anspruch genommen wurde oder der Forderungseingang hat sich verschlechtert. Somit besteht hier noch Verbesserungspotenzial.
176
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4.2.4
4
Cashflow2Analyse
Der bereits im Rahmen der Aufbereitungsmaßnahmen ermittelte Cashflow wird zur Bildung weiterer Kennzahlen eingesetzt. Mit diesen Kennzahlen können zusätzliche Informationen gewonnen werden um die Finanzkraft des Unternehmens zu beurteilen. Nettoinvestitionsdeckung Diese Kennzahl zeigt die Investitionskraft des Unternehmens an, d.h. sie verdeutlicht, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, Investitionen zu tätigen, ohne den Geld- oder Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen.63 Die im Nenner stehenden Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens wurden bereits in der Aufbereitungsphase ermittelt. Nettoinvestitionsdeckung =
Cashflow × 100 Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens
Netto investitions deckung
Entschuldungsgrad Der Entschuldungsgrad ist ein Maßstab für die Schuldentilgungskraft eines Unternehmens. Diese Kennzahl zeigt die Fähigkeit des Unternehmens, seine Verbindlichkeiten mit selbst erwirtschafteten Mitteln zu erfüllen. Dieses Verhältnis bringt zum Ausdruck, welcher Prozentsatz der Effektivverschuldung ceteris paribus zurückgezahlt werden könnte. Entschuldungsgrad =
Cashflow
× 100
Entschuldungs grad
Effektivverschuldung
63
Vgl. Küting/Weber, S. 137, 2001.
177
4 Effektivver schuldung
Jahresabschlussanalyse
Die Effektivverschuldung wird berechnet, indem man vom Fremdkapital die flüssigen Mittel und die Wertpapiere des Umlaufvermögens abzieht.64 Effektivverschuldung = Fremdkapital ( flüssige Mittel + Wertpapiere des UV )
Die Effektivverschuldung gibt an, wie hoch die Verschuldung des Unternehmens ist, falls alle Schulden durch kurzfristige Vermögensgegenstände getilgt würden. Dynamischer Verschuldungsgrad Der dynamische Verschuldungsgrad ist der Kehrwert des Entschuldungsgrades. Diese Kennzahl gibt an, das wie vielfache des jährlichen Cashflows die Effektivverschuldung ist. Dynamischer Verschuldungsgrad =
Effektivverschuldung Cashflow
Er gilt als ergänzende Kennzahl zur Beurteilung der Schuldentilgungsfähigkeit einer Unternehmung und er gibt an, in wie vielen Jahren es einem Unternehmen unter sonst gleichen Bedingungen möglich wäre, seine Effektivschulden aus dem Cashflow zu tilgen. Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
31.541
33.288
31.752
21.500
Effektivverschuldung
17.853 141.443
18.261 141.381
17.343 124.680
12.834 110.759
Nettoinvestitionsdeckung
176,7%
182,3%
183,1%
167,5%
22,3%
23,5%
25,5%
19,4%
4,48
4,24
3,92
5,15
Cashflow Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens
Entschuldungsgrad Dynamischer Verschuldungsgrad * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 52: Nettoinvestitionsdeckung, Entschuldungsgrad und dynamischer Verschuldungsgrad 64
178
Baetge et al.: Bilanzanalyse, S. 275, 2004
Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Bei der Nettoinvestitionsdeckung weist die LXD Media AG durchweg zufrieden stellende Werte zwischen 167 % und 182 % aus und verfügt somit über eine hohe Investitionskraft. Somit konnten die Nettoinvestitionen mit dem laufenden Cashflow finanziert werden.
4.2.5
BayerFormel
Zur Beurteilung der Bonität und somit der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens werden weitere Kennzahlen und Grenzwerte verwendet. Diese Forderung an die finanzielle Struktur des Unternehmens, entsprechende Grenzwerte nicht zu überschreiten, wird überwiegend von Versicherungsunternehmen als Entscheidungskriterium für Kredite und Investitionen herangezogen. Die Bonität eines Unternehmens ist demnach ausreichend hoch, wenn die Grenzwerte der so genannten BAYER-FORMEL eingehalten werden. Zur Festlegung dieser Bonitätsmaßstäbe wurden die bilanziellen Eckdaten der Bayer AG in Zusammenhang mit einer von ihr begebenen Anleihe herangezogen. Die Bayer-Formel lautet folgendermaßen: 1. Eigenkapital
≥ 70 % des Anlagevermögens
2. Eigenkapital + langfr. Fremdkapital ≥ Anlagevermögen 3. Fremdkapital
≤ 3,5 facher Cashflow
Die oberen drei Werte der Bayer-Formel wurden bereits bei der finanzwirtschaftlichen Analyse errechnet und entsprechen den Kennzahlen: 1. Deckungsgrad A (Anlagedeckung I) 2. Deckungsgrad B (Anlagedeckung II) 3. Dynamischer Verschuldungsgrad Beim dynamischen Verschuldungsgrad wurde jedoch nicht das Fremdkapital, sondern die Effektivverschuldung berücksichtigt. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Werte der Kennzahlen der BayerFormel für die LXD Media AG.
179
4
Jahresabschlussanalyse
2005*
2005
2004
2003
1. Bayer Formel (Deckungsgrad A)
110,1%
110,1%
107,1%
103,8%
2. Bayer Formel (Deckungsgrad B)
155,6%
155,6%
155,5%
156,2%
4,48
4,24
3,92
3. Bayer Formel (Fremdkapital/Cashflow)
5,15
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 53: Bayer Formel
Die grau unterlegten Felder zeigen die Bereiche, bei denen die LXD Media AG die Grenzkriterien der Bayer-Formel nicht erfüllt.
4.3
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Die erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse analysiert die Ertragskraft des Unternehmens. Unter Ertragskraft versteht man die Fähigkeit, gegenwärtig und zukünftig Gewinne zu erzielen, um Leistungsfähigkeit, Wachstum und Gewinnausschüttungen zu gewährleisten.65 Die Ertragskraft wird zunächst mit der Rentabilitätsanalyse untersucht. Hierbei geht es um die Berechnung der Verzinsung des eingesetzten Kapitals bzw. um das Verhältnis vom Gewinn zum Umsatz mithilfe verschiedener Kennzahlen. Anschließend wird die Analyse der Aufwands- und Ertragsstruktur des Unternehmens durchgeführt. Im Rahmen der Aufbereitungsmaßnahmen der Gewinn- und Verlustrechnung wurde bereits die Strukturerfolgsrechnung der LXD Media AG erstellt. Hierbei wurden durch Erfolgsspaltung die Erfolgsquellen des Unternehmens identifiziert und in die Erfolgsgrößen Betriebsergebnis, Finanzergebnis und außerordentliches Ergebnis aufgeteilt. 65
180
Vgl. Küting/Weber, S. 188, 2001.
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Zur Bildung der nachfolgenden Kennzahlen werden die hierfür benötigten Werte aus der bereits erstellten Strukturerfolgsrechnung entnommen.
4.3.1
Rentabilitätsanalysen
Rechner „Kennzahlen Rentabilität“
Zu den im folgenden Abschnitt erläuterten Rentabilitätskennzahlen, finden Sie auf der CDROM Rechner, mit deren Hilfe Sie die Kennzahlen für Ihr Unternehmen berechnen können.
Umsatzrentabilität I Mit der Kennzahl Umsatzrentabilität I wird das Betriebsergebnis mit dem Umsatz in Relation gesetzt. Umsatzrentabilität I =
Betriebsergebnis
× 100
Umsatzrenta bilität I
Umsatz
Umsatzrentabilität II Bei der Umsatzrentabilität II steht im Zähler das Ergebnis vor Steuern von Einkommen und Ertrag (EBT), im Nenner der Umsatz des Geschäftsjahres. Umsatzrentabilität II =
Ergebnis vor Steuern (EBT)
× 100
Umsatzrenta bilität II
Umsatz
Nachfolgend wird die Entwicklung des Betriebsergebnisses, des Finanzergebnisses und des außerordentlichen Ergebnisses dargestellt und die Kennzahlen „Umsatzrentabilität I“ und „Umsatzrentabilität II“ errechnet. Als Vergleichswerte sind die Kennzahlen „Umsatzrentabilität II“ der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie sowie der deutschen Kapitalgesellschaften aufgeführt.
181
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Betriebsergebnis
25.894
19.860
21.624
17.563
Finanzergebnis
1.430
1.793
826
2.728
Außerordentliches Ergebnis
6.397
0
0
4.776
Ergebnis vor Steuern (EBT)
18.067
18.067
20.798
10.059
372.637
392.858
363.589
309.525
Umsatzrentabilität I
Umsatzerlöse
6,9%
5,1%
5,9%
5,7%
Umsatzrentabilität II
4,8%
4,6%
5,7%
3,2%
3,8%
5,0%
Umsatzrentabilität II der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie
5,5%
3,5%
Umsatzrentabilität II der deutschen Kapitalgesell schaften
3,0%
3,0%
Umsatzrentabilität I der ZVEI Unternehmen
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 54: Erfolgsquellen und Umsatzrentabilität I, II
Umsatz rentabilität II
6,0% 5,0% 4,0% 3,0%
LXD Media AG 2,0% Elektrotechnikindustrie 1,0% Kapitalgesellschaften 0,0% 2003
2004
2005
Abb. 55: Umsatzrentabilität II im Vergleich
182
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Die „Umsatzrentabilität I“ der LXD Media AG stieg im Jahr 2004 auf einen Spitzenwert von 5,9 % nahm im Geschäftsjahr 2005 mit 5,1 % leicht ab. Bei der „Umsatzrentabilität II“ zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Im Branchenvergleich lag das Unternehmen 2003 unterhalb, im Jahr 2004 leicht oberhalb der durchschnittlichen „Umsatzrentabilität II“. Verglichen mit dem Durchschnitt der „Umsatzrentabilität II“ der deutschen Kapitalgesellschaften war diese Kennzahl der LXD Media AG im Jahr 2004 fast doppelt so hoch. Eigenkapitalrentabilität Die Eigenkapitalrentabilität setzt das Ergebnis vor Steuern (EBT) in Beziehung zum Eigenkapital. Dadurch wird die Verzinsung des von den Anteilseignern investierten Kapitals aufgezeigt.66 Sie ist eine wichtige Kennzahl für Anteilseigner und potenzielle Investoren. Die Eigenkapitalrendite sollte immer über dem marktüblichen Zins für langfristige Kapitalanlagen liegen. Hohe Eigenkapitalrenditen entsprechen einer hohen Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals und motivieren die Anteilseigner, das Kapital in der Gesellschaft zu belassen. Eigenkapitalrentabilität =
Ergebnis vor EE-Steuern (EBT)
× 100
Eigenkapitalrent abilität
durchschn. Eigenkapital
Gesamtkapitalrentabilität Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt die Fähigkeit eines Unternehmens Gewinne zu erzielen, ohne eine Verteilung des eingesetzten 67 Kapitals in Eigen- und Fremdkapital vorzunehmen. Somit hat die Zusammensetzung des Kapitals keinen Einfluss auf die Gesamtkapitalrentabilität. Um diesen Einfluss zu eliminieren, werden die Fremdkapitalzinsen im Zähler zum Ergebnis vor Steuern addiert. Diese Kennzahl zeigt, ob sich die Aufnahme von Fremdkapital gelohnt hat. Das ist der Fall, wenn der Fremdkapitalzinssatz niedriger ist als die ermittelte Gesamtkapitalrentabilität. Als Gesamtkapital wird die Bilanzsumme am Ende des Geschäftsjahres genommen. 66 67
Vgl. Küting/Weber, S. 300, 2001. Vgl. Küting/Weber, S. 296, 2001.
183
4
Jahresabschlussanalyse
Gesamtkapital rentabilität
Gesamtkapitalrentabilität = Ergebnis vor EE-Steuern (EBT) + Fremdkapitalzinsen
× 100
durchschnittliches Gesamtkapital
Betriebsrentabilität Die Betriebsrentabilität ist ein Maß für die Ertragskraft des Unter68 nehmens bei der Verfolgung des Betriebszwecks. Sie setzt das Betriebsergebnis in Relation zum betriebsnotwendigen Kapital. Letztere Größe wurde bereits im Rahmen der Aufbereitungsmaßnahmen ermittelt. Betriebs rentabilität
Betriebsergebnis
Betriebsrentabilität =
× 100
durchschn. betriebsnotw. Kapital
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Ergebnis vor Steuern (EBT)
18.067
18.067
20.798
10.059
Betriebsergebnis
25.894
19.860
21.624
17.563
2.083
2.448
2.015
3.500
65.925
65.925
59.592
35.312
Fremdkapitalzinsen Durchschn. Eigenkapital Durchschn. Gesamtkapital Durchschn. betriebsnotw. Ka pital
211.871
211.871
190.003
167.086
161.021
165.171
149.044
134.929
27,4%
27,4%
23,9%
28,5%
9,5%
9,7%
12,0%
8,1%
16,1%
12,0%
14,5%
13,0%
7,0%
5,0%
Eigenkapitalrentabilität Gesamtkapitalrentabilität Betriebsrentabilität
Gesamtkapitalrentabilität der deutschen Unternehmen der Elektrotechnikindustrie * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 56: Eigenkapital, Gesamtkapital und Betriebsrentabilität
68
184
Vgl. Küting/Weber, S. 304, 2001.
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
4
Bei der Eigenkapitalrentabilität beträgt die Vorgabe 20 % bis 25 %.69 Die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität kann durch die Erhöhung des Betriebsergebnisses aber auch durch die Senkung der Eigenkapitalquote erfolgen (Leverage-Effekt). Da die Eigenkapitalquote der LXD Media AG in den Jahren 2003 bis 2005 bei rund 30 % lag, ist die Entwicklung der Eigenkapitalrentabilität positiv zu bewerten. Bei der Gesamtkapitalrentabilität beträgt die Vorgabe 10 % bis 12 %.70 Diese Werte konnten nur im Geschäftsjahr 2004 erreicht werden. Die Werte der LXD Media AG liegen jedoch deutlich über dem Branchendurchschnitt. Bei der Betriebsrentabilität ist eine konstante Betriebsleistung mit einem Spitzenwert im Jahr 2004 zu erkennen. Modifizierte Rentabilitätskennzahlen Bei den nachfolgenden modifizierten Rentabilitätskennzahlen steht im Zähler der Cashflow des Unternehmens. Eigenkapitalrentabilitätmod =
Cashflow × 100 durchschnittliches Eigenkapital
Modifizierte Gesamtkapital# rentabilität
Gesamtkapitalrentabilitätmod = Cashflow + Fremdkapitalzinsen
Modifizierte Ei# genkapitalren# tabilität
× 100
durchschnittliches Gesamtkapital
Cashflow
Cashflow # ROI =
Cashflow#ROI
× 100
durchschnittliches Gesamtkapital
69 70
Vgl. Vollmuth, S. 198, 2000. Vgl. Vollmuth, S. 200, 2000.
185
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Cashflow Fremdkapitalzinsen Durchschn. Eigenkapital Durchschn. Gesamtkapital Eigenkapitalrentabilität mod Gesamtkapitalrentabilität mod Cashflow.ROI
31.541 2.083 65.925 211.871 47,8% 15,9% 14,9%
33.288 2.448 65.925 211.871 50,5% 16,9% 15,7%
31.752 2.015 59.592 190.003 53,3% 17,8% 16,7%
21.500 3.500 35.312 167.086 60,9% 14,9% 12,9%
Eigenkapitalrentabilität mod der deutschen Unternehmen der Elektroindustrie
56,3%
39,1%
Gesamtkapitalrentabilität mod der deutschen Unternehmen der Elektroindustrie
14,2%
11,6%
Cashflow.Rentabilität der deutschen Unternehmen der Elektroindustrie
12,5%
9,9%
Cashflow.Rentabilität der ZVEI Unternehmen
14,8%
14,4%
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 57: Modifizierte Rentabilitätskennzahlen
Aufgrund der relativ hohen Eigenkapitalquote (30 %) des Unternehmens nach dem Börsengang im Jahr 2003, liegt die Eigenkapitalrentabilitätmod unter dem Branchendurchschnitt. Bei den Kennzahlen Gesamtkapitalrentabilitätmod und Cashflow-Rentabilität – die eine höhere Aussagekraft besitzen als die Eigenkapitalrentabilität – liegt die LXD Media AG in den Jahren 2003, 2004 und 2005 über dem Branchendurchschnitt.
4.3.2
Pro.forma.Ergebnisse
Pro-forma-Kennzahlen werden häufig in den Berichterstattungen der börsennotierten Kapitalgesellschaften genannt. Unter Proforma-Ergebnisgrößen versteht man allgemein Ergebnisgrößen, die – ausgehend vom nach dem jeweiligen Rechnungslegungsstandard ermittelten Nettoergebnis – um einmalige, ungewöhnliche, außerbe-
186
4
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
triebliche oder nicht zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge bereinigt werden. Für bilanzanalytische Zwecke ist es oftmals sinnvoll bestimmte Bereinigungen am Ergebnis vorzunehmen. Die dabei entstehenden Zwischenergebnisse, die so genannten „Pro-forma-Ergebnisse“ stellen die subjektiv definierten Ergebnisse so dar, als ob bestimmte Aufwendungen und Erträge nicht angefallen wären. Hierbei handelt es sich um die drei häufig genannten Erfolgsgrößen: •
EBT (earnings before taxes) EBIT (earnings before interest and taxes) EBITDA (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization)
• •
Diese Kennzahlen können wie folgt berechnet: werden: Jahresüberschuss (profit/income) +/
Außerordentliches Ergebnis (extraordinary items, discontinued operations)
+/
Ertragssteuern (income taxes)
=
EBT (earnings before taxes)
+
Zinsaufwand (interest expenses)
=
EBIT (earnings before interest and taxes)
+
Abschreibungen auf Sachanlagen (depreciation)
+
Abschreibungen auf den aus der Konsolidierung entstandenen Goodwill (amortization)
=
EBITDA (earnings before interest and taxes, depreciation and amortization)
EBT, EBIT, EBITDA
EBT Das EBT steht für das Jahresergebnis vor Steuern und entspricht häufig nach dem deutschen Verständnis dem „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“.71 EBT = Betriebsergebnis + Finanzergebnis
71
EBT
Vgl. Coenenberg, A. G.: S. 967, 2005
187
4
Jahresabschlussanalyse
EBIT
EBIT
Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern) ist eine absolute Gewinngröße, die aufbauend auf dem EBT zusätzlich Zinseffekte korrigiert. Im angelsächsischen Raum ist EBIT eine gebräuchliche Kennzahl, die eine von der Finanzstruktur des Unternehmens unabhängige Beurteilung der Finanzkraft aus der operativen Geschäftstätigkeit ermöglicht. Dadurch können Unternehmen mit unterschiedlichen Fremdkapitalanteilen besser verglichen werden. Das EBIT gibt Auskunft über den Erfolg im eigentlichen „operativen“ Bereich, wobei berücksichtigt werden muss, dass in dieser Kennzahl auch außerordentliche Erfolgskomponenten wie Rückstellungsauflösungen oder Anlagenverkäufe über Buchwert verrechnet werden. Dieses operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird gewöhnlich für die Beurteilung der Ertragssituation des Unternehmens insbesondere im internationalen Vergleich herangezogen. Ermittlung des EBIT nach Gesamt2 und Umsatzkostenverfahren
Ermittlung des EBIT
Gesamtkostenverfahren
Umsatzkostenverfahren
Umsatzerlöse
Umsatzerlöse
+/
Bestandsveränderungen
Herstellungskosten
+
aktivierte Eigenleistungen
Vertriebskosten
Materialaufwand
allgemeine Verwaltungskosten
Personalaufwand
Kosten sonst. Funktionsbereiche
Abschreibungen auf immateriel le Vermögensgegenstände und Sachanlagevermögen
+ sonstige betriebliche Erträge
+
sonstige betriebliche Erträge
Sonst. betriebliche Aufwendun gen
+
Erträge aus Finanzergebnis
+ Erträge aus Finanzergebnis
=
EBIT
= EBIT
Sonst. betriebliche Aufwendungen
Das EBIT bildet die Basis für die Renditekennzahl EBIT-Marge, welche das EBIT in Relation zum Umsatz setzt.
188
4
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
EBITMarge Die EBIT-Marge (EBIT-Umsatzrendite) zeigt, wie viel Prozent des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern ein Unternehmen pro Umsatzeinheit erwirtschaften konnte. Die Zahl gibt Auskunft über die Ertragskraft eines Unternehmens. Je höher die EBIT-Marge ist, desto stärker wirkt sich eine Umsatzveränderung auf das Ergebnis aus. Sie ist als eine relative Kennzahl geeignet, Unternehmen international und über verschiedene Branchen hinweg zu vergleichen. Des Weiteren gibt sie im Zeitablauf betrachtet Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen seine Ertragskraft steigern konnte.
EBITMarge
EBITMarge
EBIT EBIT -Marge = Umsatz
Bei der EBIT-Marge lautet die Devise: „Je höher desto besser“. EBITDA Der EBITDA ist eine international weit verbreitete und eine der aussagekräftigsten Erfolgskennzahlen um die operative Ertragskraft eines Unternehmens zu beurteilen. Die Kennzahl EBITDA setzt sich aus dem Jahresergebnis vor Ertragssteuern, dem Zinsergebnis und den Abschreibungen des Unternehmens zusammen. Der EBITDA hat Cashflow-Charakter, da die liquiditätsunwirksamen Abschreibungen ähnlich wie bei der indirekten CashflowBerechnung zum Jahresüberschuss dazu addiert werden. Er wird gerne von jungen wachstumsstarken Unternehmen oder von Unternehmen mit außergewöhnlich hohem Abschreibungsbedarf als Kennzahl verwendet, die gegebenenfalls negative Jahresüberschüsse erwirtschaften.
EBITDA
Berechnung des EBITDA
+ =
EBIT Abschreibungen auf Sachanlagen und auf Goodwill EBITDA
Berechnung des EBITDA
189
4
Jahresabschlussanalyse
Um den EBITDA sinnvoll für Unternehmensvergleiche nutzen zu können, eignet sich die Kennzahl EBITDA-Marge. EBITDAMarge Auf Basis der EBITDA-Marge (EBITDA-Umsatzrendite) werden zusätzlich Abschreibungspositionen eingebracht. Dies kann für Gesellschaften vorteilhaft sein, die z. B. nach einer Übernahme einen hohen Abschreibungsbedarf haben. Diese relative Kennzahl ist prädestiniert um die EBITDA-Ertragskraft verschiedener Gesellschaften miteinander zu vergleichen. EBITDA6Marge
EBITDA -Marge =
Tsd. Euro
2005*
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBT) +
Fremdkapitalzinsen
=
EBIT
+
Abschreibungen
=
EBITDA Umsatzerlöse
24.464
72
EBITDA Umsatz 2005
2004
2003
18.067
20.798
10.059
2.083
2.448
2.015
3.500
26.547
20.515
22.813
13.559
14.373
15.233
13.151
10.728
40.920
35.748
35.964
24.287
372.637
392.858
363.589
309.525
7,1%
5,2%
6,3%
4,4%
10,9%
9,1%
9,9%
7,8%
EBITMarge EBITDAMarge * fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 58: EBIT, EBITDA, EBIT6Marge und EBITDA6Marge
4.3.3
Analyse der Aufwandsstruktur
Bei der Analyse der Aufwandsstruktur werden verschiedene Aufwandsarten in Relation zum Umsatz gesetzt. Mit den Kennzahlen Materialintensität, Personalintensität und Abschreibungsintensität werden die Produktionsverhältnisse des Unternehmens untersucht. 72
190
Es wurden nur die Abschreibungen auf Sachanlagen berücksichtigt, da es keine Abschreibungen auf einen Goodwill gab.
4
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Diese drei Kennzahlen können eigentlich nur bei Unternehmen errechnet werden, die ihre Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren erstellen. Die LXD Media AG stellt ihre Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren auf. Trotzdem können diese Kennzahlen durch zusätzliche Angaben im Anhang des Jahresabschlusses berechnet werden. Bei der Materialintensität werden im Zähler die Aufwendungen für Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe und für Handelswaren berücksichtigt. Bei der Personalintensität stehen die Personalaufwendungen (Löhne und Gehälter, Sozialabgaben sowie die Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung) im Zähler. Diese beiden Größen bilden zusammen die Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen. Materialintensität Die Materialintensität dokumentiert, ob ein Unternehmen materialoder lohnintensiv ist. Mit steigendem Materialkostenanteil wächst die Abhängigkeit von Lieferanten, dafür nimmt das Beschäftigungsrisiko ab.
Materialintensität =
Materialaufwand
× 100 (beim GKV)
Material! intensität
Gesamtleistung Materialintensität =
Materialaufwand
× 100 (beim UKV)
Umsatz
Personalintensität Die Personalintensität zeigt, inwieweit die betriebliche Gesamtleistung auf Personalaufwendungen zurückzuführen ist. Personalaufwand × 100 (beim GKV) Gesamtleistung Personalaufwand Personalintensität = × 100 (beim UKV) Umsatz Personalintensität =
Personal! intensität
191
4
Jahresabschlussanalyse
Abschreibungsintensität (Kapitalintensität) Abschreibungs intensität
Abschreibungsintensität Jahresabschreibungen auf Sachanlagen = × 100 (beim GKV) Gesamtleistung Abschreibungsintensität =
Jahresabschreibungen auf Sachanlagen × 100 (beim UKV) Umsatz
Herstellungsintensität Herstellungs intensität
Herstellungsintensität =
Herstellungskosten
× 100
Umsatz
Vertriebsintensität Vertriebs intensität
Vertriebsintensität =
Vertriebskosten × 100 Umsatz
Forschungs2 und Entwicklungsintensität (FuE2Intensität) FuEIntensität
FuEIntensität =
FuEKosten × 100 Umsatz
Verwaltungsintensität Verwaltungs intensität
Verwaltungsintensität =
Verwaltungskosten Umsatz
192
× 100
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro
2005*
Materialkosten (RHB und Handelswaren)
2005
2004
2003
227.232
k. A.
225.275
192.158
Personal und andere Sach kosten
47.401
k. A.
44.057
39.342
Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
274.633
292.081
269.332
231.500
Jahresabschreibungen auf Sachanlagen
14.373
15.233
13.151
10.728
Vertriebskosten
63.248
69.007
63.525
52.322
FuEKosten
12.000
12.000
11.700
11.300
Verwaltungskosten
10.253
11.458
10.663
9.530
372.637
392.858
363.589
309.525
Materialintensität
61,0%
$
62,0%
62,1%
Personalintensität
12,7%
$
12,1%
12,7%
Herstellungsintensität
73,7%
74,3%
74,1%
74,8%
3,9%
3,9%
3,6%
3,5%
17,0%
17,6%
17,5%
16,9%
FuE$Intensität
3,2%
3,1%
3,2%
3,7%
Verwaltungsintensität
2,8%
2,9%
2,9%
3,1%
48,4%
Umsatz
Abschreibungsintensität Vertriebsintensität
4
ZVEI Unternehmen Materialintensität
48,7%
Personalintensität
31,4%
31,2%
Herstellungsintensität
69,8%
69,1%
Abschreibungsintensität
4,5%
4,2%
10,9%
10,7%
FuE$Intensität
5,1%
4,9%
Verwaltungsintensität
7,0%
7,4%
Vertriebsintensität
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 59: Aufwandsstruktur der LXD Media AG
Sowohl die Materialintensität als auch die Personalintensität konnte von 2003 bis 2005 reduziert werden. Dies führte zum Rückgang der
193
4
Jahresabschlussanalyse
Herstellungsintensität. Die Abschreibungsintensität nahm stetig zu. Bei der Vertriebsintensität ist ebenfalls eine Zunahme zu sehen. Diese Tendenz hängt wahrscheinlich mit der internationalen Ausweitung der Vertriebsaktivitäten durch Bearbeitung neuer Märkte zusammen. Bei der FuE-Intensität zeigt sich, dass der Umsatz schneller gestiegen ist als die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Dies könnte man als einen Hinweis auf einen leichten Rückgang der Innovationskraft des Unternehmens interpretieren. Bei der Verwaltungsintensität ist ein geringer Rückgang um 0,2 % zu beobachten. Die ZVEI Unternehmen haben durchschnittlich eine geringere Materialintensität und eine höhere Personalintensität als die LXD Media AG. Die Werte der Herstellungs- und Abschreibungsintensität sind etwa gleich hoch. Die Vertriebsintensität der LXD Media AG liegt deutlich höher als der Branchendurchschnitt. Dafür ist der Anteil der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung am Umsatz niedriger. Die Verwaltungskosten beinhalten im Wesentlichen Aufwendungen für den Aufbau und die Intensivierung von Public Relations und Investor Relations sowie Aufwendungen für Beratung im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung des Konzerns. Die Verwaltungsintensität ist nur etwa halb so hoch wie der Branchendurchschnitt.
4.3.4
Return on Investment
Der Return on Investment (ROI) ist eine Kennzahl, die die Rentabilität des Kapitaleinsatzes zum Ausdruck bringt. Der ROI ist die Spitzenkennzahl des Kennzahlensystems von DU PONT. Sie entsteht durch Multiplikation der Umsatzrentabilität mit dem Kapitalumschlag. Diese beiden Größen werden weiter in ihre Komponenten zerlegt damit die Ursachen des Ergebnisses ersichtlich werden. Auch die Auswirkungen der Veränderungen der einzelnen Posten können errechnet werden. Dieses Kennzahlensystem kann auch zur Steuerung des Unternehmens verwendet werden.
194
4
Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse
ROI Return on Investment (ROI)
Umsatzrentabilität
Gewinn
Ertrag
Umsatz
Aufwand
x
Kapitalumschlag
Umsatz
AV
Kapital
+
• Materialaufwand
• Zahlungsmittel
• Personalaufwand
• Vorräte • Forderungen
• Abschreibungen • Sonstiger umsatzbe* dingter Aufwand
UV
Abb. 60: Return on Investment
Als Gewinn wird das Betriebsergebnis aus der Strukturerfolgsrechnung eingesetzt. Die Umsatzrentabilität wurde bereits mit der Kennzahl „Umsatzrentabilität I“ errechnet (siehe Abbildung „Erfolgsquellen und Umsatzrentabilität I, II“). Die Kapitalumschlagshäufigkeit wird als Quotient aus Umsatz und Gesamtkapital (Bilanzsumme) errechnet.
195
4
Jahresabschlussanalyse
Tsd. Euro Betriebsergebnis
2005*
2005
2004
2003
2002
25.894
19.860
21.624
17.563
13.932
Umsatz
372.637
392.858
363.589
309.525
283.136
Kapital
219.591
219.591
204.151
175.854
158.319
6,9%
5,1%
5,9%
5,7%
4,9%
1,7
1,8
1,8
1,8
1,8
11,8%
9,0%
10,6%
10,0%
8,8%
3,8%
5,0%
2,8
2,8
10,6%
14,0%
Umsatz rentabilität I Kapitalumschlag ROI Umsatzrentabilität I der ZVEI Unternehmen Kapitalumschlag der ZVEI Unternehmen
ROI der ZVEI Unternehmen + fortzuführender Geschäftsbereich
Der Return on Investment der LXD Media AG konnte von 2003 bis 2005 durch Erhöhung der Umsatzrentabilität bei konstantem Kapitalumschlag im fortzuschreibenden Geschäftsbereich gesteigert werden. Der ROI der ZVEI Unternehmen liegt deutlich höher, obwohl bei diesen Unternehmen die Umsatzrentabilität niedriger ist. Diese Unternehmen haben einen deutlich höheren Kapitalumschlag, was mit dem hohen Anteil der Handelswaren am Umsatz (21 %) zusammenhängt. Bei der LXD Media AG lag dieser Anteil in den Jahren 2004 und 2005 bei rund 10 %73.
4.4
Wertorientierte Kennzahlen
Unternehmen, die am Kapitalmarkt erfolgreich sein wollen, müssen ihren Unternehmenswert kontinuierlich und nachhaltig steigern. „Ziel einer wertorientierten Unternehmensführung ist es, den Unternehmenswert bzw. den Wert einzelner Geschäftsbereiche oder strategischer Geschäftsfelder nachhaltig zu steigern.“74 73 74
196
Vgl. Geschäftsbericht 2005 der LXD Media AG. Meissner, D.: Wertorientierte Unternehmensführung (WUF), S. 7, 2002.
4
Wertorientierte Kennzahlen
Die bekanntesten Residualgewinnkonzepte sind der Economic Value Added (EVA) nach Stern Stewart, der Cash Value Added (CVA) sowie der Cash Flow Return on Investment (CFROI) von der Boston Consulting Group. Sie werden in diesem Kapitel vorgestellt.
Wertorientierte Kennzahlen
Diesen Konzepten liegen teilweise Gewinngrößen und zum Teil Cashflow-Größen zu Grunde. Die folgende Abbildung systematisiert die Unterscheidungskriterien. Basis für Kenn zahl Gewinn
Wertbeitrag • Economic Value Added (EVA)
Rentabilität • Return on Capital Em ployed (ROCE) • Return on Net Assets (RONA)
Cashflow
• Cash Value Added (CVA)
• Cash Flow Return on In vestment (CFROI)
Abb. 61: Unterscheidungskriterien wertorientierter Kennzahlen
4.4.1
75
Economic Value Added
Das Economic Value Added Konzept (EVA) ist ein von der Unternehmensberatung Stern/Steward entwickeltes Geschäftssteuerungskonzept. Das Konzept verfolgt das Ziel, durch Verbesserung des Unternehmenswertes den Wohlstand der Eigenkapitalgeber zu maximieren.76 Im Mittelpunkt steht die Steigerung des Unternehmenswertes in einer Periode. Ein Unternehmen schafft Werte, wenn der Nettogewinn größer ist als die Gesamtkosten. Der Economic Value Added ist ein Maß für den ökonomischen Mehrwert, den eine Unternehmung in der untersuchten Periode erwirtschaftet hat. EVA ist eine einperiodige Kennzahl.77 Ein Unternehmen erzielt definitionsgemäß dann einen ökonomischen Mehrwert, wenn das bereinigte, betriebliche Ergebnis nach Steuern (NOPAT) die Kapitalkosten (WACC-Methode), das heißt 75
in Anlehnung an Wagenhofer, A.: S. 7, 2000.
76
Coenenberg, A. G. und Salfeld, R.: S. 265, 2003. Hostettler, S.: S. 38, 1998.
77
EVA
197
4
Jahresabschlussanalyse
die vom Kapitalmarkt geforderte Verzinsung des eingesetzten Kapitals (NOA), übersteigt. Hierin liegt auch die Kernaussage des EVAModells.78 Die folgende Abbildung zeigt das Konzept des Economic Value Added: Economic Value Added Modell
Operatives Ergebnis + Steuern = NOPAT
Investiertes Vermögen (NOA)
x Kapitalkostensatz (WACC)
Kapitalkosten
=
Economic Value Added Abb. 62: Economic Value Added Modell
Der EVA einer Periode ergibt sich aus der Differenz des Periodenergebnisses vor Zinsen und nach Steuern (NOPAT) und den Kapitalkosten auf das zu Periodenbeginn vorhandene investierte Vermögen des Unternehmens. Er sagt aus, ob der tatsächlich erreichte Gewinn höher ist als die angefallenen Kapitalkosten. Bei einer positiven Differenz und damit einem positiven EVA wird ein Übergewinn erzielt, d. h. es bleibt mehr übrig, als Kapitalkosten angefallen sind. Zur Berechnung von EVA sind drei Komponenten notwendig: • NOPAT (Net Operating Profit after Taxes) • NOA (Net Operating Asset) • WACC (Weighted Average Cost of Capital) = Kapitalkostensatz EVA
EVA = NOPAT – Kapitalkosten EVA = NOPAT – (WACC x NOA) 78
198
Meissner, D.: Wertorientierte Unternehmensführung (WUF), in: ControllingBeispielheft 3, S. 5, 2002.
Wertorientierte Kennzahlen
4
Net Operating Profit after Taxes Der Net Operating Profit After Taxes (NOPAT) bezeichnet den operativen Gewinn nach Steuern. In der Praxis wird der NOPAT für die Beurteilung und Steuerung der Ertragslage eines Bereichs eingesetzt. Durch seinen operativen Charakter stellt er eine interne Ergebniskennzahl dar. Eine korrekte Ableitung des NOPAT erfordert, etliche Anpassungen durchzuführen. Für den externen Analysten ist dies mit besonderen Schwierigkeiten verbunden, daher wird in der Praxis diese Kennzahl in vielen Fällen näherungsweise ermittelt. Für die Berechnung des NOPAT kann man beispielsweise das Schema von T-Systems einsetzen.
