MARTIN HEIDEGGER
MARTIN HEIDEGGER
GESAMTAUSGABE
ZU ERNST JÜNGER
IV. ABTEILUNG: HINWEISE UND AUFZEICHNUNGEN BAND 90 Z...
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MARTIN HEIDEGGER
MARTIN HEIDEGGER
GESAMTAUSGABE
ZU ERNST JÜNGER
IV. ABTEILUNG: HINWEISE UND AUFZEICHNUNGEN BAND 90 Zl I EHNST JÜNGER
-
-
IIQII
IIQII
VITTORIO KLOSTERMANN
VITTORIO KLOSTERMANN
FRANKFURT AM MAIN
FRANKFURT AM MAIN
Herausgegeben von Peter Trawny INHALT
1. TEIL [AUFZEICHNUNGEN ZU ERNST JÜNGER]
1. »DER ARBEITER« 1. »Arbeit« [2. Schöpfungsplan und Arbeitsplan] 3. Zu Jünger 4. »Der Arbeiter«
5 5 5 6
H. »MARMORKLIPPEN«
5. 6. 7. 8. 9.
© Vittorio Klostermann GmbH· Frankfurt am Main . 2004 Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder Teile in einem photomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten. Satz: Mirjam Loch, Frankfurt am Main Druck: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier § ISO 9706 . Printed in Germany ISBN 3-465-03324-8 kt . ISBN 3-465-03325-6 Ln
»Marmorklippen« »Marmorklippen« Zu den »Marmorklippen« »Marmorklippen« »Marmorklippen«
9 9 9 9 10
III. ERNST JÜNGERS BLENDUNG UND WESENTLICHE GRENZE ZUFOLGE DER METAPHYSISCHEN GRUNDSTELLUNG NIETZSCHES 10. Ernst Jüngers Blendung und wesentliche Grenze zufolge der metaphysischen Grundstellung Nietzsches 13 15 11. Zu Ernst Jünger
VI
Inhalt
Inhalt
IV DER WIDER-SPRUCH ZUR METAPHYSIK
D. Die Wahrheitsfrage
A. Gang und Übersicht. Richtpunkte der Auslegung H~. Auslegung 13. Gang der Auslegung 14. Gang der Auslegung
21 21 22
Zur Stellungnahme Jüngers vermeintliche Sprengarbeit Wichtige Abschnitte Die Gleichgültigkeit gegen Begriffe Die Erinnerung Zu den »Marmorklippen« Ernst Jünger und Nietzsche] Wille zur Macht und Wahrheit Gerechtigkeit Zu Ernst Jünger »Legitimation« und »Repraesentation« Zur Stellungnahme}
57
60
E. Menschentum und Subjektivität Descartes und Protagoras 27 28 28 28 29 29 29 29 30 31 31
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter« 26. Zur Auslegung. Zu Jüngers Grundstellung 27. Zum Rückblick auf den ersten Teil. Übergang zum zweiten Teil (»Subjektivität«, »Sinngebung«) 28. Zu Jüngers Grundstellung 29. Zur Gliederung des Werkes 30. Zum Durchblick in den Aufbau des Buches 31. Der Untertitel des Buches 32. Richtlinien des Nachvollzugs 33. Jüngers Vorgehen. Metaphysik 34. Jüngers Verfahren und die Verbindlichkeit seiner Sätze 35. Zu Jüngers Grundstellung. Arbeiter und Arbeit (Mensch und Sein)
57
36. Wahrheit 37. »Wahrheit« und »Gestalt« (»Sein«). (»Erkenntnistheorie« ) 38. »Erkenntnistheorie«
B. Zur Stellungnahme 15. 16. 17. 18. 19. 20. [21. 22. 23. 24. [25.
VII
37 38 43 43 45 48 49 50 51 52
39. 40. 41. 42.
Subjectivität des »Subjekts« Begriff der Subjektivität. »Sinngebung« Zur Auslegung des homo-mensura-Satzes Der »homo-mensura«-Satz des Protagoras und die »Subjektivität« des »Deskartes«
65 66
68
69
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. [55. 56.
Die Verbindlichkeit von Jüngers Darlegungen Wozu Ernst Jünger beachten? Zu Ernst Jünger, Der Arbeiter Zu Ernst Jüngers metaphysischer Grundstellung. Ernst Jüngers Werk »Der Arbeiter« Grundstellung Jüngers Grundstellung Das Entscheidende an Ernst Jüngers Werk Die Entscheidung. Das Geistige abhängig vom Leiblichen. Animal rationale Das bleibende Grundgefüge. »Metaphysik« Das Grundgefüge des »Arbeiters« Zu Ernst Jüngers Grundhaltung. Die Wahrheitsfrage Zu Jüngers Grundstellung. Machiavelli, principe und der Arbeiter Jüngers Grundstellung] Der andere Bezug
n
73 73 74 74 75 75 76 77 78 78 79 80 81 81
VIII
Inhalt
Inhalt
57. Vgl. Geschichte des Seyns. Wider-spruch und Widerlegung 58. Widerspruch 59. Widerspruch zu Jünger 60. Wie der Übergang 61. Jüngers Grundstellung 62. Zu Jünger 63. Zur Auseinandersetzung mit Jünger 64. Jüngers vollständige Verhaftung in der Seinsvergessenheit der Neuzeit 65. Jüngers Metaphysik der Gestalt und der Freiheit 66. Der entscheidende Richtpunkt für die Auslegung von Jüngers »Arbeiter« 67. Gestalt. Jüngers Vorhabe der Unruhe und Ruhe 68. Zur Kennzeichnung von Ernst Jüngers Grundstellung 69. Zum heroischen Realismus 70. Der heroische Realismus 71. Realismus - Gestalt 72. »Realismus« 73. Jünger 74. Bürger - Arbeiter 75. Zu Jünger. »Heroischer Realismus« 76. Nietzsehe und Jünger 77. Ernst Jünger und Nietzsche 78. Jünger - Nietzsehe 79. Zu Jünger 80. Zu Jünger 81. Jüngers Vorhaben im »Arbeiter« 82. Ernst Jüngers Glaube 83. Jüngers Ansicht der Neuzeit [84. Zu Jüngers Grundstellung] 85. Jüngers Grundstellung. Schema und Grundhaltung 86. Jüngers Halbheit 87. Die Subjektivität [88. Vernunft und Bewußtsein]
81 82 82 82 83 83 84 85 85 86 86 87 87 88 88 89 89 89 90 90 91 91 92 93 94 95 96 96 97 97 98 98
89. Subjektivität und Vergegenständlichung. » Wirklichkeit« 90. Die Vollendung der Subjektivität [91. Zur Vollendung der Subjektivität]
IX
98 99 101
V. WESEN UND BEGRIFF DER ARBEIT
(TECHNIK UND ARBEIT)
92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99.
»Arbeit« Der Arbeiter Arbeit Arbeit Der Industrie-Arbeiter »Arbeit« »Arbeiter« Arbeit »Arbeit« und »Sorge«
105 105 106 106 107 108
109 110
VI. BÜRGER UND ARBEITER 100. Die Abhebung des Arbeiters gegen den Bürger 101. Die Absetzung des Arbeiters gegen den Bürger 102. Jüngers Begriff von »Arbeit« und »Arbeiter« im Verhältnis zum bisherigen Begriff Arbeit und Arbeiter. Fragen 103. Vergleich des Bürgers und des Arbeiters 104. Das Wesen der »Gesellschaft« 105. Jünger [ 106. Jüngers Begriff der »Gesellschaft«]
113 114
115 116 118
120 120
VII. DAS ELEMENTARE
107. Das Elementare 108. Der »Elementarismus«
123 123
x 109. [110. 111. 112. 113. 114. [115.
Inhalt
»Der Arbeiter« (18) Zu Ernst Jünger. Der »Elementarismus«J Das Unwesen des Elementarismus Der Elementarismus Das Verhältnis zum Elementaren Elementarismus. Wille zur Macht und Gott Das Elementare]
Inhalt
124 124 125 126 126 126 127
VIII. »GESTALT« UND SEIN DIE GESTALT DES ARBEITERS
116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. [133. 134.
Die Gestalt »Die Gestalt« »Gestalt« Jüngers Auslegung der »Gestalt« Gestalt - Menschenbild - Weltbild (Erläuterndes und Kritisches zu Jüngers Gestaltbegriff) Die Absetzung der »Gestalt« gegen »Ideen« und »Begriffe« Die Gestalt Der Gestalt-Gedanke Gestalt und Typus »Gestalt«. Der Arbeiter als einzige prägende Macht Die Gestalt des Arbeiters. Zu Ernst Jüngers Grundstellung Arbeiter und Gestalt und Sein Gestalt und »Wesen« Die Gestalt »Gestalt« Die Gestalt des »Arbeiters« (Wesen der »Gestalt«, Typus, Schlag) Jünger Arbeit und Arbeiter Gestalt und neuzeitliches Menschenwesen] Die Gestalt des Arbeiters
131 131 132 132 133 137 137 138 139 140
Xl
IX. DAS WESEN DER FREIHEIT DIE NEUZEITLICHE FREIHEIT - ALS FREIHEITSANSPRUCH
135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 1147. 148. 149. 150. 151. 152. 153.
Fragen zu S. 57 ff. Der neue Freiheitsanspruch Die Freiheit (neuzeitlich) Der neue Freiheitsanspruch Die Freiheit als Anspruch auf Freiheit Freiheit (neuzeitliche) Hinweis auf Begriff von Sujectum und Subjectivität Freiheit Freiheit »Freiheit« Liberalismus »Freiheit« (Die Geschichte des Seyns) Freiheit (Die Geschichte des Seyns) Freiheit als Verantwortung gegenüber der Urkraft] Zerspaltung des Wesens der Freiheit Neuzeitliche Freiheit. Fortschritt Fortschrittlichkeit Fort-schritt und Fortschritt »Neuzeit«. »Fort-schritt« »Fortschritt ist kein Fortschritt«
149 149 150 151 152 154 154 156 157 157 158 158 159 159 159 160 160 160 161
X. MACHT ALS REPRÄSENTATION DES ARBEITERS
141 141 142 142 142 143 144 144 145
154. 155. 156. 157. [158. 159.
Legitimation als Repräsentation Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters »Legitimation«. Vgl. 67 ff. Legitimation durch Repräsentation Repräsentation] »Repräsentation« (vgl. Legitimation und Repräsentation) 160. Der Begriff der »Repräsentation« 161. »Repräsentation«
165 165 166 167 167 168 168 169
XII
Inhalt
Inhalt
162. Jüngers umnägliche Deutung des Willens zur Macht 163. Macht und Gestalt des Arbeiters 164. Eine Macht höchster Instanz. Identität von Macht und Recht 165. Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters 166. »Macht«. (Zu Jüngers Macht-Begriff) 167. Machthabe (Wille zur Macht) und »Macht-ergreifung« 168. Macht 169. Wahrheit und Gestalt. Wahrheit als perspektivischGestalt-setzende Bestandsicherung [170. Macht] 171. Macht und »Macht« 172. Herrschaft [173. Macht] 174. Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters. Zu n. 21 175. Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters (67 ff.) und Nietzsches Begriff des »Willens zur Macht«
169 169 171 172 173 174 175 175 176 177 177 178 178
179
XI. DIE ARBEIT ALS PRINZIP DES WIRKENS DES MENSCHENTUMS (DER MEISTERUNG DER WELT MATERIE) DIE AUSZEICHNUNG DES ARBEITERS 176. Die Auszeichnung des Arbeiters [ 177. Das Elementare] 178. Die Arbeit als »Prinzip der Wirksamkeit«, d. h. der Meisterung der Welt
Industriearbeiter Typus Die »Typik« (und Technik) Der Typus als höchste :Form der Subjektivität Der Vorgriff auf »Sicherheit« - »Stabilität« Was zu »Typik« zu sagen Abschleifen und Schliffgeben Typus. Eindeutigkeit Typus und Arbeiter] Typus und Rangordnung]
193 193 194 194 195 195 196 196 197 197
XIII. DIE ORGANISCHE KONSTRUKTION 1190. 191. 1192. 1193. 194.
Die Die Die Die Die
organische Konstruktion] organische Konstruktion organische Konstruktion] organische Konstruktion] Gestalt - das Sein
201 201 201 202 202
XlV. DIE KUNST 195. »Kunst« 187 187 188
XII. DER TYPUS ALS DIE HÖCHSTE FORM DER SUBJEKTIVITÄT DIE TYPIK UND DIE TECHNIK [179. Typik]
180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. [ 188. 1189.
XIII
193
207
11. TEIL AUSSPRACHE ÜBER ERNST JÜNGER I. ERNST JÜNGER, DER ARBEITER. 1932 ZUR EINFÜHRUNG 1939/40
Zu Ernst Jünger, »Der Arbeiter« Zur Einführung in Ernst Jüngers »Der Arbeiter«
213 214
Inhalt
Inhalt
H. ZU ERNST JÜNGER 1939/40
»GESTALT« 1954
XIV
Zu Ernst Jünger
I. »HERRSCHAI
225
I. Herrschaft und Gestalt
III. VON ERNST JÜNGER 1939/40
[Vorüberlegung] Ernst Jünger
235 236
XV
2. Arbeit ..,. »Gestalt des Arbeiters 14. Herrschaft] I'). »Über die Linie«]
285 285 285 286 286
H. ARBEIT IV. ZU ERNST JÜNGER1939/40
Zu Ernst Jünger Vom Kampf der Beschreiber und Frager
li. Das Wort Arbeit
253 259
263 264265
ANHANG EIN BRIEF AN EINZELNE KRIEGER
Ein Brief an einzelne Krieger Aus einem Brief an einzelne Krieger
287 287 288 288
[III. GESTALT]
V. ERNST JÜNGER
Was Ernst Jünger sieht Was Ernst Jünger nicht sieht Ernst Jünger als» Denker«
7. Wille M. Der universale Begriff der Arbeit 11. »Der Arbeiter«
271 276
110. Herrschaft und Gestalt] 11 t. Arbeiter und Gestalt] 112. Gestalt und »Über die Linie«] 13. »Der Arbeiter« 114. Prozeß und Gestalt] 115. Stempel und Prägung] 116. Gestalt] 17. Sein und Mensch 1H. Der Arbeiter 19. Kritische Frage 20. »Der Arbeiter« 21. Der Arbeiter 22. Gestalt und Gestell 23. Gestalt 24-. Gestalt 25. »Gestalt«
288 289 290 290 290 291 291 292 292 293 293 294294295 295 295
XVI
Inhalt
IV. ERNST JÜNGER
26. [27. 28. [29.
Ernst Jünger Heisenberg und Jünger] Brief an Ernst Jünger Briefentwurf]
296 297 297
298
V. DIE FREYHElT UND DAS BÖSE
[30. Die Freiheit und das Böse]
298
RANDBEMERKUNGEN IN SCHRIFTEN ERNST JÜNGERS
Heideggers Randbemerkungen in den Handexemplaren von Ernst Jüngers »Der Arbeiter« 303 Heideggers Randbemerkungen im Handexemplar von Ernst Jüngers »Blätter und Steine« 435 Heideggers Randbemerkungen in Ernst Jüngers »Über die Linie« 463 Verzeichnis der in den Randbemerkungen häufiger verwendeten Abkürzungen 467
Nachwort des Herausgebers
469
LTEIL [AUFZEICHNUNGEN ZU ERNST JÜNGER]
I. »DER ARBEITER«
5 1. »Arbeit« I. als Mittel (Arbeiten um ... ) '2. als Ziel (für die zu leistende Arbeit - (Leistung)) ..,. als Grundweise des Menschseins (der Arbeiter); Menschsein dabei schon als Subjektivität des Subjektum 4. als die unbedingte Subjektivität (Herrschaft des Menschen als solchem) ". als von (4) bestimmte, unbeschränkte Objektivität Ci. als Sein des Seienden als solchem im Ganzen.
11) wie hierbei »Wirtschaft« und »Technik« wesentlich 11) Bedarfdeckung - Bedürfnissteuerung I') erstes und einziges Bedürfnis: die Herrschaft (Machtermächti-
gung) .I) Bedürfnis (Subjektivität) und Ereignis.
[2. &höpjungsplan und Arbeitsplan} l)ie Auslegung des Seienden im Ganzen aus dem und nach dem alttestamentlichen Schöpfungsplan und die planetarische Ilerrschaft des unbedingten Arbeitsplans des Arbeiters sind met.aphysisch dasselbe beide getragen und gestützt durch die entsprechend umgedeutete Einschmelzung der antiken platonisch-aristotelischen Metaphysik und ihre neuzeitliche Abwandlung.
3. Zu Jünger Die »Gestalt des Arbeiters« nicht ein Mensch ja nicht einmal in erster Linie ein Typus Mensch - sondern der Typus nur ein Schlag der Subjektivität, deren Wesen die GewijJheit. Berechnung als Wille zur Macht eine - die letzte »Währheit« über das Seiende im Ganzen.
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
6
Deshalb wesentlich die Technik, aber tieferen Wesens, als Jünger der hier in einem flachen Zirkel sich dreht und nicht den Wirbelwind spürt. Der »Arbeiter« als der zum unbedingten Herrn aufgespreizte unbedingte Knecht, d. h. neuzeitlich »freie« Vollstrecker der Technik im Sinne der planend-züchtend-berechnenden Sicherstellung des Seienden im Ganzen (auch des Menschen) in seiner Machbarkeit. Voll-streckung ist nicht nur Ausführung eines Bereitliegenden, sondern Wesensvollendung. Der »Arbeiter« und die unbedingte Subjektivität der völligen Anthropomorphie. Dieses aber: Wesung des Seins als Machenschaft.
H. »MARMORKLIPPEN«'
4. »Der Arbeiter«1
Die unbedingte Subjektivität der äußersten Anthropomorphie. Die Vollstreckung der Machenschaft.
1
Ernst Jünger: Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt. Hamburg 1952.
• Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen. Hamburg 1959.
9
5. »Marmorklippen« I )ns Unzerstörbare, Unvernichtbare im Geistigen. vgl. »im Geistigen keine Vernichtung« (Wille zur Macht\ 11. 'iHH) 11 ieht Kampf um Existenz, sondern um Herrschaft
6. »Marmorklippen« 1.11
Macht und Techniker der Macht vgl. Das abenteuerliche Herz. II. Fassung l Zur Desinvolture (124 ff.).
7. Zu den »Marmorklippen« vj.(l. Das abenteuerliche Herz. 2. Fassung! Der verlorene Posten (128 1J 1).
8. »Marmorklippen«
76/77 Nihilismus 106 Fr('iheit 136 Krieger 96 I lHeidegger zitiert die Schriften Friedrich Nietzsches nach der sogenannten .. I iroßoktav-Ausgabe«. Friedrich Nietzsche: Werke. 19 Bände und ein RegisterIIlltHl. Leipzig 1894 ff. In dieser Ausgabe macht der »Wille zur Macht« die Bände XV und XVI aus. Was den vorliegenden Text betrifft, so weist die Orthographie .llIrEluf hin, daß außerdem auch aus der folgenden Ausgabe zitiert wird: Friedrich Ni.,tzsche: Der Wille zur Macht. Versuch einer Umwertung aller Werte. Mit einem Nu('hwort von Alfred Baeumler. Leipzig 1930.J I Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz. Figuren und Cappricios. Zweite FasMung. 1938. I Ebd.
10
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Utopie 106 Adel 104 Christentum 155/6 Das Wort 76 Ordnung Ewigkeit 27 f. Elegeion Eburnum 48 ff. Biedenhorn 152 f.
9. »Marmorklippen« Der innere Bezug zwischen: Oberförster und Herbarium Linnaeus Unoald Wachstum und Ordnung »Werden« und »Sein«. Der Platonismus - erneuert; more ß"f"Orrlf'tn~o Aber »das Elementare« bejaht; nicht mehr wie im Arbeiter durch Nietzsche hindurch eine Rückwendung in die Metaphysik. Daher der Einbezug des »Christlichen«. »Menschenwürde« - »Geist« - Wissenschaft (9Eropta). (Kriegertum ins zweite Treffen zurück.)
1lI. ERNST JÜNGERS BLENDUNG UND WESENTlJCHE GRENZE ZUFOLGE DER METAPHYSISCHEN GRUNDSTELLUNG NIETZSCIIES
13
10. Ernst Jüngers Blendung und wesentliche Grenze zufolge der metaphysischen Grundstellung Nietzsches I. Jünger sieht nicht Wesen und Grund der neuzeitlichen Subjektivitat des Menschen - ( und deshalb auch nicht die Zugehörigkeit des »Arbeiters« in diese Subjektivität als deren Vollendung). '2. Jünger sieht nicht Wesen und Grund der Auslegung des Seienden als Wirklichkeit und dieser als Willen zur Macht (Kraft). (Sieht zwar die »Vergegenständlichung« - aber nicht deren Wesen und Grund - sondern nimmt dieses als »an sich«). "l. Jünger sieht vollends und vor allem nicht die Zusammengehörigkeit von (1) und (2) auf dem Grunde der Wahrheit des Seyns, die sich als abendländische Metaphysik ins Gefüge gebracht hat. 4. Jünger kann deshalb nicht »sehen« und ausmachen den eigentlichen Entscheidungsbereich der zwischen Sein und Seiendem (die Unterscheidung). Vgl. Die Vollendung der Subjektivität, S. 4. 1 Vgl. Besinnung2• 'i. Jünger stellt sich nicht der Besinnung, was überhaupt »Entscheidung« heißt; er nimmt sie nur als »Vernunft«-akt und die Notwendigkeit solchen Entscheidens als Anzeichen der Verschlechterung der »Rasse« (d. h. der Urwüchsigkeit und Sicherheit der Triebe) - ganz im Sinne Nietzsches. »Blätter und Steine«3 (214). (Aber zugleich schließt er aus ihrem Raum aus den »Willen«.) Aber »Entscheidung« kann weder vom »Willen« noch vom »Bewußtsein« her gefaßt werden. Sie ist weder das Errechnen eines Entweder-Oder, noch das t.riebhafte Ja zu Einem sondern Ent-scheidung ist Eröffnung I
I In diesem Band Nr. 90, S. 101. J
l
Martin Heidegger: Besinnung. Gesamtausgabe Bd. 66. Hrsg. v. F.-W. von Herr-
IIIlInn. Frankfurt am Main 1997.
, Ernst Jünger: ßlätter und Steine. Hamburg 1934.
15
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
IlL Ernst Jüngers Blendung und wesentliche Grenze
der Wahrheit des Seyns -; ob und wie das Seyn erfahren und gegründet und zum Inzwischen des Seienden als Seienden sich fügt. Ent-scheidung ist Wesung des Seyns selbst und menschliches Ent-scheiden nur die Art der Zugehörigkeit in die Wahrheit des Seyns. (Vgl. Besinnung4). 6. Ernst Jüngers Blendung und Grenze ist die Verblendung und das Ende der abendländischen Metaphysik - wie sie durch Nietzsches Denken geprägt wurde. Denn was ist, wenn als das Seiende das »Wirkliche« erfahren und dieses »Wirkliche« »wirklich« (d.h. richtig) erkannt wird, ohne daß die Erkennenden das Geringste von der »Wirklichkeit« ahnen, wenn sogar durch jene richtige Erkenntnis jede Möglichkeit der Ahnung untergraben wird? Hier die Blendung durch die Scheinhelle des Wirklichen, so daß Wirklichkeit nicht sichtbar; aus dieser Blendung die Verblendung zum Heroismus und Realismus ohne Realität. Das ist die Seinsverlassenheit des Seienden, deren Gefüge und Herrschaft die sich vollendende abendländische Metaphysik ausbauen muß. 7. Das Seiende in seiner Vielfarbigkeit und Fülle ist gleich bejaht wie die Verwesung und der Zerfall und die Zerstörung, die überall aufgestöbert wird. Beides in einer Haltung, die zum »Untergang« bereit ist oder aberfor sich nur noch die »Sinngebung« erwartet, aber nicht ahnt, daß sie längst grundlos geworden und nur zum Schein - sich selbst vergegenständlichen kann. B. Diese Grundstellung ist durch Widerspruch nicht zu erschüttern. Sie kann nur verlassen werden und zwar nicht in einer Flucht sondern im Angriff auf das, was sie selbst nicht mehr erfahren und wissen kann (die Seinsverlassenheit). Alle Fülle des Beschreibbaren und alles Wirkliche vermag nichts, wenn das Seyn vergessen. Das Ende wird nur durch den Anfang wi-
eier-legt; diese Wider-Iegung ist keine Nachweisung »logischer« Unhaltbarkeit - sondern ist das Dagegen-legen eines anderen und zwar wesenhaft anderen Grundes; welches Gründen das »Dagegen« nicht als Stütze - sondern nur als Weise des Verlassens »braucht«. 'I. jUnger will die Freisetzung des Elementaren bzw. das Ja zu ihm, wie es jetzt ausbricht um wieder Urkräfte und Mutterboden zu finden. Die »Werte« und Ziele werden dem nach-geliefert - oder sind nur Ausschwitzungen der Urkräfte. Alles bleibt in der Subjektivität »des« Lebens - nur daß es jetzt als Dämonisches unbedingt gesetzt wird - dionysisch. Allein es gilt, nicht nur dieses zu ergänzen, sondern das Ganze des Seienden anders zu entwerfen. Ja nicht nur dieses - sondern noch ursprünglicher die Wahrheit des Seyns zu erfahren. Inwiefern Jünger ein Durchgang, eine Förderung des Uber-
14
4
Martin Heidegger: Besinnung. Gesamtausgabe Bd. 66. A.a.O.
~angs?
11. Zu Ernst Jünger totale Mobilmachung! und Fortschritt Fortschritt und Bereitschaft zur Rüstung Rüstung [und Sicherung]2 Sicherung und Subjektivität Subjektivität und Ermächtigung der Macht - von dieser übermächtigt - (Sicherheit und Wirksamkeit) Macht und Machenschaft Machenschaft und Loslassung in das Seiende Loslassung und Verweigerung des Seyns.
* Vgl. Ernst Jünger: Die totale Mobilmachung. In: Krieg und Hrsg. v. E. Jünger. Berlin 1930, S. 9-30. l LEckige Klammern im Text außerhalb der »Randbemerkungen« von Heidegl
l{er.J
16
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Rüstung als Meisterung des Elementaren das Elementare und die unwandelbare unbedingte Wirklichkeit (Wille zur Macht) das Ja zu dieser und die Ver-blendung in der Subjektivität der heroische Realismus und der umgekehrte Platonismus der umgekehrte Platonismus und der »Elementarismus« der »Elementarismus« - Biologismus: scheinbare heit und Unangreifbarkeit - im Grunde aber Feigheit! die »Entscheidung«, die keine mehr ist und sein kann, weil sie keine gründende Scheidung zeitigt und zu ihr nicht zu werden vermag die Aktionen von solchem Entscheidungscharakter und die Verschlechterung der »Rasse« »Blätter und Steine«'.
, Ernst Jünger: Blätter und Steine. A.a.O.
IV. DER WIDER-SPRUCH ZUH. METAPHYSIK'
I. Kennzeichnung der Grund-stellung und Bau des Werkes 2. Stellungnahme Die »Subjektivität«
Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des S..yns. Kowov. Aus der Geschichte des Scyns. Gesamtausgabe Bd. 69. Hrsg. v. I~ Trawny. Frankfurt am Main 1998, S. 11 ff.: Wider-spruch und Widerlegung.
A. GANG UND ÜBERSICHT RICHTPUNKTE DER AUSLEGUNG
21
12. Auslegung I. der romantische Raum und der romantische Protest. Drei-
faches Verhältnis des Arbeiters zu Welt (Materie, Elemente), Sich selbst und Wesen seines Seins ~. Gestalt und Subjektivität. Befreiung zur Freiheit als Selbstgesetzgebung (Freiheit als Freiheitsanspruch) 7). Wesen der Subjektivität 1·. Subjektivität, Freiheit und Zugehörigkeit zur »Zeit« 1). Zeit, Geschichte, neue Werdende Macht, Gestalt des Arbeiters (i. Macht als Repräsentation der Gestalt. Bevor die Wesensbesinnung 1. ein Vor blick auf Typik und Technik als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters. Die Höchste ist Autorität. Identität und Macht und Recht, »Gerechtigkeit«. 2. Hinweis auf die Metaphysische Grundlage, Nietzsche »Macht«, »Wille zur Macht«, Jüngers Unklarheit.
13. Gang der Auslegung Wiederholung: I. Leitgedanke: die Freiheit. Freiheitsbegriff. Ergänze: das Wesen der neuzeitlichen Freiheit. 2. Begriff der »Arbeit« und des Arbeiters. Geschichtlicher Begriff, der in sich Geschichte hat und Geschichte ist und deshalb »historisch« verfolgt werden kann. 3. die Absetzung: Bürger und Arbeiter a) der Inhalt dieser Absetzung b) das Wesen dieser Unterscheidung, die Setzung des Andersartigen. 4. die Gestalt, Verdeutlichung ihres Wesens. Gestaltgedanke im 19. Jahrhundert. Ganzes und Summe. Aber nicht das Entscheidende, sondern: Gestalt - als bestimmt ernötigtes »Bild« des
22
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
A. Gang und Übersicht. Richtpunkte der Auslegung
Menschen; Metaphysik des Willens zur Macht und der Übermensch (vgl. Gestalt Menschenbild Weltbild!). .~.
