BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0 340-7853
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BAND 39
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HER AUSGEGE BEN VON PETER WIRTH UND WILHELM GESSEL
BAND 39
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HER AUSGEGEBEN VON PETER WIRTH
ANTON HIERSEMANN STUTTG ART 1994
NIKEPHOROS GREGORAS
Rhomäische Geschichte HISTORIA RHOMAIKE
üBERSETZT UND ER LÄ UTERT VON JAN LO UIS VAN DIETEN
VIERTER TEIL ( K A PITEL X V III-XXI V,2)
ANTON HIERSEMANN ST UTTG ART 19 9 4
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Nicephorus (Gregoras): R homäische Geschichte Historia R homaike / Nikephoros Gregoras. übers. und er!. von Jan-Louis van Dieten. - Sruttgart: Hiersemann. Einheitssacht.: Byzantina historia (dt.) Teilw. auf derHaupttitels.:Jan-Louis van Dieten NE: Dieten, Jan-Louis van [Hrsg.] =
Teil 4. (Kapitel XVlIl-XXIV,2). - 1994 (Bibliothek der griechischen Literarur ; Bd. 39 : Abteilung Byzantinistik) ISBN 3-7772-9402-0 NE:GT
Printed in Germany © 1994 Anton Hiersemann, Stuttgart Alle R echte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonsti gen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreirung mittels Datenverarbeirungsanlagen. Dieses Buch ist gedruckt auf holzfreiem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Allgäuer Zeirungsverlag, Druckerei, Kempten. Bindearbeit von Kunst- und Verlagsbuchbinderei, Leipzig. Einbandgestalrung von Alfred Finsterer, Sruttgart.
INHALT
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS
in Band I, 11 und III EINLEITUNG .
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VII 1
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NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE (übersetzung)
Kapitel XVIII
59
Kapitel XIX
84
Kapitel XX .
114
Kapitel XXI
138
Kapitel XXII
159
Kapitel XXIII
178
Kapitel XXIV
185
ANMERKUNGEN
193
REGISTER .
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Bisher erschienene Bände dieser Ausgabe: Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte. Historia Roma"ike. übersetzt und erläutert von Jan Louis van Dieten. Erster Teil (Kapitel I-VII). 1973. VIII u.339 Seiten (
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BGL Band 4)
. Zweiter Teil (Kapitel VIII-XI) in 2 Halbbänden. 1979. XI/V u. 441 Seiten ( Bd.8 u.9) Dritter Teil (Kapitel XII - XVII). 1988. X u. 438 Seiten (
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BGL Bd.24)
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BGL
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS (in Bd. I, S. 301-307, Bd. II, S. V II -XI, Bd. III, S. IX -X)
Bat. Bosph. BALARD, Michel: A propos de la bataille du Bosphore. L'expedition genoise de Paganino Doria a Constantinople (1351-1352), in: Trav. Mem. 4 (1970) 431469. BEYER: Dem. Kab. BEYER, Hans-Veit: Demetrios Kabasilas, Freund und späterer Gegner des Gregoras, in: JÖB 39 (1989) 135-177. BEYER: Streit und Liedermacher BEYER, Hans-Veit: Der Streit um Wesen und Energeia und ein spätbyzantinischer Liedermacher, in: JÖB 36 (1986) 255-282. Boivin Jean Boivin in: Annotationes H. WOLFll, C. DUCANGII, 10. BOlVINI, CLAUDll CAPPE RONNERII, wie abgedruckt in Greg. Hist. Rhom. ed. Bonn. II 1149-1323. Capperon. Claudius Capperonnerius ebd. Greg. Antirrh. II Nikephoros Gregoras: Antirrhetikoi logoi deuteroi (gegen den Tomos v. 1351), in: Cod. Laur. LV I 14 fol. 1-159 (unediert; vgl. Bd. I 60 Ne. 71). J ORGA: Lat. et Gr. JORGA, N.: Latins et Grecs d'Orient et l'etablissement des Turcs en Eu rope (1342-1362), in: BZ 15 (1906) 179-222. KYRRIS: Cant. Gen. Yen. KYRRIS, Costas P.: John Cantacuzenus, the Genoese, the Veneti ans and the Catalans, in: Byzantina 4 (1972) 333-356. LMA Lexikon des Mittelalters. NICOL: Byz. Yen. NICO L, Donald M.: Byzantium and Venice, a study in diplomatie and cultural relations, Cambridge 1988. Phi10th. Antirrh. Philotheos Kokkinos: Logoi antirrhetikoi X V «gegen Greg.», in: Philo theou Kokkinou dogmatika erga A' (gr.) ed. Demetrios B. KAIMAKIS, Thessalonike 1983 (zitiert mit Kapitelnummer und Kapitelzeile). Phi10th. Enk. Philotheos Kokkinos: Logos enkomiastikos (auf unseren heiligen Vater Gre gorios Palamas, Erzbischof von Thessalonike), in PG 151,551-656. STRÄSSLE: Schwarzmeerhandel STRÄSSLE, Paul Meinrad: Der internationale Schwarz rneerhandel und Konstantinopel 1261-1484 im Spiegel der sowjetischen Forschung (Diss.), Bern 1990. TINNEFELD: Faktoren TINNEFELD, Franz: Faktoren des Aufstiegs zur Patriarchenwürde im späten Byzanz, in: JÖB 36 (1986) 89-115.
BALARD:
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EINLEITUNG
Die zweigeteilte Einleitung bringt im ersten Teil die üblichen allgemei nen Angaben zum Text des hier vorliegenden Bandes: Abfassungszeit die ses Teiles der Historia Rhomaike, Inhalt, Textüberlieferung und Text grundlage meiner Übersetzung, Allgemeines zur Übersetzung und Beson derheiten, auf die man in diesem Band achten soll, Persönliches. Der zweite Teil beinhaltet eine allgemeine - nicht urteilssterile - Einführung in den Streit um die neue Theologie des Gregorios Palamas, dem fünfund neunzig Prozent des Bandes gewidmet sind, sowie eine Übersicht über die sen Streit.
TEIL I. ALLGEMEINES
1. Die Abfassungszeit dieses Teiles der Historia Rhomaike Der vierte Teil meiner Gregoras-Übersetzung umfaßt die Kapitel VII XIII § 2 des zweiten Teiles der Hist. Rhom. bzw. die Kapitel XVIII -XXIV § 2 des gesamten Werkes. Nachdem Gregoras bald nach der Machtübernahme durch Kantak. im Februar 1347 den ersten bis 1341 reichenden Teil seiner großangelegten Hist. Rhom. veröffentlicht hatte (s. Bd. 11 15 f. , III 9), arbeitete er an einer Fortsetzung, die offenbar bis in die unmittelbare Gegenwart gehen sollte; denn als er etwa im Mai 1351 plötzlich um die Vollendung und Publika tion dieser Fortsetzung bangen mußte, konnte er noch eilig den bis März 1349 gediehenen Teil veröffentlichen (s. Bd. III Anm. 613) . Den in diesem und teilweise erst im nächsten (und letzten) Band enthaltenen Teil (Kap. XVIII-XXVII) verfaßte Gregoras als «Gefangene!», und zwar laut eigenem Bekunden innerhalb (etwa) vierzig Tagen. Er begann damit, wie er selbst berichtet, erst nach dem zweiten heimlichen Besuch, den sein Freund Agathangelos ihm i.{p Juni 1352 in seiner Haft abstattete (s. Grego ras ed. Bd. III 75,19 -76,2; vgl. dazu Beyer: Chronol. NI. 64. Zu den Besu chen des Agathangelos s. Bd. 126 - 30; Beyer o. c. NI. 62-70. 74) . Über die Zeit nach diesem und vor dem folgenden Besuch �eines Freundes Anfang 1
EINLEITUNG
August 1352 (Gregoras ebd. 134,13-20; zur Datierung s. u.) berichtet Gre goras, daß die göttliche Vorsehung ihm in seiner trostlosen Einsamkeit Er leichterung seines üblichen Leidens (Kopfschmerzen) gewährte, so daß er sich der Fortsetzung seines Geschichtswerkes widmen konnte (ebd. 130,1 - 10) . Obgleich er sich nichts, was man zum Schreiben braucht (131,19 - 22), insbes. kein entsprechendes Papier (132,23- 1 33,2) besorgen konnte und seine Augen und sein Kopf ihn weiterhin schmerzten (132,2lf.) , war er imstande, die Arbeit leichter als erwartet in kurzer Zeit fertigzustellen. Um Verbesserung kümmerte er sich danach nicht mehr, denn auf die an sich notwendige « zweite und dritte Hand» mußte er aus Zeitmangel und wegen der strengen Überwachung verzichten. Darum ließ er alles so, wie es ihm auf Anhieb «von erster Hand» geraten war (133,19 134,12; die betr. Stellen ausführlicher zitiert in van Dieten: Entstehung 12- 14). Die kurze Zeit, wovon Gregoras spricht, ist die Zeit zwischen dem zweiten und dritten Besuch des Agathangelos. In Bd. I 27 habe ich mit Guilland (Essay 46) das Fest der Gottesmutter, an dem Agathangelos Gregoras zum ersten Mal besuchte, mit dem Fest der unbefleckten Emp fängnis Mariä am 8. Dezember identifiziert, was aufgrund des orthodo xen Kalenders auf den 9. Dezember zu korrigieren wäre, wenn es um die ses Fest ginge. Meyendorff: Pa lamas 391 identifizierte aber das Fest als Mariä Darstellung im Tempel bzw. Mariä Tempelgang « qui selon lui ( Gregoras) n'etait ceIebre que par ses geoliers» , d. h. durch die Mönche des Choraklosters, die Gregoras oft als seine Gefängniswärter bezeichnet. Daß nur jene dieses Marienfest gefeiert hätten, steht weder so bei Grego ras, noch trifft es zu, da dieses Fest schon seit Anfang 8. Jh. bezeugt ist (s. Beck: Kirche 261 ) . Wohl aber bezeugt der Satz « das von meinen Gefäng niswärtern jährlich zu Ehren der ganz reinen Gottesmutter begangen wird » , daß Gregoras selbst von der Feier seiner «Hausgenossen» Abstand nimmt. Das betrifft freilich nicht das Fest des Tempelgangs an sich, da er es selbst in einer Predigt auf die Gottesmutter (s. Bd. I 54 Nr. 49) mitbe handelt hat. Er spricht darin aber im Gegensatz zu Palamas in einer dies bezüglichen Predigt (aus 1335) ganz absichtlich nicht von einem Eintritt Mariä in das Allerheiligste, sondern nur von einem Gang zum Allerheilig sten (s. Beyer: Antirrh. 166 f.) . In dem Sinne distanziert er sich von der Fei er der zu Palamiten gewordenen Mönche seines Klosters, denen das Fest ein Symbol des Eintritts in das Allerheiligste ihrer Gottesschau war. Diese Präzisierung ändert aber nichts daran, daß der erste Besuch des Agathan=
2
TEIL 1. ALLGEMEINES
gelos bei Gregoras mit Meyendorff und Beyer in die Nacht vom 20. auf den 21. November zu datieren ist (s. Beyer: Chrono1. Nr. 62) . Der zweite Besuch erfolgte laut Gregoras, nachdem Agathangelos sich inzwischen sechs Monate in Konstantinopel aufgehalten hatte (Gregoras III 75,19f.; vor dem ersten Besuch war er lange Jahre im Ausland gewe sen) . Beyer: Chronol. Nr. 64 setzt diesen Besuch «folglich im April oder Mai 1352» an, ich gehe von mindestens sechs vollen Monaten aus und da tiere den zweiten Besuch nicht vor d. 21. Mai und den dritten mit Grego ras (III 134,13 f.) (um die) vierzig Tage danach, also nicht vor d. 1. Juni. Der Ansatz auf die Zeit um den 1. Juni paßt aber noch nicht zu den ande ren Angaben bei Gregoras über den dritten Besuchstermin (vg1. Beyer: Chrono1. Nr. 66) . Gregoras läßt seinen Freund Agathangelos bei diesem Besuch über die jüngsten Ereignisse bis Ende Juni 1352 berichten (III 171,15 - 172,3) und schreibt danach: « Damals ging der Sommer zu Ende» (172,5 f.) . Damit kommen wir schon auf eine Datierung kaum vor d. 1. Juli. Weiter heißt es, daß das neue Jahr schon ziemlich nahe sei und schon fast vor der Tür stehe (172,15 f.) . Dafür ist aber der 1. Juli noch zu weit vom byzantinischen Neujahr am 1. Sept. entfernt. Aufgrund der Tat sache, daß Agathangelos zu Gregoras kam « in einer Nacht, zu deren Be ginn nach verstrichenem Vollmond der Mond nicht schien» (134,16-20) und im J. 1352 am 23. od. 24. August Vollmond war, schloß Beyer 1. c. auf einen Besuch zwischen dem 25. und 30. August. Er verkürzt aber die Be schreibung des Gregoras, der erklärt, warum am Anfang jener Nacht der Mond nicht schien, weil nämlich die abnehmende Halbmondphase schon vorbei war. Er kann also nicht den Vollmond vom August, sondern nur den vom 25. od. 26. Juli (vg1. Beyer o. c. Anm. 119) im Auge haben, und der Besuch ist demnach nicht vor ca. d. 5. August anzusetzen. Das paßt auch besser zur umständlichen Beschreibung der Nähe des Neuen Jahres, das nach dem 25. August nicht « schon fast», sondern unmittelbar vor der Tür stand. Ich bevorzuge es darum, die Datierung des zweiten Besuchs « nachdem Agathangelos sich inzwischen sechs Monate in der Stadt aufge halten hatte» als grob angedeutet zu betrachten und für diese sechs Mona te knapp sieben zu berechnen, d. h. den zweiten Besuch in die dritte Woche des Juni zu datieren. Wenn..man dazu in der heiligen Zahl von vierzig Ta gen zwischen zweitem und drittem Besuch eine etwas großzügige Abrun dung sieht, kommt man von dort aus in den Anfang des August. Nun spricht Gregoras aber davon, daß die <ekdemia> des Agathangelos schon 3
EINLEITUNG
vierzig Tage dauerte, bevor er wiederkam. Aus dem Wort ekdemia schloß Beyer 1. c., daß Agathangelos nach dem zweiten Besuch eine Reise (außer Landes = weg aus Konstantinopel) unternommen habe und die vierzig Tage, wovon Gregoras spricht, weder auf die Gesamtabwesenheit des Agathangelos noch auf die Dauer seiner Reise, sondern auf die Zeit zwi schen der Reise und dem dritten Besuch zu beziehen seien (0. c. Anm. 119). Es handele sich dabei um die Reise, die Agathangelos als Begleiter der Kai serin Eirene machte und worüber er Gregoras berichtet, dabei sich selbst als Manuel Angelos darstellend (Beyer: Chronol. Nr. 66 Anm. 119 u. S. 144 f.). Zur letztgenannten Hypothese brauche ich mich hier nicht zu äußern, denn ich lehne die Interpretation von « ekdemia» bei Gregoras 134,13 als « Reise» ab. Ab 130,1 spricht Gregoras ausschließlich darüber, wie es ihm nach dem Weggang des Agathangelos nach seinem zweiten Be such in seiner Gefangenschaft erging, und zwar darüber, wie er jetzt mit seiner Geschichtsschreibung vorankam. Der Übergang auf den Bericht über den dritten Besuch erfolgt mit den Worten: « Als die <ekdemia> des Agathangelos schon die Zwischenzeit von vierzig Tagen durchmaß . . . » , was Boivin m . E. richtig übersetzte mit: « quadraginta diebus post Aga thangeli discessum praeterlapsis» . Für mich weist Gregoras mit diesem Satz zurück auf das Fortgehen seines Freundes nach dem zweiten Besuch, das er 130,1 erwähnt hat, und nicht voraus auf eine Reise, worüber er Agathangelos erst weiter unten (152,1 ff.) berichten läßt, was hier niemand ahnen kann und wovon auch Gregoras selbst in seiner Darstellung zu die sem Zeitpunkt noch nichts wußte. Daß er für die Abwesenheit seines Freundes das etwas « schwere» Wort ekdemia wählte (das außer « in die Fremde gehen» auch hinscheiden/sterben bedeuten kann), halte ich aus der Sicht des von der Außenwelt abgeschlossenen und auf der Insel seiner Haft sich nach Kontakten sehnenden Gregoras für nicht außergewöhn lich. Für mich bleibt es dabei, daß Gregoras laut eigenem Bekunden die zehn Bücher seiner Hist. Rhom. ( Kap. XVIII- XXVII), die er Agathan gelos bei seinem dritten Besuch zur VervieIfältigung und Verbreitung über gab (135,6-137, 3), in (den) vierzig Tagen (zwischen d. 2. u. 3. Besuch) Ende Juni/Anfang August 1352 geschrieben hat. Das wären ca. 400 Seiten in 40 Tagen (im Durchschnitt 10 Seiten pro Tag). Ich kann dazu nur seuf zen: Hätte ich sie oder auch nur den in diesem Band enthaltenen Teil da von (ca. 275 Seiten) in so kurzer Zeit übersetzen und kommentieren kön nen! =
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TEIL I. ALLGEMEINES
Es ist klar, daß Gregoras nicht das ganze 27ste « Buch»/Kapitel (also auch XXVII 9-58 ed. Bonn. III 130- 175) Agathangelos beim dritten Besuch hat übergeben können. Denn der größte Teil dieses Kapitels bringt eben den Bericht über diesen Besuch und über das, was er erst nun von Agathangelos erfuhr, und außerdem erwähnt Gregoras ganz am Ende den Anbruch des Frühlings 1353 und die Erwartung eines baldigen vierten Be suchs des Agathangelos (174,7- 175,5). Diesen Teil muß er also beim vier ten Besuch nachgereicht haben (s. v. Dieten: Entstehung 16; vgl. Beyer: Chronol. 143 f.). =
2. Der Inhalt dieses Teiles der Historia Rhomalke Gregoras selbst schreibt darüber folgendes : « Nur war da (in meinem Elend) Gott, der . . . mich befähigte, die Geschichte . . . auf die gleiche Wei se in spontanen Gedenkschriften festzuhalten, wie ich das auch früher (zu tun) gewohnt war . . . » (ed. Bonn. Bd. III 130,6- 10). « Durch Gottes Vorse hung brachte ich in kurzer Zeit beinahe die ganze Geschichte zu Papier, ohne wichtige Dinge auszulassen oder solche, die überflüssig scheinen könnten, einzuflechten, sondern ich bediente mich auf absolut einfache Weise des erzählenden Stils. Freilich dort, wo es um die Dogmen und um die Vorgänge auf jenem (bekannten) Räuberkonzil ging, hielt ich es für notwendig, mein T hema mit besonderer Sorgfalt auszuarbeiten . . . » (131, 23 - 132,8) . « Ich habe nach deinem Fortgehen (Agathangelos) diese zehn Kapitel verfaßt und niedergeschrieben auf Papier, das sich anbot, eilig und in großer Angst, da Gefahren mich ganz und gar umgeben und einkreisen. Und soweit es die knappe Zeit zuließ, habe ich sie mit den übrigen Kapi teln meiner Historia Rhomaike verbunden» (136,10- 17). Diese zehn Kapitel waren demnach vom Autor von Anfang an als Fort setzung seiner Historia Rhomaike gedacht, und er hat sich darum be müht, einen einwandfreien Anschluß an den vor seiner Haft eilig heraus gebrachten zweiten Teil seiner Geschichte herzustellen. Es handelt sich am Anfang dieses Bandes auch tatsächlich um eine Fortsetzung der Historia Rhomaike in ihrer bisherigen Form, doch bald muß der Leser sich mit ei ner starken Wandlung abfinden: aus einer allgemeinen Geschichte des by zantinischen Reiches wird eine Monographie über die jüngste Entwick lung im Kampf um die Theologie des Gregorios Palamas. Die zehn Kapitel sind in der Überlieferung den obigen Angaben des Au5
EINLEITUNG
tors entsprechend an erster Stelle als Kapitel des zweiten Teiles der Histo ria Rhomaike gezählt, also « Kap. VII des 2. Teiles» usw., aber auch, wie die schon vorab herausgebrachten Kapitel I-VI, als Kapitel des Gesamt werkes, also als Kap. XVIII usw. Inhaltlich fährt Gregoras genau an dem Punkt fort, an den er am Ende von Kap. VI bzw. XVII gekommen war: die Lage des Reiches unmittelbar nach der byzantinischen Niederlage im Krieg gegen die Genuesen von Galata vom 6. März 1349. Die Vorwar nung, der Leser solle sich auf eine besondere Behandlung des Streites um die christlichen Dogmen gefaßt machen, erweist sich als in jeder Hinsicht zu schwach; auch die schlimmsten dadurch geweckten Befürchtungen werden von der Wirklichkeit übertroffen. Die « normale» Geschichte füllt in diesem Band die Seiten 869 - 880 der Bonner Ausgabe 4,4%, der Streit um die Rechtgläubigkeit die Seiten 881 - 1146 95,6%. Das Einverständ nis des Lesers voraussetzend, habe ich deshalb einen Teil dieser besonders ausführlichen Darstellung, wo sie in der Hauptsache der Widerlegung der palamitischen Theologie aus Vätertexten gewidmet ist, nicht vollständig übersetzt, sondern zusammengefaßt (Näheres dazu unten S. 12 f. und Anm. zu S. 958,18 ff. ) . An geschichtlichen « Fakten» bringen die Kapitel dieses Bandes folgen des. =
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Kap. VII
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XVIII
Ed. Bonn. Bd. 11, S. 869,1- 870,8: Reaktion des Kantak. auf die Niederlage vom sechsten März 1349. 870,8 - 871,7: Tod des Patriarchen Isidoros (Febr./März 1350), der vom Autor nachträglich für die genannte Niederlage mitverantwortlich ge macht wird. 871,8 - 876,3 : Einsetzung des Patriarchen Kallistos (10. 6. 1350) , der geeig net scheint, den Sieg des Palamismus auf einem Konzil zu besiegeln. 876,3 - 21: Die Opposition gegen den neuen Patriarchen wird mit Hilfe dieser Zielsetzung gebrochen (Sept. 1350) . 876,22 - 880,7: Vorbereitung des Konzils über die Theologie des Palamas und Einbeziehung von Byzanz in den Krieg Venedigs gegen Genua (April/Mai 1351). 880,7 -21: Zuerst ist das Konzil zu behandeln. 881,1- 884,5: Die Vorbereitung. 6
TEIL I. ALLGEMEINES
884,6- 890,19: Letzter Versuch des Gregoras, Kantak. zu « bekehren». 890,19 - 891,19: Gregoras wird Mönch. Der erste Sitzungstag (27. 5.) bricht an. 891,20 - 896,14: Aufmarsch der Antipalamiten. 896,15 - 898,4: Verzögerung der Konzilseröffnung. 898,4 - 907,17: Eröffnung und Eröffnungsrede des Kaisers Kantak . Kap . VIII
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XIX
909,1 - 935,23: Fortsetzung des Berichtes über die erste Sitzung. Gregoras antwortet dem Ks. und läßt sich weder von ihm (917,23 -918 ,11) noch von Palamas (925,1-3) am Reden hindern. 936, 1 -937,23 : Kantak. antwortet Gregoras. 937,23 - 938,7: Palamas u. a. pflichten ihm bei. 938,7 - 939,4: Gregoras setzt an zu einem neuen Vortrag, 939,4- 10: aber als er das Thema Thaborlicht anschneidet, verbietet ihm der Ks. weiter zu reden. 939,11 - 945,15: In einem Exkurs behandelt Gregoras das Thema Thabor licht für seine Leser. 945,15-946,5: In einem plötzlichen Gefühlsausbruch nimmt er den un heilvollen Konzilsausgang vorweg. 946,6-953,15: Er setzt seinen Exkurs über das Thaborlicht fort. Kap. IX
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XX
955,1-7: Gregoras bricht wegen Kopfschmerzen seinen Exkurs ab und verspricht weiteres für später. 955,7-963,12: Er kehrt zurück zum Punkt, an dem der Ks. ihm das Wort abschnitt, und antwortet auf den Vorwurf, er verbiete das Theologisie ren. 963,13 - 964,10: Der Ks. unterbricht ihn wiederum und übergibt Palamas das Wort. 964,10- 969,9: Kommentierte Zusammenfassung des Auftritts des Pa la mas. 969,10- 975,5: Kritik an der Rede des Palamas, nicht vor dem Konzil, son dern für den Leser. 975,5- 976,6: Gregoras hat bisher nicht erwähnt"ob er Palamas auf dem 7
EINLEITUNG
Konzil geantwortet hat. Hier heißt es plötzlich: er konnte vor Kopf schmerzen nicht weiterreden und überließ seinen Mitstreitern das Wort, die selbst darüber geschrieben haben. 976,6 -977,17: Spätabends we>'den die gegen Barlaam im Tomos v. 1341 niedergelegten Väterzeugnisse über das Thaborlicht vorgelesen. Die Pa lamiten führen nun das große Wort. Protest wird nicht geduldet. 977,18 f. Das Konzil wird vertagt auf den 30. 5. 977,19-980,8: Der Tag endet mit Aktionen des Volkes gegen Palamas und seine Anhänger sowie einem Triumphzug für Gregoras. 980,9 - 984,22: Am nächsten Tag (28. 5.) erwirkt Palamas Verfolgung und Einschüchterung seiner Gegner durch den Ks. 984,23 -990,21: Die zweite Sitzung (30. 5.). Ihr geht ein ergebnisloses Ge spräch des Ks. mit Gregoras voraus und 990,21 - 992,7 eine Beratung der Palamiten über Einschüchterung ihrer Gegner. 992,8- 996,4: Man läßt diesmal die Antipalamiten nicht zu Wort kom men; diese ziehen aus. Kap . X = XXI 998 ,1- 999,7: 2. 6.: der Ks. versucht noch einmal, Gregoras umzustimmen. 999,8 - 1001,11: Die dritte Sitzung (8. 6.) . Die Antipalamiten tragen Bean standungen der Lehre des Palamas vor; dieser kann seine Thesen nicht verteidigen. 1001,12- 1002,13: Gregoras überläßt es wegen Kopfschmerzen anderen, insbes. einern seiner Schüler, zu antworten. Dieser besiegt Palamas. Die Sitzung wird aufgehoben. 1002,14- 1003,9: Die Palamiten präparieren eine neue Sitzung. 1003,9- 1006,18: Die vierte Sitzung (ca. 15. 6.). Die Widerlegung der The sen des Pa lamas wird fortgesetzt, aber vorn Ks. abgebrochen. 1006,18 - 1010,10: Ab jetzt können die Palamiten sagen und sanktionieren, was sie wollen. 1010,10- 1013 ,3: Die zwei bischöflichen Gegner des Palamas werden abge setzt und handgreiflich ihrer Würde entkleidet. Danach können sie und die übrigen Antipalamiten unbehelligt nach Hause gehen. 1013,4- 1021,7: Wenige Tage später (gegen Ende Juni) erhält Gregoras Hausarrest. Sein Schicksal erinnert an frühere Verfolgungen. 8
TEIL I. ALLGEMEINES
1021, 8 - 1025,14: Die Palamiten vollenden ihre Arbeit auf weiteren Sitzun gen (Juni - Juli) mit Verurteilungen und dogmatischen Definitionen. 1025,14- 1028,20: Gregoras beklagt seine Verlassenheit und insbes. die Untreue eines Freundes (Kabasilas). 1028,21 - 1033,1: Proklamation des palamitischen Tomos in der Agia 50phia (15. 8.). Die göttliche Strafe folgt auf dem Fuße. 1033,1 - 1036,7: Vergleich mit früheren Zeiten. Kap. XI = XXII 1037, 1 - 1050,12: Versuche, Gregoras umzustimmen und ihn bezüglich des Tomos zu täuschen, schlagen fehl (Sept.lOkt. 1351). 1050,13 - 1146,17: Eine ausführliche Diskussion mit seinem untreuen Freund Demetrios Kabasilas und einem anonymen Theologen endet ergebnislos. 3. Die Überlieferung dieses Teiles und die Textgrundlage dieser Übersetzung Wie wir gesehen haben, gab Gregoras vom zweiten Teil seiner Historia Rhomaike zuerst die Kapitel I-VI ( XII - XVII des Gesamtwerkes) ge trennt heraus (ca. Mai 1351) und danach zehn weitere Kapitel (VII bzw. XVIII- XVII bzw. XXVII) im Frühjahr 1353. Ich bringe davon in diesem Band nur den Teil bis Kap. XIII bzw. XXIV § 2 und schließe mich damit Boivin an, der seine Ausgabe so plante: Bd. I: Kap. I - IX, 11: Kap. XII XXIV § 2, III: Kap. XXIV § 3 - XXXVII, davon aber nur die beiden er sten Bände tatsächlich veröffentlichen konnte (1702). So blieb die editio princeps des dritten Bandes dem Gregoras-Herausgeber im Bonner Cor pus Ludwig Schopen vorbehalten (s. van Dieten: Entstehung 3 -9). Diese merkwürdige Einteilung empfiehlt sich nicht nur des Umfangs wegen (s. u.), sondern auch, weil mit Kap. XXIV § 3 eine andere Art Geschichts schreibung einsetzt. Gregoras schrieb ab hier (bis einschließlich XXIX § 25) nicht mehr als direkter Augenzeuge, sondern zeichnete auf, was er aus dem Mund seines Freundes Agathangelos während fünf Besuchen über die Zeit vom Juli 1351 bis Herbst 1354 erfuhr. Für diese Übersetzung kommt als Grund hinzu, daß ich von den übrigen Kapiteln XXX XXXVII sechs (XXX- XXXV) auslassen werde" weil sie rein theologi=
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EINLEITUNG
scher Natur sind (Dispute über die Lehre des Pa lamas vor einem lateini schen Bischof ( XXX - XXXI) bzw. mit Kantak. und anderen Palamiten ( XXXII -XXXV), als nicht zum eigentlichen Geschichtswerk gehörig (s. van Dieten ebd. 17 - 19) , so daß sich - wie gesagt - auch vom Umfang her der Einschnitt nach XXIV § 2 empfiehlt. Auch wenn dieser Einschnitt nicht vom Autor stammt, so hat er doch auch zu ihm einen besonderen Bezug. Seine ursprünglich nicht vom Pala mismusstreit beherrschte Geschichtsschreibung, die er im Kap. XVIII § 3 (S. 8 81,1) abbrach, um diesen Streit in aller Ausführlichkeit zu behandeln, nimmt er ab XXIV § 3 wieder auf, als er endlich in der ihm seit Juni 1351 auferlegten Absonderung von der Welt wieder erfährt, was sich dort seit dem abspielte und abspielt. Die Textüberlieferung der Historia Rhomaike ist eng verbunden mit der hier kurz angedeuteten Freigabe einzelner Teile für die Vervielfältigung und Verbreitung. Darin gehört der hier übersetzte Teil zum größeren Komplex der Kapitel XVIII - XXVII, die Gregoras ab August 1352/Früh jahr 1353 abschreiben und verbreiten ließ (s. o.). In genau dieser Zusam mensetzung sind sie auch überliefert im Codex Genev. 35, 2. H. 15. Jh. ( G) und den daraus kopierten Codd. Escorial T 1 - 2 und Londin. Br. Mus. Addit. 16405. Man darf als sicher annehmen, daß wir in G eine Ko pie eines der Exemplare vor uns haben, die unmittelbar nach 1353 herge stellt wurden (s. van Dieten: Entstehung 16 f.; Beyer: Gregoras als Theolo ge 174- 178; ders.: Chronol. Nr. 144). Dazu paßt die getrennte Überliefe rung von Kap. 28 -33, ursprünglich aber wohl 28-35 im Cod. Paris. gr. 1276 (Vorlage v. Marc. gr. 405, der wieder Vorlage war v. Palat. ( Heidelb.) 299 und Escorial Y- I -7) , s. van Dieten: Entst. 17- 19 u. 25. Außer G sind zwei weitere Hss. für diesen Teil der Hist. Rhom. wichtig: Cod. Vat. gr. 1095, 14. Jh. ( V) und Laurent. LVI 14, ausg. 14. Jh. ( L). Ersterer enthält die Kap. 1 8 - 37, der andere 18 - 29,18 (ed. Bonn. III 236,6) . Cod. V zeigt aber nach Kap. 29 einen deutlichen Einschnitt. Wir haben es, wie ich Entst. 18 f. gezeigt habe, mit einem Codex aus getrennt entstandenen Teilen zu tun: Kap. 18 - 29, 30-31, 32-35, 36 - 37 (verse hentlich vom Zusammensteller der ganzen Hs. 37- 3 8 gezählt). Die Kap. 18 - 29 bildeten also eine ursprünglich getrennt abgeschriebene Einheit. Cod. L besteht aus zwei Teilen; der erste Teil, fol. 1 - 163, enthält die Logoi antirrhetikoi deuteroi des Greg., in die als Erweiterung von Kap. 6 drei Bücher über das Thaborlicht eingefügt sind = Hist. 32 - 34 (fol. 97"ff. =
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TEIL I. ALLGEMEINES
ed. Bonn. III 375 ff.) ; der zweite Teil, fol. 164 -286 enthält aus der Hist. Rhom. Kap. 18 -29,18. Da das letzte Heft nur aus zwei Blättern besteht, darf man wohl davon ausgehen, daß wir es auch hier mit einem Exemplar der getrennten Überlieferung von Kap. 18 -29 zu tun haben. Anders als Kap. 27 bildet Kap. 29 einen geeigneten Abschluß eines eigenen Teiles der Historia Rhomaike. Daß Gregoras Kap. 18 - 27 vorzeitig veröffentlicht hat, ist erklärlich, da er nicht wußte, ob er noch eine Gelegenheit zur Voll endung und Publikation bekommen würde, deshalb auch die Freigabe ei nes anerkanntermaßen auch stilistisch unfertigen Manuskripts im August 1352. Als er aber frei war, konnte er es natürlich nicht lassen, sein Werk so bald wie möglich bis zum Sturz des Kantak. und zu seiner eigenen Befrei ung (Ende Nov. 1354) fortzusetzen, was ihm freilich nicht vor 1356 ge lang. Daraufhin konnte er einen weiteren Teil seiner Hist. Rhom. der Öf fentlichkeit übergeben, die Kapitel 28 -35, wiederum nur zwei davon (28 -29) historisch und sechs (30 - 3 1 sowie 32- 35) theologisch, aber dazu mehr im nächsten Band (vgl. auch van Dieten: Entstehung 17 f.). Wir haben also in den Codices V und L zwei Handschriften vor uns, worin der Text von G um zwei Kapitel erweitert, aber, wie der Textver gleich zeigt, auch der vorausgehende Teil vom Autor ein wenig überarbei tet wurde, besonders gegen Ende des 27. Kapitels (vgl. Beyer: Chronol. 144). 4. Die Übersetzung a.
Allgemeines
Grundlage dieser Übersetzung ist der griechische Text der Bonner Aus gabe, korrigiert aufgrund einer vollständigen Kollation mit den Hss. V, L und G. Die Kopien aus diesen Hss. konnten außer acht bleiben. Auf V gehen zurück Paris. gr. 3075, Havniensis 1986 und Chicago Univ. 51. Ko pien aus L sind mir nicht bekannt. Die aus G habe ich oben schon ge nannt. Cod. Paris. gr. 3075 wurde für Boivin aus V abgeschrieben, der für seine Ausgabe hauptsächlich auf dieses « apographum valde mendosum» angewiesen war, auch wenn er in Rom eine Nachkollation verdächtiger Stellen hat vornehmen las.§en (s. van Dieten: Entst. 7). Der edierte Text des hier übersetzten Teiles der Hist. Rhom. ist bedeutend schlechter, als das bei Bd. 1 - III der Fall war. Zum Beispiel fehlen an mehr als 25 Stellen Satz teile von fünf bis über zwanzig Wörtern. Auf di�se und andere Fehler, die 11
EINLEITUNG
es dem Leser unmöglich machen, die Übersetzung mit dem edierten Text zu vergleichen, wird in den Anmerkungen hingewiesen. Kleinere Korrek turen, die beim Vergleich der Übersetzung mit dem edierten Text keine Probleme verursachen, habe ich stillschweigend vorgenommen. Einen Überblick über die wichtigsten Textkorrekturen findet man im Index s. v. Was die Art der Übersetzung betrifft, habe ich mich wie bisher bemüht, Texttreue und nach Möglichkeit auch eine gewisse Stiltreue mit genießba rem Deutsch zu kombinieren. Dabei war mir für die letztgenannte Seite dieses Balanceaktes meine Frau eine ebenso unermüdliche wie strenge Hilfe. Unregelmäßigkeiten in der Vorlage
Eine gelegentlich etwas unklare Präsentation der Materie ist nicht der Übersetzung, sondern der Vorlage zuzuschreiben. Sie ist eine Folge der Tatsache, daß der Autor - wie er selbst bezeugt - es an der zweiten und dritten Hand hat fehlen lassen. Dieser Mangel hat schon oben in der In haltsangabe seinen Niederschlag gefunden (s. z. B. zu S. 975,5 ff.). Zusätz lich will ich hier auf folgendes hinweisen. Im Bericht über das Konzil v. 1351, aber auch in dem über den Disput mit Kabasilas ist nicht immer so fort klar, an wen der Autor sich richtet. Gelegentlich verliert er aus den Augen, daß er nicht wiedergibt, was er auf dem Konzil gesagt hat, son dern dem Leser in einem Kommentar unterbreitet, was er auf dem Konzil gern hätte sagen wollen, aber aus welchem Grund auch immer nicht hat sagen können. Er bleibt also in diesen Berichten nicht bei der Sache und vermischt die Konzilsdebatte bzw. die Diskussion mit Kabasilas mit nach träglichen Betrachtungen. Auch in der Anrede seines Leserpublikums ist er nicht konsequent. Mal scheint er sich bei seiner vierzigtägigen Fleißar beit eine Hörerschar von Freunden vorgestellt zu haben, mal einen einzi gen Zuhörer. Wo solche Inkonsequenzen störend wirken, habe ich in den Anm. darauf hingewiesen (s. Anm. 35, 43, 259-261, 291, 313, 315, 345, 351, 354, 582) . b. Besonderheiten Teilzusammenfassungen
Wie schon gesagt, habe ich auf eine vollständige Übersetzung der theo logischen Widerlegung der palamitischen Thesen und der dazu ins Feld 12
TEIL l. ALLGEMEINES
geführten Väterzitate verzichtet, da diese die Mehrzahl der Leser nur mä ßig interessieren würde. Was sich um das Konzil und auf dem Konzil v. 1351 abspielte, auch was dort alles an nicht Theologischem gesagt wur de und wie man miteinander umging, habe ich vollständig übersetzt, wo bei die Theologie natürlich nicht einfach ausgeklammert werden konnte. Die Schilderung der dort auftretenden Personen und ihres Verhaltens, was und wie sie etwas sagten, der ganze Ablauf des für die orthodoxe Kirche folgenschweren Ereignisses ermöglichen dem Historiker manchen interes santen Einblick in die damalige byzantinische Welt, der das Fehlen von aufsehenerregenden Fakten aufwiegt. Von der theologischen Debatte habe ich soviel übersetzt, daß ihr Verlauf dem Leser deutlich bleibt. Von der Konzilsdebatte sind darum hauptsäch lich nur die Väterzeugnisse dem Rotstift zum Opfer gefallen (S. 958,18 963,12; 972,8 - 21; 974,4-975,2; 988,13 -989,12) . Radikaler habe ich die Diskussion des Greg. mit Kabasilas und dem anonymen Theologen be schnitten (1016,1 - 13; 1059,21- 1111,11; 1112,12 - 1118,5; 1119,1- 1143,14) . Außerdem hielt ich die aus Zitaten zusammengesetzte Klage S. 1015,161020,12 für überflüssig und irrelevant. Was die Art der Zusammenfassung betrifft, lasse ich im Textteil S. 958,18 - 1020,12 nicht Gregoras reden, sondern präsentiere selbst das, was ich dort zusammenfasse: wie die Väterzitate ins Spiel gebracht und welche Väter zitiert werden, was Sinn und Zweck der Zitate ist. Die Iden tifizierung der Zitate geschieht in den Anmerkungen (mehr dazu unten). Den Disput mit Kabasilas fasse ich, wie gesagt, mit Ausnahme von weni gen TextsteIlen (1050,12 - 1056,1; 1056,13 - 1059,20; 1111,11- 1112,11; 1143,14- 1146,17) in seiner Ganzheit zusammen und gestalte diese Zusam menfassung so, wie wenn sie in dieser Kürze von Gregoras selbst geschrie ben worden wäre (vgl. Anm. 536) . Die Zeugnisse der Väter und der heidnischen Philosophen
Gregoras verwendet im theologischen Teil seines Werkes eine Menge Väterzitate und in geringerem Maße auch Zeugnisse heidnischer Philoso phen (Aristoteles, Platon, :elotinos, Proklos ) . Schon Boivin und sein theo logischer Mitarbeiter Claudius Capperonnerius haben einen Teil davon « identifiziert», d. h. den Autor (wenn nicht genannt) , das Werk und unge fähr die Stelle des Werkes in der von ihnen benutzten Ausgabe in ihren 13
EINLEITUNG
Notizen verzeichnet. Besondere Erwähnung verdient hier, daß schon Boi vin den von Gregoras als Theodoros Graptos präsentierten Autor als ei nen Pseudo-Theodor erkannte und als den wahren Lieferanten der Theo dorzitate den Patriarchen Nikephoros I. ermittelte (s. Anm. 266) . Die mei ste Arbeit blieb aber noch zu tun, bis Fatouros: Test.App. (s. Lit.-Verz. Bd. 1II S. IX) den Löwenanteil dieses Werkes leistete. Vor allem was die Väterzitate (nach Migne PG) betrifft, habe ich davon dankbar Gebrauch gemacht. Leider hat auch Fatouros nicht alle Zitate identifiziert und ver zeichnet in seiner Liste (mit wenigen Ausnahmen, s. z. B. Romanos Melo des) nicht auch jene Zitate, die er nicht (gesucht?) gefunden hat. Dies trifft bes . für Chrysostomoszitate zu, kommt aber auch bei solchen von Atha nasios, (Pseudo-)Dionysios Areopagita, Gregorios v. Naz., Gregorios v. Nyssa, Johannes v. Damaskos, Maximos Confessor vor. Zur Gänze fehlt in der Liste von Fatouros der Ps.-Theod. Graptos bzw. Nikephoros Patri archa. Ich habe sämtliche Zitate nach Möglichkeit überprüft und präzi siert, aber nicht versucht, alle bisher nicht identifizierten Zitate ausfindig zu machen. Ich besuche nur noch gelegentlich eine größere Bibliothek, die eine solche Arbeit ermöglicht, und der Gewinn für diese Übersetzung würde das Hinauszögern der Fertigstellung dieser ganzen Arbeit nicht aufwiegen. Hier und da wird man aber trotzdem Ergänzungen und Ver besserungen zu der von anderen auf diesem Gebiet geleisteten Arbeit fest stellen können. Synode oder Konzil
In den vorausgegangenen Bänden habe ich das griechische Wort Syn odos immer mit Synode übersetzt. Es ging dabei meistens um nicht-öku menische Synoden in der Zeit, über die Gregoras schrieb, und nur gele gentlich um eines der alten ökumenischen Konzilien (gr. Synoden) , was immer im Kontext sofort deutlich war. Als einfache zeitgenössische Syn oden des Konstantinopolitaner Patriarchats behandele ich in diesem Band (wie in den vorausgehenden) die sich mit Palamas befassenden Synoden der Jahre 1341 und 1347. In diesem Band spielt aber eine «Synode» die Hauptrolle, die an sich zwar keinen höheren Rang hatte, aber laut Grego ras von Kantak. als Ökumenisches Konzil geplant war und sich in jedem Fall die Autorität eines solchen Konzils angemaßt sowie durch die nach trägliche Rezeption in den anderen orthodoxen Patriarchaten orthodox14
TEIL I. ALLGEMEINES
ökumenische Geltung erlangt hat. Um diese Sonderstellung der «Synode» v. 1351 hervorzuheben, spreche ich in diesem Fall in meiner Übersetzung vom Konzil v. 1351. Energeia-Wirkung / Wirksamkeit / Wirkungsvermögen
Der wichtigste Begriff in der palamitischen Theologie ist der Begriff Energeia. Die göttliche Energeia ist Palamas' eigentlicher Gott, der Schöp fer, der Gnadenspender und Vergöttlicher, der Gott, zu dem der Mensch Zugang hat und den er kennen, ja als Auserwählter mit seinen leiblichen Augen gelegentlich sehen kann, während das göttliche Wesen, d. h. der an und für sich seiende und real existierende Gott, für ihn irrelevant ist, da er unzugänglich bleibt, sich in keiner Weise mitteilt, weder Schöpfer der Welt noch Gnadenspender der Menschen ist, sondern, wollte er sich irgendwie mitteilen, alles restlos vernichten würde. Das Wesen Gottes steht hinter oder besser über seiner Energeia, denn ohne das Wesen gäbe es die Ener geia nicht, aber wirksam und dadurch erkennbar wird nur diese, denn das Wesen könnte nicht wirken, ohne das Erwirkte gleichzeitig zu zerstö ren. Der Mensch hat also de facto nur zur Energeia Gottes eine Beziehung. Mehr bildlich und in Anlehnung an Exod. 33,18 - 23 könnte man sagen, das Wesen Gottes sei für Palamas seine von uns abgewandte Seite, sein Wirken die uns zugewandte. Das Bild hat nur den Fehler, daß
auch eine Beziehung zu uns andeutet, und zwar in biblischem Sinne eine sehr negative (Ps. 12,2; 26,9; 43,25 usw.) . Soviel zur Bedeutung dieses Begriffes für die palamitische Theologie. Da nun jedes Wort in seiner Bedeutung vom Denken des Benutzers be stimmt wird, der einem bestimmten Stadium eines bestimmten Kultur kreises angehört, wird die Übersetzung eines solchen problembeladenen Wortes wie in unserem Fall Energeia zu einem Problem. Wir müssen uns schon gleich hüten, es mit unserem Wort Energie wiederzugeben, das für uns (an erster Stelle?) das in den sogenannten Energiequellen gespeicherte Arbeitsvermögen ist, womit wir zum Schaden unserer Umwelt verschwen derisch umgehen, oder, wenn wir wissenschaftlicher denken, die Gesamt energie unseres kosmisch�n Systems, die sich in Masse umsetzt, in der Masse erhalten bleibt und aus der Masse neu entsteht, oder alltäglicher unsere eigene körperliche oder geistige Energie, d. h. unser täglich bei Sport, Denksport usw. eingesetztes körperliches oder geistiges Leistungs, 15
EINLEITUNG
vermögen, alles moderne Konkretisierungen einer allgemeineren Bedeu tung des ursprünglich griechischen Wortes energeia. Energeia heißt laut Wörterbüchern der altgr. Sprache Wirksamkeit, Tä tigkeit, Aktivität. Es ist das Substantiv zum Verb energeo wirken, tätig sein, und verhält sich zum Substantiv energema das Erwirkte, die Tat, als Ursache zu Verursachtem. Da die alten Griechen versuchten, in menschlichen Kategorien (Wesen, Eigenschaften, Empfinden, Wirken) über Gott zu denken und zu sprechen, und sich fragten, welche dieser Ka tegorien in welchem Sinne auf Gott anwendbar seien, und da sie außer dem Gott als letzte Erklärung des Kosmos postulierten, stellten sie sich auch die Frage, ob Gott alles, was ihm an Nichtgöttlichem zu bewirken unterstellt wurde, direkt als göttliches Wesen bewirke oder ob ihm dazu ein besonderes "Vermögen», eine von seinem Wesen verschiedene Ener geia/Tätigkeit zugeschrieben werden müsse. Ihre Philosophen beantwor teten die Frage im Sinne der erstgenannten Alternative und bezeichneten das Wesen Gottes deshalb auch als Autoenergeia, d. h. als direkt durch sich selbst wirkend, nicht mittels eines vom Wesen verschiedenen Vermö gens, das bald ruhe, bald aktiv werde. Soviel zum Hintergrund des Wortes Energeia. Wie kam nun Palamas dazu, dem Begriff Energeia eine so zentrale Stellung zu geben? Wie im zweiten Teil dieser Einleitung gezeigt wird, glaubte er fest an eine reale Gottesschau, die auch ihm persönlich öfter zuteil wurde. Als Barlaam die Möglichkeit einer wirklichen Gottesschau leugnete und dies mit eindeuti gen Aussagen der Bibel und der Väter untermauerte, sah er sich gezwun gen, in Gott eine Realität auszumachen, die es ihm ermöglichen könnte, an seiner realen Gottesschau festzuhalten, ohne den genannten Zeugnis sen zu widersprechen. Da erfand er die wirkende Gottheit, die in ihren Wirkungen sichtbar wird. Was er in seiner Gottesschau mit seinen körper lichen Augen als das reale göttliche Licht wahrzunehmen glaubte, wurde nun für ihn zur sich « in actu» offenbarenden Aktivität Gottes, ausgestattet mit den gleichen göttlichen Eigenschaften wie das Wesen Gottes (Uner schaffenheit, Unendlichkeit usw. ) . Er verfügte so über zwei Gottheiten (Göttlichkeiten) bzw. zwei Schichten im einen Gott, deren eine die höhere und absolut unzugängliche, die andere die niedrigere, die sich ihm und an deren Auserwählten offenbarende sei. Das in der Kirche wegen des Trini tätsmysteriums übliche Sprechen über eine abstrakte göttliche Natur (Gottheit) , die in drei Hypostasen Realität sei, half ihm wohl, die eine ab=
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TEIL I. ALLGEMEINES
strakte unerschaffene und unendliche Gottheit in zwei real verschiedene Formen (Wesen und Energeia) aufzuteilen, die deshalb noch keine zwei Götter sein müßten. Dabei half auch die anthropomorphe Vorstellung ei nes ruhenden Arbeitsvermögens, dessen Aktualisierung am Wesen Gottes nichts ändere, wie umgekehrt das Wesen diesem Wirken nicht seine zer störerische Unmitteilbarkeit mitteile. Da also, wie ich es sehe, Palamas, wenn er über die Energeia Gottes spricht, diese Energeia als ausgeübtes Wirkungsvermögen sieht - denn nur wirkend wird es sichtbar - übersetze ich Energeia meistens mit Wirkung, gelegentlich mit Wirksamkeit, und füge, wo es mir nützlich erscheint, er klärend das gr. Energeia hinzu.
Voraus- und Rückverweise
Diese geschehen - wie schon in dieser Einleitung - auf der Basis der Bonner Ausgabe, deren Seiten auf dem oberen Rand eines jeden Blattes (Innenseite) angegeben sind. So konnten sie gleich im Manuskript vorge nommen werden. Außerdem ist die Angabe etwas genauer, weil eine Seite dieser Übersetzung etwa anderthalb Seiten des gr. Textes entspricht. Da die Angaben mit Seite und Zeile erfolgen, ist es nützlich zu wissen, daß eine Übersetzungszeile und eine Zeile des gr. Textes in etwa gleich lang sind. Griechische Wörter
Für den in besonderen Fällen am gr. Wortlaut interessierten Leser hielt ich es gelegentlich für notwendig oder aufschlußreich, einzelne Wörter oder Satzteile in den Anmerkungen griechisch wiederzugeben. Sofern sich dies problemlos in deutscher Transkription realisieren ließ, habe ich das getan. Nur in sehr wenigen Fällen schien mir eine Wiedergabe in Original griechisch notwendig. Lange Anmerkungen
Bd. III Ein!. S. 1 f. habe ich mich für «lange Anmerkungen» entschul digt. Ich muß gestehen, mich kaum gebessert zu haben. Es gibt auch hier wieder Anmerkungen mit Überlänge, wofür ich pie gleichen Entschuldi17
EINLEITUNG
gungen geltend machen möchte wie dort, für Anm. 29 u. 155, daß ich dar in neue chronologische Ansätze begründen muß, für 147, 362 u. 432, daß darin der Widerspruch zwischen Gregoras und Kantak. bzw. Philotheos Kokkinos zu klären ist. 5. Persönliches Dieser vierte Band erscheint in geringerem zeitlichem Abstand nach dem dritten (1988), als dieser nach dem zweiten (1979) und dieser wiederum nach dem ersten (1973). Das hat mehrere Gründe: das Otium cum labore des Ruheständlers, der mehrere angefangene Arbeiten noch vollenden möchte, die unermüdliche Hilfe meiner Frau, mit Rotstift und am Text verarbeiter, und als letzten Anstoß das Bestreben, das Manuskript für die sen Band dem Verlagsbetreuer der ersten drei Bände, Herrn Dr. Reimar W. Fuchs, noch vor seinem Rückzug aus der Tätigkeit für den Verlag An ton Hiersemann anzubieten, als Anerkennung für die ausgezeichnete Zu sammenarbeit. Ihnen gilt also am Ende dieser Einleitung mein besonderer Dank. Dem Verlag Hiersemann sei hier ebenfalls gedankt für die gedeih liche Zusammenarbeit sowie im voraus meinem neuen Betreuer Herrn Dr. Axel Dornemann, dem zu diesem Zeitpunkt die eigentliche Arbeit mit diesem Werk noch bevorsteht, und schließlich Herrn Dr. Peter Wirth so wie meinem Freund und Kollegen Franz Tinnefeld für die Durchsicht der Übersetzung bzw. des übrigen Textes und ihre Verbesserungen jeglicher Art. Nettetal, 26. 12. 1991
Jean-Louis van Dieten
TEIL II. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
Der weitaus größte Teil (ca. 95%) der Kapitel 18 -23 der Hist. Rhom., der hier in Übersetzung vorgelegt wird ( ed. Bonn. II 8 8 1 - 1146) , ist dem von Gregoras (an)geführten Kampf gegen die Theologie des Gregorios Pa lamas gewidmet, die 1347 von der kirchlichen Obrigkeit als allgemein ver bindlich vorgeschrieben wurde, so daß niemand ihr noch widersprechen konnte, ohne aus der Kirche ausgeschlossen zu werden. Diesem Kampf hat Gregoras nicht nur die letzten zwölf Jahre seines Lebens gewidmet (1347 - 1359), sondern auch die Fortführung seiner Hist. Rhom. ab 1347 =
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TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
weitestgehend untergeordnet. Manchem mag das als Verlust von Augen maß für Wichtigeres und weniger Wichtiges vorkommen, und gewiß rufen die paar hundert Seiten, die Gregoras allein schon in diesen Kapiteln auf die Widerlegung der palamitischen Dogmen verwendet, Überdruß hervor, aber man soll nicht aus den Augen verlieren, daß es dabei um einen ver hängnisvollen Vorgang geht, um die Usurpation der Macht in der byzanti nischen Kirche durch eine selbsternannte Elite von Mystikern, einen Vor gang, der nicht weniger bleibende Folgen hatte als etwa die Eroberung des byzantinischen Reiches durch die Türken. Aber auch allein schon die Bedeutung, die Gregoras diesem Thema bei gemessen, und der Umfang der Behandlung, die er ihm gewidmet hat, ma chen es notwendig, hier den Einsatz und die Geschichte dieses Kampfes bis einschließlich des Konzils von Mai/Juni 1351 (Hauptthema dieses Bandes) etwas näher zu erläutern, will man der Lektüre dieser Überset zung etwas abgewinnen. Hinzu kommt, daß ich nicht mehr zu allem ste he, was ich in der Lebensskizze des Gregoras Bd. I 14 ff. darüber gesagt habe. Einiges habe ich inzwischen in Anmerkungen zu Bd. 11 u. III schon in ein anderes Licht gerückt, aber hier möchte ich das gründlicher und übersichtlicher tun. Antiker und byzantinischer Tradition folgend, werde ich mich dabei nicht bemühen, eine angeblich urteilsfreie Präsentation des Streites um die palamitische Theologie vorzulegen, sondern betrachte es als Aufgabe des Historikers, historische Vorgänge zu verstehen und verständlich zu ma chen, d. h. wenn es um einen Streit geht, zu verstehen, warum, wozu, wo für, mit welchen Motiven und Mitteln man kämpfte. Dabei bleibt es oft nicht aus, daß man für eine der streitenden Parteien kein Verständnis ha ben kann. Über den Galilei-Prozeß (um Rezenteres zu vermeiden) kann man heute auch als Historiker nicht schreiben, als ob die Tatsache, daß der Gelehrte und nicht die Kirche recht hatte, für die historische Auswer tung des Vorgangs irrelevant wäre. Schon wer Galilei sicheres Wissen und seinen Gegnern Unwissen zuschreibt, fällt ein Urteil. Auch im vorliegen den Fall, wo es angeblich beiden Parteien um die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ging, kann dem Historiker die Frage «Was ist Wahrheit?» nicht gleichgültig sein. In Jiesem Sinne soll hier der Streit Gregoras - Pa lamas beleuchtet werden . Vorab ein Überblick über die Thematik der Abhandlung. 1. Hesychasmus und Absage an Vernunft und Glauben. 19
EINLEITUNG
2. Die erste Konfrontation Gregoras - Palamas (vor 1330). 3. Barlaam und Palamas. Who is who? a. Barlaam, b. Palamas, c. die er ste Auseinandersetzung zwischen beiden. 4. Barlaams Angriff auf den Hesychasmus. 5. Palamas' theologische Veneidigung der hesychastischen Praxis; der sogenannte Tomos Agioritikos. 6. Die Synoden und der Tomos v. 1341: a. Die Synoden. b. Der Tomos. 7. Der Streit um den Tomos 1341 - 1347. 8. Kantakuzenos und die Palamiten übernehmen die Macht in Staat und Kirche (Febr. - Aug. 1347) ; der Tomos v. 1347. 9. Der Endsieg: Konzil und Tomos v. 1351. 10. Schluß betrachtung. 1. Hesychasmus und Absage an Vernunft und Glauben Vom asketischen Mönchtum angezogene und selbst Mönch gewordene hellenistische Intellektuelle, wie etwa ein Euagrios Pontikos, strebten schon früh nach einer Verbindung des philosophischen Ideals, zur höch sten menschlichen Vollkommenheit aufzusteigen und Gott so nahe wie möglich zu kommen, mit dem, was der Mensch nach dem Evangelium Jesu zu tun habe, wenn er vollkommen sein, in das Reich Gottes eingehen und das ewige Leben erwerben möchte (vgl. Matth. 19,16; Mark. 10,19; Luk. 18,18). So wie die christlichen Häretiker und die sogenannten Kir chenväter der ersten Jahrhunderte gemeinsam die Botschaft Jesu in philo sophisch formuliene Dogmen preßten, um den unbegreiflichen Gott Jesu mit Hilfe von Begriffen in den Griff zu bekommen, suchten diese Mönche nach Wegen, sich des unsichtbaren Gottes in direkter Gottesschau zu be mächtigen. Jesus hat über ein Gott Nahekommen durch irgendeine An von mystischer Gottesschau nie ein Wort gesprochen. Die Vollkommen heit, die er predigte, bestand im Befolgen der Gebote, zusammengefaßt in der Gottes- und Nächstenliebe (Matth. 22,35-40; Mark. 12,28 - 34; Luk. 10,25 - 28). Außer sozialen Tugenden (s. vor allem Matth. 5,43 -48; 25,3 1-46) predigte er ein wenig Askese (Buße Mark. 6,12; Luk. 13 ,1 f.; Ar mut Matth. 5,3; Fasten ebd. 6,16- 18) und vor allem Dienen, Lieben und die Einheit bewahren (Joh. 13,12- 17; 13,34 f.; 17,21-23). Zum Thema Be ten empfahl er seinen Jüngern das Vaterunser und das Beten im Verborge nen (Matth. 6,5 - 15), womit das Pochen auf ein zur Gottesschau führen20
TEIL II. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
des Gebet sich schwerlich legitimieren läßt. Die Verbindung des Vollkom menheitsideals heidnischer Philosophie mit dem des Evangeliums fiel bei dieser Basis so aus, daß letzteres für den unteren Teil des Aufstiegs in An spruch genommen wurde, während der zweite und wichtigere Teil, wor über die Offenbarung schwieg, mit philosophischer und vor allem mysti scher ( dem Verstand nicht zugänglicher) Kontemplation bewältigt wer den mußte. Die beiden Kontemplationsstufen erhielten insofern einen christlichen Anstrich, als die «Begriffe» Dreifaltigkeit, Wort Gottes und der Name Jesu in die Kontemplationsterminologie eingebaut wurden. Die einmalige Offenbarung Gottes in der historischen Person des Jesus von Nazareth wurde dafür ihres Sinnes beraubt. D ie der christlichen Offenba rung völlig fremde Empfehlung heidnischer Philosophen, in leidenschafts loser Seelenruhe (in Apatheia und Hesychia) durch Entleerung des Geistes von jeder Phantasievorstellung und aller in Worten faßbaren Begriffe das Fassungsvermögen des Geistes zu erweitern, um eine direkte Einstrahlung göttlichen Lichtes zu ermöglichen, negiert die Tatsache, daß Gott für die Christen einen völlig anderen Weg gewählt hat, sich zu offenbaren, näm lich durch den Glauben sichtbar zu werden in der historischen und immer historisch greifbaren Person des Jesus von Nazareth und durch ihn die Menschen in ihrer eigenen Sprache anzusprechen. Sie negiert auch, daß dieser historische Jesus sich als den einzigen Weg zu Gott bezeichnet hat. Sobald also der menschliche Geist sich vom « historischen» Jesus, der als solcher nur menschlicher Erkenntnis zugänglich ist, entleert, wie es die hesychastische Präparation auf eine zu erhoffende Schau göttlichen Lichts verlangt, verläßt er den einzigen Weg zu Gott und sucht sich einen mehr versprechenden, er versucht Glauben in Hoffnung und Liebe zu umgehen, um zu direkter Kenntnis Gottes zu gelangen, die nicht nur Gottesbeweise, sondern auch Glauben überflüssig macht. Zumindest in der Theorie vom geistlichen Leben siegte im byzantini schen Mönchtum die Konzentration auf die eigene Vollkommenheit über die christlicheren Ideale eines Basileios von Kaisareia oder eines Theodo ros Studites und verlegte den Schwerpunkt des mönchischen Lebens viel fach auf die nichtchristlichen Forderungen, was zu tun sei, wenn einer «vollkommen» werden mfu:hte, d. h. auf hesychastische Praktiken, ange fangen mit Nabelschau, Konzentration auf die Atmung, ständiges Wieder holen einer einzigen Gebetsformel (üblicherweise das sogenannte Jesusge bet: Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner) , um so die =
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EINLEITUNG
ruhige Leere des Geistes zu erreichen, die eine sogar für die leiblichen Au gen sichtbare Einstrahlung göttlichen Lichts ermöglichen würde. Das hesychastische Ideal erlebte um 1300 - in einer für die Byzantiner desolaten Zeit - eine große Blüte, besonders gefördert von einem Mönch namens Gregorios Sinaites, und wurde in den zwanziger Jahren des 14. Jahrhunderts auch auf dem Athos und dort nicht zuletzt bei den einfa chen Mönchen populär. Das hatte zur Folge, daß die Schau göttlichen Lichts ein für jeden erreichbares Erlebnis zu werden drohte, und man wundert sich nicht, daß der große Meister Gregorios Sinaites warnte, nicht jedes mit Hilfe der genannten Praktiken erreichte Erleuchtungserleb nis für eine Gottesschau zu halten. Man fragt sich aber auch, wer denn ein solches angeblich unaussprechliches Erlebnis überhaupt beurteilen soll und wem es außer dem, der es hat und nicht aussprechen kann, nutzen soll. Nicht zuletzt fragt man sich, ob die Warnung des Sinaiten nicht auch ein gewisses Vorurteil verrät, die Gottesschau sei nichts für Ungebildete, die sich zu schnell etwas einbilden könnten. In die Richtung weist auch die Tatsache, daß man unter Hesychasten sorgfältig zwischen Meistern und Schülern unterschied. Letztendlich ist es aber unwichtig, wer welche Er leuchtungserfahrung für eine Gottesschau hielt und wer wie über das Un aussprechliche sprach, wichtig ist nur, daß die von den Hesychialehrern selbst gepredigten Voraussetzungen für die Erleuchtung ausschließen, daß sie etwas mit der Offenbarung Christi zu tun haben könnten, so daß sie nur eine rein private Angelegenheit eines jeden Hesychasten sein können und für den christlichen Glauben ohne jede Bedeutung bleiben müssen. Um ein Wort Podskalskys zu zitieren (Theo!. und Phi!. 155) : «Die ( des Palamas) Reduktion der theologischen Erkenntnis auf die mystische Got tesschau . . . bedeutet das Ende einer rational nachprüfbaren Wissenschaft, die Anspruch auf überindividuelle Geltung erheben könnte.» Freilich geht es hier nicht an erster Stelle um wissenschaftliche Theologie, sondern um Reduzierbarkeit auf die Offenbarung Christi, die bei (angeblicher) indivi dueller Gottesschau nie und nimmer gegeben ist. Das Aufblühen eines hesychastischen Mönchtums auf dem Athos und das Übergreifen dieser neuen Religiosität auch auf Laienkreise in der Um gebung des Hl. Berges, namentlich in der Stadt Thessalonike, aber bald auch in Konstantinopel (man denke an die Mutter des Kantak. ) , verur sachte nicht sogleich große Unruhe in der Kirche. Diese entstand erst in den späten dreißiger Jahren, aber zumindest einmal wurde man in Konstanti=
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TEIL II. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
nopel schon vor 1330 mit dem sich hier anbahnenden Problem konfron tiert, wie uns Gregoras, und leider nur er, berichtet. 2. Eine erste Konfrontation Palamas - Gregoras Der Mann, der als erster die Behauptung der Hesychasten, sie schauten (gelegentlich) mit ihren leiblichen Augen Gott, in aller Öffentlichkeit als Häresie anprangerte, war der italogriechische Mönch Barlaam aus Semi nara in Süditalien. Aber schon bevor dieser das tat, wurden Gregoras und viele andere, deren Namen wir nicht kennen, einmal mit dieser These konfrontiert, als ein gewisser Gregorios Drimys und sein Schüler Grego rios Palamas aus nicht näher bekanntem Anlaß in Konstantinopel damit aufwarteten. Das war vermutlich noch vor dem Sturz Kaiser Andronikos' 11. (24. 5. 1328; s. Anm. 193) und auf alle Fälle, ehe Barlaam nach Kon stantinopel kam (1328) . Gregoras wies damals die Behauptung als uner hört zurück und warnte u. a. seinen Freund Theodoros Metochites und viele gelehrte Bischöfe, was auf die Kirche zukäme. Die einzige Reaktion, von der Gregoras zu berichten weiß, ist, daß man ihm ein altes Gerücht über eine schreckliche Häresie in Erinnerung brachte, deren Bekämpfung ein ökumenisches Konzil erfordern würde, das das achte und letzte sein werde (vgl. Anm. 195). Man scheint die Sache damals nicht sehr ernst ge nommen zu haben, und Gregoras hat sich anscheinend unschwer damit abgefunden. Wohl erst im nachhinein und zu spät ist ihm dazu das «weh ret den Anfängen» eingefallen. Der Hesychasmus konnte unbehelligt wei ter gedeihen, bis der obengenannte Barlaam damit in Berührung kam. Und das kam so.
3 . Barlaam und Palamas a. Barlaam (ca. 1290- 1350; PLP 2284)
Das Wichtigste über den Werdegang Barlaams bis einschließlich seines Aufenthalts in Konstantinopel 1328/29 - 1332 habe ich Bd. I 10- 12 zusam mengestellt. Ausführlicher ..tut das, besonders was die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gregoras betrifft, Beyer, Antirrh. 136-55. Bar laam, der sich in einem Disput mit Gregoras, der vielseitiger gebildet und in den griechischen Philosophen belesener war, p.atte geschlagen geben 23
EINLEITUNG
müssen, hatte ohne Zweifel aus dieser Niederlage viel gelernt und zeigte sich bald als der originellere und scharfsinnigere Denker, der sämtliche zeitgenössischen Theologen hinter sich ließ, wie man nach langer Diskri minierung des Mannes durch orthodoxe Theologen außerhalb dieses Kreises inzwischen erkannt hat. Hier drei Stimmen von Wissenschaftlern, die sich intensiver mit ihm befaßt haben. Schir6: Ep. gr. 200 karn zur Er kenntnis: «non aveva uguali nella dialettica e nelle scienze speculative» , und er zeigt (ebd. 216) , daß Barlaam seinem Gegner Palamas « una lezione bellissima di filosofia intorno al valore probante deI sillogismo nelle trat tazioni teologiche» erteilte. Beyer o. c. 72 schreibt anläßlich der antilateini schen Traktate Barlaams, die dieser nach 1334/35 verfaßte (s. ebd. 6772) : « Das Verhältnis des Gregoras zu Barlaam hat sich für die Zeit des La teinerstreits als die Anregung erwiesen, die größere Gelehrsamkeit einer schöpferischen Intelligenz gab » . Podskalsky o. c. 126f., der die genannten antilateinischen Traktate am gründlichsten behandelt (S. 126- 142), ur teilt: « vom Gesichtspunkt der Methode handelt es sich dabei um die schlechthin bedeutendste Leistung der byzantinischen Theologie» . Diese antilateinischen Traktate haben im Lebenslauf Barlaams nach 1332 eine wichtige, aber ganz andere als die beabsichtigte Rolle gespielt. 1334 hatte der Ks. Barlaam nach Konstantinopel zurückbeordert; er sollte eine Diskussion mit zwei lateinischen Bischöfen führen, die zu einem Unionsgespräch in die byzantinische Hauptstadt gekommen waren. Laut eigenem Bekunden wurde Gregoras damals vorn Patriarchen eingeladen, an einern solchen Gespräch teilzunehmen, da die Synode nicht über aus reichend qualifizierte Gesprächspartner verfügte; er habe aber in einer langen Rede von einer aussichtslosen Diskussion abgeraten, weil die La teiner grundsätzlich nicht zu einem vorurteilsfreien Gespräch bereit gewe sen seien (s. Bd. II 262- 273; Beyer o. c. 58-65). (Wie recht er hatte, bewies gut hundert Jahre später das Konzil von Ferrara-Florenz, 1438/39.) Der Kaiser ließ daraufhin Barlaam kommen (vgl. Bd. I 14), der im Gespräch mit den Bischöfen den orthodoxen Standpunkt vertrat, wie Gregoras es nicht besser gekonnt hätte. Gregoras versäumt es, dies in seinem Ge schichtswerk zu erzählen, und ich habe es Bd. II Anm. 449 b versäumt, auf diese Tatsache hinzuweisen (s. De Vries: Elite 121 Anm. 5 ) . Den Nieder schlag dieser Gespräche finden wir in den genannten antilateinischen Traktaten, die Anlaß zur Konfrontation mit Palamas wurden. Die Be zeichnung « antilateinisch» im landläufigen Titel dieser Sammelschrift tut 24
TEIL Ir. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
Barlaam freilich Unrecht, und daß Meyendorff ihn als mauvais theologien de l'unite abqualifiziert hat, sollte man nicht mit «Befangenheit» (Pod skalsky) gewissermaßen entschuldigen, sondern als Verleumdung aus Vor urteil zurückweisen. Barlaam war in seinem Streben nach und Denken über Kirchenunion sämtlichen Theologen seiner Zeit und den meisten späteren sowie allen kirchlichen Hierarchien bis heute weit voraus. Nicht nur plädierte er für Bereinigung psychischer Hindernisse auf dem Weg zur Einigung (vgl. Beyer o. c. 69; Podskalsky o. c. 128 f. , 146 f. ) , sondern auch, trotz seinem Festhalten an einer argumentativ belegten Ablehnung des fi lioque und des monarchischen Papstprimates, für Preisgabe extremer Standpunkte auf beiden Seiten (s. Podskalsky 146 - 148) . b . Gregorios Palamas (1294- 1357; PLP 21546)
Anläßlich der antilateinischen Traktate Barlaams tritt Gregorios Pala mas für uns auf den Plan, zu der Zeit (1336) ein Mann von gut vierzig Jah ren. Er entstammte einer adligen und vor allem frommen Familie aus Konstantinopel (Phi10th. Enk. PG 151, 553 D 9 - 15 ) . Sein Vater war Erzie her des Prinzen Andronikos III. gewesen und Gregorios deshalb am Hofe aufgewachsen und entsprechend erzogen (ebd. 554 C 6 - 15 ) . Schon in frü her Jugend begeisterte er sich für das mönchische Ideal und widmete sich mit besonderem Eifer asketischen Leistungen wie Enthaltsamkeit, Fasten, Nachtwache und Gebet im Geiste des frühen ägyptischen Mönchtums (ebd. 561 A 12 - C 10) . Als er kaum erwachsen war, zog es ihn zum Athos (ebd. C 11 - 13 u. 562 A 9 f.) , wobei sich zugleich zeigte, wie er sich schon damals um Proselyten bemühte: Er nahm nicht nur seine beiden jüngeren Brüder mit (ebd. 562 B 9 - 11), sondern überredete vorher die ganze Fami lie, einige enge Freunde und sogar auch Diener, ins Kloster zu gehen (562 A 11 - B 6). In der Familie hatte er laut Philotheos schon immer in jeder Hinsicht eine führende Rolle gespielt, besonders in der Frömmigkeit (554 A 1 -4) . Auf dem Weg zum Athos verbrachte er einen Winter auf dem Mönchsberg Papikion (562 B 11 f.; C 3; 565 D 15 f.) und bekehrte von dort aus Massalianer-Mönche (Bogomilen) auf einem Berg in der Nähe (562 D 4- 565 B 2). Als besonder� Großtat wertet Philotheos, daß der Gebets freund Palamas (563 C 6 f.) sie dazu bewegen konnte, ihre Ansicht aufzu geben, das Vaterunser sei das einzige richtige Gebet für Christen, indem er darauf hinwies, daß die Apostel unmittelbar vo� dem Pfingstgeschehen 25
EINLEITUNG
nicht das Vaterunser gebetet hätten (563 B 8 ff., insbes. 564 A 2 - 13), wozu man wohl notieren darf, daß das Vaterunser nicht geeignet ist, als hesy chastische Gebetsformel zu dienen. Auf dem Athos angekommen, wurde er im Vatopediukloster Mönch (566 A 1 -B 2) . Das war um 1316. Uns interessiert hier weniger, wann und wohin er freiwillig oder von den Umständen gezwungen in den nachfolgenden Jahren auf dem Athos oder auch vom Athos weg und zurück umzog (566 B 3 ff.) , sondern welche inneren Erlebnisse ihn damals geprägt haben. Wohl sei hier noch notiert, daß er sich um 1326 in Thessalonike zum Priester weihen ließ (570 C 15 D 1) . Vom Anfang an glaubte er sich nicht mit Traumbildern, sondern mit echten Erscheinungen in wachem Zustand begnadet (566 B 15; vgl. 579 D 9) . Wegen der Mitteilsamkeit des Begnadeten gegenüber Freunden (s. z.B. 566 D 14- 567 A 3 ; 570 B 10- 12; 580 A 5 - 7; B 6.12; C 13 - 15) konnte Philotheos uns darüber ausführlich informieren. Solche Mitteilungen machten einen Hesychasten weithin berühmt in Askese, Hesychia und Kontemplation, wie z. B. Palamas' Lehrmeister Gregorios Drimys (568 B 12 f.) , der selbst wieder für seinen Schüler Palamas Zeugnis ablegte (568 D 11 - 15 ) . Als erster erschien Palamas (1316) , als dieser sich i n Ruhe der Seele auf sich und Gott konzentrierte (566 B 13 - C 1), Johannes der Evangelist. Die ser belehrte ihn im Namen der Mutter Gottes, immer wieder das Gebet «Erleuchte meine Finsternis» zu sagen, und versprach ihm die Hilfe der Gottesmutter. Gewissermaßen die Erfüllung dieser Zusage erfolgte um 1322123 , als Palamas das Lavrakloster verlassen und sich in die Einsamkeit einer Glos sia genannten Gegend zurückgezogen hatte, wo auch der allseits in Hesy chia und Kontemplation berühmte Gregorios Drimys lebte, der ihn unter richtete (568 A 12- C 11) . « Was Gregorios (Palamas) dort in der Ruhe (der Seele und des Geistes) allein mit sich selbst und Gott glücklich zustande brachte, läßt sich nicht leicht . . . erzählen» schreibt Philotheos (568 C 12-D 1) und beruft sich dafür auf Gregorios Drimys als Zeugen, welcher Gnadengaben Palamas damals dort, als er allein war mit sich und Gott, für würdig erachtet wurde (568 D 9 - 14). Philotheos bemüht sich freilich erst später, uns über die mystischen Erfahrungen seines Helden näher zu belehren (574 D 13 -579 A 9). Etwas Beeindruckendes ist dabei nicht her ausgekommen. Der gewöhnliche Mensch wüßte von Mystik nicht viel, wenn nicht die großen Mystiker immer wieder das Bedürfnis gehabt hät26
TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
ten, das Unaussprechliche und Unmitteilbare auszusprechen und mitzutei len, und wenn dabei nicht gelegentlich wahre Literatur herausgekommen wäre, Literatur, die lebt von dem, was aussprechbar und mitteilbar ist, von Bildern und Inhalten, von in Aussagen gepreßten Empfindungen, vom Erleben dessen, in äußerster Konzentration, was sich der Mensch an Gu tem und Schönem vorstellen kann, vom Bewußtsein, an Grenzen zu sto ßen, die er nicht überschreiten kann, vom Glauben, der nicht zur Erkennt nis, von der Hoffnung, die nicht zur Erfüllung, von der Liebe, die nicht zur Umarmung gelangen kann. Wenn die Erläuterungen des Philotheos keinen Eindruck machen, so ist ihm zugute zu halten, daß Palamas selbst keine beeindruckende mystische Literatur hinterlassen hat, trotz des unten noch zu erwähnenden göttlichen Auftrags, in dieser Hinsicht für andere ein sich reichlich ergießendes Gefäß zu werden. In einer weiteren Vision (1325) in Thessalonike sah Pa lamas sich aufge fordert, nicht, wie geplant, mit anderen nach Jerusalem zu gehen. Diesmal war es der Schutzpatron von Thessalonike, Demetrios, der den späteren Metropoliten seiner Stadt festhalten wollte (570 A 6 - C 14) . Am Gründonnerstag 1331 sah er in der Großen Lavra, geistig und kör perlich von göttlichem Licht umstrahlt (579 B 13 - C 1) , elf Jahre im vor aus (579 C 8 f.) seinen Abt Makarios (PLP 16276) den Bischofsthron von Thessalonike besteigen (6. 4. 1342) (579 A 10 - C 13) . In der nächsten Erscheinung beauftragte die Gottesmutter ihre Beglei ter, dafür zu sorgen, daß es ihm (Palamas) und den Seinen nie am Lebens notwendigen fehlen würde, so daß sie sich ihrer Seele widmen könnten (579 C 13 - 580 A 7) . Im dritten Jahr seines Aufenthalts im Lavrakloster (1333/34) hatte Pala mas, wie wir aus dem Bericht des Philotheos schließen müssen, der Pala mas selbst als Zeugen auftreten läßt, die entscheidende Vision, ohne die der orthodoxen Kirche der Palamismus vielleicht erspart geblieben wäre. Ich übersetze: «Als er im dritten Jahr dort einmal wie üblich für sich allein war und in Ruhe des Geistes und des Gebets (also in der Ausübung hesy chastischer Gebetspraxis) seinen Geist auf Gott richtete, schien er sich ir gendwie einem Schatten von Schlaf zu nähern. Dieser (Schlaf) zeigte ihm sofort folgende Vision. Er.schien ein Gefäß in beiden Händen zu halten, das voll Milch war, die plötzlich gleichsam zu sprudeln begann und aus strömte und sich über den Rand des Gefäßes ergoß. Darauf schien sie (die Milch) sich plötzlich in einen herrlichen aromatischen Wein zu verwan27
EINLEITUNG
deIn und ergoß sich so reichlich über seine Kleider und seine Hände, daß diese davon total naß und mit Duft erfüllt wurden. Während ich - sagte er - mich darüber mehr als man sagen kann erfreute, trat ein vornehmer lichterfüllter Mann auf mich zu und sagte: <Warum teilst du von diesem so wunderbar sprudelnden göttlichen Becher nicht auch anderen mit, son dern läßt ihn sich so umsonst ergießen? Meinst du nicht, daß dies ein Ge schenk Gottes ist, das nicht aufhören wird so hervorzuquellen und zu überfluten?> Ich (Palamas) warf ein, daß ich zum Verteilen zu schwach und im Augenblick niemand da sei, der danach verlange, aber jener sagte: Darauf schien wie er (Palamas) sagte - der prächtige Mann fortzugehen. Ich schüttelte jenen Schatten des Schlafes ab und blieb die ganze Nacht und auch noch den größten Teil des Tages dort sitzen, ganz reichlich umstrahlt von göttli chem Licht» (580 A 9 - C 12) . Philotheos beschließt die Geschichte mit der Bemerkung: «Das erzählte der wunderbare Gregorios später seinem Freund und Jünger, dem heiligen Dorotheos, als er jene wunderbaren Schriften über die göttlichen Dogmen herauszugeben begann (580 C 13 D 1) . » Diese Vision ist, wie mir scheint, bei wohlwollendster Interpreta tion eine aus dem Unterbewußtsein hervorgerufene und für göttlich gehal tene Bestätigung des Dranges des Palamas, seine Religiösität anderen auf zudrängen, wie er das seit seiner Jugend tat. Diese «Vision» machte für ihn aus diesem Drang, den man normalerweise mit Eitelkeit und Gel tungsbedürfnis erklärt, einen göttlichen Auftrag, der den damit Betrauten in den Rang eines gottgesandten Botschafters erhob, der Dinge mitzutei len habe, die über das dem normalen Christen Mitgeteilte hinausgehe. Diese Vision vollendete den Prozeß, der mit der ersten begonnen hatte, in der Johannes ihm für sein hesychastisches Streben nach Gottesschau das Stoßgebet «Erleuchte meine Finsternis» offenbart hatte. Philotheos schreibt ihm wohl zu recht ein regelrechtes Sendungsbewußtsein zu, das ihn nicht nur zur mündlichen Belehrung anderer, sondern auch zum Schreiben inspirierte (581 B 8 - C 7) . Nachdem Palamas Abt des 200 Mönche zählenden Esphigmenu-Klo-
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sters geworden war (58 1 C 8 - D 10) , fing er auch an, Wunder zu wirken (582 C 2 - 4) , eine Art Teufelsaustreibung aus einem Mönch mit dem Na men Eudokimos (PLP 6239; 582 C 4 -583 A 11) , Ölvermehrung für ein Jahr in einem leeren Faß (583 A 12-B 10) , Heilung der unfruchtbaren Bäume des Klosters (583 B 11 - D 2). Philotheos hält es in seiner Biographie nun für an der Zeit, zum Kampf des Palamas «gegen die neuen (!) Häresien» zu kommen (583 D 3 f.) , er wähnt aber noch kurz seinen Abschied vom Esphigmenu- und die Rück kehr zum Lavrakloster (584 A 8 - 12) . Der Mann, der im J. 1336 glaubte, Barlaam als Theologe kritisieren zu müssen, war also ein sehr selbstbewußter Mann mit einer starken Phanta sie, die Träume in Realitäten verwandelte, und dessen Selbstsicherheit ihn befähigte, anderen zum Lehrmeister zu werden, ja ihn gerade zur Kultper son einfacherer Mönche machte. Seine Weisheit schöpfte er vorzugsweise aus direkter göttlicher Erleuchtung, so daß ein Widerspruch zur Offenba rung oder zu den Vätern der Kirche für ihn von vornherein ausgeschlossen war. Als Mönch vertrat er auch das uralte mönchische Selbstbewußtsein, das schon Männer wie Maximos Homologetes, Theodoros Studites und Symeon Neos Theologos kennzeichnete, die prophetische Elite des Chri stentums zu sein, die als Wächter der Rechtgläubigkeit notfalls auch gegen die kirchliche Hierarchie ihre Stimmen zu erheben hatten, ein Selbstbe wußtsein, das so weit ging, daß man sich aufgrund der Gleichsetzung von wirklichem Christentum und mönchischem Leben für die eigentliche Kir che hielt, wie es aus anderem Grund auch der Klerus tat.
c.
Die erste Auseinandersetzung Palamas - Baarlam
Als Barlaam 1334/35, wie gesagt, in einem Unionsgespräch die byzanti nische Orthodoxie verteidigt hatte und seine Verteidigung publizierte, er fuhr auch Palamas davon und griff zur Feder, eine eigene Verteidigung zu schreiben, da er, auch ohne die Barlaams zu kennen, dem Halblateiner mißtraute (vgl. dazu Beyer o. c. n f. ; Podskalsky o. c. 150). Pa lamas sah sich als Kämpfer gegen den Satan, den Urheber aller Übel, auch aller Hä resien (vgl. Beyer 73 f.). Daß er dem ihm unbekannten, in der lateinischen Scholastik geschulten Barlaam, dem er eine gründliche Widerlegung der lateinischen Thesen nicht zutraute, nicht gewachsen war, ahnte er noch nicht (vgl. Podskalsky 151) . Palamas bietet eine unbedeutende traditionel29
EINLEITUNG
le Widerlegung des Filioque mit wenig glücklichen eigenen Zutaten (vgl. Beyer 74 -76) . Im Gegensatz zu Barlaam (und Gregoras) kennt er in der Theologie « gewissermaßen nicht zu beweisende Prinzipien» und erkennt demnach die letzten Grenzen menschlicher Erkenntnis nicht an. Durch den gemeinsamen Freund Gregorios Akindynos bekam Palamas Barlaams Widerlegung des Filioque in die Hände und glaubte, diese Widerlegung korrigieren zu müssen, vor allem in zwei Punkten: Barlaam lehne das Fi lioque nicht radikal genug ab, und er gehe zu weit, wenn er in bezug auf Gott jeden beweiskräftigen Syllogismus ausschließe. Palamas' Versuch, sich kritisch mit Barlaam auseinanderzusetzen, zeigt von vorneherein, daß der Kritiker seinem Opfer keineswegs ebenbürtig war (vgl. Beyer 77 -79). Ansichten, die in seiner ersten Stellungnahme zum Filioque anklangen, werden nun deutlicher ausgesprochen. Gott und die Einigkeit Gottes sind beweisbar, unsere allgemeinen Begriffe und Axiomata sind vergleichswei se auf Gott anwendbar. Die mystische Schau Gottes als Quelle des Lichtes ist als direkte Erfahrung für Menschen reinen Herzens ein Gottesbeweis, der den natürlichen Gottesbeweis der nicht so hoch Aufgestiegenen über trifft (vg1. Beyer 1. c.; Podskalsky 151 - 153). Die Aphasia, die Stumpfheit des menschlichen Verstandes und die Stummheit seiner Zunge vor dem unbekannten Gott, dieses Grundanliegen der östlichen Theologie, war bei Barlaam besser aufgehoben als bei Palamas. Da letzterer den einen Gott direkt erfährt und der eine Gott mit dem Gott der Christen identisch ist, ist er für seine Gotteserkenntnis nicht mehr auf Offenbarung und Glauben angewiesen, denn wozu glauben « auf Gehör, auf Gehör der Worte Chri sti» (Röm. 10,17), wenn man mit den eigenen Augen sieht. In seiner Antwort auf die Kritik des Palamas sagte Barlaam nicht aus drücklich, daß er von dessen Gottesschau nichts halte, ließ es ihn aber merken durch die Ironie, womit er gleich am Anfang die alles übertreffen de Erleuchtung seines Kritikers lobte, die natürlich verbiete, ihn für einen Verrückten zu halten, was man sonst wegen seiner Art zu denken und sei ner Logik tun würde (vg1. Beyer 81 f. ) . Anschließend gab er eine vernich tende Antwort auf das, was Palamas an Kritik vorgebracht hatte (Beyer 84- 8 8 ) . Dieser antwortete mit einem Brief, worin das Unvermögen des Halbgebildeten, es mit seinem scharfsinnigen Gegner aufzunehmen, Kom pensation sucht in der Behauptung, dem Christen reiche die Unbildung der Väter, deren Weisheit die der heidnischen Autoritäten Barlaams weit übertreffe (vg1. Beyer 8 8 - 93 ) . Dies wird ein beliebtes Argument bei seinen 30
TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
Jüngern. Palamas hatte anscheinend anders als Barlaam keine Ahnung, wie sehr schon die «ungebildeten» Väter am Gott der Offenbarung Christi vorbei philosophiert und diesen Irrweg schon in Nikaia und Chalkedon dogmatisiert hatten. Barlaam hatte in seinem Brief an Palamas wenigstens gezeigt, wie problematisch und vielleicht falsch es sei, über Christus als « Gott aus Gott» zu sprechen (vgl. Beyer 83) . Tatsächlich ist « Gott aus Gott» philosophisch gesprochen eine Unmöglichkeit, aber auf die Un möglichkeit, die philosophischen Begriffe Wesen und Hypostase auf Gott anzuwenden, kann ich hier nicht eingehen. Ein Vortrag, worin ich das ge tan habe (Prato, April 1990) , harrt noch der Publikation. 4. Barlaams Angriff auf die Hesychasten Barlaam fragte sich begreiflicherweise, woher ein Mann wie Palamas als Theologe ein solches Selbstbewußtsein demonstrierte, obgleich sein Ta lent und seine Bildung dies keineswegs rechtfertigten. Darum erkundigte er sich nach Theorie und Praktiken der hesychastischen Mönche, zu de nen Palamas zählte. Wo und wie er seine Untersuchung durchführte, ist nicht eindeutig geklärt, aber für uns unwichtig (s. dazu Schir6 : Ep. gt. 187 - 199) . Auch den genauen Ablauf der nachfolgenden Auseinanderset zung zwischen Barlaam und Palamas müssen wir hier nicht rekonstruie ren (s. Beyer in PLP Nt. 2284 S. 27 u. PLP Nt. 21546 S. 110) . Wichtig sind die abschließenden Urteile, zu denen jeder von ihnen kam. Barlaam hat sein Urteil außer in kleineren Schriften vor allem in einem Werk « Gegen die Massalianer» niedergelegt (1339/40), das leider nicht erhalten ist. Pala mas hat damals in drei Triaden den Hesychasmus verteidigt (1338/41) und, als ein von Barlaam angestrengter Prozeß vor der Synode in Kon stantinopel drohte, einen « Tomos» mit den Grundthesen seiner hesycha stischen Theologie verfaßt, den sogenannten Tomos Agioritikos (1340), den sein ganzer Anhang auf dem Athos mit unterschrieb. Barlaam stellte die Möglichkeit einer göttlichen Erleuchtung nicht grundsätzlich in Abrede und nahm sie für Heiden in Anspruch (vgl. Pod skalsky 145 f.) . In bezug auf die Offenbarung Christi glaubte er an authen tische Erleuchtung für die_apostolische und nachapostolische Zeit sowie für die seit Jahrhunderten von der Kirche anerkannten Väter (vgl. Pod skalsky 146). Die Macht der Tradition versperrte wohl auch dem kritischen Geist Barlaams noch die Sicht auf die Willkürlich!<eit dieser Annahme, die 31
EINLEITUNG
in keiner Weise von Christus hergeleitet werden kann. Sollte Barlaam dies bezüglich doch seine Zweifel gehabt haben (wie beim «Gott aus Gott» ) , so hat er sie gewiß unterdrückt, da er sich damit in seiner Zeit nach allen Sei ten unmöglich gemacht hätte. Es ging aber auch nicht um die Frage nach göttlicher Erleuchtung in irgendeinem unbestimmten Sinne, sondern um die These der Hesychasten, sie sähen Gott (als Quelle des Lichtes) mit ih ren leiblichen Augen. Dies ist die These, der Gregoras schon widerspro chen hatte und jetzt Barlaam vehement widersprach, da sie mit der Offen barung und der Lehre der Väter eindeutig im Streit sei. Als Palamas ein sah, daß er diese These in ihrer ursprünglichen Einfachheit nicht aufrechterhalten konnte, präzisierte er sie in dem Sinne, daß er in Gott Wesen und Wirken (nach außen) voneinander unterschied und trennte, die Möglichkeit einer Schau des Wesens, die in Schrift und Überlieferung ge meint sei, leugnete und das geschaute Wirken (nach außen) zu einem dem Wesen untergeordneten « Aspekt» Gottes erklärte, das auch als Gottheit bezeichnet werden könne, da es gleichermaßen unerschaffen, anfanglos und unendlich sei. Die Einheit von Wesen und Wirken beteuerte er, ohne ihre reale Unterscheidung erklären zu können. Diese nähere Erklärung der palamitischen Gottesschau wies Barlaam als Ditheismus zurück. 5. Palamas' Verteidigung des Hesychasmus und der Tomos Agioritikos Palamas, den Barlaam schon seine Überlegenheit im argumentativen Diskutieren hatte spüren lassen, zog sich nun vollends auf eine grund sätzliche Ablehnung vernunftgemäßen Denkens und die Autorität einer von Gott inspirierten Unterweisung zurück. Die Wahrheit des Mystikers hatte für ihn nun nichts mehr mit der Wahrheit menschlichen Denkens zu tun. « Es zeigt sich», so schrieb er, « daß es eine doppelte Wahrheit gibt. Die eine erreicht in von Gott inspirierter Unterweisung ihr Ziel, die andere ist weder notwendig noch heilsam; sie ist das Objekt der profanen Philosophie und von untergeordnetem Wert. Wie können wir also durch beide die Wahrheit finden?» (griechisch zitiert v. Podskalsky 155) . Daß Pa lamas nicht die Unterweisung aller Menschen durch Christus meint, son dern die individuelle mystische Erleuchtung des Hesychasten, beweisen nicht nur Aussagen, worin er dieser Erleuchtung das Monopol jeglicher Erkenntnis zuschreibt (Podskalsky 156) , sondern vor allem der Tomos Agioritikos. 32
TEIL II. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
Dieser begründet die Theologie des Palamas, angefangen mit der Lehre einer oberen und unteren Gottheit (bzw. Göttlichkeit), mit folgender The se. Als die Propheten des Alten Testaments von einem Wort und einern Geist Gottes sprachen, mit ihm von Ewigkeit in Ewigkeit existierend, war das für die Juden unerhört, weil es ihrem offenbarten Monotheismus wi dersprach, aber die neutestamentliche Offenbarung bestätigte die Prophe ten (PG 151,1225 A 1 - 1228 B 9). Die Rolle der alttestamentlichen Prophe ten sei aber jetzt im N. T. den Mönchen zugefallen, und zwar den mystisch erleuchteten unter ihnen (1228 C 2-4 u. 10- 14) und indirekt jenen Mön chen, die die erleuchteten verehren, glauben und lieben (C l4 f. ! ) . (Das Wort Mönche wird vermieden, aber so umschrieben (1228 C 4-9), daß ein Mißverständnis ausgeschlossen ist.) Seinen Anspruch auf höhere und absolute Autorität und auf eine Truppe, die berufen sei, diese durchzuset zen, hat Palamas wohl nirgends ungenierter ausgesprochen. Man versteht, daß diese Anmaßung schon manchen Zeitgenossen schockierte (s. Pod skalsky 156 Anm. 696) . Der Tomos Agioritikos gebärdet sich auch in der Fortsetzung, als ob er ein Dokument der höchsten kirchlichen Autorität wäre. Er exkommuniziert alle, die das Sprechen über die unerschaffene Gnade ( Wirkung Gottes) als eine Gottheit und den darüber stehenden Gott ( Wesen Gottes) als Prinzip dieser Gnade falsch verstehen und jene, die so sprechen, Massalianer und Ditheisten nennen. Diese sollen wissen, daß sie sich den Heiligen Gottes widersetzen und sich vorn Los der Erlö sten ausschließen (1228 D 1 - 1229 A 10) . Wer diese Lehre nicht versteht, soll sie erst einmal glauben und sich von den Wissenden belehren lassen (1229 A ll -B 2) . Zwischen den wirklich von Gott Erleuchteten und dem nicht so hoch aufgestiegenen Fußvolk wird eine Trennungslinie gezogen. Die Behauptung Barlaams, die Hesychasten glaubten, mit ihrer Gebets technik eine Lichtvision erzwingen zu können, wird zurückgewiesen als Häresie der Massalianer. Die von Gott für würdig Befundenen sehen und begreifen nur durch übernatürliche und unaussprechliche Erleuchtung auf unsichtbare und unbegreifliche Weise das Wirken Gottes. Wer sich diesbe züglich irrt, soll sich von den Erfahrenen oder den von ihnen Unterrichte ten belehren lassen (1229 B 6 - C 12) . Als Feind der Heiligen wird weiter verurteilt, wer die Hesychasten Massalianer nennt, das Thaborlicht im Widerspruch zu den Vätern als symbolhaftes Phänomen erklärt und nur das Wesen Gottes und nicht auch seine ewigen Wirkungen unerschaffen nennt. =
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EINLEITUNG
Der Tomos Agioritikos bemüht außer dem hochmütigen Vergleich der Mönche mit den Propheten des Alten Testaments kein einziges Schrift wort, Palamas' abenteuerlicher Umgang mit Väterzeugnissen wurde schon von Akindynos auf überzeugende Weise angeprangert (s. Podskalsky 157 - 160) . Trotz seiner Absage an die Philosophie versucht Palamas doch gelegentlich, philosophisch zu argumentieren, und zeigt dann, wie seine Verachtung der Philosophie sich selbst bestraft. Zum Abschluß ruft der Tomos noch einmal die allesübertreffende Er leuchtung der dazu Auserwählten in Erinnerung (1232 D 4 - 15) und be hauptet - man traut seinen Augen nicht - : « Dies hat uns die Schrift ge lehrt, dies haben uns die Väter überliefert, dies kennen wir ein wenig (!) aus Erfahrung» (1236 A 1 - 3 ) . Die Unterzeichner des Dokumentes identifi zieren den Autor: « Dies und den ehrwürdigsten Priestermönch und unse ren Bruder Gregorios, der es zur Verteidigung der frommen Hesychasten verfaßt hat, bestätigen wir als genau übereinstimmend mit den Überliefe rungen der Heiligen und unterschreiben es im Interesse derer, die es lesen werden» (1236 A 3 - 8) . Das Dokument spricht für sich.
6. Die Synoden und der Tomos von 1341 a.
Die Synoden
Bis hier war der Streit über die hesychastische Mystik, ihre Bedeutung und Begründung, ein Streit zwischen Theologen. Daran konnte auch der mit übernatürlicher Autorität von eigenen Gnaden sprechende Tomos Agioritikos nichts ändern. Die Affäre nahm erst ihren verhängnisvollen Lauf, als Barlaam Palamas wegen verfehlter Mystik und Ditheismus beim Patriarchen anklagte und eine Verurteilung der theologischen Grundthe sen des Palamas zu erwirken versuchte (s. Bd. 11 293 ) . Als Motiv sieht man gerne verletzten Stolz. Schir6: Ep. gr. 200, hebt hervor, daß Palamas Bar laam schwer beleidigt habe, weil er ihn als Lateiner betrachtete, ihm Kom petenz in orthodoxer Theologie absprach und Verleumdung der Väter vorwarf. Hinzu kam wohl �lO ch die Entrüstung des geistig Überlegenen über die Besserwisserei eines Halbgebildeten, der auf Erleuchtung pochte und normale menschliche Bildung mißachtete. Man soll aber m. E. auch nicht aus den Augen verlieren, daß Barlaam ein engagierter Verfechter der 34
TEIL II. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
ostwestlichen Kirchenunion war und sicher erkannte, daß die irrationale Theologie des Palamas eine Union schlechthin unmöglich machen würde. (Das sah hundert Jahre später auch Ks. Johannes VIII. und verbot deshalb seinen Leuten für das Konzil von Ferrara-Florenz, 1438/39, in der Diskus sion jede Bezugnahme auf die palamitische Theologie. Daran hat sich der byzantinische Hauptsprecher, der Palamit Markos Eugenikos, auch strikt gehalten.) Barlaams Anklage war nicht nur ein taktischer Fehler, weil er als Halblateiner gegen einen Athosmönch mit Einfluß auf Persönlichkei ten am Hofe von vornherein keine Chance hatte (s. Schiro 206f., 209 f. ) , sondern auch inhaltlich nicht vertretbar, d a sie sich gegen die Unverbind lichkeit theologischer Forschung richtete. Sie hätte sich gegen die Anma ßung einer Mönchsgruppe richten sollen, die es wagte, über Mitchristen, die ihrer theologischen Sondererleuchtung bzw. Phantasie nicht zuzustim men vermochten, einen Bannfluch auszusprechen . Palamas hatte als An geklagter selbstverständlich das Recht, sich gegen die Anklage Barlaams zu verteidigen, tat aber auf gleiche Weise das Falsche, indem er sich das Monopol auf die Wahrheit anmaßte und die Freisprechung der Mönche von massaUanischen Gebets- und Meditationsmethoden in eine kirchliche Bestätigung seiner theologischen Thesen umzumünzen versuchte. Die Anklage Barlaams stieß in der Kirche nicht auf Gegenliebe. Es war noch zu gut in Erinnerung, mit wieviel Mühe man nach der sog. Union von Lyon (1274) den Unfrieden in der Kirche einigermaßen überwunden hatte, und nun sah man sich wiederum gezwungen, sich zu fragen, wieviel Union man sich für wieviel Militärhilfe gegen die Türkengefahr würde er lauben können. Bei den diesbezüglichen Gesprächen spielte ausgerechnet Barlaam eine wichtige Rolle, aber ein aufgebrachtes Mönchtum konnte ein Kaiser sich erwiesenermaßen erst gar nicht leisten. Ks. und Patriarch, Andronikos III. und Johannes XIV. Kalekas, setzten deshalb auf eine Aus söhnung der Parteien und eine Regelung, womit beide würden leben kön nen. Man beschwichtigte Palamas und seinen Anhang, indem man von Barlaam Zurücknahme und Bedauern seines Angriffs « auf die Mönche» verlangte und erhielt, und vermied jegliche konkrete dogmatische Stel lungnahme, indem man an alte Kanones erinnerte, die den Nichtbischö fen dogmatische Aussagen .untersagten. Ohne es auszusprechen, trat man damit auch der Anmaßung des (natürlich nicht erwähnten) Tomos Agiori tikos entgegen, der die amtliche Autorität der Kirche mißachtet hatte (vgI . Schiro 209 f. ) . Barlaam verfehlte also sein Ziel und mußte sogar insofern 35
EINLEITUNG
eine « dogmatische» Niederlage hinnehmen, als seine vernünftige Exegese des Thaborgeschehens aufgrund von Väterrhetorik über dieses Wunder zurückgewiesen wurde (vgl. Bd. III Anm. 534 S. 401 ) . Palamas siegte im gegen die Hesychasten angestrengten Prozeß insofern, als Barlaams An griff auf die Mönche zurückgewiesen und die Anklage gegen die von ihm zur Verteidigung ausgedachte Theologie erst gar nicht angehört wurde. Letzteres wurde von ihm aber eher als Niederlage empfunden, denn so dumm kann er nicht gewesen sein, daß er die darin enthaltene Mißach tung seines Tomos Agioritikos nicht durchschaut hätte. So schien aber der Friede wiederhergestellt, ohne daß mehr als eine Verurteilung Barlaams auf Bewährung wäre ausgesprochen worden, die erst bei einem erneuten Angriff auf das hesychastische Mönchtum in Kraft treten würde. Fünf Tage nach dieser Synode starb Andronikos III. Barlaam, der sah, daß er in Byzanz nichts mehr gewinnen konnte, kehrte nach Italien zu rück, so daß ein Rückfall fürs erste nicht zu erwarten war. Die politische Lage in Byzanz wurde aber wegen der Unmündigkeit des Thronfolgers Jo hannes V. instabil, da Kantak. das Fehlen einer schriftlichen Regent schaftsregelung ausnutzte, die Staatsverwaltung an sich zu ziehen, ob gleich die Kaiserin schon am dritten Tag nach dem Tod ihres Gatten von ihrem ungeschriebenen Recht Gebrauch machte, den Patriarchen Kalekas mit der Regentschaft zu betrauen (s. Bd. III Anm. 96) . Man würde unter diesen Umständen kein großes Interesse für inner kirchliche Probleme erwarten, aber tatsächlich erwirkte Palamas c. s. ge rade in dieser Zeit gegen den Willen des Patriarchen eine neue Synode, was auf großen Einfluß der Palamiten in höchsten Kreisen und gemeinsa mes Interesse dieser Kreise und der Palamiten schließen läßt. Diesmal war es Palamas, der eine Anklage einreichte, weil sein ehemaliger Freund Gre gorios Akindynos angeblich den Kampf Barlaams gegen die Mönche fort setzte. In Wirklichkeit hatte Akindynos vor dem 10. 6. Barlaam davon ab geraten, sich mit den Mönchen anzulegen, und bekämpfte vor wie nach diesem Datum nur die theologischen Thesen, die Palamas zur Verteidi gung einer echten Gottesschau entwickelt hatte. Die einzige Anklage, die er gegen Akindynos hätte vo rbringen können, war, daß dieser die dogma tische Streitfrage wieder aufgegriffen habe, was gegen den Synodalbe schluß vom 10. 6. war, aber damit hätte er auch sich selbst den Mund zu geschnürt. (Zur Rolle des Akindynos im Kampf um die palamitische Theologie s. Const.-Hero: Akind. XI -XXII) . 36
TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
Der Patriarch war, wie er glaubwürdig versichert (Erklärung zum To mos ed. Allatius in PG 150,901 A 8 - B 10) , mit einer neuen Synode nicht einverstanden. Was Palamas damit erreichen wollte, war offensichtlich nicht vereinbar mit den Beschlüssen vom 10. 6. und also ein weiterer Ver such, die amtliche Autorität in der Kirche zu untergraben, und außerdem würde eine Synode seinem Rivalen Kantak. die Gelegenheit geben, seinen Anspruch auf die Regentschaft zu demonstrieren und auszuüben. Dabei konnte er nur verlieren. Er mußte zu der Zeit aber noch auf seine schwa che Position im Kampf um die Regentschaft Rücksicht nehmen und woll te keine Absetzung riskieren, die Kantak. aus diesem Anlaß hätte betrei ben können. Darum hat er sich wohl, anders als er die Leser in seiner Er klärung zum Tomos glauben machen will, ins Unvermeidliche geschickt und mitgemacht, um den Schaden in Grenzen zu halten. So verschob er die Auseinandersetzung mit dem kantakuzenisch-palamitischen Bündnis auf später. Fürs erste mußte er sein politisches Ziel, Kantak. auszuschal ten, heimlich weiter verfolgen (s. Bd. III Anm. 27 S. 240 unten) . Was Palamas von dieser zweiten Synode erwartete, war das, was die er ste ihm vorenthalten hatte, eine eindeutige Bestätigung seiner ganzen Theologie, die seiner Meinung nach seinen Sieg über Barlaam bewirkt hätte. Daran lag ihm deswegen soviel, weil seine neuen theologischen Thesen als die siegreiche Waffe gegen die verhaßten Lateiner erscheinen sollten, was es ihm ermöglichte, alle Gegner als Latinisierer zu diskreditie ren. Darum auch sollte Akindynos als direkter Nachfolger Barlaams vor gestellt werden, der im Grunde schon mit diesem verurteilt sei. Und nicht zuletzt sollte eine solche Bestätigung ihn mit seinem Tomos Agioritikos zum Vordenker kirchlicher Lehrentscheidungen machen. Kantak. stand zumindest durch seine Mutter, eine eifrige Palamitin, un ter palamitischem Einfluß, war an einer Synode schon deshalb auch selbst interessiert, weil er dort den Patriarchen auf den zweiten Platz verweisen konnte, und wollte natürlich nach der Niederlage Barlaams auf der Syn ode vom 10. Juni gern seine frühere Protektion des «Lateiners» vergessen lassen (vgl. Weiß: Kantak. 108 - 110) . Über das, was sich genau auf dieser Synode abspielte, differieren die pa lamitischen und antipalamitischen Quellen in nicht geringem Maße (vgl. Const. Hero XVIII; Darrouzes : Reg. 2212) . Sicher ist, daß es auf dieser Synodalsitzung einigermaßen turbulent zugegangen ist, und es gibt keinen Grund zu bezweifeln, daß Akindynos von den dort auftrumpfenden Pa la37
EINLEITUNG
miten ernsthaft bedroht wurde. Man darf wohl auch annehmen, daß der Patriarch es nicht hat verhindern können, daß Pa lamas seine Theologie ins Spiel gebracht und verteidigt hat. Wichtig ist für uns aber nur, daß der Synodaltomos die grundsätzlichen Thesen seiner Theologie mit keinem Wort bestätigt hat, ja sie überhaupt nicht erwähnt. b. Der Tornos von 1341
Dieser präsentiert sich als Werk des Patriarchen Kalekas (s. ed. Karmi ris § 3,4; 6,1; 52,4) und ist es auch (s. Kalekas' Erklärung zum Tomos, PG 150,901 B 11). Er wurde von ihm auf Drängen des Kantak. für die Mönche ausgestellt (ebd. 901 B 10- 12) . Die Unterstellung, daß Palamas der Verfas ser sein könnte (erwähnt von Darrouzes: Reg. 2213), ist abwegig; dieser hätte in den Tomos hineingeschrieben, was er später ohne jede Berechti gung dort hineingelesen hat. Die Position des Kalekas war, wie gesagt, da mals zu schwach, als daß er sich in allen Punkten Kantak. und den Pala miten hätte widersetzen können. Er mußte also wohl auch im Tomos ih ren Wünschen einigermaßen entgegenkommen, hat es aber offensichtlich fertiggebracht, nicht über den Eindruck eines Entgegenkommens hinaus zugehen und im Grundsätzlichen die Position vom 10. Juni in keiner Wei se anzutasten. Man kann sich nur wundern, daß die Palamiten nicht so fort gegen diesen Tomos Sturm gelaufen sind. Eine gewisse Geschichtsfälschung liegt immerhin vor in der Über schrift, die das Dokument im Patriarchatsregister aufweist (ed. 1. S. 299, 1-5). Diese faßt die Synoden vom 10. Juni und die von Juli zu sammen, wie wenn es um zwei Sitzungen eines Prozesses gegen Barlaam und Akindynos gegangen wäre. Weder die Bezeichnung Tomos noch das Sprechen von Synoden in der Mehrzahl entspricht den Absichten des Pa triarchen. Dadurch, daß von Synoden gesprochen wird, denen der Ks. ( Andronikos III.) präsidierte, solange er lebte, erweckt die Überschrift fal scherweise den Eindruck, daß Andronikos IU. auch etwas mit der Synode von Juli zu tun gehabt hätte und daß sein Werk dort in seinem Geiste voll endet worden wäre. Das Dokument selbst lobt zuerst allgemein Demut und Vätertreue (§ 1) und wirft dann im Sinne der Palamiten Barlaam Hochmut vor, der auf sei ner Kenntnis der heidnischen Weisheit beruhe und die höhere Weisheit der Mystiker verachte (§ 2,1 - 5 ) . Seine Anklage gegen die Hesychasten wird =
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TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
wenig glücklich bis irreführend so zusammengefaßt: Die Angeklagten würden behaupten, an Gottes Wesen könne man teilhaben, und die unge bildeten Mönche, die Barlaams Informanten gewesen wären, hätten, des wegen angegriffen, geantwortet: nicht am Wesen, sondern an der uner schaffenen Gnade des Geistes . Daraufhin hätte er sie des Ditheismus be schuldigt und sei sogar zum Patriarchen gekommen, um insbesondere Palamas anzuklagen, der sich vor der Synode verantworten solle (2,5 3,6) . Er wollte diese Anklage nur von einer Synode in Gegenwart des Kai sers behandelt sehen (§ 4) . Auf der Synode wurde Barlaam gefragt, ob er etwas in bezug auf die hesychastischen Mönche vorzubringen habe. Als dieser daraufhin dieses Thema mit dogmatischen Fragen und Lösungen vermischen wollte und sich weigerte, sonst überhaupt etwas zu sagen (§ 5), ließ der Patriarch Kanones vorlesen, die es Nichtbischöfen verboten, Dogmen zu diskutieren und andere zu zwingen, sich in solchen Fragen zu vetteidigen, sowie sich selbst in kirchlichen Dingen Lehrbefugnis anzuma ßen (§ 6; s. bes. Z. 3 - 6) . Wie sehr auch auf den ersten Blick gegen Bar laam gerichtet, bedeutet dieser Passus doch auch eine Stellungnahme ge gen den Tomos Agioritikos, der wie kein anderes Dokument dieses Verbot mißachtet hatte. Danach wurden die Anklagen Barlaams gegen die Mön che (nicht gegen die Theologie des Palamas) vorgelegt und vorgelesen und der besagte Palamas beauftragt, dagegen die Verteidigung vorzubringen. Dieser lieferte im ersten Teil seines Vortrags die passende Verteidigung und erörterte danach, wie Barlaam ihn angegriffen und er sich gezwunge nermaßen gewehrt hätte (§ 7) . Der Inhalt dieses Streites wird mit keinem Wort erwähnt. Nun wurde befohlen, Barlaams Schrift « Gegen die Massa lianer» zu bringen. Daraus wurde seine Erklärung des Thaborlichtes vor gelesen. Diese lautete « <wörtlich» Tomos § 8,5 ) : « Das auf dem Thabor strahlende Licht der Gottheit war nicht unzugänglich, noch war es in Wahrheit Licht der Gottheit oder überhaupt heiliger oder göttlicher als Engel, sondern geringer und niedriger sogar als unser eigener Geist. Alle (unsere) Gedanken und geistigen Überlegungen sind von höherem Wert als jenes Licht, das durch die Luft in das Auge dringt und unter die sinnli che Wahrnehmung fällt und denen, die sehen, nur das Wahrnehmbare zeigt, also materiell ist und eine Form hat, an einem bestimmten Ort und in der Zeit erscheint, die Luft färbt, im einen Augenblick entsteht und er scheint, im anderen sich auflöst und zu existieren aufhört, weil es auf die Vorstellung wirkt, individuell und endlich ist. DaI1J.m wurde es auch von 39
EINLEITUNG
Menschen gesehen, die ihrer geistigen Aktivitäten beraubt waren, viel mehr diese gar nicht vollkommen besaßen und noch nicht rein waren und sogar bei jener Vision auf dem Berg noch nicht der Kenntnis des Gottähn lichen gewürdigt wurden. Wir werden von diesem Licht hinaufgeführt zu Gedanken und Meditationen, die unvergleichlich mehr wert sind als jenes Licht. Jene, die dieses Licht den Geist übersteigend, wahrhaftig und unzu gänglich usw. nennen, irren also total, und weil sie nichts Höheres kennen als die sichtbaren Güter, sind sie gottlos und führen höchst verderbliche Dogmen in der Kirche ein» (§ 8,5-21). Man beachte, daß ein Text zitiert wird, worin Barlaam nirgends über unerschaffenes, anfangloses und un endliches Licht spricht. Man kann diese Exegese Barlaams als für seine Zeit höchst aufgeklärt bezeichnen. Was « die Mönche» (nicht Palamas; § 9,1) dem entgegensetzten, war spätantike und byzantinische Rhetorik der <
TEIL Ir. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
scheidung der Energeia vom Wesen dadurch, daß er die Verleihung der Gnade dem Wesen Gottes zuschreibt (tin physin autin tin chorigusan tin charin § 46,4 f. ) . Gerade das direkte Wirken (nach außen) des Wesens (und Verleihen ist Wirken nach außen) leugnete Palamas. Ein wie auch immer wirkendes Wesen Gottes macht aber die selbständig wirkende Energeia Gottes des Palamas zu einer überflüssigen Hypothese . . Nach dem Thaborlicht kam das Jesusgebet an die Reihe: « Auch wird f€stgestellt, daß dieser Barlaam schriftlich viele Bräuche der Hesychia ver drehte und anklagte, dazu auch das bei ihnen, ja vielmehr bei allen Chri sten übliche Gebet zählte» (§ 47,1-4) . Der Vorwurf wird erläutert mit einem wörtlichen (s. § 47,4) Zitat Barlaams: « Es gibt vieles, was man dem Verkünder dieser Lehre (der Hesychia) vorwerfen kann, mit an erster Stelle folgendes, daß er versucht, die christlichen Mysterien mittels Atemzügen zunichte zu machen, und verleumderisch behauptet, die Väter hätten schon früher das gedacht, was er jetzt lehre» (§ 47,5 - 8) . Das Zitat beweist, daß Barlaam überhaupt nicht den Inhalt des Jesusgebets, wie es bei allen Christen üblich war, angegrif fen hat, sondern daß es ihm nur um die technische Verwendung dieses Ge bets durch die Hesychasten ging. Die Widerlegung der Barlaam angedich teten Anklage hat man sich entsprechend einfach gemacht; sie befaßt sich ausschließlich mit dem Inhalt des Stoßgebets, mit den Formeln « Herr Je sus Christus» und « Sohn Gottes» (§ 47,8 - 49). Anschließend wird eine Äußerung des Ks. im gleichen Sinne zitiert (§ 50) . Man muß es leider für durchaus glaubwürdig halten, daß man es sich schon am 10. 6. so einfach gemacht hat. Der Tomos schließt mit folgenden Feststellungen: 1. Barlaam wurde überführt, über das göttliche Thaborlicht und das Gebet der Mönche Fal sches zu lehren, die Mönche dagegen bewiesen, sich in diesen Punkten an die Überlieferung der Väter zu halten (§ 51,1-6) . 2. Barlaam wurde von der Synode einstimmig verurteilt, weil er boshaft und irreführend Göttli ches (Thaborlicht und Jesusgebet) angegriffen habe; er bat aber um Verge bung. « Wir geben also bekannt: Wenn er wahrhaftig Reue zeigt und sich bes sert und nie mehr ertapp! wird, über diese Dinge zu sprechen und zu schreiben, steht es gut mit ihm, wenn nicht, wird er gebannt und von der heiligen katholischen und apostolischen Kirche und der Gemeinschaft der rechtgläubigen Christen abgeschnitten» (§ 51,6 �f.) . Hier wird versucht, 41
EINLEITUNG
die Zurechtweisung Barlaams auf der Synode vom 10. Juni so nahe wie möglich an eine Exkommunikation heranzurücken, ohne die unwahre Be hauptung aufzustellen, daß eine solche auch nur bedingt ausgesprochen wäre. Die Darstellung verrät sich dadurch, daß sie der Synode und Bar laam eine unlogische Handlungsweise zu unterstellen scheint, der vor al lem die Darstellung des Ablaufs durch Kantak. widerspricht (s. Bd. II Anm. 515 ) . Keine Synode verurteilte einen erschienenen « Häretiker», ohne ihm eine letzte Chance gegeben zu haben, Reue zu zeigen. Ein Mann wie Barlaam ließ es aber sicher nicht zu einer Verurteilung seiner Person kommen, um sich sofort danach reumütig zu zeigen (und das noch, ohne es zu sein, wie wir annehmen mögen). Es hat also in 1341 keine kirchliche Verurteilung Barlaams gegeben, aber um den Palamiten entgegenzukom men, machte Kalekas im Tomos aus der Verurteilung dessen Angriffs auf die Mönche und der Drohung mit Exkommunikation für den Fall, daß er rückfällig werden sollte, eine Exkommunikation auf Bewährung. Da Bar laam sofort in den Westen zurückkehrte, hat man ihm in Byzanz im Juli bestimmt noch keinen Rückfall nachweisen können. Auch für später ist ein solcher Nachweis mir nicht bekannt. Der Tomos beläßt es nicht bei dieser Scheinverurteilung Barlaams, son dern fügt noch eine allgemeine Androhung der Verurteilung hinzu, die wohl als Ersatz für eine Verurteilung des Akindynos dienen sollte und die man auf diese Weise als in die (nicht erfolgte!) Verurteilung Barlaams vom 10. Juni eingeschlossen betrachten konnte, was den Palamiten scheinbar entgegenkam, ihnen aber die im Juli von ihnen verlangte dogmatische Verurteilung vorenthielt. Darum heißt es im Tomos: « Auch wenn sonst je mand eine der Beschuldigungen wiederholt, die er ( Barlaam) mündlich oder schriftlich gegen die Mönche oder besser gegen die Kirche selbst vor gebracht hat, oder überhaupt sie in diesen Dingen kritisiert, soll er von unserer Wenigkeit der gleichen Verurteilung unterworfen und ebenfalls ge bannt (Barlaam war gar nicht gebannt!) und von der heiligen katholischen und apostolischen Kirche und der Gemeinschaft der rechtgläubigen Chri sten abgeschnitten sein» (§ 52) . Die palamitische Identifizierung der Mön che mit der Kirche ist eine klare Konzession des Patriarchen, der es aber in diesem Paragraphen fertigbringt, an eine Verurteilung des Akindynos glauben zu lassen, ohne die Juli-Synode überhaupt zu erwähnen. Der letzte Paragraph (53) wiederholt noch einmal inhaltlich das bereits aus Kanones zitierte « Dogmatisierverbot für Laien»: « Mit Nachdruck, =
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TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
geistiger Strenge und Strafandrohung befehlen wir, daß von jetzt ab und in Zukunft überhaupt niemand mehr schriftlich oder mündlich über diese und andere Sachen Dogmen zu verkünden hat, indem er diese und andere dogmatische Themen zur Sprache bringt . . . Deswegen wurden die Nor men der Väter vorgeführt und wird dieses Dokument ausgestellt, das wir eigenhändig unterschrieben haben im August der neunten Indiktion» (53,1 - 11 ) . Sogar wenn die Synode sich mit der Theologie des Palamas be faßt hätte, hätte sie trotzdem zugleich verboten, diese in Zukunft noch zur Sprache zu bringen, denn das Verbot betrifft diese ( die behandelten Themen = Thaborlicht, Jesusgebet) und andere dogmatische Themen. Man beachte den Gebrauch des Wortes dogmatisieren und nicht theologi sieren. Der Autor wollte damit hoffentlich vernünftigerweise theologische Diskussionen nicht verbieten, sondern nur das Darstellen der eigenen theologischen Meinung als eine Lehrentscheidung, die zur Verketzerung des theologischen Gegners berechtige, wofür laut Tomos nur die Bischöfe zuständig seien. Ich komme auf dieses Dogmatisieren noch kurz zurück. Fazit: Ich kann Kalekas meine Bewunderung nicht versagen, wie er es fertiggebracht hat, mit diesem Tomos Palamas und seine Anhänger zufrie denzustellen, ohne in der fundamentalen dogmatischen Frage einen Milli meter Boden preiszugeben. Daß die Palamiten den Tomos aus Vorurteil als Bestätigung der Theologie ihres Meisters ansahen, kann ich nur mit Er staunen feststellen. Mehr dazu im nächsten Paragraphen. =
7. Der Streit um den Tomos in der Bürgerkriegszeit (Oktober 1341 - Februar 1347) Zwei Monate nach dem Inkrafttreten des Tomos im August 1341 wurde Kantak. offiziell aller Ämter enthoben, und jede politische Tätigkeit wur de ihm untersagt (s. Bd. III 60 mit Anm. 83) . Palamas wurde, wie er selbst mitteilt, vom Patriarchen persönlich davon unterrichtet und nach seiner Meinung gefragt. Er mahnte daraufhin zum Frieden, was der Patriarch richtig als Parteinahme für den Agressor wertete, gegen den sich das Op fer nicht wehren dürfe (s. Bd. III Anm. 77) . Kalekas brauchte nun auf die Palamiten keine Rücksicht mehr zu nehmen, sie standen für ihn im feind lichen Lager. Da Palamas sich die Freiheit nahm, den Tomos als Bestäti gung seiner ganzen Dogmatik darzustellen, der niemand widersprechen könne, ohne sich den Bannfluch der Kirche zuzuzjehen (also aus dem To43
EINLEITUNG
mos eine Übernahme de� Tomos Agioritikos durch die Kirche machte) , gestattete der Patriarch Akindynos die gleiche Redefreiheit. Dieser wurde auch sonst von ihm gefördert, und Palamas wurde schließlich (Ende 1344) als Kantakuzenist und Übertreter des Synodalverbots zu dogmatisieren ins Gefängnis geworfen, wo er bis 1347 blieb. Die Einzelheiten der Auseinandersetzung um die theologischen Thesen des Palamas in dieser Zeit sind nicht so wichtig, daß ich sie hier aus führlich behandeln müßte (s. dazu die betr. Reg. bei Darrouzes ab Nr. 2225). Das wichtigste Dokument der Periode ist die Erklärung zum Tomos, die der Patriarch Ende 1344 herausgab (ed. Allatius in PG 150,900 B 8 - 903 B 1; Anfang und Ende des Dokuments sind verloren). Ich kann hier auf eine ausführliche Behandlung verzichten; meine eigene obige Analyse des Tomos - verfaßt, ohne daß ich die Erklärung oder auch nur eine Zusammenfassung davon wie bei Darrouzes: Reg. 2253 gelesen hätte - bestätigt die des Patriarchen in allen wesentlichen Punkten. Ich stimme also in meinem Urteil mit Jugie überein, dessen Ansichten ich sonst oft nicht teile und widerspreche Meyendorff, der als Palamit von seinem Hei ligen nicht abfallen kann, aber auch Darrouzes 1. c., der «vorsichtig» meint: «La conclusion la plus sure est que les positions contradictoires de novembre 1344 se resultent d'intentions deja divergentes en juillet 1341 et d'une ambiguite originelle du Tome» . Darüber, daß die Ansichten des Pa triarchen und des Palamas sogar schon im Juni unvereinbar waren, gibt es keinen Zweifel. Daß aber der Tomos eine ursprüngliche Zweideutigkeit aufweise in dem Sinne, daß man ihn auch so auslegen könne, wie Palamas das getan hat, bestreite ich. Wer diese Behauptung aufrecht erhalten will, soll dies in einer genauen Analyse des Tomos zeigen und präzise die Text stellen zitieren und übersetzen, die den Kern der palamitischen Dogmatik nennen und bestätigen und das Leugnen desselben mit dem Anathem bele gen. Denn in diesem Sinne hat Palamas den Tomos für sich in Anspruch genommen, und gegen diese Deutung hat der Patriarch Einspruch er hoben. Um zu sehen, wie weit der Tomos von 1341 von einer solchen Bestäti gung entfernt ist, muß man ihn mit den Tomoi von 1347 und 1351 verglei chen, auf die ich noch zu sprechen komme. Dort werden, wie wir sehen werden, Pferd und Reiter genannt. Wer diese Tomoi liest, weiß, was die Theologie des Palamas beinhaltet, und kann die unmißverständliche Be stätigung derselben und die Verurteilung ihrer Gegner so wenig übersehen 44
TEIL Ir. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
wie im Tomos Agioritikos. Im Tomos vom August 1341 dagegen wird Pa lamas ganze zweimal erwähnt. Er wird genannt als von Barlaams Anklage besonders betroffen. Dieser darf aber die theologische Begründung seiner Anklage ( die Widerlegung der theologischen Begründung des Hesychas mus durch Palamas) nicht vortragen, da man kein dogmatisches Problem erörtern will (s. Tomos ed. l. § 3,4-6 u. §§ 5 - 6) . Die zweite Stelle, wo von Palamas die Rede ist, ohne daß (im Tomos) schon die Einschränkung des Themas auf Thaborlicht und Jesusgebet erfolgt ist, hat folgenden Wort laut: « Nach der Verlesung dieser . . . Kanones wurden die schriftlichen An schuldigungen Barlaams gegen die Mönche (so; nicht: gegen Palamas) herbeigebracht. Diese wurden vorgelesen, und der besagte Palamas wurde beauftragt, dazu die Verteidigung zu übernehmen, da sie ihn besonders angriffen. Dieser sprach und brachte in der Vorrede zu seinem Vortrag auch eine passende Verteidigung (sc. gegen die Beschuldigung der Mön che) vor; danach erzählte er auch, wie ihre Meinungsverschiedenheit dazu sich ereignet hätte. Zuerst habe dieser selbe Barlaam Anklageschriften ge gen sie ( die Mönche) verfaßt, wie oben gesagt, und Erklärungen vorge legt, die mit den göttlichen Vätern im Streit waren, wie gezeigt wurde (von wem, wo und wann wird nicht gesagt) , und er (Palamas) habe sich zur Verteidigung und Widerrede gezwungen gesehen» (§ 7) . Da sich dies laut Tomos ereignete, nachdem das Dogmatisierverbot eingeschärft war (§§ 5 - 6) , hört es sich an, als ob Palamas sich entschuldigt, aus Notwehr dagegen gesündigt zu haben. Wenn man in Betracht zieht, wie « die Kirche» üblicherweise mit Ketze reien abrechnet, wobei sie immer Roß und Reiter beim Namen nennt, und der Häresie die wahre Lehre gegenüberstellt, das auch 1347 und 1351 tut, und hier ebenfalls in bezug auf Thaborlicht und Jesusgebet, scheint die Frage berechtigt, wie jemand guten wissenschaftlichen Gewissens den To mos als mögliche dogmatische Entscheidung zugunsten der völlig unaus diskutierten dogmatischen Grundthesen des Palamas betrachten kann. Ich halte Palamas nicht für so naiv oder dumm, daß er nicht gleich bei der ersten Lektüre des Tomos durchschaut hätte, daß er vom Patriarchen her eingelegt worden war. Von dem, was er sich nach der Juli-Synode vom Tomos erhofft hatte, war iIll Tomos nichts zu finden. Im Tomos Agioriti kos hatte er als Prophet des Neuen Bundes « die Amtskirche» wissen las sen, in welcher Form sie die Botschaft der Erleuchteten zu der ihrigen zu machen habe. Daß die Synode vom 10. Juni ihm d�es versagt hatte, schien =
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EINLEITUNG
durch die Juli-Synode wieder wettgemacht. Aber der Patriarch demon strierte im Tomos, daß er nicht daran dachte, von der grundsätzlichen Entscheidung vom 10. Juni abzugehen. Ein paar scheinbare Zugeständnis se in der Formulierung waren zu leicht als Blendwerk durchschaubar. Pa lamas sah sich also vor das Problem gestellt, aus einer Niederlage einen Sieg zu machen. So wie er die Wahrheit einfach umkehrte, als er seine Gegner als die theologischen Neuerer darzustellen versuchte, tat er das auch hier. Ein anderer Ausweg bot sich nicht an. Kantak. hatte zu der Zeit andere Sorgen (s. Bd. III 243 -248) , so daß an eine dritte Synode oder ei nen Prozeß gegen Kalekas nicht zu denken war. Seine Anhänger erwarte ten ebenso wie er vom Tomos eine Bestätigung dessen, was sie auf der Juli-Sitzung erreicht zu haben glaubten. Sie waren überzeugt, bei ihnen würde die Botschaft, jetzt sei die wunderbare Theologie ihres Meisters im vollen Umfang bestätigt und alle Gegner seien exkommuniziert worden, ohnehin auf bedingungslosen Glauben stoßen und mit der Zeit würde das Mönchtum sich mit dieser Botschaft schon durchsetzen. Palamas ent schloß sich m. E. bewußt, dem Patriarchen seine «Falschheit» mit gleicher Münze heimzuzahlen. Wenn die Wahrheit der zu höchster Erleuchtung aufgestiegenen und die der nicht so hoch Gestiegenen auseinandergehen, gilt erstere. Aus der Erklärung des Kalekas will ich noch eine Stelle hervorheben, die Darrouzes 1. c. in seiner Zusammenfassung ausgelassen hat. Nachdem der Patriarch darauf hingewiesen hat, daß der Tomos die Aussagen der Heiligen unverfälscht und ohne Kommentar vorgeführt hat und einfach so akzeptiert, schreibt er: «Ich will nicht starrsinnig sein, wenn jemand et was zu sagen hat zu den Aussagen der Heiligen, die wir einfach so, ohne sie näher zu untersuchen, akzeptiert haben, da sie von Heiligen sind. Wir aber streben nur eins an, daß die Dogmen der Kirche Gottes unversehrt erhalten bleiben und wir sie so der Nachwelt weitergeben, wie wir sie empfangen haben, ohne Beimischung irgendeines untergeschobenen und fremdartigen Dogmas» (903 A 4- 11). Der Satz scheint mir wichtig im Zu sammenhang mit dem Verbot zu « dogmatisieren» . Der Patriarch versucht hier, glaube ich, dem Mißverständnis vorzubeugen, die Synoden hätten jede theologische Diskussion verbieten wollen. Was der Tomos verbiete, sei nur das, was im Streit Barlaam-Palamas und ganz besonders im Tomos Agioritikos geschehen sei, daß Theologen anstelle der für alle verbindli chen Väterzeugnisse eigene theologische Thesen als deren verbindliche In46
TEIL 11. DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
terpretation präsentierten, jede abweichende Meinung verketzerten und so aus einem Theologenstreit ein Schisma machten. Wer will, mag Palamas weiterhin für so naiv halten, daß er aufgrund der Erwartung, die er von der Juli-Synode hatte und der Kalekas dort wohl nicht klar entgegengetreten war, sowie wegen des oberflächlichen Erfolgs einer übertrieben dargestellten Verurteilung Barlaams und der Re habilitation der hesychastischen Mönche, und schließlich auch aus der Tatsache, daß man Kalekas einen Tomos habe abtrotzen können, ehrlich geglaubt hat, der Tomos bezeuge seinen kompletten Sieg über Barlaam, der natürlich auch den dogmatischen einschloß. Ich befasse mich hier aber nicht mit Hagiographie, sondern mit kritischer Geschichtsschreibung. Zu rück zu den historischen Tatsachen. 8. Kantakuzenos und die Palamiten übernehmen die Macht in Staat und Kirche (Februar- August 1347) Als Kalekas wegen des sich abzeichnenden Sieges des Kantak. im Bür gerkrieg einen Komprorniß mit ihm für notwendig hielt, führte das zur Entzweiung mit der Kaiserin (s. Bd. III 149 - 154 u. 157) , die nun Annähe rung an die Palamiten suchte (ebd. 157 f. u. Anm. 404) . Sie ließ deshalb Kalekas am 2. 2. 1347 absetzen (ebd. 165 - 167), aber schon in der darauf folgenden Nacht drang Kantak. in Konstantinopel ein, und am 8. 2. zwang er die Kaiserin zur Aufgabe und übernahm offiziell die Macht (ebd. 160 - 165. 167f.; bes . Anm. 471 S. 368 - 370) . Gegen Ende des Monats ließ er von einer Synode die Absetzung des Pa triarchen bestätigen, die er selbst schon am 21. 5. 1346 von einer Rumpf synode in Adrianopel und die die Kaiserin, wie gesagt am 2. 2. 1347, von einigen Bischöfen in Konstantinopel hatte aussprechen lassen. Der Abset zungstomos vom Febr. 1347, den Kantak. in einem Prostagma vom März 1347 bestätigte (s. Bd. III 369, 372 - 375) , wurde benutzt, endlich das zu bringen, worum der Tomos v. 1341 die Palamiten betrogen hatte, nämlich die Bestätigung der wesentlichen Thesen der Theologie ihres Meisters und die Exkommunikation ihrer Gegner.
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EINLEITUNG
Der Tornos von 1347
Ich habe diesen Tomos, der «letztlich der kirchlichen und politischen Geschichtsfälschung diente» , im dritten Band in Anm. 471 analysiert in bezug auf die Zusammenlegung zweier Absetzungsprozesse und -proto kolle. Hier ist zu zeigen, wie nun die nicht existierende kirchliche Aner kennung der palamitischen Dogmen zum Gesetz erhoben wird durch die Verurteilung des Kalekas als Häretiker und Jünger der bereits verurteilten Häretiker Barlaam und Akindynos. Die Überschrift bringt die ganze Fälschung auf den kürzesten Nenner: « Synodaltomos, der den früheren Tomos zur Überführung und Verurtei lung der Dogmen Barlaams und Akindynos bestätigt und zusammen mit Akindynos den später zu seinem Gesinnungsgenossen und Patron gewor denen Patriarchen erneut überführt und absetzt» (ed. Meyerdorff S. 211). Die von Palamas seit 1341 verbreitete Lüge, der Tomos v. 1341 habe allge mein Barlaams und Akindynos' Dogmen widerlegt und verurteilt, wird durch diesen Tomos dogmatisiert und so später zur Grundlage für die Ge staltung des Konzils v. 1351 als Prozeß gegen die Antipalamiten. Im Tomos selbst wird zuerst der Satan als Urheber aller Irrtümer und Häresien, insbes. von Atheismus und Polytheismus, eingeführt (§ 1) und dann auch als Verführer neuer (!) Diener des Irrtums präsentiert (Z. 29 35) . Der neue Irrtum wird so umschrieben: Man verehre zwar einen drei einigen Gott, aber nicht so, daß man in ihm ein Wesen der Drei, einen Wil len, eine Macht, ein Wirkungsvermögen (Energeia), eine Herrschaft, eine Weisheit, eine Güte, eine Unendlichkeit und die Einfachheit auch aller Ruhmestitel der Gottheit sozusagen verehre, sondern so, daß man das al les als Einheit, als bloßes Wesen ansehe, während daneben alles (andere) erschaffen sei. Denn wenn auch der göttliche Wille, seine Macht und sein Wirkungsvermögen unerschaffen seien, seien sie auch in nichts verschie den vom unerschaffenen Wesen. Wenn sie sich aber irgendwie davon un terscheiden würden, sei die einzige unerschaffene Gottheit das sie als Ur sache überragende Wesen Gottes, und diese (Gottheiten wie Energeia usw.), die aus jener (Ursache dem Wesen) seien und sich irgendwie da von unterschieden, zählten dann zu den Geschöpfen Gottes» (Z. 35 - 44) . Hier wird versucht, aus der Widerlegung der theologischen Thesen des Palamas eine positive Lehre zu konstruieren, die so als Ketzerei in die Welt gesetzt wäre. Dieses mit dem palamitischen Unverständnis für die Argu=
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mente der Gegner konstruierte Gebilde wird mit keiner einzigen Aussage der Angeklagten belegt. Von einer solchen Lehre ist auch mit der kühnsten Phantasie im Tomos v. 1341, der sie verurteilt haben soll, keine Spur zu entdecken. Die Primitivität des Versuchs zeigt, daß kein fähiger Theologe zur Verfügung gestanden hat, die Streitfrage in angemessener Weise zu be handeln. Der Tomos wirft anschließend den außer in der Überschrift nicht ge nannten neuen Irrlichtern vor, das Thaborlicht bald als Wesen Gottes, bald als erschaffen zu bezeichnen (Z. 44- 49). Diese Simplifizierung ohne Beleg muß hier nicht widerlegt werden. Trotzdem, auf dieser Basis wird auf Atheismus und Polytheismus geklagt, weil die eine Gottheit in einen erschaffenen und einen unerschaffenen Teil gespalten werde. Der Atheis mus bestehe übrigens nicht nur darin, daß das Wesen, dessen Kraft usw. erschaffen seien, nicht selbst unerschaffen sein könne, sondern auch dar in, daß der Unterschied zwischen dem göttlichen Wesen und dem göttli chen Wirken aufgehoben werde. Weil das eine vom anderen ausgestoßen werde, gehe es in das Nichtsein über, und weil dies gegenseitig geschehe, käme es dazu, daß es überhaupt keine unerschaffene Gottheit gäbe (Z. 50 -58). Theologische Polemik auf dem Tiefpunkt. Barlaams Angriff auf die hesychastische Gottesschau wird auf ähnliche Art wiedergegeben. Dazu wird auf den Tomos Agioritikos verwiesen (Z. 59 -71). Der Tomos v. 1341 hatte den Tom. Ag. nicht zur Kenntnis genom men! Die Darstellung der Synoden v. 1341 (Z. 72 - 111) entspricht der in den vorausgehenden sechs Jahren propagierten Teilfälschung der tatsächli chen Vorgänge, die ich ausreichend erörtert habe. Die abschließende Er klärung, daß die Verurteilung des Areios auch alle späteren Arianer ein schloß (Z. 111- 115), geht ins Leere, da sie an erster Stelle auf Akindynos angewandt wird, der sich vorher und nachher von den verurteilten Thesen Barlaams distanziert und nur solche, über die in 1341 nicht entschieden wurde, bekämpft hat. Der oder die Verfasser des Tomos v. 1347 ist oder sind sich offenbar be wußt gewesen, daß der so gelobte Tomos v. 1341 in die eigentliche Theo logie des Palamas gar kei[len Einblick verschaffte. Man versucht dies wettzumachen mit folgender Behauptung: « Nach der synodalen Verurtei lung des erwiesenen Barlaamiten Akindynos wurde der Tomos geschrie ben und unterschrieben, der zwar (nur) eine Z)Jsammenfassung, aber 49
EINLEITUNG
trotzdem alles enthält und die Orthodoxie des Palamas und der Mönche als zuverlässig und wahrhaft allen Christen gemeinsam verkündet» (Z. 116- 120) . Auch das ist eine Erkenntnis, die jedem versagt bleibt, der auf palamitische Erleuchtung verzichten und nach den normalen Regeln hi storischer Kritik Dokument und Fakten beurteilen muß. Danach werden die schrecklichen Verfluchungen in Erinnerung geru fen, die gegen Barlaam, falls er sich nicht bekehre, ausgesprochen wurden und jeden treffen, der es wagt oder wagen wird, die Orthodoxie des Pala mas und der mit ihm übereinstimmenden Mönche anzugreifen (Z. 121 127) . Damit wird das Dogmatisierverbot, das der Tomos v. 1341 beiden Parteien auferlegte, zu einem einseitigen Redeverbot für die Gegner der palamitischen Theologie uminterpretiert. Es folgt ein Passus über den zwei Monate danach ausgebrochenen Bür gerkrieg. Darin wird Kantak. verherrlicht, Kalekas verurteilt, Palamas' Eintreten für den verleumdeten Kantak. und die Christenheit (!) gelobt (Z. 145- 152; vgl. Bd. III Anm. 471) ; insbesondere wird die Parteinahme des Patriarchen für Akindynos und gegen Palamas als ein Wüten gegen die Orthodoxie und ein Zunichtemachen des Tomos v. 1341 kritisiert. Die Kaiserin Anna wird dabei geflissentlich geschont (Z. 152- 167) . Die weitere Darstellung der Ereignisse bis 1347 (Z. 168 - 208), worin Akindynos eine wichtige Rolle spielte, ist für uns hier nicht von Bedeutung (s. dazu Const.-Hero o . c. XXII- XXXI ) . ES"" folgt die Geschichte der Absetzung des Kalekas durch die (konkur rierenden) Synoden des Kantak. in Adrianopel und der Kaiserin Anna in Konstantiriopel. Zwei gemeinsame Hauptgründe werden genannt: die ge meinschädlichen ( antikantakuzenischen) Handlungen des Patriarchen und seine Parteinahme für Akindynos und die Irrlehre Barlaams (Z. 209229) . Dieses Urteil verurteilt sich selbst. Wenn in Byzanz in den Jahren 1341- 1347 jemand dem byzantinischen Gemeinwesen und « der Christen heit» (s. ob.) Schaden zugefügt hat, war es Kantak. mit seinen türkischen Hilfsheeren, und wenn jemand den Tomos v. 1341 mißachtet hat, war es, wie oben gezeigt, Gregorios Palamas. Den größten Haß hatte sich Kalekas offensichtlich zugezogen mit ei nem schriftlichen Nachweis der für die Palamiten unverdaulichen Wahr heit, daß der Tomos v. 1341 keine Verurteilung Barlaams oder Akindynos' enthielt, die als Bestätigung der wesentlichen Thesen der Theologie des Palamas in Anspruch genommen werden konnte. Mit größter Entrüstung =
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wird diese Richtigstellung diffamiert, natürlich ohne Nachweis (Z. 245269) . Als Einleitung zu den anschließend zitienen antipalamitischen The sen des Patriarchen wird betont, wie unverschämt dieser damit gegen den Tomos v. 1341 gesündigt habe. Die Behauptung ist aus zwei Gründen falsch, zum einen, weil im Gegensatz zu dem, was hier (Z. 265 - 267) be hauptet wird, das Verbot, seine Angriffe auf die Mönche zu erneuern, nichts mit Barlaams prinzipiellem dogmatischem Streit mit Palamas zu tun hatte, und zum anderen, weil das Dogmatisierverbot, das die streiten den Parteien betraf, sich nur auf Nicht-Bischöfe bezog und also den Patri archen nicht mit einschloß. Die antipalamitischen Thesen des Kalekas und Akindynos, die ange fühn werden (Z. 270 ff. ) , interessieren uns hier nicht. Erwähnt sei nur, daß einmal die Mißachtung des Tomos Agioritikos hervorgehoben wird (Z. 298) . So wird denn der Patriarch feierlich abgesetzt und als Barlaamit auf grund des Tomos v. 1341 (!) exkommuniziert, sofern er nicht abschwöre. Auch seine Schriften werden verurteilt (Z. 355- 392) . Akindynos, « der zwar, wie gesagt, schon synodal veruneilt worden ist», wird (sicherheits halber) noch einmal mit größtem Nachdruck ebenfalls exkommunizien, sofern er sich nicht bekehre (393 - 403 ) , desgleichen sämtliche nicht reu mütigen Mitläufer (404 ff.) . Der Tomos verbirgt nicht, wer sich hier an allen rächt, die ihm die Stirn geboten haben: « Aber auch wenn überhaupt jemand sonst enappt werden sollte", das Gleiche zu denken oder zu sagen oder zu schreiben gegen den besagten ehrwürdigsten Priestermönch, Herrn Gregorios Palamas, und seine Mönche oder vielmehr gegen die heiligen Theologen der Kirche selbst, sprechen wir gegen ihn das gleiche Urteil aus und unterwerfen ihn der gleichen Veruneilung, ob er zu den Geweihten oder zu den Laien zählt. Und wir erklären aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung, daß der viel mals genannte (!) ehrwürdigste Priestermönch Gregorios Palamas und die ihm zustimmenden Mönche nichts schreiben oder denken, was nicht mit der göttlichen Offenbarung übereinstimmt, sondern vielmehr auf alle Ar ten für unsere gemeinsame Orthodoxie und Überlieferung kämpfen, und nicht nur über allen gegen si,t:, ja vielmehr gegen die Kirche Gottes gerich teten Hohn erhaben, sondern auch allersicherste Vorkämpfer und Stützen der Kirche und der Onhodoxie sind, wie auch der frühere Tomos be zeugt.» (Z. 415 - 428) . 51
EINLEITUNG
Es folgen die abschließende Bekräftigungsformel und die Unterschriften (vgl. Bd. III 374) . Fazit. Auch in Byzanz brauchte Macht, ob staatliche oder kirchliche, auf die Wahrheit keine Rücksicht zu nehmen. Bekanntlich kann man aber eine Lüge so oft wiederholen, bis man sie selbst «ehrlich» für die Wahrheit hält. Dies könnte bei vielen der Unterzeichner des Tomos v. 1347 der Fall gewesen sein. Wenn der Tomos v. 1341 nicht erhalten geblieben wäre, hät te diese Lüge sogar zur akzeptierten historischen Wahrheit werden kön nen. Der Tomos v. 1347 fundierte die orthodoxe Kirche neu. Das « Funda ment der Apostel und Propheten» (Eph. 2,20) wurde um den Führer der erleuchteten Mystiker des Neuen Testamentes (s. Tom. Ag.) erweitert. Nachfolger des abgesetzten Verteidigers der alten Orthodoxie wurde ein fanatischer Anhänger der neuen, Isidoros Bukheir, der im Mai 1347 den patriarchalen Thron bestieg. Dieser besetzte vakante Bischofssitze mit Pa lamiten. Von den Bischöfen wurde ein Bekenntnis zu den Dogmen des Pa lamas verlangt (Darrouzes: Reg. 2276) . Palamas, dem das Patriarchat vor enthalten wurde, bekam die zweite Stadt des Reiches Thessalonike als Bi schofssitz. Eine Opposition von Bischöfen gegen den neuen Patriarchen, die ihn absetzte, führte dazu, daß sie durch Palamiten ersetzt wurden (s. Bd. III 170. 173 f. mit Anm. 498 f.) . Ab nun war die Kirche fest in palamiti scher Hand. 9. Der Endsieg. « Konzil» und Tomos v. 1351 Der Tomos v. 1341 hatte nichts entschieden, der v. 1347 versucht, ihn zum Beweis eines kompletten Sieges des neuen Theologen Palamas hoch zustilisieren, konnte aber die eigene Schwäche als Dokument einer Synode ohne Hauspatriarchen und mit einem in der Hauptstadt nicht anerkann ten Kaiser nicht verbergen. Von einem allgemein anerkannten Sieg konnte noch keine Rede sein. Dafür sorgte nicht zuletzt der gelehrte Gregoras, der, da Akindynos nicht wieder auftauchte, nun die Bekämpfung der neu en Theologie zu seiner Lebensaufgabe machte. Er versuchte auf direktem Wege, Kantak. zur Abkehr vom Palamismus zu bewegen (s. Bd. III 190 193) und die Kaiserin auf seine Seite zu bringen (ebd. 193 f.) . Dabei stieß er auch mit dem neuen Patriarchen zusammen und erreichte, daß dieser die von ihm eingeführten palamitischen Hymnen aus dem Verkehr ziehen 52
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mußte (ebd. 195 f.) . Auch mit Palamas persönlich hatte er eine Diskussion, wobei er anscheinend die palamitische Interpretation des Tomos v. 1341 akzeptierte, ihn aber als von Kalekas aufgehoben betrachtete (ebd. 196200) . Das war Ende 1347. Das nächste Ereignis, das für den Kampf um den Palamismus größere Bedeutung hatte, war die Wahl des Patriarchen Kallistos, den Kantak. für geeignet hielt, ein Konzil durchzuführen, das endgültig mit den Gegnern des Palamas abrechnen sollte. Aber damit sind wir schon bei der in diesem Band enthaltenen Geschichte angelangt. Darum sei hier dazu nur folgen des gesagt: a. Das Konzil v . 1351
Das Konzil v. 1351 war ein Schauprozeß. Es sollte zeigen, wer im Besitz der Wahrheit sei und welcher Wahrheit. Den angeblichen Feinden der Wahrheit wurde dabei die Rolle der Besiegten zugeteilt, die von den Vor kämpfern für die wahre Lehre niedergekämpft wurden. Sie durften ihre Argumente vortragen und haben es getan, wie in solchen Prozessen andere vor und nach ihnen, um, wissend, daß sie nicht gewinnen konnten, vor der Geschichte Zeugnis abzulegen. Ihre Verurteilung stand längst fest, aber um den Schein des Rechts zu wahren, zog der Sieger die Robe des Richters an. Deshalb erhielten Gregoras und seine Mitstreiter das Recht, die Irrtumslosigkeit des Gregorios Pa lamas in Abrede zu stellen, obgleich dies aufgrund des Tomos v. 1347 automatisch die Exkommunikation nach sich zog. Der Christenheit wurde aber ein Konzil vorgespielt, worauf zwei Parteien um die Orthodoxie rangen, damit ein unparteiisches Urteil gefällt werden könne. Die Antipalamiten bekamen 1351 die gleiche Chance, wie 88 Jahre später die orthodoxe Kirche, als sie auf dem Konzil von Florenz ihre Ablehnung des Filioque gegen die römische Irrtumslosigkeit verteidi gen durfte. Soviel zum Konzil, dessen Darstellung bei Gregoras manche Mängel aufweisen mag; sein Gesamturteil ist aber zutreffend.
b. Der Tornos v . 1351
Dieser bestätigt auf der ganzen Linie den v. 1347. Die Überschrift be zeichnet das Konzil als zusammengekommen gegen. die Gesinnungsgenos."