Net Operating Profit after Taxes (NOPAT)
Ermittlungsschema des NOPAT79 EBIT
Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen
+
Abschreibungen auf Goodwill
Abschreibungen auf Goodwill werden nur berücksich tigt, wenn durch einen Impairment Test eine wirkliche dauerhafte Wertminderung ermittelt wurde, d. h. planmäßige Goodwill Abschreibungen werden nicht berücksichtigt.
+/
Beteiligungs ergebnis
Falls die Beteiligungen zum operativen Geschäft gehö ren, wird ihr Ergebnis berücksichtigt.
Sonstige Steuern
Z. B. Grundsteuer, KfzSteuer etc. werden direkt durch das operative Geschäft verursacht und entsprechend berücksichtigt.
+/
Zinsanteil an nicht aktivierten langfris tige Miet und Lea singverpflichtungen
Miet und Leasingverpflichtungen (MuL) binden Kapi tal und werden deshalb Investitionen gleichgestellt: „Aktivierung“ des Barwertes aus MuL im NOA und Be reinigung des Geschäftsergebnisses um die in den MuLRaten erhaltenen Fremdfinanzierungsanteile (Trennung von Investition und Finanzierung).
=
Net Operating Profit
Geschäftsergebnis vor Steuern.
Steuern (kalkulato risch)
Einheitlicher EESteuersatz von 40 %.
NOPAT
Geschäftsergebnis nach Steuern
Berechnung des NOPAT
Abb. 63: Ermittlung des NOPAT 79
in Anlehnung an T-Systems, März 2004, S. 18
199
4
Jahresabschlussanalyse
Relativ einfach kann man den NOPAT nach folgender Faustformel berechnen: Berechnung des NOPAT
EBIT + Abschreibungen auf den Firmenwert Ertragssteuern = NOPAT
Tsd. Euro
2005*
EBIT
2005
2004
2003
26.547
20.515
22.813
13.559
Abschreibungen auf Goodwill
0
0
0
0
=
NOP (Net Operating Profit)
26.547
20.515
22.813
13.559
Ertragssteuern
7.484
7.484
8.481
4.709
=
NOPAT
19.063
13.031
14.332
8.850
+
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 64: Net Operating Assets after Taxes (NOPAT)
Net Operating Assets Unter den Net Operating Assets (NOA) wird das in eine Geschäftseinheit investierte Kapital verstanden. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um das Anlagevermögen zuzüglich eines Teils des Umlaufvermögens (ohne kurzfristige liquide Mittel) abzüglich der nicht verzinslichen Verbindlichkeiten, den Warenverbindlichkeiten sowie sonstiger Passiva. Die Net Operating Assets sind das betriebsnotwendig gebundene Kapital eines Unternehmens. In der Praxis werden die NOA den Net Assets (NA) häufig gleichgesetzt. Die NOA können beispielsweise nach dem folgenden Schema berechnet werden:
200
Wertorientierte Kennzahlen
Net Operating Assets (NOA)
Immaterielle Vermögensgegenstände inkl. Goodwill + 1
Sachanlagen (einschließlich Capital Lease)
+
Finanzanlagen
=
Anlagevermögen
4
Vorräte
2 1+2
+
Forderungen aLuL
+
Übrige Forderungen und Sonstige Vermögensgegenstände
+
Aktive Rechnungsabgrenzungsposten
Steuerrückstellung
Sonstige Rückstellungen
Erhaltene Anzahlungen
Verbindlichkeiten aLuL
Sonstige Verbindlichkeiten
Sonderposten mit Rücklageanteil (40 %)
Sonstige (Dividendenausschüttung)
Passivische Rechnungsabgrenzungsposten
=
Net Working Capital
Abzugskapital
Net Operating Assets (NOA) Abb. 65: Net Operating Assets (NOA)
Vereinfacht kann man die NOA wie folgt berechnen: NOA = Bilanzanalytisches Anlagevermögen + Net Working Capital Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003 53.953
Anlagevermögen
62.368
62.368
59.012
+
Net Working Capital
27.081
38.745
29.479
26.834
=
Net Operating Asset
89.449
101.113
88.491
80.787
Net Operating Assets (NOA)
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 66: Net Operating Asset
Weighted Average Cost of Capital Die Weighted Average Cost of Capital (WACC) stellen den durchschnittlich gewichteten Kapitalkostensatz eines Unternehmens dar. Sie werden benötigt, um die Untergrenze der Mindestverzinsung
Weighted Aver age Cost of Capital (WACC)
201
4
Fremdkapital kostensatz
Jahresabschlussanalyse
(Rentabilität) zu berechnen, die beim Kapitaleinsatz erreicht werden muss. Falls diese Mindestgrenze nicht erreicht wird, lohnt sich der Einsatz des Kapitals für den Investor nicht und der Marktwert des Unternehmens sinkt. Für die Ermittlung des WACC wird nicht die aktuelle sondern die Zielkapitalstruktur angesetzt. Der Kapitalkostensatz (WACC) stellt den gewogenen durchschnittlichen Zinssatz aus den Verzinsungswünschen der Fremdkapitalgeber (rFK) und der Eigenkapitalgeber (rEK) dar. Der Gesamtkapitalkostensatz (WACC) eines Unternehmens ergibt sich aus den gewichteten Durchschnittskosten des Fremd- und Eigenkapitals. Der Marktwert des Fremdkapitals ist das Fremdkapital des Unternehmens vermindert um das kurzfristige unverzinsliche Fremdkapital. Das Eigenkapital (EK) wird zum Marktwert, d. h. Börsenwert angesetzt. Der Fremdkapitalkostensatz rFK des Unternehmens ergibt sich aus dem risikofreien Zinssatz (isicher) von beispielsweise 4 Prozent, der um einen unternehmensspezifischen Risikozuschlag für die Fremdkapitalaufnahme von z. B. 3 Prozent zu erhöhen ist. Als risikofreier Zinssatz für das Fremdkapital wird ein Zinssatz für Anleihen mit einem guten Rating angesetzt. Berechnung des Fremdkapitalkostensatzes:
Fremdkapital kostensatz
Eigenkapital kostensatz
202
Fremdkapitalkostensatz rFK = risikofreier Zinssatz isicher + Risikozu schlag Der Eigenkapitalkostensatz rEK wird in der Regel mithilfe des Capital Asset Pricing Model (CAP-Modell) ermittelt. Da das Eigenkapital Risiken unterliegt, d. h. es gibt keine feste Verzinsung, erwarten die Anleger eine höhere Verzinsung. Das CAP-Modell ermittelt einen Eigenkapitalzinssatz, der sich aus dem Zinssatz für risikofreie Anlagen und einer Risikoprämie zusammensetzt. Die Risikoprämie setzt sich zum einen aus dem Marktrisiko zusammen, das darin besteht in den Aktienmarkt anstatt in den festverzinslichen Rentenmarkt zu investieren, und zum anderen aus dem spezifischen Risiko, das darin besteht, Aktien eines bestimm-
4
Wertorientierte Kennzahlen
ten Unternehmens zu kaufen. Die Beurteilung des spezifischen Risikos erfolgt durch Beta-Faktoren. Die Beta-Faktoren (β) messen die Sensibilität des Aktienkurses eines Unternehmens gegenüber den Bewegungen des Marktes. Ein Beta > 1 bedeutet, dass der Kurs der Aktie stärker schwankt als der Referenzindex, ein Beta < 1 zeigt, dass die Volatilität der Aktie geringer ist als die des Gesamtmarktes.80 Berechnung des Eigenkapitalkostensatzes rEK: rEK = risikofreier Zinssatz isicher + [Marktrisikoprämie (µM – isicher) x Be taFaktor (β)
Eigenkapital kostensatz
µM = durchschnittliche Rendite des Aktienmarktes Berechnung des Weighted Average Cost of Capital 1. Zunächst wird der Marktwert des Eigenkapitals berechnet: Marktwert des Eigenkapitals (EKM)= Anzahl der Aktien x Aktien kurs
Berechnung des WACC
2. Als nächstes wird der Marktwert des Fremdkapitals ermittelt: Marktwert des Fremdkapitals (FKM) = (gesamtes Fremdkapital) – (kurzfristiges nicht zinstragendes Fremdkapital) 3. Ermittlung des Gesamtkapitals: Gesamtkapital (GK) = EKM + FKM 4. Berechnung des Fremdkapitalkostensatzes (rFK): rFK = risikofreier Zinssatz + Risikozuschlag 5. Berechnung des Eigenkapitalkostensatzes (rEK): rEK = risikofreier Zinssatz + Marktrisikoprämie x β 6. Ermittlung des WACC: M M FK ( ) EK ( ) WACC = rFK × (1 StU ) × + rEK × GK GK
WACC
rFK = Fremdkapitalkostensatz des Unternehmens 80
Groll, K.-H.: Kennzahlen für das wertorientierte Management, 2003, S. 62
203
4
Jahresabschlussanalyse
StU EK(M) FK(M) GK rEK
= Steuersatz der Unternehmung = Marktwert des Eigenkapitals (Unternehmenswert) = Marktwert des Fremdkapitals = Gesamtkapital = Eigenkapitalkostensatz des Unternehmens
Die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten (WACC) werden durch drei Größen bestimmt: • Kapitalstruktur • Kosten des Fremdkapitals nach Steuern und • Kosten des Eigenkapitals
Berechnung des Economic Value Added (EVA)
Berechnung des Economic Value Added Da die internen Zinssätze des Unternehmens für die Berechnung des WACC nicht bekannt sind, wird für die Berechnung des EVA aus Vereinfachungsgründen ein Kapitalkostensatz von 10 Prozent angenommen. EVA = NOPAT – (WACC x NOA)
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
NOPAT
19.063
13.031
14.332
8.850
Net Operating Asset
89.449
101.113
88.491
80.787
WACC Economic Value Added
10%
10%
10%
10%
10.118
2.920
5.483
772
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 67: Economic Value Added (EVA)
Das Unternehmen hat in jedem Geschäftsjahr einen Mehrwert erwirtschaftet. Beim EVA-Konzept werden wertschaffende (wertvernichtende) Aktivitäten über positive (negative) EVAs angezeigt. Der EVA ist eine Kennzahl für den Erfolg eines Unternehmens. Im Gegensatz zu den traditionellen Renditekennzahlen berücksichtigt die EVA-Kennzahl dabei zusätzlich die Risikostruktur des Unternehmens.
204
Wertorientierte Kennzahlen
4.4.2
4
Return on Capital Employed
Der Return on Capital Employed (ROCE) ist eine Weiterentwicklung der Gesamtkapitalrentabilität und zeigt die Verzinsung des langfristig gebundenen Kapitals. Er gibt an, wie erfolgreich ein Unternehmen mit dem Eigen- und dem Fremdkapital gearbeitet hat. Durch ihn wird ein Vergleich von unterschiedlich großen Geschäftseinheiten bzw. von Unternehmen verschiedener Branchen möglich. Der ROCE bezeichnet das Verhältnis von EBIT (Earnings before Interest and Tax) in Relation zum Capital Employed. Dies entspricht der periodenbezogenen Verzinsung des eingesetzten Kapitals. ROCE =
Return on Capi tal Employed (ROCE)
EBIT × 100 Capital Employed
Die Ermittlung des Capital Employed erfolgt von der Passivseite her als Summe von Eigenkapital und verzinslichem Fremdkapital: Eigenkapital + Pensionsrückstellungen + NettoFinanzschulden = Capital Employed
Ermittlung des Capital Employed
Die Netto-Finanzschulden werden berechnet, indem man vom verzinslichen Fremdkapital die flüssigen Mittel und die Wertpapiere des Umlaufvermögens abzieht.81 Netto-Finanzschulden = verzinsliches Fremdkapital (flüssige Mittel + Wertpapiere des UV )
Ermittlung der NettoFinanz schulden
Die Netto-Finanzschulden geben die verzinsliche Schuldenlast abzüglich der flüssigen Mittel und der leicht veräußerbaren Wertschriften des Umlaufvermögens an.
81
Coenenberg, A. G.: S. 1008, 2005
205
4 Ermittlung des verzinslichen Fremdkapitals
Jahresabschlussanalyse
Zum verzinslichen Fremdkapital gehören die folgenden Positionen: Anleihen +
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
+
Akzeptverbindlichkeiten
+
in den restlichen Schulden enthaltene verzinsliche Anteile (gewöhnlich ohne Pensionsrückstellungen)
=
verzinsliches Fremdkapital
Berechnung der Netto-Finanzschulden (die Werte wurden aus dem Verbindlichkeitsspiegel entnommen): NettoFinanz schulden
Tsd. Euro Langfristige Schulden
2005* 4.289
2005 4.289
2004 5.417
2003 6.768
+
Andere kurzfristige Verbind lichkeiten (ohne Sonstige Verb. aus Steuern und i. R. d. sozialen Sicherheit)
22.501
22.501
11.188
15.703
=
Verzinsliche Fremdkapital
26.790
26.790
16.605
22.471
Liquide Mittel und Wertpapie re des Umlaufvermögens
9.478
9.540
10.277
9.089
17.312
17.250
6.328
13.382
=
NettoFinanzschulden
Abb. 68: NettoFinanzschulden
Berechnung des Capital Employed Berechnung des Capital Employ ed
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Eigenkapital
68.670
68.670
69.194
56.005
+
Pensionsrückstellungen
27.729
27.729
27.031
25.819
+
NettoFinanzschulden
17.312
17.250
6.328
13.382
=
Capital Employed
113.711
113.649
102.553
95.206
Abb. 69: Capital Employed
206
4
Wertorientierte Kennzahlen
Berechnung des ROCE Tsd. Euro
2005*
EBIT
2005
2004
2003 13.559
26.547
20.515
22.813
Capital Employed
113.711
113.649
102.553
95.206
ROCE
23,3 %
18,1 %
22,2 %
14,2 %
Berechnung des ROCE
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 70: Ermittlung des ROCE
Der errechnete ROCE sollte aus Sicht der Anteilseigner – wie der EVA (Economic Value Added) – langfristig über dem tatsächlichen Kapitalkostensatz (= WACC) liegen. Der ROCE wird in Prozent ausgedrückt, der EVA hingegen ist eine absolute Zahl. Die Differenz zwischen ROCE und dem Kapitalkostensatz (WACC) wird auch „Spread“ genannt. Ein positiver Spread bedeutet, dass sich der Kapitaleinsatz gelohnt hat. Ein negativer Spread zeigt an, dass die Kapitalkosten (z. B. Zinsen) höher waren als die erzielte Rendite. Die Aussagekraft des ROCE hat gegenüber der Aussagekraft der Gesamtkapitalrentabilität den Vorteil, dass zufällige Schwankungen der Rentabilitätskennzahl durch Veränderungen im kurzfristig gebundenen Vermögen, z. B. durch Erhöhung/Verringerung der Vorräte und Debitoren, vermieden werden.
4.4.3
Spread
Return on Net Assets
Die Kennzahl Return on Net Assets (RONA) wurde vom Daimler Chrysler Konzern entwickelt. Der RONA gibt die Rendite auf das in einem Unternehmen zur Erwirtschaftung des operativen Ergebnisses eingesetzte Kapital an. Die Ermittlung der Kennzahl sieht wie folgt aus: RONA
Net Operating Income RONA = × 100 Net Assets
207
4
Jahresabschlussanalyse
Das eingesetzte Kapital trägt der Tatsache Rechnung, dass nur solche Vermögenspositionen der Bilanz betrachtet werden, die zur Erfüllung der Kernkompetenzen erforderlich sind. Aus diesem Grund findet man häufig auch die folgende modifizierte Formel für den RONA: RONA =
NOPAT × 100 NOA
Der RONA ist ein Rentabilitätsmaß und steht für eine in einer Periode erzielte Gesamtrendite. Berechnung des RONA Berechnung des RONA
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
NOPAT
19.063
13.031
14.332
8.850
NOA
89.449
101.113
88.491
80.787
RONA
21,3%
12,9%
16,2%
10,9%
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 71: Ermittlung des RONA
4.4.4 Cashflow Re turn on Invest ment (CFROI)
Der Cash Flow Return on Investment (CFROI) ist eine dynamische Kennzahl, die mehrperiodisch ausgerichtet ist und die Rentabilität eines Unternehmens darstellt. Er stellt eine prägnante Kennzahl zur Kapitalallokation und zur Steuerung der einzelnen Bereiche eines Unternehmens dar82. Seine Vorteile liegen in der Eliminierung von Verzerrungen, die z. B. von unterschiedlicher Kapitalintensität (Wiederbeschaffungswert), Finanzierungsstruktur, Abschreibungspolitik und Lebensdauercharakteristik herrühren83. Gegenüber dem Return on Investment (ROI) stellt der CFROI eine Erweiterung dar. Die Zählergröße wird um Abschreibungen erweitert und stellt da82 83
208
Cash Flow Return on Investment
vgl. Schröder, E.: Modernes Unternehmenscontrolling, S. 601 ff., 2000 vgl. Lewis, T.G.; Lehmann, S.: Überlegene Investitionsentscheidungen durch CFROI, in: Das Boston Consulting Group Strategie-Buch S. 327
4
Wertorientierte Kennzahlen
durch das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern dar, welches vergleichbar mit dem EBITDA ist. Der CFROI misst, wie viel Cashflow während der Nutzungsdauer auf das eingesetzte Kapital zurückfließt. Somit zeigt er, ob ein Unternehmen langfristig Werte schafft oder vernichtet. Der CFROI als Renditekennzahl repräsentiert den Zahlungsstrom, der durch das zum Bewertungszeitpunkt eingesetzte Kapital an das Unternehmen zurückfließt. Er macht zudem Geschäftsbereiche mit unterschiedlicher Altersstruktur der Aktiva vergleichbar. So kann ein Unternehmen mit abgeschriebenen Anlagen mit einem Unternehmen mit neuwertiger Anlagenstruktur verglichen werden. Zur Berechnung des CFROI existieren zwei Methoden: die Ermittlung mittels der „internen Zinsfußmethode“ und die Ermittlung mithilfe der „ökonomischen Abschreibung“. Hier wird beispielhaft der CFROI nach dem Prinzip der ökonomischen Abschreibung ermittelt, da sich dieses Verfahren als verständlicher erwiesen hat. Die notwendigen Basiszahlen zur Berechnung sind: • Bruttoinvestitionsbasis (BIB) • Brutto-Cashflow (BCF) • Ökonomische Abschreibung • Abschreibbares Anlagevermögen • Nutzungsdauer des abschreibbaren Anlagevermögens (ND) Im Folgenden wird Ihnen exemplarisch gezeigt, wie Sie den CFROI berechnen können84. 85
Ermittlung des CFROI mit Hilfe der ökonomischen Abschreibung CFROI =
(Brutto-Cashflow ökonomische Abschreibung) Bruttoinvestitionsbasis (BIB)
CFROI
84
Aufgrund fehlender Informationen, die nur intern im Unternehmen zur Verfügung steht, kann der CFROI anhand des Beispielunternehmens nicht berechnet werden 85 in Anlehnung an Weber, J.: et al.: Wertorientierte Unternehmenssteuerung, S. 75, 2004
209
4
Jahresabschlussanalyse
Schritt 1: Ermittlung des Brutto2Cashflows Der Brutto-Cashflow (BCF) spiegelt den typischen Einzahlungsüberschuss einer Periode aus dem operativen Geschäft wider. Hierzu benutzen wir das nachfolgende, häufig in der Praxis angewendete Verfahren für die Brutto-Cashflow Ermittlung: Ermittlung des Brutto Cashflow
EBITDA
Ertragssteuern
+
Erhöhung der langfristigen Rückstellungen
=
Verminderung der langfristigen Rückstellungen Brutto2Cashflow
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
EBITDA
40.920
35.748
35.964
24.287
Ertragssteuern
7.484
7.484
8.481
4.709
+/
Pensionsrückstellungen
+698
+698
+1.212
47
=
Brutto2Cashflow
34.134
28.962
28.695
19.531
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 72: BruttoCashflow
Schritt 2: Ermittlung der Bruttoinvestitionsbasis Die Bruttoinvestitionsbasis stellt das gesamte, zu einem bestimmten Zeitpunkt in das Unternehmen investierte Kapital abzüglich des unverzinslichen Fremdkapitals dar. Dabei wird von Wiederbeschaffungswerten ausgegangen. Die Bruttoinvestitionsbasis setzt sich aus planmäßig abschreibbaren Aktiva und nicht planmäßig abschreibbaren Aktiva zusammen. Für nicht abschreibbare Aktiva werden die Buchwerte als Basis verwendet. Dazu werden die kumulierten Abschreibungen zum Buchwert des abnutzbaren Anlagevermögens addiert und auf den Betrachtungszeitpunkt inflationiert. Zur Bruttoinvestitionsbasis werden auch gemietete Gegenstände in Form von kapitalisierten Mietauf-
210
Wertorientierte Kennzahlen
4
wendungen hinzugezählt. Das nicht verzinsliche Fremdkapital wird abgezogen. Das folgende Schema fasst die Vorgehensweise bei der Ermittlung der Bruttoinvestitionsbasis zusammen86: abschreibbares Anlagevermögen zu Buchwerten +
Kumulierte Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte u. Sachanla gen
=
Bruttowert des abschreibbaren Anlagevermögens
x
(1 + Inflationsrate)
+
Kapitalisierte Miet und Leasingaufwendungen (fakultativ)
Ermittlung der Bruttoinvesti tionsbasis
Nutzungsdauer (ND)
=
Inflationsangepasster Bruttowert des abschreibbaren Anlagevermögens (BIBa)
+
Nicht abnutzbares Anlagevermögen
+
Kapitalisierte Miet und Leasingaufwendungen (fakultativ)
+
Net Working Capital
=
Bruttoinvestitionsbasis (BIB)
Die Bruttoinvestitionsbasis kann aber auch mithilfe der folgenden einfachen Formel berechnet werden: Capital Employed +
Kumulierte Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen
=
Bruttoinvestitionsbasis
Schritt 3: Ermittlung der ökonomischen Abschreibung
87
Sie umfasst den Betrag, den es jährlich zurückzulegen gilt, damit das abschreibbare Anlagevermögen über die gesamte Nutzungsdauer zurückverdient wird.88 Die ökonomische Abschreibung erhält man, indem das abschreibbare Anlagevermögen mit dem Restwertverteilungsfaktor (RVF) multipliziert wird.
86
in Anlehnung an: Groll, K.-H.; 2003, S. 74 f.; Schulze und Hirsch: Unternehmenswertsteigerung durch wertorientiertes Controlling, S. 43, 2005 87 Groll, K.-H.: Kennzahlen für das wertorientierte Management, S. 88 f., 2003 88 Weber, J. et al.: Wertorientierte Unternehmenssteuerung, S. 75, 2004
211
4 Ökonomische Abschreibung
Jahresabschlussanalyse
Ökonomische Abschreibung = abschreibbares AV ×
WACC
(1+ WACC ) 1 n
Nutzungsdauer des abschreibbaren Anlagevermögens Sie beschreibt den durchschnittlichen Zeitraum, in dem die Erzielung des Brutto-Cashflows erwartet wird. Die Nutzungsdauer ergibt sich als gewichteter Durchschnitt der einzelnen Positionen des abnutzbaren Anlagevermögens. Ermittlung der Nutzungsdauer
ND =
historische AHK des abnutzbaren Anlagevermögens planmäßige Abschreibung auf das abnutzbare AV
Schritt 4: Berechnung des CFROI Berechnung des CFROI
CFROI =
(BCFt ökonomische Abschreibungt ) BIBt1
Vergleicht man den CFROI mit den tatsächlichen Kapitalkosten (WACC) eines Unternehmens, kann man feststellen, ob das Unternehmen Wert schafft oder vernichtet. Ist der CFROI größer als der Gesamtkapitalkostensatz, so sind im betrachteten Zeitraum Werte geschaffen, andernfalls Werte vernichtet worden.
4.4.5
Cash Value Added
Beim Cash Value Added (CVA) handelt es sich wie bei EVA um eine absolute Kennzahl zur wertorientierten Steuerung eines Unternehmens oder einer Geschäftseinheit. Er bezeichnet den realen Wertzuwachs, den ein Unternehmen oder eine Unternehmenseinheit in einer Periode erzielt. Um den CVA zu ermitteln braucht man eine Cashflow Größe, den Cash Flow Return on Investment. Cash Value Added (CVA)
Cash Value Added = Überschuss des betrieblichen Cashflows über die absoluten Kapitalkosten Um den CVA zu ermitteln, wird der CFROI den Kapitalkosten gegenübergestellt. Die Überrendite bzw. Residualrendite (Differenz
212
Wertorientierte Kennzahlen
4
zwischen CFROI und dem Kapitalkostensatz) wird mit der Bruttoinvestitionsbasis multipliziert. CVA = (CFROI – WACC) x Bruttoinvestitionsbasis Das Ergebnis des CVA zeigt den in einer Periode erwirtschafteten Wertezuwachs. Der CVA kann für einzelne Geschäftsbereiche oder für das ganze Unternehmen berechnet werden.
4.4.6
Übersicht der wertorientierten Kennzahlen
Die Renditekonzepte der wertorientierten Steuerung zeigt die folgende Abbildung. ROCE (Return on Capital Employed) Grundlage: • Periodenergebnis • Capital Employed (Anlagevermögen + Net Working Capital)
Rendite, konzepte der wertorien, tierten Steuerung
ROCE =
EBIT Capital Employed
× 100
CFROI (Cash Flow Return on Investment) Grundlage: • Cashflow • Bruttoinvestitionsbasis (Capital Employed + kumulierte Abschreibungen auf das Anlagever mögen)
CFROI =
Brutto-Cashflow ökon. Abschreibung Bruttoinvestitionsbasis
Abb. 73: Renditekonzepte der wertorientierten Steuerung
Die Residualgewinnkonzepte der wertorientierten Steuerung zeigt die folgende Abbildung:
213
4
Jahresabschlussanalyse
Residualgewinnkonzepte EVA
CVA
NOPAT – WACC x NOA > 0
(CFROI – WACC) x BIB > 0
Economic Value Added (EVA)
Cash Value Added (CVA)
Abb. 74: Residualgewinnkonzepte der wertorientierten Steuerung
4.5
Aktien2Analyse
Die Aktien-Analyse ist ein Teil der erfolgswirtschaftlichen Analyse für börsennotierte Unternehmen. Die nachfolgenden Kennzahlen bieten insbesondere Investoren und potenziellen Investoren die Möglichkeit, den Aktienkurs zu beurteilen und Vergleiche mit anderen börsennotierten Aktiengesellschaften aufzustellen.
Börsenkurs Anhand der Ertragskraft und Zukunftsaussichten werden Aktiengesellschaften an der Börse regelmäßig bewertet. Der Kurs an der Börse wird durch die Nachfrage nach den Aktien bestimmt und spiegelt somit die Einschätzung der Ertragskraft durch die Anleger wider. Je höher der Börsenkurs im Vergleich zum Bilanzkurs ist, desto besser wird die Aktiengesellschaft bzw. deren Ertragskraft beurteilt.
Ergebnis je Aktie Die Kennzahl „Ergebnis je Aktie“ ist eine wichtige Größe für aktuelle und potenzielle Anleger. Sie setzt das Jahresergebnis in Relation zur Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Aktien. Wenn die Kennzahl in Beziehung zum Börsenkurs gesetzt wird, kann die Preiswürdigkeit einer Aktie beurteilt werden.89 In den USA ist die entsprechende Kennzahl Earnings per Share (EPS) eine bedeutsame Kennzahl zur Erfolgsbewertung von Unternehmen. 89
214
Vgl. Küting/Weber, S. 270, 2001.
Aktien2Analyse
4
Sowohl in den USA, als auch in Deutschland werden unterschiedliche Methoden zur Berechnung dieser Größe verwendet. Es gibt jedoch einen akzeptierten Standard zur Ermittlung dieser Kennzahl: Das „Ergebnis je Aktie nach DVFA/SG“. Hierbei wird der Jahreserfolg um Sondereinflüsse bereinigt. Aufgrund der Komplexität der notwendigen Informationen zur Ermittlung des „Ergebnisses je Aktie nach DVFA/SG“, kann diese Größe nur unternehmensintern berechnet werden. Nach IAS 33 ist seit 1997 die Offenlegung der EPS im Jahresabschluss vorgeschrieben. Auch die Methode zur Ermittlung der Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Aktien ist hier geregelt. Tsd. Euro Konzernergebnis Zahl der gemittelten Aktien nach IFRS in Stück
2005*
2005
14.303
10.377
7.093.957
7.093.957
2,02
1,46
Ergebnis nach DVFA/SG je Aktie
2004 12.038
2003 8.172
7.075.000 7.075.000 1,70
1,16
* fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 75: Ergebnis nach DVFA/SG je Aktie
Kurs2Gewinn2Verhältnis Beim „Kurs-Gewinn-Verhältnis“ (KGV), handelt es sich um eine Rentabilitätskennzahl, die im Rahmen der Aktienanalyse errechnet wird. Mit dem KGV wird zum Ausdruck gebracht, mit welchem Vielfachen des Jahresgewinns eine Aktie an der Börse bewertet wird, d.h. wie oft der Gewinn im Aktienkurs enthalten ist. Das KGV ist eines der wichtigsten Instrumente zur Beurteilung von Aktien. Mit dieser Kennzahl ist es möglich, Aktien mit verschiedenen Kursen zu vergleichen. Mit dem KGV hat man eine Kennziffer, die es erlaubt Aussagen über die Preiswürdigkeit einer Aktie zu machen. Hierbei vergleicht man das Einzel-KGV (KGV je Aktie) mit dem Gesamtmarkt-KGV. Aktien, die ein geringeres KGV haben als der Durchschnitt des gesamten Aktienmarktes, werden als preiswert eingestuft.
215
4
Jahresabschlussanalyse
KursGewinn Verhältnis
Börsenkurs
Kurs Gewinn Verhältnis =
× 100
Gewinn je Aktie
Im Nenner wird als Gewinn das Ergebnis nach DVFA/SG je Aktie eingesetzt.
Dividendenrendite Die Dividendenrendite zeigt die effektive Verzinsung des in Wertpapieren angelegten Kapitals. Zudem ist sie insbesondere für Anleger geeignet, die verschiedene Anlagemöglichkeiten miteinander vergleichen möchten.90 Im Zähler steht die Dividende je Aktie, im Nenner der Börsenkurs. Für Aktionäre ist der Kaufkurs maßgebend, zu dem die Anteile tatsächlich gekauft wurden. Potenzielle Anleger setzen hier den jeweils aktuellen Börsenkurs ein. Die Dividendenrendite kann sowohl auf der Basis der gezahlten Dividende, als auch auf der Basis von erwarteten künftigen Dividenden berechnet werden. Dividenden rendite
Dividendenrendite =
Dividende je Aktie
× 100
Börsenkurs
Euro
2005*
Dividende je Aktie Schlusskurs am 31.12. Ergebnis nach DVFA/SG je Aktie Dividendenrendite
2005
2004
2003
0,85
0,85
0,85
29,50
29,50
30,00
15,20
2,02
1,46
1,70
1,16
2,83%
2,83%
5,59%
2
15
20
18
13
bei Kauf am 01.01. und Verkauf am 31.12. Kurs2Gewinn2Verhältnis am 31.12. * fortzuführender Geschäftsbereich Abb. 76: Dividendenrendite und KursGewinnVerhältnis 90
216
Vgl. Küting/Weber, S. 306, 2001.
4
Quicktest
Am oberen Beispiel ist ersichtlich, dass ein Anleger, der am 01.01.2004 eine Aktie zum Kurs von 15,20 € gekauft und eine Dividende in Höhe von 0,85 € erhalten hat, eine Verzinsung des zum Kauf der Aktie eingesetzten Geldes von 5,59 % erreicht hat. Durch den Kursgewinn konnte im gleichen Zeitraum das eingesetzte Kapital nahezu verdoppelt werden. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 am 31.12.2003 ist eine vergleichsweise niedrige Bewertung der Aktie und kann als Kaufsignal interpretiert werden. Die vergleichsweise hohe Bewertung mit einem KGV von 20 am 31.12.2005 spiegelt ein hohes Vertrauen der Anleger in die Ertragsaussichten des Unternehmens wider.
4.6
Quicktest
Der Quicktest91 (von Kralicek) ist ein einfaches und schnelles Verfahren, bei dem mit nur vier Kennzahlen eine grundsätzliche Aussage über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens ermöglicht wird. Diese Methode ist besonders für Praktiker in kleinen und mittelgroßen Unternehmen geeignet. Aus den zentralen Analysebereichen der traditionellen Jahresabschlussanalyse wird aus den Bereichen Finanzierung, Liquidität, Rentabilität und Erfolg jeweils eine aussagekräftige Kennzahl ausgewählt. Hierfür muss jedoch möglicherweise das Zahlenmaterial zunächst aufbereitet werden. Nach Berechnung92 der Kennzahlen werden diese anhand einer Beurteilungsskala mit einer Note bewertet. Die Noten werden schließlich in die Bereiche finanzielle Stabilität und Ertragslage zusammengefasst. Der Durchschnitt dieser beiden Noten ergibt eine Gesamtnote für das Unternehmen.
Quicktest
Die nachfolgenden Abbildungen verdeutlichen die Vorgehensweise und die vier Kennzahlen dieser Methode:
91 92
Vgl. Kralicek, P., S. 62 ff., 1995. in Anlehnung an Zdrowomyslaw, S. 788-793, 2001.
217
4
Jahresabschlussanalyse
Analyse2 bereich
Kennzahl
Formel
Aussage über
1. Finanzierung Eigenkapital
Eigenkapital quote 2. Erfolg
3. Rentabilität
4. Liquidität
Gesamtkapital
Cashflow in % der Betriebs leistung
Cashflow Betriebsleistung
Gesamt kapital rentabilität
Betriebsergebnis + FK Zinsen Bilanzsumme
Schulden tilgungsdauer in Jahren
Effektivverzinsung
x 100
Kapitalkraft
x 100
finanzielle Leistungs fähigkeit
x 100
Rendite
x 100
Verschuldung
Cashflow 93
Abb. 77: Kennzahlen des Quicktests
Beurteilungsskala (Note)
gut
mittel
schlecht
insolvenz2 gefährdet
1. Eigenkapitalquote in % 2. Cashflow in % der Betriebsleistung 3. Gesamtkapital rentabilität in % 4. Schuldentilgungs dauer in Jahren
sehr gut
Kennzahl
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
> 30 %
> 20 %
> 10 %
< 10 %
negativ
> 10 %
>8%
>5%
<5%
negativ
> 15 %
> 12 %
>8%
<8%
negativ
< 3 Jahre
< 5 Jahre < 12 Jahre > 12 Jahre
> 30 Jahre
Abb. 78: Beurteilungsskala für den Quicktest
93 94
218
Vgl. Kralicek, P., S. 64, 1995. Vgl. Kralicek, P., S. 65, 1995.
94
Quicktest
Analysebereich
Kennzahl
1. Finanzierung
Eigenkapitalquote
1,0
4. Liquidität
Schuldentilgungsdauer in Jahren
2,0
Finanzielle Stabilität
4
Note
1,5
2. Erfolg
Cashflow in % der Betriebsleistung
2,0
3. Rentabilität
Gesamtkapitalrentabilität
2,0
Ertragslage
2,0 Gesamtnote
1,75
Abb. 79: Bildung der Gesamtnote (mit fiktiven Werten)
Der Quicktest eignet sich gut für eine erste Beurteilung eines Unternehmens. Wenn man jedoch Ursachen der Entwicklungen und mögliche Fehlerquellen aufdecken möchte, müssen weitere Kennzahlen hinzugenommen werden.