14. Gang der Auslegung Wiederholung: 1. das Elementare a) Wird gemeint:
0:) welthaft geschichtlich, die »Elemente« ganz »elementar«. Erlebnis der Schlachten, Rausch ß) menschlich anthropologisch, »meiden« und sichern, Triebe und Leidenschaften. b) Wie zu verstehen: metaphysisch. Das Sinnliche, den Sinnen-Begegnende, die Sinne selbst, »Sinnlichkeit«. Als Gegenerscheinung zum Yernünftigen, Berechenbaren. J-lTJ GV (scheinbare Welt) o:ia9rJ'tO: 1t6:9rJ VOll'tO: - aocpto: ov'tox; ov (wahre Welt) 2. das neue Verhältnis zum »Elementaren«, d. h. das Elementare neu-anwesend, auf Grund der Umkehrung des Platonismus. Der »Leib«. Leidenschaften, Triebe als Leitfaden der Weltauslegung statt der »Vernunft«, des Verstandes. 3. die Umkehrung des Platonismus als seine versuchte Beseitigung; versuchte weil wiederkehrend gerade hier, nämlich: in der Setzung der Gestalt. Hier: wo doch in der Umkehr festgehalten bleibt der Vorrang des Subjektums als MqfJ und Mitte. So deutlich: weshalb Gestalt notwendig, weil nämlich die reine Sinnlichkeit - das Elementare für sich - in einem betonten Sinne das Chaos - ist und so für das »Subjekt«, d. h. das diesem Band Nr. 120, S. 133 ff.]
,), fi.
7.
8.
23
Auf-sich-selbst-stehen. Kein Halt und »Sinn« mehr; also wo dergleichen fehlt, wird es echt neuzeitlich selbst gemacht; das Wort »unmöglich« ist gestrichen! Ein Doppeltes ist zu retten: 1. die Freiheit des Menschen. Die Freiheit als Freiheit zur »Zeit«. 2. sein Bestand. Beides aber in Gemäßer Einheit und im Ja zum Elementaren. Wie hier das Elementare, die Freiheit, die Macht das Menschentum als Subjektum im Ganzen bestimmt. Grund und Wesen der Gestaltsetzung als Fest-setzung des Tieres Mensch, d.h. als Bestand-sicherung. Woher diese? Aus der Not der Umwertung aller Werte, die eine Umkehrung des Platonismus ist ja den Platonismus beseitigen müßte und doch gerade es nicht vermag! Die Idee kommt als platonisierte perceptio erst recht zur Geltung (weil in die Seinsverlassenheit verstrickt). Gestalt und Umwertung aller Werte (Wille zur Macht) Gestalt und Wahrheit (Gerechtigkeit) Gestalt und Freiheit Gestalt und Bestätigung Gestalt und Sinngebung. Arbeiter und Arbeit, »das Sein« VgL »Wahrheit«!
I
[In diesem Band Nr. 36, S.
B. ZUR STELLUNGNAHME
27
15. Zur Stellungnahme Vgl. dazu die Bemerkungen im Text von »Der Arbeiter«, von »Blätter und Steine«.! Vgl. Überlegungen XIV2 , 16. Die Verknechtung in die Machenschaft als neueste Freiheit. Der Wider-spruch zu Jünger kann nur der Widerspruch zur Metaphysik Nietzsches und dieser muß der Widerspruch gegen die Neuzeitliche Metaphysik sein. Dieser Wider-spruch ist nur möglich als Wider-spruch zur Metaphysik als solcher, d. h. zu der abendländischen Philosophie im Ganzen. Dieser Wider-spruch (ist Wieder-Spruch, obzwar durchaus nicht noch einmal in einem historischen Sinne dasselbe. Wohl aber anfangend, d. h. ursprünglicher anfangend das Selbe) ist im Wesen der Andere Anfang, der zugleich den ersten Anfang in seine Wahrheit befreit. Jüngers Buch ist wichtig, weil es das leistet, was alle »Nietzscheliteratur« nicht vermochte: eine Erfahrung des Seienden und dessen, was »ist«, zu vermitteln im Lichte des Nietzscheschen Entwurfes des Seienden als Wille zur Macht; diese Erfahrung des Seienden ist Bestandsicherung des Menschen inmitten seiner. Freilich ist damit Nietzsches Metaphysik keineswegs denkerisch begriffen; nicht einmal die Wege dazu sind gewiesen; im Gegenteil: statt im echten Sinne fragwürdig, wird diese Metaphysik selbstverständlich und scheinbar überflüssig. (Wozu dies und in welchem Sinne?)
I [Diese »Bemerkungen« sind im »Anhang« des vorliegenden Bandes enthal· ten.] , Zur Veröffentlichung vorgesehen in Martin Heidegger: Überlegungen XIIXv. Gesamtausgabe Bd. 96.
29
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
B. Zur Stellungnahme
16. Jüngers vermeintliche Sprengarbeit 1
19. Die Erinnerung
Jünger sprengt nur die Schlacken weg, die noch verhindern, das jetzige Zeitalter ganz unverhüllt als den bloßen und höchst gedanken-losen Fortschritt des Bisherigen (der Neuzeit) zum Ende seines Unwesens und damit zu seiner geschichtlichen Vollendung zu erkennen. Aber wenn schon gesprengt sein müßte und die Sprengung jemals Gründungscharakter haben könnte und nicht bloß Zerstörung wäre, dann müßte eben das, worauf Jünger blindlings steht (vgl. Blendung), nämlich die Metaphysik überhaupt (Platonismus) und die neuzeitliche Metaphysik der Subjektivität gesprengt werden. Aber es bedarf nicht der Sprengung; denn ein Anderes »überwindeü( und überwindet wesentlich und einzig - der andere Anfang; und der als seynsgeschichtlicher. Weil aber Jünger nur Bisheriges fortführt, deshalb kann seine Sprengarbeit zugleich den Anschein des Schaffens haben - die Zerstörung dient ja nur der Befreiung des schon wesenden Bisherigen.
an das Dionysische, Unterirdische. Der eigentliche Schmerz. Die Schlangen - giftig, drohend, gefährlich, schleifend, zeichenvoll, versteckt, hineingehend und vor-kommend. Sich hineinschlingend -verschlungen. Wachstum aus der Verwesung und dem Herbar, ausgetrocknet.
Es ist nicht Ernst gemacht mit dem Sein des Seienden, innerhalb dessen gespielt wird. Auswege höchstens und Ratlosigkeit, keine Überwindung wohl dagegen eine fruchtbare Verirrung, die noch in der Metaphysik bleibt und nicht in Biologismus und Anthropologie hinabfällt; dieser Verbleib schon genug. Oder doch ein versteckter Abfall? »Auf den Marmorklippen« oder: die Ratlosigkeit innerhalb des Zeitalters der vollendeten Metaphysik (Nietzsche).
1Z Wichtige Abschnitte
[21. Ernst Jünger und Nietzsche]
28
n. 15, 16,
19,21,22,24,35,3~56,57
20. Zu den »Marmorklippen«
Ernst Jünger und Nietzsche: »Der Wille zur Macht«, n. 866 ff. (vgl. n. 888) »organische Konstruktion«
18. Die Gleichgültigkeit gegen Begriffe und Begründung nur »Aktion«. Nicht als ob im bisherigen Sinne Wissen »durcheilen«: allgemeine Sätze!, sondern - die ganz andere Strenge des entscheidenden Fragens! , Vgl. Ernst Jünger: Der Arbeiter. A.a.O., S. 170, 188.
22. Wille zur Macht und Wahrheit
= Gerechtigkeit
Jünger weist (67) unklar genug darauf hin, daß mit der Ansetzung des Seienden im Ganzen als Wille zur Macht auch die Wahrheit ihr Wesen wandelt.
30
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
B. Zur Stellungnahme
Aber Jünger durchschaut diesen Zusammenhang nicht; er bedenkt weder überhaupt die Frage nach dem Wesen der Wahrheit, noch denkt er auch nur den Wahrheitsbegriff durch, den er selbst mit der Grundstellung innerhalb der Nietzscheschen Metaphysik übernehmen muß. Nietzsches Begriff des Willens ist kaum in wenigen Sätzen deutlich zu machen. Aber zu erinnern an das, was über Subjektivität gesagt wurde. Das Wahre des Gewissen; das für- Wahr-Gehaltene in solchem Halt, Gesicherte durch die Sicherung im Seienden. Sicheinrichtung in diesem und auf dieses und Sich sichern. Eingleichung in dieses, adaequatio. Bestandsicherung. Als Wesensbestand des Willens zur Macht. Dieser aber reine Willkür und Maßlosigkeit? Organisation, »perspektivisch« . Oder? »Macht« und Recht identisch? (183, 78) Gerechtigkeit. Was Nietzsche darunter versteht - das ist der Schlüssel zum Verständnis von Jüngers Grundstellung.
24. ))Legitimation« und ))Repraesentation«
23. Zu Ernst Jünger Im Zeitalter der unbedingten Anthropomorphie wird die Beobachtung des Menschen - als »Jagd auf ihn« - ein Arbeitscharakter zur Festigung des Typus. Desgleichen alle Bildberichte. Sie halten nichts fest und sollen nicht an Bleibendes binden oder gar ein Gedenken erwecken, sondern durch fortgesetzten Wechsel des sich rasch ablösenden Neuesten doch die Eindeutigkeit desselben für das Gemächte fest machen.
31
als Wesensmomente der Metaphysik der Subjektivität zu begreifen. Legitimation, »Rechtfertigung« aber in der Metaphysik des Willens zur Macht aus der »Gerechtigkeit«. Daher die Berufung auf das ))zwanzigste Jahrhundert«. Seinen Auftrag erfüllen. Als ob ein »Jahrhundert« einen Auftrag zu vergeben hätte. Sein »Geist« ist der Herren eigener Geist, welcher Geist nur besteht in der Losgelassenheit durch das Sein in die Machenschaft des Seienden. Die »Herren« sind die Knechte der Seinsverlassenheit des Seienden.
[25. Zur Stellungnahme} Nach der gewöhnlichen Meinung verlangt man von einer Stellungnahme sogleich zu erfahren, was unannehmbar sei. Die Geduld, die Gründe einer Haltung erst aufzusuchen und gar jene, die dieser Haltung kaum recht in ihrer Tragweite bekannt sein können, wird selten aufgebracht. Wo aber Solches versucht wird, nimmt man diese entgegenkommende Auslegung sogleich als Zustimmung. Man verkennt, daß eine wesentliche Stellungnahme die Kraftquelle einer Haltung treffen muß; alles, was für sie spricht, muß zuvor ins Gehör kommen, und alles muß scheinbar Zustimmung erfahren. Nur dann ist die Erschütterung der tragenden Gründe recht vorbereitet. Zeigen: wie Jüngers Haltung in das Ende der Metaphysik gehört und den Ausbau dieses Endes beginnt. Mit der Einsicht in die Grund-Iosigkeit und die seynsgeschichtliche Überwindung der Metaphysik, ist über Ernst Jünger entschieden. Hier bedarf es nicht etwa erst noch einer üblichen Widerlegung. Wollte man leugnen, daß Ernst Jünger überall im Bereich von
l Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
B. Zur Stellungnahme
Nietzsches Metaphysik denkt, dann könnte man allenfalls darauf verweisen, daß doch noch gewisse Anhalte an die abendländische Metaphysik und sogar an ihren christlichen Grundzug bestehen. Darauf wäre zu entgegnen, daß selbst dieses noch auch zu Nietz~ sches Metaphysik gehört und gehören muß, weil ja in jener Um~ kehrung das Umgekehrte mitgesetzt, aber niemals überwunden wird. Überdies verführt das Umkehren (Herrschaft des Elemen~ taren, Heroischen, Abenteuerlichen »Sinnlosen« gegenüber sei~ nem Gegenteil) zu der Meinung, Umkehren sei ein Anfang aus anderen Ursprüngen, während alle Umkehrung wie jede Reevolution nur Zurück-wälzung auf das Bisherige bleibt. Deshalb sind Jene ganz im Recht, die nach ihrer Art versuchen, sogar bei Nietzsehe »das Christliche« »aufzuzeigen«. Hierbei ist der Name »das Christliche« allerdings sehr vieldeutig; und was er meint, denkt zugleich die streng kirchliche Dog~ matik und das »Heidentum« Goethes, der ja auch ein »Christ« und »Platonist« bleibt, wenn er das »Edle« und »Schöne« als Höchstes »wertet« und eine »Sittlichkeit« fordert. Wie sollte nicht auch Nietzsche »den Geist« und das Geistige verehren und wie sollte er nicht Alles, was zur »Kultur« gehört, als erstes Gut bejahen? Doch dergleichen verrät nur das Eine, daß in der Umkehrung der Metaphysik zugleich auch der allgemeine gebildete Misch~ masch von allem in die neue Weltanschauung hineingerührt wird. Die literatenhafte Gebildetheit, hoher Geschmack, gepflegte Sprache, das Landsknechtshafte und das Abenteuer all dies geht einheitlich zusammen in eine Haltung, der von Grund aus verwehrt und versagt bleibt, jemals eine wesentliche Entscheidung zu stellen, was wesentlicher ist, als sie nur zu »fällen«. Sobald daher im laut gepriesenen »Elementaren« kein Ausweg sich zeigt und nur noch die elende Bejahung der Forderungen der »Zeit« als letzte» Wahrheit« bleibt, beginnt auch schon die Rück~ flucht in das Bisherige, worin man sich inzwischen von den »Abenteuern« erholt. Dann melden sich Regungen, die »das Christliche« loben. Diese Rückflucht gehört in die Umkehrung
bedeutet nur die ausdrückliche Übernahme dessen, was der Iltnkehrung als Grund und Boden dienen muß, damit sie sich so nrnwälzend gebärden kann. Wenngleich das Gefüge der Metaphysik nicht in der Form "iller philosophischen Systematik an den Tag kommt, bestimIIII·tld bleibt es dennoch. Nur bewegt sich Alles in einer noch IIt'ren Ahnungslosigkeit über das, was da verhandelt wird. Schon allein das Fortbestehen der üblichen »Anthropologie« spricht dafiir, wie ausschließlich die Metaphysik jeden Schritt festgelegt haI. Die letzte Veröffentlichung Ernst Jüngers (»Blätter und SteiIH'«) zeigt in ihrer Abhandlung über den Schmerz' keine andere ( ; nmdstellung, sondern nur ein Extrem der bisherigen. So könnte auch entsprechend das Christliche als ein Extrem bejaht werden. I )pr Mischkrug des allgemein herrschenden Nichtahnens dessen, was ist (der Über- und Ab-gang der Metaphysik in die »WeltanNchauung« als ihr Unwesen), hat solchen Umfang angenommen, daß darin Kulturen aller Zeiten und Länder der Erde eingerührt werden können. Eine solche Zeit bedarf der rechten Mixer, die mit Geschmack und Finesse und ohne Hemmung das Entgegen~(~setzlichste ineinander rühren. Als »Schein« entsteht dann für den metaphysischen Spießbürger das, was er als Höchstes schät~ zen muß, das Neue und »Originelle« und die Nähe zu seinen verhemmten Bedürfnissen und Wünschen nach Zugehörigkeit zur »Zeit«. Nichts, auch das »Wesentliche« nicht, entgeht hier der Mixtur. Was alles stets wieder bezeugt, daß hier nicht etwa listige Absicht lIud Treibereien Einzelner im Spiel sind, sondern die Loslassung des Seienden in die Seinsverlassenheit unvernehmlich sich ereig~ lIet. Deshalb liegt viel daran, daß solche Erscheinungen wie Ernst .Jünger auftreten und als Anwälte des »Ewigen« gehört werden.
33
IIlId
I
Ernst Jünger: Über den Schmerz. In: Ders.: Blätter und Steine. A.a.O., Se 154-
34
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Sie verhindern, daß frühzeitig eine Besinnung anfängt; denn jede Besinnung würde noch der Mixtur verfallen. Noch ist Alles lange nicht reif zu einem anderen Anfang. Aber die »Elementaren« bedürfen solcher, die ihnen einen Trunk des »Geistes« mischen. Und dieser »Geist« wird seine Dünste und Nebel finden, durch die er sich erst in 2
C. DIE GLIEDERUNG DES WERKES »DER ARBEITER«
Die leitenden Hinsichten und ihre Selbstverständlichkeit l)ie unbedingte Anthropomorphie der äußersten Subjektivität des homo natura als homo faber militans Der Durchblick in das Ganze des Buches (Die Einteilung) Der Untertitel des Buches: Herrschaft und Gestalt
Richtlinien des Nachvollzugs a) »Beschreibung« b) Auslegung c) Grundstellung Jüngers Verfahren und die Verbindlichkeit seiner Sätze (Wahrheitsfrage) Die Leitworte »Arbeiter« und »Arbeit« »Leben« und »Leben«
2
(Hier bricht das Manuskript ab.]
37 26. Zur Auslegung. Zu Jüngers Grundstellung .Il'dl' echte Auslegung ist Auseinander-setzung im wörtlichen Sin111'; sie muß das Auszulegende in es selbst und seinen eigenen (;l'lIlld zurückstellen und dadurch erst wird der Ausleger seiner"pils in seine ßlickstellung verwiesen. Jede echte Auslegung muß dllher das zu treffen suchen, »was nicht da steht«; freilich wird dic'ses »Nichtdastehende« keineswegs dazuerfunden und unterII'gt, sondern als das Zugrundeliegende und Tragende ans Licht Jtl'hoben. I las Vorgehen der Auslegung ist deshalb »einseitig«, sofern das (;I'wicht auf die Abschnitte und Stücke und Sätze verschoben wircl, die »abstrakt« aussehen und weniger leicht eingehen als die .. Beschreibungen«, zu denen nicht viel mehr zu sagen bleibt, wenn der rechte Augenpunkt gewonnen ist. Die Absicht geht darauf, nicht nur die Gliederung des Buches lIach dessen eigener Darstellung zu verzeichnen, sondern durch diese Gliederung des Buches hindurch das Gerüst des Werkes zu ..rkennen und dieses Gerüst als das Gefüge zu begreifen, in dem sich eine metaphysische Grundstellung einrichtet. Erst wenn wir aus der Grundstellung denken und sie selbst /loch als Geschichte (des Seyns) begriffen haben, wird entscheidhar, inwiefern und ob überhaupt Jüngers» Werk« nur das Wunschgebilde eines in bestimmter Weise veranlagten »Individuums« ist, oder ob es durchaus auf dem geschichtlichen Grunde des Wesens des vollendeten Zeitalters der Neuzeit aufruht und dieses zum Wort bringt. In der Tat trifft nur dieses zu. Die besonderen Anlagen und Begabungen Jüngers, die den »Psychologen« überlassen bleiben mögen, sind wohl Bedingungen des eindringlichen und hervorragenden Aussagens und Prägens dieser metaphysischen Grundstellung ~ aber weder diese selbst noch gar ihr Ursprung.
38
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«
27. Zum Rückblick auf den ersten Teil. (}bergang zum zweiten Teil (»Subjektivität«, »Sinngebung«)
Il'sl.stellen in einer bestimmten historischen Denkweise, daß VölIwr früher »Rasse« hatten. Aber Rassehaben und Rasse eigens IIlId ausdrücklich als »Prinzip«, Ausgang und Ziel des MenschNl'ins aufzustellen, ist abgründig verschieden; zumal dann, wenn dil~ Rassezüchtung nicht nur als eine Bedingung des Menschseins I'i~ens betrieben wird, sondern wenn dies Rassesein und als diese Basse Herrschen zum höchsten Ziel erhoben wird. Dann ist der vielgeforderte Vorrang des Gemeinnutzes vor dem Eigennutz nur .. i 11 Schein und er steht ganz im Dienste des äußersten und äußerliehsten Eigennutzes, der, bezüglich des Tieres »Mensch« gedacht, metaphysisch gedacht werden kann. Subjektivität ist die auf sich gestellte Selbstgesetzgebung des Menschentums als Weltgesetzgebung; daher taucht im Umkreis dl's »Subjektivismus« ständig heute der Titel »Sinngebung« auf. I )ieser Begriff enthält ein» Vierfaches«: I. Zunächst ist vorhanden das »Chaos« (der »pan-anarchische Raum«) als das Sinn-lose. :l. Diesem Sinn-losen muß ein »Sinn« je erst »gegeben« werden, sofern der Mensch im Chaos sich einrichten und selbst behaupten will. "l. Der Sinn-gebende und -verleihende ist der Mensch als »Subjektum«. 4. Das Subjektum ist »Quelle« des Sinnes sowohl als auch zuerst des Sinnes bedürftig. »Sinn« wird dabei gefaßt als die Ordnung des menschlichen Bestandes und des nicht menschlichen »Seienden«, aus welcher Ordnung Maße und Ziele und Ränge sich ergeben. (»Sinn« == »Versicherung über ... « :::: »Gewißheit« == »Wahrheit« über das Seiende.) Die Redensart der »Sinngebung« verrät unzweideutig die meist gar nicht als solche erkannte oder gar begriffene Herrschaft der Subjektivität. »Sinngebung« ist Selbstgesetzgebung des Subjektums »Mensch«. Selbstgesetzgebung ist Selbstrechtsprechung und der erste Spruch ist der Anspruch darauf, die oberste, besser gesa~, die einzige Instanz aller Rechtfertigung (»Legitimation«) 7.11 seIn.
Das Leitwort ist »die Gestalt des Arbeiters«. Damit ist kein einzelner Mensch und keine gesonderte Menschenklasse gemeint; wohl aber ein >meues Menschentum«, und zwar wird dieses in die Mitte aller Beschreibungen, Überlegungen, Schätzungen und Voraussagen gerückt. Dieses Menschentum ist nicht nur ein bevorzugter Gegenstand der Betrachtung, sondern seinsmäßig die Mitte und das Maß und zwar für ein Menschsein, das bereits sich als Subjectum bestimmt hat. Das Wesen der Subjektivität wurde dargelegt; sie besagt: Der Mensch ist der Grund und das ZieP nicht nur seiner selbst, sondern er ist er selbst nur, indem er und sofern er Grund und Ziel des Seienden im Ganzen ist und als solcher sich behauptet. Das Wesen der Subjektivität (vgl. Menschentum und Subjektivität) liegt sonach nicht in der »Egoität«j der Mensch ist nicht Subjekt, weil und sofern er ein »Ich« ist, sondern, weil er »Ich« ist, ego, kann er sich egoistisch bestimmen und demzufolge die Subjektivität in diesem Sinne »einseitig« ausmachen. Der Mensch ist nicht weniger Subjekt, sondern wesentlicher, wenn er sich als Nation, als Volk, als Rasse, als ein irgendwie auf sich selbst gestelltes Menschentum begreift. Hierbei ist besonders zu beachten, daß auch und gerade der Rassegedanke nur auf dem Boden der Subjektivität möglich ist. Zwar können wir historisch 1
Ziel-setzung vgl. 191 (vgl. Macht. Nietzsches Begriff des Willens zur Macht,
392). Geschichtlicher Art. Zwischenzustand. heroische Romantik, der Mann im Mond' Zerstörung (nicht mehr) und noch nicht, aber!! "der kriegerische Skeptizismus« Einsatz heroischer Realismus Sizilischer Brief an den Mann im Mond. In: Ders.: Blätter und 107-121.
39
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«
Die Art der Legitimation und ihres Anspruches und ihr Vollzug ist je verschieden nach der Art und Stufe der Subjektivität; ob das Subjektum der »Einzelne« ist im Sinne des Liberalismus, oder die »Gemeinschaft«, oder die Nation, oder »das Volk«, oder das planetarische Menschentum im Sinne des »Kommunismus«. Dieser aber ist nicht eine bloße Vermassung und Einebnung, sondern. im Gegenteil nach dem Satz Lenins: Sowjetmacht + Elektrijizierunrt, d. h. Herrschaft über die Welt in der Weise ihrer Mobilisierung durch die Technik. 3 In der Gestalt des Arbeiters erreicht die Subjektivität des Menschentums ihre Vollendung ins Unbedingte und die Ausbreitung' in das Planetarische. Ernst Jüngers »Der Arbeiter« ist die aus der Grundstellung der Metaphysik Nietzsches geschaffene Metaphysik des recht verstandenen, d. h. von allen »bürgerlichen« Vorstellungen gereinigten imperialen »Kommunismus«. Entsprechend der Subjektivität der Gestalt des Arbeiters ist auch die »Legitimation« eine einzigartige: sie ist die unbedingt »revolutionäre« »Legitimation«. Vgl. darüber Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters 1 und Nietzsches Begriff der Gerechtigkeit. Die unbedingte Anthropomorphie.
Der Übergang zum zweiten Teil
40
, [Vgl. Wladimir Iljitsch Lenin: Unsere außen- und innenpolitische Lage und die Aufgabe der Partei (Rede von 1920). In: Ders.: Werke. Hrsg. auf Beschluß des IX. Parteitags der KPR(B) und des H. Sowjetkongresses der UdSSR. Bd: 31 Ap~ll Dezember 1920. Berlin 1966, S. 414: Dort heißt es: »Kommullismus Ist SowJetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes [ ... }<.] . , »totale Mobilmachung«, Name und Bedeutung von Lenzn »Rüstung« der Raum, aus dem her! die symbolistische Ausdruckshaltung! »A usdruckswelt« »die wissende Umsetzung des Lebens in Energie« starke Beweglichkeit, Flüchtigkeit der Leistungen »Krieg« »als gigantischer Arbeitsprozeß« (14) alles ist »in Arbeit« (»Der Arbeiter«, S. 67) wie sind diese Prozesse beschrieben, totale Mobilmachung vollzieht sich selbst »Ausdruck eines zwingenden Anspruches« (15)
I
41
I lurchblick in die Gliederung des ganzen Werkes. Das Menschentum ist als Subjektivität, die Subjektivität, d. h. elilS »Wesen« des Subjektums, das Wesende seiner selbst, als GeNt alt des Arbeiters begriffen. Das Menschentum ist somit von der ..Arbeit« aus bestimmt.! Das Bestimmende, das, von woher, und elas, woraufzu etwas bestimmt wird, heißt »Prinzip«. Die Arbeit ist. Prinzip des Menschseins; das Menschsein als subjekthaftes best.pht in der Weltherrschaft als der Meisterung der Welt. Die Herausstellung der Arbeit als Prinzip des Menschseins ist elie Aufgabe des ersten Teils. Dabei wird das Prinzips ein der Arbeit nach drei Hinsichten gekennzeichnet. Die Dreiheit dieser Hinsichten wird nicht begründet, sondern nur mehr oder minder klar aufgerafft. Unter dem Titel des dreifachen Verhältnisses des Arbeiters zum Elementaren, zur Freiheit, zur Macht wird in Wahrheit entschieden: 1. über das Verhältnis des Menschen als Subjektum zur »Welt«, die gleichgesetzt wird mit »Materie«. 2. über das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das nach der Überlieferung bestimmt wird als Freiheit. 3. über den Seinscharakter, den alles Seiende (Welt und Mensch in Einem) hat, die Macht (Wille zur Macht); denn die Subjektivität bestimmt das Wesen der Objektivität. Denkerisch gesehen ist freilich die Darstellung der Arbeit als Prinzip der Objektivität, Subjektivität und des Seienden im Ganzen im höchsten Grade verworren und unzureichend; demzufolge hat auch die schriftstellerische Gestaltung des I. Teils nicht das Lockere und Zügige des zweiten. Der »Gegenstand« ist nicht gemeistert; die Vorliebe Jüngers ruht deutlich auf dem zweiten Teil. I Arbeit und Arbeiter Prozeß Wille zur Macht (Sein) Menschenwesen
Typus Gestalt
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L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«
Die Arbeit ist Prinzip für die Art und Weise, wie der Mensch sich zur Welt, wie er sich zu sich selbst, und wie er sich zum Seienden im Ganzen als solchem verhält. Und weil und sofern die Arbeit »Prinzip« der Subjektivität deshalb kennzeichnet und prägt und fügt sie auch die »Art« und »Weise«, wie dieses Menschsein die Meisterung des Seienden im Ganzen vollzieht. Die Arbeit bestimmt die »Art zu leben«; deshalb behandelt der erste, nicht eigens ausgegliederte Abschnitt des Ir. Teils die Arbeit als Lebensart. (4. Kapitel, S. 94-194). Die Art zu leben begreift zwei Weisen in sich: L wie der Mensch als Arbeiter sich selbst mobilisiert und meistert (Typik). Der Arbeiter als Typus (ja sogar S. 298 »der Typus oder der Arbeiter«). 2. wie der Mensch als Arbeiter die Welt mobilisiert - die Technik. Gemäß dem Wesen der Subjektivität, in der Subjekt und Objekt wechselweise sich bestimmen, sind auch Typik und Technik aufeinander bezogen und ineinander verschränkt. Die Arbeit als Prinzip und als Lebensart trägt und fügt das Menschentum in eine neue Gestalt. Sofern diese Subjekt ist, gehört zu ihrer Selbstgesetzgebung das Selbstbewlflltsein. Das Bewußtsein ist jedoch nicht Beigabe, sondern Wesensbestandstück; aber es kommt erst in seine Helle, wenn das Subjektum selbst sich gefunden. Das Selbstbewlfßtsein weiß nicht nur vom Selbst, sondern gibt zu wissen, wie es sich selbst weiß. Es spricht sich aus und zwar sich in seiner eigenen »Sprache«, im eigenen »Ausdruck«; der wieder durch die Arbeit bestimmt wird, da sie ja Prinzip und Lebensart des Menschentums ist. So wird die Arbeit drittens zum Stil dieses Menschentums. Die Darstellung der Arbeit als Stil behandelt die »Kunst« überhaupt und deren höchste Wesens form die »Staatskunst« (die drei Kapitel S. 195-291). Ein Schlußwort bekräftigt die Grundstellung des Werkes und zeigt durch die Kennzeichnung des Arbeiters als einer »neuen Rasse«, die den »imperialen Raum« der Weltherrschaft betritt, daß an der unbedingten Subjektivität dieser Grundstellung kein Zweifel mehr möglich bleibt. Obzwar diese Weltherrschaft erst
Werden und Kommen ist, muß sie, denkerisch geschätzt, als "111 bereits Vergangenes, als der Auslauf eines längst Entschiede111'11 begriffen werden. Gleichwohl steht es uns und vielleicht vie1,,11 (yeschlechtern nach uns erst bevor, durch sie hindurch zu ge111'11. Diese »neue« Welt ist allerdings so »antiquiert«, wie nur i'illP Welt veraltet sein kann. Aber es gehört die Ahnungslosigkeit clps heutigen Menschen dazu, um dieses nicht zu erkennen.