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EINLEITUNG
sen Barlaams und Akindynos' unter den Kaisern Kantakuzenos und Palai ologos. Die übliche Einführung präsentiert Barlaam als das neueste Übel, das der Satan gegen die Kirche einges.etzt hat (ed. Karmiris § 1 - 2,4) . Die ser in heidnischer Weisheit bewanderte Mönch aus Kalabrien ging gegen die Wahrheit vor und beschuldigte jene, die sich an die Wahrheit hielten, des Ditheismus, da sie nicht nur das unmittelbare Wesen Gottes uner schaffen nannten, sondern auch die ewige und vergöttlichende Gnade des Geistes, die den Würdigen zuteil wird. Aber eine Synode mit Palamas, dem heutigen Metropoliten von Thessalonike, und den Mönchen als Vor kämpfern der Wahrheit überführte und exkommunizierte ihn (2,4 - 13 ) . Man ist nun s o weit, daß man den dogmatischen Streitpunkt, den die Syn ode v. 10. Juni 1341 zu verhandeln ablehnte, ausdrücklich als das eigentli che Thema dieser Synode darstellt, worüber mit einem Bannfluch ent schieden wurde. Wahr ist nicht, was 1341 geschah, sondern was man 1347 als damals geschehen proklamiert hatte. Eine zweite Synode verurteilte Akindynos, der Barlaams Rolle über nommen hatte (§ 3). Aber der Satan gab keine Ruhe und fuhr in den Patri archen Johannes (Kalekas) , der dabei den Bürgerkrieg ausnutzte. Er wur de abgesetzt und ebenfalls exkommuniziert. Dazu wird aus dem Tomos v. 1347 die Stelle zitiert, die Palamas und die Mönche als überaus ortho dox verklärt (§ 4) . Der Satan verfügte aber über noch mehr Instrumente, die Bischöfe v. Ganos und Ephesos sowie Gregoras und Dexios. Diese setzten den Kampf fort und führten viele in die Irre. Darum kam dieses große Konzil (das den Tomos ausgestellt hat) zusammen (§ 5,1 - 10) . Es folgt ein Bericht über die vier Sitzungen, auf denen auch die Antipalamiten anwesend waren (§ 5,1O - § 17) . Die erste Sitzung fing so an: « Die Unruhestifter und Veräch ter der Kirche wurden herbeizitiert und gefragt, weshalb sie, während doch der Ks. rechtgläubig (im palamitischen Sinne) lebe, gegen die Recht gläubigkeit zu agieren wagten. Sie machten einen Zusatz im Bekenntnis der neugeweihten Bischöfe dafür verantwortlich und mit Namen auch den B. v. Thessalonike, weil er in einigen Schriften gegen Barlaam und Akin dynos Ärgernis errege» (S. 314,2-7). Auf den Bericht über die vier Sitzun gen sei hier nicht eingegangen. Darüber bringt dieser Band noch genug. Ab der vierten Sitzung blieben die dort verurteilten Gegner der palami tischen Theologie weg. Die Palamiten setzten allein das Konzil fort und holten nach, was bisher versäumt worden war; sie definierten endlich « als 54
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Kirche» die Grundthesen ihrer Theologie, «prüften" sie und «belegten» sie mit Väterzeugnissen. Folgende Thesen werden so vorgeführt: Es gibt in Gott einen realen Unterschied zwischen Wesen und Energeia (§ 19 ff. ) , die se Energeia ist unerschaffen usw. (wie das Wesen) (30 f.) , der Unterschied zwischen Wesen und Energeia macht Gott nicht zusammengesetzt (32 f. ), die unerschaffene göttliche Energeia wird von den Heiligen als Gottheit bezeichnet (34- 37) , das Wesen steht über der Energeia, wer dies leugnet, ist Polytheist (38 f.) , alle Kreaturen haben nicht, wie die Ankläger der Kir che sagen, teil am Wesen Gottes, sondern an seiner Energeia (40 -45), das Licht der Verklärung des Herrn ist unerschaffen (46) , die These des Akin dynos, es gebe außer Sohn und Geist keine unerschaffene Wirkung der dreipersönlichen Gottheit, ist falsch (47 f. ) . Zum Ergebnis werden die Konzilsteilnehmer befragt, namentlich der Kaiser, aber auch durch Gesandte die Athosmönche, die sich zu Palamas bekennen (49 f.) . Auf dieser Basis erfolgt die feierliche Verurteilung der Andersdenkenden, worin abermals Palamas als Vorkämpfer der überlie ferten Rechtgläubigkeit gefeiert wird (51) . Zum Abschluß wird noch das positive Ergebnis einer ausführlichen Rechtgläubigkeitsprüfung der Wer ke des Meisters mitgeteilt (52) . Damit hatte man sich endlich das fehlende kirchliche Dokument ge schaffen, das auf gebührende Weise für alle Zeiten die neue Theologie der Erleuchteten darlegte und mit Anathemen abschirmte, wie es der Tomos Agioritikos schon mehr als zehn Jahre zuvor getan hatte. Ein kleines Häuflein von Aufrechten hat sich noch eine Zeitlang dage gen gewehrt. Ihre Angriffe erwirkten sogar, daß die späteren Palamiten sich stillschweigend von den schärfsten Formulierungen ihres Meisters di stanzierten, aber die Dogmatisierung der fundamentalen Grundsätze sei ner Theologie wurde nie zurückgenommen. 10. Schlußbetrachtung Die Kernthese der Theologie des Gregorios Pa lamas wurde nicht er dacht als Lösung für ein theologisches Problem, sondern zur Verteidigung der irrationellen Praxis der Jiesychasten, die mit unzureichenden Mitteln, d. h. auf magische Weise, etwas Unerreichbares erreichbar machen woll ten, nämlich die Überbrückung des Abgrundes zwischen Endlichem und Unendlichem. Sie begnügten sich nicht damit, daß diese göttlicherseits 55
EINLEITUNG
durch den Glauben in Jesus von Nazareth gegeben sei, sondern suchten sie in einem Sehen Gottes mit dem eigenen Geist und sogar den eigenen leibli chen Augen, dessen die auserwählten Meister der Hesychia für würdig be funden wurden. Palamas, der - ohne daß wir noch erforschen könnten, wie es dazu kam - von Jugend auf in «Religion» der erste sein und andere führen wollte, wurde deswegen vom Hesychasmus angezogen und ruhte nicht, ehe er mehr als andere den Aufstieg zur direkten Gottesschau geschafft hatte. Mit vierzig Jahren war er ein anerkannter Meister der Hesychia. Da erschien Barlaam und prangerte die Gottesschau der Hesychasten, die ei nem Mann wie Palamas sein ganzes Ansehen und seine Autorität verlieh, als unfromme Einbildung und Selbstbetrug an und erklärte sie aufgrund der Offenbarung und der Vernunft für schlechthin unmöglich. Damit durfte er kein Recht bekommen. Als Palamas bald einsehen mußte, daß eine Gottesschau mit leiblichen Augen im normalen Sinne des Ausdrucks mit deutlichen Aussagen der Offenbarung und der Väter nicht vereinbar sei, flüchtete er zu dem theologischen Kunstgriff, in Gott eine Unterschei dung zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren zu machen. Als den Unsichtbaren bezeichnete er das Wesen, als den Sichtbaren den Wir kenden. Indem er nicht von zwei Göttern, sondern von zwei Gottheiten sprach, glaubte er Ditheismus zu vermeiden. Wie er sich das Abstraktum Gottheit als zwei Realitäten zu denken vermochte, habe ich nicht ergrün den können. Des Problems, wie der Wirkende unendlich und das Erwirkte endlich sein könne (des Problems des Wirkens in unendlicher Distanz), scheint Palamas sich allmählich bewußt geworden zu sein, nicht aber, daß eine Zwischenstation zwischen Unendlich und Endlich nichts nutzen kann, da auch eine endlose Zahl von Zwischenstationen der « Entfer nung» zwischen Unendlich und Endlich nichts von ihrer Unendlichkeit nimmt. Palamas' Fehler war es aber nicht, einen theologischen Irrweg beschrit ten zu haben, sondern die Anmaßung, mit der er sich, um seine eingebil dete göttliche Sendung und sich selbst als Kultperson zu retten, aller ihm zur Verfügung stehenden Mittel bedient hat, sich die Kirche dienstbar zu machen und alle anders als er Denkenden aus ihr zu bannen. Es ist im ganzen dem Urteil des Gregorasjüngers Johannes Kyparissiotes zuzustim men; er sieht in Pa lamas den Zerstörer des kirchlichen Friedens, der aus übermäßigem Ehrgeiz und Rechthaberei handelte (Palam. Transgr. PG 56
TEIL IL DER STREIT UM DIE THEOLOGIE DES GREGORIOS PALAMAS
152, 668 A 14-B 5 u. 669 A 10- B 12) . Daß seine Gegner mit dem Versuch, seine Verurteilung zu erwirken, antworteten, ist nicht zu loben, aber ver ständlich. Anstelle eines Anathems haben sie von uns, wie Beyer: Antirrh. I 116 schreibt, « ewiges Gedenken» verdient, da sie sich Unterdrückung des menschlichen Geistes nicht beugten. Anmerkung « L'exaltation devant la personne et l'ceuvre de Gregoire Palamas chez les byzantinistes traitant du sujet» (de Vries: Elite 156 Anm. 15) , von denen keiner dem Urteil Meyendorffs widersprochen habe (S. 157), ist wohl doch nicht so allgemein, wie die Autorin dieses Verdikts glauben machen möchte. Trotzdem, obgleich kein Freund des Palamas, distanziere ich mich von ihrer Qualifikation des Mannes als « un saint egoiste et louche» (ebd. 202), weil diese der Psyche des Mannes nicht gerecht wird und, was schlimmer ist, für einen nicht geringen Teil mit nicht oder falsch verstan denen, tendenziös oder unvollständig übersetzten Zitaten aus seinen Wer ken begründet wird. Ich muß mich hier auf ein Beispiel beschränken. S. 187 beschuldigt die Autorin Palamas, die Lazarus-Parabel zugunsten seiner reichen Zuhörer gefälscht zu haben, aber jeder, der S. 186 ihre In terpretation mit dem dankenswerterweise in Fußnote 90 im Original abge druckten Text vergleicht, wird feststellen, daß sie den Text des Palamas fälscht bzw. überhaupt nicht verstanden hat. Die Autorin meint, Palamas bemühe sich zu beweisen, daß der reiche Mann, der zu den Frommen zählt, vom Höllenfeuer nicht gequält werde, was mit dem Evangelium und der Exegese der Väter unvereinbar sei. Laut Palamas sei der Reiche umge ben von Flammen und leide deshalb schrecklich unter Durst . . . , aber er klage nirgends über vom Feuer verursachten Schmerz. Daraus lernen wir laut Palamas in der Interpretation von de Vries, daß der Reiche nicht ganz getrennt sei von Abraham und nicht so schwer bestraft werde wie der Gottlose, der Dieb, der Ungerechte, der wirklich im Höllenfeuer schmort. Für so dumm soll man Palamas nicht verkaufen, daß er so etwas gesagt hätte. Hier, was er wirklich sagt: « Er (der Reiche) wird vorgeführt, wie er wegen der großen Entfernun.,g laut rief, damit wir erfah ren, daß er aus frommem Geschlecht war und nicht denken, dieser reiche Herr schmore als Gottloser. Als nämlich dieser unbarmherzige Genießer vom nicht zu löschenden Feuer umgeben war, oJ:>wohl er ein Blutsver57
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wandter Abrahams war, sagte er: <Erbarme dich meiner und schicke Laza rus> . Abraham hatte Mitleid mit dem Reichen in den Flammen und sprach ihn sympathisch mit an. Aber sein Mitleid galt weniger der Bestra fung als der noch in ihm wirksamen Schlechtigkeit. Denn er war sich sei ner Sünden noch nicht bewußt geworden und begriff noch nicht, daß er gerechterweise schmorte. Er sagte nicht: Hab Mitleid, weil ich mir selbst dieses Feuer angezündet habe . . . (es folgt eine Schilderung des Gegensat zes zwischen Ursache Genuß und Folge Qualen) . Das sagte er nicht, sondern er bejammerte nur seine Schmerzen. » Palamas predigt also, daß es dem mitleidlosen Reichen nichts nutzt, wenn er nicht gottlos ist! Von allem, was de Vries aus diesem Text gelesen hat, steht dort kein Wort. Das im Prozeß « Elite Byzantine» gegen Gregorios Palamas ergangene Urteil ist wegen offenkundiger Befangenheit der Richterin null und nichtig. =
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NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE ZWEITER TEIL
KAPITEL VII
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XVIII DES GANZEN WERKES l
1.1. Ein anderer (als Johannes VI. Kantakuzenos) hätte vielleicht, von einem so großen Meer unerwarteten Unglücks eingeschlossen, sehr schnell den Mut verloren, der Kaiser aber war überhaupt nicht der Mann, der unter solchen Umständen aufgab2 • Vielmehr ging er vor wie der Feld herr, der in Feldschlachten den bedrängten Schlachtreihen, die sich zur Flucht wenden, das Trompetensignal zum Rückzug gibt und so nicht zu läßt, daß sie zersprengt werden und aus Verzweiflung gänzlich freiwillig den Feinden den Sieg verschaffen. So richtete auch er sein Augenmerk nicht auf Resignation und schändliche Bequemlichkeit, sondern ersann fortwährend neue Unternehmungen und führte sie durch. Insbesondere / (870) ließ er die seit langem im Arsenal aufs Trockene gezogenen Schiffe wieder ins Wasser ziehen, machte sie einsatzbereit und rüstete sie für den Bedarf des Augenblicks um. Außerdem baute er neue, zahlreicher und größer als zuvor, und ließ dazu mit großem Einsatz viel Schiffsbauholz aus den Bergen herbeischaffen3 . Weil aber dafür auch Geld nötig war, wurden die üblichen Steuern erhöht und zugleich nacheinander verschiedene neue ausgedacht, wobei die Not leicht den Reichtum an neuen Ideen dazu er fand4 • 2. Bei dieser Lage der Dinge wurde Patriarch Isidoross von einer schwe ren Krankheit ergriffen. Es war ein andauernder Durchfall (gr. Entleerung des Bauches), der dazu viele Tage anhielt, und der Ärzte Kunst und Hand erwiesen sich dabei als völlig machtlos. Freilich, am Anfang schien die Krankheit ziemlich harmlos, aber allmählich und nach und nach, sozusa gen schrittweise, schien sie Boden zu gewinnen und trieb gewissermaßen mit den Hoffnungen der meisten Spott. Sie hatte ja, wie man damals allge mein behauptete, ihre Ursache in Schmerz, der seinerseits in verschwiege ner Scham seinen Grund hatte. Der Mann widmete nämlich seinen eige nen Träumen große Aufmerksamkeit, ließ diese Beschäftigung über all seine Worte und Taten bestimmen und nannte das göttliche Ergriffenheit 59
üBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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(gr. Enthusiasmos) 6 . Während er fortwährend damit prahlte, beging er of fensichtliche Irrtümer, aber schämte sich deswegen nicht, sondern verkün dete dem Kaiser ebenso wie anderen Leuten gleichsam gewisse Prophezei ungen und göttliche Visionen von oben. Dazu zählte auch die Zerstörung des lateinischen Kastells von Galata auf dem gegenüberliegenden Ufer7 • Diese sei ihm, so behauptete er, von Gott fest und sicher angekündigt wor den. Darum auch hatte der Kaiser voll Vertrauen schleunigst den Kampf aufgenommen, noch ehe er / (871) die Ausrüstung der Flotte vollendet hat te8 . Da er (Patriarch Isidoros) also für den Augenblick der Hauptschuldige jener großen Katastrophe für die Rhomäer zu sein schien und von allen gescholten wurde, konnte er weder den Kaiser noch sonst irgendwelche vernünftige Menschen mit erhobenem Blick ansehen, sondern tauchte schon unter in Abgründe der Schande. So wurde er denn für lange Zeit krank, und nachdem auf diese Weise seine physische Substanz verausgabt war, verschied er aus dem gegenwärtigen Leben9• 3. Danach wurden verschiedene Vorschläge gemacht, wer ihm auf dem (patriarchalen) Thron nachfolgen sollte, und die Anhänger des Palamas legten großen und brennenden Eifer an den Tag, damit keinesfalls einer befördert würde, der nicht ein Schläger und SäuferlO und von jeder und jeglicher Bildung so weit entfernt war, wie jene, die zu später Stunde Spa ten und Hacke im Stich lassen, um ihren ungezähmten und tierischen Charakter heimzutragenll. Das sollte es ihnen leicht machen, den Gewähl ten zum allerschlimmsten Verfolger jener Menschen zu machen, die es be vorzugten, den rechten Glauben zu bewahren, und allen Eifer darauf ver wandten, der Gemeinschaft mit Palamas fernzubleiben. Während also die einen diesen, andere jenen vorschlugen, überredeten sie (die fanatischen Palamasanhänger) (den Kaiser) , einen der Freunde des Pa lamas vom Berge Athos kommen zu lassen, der Kallistos hieß. Dieser Mann besaß vor Un vernunft und Torheit die allerbeste natürliche Veranlagung zu erbar mungsloser Härte und ließ nichts von dem vermissen, was zum Zweck und Bestreben derer paßte, die ihn herbeigerufen hatten12 . 4. Aber ehe dieser eintraf, hatten Kaiser und Kaiserin die Idee, mich häufig privat zu empfangen und auf alle Arten zu umschmeicheln. Sie ver sprachen Geld und reiche / (872) Geschenke, u. a. von schönen und kost baren Dingen des Lebens, an denen ruhmsüchtige Seelen Gefallen finden könnten, und sie versuchten so, mich zu überreden und zu dem zu brin gen, was sie von mir wollten. Einige dieser Geschenke wurden auch schon 60
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besorgt, andere sollten folgen. Sie glaubten nämlich, alle anderen Gegner der von Palamas blasphemisch verkündeten neuen und fremdartigen Dog men, die es eventuell noch gäbe und wo immer sich diese auch befänden, durch mich allein sofort auf ihre Seite ziehen zu können. Aber die Schätze ihrer Hoffnungen waren nichts als Kohle13 • Die Tatsache, daß es mir am Notwendigen nicht mangelte, und die Wahl der Wahrheit ließen mich ihre Worte als Geschwätz betrachten. 5. Das aber, was ihre erwartungsvolle Absicht vor allem stärkte, und was für sie mit ihren Hoffnungen ein ge wisses Vergnügen verband, war die Patriarchenwürde, die sie mir sofort zu geben versprachen; denn die Not drängte und die Zeit(umstände) erfor derte(n), daß jemand unverzüglich die Leitung (der Kirche) übernahm14• Sie bekamen aber von mir in jeder Hinsicht gerade das Gegenteil (dessen, was sie erhofften) zu hören. Als erstes tadelte ich sie in ziemlich milder Form hinsichtlich der mir gemachten Versprechungen (und fragte), wieso sie nicht zögerten, wieder das gleiche zu versuchen, obwohl sie diese Din ge oft ohne Erfolg gesagt hätten und also genau wüßten, daß solche Sa chen sich in meinen Augen nicht von Schlamm und Staub unterschieden, und dies (auch) jetzt (taten) , wo (von mir) Verleugnung des Glaubens ver langt wurde. Denn so, wie inmitten schlechter Menschen Glück zu genie ßen, das größte Unglück sei, so sei es das größte Glück, inmitten schlech ter Menschen ehrlos zu sein15• Weiter sagte ich, daß es nicht ihre kaiserli che Pflicht sei, Recht und Gesetz willkürlich beiseite zu schieben und so aus der heiligen / (873) Umgitterung der Kirche Gottes zu vertreiben, ohne daß irgendwelche gemäßigte Rücksichtnahme sich in die Mitte stelle und den Mutwillen der Macht beseitige16 , sondern vielmehr, mit großer Bereit willigkeit Ärzte und zugleich Bestrafer der ungesetzlichen Schwankungen und Verirrungen zu werden, wenn sie überhaupt rechtgläubig sein woll ten. «Denn das eine verdient viele Tränen und für die Zukunft ein Anden ken bei den Nachgeborenen, das ganz und gar auf Haß und Schmach hin ausläuft, von jenem ewigen wohlbekannten Feuer, das denen droht, die so leben, gar zu schweigen, das andere aber lobende Zungen sowohl von den jetzt lebenden als von den künftigen gottesfürchtigen Menschen und zu gleich eine reine Freude der Seele, die, wie wir hören, den nicht endenden Zeiten vorbehalten bleibt"r:.. 6. Auf diese Weise also gab er (der Kaiser) mich auf, und als er sah, daß der schon genannte Mann vom Athosberg inzwischen angekommen war, installierte er ihn sofort als Patriarchen, obgleich ,die Bischöfe des bis da61
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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hin erhaltenen Reichsgebiets gar nicht sehr dafür waren18 • Der Grund, warum er sich beeilte, ihn zu ernennen, war kein anderer, als daß der Mann sich bestens eignete als Verfolger und für unmenschliche und tieri sche Bestrafungen ein Instrument war, das alle Henker in Unmenschlich keit übertraf19• Er hatte von jeglicher Bildung keine Ahnung und ging dar um sehr schnell dazu über, ohne Scheu zu beschimpfen und zu bestrafen, und außerdem mit Hand und Stock zu schlagen, voll ungezügelter Wut und mit schändlichen Worten, die gar nicht paßten zum Gewand, das er trug, oder zum Berg und zum geistlichen Stand, dessen Zögling zu sein, er sich rühmte und wozu er sich bekannte20 • Und nicht nur das, sondern die Frommen, die er bestrafte und / (874) verfolgte und denen er, wo sie vor Hunger und Durst und jedem Elend starben, hätte Mitleid erweisen sol len, befahl er sogar noch, unbeerdigt irgendwohin zu werfen21• Und für die, die sich von der Gleichheit der (menschlichen) Natur rühren ließen 22 und es als ihre Aufgabe betrachteten, diese Leute in der Erde zu verbergen, war das wiederum ein neuer Grund zur Anklage und zur gleichen Bestra fung in der Zukunft. Ein solches Ausmaß gewann damals sein Kampf ge gen den rechten Glauben. Schonungslos wurden jene, die leidenschaftlich darum kämpften, binnen der Grenzen der Gesetzgebung der Väter zu blei ben23, aus ihren Häusern, Städten und heiligen Stätten vertrieben und leichtfertig in Gefängnisse abgeführt. Drohungen schlimmer als die Tatsa chen wurden den anderen verkündet, die aus Angst, bleibendes Unheil zu erleiden, durch ein schillerndes Benehmen in der Öffentlichkeit ihre Rechtgläubigkeit verbargen24 • 7. Das war die erwünschte Unterstützung für den Kaiser, der seine (eigene) Meinung verbergen wollte. Denn es gibt zwei Mittel, wodurch die meisten Herrscher versuchen, jene, die sie wol len, gefügig zu machen. Das eine, das das Merkmal der Milde trägt, dach te er (Kantakuzenos) sich selbst zu, ich meine die Überredung, das andere, das der Unmenschlichkeit, überließ er, wie das Segel eines Schiffes den Winden, dem Patriarchen sowie Palamas mit seinen Leuten. Er versuchte, seine Rolle vor der Masse zu verbergen, und darum beteiligte er sich selbst an diesen Dingen überhaupt nicht und ermächtigte auch andere nicht dazu durch offizielle Dekrete. Aber die Tatsache, daß er sich ihren Taten nicht widersetzte, verschaffte ihnen geradezu ein nicht erlassenes Gesetz zum straflosen Handeln, so wie Leute, die Gemüse brauchen (und deshalb anbauen) , sich oben von irgendwoher aus geheimer Quelle einen Wasser lauf ableiten. Er sagte nämlich, wenn der Wunsch des Herrschers und der 62
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Bedarf der vom Zufall herbeigeführten Handlungen mit dem überein stimmten, was eine günstige Lage für den / (875) Willen des Herrschers bedeute, müsse auch der Herrscher diesem Lauf der Dinge folgen; wenn aber die Geschehnisse und der Wille des Staatenlenkers einen entgegenge setzten Weg nähmen, müsse dieser über das, was sich in den Weg stelle, hinweggehen und mehr dem Bedürfnis des Herrscherwillens als dem Spielraum der bestehenden Gesetze folgen. Denn das eine sei ein Merkmal der Führung, das andere der Dienstbarkeit. Und es sei absurd, daß der, dem das Szepter der Führung überlassen sei, freiwillig diene. Darum also kümmerte er sich wenig um die anderen und tat alles, was ihm und Pala mas gefiel; denn er und Palamas mit seinen Leuten wollten ein und dassel be25 • 8. Gleichwohl fürchtete er die Beschimpfungen des Volkes, die auf den Marktplätzen ungehemmt die Runde machten und ihm eine tyranni sche Unterdrückung des Glaubens vorwarfen. Darum glaubte er, daß es besser für ihn sei, weil die Zeit eilte, mit Unterstützung der Bischöfe Thra kiens eine Kirchenversammlung zusammenzurufen26, um öffentlich zu be weisen, daß die neuen Dogmen des Palamas nicht schändlich seien. So sollte sich die Schmach dieser Anschuldigungen über viele ausgießen und ausdehnen und demzufolge an eine Neuerung des Glaubens gar nicht mehr geglaubt werden, oder er dachte als zweite Möglichkeit, sie würden ihm weniger schaden, weil alle Kritik sich nicht mehr gegen ihn allein richten, sondern sich nunmehr über viele verteilen würde27 • Doch das är gerte Palamas, der nicht wollte, daß die Widerlegung seiner Bosheit frei ausgesprochen würde, sondern mittels Intrigen und stillen Verleumdun gen jene (genannten) Arten der Verfolgung durch andere und vor allem durch die Machthaber heimlich durchzuführen wünschte28 • Darum ersann er einen Grund / (876) nach dem anderen und machte sich davon, bald nach Lemnos, bald von dort nach Thessalonike. Aber darüber werde ich in der Fortsetzung ausführlicher sprechen29• Jetzt nehme ich das frühere Thema wieder auf: 9. Ehe nach der Ernennung (des Kallistos) drei Monate vergangen wa ren30, geschah es, daß die meisten Bischöfe sich von der Gemeinschaft mit dem Patriarchen losrissen, alle jene nämlich, die ihn öffentlich unter Eid bezichtigten, daß er klar ew. Massilianer sei und einer von jenen, die vor nicht vielen Jahren auf dem Berg Athos klar als solche ertappt waren. Auch ich habe darüber oben irgendwo in meiner Geschichte gesprochen3!. Aber er wehrte sich und führte im Gegenangriff eidlich bekräftigte Be63
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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schuldigungen gegen jeden einzelnen von ihnen ins Feld. Dem einen warf er Grabschändung vor, einem anderen Unzucht oder die Häresie der Bo gomilen, oder daß er das Priesteramt zum Kauf anbiete und es an die aller schändlichsten Männer verschachere, und anderen noch andere Dinge. So entstand über lange Zeit ein Schisma, wobei der Kaiser sich als Vermittler einsetzte und sie überredete, einander die Beschuldigungen zu verzeihen. Dazu sollten sie die Anklageschriften und die Beschimpfungen, die sie of fen gegeneinander geäußert hatten, heimlich verschwinden lassen, damit sich daraus nicht noch ein Zusatz ergäbe zu den von uns in Sachen des Glaubens gegen sie vorgebrachten Anklagen. Sodann schlossen sie bos haft und schändlich im Bösen Frieden miteinander und kamen fortan wie der zusammen, um Tag für Tag immer neue Intrigen gegen uns zusam menzuschustern und zu kompilieren32 • 2.1. Als die herbstliche Wende der Sonne gerade im Vorhof des (neuen) Jahres verweilte33, fuhr Kantakuzenos zusammen mit seinem Schwieger sohn, / (877) dem Kaiser Palaiologos, mit Trieren und Moneren34 von By zanz aus und begab sich nach Thessalonike, um diesen dort als Gouver neur einzusetzen35 • Damals kamen auch 33 venezianische Trieren nach Byzanz, zu einem Angriff auf das Galata-Kastell der Genuesen, gegen die sie seit langem einen Krieg angefangen hatten und denen sie Vernichtung androhten36 • Denn diese Genuesen waren so stolz auf ihren morschen Sieg in jener ruhmlosen Seeschlacht gegen die Byzantier, daß sie ihr Sinnen nicht mehr zu mäßigen wußten. Vielmehr kamen sie auf den Gedanken, von der Beherrschung des ganzen Meeres zu träumen. Als erstes nahmen sie wegen der dort zu machenden Gewinne den ganzen Pontos Euxeinos in Besitz37 und befahlen auf Herrscherart nicht nur den Byzantiern, von Maiotis und Tanais und auch von Cherson fernzubleiben und sich des See handels mit den Gebieten der Skythen nördlich des Donauufers zu enthal ten, ausgenommen dort, wo sie von ihnen die Erlaubnis hätten, sondern sie verwehrten sogar auch den Venezianern den Handel dort und planten bald, mit vielen Trieren die Zufahrt zum Pontos zu sperren und aus dem Sarapisheiligrum eine mit tyrannischer Gewalt operierende Zollstelle zu machen, falls doch Leute in den Pontos Euxeinos ein- oder daraus aus fahren wollten38 . 2. Das versetzte alle in Unruhe, deren Leben ganz dem Meere gehört, am meisten von allen aber die Venezianer, die mit großem Abstand die reichsten waren nach Schiffen und Geld39• Diese hofften nun, auch den Kaiser zum Kampfgenossen zu haben, der sich an ihrem Unter64
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVlll
nehmen beteiligen würde, da er doch wegen jener Niederlage / (878) und der Schande hieraus auch selbst gegen sie aufgebracht sein müßte40 • So ka men sie, wie ich sagte, mit bewaffneten Trieren für den Kampf gegen die Genuesen. Aber der Kaiser war nicht anwesend, und sie konnten auch den Zeitpunkt nicht als Bundesgenossen benutzen, denn es war ja gerade um die Zeit, da (das Gestirn des) Arkturos aufgeht41 , wo besonders starke Re genfälle niedergehen und schon unbändige Kälte auftritt, die jenen, die auf dem Meer unter freiem Himmel die Nacht in Waffen verbringen, Scha den zufügt. Darum harrten sie nur wenige Tage aus, während sie Proben feindlicher Scharmützel lieferten und erhielten, und entschlossen sich dann, nach Hause zurückzukehren, vor allem auch weil sie erfuhren, daß schon zusätzliche Trieren aus Genua ausgefahren seien gegen Euboia und Kreta und alle Gebiete, die damals den Venezianern untertan waren. Auf dem Hinweg hatten die venezianischen Schiffe nämlich vierzehn genuesi sche in den Golfen von Aulis und Oreos bei Euboia eingeschlossen und zehn davon samt Mannschaft erbeutet, während vier unbemerkt der Ge fahr entkommen waren. Diese vier nun bekamen durch die Flottenexpedi tion der Venezianer freie Hand und fügten den venezianischen Inseln gro ßen Schaden zu. Darum fuhren sie sehr eilig und mit großer (Kampf)Be reitschaft weg, um (ihr Eigentum) zu verteidigen und Rache zu nehmen. So war das. 3. Als die Sonne gerade die winterliche Wende passiert hatte und sich (wieder) von der arktischen Nachbarschaft entfernte, kam der Kaiser aus Thessalonike zurück, hell begeistert vor Freude42 • Er glaubte nun, von ge heimen Ängsten befreit zu sein und sich auf einen Schlag von jedem Ver dacht gelöst zu haben, / (879) nachdem derjenige aus dem Weg war, der ihn daran hätte hindern können, ungeniert die Nachfolge in der Kaiser herrschaft seinen Söhnen zuzuschieben43• Und im Glauben, daß im Staate Friede und Sicherheit herrschten, widmete er sich nun ganz seinem Vorha ben, ein Konzil über die Lehren des Palamas abzuhalten. Denn schon war auch Palamas aus Thessalonike nach Byzanz gekommen44, beflügelt von allen möglichen Hoffnungen, denn der Kaiser hatte ihm versprochen, leicht und ohne jede Mühe seine Wünsche zu erfüllen, auch wenn tausen de Staatsgeschäfte wie Wo�n ihn in eine andere Richtung treiben sollten. 4. Als nun aber der Tag gekommen war, an dem einer der Diener der Großen Kirche Gottes (der H. Sophia) auf den Ambon steigen mußte, um das Gedächtnis der rechtgläubigen Kaiser und Pa�riarchen zu verkünden, 65
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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das der gottlosen ( der als nicht-orthodox verurteilten) aber dem Ana them und ewigen Verfluchungen zu überantworten45 , ereignete sich ein unerwartetes Zeichen. Aus Versehen wurden nämlich zufällig der Name des Kaisers Andronikos des Jüngeren (III.) wie auch der des Patriarchen Isidoros übergangen und verschwiegen. Das aber schien jenen, die das, was geschieht, und die Dinge, die sich mal so, mal so entwickeln, vernünf tig zu erklären versuchen, ein klares Zeichen zu sein. Gott hatte offen sichtlich beschlossen, sagten sie, daß in der Kirche weder der Kaiser gelobt werde, der zuerst die Vielgötterverirrung des Palamas bis auf weiteres auf keimen und ohne Untersuchung und Berichtigung gelassen hatte, noch Isi doros, der zuerst diesen Irrtum auf den Patriarchensessel gebracht und ihn öffentlich mit Wort und Tat verkündet hatte. Ich habe das oben irgendwo in meiner I (880) Geschichte an der passenden Stelle behandelt46. Am nächsten Tag aber erfuhr das die Kaiserin Anna, die Gattin jenes Kaisers, und es schien ihr eine unerträgliche Schädigung und eine sehr verdächtige Sache47. Darum hielt Kaiser Kantakuzenos es für gerecht, am nachfolgen den Sonntag das Volk erneut zu versammeln und allein noch seinen (Andronikos') Namen verkünden zu lassen. So war das, und so ging der Winter zu Ende. 5. Als die Sonne gerade ihre Frühlingswende vollbrachte48 und auf der Erde aus dem neuen Grün das buntgefärbte Blumengewand webte und alle Bäume mit lautlosen Trompeten aufrief, wieder aufzuleben und alle Sor ten von Früchten zu erzeugen, fuhren vierzehn venezianische Trieren in die Häfen von Byzanz ein. Diese umzingelten den Hals des Pontos Euxei nos und kaperten die Handelsschiffe der Genuesen von Galata, die aus Maiotis und Cherson und den dortigen Gebieten heruntergefahren ka men. Denn sie führten immer noch einen unversöhnlichen Krieg gegenein ander und gaben Tag und Nacht auch nicht für einen kurzen Augenblick Ruhe, sondern durchsuchten alle Plätze und Häfen und versuchten auf alle Arten, wie sie einanders Untergang bewirken könnten, um künftig die Mächtigeren zu sein49 . Sie (die Venezianer) erhielten auch Kriegshilfe von den Katalanen und den Byzantiern, die auch selbst wegen der vorausge gangenen Niederlagen jenen (den Genuesen) grollten50 . Darum konnten sie (die Venezianer) den Kampf und den Krieg leichter anpacken und ihren Angriff ungezügelt gegen alle Gebiete, Häfen und Städte zugleich richten, wo sich das Geschlecht der Genuesen nur aufhielt. I (881) 3.1. Da die Vorbereitungen hinsichtlich Bewaffnung ankündigen, daß =
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
ein großer Krieg bevorsteht, der sich über eine lange Zeit erstrecken wird, sollen die Ereignisse nicht am Anfang Lob oder das Gegenteil ernten, son dern wird sich das gültige Urteil hauptsächlich nach ihrem Ausgang rich ten. Darum will ich hier den Lauf der Erzählung ein wenig anhalten und mich anderen Dingen zuwenden, und zwar solchen, die ich ganz beson ders mit der passenden Aufmerksamkeit vollständig verfolgt und genaue stens in Erfahrung gebracht habe, so daß ich der Nachwelt darüber einen untrüglichen und zuverlässigen Bericht vermitteln kann51• Denn wenn mir überhaupt ein Wissen zuteil wurde, dann am allermeisten dies, welches der zeitliche Lauf des Lebens mich immer lehrte, nämlich, daß es die Überzeugung und feste Ansicht aller ist, daß die Geschichte sich vor allem an die Wahrheit zu halten har52• Denn vom Anfang an bekam sie eine ge wisse Führungsrolle, und zwar die, der Nachwelt eine mühelose Beleh rung anzubieten, wie sie aus dem Vergangenen gleichsam wie aus Urbil dern klar das Nützliche ernten kann, und wie sie sich, sofern sie jedenfalls den Wunsch hegt, das vollkommenste Leben zu führen, ganz und gar von alle jenen Dingen fernhalten soll, denen ein böses Schicksal und Los zu eigen ist. Die Dinge aber (die ich meine) sind die tosenden Stürme in der Kirche, die die Einfältigkeit der Herrschenden und ihre Unerfahrenheit im Herrschen den unglücklichen Rhomäern bescherte, weil sie sich von den neuen Lehren und den gottlosen Dogmen des Pa lamas mitreißen ließen, so wie leichte Gefäße, die von der Strömung der Flüsse mitgerissen, gegen unsichtbares und verborgenes Ufergestein gespült werden und an immer neuen Klippen und Felsen zerschellen. Im Hinblick auf diese Dinge / (882) kamen oft Männer zu mir, die durch Tugend, Vernunft, reinen Lebens wandel und Rechtgläubigkeit hervorstachen, und drängten mich, alles an dere zurückzustellen, wo doch die Rechtgläubigkeit in Gefahr sei. Es sei vielleicht nicht zu beanstanden (meinten sie), daß Schriftsteller zu anderen Dingen dann und wann stumm bleiben, weil sie aus Freundschaft gewis sen Leuten den Gefallen tun wollen, mit lautloser Zunge daran vorbeizu gehen, und das werde wohl auch von jenen Leuten zugestanden, die solche Freundschaften obsiegen lassen möchten und auch sonst von Natur aus Schimpfereien abhold seien, aber wo Gott der Einsatz der Gefahr sei, müßten sie (die Schriftsteller) alles übrige beiseite lassen und auf Ihn allein schauen, denn das sei die Lehre und das Gebot der Väte�3 . 2. Der Kaiser nun hielt jene, mit denen er Umgang hatte, schon seit vier Jahren in Spannung mit Ankündigungen, daß er ein ökumenisches Konzil
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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zusammenrufen wolle, auf dem gemäß dem herrschenden Brauch der Vä ter laut Beschluß auch die P atriarchen und Bischöfe aus allen Teilen der Ökumene anwesend sein sollten. Darum herrschte beim Volk gespannte Erwartung und gute Hoffnungen erhöhten die Stimmung54 . Nachdem aber Palamas, wie gesagr5s, aus Thessalonike in die Stadt gekommen war, flickte er immer wieder andere Pläne zusammen. So wie Wolle oder sonst envas Leichtes instabil ist und leicht von jedem Wind mitgenommen wird, so führte und brachte er den Kaiser, nachdem er ihn einmal in seine Gott losigkeit verstrickt hatte, sehr leicht zu dem, was er wollte. Da er wußte, daß, wie für Nachtvögel und Eulen die Fackel der Sonne schädlich und ein müheloser Beweis der Schwäche ihrer Augen ist, so auch für seine verdor benen Lehren / ( 8 83 ) eine Schauveranstaltung und ein öffentliches Urteil mehr Schaden denn Nutzen bringen würden, riet er (dem Kaiser), daß es besser sei, durch weitere Verfolgungen und Bestrafungen die Gegner mit Hilfe von Vorwänden, wie sie einst Iulian und seine Leute benutztenS6 , zu grunde zu richten. Denn jeder, der das Böse tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit die Werke seiner Bosheit nicht offenbar werdenS? 3. Aber jener (Kantakuzenos) meinte, wenn er einfach so in aller Offenheit jene großen Versprechungen (eines Konzils) Lügen strafe, werde das von der Meinung der meisten nicht unberücksichtigt bleiben und von spottgewohnten Zungen nicht geschont werden. «Aber wenn wir,» so sag te er, « zuerst den Schatten eines Konzils improvisieren und danach unter allerhand Vorwänden, wie sie den Herrschenden leicht und nach Belieben einfallen, abbrechen, wird das, glaube ich, dem ungezügelten Elan der Frechheit einen Schlag versetzen und ihn stumpf machen.» Nachdem sie mit solchen Grundsätzen und dieser schlechten Saat den Anfang gemacht hatten, geriet ihnen natürlich auch die Ernte schlecht, und, wie das Sprich wort sagt, während sie von Bergen schwanger gingen, gebaren sie eine Mauss8 . Da es über Thrakien hinaus keine rhomäischen Provinzen mehr gab, ließ er sofort nur die thrakischen Bischöfe kommens9 , und auch die nicht alle, sondern nur jene, von denen er hoffte, daß sie seine Wünsche unterstützen würden, eine Zahl, die nicht über zweiundzwanzig hinaus kam60 . Die meisten davon waren an die Stelle jener zu Unrecht vertriebe nen heiligen Männer gesetzt worden und hatten Palamas eigenhändig ge schriebene Bekenntnisse der Gottlosigkeit übergeben61. Die einen von ih nen hatten spät am Tage Pflug und Spaten im Stich gelassen62 / (884) und konnten mit Mühe und Not das Alphabet buchstabieren63 , andere zählten
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
zu denen, die noch gestern und vorgestern Heiliges geraubt hatten, sich für gewöhnlich in Bordellen herumtrieben und für ihre Beförderung (ihren Weihegrad) nichts anderes mitbrachten, als daß sie sich einverstanden er klärten, Häretiker zu sein wie Palamas64 . 4.1. Unter diesen Umständen stattete ich dem Kaiser einen privaten Be such ab65 und erinnerte ihn von den Anfängen an meine alte Freundschaft mit ihm, und daran, wie sehr ich mich um seine Ehre und seine Seele sorg te und um alles, was zum Erhalt und zur Fortdauer seines Lebens und des Lebens seiner Kinder beitrage66 . Danach ging ich zu den gewohnten An klagen über und stritt für den allgemeinen Frieden der Kirchen und die Rechtgläubigkeit, wobei ich ihn mahnte, binnen der von den Vätern gezo genen Grenzen zu bleiben6? und nicht über die Gräben zu springen, noch die Geheimnisse der Theologie Anstoß erregenden Männern mit so gerin ger Bildung auszuliefern, denn das hieße, das Heilige den Hunden und Perlen den Säuen vorzuwerfen68 . 2. Ich wob außer Worten der Hl. Schrift auch unsere eigenen (Sprüche) ein69 und sagte: «Was tust du ? Wo sind dei ne Sinne? Wozu hetzt du Wespennester gegen den Glauben?o? Wieso rü stest du Männer zum Theologisieren, die nicht einmal das, was vor ihren Füßen liegt, verstehen71 ? Was beeilst du dich, den Turm von Chalane zu bauen, wo du die Mittel nicht hast, ihn fertigzustellen72? Was versuchst du, zum Himmel hinaufzufliegen, wo du nur zu Fuß gehen kannst? Wozu ernennst du an ein und demselben Tag Theologen gegen die einfachen Seelen und veranstaltest (mit ihnen) nach Tyrannenart durchgeführte Ver sammlungen von unwissenden Gelehrten? Warum willst du die Schwa chen in deinen Spinnennetzen fesseln, I (885) als ob du damit ein großes und kaiserliches Werk verrichten würdest? Warum läßt du aus dem Steg reif Affen zum Disputieren hervorsprießen, wie einst die Mythen die Gi ganten?3 ? Warum entzündest du die Flamme deiner eigenen Bestrafung? Warum züchtest du für deine Kinder Ähren von Tränen und Leid? Warum hinterläßt du ihnen freiwillig als Erbe den Fluch des Stammvaters ? Warum zwingst du die Erde, für sie Disteln und Dornen des Elends und eine sol che Bitterkeit von Tränen sprießen zu lassen?4? Wozu Unglück und Schmerzen, wo Frohsinn und Ansehen möglich wären ? Sei eingedenk, daß du sterblich bist und eine s�rbliche Natur hast. Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen?5 . Sag, wieso die schon seit vier Jahren gemachten Versprechungen so verschieden sind vom Ergebnis. Dein Versprechen war es, ein ökumenisches Konzil abzuhalten, wozu alle
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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Patriarchen und Bischöfe würden einberufen werden76 , aber jetzt improvi sierst du eine Ratsversammlung, die nicht einmal die Spur eines Teilrates bewahrt. Zuvor keimten Hoffnungen auf eine Berichtigung der Lehren des Palamas in den Seelen auf, jetzt aber sehe ich, wie du in einem Winkel, wie in einer Räuberhöhle, dein Tyrannengericht vorbereitest. Denn wie soll das ein Konzil sein, was da außerhalb der göttlichen Kanones (Richt schnüre) und Gesetze der Kirche stattfindet? Kanones (Richtschnüre) nennt man sie, da man sie durch Übertragung nach dem bekannten Kanon (Richtschnur) der Baukunst benannt hat. So, wie nun die Richtschnur der Baukunst notwendigerweise überall auf dem Lande und zur See und, wo immer Menschen wohnen, breite Anwendung findet, die Regierungsge walt von Menschen aber beschränkt und / (886) gleichsam zerstreut und unterschiedlich ist, so ist es notwendig, daß auch die Richtschnüre der Kirche und die staatlichen Gesetze allgemeine Gültigkeit haben und herr schen über die Herrscher und Macht haben über die Machthaber77 • Ich sehe aber, daß du das Gegenteil tun willst, und fürchte, daß, was du tust, sich gegen dich kehren und deinen Absichten völlig zuwiderlaufen wird. Denn auch der Bauherr und Architekt wird, wenn er nicht Lot und Meß latte und ähnliche Richtschnüre benutzt, bald den Einsturz seiner Werke sehen, weil er die Aufsicht über seine Arbeit nicht der Herrschaft und der Steuerung des Gleichgewichts überlassen hat. Da nun auch du dich nicht an die Richtschnüre der Kirche hältst, sollst du wissen, daß du von der Kirche oder besser von Gott, der die Kirche führt, wenn auch nicht sofort, so doch auch nicht erst nach langer Zeit gestürzt werden wirsr78 . Du weißt j a, daß du von altersher als erster zusammen mit deiner Mutter79 Schirm herr der Gottlosigkeit des Palamas und dadurch schuldig an der großen Unruhe in der Kirche geworden bist. Darum auch zürnte Gott dir, und du standest plötzlich da, beraubt von Glück und Ansehen, warst sogleich ver bannt aus deinem Vaterland und von deinem Volke80 , und deine Mutter büßte dafür mit einem Lebensende in Schande, aufgezehrt von Hunger und Kälte, und daß sie dabei deiner, ihres so geliebten Sohnes, beraubt war, bekam sie als bitteres Leichentuch8 1• Du aber hast sozusagen viele und bunte Irrwege des Lebens durchmessen in Thrakien und Makedonien und bei den Triballern (Serben), und später hast du gezwungenermaßen auch die Lehren und Bräuche der persischen (türkischen) Satrapen geteilt, so daß du (jetzt) in so großer Unkennrnis deines Volkes dastehst und jedes / (887) Erbarmen dir fremd ist, weil Gott dich verlassen hat82• Darum auch
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
zertrittst du die Leichen der rhomäischen Gefangenen und die Körper der noch wimmernden Säuglinge und spazierst darüber hinweg, ohne Schmerz zu empfinden und ohne Scham vor der alles ernährenden Leuch te der Sonne83 , und fürchtest nicht, wie es natürlich wäre, die vom Him mel herabgeschleuderten Donnerblitze Gottes. Der schnelle Lauf der Zeit würde mich im Stich lassen, wenn ich einzeln erzählen wollte, welch schreckliche und fluchwürdigen Dinge du gezwungenermaßen getan und welche du erlitten hast wegen der unzähligen Stürme und Wogen, deren Verursacher du selbst mit deiner Mutter für die Kirche Gottes gewesen bist84• Und was sonst, wenn nicht dieses, war für die Kaiserin Anna der Grund, warum sie der Kaiserherrschaft verlustig ging? Denn alle wissen, daß sie am gleichen Tag, an dem sie die Gottlosigkeit des Palamas sanktio nierte, auch die Kaiserherrschaft verlor, da die Gerechtigkeit es überhaupt nicht ertrug, langmütig zu sein und Aufschub zu gewähren85 • Darauf ging schließlich die Kaiserherrschaft auf dich über, aber auch du bemerktest die Kasteiung Gottes nicht und hieltst dich wieder an jene Lehren des Pa lamas und gabst ihm volle Freiheit, ungestraft einen Teil der Bischöfe auf unrechtmäßige Weise und ohne jeden Grund von ihren Thronen zu stoßen und sie jeder Macht zu berauben, um andere, von denen er zuvor schriftli che Bekenntnisse der Gottlosigkeit gefordert und auch bekommen hat, an ihre Stellen zu setzen86 • Darum habe ich dir, wie du weißt als Freund, vor ausgesagt und immer wieder versichert, daß du nicht ungestraft dem Zorn Gottes entkommen, sondern in bezug auf das Liebste Leid erfahren wür dest, bestraft mit dem Verlust eines deiner Kinder. Es ist ja nichts Unwahr scheinliches daran, / (888) daß ich aus den vorausgegangenen Dingen das Bevorstehende sicher erraten konnte, da ich auch genau die Größe der Gottlosigkeit kannte. Wenig Zeit verging, und meine Vorhersage wurde erfüllt, und dein jüngster Sohn verschied nach kurzer Krankheit87• Und um das Dazwischenliegende zu übergehen, das sich an die gleiche Wahr heit hielt, du weißt wiederum, daß ich nicht ruhte, dich privat und öffent lich zu mahnen, dich dieser Gottlosigkeit zu enthalten, damit dein Leben nicht immer schlimmer werde. So war meine freundschaftliche Gesinnung dir gegenüber, und so sorgte ich mich fortwährend um dich. Aber du lie ßest nicht nach, gerade das Gegenteil zu tun und immer neue Pläne gegen die Rechtgläubigkeit zu schmieden, wie wenn die Vergelrungsschläge, die Gott vor deinen Füßen geschehen ließ, außerhalb Gadeira und dem Atlan tischen Meer in die Tiefe versunken wären 88 • Den!,! auch das ist eine Me-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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thode der Vorsehung Gottes, die Sünder hier durch tausende Schläge zu hemmen, ehe sie das Los jener künftigen ewigen Strafe (über sie) verhängt. Kirchenraub, Unzucht und Mord genießen bei allen Menschen den Ruf der Schande, sowohl bei denen, die diese Dinge begehen, wie bei denen, die sie erleiden, und auch bei allen anderen, denen sie eventuell zu Ohren kommen. Das hat zur Folge, daß die Täter kein unbelastetes Gewissen ha ben. Meistens trifft das Schändliche ihrer Taten das Gewissen selbst wie ein Schwert durch die Scham vor den Blicken der Menschen und vor dem nie schlafenden Auge Gottes89 , und wir wissen, daß viele aus Reue bessere Menschen wurden als jene, die immer brav waren. Das Verbrechen gottlo ser Häresien ist nun zwar die größte aller / (889) Sünden, aber das Kolorit (gr. die Färbung) der Bosheit bleibt dabei gewissermaßen verborgen und gewöhnlich für die meisten nicht sichtbar und schwer auszumachen und ist auch schwierig zu behandeln. Denn auch von dort, ich meine von der Gegenpartei, werden Schriftworte vorgebracht, wenn auch nicht gestützt auf die Fundamente der Väter, wie bei jenen, denen die Rechtgläubigkeit die feste Grundlage bleibt. Darum läßt Gott einige von denen, die ertappt werden, mit ihrer Bosheit zugrundegehen, sei es zur Erziehung von ande ren, sei es, weil sie ein uneinsichtiges Herz haben und überhaupt nicht wiederaufgerichtet werden können, sei es aus beiden Gründen. Denn wir sind nicht fähig, die unergründlichen Urteile Gottes90 zu beurteilen. Aber die, denen er wohlgesonnen ist wegen der Vortrefflichkeit älterer Taten oder aus anderen Gründen, die von seiner weisen Vorsehung abhängen, versucht er, wie ich gesagt habe, mit allerhand verschiedenen Behinderun gen, von ihrem falschen Streben abzubringen, und tut dabei mehr als ein Vater, der seine Kinder liebt. Ich habe eingesehen, daß er auch bei dir so gehandelt hat, daß du aber diese Erziehungsmaßnahme überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hast. Das trifft mich denn auch mitten ins Herz und fügt mir unerträglichen Schmerz zu, da ich befürchte, daß von dort Mischkrüge unbezwingbaren Zorns über dich und deine Kinder entleert werden könnten, die einen plötzlichen vollständigen Untergang bewirken würden. Gib also nicht den Worten von Schmeichlern den Vorzug vor den meinigen, weil sie mit dem Honig der Zunge den Vorhof deiner Ohren be zaubern; denn ihre Worte gehen schwanger von großen Mühen und Schmerzen, die meinigen aber tragen Früchte wahrhaftiger Freude. Die Worte der Weisen sind wie Ochsenstachel, wie einer der Alten / (890) sagt, und sie sind es klar, die die glücklichen Lebensschicksale züchten91•
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV1II
3 . Als ich diese Dinge gesagt hatte, bekam ich von ihm nichts Vernünfti ges zu hören, nichts, das zum Gesagten paßte, sondern nur ein paar ver drehte Sprüche, weil seine Gesinnung die Regeln und die Gesetze von Wahrheit und Recht ganz und gar verleugnete92• Da ich also ins Feuer zu hauen und mit einem Netz Winde zu jagen schien93 , entfernte ich mich schleunigst von dort, ohne mehr erreicht zu haben, als daß ich seinen Zorn gegen mich geschärft hatte, weil ich ihm heilende Arznei präsentier te. Denn sieh, er empfing Ungerechtigkeit, wurde schwanger von Anstren gung und gebar gegen mich doppelte und dreifache Pläne94• Da er aber nicht wuße, wie und wobei er anfangen sollte, sich an mir, seinem Prome theus95, zu rächen, fürchtete er, den Eindruck zu erwecken, er besänftige nur seinen eigenen Zorn. Denn ich habe mich nie von Grundstücken, Weingärten oder vielgestaltigen materiellen Gütern fesseln lassen wollen, noch habe ich es je ertragen, für die vielen Arten von Ehre und Ruhm, die Kaiser verleihen, meine Freiheit einzutauschen, oder auch die Lauterkeit meiner Worte für irgendwelchen Reichtum in Tausch zu geben. Das sind nämlich die Dinge, womit Kaiser sich an jenen Untertanen rächen, denen sie verhaßt sind, und wodurch sie sie auf leichte Art bestrafen und zu Ab gründen von Verzweiflung und vielfältigen Ängsten treiben96 • Darum ver wies er meine Angelegenheit an das von ihm geplante Räuberkonzil97 • 4. Und weil nun die Bosheit des Mannes vollends zum Vorschein gekommen war und meine guten Hoffnungen schon eitel schienen, blieb mir fortan nichts mehr übrig, als tatenlos zuhause zu sitzen und das Reden aufzuge ben. Als ich aber so mit mir selbst allein war, überspülten mich Wogen immer wieder anderer Überlegungen, / (891) wie sie der Schiffbruch der Kirche in den (vor Eifer) glühenden Seelen gebiert. Denn ein menschliches Heilmittel, das eine schnelle Lösung versprach, konnte ich mir nicht den ken. Darum entschloß ich mich zum Zusammenstoß im Kampf bis zum Tod, da die Zeitumstände mich in diese Notlage gebracht hatten. Ich woll te so anderen Mut machen, auch selbst im Stadion den Wettlauf der Rechtgläubigkeit zu laufen98 • Es gab noch mehrere, die insgeheim einen großen und flammenden Eifer hegten, den sie in ihrem Innersten trugen, denen sich aber noch keine Gelegenheit geboten hatte, freimütiges Eintre ten für die Wahrheit zu zeig�.n, die aber jetzt mich gleichsam als klares und öffentliches Beispiel benutzen konnten. Um gleich den Beginn zu machen, ließ ich einen vertrauten Mann aus den Priestermönchen kommen und teilte ihm meine Absicht mit. Zugleich tauschte ic� jetzt auch selbst unter 73
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seiner Anleitung, so wie das üblicherweise gemacht wird, mein Gewand gegen die Mönchskutte, und für die Zukunft gelobte ich, wenn der gegen wärtige Augenblick mich nicht aus dem Leben abführen sollte, auch mei ne Lebensweise gebührend zu ändern und den nutzlosen Aufenthalt und das freimütige Reden am Hofe völlig abzuschütteln99 . Hierauf liefen die Dinge hinaus. 5.1. Schon brach der Tag an, an dem wir wahrhaftig für den Kampf zur Verteidigung der Rechtgläubigkeit die Kleider ablegen mußten100. Es war noch frühmorgens, bevor sich die Fackeln der Sonnenstrahlen über die Erde ergossen, als ich ein wenig aus meinem Häuschen hinausschaute und eine Menge gelehrter Männer zu mir kommen sah, die meisten von ihnen hell strahlend durch ihre mönchische Askese101. Sie waren seit langem aus ihren Wohnsitzen vertrieben / (892) und der eine hier-, der andere dorthin verstreut. Sie führten ein ärmliches und trostloses Leben, und das, ohne deswegen von Ängsten befreit zu sein. Die einen trugen in ihren Seelen die Spuren der schrecklichen Dinge, die sie erlitten hatten, wie auch solcher, deren Erfahrung bislang in der Androhung lag, andere hatten den Klang der täglichen Beschimpfungen und Drohungen in den Ohren. Es gab auch einige, die, völlig in kleinen Häuschen eingeschlossen, mehr als dreißig Jahre in Askese gelebt hatten (Reklusen) und für das diesseitige Leben schon größtenteils gestorben waren, aber sie kamen trotzdem, um nun auch den Rest zu sterben und ihr ganzes Leben mit dem Märtyrertod zu schmücken. Als ich sah, wie sich einige von ihnen wegen ihres hohen Al ters von anderen herbeitragen ließen, brach ich in Tränen aus und staunte über die Größe ihres Eifers. 2. Außerdem fiel (unter ihnen) der Bischof von Ephesos auP02, ein zwar alter Mann - er hatte schon das achtzigste Le bensjahr überschritten - aber im vollen Besitz seines Geistes und aller Sin ne, mehr noch als ein Jüngling. Er glänzte auch durch sein gutes Ausse hen, den Klang seiner gewandten Zunge und die Weisheit, die mit ihm aufgewachsen war, sowohl die der Hellenen wie die des Hofes Gottes. 3. Anwesend war zugleich auch der Mann, dem es aufgetragen war, die Ge biete um den Ganosberg geistlich zu verwalten und dort mit bischöflicher Gewalt den Klerus und das Volk Gottes zu weiden103 . Er hatte ergraute Haare, aber auch einen ergrauten Geist, und in dem Maße, in dem er den äußeren Menschen aufgezehrt hatte, in dem Maße blühte (in ihm) der un sichtbare (innere Mensch) . Aus seinem Bistum war er, da er die Kirche der Bösen und / (893) die Versammlung der Verdorbenen haßte104, seit langem
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verbannt, und er verbrachte sein Leben in selbstgewähltem Mangel am notwendigen Lebensunterhalt. Von den übrigen Bischöfen, die den glei chen Weg des Eifers gegangen waren, war es keinem vergönnt gewesen, bis zu diesem Zeitpunkt am Leben zu bleiben. Denn in ihre Kirchen waren auf verderbliche Weise nur ungebildete und zwielichtige Typen, geradezu Männer des BluteslOS, eingeschlichen, und so war es gekommen, daß sie fernab jeder Fürsorge entbehrten. Ihre Körper hatten den Mangel an den notwendigen Dingen nicht aushalten können, noch auch alles Elend, das damit wie ein verwandtes Schicksal und Todeslos verbunden ist, klar jede Härte als Wegzehrung mitbringt und nacheinander die vielgestaltigen und vielförmigen Wogen des Unglücks ausschöpft. So waren sie in jene ewigen Zelte der Glückseligkeit übergesiedelt106 . Erschienen war aber auch in Ver tretung vieler aus der Kirchenprovinz Antiocheia der Bischof von Tyros107, ein kluger Mann, der von Natur aus großen Eifer für die Gerechtigkeit nährte. Er stand selbst völlig unbeugsam auf den Grundfesten der Recht gläubigkeit und war fähig, anderen Kraft zu verleihen. Dieser hatte in sei nen Händen das schriftliche Urteil gegen die Gottlosigkeit des Palamas, das einst der Inhaber des Patriarchenthrons von Antiochien erlassen hatte, und dessen Meinung und Willen er zugleich auch mündlich verkündete. Auch dieser also folgte aus freigewähltem Vorsatz der Seele jenen göttli chen Männern, von denen ich vorher gesagt habe, daß sie sich in aller Frü he vor meinem Haus versam�elten. 5. Es waren auch von den gelehrten und weisen Männern nicht wenige mitgekommen, die wohl gerüstet wa ren mit den Waffen aus den göttlichen Schriften und aufgrund ihres ge zeigten Charakters gleich / (894) den Eindruck erweckten, sie würden beim Kampf zur Verteidigung der Rechtgläubigkeit nicht mit sich feil schen lassen. Es waren Dexios108 , der schon immer sein Leben mit Gelehr samkeit und Tugend schmückte und auch jetzt in den Kämpfen für die Rechtgläubigkeit zeigte, daß sein Name (Dexios der Rechtshänder) kei ne Lüge war109 . Weiter Athanasios mit seinen Überlegungen voll von Atha nasie ( Unsterblichkeit) 110 . 6. Dazu kam noch der Kreis meiner Schüler und auch jene, die bei ihnen studierten, die mit ihrem Lehrmeister den gleichen Wettlauf bestreiten wolltenlll. Die erlauchten Kämpfe in jenem Märtyrerstadion und das eh.J:envolle Ringen mit freimütiger Zunge haben, wie ich glaube, ihre edle Bereitschaft, zur Verteidigung der Rechtgläubig keit Gefahren zu trotzen, und ihre tatkräftige Lauterkeit zur Genüge ge zeigt. 7. Die übrigen will ich übergehen; es ist mir bis heute nicht möglich =
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gewesen, mich noch mit ihnen zu treffen. Es waren sehr viele, die alle mit einander in tugendhaftem Lebenswandel wetteiferten und in den Augen derer, die alles mit Verstand und kluger Überlegung betrachten, die Lau terkeit ihres Charakters zum spontanen Herold ihrer vom Bild Gottes ge prägten inneren Gesinnung werden ließen. So war nun die Stunde gekommen, zu der wir uns in den Palast zu ver fügen hatten, und jene, die durch Tugend und Klugheit herausragten, ga ben, wie im Heerlager, für die anderen das anmutigende Trompetensignal zum Kampf. 8. Ich schaute in die Runde und sagte: «Die Bereitschaft der hier Versammelten entbehrt nicht der Tapferkeit, aber die Schlachtreihe ist schwach, denn sie hat die Meinung und die Hand des Kaisers gegen sich. / (895) Und für Untertanen gibt es, glaube ich, nichts Schwierigeres, als ge rade den zum Feind zu haben, der mit der absoluten Macht des Kaisers umgürtet ist. Ihr wißt ja, daß er nicht nur sich selbst, sondern sogar auch jene zu Richtern über uns bestellt hat, die wir der fürchterlichsten Gottlo sigkeit anklagen müssen. Zugleich versucht er, durch äußere Drohungen unseren Geist zu erschüttern und die edle Bereitschaft unserer Seele einzu schüchtern. Auch gute Feldherren und Kapitäne mit großer nautischer Er fahrung strengen sich beide vergeblich an, wenn der richtige Augenblick und der Wind nicht mit ihnen kämpfen, sondern sogar ihrer klugen Taktik kräftig entgegenwirken. Mir kommt das alte Wort des Spartaners Leoni das auf die Zunge, das er zu denen sprach, die mit ihm gegen die Perser zogen. Als er im thessalischen Tempe angekommen war, den dortigen Engpass besetzt und sich auf die Lauer gelegt hatte, saß er da, lag im Hin terhalt und hielt Wache, um die persischen Waffen des Xerxes am Durch zug nach Hellas zu hindern. Als er nun die Heere des Feindes wie Flüsse heran strömen sah, ermahnte und ermunterte er die seinen sofon zum Sterben und sagte: « Kommt, Männer, laßt uns einen Imbiß nehmen, di nieren werden wir im Hades,, 112. Und es kam auch so, daß sie mit dreihun dert Mann Zehntausende töteten, ehe sie selbst noch am gleichen Tag ruhmvoll niedergemacht wurden113 • Genau das sagte auch ich mit einer kleinen Abwandlung zu den Anwesenden: « Kommt, Brüder, umarmen wir uns zum letzten Mal, um im Hades zu dinieren, oder besser, als Leute, die gekämpft haben, mit Gottes Hilfe unseren Fuß ins Paradies zu setzen, / (896) wo, wie man uns gelehrt hat, der Honig der Freude unvermischt und ewig ist114• Denn ich glaube nicht, daß wir noch bis morgen ungeschoren und lebend davonkommen." 8. Als wir fortgingen, rannten viele aus ihren
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Häusern, Männer und Frauen, und begleiteten uns mit guten Wünschen und Zurufen . Einige legten auch alle Furcht ab und folgten uns tapfer, in großer Zahl links und rechts neben uns herlaufend, zu zweit und zu dritt, gelegentlich auch in Massen, und vergrößerren unsere Zahl immer mehr115. Es war ähnlich, wie bei einem großen Strom, der von einem Berg herunterkommt und nicht gleich von der Quelle an so groß ist, sondern den Hang hinunter fließend seinen Fluß mit noch anderen Winterbächen und Flüßchen vereint und so zu einer solchen Größe wächst, daß er mei stens sogar schiffbar wird. So deutlich war für alle miteinander, für jung und alt, für Männer und Frauen die Schlechtigkeit der verbrecherischen Lehre (des Palamas) 116. 6.1. Als der Tag gerade bis zur zweiten Stunde vorgerückt war, kamen auch wir in den Kaiserpalast. Einige der Beilträger und der Rhabdu chen1l7, die sich gewöhnlich im Innern des Palastes aufhalten, sahen uns von weitem und kamen eilig auf uns zu. Sie hinderren uns am Weitergehen und befahlen uns, dorr im Vorhof zu warten und Ruhe zu wahren. Der Kaiser sei gerade beschäftigt mit der Erquickung jener Naziräer und neu en Dogmatisten118 wie auch der Bischöfe und Priester um sie herum, kurz gesagt, jener ganzen Mannschaft (der Palamasanhänger) ; diese Erquik kung / (897) bestehe nicht in Nektar und Ambrosia des Himmels119 sonst wären auch sie irgendwelche Wesen ohne (menschliches) Blut und würden Unsterbliche genannt werden _ 120, sondern in fröhlicher Bewir tung mit reichgedeckten Tischen und aromatischen Getränken, sozusagen mit Wettkämpfen im Trinken unvermischten Weinesl21• Alles war für sie mit großer Sorgfalt und in Überfluß aufs leckerste zubereitet und gerichtet worden, noch ehe die Sonnenstrahlen über dem Horizont waren, so wie es zur Genußbefriedigung jenen Bauchheiligen seitens des Kaisers zukam. Sie sollten daraus, wie es scheint, die für sie übliche Reinigung des führen den Prinzips der Seele (gemeint ist die Geistesschärfe) entnehmen können, das dadurch irgendwie für göttliche Visionen geschmeidiger geformt wer de, so daß sie mutiger und furchtloser, wie im Besitz des Szepters, Gesetze erlassen und uns Eintagsmenschenl22 ihre Worre entgegenschleudern könnten, uns, die keineswegs aus dem Bauch reden konnten123 , sondern nur über die Bücher der \Zäter gebeugt und gewissermaßen darauf festge nagelt und wie an stählerne Ketten an die sich daraus ergebenden dogma tischen Gesetze gefesselt waren. So war das. 2. Wir verstreuten uns also, der eine hier-, der, andere dorthin in jenem 77
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(Vor)Hof des Palastes, vereint zu Paaren oder Zehnergruppen, die ge trennt ruhig herumspazierten, wie einst in der Akademie die Sokratiker124, nur daß wir die göttlichen Dogmen der Kirche auf den Lippen hatten. Ei nige saßen auch, wie es sich spontan so ergab, nicht an den Flüssen Baby Ions in Assyrienl25 und weit vom Vaterland in Gefangenschaft verschleppt, aber doch sozusagen in fremdem Land, weil wir gezwungen werden soll ten, fremde Dogmen zu akzeptieren und für sie auf die Knie zu fallen. / (898) Darum also verbrachten wir dort mit Warten den Großteil des Tages unter freiem Himmel, wobei wir zugleich von der Sonne und der höchsten Sommerglut des Ofens der (heißen) Außenluft versengt wurden, während drinnen jene kontemplativen Männer es sich auf mystische Weise am Ti sche gutgehen ließen126 . 3. Als die Sonne genau die Mittagshöhe erreicht hatte, zogen sie um in den einst von Kaiser Alexios (I. Komnenos) gebau ten Saa1127, wo ja die Sitze bereitstanden und die Bischöfe und Priester sich mit dem Kaiser versammelten, um gemeinsam, ehe wir hereinkamen, jene Pläne, die seit langem oft gegen uns überlegt und geschmiedet worden wa ren, durchzugehen, wie sie diese zur passenden Zeit leicht würden ausfüh ren und zugleich vor den anwesenden Zuhörern verborgen halten können, daß dies heimlich und mit langj ähriger List getan und inszeniert worden sei. Spät also traten auch wir ein, als wir von den Türwärtern dazu Befehl erhielten128 • Sofort erwies der Kaiser dem bereitliegenden Evangelium kurz die Proskynese, unseretwegen, weil wir oft eindringlich gefordert hatten, daß die Akten des sechsten göttlichen und ökumenischen Konzils vorzulegen seien und daß gemäß der darin enthaltenen Anordnung des damals regierenden Kaisers auch jetzt in unserem Fall die Eide (auf dem Evangelienbuch) geleistet werden sollten129 . Danach setzte er sich und be fahl uns, zusammen mit den anderen Platz zu nehmen. 4. Als er dann zu reden anfing, mischte er unter seine Worte einige umständliche und rätsel hafte Eide, wobei er irgendwie für sich selbst und seine Kinder den Unter gang beschwor, wenn er, wie auch immer, die eine Partei begünstigen würde. Seine Worte aber waren, wie er / (899) in seinen Taten gezeigt hat, doppelzüngig13o• Wie sollten sie es auch nicht gewesen sein, wo er doch vom Anfang an mit Palamas konspirierte und Tag und Nacht den Umgang mit ihm für wichtiger hielt als die aktuellen Staatsgeschäfte und zusam men mit ihm gegen uns das gleiche Netz zusammenflickte und präparierte und mit Worten mich privat und öffentlich, gewissermaßen noch heftiger als Palamas selbst, bekämpfte. Wenn er nur unsere Partei im Auge gehabt
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
hätte, die er nicht zu begünstigen versprach, hätte er zwar in dieser Hin sicht nicht falsch geschworen, aber trotzdem seiner eigenen Seele den Un tergang bereitet, da er geradezu dem Beispiel des alten Herodes folgte, der einen Eid zum Vorwand des Verbrechens eines Prophetenmordes nahml3 1• Wenn aber der Sinn der Eide war, daß er keiner der beiden Parteien zunei gen, sondern die Gewichte seiner Gunst auf beide gleich verteilen wollte, hat er sich später keineswegs an seine Eide gehalten, wie er durch seine Taten selbst zeigte, als er auf so großer Bühne das Recht verschacherte. Er wird darum nie der Schmach des Meineides entgehen, da er sich selbst freiwillig zum Meineidigen gemacht hat. 5. Denn er betrachtete eine Nie derlage des Palamas als seine eigene, und als er dann sah, daß dieser, was er nie geglaubt hatte, durch meine Worte gründlich besiegt wurde, wende te er mitten in der Fahrt den Steven, warf sofort den Fuchsbalg ab, hüllte sich ins Bärenfell und wurde ein völlig anderer132• Er konnte sich nicht mehr beherrschen, sondern schrie und drohte mir, wenn ich nicht schwei gen würde. Er ertrage es nicht, daß ich in seinem Haus reden wolle, ob gleich er gar nicht bereit sei zuzuhören. Es war, als ob / (900) er sich selbst und jene Eide vergaß und weder vor dem Mitwissen der versammelten Menge noch vor dem Urteil ihrer Gedanken irgendwelche Scham emp fand, weil er auf frischer Tat ertappt wurde zu lügen und Unrecht zu tun . Denn was er war, das war er gar nicht, und was er nicht war, das war er, nämlich anstelle eines Kaisers ein unverfälschter Tyrann, anstelle eines Richters mein grundloser Ankläger und Verfolger. So geriet der Unglück liche, von der rechten Hand Gottes verlassen, außer sich und wurde ob seines Benehmens, seiner Worte und auch seiner rüpelhaften Art klar zum Spott der Zuschauer133• 7. 1. Aber die meisten Menschen lieben es von Herzen, der Geschichte zuzuhören und daraus zu lernen, und gestatten mir darum nicht, weiter zu gehen, ehe ich nicht über das, was dort gesagt und getan wurde, eine aus führlichere Erzählung vorgelegt habe. Es soll fürs Leben ein gutes Beispiel kämpferischer Standhaftigkeit bieten, und jene anfeuern, die, wenn die Zeit ruft, für die göttlichen Dogmen werden zu kämpfen haben. Darum also will ich meine Kopfschmerzen zugunsten des Begehrens tugendlie bender Männer zurückstellen und soviel sagen, als einem Mann in mei nem Zustand möglich ist134 • Es wäre mir, auch wenn ich gesund wäre, nie möglich, alles auf einmal kurz zusammenzufassen. Noch viel weniger kann ich also jetzt Schritt für Schritt alles erzähJen, wo mich das Alter,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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mein schweres Kopfweh und die wegen der Neuerung der Dogmen (über mich) hereingebrochenen Schmerzen verzehren. Als ich noch gesund war und Kraft hatte und meine Sinneskräfte / (901) im Zenit standen, gab es die jetzige Zeit nicht, und wo es nun diese Zeit gibt, bin ich nicht mehr in jenem Zustand135 • 2. Ich hoffe nicht, daß ich einigen Leuten übermäßig stolz vorkomme, aber wie es wirklich war136, kann man aus jenen Kämp fen ersehen, die ich ausgefochten habe, als jener Barlaam aus Kalabrien zum ersten Mal hier war und mit mir einen Streit begann, jener Barlaam, der gegen die gemeinsame Weisheit aller Rhomäer großen Stolz ins Feld führte und damals plötzlich der Zedern jener Weisheit beraubt wurde und wie eine Pinie oder Zypresse dastand, die die schwere Hand des Holzhak kers ihres Laubes beraubt hat, und so zum ersten Mal zu spüren bekam, daß er umsonst ein Weiser hieß. Ich habe das alles aufgezeichnet und so der Zeit ein Denkmal seiner Schlechtigkeit übergeben137• Ich verzichte hier darauf, auch von den Mühen zu reden, die ich darauf verwandt habe, die Geschichte der Gegenwart zur bleibenden Erinnerung zu Papier zu brin gen13 S, sowie von jenen (Mühen) , die ich auf Widerspruchs- und Anklage schriften (antirrhetikoi und steliteutikoi logoi) verwandte, als bald von hier, bald von dort allerhand Feinde der Wahrheit auftraten 139 , und von jenen, die ich für die Erklärung rätselhafter Sprüche der Alten aufgebracht habe140 • 3. Durch solche Mühen greifen die Zähne der alles verzehrenden Zeit (einen Menschen) an und zerfressen und untergraben allmählich und nach und nach die körperliche Gesundheit. Sie haben dabei auch noch die Natur, die dem Körper seine Harmonie verleiht, zur begleitenden Tribut heischerin, die sich schließlich auch selbst meldet und energisch und mit Gewalt das Geliehene zurückfordert und das eine mal das Licht der Au gen, ein anderes Mal die Hörkraft stumpf macht, weiter den Zusammen halt der Zähne auflöst oder / (902) den festen Zusammenhalt von Händen und Knien mit Auflösung bedroht141, und das gerade jetzt, wo es mehr denn je nötig wäre, die eigene Kraft optimal zu besitzen, ja sogar, wenn es dazu ein Mittel gäbe, zu versuchen, von außen, woher auch immer, zu sätzliche Kraft zu erwerben. Denn nicht «zu Hilfe eilende Kureten und streitlustige Aitoler»142 führen jetzt gegen mich, einen alternden Mann143 , einen neuen Krieg, der den Drang zum Angriff bis zum Blutvergießen auf wallen läßt, sondern mich springen Drachen aus dem Verborgenen an, und starke Männer trachten mir nach dem Lebenl44• Im mondlosen D un kel strecken sie ihre mörderischen Hände nach mir aus und drängen, mir
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
unblutige Wunden beizubringen, was mir noch schlimmere Schmerzen be schert. Denn auch ich erringe gegen jene unblutige Siege, und so geschieht es, daß die Masse, die von außen zuschaut, sich ein Urteil bildet, das un klar bleibt und sehr leicht den Verleumdungen meiner Verfolger zum Op fer fällt. Jene, die nicht fähig sind, Argumente in einem Urteil zu verwer ten, halten jedes Glaubensmysterium und jedes Dogma für Geschwätz, aber auch denen, die es besser wissen, passiert es, daß sie Angst vor Be strafung durch den Herrscher mit Huldigung gegenüber der Wahrheit ver wechseln145• Ich werde aber trotzdem versuchen, nach Möglichkeit, wie gesagt, den Wunsch jener gottliebenden Männer zu erfüllenl46 und dabei meine Zunge von der Hoffnung auf Gott führen lassen, für den ich dieses Meer von Kämpfen durchquere. 4. Ich lege aber Wert darauf, daß niemand, der hierauf ( auf das hier Geschriebene) stößt, die Zunge bereit hält, mich zu beschimpfen, weil / (903) ich fast in meiner ganzen Geschichte alles, was man gegen die Veran lagung und die freien Entscheidungen des Kaisers vorbringen könnte, in Schweigen gehüllt und ihn meistens mit Lob bedacht habe, einerseits aus Freundschaft, aber auch, um ihn zum Mitstreiter und Helfer zu haben in den Kämpfen für die Rechtgläubigkeit, wo er doch als Kaiser aufgrund seiner Herrschermacht es ganz in seiner Hand hat, die Früchte des Sieges zu pflücken, jetzt aber, ganz gegen meinen Willen, nicht zögere, sozusagen ein Offenbarungsopfer zu bringen147• Denn ich muß hier die Wahrheit sa gen, an erster Stelle aus Respekt vor dem damals (d. h. auf dem Konzil von Mai/Juni 1351) versammelten Auditorium, das meinem Kampf beiwohn te. Es waren insgesamt mehr als vierhundert Personen, adelige und nicht adelige durcheinander, auch Kaiserinnen und andere Frauen, die das Ge rücht bewogen hatte zu kommen, auch diese auf andere Weise die edel sten, denn ich will keineswegs selbst schuld sein, daß sie mich streng verurteilen, und ich will nicht von mir aus das Netz ihres Spottes um mich zusammenziehen148 . Zweitens, und das gilt auch für alles andere, wenn je mand der Freundschaft einen Dienst erweisen will und dann gelegentlich irgendwo offenkundig lügt, wird man ihm das, glaube ich, verzeihen, so fern man selbst in die gleiche Lage und Versuchung geraten ist. Aber wenn Gott auf dem Spiel steht und dann jemand, wie auch immer, etwas zu ver schleieren versucht, wird er von selbst überall Zungen begegnen, die ge wetzt sind149 , um seinen Verleumdungen entgegenzutreten. Auch wenn ei ner sonst der anständigste Mensch ist, wenn er hier nicht redselig werden =
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üBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
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und dem Mann mit allen Zungen zürnen will, / (904) sondern auf irgend eine Beschimpfung verzichten möchte, würde ich mich sehr wundern, wenn er nicht in abgründige TiefenIso der Schande versinken würde, wer er auch sein möge, und er würde immer das Beil seines Gewissens zum lästigen Nachbarn habenl51• Die Gefahren eines solchen Olymps152 be drohten mich also, wenn ich hier lügen wollte, und darum ist es um so dringender notwendig, alles andere nicht zu zählen und, den Blick auf Gott gerichtet, die Wahrheit zu sagen. Übrigens ist es auch nichts Verwun derliches, wo doch die Dinge mal so, mal so ihren Lauf nehmen und eine unbestimmte Fahrt vollführen, daß der gleiche Mann das eine Mal Glück erntet, das andere Mal unerwartet dem Schicksal der Schiffbrüchigen aus geliefert wird. Weil das so ist, würde man mich zu Unrecht beschuldigen, wenn ich, der ich in diesem Buch auf die Wahrheit die größte Sorge ver wendet habe, einmal die gleichen Männer in hohen Tönen lobe, wo es den Hörern nicht schadet, und ein anderes Mal offenbar das Gegenteil tue153 • 5. Auch noch folgendes muß dem hier Gesagten hinzugefügt werden. Ich glaube, daß überhaupt niemand mir zu Recht zürnen kann, wenn ich, wo Gott und die wahren Dogmen der Väter auf dem Spiel standen, als Gleichberechtigter mit dem Kaiser diskutierte und dabei ein für allemal jede Schmeichelei ablegte, weil ich keinesfalls die Feder meines Denkens in Feigheit und Ängstlichkeit tauchen oder bis zum bitteren Ende auch nur im geringsten in meiner Anspannung nachlassen wollte. Ich werde auch nie zögern, denjenigen unglückselig zu nennen, der das Göttliche hinter die Träume des Lebens zurückstellt und weder vor / (905) den Thronen des Gerichts Respekt hat, noch die Himmelsblitze Gottes fürchtet154 . Denn in den Kämpfen, die Gott und die göttlichen Dogmen betreffen, muß man Ihn (Gott) allein als Kaiser ansehen und alle anderen als gleichberechtigte Sklaven, Reiche und Arme miteinander, Kaiser und gewöhnliche Bürger und alle, denen es zuteil wird, wie auch immer, an dieser Versammlung teilzunehmen. 8.1. Der Tag, an dem der Kaiser uns laut Beschluß zu dem, was er ein Konzil nannte, zusammengerufen hatte, war der 27. Mail55 • Er holte weit aus, wie der Teufel immer bestrebt sei, gegen die Menschen Krieg zu füh ren. Er habe das gewissermaßen als rühmliches Erbteil erhalten, seit er in der Auseinandersetzung mit ihrem Stammvater den Sieg errang. Darum habe Gott die menschliche Natur annehmen wollen, um uns durch sie die richtigen Wege zu zeigen, wie jeder, der wolle, am leichtesten den Gegner
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIII
niederwerfen könne. Der Teufel habe dann wieder einen anderen Weg ein geschlagen und außer dem Götzendienst immer wieder andere Häresien (als Waffen) gegen die Kirche Gottes und ihre Dogmen in die Welt gesetzt, aber die danach einberufenen heiligen und göttlichen Konzilien hätten diese Krankheiten der Kirche geheilt. So habe der Teufel auch in unserer Zeit zum Schaden unseres Friedens den lateinerfreundlichen Barlaam aus Kalabrien herbeigeführt, einen zwar weisen, aber streitsüchtigen und in eitler Ruhmsucht aufgewachsenen Mann, der zuerst mit anderen zusam menstieß und im Wettkampf zur Demonstration von Gelehrsamkeit unter lag156• / (906) Er habe sehr ungern jenen den Sieg überlassen, zu deren Schaden er am meisten Ruhm zu ernten geglaubt hatte, und alternativ (als zweite Fahrt) habe er dann (die Auseinandersetzung über) die Dogmen ge wählt und den Kampf mit Palamas aufgenommen157, dem er eine Anklage wegen Ditheismus anhing mit allem, was konsequenterweise auf einem solchen Fundament aufgebaut wird. (Übergang auf direkte Rede:) «Und um nicht (länger) bei so klaren Tatsachen zu verweilen, jeder, der will, kann aus den damals zu diesen Dingen von der Kirche Gottes verfaßten Tomoi und den vom damals amtierenden Patriarchen erlassenen Entschei dungen die Tatbestände erfahren. Als jener (Barlaam), wie auch immer, fortgegangen war, übernahm ein anderer seine Verleumdungen gegen Pa lamas. Er hieß Akindynos und erlangte auch selbst von uns die gleiche Verurteilung und wurde verbannt158 . Jetzt aber sind Leute aufgestanden, von denen ich nicht weiß, wie ich sie nennen soll, um vielleicht das richti ge zu treffen, und die auch wieder das gleiche gegen den göttlichen Pala mas vorbringen. Der Grund dafür ist, wie ich zu glauben geneigt bin, mei ne Sanftmut, die ich bis heute immerfort gezeigt habe. Aber sie werden sich nicht länger freuen, denn ich bin aufgewacht und werde mit voller Autorität die mir von Gott gegebene Gewalt und Richtermacht für das Wohl des Friedens in die Hand nehmen. Ich nehme an, daß es allen klar ist, daß es überhaupt niemand gibt, dem es eher als mir, dem Kaiser, zukä me, diesen Prozeß zu führen. Wo bliebe das Glück der Kaiserherrschaft, wenn ihr nicht mehr zustünde, die Untertanen zu richten ? Oder wodurch wird sich je Herrschaft von Dienstbarkeit unterscheiden, wenn das Urteil über die Dinge nicht bei /..(907) dem einen liegen würde, der die Regie rungsgewalt innehat und mit der Autorität des Selbstherrschers die einen daran hindern kann, ihren Reichtum ungebührlich zu mehren, und die an deren durch ergänzende Zuteilung dessen, was fehlt, (mit diesen) gleich-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIX
zustellen? Wahrhaft wertvoll wäre (dann nur noch) eine von der Kaiser herrschaft getrennte Richterwürde, wenn der Kaiser das von einem ande ren Rechtsprechenden Befohlene auszuführen hätte159 • Weil dies so ist, will ich diese Leute zuerst kurz fragen, nach Belieben auf eins von diesen zwei Dingen eine einfache Antwort zu geben. Wenn sie den einmal von der Kir che Gottes gegen Barlaam erlassenen Beschlüssen zustimmen und nicht weiter streiten wollen, sollen sie künftig mit uns eines Sinnes sein und ge meinsam mit uns den Barlaam dem Anathem überantworten; wenn aber klar das Gegenteil (der Fall ist), folgt für uns daraus, daß sie als Gesin nungsgenossen jenes Mannes künftig auch die gleiche Verurteilung wie er verdienen. Wenn ich das nicht mit Recht sage, während ich ohne abzuwei chen den Mittelweg gehe und mich nicht der einen Partei anschließe, möge der Herr über mich und mein ganzes Geschlecht eindeutiges Verder ben bringen; wenn nicht, soll einer aufstehen und mich widerlegen, wenn er in meinen Worten etwas Verdrehtes findet, das nicht darauf gerichtet wäre, die Eintracht in der Kirche wiederherzustellen160. »
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KAPITEL VIII
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XIX DES GANZEN WERKES
(909) 1 . 1 . Er flocht nun inzwischen noch sehr viele andere Dinge mit der gleichen Tendenz und Richtung ein und schloß dann irgendwann seine Rede ab, denn er wollte noch am gleichen Tag die ganze Angelegenheit zu Ende bringen. Hauptziel war für Palamas wie für den Kaiser selbst, sich durch energischen Einsatz in kurzer Zeit großer Dinge zu entledigen. Nachdem also Schweigen eingetreten war, schauten alle Freunde auf mich und spornten mich an, das Wort zu ergreifen, und als ich von beiden Par teien die Erlaubnis bekommen hatte, sagte ich folgendes: 2. «Bei jedem Wort und jeder Tat, Kaiser, ist das Ziel das führende Prinzip. Denn ohne Ziel sind alle Worte und Taten umsonst. Darum hätte man uns zuvor nach dem Zweck der gegenwärtigen Versammlung fragen sollen und dann eine entsprechende Rede halten. Wir sehen doch auch, daß Bogenschützen und Schiffskapitäne nicht einfach das Schießen mit dem Bogen oder das Fah ren mit dem Schiff als Ziel haben und nicht einfach nur das wollen, son dern eben das, weswegen der Bogenschütze das Schießen und der Kapitän das Fahren unternimmt. Wenn das nicht so wäre, wäre beider Einsatz sinnlos. Was für Nutzen hat es, sich einfach nur so abzuplagen und sich 84
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für gewöhnlich stürmischen Wogen und Schiffbrüchen auszusetzen, wenn nicht irgend ein Nutzen oder Gewinn als Vorhaben und Ziel vorläge? Ich habe aber aus gewissen Elementen Eures Vortrags verstanden, daß die Be seitigung des Schiffbruchs der Kirche das Ziel unserer gegenwärtigen An strengung ist, und darauf müssen also auch Zielsetzung und Lenkung mei ner Rede zusteuern. / (910) Denn wir sind nicht freiwillig gekommen, son dern sehr gegen unseren Willen herbeizitiert worden, und ich darf den Lauf meiner Rede nicht dorthin lenken, wohin mein Wunsch es mir ein gibt, sondern ich muß ihn dahin lenken, wohin Zunge und Hand des Herrschers mich zwingen. Ich muß also zeigen, bis zu welchem Punkt man Kaisern gehorchen soll und von wo ab nicht mehr. Wie der weise Sa lomon sagt, gibt es drei Dinge, die leicht voranschreiten, und als viertes, das prächtig ausschreitet, bezeichnet er den König, der zu seinen Unterta nen spricht161• Was dieser sagen will und wie und wann und wo und zu welchen und wievielen Leuten, falls sich eine Notwendigkeit ergibt, kann der Kaiser, ehe die Notwendigkeit eintritt, so lange und wie er nur will, bequem vorbereiten. Und wenn die Notwendigkeit sich ergibt, wird er wiederum nur soviel und nur solche Dinge sagen, wie er sich vorgenom men hat, und kein Zuhörer kann ihn daran hindern; denn alle untereinan der werden ihm mit Lobeshymnen applaudieren und dabei gleichsam ei nen Wettkampf in Eifer veranstalten, wer wohl mit seinen Schmeicheleien alle anderen übertrifft. Und der Kaiser wird sich dann selbst in Beredsam keit übertreffen, und jene, die ihm widersprechen wollen, falls es solche geben sollte, wird er wie Dummköpfe übergehen. Auch wenn einer Sokra tes oder Platon oder Pythagoras wäre, nichts, überhaupt nichts würde den Unglückseligen davor bewahren, für nichts gezählt zu werden162• Also, wenn jemand sich vor dem Ernstfall seine Worte überlegt, präpariert er Vergebliches und Irreelles, weil der Kaiser den Lauf der Rede auf andere Dinge abwenden wird. Er würde sich, so scheint es, wenig oder nichts von dem unterscheiden, / (911) der versucht, ins Wasser zu schreiben oder mit einem Netz den Hauch der Winde einzufangen163• Der Zeitpunkt des Re dens wird nicht der richtige sein für das, was er vorbereitet hat, und wenn er doch sagen will, was er vorbereitet hat, wird für ihn der Schiffbruch nicht fern -sein, sondern er wird im Nu alle bösen Tücken des Schicksals durchlaufen . Darum also, und weil nicht alle Bischöfe der Rechtgläubigen in aller Welt anwesend sind, wo doch die Untersuchung Dogmen betrifft, die für die Kirche völlig ungewohnt sind164, entspricht es keineswegs mei-
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nem Wunsch, hier zu erscheinen; der wäre vielmehr, zu Hause zu sitzen und mein ganzes Leben in Ruhe zu verbringen. Denn man soll in diesen Dingen vor allem die Bräuche und Gewährleistungen der Väter absolut unversehrt und ohne jede Abweichung beibehalten, so wie es geschrieben steht und praktiziert worden ist, und wie es auch der große Theologe Gre gorios sagt: «Wir, die wir bis zu jedem vorkommenden Häkchen (spiritus lenis) und Spirituszeichen (sp. asper) akkurat nachziehen, werden nie ak zeptieren - denn das wäre eine Sünde - , daß auch nur die unwichtigsten Akten von den Aufzeichnern umsonst sorgsam niedergeschrieben und bis heute dem Gedächtnis heil überliefert wurden, sondern (wir werden dafür sorgen, daß dies geschah,) damit wir, wenn jemals die Zeit dafür kommt, für die Betrachtung der gleichen Sachen Unterrichrungen und Mahnungen besitzen165. » Aber auch die Akten des sechsten göttlichen ökumenischen Konzils entschuldigen das späte Erscheinen der westlichen Bischöfe da mit, daß Bischöfe aus Britannien und jenen Gebieten am Ozean sowie aus den übrigen Regionen des dortigen Europa / (912) zusammenkommen mußten, weil es - so steht dort - notwendig ist, daß solche Dinge von allen aus der ganzen Gemeinschaft und nicht nur von einem Teil durchge führt werden, damit alle wissen, was für den göttlichen und apostolischen Glauben getan wurde, und alle miteinander übereinstimmen166• Gleich falls sagt auch der göttliche Maximos in seinem Dialog mit Pyrrhos, daß nicht Konzil genannt werden könne, was nicht dessen Merkmale besitze. Denn es finde nicht gemäß den Gesetzen und Regeln und den kirchlichen Vorschriften für Konzilien statt, wenn keine Stellvertreter oder Briefe von den anderen Patriarchen gesandt worden sind, und deshalb sei die Welt voll von Skandalen und Zwietracht167 • Gleichwohl, da Eure Majestät uns, die gegen unseren Willen gekommen sind, wie auch immer Gelegenheit gegeben habt zu reden, verlange ich, daß so, wie man in den Hippodro men die geraden Bahnen und die Kurven für die Rennpferde reinigt und den Boden von Holz und Steinen und ähnlichen Dingen ganz freimacht, auch jetzt, wo ich das Wort nehme, die Rednerarena von jeder Beeinträch tigung frei bleiben so11168 . Denn eine Rede ist wie eine Statue; wenn dort die Arbeit des Bildhauers vom Kopf bis zu den Füßen unbehindert gedeiht, erkennt man genau die Harmonie; und wenn sie vom Künstler gut ge macht ist, bewundert man sie, wenn nicht, steht der Bildhauer klar als Pfuscher (gr. Athlet der Schande) da. So ist es auch hier. Wenn niemand meine Rede behindert und ganz bis zum Ende niemand wie aus einem
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Hinterhalt den Zusammenhang des Vortrags / (913) stört, wird es den An wesenden möglich sein, richtig zu beurteilen, ob ich in meiner Rede ver nunftgemäß vorging oder mein Ziel, die Wahrheit, verfehlte169 • Weiter, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich wüßte nicht, was die Pflicht eines Gerichts ist - sei es mir erlaubt, auch folgendes nicht mit Schweigen zu übergehen: Erst haben Sie sich selbst die Macht übertragen, über das zu urteilen, worüber die aus aller Welt zusammenkommenden rechtgläubi gen Bischöfe zu urteilen hätten17o, und dann haben Sie geschworen, das Recht nicht zu verschachern. Darum dürften Sie nicht von vornherein in den Netzen des Angeklagten gefangen sein, noch, wie man so sagt, von der Startlinie anl7l unverhüllt als sein Vorkämpfer auftreten und sagen, was er zu sagen hätte. Sie sollen zuerst jene anhören, die die Anklage vor bringen, und auch das, was der Angeklagte im einzelnen an Widerlegun gen und Antworten dem entgegenzusetzen hat, um dann in Übereinstim mung mit den seit alters in diesen Dingen herrschenden Regeln und Geset zen der Kirche Ihr Urteil herbeizuführen172• Denn die Voreingenommen heit, so meine ich wenigstens, gleicht dem Absinth. So wie dieser, wenn er einmal die Zunge berührt hat, soviel Bitterkeit über den Geschmackssinn ausgießt, daß dieser viel Zeit und viel Süßigkeit braucht, um seinen natür lichen Zustand wiederzuerlangen173 , so wissen wir, daß auch bei Richtern die Voreingenommenheit sehr mächtig ist. Wenn einer der Prozeßbeteilig ten den Geist des Richters durch vorausgehende Gespräche vorab für sich eingenommen hat, geschieht es, daß diese Geisteshaltung / (914) so vor eingenommen und schwer zu beseitigen wird, daß eins von beiden zu ge schehen droht: Entweder wird der Beklagte bestraft, und ist gelegentlich sogar wieder alle Vernunft gezwungen, sich gegen die Anklage, er sei ein Verbrecher, zu wehren , oder er muß viele Dreifachwellen von Gegendar stellungen ausschöpfen und viele verschiedene Zeugenaussagen von ver trauenswürdigen Männern beibringen, um, wenn er Glück hat, mit Mühe und Not zu guter Letzt zu erreichen, daß die Wahrheit anerkannt wird174 • Wenn aber dort die Krankheit so schlimm ist, falls einer einmal (den Rich ter) für sich eingenommen hat, was soll man dann sagen über diesen Pala mas und die Clique seines bacchischen Anhangs, die sich die ganzen Jahre hindurch alle Tage des Mouats und alle Stunden des Tages privat mit Ih nen unterhielten und mit Ihnen diese Dinge zusammensponnen und -web ten, um die Angelegenheit schleunigst zu erledigen, und die sich auch jetzt vor einem so großen Publikum nicht schämen, da� Gewohnte zu tun; die
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Sie häufig ermuntern und Ihnen heimlich ins Ohr flüstern, was vorher oft, wie ich meine, abgemacht wurde, damit jetzt nichts im entscheidenden Moment unbemerkt Ihrem Gedächtnis entfällt, wo es am meisten nötig ist, daß Sie ihnen den Ausschlag der Waagschale bescheren175. Was soll un sereiner also zuerst und was zuletzt sagen, wo die Zeit ganz kurz bemes sen ist, und das in einer so öffentlichen Rennbahn, wo uns jede gemeinsa me Überlegung genommen wird, obgleich sie hier mehr denn je nötig wäre? Auch das sei den obengenannten Gründen hinzugefügt, weswegen es uns überhaupt nicht paßte, zu diesem uns ungelegenen Kampf zu kom men. Dazu gehört auch noch / (915) das Recht, das festgelegt ist in geistli chen und weltlichen Gesetzen, denen jeder, der dient, wie auch jeder, der herrscht, auf dem Festland wie auf dem Meer gehorchen muß, während wir hier deutlich vernommen haben, daß Sie gerade das Gegenteil davon sagen und tun. Wir erkennen darin die lesbische Bauweise, die die Richt schnur nach den Steinen und nicht die Steine nach der Richtschnur richtet und denen, die sie anwenden, völlig faule und haltlose Hoffnungen bietet, ihr Bauwerk werde auch nur bis zum nächsten Tag unerschüttert blei ben176. Zeugen für dieses Wort sind alle Städte und Gemeinwesen, die, weil sie sich ihren alten Regeln und Gesetzen fügen, ununterbrochen Glück ernten, sowie diejenigen, die durch fortwährende und schnelle Um wälzungen zugrundegehen, weil sich die Gesetzlosigkeit gegen sie erhebt. Weiter ist auch das ein heiliges Dogma der Kirche, die Grenzen der Väter nicht zu verrücken177• Denn nicht sie hätten gesprochen, sondern vielmehr der Hl. Geist. Das geht aber aus den einzelnen Zeugnissen (der verschiede nen Zeiten) ganz klar hervor. Gleich (als erstes) kann man hören, wie die Propheten nicht etwa sagen: «Das und das sagen wir» sondern « Dies sagt der Herr, und dies und jenes befiehlt der Hl. Geist178 . » Dann kam das aus ' der Jungfrau gezeugte Wort Gottes und sagte: « Ich sage nichts aus mir selbst, sondern was ich vom Vater gehört habe»179 , und so lehrt er uns, nicht unseren eigenen; sondern den von den Vätern festgelegten Lehren und Definitionen zu folgen. « Beginnend», nicht bei sich selbst, sondern « bei Moses und allen Propheten, erklärte er ihnen / (916) die Dinge, die ihn betrafen»180 . Und zum Teufel wiederum, der ihn drängte, Steine zu Brot zu machen, und (ihm dafür) die Herrschaft über die irdische Welt zu schenken versprach, sagte er nicht als Gott: « Stiehl dich fort hinter mir, Satan» , sondern er hielt ihm die Aussagen der Väter entgegen und sagte: « Es steht geschrieben, der Mensch lebt nicht von Brot allein» . Und zwei-,
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dreimal bringt er dieses «es steht geschrieben» als klare Mahnung an uns, wodurch er uns geradezu befiehlt, in allen Regeln und Definitionen den Vätern zu folgen18 1. Und in seiner Ankündigung des Hl. Geistes sagt er: «Der Tröster wird kommen und er wird nichts von sich aus reden, son dern das, was er gehört hat»182. Dann kommt der göttliche Apostel Paulos und sagt: «Ich habe Euch nichts überliefert, was von mir ist, Brüder, son dern nur, was ich vom Herrn erfahren habe183 . » Und an Timotheos wie derum schreibt er: «Du bleibe bei dem, was du gehört hast und was dir anvertraut wurde, und vermeide unheiliges neuerungssüchtiges Ge schwätzI84.» Und wiederum: « Wenn einer Euch eine andere gute Botschaft verkündet», so sagt er zu den Kolossern, « als die welche Ihr empfangen habt, so sei er verflucht, auch wenn er ein Engel aus dem Himmel wäre oder ich Paulos selbstI85 . » Seht, welche Kraft die Definitionen der kirchli chen Gebote der Väter haben und mit welchen Schlössern und Riegeln die Nachfolger sie ununterbrochen immer wieder absicherten. Dann kamen die Kämpfer der Orthodoxie und bauten ihre Kämpfe und das Ringen ih res Bekennerturns auf schöne Weise auf dem Fundament der Apostel und Propheten auf18 6 . Aber Sie behaupten, daß, wenn Sie nicht auch die Frei heit der kirchlichen Gesetze unterjochen, indem Sie selbst ihnen zum Ge setz werden, Ihre Kaiserherrschaft kraftlos bleibe und daß darin keine Würde mehr liege, wenn jene (die Kanones) richten würden und Sie gehor chen müßten187 . Aber gerade das völlige Gegenteil ist der Fall. Wenn wir behaupten wollten, / (917) daß die Dinge, die von Natur aus bestimmt sind, einander zu stützen, für einander den Untergang bedeuten, bleibt nichts übrig, was sich an seine eigene Natur hält; und wer das einräumt, dem werden auch die Quellen der Flüsse nach oben fließenl88 . Nicht da durch, daß einer über die Gesetze und Kanones der Väter herrschen will, verleiht er der Kaiserherrschaft Würde, sondern dadurch, daß er den Vor schriften und Gesetzen der Väter gehorcht. Solange also jemand vernünf tig sein will, wird er niemandem zugestehen wollen, daß es anders sei. Denn sie (die Kanones und Gesetze) rauben der Kaiserherrschaft nicht ihre Kraft und ihren Schmuck, sondern sie verstärken diese. Wenn sie für Gemeinwesen und Herrschaftsformen, die nach guten Gesetzen leben wollen, die Auflösung bedeuten, dann wird denen wohl überhaupt nichts Stabilität verleihen. Auch ;enn wir alles andere beiseite lassen, was ich bisher gesagt habe und, fortfahrend, noch sagen werde, wer könnte zu ei nem solchen Gericht Vertrauen haben, wo Eide und Auflösung von Eiden
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in bezug auf die gleichen Dinge die gleiche Basis haben? Das wäre ähnlich, wie wenn jemand sich mit der linken Hand die rechte abhauen und dann sagen würde, daß er letztere viel mehr rette. Wahrhaftig, ich glaube, auch Sie wissen und haben noch in frischer Erinnerung, daß ich Ihnen oft und oft gesagt habe, daß Sie nicht derjenige sein werden, der diese Krankheiten in der Kirche heilen wird. Wie könnten Sie, da Sie selber immer ihre Ursa che waren. Aber darüber jetzt noch nicht; ich will den Anwesenden zulie be die Sache beim Beginn aufnehmen und der Reihe nach genau erzählen. Der Erzählung soll für alle leicht zu folgen sein, wenn man sich die Einzel heiten an der jeweils passenden Stelle merkt.» 3. Der Kaiser ärgerte sich mittlerweile und kochte innerlich vor Zorn. / (918) Er wetzte auf dem kaiserlichen Thron dauernd hin und her, spreizte die Beine abwechselnd auseinander und schloß sie wieder, um sie überein ander zu legen. Ab und zu befahl er auch, daß ich meine Rede beenden solle, und wies darauf hin, daß der Tag zu Ende gehe. Er tat das aber mit der Sanftmut, die üblicherweise seinen Charakter bestimmte. Er war ja auch in der Einleitung zu meiner Rede öffentlich davor gewarnt worden, selbst meiner Rede etwas in den Weg zu legen oder zuzulassen, daß sonst jemand dies täte. Seine Sanftmut fand ganz besonders in den Reihen seiner Gefolgsleute Beifall, die um ihn standen. Sie gaben zwar in heimlichen Zornesäußerungen ab und zu und sporadisch ein paar Wörtchen gegen mich von sich, aber nach außen hin priesen sie offen seine Langmut. (Gregoras:) « Palamas bringt immer vor, daß der Kalabrese Barlaam die Ursache seiner Gotteslästerung sei (d. h. der Bezeichnung seiner Lehre als Blasphemie) , und er hat auch Sie schon überredet, dasselbe zu sagen. Dar um hören Sie zu. Ich sage folgendes. Wenn Gregorios der Theologe gegen die Arianer zu Felde zieht, die behaupten, der Sohn sei dem Vater ähnlich, und zugleich schurkisch hinzufügen, dies geschehe in Übereinstimmung mit der Hl. Schrift, sagt er, daß dieses « in Übereinstimmung mit der Hl. Schrift» nur ein Köder für die einfachen Gemüter sei, der den Haken der Gottlosigkeit umgebe189 • Nun, so hat auch Palamas hier zum Schaden der einfachen Leute den Namen Barlaam als Köder erfunden, weil dieser nämlich wegen der Religion der Lateiner vom ganzen Volk der Rhomäer gehaßt wird, soweit sie ihn kennenlernten. Er (Palamas) hatte aber diese Krankheit (schon) , ehe Barlaam sich bei den Byzantiern aufhielt190 , und behauptete in meiner Gegenwart und der von vielen anderen, / (919) daß er das Wesen Gottes mit seinen leiblichen Augen sehe191, und nicht nur er
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIX
allein (behauptete das), sondern auch sein Lehrmeister und Namensvetter Gregorios Drimys192. Ich habe ihnen deswegen viele Schmähungen zuge fügt und ihre vorlaute und unerzogene Zunge, sofern es die Umstände da mals erlaubten, aus den göttlichen Schriften beschämt. Ich habe diese Sa che persönlich weisen Männern mitgeteilt, ich meine dem Großlogothe ten193 und allen, die ihre Tugend zugleich mit der Weisheit auch mit bischöflicher Würde schmückten. Diesen erschien es gleich, als sie davon hörten, fürchterlich, sie nannten es die Häresie der Massalianer194 und mahnten mich von ganzem Herzen, solchen Gesprächen fernzubleiben. Es bestehe ein altes Gerücht, daß es gegen die Kirche Gottes eine sehr große Häresie geben werde, eine bunte Mischung aus allen (früheren Häresien), zu deren Berichtigung man ein fast weltumfassendes und von fast allen Bi schöfen und Patriarchen besuchtes Konzil versammeln würde, und dieses solle das achte und zugleich auch das letzte sein195 • Im Verlauf der Zeit geschah es dann, daß Barlaam sein Vaterland Kalabrien verließ und sich unter die Rhomäer begab . Dort wurde er den Herrschenden bekannt und von ihnen wegen seiner außergewöhnlichen Weisheit einer nicht geringen Freundschaft für würdig befunden. Mehr als wer auch immer genoß er vor allen anderen Ihre Gunst196, da Sie doch von Anfang an sich dafür ent schieden hatten, sich mit der Wissenschaft zu befassen, und Ihren Ehrgeiz darin gesetzt hatten, viele und die verschiedensten Bücher zu besitzen, so wie Sie auch größten Eifer an den Tag legten, Neues zu hören und mitzu teilen. Nach einiger Zeit durchlief dann ein lautes und anhaltendes Ge rücht / (920) die Ohren der Masse und erreichte schließlich auch uns, das verkündete, Barlaam sei in Thessalonike auf einige Reden des Palamas ge stoßen und habe ihn laut gerügt, weil er schrieb und behauptete, mit sei nen leiblichen Augen das Wesen Gottes zu sehen197 • Jeder weiß gewiß ebenfalls, daß dies auch der Tomos, den Palamas zu seiner Rechtfertigung vorlegte, bezeugt198 . Wo es nun solche auf der Hand liegenden klaren Be weise gibt, die zeigen, daß dieser Pa lamas hier diese Krankheit hatte, noch ehe Barlaam innerhalb der hellenischen Grenzen erschien, welche echte Hilfe kann es dann in bezug auf die Anklagen gegen Palamas bringen, daß er andauernd zu diesem faulen Fundament, ich meine den Namen Bar laams, Zuflucht sucht? Ge,:viß hofft er, daß, weil der Mann sich wegen seines religiösen Bekenntnisses Haß und Verfolgung zuzog, es ihm auch gegen uns eine Hilfe sein wird, daß wir zusammen mit jenem verleumdet werden199 • Wenn die Bosheit über keinen plausible!1 Vorwand verfügt, geht ,-
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sie leicht dazu über zu lügen, zu verleumden und Stürme von Schwierig keiten zu entfachen. Denn ich glaube, daß, wenn dieser ehrwürdige Pala mas ganz lange Zeit überlegt hätte, wie er wohl seinen persönlichen Feind Barlaam loben und in bezug auf sich selbst klar zeigen könnte, daß die gegen ihn gerichteten Anschuldigungen der Gottlosigkeit eine unaus weichliche und unbestreitbare Kraft besitzen, er keine bessere und ein wandfreiere Begründung als diese gefunden hätte2oo. Wenn einer sich näm lich die größte Mühe gibt, für die Widerlegung der gegen ihn geäußerten Beschuldigungen einen passenden Ausgangspunkt zu finden und dann, weil er das nicht kann, sich notgedrungen auf eine faule Lüge stützt, zu welch ungehöriger Sprache wird der nicht greifen / (921) oder auf welche Schmähungen gegen seine Verfolger wird der verzichten, wenn er dabei auch nur einen Schatten der Wahrheit erhaschen kann. Es war, wie aus den Worten und Schriften des Palamas hervorgeht, nicht Barlaam, der die se gottlose Häresie der Massalianer und zugleich das Laster des Ditheis mus und Polytheismus in die Kirche Gottes hineintrug, sondern vielmehr war Barlaam offenbar derjenige, der diesen Mann als den Urheber anzeig te. So sagt er (Palamas) selbst: « Als Barlaam Pa lamas und die seinen dieses und jenes sagen hörte, hing er ihnen den Vorwurf des Ditheismus an201 . » Sie sehen, welches Zeugnis er selbst gegen sich beibringt, besser als ein Gegner oder Feind es könnte. Denn er sagt als erstes, daß Barlaam ihn be schuldigt, sich zu rühmen, mit leiblichen Augen dts Wesen Gottes zu se hen202, und das ist genau die Häresie der Massalianer. Weiter (sagt er), daß er ihm das Verbrechen des Ditheismus anhängte, als er dem Unausweichli chen in der Beschuldigung auszuweichen versuchte und eine Teilung der dreipersönlichen Gottheit in Wesen und Gnade vornahm, die zwar ande rer Natur (als das Wesen) aber selbst auch unerschaffen sei203• Und was mehr ist, wenn er wiederum versucht, diese sich konsequenterweise erge benden Beschuldigungen zu entkräften, macht er aus dem schlechten Schatz seines Herzens204 in noch viel stärkerem Maße seine Schlechtigkeit offenbar und verfängt sich immer mehr in seinen eigenen Flügeln, wie wenn von dort eine Kette anfinge, an der die eine Blasphemie an der ande ren hängt, jeweils größer und schlimmer als die vorhergehende. Denn da er den Begriff Energeia auf sich stellt, um diese dann, wie wenn sie ein Genus wäre, in unendlichmal unendlich viele unerschaffene Gottheiten zu teilen, / (922) einerseits getrennt und alle für sich bestehend und anderer seits doch ohne Hypostase, welches Übermaß an Torheit hat er da noch
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIX
vermieden? So faul ist die Bosheit der Lüge, die, weil sie nicht standhalten kann, in sich zusammenfällt. Diesem Schiffbruch der Kirche wollte ich entfliehen, um in großer Ruhe weiterzuleben, aber Sie zerren mich sehr gegen meinen Willen auf die Büh ne und vor Gericht und erlegen mir wie einem Verbrecher nicht geringe Strafen auf. Und Sie drohen mir noch weitere Strafen an und nötigen mich, Ungehöriges zu begreifen und sozusagen vorbehaltlos dem Poly theismus des Palamas (meinen Verstand) zu opfern und Glauben entge genzubringen. Wie aber könnte eine Seele, die gelernt hat, (nur) einen Gott anzubeten, und klar in dieser Lehre aufgewachsen ist, es ertragen, diese Dinge zu hören? Der Schluß Ihrer Ansprache treibt uns in eine solche Enge, aus der es kaum einen Ausweg gibt, daß wir glauben, (der Zwang zu) schweigen fessele uns mit unlösbaren Knoten fester als jenen Tantalos, von dem der Mythos erzählt, daß er mitten in einem See stand. Er wurde, wie verlautet, ewig von brennendem Durst gequält, aber aus Angst vor der unerträglichen Last jenes Felsblocks (der herabzustürzen drohte) konnte er sich nicht bücken, um zu trinken20s . Das ist nicht die Art eines Richters, sondern bietet vielmehr den Anblick eines Attentäters, der das Schwert der Hinterlist gegen mich wetzt. Aber mich kümmert Barlaam weniger, als das für Sie nötig ist. Sie haben ihm, dem Fremden, eine so große Gast freundschaft erwiesen und sind ihm gegenüber in jeder Hinsicht so über aus großzügig gewesen, / (923) daß Sie dafür außer sich selbst keinen an deren Zeugen brauchen206. Daher müssen Sie nicht mir seinetwegen an dauernd Vorwürfe machen und mir vorhalten, daß er an allem Schuld sei, sondern vielmehr sich selbst. Nicht ich bin es gewesen, der ihn mit über schwenglichen Ehren zu jener stolzen und arroganten Geisteshaltung er muntert hat. Auch war nicht ich es, der ihn für Sie und andere zum groß sprecherischen Lehrmeister des göttlichen Dionysios und zum lautpredi genden Interpreten der mystischen Lehren der Kirche und aller Mysterien unserer Theologie ernannt und dadurch veranlaßt hat, sein Vaterland für dieses (ihm) fremde Land zurückzustellen207 . Noch bin ich es gewesen, der ihn dazu bewog, aus dieser Lage heraus gegen jede andere Weisheit bei den Rhomäern zu wüten. Ich aber war es, der klar die Zedern seines Stol zes umgehauen hat, so wie..wenn die schwere Hand des Holzhackers Ei che, Zeder und Zypresse ihres Laubes beraubr208 . Ich war jener Mann, der ihn damals eingeschüchtert und ihm mit ruhigem Herzen und mit der Redlichkeit solider Wissenschaft Einhalt geboten hat, so wie der Küsten,-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIX
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sand dem wild gewordenen Meer. Wenn dessen Wellen von einem tollküh nen von oben irgendwoher aus arktischen Quellen hervorbrechenden Wind entfesselt werden und das Meer so zu zügelloser Dreistigkeit auf wacht und das Festland mit offenem Krieg bedroht, dann aber die Stimme des Küstensandes hört, der mit stummen Lippen die Gesetze des Schöpfers vorliest, weicht es sofort zurück, weil es die klaren Befehle Gottes fürchtet und eingeschüchtert seine wüsten Wogen zum Stehen bringr2°9 . Wie nun könnte man jemandem applaudieren, / (924) der den gleichen Mann für die gleiche Leistung das eine Mal lobt und das andere Mal tadelt? Damals haben Sie ihn sozusagen als den besten Theologen in den Himmel geho ben, und jetzt bezeichnen Sie ihn als einen Nichtswisser. Wie könnte aber jemand mir zürnen, der ich ihn damals und jetzt in bezug auf die gleichen Dinge gleichermaßen kritisiere, nämlich die, worüber er mit mir diskutier te, ich meine die Tatsache, daß der Mann im Hinblick auf die hellenische Gelehrsamkeit und die profane Bildung mächtig hinkte210 . Ihnen aber war er ein Freund, als er lebte, und ist er ein Feind nach seinem Tod, und der damals (für Sie) absolut rechtschaffene Mann ist jetzt in jeder Hinsicht das Gegenteil. Mir aber ist er, wie damals ein Feind, so auch jetzt kein Freund211 • Wenn Sie ihn also jetzt beschimpfen, beschimpfen Sie einen Freund, ich aber lasse ihn auch jetzt außerhalb des Kreises der Freund schaft und behandle ihn offen wie einen Mann, der nie mein Freund war. Wer also die Grundlagen der Theorie und der praktischen Erprobung in allem gleichermaßen unerschütterlich zu bewahren weiß, über den wird doch wohl, so glaube ich, jeder urteilen, daß er wahrheitsgemäß spricht und in allen anderen Dingen, wie in den Dogmen des Glaubens, in denen er aufwuchs, den richtigen Standpunkt einnimmt212• Weiter, nachdem der Prozeß gegen jenen Mann (Bariaam) damals ein befriedigendes Ende ge funden hat213 , wieso erzwingen Sie jetzt eine Wiederaufnahme des Prozes ses, weil Palamas von uns bei mehreren anderen Gotteslästerungen er tappt wurde, die er seitdem Tag für Tag seinen Schriften hinzufügt und vorträgt. Jenen Mann, der tot ist, können wir nicht befragen, was er da mals behauptet hat und was er jetzt behauptet. Wenn ihr das nötig habt, es gibt bei den Hellenen einen Sophisten, der Totengespräche erdichtet har214; der wird euch, wenn ihr wollt, wunderschön überbringen, was der Mann sagte und sagt. Uns ist das völlig / (925) unmöglich. 5. Obgleich Palamas aus Wut über diese Spötteleien etwas dazwischen rief, setzte ich meinen Vortrag fort, ohne mich im geringsten um sein Da94
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIX
zwischenbrummen ZU kümmern. « Wenn einer (hier) als Anwalt der Wahr heit vortreten würde, dürfte er wohl sagen, daß er (Barlaam) natürlich kei neswegs Palamas von den ihm vorgeworfenen Übeltaten entlastet, nur weil er als Lateiner ihn (Palamas) ohne Zögern der Gottlosigkeit über führte. Nicht weil er Lateiner war, distanzieren wir uns von seinem Ge schlecht, sondern wegen einiger Dinge, die wir ihnen vorwerfen; läßt man die beiseite, sind sie in allem übrigen keineswegs von der Gemeinschaft mit uns ausgeschlossen215 • Weil die Lateiner die Menschwerdung, den Tod, das Grab und die Auferstehung unseres göttlichen Erlösers und an deres akzeptieren216, sollte es uns, weil sie Lateiner sind, unmöglich sein, darin mit ihnen übereinzustimmen? Das sei uns fern! Das erste Konzil hat auch den Novatianer Sisinios nicht wegen seines Bekenntnisses (zum No vatianismus) (als Zeugen) zurückgewiesen, sondern ihn (dessen ungeach tet) als eine starke Hilfe gegen die Torheit des Areios benutzt217 • Und ob gleich wir Origenes ablehnen, verwerfen wir die meisten seiner Bücher keineswegs. Ein untrügliches Zeugnis für das Gesagte ist seine Streitschrift gegen Kelsos, sowie übrigens alle seine Bücher zur Erklärung der Hl. Schrift, die die göttlichen Väter bei ihren Arbeiten benutzt haben218 • Laßt uns das meiste mit Stillschweigen übergehen und nur noch feststellen, daß das heilige vierte ökumenische Konzil und ebenfalls das sechste uns er mahnen, daß wir nicht alles, was zufällig Häretiker sagen, zu vermeiden brauchen; denn wenn wir uns von ihnen distanzieren, wenn sie einen Gott und Schöpfer aller Dinge bekennen, / (926) dürften wir bald spontan das Höllenfeuer auf uns herabziehen219 • Was könnte schlimmer sein? Die Ar beiter der Gold- und Silberminen können wegen völligen Mangels an Bil dung keinen Umgang mit führenden Persönlichkeiten pflegen, aber ihre Arbeit ist für diese von großem Wert. Auch Purpurmäntel und -gewänder sind für Kaiser nützlich, aber jene, die sie herstellen, werden von ihnen keines Blickes gewürdigt, ja sind ihnen gelegentlich sogar verhaßt, weil sie den unangenehmen Geruch ihres Berufes verbreiten. Darum macht auch das (lateinische) Glaubensbekenntnis jenes Mannes seine Anschuldigun gen noch nicht unwahr, und darum hilft er Palamas auch nicht, solange dieser klar von jenen Anschuldigungen überführt wird. Folgendes möchte ich (Sie) aber gerne einmal fragen: Wieso gibt es in dem, was Patriarch Johannes (XIV. Kalekas) über die von Palamas und Barlaam zum Schaden220 der Kirche verursachten Unruhen schrieb, eini ges, was Ihnen gefällt, und einiges, was nicht (gefijllt), so daß Sie mit gro95
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ßem Einsatz Ihrer Herrschermacht diese Beschlüsse nach dem Wunsch des Palamas anders und entgegengesetzt interpretierenUl? Entweder soll man alles begrüßen, was er als amtierender Patriarch gemäß den Gesetzen der Kirche tat, oder überhaupt nichts. Wenn das erste zutrifft, ist für das zwei te kein Platz mehr. Wenn wir aber seine Handlungen in bezug auf die bei den Männer in zwei Kategorien teilen und die einen der ersten, die ande ren der zweiten zuweisen, ist zu überlegen, ob denen der ersten oder der zweiten beim Urteil die besseren Stimmen zufallen. Jener Mann war bis zum Tag, an dem die Mitternachtswachen Sie zum Herrn über Byzanz machten, immer Patriarch222, und er weihte Priester und Bischöfe und / (927) versah die Urteile der (kirchlichen) Gerichte mit seinem Siegel. Mir scheint (also, daß die besseren Stimmen) den (Handlungen) der zweiten (Kategorie, d. h. denen, die Ihnen nicht passen, zufallen). Seit alten Zeiten werden bestehende Gesetze politischer Gemeinschaften oft aufgehoben, und zwar aus einem dieser beiden Gründe: entweder weil durch sie Schlechtes vorgekommen ist, oder weil aufgrund der an den Tatsachen er probten Erfahrung neuere Gesetze besser scheinen. Also wird wohl kaum jemand verbieten wollen, daß während der Amtszeit eines einzigen Man nes seine ersten Gesetze durch die späteren aufgehoben werden, nachdem sich infolge der ersten Schlechtes eingestellt hat und er, wie das geschehen kann, vielleicht durch Unachtsamkeit in die Irre geführt war223. Nun scheinen zwar die späteren Beschlüsse des Mannes eine Aufhebung der er steren zu beinhalten, aber in Wirklichkeit ist das nicht so. Wenn man un parteiisch urteilen will, erfolgten beide in der passenden Reihenfolge. Ganz gewiß wäre es klares Unrecht, wenn die einen diese und die anderen jene Beschlüsse des Mannes willkürlich aufheben oder bestätigen wollten. Wenn man das den Herrschenden zugestehen würde, wüßte ich nicht, wo die Dogmen der Kirche, aber auch die Angelegenheiten des Staates hinkä men oder wohin sie treiben würden. Der totale Untergang stünde klar vor der Tür. Das Schlechte224 bleibt naturgemäß nicht auf ein oder zwei Leute beschränkt, sondern dehnt sich deutlich nach und nach auf alles vor ihm Liegende aus. Diese Gesetzmäßigkeit läßt sich auf der ganzen Welt beob achten und ist der Anfang der größten Übel. Die richtigen Bräuche und Vorschriften werden dann von Herrschern und Beherrschten nicht länger nachgelebt, nicht länger wird der eine befehlen und der andere gehorchen, sondern alles wird gleich sein, und das wird zu allererst den Herrschen den, die auch das Beispiel gegeben haben, Schaden zufügen. Wenn es also 96
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aus keinem anderen Grund, so doch wegen / (928) der unerhörten Folgen nötig ist, die durch die Länge der Zeit gefestigten und durch schriftliche Dokumente bekräftigten Gesetze und Dogmen auch weiterhin beizubehal ten, müssen auch wir weiterhin die jeweiligen Bischöfe und Kaiser akzep tieren und anerkennen, wenn sie über was auch immer Beschlüsse fassen und was auch immer verurteilen. Daraus erfolgt auch hier die Notwendig keit, die vom Patriarchen Johannes gegen Palamas wegen seiner anderen Gotteslästerungen beschlossenen schriftlich festgelegten Anathematismen zu akzeptieren, genauso, wie die von ihm vollzogenen Weihen und alle üb rigen Amtshandlungen, die bis auf den heutigen Tag unverändert Gültig keit haben225 • Wenn das aber so ist, folgt daraus notwendigerweise, daß auch wir recht daran tun, die Gemeinschaft mit Palamas ein für allemal abzuschütteln und zu meiden. 6. Als der Kaiser mir nun vorwarf, daß ich zu lange rede, und meine Rede abbrechen wollte, sagte ich: « Ich werde nur noch wenig sagen und dann aufhören. » Und meine Rede wieder aufnehmend, sagte ich: « Wenn Sie wollen, Kaiser, wird es Ihnen gewiß sehr leicht sein, den Frieden der Rechtgläubigkeit für die Kirche Gottes wieder in die frühere Spur der Ein fachheit zurückzuführen226 • Wenn Macht und Wollen schön zusammenge hen, dürfte es nichts mehr geben, das (Ihnen) zum Guten oder zum Schlechten im Wege stehen wird. Auch jenem Kaiser Konstantin gelang es, eine fast dreihundertjährige Idololatrie in kurzer Zeit zu korrigieren, und als Iulian dagegen wiederum der Idololatrie zuneigte, kehrten auch beina he alle Untertanen schleunigst / (929) wieder um227 • So kann man fortfah ren, und man wird sehen, daß die Untertanen immer leicht den Herr schenden folgen, so wie durch den Atem der Winde die Blätter der Eichen fallen oder was es sonst gibt, das so leicht und widerstandslos erfolgt. Ge ben Sie also, Kaiser, der Kirche Gottes jene frühere schöne Ordnung wie der, die von den neuen Lehren des Palamas geteilt und auseinandergeris sen wurde, so daß tausendfache Unruhe fast die ganze bewohnte Erde er füllr228 • Das wird Ihnen ganz gewiß sehr leicht gelingen, wenn Sie sein (Palamas) ganzes Werk, das ein Konglomerat aller Häresien durcheinan der ist, der Flamme des Feuers zum Geschenk machen wollen229 . Und wenn diese Gotteslästerungen einigen Ungebildeten entgehen, weil die Terminologie durcheinandergebracht wird und die Aussagen dunkel und nebulös sind, werde ich sie einzeln und alle zusammen offenlegen und nachweisen. Die Aufmachung der Häresien ist bunt und schwer durch97
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schaubar und zeigt große Übereinkunft mit dem Dickicht und den Schluchten einer Berglandschaft. Wie die Räuber von dort aus die in Un schuld des Herzens vorbeiziehenden Leute unversehens anfallen, so wol len die Häretiker aus der Dunkelheit des Durcheinanders und der Rätsel haftigkeit ihrer gleichlautenden und vieldeutigen Termini die Einfachheit der wahren Rechtgläubigkeit treffen. Vielleicht muß es ja so sein, daß, wo die wahre Rechtgläubigkeit sich mit Einfachheit schmückt, die ihr entge gengesetzte Bosheit aus vielem bunt zusammengemischt ist. Das macht rasch der große Theologe Gregorios klar, wenn er sagt: «Es gab eine Zeit, da unser Glaube (gr. das unsere) blühte und in gutem Zustand war, als nämlich dieses überflüssige, mit geiler Zunge daherredende gekünstelte Theologisieren noch keinen / (930) Zugang zum göttlichen Hofe hatte, sondern, über Gott etwas Neues oder unnötig Kompliziertes zu sagen oder zu vernehmen, noch gleichstand mit dem Spielen mit Steinen, die durch ihren schnellen Platzwechsel das Auge betrügen, oder mit Pantomi men, die die Zuschauer mit allerhand zweideutigen Windungen des Kör pers ergötzen, und die Einfachheit und der Adel des Wortes noch für wah re Rechtgläubigkeit gehalten wurden230. Aber seitdem Leute wie Sextos und Pyrrhon231 und der (Geist des) Widerspruch(s) wie eine schreckliche und bösartige Krankheit verheerend in unsere Kirchen eindrangen und Geschwätzigkeit für Bildung gehalten wurde und wir, wie das Buch der Handlungen (der Apostel die Apostelgeschichte) über die Athener sagt232, für nichts anderes mehr Zeit haben, als Neues zu sagen und zu hö ren, welcher Jeremias, der allein Leiden mit Wehklagen aufwiegen kann, wird jetzt unsere Verwirrung und mondlose Finsternis bejammern233?» Se hen Sie, wie der große Mann (Greg. v. Naz.) die einstige Einfachheit der göttlichen Dogmen seligpreist und die überflüssige Vielfalt der Theologie vieler Tränen wert erachtet, weil sie für die Kirche Gottes Ursache von Stürmen und Schiffbruch isr234• Mit dem Notwendigen ist es so, daß es vom Schöpfer der Natur in einfacher und für alle leicht zugänglicher Form bereitgestellt wurde, damit die Dinge nicht hinterher zugrundegehen, weil das für ihre Natur Notwendige schwer zu beschaffen wäre. Laßt uns der Einübung halber in unserer Rede bei den mehr körperlichen Dingen be ginnen, weil sie der Wahrnehmung zugänglicher sind, und so, wie über eine Stufe, auf leicht verständliche Weise zu den göttlichen Dogmen der Kirche aufsteigen235 • Ich glaube nämlich, daß dieses große Element, die Luft, dieser üppig vorhandene / (931) Reichtum der ganzen Natur, von =
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Gott deswegen allen Bergen und Höhlen, Inseln und Festlanden bis in den Äther und bis hin zum Himmelsrand einfach und unvermischt gespendet wurde, damit nichts, das dieses Lebensprinzip braucht, je auf irgendeine Weise seiner beraubt sei. Einfach nichts im All blieb davon ausgeschlos sen, es sei denn, es bliebe überhaupt vom Sein (Entstehen) ausgeschlossen. Weiter zählt mir das Licht jener Leuchte im Äther als zweite Notwendig keit, ich meine jene Purpurscheibe auf dem Himmelsgewand, die Flamme der Sonne, die alles Irdische am Leben hält (gr. weidet) . Denn diese steht allen privat und öffentlich wunschgemäß immer als unverfremdbares Ge schenk zur Verfügung, den Armen genauso wie den Reichen, den Regier ten wie den Regierenden, und nichts auf Erde hat keinen Anteil an den Gütern, die sie spendet, außer dem, was am Sein keinen Anteil hat. Zu diesen (beiden Notwendigkeiten) , sehen Sie, kommt nun als dritte Not wendigkeit die feuchte Substanz des Wassers, auch diese uneingeschränkt ausgegossen in der Luft und auf der Erde, an allen sichtbaren und unsicht baren Plätzen. Zeugen für meine Behauptung sind Flüsse und Seen und Quellen und alles Wasser, das im innersten der Erde vorhanden ist. Aber ich will nicht heimlich in lange Ausführungen abschweifen, indem ich de tailliert bei dem dankbaren Thema der großen Elemente des Alls verweile, sondern meine Rede in die frühere Spur zurücklenken. Denn, sehen Sie, genau so ist es auch beim Glauben. So, wie von den genannten Dingen nichts irgendwie bunt und vielfach gespalten erscheint, so daß das eine Glied bei jedem Anteil daran hat und das andere nicht, und das eine davon sich diesem / (932) mitteilt und jenem nicht, sondern alles, wie gezeigt wurde, gleichermaßen an der ganzen Natur jener Dinge teilhat, je nach ei genem Können und Wollen, so ist auch das Wort des Glaubens einfach und ungekünstelt allen gleichermaßen, Armen wie Reichen, Regierten wie Regierenden, gegeben. Es gibt kein Gesetz, daß die Taufe von Kaisern und führenden Persönlichkeiten eine andere sei als die von Bauern (gr. Grä bern) und Fischern. Nicht jener erhält diese und dieser jene Taufe, son dern sie ist für alle und für immer ein und dieselbe. «Denn» , so sagt der Apostel, «in einem Geist sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, ob Juden oder Heiden (gr. Hellenen) , ob Sklaven oder Freie, und alle wurden wir zu einem Geist getaufFP6 .» Darum kann keinem Gläubigen dieses wahrhaftige Lebensprinzip der Seele geraubt werden, weder zu irgendei ner Zeit, noch auf irgendeine Weise. Und so wie dort (in der Natur) in Übereinstimmung mit den notwendigen Bedürfnissen die Gewährung der 99
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(lebens)notwendigen Elemente (Luft, Licht, Wasser) in der Bemessung vielfach und reichlich ist, alle anderen Dinge aber, an denen nur ein zufäl liger Bedarf besteht und die nicht für alle gleichermaßen notwendig sind, seltener vorkommen und unterschiedlich über Personen und Plätze ver teilt sind, um die gegenseitigen Beziehungen und die Einigung untereinan der zu fördern, schauen Sie, gibt es auch hier bei jeweils anderen Personen verschiedene Arten von Tugenden, die vielleicht zu den verwandten und entgegengesetzten Lastern vom Schöpfer verteilt wurden. Wenn Er, der für alles sorgt, es der Natur überließe, alles Angenehme im Leben allen in gleichem Maße zuzuteilen, wäre das Suchen danach selbstverständlich un interessant, und es würde sich niemand darum kümmern, und weil nie mand niemanden / (933) auf irgend eine Weise nötig hätte, würde es sich leicht ergeben, daß auch die Gründe der gegenseitigen Liebe aufgehoben würden237. Da aber der Mensch wegen des Gutes der Liebe mitteilsam sein muß und das Angenehme fernerhin mit dem Schmerzhaften vermischt ist, verursacht Er (Gott) zwar einerseits Schmerz durch Mangel, erquickt aber andererseits dadurch, daß Er ganz nahe (gr. im Vorhof) die Hoffnung auf Überfluß ansiedelt, die uns im Kampf gegen die Vorherrschaft des Man gels die Hand reicht. So bittet dieser und gibt jener und wiederum umge kehrt und beides geschieht immer wieder. Und das wird zum Gesetz der gegenseitigen Freundschaft und zu einem Band von unentrinnbarer Kraft. Das ist es, was für die Erde das Meer befahrbar und diese wiederum für jenes begehbar macht. Eben deswegen nimmt der Tanais (Don) seinen Lauf von jenseits der Grenzen nach Hellas, und kommt die Donau nach Ägypten und vermischt der Nil seinen Strom mit dem Maiotis(see Asovschen Meer)23 8 . So wird auch hier nach dem Wort des göttlichen Apostels dem einen das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen die Übertragung der Sprachen, einem anderen das prophetische Wort, einem anderen die Gabe der Heilung, einem anderen Kräfte, Wunder zu wirken, und anderen andere Dinge23 9 , dem einen dieses, dem anderen jenes, darun ter wissenschaftliche Kenntnisse und Kunstfertigkeiten, die gelegentlich den ersten Platz einnehmen, damit sich eingedenk des Urbildes der Abbil dung kein Mensch zu Stolz verführen lasse, weil es ihm an nichts fehlt, oder ein anderer in die Tiefen der Verzweiflung abgleite, weil seine Natur nichts Gutes hergäbe und er zu keiner Zeit von wem auch immer für ir gendeinen Zweck herbeigerufen würde. Aus alledem wird also klar, daß die Natur der (lebens)notwendigen Dinge einfach und deren Besitz für alle =
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gleich, die Natur der nur bedingt notwendigen aber weder einfach noch / (934) immer für alle ohne Unterschied in gleichem Maße vorhanden ist, sondern, daß es damit je nach Zeiten und Personen mal so und mal so bestellt ist; daß also der von den Vätern ererbte Glaube der Frommen zu den notwendigen Dingen zu rechnen ist, daß aber die dogmatische Gelehr samkeit auf dem Fundament des Glaubens aufbaut, sofern und wo und wann und für welche Leute dies möglich ist. Ohne den einfachen aus der göttlichen Taufe kommenden Glauben ist es unmöglich, Christ zu sein, aber ohne dogmatische Gelehrsamkeit keineswegs. « Denn wahrhaftig nichts wäre ungerechter als unser Glaube, wenn er nur den Weisen zu kommen würde» , sagt der göttliche Gregorios240 . In dieses Labyrinth (der dogmatischen Gelehrsamkeit) ist nämlich nach dem Beispiel der alten Schlange241 auch der bacchische Verein der Häretiker heimlich eingedrun gen und hat sich der eitlen Ruhmsucht wegen in Lehrmeister verwandelt, um durch boshaften Sprachgebrauch Unerfahrene zu verführen, während sie mit ihren daraus (aus dem Labyrinth der Theologie) geschöpften Dar legungen die Wahrheit verletzen und die Sache der Theologie beschmut zen, wie der große Basileios sagt242. Das ist auch, sage ich, die Angst, die den göttlichen Apostel ängstigt, wenn er sagt: « daß ja nicht unsere Gedan ken von der Einfachheit in Christus ins Verderben abgleiten; denn wenn der Satan selbst sich verwandelt,» sagt er, « ist es nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich in Diener der Gerechtigkeit verwandeln243 .» Was ich also mit meinen Worten über den Glauben zu zeigen hatte, war, daß dieser ohne Zusatz oder Schmälerung akzeptiert werden muß, und daß hier wiederum die theologischen Lehren nur relativ sind, und daß es für alle Christen notwendig ist, den richtigen Glaubenskult zu kennen, nicht aber für alle miteinander gleichermaßen auch die gleiche theologi sche Gelehrsamkeit und das Theologisieren not tut, / (935) und auch das nicht immer und nicht ohne ein gemeinsames Konzil der Bischöfe von überall in der Welt. Und weiterhin ist gesagt worden, daß schon ehe der Kalabrese Barlaam erschien, Zunge und Hand des Palamas eine Schatz kammer dieser neumodischen Lehren waren244. Gesagt wurde es freilich für den Augenblick in bescheidenem Maße wegen der Pöbelherrschaft der Gegner; es wird aber spät�r ausführlicher und offener gesagt werden, wenn jede gewaltsame Hand fern sein wird. Laß also Palamas wählen, welche von diesen beiden Dingen er will: Entweder soll er von seinen un schicklichen und ihm nicht zustehenden Sprüchef! Abstand nehmen und 101
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ähnlich wie wir den einfachen frommen Glauben annehmen, nachdem er zuvor alle seine Gotteslästerungen dem Feuer übergeben hat, oder er soll uns nicht weiter belästigen, weil wir uns von der Gemeinschaft mit ihm lösen245 • Es ist kein Gesetz der Kirche, ihm, weil er nicht rechtgläubig sein will, oder uns, weil wir rechtgläubig sind, Gewalt anzutun, es sei denn, jemand möchte sich als Tyrann aufführen246 • Denn was soll hier eitle Ruhmsucht, die gegen die Seele kämpft und sie dem ewigen Feuer über antwortet? Oder wer, der Vernunft und Verstand über sich walten läßt und sieht, wie der Apostel, das Gefäß des Hl. Geistes, sagt: « Nichts bin ich, und ich urteile, daß ich nichts begriffen habe247,» wird sich nicht de mütig unterwerfen, damit er einsichtig erscheine und nicht vom rechten Glauben abkomme? Wir wissen ja, daß die Ackerbauern die gebeugten248 Ähren mehr lieben als die, die gerade stehen, denn die Verschwiegenheit der Haltungen ist für die einen das Unterpfand für das Strotzen vor Früch ten, für die anderen das ihrer unglückseligen Leere. Das wär's. » / (936) Das war e s in der Hauptsache, was ich vor dem Kaiser als Ant wort auf seine Rede ausführte. Er aber warf die geschworene Neutralität weit von sich und machte sich wiederum ganz die Meinung und die Spra che des Palamas zu eigen. Für dessen Worte, wage ich zu sagen, lieferte er einen Kampf wie nicht einmal für seine eigenen; als ob er geradezu selbst der Beschuldigte sei, der sich zu verantworten habe. Darum auch schien er über meine Worte sehr verärgert, weil ich es bevorzugt hatte, einen ande ren Weg als den seinen zu gehen, (und tat) als ob es vom Schicksal verfügt wäre, daß die Quellen der Gerechtigkeit sich nur um seine Ratschlüsse ringsum ergießen würden. Mein Entschluß war es gewesen, entsprechend dem von Anfang an gesteckten Ziel, die Dinge zu sagen, wodurch die Gründe der Skandale in der Kirche leicht und ohne jede Mühe entfernt werden könnten. Er aber war von vornherein gewissermaßen schwanger von der Absicht, die er mit sich herumtrug, die Wünsche des Palamas zu erfüllen, und wollte auch mich nötigen, die Zügel meiner Worte dorthin zu lenken. 2. Wenn Palamas selbst mir widersprochen haben würde, hätte ich meine Widerlegung freimütiger vorbringen können, nun mußte ich mich fügen und sehr gegen meinen Willen dem Zwang unterwerfen. Was sonst? Schon als ich aus Rücksicht auf den Kaiser meine Worte gewisser maßen demütig vorbrachte und mich bemühte, ja nichts Mißfälliges zu sa gen, brachte mir das viele schwere Feindseligkeiten und für den Ablauf meines Vortrags nachteilige Behinderungen ein; / (937) mir, der ich ge102
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wohnt war, meine moralische Freiheit vor Sklaverei zu bewahren, und das jetzt am allermeisten tun mußte, da doch mein Kampf Gott und die Dog men seiner Kirche betraf. 3. Damit über das eigentliche Thema von Anfang bis zum Ende Einig keit erreicht und die Auseinandersetzung von der Einflechtung immer wieder anderer Fragen durchgehend freigehalten werde, gab es zwischen uns ein gewisses Stoßen und Drängen von beiden Seiten, wie das meistens auch bei Gefechten mit Waffen der Fall ist, weil beide Heere vor dem Zu sammenstoß der Schlachtreihen mit Gewalt versuchen, den überragenden Platz zu besetzen, weil der ganze Kampf die Hoffnungen auf den Sieg dorthin richtet und dort meistens vorab das unsichere Kriegsglück depo niett. 4. Er (der Kaiser) sagte erstens, daß ich die Art des Tintenfisches nachahme; denn dieser spucke, wenn er sich auf listige Weise zur Flucht wende, die Tinte gegen das Netz der Fischer249, und so würde auch ich, sagte er, immer versuchen, heimlich den ganzen Zweck des Disputs auf andere Ziele umzulenken und gewissermaßen seine Vertreibung anstreben und ihn auf trügerische Weise vom Thaborlicht abbringen wollen, das sei ner Meinung nach eine ausreichende Grundlage für die gegenwärtige Dis kussion sei. Zweitens warf er mir vor, ich brächte das Thema « man solle nicht theologisieren»25o hier fälschlicherweise zur Diskussion, weil die Heiligen mit Nachdruck drunter und drüber theologisiert hätten, und Pa lamas, so sagte er, habe sich diese zum Vorbild genommen, als er seine neuen theologischen Schriften verfaßte, wofür er, so versicherte der objek tive Richter mit größter Bereitwilligkeit, sein Blut geben würde. Als ich sagte, / (938) daß man diese lieber verbrennen solle251 , fielen Palamas und der Bischof von Herakleia zusammen mit dem Patriarchen252 heftig und frech über mich her und sagten, daß sie diese nur zugleich mit dem Evan gelium Christi verbrennen würden, womit sie, pfui Teufel, aus der angeb lichen Harmonie zwischen beiden eine Gleichsetzung im Rang machten. Auch noch eine dritte Anklage erhob er (der Kaiser) gegen mich, ich mei ne die harte und völlig unnachgiebige Art, in der ich zum Kaiser spräche, denn es stünde (auch) weisen Männern nicht zu, so zum Kaiser zu re den253• 5. Diesen (letzten) Punkt habe ich mit wenigen Worten abgetan. Ich _ brachte dazu nicht nur die Gespräche der Heiligen von einst mit Kaisern vor, sondern auch die einiger heidnischer Weisen, ich meine von Solon mit Kroisos, dem König von Lydien, von Platon mit p ionysios von Sizilien 103
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und von vielen anderen, die ich jetzt nicht zu erwähnen brauche254 . Denn wie kann man unvereinbare Dinge mit einander vergleichen, ich meine Weisheit mit Schmeichelei? Wenn einer weise ist, dann ist er kein Schmeichler, und wenn ein Schmeichler, dann nicht weise; wenn aber die Diskussion auch noch Gott betreffe, sei der Schmeichler nicht einmal got tesfürchtig. Übrigens übertreffe die Weisheit, verglichen mit sonstigem menschlichen Adel, diesen so weit, wie ein Lychnir255 eine Obole, und dar um müsse auch das Gespräch mit Weisen, verglichen mit sklavischer und niedriger Schmeichelei, diese genau so weit übertreffen. Es wäre wahrhaf tig großer Unsinn (wenn es anders wäre) und so ähnlich, wie wenn man Achilleus vorwerfen würde, er wolle kein Thersites sein, oder einem Lö wen, daß er sein Löwenfell nicht mit dem Fuchsbalg vertausche256 . 6. Hinsichtlich der Tinte des Tintenfisches habe ich mich sehr gewun dert, / (939) wie er nicht zögerte, mir gerade das vorzuwerfen, was man ihm vorwerfen müßte, nämlich daß er über das Eindeutige hinweggehe, um unklare und obsolete Dinge vorzubringen, dazu noch solche, über die ich anderswo schon früher das Passende erklärt habe. «Trotzdem, weil Sie nicht nachlassen», sagte ich, « auf das Thaborische (Licht) zurückzukom men und das ganze Thema darauf zu lenken, weil Sie anscheinend keine andere oder keine sicherere Operationsbasis haben, will ich versuchen, für Sie auch dieses Problem zu lösen, obgleich das gar nicht meine Aufgabe ist. Denn wozu brauchen wir heute Gespräche von Toten257 , wenn wir tau send andere dogmatische Neuerungen vorlegen, die Palamas seither nach gewiesenermaßen immer in Wort und Schrift verbreitet?»258 7. Als ich nun begann, dies näher zu erläutern, schnitt er (der Kaiser) mir das Wort ab. Er hatte, glaube ich, Angst vor der Unbestreitbarkeit und Unbezwingbar keit der Beweise, weil er schon für das bereits Vorgebrachte keine unwi derlegbare Lösung anzubieten hatte. 3.1. Aber ich will mich hüten, euren Eifer im Zuhören zu enttäuschen, und darum werde ich nicht zögern, jetzt das Wichtigste in zusammenhän gender Rede durchzugehen259 • Zugleich will ich ihn zurechtweisen, weil er glaubte, in dem Thema eine kleine Hilfe zu haben, dessen Gefangener zu sein man ihm vorwirft26o. 2. Ich habe nämlich schon immer gesagt261 , daß man weder damals ei ner Untersuchung dieser Angelegenheit bedurfte noch jetzt. Denn Palamas schämt sich nicht, das zu tun, was in altbekannten Sprichwörtern eindeu tig mit Schmach bedacht wird. Das Verweigern von Spaten, wenn um Si104
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cheln gebeten wird, wurde schon in alten Zeiten verspotter262; das ist es aber, was Palamas jetzt allen Ernstes tut. / (940) Er wurde nämlich be schuldigt zu sagen, ein unerschaffenes Licht, das Gott sei, mit leiblichen Augen zu sehen. Als er dann aus keinem Heiligen auch nur einen klaren Beweis anzubieten hatte, glaubte er, daß es ihm eine Hilfe sein könnte, wenn er wie zu einer festen Burg zum Thaborberg und seinem berühmten Licht ausweichen würde. Wenn er nun dafür einen der Heiligen vorbräch te, der, wie er, behaupten würde, daß das Licht auf dem Thabor mit jenem (von ihm geschauten Licht) identisch sei, könnte man ihm wohl noch ver zeihen; es würde ihm aber nichts nützen, weil seine erste These auf einem Irrtum beruht. Man findet aber keinen Heiligen, der seine abenteuerliche Behauptung bestätigt. Mit der falschen und haltlosen These, die er selbst aufstellt, besteigt er nun den Berg, ehe er Zunge und Geist gereinigt hat263. 3. Der Mann264 leidet nämlich seit langem an der Krankheit der Bilderbe kämpfung. Das haben auch viele oft bezeugt. Ihr Zeugnis wurde aber zum Schweigen gebracht, da der Kaiser es nicht zuließ. Er streut aber diese Krankheit gleichsam in Rätseln in seine Schriften ein265 . Die Bilderstürmer behaupteten nämlich, daß das Fleisch des Herrn sich bei der Verklärung in unvergängliches Licht und in eine unerschaffene Gottheit verwandelt habe. Das geht aus den von Gott erfüllten Theologen, die damals diese Häresie bekämpften, klar hervor. Ich will das kurz zeigen und der Knapp heit halber nur einen von ihnen, nämlich Theodoros Graptos vorführen, der mit dem ersten der damaligen Gelehrten (und Bilderbekämpfer) Euse bios eine Diskussion austrug und folgendes sagt266 . 4. Als erstes also führt er jenen (Eusebios) vor, wie er sagt, daß Christi Körper eine andere Ge stalt angenommen hat und unsterblich und unvergänglich geworden ist, und wie die Gestalt des Sklaven dabei voll und / (941) ganz in ein unaus sprechliches und unbeschreibliches Licht umgestaltet wurde, so wie es eben dem Wort Gottes angemessen ist267. Darauf widerlegt er ihn so: «Aber Eusebios prahlt, daß der Körper des Herrn in ein unaussprechliches und unbeschreibliches Licht verwandelt wurde, das dem Wort Gottes an gemessen ist, aber was das wohl für ein Licht sein soll, das muß unter sucht werden268 . Denn was es ist, das hat der brave Mann nicht deutlich gezeigt, außer daß er hinzufij.gt, daß es dem Wort Gottes angemessen sei. Später aber wird er es deutlicher sagen. Ich will jedoch untersuchen, was er hier mit seiner Aussage meint. Was also ist es269 ? Ist es ein Wesen mit eigener Substanz (Hypostase), das für sich besteht und für seine Existenz 105
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nichts weiter bedarf, oder eine unkörperliche Eigenschaft ohne eigenes Wesen, das das Sein in einem anderen Wesen besitzt, nicht aber (wenn man es) für sich betrachtet? Aber wenn es ein Wesen ist, ist es dann ein engelhaftes? Denn auch ein Engel ist Licht und ein schillernder Abglanz des ersten und höchsten Lichtes270• Aber das wird er wohl nicht behaupten wollen271 . » Und etwas weiter: « Wenn aber ein göttliches Wesen, wieso ging es darin (in jenes Licht) über? Wenn es in der eigenen Hypostase (rea len Existenz) und für sich betrachtet darin überging und gewissermaßen eine andere spezielle Person abtrennte mit einer hervorstechenden Ähn lichkeit mit dem Wort (Gottes), ohne indes mit einer der in der Dreifaltig keit angenommenen Personen zusammengewachsen und Mitträger (Mithypostase) (der Gottheit) zu sein, wird die Dreifaltigkeit am Ende deutlich eine Vierfaltigkeit. Und seht, wie großzügig Eusebios im Hinblick auf das Wesen Gottes ist. Er vermehrt und vergrößert es reichlich mit Hy postasen, obgleich es weder vermehrt noch verkleinert werden kann und für jede Art von Abzug oder Vergrößerung absolut unempfänglich ist. Wenn es aber / (942) überging, während es mit der Hypostase des Wortes vermischt und gewissermaßen in einem Wesen vereint war, dann verleiht er (Eusebios) der Hypostase des Wortes selbst mit noch größerem Wohl wollen eine Zugabe und Vergrößerung. Dabei ist diese ihrer Natur nach nicht verschieden vom Wesen des Vaters und unterscheidet sich davon nur durch ihre charakteristische Eigenheit des Gezeugtseins. Indem er also die übervolle Natur, der nichts fehlt, noch reich beschenken will, prangert er klar seinen eigenen Wahnsinn an, so daß er dem überaus einfachen und alle Einfachheit übertreffenden Wesen Zusammensetzung zudichtet, wo raus notwendig auch Passivität (Leiden) folgt für die glückselige und nichts erleidende Gottheit272.» Und etwas weiter: «Es bleibt nun aber zu untersuchen, was geschieht, wenn er es (das Licht) eine unkörperliche Ei genschaft ohne eigenes Wesen nennen wollte. Ist es dann wie ein Ausfluß und eine Ausstrahlung eines Wesens, in welches jener (Körper) umgewan delt wurde? Aber auch dann wird der göttliche Körper (Christi) aufs äu ßerste und auf absurde Weise beleidigt. Denn das würde ihm das Prädikat Sein rauben, und er (der Körper) würde für nichtexistent erklärt. Übrigens ist es unmöglich, daß eine Eigenschaft jemals ohne Träger für sich beste hend erscheint, auch dann nicht, wenn man sie wesentlich nennt, was sie sogar zu einem Teil des Wesens macht. Um ein Beispiel zu nennen, Ver nunftbegabtheit wird nie ohne Träger, d. h. ohne Lebewesen, bestehen, 106
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also ohne daß man zuerst ein beseeltes und mit sinnlicher Wahrnehmung begabtes Wesen voraussetzt. Das gleiche gilt für Sterblichkeit und Un sterblichkeit oder Ähnliches. Denn worin würden sie bestehen273?» Und an anderer Stelle: « Daß dieses Verwesliche / (943) sich mit Unverweslichkeit und das Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleiden muß, ist das Geheimnis, das der große Apostel predigt274 . Aber daß der Körper sich mit Unkörper lichkeit bekleiden oder das Erschaffene unerschaffen werden oder das Be schränkte in Unbeschränktheit umgesetzt werden soll, das hat man bis heute noch nicht gehört275 .» Und an anderer Stelle: « Das kraft seiner Na tur Einfache ist so beschaffen, daß es weder gesehen noch bildlich darge stellt werden, noch auf welche Weise auch immer etwas erleiden kann, denn es ist unzugänglich für Einwirkungen, unverweslich, absolut unbe greiflich und unfaßbar. Aber was kann das anders sein als Gotr276 ?» Und ein wenig weiter: « Wenn es dasselbe wäre, wären es nicht zwei Naturen, sondern nur eine. Denn die Zusammensetzung verrät den Unterschied zwischen den Dingen, die zusammengehen, und macht klar, daß sie ver schiedene Wesen sind277 . » 5 . Daraus kann jeder, der will, ersehen, meine ich, daß zusammen mit jenem verdammten Eusebios auch Palamas überführt wird278 , weil er das gleiche schreibt und verkündet wie dieser. Denn daß göttliche Ikonen der Heiligen auch von Palamas und den Seinen ins Feuer geworfen wurden, ist bekannt durch jene, die es gesehen und dieses Geheimnis verraten und vie len gegenüber eidlich bekräftigt haben279 • Aber als sie erwischt wurden, bekamen sie Angst, vom Volk angegriffen zu werden, insbesondere auch wegen der übrigen Wolke von Beschuldigungen280, die auf sie niederging, und darum geben sie auch jetzt vor, die Bilder zu verehren und die Kirchen Gottes zu besuchen, und so haben sie es fertig gebracht, daß jenes mit Schweigen zugedeckt wird. Wir müssen dazu für den Augenblick auch schweigen. 6. Zu zeigen ist aber die Übereinstimmung zwischen beiden, und zwar aus dem, was sie immer sagen, und aus den Widerlegungen die ses großen Vaters «
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zwischen Gott und den Engeln. Die Worte der Heiligen fälschend behaup tet er wörtlich folgendes: « Wer also sagt, daß der Lichtglanz der göttlichen Natur, an dem auch die Engel, die Gott dienen, teilhaben und wodurch die Gerechten strahlen werden wie die Sonne283 , weder eine göttliche Sub stanz ist noch eine engelhafte, behauptet der damit nicht die Existenz eines Lichtes zwischen Gott und den Engeln, das weder Gott noch Engel ist? Denn auch der göttliche Dionysios sagt, daß die Urbilder (gr. logoi) der Dinge in Gott, woran Engel und Menschen teilhaben, weder eine göttliche noch eine engelhafte Substanz sind284. » Seht, wie er in seinem Eifer zu zei gen, daß dieses Licht eine unerschaffene, unverwesliche und andere Gott heit ist, sogar den großen Dionysios verleumdet und seine Worte falsch auslegt, wie ich in meinen ihn öffentlich brandmarkenden Widerreden ausführlicher und deutlicher gezeigt habe285 • Noch klarer äußert er sich in seiner Rede über das Licht, wo er sagt: «Es ist nicht Gottes Wesen, denn es kann nicht berührt werden; ein Engel ist es auch nicht, denn es trägt die Züge des Herrn286.» 7. Und dieser Mann sagt nicht nur, daß der Körper des Herrn unerschaffen ist, sondern er behauptet es auch von den Körpern der tugendhaften Menschen287; namentlich den Melchisedek macht er anfanglos und unerschaffen, aber auch generell alle Leute wie Palamas288 • / (945) Ich werde hier seine eigenen Worte ohne jede Abwandlung anfüh ren: « Wie also sollte die Gnade nicht unerschaffen sein, wodurch die, die an ihr teilhaben, von den Vätern ihr zufolge anfanglos und unerschaffen, endlos, ewig und himmlisch genannt worden sind289 ?» 8. Das ist es also, worin Palamas mit dem verfluchten Eusebios übereinzustimmen scheint. Nun werde ich aber sagen, in welcher Hinsicht er noch darüber hinaus geht und die Gotteslästerungen jenes Mannes übertrifft, indem er noch reichlich Bosheit auf Bosheit häuft. Er gibt nämlich dem Licht den allge meinen Namen Wirkung (Energeia) , teilt diese unendliche Male unend lich in Gottheiten, die sowohl unerschaffen als voneinander verschieden sind. Macht, Weisheit, Leben, Wille, Wahrheit, Schlaf, Trunkenheit und was für Namen man für die Unzulänglichkeit der Menschen zu verschie denen Zeiten erfunden hat, und zwar so, daß diese Dinge spezifische Gott heiten sind, die zwar in sich unvollkommen sind und einander brauchen, aber zusammengefügt die Vollkommenheit erlangen290 .» 9. Daraufhin entwickelte sich die Sache zu einem solchen Übel, daß die se Gotteslästerungen auch inmitten der Wahnsinnsphalanx jener Bischöfe offen ausgesprochen wurden, wobei auch wir anwesend waren. Wäre das 108
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doch nicht der Fall gewesen. Und einstimmig verkündeten der Kaiser, der Patriarch und jene Bischöfe, daß das Wesen Gottes eine Gottheit sei und das Wirken (die Energeia) Gottes eine andere, und zwar eine davon sehr verschiedene; und außerdem, daß es nicht das Wesen Gottes sei, das das göttliche Brot heilige, woran wir teilhaben. Als wir das hörten, 0 Gerech tigkeit und Duldsamkeit Gottes, flossen uns die Tränen in Strömen. / (946) Und als wir dann sahen, wie sich noch ein weiteres Übel öffentlich anbahnte, hörten wir auf, Tränen zu vergießen, ich glaube, weil alle Feuchtigkeit in unserem Gehirn vor Entsetzen ausgetrocknet war. Denn schon waren die Bischöfe zusammen mit dem Patriarchen voll Zorn auf gestanden und hatten begonnen, handgreiflich gegen uns zu werden, weil wir es nicht ertrugen, solches anzuhören. Aber das geschah späte�91. Nun muß ich meine Rede an dem Punkt wieder aufnehmen, wo ich unfreiwillig von meinem Thema abgewichen und auf diese Dinge gekommen bin, weil das Leid mein Gedächtnis verwirrte. 10. Es wird aber fortan jenen, die sich auf einfache Weise ein Urteil bil den wollen, möglich sein, alles (hier) nachzulesen und den Gotteslästerun gen (des Palamas) die Widerlegungen jenes großen und göttlichen Vaters «
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göttlichen Vater und Lehrer nachgewiesen wurde. Sagt er aber: eine Eigen schaft ohne (eigenes) Wesen und ein Ausfluß eines anderen Wesens, wird die eigenständige Existenz der Gottheit in Frage gestellt. «Denn», so heißt es näherhin, « es ist unmöglich, daß eine Eigenschaft ohne Träger auf (für) sich existiert»292. So wird zum Beispiel niemand von Vernunftbegabtheit, dem spezifisch Menschlichen, reden (können), wenn nicht zuerst ein Lebe wesen da ist, das als Träger fungiert, und zwar ein mit Seele und Wahr nehmung ausgestattetes Wesen. Denn was die wesentlichen und naturge mäßen Teile der Substanz und der Natur sind, kann die Wissenschaft fest stellen. Wenn das Gesagte aber bei den zusammengesetzten Wesen zutrifft, dann um so mehr bei den einfachen, die keine Teile haben, und noch mehr bei der göttlichen Natur293 . 4.1. Nachdem also auf diese Weise zusammen mit den Bilderstürmern auch Palamas von diesem sehr weisen und göttlichen Lehrer widerlegt ist, laßt uns nun auch das entkräften, was dieser unheilige Mann in reichli chem Maße dem hinzufügte, und dabei wiederum diesen heiligen Mann zum Mitstreiter nehmen und uns auch der vielen kunstvollen Waffen be dienen, die er gegen die Bilderstürmer benutzte. So soll auf mannigfaltige Weise klar werden, daß Palamas die Bilderstürmer mit Abstand in Bosheit übertrifft, und zugleich soll deutlich gemacht werden, daß er nicht beiläu fig und nur so nebenbei, sondern mit widerwärtig listiger Überlegung im mer zum Thaborlicht seine Zuflucht nimmt. 2. Wir haben also zu untersu chen, wieso er behauptet, daß der Körper des Herrn unerschaffen gewor den ist, und das, obgleich jene, die einst diesen Unsinn verbreiteten, eindeutig von der Kirche ausgestoßen worden sind294 • / (948) Weiter (ist zu untersuchen), wieso Palamas und seine Anhänger unerschaffene und an fanglose Menschen werden295 • Denn auch diese Dinge gehören ganz fest zur gleichen Irrlehre, ich meine der der Bilderstürmer, die er (Palamas) zum Ausgangspunkt und zum stärksten Fundament seines ganzen mor schen Bauwerkes gemacht hat. 3. Die Widerreden der übrigen Heiligen will ich jetzt beiseite lassen und auch hier allein jenem weisen und göttli chen Lehrer folgen, der auch damals dem Krieg der Bilderstürmer die Stirn bot und vieles erlitt, aber auch kräftig widersprach und schließlich die Verirrung wie einen Turm von Chalane296 zertrümmerte und auch jetzt jene, die an der gleichen Krankheit leiden, auf die gleiche Weise nie dermacht. «Daß dieses Verwesliche» , sagt er, « sich mit Unverweslichkeit und das Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleiden muß, ist die mystische 110
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Lehre des großen Apostels, daß aber der Körper Unkörperlichkeit anlegen und das Erschaffene zum Unerschaffenen werden oder das Beschränkte sich in Unbeschränktheit verwandeln soll, das hat man bis heute noch nicht gehört297 .» Hieraus erkennen wir klar, daß dieser Unsinn von den Bilderstürmern geschwätzt wurde und ein Teil ihrer Irrlehre ist. Jetzt sieht man, daß Palamas am gleichen Tisch wie sie Bacchanalien feiert und bis zur Sättigung den Becher jener Irrlehre ausgeschlürft hat298 • 4. Aber wir wollen einen Augenblick einhalten und hören, wie dieser große Lehrer weitergeht und mit größter Weisheit das Gesagte verdeut licht. «Alles, was sich ändert», sagt er, ändert sich entweder wesentlich, so wie man es bei Entstehung und Verwesung / (949) beobachtet, oder in be zug auf etwas in sich, und das kann auf zweifache Weise geschehen, ent weder in bezug auf die Quantität, was sich bei Vermehrung oder Vermin derung zeigt, oder in bezug auf die Qualität, was sich in einer Verwand lung offenbart. Wenn sich also etwas in bezug auf die Qualität ändert, führt das zur Verwandlung299 , d . h. zur Änderung irgendeines Merkmals oder zu einer Umänderung in bezug auf etwas im tragenden Subjekt, die sich gesondert oder nicht gesondert noch dazu ereignet. Sie macht das Veränderte zwar anders und verschieden von dem, was es früher war, aber es macht daraus nicht etwas anderes, denn sie verändert es nicht wesent lich, sondern sie macht den gleichen Träger von einem solchen zu einem solchen, was die Qualität betrifft. Das aber ist keine Veränderung von Grund auf; das tragende Subjekt bleibt voll und ganz erhalten. Wenn die Änderung es aber in bezug auf die Quantität geändert hat, hat dieses eine Mehrung oder Minderung erfahren und einen Wechsel, der dem Körper umfang eine andere Größe verliehen hat; hier haben wir also eine Zunah me oder Abnahme dessen, was bereits in seiner spezifischen Art vorab exi stierte. Auch das läßt nicht etwas anderes entstehen, das nicht von Anfang an da gewesen wäre, sondern es bewirkt nur, daß etwas, was die Quantität betrifft, von so groß so groß wird. Also auch auf diese Weise wird eine Gestalt nicht von Grund auf ganz verändert. Was bedeutet das (für die Verklärung Christi) ? Bleibt nur zu sagen, daß die Gestalt, was sie selbst betrifft, verändert wurde. Das aber zeigt, daß die Veränderung das Wesen betraf, an welchem wir Ent�tehen und Vergehen beobachten. Wir stimmen aber darin überein, daß die körperliche Gestalt Christi existierte; denn das wird wohl auch er nicht leugnen, denke ich. Jedenfalls scheint er über die von Anfang an gegebene Existenz einigermaßen richtig zu denken, denn 111
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woher soll er sich sonst die Veränderung holen? / (950) Diese Gestalt (Christi) ist also seiner Meinung nach von Grund auf ganz verändert, und das heißt notwendigerweise, daß sie vom Entstehen zum Vergehen, vom Sein ins Nichtsein übergegangen ist. Wenn sie also seiner Meinung nach von Grund auf verändert wurde, so bleibt von ihr nichts übrig. Weg ist also der Körper und zugrunde gegangen, und weder Körper noch Gestalt noch sonst etwas blieb zurück. In diese Grube des Unsinns und der Gottlo sigkeit hat sie ihr so kundiger und sauberer Umschwung im Argumentie ren hineingestoßen30o.» 5. Diese sehr weisen und erhabenen Dinge hat der heilige Mann irgendwo geschrieben und damit den Führer der Bilderbe kämpfung301 vernichtend widerlegt. Damit wurde zugleich auch der ehr würdige Palamas persönlich widerlegt und mitvernichtet, der das gleiche denkt und schreibt wie jener. Denn einerseits hängt er an seiner Zunge wie Efeu an der Eiche, um die es sich windetJ°2, und andererseits treibt er Spott mit dem Festhalten an dem, was er gelernt hat, wenn ihm ein Zusatz paßt, und führt einen höchst ehrgeizigen Wettkampf, den Lehrmeister zu über treffen. Von Eunomios, dem Verfluchten, wurde einst zum großen Scha den der Kirche in bezug auf die Dreifaltigkeit heimtückisch der Begriff Wirken (Energeia) eingeführt, und die Bilderbekämpfer legten später gro ßen Wert darauf, den eigenen Bosheiten auch diese noch hinzuzufügen. So tut das jetzt in ihrer Spur auch Palamas und ähnelt dem Geier, einem Vo gel, der, wie man sagt, die gesunden Körper liegen läßt, die kranken aber mit Freude aufsuchtJ°3 . 6. Darum will ich anschließend wiederum die Worte des göttlichen Lehrers vorbringen, die er damals gegen den gottlo sen EusebiosiInd in dessen Gegenwart äußerte, und mich dann / (951) auch jener Worte bedienen, die die göttlichen Väter, ich meine Basileios und Gregorios, einst benutzten, um mit ihren Widerreden jenen verbre cherischen Eunomios zu überschütten30\ und halte es für ausreichend, auf diese Weise mit einem Stoß das Schwert ihrer Argumente auch in dessen Eingeweide zu treiben305 . 7. Wir stellen nun fest, daß jener behauptet, Gott selbst sei in allem ge genwärtig. «Nicht durch einfaches Wirken», sagt er, «wie einst einige ge faselt haben, die behaupteten, daß er zur Zeit der göttlichen Fleischwer dung die Himmel von seiner Person (Hypostase) entleert habe, sondern wesenhaft bei uns war und nur mit seinem Wirken und seiner Würde bei Gott dem Vater. Wesen und Wirken sind für sie nämlich wie bei den sicht baren körperlichen Dingen auch beim Wort Gottes zwei verschiedene Sa112
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chen. Das aber müssen die Rechtgläubigen ablehnen, denn sie wissen, daß diese Dinge bei den einfachen und körperlichen Wesen überhaupt nicht verschieden sind. Man kann sie (dort) nicht voneinander trennen, weil man sonst das alle Einfachheit Übertreffende als zusammengesetzt denkt. Das Wesen Gottes könnte nie ohne Wirken sein und das Wirken Gottes nie ohne Wesen306 . » Und wenig weiter: «So ist, wenn man rechtgläubig denkt, das Wirken Gottes oder besser das absolute Wirken (gr. Autoener geia Selbstwirken, Wirken aus sich bzw. an sich) ewig, weil das Wirken nicht (begrifflich) vom Wesen abgegrenzt (unterschieden) ist, sondern we gen der spezifischen Eigenart der einfachen körperlosen Natur im glei chen Begriff mitangedeutet wird307 . » 8. Sie sehen, wie auch er dem göttli chen Basileios auf dem Fuße folgt und wie er dessen Worte erklärt und offenbar auf die gleiche Weise jene bekämpft, die in die Fußstapfen jener Männer treten, mit denen dieser / (952) kämpfte. Wer also den einen schmäht, schmäht ganz gewiß den anderen genau so. Pa lamas schmäht also Theodoros, jenen großen Führer der Kirche, weil er die Bilderstürmer bekämpfte, und zugleich schmäht er sofort auch den großen Basileios308 • Wer aber jene göttlichen Väter bekämpft, scheint notwendigerweise die Ketzer zu lieben, die von jenen bekämpft wurden. Es ist daher klar, daß Palamas immerfort in allem den Anführern der Bilderbekämpfung folgt, wobei er, wie sie, vom Thaborlicht wie von einem Stützpunkt ausgeht. Und das ist der Grund, weshalb er immer das Thaborlicht im Munde führt. 9 . Aber beinahe wäre mir folgendes entgangen309 • Wenn der Begriff We sen (Seiendes) nichts anderes ist als eine auf (für) sich bestehende Sache, die, um zu existieren, keines anderen Wesens bedarf, so wie die Wissen schaft es lehrt und dieser göttliche Lehrer es soeben sagte, dürfte es sich wohl auch so verhalten mit dem Begriff Wirken (Energeia) , auch wenn beide dem Namen nach verschieden zu sein scheinen. Das heißt, daß auch dieses (Wirken) (die Energeia) eine auf (für) sich bestehende Sache ist, die um zu existieren, keines anderen Wesens bedarf. So ließe sich auch der Be griff der Identität aufrecht erhalten, wie es wiederum derselbe Mann an anderer Stelle gesagt har3lO: « Wenn sie identisch sind, sind sie doch wohl nicht zwei Naturen, sondern nur eine. Denn die Zusammensetzung ver kündet den Unterschied zwischen den zusammenkommenden Elementen und macht klar, daß sie verschiedene Wesen sind. » 10. Also, daß Wirken (Energeia), Macht, Weisheit, Leben, und was die, Menschen dem Göttli=
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chen sonst für Namen geben, bei Gott von seinem Wesen abgetrennt wer den, das lassen die Dogmen der Lehrer der Kirche Gottes nicht zu. Folg lich wurde gesagt, daß / (953) es weder neben dem göttlichen Wesen ein anderes unerschaffenes Licht gibt, noch über die eine Natur in drei Perso nen hinaus andere Gottheiten, und daß der Körper Christi auch nicht un körperlich und unerschaffen werden kann. Wenn das aber bei Christus unmöglich ist, wer würde da so einfältig sein zu sagen, daß überhaupt ir gendein Mensch, so wie seine Natur beschaffen ist, unkörperlich und an fanglos werden kann, und was sonst diese Gottlosen mit zügelloser Zunge sich erlauben daherzuschwätzen. Denn jenen, die bis zur Tugendhaftig keit gedeihen, wird es nicht zuteil, unerschaffen zu werden. Weit gefehlt. Im Gegenteil, sie müssen gerade noch um ein Vielfaches mehr erschaffene Wesen werden, wie außer vielen anderen auch der göttliche Paulos lehrt, wenn er sagt: "Wenn jemand in Christus ein neues Geschöpf geworden ist, erneuert euch,, 3 11 , denn man kann die Wahl für das Bessere und das Ergrei fen des Guten nicht Unerschaffenheit, sondern muß sie vielmehr eine Neu schöpfung nennen. Um diese (Neu)Schöpfung bittet auch der göttliche David (Gott) , er möge in ihm ein reines Herz schöpfen und in seinem In nern einen geraden Geist erneuern3 U.