219
4
Jahresabschlussanalyse
4.7 4.7.1
Anhang Bilanzen der Geschäftsjahre 2003 bis 2005
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Passiva Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Bilanzgewinn Eigenkapital, gesamt
7.149 44.896 5.500 17.690 75.235
7.149 44.896 5.500 17.690 75.235
7.075 43.631 2.500 16.327 69.533
7.075 43.631 0 6.789 57.495
Anteile in Fremdbesitz
775
775
642
295
27.729
27.729
27.031
25.819
1.873
1.873
4.565
6.013
20.495 7.060 7.092 6.207 9.345 50.199
21.112 8.005 8.044 6.207 10.005 53.373
17.344 5.481 6.570 5.100 8.524 43.019
16.343 5.389 4.944 2.273 8.840 37.789
79.801
82.975
74.615
69.621
Rückstellungen Rückstellungen für Pensionen u. ähnl. Ver* pflichtungen Steuerrückstellungen Sonstige Rückstellungen Jahresumsatzvergütungen Garantiekosten Personalkosten Lizenzgebühren Übrige Rückstellungen Sonstige Rückstellungen, gesamt Rückstellungen, gesamt Verbindlichkeiten Langfristige Schulden Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Andere kurzfristige Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten, gesamt
4.289 29.843
4.289 33.216
5.417 39.787
6.768 24.831
24.362 58.494
24.427 61.932
15.138 60.342
18.629 50.228
Rückstellungen und Verbindlichkeiten des einzustellenden Geschäftsbereichs
6.612 220.917
205.132
177.639
Summe Passiva
220.917
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 80: Bilanzen Passiva der Geschäftsjahre 2003 bis 2005
220
Anhang
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
4
2003
Aktiva Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Software und ähnl. Vermögenswerte Entwicklungskosten Immaterielle Vermögensgegenstände, ges. Sachanlagen Grundstücke und Bauten Technische Anlagen und Maschinen And. Anl., Betrieb. und Geschäftsausstattung Sachanlagen, gesamt Finanzanlagen Beteiligungen Sonstige Ausleihungen Finanzanlagen, gesamt Anlagevermögen, gesamt Umlaufvermögen Vorräte Roh, Hilfs und Betriebsstoffe Unfertige Erzeugnisse Fertige Erzeugnisse und Waren Vorräte, gesamt Forderung aus Lieferungen und Leistungen Andere kurzfristige Forderungen Umsatz und Ertragssteuern Schadenersatzansprüche Reisekosten und sonst. Personalvorschüsse Guthaben bei Lieferanten Ansprüche gegen Versicherungen Restforderung aus Anteilsverkauf Sonstige kurzfristige Ansprüche Andere kurzfristige Forderungen, gesamt Liquide Mittel Guthaben bei Geschäftsbanken Festverzinsliche Wertpapiere Liquide Mittel, gesamt Latente Steuerforderungen
1.752 7.770 9.522
1.752 7.770 9.522
2.348 6.660 9.008
1.826 6.476 8.302
22.038 5.570 24.990 52.598
22.038 5.570 24.990 52.598
22.526 4.564 22.576 49.666
23.416 3.374 18.683 45.473
47 201 248
47 201 248
47 291 338
22 156 178
62.368
62.368
59.012
53.953
51.773 91.097
16.171 1.500 26.767 44.438 84.102
7.579 1.270 23.467 32.316 74.557
5.173
3.178
1.149 1.612 5.939
12.679 2.032 30.418 45.129 86.131 2.300 1.276 185 248 238 83 429 4.759
4.813
132 364 73 111 471 6.324
5.324 4.154 9.478 1.326
9.540 1.326
10.277 979
9.089 1.785
Umlaufvermögen, gesamt Vermögenswerte des einzustellenden Ge schäftsbereichs
146.823
158.549
146.120
123.686
Summe Aktiva
220.917
220.917
205.132
177.639
11.726
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 81: Bilanzen Aktiva der Geschäftsjahre 2003 bis 2005
221
Jahresabschlussanalyse
Zugänge
20.181
6.677
5.247
97
12.186
9.522
8.841
6.093
133.773
18.009
1.757
97
97.330
52.598
49.214
14.373
349
25
121
0
5
248
338
0
154.303
24.711
7.125
0 109.521
62.368
58.393
20.466
20.369
7.398
5.256
97
13.086
9.522
9.008
6.980
135.579
18.428
3.151
97
98.161
52.598
49.666
15.233
349
25
121
0
5
248
338
0
156.297
25.851
8.528
0 111.252
62.368
59.012
22.213
19.548
6.063
5.242
0
11.361
9.008
8.302
5.351
126.738
17.428
8.587
0
85.913
49.666
45.473
13.151
186
216
53
0
11
338
178
3
146.472
23.707
13.882
0
97.285
59.012
53.953
18.505
18.483
5.270
4.204
0
11.246
8.302
8.554
5.515
120.133
13.171
6.570
0
81.261
45.473
43.366
10.728
290
13
117
0
8
178
242
0
138.906
18.454
10.891
0
92.515
53.953
52.162
16.243
Abgänge (AHK)
AHK (kumuliert)
Umbuchungen
Abschreibungen (kumuliert)
Tsd. Euro
Abschreibungen des Geschäfts2 jahres
Anlage2 u. Verbindlichkeitsspiegel 2003 bis 2005 Restbuchwert Vorjahr
4.7.2
Restbuch2 wert 31.12.
4
2005* Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Anlagevermögen, gesamt
2005 Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Anlagevermögen, gesamt
2004 Immaterielle Vermögens gegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Anlagevermögen, gesamt
2003 Immaterielle Vermögens gegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Anlagevermögen, gesamt
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 82: Anlagespiegel der Geschäftsjahre 2003 – 2005
222
Anhang
Tsd. Euro
2005*
Langfristige Schulden davon: gegenüber Banken davon: gegenüber Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis
2005
2004
2003
4.289
4.289
5.417
6.768
4.248
4.248
5.338
6.619
0
0
0
0
41
41
79
149
davon: Restlaufzeit 1 bis 5 Jahre
3.633
363
3.863
4.316
davon: Restlaufzeit über 5 Jahre
656
656
1.554
2.452
29.843
33.216
39.787
24.831
29.843
33.216
39.787
24.831
24.362
24.427
15.138
18.629
24.362
24.427
15.138
18.629
8.875
8.875
1.858
2
4.003
davon: gegenüber Dritten
Verbindlichkeiten aLuL davon: Restlaufzeit unter 1 Jahr Andere kurzfr. Verbindlichkeiten davon: Restlaufzeit unter 1 Jahr kurzfristige Bankschulden
4
kurzfristige Teilbeträge der langfristigen Schulden
1.129
1.129
1.351
davon: gegenüber Banken
1.090
1.090
1.282
1.282
davon: gegenüber Dritten
39
39
69
2.721
14.358
14.423
11.929
14.624
675
675
2.595
1.898
1.186
1.251
1.355
1.028
58.494
61.932
60.342
50.228
2.452
Sonstige kurzfr. Verbindlichkeiten davon: aus Steuern davon: i.R.d. sozialen Sicherheit Verbindlichkeiten gesamt Verbindlichkeiten gesamt nach Restlauf2 zeit über 5 Jahre
656
656
1.554
1 bis 5 Jahre
3.633
3.633
3.863
4.315
unter 1 Jahr
54.205
57.643
54.925
43.460
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 83: Verbindlichkeitsspiegel der Geschäftsjahre 2003 2005
223
4
Jahresabschlussanalyse
4.7.3
Strukturbilanzen 2003 bis 2005
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
2003
Strukturbilanz Aktiva Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Bilanzanalytisches Anlagevermögen, gesamt
9.522
9.522
9.008
8.302
52.598
52.598
49.666
45.473
248
248
338
178
62.368
62.368
59.012
53.953
16.171 1.500 26.767
7.579 1.270 23.467
Umlaufvermögen Vorräte Roh, Hilfs und Betriebsstoffe Unfertige Erzeugnisse Fertige Erzeugnisse und Waren
12.679 2.032 30.418
Vorräte, gesamt
45.129
51.773
44.438
32.316
Forderung aus Lieferungen und Leistungen
86.131
91.097
84.102
74.557
2.300 1.276 185 248
5.173 0 132 364
3.178
238 83 429 0
73 111 471 2
1.149 1.612 0
Andere kurzfristige Forderungen Umsatz und Ertragssteuern Schadenersatzansprüche Reisekosten und sonstige Personalvorschüsse Guthaben bei Lieferanten Ansprüche gegen Versicherungen Restforderung aus Anteilsverkauf Sonstige kurzfristige Ansprüche Disagio Andere kurzfristige Forderungen, gesamt
4.759
4.813
6.322
5.939
5.324 4.154 9.478
9.540
10.277
9.089
145.497
157.223
145.139
121.901
219.591
204.151
175.854
Liquide Mittel Guthaben bei Geschäftsbanken Festverzinsliche Wertpapiere Liquide Mittel, gesamt Bilanzanalytisches Umlaufvermögen, gesamt Vermögenswerte des einzustellenden Geschäftsbereichs Strukturbilanzsumme Aktiva
11.726 219.591
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 84: Strukturbilanzen Aktiva der Geschäftsjahre 2003 2005
224
Anhang
Tsd. Euro
2005*
2005
2004
4
2003
Strukturbilanz Passiva Eigenkapital + + +
Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Bilanzgewinn
7.149 44.896 5.500 17.690
7.149 44.896 5.500 17.690
7.075 43.631 2.500 16.327
7.075 43.631 0 6.789
=
Bilanziertes Eigenkapital, gesamt
75.235
75.235
69.533
57.495
775
775
642
295
6.014
6.014
0 1.785
Hinzurechnungen +
Anteile in Fremdbesitz Kürzungen
Dividendenausschüttung Disagio Aktivische latente Steuern
=
Bilanzanalytisches Eigenkapital, gesamt
1.326
1.326
0 2 979
68.670
68.670
69.194
56.005
Fremdkapital Langfristiges Fremdkapital +
Schulden m. einer Restlaufzeit über 5 Jahre Pensionsrückstellungen
656 27.729
656 27.729
1.554 27.031
2.452 25.819
=
Langfristiges Fremdkapital, gesamt
28.385
28.385
28.585
28.271
Mittelfristiges Fremdkapital Schulden m. einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren
3.633
3.633
3.863
4.315
Mittelfristiges Fremdkapital, gesamt
3.633
3.633
3.863
4.315
Verbindlichkeiten aLuL
29.843
33.216
39.787
24.831
24.362 1.873 50.199
24.427 1.873 53.373
15.138 4.565 43.019
18.629 6.013 37.789
+
Andere kurzfristige Verbindlichkeiten Steuerrückstellungen Sonstige Rückstellungen Rückstellungen und Verbindlichkeiten des einzustellenden Geschäftsbereiches Dividendenausschüttung
=
Kurzfristiges Fremdkapital + + + +
6.612 6.014
6.014
0
0
Kurzfristiges Fremdkapital, gesamt
118.903
118.903
102.509
87.262
Fremdkapital, gesamt
150.921
150.921
134.957
119.848
Strukturbilanzsumme Passiva
219.591
219.591
204.151
175.853
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 85: Strukturbilanzen Passiva der Geschäftsjahre 2003 2005
225
4
Jahresabschlussanalyse
4.7.4
Gewinn2 und Verlustrechnungen 2003 bis 2005
Tsd. Euro
2005*
%
2005
%
2004
%
2003
%
Umsatzerlöse
372.637
100,0% 392.858
100,0% 363.589
100,0% 309.525
100,0%
Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
74,8%
274.633
73,7% 292.081
74,3% 269.332
74,1% 231.500
Bruttoumsatzergebnis
98.004
26,3% 100.777
25,7%
94.257
25,9%
78.025
25,2%
Marketing/Vertriebskosten
63.248
17,0%
69.007
17,6%
63.525
17,5%
52.322
16,9%
Allg. Verwaltungskosten Sonst. betriebliche Erträge Sonst. betr. Aufwendungen Erträge aus Beteiligungen
10.253 13.159 11.768 182
2,8% 3,5% 3,2% 0,0%
11.458 13.435 13.887 182
2,9% 3,4% 3,5% 0,0%
10.663 9.899 8.344 258
2,9% 2,7% 2,3% 0,1%
9.530 7.793 6.403 389
3,1% 2,5% 2,1% 0,1%
EBIT
26.076
7,0%
20.042
5,1%
21.882
6,0%
17.952
5,8%
471
0,1%
473
0,1%
931
0,3%
383
0,1%
2.083
0,6%
2.448
0,6%
2.015
0,6%
3.500
1,1%
24.464
6,6%
18.067
4,6%
20.798
5,7%
14.835
4,8%
Zinsen und ähnliche Erträge Zinsen und ähnliche Aufwendungen Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Außerordentliche Aufwendungen Ergebnis aus nicht weitergeführten Geschäftsbereichen Ergebnis vor Steuern (EBT) Steuern vom Einkommen und Ertrag Jahresüberschuss vor Ergebnisanteilen Dritter
4.776
6.397 18.067
4,8%
18.067
4,6%
20.798
5,7%
10.059
3,2%
7.484
2,0%
7.484
1,9%
8.481
2,3%
4.709
1,5%
10.583
2,8%
10.583
2,7%
12.317
3,4%
5.350
1,7%
Anderen Gesellschaftern zu stehendes Ergebnis
206
0,1%
206
0,1%
279
0,1%
46
0,0%
Konzern2Jahresüberschuss
10.377
2,8%
10.377
2,6%
12.038
3,3%
5.304
1,7%
Gewinn/Verlustvortrag Dividendenzahlung Einstellung in andere Ge winnrücklagen Konzernbilanzgewinn
16.327 6.014
16.327 6.014
6.789
1.485
3.000 17.690
3.000 17.690
2.500 16.327
0 6.789
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 86: Gewinn und Verlustrechnung der Geschäftsjahre 2003 2005
226
4
Anhang
4.7.5
Strukturerfolgsrechnungen 2003 bis 2005
Tsd. Euro
2005*
%
2005
%
2004
%
2003
%
2002
%
Umsatzerlöse
372.637 100,0% 392.858 100,0% 363.589 100,0% 309.525 100,0% 283.136 100,0%
Herstellungs kosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
274.633 73,7% 292.081 74,3% 269.332 74,1% 231.500 74,8% 214.871 75,9%
Bruttoumsatz2 ergebnis Sonst. betriebl. Erträge Marketing/ Vertriebskosten Allg. Verwal tungskosten Sonst. betriebl. Aufwendungen Betriebs2 ergebnis Erträge aus Beteiligungen Zinsen und ähnl. Erträge Zinsen und ähnl. Auf wendungen Finanzergebnis
98.004 13.159
26,3% 100.777 3,5%
13.435
25,7%
94.257
25,9%
78.025
25,2%
68.265
24,1%
3,4%
9.899
2,7%
7.793
2,5%
8.194
2,9%
63.248 17,0%
69.007 17,6%
63.525 17,5%
52.322 16,9%
45.675 16,1%
10.253
2,8%
11.458
2,9%
10.663
2,9%
9.530
3,1%
8.643
3,1%
11.768
3,2%
13.887
3,5%
8.344
2,3%
6.403
2,1%
8.208
2,9%
25.894
6,9%
19.860
5,1%
21.624
5,9%
17.563
5,7%
13.933
4,9%
182
0,0%
182
0,0%
258
0,1%
389
0,1%
316
0,1%
471
0,1%
473
0,1%
931
0,3%
383
0,1%
240
0,1%
2.083 21.430
0,6% 20,4%
2.448 21.793
0,6% 20,5%
2.015 2826
0,6% 20,2%
3.500 22.728
1,1% 20,9%
4.023 23.467
1,4% 21,2%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
4.776
0,0%
6.219
0,0%
Außerordentl. Aufwendungen Ergebnis aus nicht weitergeführten Geschäfts bereichen Außerordentl. Ergebnis
6.397
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
1.353
0,0%
26.397
21,7%
0
0,0%
0
0,0%
24.776
21,5%
27.572
22,7%
Ergebnis vor Steuern (EBT)
18.067
4,8%
18.067
4,6%
20.798
5,7%
10.059
3,2%
2.894
1,0%
* fortzuführender Geschäftsbereich
Abb. 87: Strukturerfolgsrechnungen der Geschäftsjahre 2003 – 2005
227
5
Finanzierung
Unter Finanzierung versteht man die Beschaffung von finanziellen Mitteln. Die Aufgabe der betrieblichen Finanzierung eines Unternehmens ist die Kapitalbeschaffung und die Liquiditätssicherung. Nach der Herkunft des zu beschaffenden Kapitals wird zwischen der Innen- und Außenfinanzierung unterschieden. Zur Innenfinanzierung zählen die • Selbstfinanzierung, d. h. die Finanzierung aus einbehaltenen, nicht ausgeschütteten Gewinnen und aus Rücklagen sowie die • Finanzierung aus freigesetztem Kapital, d. h. die Finanzierung aus Abschreibungen, aus Vermögensumschichtungen und aus langfristigen Rückstellungen. Zur Außenfinanzierung gehören: • Die Beteiligungsfinanzierung. Es handelt sich dabei um eine Zuführung von Eigenkapital durch Kapitaleinlagen, die dem Unternehmen von den bisherigen Gesellschaftern neu zugeführt werden oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter bzw. Anteilseigner zufließen. • Die Kreditfinanzierung. Hierbei wird Fremdkapital, z. B. Kredite, aufgenommen. Für die Beurteilung eines Kredits, bzw. der (expliziten) Kosten eines Darlehens, ist nicht der Nominalzinssatz, sondern der Effektivzinssatz entscheidend, denn nur er sagt aus, wie viel ein Kredit tatsächlich kostet. Der Effektivzinssatz berücksichtigt alle anfallenden Kosten und Gebühren und ist daher genauer als der Nominalzinssatz. Somit ist der Effektivzinssatz zu ermitteln, um Kreditangebote besser voneinander unterscheiden zu können. Rechner „Kapitaldienstfähigkeit“
Die Kapitaldienstfähigkeit bezeichnet die Fähigkeit eines Kreditnehmers, sämtliche für einen Kredit notwendigen Zins und Tilgungszahlungen (d. h. den Kapitaldienst) uneingeschränkt erbringen zu können.
228
Kreditfinanzierung
5.1
5
Kreditfinanzierung
Eine Form der Fremd- und Außenfinanzierung ist die Kreditfinanzierung. Sie liegt vor, wenn einem Unternehmen Geld von außen durch Gläubiger zufließt, die keine Eigentumsrechte erwerben. Damit Kreditnehmer verschiedene Finanzierungsinstrumente miteinander vergleichen können, müssen sie deren Effektivverzinsung bzw. den effektiven Jahreszins wissen. Im folgenden Kapitel lernen Sie die wesentlichen Arten der Kreditfinanzierung kennen.
5.1.1
Kurzfristige Fremdfinanzierung
Zu den kurzfristigen Fremdfinanzierungsinstrumenten gehören • Kundenanzahlungen, • Lieferanten-, • Kontokorrent-, • Wechsel-, • Aval-, • Lombard-, • Rembours-, • Negoziations- sowie • kurzfristige Bankkredite (Verbraucherkredite). In diesem Abschnitt wird insbesondere der Lieferantenkredit betrachtet, da dieser häufig anstatt des Kontokorrentkredits in Anspruch genommen wird. Der Lieferantenkredit ist eine bequeme Finanzierungsart und erscheint für die Unternehmen auf den ersten Blick preiswert. Lieferantenkredit Der Lieferantenkredit ist ein Zahlungsaufschub. Er wird dem Käufer von Waren oder Dienstleistungen vom Verkäufer entweder freiwillig gewährt oder durch verzögerte Zahlung von Seiten des Käufers erzwungen – also vom Verkäufer unfreiwillig „eingeräumt“. Für den Käufer ist dies eine Finanzierungsform, da er die Ware schon erhalten hat, sie aber nicht sofort bezahlen muss. Der Lieferant räumt als Anreiz für den Käufer häufig eine Skontofrist ein, damit die Rechnung möglichst bald bezahlt wird. Der
229
5
Finanzierung
Skonto ist ein Kaufpreisnachlass, der gewährt wird, wenn die Rechnung innerhalb der Skontofrist bereinigt wird. Die Skontoangabe ist eine unterjährige Verzinsung, die in einen effektiven Jahreszins umzurechnen ist, d. h. der Zinseszinseffekt ist zu berücksichtigen. Der Lieferantenkredit ist in der Regel sehr teuer. Die Opportunitätskosten des Lieferantenkredits, die sich aus dem Skontoverlust ergeben, können entweder mithilfe der praxisüblichen Faustformel oder mit der so genannten exakten Formel berechnet werden. Verzinsung des Lieferanten kredits
Faustformel: iappr =
Skontosatz
( Zahlungsziel (z) Skontofrist (f))
× 360
365
Rechnungsbetrag z f Exakte Formel: ieff = 1 Barpreis
Effektiver Jah reszins des Lie ferantenkredits
Beispiel: Effektivzins des Lieferantenkredits Sie haben Werbegeschenke im Wert von 1.000 € gekauft. Auf der Rechnung steht: „Bei Zahlung innerhalb 8 Tage 3 % Skonto, bis 30 Tage netto“. Wie hoch ist der effektive Jahreszins nach der Faustformel? 3 × 360 = 49,09 % (p.a.) iappr = 30 8 Wie hoch ist der effektive Jahreszins nach der exakten Formel? 365
1000 22 ieff = 1= 0,657558 = 65,76 % (p. a.) 970
Anhand dieses Beispiels erkennen Sie sehr gut, wie teuer tatsächlich der Lieferantenkredit ist. Verbraucherkredit Ebenso wie der Lieferantenkredit scheint auch der Verbraucherkredit mit der Angabe des Nominalzinssatzes auf den ersten Blick günstig zu sein. Zur näherungsweisen Bestimmung des Effektivzinssatzes beim
230
Kreditfinanzierung
5
Verbraucherkredit kann die so genannte „Uniformmethode“ angewandt werden. Effektivverzinszung (peff ) =
(
Gesamtkosten × 2400 Laufzeit in × Nettokredit Monaten + 1
)
Effektiv Beispiel: Effektivzins eines Verbraucherkredits Eine Bank gewährt einen Verbraucherkredit von 5.000 € mit einer Lauf verzinsung zeit von 24 Monaten zu folgenden Konditionen: • Zinsen: 0,6 % pro Monat bezogen auf den Anfangskreditbetrag • Bearbeitungsgebühren: 2 % des Kreditbetrages • Vermittlungsprovision: 2 % vom Kreditbetrag • Rückzahlung: 24 gleiche Monatsraten
Zunächst werden die Rückzahlungsraten berechnet. K0 (Kreditsumme)
=
5.000,00 €
+ Zinsen = 5.000 € x 0,006 x 24
=
720,00 €
+ Bearbeitungsgebühren = 5.000 € x 0,02
=
100,00 €
+ Vermittlungsprovision = 5.000 € x 0,02
=
100,00 €
= Rückzahlungsbetrag
=
5.920,00 €
Monatliche Rate = 5.920 € / 24
= 246,67 € pro Monat
Als nächstes wird der Effektivzinssatz berechnet. 920 × 2.400 peff = = 17,66 % (24 + 1) × 5.000 Der Effektivzinssatz beträgt 17,66 % und nicht etwa (12 x 0,6 %) = 7,2 %. Zwischen dem Nominalzinssatz und dem Effektivzinssatz be steht somit ein sehr großer Unterschied. Sie sollten sich merken: Kreditangebote können erst anhand des Effektivzinssatzes verglichen werden.
231
5
Finanzierung
5.1.2
Langfristige Fremdfinanzierung
Zu den langfristigen Fremdfinanzierungsinstrumenten zählen vor allem • Anleihen (Obligationen, Schuldverschreibungen), • Schuldscheindarlehen und • langfristige Bankkredite. Die Bankkredite stellen das typische Finanzierungsinstrument der mittelständischen Unternehmen dar. Bankkredite In der Regel werden Darlehen als Investitions- oder Realkredit von Kreditinstituten, öffentlichen Stellen (z. B. KfW-Mittelstandsbank, Landesbanken etc.), Kapitalsammelstellen oder Privatpersonen (z. B. Gesellschafterdarlehen an GmbH) gewährt. Bei den Darlehen gibt es unterschiedliche Ausstattungsmerkmale: • Nominalzins (in % vom Nominalwert): Fixzinssatz, Zinssatz mit Bindung an vereinbarten Referenzzinssatz (z. B. an den EURIBOR), variabel (Zinsgleitklausel) • Disagio: Differenz zwischen Rückzahlungsbetrag und Auszahlungsbetrag • Weitere Kosten: Bearbeitungsgebühr, Kreditprovision, Kosten in Verbindung mit Sicherheiten • Freijahre: Zeitraum, indem die Tilgung ausgesetzt wird • Tilgungsformen: Annuitätentilgung, endfällige Tilgung, Ratentilgung Häufig ist bei den Krediten nur der nominale Zinssatz angegeben. Zu Vergleichszwecken wird jedoch der effektive Zinssatz benötigt. Der Effektivzins eines Darlehens ist abhängig vom Nominalzinssatz, dem Auszahlungskurs, der Provisionsberechnung des Kreditgebers und den sonstigen Kosten. Sehen Sie dazu das folgende Kapitel.
Tilgungsformen langfristiger Darlehen Im folgenden Abschnitt werden Ihnen die verschiedenen Darlehensarten und die damit verbundenen Tilgungsmodalitäten vorgestellt.
232
Kreditfinanzierung
5
Weiterhin werden die Auswirkungen auf die Zahlungsbelastung und den Effektivzins erläutert. Annuitätendarlehen Beim Annuitätendarlehen bleiben die Raten (= Tilgung und Zinsen) während der Laufzeit gleich. Das bedeutet, dass der Anteil der Tilgung von Jahr zu Jahr steigt, während der Anteil der Zinsen aufgrund des durch die Amortisation sinkenden Kreditbetrags kontinuierlich zurückgeht. Im Rahmen des Annuitätendarlehens gibt es die Möglichkeit tilgungsfreie Jahre zu vereinbaren, in denen Zinszahlungen aber keine Tilgung zu leisten sind. Das folgende Schaubild zeigt die Zahlungen beim Annuitätendarlehen ohne tilgungsfreie Jahre.
Zahlungen (€)
Annuitäten darlehen
D = Darlehen Z = Zinsen T = Tilgung
D
Z
Z
Z
Z
Z T
Zeit
T T T T
Abb. 88: Annuitätendarlehen ohne tilgungsfreie Jahre
Die Annuitäten werden ermittelt, indem der Barwert des Darlehens mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) multipliziert wird: Annuität = Darlehen x Kapitalwiedergewinnungsfaktor
233
5
Finanzierung
Merken Sie sich bitte: Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF), auch Annuitätenfaktor ge nannt, verwandelt eine Einmalzahlung im Jahr 0 in eine Reihe gleich hoher Zahlungen der folgenden n Jahre. Kapitalwieder gewinnungsfak tor
Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) =
qn × i qn 1
Beispiel: Annuitätendarlehen
KWF =
qn × i 1,085 × 0,08 = = 0,250456 qn 1 1,085 1
K0 = Darlehenssumme: 200.000 € n = Laufzeit: 5 Jahre inom = Nominalzinssatz: 8 % p. a. q =1+i
Tilgungsplan Jahr
Restschuld Jahresan2 fang
Zinsen
Tilgung
Annuität
Restschuld Jahresende
a
b = (a x 0,08)
c=d2b
d
e=a2c
1
200.000,00 €
16.000,00 €
34.091,29 €
50.091,29 €
165.908,71 €
2
165.908,71 €
13.272,70 €
36.818,59 €
50.091,29 €
129.090,12 €
3
129.090,12 €
10.327,21 €
39.764,08 €
50.091,29 €
89.326,04 €
4
89.326,04 €
7.146,08 €
42.945,21 €
50.091,29 €
46.380,83 € 0€
5
46.380,83 € Summe
3.710,47 €
46.380,83 €
50.091,29 €
50.456,46 €
200.000,00 €
250.456,46 €
Annuitätendarlehen mit zwei tilgungsfreien Jahren Die folgende Abbildung veranschaulicht den Verlauf eines Annuitätendarlehens mit zwei tilgungsfreien Anlaufjahren:
234
Kreditfinanzierung
Annuitäten6 darlehen mit zwei tilgungs6 freien Jahren
Zahlungen (€) D = Darlehen Z = Zinsen
D
5
T = Tilgung Zeit Z
Z
Z
Z
Z T
T T
Abb. 89: Annuitätendarlehen mit zwei tilgungsfreien Jahren
Sehen Sie hierzu folgendes Beispiel: Beispiel: Annuitätendarlehen mit zwei tilgungsfreien Jahren Es gelten dieselben Bedingungen wie im Beispiel vorher, jedoch werden zwei tilgungsfreie Jahre zu Beginn des Darlehens vereinbart. Zunächst wird der Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) für die übrig bleibenden drei Tilgungsjahre berechnet.
KWF =
qn × i 1,083 × 0,08 = = 0,388034 qn 6 1 1,083 6 1 Tilgungsplan mit zwei tilgungsfreien Jahren
Jahr Restschuld Jahresanfang
Zinsen
Tilgung
Annuität
Restschuld Jahresende
1
200.000,00 €
16.000,00 €
0€
2
200.000,00 €
16.000,00 €
0€
16.000,00 € 200.000,00 €
3
200.000,00 €
16.000,00 €
61.606,70 €
77.606,70 € 138.393,30 €
4
138.393,30 €
11.071,47 €
66.535,23 €
77.606,70 €
71.858,07 €
5
71.858,07 €
5.748,65 €
71.858,07 €
77.606,70 €
0€
64.820,12
200.000,00
264.820,10
Summe
16.000,00 € 200.000,00 €
Effektivverzinsung des Annuitätendarlehens Der vereinbarte Zinssatz eines Darlehens gibt die Nominalverzinsung an. Falls die Konditionen eines Darlehens ein Disagio vorse-
235
5
Finanzierung
hen, muss der Effektivzins berechnet werden, damit die Darlehensangebote miteinander verglichen werden können. Beispiel: Annuitätendarlehen mit Disagio Ein zweites Kreditinstitut bietet Ihrem Unternehmen einen Kredit über 200.000 € zu folgenden Konditionen an: • Auszahlungskurs: 96,00 % • Nominalzinssatz: 7,50 % • Laufzeit : 5 Jahre Tilgung im Rahmen einer im Zeitablauf konstanten Annuität, bei der der Tilgungsanteil laufend zu und der Zinsanteil entsprechend ab nimmt. 1. Wie hoch ist die jährliche Annuität für das Darlehen von nominal 200.000 €? 2. Ermitteln Sie die Effektivverzinsung. Lösung des Beispiels: Annuitätendarlehen mit Disagio 1. Ermittlung der Annuität: Annuität = Nominalbetrag x KWF (n = 5, i = 7,5%) Annuität = 200.000 € x 0,247165 = 49.432,94 €/Jahr 2. Effektivzinsberechnung mit Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF): Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Bank lediglich 192.000 € auszahlt und für die Dauer von 5 Jahren eine Annuität von 49.432,94 € erhält. Daraus ergibt sich folgender Zahlungsstrahl:
Zahlungen KWF5 = ?
192.000
0
49.433
49.433
49.433
1
2
5 Jahre
Abb. 90: Annuitätendarlehen mit Disagio
236
Kreditfinanzierung
5
Um den Effektivzinssatz zu erhalten, wird zunächst ermittelt, bei wel chem Zinssatz der Kapitalwiedergewinnungsfaktor die Auszahlungs summe von 192.000 € auf die Laufzeit von 5 Jahren so verteilt, dass die Annuität erreicht wird. 192.000 x KWF5 = 49.432,94 49.432,94 KWF5 = = 0,257463 192.000 In der Tabelle der finanzmathematischen Faktoren, die Sie im Anhang finden, schaut man unter n = 5 Jahren beim Kapitalwiedergewin nungsfaktor (KWF) und sucht unter verschiedenen Prozentsätzen bis man auf 0,257463 wie z. B. bei 9 % trifft: KWF = 0,257092 Tabellenzinssatz: 9,00 % KWF = 0,257760 Tabellenzinssatz: 9,01 % Die Effektivverzinsung liegt zwischen 9,00 % und 9,01 %. Rechner „Annuitätendarlehen“
Mithilfe dieser ExcelAnwendung können die jährliche Zins und Til gungsbelastung und den Restbetrag eines Annuitätendarlehens be rechnen. Rechner „Damnum2Disagio“
Mit dem Rechner DamnumDisagio können Sie vergleichen, was Sie für die Aufnahme eines Kredits bezahlen müssen, wenn Sie ein Disagio in Anspruch nehmen oder wenn Sie darauf verzichten.
Festdarlehen (Endfälliges Darlehen) Beim Festdarlehen bestehen die Raten des Kreditnehmers während der Laufzeit nur aus gleich bleibend hohen Zinszahlungen. Am Ende der Laufzeit wird das gesamte Darlehen in einer Summe getilgt, d. h. die Restschuld und die Zinsbelastung verringern sich während der Laufzeit nicht. Der Kreditnehmer hat während der Laufzeit konstant niedrige Belastungen und eine sehr große Belastung am Ende der Laufzeit. Bei dieser Kreditform spricht man auch von einer Zinshypothek. Die Tilgung erfolgt erst am Ende des n-ten Jahres.
237
5
Finanzierung
Endfälliges Dar lehen
Zahlungen (€) D = Darlehen Z = Zinsen
D
T = Tilgung Zeit Z
Z
Z
Z
Z
T
Abb. 91: Zahlungen beim endfälligen Darlehen
Ein Beispiel veranschaulicht den Zahlungsverlauf bei einem endfälligen Darlehen: Beispiel: Festdarlehen (Endfälliges Darlehen) Ein Darlehen in Höhe von 200.000 € mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Zinssatz von 8 % wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt. Die jährlichen Zinsen betragen 200.000 € x 0,08 = 16.000 €. Tilgungsplan Jahr Restschuld Jahresanfang
Zinsen
Restschuld Jahresende
Tilgung
1
200.000 €
16.000 €
0€
200.000 €
2
200.000 €
16.000 €
0€
200.000 €
3
200.000 €
16.000 €
0€
200.000 €
4
200.000 €
16.000 €
0€
200.000 €
5
200.000 €
16.000 €
200.000 €
0€
80.000 €
200.000 €
Summe
Wie wird die Effektivverzinsung bei einem endfälligen Darlehen berechnet? Sehen Sie zunächst folgendes Beispiel: Beispiel: Effektivverzinsung bei einmaliger Gesamttilgung Es wird ein Darlehen von 200.000 € zu einem Zinssatz von 7,5 % bei einer Auszahlung von 96 % über 5 Jahre gewährt, das zum Ende des 5. Jahres zurückgezahlt wird.
238
Kreditfinanzierung
Nominalwert
5
200.000 €
4 % Disagio
8.000 €
Auszahlungsbetrag
192.000 €
aber Rückzahlungsbetrag
200.000 €
Wenn das Darlehen zum Ende seiner Laufzeit getilgt wird, kann die Effektivverzinsung mithilfe folgender Methoden berechnet werden: • Faustformel • Restwertverteilungsfaktors • linearen Interpolation Zur Veranschaulichung der drei Methoden wurde jeweils das Beispiel oben zu Grunde gelegt. Effektivzinsberechnung mit Faustformel Die praxisübliche Methode zur Berechnung des Effektivzinses ist die so genannte Faustformel. Sie lautet: RA n A
inom + iappr =
iappr = approximativer (näherungsweiser) Effektivzinssatz inom = Nominalzinssatz (dezimal) R
= Rückzahlungsbetrag (dezimal)
A
= Auszahlungskurs (dezimal)
n
= Laufzeit (Jahre)
1,0 0,96 5 = 0,08646 = 8,646 % 0.96
0,075 + iappr =
Der näherungsweise ermittelte Effektivzinssatz beträgt 8,6 %.
239
5
Finanzierung
Effektivverzinsung mithilfe des Restwertverteilungsfaktors (RVF) Ein genaueres Ergebnis erhält man, wenn man den Disagiobetrag mithilfe des Restwertverteilungsfaktors RVF auf die Darlehenslaufzeit verteilt. Merken Sie sich bitte: Der Restwertverteilungsfaktor verteilt eine in n Jahren fällige Endzah lung in gleich hohe Zahlungen der Jahre 1 bis n.