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1111
28. Zu Jüngers Grundstellung Suhjektivität - Humanismus - Anthropologie clv9pv A6yov EXOV homo: animal rationale homo sapiens homo - faber homo ludens homo natura. Nietzsehe. I Leib homo - naturafaber mi/irans, Ernst Jünger,
29. Die Gliederung des werkes'
lIimmt die leitende Hinsicht aus der Gestalt des Arbeiters. I las aber besagt: aus dem Blick auf ein Menschentum, das neul,t'itlich als Subjectum erfahren und gedacht wird. Die Hauptgliederung nimmt den Arbeiter bezüglich der Arheit, d. h. den Menschen hinsichtlich 1. seiner Leistung und Strebung (Meisterung der Welt, des »0 bj ektiven«) (7tpaI;~)2 2. seiner Haltung und Prägung des Subjekts als solchen (~ao;) 3. seiner Formensprache, Ausdruck im Objektiven (1tOlTlm<;).
1 1
Oie Kennzeichnung von »Gliederung« und »Durchblick« noch unzureichend. Subjekt-ObJekt-Beziehung
44
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Deshalb »Arbeit« als »Prinzip« als »Lebensart« als »Stil«. Die erste Hinsicht Arbeit als Prinzip - wird noch einmal. dreifach gegliedert, sofern das Verhältnis zu der Welt (als Wille· zur Macht) bestimmt wird: a) als Verhältnis zum Elementaren (rassemäßig) } b) als Verhältnis zur Freiheit (willens- und 145 f. wissensmäßig) c) als Verhältnis zur Macht (vermögens-mäßig) Diese Dreiheit setzt voraus: das Sinnliche im metaphysischen Sinne das Nichtsinnliche (»Vernunft« im metaphysischen Sinne) das Vermögen (das Können als substanzielles metaphysisches), d. h. den Menschen als animal rationale, homo natura (Nietzsche). Die erste Hauptgliederung nimmt den Menschen als Subjecturn neuzeitlich voraus, d. h. das Ganze der Subjekt-Objekt-Beziehung. Die zweite bestimmt diese Vorausnahme in ihrem längst für entschieden gehaltenen Grunde: homo: animal rationale. Aber in der Haltung, daß dieses Tier noch nicht festgestellt sei bzw. festgestellt werden müsse im Sinne des Übermenschen, den Jünger als »Arbeiter« begreift. Jünger übernimmt als selbstverständlich und erkennt darin nicht die geringste Spur einer Fragwürdigkeit, 1. daß überhaupt der Mensch die Mitte und das Maß der Besinnung ist und das Ziel (Anthropomorphie) 2. daß dieser Mensch als Subjekt (Subjekt-Objekt-Beziehung) begriffen wird :'S. daß dieses Subjekt als Wesens bestand eine irgendwie festzustellende Tierheit hat, also heutig::: homo sapiens homo faber homo natura (die Sinnlichkeit, Leiblichkeit, fVille zur Macht)
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«
45
homo ludens homo militans. Der Mensch als Anwesendes-Vorkommendes, Lebewesen, M etaphysik. Alles ist Metaphysik, alles fallt mehr und mehr in sie zurück als der Fraglose und zugleich mehr und mehr Verwüstete Bereich des Seienden im Ganzen. Die Grundstellung: die unbedingte Anthropomorphie der absoluten Subjektivität des homo natura als homo faber militans. (vgl. Ziel-setzung) Wo alles dergestalt Wesentliche und außerhalb jeder Entscheidung gelassen, ja sogar als Wesendes bereits durchaus vergessen und wie selbstverständlich genutzt und übersehen wird - da erhebt sich zugleich ein Anspruch, ein neues Jahrtausend einzuleiten (das der Herrschaft des »Arbeiters«). Ein Höhepunkt der Verblendung ist erreicht, sofern nicht gesehen wird, daß es sich um die }1ortführung der bereits eingeleiteten Vollendung der bisherigen zwei Jahrtausende handelt 3 - , nicht nur nicht um »Neues« - das ist unwesentlich -, sondern um die Ermächtigung des äußersten Unwesens des Anfanglichen Wesentlichen. Das Unwesen freilich ist nicht nichts - im Gegenteil, es ist der Widerpart zum Wesentlichen. Vgl. von da aus: Zum Durchblick in den Aufbau des Buches.
]0. Zum Durchblick in den Aufbau des Buches
»Der Arbeiter« steht durchaus - ohne einen wesentlichen anderen »Gedanken« - im Bereich der Metaphysik Nietzsches. Diese Metaphysik ist, so wenig wie jede voraufgehende, ein »Privat~V':;PIT'l« des Herrn Nietzsehe, sondern das Gefüge der Wahrheit »über« das Seiende im Ganzen, in das die Geschichte des Zeitalters eingefügt ist. (Dieses Gefüge der Wahrheit »über« das Sei, Das »Neue« ist nur das Neueste und das Letzte eines sehr »Alten
46
1 Teil: Au/zeichnungen zu Ernst Jünger
C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«
ende im Ganzen entspringt dem, dessen Gefüge es ist, dem Sein der Geschichte des Seins, von der wir noch so gut wie nichts wissen.) Um daher Jüngers Werk zu verstehen, dürfen wir nicht an den einzelnen Beschreibungen haften bleiben, sondern müssen in das innere Gefüge sehen, darin sie sich bewegen. Für Jüngers Absicht sind die »Beschreibungen« wesentlich. Für uns bleiben sie nicht unwichtig als heutige Aufhellungen des Wirklichen als Wille zur Macht. Aber entscheidend sind für uns die Gedank.en, in denen alle Beschreibung, nach Ansetzung und Absicht und Ordnung, gehalten bleibt. (v gl. z.B. n. 10, 15, 19) Jetzt soweit vorbereitet durch »Lesen« (bis 1. Abschnitt des Il. Teils), daß wir schon einen deutlicheren Blick in die Gliederung des Ganzen versuchen können. Das Buch gliedert sich in zwei Teile, obwohl der Sache nach eine Dreiteilung angemessener wäre. Denn die Hinsicht der Gliederung ist eine dreifache.
Der I. Teil des Buches handelt demnach von der Arbeit als Prinzip der menschlichen Wirksamkeit und enthält demzufolge pine dreifache Erörterung. Vgl. die Abschnitte: 1. Der Einbruch plementarer Mächte in den bürgerlichen Raum; 2. Innerhalb der Arbeitswelt erscheint der Freiheitsanspruch als Arbeitsanspruch auf ... ; 3. Macht als Repräsentation der Gestalt des Arbeiters. Diese drei Abschnitte werden eingerahmt gleichsam von zweiPll, die ausdrücklich über die Gestalt handeln: I. »Die Gestalt als ein Ganzes, das mehr als die Summe seiner Teile umfaßt« 2. »Das Verhältnis der Gestalt zum Mannigfaltigen« Aber was in der Gliederung des Buches als Einrahmung erscheint, ist der Sache nach der Grund und das Wesen des Eingerahmten. Das menschliche Wirken und Sein des Arbeiters ist begriffen aus der Gestalt und als Gestalt.
Da es sich um den
~~Arbeiter«
47
handelt, muß die »Arbeit« das
Warum das so ist, kann nur aus der zugrundeliegenden Meta-
bestimmende sein, wenngleich noch offen bleibt, wie der Sache nach das Verhältnis zwischen »Arbeit« und Arbeiter liegt: ob der Arbeiter ist, weil es »die Arbeit« gibt, oder umgek.ehrt. Jünger kennzeichnet jedenfalls »die Arbeit« in einem dreifachen Sinne: 1. als Prinzip der Wirksamkeit des Menschen, der Meisterung der Welt 2. als Lebensart 3. als Stil. Woher diese Dreiheit? Aus der Gestalt als dem bildenden Wesen der unbedingten Subjektivität. (~tC;, ft90C;, 1tOinmc; 'tEXVTJ€1tlO''t1lIl11). Wirken, Haltung, Bewl!ßtseinsausdruck. Zu 1. Die Wirksamkeit, d. h. das menschliche Wirken ist bestimmt 1. durch das, worauf es bezogen bleibt (das Elementare) 2. durch die Art und Weise, wie sich der Bezug zu diesem Elementaren gestaltet (Freiheit) 3. durch den Grund, auf dem diese Gestaltung ruht (die Macht).
physik verstanden werden. Der Darstellung der Gestalt des neuen Menschentums, besser des neuen Menschentums als Gestalt des Arbeiters, wird die Kennzeichnung der Gegengestalt vorausgeschickt als dasjenige, wogegen ständig und überall das Ganze des Buches sich abhebt: das Bild des Bürgers als Gegenbild. Diese Kennzeichnung des Bürgers wird eingeleitet durch eine Charakteristik seines Zeitalters. Dabei wird diejenige Wesensbestimmung des Menschentums genannt, die als die leitende immer wieder erscheint - die Freiheit -, ohne daß der Grund des Wesensvorrangs gerade der Freiheit herausgestellt ist. Der H. Teil umfaßt die beiden »anderen« Wesensrollen der Arbeit. Genauer: zeigt das Prinzip im Vollzug (Typik und Technik) und im Ziel (organische Konstruktion). 1. Die Arbeit als Lebensart prägt den Menschen zum Typus und setzt damit andere Ordnungen zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft, wenn diese überhaupt noch Bestand behalten.
62
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Je weiter aber diese Verrechnung sich von ihrem Grund und Ziel ablöst und zu einer Beschäftigung an sich wird, um so mehr drängt sich das vor, was dann eines Tages als »Erkenntnistheorie« ' auftrat und beanspruchte, nicht nur die neuzeitliche Sicherung der Gewißheit (»Kritik«), sondern jede Art von Besinnung auf. Wahrheit (und daher auch und gerade auf die »Erkenntnis«) maßgebend auslegen zu dürfen. Daher dann die »Erkenntnistheorie« Heraklits und Platons usf..
E. MENSCHEN11JM UND SUBJEKTIVITÄT' DESCARTES UND PROTAGORAS
vgl. Das Wesen der Freiheit
• (vgL Zum Rückblick auf den I. Teil)
65 39. Subjectivität des »Subjekts« Subject Subjectum U1tOJCEi~EVOV
00010:
substantia Jedes für sich Seiende, Ding, Lebewesen, Mensch, Gott ist Substantia, »subjectunl«. Wie aber wird der Mensch zum ausgezeichneten Subject, so daß Subjektivität sein Wesen ausmacht und was heißt dieses? Streng gedacht ist nicht der Mensch das Subjectum, sondern die Grundgewißheit des Zusammenseins, d. h. Zusammen-notwendig-vorgestelltseins von me cogitare und me esse. In dieser (;ewißheit - Subjectum - ist der Mensch und zwar nicht notwendig als ego eingeschlossen. Umwendung zur Neuzeit. Zur Freiheit: Sich-auf-sich-selbst-stellen. Selbstgesetzgebung. Der Mensch selbst. Derjenige, worauf alles gestellt wird. Maß und Mitte und Ziel. Also das ausgezeichnete Subjectum. Fundamenturn inconcussum absolutum. Aber Mensch animal rationale. Rationalitas - Mathesis. Animalitas das noch nichtfest-gestellte Tier. Das Seiende jenes, was für den Menschen als Subject (Maß und Mitte) und das heißt zugleich durch ihn gesichert ist, dessen er sich versichert hat und wodurch er sich selbst sichert. Gewißsein, certurn, »Sinngebung«, Objektivität, Gültigkeit, Verbindlichkeit, das Recht. Das Wesen des Subjektseins des Menschen ist nicht als »Ich«-sein im Sinne des abgekapselten Individuums. Nicht das »Ich«, sondern das Auf sich als Grund und Ziel Bezogene und durch diesen Bezug Seiende. Das Selbst, ich selbst, du, wir, sie selbst. Ego nur ein unter bestimmter Blickrichtung unbeweglicher Vordergrund des Subjektums.
66
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst JUnger
E. Menschentum und Subjektivität
Das Subjekt ist nicht Subjekt auf Grund der Ichhaftigkeit, sondern umgekehrt t:yro - kann Subjekt werden und wird zum Subjektum und deshalb Möglichkeiten: Individualismus - Liberalismus. Nationalismus - Sozialismus Volk Rasse. Rassenbewußtsein »Ziel und Macht«. Rassenbildung als Prinzip. VgL Jünger, Der Arbeiter, S. 102. Arbeiter Subjekt - Träger und Setzer der Gestalt als der Wesenden Subjektivität. Die Eindämmung des Individuums und Beseitigung des Liberalismus ist keineswegs Überwindung des Subjektivismus, im GegenteiL
das »Ich« ist eine Art der Subjektivität. Wir sind gewarnt, das Subjektive als ichhaft zu nehmen; die Gegenseite zum Objekt als dem Gegenständlichen. Aber dieses beides, Ich und Gegenstand, »sind« subjektiv, haben den Grund im Subjekt. Subjekt kann auch ein Volk, eine »Nation« sein, das sich selbst und seine Lebensinteressen und seinen »Standard« als Ziel setzt. 80 Millionen Volk Lebensrecht - das auf sich selbst gestellte und Sich allen so Stellende und Wissende; auch noch »Kultur«, Religion, aber als Kulturpolitik - »Impulse« - »Stimulationen« »Werte«. Keine Bereiche wesentlich entscheidend, indem licherweise gerade die Subjektivität in Frage gestellt werden könnte und einst wird! Subjekt kann ein planetarisches Menschentum sein, eine neue Rasse. Rasse ein rein subjektiver Begriff. D. h. »Mensch« ist Maß und Mitte, Grund und Ziel des Seienden im Ganzen. Das Subjekt ist jenes Seiende, was über die Wahrheit und d. h. Gewißheit und d. h. Gegenständlichkeit alles Seienden verfügt. Alles Seiende wird Objekt. Auch das Subjekt (Typik). D.h. das Sein wird begriffen als Gegenständlichkeit einer Vergegenständlichung. Welcher Vergegenständlichung? Diese in der Verfügung des vorstellenden Herstellens. (Technik, Typik.) Mit der Subjektivität des Subjekts, d. h. der Wahrheit als Gewißheit ist die Subjekt-Objektbeziehung gesetzt. Sie ist gleickursprünglich mit dem Subjekt und Objekt, nicht nachträglich als Band zwischen den Beiden als zuvor schon bestimmten. Aber mit der Gleichursprünglichkeit ist so lange nichts gesagt, als der Ursprung des Ganzen nicht klar liegt. Dieser aber das verum als certum, und darin liegt Wahrheit als Richtigkeit und darin: UmgrÜlldung der aAi}eeta. Weder Ichheit noch Einzelnheit, noch Gemeinschaft macht die Subjektivität aus, sondern diese bestimmt jene. In der Typik und Technik einer planetarisch herrschenden Rasse wird die Subjektivität des Menschen absolut.
40. Begriff der Subjektivität. »Sinngebung« Gemeint das Wesen des Subjektum. Wie der Mensch zum Subjekt wird, d. h. zur eigentlichen Substanz als animal rationale. Rationalität ist das Tragende und zwar von sich aus undfür sich - Freiheit. Das zum Grunde liegende als tragender und bestimmender Grund im Sinne des Gesicherten und alles Sichernden. Gesichert für das Vorstellende Einsehen in den Bestand eines Beständigen. Das Gewisse, dessen man im sichernden Wissen sicher - das verläßliche. Dieses zum Grunde liegende und als Grund gelegte ist für den Menschen er - selbst. Und diese Gew!ßheit zugänglich in jedem einzelnen Selbst, im »Ich«. Nicht auf diesen Menschen als diesen und nur so bezogen, sondern Mensch als solcher. Aber die Möglichkeiten der Neuzeit, Individualismus, Liberalismus, Sozialismus, Nationalismus, Kommunismus, Arbeiter. VgL Freiheit; über Descartes; Freiheitsanspruch (Behauptung der Freiheit als Selbstgesetzgebung). Das Subjektum ist nicht im Wesen ichhaft, egoistisch, sondern
67
68
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
E. Menschentum und Subjektivität
41. Zur Auslegung des homo-mensura-Satzes
Hier ist Mqßsetzung in Absicht auf allgemeine Gültigkeit. Dort (bei Protagoras) ist j,Ii'tpov Beschränkung auf ichhaftes Sichzeigen und Anwesen. Dort ist berechenbare, jedermann bindende Ver-gegenständlichung, hier immer noch und griechisch: Anwesung. Hier (Protagoras) ist innerhalb des Menschentums als a'J...l18EUrov die Beschränkung auf EYro gegen 1tuv'ta. Dort ist innerhalb der Subjektivität die Erringung der entsprechenden, aber freien Sicherung des Menschen gegen die Bindung der »Offenbarung« und Überlieferung (verbum). Bei Protagoras die ru>11'J...6't11<;, die Nicht- Unverborgenheit (von den Göttern kein iötav, keine Sicht), weil das »Erscheinen« je auf das einzelne Ich eingeschränkt. Die rpavraala im wesentlichen Sinne des jeweiligen Er-scheinungsumkreises. Bei Descartes gerade der Ausgriff in höchste, selbst gesicherte Gewißheit.
muß zuerst gefragt werden, wie ist »der Mensch« bestimmt und wie kann er griechisch allein bestimmt sein. Dazu gibt die »Definition« nur eine erste und zugleich verfängliche Anweisung: av8pol1to<; ~q>ov 'J...6yov EXOV. Der 'J...6"(0<; Grundverhältnis zum Seienden. Dieses Verhältnis selbst das Wesen des Menschen, und 'J...6"(0<; nur (vgl. Heraklit) die Fügung der a'J...Tj8Eta, dessen, was im Spruch des Parmenides ans Licht kommt. 'to yap au'to - VOEI:V und dvat sind das Selbe, nämlich a'J...Tj8na. Also ist der Mensch 0 clAll8cVw\l, der die Unverborgenheit übernommen hat und ausfaltet und fügt. Und das so, daß er das Seiende je sich zeigen läßt. Und wem? Ihm selbst, dem Menschen. Der Mensch aber je EYro, cru, 1111101:<;, UIlEl<;. So kann das a'J...118Eunv auf das jeweilige Ich und den Umkreis der Unverborgenheit des Ich eingeschränkt werden und von da aus kann dann entschieden werden, was je anwest. Aber das Ichhafte kann entschränkt sein und zwar wodurch? Durch den ursprünglichen Bezug zum Sein als solchem. Dadurch, daß die Anwesung erkannt ist als jenes, was je auch und schon im eingeschränkten die Einschränkung selbst möglich macht und zuläßt. Die Entschränkung als anfängliche Nichteinschränkung sucht (vgl. Parmenides und Heraklit) sehr wohl die oo1;a und sucht sie als das, was im Kampf liegt mit dem, woher sie selbst stammt. Alles <patvEcr8at aus a'J...Tjetta. Protagoras nimmt Stand in der OO1;a des Eyro. Das aber ist grundverschieden, in allen wesentlichen Hinsichten, von Descartes. Für Descartes ist der Mensch Subjectum und die Wahrheit ist certitudo. Entscheidend das Sich selbst Sichern nicht des ego, sondern des Menschen als Subjectum. Sich zu sich selbst befreien aus der Maßgabe der Offenbarung und des Dogmas. Die »Subjektivität« geht gerade auf die unbedingte, vom Subjectum selbst her erst aufgerichtete Verbindlichkeit für jeden.
I
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42. Der »homo-mensura«-Satz des Protagoras und die »Subjektivität« des »Deskartes«
av8pol1to<; OE cru 'tE lCayro [vgl. Platon: Theätet, 152 a 8]1 Alles Seiende, was zunächst im Gebrauch begegnet, ist der jeweilige Mensch. (xpTjlla'tal Nicht z. B. etOt; von ihnen keine i&al) Daß der jeweilige Mensch das IlE'tpov des dvat 't&v öv'trov wird, sagt noch nicht, daß der Mensch zum Subjectum sich wandelt und d. h. die Wahrheit zur Gewißheit. 2 Der Mensch wird maßgebend innerhalb der griechischen Auslegung des Seienden. Das ist vorgebildet im Spruch des Parmenides, und sagt, daß die Anwesung und Abwesung des Seienden auf 1 Platonis opera. Recogn. Ioannes Burnet. Oxford 2/1905-1910, Tomus I. [»Mensch aber bist du und ich.«] 2 [V gl. den sogenannten Homo-mensura-Satz des Protagoras in Hermann Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker. Bd. 2. 4. Aufl. Berlin (Weidmannsche Buchhandlung) 1922, 74 B 1.]
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1. Teil: AuJzeiclmungen zu Ernst Jünger
den Menschen bezogen und in seinem Bereich entschieden wird. Das bedeutet aber niemals, daß der Mensch als Zu sich selbst sich, befreiender die» Welt« zum Gegenstand der Meisterung mache' und in dieser Meisterung sein Wesen fande. Obzwar das ego als Ausweisungsstätte des ens certurn fungiert, ist gleichwohl das ens nicht auf die jeweilige Vereinzelung des, gesondert einmaligen Diesen und Einzelnen beschränkt, sondern, im Gegenteil, die Gewißheit ist allgemeinverbindlich - aber sie ist eine vom Menschen selbst gegründete und beherrschte und die Einzige. Dagegen ist Protagoras weit »egoistischeN, gerade weil er nicht »subjektiv« ist, da ja die Subjektivität nicht in der »Egoität« ' besteht und diese gerade im Sophistischen Sinne die entsprechen. de »Wahrheit« hat wie die ({JWII;, Anwesung und Anwesungsbezug. Das rpai w;-oih'l die Einschränkung der Anwesung und der Of· fenbarkeit auf den jeweilig Einzelnen, und Maß "Co zprp1:ov, und das OoICE fv. Protagoras denkt griechisch-egoistisch. Descartes neuzeitlich -»subjektiv«, d. h. gerade auf das Gesicherte und deshalb für Jedermann Gültige.
F. STELLUNGNAHME ZU ERNST JÜNGER
(vgl. Die Gliederung des Werkes. Durchblick. Richtlinien)
73 4J. Die Verbindlichkeit von Jüngers Darlegungen
1. Die Verbindlichkeit der »Beschreibung« 2. d. h. der Auslegung 3. d. h. der Grundstellung. Verbindlichkeit. Wie? Verbindlichkeit. Für wen? Wer erhebt Ansprüche? Welche? Auf welche Wahrheit? Wenn das Wesen der Wahrheit selbst im Wandel?
44. Wozu Ernst JUnger beachten? Die Frage ist dann besonders zu stellen, wenn seine Grundhaltung als diejenige erkannt ist, die aus der metaphysischen Grundstellung Nietzsches gefordert wird. Denn zufolge der Zugehörigkeit Jüngers in diese Metaphysik ergibt sich doch eher eine Besinnung auf Nietzsches Metaphysik und das Nachträgliche des Jüngerschen Vorhabens kann zur Kenntnis genommen werden. Allein trotzdem Jünger über Nietzsehe nirgendwo hinauskommt (nicht im Sinne etwa eines Fort-schrittes), ja weil er gerade im Bereich dieser Metaphysik bleibt, vermag er eine einzigartige Aufgabe zu erfüllen. Freilich ist es eine nur notwendige und niemals die hin-reichende, in das Entscheidende hineinreichende Aufgabe. Beschreibungen (und Auslegungen) leisten dieses Eine: durch Sehenlassen des Seienden (im Charakter des Willens zur Macht) auf das Sein hinzuweisen, ohne doch nach ihm zu fragen. Jünger bringt den »Beweis« dafür, daß Nietzsches »Metaphysik« eben nicht nur »Metaphysik« im gelehrten Verstande sondern daß es hier, wie allerdings je verschieden in jeder Metaphysik, Ernst gilt. Womit? Mit der Wahrheit über das Seiende mit dem Sein. Daß das Sein je mit »uns« Ernst macht.
74
75
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger
45. Zu Ernst Jünger, Der Arbeiter
w·hrieben. (vgl. Der Arbeiter, S. 58) vgl. Die Geschichte des Seyns, I )ie Vollendung der Metaphysik 1 Und die Gefahr ist: Daß nun die Seinsvergessenheit, die alle Metaphysik auszeichnet und als unbedingte die Vollendung der Metaphysik kennwichnet, erst recht verfestigt und nur das Wirkliche, Seiende gesehen und die Teilnahme betrieben wird. Daß der Grund und die Wahrheit dieser Wirklichkeit immer mehr unzugänglich werden. Und insofern hat das Buch »Arbeitscharakter«. Jede Gefahr ist zweideutig: Sie ist die Möglichkeit des Erliegens und der Überwindung. Jünger meint zu überwinden, indem er sich nur in die Gefahr stürzt.
Jünger sieht deutlicher im Entwurfbereich der letzten IVI,p.tann sik des Abendlandes die Geschichte des 20. Jahrhunderts und Züge seiner Zukunft. In ihr verschmelzen sich die »Konstanz«, eines planetarischen Chinesentums und die »Konstanz« abendländischen Metaphysik, d. h. des Platonismus und Lehre vom »Sein«. Diese Zukunft ist die planetarische -endung eines Endes. Der Schärfe des Blickes für diese Geschichte entspricht die Täuschung über das Wesen dieser Geschichte, die vergeblich aus einem Ende zu einem Anfang und zu einem' »Neuen« umgefälscht werden soll. Neu ist diese Verendung wie jedes Ende: das Neueste der Neuzeit, das Bisherigste alles Bisherigen ins Unbedingte und »Restlose« gesteigert. Der» Typus« ist die höchste und letzte Stufe der Subjektivität, und keine Beschwörung des Elementaren hilft darüber daß diese »Rasse« des »Arbeiters« ein Ende ist. Aber dieses Ende wurde schon überwunden, bevor seine Geschichte vorausgeschrieben wurde durch die Überwindung der und die Wandlung der Seinsfrage (»S.U.Z.«l). Daß es dafür keine Prognosen gibt und heutige Anzeichen, ist, wenn Solches nötig wäre, ein Zeugnis ihrer Wahrheit.
47. Grundstellung
Jüngers Denken vollzieht sich durch und durch im Gefüge der Wirklichkeit des Willens zur Macht und der damit gesetzten Wesensart der Wahrheit als der herrschenden Perspektive. »Gerechtigkeit« (78) und »Herrschaft«. Vgl. Die Gestalt des Arbeiters.
46. Zu Ernst Jüngers metaphysischer Grundstellung. Ernst Jüngers Werk »Der Arbeiter«
48.. 1n.TI.p·l~/-' Grundstellung
ist eine aus der Erfahrung des Weltkrieges und der Nachkriegszeit geschriebene »Variation« des metaphysischen Themas: der Wille zur Macht als Sein des Seienden. Kein wesentlicher Gedanke kommt über Nietzsehe hinaus, wohl aber ist alles mit einem überscharfen Auge für das gegenwärtige Zeitalter im Lichte jenes metaphysischen Entwurfs be-
Das Wirkliche (Wille zur Macht), was Jünger sieht und in seiner Metaphysik der Gestalt (neuzeitlich) zu fassen versucht, ist nicht eng zu deuten. Die Frage bleibt: ob sich die eigentlichen Umwälzungen in diesem \Virklichen vollziehen und auf seine unbeding-
1
Martin
Heidegg,~r:
Sein und Zeit. Gesamtausgabe Bd. 2. A.a.O.
1 Vgl. Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des Seyns. 2. Kowov. Aus der Geschichte des Seyns. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 34 ff.: Die Vollendung der Metaphysik.
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger
te »Herrschaft« drängen, oder ob die Wirklichkeit dieses Wirklichen mit in die Entscheidung einbegriffen wird, nicht aber seI ihren Raum bestimmt. Wenn die großen Entscheidungen unsichtbar und in der Stille nicht nur sich vorbereiten, sondern auch geschehen, dann ist das, was Jünger allzu deutlich sichtbar machen kann, weder der Bereich der Entscheidung noch die Entscheidung selbst. Dann muß eine Unsichtbarkeit erst erfragt werden, die aus wesentlichen Gründen dem heutigen Sehen nicht zugänglich sein kann (die Wahrheit des Seins gegenüber der völligen Seinsvergessenheit). Das Unwesen auch des Vorhandenen hat für den Augenblick eine Schlagkraft, aber das Vorhandene, selbst wenn es das »Neue«:. ist, braucht noch nicht das Wesentliche zu sein.
50. Die Entscheidung. Das Geistige abhängig vom Leiblichen. Animal rationale
76
49. Das Entscheidende an Ernst Jüngers lf7erk ist, daß es an einer wesentlichen geschichtlichen Erfahrung (der Gestalt des Arbeiters) überhaupt und wesentlich das Gestalthafte mit ins Wissen heben und so das Ver-stehen des Seins, den &insentwuif als Grund des Menschseins mit erfahrbar und gründbar . machen hilft. Es ist ein Zurückholen der Metaphysik in das »Volk«. Vgl. Hegels Wort in seiner »Logik«.l
l VgL Gcorg Wilhelm Friedrich Hegel: Wissenschaft der Logik. Erster Teil. Die objektive Logik. Stuttgart 2/1936 (= Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe in zwanv. H. Glockner. Bd. 4), S. 14: »Indern so die Wissenschaft und zig Bänden neu der gemeine Menschenverstand sich in die Hände arbeiteten, den Untergang der Metaphysik zu bewirken, so schien das sonderbare Schauspiel herbeygeführt zu werden, ein gebildetes Volk okne Metaphysik zu sehen; - wie einen sonst mannigfaltig ausgeschmückten Tempel ohne Allerheiligstes.«
77
I.
1. Geist. 2. Leib. 3. Woher die Unterscheidung und Bestimmung? Voraus-gesetzt, Wahrheit ist weder »geistig« noch »leiblich«. I I. Was heißt »abhängig«? Weil das Geistige gemacht vom Leiblichen, ist es nur eine Peifeinerung. a) ein Stoff, dessen Zusammenfügung die Chemie noch nicht erwischt hat. b) eine Ausschwitzung des Stofflichen. c) oder solches, was eigenen Wesens, aber im Vollzug bedingt durch Leib. Was heißt eigenen Wesens? 111. Oder animal rationale überhaupt nicht die zureichende lf7esensbestimmung des Menschen? Woher und wie diese Auslegung? Die Gewöhnung an ihre Selbstverständlichkeit noch nicht der Grund ihrer Wahrheit.