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XX DES GANZEN WERKES
/ (955) 1.1. Wenn ich Zeugnisse der Heiligen anführen wollte, würden mir viele einfallen (gr. zufließen), aber weder lassen meine Kopfschmer zen es zu, alles jetzt einzeln durchzugehen, noch besteht überhaupt die Notwendigkeit, in diesem Augenblick gebündelt vorzutragen, was auf je nen anderen Räubersynoden gesagt wurde und zu hören wa213 • Aber in dem ich mit Gott in meiner Rede fortfahre, werde ich, an den jeweils pas senden Stellen angekommen, alles (Nötige) sagen314• Nun aber kehre ich zu meinem Thema (gr. dorthin) zurück. 2. Der Kaiser warf mir hier schon zum zweiten Mal vor, das Theologi sieren zu verbieten, und brachte vor, daß die Heiligen mit großem Nach druck auf und ab theologisiert hätten. Ihrem Beispiel folgend, so sagte er, schreibe auch Palamas seine neuen theologischen Thesen3 15 • Ja, der nach keiner Seite neigende Richter versicherte, daß er für dieselben sehr gerne
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sein eigenes Blut hergeben würde316 • « Also», sagte ich, « laßt uns auch auf diese Anschuldigung antworten. 3. Daß wir uns fürchten sollen zu theolo gisieren und nicht jeder x-beliebige dies tun darf, das besagen die Gesetze und Regeln der Väter. / (956) Das weiß jeder, der gewöhnt ist, sich mit ihnen zu beschäftigen. Aber auch, daß man die Gesetze der Väter nicht in Frage stellen und die Grenzen, die sie der Kirche gezogen haben, nicht ver rücken soll, daß auch das ihr Beschluß und Gesetz wa2 17 , dem wird, glau be ich, wohl niemand widersprechen wollen, außer wer sich umsonst zum Gespött machen möchte und sich nicht fürchtet, von ihren Verfluchungen getroffen zu werden. Es wäre doch wahrhaftig äußerst unangebracht, daß die Pythagoräer mit einem fünfjährigen Schweigen und einer noch viel längeren seelischen Folgsamkeit die Lehren ihres Lehrmeisters in sich auf nahmen3 18 , wir aber, die wir das Glück haben, mit dem rechten Glauben des Evangeliums aufgewachsen zu sein, nicht gerne bereit wären, uns weit von aller übertriebenen Neugier an die Regeln und Anordnungen der Vä ter zu halten3 19 • Ich möchte Sie gerne fragen, ob, bevor jene Leute theolo gisch zu spekulieren begannen (diese Anordnung nicht zu theologisieren getroffen wurde) . Denn wenn es geschah, nachdem sie es taten, scheint es, daß sie eingesehen hätten, daß dies die menschliche Befähigung übersteige und der Seele derer, die einfach so daran gehen, mit einer Gefahr bedrohe, die schlimmer sei als der Tod320 . Man muß ihnen also heute um so mehr gehorchen, wenn sie es verordnet haben, nachdem sie diese Erfahrung ge macht hatten. Wenn (es aber geschah), ehe sie den Versuch gemacht hatten (zu theologisieren), müssen wir als irgendwelche ungelehrte Leute mit recht geringem Verstand uns so wie sie und noch viel mehr als sie, die schon, ehe sie einen Versuch machten, viel weiser waren, fürchten, Dinge, die unseren Geist übersteigen, in Angriff zu nehmen und ohne Scheu ein fach wie Vieh aufs Gras auf die Theologie loszugehen. Das wäre so ähn lich, wie wenn, sagen wir, zehn von Geburt an Blinde eine Versammlung einberufen würden, / (957) um über die Farben eines Gewebes zu streiten, das sie in Händen halten, und jeder glauben würde, im Gegensatz zu allen anderen das Richtige sagen zu können. Ich glaube, bei jedem, der das sähe, würden Weinen und Lachen in der Seele ein Bündnis eingehen, und es wäre, als ob Demokritos und Herakleitos sich verbündet hätten321 • Denn wer würde diese Leute nicht bedauern, die ihr Leben lang so fern vom Augenlicht getrennt bleiben, aber auch, wer würde nicht in sardoni sches Gelächter ausbrechen322, beim Sehen, wie sie sich streiten über Din1 15
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ge, wovon sie keine Ahnung haben. Aber wenn Sie gestatten, laßt uns mit kaum weniger Bestürzung betrachten, wie die Väter uns einerseits zum Verzicht auf Theologisieren mahnen, und andererseits, worüber, wo und auf welche Weise sie es trotzdem getan haben. Denn wir wollen auch hier ein Maß und ein Ordnungsprinzip haben, die unsere Zungen regieren sol len und nicht (zulassen werden) , daß im Gegenteil beim Reden zügelloser Ehrgeiz zum Zügel vernünftiger Überlegung und gesetzlose Ungebühr lichkeit zum Gesetz der Gebührlichkeit werden323 • Wo Ehrgeiz als Zögling der Unvernunft erscheint, durch alle Winkel der Ungebührlichkeit trabt und auf den Regeln des Anstandes herumtrampelt, ist es doch mehr als wahrscheinlich, daß die Sache ein Ende nimmt, das den Anfängen zuwi derläuft. Als erster also schreckt der berühmte Theologe Gregorios so sehr davor zurück, seine Zunge für theologische Spekulationen in Bewegung zu set zen, wie davor, seine Hand ins Feuer zu legen. Er trägt denn auch mit vie len Entschuldigungen vor, daß er weder selbst leicht dazu übergeht, über Gott zu reden, wie auch, daß er dem nicht beistimmen kann, der es über mütig tun würde. «Denn» , so sagt er, «das Begehren (es zu tun) ist nicht einmal lobenswert, und schon der Versuch ist furchterregend.» Er führt als Beispiel auch jenen Oza an, der / (958) einst umkam, nur weil er es gewagt hatte, die Bundeslade zu berühren, weil Gott, wie er sagt, über die Ehrwürdigkeit der Bundeslade wachte und es außerdem für die große Masse nicht ohne Gefahr war, die Mauern des Tempels zu berühren, so daß es, wie er sagt, noch anderer Mauern, nämlich der äußeren bedurf te324 • Und weiter: «Du hörst (das Wort) <Erzeugung>; frage nicht neugierig nach dem <Wie>; du hörst, daß der Geist der ist, der aus dem Vater hervor geht; kümmere dich nicht um das wie. Wenn du neugierig der Zeugung des Sohnes und dem Hervorgehen des Geistes nachspürst, dann bin ich neugierig nach der Vermischung von Leib und Seele in dir. Wie bist du Staub und Bild Gottes (zugleich) ? Was ist es, das dich bewegt, und was, das (in dir) bewegt wird? Wie kann das Gleiche bewegen und bewegt wer den? Wie bleibt die Wahrnehmung dort, wo sie ist, und holt das sich au ßerhalb Befindliche zu sich? Wie bleibt dein Geist in dir und verursacht einen Begriff in einem anderen Geist? Wie wird ein Gedanke durch ein Wort weitergegeben? Wenn du dich selbst nicht einmal kennst, wer bist du dann, daß du über jene Dinge diskutieren willst? Wenn du die Dinge nicht einmal begreifst, welche die Wahrnehmung dir bezeugt, wie glaubst du ge116
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nau ZU wissen, was und wie groß Gott ist? Ein Riesenwahnsinn ist das325.» Weiter: « Sei schnell mit dem Glaubensbekenntnis, wenn es mal von dir verlangt wird. Aber bei dem, was darüber hinausgeht, halte dich zurück. Beim einen liegt die Gefahr in der Trägheit, beim anderen in der Schnellig keir326 .» S. 958,18 -963,12 Zusammenfassung (s. Ein!. S. 12 f.) Gregoras führt das Thema, daß man nicht unnötig theologische Speku lation betreiben soll, noch weiter aus, mit Zeugnissen aus Gregorios, Basi leios, Johannes Chrysostomos, Athanasios, Isaak dem Asketen und dem Apostel Paulos327• Er schließt es ab mit einem Hinweis auf die Ökumeni schen Konzilien. Diese will er nicht einzeln zitieren, sondern faßt ihre Aussagen so zusammen: «Alles, was gegen die kirchliche Überlieferung und die bündige Formulierung der heiligen Väter an Neuem vorgetragen und getan worden ist oder getan werden wird, sei verflucht» (ed. Bann. S. 963,10 - 12). (Übersetzung 963,13 ff.) 2.1. Hiernach schnitt mir der Kaiser den Lauf meiner Rede ab. Er wollte selber reden und verfolgte dabei eine doppelte bis dreifache Absicht (gr.: war dabei in seiner Absicht zwei- bis dreifach gespalten). Er wollte nämlich sein Versprechen an Palamas erfüllen, daß dieser ruhig mit den anderen sitzen bleiben könne, denn er würde ihn den ganzen Kampf hindurch persönlich in Wort und Tat vertreten. Er wollte aber andererseits auch der Versammlung ehrgeizig seine Vielseitigkeit de monstrieren und damit sich selbst ein bleibendes Andenken errichten voll von gewichtiger Prahlerei. Dann aber sah er, daß der Verlauf des Streites sich nicht nach seinem Willen entwickelte, da er aus Mangel an Erfahrung nicht in der Lage war, den vorgebrachten Zeugnissen der göttlichen Väter entgegenzutreten, und auch verfügte er nicht über die Früchte eigener Überlegungen (gr. Überlegungen vom eigenen Boden) , / (964) daß er aus geistiger Überlegenheit heraus selbstbewußt die Dinge in der Hand gehabt hätte, um zu verhindern, daß das Rathaus der eigenen Überlegungen ganz leicht von den Angriffen der plötzlich und unerwartet von außen auf ihn einstürmenden Eindrücke zerstört werden könnte. Darum wich er bald zurück und gab auf. Er hatte nun in Kürze ganze Labyrinthe von Argu mentationen entwickelt und auf seinem Gesicht eine bunte Vielfalt von Seelenzuständen aufflackern (gr. umherirren) lassen, sprach aber nur ge rade soviel; als ausreichend schien, um mit der Einleitung des Disputs ei117
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nen Anfang zu machen, und überließ es weiter Palamas, dem, was ich vor gebracht hatte, entgegenzutreten. 2. Dieser stand nun wider Erwarten selbst vor dieser Aufgabe, denn er hatte sich (vorher) keine Sorgen gemacht, auch nur das Geringste als Ent gegnung sagen zu müssen. Er hatte geglaubt, in kürzester Zeit durch den mächtigen Arm des Kaisers sogar mit schweigenden Lippen alles regeln zu können, so daß er sich für den morgigen Tag um uns kein Quentchen Sor ge mehr zu machen brauchte. So sah er sich (nun) in der Klemme, da er sich schämte, die Sache einer stummen Zunge zu überlassen und ertappt zu werden, keine der Lage entsprechenden Gedanken parat zu haben. 3. Der Mann war nämlich wenig gebilder328 • Gewiß, im privaten Gespräch mit den erstbesten Leuten schien er einigen gelegentlich lobenswerr3 29 • Das aber kam daher, daß diese Leute ihm entweder aus Dummheit nicht wi dersprechen konnten, oder aus Freundschaft sich scheuten, ihn zu wider legen, oder gar aus Angst, daß sie zum Gegenstand seiner Lästerung beim Kaiser werden könnten. Denn Palamas widersprechen und offen beim Kaiser verleumdet zu werden, ist ein und dasselbe. Aber was öffentliche Streitgespräche und Dispute betrifft, wo mit Rede und Gegenrede / (965) gearbeitet wird, ist dieser Mensch ziemlich verzagt und ganz und gar ängstlich. Bei allem, was er sagt oder schreibt, bringt er aus Mangel an wissenschaftlicher Bildung immer den Zusammenhang durcheinander und zerstört ihn, so daß es den Anschein hat, daß er seine Gedankengänge aus halbfertigen und unvollständigen Sätzen und Satzteilen zusammen webt. Darum scheinen sie rätselhaft, zweideutig und zwiespältig zu sein, eben das, was die profanen Philosophen aus Rindern Geborene mit Män nergesichtern nennen330 • Er macht aber seinen Gedankengang für den Zu hörer nicht nur dadurch unklar und unbegreiflich, daß er den Zusammen hang des Gesagten auseinanderreißt, sondern meistens ertappt man ihn auch noch dabei, daß er das absichtlich tut, indem er homonyme Aus drücke benutzt, die den zweideutigen Sinn (seiner Worte) verdecken. So versucht er, wie ein Dieb das Netz der Wahrheit zu verheddern, indem er den Sinn mal hier- mal dorthin verlagert. So wie die Knabenliebe, wie je mand sagte331 , hin und wieder die Dialoge Platons verunstaltet, so verun stalten Schwärme von absurder Homonymität seine Reden, mal unbeab sichtigt, da sich mangelndes Wissen mit Boshaftigkeit vermischt, mal mit Absicht, um die Hörer in die Irre zu führen, indem er die Schlechtigkeit seiner Worte verdeckt und durch die Zweifelhaftigkeit und Zweideutigkeit 118 I
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seiner Worte um so mehr Schaden anrichtet, sofern sie (die Hörer) sie (seine Reden) nicht mit Sachkenntnis verfolgen können. Durch das Unge fähre des Ausdrucks werden sie leicht verfühn und lassen sich von der An gel des Irnums durchbohren. Aus Unwissenheit stürzen sie sich auf den unpassenden statt auf den passenden Sinn des Gesagten, / (966) so wie Sperlinge und Fische leicht in den Fallen der Jäger gefangen werden. Sie sehen den Köder, aber durchschauen nicht den Mechanismus, der darin steckt, und so halten sie sich am Köder und werden vom darunter verbor genen Mechanismus festgehalten. So kommt es, daß er, wenn er sich Ge lächter einhandelt, auch selbst mit dem Gesicht zu lächeln scheint, dies aber in seinem Herzen als schlimmer denn jeden Tod empfindet. Und wenn er von der Wahrheit besiegt wird, vergeht er innerlich vor Zorn, und da er sich rächen will, aber nicht kann, flüchtet er zum Kaiser wie zu ei nem Schild und einer Mauer und setzt seine freche Lästerzunge ein. So be nutzt er die kaiserliche Autorität gleichsam wie eine komplette Rüstung und glaubt, seine Niederlage auf die Sieger abwenden zu können. Er macht es wie Kleinstkinder, die, von ihren Eltern in den Armen gehalten, spaßeshalber irgendwelchen Männern zugeworfen werden und sich dann wie über einen Sieg freuen und strahlen und in die Hände klatschen. Ge nauso macht er es und tanzt, als ob ihm der Sieg von allen zugesprochen würde, und geniert sich nicht, kindischem Ruhm nachzujagen, den im Theater für eine Drachme oder eine Obole zu erkaufen, sogar ein kleiner Junge sich schämen würde. Da er erkannte, daß er mit ",issenschaftlichen Dingen so gut wie gar nicht venraut wa232, ersann er nicht nur Verleum dungen, sondern flößte insbesondere dem Kaiser Angst ein, indem er Ge fahr für seine Kaiserherrschaft vorschützte, wenn die von seinen Gegnern vorgetragenen begründeten Einwände die Oberhand gewinnen würden. Indem er so die Ohren des Kaisers unaufhörlich mit seinen Einflüsterun gen beschwatzte und verfühne, machte er ihn leicht folgsam in allem, was er wollte. Danach lief er dann mit prahlerischem Gemüt und stolzer Ge sinnung herum und glaubte, das ganze Pierien auf der Stirn zu tragen333. / (967) 4. Nun aber wurde diesem Mann vom Kaiser für einen Moment die Aufgabe überlassen, vor einer so großen Zuhörerschar selbst zu antwor ten, und er geriet dadurch SQ in die Enge, daß sogar das, was er oft auch in Straßen und auf Plätzen großsprecherisch verkündet hatte, ihm inzwi schen entfallen· war und er unsicher und gehemmt sprach. Er wußte nicht so schnell einen sich anbietenden Anfang für seine,Rede zu finden, und so 119
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entschloß er sich auch jetzt, den gewohnten Weg zu gehen und diesen zur Verhüllung seiner Ausweglosigkeit zu benutzen, so wie Schnecken ihre Muscheln, die sie gewohnheitsgemäß immer als ihr Haus mit sich herum tragen334. Das war das Thaborlicht, wohin er überall in seinen Reden alle Abschweifungen fleißig hinführt und dem er meistens den Großteil seiner Vorträge widmet. 5. «Ich, » so sagte er335 , «höre die Väter sagen, daß das Licht des Erlösers auf dem Thabor unerschaffen und eine vom Wesen Gottes verschiedene wirkende Gottheit (gr. Gottheit und Wirken) sei, und darum würde ich nie behaupten, daß Wirken und Wesen Gottes identisch, und auch nicht, daß der Sohn und das Wort Gottes Weisheit, Macht, Hei ligung, Leben, Wahrheit und Ratschluß seien. Denn das wäre das gleiche, wie zu sagen, daß Gott ( der dreipersönliche Gott) ohne Wirken, ohne Weisheit, ohne Macht, ohne Ratschluß, ohne Leben, einfach ohne alles wäre. Wenn wir nicht sagen würden, daß dort das Wirken vom Wesen Gottes verschieden sei und für sich eine andere Gottheit darstelle, die Weisheit ist und Licht und Leben und Macht und Heiligung und alles, als was die göttliche Schrift Gott bezeichnet, bleibt nur übrig, / (968) daß wir glauben, einen wirkungslosen Gott zu ehren, und was wir sonst vorher darüber gesagt haben. Oder wie könnte sonst die Gottheit den drei Perso nen (Hypostasen: Vater, Sohn, Geist) gemeinsam sein, wenn sie nicht eine von der (göttlichen) Natur und den Personen (Hypostasen) verschiedene Gottheit wäre, die selbst für sich ohne (eigene) Hypostase bliebe? Oder wie könnte sonst eine unerschaffene und wesentliche und natürliche Wir kung Gott und den Menschen gemeinsam sein? Denn es geht nicht an zu glauben, daß das Wesen Gottes zum Irdischen hinabsteigt und es weise und heilig und lebendig macht. Hör auf (mit dem Unsinn), das wäre got teslästerlich und eine düstere Erfindung der Dämonen! Es muß so sein, daß jedes Geschöpf durch jede dieser unerschaffenen Wirkungen entsteht. Und die daran teilhaben, werden unerschaffen und unerschaffene Dinge, alle, die jetzt wunderbar erscheinen, und alle, die sich den Propheten zeig ten, darunter der Dornbusch, der brannte und nicht verzehrt wurde336, der feurige Wagen des Elias337 und die berühmte Feuersäule, die (dem Volk) Israel(s) den Weg zeigte338 , der Engel, der im Sturm die hundertachtzigtau send Assyrer tötete339 • Ich will auch noch den Esel Balaams hinzufügen, der mit menschlicher Stimme sprach340, und was es sonst noch von Zeit zu Zeit für Wunder gegeben hat. Denn von den Geschöpfen, die es in der Welt gibt, hat keins in irgendeiner Weise Anteil am Wesen Gottes. Alles =
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würde im Nu vergehen, noch ehe es dazu käme, Anteil (an Gott) zu erlan gen. Denn jenes Wesen (Gott) ist so, daß es jene vernichtet und verzehrt, die drängen, sich ihm zu nähern. Was ich rede und schreibe, stimmt also mit den Vätern überein, und es fällt mir darum nicht ein, mich groß um jene zu kümmern, die mich beschuldigen, nachdem einmal beraten und als Gesetz festgestellt worden ist, daß alle jene zur Partei Barlaams zu rechnen und wie er zu verurteilen sind, / (969) die nicht zögern, mich im mer wieder anzuklagen und der Vielgötterei zu beschuldigen und dessen, was sie sonst noch gegen mich aufzählen und zusammenstellen. Oder wis sen sie nicht, daß, wenn sie mich der Vielgötterei beschuldigen, ich sie der Eingötterei anklage, so daß die Anklage gegen sie das, was mir vorgewor fen wird, übertrifft. Ich bin kein Sohn der Juden oder Perser (Türken) , daß ich Verehrer einer Gottheit heißen möchte, wie jene bedauerlichen Leute. Und wenn sie vielleicht nur auf die Ausdrücke achten und nicht begreifen, daß diese keineswegs mit den Bedeutungen (dem Bedeuteten) übereinstim men (gr. zusammengehen) , wie soll das der Wahrheit schaden, wenn der Sinn der Worte gesund ist?» 6. Das sagte er. Und zugleich trug er eine Auswahl vor aus allem, was er sich vorgenommen hat, nie zu akzeptieren, was er aktiv bekämpft und überall in seinen Reden ganz und gar bestreitet. Denn er hält es, wie im folgenden gezeigt werden wird, für erforderlich, die Akten des sechsten heiligen ökumenischen Konzils zu bekämpfen und im Streit damit zu han deln341 • Er verdirbt ihren Sinn, weil er nichts versteht; daran hindern ihn die ihm angeborenen sittlichen Mängel, nämlich seine Bosheit und sein Bildungsmangel. Er macht es wie die Epikureer. Diese maßen das Phäno men der Sonne an der Kraft ihres eigenen Geistes und behaupteten so, daß diese das Maß eines Fußes habe342• So schreibt auch er die Stumpfheit sei nes eigenen Geistes den Schriften der Heiligen zu. So, wie er selbst in sei nen eigenen Werken Ausdrücke verwendet, die gar nicht mit dem, was er meint, übereinstimmen, so glaubt er, sei das auch in den Schriften der Hei ligen der Fall, und so interpretiert er sie gegen ihren Sinn. Was er aus dem heiligen sechsten Konzil als einziges auswählte / (970) und vorbrachte, war dies, daß das unerschaffene Wirken typisch sei für das unerschaffene Wesen343• Und aus dem hl. ]2asileios dies: «Wir erkennen Gott aus seinem Wirken, sein Wesen aber bleibt unbeteiligr344 (d. h. am Wesen Gottes haben diese Werke keinen Anteil) . » 3.1. Diese Dinge sagte er nicht, weil er ihren Sinn ergründen konnte; das 121
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werde ich in der Fortsetzung zeigen. Denn glaube nicht, daß ich alle die Gotteslästerungen, die ihr gehört habt, unwidersprochen übergehen wer de. Einige sind auch schon ein wenig weiter oben sowohl durch meine Ar gumente wie auch durch Zeugnisse aus der Schrift vorweg auseinanderge nommen worden; andere werden sich uns mit Gottes Hilfe im weiteren Verlauf meiner Rede als Spinngewebe erweisen345 . Er brachte das also nicht vor, weil er davon eine Ahnung hatte, aber er sah, wie ich mit den Reichtümern der Hl. Schrift bewaffnet und wahrhaftig gerüstet war, und befürchtete, daß er gleich von der Startlinie weg346 die Niederlage als Los zugeteilt bekäme. Darum glaubte er, es sei für ihn von Vorteil, ehe es zu einer eingehenderen und einwandfreieren Untersuchung kommen könnte, die Masse seiner Hörer zu verunsichern, indem er zeige, daß auch er bei den göttlichen Konzilien wie bei den heiligen Vätern für seine Blasphe mien Unterstützung finde. Das bot er den einfachen Leuten als Köder an, gelegt um die Angel seiner Gottlosigkeir347. Häufig führte er den Satz an: «um mit den Vätern zu sprechen» . Aber dabei blieb er dunkel und unbe stimmt und sagte weder, wer die seien, noch verdeutlichte er, was sie sag ten348 . Ich glaube, er hatte keinen anderen Vater vor Augen als sich selbst und jene, die in alten Zeiten seine falschen Ansichten vertreten haben. Je denfalls hat / (971 ) bis auf den heutigen Tag niemand je festgestellt, daß außer ihm überhaupt jemand so schrieb und dachte, weder er, noch ich, noch überhaupt jemand sonst. Andernfalls würde er das doch wohl vorle �en und vor aller Ohren auf der Flöte vorspielen; und er würde dabei ge Niß sich selbst in Geschwätzigkeit übertreffen und es hersagen, lauter lär nend als ein Meer, das mit Getöse einen Küstenfelsen umbraust. 3. Ich ,abe ein wenig weiter oben jenen berühmten, sehr weisen Vater Theodo )s Graptos angeführt349 , wie er die Worte der großen Leuchte der Kirche _asileios erklärt und sagt, daß bei der einfachen und körperlosen Natur die Wirkung und das Wesen die gleiche Definition zulassen. Er zeigte, daß beide für sich etwas Selbständiges seien, das, um zu existieren, nicht eines weiteren bedürfe. Das ist wohl jedem klar. Es wird aber wohl auch jedem erstbesten klar sein, daß er in einem Atem absolut deutlich folgendes ge sagt hat. Indem er sagte, daß das unerschaffene Wirken für das unerschaf fene Wesen charakteristisch sei, machte er wahrhaftig keinen Unterschied zwischen unerschaffen und unerschaffen. Wie sollte er auch, wo das von allen Vätern miteinander verboten worden ist. Denn diese verkünden übereinstimmend laut, daß es außer der dreipersönlichen göttlichen Natur 122
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nichts Unerschaffenes gibt. Er sagte auch nicht, daß das eine (das Wesen) etwas anderes sei als das andere (das Wirken) , und das tut einer nur, wenn er beider innige Verbundenheit und Identität zeigen will. Es wäre doch auch unnatürlich, wenn die Heiligen in so wichtigen Angelegenheiten Un terschiedliches verkündeten. So wie einerseits die Definition die gleiche ist, so macht andererseits das Charakterisieren (des Wesens durch das Wirken) das, was dem Namen nach zweierlei scheint, zur Einheit, / (972) denn charakterisieren ist das gleiche wie kennzeichnen (in seiner Eigenheit darstellen) . Es ist, wie wenn er sagen würde: Das unerschaffene Wirken deutet, wenn es von der einfachen und körperlosen Natur gesagt wird, nichts anderes als das unerschaffene Wesen an, offenbart es und macht es uns gegenwärtig. » Bestätigung meines Wortes ist der Sohn als Prägung (gr. Charakter) und unverwechselbares Abbild des Vaters. 4. Wenn ihr wollt, werde ich auch nicht zögern, unzählige Zeugnisse verschiedener Väter vorzubringen, die sie richtig handelnd einst gegen jene niedergeschrieben haben, die so dachten wie dieser Mann (972,8). S. 972,8 -21 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12 f. ) . Es folgen Zeugnisse der Väter Athanasios und Kyrillos350 • Daraus konkludiert Gregoras: (Übersetzung 972,21 ff.) 6. Du siehst: (das sind) absolut deutliche Zeugnisse und deshalb für jeden ohne weiteres einsichtig und in keiner Weise rätselhaft oder verwik kelt. Sie verkünden / (973) laut und deutlich, daß in der einfachen göttli chen Natur Wesen und Wirken identisch sind und daß das Wesen gleich sam die Selbstwirksamkeit (Autoenergeia) ist, wie oben irgendwo ausführ licher gezeigt wurde351 . Du siehst, daß die Väter jene, die das nicht (akzeptieren) wollen, offen gottlos nennen, und was sie sonst noch über sie sagen. Übrigens, wenn die Heiligen den Sohn und den Geist das Wir ken des Vaters nennen, was deuten sie sonst damit an als die Identität des Wesens und des Wirkens352. Wenn wir annehmen, daß, wie bei den zusam mengesetzten Dingen, auch bei Gott der Sinn dem Wortlaut der Worte ent spricht, wird das Einfache nicht (nur) doppelt, nämlich zusammengesetzt aus Wesen und Wirken, sondern wohl sehr vielfältig. Denn was soll man dazu sagen, wenn man die Heiligen sagen hört: ein Gott, ein ewiger An fang, nicht geschaffen, nicht gezeugt, ein Wesen, eine Gottheit, eine Macht, ein Wille, ein Wirken, eine Gewalt, eine Herrschaft, ein König tum, anerkannt und angebetet mit einer Proskyn�se in drei vollkommenen 123
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Hypostasen (Personen) . Nennen sie Gott nicht vielfach und bunt und mehrfach zusammengesetzt? Hör auf! Wie sollten sie, wo sie doch zu jeder Zeit und jeder Stunde darauf aus waren, immer in Übereinstimmung mit sich selbst und anderen zu reden und über diese Dinge in keiner Hinsicht und nirgends und nie den geringsten Widerspruch zu äußern? Denn sie sa gen, daß die Gottheit einfach und nicht zusammengesetzt ist. Was aber aus vielen verschiedenen Dingen besteht, ist zusammengesetzt. Wenn wir, so sagen sie, das unerschaffen, anfanglos, unkörperlich, unsterblich, / (974) ewig, gut, schöpferisch Sein usw. in Gott als wesentliche Unterschiede be zeichnen würden, dann kann das, was aus so vielem besteht, nicht einfach, sondern nur zusammengesetzt sein. Das (zu behaupten) wäre aber die äu ßerste Gottlosigkeit. Siehst du? S. 974,4-975,5 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12 f.) Gregoras führt nun aus, daß es keinen Unterschied macht, ob von einer Vielheit wie der angedeuteten oder von einer Zweiheit die Rede ist, wie im Falle von Wesen und Wirken bei Palamas. Dazu zitiert er Maximos den Bekenne253 • Dann folgert er: 10 . Wenn also nichts anderes vor oder (zugleich) mit dem Wesen Gottes gedacht werden kann, wie kann dann das Wirken (Gottes), das laut Pala mas anders und verschieden (vom Wesen Gottes) ist, eine nicht erschaffe ne Gottheit sein, da alles, was nach diesem Wesen kommt, zu den Ge schöpfen gerechnet wird? (975,2-5) (Übersetzung 975,6 ff.) 4.1. Ich hätte noch mehr sagen wollen, aber meine üblichen Kopf schmerzen ließen es nicht zu354• Die Krämpfe in den Eingeweiden, die infolge dieses Wortstreites und der noch hinzukommenden Hitze der Ta geszeit und des ganztägigen Fastens stark zugenommen hatten, zwangen mich, wie widerwillig auch, zu schweigen. Wir hatten nicht wie die pala mitische Mörderbande schon am frühen Morgen am berühmten sybariti schen Tisch gesessen355 , oder es für gut gehalten, unsere Zeit zu verbrin gen wie die herumtanzenden Dionysoschöre356 , sondern Gedanken und Sorgen um die gefährdeten göttlichen Dogmen hatten zu der Zeit Tag und Nacht meine Seele beschäftigt. Darum übernahmen nun jene gelehrten Männer an meiner Seite das Wort, deren Leben, wie ich vorher schon ge sagt habe, sich durch Tugend und Weisheit auszeichnete. Sie sprachen be stens und absolut untadelig und gaben eine tapfere Verteidigung der 124
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Wahrheit zum besten. Aber wer will, kann das leicht in Erfahrung bringen aus den Memoiren, die auch von ihnen vorliegen. Auch sie haben sich nicht in Schweigen gehüllt oder diese Dinge der Tiefe des Vergessens über lassen. Sofern die Zeit der Verfolgung es ihnen wie auch uns gestattete, haben sie es niedergeschrieben und, soweit / (976) möglich, hat jeder die Tragödie der Widerwärtigkeiten der Kirche beklagt, damit die Lästerun gen der Gegner, die irgendwie überhand genommen haben, die Geister de rer, die im Denken unerfahren sind, nicht zugrunderichten, ich meine nicht mit Feuer und Schwert und barbarischen Waffen, sondern mit der Bosheit dieser buntgemischten Häresie, womit sie der unsterblichen Seele den unsterblichen Tod bescheren357 • 2. Schon kam die Nacht und verzehrte langsam und allmählich die Son nenstrahlen und verdrängte die Konturen des Tages. Sie raubte den Augen der Menschen die klare Sicht, und brennende Lampen wurden hereinge tragen, die erschaffenes Licht herbeibrachten358 , und sofort wurde wieder vorgelesen, was vor längerer Zeit gegen jenen Barlaam aus Kalabrien über das göttliche Licht beschlossen worden war, so wie sie es seit langer Zeit immer gewöhnt sind (zu tun). Denn sonst haben sie nirgends eine Zu fluchtstätte und keinen Vorhang, um ihre Niederlage dahinter zu verber gen. Darum treiben sie sich, durch die Not gezwungen, immer um diesen Berg (Thabor) herum und ziehen sich oft boshaft dorthin zurück, damit die von ihnen gehegten und gepflegten Orgien der Bilderbekämpfung nicht etwa unbemerkt von den Wogen des Schweigens mitgerissen wer den359 • 3 . Ich war also zum Schweigen verurteilt, und sie konnten das mei ste von dem, was dort (auf der Synode von 1341) gesagt worden war, inter pretieren, wie es ihnen paßte. Was Johannes von Damaskos die übervoll kommene und allem voraus vollendete Herrlichkeit nennr360 , versuchten sie als eine untergeordnete Gottheit darzustellen, vom Wesen Gottes ver schieden, zwar unerschaffen wie dieses, aber unendliche Male unendlich sich davon unterscheidend, diesem in keiner Hinsicht ähnlich und ohne eigenes Wesen. / (977) Da wagte einer der unseren leidenschaftlich aufzu schreien und zu sagen: « 0 Sonne, was soll einer da wohl sagen über das fleischgewordene Wort Gottes? Über diese Herrlichkeit kann es doch nichts geben! Wie denn? Sie ist ja übervollkommen und vollkommen vor allem Vollkommenen und vollkommener als das Übervollkommene kann nichts sein. Das Wort scheint demnach darunter zu stehen und zu jenen untergeordneten Wesen zu gehören und eins von vielen Geschöpfen zu 125
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sein. Damit ist sofort das große Geheimnis der Menschwerdung aufgelöst und zugleich sind das, kurz gesagt, alle Dogmen der Kirche. Niemand braucht wohl noch einen Schöpfer des Alls zu verherrlichen außer dieser neuerdings proklamierten und als Dogma verkündeten Gottheit, die ohne Wesen ist und untergeordnet. Zwecklos ist nunmehr die bisherige Gottes fürchtigkeit der Rechtgläubigen, hin ist gewissermaßen die Schar der Hei ligen, da sie nicht verstanden, was Palamas verkündet. Christus, deine Langmut! » Das sagte der Mann, und er wurde heftig zurechtgewiesen, und eingeschüchtert blieb er stumm. Denn er bekam zu hören, daß es un gesetzlich sei, im Palast den Willens äußerungen und Beschlüssen des Kai sers zu widersprechen, wenn er am nächsten Tag ungestraft die Sonne er blicken möchte. So sprachen sie daraufhin noch eine Menge mehr, Dinge, die den Wünschen des Kaisers entsprachen, und daraufhin wurde die Ver sammlung aufgelösr361 • Am dritten Tage, so lautete der Befehl, sollten wir alle für eine Sitzung zum gleichen Thema (wieder) zusammenkommen. Aber folgendes wäre mir beinahe entgangen. 4. Noch ehe die Sonne un terging, hatte sich das (gewöhnliche) Volk und nach und mit ihm alles, was in der Stadt Ansehen genoß, langsam und allmählich zurückgezogen, und man war unauffällig zu zweit und zu dritt / (978) verschwunden und nach Hause gegangen. Diese Leute nun verkündeten laut, überall herum gehend, was sie gehört und gesehen hatten. So hörte bald die ganze Stadt wie in einem Theater von der Niederlage des Palamas und seiner Anhän ger, und was die Gründe seiner Niederlage und Schande waren. Darum verließen die Menschen ihre Häuser, jeder, wie er gerade aussah, und so zusagen in einem Durcheinander Männer, Frauen, Kinder, alle zusam men, und sie füllten überall in dichten Gruppen, zerstreut oder in buntem Gemisch die Haupt- und Nebenstraßen, standen die einen hier, die ande ren dort in den Straßen zusammen, hielten Ausschau und erkundigten sich, wer denn wohl Palamas sei, und waren begierig danach, den Un glücklichen zwischen die Zähne zu bekommen, weil er es wagte, die von den Vätern ererbten Dogmen der Kirche Gottes aufzuheben. Wie auf Ver einbarung überschütteten ihn alle sofort mit Verfluchungen, so daß er sich aus Angst, er könne so öffentlich in Stücke gerissen werden, schleunigst zurückzog und versteckte. Von den anderen, die allgemein als seine An hänger bekannt waren, kam niemand ohne Schläge davon, es sei denn, er setzte heimtückisch ein anderes Gesicht auf und verwünschte und ver fluchte selbst mit den anderen Palamas. Uns aber, die wir dahinter folgten, 126
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begleiteten die Menschen, uns bekränzten und feierten sie mit Lobliedern als Kämpfer und Vorkämpfer der rechtgläubigen Lehre der Väter, die prompt bereit wären, für die seit alters her festgelegten Dogmen der Kir che ihr Leben preiszugeben362. 5. So brachten wir die Fahrt jenes ersten Tages sicher zu einem guten Ende, da die Rechte Gottes unser Lastschiff steuerte / (979) und jede sich uns entgegensetzende Woge mit Macht abwendete. Denn wir begegneten vielen stürmischen Gegenwinden seitens des Kaisers und der Herrschen den, wir gerieten sozusagen in viele Hinterhalte von Piraten, (ich meine) von Bischöfen und Priestern und ähnlichen Leuten, um von der Masse der sie umsummenden Schmeichler gar zu schweigen. Aber wir waren (ihnen) mit Gott überlegen und wir landeten als Sieger über alle Gefahren. Wir hatten zwar unsere Gegner nicht überzeugen können, so daß sie zur Besin nung und aus der schweren Trunkenheit ihrer Verirrung ernüchtert zu sich gekommen wären, aber das ist nicht verwunderlich. Die Meinung anderer liegt nicht in unserer Macht, wohl aber die Bereitschaft zum Einsatz für das Gute und die Worte zur Verteidigung der Wahrheit. Was dabei aber herauskommt, das bestimmt allein das Urteil und die Hand des Machtha bers363 . Das Urteil des Kaisers war aber voll und ganz zur Partei der Feinde der Wahrheit übergegangen, hatte sich mit der Zeit verfestigt und war ge wissermaßen eisern geworden und zum Besseren absolut nicht mehr zu bekehren. Nicht Ausübung der Gerechtigkeit, nicht Regeln der Wissen schaft, sondern böse, dämonische Furien und eine Schar von boshaften Telchinen hatten es zu einer solchen Härte geschmiedet. Was aus einer gu ten und wohlgefestigten Wurzel seinen Ursprung nimmt, hat auch eine bleibendere Blüte und wird nicht leicht von einer sommerlichen Sonnen hitze beeinträchtigt, was aber schwach und ohne erprobte Güte anfängt, verwelkt meistens mitten im Aufblühen und erreicht gar nicht den Höhe punkt der Vorzüglichkeit. Im einen Fall sind angeborene und ursprüngli che gute Sitten vorhanden, die wie einen Vorläufer und Herold das kräfti ge Sprießen / (9 80 ) der Blume aussenden und so, wie durch eine offene Wahrsagung, den Adel des Verborgenen erkennbar machen. Im anderen Fall ist die Wurzel nicht mit dem Reichtum guter Quellen ausgestattet, zei gen sich kurz die Furchen der Lüge, um dann zu verschwinden. Das, was aus edler Gesinnung und gerechtem Eifer aufquillt, erleidet, auch wenn es nicht das Geziemende erzielt, selbst keine Beeinträchtigung, wohl jedoch derjenige, der auserkoren ist, die Waage des Rechts zu richten, sich dann 127
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aber von der Vorstellung dessen, was geziemt, lossagt und dem, was er zu lieben begann, nicht treu bleibr364• 5.1 . Palamas verbrachte die ganze Nacht in großer Furcht und äußer sten Sorgen365 • Gleich beim Tagesanbruch366 begab er sich in den Palast, schwer beleidigt und rasend vor Zorn. Er erschien vor dem Kaiser und tat mit frecher Zunge die Raserei seiner Seele offiziell kund. Er erzählte ganz aufgeregt, was ihm am Tage zuvor widerfahren war, und entflammte seine (des Kaisers) Seele zu jeglichem Zorn gegen uns, so wie ein heftiger und rasender Nordwind das Antlitz des Meeres, wenn er sich darauf stürzt. Uns bezeichnete er zugleich als die Schuldigen, daß die Byzantier so auf ihn losgegangen wären. 2. Er sagte367; «Wenn Sie sich nicht zur Bestrafung erheben wollen, ist zu erwarten, daß die Gefahr sich sehr schnell gegen die Kaiserherrschaft selbst richten wird. Sie wissen ja, Sie wissen sehr wohl, daß meine ganze Lehre über den Glauben und die Dogmen in jeder Hin sicht auch die Ihrige ist. Ich will nicht reden von den Beschimpfungen und ironischen Verspottungen, die in großer Zahl und mannigfaltig auf Stra ßen und Plätzen maßlos kolportiert werden und die uns großer Gottlosig keit und offensichtlichen Verrats am gesamten Glauben beschuldigen. / (981) Es ist nicht möglich, absolut nicht möglich, daß jene, die mich bekämpfen, Ihnen gewogen sind, noch, daß wer meinen Dogmen wider spricht, Ihnen beisteht. Wenn Sie es nicht schon getan haben, rufen Sie sich dann jetzt endlich richtig meinen guten Rat in Erinnerung. Habe ich es Ihnen nicht vorher gesagt, diesen Leuten nicht die geringste Gelegenheit zum Sprechen oder Redefreiheit zu geben? Oder wodurch sonst ist man so massenhaft gegen uns in Bewegung geraten? Wer sonst hat so schnell nicht nur das ganze Volk, sondern auch alles, was durch gesellschaftliche Posi tion und Namen des Geschlechts Ansehen genießt, zu einer solchen und so großen Bosheit entfacht? Nirgendwo sonst kommt das her, als von dem weitschweifigen Gerede des Gregoras. Darin war nichts von Sanftmut oder Milde. Was er sagte, war viel und bunt und sozusagen voller Spitzen und zeigte seine Verschlagenheit. Es war auch das, was das Volk ergötzt, es war geschickt mehr auf Demagogie angelegt und steckte nach und nach außer uns den Willen aller an. Wieso auch hätte er sich nicht zu einer sol chen Dreistigkeit aufschwingen sollen, als er sah, daß Sie nichts dagegen unternahmen, kein heftiges Wort sprachen, nichts taten, weder gegen die se frechen Reden noch gegen jene Beweise oder was er zwischendurch an Scherzen vorbrachte. Er machte uns alle zusammen lächerlich, verspottete 128
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uns als ungebildet und sprach keineswegs als Unterlegener. Er zog seinen ganzen Vortrag ungestraft in die Länge, mogelte aus der Position des Überlegenen häufig mit dem Wort von der ererbten Ehrfurcht für den Glauben der Väter und der Notwendigkeit, die von den Vätern gezogenen Grenzen nicht zu verrücken, oder etwas anderes als Evangelium zu ver künden als I (982) das, was sanktioniert und als überliefert angenommen worden ist. Man solle immer nur das akzeptieren und an dem festhalten, was man gelernt habe und woran man aufgrund der apostolischen Regeln und Gesetze geglaubt habe. Wozu muß man das alles im einzelnen erwäh nen? Es wissen ja alle, die dieses Theater voll mitbekommen haben, wie er fast den ganzen Tag verplemperte, wie er in einfachen Worten heimtük kisch seinen hinterhältig versteckten und heimlich einschleichenden geisti gen Hochmut beigemischt, seine eigene Ansicht als in keiner Weise die festgelegten Grenzen überschreitend gerühmt, meine Schriften aber als voll von allen möglichen absurden Gotteslästerungen angeprangert hat. So hat er die ganze Volksrnasse auf einmal prächtig durch Demagogie ge wonnen und sind alle gegen uns aufgebracht worden, die Vornehmen wie die anderen. Zitieren Sie also alle Marktaufseher und alle Distriktvorste her herbei und befehlen Sie, daß sie sofort alle jene Leute auspeitschen, der Kleider beraubt bloßstellen und in alle möglichen Gefängnisse einsperren, die zum Pöbel gehören und sich nicht scheuen, Dinge auszusprechen, die ihren Horizont übersteigen. So soll einheitlich Furcht über alle kommen, und so werden sie schleunigst von ihrer Markt- und Theaterfrechheit ab lassen und wird jeder sich befleißigen, die ihm vom Leben gestellte Aufga be zu erfüllen. Danach soll es Ihr Beschluß und Ihre vordringlichste Auf gabe sein, daß noch heute hier eine Zusammenkunft von Patriarchen und Bischöfen stattfindet. Für alle, die meine Helfer sind und meine Ansichten teilen, steht die Frage der Verurteilung für alle gleichermaßen auf des Mes sers Schneide. Und wir müssen uns alle gleichermaßen um uns selbst Sor gen machen. Wenn einige es gar wagen sollten, Vorsicht vorschützend, I (983) die gestrige Übereinstimmung mit uns aufzukündigen, werden sie, wenn Sie es wollen, sehr bald bemerken, daß sie schlecht beraten waren. Sie werden nämlich jene, für die sie sich entschieden haben, nicht als Freunde gewinnen können ....und die (Freunde), die sie haben, werden sie notwendigerweise verlieren. Mehr noch, sie werden der Bischofsämter, die sie innehaben, beraubt werden, und die Einnahmen, die sie von Ihnen erwarten, werden sie keineswegs bekommen. Außerdem werden sie sehen, 129
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wie andere das bekommen, was sie verlieren, und sie werden im Handum drehen in den Schwaden ihrer absurden Überlegungen ersticken. Dann werden sie entweder reumütig ihre Meinung ändern und durch ihre Erfah rung anderen zum Vorbild der Besserung werden, oder sie werden auf ih rer selbstgewählten Torheit bestehen und mit ihr zugrundegehen, weil sie in unzugängliche Einöden verbannt werden. Das ist der einzige Weg, den ich sehe, um unsere Position ausreichend zu stärken und die der Gegner auf bequeme Weise zu schwächen. Denn wenn sie heute, so durch uns ge schwächt, uns beschuldigen, Gesetze zu brechen, in welche Schande gerie ten wir nicht und zu welchem Stolz und Dünkel kämen nicht sie, wenn sie die Möglichkeit bekämen, mit den vorgebrachten Beschuldigungen uns von unseren Thronen und aus unseren Würden zu vertreiben? Wahrhaftig es wäre sehr leichtsinnig und brächte uns vollends dem Tode nahe, wenn wir einfach so dasitzen würden, ohne etwas zu unternehmen, und wenn wir das allerwichtigste geringschätzen würden, statt mit aller Macht die Beschuldigungen und die damit verbundenen Gefahren gegen sie zu keh ren und über sie zu Gericht zu sitzen und Macht auszuüben, ehe wir selbst diese Dinge erleiden. Was wir für richtig halten, das soll ihnen Gesetz und Dogma sein, und alles, was uns selbst / (9 84) durch Los und Schicksal be schieden sein möge, das soll ihnen ein festes Fundament und eine unverän derliche Stütze für das ganze Leben sein.» 3. So sprach der wunderliche Palamas, und es war nicht so, daß es nur gesagt, aber nicht auch sofort getan wurde, oder daß es zwar sofort getan wurde, aber nicht so, wie es angeordnet war. Nein, es wurde noch am glei chen Tag getan, und vollkommener als jede Anordnung. So schnell war der Kaiser in seinem Verlangen, Palamas zu ehren, zum Handeln bereit und stellte er, was Palamas beschlossen sehen wollte, vor alle anderen Ak tivitäten. Das eine vollführte er augenblicklich, das andere stellte er so gleich in Aussicht. 4. Damals konnte man die Vielfarbigkeit der mannigfa chen Charaktere sehen und wie damals die Meinungen aller Art Men schen auseinandergingen in jedem Alter, Geschlecht, Beruf und Stand368 • Die einen wurden nun erst mutig, zeigten sich gefestigter im Glauben und in der Hoffnung auf Gott und wappneten sich im Geiste für den Wettlauf der (Glaubens)Kämpfer und das Ringen der Glaubenszeugen; andere schimpften und brummten in den Bart369 über die tierische Grausamkeit der Verfolger; wieder andere duckten sich in Angst und Schrecken vor den schrecklichen Dingen, die sich schon ereigneten und offen vor Augen la130
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XX
gen, aber auch vor dem, was sie erwarteten und was ihrer Seele eine noch größere Beunruhigung ankündigte als das, was sie schon sahen. Mal tauchten diese Leute unter und versteckten sich, mal tauchten sie wieder auf wie aus den Pforten der Hölle370 , zeigten sich Leuten, denen sie trau ten, und ließen in stillen Seufzern und heimlichen Tränen die versteckte Glut ihrer Seele durchblicken. Genug davon. 6.1. Während das so geschah und so / (9 85) die ganze Stadt zur Bühne einer sich als Volksfest gebärdenden Verfolgung wurde, kam der anbe raumte dritte Tag371 , an dem wir wiederum zusammenkommen und die zweite Sitzung abhalten mußten. Wiederum versammelte sich unsere Par tei bei mir auf die gleiche Weise, wie ich das für den ersten Tag mitgeteilt habe372 • Die Hoffnung auf einen guten Ablauf hatte ich aus Gründen, die ich schon angedeutet habe, bereits aufgegeben, und ich hatte auch klar er kannt, daß mir absolut keine Möglichkeit geblieben war, es mit soviel Bosheit, wie sie auf der Gegenseite ausgebrochen war, aufzunehmen. Au ßerdem war ich mir bewußt, daß meine üblichen Kopfschmerzen infolge der laufenden Rededuelle an Kraft zugenommen hatten und mir jetzt noch mehr zu schaffen machten. Darum hielt ich es für besser, diesen Versamm lungen und Auftritten Lebewohl zu sagen und zu Hause zu bleiben und, was ich eventuell würde erleiden müssen, zu Hause zu erleiden373 . Wenn mein Haus mich nicht mein ganzes Leben mit der Tugend auf gutem Fuß gesehen haben sollte, so würde es doch, mit meinem letzten Bluttropfen getauft, wenn auch spät, noch erkennen, daß ich zumindest diese eine wertvolle Tugend besaß, das Leben für nicht viel wert zu erachten. 2. Also drängte ich die anderen, nicht zu zögern, sondern meiner Krankheit zulie be mutig loszuziehen, da die Wahrheit jetzt nicht nach Beweisen oder ge lehrten Dialogen verlange, da sie (den Kampf) schon aufgegeben habe und in große Finsternis gehüllt zu luftigen Behausungen davongeflogen sei. Jetzt verlange sie Opfer, Blutzeugnisse und Gefängnisstrafen weit schlim mer als der Tod. Denn ein solcher Beschluß sei vor kurzem (gr. gestern und vorgestern (sprw.») seitens unserer Gegner und der Machthaber gegen uns ergangen und mit gewissermaßen stählernen und unzerreißbaren Fes seln abgesichert. «Die / (9 86) gemäßigteren Strafen, die gegen die nicht zum Führungskreis, sonder.o größtenteils zum einfachen Volk gehörenden Leute beschlossen wurden, sind teilweise schon ausgeführt, ein anderer Teil wird gerade ausgeführt und ein Teil wird noch ausgeführt werden374• Ich nehme an, daß niemand von euch allen das nicht genau weiß bei dem 131
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gewaltigen Getöse, das ringsherum in der ganzen Stadt ertönt. Wir müssen uns also nicht furchtsam, sondern stark gemeinsam diesem Kampf stellen. Wir sind sterblich, und wenn wir auch für den Augenblick den Tod ver meiden können, auf alle Fälle werden wir in der Zukunft (einmal) sterben, da dies die Schuldigkeit unserer Natur ist. Man soll nicht anstelle eines ehrenvollen Todes auf einen unehrenhaften warten375 . » 3. Aber einstim mig lehnten sie es ab, ohne mich die kaiserliche Aufforderung zu befolgen und zur Versammlung jener Barbaren gehen zu wollen. Daraufhin be fürchtete ich, jene (die Palamiten), die fähig seien, jeden Stein gegen uns in Bewegung zu setzen376 , könnten das zum Vorwand nehmen, uns schnell in Abwesenheit abzuurteilen. Also erhob ich mich mit Mühe und Not aus meinem Sessel und zog mit allen jenen Männern ab, um dort zu sterben und mich zugleich mit meinem Ende dort auch von meinen langjährigen Kopfschmerzen zu verabschieden. 4. Kaum waren wir irgendwo in der Mitte des Kaiserhofes angelangt, da kam einer der engsten Vertrauten des Kaisers zu uns, nahm mich allein von allen zur Seite und führte mich zum Kaiser. Es hieß, er wolle mir eini ge persönliche Geheimnisse mitteilen. Als ich zu ihm kam, traf ich, für mich unerwartet, aber ihrerseits ganz absichtlich einen guten Freund aus alten Zeiten, der auf kaiserliche Einladung zu dem Zeitpunkt auch gerade da war, / (9 87) und zwar meinetwegen. Als ich zwischen ihnen beiden saß, begannen sie abwechselnd und sich gegenseitig ablösend auf mich einzu reden, wobei sie sich gegenseitig die Stichworte gaben und sie voneinan der bekamen. Sie versuchten mich zu überreden, erstens mit Versprechun gen von viel Geld und von allem, was mein Herz sonst begehre. Als sie hiermit ihre Ziele verfehlten, da ich auch nicht das geringste Wort darüber hören wollte, gingen sie zur zweiten Fahrt über377 , (d. h.) zum Disputieren. 5. Die Eröffnung des Dialogs war folgende: Der Name stehe zu rück bei (m Namen) und passe eigentlich besser zu den unerschaffenen Wirkungen. Der Unterschied zwischen diesen unerschaf fenen Wirkungen und dem göttlichen Wesen sei groß und unendlich. Aus den Wirkungen würden wir Gott kennen, und der große Basileios sage: «Wir sagen, daß wir unseren Gott aus seinen Wirkungen kennen, aber wir versprechen nicht, daß wir seinem Wesen nahekommen. Denn seine Wir kungen steigen zu uns herab, aber sein Wesen bleibt unzugänglich378 . » Dieses und ähnliches sagten sie und führten dazu die ihnen eigenen fal schen Interpretationen und ihre abwegigen, unheiligen und absurden Syl132
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logismen an, (darunter) daß die Wirkungen, da sie zu uns herabsteigen und wir daraus Gott kennen, demzufolge unerschaffene Gottheiten seien. «Und wer nicht mit uns übereinstimmt, macht sich selbst eindeutig zu ei nem Gotteslästerer. » 6. Ich war krank, ganz allein aus dem Kreis meiner Verbündeten herausgerissen und sah mich so unerwartet / (988) im Netz derer gefangen, die mir nachstellten. Was sollte ich anders tun, als mich kurz fassen und, wenn möglich, mich schnellstens davonmachen? Ich durfte aber natürlich nicht sofort dem Kampf entfliehen, auch nicht, ob schon ich in meiner Krankheit und meiner Verlassenheit einen ausreichen den Grund für die Flucht gehabt hätte. Denn dann hätten sie mich rück lings angefallen, der Feigheit beschuldigt und wegen Fahnenflucht den Prozeß gemacht. Als erstes trat ich der Behauptung entgegen, der Name passe eigentlich und zuerst mehr zu den Wirkungen als zum Wesen. Um diese Behauptung zu entkräften, reichte gleich ein Wort des göttlichen Vaters (Greg. Naz.), das mir in den Mund kam379 : «Wenn ich sage, meine ich des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes. Dar über hinaus gießt die Gottheit sich nicht aus, damit wir kein Volk von Göttern einführen, aber sie bleibt auch nicht darunter, damit man uns nicht wegen zu wenig Gottheit verurteilt.» S. 988,13 -989,12 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12 f.) Weitere Aussagen desselben Vaters und seines Namensvetters Gregor von Nyssa bestätigen, daß der Name «Gott» das Wesen Gottes oder seine Dreifaltigkeit andeute3 8o. (Übersetzung 989,12 ff.) 7. Dies und was sonst alles an Aussagen der göttlichen Väter meinem Gedächtnis so schnell gegenwärtig war, trug ich, so gut es ging, immer dieselbe Reihenfolge einhaltend, vor und gab sie in jenem Disput über den Namen aus dem Stegreif zum besten. Auch warf ich ihnen vor, die göttlichen Väter, die ausdrücklich dem Wesen Gottes den Namen Gottheit gaben, durch ihre falsche Auslegung eindeutig zu verleumden. Denn diese sagen, daß es für die göttliche Natur entweder gar keinen ei gentlichen Namen gebe oder wenigstens nicht für uns. Was von ihnen also dogmatisch festgelegt sei und zu unseren wertvollsten Überlieferungen ge höre, das hätten auch wir zu akzeptieren, und wir sollten nicht weiter ge hen wollen und neugierige Fragen stellen. Wenn auch vielleicht aus Rück sichtnahme irgendwann und irgendwo zu irgendwelchen Leuten / (990) 133
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etwas Abweichendes gesagt worden sei, das vielleicht damit in Wider spruch zu stehen scheine, so sei das Seltene und Obskure nicht das Gesetz mäßige. 8. Und dazu, daß jene wieder das Wort des großen Basileios an führten, daß wir Gott aus seinen Wirkungen kennen würden, sagte ich: « Aber jener sagt überhaupt nicht, daß diese Wirkungen unerschaffene Gottheiten seien. » Ich gab ihnen zu verstehen, daß sie entweder selbst (Basileios) überhaupt nicht lasen, oder wenn sie (ihn) lasen, überhaupt nicht verstanden, was sie lasen. « Denn, wo der göttliche Vater sagt, daß wir Gott aus seinen Wirkungen kennen, interpretiert er sich selbst weiter unten im selben Brief mit den Worten: Die Jünger, wann beteten sie ihn einst an? War es nicht, als sie die Schöpfung ihm unterworfen sahen? Aus der Tatsache, daß Meer und Winde ihm gehorchten, erkannten sie seine Gottheit. Folglich kommt die Erkenntnis aus den Wirkungen und aus der Erkenntnis die Anbetung3 8 1 . » « Zugleich», sagte ich, « seht ihr, daß der göttliche Lehrer die Wunder Wirkungen nennt. Wie könnt ihr also Meer und Winde und so weiter unerschaffene Gottheiten nennen, ohne vor den Blitzen Gottes zu zittern? Hört ihr denn nicht den göttlichen Maximos (den Bekenner) genauso reden wie jener große Mann, wenn er sagt:
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de man zugleich den Patriarchen absetzen und von unserer Kirche ab schneiden. 10. Weiter beschlossen sie, uns vorab auf schreckliche Weise mit Beschimpfungen und Verleumdungen davonzujagen, um dann in Ruhe alle diese Dinge nach Belieben entscheiden und beschließen zu kön nen, wenn niemand mehr da wäre, der sich dem widersetzen würde. Strengere Maßnahmen, sagten sie, seien erfahrungsgemäß oft viel effekti ver als milde. Den Seelen der Bischöfe träufelte es große Wonne ein, rück sichtslos vom Wagen herunter384 ihrer Zunge gegen uns freien Lauf zu las sen. Was liegt minderwertigen Charakteren, die in völliger Unkenntnis al les Guten aufgewachsen sind, mehr als alles andere, wenn nicht die Neigung zu wahnsinnigen Aggressionen! Aus Angst, aus den göttlichen Schriften als gottlos überführt zu werden, gestalteten sie ihre Gottlosigkeit vollends zu einem Volksfest und / (992) einer Theateraufführung. Sie äh nelten einem, der im Meer schwimmt, dann ein paar kaum sichtbare Tropfen, die zarten Vorboten eines Regens, sieht und tief ins Meer ab taucht, um nicht durch diese Tropfen aus der Luft benetzt zu werden. 11. Palamas entfernte sich kurz von dort, sammelte und heuerte als Söldner alle, denen er begegnete und die Krach machen und Zurufe und Zwi schenrufe von sich geben konnten. Diese wetzten gegen uns ihre frevelhaf ten Zungen385 . 7.1. Spät wurden auch wir zornig hereingerufen, und sofort traten sie gewaltsam und zu jeder Sünde kühn bereit gegen uns auf. Und jene, deren Aufgabe es ist, der Kirche vorzustehen und ihre Hirten zu sein, zerstörten selbst den Weinberg Gottes, der die Kirche ist, und taten das, was einst die göttliche Schrift gegen diese Leute wie eine Tragödie vortrug3 86 . 2. Als er ster schleuderte der Kaiser, von der Feigheit getrieben, die Palamas vor drei Tagen in die Furchen seiner Seele gesät hatte387, die fürchterlichsten Beleidigungen und Drohungen gegen mich. (Er drohte) Nicht, mich zum Bewohner des Atlantischen Meeres zu machen oder außerhalb der be wohnten Welt zu verbannen - das paßte zu Xerxes und zum Irrsinn dieses Barbaren und seiner Hybris im Bestrafen - , sondern uns anderes, Schlim meres und sehr Ungewöhnliches anzutun, wie die Erzählung in der Fort setzung berichten wird388 . Wo die Grundsätze und die Vorsätze verschie den und ungleichartig sind, ist gewiß auch der Ausgang dessen, was getan wird, in beiden Fällen völlig verschieden und ungleichartig. Denn jener (Xerxes) schwur nicht der Religion seiner Väter ab, er tauschte nicht sei nen Gottesdienst gegen einen anderen oder Sitten und Dogmen gegen 135
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(andere) Sitten und Dogmen, alte für neue / (993) und neuerfundene, und auch trat er die bei dem Gott, den er verehrte, geschworenen Eide nicht mit Füßen. 3 . Wenn jemand aber in seiner Bewunderung für Xerxes insi stieren möchte, weil dieser über sehr viel Land und Meer herrschte und ein Zehntausende zählendes Heer ins Feld führte, Dinge, die uns ganz und gar fehlen, (antwortete ich:) aber er hatte keine Heere von unzähligen un erschaffenen Gottheiten und Göttern! Alles, was er hatte, war erschaffen und sterblich, wie er selbst, was er auch selbst bezeugte, indem er einer seits lachte, andererseits weinte; ersteres, weil er über sehr viel Land und Meer herrschte und sehr große Heere befahl, das andere, weil das alles sterblich und vergänglich war und nach hundert Jahren niemand mehr dasein würde, weder er selbst noch überhaupt jemand von denen, die ihm folgten. Denn damals gab es Pa lamas noch nicht, noch war bei jenem gro ßen König in seinem großen Heer irgendjemand, der diesem Palamas gleichkam, der eine künstliche Unsterblichkeit und Unerschaffenheit kre ierte, wie in alten Zeiten den Mythen zufolge die Kyklopen aus der Erde für Zeus die Blitzstrahlen und Donnerkeile schufen. Aber hier sollen sol che Ängste verbannt und in den tiefsten Abgründen des Vergessens begra ben sein, da all jene, die die Ersten sind, und jene, die nach den Ersten kommen, unerschaffen und unsterblich werden. Genug3 89 . 4. Danach begannen auch die Bischöfe zu sprechen. Da hörte man das eine Mal Worte, die nach Meer und Fischernetzen rochen, das andere Mal solche, die zum Spaten und zur Hacke passen, oder auch solche, die Ofen ruß gar nicht unähnlich waren, so unkenntlich, klanglos und unartikuliert war ihre Sprache. / (994) Kurz, außer den Bischofsgewändern gab es dort einstweilen nichts Gescheites zu sehen oder zu hören39o. 5. Als ich auch eine Kleinigkeit dagegen einbringen wollte, überstimmten sie mich sofort mit unklarem und unartikuliertem Geschrei und anhaltendem Händege klatsche und zwangen mich zu schweigen, so wie die rasenden Wellen ei nes tobenden Meeres Leute, die auf dem Strand in Ruhe reden wollen. Ich will nicht darüber sprechen, daß sie fast dazu übergegangen wären, mich zu zerreißen, wie einst nach den attischen Mythen die bacchischen Frauen Pentheus (zerrissen) 391 . Ich wartete noch ein wenig und suchte nach einer winzigen Gelegenheit, ein Wort sagen zu dürfen, aber niemand hörte zu oder achtete auf uns. 6. Schließlich richtete der Kaiser einen wütenden und erbitterten Blick auf mich und sagte: «Das wäre noch schöner, daß Leute in meinem Haus gegen meinen Willen ausgefeilte Reden halten würden, 136
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die meinem Willen feindlichst gegenüberstehen, und von denen ich nicht weiß, wie ich sie nennen soll. » Das sagte jener neutrale Richter, der ge schworen hatte, den Mittelweg zu gehen, ohne jemals in irgendeine Rich tung abzuweichen392 . 7. Ich, der ich schon lange schwere Kopfschmerzen hatte, erlitt zu diesem Schmerz noch Schmerz hinzu, da die Gegner mir nicht einmal ein Drittel der Schar meiner Schüler gelassen hatten. Sie hat ten ja am Vortag393 gesehen, daß sehr viele von ihnen um mich standen und viele in meiner unmittelbaren Nähe saßen, und das hatte ihre Miß gunst gegen mich ob ihrer tiefgehenden Eifersucht in jeder Hinsicht noch weiter / (995) verschärft und wie Feuer entfacht, und sie hatten jenen mit Konfiszierung ihrer Habe und der Strafe der Einkerkerung gedroht, wenn einer dabei ertappt würde, mich bei der zweiten Sitzung zu begleiten394 . Diejenigen, die für solche Kämpfe und Erprobungen seelisch zu schwach waren, hatten sich still aus meiner Nähe entfernt, andere waren noch ge blieben mit der früheren Anhänglichkeit, jeder, wie es seinem Vorsatz und seiner Auffassung entsprach. 8. Als ich das sah und mir auch bewußt wur de, daß der Kaiser in vielfacher Weise offen gegen mich kämpfte, daß zu dem die Bischöfe vor Mordlust gegen uns schnaubten, stand ich auf und verließ das Tribunal und sah meine ganze Partei mit mir hinausgehen395 . Es entstand lautes Geschrei, und der Kaiser befahl seinen Beilträgern, uns zurückzuhalten und nicht gehen zu lassen, aber ich wollte lieber sterben, als mit offenen Augen diesem Räuberkonzil zuzuschauen. Schließlich be dachte der ehrwürdige Palamas, daß unsere Abwesenheit für ihn ange nehm wäre, und riet dem Kaiser, uns gehen zu lassen. Es würde für sie einfacher sein, sagte er, uns deswegen der Prozeßflucht zu beschuldigen und so selbst schnellstens die Beschlüsse gegen uns durchzusetzen, als wenn wir dabei wären und widersprachen. 9. Während wir also fortgin gen, feierten Palamas und seine Leute mit Lob- über Lobgesängen den Kaiser, weil er es ihnen ermöglichte, mit dem Wind im Rücken den Kurs zu fahren, den sie wollten. Mit solchen Schmeicheleien streichelten und erfreuten sie seine Seele. So wie zum Reiten geeignete Ebenen einen be quemen Kurs bieten für Pferderennen, / (996) so pflegte er immer für Schmeichler offene Ohren zu haben. Nun führten diese Leute (Palamas und die seinen) völlig selbständig in Wort und Tat aus, was das Begehren ihres Herzens ihnen eingab.
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(99 8 ) . 1.1. So war das, und so auch endete die zweite Sitzung. Als der Kaiser am nächsten Tag396 wieder mit sich allein war, begriff er, daß es für sie (die Palamiten, wozu Gregoras ihn - mit Recht - zählt) nicht leicht sein würde, die gegen uns geschmiedeten Pläne durchzuführen, wenn sie nicht in unserer Gegenwart die Beschlüsse sanktionieren würden. Es ver gingen zwei Tage, dann ließ er mich kommen und versuchte erneut, mich mit den üblichen Komplimenten und Versprechungen der bekannten kai serlichen Geschenke umzustimmen397 • Ich weiß nicht, ob er absichtlich al les vergaß oder unfreiwillig ein Opfer von Betrug war, als er versuchte, mich mitzureißen. Er hatte ja nicht nur zwei- oder dreimal, sondern sozu sagen siebenmal sieben(mal) 398 diese Dinge gesagt und erörtert und war dabei gescheitert. Er versuchte sie aber immer wieder ins Spiel zu bringen und kehrte immer wieder dazu zurück und glaubte, nicht nur zu mir allein solches sagen zu müssen, sondern auch verschiedenes sonst zu anderen Leuten. 2. Er sagte aber nicht nur das, sondern rief auch in Erinnerung, was ich vor drei Tagen getan hatte, und kritisierte mich, weil ich seinen Einsatz und sein Ziel nicht verstanden hätte. Er hätte mit dem Blick auf einen unerschütterlichen Frieden rücksichtsvoll seine Rede vieldeutig ge staltet und, was den meisten / (999) entgangen wäre, sich im Kreis bewegt und die unterschiedlichen Meinungen der meisten in der Schwebe gelas sen3 99 . Als er dieses und ähnliches sagte, führte ich meinerseits die übli chen Antworten und noch bessere gegen ihn ins Feld. Wir verbrachten im privaten Gespräch einen großen Teil des Tages und gingen mit unerfüllten Erwartungen wieder auseinander. Trotzdem ließ er mich nochmals bitten und versprach, mir bei unserer erneuten Zusammenkunft (der dritten Sit zung), wie es sich gezieme, volle Redefreiheit zu geben und nicht mehr für Palamas einzutreten und ganz und gar für dessen Ansichten Partei zu er greifen. 3. Danach vergingen sechs Tage400, bis ihre Netze gegen uns hin reichend stark und komplett präpariert waren. Was sie in den zwei ver gangenen Sitzungen nicht erreicht hatten, das, so glaubten sie, könnten sie jetzt für sich zum besten korrigieren, und so luden sie uns nun mit gestärk tem Selbstvertrauen in die Kampfarena. Und wieder hatten uns die Rats versammlung und das kaiserliche Tribunal in Beschlag. 2.1. Ich hielt es für besser, sozusagen gleich bei der Startfreigabe401 die Anschläge derer, die uns nachstellten, mit dem offen und frei vorgetrage13 8
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nen katholischen Glaubensbekenntnis zu parieren, wie es übereinstim mend bei allen Rechtgläubigen üblich ist. 2. Als das geschehen war, las unsere Partei von den gotteslästerlichen Thesen des Palamas jene vor, die wir dazu ausgesucht hatten, weil sie bei den meisten besser bekannt wa ren. Dabei lagen auch seine Schriften vor, die überdeutlich bezeugten, daß wir absolut nichts geändert hatten. Daher konnte er auch keiner Anklage ausweichen, auch wenn er es oft versuchte. Genau so oft / (1000) mußte er innehalten, da seine eigenen Schriften ihm offenbar im Wege standen und klar das Maul stopften402 • Das meiste will ich der Länge und der Lange weile wegen übergehen. Es waren ja auch jene (Schriften) von der gleichen Qualität. Vom bitteren Meereswasser ekelt nicht irgendein Teil unseren Geschmack und ein anderer Teil nicht, sondern denen, die es probieren, schmeckt jeder Schluck gleich. So enthalten auch alle Schriften dieses Mannes offensichtlich die gleichen Gotteslästerungen. Vielleicht kann man einen Unterschied zwischen mehr oder weniger gotteslästerlich ent decken, aber nirgends ist ein Teil von dieser Schlechtigkeit ausgenom men403 . 3. Was vorgetragen wurde, war dieses und hatte folgenden Wort laut: . . .404 . 4. Einiges davon war auch schon am ersten Sitzungstag von mir vorge tragen worden und hatte eine eindeutige Widerlegung erfahren, wie ich oben geschrieben habe. Im übrigen gab es einiges, wovon auch er selbst zugab, sich falsch ausgedrückt zu haben, und das er zu korrigieren ver sprach. Aber dem Sinne nach wäre alles gesund, beharrte er. Als er aber anfing, das zu zeigen, fand er in keinem der Heiligen (Väter) einen Mit streiter, es sei denn, er brachte die Texte durcheinander, verdarb sie und interpretierte sie außerdem falsch, so daß er allein mit sich selbst kämpfte. Denn wer nicht einmal die eigenen Sätze mit der eigenen Sinngebung in Einklang zu bringen vermag, kämpft ungewollt mit sich selbst. Wer aber mit sich selbst kämpft, wird wohl kaum mit wem auch immer sonst einer Meinung sein. Er wird sich auch kaum enthalten, mit allen Schriften der Heiligen / (1001) uneins zu sein, das eine Mal aus Unwissenheit, das ande re Mal aus Unverschämtheit und sittlicher Minderwertigkeit. Verstand ist allen Menschen gegeben, ein guter Charakter nicht allen, und auch nicht allen die Intelligenz, ihren Verstand gut einzusetzen. Er (Palamas) wurde also von allen Seiten zurückgeschlagen und zum Schweigen gebracht. Als er auf keine Weise noch irgendwo eine sichere Zuflucht fand, machte er wieder seinen Rückzug zum Thaborlicht, nahm wieder Barlaam und sei139
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nen Angriff zum Vorwand und was irgend welchen kleinen Spinnen sonst vielleicht zu weben geziemt. Diese Dinge erfuhren denn auch eine sehr einfache und klare Entkräftung. Allein, der Kaiser sah darüber glänzend hinweg, in einer völlig unpassenden Art, die vor so vielen Menschen das Unrecht nicht zu verbergen vermochte. 5. Ich antwortete also nur kurz und überließ es dann meinen klugen Verbündeten, den Kampf fortzufüh ren. Ich tat das teils wegen der besagten Ungerechtigkeit, teils wegen mei ner Kopfschmerzen. Als ich mir (inzwischen) überlegte, Palamas auch so irgendwie für seinen Stolz zu bestrafen, kam mir die Idee, einen meiner Schüler an meiner Statt gegen ihn in die Arena zu schicken, damit er um so mehr beschämt werde. Daß gerade ich mit ihm diskutierte und seinen verfehlten Einsatz bekämpfte, bedeutete für ihn eine Ehre, für mich aber keineswegs4os. Wieviel Schande, Spott und Hohn Pa lamas in den Augen aller Anwesenden erntete, als er von diesem jungen Mann glänzend be siegt wurde, das kann man von allen zu hören bekommen. So wurde Pala mas zum allgemeinen Gesprächsthema und zum Gegenstand höhnischer Belustigung. 6. Aber darüber kam die Nacht / (1002) und zwang am mei sten von allen die unseren, an Heimkehr zu denken, denn wir hatten nicht gegessen und mußten alle zu irgendeinem anderen entfernten Punkt der Stadt unseren Weg zurücklegen. Wir waren bar aller Fürsorge, da wir durch die Verfolgung praktisch die Bürgerrechte verloren hatten und ob dachlos geworden waren. Denn erst nach jenen Schuldsprüchen, Endurtei len und Bestrafungen fiel es jenen vorurteilsfreien Richtern ein, die ge richtlichen Untersuchungen und Gerichtssitzungen durchzuführen, jenen, die geschworen hatten, sich gewissenhaft jeder Falschheit zu enthalten406 • So wurden von den zweimal zehn Kapiteln nur drei geprüft, und das noch unter Zwang und mit Mühe und Not. Nachdem Palamas bei diesen drei eine öffentliche Niederlage erlitten hatte, wurde die Fortsetzung auf die nächste Abstimmung vertagt. An diesem Punkt angekommen, wurde die Widerlegung des Mannes beendet und die Zusammenkunft aufgehoben. 3.1. Aber Palamas konnte daraufhin keineswegs die Ruhe bewahren oder seinen bekannten Stolz mäßigen. Seine Pläne hatten auf diese Weise ein Ende gefunden, das so weit wie möglich von dem entfernt war, was er erwartet hatte. Wenn eitle Ruhmsucht das Begehrte nicht erreicht, gebiert sie eine rasende Schamlosigkeit, versklavt ganz und gar die geistige Frei heit und zerstört die Grundlagen der Liebe. Aber auch dem Kaiser selbst hatte die Sache nicht gefallen, ihm, der verkündet hatte, er werde ein sehr 140
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXI
starker Schutzwall und eine Mauer sein, die sehr schwer zu durchbrechen sei für jeden, der sich überhaupt ihm im Kampf stellen wolle. Also wurden sofort, wie im Euripos, alle genannten Beschlüsse umgekehrt407, Krüge voll Eide vermischt / (1003) und zusammengeschüttet, alle getroffenen Vereinbarungen friedlicher Verhandlungen mit Füßen getreten, und erneut verbrachten sie im Palast Tag und Nacht damit, Ratschlüsse und Pläne zu rückzudrehen, gegen uns Listen und Ränke zu ersinnen und über uns die Würfel zu werfen408 • Sodann entwarfen sie die Pläne und Finten gegen uns, von denen sie sich in den nachfolgenden Sitzungen würden leiten lassen, soviele und solche, wie sie für geeignet hielten, ihre eigene Feigheit abzu streifen und zugleich uns aus dem Weg zu schaffen und in einen Abgrund des Verderbens zu stoßen. Dann kündigten sie eine Vollversammlung an und klebten den ungerechten und verbrecherischen Beschlüssen den guten Namen der Gerechtigkeit auf. 2. Auch wir waren (auf dieser Vollversammlung) anwesend, teils abso lut nicht freiwillig, teils aber auch sehr wohl aus freien Stücken. Unfreiwil lig, da uns nicht entging, was gegen uns vorging und teils schon von der Planung in die Tat umgesetzt war, teils, was die Ausführung betrifft, von ihnen unmittelbar vor unserer Tür bereitgehalten wurde und unseren Auf tritt offensichtlich zum Scheitern verurteilte, freiwillig aber, da wir auf Gott schauten und diesen Wettlauf vor den Augen jenes Ausrichters des Kampfes liefen und uns den Hoffnungen auf bessere Zukunft nicht entzie hen wollten, auch wenn die gegenwärtige Zeit die verbindliche Rechtgläu bigkeit, die lange Tradition und dicke Bücher der Heiligen sanktioniert haben, nicht anerkennen wollte. Vielmehr wurde uns jede Möglichkeit, ungestraft frei zu reden, genommen und jenen geschenkt, die ihre abwegi gen Vorhaben problemlos ausführen konnten. So beeilte man sich, den Pa last der Wahrheit mit allen Waffen niederzureißen und zu zerstören, und das ohne von göttlicher Rache oder menschlicher Scham etwas hören oder wissen zu wollen. 3. Als die Sitzung so zustande / (1004) gekommen war, wußte und sah ich sofort, daß der Kaiser in großer Wut gegen mich zu Felde ziehen und sich vorweg an mich richten wollte. Ich gebot, soweit ich konnte, sofort persönlich seinem Angriff Einhalt und sagte: « Laßt uns in die vorliegende frühere Spur des Dialogs zurückkehren, damit das Gespräch ordentlich verläuft und ein gutes Ende findet. Sonst werden wir wohl nicht vorbeu gen können, daß wir sozusagen auf Abhänge, in Schluchten und zu Gip141
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fein des Wahnsinns gelangen, daß wir Irrfahrten ausschöpfen, die widri ger als die des Odysseus sind, und wird diese unsere Zeit nicht für ein Ende der Wirren bürgen, sondern für den Anfang immer neuer Wirren nacheinander und für Verfolgung auf Verfolgung.» Als der Kaiser diese Worte, die seinem Vorsatz zuwiderliefen, hörte, geschah es, daß er kurz nachgab, freilich nicht bereitwillig und nicht mit unbeschwertem Gemüt und nur mit dem Ziel, Verdacht und Zorn bei den Anwesenden auszuräu men. 4. Also kam der Vorleser herein und machte einen Anfang mit dem vierten Kapitel. Die ersten drei waren auf der vorigen Sitzung verlesen und verurteilt worden, da der Autor, der sie gotteslästerlich verfaßt hatte, nir gends etwas heilen konnte, so wenig, wie man Steinen das Sehvermögen verleihen kann409 • Mit Mühe und Not und gar sehr gegen den Willen des Palamas wurde also gestattet, daß ein oder zwei Punkte besprochen wur den. Aber Palamas nahm es nicht gelassen hin, erneut beschämt zu wer den, vor allem, als er sah, daß es auch einige befreundete Bischöfe verwirr te, mit dem Übermaß jener absurden Gotteslästerungen konfrontiert zu werden. Diese begannen, das Tribunal zu stören / (1005) und mit freimüti ger und unverhohlener Rede zu verspotten, und sagten, daß sie es nicht länger ertragen könnten, von Machthabern und Untertanen beschimpft zu werden, weil sie versuchten, solche Schatzkammern von Gotteslästerun gen zu verschleiern, und daß sie nicht von der Schlechtigkeit anderer den Untergang ihrer Seele ernten wollten. So kam es, daß nicht viel mehr fehl te, und sie hätten sich gegenseitig bekriegt. Der Zwist der untereinander Gespaltenen steckte die einen wie die anderen an, entfachte sich immer stärker und machte sich selbständig, so daß die Stürme der Kirche beina he, während wir schliefen, mühelos eingeschlafen wären und sich in heite res Wetter verwandelt hätten. 5. Denn Palamas wußte nichts Gescheites zu antworten, und das ärgerte ihn. Im einen Augenblick zürnte er gegen jene Bischöfe und versuchte umsonst, sich mit Gewalt durchzusetzen, im näch sten schimpfte er auf den Kaiser und warf ihm offen Verrat vor, weil er entgegen den Absprachen ganz und gar vor seinen Anklägern kapitulierte, so daß sie mit ihren Ausführungen gegen ihn sogar die Anwesenden auf hetzen konnten. Darum drehte er sich andauernd auf seinem Sessel, zank te mit einem Teil der Anwesenden, eher dreist als verletzend, aber auch verletzender als für jeden angemessen war, und drohte den anderen härte re Bestrafungen an, als in seiner Macht lagen. Dann wieder verriet er dem Kaiser durch das, was er ihm durch Kammerdiener ins Ohr flüstern ließ, 142
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seine ungeheure Erregung. 6. Dieser hatte sich zwar auch zuvor nicht ganz zurückgehalten und ihn hin und wieder im Kampf unterstützt und in grö ßeren Abständen gegen uns und zu seiner Verteidigung Worte geschleu dert, die schärfer waren als Pfeile und Schwerter41O, aber jetzt öffnete er sämtliche Pforten dieser Theaterbühne weit und entfachte gegen uns lo derndes Feuer offenkundiger Bosheit. Diese kam nicht etwa von außen als etwas ihm Fremdes / (1006) oder Neuhinzugekommenes und bislang Ne bensächliches, nein, sie hatte in ihm ihren Sitz und wohnte in ihm, sie war ganz und gar mit den ihm angeborenen Leidenschaften verwachsen und entzündete sich jetzt bei ihm aus tiefstem Herzen; so wie nach dem, was wir hören, die Kessel (Krater) des sizilianischen Feuers (des Ätna) von den unterirdischen Typhonen angefacht werden411 • Es war sein Begehren, sei nem Freund Palamas wie einem Gott nicht nur alles zu opfern, was Erde und Meer für Börsen und Tische als Weihegeschenke hervorbringen, oder alles, was auf ähnliche Weise Genuß bringt, vielmehr wollte er ihm auch unsere frevlerische Verurteilung und unseren vielfältigen Tod als Sühne opfer darbringen. Er stieß also meinen Vortrag wie eine ungewollte und sehr verhaßte Last von sich, er wandte sein Angesicht (von mir) ab (und) Palamas und den seinen ZU412, er, der geschworen hatte, ein unparteiischer Richter zu sein413 • Er überließ ihnen ganz sein Gehör zusammen mit sei nem Herzen und ließ sie mit dreister Zunge414 in aller Ausführlichkeit al les vorlesen und sagen, was sie wollten. Sie brauchten in nichts und von niemandem noch irgendeinen Angriff feindlicher und widersprechender Worte zu befürchten, und auch jenen Bischöfen, die sich verwirrt gezeigt hatten, hatte er schon die schlimmsten Übel angedroht und so bewirkt, daß sie zitternd und bebend den Mund hielten415 • 7. Es wurden nun (von den Palamiten) ausgewählte Schriftzeugnisse vorgelesen, aber bei einigen zeigten die klügeren Leute, daß sie einen anderen Sinn hatten und keines wegs ihre abwegige Auslegung zuließen, andere wurden (von ihnen) in je der Hinsicht gefälscht und verdreht ins Spiel gebracht. Die Anforderun gen, die man an gesunde Lehrmeinungen stellt, waren für ihren Zweck of fenbar nutzlos. Und die / (1007) Anforderungen, die sie stellten, waren für gesunde Lehrmeinungen schlimmste Krankheiten und tödliche Gefahren. Was sie ehrgeizig als ihren Besitz angaben, dessen gesunden Gebrauch ver kehrten sie dreist ins Krankhafte. 8. Was damals alles gesetzwidrig getan wurde und welche ihrer abscheulichen Thesen sanktioniert wurden, wer de ich im weiteren Verlauf der Erzählung im einzelnen ausführlicher sa143
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gen. Wenn ich die Muße und mit Gott die nötige Freiheit erlangt haben werde, die mir jetzt genommen ist, wird es leichter möglich sein, diese Dinge in allen Einzelheiten darzulegen und dann auch alle passenden Ge genargumente paarweise und wie sie zusammengehören der Reihe nach vorzuführen, unterbaut von den Worten der Heiligen als untrüglichen Zeugnissen und Normen416 • So möge es dann den Spätergeborenen als Waffe dienen gegen die Gottlosigkeit dieser Leute und gewissermaßen zu Schilden und Bollwerken der angefeindeten Rechtgläubigkeit. Gegen mich schwingen Tag und Nacht meine unaufhörlichen Kopfschmerzen die Dro hung meines Endes. Aber schlimmer als vielfacher Tod sind die Schmer zen, die die immer stärker gegen die angefeindete Kirche Gottes wütenden Wogen mir zufügen. Dabei will ich gar nicht reden von den vielfältigen Intrigen und Ränken der Palamiten, die ebenfalls ihre Tag und Nacht nach meinem Tod durstenden mörderischen Hände gegen mich schwingen. Es ist zu befürchten, daß ich, der ich diese Dinge genau kenne, weil ich alles mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört und am eigenen Leibe erfahren habe, noch ehe ich es überliefern kann, aus dem Leben hin scheiden werde. / (1008) Das würde die Kraft der Wahrheit verdüstern und große Schwierigkeiten heraufbeschwören, sollte es einst darum gehen, die Spuren des geraden Weges der göttlichen Dogmen aufzuspüren, wenn ab sonderliche und vielfältige Dornen und Disteln und Unkraut die Erinne rung an den früheren glücklichen Zustand so sehr überwucherten, daß man ihn nur noch sehr schwer erahnen kann417 • Denn sie bewaffnen ihre mörderischen Hände nicht nur gegen mich, sondern sie entfernen große Stücke aus den heiligen Büchern und schneiden mit scharfen Messern gan ze Doppelblätter und Quaternionen heraus und reißen das aus den göttli chen Schriften heraus, was sie nicht nach dem, was ihre Seele begehrt, mit ihren gesetzwidrigen Auslegungen verdrehen können, weil es eine starke und schwer bezwingbare entgegengesetzte Kraft besitzt. Leute, die nicht davor zurückschrecken, Menschen die Köpfe abzuschlagen, werden wohl kaum etwas Großes darin sehen, Kapitel aus frommen Schriften zu entfer nen418• 9. Aber ich kehre zu meinem Thema zurück, um von dem, was am glei chen Tag dort gesetzwidrig getan wurde, ein oder zwei Dinge als Beispiel in Erinnerung zu rufen, weil man, wie man so sagt, an den Krallen den Löwen und am Saum das Kleid erkennt419 • Uns also war es nicht mehr er laubt zu sprechen, sondern nur noch Schweigen stand uns zu, denn dazu 144
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waren wir verurteilt. Sie aber durften nicht schweigen, sondern ihnen war es genau umgekehrt mehr denn je erlaubt, hemmungslos zu reden, was sie nur wollten, und so ging es in diesem Tribunal drauf und drunter, so wie es einem Schiff passiert, wenn wüste Winde das Meer in Unruhe versetzen, Donnerschläge am Himmel die Luft rundherum beherrschen und jedes Hören und Verstehen von Sprache übertönen. Nicht / (1009) nur das viel züngige Geschrei und der gewaltige Schwall von ungebührlichem Gere de420 , sondern auch das Händegeklatsche vergrößerte den Lärm in der Versammlung. Das geschah nicht irgendwie vorübergehend, wie das gele gentlich unerwartete Zufälle mit sich bringen, sondern absolut mit voller Absicht, denn von dem, was dort gesetzwidrig an Neuem und der Kirche Gottes Fremdem dogmatisiert wurde, sollten wir nichts zu hören bekom men, und es durfte unsererseits auch nicht der geringste Widerspruch ge wagt werden, der Einfluß haben könnte. Trotzdem, auch wenn wir nicht alles genau gehört haben, es reichte uns, daß wir den überwiegenden Teil hörten, um daraus die Art der Dinge erraten zu können, die wir nicht klar gehört hatten. Denn es kam nicht so, daß wir von diesen Dingen ganz und gar nichts hörten. Der Nachhall des kontinuierlichen Schalls von all die sen Dingen, der die Kreise und Halbkreise um jenes kaiserliche Haus übersprang und von dort gewissermaßen Nachahmungen von Spuren raubte, begrüßte und bewirtete uns sozusagen auf menschenfreundliche Weise und linderte so den Schmerz unserer Seele42 1 • 10. Die Angelegenheit entwickelte sich damals so schlimm und die Got teslästerungen erlangten inmitten der absonderlichen und ungebildeten Truppe der Bischöfe einen solchen Einfluß, daß Kaiser und Patriarch zu sammen mit ihnen allen - den meisten aus Angst vor der Macht des Herr schers - einstimmig folgendes festlegten: Zwar nenne man auch das We sen (Gottes) irgendwie Gottheit, aber im eigentlichen Sinne bezeichne man als eine unerschaffene und völlig vom Wesen Gottes verschiedene Gottheit die (göttliche) Wirksamkeit, die / (1010) an sich ohne Substanz sei, aber dennoch aufgeteilt in unterschiedliche spezielle unerschaffene Wirkungen wie Macht, Weisheit, Leben, Wahrheit, Licht, Urteil, Trunken heit, Schlaf und was man auch immer an Namen für die Bedürfnisse der Menschen erfunden hat422• Zugleich wurde anschließend festgelegt, daß es nicht das Wesen (Gottes) sei, das das Brot, woran wir teilhaben, oder die göttliche Taufe, durch die wir getauft werden, heilige, sondern eine uner schaffene Gnade und Wirksamkeit von anderer Art und ganz und gar ver145
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schieden vom göttlichen Wesen. So vollführte der Teufel schadenfroh schwelgend einen Tanz zum Spott dieser Versammlung und dieses Tribu nals. 11. Als wir das sahen und hörten 0 Langmut und Gerechtigkeit Got tes - kamen uns die Tränen in Strömen, und wir saßen vornübergebeugt und schwiegen. Denn jedes Wort über Pflichterfüllung ist zu viel, wenn jene, die es hören sollen, sich einig sind im Bösen. Schon war auch die nächtliche Stunde weit fortgeschritten und waren vor kurzem angezünde te Fackeln hereingeschafft worden, als die Bischöfe sogar aufsprangen und anfingen, in tiefem Zorn zusammen mit dem Patriarchen gegen uns handgreiflich zu werden, da wir es nicht ertrugen, solche Dinge anzuhö ren. Wir ließen aber nur in sprachlosen Seufzern den rauchlosen Rauch (unseres Schmerzes) aus der Seele aufsteigen423 , denn die Umstände er laubten uns nicht, auf andere Weise der Flamme unseres Eifers zu frönen und den Schmerz in unseren Eingeweiden zu entblößen. So war unsere Lage und unter solch wilde Tiere waren wir plötzlich geraten. Von keiner Seite wurde uns auch nur die geringste Freundlichkeit oder Menschlich keit zuteil, weder in diesem Augenblick, noch waren sie für später / (1011) zu erhoffen. Wozu auch sollten ungebildete Männer etwas Gescheites tun, Leute, die gerade zur Verurteilung der göttlichen Dogmen übergegangen waren, und von denen die Mehrzahl - fast könnte man sagen - von heute auf morgen vom Ruderriemen und vom Tontopf auf den Bischofsstuhl ge hoben worden war424 und welche dringend einer umfassenden und langen Aus- und Weiterbildung bedurft hätten, um wenigstens das Phantasiebild des Schattens einer gewissen Erziehung abzugeben, denn ich bin weit da von entfernt zu sagen, um eine nennenswerte musische Beschäftigung in Betracht ziehen zu können. Sie hatten ja keine andere Aufstiegsqualität mitgebracht als das Opfer ihrer Liebe zu Palamas und seiner Apotheose425• Angeborene Schlechtigkeit kann nur äußerst schwer lange verborgen blei ben, weil sie sich in die Verhaltensweisen der Tugend hüllt, die gegen ihre Natur ist. Was der Natur zuwiderläuft, ist aufgezwungen, es belastet die Natur unentwegt, weil diese es nicht lange erträgt, um das mit ihrer freien Entfaltung Verwachsene betrogen zu werden. Sie empfindet das als uner träglich, läßt ihre Eigenart wieder hochkommen, bis sie zur angeborenen gewohnten Schlechtigkeit zurückfindet. 12. Als erstes stürzten sie sich wie wilde Tiere auf jene zwei Bischöfe unter uns, rissen ihnen mit wütendem Benehmen und unschicklichen und rasenden Worten die Gewänder herun-
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ter, rissen die Insignien der Bischofswürde ab und rupften zusammen da mit auch die Barthaare jener unglücklichen Männer aus. Letzteres nicht absichtlich, aber es geschah doch durch die Heftigkeit ihrer unbeherrsch ten Aggressivität, die für Umsicht keine Zeit ließ, darauf zu achten, was sie in der Dunkelheit anrichteten und was davon die Folgen waren. Den Fackelträgern mit den nächtlichen Leuchten hatten sie vor Eifer den Rük ken zugewandt, so daß sie mit ihrem eigenen Schatten / (1012) jene, die sie bestraften, in Dunkelheit hüllten, und so bemerkten sie nicht, daß sie ihre unheiligen Taten verbrecherischer ausführten, als sie wollten426 • Blind ist jede Wut427, und wenn der Wütende noch zu den bäurischen und ungebil deten Leuten zählt, dann wehe denen, gegen die er vorgeht. Er stürzt sich auf sie schlimmer als jedes Feuer, das alles vor sich liegende mit einem Un gestüm, das jede Erwartung übertrifft, angreift, verschlingt, verzehrt und übel zurichtet. 13. Danach raubten sie mir mit Gewalt meine Schüler aus meinen Händen, die bis zuletzt bei mir ausgeharrt und mit mir in dieser Arena gekämpft hatten. Sie hatten in den Wettkämpfen der Diskussionen mitgestritten wie edle junge Hunde, deren Bereitschaft zu bellen zur rech ten Zeit auch der große Chrysostomos wegen der Gutartigkeit der Tiere lobt, wenn er sagt, daß es Gott gefällt, wenn die Menschen wie Hunde bellen zur Verteidigung des rechten Glaubens428 • Einige von ihnen schick ten sie in die schlimmsten Kerker, anderen drohten sie die fürchterlichsten Dinge an, wenn sie nicht freiwillig dem Umgang mit mir ganz und gar ab schwören würden. Die Mehrzahl hatte, wie gesagt, aus Angst vor den ih nen am vorigen Tag angedrohten Strafen schon vorher sofort den Verkehr mit mir aufgegeben und waren gegangen429 ; sie hatten sich in alle Richtun gen zerstreut und sich, der eine hier-, der andere dorthin in einen dunklen Winkel zurückgezogen. Das war, als nämlich auch der Bischof von Tyros, einer der Suffragane der Kirchenprovinz Antiochien, entfernt worden war. Er war damals auf dreiste Weise von dort verjagt worden und hatte für den Rest auf das Konzil verzichtet, sich in seinem Haus eingeschlossen und fristete dort nun unfreiwillig das Leben eines Mönches430• Genug davon. 14. Mir / (1013) sagten sie bis dahin nichts Unschickliches oder Ungehöri ges und ließen mich zusammen mit den beiden Bischöfen und mit den aus erlesenen gelehrten Männern, von denen ich gesagt habe, daß sie bis zu letzt an meiner Seite kämpften, nach Hause gehen431 • 4.1. Aber nach einigen Tagen erlegten sie mir durch Abgesandte Haus arrest auf432• Sie befahlen mir nicht nach Art der Pythagoräer ein fünfj äh147
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riges Schweigen433, sondern ein ewiges und besonders unerfreuliches, weil es unfreiwillig und erzwungen war, dazu aber ein uneingeschränktes, und das nicht nur zeitlich uneingeschränkt, sondern auch noch mit dem zu sätzlichen Verbot versehen, überhaupt jemandem zu schreiben oder je manden zu sehen oder zu sprechen434 • Sie beraubten mich nicht allein mei ner Bekannten und Freunde, nicht allein auch der Verwandten und Nach barn, sondern sogar jeden Dieners oder Gehilfen, die meistens die Stützen des Alters sind435 • So attackierten sie unbarmherzig und frevelhaft mein Schicksal436, so nutzten sie tierisch meine unglückliche Lage aus, oder bes ser, sie selbst wurden mir zum leibhaftigen Überfluß des Unglücks, sie, die sich damals rühmten, die Hirten der Kirche zu sein. Aber die Blitze, die Zuchtmeister der Bösen sein sollen, schienen sorglos zu sein und zu schla fen. Sonst wahrhaftig, wenn sie einen Schlag vom Himmel erlitten hätten und sich des Wahnsinns und des Übermuts ihrer Worte und Taten bewußt geworden wären, hätten sie sich gewiß, wenn auch spät, noch gebessert. So war das. 2. Beim Anblick, welch rasenden Lauf die geballte Wucht des Bösen nahm und / (1014) wie sie in ihrem schädlichen Ansturm gegen den Le bensnerv der Kirche Gottes nicht satt werden konnte, wäre mir nur Trüb sal und Trauer geblieben, wenn mich nicht Worte der früheren Weisen, die uns das unstete Fließen der Dinge vor Augen halten, in meinem seelischen Leiden erquickt hätten. Alles, was nicht von festen Regeln und gesetzli chen Normen, sondern von Zufälligkeiten und den Händen der Machtha ber bestimmt wird, das alles hat immer einen Lauf, der keinerlei Gesetz mäßigkeit unterliegt, sondern einen, wie ihn Ebbe und Flut des Meeres und die dadurch in Meerengen entstehenden Wechselströme zu sehen ge ben437 • Darum ist es der Freude nie vergönnt, auf längere Zeit ohne Trä nen zu bleiben, und dem Leid nicht, ein für allemal ohne Beimischung von Freude zu sein. Vielmehr ist alles vermischt. Aus diesem blinden Würfel spiel43 8 , das mit den verschiedenen Lebensstadien frei umspringt, kann, wer klug ist und acht gibt, wie aus Buchstaben und Silben einige in den Dingen verborgene Geheimnisse erfahren und (lernt dann,) sich nicht ver wirren und überraschen zu lassen durch ungewohnte Vorgänge, sondern inmitten des Unglücks, insbesondere in bezug auf Gott, standhaft in seiner Gesinnung zu verharren. Denn das menschliche Leben gleicht einem Rät sel; man tut etwas und bringt etwas ganz anderes zustande und dient dabei der in allem klug waltenden Vorsehung, auch wenn das unserem Verstand 148
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verborgen bleibt. Die Dinge scheinen sich mal gehässig und feindselig ge genüberzustehen, dann wieder sich zu einer Vereinigung und auf Ver wandtschaft beruhenden Harmonie zu verflechten, auch wenn dazwi schen große zeitliche Abstände liegen. 3. Das ist ganz allgemein gesagt; es vollzieht sich aber auch so in dem, was sich jetzt bei uns abspielt. I (1015) Denn wir erleiden nicht etwas, was außerhalb der Natur der Menschen liegt. Vielmehr auch dies läßt sich mit früheren Geschehnissen vergleichen und in Verbindung bringen. Über die glänzenden Kämpfe der Märtyrer und den Srurm jener Zeiten will ich hier erst gar nicht reden439 • Aber Män ner wie Basileios und Gregorios und viele andere Leuchten der Kirche sind in solche Gefahren geraten und erzählen unaufhörlich überall in ihren Bü chern von dieser Tragödie ihrer Zeit, von den hitzigen Verfolgungen durch die bösen Tetrarchen und Dynasten jener Zeiten und Staaten, denen sie und mit ihnen der rechte Glaube ausgesetzt waren440• Das, was heute geschieht, wird man ohne Zögern als Parallelfall betrachten, wenn man beides vergleicht. Ich halte es für angebracht, hier daraus eine Episode an zuführen als Trost, als Anregung zur Tapferkeit und als Beispiel von Tugendhaftigkeit. 4. In seinen Schriften an Amphilochios schreibt der große Basileios u. a., was ich hier daraus als Beitrag (zu diesem Thema) entnommen habe und an dieser Stelle vorlege. S. 1015,16- 1020,12 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12f.) Es folgt eine Reihe von Zitaten441 , worin sämtliche Unerfreulichkeiten, die theologische Streitigkeiten in der Kirche zu verursachen und zu beglei ten pflegten, beklagt werden. Beklagt wird natürlich u. a., daß die Grenzen der Väter verrückt werden, daß auch der größte Schurke noch als Theolo ge auftreten kann, daß selbsternannte Kirchenvorsteher den Hl. Geist und das Evangelium beiseite schieben usw. (Übersetzung S. 1020,12 ff.) 5. Ich hatte vorgehabt, zum Beweis des Gesagten noch mehr Heilige an zuführen, aber es schien mir dann doch einfacher, erst einmal durch die sen einen die Ahnlichkeit der früheren Vorkommnisse mit den gegenwärti gen genau herauszustellen und anschließend den Zweiflern und Kleinmü tigen zuliebe auch die Zeugnisse der anderen vorzuführen. Denn ich habe jetzt auch aus diesem (einen) einige wenige Dinge als Beitrag gesammelt, so viele als nötig (erscheint) , um meiner Schuldigkeit in bezug auf dieses 149
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Problem und die Erfordernisse dieses Themas Genüge zu tun442• Wer will, kann diese Dinge, die uns passiert sind, einzeln oder mehrere zugleich, mit dem Erzählten vergleichen und feststellen, daß die Übereinstimmung der jetzigen Verfolgung mit der früheren vollgültig ist. Er wird klar lernen, daß die Zeit das, was zeitlich weit auseinander liegt, wieder aufnimmt und zusammenbringt. / (1021) Was sozusagen der Strom stürmischer Ereignis se durcheinanderbringt, wird durch das Zurückfluten der Ereignisse wie der zusammengefügt. Und vieles, was die Labyrinthe der vielfach ver flochtenen menschlichen Lebensläufe über die Winkel und Verstecke des Vergessens zerstreuen, führen später entgegengesetzte Labyrinthe von Le bensläufen wiederum in die gleichartigen und verwandten Spuren der Er eignisse früherer Zeiten zurück und feiern gewissermaßen nach langer Zwischenzeit die Enthüllung der Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen untereinander. 5.1. Nach dieser Verfolgungsmaßnahme gegen uns schüttelten die Ver folger sofort alle Ängste von ihrer Seele ab, wie Leute die wider alle Er wartungen aus Schiffsbrüchen und Meereswogen gerettet wurden, und sie atmeten nunmehr auf wie in wohltuender und freier Luft. Von jetzt an ver anstalteten sie Tag und Nacht unter sich unter Vorsitz des Kaisers und ohne uns häufig Versammlungen und ließen nicht nach, sich in Wort und Tat gegen uns zu richten. Dabei stritten sie unter sich an erster Stelle darüber, wer gegen uns die meisten Beschimpfungen von sich gegeben hät te, und erzählten unter Applaus und Gelächter, wer zwar weniger, aber schärfere, oder auch, wer als erster wie ein barbarischer Satrap handgreif lich gegen uns geworden war443 und wer zwar später, aber effektiver. Die se gottverhaßten Leute gaben, ohne schamrot zu werden, mit Mutwillen und liebedienerischer Zunge mit Taten an, die sie hätten verhüllen sollen, und taten es jenem berüchtigten Dioskoros gleich, dem gottlosen Inhaber des (patriarchalen) Thrones von Alexandrien, der auf dem Bischofskonzil, das einst in Ephesos versammelt worden war, Flavianos und viele andere hatte ermorden lassen / (1022) und sich ebenfalls mit diesem Mord wie mit einer Großtat brüstete444, den alten Nero nachahmend, der mit seinen Vorführungen von Flötenspiel und Tanz prahlte, die er nachts im kaiserli chen Audienzsaal veranstaltete, während der Adel und die Senatoren des alten Rom sehr gegen ihren Willen dabeisaßen445• 2. So feierte also diese ehrwürdige Clique von Bischöfen tanzend unsere Verfolgung, anschließend sprachen sie Palamas und einander von den An150
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klagen wegen Gottlosigkeit frei, begrüßten diese vielmehr als großartiges Dogma, und sofort stellten sich für sie dementsprechend kraft Beschlüssen vom kaiserlichen Dreifuß446 der Lohn und die Kampfpreise ein. Das waren Geldverteilungen und Einkünfte aus Besitzungen und die Vergabe von vie le Mönche zählenden Klöstern an meistenteils völlig ungebildete Leute, die außer vom Geschäftemachen von nichts eine Ahnung hatten. (Sie han delten) ähnlich, wie zuerst Cornelius Sulla und später Antonius ihre mör derischen Proskriptionen einst gegen Adel und Senatoren Roms (befah len), als sie durch Usurpation die Macht ergriffen hatten447. Jene wurden aber nur Mörder der Körper, um Besitzungen rauben und verteilen zu können, diese Leute betrieben die vollständige Vernichtung der Körper und der Seelen, was die Seelen betrifft, die der eigenen, für die sie sich ein setzten, was die Körper betrifft, die der anderen, gegen die sie sich enga gierten. 3. Danach beschlossen sie gegen uns die eine ewige Strafzureilung nach der anderen, so wie das bei den alten Römern in den Wahlversamm lungen getan wurde, nur (mit dem Unterschied) , daß die dabei / (1023) je nen, die sich auszeichneten, Ehrenämter und RichtersteIlen zuerkannten, diese Leute aber Gründe und Absichten festlegten, um nicht nur den Le bendigen, sondern auch noch den Verstorbenen Übles anzutun448 . Sie setz ten auch noch die letzteren ab und sprachen den Bannfluch über jene aus, von denen sie selbst abgesetzt worden waren wegen der Gottlosigkeit ihrer neuen Dogmen. So glaubten sie der Verurteilung wegen Gottlosigkeit zu entgehen, da sie angeblich nicht von Bischöfen, sondern von abgesetzten (Männern) abgesetzt worden waren. Dabei zählten die meisten noch zu denen, die zusammen mit dem Patriarchen und jenen Bischöfen damals Palamas selbst und seine Leute degradiert und verurteilt hatten449 . Indem sie jetzt für Palamas kämpften, verurteilten sie also sich selbst. Sie wollten lieber (jetzt) sündigen, um nicht angeklagt zu werden, als rechtgläubig zu bleiben und sich den Strafen zu unterwerfen, sie wollten lieber durch das Verderben ihrer Seele ihr leibliches Wohl sicherstellen, als zum Nutzen ih rer Seele am Leibe Unglück erleiden450 • Sie glaubten aber nicht einmal, daß das, was sie taten, den Untergang ihrer Seele bedeutete. Wie sollten sie auch? Sie usurpierten einfach die absolute Freiheit und den Willen Gottes und eigneten sich diese zu, und sofern es sie betraf, schlossen sie Gott selbst (das Wesen Gottes) im Innersten der himmlischen Räume ein und versteckten ihn dort und erhoben eine Wirkung ohne Substanz (Hyposta se) und ohne Wesen, das heißt, die Gottlosigkeit (den Atheismus) zu 151
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(ihrem) Gott, damit sie sündigen können, ohne angeklagt zu werden, und eigenmächtig gegenseitig Sündenvergebung erteilen und empfangen kön nen, so wie Leute auf dem Markt Delikatessen kaufen und verkaufen. Darauf zielt, glaube ich, auch folgendes ab, das von Palamas unter ande rem gotteslästerlich zum Dogma erhoben wird, / (1024) daß nämlich die Menschen anfanglos und unerschaffen, mit anderen Worten, für sich exi stierende und wesenhafte Götter sind, unendliche Male unendlich viele, (Produkte) der unendliche Male unendlichen vielen (denn man muß sich hier ausdrücken wie er) Energien und Gottheiten, die unerschaffene und wesenlose Götter, mit anderen Worten keine sind. Denn alle Menschen, sogar die Kleinkinder, sind der Meinung und glauben, daß unerschaffen und substanzlos das gleiche ist, wie nichts sein und für nichts gehalten werden. Keine Natur, heißt es, existiert, weil sie dieses (Bestimmte) nicht ist, sondern weil sie dieses (Bestimmte) ist. Das Vorhandensein dessen, was ist (des Seienden) ist nicht die Aufhebung dessen, was nicht ist (des Nichtseienden)451 . 5. Auf diese Weise schmähten sie wie ungezogene Kna ben den rechten Glauben, und so planten und taten sie gegen uns Unver nünftiges. Mit unserem Unglück speisten sie ihre tierische Roheit, gegen uns ersannen sie, Lügen verbreitend, jedes böse Wort452, so viele und sol che ihnen der Zorn ihrer Seele nur eingab. Alle Marktplätze und Schau bühnen füllten sie mit gedungenen Propagandisten, und zur unbestritte nen Überredung der Hörer betrieben sie mit glänzendem Erfolg unsere Einsperrung. So konnten sie gegen uns alles ausdenken und beschließen, was sie nur wollten, und zugleich viele Leute ohne Intelligenz und Bildung für ihre gottlose Lehre gewinnen, weil die sofortige Widerlegung so weit wie möglich weg war. Sie fürchteten weder Gott, noch schämten sie sich vor den Menschen. Sie glaubten nicht, daß es in der Zukunft ein Urteil geben werde für das, was hier geschieht, oder Vergeltung von guten und bösen Taten, wie die heiligen / (1025) Aussagen lehren. 6. Dieses und ähnliches haben zusammen mit dem Kaiser und dem Patriarchen alle Bischöfe und Priester in dicken Büchern und auf Gesetzes tafeln niedergeschrieben, als Konzilsakten veröffentlicht und mit eigenhän digen Unterschriften bekräftigt, die einen mit der Hand und freiwilligem Einverständnis, die anderen wohl mit der Hand, aber nicht mit geistigem Einverständnis, und das Gegenteil davon taten wiederum andere. Denn es gab auch welche, die im Geiste und durch öffentliche Aussage ihr Einver nehmen erklärten, aber nicht mit der Hand; sie hielten sich einerseits an 152
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die herrschende Meinung und versuchten andererseits, der künftigen Be schimpfung durch die Nachwelt zu entgehen453. Denn auf diejenigen, de nen es unmöglich war zuzustimmen, warteten Folter und Schande; wer sich aber überreden ließ, wurde mit Geld und vielerlei Ehrungen belohnt. Dadurch ließen sich auch viele meiner Freunde fangen. Sie stellten sich ge gen mich, und gerade sie strengten sich an, mich zu verraten und mir nach dem Leben zu trachten; sie sannen den ganzen Tag auf hinterlistige An griffe und rührten immer ihre Zunge gegen mich454 . 7. Einer von ihnen war Kabasilas, mein bester Freund, was mir, ehe es geschah, nie in den Sinn gekommen wäre. Es hat mich denn auch aufs äu ßerste verwundert, und ich höre nicht auf, mich zu wundern, wenn ich das hohe Alter des Mannes betrachte und die außerordentliche Enthaltsam keit und Besitzlosigkeit, worin er immer lebte455. Ein Weiser war der Mann, der folgendes als erster im Geiste erwog und mit der Zunge aus sprach, daß die lange Dauer der Zeit alles Verborgene hervorbringt und das, was nur Schein ist, verdunkelt456 . Auch dieser Mann, der im übrigen brav und vonrefflich war und schien, bemerkte nicht, daß er sich von menschlicher Ruhmsucht und Schmeichelei ganz und gar besiegen ließ. Aber auch Vergebung / (1026) dem Mann, der einem schwer besiegbaren despotischen Trieb der Seele nicht zu widerstehen vermochte. Er hätte freilich den Wonen des weisen Diogenes gehorchen sollen, der, als einer fragte, wie man am einfachsten und schnellsten berühmt werde, antwone te: wenn er den Ruhm zu verachten weiß457 . Vielleicht meint jemand, der meinen Schmerz heilen und den Vorwurf ein wenig verringern will, daß man den Freund nicht wegen Ruhmsucht verurteilen solle, weil er so tief gefallen sei, sondern weil er weder der Sprache der profanen Weisheit ein festes Fundament gegeben, noch sich mit den heiligen Dogmen venraut gemacht hätte. Ich werde dem nicht widersprechen, denn letzteres wäre mir lieber als das erste. Letzteres ist ungewollt, es spricht den Freund von der allergrößten Bosheit frei und gibt ihm irgendwie einen Schein von Ent schuldigung, ersteres dagegen verscheucht vollends jede Hoffnung auf Entschuldigung, denn die freiwillige geistige Haltung verdunkelt sie wie dichter Nebel. Der Mann verließ sich von Anfang an auf sein angeborenes Talent und seine Wongewandtheit und überspülte sein Leben lang mit letzterer jeden, der ihm begegnete. Darüber vergaß er sogar das Essen. Er beschränkte das ganze Interesse seiner Freundschaft darauf und hielt allein das für ausreichend, mühelos die goldene Ernte des allgemeinen Lo153
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bes für sich einzuheimsen, und kümmerte sich nicht im geringsten darum, seinen Redefluß mit Weisheit und (Kenntnis der) heiligen Dogmen zu schmücken. Sonst wäre er nie in beiden durchgefallen, sondern er hätte die Geschwätzigkeit, die meistens daneben geht, vermieden und wäre jetzt nicht in den Abgrund der Gottlosigkeit gestürzt458 • I (1027) 8. Mit solchen Männern hatte, glaube ich, auch der große Theologe Gregorios zu tun, Männern, die der Häresie der Pneumatomachen verfallen waren. S. 1027,2-15 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12 f.) Zum Beweis bringt Gregoras ein Zitat des Greg. v. Naz. 459 , worin dieser beteuert, wie sehr er die Angesprochenen zu würdigen weiß, so daß er die Verdammung auf sich zu nehmen bereit wäre, wenn diese bloß zum wah ren Glauben zurückkehren wollten. (Übersetzung S. 1027,15 ff.) 9. Ich finde, daß diese Worte auch gut zum gegenwärtigen Thema pas sen und sich darauf anwenden lassen, und ich habe selbst dazu noch etwas mehr zu sagen. Ausgelöscht ist jede Liebe, jeder Trost und jedes aufmun ternde Freundeswort. Nirgends gibt es noch brüderliches Erbarmen, nir gends Tränen des Mitleids460 . Darum erinnerte ich mich auch an das Wort Salomons: «Ich schaute mich um unter der Sonne und sah, daß den Leicht füßigen der Lauf nicht zufällt, den Mächtigen nicht der Krieg und auch den Weisen nicht I (1028) die Klugheit oder den Freunden die gute Hoff nung, sondern der richtige Zeitpunkt und das Gelingen fallen ihnen allen unerwartet zu von Gott461 .» Dies übersteigt alle menschliche Weisheit und Kraft und macht alle menschliche Wichtigtuerei und allen Stolz wertlos. Darum auch beschloß ich zu schweigen, mich nur zu wundern über die Spielereien und die plötzlichen Veränderungen462 des Lebens und nieman den vor seinem Ende glücklich zu preisen463 • Auch der berühmte Dareios wurde durch hinterhältige Schläge und Verwundungen in den Tod getrie ben, und als er vor Durst um Wasser bat, war auf seiner Flucht in einer unzugänglichen Wüste niemand bei ihm außer irgendeinem einfältigen Mann, der ihm ein wenig Wasser brachte und ihn vor seinem Tod erquick te. Darauf seufzte er tief und sagte unter Tränen: «Das ist der Höhepunkt meines Unglücks, daß ich eine Wohltat empfange und sie nicht gebührend vergelten kann464 .» Mir aber fehlen sämtliche Bekannte, Freunde, Hausge nossen, Nachbarn, und ich sitze allein da in meinem trostlosen Gefängnis. Für mich aber ist das größte Unheil und der Höhepunkt meines Unglücks 154
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nicht, daß ich nicht imstande bin, dem, der mir einen Trunk kalten Was sers reicht, dies nicht gebührend zu vergelten, sondern daß ich überhaupt niemanden habe, der mir diesen Dienst erweist. Ich trage es also und bin zufrieden damit, daß ich den Herrn, der das Verborgene sieht, zum Zeu gen des (mir angetanen) Unrechts habe465 • Aber ich kehre zu meinem The ma zurück. 6.1. Die barbarische und mörderische Gesinnung dieser mit Blutschuld beladenen Männer466 gab keine Ruhe. Sie hatten als günstigen Wind I (1029) den Atem des Kaisers, der das Segel ihrer Gesinnung antrieb, und so durchfuhren sie mit Leichtigkeit jede Skylla und Charybdis des Mee res467, da sich ihnen überhaupt niemand in den Weg stellte. Also lasen sie in der Öffentlichkeit ihre gotteslästerlichen Dogmen und ihre unheiligen Bücher vor, worin sie Schmähungen meiner Person und der Rechtgläubig keit miteinander vermischten, und alsbald überredeten sie den Kaiser mit Vorhersagen aus ihren Träumen, die kaiserlichen Insignien anzulegen, zu sammen mit dem Patriarchen und den palamitischen Bischöfen die Litur gie zu feiern und diese Schriften eigenhändig auf den göttlichen Altartisch zu legen, ein neues Weihegeschenk einer neuen Religion für neue Götter und unendliche Male unendlich viele Gottheiten468 • Was am meisten sei nen (des Kaisers) Geist für diesen Akt zugänglich machte, waren die wahrsagenden Dreifüße ihrer Träume, die Herrschaft über viel Land und Meer versprachen, wenn er auf diese Weise ihre Dogmen bekräftige469 . 2. Dieser Vorgang, so glaubten sie, wäre eine Schmach für uns und für den rechten Glauben. In Wahrheit stellen diese Schriften ein Bild ihres Geistes dar und ein Monument der Gottlosigkeit. Worte sind einerseits Abbilder der Taten, nämlich wenn sie schon vor den Handlungen in den Privatge mächern der Überlegung eingeübt werden und dort irgendwie die Ziele der Handlungen ausmalen; in einem anderen Sinne werden sie aber auch Abbildungen der Seele, wenn sie nach der inneren Überlegung wahrhaftig zu Taten werden, die sozusagen nach der Seele riechen und den Außenste henden vor Augen führen, wie ihre (der Seele) Haltung und Einstellung ist. Die Abbilder ihrer inneren Falschheit in der Lehre und ihrer tierischen Roheit I (1030) tragen fortan auch diese Schriften vor den Außenstehen den zur Schau, und sie verkünden klarer als ein mittäglicher Sonnenstrahl, daß sie geradezu der Greuel der äußersten Verwüstung sind470 • Als dieses gottverhaßte Weihegeschenk auf den heiligen Altar gelegt war, ließ Gott sich nicht zur Annahme herab471 und verhing über ihre Dreistigkeit sofort 155
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die entsprechende Strafe472• Alle in jenem Augenblick ringsumher stehen den Bischöfe und Priester ließen Zurufe ertönen, jedoch keineswegs den Tadel, der es hätte sein sollen: "Wie hast du es wagen können, Mensch, dem alleinigen Schöpfer-Gott aller Dinge eine Masse unterschiedlicher Götter zuzuführen, und wieso hast du dich keineswegs gefürchtet, gegen dich selbst, gegen uns und alle Rhomäer das unwiderstehliche Schwert (Gottes) und die Himmelsblitze, die Züchtiger der Bösen, herauszufor dern?» Nichts von alledem sagten sie, und es kam ihnen auch nichts in den Sinn, von dem, was der Wahrheit näher kam. Jeder hatte sich vorher schmeichelnde Worte und Versprechungen ausgedacht und trug sie vor, Dinge, die gerechterweise nicht in Erfüllung gehen sollten. Sie sagten: Die früheren Kaiser bemühten sich allgemein nach väterlichem Brauch, mit Gold, Silber und wertvollen Steinen verzierte Geräte und Gegenstände und ähnliche Kostbarkeiten beizubringen. Du aber hast ein exotisches Ge schenk angetragen, das in der Kirche Gottes nie irgendwie heimisch war und wie es seit ewigen Zeiten noch kein Kaiser je dargebracht hat. Dir versprechen wir Erweiterung von Herrschaft und Macht in Europa und Asien, wie keiner der früheren Kaiser sie gekannt hat473, eine so große Ge gengabe Gottes, wie keiner bekommen hat, denn Gott vergilt hinterher das Dargebrachte in entsprechender Weise I (1031) und zeigt allen durch die Offensichtlichkeit der Gegengabe die verborgene Qualität und Bedeu tung der Gabe, wie gut oder wie schlecht sie war474 . Dies hörten die By zantier, derentwegen sie die Vorhersage orakelten, es hörte aber auch Gott, dem sie die Gabe und das Urteil über die Zukunft überließen; und vor den Augen von Zeugen, die es wissen, erfüllte es sich schnell, aber nicht so, wie sie es ihrem eigenen Wunsch gemäß vorhergesagt hatten, sondern so, wie die vorurteilsfreie Waage der göttlichen Gerechtigkeit es bestimmte. Es vergingen nur wenige Tage, da wurden, um es kurz zu sa gen, sämtliche Häuser, die die Rhomäer einst mit großem Kostenaufwand auf beiden Seiten der Meerenge, d. h. entlang der Mauern der Byzantier und dem gegenüberliegenden Festland, gebaut hatten, durch die Genue sen, die das kleine Festungsstädtchen dort bewohnen, in Asche gelegt und der Staat der Rhomäer so in die Enge getrieben, daß die Byzantier jede Pforte der Seemauer befestigten und schon um ihre Stadt bangten, (aus Angst) die Genuesen könnten herbeieilen, die Pforten zur Beute des Feuers machen und mit unwiderstehlicher Wucht eindringen oder mit Hilfe we niger Leitern über die Mauern springen. Darum umgaben sie von außen 156
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den ganzen nach Norden liegenden Teil der Seemauer von Byzanz mit tie fen Gräben, die sie in kurzer Zeit mit Meereswasser füllten, so daß dieser ganze Teil dort für die lateinischen Feinde sofort unzugänglich wurde475• So gab Gott für die Darbringung des Tomos schnell ein Gegengeschenk, freilich dem Begehren und den Vorstellungen des Kaisers völlig entgegen gesetzt. / (1032) Zeugen waren mitnichten nur jene liebedienerischen Bischöfe, die mit ihren Vorhersagen dem Gehör für einen einzigen Tag Er quickung, aber von keiner Seite auch nur eine einzige Frucht, sondern vielmehr in jeder Hinsicht das Gegenteil jener bischöflichen Ankündigun gen und Prophezeiungen hervorgebracht hatten, Zeugen waren auch alle Völker ringsherum, so daß wir in unserer Lage dem Naserümpfen und dem Spott aller ausgesetzt sind und alle glauben, daß der endgültige Ab lauf den unbezweifelbaren Beweis liefere, daß der Tomos vollends gesetz los und gottlos sei. Alles was gewesen ist, wird letztendlich nach dem Aus gang beurteilt. Die Bischöfe nun glaubten, das dargebrachte Geschenk, diese gottlose Weihgabe, der Tomos, zähle zum allerbesten, und darum kamen sie auf die Idee, die schönsten Erfolge für die Herrschaft des Kai sers vorherzusagen, zu prophezeien und zu verkünden, daß er nämlich die Grenzen bis zum Euphrat und Tigris ausdehnen werde476• Aber Gott war das Angebotene ganz und gar unerträglich, und darum wurden ihre Hoff nungen in ihr Gegenteil verwandelt. Anstelle der berühmten großen Flüsse Euphrat und Tigris gab es Gräben, gefüllt mit Meerwasser, die der Kaiser Kantakuzenos graben und anlegen ließ, um die Mauern von Byzanz zu umspülen, eine kleine Verlegenheitsbefestigung gegen die Feinde. Für den, der logisch denken will, ist die Schlußfolgerung einfach und deutlich: Da das Weihegeschenk, der von ihnen verfaßte Tomos, schlecht und gottlos war, fand die Angelegenheit auch einen unglücklichen Ausgang, der ganz und gar das Gegenteil war und in völligem Gegensatz zu ihren Vorhersa gen den Rhomäern den Untergang / (1033) brachte. 6. Daher kann man, wenn man sie nebeneinanderstellt und miteinander vergleicht, die Ähnlichkeit der jetzigen Ereignisse mit den früheren sehen477 • Auch jetzt hat ein Schwanken schlimmer als jede Meereswoge die feste Burg der Kirchen ergriffen und die Grenzen und die Dogmen der Väter erschüttert. Wie ein Sturm stiftet die Einbildung der Herrschenden zusammen mit der Unwissenheit allgemeine Verwirrung, indem sie die Dogmen der Rechtgläubigkeit zu übertriebenen und mangelhaften Thesen verzerren. Nach einigen von denen, die sich widersetzen, strecken sie ihre 157
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mörderischen Hände aus, andere werden teils verbannt, teils auf allerlei Weisen verfolgt, wieder andere umhüllen unterirdische Gefängnisse, im provisierte Gräber für Menschen, die noch leben. Hemmungslos theologi sieren die Ungebildeten und füllen alle Marktplätze und Theater mit die sem Geschwätz. Hirten werden vertrieben, an ihre Stelle setzt man gegen das Wohl der Herden böse Wölfe. Die Zahl der unerschaffenen Gottheiten wird ins Unendliche ausgedehnt. Furchtlos wird die Lüge verbreitet, die Wahrheit wird verhüllt. Auf lästerliche Weise wenden sie die Beschuldi gungen, derentwegen sie selbst überführt worden sind, gegen uns478 • Die Gesetze der Väter werden mit Füßen getreten. 7. Wozu versuchen, alles in Einzelheiten durchzugehen? Die Leser kön nen es selbst mit den Fakten vergleichen und aus der Gegenüberstellung die Ähnlichkeit des Früheren mit den Dingen von heute erschließen, ich möchte sogar sagen, feststellen, daß das heutige Übel schlimmer ist, ver glichen mit dem, was über früher alles erzählt wird. Denn damals war das Reich der Rhomäer (Römer) zu Lande und auf dem Meer größer, überall in der bewohnten Welt standen weise Männer in der Blüte ihrer Jahre, fast alle Patriarchen und die meisten / (1034) Bischöfe hatten eine ihrer Weis heit entsprechende Kenntnis der Dogmen, so daß die Verfolgten ein großes Gebiet hatten, um von einer Stadt in die andere zu flüchten und von dort wieder in eine andere und von dort wieder anderswohin. Auch konnte, wenn ein Teil (der Kirche) in Gefahr war, die anderen aber noch gesund (in der Lehre) und in der Opposition, der gefallene Teil wieder aufgerich tet werden. Heute besteht die ganze Herrschaft (der Rhomäer) fast nur noch aus (der Stadt) Byzanz allein, die patriarchalen und bischöflichen Kirchen sind, ich würde fast sagen alle, der Herrschaft der Barbaren un terworfen, und darum sind Verfolger und Verfolgte beide, man kann auch sagen, Wölfe und Schafe, in dem einen Schafstall Byzanz eingeschlossen. Und jetzt wird die Herde Christi ungehemmt (durch Furcht vor Strafe) aufgezehrt, denn niemand hat irgendwo irgendeine sichere Zuflucht oder kann in seiner Seele, wie auch immer, gute Hoffnung fassen. So wird die Sache jetzt viel gewalttätiger als in der äsopischen Fabel, die der große Ba sileios zur rechten Zeit benutzte, um von der tierischen Roheit der damali gen Verfolger ein Beispiel vorzuführen479 • 8. Aber ich bin auch gezwungen, die von ihnen mittels Träumen ausge übte Wahrsagerei zu erwähnen480 , wodurch sie ganz besonders den leicht beeinflußbaren Geist des Kaisers beeindruckten und sich hörig machten. 158
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXI!