Die Formel lautet: Ermittlung des Effektivzins satzes
ieff =
inom + (R A) × RVF ) A
ieff
= Effektivzinssatz
inom
= Nominalzinssatz
ieff =
RVF =
i
(1+ i )
n
1
0,075 + (1,0 0,96 ) × 0,172165 = 0,0853 = 8,53 % 0,96
Der mithilfe des Restwertverteilungsfaktors (RVF) ermittelte Effektivzinssatz beträgt 8,53 %. Effektivverzinsung mithilfe der linearen Interpolation Der interne Zinssatz ist der Zinssatz, bei dem der Kapitalwert (C0) gleich null ist. Die Gleichung lautet: n
1 t × St = 0 t=1 (1 + r )
C0 = A0 + ∑ A0
= Auszahlungsbetrag des aufgenommenen Kredits
r
= interner Zinsfuß
St
= Saldo der Zahlungsströme in der Periode t (t1 bis t0)
1. Die Zahlungssalden werden in die Kapitalwertformel eingesetzt: C0 = 192.000 +
240
15.000 15.000 15.000 15.000 215.000 + + + + =0 (1+ r ) (1+ r )2 (1+ r )3 (1+ r )4 (1+ r )5
Kreditfinanzierung
5
Um den internen Zinssatz (r) zu ermitteln werden zwei unterschiedliche hohe Zinssätze angenommen. Die Zinssätze sind so zu wählen, dass mit dem niedrigen Zinssatz ein positiver Kapitalwert und mit dem hohen Zinssatz ein negativer Kapitalwert erreicht wird. 2. Schätzung für i1 = 0,08 (= 8 %) C01 = 192.000 +
15.000 15.000 15.000 15.000 215.000 + + + + 2 3 4 (1+ 0,08) (1+ 0,08) (1+ 0,08) (1+ 0,08) (1+ 0,08)5
= + 4.007
Der wahre Zinsfuß ist höher als der geschätzte Zinssatz, da der Kapitalwert positiv ist. Somit wird ein höherer zweiter Zinssatz angenommen. 3. Schätzung für i2 = 0,09 (= 9 %) C02 = 192.000 +
15.000
+
15.000
+
15.000
+
15.000
+
215.000
(1+ 0,09) (1+ 0,09 )2 (1+ 0,09)3 (1+ 0,09)4 (1+ 0,09)5
= 3.669
Der wahre Zinsfuß ist niedriger als der geschätzte Zinssatz, da der Kapitalwert negativ ist. Zur Bestimmung des internen Zinsfußes wird die lineare Interpolation eingesetzt. 4. Lineare Interpolation r = i1 + C01 ×
r = 0,08 + 4.007 ×
i2 i1 C01 C 02
0,09 0,08 = 0,0852 = 8,52 % 4.007 ( 3.669 )
Der effektive Zinssatz beträgt pro Jahr näherungsweise mit der linearen Interpolation 8,52 %.
241
5
Finanzierung
Abzahlungsdarlehen (Ratendarlehen) Das Ratendarlehen ist ein i. d. R. langfristiger Kredit, der in gleich hohen Tilgungsraten während der Laufzeit zurückgezahlt wird. Beim Abzahlungsdarlehen bestehen die Kapitaldienste des Kreditnehmers aus abnehmenden Raten. Mit zunehmender Zeit sinkt der Zinsanteil, während der Tilgungsanteil konstant bleibt. Die Liquiditätsbelastung des Darlehennehmers ist zu Beginn der Darlehenslaufzeit hoch und wird gegen Ende geringer. Zahlungen (€) D = Darlehen
D
Z = Zinsen T = Tilgung Zeit
T
T
T
T
T
Z
Z
Z
Z
Z
Abb. 92: Zahlungen beim Abzahlungsdarlehen
Beispiel: Abzahlungsdarlehen (Ratendarlehen) Ein Abzahlungsdarlehen in Höhe von 200.000 € mit einer Laufzeit von fünf Jahren wird mit einem Zinssatz von 8 % in gleichen Beträgen ge tilgt. Der jährliche Tilgungsbetrag beträgt 40.000 € (= 200.000 € : 5). Tilgungsplan Jahr
Restschuld Jahresanfang
Tilgung
Kapitaldienst
Restschuld Jahresende
1
200.000 €
16.000 €
40.000 €
56.000 €
160.000 €
2
160.000 €
12.800 €
40.000 €
52.800 €
120.000 €
3
120.000 €
9.600 €
40.000 €
49.600 €
80.000 €
4
80.000 €
6.400 €
40.000 €
46.400 €
40.000 €
5
40.000 €
3.200 €
40.000 €
43.200 €
0€
48.000 €
200.000 €
248.000 €
Summe
242
Zinsen
5
Kreditfinanzierung
Effektivverzinsung eines Abzahlungsdarlehens Ist z. B. ein langfristiger Bankkredit nicht erst zum Ende der Laufzeit zurückzuzahlen, sondern durch konstante jährliche Abzahlungsraten zu tilgen, so wird für die Effektivzinsberechnung die mittlere Laufzeit benötigt. Allgemein gilt: Die Tilgungsrate, die im Zeitpunkt 1 fällig ist, steht dem Kreditnehmer ein Jahr zur Verfügung, die zweite Tilgungsrate zwei Jahre, die dritte drei Jahre usw. Die mittlere Laufzeit tm ergibt sich, indem man das arithmetische Mittel z. B. aus t1 (Laufzeit der Tranche 1 = kürzeste Laufzeit) und aus t5 (Laufzeit der Tranche 5 = längste Laufzeit) errechnet: tm = t
= gesamte Laufzeit (Tilgungszeit)
tm
= mittlere Laufzeit
t +1 2
Mittlere Laufzeit
Es wird die mittlere Laufzeit des fünfjährigen Abzahlungsdarlehens ermittelt. tm =
t +1 5 +1 = = 3 Jahre 2 2
Wie sich der Effektivzins für ein Abzahlungsdarlehen mit einem Disagio berechnet, demonstriert Ihnen das folgende Beispiel: Beispiel: Abzahlungsdarlehen mit Disagio Für ein Darlehen über 200.000 € mit einem Disagio von 4 %, einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Zinssatz von 7,5 % ergibt sich bei ei ner jährlich in gleichen Raten erfolgenden Tilgung als Effektivzins satz:
RA tm A
inom + iappr =
243
5
Finanzierung
0,04 5 +1 2 = 0,092 = 9,20 % 0,96
0,075 + iappr =
Die Berechnung mit dem Restwertverteilungsfaktor (RVF) führt zu fol gendem Ergebnis: RVF3,0 =
ieff =
inom 0,075 = = 0,309537628 tm q 1 1,0753 1
inom + (R A ) × RVF3,0
A 0,075 + (1,0 0,96 ) × 0,309537628 = 0,091 = 9,10 % = 0,96
Effektivzinsbestimmung bei Abzahlungstilgung mit tilgungsfreien Jahren Erfolgt die Tilgung eines Darlehens erst nach einigen tilgungsfreien Jahren, so sind die Freijahre tf für die Ermittlung der mittleren Laufzeit wie folgt zu berücksichtigen: Zahlungen (€) D = Darlehen
D
Z = Zinsen T = Tilgung Zeit Z
Z
Z
Z
Z T
T T
Abb. 93: Zahlungen beim Abzahlungsdarlehen mit zwei tilgungsfreien Jahren
244
Beteiligungsfinanzierung
5
Beispiel: Abzahlungsdarlehen mit zwei tilgungsfreien Jahren Für die im obigen Beispiel genannten Daten ergibt sich bei zwei til gungsfreien Jahren und einer danach jährlich in gleichen Raten er folgenden Tilgung nach der Faustformel folgender Effektivzinssatz: Zunächst wird die mittlere Laufzeit berechnet:
tm = t f + tf
( t $ tf ) + 1 2
=2+
(5 $ 2) + 1 2
= 4
Mittlere Lauf$ zeit mit til$ gungsfreien Jahren
= tilgungsfreie Jahre
Den Effektivzinssatz berechnen Sie nun mit folgender Formel: R$ A inom + tm iappr = = A
0,075 +
0,04
(5 $ 2) + 1 2+ 2
0,96
= 0,085 = 8,85 %
Berechnung mit dem Restwertverteilungsfaktor (RVF) Mit dem Restwertverteilungsfaktor (RVF) führt die Berechnung zu diesem Ergebnis:
RVF4,0 = ieff =
inom 0,075 = = 0,223567509 qtm $ 1 1,0754 $ 1
inom + (R $ A ) × RVF4,0
A 0,075 + (1,0 $ 0,96 ) × 0,223567509 = = 0,0874 = 8,74 % 0,96
5.2
Beteiligungsfinanzierung
Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung ist die Eigenfinanzierung in Form der Beteiligungsfinanzierung. Da die Finanzierung über den Kapitalmarkt zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird hier ausschließlich die Eigenkapitalbeschaffung für kapitalmarktorientierte emissionsfähige Unternehmen behandelt.
245
5
Finanzierung
5.2.1
Eigenkapitalbeschaffung für emissionsfähige Unternehmen
Eine ordentliche Kapitalerhöhung erfolgt durch die Ausgabe von neuen („jungen“) Aktien. Die Altaktionäre besitzen dabei ein Bezugsrecht entsprechend ihrer Beteiligung. Der rechnerische Wert des Bezugsrechts wird durch folgende Faktoren beeinflusst: • Bezugsverhältnis, • Bezugskurs der jungen Aktien und • Börsenkurs der alten Aktien Bezugs verhältnis
Bezugsverhältnis =
Zahl Altaktien a = Zahl Jungaktien n
oder Bezugsverhältnis =
Wert des Bezugsrechts
Wert des Bezugsrechts =
Wert des Bezugsrechts =
bisheriges Grundkapital Erhöhungskapital
Kurs Altaktie Kurs Jungaktie Bezugsverhältnis + 1 K a Kn a +1 n
Falls es bei den jungen Aktien eventuell einen Dividendennachteil gibt – die Dividendenberechtigung besteht z. B. nicht für das ganze Geschäftsjahr –, ist folgende Formel anzuwenden: Wert des Bezugsrechts mit Dividenden nachteil
Kurs Altaktie Wert des Bezugsrecht =
Jungaktie + (Kurs Dividendennachteil)
Bezugsverhältnis + 1
Bezugsrecht = Kurs Altaktie – neuer Mittelkurs
246
5
Beteiligungsfinanzierung
Neuer Mittelkurs =
bisheriges Aktienkapital + Kapitalerhöhung Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien
Neuer Mittelkurs
Beispiel: Ausgabe von neuen Aktien Die Forming Future AG erhöht ihr Grundkapital von 300 Mio. € auf 400 Mio. €. Der Kurs der alten Aktie liegt bei 180 €. 1. Die jungen Aktien sollen zu einem Kurs von 140 € zu beziehen sein. 2. Die jungen Aktien sind zusätzlich mit einem Dividendennachteil von 50 % gegenüber den alten Aktien ausgestattet. Die erwartete Dividende beträgt 8 €. Es sind das Bezugsverhältnis, der Wert des Bezugsrechts sowie der neue Mittelkurs zu berechnen. 1.
Bezugsverhältnis =
Bezugsverhältnis =
3 1
bisheriges Grundkapital a = Erhöhungskapital n
=3
Das bedeutet, dass für 3 alte Aktien eine neue Aktie bezogen werden kann. K 5K 180 5 140 40 Wert des Bezugsrechts = a n = = = 10 € a 3 4 +1 +1 n 1 Der rechnerische Wert des Bezugsrechts beträgt 10 € und entspricht der Differenz zwischen dem Kurs der alten Aktie und dem neuen Mittel5 kurs.
Neuer Mittelkurs =
Neuer Mittelkurs =
bisheriges Aktienkapital + Kapitalerhöhung Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien
(180 × 3) + (140 × 1) 3 +1
Neuer Mittelkurs
= 170 €
247
5
Finanzierung
2. Wert des Be zugsrechts bei Dividenden nachteil
Wert des Bezugsrechts bei Dividendennachteil =
Kurs Altaktie (Kurs Jungaktie + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1
Wert des Bezugsrechts bei Dividendennachteil =
180 (140 + 4 ) 36 = =9 € 3 4 1 + 1
Der Wert des Bezugsrechts sinkt bei höherem Ausgabepreis (Dividen dennachteil) der jungen Aktien.
5.2.2
Aktienbewertung
Für den Käufer einer Aktie stellt sich zum einen bei der Erstemission und zum anderen beim Erwerb auf einem Sekundärmarkt die Frage, ob die Aktie zu einem fairen Preis bewertet ist. Hierzu gibt es verschiedene Kennzahlen. Bilanzkurs Der Bilanzkurs ist die Messzahl für den inneren Wert einer Aktie, d. h. er gibt den rechnerischen Wert einer Aktie an. Bilanzkurs =
Bilanzkurs
bilanziertes Eigenkapital × 100 Grundkapital
Exakter wird die Berechnung mit dem korrigierten Bilanzkurs, wenn man noch die stillen Reserven zum Eigenkapital addiert. Beispiel: Bilanzkurs Die Forming Future AG weist in ihrer Bilanz als bilanziertes Eigenkapital (= gezeichnetes Kapital 400 Mio. € + Kapitalrücklage 550 Mio. € + Gewinnrücklage 50 Mio. €) = 1.000 Mio. € aus.
248
Beteiligungsfinanzierung
Einfacher Bilanzkurs =
Einfacher Bilanzkurs =
5
bilanziertes Eigenkapital × 100 Grundkapital
1.000 × 100 = 250 % 400
Ertragswert/Ertragswertkurs Der Ertragswert lässt sich durch Kapitalisierung des nachhaltig erwarteten Reinertrags ermitteln. Der Ertragswertkurs zeigt den inneren Wert einer Aktie aufgrund angenommener Ertragserwartungen an. Er wird ermittelt, indem die Summe der künftigen Nettoeinzahlungen (Gewinne) mit dem Kalkulationszinsfuß i des Anlegers abgezinst wird. Ertragswert (EW) =
Ertragswertkurs (EWK) =
Reinertrag Kapitalisierungszinsfuß
Ertragswert der Unternehmung Grundkapital
Ertragswert
Ertragswertkurs
Beispiel: Ertragswert/Ertragskurs Die Forming Future AG verfügt über ein Grundkapital (gezeichnetes Kapital) von 400 Mio. €. Der Nennwert der Aktie beträgt 5 €. Der Kal4 kulationszinsfuß i wird mit 10 % angesetzt. Die AG erwirtschaftet fünf Jahre lang jedes Jahr einen Überschuss von 50 Mio. €. Am Ende des fünften Jahres wird die Forming Future AG für 600 Mio. € verkauft. 1 (n=5) EW = 50 Mio. € × RBF(i=0,1) + 600 Mio. € × 5 1,1 600 Mio. € EW = 50 Mio. € × 3,790787 + = 562,09 Mio. € 1,610510 EWK =
562,09 Mio. € = 1,4052 = 140,52 % 400 Mio. €
249
5
Finanzierung
Gewinn pro Aktie Der Gewinn pro Aktie („Earnings per Share“) ist eine Ertragskennzahl, die zeigt, wie viel Gewinn ein Unternehmen pro Aktie erwirtschaftet. Gewinn pro Ak tie
Gewinn pro Aktie = =
Jahresüberschuss Anzahl der Aktien Jahresüberschuss gezeichnetes Kapital ÷ Nennwert einer Aktie
Beispiel: Gewinn pro Aktie Die Forming Future AG verfügt über ein Grundkapital von 400 Mio. € und der Nennwert pro Aktie beträgt 5 €. Sie erwirtschaftete einen Jah resüberschuss von 96 Mio. €. Jahresüberschuss Gewinn pro Aktie = Anzahl der Aktien Gewinn pro Aktie =
96 Mio. € = 1,20 €/Aktie 80 Mio. Aktien
Dividendenrendite Die Dividendenrendite zeigt die fiktive Verzinsung einer Aktie. Die zuletzt gezahlte Dividende wird ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs gesetzt. Von der Dividende ist die Kapitalertragsteuer abzuziehen, die der Aktionär in der Regel zahlen muss. Dividenden rendite
250
Dividendenrendite =
Nettodividende Kurs der Aktie
Finanzierung durch Abschreibungen
5
Beispiel: Dividendenrendite Die Forming Future AG zahlte an die Aktionäre eine Dividende von 0,60 € bei einem Kurs von 18 €. Von der Dividende wurden 25 % Kapi talertragsteuer einbehalten, so dass der Aktionär 0,45 € erhält.
Dividendenrendite =
Nettodividende 0, 45 € = = 0,025 = 2,5 % Kurs der Aktie 18 €
Kurs2Gewinn2Verhältnis (KGV) bzw. price2earning2ratio Das KGV ist eine Kennziffer zur Aktienkursbeurteilung. Es zeigt, ob eine Aktie preiswert oder teuer ist. Je niedriger das KGV, desto günstiger erscheint die Aktie. Die Kennzahl eignet sich zum Vergleich von Unternehmen derselben Branche. Aktienkurs KGV = Gewinn pro Aktie
KursGewinn Verhältnis
Beispiel: Kurs2Gewinn2Verhältnis Der Börsenkurs der Forming Future Aktie beträgt 18 € und die AG weist einen Jahresüberschuss von 96 Mio. € aus. Es sind 80 Mio. Aktien aus gegeben. Somit beträgt der Gewinn pro Aktie 1,20 €. Aktienkurs 18 € KGV = = = 15 Gewinn pro Aktie 1,20 €
5.3
Finanzierung durch Abschreibungen
Bei der Finanzierung durch Abschreibungen geht es darum, dass ein Unternehmen die in seine Preise einkalkulierten Abschreibungsbeträge nicht sofort für Auszahlungen verwenden muss, sondern das Geld aus verdienten Umsätzen bis zu einer möglichen Reinvestition des abgeschriebenen Vermögensgegenstands für andere Zwecke verwenden kann. Der Finanzierungseffekt durch Abschreibungen tritt als Kapitalfreisetzungseffekt und Kapazitätserweiterungseffekt auf.
251
5
Finanzierung
Den Kapazitätserweiterungseffekt bezeichnet man auch als Lohmann-Ruchti-Effekt. Durch den Kapazitätserweiterungseffekt kann ein Unternehmen allein dadurch, dass es die freigesetzten Abschreibungsgegenwerte sofort wieder in gleichartige Vermögensgegenstände reinvestiert, seine Periodenkapazität erhöhen95. Grund dafür sind die freigesetzten Mittel, die früher als zum Ende der Abschreibung einer Altanlage zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist die Teilbarkeit der Anlagen, d. h. es wird auf mehreren gleichartigen Anlagen produziert, die einzeln ersetzt oder zugekauft werden können. Sie sollten sich merken: Bei der Reinvestition der Abschreibungsgegenwerte erhöht sich die Ge samtkapazität der Produktionsmittel.
Voraussetzungen für den Kapazitätserweiterungseffekt sind: • gegebene Ausgangskapazität und homogene Aggregate • konstante Wiederbeschaffungspreise • Investitionen am Ende jedes Jahres • Abschreibungsdauer = Nutzungsdauer • keine Zinseffekte • Abschreibungsgegenwerte werden auch verdient Beispiel: Kapazitätserweiterungseffekt • In t0 wird eine Grundkapazität von 100 Anlagen aufgebaut • Kapazität pro Anlage und Periode: 1 Mengeneinheit (ME) • Preis (Wert) jeder Anlage: 1.000 € • Nutzungsdauer n = 5 Jahre • Abschreibungen erfolgen linear Das Beispiel zeigt, wie sich bei 100 Anlagen mit jeweiligen Anschaf fungskosten von 1.000 €, einer Nutzungsdauer von 5 Jahren und linea rer Abschreibung von 200 € pro Anlage die Kapitalfreisetzung und Kapitalerweiterung entwickelt. Sie sehen, dass Abschreibungen auf die Anlagen gebundenes Kapital freisetzen, so bald sie verdient sind. Diese
95
252
Vgl. Becker, H.P., S. 184, 2002.
Finanzierung durch Abschreibungen
5
Abschreibungsgegenwerte stehen zur Finanzierung neuer Investitionen bereit. Es können beispielsweise die verdienten Abschreibungen (20.000 €) vom ersten Jahr im zweiten Jahr für neue Anlagen (20 Stück) investiert werden. Im zweiten Jahr betragen die Abschreibungen 24.000 €, so dass dafür im dritten Jahr 24 neue Anlagen angeschafft werden können. Dies geht immer so weiter. Ende des fünften Jahres sind die Anlagen der Anfangs kapazität von 100 Stück abgeschrieben und stehen im sechsten Jahr nicht mehr zur Verfügung. Entsprechend nimmt in diesem Jahr die Ka pazität erstmals ab und wird anschließend wieder sukzessive aufgebaut, bis sich die Kapazität bei 166 Anlagen einpendelt. Durch den Kapazitätserweiterungseffekt konnte somit dauerhaft die Ka pazität um 66 Anlagen ohne zusätzliche Finanzierung erweitert werden. Jahr
Zugang zu Beginn des Jahres
Bestand = Kapazität
Abgang zu Beginn des Jahres
Abschreibung „freies Ka pital“
1
100
100
20.000
2
20
120
24.000
3
24
144
28.800
800
4
28
172
34.400
200
5
35
207
41.400
600
6
41
100
148
29.600
200
7
30
20
158
31.600
800
8
31
24
165
33.000
800
9
33
28
170
34.000
800
10
34
35
169
33.800
600
11
34
41
162
32.400
12
33
30
165
33.000
13
33
31
167
33.400
400
14
33
33
167
33.400
800
15
33
34
166
33.200
16
34
34
166
33.200
200
17
33
33
166
33.200
400
18
33
33
166
33.200
600
19
33
33
166
33.200
800
20
33
33
166
32.200
2
253
5
Finanzierung
Ausmaß des Kapazitätserweiterungseffektes Maximale Gesamtkapazität = Ausgangskapazität x Kapazitätserweiterungsfaktor (KEF)
Der Kapazitätserweiterungsfaktor (KEF) wird folgendermaßen berechnet: Kapazitäts erweiterungs faktor
KEF =
2×n 2 = 1 n +1 1+ n
n = Nutzungsdauer der Anlage
Beispiel: Kapazitätserweiterungsfaktor Die Nutzungsdauer einer Maschine beträgt 5 Jahre. Zu Beginn des Jah res werden 100 gleiche Maschinen angeschafft. 2 2 KEF = = = 1.66 1 1 1+ 1+ n 5 Die Kapazität kann um den Faktor 1,67 erhöht werden, d. h. langfristig pendelt sich der Bestand auf 166 Maschinen ein.
Die Beispiele zeigen, dass der Kapazitätserweiterungseffekt ausschließlich von der Nutzungsdauer der Vermögensgegenstände abhängt. Je länger die Nutzungsdauer, desto größer die Kapazitätserweiterung.
5.4
Leasing
Unter Leasing versteht man ein für einen bestimmten Zeitraum abgeschlossenes miet- oder pachtähnliches Verhältnis zwischen einem Leasinggeber und einem Leasingnehmer. Beim Leasing überträgt der Leasinggeber dem Leasingnehmer • einen Vermögensgegenstand • für eine vertraglich vereinbarte Zeit • gegen ein über die Zeit verteiltes Entgelt.
254
Leasing
5
Nach der Grundmietzeit kann eine Verlängerungs- oder Kaufoption vereinbart werden. Leasing kann mit der Kreditfinanzierung verglichen werden. Im Unterschied zur Kreditfinanzierung wird der Leasingnehmer im Regelfall nicht wirtschaftlicher Eigentümer des Leasinggegenstandes. Der Leasinggegenstand wird i. d. R. beim Leasinggeber bilanziert und somit kann der Leasingnehmer die Leasingraten steuermindernd als Aufwand verbuchen. Die Berechnung der Leasingrate ist vergleichbar mit der Ermittlung der Rückzahlungsraten beim Annuitätendarlehen. Beim Annuitätendarlehen ist die (Jahres-)Belastung des Kreditnehmers durch Tilgung und Verzinsung während der gesamten Laufzeit des Kredites konstant. Für die Berechnung der Annuitäten bzw. der Leasingraten wird der Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) eingesetzt. Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF), auch Annuitätenfaktor genannt, verwandelt eine Einmalzahlung im Jahr 0 in eine Reihe gleich hoher Zahlungen der folgenden n Jahre. qn × i Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) = qn 1 i
= Kalkulationszinssatz
q
=1+i
5.4.1
Kapitalwieder gewinnungsfak tor
Kalkulation von Leasingraten pro Jahr
Beispiele: Für die nachfolgenden vier Beispiele werden als Ausgangsbasis folgen de Daten eingesetzt • Verkaufspreis des Leasingobjekts (K0): 6 Mio. € • Grundmietzeit (n1): 6 Jahre • geplante Nutzungsdauer (n2): 10 Jahre • Refinanzierungszinssatz der Leasinggesellschaft: 8 % p. a. • Wagnis und Nebenkosten: 2 % p. a. • Gewinn (G): 4 % p. a.
255
5
Finanzierung
Beispiel 1: Grundmietzeit Leasingrate p. a. (L) ohne Sonderzahlung (S0) bei Vertragsabschluss, oh ne Kaufoption (zum Restwert (R)) und ohne Verlängerungsmiete (M)96. Leasingrate oh ne Sonderzah lung
KWF K0 L 0
L 1
L 2
L 3
…
n1
n1+1
n1+2
n1+3
…
n2
Grundmietzeit geplante Nutzungsdauer der Maschine
Ermittlung des Kalkulationszinssatzes i:
Kalkulationszinssatzes i: i = Refinanzierungssatz + Wagnis und Nebenkosten + Gewinn i = 0,08 + 0,02 + 0,04 = 0,14
L = K 0 x KWF = K 0 x
qn × i qn 1 6
L = 6.000.000 € x
1,14 × 0,14 = 1.542.945 € 6 1,14 − 1
Die jährliche Leasingrate pro Jahr beträgt 1.542.945 €. Beispiel 2: Mit Sonderzahlung Leasingrate p. a. mit Sonderzahlung (S0) bei Vertragsabschluss, ohne Kaufoption (zum vereinbarten Restwert (R)) und ohne Verlängerungs miete (M). Die Sonderzahlung bei Vertragabschluss beträgt 600.000 €.97
96 97
256
In Anlehnung an Däumler, S. 305, 2002. In Anlehnung an Däumler, S. 305 f., 2002.
Leasing
K0
5 Leasingrate mit Sonderzahlung
KWF
K0S 0
S0
L
0
L
L
1 2 3 Grundmietzeit
L …
n1
n1+1
n1+2
n1+3
…
n2
geplante Nutzungsdauer der Maschine
L = (K 0 S 0 ) × KWF = (K 0 S 0 ) ×
q1 × i n
n
q1 1 L = (6.000.000 € 600.000 € ) ×
1,146 × 0,14 = 1.388.650 € p. a. 1,146 1
Die jährliche Leasingrate beträgt 1.388.650 € pro Jahr. Beispiel 3: Mit Kaufoption (R) Leasingrate p. a. ohne Sonderzahlung (S0) bei Vertragsabschluss, aber mit Kaufoption (R) zum Zeitpunkt n1 = 3 Mio. € (50 % des Verkaufs 98 preises) . 1 n q
R0
Leasingrate mit Kaufoption
R KWF
K0 K0R0 L 0
L 1
L 2
L 3
n1
n1+1
n1+2
n1+3
…
n2
Grundmietzeit geplante Nutzungsdauer der Maschine
98
In Anlehnung an Däumler, S. 306 f., 2002.
257
5
Finanzierung
R q 1 ×i L = (K 0 R0 ) × KWF = K 0 n1 × n1 q q 1 n
3.000.000 € 1,14 6 × 0,14 L = 6.000.000 € × 1,14 6 1 = 1.191.470 € p. a. 1,146
oder: Berechnung mit Restwertverteilungsfaktor
L = K 0 × KWF (R × RVF ) = K 0 ×
qn1 × i i R × n 1 n1 q 1 q 1
L = 6.000.000 € × 0,257157 ( 3.000.000 € × 0,117157 ) L = 1.191.471 € p. a.
Die jährliche Leasingrate beträgt 1.191.470 € pro Jahr. Beispiel 4: Mit Verlängerungsmiete (M) Leasingrate p. a. ohne Sonderzahlung (S0) bei Vertragsabschluss und ohne Kaufoption aber mit Verlängerungsmiete (M) = 350.000 € p. a.99 Leasingrate mit Mietver längerungs option
1 q
Z0 K0
n
RBF(n2 – n1) Zn1
1
KWF (n1)
K0 Z0
L 0
L 1
L 2
L 3
n1
M
M
M
n1+1
n1+2
n1+3
Grundmietzeit geplante Nutzungsdauer der Maschine
99
258
In Anlehnung an Däumler, S. 307 f., 2002.
M …
n2
Leasing
5
L = (K 0 Z 0 ) × KWF
(n ) 1
1 1 Z0 = Z × n1 = M × RBF × (n1 ) ( n2 n1 ) qn1 q (n n ) q 2 1 1 1 qn1 × i L = K0 M × × × n1 n q 1 (n n ) q 1 q 2 1 × i 1,144 1 1 1,146 × 0,14 L = 6.000.000 350.000 × × × 4 1,14 × 0,14 1,146 1,146 1 = 1.423.468 € p. a.
Die jährliche Leasingrate beträgt 1.423.468 € pro Jahr.
RBF = Rentenbarwertfaktor =
qn 1 qn × i
Der Rentenbarwertfaktor (RBF) verwandelt eine Zahlungsreihe in eine „Einmalzahlung jetzt“.
5.4.2
Kalkulation der Leasingraten pro Monat
Die Ermittlung der monatlichen Leasingrate wird anhand eines Beispiels erläutert.100 Beispiel: Leasingrate pro Monat Kalkulationszinssatz des Leasinggebers = pa = 10 % p. a. Vertragslaufzeit (n) = 5 Jahre Wie hoch ist die monatliche Leasingrate des Leasingnehmers (l) in Pro zent?
100
In Anlehnung an Däumler, S. 286 ff., 2002.
259
5
Finanzierung
KWF
RVF
K0
l
0
1
l
( ) pa n
( ) m
l
2
KWF
pm
l
3
( ) pm
m×n
L
L
L
12
24
60 Monate
Leasingdauer der Maschine
Zunächst wird die jährliche Leasingrate ermittelt. p L = KWF a x K 0 n L =
1,15 × 0,1 × K 0 = 0,263797 x K 0 = 26, 3797 % × K 0 1,15 1
Ermittlung der monatlichen Leasingrate: Der Monatszinssatz pm wird aus dem Jahreszinssatz pa ermittelt.
p =? l = RVF m ×L m = 12 Monate 12 p pa = 1 + m 1 × 100 100 p 10 pm = 12 1 + a 1 × 100 = 12 1 + 1 × 100 100 100 pm = 0,797414 % pro Monat
(
)
i 0,00797414 RVF pm = ? = = = 0,079741 m = 12 Monate qm 1 1,0079741412 1
(
)
l = RVF pm = 0,00797414 × L = 0,079741 x 26,3797 % × K 0 m = 12 Monate l = 2,1 % × K 0
260
Factoring
5
oder ×K = l = KWF 0 n ×m pm
1,0079741460 × 0,0079414 × K0 1,0079741460 1
l = 0,021 × K 0 = Leasingrate pro Monat
Die monatliche Leasingrate beträgt 2,1 % der Anschaffungskosten.
5.5
Factoring
Unter Factoring versteht man den Ankauf von noch nicht fälligen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen eines Unternehmens (Forderungsverkäufer) durch einen Factor (Factoring-Gesellschaft). Der Factor bevorschusst die angekauften Forderungen und trägt in der Regel das Forderungsausfallrisiko (Delkredere). Das Factoring kann folgende Funktionen übernehmen: • Finanzierungsfunktion (Ankauf und Kreditierung der Forderungen) • Dienstleistungsfunktion (Führen der Debitorenbuchhaltung, des Mahnwesens, des Rechnungsinkassos und Beratung) • Delkrederefunktion (Kreditversicherung, soweit der Factor das Ausfallrisiko übernimmt)
Funktionen des Factorings
Wie Sie beurteilen können, ob sich ein Factoring lohnt, erläutert Ihnen folgendes Beispiel: Beispiel: Factoring Die Büromöbel GmbH hat einen jährlichen Umsatz von 20 Mio. €. Das Zahlungsziel beträgt 30 Tage (1 Monat). Eine FactoringGesellschaft unterbreitet der Büromöbel GmbH folgendes Angebot: • • • •
Dienstleistungsgebühr: Delkrederegebühr: Zinsen: Sperrkontosatz:
1,2 0,9 11,0 10,0
% des Umsatzes % des Umsatzes % p. a. % des Umsatzes
Beachten Sie, dass bei Inanspruchnahme des Factors Personalkosten in Höhe von 170.000 € eingespart werden können und sonstige Kos teneinsparungen in Höhe von jährlich 60.000 € möglich sind. Zudem ergeben sich weitere Einsparungen im Einkauf in Höhe von 240.000 €,
261
5
Finanzierung
außerdem können die Lieferantenverbindlichkeiten in Höhe von 8 Mio. € zukünftig mit 2 Prozent Skonto bezahlt werden. Die FactorKosten betragen jährlich: Dienstleistungsgebühr:
20 Mio. € x 0,012 = 240.000 €
Delkrederegebühr:
20 Mio. € x 0,009 = 180.000 €
Kapitalkosten: Umsatz Sperrbetrag
20 Mio. € 2 Mio. €
vor zufinanzierender Betrag: = 18 Mio. € durchschnittlich zu finanzierender Betrag: 18 Mio. € / 12 Monate = 1,5 Mio. € x 0,11 = 165.000 € 585.000 €
Den FactorKosten stehen Einsparungen gegenüber, die zu folgender effektiven Belastung der Büromöbel GmbH führen: FactorKosten:
585.000 €/Jahr
– Personalkosten:
170.000 €/Jahr
Einsparungen Einkauf
240.000 €/Jahr
Skonto (8 Mio. € x 0,02)
160.000 €/Jahr
– sonstige Kosten: = effektive Einsparung
60.000 €/Jahr 45.000 €/Jahr
Beachten Sie: Die Beurteilung, ob die Zusammenarbeit mit dem Factor vorteilhaft ist, darf nicht nur die FactorKosten betreffen. Es sind auch Einsparungen, die sich meist aus dem Factoring ergeben, zu berücksichtigen. Sie sollten weiterhin beachten, dass in die Beurteilung der Vorteilhaf tigkeit auch Überlegungen einfließen sollten, die sich auf die Abhängig keit des Unternehmens vom Factor beziehen.
262
6
Investitionsrechnung
Mit zunehmender Kapitalintensität werden Investitionsentscheidungen und damit Investitionsrechnungen immer wichtiger. Die zentrale Aufgabe der Investitionsrechnung ist es, die Vorteilhaftigkeit einzelner bzw. verschiedener Investitionsobjekte zu ermitteln. Investitionen können nach dem Investitionsobjekt unterschieden werden: • Sachinvestitionen (materielle Realgüter, z. B.: Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Werkstoffe) • Immaterielle Investitionen (Lizenzen, Patente, Forschung und Entwicklung, Werbung, Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter) • Finanzinvestitionen (Wertpapiere, Forderungen, Beteiligungen an anderen Unternehmen)
6.1
Investitionsrechenverfahren
Die Standardverfahren der Investitionsrechnung zeigt Ihnen die folgende Übersicht: Statische Verfahren
Dynamische Verfahren
• Kostenvergleichsrechnung
• Kapitalwertmethode
• Gewinnvergleichsrechnung
• Annuitätenmethode
• Rentabilitätsrechnung
• Interne Zinsfußmethode
• Amortisationsrechnung
• Amortisationsrechnung
263
6
Investitionsrechnung
6.2
Festlegung des Kalkulationszinsfußes
Der Kalkulationszinsfuß i stellt die aus Marktzins und Risikogesichtspunkten abgeleitete Mindestverzinsung dar, die der Investor einer Investition fordert, um sie durchzuführen. Die Verzinsung orientiert sich an den Kosten, die dem Investor durch die Investition entstehen, falls er sich das Geld leihen muss, so stellt der Sollzinssatz des Kapitalmarktes die Untergrenze dar. Sofern er das Investitionsobjekt aus Eigenkapital finanziert, entstehen ihm Opportunitätskosten aus entgangenen Gewinnen alternativer Kapitalanlagemöglichkeiten. Wie können Sie den Kalkulationszinsfuß ermitteln? Ermittlung des Kalkulations zinsfußes
Ermittlung des Kalkulationszinsfußes i
Finanzierungskosten
Sonstige Ansätze
Opportunitätskosten
• Fremdkapital: für i ist der Kreditzins lang fristiger Kredite zu verwenden
• Orientierung am Markt und Unter nehmerrisiko, wie z. B. beim Capital Asset Pricing Model • Subjektive Erwar tungen des Investors
• Bisheriger Kalkulati onszinsfuß im Unter nehmen
• Eigenkapital: für i bietet sich z. B. die Anleiherendite am langfristigen Kapital markt an • Gewichtetes Mittel aus Eigen und Fremdkapital
+
• Ausnahmezins: Be rücksichtigung von besonderen Risiken durch einen Auf schlag
+
• Durchschnittliche Unternehmensrendi te • Branchenübliche Verzinsung
+
Risikozuschlag
Abb. 94: Ermittlung des Kalkulationszinsfußes
264
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
6.3
6
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
Im Idealfall sollen die Investitionsrechnungen alle Ein- und Auszahlungen, die durch ein Investitionsobjekt ausgelöst werden, prognostizieren. Bei den statischen Verfahren werden die Zahlungsgrößen vereinfachend durch die Erfolgsgrößen einer Durchschnittsperiode (Kosten und Leistung bzw. Ertrag und Aufwand) ersetzt. Das Entscheidungsproblem wird auf Basis einer Durchschnittsperiode betrachtet, d. h. der zeitliche Zahlungsanfall wird nicht berücksichtigt. Die erforderlichen Daten können aus der Buchführung oder der Kosten- und Leistungsrechnung bezogen werden.