Die Frage ist nicht, ob Leib oder Geist, sondern ob beide und ihre wie immer gefaßte Einheit überhaupt das Wesen des Menschen zureichend bestimmen. Und zwar so bestimmen, daß überhaupt der Bereich erreicht ist, in dem jene Erörterung sich bewegt. Seins- und Wahrheitifrage. Nun könnte erneut der Einwurf weitergehen, indem man sagt, Sein ist ja nur ein Gebilde des Verstehens, d. h. des »Geistes« (Rauch), und der Geist eine Funktion des Leibes. GewijJ, wo also liegt die Entscheidung? In welcher Grundeifahrung? Und wie diese selbst als solche zu bewähren? Doch alles daran gehängt: wie der Mensch sich erfährt! Oder ob er »sich« zuerst und nur sich erfahren darf und was hier »sich selbst« heißt! Daß wir überhaupt hier die Not einer Entscheidung sehen oder sie im voraus leugnen.
78
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Auf Grund wovon? Sogenannte »Tatsachen«. Aber was sind» Tatsachen«? 51. Das bleibende Grundgifilge. »Metaphysik«
Sinnlichkeit - Freiheit (Vernunft) - Vermögen - Wille. Über sich selbst verfügen substanzielle »Macht«. Das animal rationale als Subjectum. Das Subjectum als unbedingtes und daher auf die Schaffung der Subjektivität qua Gestalt Genötigtes. Platonismus: »Der Glaube an den Sinn der [dieser, unserer] Welt.« (59) In der Typik bleibt der Einzelne und die Vielen und die Rangordnung. »Individuum« und Masse und »Gesellschaft« sind nur die bürgerlichen Auslegungen. Die Typik ist die Wesensnotwendigkeit der Herrschaft der Gestalt, d. h. der Subjektivität. D. h. der äußersten Seinsvergessenheit der Machenschaft. 52. Das Grundgifilge des »Arbeiters« entspricht durchaus dem der Nietzscheschen Metaphysik. Hier, bei Nietzsehe, »Leben« zweideutig. 1. Leben Seiendes im Ganzen. 2. Leben menschliches Leben. Leben Wille zur Macht. Dieser 1. als Grundzug des Wirklichen. 2. als Auszeichnung des Menschen, substanzielle Macht. Bei Jünger: »Arbeit« und »Arbeiter« Arbeitswelt und »Gestalt« Arbeitsraum vgl. Arbeiter und Arbeit. D. h. höchste Subjektivität und das Ganze der Objektivität sind dasselbe. Die unbedingte Vollendung der neuzeitlichen Metaphysik.
=
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger
79
53. Zu Ernst Jüngers Grundhaltung. Die Wahrheitifrage Der »romantische« Protest und der revolutionäre, elementare Protest. Der Protest zuerst als Selbstbezeugung und dann erst und zugleich gegen das Bürgertum. Der »romantische« Protest entfernt sich aus der bürgerlichen Welt irgendwohin in einen »Raum«, »wo der Pfeffer wächst«. Dieser romantische Raum (»Welt«) hat keine eigene Mitte, die aus sich her ursprünglich und allein die Haltung bestimmte. Diese ist eine Flucht VOr der bürgerlichen, so zwar, daß gerade das, wovor der Fliehende flieht, ständig erhalten bleibt, als das eigentlich die Haltung des Weg von Bestimmende und das Noch Bejahte. Der revolutionäre Protest »entfernt« sich auch aus der bürgerlichen Welt, aber so, daß er nicht mehr mit macht. Man beteiligt sich nicht mehr, und nicht einmal mehr so, daß man davor flieht und so die bürgerliche Welt noch als die Bestimmende anerkennt. Man nimmt Anteil an einer anderen Welt, die ihr eigen Maß und eigene Mitte hat. Das Elementare, das sich nicht mehr Beteiligen, ist nicht bestimmt als Folge der Flucht, sondern aus einem Anderssein, aus einem Stehen in einer Mitte, in der nicht geflohen, sondern angegriffen wird. Vgl. Die Absetzung von Arbeiter und Bürger; kein Gegensatz, sondern Andersartigkeit. Im romantischen Protest geht man einfach vorbei. Das ist wesentlich anders als Fliehen, weil der Gang schon seine eigene Richte und Kraft hat (nicht re-aktiv, sondern aktiv). Aber die Frage bleibt: welches Gepäck an Begriffen, Grundvorstellungen, Perspektiven und Gefügen des Seienden im Ganzen und des Menschen man dabei mitnimmt und mitgenommen hat. Denn man steht doch im Protest und kommt zu diesem nie aus dem absoluten Nichts, sondern geschichtlich. Das Gepäck ist nicht weniger als die als solche unbefragte »Metaphysik«; »Gestalt«. Ob man bei dieser Unbedenklichkeit des Vorbeigehens nicht
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
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gerade das Wesentlichste unbedacht läßt, ja sogar sich schärfer und endgültiger dem Bisherigen und dessen Wesen, nicht der. historischen Vorderfläche verschreibt? Und das deshalb, weil man. sogar auf die Besinnung verzichtet und die Möglichkeit des eigenen Eigenen in seiner Wesenskraft rein zu ergreifen? Ob nicht alle »Revolution« als Umwälzung, Umkehrung nur noch tiefere Verstrickung ist? Was Jüngers Grundstellung den Boden und den Bereich gibt, . Nietzsches Metaphysik, ist der schärfste Beweis nur für den Schein der Befreiung, der in aller bloßen Revolution liegt. 54. Zu Jüngers Grundstellung. Machiavell~ Il principe! und der Arbeiter Il principe ist der Anfang der Neuzeit. Der Arbeiter ist ihre Vollendung. Hier denken wir an den geschichtlichen Bezug, nicht an die' historischen Zusammenhänge Jüngers mit Machiavelli, die gewiß da sind. Der geschichtliche Bezug meint, daß die Ansetzung des' absoluten Kampfes als Grund und Bereich der Herrschaft schließlich ins Unbedingte der Subjektivität überhaupt und zugleich der. Objektivität (d. h. planetarisch) gedacht wird. Der wesentliche Bezug der Subjekt-Objektbeziehung aber ist die »Technik«. Technik nicht Weise der Mobilisierung, sondern Grund der Wahrheit (d h Seinsmäglichkeit des Arbeiters und der Arbeit). Dieses aber deshalb, weil Technik auf »Gewißheit« der vorstel- . lenden Herstellung des machbaren Seienden (Machenschaft) gegründet. Bei Machiavelli noch im engsten Kreise des nur Politischen und des Italienischen; dabei schon die Rolle der Kriegskunst und Kriegführung.
I
[Niccolo Machiavelli, Il principe, 1532.J
F Stellungnahme zu Ernst Jünger
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[55. Jüngers Grundstellung} Inwieweit Jüngers Grundstellung, die Gestaltmetaphysik, in den Biologismus eingereiht werden kann. Doch wieder Platonismus, »ewiges Sein«. Jenseits der Elemente! Aber gleich sehr seinsvergessen und ohne Wahrheitsfrage.
56. Der andere Bezug, in dem der Vorgang des je sich zum Ausdruck bringens der Gestalt im Menschentum, Repraesentation, gesehen werden kann. Daß dieser Vorgang selbst ein äußerstes Ende der Subjektivität und der Vermenschung des Seienden im Ganzen ist. V gl. Anthropomorphismus 1938. SS 36. Beilage zur Schellingvorlesung. Getippt. 1
57. Vgl. Geschichte des Seyns. Wider-spruch und Widerlegung! Zeigen: Jünger durch und durch in der äußersten Form neuzeitlich. (»Ein neues Bild der Welt«, 78). Wirklichkeit als Wille zur Macht. Subjektivität als Machthabe. Gestalt die notwendige Folge der Umkehrung des Platonismus, die im Chaos ein Bleibendes errichten muß, das nur subjekthafi sein und doch nicht »subjektiv« bleiben kann.
I Martin Heidegger: Schelling: Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Gesamtausgabe Bd. 42. Hrsg. v. 1. Schüßler. Frankfurt am Main 1988, S. 282 ff. I Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des Seyns. 2. Kotv6v. Aus der Geschichte des Seyns. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 11 ff.
L Teil: Au/zeichnungen zu Ernst Jünger
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
Also doch »objektiv« - platonisch daher »ewig«-überzeitlichübersinnlich! Alle Requisiten des Platonismus kehren wieder.
61. Jüngers Grundstellung
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58. Widerspruch
Wohin der Ausblick? Wille zur Macht. Bestandsicherung. Von wo aus? 85. Zwischenakt. Übergang. Züchtung und Schaffen \
Zwischenzustand l ja, aber wesentlicher Anfänglich Jünger gehört noch in das Vorige der Metaphysik.
59. Widerspruch zu Jünger 1. Wille zur Macht seynsgeschichtlich begriffen wissen. 2. Diese erfahrene Wirklichkeit, Seiendes im Ganzen anders begriffen aus einem höheren Geschehnis. Seinsverlassenheit Sein. 3. Jünger dagegen in der Knechtschaft der Neuzeit. Menschentum.
60. Wie der Übergang
»Die Welt in einer entscheidenden Veränderung«. (85) NeuerAkt? Oder ganz anderes Drama? Incipit tragoedia. Oder noch andere. Überhaupt nicht Geschichte des Seienden, sondern Geschichte des &yns in die Wahrheit kommend! in dieser die Gründung fordernd. I
»Die Welt in einer entscheidenden Veränderung«. 85. allerdings
83
vgl. Einleitung zu Abschnitt über die Kunst (195)
Chaos. Anarchie. Haltung - Krieg. Subjektivismus. (heroischer Realismus) Die Andersartigkeit. Aber - Nietzsches Metaphysik. Die Stellungnahme Widerspruch. Nicht Zwischenakt, sondern anderes Drama. Incipit tragoedia. (Zarathustra)
62. Zu Jünger Es gibt keine »Verständigung« mit ihm für alle, die aus dem Bisherigen denken; ja »Verständigung« ist überhaupt ungemäß. Nur »Ja« - oder Widerspruch, d. h. aber nicht Widerlegung, die ja nur die Nichtverständigung als Rechtfertigung eines Nichteinverständnisses. Und das Ja bezieht sich nicht auf die Ansicht eines Schriftstellers, sondern auf die Wirklichkeit, die er im Lichte des Willens zur Macht zeigt. (Vgl. Die Geschichte des Seyns. Wider-spruch und Widerlegung!) Diese Klärung des Verhältnisses zu ihm unterwirft sich nicht seiner »Position«, im Gegenteil, erkennt sie bereits als nur metaphysische, die aus der &insvergessenheit ihre Kraft zieht. Die Klärung dieses Verhältnisses ist schon Verzicht auf »AnI Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des Seyns. 2. KotvOv. Aus der Geschichte des Seym. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 11 ff.
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F Stellungnahme zu Ernst Jünger
griff«, weil der Angriff hier ungemäß bleibt, nicht dem Anzugreifenden, sondern dem, der auf Angriff verzichtet, welcher» Verzicht« kein Opfer, sondern das Abwerfen eines schon Ungemäßen bedeutet - und zwar aus dem Wissen der entscheidenden und einzigen Entscheidung. Vgl. Besinnung.2
Es ist noch ein ganz anderes. Die Frage nach der Wahrheit des Seins, die weder hinter dem Seienden herläuft, noch sich ihm unterwirft. Beides ist dasselbe: Seinsvergessenheit.
84
63. Zur Auseinandersetzung mit Jünger Vgl. Wider-spruch und Widerlegung. Überall handelt es sich um ein Gegeneinander von Blick- und Stand-punkten. Wie ist hier und wonach zu entscheiden? Worauf die Berufung? Woher die Rechtfertigung? Nur das Wirkliche! Aber wie wird das Wirkliche gesehen? Doch je aus einem Blickpunkt auf Wirklichkeit. Vgl. Die Abhebung des Arbeiters gegen den Bürger. Aber hier ist noch zu unterscheiden: 1. ob man nur Standpunkt gegen Standpunkt setzt und dabei den Gegnerischen herabsetzt und jede Auseinandersetzung ablehnt. 2. oder ob man Standpunkte als geschichtliche begreift und ursprünglicher als jede Auseinandersetzung eine Entscheidung entfaltet. Jünger kann keine Entscheidung entfalten, weil er sich auf die Wirklichkeit und das »Sein« beruft und jeden Wettlauf aufgibt. Aber die Frage bleibt eben, ob es nur dieses Entweder-Oder gibt, das im Grunde gar keines ist. Wettlauf des Gedankens mit dem »Sein« (d.h. Seienden) oder einfaches »Ja« zum Seienden, das sich diesem unterwirft und diese Unterwerfung als »Herrschaft« ausgibt. 2
Martin Heidegger: Besinnung. Gesamtausgabe Bd. 66. A.a.O.
85
64. Jüngers vollständige Verhaftung in der Seinsvergessenheit der L1Veuzeit Diese Verhaftung bedingt die Ohnmacht der Entscheidung und Besinnung und damit der »Herrschaft«. Was er so nennt, ist reine Knechtschaft. .. Jünger hält das Zeitalter, das er heraufkommen sieht, für eine Uberwindung des »Kopernikanischen«, d. h. neuzeitlichen (»Blätter und Steine«\ 210), und er faßt das \'Vesen der Kopernikanischen Unruhe als »Wettlauf des Gedankens mit dem Sein«. (ibd. 215) Sein Denken hat das Sein »eingeholt« (der Wettlauf ist zu Ende), und zwar so, daß er auf den Wettlauf verzichtet, indem er sich dem Sein zuvor schon ohne Frage verschreibt und das »Sein« für ausgemacht hält als Wille zur Macht, als Arbeit. Das bloße Ja - die reine Kapitulation vor der Wirklichkeit. Ausgerufen als Heroismus - mit der stets in Bereitschaft gehaltenen billigen Folie einer vermeintlichen Feigheit des Bürgertums. Vgl. Der Arbeiter, 232 ff.
65. Jüngers Metaphysik der Gestalt und der Freiheit
D. h. die Selbstbestimmung des Menschen, Selbst-herrlichkeit als Gestalt Jetzt erst der Mensch - als solcher -, ohne jeden Weltbezug und ohne Wahrheitsbereich, als die maßgebende Gestalt. 1
Ernst Jünger: Blätter und Steine. A.a.O.
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L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Die »Repräsentatiom< totale Mobilmachung } organische Konstruktion Gestaltung Sein als »Macht«. Eingeebnet auf diese ist Alles. Woher stammt die Einebnung alles Wirkens und Handeins und Gestaltens - auf die »Arbeit«?
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
87
Krieg, »Ausbruch« als solcher, Rüstung und Kampf um des Kampfes willen. Ausschaltung aller Maßstäbe und Horizonte und jeder Art »Wahrheit«. Wo dieses, dann nur »Ausdruck«, (Elementarismus). Vgl. Werden - Nietzsehe: das Sein ist das Werden. Wille zur Macht und Ewige Wiederkehr des Gleichen.
68. Zur Kennzeichnung von Ernst Jüngers Grundstellung 66. Der entscheidende Richtpunktfür die Auslegung von Jüngers »Arbeiter« muß »die Macht« (als Wille zur Macht) sein. D. h. daß Jünger das Seiende im Ganzen als Wirkliches (»Ziel«) und die Wirklichkeit als »Macht« und Arbeit versteht. Und das Verhältnis zu ihr im Sinne der Ermächtigung dieser Macht, dieses Ja, als Ja zu und dieses Ja zu als Freiheit zu - weil es ein »Notwendiges« aber nur das Notwendige des Wirklichen, des gerade zur Zeit der Neuzeit wirklichen. Gegen diese Grundstellung schafft er sich einen Hintergrund der Versagenden. Aber er fragt nirgends nach der Möglichkeit: 1. ob nicht seine eigene (Nietzsches) Grundstellung nur die Vollendung dessen ist, was der Bürger vielleicht unzureichend vermochte und gleichwohl tiefer. 2. ob nicht gerade des deutschen Wesens es ist, die »Macht« aus der Ur-kraft des deutschen Wesens zu überwinden.
67. Gestalt. Jüngers Vorhabe der Unruhe und Ruhe Auch Jünger scheint doch über die bloße Bewegung hinaus zu wollen und ein Ruhendes zu suchen. Die »Gestalt« ein »Sein« im Sinne des Beständigen. Aber: das Wesen dieser Gestalt ist ja gerade das »Werden«.
Wenngleich der Gebrauch von Titeln wie »Realismus«, »Idealismus«, »Biologismus« durchaus Mißtrauen verdient, weil sie nur als Schutzschilde der gespreizten Gedankenlosigkeit auftreten, so dürfen sie dennoch überall dort beigezogen werden, wo sie eigens in Gebrauch genommen sind. Die folgenden Titel sind nur Merkzeichen für die Richtung eines Fragens, die überall in eine einzige, ausgezeichnete metaphysische Grundstellung weist. Jüngers Grundstellung ist: Realismus Heroismus Nihilismus (eingerichtete Verwüstung) Elementarismus (Biologismus Nietzsches!) Phantastik Symbolismus.
69. Zum heroischen Realismus gehört kriegerischer Skeptizismus. Ja nein. vgl. S. 92 Experiment Zwischenzustand vgl. Nietzsehe: Die fröhliche Wissenschaft. 1882. III, 2. n.268
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
»Was macht heroisch? - Zugleich seinem höchsten I ,eide und seiner höchsten Hoffnung entgegengehn.« Zugleich - den Gegensatz - das Eine des Zwischen, aber auf Subjekt bezogen und dessen Suhjektsein. Nicht Zwischen von Mensch und Gott.
72. »Realismus«!
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70. Der heroische Realismus
Arbeiter, 63 Leben - sonst als Feld des Notwendigen, aber auch als Feld der Freiheit. Das Vermögen zu diesem »Zugleich«. Der Mensch - als Getragener und Geworfener und als Träger Entschlossener. Vgl. S. u.Z. 1 Aber der Geworfene Entwurf hier nicht auf »die Zeit« und das Vorhandene, sondern auf das Sein. Die höchste Entscheidung der Wahrheit des Seyns. (Frage nach dem Sinn des Seins).
71. Realismus - Gestalt Realismus: Wettlauf des Denkens mit dem Sein. Im Sein Fuß fassen. Aber wie? Als Vollzug Subjektivität. Der Wettlauf nicht das Wesentliche, sondern die Voraussetzung. Denken Sein, und gerade dieses in der Gestalt. Sich wissen - Bestätigen im Sein. Gestalt - !7ernunft - ohne den Kultus. Sum res cogitans. Vis. Stattdessen Kultus der Macht. Vernunft als Wille zur Macht. I
Martin Heidegger: Sein und Zeit. Gesamtausgabe Bd. 2. A.a.o.
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Nicht das Reale und die Richtigkeit der Wiedergabe und Abschrift, sondern wie die Realität, d. h. die Wahrheit im Sinne der Offenbarkeit des Seyns, und wie das Grundverhältnis zum Sein Fatalismus, Heroismus. Das erst entscheidet was man »am Realen«, was man als Reales sieht. Realismus und »Idealismus«, »liberaler Idealismus« und »Positivismus« . Geschichte des »Realismus«: realitas = Wesenheit, Sachheit, ideal, Seiendheit. Im Unterschied zum Nominalismus. Noch bis zu Kant. »Objektive Realität«. Res das einzelne Ding, die »Tatsache«, das Wirkliche.
73. Jünger »Leben« sich in seiner Gestalt bestätigen. Dagegen Menschsein: Verwandlung in das Da-sein als der Gründung der Wahrheit des Seyns. 74. Bürger - Arheiter1 Frage, ob der Bürger der zureichende Repräsentant der Neuzeit. Vgl. Nietzsches Begriff des Liberalismus. Wenn nicht, wie steht es dann mit der Entgegensetzung? Wird sie nicht hinfallig? I »Realismus« gegen »Idealismus«. »Realismus« des 19. Jahrhunderts als Liberalismus sentimentaler (rationaler »Idealismus«), dagegen heroischer Realismus. I Zureiehender aus dem Wesen der Geschichte (Metaphysik) geschöpfter Gegensatzn
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L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F Stellungnahme zu Ernst Jünger
Und wenn Arbeiter selbst erst und nur dieser Repräsentant wäre! Sonst ))Arbeiter« selbst noch auf Gestalt als solche bezogen. Nietzsche!!
Gestalt des Arbeiters? in sich die vollständige Verwüstung, Entwurzelung der Möglichkeit von» Welt«, ja jeder Wahrheit des Seyns.
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77. Ernst Jünger und Nietzsche 75. Zu Jünger. »Heroischer Realismus« Was ist das Reale? Die Gestalt des Arbeiters, d. h. die Arbeit selbst. D. h. doch die Realität ist das Reale. Wodurch aber ist diese »Realität« als das Wahre ausgewiesen? Welche Art von »Wahrheit« entscheidet hier? Genügt es, ZUIIl »Realen«, d. h. zur »Realität« nur Ja zu sagen und in diesem »Ja« als der Bejahung des Notwendigen (d.h. Unumgänglichen) die Freiheit zu sehen und in ihr das Höchste? Oder ist alI das zutiefst trotz der Räusche und Abenteuer nur die Waffenstreckung vor dem Seienden als solchem, und damit der letzte Akt der »Subjektivität«, die sich in der Verzweiflung dem »Elementaren« verschrieben hat? Der heroische Realismus ist der romantische Positivismus, jener, der über sich selbst in unerkannte Positivismen hinausschweift, dabei aber gleich heftig gegen alle Positivismen, gegen alle »Romantik« zu Felde zieht. Denn was ist das, wenn man nur das Seiende kennt und dieses als das Wirkliche und dieses als das die Zeit Bestimmende, auch wenn man das Seiendste in der Gestalt sieht?
Am deutlichsten die Stellung zu Nietzsche und die Stellung in dessen Grundstellung, Arbeiter, S. 53: »Es ist unnötig geworden, sich noch mit einer Umwertung der Werte zu beschäftigen, - es genügt, das Neue zu sehen und sich zu beteiligen.« Als ob Umwertung der Werte eine »Beschäftigung« wäre. Jünger begnügt sich, die neuen »Werte« zu sehen, d.h. kopfüber in dieses Wirkliche zu stürzen und Ja zu sagen und mitzumachen. Dazu seine Auffassung der Zugehörigkeit zur »Zeit«. Das »Neue« ist der Wille zur Macht. Es wäre ein überall ergiebiges, aber durchaus albernes Beginnen, für jeden wesentlichen Gedanken (nicht »Erfahrung«) eine Vorgängerschaft Nietzsches nachzurechnen, denn Jünger will nichts anderes als diese Grundstellung, aber er sagt Ja zu ihr aus der Erfahrung des Krieges, die freilich und das ist allerdings entscheidend bereits durch die Nietzschesche Auslegung hindurchgegangen ist. Hier ist der Punkt, wo gefragt werden muß, wie es mit diesem Verhältnis zum »Elementaren« steht.
78. Jünger - Nietzsche 76. Nietzsche und Jünger' Die imperiale Diktatur der unbedingten Rüstung um ihrer selbst willen (d. h. Herrschaft des Arbeiters) - denn was anderes sagt die 1 Vgl. Kotv6v. In: Martin Heidegger: Die Geschich te des Seyns. 1. Die Geschic hte des Seyns. 2. Kotv6v. Aus der Geschichte des Seyns. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 177 ff.
Gestalt Typus (»Der Wille zur Macht«, n. 819) Arbeiter - Soldat (Krieger) (»Der Wille zur Macht«, n. 763) Unschuld des Seins (Werden ist Sein) »Der Wille zur Macht«, n.765. Zum Ganzen aber: die Gestalt des ()bermenschen, daß vom Menschen (Leib) her, daß dieser (ganz abgehen davon was!).
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
vgl. »Ecce homo«. Über »Also sprach Zarathustra«. XV, 85. Bes. 88 »Zarathustra als 'IYpus«. Freiheit und Heroismus - (Nietzsche, »Der Wille zur Macht«, n. 770, als positive Macht, als Wille zur Macht angesetzt. Vgl. »Zur Genealogie der Moral«, II, 7, n. 18.: »jener Instinkt der Freiheit (in meiner Sprache geredet: der Wille zur Macht)«. Vgl. »Götzendämmerung«. »Streifzüge eines Unzeitgemäßen«, n. 38: »Mein Begriff' von Freiheit«. Freiheit und Krieger.
80. Zu Jünger
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79. Zu Jünger Vgl. Zur Einführung in Jüngers »Der Arbeiter« (Abs. a. b.). Vgl. Ernst Jüngers Grundstellung. Jünger denkt kriegerisch und zwar im Sinne des Krieges der Materialschlacht (vgl. »Der Kampf als inneres Erlebnis«!) und einer »höheren« (ins Metaphysische entwickelten) »Kriegskunst« (81). Die Frage ist nicht die nach der psychologischen Herleitung der Gedanken »des Arbeiters« aus diesen Erfahrungen, sondern umgekehrt: in welchem Sinne und auf welchem Grunde jene Erfahrungen zur Welteifahrung sich erheben, d. h. in der metaphysischen Grundstellung Nietzsches FL!ß fassen, und wenn nicht, wie weit und wie sie gründend sind!, in welchen Vorgriffen und , Angriffen. Denn jetzt handelt es sich nicht um den Krieger Ernst Jünger, sondern um den »Denker« - als Beschreiber -, der kein Frager ist! Der sich in einen Bereich wagt, für den ihm die Rüstung fehlt, wobei nicht an sachliche Kenntnisse gedacht ist, sondern an Grunderfahrungen und Schärfe und Klarheit und Übersicht des Fragens!
1
Ernst Jünger: Der Kampf als inneres Erlebnis. Berlinl922.
93
Dqß ein Zwischenzustand und Übergang ist. (90/91,81, vgl. bes. 196 f,r) Ja aber wo und wozwischen? Anderes, wesentlich anders als Jünger und Nietzsche. Was Jünger als Zwischenzustand sieht, gehört nur schon und noch zu dem Vergehenden, an dem nur noch das Vergehen und die Vergangenheit aussteht. Jünger denkt noch auf »Sicherheit« und »Stabilität« im Menschentum und im » Wirklichen« an sich. Nicht »Zwischenakt« (90) im selben Drama, sondern das Zwischen zwischen »Drama« und Ereignis! Allerdings, Angriff (91) die Not, aber anders und höherJünger spricht von der Andersartigkeit zweier Zeitalter (vgl. Jüngers Ansicht der Kopernikanisches Zeitalter) und gleichwohl sie besteht nicht. Nur ein Schein davon (vgl. Der Arbeiter, Text, S. 25, meine Anmerkung!), dadurch erweckt, daß, was vordem nur teilweise und zurückhaltend und verdreht sich vorwagte, jetzt in seine ausgleichslose Vollendung übergeht. Diese ist freilich nichts Gradweises, sondern in der Tat »Anderes«, aber Anderes gerade im Selben und in der Bestätigung des Bisherigen, der Subjektivität und der Wirksamkeit - kurz, des Seins als Machenschaft. Am deutlichsten wird das Scheinbare der Andersartigkeit des Zeitalters des Arbeiters gegenüber dem Bürgerlichen dort, wo Jünger durch blqße Umkehrung seine Kennzeichnungen anbringt. Vgl. Der Arbeiter, 284, über »Luxus«!! Die »Umkehrung((, der schon Nietzsehe erlegen, »verrät« am schärfsten die Verklammerung in das einzige Eine, zu dem man nur scheinbar ein »schlechthin Anderes« vorbringt. Desgleichen die Umkehrung der »Arbeit« zum Element der »Fülle« und »Freiheit« aus dem der »Armut« und Knechtschaft. Am entschiedensten sich Jüngers Verstrickung in das Me1
[In diesem Band S. 314.]
L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger
taphysische dadurch, daß er in »Gestalten« denkt. Gewiß ist das heute »neu«, aber es ist nur die Übernahme des Nietzscheschen Grundgedankens der Typik und des Gedankens des »Übermenschen«, und dieser Gedanke gehärt in die Umkehrung des Platonismus. Der Leib ist der Leitfaden nicht nur des Menschen, sondern des Seienden im Ganzen. Das Typische (vgl. Der Wille zur Macht, n. 819): 1. Die Gestalt überhaupt und das recht verstandene Ei~, das Aussehen, in dem das » Wesen« gestellt ist und steht, sich zeigt, nicht »Idee« als neuzeitliches perceptuml ist metaphysisch! 2. Der Mensch als die Gestalt und das erst Gestalthafte ist neuzeitlich metaphysisch. Alle Umkehrungen Jüngers zeigen nicht die Andersartigkeit des Kommenden, sondern bezeugen die Gleichartigkeit und die Vollendung dieser Art!
82. Ernst Jüngers Glaube
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81. Jüngers Vorhaben im »Arbeiter« eine »neue Wirklichkeit sichtbar machen«, genauer, das Wirkliche zeigen, das im Lichte und Sinne eines Vor-urteils über Wirklichkeit erst sichtbar wird. Aber Jünger fragt nicht, ob dieses Wirkliche, das er zeigt, die Wirklichkeit ist, ob diese und wie diese entscheidbar wird. Das Vorzeigen und sein Vorzug, seine scheinbare Überlegenheit und seine Täuschung. Und gesetzt selbst, das »sei« das Wirkliche, ist dann diese Wirklichkeit das, was eigentlich »ist« und »geschieht«? Der Bereich der Entscheidung liegt anderswo und ist durch keine noch so scharfe »Beschreibung« auszumachen. Jüngers historischer Blick reicht nur über die Neuzeit - hin und innerhalb dieser unterscheidet er. D. h. er ist durchaus abhängig von ihr, kommt nirgends über sie zu stehen. Wo er darüber hinausdenkt, nimmt er die Subjektivität des Arbeiters als Maßstab. Vgl. 205.
95
I.