Also will ich auch darüber ein paar Worte sagen, soviel als ich beim göttli chen Basileios, den ich soeben als Vorbild für meine Erzählung vorgestellt habe, sammeln kann. Der Kürze wegen lasse ich alle übrigen (Autoren) weg, sowohl jene, die die Tragödie der damaligen schrecklichen Dinge, wie auch jene, die solche Tragödien, die danach in anderen Zeiten immer neu erwuchsen, / (1035) mit großer Leidenschaft erzählen. S. 1035,1 - 13 Zusammenfassung (s. Ein!. S. 12 f.) Aus Basileios bringt Gregoras hier ein Zitat481 , worin dieser Leuten, die die Lehre des Sabellios zu erneuern versuchen, vorwirft, daß sie aus Angst vor Widerlegung Träume gegen ihn ersinnen. (Übersetzung S. 1035,13 ff.) 8. Du siehst, daß sich auch durch die Irreführung mit Träumen eine kla re Ähnlichkeit zwischen jetzt und damals ergibt. Das kommt daher, daß die Führung dessen, der solches lehrt, immer bei ein und demselben liegt, beim Teufel meine ich. Denn diese Leute genießen das Leben, sie benutzen die Platte ihrer üppigen Tafel als Kampfarena im Trinken unvermischten Weines und ersinnen als Erzählung zum Wein ihre Gottesvisionen und er brechen bequem wie ein im Bauch hausender Geist das Vorherwissen der Zukunft. Wegen des zu Kopf gestiegenen Weines, der ihr Gehirn umnebelt hat, erleidet ihre Zunge Schiffbruch und vergeht sich in unverschämter Weise. Sofort fangen sie mit Theologie an, da sie schon Mut / (1036) ge schöpft haben aus dem prophetischen Charakter ihrer eigenen Träume, und sie bringen zu Fragen willkürliche Antithesen und Lösungen vor. «Denn», so heißt es482, « sie tragen Worte (Fragen) vor, nicht um daraus irgendwelchen Nutzen zu ziehen, sondern um, wenn sie meinen, daß die Antworten nicht ihrem Wunsch entsprechen, dies dem Anschein nach zum berechtigten Anlaß nehmen zu können für Krieg und Verleumdung gegen die Rechtgläubigen.» Doch genug davon.
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KAPITEL XI
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XXII DES GANZEN WERKES
1.1. So war die Lage, und so wurde ich, wie gesagt, schon lange mit großer Sorgfalt bewacht, als mit der Zeit eines Tages ein Hämmern an meiner Tür zu hören war. Dies geschah so unerwartet, daß es mir Schrek ken und Verwirrung einflößte. / (1038) Das ewige unaufhörliche Kommen 159
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von sehr vielen (Besuchern) lag für mich schon in den Abgriinden des Ver gessens begraben. Die Leute (die an die Tür hämmerten) gaben aber zu erkennen, wer sie seien, und daraufhin öffnete ich die Tür und sie traten ein. Sie waren Überbringer von Botschaften, seitens des Kaisers Senatoren und Männer von edler Geburt, seitens des Patriarchen Bischöfe und einige der sonstigen Angesehenen. Sie sprachen die üblichen Begriißungsworte, setzten sich und berichteten über ihren Auftrag.483 Sie sagten: « Die zu neu en Aussagen, derentwegen es geschah, daß die Kirche in Unruhe versetzt wurde, sind aus dem Wege geräumt worden. Es sind durch uns alle, d. h. durch Bischöfe und Senatoren zusammen mit dem Kaiser und dem Patri archen neue Tomoi und Beschlüsse verabschiedet worden. Diese sind mit Sorgfalt bestens redigiert worden, so daß nichts mehr Sie daran hindert, fortan wieder mit uns Gemeinschaft zu haben und uns als eines Sinnes mit Ihnen zu betrachten.»484 Nachdem es vorher noch zu vielen (weiteren) Worten und Gegenreden gekommen war, forderte ich sie schließlich auf, die neuen Beschlüsse zu zeigen, wie auch die gemäß der Gesetzgebung der göttlichen Kanones in dieser Angelegenheit geschuldete Bekenntnisschrift des Palamas. Denn gleich der vom sechsten Ökumenischen Konzil gefaßte Beschluß sagt in bezug auf jene, die in der gleichen Lage waren: « Ihr, die Ihr sagt, zur Wahrheit zuriickzukehren, könnt uns auf keine andere Weise zufriedenstellen als mit einem schriftlichen Glaubensbekenntnis, das auf einer weiteren Synode in unserer Gegenwart bei dem heiligen und reinen Wort Gottes zu beschwören ist.»485 Wenn I (1039) nun auch Ihr diesem göttlichen Ökumenischen Konzil der Väter gefolgt seid und auch im Fall des Palamas dementsprechend gehandelt und ihn zu den gleichen Bedin gungen (wieder) aufgenommen habt, dann bezeugt mit Taten Eure Gesin nung, und sofern Ihr öffentlich die (gen.) Schriften bringt, werde ich mit Euch einig sein. Wenn aber die Verteilung von Geschenken, Schwelgerei am Tisch des Kaisers, reichliche Ausstattung mit Geld, das Sie unaufhör lich in Ihre Börsen scheffeln, und die daraus resultierende Freude der See le, dazu auch noch mangelndes Pflichtbewußtsein und fehlende Bildung Sie überredet haben, leichtfertig den Dogmen der Väter abzuschwören und die Vortrefflichkeit der geltenden Gesetze geringzuachten, dann sollen Sie wissen, daß nie auf irgendeine Weise irgendeine Gemeinschaft mit mir zu standekommen wird, genausowenig wie zwischen Licht und Finsternis oder windstillem Meer und einem das Meer aufwühlenden Wellen schlag.486 3. Daraufhin sagten sie, daß in diesem Fall keine schriftlichen 160
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
Glaubensbekenntnisse vonnöten seien und jetzt auch nicht verlangt wer den könnten. Was sie angenommen und beschlossen hätten, sei ein Gesetz stärker als alle Glaubensbekenntnisse. Was die von ihnen verfaßten neuen Beschlüsse und Entscheidungen der schriftlichen Tomoi angehe, richteten sie Vorwürfe an sich selbst, diese nicht mitgebracht zu haben, und mach ten für diesen Fehler die selbstherrliche Zwangsherrschaft der Vergeßlich keit verantwortlich. Sie versprachen nachdrücklich, dies am nächsten Tag zu korrigieren. 4. Ich sagte darauf meinerseits, daß es unglaublich sei, daß sie nur Worte überbrächten ohne diese Dokumente, denn Worte lösten sich zusammen mit der Luft, die sie in Bewegung setzen, in nichts auf. Sie hätten uns vielmehr die Dokumente zeigen müssen, ehe sie sich selbst prä sentierten. « Auch die göttlichen Evangelien» (sagte ich) « sind von den Aposteln / (1040) nicht geschrieben, ohne veröffentlicht zu werden, genau so wenig die Unterrichtungen und heiligen Dogmen der weisen Mystago gen der Kirche.487 Und es ist nicht so, daß diese (Schriften) zwar veröffent licht, aber verschwiegen wurden, nein sie werden in der ganzen bewohn ten Welt verkündigt. Auch wenn die Autoren solcher Schriften gestorben sind, bleibt das Geschriebene unsterblich und überdauert bei weitem jeden Grabstein und jedes Denkmal. Sie (die Schriften) bringen denen, die sie be nutzen, nicht nur einen Nutzen, der lebt und belebt, sie geben auch im merfort die Grundsätze und das kluge Verständnis ihrer Verfasser wieder und verleihen ihnen so eine unsterbliche Wirksamkeit. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist unseren Sinnesorganen verwandt und eigen und dadurch geeignet, ihre Wahrnehmung leicht zu okkupieren. Und so werden aus der Verbindung von beiden Erfahrung und aus der Erfahrung gewonnene Einsicht gesammelt. Der Geist (des Menschen) ist aber der Richter über die Dinge in unserem Kosmos und richtet sich einerseits auf den Himmel, andererseits auf die Erde. Er erfaßt durch die Sinne die Eigenschaften der Dinge. Das eine Mal erforscht und erkennt er durch Berührung Schroffheit oder Glätte der Körper und was sonst Objekt dieses Sinnesorgans ist, ein anderes Mal durch den Geruchs sinn, was wohlriechend ist oder nicht. Durch das Gehör erlangt er die Wahrnehmung harmonischer Klänge, durch die Wahrnehmung der Augen hat er Umgang mit den verschiedenen Farben. Außerdem beschäftigt er sich einerseits mittels der Sprache, andererseits mittels der Schrift mit den Sitten der Menschen und ihren Eigenarten und erwirbt diesbezügliche Kenntnisse. Das (Hören via Sprache, Sehen via Schrift) sind also die zwei 161
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
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leitenden Wahrnehmungsformen, / (1041) die dem besseren Teil der Seele zu Diensten stehen. Von den alten Weisen schreiben einige, wie wir hören, der einen, andere der anderen (Wahrnehmungsform) die wichtigere Rolle zu. Das Sehen nimmt zwar nur das unmittelbar Gegenwärtige wahr, ge währt aber im allgemeinen eine effizientere Kenntnis des Objekts; das Ge hör dagegen ist gewissermaßen stumpfer, aber breiter angelegt. Es nimmt das Anwesende bequem wahr, nimmt aber auch das Abwesende auf, wie wenn es anwesend wäre, und überbrückt dabei in staunenswerter Weise örtliche Entfernungen. Und, wenn einen das Wort nicht stört, das Gehör ist für die jetzt Lebenden auch Dolmetscher des Künftigen, wenn zum Bei spiel ein Moses oder ein David durch göttliche Inspiration Vorauskenntnis der Zukunft offenbart. Man sieht das allenthalben, insbesondere auch bei den meisten Urteilen in Sachen Geld und Grundbesitz; diese verlangen persönliches Inspizieren, benötigen oft sehr viel Zeit und erfordern der Genauigkeit und Sicherheit wegen zugleich Besichtigung und Anhörung als Entscheidungshilfen. Wieso urteilt man nicht, daß hier, wo es um die Dogmen der Kirche geht, mit weit mehr Recht dieses Übermaß (an Sorg falt) nötig ist? Man soll also auch mir zugestehen, tage- und nächtelang in einer allersorgfältigsten Untersuchung diese neuen Schriften zu prüfen. Neue Aussagen bringen neue Beurteilungen mit sich, sagen die Weisen, wenn nicht der Neuerer jemand ist, der erfüllt ist von Gott, einer, wie je ner Gottseher Moses war, der die Zehntausende zählenden Heerscharen / (1042) der Hebräer wie durch wasserlose Wüsten durch die feuchten Ab gründe des Meeres hindurchziehen ließ und umgekehrt wiederum (ihnen) durch einen wasserlosen Felsen Meere von Wasser bescherte. Denn auf Be fehl und mit Hilfe Gottes werden sogar Naturgesetze aufgehoben.488 Aber wenn er (der Neuerer) einer von denen ist, die sich morgens von der Schwelgerei und dem Rausch des Abends erheben, erwachsen daraus not wendigerweise allerhand böse Krankheiten und die Einführung verschie dener Häresien gegen die seit alters her festgefügte Ordnung sowie die Auflösung der dogmatischen Einstimmigkeit und jeder rechtmäßigen Ver fassung. Man soll darum die Wahrheitsfindung nicht für eine mühelose und besonders wohlfeile Angelegenheit halten. Nützliches, das wissen wir, wächst nicht von alleine und automatisch wie die Dornensträucher in den (heiligen) Wäldern.489 Das größte Gut der Seele hat die Natur mit gro ßen Mühen verbunden und mit sehr viel Schweiß umgeben. Welches Gut ist aber wertvoller für die Seele als der richtige und sichere Glaube an 162
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Gott? Die Krankheiten des Körpers rufen die Söhne der Ärzte490 als Heiler auf den Plan, und wenn ihr Einsatz das Ziel zu verfehlen scheint, ist der Schaden nicht gar so schwer und dauert nicht über das gegenwärtige Le ben hinaus. Die Erkrankungen der göttlichen Dogmen verursachen zwar keine Ströme von Blut, aber sie fügen in der Tat dem Glauben selbst Scha den zu, einen unblutigen, dafür aber einen (Schaden), der für die Seele, die von der ganzen Welt nicht aufgewogen wird,491 absolut tödlich ist, ewig dauert und einen unsterblichen Tod bewirkt. Darum muß über diese Din ge frei heraus gesprochen werden / (1043) und vor allem über die Glau bensbekenntnisse, die Reue über die gemachten Fehler bekunden, damit das Schisma in der Kirche nicht schlimmer wird. Wenn Sie das nicht wol len, wozu dann noch Zeugnisse?492 Anstelle von tausenden von Beschuldi gungen haben Sie sich selbst überführt, weil Sie offenes Reden hassen und das Licht der Wahrheit scheuen. «Denn», so heißt es, «wer das Schlechte tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine schlechten Werke nicht offenbar werden. » 493 5. Das sagte ich; sie versprachen, die neugeborenen und gerade erschienenen Beschlüsse und die besagten To moi, die sie verfaßt hatten, zu bringen. Aber das mit den von den göttli chen Ökumenischen Konzilien der Väter verlangten schriftlichen Glau bensbekenntnissen und der Reue über die begangenen Fehler gefiel ihnen ganz und gar nicht. Sie sagten einstimmig, daß so erwas von Palamas kei nesfalls schriftlich abgegeben werde und er uns auch in keiner Weise nichtschriftlich Reue über seine Verfehlungen bekunden würde. Wie sollte ihnen das auch gefallen, da sie seine Gesinnungsgenossen waren und selbst der gleichen Forderung ins Auge sehen mußten. Daraufhin standen sie also auf und gingen weg, um dem Kaiser und dem Patriarchen sowie den übrigen Bischöfen das Gesagte zu überbringen. Ich blieb zu Hause zu rück, um meine Zeit in der gestern und vorgestern über mich verhängten Einsamkeit zu verbringen. 2.1. Während es den übrigen, die es hörten, recht war und gut schien, daß mir die Schriften gebracht würden, war dieses Wort Palamas lästig, schwerer als jeder Olymp494 und / (1044) gar nicht im Einklang mit seiner Meinung. Sinn und Herz voller Zorn begab er sich also zum Kaiser und versicherte ihm, alles lieber dulden zu wollen, als dem zuzustimmen, und eher den Tod zu wählen, als Gregoras die Schriften zu geben. « Er wird es nicht lassen», sagte er, «schleunigst zu schriftlichen und nichtschriftlichen Widerlegungen dieser Schriften überzugehen. Unsere ganze Mühe wird 163
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
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künftig verloren sein. Während wir vor dem Rauch fliehen, werden wir, wie das Sprichwort sagt, ins Feuer fallen.495 Wir werden einen Augenblick lang glauben, aufatmen zu können, indem wir uns ihn, wie auch immer, vom Halse geschafft haben, aber dabei aus freien Stücken selbst wieder größere Meeresstürme von Streit gegen uns heraufbeschwören. » 2. Indem er dies und ähnliches ausrief und bejammerte, überredete er alle unter an derem dazu, diese neuen Beschlüsse und Dogmen einzeln und über dunkle Kanäle anderen bekannt zu machen, die nah oder fern irgendwo im Lande oder am Meer wohnen und von denen er hoffte, sie würden durch den ih nen eigenen Unverstand eine leichte Beute in den Fallstricken seiner Got tesverehrung werden. Nur mir blieb es absolut verweigert, nicht nur sie mit den Augen zu berühren, sondern auch sogar, daß überha'upt irgendei ne Spur, wie auch immer, auf die leiseste Art mir zu Gehör kam.496 3. Dar um vernagelten sie meine Tür noch mehr, damit mir nicht unbemerkt ir gendein Luftzug von dort ein Gerücht herantrüge, und sie stellten vorne und hinten, links und rechts Wachen auf, alle meine Nachbarn, die vorga ben, ein mönchisches Leben zu führen, jeden seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, / (1045) Gefangene zu besuchen, Betrübte zu trösten und Durstigen einen Becher kalten Wassers zu geben,497 ganz zu schweigen von anderen Dingen, die sogar barbarische Völker Stammesgenossen wie Fremden gegenüber aus Mitleid zu tun gewöhnt sind, weil die Neigung der Natur sie zur Rührung der Seele hinreißt. Aber diese Leute zeigten sich mir gegenüber schlimmer als wilde Tiere und noch viel härter als ihre Auftraggeber, so daß ich es tausendmal bevorzugen würde, mit wilden Tieren in den Bergen zu leben als mit diesen Männern. So waren meine Nächsten sogar grausamer als Fremdstämmige. Sie verfielen sogar in eine solch tierische Roheit, daß sie einige Leute, die an meinem Vorhof vorbei gingen, nur aufgrund eines unbegründeten Verdachts anschwärzten und erdichteten, daß mir von ihnen irgendwann ein Grußwort zuteil geworden wäre, das niemals jemand gewagt hätte.498 Und wer waren die, (die das taten) ? Leute, die früher eine langwährende und vielseitige Freundschaft unsererseits genossen hatten, und das in verschiedenen Gefahren der Zeit, und die nie irgendetwas Böses von mir erfahren hatten. Nur hatte ich sie oft gehindert an der totalen Verschwendung heiliger Gegenstände und an schändlicher Habgier eines jeden einzelnen.499 4. Ich hatte mich nämlich noch im sehr jungen Knabenalter in diesem Kloster niedergelassen und war dort geblieben bis auf den heutigen Tag, wo ich schon mein sechzig164
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
stes Lebensjahr vollende.soo In dieser Zeit bin ich mit Gottes Hilfe für die sen Ort Vermittler vieler guter Dinge gewesen. Denn dem sehr weisen Mann, der das Kloster sofort übernommen hatte und / (1046) mit groß mütigem Geist und freigebiger Hand erneuerte,S01 habe ich in allem gehol fen, was für ihn und mich von Nutzen war und was die Macht der Zunei gung mir eingab. Darum hatte er mir bei seinem Tod auch die Aufsicht über die kostbarsten und wichtigsten Klostergüter anvertraut und mich gewissermaßen zu seinem Nachfolger g�macht.s02 Und jetzt sind alle, die ich dort in Askese lebend vorfand, als ich dorthin kam, längst tot. Alle, die jetzt dort sind, sind mit meiner Zustimmung jeder zu seiner Zeit in dieses Kloster eingezogen.s03 5. Aus all diesen Gründen hätten die ehrwür digen Väter und Brüder uns Zeichen von Freundschaft und geistiger Liebe erweisen müssen, aber wie Stiere umgaben sie michs04 und ergriffen die Gelegenheit, worauf sie anscheinend gewartet hatten. Wie wilde Tiere, die in Schlupfwinkeln hausen, knirschten sie gegen mich die Zähne und ver galten mir Gutes mit Bösem.sos Sie sperrten gegen mich ihre Mäuler auf, wie ein Löwe, der brüllend Beute schlägt,s06 sie machten sich stark mit bö sen Worten, schärften ihre Zungen wie ein Schwert und sagten: Wer wird es sehen?s07 Kommt, laßt uns ihn vernichten, und niemand wird seines Namens noch gedenken.sos Jetzt kam es mir zur rechten Zeit in den Sinn, die Worte des Propheten zu sagen.S09 Ich habe sie mein ganzes Leben lang aufgesagt,SlO aber nie zuvor ist es mir passiert, daß ich sie so präzise ver stand wie jetzt aus eigener Erfahrung, (als mir klar wurde,) wieviele und welche untröstlichen Qualen jener Mann schmerzhaft in seiner Seele nährte. Wohl niemand kann / (1047) etwas, von dem, was ist oder ge schieht, in seiner Natur auf andere Weise genau kennenlernen, wenn er nicht alles, wie das so sein muß, selber durchmacht und sich in allem die passende Erfahrung zu eigen macht. Das hat, glaube ich, einige von den Alten veranlaßt zu sagen, daß Gleiches Gleichem kenntlich ist. 511 Wenn je mand nicht selbst durch den Tod seine Eltern verloren hat,512 wird er, wenn er seinen Nachbarn dieses Schicksal erleiden sieht, dieses Leiden nicht entsprechend verstehen und keine unverfälschte Kenntnis davon ha ben. Er wird für dieses Leiden in gleichem Maße ohne Empfinden bleiben, wie wir sehen, daß von Geburt an Blinde unempfindlich bleiben, wenn man sie auffordert, über Farben zu urteilen. Wer noch keine Zahnschmer zen gehabt hat, wird nicht mitleiden, wenn ein anderer daran leidet. Wer nicht gefroren hat, weil er nie dem Höhepunkt des Winters ausgesetzt war, 165
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
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wird wohl auch nichts empfinden, wenn er andere frieren sieht. Es muß ein Erinnern stattfinden und ein Zurückführen der einzelnen Empfindun gen auf das vorher (selbst) Erlittene als Urbild. Nun, da ich auch selbst in einen solchen Schiffbruch geraten bin, äußere ich darum seine (Davids) Worte, da ich keine passenderen finde. Wie er rufe ich zu Gott, mich zu retten vor denen, die keine wilden Tiere sind, sondern böse Menschen mit falscher und lästerlicher Zunge.513 Denn Tiere fressen Fleisch und Blut, sie aber verzehren das Mark der Seele. 3.1. In dieser Lage der Dinge vergingen viele Tage, dann kam der Patriarch zu mir, ich weiß nicht, ob aus eigenem Antrieb oder im Auftrag des Kaisers, aber er kam. Irgendeines der Schrift stücke, / (1048) um die ich gebeten hatte, brachte er nicht mit, dafür aber wohlwollende und höfliche Umgangsformen, die, wie er glaubte, Überre dung bewirken könnten. Mir gegenüber demonstrierten sie größten Re spekt, zu seiner Natur paßten sie aber überhaupt nicht.514 Um seine Ab sicht besser zu erreichen, verwob er anderes damit und hob den langen und beschwerlichen Weg von zu Hause vor, weil ihm damals angeblich eine Krankheit zusetzte. Danach versprach er mir viel Gutes, wenn ich ohne jeden Widerspruch die Gemeinschaft mit Palamas akzeptieren woll te. «Wie ich höre» , sagte er, «sind solche Streitereien mit Worten Homer und Platon, deinen Lehrmeistern, eigen. Sie waren zwar weise, aber da sie Christus nicht annahmen, hat man sie als Ketzer verstoßen. Als später die Synoden der heiligen Väter und der Apostel und Propheten kamen, sind sie von diesen, obgleich sie ohne höhere Bildung waren, zunichte gemacht worden. So will auch ich, der ich ohne höhere Bildung bin, heute deine Klugheit zunichte machen. So wird das Wort des Propheten in Erfüllung gehen: «Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte?» 515 2. Auch hier wurden Worte verschwendet wie vorher, und wir gingen ohne Ergebnis auseinan der. Nichts von dem, was er wollte und wofür er sich angestrengt hatte, war geschehen. Wir bedurften auch nicht vieler Worte gegenüber einem ungebildeten und jähzornigen Mann, der mit der Zunge und den Händen eher zu schlagen als zu reden bereit war. Ich entlieh denn auch alsbald dem göttlichen Vater Basileios folgende Worte und brachte sie kurz vor: «In diesem einen Punkt nur wage ich mich zu rühmen im Herrn, daß ich über Gott nie falsche Auffassungen gehabt habe. Die Vorstellung, die ich von Kind an über Gott / (1049) von meinen seligen Eltern und von meinen Erziehern bekommen habe, die habe ich in mir bewahrt und gestärkt. Ich habe auch keinen Glauben angenommen, der von anderen, neueren 166
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
(Autoren) aufgezeichnet wurde, und ich wage es auch selbst nicht, Ausge burten meines Geistes weiterzugeben, um die Worte des wahren Glaubens nicht zu Menschenworten zu machen. Was ich von den heiligen Vätern ge lernt habe, das verkündige ich allen, die danach fragen. » 51 6 So war das. 3. Am nächsten Tag erschienen, von dort geschickt, wieder viele kirchli che Würdenträger und mit ihnen einer meiner Schüler, geradezu ein zwei ter Judas. Seitdem dieser das Mönchsgewand angezogen hatte, war in ihm das gleiche vorgegangen wie in jenem, als er beim Abendmahl das erlösen de Brot mit seinen Händen empfangen hatte. So, wie es geschah, daß bei jenem sofort der Teufel einzog, genau so befiel der gleiche Teufel offen sichtlich sofort auch diesen Mann, nachdem er das Gewand gewechselt hatte. Denn in einer arglistigen Seele, sagt man, ist kein Platz für die Weis heit und Gnade Gottes. 517 Dieser Mann setzte so sehr seinen Ehrgeiz dar in, durch seine sonstigen Nachstellungen gegen mich ein für allemal den Judas zu übertreffen, daß er es nicht zugelassen hätte, daß nur jener Judas, falls er hier gewesen wäre, des Verrates angeklagt würde.5 18 Aber auch die se Männer schütteten sehr viele Worte aus, genau wie die anderen (es ge tan hatten), und häuften auf das Gesagte sehr viele Drohungen, gingen aber ebenfalls unverrichteter Dinge weg. 4. Sogleich kamen wieder zahl reichere Befehle als zuvor mengenweise zu meinen Nachbarn, die mich be wachten, und sie übertrafen die früheren.5 19 Sie hatten diese Leute zu scharfen Wächtern über uns angestellt, oder besser gesagt, zu Allsehern I (1050) nach dem bekannten attischen Mythos,520 wenn man sie nicht noch viel schrecklicher nennen will. Denn darin (im Mythos) gibt man einem einzigen (Wächter) viele Augen, hier sind es viele (Wächter), die verschie dene und vielgestaltige Gesinnungen hegen und einer mit dem anderen wetteifert, um zu beweisen, daß er mehr seherische Fähigkeit besitze. 5. Nach vielen Tagen wiederum mußte der Patriarch in irgendeiner anderen Angelegenheit zu unserem heiligen Kloster kommen. Persönlich sprach er nun nicht mit mir, aber durch Boten, und zwar über Dinge, die er auch vorher in Betracht gezogen hatte, und auch jetzt hatte er mir die verlang ten Schriftstücke nicht mitgebracht. Wiederum blieb alles beim alten. Er ging anschließend wieder weg und erkannte, daß diese Hoffnungen Tag träume waren.521 4.1 . Danach gingen wieder fünfzehn Tage vorbei, und jener beste Freund Kabasilas kam,522 beladen mit vielfältigen geheimen Ratschlägen sowohl vom Patriarchen als vom Kaiser. Er war von dorther auch mit 167
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Hilfsmitteln aller Art wie mit Belagerungsmaschinen gerüstet, da er ein kluger und geschäftiger Mann war, der sich in allerhand Sachen auskann te und u. a. auch in öffentlichen Angelegenheiten erfahren war. Ihn beglei tete einer der hohen Funktionäre des Patriarchen, der unseren allessehen den schrecklichen Bewachern befahl, ihm (Kabasilas) ungehinderten Zu gang zu gewähren. 523 Er begrüßte mich auf die übliche Weise und setzte sich dann, das Gesicht zum Boden gewandt. Es kam mir so vor, daß er sehr betroffen war / (1051) in seinem Geist, als er plötzlich das Unglück und diese neuartige Tragödie meines Hauses vor sich sah, und deshalb in sich ging und sich in dieser Haltung hinsetzte und alle524 seine Sinne nach innen auf das Unaussprechliche in seiner Seele richtete und so die Wech selfälle des Glücks in seinem Geist betrachtend sich fragte: « Wie steht die ses Haus, das meistens Stimmen ertönen ließ, nun plötzlich ohne Stimme da, wie sind die Versammlungen und gelehrten Zusammenkünfte von im mer wieder anderen Weisen, die dorthin kamen, und wie das feierliche Ringen in jenen gelehrten Wettkämpfen nun so plötzlich verschwunden, wie haben sich die verschwenderischen Ströme aus den Quellen der ma thematischen Wissenschaft nun auf verschwenderische Weise in eine schweigende Wüste verwandelt,525 wie sind die Wettläufe in den vielseiti gen Problemen und Lösungen der Astronomie nun in Gräben des Verges sens verborgen? Die Haltung des Freundes gab mir solches zu denken und was sich sonst noch daraus ergibt. 2. Also nahm ich das Wort und sagte: « Ober meine Angelegenheiten, bester Freund, mußt du keinen Unmut empfinden. Nichts Gutes im Leben ist unvermischt und bringt reine freu de; alles ist von Gott her vermischt, der uns so wie mit einem Zügel zwingt, in einer maßvollen Gesinnung zu beharren. Wenn man im Leben in irgendeiner Weise durch gedeihliche Geschicke Glück hat, ist es sehr schwer, charakterfest zu bleiben. Ober dich aber muß ich mich wundern. Ein gewaltiger Srurm hat die Dogmen der Kirche durcheinandergebracht, und du hast mich, deinen Freund, auf den du am meisten zu bauen schienst, noch nichts Genaues wissen / (1052) lassen, sondern läßt mich infolge allerhand Gerüchte umherirren und zweifeln, ob auch du in den gleichen Grenzen bleibst wie ich, oder ob du, da ein Wirbelwind wie ein Orkan über die Dogmen hereingebrochen ist und wie steuerlose Schiffe die einen hier-, die anderen dorthin getrieben werden, dich auch selbst auf die Seite meiner Gegner geschlagen hast und, wie sie, deine Zunge scho nungslos gegen mich einsetzt. Gewiß, ich weiß, es gibt keine Notwendig168
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
keit, die so stark ist, daß sie einen überreden muß, zugleich mit der religiö sen Überzeugung auch die Freundschaft zu opfern. Es war ja auch mög lich, daß Libanios, ein Heide, mit dem großen Basileios befreundet war,526 und das Leben ist voll von solchen Beispielen. Weiter könntest du auch ge gen deinen Willen dich Pa lamas angeschlossen haben. Du weißt, daß du, als Patriarch Johannes (XIV. Kalekas) noch lebte, oft und mit großer Re verenz zu ihm gegangen bist und ihn mit allen Fasern deiner Seele zu den Heiligen gezählt hast, während du Palamas zusammen mit dem Kaiser Kantakuzenos Tag und Nacht mit allen Beschimpfungen überhäuftest, sie die Gottlosesten aller Gottlosen nanntest und ihnen baldiges Verschwin den prophezeitest.527 Du kannst also jetzt überhaupt nicht mehr erwarten, daß deine Verwandlung zum Gegenteil noch passend wäre, wo du ein so kluger und so alter Mann bist und die Größe der Schande zu ermessen vermagst. Wieviel Zeit hat jemand, der so alt ist, noch zu erwarten, um sein Pflichtgefühl herauszustellen? In jedem Alter und in jeder Lebenslage muß man den Tod fürchten, da Gott für uns die Meßlatte des Lebens in geheimnisvoller Unkenntnis verborgen hält, / (1053) aber vor allen müs sen das doch jene, die den letzten Abschnitt ihres Lebensauftritts durch schreiten.528 Gerade dann verlöscht schon das Fest der höchsten Blüte, und das Schauspiel der großen Hoffnungen geht dann meistens vorüber. Im mer, wenn ich das im Geiste überlege, geschieht es, daß ich mich über jene Bildhauer und Maler wundere, die die Schnelligkeit des Laufs der Zeit in ihrer Kunst darstellen wollen und einen Mann abbilden, der am Hinter kopf, nicht aber an der Stirnseite vollständig kahl ist; er zeigt diese noch dichtbehaart und langes von dort herunterhängendes Haar. Obgleich sie (diese Künstler) ansonsten klug sind, hier fehlt ihnen die Stimme, und sie können sie mit ihren Farben nicht nachbilden. Darum stellen sie gewisser maßen ein stummes gesetzgeberisches Bild auf, das für alle Zeiten allen, die sich nicht schämen, ihr Leben in sorglosem Vergnügen zu verbringen, ein stummer Herold bleibt. Sie rufen aber (durch dieses Bild) beinahe laut aus, daß die Zeit sich von denen, die hinter ihr herlaufen, nicht beim Haarschopf fassen lassen wird, sondern nur noch Schlüpfrigkeit und wei tes Verfehlen des Verlangten bietet, nachdem einmal die Gelegenheit, die Zeit (den richtigen Augenblick, die Gelegenheit) von vorne (beim Schopf) zu packen, vorbeigeschnellt ist und jedes weitere Wettrennen verbietet.529 Mir nun droht, wie ich meine, keineswegs Gefahr in bezug auf den Glau ben der Väter, und ich habe in den Dogmen nichts erneuert und den Er169
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neuern nie die Hand gereicht. Aber die, denen es in den Sinn gekommen ist, das Gegenteil zu denken und zu tun, meine ich ohne Zögern aus der Seele zürnen zu müssen, da sie die Dogmen der Väter allen Bedenken hin tenan stellten. 53o 3. Nachdem ich das gesagt hatte, hörte ich auf zu sprechen, und sofort fing er an zu reden. Ich hatte vermutet über Dinge, die ihm einfielen wegen unserer alten Freundschaft, aber in dem, was er sagte, war davon über haupt nichts festzustellen, eher das Gegenteil. Das Gesagte offenbarte eine in der Seele gehütete Bitterkeit, und zwar eine, die schon ganz tief saß, nicht eine, wie sie in gewissen Lebensläufen / (1054) äußere Umstände oder politische Mißgeschicke aussäen, die die Seele bis auf den Boden aus zehren, sondern eine, wie sie unrühmliche Überlegungen keimen lassen, die sehr alte und langwährende Krankheiten seit langer Zeit versteckt zu rückhalten und deren Vater und Schöpfer der ungezügelte Ehrgeiz ist. Denn Ehrgeiz ist zwar ein starker Funke, der die Seele zum Guten entzün det, so lange er eine absolut unverfälschte Frucht des Urteils hervorbringt, aber wenn die wie heimliche Krankheiten der Seele lauernden Todsünden nichtige Ruhmsucht freimachen, dann geschieht für den Außenstehenden, der die Sache objektiv betrachtet, etwas ganz anderes als das Gesagte. Wer vorher bewundert wurde, weil er keine Bewunderung hatte für Reichtum, Luxus und hohe Position, wird nun vielmehr verachtet, weil er die nichti ge Ruhmsucht nicht verachtet und das Unglück nicht für verachtenswert, sondern nicht geehrt werden für ein Unglück hält, also genau umgekehrt und entgegengesetzt zu früher. Er bemerkt selbst nicht, daß er von einem im eigenen Innern brennenden Feuer niedergekämpft wird, einem Feuer, das gelegentlich lange Zeit schlummerte, weil nichts Entzündendes da war, aber schließlich aufleuchtete, als es Zeit und Gelegenheit wie einen günstigen Wind ergriff. Denn üblicherweise geschieht es häufig, daß der Wegfall von Lobpreisungen den eifersüchtigen Streber (nach Ruhm) zu Raserei aufstachelt und daß sich durch die Beweise, die die Zeit erbringt, klar herausstellt, daß es nur ein Götzenbild der Vortrefflichkeit und ganz und gar nicht die Vortrefflichkeit selbst war, der er bis dahin nachjagte, wie das auch im alten Mythos von Ixion und der Wolke der Fall war.53 1 Aber das sei in die Tiefe des Schweigens geworfen. Ich muß zu meinem Thema / (1055) zurückkehren. 4. Als mein Freund zu einer geordneten Rede angesetzt und alles, was vorher als Deckmantel diente, beiseite geworfen hatte, erschöpfte er sich 170
1055/1056
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXII
in begeisterten Lobgesängen auf Palamas und das, was dieser in seinen Büchern geschrieben hatte. Er sagte: «Ich habe alles selbst sorgfältig be trachtet und vollständig untersucht. Ich habe absolut nirgends auch nur das geringste entdecken können, das überhaupt jemand, wann und wie auch immer, wird kritisieren können, auch wenn er jeden Stein umkehren Will.» 532 Dazu versicherte er, in diesem Bekenntnis sterben zu wollen und bereit zu sein, dafür zehntausend Mißhandlungen zu ertragen. 5. Ich ant wortete: « Ich möchte, daß du einiges deutlicher ausarbeitest und die Be weise erweiterst, damit ich persönlich besser erkennen kann, ob du seine Bücher tatsächlich gelesen und, wenn gelesen, auch verstanden hast, und was für dich von dem, was du lobst, das wichtigste ist. Auch ein Soldat fragt nicht danach, ob sein Pferd von einem Pferd abstammt, sondern ob das eins von den berühmten sei, und außerdem, ob es sich, was Brauch barkeit betrifft, für seine Aufgaben eignet.» Dazu führte ich ihm einige Aussagen aus seinen lästerlichen Büchern vor. « Er (Palamas) sagt: Und kurz da nach: <Wenn es die göttliche Natur an sich wäre, woran wir Anteil haben und die wir empfangen, würde diese eine Vermischung erfahren, oder sie würde, ehe sie empfangen wird, die ihren Einwirkungen ausgesetzte Natur völlig verzehren.> Du siehst, wie er die Menschwerdung / (1056) klar zu nichte macht, wie ich auch oben irgendwie gezeigt habe. S. 1056,1 - 13 Zusammenfassung (s. Einl. S. 12 f.) Es folgen weitere Zitate, die die Auffassung des Palamas von den uner schaffenen und vom Wesen Gottes verschiedenen Wirkungen/Wirksam keiten Gottes belegen sollen. Danach fährt Gregoras fort. (Übersetzung S. 1056,13 ff. ) 6. Als ich noch viel mehr von solchen Gotteslästerungen des Mannes einflechten wollte, schnitt mir mein Freund das Wort ab und trug lange Lobreden auf Palamas vor. Danach sprach auch er als erstes voll Lob klar das Bekenntnis aus, daß es eine Menge unerschaffener Wirkungen Gottes gebe, die von seiner Natur völlig abgegrenzt seien. Zweitens, sagte er, daß der heilige und unerschaffene Geist (Gottes) nicht einer sei und auch nicht nur sieben (jene, die nach der Prophezeiung des Propheten Jesaja auf Chri stus ruhen würden), sondern siebzigmal sieben und soviele noch dazu, als 171
üBERSETZUNG: KAPITEL xxn
1056/1057/1058
man nur mit dem Verstand erfassen könne, ja unendliche Male unendlich viele. Dazu seien auch die über den Aposteln erschienenen zwölf feurigen Zungen / (1057) zu zählen, sagte er, wie auch die bei der Taufe Christi erschienene Taube. Das alles nenne die Schrift mal Geister, mal unerschaf fene Wirkungen, mal Gnaden, mal Kräfte. Das seien die Dinge, woran die Kreaturen Anteil hätten, und außerdem würden (dadurch) die Menschen unerschaffen und alles Geheiligte geheiligt werden, unter anderem auch unsere göttliche Taufe und außerdem das Brot, das wir opfern und woran wir Anteil haben in der göttlichen Liturgie. Aber die göttliche Natur blei be für alle nicht mitteilbar. 7. Daraufhin wurde der Bundesgenossenkrieg mit den Beispielen eröff net. Ich meine den (Krieg des) Mann(es) , der mit ihm seitens des patriar chalen Senats zu mir gekommen war, auch dieser angeblich einer der Ge lehrten. Dieser gürtete sich, das Fehlende zu sagen, und stellte sich mir im Verhalten und im Blick mit großer Schärfe entgegen. Denn jeder konnte es sich schon erlauben, mein Schicksal mit Füßen zu treten und mich zu ver achten, alleingelassen, wie ich war, und von allen Seiten von allen mögli chen Gefängniswärtern eingeschlossen, so wie es heißt, daß bei einer ge fällten Eiche es jedem Mann freisteht, sich davon Holz zu holen.533 Jede Scheu ist, wie es scheint, ins Meer geströmt und von der Ebbe mitgenom men und versenkt worden. Jener Mann also übernahm mit noch größerer Schärfe den Kampf, und es fiel ihm ein, mit einem Beispiel über Teilhaben und Nichtteilhaben das Wort zu ergreifen. Er sagte: «Gewiß können wir bei der Sonne am Wesen, das unbeweglich am Himmel bleibt, nicht teilha ben, aber an ihrer leuchtenden Wirkung, die zu uns herabkommt, haben wir Anteil. / (1058) So muß man sich das auch bei Gott denken. Sein We sen thront im Himmel, den die Schrift Thron Gottes nennt, und daran können wir keine Teilhabe erreichen. Wir haben also (nur) teil an seiner Wirkung, seinem Willen, seinem Leben, seiner Macht und Kraft, die ohne alles Wesen zu uns herabkommen und uns unerschaffen machen. Sie (die Wirkung) ist etwas anderes und etwas vom Wesen weit Verschiedenes, zwar auch eine Gottheit und unerschaffen, aber eine untergeordnete.» Während er das ausführte, beherrschten Wogen der Erregung sein Gemüt, und er bedrängte mich sehr heftig von oben herab mit der Frage, welches von beiden ich wählen wolle, Widerspruch oder Zustimmung. 8. Ich ant wortete und sagte: «Wie ich höre, konnte nach dem Sprichwort nicht mal Herakles zwei Gegner zugleich bekämpfen.534 Ich stehe hier allein, bin ein 172
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OBERSETZUNG: KAPITEL XXII
Gefangener und kann aus den gegebenen Umständen nicht die geringste Zuversicht schöpfen. Ich werde gezwungen, den Kampf gegen zwei zu führen, die vereint ihre Ansichten und ihre Zungen mit Zuversicht ge wappnet haben und in einem Stadion ohne Zuschauer furchtlos alles sa gen und darlegen können, was sie nur wollen. Und wenn sie weggehen, können sie Lügen verbreiten bei den Abwesenden, während ich nicht da bei bin noch jemand sonst, der an meiner Stelle die Wahrheit bezeugen wird. So sehe ich mich in großer Not von bedrohlicher Ratlosigkeit umge ben. Beides ist absolut beschwerlich, sowohl das schweigende Ertragen der gefährlichen dritten Woge des Gehörten, wie auch das Widerlegen des Wahnsinns auf der Stelle, weil bei dieser Abwesenheit des Gegners / (1059) Euch überhaupt nichts daran hindern wird, meine Argumente zu verdre hen. Was ich anpacke, scheint mir darum in beiden Richtungen schwierig und schwer durchzuführen. Da der Kampf unblutig ist und die körperlose Seele die Gegenstöße der geistigen Schwerter und die Wunden empfängt, scheint der Sieg bei fehlender Öffentlichkeit übler Deutung ausgesetzt, die Zunge aber wendig veranlagt, wenn es darum geht, den Sinn des Urteils nach Wunsch des eigenen Sinnes zu verfälschen. Ich weiß auch nicht, wie ich die Schlachtordnung dieses Krieges nennen soll. Es ist kein Zwei kampf, denn zwei Zungen sind gewappnet gegen eine, und auch steht kei ne Menge Soldaten da, die außerhalb (des Kampfes) zuschaut, damit die Arena der Kämpfenden öffentlich sei, wie wenn Kriegstrompeten die Run de machen und ringsherum ertönen, wenn sie zusammen die Schlachtsi gnale für die Kriege unter freiem Himmel erklingen lassen. So bin ich ge zwungen, die Front meiner Phalanx heute nach zwei Seiten aufzustellen, damit ich so irgendwie gegen beide Zungen ankomme. Dabei habe ich ei nerseits als Ausrichter des Kampfes und unbestechlichen Richter das nie schlafende Auge Gottes,535 für den ich den Kampf vollbringe, andererseits für später auch nicht wenige von denen, die jetzt nicht anwesend sind, wenn ich nämlich meine Schriften als Zeugen benutzen werde, sofern Gott mir noch ein wenig Zeit zu leben geben wird, aber in Freiheit.» S. 1059,21- 1075,7 Zusammenfassung. Gregoras nimmt unvermittelt den Kampf wieder auf.536 Du lokalisierst die Substanz (das Wesen) der Sonne am Himmel und er klärst ihr Licht zu einer Wirkung, die nicht für sich besteht. Du hättest beweisen sollen, daß die Väter zwischen Sonne und Sonnenlicht den glei173
üBERSETZUNG: KAPITEL XXII
1060-1066
ehen Unterschied machen (1059,21- 1060,11) . Weiter hättest du beweisen sollen, daß man aus einem Beispiel aus dem materiellen Bereich Schlüsse ziehen kann in bezug auf das Immaterielle, und auch, daß man aus allem (Materiellen und Immateriellen) sogar Schlüsse ziehen kann in bezug auf das alles transzendierende Wesen Gottes, dem wir aufgrund seiner Werke viele Namen geben (1060,11- 1061,2) . Du verstehst aber nicht einmal das, was du als sichtbares Beispiel benutzt, und also erst recht nicht das Un sichtbare, worüber du sprichst (1061,2-6) . (Gregoras verbindet das mit Beleidigungen, die im Ton hinter denen, die er seinem Gegner zum Vor wurf macht, kaum zurückstehen (1061,6- 1062,9»). Ich will hier vieles übergehen, aber zumindest zwei Väterzeugnisse zitieren, zuerst Johannes Damaskenos. (Im Zitat, das nun folgt,537 unterscheidet dieser in der Sonne zwei Wesen, das zuerst geschaffene Licht (s. Gen. 1.3) und die Sonne als nachträglich erschaffenen Körper dieses Lichtes (Gen. 1.16») . (Gregoras:) Das widerspricht der Unterscheidung zwischen Sonne als Wesen und Licht als Wirkung ohne Wesen (1062,9- 1063,4) . Höre auch was Gregor von Nazianz sagt. (Im Zitat, das folgt,538 wird das Licht als die körperlose Form des Lichtes bezeichnet und das Gefäß der Sonne als Materie, die vom Licht gleichsam beseelt wird.) (Gregoras:) Das Licht ist also das ei gentliche Wesen der Sonne. Es benutzt die Sonne als Instrument. Das Licht braucht nicht die Sonne, sondern die Sonne das Licht (1063,4- 18) . Daraus ist zu folgern, daß in Gott, wie in der Sonne, das Wesen direkt selbst Prin zip dessen ist, was Gott erwirkt, und dazu nichts anderes braucht (1063,18-1064,18) . Das bezeugt auch Maximos.539 (Gregoras): Indem Pa lamas in Gott das Wirken vom Wesen trennt und dem Wirken das Wesen nimmt, erklärt er etwas zu Gott, das ohne Wesen wäre und also nicht exi stieren könnte. Auf diese Weise macht er ungebildete Bischöfe zu Athe isten (1064,18 - 1065,20) . Weiter sagt Maximos:540 «Nichts von alledem, wovon man sagt, daß es ist, hat überhaupt das eigentliche Sein. Darum kann von aller Ewigkeit her nichts mit Gott zusammengebracht werden, das von ihm im Wesen verschieden ist, weder Ewigkeit noch Zeit noch et was, das darin existiert. Denn eigentliches Sein und nichteigentliches Sein gehen nie zusammen» (1065,20- 1066,3 ) . Weiter deuten wir, laut Maxi mos,541 mit allem, was wir von Gott sagen (er sei gut, er sei Schöpfer usw.), keine Dinge an, die wesentlich verschieden sind voneinander, son dern benutzen nur jeweils partielle Benennungen, die nie das Wesen selbst treffen (1066,3 - 11) . Auch ist laut Maximos542 jede Substanz zumindest 174
1066- 1071
üBERSETZUNG: KAPITEL XXII
potentiell Prinzip von Bewegung und steht jede substantielle auf Wirkung gerichtete Bewegung für unsere Begriffe zwischen der Substanz als Prinzip (Ursache), die im Denken vor der Bewegung kommt, und der Wirkung als Ziel (Ende), die im Denken nach der Bewegung kommt. Da Gott aber we der Anfang noch Mitte noch Ende kennt, steht er über diesen Begriffen und ist weder Wesen noch Macht noch Wirkung in unserem Sinne, son dern transzendiert und verursacht das alles (1066,11- 1067,10). Du siehst, daß die Väter verbieten, in Gott zwischen Wesen und Wirken oder was auch immer zu unterscheiden. Ein weiteres Zitat aus Maximos543 bestätigt das (1067,10- 19) . Aber euer Palamas (denn er ist schuld an diesem Übel und nicht nur ihr seid anzuklagen, die ihr nur seine Schüler seid) lehrt schamlos und offen, daß Wirkung, Leben, Weisheit usw. Gottheiten seien, und zwar vom Wesen Gottes und voneinander verschieden und jede un vergleichlich besser als das Wesen (1067,19- 1068,5). Dazu äußerten sich auch Athanasios und Maximos,544 die jede Zusammensetzung in Gott aus Wesen und hinzukommenden Eigenschaften leugnen. Euer Palamas aber will und kann nicht begreifen, daß es das nur bei Kreaturen gibt. Diese haben Eigenschaften, weil sie für äußere Einflüsse empfänglich sind, was bei Gott nicht der Fall ist. Gott werden anthropomorphisierend, aber nicht im eigentlichen Sinne Eigenschaften zugeschrieben. Gott war alles, z. B. barmherzig, ehe der Mensch dies von ihm sagte, ja ehe jemand über haupt Barmherzigkeit brauchte. Barmherzigkeit als Wirkung gab es erst, nachdem der Mensch gesündigt hatte. Unsere Begriffe und Benennungen sind sekundär und zerlegen die Einfachheit Gottes, die unsere Begriffe übersteigt.545 Palamas aber macht aus diesen Begriffen und Namen uner schaffene Gottheiten, wie seine eigenen Worte beweisen, «von denen ich oben einige zitiert habe» (1068,5 - 1070,21) . Palamas hat auch das Be kenntnis zur Einigkeit Gottes nicht verstanden. Wenn die Vielheit der un erschaffenen Gottheiten des Palamas Gleichheit in bezug auf ihre Natur und Unerschaffenheit aufweist, ist die Vielheit keine Vielheit, sondern eine Einheit. Er setzt sie dann mit dem Wesen gleich, ohne es zu erkennen, und gibt dem, was er richtig sagt, eine falsche Bedeutung. Was gleich und nicht anders ist, ist in Natur und Wesen keine Vielheit. Wenn er aber seinen Gottheiten wie den Menschen Gleichheit kraft Gnade bescheinigt, setzt er, ohne es zu merken, die Vielheit seiner unerschaffenen Gottheiten mit der Vielheit der Menschen gleich. So wird bei ihm das Unerschaffene er schaffen. Vielheit heißt Ungleichheit und Ungleichheit heißt Vielheit. Wer 175
OBERSETZUNG: KAPITEL XXII
1071-1074
also dem Wesen Gottes andere unerschaffene Gottheiten an die Seite stellt, vernichtet die Einigkeit Gottes. Vielheit bedeutet auch Unterschied, Unter schied kann es aber nicht geben ohne Unvollkommenheit, und was un vollkommen ist, kann nicht Gott sein. Es gab und wird also immer nur das eine dreieinige göttliche Wesen geben, auch wenn alle Palamiten bei ihren Aussagen bleiben, bis sie platzen.546 Man höre dazu Johannes von Damaskos.547 Palamas unterscheidet in Gott aber nicht nur Wesen und Wirkungen, und nicht nur unendlich viele und unerschaffene Wirkungen, sondern auch noch höhere und niedrigere. Zwischen unendlich vielen hö heren und niedrigeren Gottheiten muß es aber Abstand geben, un4 zwar meßbar, sonst kann von höher und niedriger keine Rede sein. Das Unend liche ist aber nicht meßbar, wie auch der Hl. Gregorios sagt548 (1071,11073,4) . Ich hätte noch mehr Zeugnisse beibringen können zum Beweis, daß keine Wirkung, keine Eigenschaft oder sonst etwas von Ewigkeit zu sammen mit dem Wesen Gottes existieren und zugleich verschieden davon sein kann. Auch hätte ich den leeren Worten des Kabasilas ihm widerspre chende Vätertexte entgegensetzen wollen, aber er sagte, diese später anhö ren zu wollen, und befleißigte sich, zuerst das übliche Ausfluchtsargument vom Thaborlicht vorzubringen, das von den Heiligen eine unerschaffene Wirkung und eine Gottheit genannt worden wäre. Das täten namentlich Gregorios (von Nazianz) und der Melode.549 Bei ihnen heiße es, daß Gott sich als Licht zeigte bzw. als Lichtemanation, die zugleich göttlich, d. h. unerschaffen, und vom Wesen Gottes verschieden sein müsse, denn Gottes Wesen bleibe unsichtbar und könne Kreaturen nicht mitgeteilt werden, das Licht auf dem Thabor aber sei sichtbar gewesen und also vom Wesen Gottes verschieden (1073,4- 1074,3) . Dazu zitierte Kabasilas durcheinan der, aber dem Sinne nach richtig, einiges aus den Werken des Palamas. Er sagte: Alle Philosophen, heidnische wie christliche, unterscheiden beim einfachen körperlosen Wesen zwischen Wesen und Wirken. Das sind also zwei verschiedene Dinge. Gott sieht und vergöttlicht, aber vergöttlicht er darum auch alles, was er sieht? Und wenn Sehen und Vergöttlichen ver schieden sind, muß darum eins von beiden erschaffen sein? Wenn unser Geist Wissen aufnimmt, wird er dadurch nicht zusammengesetzt; also auch die göttliche Natur nicht durch seine Vorsehung, seine schöpferische Tätigkeit oder irgendein Wirken. Das sagen die Heiligen eindeutig. Er brachte aber keine Zeugnisse bei. Weiter sagte er: Durch seine Geburt aus dem Vater ist der Sohn auch Gott, und zwar nicht verschieden als uner176
1074-1079
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üBERSETZUNG: KAPITEL xxn
schaffener Gott und als Sohn, sondern dem Vater völlig gleich, aber trotz dem: als vom Vater verursachter Sohn ist er zweiter nach dem Vater, kein zweiter (zweitrangiger) Gott, sondern zweiter im Rang laut Basileios. So auch ist das Wirken Gottes eine unerschaffene Gottheit aus der unerschaf fenen Gottheit des Wesens, nicht verschieden als unerschaffene Gottheit, sondern als Wirkung; in der Unerschaffenheit in nichts verschieden oder getrennt vom Wesen, aber das Wesen als Ursache über sich habend (1074,3 - 1075,7) . Darauf ich: «So lieb warst du noch nie. Du bringst mir geradezu die Schätze von Lydern und Persern.551 Du löst mir ein Rätsel, das mich schon lange quälte. Und das schönste ist: das gegen deinen Willen und zu mei nem Vergnügen. Ich wollte nämlich nicht nur deine sonstigen Gottesläste rungen nachweisen, sondern auch, daß du die Menschwerdung leugnest. Das ist nämlich der Höhepunkt der Häresien und Gotteslästerungen. Du hättest mir keine bessere Gelegenheit bieten können, Palamas in flagranti zu ertappen bei dem, was er heimlich mal so, mal so verkündet. Er be hauptet also, daß alle Philosophen auf seiner Seite sind. Damit erfüllt sich das Sprichwort: «Bellerophon, du bekämpfst dich selbst.,, 552 Mit drei Din gen vor allem hat Palamas die Masse betrogen, erstens mit der falschen Erklärung des Thaborlichts. Die Verklärung haben auch schon die Bilder stürmer für ihre Häresie mißbraucht. (Übrigens habe ich das oben schon ausführlich behandelt. Wer will kann es dort aufsuchen.) Zweitens sam melt er j ährlich Manuskriptfälscher um sich, um mit ihrer Hilfe (durch Änderungen in den Handschriften) zu beweisen, daß die Widerlegungen, die ihm entgegengehalten werden, nicht stimmen und man ihn also ver leumdet. Deshalb geben seine Gegner die Verfolgung auf, weil er jeden Augenblick seinen Standpunkt ändert. Ähnlich verfahrende Gegner hat schon Athanasios angeklagt. (Zitar5s3). Palamas ahmt also eindeutig die alten Häretiker nach, ja er setzt jenen Übeln Olympe (Berge) neuer Übel auf (1075,7- 1078,20). Darum freue ich mich, daß die Beute, die ich bisher nicht erwischen konnte, mir so in die Hände geliefert wird. Ich brauche nun nicht mehr gegen fragliche Aussagen anzukämpfen, sondern habe eindeutige Zeugnisse. Drittens behauptet Palamas immer wieder, daß gro ße Weise, christliche wie heidnische, mit ihm übereinstimmen. Er nennt aber entweder keine oder haufenweise Namen, ohne anzudeuten, was sie genau sagen. Mit diesen Namen sucht er zu verbergen, daß er ein Neuerer ist, denn Neuerer werden von den meisten nicht akzeptiert. Das macht ihn 177
üBERSETZUNG: KAPITEL XXTIl
1079 -1085
nicht nur zu einem Gotteslästerer, sondern auch noch zu einem Verleum der derer, denen er seine Gotteslästerungen zuschreibt (1078,20 - 1079 ,22) .
KAPITEL XII - XXIII DES GANZEN WERKES s. 10 80,1- 1111,11 Zusammenfassung (s. Anm. 536) . 1.1. Ich werde es ihm nicht gleichtun, solange Gott mich bei Verstand
läßt. Palamas hat keine Ahnung von der Literatur und Wissenschaft der Hellenen, die die Väter sich in Auswahl zu ihrem eigenen Nutzen dienst bar gemacht haben. Ihm fehlten die elementaren Kenntnisse zur Textinter pretation, und er verstand darum die christlichen und heidnischen Texte, die er benutzte, nicht. Darum erging es ihm wie Ikaros, der auch etwas versuchte, das seine Möglichkeiten überstieg.554 Um den Applaus von un gebildeten Hörern zu ergattern, entlieh er mit den Vätern bei den heidni schen Weisen gewisse Ausdrücke, vermischte sie mit den christlichen Dog men und verursachte so, ohne es zu merken, einen Sturm gegen die Kir che. Als er soweit war, bereute er das nicht, sondern fing an, gegen mich, der ihn korrigiert hatte, zu wüten. Um stark dazustehen, schmeichelte er sich beim Kaiser ein. Er erkaufte sich dessen Wohlwollen, aber vertrieb die Gnade Gottes (10 80,1-10 82,14) . 2 . Ursprünglich hatte ich befürchtet, dein Palamas würde mich verleum den und behaupten, daß ich meine Kraft den mir vertrauten dialektischen Kenntnissen der heidnischen Weisheit entnähme. Aber nun hat er, da er ungewappnet war, von sich aus versucht, sich selbst in dieser Hinsicht ge gen die Wahrheit zu wappnen, und darum darf ich das jetzt zur Verteidi gung der Wahrheit um so mehr tun. Das entspricht auch der Empfehlung der Theologen und Kirchenlehrer. In diesem Sinne darf ich also vorweg die Prinzipien des Wettkampfes festlegen (1082,14-10 83,12) . 3. Laut Dionysios (Areopagita) 555 gibt es eine doppelte theologische Tradition, einerseits eine geheime und mystische, andererseits eine philo sophische und demonstrative. Das Ausgesprochene verbindet sich mit dem Unsagbaren. Ersteres überzeugt und legt die Wahrheit des Gesagten verbindlich fest, das andere verankert uns in Gott durch geheime Einfüh rungen, die von niemandem gelehrt werden. Athanasios, Basileios, Chry sostomos, Maximos und Johannes von Damaskos556 bezeugen, daß helle nische Weisheit und Dialektik zur Reinhaltung und Verteidigung der 178
1085 -1089
ÜBERSETZUNG: KAPITEL xxm
Glaubensdogmen notwendig sind. Wer in der Sprache und der Terminolo gie der Hellenen über etwas redet, muß bei den Erfindern des Hellenischen in die Lehre gehen. Das taten auch die Väter (10 83,12 - 10 86,2) . 4. Zu allererst ist nun die Frage zu stellen, ob es möglich ist, in bezug auf die einfache körperlose Natur, ich meine die Natur Gottes, irgendei nen Unterschied zwischen Wesen und Wirken zu lehren, so daß am Wesen keine, am Wirken jede Kreatur teilhaben kann, das Wirken sich aber als unerschaffen nur in dem einen Punkt vom Wesen unterscheidet, daß es das Wesen als seine Ursache und als höher anerkennt und außerdem in For men wie Weisheit, Macht, Leben, Wahrheit, Wille, Heiligung usw. ausein anderfällt. Man lese das bei ihm nach und überzeuge sich selbst. 5. Nun will weder euer Palamas noch wollt ihr euch als seine gehorsamen Schüler von unseren heiligen Lehrern überzeugen lassen, sondern ihr beschuldigt die Väter einer falschen Terminologie. Gut. Ich will von den Vätern hier insbesondere den sehr weisen Justinus zum Vorbild nehmen, der in seinem Werk über die Einheit des Prinzipss57 sehr viele Zeugnisse von hellenischen Philosophen, Dichtern und Rednern anführt, die sich einig sind, daß es nur einen Gott gibt. Er ging davon aus, daß Zeugnisse seiner Gegner für die meisten glaubwürdiger wären. So will ich heute auch mit Zeugnissen von Heiden arbeiten, ohne ihrer Religion zuzustimmen. Erkenntnis ist kein Teil der Religion und fremde Weisheit kann genau so wenig schaden wie Nahrungsmittel fremder Völker, die wir auf unseren Tisch bringen. Diesen Zeugnissen werde ich dann wieder solche von Heiligen hinzufü gen. Aber euer Palamas will von beiden nichts wissen. Er ist wie ein kran ker Mann, der ein Messer nimmt, das für ihn zu schwer ist, und sich dann, weil er damit etwas anderes nicht erreichen kann, aus dem eigenen Fleisch ein blutiges Mahl vorsetzt und sich selbst ißt, zugleich Spender und Ver zehrer der Speise ist. In dem, was er so fleißig studierte, fiel er durch, eine Folge seiner Arroganz und Dummheit (1086,2 - 1088,1) . 6 . Plotinos bekundet, daß Gott immer derselbe und einzig ist, o b man ihn nun Wesen oder Energeia (Akt) nennrS58 (1088,1 - 10 89,4) . 7. Desglei chen Aristoteles, der Gott als ewigen Akt, als ewige Energeia definierrS59 (1089,5 - 10) . Diese Zeugnisse stimmen genau mit solchen von Kirchenleh rern überein, die ich oben angeführt habe, ich meine Athanasios, Basilei os, Kyrillos, Theodoros (Graptos), der die Bilderbekämpfer vertrieb wie die Athener den kylonischen Frevel560 ( 10 89,11 - 18) . Damals hatte ich die betreffenden Bücher zur Hand und zeigte ihnen die Texte, hier will ich sie 179
üBERSETZUNG: KAPITEL XXIll
1089 -1100
nicht anführen, da sie schon im Bericht über das Räuberkonzil der Pala miten stehen (1089,19- 1090,4) .561 8. Dieselben Philosophen 9. und Väter nennen den (menschlichen) Geist ein Bild Gottes und bezeichnen auch Gott als Geist. So wie sie keinen Unterschied machen zwischen Wesen und Wirken, tun sie das auch nicht zwischen Geist und Denken (nous und noe sis). Dies bezeugen Plotin, Platon, Aristoteles und Maximos562 (1090,41091,19) . 10. Das habe ich aus dem Stegreif vorgebracht. Sobald ich dazu die Zeit habe, werde ich das weiter ausführen. Aus dem Gesagten ist aber klar, daß Kirchenlehrer und heidnische Philosophen sich einig sind, daß im einfa chen göttlichen Wesen Wesen und Wirken identisch sind (1091,201092,6) . Ich will diese Identität trotzdem auch noch beweisen aus der Sin gularität, der Einheit und dem Guten. 11. Zeugen sind mir Plotinos und der Platoniker Proklos563 (1092,6- 1094,6) . 2.1. Als ich glaubte, genug zur Sache gesagt zu haben, 2.-4. verlangten meine beiden Gegner noch, daß ich die Texte der Väter zeige, die mit den heidnischen Philosophen übereinstimmen würden. Im Gegensatz zu mir hatten sie sich mit den Philosophen kaum befaßt. Dafür glaubten sie Pala mas alles aufs Wort und übernahmen von ihm als Unwissende von einem Unwissenden die Gottlosigkeit. Ich zitierte sofort Aussagen des Dionysios Areopagita564 (1094,7- 1098,6) . Ich fügte auch noch vieles über Wille, Macht, Leben, Wahrheit usw. hinzu, halte es aber nicht für nötig, das euch (meine Leser) auch noch vorzulegen, wie ich das damals in der Hitze des Kampfes tat. Ihr werdet mir also verzeihen, daß ich jetzt nach dem Sturm gelassen an die Erzählung herangehe. Es ist inzwischen klar genug gewor den, daß die Einigkeit der heidnischen Philosophen und christli�hen Theologen in der fraglichen Angelegenheit daher kommt, daß sie den glei chen Regeln wissenschaftlichen Denkens huldigen, die Gott wie Erde und Himmel, Luft und Regen, Sonne und Mond oder auch Normen der Land wirtschaft, Jagd usw. für alle Menschen gleich gemacht hat. Insbesondere sollten die Griechen sich an ihre Urheber dieser Regeln halten. Eben des wegen hat Julianus Apostata den Christen die rhetorische Bildung der Hellenen verboten.565 Nur muß man immer aufpassen, daß man aus den heidnischen Schriften das Richtige auswählt, immer in übereinstimmung mit den heiligen Vätern. Sonst stiftet man aus Unerfahrenheit und Dumm heit Verwirrung, wie jetzt Palamas und ihr, die ihr ihm zustimmt und u. a. mit ihm bei der Verklärung Christi drei Naturen annehmt, eine für die 180
1100-1106
üBERSETZUNG: KAPITEL
xxm
Menschheit und zwei für die beiden Gottheiten, die Unsichtbare und die Gezeigte, eine zusätzliche unerschaffene Gottheit, mitteilbar im Gegensatz zu der anderen. Ihr zwingt mich also, auch diesen Unsinn zu widerlegen
(1098,6 - 1100, 10) . 5. Dazu muß zu allererst der Begriff Teilhabe behandelt werden. Dein Palamas trifft diesbezüglich aus den heidnischen Philosophen und den Schriften der Väter eine Auswahl nach der Art der Mistkäfer, die sich vor allem, was gut riecht, ekeln und das, was stinkt, lieben.s66 6. Von Proklos, der auch vieles über Gott gesagt hat, was nicht zu tadeln ist, hat er ausge rechnet die verkehrteste These zu der seinen gemacht.s67 Proklos unter scheidet drei Seinsordnungen, erstens die übergeordnete Gottes, an der Teilhabe unmöglich ist, zweitens die Art von Sein, woran Teilhabe mög lich ist, und drittens die Seinsart der Teilhabenden. Die erste steht so weit über der zweiten, wie diese über der dritten. Proklos befürchtete anschei nend, daß Gott, wie das bei Körpern der Fall ist, durch die Teilhabe ande rer an seinem Sein, geteilt werden könnte. Er sah nicht, daß Gott als abso lut einfaches Wesen immer überall und nirgends ganz da ist, daß alle ihn miteinander teilen können, ohne daß jemand (nur) einen Teil von ihm hat. Ein Beispiel bietet unsere Seele. Sie ist im ganzen Körper, ohne stück chenweise über den Körper verteilt zu sein. Vielmehr kann also alles an GOtt teilhaben, der überall ist und alles füllt (1100,11- 1103,1) . 7. Palamas, ehrgeizig im Schlechten, geht aber mit seiner Erfindung einer Menge uner schaffener Gottheiten und unerschaffener Kreaturen viel weiter als Pro klos. Die Behandlung des Unerschaffenen will ich aber für einen anderen Tisch aufheben. Hören wir uns jetzt die Worte der Heiligen an über das, woran Teilhabe nicht möglich ist (1103,1 - 1104,5) ! 8. Zuerst Dionysios Areopagita.s68 Er bezeichnet also Leben, Weisheit usw. gleichermaßen wie das Wesen als mitteilbar und nicht mitteilbar. Also entweder akzeptiert Palamas Dionysios nicht oder er versteht ihn nicht, oder beides, wie es scheint. Er beschimpft jene, die an Dionysios festhalten. Er ist wie die ehe brecherische Hure, von der Salomon sagt: Sie wäscht sich und behauptet, nichts Ungehöriges getan zu haben,,569 (1104,6- 1105,10). 9. Palamas sagt: «Nie werde ich akzeptieren, daß man an Gottes Wesen in seiner Ganzheit teilhaben kann. Es würde das teilhabende Wesen total verzehren nach dem Bibelwort:
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1106 - 1109
üBERSETZUNG: KAPITEL XXITI
wurde davon verzehrt.571 Das wendet Palamas auf die Erscheinungen des göttlichen Lichtes auf Erden an. So falsch versteht er die Texte der Väter. Diesen Mann haben die ehrwürdigen Hirten der heutigen Kirche sich neu erdings zum Doktor der göttlichen Dogmen erkoren. So einem Blinden sind sie blind als ihrem Führer gefolgr572 (1105,11 - 1106,11). Palamas geht nicht einfach unüberlegt so vor, sondern bewußt und ab sichtlich sucht er sich wie Mistkäfer und Geier das Krankhafte und Stin kende aus.573 Folgendes macht das klar: aus Platons Timaios hat er den ersten übergeordneten Gott übernommen, der den von ihm erschaffenen und ihm untergeordneten Gottheiten befiehlt, in seiner Nachfolge Him mel und Erde mit den ihrer Idee entsprechenden Kreaturen zu füllen. Aus Platons Ideen, die mit dem Schöpfer (Demiurg) unerschaffen und ewig, aber anderer Natur sind,574 hat er untergeordnete, unerschaffene Gotthei ten gemacht, ebensoviele wie es Geschöpfe gibt. 10. Und über Platon hin ausgehend läßt er vom Leben
(
=
der unerschaffenen Idee Leben) das Le
ben (das real existierende Leben) erschaffen, von der Weisheit das Weise sein usw. Etwas Unerschaffenes außer dem einen Schöpfer-Gott hat aber weder Platon noch sonst ein Hellene angenommen (1106,18 - 1107,20) . Der Kürze wegen verzichte ich darauf, hierzu eine Menge Zeugnisse anzu führen. Ich will aber zumindest auf Plutarchs Biographie des Numa Pom pilius hinweisen, der den Römern ihre Gesetze gab, so wie Lykurg den Spartanern, Zaleukos den epizephyrischen Lokrern und der Katanier Charondas den Sikelioten.575 Wie Pythagoras betrachtete dieser Gott als unempfänglich für Einwirkungen, als unsichtbar und unerschaffen und als das erste nur geistig erfaßbare Wesen. Drei hervorragende Männer an derer Religionen erkennen also Gott allein als unerschaffen an. Plutarch nämlich auch, da er Numa preist. Aber Palamas maßt sich mehr als himmlische Macht an und erklärt alles, was sich am Himmel, auf Erden und im Meer bewegt, für unerschaffen.576 0 Stumpfsinn derer, die ihm folgen (1107,20- 1108,20) .
11. Ihr wißt, daß er sich entschlossen hat, nicht den Lehren der Väter und der wohldenkenden Hellenen zu folgen, sondern denen, die ganz und gar verdorben sind. Er ähnelt der Lamia der Fabel, die angeblich zu Hause blind ist, aber draußen scharf sieht.577 Das erklärt, warum er die Väter und an erster Stelle Dionysios nicht versteht, die eindeutig sagen, daß das Wir ken Gottes nicht verschieden ist von seinem Wesen. Dafür bleibt er blind und taub. Statt dessen folgt er ihren Gegnern, insbesondere Eunomios, der
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1109-1111
OBERSETZUNG: KAPITEL
xxm
auch die Identität von Wesen und Wirken in Gott leugnete. Ihn widerlegte Gregorios von Nyssa.578 Eine effektivere Widerlegung des neuen Euno mios (Palamas) gibt es nicht. Dieser übertrifft seinen Vorgänger aber dar
in, daß er die Kirche mal zum Glauben an das Nichtseiende, mal zum Glauben an eine Vielheit von Göttern treibt (110 8,21 - 1110,11). 12. Den gleichen Wahnsinn treibt er mit seiner Erklärung des beispielhaft auf dem Thaborberg gezeigten Lichtes. Er versteht (gr. para deiknyein) falsch als , es heißt aber , d . h . mit sichtbaren Zeichen das noch Unsichtbare ankündigen. Das geht aus vielen Vätertexten hervor, so aus dem Meloden, Gregor von Nazianz und Chrysostomos579 (1110 ,11 -
1111,11) . (Übersetzung S. 1111,12 - 1112,12) 3.1. Ich wollte sehr gerne alles im einzelnen durchgehen, was gespro chen wurde, die Exkursionen im Gespräch und die plötzlichen Wendun genS80 im Kampf, den Streit Aug' in Aug' wider die gegnerischen Thesen und wie meine Gegner wie rasende Hunde in verlassener Gegend mich, der ich allein und auf mich selbst gestellt war, umzingelten und der eine sich bemühte, mir das Schwert der Gottlosigkeit in die Brust zu stoßen, während der andere ganz heimtückisch von hinten den Saum abriß und zerriß, jeder aber mit seiner Zunge meinen ganzen Geist für sich bean spruchte. Kurz gesagt, ich wollte die vielen sich ablösenden schweißtrei benden Anstrengungen in Einzelheiten durchgehen, denen allein das Auge, das im Verborgenen sieht,S81 leidenschaftlos zusah, / (1112) aber meine Kopfschmerzen ließen es nicht zu, obwohl ich es wollte. Ich wollte mich deswegen für entschuldigt erklären und außerdem wegen meiner al ten Freundschaft mit Kabasilas nicht gerne ausposaunen, wieviel Un rühmliches auch er aus Dummheit, denn ich möchte nicht sagen aus Schlechtigkeit, damals gegen die Normen und Dogmen der Kirche redete. Aber meine Freunde stellten sich mir heftig in den Weg. Nachdem ich mich also ein wenig erholt hatte, faßte ich mich wieder und führte meine Erzählung in die frühere Spur zurück. Ich ließ aber zwischendurch aus, was ich im vorigen Jahr in meinen Antirrhetika präziser und fachlicher herausgebracht, oder besser, womit ich darin die Schlechtigkeit des Pala mas genauer an den Pranger gestellt hatte.S82 (1112,12)
183
OBERSETZUNG: KAPITEL
XXIII
llU-1116
S. 1112,12 - 1118,5 Zusammenfassung (s. Anm. 536) 2. Ich trug daraufhin die Thesen des Palamas vor, die Kabasilas damals als sein Mitkämpfer vorgebracht hatte. Sie lauteten: Die sieben Gaben und Wirkungen des Hl. Geistes sind zwar der Hl. Geist und unerschaffen, aber nicht dessen Wesen (1112,17- 1113,12;
1114,9 - 18) .583 Der Glanz Gottes, woran die Engel teilhaben und wodurch die Ge rechten strahlen wie die Sonne,584 ist weder das Wesen Gottes noch das Wesen der Engel, aber auch nicht ein Licht, das zwischen beiden ran giert. Er ist göttlich und unerschaffen, aber nicht Gottes Wesen (1113,13 -
1114,2) . Die Annahme von unerschaffenen Wirkungen Gottes bedeutet nicht die Annahme einer Zusammensetzung von Gottes Wesen, vielmehr bedeutet die Annahme von erschaffenen Wirkungen Gottes, daß man Gott für er schaffen erklärt (1114,2-5) . Wenn es heißt: das Reich, das für euch bereitet ist seit der Schöpfung,585 ist nicht die Rede von , sondern von , d. h. (1115,2-6) . Wenn es in der Dreifaltigkeit mehrere unerschaffene Hypostasen gibt, warum kann es dann nicht mehrere Götter geben, ohne daß der eine Gott deswegen zusammengesetzt sein müßte? Der Sohn und der Hl. Geist ge hen aus dem Vater hervor, die Wirkungen aus der Trinität (1114,5-9;
1114,18- 1115,12) . Außerdem brachte Kabasilas noch die gottlosen Dogmen des Palamas bezüglich Teilhabe an Eucharistie und Taufe vor (1115,6- 8) .
3. Das alles, was die beiden Gegner ins Feld führten, stammte aus nur zwei Werken des Palamas. Am liebsten möchte man von dem ganzen Un sinn nichts hören, besonders da Palamas über sechzig solche Werke ge schrieben hat. Das Gesagte möge reichen, um zu zeigen, daß Palamas fol gendes behauptet (1115,8 - 1116,2).
4. Erstens. Es gibt nicht einen Hl. Geist und nicht sieben, sondern sieb zigmal sieben, und einer davon ist der Hl. Geist. Zweitens. Er verleumdet Gregor von Nazianz und folgert aus Lukas und Matthaios, daß «der Finger Gottes» nicht der Hl. Geist ist, sondern vom Wesen Gottes verschieden und eine aus unendlich vielen Wirkun gen.586 Drittens. Er nimmt zwischen Gott und den Engeln eine spezielle Art
184
1116- 1121
üBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
von unerschaffenen Wirkungen an und nennt diese Glanz Gottes und un aussprechliches Licht. Dabei verleumdet er Dionysios Areopagita. Viertens. Jeder Mensch kann nach ihm sozusagen, wenn er will, uner schaffen und anfanglos werden, weil ihm dies aus vielen geheimen Quel len zufließt. Fünftens. Was von Gott von Anfang an bereitet ist, ist laut Palamas un erschaffen. Also auch das Höllenfeuer.587 Sechstens. Nicht nur die vielen unerschaffenen Wirkungen sind ver schieden vom Wesen Gottes, sondern auch die drei Hypostasen. Palamas verwechselt die Begriffe Wirkungen und Hypostasen. Siebtens. Auch über Eucharistie und Taufe redet er Ungehöriges
(1116,2- 1117,6) . 5. Ich will hier nicht die ganze Widerlegung mit Schriftworten und Vä tertexten bringen, die ich damals im Kampf vortrug, sondern nur soviel, als mir jetzt aus dem Gedächmis in den Mund kommt. Nicht daß mir die Argumente fehlen würden - das wird wohl keiner meiner Gegner zu be haupten wagen - , denn die Väter liefern sie reichlich. Mein Problem ist vielmehr, daß ich aus den vielen Waffen, die mir zur Verfügung stehen, eine Auswahl treffen muß (1117,6- 1118,5).
KAPITEL XIII - XXIV DES GANZEN WERKES S. 1119,1- 1143,14 Zusammenfassung (s. Anm. 536) .
1.1. Ich habe schon vorher manchmal das viele, was zu sagen war, ge kürzt und nur soviel gesagt, wie die Wahrheit verlangte. Das möchte ich auch hier tun. Wozu noch der ganze Kriegsaufwand, da die Zeit des Krie ges vorbei ist und deswegen auch die Motivation fehlt.588 Das meiste habe ich schon oben ausreichend abgehandelt. Wiederholungen scheinen mir überflüssig und wenig nützlich. Ich habe schon damals den vielen Unsinn, den sie redeten, kurz widerlegt; um so mehr muß jetzt, da Ruhe herrscht, wenig reichen. Niemand wird sagen können, daß ich mich nicht genug en gagiert hätte. Wer dies liest, kann sich davon überzeugen. Wer schwach steht, braucht viele und immer wieder andere Worte; was ich sage, hat Kraft; den Rest kann ich weglassen (1119,1- 1121,1).
2. Nun muß ich zuerst die Geister behandeln, die nach dem Propheten auf Christus ruhen würden.589 Denn das hat mein Freund Kabasilas als er-
185
OBERSETZUNG:
KAPITEL XXIV
lUl-lUB
stes Argument vorgebracht. Dazu ist das Wort Christi zu zitieren: « Geht und lehret . . . tauft im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Gei stes. »590 Es ist nicht erlaubt, hier im Plural zu verwenden. Das wi derspräche der Dreizahl der Personen. Das müßte reichen. Aber eine solch ist das Privileg der Lakonier.591 Gelehrte Leute wollen mehr Zeugnisse. Diesen Wunsch will ich meinen lieben Zuhörern ohne Zögern erfüllen. Der göttliche Maximos sagt über die sieben Geister, d. h. Tugen den: . . .592 (Gregoras:) Du siehst, daß er sie als Tugenden, nicht als Geister auffaßt (1121,1- 1123,3) . 3. Die gleiche Auffassung belegen Zitate aus Chrysostomos und Basileios593 (1123,3 - 1U4,19). 4. Auch Athanasios schreibt an Serapion über den Hl. Geist: . . . Wer will, kann daraus lernen, daß der Hl. Geist einer ist und keine Vielheit, wie Palamas lehrt, der sämt liche Pneumatomachen überbietet, oder einer aus vielen, wie er auch noch behauptet, und so großzügig Bosheit zu Bosheit hinzuerfindet (1124,19 -
1125,17) . Den Schwächeren (in der Lehre) zuliebe will ich aus diesem Text noch einiges von Athanasios hinzufügen594 (1125,17 - 1126, 14) .
5. Während ich sprach, fiel mir auch noch Gregorios ein, der ähnliches ausführt.595 (Im Zitat, das hier folgt, nennt dieser den Geist Geist der Wahrheit usw., weil er Wahrheit usw. bewirkt, also weil man an ihm teil hat, nicht umgekehrt, und weil er in seinen Wirkungen vielfältig ist.) Wem diese Zeugnisse als Beweis nicht genügen, der soll nicht nur sieben Geister annehmen, sondern fünfzehnmal soviele, oder, um mit dem neuen Lehrer Palamas zu sprechen, unendliche Male unendlich viele, was aber kein Rechtgläubiger, ja nicht mal ein Hellene oder Barbar je getan hat. Die Heiligen sind sich also einig, daß es nur einen Hl. Geist gibt und nicht viele oder einen aus vielen, wie Palamas und seine Jünger predigen, und es gibt nichts Unerschaffenes außerhalb der einen und alleinigen dreipersön lichen Natur (Gottes) (1126,14- 1127,20) .
6. Zweitens ist hier folgendes zu betrachten. Was Gregorios (im Zitat oben) Werke des Geistes nennt (<<er erwirkt» heißt es) , nennt Palamas un erschaffene Gottheiten und schreibt diese Lehre verleumderisch Gregorios zu, weil er den Geist auch Finger Gottes nennt. Dazu muß ich folgende Blasphemie des Palamas erwähnen, die mir beinahe entfallen wäre. Sie lautet: «Eine der Wirkungen des Geistes nennt der Herr im Evangelium bei Matthaios Geist Gottes und bei Lukas Finger Gottes, nämlich wenn er im Hl. Geist Teufel austreibt.596 Wenn diese eine der Gnadengaben ein Heili ger Geist ist, sind es auch alle anderen. » Ihr seht, wie der gottlose Palamas
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üBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
lU8- 1133
Schriftworte auslegt. Unter Mißachtung sämtlicher Heiligen, die ihr ge hört habt, nennt er eine der vielen göttlichen Werke Finger Gottes und be greift nicht, daß Finger Gottes metaphorisch für den Hl. Geist in seiner Wesens einheit mit Gott steht. Vom Lästern wider den Hl. Geisr597 hat er und haben seine Jünger anscheinend noch nie gehört. Ist das, wovon er besessen ist, nicht eine Wirkung des Teufels! (1127,20 - 1129 ,23) .
7. Aber er sagt auch: «Die Worte <machen> und <erwirken> sind mehr deutig. Sie können <erschaffen> und auch bedeuten. Was der Hl. Geist als ihm eigene Wirkungen ausübt, etwa das Verleihen des Geistes der Wahrheit, ist deshalb (seiner Natur ge mäß) eine unerschaffene Wirkung.» Hört Euch das Altweibergeschwätz an! Als die Pneumatomachen, die Väter der Häresie des Palamas, den Geist ein Werk Gottes nannten, erklärten sie ihn so notwendigerweise für erschaffen. Ein unerschaffenes Werk ist in jeder Hinsicht Unsinn. Aber Pa lamas hat es nun mal gewagt in diesen j üngsten Tagen, das unerschaffene Werk zum Gesetz zu erheben. Eigentlich müßten wir das mit Schweigen bestrafen, aber da er mit der Unterstützung der Machthaber seine Lehre weiter propagieren und so die einfachen Leute betrügen kann, müssen wir das Schwert der Wahrheit weiterhin benutzen und die Rechtgläubigen mit unseren Schriften oder besser mit der Hl. Schrift bewaffnen (1129,23 -
1131,10) . Mit meinen Antirrhetika und dieser Disputation, die ihr jetzt gehört habt, habe ich ihm noch nicht begreiflich machen können, daß es kein un erschaffenes Werk gibt. Darum muß ich wohl noch Argumente bringen, die sogar jeder Landarbeiter versteht. Da ist zu allererst das in aller Welt bekannte
Glaubensbekenntnis:
Wir
glauben
an
Gott
...
Schöpfer
« Macher» von Himmel und Erde, an Jesus . . den Sohn Gottes, nicht ge schaffen « gemacht» . Dazu Athanasios:598 «Im Geist verherrlicht und ver göttlicht das Wort die Schöpfung. Wer mit dem Wort zusammen die Schöpfung preist, kann nicht selber zur Schöpfung zählen . » Und: «Der Va ter schöpft alles durch das Wort im Hl. Geist, und so bleibt die Einheit der Dreifaltigkeit erhalten» (usw. ) . Es wird demnach überall in der Schrift zwischen den geschaffenen Dingen und dem schöpfenden Wesen unter schieden (1131,15- 1132,21) . Palamas verleumdet also die Väter, die er ganz allgemein für seine Lehre in Anspruch nimmt, aber um nicht wider legt zu werden, nicht zitiert. Er nennt nur Namen und betrügt damit die Einfältigen. Das stellt sich besonders bei den Vätern heraus, die er na-
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üBERSETZUNG: KAPITEL XXN
1133-1137
mentlich nennt und irreführend zltlert. Ob aus Unwissenheit oder Schlechtigkeit, weiß ich nicht. Meistens sagt man aus beiden, und ich möchte dem nicht widersprechen (1132,21 - 1133,21).
9. E s bleibt uns noch, ihm die Bedeutung von und beizubringen. Er betrachtet die Objekte dieser Verben als unerschaffen. Auch der große Athanasios599 beweist, daß synonym ist mit <er schaffen>, desgleichen David, und wir hören in den Evangelien, daß ein Feuer ist für den Satan und seine Engel.6oo Wenn hier heißen soll, ist auch das Höllenfeuer ein unerschaffener und anfangloser Gott und der Satan durch das Feuer als sein unerschaffe nes Erbteil zu einem unerschaffenen und anfanglosen Gott vergöttlicht. Indem Palamas den Teufel zum Gott macht, will er wohl auch selbst Erbe des Feuers werden, damit das Jüngste Gericht ihm nichts anhaben kann
(1134,1- 1135,15). Aber ich habe, ohne es zu merken, die Töpferkunst mit einem Weinfaß angefangen601 und versucht, einem alternden Mann die Bedeutung von Worten beizubringen, etwas, das er in seinem fünfzehnten Lebensjahr hät te erlernen sollen. Ich muß befürchten, daß ich mich dadurch lächerlich mache, und bald aufhören, damit eine solche Beschäftigung meine wichti geren Studien nicht beeinträchtigt (1135,15 - 1136,2) .
10 . Ich muß noch zurückkommen auf die göttliche Teilnahme (in der Eucharistie) und auf die Taufe. «Ihr erinnert euch» , sagte ich zu ihnen, «mir erzählt zu haben, was Palamas und sein begeisterter Schüler, der Bi schof von Herakleia,602 darüber festgelegt haben. Es sei eine teuflische Er findung, daß nicht das vom Wesen verschiedene Wirken diese Gaben heili ge, sondern das göttliche Wesen selbst. Brot und Wein würden auch nur Symbole von Christi Fleisch und Blut sein. Es würde zuviel Zeit erfordern und nur die Ohren beleidigen, alles zu erwähnen, was sie sonst noch dar über gesagt und geschrieben haben. Es möge also reichen, was den Ohren der Rechtgläubigen genügen wird (1136,2- 18).
11. Hört wie Johannes von Damaskos603 12. nicht von einem substanz losen und vom Wesen Gottes verschiedenen Wirken, sondern vom göttli chen Wesen selbst des Geistes spricht, und nicht von Brot, das zum Symbol des erlösenden Körpers geworden ist, sondern vom Körper selbst. Und das sagt er nicht nur so nebenbei, sondern er widmet der Sache ein ganzes sorgfältig ausgearbeitetes Kapitel. Denn damals wütete die Bilderbekämp fung, die diese Dinge auch tangierte, genau so wie das Thaborlicht. Das
188
1137-1142
führte sogar zur Verleumdung (
üBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
=
zu einer falschen Interpretation) der
Menschwerdung, wie ich schon oben irgendwo ausführlich auseinander gesetzt habe. Damals schlossen sich die meisten der von den kaiserlichen Gesetzen protegierten Häresie an und die wenigsten kämpften mit freiem Geist und feurigem Herzen an der Seite des Damaskeners, insbesondere der weise Theodoros (Graptos) , der dafür vieles erleiden mußte. Dieser Mann hinterließ mehrere Schriften, woraus ich zitieren will604 ( 13 . In den Zitaten wird die Lehre zurückgewiesen, das eucharistische Brot sei Sinn bild des Körpers Christi und nicht der Körper selbst.) 14. Gregorios von Nyssa bezeugt das gleiche.60s Wer noch mehr hören will, verschwendet nur Zeit. Der Mann ist nun aller Häresien überführt, die zusammen zur Leugnung der Menschwerdung führen. Das habe ich auch schon in mei nen Antirrhetika gezeigt. Die Quelle allen Übels sind seine Einbildung und Dummheit, wogegen es kein Heilmittel gibt. Sonst würde er es selbst er kennen, wo er doch hört, wie die heiligen und weisen Kirchenlehrer sa gen, daß es bei Gott keinen Unterschied zwischen Wesen und Wirken gibt und daß sie auch nicht dadurch verschieden sind, daß am Wesen, das ir gendwo hoch oben lokalisiert wird, keine Kreatur teilhaben kann, wäh rend das Wirken ohne Wesen zur Erde hinabsteigt und fröhlich Fleisch tra gen kann und-dabei noch unerschaffen bleiben und die menschliche Natur unverzehrt bewahren und auch noch die eigene Unerschaffenheit weiter geben. Aber im Wesen Gottes kann es nicht bleiben, denn das Fleisch wür de noch vor der Teilhabe zerstört werden. Da die Hl. Jungfrau durch das Feuer des Wesens Gottes weder verbrannt noch verzehrt wurde, muß er daraus folgern, daß nicht das göttliche Wesen aus ihr Fleisch angenom men hat, sondern das Wirken, das zwar auch unerschaffen, aber ohne We sen, untergeordnet und nicht im Besitz des verzehrenden Feuers ist. Von anderen Heiligen zu schweigen, hat er auch den hl. Athanasios nicht aus rufen hören:606 « Sagt, ihr Erfinder dieses euren neuen Evangeliums, woher wurde euch gepredigt, das Fleisch unerschaffen zu nennen! Entweder phantasiert ihr, daß die Gottheit des Wortes in Fleisch umgewandelt sei, oder ihr haltet die Menschwerdung mit Leiden, Tod und Auferstehung für Phantasie. Unerschaffen, ewig und unveränderlich ist allein die heilige Dreifaltigkeit» (1136,18- 1142,1). Athanasios und 15. Gregor von Nyssa bezeugen das gleiche.607 Ihr seht, wie die Manichäer, Apollinarios, Areios, Eunomios, die das gleiche behaupteten wie Palamas, von den Vätern zu nichte gemacht wurden und Pa lamas mit ihnen. Daß Palamas Bilderbe-
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üBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
1142- 1144
kämpfer ist, habe ich schon gezeigt. Dazu noch einmal Theodoros.608 Ihr hört, wie Palamas, der Doktor der heutigen Kirche, das gleiche verkündigt wie die Bilderbekämpfer und wie er mit den gleichen Waffen durch den hl. Vater und Lehrer der Kirche (Theodoros) durchbohrt wird (1142,1 -
1143,14) . (Übersetzung S. 1143,14ff.) So war das und so brachten wir mit Gottes Hilfe unsere Worte zu Ende, jene, die ich euch heute vorgesetzt habe, und jene, die ich damals mitten im Kampf, als die Not dazu zwang, benützte, aber jetzt der Länge wegen übergangen habe.
2.1. Jene Männer empfanden das Gesagte als feindselig und schwer er träglich, und der Zorn ihrer Seelen entfachte sich in einem großen Feuer. Wie in Raserei sagten sie, daß eins von beiden zutreffen müsse: entweder wären diese Männer (die von Gregoras angeführten Zeugen) Heilige und hätten das nicht gesagt, oder / (1144) sie hätten es gesagt und wären dann keine Heiligen. «Denn wir werden nie bekennen, daß die unterschiedli chen Geister (die Gaben des Hl. Geistes) oder die den Kreaturen in alle Ewigkeit geschenkten Gnaden und Wirkungen nicht zweifellos unerschaf fen sind. Wir geben zu, daß Gott auch Erschaffenes schenkt, aber was wäre dann das Besondere der göttlichen Transzendenz? Das können Men schen auch zu jeder Zeit tun, und sie können jedem Beliebigen schenken, was es an zeitlichen und erschaffenen Dingen gibt. Dann ist es aber doch wohl natürlich, daß der unerschaffene Gott Unerschaffenes schenkt. Wenn jemand etwas anderes behaupten will, soll er von uns in jeder Hin sicht verworfen werden, auch wenn vom Himmel die Donnerschläge das gleiche riefen und alle Elemente eine Stimme bekämen und das gleiche sagten.
2. Ich versuchte die Bücher der Heiligen herbeizuschaffen, aber die Männer hielten es keinen Augenblick länger mehr aus und erhoben sich. Sie übergossen mich mit Schmach und außer vielem anderen sagten sie: «Du handelst unvernünftig und wider dich selbst, wenn du gegen die kai serlichen Befehle handelst. Wenn du ein wenig nachgeben würdest, könn test du bei den Kaisern und Kaiserinnen ein weit größeres Wohlwollen ge nießen als zuvor, und außerdem bei allen Senatoren und wer sonst Ehre und Ansehen genießt. » «Der Kern unserer Worte» , sagten sie, «soll für dich dies sein: Wenn du in dieser Sturheit verharrst, wirst du vieler guten
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OBERSETZUNG: KAPITEL
114411145/1146
XXIV
Dinge beraubt werden und viel Schmerzliches erfahren. Auch wird feind seliges Feuer alle deine Reden, die an den Festen der Heiligen in der Kirche vorgelesen werden, /
(1145)
auf Befehl des Kaisers im Nu verzehren. Und
nach deinem Tode wirst du unbeerdigt irgendwo außerhalb der Stadt hin geworfen werden.»
3.
Ich antwortete: «Das sind Worte aus der Zeit Dio
kletians.609 Ihr macht mir das schönste Geschenk, auch wenn ihr es in die Form einer Drohung gießt. Ihr versprecht, mir den Kranz der Märtyrer zu schenken, aber verschüttet offenbar das Schönste mit den bösesten Na men. Ihr droht mit Sachen, worüber der Kaiser Herr ist, aber für das, wor über ich mit Gottes Hilfe Herr bin und was ich schützen kann, werde ich kämpfen und bis zum Tode standhalten, und ich werde meinen Geist nicht versklaven. Es ist notwendig, den rechten Glauben zu bewahren, leben da gegen muß man nicht; sterben für den rechten Glauben muß man, beer digt werden aber muß man nicht." Die Männer waren inzwischen gegangen.
4.
Mir verschlossen sie wie
der die Türen mit Riegeln und Querbalken und stellten noch schlimmere Bewacher auf als die früheren. Gern hätte ich noch in ihrer Gegenwart auch den zweiten Teil ihrer Drohung dem verdienten Spott ausgeliefert und auch in dem Punkt ausgiebiger gezeigt, zu welch sittlicher Verworfen heit Unvernunft und Einfältigkeit fähig sind. Aber die Männer hatten an scheinend selbst ihre Schande eingesehen und waren verschwunden, sich taub stellend vor dem, was noch hätte gesagt werden können. Hauptziel der Palamiten war es, die Festtage Gottes abzuschaffen, weil sie eben die Menschwerdung nicht anerkannten, abzuschaffen auch mit den genann ten Reden meinen damit verbundenen Namen und meine darin zum Aus druck kommende Rechtgläubigkeit. Wenn jemand dem (diesem Anliegen der Palamiten) zustimmt, muß /
(1146)
er schleunigst auch die Bücher von
Moses, David und überhaupt alle Bücher der Juden verbieten, weil in spä terer Zeit das jüdische Volk offen von uns ausgestoßen wurde. Mir kommt es sehr wunderlich vor, daß sie im übrigen Nestorios und den Bilderstür mern nacheifern, allein nicht in dem Punkt, worin es doch der, der etwas auf sich hält, am meisten tun sollte. Denn diese zerstörten die Menschwer dung des Wortes Gottes und räumten die göttlichen Bilder aus dem Weg, aber die Gesänge und Reden, die Tondichter und Redeschreiber der Kir che hinterlassen hatten, davon entfernten sie nirgends etwas. Im Gegen teil, sie sangen sie und trugen sie vor auf den jährlichen Festversammlun gen. Diese Leute aber (die Palamiten) zögern nicht, auch in diesem Punkt
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üBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
1146
zu tun, was sie gewöhnt sind, und sie wetteifern auch hier, jene in der Schlechtigkeit zu besiegen. Palamas hält es für eine Schande und für sehr verwerflich, sich mit den Samen der Gottlosigkeit, die er bei den Urhebern der Häresien findet, zufrieden zu geben; er will auch noch von sich aus Bosheit auf Bosheit miteinbringen. Der Mann zeigt mit Erfolg seinen Ehr geiz immer darin, daß er überall alle Schlechten an Schlechtigkeit über trifft.
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ANMERKUNGEN
1
Etwas wörtlicher lautet der Titel: in G: Aus dem zweiten Buch der Rhomäischen Geschichte.! Nikephoros Gre goras: Rhomäische Geschichte Zweiter Teil (gr. Buch) Kapitel (gr. Logos) 7 bzw. 18 seiner ganzen Geschichte. in L: Nikephoros Gregoras: Kapitel 18 seiner ganzen Geschichte.! Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte 11, Kapitel 7 des 2. Teiles. in V: Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte 11, Kapitel 7 des 2. Teiles, 18 seiner ganzen Geschichte. G hat zusätzlich noch folgende Notiz: «Dieser Teil der Geschichte wurde ausgezogen aus dem ganzen Buch der Rhomäischen Geschichte, die Nikepho ros Gregoras verfaßte, und wurde hier von uns mit der anderen Widerlegungs schrift zusammengefügt, die er vorher gegen die Häresie des Palamas schrieb. Darum erzählt dieser Teil auch minuziös jenes Stück Kirchengeschichte und insbesondere von dem danach von den Palamiten zusammengerufenen Räu berkonzil, außerdem von der damals von ihnen entfesselten Verfolgung derer, die für die Dogmen des Glaubens und der Frömmigkeit der Väter eintraten.»
2
Boivin 1292 notierte zu dieser Stelle, daß Gregoras das gleiche schon am Schluß des vorausgehenden Kapitels gesagt hat (vgl. Bd. III 219). Man sollte also, meinte er, eine der beiden Stellen streichen (<
3
Vgl. Kantak. III 77,19-78,1. Dieser setzt selbst seine Reaktion auf die Nieder lage vom 6. März 1349 früher an. Nachdem er kurz berichtet hat, daß sich nach dem Untergang der Flotte auch das Landheer unter seinem Sohn (Manuel) zurückzog (77,16-19), fährt er fort: «Als der Kaiser sah, wie eine solche Streitmacht grundlos verloren gegangen war, stöhnte er über diese Ka tastrophe der Rhomäer und sah ein, daß Sünden gegen Gott die Ursache dieser Übel waren. Er ließ aber in seiner standhaften Gesinnung nicht im geringsten nach und war nicht niedergeschlagen in Anbetracht der Niederlage, sondern gab sofort den Befehl, Holz zu schlagen, um wieder neue Schiffe zu bauen, und stellte Leute an, die diese Arbeit beaufsichtigen sollten» (77,19-78,1). An schließend berichtet er, wie die Genuesen von Galata selbst ihren Sieg ein schätzten und was «am nächsten Tag» (d. h. am Tag nach der Niederlage) ge-
193
ANMERKUNGEN: 3-7
schah. Wie er das tut, verrät den ideologischen Selbstbetrug des Byzantiners: «Die Menschen in Galata betrachteten jenen Tag als einen äußerst glücklichen, denn sie hatten an diesem Tag viele feindliche Schiffe erbeutet, ohne selbst et was zur Niederlage (des Feindes) beigetragen zu haben. Sie feierten nicht nur ihren Sieg, sondern auch ihre Rettung. Denn ihre ganzen Hoffnungen auf Ret tung waren für sie gering gewesen. Am nächsten Tag fuhren sie mit ihren über mäßig mit Siegeskränzen geschmückten Schiffen am Kaiserpalast vorbei und führten zur Beschämung (der Byzantiner), wie üblich, die erbeuteten kaiserli chen Insignien mit sich. Sie glaubten, der Kaiser werde angesichts der Kata strophe geistig besiegt sein, sofott den Krieg aufgeben und unter Abtretung des (umstrittenen) Areals zum Frieden kommen» (78,2- U). Es folgten Verhand lungen mit dem Ergebnis, daß die Galater versprachen, das umstrittene Areal zu verlassen, um es gleich darauf gegen Anerkennung der Superiorität des Kai sers schriftlich geschenkt zu bekommen, was sie mit Danksagung und Lob preisung annahmen. (Vgl. Bd. 1II Anm. 611). «Das war», so Kantak. 80,2 f., «vom Anfang bis zum Ende dieser Krieg.» 4 Zur
hier abgewandelten Redensart
«Not macht erfinderisch» s. Bd. II
Anm. 394. 5
Isidoros Bukheir (PLP 3140) war am 17. Mai 1347 von Johannes V I. Kantak. inthronisiert worden, s. Bd. III 169 mit Anm. 476; zur Datierung ergänze dort einen Verweis auf Schreiner, Kleinchron. 8/48a mit Schreiner Bd. II 270. Isido ros war ein Palamasanhänger der ersten Stunde und unserem Autor besonders unsympathisch, s. Bd. III Index s. n. (wo ein Hinweis auf Anm. 317 zu ergän zen ist).
6
Gregoras, der einen Kommentar zum Traumbuch des Synesios verfaßte (s. Bd. I 52 Nr. 39), stand sowohl dem Glauben an gottgesandte Träume als auch den hesychastischen Lichtvisionen skeptisch gegenüber. Träume sind für ihn eher dämonischer Art, Visionen ebenfalls, wenn sie nicht einfach auf Schwel gerei und Trunkenheit zurückzuführen seien (vgl. Beyer, Antirrh. I 30 u. 24 mit Anm. 45). Er wirft Palamas c. s. vor, die Häresien der Massalianer und Bogo milen in sich aufgesogen zu haben (Antirrh. 1 255,26-257,2), und nennt als eine davon, daß sie das Wachsein abschütteln . . . sich ganz dem Schlaf hinge ben, ihre Traumgesichter Gottesbegeisterung (gr. Enthusiasmos) nennen und für eine göttliche Selbstoffenbarung halten (ebd. 257,7-9). Weiter unten (ed. S. 1034,17 ff.) wirft er den Palamiten allgemein Wahrsagerei aufgrund von Träumen vor und betont den schlechten Einfluß, den sie damit auf den leicht beeinflußbaren Kantakuzenos ausübten.
7
Zu dieser Stelle notiert Gmg: «Das Kastell auf der gegenüberliegenden Seite von Konstantinopel wurde von den Galatern bewohnt und wurde des wegen das Galatische genannt.» Im gr. Text der Bonner Ausgabe, nicht aber
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ANMERKUNGEN: 7-9
in der Übersetzung Boivins fehlt das Wort <
haben. In seinem ausführlichen Bericht über die katastrophale Niederlage im Krieg gegen Galata (Bd. III 214-218) hat Gregoras diesen angeblichen Einfluß Isi dors auf das Geschehen mit keinem Wort angedeutet. Es hieß dort sogar, daß die Byzantier vor dem Kampf zu Wasser und zu Lande alles vorbereitet hatten und nichts mehr fehlte von den für einen Krieg notwendigen Dingen (S. 214). Die Niederlage wird dort ausschließlich dem völligen Versagen der Führung und der Besatzung der byzantinischen Flotte angelastet. Über den Grund dieser göttlichen Strafe wollte Gregoras ebenda (S. 218) nichts sagen. Das scheint da
für zu sprechen, daß er zum Zeitpunkt, als er diesen Bericht schrieb, noch hoff te, Kantakuzenos könnte sich noch vom Palamismus abwenden. Zu einem letzten Bekehrungsversuch s. u. S. 884,6 ff. 9
Im gr. Text (S. 871,5) ist anstelle von idias: ede (schon) zu lesen. Über die Krankheit, an der Isidoros starb, berichtet nur Gregoras Näheres. Die Ursache, die er dafür angibt, ist eine subjektive Interpretation, aber Gregoras ist hier vielleicht Sprachrohr der damaligen antipalamitischen Propaganda. Kantak. III 105,23-106,3 beschreibt den Tod Isidors sehr kurz: «Damals, als Patriarch
Isidor starb, der sich zwei Jahre auf dem Thron ausgezeichnet und in Liebe zu Gott die Herde geweidet hatte, installierte der Kaiser Kallistos auf den Thron.» Dem «damals» ist seit dem Frieden mit Galata in der Erzählung folgendes vor ausgegangen: der Prozeß gegen (Konstantinos) Tarchaneiotes (III 80,4-16; vg1. Bd. III Anm. 600), die Einführung neuer Steuern, um die leere Staatskasse zu füllen (80,16-81,9; vg1. Bd. III Anm. 582), eine Vereinbarung mit Genua über die Rückgabe von Chios (in 10 Jahren), die Wiedereroberung von Phokaia, wo Leon Kalothetos (PLP 10617) zum Statthalter ernannt wird (81,9-85,2; in PLP 1. c. nicht notiert), Entsendung des Manuel Kantak. (PLP 10981) in die Pelo ponnes (womit ein Bericht über die dortige Lage verbunden wird) (85,390,15), Verhandlungen mit dem Sultan von Ägypten über die Lage der Christen und die W iedereinsetzung des Patriarchen Lazaros von Jerusalem (PLP 14350) (90,16-104,5), vergeblicher Versuch des Gregorios Palamas, sich Zugang zu seinem Bischofssitz Thessalonike zu verschaffen (104,5-105,22; mehr dazu in Anm. 29). Das alles wird, wo nötig, mit Vorgeschichte erzählt. Diese ganze Er zählung liefert ein wichtiges konkretes Datum, das des berühmten in «vulgär griechischer» Sprache verfaßten Briefes, den der Sultan von Ägypten damals seinem byzantinischen Herrscher-Kollegen schrieb (94,2 ff.), den 30. Oktober 1349 (S. 99,3f.). Von Leon Kalometos ist bekannt, daß er am 9. September 1349 in Konstantinopel Zeuge war, als die byzantinischen Kaiser Johannes VI. und Johannes V. den am 25. 2. 1342 mit Venedig geschlossenen Vertrag erneu erten (s. Thiriet: Reg. Delib. 1 203; Dölger: Reg. 2952). Das war wohl noch,
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ANMERKUNGEN: 9-12
bevor er nach Phokaia entsandt wurde. Patriarch Isidor hinterließ ein Testa ment, das «Februar, Indiktion 3, a. 6858»
=
Februar 1350 datiert ist (s. Darrou
zes: Reg. 2309). Er verfaßte es offensichtlich während seiner letzten Krankheit. Laut Gregoras dauerte diese lange Zeit, aber das Testament ist wohl erst ver faßt worden, als klar wurde, daß die Krankheit zum Tode führte. Der Tod Isi dors ist somit Februar/März 1350 anzusetzen. Sein Nachfolger, der vom Athos kommen mußte, wurde erst am 10. 6. 1350 installiert. Das «damals» bei Kan tak. bezieht sich im Satz direkt auf letzteres Ereignis. Alles, was er III 80-105 berichtet, ist - von Vorgeschichten und Vorausverweisen abgesehen - in der Zeit ab März 1349 bis gegen Ende 1349/Anfang 1350 anzusetzen. Zum Patriar chen Isidoros s. Tinnefeld: Kydones 1,1 158-163 (der Anm. 36 die Krankheit 10
Isidors etwa Dez. 1349-März 1350 datiert); van Dieten: LMA V 676. «Schläger . . . Säufer» : Die Palamiten bevorzugen also einen Mann, der von Paulus, 1 Tim. 3,3, ausdrücklich vom Bischofsamt ausgeschlossen wurde: «Doch muß der Bischof untadelig sein . . . kein Säufer, kein Schläger
. . . » .
Viel
leicht will Greg. auch auf Matth. 24,48 anspielen, wo Christus einen Diener vorstellt, der in Abwesenheit seines Herrn seine Mitdiener prügelt und seine Zeit mit Trunkenbolden verbringt. Der Patriarch, der gesucht wird, soll also das Gegenteil des guten und getreuen Dieners sein, den Christus seinen Jün 11
gern als Ideal vorhielt (Matth. 24,45-47). Schon als er auf den Bildungsmangel des Patriarchen Arsenios hinwies (Bd. I 96), hat Greg. den spät von seiner Arbeit heimkehrenden Landarbeiter zum Typus des ungebildeten, rohen Menschen gestempelt. Bemerkenswert ist die Gleichsetzung von Mangel an humanistischer Bildung mit sittlicher Roheit. Die Weihe ungebildeter Palamiten zu Priestern und Bischöfen hat Gregoras auch Bd. III 173 kritisiert (s. ebd. Anm. 498). Er tut es unten noch öfter, vgl. Anm. 32,61, 64.
12
Kallistos war ein Schüler des Hesychasten Gregorios Sinaites. Er zählte 1340 zu den Unterzeichnern des sog. Tomos Agioritikos, den Palamas zur Verteidigung der Hesychasten verfaßt hatte (s. Bd. III Anm. 313). Ob er zum Kreis der sog. Bogomilen/Massalianer gehört hat, denen 1341/1342 der Prozeß gemacht wur de (zur Datierung s. Bd. III Anm. 310), ist unklar. Ab 1342 war er Mitglied des Direktoriums, das in Abwesenheit des in Konstantinopel festgehaltenen Protos Isaak den heiligen Berg Athos verwaltete. Gregoras' Urteil über den Mann ist an erster Stelle von der Rolle eingegeben, die er auf dem Konzil von 1351 spiel te, als der Palamismus kanonisiert und dessen Gegner, darunter Gregoras, ver dammt wurden. Aber auch andere Zeitgenossen schreiben ihm ein schroffes Wesen zu, das sich - so Beyer: PLP 10478 - «in einigen Fällen als Charakter stärke deuten lasse». Gegen Bildungsmangel im Sinne des Gregoras lassen sich seine homiletischen und hagiographischen Schriften kaum ins Feld führen. Sie
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ANMERKUNGEN: 11-18
setzen nur normale «mönchische» Bildung voraus. Vgl. Tinnefeld: Faktoren 99. Seine Erhebung zum Patriarchen verdankte er ganz und gar Kantakuzenos, s. TinnefeId ebd. 110. Seine Versuche, die absolute Ablehnung der palamiti schen Lehre durch Gregoras aufzuweichen (dazu unten S. 1037, 1047, 1050) scheiterten, wie wir sehen werden. Daß jemand ehrlich und guten Gewissens dieser Lehre zustimmen könnte, war für Gregoras undenkbar. Zur Lit. über Kallistos in PLP 10478 und LMA V 874 ergänze Chr. Hannick: Patriarch Kalli stos als Hymnograph, JÖB 40 (1990) 331-348. 13
Sprw. Redensart, s. dazu Bd. I Anm. 303.
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Ich halte es für durchaus glaubwürdig, daß Gregoras im Tausch gegen Bekeh rung zum Palamismus die Patriarchenwürde angetragen wurde. Aber wenn er meint, daß er als Patriarch die ganze Opposition gegen Palamas hätte brechen können, überschätzt er sich wohl ein wenig. Ohne Zweifel jedoch hätte seine «Bekehrung» dem Kaiser eine Menge Ärger erspart. Auch Beyer: Chronol. 138 Nr. 50 äußert keine Zweifel zu dieser Nachricht des Betroffenen selbst. Merk würdig ist, daß Kantak. diesen Versuch offenbar noch unternommen haben soll, als Kallistos schon vom Athos nach Konstantinopel unterwegs war, s. Greg. 871,18 u. 873,12 f.
15
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Ich vermute hier ein «geflügeltes Wort», kann es aber nicht belegen. Im gr. Text ist für e kolaseos: kekolasmenes zu lesen. Der letzte Satz steht im Indikativ. Ich sehe darin ein Übergehen auf direkte Rede und betrachte ihn als Teil der Mahnung des Gregoras an das Kaiserpaar, nicht als Kommentar für den Leser der Historia Rhomaike.
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Darrouzes: Reg. 2311 bezieht die Worte des Gregoras «er (sc. Kantak.) instal lierte ihn als Patriarchen» (873,15) und Kantak. III 106,9 «er (Kallistos) wurde gewählt» auf den gleichen Vorgang, die «promotion» (die «Beförderung») des Neugewählten durch den Kaiser, die die Wahl durch die Synode bestätigte und den offiziellen Anfang seines Patriarchats markierte. Diese erfolgte bei Kalli stos am 10. 6. 1350 (s. MM I 295). Ich sehe das anders. Kantak. schreibt (106,2f.): «Nach dem Tod Isidors installierte der Kaiser Kallistos auf den Thron» (
=
Greg. 873,15). Danach erzählt er, wie es dazu kam. «Da er erfahren
hatte, daß dieser sich der Tugend befleißigte und für diesen Dienst eignete, schickte er ein Schiff (zum Athos) und holte ihn nach Byzanz. Die Bischöfe är gerten sich über diese Wahl und die einen schlugen diesen, die anderen einen anderen vor. Aber der Kaiser bemühte sich sehr und überredete alle zuzustim men. So wurde er vor den anderen bevorzugt und gewählt» (106,4-9). Es geht hier, bei Kantak. 106,9, nicht, wie 106,2, um die Installation, sondern um die
ihr vorausgehende Wahl durch die Synode, auch wenn diese, wie so oft, nur darin bestand, daß die Bischöfe dem Vorschlag des Kaisers zustimmten. Greg.
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ANMERKUNGEN: 18
873,15 meint aber die sogenannte «Problesis», die Präsentation des neuen Pa triarchen durch die Überreichung der patriarchalen Insignien, also den Akt vom 10. Juni. Unklar ist, ob die offizielle Wahl durch die Synode noch vor oder erst nach der Ankunft des Kallistos in Konstantinopel stattfand. Das gleiche gilt für den Versuch, Gregoras für das Patriarchat zu gewinnen. Darrouzes 1.c. meint auch, Greg. und Kantak. stimmten nur überein bezüglich der Rolle, die Kantak. bei dieser Wahl spielte, Greg. aber berichte zusätzlich, daß Ks. und Kaiserin über die Person des zu Wählenden nicht einer Meinung gewesen wä ren und daß die Kaiserin bei ihm vorgefühlt habe, ob er ein geeigneter Kandi dat sei, der die Anhänger des Palamas effektiv bekämpfen könnte. Wie meine Übersetzung zeigt, schreibt Greg. eindeutig, daß Kaiser und Kaiserin zusam men versuchten, ihn mit dem Angebot des Patriarchats zum Einlenken in Sa chen Palamismus zu bewegen. Mag sein, daß die Kaiserin (gemeint ist natür lich Eirene, die Gemahlin des Joh. VI. Kantak., nicht die (Ex-)Kaiserin Anna oder die junge Kaiserin Helene, Gattin des Joh. V. Palaiologos), ihrem Mann diesen Versuch empfohlen hatte, dazu noch mit dem Hintergedanken, er kön ne sich in der Folgezeit immer noch gegen die Palamiten kehren (daß sie zeit weilig Antipalamitin war, ist bekannt, s. Bd. III 194), aber eine solche These kann man höchstens als reine Hypothese in den Raum stellen, bei Greg. steht hier davon kein Wort. Zu notieren ist noch, daß Patriarch Isidor selbst Kalli stos als Nachfolger gewünscht und ihn Kantak. empfohlen haben soll, s. Philo theos Kokkinos Vit. Isid. UO,U- 16; vg1. Darrouzes 1. c. Nun zur Opposition gegen die Wahl des Kallistos. Aus einer Kombination die ser Gregorasstelle mit einer anderen (unten S. 875,13) hat Darrouzes: Reg. 2311 anscheinend geschlossen, daß Greg. von einer Opposition der Bischöfe Thra kiens gegen die Wahl des Kallistos spreche, und dies mit angeblichen Differen zen zwischen dem Kaiser und der Kaiserin über die Besetzung des Patriarchen throns in Verbindung gebracht. Auch davon kann keine Rede sein. Gregoras spricht ganz allgemein von einer Opposition der Bischöfe des Restreiches von Byzanz gegen die Ernennung des Kallistos. Dieses Restreich umfaßte zufällig fast nur noch T hrakien, wie Greg. unten S. 883,16 bezeugt (vg1. Anm. 26). Mit Antipalamismus speziell der «thrakischen» Bischöfe hat die Ablehnung des Kallistos nichts zu tun. Patriarch Isidoros hatte längst die meisten Bistümer mit Palamiten besetzt (s. Bd. III 173). Die Opposition kann nur der Person des Kal listos gegolten haben, der als unbequemer Mann bekannt war (vg1. Anm. 12). Gewiß, er wurde bald (s.u.) von seinen Feinden des Massilianismus verdäch tigt, aber das besagt nicht, daß diese Feinde Antipalamiten gewesen sein müs sen. Von Gregoras wurden sämtliche Palamiten des Massilianismus beschul digt, aber das sahen diese selbst als eine Verleumdung. Massilianismus war auch für sie eine verwerfliche Häresie und also als Waffe gegen einen Feind
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ANMERKUNGEN: 18-22
verwendbar. Daß der Widerstand eines Teils des Episkopats nichts mit Ableh nung der Lehre des Palamas zu tun hatte, bestätigt Greg. unten (5. 876, 14-21), wo er berichtet, daß Kantak. die streitenden Parteien mit dem Argument ver söhnen konnte, daß dieser Streit den Palamismus kompromittieren könnte. 19
Die Behauptung, daß Kantak. Kallistos wählte, damit er die Palamasgegner ausschalte, ist zu kombinieren mit einer anderen w. u. (875,12-15), daß er ein Konzil plante, das zur Legitimation einer Verfolgung der Antipalamiten vorher der Ablehnung der Lehre des Palamas den Stempel der Häresie aufdrücken sollte. Dölger: Reg. 2964 datiert die brieflichen Einladungen zu diesem Konzil, die Kantak. III 166,17 erwähnt, zw. d. 10. 6. 1350 u. d. 28 . 5. 1351. Die Darstel lung des Gregoras setzt eine frühere allgemeine Ankündigung eines Konzils voraus, die freilich keine Angabe eines konkreten Termins enthalten haben kann. Denn a. Greg. erklärt die Wahl des Kallistos damit, daß er der Mann wäre, der den Palamismus mit allen Mitteln durchsetzen würde. Einen solchen Mann brauchte Kantak., nachdem Gregoras den Weg des Kompromisses abge blockt hatte. b. Kantak. beendete laut Greg. das Schisma zwischen Kallistos und einem Teil der Bischöfe mit einem Appell, im Palamismus Hm Bösen» Greg.) zusammenzustehen, was natürlich im Hinblick auf ein Konzil beson ders dringlich war. c. Greg. stellt es so dar (s. hiernach), daß Palamas die Ein berufung eines Konzils dadurch zu verhindern versuchte, daß er sich von Kon stantinopel nach Lemnos und Thessalonike absentierte. Diese Darstellung ist zwar wenig glaubwürdig (s. Anm. 29), aber setzt doch voraus, daß dieses Fern bleiben von der Hauptstadt mit einem bevorstehenden Konzil in Verbindung gebracht werden konnte. Der Aufenthalt auf Lemnos ist auch sicher einige Zeit vor der Wahl des Kallistos zum Patriarchen anzusetzen (s. Anm. 29). Ein Kon zil über die Lehre des Palamas versprach Kantak. schon seit 1347, und es ist wahrscheinlich, daß Greg. dieses nicht konkretisierte Versprechen im Auge hat. Unklar bleibt deshalb, ob das Konzil bald nach dem Amtsantritt des Kalli stos offiziell angesagt wurde.
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Zur Charakterisierung des Patriarchen Kallistos s. Anm. 12. Zu Gregoras Ur teil über den Berg Athos Bd. III 125 - 127. Wir werden weiter unten sehen, daß dieses Urteil (auch) über Gregoras ver hängt wurde (5. 1145,2); vgl. Bd. I 26 u. 34; Beyer: Chronol. 155. Greg. hatte, als er dies im ]. 1352 schrieb (s. Einleitung S. 2-4), gewiß schon dieses Urteil (mit) vor Augen.
22
Vgl. Bd. III 140: «im Glauben, durch ihre Nacktheit die Mordlust jener Män ner erweichen zu können, da sie vielleicht vor der gemeinsamen nackten Natur Ehrfurcht empfinden würden.» Ebd. 141: «die die Ermordeten gemäß den Ge setzen der menschlichen Natur beerdigen wollten». Es scheint mir bemerkens wert, daß Greg. hier nicht von christlicher Barmherzigkeit, sondern von
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ANMERKUNGEN: 22-28
Menschlichkeit spricht. Vielleicht bedenkenswert in der Diskussion über Hu manismus und Humanität in Byzanz. (Zu dieser Frage allgemein: H.-V. Beyer: Studien zum Begriff des Humanismus usw., in: Byzantina 15 (1989) 7 -77). 23 Anspielung auf die biblische Mahnung, «die von den Vätern gesetzten Satzun gen/Grenzen nicht zu verrücken bzw. nicht zu überschreiten» s. Provo 22,28 u. 23,10; vgl. Bd. III Anm. 269. 24
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Wörtlicher: «durch aller Art Farben sozialen Verhaltens». Die Unterstützung des Kantakuzenos für die Sache der Palamiten war uneinge schränkt. Inwiefern er sich vom Palamasanhänger aus politischem Opportu nismus zum überzeugten Palamiten entwickelt haben könnte, läßt sich schwer sagen. So wie er sich in seinem Geschichtswerk nicht fähig zeigt, seine Schuld am Verhängnis, das er über Byzanz brachte, einzugestehen, war er gewiß auch nicht fähig, einer theologischen Argumentation zu folgen, die nachwies, daß
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auch sein Eintreten für Palamas ein Fehler gewesen war. «Thrakiens» d. h. des Restreiches von Byzanz, wie Greg. weiter unten (S. 883,16 f.) ausdrücklich feststellt. Vgl. Anm. 18. Greg. drückt sich hier gewiß absichtlich so aus, um die geringe und völlig unökumenische Bedeutung des Konzils hervorzuheben und damit die kirchliche Anerkennung der Lehre des
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Palamas zu entwerten. Das Volk schimpfte gewiß nicht von sich aus über Unterdrückung der Recht gläubigkeit durch den Palamasanhänger Kantak. T heologische Streitigkeiten wurden in Byzanz, wie Weiß: Kantak. 133, richtig betont, von jener Gesell schaftsschicht ausgetragen, die sich diesen Luxus leisten konnte. Das Volk trat erst in Erscheinung, wenn die Sache politisch wurde und Vertreter der unter schiedlichen theologischen Standpunkte es zu politischen Zwecken aktivierte. Das haben die Palamasgegner in diesem Fall sicher mit Erfolg getan, da die Antipathie der Konstantinopolitaner gegen den adeligen Usurpator Kantak. groß war. Weiß weist auch darauf hin, daß Kantak. III 166,3 - 13 Greg. bestä tigt, weil er unter den Motiven, die ihn zur Einberufung des Konzils bewogen, auch die Wühlarbeit der Antipalamiten andeutet, «die viele dazu brachten, sich ihnen anzuschließen» (166,6). Auf die Antipathie des Volkes gegen Palamas und seinen Anhang kommt Greg. noch zurück, s. Anm. 54, 116,362.
28 Daß Palamas vor einer öffentlichen Widerlegung seiner Lehre Angst gehabt hätte, entspricht m.E. weder seiner Selbsteinschätzung noch dem Umstand, daß er sicher sein konnte, mit Hilfe des Kantak., wie schon 1341 und 1347, den Sieg davonzutragen. Er hat sich auch nie von irgendeinem Argument gegen sei ne Theologie beeindruckt gezeigt, da seine Überzeugung einen mystischen, nichtrationalen Charakter hatte und dementsprechend seiner Lehre über das Thaborlicht mit einer exegetischen und theologischen Widerlegung nicht bei zukommen war.
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ANMERKUNGEN: 29
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Im Gegensatz zum hier geäußerten Vorsatz berichtet Gregoras später leider nichts mehr über die angebliche Flucht des Palamas nach Lemnos und von dort nach Thessalonike, um ein Konzil zur Beurteilung seiner Theologie zu verhindern. Über einen Aufenthalt des Palamas auf Lemnos berichten auch Kantakuzenos und Philotheos Kokkinos, aber in anderem Kontext und mit an derer Begründung. Zur Klärung der sich daraus ergebenden Probleme ist der ganze Lebensabschnitt des Palamas von seiner Ernennung zum Metropoliten von Thessalonike bis einschließlich seines Einzugs in seine Bischofsstadt etwas näher zu erörtern, da es davon keine alle Quellen ausreichend berücksichtigen de Darstellung gibt. Folgendes soll hier nacheinander geklärt werden: 1. die Eckdaten des Zeitabschnitts, um den es geht, d. h. a. das Datum der Weihe des Palamas zum Metropoliten von Thessalonike und b. das Datum seines Einzugs in seine Bischofsstadt, 2. die Frage, wie und wann Palamas versuchte, sein Amt in T hessalonike de facto anzutreten, 3. warum er sich nach Lemnos begab, 4. ob das, wie allgemein angenommen wird, im Sommer 1349 oder früher war und welche Argumente zur Datierung uns die drei Zeitzeugen Gregoras, Kan takuzenos und Philotheos Kokkinos zur Lösung dieser Frage liefern. Zu La. Der Zeitpunkt der Weihe des Palamas zum Bischof ist nicht umstritten; sie erfolgte kurz nach dem Amtsantritt des Patriarchen Isidoros Bukheir am
17. 5. 1347, wohl noch Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres, auf alle Fälle nicht später als Juli, für den er als Bischof von Thessalonike dokumentiert ist (s.
Bd. III 173 mit Anm. 499 u. 478). Zu lob. Unterschiedliche Angaben bietet die Forschung für den Einzug des Palamas in T hessalonike. Daß dieser zusammen mit Joh. VI. Kantak. und Joh. V. dorthin gefahren und eingezogen wäre, wie man z. B. bei Parisot 233 Anm. 6 und Meyendorff: Palamas 138 liest, ist eine Legende, die leider noch nicht ganz ausgerottet zu sein scheint. Eine neue Le gende hat Darrouzes: Reg. 2314 (1977) in die Welt gesetzt; sie wird u. a. durch de Vries: Elite (1990) 179 n. 74, weiterverbreitet. Unter Berufung auf Phi10th. Enk. 618 A datiert Darrouzes diesen Einzug «tres proche d'une fete de Paques», «avant Paques (17 avril en 1351)>>, de Vries «peu avant les jours de Paques
1351» (vgl. n. 72 «debut 1351»). Was sagt nun Philotheos wirklich? Folgendes: «Als der große Bischof in die Stadt einzog wie es Brauch ist, . . . und er mit heiligen Hymnen und Psalmengesang durch die Stadt begleitet werden mußte, hörten sämtliche Sänger wie auf Vereinbarung mit all dem auf und sangen mit lautem Rufen und Schreien die Gesänge jenes großen Tages der Auferstehung Christi, obgleich man weit von jener Zeit und jenem Tag entfernt war (sie! 618 A 5 f.), weil sie glaubten, in dem Jünger und Nachfolger Christi, der wie aus der Unterwelt und dem Grab der Verfolgung und des Exils zurückgekehrt war, geradezu einen anderen Christus zu sehen, und so feierten sie jenen Tag als den Tag einer glänzenden Auferstehung» (617 D 12-618 A 10).