6.3.1
Kostenvergleichsrechnung
Hier werden zwei oder mehrere Investitionsalternativen im Hinblick auf ihre Kosten gegenübergestellt. Ziel der Kostenvergleichsrechnung ist die Kostenminimierung. • Vorteilhaftigkeitskriterium: Wählen Sie die Investitionsalternative mit den niedrigsten Stück- und/oder Periodenkosten aus. • Es werden nur die Kosten berücksichtigt, die durch die Investition zusätzlich entstehen. • Bei quantitativen Unterschieden werden als Vergleichsbasis die Stückkosten betrachtet. Die folgenden Kostenkomponenten spielen bei der Kostenvergleichsrechnung eine Rolle: • Betriebskosten − variable Kosten Kvar (z. B. Material, Energie, Löhne bei Akkordfertigung) − Fixkosten KfixBetrieb (z. B. Miete, Leasingraten, Versicherungsbeiträge, Gehälter) • Kapitalkosten (fixe Kosten) − kalkulatorische Zinsen (entgangene Zinsen) auf das durchschnittlich gebundene Kapital − kalkulatorische Abschreibungen (Kapitalverzehr)
Kosten vergleichs rechnung
Betriebskosten
265
6
Investitionsrechnung
Kalkulatorische Zinsen Die kalkulatorischen Zinsen werden für das eingesetzte Kapital ermittelt, indem man das durchschnittlich gebundene Kapital (DGK) als Berechnungsbasis wählt. Das durchschnittlich gebundene Kapital erhöht sich bei Annahme eines Restwertes, da am Ende der Nutzungsdauer der Liquidationserlös noch nicht freigesetzt ist. Die kalkulatorischen Zinsen sind daher insgesamt höher. Dieser Sachverhalt ist in der folgenden Abbildung dargestellt. gebundenes Kapital I0
(I0 + RWn)/2 durchschnittlich gebundenes Kapital RWn
n
I0
= Anschaffungswert
RWn
= Restwert am Ende der Nutzungsdauer
n
= Nutzungsdauer (Jahre)
Zeit
Abb. 95: Durchschnittlich gebundenes Kapital bei kontinuierlichen Rückflüssen Kalkulatorische Zinsen
Zinsen pro Periode = i = Kalkulationszinsfuß
266
I0 + RWn ×i 2
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
6
Kalkulatorische Abschreibungen Die kalkulatorischen Abschreibungen sollen den tatsächlichen Werteverzehr der Investitionsobjekte widerspiegeln. Die durchschnittlichen jährlichen Abschreibungen werden ermittelt, indem der abzuschreibende Betrag auf die Jahre der Nutzungsdauer verteilt wird. Der abzuschreibende Betrag ergibt sich als Differenz von Anschaffungskosten (Kapitaleinsatz) und Liquidationserlös (Restwert). I RWn Kalkulatorische Abschreibungen pro Periode = 0 n
Kalkulatorische Abschreibungen
Kapitalkosten pro Periode (Kapitaldienst)
Kapitalkosten pro Periode =
I0 RWn I0 + RWn + ×i n 2
Kapitalkosten
Die Kapitalkosten (Kapitaldienst) und Betriebskosten sind die gesamten periodenbezogenen Kosten (K), die ein Investitionsobjekt verursacht. Gesamtkosten = Kapitaldienst (KD) + Betriebskosten (B)
Falls die Gesamtkosten K von der Ausbringungsmenge x linear abhängig sind, erhält man die lineare Kostenfunktion: K = Kfix + kvar x K Kfix kvar x
= = = =
Gesamtkosten ermittlung
Gesamtkosten fixe Kosten gesamt variable Stückkosten Ausbringungsmenge
Die Stückkosten können folgendermaßen ermittelt werden:
K K k = = fix + k var x x
Stückkosten
267
6
Investitionsrechnung
Kritische Produktionsmenge Vor der endgültigen Investitionsentscheidung sollte sich der Investor im Klaren sein, dass sowohl die Gesamtkosten als auch die Stückkosten einer Investition von der Produktionsmenge abhängig sind. Falls zwei Investitionsalternativen A (niedrige Fixkosten, höhere variable Stückkosten) und B (höhere Fixkosten, niedrigere variable Stückkosten) zur Auswahl stehen, so ist bis zu einer bestimmten Ausbringungsmenge x die Alternative A kostengünstiger als B. Da aber die variablen Stückkosten von A gegenüber B höher sind, verhält es sich ab einer bestimmten Ausbringungsmenge umgekehrt: B ist dann kostengünstiger als A. Die kritische Produktionsmenge (xkrit) gibt an, wann A und B kostengleich sind. Somit gilt: KA = KB, damit ist: KfixA + (kvarA x) = KfixB + (kvarB x) Kritische Menge
Kritische Menge : xkrit
=
K fixA K fixB k varB k varA
KA
Kosten
KB KfixB KfixA A ist günstiger
B ist günstiger kritische Menge
Menge (x)
Abb. 96: Kritische Menge
268
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
6
Sie sollten sich merken: Die Alternative mit den geringsten Gesamtkosten bzw. die Inves titionsalternative mit den geringsten Stückkosten ist die Vorteilhafteste. Bei ungleicher Ausbringungsmenge sind immer die Kosten pro Leis tungseinheit (Stückkosten) zu vergleichen.
Sehen Sie hierzu folgendes Beispiel: Fallbeispiel: MFN GmbH Die MFN GmbH plant die Eröffnung einer neuen Zweigniederlassung in Los Angeles. Hierzu prüft sie zwei Angebote von Spindelmaschinen zur Bewicklung von Motorspulen mit unterschiedlicher Kapazität. Es sind folgende Daten bekannt: Maschine A Anschaffungskosten (I0) (€) Liquidationserlös am Ende (RW) (€)
Maschine B
390.000
525.000
78.000
105.000
5
5
Produktionskapazität (Stück/Jahr)
35.000
40.000
Gehälter (fix) (€/Jahr)
46.000
56.000
Sonstige Fixkosten (€/Jahr) Materialkosten pro Jahr (€) bei voller Produktions kapazität
25.700
20.100
35.000
40.000
Lohnkosten (€/Jahr) bei voller Produktionskapazität Sonstige var. Kosten (€/Jahr) bei voller Produktions kapazität
52.000
20.000
7.150
5.200
Nutzungsdauer (n) (Jahre)
Kalkulationszinsfuß (i) (%)
10
10
Erlöse pro Stück (€/Stück)
7,50
7,50
1. Es werden die Kapitalkosten für beide Maschinen berechnet. Maschine A Kalk. Abschreibung (€)
Kalk. Zinsen (€)
Kapitalkosten (€)
I RWn = 0 n =
I0 + RWn ×i 2
Maschine B
62.400
84.000
23.400
31.500
85.800
115.500
269
6
Investitionsrechnung
2. Mithilfe der Kostenvergleichsrechnung wird die Maschine mit den geringsten Kosten ausgewählt. Da bei beiden Maschinen die Kapazi täten unterschiedlich sind, muss ein Stückkostenvergleich durchge führt werden. Kostenvergleich pro Stück
Maschine A
Maschine B
Kalk. Abschreibung (€)
62.400
84.000
Kalk. Zinsen (€)
23.400
31.500
Gehälter (€)
46.000
56.000
Sonstige Fixkosten (€)
25.700
20.100
157.500
191.600
4,50
4,79
Materialkosten (€)
35.000
40.000
Lohnkosten (€)
52.000
20.000
Fixe Kosten gesamt (€) Fixe Stückkosten (€)
Sonstige variable Kosten (€)
7.150
5.200
Variable Kosten gesamt (€)
94.150
65.200
Variable Stückkosten (€)
2,69
1,63
Gesamte Stückkosten (€)
7,19
6,42
Kostendifferenz (€)
0,77
Die Maschine B ist die kostengünstigere Alternative. 3. Kritische Menge: Ein Vergleich von Investitionsalternativen über die Kosten pro Leistungseinheit führt nicht immer zu sinnvollen Ergeb nissen. Es wird keine Aussage über die Auslastung der Investitions objekte getroffen. Eine solche Aussage lässt sich nur durch die Be rechnung der kritischen Auslastungsmenge machen. x krit =
K fixB K fixA 191.600 157.500 = = 32.170 Stück/Jahr k varA k varB 2,69 1,63
xkrit
= kritische Auslastungsmenge (Stück)
Kfix
= fixe Gesamtkosten (€/Periode)
kvar
= variable Stückkosten (€/Stück)
Bis zu einer Jahresmenge von 32.170 Stück ist die Maschine A die kostengünstigere Alternative, bei einer höheren Stückzahl ist die Maschine B günstiger.
270
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
6.3.2
6
Gewinnvergleichsrechnung
Bei der Gewinnvergleichsrechnung werden, anders als in der Kostenvergleichsrechnung, zusätzlich die Periodenerlöse in das Investitionskalkül miteinbezogen. Der Maßstab für die Vorteilhaftigkeit einer Investition ist der durch die Investition erzielte durchschnittliche Gewinn pro Periode. Gewinn Erlöse Kosten
= Erlöse (E) – Kosten (K) = Absatzmenge x Preis pro Stück = analog zur Kostenvergleichsrechnung
Gewinn vergleichs rechnung
Es wird bei der Gegenüberstellung von zwei oder mehreren Investitionsalternativen die Alternative ausgewählt, bei der der Gewinn am größten ist. Für die Gewinnvergleichsrechnung gilt: • Eine Investition ist vorteilhaft, wenn der Gewinn > 0 ist. • Wenn Gewinn von Objekt A > Gewinn von Objekt B, dann gilt, dass das Investitionsobjekt A besser als das Investitionsobjekt B ist. Bei einer voraussichtlich mengenmäßig unterschiedlich genutzten Leistung der alternativen Investitionsobjekte, kommt nur ein Gewinnvergleich pro Periode in Betracht. Ein Gewinnvergleich pro Stück würde zu einer falschen Entscheidung führen. Gewinnschwellenanalyse Für das Entscheidungsgremium ist nicht nur der errechnete Plangewinn von Bedeutung, sondern auch die Frage, bei welcher Beschäftigung die Maschinen noch Gewinn erzielen oder schon in die Verlustzone kommen. Der Break-even-Point (Gewinnschwelle) zeigt jene Menge an, die abgesetzt werden muss, damit eine Investition von der Verlust- in die Gewinnzone kommt. Zur Risikoabschätzung ist es unter Umständen empfehlenswert, eine Gewinnschwellenanalyse durchzuführen.
271
6 Gewinnschwelle (Breakeven Point)
Investitionsrechnung
Gewinnschwelle =
Fixkosten Stückdeckungsbeitrag
Gewinnschwelle =
Fixkosten Stückerlöse variable Kosten pro Stück
Fallbeispiel: MFN GmbH Es werden die Daten der Kostenvergleichsrechnung übernommen. Für die Gewinnvergleichsrechnung müssen zusätzlich die Erlöse (7,50 € pro Stück) berücksichtigt werden. Gewinnvergleich pro Periode bei verschiedenen Leistungsmengen
Maschine A
Maschine B
Produktionskapazität (Stück/Jahr) Erlöse (€)
262.500
300.000
Kalk. Abschreibung (€)
62.400
84.000
Kalk. Zinsen (€)
23.400
31.500
Gehälter (€)
46.000
56.000
Sonstige Fixkosten (€)
25.700
20.100
157.500
191.600
52.000
20.000
Fixe Kosten gesamt (€) Lohnkosten (€) Sonstige variable Kosten (€)
7.150
5.200
Variable Kosten gesamt (€)
94.150
65.200
Gewinn (€)
10.850
43.200
Gewinndifferenz (€)
32.350
Mit der Maschine B kann ein um 32.350 € höherer Gewinn erwirtschaf tet werden. Gewinnschwellenanalyse:
BreakevenPoint =
272
Fixkosten Stückdeckungsbeitrag
=
Kfix p – kvar
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
157.500 = 32.744 St. ( 7,50 2,69 ) 191.600 Maschine B: BreakevenPoint = = 32.640 St. 7,50 ( 1,63) Maschine A: BreakevenPoint =
6 Breakeven Point = Gewinnschwelle
Um die Gewinnzone zu erreichen müssen bei Maschine A mindestens 32.744 Stück und bei Maschine B mindestens 32.640 Stück abgesetzt werden. Sie sollten sich merken: Jede Investition mit positivem Gewinn ist vorteilhaft. Die Investitionsalternative mit dem höchsten Gewinn ist die Vorteilhaf teste. Rechner „Gewinnschwellenanalyse“
Mit diesem Rechner können Sie eine Gewinnschwellenanalyse für Ihr Unternehmen durchführen. Die Berechnung kann sowohl grafisch als auch rechnerisch erfolgen
6.3.3
Rentabilitätsrechnung
Hier wird zusätzlich der Kapitaleinsatz berücksichtigt. Dies geschieht, indem der durchschnittliche Gewinn auf das durchschnittlich gebundene Kapital bezogen wird. Mit der Rentabilitätsrechnung kann die absolute Vorteilhaftigkeit einer Investition festgestellt werden, d. h. es wird ermittelt, ob die geforderte Mindestverzinsung erreicht wird oder nicht. Die Rentabilität gibt den Zinssatz an, mit dem sich der Kapitaleinsatz durchschnittlich pro Jahr verzinst. Für die Berechnung der Rentabilität wird der Gewinn vor Zinsen zum durchschnittlich eingesetzten Kapital ins Verhältnis gesetzt. Da die kalkulatorischen Zinsen zusammen mit den anderen Kosten bei der Ermittlung des Gewinns von den Umsatzerlösen abgezogen wurden, werden Sie bei der Rentabilitätsberechnung wieder dazuaddiert und somit rückgängig gemacht. Es gilt für den Gewinn vor kalkulatorischen Zinsen: Gewinn vor Zinsen = Gewinn + kalkulatorische Zinsen
Gewinn vor Zin sen
273
6
Investitionsrechnung
Die Formel für die Rentabilität lautet: Rentabilität
Rentabilität =
Rentabilität =
∅ Gewinn vor Zinsen x 100 ∅ gebundenes Kapital ∅ Gewinn + kalk. Zinsen x 100 I0 + RW n 2
Fallbeispiel: MFN GmbH Es werden die Zahlen aus der Gewinnvergleichsrechnung übernommen. Berechnung der Rentabilität
Maschine A : Rentabilität =
10.850 + 23.400 × 100 = 14,64 % 234.000
43.200 + 31.500 × 100 = 23,71 % 315.000 Die Maschine B ist zu bevorzugen, da sie eine um 9,07 Prozent höhere Rentabilität aufweist.
Maschine B : Rentabilität =
Sie sollten sich merken: Jede Investition ist vorteilhaft, wenn die Rentabilität größer oder zu mindest gleich groß ist wie der vorgegebene Mindestverzinsungssatz. Wähle die Investitionsalternative mit der größten Rentabilität.
6.3.4
Statische Amortisationsrechnung
Die Amortisationsrechnung dient dazu, Investitionsobjekte unter Sicherheitsaspekten zu beurteilen, d. h. die Liquiditätsgesichtspunkte stehen im Vordergrund. Sie ermittelt den Zeitraum, in dem das investierte Kapital über die Einzahlungsüberschüsse wieder in das Unternehmen zurückfließt. Sie hat das Ziel, diejenige Investition mit der kürzesten Amortisationszeit zu ermitteln und stellt einen Maßstab für die Risikoeinschätzung des Investors dar. Die Rückgewinnung des investierten Kapitals erfolgt über den Cashflow (= Jahresgewinn + Abschreibungen).
274
Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
Bei der Amortisationsrechnung stellt man sich die Frage: • Wie viele Jahre dauert es, bis die Anschaffungsausgabe durch die erwirtschafteten Einnahmeüberschüsse wiederverdient wurde?
6 Amortisations rechnung
Für die Vorteilhaftigkeit einer Investition gilt: • Wählen Sie das Investitionsobjekt mit der kürzesten Amortisationszeit, wobei die Amortisationsdauer eine vom Unternehmen festgelegte Amortisationszeit-Obergrenze nicht überschreiten darf. Die Amortisationszeit (t) kann mit der Durchschnittsrechnung oder mit der Kumulationsrechnung berechnet werden. Nach der Durchschnittsrechnung wird die Amortisationszeit nach folgender Formel ermittelt werden: Amortisationsdauer in Jahren : Kapitaleinsatz (I0 RWn ) t= ∅ jährlicher Gewinn + Abschreibungen
Amortisations zeit nach der Durchschnitts rechnung
Da die Amortisationsrechnung zur Risikoabschätzung dient, erscheint es sinnvoll den Liquidationserlös (RWn) bei der Berechnung des eingesetzten Kapitals zu berücksichtigen, wenn man sicher davon ausgehen kann, dass dieser später auch tatsächlich erzielt wird. Wird durch die Investition noch zusätzliches Umlaufvermögen gebunden, ist es zu den Anschaffungskosten (I0) des Investitionsobjekts zu addieren. Falls die kalkulatorischen Zinsen die effektiven Fremdkapitalzinsen übersteigen, so ist der übersteigende Betrag in den Nenner der Formel aufzunehmen. Fallbeispiel: MFN GmbH Es werden die Zahlen aus der Gewinnvergleichsrechnung übernommen. Maschine A: t =
390.000 € 78.000 € = 4,26 Jahre (10.850 €/Jahr + 62.400 €/Jahr )
Maschine B: t =
525.000 € 105.000 € = 3,30 Jahre 43.200 €/Jahr + 84.000 €/Jahr ) (
Berechnung der Amortisations zeit
Die Maschine B ist die vorteilhaftere, da sie eine um ca. 1 Jahr geringe re Amortisationszeit aufweist.
275
6
Investitionsrechnung
Merken Sie sich bitte: Eine Investition ist vorteilhaft, wenn die ermittelte Amortisationszeit kürzer ist als die vorgegebene AmortisationszeitObergrenze. Liegen die Amortisationszeiten der Investitionsalternativen unter der AmortisationszeitObergrenze, dann ist die Alternative mit der kürzes ten Amortisationszeit die Vorteilhafteste.
6.4
Dynamische Investitionsrechenverfahren
Bei den dynamischen Verfahren werden die unterschiedlichen Zahlungszeitpunkte und der Zinseszinseffekt berücksichtigt. Zahlungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, werden durch Aufund Abzinsungsoperationen auf einen einheitlichen Zeitpunkt bezogen und damit vergleichbar gemacht. Das Entscheidungsproblem wird auf Basis der induzierten Ein- und Auszahlungen betrachtet. Der Kalkulationszinsfuß i hat große Bedeutung um die Vorteilhaftigkeit einer Investition zu beurteilen. Die Annahmen und Kriterien zur Festlegung des Kalkulationszinsfußeses sind wesentlich für die Anwendung und die Aussagekraft der dynamischen Verfahren. Wodurch unterscheiden sich die dynamischen Verfahren von den statischen Verfahren? Dynamische Verfahren
Statische Verfahren
Zeitbezug
gesamte Nutzungsdauer, jede Periode separat
Durchschnittsperiode
zeitlicher Anfall der Zah2 lungen
berücksichtigt
nicht berücksichtigt
Rechnungselemente
monetäre
erfolgswirtschaftliche
(Ein und Auszahlungen)
(Erlöse, Kosten)
Informationsbedarf
höher
niedriger
Einsatzbereich
Großinvestitionen, vorwie Kleininvestitionen, Über gend in Großbetrieben schlagsrechnung, häufiger Einsatz in Klein und Mittelbetrieben
Bei den dynamischen Investitionsrechnungen werden nur die zu erwartenden zahlungswirksamen Erfolgsgrößen (Ein- und Auszahlun-
276
Dynamische Investitionsrechenverfahren
6
gen) berücksichtigt. Hierbei spielt nicht nur die absolute Höhe der Aus- und Einzahlungen, sondern auch der jeweilige Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. Rechner „Dynamische Investitionsrechnung“
Passend zu dem folgenden Abschnitt finden Sie auf der CDROM den Rechner „Dynamische Investitionsrechnung“.
6.4.1
Ermittlung der Zahlungsreihe für die Investitionsrechnung
Damit eine Investitionsrechnung in der Praxis durchgeführt werden kann, müssen zuvor die in die Zahlungsreihe eingehenden künftigen jährlichen Auszahlungen und Einzahlungen prognostiziert werden. Von der Qualität dieser Schätzung/Prognose hängt wesentlich die Güte der Investitionsentscheidung ab. Die Investitionsausgaben können relativ einfach aufgrund von Angeboten des zu beschaffenden Investitionsobjekts ermittelt werden. Im Auszahlungsstrom müssen sowohl die Anschaffungsauszahlungen als auch die laufenden Auszahlungen berücksichtigt werden. Hierzu gehören z. B.: • Auszahlungen für laufende Pflege und Wartung der Anlage • Auszahlungen für Reparaturen und vorbeugende Instandhaltung • Auszahlungen für Versicherungen • Auszahlungen für Umweltschutz • Laufende Auszahlungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie für andere von außen bezogene Teile und eventuelle Lagerkosten • Auszahlungen für das benötigte Personal Merken Sie sich bitte: Abschreibungen gehen nicht in die Zahlungsreihe ein, da sie als Diffe renz zwischen der Anschaffungsauszahlung und dem Restverkaufserlös am Ende der Laufzeit erfasst werden und nicht zahlungswirksam sind. Kalkulatorische Kosten werden ebenso nicht einbezogen, da sie mit dem gewählten Kalkulationszinssatz schon berücksichtigt werden. Die künftigen Einzahlungen werden von der Marktforschung und der Marketingabteilung oder dem Vertrieb geschätzt.
277
6
Investitionsrechnung
6.4.2
Kapitalwertmethode
Mit dem Kapitalwert kann die Vorteilhaftigkeit einer Investition beurteilt werden. Der Kapitalwert ist der Gegenwartswert des Zahlungsstroms einer Investition, wobei der Zahlungsstrom (Saldo aus Ein- und Auszahlungen) mit dem Kalkulationszinsfuß (i) abgezinst wird. Der Kalkulationszinsfuß i (Diskontierungssatz) stellt die vom Investor geforderte Mindestverzinsung des in der Investition gebundenen Kapitals dar. • Kriterium: Vermögensmaximierung • Annahme: Die Cashflows können am Kapitalmarkt zum einheitlichen Kalkulationszinsfuß i angelegt oder aufgenommen (= vollkommener Kapitalmarkt) werden Der Kapitalwert berechnet sich folgendermaßen: Kapitalwert
C 0 = l0 +
R1 R R L + 22 + ... + nn ± nn bzw. q q q q n
C 0 = I0 +
Rt
∑q
t
t=1
±
Ln qn
C0
= Kapitalwert (€)
Rn
= Rückflüsse (Differenz aus Einzahlungen und Auszahlungen des Jahres n) (€/Jahr)
Ln
= Liquidationserlös bzw. aufwand im nten Jahr (€)
q
= 1 + i, wobei i = Kalkulationszinsfuß (%)
q
n
= Aufzinsungsfaktor = (1 + i)
n
q
n
= Abzinsungsfaktor =
1 1 = qn (1 + i)n
t
= einzelne Perioden von 0 bis n
n
= Nutzungsdauer des Investitionsobjekts (Jahre)
I0
= Investitionsbetrag (Anschaffungs und Anschaffungsnebenkosten) (€)
Der Kapitalwert ist die Summe der mit dem Kalkulationszinssatz abgezinsten Einzahlungsüberschüsse der Investition abzüglich des Investitionsbetrags.
278
Dynamische Investitionsrechenverfahren
6
Bei jährlichen gleichen Rückflüssen kann der Kapitalwert C0 mithilfe des Rentenbarwertfaktors (RBF) ermittelt werden. qn 1 Rentenbarwertfaktor = n q ×i
L qn 1 Kapitalwert (C 0 ) = I0 + R × n ± nn q × i q
Rentenbarwert faktor
Kapitalwert
Interpretation des Kapitalwerts: • C0 > 0 Vermögenszuwachs über den Kalkulationszinsfuß hinaus. Die Investition ist absolut vorteilhaft. • C0 = 0 Verzinsung zum Kalkulationszinsfuß (geforderte Mindestverzinsung wird erreicht). • C0 < 0 geforderte Mindestverzinsung wird nicht erreicht. • Ein Investitionsobjekt ist relativ vorteilhaft, wenn sein Kapitalwert größer ist als der eines jeden anderen zur Wahl stehenden Objekts. • Vorteilhaftigkeitskriterium: Kapitalwert ≥ 0 bzw. bei mehreren Objekten dasjenige mit dem höchsten Kapitalwert > 0 Sie sollten sich merken: Der Kapitalwert gibt an, um wie viel Euro sich das Vermögen eines Unter nehmens ändert, wenn das bewertete Investitionsobjekt gegenüber der Basisalternative (Anlage zum Kalkulationszinsfuß i) durchgeführt wird.
Das folgende Beispiel veranschaulicht die Kapitalwertmethode: Fallbeispiel: MFN GmbH Die Unternehmensleitung beauftragt Sie, die Investitionsalternativen nochmals, jedoch diesmal mithilfe der dynamischen Investitionsverfah ren zu ermitteln, um zu einem genaueren Ergebnis zu gelangen. Vom Rechnungswesen werden Ihnen dazu die erwarteten Ein und Auszah lungen pro Jahr zur Verfügung gestellt, die die im Folgenden dargestell ten Einzahlungsüberschüsse pro Jahr ergeben.
279
6
Investitionsrechnung
Maschine A Einzahlungsüberschüsse 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
Maschine B
80.000 € 120.000 € 120.000 € 100.000 € 63.250 €
120.000 € 180.000 € 180.000 € 160.000 € 153.500 €
Anmerkung: Wenn Sie alle Einzahlungsüberschüsse addieren und durch die Nut zungsdauer dividieren, erhalten Sie exakt den gleichen durchschnittli chen Einzahlungsüberschuss der Maschinen A und B, den diese bei den statischen Investitionsrechenverfahren aufweisen. Somit sind die Zahlen vergleichbar und man kann die Ergebnisse der statischen mit der dynamischen Investitionsrechnung vergleichen. Be denken Sie, dass Abschreibungen nicht in die Zahlungsreihe eingehen, da sie bereits durch die Anschaffungsausgaben erfasst sind. Der Kapitalwert wird mit der nachfolgenden Formel berechnet.
C0 =
Jahre
1 2 3 4 5 + Liquidations erlös (am En de des 5. ten Jahres) = Summe Investitions betrag = Kapitalwert
280
nR L R1 R2 R + n + ... + nn − I0 bzw. = − I0 + ∑ tt ± nn t =1 q q q q q
Maschine A (€) a b c=axb Abzinsungs2 Über2 Barwert faktor schüsse i = 0,1 0,909091 80.000 72.727,28 0,826446 120.000 99.173,52 0,751315 120.000 90.157,80 0,683013 100.000 68.301,30 0,620921 63.250 39.273,25 0,620921 78.000 48.431,86
561.250
418.065,01 390.000,00 28.065,01
Maschine B (€) d e=axd Über2 Barwert schüsse 120.000 180.000 180.000 160.000 153.500 105.000
109.090,92 148.760,28 135.236,70 109.282,08 95.311,37 65.196,74
898.500
662.878,09 525.000,00 137.878,09
Dynamische Investitionsrechenverfahren
6
Beide Maschinen erweisen sich als vorteilhaft, da sie sowohl die An schaffungsausgaben als auch den Kalkulationszins von 10 % verdienen. Darüber hinaus erwirtschaften sie zudem barwertige Überschüsse. Die Maschine B ist die vorteilhaftere Investition, da sie einen höheren Kapi talwert aufweist als die Maschine A. Merken Sie sich bitte: Eine Investition ist vorteilhaft, wenn der Kapitalwert größer oder gleich null ist. Diejenige Investition mit dem höchsten Kapitalwert ist die Vorteilhaf teste.
6.4.3
Annuitätenmethode
Die Annuitätenmethode periodisiert den Gesamterfolg der Kapitalwertmethode. Dem Investor wird angezeigt, welcher Betrag ihm im Durchschnitt in jeder Periode nach Zinsen und Tilgung zur Verfügung gestellt werden kann. Die Annuität wird ermittelt, indem der Kapitalwert mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF(i, n)) multipliziert wird. Bei der Annuitätenmethode wird eine Zahlungsreihe in äquivalente (der Barwert der kumulierten Zahlungen ist gleich dem Kapitalwert), äquidistante (der zeitliche Abstand zwischen den Zahlungen ist gleich hoch) und uniforme (die Zahlungen sind gleich groß) Zahlungen transformiert. Annuität (z) = Quotient aus Kapitalwert (C0) und Rentenbarwertfaktor (RBF)
Der Kehrwert des Rentenbarwertfaktors (RBF) ist der Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF). Die Formeln zur Berechnung der Annuität lauten:
281
6
Investitionsrechnung
Annuität
Annuität (z) =
C0 C = 0 RBFin qn 1 qn × i
Annuität (z) = C 0 × KWFin = C 0 ×
qn × i qn 1
Die Vorteilhaftigkeit eines einzelnen Investitionsobjektes ist gegeben, wenn seine Annuität größer oder gleich null ist. Dies bedeutet, dass das gebundene Kapital zum Kalkulationszinsfuß verzinst und außerdem noch ein Periodenüberschuss erwirtschaftet wird. Fallbeispiel: MFN GmbH Die Zahlen vom Beispiel der Kapitalwertmethode werden übernommen. Annuität Maschine A : 1,15 × 0,1 z = 28.065,01 × = 7.403,47 €/Jahr 1,15 1 Annuität Maschine B: 1,15 × 0,1 z = 137.878,09 × = 36.371,83 €/Jahr 1,15 1
Maschine B ist die vorteilhaftere Investition, da sie eine höhere Annui tät pro Jahr aufweist.
6.4.4
Interne Zinsfußmethode
Der interne Zinsfuß r einer Investition gibt an, bei welchem Zins der Kapitalwert einer Zahlungsreihe null ist („kritischer Zins“), d. h. die Investitionsauszahlung entspricht dem Barwert aller Einzahlungsüberschüsse. Der ermittelte interne Zinsfuß r zeigt die Rendite, d. h. die Effektivverzinsung des Investitionsobjektes an. Als Vorteilhaftigkeitskriterium gilt: Wählen Sie die Alternative mit dem höchsten internen Zinsfuß, wobei die Mindestrendite, d. h. der interne Zinsfuß (r) ist größer oder gleich dem Kalkulationszinsfuß (i), auf jeden Fall erzielt werden muss.
282
Dynamische Investitionsrechenverfahren
6
Der interne Zinsfuß r wird ermittelt, indem man die Formel zur Ermittlung des Kapitalwertes gleich null setzt; C0 = 0 ergibt: C 0 = 0 = I0 + R
R1 R2 R L + 2 + ... + nn ± nn q q q q
= Rückflüsse (Einzahlungen – Auszahlungen)
I0
= Anschaffungswert, Investitionsbetrag
Ln
= Liquidationserlös
Rechner „Interne Zinsfußmethode“
Zur Ermittlung des internen Zinsfußes benutzen Sie bitte diesen Rech ner, den Sie auf der CDROM finden.
Die Vorgehensweise ist folgende: • Zuerst wird ein relativ niedriger Versuchszinssatz angesetzt, mit dem voraussichtlich ein positiver Kapitalwert der Investition errechnet wird. Ziel ist es, dass sich die Investition mit mindestens diesem Zinssatz verzinst hat. • Danach setzt man einen relativ hohen Versuchszinssatz an, der voraussichtlich einen negativen Kapitalwert ergibt und das Nichterreichen dieses Zinssatzes durch das Investitionsobjekt zur Aussage hat. • Die tatsächliche Rendite der Investition muss dann zwischen den beiden Versuchszinssätzen liegen. Die rechnerische Lösung des internen Zinsfußes erfolgt mithilfe folgender Formel: + 1
r =i + r= i
+ 1
C +01 × (i2 i1+ ) C +01 C02
= interner Zinsfuß = Versuchszinssatz 1
–
= Versuchszinssatz 2
i2
+
C01
= Kapitalwert (positiv) bei i1
C02− = Kapitalwert (negativ) bei i2
283
6
Investitionsrechnung
Fallbeispiel: MFN GmbH Der Kalkulationszinssatz i = 0,1 hat bei beiden Maschinen zu einem hohen positiven Kapitalwert geführt. Daher nehmen Sie jetzt als weite re Versuchszinssätze zunächst für Maschine A: i = 0,15 und für Ma schine B: i = 0,20 an, damit Sie vermutlich einen negativen Kapitalwert für beide Maschinen erhalten. Der interne Zinsfuß wird mithilfe des Interpolationsverfahrens ermittelt. D. h. zunächst wird ein niedriger Versuchszinssatz gewählt und man er hält i.d.R. einen positiven Kapitalwert. Anschließend nimmt man einen höheren Versuchszinssatz und man erhält dann i.d.R. einen negativen Kapitalwert. Der interne Zinsfuß liegt zwischen den beiden Zinssätzen. Besonders geeignet sind dafür zwei Zinssätze, wenn der Abstand zwi schen ihnen sowie die Abweichung der zugehörigen Kapitalwerte von null relativ gering sind. Es werden zunächst die Kapitalwerte mit den oben genannten Zinssätzen ermittelt. Maschine A (€) AbF: i = 0,15
1
0,869565
80.000
69.565,20
0,833333 120.000 100.000,00
2
0,756144 120.000
90.737,28
0,694444 180.000 125.000,00
3
0,657516 120.000
78.901,92
0,578704 180.000 104.166,72
4
0,571753 100.000
57.175,30
0,482253 160.000
77.160,48
5
0,497177
63.250
31.446,46
0,401878 153.500
61.688,27
+ Liquidations 0,497177 erlös
78.000
38.779,81
0,401878 105.000
42.197,14
= Summe Anschaffungskosten = Kapitalwert
Über schüsse
Maschine B (€)
Jahre
Barwert
AbF: i = 0,20
Über schüsse
Barwert
561.250 366.605,97
898.500 510.212,61
390.000,00
525.000,00
223.394
2 14.787
AbF = Abzinsungsfaktor =
1 1 = n q (1+ i)n
Bei einem Zinssatz von 15 % hat die Maschine A und bei einem Zins satz von 20 % die Maschine B einen negativen Kapitalwert. Somit wird als zweiter Versuchszinssatz bei Maschine A ein Zinssatz von 12 % und bei Maschine B ein Zinssatz von 18 % gewählt.
284
Dynamische Investitionsrechenverfahren
Maschine A (€) AbF: Über2 Barwert i = 0,12 schüsse 1 0,892857 80.000 71.428,56 2 0,797194 120.000 95.663,28 3 0,711780 120.000 85.413,60 4 0,635518 100.000 63.551,80 5 0,567427 63.250 35.889,76 + Liquidations 0,567427 78.000 44.259,31 erlös = Summe 561.250 396.206,31 Anschaffungskosten 390.000,00 = Kapitalwert + 6.206 Jahre
Maschine B (€) AbF: Über2 i = 0,18 schüsse 0,847457 120.000 0,718184 180.000 0,608631 180.000 0,515789 160.000 0,437109 153.500 0,437109 105.000
6
Barwert 101.694,84 129.273,12 109.553,58 82.526,24 67.096,23 45.896,44
898.500 5.36040,45 525.000,00 + 11.040
Rechnerische Ermittlung: r = i1+ +
C +01 × (i2 i1+ ) C +01 C02
Maschine A 6.206 × ( 0,15 0,12) r = 0,12 + = 0,1263 = 12,63 % 6.206 ( 23.394 )
Maschine B 11.040 × ( 0,20 0,18) r = 0,18 + = 0,1885 = 18,85 % 11.040 ( 14.787)
Die Maschine B weist mit 18,85 % einen höheren internen Zinsfuß aus als die Maschine A. Merken Sie sich bitte: Eine Investition ist dann vorteilhaft, wenn der interne Zinsfuß r größer als der Kalkulationszinsfuß i (geforderte Mindestverzinsung) ist. Die relative Vorteilhaftigkeit zwischen zwei Investitionsobjekten A und B kann durch den Vergleich beider jeweils eindeutiger interner Zinssätze rA und rB nicht so einfach geklärt werden. Es ist zwar nahe liegend, dass A besser als B ist, wenn gilt: rA > rB. Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn der Kapitalwert von A bei allen möglichen Kalkulationszinssätzen i hö her ist als der von B.