»Und dies ist unser Glaube: daß der Aufgang des Arbeiters mit einem neuen Aufgange Deutschlands gleichbedeutend ist.« Der Arbeiter, 25. 1932. Vgl. dazu S. 217. Dazu 76. 1. Hat Jünger heute noch diesen Glauben? 2. Was gehört mindestens zu diesem Aufgang des Arbeiters? Daß über der bloß willensmäßigen Organisation und Disziplin (der totalen Mobilmachung) »neue Werte«, »Feldzeichen«l sichtbar und haltbar werden. 3. Werden sie das, oder verschlingt die totale Mobilmachung und die Herrschaft des Arbeiters dieser Stufe nicht notwendig das Verlangen nach» Werten«? 4. Sind nicht überhaupt» Werte« und» Wert«, deren Wesen Jünger zudem völlig im Unbestimmten läßt, solches, was einen Aufgang rechtfertigt (»Werte« nach Nietzsche Bedingungen der »Lebenssteigerung«) und die »8innverleihung«! »Blätter und Steine«2, 212 f. 5. Ist auch diese noch ausstehende und vergebliche Ausschau nach Werten und das Gezappel nach »Sinn-gebung« nicht die äußerste Verstrickung in den Elementarismus? (vgl. Vollendung der Subjektivität) II. Und wie steht Jünger zu diesem »Glauben« in »Blätter und 8teine«3 1934 (S. 212 ff.) und was sagen dazu die »Marmorklippen«4? III. Was ist »Deutschland«? IV. Kann überhaupt dort ein Aufgang sein, wo zuerst die Organisation und die Willenstechnik und neue Ordnungen sich verwirklichen und wo dann hinterher und dazu als »Zauberwort« irgendwo ein »Sinn« und» Wert« dazu geliefert wird?
Ernst Jünger: Blätter und Steine. A.a.O., S. 213: »Feldherrenzeichen«.] Ernst Jünger: Blätter und Steine. A.a.o. 'Ebd. 4 Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen. A.a.O.
2
l 'Teil: Au/zeichnungen zu Ernst Jünger
96
Oder muß nicht umgekehrt in diesem zweifellos wirklichen Vor-gang eben der der Verwüstung erkannt werden?! Vgl. Jüngers wesenhafte Blendung und Grenze.
8J. Jüngers Ansicht der Neuzeit! vgl. »Blätter und Steine«, 210 u. 215 (meine Zusätze 2) über die Kopernikanische Weltll Jünger sieht nicht, daß das Zeitalter des Arbeiters (das moderne Zeitalter) nur die äußerste Fortsetzung und Vollendung der Neuzeit ist. Er sieht darin, daß der »Arbeiter« die Herrschaft antritt, eine neue Ordnung und neue Werte. Aber» Werte« und »Gestalt« die höchste Form der Subjektivität. Allerdings aber eben der Subjektivität mit allem, was sie umschließt: Sicherung, Planung, das Mechanische und das Organische und die »Gestalt«, d. h. die »Idea«, wird jetzt nicht nur »subjektiv«, sondern alle Vergegenständlichung ist Objektivität. Das subjectum die »Idee« seiner selbst. Vgl. Hegels »Begriff« und »Idee«.
[84. Zu Jüngers Grundstellung} Der Anspruch auf Freiheit als Anspruch auf Arbeit. Der Anspruch auf Sinn-gebung. Vgl. Der Arbeiter, 65 (Anmerkung. l) Sinn-gebung, d. h. je einen Sinn zuteilen. Aber woher dieses: daß überhaupt »Sinn«. Wie und woher solcher? Welchen Entwurf setzt das voraus?
1
2 I
Vgl. Jüngers Glaube! [In diesem Band S. 454 f. u. 459.] [In diesem Band S. 340 ff.]
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
97
85. Jüngers Grundstellung. Schema und Grundhaltung »Der Glaube an den Sinn dieser, unserer Welt« »ist das Kennzeichen jeder Haltung, die noch Zukunft besitzt.« (59) 1. Was heißt hier »Sinn«? 2. Wie »Glaube an den Sinn« dieser dem Menschen »wesentlich«? »Sicherung«? Weshalb dieses alles? Glaube - an die Zugehörigkeit zum eigenen Bereich der je eigenen »Zeit«. »Zugehörigkeit« zum» Werk« und die »schöpferischen« Kräfte. Schema: Welt als Machtraum, ihre innerste Notwendigkeit die Arbeit. Die sinnvolle Erfüllung dieses Machtraums durch ein Menschentum: der Arbeiter. (64)
86. Jüngers Halbheit Diese Halbheit besagt: wesentliche Fragen die der »Geschichte«, Sein und Geschichte, Sein und Wahrheit (Recht) sind nicht gifragt. Trotz aller Entschiedenheit der Grundstellung sieht Jünger nicht und will er nicht sehen den unbedingten Nihilismus. Woher denn sonst noch die ganz veralteten, zumal von seiner Position aus völlig gleichgültigen Maßstäbe 1. der historischen Vergleichung, um das Ebenbürtige des Arbeitszeitalters zu retten. Vgl. S. 217. 2. der »Legitimität«, um doch noch diese Herrschaft zu »rechtfertigen« und um allen Sinn anzubieten, während doch unbedingte Machtermächtigung jede Legitimierung für sinnlos halten muß. (217) (vgl. KOtv6v)!
1 Kotv6v. In: Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des Seyns. 2. Kotv6v. Aus der Geschichte des Seyns. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 177 ff.
98
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
87. Die Subjektivität und der Gedanke des »Siegers«, der die Geschichte schreibt und bestimmt, was »Kunst« ist. (204) Die Subjektivitlit und die ganze Nomenklatur des Helden, Kriegers, Gläubigen, Priesters u.s.f. - »Arbeiter« höchstfatal!
[88. Vernunft und Bewußtsein]
Vernunft und Bewußtsein. Rechnung und Technik. Vernunft Vermögen der Prinzipien. Vernunftbegriffe, Ganzheitsbegriffe. Vorrang - des Vor-stellens und der Vergegenständlichung - vor?
89. Subjektivität und Vergegenständlichung. »Wirklichkeit«l Nicht das Entscheidende, daß der »Mensch« Mittelpunkt wird. Nicht das Entscheidende, daß die »Welt« beherrscht wird. Dies alles schon Folge der lflahrheit des Seins als Sicherheit der Sicherung der Wirksamkeit des Wirklichen. Wahrheit des Seins im Sinne der Loslassung in Seinsverlassenheit, d. h. Ermächtigung der Macht als solcher. Die Macht ist das »Sein« und bedarf keines Trägers. Sie »trägt«, indem sie abwirft in das Seiende und Machenschaft. Nur dieses! »Heroismus«. Nur Wirkliches - »Realismus«.
I (zu Wirksamkeit Macht) [Heidegger verweist auf ein Manuskript, das folgender Band an angegebener Stelle enthält: Martin Heidegger: Die Geschichte des Seyns. 1. Die Geschichte des Seyns. 2. Kotv6v. Aus der Geschichte des Seyns. Gesamtausgabe Bd. 69. A.a.O., S. 62 ff.]
R Stellungnahme zu Ernst Jünger
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»Subjektivität« = »Leben« das Elementare »Organismus« Bewußtheit Ratio Nicht Gegen-sätze, sondern desselben Wesens.
90. Die Vollendung der Subjektivität
1. Man macht »sich selbst zum Objekt«, sich-sich. 2. Man »glaubt« an den Glauben. 3. Man fallt in diesem Äußersten zugleich in das Bisherige zurück (Ernst Jünger z. B.). a) denkt anthropologisch. »Rasse« technisch-subjektivitätsmäjliger Begriff. »Organismus« und dessen »Kraft«. b) Man schaut aus nach »neuen Werten«, wie Nietzsche. » Wert«-gedanke. 4. Man erkennt nicht und am wenigsten den Grund von diesem Allen. Man meint, »der Mensch selbst sei im Innersten über die Lage unterrichtet« (»Blätter und Steine«l, 213) und er ist es gar nicht. [Subjektivität - Gewißheit Wahrheit - Seinsverlassenheitl] 5. Der Grund dieser wesenhaften Ausschließung von Wissen ist der »Elementansmus« (dessen Unangreifbarkeit), der als Gegensatz nur die» Vernunft« und das Bewußtsein kennt. V gl. Nietzsehe: Werden Sein! Die Unangreifbarkeit des Elementarismus besteht darin, daß er jederzeit auf die Abhängigkeit »des Geistes« vom »Leibe« und des »Lebens« von dem Elementaren sich berufen kann, und diese Berufung einleuchtend in ihrer» Wahrheit«. 1. Wann leuchtet sie ein in welchem Lichte? Wenn man alles als Vorhandenes nimmt, auch den »Geist«, , Ernst Jünger: Blätter und Steine. A.a.O.
100
I Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
F. Stellungnahme zu Ernst Jünger
in der Vergegenständlichung und den Menschen niemals als Da-sein. Also - hier Metaphysik und Subjektivität. 2. Die Unangreifbarkeit ist ein ständiges Rechtbehalten auf diesem Grunde. Aber abgesehen davon, daß dieser fragwürdig, muß bedacht werden, daß Rechtbehalten noch keine Wahrheit erbringt im Sinne einer Entfaltung des Wesens, sondern Rechtbehalten ist nur die Versteifung auf eine Art von Wahrheit, die selbst nicht in Frage gestellt wird und werden kann. 3. Das Rechtbehalten aber gilt für entscheidend, wo lediglich empirisch durch Tatsachen etwas bewiesen wird und ein anderer Bereich des Fragens und des Seins unbekannt bleibt. Der »Elementarismus« und der Schein des »Dynamischen« und des »Substanzvollen« - und doch Leere! Schwäche der Flucht in das Heroische!! 4. Daher wird überall die Selbstverständlichkeit als Maßstab angerufen und schließlich die Zustimmung von Jedermann. Man hat nicht nur das Richtige, sondern verteidigt die Richtigkeit als einzige Form der Wahrheit (Richtigkeit und Subjektivität). 5. Diese Unangreifbarkeit ist die völlig geblendete Versteifung auf die Subjektivität. I Ver-blendung I Woher und wie die Blendung? Geblendet durch den Vorrang des &ienden als des Wirklichen. 5a) Der Vorrang des Wirklichen (umgekehrter Platonismus) schließt» Werte« und» Ideale« nicht aus, ja sogar ein, aber als »Ausdruck« und als Sinngebendes. Wer nach Sinngebung zappelt, geht aus vom Sinnlosen und Sinnbedürftigen und überhaupt dieser Unterscheidung vom »Sinn« her. Und was heißt da »Sinn«? a) »Sinn« das, was wir bei etwas - darunter verstehen b) »Sinn« und »Zweck« - Ziel, das »wo/iln< wir handeln und opfern. Also die »Wahrheit«. Ist das aber ein Nachtrag, oder auch
nur solches, was aufgestockt wird. Oder ist es nur Vordergrund (metaphysisch gedachter) dessen, was im Grunde Sinnlosigkeit und Sinngebung nicht zuliifJt? 5b)Geblendet durch die Subjektstellung des Menschen. Geblendet - nicht mehr sehen können. Wenn die Blendung vollständig und als Grund der Haltung, dann Ver-blendung; wenn die Blendung nicht mehr als solche und noch nicht als solche erkannt. Verblendung aber keineswegs Blindheit. In der Blendung sehe ich noch und sehe nur Eines im bestimmten Lichte und anderes gar nicht. Sehvermögen gerade da und in Anspruch genommen, aber nicht erfahrbar als äußerste Verstrickung in den Elementarismus. Vgl. Die Ausschau nach »Werten«. Vgl. Ernst Jüngers Glaube! 6. Wie aber die Verblendung zu überwinden? a) Ist das unmittelbar möglich? Nur so, daß das »Sehen« sichtig gemacht wird für das, was es gerade als das Übersehene in Anspruch nimmt. (Seiendheit; Wahrheit) (Sein als Wirksamkeit; Wahrheit als Gewißheit und Sicherheit) (Nutzen). b) Das Übersehene aber als Solches zugeben, was nicht nur bisher nicht gesehen, sondern was überhaupt nicht mit den bisherigen »Augen« faßbar wird. c) Daß es sich sogar nicht einmal mehr um »Sehen« handelt, sondern um eine und die Grundart des Menschseins. d) Daß sogar dieses Menschsein nicht das erste, sondern als In-die-Wahrheit-des-Seins-Gehören dem Sein übereignet ist. (Wandlung in das Da-sein).
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[91. Zur Vollendung der Subjektivität! 1. Der Elementarnmus und der Biologismus. (Das Steckenbleiben in beiden.) 2. Die Gestaltmetaphysik, wenn nicht als Überwindung, so doch als Auseinandersetzung weshalb wesentlicher?
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1. Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
Weil »Elementarismus« nur positivistische Erklärung von allem aus dem Ursumpf und das der Vollzug der äußersten Seinsvergessenheit, wogegen die Gestaltmetaphysik zwar auch Seinsvergessenheit, aber gleichwohl das Seiende im Ganzen nicht schlechthin nivelliert im Wesen.
V. WESEN UND BEGRIFF DER ARBEIT (TECHNIK UND ARBEIT)
1. Zur Geschichte des Arbeits- und Arbeiterbegriffs 2. Jüngers Begriff
105
92. »Arbeit« »Der Arbeiter«, 65f, 85 ff. i. Arbeit ist Princip der Wirksamkeit des Menschen 2. Arbeit ist eine besondere »Lebensart« (86) 3. Arbeit ist bezüglich der Form Stil. Arbeit ist »Alles«, was ist. Arbeit der Name für das Sein des Seienden im Ganzen. Woher die Auslegung? Arbeit als »neues Prinzip« der Meisterung der Welt (85). Weshalb diese und wie maßgebend? Nur »neues Prinzip« oder anderes Grundverhältnis zur »Welt«. »Welt« und Wie? »Blätter und Steine«, 195. Das Zurücktreten des Widerstandes der vier Elemente: Erde Wasser-Luft Feuer. »Prinzip«? c:XpXTJ 'tcOV ÖvtCOv. Hinsichtlich der Wirksamkeit im Wirklichen!! Arbeit als >>neue Art zu leben« (d. h. Auseinandersetzung) »als deren Objekt der Erdkreis erscheint«. »Der Arbeiter«, 85. Bedingt eine schlechthinnige »Andersartigkeit« des Lebens. »Der Arbeiter«, 85. Arbeit »Ausdruck ... eines besonderen Seins« (86), d. h. des Seins des Seienden im Ganzen in einer besonderen Auslegung. (Arbeit als Mobilisierung. Und was ist das? Einrichtend-verfügende Ermächtigung der Macht. Rüstung.)
9J. Der Arbeiter Sein Verhältnis zu Freiheit, Macht, dem Elementaren. Weshalb dieses Verhältnis zu dieser Dreiheit? Wie diese Dreiheit aus dem Wesen des Menschen zu fassen? Wie dieses Wesen selbst entwerfen? Mensch und Sein. »Arbeiter« - als Name einer neuen Haltung, und zwar einer metaphysischen. Haltung aus der ein Verhältnis zur Gestalt entspringt. Ihre Freiheit liegt in der »Arbeit«\(Deshalb nie Verneinung der Arbeit.)
106
l Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
17: Wesen und Begriff der Arbeit
Die Gestalt des Arbeiters als Gestalt eines Menschentums und dieses als »Subjektivität« und d. h. »Re-präsentation« - Leibnizisch gedacht - des Seins selbst.
Fluch. (Ein Fluch wie der »Tod« bei der Austreibung aus dem Paradies). Fluch in der Arbeit. (In slavischer Sprache der Name für die Frau = unfreie, mit Mühsal beschwerte Arbeiterin.) Aber Mühe zugleich (im christlichen Sinne) geeignet zur Blfße für die Sünden. »Arbeit« im engeren Sinne als tätige Leistung in der betriebsgerechten Betriebserfüllung, Industriearbeit: Eintönig, Tretmühle, Wiederkehr desselben (Zeit). Arbeitsgang, Betrieb. Entwurzelung von Land und Haus. Ablösung von »Werk« als Ganzem. Unselbständig, stück- und splitterhaft, erfolg-los, sofern dieser nie unmittelbar im Ganzen dem Handeln und für dieses als Ergebnis herauskommt. Was von solchem Handeln der rein mechanischen Bewegung entspricht und zwar stückhaft ausgegrenzt, ist maschinenmäßig zu ersetzen. Härte und Eirifügsamkeit solcher Arbeit, sich zur Verfügung stellen (Freiheit). Industriearbeit ermöglicht Masse und zwingt Masse in ihre Fesseln. Vgl. Der Industrie-Arbeiter. Arbeit und Selbstzucht. Arbeit das, was ein Handeln und Wirken »macht«, d. h. verlangt (Tätigkeit eines Lehrens »macht« »Arbeit«!). Arbeit, als physikalischer Begriff: Energievermehrung. Energie (Kraft) mX b. E 112m -;- v 2 (das halbe Produkt aus der Masse eines Systems -;- in das Quadrat der Größe seiner Geschwindigkeit (a =
94. Arbeit 1. als »Prinzip« das Bestimmende des Lebens und Menschseins
und d. h. des Verhältnisses zum Seienden im Ganzen. (85) 2. als »Lebensart« des Menschen (Gewährung von Sicherheit und Stabilität). (87) 3. als »Stil« in Bezug auf die Formen. (vgl. 210, 225) »Dieselbe Wurzel« »dieser drei Bedeutungen« (88). Welche? Arbeit als »Grundprinzip einfach und wertfrei« zu erkennen. (89) Arbeit als »Element der Fülle und Freiheit« (292), nicht der »Armut« und Knechtschaft. Arbeit als »Rüstung« für Gerüstetsein im Sinne der unbedingten Mei~terung der Erde. »Herrschaft« als Anstrengung zur totalen MobIlmachung. Unbedingte Verwandlung des Lebens in »Energie« (Arbeit). (210)
95. Arbeit Arbeit als Tätigkeit, geordnete Tätigkeit, (Verrichtung) mit Aufwand von Kraft (Muskel-, Nerven-, Sinnes-, Denk-, WillensKraft) zu der Leistung, Beschäftigung, in Absicht auf Zweck. Arbeit als das Ergebnis selbst, und dessen Ertrag. Gewinnerzielung. (Eine »Arbeit« vorlegen, das Getane.) Arbe~t als Mühe, Mühsal. (So auch ein ursprünglich gemeingermamsches Wort: das Lästige, Beschwerliche; »Arbeiten«: sich abmühen.) Vgl. Anfang des Nibelungenliedes: »Uns ist in alten mreren / wunders vii geseit / von helden lobebreren / von grözer arebeit.«
107
t»
96. Der Industrie-Arbeiter 1. Industrie. Industrie das unternehmungsweise geführte, von der
modernen Berufstechnik her durchgesetzte Großgewerbe (Handwerk, Manufaktur, Fabrik). [ ... JI 1
[Ein Wort unleserlich.]
109
L Teil: Azgzeichnungen zu Ernst Jünger
V. J17esen und Begriff der Arbeit
2. »Arbeiter«. Wesen der »Arbeit« von hier aus gesehen! Arbeit als Ware. Ar~ beiter Produktionsmittel, durch (hands) Hunger billig gemacht. Und Wesen der Industrie? Wirtschqft und Fabrik (Maschine, Massen). »Betrieb« Dauervollzug von Vorgängen bestimmten Inhaltes auf der Grundlage ein für allemal getroffener Vorkehrungen in einer angelegten Einrichtung. Handelsmäßiger Sonderbetrieb, Unternehmung »Erwerb« »Beschaffung« (Bedarfsdeckung) Arbeit als Betrieb, ausfahrende Leistung; selbst nur noch ein »Produktionsmittel«. Abschichtung von Unternehmer, Ingenieur, Arbeiter. Arbeiter als Maschinenwärter, bei reiner Automatik. Die Maschine als »arbeitende« wandelt das Wesen der Arbeit. »Tasten-
Der Regierungsrat »bearbeitet« im Ministerium das Volksschulwesen (hat zum Arbeitsgebiet, Ressort). Einen Menschen »bearbeiten«, daß er das und das unternimmt
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spiel auf riesigen Schaltbrettern«. Schaltung. Gleich- und Umschaltung! Arm, der Hebel umlegt, Hand, Finger, der auf den Knopf drückt. Massenproduktion als Produktion durch Massen.
97. »Arbeit«
»Arbeiter«
im flach allgemein einebnenden Sinne, jeder, der einer Beschäftigung nachgeht, nicht müßig ist, arbeitet. Alle sind »Arbeiter«. (Christlich: die »Arbeiter« im »Weinberg des Herrn«, Seelsorger.) Arbeit für Jünger sogar die Erholung, der Sport also noch weiter verflacht? Nein, hier zeigt sich gerade das andere Wesen. Arbeit, neu für »Rüstung«, auf Rüstung bezogenes Tun! (Und Rüstung im Ganzen für Herrschaft über die Erde.) Arbeiten und Bearbeiten: Der Bauer »bearbeitet« den Boden (nicht die Feldbestellung gemeint, sondern, dem Boden einen Ertrag abringen).
oder unterläßt. Ein Grabenstück mit Flammenwerfern, schweren Granaten »bearbeiten«, »unter Feuer nehmen«. Arbeiten: Der Motor »arbeitet« er läuft. Die Natur »arbeitet« als Vorgang der Gesundung z. B. »Arbeitstherapie« - in der psychiatrischen Klinik.
98. Arbeit Arbeit als Weise des Verhaltens, als Ziel und Form der Haltung. »Ethos« des Menschen überhaupt als tätigen, eines bestimmten Menschentums, »christlich«, neuzeitliche Subjektivität.
Absehen auf Er-folg
Fortschritt.
r~rfolg voraus errechnet und zwar im vor-gesetzten Rahmen der Planung der Bestellung des Seienden und seiner Pflege (Kultur). »Leistung« dabei nicht als bloße Erzielung eines Ergebnisses (daß etwas herausspringt), sondern in der Leistung als Könnender, Vermögender, Mächtiger, Herr sich erweisend, bestätigend. Sichernd - das Wesen des Subjektums im metaphysischen Sinne der» Technik« erfüllend. Neuzeitlich bestimmt sich das Wesen der Arbeit aus dem metaphysischen Wesen der Technik, und d. h. aus Metaphysik Geschichte des Seins; nicht wie die »Arbeit« - so die »WIrklichkeit« _ sondern: wie das Sein so das Wesen der Arbeit. Dagegen noch Jünger im Rahmen der »Kulturphilosophie« denkend.
110
1 Teil: Au/zeichnungen zu Ernst Jünger
99. »Arbeit« und »Sorge«! 1. Abgrenzung hinsichtlich der gewöhnlichen Bedeutungen 2. Unterscheidung der Grundworte bei Jünger und in »S.U.Z.«2 3. Hegels Begriff der »Arbeit« (Phänomenologie des Geistes3 ).
, »Arbeit« als wesentL Wort JÜ. "S.u.Z.«? Hege!. 2 Martin Heidegger: Sein und Zeit. Gesamtausgabe Bd. 2. A.a.O. , Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Phänomenologie des Geistes. Stuttgart 2/ 1936 (= Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe in zwanzig Bänden neu hrsg. v. H. Glockner. Bd. 2).
VI. BÜRGER UND ARBEITER
Die Unterscheidung nach ihrem »Inhalt« Die Unterscheidung als Entscheidung
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100. Die Abhebung des Arbeiters gegen den Bürger soll doch zugleich das Positive des Arbeiters anzeigen, was es heißt, daß er ist: nicht ein Stand, nicht Träger der Gesellschaft, nicht Organ der Wirtschaft. Diese Abhebung hat ihr Wesentliches darin, was ja nur beiher vermerkt wird, daß sie nicht als Gegensetzung und d. h. Einsetzung in dieselbe anerkannte Vergleichshinsicht ist, sondern Absetzung, Ausschließung in die und aus der Andersartigkeit. Diese Absetzung geht durch das ganze Buch. Grundverfahren - und doch nicht »schwarz-weiß-Malerei«. Ganz abgesehen vom Inhaltlichen der Absetzung, kommt es zuerst auf diese an, im Unterschied zur bloßen Gegensetzung (rot/weiß> Farbe, sondern: Farbe - Härte). Die leitende Hinsicht der Unterscheidung ist eine andere. Die Hinsicht selbst gabelt und gliedert sich: 1. nicht ein Stand, überhaupt nicht Stand, d. h. »Teil« - sondern das Ganze, Unbedingte. 2. nicht das Ganze als sich einfügend im Vertragsverhältnis - sondern das Ganze der majJsetzenden Macht. 3. nicht Organ der Wirtschaft, überhaupt nicht Wirtschaft sondern »Meisterung der Welt«. Nicht Nutzen und Gewinn, vermag keine Freiheit zu schenken sondern Opfer und Dienst. Macht überhaupt setzt in die Freiheit. (nicht im Element der Armut und Unterdrückung sondern selbst ein Element der Fülle und der Herrschaft.) Die Absetzung des Andersartigen - gegen Andersartiges und ihre Bedingungen. (Nicht nur anders - sondern andersartig, d. h. Arbeiter als »Gestalt«, aber Bürger auch eine Gestalt.) Vgl. Zu Jüngers Grundstellung. Der romantische und der revolutionäre Protest. Die Abhebung des Arbeiters gegen den Bürger bei Jünger: die Berufung auf eine Andere Wirklichkeit. Dieses ·Wirkliche aber nicht einfach festgestellt als Vorhandenes, sondern im Lichte der
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1 Teil: Au/zeichnungen zu Ernst Jünger
Wirklichkeit im Sinne des Willens zur Macht und diesen in der Gestalt als der prägenden Macht. Das Verhältnis zu dem Wirklichen als Freiheit Metaphysik der Gestalt des Arbeiters als Metaphysik der Freiheit als Bindung in das Unausweichliche, in das Prägende, und zwar als Subjektivität. Die Berufung auf das Andere Wirkliche - ist ein anderer Entwurf - aus Grunderfahrungen. Entwurfswahrheit und ihre Gründung. Zunächst der Schein des Ungerechten: a) Art der Hintergrundsetzung b) Art der Zeichnung.
VI. Bürger und Arbeiter
sches Übermensch) der Platonismus (abendländische Metaphysik überhaupt) in der Subjektivität neuzeitlicher Metaphysik sich vollendet.
102. Jüngers Begriff von »Arbeit« und »Arbeiter« im Verhältnis zum bisherigen Begriff Arbeit und Arbeiter. Fragen 1. ist Jüngers Begriff nur eine Verallgemeinerung
101. Die Absetzung des Arbeiters gegen den Bürger 2. 1. nicht Unterscheidung innerhalb derselben Hinsicht - (nicht
bloßer »Gegensatz«), 2. sondern Entscheidung über Hinsichtentwurf - (sondern »Andersartigkeit«, »Gestalt«). 3. zu fragen, ob nicht diese Andersartigkeit nur ein Schein ist, ob sich nicht eine Gleichartigkeit in einer wesentlichen Schicht zeigt. »Freiheit« (Selbst-herrlichkeit des Menschentums in der Subjektivität). 4. zu fragen, ob nicht gar die Gleichartigkeit eine Andersartigkeit in einem sehr anderen Sinne, so daß der »Arbeiter« nur als die Vollendung des Bürgers (wesentlich genommen) in die Unbedingtheit erscheint. Die Wirtschaft als Macht entwickelt »Technik«, wenn auch »A birrung«. Gestalt Macht - Totalität Freiheit - Herrschaft. 5. zu fragen, ob die Entschiedenheit zum neuen Wirklichen nicht die völlige Vergessenheit einer sehr alten Wirklichkeit ist (Macht - Wirksamkeit...,) tvepye:to: q>1Kru;). 6. Wie eine neuzeitliche Gestalt und 1ypus zu denken (Nietz-
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3.
4.
5.
a) des gewöhnlichen Arbeitsbegriffes (Leistung) b) der Arbeit im Sinne des Industriearbeiters, auf »Betrieb« bezogen, Rüstung - Betrieb. (»Arbeiter« der Faust und der Stirn.) Wenn nicht - hängt seine Wesensbestimmung nicht doch mit der Erscheinung des »Arbeiters« zusammen? Offenbar (»Industrie-Arbeiter«, der vierte »Stand«, vgl. totale Mobilmachung), aber so gerade von Industrie und industrieller Gesellschaft her. Statt?1 aus sich was heißt das? Also Zusammenhang und doch nicht Verallgemeinerung, sondern Wesensentwurf. Im Blick worauf? (Freiheit). Was ist leitend? Welcher Hinblick? - so, daß Jünger im Industrie-Arbeiter »den Arbeiter« in seinem Sinne erblickt. (Die Erfahrung des Krieges der Materialschlachten (Elementarismus) und von da zurück. Was bleibt erhalten, was wird im Wesen erst ergriffen? }laltung - Herrschaft Freiheitsanspruch - als Verhältnis zu den elementaren Mächten. V gl. n. 8. Wo ist die RechifertigungJar diesen Wesensentwurj? »Die Zeit«, den Sinn der Zeit erfüllen (Welt-krieg). Sich selbst - anders und in sich eine Gestalt erfahren. Genügt das? Zeitgemäßheit.
1 Nicht das Industriehafte im Sinne der kapitalistischen Wirtschaft, sondern der Rüstung und des Arbeitsganges. Und!! Diktatur des Proletariats, aber nicht als Proletariat. Vgl. 202. [Bezieht sich auf Ernst Jünger: Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt. A.a.O., S. 202.]