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Es steht also fest, daß der Tag des Einzugs weit vom Osterfest (17. April 1351) entfernt war, d. h. lange davor zu datieren ist. Vorab hat Philotheos nämlich berichtet, wie und wann es endlich zum Einzug kam. W ährend Palamas sich auf Lemnos aufhielt, geschah folgendes. «Aber die wunderbare Stadt (Thessa lonike) des großen Mannes (gr. «des Großen» ; so tituliert Philotheos fortwäh rend seinen Helden) ertrug es nicht bis ans Ende und hielt es nicht aus, dar über hinwegzusehen, daß ihr eigenstes Gut so wider jedes Recht unter dem Druck einiger leicht zu zählenden Revolutionäre den Lemniern überlassen blieb. . . . Darum kam sie (die Stadt) damals mehr als früher mit gerechtem Ei fer zur Verteidigung ihrer selbst, ihres Ruhmes und ihrer Rechte in Bewegung und warf einen Teil jener schlechten und verdorbenen Leute hinaus und brachte den anderen zur Besinnung . . . . Als diese nun bestens und wie es sich gehörte aus dem Weg geräumt waren, verlangten alle einmütig und einstim mig nach ihrem guten Hirten. Sofort wurde dazu ein Schiff bereitgemacht, und die leitenden Männer der Kirche fuhren aus und brachten kurz darauf den großen Priester . . . » (617 A 15- C 2). Es folgt die Beschreibung des feierli chen Einzugs, die in die oben zitierte «Entgleisung» der Sänger mündet. Daß Philotheos das Verlangen der Thessaloniker nach ihrem geistigen Hirten das Ende der Zelotenherrschaft herbeiführen läßt, ist eine im Rahmen des übli chen bleibende hagiographische Lüge; das darin verpackte historische Faktum ist, daß das Ende der Zelotenherrschaft den Einzug des Palamas in die Stadt herbeiführte. Die Endabrechnung mit den Rebellen in T hessaloniki erfolgte durch Kantak. (s. Kantak. III 117,4-25; mehr dazu unten), aber wenn Philo theos den Einzug des Palamas sofort nach dem Machtwechsel stattfinden läßt, ist das gewiß keine hagiographische Phantasie. Welche führenden Männer der Kirche das Schiff nach Lemnos schickten, um Palamas abzuholen, ist unklar, aber im Klerus gab es, wie zwei weitere unten noch zu erzählende Vorfälle be weisen, ganz gewiß Anhänger des neuen Metropoliten, die seine sofortige Ein setzung verlangten, wobei sie mit Unterstützung des Kantak. rechnen konn ten, der in dieser Angelegenheit die frühere Btüskierung seines Eintretens für Palamas (s. u.) zu rächen hatte. Da es also keinen Grund gibt, die von Philo theos mitgeteilten Tatsachen anzuzweifeln, steht fest, daß der Einzug nur we nige Tage nach dem Machtwechsel in Thessalonike stattgefunden haben muß. Das Ende der Zelotenherrschaft läßt sich aber mit Sicherheit noch in den Sep tember (1350) datieren, d. h. etwa sieben Monate vor Ostern 1351! Hier der Nachweis. Von den Thessalonikern gegen Stephanos IV. Dusan zu Hilfe gerufen, verließ Kantak. noch vor dem Herbstäquinoctium, und zwar ganz am Anfang des neuen Jahres (anno mundi 6859
=
1. 9. 1350-31. 8. 1351) Konstantinopel (s.
Gregoras 876,22f. u. 878,3 -5; vgl. Kleinchron. 8/52 ed. Schreiner:
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Sept.
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. . . Ind. 3, a. 6858,» wo nur der Monat stimmt und die Jahres- und Indiktions angabe um ein Jahr zu niedrig angesetzt sind, vg1. Schreiner Bd. II 278). Kan tak. selbst begründet seinen Beschluß, Thessalonike fürs erste vorläufig zu hel fen und erst im Frühjahr einen größeren Feldzug zu unternehmen, damit, daß es schon Ende Herbst war (III 112,16 f.), aber dazu ist zu bedenken, daß für ihn der Herbst bereits Anfang August und der Winter Anfang Oktober beginnen kann (s. Bd. III 236; dies wird hier, wie wir noch sehen werden, bestätigt). In seinem Bericht betont er, daß, um die Einnahme von Thessalonike durch die Serben zu verhindern, größte Eile geboten war (110,17 f.; 114,6), und aus der Beschreibung der Fahn dorthin kann man errechnen, daß er dafür nicht mehr als acht Tage gebraucht hat (s. 114,4- 10; 114,20ff., bes. 115,7f.; 116,14f.; 116,16- 117,5). Die «Eroberung» der Stadt ging kampflos vonstatten und erfor derte also keine weitere Zeit (117,5- 10). Kurz nach der Machtübernahme in der Stadt traf ein venezianischer Gesandter, Giacomo Bragadin, bei ihm ein, um ihn zu einer Allianz gegen Genua zu überreden (118,6- 10; ohne Erfolg 118,10-22; vg1. Greg. III 44,5-9). Dieser Gesandte war vom venezianischen Admiral Marco Ruzzini zu ihm geschickt worden, der, am 1. September aus Venedig abgefahren, auf dem Weg nach Galata im Hafen von Alicastri auf Eu boia 14 genuesische Schiffe überrascht und 10 davon erbeutet hatte (vg1. Greg. III 43,9-23). Das war laut Gregoras (der zwar nicht selbst, wie Heyd: Com merce II 502 n. 7 und Iorga: Lat. et Gr. 207 n. 3 schreiben, damals dort war, wohl aber sein Freund und Gewährsmann Agathangelos) Ende Sommer (43,9 f.; 44,1), d.h. vor dem 21. Sept. Laut einer westlichen Quelle war der ge naue Tag der 18. Sept. (s. Schreiner: Kleinchron. II 277 zu Chron. 8,53; vgl. Balard: Bat. Bosph. 431 f.). Das zeigt, daß Gregoras, anders als Kantak., bei der Bestimmung der Jahreszeiten dem Kalender und nicht dem Saisonempfinden folgt. Da Ruzzini sich offenbar nur kurz auf Euboia aufhielt und, nachdem er don ein paar Sachen geregelt hatte, direkt nach Konstantinopel weiterfuhr (s. Greg. 44, 2-5), wo er am 30. September vor Galata ankam (s. Schreiner 1. c.), muß sein Gesandter bei der geringen Entfernung Euboia-Thessalonike und da Ruzzini in Konstantinopel auf Kantakuzenos warten wollte (Greg. III 44,9 f.), noch im Sept. in Thessalonike gewesen sein (und nicht erst Anfang Oktober, wie Kyrris: Cant. Gen. Ven. 334 f. annimmt). Ruzzini blieb übrigens nur 40 Tage vor Galata, ohne etwas ausrichten zu können (vg1. Balard 1. c.; Schreiner 1. c.), und Agathangelos, der Gewährsmann des Gregoras, sah ihn via Euboia nach Hause zurückfahren, ehe der Winter kam (wohl noch in der ersten No vemberhälfte), und während Kantak. noch in Thessalonike war (Greg. III 45,1-4). Aber das gehön nicht mehr hierher. Zu notieren ist aber noch, daß die Abwesenheit des Palamas beim Synodalprozeß gegen Niphon im Septem ber 1350 (s. MM I 300,18 -29) nicht, wie Darrouzes: Reg. 2314 glaubt, damit
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erklärt werden kann, daß er sich damals mit den Kaisern auf dem Wege nach Thessalonike befunden hätte. Nun zu 2.: Wie und wann versuchte Palamas, sein Amt in Thessalonike de fac to anzutreten? Von unseren drei Quellen (das Enkomion auf Palamas durch Patriarch Neilos (1379-1388) lasse ich hier bis auf eine Stelle als zweitrangig außer acht) kennt nur Philotheos Kokkinos ein zweimaliges Erscheinen seines Helden vor (den Toren) der Stadt und eine zweimalige Zurückweisung durch die Stadt bzw. die Regierenden in der Stadt. Gregoras und Kantak. kennen nur einen vergebli chen Versuch des Palamas, auf seinen Bischofsthron zu gelangen. Greg. er wähnt diesen gleich zur Wahl des Palamas zum Bischof, die mit der Thronbe steigung des Patriarchen Isidoros (17.5. 1347) verbunden war. Er sagt aber nicht, ob der Versuch auch sofort nach der Wahl gemacht wurde. Er schreibt (s. Bd. III 173): «Er (Isidoros) ernannte ihn (Palamas) also zum Bischof von Thes salonike. Palamas ging auch hin, fand aber bei den Bürgern dort keine freund liche Aufnahme . . . ». Ein sofortiger Versuch ist zwar an sich wahrscheinlich, in diesem Fall aber nicht unbedingt anzunehmen, da Palamas als profilierter Kantakuzenos-Anhänger mit Ablehnung rechnen mußte, weil die Thessaloni ker sich eindeutig fiir Johannes V. und gegen Kantakuzenos ausgesprochen hatten. Auch Kantak. erwähnt nur einen Versuch, aber in einem anderen Kon text. Bei ihm (III 104,5 ff.) bildet der Bericht über diesen Versuch den Auftakt zur apologetischen Darstellung, wie nur die Notlage von Thessalonike im Sommer 1350 ihn damals veranlaßt habe, nicht, wie geplant, ins Kloster zu ge hen und die Macht dem legitimen Herrscher Johannes V. Palaiologos zu über geben. Die Erwähnung dieses Versuchs ist also keineswegs chronologisch ein geordnet, wie Dölger: Reg. 2951 voraussetzt (s. dazu unter 4.), sondern gehört zur Erläuterung der Lage und der Entwicklung der Dinge in Thessalonike, die angeblich seinen fatalen Rückzieher vom Sommer 1350 bewirkt hätten, der zu einem neuen «Bürgerkrieg» (gegen Johannes V.) fiihrte, indem nämlich die weitere Entwicklung in Thessalonike Johannes V. zum Rebellen machte und ihn zwang, seinen «dynastischen Legitimismus» preiszugeben und seinem Sohn Matthaios die Mitkaiserherrschaft zu übertragen. Nur dieser Rücktritt von seinem Vorhaben, ins Kloster zu gehen , und der Anlaß dazu sind chrono logisch eingeordnet, nicht die Vorgeschichte. Kantak. erweckt wie Gregoras den Eindruck, daß der Versuch sehr bald nach der Ernennung des Palamas er folgte. Er greift zurück bis auf die Wahl des Isidoros im Mai 1347 und schreibt: «Isidoros, dem nach Johannes (XIV. Kalekas) das Ruder der Kirche der Byzan tier zugefallen war, weihte fiir nicht wenige Städte andere Bischöfe, darunter auch Gregorios Palamas fii r Thessalonike. Da dieser zu der ihm zugefallenen Stadt gesandt werden mußte, gab der Kaiser ihm ein Schreiben mit an die Ar-
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chonten in Thessalonike, den Protosebastos Alexios Metochites und den Tischvorsteher Andreas Palaiologos, und befahl, den Bischof mit allem Wohl wollen und aller Ehrerbietung zu empfangen» (III 104,5-13). Niemand würde diese Entsendung des Palamas nicht sofort nach der Wahl datieren, wenn wir nicht aus Philotheos wüßten, daß dies erst der zweite Versuch des Palamas war, auf seinen Bischofsthron zu gelangen. Denn Philotheos kennt, wie gesagt, zwei Versuche, und der von Kantak. erwähnte entspricht klar dem zweiten Ver such bei Philotheos. Überprüfen wir dessen Bericht. Die enttäuschten Patriarchatsaspirationen des Palamas nach dem Ausscheiden Johannes' XIV. Kalekas verschweigend (vgl. de Vries: Elite 177 n. 66), schreibt Philotheos: «Der göttliche Isidoros übernahm das Ruder der ganzen Kirche und sofort nach ihm und durch ihn der große Gregorios das der wunderbaren Kirche von Thessalonike» (Enk. 613 B 2-6). Nach einem lobhudelnden Kom mentar dazu fährt er fort: «Aber das war der Anfang neuer Kämpfe ... Er fuhr aus Byzanz ab zu der ihm als (Bischofs)Sitz zugeteilten Stadt, aber sie stieß ihn zurück . . . während sie noch nach dem Verderben roch, das sie vorher ergriffen hatte ( nach der Pest von 1347/1348 (?») und nach dem Aufruhr ( der Rebel lion der Zeloten)>> (613 D 2-10). Es folgt nun bald ein kaum beachteter Bericht über ein Wunder, das Gott kurz danach zu Ehren «des Verfolgten» in Thessa lonike verrichtete (so Philotheos 614 A 2-7) und zwar an einem Tag, der uns den t.a. q. für den sog. ersten Versuch liefert. Philotheos erzählt: «Es gab zu der Zeit in Thessalonike einen Priester im Rang eines Orphanotrophos (Waisen hausvorsteher), der eine seit drei Jahren ans Krankenbett gefesselte Tochter hatte. Dieser verlangte von seinen Mitpriestern am Fest Mariä Geburt, am 8. des Monats Gorpiaios ( am 8. Sept. (1350»), mit ihm um ein Zeichen zu be ten, daß der neue Metropolit (Palamas) Unrecht erlitten hatte. Und Gott ehrte seinen Diener (Palamas) und ließ das Kind plötzlich vom Bett aufstehen usw.» (614 A 8-D 2). Nicht einmal Meyendorff: Palamas 135 n. 38, der den «ersten Versuch» Ende Aug./Anfang Sept. datiert und auf Phi10th. 614 B hinweist, nennt diesen t.a.q., geschweige, daß er ihn erläutern würde. Im übrigen sagt Philotheos nicht, wie lange nach dem Versuch das Wunder stattfand, so daß die Datierung Ende Aug./ Anf. Sept. willkürlich ist, es sei denn, man nimmt an, das Wunder hätte am Fest Mariä Koimesis (15. Aug.) stattfinden sollen, wenn der Versuch schon vor diesem Datum gewesen wäre. Korrekt scheint mir nur die Datierung «vor d. 8. Sept.» Natürlich kann man zum Wunder mehr als nur ein Fragezeichen setzen, aber da sich um 1368 (als Philotheos sein Enkomion schrieb) noch zu viele Leute an die Ereignisse erinnern konnten, muß es am 8. 9. 1347 wohl ein irgendwie von Palamasanhängern herbeigeführtes «Wun der» gegeben haben. Daß es sich um ein Wunder mit Propagandacharakter ge handelt hat, wird dadurch bestätigt, daß der gleiche Priester-Orphanotrophos =
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auch noch einen mondsüchtigen Sohn hatte, der während der ersten feierlichen Liturgie des Palamas in seiner Bischofsstadt (Sept.lOkt. 1350) von diesem ge heilt wurde (Philoth.: Enk. 619 A 4-B 7). Die Geschichte geht nun bei Philo theos folgendermaßen weiter: Palamas zieht sich nach dem Mißerfolg auf den Athos zurück, geht nach einiger Zeit von dort nach Konstantinopel und unter nimmt bald darauf einen zweiten Versuch. Dieser ist mit dem einzigen von Kantak. erwähnten gleichzusetzen. Vergleichen wir die Berichte. Bei Kantak. kommt Palamas nach Thessalonike mit einer kaiserlichen Emp fehlung (s. ob.), aber wird von den Archonten der Stadt zurückgewiesen. Kan tak. berichtet: «Aber sie (die Archonten) gehorchten weder dem kaiserlichen Schreiben noch nahmen sie den Bischof auf, sondern leugneten offen, dem Kai ser zu unterstehen. Sie gaben vor, daß sie dem Palaiologen ( = Joh. V.) zugetan waren und deshalb gegen den Kaiser Kantakuzenos Krieg führten, der jenen der Herrschaft beraubt habe. In Wahrheit wollten sie aber sich selbst die Macht über Thessalonike aneignen» (104,13-18) . . . «was ihnen auch eine Zeitlang nach Wunsch gelang» (105,9). Philotheos spricht beim ersten Versuch weder über irgendeine Beteiligung von offizieller Seite, sei es des Kaisers, sei es der Kirche, noch auf der anderen Seite von Zurückweisung durch die Macht haber in Thessalonike, von einer Palamas mitgeteilten Begründung gar zu schweigen. Er drückt die erste Ablehnung in einem Bild aus, das die Stadt als ein widerspenstiges Pferd erscheinen läßt: «Aber sie schüttelte ihn von sich ab, o Jammer, und sprang vom Vater weg» (613 D 8 f.). Der Grund wird gleicher maßen nur ganz allgemein angedeutet: die (mit der Pest und wie die Pest?) wü tende Zelotenherrschaft (613 D 9-13). Zusätzlich wird auf den Einfluß eines von Gottlosen ( Palamasgegnern) verbreiteten Gerüchts über Neuerung der Dogmen hingewiesen, wofür Philotheos ebenfalls die zelotischen Wirren ver antwortlich macht (613 D 13-614 A 2; diese Stelle von Meyendorff: Palamas 134 f. mißverstanden). Beim zweiten Versuch hebt Philotheos die Rolle von Kaiser und Kirche hervor und läßt die Zelotenführer Bedingungen stellen, die Palamas zum Abzug zwin gen, da er sie nicht erfüllen will. Er schreibt: «Es verging inzwischen (sc. nach der Rückkehr des Palamas vom ersten Versuch) ein wenig Zeit, und er fuhr wieder herunter zu seiner Kirche in Thessalonike. Dazu bewogen ihn sowohl der Wunsch, dort die Führung (seiner Kirche) zu übernehmen, als auch ganz besonders die Kaiser (Joh. VI. u. V.) zusammen mit dem Großen Vorsteher der gesamten Kirche ( dem Patriarchen (Isidoros»). Denn der Aufruhr schien, dort eingeschlafen zu sein und auf Eintracht und Harmonie zuzugehen. Aber es gab wieder andere Anlässe zu Unruhe und Zwietracht, und dem Bischof wurde wieder der Zugang zur Stadt und zu seiner Kirche verwehrt. Denn die Führer der aufgetretenen Verwirrung verlangten boshaft von den Kaisern =
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hohe, unangemessene Kampfpreise für die Wirren und die Rebellion, wofür man sie vielmehr hätte (zur Hinrichtung) abführen sollen. Da sie also nichts erreichten, wurde der Bischof vor die Wahl gestellt und gezwungen, eins von beiden zu wählen, entweder zu bleiben und die Kaiser der (ihnen zustehenden) Erwähnung in der heiligen Liturgie zu berauben und so in den Genuß seines Thrones und seiner (Bischofs)Gewalt zu kommen, oder, wenn er an jenen fest halten und sie nicht preisgeben wolle, mit ihnen zu verschwinden» (616 A 9-B 13). Der Bericht des Philotheos macht klar, daß die Installation des Palamas auf seinen Bischofsthron Teil eines umfassenderen Versuchs des Kantak. aus machte, mit Thessalonike zu einem Vergleich zu kommen. (Wir werden weiter unten sehen, daß er nicht viel später noch einen solchen Versuch macht, eben falls vergeblich). Denn nur so ist verständlich, daß zu allererst Forderungen an die Kaiser gestellt werden. Auf deren vermutlichen Inhalt komme ich noch zu rück. Hier sei fürs erste nur notiert, daß Palamas sie offenbar ohne Rückspra che mit Konstantinopel als unerfüllbar zurückweisen konnte. Danach erst wurde dem Bischof gesagt, zu welchen Bedingungen man ihn trotzdem in die Stadt aufnehmen würde. So bekommen durch Philotheos die Worte des Kan tak. «sie gehorchten weder dem kaiserlichen Schreiben, noch nahmen sie den Bischof auf» erst ihre wirkliche Bedeutung. In einem nicht unwichtigen Punkt weicht Philotheos freilich von Kantak. ab. Dieser läßt die Thessaloniker ihre Ablehnung mit ihrer Treue zum legitimen Kaiser Johannes V. Palaiologos be gründen, Philotheos spricht von Forderungen an die Kaiser, d. h. sowohl an Joh. VI. Kantak. als an Joh. V. Palaiologos, und laut seiner Darstellung wurde auch von Palamas verlangt, die Namen beider Kaiser in der Liturgie nicht zu nennen. Gegen diese Darstellung spricht aber nicht nur, daß die Thessaloniker keinen Grund hatten, öffentlich von der ursprünglichen Begründung ihrer Re bellion abzurücken, sondern auch, daß der spätere Enkomiast des Palamas, Patriarch Neilos, überliefert, daß von Palamas nur die Streichung des Namens Johannes' VI. verlangt wurde (PG 151, 673 A 1-4):» Man wollte ihn zwingen, für den einen Ks. (Joh. V.) zu beten und ihn (in der Liturgie) zu erwähnen, für den anderen aber keineswegs, da er schuld sei am Bürgerkrieg.» (Vgl. Meyen dorff : Palamas 138 mit Anm. 50). Die unterschiedliche Darstellung desselben Vorgangs durch Kantak. und Philotheos ist eine Folge der unterschiedlichen Absichten beider Autoren. Kantak. konzentriert sich auf das für ihn Wichtige: Palamas wurde abgelehnt, da er zu ihm, als dem legitimen Herrscher stand, und außerdem sei die angebliche Treue der Thessaloniker zur Palaiologendy nastie nur ein Vorwand, da die Rebellion sich in Wirklichkeit gegen die (gott gewollte) Kaiserherrschaft überhaupt richte. Philotheos, der unter Johannes V. schreibt, der sich längst mit seinem Mönch gewordenen Schwiegervater ausge söhnt hat, läßt die vormalige Zwietracht der beiden völlig außer acht und
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macht sich gleich die Sicht der kantakuzenischen Propaganda zu eigen, daß die Zeloten gegen die Kaiserherrschaft als solche rebelliert hätten. So vermeidet er es auch, Palamas' Bindung an Kantak. zu betonen, die den Sieg des Palamas als Belohnung für politische Treue erscheinen lassen könnte. Als zusätzliches Argument für die Gleichsetzung des einzigen von Kantak. er wähnten Versuchs mit dem zweiten bei Philotheos kann man noch anführen, daß beide unmittelbar anschließend Palamas nach Lemnos gehen lassen. Während die detaillierten Angaben bei Kantak. und Philotheos es uns ermögli chen, den von Kantak. erwähnten Versuch mit dem zweiten bei Philotheos zu identifizieren, deutet Greg. den Versuch des Palamas, in seine Bischofsstadt zu gelangen, so summarisch an, daß sowohl der erste wie der zweite gemeint sein könnte. Doch ist wohl eher anzunehmen, daß er den ersten im Auge hat, da für ihn nur wichtig ist, daß der Ketzer Palamas von Anfang an abgelehnt wurde. Seine Sicht paßt zu dem, was Philotheos als Einfluß antipalamitischer Gerüch te bezeichnet (613 D 13-614 A 2; vgl. oben). So wie Philotheos und Greg. über den ersten «Versuch» sprechen, hat man den Eindruck, daß Palamas sich da mals nur in die Nähe von Thessalonike begeben hat, um sich über seine Chan cen, in die Stadt einzuziehen, zu informieren, ohne daß es zu offiziellen Kon takten mit den Machthabern gekommen wäre. Die Tatsache, daß Palamas nicht einfach aufgrund seiner Ernennung seinen Sitz übernehmen konnte, dürfte der Anlaß gewesen sein, daß Kaiser und Kirche offiziell vorstellig wur den, um die Zeloten öffentlich für die Sedisvakanz veranrwortlich zu machen. Zu 3. Warum begab sich Palamas nach Lemnos? Greg. stellt einen Zusammenhang her zwischen dem Aufenthalt des Palamas auf Lemnos und den Plänen des Kaisers, ein Konzil über dessen Lehre urteilen zu lassen. Er erweckt den Eindruck, daß Palamas sich nach Lemnos begab, um ein solches Konzil zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Kantak. schreibt: «Nachdem also der Bischof von Thessalonike Gregorios (Palamas) von den Archonten nicht aufgenommen worden war, kehrte er zu rück und verblieb auf Lemnos, wo ihm vom Kaiser die nötige Fürsorge zuteil wurde» (I1I lOS,9-U) . Damit will er offensichtlich sagen, daß er den von sei ner Existenzgrundlage abgeschnittenen Bischof mit einer Pfründe auf Lemnos entschädigte. Die Art der Pfründe läßt er offen. Philotheos verrät, daß es eine kirchliche war. Kantak. dürfte sich dafür eingesetzt und Zusätzliches getan ha ben, so daß er das Verdienst der Fürsorge ganz für sich in Anspruch nimmt. Philotheos berichtet : «Vor die Wahl zwischen zwei übel gestellt (die Kaiser ver leugnen oder auf seinen Bischofssitz verzichten), wählte der große Mann wie der das geringere und akzeptierte, mit ihnen (den Kaisern) verbannt zu sein, da er keine geltenden Gesetze wie auch immer übertreten wollte und sah, wie Zwietracht und Aufruhr in ihnen (den Thessalonikern) wieder Oberhand ge-
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wannen. Wiederum gab es eine Seereise, wiederum ein Weggehen von Zuhause übers Meer, das den Bischof der großen Stadt (Thess.) zur Munerinsel des He phaistos (= Lemnos mit berühmtem Hephaistos-Kult) brachte und das Glück der großen Stadt einer kleinen und namenlosen schenkte und diese gewisser maßen mit einem Schlag groß und berühmt machte. So betrat der große Mann Lemnos aufgrund eines Beschlusses der Gesamtkirche» (616 B 13-C 10. Vgl. Darrouzes: Reg. 2314). Wenn man diesen Bericht mit dem des Kantak. zusam mennimmt, darf man daraus wohl schließen, daß Patriarch und Synode, von Kantak. dazu aufgefordert, Palamas enrweder den zufällig vakanten Bischofs sitz der Insel zu verwalten gaben oder ihn mit einem Sonderauftrag dorthin entsandten, so daß der «verwaiste» Bischof weder ohne Aufgabe noch ohne Einkünfte blieb, die seiner Würde entsprachen. Unsere Kenntnisse über die Be setzung des Bischofssitzes der Insel sind zu lückenhaft, als daß man eine Sedis vakanz für diese Zeit bejahen oder verneinen könnte (vgl. Darrouzes I. c.). Der Bericht des Philotheos über das segensreiche Wirken seines Helden auf der In sel erweckt aber den Eindruck, daß dieser in seiner Tätigkeit keinen Einschrän kungen unterworfen war. Auch, daß er sagt: das Glück der großen Stadt (= Palamas als B. v. Thess.) wurde einer kleinen (Lemnos) geschenkt, sowie die Tatsache, daß er die Inselbewohner Palamas als «Hirten» bezeichnen läßt (616 D 1Of.), sprechen für eine bischöfliche Amtsverwaltung. De Vries: Elite 178 verschweigt mit Kantak. und Greg. den kirchlichen Auftrag, der für den Auf enthalt des Palamas auf Lemnos aus rechtlicher Sicht entscheidend war. Dar rouzes sieht in der Darstellung des Greg., die er als «allusion a la fuite de Pala mas d'abord 'a Lemnos, puis a Thessalonike» bezeichnet und in die Zeit der Wahl des Patriarchen Kallistos datieren möchte, einen möglichen Grund, das von Philotheos bezeugte kirchliche Mandat neu zu überdenken. Ich halte diese überlegung für abwegig, da sie eine tendenziöse Deutung des Gregoras für bare Münze nimmt und dazu noch überinterpretiert. Der Vergleich mit Kan tak. und Philotheos läßt die Motivation des Lemnos-Aufenthalts bei Greg. als eine, wenn nicht böswillige, so doch höchst subjektive Interpretation erschei nen. Freilich muß man Greg. zugute halten, daß er den Lemnosaufenthalt des Palamas, der seinem Einzug in Thessalonike vorausging, bei seinen Lesern als bekannt voraussetzen durfte. Und da er dem Verweilen des Palamas in seiner eigenen Bischofsstadt das gleiche Motiv zugrundelegt wie dessen Verbleib auf Lemnos, ist es wohl nicht seine Absicht, dieses Fernbleiben als «Flucht» aus der Hauptstadt zu interpretieren, sondern will er nur andeuten, daß Palamas seine angeblich für längere Zeit norwendige Anwesenheit an diesen Orten als Vor wand benutzt habe, um die Teilnahme an einem Konzil ablehnen bzw. hinaus zögern zu können. Zu 4. Wann kam Palamas nach Lemnos?
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Laut Philotheos und Kantak. mehr oder weniger bald nach dem ergebnislosen Versuch, auf Empfehlung des Kaisers in seiner Bischofsstadt aufgenommen zu werden. Dieser Versuch wurde, wie schon oben angedeutet, von Dölger: Reg. 2951 ca. Sommer 1349 datiert, und dieser Datierung sind viele gefolgt, z.B. Ni col: Kantak. 72; ders.: Last Cent. 98; Weiß: Kantak. 98 f.; Darrouzes: Reg. 2314; Miller: Cantac. 393; de Vries: Elite 178. Sie wird aber, wie ebenfalls oben gezeigt, nicht stichhaltig begründet. Ich komme aufgrund der nachfolgenden überlegungen zu einem anderen Ansatz. Unser Ausgangspunkt muß die Datierung des ersten Amtsantrittsversuchs des Palamas sein, d. h., wie oben nachgewiesen, ein Datum nicht lange vor dem 8. Sept. 1347, vermutlich nicht vor dem 15. August. Welche Aufenthaltsstatio nen des Palamas lassen sich nun für die Zeit danach bis Sept.lOkt. 1350 (Ein zug in Thessalonike) ermitteln? Unser Hauptzeuge ist Philotheos. Dieser be richtet, daß Palamas sich, als Thessalonike ihm die Aufnahme verweigerte, zu rückzog und auf den Athos begab (614 D 2-5). Da er vor und nach seiner Reise nach Thessalonike schwer krank war, kam er nur langsam und nach vie len Tagen dorthin (614 D 5-8). Die Mönche wollten ihn bei sich behalten, und er wollte auch selbst dort bleiben, bis sich die Lage in Thessalonike normali sieren würde (614 D 13-615 A 5). Es ist anzunehmen, daß dies so von vornher ein geplant war, da Palamas sich als prominenter Kantakuzenosanhänger kaum ernsthaft hat Chancen ausrechnen können, in Thessalonike als Bischof akzeptiert zu werden. Auf dem Athos war er gut aufgehoben und konnte sei nen Einfluß geltend machen. Vielleicht hatte er sogar den Auftrag, dort dem Einfluß Dusans von Serbien entgegenzuwirken, zu dessen Herrschaftsgebiet der Hl. Berg seit Ende 1345 gehörte (s. G. Soulis: Tsar Stephan Dusan and Mt. Athos, Harv. Slav. Stud. 2 (1954) 125-139). Sicher ist, daß Palamas letzteres versucht hat. Philotheos berichtet, daß gerade damals auch der Serbenherr scher dorthin gekommen war und vergeblich versuchte, Palamas für sich zu gewinnen (615 A 5-B 2). Er versprach ihm alles mögliche, u. a. gleichsam im Tausch für den Bischofssitz von Thessalonike, den die Rhomäer ihm verwehr ten, Kirchen, Städte, Dörfer und passende Einkünfte, aber Palamas ließ sich auf nichts ein (615 B 2-616 A 5). Insbesondere soll Palamas Dusan dadurch verärgert haben, daß er für den griechischen Mönch Niphon (Skorpios vom Skorpiu-Kloster; PLP 20683) als Protos des Athos eintrat entgegen dem Bestre ben der Mönche des serbischen Chilandarklosters, die einen der ihren zum Protos machen wollten, was ihnen 1348 auch gelang (s. PLP 9, 111. Daß DUSan Palamas die gewaltsame Einsetzung in sein Bistum angeboten hätte, wie man ebd. liest, kann ich bei Philotheos nicht finden) . Dusan reagierte auf Palamas' ablehnende Haltung mit einem «Angebot», dem er den nötigen Druck verlieh, er solle sein Großgesandter beim Ks. in Konstantinopel werden (615 B 2-6). =
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Das war aber laut Philotheos ein Vorwand, ihn vom Athos zu entfernen; in Wirklichkeit sei es Dusan um folgendes gegangen: « Da seine Herrschaft über das rhomäische Land erst neugegründet und noch schwankend war, wollte er jenen großen Mann nicht in seinem Reich haben, da dieser für die Kaiserherr schaft der Rhomäer glühte und als großer Mann in Wort und Tat für sie sehr leicht die Flamme der Zuneigung seiner Leute wieder entfachen könnte» . M. a. W., Dusan befürchtete, Palamas könnte einen antiserbischen griechi schen Nationalismus auf dem Athos, dem er gerade durch Schenkungen und Privilegien wirkungsvoll entgegengewirkt hatte (vgl. de Vries, Elite 177 mit Anm. 67), neu aufleben lassen. Philotheos erklärt auf diese Weise, warum aus dem geplanten längeren Aufenthalt auf dem Athos nichts wurde. Daraus ergibt sich folgende Berechnung. Von Thessalonike zog Palamas irgendwann in der zweiten Augusthälfte 1347 weg (s. ob.). Um auf den Athos zu kommen, brauchte er viele Tage; da nur von «Tagen» die Rede ist, setze ich dafür höch stens zwei Wochen an. Da Dusan sich bekanntlich mit seiner Familie während der Pestepidemie von 1347- 1348 auf dem Athos aufhielt, bis er 1349 die Erobe rung von Epirus und Thessalien in Angriff nahm (s. F. Kämpfer: Dusan, in: Biogr. Lex. Südosteuropa I 450), ist anzunehmen, daß Palamas ihn dort bei sei nem Kommen schon vorfand und also von ihm noch im Oktober 1347 wieder zur Abreise veranlaßt wurde. Wir wissen übrigens aus Gregoras, daß Palamas Ende 1347 (oder spätestens Anfang 1348) von Kantak. aus Didymoteichon nach Konstantinopel gerufen wurde. Um dies zu begründen, will ich etwas ge nauer die Abfolge der Ereignisse nach Mai 1347 (Krönung des Kantak. usw., s. Bd. III 170- 173) rekonstruieren und die Widersprüche «auflösen», die in der diese Periode betreffenden Berichterstattung durch Greg. und Kantak. auftre ten und denen ich in den Anm. zu Bd. III zu wenig Auftnerksamkeit geschenkt habe. Ich gebe zuerst einen überblick meiner Rekonstruktion, um diese an schließend in einigen Bemerkungen zu erläutern und zu verantworten. Der Überblick enthält: 1. den Zeitansatz, 2. das Geschehen, 3. wo behandelt durch Greg., 4. wo durch Kantak. (Bd. III), wonach eine eingeklammerte Nummer die Reihenfolge bei diesem Autor markiert. Kantak. Gregoras 1347 Bd. II C B Anf. Juni:
Gesandtschaft an Dusan Absolution d. Gegner v. Kantak. u. Palam.
Juni:
Bildung einer Opposition g. Ptr. Isidoros Ernennung des Palamas
Juni, spätest.
(s. Bd. III Anm. 570) 791,22 -792,6 (III Anm. 495) 792,6-793,10 (III Anm. 498) 793,10 - 13
30,23 -31,21 (1)
(104,5-8)
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Juli: Juli/August:
September:
Herbstanfang: November: (November)
zum B. v. Thessal. Palamas durch Thess. zurückgewiesen Wiedereroberung von Medeia «Beförderung» von Verwandten des Ks. Ksl. Aufruf zu Spenden für den Staat Die Pest wütet in Konstantinopel Aufstand des Matth. Kantakuzenos Die Mutter bereitet Versöhnung vor Inzwischen stirbt Andron. Kantak. Briefe an B. v. Kiew u. russ. Fürsten (Dölger: Reg. 2925/9) Eröffnung v. Kontakten mit Papst Klemens VI. Forts. bis 1352
Kantak. «entschädigt» sei-
nen Sohn Matth. Kantak. zieht mit Joh. V. durch Thrakien Gregoras nimmt die Kaiserin gegen Palamas ein Kantak. herbeigerufen, Nov.lDez.: versöhnt Gregoras- Isid. Dezember( -Ja- Streit erneuert; Palam. herbeigerufen; Disput nuar?) 1348 Ende Winter: Anf. Frühl.:
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(III Anm. 499) 793,13 - 18 (cf. Phi10th.) 796,18 - 797,1 (III Anm. 509) 797,2- 17 (III Anm. 510) 797,17-798,16 (111 Anm. 514) 798,16- 804,12 804,13 - 813,4 813,4-6
62,21- 63,17 (12) 33,1 - 10 (4) 33,10-43,3 (5) (vgl. 49,1652,19 s. u.) 43,4-48,21 (6) 48,21-49,15 (7) 49,15 f. ( + Pestbeschr.)
53,13 -54,14 (10) 54,14-62,21 (11) 813,7 s. 825,10f. 813,7- 819,14 (111 Anm. 537) 53,1 - 12 (9) 825,6- 826,20 819,14f. 826,20- 828,21 828,21- 834,1
834,1 f. 834,3 - 5
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Frühjahr: Sommeranf.: Sommer:
Gesandtschaft an Dusan zurückgewiesen Aus Feldzug gegen Dusan wird nichts Matth. Kantak. besiegt türk. Invasoren Kantak. siegt bei Meseni
834,5- 9 (III Anm. 570) 834,9- 835,13
Kantak. erkrankt für ein Jahr in Didym.
835,13 - 18
835,23 - 839,25 (III Anm. 578) (III Anm. 573)
31,21 -32,5 (2) 32,5-24 (3) 66,15- 67,8 (14) 63,17 - 66,15 (13) 67,14-68,4 (15)
Dazu die folgenden Bemerkungen: 1. Die Chronologie des Gregoras verdient mehr Glauben als die des Kantakuzenos. Greg. geht nach Chronographen-An nach Jahreszeiten vor; insbes. erwähnt er immer den Herbstanfang, der (in etwa) den Anfang des neuen byzantinischen Jahres (1.9.) markien. S. 766,10: Herbst 1346, 813,7: Herbst 1347, 850,4: Herbst 1348; das Fehlen des Herbstan fangs 1349 ist damit zu erklären, daß Greg. in seinem Werk diesen Zeitpunkt noch nicht erreicht hatte, als er 1351 seine Arbeit für eine Weile abbrechen mußte und sie erst wieder als Gefangener fortsetzen konnte (s. Bd. III Anm. 613); 876,22: Herbst 1350, 1037,1: Herbstanfang nicht erwähnt (wegen fehlenden Zeitgefühls in der Haft?), aber indirekt markiert, s. Textbd. III 172,15- 18 (dazu Beyer: Chronol. Nr. 61, S. 140 f. mit Anm. 99), III 172,5 f. u. 15 f.: neues Jahr (Sept.) 1352 (vgl. auch 177,11 f.) ; Herbstanfang 1353 fehlt, s. III 201, 22 (Bericht des Agathangelos); III 223,3 f.: Herbst 1354. Da Greg. sich seit langem der Historiographie widmete (s. Bd. I 38 ff., 11 15 ff., III 6 ff.) ist davon auszugehen, daß er sich schon während der Zeit, über die er noch berichten wollte, Notizen machte. Anders als Kantak. hatte er keinen Anlaß, Geschichts daten aus apologetischen Gründen zu «fälschen». 2. Kantak. erzählt öfter thematisch zusammengehörige Ereignisse, die weit auseinanderliegen und durch andere Ereignisse, über die er später berichtet, getrennt wurden, unmittelbar hintereinander, ohne dies dem Leser gebührend klarzumachen. So hier S. 30,23-32,24 die Auseinandersetzung mit Dusan von ca. Juni 1347 bis einschließlich Frühjahr 1348 (vgl. Bd. III Anm. 570) und S. 52,13-62,21 die Verhandlungen mit Papst Klemens VI. (über einen mögli chen Kreuzzug und ein Konzil) vom Sept. 1347 bis zum Tode des Papstes im Dezember 1352. Aus dem Bericht ist zwar klar, daß er eine längere Periode be handelt, worin mehrere Gesandtschaften von Konstantinopel nach Avignon gingen und vice versa, aber der Abschluß dieses Berichtes läßt im unklaren, zu welchem Zeitpunkt genau er danach zurückkehrt. Dieser Abschluß lautet: «Mit diesen Dingen verging die Zeit und inzwischen starb Papst Klemens, und die Bemühungen um ein Konzil hörten wieder auf» (62,19-21), und die Fort-
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setzung: « Der Kaiser aber zog mit seinem Schwiegersohn aus gegen Medeia" (62,21 f.). Es ist klar, daß dieser Satz nicht beim S. 54,14- 62,21, sondern beim 53,13 -54,14 Erzählten anschließen will, d.h. bei einer Aktivität vom Sept. 1347, aber ob nun der Auszug nach Medeia noch im Herbst 1347 oder erst im Frühjahr 1348 erfolgte, muß der Leser raten. Ich folge darum (gegen z. B. Döl ger: Reg. 2940 u. Nicol: Kantak. 68) Gregoras, der dieses Ereignis eindeutig noch Sommer 1347 datiert, und verbinde es nicht mit der Meseni-Episode, die Greg., wie Kantak., Anfang Sommer 1348 ansetzt. Der Grund, warum Kantak. den ganzen Bericht über seine Versuche, das von Dusan zu Unrecht besetzte Gebiet zurückzubekommen, abhandelt, ehe er auf Ereignisse des ]. 1348 über geht, ist ein apologetischer. Der Verlust eines Großteils des Reiches an Serbien war in den Augen vieler der Preis für serbische Hilfe bei seiner Usurpation ge wesen. Diesem Eindruck mußte er etwas entgegensetzen. Gleichermaßen der Propaganda dient der Bericht über die Kontakte mit Klemens VI., die mit ei nem Brief des Kantak. anfangen, worin dieser die Zuhilfenahme der Türken im Thronstreit verteidigt und vom Papst absegnen läßt und zugleich (völlig un glaubwürdig) seine Bereitschaft verkündet, sich an einem Kreuzzug gegen die Türken zu beteiligen. Ein weiterer Fall irreführender Anordnung der Ereignis se findet man bei Kantak. III 185, 11 ff., s. dazu Anm. 49. 3. Als Geschichtsfälscher erweist sich Kantak. in diesem Teil seiner Geschichte vor allem dadurch, daß er verschweigt, daß seine Gattin Eirene weniger durch mütterliche Autorität (III 49,4- 15) als durch handfeste Versprechungen (Greg. 812,19 - 23 u. 825,11-14) seinen Sohn Matthaios vom offenen Aufruhr abhalten konnte, weiterhin, daß er ihn auch selbst besuchte, um diese Versprechungen in die Tat umzusetzen (Greg. 814,9-819,14 u. 825,11-14). Statt dessen berich tet er aber über einen von ihm inszenierten Umzug durch die Städte Thrakiens, der dazu dienen sollte, überall den noch unbekannten jungen Kaiser (Joh. V.) als Nachfolger seines Vaters (Andronikos III.) vorzustellen (53,1-6) . Diesen Umzug setzt Kantak. - nach einem kurzen Intermezzo über den Tod seines jüngsten Sohnes, den seine Mutter aus Adrianopel heimkommend an der Pest gestorben vorfand, und einem Exkurs über die damals wütende Pest - unmit telbar nach der Beschwichtigung seines aufständischen Sohnes durch die Mut ter an, offenbar um den Eindruck zu erwecken, daß er sich durch diese Rebel lion nicht um Haaresbreite von der Weitergabe der Macht an den legitimen Thronfolger hatte abbringen lassen. Um so schwerer wiegt das Verschweigen, daß er seinem Sohn gerade einen Teil des Reiches auf Lebenszeit als autonomes Herrschaftsgebiet überantwortet hatte (Greg. 8 14,13 - 16 u. 819,13 f.), in etwa das gleiche Gebiet, das Andronikos III. im ]. 1321 bekommen hatte (814, 1620, vgl. Bd. II 42), dazu fast-kaiserliche Insignien als Vorzeichen noch größerer Macht (Greg. 814,22-24) . Die Verbindung dieser apologetischen Veranstal-
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tung mit dem Erfolg der Kaiserin ist auch in chronologischer Hinsicht als Fäl schung zu werten, denn es ist undenkbar, daß Kantak. diese Show zur Beruhi gung der Anhänger der Palaiologendynastie hätte durchführen können, bevor er nicht seinem Sohn eine handfeste Garantie gegeben hätte, daß diese für ihn keine Bedrohung darstelle. Der Bericht über den Aufstand seines Sohnes, der bei Kantak., wie bei Greg., noch in den Sommer fällt (vor dem ersten Kontakt mit Klemens VI. vom Sept. 1347), sowie über dessen (angeblich) guten Aus gang und den (anschließenden !) Umzug mit dem Thronfolger dient dem apo logetischen Nachweis, daß Kantak. damals noch nicht, wie später, die Grün dung einer eigenen Dynastie betrieben hätte. Dasselbe Thema kehrt dann in der Korrespondenz mit dem Papst wieder (III 54,14-55,12). Auch hier ist Greg. zu folgen, der den verhältnismäßig kurzen (s. 805,6 - 13 ; 813,3 f.; Kantak. III 49, 15 f.) Auftritt der Kaiserin in Adrianopel vor Herbstanfang (813,7) da tiert, den Besuch des Kantak. bei seinem Sohn in Didymoteichon aber danach (813,7 ff.) , und zwar erst in die zweite Herbsthälfte. Letzteres geht hervor aus der Präzisierung 825,10- 14: «als die Zeit dem Ende des Herbstes entgegen ging» (korrigiere entsprechend meine Übersetzung Bd. III 193) kombiniert mit der Mitteilung, daß Kantak. zuerst den Expatriarchen Johannes Kalekas nach Konstantinopel zurückschickte (813,10- 8 14,9), der dort noch kurze Zeit lebte, ehe er - am 29. Dez. 1347 (s. Bd. III Anm. 537f.) - starb (813,14 - 17). Bei Greg. stoßen wir auf die Schwierigkeit, daß er S. 813,7-10 + 819,13 - 15 den Eindruck erweckt, daß Kantak. zur Beilegung des Konfliktes mit seinem Sohn Matthaios nur kurz aus Konstantinopel weg war. Was er aber S. 825,6- 826,21 über seine Aktivität und die seiner palamitischen Gegner während der Abwe senheit des Kaisers erzählt (s. bes. 826,3 - 12), deutet auf eine längere Absenz hin. Darum plaziere ich anschließend an den Besuch des Kantak. bei seinem Sohn den Umzug durch Thrakien, den Gregoras anscheinend nicht erwäh nenswert gefunden hat. 4. Unklar bleibt bei Greg. 825,6- 826,20 nicht nur, wie lange die Palamiten für ihren Entschluß brauchten, den Ks. herbeizurufen, um dem Einfluß des Greg. auf die Kaiserin zu begegnen (826,21 - 827,9), sondern auch wieviel Zeit ver ging zwischen der Beilegung des Streites Greg.-Isid. durch den Ks. (827,9828,21) und dem erneuten Aufflammen des Streites zwischen Gregoras und den Palamiten, was dazu führte, daß der Kaiser Palamas aus Didymoteichon herbeizitierte (828,21 ff.). Greg. spricht zwar von (828,21), aber das läßt sich schwer in Tagen oder Wochen konkretisieren. (In meiner Übers. Bd. III 196 ist ausgefallen, es soll dort heißen: « Diese Übereinstim mung gefiel nicht lange und nicht allen» ) . Hinzu kommt, daß i n der Überliefe rung des Gregorastextes das Ende des Disputs Greg. -Palamas und ein an schließender Passus unbekannten Inhalts fehlen, wonach Greg. das Ganze be-
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schließt mit den Worten «So war das und so ging der Winter zu Ende» (834,1 f.; dazu Bd. 1II Anm. 569). Je nachdem man die von Greg. in ihrer Dauer nicht genau bestimmten Vorgänge etwas kürzer oder länger berechnet, kommt man für das Herbeirufen des Palamas aus Didymoteichon nach Konstantinopel, worum es uns hier letztendlich geht, mit mir auf Ende Dezember 1347 oder mit Meyendorff: Palamas 140 f. auf Anfang 1348. Ich habe die frühere Datierung gewählt, da in der Darstellung des Gregoras jeder es jeweils eilig hatte, sein Anliegen zu realisieren. Nach Klärung dieses chronologischen Ansatzes müssen wir uns noch die Frage stellen: Wieso befand sich Palamas zu der Zeit in Didymoteichon und nicht in Konstantinopel? Meyendorff l. c. meint, Palamas, auf dem Weg vom Athos nach Konstantinopel, «s'est attarde pour quelque temps a Didymotique» und gibt dafür keine Erklärung. Er hätte sich dort also rein zufällig aufgehalten. Mir ist das zu zufällig. Palamas reiste quasi als Gesandter Dusans. Ich halte es darum für wahrscheinlicher, daß Palamas vom Athos direkt nach Konstanti nopel gereist war, aber bald nach seiner Rückkehr vom Athos Kantak. von Konstantinopel nach Didymoteichon begleitet hatte, als dieser dort seinen Sohn Matthaios besuchte, dem damals auch die Verteidigung der Grenzen zu den Serben übertragen wurde (s. Bd. 1II 187 f.) . Unter diesen Umständen dürfte Palamas, der gerade als «Gesandter» Dusans zum Ks. gekommen war, als Be rater hinzugezogen und zurückgelassen worden sein. Außer dem Aufenthalt des Palamas in Didymoteichon und Konstantinopel im Winter 1347/1348 wissen wir aufgrund von Synodalbeschlüssen, die er mitunterzeichnete, daß er im Sept. und Dez. 1348 in der Hauptstadt gewesen sein muß (s. MM I 294 u. 282; vgl. Dölger: Reg. 2951). Ein durchgehender Aufenthalt in Konstantinopel «seit sept. 1348» (bis etwa Sommer 1349), wovon Dölger I. c. (und in seiner Nachfolge z. B. Miller: Cantac. 392) spricht, ist damit aber nicht bezeugt. Bei Philotheos lesen wir über das alles nichts. Unergiebig ist auch der Bericht des Philotheos in seinen Antirrhetika (ed. Kai makis S. 226,101-228,150) über eine Diskussion, die er selbst etwa ein Jahr nach seiner Weihe zum B. v. Herakleia in Thrakien, also ca. Anfang Juni 1348 bald nach seiner Ankunft in Konstantinopel mit Greg. hatte (226,101 - 113). In diesem Bericht wird nicht erwähnt, ob Palamas damals auch in Konstantinopel war. (Zu widersprechen ist freilich Meyendorff: Palamas 141, wenn er aus die sem Bericht in bezug auf den Disput Greg. -Palamas (1347/8) folgert: «11 ne semble pas, que le differend qui les opposait ait alors ete tres passionne». Aus dem Bericht des Philotheos geht nur hervor, daß dieser aus seinem Gespräch den (gewiß falschen) Eindruck mitnahm, Gregoras bekämpfe weniger die Leh re als die Person des Palamas, den er haßte. Hätte er seinen Bruder auf christli-
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che Weise geliebt, wäre er bald mit den Palamiten einer Meinung gewesen (227,250-228,269») . Zurück zur Datierung der Ankunft des Palamas auf Lemnos und der Dauer seines Aufenthalts dort. Nachdem Philotheos in seinem Enkomion auf Pala mas seinen Bericht über den ersten Amtsantrittsversuch des Pa1amas beendet hat, fährt er fort: « Was geschah dann? Der große Bischof wurde, wie ich sagte, gezwungen, wieder nach Konstantinopel zurückzukehren und begab sich zu den Kaisern. Und nachdem inzwischen ein wenig (Zeit) vergangen war, reiste er wieder hinunter zu seiner Kirche in Thessalonike. Dazu bewogen ihn so wohl der eigene Wunsch, dort sein Führungsamt zu übernehmen, als beson ders die Kaiser zusammen mit dem großen Vorsteher der Gesamtkirche ( dem Patriarchen Isidoros), denn die Rebellion schien dort eingeschlafen zu sein und auf Eintracht und Harmonie zuzugehen» (616 A 5 - 14) . Dölger: Reg. 2951 schreibt zu dieser Stelle: « Seit seinem vorausgegangenen aufenthalt in Konstantinopel (gemeint ist: « seit sept. 1348» , s. ob.) wären bis zu dem ver such, der von diesem hier vorliegenden kaiserbrief (s. Kantak. III 104,9) beglei tet ist, <einige monate> verflossen». Hier wird der Eindruck vermittelt, daß die Angabe <einige monate> irgendwie auf Philotheos beruhe. Das ist irrefiihrend. Philotheos legt zwischen der Rückkehr vom Athos (Ende 1347) und dem zwei ten Amtsantrittsversuch nur <ein wenig Zeit> (mikron ti metaxy diagegonos, 616 A 8 f.) . Dölgers Interpretation <einige monate> und seine Berechnung dieser Monate ab Sept. 1348 bis etwa Sommer 1349 sind willkürlich. Das « wenig Zeit» von Philotheos ist die einzige Quellenangabe für die Dauer der Zeit vom Winter 1347/1348 bis zum sog. zweiten Versuch des Palamas, sein Amt anzu treten. Wer diesen Versuch Sommer 1349 ansetzt, muß für dieses « wenig Zeit» nicht <einige monate>, sondern anderthalb jahre berechnen. Das halte ich für entschieden zuviel, wie ungenau « wenig Zeit» auch sein mag. Da wir mit «ein wenig Zeit» nach dem t. p . q. Winter 1347/8 nicht zum Ziel kommen, müssen wir uns fragen, ob wir von einem feststehenden t. a. q. zurückrechnend zu ei nem präziseren Ergebnis kommen können. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: die Entzweiung der Zelotenführer in Thessalonike, die Kantak. « kurze Zeit» nach dem zweiten (bei ihm einzigen) Amtsantrittsversuch des Palamas fixiert, und der Einzug des Palamas in Thessalonike Sept.lOkt. 1350, sofern sich die Dauer des Lemnosaufenthalts des Palamas festlegen lassen sollte, der mit sei ner Übersiedlung nach Thessalonike endete. Zum ersten: Der Bericht des Kantak. über den (2.) Versuch des Palamas ist nur ein Teil seines Berichts über die Lage in Thessalonike, die ihn, wie wir sahen, veranlaßt haben soll, daß er 1350 die Macht nicht, wie angeblich geplant, dem legitimen Thronfolger johannes V. übergab (der am 18. 6. 1350, acht Tage nach der Ernennung des Patriarchen Kallistos, seinen 18. Geburtstag feierte) . =
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In diesem Rahmen erwähnt Kantak. den mit seiner Unterstützung unternom menen Versuch des Palamas, sein Amt anzutreten, zum Beweis, daß Thessalo nike gegen die von Gott gewollte Kaiserherrschaft rebellierte (s. ob.). Nach dem Kantak. diesen Bericht mit dem Abgang des Palamas nach Lemnos abge schlossen hat, fährt er fort: « Die Führer in Thessalonike, ganz besonders der Palaiologe mit seiner Zelotenschar, hielten die übrigen Bürger aufgrund der früheren Vorkommnisse in Schrecken. Alle duckten sich und wagten nicht auf zubegehren. Als kurz darauf der Kaiser ( Kantak.) die Stadt mit Milde und Wohltaten für sich zu gewinnen versuchte (denn sie mit Waffen zu zwingen, war nicht möglich) und Edikte hinsichtlich allgemeiner und privater Privile gien sandte, ließ der Palaiologe mit Hilfe seiner tolldreisten Zeloten diese mit ten in der Stadt verbrennen. Ich werde etwas weiter unten darauf zurückkom men» (III 105,12-22). Dölger: Reg. 2962 datiert diesen Vorgang auf « mitte 1350» und begründet das damit, daß im Anschluß daran Alexios Metochites sich mit Andreas Palaiologos entzweite und sich an Kantak. wandte, der des sen Brief kurz nach der Ernennung des Patriarchen Kallistos (10. 6. 1350) er hielt. Bei Kantak. gibt es aber keinen unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang zwischen dem genannten Vorgang und dem Brief des Alexios Metochites. Viel mehr ist der sensus obvius des Berichts, daß dieser Vorgang vor der Wahl des Kallistos, ja noch vor dem Tod des Patriarchen Isidoros, also vor Febr./März 1350, stattfand, worüber er anschließend berichtet (III 105,23 - 106,10). Der Versuch des Kantak., mit den Zelotenführern zu einem Vergleich zu kommen, hing vielleicht mit seinem angeblichen Plan zusammen, sich mit seinen Freun den Demetrios Kydones und Nikolaos Kabasilas in ein Kloster zurückzuzie hen, einem Vorhaben, das er wohl der Glaubwürdigkeit wegen wie auch für alle Fälle mit Schenkungen an das ins Auge gefaßte Kloster vorbereitete (Kan tak. III 106,10- 108,5) . Planung und Vorbereitung erstreckten sich gewiß über mehrere Monate und wären angeblich bald nach der Ernennung des Kallistos in die Tat umgesetzt worden, wenn nicht gerade in diesem Moment der Hilfe ruf des Alexios Metochites gekommen wäre (III 108,5 - 10) . Aus Anlaß dieses Hilferufs kommt Kantak. nun auf den oben erzählten Vorgang zurück. Meto chites machte nämlich in seinem Brief den inzwischen von ihm vertriebenen Andreas Palaiologos für « den ganzen Unverstand und die ganze Unverschämt heit» der Thessaloniker verantwortlich (108,11 - 13). Der eigentliche Anlaß des Schreibens war aber offensichtlich die Bedrohung der Stadt durch Dusan, an den sich der vertriebene Andreas Palaiologos gewandt hatte (108,13-20). Zur weiteren Erläuterung des Briefes erzählt nun Kantak., daß Metochites die Ver brennung der großzügigen kaiserlichen Angebote schrecklich gefunden und als einen eindeutigen Abfall vom rhomäischen Reich betrachtet hätte. Deswegen habe er sich mit Andreas Palaiologos und den Zeloten überworfen und sie ver=
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trieben. Diese hätten darauf ihre Maske abgelegt und sich offen mit Dusan ver bündet, der ihnen auf alle Arten entgegenkam. So sei es zur Belagerung von Thessalonike gekommen, aus der nur noch der Kaiser die Stadt habe befreien können (108,20-110,19). Dieser stellte natürlich sofort jedes Eigeninteresse (seine Klosterpläne!) zurück, damit Thessalonike nicht verloren ginge (110,19-24). Auch angenommen, daß Alexios Metochites sich in seinem Brief ausdrücklich von der Verbrennung der kaiserlichen Angebote distanziert hat, so war das wohl kaum mehr als eine unglaubwürdige Schutzbehauptung. Aus dem Bericht des Kantak. selbst geht hervor, daß er sich sofort nach der Ver brennung weder öffentlich noch heimlich für Rückkehr unter die Herrschaft des Kantak. ausgesprochen hat, sondern erst nachdem es deutlich geworden war, daß das bis dahin verfolgte Ziel, den Kaiser und Dusan gegeneinander auszuspielen, auf Dauer zur Unterwerfung durch den Serbenzar führen würde. Im Gegensatz zu Andreas Palaiologos wollte Metochites es so weit nicht kom men lassen. Daß Kantak. aus propagandistischen Gründen die Schutzbehaup tung des Metochites, sein Kollege sei allein an allem Schuld gewesen, für bare Münze genommen hat, kann für uns kein Grund sein, das auch zu tun. Döl gers Datierung des Verbrennungsvorfalls auf « mitte 1350" hat deshalb keine feste Basis. Ohne ausschließen zu wollen, daß die Entzweiung der beiden maß geblichen Führer in Thessalonike letztendlich in persönlicher Rivalität ihren Grund hatte, so ist doch klar, daß der Kampf auf der Basis der Parteinahme für oder gegen Kantak. oder Dusan ausgefochten wurde. Der Anfang der öffentli chen Entzweiung ist also zu einem Zeitpunkt anzusetzen, an dem die von Kan takuzenos (III 104,18 - 105,9) bezeugte Schaukelpolitik, ihn und Dusan gegen einander auszuspielen, nicht länger praktikabel schien, eine Einsicht, die sich natürlich nur allmählich durchsetzte und erst in bedrohlicher Lage zwang, sich für die eine oder andere Alternative stark zu machen. Frühestens im Frühjahr 1349 ist die « Schaukelpolitik" der Thessaloniker unter Druck geraten, als näm lich Dusan nach dem Abklingen der Pestwelle von 1347/48 wieder aktiv in Thessalien eingriff. Der Versuch des Kantak., die Thessaloniker mit Privile gien zu ködern, könnte zum Ziel gehabt haben, der Gefahr eines Anschlusses der Stadt an Dusan vorzubeugen, und wäre dann etwa Mitte 1349 zu datieren. In Thessalonike war aber offenbar zu der Zeit die Furcht vor Dusan noch kei neswegs so groß, daß man schon mit Kantak. verhandeln wollte. Nicht vor Ende 1349 wurde die Stadt vom Serbenherrscher in einem Maße bedroht, daß man sich vor die Frage gestellt sah, ob man im Notfall lieber Dusan denn Kan takuzenos als Kaiser anerkennen sollte. Der übergang von der Schaukelpolitik auf innere Konfrontation über ein neues politisches Ziel muß sich so oder ähn lich in einem länger dauernden Prozeß vollzogen haben. Der Bericht des Kan tak. über diese Vorgänge ist zu wenig präzise, als daß man daraus den ge-
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wünschten genaueren t. a. q. des Amtsantrittsversuchs des Palamas ermitteln könnte. Weder erfordert noch verbietet er, diesen Versuch auf 1348 zu datieren. Es bleibt also nur noch der andere Weg, diesen t. a. q. näher zu präzisieren, nämlich der Versuch, vom Einzug des Palamas in Thessalonike (Sept.!Okt. 1350) durch Feststellung der Dauer seines Lemnosaufenthaltes auszugehen. Über diesen Aufenthalt berichtet Philotheos (616 C 10-617 A 4) folgendes. Durch unermüdliche Seelsorge, Tag für Tag, konnte Palamas den rohen Cha rakter der Inselbewohner zähmen und für sie das Sprichwort «Lemnische Übel» in sein Gegenteil abwandeln. Ganz besonders zeichnete er sich aus, als ein Städtchen der Insel von einem Nachzügler der großen Pestwelle (von 1347/ 1348) heimgesucht wurde. «Er begab sich sofort dorthin, brachte die Krankheit zum Stehen und machte ihr mit Gott ein Ende.» Das sieht nach einem längeren Aufenthalt aus; man kann dabei aber sowohl an Monate wie an ein bis zwei Jahre denken, so daß wir auch so nicht zum Ziel kommen. Obgleich es nicht zum Datierungsproblem gehört, will ich hier nicht auf eine Zwischenbemerkung zu einer merkwürdigen Interpretation des Lemnosauf enthalts des Palamas verzichten. Meyendorff: Palamas 138 meint, seine Tätig keit auf der Insel wäre «peut-etre pas etrangere au desir du gouvernement de liquider les derniers Hots de la resistance anticantacuzenienne». Laut Anm. 52 soll Kantak. III 114f. diese Hypothese stützen. Kantak. erzählt dort aber nur, daß er auf dem Weg nach Thessalonike (Sept. 1350) einen vormaligen Anhän ger des Alexios Apokaukos, einen gewissen Alexios Bithynos (PLP 624), der als Seeräuber u. a. Lemnos heimsuchte (114,20- 115,6), angriff und seine Schif fe zerstörte. Auch Philotheos bietet für die Vermutung Meyendorffs nicht den geringsten Anhaltspunkt. Wie bei Miller: Cantac. 395 erscheint auch bei de Vries: Elite 178 die Vermutung Meyendorffs als Faktum; Miller: «Pa lamas was sent . . . to drive out the many revolutionaries there (Phi10th. 616 C - 617 B)) und: «It is not clear, whether Palamas was dispatched to quell anti-Palamite movements or to rid the island of the emperors opponents (Meyendorff 138) ) (weder noch!), de Vries: «Palamas s e montra la (d. h. auf Lemnos) pour l a pre miere fois un cantacuzeniste remplissant son devoir. Il fit liquider un petit nombre d'e!ements seditieux.» Sie fand das allerdings laut Anm. 72 bei Philo theos 617 B. Dort freilich liest man: «Aber die wunderbare Stadt (sc. Thessalo nike) des großen Mannes (sc. Palamas) ertrug diese Dinge (die Zelotenherr schaft) nicht bis ans Ende und hielt es nicht aus, auf ihr ureigenstes Gut (Pala mas als Bischof), das so ungerechterweise den Lemniern ausgeliefert worden war, unter dem Druck von einigen wenigen Rebellen zu verzichten» usw. Phi lotheos berichtet hier, wie die Stadt Thessalonike sich von den Zeloten befreit (einige hinauswirft, andere zu Vernunft bringt) und Palamas zu sich holt. Die
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Lemnier werden nur erwähnt, weil das Schicksal ihnen für einige Zeit das Glück bescherte, Palamas bei sich zu haben, und weil sie nun dessen Verlust beweinten. Palamas war ohne Zweifel auf Gedeih und Verderb Kantakuzenos treu, wie auch umgekehrt, aber daß er auf Lemnos Antikantakuzenisten liqui diert hätte, ist, soweit ich sehe, eine pure Legende, die man nicht weiter ver breiten sollte. Zurück zu unserem Datierungsproblem. Die bisherige, über Dölger auf Tafrali zurückgehende Datierung des zweiten Amtsantrittsversuchs des Palamas auf Mitte 1349 ist aus den Quellen nicht zu belegen. Leider bieten die Quellen auch keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine konkrete Korrektur. Einige Über legungen zu den, wenn auch vagen, Zeitangaben und den überlieferten Fakten sprechen aber für einen deutlich früheren Ansatz. Erstens: Laut Philotheos ver strich nach der Rückkehr des Palamas von seinem ersten Versuch, auf seinen Bischofssitz zu gelangen, d. h. seit Ende 1347 (s. ob.), nur wenig Zeit. Zwei tens: Nach dem vergeblichen Versuch, den ausgesperrten Bischof vorläufig auf dem Athos zu « parken» , mußte natürlich bald eine neue Lösung für ihn gefun den werden. Daß man damit anderthalb Jahre gewartet hätte, halte ich für höchst unwahrscheinlich, um so mehr, da Thessalonike ihn für das ihm vor enthaltene Patriarchat hätte entschädigen sollen. Die neue Lösung hieß offen sichtlich Lemnos. Sie mußte aber abgesichert werden durch einen offiziellen Versuch, Palamas mit kaiserlicher und patriarchaler Unterstützung doch noch auf den ihm zugewiesenen Bischofsthron zu installieren. Irgendein Grund, warum man damit lange gewartet haben sollte, ist nicht ersichtlich. Freilich schreibt Philotheos, daß man die Lage in Thessalonike für einen zweiten Ver such günstig erachtete, aber das halte ich für eine hagiographische Vertu schung des wirklichen Grundes. In Wirklichkeit hatte sich die Lage offenbar keineswegs gebessert, und ich glaube nicht, daß man in Konstantinopel so schlecht informiert war, daß man den Mißerfolg nicht einkalkuliert hätte. Ich datiere den Versuch darum spätestens um die Mitte von 1348. Daß Palamas im Sept. und Dez. 1348 in Synodalangelegenheiten in Konstantinopel war, spricht nicht dagegen. Er war ein sehr wichtiger Mann und Konstantino pel von Lemnos aus leicht zu erreichen. Drittens: Nichts im Bericht des Philo theos spricht gegen einen Lemnosaufenthalt des Palamas, der zwei Jahre ge dauert hätte. Viertens: Auch Gregoras' Aussage zum Lemnosaufenthalt des Pa lamas läßt sich damit in Einklang bringen. Darrouzes: Reg. 2314 Crit. 2 notiert zwar dazu, daß die angebliche Flucht des Palamas (zuerst nach Lemnos und von dort nach Thessalonike) bei Greg. « dans le contexte» erst nach dem Plan für eine Synode angesetzt wird, die eine Klage der Bischöfe Thrakiens gegen den Patriarchen Kallistos behandeln sollte, und daß er andererseits auch anzu deuten scheint, daß Palamas den Ausgang der Diskussion über die Wahl des
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Kallistos nicht abwartete, aber weder das eine noch das andere trifft zu. Der Kontext bei Greg. ist folgender: Zum Bericht über die Wahl des Kallistos bringt Greg. einen Kommentar, weshalb Kantak. diesen Mann haben wollte, den die meisten Bischöfe (Thrakiens, d. h. des Reiches, s. Anm. 59) ablehnten, nämlich damit dieser auf einem von ihm seit langem (seit vier Jahren! s. u. S. 882,10f.; 885,9- 12) geplanten Konzil dem Palamismus zum Sieg verhelfe und nicht er selbst als Prügelknabe der Palamasgegner herhalten müsse. Mit diesem Plan des Kantak., die Veranrworrung auf ein Konzil abzuschieben, war aber laut Greg. Palamas nicht einverstanden, der sich deswegen von der Hauptstadt absentierte. Gewiß läßt dieser Kommentar zur Wahl des Kallistos an Klarheit zu wünschen übrig. Wir müssen aber davon ausgehen, daß bei ihm vom gleichen Aufenthalt auf Lemnos die Rede ist wie bei Kantak. und Philo theos. Auch bei Greg. geht Palamas von Lemnos nach Thessalonike. Daß Pala mas erst im Sommer 1350 nach Lemnos gegangen wäre, ist völlig unwahr scheinlich, da dies erstens nicht zu Kantak. paßt, der den Versuch vor der Wahl des Kallistos ansetzt, da man zweitens, wie oben schon angedeutet, in Konstantinopel sicher nicht so lange gewartet hätte, dem von seinem Bischofs sitz und seiner Existenzgrundlage ferngehaltenen Bischof eine Lösung anzubie ten, drittens da im Sommer 1350 in Thessalonike eine Enrwicklung im Gange war, die eine Lage dort, wie Kantak. sie für den Versuch schildert, ausschließt, und viertens da für den von Philotheos beschriebenen Aufenthalt auf Lemnos in diesem Fall bis zum Einzug in Thessalonike zu wenig Zeit bleibt. Das alles kann Gregoras nicht übersehen haben. Er ist darum so zu ver stehen, daß er die Absentierung des Palamas von Konstantinopel auf die ganze Planung eines palamitischen Konzils durch Kantak. bezieht, die dieser seit 1347 betrieb (s. ob.). Für eine spätere Datierung des 2. Amtsantrittsversuchs des Palamas sehe ich deshalb keine stichhaltigen Gründe. Seine Entsendung nach Lemnos ist auf jeden Fall unter dem Patriarchen Isidoros zu datieren, und ein entsprechendes Regest ist in Darrouzes: Reg. (unter Streichung von 2314) dort unterzubringen. D. h. vor dem 1. 9. 1350. S. Bd. III 125. 127 f. mit den Anm. 299 und 310ff. Das « Schisma», worüber Greg. hier berichtet, endete mit einem Synodalent scheid im Sept. 1350 bezüglich der Rechtgläubigkeit des Mönches Niphon (MM I 296-300), den Kallistos vom Athos mit nach Konstantinopel gebracht hatte (297,20 f.) . Dieser Mönch, Niphon Skorpios, 1347-48 Protos des Athos (vgl. Anm. 29), war dort zweimal beschuldigt worden, Massalianer zu sein. Ein erstes Mal war das um März 1342 der Fall gewesen (nicht « avant 1346» , wie Darrouzes: Reg. 2317 schreibt, s. Bd. III Anm. 310) . Hier möchte ich dazu folgendes ergänzen: Der Tomos, worüber Greg. (Textausg.) III 541,16-542,5
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spricht und der an erster Stelle vom Protos Isaak unterschrieben war (ebd. 541,19 f.), ist offenbar nicht mit dem damals erfolgten Freispruch Niphons gleichzusetzen, der im Synodalentscheid vom Sept. 1350 erwähnt wird, und an erster Stelle nicht vom Protos, sondern von (dem späteren Patriarchen) Kalli stos unterzeichnet war (MM I 297,1 -3), der als einziger nach der Friedensge sandtschaft vom März 1342 zum Athos zurückkehren konnte, um dort ein In terimsdirektorium zu leiten (s. PLP 5,45). Greg. bezieht sich auf eine Darle gung des damaligen Massalianer-Ärgernisses auf dem Athos an die Synode in Konstantinopel, die vor März 1342 verfaßt gewesen sein muß, die Synodalakte vom Sept. 1350 meint ein Rechtgläubigkeitszeugnis, das Niphon erst nach der Rückkehr des Kallistos aus Konstantinopel, also nach März 1342 ausgestellt wurde. Ein zweites Mal wurde im Herbst 1347 auf dem Athos gegen Niphon ermittelt, «nachdem eine gewisse Zeit (seit 1342) vergangen war» (Synodalakte 297,10), als « der Metropolit von Thessalonike (Palamas) zufällig gerade dort hin gekommen war» (297,13 f.) . (Darrouzes l. c. datiert diesen Prozeß «3. la fin de 1347» ; zu meinem früheren Ansatz der Anwesenheit des Palamas auf dem Athos s. Anm. 29. Die Art der Erwähnung seines Aufenthalts scheint zu bestä tigen, daß dieser nur sehr vorübergehend war.) Diesmal war Niphon als ProfOS des Athos Ziel eines Angriffs der Mönche des serbischen Chilandarklosters (297,11 f.; vgl. Anm. 29), und im Prozeß hatte Palamas anscheinend den Vorsitz (297,13 f.) . Wie 1342 (296,23 -297,10), wurde Niphon auch diesmal ein Recht gläubigkeitszeugnis ausgestellt (297,13 -20) . Ein dritter Prozeß fand nun in Konstantinopel bald nach dem Amtsantritt des Patriarchen Kallistos statt, wie der erhaltene, wiederum für Niphon positive Synodalentscheid vom Sept. 1350 bezeugt. Aus Greg. III 537,1-9 wissen wir aber, daß die Anschuldigungen ge gen Niphon den Patriarchen treffen und ihn um seinen Thron bringen sollten. Der Prozeß stand also eindeutig mit dem hier von Gregoras angesprochenen Schisma in Verbindung, und das erlaubt uns das Ende des Schismas mit dem für Kallistos positiven Ausgang des Niphonprozesses gleichzusetzen. Wie hier, schreibt Greg. auch III 537, 6 - 9 die Beendigung des Streites der Bischöfe gegen Kallistos dem Umstand zu, daß die Palamiten sich mit dieser Affäre nicht vor ihren Gegnern kompromittieren wollten. Er legt dort Kallistos, der in seinem zweiten Patriarchat (1355- 1363) erneut angefeindet wurde, die Worte in den Mund: « Bald hätten sie mich damals in Schande von diesem patriarchalen Thron gestoßen, wenn sie nicht gemerkt hätten, daß sie aus Unvernunft den sattsam bekannten Feinden meiner und ihrer Kirche damit Hilfe leisteten, und deshalb davon Abstand nahmen.» Daß Kantak. bei der Friedensstiftung damit argumentiert haben soll, daß man den Skandal unter den Tisch kehren solle, um den Palamismus nicht in Diskredit zu bringen, mag durchaus zutreffen. Leider ist Greg. (s. Anm. 18) dafür einziger Zeuge. Daß er diese Erklärung für
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die Beendigung des Schismas der Bischöfe später auch noch einmal Kallistos in den Mund legt, ist konsequent, aber die Wiederholung einer Behauptung ist noch kein Beweis für ihre Wahrheit. Man kann also eine boshafte Interpreta tion des Vorgangs durch Greg. nicht ganz ausschließen. Daß es sich aber beim Schisma um eine antipalamitische Opposition gehandelt hätte, kann man wohl ausschließen, da der Episkopat kaum noch Antipalamiten zählte. Bischöfe wie Matthaios von Ephesos und Joseph von Ganos, die sich 1351 der Dogmatisie rung der Lehre des Palamas widersetzen, sind rühmliche Ausnahmen. Die An schuldigungen, die Kallistos laut Greg. gegen seine Feinde im Episkopat erho ben haben soll, lassen übrigens erkennen, daß Gregoras' Urteil über die vom Patriarchen Isidor sofort nach seiner Wahl eingesetzten palamitischen Bischöfe (s. Anm. 11) zumindest teilweise berechtigt war. Noch einmal zurück zum Niphon-Prozeß und Palamas. Der Synodalentscheid v. Sept. 1350 bezeugt, daß Palamas daran nicht direkt beteiligt gewesen ist. Er unterschrieb aber später. Darrouzes: Reg. 2317 vermutet, daß er Konstantino pel während der Wahl des Kallistos verlassen habe (wofür er keine Quelle an gibt) und erst nach Ostern 1351 wieder in die Hauptstadt kam. Diese Vermu tung beruht auf der falschen Datierung des Einzugs des Palamas in Thessaloni ke, die ich schon in Anm. 29 korrigiert habe. Palamas befand sich im Sept. 1350 auf Lemnos (s. ebd.). Was die Datierung der nachträglichen Unterschrift des Palamas betrifft, ist (u. a. gegen Darrouzes: Reg. 2322) folgendes zu sagen. Das Dokument wurde, wie wir aus der Überlieferung im Patriarchatsregister wissen, von vier Metropoliten, Philotheos (Kokkinos) v. Herakleia, Gregorios (Palamas) v. Thessalonike, Makarios v. Philadelphia (PLP ?) und Georgios v. Pegai und Parion (PLP 4036) nachträglich auf der Rückseite unterschrieben. Philotheos unterschrieb ohne nähere Erklärung, Palamas mit der Bemerkung, er sei erst später gekommen, die beiden anderen nach einem «Postscriptum», das folgenden Wortlaut hat: « Nachdem der vorliegende Entscheid ausgestellt war, haben wir, wie es sich schickt, der größeren Sicherheit wegen auch schriftliche Zeugnisse des heiligsten Metropoliten von Thessalonike . . . und auch des ehrwürdigsten Vorstehers der hl. Lavra, Jakob Trikanas, verlangt, die früher sorgfältig in der Angelegenheit ermittelt hatten. Diese sind nun abgege ben und hierher überbracht worden; und weil daher jeder Grund (sc. nicht zu unterschreiben) beseitigt worden ist, wollen auch wir jetzt diesen Entscheid mit unseren Unterschriften bestätigen. Im Monat Januar der 4. Indiktion ( Ja nuar 1351» >. Aufgrund dieses Wortlautes halte ich die Interpretation von Dar rouzes 1. c., daß hier von einem «ordre synodal» die Rede sei, für verfehlt. Die Synode stellte Niphon ohne Vorbehalt das Rechtgläubigkeitszeugnis aus. Ab wegig sind m. E. auch die von D. aufgezählten beiden ersten Alternativen: ent weder waren die beiden Metropoliten nicht anwesend beim Prozeß oder nicht =
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bei der Redaktion des Entscheids, oder sie weigerten sich zu unterzeichnen. Offensichtlich war letzteres der Fall; die beiden verlangten mehr Sicherheit, als der Prozeß gebracht hatte, und machten ihre Unterschrift von den Gutachten des Palamas und des Jakob Trikanas abhängig. Sie handelten nicht im Auftrag der Synode, sondern ihres Gewissens. Darrouzes Nr. 2322 ist also aus den Pa triarchatsregesten zu streichen und der Inhalt (nicht ohne Korrekturen) unter Nr. 2317 einzutragen. Einspruch ist auch zu erheben gegen Darrouzes' diplo matologische überlegung: Da dieser Text (das «Postscriptum» ) auf die Signa tur des Palamas folgt, die nach Januar gesetzt wurde, verbunden mit der des Philotheos « au verso» , ist es wahrscheinlich, daß die Notiz auch auf der Verso seite stand und nur zur Erklärung der verspäteten Unterschrift außer der Reihe dienen soll. Die Notiz im Patriarchatsregister: « Außerdem auf der Rückseite weitere Unterschriften» (s. MM I 300, 14) kündigt nicht nur die Unterschriften von Philotheos und Palamas an, sondern auch die des Makarios und Georgios. Diese standen nicht wahrscheinlich, sondern sicher dort. Und die vorausge hende « Notiz» dient ganz offensichtlich nicht zur Erklärung, warum sie dort stehen, sondern liefert die Begründung, warum sie überhaupt gesetzt wurden, und ist deshalb unzertrennlich damit verbunden. Daß Makarios und Georgios im Januar 1351 unterschrieben, steht darum außer Zweifel. Darrouzes' Datie rung der Unterschrift des Palamas « nach Januar» (1351) entbehrt, wie gesagt, einer haltbaren Begründung. Da sein Einzug in Thessalonike schon lange vor Januar 1351 stattfand, kann er sehr wohl auch noch vor Januar wieder einmal in Konstantinopel gewesen sein. Die Reihenfolge der Unterschriften auf unse rer Synodalakte scheint dafür zu sprechen, aber da wir das Original nicht ha ben, läßt sich in dieser Frage keine Sicherheit erreichen. übergang auf das byzantinische Jahr 6859 1. 9. 1350-31. 8. 1351, vgl. Anm. 29 S. 213. Im Cod. G. liest man zu dieser Stelle am Rande: « Man muß wissen, daß man drei Arten von Kriegsschiffen ausrüstete: Trieren, Dieren und Moneren.» Greg. sieht hier ein wichtiges Ereignis aus wohl arg eingeengter Perspektive. Er erwähnt mit keinem Wott den Anlaß dieses Auszugs, den Hilferuf aus Thessa lonike, wo man nach der Vertreibung des harten Kerns der Zeloten fürchtete, vom Serbenzar Dusan erobert zu werden (vgL Anm. 29). Ebenfalls übergeht er, daß der Einzug des Kantak. in Thessalonike die Abtrennung der seit 1342 von den Zeloten beherrschten Stadt beendete. Seine Perspektive beschränkt sich auf die Einsetzung Johannes' V. als Gouverneur, womit Kantak. laut Greg. (s. u. 878,21- 879,2 mit Anm.) sich den Weg freimachte, die Kaiserherrschaft auf seinen Sohn zu übertragen. Ausführlich behandelt Kantak. II1 108,5 - 118,5 die Wiedereingliederung von Thessalonike in das Reich. Seine Perspektive ist trotzdem nicht so ganz verschieden von der des Gregoras, gegen dessen Unter=
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stellung er sich geradezu verteidigt. Er sieht es so, daß die Lage in Thessalonike im Sommer 1350 ihn zwang, widerwillig seinen Vorsatz, die Herrschaft Joh. V. zu übergeben und sich ins Kloster zurückzuziehen, aufzugeben und ein Unter nehmen durchzuführen, das leider in eine Rebellion Johannes V. mündete und schließlich zur Aberkennung seines Nachfolgerechts führte. Anders als bei Gregoras bedeutet das bei ihm nicht, daß ihn die Details des angeblich seinen Plänen zuwiderlaufenden Gangs der Geschichte nicht interessieren würden. Er blieb ja auch in diesem Ereignisablauf der Hauptakteur (so wie Gregoras der Auseinandersetzung um den Palamismus seine größte Aufmerksamkeit wid met, worin er ein Hauptakteur war). Kantak. informiert uns also ausführlich über die Entzweiung der Zelotenführer Alexios Metochites und Andreas Palai ologos (vgl. Anm. 29) und den Hilferuf des Metochites (108,10- 110,19). Er kündigte der Stadt sofort schriftlich Hilfe an (110,24- 111,1; fehlt in Dölger: Reg. nach 2963) und bat seinen Schwiegersohn Orkhan um ein Hilfsheer, wo raus sich Schwierigkeiten bei der Organisation des Feldzugs ergaben (110,1912,16). Da der Herbst schon zu Ende ging (s. dazu Anm. 29), plante er nur vor läufige Soforthilfe und einen größeren Feldzug für den nächsten Sommer (112,16-20). Den Widerstand der (Ex-)Kaiserin Anna gegen die geplante Ein setzung ihres Sohnes Joh. V. zum Gouverneur von Thessalonike versuchte er zu entkräften, ohne daß er sie wirklich überzeugen konnte (112,20- 114,3; der ganze Passus soll seine wirklichen Absichten vertuschen) . Bei der Durchfüh rung der Expedition ließ das Landheer ihn im Stich, aber die Expedition wurde trotzdem ein Erfolg (114,4- 117,10) . Er konnte mit den Zeloten abrechnen und erste Maßnahmen zur Sicherung der Stadt durchführen (117,11- 118,5). In Thessalonike empfing er eine venezianische Gesandtschaft in Sachen eines Kriegsbündnisses gegen Genua, das er aber ablehnte, da er fürs erste nur Zeit habe für seine Auseinandersetzung mit Dusan, wofür die Venezianer vergeb lich ihre Vermittlung anboten (118,5-22). Nach weiteren Erfolgen gegen die Serben (118,22- 137,14) schloß Kantak. mit Dusan einen Teilungsvertrag (137,14- 156,22; vgl. Dölger: Reg. 2967 mit Datierung auf Dez. 1350), dessen Ausführung Dusan am nächsten Tag verweigerte. Byzantinische Anhänger Jo hannes' V. hätten ihn überredet, den Abzug des Kantak. abzuwarten und sich dann mit Joh. V. gegen ihn zu verbünden. Kantak. sieht, daß dies zum Bürger krieg führen muß, und verzichtet darauf, Dusan zu zwingen, dem Vertrag nachzukommen. Dusan zieht ab, um Edessa zu belagern (156,22 - 159,19) . Kantak. warm Joh. V., den er in Thessalonike zurückläßt, vor den Plänen Du sans und kehrt nach Konstantinopel zurück (159,19- 160,19; laut Greg. 878,20 kam er dort unmittelbar nach der Wintersonnenwende an). Dusan erobert nun Edessa, verwüstet die Stadt und vertreibt die Bewohner, ohne Rücksicht auf die winterliche Kälte, die bei seinem Abzug auch seinem Heer zusetzt. Der Monat
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Januar hat gerade begonnen (160,19- 162,13). Unmittelbar nach seiner Rück kehr antwortet Kantak. auf eine Klage der Bulgaren über Plünderungen durch seine türkischen Bundesgenossen (162,13 - 166,2) und wendet sich dann der Wiederherstellung des Friedens in der Kirche zu (166,3 - 185,14); dazu unten mehr. Vgl. auch Anm. 41 und zum ganzen Nicol: Kantak. 72 -75. Der Krieg Venedig - Genua, der laut Greg. seit langem wütete, als 1350 im Sept. zu einem Angriff auf das genuesische Galata 33 venezianische Schiffe nach Byzanz kamen, hatte offiziell erst am 6. August 1350 angefangen (s. Schreiner: Kleinchron. II 277 mit Lit. in Anm. 18), aber tatsächlich führten die beiden italienischen Seemächte mehr oder weniger ständig Krieg gegeneinan der. Es handelt sich hier um die Expedition des venezianischen Admirals Mar co Ruzzini, die ich schon in Anm. 29, Pt. 1 b erwähnt habe. Im gr. Text ist für diaspheterizomenoi: de spheterizomenoi zu lesen. Für die nach dem Krieg von 1294- 1299 zweite große kriegerische Auseinan dersetzung Venedig - Genua war der hier von Greg. genannte Versuch Ge nuas, den Schwarzrneerhandel durch Sperrung mit einer Zollstelle für sich zu monopolisieren, tatsächlich der Grund. Der direkte Anlaß war die Konfiszie rung venezianischer Schiffe, die den genuesischen Monopolanspruch nicht re spektierten, in der genuesischen Schwarzrneerkolonie Kaffa. Zur Lokalisie rung der Zollstelle: Ein Sarapis- und Kybeletempel ist von der Tradition be zeugt in der Nähe der Stelle, wo eine alte Burg, die die Genuesen 1350 in Besitz nahmen, später von den Osmanen zu Rumeli Kavagi ausgebaut worden ist. Sehr richtig notiert Greg., daß Venedig die Vorherrschaft Genuas im Schwar zen Meer nicht dulden konnte und wollte. Die Genuesen verdankten ihren Vor sprung dort dem Vertrag von Nymphaion 1261 (s. Bd. 1 245 Anm. 169) und der systematischen Ausnutzung der ihnen dadurch zugesicherten Vergünstigun gen. Es stimmt freilich nicht, daß der genannte Vertrag, wie man bei Strässle: Schwarzrneerhandel 9 liest, den Schwarzrneerhandel den Genuesen expressis verbis zugestand, allen genuesischen Feinden aber verbot, die ägäisch-ponti schen Märkte aufzusuchen. Das Schwarze Meer fiel normalerweise unter die Bestimmungen, daß die Genuesen in allen Reichsteilen Steuer- und Abgabefrei heit erhielten und daß den Feinden der Genuesen mit Ausnahme der Pisaner keine Handelserlaubnis im Reich erteilt werde (s. Dölger: Reg. 1890 Pt. 2 u. 6). 1265 wurde aber schon wieder ein Vertrag mit Venedig vorbereitet, der für die Venezianer am Schwarzen Meer Quartiere nach Wahl und die Vertreibung al ler Genuesen aus dem Reich beinhaltete. Dieser Vertrag wurde jedoch von Ve nedig nicht ratifiziert (s. Dölger: Reg. 1934). Ein abgeänderter 1268 ratifizierter Vertrag (Dölger: Reg. 1960) legte fest, daß die Genuesen nicht aus dem Reich zu vertreiben seien und daß der Kaiser Zwischenfälle zwischen Venezianern und Genuesen im Gebiet von Abydos bis einschließlich des Schwarzen Meeres
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zu verhindern bzw. zu lösen habe (Dölger 1. c. Pt. 7) . Letzteres wurde im Ver trag Byzanz-Venedig v. 1277 erneut festgelegt (s. Dölger: Reg. 2036 Pt. 6). Trotzdem hatte Genua im Schwarzrneergebiet de facto Venedig den Rang ab gelaufen; es hatte aber die Rivalin nicht draußen halten können, und noch viel weniger war der byzantinische Ks. imstande gewesen, den Frieden zwischen beiden zu erhalten. Dieses Unvermögen hatte Byzanz schon viel Geld gekostet, so nach dem Krieg von 1294- 1299, s. Bd. I 171 - 173 mit Anm. 362 u. 364. Zum Krieg der Jahre 1350- 1353, worum es hier geht, vg1. unten 880,7-881,5 und III 41,11-51,3; 76,3 -79,24; 82,17- 92,22; 99,7- 100,1; 106, 12- 107,8; 144,1 - 145,18; 189,3 - 195,4; Kantak. 185,15 - 200,15; 209, 3 - 237,6; Heyd: Commerce 502-520; Iorga: Lat. et Grecs 205 -216; Kyrris: Cant. Gen. Ven.; Balard: Rom. gen. 1 78 - 83; Balard: Bat. Bosph.; Nicol: Byz. Ven. 264-282. Gemeint ist die Niederlage vom 6. März 1349, s. Bd. III 214-218 mit Anm. 602. Für das übrige s. Anm. 36. Zum Aufgang des Arkturos als Markierung des Herbstanfangs am 21. Sept. sowie zum klimatischen Herbst (Aug./Sept./Okt.) s. Bd. III 235 f. Greg., der schon oben, 876,20 f., auf das Jahr 6859 übergegangen ist (vg1. Anm. 33), da tiert kalendermäßig und bestätigt hier also, daß Ruzzini mit seinen Schiffen gegen Ende September vor Byzanz erschien (vgl. Anm. 29 Pt. 1 b). Zu dieser Stelle ist Greg. III 42,15 ff. zu vergleichen. Dort berichtet ihm sein Freund Aga thangelos, daß er Anfang Frühling (1350) von Kreta nach Euboia ging, als auf Kreta bereits Gerüchte über einen bevorstehenden Krieg Venedig - Genua um gingen. Seine Absicht, Euboia ausführlich zu besichtigen, gab er bald auf, da ein Angriff genuesischer Schiffe auf diese von Venedig beherrschte Insel bevor stehe. Tatsächlich erschienen Ende Sommer 14 Schiffe, die Oropos und Aulis bedrohten; sie wurden aber von 23 venezianischen abgefangen und bis auf 4, die entkommen konnten, erbeutet. Nach diesem Erfolg vom Ende Sommer schickte der venezianische Admiral (Marco Ruzzini) einen Getreuen (Giacomo Bragadin) mit 4 Schiffen zum Ks. in Thessalonike und fuhr selbst weiter nach Konstantinopel. Die vier genuesischen Schiffe, die den Venezianern nicht in die Hände gefallen waren, plünderten inzwischen eine der reichsten Städte Eu boias. Nicht viel später sah Agathangelos die Schiffe aus Konstantinopel nach Hause zurückkehren, weil der Ks. dort nicht eintraf (42,15- 45,4). Eine Klein chron., Schreiner 8/53, bestätigt die Datierung der Ankunft Ruzzinis auf Sept. 1350; s. dazu Schreiner II 277 mit genaueren Angaben zu den Daten und den Schiffszahlen aus anderen Quellen. Ruzzini war am 1. Sept. aus Venedig abge fahren, lieferte am 18. den Kampf mit den genuesischen Schiffen bei Euboia, erreichte gegen Ende September mit 31 Galeeren Byzanz, blieb dort 40 Tage (von Greg. soeben als «wenige Tage» bezeichnet) und fuhr dann wieder nach Hause, ohne gegen Galata etwas ausgerichtet zu haben. Vg1. zu dieser Episode
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noch Heyd: Commerce 502 f. u. Jorga, Lat. et Grecs 207, die beide Greg. für einen Augenzeugen halten, was aber nur für seinen Gewährsmann Agathange los gilt; Kyrris: Cant. Gen. Yen. 337; Nicol: Byz. Yen. 272. Nach der Ausdrucksweise des Greg. zu urteilen, unmittelbar nach dem 21. Dezember 1350. Kantak., der ausführlich über seine Expedition nach Thes salonike berichtet (s. Anm. 35), gibt kein Datum an für seine Rückkehr (III 162,13 f.) . Er bestätigt Greg. aber durch die Nachricht, daß Dusan nach seiner Abfahrt von Thessalonike in den allerersten Januartagen Edessa eroberte (160,19 f. u. 162,6 f.); vgl. dazu Anm. 35. Derjenige, der Kantak. nun nicht mehr daran hindern könnte, die Kaiserherr schaft auf seine Söhne zu übertragen, kann nur Joh. V. sein. Greg. unterstellt hier Kantak. offenbar die Absicht, daß der Gouverneursposten in Thessaloni ke seinen Schwiegersohn um den Thron in Konstantinopel bringen sollte. Wie Kantak. das seiner Meinung nach verwirklichen wollte, sagt Greg. uns nicht. Als er den endgültigen Text der Bücher 18-27 (ed. Bonn. 11 869-III 175) seiner Historia Rhomaike im Frühjahr 1353 seinem Freund Agathangelos zur Publi kation übergab (s. Einleitung S. 4 f.), war der älteste Sohn des Kantak. Matthai os gerade zum (Mit-)Kaiser ausgerufen worden, oder diese Proklamation stand unmittelbar bevor. Doch muß Greg. diese Zeilen nicht erst in Kenntnis dieser Tatsache niedergeschrieben haben. Spätestens seit der Rebellion Johannes V. als Gouverneur von Thessalonike im Sommer 1351 und dem offenen Krieg zwischen ihm und Matthaios Kantak. 1352 war diese Entwicklung vorauszuse hen. Laut Greg. hat Kantak. sich über diese Entwicklung, die er mit der Zu rücklassung Johannes' V. in Thessalonike in die Wege geleitet hatte, schon An fang 1351 gefreut. Er muß sie also regelrecht geplant haben. Mich befremdet, daß Parisot, der Kantak. sonst meistens durchschaut, dieser «Unterstellung» des Greg. keine Aufmerksamkeit geschenkt hat. Zur Expedi tion des Kantak. nach Thessalonike notiert er S. 241 f. Anm. 4: « Gg. . . . est maigre et nul sur cette partie du regne et ne vaut que parce qu'il fixe bien le mom. de l'annee (1350) auq. part Cz.» Seiner Meinung nach (S. 244) beging Kantak., als er Joh. V. in Thessalonike zurückließ, einen unverzeihlichen Feh ler. Was ihn dazu veranlaßte, kann auch Parisot nicht sagen. Eine Erklärung schließt er jedoch aus: «3. nos yeux ce n'etait pas un machiaveJique calcul pour l'exciter 3. la revolte et avoir des prerextes de le briser.» Dagegen spreche die Großmut, die er seinem jungen Kollegen gegenüber immer gezeigt habe. (Ich kann mir nicht denken, daß Joh. V. es als Großmut empfunden hätte, daß er bis weit über seine Großjährigkeit hinaus von der ihm zustehenden Herr schaftsausübung ferngehalten wurde.) Positive Erklärungsvorschläge kann Pa risot nur mit Fragezeichen anbieten. «War es, um sich von seiner lästigen An wesenheit zu befreien?') (Weshalb?) «War es, um den Einfluß seiner Mutter zu
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brechen?» (Die warnte Kantak. vor einer Rebellion!, s. u.) . « War es, um ihn den Augen der Byzantier zu entziehen, die zu sehr mit ihm sympathisierten?» (Das taten die Thessaloniker auch. Warum lieber Revolte in Thessalonike als in Konstantinopel?) « War es, um ihn mit dem Schein der Freiheit zufriedenzustel len?» (Für wie dumm soll Kantak. Joh. V. gehalten haben?) Parisot spürte wohl selbst die Schwäche seiner Lösungsvorschläge und wählte deshalb alle vier zugleich. « Nous sommes porte a croire qu'il y eut de ces quatre causes.» Ein Zeugnis mit viermal der Note « nicht zufriedenstellend» ergibt keine Ge samtqualifikation « zufriedenstellend» . Immerhin erschließt Parisot aus der Tatsache, daß Kantak. die Frau seines Schwiegersohnes und seinen ältesten Sohn in Konstantinopel bei sich behielt, daß er eine Revolte einkalkulierte. So wenig, wie ich glaube, daß Kantak. einen unbeabsichtigten Fehler machte, als er im Sept. 1341 Konstantinopel seinen Feinden (Kalekas, Apokaukos, der Kaiserin Anna) überließ und sich nach Didymoteichon begab (s. Bd. III Anm. 27 S. 247 f. u. Anm. 100 S. 267) , so wenig sehe ich hier eine unverzeihli che Naivität. Ich halte die Interpretation des Greg. für absolut zutreffend. Kan tak. stand nach dreiundeinhalb Jahren Alleinherrschaft noch immer mit dem Rücken zur Wand. Sein Machtkampf hatte dem Volk nur Elend gebracht, seine Herrschaft offenbarte von Tag zu Tag deutlicher die Schwäche des Reiches. Der entmachtete legitime junge Kaiser an seiner Seite erinnerte allein schon durch seine Anwesenheit an das Unrecht, das Elend und Schwäche heraufbe schworen hatte. Eine vorübergehende Beseitigung des (tatsächlich) ungeeigne ten Thronfolgers half da nicht weiter. Joh. V. mußte eliminiert werden, ohne zum Märtyrer gemacht zu werden. Für die Richtigkeit der « Unterstellung" des Greg. spricht folgendes. Kantak., der diese Anschuldigung kannte, als er « sei ne» Geschichte schrieb, gibt sich Mühe, dieser von den Fakten anscheinend be stätigten Darstellung eine andere entgegenzustellen. Im Bericht über seinen Auszug nach Thessalonike im Sept. 1350 erzählt er, daß die (Ex-)Kaiserin Anna ihn damals bat, ihren Sohn nicht in Thessalonike zurückzulassen, da zu befürchten sei, daß dieser sich zur Rebellion würde verführen lassen. was einen neuen Bürgerkrieg zur Folge haben würde (111 112,20- 113,5). Kantak. will dar aufhin Anna gelobt haben, weil sie aus Sorge um sein Wohl und das des Staates eine berechtigte Angst zum Ausdruck gebracht habe (113,5 - 8 ) . Es paßt aber nicht zum Charakter und zum bisherigen Verhalten der Anna von Savoyen, daß sie auf den Plan des Kantak. reagiert hätte wie eine Mutter, die sich äng stigt, weil ihr Sohn sich zu erwas « Bösem» verführen lassen könnte. Vielmehr ist ihr zuzutrauen, daß sie Kantak. deutlich machen wollte, daß sie seinen Plan durchschaute, ihren Sohn gleichsam zur Rebellion herauszufordern. Der Ver such des Kantak., sie zu beruhigen (113,8- 114,2), konnte sie denn auch nicht überzeugen (114,2 f.). Er wollte sie glauben lassen, die Anwesenheit des jungen
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Kaisers in der Stadt würde die dort möglicherweise noch anwesenden Befür worter einer übergabe an Duhn davon abhalten, dies zu tun, da sie (als An hänger des Palaiologen) sich scheuen würden, mit der Stadt auch den jungen Ks. auszuliefern. Er gab damit zu erkennen, daß er seinen Schwiegersohn in Thessalonike als Unterpfand in den Händen derer zurückließ, die lieber Duhn als ihn zum Kaiser haben wollten, aber noch lieber Joh. V., so daß sie ihm zu liebe auf übergabe an Dusan verzichten würden. Die sich jedem aufdrängende Schlußfolgerung, daß dieser Verzicht nur dann einen Sinn hatte, wenn die Nachfolge Joh. V. auf dem Thron in Konstantinopel gesichert war, was gerade die Gegner des Kantak. nicht glaubten, kann Kantak. nur aus unglaublicher Naivität oder böswilliger Absicht übersehen haben. Alles spricht für letzteres. Daß die Rechnung des Kantak., wie schon 1341, auch 1350 nicht aufging, wuß te Greg. noch nicht, als er diese Zeilen schrieb; er hätte es sich sonst nicht ver kniffen, darauf hinzuweisen. Wie 1341 die Revolution in den Städten (s. Bd. III Anm. 100), so machte 1351 der Krieg Venedig - Genua ihm einen Strich durch die Rechnung. Aber das gehört in meinen nächsten Band (zu Greg. III 148,3149,22) . Wie Greg., bezeugt auch Kantak. selbst, daß er nach seiner Rückkehr aus Thessalonike in der Einberufung eines Konzils zur Beendigung des Streites um die Lehre des Palamas seine wichtigste Aufgabe sah (III 166,3 ff.) , denn die in Anm. 35 erwähnte Gesandtschaft an den Bulgarenzar Ivan Alexander und der nachfolgende Vertrag (s. Dölger: Reg. 2969 f.) können hier als bedeutungslos außer acht bleiben. Greg. erweckt den Eindruck, daß der Ks. sich auch deshalb jetzt diesem Problem widmen konnte, da Palamas wieder in der Stadt war. Daß dieser inzwischen offiziell seinen Bischofssitz in Thessalonike eingenom men hatte, erwähnt er mit keinem Wort. So wie er die Absentierung des Pala mas von der Hauptstadt nach Lemnos und Thessalonike als Boykott eines Konzils dargestellt hat, erklärt er nun seine Anwesenheit als Folge von Zusa gen des Kaisers, die Angelegenheit mühelos in seinem Sinne zu erledigen. Gemeint ist der sogenannte Sonntag der Orthodoxie. Nach dem Sieg der Bil derverehrer über die Ikonoklasten im J. 842 wurde der erste Fastensonntag zum Sonntag der (Wiederkehr zur) Orthodoxie proklamiert. An diesem Tag wurde j ährlich als Kernstück der Liturgie das sogenannte Synodikon der Or thodoxie vorgelesen, das sämtliche Häresien und Häretiker aufführte und ver urteilte. Dieses Synodikon wurde immer wieder mit neuen Anathemen ergänzt und auf den neuesten Stand gebracht. Auch Greg. erfuhr später die Ehre, darin anathematisiert zu werden. (Vgl. Beck: Kirche 56, 255, 327; J. Gouillard: Le Synodikon de 1'0rthodoxie. Ed. et comm., TM 2 [1967J 1 - 313) . Der Sonntag der Orthodoxie fiel im J. 1351 auf den 6. März. Als erste öffentliche Verkündigung der palamitischen Lehre durch den Patriar-
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chen Isidoros betrachtet Greg. die Benutzung palamitisch gefärbter Hymnen Isidors in der Kirche (s. Bd. III 195). Damals, Herbst 1347, überredete Greg. den Ks., Verbrennung der Hymnen anzuordnen, aber Palamas wußte sie zu verhindern (s. F. Tinnefeld, Orth. For. 5 [1991] 371). Ob die Auslassung der Namen des Kaisers Andronikos III. (zu der von ihm einberufenen Synode in Sachen Hesychasmus s. Bd. n 293 f. u. 297 mit den Anm. und oben Einleitung S. 34-38) und des Patriarchen Isidoros wirklich versehentlich d. h. im Verständnis des Greg. und seiner Leser durch Wirkung der göttlichen Vorse hung, oder mit Absicht erfolgte, da der Vorleser ein Gegner des Palamas war, ist eine Frage, die man stellen, aber nicht mit Sicherheit beantworten kann. Zu fälle gibt's! Diese Gregorasstelle ist übrigens von Schreiner: Kleinchron. n 276 mißverstanden worden. Er meint, daß hier von Andronikos IV., dem Sohn Jo hannes V., die Rede sei, und folgert daraus, daß dieser schon vor d. 6. März 1351 zum Mitks. ausgerufen worden sein müßte. Es ist hier aber ohne Zweifel von Andronikos III. die Rede. Der Protest der (Ex-)Kaiserin Anna ist wohl nur deswegen erfolgt, weil der Vorfall sofort in der Stadt diskutiert wurde und ein allgemeines Rätselraten nach einer Erklärung einsetzte. Er zeigt, daß die entmachtete Kaiserin nicht willens war, alles hinzunehmen, und nicht wollte, daß ihr verstorbener Gatte nun als Förderer der Lehre des Palamas gelten sollte. Freilich hatte sie vor ihrer Entmachtung noch versucht, Pa lamas auf ihre Seite zu ziehen (s. Bd. III Anm. 404) , aber das hatte nichts genutzt, da die Palamiten treu zu Kantak. standen. Sie hatte also keinen Grund, stillschweigend zuzusehen, daß die Rechtgläubigkeit ihres Mannes in Frage gestellt schien. Hier geht Greg. auf den Frühling 1351 über, nachdem er ein Ereignis behandelt hat, das am 6. März stattfand, mit einem Nachspiel am 13. Gemäß Bd. III 214 ist er für das Jahr 1349 auf den Frühling übergegangen, um anschließend ein Ereignis zu erörtern, das ausgerechnet ebenfalls auf den 6. März zu datieren ist (s. Bd. III Anm. 602) . Greg. bringt dieses Ereignis später noch einmal im Bericht seines Freundes Agathangelos (III 45,4 - 11 u. 14-20; vgl. auch 106,12- 14). Die Kleinchron. Schreiner 8/54 (Bd. I 86) datiert die Ankunft der venezianischen Schiffe auf Mai der 4. Indiktion (Mai 1351). Die Zahl der Schiffe ist hier auch vierzehn. Die Chronik notiert weiter, daß der Ks. sich mit den Venezianern gegen Genua verbündete und zusammen mit ihnen einen Tag lang Galata angriff. Dann er fuhren die Venezianer vom Herannahen einer genuesischen Flotte, flüchteten und überließen den Rhomäern den Kampf. Aus westlicher Quelle (Lorenzo de Monacis) ist bekannt, daß die venezianischen Schiffe unter Niccolo Pisano am 19. April ankamen (Schreiner II 279). Der Angriff erfolgte nicht sofort. Zuvor wurde das Bündnis mit dem byzant. Ks. geschlossen, das Greg. hier auch er-
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wähnt (s. Anm. 50). Der gemeinsame Angriff auf Galata fand erst am 27. Juli statt, die venezianischen Schiffe verschwanden in der Nacht vom 27. auf den 28., und am 28. erlitten die weiterkämpfenden Rhomäer eine Niederlage. Greg. geht in seiner Berichterstattung nicht so weit. Er erzählt hier nur, was die Venezianer unmittelbar nach ihrer Ankunft taten, offensichtlich in der Zeit, in der sie den Vertrag mit dem Ks. aushandelten. Kantak. erweckt den Eindruck, daß die Venezianer (nicht am 19. April, sondern) erst nach dem Ende des Kon zils (Mai/Juli) angekommen wären (III 185,11- 16). Er berichtet (III 185,15186,11) folgendes: Es kommen 14 lat. Schiffe nach Byzanz, die durch Überra schung nachts in Galata eindringen können, aber wieder vertrieben werden, ohne etwas von Bedeutung ausgerichtet zu haben. Versuche, genuesische Schif fe im Hafen in Brand zu setzen, schlagen ebenfalls fehl. Daraufhin kapern sie Schiffe, die aus dem Pontos heranfahren. Anschließend behandelt Kantak. den Abschluß des Vertrages Venedig-Byzanz, der auch bereits im Mai zustande ge kommen war (s. Anm. 50). Vgl. auch Heyd: Commerce 504; Jorga: Lat. et Grecs 207f.; Kyrris: Cant. Gen. Ven. 338; Nicol: Byz. Ven. 273. (Datierungen und Schiffszahlen sind bei den Autoren nicht immer gleich). 50
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Das Bündnis der Venezianer mit den Katalanen war nach langen Verhandlun gen am 16. 1. 1351 geschlossen worden (vgl. Dölger: Reg. 2974; Heyd 503; Kyr ris 337 f.; NicoI 272 f.), das mit den Byzantinern kam im Mai zustande (Dölger: Reg. 2975). Ausführlich berichtet Kantak. darüber III 186,11- 190,9. Greg. er wähnt den Vertrag auch III 45,20 f. und 106,14- 16. Den Angriff auf Galata kennt sein Freund Agathangelos nur vom Hörensagen, s. III 45,21-46,10 und 106,16- 108,3. An letzter Stelle erfahren wir, daß Pisano sofort nach Vertrags abschluß angreifen wollte, der Ks. aber den Kampf hinauszögerte, da er vorher mit seinen antipalamitischen Gegnern abrechnen wollte. Darüber vergißt der Autor, den Angriff selbst zu erzählen. Die von den Byzantinern nach dem Ab zug der Venezianer am 28. 7. 1351 erlittene Niederlage erwähnt Agathangelos (d. h. Gregoras) auch 46,4- 10 nicht. Mehr dazu im nächsten Band. Kantak. hat lange versucht, sich aus dem Konflikt Venedig - Genua herauszuhalten, wurde aber von beiden Seiten unter Druck gesetzt. Da die größere Gefahr von den Genuesen auszugehen schien, die von Galata aus direkt Konstantinopel bedrohten, schloß er sich schließlich den Venezianern an. Greg. erweckt hier durch das Präsens den Eindruck, er schreibe gleichzeitig mit den Ereignissen (vgl. Boivin 1293). Er macht aber selbst deutlich (s. III 135,613), daß er die Bücher 18-27 nicht vor 1352 fertiggestellt hat (s. dazu ob. Ein leitung S. 1 -5). - Das erste wichtige Ereignis im venezianisch-katalanisch byzantinischen Krieg gegen Genua war für die Byzantiner ihre Niederlage gegen die Genuesen am 28. Juli 1351, die sie erlitten, nachdem die Venezianer sie im Stich gelassen hatten, um eine angeblich zu Hilfe eilende genuesische Flotte ab-
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zufangen (s. ob. Anm. 49). Das Konzil, das den Palamismus zur offiziellen Lehre der byzantinischen Kirche proklamierte und worüber Greg. jetzt zuerst berichten will, begann am 27. Mai und endete für die Antipalamiten ca. 15. Juni 1351, für die Palamiten kurz vor dem 15. August. Die Verwicklung von Byzanz in den Krieg Venedig - Genua dauerte an bis zum 6. Mai 1352. Greg. verbindet aber mit seinem Bericht über das Konzil auch den über seine unmit telbaren Folgen, insbes. über die für ihn persönlich. Die wichtigste war, daß er schon bald nach der Konzilssitzung vom 15. Juni zu Hausarrest verurteilt wur de, der durch immer weitere Verschärfung praktisch in eine Gefängnisstrafe entartete. Einer ausführlichen Berichterstattung wert waren für Gregoras die vergeblichen Versuche seiner Gegner, ihn nachträglich noch zu bekehren. Die <profane> Geschichtsschreibung nimmt er erst wieder in der Form einer Be richterstattung durch seinen Freund Agathangelos auf, der ihm heimliche Be suche abstattete, zum ersten Mal in der Nacht vom 21. auf den 22. November 1351. Ihn läßt er bei seinem ersten Besuch von seiner « zwanzigjährigen» (III 7,4 u.53, 8), in Wirklichkeit zehnjährigen (III 10,5- 7 u. 53,2-8; s. dazu Beyer: Chronol. Nr. 62 S. l4l f. mit Anm. 112) Auslandsreise berichten, zuletzt von dem, was er auf Euboia vom Krieg Venedig - Genua des Jahres 1350- 1351 mitbekam und vom Hörensagen erfuhr (III 41,15-51,23; vgl. dazu Anm. 49) bis zu seiner Rückkehr nach Konstantinopel im August 1351 (III 52,1 f. u. 60,3 -5), um ihn dann darauf übergehen zu lassen, was er nach seiner Rück kehr in Konstantinopel erlebte und vor allem hörte über das vor kurzem abge haltene Konzil, die anschließende Verfolgung der Palamasgegner und den zum Abschluß des Konzils verfaßten palamitischen Tomos (III 52, 2-55,9 u. 60,567,23) . Bei seinem zweiten Besuch (III 76,1 ff.) setzt Agathangelos die Berichter stattung über den Krieg gegen Genua fort. Weil nach dem Eintritt von Byzanz in diesen Krieg im Mai 1351 bis zur Tagung des Konzils über den Palamismus Ende Mai/Anfang Juni nichts von Bedeutung geschah. unterbricht Greg. an dieser Stelle die diesbezügliche Berichterstattung, um gleichsam mit einem neuen Vorwort (s. Bd. I 40) auf ein Hauptthema überzugehen, das chronolo gisch nun an der Reihe ist. Wäre er ein freier Mann geblieben, hätte er viel leicht den Krieg bis zu seinem Ende im Mai 1352 als eine Einheit abgehandelt; der Verlust seiner Freiheit zwang ihn jedoch, über die Fortsetzung des Krieges ab Mai/Juni 1351 sozusagen aus zweiter Hand zu berichten und dementspre chend die diesen Umstand erklärende « Katastrophe» in seinem Leben vorher zu behandeln. 52
Um die Wichtigkeit des nachfolgenden Berichts zu betonen, wiederholt Greg. hier die Pflichtbeteuerung eines jeden altgriechischen und byzantinischen Hi storiographen, daß er zum Nutzen seiner Leser die reine Wahrheit bringen werde.
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Boivin 1293 notiene zu diesem Satz: «tota constructio perplexa et salebrosa est» und zu «mit lautlosen Zungen vorbeigehen» (wönlicher: «ein wonloses Vorübergehen der Zunge» ) : «dithyrambum sapit» , d. h. hier könnte ein Dich terwon vorliegen. Im gr. Text der Ausgabe ist <enious> in <eniois> zu korrigie ren (hs!. Befund), und zwischen <einai> und <dothesesthai> ist m. E. Wegfall von anzunehmen. Ein Dichterwon, auf das Greg. hier anspielen könnte, ist mir nicht bekannt. Daß Kantak. schon seit vier Jahren, d. h. seit 1347, ein Konzil in dieser Angele genheit plante, wiederholt Greg. unten S. 885,10 (vg!. Anm. 29 gegen Ende). Zur antipalamitischen Haltung des Volkes s. Anm. 27. Auch hier war es sicher wieder die « Wühlarbeit» der gelehnen Antipalamiten, darunter vermutlich Schüler des Greg., die beim Volk Erwanungen weckten, man würde Palamas und durch ihn Kantak. eine Niederlage beibringen können. Richtig betont Weiß: Kantak. 126, daß ein solcher Schülerstamm für den byzantinischen Lite raten eine Gefolgschaft bildete, die er in kritischen Situationen einsetzen konn te, wie ein Adeliger seine Klientele. S. ob. 879,5f. (mit Anm. 44). Julianus Apostata war in Byzanz neben Diokletian das am häufigsten verwen dete Beispiel eines Christenverfolgers. Joh. 3,20. Ob Palamas wirklich so gegen ein Konzil gewesen ist, wie Greg. uns glauben machen will, halte ich für sehr zweifelhaft, s. Anm. 28. Eine von Pala mas selbst vorgebrachte Begründung, weshalb er gegen ein Konzil gewesen sein soll, nennt Greg. uns nicht. Greg. wandelt das vor allem lateinisch aus Horaz (Ars poetica 139) bekannte Sprichwon «panurient montes, nascetur ridiculus mus» (Berge gehen schwan ger, geboren wird eine lächerliche Maus) m. E. absichtlich ab. Er hat es wohl kaum mißverstanden, wie Boivin 1293 meint. Das Sprichwon ist originär grie chisch, s. Lukian Hist. 23; Athenaios p. 616 d; Diogen. VIII 75; Karathanasis 209; vg!. auch Nik. Chon. Or. Ep. ed. van Dieten S. 112,14 f. Was Greg. hier damit meint, ist: Kaiser und Palamas, die sich für Berge hielten, gingen schwanger mit der Idee eines ökumenischen Konzils, geboren wurde eine Zu sammenkunft unwürdiger Bischöfe einer einzigen Kirchenprovinz. Greg. weist noch einmal (vg!. Anm. 26) darauf hin, daß Reich und Ökumene, also auch « Reichskonzil» und ökumenisches Konzil nicht mehr zusammenfal len. Schon Boivin 1293 wies darauf hin, daß die von Greg. hier genannte Zahl der teilnehmenden Bischöfe zu niedrig sei und daß der Konzilstomos von 27 Bi schöfen unterschrieben wurde. Letzteres garantien aber nicht, daß diese 27 auch auf dem Konzil anwesend waren. Oft wurden nachträglich weitere Unter schriften geleistet. Der Tomos dieses Konzils wurde z. B. ursprünglich nur von
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Joh. Kantak. unterschrieben, erst später von Joh. V. und Matthaios Kantak. De facto haben am Konzil teilgenommen: 25 Metropoliten, 3 Vertreter von Metropoliten und 7 Bischöfe. Ursprünglich unterschrieben nur 22 Metropoli ten; fünf weitere Unterschriften kamen später hinzu. Unter den Palamas-Geg nern waren zwei Metropoliten, die von Ephesos und Ganos. Für die Unter schriften s. PG 151,721; dazu Bd. I 23 Anm. 114; Meyendorff: Palamas 141; Darrouzes: Reg. 2326. Vgl. Bd. III 169 u. 173; ob. Anm. 11 u. 32. Den Vorwurf, daß die neu eingesetz ten Bischöfe schriftliche Glaubensbekenntnisse zur Lehre des Palamas hätten abgeben müssen, wiederholt Greg. unten S. 887,21; s. dazu Anm. 86. Laut Phi lotheos Vita Isid. 118 hatte dieser sofort nach seiner Inthronisation 32 neue Bi schöfe geweiht, hauptsächlich um vakante Sitze zu besetzen. Greg. unterschei det nicht genau zwischen diesen sofort geweihten und denen, die später an die Stelle der gegen den Patriarchen opponierenden Bischöfe gesetzt wurden. Meyendorff: Palamas 131 weist darauf hin, daß einige der erstgenannten sofort nach ihrer Ernennung nachträglich den palamitischen Tomos von 1347 unter schrieben. Er hält es für wahrscheinlich (S. 132), daß das anläßlich ihrer Weihe von den neuen Bischöfen verlangte Glaubensbekenntnis um ein Bekennmis zur palamitischen Theologie erweitert wurde. Dem kann man zustimmen. Die Pa lamiten gebärdeten sich spätestens seit dem Tomos von 1347, als seien sie die Kirche, s. Einleitung S. 51 f. Der Tomos von 1351 nennt als Anschuldigung der Antipalamiten, daß im Glaubensbekenntnis der neugeweihten Bischöfe ein Zu satz vorgenommen war (ed. Karmiris § 5 S. 314,4f.). S. Anm. 11. Im Griechischen wörtlicher: «und kaum imstande waren, die Elemente der Buchstaben zu Silben zu verbinden». Boivin übersetzte: «ac vix prima litera rum elementa articulate enuntiare didicissent». Dieses düstere Bild des Episkopates, das im Jahre 1351 die Lehre des Palamas, d. h. die Theologie eines philosophisch halbgebildeten Mönches, zum Glau bensgut erhob, ist wohl als eine Mischung aus (tragischer) Dichtung und Wahrheit zu werten. Patriarch Philotheos hat in seinen Antirrhetika gegen Greg. (teilweise zitiert von Boivin U93) diese Darstellung scharf, aber ohne Be weise zurückgewiesen (ed. Kaimakis 1 403 -498). Philotheos schreibt u. a.: «Dem Chor dieser Hirten und Lehrer der Kirche wirfst du Bildungsmangel und bäurisches Wesen vor, und auf der Liste, sagst du, stehe nicht einer, der vernünftig lesen und schreiben könne. Darum haben sie, wie du wohl sagen wirst, den heiligen Tomos voller Unkennmis und nicht nach den Gesetzen der von dir angebeteten Rhetorik verfaßt, oder besser, nicht in Übereinstimmung mit deinen Ansichten . . . Wenn ich wüßte, daß diesen ge priesenen Männern an dieser Sache viel gelegen wäre, und daß sie dies für
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nützlich hielten, hätte ich dir gezeigt, daß viele dieser hervorragenden Priester (gemeint sind die Bischöfe) weise in dieser Weisheit und rhetorisch begabte Re denschreiber sind, und nicht nur viele von ihnen, sondern auch viele ihrer Jün ger, Männer wie Lukas, Timotheos und Apollos (s. 1 Kor. 3,4 f.), oder, wenn du willst, Dionysios, Polykarpos und Klemens . . . » (gemeint sind hier jene, die
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den Bischöfen auf dem Konzil assistierten). Für Philotheos sind die Bischöfe andere Apostel und die, die nach ihnen kommen, andere Aposteljünger, wie die aus dem N. T. bekannten Lukas, Timotheos, Apollos oder solche, wie die apostolischen Väter Dionysios Areopagita, Polykarpos von Smyrna, Klemens von Rom. «Aber bei ihnen zählt die profane Bildung nicht viel. Sie wissen, daß sie Jünger von Fischern und Bauern sind, von jenen, meine ich, die von Chri stus, der Weisheit selbst, als erste zu Aposteln und Jüngern berufen wurden und von Rudergriff, Fischernetz und Fischerreuse zu Christi Wort (Luk. 22,30 vgl. Matth. 19,28) zum himmlischen Thron im ehrfurchterregenden und unbe stechlichen Gericht aufstiegen, worin die Richter sitzen, die über die zwölf Stämme urteilen. » Lassen wir es bei diesem Fragment (1 403 -433). Die angeb liche Bildung der Väter des palamitischen Glaubensgutes bleibt unbewiesen, weil Philotheos auf die Beweise verzichtet, die er angeblich bringen könnte. Sie seien überflüssig; denn den Aposteln könne man auch Bildungsmangel vor werfen, aber wer würde ihre Lehre in Zweifel ziehen wollen. Philotheos über sieht, daß die Apostel nichts Philosophisches lehrten oder lehren wollten, wäh rend Palamas das sehr wohl tat. Und in dem Fall ist ein wenig Bildung nicht fehl am Platz. Wir sind noch im Frühjahr 1351 (vgl. Anm. 48). Sicherer terminus ante quem ist die Eröffnung des Konzils am 27. 5. 1351; s.u. 905,7f.; Beyer: Chronol. Nr. 52 S. 139 (korrigiere die von mir Bd I 23 um einen Tag zu spät angesetzten Sitzungstage jeweils um einen Tag; im übrigen s. Anm. 155). Einen Versuch, Kantak. zu bekehren, hatte Greg. auch schon 1347 unternommen, s. Bd. III 191- 193. Greg. spielt auf den Tod des jüngsten Sohnes des Kantak. (Andronikos) an, der 1347 an der Pest starb, s. Bd. III 176 mit Anm. 515. Schon damals hatte Greg. der Kaiserin gegenüber diesen Tod als Strafe für die Förderung der palamiti sehen Häresie erklärt, für die der Vater verantwortlich sei (ebd. 194). Anspielung auf Provo 22,28; vgl. Bd. III Anm. 550. Der Ausdruck diente Greg. dazu, und nicht nur ihm, seinen theologischen Konservatismus zu legitimieren. S. auch Anm. 225, 327. BibI. Bild, s. Matth. 7,6. Lange Zeit stand bei den Byzantinern ta hemetera, das Unsere, als Gegensatz von ta exothen, das von außen, für alles, was sie der Hl. Schrift entnahmen, während alles, was sie der profanen Literatur entlehnten, als von außen kom237
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mend galt. Diese Stelle, wo die Hl. Schrift « dem Unseren» gegenübersteht, zeigt, wie sehr ein Mann wie Gregoras das heidnische Erbgut aus griechischer und hellenistischer Zeit wieder als das eigene empfand. Es folgen also jetzt Re densarten und Ausdrücke, die dem profanen Erbe der Byzantiner entnommen sind, auch wenn ich die Quelle nicht immer angeben kann. Der Ausdruck « Wespennester (bzw. Wespenschwärme) hetzen» bedeutet: Menschen, die schon an sich jähzornig sind, zusätzlich anstacheln, so z . B. bei Aristoph. Vesp. 224; weitere Beispiele im ThLG s.v. sphekia! Wer Palamiten über Theologie anspricht, heißt das hier, fordert sie heraus, auf den wahren Glauben einzustechen. « Das vor den Füßen Liegende nicht verstehen» hat der Platonverehrer und -imitator Greg. (s. Bd. 1 35 mit Anm. 179) sicher aus Platon Theaet. 174 a; man findet es aber bei vielen antiken und byzantinischen Autoren, s. z. B. Lukian Nigr. 7; Nik. Chon. Hist. 51,90; al. Im gr. Text der Ausgabe fehlt das Wort Turm. Auch Bd. III 198 hat Greg. die Lehre des Palamas mit dem Turm von Chalane verglichen. Er verwendet das Bild auch u. S. 948,9 und Antirrh. 11 fol. 18, 3. Zeile v. u. Meine Anm. Bd. III 566 möchte ich hier ergänzen bzw. korrigieren. Greg. schien mir hier Is. 10,9 mit Luk. 14,28 -31 zu kombinieren. Bei Is. 10,5 ff. spricht Jahweh sein « Wehe» über Assur, weil dessen König (Sargon 11.) in seiner Aufgabe, Werk zeug der strafenden Gerechtigkeit Gottes zu sein, zu weit gegangen und über heblich geworden ist. Um diese Überheblichkeit zu schildern, läßt Is. den Großkönig mit seinen Zerstörungen prahlen. Unter den aufständischen Städ ten, die von ihm zerstört wurden, führt er Chalane auf ( Kalno (bzw. Kulla ni der Keilschrifttexte) östl. v. Antiochien). Greg. schien mir nun einerseits an =
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diese Stadt zu denken, die einen Krieg begann, den sie nicht gewinnen konn te, eine Handlungsweise, die Christus bei Luk. 14,31 verurteilt, und anderer seits an die Warnung Christi bei Luk. 14,28, daß, wer einen Turm bauen will, zuvor ausrechnen soll, ob er den Bau auch finanzieren kann, weil er sonst über die Fundamente nicht hinauskommen wird. So kam Greg. m. E. zum Bild des leicht einstürzenden Turmes von Chalane, mit dem er die Lehre des Palamas vergleicht. Dieser sah auch nicht voraus, welche Folgerungen aus sei ner Lehre von der Schau Gottes zu ziehen sein würden. Inzwischen entdeckte ich den «Turm von Chalane» auch bei Greg. Naz. Or. 21,22 PG 35,1105 C 10f., der erläutert, welchen Turm er meint, indem er hinzufügt « der die Spra chen teilte» ; vgl. Or. 32 PG 36,193 B H f.; auch Greg. meint also gewiß den Turm von Babel. Die plötzliche Geburt der Giganten, die bei der Verstümmelung des Uran os durch Kronos aus den auf die Erde (Gaia) fallenden Bluttropfen hervorgingen (s. Hesiod. Theog. 183 ff.; Ap. Rhod. Schol. zu 4,992) verwendet Greg., ohne
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daß er eine klare Vorstellung des Gigantenmythos vermittelt, gern als Bild für eine plötzlich auftretende Gruppe, die ihm unsympathisch ist. Vgl. Bd. I 199 mit Anm. 452; III 173 mit Anm. 497. Die letzten vier rhetorischen Fragen sind eine Anspielung auf den Fluch Gottes über Adam nach dem Sündenfall, s. Gen. 3,18. Hebr. 10,31. «Seit vier Jahren» d. i. seit Anfang der Herrschaft des Kantak. in Konstantino pel, vgl. Boivin 1294. Greg. hat dieses Versprechen noch nicht erwähnt, auch nicht dort, wo es angebracht gewesen wäre, s. Bd. III 190ff. Wohl setzt er dort, wo er die Absentierung des Palamas von Konstantinopel als Flucht vor einem solchen Konzil interpretiert, die Planung eines Konzils voraus, s. Anm. 29 ge gen Ende. Unklar ist, ob Greg. hier vielleicht auch auf die Unterhandlungen des Kantak. mit Papst Klemens VI. im Herbst 1347 anspielt (s. ebd.). Dabei wurde auch über ein Konzil gesprochen, das aber an erster Stelle ein Unions konzil sein sollte. Ein gemeinsames Konzil der lateinischen und byzantinischen Kirche hätte Kantak. aber gewiß nicht mit einer Diskussion über die Lehre des Palamas belasten wollen, so wenig wie später in Ferrara-Florenz (1438/39) Kai ser Johannes VIII. das wollte. Greg. aber verlangte gerade, daß ein ökumeni sches Konzil über die Lehre des Palamas urteilen solle, wobei er freilich wohl nur an die östlichen Patriarchate, nicht auch an Rom dachte. Kantak. weiß in seinem Geschichtswerk nichts von einem Versprechen, das er erst nach vier Jahren eingelöst hätte. Er stellt es so dar (III 166,3 ff.), daß er das Konzil auf Drängen sowohl der Palamasgegner (166,8 f.) wie der « Amtskirche» (166,913) einberufen habe. Er selbst hätte nach der Übernahme der Macht alles ge tan, um dem damaligen Anführer der Palamasgegner, Gregorios Akindynos, die Gelegenheit zu geben, seinen Standpunkt zu verteidigen. Dieser sei aber darauf nicht eingegangen (166,18- 168,2). Danach hätten Leute wie der Metro polit von Ephesos und andere, die früher Barlaam und später auch Johannes Kalekas und Akindynos verurteilt hatten, die Kirche erneut mit Beschuldigun gen in Unruhe versetzt, weil diese angeblich Dogmen protegiere und lehre, die mit den Überlieferungen der Väter im Streit seien. Deshalb ließ er ein Konzil zusammentreten (168,2 - 15). Greg. widerspricht hier der Maximalinterpretation des Rechtsgrundsatzes, der Kaiser stehe über dem Gesetz. Er fordert, daß es in Kirche und Staat grundsätz liche Normen geben müsse, über die sich kein Inhaber menschlicher Gewalt hinwegsetzen dürfe. Vgl. Bd. III Anm. 14. Da Greg. dies schrieb, ehe Kantak. am 10. Dezember 1354 gestürzt wurde (nämlich spätestens im Frühjahr 1353, s. Anm. 43), können diese Worte nicht als Prophezeiung ex eventu abgetan werden. Man muß also annehmen, daß Greg. schon 1351 entweder Kantak. keine Chancen einräumte, an der Macht
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zu bleiben, oder Bestrafung durch die göttliche Vorsehung vorauszusagen wag 79 80
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te, weil er fest daran glaubte. S. dazu Bd. III Anm. 106. Greg. erinnert Kantak. an seine Lage in der Zeit vom Okt. 1341 bis zum Frühjahr 1343, als er zuerst plötzlich aller seiner Ämter enthoben wurde und bald nach Serbien flüchten und dort zehn Monate bleiben mußte, s. Bd. 11 60 -79. Zu dieser Leichentuchsymbolik wurde Greg. vielleicht durch das von Prokop «überlieferte» berühmte Wort der Kaiserin Theodora inspiriert, die in der Nachfolge des Perikles (bei Thukydides) das Sterben in der Herrschaft als schönes Leichentuch bezeichnete. S. dazu Bd. III 66 f. mit Anm. 105 f. Dies ist eine Rekapitulation des Kampfes um die Kaiserherrschaft von 13411347 (s. Bd. III 68 ff., wo Greg. noch ein günstiges Bild des Kantak. zu vermit teln versucht). Sie dient hier dazu, besonders die Benutzung türkischer Hilfe und ihren verderblichen Einfluß auf den Charakter des Kantak. hervorzuhe ben. Zum Ausdruck vgl. Soph., O. T. 1425; s. dazu Bd. III Anm. 357 a. Beachte die Wiederholung des Vorwurfs an die Adresse der Mutter des Kan tak., Theodora Palaiologina, am Vormarsch des Palamismus mitschuldig ge wesen zu sein. Ihre wiederholte Nennung in diesem Zusammenhang läßt er kennen, welchen Einfluß auf ihren Sohn Greg. ihr zuschreibt. Vgl. dazu die Stellen, die ich Bd. III 422 s. n. verzeichnet habe. Der ganze Passus (S. 886,12 bis hier 887,10) ist für die Beurteilung der Persönlichkeit des Greg. ein zwei schneidiges Schwert. Davon ausgehend, daß er Kantak. sein unmenschliches Verhalten im Bürgerkrieg tatsächlich so freimütig wie hier vorgehalten hat, scheint man ihm Bewunderung für erwiesene Zivilcourage nicht versagen zu können. Zum anderen aber kann man kein Verständnis dafür haben, daß er diese Vorhaltungen nicht macht, weil Kantak. Mitmenschen Unmenschliches angetan hatte, sondern weil er hoffte, ihn auf diese Weise noch für die von ihm =
vertretene Orthodoxie zurückzugewinnen. Wäre ihm dies gelungen, Greg. wäre bei seiner beschönigenden Darstellung der Taten des Usurpators geblie ben. Die « Erklärung» für diese aus unserer Sicht unerklärliche Haltung liefern die Vorurteile des Mannes; einmal, daß Häresie das größte aller Verbrechen sei (s. u. S. 888,23 - 889,1), zum andern, daß der tiefe Fall des von Greg. ur sprünglich nicht als Usurpator betrachteten Kantak. nur eine Folge seiner pro palamitischen Haltung war, so daß er sich durch Bekehrung zum gegnerischen Standpunkt von allen Sünden hätte reinwaschen können (s. S. 887,15 ff.) . Vgl. Anm. 147. 85 86
Vgl. Bd. III 165 - 167. Beachte hier die Wiederholung des Vorwurfs, die nach der Machtübernahme
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durch Kantak. neu eingesetzten Bischöfe hätten schriftliche Bekennmisse zur Lehre des Palamas abgeben müssen (vgl. ob. Anm. 61). 87
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Wenn man Greg. hier beim Wort nimmt, hatte er den Tod eines der Kinder des Kantak. vorausgesagt, und wagte er es nun, ihn daran zu erinnern. Aus der Stelle geht hervor, daß er Bd. III 190 ff. beim Rekapitulieren einiger übergange nen Geschehnisse mit seinen antipalamitischen Mahnungen an Kantak. auf die Periode vor dem Aufstand des Matthaios Kantak. und dem Tod des Androni kos Kantak. (an der Pest, Sommer 1347) zurückgriff (s. ebd. 176 ff.). Greg. läßt hier den Tod des Andronikos « wenig Zeit» nach seiner Vorhersage erfolgen. Wir wissen, daß dieser innerhalb von drei Tagen erkrankte und starb (Kantak. III 52,18 f.). Es ist nicht anzunehmen, daß Greg. seine Vorhersage innerhalb dieser drei Tage ausgesprochen hat, aber da er selbst von «wenig Zeit» zwi schen Prophezeiung und Erfüllung spricht, vermute ich, daß die aus Südruß land kommende Pest, die Konstantinopel im Frühjahr 1347 erreichte, schon viele Opfer forderte, als Greg. die Vorhersage machte, auf die er hier so stolz ist. Er wird sie aber wohl nur in der Form einer vagen Warnung gewagt haben, etwa: sieh zu, daß Gott dich nicht mit dem Tod eines deiner Kinder bestraft. Tritt ein solches Ereignis dann ein, kann man sagen: Habe ich dich nicht ge warnt? Wenn nicht, war es nur eine Warnung, keine Vorhersage. Gadeira (im Phönizischen: Gader, lat. Gades, heute C3.diz) ist für Greg. wie für die alten Griechen sprichwörtlich das (westliche) Ende der Welt (s. PW: RE IX 432. 439). Die genaue Lage der antiken Stadt war ihm nicht bekannt, denn er lokalisiert sie offensichtlich an der Straße von Gibraltar. Bel. I 115 heißt es, daß die Araber Afrika und Libyen erobern bis Gadeira, ebd. 187, daß die Römer Europa eroberten bis (Tanais (Don) und) Gadeira; III 110 ist mit Meerenge von G. eindeutig die Straße von Gibraltar gemeint (vgl. I 80). An allen diesen Stel len steht Gadeira weniger für die Stadt dieses Namens als solche, denn symbo lisch für ihre vermeintliche Lage am Ende der Welt, wie andernorts etwa das atlantische Meer, d. h. das Meer hinter dem Standort des Titanensohnes Atlas, der im äußersten Westen den Himmel stützte, dort wo Herakles seine berühm ten Säulen errichtete, so daß Atlas, Atlantisches Meer, Säule des Herakles die gleiche symbolische Bedeutung haben wie Gadeira, s. Bd. 11 49, 250, III 110; vgl. auch Greg. Ep. 69,60 ff. ed. Leone; unten Anm. 388. Als Vergelrungsschläge, die Kantak. nicht gebührend (als Bestrafung durch Gott) zur Kenntnis nimmt, betrachtet Greg. wohl die Gebietsverluste an Dusan von Serbien und die schwere Niederlage gegen die Genuesen, die er in Kap. 16 und 17 behandelt hat. Zum Ausdruck s. Bd. III Anm. 393. Ansp. auf. Rom. 11,33. «Die Worte der Weisen sind wie Ochsenstachel» aus Eccl.12,ll. Die Zivilcoura-
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ge des Greg., dem Ks. (aus welchem Grund auch immer, s. Anm. 84) ins Ge wissen zu reden, ist gewiß bewundernswert. Wichtiger scheint mir aber die Feststellung zu sein, daß die ksl. Autorität im 14. Jh. schon so viel gelitten hat te, daß ein politisch bedeutungsloser Gelehrter sich so etwas ungestraft leisten und dies veröffentlichen konnte. Er selbst erklärt fteilich die Haltung des Kan tak. im J. 1347 mit der « angeborenen Sanftmut» des Mannes, der es nicht fertig brachte, sich an Gegnern zu rächen (s. Bd. III 193), aber so viel Sanftmut konn te ein Ks. sich normalerweise nicht leisten. Kantak. war sich jedoch m.E. be wußt, wieviel Autoritätsverlust die Kaiserherrschaft nicht zuletzt durch seine Usurpation erlitten hatte. Im eigenen Namen gegen Greg. vorzugehen, hätte dessen Beschuldigungen, die anscheinend von den Fakten bestätigt wurden, nur glaubwürdiger gemacht. Er nutzte deshalb klug die Gelegenheit, den lästi gen Gelehrten und Moralprediger von der Kirche aburteilen zu lassen. Zu sei nem Charakter paßte diese risikolose Rache, wie Greg. übrigens oben selbst 92
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sagt, s. S. 874,ll ff. Im gr. Text ist für « kathaper» (gleich wie) « kathapax» (ein für allemal, ganz und gar) zu lesen. <
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arch Dioskuros durchsetzte, daß der von Flavian von Konstantinopel verurteil te monophysitische Häresiarch Eutyches rehabilitiert wurde. (Vgl. K. Baus in Hb. Kg. hg. v. H. Jedin 11 1 (1973) 118 - 120). Der Name wurde später in den dyophisitischen Kirchen bei internen Auseinandersetzungen gern auf Konzile übertragen, wo eine andere als die eigene Meinung obsiegte. Bild des Wettkampfes nach Paulus, 2 Tim. 4,7f.; 1 Kor. 9,14; Philip. 3,14. Was «Kampf bis in den Tod» betrifft, so steigert sich Greg. immer wieder in den Rausch eines heldenmutigen Märtyrertums hinein, obgleich nicht zu ersehen ist, daß sein Leben je ernsthaft in Gefahr gewesen wäre. Schon Akindynos hat te in seinem Abschiedsbrief an seine Freunde (Cod. Marc. gr. 155 fol. 17-34) die Basis für eine solche Märtyrerideologie gelegt. Diese sollte ihn selbst und seine Gesinnungsgenossen zum Durchhalten zwingen, vgl. Weiß: Kantak. 126. Auch Arsenios von Tyros nennt die Antipalamiten in seinem unedierten Ent wurf eines antipalamitischen Tomos (aus ca. 1370) Märtyrer, wenn auch ohne Blut (zitiert aus Cod. Vat. gr. 2335 von Weiß o. c. 135). Greg. kann sich von seinem Eintritt in den Mönchsstand kaum eine echte Ver besserung seiner Position im Kampf mit Palamas versprochen haben, obgleich er anzudeuten scheint, daß er davon eine Signalwirkung für eventuelle Mit streiter erhoffte. Das Mönchtum war die Brutstätte der hesychastischen Ge betspraxis, die nach ihrer Bekämpfung durch Barlaam zur « Dogmenerneue rung» durch Palamas geführt hatte. Insbesondere der Berg Athos, Bollwerk des spätbyzantinischen Mönchtums, hatte sich seit 1341 als zuverlässige Trutzburg des Palamismus erwiesen. Gregoras' Gegner profitierten von der fast tausend jährigen geistigen Autorität, die mit dem Asketentum verbunden wurde. Den Ruf dieses Asketentums bezeugt Greg. selbst speziell für den Berg Athos Bd. III 125 - 127, auch wenn er sich bemüht, die Auswüchse hesychastischen Lebens dort als Pervertierung des mönchischen Ideals anzuprangern. Wenige Zeilen weiter unten rühmt er besonders die vielen Mönche, die an diesem Tag als ver folgte Palamasgegner mit ihm zum Konzil zogen. Das bestätigt zwar einerseits die Verbindung von Askese und geistiger Autorität, zeigt aber andererseits auch, daß Ablehnung der Lehre des Palamas innerhalb des Mönchtums ihren Vormarsch nicht hatte aufhalten können. Im günstigsten Fall also konnte Gre goras' Erscheinen in der Mönchskutte ein wenig das Vorurteil mildern, hier trete ein eitler, auf seine Profanbildung stolzer Gelehrter gegen für höhere reli giöse Weisheit kämpfende Asketen an, für die profane Weisheit keine Bedeu tung habe. Viel scheint es aber nicht bewirkt zu haben, s. Zitat aus Philotheos Anm. 64. Für Greg. selbst änderte sich durch den Eintritt in den Mönchsstand nicht allzu viel. Er hatte nie geheiratet und lebte schon seit dem Knabenalter im Chorakloster, wo ihm der « Neugründer» Theodoros Metochites Wohnrecht und Lebensunterhalt gesichert hatte (vgl. u. S. 1045,18 -20) und er sorgenfrei
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studierend, lehrend, disputierend und schreibend sein Gelehrtendasein führte. Als das wichtigste, worauf er künftig als Mönch verzichten wollte, nennt er selber den regelmäßigen Verkehr am Hofe. Greg. betont, daß er seinen Ent schluß, Mönch zu werden, gleichsam im Angesicht des Todes faßte (vgl. Anm. 98) . Den Mann, den er kommen ließ, um sein Vorhaben gemäß den kirchlichen Vorschriften in die Tat umzusetzen, habe ich Bd. I 23 Anm. 118 mit Mercati: Notizie 269 mit Theodoros Dexios, einem Mitstreiter im Kampf ge gen Palamas gleichgesetzt; er ist aber wohl mit Meyendorff: Palamas 409 als Arsenios, Metropolit von Tyros, zu identifizieren, ebenfalls Antipalamit; vgl. Beyer: Chronol. Nr. 53 mit Anm. 80. Man wundert sich ein wenig, daß Greg. 100
ihn hier nur als Hieromonachos bezeichnet. Greg. beginnt hier seinen ausführlichen Bericht über das Konzil, das im Som mer 1351 die von ihm mit aller Kraft bekämpfte Theologie des Gregorios Pala mas in den Rang offenbarter Wahrheit erhob. Er spricht gleich von einem Sich ausziehen für diesen Kampf, da er es liebt, diese geistige Auseinandersetzung als einen Athletenwettkampf in einer Arena darzustellen (vgl. Anm. 98). Trotz dem sieht er die Angelegenheit keineswegs «sportlich» sondern (nicht ohne übertreibung) als einen Kampf auf Leben und Tod. Als Besiegter in diesem Kampf legt er größten Wert darauf, die ungleichen Bedingungen für die kämp fenden Parteien offenzulegen. Dazu dient der hier zuerst folgende Bericht über « den Einzug der (antipalamitischen) Gladiatoren» , der noch vor Sonnenauf gang begann und in erzwungenes und erschöpfendes Warten mündete, das bis zum Minag dauerte (891,20- 898,4). Die dann erfolgende Eröffnung nimmt Greg. zum Anlaß, die Parteinahme des Ks. darzulegen (898,4- 900,9). An schließend präsentiert er in einem unvermittelt eingefügten Exkurs sich selbst als Vorkämpfer für Gon, der einen Kampf aufnehmen mußte, für den ihn zwar seine früheren Leistungen prädestinierten, der aber seinem jetzigen Alter und Gesundheitszustand nicht mehr angemessen war, dem er sich dennoch stellen mußte, so wie er auch den Bericht darüber nicht verweigern darf (900,10902,22). Außerdem gibt er eine apologetische Erklärung ab, warum er früher den Ks. in seinem Geschichtswerk übermäßig gelobt hat, ihm nun aber ohne Respekt entgegentritt, da hier nur Gon zählt (902,22-905,6). Nach diesem Ex
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kurs fängt er mit einer feierlichen Datierung von neuem an, s. u. 905,7 mit Anm. 151. « Als ich - kommen sah» ist vielleicht nur eine rein literarische Darstellung, da Greg. laut Philotheos Antirrh. I 160- 163 (s. dazu Anm. 498) von seiner Wohn stäne im Chorakloster keine Aussicht auf einen öffentlichen Weg oder Platz gehabt häne. Nun spricht Philotheos über ein Ereignis zur Zeit, daß Greg. sich nicht mehr frei bewegen konnte und streng bewacht wurde. Zu der Zeit, von der hier die Rede ist, war er noch ein freier Mann und könnte er sich in seiner
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Wohnstätte im weiteren Sinn (dem ganzen Chorakloster) einen Aussichtsposten gesucht haben, um nach seinen Mitstreitern Ausschau zu halten. Doch paßt eine solche Interpretation nicht zum Wortlaut des Textes. Boivin 1294 notierte zu dieser Stelle, daß Philotheos ganz anders über die Mitstreiter des Gregoras ur teilt. Viel gelehrte antipalamitische Prominenz scheint sich auf dem Konzil tat sächlich nicht gezeigt zu haben, obgleich bei den Gebildeten die Abneigung ge gen Pa lamas und seine Theologie sicher groß war, s. Weiß: Kantak. 126- 130; vgl. Rheinsch o. c. in Anm. 102, S. 23. Was aber Philotheos Antirrh. I 525-553 ed. Kaimakis vorzubringen weiß, ist pure Rhetorik ohne jede Beweiskraft. Es handelt sich hier um den ca. 80jährigen Metropoliten Matthaios v. Ephesos, der vor seinem Eintritt in den Mönchsstand den Namen Manuel Gabalas trug (PLP 3309). Seine Haltung in bezug auf Palamas und seine Theologie war nicht immer eindeutig und geradlinig gewesen. Um ihn hatte sich 1347 nach der Wahl des Patriarchen Isidoros eine Opposition gegen dessen Person und die von Kantak. erzwungene Wahl gebildet. Für Matthaios selbst und einige ande re in der Gruppe war die palamitische Gesinnung des neuen Patriarchen an scheinend weniger ausschlaggebend für ihre Haltung als seine wenig kanoni sche Vergangenheit und die Tatsache, daß der Kaiser sich darüber hinwegge setzt hatte. Aber zu diesem Kern von Oppositionellen stießen nun selbstverständlich die überzeugten Antipalamiten, und durch sie wurde die Gruppe zu einer echten Antipalamitenpartei, in der Greg. später die Führung übernahm. Vgl. Weiß: Kantak. 124-126. Zu dem Zeitpunkt, wovon hier die Rede ist, stand Matthaios fest und für immer im Lager der Antipalamiten. Zu ihm s. D. Reinsch: Die Briefe des Matthaios von Ephesos usw., Berlin 1974, 4-7 u. 22-25. Zwei Briefe der erhaltenen Korrespondenz des Greg. sind an ihn gerichtet, ed. Leone Nr. 90 u. 102, sowie einer von ihm an Greg., ebd. Nr. 19, bei Reinsch Nr. 35 (mit Obers.). ]oseph von Ganos (auf dem thrakischen Chersones, s. Samothrakis: Lex. s. n.) war auf alle Fälle 1347 schon Bischof, denn schon damals wurde ihm die Ab setzung angedroht, s. PLP 9029. Sie wird am Ende dieses Konzils erfolgen, s. Bd. I 23 f. mit Anm. 122. «der - haßte» nach Ps. 26,5 «Männer des Blutes» ist ein Ausdruck aus den Psalmen, s. Ps. 25,9; 54,23; 58,2; 138,19. Auch wenn Greg. das Schicksal der Bischöfe, die 1347 wegen ihrer Gegner schaft zum palamitischen Patriarchen Isidoros abgesetzt wurden, möglicher weise übertreibt, so steht doch fest, daß es auf dem Konzil von 1351 nur noch zwei bischöfliche Gegner der palamitischen Theologie gab, die eben genann ten Bischöfe von Ephesos und Ganos (vgl. den Tomos des Konzils ed. Karmiris 313,13 f.), die, wie wir sehen werden, nun auch noch abgesetzt wurden.