285
6
Investitionsrechnung
6.4.5
Dynamische Amortisationsrechnung
Sie ermittelt den Zeitpunkt, zu dem die Summe der Einzahlungen größer als die Summe der Auszahlungen ist. Je früher dieser Zeitpunkt eintritt, desto besser wird die Investitionsalternative beurteilt. Der Zeitpunkt der Amortisation wird auf der Basis von abgezinsten Ein- und Auszahlungen berechnet. Die dynamische Amortisationszeit entspricht der Zeit, bei der der Kapitalwert der betrachteten Investition gerade null ist bzw. erstmals positiv wird. Fallbeispiel: MFN GmbH Es werden die Zahlen aus dem Beispiel der Kapitalwertmethode übernommen. Der Kalkulationszinsfuß beträgt 10 %.
0
kumulierte barwer2 tige Überschüsse
Barwert
Überschüsse
kumulierte barwer2 tige Überschüsse
Maschine B (€)
Barwert
Überschüsse
Jahre (t)
Maschine A (€)
390.000 390.000 390.000 525.000 525.000 525.000
1
80.000
72.727 317.273
120.000
109.091 415,909
2
120.000
99.174 218.099
180.000
148.760 267.149
3
120.000
90.158 127.941
180.000
135.237 131,912
4
100.000
68.301
59.640
160.000
109.282
22.630
5
63.250
39.273
20.367
153.500
95.311
72.681
+ Liquidations erlös
78.000
48.432 + 28.065
105.000
65.197
137.878
Berechnung der dynamischen Amortisationszeit Die dynamische Amortisationszeit (td) lässt sich mithilfe folgender Formel für eine lineare Interpolation bestimmen. In dieser gibt t* die Periode an, in der letztmalig ein negativer kumulierter Barwert bzw. nutzungszeitabhängiger Kapitalwert (C0) auftritt.
286
Dynamische Investitionsrechenverfahren
6 Amortisations zeit
C0t* Dynamische Amortisationszeit t d ≈ t + C 0t* C 0t*+1 *
Fallbeispiel: MFN GmbH Es wird die dynamische Amortisationszeit td berechnet. Maschine A : td ≈ 5 Jahre 22.630 Maschine B: td ≈ 4 + = 4,14 Jahre 22.630 137.878 Die Amortisationszeit von Maschine B ist kürzer als die von Maschine A. Das Investitionsrisiko mit der Maschine B ist geringer, damit ist diese Maschine vorteilhafter. Sie sollten sich merken: Die dynamische Amortisationsrechnung berücksichtigt nur Zahlungen bis zum Zeitpunkt der Amortisation. Eine Investitionsalternative ist absolut vorteilhaft, wenn ihre Amortisa tionszeit geringer ist als die vorgegebene AmortisationszeitObergrenze.
Sehen Sie am Ende des Abschnitts alle Ergebnisse der MFN GmbH auf einen Blick: Kosten2 vergleichs2 rechnung
Gewinn2 vergleichs2 rechnung
Kapitalwert2 methode
Interne Zinsfuß2 methode
Maschine A
7,19 €/St
10.850 €
28.065 €
Maschine B
6,42 €/St
43.200 €
137.878 €
18,85 %
+ 0,77 €/St
32.350 €
109.813 €
6,22 %
Differenz (M A – M B)
Rentabilitäts2 Annuitäten2 rechnung methode
statische Amortisations2 rechnung
12,63 %
Dynamische Amortisations2 rechnung
Maschine A
14,64 %
7.403 €
4,26 Jahre
5 Jahre
Maschine B
23,71 %
36.372 €
3,30 Jahre
4,14 Jahre
Differenz (M A – M B)
9,07 %
28.968,36 €
+ 0,96 Jahre
+ 0,86 Jahre
287
6
Investitionsrechnung
6.5
Ersatzproblem
Beim Ersatzproblem stellt man sich die Frage, ob bzw. wann eine vorhandene Anlage durch eine neue ersetzt werden soll. Eine Altanlage sollte durch eine neue ersetzt werden, wenn die entscheidungsrelevanten Jahreskosten Kneu der neuen Anlage geringer sind als die entscheidungsrelevanten Jahreskosten Kalt der alten Anlage. Für das Ersatzproblem sind die Anschaffungsausgaben der alten Anlage nicht relevant. Die entsprechende Ausgabe wurde in der Vergangenheit getätigt und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Für die Entscheidung ist nur der aktuelle Liquidationserlös der alten Anlage von Bedeutung. Fallbeispiel: MFN GmbH Die MFN GmbH erhält vom Maschinenlieferanten nach drei Jahren ein Angebot für den Ersatz der Maschine B (Spindelmaschine), für die sich die MFN GmbH entschieden hat. Das Geschäft bei der MFN GmbH läuft gut und es könnten noch mehr Teile verkauft werden. Für die Investiti onsrechnung liegen Ihnen folgende Daten vor: alt
neu 430.000
Anschaffungskosten (€)
100.000
Restwert (€) Liquidationserlös alte Anlage Ende des 3. Jahres (€)
150.000
Liquidationserlös alte Anlage Ende des 5. Jahres (€)
50.000 2
6
Produktionskapazität (Stück/Jahr)
40.000
50.000
Gehälter (fix) (€/Jahr)
60.000
70.000
Sonstige Fixkosten (€/Jahr)
26.000
20.000
Materialkosten bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
40.000
50.000
Lohnkosten (var.) bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
20.000
15.000
6.000
7.000
(Rest) Nutzungsdauer (Jahre)
Sonstige var. Kosten (€/Jahr) bei voller Produktionskapazität Kalkulationszinsfuß (i) (%) Erlöse (€/Stück)
288
10
10
7,20
7,20
Ersatzproblem
6.5.1
6
Kostenvergleichsrechnung
In den Vergleich sind folgende Kosten einzubeziehen: • Bei der alten Anlage: die laufenden Kosten je Zeitabschnitt; d. h. die Verringerung des Liquidationserlöses je Zeitabschnitt während der Vergleichsperiode sowie die kalkulatorischen Zinsen auf das während der Vergleichsperiode durchschnittlich gebundene Kapital. Verringerung des Liquidationserlöses l=
Kapitalkosten der alten Anlage
L0 Lv v
Kalkulatorische Zinsen Kalkulatorische Zinsen (Z) =
L0 + L v ×i 2
l
= durchschnittliche Verringerung des Liquidationserlöses
L0
= Liquidationserlös der alten Anlage zu Beginn des Planungszeitraums
Lv
= Liquidationserlös der alten Anlage am Ende der Vergleichsperiode
v
= Umfang der Vergleichsperiode
•
Bei der neuen Anlage: die laufenden Kosten je Zeitabschnitt; der Abschreibungsbetrag der linearen Abschreibung sowie die kalkulatorischen Zinsen auf das während der Projektlebensdauer durchschnittlich gebundene Kapital.
Kostenvergleich beim Ersatzproblem Eine Altanlage sollte durch eine neue Anlage ersetzt werden, wenn die entscheidungsrelevanten Jahreskosten Kneu der neuen Anlage geringer als die entscheidungsrelevanten Jahreskosten Kalt der alten Anlage sind. Kostenkriterium beim Ersatzproblem: Kneu < Kalt
289
6
Investitionsrechnung
K lalt +
(L 0 L v ) v
+
L0 + L v I RWn I0 + RWn × i > Klneu + 0 + ×i 2 n 2
L0
= Liquidationserlös der alten Anlage zu Beginn des Planungszeitraums
Lv
= Liquidationserlös der alten Anlage am Ende der Vergleichsperiode
RWn = Restwert (Liquidationserlös) der neuen Anlage am Ende ihrer Nutzungsdauer v
= Umfang der Vergleichsperiode der alten Anlage (Jahre)
i
= Kalkulationszinsfuß (%)
n
= Nutzungsdauer der neuen Anlage (Jahre) l
= laufende Kosten der alten Anlage je Zeitabschnitt
l neu
K
= laufende Kosten der neuen Anlage je Zeitabschnitt
Kneu
= durchschnittliche Kosten der neuen Anlage je Zeitabschnitt
Kalt
= Kosten der alten Anlage
K alt
Fallbeispiel: MFN GmbH Kostenvergleich pro Stück Abschreibungen (€/Jahr)
alt
neu
55.000
Verringerung des Liquidationserlöses (€/Jahr)
50.000
Zinsen (€/Jahr)
10.000
26.500
Gehälter (fix) (€/Jahr)
60.000
70.000
Sonstige fixe Kosten (€/Jahr)
26.000
20.000
Fixe Kosten gesamt (€/Jahr) Fixe Kosten pro Stück (€/Stück)
146.000 171.500 3,65
3,43
Materialkosten bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
40.000
50.000
Lohnkosten (var.) bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
20.000
15.000
Sonstige var. Kosten (€/Jahr) bei voller Produktionskapazität
6.000
7.000
65.000
72.000
Variable Kosten pro Stück (€/Stück)
1,65
1,44
Gesamte Kosten pro Stück (€/Stück)
5,30
4,87
Variable Kosten (€/Jahr)
Kostendifferenz A – N (€/Stück)
+ 0,43
Es ist ersichtlich, dass es vorteilhaft ist, das alte Investitionsobjekt zum Ende des 3. Jahres ausscheiden zu lassen, da die neue Maschine um 0,43 €/Stück kostengünstiger produziert als die alte Maschine. Dabei wurde unterstellt, dass mit der neuen Maschine 50.000 Stück pro Jahr verkauft werden können. Falls jedoch nur 40.000 Stück abgesetzt werden könnten, würden die Fixkosten pro Stück bei der neuen Maschi
290
Ersatzproblem
6
ne auf 4,29 €/St. ansteigen und die Gesamtkosten pro Stück würden sich bei der neuen Maschine auf 5,73 €/St. erhöhen. In diesem Fall wäre die Neuinvestition nicht vorteilhaft.
6.5.2
Gewinnvergleichsrechnung
Für die Gewinnvergleichsrechnung gilt dasselbe wie für die Kostenvergleichsrechnung, es werden lediglich die Erlöse für die Gewinnermittlung einbezogen. Das alte Investitionsobjekt wird durch das neue Investitionsobjekt ersetzt, wenn gilt: Gewinnneu > Gewinnalt Die Gewinnvergleichsrechnung beim Ersatzproblem wird anhand des Fallbeispiels der MFN GmbH erläutert. Fallbeispiel: MFN GmbH Gewinnvergleich pro Periode Erlöse (€) Abschreibungen (€/Jahr)
alt
neu
288.000
360.000
55.000
Verringerung des Liquidationserlöses (€/Jahr)
50.000
Zinsen (€/Jahr)
10.000
26.500
Gehälter (fix) (€/Jahr)
60.000
70.000
Sonstige fixe Kosten (€/Jahr)
26.000
20.000
Fixe Kosten gesamt (€/Jahr)
146.000 171.500
Materialkosten bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
40.000
50.000
Lohnkosten (var.) bei voller Produktionskapazität (€/Jahr)
20.000
15.000
Sonstige var. Kosten (€/Jahr) bei voller Produktionskapazität Variable Kosten (€/Jahr)) Gesamte Kosten pro Jahr (€) Gewinn (€/Jahr) Gewinndifferenz A – N (€/Jahr)
6.000
7.000
66.000
72.000
212.000
243.500
76.000 116.500 2 40.500
Die Anschaffung der neuen Anlage ist zu befürworten, da sie einen um 40.500 € höheren Gewinn erwirtschaftet als die alte Maschine. Hier wurde auch wieder unterstellt, dass mit der neuen Maschine 50.000 Stück verkauft werden können.
291
6
Investitionsrechnung
6.5.3
Rentabilitätsrechnung
Beim Ersatzproblem geht es um die Frage der zusätzlichen Kostenersparnis. Zur Lösung des Ersatzproblems werden die Minderkosten einer Neuanlage im Vergleich zu den Kosten der zu ersetzenden Maschine durch den Kapitaleinsatz dividiert. Die Erlösseite bleibt bei dieser Betrachtung „außen vor“. Falls mit dem „alten Investitionsobjekt“ ein Liquidationserlös (Lalt) erzielt wird, so ist dieser in voller Höhe von den Anschaffungskosten des neuen Investitionsobjektes abzuziehen. Die Rentabilität (RE) beim Ersatzproblem berechnen Sie mit der folgenden Formel: Rentabilität
Minderkosten (€/Jahr) x 100 Anschaffungskosten neue Anlage + Liquidationserlös der neuen Anlage Liquidationserlös der alten Anlage 2 K alt K neu RE = x 100 I0neu + RWneu L alt 2
RE =
Fortsetzung des Fallbeispiels: MFN GmbH In dem Fallbeispiel wird davon ausgegangen, dass jährlich 50.000 Stück aufgrund eines Rahmenauftrages geliefert werden müssen. Da die alte Maschine nur eine Kapazität von 40.000 Stück hat, müssten die feh lenden 10.000 Stück von einem Händler für 7,00 € pro Stück zugekauft werden. RE =
( 212.000 + 70.000) 243.500 × 100
430.000 + 100.000 150.000 2 38.500 RE = x 100 = 20,26 % 190.000 Da der Rentabilitätswert positiv ist, kann das alte Investitionsobjekt er setzt werden.
292
Ersatzproblem
6.5.4
6
Amortisationsrechnung
Zur Bestimmung der Amortisationszeit (t) beim Ersatzproblem wird der (zusätzliche) Kapitaleinsatz ins Verhältnis gesetzt zur durchschnittlichen jährlichen Kostenersparnis. Die Amortisationszeit (t) wird nach folgender Formel berechnet: t=
zusätzlicher Kapitaleinsatz (I0 RWn ) ersparte Kosten + zusätzliche Abschreibungen
Amortisations zeit
Ein sicherer Resterlöswert der neuen Anlage ist von deren Anschaffungskosten abzuziehen. Falls die kalkulatorischen Zinsen die effektiven Fremdkapitalzinsen übersteigen, so ist der übersteigende Betrag in den Nenner der Formel aufzunehmen. Fallbeispiel: MFN GmbH Die Anschaffungsausgaben der neuen Maschine betragen 430.000 € und deren Resterlös wird auf 100.000 € geschätzt. Die jährliche Kos tenersparnis beträgt 40.500 € und die jährlichen Abschreibungen ma chen 55.000 € aus. Amortisationszeit =
430.000 100.000 = 3, 45 Jahre 40.500 + 55.000
Die Investition ist dann vorteilhaft, wenn die errechnete Amortisations zeit kleiner ist als die vorgegebene Amortisationszeit.
6.5.5
Kapitalwertmethode
Beim Ersatzproblem geht es auch um die Frage, ob eine Ersatzinvestition sofort oder erst in der nächsten Periode durchgeführt wird. Hier wird unterstellt, dass das neue Investitionsobjekt nach Ablauf seiner Nutzungsdauer jeweils identisch, d. h. unter Fortschreibung der Kapitalwerte der Investition ersetzt wird. Um die optimale Nutzungsdauer für die Erstinvestition und alle identischen Nachfolger bei variabler Einsatzzeit zu bestimmen, ist der Kapitalwert der Investitionskette in eine unendliche, uniforme und äquidistante Zah-
293
6
Investitionsrechnung
lungsreihe zu überführen und über die Nutzungsdauer zu maximieren, d. h. die optimale Nutzungsdauer ist der Zeitpunkt bei dem der Kapitalwert am höchsten ist. Die Kapitalwertfunktion der Investitionskette C0K ist als Funktion von der Nutzungsdauer n zu betrachten.101 CK0 (n) = Annuität (n) ×
1 i
1 qn × i 1 qn CK0 (n) = C0 (n) × KWF(i, n) × = C (n) × n × = C (n) × n 0 0 i q 1 i q 1 qn A Faktor für die Wiederholung der Investition qn 1
Falls die jährlichen Zahlungsüberschüsse gleich hoch sind, so kann das Problem mithilfe der folgenden Formeln gelöst werden: qn qn 1 1 t C 0 0 = L alt + Rneu • n + L neu • n I0 • n q •i q q 1 qn 1 qn 1 L t C 0 1 = Ralt + L alt + Rneu • n + neu I • 0• n q • i qn q 1 q C0
to
= Kapitalwert zum Zeitpunkt to
C0
t1
= Kapitalwert zum Zeitpunkt t1
Ralt/Rneu
= Rückflüsse zum Zeitpunkt t
Lalt/Lneu
= Liquidationserlöse bzw. aufwand im nten Jahr
q
= 1 + i, wobei i = Zinssatz
t
= einzelne Perioden von 0 bis n
n
= Nutzungsdauer des Investitionsobjekts (Jahre)
I0
= Anschaffungskosten, Investitionsbetrag
101
294
Vgl. Betge, P.: Investitionsplanung, S. 142, 2000.
Ersatzproblem
6
Fallbeispiel: MFN GmbH Bei der MFN GmbH ist eine Spindelmaschine vorhanden, die ursprüng lich 525.000 € gekostet hat. Sie erwirtschaftet Überschüsse p. a. von 120.000 €. Zurzeit hat sie einen Liquidationserlös von 150.000 €, bei Verkauf in einem Jahr von 100.000 €. Eine neue Maschine kostet 430.000 € (sowohl jetzt als auch in einem Jahr). Die neue Maschine erwirtschaftet jährliche Zahlungsüberschüsse von 140.000 €. Nach einer Nutzungsdauer von 6 Jahren kann ein Liqui dationserlös von 30.000 € erzielt werden. Der Kalkulationszinsfuß i = 10 %. Es wird überprüft, ob die Maschine jetzt oder in einem Jahr er setzt werden soll. 140.000 × 4,355261 1,771561 t C0 0 = 150.000 + + 30.000 × 0,564474 x 430.000 1,771561 1 t0 C0 = 601.571 € 140.000 × 4,355261 120.000 + 100.000 + + 30.000 × 0,564474 430.000 C0 t1 = 1,771561 x 1,771561 1
× 1 1,1
t
C0 1 = 610.519 €
Es ist vorteilhafter mit der neuen Investition noch ein Jahr zu war t1 t0 ten, da der Kapitalwert (C0 – C0 ) dann um 8.948 € höher liegt.
Die MAPI2Methode Dieses Investitionsrechenverfahren wurde nach dem Machinery and Allied Products Institute (MAPI) benannt, wo es von G. Terborgh entwickelt wurde. Die MAPI-Methode wird überwiegend angewandt, um zu überprüfen, ob sich der Ersatz einer alten Anlage durch eine neue Anlage lohnt. Dabei ermittelt sie die Rendite der geplanten Ersatzinvestitionen.
295
6
Investitionsrechnung
Die Ermittlung der MAPI-Rentabilitätszahl erfolgt durch die Gegenüberstellung des Rohüberschusses der Investition nach dem Abzug von Ertragssteuern zu ihrem Kapitaleinsatz102.
Rendite (%) = rMAPI =
(2) + (3) (4) (5) × 100 (1)
Erläuterung der Ziffern: (1) = Nettoinvestitionssumme; das sind die Anschaffungskosten für das neue Investitionsobjekt abzüglich des Liquidationserlöses für die alte Anlage sowie der eventuell ersparten Großreparatur der alten Anlage. (2) = Durchschnittlicher zusätzlicher Rückfluss vor Abzug von Ertragssteuern (das ist die Summe aus der Erlössteigerung und der Verminderung der laufenden Kosten aufgrund der Investition). (3) = Vermiedener Kapitalverzehr der alten Anlage (Verminderung des Liquidationserlöses sowie eventuell zusätzliche Kosten für Großreparaturen) im nächsten Jahr. (4) = Entstehender Kapitalverzehr der Neuanlage (= AfA) im nächsten Jahr. (Es ist der Betrag, um den der Restnutzungswert des Investitionsprojektes am Ende des ersten Jahres unter seinen Anschaffungskosten liegt.) (5) = Zusätzliche Ertragssteuern des nächsten Jahres aufgrund der Neuinvestition. Bei einem Ertragsteuersatz von 40 % umfasst diese Position 40 % der Positionen (2) und (3).
102
296
Vgl. Biergans, S. 283 ff, 1973; Blohm und Lüder, S. 101 ff., 1995.
Ersatzproblem
6
Beispiel: Für eine Ersatzinvestition, die eine geplante Nutzungsdauer von 7 Jah ren hat, sind die folgenden Daten bekannt:
rMAPI =
(1)
90.000 + 17.000 35.000 42.800
× 100 = 14, 6 %
200.000
=
Ersatzinvestition (Ausgabe):
Liquidationserlös der alten Anlage t = 1:
Vermiedene Großreparatur alte Anlage
=
Nettoinvestitionssumme
(2)
=
Überschuss (Mehrgewinn) hierdurch:
90.000 €
(3)
=
Liquidationserlös der alten Anlage t = 1:
40.000 €
Liquidationserlös der alten Anlage t = 2:
28.000 €
=
Werteverzehr der alten Anlage
12.000 €
+
vermiedene Großreparatur
=
vermiedener Kapitalverzehr im Folgejahr:
17.000 €
=
Restwert der neuen Anlage t = 2:
210.000 €
=
Kapitalverzehr Folgejahr:
35.000 €
=
Ertragssteuersatz (Körperschafts + Gewerbesteuer)
(4)
(5)
245.000 € 40.000 € 5.000 € 200.000 €
5.000 €
40 %
auf: ((2) + (3)) x 0,4 (90.000 + 17.000) x 0,4
42.800 €
Die Ersatzinvestition ist vorteilhaft, wenn die vom Unternehmer gefor derte Mindestrentabilität nach Abzug der Ertragssteuern unter der MAPIRentabilität von 14,6 % liegt.
Die MAPI-Methode betrachtet nur kurzfristige Zeiträume und ist daher leichter durchzuführen als dynamische Rechenverfahren.
297
7
Personalwirtschaft
Im Rahmen der Personalwirtschaft erstrecken sich die Aufgaben des Personalcontrollings auf das • Gestalten, • Überwachen, • Integrieren und • Koordinieren bestimmter Bereiche im personalwirtschaftlichen Führungssystem. Bei den Bereichen handelt es sich um: • Planung • Kontrolle • Informationsversorgung Weiterhin muss das Personalcontrolling diese Systeme ständig weiterentwickeln und an die sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen.
7.1
Personalbedarfs2 und Personalstrukturplanung
Die Personalbedarfsplanung befindet sich an der Schnittstelle zwischen den Teilplänen der Personalwirtschaft und den anderen Teilplänen des Unternehmens. Hierbei werden die Basisdaten z. B. von der Absatz-, Investitions- und Kostenplanung zur Verfügung gestellt. Eine quantitative Anpassung des Personalbedarfs wird durch Personalbeschaffungs- oder Freisetzungsmaßnahmen, eine qualitative Anpassung durch Personalentwicklung und Personalbeschaffung erreicht.103
103
298
Vgl. Schulte, S. 10, 2002.
Personalbedarfs2 und Personalstrukturplanung
7
Kennzahlen für die Personalbedarfs2 und Personalstrukturplanung Folgende Kennzahlen können bei der Personalbedarfs- und Personalstrukturplanung angewendet werden:104 • Netto-Personalbedarf • Durchschnittsalter der Belegschaft • Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit • Arbeitszeitvolumen • Qualifikationsstruktur • Behindertenanteil • Frauenanteil Netto2Personalbedarf Der Netto-Personalbedarf ermittelt die personellen Kapazitäten, die zur Sicherstellung und Erfüllung betrieblicher Funktionen erforderlich sind. Er gibt das Maß einer Personalunter- bzw. -überdeckung an. Das folgende Beispiel zeigt, wie der Netto-Personalbedarf ermittelt wird. Beispiel: Netto2Personalbedarf Ein innovatives Industrieunternehmen der Elektronikbranche, beschäf tigte im Jahr 2005 225 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 29.755.000 €. Die Personalkosten beliefen sich auf 10.033.530 €. Der Mitarbeiterstamm des Unternehmens setzt sich aus folgenden Mitar beitergruppen zusammen: Kostenstelle
Personalbestand
Einkauf
7
Personal
5
Administration Fertigung Logistik
7
Vertrieb
17
Auszubildende Gesamt
104
16 164
9 225
Vgl. Schulte, S. 156, 2002; Ossola-Haring, S. 515 ff., 2003.
299
7
Personalwirtschaft
Da der Verkauf der Produkte boomt und sich daher die Auftragslage verbessert hat, plant das Unternehmen den Kauf einer weiteren Anlage im nächsten Jahr, und will deshalb seine Mitarbeiter in der Fertigung um 15 Arbeiter erhöhen. Die Personalabteilung liefert zudem die Infor mation, dass Ende dieses Jahres zwei Arbeiter in den Ruhestand gehen und Anfang nächstes Jahr eine Arbeitnehmerin aus dem Mutterschafts urlaub in das Unternehmen zurückkehrt. Der zukünftige NettoPersonalbedarf ermittelt sich wie folgt: NettoPerso nalbedarfser mittlung
BruttoPersonalbedarf
240
Personalbestand zum Zeitpunkt
225
+ Abgänge
+
2
1
=
16
feststehende Zugänge
= Netto2Personalbedarf
In dem Beispiel wurde eine Personalunterdeckung von 16 Mitarbeitern für das folgende Jahr ermittelt.
Durchschnittsalter der Belegschaft Die folgende Kennzahl ist ein Maß für den Altersaufbau der Belegschaft. Sie dient der Planung und Steuerung der Altersstruktur. Ihre Erhebung kann z. B. zum Ziel haben, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitern sicherzustellen. Das Durchschnittsalter der Belegschaft (in Jahren) berechnet sich wie folgt: Durchschnitts alter
Durchschnittsalter =
Summe der Lebensalter der Beschäftigten Zahl der Beschäftigten
Eine „gesunde“ Altersstruktur trägt zu einem guten Betriebsklima bei. Sie profitiert von der Erfahrung der älteren Mitarbeiter und fördert in der Regel die Entwicklung der jüngeren Mitarbeiter. Sehen Sie am folgenden Beispiel, auf welche Weise Sie die Altersstruktur der Belegschaft ermitteln können:
300
Personalbedarfs2 und Personalstrukturplanung
7
Beispiel: Altersstruktur der Belegschaft Basisdaten hierfür stellen die Anzahl der Beschäftigten sowie deren Le bensalter dar. Das Unternehmen beschäftigt 225 Mitarbeiter, deren Le bensalter sich wie folgt aufgliedert: Anzahl der Beschäftigten
Lebensalter
Summe der Lebensalter
2
64
128
5
62
310
7
60
420
8
58
464
4
57
228
9
54
486
5
51
255
8
49
392
9
47
423
7
42
294
7
40
280
4
39
156
5
37
185
6
35
210
11
34
374
14
32
448
13
30
390
15
28
420
14
25
350
19
22
418
19
20
380
18
21
378
10
19
190
6
18
108
= 225
= 7.687
7.687 = 34,16 Jahre 225 Das Durchschnittsalter der Belegschaft mit ca. 34 Jahren zeigt eine ausgewogene Altersstruktur.
Durchschnittsalter =
301
7
Personalwirtschaft
Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit Ein Indikator für die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist die durchschnittliche Dauer der Betriebszugehörigkeit der Belegschaft, deren Erhebung in der Regel jährlich erfolgt. Basisdaten hierfür sind die Zeitdauer der Betriebszugehörigkeit pro Mitarbeiter sowie die Anzahl der Beschäftigten. Die Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit (in Jahren) berechnet sich wie folgt: Betriebszu gehörigkeit
Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit = Summe der Zeitdauern der Betriebszugehörigkeit Gesamtzahl der Mitarbeiter Beispiel: Betriebszugehörigkeit Die Betriebszugehörigkeit der einzelnen Mitarbeiter verteilt sich fol gendermaßen: Anzahl der Beschäftigten
Beschäftigungsdauer in Jahren 6
37
222
11
35
385
15
34
510
15
32
480
9
27
243
8
25
200
29
20
580
18
15
270
14
12
168
16
10
160
10
9
90
17
8
136
4
7
28
18
5
90
15
3
45
9
2
18
11
1
= 225
302
Gesamtsumme der Be2 schäftigungsjahre
11 = 3.636
Personalbedarfs2 und Personalstrukturplanung
7
3.636 = 16,16 Jahre 225 Die Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit beträgt 16,16 Jahre, d. h., dass die Mitarbeiter im Durchschnitt ca. 16 Jahre bei dem Unter nehmen sind. Dieses Ergebnis lässt auf eine gute Arbeitszufriedenheit schließen. Zu beachten ist bei der Interpretation des Ergebnisses, dass das Unternehmen relativ junge Arbeitnehmer hat – 64 % der Mitarbei ter sind nicht älter als 35 Jahre – und deshalb die Betriebszugehörigkeit nicht so hoch ausfallen kann.
Betriebszugehörigkeit =
Arbeitszeitvolumen Die Kennzahl „Arbeitszeitvolumen“ informiert, wie hoch der Personalbedarf für einen bestimmten Bereich ist. Benötigte Arbeitsstunden Arbeitszeitvolumen = Verfügbare Arbeitsstunden pro Mitarbeiter
Arbeitszeit volumen
Qualifikationsstruktur Die Kennzahl „Qualifikationsstruktur“ informiert, wie viele Mitarbeiter mit einer bestimmten Qualifikationsstruktur (Qualifikationsstufe) im Unternehmen arbeiten. Qualifikationsstruktur Anzahl der Mitarbeiter einer bestimmten Qualifikationsstufe = × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Qualifikations struktur
Behindertenanteil Die Kennzahl „Behindertenanteil“ informiert, wie hoch der Behindertenanteil an der Gesamtbelegschaft ist. Anzahl der Behinderten Behindertenanteil = × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Behindertenan teil
303
7
Personalwirtschaft
Frauenanteil Die Kennzahl „Frauenanteil“ informiert, wie hoch der Anteil weiblicher Mitarbeiter an der Gesamtbelegschaft ist. Frauenanteil
Frauenanteil =
7.2
Beschäftigte Faruen × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Personalbeschaffung
Die Personalbeschaffung hat die Aufgabe, die für das Unternehmen erforderlichen Arbeitskräfte in qualitativer, quantitativer, örtlicher und zeitlicher Hinsicht bereitzustellen. Sie baut dabei auf der Personalbedarfsplanung auf.105
Kennzahlen der Personalbeschaffung Aussagen über die Effizienz der Personalbeschaffung können an106 hand folgender Kennzahlen getroffen werden: • Bewerber pro Ausbildungsplatz • Frühfluktuationsrate • Einstellungseffizienz • Personalbeschaffungskosten je Eintritt • Effektivität der Vorstellungen Bewerber pro Ausbildungsplatz Die Kennzahl „Bewerber pro Ausbildungsplatz“ ist ein Indikator für die Attraktivität des ausgeschriebenen Ausbildungsplatzes. Sie gibt die Anzahl der Bewerber für jeden ausgeschriebenen Ausbildungsplatz an. Basisdaten hierfür sind die Anzahl der Bewerber sowie die Anzahl der jeweiligen Ausbildungsplätze, die von der Personalabteilung geliefert werden.
105 106
304
Vgl. Olfert, S. 51, 1999. Vgl. Schulte, S. 156, 2002; Ossola-Haring, S. 564 ff., 2003.
Personalbeschaffung
7
Die Kennzahl „Bewerber pro Ausbildungsplatz“ errechnet sich wie folgt: Anzahl Bewerber Bewerber pro Ausbildungsplatz = Anzahl der Ausbildungsplätze
Bewerber pro Ausbildungs platz
Beispiel: Bewerber pro Ausbildungsplatz Das Unternehmen stellt jährlich drei Ausbildungsplätze zur Verfügung, zwei davon in der Fertigung und einen im kaufmännischen Bereich. Dieses Jahr haben sich 458 Bewerber für den Bereich Fertigung sowie 342 Bewerber für den kaufmännischen Bereich beworben. 458 = 229 Bewerber pro Ausbildungsplatz im Fertigungsbereich 2 342 = 342 Bewerber pro Ausbildungsplatz im kaufm. Bereich 1 Im Bereich Fertigung haben sich auf eine Stelle 229 Interessenten beworben, im kaufmännischen Bereich kommen auf den ausgeschrie benen Ausbildungsplatz 342 Bewerber zu. Das ist ein sehr gutes Er gebnis für das Unternehmen und lässt auf eine hohe Attraktivität der Ausbildungsplätze schließen.
Frühfluktuationsrate Die Kennzahl „Frühfluktuationsrate“ informiert, wie viele Arbeitsverhältnisse innerhalb einer bestimmten Periode zu Beginn des Arbeitsverhältnisses (Probezeit, erstes Halbjahr, erstes Jahr) in Relation zu den Neueinstellungen aufgelöst wurden. Sie ist ein Maß für die Effizienz der Personalauswahl und -einarbeitung. Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, vor allem in der Probezeit, führt zur Personalunterdeckung und kann dabei Kapazitätsprobleme verursachen. Außerdem werden Kosten durch die erneuten Beschaffungsaktivitäten verursacht.107 Deshalb ist es für das Unternehmen wichtig, diesem entgegenzuwirken. Die Frühfluktuationsrate (in Prozent) errechnet sich wie folgt:
107
Vgl. Schulte, S. 170, 2002; Ossola-Haring, S. 596 f., 2003.
305
7 Frühfluktua tionsrate
Personalwirtschaft
Frühfluktuationsrate =
aufgelöste Arbeitsverhältnisse im Betrachtungszeitraum × 100 Anzahl der Einstellungen
Beispiel: Frühfluktuationsrate Das Unternehmen hatte dieses Jahr elf Neueinstellungen in der Ferti gung. Hierbei hat einer der Neueingestellten in der Fertigung das Un ternehmen während seiner Probezeit von 3 Monaten schon nach zwei Monaten verlassen. 1 Frühfluktuationsrate = × 100 = 9,09 % 11 Die Frühfluktuationsrate in der Fertigung beträgt ca. 9 %. Bei elf Neu einstellungen erscheint es nicht hoch, dass nur ein Mitarbeiter seinen Vertrag auflöst.
Einstellungseffizienz Die Kennzahl „Einstellungseffizienz“ zeigt, wie effizient die tatsächlichen Einstellungen im Verhältnis zu dem ausgewählten Beschaffungsweg waren. Sie dient zur effektiveren Kontrolle und Planung der verschiedenen Beschaffungsmöglichkeiten. Einstellungs effizienz
Einstellungseffizienz =
Einstellungen × 100 Beschaffungsweg
Personalbeschaffungskosten Die Kennzahl „Personalbeschaffungskosten“ informiert darüber, wie hoch die Kosten pro Einstellung waren. Personal beschaffungs kosten
Personalbeschaffungskosten =
Gesamtkosten der Personalbeschaffung Anzahl der Einstellungen
Vorstellungseffektivität
306
Personaleinsatz
7
Die Kennzahl „Vorstellungseffektivität“ zeigt, wie effektiv die einzelnen Vorstellungen waren, d. h. wie viel Zeit und wie viele Mitarbeiter für jede Vorstellung in Anspruch genommen wurden. Effektivität der Vorstellungen =
7.3
Vorstellungen Beschaffungsmitarbeiter
Effektivität der Vorstellungen
Personaleinsatz
Die Teilfunktionen der Personaleinsatzplanung umfassen die • Zuordnung der Mitarbeiter auf Arbeitsplätze, • die Gestaltung der Arbeitsorganisation, • den Einsatz des Personals bei wechselndem Arbeitsanfall als zeitliches Zuordnungsproblem sowie • die Planung des Auslandseinsatzes von Mitarbeitern bei international tätigen Unternehmen.