117
1 Teil: Aufzeichnungen zu Ernst Jünger
VI. Bürger und Arbeiter
Wie aber diese Zeit und die Geschichte? Wie überhaupt da der Mensch? 6. »Arbeiter« - ein »geschichtlicher« Begriff, meint etwas, was im wesentlichen Sinn Geschichte-tragend und prägend ist und so selbst »Geschichte« wird. (Was heißt »Geschichte«?) 7. Ist Jüngers Haltung zum »Arbeiter« nicht die entsprechende zu der des AbM Sieyes: Was ist der dritte (vierte) Stand? Gegenwärtig nichts; in Zukunft alles. 2 Wo liegt der Unterschied? Vgl. Arbeiter, 40. 8. Jüngers Begriff nicht nur im »Was« anders (Soldat, Krieger), sondern im Wie als Gestalt (nicht Klasse).
werden soll. Warum der Arbeiter? Irgend ein Menschgebilde? ß) muß der Standort in der Geschichte der Deutschen, oder noch wesentlicher des Abendlandes genommen werden? 1) für alles ist ja entscheidend die Absicht, in der ein Vergleich notwendig wird. Besinnung auf das Kommende. 2. Jünger spricht von einer Scheinherrschaft des Bürgers und zeigt zugleich, daß der Arbeiter ganz im Auslegungsbereich des Bürgers steht. a) diese Auslegung wird dem Arbeiter nicht nur aufgezwungen, sondern b) der Arbeiter sieht sich in der Tat selbst nicht anders. Die industrielle Gesellschaft wird als möglicher Lebensraum für ein Volk anerkannt und übernommen - aber wer wird Volk? (Das neue Prinzip der Revolution gegen die industrielle Gesellschaft. ) c) wird dadurch aber nicht eine wirkliche Herrschaft des Bürgers bezeugt, nur daß es eine andere Art »Herrschaft« ist, eine solche, die Jünger freilich als Scheinherrschaft abwertet. (Wo hier nicht wirkliche »Kraft« der Wandlung von allem, auch die industrielle Gesellschaft, auch jede nicht ökonomische Macht in sie einbezogen? »Technik« und Zustrom der Arbeitskraft aus Land und Industrievorstadt.) »Scheinherrschaft« meint nicht nur, daß es .eine nicht wirklich durchgeführte Herrschaft war, sondern daß das Wesen der Herrschaft gar nicht erfahren wurde und nicht erfahren werden konnte. d) Jünger stellt den Bürger in eine Vergleichshinsicht, die dieser von vornherein nicht als solche anerkennt. Das liegt im Wesen jeder grundsätzlichen Entscheidung, und diese steht zur Frage - ihre Notwendigkeit und ihr Wesen. D. h. wo liegt hier und wie die Entscheidung? 3. Die Frage nach dem Ursprung »des Arbeiters« - in dem ganz neuen Sinne des »Industriearbeiters« (Hands).
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103. Vergleich des Bürgers und des Arbeiters! 1. Manfindet ihn einseitig zu ungunsten des Bürgers.
a) worin besteht die Einseitigkeit? a) daß Jünger nur bestimmte Seiten darstellt (für den Bürger die »Sicherheit« der höchste Wert, 48) - das Negative. ß) oder daß überhaupt sein Blickpunkt nicht zureicht? »Freiheit«. 1) inwiefern reicht er nicht zu? Jünger nimmt Freiheit in dem zwar wesentlichen Sinne der Freiheit zu ... , doch so, daß er das Wozu als die »Macht« und diese noch in bestimmter Auslegung nimmt, wozu gerade der Bürger kein Verhältnis hat. ö) das Positive des Bürgertums im 19. Jahrhundert und seine Gestalten: z. B. Wilhelm von Humboldt, Jakob Burckhardt? b) wo liegt der Standort eines zureichenden Vergleichs? a) d. h. sogleich, was ist das, was gegen den Bürger abgesetzt , [Emmanuel Joseph Graf Sieyes, genannt AbM Sieyes (1748-1836), Verfasser der einflußreichsten Flugschrift der Französischen Revolution »Qu'est-ce que le Tiers Etat?« (1789). Eine Übersetzung von O. Brandt erschien 1924.] I (Beachte, was Jünger über »Zeitkritik« (S. 195 ff.) sagt.)
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Anhang
Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Der Arbeiter«
S. 171 (5. 183) Z. 8 (Z. 1): »Nun ist es letzten Endes [I] durchaus gleichgültig, ob man sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke oder mit der eines Blitzes zu bewegen vermag, - vorausgesetzt, dcifJ die Bewegung konstante, nicht aber veränderliche AnfOrderungen stellt.«
deutlicher und klarer erkennen Iq:ßt, als dies inmitten eines unberechenbaren, dynamisch-explosiven Zustandes möglich ist.« 18 (26): »Wir wollen dies so ausdrücken, dcifJ der Abschluß der Mobilisierung der Welt durch die Gestalt des Arbeiters ein gestaltmqßigesLeben ermöglichen wird«
S. 173 (5. 185) Z. 5 (Z. 5): »Die Mittel, über die wir veifügen, genügen nicht nur, jede Anforderung des Lebens zu eifüllen, sondern das eigentümliche unserer Lage besteht darin, dcifJ sie mehr leisten, als von ihnen erwartet wird«: die Gestalt d. A.! 8 (8): »Hieraus ergeben sich Zustände, in denen man das Wachsrum [??] der Mittel zu unterdrücken sucht, sei es durch Übereinkunft, sei es durch Bifehl«: / Atomenergie! 26 (30); »Diese Versuche sind aber schon deswegen zum Scheitern verurteilt, weil keine totale und unbestreitbare Herrschaft hinter ihnen steht.«; heißt?
S. 183 (5. 196) Z. 14 (Z. 10); »Wer dies erkannt hat, kommt s%rt auf den entscheidenden Punkt [~ 191] der grqJJen Auseinandersetzung zu, die sich in unserer Zeit über Krieg und Frieden entsponnen hat«
S. 174 (5. 186) Z. 3 (Z. 5): »Die Technik besitzt ihren eigenen Gang [inwiefern?], den der Mensch nicht willkürlich abzuschließen vermag, wenn der Stand der Mittel ihm zu genügen scheint« 18 (23): »Undgerade hier, etwa bei der Betrachtung der Ergebnisse der Atomphysik, gewinnen wir ein Urteil über den Abstand, der die technische Praxis noch vom Optimum ihrer Möglichkeiten trennt.«: Heisenberg4. Unbest.relat. S. 175 (5. 187) Z. 12 (Z. 19): »Diese Beständigkeit [der Lebensführung] istfreilich nicht als Reibungslosigkeit im vernünftig-humanitären Sinne zu verstehen, nicht als ein letzter Triumph des Komforts, sondern in dem Sinne, dcifJ einfester sachlicher Hintergrund [?] das McifJ und den Rang der menschlichen Anstrengungen, Siege und Niederlagen 4 [Werner Karl Heisenberg (1901-1976), deutscher Quantellphysiker, stellte 1927 die sogenannte "Unschärferelation« auf.]
S. 191 (5.204) Z. 5 (Z. 23): »Daher ist die entscheidende Frage, die zu stellen ist, die: gibt es einen Punkt [183], von dem aus autoritativ zu entscheiden ist, ob die Mittel angewendet werden sollen oder nicht?« S. 192 (5. 206) Z. 19 (Z. 6): »Die Beschäftigung mit der Technik [T. i. S. modern. Masch. T.] wird erst dort lohnend, wo man sie als das Symbol einer übergeordneten Macht [welcher?] erkennt« 30 (19): »Sie [unsere Mittel] werden gehorsame Werkzeuge der Zerstörung sein, solange der Geist [Was ist das?] auf Zerstörung sinnt, und sie werden aufbauen, sowie der Geist zu grc?flen Bauten entschlossen ist« S. 193 (5. 206) Z. 9 (Z. 32): »Es geschieht dies vielmehr deshalb, weil wir strenger Richtlinien bedürftig sind«; Weshalb sind wir das? 16 (5. 207, Z. 3): »Technik und Natur sind keine Gegensätze [aber was ist »Natur«?? wenn Natur schon technisch istll] , - werden sie so empfunden, so ist dies ein Zeichen dafür, dcifJ das Leben nicht in Ordnung ist.«
S. 194 (5.207) Z. 3 (Z. 27): »Es gibt keinen Ausweg, kein Seitwärts und Rückwärts;
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Anhang
Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Der Arbeiter«
es gilt vielmehr, die Wucht und die Geschwindigkeit der Prozesse zu steigern [?J, in denen wir begriffen sind«: nur? 5 (30): »Da ist es gut, zu ahnen, dqjJ hinter den dynamischen ÜbermqjJen der Zeit ein unbewegliches Zentrum verborgen ist,«: »Die Gest. d. Arb.« als »übergeordnete Macht«?
achten, dqjJ Soldaten, Priestern, Gelehrten und Künstlern zur Armut ein natürliches Ver- / hältnis gegeben ist.«: vgl. Nietzsche W.z.M.
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S. 196 (S. 209) Z. 30 (Z. 34): »Die alten Symbole sind das Abbild einer Kraft, deren Urbild, deren Gestalt dahingeschwunden ist, Sie sind nichts anderes als MqjJstäbe des Ranges, den das Leben überhaupt zu erreichen vermag.«: Wille? 33 (S. 210, Z. 1): »Auf allen Gebieten des Lebens st0Jen wir jedoch auf eine Art der Anstrengung, die sich nicht dem Range, / sondern der Qualität nach an den Abbildern orientiert, ohne des Urbildes teilhqftig zu sein.«: Gestalt S. 199 (S. 212) Z. 17 (Z. 28): »Wir dagegen bifinden uns ganz eindeutig in einer Lage, in der nicht dieses oder jenes, sondern in der die Totalität unseres Lebens in Frage steht,«: nicht nur dieses! S. 200 (S. 213) Z. 4 (Z. 15): »Weiß man denn nicht, dqjJ unsere ganze, sogenannte Kultur selbst den kleinsten Grenzstaat nicht an einer Gebietsverletzung zu verhindern vermag, - dqjJ es dagegen ungeheuer wichtig ist, dqjJ die Welt weiß, dqjJ man selbst Kinder, Frauen und Greise bei der Landesverteidigung anmalen wird, und daß ebenso wie der Einzelne auf die Genüsse seiner privaten Existenz verzichten, so auch die Regierung keinen Augenblick zögern würde, alle Kunstschätze der Museen an den Meistbietenden zu versteigern, wenn diese Verteidigung es eiforderte?«: 1
S. 207 (S. 221) Z. 32 (Z. 28): »DqjJ dies mit den Mitteln der zeitgenössischen individualistischen Artistik [Marmorklippen5J nicht möglich ist kein Grund zur HqfJnungslosigkeit, sondern im Gegenteil zur Aufmerksamkeit,« S. 208 (S. 222) .. Z. 14 (Z. 11): »Es erhebt sich nun die Frage, wie man sich den Ubergang zu gültigen schöR,ferischen [lJ Leistungen, die jedem überliiferten MqjJstabe gewachsen sind, vorzustellen hat,«: Museal gedacht. S. 210 (S. 225) Z. 33 (Z. 1): »Es sind dies Aufgaben, an denen sich der enge Zusammenhang zu erweisen / hat, der dort, wo das Leben in Ordnung ist, zwischen Kunst und Staatskunst besteht.«: Nietzsehe S. 212 (S. 226) Z. 13 (Z. 19): »Die gr0Jen Zeugnisse, die Weltwunder, die Zeichen, dqß die Erde ein Wohnsitz hoher Wesen ist, sind nur vergleichbar ihrem Range nach, unvergleichbar jedoch in ihrer Eigenart,«: [Nähe zum Seyn?J
S. 217 (S. 231) Z. 8 (Z. 27): »Der Angri.ff [!J hat bereits begonnen, und obwohl seine revolutionären Phasen noch im Ablauf sind, so ist doch auch hier seine planetarische Anlage nicht zu übersehen.«
S. 227 (S. 243) S.201 (S.215) Z. 30 (Z. 16): »Erscheinungen wie der deutsche Ritterorden, die preZfßische Armee, die Societas Jesu sind Vorbilder, und es ist zu be-
Z. 30 (Z. 10): »Es ist diese wertmäßige Unterscheidung von mecha5
Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen. A.a.o.
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Der Arbeiter«
nischer und organischer Welt eines der Kennzeichen der geschwächten Existenz, die den Angriffen eines Lebens unterliegen wird, das sich seinen Mitteln mit jener naiven Sicherheit verwachsen fohlt, mit der sich das Tier [I] seiner Organe bedient.«
kräfte des Lebens jeder Zone entzogen sind, innerhalb deren die Möglichkeit einer Verständigung aus nur gesehen werden kann.«: heißt? 29 (37): »Praktisch kommt dies in der Schwierigkeit zum Ausdruck, Mq,ßstäbe zufinden, durch die der totale Arbeitscharakter berührt werden kann.«: vgl. Nietzsches Wort: Die Welt als Ganzes ist unab-wert-bar - W.z.M. ist selbst wert-setzend - aber seinerseits kein bloßer Wert. Wert u. »fulli!«!
S. 230 (S. 245) Z. 3 (Z. 22): »Uns ist die Handbewggung wichtiger, mit der ein
StrcyJenbahnschaJJner seine Klingel bedient«: !?
S. 258 (S. 276) Z. 31 (Z. 3): »Millionen von Männern ohne Beschiiftigung, - diese reine Tatsache ist Macht, ist elementares Kapital, und auch daran erkennt man den Arbeiter, dcyJ er allein zu ~ Kapital den Schlüssel besitzt«: u. wer hat diese Armen geschaffen? S. 260 (S. 277)
Z. 4 (Z. 13): »Wir müssen uns hier allerdings wiederum an die Feststellung erinnern, die wir bei der Betrachtung der Technik trafen, an die Feststellung nämlich, dcyJ zu einer solchen Auswertung nur der Typus berufen ist, weil er allein zur Technik eine metaphrs ieine gestaltrrlijßige Beziehung besitzt.«: ~t8e~l<; 'tfJ~ ~. S. 265 (S. 283) Z. 30 (Z. 18): »Es wird hier vielmehr, gleichviel ob es sich um ein
Liebesdbenteuer, einen Kriminalfall oder eine bolschewistische Propaganda handelt, allein bewertet, in welchem McyJ die Meisterung der typischen Mittel gelungen ist.«: Macht u. Arbeitscharakter.
431
S. 287 (S. 305) Z. 5 (Z. 12): »Diese Erscheinungen, die sich beliebig illustrieren lassen, sind aufzufassen als die Folge des veränderten Verhältnisses zur Macht«: T 6 (14): »Im 19. Jahrhundert bescyJ man, wie wir sahen, Macht, inscifern man Beziehung zur Individualität, und damit zu der der Individualität zugeordneten Dimension des Allgemeinen besaß.«: vordergründig. erst seynsgeschichtlich zu denken.
S. 296 (S. 313) Z. 38 (Z. 31): »Alle diese Begriffe sind notabene zum Begreifen da. Es kommt uns auf sie nicht an. Sie mögen ohne weiteres vergessen oder beiseite gestellt werden, nachdem sie als Arbeitsgri?fJen zur Erfassung einer bestimmten Wirklichkeit, die trotz und jenseits jedes Begriffes besteht, benutzt worden sind«: Das Ökonomieprinzip des 19. Jahrh. Positivismus u. Pragmatismus. »Wahrheit« als Instrument des W.z.M.
S. 271 (S. 288) Z. 22 (Z. 28): »Die Auflösung der alten Werte hat eine Lage hervorgebracht, in der der kühne Zugriff auf ein Mindestmaß an Widerstand triffi.«: N.s Umwertung
S. 297 (S. 314) Z. 5 (Z. 12): »Freiheit ist hier eine existentielle [I] GriifJe; das heißt, man verfügt in demselben McyJe über Freiheit, in dem man der Gestalt des Arbeiters verantwortlich ist.«
S. 286 (S. 304) Z. 25 (Z. 33): »Hier bestätigt sich im Raume einer neuen Welt die unveränderliche Tatsache, dcyJ die Grundabsichten und Grund-
S. 298 (S. 315) Z. 22 (Z. 23): »Technik [vgl. s. 169] nennen wir die Art und Weise, in der die Gestalt des Arbeiters die Welt mobilisiert«: S. 181-187
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Anhang
S. 300 (S. 318) F: Welcher Gestalt der Mensch zugehört. 39. Die entscheidende Frage. Die beliebte Redensart: daß »hinter« den Erscheinungen sich etwas »verbirgt«. »Hinterwelt« Die Aufgabe: »die Vabanquespieler der Zeit zu sein.« 44. Die Frage an jeden Stand: willst und kannst du die Gestalt des Arbeiters vertreten oder untergehen? vgl. S. 71. vgL S. 75. die Liebe zu dieser Gestalt Jüngers »Glaube« u. »Wissen«: S. 76. 158 162. 297. 156! 172 197. 194. 191. Ü. die Gewißheit: 92 u.a. 217. »Jeder verlassene Raum wird durch neue Kräfte erfüllt.« 90 »Was bleibt, ist das elementare Leben u. seine Motive ... « 90. 90 Die Szenerie der Tragödie: »die Haltung« .22 »Der innerste Wille« u. seine Selbstbestätigung Legitimation 201
S. 301 (S. 318) Arbeit: 202, 208. »das um sie gelagerte Kraftfeld« 153 die bestimmende Kraft 172. 183 Urbild? 196 f. Urverhältnis 197. »Urkraft« 200. 229 die entscheidende Frage: 183. 191 »Die große Tatsache«, »daß Leben u. Kultus identisch sind« 155 234 »Die unveränderliche Tatsache« 286. »Die sog. Friedensverträge.« 156 T: »der der T. innewohnende Machtcharakter« 158 als Werkzeug der Gest. d. Arb. 164! 168. 192 f. rui. Mobilmachung der Materie durch die Gest. d. Arb. 169 u. Krieg 182 1911 195 f. - 270.284/5 Met. d. »Gestalt«
Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Der Arbeiter«
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Hinteres Deckblatt, S. 303: »existentiell« 70. 155.68. 297. 170 Herrschaft der legitimierte W.z.M. 75. 192202.229 IKonstanz I, 171.lli I Sicherheit? I beständige Konsistenz? Christentum. 150. 154 fr. 157. 171. 193 (Gottlose) 205!, §1. 87. 227.237 Rückendeckel: organ. Konstr. 169.lli. 216 Maschine 150 Metaphysik (die legitimierende Größe 286) 74. 79. ?02 256.260 265270 286 f. H »Sein« 77. 86.87.88. 210 Menschsem=Arbeltersein Der Mensch. 191. 77 (menschL Bestand). 280! 86 Übermensch. 218 Tod 196. 183. 79.89.218 W.z.M. 44. 54. 67 ff. 70. 74. 90 266279. 285 nicht verstanden 181 Gewißheit u. Herrschaft 75. 78.
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Heideggers Randbemerkungen im Handexemplar von Ernst Jüngers »Blätter und Steine« Ernst Jünger: Blätter und Steine. Hanseatische Verlagsanstalt: Hamburg 1934. »An den Leser« S. 7, Z. 8: »Es wurden daher nur solche Arbeiten aufgenommen, denen über einen zeitlichen Anlaß hinaus die Eigenschaft der Dauer innewohnt, - oder besser gesagt, solche, denen der Autor diese Eigenschaft zuerkennt.«: in welcher »Zeit« 9: »Der Titel erklärt sich aus stilistischen Gründen; der >Sizilische Brief. dürfte als ein Blatt, >Feuer und Bewegung< als ein Stein zu betrachten sein.«: vgL S. :203. S. 11, Z. 10: »Für eine Zehntelsekunde wurde mir deutlich, daß wir uns wieder einem Punkte nähern, von dem aus gesehen Physik und Metaphysik identisch sind [T].«: heißt? 13: »Es ist dies der geometrische Ort, an dem die Gestalt des Arbeiters zu suchen ist.«: S. 98 ob.
S. 1:2, Z. :29: »Zu den sonderbaren Verwechslungen, die mir auffielen, gehärt auch die, daß in der Gestalt t:i!l [!] Mensch zu erblicken sei.«: das geht nicht. aber das Wesen ~ (welchen?) Menschen! :28: »Die vorliegende / Betrachtung treibt die Untersuchung um einen Schritt weiter vor; sie weist nach, daß der Prüfstein dieses Vorganges nicht etwa im We rte [?], sondern daß er im Schmerz zu suchen ist.«
»Lob der Vokale. Dem Genius der Sprache«
S. 51, Z. :25: »Greifen wir, um ein Beispiel zu nennen, das W heraus, das in unserer Sprache merkwürdige Beziehungen zum Wasser und
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Randbemerkungen zu Ernst "fLft",,~n »Blätter und Steine«
darüber hinaus zum Gleichgewicht besitzt. So findet es sich in allen Gedichten, in denen das Spiel des Wassers zum Ausdruck kommt.«: In C. F. Meyer, Der römische Brunnen 1 kein einziges W!
Das Hinstarren - das ausschließliche - auf die Art und Weise, wie »der Mensch« »dem Schmerz« begegnet. Als ob dieses zwei unvermeidliche Dinge wären, deren Verhältnis sich beobachten und herausrechnen läßt. Die Treffsicherheit des Beobachtens entspricht der Primitivität des »Denkens« und diese entspricht dem ahnungslos anspruchsvollen Auftreten dieser Schriftstellerei. Die Form dieses Denkens: 1. man sammelt »Daten« (unter einer schon festliegenden Sehweise und Deutungsart). 2. man zieht daraus »Schlüsse« (und gibt als »Folgerung« und Entdeckung aus, was bereits in sich »Voraussetzung« der ganzen Betrachtung bleibt). 3. man gibt »praktische« Lehren, die überall die vollendete Ratlosigkeit verraten. 4. das Ende ist der »Heroismus« der Ratlosigkeit. 3
»Feuer und Bewegung oder Kriegerische Mathematik« S. 88, Z. 1: »Wie der Krieg nicht einen Teil des Lebens, sondern das Leben in seiner vollen Gewalt zum Ausdruck bringt, so ist dieses Leben selbst im Grunde durchaus kriegerischer Natur.«: W.z.M.
S. 97, Z. 25: »Er [der Sturmwagen] ist ein Ausdrucksmittel einer neuen kriegerischen Epoche, ebenso wie die Maschine selbst nicht das Wesen, sondern den Ausdruck einer neuen Epoche des Geistes repräsentiert.«: genügt nicht
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»Sizilischer Brief an den Mann im Mond« ÜdS 34/ ÜdS 80'
S. 113, Z. 25: »Ich bin gewiß, daß Du selbst im dunklen, bitter berauschenden Wein des Todes enthalten bist als der letzte und entschiedenste Triumph des Seins über die Existenz.«: S. 216 vgl. S.u.Z. 2
» Über
den Schmerz«
Eine Abhandlung »Über den Schmerz«, die gar nie und nirgends vom Schmerz selbst handelt; nicht nach seinem Wesen fragt; nie sich die Fragwürdigkeit der Frage vorlegt, weil sie vom Geheimnis des Schmerzes gar nicht betroffen werden kann zufolge der maßgebenden Haltung der Vergegenständlichung des Schmerzes. [VgL Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes. In: Holzwege. Gesamtausgabe Bd. 5. A,a.o., S. 23.J 2 Martin Sein und Zeit. Gesamtausgabe Bd. 2. A.a.o. 1
S. 154 (S. 145) K: Was »der Schmerz« selbst ist, wird weder gefragt, noch gesagt, sondern wird nur als physiologisches Faktum des »Leibes« vorwie dieausgesetzt. Die »Beschreibung« verfolgt lediglich die ser »an sich« vorhandene »Schmerz« vergegenständlicht wird. J. sieht nicht, daß diese Vergegenständlichung zur inneren Voraussetzung hat die Sinnlosigkeit des Seienden. Deshalb kommt dann arn Schluß der Ladenhüter aller verendenden Metaphysik: »Sinn-gebung«. Die »Vergegenständlichung« selbst gehört in die dem W.z.M. Bestandsicherung. Z. 14 (Z. 14): »Es gibt einige grcjJe und unveränderliche Maj3e, an , [Zettel im Handexemplar zwischen S. 202 u. s, 203,J • Ernst Jünger: Über den Schmerz, In: Ders.: Sämtliche Werke. Zweite Abteilung. Essays. Band 7. Essays I. Betrachtungen zur Zeit. Ernst Klett: Stuttgart1980, S. 143-194.
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Anhang
Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
denen sich die Bedeutung [heißt?J des Menschen erweist«: Subjektivität! 15 (15): »Zu ihnen gehört der Schmerz; er ist die stärkste Prüfung innerhalb jener Kette von Prüfungen, die man als das Leben zu bezeichnen pflegt«: Das Leben als »eine Kette v. Prüfungen« - hier gemeint als Durchlaufen der vom W.z.M. selbst gesetzten Gefahrenzonen. Der Schmerz als >;Probierstein« auf dem Grund der »Härte« des »Willens z. W« 18 (18): »Eine Betrachtung, die sich mit dem Schmerze beschäftigt, ist daher wohl unpopulär; sie ist jedoch nicht nur an sich außerordentlich aufschllflJreich, sondern beleuchtet zugleich eine ganze Reihe von Fragen, mit denen wir uns in dieser Zeit beschij,fti~en.«: Man ist »beschäftigt« als Literat. 22 (22): »Der Schmerz gehärt zu jenen Schlüsseln, mit denen man nicht nur das Innerste [(des Menschen)J, sondern zugleich die Welt erschlitiJt.«: weshalb? 24 (24): »Wenn man sich den Punkten nähert, an denen der Mensch sich dem Schmerze / gewachsen oder überlegen zeigt, so gewinnt man Zutritt zu den Quellen seiner Macht [wessen? des Menschen?J und zu dem Geheimnis, das sich hinter seiner Herrschq,ft verbirgt.«: ein Geheimnis gibt es hier nicht sondern das Factum brutum des Wz.M.
nicht wissen kann, was das ist, wovon er redet u. zwar sehr gescheit redet. [/] Sage mir Dein Verhältnis zum Sein, falls Du überhaupt davon etwas ahnst und ich sage Dir, wie Du Dich und ob Du Dich mit »dem Schmerz« »beschäftigen« wirst oder ob Du ihm nachdenken kannst. 6 (30): »Der Schmerz als Mqßstab ist unveränderlich [inwiefern? sehr veränderlich dagegen ist die Art und Weise, in der sich der Mensch diesem MtifJstabe stellt« 8 (S. 146, Z. 2): »Mit jedem bedeutenden Wechsel der Grundstimmung [was ist das?] ändert sich auch das Verhältnis, das der Mensch zum Schmerze besitzt«: weshalb? 10 (4): »Dieses Verhältnis ist keineswegs festgelegt; es entzieht sich vielmehr dem Bewlffttsein, und doch ist es der beste Prüfstein, an dem man eine Rasse erkennt«: überall nur Psychologie u. Inquisition. 13 (7): »Diese Tatsache ist in unserer Zeit sehr gut zu beobachten, denn [d. h. der Wz.M. als Sein ist schon entschieden, d.h. über uns verfügt.J über ein neuarti~es und ei~entümliches Verhliltnis zum Schmerz, ohne dtifJ unserem Leben !&J':zJJ.ill1 [IIJ verbindliche Normen gegeben sind.«: das gehört beides zusammen. 18 (11): »Wir beabsichtigen nun, durch die Betrachtung dieses neuartigen Verhältnisses zum Schmerz [also nicht des Schmerzes selbst. J einen erhöhten MdJ- und Aussichtspunkt zu gewinnen, von dem aus wir vielleicht Din~e [d.h. d. W.z.M. u. seine Herrschaft] erblicken können, die auf der Ebene noch unsichtbar sind.«: eine sehr fragwürdige »Höhe«, jedenfalls nicht die eines Berges, sondern eines künstlich gebauten Beob.standes. 22 (15): »Unsere Fragestellung lautet: welche Rolle spielt der Schmerz innerhalb jener neuen, sich in ihren Lebensälfßerungen eben erst abhebenden Rasse [Menschenschlag. Typus. vgL 174 207J, die wir als den Arbeiter bezeichneten [(Wz.M.).]?« 26 ( 19): »Was die innere Form dieser Untersuchung betrifft, so beabsichtigen wir die Wirkung eines Geschosses mit und wir versprechen dem Leser, der uns aufmerksam folgt, daß er nicht
S. 155 (S. 145) Z. 3 (Z. »Nenne mir Dein Verhältnis zum Schmerz, und ich will Dir sagen, wer Du bist!«: (Abwdlg. des Fichtewortes4 ). Das kann Herrn J. sogleich gesagt werden; er ist der Mensch, der noch etwas ahnungslos trotz des vielen »Ahnens« u.sf, dem Wz.M. sich ausgeliefert hat, jedenfalls in dem was er schreibt; der zugleich • [V gl. Johann Gottlieb Fichte: Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre. In: Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten. v.1. G. Fichte u . .I<: I. Niethammer. 5. Bd. Jena u. Leipzig 1797, S. 25: "Was Philosophie man wähle, hängt sonach davon ab, was man für ein Mensch ist: denn ein philosophisches System ist nicht ein todter Hausrath, den man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebte, sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es hat.« 1
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
geschont werden solL«: Homo militaris. An Anmaßung ist hier in der Tat kein Mangel; sie entspricht der »Haltung« der Dienstmänner u. Knechte des W.z.M., die im Grunde ratlose Knirpse bleiben, wo das Geschoß sich als Blind-gänger erweist. vgl. d. Schluß.
den Faust gleich einem Notdache ab.«: vgl. den Schluß der »Marmorklippen.«5 21 (26): »Die Tatsache, daß der Schmerz unsere Werte [heißt?] nicht anerkennt, wird in ruhigen Zeiten leicht überdeckt.« 25 (30): »So rief die Krankheit Friedrichs IIL, der an einem Kehlkopfkrebs starb, wie er in den Kliniken nicht selten zu beobachten ist, das Gtifühl einerfast ungläubigen Verwunderung hervor.«: wovon redet der Verf. eigentlich?