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Dieser Bischof, Arsenios, wurde schon oben genannt; s. Anm. 99. Zu ihm s. PLP 1409. (Bd. 1 24 Anm. 123 habe ich versehentlich Matthaios von Ephesos als Venreter des Patriarchen von Antiochien bezeichnet.) Zu ihm s. PLP 5194. Das gr. dexios heißt außer rechts(händig) auch geschickt, gewandt. Dieser Hieromonachos/Priestermönch ist uns auch aus Briefen des Gregorios Akindynos bekannt. Zu ihm s. PLP 364. Vgl. Anm. 98 u. 100. Nach Plut. Apophthegm. Lac. Leonidas 13; vgl. Gnom. Vatic. (Sternbach), Berlin 1963, S. 148 Nr. 390 mit ausf. Quellenverzeichnis. Als ältester Gewährs mann gilt Aristides von Milet bei Plut. Parall. 4 p. 316 D. S. ebd. Man erinnere sich, daß Greg. gerne darauf hinweist, daß es auf Erden kein un vermischtes Glück gibt, s. Bd. I 165 mit Anm. 343; vgl. dazu Bd. II 43 mit Anm. 75; Greg. Ep. ed. Leone Nr. 107,7 f.; Theod. Metoch. Misc. Kap. 28. Der gr. Text ist mir nicht ganz klar. Nach « immer mehr machend» steht « uns» im Genitiv (pleious aei poiountes hemon). Ich übersetze trotzdem, als ob « uns» im Akkusativ stünde (<> paßt. Daß die Zahl der Neugie rigen bald die kleine Gregoras-Gruppe zahlenmäßig übenraf, ist außerdem selbstverständlich. Zum dritten Mal (vgl. Anm. 27 und 54) zeigt Greg. sich fest überzeugt, daß das Volk/die Masse antipalamitisch war. « Beilträger und Rhabduchen» bildeten die ksl. Leibgarde, s. dazu Bd. II Anm. 40. Rhabduchos war auch die gr. Bezeichnung für den lateinischen Lik tor, der als Uneilsvollstrecker fungiene, vgl. Bd. I 73 mit Anm. 24. Für Greg. symbolisien die Garde die ksl. Macht und so indirekt die zu erwanende Verur teilung der Pa lamas-Gegner. « Naziräer» ist eine übliche Bezeichnung für Leute, die sich einem streng asketi schen Leben verschrieben haben (s. Lampe s. v.). Greg. meint es hier selbstver ständlich ironisch. Nektar und Ambrosia: seit Homer Götterspeise und -trank, s. Il. 19,38; al. Anspielung auf Horn. Il 5,341 f.: « Denn sie (die Götter) essen kein Brot und trinken keinen funkelnden Wein, und deshalb haben sie kein Blut (sondern Ichor - Götterblut, s. V. 340) und heißen Unsterbliche.» Übermäßigen Genuß unvermischten Weines wirft Greg. auch sonst den Pala mas-Anhängern vor, s. Antirrh. I (Beyer) 145,l1 f., 249,4- 21; Völlerei allge mein ebd. 259,24 f. « Eintagsmenschen»: gr. ephemeroi einen Tag kurz dauernd, oft als typisches
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Prädikat für Menschen gebraucht, z. B. Aischyl. Prom. 83. 947; Plat. Leg. 923 a. Greg. deutet hier damit an, daß die Palamiten ihre Gegner im Gegensatz zu sich selbst so betrachteten, da sie selbst in ihren Visionen durch die Teilhabe am unerschaffenen Thaborlicht gewissermaßen unerschaffen und zeitlos zu werden glaubten. Aus dem Bauch redend: übliche Bezeichnung für falsches prophetisches (eksta tisches) Reden, s. Bd. II Anm. 224; vgl. Antirrh. I (Beyer) 259,17-21. Die glei che Verbindung zwischen Völlerei/Trunksucht und Belehrung anderer auch ebd. 257,13 ff. Beliebter Vergleich bei Greg. (s. Bd. III 37 mit Anm. 2), wobei er, wie hier, nicht immer sorgfältig mit der Verbindung von Schulen und Gründern umgeht. Sokrates ist keine « Schule» zuzuordnen, wie die Akademie Platon, das Lykeion (bzw. der « Peripatos») Aristoteles oder die Stoa Zenon. Vgl. auch Antirrh. I (Beyer) 277,13 mit S. 276 Anm. 3 . Anspi�lung auf die babylonische Gefangenschaft der Juden, wobei Greg. si cher Ps. 136,1 vor Augen gehabt hat: « An Babyions Strömen sitzen wir und weinen». Wegen der obigen Reminiszenz an die babylonische Gefangenschaft scheint es nicht abwegig, hier eine Anspielung auf das « Martyrium» der drei Jünglinge im Feuerofen zu sehen (Daniel Kap. 3) und auf das Gastmahl Belsazars (ebd. Kap. 5), der mit seinen Edlen, Gemahlinnen und Nebenweibern aß und trank und dabei Götter aus Gold und Silber lobte (ebd. Kap. 5,2-4). Vgl. Bd. III 168 mit Anm. 470. Auch der Tomos des Konzils nennt ausdrück lich diesen Versammlungssaal, ed. Karmiris 313,31 f. Für kalesanton ist im Text der Ausgabe keleusanton zu lesen. Der Konzilsto mos verschweigt die von Greg. ausführlich geschildenen Umstände bis zur Er öffnung der ersten Konzilssitzung. Nach einer kurzen Angabe, weshalb ein Konzil in dieser Angelegenheit notwendig geworden war, wird sein Zusam mentreten erwähnt und werden die Teilnehmer aufgezählt (ed. Karmiris 313,10-314,1). Danach heißt es: «Auch die Unruhestifter (d. h. die Gegner des Palamas) wurden herbeizitien». Seit dem 5. Jh. wurde auf den ökumenischen Konzilien dem Evangelienbuch der Ehrenplatz des Vorsitzenden eingeräumt, wo es den Vorsitz durch Christus symbolisieren sollte. Im gr. Satz habe ich (als Textkorrektur) vor «kata» (gemäß) « kai» (und) ergänzt. Ohne Korrektur stünde da, daß der Ks., der das 6. Konzil einberief (Konstantin IV. 668 - 685), befohlen hätte, die Akten dieses Konzils diesem Konzil vorzulegen und Eide darauf abzulegen, was keinen Sinn ergibt. Der Satz soll erklären, warum das Evangelienbuch, dem der Ks. mit der Proskynese huldigte, überhaupt da lag (nämlich um die erforderlichen Eide darauf zu schwören). Greg. will wohl auch nicht sagen, daß die Akten des 6.
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Konzils jetzt auch vorlagen, sondern nur, daß sie vorher zu Rate gezogen wur den, um die Notwendigkeit der Vorlage des Evangelienbuchs zu beweisen. Eide wurden darauf natürlich erst abgelegt, sobald es zur Be- oder Abschwörung ei ner Lehre kommen sollte. Daß das Evangelienbuch da lag, bezeugt auch Philo theos Antirrh. I 223 (ed. Kaimakis); der Konzilstornos erwähnt diesen Um stand nicht. Zweischneidig: gr. steht hier das Wort «dilemmata» . Ein « dilemma» hieß in der Fachsprache der Logik eine Schlußfolgerung, die von zwei Seiten «griff» , den Gegner in die Zange nahm. Ob dieser dazu ja oder nein sagte, er galt in beiden Fällen als widerlegt. Laut Greg. war aus den Worten des Kantak. also zu folgern, daß man ihm nie Parteinahme würde vorwerfen können, da er die se so definierte, daß von Parteinahme für die Lehre des Palamas nie die Rede sein konnte. Wenn man etwa sagt: «die Wahrheit anzuerkennen, ist keine Par teinahme, denn man kann nicht anders» braucht man nur noch die Lehre des Palamas als die Wahrheit zu bezeichnen, unabhängig davon, ob die Beweise dafür taugen oder nicht. Vgl. Anm. 160. Kantak. schwor anscheinend, nicht parteiisch zu sein. Da er die Gegner des Palamas nicht begünstigte, hat er seinen Eid in bezug auf diese Partei nicht ge brochen. Da er ihnen aber - wie Greg. es sieht - den Sieg hätte zusprechen müssen, war sein Eid verderblich, wie der des Herodes, als dieser schwor, den Wunsch der Salome zu erfüllen. Auch Herodes wurde nicht eidbrüchig, aber gerade dadurch, was schlimmer war, ein Prophetenmörder. Sprw. Redensart mit der Bedeutung «als er mit Schlauheit (oder vorgetäuschter Harmlosigkeit?) nichts erreichte, nahm er seine Zuflucht zu Gewalt». Das ur sprüngliche Sprichwort ist wohl das umgekehrte, s. Zenob. I 93. Wie an dieser Stelle benutzt es Greg. Antirh. 1 421,27 f., umgekehrt unten S. 938,21 f. Vgl. das Sprw. « wer nicht stark ist, muß schlau sein». Greg. läuft hier den Ereignissen voraus. Er erwähnt einen Vorgang, der sich frühestens gegen Ende der ersten Sitzung, aber vielleicht auch erst gegen Ende der vierten abgespielt hat. Was Greg. hier über Kantak. aussagt, paßt nicht zum Bild, das er sonst von dessen Charakter vermittelt. Seine Aussage ist deswegen noch nicht unglaub würdig, auch wenn er übertreiben mag. Er spricht hier offenbar von einem Ausfall des Kantak. nicht gegen die Palamasgegner allgemein, sondern gegen ihn, Gregoras, den eigentlichen Palamasbesieger, persönlich. Wir werden aber in der Fortsetzung des Berichtes sehen, daß Greg. zuerst selbst sehr persönlich und rücksichtslos Kantak. angriff auf eine Weise, die ein Ks. sich nicht bieten lassen kann. Das kann sogar Kantak., ob seine Milde nun echt oder taktisch gewesen sein mag, aus der Fassung gebracht haben. Greg. tut, als ob er hier schon mit seinem Bericht über das Konzil hätte aufhö ren wollen, obgleich er nur die Eröffnungsrede des Kaisers behandelt hat. Frei-
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lich hat er in seinem Kommentar dazu darauf hingewiesen, daß dieser sein in diesem Vortrag gegebenes Versprechen der Neutralität keineswegs eingehalten hat, und das war gewiß eine Vorwegnahme des Ausgangs des Konzils. Aber es kann unmöglich die Absicht des Autors gewesen sein, es dabei zu belassen. Im Bewußtsein, daß er mit einem Konzilsbericht, der einer Monographie gleich komme, den Rahmen eines allgemeinen Geschichtswerkes wie seiner Historia Rhomaike sprengen werde, hält er es für nötig, dies noch einmal (wie schon oben S. 880,1- 882,10) zu verantworten. Um nun mit seiner Darstellung, er tue dies nur für andere und der Sache wegen, glaubwürdig zu erscheinen, betont er die Mühe, die es ihm alten, kranken Mann mache, den Wunsch der tugendhaf ten Menschen nach ausführlicher Information zu erfüllen. Dabei erweckt er fast den Eindruck, daß diese tugendhaften Menschen ihm direkt gegenüberste hen und ihn bedrängen würden. Anscheinend hat er das Bedürfnis zu verdrän gen, daß er an erster Stelle einen eigenen Wunsch erfüllt. Man bedenke auch
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die Umstände, in denen er dies alles schrieb (s. Ein!. S. 1 f.). Daher die Beschäfti gung mit sich selbst, mit seiner durch Eitelkeit verklärten Vergangenheit und seiner gegenwärtigen erniedrigenden Lage. Und das alles wird natürlich rheto risch aufbereitet. Und da er nun schon mit einer Apologie dessen, was folgen wird, angefangen hat, schiebt er anschließend zwei weitere Punkte nach, die fragwürdig erscheinen könnten: die Objektivität des Autors (s.u. mit Anm. 147) und sein unerhörtes Benehmen dem Ks. gegenüber (s. u. mit Anm. 154) . Greg. denkt mit Wehmut an frühere Jahre zurück, als er, wie sein umfangrei ches Schrifttum bezeugt (s. Bd. I 44 ff.), ein großes Arbeitspensum leisten konnte. Zu seinem Alter s. Anm. 143. «Wie es sich wirklich verhält»: Ich schließe mich in der übersetzung, nicht ohne Fragezeichen, Boivin an, der die betr. Worte so wiedergibt: « rem ipsam ur se habet». Ich halte es aber für möglich, daß Greg. hier auf Aristoteles, Rhet. 1,1 (pephykenai pros to alethes) anspielt, und frage mich, ob er nicht seine <> hervorheben will.
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Auf seinen von ihm selbst wohl etwas überschätzten Sieg über (den viel origi nelleren Denker) Barlaam, ist Greg. immer besonders stolz gewesen. Vgl. Bd. 11 292. Die Schrift, an die er hier erinnert, ist sein Dialog Florentios; s. dazu Bd. I 52 f. Nr. 42; Bd. II Anm. 516.
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Als Gregoras diese Zeilen schrieb, hatte er schon zwei Teile seiner Hist. Rhom. « herausgegeben» (Bd. I u. 11 -111 meiner übersetzung). Zur Datierung von Ver fassung und Publikation derselben s. Bd. 11 15 -20 u. III 6 - 15. Greg. hat hier, wie mir scheint, nicht nur seine ersten Antirrhetika (und steli teutika) gegen Palamas im Auge, denn er spricht von mehreren Feinden der Wahrheit, die von verschiedenen Seiten auftraten. Es sind zwar sonst aus der
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Zeit vor 1351 keine anderen Werke mit diesen Worten im Titel von ihm be kannt, aber mit den Wörtern «Widerreden» und «Anprangerung» nimmt Greg. hier m. E. mehr auf die Art denn auf die Titel einiger seiner Schriften Bezug. Es sind also wohl auch die Schriften Antilogia (s. Bd. I 53 Nr. 43a), Philomathes (ebd. Nr. 41) und die Kritik an unsinnigen Vorhersagen (S. 53 Nr. 43 a) mitan gedeutet. Seine ersten Antirrhetika gegen Palamas begann Greg. nach einer Aufforderung der Kaiserin Anna im Winter 1346/1347; er hatte sie noch nicht vollendet, als diese am 3./8. 2. 1347 von Kantak. gestürzt wurde. Vgl. Beyer: Chronol. 136 Nr. 44. Daß er das Werk noch 1347 vollendete, wird nicht be zweifelt. Ob er es sofort oder erst 1351 herausgab, ist umstritten, s. dazu die in Anm. 138 notierten Stellen über die Abfassung des Geschichtswerkes. 140
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Eine Schrift des Greg. mit dem Titel «Exegeseis ton es to griphodesteron tois palaiois eiremenon» ist nicht bekannt. Ich habe sie Bd. I 60 Nr. 74 mit dem Ti tel «Interpretationen rätselhafter Aussprüche der Alten» (vielleicht besser: « Er klärungen von äußerst rätselhaften Aussagen der Alten») als nicht erhalten ver zeichnet und dazu auf Boivin (Praef. ed.) XLVII (korrigiere: XLVI f.) verwiesen. Boivin identifizierte unsere Schrift mit einer im Cod. Vindob. theol. gr. 174 er haltenen, die den Titel trägt «Peri ton epilambanomenon ouk orthos kai neon kai palaion sophon» (De illis qui recentiores et antiquos sapientes non recte reprehendunt). Ich bin diesem Hinweis Boivins damals (1973) nicht weiter nachgegangen. Für die Beschreibung der gen. Wiener Hs. s. jetzt H. Hunger O. Kresten: Kat. d. gr. Hss. d. Österr. NationalbibI. 3/2, Wien 1984, S. 304311. Die Hs. enthält hauptsächlich eine Sammlung der Werke des M4tthaios von Ephesos (Manuel Gabalas). Unsere von Hunger/Kresten als anonym be zeichnete Schrift steht auf fol. 301-305 (dort lat. «de Sapientibus iniuste vexa tis» intituliert); sie wurde, was mir 1973 entgangen ist, herausgegeben von I. Sevcenko, Polemique 287 - 296. Die schon vom Titel her wenig wahrscheinli che Gleichsetzung dieser mit der hier genannten Schrift des Greg. kann als aus geschlossen gelten. Ich habe Bd. I l.c. (aufgrund der Erwähnung zusammen mit den ersten Antirrhetika) zu Unrecht einen antipalamitischen Inhalt vermutet. Im Text der Ausg. ist «ein anderes Mal . . . der Zähne auflöst» ausgefallen. Wie schon Boivin 1294 notierte, steht im hier von Greg. zitierten Homervers 11. 9,529 anstelle von «epikouroi» (zu Hilfe eilende) «emachonto» (kämpften). Im Vers ist die Rede von einem Heroenkampf aus alter Zeit, nämlich zwischen Kureten und Achaiern um das Fell des kalydonischen Ebers. Greg. will also herausstellen, daß er mit finsteren übermenschlichen Gegnern zu kämpfen hät te. Boivin weist darauf hin, daß Greg. v. Nazianz diesen Homervers in seinem Gedicht über die Wohlfeilheit des menschlichen Lebens zitiert. Die Hss. haben nicht ysgovn, sondern YT\grovn. Boivin 1294 setzte das Alter des Greg. zu diesem Zeitpunkt auf 57, Ich, mit Beyer: Chronol. 127-130 von
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1293 als Geburtsjahr des Greg. ausgehend, komme auf 58 oder 59 Jahre. Vgl. Anm. 435. « Mich . . . springen . . . an» . . . nur mit Anklang an Ps. 58,3; «starke . . . Leben» Ps. 53,5. «Angst . . . Wahrheit» fehlt im gr. Text der Ausg. Im Gr. steht folgendes: «kai toutois kolakeian aletheias ton tes hegemonikes epitimeseos phobon allatte sthai». Wegen der zwei Akkusative bei allattesthai bin ich mir der präzisen Be deutung des Satzes nicht sicher. Normalerweise steht allattesthai eintau schen für mit Akkusativ (ti etwas) und Genitiv (tinos für etwas) . Auch befremdet kolakeian aletheias Schmeichelei der Wahrheit, da Schmeichelei einen pejorativen Beigeschmack hat. Man erwartet eine Aussage in dem Sinne, daß die, die sich aus den Dogmen der Kirche wohl etwas machen, aus Angst vor Bestrafung die Wahrheit verraten, oder, im prätentiösen Stil des Greg., daß sie den Dienst an der Wahrheit gegen Angst vor dem Kaiser eintauschen. Ich glaube aber nicht, daß Greg., wenn er das hätte sagen wollen, das Wort kola keia gewählt hätte. Vgl . Anm. 134. Boivin 1294 notierte zu dieser Stelle, der Leser möge daraus folgern, wieviel Glauben man Greg. schenken kann in dem, was er in seinem ganzen Ge schichtswerk über Kantak. sagt. Es folgt hier der zweite Punkt der Apologie des Konzilsberichts (s. Anm. 134) . Greg. hat schon Bd. III 83 «vorausgesagt», daß er in der Fortsetzung seines Werkes ein ganz anderes Urteil über Kantak. werde fällen müssen. Dort (83 f.) verteidigt er seine parteiisch erscheinende Aussage, daß die Rettung des Kantak. vor den Anschlägen seiner Feinde der Lohn Gottes für seine Duldsamkeit gewesen sei. Wenn es Kantak. später schlecht ergeht, heißt es dann, wird das daher kommen, daß auf schlechte Saat auch eine schlechte Ernte folgt. Er, Greg., halte sich in beiden Fällen an die Wahrheit. Hier aber zeigt sich Greg. klarer bewußt, daß seine nun folgende scharfe Kritik an Kantak. in so scharfem Gegensatz zur bisherigen sympathi schen Behandlung des Mannes steht, daß dies seine Glaubwürdigkeit bei vielen in Frage stellen könnte. Er präzisiert und erklärt darum, worin und warum er als Historiker gesündigt hat. Er legt kein Bekenntnis ab, daß er Fakten frei er funden oder verdreht hätte, sondern nur, daß er, um Kantak. zu schonen, man ches verschwiegen und über ihn manchmal zu günstig geurteilt hätte. Zwei Gründe gibt er dafür an: Freundschaft und die Absicht, ihn für die (antipalami tisch verstandene) Rechtgläubigkeit zu erhalten. Für wie glaubwürdig man ein solches Bekenntnis oder Geständnis hält, hängt, wie jedes Historikerurteil, für einen nicht geringen Teil von Voraussetzungen auf der Seite des Urteilenden ab. Wer Greg. und die Byzantiner und Byzantinologen überhaupt, wie de Vries: Elite 117- 147, unter dem Motto «die meisten Menschen sind schlecht» (S.V.) =
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studiert und in Greg. einen Mann sieht « determine . . . par des obsessions (innees!» >, namentlich durch ins Psychopathische gesteigerten religiösen Fana tismus und abnorme Verachtung des « Volkes» (S. 146), kann vielleicht guten (wissenschaftlichen?) Gewissens zur Auffassung kommen (qu') « il est tres rare (peut-etre unique) de voir un chretien poser en principe la dissociation de la foi et de I'ethique d'une maniere si ehonte» (135). Ich rechne mich lieber selbst zu den meisten (den Bösen) und will darum versuchen, vorsichtiger zu urteilen. Bewußte Fälschung oder Verdrehung von Tatsachen läßt sich bei Greg., wie übrigens auch bei Kantak., kaum nachweisen. Wenn, dann vermitteln sie, be wußt oder unbewußt, auf subtilere Weise ein falsches Bild der Ereignisse und ihrer Gründe, hauptsächlich durch Verschweigen, irreführendes Arrangieren, Hochstilisieren oder Herunterspielen usw., worin Kantak. Greg. bei weitem übertrifft. Als schlimmsten Fehler empfand Greg. anscheinend auch selbst sein billigendes Urteil bezüglich des Einsatzes türkischer Hilfsheere im Bürgerkrieg durch Kantak. und sein dementsprechend weitgehendes Schweigen über die von diesen Heeren verübten Untaten (s. die « Revision» dieses Urteils ob. S. 886,21 - 887,6 mit Anm. 84). Auch wenn dieses im 2. Teil der Hist. Rhom. (Kap. 12- 17) enthaltene Urteil erst nach dem ganzen Unheil veröffentlicht wurde und ihn also nicht als «Schreibtischtäter» mitschuldig gemacht hat, setzt Greg. doch die Bedeutung dieses Fehlers in einer Art herab, die man gewiß nicht loben kann. Wenn er wenige Zeilen weiter unten meint, es sei verzeihlich, wenn man in solchen Fällen aus Freundschaft zu lügen scheine, bagatellisiert er das von Kantak. verursachte Elend. Dies wiegt um so schwerer, als er sonst für das von türkischen Heeren angerichtete Unheil nicht blind ist, insbes. nicht, wenn diese Heere den Feinden des Kantak. dienten (s. Bd. III 53, 95, 100, 106, 143, 144, 155, 187, 200). Das läßt wohl auch die Schlußfolgerung zu, daß Greg. den Mut, Kantak. diesbezügliche Vorhaltungen zu machen (I. c. supra), weniger aus Mitleid mit den Opfern der Türken im Bürgerkrieg als aus Haß gegen den Verfolger der Rechtgläubigkeit schöpfte. Eine ausreichende Wieder gutmachung seines historiographischen Versagens hat er damit nicht geleistet. Was seine (angeblichen) Motive betrifft, so dürfte er sich für einen echten Freund des Kantak. gehalten haben und, weniger als wir heute von Zweifeln an objektiver Selbsterkenntnis geplagt, sich ungenügend bewußt gewesen sein, wieviel Eigeninteresse und soziale Vorurteile zu dieser Freundschaft beitrugen. (Weiß: Kantak. 125 urteilt da m. E. wohl etwas zu günstig.) Im Sinne einer sol chen Freundschaft wurde der 2. Teil seiner Hist. Rhom. zu einem Stück pro kantakuzenischer Geschichtsschreibung. Die Wahrheit wird bei Greg. nicht, wie bei Kantak., etwa durch absichtlich irreführendes Arrangieren der Ereig nisse vergewaltigt, aber wohl dem Leser teilweise durch Verschweigen vorent halten, weil der Autor glaubt, ihm aus vertretbaren Gründen nicht die ganze
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Wahrheit sagen zu müssen. Das Urteil über Personen und ihre Motive ist - wer würde etwas anderes erwarten - auch bei ihm oft von Vorurteil, im Falle des Gregorios Palamas sogar von Haß bestimmt, woran dieser selber keineswegs unschuldig war. Die Glaubwürdigkeit des zweiten Motivs, Kantak. als Mit streiter für die Rechtgläubigkeit zu gewinnen, hängt eng mit der Frage nach dem Zeitpunkt der Abfassung des 2. Teiles der Hist. Rhom. zusammen. Ich habe Bd. III 6 ff. dieses Problem ausführlich erörtert und bin dort, ohne die hier vorliegende Behauprung des Greg. in Rechnung zu stellen, zum Schluß ge kommen, daß er bis 1349 zwar an der Fortsetzung seiner Hist. Rhom. arbeite te, diese aber nicht vor 1349- 1351 in ihre definitive Form brachte. Er war dem nach während der abschließenden Redaktion auch mit der Frage konfrontiert, welche Folgen seine Darstellung des (fürs erste) siegreichen Kampfes des Kan tak. um den Thron für seinen 1346/1347 begonnenen Kampf gegen Palamas Angriff auf die Rechtgläubigkeit haben würde. Es ist also - man möchte fast sagen «leider» - glaubwürdig, daß die (eitle) Hoffnung, Kantak. auf seine Sei te ziehen zu können, Gregoras' historiographische Zielsetzung (Wahrheit, Nutzen des Lesers durch Unterscheidung zwischen Tugend und Bosheit, s. Bd. III 37-40) negativ beeinflußt hat. Das Ziel heiligte für ihn die Mittel, wie er hier selbst, kaum weniger ehrlich als naiv, gesteht. Es ist die gleiche Naivi tät, die ihn zweimal einen für den nüchternen Betrachter völlig aussichtslosen Versuch unternehmen ließ, Kantak. in einem persönlichen Gespräch (unter Freunden!) zu « bekehren» (s. Bd. III 191 und oben 884,6- 890,8). Daß Greg. zur Rettung der Orthodoxie sein Historiographengewissen ein wenig unter drückte, hat wenig mit religiösem Fanatismus zu tun. Greg. war, sofern wir unter Ausschluß des dogmatischen Streites gegen Palamas feststellen können, ein im Rahmen des Üblichen frommer Mann, was auch heißt, in religiösen Dingen konservativ (wie die Antipalamiten überhaupt, s. Weiß: Kantak. 128) . Sein « Evangelium» waren die «Väter» der Kirche, die i n ihren Werken und auf ihren Konzilien die Botschaft Jesu hellenisiert hatten. Darin unterschied er sich nicht von seinen Gegnern, die ebenfalls auf ihre Vätertreue pochen. Was ihn aufregte, war, daß eine philosophisch für ihn widersinnige These, aufgestellt, um obskure mönchische Praktiken zu legalisieren, die offizielle kirchliche Leh re sein sollte. Greg. gibt sich, auch das in alter Tradition, als Kämpfer für Gott, in Wirklichkeit streitet er dafür, nicht von falschen Propheten gezwungen zu werden, sich zu einer vernunftwidrigen Theologie zu bekennen oder aus der Kirche ausgeschlossen zu werden. Sein Anliegen ist daher eher als « humani stisch» denn als fanatisch religiös einzustufen. Er kämpfte freilich aus unserer Sicht für eine Rechtgläubigkeit, die im Grunde kaum anders zustandegekom men war als die von der palamitischen Kirchenleitung eingeführte. Für die prokantakuzenische Darstellung des Bürgerkriegs 1341- 1347 durch
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Greg. ist sicher auch die zu seiner allgemeinen sozialen und politischen Einstel lung passende Gutgläubigkeit gegenüber der kantakuzenischen Propaganda mitverantwortlich. Inwiefern eine solche Gutgläubigkeit aus Vorurteil mora lisch entlastet, sei dahingestellt. Am besten hat er selbst sein diesbezügliches naives Glaubensbekenntnis zusammengefaßt (Bd. III 49): «Wenn Kantak. nicht . . . durch die Lehren meiner Verfolger . . . verführt, diesen erlaubt hätte, einen Sturm in die Kirche Gottes hineinzutragen, wäre er wohl der beste der Kaiser geworden und der Staat der Rhomäer hätte durch ihn mächtig gewonnen. Nun aber scheint der so sanftmütige Mann durch die Schlechtigkeit anderer schul dig am allgemeinen Untergang zu sein» (vgl. auch ebd. S. 83 u. 192) . Ich möch te hier die Anm. 47a und 165a zu den beiden erstgenannten Stellen dahinge hend modifizieren, daß ich diese drei Stellen jetzt «der dritten Hand» (zum Ausdruck vgl. Greg. III 133,23; van Dieten: Entstehung 14) zuschreibe, d. h. der letzten Revision des Textes durch Greg., ehe er diesen Teil der Hist. Rhom. «publizierte» . Vermutlich stand zu diesem Zeitpunkt der Termin für das Kon zil gegen die Antipalamiten schon fest und hatte sogar der naive Greg. keinen Zweifel mehr an dessen Ausgang. Sicherer t. p. q. ist zumindest die schwere Niederlage der byzantinischen Flotte gegen die Genuesen von Galata am 6. März 1349, die für Greg. im Nachhinein gezeigt hatte, daß Gott Kantak. im Stich ließ. Auch der Konzilstornos vom ]uli/Aug. 1351 bezeugt die Anwesenheit hochge stellter Persönlichkeiten, namentlich der ksl. Verwandten Manuel Asan (PLP 1506), Michael Asan (PLP 1512) und Andronikos Asan (PLP 1487), von Sena toren und Klostervorstehern, Priestern und Mönchen, Archonten und Volk (ed. Karmiris 313,33-314,1). Daß auch Kaiserinnen und adelige Frauen anwe send waren, erfährt man dort nicht; auch keine Zahl. Greg. genoß zumindest bei zwei (der drei) Kaiserinnen, bei der Gattin des loh. Kantak., Eirene (Asani na), und bei seiner Tochter Helene, der Gattin loh. V. Palaiol., eine gewisse Sympathie. Kantak. III 168, 18 f. erwähnt nur die Anwesenheit der wichtigsten Würdenträger des Reiches. Philotheos Antirrh. 1 260 beruft sich auf die herum stehende fromme <
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Gewetzte Zungen: vgl. Ps. 63,3; 139,3. Im gr. Text der Ausg. ist kai zwischen abyssous und pythmenas zu streichen. Das «Beil des Gewissens» scheint mir Gregoras' eigene Erfindung zu sein. Er redet wohl auch aus eigener Erfahrung. Er hatte lange geschwiegen, ehe die Kaiserin Anna ihn 1346 zwang, öffentlich seine Meinung zu sagen. Als er sie damals mündlich vorbrachte, sprach er nach eigenem Empfinden (s. Antirrh. I 195,12ff. ed. Beyer) sachlich gut, aber höflich, d. h. unpolemisch. Er begründet letzteres in seinen Antirrh., worin er weniger zimperlich mit dem Gegner um geht, damit, daß die Rede des Friedens empfehle, nicht mit Fäusten auf die Feinde der Wahrheit einzudreschen, sondern ihnen auf höfliche Art und mit sanften Umarmungen der Zunge zu begegnen. (Vgl. Beyer aaO. 174 Anm. 32) . Jetzt will er auf keine Beschimpfung verzichten. Für diese Umstellung im Ton kann man Greg. zugute halten, daß er 1346 zumindest pro forma noch von Ge sprächsbereitschaft seiner Gesprächspartnerin ausgehen mußte, während er später in seinen Antirrhetika und auf dem Konzil von 1351 gegen eine bereits ausgesprochene Verurteilung ankämpfen mußte. Zu Olymp in übertragenem Sinne (wie etwa Berg von Gefahren) s. Bd. 11 54 u. 248 (Olymp der Weisheit); vgl. auch III Anm. 326 und Greg. Epp. ed. Leone Nr. 56,14; 108,6 (Olymp der Mißgeschicke) . Mit dem abgedroschenen Topos der Wechselhaftigkeit des Schicksals schwächt Greg. seine Apologie nur. Er behauptet gerade, daß Kantak. auch früher schon keineswegs so lobenswert war, wie er dies dargestellt hatte. «Throne des Gerichts» mit Reminiszenz an Matth. 19,28: «ihr (Apostel) . . . werdet . . . , wenn der Menschensohn auf dem Throne der Herrlichkeit sitzt, auf zwölf Thronen sitzen und . . . urteilen.» Diese Erklärung für seinen direk ten persönlichen Angriff auf den Kaiser zeigt, daß Greg. sich bewußt war, in den Augen vieler etwas Unerhörtes getan zu haben, das ihn von vornherein ins Unrecht zu setzen drohte bei allen, die sich die Gleichheit aller Christen vor Gott nicht vor Augen hielten. Bezüglich seiner Respektlosigkeit der kirchlichen Obrigkeit gegenüber scheint er keine so negative Reaktion befürchtet zu ha ben. Greg. spricht absichtlich nicht von einem Konzil, sondern von etwas, das der Ks. so nannte. Er hat auch schon oben (vgl. Anm. 26 u. 60 -64) zu erkennen gegeben, daß eine Versammlung der willkürlich eingesetzten Bischöfe Thra kiens für ihn nichts mit einem in dieser Sache zuständigen Konzil zu run hatte, woran sich zumindest auch die Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem (durch Vertreter) hätten beteiligen sollen (vgl. Bd. 11 265). Für das genaue Darum der ersten Sitzung des «Konzils» ist Greg. unser einziger Gewährsmann. Dieses Darum, Freitag d. 27. Mai 1351, ist auch der einzige Ausgangspunkt für die Datierung der weiteren Sitzungen. Ich werde diese dar-
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um hier gleich mit erörtern. Bd. I 23 habe ich - von Meyendorff: Palamas 148 verführt - die erste Sitzung auf den 28. Mai gesetzt. Das hatte folgenden Grund. Laut Greg. 977,18 f. wurden am Ende der ersten Sitzung die Teilnehmer aufgefordert, «am dritten Tag» (gr. tritaioi) erneut zusammenzukommen. Konsequent geht Greg. 985,1-3 mit den Worten «es kam der anberaumte drit te Tag» auf die 2. Sitzung über. Da es bei solchen Datierungen (meiner Mei nung nach, gegen Beyer: Chronol. Anm. 86) im Griechischen üblich ist, den Tag der Ankündigung selbst mitzuzählen, wäre, ausgehend vom 27., der 2. Sit zungstag der 29. Mai gewesen. Das war aber im J. 1351 ein Sonntag. Darum nahm ich an, daß Greg. sich in der Darumsangabe um einen Tag geirrt hatte. Mir war die Datierung der 2. Sitzung durch Arsenios von Tyros entgangen zitiert von Darrouzes: Reg. 2324j vgl. auch Weiß: Kantak. 135,Zf. - der in sei nem antipalamitischen Tomosentwurf schreibt: «nachdem zwei Tage (sc: nach der 1. Sitzung) vergangen waren, fand am nächsten Tag die zweite statt». Da mit steht fest, daß Greg. den 27. nicht miteingerechnet hat. Ich erkläre das so. Es gab keinen Sitzungsplan für mehrere Tage, da Kantak. und Palamas, wie Greg. 909,3 - 6 mitteilt, die Angelegenheit in einem Tag hatten erledigen wol len. Die erste Sitzung dauerte bis in die Nacht (Greg. 976,6- 10), und erst als man auch dann nicht zu einem Ende kam, wurde die Versammlung aufgelöst und aufgefordert, in drei Tagen wieder zusammenzukommen (Greg. 977,18 f.). Es scheint nun zwar, daß die Byzantiner, im Gegensatz zu den alten Griechen, die Nacht dem vorausgehenden und nicht dem nachfolgenden Tag zurechneten (die Sache ist nicht eindeutig, s. E. 1. Bernhart in Acres Bucarest III 57 - 63) und daß Greg. an einer anderen Stelle dieser Gepflogenheit folgt (s. Bel. 11 Anm. 326), aber ich nehme an, daß in einem Fall wie diesem, wenn jemand erst in der Nacht von Freitag auf Samstag etwas für den nächsten Montag an kündigt, für sein Empfinden der Freitag so sehr vorbei ist, daß er automatisch nur ab Samstag zu zählen anfängt. Daß Greg. den 27. Mai vor Augen hatte, geht auch aus 992,12- 15 hervor, wo er sagt, daß Kantak. ihn am 2. Sitzungstag beschimpfte, weil Palamas ihm «vorgestern» (gr. protrita: «triduo ante» Boi vin) Angst gemacht hatte, wobei er sich offensichtlich auf die Unterhaltung be zieht, die Palamas am Tag nach der 1. Sitzung (d. 28. Mai) mit dem Ks. hatte (s. Greg. 980,9 ff.j Datierung 980,9 f. 13) . (Protrita - vor drei Tagen ist, vom 30. (inklusive) aus gerechnet, nicht der 27ste, wie Beyer: Chronol. Anm. 90 meint, sondern der 28ste. Man vergleiche den Ausdruck chthes kai protrita - gestern und vorgestern.) Wie die Datierung der 2. Sitzung, so muß auch die der übrigen hauptsächlich aus den Intervallangaben bei Greg. ermittelt werden. Fest steht bis jetzt: Fr. 27. 5. Erste Sitzung: Greg. 905,7 f.j Schluß der Sitzung lange nach Einbruch der Dunkelheit: 976,6-977,19.
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Sa. 28. 5. Palamas protestiert bei Kantak. gegen die ihm am Vortag (am späten Abend des 27. 5.) vom Volk angetane Schmach (s. 978,6 - 19) und verlangt, daß am gleichen Tag (d. 28. 5.; s. 982,20 -22) eine Bischofsversammlung stattfin den soll, um Maßnahmen zu treffen (980,9ff.), was geschah (982,3 -6). So. 29. 5. Mo. 30. 5. Zweite Sitzung: 985,1-3; vg1. 977,18; 992,14. Aufmarsch der Palamasgegner: 985,3 ff. Privatgespräch des Greg. mit Kantak.: 986,16 ff. Geheime Beratung des Kantak. mit Palamas und den Bi schöfen: 990,21 ff. Palamas organisiert Claqueure: 992,4-7. Konzilssitzung zus. mit Palamasgegnern: 992,8 ff. Auszug der Palamasgegner: 995,9- 18; vg1. 998,1 f. Wie ging es weiter? Di. 31. 5. « Am folgenden Tag» : der Ks. überlegt, was zu tun sei: 998,2-5. Mi. 31. 5 . - 1. 6. « Es vergingen zwei Tage» : 998,5. Do. 2. 6. « und er ließ mich kommen» : ebd. Kantak. hat eine ergebnislose Unterredung mit Greg.: 998,5-999,8. Fr. 3. 6.-Mi. 8. 6. gemeint sein könnte (vg1. Boivin 1306 zu Greg. 994,20), sieht aber in der bei Greg. 1003,2 - 8 « bekundeten Eile» der Palamiten ein Argument, es hier im wörtlichen Sinne zu nehmen. Darrouzes 1. c. meint zur Datierung der 4. und
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5. Sitzung, daß sie auch an den üblichen Sitzungstagen anzusetzen seien und daß zwischen der 4. und 5. mehr als eine Woche anzunehmen sei, da der Ks. der Opposition einige Tage Zeit lassen wollte, sich eines Bessern zu besinnen (s. Tomos 321,16- 18 ed. Karmiris). Er präzisiert dies nicht weiter. Es müßte aber bedeuten, daß er für die 4. Sitzung Freitag, den 10., und für die fünfte Montag, den 20. Juni, annimmt. Nun kommt aber der 9. 6. aufgrund einer Textverbesserung bei Greg. als Tag der 4. Sitzung nicht in Frage. Die Gregoras stelle, worauf Beyer sich berief, weist eine Lücke auf. Nachdem Greg. berichtet hat, daß Pa lamas und der Ks. die 3. Sitzung als ein Fiasko empfanden (1002,14- 1003,2), . beschreibt er, wie sie sich über den Fortgang des Konzils Gedanken machten. Es heißt dann im edierten Text wörtlich: « Und wiederum durchnachteten Ratschlüsse und Pläne, die umgedreht wurden ( man ver brachte die Nacht damit, Ratschlüsse und Pläne zu ändern), und wurden wie Würfelsteine aufgeworfen.» Der Satz ist auch für Greg. ein gewagtes Gebilde, wobei auch noch das Imperfekt für die Tätigkeit einer einzigen Nacht stört. Boivin übersetzte aber, ohne Bedenken anzumelden: «rum rursus deliberatio nes et consilia per totam noctem versata in omnem partem ac tesserarum instar iactata sunt" und erstickte damit vielleicht schon im Keime Zweifel an der Richtigkeit des Textes, die einem Leser kommen könnten. Die Hss. haben aber folgenden Text (wörtlich): «Und wiederum durchnachteten und durchtagten Ratschlüsse, die umgedreht wurden, und erneut wurden gegen uns Ränke an gezettelt und wie Würfel aufgeworfen.» Es ist hier also weniger von Eile als von tage- und nächtelangen Berarungen die Rede, welche Taktik die Palamiten (nicht auf der nächsten Sitzung, sondern) auf den nächsten Sitzungen (1003,4) anwenden sollten. Und erst nach Abschluß dieser Berarungen wird die nächste Sitzung angekündigt (1003,8). Ohne die Dauer der Berarungen oder den neu anberaumten Sitzungstermin genauer zu präzisieren, geht Greg. dann auf die 4. Sitzung über. Was die Dauer der Berarungen betrifft, übertreibt Greg. gerne die Mühe, die seine Gegner mit ihm hatten, und die Zeit, die sie für Intrigen aller Art aufwendeten, so daß man m.E. dafür nicht mehr als zwei bis drei Tage und Nächte anzusetzen braucht. Da wohl auch mit einer Ankündigung der 4. Sit zung «in drei Tagen» zu rechnen ist, dürfte die 4. Sitzung am Mittwoch d. 15. Juni gewesen sein. Also: ca. 15. 6. 4. Sitzung: vgl. Greg. 1003,2-8. Auch diese Sitzung dauerte bis in die Nacht hinein (1010,14f.) und endete mit der handgreiflichen Verurteilung der zwei letzten bischöflichen Palamasgegner, die freilich danach, wie auch Greg., ungehindert nach Hause gehen konnten (1011, 13 - 1013,3). ca. 22. 8. (?) « Nach einigen Tagen» : 1013,4. Greg. bekommt Hausarrest: 1013,4-U. =
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Für die Datierung der 5. und der weiteren Sitzungen der Palamiten unter sich, die laut Greg. noch stattfanden, um den Tomos aufzustellen (1021,11 - 14; 1025,1-6), ist seinem Text nichts Genaueres zu entnehmen. Hier hilft uns der ansonsten für die Chronologie wenig nützliche Konzilstornos ein wenig weiter. Dieser datiert sich selbst in der Überschrift unter den Kaisern (Joh.) Kantaku zenos und (Joh.) Palaiologos (ed. Karmiris 310). Die Sitzungen werden einzeln, aber ohne Datierung vorgeführt (ebd. 313,19ff.; 314,34ff., 315,17ff., 316,28). Nach dem Rapport über die 4. Sitzung heißt es: «Es vergingen danach wenige Tage, denn so hatte unser . . . Ks. befohlen, um den Andersdenkenden eine Türe zur Reue offenzulassen. Da sie sich aber unheilbar zeigten, schien es ge rechtfertigt zu sein, daß die Synode wiederum zusammentrat . . . So geschah es, ohne daß die Andersdenkenden kommen wollten . . . (321,16 -21). Die wenigen Tage, die zwischen 4. u. 5. Sitzung vergingen, sind wohl in etwa die gleichen, die Greg. für die Zeit zwischen 4. Sitzung und seiner Bestrafung mit Hausar rest ansetzt. Er hatte wohl seine mangelnde Reue inzwischen unter Beweis ge stellt. Darrouzes möchte, wie gesagt, zwischen 4. u. 5. Sitzung mehr als eine Woche vergehen lassen. Ich halte eine Woche für ausreichend und möchte die 5. Sitzung um den 22. Juni ansetzen. Der Tomos berichtet ausführlich über die danach behandelten Fragestellungen und die Antworten (321,24-341,13) und beschließt diesen Teil mit dem danach gefällten Urteil (341,14-342,7) . Zum Abschluß bekundet der Tomos, daß man danach nicht nur einmal, sondern zwei, drei, ja viele Male zusammenkam, um die Orthodoxie der Schriften des Palamas zu überprüfen, natürlich mit positivem Ergebnis (342,8 -33), so daß die Verurteilung seiner Gegner bekräftigt wird (342, 33 -41). Greg. hat, wie wir oben sahen, die 5. und die weiteren Sitzungen, woran wohl nur noch wenige «Experten" teilnahmen, einfach zusammengefaßt, um den verhaßten Tomos als Produkt vieler konspirativer Zusammenkünfte der Palamiten darzustellen, die mit einem kirchlichen Konzil nichts mehr gemein hatten. Philoth. Enc. Pal. PG 151,622 B 6 spricht von «fünf ganzen Tagen nacheinander», die das Konzil gedauert hätte(!), und zählt die Versammlungen zur Prüfung der Schriften des Palamas also nicht zum eigentlichen Konzil. In seinen Antirrh. gegen Greg. I 289-291 (ed. Kaimakis) bezeugt er aber, daß es kurz vor dem 15. August eine abschließende Sitzung gegeben hat, auf der der fertig redigierte Tomos vorgele sen und unterschrieben wurde. Protestierend gegen die Behauptung des Greg., die Palamiten versuchten, ihren Tomos geheimzuhalten, schreibt er (I 286297) : «Es ist Zeit zu sagen, daß dieser Konzilstornos durch uns weder verbor gen gehalten wurde noch wird, sondern eifrig von der Kanzel öffentlich be kanntgegeben und verkündet wird. Zu allererst wurde er nach der Redaktion sofort auf jenem heiligen Konzil freimütig vorgelesen und gewohnheitsgemäß unterschrieben. Und als kurz danach die jährliche Feier des Festes des heiligen
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und verehrenswürdigen Hinscheidens der Gottesmutter kam . . . verrichteten wir dessen Vorlesung . . . » usw. Zu Unrecht also schreibt Darrouzes: Reg. 2324 «1351, la date de la signature et de la proclarnation est fixee clairement au 15 aout par Philothee» . Philotheos trennt beide Vorgänge eindeutig voneinander. Das zuletztgenannte Proklamationsdatum ist selbstverständlich der t. a. q. aller vorausgehenden Sitzungen, die nicht eindeutig zu datieren sind. Greg. berich tet ohne Datierung über diese Proklamation S. 1028,21- 1029,11 (vgl. dazu Beyer: Chronol. Nr. 60 mit Anm. 96). Der Bericht des Kantak. über das Konzil mit Vor- und Nachgeschichte, III 166, 3 - 185,13 ist für die Chronologie irrele vant. Die Zahl der Sitzungen setzt er auf vier (168,19f.), beschränkt sich also auf die, an welchen auch die Gegner des Palamas sich beteiligten. Die Darstellung, wie der Teufel sich in seinem Krieg gegen die Menschheit und die Kirche Christi nacheinander als Verführer im Paradies, Anstifter zum Göt zendienst und Urheber von Häresien betätigte und sich nun auf diese Weise des lateinerfreundlichen Barlaam bediente, bildet, ein wenig abgeändert und er weitert, auch im Tomos des Konzils die Einleitung zum Konzilsrapport und zur Verurteilung der Gegner des Gregorios Palamas (ed. Karmiris 310,33311,23). Der Tomos bezieht sich dabei nicht auf die Eröffnungsrede des Kai sers. Die Rolle des Teufels im Paradies wird nicht erwähnt, dafür aber werden ihm die Christenverfolgungen der römischen Kaiser angerechnet (311,5 - 8 ) . Von den Konzilien, die die Häresien überwanden, wird besonders das erste hervorgehoben (311,18 f.), und von Barlaam heißt es, daß der Teufel in ihn ge schlüpft sei (311,23). Zu «mit anderen zusammenstieß» ist zu notieren, daß « heteran» im gr. Text der Ausg. in «heterois» zu korrigieren ist. « Die anderen» als Palamas, mit denen Barlaam zu allererst zusammenstieß, steht für Grego ras, dessen Namen zu nennen Kantak. vermeidet. Warum aber erwähnt er die sen Zusammenstoß und die von Barlaam dabei erlittene Niederlage überhaupt, wo doch die meisten Zuhörer genau wußten, wer der ungenannte Besieger Bar laams gewesen war? Und warum spielt er zusätzlich darauf an, daß Barlaam gehofft habe, gewissen Leuten schaden zu können, womit nur die damals nach dem Sturz Andronikos II. in Diskredit geratenen Gelehrten Metochites und Gregoras gemeint sein können (vgl. Bd. I 10)? Es ist wenig wahrscheinlich, daß er mit dieser Erinnerung an einen Höhepunkt im Leben seines Gegners Greg. ein Zeichen des Wohlwollens und der Unparteilichkeit setzen wollte. Gleich hiernach präsentiert er Greg., gleichermaßen ungenannt, aber bekannt (ver leumderisch) als Jünger Barlaams. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis auf die frühere Gegnerschaft des Greg. zu Barlaam wohl eher als Hinweis auf eine Inkonsequenz zu verstehen, die zeigt, daß es dem eitlen Gelehrten damals und jetzt nur um die Demonstration seiner Gelehrsamkeit ging und gehe, weil er eifersüchtig auf den größeren Sieg des Palamas über Barlaam, die Fronten
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gewechselt habe. In seinem Geschichtswerk hat Kantak. den wissenschaftli chen Disput des Greg. mit Barlaam totgeschwiegen, s. Bd. 11 Anm. 515. Korrig. im gr. Text kath'hön in kath'hon und des (Palamas) in dem (Palamas). «Als zweite Fahrt» : sprw. Redensart, s. Bd. 1 231 Anm. 94. Zum Streit Barlaam -Palamas s. die Einleitung zu diesem Bd. Dort auch mehr zur falschen Darstellung, die von Andronikos III. im Juni 1341 einberufene Synode habe durch eine Verurteilung Barlaams die Theologie des Palamas be stätigt. (Bd. I 17 bin ich auch selbst noch dieser palamitisch-kantakuzenischen Lüge auf den Leim gegangen, habe sie aber inzwischen revidiert [so Ein!.].) Greg. Akindynos (PLP 495) war der erste große Gegner des Palamas nach Bar laams Rückkehr in den Westen (s. bes. Const.-Hero: Akind. IX-XXXIII). Kan tak. verschweigt hier, daß Akindynos, den eine Synode unter seiner Führung im Juli 1341 (s. Bd. III 376) zum Schweigen verurteilte, vom Patriarchen Joh. Kalekas, der den Tomos dieser Synode aufhob, bald wieder Redefreiheit erhielt (s. Bd. III Anm. 77) . Gegenwind bekam Akindynos erst wieder, als die Kaise rin Anna und Kalekas sich 1345/1346 entzweiten (s. Bd. 1II Anm. 404), aber es kam nicht vor der Machtübernahme durch Kantak. zu seiner « endgültigen» kirchlichen Verurteilung (s. Bd. III Anm. 468). Greg. erwähnt Akindynos außer in diesem Referat der Rede des Kantak. in seinem Geschichtswerk nur einmal, ed. Bonn. Bd. III 139,4, wo er die kirchliche Verurteilung Barlaams und Akin dynos' anerkennt (wie es scheint, unter Vorbehalt einer näheren Erklärung, die er dort nicht geben kann). Beyer: Antirrh. I 110 meint, daß Greg. nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden möchte, weil dies gefährlich war. Akindynos war der führende Palamit gewesen, als dies auch politische Gegnerschaft zu Kantak. bedeutete. Damit wollte Greg. gewiß nichts zu tun haben, aber aus der Anerkennung seiner Verurteilung muß man wohl schließen, daß Greg. sich auch theologisch von Akindynos absetzen wollte. Wenn Greg. hier Kantak. richtig wiedergibt, bekannte sich dieser eindeutig zur Maxime, daß der Kaiser über dem Gesetz stehe und nur sein eigener Richter sein könne. (Vg!. Anm. 77) . De facto beanspruchte er hier auch das letzte Wort in Sachen kirchlicher Dogmen. In beiden Punkten wird Greg. ihm weiter unten widersprechen. Vg!. Anm. 187. Trennung von legislativer und richterlicher Macht war noch unbekannt. Und wenn Kantak. es hier als eine Hauptaufgabe des Ks. ansieht, die Reichen an der ungebührlichen Mehrung ihres Reichtums zu hindern und die weniger wohlhabenden durch ks!. Zuwendungen mit ihnen gleichzustellen, hat das wenig mit unserem Verständnis sozialer Gerechtigkeit zu tun, sondern vielmehr mit der Einsicht, daß die Reichen durch ihren ökono mischen Machtzuwachs die ks!. Alleinherrschaft bedrohten und untergruben. Der vor seinem ersten Versuch, die Macht zu ergreifen, steinreiche Kantak. (s. Bd. III Anm. 87) ist der letzte, dem man ein soziales Gewissen abnimmt.
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Auch hier basiert Kantak. auf dem Tomos vom Juli 1341, als ob dieser in der Kirche ein unumstrittenes Gesetz wäre. Die Antipalamiten, zuerst unter Füh rung des Akindynos, dann des Greg., hatten ihn nie anerkannt. Er war vom Patriarchen Johannes Kalekas aufgehoben und erst nach dessen politisch moti vierter Absetzung 1347 von einer akephalen Synode wieder inkraftgesetzt wor den. Trotzdem kombiniert Kantak. die Behauptung, er schließe sich keiner Partei an, mit der Forderung, die Antipalamiten sollten sich dem Tomos v. 1341 unterwerfen. (Vgl. Anm. 130) . Offizielle Lehre der Kirche ist für ihn, was er selbst auf den Synoden von 1341 und 1347 durchgesetzt hat. Zur Debatte steht für ihn nicht diese Lehre, sondern die Rechtgläubigkeit des Palamas. Wenn er feststellen muß, daß sie der 1341 und 1347 festgelegten Lehre der Kir che entspricht, ist das für ihn keine Parteinahrne. Genau so ging das Konzil von 1351 vor, das in seinem Tomos alles, was gegen die Theologie des Palamas vorgebracht wird, als vielmehr gegen die Kirche selbst gerichtet bezeichnet (s. ed. Karmiris 312,11 - 13. 34-38j al.) . So ging und geht die stärkere Partei in der/den Kirche/n meistens vor. Vgl. Provo 30,29-31: « Drei sind es, die bequem voranschreiten, und ein viertes, das prächtig ausschreitet: der junge Löwe, der stärker ist als das Vieh, der nie umkehrt und die Herde nicht fürchtet, der Hahn, der herumstolziert zwischen den Hennen, der Bock, der die Ziegenherde führt, und der König, der spricht inmitten des Volkes.» Gr. « en karos einai moirai»j zu dieser Redensart S. Bd. 1 224 Anm. 66. Übliche Redensarten für vergebliches Bemühen, Unmögliches zu tun. Zu «ins Wasser schreiben» S. Diogen. V 83j zu « Wind im Netze fangen» ob. Anm. 93. Mit diesem Hinweis gibt Greg. noch einmal zu erkennen, daß er diesem Konzil jede Kompetenz für allgemeine dogmatische Entscheidungen abspricht. Greg. Naz.: Or. 2 PG 35,504 C 5 -505 A l. Vgl. Bd. III 159 mit Anm. 438 und Ed. III 316,13 -21. (Diese Stelle fehlt in der Liste von Fatouros) . Mansi XI 235 A 6 f.j vgl. ebd. A 34ff. S. auch van Dieten: Gesch. Patr. Ser gios 1. -Joh. VI., Amsterdam 1972, 131 mit Anm. 7. PG 91, 352 D 1 - 13. Maximos spricht von der Synode, die Patriarch Pyrrhos bald nach seinem Amtsantritt (20. 12. 638) einberief, um die Lehre von einer Energeia und einem Willen in Christus zu dogmatisieren (s. van Dieten O. C. 59 f. mit Anm. 10). Ich habe den m. E. mißratenen Satz des Greg. korrigiert übersetzt. Der Haupt satz beginnt nach « zu reden» mit « es muß» , bringt dann den Zwischensatz «so wie . . . frei macht» und geht danach weiter, bringt aber, zugleich an «so wie» anknüpfend, ein mit «so» eingeleitetes neues Verb des Hauptsatzes mit nach folgendem Infinitiv: «ich verlange, daß . . . soll». Im gr. Text der Ausg. (912,21 f.) steht « die Rede» im Gen., in den Hss. im Da-
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tiv, und für kata logous steht don (913,2) kata logon. Ich habe letzteres mit «vernunftgemäß» übersetzt und das Wonspiel des Griechischen «ob meine Rede nach der Rede lief» geopfen. Greg. bestreitet nach guter onhodoxer Tradition - man denke an Männer wie Maximos Homologetes, die Graptoi-Brüder und Theodoros Studites -, daß der Ks. in der Kirche irgendeine lehramtliche Befugnis hätte. Vgl. Anm. 159. Zu dieser Redensan s. Bd. I Anm. 312. Vgl. zu dieser Anschuldigung ob. S. 907,5 - 17 mit Anm. 160. Zu Absinth als Symbol der Bitterkeit vgl. Bd. III Anm. 315. Greg. berühn hier einen wunden Punkt in der spätbyzantinischen Gesellschaft. Die Kaiser Andronikos 11. und III. hatten zu Lebzeiten unseres Autors ernst hafte Versuche gemacht, der Korruption in der Rechtspflege Einhalt zu gebie ten, mit wenig Erfolg. Vgl. Bd. 11 226f. mit Anm. 308; s. auch ebd. Anm. 477. Diese Stelle darf wohl als Zeugnis dienen, daß bis 1351 noch immer keine Bes serung eingetreten war, was in Bürgerkriegszeiten auch niemand erwanet. Im gr. Text ist für romen: ropen zu lesen. Greg. fühn das Sprw.: Die Richtschnur nach dem Stein richten (statt umge kehn), d. h. etwas falsch herum anpacken (vgl.ThLG s. v. stathmetikos) auf die lesbische Bauweise zurück, die Aristoteles, Ethic. 1137 b 28 in diesem Sinne in terpretien und die vom Bauen mit unbehauenen und ungleichen Steinen her rühren soll, wobei man sich mit Hilfe der Richtschnur nach den bereits geleg ten Steinen richtete, um für den Weiterbau die dazu passenden Steine auszusu chen. Frei nach Deut. 19,14 (verrücke nicht die Grenzen deines Nachbarn, die deine Väter gesetzt haben) bzw. Provo 22,28 (verrücke nicht die alten Grenzen, die deine Väter gezogen haben); vgl. Anm. 23, 67. Der Satz ist ein beliebtes « Zi tat» , um die Unantastbarkeit der Lehre der Väter einzuschärfen, ein übl(ich)es Vorgehen konservativer Religionsverwalter, um die eigene patriarchale Auto rität zu sichern. Da in Byzanz keine Panei dieses «Gesetz» anzuzweifeln wagte, kam es nur darauf an nachzuweisen, daß man selbst und nicht der Gegner vä tenreu war. S. z . B. Is. 1,2; 1,10; 8,11; usw. Ier. 1,1; 7,2f.; usw. Os. 4,1; Anm. 1,2; usw. Frei nach Joh. 14,10: « Die Wone, die ich zu euch rede, sage ich nicht aus mir selber (der Vater, der in mir bleibt, vollbringt die Werke selber» >, kombinien mit Joh. 14,24: «das Won, das ihr vernehmt, ist nicht das meinige, vielmehr ist es das Wort dessen, der mich gesandt hat, des Vaters» . Worte Jesu zu den Emmausgängern, s. Luk. 24,27. «Geh . . . Satan» : Worte Jesu zu Petrus, der gegen seine Leidensvorhersage pro testierte, nach Matth. 16,23. Greg. verwechselt oder kombiniert sie, aus dem Gedächtnis zitierend, mit ähnlichen Worten in der Versuchungsgeschichte Jesu
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bei Matth. 4,10 (<
Greg. Naz.: Or. 21 (In laudem Athanasii) § 22, PG 35,1108 A 7-9. Greg. ver wendet das gleiche Bild unten S. 970 und Antirrh. I 343,28 f. Dazu Beyer 342 Anm. 2 mit einem weiteren Beispiel aus Joh. Dam. und einer Erklärung der Herkunft. Es lag Greg. viel daran klarzustellen, daß seine Bekämpfung der Lehre des Pa lamas nichts mit Barlaam zu tun habe. Er durchschaute (wofür auch kein Scharfsinn nötig war) die Propagandalüge der Palamiten, die Bekämpfung der Lehre ihres Meisters sei ein Beweis für «Latinisieren» in Glaubensfragen und Lateinerfreundlichkeit überhaupt. Diese Lüge sollte alles, was gegen Palamas vorgebracht wurde, disqualifizieren, seine Gegner diskriminieren und Palamas selbst als Vorkämpfer für die Orthodoxie und die griechische Eigenart erschei nen lassen. Um dieser Verleumdung der Palamasgegner zu begegnen, erinnert Greg. (in Gegenwart des Pa lamas selbst) daran, daß er der Grundthese der pa lamitischen Theologie schon widersprochen hat, ehe Barlaam nach Byzanz
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kam. Zum Faktum, das vielleicht noch vor Mai 1328 anzusetzen ist (vgl. Anm. 193), s. Beyer: Antirrh. I S. 22. In meiner biographischen Skizze des Greg. Bd. I S. 7 fehlt ein Hinweis auf diese Begebenheit. Es sei dahingestellt, ob Palamas damals wörtlich gesagt hat, daß er in der hesy chastischen Erleuchtung mit seinen leiblichen Augen das Wesen Gottes sehe, oder Gregoras eine allgemeinere Aussage in diesem Sinne präzisiert. Mit Si cherheit haben aber er und andere von einer echten Gottesschau gesprochen, ohne zu präzisieren, daß mit Gott nicht sein Wesen, sondern seine Energeia (sein Wirken) gemeint sei, die (das) auch Gottheit sei. Jeder also, der nicht auf die absurde Idee einer Realdistinktion zwischen dem seienden und dem wir kenden Gott kam, mußte annehmen, daß, wer Gott sagte, das «Gott» genannte «Wesen» und nicht eine von Gott zu unterscheidende Aktivität Gottes meinte, die auf andere Weise Gott sei als der eigentliche Gott. Und auch wenn Palamas nicht wörtlich von einer Gottesschau mit leiblichen Augen gesprochen haben sollte, so bewies doch die Gleichsetzung des Lichtes dieser Gottesschau mit dem Licht der Verklärung Jesu, das die ihn begleitenden Apostel auf dem Tha bor sahen, daß die Hesychasten wie die Apostel über ein mit ihren leiblichen Augen wahrgenommenes Licht sprachen. Vgl. Anm. 197. Über diesen Gregorios Drimys wissen wir nicht mehr, als daß er aus Konstan tinopel kam, um 1323/1325 auf dem Athos Lehrer des Palamas war, Ende der zwanziger Jahre zusammen mit Palamas in Konstantinopel die in Anm. 190 besprochene Begegnung mit Greg. hatte und in der Hauptstadt starb. Vgl. Beyer: Antirrh. I 22 mit Anm. 41; PLP 5828. Beyer: Antirrh. I Anm. 190 möchte aus der Bezeichnung des Theodoros Meto chites als Großlogotheten folgern, daß dieser zu dem Zeitpunkt, worüber Greg. spricht, noch im Amt war, so daß die Begebenheit vor dem 24. 5. 1328 zu datieren sei. Greg. schreibt aber in seinem Geschichtswerk auch: «Dann starb auch der Großlogothet Metochites» (s. Bd. 11 247) , obgleich der Mann bei sei nem Tod (13. 3. 1332) seit vier Jahren seines Amtes beraubt war. Wichtiger scheint mir darum, daß sowohl die Begegnung selbst als auch die Tatsache, daß Greg. die Sache nicht nur seinem Freund Metochites, sondern auch allen gelehrten Bischöfen vortrug, darauf hinzuweisen, daß er noch nicht durch den Sturz seines Gönners Andronikos 11. (24. 5. 1328) zur persona non grata ge worden und zum Schweigen verurteilt worden war. (Vgl. Bd. I 8; Bd. 1I Anm. 253.). Die Bezeichnungen Massalianer und Massalianismus waren, wie die Namen anderer Häretiker und Häresien, in den theologischen Auseinandersetzungen in Byzanz « Reizworte» (vgl. Podskalsky: Theol. u. Phil. 88), womit man Geg ner zu disqualifizieren versuchte. Der Massalianismus war eine mönchische Bewegung in Syrien und Kleinasien im 4. Jh., deren Anhänger das anhaltende
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Gebet übten und dabei angeblich zu mystischen Erfahrungen kamen, in denen sie mit ihren leiblichen Augen die Trinität zu schauen glaubten. Es wurden ih nen noch andere Irrtümer nachgesagt, weswegen sie von mehreren Synoden verurteilt wurden. Vgl. Hb. Kg. hg. v. H. Jedin II 1 S. 368 -388. Man fragt sich, ob Greg. hier nicht ein Gerücht um gut zwanzig Jahre zurück datiert, das er erst jetzt selbst erfindet, indem er von einem echten ökumeni schen Konzil über die schlimmste Häresie aller Zeiten träumt, die nicht zuletzt mit seiner Hilfe auf diesem letzten, mit der vollkommenen Zahl acht gezählten Konzil endgültig hätte besiegt werden können. Ein achtes Konzil, das zumin dest einen gewissen Anschein hatte, ökumenisch zu sein, kam erst 86 Jahre später zustande, das Konzil von Ferrara-Florenz 1438/1439, das sich haupt sächlich mit dem filioque befaßte und auf Befehl des byzantinischen Kaisers die Lehre des Palamas totschwieg. Zur Haltung des Kantak. beim Auftreten Barlaams in Konstantinopel s. Bd. II Anm. 515; vgl. Beyer: Antirrh. I S. 36. Bekanntlich hatte die Polemik Palamas-Barlaam damit angefangen, daß erste rer die theologische Argumentation des anderen gegen das filioque kritisierte (nach 1332) . Barlaam informierte sich daraufhin über den hesychastischen Hintergrund des mehr selbstbewußten als gebildeten Mönches, der ihm da ent gegentrat, und begann mit einem Werk gegen die neuen Massalianer, wie er die Hesychasten nannte. Der nachmalige Patriarch Isidoros Bukheiras bekam vorzeitig Auszüge daraus in die Hände, und auf seine Anregung hin ging Pala mas mit einer Verteidigung der Hesychasten gleich zum Angriff über (ca. 1338). Diese umfaßte drei Triaden von Schriften. Erst in der zweiten wartete er mit der Realdistinktion zwischen Wesen und Energeia in Gott auf, die es ihm «ermöglichte», die unhaltbare These einer Schau Gottes im Sinne eines Schau ens des Wesens Gottes (vgl. Anm. 191) aufzugeben und als nie von ihm vertre ten darzustellen, aber trotzdem an einer realen Gottesschau festzuhalten, da es neben der unsichtbaren Gottheit des Wesens auch die sichtbare Gottheit des göttlichen Wirkens gebe. Barlaam, der inzwischen eine Mission nach Avignon erfüllt hatte, konnte Palamas jetzt der Zweigötterei (Ditheismus) beschuldigen (s. Beck: Kirche 712f.). Gemeint ist der sogen. Tomos Agioritikos, den die Mönche vom Athos nach Konstantinopel schickten und den Palamas verfaßt hatte, vielleicht mit Hilfe seines Jüngers Philotheos Kokkinos (s. Beck: Kirche 724) . Ed. PG 150,12251236. Hier meint Greg. wohl die Stellen 1229 B 11 - 14 u. 1233 D 10- 12. Der süditalienische Grieche Barlaam war orthodox getauft und schon jung in einem der sogenannten basilianischen Klöster Süditaliens, die mit Rom uniert waren, Mönch geworden. In Byzanz sah man in ihm wegen dieser Herkunft, seiner Vertrautheit mit der lateinischen Scholastik und seiner Vermittlungsbe-
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mühungen in Sachen Kirchenunion einen halben Lateiner, was reichte, um nicht nur ihn, sondern auch jeden, der mit ihm in Verbindung gebracht werden konnte, zu diskriminieren. Die Hss. haben S. 920,14 nicht, wie der gr. Text der Ausg. euporesasa, sondern aporesasa, also « über keinen (Vorwand) verfügt». Der Satz « Denn ich glaube» usw. ist von einer vor Umständlichkeit wirkungslosen Ironie. Greg. meint, das Argument, Barlaam sei ein Latinisierer und das beweise die Richtigkeit der Theologie des Palamas, sei so absurd und eine so eindeutige Lüge, daß jeder einsehen muß, daß die Anschuldigungen Barlaams gegen Palamas nur wahr und lobenswert sein können. Greg. deutet hier kurz an, was er gleich anschließend genauer ausführen wird, s. Anm. 203. Wo Palamas das so gesagt haben soll, teilt Greg. uns nicht mit. Wie ich schon in Anm. 191 bemerkt habe, ist hier mit einer Deutung des Wortes Gott als Wesen Gottes zu rechnen. Was sollte, wer sagt, sonst meinen? Es geht Greg. hier auch nicht um eine Wiederholung der Beschuldigung, Palamas habe behauptet, das Wesen Gottes zu schauen, sondern darum, daß diese Be schuldigung ihn erst zu seiner These einer Realdistinktion zwischen dem in jeder Hinsicht unsichtbaren Wesen Gottes und dem in der Gottesschau an geblich sichtbaren unerschaffenen Wirken Gottes veranlaßte, das auch Gott sei. Anschließend führt er dann noch aus, daß diese aus Rechthaberei erfun dene Zweigötterei Palamas zwang, nicht bei Zweigötterei stehenzubleiben, sondern aus der Vielfältigkeit des Wirkens Gottes viele Gottheiten zu er schließen. Hier sagt Greg. erst deutlich, wie Barlaam zur bereits erwähnten Ditheismus Beschuldigung kam. Aus welcher Schrift des Palamas er zitiert, habe ich nicht nachgeprüft. Die Behauptung des Meisters wurde übernommen im Tomos vom Juli 1341 (ed. Karmiris 299f. § 3 Z. 1-3): « Als sie (die einfachen Hesycha sten) sich verteidigten, nicht das Wesen, sondern die unerschaffene und ewige vergöttlichende Gnade des Geistes zu meinen, versuchte er ihnen eine Anklage wegen Zweigötterei anzuhängen.» Vg1. den Tomos Agioritikos PG 150,1228 D 7, wo Palamas sich dagegen wehrt, daß er von zwei Gottheiten spreche. Anspielung auf Matth. 12,35: « Der Mund redet das, wovon das Herz voll ist. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatz Gutes hervor, der schlechte Mensch aus seinem schlechten Schatz Schlechtes.» Zu dieser Mischung zweier Traditionen bezüglich der Bestrafung des Tantalos (die eine z. B. bei Horn. Od. 1l,582ff. und Lukian. Dia1. Mort. 17, die andere bei Pind. 01. 1,55 ff. und Scho1. in Plat. Kraty1. 395 DE) vg1. Bd. III Anm. 528. Daß Kantak. Barlaam protegierte, als dieser nach 1328 in Konstantinopel auf trat, bezeugt auch dieser selbst in seinem Geschichtswerk, s. II 543,1 ff. u. III
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179,6-9. Vgl. ob. Anm. 196. Greg. versucht so, das Odium der Lateinerfreund lichkeit auf den Ks. persönlich abzuwälzen. Offensichtlich meint Greg., daß es Joh. Kantak. selbst gewesen ist, der Bar laam zum Vorsteher des Christos-Akataleptos-Klosters in Konstantinopel be stellte und mit theologischer Lehrtätigkeit betraute. Vgl. Beyer: Antirrh. 1 71. Noch einmal ruft Greg. seine « Großtat» in Erinnerung, daß er es nämlich war, der 1332 den Lateiner Barlaam in einem öffentlichen Disput besiegte und die Ehre der Rhomäer rettete. Vgl. Anm. 137. Dieser schwer erarbeitete Vergleich seiner Abwehr des Angriffs Barlaams auf die Ehre der Rhomäer mit der Unerschütterlichkeit des Festlandes, das einen Meeressturm zum Stehen bringt, gibt Anlaß zu denken, daß Greg. wohl auch das Bild Christi vorgeschwebt hat, der einem Sturm Einhalt gebietet (Matth. 8,23 -27), es aber ausnahmsweise als zu hoch gegriffen verworfen hat. Wie Boivin im kr. App. schon konjizierte, ist hier im gr. Text zweimal artios statt arti on zu lesen. Greg. hielt viel von Freundschaft, s. Bd. 1 36. Aber auch er selbst hat seine Hal tung Freunden gegenüber geändert, z. B. in bezug auf Kantak. und Kabasilas (s. u.) . Das kam aber, weil diese Freunde sich in seinen Augen in einem ent scheidenden Punkt geändert hatten. Davon kann im Fall Kantak. - Barlaam keine Rede sein. Barlaam war 1328/1332 angeblich ein Mann mit «lateini scher» Verachtung für Byzanz und die Byzantiner, und genau das ist es, worum es hier geht, weil eben das ihn im Kampf gegen Palamas disqualifizieren soll und weshalb Kantak. ihn nun «verrät» . Greg. hat auch i n seinem Geschichtswerk Barlaams Haltung dem Mönchtum gegenüber verurteilt und in dem Punkt die Synodalentscheidung vom 10. Juni 1341 gutgeheißen. Er ist in seiner Haltung Barlaam gegenüber konsequent ge blieben. Einen Prozeß gegen Barlaam hat es nicht gegeben. Die Synode vom 10.6.1341 war einberufen worden, um über Barlaams Anklage gegen die Hesychasten zu befinden. Dieser Prozeß führte freilich dazu, daß nicht nur die Anklage abge wiesen, sondern auch der Ankläger gerügt wurde. Der Prozeß endete damit, daß Barlaam, besonders von Kantak. dazu gedrängt, um Verzeihung bat und beide Parteien durch gegenseitige Umarmung Versöhnung demonstrierten, s. Bd. 11 Anm. 534. Daß Barlaam zuerst verurteilt wurde und dann um Verzei hung bat, wie der Synodaltomos v. Juli 1341 behauptet (ed. Karmiris 310,4), ist eine Lüge. Als die Synode sich im Juli erneut mit dem Problem der hesychasti schen Mystik befaßte, hatte Barlaam Byzanz schon den Rücken gekehrt, und eine Verurteilung wäre nur möglich gewesen, wenn er erneut verhört worden wäre. Daß sogar Greg., der die Fortsetzung der Synode und ihren Tomos nicht anerkannte (s. Bd. III 157. 167. 198), trotzdem von einem Prozeß gegen Bar-
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laam spricht, zeigt, welchen Einfluß die Verwendung einer falschen Termino logie ausüben kann. Nachdem Greg. sich in dieser Rede bis hier mit seiner Anrede im Sg. direkt an den Ks. persönlich gerichtet hat (s. z. B. 918,13; 919,19; 922,6 ff.; 923,5 f.; 924,7.17), wendet er sich nun plötzlich mit Anrede im Plural an sämtliche Kon zilsteilnehmer. Der Sophist, der Totengespräche erdichtete, ist Lukianos von Samosate (ca. 120 - 180); zu ihm und seinen Dialogi mortuorum, um 160, s. Kl. Pauly III 775. Kantak. soll also in die Unterwelt hinabsteigen, wenn er wissen will, was Barlaam jetzt meint. Gespräche von Hadesfahrern mit den Toten in der Unterwelt kennt die gr. Literatur seit Homer (Od. 10). Vertreter dieser lite rarischen Fiktion waren in Byzanz die Dialoge Timarion (12. Jh.) und Mazaris (Anf. 15. Jh.), s. Hunger, Profane Lit. 11 151 ff. Mit dem Hinweis, daß man Bar laam nur noch in der Unterwelt befragen könnte, schiebt Greg. den Initiator des Kampfes gegen Palamas erwas zu einfach beiseite. Der angebliche Prozeß gegen ihn hatte keineswegs ein allseitig befriedigendes Ende gefunden. Pala mas und die Seinen gaben sich nachträglich nicht mit der Rehabilitierung ihrer Mystik durch die Synode vom 10. 6. 1341 zufrieden, und es war 1351 nicht der «Prozeß» gegen Barlaam, der wiedereröffnet werden sollte. Es ging um einen Prozeß gegen jene, die die Entscheidungen von Juli 1341 und Februar 1347 be kämpften und jene des Patriarchen Johannes XIV. Kalekas als gültig aner kannten. Greg. erweckt zwar den Eindruck, daß er und seine Mitstreiter die eigentlichen Ankläger waren, aber in Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall. Gregoras versucht auf diese Weise seinen Kampf gegen Palamas völlig vom Angriff Barlaams auf diesen abzukoppeln. Aus dem gleichen Grund schweigt er Akindynos tot. Greg. meint natürlich vor allem die lateinische Lehre vom filioque und den An spruch des römischen Bischofs auf einen monarchischen Universalprimat in der Kirche. Korrigiere im gr. Text dogmatizonton in dechomenon. Der Römer Novatian (gr. oft Navatian geschrieben) (t 258) bekämpfte die in seiner Zeit in der Kirche vorherrschende Praxis, die während der Verfolgung abgefallenen Christen, die ihren Abfall bereuten, wieder in die kirchliche Ge meinschaft aufzunehmen. Er spaltete sich deswegen mit seinen Anhängern, den Novatianern, ab und gründete eine rigorosere Kirchengemeinschaft, die sich über das ganze römische Reich verbreitete und sich im Westen bis ins fünf te, im Osten bis ins siebte Jahrhundert hielt. Aus den Akten des ersten Konzils von Nikaia (325) ist kein Novatianer Sisinios bekannt, der dort als Zeuge ge gen Areios aufgetreten wäre. Origenes galt aufgrund einiger seiner Werke als Häretiker. Nach EinzeIverur teilungen im 4. Jh. wurden wichtige Thesen seiner Theologie auf dem 5. Öku-
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menischen Konzil in Konstantinopel 553 endgültig verurteilt. Greg. weist dar auf hin, daß von einer generellen Verurteilung seiner Werke keine Rede sein kann, und nennt mit Recht als Ausnahmen sein Werk «Gegen Kelsos» und sein exegetisches CEuvre. Die von Greg. angesprochenen Stellen in den Akten des 4. und 6. Ökumeni schen Konzils hat weder Boivin noch Fatouros verifiziert. Aus ökonomischen Gründen verzichte auch ich darauf. Korrigiere im Text kai in kata. Patriarch johannes XIV. Kalekas (1283-Dez. 1347; Patr. 1334- Febr. 1347; PLP 10288) hatte mit Kantak. im juli 1341 der Synode präsidiert, die laut über schrift des Synodaltomos zusammen mit der vom 10. juni die Gottlosigkeit von Barlaam und Akindynos nachwies und verwarf (ed. Karmiris 299,1 f.). Als Gegenspieler des Kantak. im Kampf um die Regentschaft fiir den minderjähri gen johannes V. bezog er wenige Monate später kirchlich eindeutig Stellung gegen Palamas und seine Anhänger, als er in ihnen Sympathisanten des Usur pators erkannte (s. Bd. III Anm. 77) . Er unterstützte deshalb den fiihrenden Antipalamiten Akindynos und exkommunizierte 1344 Gregorios Pa lamas (Dar rouzes: Reg. 2249) . Greg. wirft nun Kantak. vor, daß er sich johannes Kalekas anschloß, als dieser Barlaam verurteilte, nicht aber, als er Palamas bannte und die Verurteilung Barlaams nicht als Bestätigung der Theologie des Palamas gel ten ließ. Vg!. Bd. III 157 mit Anm. 426, 167 mit Anm. 468 und 196- 199 mit Anm. 562. Zur Beurteilung der Haltung des joh. Kalekas s. ob. Ein!. S. 35 -47. Das war die Mitternachtswache vom 2. auf den 3. Febr. 1347, s. Bd. III 166 mit Anm. 467 u. 471. Greg. sagt damit nicht, daß er selbst die Absetzung des Kale kas unter der Kaiserin Anna (s. Bd. III 167 mit Anm. 468) anerkannt hätte. Er setzt aber voraus, daß Kantak. dies tat, was auch stimmt. Denn dieser hat zwar nach seinem Einzug Kalekas noch einmal den Prozeß gemacht, aber nur um die bereits erfolgte Absetzung zu bestätigen, s. Bd. III 168 mit Anm. 471 (pas sim) . Diese Argumentation läßt die Möglichkeit außer acht, daß es genausogut um gekehrt laufen kann, daß nämlich die gleiche Amtsperson, «in die Irre ge fuhrt» , eine gute Entscheidung in eine schlechte verwandelt. Das paßt aber Greg. nicht ins Konzept. Im gr. Text ist ekklesias in kakias zu korrigieren. Hier huldigt Greg. ad hoc einem unüberbietbaren Konservatismus, der jede grundsätzliche Korrektur der Herrschaftsstruktur eines Staates oder altüberlie ferter und in Gesetzen verankerter Fehlentscheidungen verhindert und aus schließt. Das paßt zu seinem Schwören bei den sogenannten anerkannten Vä tern der Kirche, die immer recht haben. Seine Gegner, die Palamiten, gingen zwar teilweise sogar bewußt über die Väter hinaus, aber den Vätern zu wider-
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sprechen, war auch für sie eine Todsünde, die sie notfalls durch unmögliche Interpretationen von Vätertexten vermieden. «Ohne Kritik an den eigenen Vä tern kein Fortschritt» war für beide Parteien keine Maxime, sondern eine Ket zerei. Im gr. Text ist analysis in analepsis zu korrigieren. Greg. demonstriert hier eine etwas simplifizierende, aber typisch byzantinische Sicht auf Kaiser Konstantin den Großen. Dieser hat zwar zum Übergang von der Idololatrie (vom Heidentum) auf das Christentum den entscheidenden An stoß gegeben, aber keineswegs diesen Übergang in kurzer Zeit verwirklicht. lulian (361-363) andererseits hatte mit seinem kurzlebigen Versuch, die Chri stianisierung rückgängig zu machen, nicht so viel Erfolg, daß man nach seinem Tod von einer schleunigen Rückkehr aller Untertanen zum Christentum spre chen könnte. Greg., der oben (s. Anm. 26 und 59) betont hat, daß Reich und Ökumene längst zwei verschiedene Größen waren, tut hier, als ob eine kirchliche Ausein andersetzung im byzantinischen Restreich auch in der übrigen Welt großes Aufsehen erregt hätte. Er fällt hier, wo es ihm paßt, zurück in den ideologi schen Selbstbetrug aller Byzantiner, um die palamitische Gefahr möglichst grell an die Wand zu malen. Der Vorschlag erinnert an den Erfolg, den Greg. gut drei Jahre zuvor im Kampf um die palamitischen Hymnen des Patriarchen Isidoros verbuchen konnte, als Kantak. diese beinahe dem Feuer übergeben hätte, vgl. oben Anm. 46. Zehn Jahre früher hatten die Palamiten mit Erfolg die Zerstörung der Schriften ihres Feindes Barlaam betrieben, s. Darrouzes. Reg. 2211. Vernich tung der Schriften von Abweichlern blieb in Byzanz bis zuletzt Tradition, wie die Verbrennung der Nomoi Plethons durch Patriarch Gennadios II. ( Geor gios Scholarios) noch nach 1453 zeigt, s. Scholarios Brief an den Exarchen Joseph, in Opera IV 171 f. =
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Im gr. Text des Zitats (s. Anm. 233) fehlt bei Greg. «Neues oder». Auch An tirrh. 1 381, 8 - 11 ed. Beyer vergleicht Greg., ohne sich auf diese Stelle bei Greg. von Naz. zu beziehen, das Betrügen mit vieldeutigen Bezeichnungen mit dem, « was jene tun, die im Theater vor aller Augen Steine stehlen» . Beyer S. 380 Anm. 35 verweist zur Stelle auf Manethon, Apotelesmatika 4,448, der « Stein spieler und solche, die von Beiträgen des Pöbels im Lärm ihr Leben fristen» und auf Athenaios Deipnosoph. I 34 (p. 196 Kaibel), der eine Statue des Stein diebs Theodoros in einem Theater erwähnt. Er schließt auf eine Sparte im « ehrlichen» Gauklergewerbe in der Art heutiger Taschenspielerei. Die Art von Theologie, die Palamas betreibt, wird hier also mit der Autorität Gregors von Nazianz zur Verführung mit Taschenspielertricks degradiert. Im Gegensatz zum antiken Theater blieb die Pantomime, insbesondere die auf
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niedrigem und eindeutig zweideutigem Niveau, noch lange nach der Antike eine beliebte Volksbelustigung. Pyrrhon von Elis (360-271 v. Chr.) und sein später Schüler Sextus Empiricus (2. H. 2. Jh. n. ehr.) sind für Gregorios und wohl mehr noch für den autori tätsgläubigen Greg. Urheber und Urbilder der Skepsis und des Widerspruchs bezüglich überlieferter Sicherheiten. AC!. Ap. 17,21. Soweit das Zitat aus Greg. von Naz., Or. 21,12 (In laudem Athanasii), PG 35, 1093 C 9- 1096 A 9. In Wirklichkeit haben schon die von Greg. so verehrten Väter die Offenba rung in ein sie verfälschendes philosophisches Gewand gesteckt, z. B. in die von Greg. für einfach gehaltenen Dogmen der einen Natur Gottes in drei Hy postasen und der zwei Naturen Christi in einer Hypostase, die in der Offen barung keine Basis haben und größere Stürme verursachten als der Palamis mus; sie spalteten die Kirche in Arianer und Antiarianer, in Dyo- und Mono physiten. Im folgenden will Greg. « beweisen» , daß Gott i n der Natur alles das, was für alle Geschöpfe lebensnotwendig ist, einfach und leicht zugänglich macht, so das Licht der Sonne, das Wasser, die Luft. In Antirrh. I 227,6-23 beweisen für ihn Sonnenlicht und Wasser in ähnlicher Weise, daß Gott sich allen Geschöp fen gleichermaßen ganz «mitteilen» kann, ohne von allen im gleichen Maße erfaßt zu werden (vgl. Beyer zur Stelle S. 226 Anm. 11). Hier müssen Sonnen licht, Wasser und Luft als Bilder für den einfachen Glauben dienen, der im Ge gensatz zu dogmatischen Kenntnissen für alle Christen lebensnotwendig sei, was man von dogmatischen Kenntnissen nicht sagen könne. 1. Kor. 12,13, wo es aber am Ende nicht heißt »zu einem Geist getauft», son dern «mit einem Geist getränkt». Der Satz ist mit einem ähnlichen Satz im Vortrag zu vergleichen, mit dem Greg. Theodoros Metochites überredete, ihn in die Astronomie einzuführen, s. Bd. 11 43 mit Anm. 74. Auch was hier noch folgt, hat dort eine so deutliche, teilweise fast wörtliche Entsprechung, daß das Ganze bis einschließlich «Maiotis» wie ein Versatzstück aussieht, das Greg. auswendig kannte bzw. in einem «Zettel kasten» aufbewahrte und nach Belieben in einen Vortrag einbauen konnte. Vgl. Anm. 554. Genau diesen «Beweis» für Kommunikation in der Schöpfung bringt Greg. auch Bd. 11 43, s. dazu ebd. Anm. 76. Vgl. 1. Kor. 12, 8 - 10. Greg. nennt nur fünf der neun von Paulus aufgezählten Geistesgaben, und zwar die erste, neunte, sechste, vierte und fünfte. Die übri gen faßt er mit den Worten «und anderen andere» zusammen. Greg. v. Naz., Or. 31,26, PG 36, 204 A 13 f.
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Gen. Kap. 3,1-6. Der Vergleich wurde Greg. vielleicht von dem kurz hiernach zitienen Paulustext 2. Kor. 11,3 eingegeben, s. Anm. 243. Die Basileiosstelle, auf die sich Greg. bezieht, wurde noch nicht identifizien. Vgl. 2. Kor. 11,3: « Ich befürchte (wie einst die Schlange . . . Eva verfühn hat), so könnten auch eure Gedanken von der Einfachheit (und der Heiligkeit) in Chri stus ins Verderben abgleiten» und 2. Kor. 11,14f.: «Das ist nicht verwunderlich (sc. daß Lügenpropheten auftreten); verwandelt sich doch Satan selbst in einen Lichtengel. Da ist es nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich für Diener der Gerechtigkeit ausgeben.» Oben S. 918,11 - 922,4. Zur Forderung, die Bücher des Palamas zu verbrennen, s. ob. Anm. 229. Diese Forderung ist bei Greg. aber nur die eine Alternative. Die andere ist, daß man ihn (und andere) nicht zwinge, die theologischen Thesen des Palamas als Glaubens lehre anzuerkennen und in dem Sinne die kirchliche Gemeinschaft mit ihm auf rechtzuerhalten. Er gibt damit nochmals zu erkennen, daß er nicht um dieses Tribunal gebeten hat und Palamas nur deswegen anklagt, weil dieser ihn und die ganze Kirche zum palamitischen Glauben zwingen will, so daß in Wahrheit er, der nichts Neues in die Kirche einführe, als Häretiker behandelt werde. Byzanz hat zwar keine Inquisition gekannt, wohl aber gelegentlich gewalttäti ge Verfolgung von Abweichlern durch die staatliche Gewalt. Verfolgt wurden z. B. die Ikonodulen, Paulikianer und Bogomilen, Antiunionisten. Greg. weist hier aber Verfolgung ganz allgemein ab, auch die seines Gegners. Der Vorwurf, er sei ein religiöser Fanatiker gewesen (s. Anm. 147), steht schon deshalb auf tönernen Füßen. «Gefäß des Geistes» AC!. Ap. 9,15( - 17); «Nichts bin ich» 1. Kor. 13,2; «Ich uneile, daß ich nichts begriffen habe» Phil. 3,13. Korrigiere im gr. Text piptontes in kyptontes. Diesen Vergleich benutzt Greg. selbst Antirrh. I 211,21- 23, wo er schreibt, daß Gregor von Nyssa in diesem Sinne Eunomios kritisiene. Vor übertriebenem Theologisieren (Reden über Gott) warnt Greg. auch An tirrh. I 187, 8 - 18. Vgl. Anm. 229 u. 245. B. v. Herakleia war seit 1347 der prominente Palamasanhänger Philotheos Kokkinos (ca. 1300- 1377/78), dem wir fiir die Jahre 1353 - 1355 als Patriarch begegnen werden. Er gilt als Hauptautor des Konzilstomos von 1351. Als Ant wort auf die zweiten Antirrhetikoi Logoi des Greg. (1356; s. Bd. I 60 Nr. 71; Beyer: Chronik Nr. 78) schrieb er seine 15 Logoi antirrh. gegen Gregoras, die wir hier gelegentlich zitieren, und um 1368 seine ebenfalls öfter zitierte enko miastische Biographie des Palamas, den er in seinem zweiten Patriarchat (1364- 1376) heilig sprach. Zu ihm s. PLP 11917.
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In früheren Gesprächen mit Greg. hatte Kantak. sich toleranter gegeben, s. Bd. III 193. Die von Greg. beigebrachten Beispiele besagen wenig, da sie schwer vergleich bar sind. Die genannten Männer waren keine Untertanen der Herrscher, zu denen sie freimütig sprachen, und was sie sagten, ist mit der von Greg. an Kan tak. geübten Kritik nicht vergleichbar. Auf die Anekdote, daß Solon zu Kroisos Unpassendes sagte, spielt Greg. auch Ep. 24 a,59 f. (ed. Leone) an; s. dazu die Quellen im App. des Herausgebers. Den Fall Favorinus - Ks. Hadrian, den er Bd. III 193 zum Lobe des Kantak. anführt, läßt er hier wohl absichtlich aus dem Spiel. Ein Lychnit ist ein leuchtender (durchsichtiger) Stein. In Ep. 57,51 (Leone) nennt Greg. die Sonne den kosmischen Lychnit. Der homerische Thersites (n. 2,211 ff.), der Achilles zuliebe die Achaier dem agogisch gegen Agamemnon aufwiegelt, war im ganzen Altertum der Typus des feigen Hetzers, s. Kl. Pauly V 748. Zur Gegenüberstellung Löwenfell Fuchsbalg s. Anm. 132. Zu «Totengespräche» s. Anm. 214. Boivin 1297 notierte dazu: «Disputationi bus scilicet Barlaami et Acindyni cum Palama.» Ich bin der Meinung, daß Greg. sich hier nur auf die polemische Auseinandersetzung über das Thabor licht zwischen Barlaam und Palamas bezieht, da er es immer vermeidet, Akin dynos zu nennen. «Seither» d. h. seit der Synodalentscheidung vom 10. Juni 1341. Greg. hält die Diskussion über das Thaborlicht an sich für «seither» ausgestanden und will die Folgerungen behandeln, die Palamas aus seiner Gleichsetzung von Thabor licht und hesychastischer Gottesschau hatte ziehen müssen, um letztere zu ret ten. Boivin 1297 notierte zur Stelle: «Gregoras lectores alloquitur, non autem eos qui turn aderant in concilio; id quod diligenter observandum.» Genauer gesagt wendet Greg. sich plötzlich an «Zuhörer» , die es, als er dies (in der Haft) schrieb, nicht gab. Dies fällt um so mehr auf, weil er sich sonst an die Leser richtet als jene, die irgendwann einmal auf sein Werk stoßen werden. Daß mit den «Zuhörern» nicht die Konzilsteilnehmer gemeint sein können, leuchtet je dem gleich ein. Boivin kann mit seinem Hinweis also nicht nur diesen Satz, sondern er muß alles, was folgt bis S. 945,15, gemeint haben (vgl. Beyer: An tirrh. 1 310 Anm. 19). Er hat diesen Hinweis wohl deshalb für nötig gehalten, weil ihn das gleich hiernach folgende ephaskon störte, das er mit aiebam ( ich sagte) übersetzte. Ein «ich sagte» paßt nicht in einer Anrede für gegenwär tig gedachte Zuhörer bzw. für künftige Leser. Es erweckt den Eindruck, daß Greg. sich vom Ks. nicht den Mund verbieten ließ und den Konzilsteilnehmern trotzdem einen Vortrag über das Thaborlicht hielt. Das aber steht im Wider=
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spruch zur plötzlichen Hinwendung zu imaginären Zuhörern. Darin gibt er, auch ohne es mit Worten auszusprechen, zu erkennen, daß er sich dem Willen des Ks. beugen mußte und die angekündigte Erörterung der Streitfrage Tha borlicht auf dem Konzil nicht an den Mann bringen konnte. Da ihm dort Zu hörer versagt blieben, phantasiert er sich eben andere, denen er einfach Eifer im Zuhören unterstellen und an denen er sich schadlos halten kann. Die Lö sung des scheinbar widersprüchlichen « ich sagte» liegt in der doppelten Bedeu tung von phasko, s. dazu Anm. 26l. Mit «ihn» und «ihm» ist wohl nicht Kantak. gemeint, der auf dem Konzil das Thema Thaborlicht anrührte und als gute Diskussionsgrundlage bezeichnete, sondern Palamas, dem dieses Thema immer Fluchtburg seiner Verteidigung war. « Ich habe schon immer gesagt» ist meine Übersetzung für ephaskon. Das Verb phasko (das nur Impf. kennt) bedeutet einerseits «behaupten» (und abge schwächt «sagen») (Jat. aio), andererseits «wiederholt sagen» (lat. dictito), vgl. Kühner-Blass, Gramm. der gr. Spr. 1 2 § 289 Anm. 4 S. 212. Greg. verwendet ephasken für einmalige Behauptungen z. B. 937,14 (hier zus. mit dem Impf. ele gen Z. 12) und III 381,19. Boivin benutzt aiebat in diesem Sinne z. B. außer 937,12.14 auch 905,9, während er es III 381,19 mit inquit wiedergibt. «Ich be hauptete» oder « ich sagte» ergibt hier im Kontext einen Widersinn, wie ich in Anm. 259 gezeigt habe. Es bleibt also nur die Bedeutung «Ich sagte schon im mer» oder so ähnlich. Man könnte zwar versuchen, diekoptomen von Z. 939,11 f. als Impf. de conatu zu interpretieren: «es wurde vom Ks. versucht, mir das Wort abzuschneiden» und die Hinwendung an die Zuhörer als eine unglücklich formulierte Apologie für einen weiteren ermüdenden Exkurs zu erklären, wie wir schon oben eine gesehen haben (s. Anm. 133), aber damit wären noch nicht alle Probleme (dürftig) gelöst. Das nun Folgende ist nicht im Stil eines Konzilsvortrags gehalten. Insbesondere hätte Greg. vor dem Konzil nicht gesagt «da der Kaiser es nicht zuließ» (940,13), sondern «da Sie es nicht zuließen» (es sei denn, hier wäre nicht Kantak. gemeint, s. Anm. 265). Auch spricht Greg. hier einfach von «Palamas» und nicht von «dieser Palamas hier», wie er sonst in seinen Konzilsvorträgen häufig tut. Man muß sich sogar fragen, ob dieser ganze Passus (§ 3.1-8 S. 939,15 -945,15) nicht schon im Manuskript, das Greg. Juli/August 1352 fertigstelIte, ein Nachtrag war. § 3 .9 (945,15) « Dar aufhin» usw. paßt viel besser nach § 2.7 (939,14) . Die § 3.9 geschilderte Ent wicklung des Konzilsverlaufs schließt logisch unmittelbar an den Eingriff des Ks. in das Konzilsgeschehen an, der § 2.7 erwähnt wird (Kantak. schneidet Greg. das Wort ab). Nach dem «Exkurs» § 3.1-8 wäre ein Hinweis angebracht gewesen, daß Greg. «zu seinem Thema zurückkehrt», wie er sonst so gerne sagt, d.h. in diesem Fall seinen Bericht über die Konzilsdebatte wieder auf-
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nimmt. Das Fehlen eines solchen Hinweises läßt das Zwischenstück als einen nicht sorgfältig eingearbeiteten Nachtrag erscheinen, was zum Bekenntnis des Autors paßt, daß der Redaktion dieses Teiles die zweite und dritte Hand fehlen (s. Einl. S. 2). Zu dieser sprw. Redensart s. Zenob I 83 mit App.; Diogen. 1 72; Georg. Cypr. Mosq. 1 42. Zur Bedingung, nur mit gereinigter Seele und Zunge zu « philosophieren» bzw. zu «theologisieren» vgl. Bd. 11 43 mit Anm. 7l. Ab hier ( ed. S. 940,11) bis 943,12 schreibt Greg. mit nur leichten Änderungen seine Antirrh. I 311,12-317,6 ab (vgl. Beyer ebd. 310 Anm. 19). Auf einige nicht ganz unbedeutende Unterschiede in der Formulierung werde ich im folgenden kurz hinweisen. Schon gleich die Bezeichnung des Palamas als «der Mann» ist hier milder ausgedrückt als in den Antirrh., wo er «der Unreine» bzw. «der Abscheuliche» genannt wird. Beyers Übersetzung dieses Passus habe ich bei der Arbeit absichtlich nicht eingesehen, um die Einheitlichkeit meiner Art zu übersetzen nicht zu beeinträchtigen. Von einem Versuch, etwas zu verbessern, kann also keine Rede sein. Vom Apparatus fontium zum Text der Antirrh. habe ich dankbar Gebrauch gemacht. Für « gleichsam in Rätseln» steht Antirrh. I 311,14 «weiterhin straflos» bzw. « weiterhin schamlos» . Schon Boivin 1297 -1300 stellte fest, daß Greg. hier dem Streiter für die Bilder verehrung Theodoros Graptos (ca. 775 - 844; zu ihm Beck, Kirche 516f.) ein Werk zuschreibt, das in Wirklichkeit Patriarch Nikephoros I. (758 - 828; Patr. 806-815) zum Autor hat. Er tat das auch schon Antirrh. 1 313,1-4 (vgl. Beyer, ebd. 312 Anm. 20). Ihm folgten darin mehrere seiner Zeitgenossen nach, Pala miten wie Antipalamiten, z. B. Philotheos Kokkinos, Kantak., ]ohannes Kypa rissiotes. Die Bezeichnung des Werkes als Auseinandersetzung des Autors mit einem führenden Bilderbekämpfer namens Eusebios führt ein zweites Phantom ein. Beide, der falsche Autorname und die falsche Werksbezeichnung, stam men aus dem von Greg. benutzten Codex Paris. gr. 910 (10. ]h.), worin die un leserlich gewordene Überschrift falsch restauriert wurde. Boivin konnte den Irrtum mit Hilfe von Cod. Paris. gr. 909 beseitigen (s. dazu auch Featherstone: Iconocl. Epis. 180- 182). Für den «Missetäter» , der die Überschrift, wenn auch unabsichtlich und noch vor der Auseinandersetzung mit Palamas, falsch re konstruierte, hält Featherstone (0. c. 183 f.) Gregoras. Manche im Text des Werkes unleserlich gewordenen Wörter sind von seiner Hand auf dem Margo neugeschrieben worden. Daß er den Codex benutzt hat, steht also außer Zwei fel. Es gibt aber keine Schriftprobe des Greg., die sich mit der in sogen. Aus zeichnungsschrift geschriebenen Überschrift, um die es hier geht, vergleichen ließe. Im übrigen, wer auch immer der erste Neuschreiber der Überschrift ge=
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wesen sein mag, seine Arbeit wurde später noch einmal überholt, was Argu mentation auf Basis der Schrift erschwert (s. Featherstone ebd.). Immerhin konnte Featherstone noch feststellen, daß die erste Ausbesserung der über schrift in braunschwarzer Tinte älter sein muß als die von Greg. eingetragenen Marginalia (s. ebd. 183 f.). Er nimmt darum an, daß Greg. diese vorgenommen hat, ehe er sich mit Palamas anlegte. Was man auch von dieser Vermutung hal ten mag, eine absichtliche Fälschung des Titels zum Nutzen der Bekämpfung des Palamas kann man von vornherein ausschließen. Patriarch Nikephoros stand als Autorität dem später von einem palamitischen Freund des Kantak. als obskur bezeichneten Theodoros Graptos (s. Greg. III 381,18-20) nicht nach, sondern übertraf ihn vielmehr. Für abwegig halte ich denn auch Feather stones überlegung «It is an embarrassing thought that Gregoras, who later vi lified the Palamites for forging Theodor Graptos's name on spurious works, should have willingly suppressed bis saintly namesake's (Nikephoros) memory and fraudulently attributed his works to Theodore.» Außerdem hat er (s. seine Anm. 12), wie ich glaube, Greg. III 381,20 ff. mißverstanden. Diese Stelle ( Kap. 32,10f.) steht im Rapport der Begegnung, die Greg. 1356 mit dem Exkai ser Kantak. und einigen palamitischen Gesellen hatte (Kap. 32-35). Einer von diesen Gesellen fing sofort an, über das Thaborlicht zu reden (381,5 ff.), und fiel dabei über Theodoros Graptos her. Er sagte: « Welche Kirche kennt ihn? Wer bei uns hat ihn je erwähnt?» (381,19f.). Seine Verleumdung gipfelte darin, daß die angeblichen Werke Theodors gegen die Bilderbekämpfer entweder nicht von ihm, sondern ihm untergeschoben seien, oder daß dieser, wenn er tatsächlich der Autor sei, mit seinen Büchern den Häretikern zugerechnet wer den müsse» (381,21 -382,4). Dieser Verleumdung setzt Greg. eine Verteidigung Theodors entgegen (384,10-388,11; 390,1 f.). Als Opfer palamitischer Verleum dung bezeichnet er Theodor auch noch III 458,8 - 10) . Es ist also keine Rede davon, daß Greg. später die Palamiten geschmäht hätte, weil sie Theodors Na men fälschlich fiir untergeschobene Werke in Anspruch genommen hätten. Vielmehr hat ein palamitischer Geselle des Kantak. das von Greg. benutzte Werk als möglicherweise nicht authentisch qualifiziert, übrigens ohne Greg. der Fälschung zu beschuldigen. Dieser Palamit hat sich mit seiner 1356 geäu ßerten Ansicht über Theodor offensichtlich nicht durchgesetzt, denn, wie ge sagt, benutzten Philotheos und Kantak. ihn weiterhin als Autorität und basier ten auf der gleichen Textgrundlage wie Greg. (s. dazu Featherstone 187- 194 u. 196-198), nur interpretierten sie ihn in ihrem Sinne. (Zu Philotheos sei noch notiert, daß der Theodoros, den dieser in seinen Antirrh. gegen Greg. ed. Kai makis V 900 [So 151] nennt, natürlich nicht, wie im Index angedeutet, Theodo ros Graptos, sondern Theodoros von Pharan ist). Noch ein Wort zum Phantom Eusebios. Die Inhaltsangabe von Cod. Paris. gr. =
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910 endete lesbar so «und schließlich die Widerlegung des Eusebios und Epi phanides» (s. Boivin 1297) . Diese Angabe bezieht sich, was Eusebios betrifft, auf einen Brief des Eusebios von Kaisareia (ca. 263 -339) an die Schwester Kai ser Konstantins, Konstantia (hrsg. v. Boivin 1301- 1303; auch PG 20, 15451549), mit dem sich Nikephoros in seinem Werk auseinandersetzt (vgl. Beyer: Antirrh. I 312 Anm. 21) . Ed. 940,21- 941,2 «Als erstes - angemessen ist» - Antirrh. I 312,3 -6. Antirrh. I 313,5 hat «unvergänglich ist» nicht und liest für «dabei» « damals». Greg. stützt sich hier auf Nik. Patr. Contra Euseb. Kap. 9,4 und 9,5 ed. Pitra, Spic. Sol. I 384,33f. u. 385,9-13 Antirrh. I 313,4 und 4-6; vgl. auch Hist. III 464,11 - 13. Ed. 941,2- 14 « Darauf - nicht behaupten wollen» (w. u.) Antirrh I 313,614. Hier zitiert Greg. Nik. Patr. o. c. Kap. 28, ed. I. 417,34-418,16 Antirrh. I 313,7- 14, s. aber Anm. 269 ff. =
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« Denn was es ist . . . was also ist es?» fehlt Antirrh. I 313,9; s. Nik. Patr. o. c. Kap. 28 ed. 1. 418,2-7. Zur Lichtdefinition des Engels vgl. Greg. Naz. Or. 40,5 PG 36,364 B 11 f. Antirrh. 1. 313,13 f. liest man noch den Satz: « Denn dann entginge er nicht der Anklage der bildlichen Darstellung oder zeichnerischen Abbildung» Nik. Patr. 418,15 f. Man vermißt diesen Satz hier sehr. Vermutlich wurde er von Greg. beim Abschreiben der Stelle versehentlich ausgelassen. « Und etwas weiter: . . . » bis hier Nik. Patr. o. c. Kap. 28 f. ed. 1. 418,22-419,7 Antirrh. I 313,18 -315,14. Der hsl. Text des Greg. ist an einigen Stellen besser als der edierte. « Und etwas weiter: . . . » bis hier Nik. Patr. o. c. Kap. 30,2 ed. 1. 420,13-29 Antirrh. I 315,17-23, wo aber (315,23) der Satz «um ein Beispiel zu nennen . . . ähnliches» fehlt. 1. Kor. 15,53. «Und an anderer Stelle: . . . » usw. (inklusive Paulus-Zitat) aus Nik. Patr. Adv. Mam. 1,26 PG 100,269 A 10- B I Antirrh. 1 315,26-317,2. Das erste « an anderer Stelle» (s. Anm. 275) bedeutet « in einem anderen Werk» , d. h. in Adv. Mam.; für das zweite « an anderer Stelle» hat Antirrh. 1 317,3 rich tiger « und wiederum» , da es aus dem gleichen Werk ist: Adv. Mam. 1,39 PG 100, 297 C 4 - 8 Antirrh. 1 317,3 -5. Nik. Patr. ebd. PG 100,297 D 9 - 13 (verkürzt) Antirrh. I 325,l1 f. Greg. bringt das Zitat weiter unten, S. 952,18-20 noch einmal. Dieser Satzteil ist aus Antirrh. 1 317,6- 8, wo die Fortführung aber besagt, daß Palamas viele neue und schlimmere Gotteslästerungen hinzufügte, 317,8 f. Greg. zählt Palamas zu den Massalianem, die von führenden Athosmönchen in einem nach Konstantinopel geschickten Tomos u. a. beschuldigt wurden, =
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Ikonen zu verbrennen, vgl. Bd. III 128 mit Anm. 313 und Antirrh. I 131,17-21 mit Anm. Beyer ebd. 130 nA. 280 «Wolke» metaphorisch für «Menge» schon bei Horn. H. 4,274 (eine Wolke von Fußkämpfern) und Herod. 8,109 (eine Wolke von Menschen) . Greg. wohl ge läufiger aus Hb. 12,1 (eine Wolke von Zeugen). 281 Zu diesem Phantom s. ob. Anm. 266. 282 Ob. 940,21- 941,4. 283 Matth. 13,43. 284 «Wer also sagt . . . bis hier aus Palamas, Antirrh. contra Acindynum 6,9 Opera III 400,14-22 und 400,25 -401,1; auch zitiert Antirrh. 1 319,9-15. Dort liest man für « die Gründe der Dinge in Gott» : «die der Zeit vorausgehenden Partizi pationen und Prinzipien» (oder vielleicht besser: die . . . Partizipationsgrundla gen). Im Zitat bezieht sich Palamas laut Beyer zu Antirrh. 319,9 f. auf Dion. Areop. Hier. coel. 13,3 PG 3,301 C 2-5 und D 7 f. 285 Greg. verweist auf seine Antirrh. I, wo er dem gerade abgeschriebenen Zitat (319,9-15) die Beschuldigung der Verleumdung des Dion. Areop. vorausge schickt hat (319,8 f.) und sofort danach wiederholt und ausarbeitet (319,18 ff.). 286 Auch zitiert Antirrh. I 241,17 f. aus Palamas Abhandlung « Über das heilige Triade 2,3 (aus 1339), Opera I 545,22f. Vgl. Beyer: Antirrh. I 240 Licht» Anm. 1 (der « Herrscherzüge» übersetzt). 287 Der Satz ist ab « nicht nur» aus Antirrh. 1 321,20 f. 288 « Namentlich . . . Palamas» fehlt Antirrh. I nach 321,21. Melchisedek gilt als «anfanglos» , weil er in der Bibel (Gen. 14,17-21) keine Genealogie hatte. Diese Interpretation stammt aus Hebr. 7,3, wo man liest: « ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, ohne Anfang seiner Tage, ohne Lebensende; ein treues Ur bild des Gottessohnes, bleibt er Priester in Ewigkeit». Die Art, wie Greg. über « Leute wie Palamas» spricht, soll dem Leser den Eindruck vermitteln, daß Pa lamas und seine Anhänger sich für besonders auserwählte Christen hielten, de nen insbesondere in ihrer Gottesschau die Gnade der Vergöttlichung zuteil wurde. Zu dieser Stelle ist Antirrh. I 369,6- 19 zu vergleichen, wo in der Erör terung homonymer Ausdrücke, die Palamas arglistig mißbraucht (ebd. 363,18ff.), auch das Wort anarchos/anfanglos behandelt wird. Nach einem all gemeinen Hinweis (369,6 - 11) auf die Mehrdeutigkeit des gr. anarchos ( an fanglos wie Gott oder wie ein Kreis, aber auch Herrschaft ablehnend (<
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stus» sagt er (Chrysost. In Hebr. 12,2 PG 63 Sp. 98,2-7), <Wenn es Ähnlichkeit in allem gäbe>, sagt er, Das aber macht Palamas zur Wurzel seiner Schlechtigkeit und behauptet deswegen, daß jene, die tugendhaft leben, anfanglose und obendrein unerschaffene Men schen werden. So gleitet er anschließend eindeutig ab in die Häresie der Akti stiten, die es wagten zu lehren, daß der Leib des Herrn unerschaffen sei» (Antirrh. I 369,12- 23). Beyer ebd. 368 Anm. 11 weist darauf hin, daß Palamas sich in seinen Antirrh. gegen Akindynos auf Maximos den Bekenner stützt, wenn er die Anfanglosigkeit Melchisedeks als unerschaffene göttliche Gnade interpretien. Darüber geht Greg. sowohl Antirrh. I 369,14f. wie hier hinweg. Auch wenn für uns Maximos keine Autorität biblischer Exegese ist, muß man doch Greg. verübeln, daß er, der ihn häufig für sich in Anspruch nimmt, sich nicht mit seiner Interpretation von Hebr. 7,3 auseinandersetzt. Der gleiche Beleg aus Palamas gegen Akindynos 3,2 Opera III 163,5 -7 in An tirrh. I 321,24f. Dort fehlen: «ihr zufolge», «von den Vätern», «endlos» und «himmlisch» . Hier hält Greg. sich enger an den Text des Palamas und hat nur einige Worte umgesetzt, s. Beyer, Apparat zur Stelle. Vgl. Antirrh. I 341,26 -343,1: «Jenem Licht schreibt er großzügig zu, . , . nicht in seiner Identität verbleiben zu können, sondern sich in unendliche Male un endlich viele Scheiben unerschaffener Gottheiten zu spalten.» Man kann hier wie dort auch übersetzen: «in unendliche Male unendliche Gottheiten» bzw. « Scheiben von Gottheiten». Das gr. Adjektiv apeiros bedeutet sowohl « unend lich viel» wie auch « unendlich groß». Bei « unendlich in der Menge» oder « un endlich in der Zahl» , wie z. B. Platon es gebraucht, ist von « unendlich viele» die Rede, in anderen Fällen von « unendlich in Größe», so z. B. wenn Greg. An tirrh. I 405,7 von einer «unendliche Male unendlichen Distanz» spricht. Hier, wo er mit Palamas die Spaltung des Wirkens Gottes in eine Vielheit von Einzel wirkungen erörtert, geht es ihm nicht um die Unendlichkeit (in Größe) der Gottheiten, die dabei herauskommen, sondern um die endlose Vielheit von Göttern, um einen Polytheismus ohne Ende, den er Palamas anlastet. Selbstver ständlich können Ausdrücke wie «unendlich viele» und « unendlich groß» nur aushilfsweise den Sachverhalt wiedergeben, da sie in sich widersprüchlich sind. Die Unendlichkeit ist ja im Gegensatz zu Größe und Vielheit weder meß noch zählbar. Zum Ausdruck «unendliche Male unendlich» als Adverb s. Beyer: Antirrh. I 178 Anm. 1b. Inhaltlich läßt sich zu dieser Stelle Antirrh. I 181,1- 183,5 vergleichen. S. auch S. 145 mit Anm. 422. Man fragt sich hier: Später als was? und: Wann genau? Von einer Entwicklung der Auseinandersetzung, die in Handgreiflichkeiten mündete, ist im weiteren
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Bericht über die erste Konzilssitzung keine Rede mehr (vgl. Anm. 361). Greg. kann hier eigentlich nur das Ende der letzten Sitzung im Auge haben, s. S. 1010,10 ff. Um die S. 945,6 - 15 beschriebene Entwicklung der von der Tha borlichtthese ausgegangenen Häresie des Palamas möglichst verwerflich dar zustellen, hat Greg. sich, wie es scheint, nicht auf die Aufzählung der so ent standenen bizarren theologischen Thesen beschränken, sondern den dramati schen Ausgang des darüber abgehaltenen Konzils gleich mitbeschreiben wollen. Der Leser kommt sich dabei eher verwirrt als beeindruckt vor. Nach dem Hinweis « das war später» kehrt Greg., der sich dazu bekennt, vom Thema abgekommen zu sein (s. S. 939,14 mit Anm. 259), angeblich zu seinem Thema zurück. Der Leser erwartet also, jetzt zu erfahren, wie es auf dem Kon zil weiterging, nachdem Kantak. Greg. daran gehindert hatte, die Lehre des Pa lamas über das Thaborlicht zu kritisieren. Aber weit gefehlt. Greg. weist nun zu allererst noch einmal auf die Nützlichkeit seines Exkurses über das Thabor licht hin (§ 10) und setzt diesen dann gleich fort, statt wirklich sein Thema, den Konzilsverlauf, wieder aufzunehmen. Es gilt also weiter, daß Greg. im folgen den nicht erzählt, wie er Palamas vor dem Konzil bekämpfte, sondern wieder um nur dem Leser Kritik an dessen Lehre unterbreitet. Erst am Anfang des nächsten Kapitels kehrt er wirklich zu seinem Thema zurück, s. Anm. 313. Nachdem Greg. in § 10, wie Antirrh. 1 323,4-6, auf die Möglichkeit der Wi derlegung des Palamas mit Hilfe des Ikonomachenbekämpfers Theodoros Graptos hingewiesen hat, argumentiert er in § 11 (ab «In bezug auf das Licht» bis hier) ähnlich wie Antirrh. 1 323,8 - 18, aber ausführlicher und deutlicher. Das gleiche Axiom: Was bei den zusammengesetzten Wesen eine Einheit bildet, tut das a fortiori beim einfachen Wesen, verwendet Greg. auch Antirrh. I 333,19 f. Beyer: Antirrh. I 332 Anm. 17 notiert dazu, daß man bei der Anwen dung dieses Axioms spätestens seit Gregor v. Nyssa keinen Unterschied mach te zwischen abstrakter und realer Identität. Man räsonierte z. B. folgenderma ßen: So, wie sich in den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes die eine Natur des Menschen zeige, so in Vater, Sohn und Geist die eine Natur Gottes. Der Vergleich ist so primitiv wie abwegig. Die «Natur» des Menschen ist eine Abstraktion. Realiter existiert nur eine Vielheit von Menschen, und ohne die Vielheit gäbe es den Begriff «menschliche Natur» nicht. «Natur» gibt es realiter nur in einer Vielheit von Menschen. Das gleiche gilt für den Begriff Wesen. Die Anwendung von Begriffen wie Wesen oder Natur auf Gott ist darum von vorn herein sinnlos, sobald man sich wirklich vom Polytheismus freigedacht hat, was den Juden mit Jahweh gelungen ist, nicht aber den Griechen und Römern mit ihrem Olymp von anthropomorphen Göttern im Hinterkopf. Nicht anders steht es mit dem Begriff Hypostase. Auch Hypostase ist ein abstrakter Begriff, der für die Konkretisierung der Natur in jeweils andere Einzelwesen, also auch
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wieder für eine Vielheit steht. «Die Hypostase» existiert nicht real einmal in Petrus, einmal in Johannes usw., existieren tun nur Petrus, Jakobus usw. Real existierende Hypostasen gibt es nur als Vielheit. Da es in Gott von nichts eine Vielheit geben kann, kann es in ihm auch nichts geben, worauf der Begriff Hy postase anwendbar wäre. Auch Greg. ist also auf dem Holzweg, wenn er aus der Einheit von Wesen und Wirken in zusammengesetzten Wesen a fortiori auf eine solche Einheit in Gott schließen will. Dafür müßte der Begriff Wesen auf Gott anwendbar sein. Gott müßte entweder mit irgendwelchen uns bekannten seienden Dingen verglichen und zusammengefaßt werden können, um durch Abstraktion einen ihnen gemeinsamen Begriff Wesen festzustellen; aber wovon soll man in Gott abstrahieren? Oder glaubt man, wie bei Petrus, Jakobus und Johannes nacheinander vom Vatersein, Sohnsein und Geistsein abstrahieren zu können, um zu einem Begriff Wesen Gottes zu gelangen? Natürlich hat Pala mas mit seiner Realdistinktion zwischen Wesen und Wirken in Gott nicht mehr festen Boden unter den Füßen als Greg., da auch er Gott der Kategorie der wesenhaften Realitäten zurechnet. Gewiß, sowohl er als auch Greg. nen nen beide Gott gerne mit Dion. Areop. und Maximos dem Bekenner überwe senhaft, aber weil sie am Dogma von Nikaia I festhalten, können sie diese Be zeichnung in ihrem Theologisieren nicht wirklich ernst nehmen. Im übrigen ist auch die Bezeichnung «überwesenhaft» ein untauglicher Versuch, Gott irgend wie passend zu benennen. Nicht nur scheint sie Gott zum überwesen zu dekla rieren, was immer noch ein Wesen ist, sondern sie enthält auf jeden Fall einen Vergleich mit anderen Wesen. Sie bleibt also der Illusion verhaftet, über Gott, wie es heißt, analog (vergleichsweise, verhältnismäßig) etwas Positives aussa gen zu können. Wer diese Illusion hegt, spricht über einen Gott, der nicht un vergleichlich ist, der zu allem, was nicht Gott ist, in einem Verhältnis steht, m. a. W. er spricht über ein Wesen, das nicht der Gott sein kann, der dem Got tesposrulat des Menschen entspricht, geschweige darüber hinausgeht. Gemeint sind die sogenannten Aktistiten, eine monophysitische Sekte, deren Häresiarch Julian von Halikarnassos war. Antirrh. I 369,24 beschuldigt Greg. Palamas ausdrücklich, ein Anhänger dieser Häresie zu sein (vgl. Beyer ebd. 368 Anm. U). Vgl. ob. Anm. 288. Zu dieser Redensart s. ob. Anm. 72. Wiederholung eines Zitates aus Nik. Patr., s. Anm. 277. Greg. gießt seine Beschuldigung, Palamas verbünde sich mit den Ikonoklasten, in das gleiche Bild eines Bacchanals, das er für dessen Kumpanei mit den Mas salianern verwendet hat. s. Bd. III U7 u. Antirrh. I 131,6. «Wenn . . . verändert» ist im gr. Text der Ausg. ausgefallen. Zwischen «hervor geht» und «wenn» hat Greg. eine Parenthese aus Nik. Patr. (ed. Pitra 416,17-
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29) ausgelassen (s. Boivin 1304) . Dadurch rückten die Wörter alloiosis und al loiosin so nah zueinander, daß beim Abschreiben ein Homoioteleutonfehler entstehen konnte. Ed. 948,22-950,7 Nik. Patr. Contra Euseb. Kap. 27 ed. Pitra 416,11-417,33. Am Anfang hat Greg. «entweder in sich oder wesentlich» zu «entweder we sentlich» verkürzt, desgleichen nachher «in sich oder wesentlich» (416,37) zu «wesentlich». Boivin hat inkonsequenterweise den gr. Text nur an der ersten Stelle aus Nik. Patr. « korrigiert». Zum Phantom Eusebios, s. Anm. 266. Zum Bild vgl. Eurip. Hec. 398. Vgl. Aelian N. A. 1 38: «Wenn man die übelriechenden Mistkäfer mit Salböl bespritzt, vertragen sie den Wohlgeruch nicht, sondern sterben daran.» Vgl. IV 18 u. 46. Antirrh. I 135,1 1 - 15 hat Greg. Ketzer allgemein mit Spechten verglichen, die an der Baumrinde die gesunden Teile in Ruhe lassen und sich von den faulen ernähren. Vgl. Beyer: Antirrh. 134 Anm. 13. Für einen weite ren Vergleich Palamas - Mistkäfer s. u. S. 1100,19 f. mit Anm. 566 u. 1106,13 -18. =
Eunomios, kurze Zeit B. v. Kyzikos (Ende 4. ]h.), war der Wortführer der ex tremen Arianer. Er wurde vor allem von Basileios und Gregor v. Nyssa be kämpft, aus deren Entgegnungen zwei seiner Werke besser bekannt sind, s. Kl. Pauly s.n. 11 428. Wie schon Boivin 1304 notierte, bringt Greg. die hier versprochenen Zeugnisse des Basileios und Gregorios nicht mehr. Antirrh. I Ed. 951,6-16 Nik. Patr. Adv. Mam. 1,41 PG 100,304 C 5 - D 3 237,17-239,6 (wo der letzte Satz fehlt) und 951,10- 16 Antirrh. I 323,24325,l. Ed. 951,16 - 19 ebd. 1,48 PG 100,335 B 8 - 12 Antirrh. I 325,1-4 (ab Wesen und Wirkung). Vgl. Antirrh. 1 325,13 f.: «Indem der große Lehrer dies sagt, sagt er das gleiche wie Basileios.» Nach dieser für ihn typischen Übergangsformel hängt Greg. eine weitere Er läuterung an, die er auch Antirrh. I 325,5 -12 gegeben hat und hier mit nur leichten Änderungen übernimmt. Ed. 952,18-20 Nik. Patr. Adv. Mam. 1 39 PG 100,297 D 9 - 13; vgl. Antirrh. 1 325,11 f. und unten S. 943,8 - 10. 2. Kor. 5,17. Im gr. Text der Ausg. fehlt «und er sagt» sowie « denn man kann . . . nicht . . . nennen», so daß dort das Objekt von nennen (<
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(er meint seinen Exkurs) nicht weiter in allen Einzelheiten und mit allen ihm bekannten Väterzeugnissen weiter erörtern will. Auch will er den Vergleich der Lehre des Palamas mit den auf früheren Räubersynoden verkündigten Häre sien nicht fortsetzen. Mit den «Räubersynoden» sind wohl an erster Stelle iko noklastische Synoden (etwa die von 754) gemeint, wie Boivin erklärend über setzte: « in aliis illis iconomachorum scilicet conciliis seu potius latrociniis» . Aber man kann nicht ausschließen, daß Greg. auch an Synoden der Arianer und anderer Häretiker gedacht hat. Bei « indem ich . . . fortfahre» hat Greg. direkt wohl nur den weiteren Konzils bericht im Auge, aber als er dies schrieb, hatte er auch schon seinen Disput mit Kabasilas hinter sich, über den er auch ausführlich berichten wollte (unten S. 1050 - 1146), so daß er nicht nur im ersten, sondern auch im zweiten Bericht noch reichlich Gelegenheit finden würde, an passenden Stellen alles Nötige zur Widerlegung des Palamas einzuflechten. Der Punkt, zu dem Greg. zurückkehrt, ist nicht der, den der Leser erwartet. Kantak. hatte ihm das Wort abgeschnitten, als er anfangen wollte, über das Thaborlicht zu reden (s. S. 939). Nun spricht er plötzlich davon, daß der Ks. ihm schon zum zweiten Mal vorwarf, das Theologisieren zu verbieten. Bisher war davon nur einmal die Rede, in der ersten Gegenrede des Kantak., s. S. 937,17 f. mit Anm. 238. Auf diesen Vorwurf hatte Greg. aber noch nicht ge antwortet. Ich vermute, daß Kantak., als er Greg. wegen des Thaborlichts das Wort abschnitt, zu erkennen gegeben hat, daß er mit dem zweiten Punkt fort fahren könne. Greg. konnte also auf dem Konzil seine systematische Replik auf die Gegenrede des Kaisers fortsetzen, wenn auch unter Ausklammerung von Punkt eins, dem Thaborlicht. Dies wäre dem Leser sofort klar gewesen, wenn Greg. seinen Konzilsbericht nicht für einen so langen Exkurs unterbro chen hätte. Der Ks. wiederholte - laut Greg. - nicht nur den Vorwurf, son dern auch die Begründung. Greg. formuliert diese hier wortwörtlich gleich wie oben S. 937,20-22. Auch das soll der Ks., wenn wir Greg. beim Wort nehmen, hier zum zweiten Mal versichert haben, vgl. 937,22f. (mit Anm. 251) . Was nun folgt, hat Greg. wieder vor dem Konzil vorgetragen. Vgl. Anm. 23, 67, 177, 225. Die Folgsamkeit der Pythagoräer ihrem Meister gegenüber hat Greg. auch Bd. II 271 gerühmt (s. dazu ebd. Anm. 438), und er tut es später noch einmal, s. ed. Bd. III 64,9f. Zusammen mit ihrem fünfjährigen Schweigen (bzw. schwei genden Zuhören) (s. dazu Diog. Laert. VIII 10) erwähnt er sie auch unten S. 1013,5 und Ep. 67, 1-4 ed. Leone. Die gleiche Argumentation hat Greg. in seiner Rede von 1334 benutzt, in der er von einem Unionsgespräch mit der lateinischen Kirche abriet, weil diese längst
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vorzüglich definierte Dogmen in Frage stelle, statt sich an die Väter zu halten, s. Bd. 1 58 Nr. 67 und Bd. 11 27l. Der Satzteil «diese Anordnung . . . sie es taten» fehlt im gr. Text der Ausgabe. Boivin versuchte folgende Korrektur: «ob Sie meinen, daß es befohlen wurde, ehe sie es versuchten, oder nach dem Theologisieren; denn wenn danach . . . » Übliches Bild, wenn etwas zum Weinen und Lachen zugleich Anlaß bietet; vg\. Bd. 11 73 mit Anm. 160. Sprw. Bezeichnung für Hohngelächter, s. Zenob. V 85; Karathanasis 76. Sie wurde schon im Altertum verschieden erklärt und entweder vom Verb sairo die Zähne blecken abgeleitet oder von einer Sardonion genannten giftigen Pflanze auf Sizilien, die beim Essen ein Grinsen verursachte. Im Gr. liegt ein Wortspiel vor: «Damit nicht athesmia akairia zum thesmos eu kairias wird», d. h. wörtlicher übersetzt «Damit nicht gesetzlose Inopportuni tät zum Gesetz der Opportunität wird». Greg. sorgt sich um eine Umkehrung der Normen, wenn in der Theologie der Laie das gleiche Rederecht bekommen soll wie der Fachmann. Der ganze Passus ab «Als erster» ist, die Zitate inklusive, fast wörtlich aus der in Anm. 319 genannten Rede des Autors übernommen worden, s. Bd. 11 272 mit Anm. 443 -445. Ed. 958,4- 12 u. 12-15 Greg. Naz. Or. 20,11 PG 35,1077 C 2 - 11 und 1080 A 5-9. Ed. 958,15 - 18 Greg. Naz. Or. 32,21 PG 36,200 A 6-9. Der hier zusammengefaßte Text enthält nacheinander Zitate aus: Greg. Naz.: 958,20-959,1 Or. 29 PG 36, 84 D 1-4 u. 80 C 9 f. 14.; 959,3 f. ebd. 89 C 13; 959,4 f. ebd. 82 A 7 f.; 959,6 ebd. 85 B 2 f. Bas.: 960, 1 - 6 Horn. 24 PG 31,612 B 9 - C 1; 960,6- 12 Adv. Eunom. II 8 PG 29,585 B 7 - 15; 960,12-17 Ep. 140 PG 32,588 B 5 - 11; 960,17 -20 nicht indentif. Joh. Chrysost. angeblich (Codd. i. mg.) aus De Incompr. (PG 48,701-748); 961,12-14 u. 961,14-16 dort =
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nicht gefunden (14-16 bis auf den Satz: «Ein weises Wort rät» Sir. 3,21); In Gen. PG 53,29,3 961,17f. De Incompr. 743,16f. (+ 741,43); 961,18 -22 =
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v. u. - 30,3; 961,22-962,2 In Eph. PG 62,133,8 - 13 (im gr. Text der Grego rasausg. fehlt der Schluß des Satzes) . Athanasios: 962,6-11 Ep. ad Acg. 8 Pg 25,556 A 15 f. (indirekt) u. B 1 - 9 (direkt) . Isaak der Asket (der Syrer): 962,13 15 nicht identif. Joh. Klimax: 962,17-19 Sc. Par. PG 88,816 D 1-5 (ver kürzt) . Paulus: 963,5- 7 Ad. Ga\. 3,10 (mit Dt. 27,26) . So wenig wie die «theologikotatoi» dieser Väter scheint auch Greg. geahnt zu haben, daß sie ihre Warnungen vor unnötigem Theologisieren aussprachen in Werken, die von solcher Theologie, d. h. von philosophischen Aussagen ohne Offenbarungs grundlage, keineswegs frei waren (vgl. Anm. 293) . Die Zusammenfassung der Lehre der Konzilien, mit der Greg. seine Väterzeugnisse abschließt, entspricht =
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voll und ganz dem kritiklosen Konservatismus, zu dem er sich schon in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zum Palamismus vor der Kaiserin Anna im J. 1346 bekannt hatte, s. Antirrh. I 171,1-5 (mit Apparat Beyer); vgl. auch Anm. 177. Anschließend schneidet der Ks. Greg. zum zweiten Mal das Wort ab (zum ersten Mal S. 939 (vgl. 949 mit Anm. 291 u. 313»). Kantak. spricht nun zum dritten Mal (nach 905- 909 und 937f.). über Palamas' Bildung wurde und wird unterschiedlich geurteilt, je nachdem der Urteilende Anhänger seiner Mystik ist oder nicht. Daß er aufgrund seiner angeblich mystischen Erkenntnisse im profanen Sinn bildungsfeindlich war, wird niemand leugnen (können). Seine mystischen Vorurteile machten ihn blind vor elementaren Grundsätzen vernünftiger Textinterpretation und folge richtiger Logik. Als junger Mann hat Palamas (um 1311) Lob von Theodoros Metochites für seine Kenntnisse der aristotelischen Logik geerntet. Aber laut Greg. beherrsch te dieser sie selbst nicht (s. PLP 21546 Sp. 109 a). Dieses Lob hat Greg. hier aber offenbar nicht im Auge und er würde auch sicher Metochites nicht zu denen zählen, die Palamas aus Dummheit nicht widersprachen; er spricht hier über eine spätere Zeit, als Palamas schon die besondere Gunst des Kantak. genoß. Empedokles (Frgm. 215) bei Aelian N. A. 16,29 und Plutarch Mor. 1123 B. Zum Beispiel den Dialog Phaidros. Boivin 1305 notierte zu diesem Satz, daß Greg. Kantak. an anderer Stelle (919,20-23) als keineswegs ungebildet bezeichnet. Er tut es m. E. auch hier nicht. Boivin übersah, daß im Gr. in einem solchen Satz autou für heautou stehen kann. Ich halte es für undenkbar, daß hier mit autou Kantak. gemeint wäre. Das gäbe keinen Sinn und stünde mit der Fortsetzung des Satzes im Wi derspruch. In der Landschaft Pieria in Makedonien am Fuße des Olymp waren die Musen zu Hause (vgl. Hes. Theog. 1; Greg. Ep. 4,167 ed. Leone). Für «auf der Stirn» steht im Gr. «über den Augenbrauen», d. h. auf dem Teil des Gesichtes, wo man den Gemütszustand eines Menschen (Freude, Trauer, Zorn) glaubte able sen zu können. Das gleiche Bild der sich in ihre Häuschen bzw. Schalen zurückziehenden Schnecken bringt Greg. im Philomathes 172- 174 ed. Leone und in Antirrh. I 363,6 ed. Beyer. Ich sehe keine Möglichkeit zu überprüfen, ob Palamas genau das gesagt hat, was Greg. ihm hier in den Mund legt. Es gibt von diesem Konzil keine zuver lässigen Akten. Der vom prominenten Palamiten Philotheos Kokkinos verfaßte Tomos, der die offizielle palamitische Lehre proklamiert, muß nicht einmal in haltlich in allen Punkten genau mit einer improvisierten Rede des Palamas übereinstimmen. Es fällt auf, daß Greg. hier nicht nachträglich noch prote-
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stiert, daß ihm zuvor das Wort über das Thaborlicht abgeschnitten worden war, während Palamas nun ungehindert seine These vom Thaborlicht als Axiom verkünden darf, das seine ganze Theologie trägt. Exod. 3,2. 4. Reg. 2,1l. Exod. 13,2l. Is. 37,36 (wo man 185.000 liest) . Num. 22,28 -30. Diese Formulierung erweckt den Eindruck, daß Greg. den Gegensatz, den er zwischen der Lehre des Palamas und den Entscheidungen des sechsten Ökume nischen Konzils sieht, mit einer bewußten Kriegserklärung des Palamas an die se Entscheidungen gleichsetzen möchte. Aber schon im nächsten Satz erklärt er diesen Gegensatz damit, daß Palamas nichts verstehe und ungebildet sei. Zu Epikurs Ansicht über das Maß der Sonne s. seine Ep. II an Pythokles p. 91 (ed. Cesener, Leipzig 1887, S. 39,2- 10; ed. Bailey, Oxford 1926, S. 60). Er spricht freilich nicht vom Maß eines Fußes, sondern schreibt: «Die Größe der Sonne, (des Mondes) und der übrigen Sterne ist für uns die, die sie zu sein scheint; an sich ist sie entweder (etwas) größer, als man sie sieht, oder etwas kleiner oder genausogroß.» Das sechste Ökumenische Konzil entschied den theologischen Streit, ob in Christus eine Energeia und ein Wille anzunehmen seien oder zwei, gegen die sogenannten Monenergeten und Monotheleten. Im palamitischen Streit über die Energeia Gottes suchte man selbstverständlich nach Aussagen dieses Kon zils, die für den eigenen Standpunkt verwertbar schienen. Die Stelle, wo dieser Satz in den Akten des Konzils (Mansi XI 190- 922) steht, habe ich nicht identi fiziert. Das Konzil stellt aber die Monenergeten und Monotheleten einmal vor die Frage, ob die von ihnen postulierte eine Energeia erschaffen oder uner schaffen sei (Mansi XI 272 B 4-7) . Die Antwort verlangt eine Entscheidung auf der Basis des hier angesprochenen Axioms. Bas. Ep. 234 PG 32,869 A 13 -B 2, verkürzt. Für «unbeteiligt» (amethektos) steht bei Bas. «unzugänglich» (aprositos) . Vgl. Anm. 378 u. 38l. «Als Spinngewebe» , vgl. Is. 59,5. Greg. unterbricht hier (S. 970,4-975,5) sei nen Bericht über die Konzilssitzung, um sich mehr direkt mit einem Kommen tar an die Leser bzw. den Leser zu richten. Bald hat er dabei in seiner Phantasie anscheinend mehrere Zuhörer oder Leser vor Augen, die er mit «ihr» anredet (970,6; 972,5 f.), bald einen, wie das «du» zeigt (972,21; 973,3; 974,4). S. auch Anm. 354. Sprw. Redensart; vgl. Bd. l Anm. 312 und Greg. Ep. 11,124 ed. Leone mit App. Das gleiche Bild oben S. 918; s. dazu Anm. 189. Daß Palamas das meiste, was er sagte, so allgemein begründet haben soll, ist
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durchaus glaubwürdig, aber von geringer Bedeutung. Sowohl er selbst wie sei ne Jünger haben in ihren Werken auch konkrete Väterzeugnisse für sich in An spruch genommen und als Beweise für ihre theologischen Thesen vorgelegt. Es kommt dabei aber auf die Richtigkeit der Interpretation an und mehr noch darauf, ob ein solcher Text Offenbartes enthält oder nur das, was ein «Vater» als in der Offenbarung enthalten geglaubt hat. 349 0b. S. 951,13 - 19. 350 Greg. zitiert aus Athanasios 972,9 f. = Contra Ar. 2,2 PG 26,152 A 11-13 (vgl. Antirrh. 1 367,12- 14); 972,11 - 13 Ep. ad Sero 1,20 ebd. 580 A 3 - 7 (vgl. An tirrh. 1 365,22-367,4); 972,14-16 = Contra Ar. 3,65 ebd. 460 B 16- 19 (vgl. Antirrh. I 377,19-21). Aus Kyrillos v. Alex. 972,17-19 nicht identif. (vgl. An tirrh. I 367,14- 16; Beyer notiert dazu im App. cf. (nicht ) Cyr. Alex. Thes. 34 PG 75,603 B (korrig. 604 A 13 -B 1). Die Übereinstimmung ist gering; die zi tierte Stelle bleibt zu identifizieren) ; 972,19-21 = Thes. 34 ebd. 580 A 6 - 8 (vgl. Antirrh. I 367, 5 -7). 351 Greg., der hier den Leser anspricht, dem er über Palamas' Vortrag auf dem Konzil Bericht erstattet, verwendet an dieser Stelle, aber auch sonst später den Singular im Gegensatz zu oben S. 939,15 (vgl. Anm. 259) . Zum Wort «Selbst wirksamkeit» (gr. autoenergeia) ist zu bemerken, daß Greg. es von Nikepho ros Patriarcha (Ps.-Theodoros Graptos) übernimmt; vgl. Beyer: Antirrh. 1 236 Anm. 24. 352 Diese Interpretation beruht auf dem Trinitätsverständnis, das vom ersten Öku menischen Konzil von Nikaia sanktioniert wurde und Gott als ein Wesen in drei Hypostasen definierte. Wenn man Sohn und Geist qua Hypostasen als Wirken des Vaters bezeichnet, ist dieses Wirken vom Wesen Gottes verschieden und zugleich ein doppeltes Wirken. Das will Greg. natürlich nicht behaupten. Also müßte er Sohn und Geist als Wesen (Gottes) meinen, denn nur dann wäre das Wirken auch das Wesen und einfach. Da aber der Vater nicht anders als Sohn und Geist mit dem Wesen identisch sein muß, wäre auch der Vater das Wirken des Vaters, wenn das Wesen und dieses Wirken tatsächlich identisch sein sollen. Auch das kann Greg. nicht meinen. Ich hätte ihm gerne einmal die ses Dilemma vorgelegt. Vermutlich hätte er geantwortet: « Der Vater ist Prinzip der göttlichen Natur und dieses Prinzip-sein ist sein Wirken.» Prinzip der gött lichen Natur sein, die auch die Natur des Vaters ist, kann aber nicht das gleiche sein wie Prinzip des Sohnes und des Geistes sein und wohl noch weniger das gleiche wie Prinzip der Schöpfung sein. Kein Dilemma gibt es, wenn man Gott (bzw. Gottes « Wesen», sofern man unbedingt an diesem unglücklichen Aus druck festhalten will) als Akt des Vater-Sohn-Geist-Seins definiert, der als sol cher Prinzip der Schöpfung ist. Wenn also die Heiligen den Sohn und den Geist das Wirken des Vaters nennen, beweisen sie damit keineswegs, wie Greg. =
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ANMERKUNGEN: 352-356
meint, die Identität von Wesen und Wirken, sondern reden, ihre eigenen War nungen vergessend (s. Anm. 327), auf sinnlose Weise über Gott. Im Folgenden zitiert Greg. Joh. Damasc.: 973,12-16 Fid. orth. I 8 PG 94,808 B 13 f. + 809 A 2-6 (vgl. Zigab . Panopl. II PG 130,100 D 5 f. u. 101 B 2 - 6) ; 973,22-974,3 nicht identif. 353 Zitate aus Maximos Conf. 974,9 -11 Ambig. PG 91,1184 B 14- C 1; 974,1113 ebd. 1184 D 5 - 7; 974,14- 18 ebd. 1185 A 5 - 11; 974,19 f. ebd. 1181 B 9 - 11. Vgl. dazu Antirrh. I 195,7- 197,6 und 335, 1 - 15. 354 Greg. verliert hier aus den Augen, daß er die soeben (ab S . 970,4) geäußerte Kritik an der Rede des Palamas gar nicht als von ihm auf dem Konzil vorgetra gen präsentiert hat. Nicht nur liest man nirgendwo «ich sagte» o. ä., er ist auch nirgends auf direkte Rede übergegangen, wie er es sonst gelegentlich rut. (In der Zusammenfassung seiner Antwort an den Kaiser z. B. (938,7ff.) geht er S. 939,4 von indirekter auf direkte Rede über und stellt dies außerdem durch «ich sagte» klar. Vgl. auch Anm. 17 und 374.) Er wendet sich an mehreren Stel len auch eindeutig an den Leser und nicht an die Konzilsteilnehmer, s. Anm. 345. Auch ist «laut Palamas» S. 975,4 nicht mit dem Stil eines Vortrags in Anwesenheit des Mannes vereinbar. Greg. wird sich aber kaum darin irren, daß er bald nach dem Vortrag des Palamas freiwillig oder von anderen ge drängt seine Mitstreiter zu Wort kommen ließ. Ich nehme darum an, daß er Palamas kurz geantwortet hat und dann aus den von ihm angegebenen oder anderen Gründen auf eine ausführliche Widerlegung verzichtete. Das wenige, das er auf dem Konzil gesagt hatte, war ihm aber für eine wörtliche Wiederga be in seinem Konzilsbericht nicht gut genug und wurde darum durch obenste hende Kritik ersetzt. Der Leser bemerkt sowieso kaum, daß er hier nicht die von Greg. auf dem Konzil gegebene Antwort vor sich hat, und schluckt den falschen Übergang mühelos. 55 3 Sybaritisch heißt verschwenderisch, vgl. Suda 1271; Nik. Chon. Hist. ed. v. Dieten 441,10; Diogen. 1 2; Zenob.V 87; Apost. XV 83 a. «Palamitische Mör derbande» ist ein Versuch wiederzugeben, was Greg. mit dem gr. Wort palam naioi meint. Dieses Wort bedeutet «mit Blutschuld beladen» , «Mörder», hat aber auch einen Anklang an den Namen Palamas. Daher die Vorliebe des Greg., die Palamiten mit diesem Prädikat zu benennen. (Vgl. Capperon. 1314 zu S. 1104,15: Der Autor spielt auf den Namen Palamas an, der dem Wort pa lamnaios ähnlich ist, das verbrecherisch bedeutet. Die lat. Übersetzung kann die Anspielung nicht wiedergeben. Ich füge darum «palamitisch» ein.) Auch Akindynos benutzte schon diese Bezeichnung. Vgl. Beyer: Antirrh. I 160 Anm. 13. 356 Mit diesem Vergleich spielt Greg. wieder auf die verbreitete Anschuldigung an, die Palamiten ergäben sich gerne der Trinkerei unvermischten Weines und dem =
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darauffolgenden Rausch, wie es einst die Dionysosverehrer taten. Vgl. dazu Bd. III 127 und Antirrh. I 145,11 f. mit Beyer S. 160 Anm. 6. 357
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Obengenannt: S. 892,12- 893,22. Was die von Greg. angesprochenen Schriften betrifft, so müßten sie, als Greg. diesen Teil seiner Historia verfaßte, d. h. spä testens Frühjahr 1353, erschienen und Greg. bekannt gewesen sein. Solche Schriften lassen sich nicht mehr nachweisen. Was wir von einigen der genann ten Personen kennen, ist aus späterer Zeit. Es handelt sich hier möglicherweise um eilig verfaßte Pamphlete, die verloren gingen, als Gründlicheres auf den Markt kam. Anspielung auf das von den Palamiten angenommene und mit ihren körperli chen Augen wahrgenommene unerschaffene Licht, das sie aber hier nicht her beizaubern konnten, so daß ihre Häresie über dieses Licht bei erschaffenem Lampenlicht verlesen werden mußte. «Damit» soll nicht das Ziel der Palamiten andeuten, sondern vielmehr eine in nere Notwendigkeit ihrer Häresie aufzeigen, die sie zwinge, als letzte Beweis möglichkeit immer ihre Theorie über das Thaborlicht vorzutragen, die für Greg. eindeutig ikonoklastisch ist. Vorgelesen wurde natürlich der Teil des To mos von 1341, der sich mit dem Thaborlicht befaßt, § 8 -46, S. 302-307 ed. Karmiris. Joh. Dam. Horn. 1,8 PG 96,580 B 2f. Die Begriffe «übervollkommen» und «vorvollkommen» stammen aus Dion. Areop. Div. Nom. 2,10 PG 3,648 C 7. Vgl. Antirrh. 1 307,3. Die hier geschilderte Szene eines protestierenden Antipalamiten, der daraufhin eingeschüchtert wurde, ist der einzige Moment, womit man die von Greg. oben S. 945,15-946,5 vorweggenommene unheilvolle Entwicklung des Kon zilsverlaufs bis hin zu Handgreiflichkeiten in Verbindung bringen könnte. Es ist aber unwahrscheinlich, daß Greg. hier stattgefundene Handgreiflichkeiten mit Stillschweigen übergangen hat (vgl. Anm. 291). Was die palamitische Re aktion auf den Protestseufzer eines Gegners betrifft, so läßt Greg. vermutlich nur die Hitzköpfe der Gegenpartei zu Wort kommen. Diese mögen die Partei nahme des Ks. so offen als alles entscheidend dargestellt haben. Die Tatsache, daß anschließend für den 30. Mai eine weitere Sitzung angesetzt wurde, zeigt, daß zumindest offiziell keine Entscheidung fiel und den Palamasgegnern Gele genheit zur Fortführung des Disputs gegeben werden sollte. Dies wurde sogar schriftlich festgelegt, s. Tomos von 1351 § 6, S. 314,30-33 ed. Karmiris. Doch geschah dies nur, um die Form zu wahren. In Wirklichkeit stand die Verurtei lung jeglicher Ablehnung der palamitischen Theologie längst fest. Die Antipa lamiten galten «der Kirche» (Tomos S. 314,31) als «unheilbar krank» (ebd. 314,22 f.). Gregoras' Schilderung, wie es nach der ersten Sitzung zu einer antipalamiti-
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schen Demonstration kam, zeugt von naivem Selbstbetrug. Daß das zahlreiche Publikum (s. S. 903,8 f. mit Anm. 148) das Ende der für die meisten wohl eher langweiligen Auseinandersetzung nicht abwartete, glaubt man ihm gern. Daß es in der Stadt wie selbstverständlich überall einen großen Sieg des Philoso phen Greg. verkündete, ist wohl eher Wunschdenken des angeblich spontan gefeierten Siegers. Wer im Publikum konnte schon den Stand der Debatte beur teilen? Beim Entstehen einer antipalamitischen Demonstration hat es gewiß Geburtshelfer gegeben. Dabei ist vor allem an Schüler, ehemalige Schüler, Freunde und Sympathisanten des Lehrers Greg. zu denken, die die Berichter stattung über den Gang der ersten Sitzung steuerten und dabei von der Unpo pularität des Kantak. profitierten. (Vgl. dazu Beyer: Streit und Liedermacher 269 f.) Ihn wollten viele durch eine Erniedrigung des Palamas treffen. Vgl. Anm. 27, 54, 116. In seinen zweiten Antirrhetika (gegen den Tomos von 1351) erwähnt Greg. auch einen Angriff des Volkes auf Pa lamas und seine Anhänger, der laut Philo theos, Antirrh. 1 554-570 eine Ausgeburt der Phantasie des völlig verrückt ge wordenen Philosophen sei. Gegen Ende des ersten Buches dieser Antirrh. 11, womit Philotheos sich im ersten Buch seiner Antirrh. auseinandersetzt (s. Pro theoria Z. 38-40 und 1 78-83, XII 952 f.) demonstriert Greg. Hoffnung, daß wider Erwarten der Palamismus doch noch besiegt werden wird. Vorher hat er erklärt, wie es dazu kommen konnte, daß die Dogmen der Kirche zum Spiel ball der Menschen wurden (fol. 9vff.). Wenn die Führer von Staat und Kirche nicht taugen, können sie, auch wenn sie nur einen Bruchteil der Menschen aus machen, jedes Unheil herbeiführen und mit ihrer kleinen Zahl unzählige Chri sten verfolgen. Gott aber bestraft die Gottlosigkeit (vgl. Philotheos I 189-195), und das läßt auf Vergeltung hoffen (fol. 12-12V). Diese Hoffnung nun erläutert er seinem Freund Agathangelos so: Auch die Palamiten bilden nur den soviel ten Teil des Volkes. Das wisse dieser selbst, der höre, wie die Leute heimlich auf sie schimpfen. Denn offen zu reden, wagten sie noch nicht, weil der Herr scher die Palamiten schütze. Dann wörtlich: «Das habe ich vielmehr selbst er kannt, als jenes Räuberkonzil versammelt war und gegen uns die ungesetzli chen und tierischen Beschlüsse faßte. Damals war Palamas selbst samt seiner Gottlosigkeit und seiner bacchischen Schar von den Zuhörern beinahe gestei nigt worden, die seine Gottlosigkeiten genau erkannt hatten und in göttlichem Eifer entflammt waren. Nur weil er in den Schlupfwinkeln des Kaiserpalastes untertauchen und den Schutz des Kaisers in Anspruch nehmen konnte, wurde er mit knapper Not gerettet. » Die Anhänger des Palamas kommen in den An tirrh. 11 (fol. 12V) noch schlechter weg als in der Historia (vgl. Phi10th. I 564568). Diesen Vorfall würdigt Greg. als Beweis, daß das Volk eindeutig auf der Seite der Antipalamiten stand, und er lobt insbesondere einige führende Sena-
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toren, die dem Kaiser gäben, was dem Kaiser und Gott was Gott gebühre. (fo1. 12V-13) (Ausführlichere Wiedergabe des Antirrh.-Berichtes bei Beyer o. c. 27Of.) Gegen diese Darstellung zieht Philotheos zu Felde. Er nutzt es aus, daß Greg. nicht präzisiert, wann genau der Vorfall stattfand, und tut, als ob dieser ihn «nach der Auflösung des Konzils» (I 559 f.) ansetze. Auch wenn er nicht unbedingt aus der Hist. Rhom. gewußt haben muß, daß Greg. von einem Er eignis nach der ersten Sitzung spricht, so muß es ihm als Konzilsteilnehmer auf alle Fälle bekannt gewesen sein, daß es damals eine antipalamitische Demon stration gegeben hatte, die Greg. stark übertreiben mag, aber nicht frei erfin det. Indem er das Geschehen auf einen Zeitpunkt verschiebt, zu dem es nicht mehr denkbar ist, kann er die Erwähnung eines solchen Ereignisses durch Greg. als Gipfel der Lüge bezeichnen (1 554) und ihm den Triumphzug der Pa lamiten gegenüberstellen (I 571-590), der nach der Verurteilung der Gegner tatsächlich stattfand. Gregoras, so schreibt er, der nach dem Konzil mit seinem Anhang in Schande abzog und in der Versenkung verschwand, wolle aus Rase rei und Neid die Wahrheit nicht anerkennen und erfinde deshalb solche Lügen. Daraus wiederum könne man auf den Wahrheitsgehalt seiner dogmatischen Schriften schließen (1 621-635). Unser Fazit: Greg. betrügt sich selbst mit eitler Hoffnung auf Parteinahme des Volkes für die antipalamitische Orthodoxie und macht darum aus einer einmaligen antipalamitischen Demonstration ein prophetisches Ereignis, das er in entsprechenden Farben malt. Philotheos fälscht Geschichte, indem er eine wichtige Tatsache einfach leugnet und die Darstellung der Ereignisse durch Gregoras verdreht. Auch er hatte ein Motiv. Eine Erniedrigung des Palamas konnte er, der Propagandist eines wahrhafti gen Palamaskultes, nicht hinnehmen. Für ihn ist Palamas jener Gregorios, der dem gleichnamigen weisen T heologen (Greg. v. Naz. «der T heologe») als T heologe und Weiser und Göttlicher nicht nachstand (1 362-364), dessen hei lige und theologische Zunge seine Gegner nicht einmal kurze Zeit aushielten (I 578-580), die Koryphäe des heiligen Kampfes, Verfasser, Verkünder und Lehrmeister der Dogmen der Rechtgläubigkeit, der Auflöser aller Häresien usw. (1 607-621). Beyer o. c. 270-272 urteilt positiver über die Parteinahme des Volkes für Gre goras. Er möchte die Demonstration nicht »einzig und allein auf Antipathie gegen Kantakuzenos zurückführen», sondern annehmen, daß das Volk von da mals in Greg. einen Gelehrten und Denker als solchen erkannt und ihm Hoch achtung entgegengebracht habe, gewissermaßen als Repräsentanten der wis senschaftlichen und kulturellen Tradition von Byzanz. Eine solche Motivation möchte ich auf den gebildeteren Teil der Demonstrationsteilnehmer beschrän ken, etwa die von Greg. gelobten Senatoren und den Kreis seiner Schüler, Ex schüler und «Kollegen», denen das überwiegend bildungsfeindliche Mönch-
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turn auch sonst unsympathisch gewesen sein mag. Für sie mag gelten, was Beyer (S. 272) schreibt, daß sie aus geistiger Selbstbehauptung demonstrierten,
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im Bewußtsein, daß ein Sieg der Athosmönche über das ererbte Ideal wissen schaftlichen Denkens als ein weiteres Indiz für den Verfall des Reiches zu wer ten sei, der nicht nur materieller Art sein konnte. Ähnlich urteilte Greg. über seinen erfolglosen Versuch aus dem J. 1346, die Kaiserin Anna von der Verwerflichkeit der Lehre des Palamas zu überzeugen, s. Bd. III 159 f. In diesem Passus äußert Greg. seine Enttäuschung über Kantak., den er einst geschätzt hatte, und ändert sein früheres günstiges Urteil über ihn dahinge hend, daß es dem Manne an Charakterstärke gefehlt habe, um eine vielverspre chende Veranlagung in Taten umzusetzen. «Sich kurz zeigen und verschwin den» (980,4) ist ein geflügeltes Wott, das Greg. auch Bd. 11 219 (ed. 441,6) ver wendet hat. Es stammt aus Aphthonios, Progymn. 3 (ed. Rabe, Lpz. 1926, S. 4,7), der erwähnt, wie Pythagoras die Kürze des Lebens ohne Worte demon strierte, indem er kurz erschien und wieder verschwand. Diese Aussage gehört noch zur stark übertriebenen Schilderung der antipala mitischen Demonstration vom 27. 5.; s. dazu Anm. 362. Tagesanbruch des 28. 5. 1351, s. Anm. 155. Greg. benutzt hier das bei antiken und byzantinischen Geschichtsschreibern seit T hukydides beliebte Stilmittel, einer wichtigen auf der Bühne der Ge schichte agierenden Person eine Rede in den Mund zu legen, die eine be stimmte historische Situation mit all ihren Implikationen lebendig vor Augen führen soll, so daß der Leser das Gefühl bekommt, er sei in die Überlegun gen einbezogen, worin der Redner die Lage beurteilt und seinen Plan festlegt, wie er damit fertig werden will. In dem Sinne legt Greg. hier also Palamas ei nen Vortrag vor dem Ks. in den Mund, wofür er sich gewiß nicht auf irgend welche konkreten Informationen über die Audienz des Palamas beim Ks. stützen konnte. Man muß sich beim Lesen solcher Reden immer hüten, sie für irgendwie authentisch zu halten. Je nach Objektivität und Einfühlungs vermögen des wirklichen Autors der Rede hat sie eine gewisse Wahrschein lichkeit, das Richtige zu treffen. Für diesen Fall heißt das folgendes. Aus sei ner Überschätzung der antipalamitischen Demonstration, die von seinem Auftreten auf dem Konzil wäre hervorgerufen worden, und aus dem eigenen Überlegenheitsgefühl heraus schließt Greg. auf ein Minderwertigkeitsgefühl bei Palamas, das dieser m. E. nie gekannt hat. Er und seine Anhänger waren so überzeugt von der Richtigkeit ihrer T heologie, daß auch die denkbar be ste Widerlegung durch wen auch immer ihr Vorurteil nicht hätte ankratzen können. Außerdem konnte Greg. sich einen Sieg des Palamismus ohne Hilfe physischer Gewaltanwendung nicht vorstellen. Er antizipiert hier m.E. ein
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wenig die Repression, der Antipalamiten wie er nach dem offiziellen Sieg ih rer Gegner ausgesetzt waren. Nicht unwahrscheinlich ist dagegen die Dar stellung, daß Palamas Kantak. auf seine Unpopularität hingewiesen habe, um sich weiterhin die tatkräftige Unterstützung des Ks. auf dem Konzil zu si chern. Daß der Ks. nicht, wie geplant, die ganze Sache in einem Tag zu Ende gebracht hatte, kann bei Palamas durchaus die Befürchtung haben aufkom men lassen, dieser könnte wegen seiner alten Beziehungen zu Greg. einen Komprorniß anstreben, wobei seine Lehre nicht ganz ungeschoren davonkä me. Was Greg. hier als Verfolgung der Antipalamiten bezeichnet, muß wie derum nicht unbedingt das gewesen sein, was er darin sieht; es kann sich um ksl. Maßnahmen gegen antipalamitische Ausschreitungen vom Vortag gehan delt haben. Im gr. Text der Ausg. fehlt größtenteils der Satz «die bunten Farben ... Stand.» Man liest dort nur: «Da konnte man sehen, wie die Meinungen der Menschen aller Art auseinandergingen.» Im Gr. «unter bzw. zwischen den Zähnen». BibI. Ausdruck, vgI. Bd. II Anm. 58. Der 30. 5. 1351, s. Beyer, ChronoI. 139 Nr. 55; ob. Anm. 155. Dieses Datum
war festgesetzt am 27. 5., s. ob. 977,18 f. 372 Ob. 891,20 ff. 373 Gr. ti pathein. Mit Boivin 1305 kann man darin einen euphemistischen Aus druck für «den Tod erleiden» sehen. Andere Beispiele für diese Bedeutung fin det man z.B. bei T heokr. 8,10; Platon, Menex. p. 246c; Isokr., Philipp. 70 ed. Benseler-Blass (p. 96 b). Daß Greg. das hier auch meint, und nicht nur - was an sich denkbar wäre - «etwas Schlimmes bzw. ein Unglück erleiden», wird gleich im nächsten Satz klar, wo er, wie auch an anderen Stellen, seine (nicht geforderte) Bereitschaft zum Martyrium herausstellt. Das gleiche läßt er seinen Freund Agathangelos tun, s. Antirrh. II foI. I-IV; vgI. dazu Beyer: Streit u. Lie dermacher 263 und Phi10th. Antirrh. I 117-UO. 374 Mit diesem Satz geht Greg. plötzlich auf direkte Rede über. Zur Sache vgI. ob. 982,13-18. 375 Die weitere Entwicklung bis Dez. 1354, als Kantak. gestürzt wurde, hat gezeigt,
daß Greg. seine Gegner, den Ks. und die Palamiten, zu schwarz malt. Gewiß, seine persönliche Haft bestätigt, daß diese vor Verfolgung nicht zurück schreckten, aber die Todesstrafe oder hinterlistige Tötung von Gegnern hat es nicht gegeben. (Kirchliche) Beerdigung ist Greg. freilich wegen seiner Gegner schaft gegen Palamas versagt geblieben, s.Bd. 135. 376 Sprw. Redensart, vgI. Bd. II Anm. 14. 377 Sprw. Redensart, vgI. Bd. I Anm. 94. 378 Das gleiche Basileios-Zitat, aber unvollständig, ob. S. 970,2f. Es ist aus Ep. 234
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PG 32,869 A 13-B 2. Hier ist aber «unzugänglich» nicht, wie dort, durch «unbeteiligt» ersetzt. Das Zitat behandelt Greg. auch Antirrh. I 379,8-25. Greg. Naz. Or. 45 PG 36,628 C 8-12. Die Fortsetzung des Zitates lautet: «in dem wir entweder durch die Einherrschaft (eines Gottes) judaisieren oder durch den Überfluß (der Götter) hellenisieren». Nicht alles, was ein «großer» Theologe sagt, muß von Tiefsinn oder gutem Geschmack zeugen. Die weiteren Zitate sind: 988,13-21 Greg. Naz. Or. 39 PG 36,345 C 9-D 5 (mit Umsetzung von drei (Lichter) / ein (Licht»); 988,22-989,3 Greg. Nyss. Comm. Not. PG 45,176 A 3-6; 989,3-8 ebd. 177 B 11-15; 989,9-12 ebd. 177 Cl-4. Für das bereits aufgeführte Wort des Bas. s. Anm. 378; für das Zitat aus dem gleichen Brief (234) s. PG 32,869 D 2-6 mit Anspielung auf Mark. 4,41; Matth. 8,27; Luk. 8,25. VgI. Antirrh. I I. c. in Anm. 378. Im gr. Text der Ausg. ist «Hört ... was ist» zu ergänzen. Das Maximos-Zitat übernahm Greg. aus Euthymios Zigabenos, Panoplia Dogmatike (12. ]h.) Tit. 11, PG 130, 100 A 10-15 (vgI. Anm. 539). Antirrh. 1379,26-28 zitiert Greg. zur Bestätigung der Aussage des Basileios Gregorios T haumaturgos. Arsenios, s. zu ihm ob. Anm. 107. Sprw. Ausdruck, s. Bd. 11 Anm. 303 u. Bd. III Anm. 304. «Die Zunge wetzen» bibI., s. Anm. 149. Auch diese Anschuldigung läßt sich nicht überprüfen. Der Einsatz von Claqueuren und Unruhestiftern war, wie im Altertum, auch in Byzanz eine altbekannte Praxis, die vor kirchlichen Synoden und Konzilien nicht haltmachte. ]er. 12,10. Am 28. 5., s. ob. 980,10 und Anm. 155. =
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388 Boivin 1306 verweist zu «des Atlantischen Meeres» auf Aristides Panathenai
kos (ohne genaue Stellenangabe). Greg. erweckt den Eindruck, daß Xerxes (Großkönig von Persien 486-465 v. Chr.) gern mit Verbannungen ans Ende der Welt gestraft hätte. Dafür habe ich weder bei Herodot noch bei Aristides einen Anhaltspunkt gefunden. Für Xerxes' Hybris im Bestrafen liefert Her. 7,39 u. 7,238 Beispiele; vgI. insbesondere 7,35 die berühmte Auspeitschung des Hellespont. Aristides schildert im Panath. (§ 115-124 S. 48-52 ed. Lenz/Behr, Leiden 1976) allgemein die Hybris des Xerxes, dessen ehrgeiziger Eroberungs drang bis ans Atlantische Meer reichte (§ 118 f.). Xerxes dient Greg. auch Bd. III 127 als Beispiel für Hybris. Welche schlimmeren Dinge Kantak. Greg. hier auf dem Konzil angedroht haben soll, erfahren wir nicht. Auch wenn der Ks. für den Fall seiner Verurteilung mit Haft gedroht haben sollte, was un wahrscheinlich ist, wäre das äußerst human, verglichen mit einer Bestrafung durch Xerxes. 38 9 Der Vergleich Kantak. - Xerxes, den Greg. hier bietet, ist gewiß sehr gekün-
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stelt. Doch muß man sagen, daß er sich aus Herodot kein schlechtes Bild von Xerxes gemacht hat, der tatsächlich in seiner Religion ein Rechtgläubiger war, wie Greg. sich einen Ks. gewünscht hätte. Beißende Ironie gelingt ihm bei der Gegenüberstellung der (Ohn-)Macht des Kantak., dessen Helfer Palamas' un endliche Gottheiten sind, und der (Groß-)Macht des Xerxes, der dagegen nur über sterbliche Heere verfügte. Zur berühmten Szene des über die Vergänglich keit seiner ganzen Gefolgschaft weinenden Xerxes s. Her. 7,45 f. Zu den Ky klopen Arges, Brontes und Steropes, den Schmieden der Zeus-Waffen Blitz und Donner s. Hes. Theog. 501 ff. Der letzte Satz des Passus (ab «Da all jene») war Boivin 1306 nicht geheuer. Er glaubte aber, ihn dem Sinne nach richtig über setzt zu haben: «Hinc vero longe absunt ii metus ... propterea quod increati et immortales sint turn principes, turn ii qui principibus parent.» Ich korrigiere im gr. Text echonton in archonton und streiche ek ton (Korrekturen, die Boi vin nicht vornimmt, aber in seiner Übersetzung wohl voraussetzt) und nehme ein Wortspiel mit der doppelten Bedeutung von archo an, das sowohl beginnen wie herrschen bedeuten kann. Ich habe versucht, diese doppelte Bedeurung mit «erster sein» wiederzugeben. Gemeint sind die Herrschenden (vor allem der Ks.) und jene, die, ihm untergeordnet, an seiner Herrschaft teilhaben (die Pala miten) und die von den Ängsten des Xerxes um die Vergänglichkeit nicht ge quält werden können, da sie sich für unvergänglich halten. Den Bildungsmangel der Bischöfe hat Greg. schon einige Male angeprangert, s. Anm. 64. Pentheus, Kg. v. T heben, wollte dem Dionysoskult ein Ende machen, dem auch seine Mutter ergeben war. Ein Fremder (ein Priester des Gottes) überre dete ihn, dem Treiben der Bacchantinnen insgeheim beizuwohnen. Dabei wur de er entdeckt und zerfleischt, wobei seine Mutter eine führende Rolle spielte. Vgl. Eurip. Bacchae 1043 ff. (Ovid. Met. 3. 701 ff.); Rose, Gr. Mythologie Hb. 148. Vgl. ob. 907,12-14 mit Anm. 160. Das heißt hier: am Tag der vorhergehenden Konzilssitzung vgl. Boivin 1306; Beyer: Chronol. Anm. 92. Diese oder ähnliche Drohungen wurden noch vor der zweiten Sitzung vom 30. 5. ausgesprochen und führten dazu, daß nur ein knappes Drittel der Schü ler des Greg. ihrem Meister die Treue hielten und das auf der zweiten Sitzung auch zeigten. Weiter unten, 1012,19-21, wird klar, daß diese Einschüchterung der Gregorasschüler während des Gesprächs zwischen dem Ks. und Greg. un mittelbar vor der zweiten Sitzung am 30. 5. erfolgte, zur gleichen Zeit als der Ausschluß des Arsenios von Tyros beschlossen wurde, vgl. u. Anm. 430. Beyer: Chronol. 139 Nr. 55 wäre demnach folgendermaßen zu ergänzen: «Gut zwei Drittel der Schüler des Greg. ziehen sich, unter Druck gesetzt, von ihrem Mei-
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ster zurück.» Die Angelegenheit ist auch von Bedeutung für die Interpretation von «am vorigen Tag» unten 1012,16; vgl. Anm. 429 f. 395 Boivin 1206 zitierte zu dieser Stelle schon Philotheos, Antirrh. H fol. 8V
ed. Kaimakis I 254-257: «Wie ist das? Willst du auch das eine Lüge nennen, sag es mir, daß ihr alle miteinander ein- , zweimal von jenem Konzil abgespru�1gen seid, und das, obgleich der Ks., der Patriarch und alle zusammen euch ersuch ten zu bleiben und nicht absichtlich das Unterfangen zunichte zu machen?» Nicht mehr zitiert Boivin die Fortsetzung: «Ihr sagtet, ihr würdet nächstes Jahr wiederkommen, also dann kommt jetzt. Aber wenn ihr sagen wollt, daß der Tomos damit lügt, werden die damals auf dem Konzil Anwesenden und na mentlich die umstehende fromme Volksmenge das nicht zulassen» (I 257260). Philotheos richtet sich hier nicht gegen die Darstellung im Geschichts werk, sondern gegen die in Antirrh. H, Lib. 1. Dort aber bestreitet Greg. nir gends die von Philotheos angesprochene Darstellung des Tomos. Dieser kennt übrigens (auf den ersten Blick) auch nur einen Auszug der Antipalamiten aus dem Konzil (ed. Karmiris § 7,3-6 S. 314 unten): «Sie (die Antipalamiten) er trugen die Worte (des Palamas) nicht und schritten zur Flucht. Und obgleich man versuchte, sie zurückzuhalten, ertrugen sie es nicht zu bleiben. Sie ver sprachen, auf der nächsten Sitzung wieder anwesend zu sein, und flüchteten =
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vor der festgesetzten Zeit, ohne verfolgt zu werden.» Dieser Auszug fand wäh rend der zweiten Sitzung statt, die danach von den Palamiten unter sich fortge setzt wurde (ebd. S. 314,2 v. u.-315,16). Im Bericht über die dritte Sitzung (ebd. § 8-9 S. 315 f.) ist keine Rede von einem Auszug der einen Partei. Die vierte Sitzung endete laut Tomos (§ 17 Ende S. 321,12-14) damit, daß nach der Ab setzung der zwei bischöflichen Gegner des Palamas «die Vorsteher der Häresie ( der Ablehnung des Palamismus) mit ihrer Verurteilung in der Tasche entlas sen wurden, nachdem einige ihren Widerstand bereut und Vergebung erlangt hatten. So endete die Sitzung» (321,14f.). Mit dem zweiten Absprung kann Phi lotheos trotzdem nur den Abgang der Antipalamiten nach der vierten Sitzung meinen, oder vielleicht besser ihre Weigerung, zu weiteren Sitzungen zu er scheinen. Der Ks. ließ laut Tomos (§ 18 Anfang, S. 321,16-19) nach der vierten Sitzung etwas Zeit vergehen, um den Verurteilten Gelegenheit zu geben, zur Einsicht zu kommen. Das heißt: Er erwartete von ihnen, daß sie als gläubige Palamiten die weiteren Sitzungen mitmachen würden, in denen die Beweise für die neuen Dogmen formuliert wurden, deren Bekämpfung schon mit dem Anathem belegt worden war, z.B. (mit den Worten des Tomos) «ob bei Gott eine Unterscheidung zwischen Wesen und Wirken (Energeia) Gott angemessen sei» usw. (ebd. § 18-50 S. 321-341). Danach wurde die neue Lehre definiert =
(ebd. § 51 S. 341 f.) und schließlich geprüft, ob ihr Urheber in seinen Werken entsprechend orthodox sei. Daß Greg. und andere sich weigerten, diese Fort-
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setzung, die für sie eine Farce gewesen wäre, mitzumachen (ebd. § 18 5. 321,18 und 21), versucht Philotheos als ein unrechtmäßiges Boykottieren eines ernst zunehmenden Konzils darzustellen. Der Konzilstornos ist über die zweite Sitzung, die für Greg. hier endet, sehr kurz: «Als die zweite Zusammenkunft einberufen war, erschienen auch jene (die Antipalamiten) und fingen an, gegen den B. v. T hessalonike zu reden, wie sie wollten. Als auch der B. v. T hessalonike gegen ihre Vorwürfe ein Wort ein bringen wollte, störten sie seine Worte und schritten zur Flucht» usw. wie oben (ebd. § 7 Anfang, S. 314). Anschließend berichtet der Tomos, daß der Ks. und der Patriarch danach Palamas das Wort erteilten, der nun ausführlich sprach und von allen Lob erntete. Insbes. hob er hervor, daß man in einem Wortstreit zur Verteidigung des rechten Glaubens in der Terminologie nicht pedantisch sein solle, solange man im Bekenntnis genau bleibe. Ein solches Bekenntnis legte er dann auf Bitten des Ks. ab. Und es gab niemanden, der sich dem B. v. T hessalonike nicht anschließen und damit vor dem Richter über die Lebenden und die Toten erscheinen möchte. So endete die zweite Sitzung (ebd. § 7 S. 314 f.). Der 31. 5., vgl. Beyer: Chron. 139 Nr. 56. Der 31. 5. und 1. 6. 1351, vgl. Beyer l. c. und ob. Anm. 155. Greg. interpretiert das Ausbleiben einer sofortigen Fortsetzung des Konzils wohl richtig damit, daß der Ks. und der Patriarch es vermeiden wollten, die Antipalamiten in Ab wesenheit zu verurteilen. Das entsprach nicht den Gepflogenheiten auf Konzi lien und würde auch den Sieg des Palamas in der Öffentlichkeit schmälern. Noch lieber wäre vor allem dem Ks. ein Nachgeben der Antipalamiten gewe sen, da es dem inneren Frieden diente. Er erhoffte anscheinend immer noch, dies durch Greg. erreichen zu können. Das biblische «siebzig mal sieben» (Matth. 18,22) kam Greg. wohl etwas über trieben vor. Er selbst hat einen früheren ernsthaften Versuch des Ks. erwähnt, ihn mit konkreten Versprechungen zum Einlenken zu bewegen, s. ob. S. 871 f.