Kennzahlen für den Personaleinsatz Wesentliche im Personaleinsatz zu berücksichtigende Kennzahlen können sich beispielsweise auf die:108 • Überstundenquote • Fluktuationsrate • Krankheitsquote • Arbeitsmengen-Produktivität • Leistungsgrad • Arbeitsplatzstruktur • Verteilung des Jahresurlaubs • Durchschnittskosten je Überstunde • Leitungsspanne (Kontrollspanne) • Entsendungsquote • Unfall-Ausfallzeit • Belegschaftsstruktur • Personalaufwandsstruktur beziehen.
108
Vgl. Schulte, S. 156, 2002; Ossola-Haring, S. 578 ff., 2003.
307
7
Personalwirtschaft
Überstundenquote Um den Überstundenanfall zu kontrollieren und zu planen, wird die Kennzahl „Überstundenquote“ eingesetzt. Sie gibt an, wie hoch der prozentuale Anteil der Überstunden gemessen an den Normalarbeitsstunden ist. Ihre Erhebung kann wöchentlich, monatlich oder auch jährlich erfolgen sowie nach den Abteilungen des Unternehmens. Da eine hohe Überstundenquote erhebliche Kosten verursacht, sollte diese Kennzahl vom Unternehmen monatlich erhoben werden, um rechtzeitig auf zu hohe Überstunden reagieren zu können. Die Überstundenquote (in Prozent) errechnet sich wie folgt: Überstunden quote
Überstundenquote =
Überstunden × 100 normale Arbeitsstunden
Beispiel: Überstundenquote Die Wochenarbeitszeit im Unternehmen beträgt 38 Stunden. Die Perso nalabteilung liefert die Information, dass im letzten Monat in der Ferti gungsgruppe C, in der 14 Mitarbeiter tätig sind, 220 Überstunden an gefallen sind. Die Anzahl der Sollarbeitsstunden beträgt 2.128 (38 Stunden x 4 Wochen x 14 Arbeiter). Überstundenquote =
220 = 10,34 % 2.128
Die Überstundenquote in der Fertigungsgruppe C beträgt 10,34 %. Über einen längeren Zeitraum ist dieses Ergebnis nicht sehr positiv. Eine ho he Überstundenquote verursacht beträchtliche Kosten.
Fluktuationsrate Im Rahmen der Personalerhaltung haben die Kennzahlen Fluktuationsrate sowie Krankheitsquote eine wesentliche Bedeutung. Die Fluktuationsrate ist ein Maß für die Arbeitszufriedenheit und Stabilität der Organisation. Sie sagt aus, wie viele Arbeitsverhältnisse innerhalb einer Periode aufgelöst wurden im Verhältnis zum durchschnittlichen Personalbestand. Ein hoher Prozentsatz kann mögliche Gefahren signalisieren. Ihre Erhebung kann halbjährlich oder jähr-
308
Personaleinsatz
7
lich erfolgen. Zu beachten ist auch, dass die Fluktuation der Mitarbeiter stets mit einem Know-how-Verlust und hohen Fluktuationsund Qualifizierungskosten verbunden ist. Die Fluktuationsrate (in Prozent) errechnet sich wie folgt: Personalabgänge Fluktuationsrate = × 100 durchschnittlicher Personalbestand
Fluktuationsrate
Beispiel: Fluktuationsrate Im Jahr 2005 sind im Unternehmen im Durchschnitt 225 Mitarbeiter beschäftigt. Fünf Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen, sie wurden durch fünf neue Mitarbeiter ersetzt. 5 Fluktuationsrate = × 100 = 2,22 % 225 Die Fluktuationsrate im Unternehmen beträgt 2,22 %. Das ist ein gutes Ergebnis, das zeigt, dass nur wenige Arbeitsverhältnisse aufgelöst wur den. Es weist auf eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit hin. Rechner „Fluktuationsquote“
Mithilfe dieses Rechners können Sie die Fluktuationsrate in Ihrem Un ternehmen berechnen.
Krankheitsquote Die Krankheitsquote gibt den Ausfall an Leistung infolge von gemeldeten Krankheitstagen im Verhältnis zu der Soll-Arbeitszeit in Tagen an. Sie gibt Auskunft über die Gesundheitsstruktur des Unternehmens. Daneben liefert diese Kennzahl auch in beschränktem Maße Aufschlüsse über das Arbeitsklima und die Arbeitszufriedenheit.109 Ihre Erhebung sollte monatlich, quartalsweise oder halbjährlich erfolgen, da sich diese wichtigen Zahlen permanent ändern können. Die Krankheitsquote (in Prozent) errechnet sich wie folgt:
109
Vgl. Schulte, S. 184, 2002; Ossola-Haring, S. 585 f., 2003.
309
7 Krankheits quote
Personalwirtschaft
Krankheitsquote =
durch Krankheit bedingte Fehltage × 100 Soll Arbeitzeit in Tagen
Beispiel: Krankheitsquote Dem Unternehmen standen im letzten Monat insgesamt 4500 Ar beitstage (225 Mitarbeiter x 20 Tage) als Sollarbeitszeit zur Verfügung. Die 20 ausgefallenen Mitarbeiter haben insgesamt 134 Krankheitstage und damit 134 Fehltage verursacht. 134 Krankheitsquote = × 100 = 2,98 % 4.500 Die Krankheitsquote im Unternehmen beträgt ca. 3 %. Dieses Ergebnis hält sich noch im Rahmen. Rechner „Krankheitsquote“
Berechnen Sie mit diesem Rechner die Krankheitsquote in Ihrem Unter nehmen. Den Rechner finden Sie auf der beigefügten CDROM.
Arbeitsmengen2Produktivität Die Kennzahl „Arbeitsmengen-Produktivität“ informiert, wie viele Produkte ein Mitarbeiter durchschnittlich pro Periode herstellt. Arbeits mengen Produktivität
ArbeitsmengenProduktivität =
Stück Erzeugnisse Gesamtzahl Mitarbeiter
Leistungsgrad Die Kennzahl „Leistungsgrad“ zeigt, wie hoch die Leistung eines Mitarbeiters ist. Die Höhe des Leistungsgrades wird beeinflusst durch die Intensität (Bewegungsgeschwindigkeit) und die Wirksamkeit (Beherrschung des Arbeitsvorgangs) des arbeitenden Menschen. Leistungsgrad
Leistungsgrad =
310
IstLeistung × 100 Normalleistung
Personaleinsatz
7
Arbeitsplatzstruktur Die Kennzahl „Arbeitsplatzstruktur“ gibt Auskunft darüber, wie das Verhältnis der Teilzeitarbeitsplätze zu der Gesamtzahl der Arbeitsplätze ist. Anzahl Teilzeitarbeitsplätze Arbeitsplatzstruktur = × 100 Gesamtzahl der Arbeitsplätze
Arbeitsplatz struktur
Belegschaftsstruktur Die Kennzahl „Belegschaftsstruktur“ informiert, wie hoch der Anteil der Mitarbeiter einer bestimmten Lohn- oder Gehaltsgruppe bzw. der Anteil an Facharbeitern oder Akademikern im Vergleich zur Gesamtmitarbeiterzahl ist. Mitarbeiter in Gehaltsgruppe X Belegschaftsstruktur = × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Belegschafts struktur
Verteilung des Jahresurlaubs Die Kennzahl „Verteilung des Jahresurlaubs“ zeigt, wie viele Mitarbeiter in welchem Monat im Urlaub sind und somit dem Unternehmen nicht zur Verfügung stehen. Verteilung des Jahresurlaubs =
Verteilung des Jahresurlaubs
Genommene Urlaubstage im Monat X × 100 Gesamtzahl der Jahresurlaubstage aller Mitarbeiter
Durchschnittskosten je Überstunde Die Kennzahl „Durchschnittskosten je Überstunde“ informiert darüber, wie hoch die Kosten pro Überstunde sind und dient entsprechend der Kontrolle der Überstundenkosten.
311
7 Durchschnitts kosten je Über stunde
Personalwirtschaft
Durchschnittskosten je Überstunde =
Überstundenkosten Anzahl der Überstunden
Leitungsspanne Die Kennzahl „Leitungsspanne“ zeigt, wie viele Mitarbeiter einer Führungskraft unterstellt sind. Leitungs spanne
Leitungsspanne =
Führungskraft Anzahl unterstellter Mitarbeiter
Entsendungsquote Die Kennzahl „Entsendungsquote“ sagt aus, wie viel Prozent aller Mitarbeiter innerhalb einer Periode ins Ausland entsandt wurden. Entsendungs quote
Entsendungsquote =
Ins Ausland entsandte Mitarbeiter × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Unfall2Ausfallzeit Die Kennzahl „Unfall-Ausfallzeit“ gibt an, wie hoch die durch Unfälle verursachten Ausfalltage sind. Unfall Ausfallzeit
Unfall Ausfallzeit =
Durch Unfälle verursachte Ausfalltage × 100 Anzahl der Arbeitstage
Personalaufwandsstruktur Die Kennzahl „Personalaufwandsstruktur“ gibt den prozentualen Anteil einer Teilgruppe am gesamten Personalaufwand an. Der Personalaufwand ergibt sich aus Löhnen, Gehältern und Sozialaufwand. Personalauf wandsstruktur
312
Peronalaufwandsstruktur =
Personalaufwand für ... × 100 Summe Personalaufwand
Personalentwicklung
7.4
7
Personalentwicklung
Die Personalentwicklung umfasst alle personalpolitischen Maßnahmen, die darauf gerichtet sind, Mitarbeitern aller Ebenen zur Bewältigung der gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen Qualifikationen zu vermitteln, diese zu erhalten, anzupassen und zu erweitern.
Kennzahlen zur Personalentwicklung Die Effizienz der Personalentwicklung kann beispielsweise mittels folgender Kennzahlen überprüft werden:110 • Ausbildungsquote • Übernahmequote • Jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter • Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkosten • Verbesserungsvorschlagsrate • Weiterbildungskosten pro Teilnehmer Ausbildungsquote Die Ausbildungsquote ist eine Kennzahl mit der der Anteil der Auszubildenden am gesamten Personalbestand ermittelt wird. Die Ausbildungsquote (in Prozent) errechnet sich wie folgt: Ausbildungsquote =
Anzahl der Auszubildenden × 100 Gesamtzahl der Mitarbeiter
Ausbildungs quote
Beispiel: Ausbildungsquote Im Unternehmen befinden sich 9 Auszubildende, davon sechs in der Fertigung und drei im kaufmännischen Bereich. 9 Ausbildungsquote = × 100 = 4 % 225 Die Ausbildungsquote im Unternehmen beträgt 4 %. Das ist ein gutes Ergebnis für ein mittelständisches Unternehmen.
110
Vgl. Schulte, S. 156, 2002.
313
7
Personalwirtschaft
Übernahmequote Um zu erfahren, wie viel Prozent der Ausgebildeten nach Beendigung des Ausbildungsverhältnisses übernommen wurden, sollte die Kennzahl „Übernahmequote“ jährlich erhoben werden. Bei einer hohen Übernahmequote könnte man auf eine zukunftsorientierte Unternehmensplanung schließen. Die Übernahmequote (in Prozent) berechnet sich wie folgt: Übernahmequo te
Übernahmequote =
Anzahl übernommene Ausgebildete × 100 Anzahl abgeschlossener Ausbildungen
Beispiel: Übernahmequote Im Jahr 2005 haben drei Auszubildende ihre Ausbildung erfolgreich im Unternehmen beendet. Sie wurden alle übernommen und eingestellt. 3 Übernahmequote = × 100 = 100 % 3 Die Übernahmequote im Unternehmen beträgt 100 %. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.
Jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter Zur Planung und Steuerung der Weiterbildungsmaßnahmen erhebt das Unternehmen jährlich die Kennzahl „Jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter“. Diese Kennzahl informiert, wie viele Tage ein Mitarbeiter durchschnittlich vom Unternehmen wegen Weiterbildungsmaßnahmen freigestellt wird. Die jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter berechnet sich wie folgt: Weiterbildungs zeit
Weiterbildungstage pro Mitarbeiter =
314
Gesamtzahl Weiterbildungstage Gesamtzahl Mitarbeiter
Personalentwicklung
7
Beispiel: Weiterbildungstage Dieses Jahr hatte das Unternehmen 575 Tage für Weiterbildungsmaß nahmen zur Verfügung gestellt und es waren 225 Mitarbeiter beschäf tigt.
575 = 2,56 Tage/MA 225 Die Mitarbeiter wurden in diesem Jahr zwei bis drei Tage zu Weiterbil dungszwecken freigestellt.
Weiterbildungstage pro Mitarbeiter =
Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkosten Um zu verdeutlichen, wie hoch die Personalentwicklungskosten im Verhältnis zu den gesamten Personalkosten sind, sollte das Unternehmen jährlich die Kennzahl „Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkosten“ ermitteln. Diese Kennzahl ist ein Maß für die Intensität der Personalentwicklung und hat den Zweck, die Struktur der Personalkosten zu planen und zu kontrollieren. Sie ist deshalb von hohem Stellenwert, da sie angibt, wie viel in die Personalentwicklung innerhalb einer Periode investiert wurde. Basisdaten hierfür sind die Personalentwicklungskosten, die sich z. B. aus Schulungsgebühren, Vorbereitungs- und Raumkosten zusammensetzen sowie die gesamten Personalkosten.111 Der Anteil der Personalentwicklungskosten (in Prozent) an den Gesamtpersonalkosten berechnet sich wie folgt: Personalentwicklungskostenanteil Personalentwicklungskosten = × 100 Gesamtpersonalkosten
Personalent wicklungs kostenanteil
Beispiel: Personalentwicklungskosten Die folgende Tabelle zeigt die Personalbestände und Personalkosten der jeweiligen Kostenstellen. Die Personalnebenkosten betrugen zuletzt 40 % der jeweiligen Lohn und Gehaltssummen der Kostenstellen.
111
Vgl. Schulte, S. 201, 2002.
315
7
Personalwirtschaft Kostenstelle
Einkauf Personal Verwaltung Fertigung Logistik Vertrieb Azubis Summe
Personal2 bestand
Löhne & Gehälter in €
7 5 16 164 7 17 9 225
224.000 150.000 448.000 5.248.000 224.000 680.000 97.200 7.071.200
Personal2 Summe nebenkosten Personal in € kosten in € 89.600 313.600 60.000 210.000 179.200 627.200 2.099.200 7.347.200 89.600 313.600 272.000 952.000 38.880 136.080 2.828.480 9.899.680
Die Ausgaben für Weiterbildung beliefen sich auf 133.850 € (82.000 € für den Unternehmensbereich Fertigung und 51.850 € für den kauf männischen Bereich). Diese werden zu den Personalkosten addiert. So mit betragen die Personalkosten insgesamt 10.033.530 € (9.899.680 € Personalkosten +133.850 € Weiterbildungskosten). Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkosten: 133.850 = × 100 = 1,33 % 10.033.530 Der Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkos ten beträgt im Unternehmen 1,33 %.
Verbesserungsvorschlagsrate Das Betriebliche Vorschlagswesen hat zum Ziel, den kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu unterstützen, sämtliche Prozesse im Unternehmen zu optimieren sowie ständig die Leistung zu verbessern. Dabei haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Ideen und Erfahrungen einzubringen, um die Arbeit schneller und effektiver zu gestalten. Die Kennzahl „Verbesserungsvorschlagsrate“ hat insbesondere für interne Zwecke einen großen Aussagewert. Sie ist Indikator für die Motivation der Mitarbeiter und ggf. für die Notwendigkeit von Änderungen.112 Sie informiert, wie viel Prozent der Belegschaft im periodischen Zeitvergleich Verbesserungsvorschläge eingereicht hat. Die Verbesserungsvorschlagsrate (in Prozent) errechnet sich wie folgt: 112
316
Vgl. Berschin, S. 144 f., 1980.
Personalkostenplanung und Personalkostenkontrolle
Verbesserungsvorschlagsrate =
7 Verbesserungs vorschlagsrate
eingereichte Verbesserungsvorschläge × 100 gesamte Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt
Beispiel: Verbesserungsvorschlagsrate Im Unternehmen sind durchschnittlich 225 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt wurden 29 Verbesserungsvorschläge von den Mitarbeitern eingereicht. 29 Verbesserungsvorschlagsrate = × 100 = 12,9 % 225
Die Verbesserungsvorschlagsrate im Unternehmen beträgt ca. 13 %, d. h. es haben sich ca. 13 % der Mitarbeiter durch Verbesserungsvorschläge am Innovationsprozess des Unternehmens beteiligt. Weiterbildungskosten pro Teilnehmer Die Kennzahl „Weiterbildungskosten pro Teilnehmer“, informiert, wie hoch die Weiterbildungskosten pro Teilnehmer während der betrachteten Periode waren. Weiterbildungskosten pro Teilnehmer =
7.5
Summe der Weiterbildungskosten Gesamtzahl Teilnehmer
Weiterbildungs kosten pro Teil nehmer
Personalkostenplanung und Personalkostenkontrolle
Die Personalkosten machen einen bedeutenden Teil der Gesamtkosten eines Unternehmens aus und sie rücken immer stärker in den Mittelpunkt, wenn es um den Standort „Deutschland“ geht. Sie müssen sorgfältig geplant werden. Unter die Personalkosten fallen alle Leistungen des Unternehmens, die den Mitarbeitern direkt oder indirekt geldlich oder als geldwerte Vorteile gewährt werden. Sie ergeben sich aus dem Bedarf, der Beschaffung, dem Einsatz, der Entwicklung und der Freisetzung des Personals.
317
7
Personalwirtschaft
Die Personalkostenplanung baut auf zwei Säulen auf: • dem zukünftigen geplanten Personalbestand unter Berücksichtigung der erforderlichen Qualifikationen und • der erwarteten Lohnentwicklung, die beispielsweise durch Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen oder andere Veränderungen bestimmt wird. Die Personalkosten setzen sich aus den Personalbasiskosten und den Personalzusatzkosten, die durchschnittlich ca. 80 % der Personalbasiskosten betragen, zusammen. Weiterhin sind bei der Personalkostenplanung auch die Kosten der Personalwerbung, der Personalauswahl, der Einstellung und Einarbeitung sowie der Personalentwicklung aber auch Kosten der Personalfreisetzung zu berücksichtigen. Die Aufgabe der Personalkostenplanung ist es, die Auswirkungen aller personalbezogenen Maßnahmen zu erfassen und zu überwachen. Die Höhe der geplanten Personalkosten und ihre Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren ist umso wichtiger, je lohnintensiver das Unternehmen ist. Personalkosten Entgelt für geleistete Arbeit
Personalnebenkosten
aufgrund von Tarif und Gesetz − Arbeitgeberbeiträge − Lohn − Gehalt der Tarifangestellten
− Gehalt der
außertariflichen Angestellten
− − − − − − − −
zur gesetzlichen Sozialversicherung Tarifurlaub bezahlte Ausfall zeiten Schwerbehinderte Werksärztlicher Dienst Arbeitssicherheit Kosten für Betriebs verfassung und Mitbestimmung sonstige Kosten (Einmalzahlungen, Abfindungen etc.) Vermögenswirksame Leistungen
aufgrund freiwilliger Leis tungen − − − − − − − − − − −
Küchen und Kantinen Wohnungshilfen Fahrt und Transportkosten soziale Fürsorge Betriebskrankenkasse Arbeitskleidung Betriebliche Altersversorgung Versicherungen und Zuschüsse Bezahlung von Ausfallzeiten sonstige Leistungen Aus und Weiter bildung
Abb. 97: Systematik der Personalkosten
318
Personalkostenplanung und Personalkostenkontrolle
7
Bei der Personalkostenkontrolle werden die vorgegebenen SollWerte mit den Ist-Werten verglichen und die Soll-Ist-Abweichungen analysiert.
Kennzahlen zur Personalkostenplanung und 2kontrolle Es können folgende Kennzahlen zur Personalkostenplanung und zur -kontrolle eingesetzt werden:113 • Personalkostenintensität • Personalkosten je Mitarbeiter • Personalkosten je Stunde • Durchschnittlicher Personalaufwand • Mitarbeitererfolgsbeteiligung • Leistung je Mitarbeiter • Abfindungsaufwand • Sozialplankosten. Personalkostenintensität Unternehmen haben zum Ziel, ihre Personalkosten möglichst zu senken bzw. konstant zu halten. Um die Personalkosten zu steuern und zu kontrollieren, wird jährlich die Kennzahl „Personalkostenintensität“ erhoben. Basisdaten hierfür sind die Personalkosten sowie der Umsatz. Die Kennzahl zeigt, wie hoch der Anteil der Personalkosten am Umsatz ist. Sie dient dem periodischen innerbetrieblichen und/oder branchenspezifischen Vergleich.114 Die Personalkostenintensität (in Prozent) berechnet sich wie folgt: Personalkostenintensität =
Personalkosten × 100 Umsatz
Personalkostenintensität =
Personalkosten × 100 Gesamtleistung
Personalkosten intensität
oder
113 114
Vgl. Schulte, S. 156, 2002. Vgl. Ossola-Haring, S. 537, 2003.
319
7
Personalwirtschaft
Beispiel: Personalkostenintensität Die Personalkosten betrugen 10.033.530 € (inklusive Weiterbildungs kosten). Das Unternehmen erzielte einen Umsatz von 29.755.000 €. 10.033.530 Personalkostenintensität = × 100 = 33,72 % 29.755.000 Die Personalkostenintensität des Unternehmens beträgt 33,72 %. Hier bei wird deutlich, welchen hohen Anteil die Personalkosten am Umsatz ausmachen. Deshalb muss es das Ziel des Unternehmens sein, zukünftig seine Personalkosten zu senken sowie den Umsatz zu steigern.
Personalkosten je Mitarbeiter Eine weitere Kennzahl zur Planung und Kontrolle der Personalkosten ist die Berechnung der „Personalkosten je Mitarbeiter“. Sie gibt an, wie hoch die gesamten Personalkosten je Mitarbeiter sind. Man kann diese Kennzahl auch auf die einzelnen Mitarbeitergruppen anwenden. Die Personalkosten je Mitarbeiter berechnen sich wie folgt: Personalkosten je Mitarbeiter
Personalkosten je Mitarbeiter =
gesamte Personalkosten ∅ Anzahl der Mitarbeiter
Beispiel: Personalkosten je Mitarbeiter Bei einer Mitarbeiterzahl von 52 lagen die Personalkosten im kaufmän nischen Bereich bei 2.468.250 €, in der Fertigung waren 164 Mitarbei ter beschäftigt, die Personalkosten in Höhe von 7.429.200 € verursacht haben (inklusive der Personalentwicklungskosten aber ohne die Auszu bildenden). 2.468.250 Personalkosten je kaufm. Mitarbeiter = = 47.466,35 € 52 Die Personalkosten je Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich (ohne die Auszubildenden) betragen 47.466,35 €.
7.429.200 = 45.300 € 164 Die Personalkosten je Mitarbeiter in der Fertigung (ohne die Auszubil denden) betragen 45.300 €.
Personalkosten je Fertigungsmitarbeiter =
320
Personalkostenplanung und Personalkostenkontrolle
7
Personalkosten je Stunde Um die Personalkosten zu analysieren und zu steuern, errechnet das Unternehmen jährlich die Personalkosten je Stunde für seine verschiedenen Mitarbeitergruppen. Basisdaten hierzu sind die gesamten Personalkosten sowie die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden (ohne Urlaubs- und Ausfallzeiten). Besonderen Wert legt das Unternehmen darauf die „Personalkosten je Stunde“ in der Fertigung, festzustellen, da hier die Leistung als Mengenergebnis ausschlaggebend ist. Die Personalkosten je Stunde errechnen sich wie folgt: Personalkosten je Stunde =
gesamte Personalkosten Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden
Personalkosten je Stunde
Beispiel: Personalkosten je Stunde Es werden nur die Personalkosten je Stunde in der Fertigung betrachtet. Diese betragen 7.429.200 €. Die Berechnung der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden der 164 Mitarbeiter wird folgendermaßen berechnet: 42 Wochen (entspricht 210 Arbeitstage nach Abzug von Urlaub, Feier tagen, Weiterbildung und Krankheit) im Jahr x 38 Stunden pro Woche ergeben eine jährliche Arbeitszeit von 1596 Stunden pro Mitarbeiter. Diese werden mit den 164 Mitarbeitern multipliziert und man erhält die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden in der Fertigung, hier 261.744 Stunden. 7.429.200 Personalkosten je Stunde = = 28,38 €/Std. 261.744 Die Personalkosten betragen 28,38 €/Std. im Unternehmensbereich Fer tigung.
Durchschnittlicher Personalaufwand Der durchschnittliche Personalaufwand je Mitarbeiter in einer Periode. Der gesamte Personalaufwand ergibt sich durch Addition von Löhnen, Gehältern und Sozialaufwand. Umsatzerlöse Leistung je Mitarbeiter = ∅ Mitarbeiteranzahl in der Periode
Durchschnitt licher Perso nalaufwand
321
7
Personalwirtschaft
Mitarbeitererfolgsbeteiligung Die Kennzahl „Erfolgsbeteiligung pro Mitarbeiter“ informiert darüber, wie viel das Unternehmen durchschnittlich je Mitarbeiter für die Erfolgsbeteiligung innerhalb der Periode aufgewendet hat. Erfolgs beteiligung pro Mitarbeiter
Mitarbeitererfolgsbeteiligung =
Aufwendungen für Erfolgsbeteiligung Gesamtzahl Mitarbeiter
Leistung je Mitarbeiter Die Leistung je Mitarbeiter gibt an, wie viel Umsatzerlöse in einer Periode pro Mitarbeiter erzielt wurden. Die Umsatzerlöse können auch nach Unterkriterien wie z. B. Produktgruppen gewählt werden. Leistung je Mitarbeiter
Leistung je Mitarbeiter =
Umsatzerlöse ∅ Mitarbeiteranzahl in der Periode
Abfindungsaufwand In konjunkturell schwierigen Phasen sind die beiden Kennzahlen „Abfindungsaufwand“ und „Sozialplankosten“ von Bedeutung. Die Kennzahl „Abfindungsaufwand“ gibt an, wie hoch die Abfindungen für bestimmte Mitarbeitergruppen im Durchschnitt innerhalb einer Periode waren. Abfindungs aufwand
Abfindungsaufwand =
Abfindungsaufwendungen Anzahl der betroffenen Mitarbeiter
Sozialplankosten Die Kennzahl „Sozialplankosten“ zeigt, wie hoch die Sozialplankosten durchschnittlich je betroffenen Mitarbeiter sind. Sozialplan kosten
322
Sozialplankosten =
Gesamte Kosten des Sozialplans Anzahl der betroffenen Mitarbeiter
8
Anhang
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren Der Tabellenanhang ist ein praktisches Hilfsmittel zur Beurteilung und Berechnung finanzmathematischer Fragen. Die folgenden Tabellen enthalten ausgewählte Zinsfaktoren, die in den vorangegangenen Kapiteln des Buches erläutert und eingesetzt wurden. Die Faktoren sind für verschiedene Laufzeiten und unterschiedliche Zinssätze exemplarisch dargestellt. Zinsfaktor: q = 1 + i Aufzinsungsfaktor (AuF) = (1 + i)n Abzinsungsfaktor (AbF) =
1
(1+ i)
n
= (1 + i)–n
(1 + i) 1 n i × (1 + i) n
Rentenbarwertfaktor (RBF) =
i × (1 + i )
n
Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) =
(1 + i )
n
Endwertfaktor (EWF) =
(1 + i)
n
1
1
i
Restwertverteilungsfaktor (RVF) =
i
(1 + i ) 1 n
i = Zins n = Laufzeit
323
8
Anhang Zinssatz = 5,00 % n
324
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,050000
0,952381
0,952381
1,050000
1,000000
1,000000
2
1,102500
0,907029
1,859410
0,537805
2,050000
0,487805
3
1,157625
0,863838
2,723248
0,367209
3,152500
0,317209
4
1,215506
0,822702
3,545951
0,282012
4,310125
0,232012
5
1,276282
0,783526
4,329477
0,230975
5,525631
0,180975
6
1,340096
0,746215
5,075692
0,197017
6,801913
0,147017
7
1,407100
0,710681
5,786373
0,172820
8,142008
0,122820
8
1,477455
0,676839
6,463213
0,154722
9,549109
0,104722
9
1,551328
0,644609
7,107822
0,140690
11,026564
0,090690
10
1,628895
0,613913
7,721735
0,129505
12,577893
0,079505
11
1,710339
0,584679
8,306414
0,120389
14,206787
0,070389
12
1,795856
0,556837
8,863252
0,112825
15,917127
0,062825
13
1,885649
0,530321
9,393573
0,106456
17,712983
0,056456
14
1,979932
0,505068
9,898641
0,101024
19,598632
0,051024
15
2,078928
0,481017
10,379658
0,096342
21,578564
0,046342
20
2,653298
0,376889
12,462210
0,080243
33,065954
0,030243
25
3,386355
0,295303
14,093945
0,070952
47,727099
0,020952
30
4,321942
0,231377
15,372451
0,065051
66,438848
0,015051
35
5,516015
0,181290
16,374194
0,061072
90,320307
0,011072
40
7,039989
0,142046
17,159086
0,058278
120,799774
0,008278
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 6,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,060000
0,943396
0,943396
1,060000
1,000000
1,000000
2
1,123600
0,889996
1,833393
0,545437
2,060000
0,485437
3
1,191016
0,839619
2,673012
0,374110
3,183600
0,314110
4
1,262477
0,792094
3,465106
0,288591
4,374616
0,228591
5
1,338226
0,747258
4,212364
0,237396
5,637093
0,177396
6
1,418519
0,704961
4,917324
0,203363
6,975319
0,143363
7
1,503630
0,665057
5,582381
0,179135
8,393838
0,119135
8
1,593848
0,627412
6,209794
0,161036
9,897468
0,101036
9
1,689479
0,591898
6,801692
0,147022
11,491316
0,087022
10
1,790848
0,558395
7,360087
0,135868
13,180795
0,075868
11
1,898299
0,526788
7,886875
0,126793
14,971643
0,066793
12
2,012196
0,496969
8,383844
0,119277
16,869941
0,059277
13
2,132928
0,468839
8,852683
0,112960
18,882138
0,052960
14
2,260904
0,442301
9,294984
0,107585
21,015066
0,047585
15
2,396558
0,417265
9,712249
0,102963
23,275970
0,042963
20
3,207135
0,311805
11,469921
0,087185
36,785591
0,027185
25
4,291871
0,232999
12,783356
0,078227
54,864512
0,018227
30
5,743491
0,174110
13,764831
0,072649
79,058186
0,012649
35
7,686087
0,130105
14,498246
0,068974
111,434780
0,008974
40
10,285718
0,097222
15,046297
0,066462
154,761966
0,006462
325
8
Anhang Zinssatz = 7,00 % n
326
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,070000
0,934579
0,934579
1,070000
1,000000
1,000000
2
1,144900
0,873439
1,808018
0,553092
2,070000
0,483092
3
1,225043
0,816298
2,624316
0,381052
3,214900
0,311052
4
1,310796
0,762895
3,387211
0,295228
4,439943
0,225228
5
1,402552
0,712986
4,100197
0,243891
5,750739
0,173891
6
1,500730
0,666342
4,766540
0,209796
7,153291
0,139796
7
1,605781
0,622750
5,389289
0,185553
8,654021
0,115553
8
1,718186
0,582009
5,971299
0,167468
10,259803
0,097468
9
1,838459
0,543934
6,515232
0,153486
11,977989
0,083486
10
1,967151
0,508349
7,023582
0,142378
13,816448
0,072378
11
2,104852
0,475093
7,498674
0,133357
15,783599
0,063357
12
2,252192
0,444012
7,942686
0,125902
17,888451
0,055902
13
2,409845
0,414964
8,357651
0,119651
20,140643
0,049651
14
2,578534
0,387817
8,745468
0,114345
22,550488
0,044345
15
2,759032
0,362446
9,107914
0,109795
25,129022
0,039795
20
3,869684
0,258419
10,594014
0,094393
40,995492
0,024393
25
5,427433
0,184249
11,653583
0,085811
63,249038
0,015811
30
7,612255
0,131367
12,409041
0,080586
94,460786
0,010586
35
10,676581
0,093663
12,947672
0,077234
138,236878
0,007234
40
14,974458
0,066780
13,331709
0,075009
199,635112
0,005009
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 8,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,080000
0,925926
0,925926
1,080000
1,000000
1,000000
2
1,166400
0,857339
1,783265
0,560769
2,080000
0,480769
3
1,259712
0,793832
2,577097
0,388034
3,246400
0,308034
4
1,360489
0,735030
3,312127
0,301921
4,506112
0,221921
5
1,469328
0,680583
3,992710
0,250456
5,866601
0,170456
6
1,586874
0,630170
4,622880
0,216315
7,335929
0,136315
7
1,713824
0,583490
5,206370
0,192072
8,922803
0,112072
8
1,850930
0,540269
5,746639
0,174015
10,636628
0,094015
9
1,999005
0,500249
6,246888
0,160080
12,487558
0,080080
10
2,158925
0,463193
6,710081
0,149029
14,486562
0,069029
11
2,331639
0,428883
7,138964
0,140076
16,645487
0,060076
12
2,518170
0,397114
7,536078
0,132695
18,977126
0,052695
13
2,719624
0,367698
7,903776
0,126522
21,495297
0,046522
14
2,937194
0,340461
8,244237
0,121297
24,214920
0,041297
15
3,172169
0,315242
8,559479
0,116830
27,152114
0,036830
20
4,660957
0,214548
9,818147
0,101852
45,761964
0,021852
25
6,848475
0,146018
10,674776
0,093679
73,105940
0,013679
30
10,062657
0,099377
11,257783
0,088827
113,283211
0,008827
35
14,785344
0,067635
11,654568
0,085803
172,316804
0,005803
40
21,724521
0,046031
11,924613
0,083860
259,056519
0,003860
327
8
Anhang Zinssatz = 9,00 % n
328
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,090000
0,917431
0,917431
1,090000
1,000000
1,000000
2
1,188100
0,841680
1,759111
0,568469
2,090000
0,478469
3
1,295029
0,772183
2,531295
0,395055
3,278100
0,305055
4
1,411582
0,708425
3,239720
0,308669
4,573129
0,218669
5
1,538624
0,649931
3,889651
0,257092
5,984711
0,167092
6
1,677100
0,596267
4,485919
0,222920
7,523335
0,132920
7
1,828039
0,547034
5,032953
0,198691
9,200435
0,108691
8
1,992563
0,501866
5,534819
0,180674
11,028474
0,090674
9
2,171893
0,460428
5,995247
0,166799
13,021036
0,076799
10
2,367364
0,422411
6,417658
0,155820
15,192930
0,065820
11
2,580426
0,387533
6,805191
0,146947
17,560293
0,056947
12
2,812665
0,355535
7,160725
0,139651
20,140720
0,049651
13
3,065805
0,326179
7,486904
0,133567
22,953385
0,043567
14
3,341727
0,299246
7,786150
0,128433
26,019189
0,038433
15
3,642482
0,274538
8,060688
0,124059
29,360916
0,034059
20
5,604411
0,178431
9,128546
0,109546
51,160120
0,019546
25
8,623081
0,115968
9,822580
0,101806
84,700896
0,011806
30
13,267678
0,075371
10,273654
0,097336
136,307539
0,007336
35
20,413968
0,048986
10,566821
0,094636
215,710755
0,004636
40
31,409420
0,031838
10,757360
0,092960
337,882445
0,002960
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 10,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,100000
0,909091
0,909091
1,100000
1,000000
1,000000
2
1,210000
0,826446
1,735537
0,576190
2,100000
0,476190
3
1,331000
0,751315
2,486852
0,402115
3,310000
0,302115
4
1,464100
0,683013
3,169865
0,315471
4,641000
0,215471
5
1,610510
0,620921
3,790787
0,263797
6,105100
0,163797
6
1,771561
0,564474
4,355261
0,229607
7,715610
0,129607
7
1,948717
0,513158
4,868419
0,205405
9,487171
0,105405
8
2,143589
0,466507
5,334926
0,187444
11,435888
0,087444
9
2,357948
0,424098
5,759024
0,173641
13,579477
0,073641
10
2,593742
0,385543
6,144567
0,162745
15,937425
0,062745
11
2,853117
0,350494
6,495061
0,153963
18,531167
0,053963
12
3,138428
0,318631
6,813692
0,146763
21,384284
0,046763
13
3,452271
0,289664
7,103356
0,140779
24,522712
0,040779
14
3,797498
0,263331
7,366687
0,135746
27,974983
0,035746
15
4,177248
0,239392
7,606080
0,131474
31,772482
0,031474
20
6,727500
0,148644
8,513564
0,117460
57,274999
0,017460
25
10,834706
0,092296
9,077040
0,110168
98,347059
0,010168
30
17,449402
0,057309
9,426914
0,106079
164,494023
0,006079
35
28,102437
0,035584
9,644159
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271,024368
0,003690
40
45,259256
0,022095
9,779051
0,102259
442,592556
0,002259
329
8
Anhang Zinssatz = 11,00 % n
330
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,110000
0,900901
0,900901
1,110000
1,000000
1,000000
2
1,232100
0,811622
1,712523
0,583934
2,110000
0,473934
3
1,367631
0,731191
2,443715
0,409213
3,342100
0,299213
4
1,518070
0,658731
3,102446
0,322326
4,709731
0,212326
5
1,685058
0,593451
3,695897
0,270570
6,227801
0,160570
6
1,870415
0,534641
4,230538
0,236377
7,912860
0,126377
7
2,076160
0,481658
4,712196
0,212215
9,783274
0,102215
8
2,304538
0,433926
5,146123
0,194321
11,859434
0,084321
9
2,558037
0,390925
5,537048
0,180602
14,163972
0,070602
10
2,839421
0,352184
5,889232
0,169801
16,722009
0,059801
11
3,151757
0,317283
6,206515
0,161121
19,561430
0,051121
12
3,498451
0,285841
6,492356
0,154027
22,713187
0,044027
13
3,883280
0,257514
6,749870
0,148151
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0,038151
14
4,310441
0,231995
6,981865
0,143228
30,094918
0,033228
15
4,784589
0,209004
7,190870
0,139065
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0,029065
20
8,062312
0,124034
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0,015576
25
13,585464
0,073608
8,421745
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114,413307
0,008740
30
22,892297
0,043683
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0,005025
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38,574851
0,025924
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341,589555
0,002927
40
65,000867
0,015384
8,951051
0,111719
581,826066
0,001719
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 12,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,120000
0,892857
0,892857
1,120000
1,000000
1,000000
2
1,254400
0,797194
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2,120000
0,471698
3
1,404928
0,711780
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3,374400
0,296349
4
1,573519
0,635518
3,037349
0,329234
4,779328
0,209234
5
1,762342
0,567427
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0,277410
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0,157410
6
1,973823
0,506631
4,111407
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8,115189
0,123226
7
2,210681
0,452349
4,563757
0,219118
10,089012
0,099118
8
2,475963
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12,299693
0,081303
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0,287476
5,937699
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20,654583
0,048415
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0,256675
6,194374
0,161437
24,133133
0,041437
13 4,363493
0,229174
6,423548
0,155677
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0,035677
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0,204620
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0,150871
32,392602
0,030871
15 5,473566
0,182696
6,810864
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37,279715
0,026824
20 9,646293
0,103667
7,469444
0,133879
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0,013879
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7,843139
0,127500
133,333870 0,007500
30 29,959922
0,033378
8,055184
0,124144
241,332684 0,004144
35 52,799620
0,018940
8,175504
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431,663496 0,002317
40 93,050970
0,010747
8,243777
0,121304
767,091420 0,001304
331
8
Anhang Zinssatz = 13,00 % n
332
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,130000
0,884956
0,884956
1,130000
1,000000
1,000000
2
1,276900
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2,130000
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3
1,442897
0,693050
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3,406900
0,293522
4
1,630474
0,613319
2,974471
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4,849797
0,206194
5
1,842435
0,542760
3,517231
0,284315
6,480271
0,154315
6
2,081952
0,480319
3,997550
0,250153
8,322706
0,120153
7
2,352605
0,425061
4,422610
0,226111
10,404658
0,096111
8
2,658444
0,376160
4,798770
0,208387
12,757263
0,078387
9
3,004042
0,332885
5,131655
0,194869
15,415707
0,064869
10
3,394567
0,294588
5,426243
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18,419749
0,054290
11
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0,260698
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0,045841
12
4,334523
0,230706
5,917647
0,168986
25,650178
0,038986
13
4,898011
0,204165
6,121812
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29,984701
0,033350
14
5,534753
0,180677
6,302488
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34,882712
0,028667
15
6,254270
0,159891
6,462379
0,154742
40,417464
0,024742
20
11,523088
0,086782
7,024752
0,142354
80,946829
0,012354
25
21,230542
0,047102
7,329985
0,136426
155,619556
0,006426
30
39,115898
0,025565
7,495653
0,133411
293,199215
0,003411
35
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0,013876
7,585572
0,131829
546,680819
0,001829
40
132,781552
0,007531
7,634376
0,130986 1013,704243
0,000986
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 14,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,140000
0,877193
0,877193
1,140000
1,000000
1,000000
2
1,299600
0,769468
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2,140000
0,467290
3
1,481544
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2,321632
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3,439600
0,290731
4
1,688960
0,592080
2,913712
0,343205
4,921144
0,203205
5
1,925415
0,519369
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0,151284
6
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7
2,502269
0,399637
4,288305
0,233192
10,730491
0,093192
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2,852586
0,350559
4,638864
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13,232760
0,075570
9
3,251949
0,307508
4,946372
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16,085347
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10
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0,269744
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19,337295
0,051714
11
4,226232
0,236617
5,452733
0,183394
23,044516
0,043394
12
4,817905
0,207559
5,660292
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27,270749
0,036669
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5,492411
0,182069
5,842362
0,171164
32,088654
0,031164
14
6,261349
0,159710
6,002072
0,166609
37,581065
0,026609
15
7,137938
0,140096
6,142168
0,162809
43,842414
0,022809
20
13,743490
0,072762
6,623131
0,150986
91,024928
0,010986
25
26,461916
0,037790
6,872927
0,145498
181,870827
0,005498
30
50,950159
0,019627
7,002664
0,142803
356,786847
0,002803
35
98,100178
0,010194
7,070045
0,141442
693,572702
0,001442
40
188,883514
0,005294
7,105041
0,140745 1342,025099
0,000745
333
8
Anhang Zinssatz = 15,00 % n
334
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,150000
0,869565
0,869565
1,150000
1,000000
1,000000
2
1,322500
0,756144
1,625709
0,615116
2,150000
0,465116
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1,520875
0,657516
2,283225
0,437977
3,472500
0,287977
4
1,749006
0,571753
2,854978
0,350265
4,993375
0,200265
5
2,011357
0,497177
3,352155
0,298316
6,742381
0,148316
6
2,313061
0,432328
3,784483
0,264237
8,753738
0,114237
7
2,660020
0,375937
4,160420
0,240360
11,066799
0,090360
8
3,059023
0,326902
4,487322
0,222850
13,726819
0,072850
9
3,517876
0,284262
4,771584
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10
4,045558
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11
4,652391
0,214943
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24,349276
0,041069
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5,350250
0,186907
5,420619
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13
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0,162528
5,583147
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14
7,075706
0,141329
5,724476
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15
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102,443583
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30
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35
133,175523
0,007509
6,616607
0,151135
881,170156
0,001135
40
267,863546
0,003733
6,641778
0,150562 1779,090308
0,000562
Tabellen ausgewählter Zinsfaktoren
8
Zinssatz = 20,00 % n
AuF
AbF
RBF
KWF
EWF
RVF
1
1,200000
0,833333
0,833333
1,200000
1,000000
1,000000
2
1,440000
0,694444
1,527778
0,654545
2,200000
0,454545
3
1,728000
0,578704
2,106481
0,474725
3,640000
0,274725
4
2,073600
0,482253
2,588735
0,386289
5,368000
0,186289
5
2,488320
0,401878
2,990612
0,334380
7,441600
0,134380
6
2,985984
0,334898
3,325510
0,300706
9,929920
0,100706
7
3,583181
0,279082
3,604592
0,277424
12,915904
0,077424
8
4,299817
0,232568
3,837160
0,260609
16,499085
0,060609
9
5,159780
0,193807
4,030967
0,248079
20,798902
0,048079
10
6,191736
0,161506
4,192472
0,238523
25,958682
0,038523
11
7,430084
0,134588
4,327060
0,231104
32,150419
0,031104
12
8,916100
0,112157
4,439217
0,225265
39,580502
0,025265
13
10,699321
0,093464
4,532681
0,220620
48,496603
0,020620
14
12,839185
0,077887
4,610567
0,216893
59,195923
0,016893
15
15,407022
0,064905
4,675473
0,213882
72,035108
0,013882
20
38,337600
0,026084
4,869580
0,205357
186,688000
0,005357
25
95,396217
0,010483
4,947587
0,202119
471,981083
0,002119
30
237,376314
0,004213
4,978936
0,200846 1.181,881569
0,000846
35
590,668229
0,001693
4,991535
0,200339 2.948,341146
0,000339
40 1.469,771568
0,000680
4,996598
0,200136 7.343,857840
0,000136
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Jahresabschlussanalyse,
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345
Abkürzungsverzeichnis a A Aa
appr. AuF
auftragsfixe Kosten (bestellfixe Kosten), Anzahl der Altaktien Auszahlungskurs (dezimal) steuerliche Abschreibung auf alte Anlage im nächsten Jahr (€) Auszahlungsbetrag des aufgenommenen Kredits Abzinsungsfaktor Absetzung für Abnutzung Anschaffungs oder Herstellungskosten aus Lieferungen und Leistungen steuerliche Abschreibung auf die neue Anlage im nächsten Jahr (€) approximativ Aufzinsungsfaktor
B BB BBK BM BH BS
Betriebskosten Bestellpunktbestand Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung Bestellpunkt (= Meldebestand) Höchstbestand Sicherheitsbestand
C0 CFROI CVA
Kapitalwert Kapitalwertfunktion der Investitionskette Cash Flow Return on Investment Cash Value Added
D DB db DGK DKneu
Darlehen Deckungsbeitrag Stückdeckungsbeitrag durchschnittlich gebundenes Kapital durchschnittlicher Kapitaleinsatz der neuen Anlage
A0 AbF AfA AHK aLuL An
K 0
C
346
Abkürzungsverzeichnis
DVFA
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung e.V.