S. 156 (S. 146) Z. 11 (Z. 32): »Bringt man jedoch die der Betrachtung dieses Gegenstandes angemessene Kälte auf, jenen unbeteiligten Blick, mit dem man von den Ringen des Zirkus aus das Blut fremder Fechter verströmen sieht, sofühlt man bald, daß dem Schmerze ein sicherer und unausweichlicher Zugriff innewohnt.« ist der Schmerz ein »Gegenstand«?? Wenn man ihn dazu macht, ist die »Kälte« kein Kunststück. Jeder Zeitungsschreiber redet jetzt von »Härte«. 26 (S. 147, Z. 3); »Nichts ist uns gewisser und vorherbestimmter als eben der Schmerz; er gleicht einem Mahlwerk, das das aufspringende Korn infeineren und tiiferen Gängen erreicht, oder dem Schatten des Lebens, dem man sich durch keinen Vertrag entziehen kann.«: Der Schmerz ist »der Tod im Kleinen«. S. 157 (S. 147) Z. 17 (Z. 32): »Diese Bilder [die grqJJen Bilder von Hieronymus Bosch, Breughel und Kranach] sind viel moderner [als ob das ein »Maßstab« sein könnte!] als man glaubt, und es ist nicht zufällig, daß auf ihnen die Technik eine so bedeutende Rolle spielt.« 26 (S. 148, Z. 3): »Der Anblick solcher Maschinen ruft eine besondere Art des Schreckens hervor, sie sind Symbole des mechanisch verkleideten Angrif.Js, der kälter und unersättlicher ist als jeder andere.«: Aber auch leerer u. öder; nur der öde Schmerz läßt solche Verkleidung zu u. sucht sie. S. 158 (S. 148) Z. 2 (Z. 8): »Ein Umstand, der den ZugrijJ des Schmerzes außerordentlich steigert, liegt in seiner Achtlosigkeit gegen unsere [Wessen?] Wertordnungen.« 18 (24): »Ein solcher künstlicher Plafond schließt übrigens auch
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S. 159 (S. 149) Z. 18 (Z. 18): »ln demselben Maße, in dem die Bedrohung sich steigert, dringt auch der Zweifel an der Gültigkeit Wlserer Werte [!] auf uns ein.«; u. umgekehrt sagt J. vgl. S. 221 Aphorism. 54 S. 160 (S. 150) Z. 12 (Z. 5): »So drängt sich die blitzarti:(:e [was wissen wir denn v. dem Zeitmaß] Zerstörung der südamerikanischen Kulturen als ein Beispiel dafür auf, dqjJ selbst den gri:!ßten Lebensbildungen, die wir kennen, eine Sicherheit [Zeitungsdeutsch!] des Ablaufes nicht beschieden ist.«: ist denn »Sicherheit« das Höchste? 17 (10): »Die Archaologie ist recht eigentlich [Zeitungsdeutsch] eine Wissenschaft, die dem Schmerze gewidmet ist; sie spürt in den Schichten der Erde Reiche um Reiche auf, von denen selbst die Namen verlorengegangen sind..« S. 161 (S. 151) Z. 29 (Z. 13): »Bezeichnend istferner die Aufmerksamkeit, die gerade in den letzten Jahren die grqßen Krater azif sich gezogen haben, / die allem Anschein nach durch den Einschlag meteorischer Geschosse in unserer Rrdkruste entstanden sind.«: Was hat das alles mit »dem Schmerz« zu tun. S. 162(S. 152) Z. 24 (Z. 1): »Derartige Zustände wiederholen sich immer wieder, 5
Ernst Jünger: Auf den Marrnorklippen. A.a.O.
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Randbemerkungen zu Ernst JUngers "Blätter und Steine«
denn der Anblick des unentrinnbaren und seinen [des Menschen?] Wertordnungen unzugänglichen Schmerzes Iqßt das Auge des Menschen nach Räumen ausspähen, in denen Schutz und Sicherheit gegeben sind.«: Was heißt hier Schmerz? Das bloß Zerstörende? 28 (5): »Mit dem Gifühl der Fragwürdigkeit und Bedrohtheit des gesamten Lebensbereiches wächst sein [des Menschen] Bedüifnis nach der Wendung in eine Dimen- / sion, die ihn der unbeschränkten Herrschaft und der allgemeinen Gültigkeit des Schmerzes zieht.«: !! Metaphysik
eine besondere Eirifühlung in die überliiferten Werte hervor, die dritte bürgerliche Generation ist eine Generation von Sammlern, Kennern, Historikern und Reisenden.«: vgl. 191
S. 163 (S. 152) Z. 15 (Z. 21): »Die Obeifläche der allgemeinen BegrijJe beginnt brüchig zu werden [Das zeigt sich besonders daran, wie hier der Begriff »Schmerz« gehandhabt wird.], und die Tiife des Elementes, das immer vorhanden war, schimmert dunkel durch die Risse und Fugen hindurch«
S. i64 (S. 153) Z. 17 (Z. 16): »Ein extremer Pazifismus neben einer ungeheuerlichen Steigerung der Rüstungen, Luxusgifängnisse neben den Quartieren der Arbeitslosigkeit, die Abschqffung der Ibdesstraje, während sich des Nachts die We!ßen und die Roten die Hälse abschneiden, - das alles ist durchaus märchenhqft und spiegelt eine höchst bösartige Welt, in der sich der Anstrich der Sicherheit in einer Reihe von Hotelfoyers erhalten hat.«: aesthetisch gesehen für den, der sich mit dem »Schmerz« »beschäftigt.«
S. 165 (S. 154) Z. 27 (Z. 19): »Die Verwandlung der Dinge in allgemeine Begriffe, etwa die der Güter in Geld oder die der natürlichen Bindungen in juristische, bringt eine a/..ifJerordentliche Leichtigkeit und Freizügigkeit des Lebens hervor.«: Spengler --7 Nietzsche S. 166 (S. 154) Z. 3 (Z. 25): »Die Abnahme der Zeugungskraft bringt im Gegenteil
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S. 167 (S. Z. 21 (Z. 34): »Wo an Schmerz gespart wird, stellt sich das Gleichgewicht nach den Gesetzen einer ganz bestimmten (jkonomie wieder her, und man kann unter Abwandlung eines bekannten Wortes von einer >List des Schmerzes< sprechen, die ihr Ziel auf allen Wegen erreicht.«: Hegel - »die List der Vernunft«6 i. d. Geschichte. S. 168 (S. 156) Z.8 (Z. 14): »So ist die Langeweile nichts anderes als die Auflösung des Schmerzes in der Zeit«: Geistreich - aber oberflächlich u. unwahr. 11 (17): »So ist der Seelenschmerz eine der niederen [?] Arten des Schmerzes; er gehört zu den Krankheiten, die die Unterlassung des Opfers erzeugt«: vgl. 171. Der leibliche Schmerz ist der Schmerz! Was ist »Leib« u. Sinnlichkeit? 14 (20): »Nichts ist daher vielleicht bezeichnenderfür die Jahrhundertwende als die Herrschaft der Psychologie als einer Wissenschaft, die zum Schmerz in innigster Beziehung steht, wie es sich denn auch sehrfolgerichtig durch die Tatsache ihres Eindringens in die Heilkunst erweist. In diesen Bereich gehört auch die Stimmung eines dumpfen M!ßtrauens -: das Gifühl, irgendwie zersetzt zu sein, sei es in bezug auf den wirtschaftlichen, geistigen, moralischen oder rassischen Bestand. Dieses Gifühl mündet in den Zustand der allgemeinen Anklage aus, in eine Literatur von Blinden, die ununterbrochen nach irgendeinem Verantwortlichen auf der Suche sind.«: unverständlich 6 [Vgl. Georg Wllhelm F'riedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Stuttgart 2/1939 (= Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe in zwanzig Bänden neu hrsg. v. H. Glockner. Bd. 11), S. 63. Dort heißt es: "Das ist die List der Vernurift zu nennen, daß sie [die allgemeine Idee 1die Leidenschaften für sich wirken läßt, wobei das, was durch sie sich in Existenz setzt, einbüßt und Schaden leidet.«]
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
28 (32): »Innerhalb einer Terminologie, in der die Seele und die Wirklichkeit gleichbedeutend sind, gibt es daher nur den Seelenschmerz, so bei Augustinus: >Denn der Seele ist es eigentümlich, Schmerz zu empfinden, nicht dem Leib.< (Gottesstaat, XXI, ).)«: J. versteht nichts von der Stelle, die er irgendwo aufgelesen hat.
S. 170 (S. 157) Z. 5 (Z. 33): »Ein Geistfreilich, dessen völliger Mangel an Unterscheidungskraft sich in der Verwechslung des Krieges mit dem Morde oder des Verbrechens mit der Krankheit offenbart, wird notwendig im Kaml!,f um den Lebensraum [!!] die Art der Tötung .wählen, die am gefahrlosesten und erbärmlichsten ist.«: der selbst 1st auch vielleicht erbärmlich
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S. 169 (S. 157)
Z. 6 (Z. 5): »Jede Zufriedenheit ist hier verdächtig, denn unter der Herrschaft der allgemeinen Begriffe kann niemand zufrieden sein, der ein Verhältnis zu den Dingen besitzt.«: was heißt hier »Dinge«? J. meint die vom W.z.M. gewerteten Gegenstände, die Bedingungen des Wz.M., die »bedingend« erst diese sog. »Dinge« erzeugen! Typisch der verstandlose Haß gegen die unbegriffenen »allgemeinen Begriffe« das sog. »Abstrakte«. Die Angst vor dem »Abstrakten« ist die typische Angst aller »Heroiker«, die den Heroismus als Geschäft betreiben. 9 (8): »Es kann daher nicht erstaunen, daß man in dieser Zeit das Genie [Nietzsche], das heij3t den Besitz der höchsten Gesundheit, als eine der Formen des Wahnsinns erkennt, wie man auch die Geburt als einen Krankheitifall beschreibt, oder wie man zwischen dem Soldaten und dem Schlächter nicht mehr zu unterscheiden vermag.« 19 (18): »In dem von niederen Wertungen eifüllten Rau~e wird jedes grqße Maß schrecklicher als durch bleierne Gewichte zu Boden gedrückt, und die äU:ßerste Zone des Leidens, bis zu welcher der stumpfe Blick vorzudringen vermag, wird etwa durch Kaspar Hauser und durch DreyJus symbolisiert. Im Schmerze der bedeutenden Einzelnen spiegelt sich am eindringlichsten der Verrat, den der Geist gegen das Lebensgesetz begeht. Das gleiche gilt für die bedeutenden Zustände überhaupt, so für den der Jugend, die sich, wie es Hölderlin in seinem Gedichte an die klugen Ratgeber beklagt, ihrem >glühenden Elemente< entrissen sieht.«: Für den Literaten geht alles in einem großen Brei zusammen. Hölderlin u. Kaspar Hauser außerdem erfahrt der Leser überall, wie »gebildet« diese Schreiber sind, die sich mit ihrer Zeit »beschäftigen«.
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S. 171 (S. 158)
Z. 10 (Z. 27): »Diese Abhebung tritt dadurch in Erscheinung, daß der Mensch den Raum, durch den er am Schmerze Anteil hat, das heij3t, den Leib, als einen Gegenstand zu behandeln vermag.«: ! 14 (30): »Dieses Verfahren setzt .freilich eine Kommandohöhe [Wz.M. als Befehl] voraus, von der aus der Leib als ein Vorposten betrachtet werden kann, den man gewissermaßen aus grciJer Entfernung im Kampf einzusetzen und aufzuopfern vermag.«: Homo militaris 23 (S. 159, Z. 4): »Während es dort nämlich, wie wir sahen, darauf ankommt, den Schmerz abzudrängen und das Leben von ihm auszuschliifJen, gilt es hier, ihn einzuschliifJen und das Leben so einzurichten, dajJ es jederzeit auf die Begegnung mit ihm gerüstet ist.«: I S. 172 (S. 159) Z. 3 (Z. 14): »Hier wie dort gilt es, das Leben völlig in der Gewalt zu halten [d. h. als Wille z. M. loszulassen.], damit es zu jeder Stunde im Sinn einer höheren [!] Ordnung zum Einsatz gebracht werden kann. Die wichtige Frage nach dem Range der vorhandenen mrte [I] läßt sich daher genau an dem Maße ablesen, in dem d~r Leib als Gegenstand behandelt werden kann.«: die Härte gegen dIe Empfdsk. 10 (20): »Das Geheimnis der modernen Empfindsamkeit beruht nun darin, daß sie einer Welt entspricht, in der der Leib mit dem Werte seibst identisch ist. Aus dieser Feststellung erklärt sich ohne weiteres das Verhältnis dieser mit zum Schmerze als einer vor al-
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
lem zu vermeidenden Macht, denn hier trifft der Schmerz den Leib nicht etwa als einen Vorposten, sondern er trifft ihn als die Hauptmacht und als den wesentlichen Kern des Lebens selbst.«: vgl. u. 190 24 (34): »Es fehlt nicht an Anstrengungen, einen Raum zu gewinnen, in dem neue und mächtigere Wertungen gültig sind«: J. redet überall in der Sprache d. Wehrmachtberichtes.
Seinsmäßige hier auf d. Willen z. Macht gebaut ist u. in diesem Bereich der Beschreibung auch mit Recht. 13 (S. 162, Z. 4): »Eine Veränderung aber./i!:ldf;1 in der 'IJ:J1 statt [I], und sie wird dem Auge am deutlichsten sichtbar, wenn es sie, ohne sie zu werten, zu betrachten [?J sucht.«: jede Betrachtung wertet, d. h. stellt das zu Betrachtende unter Bedingungen seiner Be-
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trachtbarkeit
S. 173 (S. 160) Z. 4 (Z. 5): »Insbesondere reicht die Anstrengung des Willens nicht zu, denn es handelt sich hier um eine rein seinsmq,ßige Überlegenheit.«: Sein? 6 (7): »Man kann also etwa eine >heroische Weltanschauung< nicht künstlich züchten oder von den Kathedern herab proklamieren [218.J, denn diese Anschauung ist zwar dem Heros durch das Recht der Geburt verliehen, sie sinkt aber notwendig durch die Art, auf die sie die Masse erfqjJt, in den Rang der allgemeinen Begriffe herab.«
S. 174 (S. 160) Z. 4 (Z. 33): »Der Gedanke, der dieser seltsamen organischen Konstruktion [vgl. Der ArbeiterJ zugrunde liegt, treibt das Wesen der technischen Welt ein wenig vor, indem er den Menschen selbst, und zwar in einem buchstäblicheren Sinne als bisher, zu einem ihrer Bestandteile macht.« 13 (S. 161, Z. 4): »So lassen sich etwa Flugzeuge als Lufttorpedos konstruieren, mit denen man aus größer Höhe im gezielten Absturz die Lebensknoten desfeindlichen Widerstandes zerstört.«: Stuka 29 (19): »Um noch einen Gedanken an die Idee des menschlichen / Geschosses zu knüpfen, so leuchtet ein, dqjJ im Besitze einer solchen Haltung der Einzelne jeder vorstellbaren Volksmenge überlegen [worin u. innerhalb welchen »Raumes«?] ist.«: Überlegensein, d. h. erst Sein i. S. d. W.z.M. S. 175 (S. 161) Z. 7 (Z. 26): »Diese Oberlegenheit ist die hächste; sie schließt alle anderen in sich ein.«: Warum aber Überlegenheit?? Weil alles
S. 176 (S. 162) Z. 5 (Z. 23): »Das Unausweichbare solcher Veränderungen tritt besonders deutlich an ihrer Entwicklung in Deutschland hervor, wo ihnen [anders als in Rußland] nicht nur die allgemeine innere Müdigkeit [?], sondern auch die Bindung durch außenpolitische Verträge entgegenstand« 22 (S. 163, Z. 3): »Die freie Forschung aber ist ganz unmöglich innerhalb eines Zustandes, als dessen wesentliches Gesetz das der Rüstung begriffen werden muß, denn sie [die fr. Forsch. J eiffnet wie ein Blinder wahllos alle Tore in einem Raum, in dem nur das der Macht cdJengehalten werden soll.« 29 (10): »Hier werden der Forschung krqft höheren [?? besser mächtigeren] Gesetzes ihre Aufträge erteilt, nach denen sie ihre Methodik zu gestalten hat.« S. 177 (S. 163) Z. 14 (in ÜdS 80 nicht vorhanden): »Allem Anschein nach jedoch ist ein verzweifelter, auf dem Willen zur Selbstbehau,lltung [?J beruhender Kampf der Völker gegen die Herrschaft der abstrakten Vernunft entbrannt, als dessen furchtbarstes Beispiel die Niedermetzelung der breiten, beziehungslosen Intelligenzschicht durch die russische Revolution zu betrachten ist.«
S. 179 (S. 165) Z. 24 (Z. 10): »Das disziplinierte Gesicht dagegen ist geschlossen; es besitzt einen festen Blickpunkt und ist im hohen MqjJe einseitig, gegenständlich und starr.«: vgl. 207
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Bliitter und Steine«
S. 182 (S. 166) Z. 1 (in ÜdS 80 nicht vorhanden): »Bei diesem Anblick begreift man, wo sich in einem solchen Raume der innerste Kern der Sicherheit verbirgt [wo?], und man gewinnt einen Einblick in den niederen Bereich, in dem der Schmerz als eine Funktion des Geldes erscheint.«
hen Leistung, dqjJ das Leben sich von sich selbst abzusetzen [vgl. 211.] oder mit anderen Worten, dqjJ es zu o,tlern [vgl. Scheler, Vom Sinn des Leides 7] vermag.«: vgl. ob. 172 28 (31): »Wenn nun die Tatsache der Vergegenständlichung [Nietzsches Bestandsicherung.] des Lebens allen seinen bedeutenden Zuständen gemeinsam ist, so ist doch ihre Technik, das heißt ihre Disziplin, zu allen Zeiten eine besondere.«
S. 184 (S. 168) Z. 18 (Z. 33): »Ferner ist sein [des Lumpenproletariats] Verhältnis zum Schmerz, wiewohl negativ, doch bedeutender.«: 187 28 (S. 169, Z. 3): »Es [das Lumpenproletariat] steht somit auch außerhalb des eigentlich politischen Raumes; man ml!ß es vielmehr als eine Art von unterirdischer Reserve betrachten, / die die Ordnung der Dinge selbst [d. h. der W.z.M.] in Bereitschaft hält.« S. 186 (S. 170)
Z. 30 (Z. 28): »EntsprechendJehlt seinem [des Partisans] Untergange der tragische / Rang; er vollzieht sich in einer Zone, in der man zwar eine dumpJe, passive Beziehung zwn Schmerze und seinen Geheimnissen besitzt, in der man sich aber keineswegs über ihn zu erheben vermag.«: 184
S. 187 (S. 171) Z. 17 (Z. 8): »Es beruht auf der grifleren Vertrautheit mit der Welt der allgemeinen Begriffe, dqjJ uns die Franzosen lange in der Technik der Massenbehandlung überlegen gewesen sind [?l; sie haben allerdings auchfrüh Lehrgeld gezahlt.«
S. 189 (S. 172) Z. 7 (Z. 18): »Sowohl die Volksversammlung als auch die Volksabstimmung verwandeln sich immer eindeutiger in einen rein akklamatorischen Akt, dessen Technik die veraltete Technik der freien Meinungsbildung ersetzt.«: 216
S. 190 (S. 173) Z. 23 (Z. 26): »Wir betrachten es also als ein Kennzeichen der ho-
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S. 191 (S. 173) Z. 1 (Z. 34): »Wir betrachteten in aller Kürze die vergegenständlichung des Einzelnen und seiner Gliederungen, und wirfassen sie als ein gutes Zeichen al1;(.«:! . 13 (S. 174, Z. 8): »Hat man sich jedoch um ein Geringes entfernt, kehrt man etwa von einer Reise [vgl. ob. 166!] aus von den Ausstrahlungen der Technik noch wenig berührten Gebiete zurück, so tritt das MqjJ der Inanspruchnahme sichtbarer hervor.« 17 (11): »Dies ist um so mehr der Fall, als der Komfort-Charakter unserer Technik immer eindeutiger zugunsten eines instrumentalen Machtcharakters verlorengeht.«: fürchterliches »Deutsch«! 24 (17): »Schon bei Vegetius, Polybius oder anderen Schriftstellern, die sich mit der Kriegskunst der Alten beschäftigen [1], gewinnen wir den Eindruck, dqjJ die Verwendung der Maschine den kriegerischen Begegnungen eine sehr sachliche und mathematische Prägung verleiht.«
S. 192 (S. 175) Z. 17 (Z. 7): »Wir besitzen eine Fülle von Berichten, in denen der Vorgang derStädteeroberung in alt seinen Einzelheiten beschrieben wird, mit seinen Schildkröten, überdachten Widdern, Skorpionen, rollenden Türmen und schiifen Ebenen, Berichte, so spannend zu lesen [für den Theologen des Abenteuers.], als ob sie die Begegnungen zwischen Dämonen oder den Fabelwesen einer ausgestorbe7 Max Scheler: Vom Sinn des Leides. In: Ders.: Krieg und Aufbau. Leipzig 1916, S.373392.
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
nen Tierwelt schilderten.«: vgl. jetzt; Jünger, Auf d. Marmor-Klippen. 8 29 (5. 174, Z. 33): »Das >Pathos der Distanz< ist nicht ein Kennzeichen der Macht, sondern des Willens zur Macht [?].«: als ob dies nicht gerade das ~ wäre.
eiforderlichen Herrschaft über die Mittel und der persönlichen Stählung nicht zu.«: !
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S. 197 (5. 178) Z. 19 (Z. 37): »Die Entscheidung über Krieg und Frieden ist das
höchste Regal«: 177 S. 193 (5. 175) Z. 18 (Z. 34): »Die Gesetzmqj3igkeit, die diesem Bilde zugrunde liegt, ist, wie wir in der >Kriegerischen Mathematik< [vgl. ob. S. 86 ff.] im einzelnen auiführten, der des konstruktiven Raumes gerade entgegengesetzt; wir erkennen dies daran, dqß einem höchsten Aufgebot von Mitteln ein Mindestmqß an Wirkung entspricht.« 28 (5. 176, Z. 7): »Wir müssen nun sehen, dqß die Elemente solcher Ordnungen in unserem Raume [dem der »Arbeit«} und der ihm zugemessenen Technik durchaus vorhanden sind«
S. 195 (5. 177) Z. 7 (Z. 4): »Besonders einleuchtend wirkt dies dort, wo der Mensch inmitten der Vernichtungszone mit der Bedienung irgendwelcher Instrumente beschäftigt ist. Wir finden ihn hier im Zustande der höchsten Sicherheit, über den nur der verfügt, der sich in der unmittelbaren Nähe des Todes sicher fohlt.«: Durch die völlige Ablen-
5.200 (5. 181) Z. 7 (Z. 5): »Dieses zweite und kältere BewlflJtsein deutet sich an in der sich immer schäifer entwickelnden Fähigkeit, sich als Objekt zu sehen.«: Die Voraussetzung dafür ist die »Subjektivität« 11 (9): »Der Unterschied zwischen der Psychologie und diesem zweiten BewlflJtsein beruht darin, dqß die Psychologie als den Gegenstand ihrer Betrachtung den empfindsamen Menschen wählt, während das zweite BewlflJtsein auf einen Menschen gerichtet ist, der alflJerhalb der Zone des Schmerzes steht.«: bloßes Instrument der Macht. 17 (14): »Allerdings gibt es auch hier Übergänge, so mlflJ man sehen, dqß, wie jeder Au/lösungsvorgang, so auch die Psychologie eine Ordnungsseite besitzt. Dies tritt besonders deutlich in jenen Zweigen [der Diplompsychologie ] hervor, in denen sie sich zu einem reinen Ml!ßveifahren entwickelt hat.«
kung durch die Apparatur!
S. 201 (5. 182) Z. 17 (Z. 7): »Es haftet ihr [der Aufnahme} ein teleskopischer Cha-
S. 196 (5. 177) Z. 3 (Z. 32): »Die Steigerung der Beweglichkeit im Gefecht, die der technische Geist durch die Konstruktion neuartiger und feinerer Machtmittel erstrebt, verheijlt [I} nicht nur das Wiederau/leben der stratef:ischen Operation, sondern sie kündet auch das Auftreten eines härteren und unangreifbareren soldatischen Typus an.« 18 (5. 178, Z. 9): »Insbesondere reicht die kurze Dienstzeit, die zu den Kennzeichen der Massenausbildung gehiJrt, zur Sicherung der
rakter an; man merkt sehr deutlich, dqß der Vorgang von einem unempfindlichen und unverletzlichen [in w. Si.?} Auge gesehen wird.« 19 (8): »Sie [die Aufnahme] hält ebensowohl die Kugel im Flugefest wie den Menschen im Augenblicke, in dem er von einer Explosion zerrissen wird. Dies aber ist die uns ei~entümliche Weise. zu L~]sehen[~][Zer-rechnung]; und die Photographie ist nichts anderes als ein Werkzeug dieser, unserer Eigenart.«
Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen. A.a.O.
5.203 (5. 183) Z. 8 (Z. 16): »In vielen Fällen tritt das Ereignis selbst ganz hinter
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blatter und Steine«
der >fRJertragung< zurück; es wird also in hohem Maße zum Objekt.«: d. h. zu Nichtsl 16 (24): »Dies alles sind Anzeichen, die auf einen grqßen Abstand hindeuten [nicht nur!], und es erhebt sich die Frage, ob diesem zweiten Bewußtsein, das wir so unermüdlich an der Arbeit sehen, denn auch ein Zentrum gegeben ist, von dem aus sich die wachsende Persteinerung des Lebens in einem tiiferen Sinne rechtfertigen li!ßt.«: überall i. S. von Nietzsches Begriff d. Wahrheit als Bestandsicherung u. Festmachung gesehen.
5.207 (5. 186) Z. 3 (Z. 13): »Der Vorgang erscheint natürlich in demselben Augenblick absurd, in dem man ihn nicht als ein Symbol erkennt [vgl. Der Arbeiter I Die Zeitgemäßheit als höchster Wert.J, in dem sich der Gesamtgeist der Zeit sehr deutlich zum Ausdruck bringt.«: genügt nicht! u. ist nur eine Vorbedingung des Wissens. 17 (24): »Das neue Gesicht, wie es heute in jeder illustrierten Zeitung zu finden ist, sieht ganz anders aus; es ist seelenlos, wie aus Metall [das heute bereits »künstlich« ist u. nicht mehr gewachsen.] gearbeitet oder aus besonderen Hölzern geschnitzt, und es besitzt ohne Zwei/ei eine echte Beziehung zur Photographie.« 21 (29): »Es ist eins der Gesichter [179J, in denen der Typus oder die Rasse [ 155J des Arbeiters sich zum Ausdruck bringt.«
S. 204 (5. 183)
Z. 1 (Z. 37): »Mit der fortschreitenden Vergegenständlichung wächst das Maß an Schmerz, das ertragen werden kann.«: genauer der Schmerz verliert selbst sein Wesen 5.205 (5. 185) Z. 16 (Z. 2): »Das Ethos dieses Porganges [vgl. 212J [ob es noch ein solches überhpt. ist ob J. hier nicht einer veraltet. Vorstellung zum Opfer fallt? weshalb denn »Ethos«?J, - und gerade die Tatsache, daß Schmerz in höherem Maße [oder in niedrigerem - durch bloße Abstumpfung u. Unwissenheit u. Gleichgültigkeit (d. h. überall Seinsvergessenheit).J ertrag.en werden kann [wenn es Illusion ist, was wir dann ertragenJ, deutet auf ein solches hin, - ist heute allerdings noch unsichtbar.«
S. 206 (5. 185) Z. 4 (Z. 18): »Daß es sich bei diesen Erscheinungen weniger um technische Porgänge handelt, als um eine neue Lebensart [was heißt hier »Leben«? J erkennt man wohl am deutlichsten daran, daß der instrumentale Charakter sich nicht auf die eigentliche Zone des Werkzeuges beschränkt, sondern daß er sich auch den menschlichen Körper zu unterstellen sucht.« 18 (31): »Entscheidend ist vielmehr die Anwesenheit des zweiten Bewußtseins, das die Abnahme der Leistung mit dem Mtflbande, der Stoppuhr, dem elektrischen Strom oder der photographischen Linse vollzieht«: die Vergegenständlichung
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S. 208 (S. 187) Z. 4 (Z. 3): »Wenn man diese Gestalten betrachtet, so kann man sich, rein durch den Augenschein, des Eindrucks nicht erwehren, daß sie der Zone der EmR,findsamkeit [u. besonders des wesentlichen Wissens u. Denkens u. menschentümlichen Da-seins; sie sind dem Will. z. Willen ausgeliefert.J bereits weitgehend entrückt worden sind« 10 (9): »Die Tatsache, daß wir heute bereits wieder imstande sind, den Anblick des Todes mit größerer Kälte zu ertragen, erklärt sich nicht zum wenigsten dadurch, daß wir in unserem Körper nicht mehr in der alten Weise zu Hause sind«: Die verschiedenen Weisen, den Leib zu »haben« u. die »Ichheit« 14 (13): »So entspricht es eigentlich nicht mehr unserem Stil, eine Flugveranstaltung oder ein Wagenrennen abzubrechen, wenn sich ein tödlicher Zwischerifall ereignet hat Zwischerifälle dieser Art liegen nicht außerhalb, sondern innerhalb der Zone einer neuartigen Sicherheit.«: solche Verluste sind als gleichgültige Posten des verbrauchbaren »Menschenmaterials« im voraus »einkalkuliert«. Nur im »Ausmaß« verschieden ist der Verzehr von »Menschenmaterial« im technischen Krieg. 27 (25): »Durch viele Gelegenheiten, so durch den Sport, die qjJent-
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
lichen Bäder, die rhythmischen Tänze, aber auch durch die Reklame, hat sich das Auge an den Anblick des unbekleideten Körpers gewöhnt Es handelt sich I hier um Einbrüche in die erotische Zone, deren Sinn sich noch nicht entschleiert hat, obwohl er bereits zu ahnen ist«: Der Sinn ist eindeutig: die reine Sinn-Iosigkeit, die der Wille zum Willen bereits entschieden hat, was J. nicht »sieht«, weil er nur »beschreibt«.