Vermutlich hat Kantak. aber auch bei den von Greg. unternommenen Versu chen, ihn zu bekehren (s. Bel. III 192 «oft» und ob. S. 884) , mit Kompromißan geboten reagiert, die auch verlockende Versprechungen enthielten. 399 Da Kantak. am inneren Frieden sehr interessiert gewesen sein muß, kann es durchaus zutreffen, daß er in seiner Eröffnungsrede versucht hat, den Kohl und die Geiß zu schonen. Gregoras' Rede (5. 905 ff.) beweist, daß die Antipalami ten nichts dergleichen herausgehört hatten. Die Palamiten ihrerseits hatten erst gar keinen Grund, irgendwelche Vieldeutigkeiten in der Rede des Kaisers in anderem als in ihrem Sinne aufzufassen. Kantak. glaubte vielleicht, mit einem Versuch, den ganzen Streit auf terminologische Haarspalterei zu reduzieren (vgl. u. Anm. 404), den Weg zu einem Komprorniß zu weisen. Für Greg. aber
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wäre das Verharmlosung einer eindeutigen Häresie, für Palamas dagegen bei Anwendung dieser T hese auf den Kernsatz seiner T heologie ein Eingeständnis gewesen, sich in bezug auf seine Interpretation der hesychastischen Gottes schau geirrt zu haben. 400 «Danach», d. h. nach dem 1. 6., also der 2. bis 8. Juni 1351, vgl. Beyer: Chro nol. Nr. 57. Mehr dazu ob. in Anm. 155. 401 Sprw. Redensart, s. Bd. I 157 mit Anm. 312. 402 Gregoras' Urteil über Palamas' Verteidigung seiner Lehre steht natürlich in krassem Gegensatz zu dem eines Philotheos Kokkinos, für den sein verehrter Lehrmeister ein zweiter Gregorios «der T heologe» ( Greg. Naz.) war (s. Anm. 363). Man kann davon ausgehen, daß Palamas an Gregoras' Angriff vor bei monologisierte, da er längst die gemeinsame Basis rationellen Denkens und einer entsprechenden Terminologie verlassen hatte. Wie aussichtslos deshalb die Lage der Antipalamiten auf dem Konzil von 1351 von vornherein war, zeigt Phi10th. Antirrh. Proth. 1-16. Er schreibt dort: «N. Gr. war schon früher der schlechten Lehre des Barlaam und des Akindynos zugetan und verleumdete deshalb die rechtgläubige Kirche Gottes ( die Palamiten!), wenn auch heim lich und vor wenigen, die ihn besuchten (gemeint ist wohl in der Zeit vor 1347), und er stand den Vorstehern der wahren Lehre (vor allem Palamas!) feindselig gegenüber. Als das bekannte letzte Konzil versammelt wurde, dem der allerfrommste und christllsliebende Ks., Herr Johannes Kantakuzenos, und der Patriarch Kallistos vorsaßen, trat dort auch Greg. auf, wurde zusam men mit seinen Gesinnungsgenossen überführt, an der Krankheit von Barlaam und Akindynos zu leiden und die Gottheit des Sohnes Gottes sowie die natürli che Energeia der Dreifaltigkeit . . . böse zu verleumden und nicht nur in fast alle alten Häresien, sondern auch in die heidnischen Irrtümer und Auffassungen verstrickt zu sein, weshalb er selbst und seine Gesinnungsgenossen, da sie kei ne Reue zeigten, vom hl. Konzil von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen ab geschnitten und dem Anathem übergeben wurden gemäß den Gesetzen der Vä ter und der Konzilien.» 403 Noch nachdrücklicher verurteilt Greg. unten S. 1115,17 ff. in Bausch und Bogen sämtliche «nicht weniger als sechzig» Schriften des Palamas. 404 Die ausgewählten Exzerpte aus den Werken des Palamas (20 «Kapitel» oder «Hauptpunkte», wie wir unten S. 1002,9f. erfahren), zitiert Greg. weder hier noch später. Zumindest sind sie in der Hist. Rhorn., wie sie uns vorliegt, nicht überliefert. Boivin (ed. Bonn S. 1000 App.) notierte zur Stelle: «Desunt hoc loco dogmata excerpta ex libris Palamae». Tatsächlich erweckt Greg. gleich hiernach den Eindruck, daß er zumindest vorgehabt hätte, sie später einzufü =
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gen, sie aber nicht vor Augen hatte, als er sie hier in «einiges» und «übriges» einteilte. Zu Gregoras' Darstellung der dritten Sitzung ist die im Tomos des
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Konzils zu vergleichen (ed. Karmiris § 8 f. S. 315 f.). Auch hier wird berichtet, daß die Antipalamiten zuerst ein Glaubensbekenntnis verlasen. Ich nehme an, daß sie vom Glaubensbekenntnis des Palamas auf der zweiten Sitzung (s. Anm. 395) gehört hatten und dem das eigene gegenüberstellen wollten. Laut Tomos endete das Bekenntnis mit der Aussage: «In bezug auf Barlaam und Akindynos denken wir das gleiche wie die heilige Kirche Gottes.» Obgleich Greg. dies mit keinem Wort erwähnt, ist diese Angabe glaubwürdig. Es lag den Antipalamiten viel daran, sich von ihren beiden Vorläufern zu distanzieren, von denen der eine sich als überheblicher Lateiner unbeliebt und der andere als Antikantakuzenist verdächtig gemacht hatte. Aber unter «Meinung der Kir che» verstanden sie eine Verurteilung im Sinne der Synode vom 10. 6. 1341, nicht was die Palamiten daraus später gemacht hatten, eine Bestätigung der pa lamitischen T heologie. Nach dem Bekenntnis erfolgte laut Tomos ein Wort wechsel, der aber nicht weiter erläutert wird. Es dürfte damit ein Wortstreit gemeint sein, der schon während der Verlesung der beanstandeten Palamas Aussagen stattfand und den Greg. anzudeuten scheint mit den Worten: «Daher konnte er (Palamas) keiner Anklage ausweichen» usw. Nach wiederholt unter brochener Vorlesung erfolgte vermutlich ein zusammenfassender Vortrag der darauf basierenden Anklage. Im Tomos heißt es: «Danach (d. h. nach dem ge nannten Wortwechsel) begannen die Widersacher mit ihrer Anklage gegen den B. v. T hessalonike.» Der Tomos faßt diese so zusammen, Palamas spreche in seinen Schriften von zwei und von vielen Gottheiten, von übergeordneten und untergeordneten. «Daraufhin befahl der Kaiser ihnen (den Antipalamiten), deutlich zu sagen, ob ihre Klage sich auf die Terminologie (des Palamas) bezie he oder die dadurch angedeuteten Sachverhalte oder beides. Wenn sie sich auf die Sachverhalte beziehe, könne man sich auf diese beschränken; wenn man aber in der Sache übereinstimme, wozu dann die Terminologie beanstanden. Man sei nicht zusammengekommen, über Worte zu streiten. Die seien unge fährlich, solange der Geist gesund sei.» Ganz offensichtlich hatten die Antipa lamiten mit ihrem Vortrag Palamas sehr in die Defensive gedrängt, und seine eigenen Aussagen ließen ihn klar als Polytheisten erscheinen. Palamas hatte denn auch laut Greg. zugegeben, sich gelegentlich falsch ausgedrückt zu ha ben, aber dem Sinne nach sei alles, was er sagte, gesund. Es ist diese primitive Geisteshaltung, die Kantak. offenbar beschönigen will. Und darauf zielt wohl Greg. ab, als er dem Ks. vorwirft, er hätte über die Widerlegung der kritisier ten Aussagen einfach hinweggesehen. Das Argument, die Antipalamiten klam merten sich haarspalterisch an Formulierungen des Palamas, sollte die theolo gisch ungebildete Mehrheit der Konzilsteilnehmer überzeugen, daß Palamas nur den Schein des Polytheismus gegen sich habe, der mit unbedeutenden sprachlichen Korrekturen auszuräumeIJ sei. Greg. rügt aber mit Recht dieses
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Verharmlosen der Unfähigkeit des Palamas, seine theologischen T hesen in ei ner adäquaten sprachlichen Form zum Ausdruck zu bringen. Was nutzt es, daß man angeblich das Richtige meint, wenn man das Falsche sagt? Wie soll der Angesprochene das kontrollieren? Wer eine falsche Terminologie akzeptien, akzeptien nicht das, was irgendein anderer sich individuell dabei denkt, son dern was diese Terminologie im allgemeinen Sprachgebrauch besagt. Und wenn es um letzte wissenschaftliche Klarheit geht, ist Sprachkritik bis ins letzte vonnöten. Nicht in sprachlicher Haarspalterei liegt dann die Gefahr, sondern darin, daß jemand das Richtige zu meinen glaubt, auch wenn er es niemandem klar sagen kann. Nachdem, um es ironisch zu sagen, der Ks. versucht hatte, alle Klarheiten zu beseitigen, überließ er es Palamas, im gleichen Geist weiterzumachen. Dieser ergriff die Chance mit den Wonen: «Nicht in Wonen, sondern in Tatsachen (Sachverhalten) liegen laut Gregorios dem T heologen (Greg. Naz.) die Wahr heit und der rechte Glauben» (Tomos ed.l. § 9 Anfang S. 315). 405 Wieder einmal zeigt Greg., wie sehr er von sich selbst eingenommen war. Die
ses Eigenlob, verbunden mit dem herabsetzenden Uneil über Palamas, stön uns aber wohl mehr als Gregoras' Zeitgenossen. Von den zeitgenössischen Ur teilen über seine Person, die Boivin gesammelt hat (ed. Bonn. Bd. I S. LV III ff.), hebt nur eins, das des Nikolaos Kabasilas (Boivin LXIf.), seine Eitelkeit beson ders hervor. Es ist wie die übrigen negativen Uneile von palamitischer Feindse ligkeit mitinspirien. Ein Palamit wie Philotheos äußen sich vor allem deshalb negativ, weil Greg. es wagte, sich standfest der Lehre seines Meisters zu wider setzen. Dabei spielt m. E. auch eine Rolle, daß er sich der dialektischen überle genheit des Gegners bewußt war, aber sie nicht eingestehen wollte. Hier sein Uneil: «Dieser Gregoras . . . aus Paphlagonien ... war in den höheren Wissen schaften geübt und hatte sich einen gewissen Namen erworben, wenn auch mehr als den Tatsachen entsprach. Gewiß, er hatte in seiner Sprache das Bar barische (gemeint ist das provinzielle Paphlagonische) abgelegt, in An und Ge sinnung aber keineswegs. . . . Darum benahm er sich schlechter als seine Stam mesgenossen. . . . Die blieben vielleicht Barbaren in Sprache und Sitten ... , aber charakterlich sind sie anständige Menschen, ... den Lehren der Apostel und Väter ergeben. .. . Dieser Mann aber erhob sich gegen die Kirche, die ihn ernähn und erzogen, ihm Wissen und Namen gegeben hat, was nicht hätte sein sollen. . .. Und ... mit zügelloser und frecher Zunge beleidigt er die Braut Chri sti.» Sofern die Kirche Greg. ernähn und erzogen hat, geschah das durch sei nen bischöflichen Oheim (s. Bd. I 2; Beyer: Chronol. Nr. 2), der von Palamas nie gehön hat. Daß die Kirche Greg. einen Namen gab, bezieht sich wohl auf die Tatsache, daß von ihm verfaßte Predigten und eventuell Teile von hagiogra phischen Enkomia (s. Bd. 1 54 Nr. 48 ff.) in der Liturgie verlesen wurden. Diese
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Ehre erwies die vorpalamitische Kirche Greg. Für Philotheos ist aber die Kir che nach der Dogmatisierung der palamitischen T heologie noch immer die gleiche Braut Christi wie vorher, für Gregoras keineswegs. Mit den Schuldigsprechungen, Aburteilungen und Bestrafungen, von denen Greg. spricht, können nur die nicht näher präzisierten Maßnahmen gemeint sein, die Palamas nach der ersten Sitzung gegen seine Widersacher erwirkt hat te, s. ob. S. 980,9-985,1). Diese waren, sofern man das Konzil von 1351 ernst nahm, nicht von einem vorausgegangenen Konzilsurteil gedeckt. Die Tatsache selbst, daß man dieses Konzil abhielt, bedeutete, daß man die Urteile von Juli 1341 und Februar 1347 zumindest als bestätigungsbedürftig anerkannte. Auch die Fortführung der Diskussion auf der hier zu Ende gehenden dritten Sitzung vom 8. Juni beweist, daß man eine Infragestellung der beiden genannten Syn odalentscheidungen akzeptiert hatte. Sonst wäre das ganze Konzil von 1351 im günstigsten Fall die Veranstaltung einer theologischen Diskussion, aber kein Konzil gewesen. Die palamitische Führung der Kirche hätte in dem Fall die Antipalamiten genau so betrogen, wie die römische die orthodoxe Kirche 1438/1439 in Ferrara-Florenz (s. J.-L. van Dieten: Der Streit in Byzantium um die Rezeption der Unio Florentina, Ostk. Stud. 39 (1990) 160-180, hier 166170). Wenn Greg. ziemlich allgemein von Verlust der Bürgerrechte und Ob dachlosigkeit spricht, ist das wohl als reichlich übertrieben zu betrachten. We der er noch einer der namentlich von ihm genannten Gegner des Palamas war zu dieser Zeit aus seiner Wohnung vertrieben oder in seiner Freiheit einge schränkt worden. Es ist aber denkbar, daß Gegner aus dem zweiten Glied schlimmeren Repressionen ausgesetzt gewesen sind. Was verhindert werden sollte, war eine breitere Unterstützung der Antipalamiten durch das Volk. Vgl. Anm. 413. Der Euripos zw. Euboia und dem gr. Festland war ein übliches Bild für Wech selhaftigkeit, da die Strömung darin angeblich siebenmal am Tag die Richtung wechselte, vgl. Bd. 11 154 und Anm. 184 gegen Ende. In diesem Satz ist im gr. Text der Ausg. ein Stück weggefallen, darin das wich tige Wort «den Tag verbringen» bzw. «den Tag über dauern». Das Weggefalle ne entspricht in der Übersetzung dem Satzteil «sie verbrachten Tag ... im Pa last, und Ränke wurden gegen uns ersonnen». Zur Konsequenz für die Datie rung der vierten Sitzung (auf ca. d. 15. 6.) s. Anm. 155. Zu «auf der vorigen Sitzung» s. Anm. 155. Von einer Verurteilung irgendwel cher T hesen des Palamas durch das Konzil hat Greg. oben in seinem Bericht über die dritte Sitzung nicht gesprochen. Eine solche hat es auch sicher nicht gegeben. Greg. betrachtet aber das von ihm auf jener Sitzung abgegebene Ur teil als ausreichend, um jede T hese des Palamas als abgeurteilt zu betrachten. Trotz des offiziellen Sieges des Palamas war er auch beim Schreiben dieses Be-
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richtes noch überzeugt, daß dieser auf jener Sitzung nur Spott und Gelächter geerntet hatte, s. ob. S. 1001,20-24. Den Ausdruck «so wenig ... verliehen
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kann» habe ich nirgends als sprichwörtlich verzeichnet gefunden; er ist wohl «of Gregoras's own making». Das Wort Pfeile ist im gr. Text der Ausg. weggefallen. Das siz. Feuer ist das Feuer des Ätna-Vulkans. Seine häufigen Lava-Ausbrüche im gr. Altertum, bes. im 2. u. 1. Jh. v. Chr., wurden mythologisch u.a. damit erklärt, daß der von Gaia (der Erde) geborene und sich gegen Zeus erhebende T yphon von diesem unter dem Ätna verschüttet wurde und sich dort immer noch regte. Eine andere Erklärung verlegte die Schmiede des Hephaistos unter den Ätna. Greg. scheint beide Erklärungen zu vermischen, indem er Typhon (den personifizierten Wlfbelsrurm) durch Typhonen (Wirbelstürme) ersetzt und sich diese als Anbläser des Feuers einer unterirdischen Schmiede vorstellt. Vgl. die hybride Mischung mythologischer Überlieferungen im Tantalosmy thos bei Greg. Bd. III Anm. 528. Der Ausdruck «sein Angesicht ab- bzw. zuwenden» im Sinne von jemandem seine Gunst entziehen bzw. zuwenden, insbes. in der ersten Bedeurung häufig in den Psalmen (bis zu 13 x ) , z.B. Ps. 9, 32; 142,7. Zum dritten Mal (ygl. ob. CB S. 906f. mit Anm. 135 u. 913 mit Anm. 148) be schuldigt Greg. Kantak. der Parteinahme, um die Entscheidung des Konzils als nichtig herauszustellen, da sie von der weltlichen Macht erzwungen worden sei. Im Gr. wörtlicher: mit Ellbogenwerk der Zunge. Diese Stilblüte hat Greg. wohl Flav. Philostr. Vit. Soph. II 1,11 entliehen, den er auch sonst benutzt zu haben scheint, s. Bd. II Anm. 90; III Anm. 181 u. 553. Es handelt sich um Bischöfe, die laut Greg. ihre Ämter einer palamitischen Umbesetzung der Bischofssitze verdankten, ein palamitisches Glaubensbe kenntnis unterschrieben und allesamt von T heologie keine Ahnung hatten, s. ob. S. 883 f.; Anm. 61, 86. Trotzdem scheinen sie vom Nachweis, daß Palamas' Terminologie polytheistisch sei, beeindruckt gewesen zu sein. Da sie daran ge hindert wurden, dies vorzubringen, sind sie Greg. willkommene Zeugen für die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung. Greg. gibt wieder einmal zu erkennen, daß er das hier Erzählte in der Haft nie derschreibt und später in Freiheit eine gründlichere Widerlegung vorlegen will. Zu einem ausführlicheren Konzilsbericht ist er nicht mehr gekommen, und die Widerlegung der palamitischen T hesen erfolgte, als er wieder frei war, in ande rem Rahmen: in seinen Antirrh. II und in Rapporten über Diskussionen mit Palamas (Hist. Kap. 30 f.) und mit Kantak. (Hist. Kap. 32-35). Wie Dornen (das gr. Wort aus Matth. 7,16), Disteln (Matth. 13,21) und Un kraut (Marth. 13,25 u. 36) in der Parabel Christi (Marth. 13,18-26) die Saat
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des Evangeliums, wenn sie auf schlechten Boden fällt, ersticken oder Unkraut, das der Böse dazwischen sät, sie überwuchert, so drohen die Lehren des Pala mas den rechten Glauben zu verdunkeln. Diesem Vorwurf, den Greg. auch in seinen Antirrh. 11 vorbringt, widerspricht Phi10th. in seinen Antirrh., s. Boivin 1306. Zu diesem Widerspruch kann man ruhig Zweifel anmelden, zumal die Geschichte der Kämpfe zwischen «Ortho doxen» und «Ketzern» mehrere Fälle dieser Art kennt. In den Antirrh. 11 fol. 58v 3 ff. behandelt Greg. eine palamitische Fälschung in den Akten des sechsten Ökumenischen Konzils. «Am gleichen Tag», d.h. am Tag der letzten Vollversammlung des Konzils d. 15.(?). 6. 1351. V gl. Anm. 155. Zu den sprw. Ausdrücken «an den Krallen den Löwen» und «am Saum das Kleid» s. Diogen. V 15 mit App. Im Gr. wörtlicher: «durch jenes vielzüngige Geschrei und (jene) dritte ( sehr große) Woge und die Ungebührlichkeit (Frechheit) der Redenden». Beim Wort trikymia (dreifache Woge) dürfte Greg. an die Bedeutung «gewaltiger Wort schwall» gedacht haben, die es bei Platon Euthyd. 293 a hat. Darum habe ich es in der Übersetzung mit Gerede und nicht mit Geschrei verbunden. Dieser Satz zählt zu den schlimmsten sprachlichen Gebilden, die Greg. sich ausgedacht hat. Die Szene, die ihm vor Augen steht, ist das vielleicht etwas chaotische Ende der vierten Konzilssirzung. Ich stelle es mir so vor: Als allen klar wurde, daß weiteres Debattieren sinnlos wäre, erzwang die palamitische Mehrheit durch Zurufe, eventuell angeführt von Claqueuren, daß ihre Gegner zum Schweigen verurteilt wurden. Die Palamiten drängten daraufhin alle zur Mitte des Versammlungsraumes um die T hrone des Ks. und des Patriarchen und bildeten ein Zentrum, das Greg. als kaiserliches Haus bezeichnet. Die An tipalamiten ließen sich aus der Mitte verdrängen. Was es noch an Publikum gab, postierte sich dazwischen und bildete die Kreise und Halbkreise, wovon Greg. spricht. Die Palamiten befaßten sich nun noch damit, das Ergebnis der Debatte in ein offizielles Bekenntnis zur palamitischen T heologie umzumün zen und die Verurteilung ihrer Gegner zu formulieren. Dabei blieben sie unter sich, und was sie redeten, war nicht mehr direkt für die Ohren der Antipalami ten bestimmt. Es wurde aber laut genug geredet, und das meiste, was gesagt wurde, «übersprang» die inneren Kreise der Zuhörer und konnte von den an den Rand gedrängten Antipalamiten aufgefangen werden. Der Tomos (ed. I. § 10-17, S. 316-321) bietet von der vierten Sitzung an fol gendes Bild: Die Widersacher der Palamiten fingen wieder mit ihrem Kritisie ren der Ausdrucksweisen des Palamas an und äußerten sich nicht klar zur Sa che. Kaiser und Konzil wandten sich aber den Sachverhalten zu. Der Tomos gegen Barlaam wurde vorgelesen und dies zeigte, daß die Gegner des Palamas den falschen Lehren Barlaams anhingen. Man duldete nicht länger, daß sie =
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weiterhin dem widersprachen, was dort über das T haborlicht geschrieben stand. Auf Befragung zeigte sich, daß Palamas mit den (dort zitierten) T heolo gen übereinstimmte, die Gegner aber in der einen Gottheit des Vaters, des Soh nes und des Geistes eine Zweiteilung zwischen Erschaffen und Unerschaffen vornahmen, indem sie das Wesen Gottes als unerschaffene Gottheit bezeichne ten, die ohne göttliche Macht und Wirkung sei, und die ganze Macht und Wrr kung Gottes einfach leugneten, wobei sie Gott zu einem Geschöpf herabsetzten und von zwei Gottheiten sprachen, einer unerschaffenen und einer erschaffe nen, einer übergeordneten (überlegenen) und einer untergeordneten (unterle genen). Diese Falschauslegung des gegnerischen Standpunktes, die man sich einfältiger oder böswilliger nicht denken kann, wird mit der palamitischen In terpretation des T haborlichtes begründet, die als (im J. 1341) kanonisiert be trachtet wird. Die Befragung stellte klar, so der Tomos, daß das Ganze kein Kampf um Worte war, sondern daß die Gegner keinen Unterschied zwischen göttlichem Wesen und göttlichem Wirken anerkennen wollten und das all mächtige göttliche Wrrken nicht für unerschaffen hielten (m. a. W., es stellte sich heraus, daß sie keine Palamiten waren!). Daraufhin trugen die Palamiten Väterzeugnisse vor. Weil die Gegner auch das sechste Konzil für sich in An spruch genommen hatten, wurden die Akten herbeigeschafft und auch daraus einiges zitiert. (Darauf hier einzugehen, würde zu weit führen; mit Vorurteil gelesen wird jeder Text zum Beweis.) Der Tomos ist zwar so fair zu erwähnen, daß die Gegner beteuerten, sich zur Einheit von unerschaffenem Wesen und unerschaffenem Wirken Gottes zu bekennen, und daß sie dafür Väterzeugnisse beibrachten; diese werden aber ohne Widerlegung als falsch interpretiert zu rückgewiesen. Der Autor des Tomos, Philotheos Kokkinos, sieht sich keines wegs als neutraler Protokollant der Konzilsdebatte, sondern geradezu als An kläger bereits verurteilter Verbrecher, die rückfällig geworden sind und ihre frühere Verurteilung nicht hinnehmen wollen. Die Wiedergabe seiner Anklage und seiner Beweisführung anläßlich der Zitate aus den Synodalakten und Vä tertexten (ed. l. § 12-15, S. 317-320) übergehe ich mit Schweigen; sie würde vom Autor wie vom Leser mehr Zeit fordern als sie verdient. Der Tomos zieht daraus das Fazit: Nachdem sie (die Antipalamiten) so überführt waren, wur den sie von der Kirche, wie schon vorher vom Ks., zur Umkehr aufgefordert, aber sie lehnten ab (§ 16 Anfang, S. 320). Daraufhin ging man zum Vollzug der schon einige Zeit vorher beschlossenen, aber in Erwartung eines Sinneswan dels ausgesetzten Absetzung der Bischöfe von Ephesos und Ganos über. An schließend begann der Großchartophylax und Konsul der Philosophen alle Konzilsteilnehmer (im engeren Sinn) zu befragen, wie sie über die untersuch ten Dogmen dachten, und alle bekannten einstimmig und einmütig den Unter schied zwischen göttlichem Wesen und Wirken, nannten das göttliche Wrrken
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unerschaffen wie das Wesen und akzeptierten, daß das göttliche Wirken von den Theologen Gottheit genannt werde (§16, S. 320). Danach erwähnt der To mos (§ 17, S. 320 f.) gesondert die Befragung des Patriarchen (die wohl tatsäch lich als letzte erfolgte, um Beeinflussung anderer Vota zu vermeiden) und des sen Antwort. Weiter erfahren wir, wie der Patriarch nach der Weigerung der Verurteilten, sich zu bekehren, von einem Eifer ergriffen wurde, der seiner, sei ner Tugend und seines T hrones würdig war, und dazu überging, den genann ten Bischöfen unter Zustimmung des heiligen Konzils die Insignien ihrer Wür de zu nehmen. Die übrigen Verurteilten wurden entlassen (vgl. Anm. 395). In diesem «Rapport» ließe sich die hier von Greg. beschriebene Szene nur nach der Verlesung des Absetzungsurteils der zwei antipalamitischen Bischöfe unter bringen. Man muß sich also die einstimmige Zustimmung der befragten Kon zilsteilnehmer, wovon der Tomos spricht, nicht als Akklamation, sondern als eine echte Befragung reihum denken, die nicht immer mit einem einfachen Ja beantwortet wurde und nicht ohne Zwischenrufe vonstatten ging. 422 In diesem Satz werden Begriffe aufgereiht, auf die man das geflügelte Wort «bien etonnes de se trouver ensemble» anwenden könnte. Als unerschaffene Energien (wirkende Kräfte) gesellen sich zu den positiv geladenen Begriffen Macht bis Urteil(svermögen) die eher negativen Trunkenheit, Schlaf und «Bedürfnisse», wobei zum letzten Wort ein besonderes Fragezeichen zu setzen ist. Im Gr. steht hier aporiai. Aporia heißt Ausweglosigkeit, Ratlosigkeit, Verlegenheit, Schwierigkeit u. ä. und in der Philosophie eine unlösbare Frage oder Aufgabe bzw. (eingedeutscht) eine Aporie. Sicher scheint mir, daß dieses Wort eng mit Trunkenheit und Schlaf zusammengehört. (Inakzeptabel ist für mich darum die Übersetzung Boivins: «quaecumque nomina, prout usus indi guit, ab hominibus excogitata sunt».) Trunkenheit und Schlaf gehören für Greg. zu den unerschaffenen Energien der Palamiten, da für ihn die hesychasti sche Erleuchtung oder Gottesschau nichts anderes ist, als eine An Traumge sicht, das sie durch Trinken unvermischten Weins und dem daraus resultieren den Rausch herbeiführen. Greg. will die palamitische T heorie der unerschaffe nen Energien ad absurdum führen. Darum fängt er seine Aufzählung mit Begabungen an, die dem Menschen als Gaben des Geistes zuteil werden kön nen, wie Macht (Wunder zu wirken), Weisheit usw., und fährt dann fort mit der höchsten Gabe der Palamiten, ihrer hesychastischen Erleuchtung, die er aber auf Trunkenheit und Schlaf reduziert, d. h. auf einen Zustand, der einen Menschen normalerweise «in Verlegenheit» bringt (man denke an Noah/Noä, Gen. 9,20-23). Den Abschluß der Reihe bildet dann ein Hinweis, daß man konsequent alles menschlich Allzumenschliche, das mit dem Rausch eines Be trunkenen vergleichbar ist, auch zu den unerschaffenen göttlichen Energien zählen muß. Mir fiel dafür kein besseres Wort als (menschliche) Bedürfnisse
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ein. Greg. mag hier sogar auch die primitiven Massalianerpraktiken im Auge gehabt haben, die er Antirrh. I 131,21 f. tadelt, nämlich daß sie, um geistige Fortschritte zu machen, ihre Speisen mit dem Urin ihres Lehrmeisters be sprengten. Zu diesem Bild vgl. Bd. 11 243 f. Vgl. ob. S. 883 f. mit Anm. 64. Der Satz «Sie .. . Vergöttlichung (Apotheose»> ist im gr. Text der Ausg. ausge fallen. Von Palamas selbst unterstützt, trieben seine engsten Verbündeten tat sächlich noch zu Lebzeiten des nicht von christlicher Demut geplagten neuen Theologen einen auf Heiligsprechung gerichteten Persönlichkeitskult mit ih rem Führer. «Palamas arbeitete stark an seinem eigenen Heiligenbild» Beyer in PLP Nr. 21546 Sp. 112 b). Ein ganzes Loblied auf ihn singt Philotheos Antirrh. XII 890-946, das er in der Rekapitulation dieses Kapitels dieses Werkes (XII 947 ff.) so zusammenfaßt (XII 1175-1177): (Das 12. Buch handelt über ...) «aber auch über Gregorios, den T heologen unserer Zeit und den allgemeinen Lehrer der Kirche Christi, und über seine Gefangenschaft in Asien und seine Wunder». Man muß sich die von Greg. gespenstisch ausgemalte Szene wohl so vorstellen, daß man die zwei Bischöfe, während man sie ihrer Insignien und Gewänder beraubte, aus dem Saale trieb. Der Tomos läßt es gesitteter zugehen (s. Anm. 422). Die zwei Bischöfe waren Matthaios v. Ephesos und Josef v. Ganos; zu ihnen s. Anm. 102f. Arsenios v. Tyros war schon vorher ausgeschlossen worden, s. S. 991,8-10 mit Anm. 394 und unten Anm. 430. Ähnlich war man auf früheren Konzilien mit angeblich häretischen Bischöfen verfahren (Ecce quam bonum et quam iucundum habitare fratres in unum Ps. 132,1). «Blind ist jede Wut» scheint mir sprichwörtlich; ich habe es aber bei den Paroi miographen nicht gefunden. Der Hinweis, daß dies sich besonders schlimm auswirke, wenn die in Wut Entbrannten bäuerisch und ungebildet seien, be tont wieder einmal Gregoras' Einschätzung der palamitischen Bischöfe, die 1351 über die Lehre der Kirche entschieden. S. lOU,lO-13: etwas frei nach Joh. Chrysost. In Chananaeam PG 59, 654, Z. 8 v. u.-655,1. Greg. verwendet hier «am vorigen Tag» nicht nur nicht im Sinne von «am gest rigen Tag», wie aus S. 1003,3 hervorgeht (vgl. Anm. 155), sondern auch nicht für «am vorigen Sitzungstag», denn Drohungen gegen seine Schüler hat er nicht für die Sitzung vom 8. Juni erwähnt, sondern nur für die Zeit zwischen erster und zweiter Sitzung, d. h. für die Zeit zwischen d. 27. und 30. Mai, s. ob. S. 994,16-995,7 mit Anm. 394. Boivin 1306 schloß mit Recht aus dieser Stelle, daß «am vorigen Tag» bei Greg. «dies utcumque superior» bedeuten kann. Ob. S. 991,8-13 hat Greg. nur erwähnt, daß nach dem vergeblichen Gespräch,
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das er unmittelbar vor der zweiten Sitzung mit Kantak. hatte, die Palamiten, ehe ihre Gegner eingelassen wurden, unter sich den Ausschluß des Arsenios beschlossen, sowie daß man ihn, falls er trotzdem bleiben würde, mit Abset zung und Ausschluß aus der Kirche bestrafen würde. Aus dieser Stelle geht hervor, daß dieser seither in «freiwilligem Hausarrest» lebte. 43 1 Dies steht gewissermaßen im Widerspruch zu dem ob. S. 1002 Gesagten. Vgl. Anm. 394. 432 «Nach einigen Tagen» läßt sich m.E. auf maximal 14 Tage beschränken. Auf grund der Neudatierung der vierten Sitzung des Konzils (s. Anm. 155) kann man für die Datierung der Verurteilung des Greg. zu Hausarrest nicht mehr mit Beyer: Chronol. Nr. 59 vom 9., sondern muß von ca. d. 15. Juni ausgehen. Ich setze also den Beginn dieser Gefangenschaft in die dritte Junidekade 135l. Diesem Ansatz widerspricht Kantak. III 170,17-172,8. Er will Greg. erst einige Zeit nach der feierlichen Proklamation des Konzilstornos am 15. August Haus arrest auferlegt haben. Seine Darstellung ist folgende: «Nachdem die Untersuchung der Dogmen beendet und der Tomos perfekt war, feierte Patriarch Kallistos mit den übrigen Bischöfen in der Agia Sophia die Liturgie, und Ks. Kantak. betrat in vollem Ornat das Allerheiligste und übergab dem Patriarchen und den übrigen Bischöfen den Tomos. Danach wur de den Barlaam- und Akindynos-Anhängern vom Ks. und vom Patriarchen verboten, über die Dogmen zu sprechen oder zu schreiben, damit sie die einfa chen Leute nicht mit ihren Betrügereien verderben würden. Einige gehorchten und verhielten sich ruhig, anderen paßte es nicht zu schweigen, und sie verdar ben viele mit Worten und Schriften. Deshalb wurden sie vom Kaiser zu Ge fängnisstrafen verurteilt und verbrachten eine Zeit in Haft. Die Angesehenen unter ihnen wurden in ihren eigenen Häusern eingesperrt und durften nieman den empfangen. So eingeschüchtert, hörten sie auf, Unheil anzurichten. Sofern einige von ihnen auch nach dem Abschneiden aller Kontakte noch irgendwel chen Leuten schrieben oder mit ihnen über die Dogmen sprachen, sorgten sie dafür, daß es in aller Heimlichkeit geschah. Nikephoros Gregoras gab weder vorher noch nachher Ruhe, sondern schrieb zuerst den Trapezuntiern . . . spä ter seinen Freunden auf Zypern, insbesondere Georgios Lapithes ... immer nur Lügen und Verleumdungen ... Da dies nicht verborgen bleiben konnte, . .. befahlen Ks. und Patriarch den Mönchen des Chora-Klosters, bei denen Greg. schon lange wohnte, niemanden zu ihm zu lassen und nach Möglichkeit zu verhindern, daß er Briefe hinausschickte.» Obgleich Kantak. von Agitation vorher und nachher spricht und dieses vorher und nachher auf die Proklama tion des Tomos bezogen werden kann (nicht muß; man kann auch an vor und nach dem Konzil denken), will er den Leser doch eindeutig glauben lassen, daß die Basis der Inhaftierung des Greg. ein nach der feierlichen Proklamation er-
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lassenes Verbot war, sich noch über die Dogmen zu äußern. Greg. wird als ein besonders hartnäckiger Übertreter dieses Verbots dargestellt, dessen Treiben man schließlich ein Ende machen mußte. Diese Darstellung ist mit einem Ar rest wenige Tage nach der vierten Sitzung nicht vereinbar. Es stellt sich also die Frage, wer von beiden, Greg. oder Kantak., hier bewußt oder unbewußt nicht die Wahrheit spricht. Bel. 1 24 f. mit Anm. 123 habe ich die Meinung geäußert, Kantak. verdiene hier mehr Glauben. Ich stand dabei unter Einfluß des «Palamiten» Meyendorff. Dessen Meinung teile ich nicht mehr; nicht an erster Stelle, weil Kantak. inzwischen bei mir als Geschichtsfäl scher mehr Punkte gesammelt hat als sein Kollege (s. z.B. Bd. 11 Anm. 27 und ob. Anm. 29), sondern weil, betrachtet man diesen Fall für sich, die eindeutig besseren Argumente für Greg. sprechen. Dem folgt übrigens auch Beyer: Chro nol. Nr. 59. a. An erster Stelle spricht für die Darstellung des Greg. der Umstand, daß er seinen Bericht sehr bald nach den Ereignissen Sommer 1352 verfaßte und spä testens Frühjahr 1353 abschloß (s. ob. Einl. S. 1-5). Das schließt einerseits unbe wußte Geschichtsfälschung aus, macht aber auch bewußte Falschinformation unwahrscheinlich, da er damit seinen Gegnern den Vorwurf, er sei ein Lügner, zu leicht gemacht hätte. Philotheos Kokkinos arbeitet in seinen Antirrh. gegen Greg. (I 281-320) mit diesem Vorwurf und bezichtigt ihn insbesondere der Lüge, weil er behaupten würde, die Palamiten versteckten ihren Tomos. Er stellt dieser Behauptung die Proklamation vom 15. August entgegen, wagt es aber nicht, Greg. vorzuhalten, er habe es versäumt, der offiziellen Proklama tion selbst beizuwohnen. Ich komme darauf noch zurück. Kantak. brachte sei ne Version der Ereignisse viel später zu Papier, höchstwahrscheinlich nicht vor etwa 1360, eher noch später. Das macht es viel wahrscheinlicher, daß er, be wußt oder unbewußt, hier die Chronologie wie an anderen Stellen seinem apo logetischen Zweck untergeordnet hat. Er will auch hier hervorkehren, mit wie viel Langmut er das staatlich wie kirchlich verbotene Treiben seines ehemali gen Freundes geduldet hat, ehe er zum Wohl des Volkes gegen ihn vorging. Greg. soll dem Leser als undankbar und rachsüchtig erscheinen. Denn Kantak. nimmt diesen Bericht über Gregoras' Verhaftung zum Anlaß für eine generelle Abrechnung mit ihm. Unmittelbar nach dem oben zitierten Passus berichtet er, daß Greg. dennoch gegen Ks. und Kirche schrieb und drohte, den Tomos des dritten Konzils (I. 1341, II. 1347, III. 1351) zu widerlegen, ohne je etwas Gescheites vorlegen zu können. Darum habe er eine Geschichte über den Kampf des Kantak. gegen die Palaiologenkaiser verfaßt, die gewissermaßen von A bis Z erlogen sei und worin er Kantak. Versklavungen, Blutbäder, Plün derungen usw. vorwerfe, die dieser über die Rhornäer gebracht habe (III 172,8-173,12). Einer speziellen Erwähnung ist Kantak. Gregoras' Lüge wert, =
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er habe noch zu Lebzeiten Andronikos' III. die Athosmönche befragt, ob er die Kaiserherrschaft erlangen werde. Damit verbindet er eine Zurückweisung der Verleumdung der Athosmönche durch Greg., der angeblich behauptet habe, diese fräßen mehr als Schweine und tränken mehr als Elefanten und glaubten, wenn sie aus ihrem Rausch erwachten, die Mysterien Gottes zu kennen und die Zukunft vorhersagen zu können (III 173,12 - 174,3), usw. Genug. Glaub würdig ist in der Darstellung des Kantak. nur, daß Greg. zu jeder Zeit, also gewiß auch zwischen seiner Verurteilung auf der vierten Konzilssitzung und der Verhaftung, gegen den Palamismus unternommen hat, was er nur konnte. Die Briefe nach Trapezunt und Zypern (s. Bd. I 6, Nr. 74a u. 74b) sind darum in dieser Zeit, d. h. in der zweiten Junihälfte 1351 anzusetzen. Kantak. konnte, anders als Greg., leicht ungestraft eine durch «vorher und nachher» halbwegs vertuschte Fälschung der Chronologie vornehmen; in solchen Nebensächlich keiten hatte er, als er seine Memoiren schrieb, kaum noch Widerspruch zu be fürchten. b. Greg. bezeugt wiederholt und mit großem Nachdruck, daß der Konzilsto rnos erst nach seiner Inhaftierung verfaßt wurde und daß der Text ihm in sei ner Haftzeit nie vollständig zugänglich war. Nur durch seinen Freund Aga thangelos, der ihn ab 21. 11. 1351 fünfmal heimlich besuchte, war er über den Inhalt aus zweiter Hand informiert. Wie wir gesehen haben, hatte Palamas auf der 4. Sitzung des Konzils mit unvorsichtigen Formulierungen sogar eigene Anhänger verärgert, die deswegen vom Ks. eingeschüchtert werden mußten (s. S. 1004-6). Nur so konnte eine vermutlich unausgegorene Definition verab schiedet und eine Verurteilung der Gegner ausgesprochen werden (1008 f.; vgl. Anm. 421). Ihre endgültige Definition erhielt die Lehre des Palamas erst im To mos, der im Juli von Philotheos Kokkinos mit Hilfe des Nikolaos Kabasilas redigiert wurde (s. Bd. I 25 mit Anm. 125; Darrouzes: Reg. 2324). Darin ver mied man gefährliche Formulierungen, wie Palamas sie liebte (s. Beck, Kirche 327). Greg. und sein Gegner Philotheos sind sich einig, daß der Tomos mit der endgültigen Fassung der palamitischen T hesen und den Beschlüssen des Kon zils von Mai/Juli 1351 gewissermaßen zweimal promulgiert wurde. Greg. be richtet außerdem, daß dieser Tomos ihm (nach dem 15. August) als auch für ihn nicht mehr anstößig angepriesen wurde, d. h. daß die anstößigen Formulie rungen der 4. Sitzung nachgebessert wären. Zur ersten Promulgation auf einer abschließenden Konzilssitzung s. Greg. u. S. 1025,1-4 mit Anm. 453; vgl. 1029,3-5 mit Anm. 468; Philoth. Antirrh. I 289 f. Letzterer bezeugt im Gegen satz zu Greg. ausdrücklich, daß dies auf dem Konzil geschah, aber auch bei Greg. ist deutlich, daß eine letzte Konzilssitzung mit Ks., Patriarch, Bischöfen und Klerus stattgefunden hat, um den öffentlich vorgelesenen endgültigen To mos annehmen und unterzeichnen zu lassen. Die Palamasgegner waren nicht
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dabei, sie waren schon am Ende der 4. Sitzung entlassen worden (s. Anm. 421). Zur 2. Proklamation in der Agia Sophia s. Greg. u. S. 1029,5-14 mit Anm. 469; Phi10th. Antirrh. 1 291-308. Daß der Tomos nicht mehr anstößig sei (s. u. S. 1038,8-14), bekam Greg. von einer Gesandtschaft des Ks. und des Patriarchen zu hören, die ihn nach dem 15. Aug. und der wenige Tage danach erfolgten Katastrophe (S. 1031,8-22) besuchte (S. 1037 f.). Greg. verlangte von der Gesandtschaft, ihm die neue Fassung der Konzilsbeschlüsse zu zeigen (1038,15 f.), aber die Gesandten hatten sie nicht mitgebracht. Sie versprachen zwar, dies am nächsten Tag nachzuholen (1039,16-20), doch Palamas verhin derte das (1043,21-1044,19). Greg. wurde daraufhin strenger bewacht, damit er den Tomos nicht in die Hände bekäme (1044,19-23). Ich halte es für abwe gig, Greg. die Unverftorenheit zu unterstellen, schon zwei Jahre nach den Fak ten eine solche Geschichte zu veröffentlichen, wenn er noch nicht einmal in haftiert gewesen wäre, als der Tomos feierlich proklamiert wurde. Die Ge schichte geht aber noch weiter. Nach vielen Tagen, erzählt Greg. (1047,201048,1), kam der Patriarch persönlich zu ihm, aber auch er brachte die verlangten Schriftstücke nicht mit. Bei einem weiteren Besuch des Patriarchen im Chorakloster nahm der Patriarch nur durch einen Boten Kontakt mit ihm auf, der wiederum nichts Schriftliches dabei hatte (1050,6-10). In der Nacht vom 20. auf den 21. Nov. 1351 schlich sich ein Freund (Agathangelos) zu Greg. herein (s. ed. Bd. III 3,5ff.; Beyer: Chrono1. Nr. 62), der zwar viel vom Tomos gehört (ebd. 68,7-13), ihn aber noch nicht hatte einsehen können (69,11 f.). Er bat Greg., eine Widerlegung zu schreiben (69,23-70,2), aber dieser sah sich dazu nicht in der Lage, weil die Umstände es ihm nicht erlaubten (70,3 f.) und er den Text nicht kannte (70,16 f.). Erst bei seinem vierten Besuch im Frühjahr 1353 (176,3 ff.; Antirrh. II fo1. 1 ff., bes. fo1. 2 ob. und Hist. 176,10-13) konnte Agathangelos seinem Freund Exzerpte aus dem Tomos vorlegen, so daß er nun mit seiner Gegenschrift beginnen konnte (Antirrh. II fo1. 3-3v; Beyer: Chro no1. Nr. 70). Agathangelos brachte Greg. nicht den vollständigen Text des To mos, sondern nur ein Büchlein mit Exzerpten. Greg. betont das selbst im Ge spräch mit seinem Freund noch einmal, indem er zu ihm sagt (Antirrh. II fo1. 6 u.): «Also, schlage nun das Büchlein auf, das du uns gerade mitgebracht hast, und lies erst einmal alles vor, was du aus dem Tomos sporadisch, wie du vor her selbst sagtest, zusammengetragen hast, und erzähle zugleich spontan, was dir sonst in Erinnerung ist und mit diesem Thema zusammenhängt.» Im 2. Kap. der Antirrh. II fo1. 14 liest man noch, daß Agathangelos, da es, wie er schon sagte, nicht leicht war, alle Blasphemien des Palamas zu sammeln, wo her und wie auch immer zumindest Teile (dem Tomos) entnommen habe, zwar heimlich wegen seiner immer stärker werdenden Ängste, aber trotzdem ein wandfrei abgeschrieben und in nichts vom Original abweichend. Kantak., der
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die Antirrh. 11 des Greg. kannte und das Werk Philotheos zur Widerlegung zu sandte (s. Philoth. Antirrh. Proth. Z. 25 - 34), hat es offenbar nicht gewagt, in seiner Historia dieser ausführlichen Darstellung der mühevollen Tomosbe schaffung durch Agathangelos zu widersprechen. Das wäre aber das mindeste, was er hätte tun sollen, denn sie steht in zu krassem Gegensatz zu der seinigen, Greg. sei erst einige Zeit nach dem 15. August eingesperrt worden. Er vermei det hier wie auch sonst faustdicke Lügen und beschränkt sich auf unauffällige res falsches Arrangieren der Fakten. Gregoras' Darstellung wird indirekt durch Philotheos bestätigt. Dieser bringt für seine Widerlegung der «Lüge», die Pala miten versteckten ihren Tomos, aus den Antirrh. II die Geschichte, daß Aga thangelos Greg. um Widerlegung des Tomos bittet und ihm dazu sein Büchlein mit Exzerpten anbietet (1 202- 219). Gegen diese Darstellung wendet er nicht etwa ein, daß Greg. selbst noch Zeit genug gehabt hätte, sich über den Tomos zu informieren, sondern setzt ihr nur seinen Bericht entgegen, wie der Tomos veröffentlicht worden sei (1 281- 320), was höchstens für den Nachweis reichen würde, daß Agathangelos versagt hätte. Zur Haft des Greg. äußert sich auch Philoth. Antirrh. I 108-110, der sie - laut Interpretation Beyers: Streit und Liedermacher 264 - einfach in Abrede stellt. Ob Philotheos so weit gehen will, möchte ich bezweifeln. Er schreibt: «Er (Greg.) läßt in seiner Erzählung (sc. in Antirrh. II fo1. 1) seinen Kameraden und Schüler Agathangelos zu sich kommen, der ihn in tiefer Nacht besucht, um zu sehen, wie er wegen seiner Rechtgläubigkeit eingesperrt ist, wie er selbst be hauptet. Und er bejammert seinem Freund gegenüber die große Mutlosigkeit, die ihn befallen hat, und die nicht existierende seitens der Vorsteher der Ortho doxie verhängte Einsperrung.» Der, wie Beyer betont, auch vom dafür verant wortlichen Kantak. selbst bezeugte Hausarrest, der dreieinhalb Jahre dauerte, war doch wohl ein so klares Faktum gewesen, daß ich kaum glauben kann, Philotheos wage es, ihn einfach ganz und gar in Abrede zu stellen. Er selbst bestätigt ihn sogar indirekt, wenn er an anderer Stelle bestreitet, Greg. hätte damals von seiner Wohnung aus die von ihm geschilderte Szene eines Bänkel sängers beobachten können (vgl. Anm. 101). Wenn Greg. frei gewesen wäre, hätte er hingehen können. Ich glaube, Philotheos will entweder bestreiten, es sei von einer echten Einsperrung die Rede gewesen, und setzt Hausarrest zu einer Bagatelle herab, oder er will eine Einsperrung durch die kirchliche Obrig keit leugnen, womit er eine ähnliche Wahrheit verkündete wie die römische Kirche, die ihre Hände in Unschuld wusch, wenn sie die Opfer ihrer Inquisi tion dem weltlichen Arm überantwortete. Ich gebe freilich zu, daß eine wohl wollende Interpretation vonnöten ist, um Philotheos' « nicht existierende . . . Einsperrung» nicht als glatte Lüge zu empfinden, so daß Beyers Schlußfolge rung gültig bleibt, nämlich daß die zitierte Stelle der Wahrheitsliebe des Philo-
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theos kein gutes Zeugnis ausstelle. Dies ist nicht ohne Bedeutung für die in an deren Anmerkungen zitierten Widersprüche des Mannes zu Behauptungen des Gregoras. 433 Vgl. Anm. 318. 434 Im gr. Text der Ausg. ist «sondern auch ein uneingeschränktes - zeitlich un eingeschränkt» zu ergänzen. Obgleich Greg. es nicht sagt, ist m.E. ein schriftli cher Befehl des Ks. anzunehmen. Nicht die Kirche sondern der Ks. war für die Bestrafung von Ketzern zuständig. Der Ks. war auch erster Unterzeichner der «kirchlichen» Verurteilung (vgl. Phi10th. Antirrh. Proth. 17 f.; Darrouzes: Reg. 2324; Dölger: Reg. 2982). Der Befehl erging an jene, die den «Arrest» durchzu führen hatten, d. h. an die Mönche des Chora-Klosters (vgl. Kantak. III 172,58). Ein entsprechendes Regest fehlt bei Dölger nach Reg. 2976. Eine diesbezüg liche schriftliche Urkunde des Patriarchen halte ich eher für unwahrscheinlich; diese wäre sonst in Darrouzes: Reg. vor Nr. 2324 einzuordnen. Greg. Äuße rung ob. S. 874,17 f. ist nicht auf Bestrafung nach offizieller Verurteilung zu be ziehen. 435 Zum 2. Mal weist Greg. hier, indem er Anspruch auf eine Altersstütze anmel
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det, auf sein «Altern» hin, vgl. ob. S. 902 mit Anm. 143. Trotzdem zwingen die übrigen Anhaltspunkte in bezug auf sein Lebensalter zu einer Datierung seiner Geburt ca. Juni 1293, s. Beyer: Chronol. S. 127 f. (mit Anm. 7). Demnach wäre er hier « erst» 58 oder maximal 59 gewesen. Im gr. Text ist für psychais: tychais zu lesen. Wieder eine Anspielung auf die Wechselhaftigkeit der Meeresströmung im Eu ripos, vgl. Bd. III 37 mit Anm. 3; ob. Anm. 407. Greg. betont gerne die Rolle der Tyche/des Zufalls in der Geschichte und im Leben des einzelnen Menschen sowie den damit verbundenen Wechsel von Freude und Leid, vgl. Bd. I 165 mit Anm. 343 f., sieht aber dahinter als bestim mende Faktoren Tugend und Bosheit und letztendlich die göttliche Vorsehung, s. Bd. III 37 f. Mit einer «bescheidenen» Aposiopese deutet Greg. an, daß er sein Schicksal ganz in der Nähe der Märtyrer der frühen Kirche ansiedelt. Die «Verfolgung» der hier genannten Kirchenväter hielt sich in engen Grenzen; Basileios zuliebe wurde die Verfolgung der Antiarianer sogar erheblich einge schränkt. Die Basileios-Zitate sind: 1015,16-20 aus De Sp. S. PG 32, 212 D 5-213 A 3; 1015,20-1016,1: ebd. 213 B 4-8; 1016,1-7 213 C 3 -10; 1016,7-11 213 D 1-6; 1016,11-15 213 D 7-216 A 5; 1016, 15-19 216 B 4 - 10; 1016,19-22 216 B 13-C 3; 1016,22-1017,2 216 C 14 -16; 1017,2-10 Ep. 90 PG 32,473 B 4-C 1 (mit Auslassung v. B lO f.); 1017,10-13 Ep. 251 ebd. 933 B 7-11; 1017,13-1018,9 Ep. 226 ebd. 844 A 12-C 4; 1018,10-15 Ep. 223 =
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ebd. 825 C 4-10; 1018,15-1019,10 Ep. 189 ebd. 685 A 9-C 3 (mit Auslas sung v. A 14-B 2); 1019,10-15-19 Ep. 189 ebd. 688 B 14-C 7 + C 13-D 4; 1019,19-1020,4 Ep. 189 ebd. 689 B 13-C 6; 1020,4-9 Ep. 189 ebd. 689 D 5-692 A 5; 1020,9-12 Ep. 189 ebd. 692 B 7-10. 442 Die Stelle ist mir nicht ganz klar. Boivin übersetzte: «Ad ea quae dixi confir manda testes citare Sanctos plures animus fuit. At commodius esse visum est, praeteritarum et praesentium rerum affinitatem per unum hunc primo declara re, deinde . . . aliorum quoque testimonia subiungere. Atque ex hoc ipso modi ca quaedam a me collecta et corrogata sunt ... » und notierte dazu (ed. Bonn. 1307): « Quae tarnen non subjunget.» Ich verstehe Greg. so, daß er nicht vor harte, die weiteren Zeugen gleich hier zu bringen, sondern zuvor aus dem ei nen Zeugnis des Basileios seine Schlußfolgerung (l'histoire se repete) zu ziehen, was er auch gleich hiernach tut, um erst danach weitere Zeugen vorzuführen, was er dann aber vergessen zu haben scheint. Auf das T hema «die Geschichte wiederholt sich» kommt er unten (1033,16 ff.) zurück, aber um auf einen wich tigen Unterschied zwischen damals und heute hinzuweisen und die aktuelle Lage als schlimmer herauszustellen. 443 Im gr. Text der Ausg. ist «wer als erster - geworden war» zu ergänzen. 444 Dioskoros v. Alexandrien leitete das sogenannte Räuberkonzil von Ephesos in 449. Er brachte mit Hilfe bedrohlich agierender Soldaten und Mönche die Konzilsteilnehmer dazu, Flavian v. Konstantinopel und Eusebios v. Dorylaion abzusetzen. Zum Mord an Flavian kam es trotz persönlicher Bedrohung durch Barsumas, den Anführer der syrischen Mönche, nicht. Er wurde aber verbannt und starb auf dem Weg ins Exil. Vgl. Hb. Kg. hg. v. H. Jedin, 11 1 S. 118 f. Greg. beschuldigt auch Antirrh. I 151,26-28 Dioskoros, Flavian getötet zu haben. Möglicherweise stützt er sich dabei auf die von Euagrios KG 2,2 erwähnte An schuldigung des Eusebios v. Dorylaion. Auch Ks. Justinian 1., Ep. ad T heod. Mops., PG 86.1 1039 B spricht schon von Mord an Flavian. Vgl. Beyer: An tirrh. 1. c. App. und S. 150 Anm. 3. 445 Neros gelegentliches Auftreten als Kitharöde, z.B. im J. 64 in Neapel (s. Tac. Ann. 15,33; Suet. 20,2) wurde später so ausgeschmückt, als wenn er sich regel mäßig vor zum Zuschauen und Zuhören gezwungenen Senatoren als Tänzer und Sänger produziert härte. 446 Der delphische Dreifuß ist für Greg. das Urbild des Sitzes prophetischer Auto rität, vgl. Bd. I 141; so auch fünfmal in den Briefen, s. ed. Leone, Index s. v. Tripus S. 290. Der Dreifuß ist für Greg. aber auch Bild für sonstige Autoritäts ausübung, so Bd. I 83, wo er die Skythen « wie von einem Dreifuß» Edikte und Gesetze erlassen und Antirrh. I 375,22 f., wo er die Dichter vom Dreifuß der Musen Autorität in Sprachbildung ausüben läßt. Dabei könnte er, wie Beyer o. c. S. 374 Anm. 26 notiert, von Platon Leg. 719 c inspiriert sein. =
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oder Appian b.c. I 103; die des Antonius aus Plutarch Ant. 19-21 und/oder Appian b.c. IV 5 f. Der Vergleich mit den altrömischen Wahlversammlungen scheint mir weit her geholt, wenn nicht völlig abwegig. Gemeint ist unter Patriarch Johannes XIV. Kalekas, s. Darrouzes: Reg. 2249, 2251-2253, 2256. Abgesetzt wurden also mit rückwirkender Kraft alle jene Bischöfe, die vor 1347, zus. mit Kalekas, Palamas und seine Anhänger verur teilt hatten. Selbstverständlich wollte man 1351 nur noch jene deswegen ver urteilen, die nicht nach der Machtübernahme durch Kantak. im Febr. 1347 selbst auch zu Palamiten geworden waren und so ihr Amt behalten hatten. Das aber läßt Greg. nicht gelten. Wer früher gegen Palamas war und jetzt mit rückwirkender Kraft frühere Palamasgegner verurteilt, verurteilt sich selbst, insofern er früher rechtgläubiger Christ war. Indirekt bezeugt Greg. hier, daß 1347 die meisten Bischöfe opportunistisch ihren theologischen Standpunkt wechselten. Im gr. Text der Ausg. ist «als wegen - unglücklich sein» zu ergänzen. Greg. will hier andeuten, daß die Bischöfe im Widerspruch handelten zu dem Wort Christi bei Matth. 16,26 «Was nutzt es dem Menschen ... ». Vgl. Anm. 491. Man kann es auch so sagen: Am Anfang war das Sein und nicht die Aufhebung des Nicht(sein)s, denn wer hätte es aufheben sollen? « Jedes böse Wort» mit nicht inhaltlichem Anklang an Matth. 5,11. Im gr. Text der Ausg. ist « einerseits - anderseits» und «der Nachwelt» zu er gänzen. Wie in Anm. 432 gesagt, wurde der Konzilstomos erst redigiett, nach dem die Palamasgegner verurteilt waren und Unterwerfung unter dieses Urteil abgelehnt hatten. Die Palamiten waren seither unter sich. Auf einer abschlie ßenden Sitzung wurde das Dokument vorgelesen und unterschrieben. Das war kurz vor dem 15. August (s. Phi10th.: Antirrh. I 289-291), also wohl nicht mehr im Juli. Irrtümlich schreibt Darrouzes: Reg. 2324: «La date de la signatu re et de la proclamation est fixee clairement au 15. aout par Philothee» . Er selbst bringt für die Unterzeichnung durch die Konzilsteilnehmer ein eigenes Regest, Nr. 2326, mit richtiger Datierung. Ziemlich frei nach Ps. 37,12f. Der Freund, dessen Vornamen Greg. nicht nennt, ist mit dem Adressaten der Gregorasbriefe 65, 66 u. 148 (ed. Leone), als Demetrios Kabasilas zu identifi zieren. Es ist der gleiche Mann, der Greg. später besuchen wird, um ihn zum Palamismus zu bekehren, s. S. 1050,13 ff. Für den ausführlichen Nachweis s. H.-V. Beyer: Demetrios Kabasilas, Freund und späterer Gegner des Gregoras, in: JÖB 39 (1989) 135-177. Zu einem der Argumente Beyers möchte ich aber ein Fragezeichen setzen. B. meint (S. 161 u. 177 Pt. 4), Greg. rechne hier den
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Kabasilas, der ihn besuchte, zu denen, die zwar dem Tomos zustimmten, aber nicht unterschrieben für den Fall, daß die Kirche es sich mal wieder anders überlegen sollte. Daß «einer von diesen war . . . » nicht sofort nach der Erwäh nung dieser Gruppe kommt, hält B. für irrelevant, da im dazwischen stehenden Text kein Personenwechsel signalisiert sei. Das ist aber m. E. sehr wohl der Fall. Greg. hat zuerst drei Gruppen von Leuten genannt, die dem Tomos - wie auch immer - zustimmten. Ein Teil von ihnen tat es aus Angst oder, um be lohnt zu werden. Zu diesem Teil zählt er auch viele Freunde. Dabei geht es na türlich nur um Leute der Gruppe zwei und drei, denn Gruppe eins stimmte aus Überzeugung zu. Welche seiner Freunde gegen ihren Willen unterschrieben und welche, ohne zu unterschreiben, sich als Palamiten ausgaben, sagt Greg. uns nicht. Für ihr Verhalten ihm gegenüber machte das keinen Unterschied. Wer unfreiwillig unterschrieb, hatte um so mehr Grund, einen Nichtunter schreiber zu hassen, da er ihm als ein leibhaftiger Vorwurf seines eigenen fei gen Verhaltens erscheinen mußte. Diese Bemerkung ändert nichts am Ergebnis der Studie Beyers, da die Identifizierung durch die übrigen Argumente ausrei chend gesichert ist. Da Greg. hier vom hohen (gr. tiefen) Alter seines «Freun des» spricht, ist anzunehmen, daß dieser älter war als er selbst. Sich selbst hat er oben für diese Zeit als «alternd» bezeichnet obgleich er nicht älter war als 58 oder 59, s. Anm. 143 u. 435. Beyer: o. c. S. 177 Nr. 6, errechnete für Demetrios Kabasilas ein Alter von etwa 65 jahren. «Ein Weiser - aussprach» ist aus Aischyl. Prom. 887 f. Bd. II 78 (ed. S. 383, 6-8) hat Greg. mit diesen Worten einen ganz anderen weisen Spruch eingelei tet. Auch hier ist die Aischylosstelle nicht die Quelle für die so eingeleitete Weisheit, deren Herkunft ich nicht identifiziert habe. Diesen Spruch des Diogenes zitiert Greg. auch Ep. 144,15-17 ed. Leone. Man findet ihn bei Lukian Imag. 17 (ed. jacoby II 259,6 f.). Greg. zitiert auch andere Diogenessprüche in seinen Briefen, s. Leone, Index S. 238 s.n. Zu «Geschwätzigkeit, die daneben geht» notierte Boivin 1308: «Gregoras suum ipsius vitium alteri obiicit» . Wie wahr. Vgl. zum vorausgegangenen Passus auch Beyer: Dem. Kab. S. 161 f. S. 1027,2-15 Greg. Naz. Or. 41,8 PG 36,440 C 14 -441 A 6. Die Stelle 1027,17-19 frei nach Bas. De Sp. S. 77 PG 32,216 B 13-C 3; wörtli cher zitiert ob. S. 1016,19-22. Eccles. IX 11. Hier liest man aber statt «Klugheit»: «Brot» und statt «nicht den Freunden die gute Hoffnung»: «nicht den Klugen der Reichtum und nicht den Könnern das Gefallen». Greg. kombiniert also Biblisches mit Eigenem. Auch am Ende ist «von Gott» eine Zutat, die man im Prediger nicht findet. Den Ausdruck «plötzliche (schnelle) Veränderungen» hat Greg. vermutlich aus Thukydid. II 53 oder Liban. II 226 D. Er verwendet ihn auch unten S. 1111,14.
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463 Gemäß der bibI. Weisheit bei Sir. XI 28: «Niemanden preise vor seinem Tode
glücklich! An seinem Ende nur erkennt man einen Menschen.» 464 Diese Anekdote bringt Greg., kürzer gefaßt, auch Ep. 85,46-49 ed. Leone.
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468
Boivin 1308 verweist auf «Q. Curtius lib. IV in fine» , Leone auf Plut. Alex. 43 (s. ed. Lindskog-Ziegler 112 211,8-10). Nach dem Rat Christi bei Matth. 6,4.6; hier übernommen aus Bas. Ep. 226 PG 32,844 B 8-10; vgl. ob. 1018,1 f. Zu diesem Ausdruck s. Anm. 355. Zum Bild vgl. Bd. III 215 mit Anm. 605. Im gr. Wort anathema (mit eta) Weihegeschenk klingt wohl auch das kirchli che anathema (mit e-psilon) «dem kirchlichen Bannfluch überantwortet» mit. Der Tomos v. 1351 war deshalb eine neuartige Weihgabe, weil darin aus der Sicht des Gregoras nicht, wie üblich, über Häretiker, sondern über recht gläubige Christen das «anathema esto» «er sei dem Bannfluch geweiht» ausge sprochen wurde. Zu den Vorhersagen s. Anm. 469; zu den unendliche Male unendlich vielen Gottheiten Anm. 290. In diesem Paragraphen (6.1) ist Greg., wie im letzten Satz des vorhergehenden (5.9) angekündigt, zu seinem T hema zurückgekehrt, d. h. zur Verabschiedung des Tomos, der zum Abschluß des Konzils die T heologie des Palamas zur offi ziellen Lehre der Kirche und ihre Ablehnung zur Häresie erklärte (s. 5.6). Was danach folgte (5.7-9), war ein «Kommentar» zur unterschiedlichen Rezeption dieses Tomos und insbesondere zur enttäuschenden «Bekehrung» mehrerer Freunde zum Palamismus. Greg. erwähnt hier also zuerst noch einmal die erste Vorlesung des Tomos auf der letzten nur noch von Palamiten besuchten Kon zilssitzung, um dann gleich auf die zweite überzugehen, die am 15. August 1351 in der Agia Sophia stattfand. Das Datum dieser feierlichen Veranstaltung und nähere Einzelheiten überliefert Phi10th. Antirrh. I 291-308. Er schreibt: «Bald darauf (d. h. nach der ersten Promulgation, s. Anm. 453) standen das Fest und die Feier der Gottesmutter an, die wir jährlich mit dem ganzen Volk und mit großer Pracht zu ihrem heiligen und verehrenswürdigen Heimgang in der großen Kirche der konsubstantiellen und mitanfanglosen Weisheit Gottes begehen. Wir hatten fast die ganze Stadt versammelt und nach dem Morgen hymnus, als schon die zweite Stunde des Tages gekommen war, verrichteten wir auf der heiligen Kanzel feierlich und mit großer Offenheit die Vorlesung des Tomos. Den Vorsitz hatte dabei der Patriarch und anwesend waren die Bi schöfe und Priester mitsamt dem ganzen Klerus, aber auch die Archonten und der Großteil dieser großen Stadt, während der mächtigste Kaiser oben auf der Empore der Vorlesung zuhörte, umgeben von Senat und Militär sowie von ei ner weiteren großen Menge Bürger. Wir waren zu dritt, die nacheinander den Tomos vorlasen, Galesiotes meine ich und Maximos der Weise und als dritter =
=
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ANMERKUNGEN: 469-470
und letzter nach ihnen der B. v. Herakleia ( Philotheos selber), der nach der Lesung das Wort ergriff und spontan einen kurzen unterweisenden Vortrag hielt.» Greg. kommt auf diese Proklamation noch einmal zurück, unten ed. Bd. III 66,3-14, und erwähnt dort auch (66,5 -7), daß auf Wunsch der Palami ten der Ks. persönlich den Tomos feierlich auf dem Altar deponierte. Philo theos schweigt darüber, wohl da es ihm vor allem um die öffentliche Bekannt gabe des Tomos ging, womit er glaubte widerlegen zu können, daß man ver sucht hätte zu verhindern, daß der Text des Tomos Greg. zugänglich gemacht wurde. Greg. dagegen interessiert, wie sich gleich zeigen wird, weniger die Pro klamation an sich, als die damit verbundenen gegensätzlichen Vorhersagen, worüber er uns gleich hiernach (1030,6-1031,3) informiert (dazu Anm. 473), und ihre Überprüfung an den Fakten (1031,3-22 mit Anm. 475). 470 «Greuel der Verwüstung» aus Matth. 24,15; sein Erscheinen am heiligen Ort kündigt den Untergang Jerusalems und der Welt an. Greg. spielt hier auf eine eigene Vorhersage an, worüber wir ed. Bd. III 66,3-14 mehr erfahren. Aga thangelos zählt seinem Freund Greg. dort die Gründe auf, die er ausfindig ge macht hat, weshalb Greg. mit strengerer Haft bestraft wird als seine Mitstrei ter. Der fünfte und letzte ist folgender. Sie (die Palamiten) sagten ihm (Kan tak.) aufgrund der Pythia ihrer üblichen Träume und ihres wahrsagenden Dreifußes der gleichen Sorte voraus, daß, wenn er ihren Wünschen gehorchen und ihren Tomos feierlich auf dem mystischen Opfertisch niederlegen würde, er in kurzer Zeit die ganzen östlichen und westlichen Gebiete der Erde erobern und beinahe über die ganze Erde und das ganze Meer herrschen würde. «Du (Greg.) dagegen hattest gerade gesagt, indem du das Wort des Evangeliums vorbrachtest: Wenn ihr den Greuel der Verwüstung an heiliger Stelle stehen se hen werdet - wobei du mit Greuel den Tomos meintest - wisset, daß die Ver wüstung des Römerreiches nahe ist». Agathangelos gibt nicht klar zu erken nen, wann genau Greg. diese «Vorhersage» geäußert haben soll. Es muß vor oder spätestens sehr bald nach dem 15. August gewesen sein, denn als Prophe tia ex eventu wäre sie leicht zu entlarven gewesen und hätte sie den Ks. kaum zur Verschärfung der Haft veranlaßt. Was Greg. als ihre Erfüllung betrachtet, erfolgte aber nur wenige Tage nach dem 15. August (s. S. 1031, S f.). Ich vermu te, daß irgendein Choramönch Greg. von der bevorstehenden oder vollzoge nen feierlichen Proklamation des Tomos benachrichtigt hat, worauf dieser spontan obiges Evangelienwort zitierte. Der gleiche Mönch hat dies dann na türlich sofort weitererzählt. Dabei spielt es keine Rolle, ob er Greg. noch mehr in Diskredit bringen oder im Gegenteil antipalamitische Propaganda betreiben wollte. Nach der Erfüllung dieser «Vorhersage» (s. u. Anm. 475) wurde davon natürlich von antipalamitischer oder antikantakuzenischer Seite viel Aufhe bens gemacht. Greg. hatte mit seiner biblischen Prophezeiung nichts riskiert; =
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ANMERKUNGEN: 470-473
er konnte sich auch ohne politische Weitsicht darauf verlassen, daß sich in sehr absehbarer Zeit etwas ereignen würde, das als Erfüllung seiner Vorhersage gel ten konnte. Kantak. mußte es höchst unwillkommen sein, daß dies so schnell nach dem 15. August der Fall war, so daß eine noch strengere Abschirmung des Greg. von der Außenwelt nichts Befremdliches hat. 471 Im gr. Text wieder das Wortspiel mit anathema, s. Anm. 468. «Gott ließ sich nicht zur Annahme des Opfers herab» vielleicht mit Anspielung auf das Opfer Kains, s. Gen. 4,5. Der Text ab «Als dieses - den Untergang brachte S. 1030,3-1033,1 fehlt in L, steht in V auf dem eingefügten Blatt fo1. 65, wurde in G offensichtlich normal mit dem übrigen Text abgeschrieben. 472 Über diese Strafe informiert uns Greg. unten S. 1031,8-22; s. dazu Anm. 475. 473 Greg. bietet hier eine zusätzliche Information zur Feier vom 15. August. Bei Philotheos, zitiert in Anm. 469, sucht man vergeblich eine Bestätigung. Die beiden widersprechen sich aber nicht; nur hebt jeder hervor, was er für wichtig hält, und verschweigt, was ihm unwichtig erscheint oder nicht paßt. Ich sehe keinen Grund, das hier von Greg. Mitgeteilte anzuzweifeln. Auch wenn Philo theos darüber schweigt, ist es nichts weniger als selbstverständlich, daß die Pa lamiten am 15. August durch einen oder zwei Festredner den Kaiser als Dank für die Deposition des Tomos in höchsten Tönen gelobt und mit prophetischen Segenswünschen für seine Herrschaft untersrützt haben. Es ist sogar eher un wahrscheinlich, daß nicht ausgerechnet Philotheos seine «Instruktion» zum Tomos (s. Anm. 469) mit solchem Lob und solchen Aussichten auf den ver dienten Lohn Gottes eröffnet hätte. Eine öffentliche Dankadresse für das von Kantak. erfolgreich zu Ende gebrachte Konzil war das Geringste, was dieser für seine Unterstützung von den Palamiten erwarten konnte. Selbstverständlich spart Greg. bei der Wiedergabe des ihm nur aus zweiter Hand bekannten In halts der Dankesbezeigung nicht mit Ironie. Daß aber der Redner in Gottes Namen eine Wiederherstellung der byzantinischen Weltmacht versprochen ha ben soll, paßt zu allem, was wir von der Pflege byzantinischer Kaiserideologie wissen. Warum sollen die bischöflichen Mönche um Palamas ideologisch we niger verbohrt gewesen sein, als jene Mönche, die im ]. 1203 dem geblendeten, von Arthritis geplagten und gerade zum zweiten Mal auf den T hron gehobe nen Isaak 11. Angelos prophezeiten, er werde wieder sehen, völlig gesund wer den und die rhomäische Weltherrschaft in Ost und West neu errichten (s. Nik. Chon. Hist. 557,24-558,40 ed. van Dieten). In Antirrh. 11 fo1. 7'-8v «inszeniert» Greg. die fatale Vorhersage der Palamiten anders. Dort läßt er seinen Freund Agathangelos eine Aussage im Tomos selbst (<
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ANMERKUNGEN: 473 -474
großes übel sei und ein ganzes Volk untauglich machen könne, die Gerechtig keit dagegen ein Volk erhöhe. Wenn das schon im irdischen Bereich zutreffe, dann noch viel mehr, wenn es um Unrecht gegen die Wahrheit Gottes gehe. Ein solches Unrecht sei durch den Tomos abgewehrt worden. Merkwürdigerweise sind es im Tomos nicht die Autoren des Dokumentes, d. h. die Bischöfe, die (durch Philotheos) sich so äußern, sondern es ist der Ks. Johannes Kantakuze nos selbst, der - als letzter nach seinem Votum gefragt - dies ausführt (s. To mos ed. 1. § 49 S. 340,16-24). Greg. hat hier wohl diese Darstellung gewählt, da er sich in seinen Antirrh. 11 mehr direkt gegen den Tomos richtet. Da er Agathangelos die betr. Stelle des Tomos zitieren läßt, halte ich es (im Gegen satz zu Beyer: Streit und Liedermacher 273-279) für wenig wahrscheinlich, daß Greg. nicht gewußt hätte, daß Kantak. dies gesagt haben soll. Für ihn ist dieser aber nur das gutgläubige Opfer der Visionen der palarnitischen Bischö fe. Sie macht er für die falschen Vorhersagen verantwortlich, die er in Antirrh. 11 außerdem als Selbstverfluchung interpretiert, so daß die Bischöfe - wie einst die Juden - selbst die Bestrafung durch Gott heraufbeschworen hätten. So un wichtig es ist, ob «das ganze Volk» tatsächlich «sein Blut komme über uns» (Matth. 27,25) gerufen hat oder dies nur eine symbolische Darstellung des Evangelisten ist, der die manipulierte Masse als verantwortlich für Jesu Tod herausstellen will, so unwichtig ist es, daß der Tomos keine Selbstverflu chungsformel enthält. Die Selbstverfluchung sieht Greg. darin, daß man im Tomos die Ungerechtigkeit als gerecht und die Gerechtigkeit als Unrecht be zeichnete und so automatisch als Lohn für die ungerechte Gerechtigkeit anstel le der Erhöhung die Erniedrigung einforderte. Agathangelos sieht sich durch die Erniedrigung, die Konstantinopel bald nach dem 15. August erlitt, an ein Erlebnis auf Kreta erinnert. Dort wollte irgendein von anderswoher stammender Barbar als W undertäter auf treten. Sein Sohn spielte dabei die Leiche, die er von den Toten auferwecken würde. Der Mann hatte aber das Pech, daß sein Sohn, nachdem er scheinbar zu Tode gestürzt da niederlag, tatsächlich verstarb. Der Vater konnte nun rufen, soviel er wollte, der Knabe hörte nichts mehr. So erging es den Palarniten mit ihrer Auferwek kung des Rhomäerreiches (fol. 7" - 8 ) . 474 Im gr. Text der Ausg. fehlt a m Anfang dieses Satzes «Herrschaft und». Greg. läßt hier die Festredner selbst das Axiom aussprechen, das die schnelle « Erfül lung» ihrer Vorhersage als ein vernichtendes Zeugnis für ihre Dogmen erschei nen lassen wird. Der Glaube der Byzantiner (und nicht nur der Byzantiner), politische und militärische Erfolge und Niederlagen würden sich einstellen, je nachdem der Mensch sich gottgefällig verhält oder nicht - ein (Aber)Glaube, den Greg. und auch Kantak. teilten (vgl. Beyer: Streit und Liedermacher 276279) - war in der konkreten historischen Situation nicht unbedingt eine Stütze
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ANMERKUNGEN: 474-475
für die Palamiten. Es hat aber Greg. nichts genutzt, diesen Glauben für sich in die Waagschale zu werfen. Der Glaube, Recht zu haben, war auf der palamiti schen Seite allemal stärker als jeder andere Glaube, und die Sünden, die Gottes Strafe heraufbeschwören, sind immer die Sünden der anderen. Im übrigen war die angebliche Katastrophe, die wenige Tage nach dem 15. August erfolgte, nicht das wirklich Schlimme, was Byzanz in dieser Zeit erlebte, und weit weni ger katastrophal als Greg. uns glauben machen will, s. Anm. 475.
475 Was Greg. hier als eine schwere Strafe Gottes darstellt, um den Beweis zu lie fern, daß Gott den Palamismus ablehnte, war in Wirklichkeit nur ein kleines Unglück im Rahmen des Krieges gegen Genua, in die Byzanz durch Venedig und Aragon mit hineingezogen worden war (s. ob. Anm. 49 f.). Greg. hat seine Berichterstattung über diesen Krieg, der für Byzanz mit dem Bündnisvertrag vom Mai 1351 begann (s. ebd.) , unterbrochen (ob. S. 881), um zuerst das für ihn wichtigere Konzil von Mai/Juni abzuhandeln (s. Anm. 51) . Er gibt sich hier keine Mühe, die für ihn zweckdienliche Katastrophe aus der zweiten Au gusthälfte in die Geschichte dieses Krieges einzuordnen. Seine Berichterstat tung über diesen Krieg nimmt er erst ed. Bd. 111 41,7 ff. u. 76,3 ff. wieder auf, und zwar in der Form einer Unterrichtung des Gefangenen Greg. durch seinen Freund Agathangelos. Dabei knüpft Greg. wieder an die Ereignisse vom Sep tember 1350 an (s. Anm. 49) und erwähnt auch wieder den Vertrag vom Mai 1351 (s. Anm. 50), der die eigentliche Katastrophe dieses Jahres war, die aber nicht als solche von Greg. herausgestellt wird, der auch nicht einmal die bald danach erfolgte Niederlage der Byzantiner erwähnt, die diese am 28 . Juli erlit ten, als sie nach einem Tag Belagerung von Galata durch die Lateiner im Stich gelassen wurden (s. Kleinchron. 8, 54 ed. Schreiner, wo am Ende der Akkusa tiv in Dativ zu korrigieren ist; dazu Schreiner: Kleinchron. II 279. Vgl . Kantak. III 193, 10-200,9; Nicol: Byz. Ven. 274 f.). Greg. war zu diesem Zeitpunkt schon inhaftiert, sein Freund Agathangelos noch nicht von seiner Weltreise in Konstantinopel zurück (ed. Bd. 111 52,1-3; 60,3 -5; Beyer: Chronol. Anm. 112 gegen Ende) . Greg. erwähnt diesen Mißerfolg nur in der Form, daß Agathan gelos ihm erzählt, davon auf Euboia «dunkel» etwas erfahren zu haben (111 45,20-46,10). Greg. scheint das Ereignis nicht als Katastrophe eingeschätzt zu haben. Für eine Prophezeiung eignete es sich nicht; das Konzil war noch nicht abgeschlossen (s. III 106,12- 108,3). Heyd: Commerce 505 Anm. 1 überinter pretiert Greg., wenn er schreibt: «Greg. rapporte que pour punir l'empereur d'etre entre dans la ligue . . . les Genois de Galata incendierent» usw. Greg. nennt kein Motiv der Genuesen, sondern nur ein Motiv Gottes. Die übrigen Autoren zu diesem Krieg schenken dieser Episode keine Aufmerksamkeit, s. Iorga: Lat. & Gr. 208 -210; Kyrros: Kant. Gen. Ven. 339 f.; Nicol: Byz. Ven. 275; Balard: Bat. Bosph. 432. Dieses Schweigen ist gewiß nicht auf eine palami-
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ANMERKUNGEN: 475-483
tische Verschwörung zurückzuführen, sondern eher mit der geringen Bedeu tung der angeblichen Katastrophe zu erklären. 476
In der byzantinischen Ks.- und Reichsideologie ist die Beherrschung des Zwei stromlandes, symbolisiert von seinen Flüssen Euphrat und Tigris, ein Ideal, das es neu zu realisieren gilt, vgl. Nik. Chon. Or. & Ep. S. 94, U - 14; Hist. 42,21 -23; 432,69-73 ed. van Dieten.
477 Was folgt (S. 1033,3 - 16) ist frei zitiert nach Bas. De Sp. S. 77 PG 32,2U D 5 213 A 3 + 213 B 4 - 6 + C 3 -5 + 8 - 10 + D 5 - 7 + 216 A 1 - 7 mit eigenen Zutaten; wörtlicher ob. S. 1015,16- 1016,15.
478 Ich lese mit Cod. G elenchontai, nicht mit V L (Ed.) echontai (en für eph hat nur die Ausg.). Der Satz ist nicht von Bas. 479
Diese Basileios-Stelle hat Greg. ob. S. 1018,19- 1019,4 vollständig zitiert. Die von Bas. benutzte Tierfabel ist die Äsop-Fabel Wolf und Lamm Nr. 160 ed.
Hausrath-Hunger I 186 f. 480 Boivin 1309 notierte zu dieser Stelle (1034,17), daß Phi10th. in seinen Antirrh. (XII 568 ff. ed. Kaimakis) Greg. vorhält, selbst zu tun, was er den Palamiten zum Vorwurf macht. Ph. richtet sich dabei narürlich nicht gegen diese Stelle der Hist., sondern gegen eine ähnliche in Greg. Antirrh. II. Er rekapituliert (568-573) diesen Vorwurf so: die Hesychasten sollen sich nach reichlichem Genuß von Speise und Wein in einem todesnahen Trunkenheitsschlaf Traum phantasien ergeben und versuchen, daraus die Zukunft vorherzusagen. Nach dem er einiges dazu gesagt hat, das uns hier nicht interessiert, rekapituliert er, wie Greg. seinem Freund Agathangelos berichtet, daß er in einem leichten Schlaf einen Traum hatte, der ihm Künftiges zeigte, namentlich eine Entzwei ung zwischen Ks. und Patriarch (
=
Kantak. u. Kallistos) , Streit unter den Bi
schöfen, die Absetzung des Patriarchen und die Einsetzung eines neuen (Philo theos!) , den Sturz des Kantak., die rürkische Gefangenschaft des Palamas und was man ihm dort antut, ein Erdbeben, das Bischofssitze und Städte zerstört (XII 712-743). Greg. benutzt hier das literarische Verfahren einer Prophezei ung ex eventibus, wie jedem Leser einleuchtet. Die Stelle beweist also mitnich ten, daß Greg. tue, was er anderen vorwirft. Die Palamiten aber, allen voran Palamas und Philotheos selbst, glaubten fest an extatische Erleuchtungen mit Zukunftsvisionen, wie die auf Palamas eigene Mitteilungen zurückgehenden Berichte über solche Visionen des Meisters in der Palamashagiographie des Philotheos beweisen, s. Einl. S. 26 - 29. 481 Ed. S. 1035,2- 13 Bas. Ep. 210 PG 32,769 A 3 f. + 10- 12 + 15- B 2 + 772 A =
14- B 8.
482 S. 1036,3 -7 Bas. ? Nicht identif. 483 Beyer: Chronol. Nr. 61 datiert diesen ersten Palamitenbesuch «sehr wahr =
scheinlich . . . zu Beginn des Jahres 1351/1352». Er verweist dafür auf ed. Bd. III
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ANMERKUNGEN: 483 -484
172,15 - 18, wo Greg. gegen Ende August 1352 zu seinem heimlichen Besucher Agathangelos sagt: «Du weißt, daß der Anfang des neuen Jahres (
=
1. Sept.)
fast vor der Tür steht, zu dem die Machthaber, wie du wissen mußt, gewöhnt sind, periodisch einige in D ialektik geschulte Männer zu schicken, . . . Theolo gen, wie sie sie noch am gleichen Tag spontan fabrizieren, wie früher die My then der Griechen die Giganten» . Greg. konstruien hier aus der Tatsache, daß die Machthaber dies nach seinem ersten Neujahr in der Haft (1. 9. 135131. 8. 1352) zwischen dem 1. 9. und dem 20. 11 (s. u.) fünfmal getan haben, eine « Gewohnheit zu Anfang des Jahres» . Diese Gewohnheit existiene höch stens in seiner Erwanung, aber wie auch immer bringt er diese Besuche mit Bekehrungsversuchen zum Anfang eines neuen Jahres in Verbindung. In seinen Berichten über diese Besuche ist ein solcher Zusammenhang aber nicht zu ent decken. Eindeutig setzt Greg. diesen ersten Besuch nach dem 15. August 1351 an, denn «So war die Lage» läßt sich nur auf das Ereignis dieses Tages und die wenige Tage später erfolgte «Katastrophe» beziehen. Auch wenn die Katastro phe weniger schlimm war, als Greg. sie einschätzt, so kann man doch keines wegs ausschließen, daß die Versuche, Greg. zum Einlenken zu bewegen, auch eine Folge antipalamitischer und antikantakuzenischer Propaganda waren, wozu das Ereignis einen Vorwand hergab. Dafür, daß dieser erste Besuch sehr bald nach dem 1. Sept. erfolgte, spricht folgendes. Das erste nach dem 15. 8. 1351 feststehende Datum ist die Nacht vom 20. auf den 21. Nov. 1351, wofür Greg. berichtet, daß sein Freund Agathangelos ihn zum ersten Mal in seinem Gefängnis besuchte (ed. Bd. III 3,5 - 11; Beyer: Chro no1. Nr. 62). Außer dem ersten hier (S. 1037,2- 1038,2) genannten Palamiten besuch fanden im genannten Zeitraum (1. 9.-20. 11) vier weitere solcher Besu che statt, der zweite «viele Tage später» (1047,20 f.) , der dritte «am nächsten Tag» (1049,7- 9), der viene wieder »viele Tage danach» (1050,6-9) und der fünfte «nachdem wieder fünfzehn Tage vergangen waren» (1050,13 f.) . Wieviel Zeit zwischen diesem letzten offiziellen Besuch und dem heimlichen des Aga thangelos verging, deutet Greg. leider nicht an. Wu haben aber zwischen dem 1. 9. und dem 20. 11. folgende Zeitabschnitte zu veneilen: 1. eine unbestimmte Zeit zw. d. 1. 9. und dem ersten Besuch, 2. viele Tage, 3. zwei Tage, 4. viele Tage, 5. fünfzehn Tage, 6. eine unbestimmte Zeit bis zum 20. 11. Es empfiehlt sich m. E. die zwei Abschnitte von vielen Tagen mit drei bis vier Wochen anzu setzen. Ich komme dann zu einem Zeitschema, das so aussieht: Besuch I: ca. 5. 9., 11 u. 111: ca. 1. u. 2. 10., IV: ca. 25. 10., V: ca. 10. 11. 484
Wenn wir Greg. glauben (und ich sehe keinen Grund, es nicht zu tun) , haben seine Besucher ihm zu erkennen gegeben, daß man im Tomos das Ergebnis der ersten vier Konzilssitzungen so weitgehend gemilden habe, daß er würde zu stimmen können (vg1. Anm. 432) . Wer den Tomos liest und auch, was Greg.
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ANMERKUNGEN: 484-487
seit 1346/1347 gegen die Lehre des Palamas vorgebracht hat, kann daraus nur folgern, daß die Gesandten entweder einfach gelogen haben, oder nur zu er kennen geben wollten: Wtr haben die Formulierungen der vierten Sitzung ab geschwächt, damit du dein Gesicht wahren kannst. Wenn du so vernünftig bist, jetzt zuzustimmen, kann deine Verurteilung aufgehoben werden. Das Nein des Greg. beweist, daß er das «Angebot» auch so verstanden hat. 485
Indem er eine Bekenntnisschrift des Palamas verlangt, gibt Greg. den Gesand ten zu verstehen, daß für ihn nur ein Tomos akzeptabel sei, der eine Verurtei lung der Lehre des Palamas bedeute, so daß dieser, um ein Anathem zu vermei den, gen au wie frühere Häresieverdächtige ein schriftliches Bekenntnis zur Or thodoxie im Sinne des Greg. vorzulegen und zu beeiden hätte. Das Zitat stammt aus den Akten des sechsten Ökumenischen Konzils, Praxis 8, Mansi X1 344 E 11-345 A 3.
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Greg. verhehlt nicht, wie sehr er den Beweggründen mißtraut, die seine Ge sprächspartner zu Anhängern des Palamas gemacht haben sollen. Das könnte ein Zeichen dafür sein, daß man als Abgesandte der Synode und des Ks. ab sichtlich Männer ausgewählt hatte, die nicht zu den Verfechtern eines extre men Palamismus, sondern eher zu den Mitläufern zählten.
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Im gr. Text der Ausg. fehlt, wie im Cod. V, «nicht» vor «geschrieben» , dies steht aber in G und L. Es wurde auch schon von Boivin, der G und L nicht kannte, als Korrekrur vorgeschlagen. Wenn Greg. hier die Lehre des Palamas mit den Evangelien und den Schriften der großen Kirchenväter vergleicht, will er damit natürlich nur andeuten, daß die Palamiten selbst die Lehre ihres Mei sters damit gleichsetzten. Mit dem, was nun folgt, scheint Greg. auf für ihn typische Weise abzuschweifen. Von der Aufforderung, den angeblich so nützli chen Tomos konsequent zu propagieren wie die Evangelien usw., geht er auf ein allgemeines Lob nützlicher Schriften über, das er mit ihrer bleibenden Wir kung begründet. Danach flicht er ziemlich unvermittelt erkenntnistheoretische überlegungen ein: über die sinnliche Wahrnehmung als Lieferant der Informa tionen, womit der Geist arbeiten muß, über die Vorrangstellung der Wahrneh mung durch Hören und Sehen, insbesondere da sie auch die Information durch Sprache und Schrift vermitteln, über den Beitrag, den beide gerade in wichti gen Fällen zu leisten haben. Danach kehrt er zum Thema, dem dogmatischen Streit um den Palamismus, zurück und erklärt diese Angelegenheit für so wich tig, daß man alle Mittel ausschöpfen solle, um zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen. In dieser Schlußfolgerung offenbart sich, daß die «Abschweifung» weniger weit hergeholt ist, als es auf den ersten Blick scheint. Dem methodi scher Wissenschaftsübung verpflichteten «Humanisten» Gregoras war die Leh re des Palamas ein Greuel, weil sie letztendlich eine Hineininterpretation ein gebildeter übernatürlicher Erfahrung in das überlieferte Verständnis der Offen-
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barung war. Es ist dieser fundamentale Unterschied zwischen ihm und seinem Gegner, der ihn zu der «Abschweifung" inspirierte. 488 Greg. stellt hier dem Neuerer Palamas den Neuerer Moses gegenüber. Pa lamas behauptet, Gott mit seinen leiblichen Augen zu schauen; Moses, der Gottseher hieß, sah laut Exod. 33,18 -34,8 nicht Gottes Angesicht, sondern nur seine Rückseite. Palamas sieht man seine Gottesvisionen nicht an; als Moses vom Sinai herabstieg, strahlte sein Gesicht so, daß er es seither mit einem Schleier bedecken mußte (Exod. 34,29-35). Von Palamas' Visionen zeugen Schwelgerei und Rausch (s. weiter unten) , Moses' Vision wurde dadurch bestätigt, daß Gott nunmehr für ihn Wunder tat, wie man sie nirgends gesehen hatte (Exod. 34,10). Greg. weist auf den Durchzug durch das Rote Meer hin (Exod. Kap. l4f.) und auf die Tränkung des Volkes in der Wüste aus einem Felsen (Exod. 17,1-7) . Diese Wunder geschahen freilich vor dem Sinai-Ereignis. 489 Für Greg. ist die Lehre des Pa lamas etwas von selbst (d. h. ohne wahre Theologie) Gewachsenes wie ein Dornstraueh. 490 «Söhne der Ärzte» Ärzte, so öfter bei Greg., s. Bd. 11 Index s. v. 491 Anspielung auf Matth. 16,26 (vgl. Mark. 8,36; Luk. 9,25). 492 Ein unangemessenes «Zitat» aus Matth. 26,65 (vgl. Mark. 14,63; Luk. 22,71). =
Es sind die Worte des Hohepriesters Kaiphas, der ausruft, als Christus sich zu seinem Anspruch bekennt, Gottes Sohn zu sein: Er hat Gott gelästert. Wozu brauchen wir noch Zeugnisse!
493 Joh. 3,20. Greg. meint: die Tatsache, daß die Gesandten ihm die verlangten Dokumente nicht vorlegen, entlarve ihre Behauptung, der Tomos sei nun ein wandfrei, als eine glatte Lüge.
494 Der Olymp dient Greg. als Bild unübertrefflicher Höhe, s. Bd. III 130; Antirrh.
I 161,4; 243,9; vgl. auch «Olymp der Weisheit,) Bd. 11 u. III Index s.v. Als Bild der Schwere oder Wucht ist der Götterberg sonst bei Greg. nicht vertreten, es sei denn, man möchte Ep. 108,6 ed. Leone « Olymp von Unglücken» in diesem Sinne interpretieren. 495 Zu dieser Redensart s. Bd. I Anm. 163. 496 Boivin 1309 zitierte zu dieser Stelle den Widerspruch des Phi10th. Antirrh. I 312-320 ed. Kaimakis, der aber nur eine allgemeine Verbreitung beweist, die keineswegs die Behauptung des Greg. widerlegt, daß man den Tomos vor ihm verstecke.
497 Nach Matth. 25,35 f. 498 Zu dieser Stelle notierte Boivin 1309, daß laut Philotheos Gregoras' Wohnung nirgends einen öffentlichen Weg oder Platz berührte, so daß das hier Erzählte unmöglich wahr sein könnte. Philotheos kritisiert freilich nicht diese Stelle der Hist., sondern eine Erzählung des Greg. in seinen Antirrh. H, wie er aus sei nem Fenster schauend einen Bänkelsänger ein Trauerlied habe vortragen hören
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ANMERKUNGEN:
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über alles Elend, das zur Zeit die Rhomäer heimsuchte. Philotheos versucht mit der billigen Information, Greg. könne so etwas gar nicht gesehen haben, da ihm die Aussichtsmöglichkeit fehlte, ihn einer weiteren Lüge zu überführen. Auch hier zieht er ein literarisches Verfahren nicht in Betracht. Dabei geht aus seiner eigenen erweiterten Wiedergabe des Vorfalls hervor, daß das, was Greg. als von ihm beobachtet ausmalt, in Konstantinopel alltägliche Realität war. Ausführlich zu dieser Philotheosstelle Beyer: Streit und Liedermacher 266270, der auf «den ganz und gar unchristlichen Charakter der Äußerung des Kirchenmannes» hinweist, der «hier über die Armen und Schwachen (= die Opfer der Politik des Kantak.l seine Verachtung ausschüttet» . 499 Nur G hat «unpassend» (gr. akairon), in V fehlt es, während L die Stelle nicht hat. 500 Boivin 1309: «Gregoras . . . nondum expleverat annum aetatis suae LVII; u.E. war er 58 oder 59, s. Anm. 143, 435, 455. 501 Vgl. Bd. II 239 mit Anm. 323. 502 Vgl. Bd. I 13 mit Anm. 71. 503 Man muß sich mit Greg. wundern, daß sich alle von ihm selbst gewissermaßen geprüften Klosterinsassen gegen ihn kehrten, und fragt sich, was der Mann falsch gemacht haben könnte, außer dem, was er selbst «zugibt» : Verhinderung von Gütermißbrauch. Vielleicht nur, daß er für die Mönche «seines» Klosters immer ein privilegierter Außenstehender geblieben war, auch nach seinem von den Umständen diktierten Eintritt in den Mönchsstand, und daß er als Ver leumder der Mönche galt, die den Sieg des Palamas als einen Sieg ihres Standes betrachteten. 504 Ps. 21,13. 505 Ps. 34,16 und 12. 506 Ps. 21,14. 507 Ps. 63,6 und 4. 508 Ps. 82,5. 509 Mit « Prophet» ist David gemeint.
510 Regelmäßiges Psalmgebet war auch Laien zu Hause nicht fremd; vgl. van Die-
ten: Nik. Chon. Erläuterungen usw., Berlin 1971, S. 55. 511 Abwandlung eines Sprichwortes, vgl. Bd. III Anm. 235. m
Greg. selbst verlor seine Eltern vor seinem zehnten Lebensjahr, s. Bd. 1 2. Ps. 119,2. 514 Zum Charakter des Patriarchen Kallistos s. ob. S. 871,17-22 mit Anm. 12. 515 Zitat aus I Kor. 1,20. Eine gewisse Bildung hatte Kallistos; er schrieb mehrere fromme Werke. Hier kehrt er aber die Mißachtung höherer profaner Bildung hervor, worauf die Palamiten, die ihre mystischen Erfahrungen für die wahre höhere Weisheit hielten, geradezu stolz waren, s. Anm. 64. 516 Greg. verbindet zwei Zitate aus Basileios: « In diesem verstärkt» aus Ep. 223 PG 513
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ANMERKUNGEN: 516-521
32,825 C 5 - 10 (leicht abgewandelt, da Bas. seine «Eltern und Erzieher» na
mentlich nennt. «Mutter und Großmutter Makrina») und «Ich habe - fragen» aus Ep. 140 ebd. 588 B 5 - 11 . Dieser zweite Teil auch schon oben S. 960,12 - 17. 5 17 «Denn in - Gnade Gottes» Sap. 1 4. Soweit ich sehe, hat noch niemand die sen «Verräter» identifizien. Greg., der auch selbst das Mönchsgewand ange nommen hatte, will gewiß nicht das Mönchsgewand an sich mit dem Einzug Satans in die Seele verbinden. Auch alle Apostel empfingen das Brot, aber nur einer wurde zum Verräter. Wohl eher sieht Greg. hier die Annahme des =
Mönchsgewandes als Eintritt in die palamitische Gemeinschaft. In seinem Ver gleich des ehemaligen Schülers mit Judas kombinien Greg. zwei Bibelstellen, einmal Joh. 13, 26 f., der als einziger Evangelist erzählt, daß Jesus Judas einen Bissen eintunkte und überreichte, wonach der Satan in ihn fuhr, zum anderen Luk. 22,17-23, der als einziger den Weggang des Verräters nach der Darrei 518
chung des erlösenden Brotes ansetzt. Der gr. Satz ist problematisch. Greg. scheint enkaleo nicht, wie üblich, mit tini ti, sondern mit zwei Akkusativen zu verbinden. Davon geht auch Boivin bei seiner Übersetzung aus: «hic illum ( ludam) . . . superare cenavit, ut nec in hac pane ludam proditionis reum argui unum voluerit» . Ich halte eine Korrek =
tur des Satzes fiir unerläßlich und lese fiir ludan ekeinon (ace.) luda ekeinou (gen.). Subjekt v. pephilotimetai und folglich des Infinitivs easai ist der Verrä ter des Greg. Er, und nicht Judas, steckt m. E. im Akkusativ entautha genome non (hierher gekommen) und ist als solcher Subjekt v. enkaleisthai prodosian. Der Sinn ist dann, daß der Verräter des Greg. sich nicht mit einem Judaskuß ( einem Besuch bei Greg.) begnügte, sondern zusätzlich durch allerhand Intrigen seinem ehemaligen Lehrmeister nachstellte. Gewiß wird Greg. mit dieser rhe torischen Übenreibung kaum jemanden im günstigen Sinne beeindrucken, aber Boivins Übersetzung ist fiir mich weder venretbar, noch mit der deutli chen Aussage des Greg. vereinbar, daß sein Verräter seinen Ehrgeiz darin setz te, Judas zu übenreffen. Der Satz mit «so daß" muß dies erklären tut es aber in Boivins Übersetzung nicht. Don zieht der Verräter des Greg. höchstens mit Ju das gleich. Greg. versucht, seinen Verräter boshafter darzustellen, indem er Ju das Verrat auf den Kuß beschränkt ( das Kommen seines Verräters), seinem Verräter aber zusätzliche Intrigen vorwirft. 5 19 Es sind m. E. wieder schriftliche Anordnungen des Ks. anzunehmen. Dölger hat sie nicht registrien. Vgl. Anm. 434. 520 Gemeint ist der Panoptes (Allseher) genannte Argos, der Wächter, der im Auf trag der Hera die in eine weiße Kuh verwandelte 10, Herapriesterin und Ge liebte des Zeus, überwachte. Vgl. Bd. I Anm. 101. 521 «Träume von Wachenden» : dieses angebliche Pindarwort benutzt Greg. auch Bd. 1 103 und 148; s. dazu ebd. Anm. 130. =
=
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Mit «jener» beste Freund kann nur der schon genannte Kabasilas gemeint sein, über den Greg. ob. S. 1025,14 f. geschrieben hat, daß er zu denen gehörte, die dem Tomos vom Juli 1351 mit oder ohne Unterschrift zugestimmt hatten (vgl. Anm. 455). «Jener" hat hier also m. E. weder etwas mit einem Hinweis zu tun, daß der Mann inzwischen verstorben wäre (so auch Beyer: Dem. Kab. 162), noch mit einem «für Greg. gestorben», wie Beyer ebd. es interpretieren möch te, sondern gibt nur an, daß vom gleichen Freund die Rede ist, den der Autor dem Leser schon vorgestellt hat. Zum nun folgenden Dialog vgl. Beyer ebd. 162- 176. Es ist nicht klar, ob Kabasilas in kaiserlicher Mission kam oder sich nur vorher mit ihm beraten hatte. Einen schriftlichen Auftrag möchte ich daher nicht an nehmen. Der Beauftragte des Patriarchen läßt sich nicht identifizieren; es könnte einer der fünf ranghöchsten Patriarchatsbeamten, der sogenannten Stavrophoren, gewesen sein.