E EBT EBIT EBITDA EK EVA EW EWK
Erlöse earnings before taxes earnings before interest and taxes earnings before interest and taxes, depreciation and amorti zation Einzelkosten, Eigenkapital Economic Value Added Konzept Ertragswert Ertragswertkurs
f Fa FK FK FEK FGK Fifo Fn
Skontofrist Fremdkapitalzinsen für die alte Anlage im nächsten Jahr (€) Fertigungskosten Fremdkapital Fertigungseinzelkosten Fertigungsgemeinkosten First in – first out Fremdkapitalzinsen für die neue Anlage im nächsten Jahr (€)
G GK GKV
Gewinn Gemeinkosten Gesamtkostenverfahren
H HK
Hauptprodukt Herstellkosten (Kostenrechnung), Herstellungskosten (Finanz buchhaltung)
i iappr IAS ieff IFRS inom I0
Kalkulationszinsfuß, Kalkulationszinssatz näherungsweise ermittelter Effektivzinssatz International Accounting Standards Effektivzinssatz International Financial Reporting Standards nomineller Jahreszinssatz Investitionsbetrag (Anschaffungs und Anschaffungsneben kosten) oder Anschaffungswert
347
Abkürzungsverzeichnis
k K Kalt Klalt K0 KB KD KEF Kfix KGV KIst IKR
KIst
PKR
KIst
kH KL kn Kneu I
K neu
KPlan KSoll P k P k fix P k var Kvar kvar Kverr KWF L L Lifo Ln Lofo L0
348
Stückkosten pro Stück Gesamtkosten der Produktion Jahreskosten der alten Anlage die laufenden Kosten der alten Anlage je Zeitabschnitt Barwert, Kreditsumme Beschaffungskosten Kapitaldienst Kapazitätserweiterungsfaktor Fixkosten KursGewinnVerhältnis Istkosten Istkosten der Istkostenrechnung Istkosten der Plankostenrechnung Stückherstellkosten des Hauptproduktes H durchschnittliche Zins und Lagerkosten Stückkosten der Kostengruppe n Jahreskosten der neuen Anlage die laufenden Kosten der neuen Anlage je Zeitabschnitt Plankosten Sollkosten Plankostenverrechnungssatz fixer Plankostenverrechnungssatz variabler Plankostenverrechnungssatz variable Kosten variable Stückkosten verrechnete Plankosten Kapitalwiedergewinnungsfaktor (Annuitätenfaktor) Leasingrate pro Monat, durchschnittliche Verringerung des Liquidationserlöses Leasingrate pro Jahr Last in – first out Liquidationserlös bzw. aufwand im nten Jahr Lowest in – first out Liquidationserlös der alten Anlage zu Beginn des Planungs zeitraums
Abkürzungsverzeichnis
Lv M MEK MGK MK
Liquidationserlös der alten Anlage Vergleichsperiode Gesamtjahresbedarf, Verlängerungsmiete Materialeinzelkosten Materialgemeinkosten Materialkosten
am
Ende
der
n
Nutzungsdauer des Investitionsobjekts (Jahre), Laufzeit des Kredits (Jahre), Anzahl der neuen Aktien NOA Net Operating Asset NOPAT Net Operating Profit after Taxes p P pa peff pm PNi POG PUG pxopt
Einstandspreis pro Mengeneinheit Preis, Bedarf pro Periode Jahreszinssatz Effektivverzinsung Monatszinssatz Preis des Nebenproduktes i Preisobergrenze Preisuntergrenze Betrag der Bestellung
q q qn
Zins2 und Lagerkostensatz pro Jahr in Prozent 1 + i, wobei iKalkulationszinsfuß (%) Aufzinsungsfaktor (1 + i)n
r R RBF Rn
interner Zinsfuß Rückzahlungsbetrag (dezimal), Preis für Kaufoption Rentenbarwertfaktor (Diskontierungssummenfaktor) Rückflüsse (Differenz aus Einzahlungen und Auszahlungen des Jahres n) Return on Capital Employed Return on Net Assets Return on Investment Restwertverteilungsfaktor Restwert am Ende der Nutzungsdauer
ROCE RONA ROI RVF RWn
349
Abkürzungsverzeichnis
S S0 St SEKF SEKV SK St St. St
Steuersatz (absolut) Sonderzahlung Saldo der Zahlungsströme in der Periode t (t1 bis t0) Sondereinzelkosten der Fertigung Sondereinzelkosten des Vertriebs Selbstkosten Steuern im ersten Jahr der Nutzung (€) Stück Saldo der Zahlungsströme in der Periode t (t1 bis t0)
t T td tf tm TP TU TW T€
Amortisationszeit, einzelne Perioden von 0 bis n, gesamte Laufzeit (Tilgungszeit) Tilgung dynamische Amortisationszeit tilgungsfreie Jahre mittlere Laufzeit Vorhersageperiode in Tagen Überprüfungszeit in Tagen Wiederbeschaffungszeit in Tagen Tausend Euro
U UBE Ü
Umsatz Break2even2Umsatz Überschuss (Mehrgewinn) im nächsten Jahr (€)
v V VT VtGK VwGK
Umfang der Vergleichsperiode durchschnittlicher Verbrauch Verbrauch in Tagen Vertriebsgemeinkosten Verwaltungsgemeinkosten
WACC Weighted Average Cost of Capital WB Wiederbeschaffung x xH xkrit
350
Ausbringungsmenge Menge des Hauptproduktes H kritische Menge
Abkürzungsverzeichnis
xNi xBE xopt xP xV
Menge des Nebenproduktes i BreakEvenPoint optimale Bestellmenge produzierte Menge verkaufte Menge
z Z
Annuität, Zahlungsziel Zinsen
351
Stichwortverzeichnis
A ABCAnalyse 68 Abfindungsaufwand 322 Absatzengpass 55 Abschreibung ökonomische 209, 211 Abschreibungsintensität 192 Abschreibungsquote 168 Absoluter Marktanteil 102 Abweichungsanalyse 41, 44 Abzahlungsdarlehen 242 Beispiel 242 Disagio, Beispiel 243 Tilgungsplan 242 tilgunsfreie Jahre, Beispiel 245 Abzahlungsraten 243 Abzahlungstilgung 244 Aktie Gewinn 250 Aktien 246 AktienAnalyse 214 Aktienbewertung 248 Altersstruktur der Belegschaft 300, 301 Amortisation 286 Amortisationsdauer 275 Amortisationsrechnung 275, 293 Amortisationszeit 275, 276, 287, 293
352
AmortisationszeitObergrenze 276 Analyse der Aufwandsstruktur 190 AndlerFormel 98 Angebotserfolg 120 Anlagenabnutzungsgrad 166 Anlagenintensität 164 Anlagespiegel 138, 222 Annuität 281 Annuitätendarlehen 233, 234 Beispiel 234, 235 mit Disagio 236 Annuitätenfaktor 234 Annuitätenmethode 281, 287 Anschaffungskosten 267 Anschaffungswert 266 Anspannungskoeffizient 173 ArbeitsmengenProduktivität 310 Arbeitsplatzstruktur 311 Arbeitszeitvolumen 303 ATeile 74 Aufbereitungsmaßnahmen 131, 132 Auftragseingang 124 Auftragseingangsstruktur 122, 124 Auftragsentwicklung 121 Auftragsgröße 121 Auftragsreichweite 124 Aufwandsrückstellungen 133
Stichwortverzeichnis
Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebes 131 Aufzinsungsfaktor 278 Ausbildungsquote 313 Ausbringungsmenge 267 Auslandsmarkt 125 Außenfinanzierung 228, 229 Außerordentliches Ergebnis 142, 146, 147 Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital 131 Auszahlungen 277 B Bankkredit 232 BayerFormel 179 BCF 210 Bedarfsermittlung 77 deterministisch 67 stochastisch 67 Behindertenanteil 303 Belegschaftsstruktur 311 Bereichsfixkosten 52 Beschäftigungsabweichung 41, 42, 43, 45, 48 Beschäftigungsgrad 37, 38 Bestand disponierter 81 verfügbarer 80 Bestandsführung 86 Inventurmethode 87 Retrograde Methode 87 Skontrationsmethode 86 wertmäßige 88 Bestandsüberwachung 86, 93 Bestellbestand 78
Bestellmenge optimale 97, 98, 99 Bestellmengenplanung 95 Bestellpunkt 96 Bestellpunktverfahren 95 Bestellrhythmusverfahren 96 Beteiligungsfinanzierung 228, 245 Betriebsergebnis 50, 51, 142, 144, 145, 181, 184 Betriebskosten 265, 267 Betriebsnotwendiges Kapital 149, 150, 184 Betriebsnotwendiges Vermögen 149 Betriebsrentabilität 184, 185 Betriebszugehörigkeit 302, 303 Bewerber pro Ausbildungsplatz 304, 305 Bezugskurs 246 Bezugsrecht 246 Wert 247 Bezugsverhältnis 246, 247 Bilanzen 220 Bilanzkurs 248 Beispiel 248 Bilanzsumme 183 Börsenkurs 214, 246 BreakevenAnalyse 58, 60, 64 BreakevenMenge 59 BreakevenPoint 58, 59, 60, 63, 271, 272 BreakevenUmsatz 59 Bruttobedarf 76 Bruttobedarfsermittlung 76 BruttoCashflow 210
353
Stichwortverzeichnis
Bruttoinvestitionsbasis 210, 211 BruttoPersonalbedarf 300 BTeile 74 C Capital Employed 205 Cash Flow Return on Investment 208, 346, 349 Cash Point 62 Cash Value Added 212, 346 Cashflow 149, 152, 153, 177 CashflowAnalyse 177 CashflowROI 185, 186 CFROI 208, 209, 212, 346, 349 CTeile 74 CVA 212, 346 D Debitorenziel 170 Deckungsbeitrag 50, 51, 53, 114 Deckungsbeitragsrechnung 35, 51 einstufige 52 mehrstufige 52 mehrstufige 53 Deckungsgrad A 160, 179 Deckungsgrad B 160, 179 Deckungsgrad C 161, 162 Delkrederefunktion 261 Derivativer Geschäfts oder Firmenwert 131 Dienstleistungsfunktion 261 Dienstleistungsgebühr 261 Direct Costing 50 Disagio 132, 232, 239
354
Disponierter Bestand 81 Dividendenberechtigung 246 Dividendennachteil 246 Dividendenrendite 216, 250 Beispiel 251 Divisionskalkulation 14 Du Pont Kennzahlensystem 194 Durchschnittlich gebundenes Kapital (DGK) 266 Durchschnittliche Lagerdauer 94 Durchschnittlicher Lagerbestand 80 durchschnittlicher Personalaufwand 321 Durchschnittsalter der Belegschaft 300, 301 Durchschnittsdauer der Betriebszugehörigkeit 302 Durchschnittskosten je Überstunde 311 Durchschnittsmethode periodische 89 permanente 88 Durchschnittsperiode 265 Durchschnittsrechnung 275 Dynamische Amortisationsrechnung 286, 287 Dynamische Amortisationszeit 286 Dynamische Investitionsrechenverfahren 276 Dynamischer Verschuldungsgrad 178, 179
Stichwortverzeichnis
E Earnings per Share 250 Earnings per Share (EPS) 214 EBIT 188, 205 EBITDA 189 EBITDAMarge 190 EBITMarge 189 EBT 181, 187 Economic Value Added 197, 204 Effektivverschuldung 178, 205 Effektivverzinsung 229, 231, 235, 237, 240 Gesamttilgung, Beispiel 238 Effektivzins 232, 236 Effektivzinsberechnung 236, 239 Effektivzinsbestimmung Abzahlungstilgung mit tilgungsfreien Jahren 244 Effektivzinssatz 230, 231, 237, 239, 240 Eigene Anteile 132 Eigenkapitalkostensatz 202, 203 Eigenkapitalquote 172, 174, 185 Eigenkapitalrentabilität 183, 185 Einstellungseffizienz 306 Einstufige Äquivalenzziffernkalkulatio n 19 Einstufige Deckungsbeitragsrechnung 50, 52
Einstufige Divisionskalkulation 14, 15 Einstufige Zuschlagskalkulation 22 Einzahlungen 277 Endfälliges Darlehen 237, 238 Engpass 55 Entschuldungsgrad 177, 178 Entsendungsquote 312 Erfolg 217 Erfolgsspaltung 142 Erfolgswirtschaftliche Jahresabschlussanalyse 180 Ergebnis je Aktie 214 Ergebnis vor Steuern 183 Ergebnis vor Steuern von Einkommen und Ertrag 181 Erhaltene Anzahlungen 133 Erlöse 271 Ersatzproblem 288, 291, 292, 293 Ertragskurs Beispiel 249 Ertragswert 249 Beispiel 249 Ertragswertkurs 249 EVA 197, 347 Exportquote 125 F Factor 261 Factoring 261 Beispiel 261 FactorKosten 262 Faustformel 239 Fertigungskosten 26
355
Stichwortverzeichnis
Festdarlehen 237, 238 Beispiel 238 FifoVerfahren 90 Finanzergebnis 142, 146 Finanzierung 217, 228 Finanzierung durch Abschreibungen 251 Finanzierungsfunktion 261 Finanzwirtschaftliche Jahresabschlussanalyse 153 Fixe Gesamtkosten 270 Fixe Kosten 265, 267 Fixkosten 52, 265, 268 Flexible Plankostenrechnung 39 auf Teilkostenbasis 46 Fluktuationsrate 308, 309 Forderungen 261 Frauenanteil 304 Freijahre 244 Fremdfinanzierung Kurzfristige 229 langfristige 232 Fremdkapital verzinsliches 206 Fremdkapitalkostensatz 202 Fremdkapitalquote 173 Fremdkapitalzinsen 183 Frühfluktuationsrate 305, 306 FuEIntensität 192 G Gegenwartswert 278 Gesamtabweichung 41, 45, 48 Gesamtjahresbedarf 98
356
Gesamtkapital 183 Gesamtkapitalrentabilität 183, 185 Gesamtkosten 267, 269 Gesamtkostenverfahren 145 Gesamtpersonalkosten 315 Geschäftsbericht 135 Gesellschafterdarlehen 133 Gewinn 271, 273 Gewinn pro Aktie 250 Beispiel 250 Gewinn und Verlustrechnung 142, 143, 226 Gewinn vor Zinsen 273 Gewinnschwelle 61, 271, 272 Gewinnschwellenanalyse 271, 272 Gewinnvergleich pro Periode 271 pro Stück 271 Gewinnvergleichsrechnung 271, 272, 291 Gewinnvortrag/Verlustvortrag 132 Goldene Bilanzregel 160 Grenzplankostenrechnung 46 Grundmietzeit Beispiel 256 H Herstellungsintensität 192 HifoVerfahren 91 Horizontalstrukturanalyse 154 I Innenfinanzierung 228 interne Zinsfußmethode 209
Stichwortverzeichnis
Interne Zinsfußmethode 282 Interner Zinsfuß 282, 285 Interner Zinssatz 241 Interpolation lineare 240, 241 Inventurmethode 87 Investitionsausgaben 277 Investitionsbetrag 278 Investitionsquote 167 Investitionsrechenverfahren 263 Investitionsrechnung 263 Istbeschäftigung 39 Istbeschäftigungsgrad 39 Istkosten 35, 38, 44 Istkostenrechnung 32 J Jahresabschlussanalyse 129, 135 Jahresüberschuss/Jahresfehlbe trag 132 Jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter 314 K Kalkulation 11 Leasingrate pro Jahr 255 Leasingrate pro Monat 259 Kalkulationsarten 12 Kalkulationszinsfuß 266, 276, 278 Kalkulatorische Abschreibung 267 Kalkulatorische Zinsen 266, 289
Kapazitätserweiterungseffekt 251 f., 254 Beispiel 252 Kapazitätserweiterungsfaktor 254 Beispiel 254 Kapitaldienst 267 Kapitalerhöhung 246 Kapitalfreisetzungseffekt 251 Kapitalintensität 192 Kapitalkosten 265, 267, 269 Kapitalkosten pro Periode 267 Kapitalkostensatz 202 Kapitalstrukturanalyse 172 Kapitalwert 278, 279, 280, 281 Kapitalwertmethode 278, 279, 293 Kapitalwiedergewinnungsfak tor 233 f., 237, 255, 281 Kaufoption Leasingrate 257 Kennzahlen Personalbedarfsplanung 299 Personalbeschaffung 304 Personaleinsatz 307 Personalentwicklung 313 Personalkostenkontrolle 319 Personalkostenplanung 319 Personalstrukturplanung 299 wertorientierte 196, 213 KGV 215 Konzernbilanz 135
357
Stichwortverzeichnis
Kosten 271 Kostenersparnis 292 Kostenrechnungssysteme 31 Kostenträger 12 Kostenvergleich beim Ersatzproblem 289 Kostenvergleichsrechnung 265, 289 Krankheitsquote 309, 310 Kreditfinanzierung 228 f. Kreditorenziel 176 Kritische Auslastungsmenge 270 Kritische Menge 268, 270 Kritische Produktionsmenge 268 Kumulationsrechnung 275 Kundendeckungsbeitrag 113 f. Kundendeckungsbeitragsanteil 115 Kundenstruktur 110, 112 Kundenziel 170 Kuppelkalkulation 28 Kuppelproduktion Restwertmethode 28 Subtraktionsmethode 28 KursGewinnVerhältnis 215, 251 Beispiel 251 Kurzfristige Fremdfinanzierung 229 Kurzfristige Liquiditätsanalyse 154 Kurzfristiges Fremdkapital 155 L Lagerbestand 78, 79
358
durchschnittlicher 80 Lagerdauer durchschnittliche 94 Lagerhaltungskostensatz 94 Lagerhöchstbestand 84 Lagerkapazitätsauslastungsgra d 94 Lagerkostensatz 94 Lagerumschlagshäufigkeit 93 Lagerzinssatz 95 Langfristige Fremdfinanzierung 232 Langfristige Liquiditätsanalyse 159 Langfristiges Darlehen Tilgungsformen 232 Latente Steuern 132 Laufzeit mittlere 243 Leasing 254, 255 Leasingrate Grundmietzeit 256 jährlich 259, 260 Kalkulation 255, 259 Kaufoption 257 monatlich 260, 261 Sonderzahlung 256 Leerkosten 42, 43 Leistung je Mitarbeiter 322 Leistungsgrad 310 Leitungsspanne 312 Lieferantenkredit 229, 230 Effektivszins, Beispiel 230 Lieferantenziel 176 Lieferbereitschaftsgrad 84, 85, 93 LifoVerfahren 89 Lineare Interpolation 240, 241
Stichwortverzeichnis
Liquidationserlös 266, 267, 278, 289 Liquidität 217 Liquidität 1. Grades 154 Liquidität 2. Grades 155 Liquidität 3. Grades 156 LofoVerfahren 91 LohmannRuchtiEffekt 252
Mitarbeitererfolgsbeteiligung 322 Mittelkurs 247 neuer 246 Mittlere Laufzeit 243 Modifizierte Rentabilitätskennzahlen 185
M
N
MakeorBuyEntscheidungen 57, 58 MAPIMethode 295, 297 MarketingMixes 116 Marktanteil absoluter 102 relativer 104 Marktentwicklung 105 Marktrisiko 202 Maschinenlaufzeit 25 Maschinenstundensatzrechnu ng 25 Materialbestand 79 Materialintensität 191 Materialwirtschaft 66 Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulatio n 20 Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung 52, 53 Mehrstufige Divisionskalkulation 17 Mehrstufige Zuschlagskalkulation 23, 24 Meldebestand 83, 84 Mindestverzinsung 273, 279
Nachkalkulation 13 Net Operating Assets 200 Net Working Capital 158 Nettobedarf 77, 79 Nettobedarfsermittlung 77 NettoFinanzschulden 205, 206 Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens 149 Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögen 149 Nettoinvestitionen des Sachanlagevermögens 150, 152, 177 Nettoinvestitionsdeckung 177, 178 NettoPersonalbedarf 299, 300 Netto Personalbedarfsermittlung 300 Neuer Mittelkurs 246 NOA 198, 200 Nominalzins 232 Nominalzinssatz 240 NOPAT 197, 198, 200, 349 Normalkostenrechnung 33
359
Stichwortverzeichnis
Nutzkosten 42, 43 Nutzungsdauer 266 O ökonomische Abschreibung 209, 211 Optimale Bestellmenge 97, 98, 99 P Passive Rechnungsabgrenzungspost en 133 Periodische Durchschnittsmethode 89 Permanente Durchschnittsmethode 88 Personalaufwand durchschnittlicher 321 Personalaufwandsstruktur 312 Personalbasiskosten 318 Personalbedarf 298 Personalbedarfplanung 299 Personalbedarfsplanung 298, 304 Kennzahlen 299 Personalbeschaffung 304 Kennzahlen 304 Personalbeschaffungskosten 306 Personalcontrolling 298 Personaleinsatz 307 Kennzahlen 307 Personaleinsatzplanung 307 Personalentwicklung 313 Kennzahlen 313
360
Personalentwicklungskosten 315 Personalentwicklungskostena nteil 315 Personalintensität 191 Personalkosten 317, 321 je Mitarbeiter 320 je Stunde 321 Personalkostenintensität 319, 320 Personalkostenkontrolle 317, 319 Kennzahlen 319 Personalkostenplanung 317, 318, 319 Kennzahlen 319 Personalstrukturplanung 298, 299 Kennzahlen 299 Personalunterdeckung 300 Personalwirtschaft 298 Personalzusatzkosten 318 Planbeschäftigung 39, 46 Planbeschäftigungsgrad 37 Plankosten 37, 38, 46 verrechnete 42, 43, 47 Plankostenrechnung 36 flexible 39 starre 37, 39 Plankostenverrechnungssatz 39, 46 Preisabweichung 41, 42, 44, 45, 47 Preisnachlassquote 116 Preisnachlassstruktur 118 Preisobergrenze 57 Preispolitik 116 Preisuntergrenze 57 bei einem Engpass 57
Stichwortverzeichnis
bei freien Kapazitäten 57 priceearningratio 251 Primärbedarf 67 Produktfixkosten 52 Produktgruppenfixkosten 52 Produktionsengpass 56 Q Qualifikationsstruktur 303 Quicktest 217 R Ratendarlehen 242 Beispiel 242 Relativer Marktanteil 104 Relativer Stückdeckungsbeitrag 56 Rentabilität 217, 273, 274, 292 Rentabilitätskennzahlen modifizierte 185 Rentabilitätsrechnung 273, 287, 292 Rentenbarwertfaktor 259, 279, 281 Restwert 266, 267 Restwertmethode 28 Restwertverteilungsfaktor 240, 244, 245 Retrograde Methode 87 Return on Capital Employed 205, 349 Return on Investment (ROI) 194, 196 ROCE 205, 207, 349 ROI 194 RONA 207, 349
Rücklagenquote 175 S Sachanlagendeckungsgrad 162, 163 Sachanlagenvermögen Nettoinvestitionen 177 Sättigungsgrad 105 Sekundärbedarf 67, 76 Selbstfinanzierung 228 Selbstfinanzierungsgrad 175 Selbstkosten summarische Zuschlagskalkulation 22 Sicherheitsabstand 63 Sicherheitsbestand 81, 82 Sicherheitskoeffizient 63 , 82 Skonto 230 Skontrationsmethode 86 Sollkosten 35, 39, 42, 47 Sonderposten mit Rücklageanteil 132 Sonderzahlung Leasingrate 256 Sozialplankosten 322 Sperrkontosatz 261 Spread 207 Starre Plankostenrechnung 37, 39 Statische Amortisationsrechnung 274, 287 Statischer Verschuldungsgrad 173, 174 Strukturbilanz 130 f., 133, 134, 135, 140, 141, 224 Strukturerfolgsrechnung 130, 148, 180, 227
361
Stichwortverzeichnis
Stückdeckungsbeitrag 51, 53, 59, 61 relativer 56 Stückherstellkosten 29 Stückkosten 13, 19, 265, 267 Stückkostenvergleich 270 Subtraktionsmethode 28 Summarische Zuschlagskalkulation 22 T Teilkostenrechnung 35, 49, 54 Tilgungsformen 232 langfristiges Darlehen 232 Tilgungsfreie Jahre 244 f. Tilgungsplan Abzahlungsdarlehen 242 Annuitätendarlehen 235 Endfälliges Darlehen 238 Festdarlehen 238 U Übernahmequote 314 Überstundenquote 308 Umlaufintensität 165 Umsatzkostenverfahren 144 Umsatzrentabilität I 181 Umsatzrentabilität II 181 Umschlagsdauer des Vorratsvermögens 170 UnfallAusfallzeit 312 Uniformmethode 231 Unternehmensfixkosten 53
Variable Stückkosten 267, 268, 270 Verbesserungsvorschlagsrate 316, 317 Verbindlichkeitsspiegel 138, 222 Verbraucherkredit 230 Effektivzins, Beispiel 231 Verbrauchsabweichung 41, 42, 45, 48 Verfügbarer Bestand 80 Verlängerungsmiete Beispiel 258 Leasingrate 258 Vermögenskonstitution 165 Vermögensstrukturanalyse 163 Verrechnete Plankosten 42, 43, 47 Verschuldungsgrad dynamischer 178, 179 statischer 174 Verteilung des Jahresurlaubs 311 Verteilungsmethode 30 Vertikalstrukturanalyse 163 Vertriebskennzahlen 120 Verwaltungsintensität 192 verzinsliches Fremdkapital 206 Vorkalkulation 13 Vormerkbestand 78 Vorratsintensität 171, 172 Vorstellungseffektivität 306 W
V Variable Kosten 265
362
WACC 197, 198, 201, 350
Stichwortverzeichnis
Weighted Average Cost of Capital 201 Weiterbildungskosten 317 Weiterbildungskosten pro Teilnehmer 317 Weiterbildungstage 315 Weiterbildungszeit 314 Werbeelastizität 127 Werbeerfolg 128 Werbeintensität 126, 127 Werbung 126 Werkstattbestand 78 Wert des Bezugsrecht Dividendennachteil 248 Wert des Bezugsrechts 247 Wertmäßige Bestandsführung 88 wertorientierte Kennzahlen 196, 213 Wirtschaftlichkeit 35 Wirtschaftlichkeitskontrolle 35
Working Capital 157, 158 X XYZAnalyse 74 Z Zahlungsreihe 277 Zahlungsstrom 278 Zinseszinseffekt 276 Zinsfaktoren Tabellen 323 Zinsfußmethode interne 209 Zinssatz interner 241 Zusatzbedarf 76 Zuschlagskalkulation 21 Zweistufige Divisionskalkulation 16 Zwischenkalkulation 13
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