11 (29): »Wirbifinden uns in einem Zustande, in dem wirnochfähig sind, den Verlust zu sehen; wir empfinden noch die Vernichtung des Wertes, die Verjlachung und Vereinlachu~ [besser Versimpelung] der Welt« 15 (S. 189, Z. 1): »Schon aber wachsen neue Generationen auf, sehr fern von allen Traditionen, mit denen wir noch geboren sind, und es ist ein wunderliches Gifühl, diese Kinder zu beobachten, von denen so manches das Jahr 2000 noch erleben wird. Dann wird wohl die letzte Substanz des modernen, das heißt des kopernikanischen Zeitalters [vgl. 215.] entschwunden sein.«: neinl sondern erst voll erreicht u. gehärtet u. auf Eis gelegt! 22 (8): »Die grcf3e Lage stellt sich indes bereits deutlicher dar. Sie wurde freilich schon von jedem wirklichen Geiste des 19. Jahrhunderts erkannt, und jeder dieser Geister, von Hälderlin. [??I][gehört nicht hierher, wird aber der Mode halber genannt J an und weit über die Grenzen Europas hinaus, hat eine Geheimlehre über den Schmerz hinterlassen, - denn hier verbirgt sich der eigentliche Prüfstein der Wirklichkeit.«
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S. 209 (S. 188) Z. 14 (Z. 5): »Begrijfe, wie der der Schrecksekunde, der sich im Zusammenhange mit der Klärung von Verkehrsunfällen entwickelt hat, vermitteln ein Bild des sachlichen Charakters, der diesen Anforderungen innewohnt«: »sachlich« in Bezug auf welche Art von »Sachen«. vielleicht ist das alles tief un-sachlich u. sach-fremdl 18 (9): »Endlich rdas rein summative Aufschreiben: die Registratur u. Kartothek des »Beschreibens« u. blinden »Sehens«.] sei noch darauf hingewiesen, wie sehr auch in der Medizin der Körper zum Gegenstand geworden ist« 24 (15): »Zu den kleinen Beobachtungen, die man in unseren Städten sammeln kann [wenn man als »Literat« sonst nichts zu tun hat.], gehört auch die neuartige Vorliebe Jar die anatomische Anpreisung von Heilmitteln; man sieht etwa, I wie ein Schlafmittel auf die Schichten eines der Länge nach durchschnittenen Gehirnes wirkt.« S. 210 (S. 188) Z. 5 (Z. 23): »Wir haben nun eine Reihe von Daten gesammelt, aus denen zur Genüge hervorgeht, daß sich unser Verhältnis zum Schmerz in der Tat geändert hat«: nachher 212 - wird »der Schluß gezogen« 7 (25): »Der Geist, der seit über hundert Jahren an unserer Landschaftformt, ist ohne Zweifel ein grausamer Geist. Er drückt seine Spuren auch im menschlichen Bestande ab; er trägt die weichen Stellen ab und härtet die Flächen des Widerstandes.«: Bestandaufnahme des »Menschenmaterials«
S. 211 (S. 189) Z. 4 (Z. 19): »Wir sehen auch den Einzelnen immer deutlicher [iMa] in einen Zustand geraten, in dem er ohne Bedenken geopfert werden kann.« 6 (21): »Bei diesem Anblick erhebt sich die Frage, ob wir hier der Erq/fnung jenes Schau$.12ieles [IJ beiwohnen [Nietzsches »incipit tragoedia«: vgl. Die fröhl. Wissensch., ein »Schauspiel« nur? u. nur ein literarisches »bei-wohnen«?J, in dem das Leben als der Wille zur Macht auftritt, und als nichts a1f:!3erdem?«: vgl. W.z.M. n. 1067. 10 (24): »Wir sahen, daß der Mensch in demselben Maße fähig wird, dem Angriff des Schmerzes zu trotzen, in dem er sich [»wer«? sich?] aus sich [vgl. 190 u.] selbst herau$.zustellen vermag.«: Das ist die höchste Form der »Subjektivität«. 14 (28): »Auf ein Zeitalter, in dem der Körper, die Nerven, der Geist, die späte Seele selbst, sich als die Werte darstellten [jetzt selbst »reine Werte« - d.h. bloße Bedingungen d. Wz.M.], auf
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »BliUter und Steine«
welche die Sicherheit [»Die Sicherheit« etwas an sich? Das neuzeitL Wesen der Wahrheit das in eins geht mit dem Sein als Wille zum Willen.] bezogen war, ist mit überraschender Geschwindigkeit ein anderes gefolgt, in dem alles dies unter technischen [heißt?] Gesichtspunkten [d.h. als Bedingungen u. Mittel der Rüstung des Wz.W] betrachtet wird.« 19 (31): »Die Logik, die Mathematik und die Kälte dieses Vorganges sind attfJerordentlich und der Bewunderung wert [wenn »man« sonst nichts mehr zu »bewundern« hat.]; man ahnt, dajJ das Spiel zufein und zufolgerichtig ist, um von Menschen erdacht worden zu sem.« 23 (35): »Dies alles entbindet jedoch nicht [warum nicht?] von der Verantwortung.«: woher plötzlich so moralisch? Woher noch Verantwortung? u. wo ein Grund für dergleichen? 24 (36): »Wenn man den Menschen in seiner einsamen Lage erblickt, weit vorgeschoben im gefährlichen Raum und in hoher Bereitschaft, so ergibt sich von selbst die Frage, auf welchen Punkt sich diese Bereitschaft bezieht«: Wofür bereit? Wozu alles? Aber hat diese Frage innerhalb d. Wz.W noch einen »Sinn«. 27 (S. 190, Z. 2): »Die Macht mttfJ grq,IJ sein [oder sehr u. nichtig! im Wesen vielleicht nur noch Macht als Endprodukt des Wz.W Und der Mensch selbst sehr kürrunerlich u. wesensarm u. vergessen.], die ihn Anforderungen zu unterwerfen vermag, wie !llf!d1 sie an eine Maschine stellt.«: ?? 29 (4): »Dennoch wird / der Blick vergebens nach Anhöhen [das »Oben« der Meta-physik!] suchen, die dem reinen Ordnungs- und Rüstungsvorgange überlegen und jedem Zweifel entzogen sind.«
auszeichnet, daß neue Ordnungen [I] bereits weitgehend vorgestoßen, daß aber die diesen Ordnungen entsprechenden Werte [? dieses ödeste Gerümpel metaphys. Denkens!] noch nicht sichtbar geworden sind.«: Die Ordnungen sind selbst der einzige Wert. 15 (17): »Man begreift das Nebeneinander [?] von hoher organisatorischer Fähigkeit und der VÖlligen Farbenblindheit gegenüh.e r dem Wert [das Selbe.], den Glauben ohne Inhalte [man glaubt an den Glauben], die Disziplin ohne Legitimation, - kurzum [Kurzschluß!], den stellvertretenden [d.h. nichtigen - bloß instrumentalen] Charakter der Ideen, Einrichtungen und Personen überhaupt.« 20 (22): »Man begreift, warum man in einer so instrumentalen Zeit den Staat nicht als das urrifassendste Instrument, sondern als eine kultische Grifle erkennen möchte, und warum die Technik und das ~ [205. weshalb ~?] auf eine so wunderliche Weise gleichbedeutend geworden sind.«: was J. wohl unter »wunderlich« versteht! 25 (27): »Dies alles sind Anzeichen, dqjJ man die Seite [»Seiten«!] des Vorganges, die auf Gehorsam, Übung und Disziplin, kurzum die auf dem Willen beruht, schon VÖllig durchdrungen hat«: mehr noch, daß man keine anderen »Seiten« mehr zulassen kann. 28 (29): »Und niemals bestanden günstigere VoraussetzungenJür das dem reinen Willen überlegene Zauberwort [MetaphysikI], das der Tugend der Ameisen, die nicht zu gering zu schätzen ist, / ihren Sinn verleiht [»Sinngebung« auch noch!!].« F eS. 212]: »Ordnung« u. »Werte« sind »Instrumente« des Will. z. M. [-] »neue Ordnungen« u. »neue Werte« sind nur letzte Zukkungen der Verendung eines »Neuen«, das von allem Anfänglichen losgerissen u. leer ist.
S. 212 (S. 190) Z. 3 (Z. 7): »Zweifellos ist vielmehr [soll heißen: dagegen] die Einebnung der alten Kulte, die Zeugungsunfähigkeit der Kulturen und das dürftige Mittelmaß, das die Akteure kennzeichnet« 7 (10): »Hieraus ziehen wir den SchlijlJ [r] [nur dieses? Rechnung?!], daß wir uns in einer knJ&n, und zwar in einer sehr merkwürdigen [Wieso?] Phase des Nihilismus bqznden, die sich dadurch
S. 213 (S. 190) Z. 1 (Z. 33): »Daß der Mensch selbst im Innersten über die Lage unterrichtet ist, verrät sein Verhältnis zur Prophetie [?] [Prophetie als bloße Historie d. h. Verwesung der Zukunft.]; in allen seinen Staaten ste Ut sich ihm die gegebene Ordnung !lJ1L als die Grundla.{Je oder als der Übergang zu einer künftigen dar.«: Das Künftige be-
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Randbemerkungen zu Ernst Jungers »Blätter und Steine«
steht nur in der planetarischen Ausweitung zum einförmigen Weltzustand; quantitativ 6 (37): »Innerhalb einer solchen Lage aber ist der Schmerz der einMqßstab, der sichere Aufschlüsse verspricht.«: worüber? 7 (S. 191, Z. 1): »Wo kein Wert standhält [ein »Wert« hält überhpt. nie stand!], bleibt die altf [gegen] den Schmerz [Was heißt da Schmerz?] gerichtete Bewegung [d.h. die Vergegenständlichung. Ihre innere Voraus-setzung ist die unbedingte Ziel-Iosigkeit. Wahrheit heißt ihr: Bestandsicherung. Diese Bewegung ist nur der Ausfluß des W.z.M., der eben in »Werten« denkt.] als ein erstaunliches Zeichen bestehen; in ihr verrät sich der negative Abdruck einer metaphysischen [!I reiner Psychologismus] Struktur.«: d.h. seynsgeschichtlich gedacht: die unbedingte Betreibung der freilich nicht erfahr baren Seinsvergessenheit. 12 (6): »Praktisch ergibt sich aus dieser FeststellungJür den Einzelnen die Notwendigkeit, sich trotz allem an der RüstU1'l:{J zu beteili,en, - sei es, daß er in ihr die Vorbereitung zum Untergange erblickt, sei es, dqfJ er auf jenen Hügeln, auf denen die Kreuze venoittert und die Paläste veifallen sind, iene Unruhe zu erkennen glaubt, die der Errichtung neuer [»neue Werte«1 N. W.z.M. n. 714.] Feldherrenzeichen [weshalb »Feldherren«? - Das ist recht veraltet und im Wesen jedenfalls gar nicht »neu« - d. h. anfanglich. Es ist nur das selbe Spiel des WilL z. Macht noch einmal. »Feldherrenzeichen« sind, auch wenn sie »neu« sind, doch nur die »Zeichen« der Ratlosigkeit der Menschen u. seiner Tobsüchte.] vorauszugehen pflegt [vgl. D. Arb. S. 92.].«: Was ist dann mit »dem Schmerz«? J. handelt nur von einer nicht verstandenen metaphys. Narkose. »Die Bewegung« gegen den Schmerz ist die »Bewegung« zur Besinnungslosigkeit innerhalb der unbedingten Sinnlosigkeit.
[Doch welches Ziel kann der Wille zur Macht setzen? Höchstens sich selbst, aber es ist der Wille, der keine Ziele will- keine wollen kann, es sei denn als bloßes Mittel der Sicherung des Willens und seines Sichwollens. Ist das ein wÜrdiges Gibt es überhaupt im Bereich des Willens zum Willen die Möglichkeit des Opfers? Nein, denn wo Sinnlosigkeit der einzige Sinn ist, wird auch das Opfer sinnlos.] Max Scheler versucht den Schmerz und das »Schmerzerlebnis« unter die Idee des Opfers zu bringen.
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S.214 »Das tiefste Glück des Menschen besteht darin, daß er geopfert wird, und die höchste Befehlskunst darin, Ziele zu zeigen, die des Opfers würdig sind.« Der Arbeiter, n. 22, S. 71. [»geopfert« von wem für was?]
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»Epigrammatischer Anhang« S.215 Nr. 6: »Das Wesen der kopernikanischen Unruhe besteht im wettlaufe des Gedankens mit dem Sein.«: 210. Aber die Art des Gedankens ist durch das »Sein« bestimmt, das hier als W.z.M. heraufkommt. es ist kein Wettlauf zwischen zwei Verschiedenen sondern das Zu Ende Laufen eines Einen! Sein ist hier überall Gegenständlichkeit der Vergegenständlichung u. der »Gedanke« ist die mit dem »Sein«.
7: »Unsichtbarer als das Bewegte ist das Ruhende.«: Warum? Arb. 34. 8: »ln einer Prosa, die auf Konklusionen [vgL S. 212: »Hieraus ziehen wir den Schluß«!] verzichtet, müssen die Sätze wie Samenkörnersein.«: (vgl. n. 13)
S.216 Nr. 14: »In demselben Mqße, in dem sich die Rasse verschlechtert, nimmt die Aktion den Charakter der Entscheidung an.«: n. 56!
17: »Der Tod [das Sterben?] ist die tiifste Erinnerung.«: 113
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Blätter und Steine«
S.218 Nr. 28: »Die eine Seite, auf der Rabelais schildert, wie Panurg sich vor Angst in die Hose macht, hat stärkeren Saft als alle Bücher, die über heroische Weltanschauung geschrieben sind.«: 173
vorige nicht mehr mitgemacht wird; ist dann der Kommentar nicht das Hinausgehen über das eigene Niveau?
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S.219 Nr. 38: »Niemand stirbt vor der Erfüllung seiner Aufgabe; viele aber überleben sie.«: z. B. Jünger, der in der Schrift »Der Arbeiter« eine Aufgabe hatte vgl. unten n. 97. S.220 Nr. 51: »Die Demokratie erstrebt einen Zustand, in dem jederjedem eine Frage stellen darf«: Nietzsche S.221 Nr. 54: »Wenn der Zweifel seine letzten Triumphe errungen hat, tritt der Schmerz in die Arena ein.«: Verzweiflung? 56: »In den Raum der höchsten Entscheidung dringt der Wille nicht ein.«: n.14 S.222 Nr. 67: »Die Philosophen des Unbewußtenfangen die Dunkelheit mit Laternen ein.«: J9 S.226 Nr. 97: »Leben heijJt, sich seiner Gestalt bestätigen [vgl. dazu Ernst Jünger als der Verfasser von »Gärten u. Straßen«IO]. In diesem Sinne ist der Tod die letzte Aktion.«: vgl. n. 38 100: »Wer sich selbst kommentiert, geht unter sein Niveau.«: Wie aber, wenn der Kommentar eine Interpretation und die Interpretation der Übergang in eine andere Fragestellung ist - so daß die 9 [Mit einem feinen Bleistift geschrieben. Kann "Jünger« oder auch »Jaspers« bedeuten.] 10 Ernst Jünger: Gärten und Straßen. Aus den Tagebüchern von 1939 und 1940. Berlin 1942.
Rückendeckel: 193/4 Nietzsche 211 Fortschritt 163 f. 165 »heroische Weltanschg« 173.218 »heroische Welt« 186. Kopernikanische Welt 215! (m. Anmkg.) Technik 98; 191. 102 f. »organische Konstruktion« 174 »Rassen« als »Menschenschlag« 155. 174.207.209 die »oberste Entscheidung« 177. 191! 197. das »Ordnungs«-Denken. 1931 »Elemente« 195 f. Gestalt 226. 113. 119 I vgl. Vorr. 11/12
463 Heideggers Randbemerkungen in Ernst Jüngers »Über die LinIe« Ernst Jünger: Über die Linie. In: Anteile. Martin Heidegger zum 60. Geburtstag. Vittorio Klostermann: Frankfurt am Main 1960, S.246-284. ÜdL 60 / ÜdL 80' S. 246 (S. 237) Z. 1: »Ernst Jünger: Ober die Linie«: Bereits mit Kenntnis meines Aufsatzes Nietzsches Wort »Gott ist todt« Holzwege! - diese im Satz damals u. vom Verleger Klostermann an E. Jünger geschickt. geschrieben; siehe S. 261 (S. 245) Z. 10 (Z. 4): »Sie [eine gute Difinition des Nihilismus] würde nicht die Heilung bedeuten, wohl aber ihre Voraussetzung [in welchem Sinne?], soweit Menschen überhaupt daran mitwirken.«: vgl. wege. 2 S. 263 (S. 267) Z. 12 (Z. 20): »KennzeichnendJür das nihilistische Denken ist auch die Neigung, die lf7elt mit ihren verwickelten und vielfachen Tendenzen auf einen Nenner zu beziehen.«: »Der Arbeiter<
Ernst Jünger: Über die Linie. In: Ders.: Sämtliche Werke. Zweite Abteilung. Essays. Band 7. Essays 1. Betrachtungen zur Zeit. Ernst Klett: Stuttgart 1980, S. :237-:280. I Martin Heidegger: Nietzsches Wort »Gott ist tot«. In: Ders.: Holzwege. Gesamtausgabe Bd. 5. A.a.O., S. :209-:268. 2 Martin Heidegger: Holzwege. Gesamtausgabe Rd. 5. A.a.O.
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Randbemerkungen zu Ernst Jüngers »Über die Linie«
S. 264 (S. 259) Z. 24 (Z. 4): »Ein solcher reduzierender Einsatz verrät sich etwa, wo Gott als >das Gute< begriffen wird, oder wo man Ideen in das Leere treibt.«: Holzwege. 3
36 (S. 268, Z. 3): »Weit hoffnungsvoller ist es, dqß die Einzelwissenschajten von sich aus zu Bildern vordringen, die einer theologischen Deutung fähig sind [?J - vor allem die Astronomie, die Physik / und die Biologie.«
S. 265 (S. 260) Z. 36 (Z. 17): »Die umfassendste Reduktion ist die auf die reine Kausalität [heißt? auf die efficiente! u. diese als rein zeithafteJj zu ihren Untergattungen zählt die ökonomische Betrachtung der geschichtlichen und sozialen Welt.«
S. 274 (S. 269) Z. 6 (Z. 10): »Esfehlt nun der Übermut, doch dafür wächst ein neuer Mut, der darin, den Kelch zu leeren, liegt. Das schwächt im Ant:riJl und gibt ungeheure Kräfte zum Widerstand.«: dagegen »Der Arbeiter!« 13 (18): »Ausbeutung [?J ist der Grundzug der Maschinen- und Automatenwelt.«
S. 266 (S. 261) Z. 19 (Z. 2): »Das bringt dann eine neue Richtung des Geistes und die Wahrnehmung neuer Phänomene mit.«: Welche? S. 267 (S. 261) Z. 6 (Z. 26): »Die Werkstättenlandschaft, wie wir sie kennen, beruht im wesentlichen auf einer bis zum Grunde reichenden Abtragung der alten Formen zugunsten der grifleren Dynamik des A rbeitsvorganges.«: 255 S. 268 (S. 262) Z. 4 (Z. 27): »Dazu kommt die Gemeinsamkeit des Stils [265]. Das alles deutet auf den Weltstaat [vgl. 276J hin.« 17 (S. 263, Z. 2): »Nicht ausgeschlossen ist es, dqß die Welteinheit sich durch Verträge erreichen läjJt.«: vgl. dagegen der Arbeiter u. dagegen »Der Friede«4 S. 272 (S. 267) Z. 31 (Z. 35): »Sodann istJestzustellen, dqß sich die Theologie mitnichten in einem Stand bt;,findet, der es mit dem Nihilismus aufnehmen kann.«: Gespräch mit Jünger auf dem Stübenwasen! 'Ebd. 4 Ernst Jünger: Der Friede. Ein Wort an die Jugend Europas. Ein Wort an die Jugend der Welt. A.a.O.
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S. 278 (S. 273) Z. 32 (Z. 28): »Es ist der Urgrund seiner [des MenschenJ Existenz [was ist dies?J, das Dickicht, aus dem er eines Tages wie ein Löwe hervorbrechen wird.« S. 279 (S. 274) Z. 6 (Z. 4): »Hier liegt auch der eigentliche GrundJür die Erbitterung gegen jede Lehre, die transzendiert.«: ! was, wie, wofür? 38 (S. 275, Z. 16): »In jeder musischen Schöpfung, / auf welchem Felde sie auch immer spiele, verbirgt sich heute ein kräftiger Zusatz von Rationalität und kritischer Selbstkontrolle - das gerade ist ihr Ausweis, das zeitliche Signet, an dem man die Echtheit erkennen wird.«: Dichten u. Denken S. 280 (S. 275) Z. 7 (Z. 23): »Wir müssen heute den bewZf,ßten Geist zum Instrument ausbilden.«: anders u. mehr als »Instrument« - Weg! S. 281 (S. 276) Z. 15 (Z. 29): »Dabei sei auf die seltsame Symmetrie verwiesen, die heute den Dichter und den Denker in spiegelbildliche Entsprechung bringt.«: Hölderlin!?
467 Verzeichnis der in den Randbemerkungen häufiger verwendeten Abkürzungen A., Arb. = Arbeit, Arbeiter Abhdl. = Abhandlung Anm. Anmerkung a. s. als solchem Bes. Bestimmung Bl.u.St. »Blätter und Steine« Bürg. Bürger E. Ereignis Empfdsk. Empfindsamkeit Ersch. Erscheinung E. W. d. Ge. Ewige Wiederkehr des Gleichen fo. formale Fr. Freiheit Gest., Gest. d. A. = Gestalt, Gestalt des Arbeiters Hö., Höld. Hölderlin i. G. im Ganzen i. S., i. v. S. im Sinne, im vollen Sinne Jens. v. Gut u. Böse, Jens. v. G. u. B. = »Jenseits von Gut und Böse« J., Jü. Jünger Ko. = Kow6v o. Kommunismus Ku. = Kunst Leb. Leben M. = Macht metaphys. metaphysisch Masch. Maschine Math. = Mathematik mod. = modern n. = numero N., Nie. = Nietzsehe neg. = negativ n.ztL = neuzeitlich 0., ob. = oben
= =
, 4-68
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o. K. organische Konstruktion R. = Rußland [?] Repraes. Repraesentation Rüst. = Rüstung R.-Z. = Raum-Zeit S. Sein S.A. Sturmabteilung S.S. == Schutzstaffel Subj. = Subjektivität S.u.Z. = »Sein und Zeit« Tech. Technik tot. Mob. = totale Mobilmachung u. = und, unten überhpt. == überhaupt v. =von vgl. = vergleiche Vorr. Vorrede wesentl. = wesentlich W.z.M., w.z.w. Wille zur Macht, Wille zum Willen
NACHWORT DES HERAUSGEBERS
Im Band 90 der Gesamtausgabe »Zu Ernst Jünger« werden zum erstenmal Zeugnisse von Martin Heideggers Auseinandersetzung mit Ernst Jünger aus dem Zeitraum von 1934 bis 1954 veröffentlicht. Der Band enthält die Texte dreier unterschiedlicher Manuskriptarten. Die von mir als »Aufzeichnungen zu Ernst Jünger« bezeichnete, zwischen 1934 und 1940 entstandene Handschrift besteht aus 319 Blättern zum größten Teil im DIN A 5 Format sowie aus kleineren Zetteln. Heidegger hat in den beinahe ausschließlich mit Tinte abgefaßten Texten mit rotem, grünem und gelbem Buntstift Sätze nach verschiedenen Hinsichten markiert. Das Manuskript, das Heidegger für jene in einem kleinen Kollegenkreis an der Freiburger Universität im Januar 1940 abgehaltene »Aussprache über Jünger« vorlag, besteht aus 73 Blättern im Format DIN A 5. Das im »Anhang« veröffentlichte Manuskript »Gestalt« aus dem Jahre 1954, im Charakter den »Aufzeichnungen« ähnlich, wenn auch ni<:ht so ausgearbeitet wie jene, enthält 49 Blätter im selben und in einem kleineren Format. Schließlich sind in den Band 90 diejenigen Randbemerkungen eingegangen, die Heidegger in seine beiden Handexemplare von Jüngers »Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt. Hamburg 1932« (dritte und vierte Auflage), in das Handexemplar von »Blätter und Steine. Hamburg 1934«, in welchem sich Jüngers wichtiger Essay »Über den Schmerz« befindet, sowie in Jüngers »Über die Linie. In: Anteile. Martin Heidegger zum 60. Geburtstag. Frankfurt am Main 1950, S. 245-284« eingetragen hat. Sowohl das Manuskript »Gestalt« als auch die Handexemplare von »Der Arbeiter« und »Blätter und Steine« sind mit Buntstiftunterstreichungen in oben genannten Farben versehen. Außerdem enthält der »Anhang« ein Manuskript vom Winter 1939, das Heidegger »Einen Brief an einzelne Krieger« genannt
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Nacluoort des Herausgebers
Nacluoort des Herausgebers
hat. Die beiden Briefentwürfe bestehen jeweils aus 12 und 8 in feiner Handschrift verfaßten Blättern im DIN A 5 Format. Die Textedition verfolgt die Absicht, zwischen der durchgängigen Korrektur und der reinen Abbildung von Heideggers Manuskripten einen Mittelweg zu finden. In den »Aufzeichnungen« sind Abkürzungen zuweilen aufgelöst, die manchmal ungewöhnliche Orthographie jedoch belassen worden. Die hin und wieder fragmentarische Syntax wurde zumeist nicht ergänzt, um dem Manuskript seinen skizzenhaften Charakter zu erhalten. Auch der ~ext der Handschrift »Gestalt« wurde nach dieser Vorgabe ediert. Uberschriften und Anmerkungen in Fußnoten mit eckigen Klammern stammen von mir. Die anderen Fußnoten sind entweder Anmerkungen von Heidegger selbst oder sie beziehen sich unmittelbar auf vom Philosophen Zitiertes. Bei den Manuskripten »Aussprache« sowie »Ein Brief an einzelne Krieger« wurden Abkürzungen aufgelöst. Ihre ausgearbeitete Form erübrigte korrigierende Eingriffe. Anders aber als bei den anderen Handschriften habe ich Heideggers Randbemerkungen in seinen Handexemplaren JÜllgerscher'Schriften, die hier zusammen mit den Referenzstellen in Jüngers Texten unter Angabe von Seite und Zeile erscheinen, ohne jede Veränderung in den Band übernommen. Eine Auflösung der Abkürzungen sowie ein Nachtrag der Zeichensetzung hätten die Bemerkungen allzu sehr verändert. Die bibliographischen Angaben zu Ernst Jüngers Schriften sind entnommen: Hans Peter des Coudres/Horst Mühleisen: Bibliographie der Werke Ernst Jüngers. Stuttgart 2/1985.
Gegenwart zur Erscheinung kommt, die einen wesentlichen Zugang zur Wirklichkeit der Neuzeit ermöglicht. Ganz unter dem Einfluß der Philosophie Friedrich Nietzsches versteht Jünger den sich im Ersten Weltkrieg kristallisierenden Geist seines Jahrhunderts als eine Erscheinung des» Willens zur Macht«. So legt Heidegger Jüngers Texte als die einzige nennenswerte Fortsetzung des Nietzscheschen Denkens aus, die durch ihre Beschreibungen der Zeit zeigt, daß und inwiefern Nietzsches Philosophie als der Schlüssel zur Wirklichkeit des 20. Jahrhunderts verstanden werden muß. Ein wesentliches Phänomen, das Jünger in seinen Schriften betrachtet, ist die moderne »Technik«. Indem Heidegger sich immer wieder diesen Betrachtungen zuwendet, entwickelt sich eine Sicht, die seine Auslegung des metaphysischen Denkens als der »Machenschaft« sowie die spätere Deutung der Technik als »GeStell« bestimmend bewegt. N ach einer ersten Annäherung an Jünger und der öffentlichen Zustimmung zu Gedanken von »Der Arbeiter« (vgl. Der deutsche Student als Arbeiter. In: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges. 1910-1976. Gesamtausgabe Bd. 16. Hrsg. v. H. Heidegger. Frankfurt am Main 2000, S. 198 ff.) geht Heidegger in seiner Auslegung Jüngerseher Texte zum Autor auf Distanz. Für ihn versagt Jüngers alle technischen und geschichtlichen Ereignisse seiner Zeit bejahende Haltung des »heroischen Realismus« vor der philosophischen Aufgabe, nach einem Übergang aus der Vollendung der Metaphysik in eine andere Geschichte zu fragen. Doch so schroff ablehnend sich Heideggers Ton gegen Jünger wendet, so sehr bleibt sich der Denker bewußt, mit wem er sich auseinandersetzt. Darum heißt es an einer Stelle: »Ernst Jünger übertrifft alle heutigen >Dichter< (d.h. Schriftsteller) und >Denker< (d.h. Philosophiegelehrte) an Entschiedenheit des Sehens des Wirklichen, so zwar, daß das >Sehen< kein Begaffen ist, sondern existenziell vollzogen und gewußt wird.« (In diesem Band S. 265.) Heideggers spätere, aus der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre stammenden Aufzeichnungen zu Jünger gehen wiederholt auf
* Heideggers Auseinandersetzung mit Ernst Jüngers Essays »Die totale Mobilmachung« sowie »Der Arbeiter« beginnt nach eigener Auskunft bereits im Jahre 1932 (vgl. Die Selbstbehauptung der deutschen Universität. Das Rektorat 1933/34. Hrsg. v. H. Heidegger. Frankfurt am Main 1983, S. 24.). Der Philosoph erkennt, daß in Jüngers Schriften eine Interpretation der geschichtlichen
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den »Arbeiter« zurück. Sie zeigen, daß Heidegger die Absicht hatte, in einem Gespräch mit Jünger und dem Quantenphysiker Werner Heisenberg die Frage nach der neuzeitlichen Technik gemeinsam zu bedenken.
* Ich danke Herrn Dr. Hermann Heidegger für sein Vertrauen in meine Fähigkeit zur Herausgabe des nun vorliegenden Bandes. Ihm und seiner Frau Jutta sowie Herrn Dr. Hartrnut Tietjen, Herrn Professor Dr. Friedrich Wilhelm von Herrmann und meinem Studenten Hermann Eller danke ich für Korrekturen und Entzifferungen, die mir entgingen oder nicht gelangen. Ich danke der Fritz Thyssen Stiftung, die für 18 Monate eine Förderung gewährte, ohne die ich die langwierigen Arbeiten nicht hätte durchführen können. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei Herrn Professor Dr. Günter Figal bedanken, der mir für diese Förderung an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg eine Anstellung besorgte. Insbesondere Herrn Professor Dr. Heinrich Hüni gilt mein Dank für eine intensive Zeit des KoUationierens. Auch Frau Dr. Tanja Stähler, Frau cand. phiL Inez Maier und Frau cand. phiL Ana Santos danke ich herzlich für die Stunden der Zusammenarbeit. Wuppertal, im Februar 2004
Peter Trawny