Im gr. Text der Ausg. ist für pathos : pasas zu lesen und die danach folgenden Klammern sind zu tilgen. 525 Das Wortspiel mit verschwenderisch auch im Griechischen. Im ersten Fall hat es den Sinn «in Hülle und Fülle vorhanden,), im zweiten «sinnlos vergeudend». 526 Bekanntlich ist Basileios höchstwahrscheinlich ein Schüler des Libanios gewe sen. Er gilt als Adressat zweier Briefe des großen Redners (Nr. 50 u. 647) . Greg. stützt sich hier aber wohl auf den umfangreicheren gefälschten Brief wechsel zwischen beiden. 527 Beyer: Dem. Kab. 155 f. bringt diese Stelle mit Recht mit anderen Vorhersagen in Verbindung, die den Untergang des Kantak. prophezeit hatten. Solche hatte Apokaukos während des Bürgerkriegs im Anschluß an Gerüchte über Kanta kuzenos' Tod in die Welt setzen und verbreiten lassen. Dabei hatte u. a. ein Landsmann der Kaiserin Anna eine Rolle gespielt, s. Bd. III 130 f. Das Schick sal des Kantak. war schon damals eng mit dem des Palamas verbunden und umgekehrt, wie Greg. ebd. 129 f. deutlich ausgesprochen hat. Im Gegensatz zu seinem Freund Kabasilas, der sich, wie wir erst hier erfahren, zu der Zeit nach drücklich auf die Seite des Patriarchen Kalekas und des Akindynos gestellt hat te, hatte Greg. sich damals zurückgehalten, da er noch ein Bewunderer des Kantak. war und auf dessen «Bekehrung» setzte. Die damalige opportunisti sche Haltung des Demetrios Kabasilas, der ein «Mann des Hofes» war, (s. Beyer o. c. passim), mag dazu beigetragen haben, daß er nach dem Sieg des Kantak. um so eifriger und radikaler seine Meinung änderte, weshalb Greg. ihm schon oben (S. 1025,16 ff.) Mangel an Charakter bescheinigt hat. 528 Zur Betonung des Alters des Dem. Kab. vgl. ob. Anm. 455 am Ende. 529 Zur bildlichen Darstellung der vorbeieilenden unwiederbringbaren Zeit, die den bestraft, der zu spät kommt, da er den einzigen richtigen Augenblick ver-
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ANMERKUNGEN:
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paßt hat, s. Bd. III 74 f. mit Anm. 140. Hier sei zusätzlich auf Joh. Tzetzes Hist. VIII 421 -427 verwiesen, der ein solches Bild Lysippos von Sikyon zuschreibt. Im gr. Text der Ausg. ist «Mir - hintanstellt» zu ergänzen. Der Heros Ixion «verliebt» sich in Hera, aber Zeus läßt ihn auf eine Wolke hereinfallen, die wie Hera aussieht. Zum Mythos s. Pindar Pyth. 2,35 ff.; Greg. verwendet die Fabel auch Ep. 70,26-28 ed. Leone mit App. Zum Ausdruck s. Bd. II Anm. 24. Das Bild der gefällten und allen ausgelieferten Eiche war sprichwörtlich, s. Apost. VI 36; App. Provo II 1. «Herakles nicht gegen zwei» sprw. Redensart, S. Zenob. V 49 mit App.; Ma kar. VII 42. Erklärung: Herakles hätte auf der zweiten Olympiade allein gegen zwei Gegner kämpfend den Faustkampf verloren. Vgl. Bd. III Anm. 393. Der Hrsg. dieses theologischen Teiles des Werkes, Claudius Capperonerius, hat die unvermittelte Rückkehr zur eigentlichen Diskussion in der lat. Überset zung «übertüncht», indem er für «ich sagte» schreibt: «Haec praefatus, respon sionem meam in bis verbis institui» . In der nachfolgenden Zusammenfasssung habe ich soviel wie möglich die direkte Rede des Sprechers bzw. Schreibers, d. h. des Greg., beibehalten, m. a. W. ich habe eine Zusammenfassung in der Ich-Form gewählt, obgleich ich das von Greg. Gesagte stark verkürzt und in vereinfachter Diktion wiedergebe. Die vielen Väterzitate ließen sich nicht im mer entsprechend präsentieren. Ich erwähne sie dann als von Greg. vorgelegt
und deute kurz Inhalt und Zweck an. 537 S. 1062,10-16 Joh. Dam. in Matth. (Frgm.) PG 96,1408 D 7 - 1409 A 3 . 53 8 S. 1063,5 - 18 Greg. Naz. Or. 44 PG 36,609 C 3 -612 A 3. 539 Capperon. 1311 identifiziert 1064,18 ff. nicht und schreibt erst zu 1065,20 ff.: =
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«Tractatu cui titulus: Ducenta capita, Tom. I. ed. Combefis. Sed ibi paullo ali ter iacet hic locus.» Fatouros verweist zu 1064,18 auf Carit. IV 9, zu 1068,9 auf IV 8 und zu 1068,13 auf IV 6. Zum übrigen schweigt er. Tatsächlich zitiert Greg. hier nicht direkt aus Maximos, sondern übernimmt, wie in den Hss. auf dem Margo angegeben, seine Zitate aus der Panoplia dogmatike des Euthy mios Zigabenos (vgl. Anm. 382). S. 1064,18 - 1065,3 Zigab. Panopl. II PG 130,97 D 12- 100 A 4 (vgI. 1068,9- 12). S. 1065,20- 1066,3 Maximos Conf. bei Zigab. Panopl. II PG 130,141 C 1015. S. 1066,3 -11 ebd. 141 D 14- 144 A 7. S. 1066,11- 1067,10 ebd. 145 B 1 - C 9. S. 1067,13 - 19: man hat den Eindruck, daß ein weiteres Maximos-Zitat folgt, in den Hss. liest man aber zur Stelle auf dem Margo: «von Kyrillos aus den Akten des 3. Konzils». =
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ANMERKUNGEN: 544-554
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S. 1068,6- 9 Athan. C. Ar. 3,65 PG 26,460 B 16-19 (auch zitien ob. 972,1416 und unten 1134,7-9. S. 1068,9- U = Maximos Conf. bei Zigab. Panopl. I PG 130,100 A 4 - 8 u. A 3 f. (vgl. Anm. 539 zu 1065,1-3). S. 1068,13 f. ebd. 149 C 9 f. 545 S. 1069,20- 1070,2 Athan. C. Ar. 2,3 PG 26,152 C 1-5 (das Ende des Zitats =
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im gr. Text der Ausg. nicht markien; in der lat. Obers. erst nach 1070,16 vor «Vester autem Magister Palamas»; 1070,2-16 aus Athan.? 546 Vgl. Demosth. XVIII 21 «Auch wenn du lügst, bis du platzt» u. XVIII 27 «auch wenn einige dabei platzen». 547 S. 1072,7-13 = Joh. Dam. zitien aus Zigab. Panopl. I PG 130,44 A 3 - 10. Im gr. Text der Ausg. ist 1072,7 durch einen Homoioteleutonfehler ein Teil des Satzes ausgefallen. 548 S. 1073,2-4 Greg. Naz. Or. 18,16 PG 35,1005 A 15-B 2. 549 S. 1073,13 f. Greg. Naz. Or. 40,6 PG 36,265 A 12. Die 1075,15 f. «dem Melo den» zugeschriebene Bezeichnung der Energien Gottes als «Wurfgeschosse der Gottheit» wurde nicht identifizien. Capperon. 1311 schweigt dazu, Fatouros fühn die Stelle auf unter «Romanos», setzt aber ein Fragezeichen zum Wo in Romanos. Ich würde eher bei Kosmas dem Meloden = Kosmas v. Maiuma (geb. ca. 675) suchen, den Greg. ed. Bd. III 277,5-7 zitien und ebd. 4 f. als den göttlichen Kosmas, den ehrwürdigen Meloden, bezeichnet, und noch einmal I1I 490,11- 13 als «der göttliche Melode Kosmas» sowie zweimal ohne Namen als «der göttliche Melode» III 430,17 u. 491,6 (sämtliche Zitate v. Fatouros selbst identifizien) . Antirrh. II fol. 27' bringt Greg. ein Zitat des göttlichen Me loden Vater Johannes ( Joh. Dam., dessen Jugendgefähne Kosmas gewesen . sein soll?). In den PG 98,460-524 edienen Hymnen des Kosmas ist dieses «Zi tat» nicht zu finden; auch das u. S. 1110,21 f. gebrachte nicht. 550 Vgl. Bas. Adv. Eunom. III.1 PG 29,656A 2 - 11. 551 Als sprw. Redensan mir nicht bekannt. Der Reichtum Lydiens wird besonders =
=
=
v. Xenoph. Kyrop. VI 2,22 gerühmt. 552 «Bellerophon gegen dich selbst» sprw. Redensan, s. Diogen. V 45, der dazu notien «Die Geschichte ist bekannt» . Bellerophon, Enkel des Sisyphos, ist in der gr. Mythologie der Mann, der, wie Urias im A. T. (2 Sam. 11) , den Brief mit dem eigenen Todesuneil seinem «Henker» überbringt, s. Hom. H. 6,152202. Zur Redensan s. Georg. Cypr. Ld. II 46 mit App.; Lukian Adv. Indoct. 18. 553 S. 1077,18- 1078,15 Athan. Ep. ad Aeg. & Lib. PG 25,549 C 10-552 B 6 (wo 552 A 10 drakontes für 1078,6 graphontes). 554 Obgleich Greg. den uns vor allem aus Ovid. Metam. 8,183 ff. bekannten My thos des Ikaros unten kurz erzählt, ist nicht festzustellen, ob er eine bestimmte Quelle vor Augen hatte. Er kannte ihn vielleicht aus Strabon XIV 1,19, aus =
330
ANMERKUNGEN: 554-559
dem er im Cod. Pa!. gr. 119 einiges exzerpien hat (s. Bd. I 62) . Mit gen au den
555 556
gleichen Wonen wie hier erzählt Greg. den Mythos Ep. 28,1 -6 ed. Leone und nicht nur den Mythos, sondern auch die Anwendung formulien er gleich (1081,16f. = 28,6f.): «Tes homoias einai kakoboulias doko moi kai hoper ho barydaimon anthropos houtos (bzw. hoi barydaimones houtoi) epeponthei (bzw. poiousi) ta nyn». Der Brief ist aus ca. 1330/1331 und «was sie tun» paßt besser als Subjekt von «ist eine Sache schlechter Überlegung» denn « was er er litt» . Ich nehme darum an, daß Greg. den Brief mutatis mutandis wörtlich ab schrieb bzw. über einen Zettelkasten verfügte, in dem er solche Versatzstücke aufbewahrte. S. 1083,13 -18 = Dion. Areop. Ep. 9 PG 3,1105 C 15- D 7. Greg. zitiert S. 1083,19-21 Athan. C. Ar. 1,29 f. PG 26,73 B 14- C 4 (nach «Laß sie die Hellenen (=Heiden) fragen» hat Greg. folgendes ausgelassen: « von de
nen sie es gehört haben; denn es steht nicht in der Schrift, sondern ist ihre Er findung»); 1084, 7-9 = Bas. In Is. 92 PG 30,269 C 13 -D 1; 1084,10- 18 = Joh. Chrysost. De Sacerdotio 4,3 PG 48, 665, Z. 9 v. u . - 666,1; 1084,19-21 = Max. Conf. Cap. div. 2,74 PG 90,1248 C 7-9; 1084,22- 1085,5 = Joh. Dam. Stelle nicht identif. SS7 lust. Mart. De Monarchia PG 6,313 B 13 ff. z. B. Aischylos 313 C 2 ff., Sopho kIes 316 A 11 ff. usw. 558 Ab S. 1088,3 reiht Greg. Plotin-Zitate aneinander, wofür Fatouros völlig unzu reichend auf Enn. VI 8.20 verweist. Ich verzeichne die Zitate nach der kr. Ausg. v. P. Henri - H. R. Schwyzer, (Ennea VI, Leiden 1973), die in ihrem Apparat die Zitate bei Greg. vermerkt und die abweichenden Lesarten in ihrem kr. App. verarbeitet haben (mit Ausnahmen, s. u.). Für diese abweichenden Lesarten verweise ich also auf diese ausgezeichnete Ausgabe und mache hier nur ein paar zusätzliche Bemerkungen. Da die nachfolgenden Zitate alle aus Enn. (Lib.) VI (Kap.) 8 sind, verzeichne ich der Bequemlichkeit halber vom zweiten Zitat an nur die Paragraphen und Zeilen. S. 1088,3 -7 = VI 8.13,3340 (im App. ist die « Niceph.» (= Greg.) zugeschriebene Lesart A.sx3ij zu strei chen; diese ist der textkritischen Unzulänglichkeit der Ausg. zu verdanken; Greg. schrieb richtig tA.X3ij); 1088,7-10 = 12,22-25 von Henri-Schwyzer übersehen; 1088,10 - 13 = 12,32-35 id.; 1088,13f. = 12,35f. id.; 1088,14-20 = 20,11 - 19 (Z. 15 schreibt Greg. statt Hypostase: Wesen. Z. 19 hat Greg. richtig douleusasa; zur falschen Lesart douleuousa fehlt im App. Henri-Schwyzer die Angabe, daß Greg., d. h. die von ihnen benutzte unzulängliche Greg.-Ausg. sie
559
hat); 1088,21- 1089,1 = 21,11 - 13; 1089,1-4 = 4,24-27 von Henri-Schwyzer übersehen. S. 1089,5- 6 frei nach Arist. De interpr. 23a21-23; Z. 6-7: nicht identif. Z. 7 - 10 = Arist. De caelo p. 286 a 8.
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ANMERKUNGEN: 560-561
560
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Zum Vergleich mit der Vertreibung des kylonischen Frevels durch die Athener vgl. Bd. III 174 mit Anm. 501. Oben S. 971,6- 972,21. Wie Greg. gleich hiernach sagt, konnte er Kabasilas und seinem Begleiter die Bücher der Väter noch zeigen. (Vgl. unten S . 1144,12). Er erweckt damit den Eindruck, daß er sie jetzt, während er dies schreibt (Sommer 1352) nicht mehr hätte. Daß ihm Bücher weggenommen worden wären, hat er bisher aber nicht berichtet. Erst weiter unten ed. Bd. III 176,11- 13 erfahren wir: «Er ( Agathangelos) bekam von mir u. a. zu hören, daß meine Verfolger mir die mir bis jetzt verbliebenen Bücher der göttlichen Schrift bei einem plötzlichen Überfall alle weggenommen hatten. » Das er zählt Greg. seinem Freund bei dessen viertem Besuch im Frühjahr 1353 (s. Bd. I 29; Beyer: Chronol. Nr. 68); es müßte demnach zwischen dessen drittem und viertem Besuch geschehen sein, d. h. zwischen Ende August 1352 und Frühjahr 1353. Doch beweist die zitierte Stelle, beim Wort genommen, nicht mehr, als daß Greg. in der angegebenen Zeit (auch noch?) die Bücher der Hl. Schrift abgenommen wurden. Das schließt nicht aus, daß man ihn schon frü her der für die Widerlegung des Tomos wichtigeren Werke der Väter beraubt hatte. Eine allgemeinere Klage über Bücherraub äußert Greg. Antirrh. 11 fol. 2 (zitiert v. Beyer: Streit und Liedermacher 265 mit Anm. 23) und 39V: «Wenn meine Verfolger mir nicht vorher sämtliche Bücher der göttlichen Lehrmei ster (Mystagogen) der Kirche weggenommen hätten, die ich besaß, . . . könnte ich ohne große Mühe sofort suchen und finden, was er (Palamas) alles fälscht» usw. Dazu liest man auf dem Rand der Hs .. «Daß die Palamiten sei ne Bücher wegnahmen, um nicht von ihm überführt zu werden bezüglich ih rer Irrtümer und Gotteslästerungen.» Greg. äußerte diese Klage beim Besuch des Agathangelos im Frühjahr 1353 (vgl. Beyer: Chronol. Nr. 70); der Zu sammenhang schließt aber eine Wegnahme vor dem dritten Besuch nicht aus. Es bleibt aber immer das Argumentum e silentio, daß Greg. im Bericht über den dritten Besuch des Agathangelos darüber schweigt. Philoth. Antirrh. I 144-156 setzt der Bücherraub-Behauptung des Greg. (in seinen Antirrh. 11 fol. 2) ein energisches Dementi entgegen. Dieses gewinnt aber nicht dadurch an Glaubwürdigkeit, daß er meint: Wenn man ihm seine Bücher abgenom men hätte, würde er sich deswegen nicht schämen, sondern dies eher loben; ja man hätte es eigentlich tun sollen; daß man es getan habe, sei aber (leider) gelogen. Philotheos interpretiert aber Greg. so, daß er direkt die Kirchenvor steher als die Räuber seiner Bücher bezeichnet. Er sagt hier also - vor sei nem eigenen Gewissen - eventuell insofern die «Wahrheit», als diese weder persönlich Hand angelegt noch einen diesbezüglichen schriftlichen Befehl ausgestellt hätten (vgl. Anm. 362 gegen Ende). Für das, was tatsächlich im Chorakloster vorgegangen ist, war er kein Augenzeuge. Für einen Mann, der =
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ANMERKUNGEN:
561- 566
den Hausarrest des Greg. praktisch leugnet, ist dies nur eine konsequente weitere Lüge.
562 Zuerst Textkritisches zu diesem Passus: im gr. Text der Ausg. sind S. 1090,11
nach «Wesen» zehn Wörter ausgefallen. Vor dem Platon-Zitat fehlt « der sagt, daß Geist (nous) Denken (noesis) ist». Im Aristoteles-Zitat sind Z. 3 nach «au tou» 26 Wörter ausgefallen. Greg. zitiert S. 1090,12 - 16: Plotin. Enn. VI 8.17,9 - 13; 1090,16 - 18: ebd. VI 7.37,13 f. (frei) ; 1090,18-20: ebd. VI 7.41,1417 (id.); 1091,l f.: ebd. VI 7.37,23 -25 cf. Platon resp. 509 b 9 u. Parm. p. 132c; 1091,2-5 Arist. Stelle nicht identif.; 1091,7-13 Max. Conf. (laut Capperon. 1312 frei nach) Cap. theol. 1,82 PG 90,1116 C 4 - 1117 A 3; 1091,3 - 19 Max. Conf. Schol. in Dion. Div. Nom. 5,6 PG 4,320 B 2-9. 563 Bezüglich der Plotin-Zitate vgl. Anm. 558. Sie sind hier aus Enn. VI 9. S. 1092,11 - 14 § 1,1-5; 1092,14- 17 1,10-13; 1092, 17-19 = 5,1-3; 1092,19 f. 6,24f.; 1092,20 -22 6,30-32; 1092, 22- 1093,9 6,34-45 (zum Plotin-App. Z. 34: to wurde nicht ausgelassen von Greg., sondern in der =
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Ausg.); 1093,9-12 6,53 -57. Soweit Plotin. S. 1093,19- 1094,6 Proklos Inst. 3 ed. Dodds S. 4,1 - 8 . 564 Vorab Textkritisches zu 1096,3: I m gr. Text der Ausg. sind hier i m Dionysios Zitat nach ephietai achtzehn Wörter ausgefallen. Was die Zitate betrifft lassen auch hier Capperonerius und Fatouros den Leser teilweise im Stich, da Greg. wiederum, wie die Hss. auf dem Margo notieren, aus der Panoplia des Zigabe nos und nicht direkt aus den Werken des Areopagiten zitiert. S. 1095,5 - 8 o. c. PG 130,132 C 4-8 ( unten 1104,9-13); 1095,8 - 1096,1 = ebd. 132 A 12- 14 und (nach Auslassung von A 14-B 12 « usw. ») B 12-D 1; 1096,2 f. ebd. 136 C 8 - 11; 1096,3 - 8 ebd. 136 B 6 - 11; 1096,8 - 17 ebd. 137 A 5 -B 1; 1096,17- 1097,1 ebd. 137 B 6 - 13; 1097,1-8 ebd. 137 C 2-5 + 11-14 + D =
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7-9. Zum Thema, daß Gott nicht an irgendeinem Ort sei, zitiert Greg. noch, ohne ihn namentlich zu nennen, Joh. Dam., ebenfalls aus Zigab.: S. 1097,13 15 ebd. 153 B 4-7; 1097,15 -21 ebd. 153 C 13 - D 6. 565 Greg. drückt sich nicht genau aus. Julian verbot mit Edikt v� 17. Juni 362 (Cod. Theod. XIII 3,5; vgl. Amm. Marc. XXII 10,7; Greg. Naz. Or. 4,4-6) den Chri sten, heidnische Rhetorik zu lehren, nicht, sich rhetorisch und philologisch zu bilden. Tatsächlich machte er durch das Edikt ein Schulwesen mit christlichen Lehrern auf dem Niveau der heidnischen Schulen unmöglich. Bekanntlich ver suchte(n) Apollinarios v. Laodikeia (Sr. & Jr.?) durch «Umdichrung» der Hl. =
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Schrift in euripideisch-tragödische, menandrisch-komödische und pindarische Sprache und Stil das Edikt zu unterlaufen. Das Edikt und darum auch die Ver suche, es zu unterlaufen, starben aber mit Julian 363 einen schnellen Tod. 566 Es ist interessant zu notieren, daß Greg. die angebliche Eigenart des Mistkäfers zwanzig Jahre früher in einem Freundesbrief an denselben Kabasilas, der jetzt
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ANMERKUNGEN: 566-580
567 568
sein Gegner geworden ist, ausführlicher erläutert hat, und zwar mit einer (angeblich) äsopischen Fabel, worin die Tiere sich über Salböl streiten und die Mistkäfer sich dabei zu Richtern aufwerfen, s. Ep. 148,156-161 ed. Leone. Zum Brief vgl. Beyer: Dem. Kab 148- 155, hier bes. 151 f. Beyer 152 weist dar auf hin, daß Greg. den Vergleich auch in anderen Briefen benutzt. S. auch oben Anm. 303. S. 1100,22- 1101,11 = Proklos Inst. 24 ed. Dodds S. 28,8 -20. S. 1104,6 -9 Dion. Areop., zitiert aus Zigab. Panopl. III PG 130,132 A 2-6; 1104,9- 14 ebd. 132 C 4-8 ( ob. S. 1095,5- 8 ) . Fatouros notiert die beiden Stellen nicht, Capperon. 1314 bekannte: «locum hunc in vulgatis Dionysii repe rire non porui». Prov. 30,20. Exod. 33,20. Dieser Mythos beinhaltet folgendes. Hera, eifersüchtig auf die thebanische Prinzessin SemeIe, Geliebte des Zeus, rät ihr, von Zeus zu verlangen, den ihr freigestellten Wunsch zu erfüllen. Sie wünscht sich, Zeus in seiner ganzen Ma jestät zu sehen. Als Zeus ihr mit Blitz und Donner erscheint, verbrennt sie der Blitz (vgl. Pindar 01. II 24 ff.) . Die Fortsetzung des Mythos, daß Semeie später, von ihrem Sohn Dionysos aus der Unterwelt befreit, zur Göttin wurde, berück sichtigt Greg. nicht. Sie hätte eine schöne Parallele hergegeben zum dionysi schen Rausch, den er sonst den Palarniten zuschreibt und der ihnen ihre ver göttlich ende Erleuchtung bescherte. Ansp. auf Matth. 15,14: «Als Blinde sind sie (die Pharisäer) Führer von Blin den» bzw. Luk. 6,39: « Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?» Vgl. Anm. 566. S. 1107,1 f.: s. Platon Tim. p. 41 a; 1107,2-4: ebd. 41 c; 1107,4f.: ebd. 41 d. =
=
569 570 571
572
573
=
574 575 Zu 1108,5-10 s. Plut. Numa 8,12f. (p. 65 b); zu 1108,10 - 12 ebd. 8,14 (p. 65 cl;
zum Hinweis auf die großen altgr. Gesetzgeber vgl. Bd. III 174 mit Anm. 506. 576 Zu « was - bewegt» vgl. Soph. O.T. 30l. 577
578 579
Zu Lamia, in der Mythologie häßlich als Opfer der Eifersucht der Hera, im ursprünglichen Volksglauben Vampir und Gespenst, s. Plut. Curios. 2 p. 515 F -516 A. S. 1110,1-6 Greg. Nyss. C. Eunom. 2 PG 45,540 B 5 -11 (mit Abweichun gen). S. 1110,2 l f. Das Zitat nicht identif. Als der Melode ist wohl Kosmas v. Mai uma zu betrachten, s. Anm. 549. 1111,2-4 = Greg. Naz. Or. 45,23 PG 36,656 A 4-6; 1111,4-6 ders. Or. 44,2 ebd. 608 B 1-3; 1111,6- 8 Joh. Chrysost. In Joh. Horn. 12 PG 59, 81, Z. 48-50. Vgl. Anm. 462. =
=
580
334
=
ANMERKUNGEN: 581-598
581 Vgl. Matth. 4,4 u. 6. 582 Der Passus bereitet Schwierigkeiten. Greg., der laut eigenem Bekunden die
583
584 585 586 587
Kap. 18-27 in der Haft schrieb, tut plötzlich, als ob er hier seinen Bericht über das Gespräch mit Kabasilas abbrechen wollte, aber von seinen Freunden daran gehindert wurde. Dabei will er in seiner Haftzeit außer Agathangelos nieman den gesehen haben. Wir müssen also entweder annehmen, daß er meint, seine Freunde hätten sich in seiner Phantasie zu Wort gemeldet und ihn genötigt, nicht aufzuhören, oder daß dieser Bericht von ihm «nachgebessert» worden wäre, nachdem er ihn später in Freiheit vor Freunden vorgetragen hätte. Ich bevorzuge erstere Interpretation. Zur Publikation der Antirrh. I «im vorigen Jahr» s. Bd. III 14. Greg. widerspricht einer Exegese von Is. 11,2 (<
588 Diese Resignation befremdet bei Greg., der weder in seiner Haftzeit noch nach
589 590 591 592
seiner Befreiung davon abließ, gegen Pa lamas zu polemisieren, wie seine An tirrh. 11 und die Kapitel 30-35 dieser Hist. zeigen. Is. 11,2. Matth. 28,19. Die « lakonische» Art, sich kurz zu fassen, war sprw., s. z. B. Platon Leg. p. 641 e, und ist es bis heute, s. Duden s. v. S. 1121,21- 1122,11 Max. Conf. Cap. theol. 3,38 PG 90,1276 B 4-C 5; 1122,12- 1123,2 ders. 3,41 ebd. 1277B 12- C 11. 5. 1123,5-10 Joh. Chrysost. Nicht identif.; 1123,10- 14 id.; 1123,22- 1124,17 =
=
593
594
=
=
Bas. In Is. 134 PG 30,336 B 9 - C 14 (zu «sieben Frauen» hat Greg. eine Erklä rung eingefügt, die der Hrsg. des Textes eingeklammert hat). Greg. bringt hier insges. vier Zitate. S. 1125,2- 10 Athan. Ep. ad Sero 1,4 PG 26,536 C 9 -537 A 8; 1125,19- 1126,3 ebd. 1,20 Sp. 577 C 5-580 A 7; 1126,711 ebd. 1,25 Sp. 588 C 11-589 A 3 ( (wiederum» gehört hier zum Zitat); 1126,11 - 14 ebd. 1,25 Sp. 589 A 4- 8 (id.). 5. 1126,18 - 1127,4 Greg. Naz. Or. 31,29 PG 36,165 B 10-C 3 + C 8 f. + C 10 + 168 A 10 f. Vgl. Anm. 586. Matth. 12,32; Mark. 3,29; Luk. 12,10. 5. 1132,6-9 Athan. Ep. ad Sero 1,25 PG 26,589 B 5-7 (erweitert); 9 - 11 =
=
=
595 596 597 598
=
=
=
335
ANMERKUNGEN: 598- 609
ebd. 1,28 Sp. 596 A 9- 11; 11- 14 C. Ar. 3,64 PG 26,457 B 1 -5; 14-18 ebd. 2,71 Sp. 297 B 14- C 2 + 4f. S. 1134,7-9 Athan. C. Ar. 3,65 PG 26,460 B 16- 19; 9 - 11 ebd. Sp. 460 C 9-12; 11 - 15 ebd. Sp. 461 A 6-10 (vgl. S. 972,14; 1068,6; III 291,23 u. 334,9) . Matth. 25,41; vgl. Anm. 587. Sprw. für « gleich mit dem Schwierigsten beginnen», s. Zenob. III 65 mit App. Philotheos Kokkinos! S. 1136,19- 1137,8 ]oh. Dam. Fid. Orth. IV, 13 PG94,1141 B 6- 1144 A 3. =
599
=
=
=
=
600 601 602 603 604
=
S. 1138,23 - 1139,4 Nik. Patr. Adv. Mam. 11 2 PG 100,333 B 4-8 (für «seinen Tod voraussehend wollte Christus» 1138,23 f. steht bei Nikeph. nur «er be fahl», das in «er wollte» zu korrigieren ist; S. 1139,5 -7 u. 7-16 ebd. 11 3 PG. 100, 336 B 7 - 10 u. B 14- C 10. S. 1140,8 - 10 Greg. Nyss. In Bapt. Chr. PG 46,581 C 11-13. S. 1141,16- 1142,1 Athan. C. Apo11. 1,3 PG 26,1097 A 6 - 14. ebd. 1,4 Sp. 1100 A 7 - 9; 1142,3 - 6 ebd. Sp. 1100 B 1-4; 1142,6-8 1142,2f. ebd. 1,5 Sp. 1100 C 9 - 12; 1142,9 f. ebd. C4-6; 1142,10-12 laut Capperon. Athan. Or. de S. Deipara (spuria) vgl. Sermo de Annunt. PG 28,929 A 12- 15; 1142,14f. u. 15 Greg. Nyss. C. Eun. PG 45, die Stelle nicht identif. S. 1143,2- 6 ob. S. 942,22 -943,6 (s. dort mit Anm. 275); 1143,7-9 Nik. Patr. C. Euseb. Cap. XXI 5 ed. Pitra S. 409,32-35 (für «auch wenn die Ikono machen» steht bei Nikeph. «auch wenn Eusebios» ; 9 - 11 ebd. XXVI S. 415,7- 9. Ks. Diokletian blieb als letzter großer Christenverfolger den Byzantinern be sonders in Erinnerung. Greg. hat einem der Opfer seiner Verfolgung, der hl. Basilissa aus Nikomedeia eine hagiographische Schrift gewidmet, s. Bd. I 56 Nr. 61. =
=
=
605 606 607
=
=
=
=
=
=
=
608
=
=
=
609
336
REG I S T E R Benutzungshinweise s . Bd. 1II S . 403
Absinth 87, A. 173 Absolution der Gegner des Kantak.!Palamas A. 29 (211) Abstraktion und Realität A. 293 Abydos A. 38 Achaier A. 142, 256 Achill(e)us 104, A. 256 Act. Ap. Apostelgeschichte 98; zitiert: 9,15- 17: A. 247; 17,21: A. 232 Adam 'Stammvater 69, 82, A. 74 =
*
=
Adel, -ige (Angesehene) im alten Rom 150; in Byzanz 81, 126, 128, 160, 190, A. 148 Adrianopel 47, A. 29 (214f.) Ägäisch-pontische Märkte A. 38 Ägypten 100, A. 9 Aelian N.A. 1 38, IV 18.46: A. 303; XVI 29: A. 330 Ärzte 59; metaph. 61; Söhne der - 163, A. 490 Aesopische Fabel 158, Fab. 160: A. 479, 566 =
Äma 143, A. 411 Afrika A. 88 Agamemnon A. 256 Agathangelos, Freund des Greg., Besucher und Informant während der Haftzeit 15, 9, 40, 49-51, A. 29 (203, 213), 41, 43
(300), 158; unterstützt v. Joh. Kalekas 44, 48, 50, A. 158, 221, 527; exkommuniziert (1347) 51, 83, A. 76, 158; untergetaucht A. 76; initiierte Märtyrerideologie der Anti palamiten A. 98 u. die Bezeichnung pa lamnaioi A. 355 (vgl. s.v.); eine seiner Thesen 1351 speziell verurteilt 55; Jünger A. 158, 214, 257, 402, 404 (303), 432 (308), vgl. aber Antipalamiten, Gregoras Aktistiten A. 288, 294 Alexandrien Ptr. v. - und ökum. Konzilien A. 155 (255); s. auch Dioskoros v. Alexios I. Komnenos, byz. K. (1081- 1118) Erbauer des Alexiossaales im Blachemen palast 78, A. 127 Alexios Bithynos, Seeräuber A. 29 (220) Alicastri (Euboia) A. 29 (303) Allseher (Panoptes, -tael 167, A. 520 Altes Testament « Bücher der Juden » 191 Ambrosia s. Nektar *
=
Ammianus Marcellinus XXII 10,7: A. 565 Amos, Prophet I 2: A. 178 Amphilochios, Adressat des Basileios 149 Amtskirche s. Kirche Anathem, -a, -e, -atismen im Synodikon der Orthodoxie 66, A. 45; gegen Barlaam 44, 84; gegen Palamas 97, A. 485; gegen die Antipalamiten 55, 57, A. 395 (297), 402; gegen Greg. A. 45; Wortspiel anathema
(229), 49-51, 362, 373, 432 (310-3U), 470, 473, 475, 480, 483, 561, 582; vgl. An gelos Manuel Aischylos erwähnt A. 95, 557; zitiert Prom. 83: A. U2; 887 f.: A. 456; 947: A. U2 Aitoler 80 Akademie « der Sokratiker» 78, A. 124 Akindynos Gregorios, Theologe (um 1300-
(Bannfluch) - anathima (Weihegeschenk) A. 468, 471 Andronikos II. Palaiologos, byz. K. (12821328) 23, A. 156, 174, 193
1349) Freund v. Palamas u. Barlaam 30, 36; erster Kritiker u. Gegner des Palamas 34, 36, A. 158, 160; «Barlaamit» 36, 49; angeblich verurteilt (1341) 37, 42, 48-51, 54, 83, A. 221; Antikantakuzenist A. 29
46f., 158, 174, 432 (310) Andronikos IV. Palaiologos, ältester Sohn Johannes V., byz. K. (1367- 1379) A. 43 (230) , 46 Anfanglos passim; nota: das Wirken Gottes
Andronikos 1II. Palaiologos, byz. K. (1328 1341) 24f., 35 f., 3 8 f., 40, 66, A. 29 (214),
337
REGISTER
32; das Thaborlicht 40; Melchisedek s. s.n.; Menschen wie Palamas 108, 110, 114, 152, 185, A. 288; die mitanfanglose Weis heit Gones A. 469 Angelos Manuel Agathangelos 4 (? s. PLP 91040) Anna (v. Savoyen), Witwe Andronikos III., Kaiserin 36, 47, 50, 66, 71, A. 18 (198), 35 (226), 43 (230), 47, 139, 151, 158, 22lf., 327, 363, 527 Anthropomorphisierung Gones 16 f. , 175, A. 293 Antiarianer A. 440 Antiochien Stadt A. 72; Ptr. v. - und ökum. Konzilien A. 155 (255); Verurreilung des Palamas 75, 134f; Kirchenprovinz des Arsenios v. Tyros (s. s.n.) 147 Antipalamismus « neue Häresie» 29 Antipalamiten (Palamasgegner u.ä.; bei Greg. die Rechtgläubigen) passim; nota: ihre Führer Akindynos, Greg., Joh. Kypa rissiotes, weitere Vorkämpfer Joh. Kale kas, Arsenios v. Tyros, Josef v. Ganos, Manhaios v. Ephesos, Theodoros Dexios s. s.nn.; für die Palamiten Jünger Bar laams und Akindynos 83, 121; wahrren selbst Distanz A. 404 (300); urspr. verbun den mit der Opposition gegen Ptr. Isidor A. 102; verwarfen den Tomos v. 1341: A. =
160, 213; konservativ A. 147 (253); be zeichnet als Neuerer 48, neue Irrlichter 49, Feinde der Wahrheit 53, der Wahrheit und der Kirche 54, A. 32, Unruhestifter 54, A. 76, 128, Häretiker A. 19, 395, 469, unheilbar krank A. 361; exkommunizierr (1347) 48; verfolgt 62, 68, 74 f; verlangten ein Konzil (?) A. 76; Heerschau 74-76; trotz Sympathien bei Gelehrren wenig ak tive Prominenz beim Konzil v. 1351: A. 101; dorr Ankläger 76, A. 214; in eigenen Augen Märryrer A. 98 (vgl. s.v. Märryre rideologie); populär als Antikantakuzeni sten A. 27, 54, 116, 362 (vgl. s.v. Volk); Propaganda A. 9, 27, 46f., 54, 362 (291),
338
470, 483; verlorengegangene Pamphlete 125, A. 357; nach der 1. Konzilssitzung v. Volk gefeierr 126f, A. 362, 365, 367; Aus zug aus der zweiten 137, A. 395; vorverur teilt 53, A. 19, 100, 151, 361, 402; ihre Thesen falsch dargestellt 48 f.; nach Ver urreilung und vergeblicher Aufforderung zur Unterwerfung entlassen A. 421 (305); bleiben nun dem Konzil fern 54, A. 155 (259), 395; als Ketzer verfolgt 147f, 150153, 157f, A. 19, 362 (291), 367, 375, 406; Redeverbot nicht eingehalten, die Angese henen zu Hausarrest verurreilt A. 432 (308) Antiunionisten A. 246 Antonius (Triumvir 82-30 v. ehr.) 151, A. 447 Apatheia, Erbgut heidnischer Philosophie 21 Apeiros (Bedeutung) A. 290 Aphasia, Merkmal der östlichen Theologie 30 Aphthonios Progymn. 3: A. 364 Apokaukos Alexios, Gegner des Kantak. A.
29 (220) , 43 (230); 527 Apollinarios v. Laodikeia (um 310-390)
189, A. 565 Apollonios Rhodios, Schol. in Argon. 4,992: A. 73 Apollos, Aposteljünger A. 64 Apostel, die
-
25, 40, 52, 89, 161, 166, 172,
A. 154, 186, 405, 517; ungebildete Fischer und Bauern A. 64; Bischöfe andere - A. 64 Apostelgeschichte s. Act. Ap. Aposteljünger A. 64 Apostolische, -r Glaube 86; Regeln u. Geset ze 129; Väter A. 64; Zeit 31 Apostolios, ,Paroimiograph VI 36: A. 533; XV 83 a: A. 355 Appendix Proverbiorum 11 1: A. 533 Appian Bell. civ. I 103 u. IV 5 f.: A. 447 Araber A. 88 Aragon A. 475 Archonten (Machthaber, die Regierenden)
REGISTER
des Reiches: auf d. Konzil v. 1351: A. 148;
556; 2,2: A. 350, 545; 2,71: A. 598; 3,64:
bei der Proklamation des Tomos v. 1351: A. 469; v. Thessalonike: lehnten Kanrak.
A. 598; 3,65: A. 350, 544, 599; Or. spuria: A. 607
u. Palamas ab A. 29 (vgl. Metochites Ale
Athanasios, Hieromonachos und Antipala
xios, Palaiologos Andronikos) Areios, Arianer 49, 90, 95, 189, A. 217, 234,
mit 75, · 124(., * 140, A. 110 Athenaios Deipnosoph. I 34: A. 230; p. 616 d: A. 58
304, 313 Arges, Kyklop A. 389
Athener des Altertums 98, 1 79, A. 560
Argos, Panoptes A. 520
Athos(berg, Hl. Berg) Hort des Asketenturns
Arist(e)ides Ailios erwähnt A. 1U; zitiert
A. 20, 99; Brutstärte des Massalianismus
(223 f.); Auswüchse hesycha
Or. 13 (Panathenaikos) insbes. 1156- U4:
63, A. 12, 32
A. 388
stischen Lebens A. 99; Pa lamas dort 2529, 60, A. 29 (206, 210 f., 216f., 221) , 32
Aristides v. Milet A. 112 Aristophanes Vesp. 224: A. 70 Aristoteles, heidnische Autorität des Greg. 13; er
(223),
192; Trutzburg des Palamismus 31,
60, A. 99; von dort Ptr. Kallistos 62, A. U,
wähnt 1 79, 180, A. U4; zitiert de Caelo
14, 18; s. auch Protos des -
286a8: A. 559; Ethic. 1137 b 28: A. 176; de
Athosdirektorium (v. 1342) A. 32
Interpr. 23 a 21-23 (frei): A. 559; Rhet.
Athosmönche Hesychasten 22; Massalianer
(5. auch Kallistos, Niphon); ihr To
1,1: A. 136; nicht identifizierte Stellen A.
A. 279
559, 562
mos Agioririkos 31, A. 198; v. Kantak. über die Zukunft befragt A. 432 (310); v.
Aristotelische Logik A. 329 Arkruros, Aufgang des -
=
Herbstanfang
dem Tomos v. 1351 zu 55; ihr Sieg über
65, A. 40 Arsenios, Ptr. v. Kpl. (1253 -1259, U61Arsenios, B. (M.) v. Tyros, Antipalamit 75, 124(., .. 134,
die Ratio A. 362 (293) Atlantisches Meer
U65) A. 11 *
Greg. verleumdet A. 432 (310); stimmten
*
140, 147, A. 99 (244), 107,
383, 394, 426, 430; Entwurf eines antipa
(
=
Ende der Welt) 71,
135, A. 88, 388 Atlas, Titanensohn A. 88 Atmung(stechnik) u. Gortesschau 21, 41
lamitischen Tomos A. 98 (243), 148, 155
Artische Mythen 136, -er Mythos 167
(256)
Auge Gortes, nie schlafend 72, 173
Asan Andronikos, Manuel, Michael Kon zilsteilnehmer in 1351: A. 148 Asien ( = Kleinasien) 156
Aulis, Golf v. - 65, A. 41 Autoenergeia 16, 113, 123, A. 351 Avignon A. 197 (213)
Askese evangelische 20; mönchische 74; he sychastische 26; gibt geistige Autorität A.
BabyIon 78, A. 125
99 Assur, Assyrer, Assyrien 78, 120, A. 72
Babylonische Gefangenschaft A. 125 f.
Astronomie 168, A. 237
Bacchantinnen A. 391
Athanasios v. Alexandrien (295 -373) er
Bacchische, -r Anhang des Palamas 87, A.
wähnt 14, 117, 123, 175, 177-179, 186189, A. 545; zitiert ad Aeg. et Lib. 6: A.
362 (291); Verein v. Häretikern (die Pala
Bacchanal, -ien, palamitische/s 111, A. 298
miten) 101; Frauen 136
553; 8: A. 327; ad Serap. 1,24: A. 594;
Bänkelsänger A. 498
1,25: A. 594, 598; 1,28: A. 598; c. Ap. 1,3:
Bären(Löwen)fell und Fuchsbalg 79, 104, A.
A. 606; 1,4 u. 1,5: A. 607; c. Ar. 1,29f.: A.
132, 256
339
REGISTER
Balaams sprechender Esel 120
149, 158(., 1676, 169, 177- 179, 186, A.
Barbar, -en, -isch
Nichtrhomäer: Xerxes
304f., 308, 38l f., 440, 442, 478 f., 482,
s.s.n.; ein Wundertäter auf Kreta A. 473
516, 526; zitiert ad Amphilochium de Sp.
(320); beherrschen die östlichen Patriar
S. A. 441, 460, 477, 482; adv. Eunomium
=
chate 158; humaner als Gregoras Feinde
11 8: A. 327; III 1: A. 550; de Theologia I:
164; ein Wundertäter auf Kreta A. 473
A. 242; Ep. 90: A. 441; 140: A. 327, 516;
223: A. 441, 516;
(320); metaph.: die Palamiten 132, 150;
189: A. 441; 210: A. 481;
die paphlagonische Sprache A. 405
226: A. 441, 465; 234: A. 344, 378, 381;
Barlaam, italogr. Mönch aus Kalabrien 54,
251: A. 441; in Is. 92: A. 556, 134: A. 593;
80, 83, 90(., 125, A. 199; erscheint in Kpl.
Horn. 24 c. Sab.: A. 327; nicht identifizier
23, 56, 90(., A. 190, 196, 206; wird prote
te Stelle: A. 242
giert v. Kantak. 37, 91, 93(., A. 206, 213;
« Basilianische » Klöster A. 199
mit der Leitung eines Klosters und Theo
Basilissa hl. Vita durch Greg. A. 609 Bauch: aus dem - reden 77, A. 123; wie ein
logieunterricht betraut 93, A. 207; später « verraten » 37, 94, A. 211, 213; Diskussion
im - hausender Geist 159, A. 123
mit Greg. 23f., 80, 83, 93(., A. 137, 156,
Bauchheiligen die Palamiten 77
208 f.; Gregoras Urteil über ihn 94; nach
Beerdigung christliche Pflicht 62; bez. Anti
Thessalonike 91; Einsatz für Kirchen
palamiten verboten 62, A. 21; vgl. s.n.
union (1334) 24f., 29, 34f., A. 197; erste
Gregoras
Auseinandersetzung mit Palamas 29-31;
Beilträger, ksl. Leibwächter 77,137, A. 117
Feldzug gegen die Hesychasten 3 l f., 36,
Bellerophon 177, A. 552
3 8 f., 41, 45, 49, 56, A. 156, 197, 203; « Insttument Satans» 54, 83, A. 156; rheol.
Belsazar A. 126 Bilderbekämpfer (Bilderstürmer, Ikonokla
Streit mit Palamas 30 f., 39, 51, 83, 91 (.,
sten) Häretiker 105, 109, 1 77, 189; ihre
A. 156, 197, 203; Exegese zum Thabor
Lehre über die Verklärung Christi auch die des Palamas 105-112, 177; von ihm
licht 39f., 125, 139; als Lateiner diskrimi niert 29, 34f., 37, 90(., 95, 139, A. 156, 199f.; item wegen profaner Bildung 30f., 38, 54; von der Synode getadelt (1341) 34-42, 47 f., 84, 94, 121, A. 76, 158, 213 f., 221; Rückkehr in den Westen 36, 42, 83, A. 158, 213; seine Jünger 36, 53 f., 83 (., 121, A. 156, 402, 421 (304), 432 (308); als gestorben erwähnt 94, A. 214; seine Bü
überboten
109,
Menschwerdung
112(.; und
Leugner
der
der
Eucharistie
188(., 191 Bilderfeindlichkeit bezeugt für Palamas 107, 189(. Bilderverehrer (Ikonodulen) siegten 842: A. 45
cher vernichtet A. 229; von den Palamiten
Bildhauer 169 Bildung v. Mönchen u. Palamiten geringge
verleumdet 34, 91 (.; v. seinen Jüngern
schätzt 30, 32, 34, 60, 166, A. 64, 362
verleugnet 94, A. 158, 214, 404 (300);
(292 f.), 515; mangelte ihnen s. s. nn.; mit
Schriften 24f., 29f., 31, 39; Würdigung
Geschwätzigkeit verwechselt 98; vgl. Un
23 f., 29-32, 80, 83, 93 (. Barlaamit, -en s . Akindynos, Johannes XIV. Kalekas
bildung Bischöfe (Hirten der Kirche) allg.: - u. Patriarchenwahl A. 18; u.
Barsumas A. 464
ökum. Konzilien 68, 70, 85 -87, 91, 101;
Basileios d. Gr. v. Kaisareia (330-379) er
in alten Zeiten Dogmenkenner 158;
wähnt 21, 101, 112(., 117, 121 (., 132, 134,
340
vorpalamirische in Byzanz: v. Greg. vor
REGISTER
Palamas gewarnt 23, 91, A. 193; v. Kale kas gültig geweiht 96; antipalamitische: von ihren Sitzen venrie ben 52, A. 32 (224) , 106; bis auf zwei vor dem Konzil v. 1351 gestorben 68, 71, 74 (., A. 106; die zwei letzten 1351 abgesetzt 146(., 158, A. 106; solche aus der Zeit des Kalekas rückwirkend veruneilt, teilweise durch sich selbst 151; s. auch Arsenios v. Tyros, Josef v. Ganos, Matthaios v. Ephesos; palarnitische: ab 1347 die meisten A. 449; aufgrund ihres Bekennmisses zu Palamas eingesetzt 52, 54, 68 (., 71, 146, A. 18 (198), 61, 86, 415; ohne Bildung und Cha rakter 64, 68 (., 74(., 135 (., 145 (., 152, 155, 1 60, 174, A. 11, 32 (224), 64, 390, 415, 427; setzten Kalekas ab 47 (al. s. s.n.); Op position gegen Kallistos dem Palamismus zuliebe aufgegeben 63 (., A. 18 f., 32; auf dem Konzil v. 1351: 77(., 108(., 127, 129, 134- 137, 147(., A. 60; Zweifler zum Schweigen gebracht 142(., A. 432 (310),480, handgreiflich gegen ihre An kläger 146, 150; selbsternannte Kirchen vorsteher und Zerstörer der Kirche 135, 149; Richter in eigener Sache 150-152; Selbstveruneiler 151, A. 449 f.; unter schrieben den Tomos 155 -157, A. 60, 432 (308), 469, 473; einige bei Greg., um ihn
zu bekehren 160; A. 486; Streit unterein ander (1354) A. 480 Bischöfliche Gewänder 136, 146, Insignien 147, A. 421 (306), 426; Kirchen 158 Bischofsämter Palamas unrreuen Bischöfen abzuerkennen 129 Bischofssitze unter Barbarenherrschaft 158; von einem Erdbeben zerstön (1354) A. 480 Blitze (Donner-, Himmels-) Zeichen göttli chen Zorns 71, 82, 134, 148, 156; Blitz(strahlen) und Donner (keile) des Zeus 136, A. 389, 571 Bogomilen, Häresie der - 25, 64, A. 6, 12, 246
Boivin A. 9, 11, 13 f., A. 2, 7, 51, 53, 58, 60, 63f., 76, 95, 101, 136, 140, 142f., 147, 210, 219, 257, 259, 261, 266, 300, 305, 313, 320, 332, 373, 388 f., 393, 404f., 418, 429, 442, 458, 480, 496, 498, 500 Bordelle u. Bischöfe 69 Bragadin Giacomo, venez. Gesandter (PLP 10907) A. 29 (203), 40 Britannien 86 Brontes, Kyklop A. 389 Bücher von Kantak. begehn 91; -raub bei Greg. A. 561; -verbrennung/vernichtung üblich in Byzanz A. 229; der Werke Bar laams A. 229; angeordnet für palamiti sche Hymnen Isidors A. 46, 229; v. Greg. geforden für Palamas Werke 97, 102, A. 245; angedroht für die Heiligenhomilien des Greg. 191 Bürgerkrieg (Thronstreit v. 1341- 1347) 47, 50, 54, 70(., A. 29 (207, 214), 80, 82, 84, 147, 174, 432 (309), 527 Bukheir Isidoros s. Isidoros, Prr. v. Kpl. Bulgaren A. 35 (227); s. auch Ivan Alexander Bundeslade 116 Byzantier Konstantinopolitaner 64, 66, 90, 128, 156, A. 8; vgl. Byzanz, Konstanti nopel, -olitaner, Volk(smasse v. Kpl.) Byzantiner Staatsvolk des byzantinischen =
Reiches Rhomäer s. s.n. Byzantinologen exaltiene Palamasbewunde rer? 57 f.; schlecht? A. 147 f. Byzanz byzantinisches Reich A. 246, 475; byzant. Kulturkreis A. 211, 385; Konstantinopel 158, A. 40; ansonsten s. Rhomäer =
=
=
=
Cadiz A. 88 Chalane Turm v. - 69, 110, A. 72; s. auch Turm zu Babel Chalkedon, 4. ökum. Konzil v. - s. Konzil Charondas antiker Gesetzgeber 182 Charybdis s. Skylla Cherson (auf der Krim) 64, 66 Chersones s. Thrakischer -
341
REGISTER
Chilandarkloster (Athos) A. 29 (210), 32
(223) Chios A. 9 Chorakloster s. Konstantinopel Choramönche Gefängniswäner des Greg. 164, 167, 172, A. 434 Christ, -en passim; nota: heidnischer Rheto rikunterricht ihnen von Julian verboten A. 565; ihre Lage in Ägypten (14. ]h.) A. 9; die Palamiten auserwählte - A. 288 Christen verfolger s. Diokletian, Julian; -ver folgungen der römischen Kaiser A. 156 Christus nota: v. Homer und Platon nicht angenommen 166; durch Evangeliar sym bolisiert Vorsitzender auf Konzilien A.
Dichterwort nicht identifiziert A. 53 Didymoteichon A. 29 (211, 213, 215 f.), 43 (230) Dilemma (Bedeutung) A. 130 Diogenes (der Kyniker) 153, A. 457 Diogenes Laertios VIII 10: A. 318 Diogenian, Paroimiograph 1 2: A. 355; 1 72: A. 262; V 15: A. 419; V 45: A. 552; V 83: A. 163; VIII 75: A. 58 Diokletian, röm. K. (284-305), Christenver folger 191, A. 56, 609 Dionysios Areopagita (Ps.-; der göttliche, der große) apostolischer Vater A. 64; er wähnt 14, 93, 108, 178, 180{, 185, A. 285, 293; zitien DN 2,10: A. 360; HC 13,3: A. 284; Ep. 9: A. 555; indirekt aus Zigabenos 2. 564, 568 Dionysos, Gott des Weines (d.h. der Palami
129; s. auch Eucharistisches Brot, Menschwerdung, Taufe, Thaborlicht Claqueure auf dem Konzil v. 1351 " 135, A. 155 (257), 421; alter Brauch in Byzanz A. 385 Codex Theodosianus XIII 3,5: A. 565 Codices s. Handschriften
ten) -chöre 124; -kult A. 391; -mythos A. 571; -verehrer A. 356; -ischer Rausch A. 571, vgl. A. 356 Dionysos 11. v. Syrakus (367-344 v. Chr.)
Curtius Quintus Leben Alexanders d. Gr. A. 464
Dioskoros, Ptr. v. Alexandrien (444 -451/4)
Daniel, Prophet Kap. 3 und 5: A. 126 Dareios III., Großkönig v. Persien (336330) 154 Darrouzes Regesten Korrekturen zu: Nr. 2311: A. 18; 2314: A. 29 (201-204, 22l f.); 2317: A. 32 (222, 225); 2322: A. 32 (224 f.); 2324: A. 155 (259 f.), 434, 453 David, Prophet und Psalmist 162, 165 ( , 188, 191, A. 94, 509; Zitate s. Psalmen Delphischer Dreifuß s. Dreifuß Demetrios hl. 27 Demiurg 182 Demokrit(os), der lachende Philosoph 115, A. 321; vgl. Herakleitos Demosthenes Or. XVIII 21.27: A. 546 Deuteronomium (Lib. S. Scr.) 19,14: A. 177; 27,26: A. 327 Dexios Theodoros, Antipalamit 54, 75, .. 124 {, .. 140, A. 99 (244), 108 f.
342
103 150, A. 97, 444 Distriktsvorsteher v. Kpl., Exekutoren v. Strafmaßnahmen 129 Ditheismus, Zweigötterei Palamas vorge
worfen 32-34, 39, 54, 56, 83, 92, A. 197, 202f., 404 (300) Ditheisten die Palamiten 33 Dölger Regesten Korrekturvorschläge zu Nr. 2940: A. 29 (214); 2951: A. 29 (210217); 2962: A. 29 (218 -220, 22lf.); 2964: A. 19; 2963a: A. 35; 2976a: A. 434, 519 Dogmatische Gelehrsamkeit nicht für alle notwendig 101, A. 235; vgl. theologische Gelehrsamkeit Dogmatische Gesetze ergeben sich aus den Büchern der Väter 77 Dogmatisieren Nichtbischöfen verboten 35, 39, 42f., 44-47; 50f.; Palamas Lehre dog matisien 145, 150{ ren
(al.); vgl. Theologisie
REGISTER
Dogmen
Ehrgeiz 116, 170
die traditionellen: Einsatz des Kampfes gegen Palamas 83, A. 1 (aL); Thema die
Eiche gefällte - 172, A. 533; wie Efeu an der - 112
ses Teiles der Hist. Rhom. 5 f. (aL); Be
Eide, -esleisrungen auf d. Evangelium 78, A.
zeichnungen: - des Glaubens 94, A. 1;
129; eingehalten von Xerxes 136, von
der Kirche 78, 83, 96, 98, 103, 126, 161{.,
Herodes 79, nicht v. Kantak. 78{., 89{.,
168, 183, A. 145, 362 (291); der Rechtgläu
141, A. 131; bez. Bildervernichrung durch
bigkeit 157; von den Vätern ererbt 126;
Palamas 107; zu Beschuldigungen der Bi
göttlich 78 {., 82, 98, 124, 144, 146, 163;
schöfe und des Ptr. Kallistos gegeneinan
heilig 154, 161;
der 63{.
die des Palamas: sind auch die des Kan tal<:. 128; neu/Neuerungen 61, 63, 80, 104, 151; fremd/artig 61, 78; ungewohnt 85; exotisch 156; goneslästerlich (blasphe misch) 155
(al.); gonlos 67 u.
passim; mit
heidnischem Gut vermischt 1 78; ihre Pro klamation v. Gon bestraft A. 474; Inhalt
Eingönerei, Monotheismus den Antipalami ten vorgeworfen 121 Eintagsmenschen
(
=
die nicht unerschaffe
nen Antipalamiten) 77, A. 122; -theologen s. Theologen Eirene Asanina Kantakuzene, Gem. Johan nes VI. Kantak., Kaiserin (1347- 1354) verhinden Rebellion ihres Sohnes Man
s. Palamas Lehre Don s. Tanais
haios A. 29 (212, 214f.); zeitweilig Anti
Donau 100
palamitin A. 18 (198), 29 (212); Greg. zu
Donauufer 64
getan A. 29 (215), 66, 148; wirkt mit beim
Donnerblitze, -keile s. Blitze
Angebot der Parriarchenwürde an Greg.
Dornbusch der brennende 120
60{., A., 18 (198); auf dem Konzil v. 1351:
Dorotheos, Palamasjiinger (PLP 5946?) 28
81, A. 148
Drachme 119
Elemente des Alls für alle da 98 {.
Dreifachwelle 87; vgl. drine Woge, Trikumia
Elias feuriger Wagen 120
Dreifaltigkeit (-einigkeit, Trinität, dreipers.
Emmausgänger A. 180
Gon) 16 f., 21, 92, 106 (., 112, 114, 116,
Empedokles Frgm. 215: A. 330
120, 122- 124, 133{., 176{., 184, 186{.,
Ende der Welt A. 88; vgl. Atlantisches Meer,
189, A. 194, 234, 293, 352, 402, 421 (305)
Gadeira
Dreifuß in Delphi Sitz propherischer Autori
Energeia/Energien zur Bedeurung 15 - 17; im
tät A. 446; metaph. gesetzgeberischer und musischer Autorität A. 446; kaiserlicher -
Text nota: 92, 108, 112{., A. 343, 402, 422;
151; - palamitischer Träume 155, A. 470 Drimys Gregorios, Lehrer des Palamas 23,
Engel, -hafte Lichterscheinung, Verhälmis
26, 91, A. 192 Drine Woge (trikymia) 173, A. 420 Dusan s. Stephan Uros IV. Dusan Dynasten s. Tenarchen Dyophysiten A. 234; -tische Kirchen A. 97
vgl. s.v. Gon zum Thaborlicht 39, 106, 108{., 184, A. 270; unerschaffene Wirkung Gones 120 Enthusiasmos (Gonesbegeisterung) 59 {., A. 6 Ephesos, s. Räuberkonzil v. Epikur Ep. Il: A. 342 Epikur, -eer zum Maß der Sonne 121, A. 342
Ecclesiastes (Lib. S. Scr.) , 9,11: A. 461; 12,11: A. 91 Edessa
(
=
Vodena) A. 25 (226), 42
Epiphanides, Ikonoklast A. 261 (278) Epirus A. 29 (211) Epizephyrische Lokrer 182
343
REGISTER
Erdbeben v. März 1354: A. 480
gleichgesetzt 103, A. 487; v. ihm falsch
Erkenntnistheorie 161 {., A. 487
ausgelegt 186-188; v. d. Palamiten beisei
Erleuchtung (göttliche) nicht jede eine Got
te geschoben 149; Greg. damit aufge
tesschau 22; v. Barlaam eingeschränkt an
wachsen 115; kein anderes zu verkünden
erkannt 31 f.; bringt die Hesychasten zur
89, 129; Zitate s. Johannes, Lukas, Mar
Gottesschau 32-35, 45f., A. 422; v. Bar
kos, Matthaios
laam u. Greg. verspottet und bestritten 30-32; gegen Bildung ausgespielt 30, 32,
Exkommunikation durch Palamas im To
34, 38; gegen die Amtskirche 45 f. Esphigmenukloster (Athos) 28 f. Euagrios Pontikos 20 Euagrios Scholastikos KG 2,2: A. 444 Euboia (im Krieg Venedig-Genua) 65, A. 29 (203), 41, 51, 475
(1341; angeblich) 4l f., 54; item des Akin dynos und der Antipalamiten 46, 51, 53;
Eucharistisches Brot (Körper/Leib Christi, göttliches/Gottes Brot, - woran wir teil
mos Ag. 33; Barlaams durch die Kirche
derselben und des Kalekas (1347) 51, 54; aller Antipalamiten (1351) A. 421 (305) Exodus 3,2: A. 336; 13,21: A. 338; Kap. 14f. u. 17,1-7: A. 488; 33,18-23: 15; 33,1834: A. 488: 13,20: A. 570; 34,10.29-35: A.
488
haben) in der Häresie .des Palamas 109, 145, 172, 184{., 188{.; mit ihm zog Satan ein 167, A. 517
Fatouros 14, A. 165, 219, 539, 549, 558, 564, 568
Eudokimos, Athosmönch (PLP 6239) 29
Favorinus, röm. Philosoph A. 254
Eunomios v. Kyzikos, Arianer 112, 182, 189, A. 249, 304; Palamas ein neuer - 183
Feuersäule (aus Exod. 13,21 f.) 120
Euphrat 157, A. 476 Euripideisch-tragödisch A. 565
Ferrara-Florenz s. Konzil Filioque 25, 30, 53, A. 195, 197, 215 Flavian(os), Ptr. v. Kpl. (446-449) 150, A. 97, 444
Euripides Bacch. 1043 ff.: A. 391; Hec. 398: A. 302
Flotte byzant. 59{., 64 (., A. 3, 8, 34
Euripos Bild der Wechselhaftigkeit 141, A.
Frauen, adelige auf dem Konzil v. 1351: 81,
407, 437 Europa West- 86; =
A. 148; bei der antipalamitischen Demon =
europ. Gebiet v. By
zanz 156; vom Don bis Gibraltar A. 88 Eusebios v. Kaisareia (um 260-339) sein Brief an Konstantia (s. s.n.) einem angeb
stration v. 27. 5. 1351: 126 Freude nie unvermischt 148; reine der Ewig keit vorbehalten 61 Freundschaft (-liehe Gesinnung) Bedeutung
lichen Ikonoklasten Eusebios zugeschrie
allg. 100; für Greg. 67, 69, 71, 81, 153,
ben A. 266 (277 f.)
164{., 167-170, 183, A. 147, 211, 469
Eusebios Phantom-Autor des Briefes an Konstantia des Eusebios v. Kaisareia 105 -108, 112, A. 266, 301
Frühling Datierungsmarke 66, A. 48 Fuchsbalg s. Bärenfell Furien 127
Euxeinos s. Pontos Eutyches, Häresiarch A. 97 Eva A. 243 Evangelium, -ien, -buch Vollkommenheits ideal 20f.; Symbol Christi auf Konzilien 78, A. 129; zur Eidesleistung benutzt A.
129; Palamas Lehre und Schriften damit
344
Gabalas Manuel
Matthaios v. Ephesos A. 102; s. s.n. Gadeira ( Ende der Welt) 71, A. 88 Gaia, Mutter der Giganten und Typhons A. 73, 411 Galata, -er, -tisch, Genuesen v. -, Kastell v. =
=
REGISTER
- 60, 64, 66, .. 156, A. 3, 7-9, 29 (203), 36, 41, 49f., 147 (254) , 475 Galesiotes Georgios (PLP 3528) A. 469 Ganos(berg) Bischofssprengel 74; s. auch Josef B. v. Gebet (Stoßgebet) 25 f., 28, 41; s. auch Jesusgebet Gefolgschaft (-sleute) des Kantak. 90; eines Gelehrten (wie Greg.) A. 54, vgl. 362 (291) Geier 112, 182 Geist Gortes, Hl. - passim; nota: - und der jüdische Monotheismus 33; spricht durch Propheten u. Kirchenlehrer 88f; v.d. Pa lamiten beiseite geschoben 149; nicht nur einer 171 f Geister Geistesgaben, die sieben « Gei ster» 100, 1 71 f., 184-186, 190, A. 239, 422 Gelehrsamkeit hellenische, fehlte Palamas 94; dogmatische/theologische ein Laby rinth 101; ansonsten s. dogm. bzw. theol. Gelehrsamkeit Gelehrte (Männer) unter den Antipalamiten 74 f, 124f, 147, A. 101; ein Diskussions partner des Greg. 1 72 Genesis (Lib. S. Scr.) 1,3.16: 174; 3,1-6: A. 241; 3,18: A. 74; 4,5: A. 471; 9, 20-23: A. =
422; 14,17-21: A. 288 Gennadios II., Ptr. v. Kpl. (1454- 1455, 1462, 1464) Scholarios Georgios A. 229 Genua, -esen, -esisch 64 f., 66, 156, A. 3, 9, =
29 (203), 35 (226) , 36, 3 8 f., 41, 43 (231), 49-51, 88, 475 Georgios Cypriensis, Paroimiograph Cod. Leid. II 46: A. 552; Mosq. I 28: A. 188; I
42: A. 262 Georgios, M. v. Pegai und Parion (PLP 4036) A. 32 (224f.) Geschichte ( Geschichtsschreibung) Auf gabe, Ziel, Rücksichmahme 66 f, 79-82; =
vgl. Greg., Joh. VI. Kantak. Geschichtsfälschung im Patriarchatsregister 38; bei Greg. 67, 81 f., A. 84, 147; bei Kan tak. 42, A. 29 (214 f.), 147 (252), 432 (308-310); bei Philotheos Kokkinos A.
101; 362 (29lf.), 395, 432 (311-313), 496, 561; im Tomos v. 1347: 48 Gesetze Wertschätzung 96, 160, A. 225; und Kaiserherrschaft 63, 88, A. 77, 159 Gesetzgeber de; Altertums 182, A. 575 (vgl. Greg. Ep. 44,55-63) Gesetzlichkeit und Gesetzlosigkeit 88 Gewissen 72; Beil des Gewissens 82, A. 151 Gibraltar Straße v. - A. 88 Giganten (mythos) 69, A. 73, 483 Glaube (an Gort) größtes Gut 162f; göttlich und apostolisch 86; von den Vätern ererbt 101, 129; der rechte - notwendig 191; ein fach und allen zugänglich 99, 166f, A. 235; v. Greg. immer bewahrt 166f; durch Gottesschau überflüssig 21 f., 30, 55 f.; durch Palamas Lehre erstickt 144, A. 417; v. Kantak. unterdrückt 63, 128 Glaubensbekenntnis das allgemeine (katholische): auf der 3. Konzilsitzung (1351) v. d. Antipalamiten verlesen 139; A. 404 (300); Verhälmis zur Theologie 117; Aussage zur Unerschaf fenheit 187; durch Greg. in schriftlicher Form von Palamas gefordert 160, 163, A. 485; verweigert 161 f, 163 das palamitische: auf der 2. Konzilssit zung (1351) v. Palamas abgelegt A. 395 (298); in schriftlicher Form von den Bi schöfen verlangt s. s.v. Bischöfe Gleichheit der menschlichen Natur Grund für Humanität 62, A. 22; aller Menschen in religiösen Dingen 82, A. 154 Glossia Örtlichkeit auf dem Athos 26 Glück nie unvermischt und beständig 168, A. 114; unvermischt im Paradies 76 Gnade unerschaffene Gottheit 33, 39f., 54, 92, 108, 145, 1 71 f, 190, A. 203, 288 (280); verliehen vom Wesen Gottes 41 Gnomologicum Vaticanum 390: A. 1U Götzendienst (Idololattie) 83, 97, A. 156, 227 Goldene Erde 151 Gold- und Silberminen 95 Gott(heit), göttliche Natur, -s Wesen pas-
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REGISTER
sim; nota: unzugänglich 108, 116{., 120{., 132, 172; erkannt aus den Werken 121, 134; für Palamas analog erkennbar 30; analoge bzw. transzendente Erkennmis eine Illusion A. 293; für Palamas vom Wirken real verschieden s. s.n. Palamas Lehre; für Greg. identisch 112{., 123, 1 75, 179(., 182(., A. 293 (282); absolut einfach 106 (., 113, 124, 175, 181; alles transzen dierend 174(., 190; überwesenhaft A. 293; allein unerschaffen 182; Objekt überflüs siger und übermütiger Theologie 98, 116 (.; Einsatz des Kampfes gegen Palamas 67, 81 {., 103(., A. 147 (253); s. auch Dreifaltigkeit Gottesbeweise laut Palamas möglich 30; durch Gottesschau überflüssig 21, 30 Gottesmutter s. Maria Gottesposrulat 16, A. 293 (282) Gottesschau, -visionen mit leiblichen Augen 15f., 90-92, 105, A. 488; nicht für alle er reichbar 22; nicht zu erzwingen 33; hesy chastisches Vollkommenheitsideal 20; Grund der Realdistinktion zwischen We sen und Wirken Gottes 16, A. 191, 197, 202, 399; Gleichsetzung mit der Schau des Thaborlichts A. 258, vgl. s.v.; vergöttli chend A. 288; symbolisiert im Mariä Tempelgang 2; laut Greg. durch Rausch herbeigeführt A. 422 Grabschändung und Bischöfe 64 Graptoi-Brüder Theodoros und Theopha nes A. 170 Graptos s. Theodoros Gregoras Nikephoros Biogr. Name benutzt v. Palamas 128, 163; im Titel des Werkes 59, A. 1; Paphlagonier A. 405; Geburts jahr/Alter 79(., 148, 164(., A. 100, 143; 435, 455, 500; orthodox erzogen · 94, 115, von Eltern und Erziehern ( Oheim, Jo hannes B. v. Herakleia) 166, A. 405; früh Waise " 165, A. 5U; immer orthodox ge blieben 166(.; Bildung s. u. Persönlich keit; wohnhaft im Chorakloster 164(., A. =
346
2, 101, 432; dieses ihm anvertraut 165, A. 99; bekämpfte dort Verschwendung und Habgier 164, A. 503; lebte sorgenfrei 61, 168, A. 99; Verkehr am Hofe 74, A. 99; Schülerklienteie 75, 137, 147, A. 54, 155 (257), 361 (29l f.), 394, 429; ftühe Kritik an Palamas 20, 23, 90(., A. 190, 192; Zeit der Ungnade A. 156, 193; Disput mit Bar laam 23 f., 80, 83, 93 (., A. 137, 156, 208; Plädoyer gegen Unionsgespräch (1334) 24, 29, A. 319; kein aktiver Antipalamit im Bürgerkrieg A. 147 (253), 527; Stel lungnahme gegen Palamas A. 139, 151, 327, 363; wird Vorkämpfer gegen Pala mas 18f., 52, 67, 178; erster Versuch, Kan tak. zu bekehren 52, A. 65, 147 (253), 398; Vorhersage göttlicher Bestrafung 71, A. 87; Disput mit Ptr. Isidor und Palamas 52 f., A. 29 (2U, 215, 217); Ablehnung der Patriarchenwürde 60(., 73, A. 14, 18 (198), 19, 398; zweiter Versuch, Kantak. zu bekehren 69- 73, A. 8, 65, 91, 147 (253), 398; verliert dessen Gunst 61, 73, 79; wird Führer der Antipalamiten und Mönch 18, 73(., A. 99 f., 102, 160, 503, 517; Konzilsteilnahme (1351) teils willig 141, teils widerwillig 85(., 88, 93, 141, A. 245; bereit zum Martyrium 74, 127, 131 (., 144, 191, A. 98f., 373, 439; ruft Mitstreiter dazu auf 76; wegen Alter und schlechter Gesundheit nicht mehr der alte Kämpfer 80; von Schülern zum Konzil begleitet 75, 137; für die Palamiten Gesinnungsgenosse v. Barlaam und Akindynos 83(., A. 156, 402, 432 (308); nicht so aus eigener Sicht 93(., A. 158, 190, 2U, 214, 404 (300); Hauptakteur auf dem Konzil 53f., 73- 79; gleichberechtigter Diskussionspartner des Kaisers 82, 102(., A. 154; Apologie seines Auftretens und seines Berichtes 79-82, A. 100, 134, 147, 153 f.; Antwort auf die Er öffnungsrede des Kaisers 84-102; läßt sich das WOrt nicht nehmen 90, 94(., 97; ärgert den Kaiser 102; Tadel zuruckgewie-
REGISTER
sen 103{.; Anklage gegen Palamas 104-
470; von Schrift und Vätertexten beraubt
114; warnt vor Theologisieren 114-117; am Weiterreden gehindert 117; Kritik und
Agathangelos s. s.n.; setzt in der Haft
Spott zum Vortrag des Palamas, nur im
Hist. Rhom. fort 1-5, 9-11, 79-81,
1 79{., 190, A. 561; heimlich besucht von
Bericht 118- 124, A. 354; überläßt wegen
143 {., 154{., A. 2, 259, 261, 416, 432, 582;
Kopfschmerzen Mitstteitern das Wort
Resignation bei der Berichterstattung 180,
124{., A. 354; bleibt behindert durch
185, A. 588; kämpft nach Freilassung
Kopfschmerzen
131 {., 137, 140, auch
(1354) weiter gegen Palamas A. 266 (277),
beim Schreiben des Berichtes 2, 79{., 144,
416, 588. Persönlichkeit: gebildet in der
183; nach der ersten Sitzung vom Volk ge feiert 126{., 139, A. 362; Palamas be
Weisheit der Hellenen 92, 166, 168, 178, A. 71, 99. 362 (292 f.), bes. in Dialektik
schwert sich über ihn beim Kaiser 128 {.; zur Teilnahme
an
der 2. Sitzung überre
1 78, A. 405, Mathematik und Astronomie 168, Philosophie 23, 180, A. 362 (291),
det, erneuter Aufruf zum Martyrium
Rhetorik A. 64; stolz auf Rechtgläubig
131 {.; vom K. erneut vergeblich bearbeitet
keit 1 66 {., vätergläubig und konservativ
225,
132- 134; A. 430; fühlt sich einsam und
nota: 96{., 129, 167, A. 147 (253),
krank 131, 133; von den meisten Schülern
327; kein religiöser Fanatiker 102, A. 147,
verlassen 137-147, A. 155 (257), 394, 429;
245 f.; stolz auf wissenschaftliche Leisrun
mit Drohungen überhäuft 135 -137, A.
gen 80, 93 {., A. 100, 135, 137, 208, 405;
388; am Reden gehindert 136, verläßt aus
« Humanist» A. 22, 69, 147 (253), 487;
Protest die Sitzung 137; letzter Versuch
naiv und eitel 129, 140, 155, A. 14, 134,
des Kaisers, ihn umzustimmen 138; Glau
137, 147 (253), 156, 195, 362, 367, 405,
bensbekennmis vor der 3. Sitzung und
409; nicht zu korrumpieren 61, 73; Zivil
Angriff auf Palamas 139; kurze Antwort
courage 103, A. 84, 91, 254; übertteibt Ri
auf dessen Erwiderung und Übergabe des
siko 73 {., 76, 191, A. 98, 126, 373, 388,
Wortes an einen Schüler 140; auf der 4.
439; persönliche und soziale Vorurteile A.
Sitzung zum Schweigen verurteilt 141-
147 (252 f.); Abneigung gegen Palamas A.
145; verbliebene Schüler von ihm getrennt 147, A. 155 (257), 394, 429; verurteilt und
147 (253) (vgl. Urteil s.n.); amicus Canta cuzenus, magis amica veritas 71 - 73, 81 {.,
nach Hause entlassen 147, A. 362 (292);
127, A. 82, 84, 100, 147, 211, 364; falsch
wg. fortgesetzter Agitation (A. 432) Haus
beurteilt v. Philotheos Kokkinos nota: A.
arrest, Besuchs- und Schreibverbot 147{.,
402, 405. Werke: Hinweise auf frühere
159, A. 51, 432, 434, 498; von Freunden
Schriften 80, A. 135; weitere antipalamiti
verlassen 153, 167, A. 455, 469, 517f.;
sche geplant 1 73; Antirrhetika I (Bd. I Nr.
Haftbedingungen 1-5, 80{., 148, 154{.,
70) erwähnt 80, 104, 108, 183, 187, 189, A.
159{., 163, 164-166, 172, Altersbeschwer den und schlechte Gesundheit 79 f, A. 134;
139, 582; zitiert (ed. Beyer) p. 131,6: A. 298, 131,17-21: A. 279; 131,2lf.: A. 422;
mit Anathem belegt 145 {., 151, A. 12, 45,
135,11-15: A. 303; 145, 11 f.: A. 121, 356;
91, 394 (297), 421 (304); Beerdigung ver
151,16-28: A. 444; 161,4: A. 494; 171, 1 -
boten 191, A. 21, 375; Verbrennung seiner Heiligenhomilien angeordnet 191; wider
5 : A. 327; 171,4f.: A . 185; 181,1- 183,5: A .
steht
159-163,
353; 195,12 ff.: A . 151; 211,21 -23: A. 249;
166{., 167-191, A. 51, 483 -486, 523; Haftverschärfungen 164, 167, 191, A. 51,
227,6-23: A. 235; 241,17f.: A. 286; 243,9: A. 494; 249,4-21: A. 121; 255,26-257,2:
Bekehrungsversuchen
290; 187,8 - 18: A . 250; 195,7- 197,6: A .
347
REGISTER
A. 6; 257,7-9: A. 6; 257,13 ff.: A. 123; 259, 17-21: A. 123; 259,24 f.: A. U1; 277,13: A. U4; 307,3: A. 360; 311,12317,6: A. 264; 311,14: A. 265; 3U,3-6: A. 267; 313,1-4: A. 266; 313,4-6: A. 267; 313,6- 14: A. 268; 313,9: A. 269; 313,13f.: A. 271; 313,18-315,14: A. 272; 315,1723: A. 273; 315,26-317,2: A. 275; 317,3 5: A. 276; 317,6-9: A. 278; 319,9-15: A. 284; 321,20f.: A. 287f.; 321,24f.: A. 289; 323,4-6 u. 8 - 18: A. 292; 323,24-325,1: A. 306; 325,1-4: A. 307; 325,5-U: A. 309; 325,lH.: A. 277, 310; 325,13f.: A. 308; 333,19f.: A. 393; 335,1 - 15: A. 353; 341,26-343,1: A. 290; 343,28f.: A. 189; 363,6: A. 334; 365,22367,4 + 367,5-7.12-14+14-16: A. 350; 369,6-19 u. U-23: A. 288; 369,24: A. 294; 375,22 f.: A. 446; 377,19-21: A. 350; 379,8-25: A. 378, 381; 379,26-28: A. 382; 381,8-11: A. 230; 405,7: A. 290; 421,27 f.: A. 132; Antirrhetica 11 (Nr. 71) ined., erwähnt A. 1,252, 416, 418, 432 (311 f.), 480, 498, 588; zitierr aus eod. Laur. LVI fol 1: A. 432 (3U); 1 ff.: A. 432 (311f.); 2: A. 561; 3 -3v u. 6: A. 432 (311); 7"-8v: A. 473; 9vff.u-uv.uv-13: A. 362; 14: A. 432 (311); 18: A. 72; 27": A. 549; 39v: A. 561; 58v: A. 418; Bitte an Theodoros Metochites um Einweihung in die Astronomie (Nr. U): A. 237; Briefe (Nr. IV) erwähnt A. 446, 566; zitierr (ed. Leone) 4,167: A. 333: 11,U4: A. 346; 14a,59f.: A. 254; 28,1-6 u. 6f.: A. 554; 56,14: A. 152; 57,51: A. 255; 65 u. 66: A. 455, 66; 67,1-4: A. 318; 69,60ff.: A. 88; 70,26 -28: A. 531; 85, 46-49: A. 464; 90 u. 102: A. 102; 108,6: A. 152, 494; 144,1517: A. 457; 148: A. 455; 148,156-161: A. 566; An (Georgios) Lapithes, die Trape zuntier, Freunde auf Zypern: A. 432 (vgl. Bd. 1 61 Nr. 74a -b); Erklärung rätselhaf ter Sprüche der Alten (Nr. 74) : 80?, A. 140; Florentios 80, A. 137; Hist. Rhom.
348
erwähnt (durch den Autor) A. 1, 138; langjährige Beschäftigung damit A. 29 (213), 138; Rückverweise 63, 66, A. 31, 46; Entstehung und überlieferung dieses Tei les 1-5, 9- 11, A. H., 43, 51, 78, 138, 147 (252, 253 f.), 261, s. auch s.v. Textkorrek turen und Textkritik, Boivin; Inhalt dieses Teiles 5-9, 18 f., A. 1, 51; Darstellungs mängel U, s. auch s.v. Leser(publikum); auf 2. und 3. Hand verzichtet 2, U; Benut zung v. Pseudo-Autoritäten A. 266; Apo logia pro opere suo 66f., 79- 82, 114, A. 52, 134 insbes. bez. Kantak. 81 f., A. 147; das Werk im Urreil des Kanuk. A. 432 (309f.); im allg. zuverlässig 53, schneidet verglichen mit Kantak. und Philotheos gut ab s. s.v. Geschichtsfälschung; Stil « einfach erzählend » 5, weitschweifig 128, A. 58, in diesem Teil unfertig 11; Kom mentar zum Traumbuch des Synesios (Nr. 39): A. 6; Kritik unsinniger Vorher sagen (Nr. 43a) 80?, A. 139; Leben der hl. Basilissa (Nr. 61) A. 609; Philomathes (Nr. 41) 80?, A. 139, 334; Plädoyer gegen Unionsgespräch (Nr. 67) A. 319, 324; Pre digten und hagiographische Enkomia (Nr. 48 ff.) 191, A. 405; Predigt auf die Gottesmutter (Nr. 49) 2; Streitgespräch mit Palamas vor einem lateinischen Bi schof ( Hist. XXX - XXXI) u. Streitge =
spräch mit Kanuk. u. a. ( Hist. XXXI I- XXXV) 10. Gregorios I. v. Nazianze, Ptr. v. Kpl. (379381), der Theologe erwähnt 14, 86, 90, 98, 101, 112, 116f., 133, 149, 154, 174, 176, 183 f., 186, A. 230f., 404 (301); Palamas ein neuer - A. 362 (292), 402; zitierr: Ge dicht über die Leichtigkeit des Seins A. 142; Or. 2,105: A. 165; 4,4-6: A. 565; 18,16: A. 548; 20,4 u. 3: A. 116; 20,11: A. 325; 21,U: A. 230, 223; 21,22: A. 72, 189; 29,6.9.13: A. 327; 31,26: A. 240; 31,29: A. 595; 32,18: A. 72; 32,21: A. 326; 39,11: A. 380; 40,5: A. 270; 40,6: A. 549; 41,8: A. =
REGISTER
459; 44,2: A. 579, 538; 45,4: A. 379; 45,23: A. 579
23; Konglomerat aller Häresien 97, 125, 189, A. 313, angereichert mit Zugaben
Gregorios v. Nyssa, Kirchenvater (4. ]h.) er
192; ihr Kern die Lehre vom Thaborlicht
wähnt 14, 133, 183, 189, A. 249, 293 (281),
A. 359; Höhepunkt die Leugnung der
304f.; zitiert Comm. Not. A. 380; c. Eu
Menschwerdung 177; mehr als nur irre
nom. 2: A. 578; in Bapt. Chr.: A. 605;
führende Terminologie A. 399 (vgl. s.v.);
nicht identifizierte Stelle A. 607
als schlimmste aller Zeiten vorausgesagt
Gregorios Sinaites, Hesychast (PLP 4601) 22, A. 12
I A. 1; auf dem Konzil v. Ferrara-Florenz
Gregorios Thaumaturgos A. 382 Griechen
(
23, 91, A. 195; gegen sie Greg. in Antirrh. außer acht gelassen A. 195
griechischsprachige Personen)
Häretiker verarbeiteten heidnische Philoso
Urheber der Regeln der Wissenschaft 180;
phie 20; nicht in allem häretisch 95, A.
die alten - 16, A. 88, 155 (256), 293, 483
218; ihre Tetminologie irreführend 98; die
Griechisch
=
antikgr.: Erbgut A. 69; Gortes
alten von Palamas nachgeahmt 177; alle
vorstellung A. 293; Mythen A. 483 (vgl.
anathematisiert im Synodikon Orthodo
s.v.); Tag- und Nachtrechnung A. 155
xiae A. 45; orthodoxe Nichtneuerer als
=
(256); vgl. Hellenen;
=
byzant.gr.: Natio
nalismus A. 29 (211)
solche geächtet A. 245, 468 Häretikersynoden A. 313
Großchartophylax A. 421 (305)
Hagia Sophia s. Konstantinopel
Großlogothet 91, A. 193
Handgreiflichkeiten auf der Synode v. 1351:
Grundbesitz 162
109, 146(., 150, A. 291, 361 Handschriften griechische, der Antirrhetika ll: Laur. LVI 14: A. 1; der Hist. Rhom.:
Hades 76
Chicago Univ. 51: 11; Escorial. T-I-2:
Hadesfahrer A. 214
10; Escorial: Y-I-7: 10; Genev. 35
Hadrian, röm. K. (117-138) A. 254
10f., A. 1, 7, 34, 471, 478, 499, 539, 543;
Häresie, -en passim; nota: Krankheiten der
Hauniensis 1986: 11; Laurent. LVI 14
(
=
G)
Kirche 83; von Konzilien geheilt 83, 91, A.
(
156; alle verurteilt im Synodikon Ortho
Br. Mus. Addit. 16405: 10; Marc. gr. 405:
=
L) 10f., A. 1, 471 usw. wie G; Londin.
doxiae A. 45; Urheber Satan/der Teufel
10; Palat. (Heidelb.) gr. 299: 10; Paris. gr.
29, 48, 83, A. 156 und falsche Seher 162;
1274: 10; Paris. gr. 3075: 11; Vatic. gr.
größte aller Sünden 72, A. 84; schwer aus
1095 ( = V) 10f., A. 1, 471 usw. wie G; der
zumachen 72; irreführend in der Termi
Exzerptensammlung des
nologie 98; bei Verurteilung genau defi
(Heidelb.) gr. 129: A. 554; des Nikepho
Greg.: Palat.
niert 45; als solche bezeichnet: die Lehre
ros Patriarcha Paris. gr. 909 u. 910: A.
der Aktistiten A. 288, 294, Antipalamiten
266; des Matth. v. Ephesos Vindob. theol.
29, A. 19, 395, 469, Bilderbekämpfer 105,
gr. 174: A. 140
109, Bogomilen 64, A. 6, Massalianer 33,
Hebräer 162
91 (., A. 6, 18 (198), des Palamas passim,
Heiden, -nisch (gr. exothen, thyrathen; profan s. s.v.) Kulturgut A. 69; Irrtü
z. B. 187, der Pneumatomachen 154 (mehr
=
s. nn.); die Namen Reizworte zur Diskri
mer A. 402; PhilosophenlWeise 13 f., 103,
minierung ähnlicher Gegner A. 194; Greg. in fast alle verstrickt (Philotheos) A. 402; die des Palamas: angeprangert v. Barlaam
176, 178-181; Weisheit contra Mystik 38 Heilig, die Heiligen
=
die (Kirchen)V:iter
passim; nota 33, 46, 55, 103, 105, 108, 110,
349
REGISTER
114, 121, 123, 139, 141, 144, 149, 176, 179,
99; Ziel: Erleuchrung/Lichtvisionen/Got
181, 187, 189 f.
tesschau 28, 32f., 40, 49, 56, A. 6, 191, 197, 258, 399, 432; fußt auf Schwelgerei,
Helene Kantakuzene, Gern. Johannes V. Pa laiologos, Tochter Johannes VI. Kantak.,
Trinkerei und Rausch, äußert sich in
Kaiserin (1347 - 1397) eine von drei Kaise
Wahrsagerei aus Träumen A. 6, 480; Blüte
rinnen A. 18; Greg. zugetan A. 148; nicht
auf dem Athos 22, A. 99; Meister und
mit ihrem Mann
Thessalonike
Schüler 22, 26, 33, 56, 136, A. 12; als Mas
(1350) A. 43 (230); auf dem Konzil v.
salianismus angegriffen von Barlaam 23, 31, 34f., 38 f., A. 99; verteidigt und theo
nach
1351: 81, A. 148
logisch begründet von Palamas 19f., 23,
Hellas 76, 100 Hellenen, -isch, Grenzen der des =
griechischen
=
Grenzen
Kulrurkreises
91;
nicht-christlich nota: Bildung, Dialek
tik, Gelehrsamkeit, Literarur, Philoso
31-34, 56, A. 12, 197, 203; im Tomos Ag. mit der Offenba�g gleichgesetzt 33; von der Kirche in Schutz genommen 36, 3942, 47, A. 46, 197, 213
phie, Rhetorik, Weisheit der - 74, 94,
Hesychia 21, 26, 41, 56; -lehrer 22
178 {., 180, 182;
Hippodrome 86 Höllenfeuer (F. der H., ewiges F.) 57, 61, 95,
=
Heiden, d. h. Nichtju
den, Nichtchristen 99, 169, 186, A. 356; Mythen der - s. s.v. hellenisiert s. Hellenisierung Hellenisierung der Offenbarung 20, A. 147 (253), 234, 327, 352, 379
102, 185, 188 Hörer (Zuhörer)
=
Leser (der Hist. Rhom.)
s. s.v. Homer erwähnt 166; zitiert 11. 2,211 ff.: A.
Hellenistisches - Vollkommenheitsideal der
256; 4,274: A. 280; 5,341 f.: A. 120; 6,152-
Intellekruelle 20; - Erbgut der Byzantiner
202: A. 552; 9,529: A. 142; 19,38: A. 119;
A. 69 Hellespont A. 388
Od. Lib. lO: A. 214; 11,582ff.: A. 205 Homonymien bei Palamas 118, A. 288
Hephaistos A. 411; -kult auf Lemnos A. 29
Horaz Ars Poet. 139: A. 58
(209) Hera A. 520, 531, 571, 577
Humanismus, -tisch für Greg. gr. Kulrurer
Herakl(e)itos, der weinende Philosoph 115, A. 321
be A. 69; - und Humanität A. 11, 22; und Mystizismus A. 147 (253), 487 Hunde 147
Herakles 172, A. 534; Säulen des - A. 88
Hybris 135, A. 388
Herbstanfang Datierungsmarke A. 40, 155
Hypostase, -n zum Begriff A. 293, 352;
(213)
und Wirkungen Gottes 92; und Dreifaltig
Herodes (d. ].), Prophetenmörder 79, A. 131
keit Gottes 31, 105 {., 120, 123 {., 184, A.
Herodotos Hist. 7,35.39: A. 388; 7,45 f.: A.
234, 293, 352; - und Menschwerdung
389; 7,238: A. 388; 8, 109: A. 280 Herrscherideologie bei Kantak. 62{., 83{.
Gottes 112 {., A. 234; und Verklärung Christi 105 {., 109 f.
Herrscherwillkür des Kantak. 85, 88- 90; vgl. Tyrannei Hesiodos Theog. 1: A. 333; 183 ff.: A. 73; 501 ff.: A. 389 Hesychasmus, -ten, -tisch(e Mystik) Weg zur Vollkommenheit 20-22; Realisierungs praktiken 2l f., 26f., 31, 33, 41, 55f., A.
350
Ideen Platons 182 Idololatrie s. Götzendienst Ikaros 178, A. 554 Ikonen auf dem Athos v. Massalianern ver brannt A. 279; auch v. Palamas c.s. 107 Ikonodulen A. 246
REGISTER
Ikonoklasten, -isch A. 45, 298, 313, 359; zur Sache s. Bilderbekämpfer Ikonomachenbekämpfer Theodoros Graptos s. s.n. Inquisition A. 246, 432 (312) 10, Geliebte des Zeus A. 520 Isaak der Asket/der Syrer nicht identifizier tes Zitat 117, A. 237 Isaak 11. Angelos, byz. K. (1185- 1195 u. 1203 - U04) A. 473 (319) Isaak, Protos des Athos (1316- 1345; PLP 8261) A. U Isaias Uesaja), der Prophet erwähnt 171, 185; zitiert I 2,10 u. VIII 11: A. 178; X 5 ff.9: A. 72; XI 2: A. 583, 589; XXXVII 36: A. 339; LIX 5: A. 345 Isidoros (Bukheir), Ptr. v. Kpl. (1347- 1350) 5U., 59{., 66, A. 5, 8 f., 18 (197), 29 (201, 204-206, 209, 211f., 215, 217, 222), 32 (224), 46, 52, 61, 102, 106, 197, 229 •
Isokrates Philipp. 70: A. 373 Italien 36 Italogrieche, -isch Barlaam 23 Ivan Alexander, Zar v. Bulgarien (13311371) A. 44 Ixion 170, A. 531 Jahweh A. 293 Jakobus, Apostel A. 293 Jeremias I 1 u. VII U.: A. 178; XII 10: A. 386 Jerusalem 27, A. 470; Ptr. v. - und ökum. Konzilien A. 155 (255) Jesaja s. Isaias Jesus von Nazareth nota: Weg zu Gott 55 f.; seine Botschaft Jesusgebet 21, 41, 43, 45 Johannes, Apostel und Evangelist erwähnt 26, 28, A. 293; zitiert Ev. 3,20: A. 57, 493; 13,U-17: 20; 13,26f.: A. 517; 13,34f.: 20; 14,10: A. 179; 14,24: A. 179, 183; 16,13: A. 182; 17,10: A. 183; 17,21 -23: 20 Johannes V. Palaiologos, byz. K. (13411391, Mitk. 1347 -1354) Verwandtschafts bez. 64, A. 18 (198), 29 (214), 35 (226), 46,
148; Alter 36, A. 29 (217), 43 (229), 221; Teilnahme am Medeia-Feldzug A. 29 (214); in Thrakien vorgestellt A. 29 (2U, 214); in Thessalonike als Kaiser ge wünscht A. 29 (204, 206 f.); Mirunter zeichner eines Vertrags mit Venedig A. 9; wird Starthalter in Thessalonike 64, A. 29 (201), 35 (225), 43 (229); dadurch von der Macht ferngehalten und zur Rebellion provoziert 65, A. 29 (204, 217), 35 (225 f.),43 (229-231); mit ihm will sich Dusan verbünden A. 35 (226) ; Mitveran stalter des Konzils v. 1351: 54, 155 (259); Unterzeichner des Tomos A. 60; wg. Re bellion abgesetzt A. 35 (226), 43 (229); nach 1354 mit seinem Schwiegervater ver söhnt A. 29 (207) Johannes VI. Kantakuzenos, byz. K. (13471354), Historiograph passim; nota: Biogr. Förderer Barlaams 37, 91, 93 {., A. 196, 206f., 213; Schirmherr des Palamas 37f., 70; Usurpation der Regentschaft für Joh. V. 36f., A. 221; Rolle auf den Synoden v. 1341: 37f., A. 221; Verrat an Barlaam A. 211, 221; Schuld am Schiffbruch der Kir che 70 {., 90, A. 66, 147 (254); aller Ämter enthoben 43, A. 80, 82; Schicksal und Ver brechen im Bürgerkrieg 70 {., A. 82, 84, 147 (252), 432 (309); baldiges Ende vor hergesagt 169; Geriichte über seinen Tod A. 527; Zukunftsbeftagung auf dem Athos A. 432 (309 f.); übernahme der Macht 1, 47, 71, 96, A. 29 (214), 86, 158, 527; Absetzung des Ptr. Kalekas 47, 50, 96, A. 222; Palamas hörig 63, 65, 68, 78, 102, 105, 117, 130, 140{., 143, A. 28; Poli tik der Jahre 1347- 1350: A. 9, 29 (211216); Scheinlegitimismus A. 29 (214 f.); In thronisation des Ptr. Isidor A. 5; Kontakte mit Papst Klemens VI. A. 29 (212f., 215), 76; Planung eines Konzils 63, 67{., 69, 73, A. 19. 29 (222), 54, 76; Versuche, sich mit Thessalonike zu arrangieren A. 29 (207, 218f.); Reaktion auf die Niederlage v.
351
REGISTER
6. 3. 1349: 59, A. 3; Wahl eines Palamiten zum Patriarchen 60-62, A. 12, 18 f.; Patri archenwürde Greg. angeboten 60f., A. 14, 18 (198); Auseinandersetzungen mit Greg. über den Palamismus 60 f., 69-72, A. 8, 14, 65, 91, 147 (253); Installation des Ptr. Kallistos A. 18; bricht die Opposition ge gen den Ptr. 64, A. 18 f.; Klostereintrirt und übergabe der Macht ausgesetzt A. 29 (204, 218), 35 (226) ; Expedition nach Thessalonike 64f., A. 35, 42f.; keine Alli anz mit Venedig gegen Genua 64, A. 29 (203), 35 (226), 430, 50; Vertrag mit Du san und Rückkehr nach Kpl., Gesandt schaft nach Bulgarien A. 35 (226 f.), 42, 44; schiebt Joh. V. ab nach Thessalonike zugunsten seiner Söhne 65, A. 35 (225 f.), 43; Vorbereitung des Konzils 65, 67f., A. 35 (227), 44, 58; Pakt mit Katalanen und Venedig gegen Genua 66, A. 49f., 475; von Greg. vergeblich ins Gewissen gere det 90; von Gort verlassen 70,79; Einla dung zum Konzil 72, A. 155 (255 f.), s. auch A. 19; Bewirtung der Palamiten vor der 1. Sitzung 77; Konzilsvorsitz 54, A. 402, 421 (304); wollte in einem Tag fertig werden 84, 87; Eröffnung mit Neutrali tätsschwur 78, 84, 87, 102, 137, 143, A. 131, 160; Gültigkeit der Antipalamiten verurteilung von 1347 vorausgesetzt 83 f., A. 130, 160, 421 (304f.); voreingenommen und parteiisch 76, 78 f., 93, 95 f., 127, 140, 143, 155, A. 25, 28, 100, 130f., 361, 413; eidbrüchig 76, 78f., 87, A. 131, 134; kein objektiver Richter 103, 114, 127, 137, 140; Anmaßung von Autorität in Glaubensfta gen 83, 87, 89, A. 159; verhaltene und un gehaltene Reaktionen auf Vorhaltungen durch Greg. 90, 97, 102f., 114, 117, 134f., 143, A. 133; Beiträge zur Diskussion 114, 117f.; nach der 1. Sitzung v. Palamas be arbeitet 128- 130; auf Gefahr für seine Herrschaft hingewiesen 128, 135; bestraft antipalamitische Demonstranten 130 f.,
352
A. 347, 406; bearbeitet erneut Greg. 132134, A. 308; berät sich mit den Palamiten 134f.; droht auf der 2. Sitzung Greg. 135; hindert ihn am Reden 136 f.; läßt die Anti palamiten ausziehen und erntet Lob v. d. Palamiten 137; vor der 3. Sitzung letzter Versuch, Greg. umzustimmen, und Ver sprechen, neutraler zu sein 138; übersieht die Schwächen in Palamas Verteidigung 140; erneute Beratung mit den Palamiten 140 f., A. 408; greift Greg. an 141 f.; unter sützt Palamas in der Diskussion 143; Wut ausbruch gegen Greg. 143; definiert mit den Palamiten die neuen Dogmen 145 f.; fordert die Gegner zur Umkehr auf A. 421 (305); belegt die Antipalamiten mit Rede verbot; verurteilt Greg. zu Hausarrest A. 432 (308), 434; sitzt weiteren Konzilssit zungen vor 150; entlohnt die Palamiten, bestraft ihre Gegner 151 f.; unterschreibt den Tomos 152, A. 60, 432 (310), 434, 469; deponiert ihm auf dem Altar der H. So phia 155 f., A. 432 (308., 311), 469; mit Segensprophezeiungen überhäuft 155 -157; von Gort (für seine Selbstverflu chung A. 473) bestraft 156(., A. 475; Ver suche, Greg. umzustimmen 160, 163, 166(?), 167, 190, A. 486, 523; von Palamas überredet, Greg. den Tomos vorzuenthal ten 163 f.; veranrwortlich für Haftver schärfungen (?) A. 519; Entzweiung mit Ptr. Kallistos A. 480; Sturz durch Greg. vorhergesagt 70, 72, A. 78; gesrürzt A. 78, 375; wird Mönch A. 29 (207) . Persönlich keit: wißbegierig und gebildet 91; A. 332; stolz darauf 117; kein Theologe 117; Bü cherliebhaber 91; Einfluß der Murter A. 84; Palamit aus Opportunismus oder überzeugung? A. 25; leicht zu beeinflus sen 158, bes. v. Schmeichlern 72, 137, v. palamitischen Prophezeiungen 60, A. 6, v. Palamas 68, 71, 119, 128, 142f.; verroht durch Umgang mit den Türken 70f., A. 82, 84, 147 (252); nicht kleinmütig 59, A.
REGISTER
3; nach außen großmütig und mild 62, A. 43 (229), 133; für gewöhnlich sanft- und langmütig 83, 90, A. 91, 147 (254), 432 (309); präferierre indirekte Rache 62, 68, A. 91; konnte Zorn unterdrücken 90, 141; Zornausbrüche seinem Wesen nicht fremd 79, 135 (., 143, A. 133; selbstherrli cher Tyrann 62(., 69(., 73, 79, A. 95, 159; Gefangener der byzant. Kaiserideologie A. 3; soziale Absichten ihm nicht abzu nehmen 83 (., A. 159; beim Volk unbeliebt 63, A. 27, 43 (230), 362, 367 (294), 498; Fazit des Greg. nota: 70 (., 127(., A. 147, 364. Historiograph: apologetisch A. 25, 29 (214f.), 43 (230), 432 (309); wider spricht öfrer Greg. 18; weniger glaubwür dig A. 29 (213 f.), 147, 362, 432; Vergleiche im Detail A. 3, 9, 18 (197), 19, 27, 29, 35, 49f., 76, 148, 155 (260), 362, 432, 475; Ge schichtsfälscher 42, A. 29 (214f.), 147 (252), 432 (308-310); Abrechnung mit Greg. A. 432 (309f.); s. auch s.n. Theodo ros Graptos Johannes VIII. Palaiologos, byz. K. (14251448) 35, A. 76, 195 Johannes I. Chrysostomos, Ptr. v. Kpl. (398 -404) erwähnt 14, 117, 147, 178, 183, 186; zitierr de Incomprehens.: A. 327; de Sacerd. 4,3: A. 556; in Chananaam: A. 428; in Eph.: A. 327; in Gen. A. 327; in Joh.: A. 579; in Hebr. A. 288; nicht identi fizierre Stellen A. 327, 593 Johannes XIV. Kalekas, Ptr. v. Kpl. (13341347) Vorgänger Isidors A. 29 (204 f.); bat Greg., ein Unionsgespräch zu führen 24; saß den Synoden v. 1341 vor 34-38; Vf. des Tomos v. 1341: 38-43; Kampf gegen Kantak. und Palamas 36, 43 -47, 50, 53, 83, 95(., 151, A. 29 (230), 158, 214, 221, 449, 527; unterstützt v. Demetrios Kabasi las 169 (vgl. s.n.); hob den Tomos v. 1341 auf A. 160; Erklärung des Tomos 37-44, 50 f.; « Instrument des Teufels» 54; Verur teilung des Palamas gültig 97; Ennweiung
mit der Kaiserin Anna 47, A. 47, A. 158; Jünger Barlaams und Akindynos 48; ver urreilt und abgesetzt 47 f., 51, 54, A. 29 (205), 76, 160, 22lf.; sein Ende A. 29 (215) Johannes v. Damaskos (Damaskenos), Kir chenvater (ca. 650-ca. 750) erwähnt 14, 125, 174, 176, 178, 188(., A. 189, 549; zi tierr Fid. orrh. I 8: A. 352; IV 13: A. 603; Horn. 1,8: A. 360; in Marrh. Frgm. in Transfig.: A. 537; bei Zigab.: A. 547, 564; nicht identifizierre Stelle: A. 556 Johannes Klimax Scala Paradisi A. 327 Josef, B. (M.) v. Ganos, Antipalamit « Instrument des Teufels » 54; Absetzung angedroht (1347) A. 103; auf dem Konzil v. 1351: 74, 124(., 140, A. 32 (224), 60, 106; verurteilt und abgesetzt 146(., A. 103, 106, 421 (305), 426; Persönlichkeit 74 Judaisieren (zu monotheistisch sein) A. 379 Judas (Iskarioth) von einem Freund des Greg. überrroffen 1 67, A. 517 f. Judaskuß A. 518 Juden Monotheisten 33, 121, A. 293 (286), vgl. Judaisieren; ihre Bücher nicht zu ver brennen 191; babylonische Gefangen schaft A. 125; «Selbstverfluchung» A. 473; in einem Pauluszitat 99 Jüngstes Gericht 188 »
•
Julian(us Apostata), röm. K. (361-363), Christenverfolger 68, 97, 180, A. 56, 227, 565 Julian v. Halikarnassos, Häresiarch A. 294 Justinian 1., byz. K. (527-565) Ep. ad Theod. Mops. A. 444 Justinus Martyr de Monarchia 179, A. 557 Kabasilas Demetrios, Freund des Greg. Alter, Bil dung, Charakter 153, 185, 188, A. 211, 455; Briefwechsel A. 566; urspr. Antipala mit 168(., A. 527; ab 1351 Palamit 153, 167, A. 522; Diskussion mit Greg. 167{(., A. 314, 561, 582 Nikolaos, Freund des Kantak. A. 29
353
REGISTER
(218); Mitvf. des Tomos v. 1351: A. 432
Deposition des Tomos 155, A. 432 (308),
(310); Uneil über Greg. A. 405
469; Versuche, Greg. umzustimmen 160,
Kaffa A. 38
163, 166{., A. 12, 432 (311), 523; Entzwei
Kain A. 471
ung mit Kantak. und Absetzung A. 480; 2.
Kaiphas A. 492
Patriarchat A. 32
Kaiserbrief A. 29 (217)
ungebildet, jähzornig, roh 60, 62, 166, A. 10, 12, 18 (198), 514f.• Schrifttum A. 12,
Kaiserherrschaft,
-macht
für
Kantak.:
(223);
selbstherrlich 83 {., 88 {., 126, A. 159; auch
515
über die Kirche 87, 89, A. 159, 187; für
Kalno
Greg.: an Gesetze und Onhoxie gebun
Kalothetos Leon A. 9
den 70, 82, 85, 87, 89, A. n, 154, 170; Au
Kalydonischer Eber A. 142
Persönlichkeit:
= Chalane A. 72
toritätsverlust im 14. Jh. A. 91; verglichen
Kanones s. Kirchliche Gesene
mit Tyrannei 69 {., 102
Kantakuzene Palaiologina Theodora, Mut
Kaiser- und Reichsideologie A. 3, 228, 470, Kaiserinnen 190; s. Anna, Eirene, Helene Kaiserliche, -r, -s Autorität A. 91; Befehle 190; Dreifuß 151; Gesetze 189; Haus
(
=
ter des Joh. VI. Kantak. Palamasförderin, von Gort bestraft 22, 37, 70; Einfluß auf
473 (319), 476
Tribunal?) 145; Insignien 155; A. 3, 29
den Sohn 37, A. 84 Kantakuzenische Propaganda A. 29 (208, 214, 219), 147 (252f.) Kantakuzenos
(214); Leibgarde A. 117; Pflicht 61; Schrei
Andronikos, jüngster Sohn Joh. VI. 71, A.
ben A. 29 (206); Thron 90; Verwandte A.
29 (212, 214), 66,87 Manuel, 2. Sohn des Joh. VI. .. 65, A. 3, 9
148; Werk A. 69 Kalabrese Barlaam 101 Kalabrien Herkunftsland Barlaams 54, 80,
Marthias, ältester Sohn Joh. VI. 29 (204, 212- 214), 43 , 60
.. 65,
A.
Katalanen, -isch 66, A. 50 f.
83, 91, 125
Katanier Charondas 182
Kalekas s. Johannes XIV. K. Kallistos 1., Ptr. v. Kpl. (1350- 1353 u. 1355 -1363),
Athosmönch,
Hesychast,
Kelsos 95 Kiew, B. v. - A. 29 (212)
(223);
Kirche, - Gotres passim; nota: v. Teufel be
Massalianer? 63{., A� 18 (198), 29 (221),
kämpft 83, A. 156; v. K. zu schünen und
Leiter Athosdirektorium A. 12, 32
(223);
Mitunterzeichner des Tomos
zu erhalten 61, 97; durch Palamas und
Ag. A. 12; für das Patriarchat vorgeschla
Kantak. in Unruhe versetzt 22f., 67, 70{., 125, 160, 178, A. 76; im Begriff, Schiff
32
gen 60, A. 18; vom Vorgänger empfohlen A. 18 (198); Wahl und Installation 61 {., A.
bruch zu erleiden 73, 85, 93, 98; vollstän
9, 12, 14, 18 f., 29 (209), 217b f.,
den meisten Bischöfen abgelehnt 61 {.,
dig palamisien 19, 29, 33, 51, 54f., A. 76, 405 f.; Amts- 45, A. 76; lateinische - A. 76
63 {., A. 18 (198), 19, 61; Freund Niphons
Kirchenbesuch (um als Ikonodul zu gelten )
222;
von
S. 32 (s. s.n.) ; geeignet zur Verfolgung der
107
Antipalamiten 60, 62, A. 19; auf dem
Kirchenraub 69, 72
Konzil v. 1351: 103, 109, 145, A. 12, 395,
Kirchenunion 25, 35, A. 199; vgl. Union
402, 421 (306), 432 (310); unterschreibt den Tomos 152; spricht von Mildetung
Kirchenväter s. Väter Kirchliche, -r, -s Anathem A. 468; Autorität
des Tomos 160; Rolle bei der Bestrafung
33, 35, 37, 39; Gesene 70, 87{., 89; Hier
des Greg. 148, A. 432 (308), 434; bei der
archie, -n 25, 29; Obrigkeit A. 154;
35 4
j
REGISTER
Schriftsteller 191, Vorschriften A. 99;
den Seiten der Meerenge 156, A. 473
Würdenträger 167 Kleinasien A. 194 Kleinchron. (ed. Schreiner) 8,48a: A. 5; 8,52:
(320), 475; die Seemauer mit Gräben gesi chert 156(. Arsenal 59 Häfen 66 Kirchen
A. 29 (202 f.); 8,53: A. 29 (203), 41; 8,54: A. 49, 475; II 276: A. 46; II 277: A. 36, 41; 11 279: A. 49 Klemens I. v. Rom, Papst (ca. 92-101), apo stolischer Vater A. 64 Klemens VI., Papst (1342- 1352) A. 29 (2U-215) , 76 Klerus 29, A. 469 (317) Klöster(güter) Kampfpreise für palamiti schen Einsatz 151; einzelne Klöster s. Konstantinopel, Chilandar-, Esphigme nu-, Lavra-, Skorpiu-, VatopediuKlostervorsteher auf dem Konzil v. 1351: A. 148 Knabenliebe 118 Körper/Leib Christi s. Thaborlicht
1., A.
nannt; Bekanntheit als Wohnstätte des Greg. vorausgesetzt (s. Bd. 11 35) 74, 131, 140, 164(., 167, A. 2, 432 (308, 311), 434, 561; vgl. Choramönche Christu akataleptu A. 207 Marktplätze 63 Paläste .. Alter/Großer A. 3 Blachernen (Tagungsort des Konzils v. 1351; nur Palast genannt) 76- 78, 128, 132, 141; Alexiossaal im - 78, A. 127 Pera ( gegenüberliegende Seite) A. 7; s. auch Galata Stadtmauern Seemauer 156 Theater 158, A. 230 Konstantinopolitaner hassen Kantak. A. 27;
A.
vgl. Byzantier, Volk(smasse) Konsul der Philosophen A. 421 (305)
Koimesis Mariä s. Marienfeste Kolosser 89, A. 185 Konservativ, -tismus religiöser allg. A. 177; Greg. A. 67, 225, 327; Antipalamiten 147 (253) Konstantia, Schwester Konstantins Adressatin des Eusebios v. Kaisareia 266 (278) Konstantin d. Gr., byz. K. (324-337) 97, 227, 266 (278) Konstantin IV., byz. K. (668 -685)
•
Große - , Hagia Sophia 65, A. 432 (308, 311), 469 Klöster Chora (im Text nicht namentlich ge
A.
78, A.
129 Konstantinopel ( Byzanz) passim; nota: früh mit dem Hesychasmus bekannt 2224, 90 (., A. 190, 192; BarIaam dort s. s.n.; =
v. d. Pest heimgesucht A. 87; Kalekas dorthin zurückgebracht A. 29 (215); von Palamas des geplanten Konzils wegen ge mieden 63, A. 29, 44, 76; in Aufregung am Sonntag der Orthodoxie (1350): A. 47; in den Krieg Venedig-Genua hineingezogen A. 29 (203), 36, 50; Bühne einer antipala mitischen Demonstration 126, der Anti palamitenverfolgung 131; Brand auf bei-
•
=
Kontemplation, hesychastische 21, 26 Konzil, -ien (zur Verwendung des Wortes H f.); Ökumenische, -S: Allgemeines 82, 101, 117, 122, 163, A. 76, 129, 156, 327, 385, 397, 426; I. (Nikaia 325) 31, 95, A. 155 (256), 156, 217, 293, 352; III. (Ephesos 431) A. 543; IV. (Chalkedon 451) 31, 95, A. 219; V. (Konstantinopel 553) A. 218; VI. (Konstantinopel 680/681) 78, 86, 95, 121, 160, A. 129, 219, 341, 343, 418, 421 (305), 485; VIII. und letztes vorhergesagt 23, 91, A.
355
REGISTER
195; im Gespräch zw. Kantak. und Kle
mitischen Bischöfe 146 f, A. 106, 155
mens VI. A. 29 (213), 76; « VIII. » in Ferra
(258), 421; Fonsetzung ohne Antipalami
ra-Florenz 24, 35, 53, A. 76, 195, 406
ten 54f., 150f, A. 155 (259f.), 394 (297 f.);
Konzil v. 1351: geplant v. Kantak. seit 1347:
Verurteilung der Palamasgegner 145 f, A.
63, 65, 67f, 69f, A. 19, 29 (222), 54, 76,
394 (297), 432 (310); Abschlußsitzung,
147 (254); herbeigeführt von den Antipa
Proklamation und Unterzeichnung des
lamiten ? A. 76, 85 f.; von den Palamiten ?
Tomos s. Tomos v. 1351; keine zuverlässi
A. 1, 76; gegen den Willen des Pa lamas ?
ge Akten A. 335; das Konzil und der Krieg
68, A. 19, 28, 29 (209); von Kantak. 53, 63, A.- 44; Hauprthema dieses Teiles der
gegen Genua A. 49-51, 475 Kosmas v. Maiuma s. Melode
Hist. Rhom. 19f. Bericht 74- 79, 82-147;
Kreta 65, A. 41, 473 (320)
Vorbemerkungen des Autors 66f, 79- 82, A. 100, 314, 335, 345, 393 f., 397, 416, 429;
Kreuzzug A. 29 (213 f.) Kroisos v. Lydien 103, A. 254
vom K. einberufen 82, A. 19; Schauprozeß
Kronos A. 73
gegen die Antipalamiten 53, 68, 76, 78 f,
Kureren 80, A. 142
83f, 87f, 134-138, 141, 143- 147, A.
Kybeletempel A. 38
151, 214, 402, 405 f., 413, 421 (304); weder
Kydones Demerrios, Freund des Kantak. A.
ökumenisch noch kompetent 68-70, 82, 85, A. 26, 58 f., 155 (255, 259), 164; ein
29 (218) Kyklopen 136, A. 389
Räuberkonzil 73, 137, 180, A. 1, 362
Kylonischer Frevel 179, A. 560
(291); Ort, Teilnehmer, Publikum 68,
Kyparissiotes
76- 78, 81, 87, 90, 117, 119, 126, 134f, 140, A. 60, 128, 148, 214, 259, 354, 362
(291), 395, 404 (300), 415, 427; Vorsitz: Kaiser und Patriarch A. 402; Ankläger
Johannes,
Gregorasschüler
56, A. 266 (276) Kyrillos, Prr. v. Alexandrien (412-444) er wähnt 123, 179; zitiert Thes. 34: A. 350; Akten 3. Konzil (Ephesos 431): A. 543
und Angeklagte 87, A. 214; Ablauf: atmo sphärisches Interesse 13; laut Tomos v.
Lakonier, -isch 186, A. 591
1351: 54 f.; Datierung der Sitzungen A.
Lamia, Kinderschreck 182, A. 577
155; Unklarheiten s. A. 132, 259-261,
Landarbeiter Typus des ungehobelten Men-
315 f., 361, 395, 421 (304); 1. Sitzung, Er öffnung durch Kantak. 78, 82f, A. 65, 134, 156; das Übrige 78, 82-127, 138f, A. 132, 291, 327, 406; 2. Sitzung 131 -138, A. 155 (257), 404 (300); Auszug der Antipa
schen 60, 68, A. 11 Lapithes
Georgios,
Korrespondent
des
Greg. (PLP 14479) A. 412 (308) Lateiner (Halb-) sg.
=
Barlaam 34, 37, 95,
A. 199, 208, 404; pI. wegen ihrer « Reli
lamiten 137, A. 395; 3. Sitzung 138- 140;
gion » verhaßt 37, 90; nur abzulehnen, so
A. 155 (257), 404, 406, 409; 4. Sitzung
fern sie sich irren 95; nicht reif für Kir
141- 147, A. 155 (257 f.), 291, 408, 419,
chenunion 24;
=
wesdich A. 475
421, 432 (308, 310f.); Proteste palamiti
Lateinemeundlich Barlaam 83, A. 156; Pro
scher Bischöfe gegen polytheistische Ter
tektion Barlaams A. 206; der Antipala
minologie 142f, A. 415; Handgreiflich keiten gegen die Antipalamiten 146; Ein
Lateinersrreit (in der Theologie) 24
zelbefragung der palamitischen Teilneh
Lateinische, -r, -s Feinde 157; Kastell v. Ga
mer 55, A. 421 (305 f.); Befragung der
lata 60; Kirche A. 76, 3 19; Lehre vom Fi
Athosmönche 55; Absetzung der antipala-
lioque A. 215; religiöses Bekennmis 91;
356
mismus A. 190
REGISTER
Scholastik 29, A. 199; Verachtung für By
Märtyrerideologie der Antipalamiten 74{.,
zanz A. 211
149, 191, A. 98, 126, 373, 439
Latinisieren, -r 37, A. 200
Maiotis(see)
Lavrakloster (Athos) 26f., 29
(
=
Asovsches Meer) 64, 66,
100, A. 237
Lazaros, Ptr. v. Jerusalem (1349-1368) A. 9
Makarios, Abt des Lavraklosters, M. v.
Lazarus (aus Luk. 16,20ff.) 57 f.
Thessalonike
Leichentuch-Symbolik 70, A. 81
16276) 27
Lemnische Übel A. 29 (220)
(1342- 1343/1344)
(PLP
Makarios, Paroimiograph VII 42: A. 534
Lemnos, -ier 63, A. 19, 29 (20H., 208f., 217 f., 22O f.), 32 (224), 44
Makarios, M. v. Philadelphia A. 32 (224 f.) Makedonien 70, A. 333
Leo 1., Papst (440-461) A. 97
Makrina, Großmutter Basileios des Gr. A.
Leonidas der Spartaner 76
516 Maler 169
Lesbische Bauweise 88, A. 176 Leser(publikum) der Hist. Rhom.
=
imagi-
näre (Zu)Hörer 12, 82, 104, 122{., 186{., 190, A. 17, 134, 259, 261, 291, 315, 345 Libanios, Freund des Basileios 169, A. 526; zitiert Or. III 226 D: A. 462
*
Malik Nasir Hasan, Sultan v. Ägypten A. 9
Manethon (Ps.-) Apotelesmatika 4,448: A. 230 Manichäer 189 Maria ( = Gottesmutter) belehrt Palamas
Libyen A. 88 Licht göttliches, unerschaffenes nota: 21 f., 28, 30, 32, 105 {., 108, 125, 1 74{., 176, 184{., A. 191, 358; vgl. Engel, Thaborlicht Lichtvisionen der Hesychasten A. 6, 182 Liktor A. 117
26f. Marienfeste: unbefleckte Empfängnis 2; Ge burt A. 29 (205); Tempelgang 2; Koimesis (Heimgang) 29 (205), A. 155 (259f.), 469 (317)
Löwenfell s. Bärenfell
Markos Eugenikos, M. v. Ephesos 35
Lokrer epizephyrische 182
Markos Evangelist 3,29: A. 597; 4,41: A.
Lorenzo de Monacis A. 49
381; 6,12: 20; 8,36: A. 391; 10,19 u. 12,28-
Lukas Evangelist Aposteljünger A. 64; er
34: 20; 14,63: A. 492
wähnt 184, 186; zitiert Ev. 6,39: A. 572, 8,25: A. 381; 9,25: A. 491; 11,20: A. 586; 12,10: A. 597; 13,1: 20; 14,28 -31: A. 72;
Marktaufseher Exekutoren v. Strafmaßnah men 129, 158 Massalianer, -nismus Lehre A. 194; Häresie,
18,18: 20; 22,17-23: A. 517; 22,30: A. 64;
-tiker 33, 91 {., A. 6, 18 (198); -praktiken
22,71: A. 492; 24,27: A. 180; AposteI
A. 422 (307); -mönche 25; auf dem Athos
geseh. s. s.v. Act. Ap. Lukian v. Samosate Auror v. Totengesprä
63, A. 12, 32, 279, 298; Hesychasten und Palamiten neue - 31, 33, 39, 91 (.. A. 18
chen 94, 104, A. 214; zitiert adv. Indoct.
(198), 197; s. auch Kallistos, Niphon,
18: A. 552; Dial. Mort. 17: A. 205; Hist.
Palamas
23: A. 58;
Imag. 17:
A. 457;
Nigr. 7:
Masse, Volks- nota: 62, 81, 91, 116, 177; vgl. Volk(smasse)
A. 71 Lychnit 104, A. 255
Mathematische Wissenschaft 168
Lyder, -ien 1 77, A. 551; vgl. Kroisos
Marthaios Evangelist erwähnt 184, 186; zi
Lykeion, philos. Schule A. 124
tiert 4,4: A. 181; 4,4-6: A. 581; 4,7 - 10: A.
Lykurg, antiker Gesetzgeber 182
181; 5,3: 20; 5,11: A. 452; 5,43 -48: 20;
Lysippos v. Sykion, Bildhauer A. 529
6,4.6: A. 465; 6,5 - 15.16-18: 20; 7,6: A.
357
REGISTER
68; 7,16: A. 417; 8,23 -27: A. 209; 8,27: A. 381; 12,28: A. 586; 12,32: A. 597; 12,35: A. 204; 13,18 - 26.36: A. 417; 13,43: A. 283, 584; 15,14:A. 572; 16,23: A. 181; 16,26: A. 450, 491; 18,22: A. 398; 19,16: 20; 19,28: A. 64, 154; 22,35-40: 20; 24,15: A. 470; 24,45 -58: A. 10; 25,14-30: 28; 25,31-46: 20; 25,34: A. 585; 25,35 f.: A. 497; 25, 41: A. 587, 600; 26,65: A. 492; 27,25: A. 473 (320); 28,19: A. 590 Matthaios B. (M.) v. Ephesos ( Gabalas Manuel) Korrespond. des Greg. A. 102; Antipalamit 54; auf dem Konzil v. 1351: 74, 124, 140, A. 32 (224), 60, 76, 102, =
•
•
106f.; verurteilt und abgesetzt 146(, A. 421 (305), 426; nach Hause entlassen 147; Persönlichkeit 74; Schrifttum 125, A. 140 Maximos Homologetes (Confessor, um 580-662) erwähnt 14, 29, 86, 124, 1 74(, 178, 186, A. 167, 170, 288, 293; zitiert Am big.: A. 353; Cap. div. 2,74: A. 556; Cap. theol. 1,82: A. 562; 3,38.41: A. 592; Schol. in Dion. Areop. DN 5,6: A. 562; bei Zi gab. A. 382, 539-544; fragliches Zitat A. 543 Maximos der Weise M. Laskaris Kalopheros (PLP 10733) ? A. 469 =
Mazaris, Hadesfahrt A. 214 Medeia, Stadt in Thrakien A. 29 (212, 214) Meineid, -igkeit des Kantak. 79 Melchisedek anfanglos und unerschaffen
99, 156, 193, 237, 329; zitiert Mise. Kap. 28: A. 114 Militär: bei der Proklamation des Tomos v. 1351: A. 469 (317) Mistkäfer (Skarabäus) 181 (, A. 303, 566, 573 Mönche, -isch passim; nota: syrische aktiv auf dem Räuberkonzil v. Ephesos (449) A. 444; ihr spätbyzant. Bollwerk der Athos A. 99 (s. Athos, -mönche); Ideal 20-22, 25; v. d. Hesychasten pervertiert A. 99; elitäres Prophetenbewußtsein 29,
33 -35, 54; ihre Verleumdung Thema der Synoden v. 1341: 34-36, 38 -42, 45, 47, 50f., 54; Identifizierung mit der Kirche 42 (al., s. s.v. Kirche); auf dem Konzil v. 1351: A. 148, auch antipalamitische: 74; Palamas Sieg ihr Sieg 54, A. 503, 517; s. auch Klöster Mönchsgewand, -kutte 73 (, 167, A. 99, 517 Mönchrum ägyptisches 25; sonstiges s.v. Mönche Monenergeten und Monotheleten A. 343 Monophysiten, -isch A. 97, 234, 294 Monotheismus (Eingötterei) der Juden 33, 121, A. 293; vgl. Judaisieren; heidnischer Philosophen 179( Moses, Gottseher und Neuerer 88, 162, 191, A. 488 Musen A. 333, 446 Mystik, -er, -isch passim; nota 22, 26 f. Mythologie gr. A. 552
108, A. 288 Melode, der -
Theodoros, Großlogothet 23, 91, 1 65, A.
(
=
Kosmas v. Maiuma ?) er
Mythos, -en attische, der Griechen 69, 93,
wähnt 176, 183; nicht identifizierte Zitate
136, 167, 170, 180; vgl. Argos, Giganten,
A. 549, 579
Hera, Ikaros, 10, lxion, Kyklopen, Pent heus, Semeie, Tantalos, Typhon, Zeus
Menandrisch-komödisch A. 565 Menschwerdung (des Wortes Gottes) v. Pa lamas geleugnet bzw. zunichte gemacht 112(, 126, 171, 177, 189, 191 Meseni
(
=
Nabelschau 21
Mosynopolis) A. 29 (213 f.)
Naziräer die Palamiten 77, A. 118
Metochites
Neapel A. 445
Alexios, Sohn des Theodoros, Protoseba stos,
Thessalonike 17977) A. 29 (205, 218 f.), 35 (226)
358
Archont
v.
(PLP
Neilos, Ptr. v. Kpl. (1379 - 1388) Enkomion auf Palamas A. 29 (204, 207) Nektar und Ambrosia 77, A. 119
REGISTER
Nero, röm. K. (54-68), Kitharöde 150, A. 445 Nestorios, Häresiarch 191 Neu- (pejorativ in bezug auf den Palamis mus: -e Dogmen/Lehren/Thesen) 63, 67, 103, 114, 160, 162; -e und -erfundene 136; -modische 101; -e Dogmatisten 77; -er Lehrer (Palamas) 186; -erer 162, 177, A. 488; -erung der Dogmen 80, 104, A. 99; des Glaubens 63; -es Evangelium 189, -es über Gott 98, -es und der Kirche Fremdes 145; durch Greg. nichts - eingeführt 169(, A. 245; palamitische Bezeichnun gen ihrer Gegner: -e Irrlichter, -e Diener des Irrtums, -erer 46-49 Nikephoros I. Ptr. v. Kpl. (806-815), Ikono klastenbekämpfer Ps.-Theodoros Graptos s. s.n.; erwähnt 14, A. 266, 351; zitiert adv. Mamon. 1.26: A. 275; 1,39: A. 276 f., 297, 310; 1,41: A. 306; 1,48: A. 307; 2,2,3: A. 604; c. Euseb. 9,4-5: A. 267; 21,5: A. 608; 26: A. 608; 27: A. 300; 28: A. 268-272; 30: A. 273 =
Olymp der Berg A. 333; Götterberg A. 293, 494; meraph. 82, 163, 1 77, A. 152, 494 Olympiade zweite - A. 534 Oreos Golf v. 65 Origenes 95, A. 218 Orkhan ( Hyrkanos v. Bithynien) A. 35 (226) Oropos, Hafenstadt (NW Attika) A. 41 Orphanotrophos (Waisenhausvorsteher) v. Thessalonike (PLP 91847?) A. 29 (205 f.) Osee, Prophet 4,1: A. 178 Osmanen A. 3 8 Ovid Metamorph. 3,701 ff.: A. 391; 8,183ff.: A. 554 Oxymora lautlose Trompeten 66; - Zunge 67; schweigende Lippen 118; stumme Lip =
pen 94; - Zunge 118; -r Herold 169; un sterblicher Tod 125, 163 Oza (Uzza, aus 2 Regn. 6,6 f.) 116 Ozean atlantischer 86
Palaiologendynastie, -kaiser A. 29 (207,
51,90: A. 71; 432,69-73: A. 476; 441,10: A. 355; 557,24-558,40: A. 473 (319);
215), 432 (309) Palaiologos Andreas, Tischvorsteher Zelo tenführer in Thessalonike (PLP 21425) A. 29 (205, 217, 218 f.), 35 (226)
Or. & Ep. 94,12-14: A. 476; 112,14f.: A. 58 Nil 100 Niphon Skorpios, Athosmönch und Protos (1347/8) wg. Massalianismus angeklagt A. 29 (203, 210), 32 (222 f.)
Palamas Gregorios, B. (M.) v. Thessalonike (1347-1359) Biogr.: Alter, Herkunft, Ju gend 25; Bildung s.u. (persönlichkeit); Klostereintritt 25 f.; Jünger des Gregorios Drimys 23, 91, A. 192; Visionen und my stisches Sendungsbewußtsein 16, 26-29;
Novatian, -er, -ismus 95, A. 217; vgl. Sisinius Numa Pompilius, antiker Gesetzgeber 182 Numeri (Lib. S. Scr.) 22,28 -30: A. 340 Nymphaion, Vertrag v. A. 39
ab 1326 Priestermönch 26, 51; Meister der Hesychia 56; Massalianernähe 92, A. 279, 298; Ikonenverbrennung (geleugnet) 107, A. 279; Bilderfeind 109; früher Zusam menstoß mit Greg. 32, 90(, A. 190- 193; Wundertäter 29, A. 425; Konflikt mit Bar laam 29-32, 90-92, A. 197; Einführung der Realdistinkrion zw. Wesen und Wir ken Gottes 32, 55, A. 197; wegen Ditheis mus angeklagt 32; Gegenangriff im To
Niketas Choniates erwähnt A. 326; zitiert Hist. ted. van Dieten) 42,21-23: A. 476;
Obole 104, 119 Odysseus 142 Ökumene 97, A. 228 Ökumenische Konzilien s. Konzil Offenbarung 21 f., 30-33, 51, 56, A. 234, 327, 348, 487; s. auch Hellenisierung
•
mos Agioritikos 31-34 (vgl. s.v.); Einfluß
359
REGISTER
am Hofe 35; Streit vor den Synoden v.
121, 139, A. 395 (298), vgl. s.v. Termino
1341: 34-43; im Bürgerkrieg Kantakuze nist 43f., 50, A. 29 (204, 208, 220 f.), 221, 527; irreführende Auslegung des Tomos
logie; (kein) Minderwertigkeitskomplex 118, 128 f., A. 28, 367; Auserwählten- und Sendungsbewußtsein 27-29, 31, 33 f., 51,
fangengesetzt 44, A. 221; vergeblich ho
56, A. 288; kein « saintegoiste et louche» 57 f. Schriften: erwähnt oder zitiert 28, 54,
fiert v. d. Kaiserin Anna 47, A. 47; seine
92, 94, 97, 103f., 105, 121, 129, 139, 171,
Lehre (1347) kanonisiert 47-52; seine
176, 184, A. 403, 404 (299); über sechzig
Person rehabilitiert 51;
Günstling des
184; dem Feuer zu übergeben 102, A. 245;
Kantak. 63, 87, 118f., 128, 130, 1 78, A.
so wenig zu verbrennen wie das Evange
v. 1341: 43 -47; exkommuniziert und ge
329, 362 (291), 527; Patriarchatsaspiratio nen 52, A. 29 (221); M. v. Thessalonike 52, 54, A. 29 (201, 204, 211f.), 395 (298), 404 (300); Palamisierung des Episkopats
lium ebd.; vom Konzil geprüft s. ob.; von Demerrios Kabasilas 1 70; genannte Titel: drei Triaden zur Verteidigung der Hesy chasten 31, A. 197, 286; gegen Akindynos
71 (vgl. s.v. Bischöfe); lieber Verfolgung
A. 284, 288 f.; Ober das Licht 108; Predigt
seiner Gegner als ein Konzil 63, 68, A. 28, 44, 57, 76; v. Kaiser zum Konzil überredet 68, A. 58, 76; auf dem Konzil (1351) An
über Mariä Tempelgang 2. Theologische
geklagter 87; Auftrirte auf dem Konzil 94,
und Thaborlicht s. s. vv.; Realdistinktion
103, 118, 119-121, 137, 139f., A. 335, 351, 395 (298), 402, 404 (301); kritisiert v. Greg. 118 f., 121 f., 139, A. 354; vom Volk angegriffen nach der 1. Sitzung 126, A. 362; Intrigen zw. den Sitzungen 128-130, HOf., 142f., A. 367; Prüfung seiner Schriften durch das Konzil 55, A. 155 (259), 395 (297); Ablehnung einer v. Greg.
zw. Wesen und Wirken Gottes 15 f., 32, 39-41, 48 f., 55f., 92, 107-109, 112, 120,
geforderten
« orthodoxen »
Bekenntnis
Lehre: Gottesschau mit leiblichen Augen s. s.v.; Identität von Licht der Gottesschau
124, 132f., 151 f., 172, 1 74, 1 76, 179, A.
191, 197, 202, 293, 395 (297) , 421 (305); Wirkungen (Energeiai) Gottes spezifische unerschaffene Gottheiten s. unerschaffen; Bewertung: irrational 30, 32, 35, A. 28,
147 (253), 328, 402; durch Greg.: Konglo merat alter Häresien mit Zugaben s. s.v.
schrift 160, 166 (.; gegen Auslieferung des
Häresie;
Konzilstornos an Greg. 163 f.; türkische
nota: 61, 92, 94, 97, 139, 142, 152; gottlos
blasphemisch/gotteslästerlich
Gefangenschaft A. 425, 480; Kult um sei
67f., 71, 75, etc. saepissime; ditheistisch
ne Person 29, 34, 51-55, 83, 171, 182, 190,
und polytheistisch 92, al. (s. s.vv.); ver
A. 362 (292), 395 (298), 425, von ihm
dorben und verbrecherisch 68, 77; Ver
selbst gefördert 26-28, 33 f., 45, 56, A.
dunkelung und Verleugnung des Glau
425; bei Gebildeten unbeliebt 56, A. 101.
bens 61, A. 417; Neuerung s. s.v. Neu; Be
Persönlichkeit: wenig gebildet 30f., 118f.,
wertung
121, 128f., 178, 180, A. 64, 328f., 341;
angeblich bestätigt 34-47, A. 158; vom
nicht intelligent 139; stolz und boshaft
Ptr. Kalekas verurteilt s.s.n.; item v. Ptr.
118f., 121, 139(., Fälscher von Texten 177,
v. Antiochien 75; v. einer akephalen Syn
A. 561 (332); ruhmsüchtig 140; arrogant
ode (1347) dogmatisiert 47-52; item vom
und
(im
Konzil v. 1351: 53-55, A. 32 (224), 51
Schlechten) und rechthaberisch 56, 192; kein guter Debattierer 118 f., 140, 142;
(234), 64 (236), 100, 187, 405 (302), 421 (304); in Ferrara-Florenz (1439) außer
nicht fähig, sich adäquat auszudrücken
acht gelassen A. 195.
360
dumm
179,
189;
ehrgeizig
durch
« die
Kirche » :
1341
REGISTER
Palamismus 27f.; sonstiges s.v. Palamas, -iten Palamiten nota: Gonseher 2; dadurch uner schaffen A. 122; Schwelger, Trinker, Bauchpropheten 77{., A. 6, 121f., 571; ihr Trutzburg der Athos A. 99; zerstörten die Schriften Barlaams A. 229; Falschausle gung der Synodalbeschlüsse v. 1341: 43; Kantakuzenisten 37, 43, A. 47; Einfluß beim Kaiser 36, 60, A. 6, 389; von ihm protegiert 76, A. 362 (mehr s.n. Joh. VI. Kantak.); Machtiibemahme in der Kirche 47-52, 60, 64, A. I0; s. auch Kirche; iden tifizieren sich mit der Kirche s. ebd.; Min derheit im Volk (?) A. 362; ihre Bischöfe und Priester ungebildet und roh A. 11; mehr s.v. Bischöfe; schätzen Bildung ge ring A. 515; Verein v. Häretikern 101; Bil derfeinde 125; Eintagsrheologen 69, A. 73, 483; schmähen den Glauben 152, A. 70; verfolgen die Orthodoxen 60, 62, 64, 68, 147{., 150- 153, 157{., A. 1; setzen gedun gene Propagandisten ein 152; nutzen La teinerfeindlichkeit A. 190; vom Volk an gegriffen 126; selbstgerecht A. 474; Rich ter in eigener Sache 53, 76, 130, A. 128; Textfälscher 144, A. 48, 421, 561; Tri umphzug nach ihrem Sieg A. 362 (292); Entlohnung durch den Kaiser 151, 160; in der Terminologie gemäßigter als ihr Mei ster 55 Palamnaioi palamitische Mörderbande, mit Blutschuld Beladene 124, 155, A. 355, 446 Panoptes A. 520 =
Pantomime 98, A. 230 Paphlagonien, -isch A. 405 Papikion, Mönchsberg 25 Paradies 76; Garten Eden A. 156 Parisot A. 43 Paroimiographen A. 427; Zitate s.s.nn. Apo srolios, Appendix Proverbiorum, Dioge nian, Georgios Cypr., Makarios, Zeno bios =
Patriarch(en), -al, at(e) Vertretung auf ökum. Konzilien notwendig 68, 69{., 86, A. 155; die meisten früher theologisch ge bildet 158; Insignien A. 18 (198); Siegel 96; Wahl und Installation A. 18; s. auch Alex andrien, Antiochien; Jerusalem; für Kp!. s. Isidoros Bukheir, Johannes XIV. Kale kas, Kallisros, Neilos, Philotheos Kokki nos Patriarchatsregister v. Kp!. 38, A. 32 (224) Paulikianer A. 246 Paulos, der gönliche/große Aposrel erwähnt 89, 100-102, 107, 111, 114, 117; zitiert Eph. 2,20: 52, A. 186; Ga!. 1,8f.: A. 185; 3,10: A. 327; Hb. 7,3: A. 288; 10,31: A. 75; 12,1: A. 280; I. Kor. 1,20: A. 515; 3,4f.: A. 64; 9,14: A. 98; 11,23: A. 183; 12,8-10: A. 239; 12,13: A. 236; 13,2: A. 247; 15,53: A. 274; H. Kor. 5,17: A. 311; 11,3: A. 241, 243; 11,14: A. 243; Phi!. 3,13: A. 247; 3,14: A. 98; Rom. 10,17: 30; 11,33: A. 90; I. Tim. 3,3: A. 10; 11. Tim. 2,16 u. 3,14: A. 184; 4,7 f.: A. 98 Peloponnes A. 9 Pentheus 136, A. 391 Perikles A. 81 Peripatos, Philosophenschule A. 124 Perser, -ien, -isch im Altertum 76, 177, A. 388, vg!. Xerxes; Türken, -isch 70, 121 Pest 1347/48: A. 29 (206, 212, 214, 219f.), 66, =
87 Petrus Apostel A. 181, 293 Pferderennen 137 Pforten der Hölle 131 Philosophen (Weisen) christliche 176; heid nische 13f., 118, 176, 179-181; alle von Palamas für sich in Anspruch genommen 177{. Philosophie nota: notwendig für die Theo logie 178 {., A. 64, 234; laut Palamas nicht heilsam 32, 34 Philosophieren nur mit gereinigter Zunge A. 263 Philosophische, -es Gewand der Offenba-
361
REGISTER
rung A. 64, 234; Halbbildung des Palamas A. 64; Vollkommenheitsideal 20 f. Philostratos Flavius V.S. II 1,11: A. 414 Philotheos Kokkinos, B. (M.) v. Herakleia in Thrakien (1347- 1353), Ptr. v. Kpl. (1353 :"" 1355 u. 1364- 1376) Mitvf. des To mos Ag. (?) A. 198; ab 1347 M. v. Hera kleia A. 252; Palamit 188, A. 602; Diskus sion mit Greg. A. 29 (216); Mitunterzeich ner des Niphon-Freispruchs A. 32 (224 f.); auf dem Konzil v. 1351: 103; Hauptvf. des Konzilstomos 188, A. 252, 335, 421 (305), 432 (310); Hauptrolle bei der Proklama tion A. 469, 473; Persönlichkeit: Palamas anbeter A. 362 (292), 425; Feind des Greg. A. 402, 405; wenig glaubwürdig A. 421 (305), 432 (312f.), 480, 496; unchristliche Verachtung des kleinen Mannes A. 498; Schriften: Antirrhetikoi logoi gegen Greg. erwähnt A. 252; zitiert (ed. Kaimakis): Proth. 1 - 16: A. 402; 17f.: A. 434; 25-34: A. 432 (312); 38-40 + I 78 -83: A. 362 (291); 108- 110: A. 432 (312); 17-110: A. 373; 144- 156: A. 561; 160- 163: A. 101; 189- 195: A. 362 (291); 202-219: A. 432 (312); 223: A. 129; 226-228: A. 29 (216); 254-257.257-260: A. 395; 260: A. 148; 281-320: A. 432 (309, 312); 286-297: A. 155 (259); 289f.: A. 432 (310); 289-291: A. 155 (259), 453; 291-308: A. 432 (311), 469; 312-320: A. 496; 362-364: A. 362 (292); 403 -433: A. 64, vgl. 99; 525 -553: A. 101; 554-570 u. 564-568: A. 362 (291); 559 f. u. 570-580.571-590.607621.621-635: A. 362 (292); XII 568ff.568-577. 712-743: A. 480; 890946.947 ff.: A. 425; 952f.: A. 362 (291); 1175-1177: A. 425; Logos enkomiasrikos auf Palamas erwähnt A. 252; zitiert (ed. PG 151,551- 655) 553-584: 25-29; 617 AlC: A. 29 (202); 617D -618A: A. 29 (201 f.); 619A1B: A. 29 (206); 613B u. 613D.: A. 29 (205 f.); 614A/D: A. 29 (205,208); 616A/B: A. 29 (207, 217); 616B/
C: A. 29 (209); 616C-617A.617B: A. 29 (220); Vita Isid. Patr. (ed. Papadopulos Kerameus) 118: A. 61; 120,12- 16: A. 18 (198) Phönizisch(e Sprache) A. 88 Phokaia A. 9 Pieria, -ien, A. 333
Heimat
der
Musen
119,
Pindar 01. 1,55 ff.: A. 205; 2,24ff.: A. 571; Pyth. 2,35 ff.: A. 531; Frgm. spur. 289 (SneIl) : A. 521; pindarisch: A. 565 Pisaner A. 39 Pisano (-ni) Niccolo (PLP 23232) A. 49 f. Platon erwähnt 13, 85, 103, 118, 166, 180, 182, A. 124, 290; zitiert Euthyd. 293a: A. 420; Leg. 641e: A. 591; 719c: A. 446; 923a: A. 122; Menex. 246c: A. 373; Parm. 132c: A. 562; Phaidros: A. 331; Resp. 509b9: A. 562; Theaet. 174a: A. 71; Tim.: 182; 41a.c.d: A. 574; Schol. in Kratyl. 395DE: A. 205 Platoniker (Proklos) 180 Platonverehrer Greg. A. 71 Plethon A. 229 Plorin erwähnt 13, 179f.; zitiert Enn. VI: A. 558, 562f. Plutarch erwähnt 182; zitiert Apophth. Lac. Leonidas 13 u. Parall. 4 (3160): A. 112; Curios. 2 ( Mor. 525F-516A): A. 577; Mor. 1123B: A. 330; Vit. Par. Alex. 43: A. =
464; Ant. 19-21: A. 447; Numa 8,12- 14: A. 575; Sulla 31: A. 447 Pneumatomachen 154, 186f. Polykarpos v. Smyrna, apostolischer Vater A. 64 Polytheismus, -tisch (Vielgönerei) nota: allg. 48, A. 293; der Antipalamiten 49, 55; des Palamas 66, 92, 121, 183, A. 126, 202, 290, 404 (300), 415 Pontos (Euxeinos) ( Schwarzes Meer) 64, A. 49 (233); Hals des - 66 Priester palamitische nota: 77f., 96, 127, 156, A. 11, 148, 152, 469 Priesteramt v. Bischöfen verschachert 64 =
362
j
REGISTER
Priestermönche (Hieromonachoi) 73, A. 99, 110 Profan (= nicht christlich) -e Bildung A. 99; Literatur A. 69; Weisheit A. 99 Proklos erwähnt 13, 180f; zitiert Inst. 3: A. 563; 24: A. 567 Prokop A. 81 Prometheus 73, A. 95 Prophet = David 1 65, A. 509; Isaias 166, 171; s.s.nn. Propheten des AT 33, 52, 88 f, 120, 166, A. 186; falsche A. 147 (253); vgl. Bauch Prophetenmord 79, A. 131; vgl. Herodes Prophetiale ex eventu A. 78, 470, 480 Prophetische Autorität A. 446 (vgl. Drei=
fuß); Segenswünsche A. 473; Träume 59f, 159 Prophezeiung, -en 60, A. 475; vgl. Vorhersagein Proskriptionen 151, A. 447 Proskynese 78, 123, A. 129 Protos des Athos Isaak: A. 12, 32 (223) Niphon A. 29 (21Of.), 32 (222f.) ein serbischer Mönch A. 29 (210) Protosebastos s. Metochites Alexios Proverbia (Lib. S. Scr.) 22,28: A. 23, 67, 177; 23,10: A. 23; 30,20: A. 569; 30,29-31: A. 161 Psalmen 7,5: A. 94; 9,32: A. 412; 12,2: 15; 21,13: A. 504; 21,14: A. 506; 25,9: A. 105; 26,5: A. 104; 26,9: 15; 34,12.16: A. 505; 37,12: A. 454; 43,25: 15; 50,12: A. 312; 53,8: A. 143; 54,23 u. 58,2: A. 105; 58,3: A. 144; 63,3: A. 149; 63,4.6: A. 507; 82,5: A. 508; 119,2: A. 513; 132,1: A. 426; 136,1: A. 135; 138,19: A. 105; 139,3: A. 149; 142,7: A. 412 Psalmgebet 165, A. 510 Pseudo-Dionysios, -Theodoros s. Dion., Theod. Purpurmäntel u. -gewänder 95; -scheibe (die Sonne) 99 Pyrrhon v. Elis 98, A. 231
Pyrrhos, Ptr. v. Kpl. (638-641, 654) 86, A. 167 Pythagoräer 115, 147, A. 318 Pythagoras 85, 182, A. 363 Pythia A. 470 Räuberkonzil, -synode(n) v. Ephesos (449) · 150, A. 97, 444; v. 1351: s.s.v.; ande re = ikonoklastische 114, A. 313 Rausch in der palamitischen Gebetspraxis 162, A. 356, 422, 432 (310), 488; vgl. Trinkerei Recht und Gesetz 61, 70, 73, 88 f, A. 77 Rechtgläubigkeit (Orthodoxie, Frömmig keit der Väter) antipalamtische nota: A. 1, 84, 95, 147, 468, 485; wahre - einfach 98; palamitische A. 160, 190, 402 Rechtgläubigkeitszeugnis A. 32 (223) Rechtspflege korrupt 87, A. 174 Redensart s. Sprichwörter Regnorum lib. IV 2,11: A. 337 Reichsgebiet nur noch Thrakien und die Hauptstadt 62, 156-158, A. 18 (198), 26, 228 Reklusen 74 Religiöser Fanatismus A. 147 (252 f.), 245 f. Religion der Väter 135 f, A. 389 Rhabduchen, ksl. Leibwächter 77, A. 117 Rhetorik Christen von der heidn. ausgeschlossen A. 565; bei Greg. A. 64, 134; bei Philomeos Kokkinos A. 101 •
Rhomäer, Volk der - = Byzantiner, Staats volk des byzant. Reiches passim; nota: Geschichte in diesem Bd. 5 f.; ohnmächtig 3, 6, 22, 49-51, 60, 71, A. 3, 147 (254) , 474 f., 498; unglücklich durch ihre Herr scher 67, 156; dem Untergang nahe 157, A. 470 (318); keine Wiederauferstehung A. 473, (320); trügerische Ideologie 156f, A. 3, 227 f., 473 (319), 476; abergläubische Auffassungen A. 474; ihre Weisheit v. Bar laam geringgeschätzt 93, A. 211; hassen die Lateiner 90 (vgl. s.v.; Ehre v. Greg. ge rertet 80, 93, A. 208f.; Nationalismus A.
363
REGISTER
29 (21Of.), vgl. A. 190; keine Inquisition, wohl Verfolgung Andersdenkender A. 246; Bestimmung v. Tag und Nacht A. 155 (256) Richter unabhängige v. Kantak. abgelehnt 83(., A. 159 Römer des Altertums 151, 182, A. 88, 217, 293; Rhomäer 158 Römische, -r, -s Bischof (Irrtumslosigkeit und Primatsanspruch) 53, A. 215; Kaiser (des Altertums) A. 156; Kirche A. 406, 432 =
(312); Reich (alt-) A. 217 Rom altes - 150(.; r.k. Kirche bzw. Papsrtum A. 76, 199 Romanos Melodes 14, A. 549 Rotes Meer A. 488 =
=
Ruhmsucht 170 Rumeli Kavagi A. 38 Russische Fürsten A. 29 (212) Ruzzini Marco, venez. Admiral A. 29 (203), 36,41 Sabellios, Häretiker (<< Modalist� 3. ]h.) 159 Salome A. 131 Salomon Autor v. Eccles. u. Provo 85, 154, =
181; Zitate s. Eccles., Provo Samuel (Lib. S. Scr.) II 11: A. 552 Sapientia (Lib. S. Scr.) 1 4: A. 517 Sarapisheiligrum, -tempel 64, A. 38 Sardonion Giftpflanze A. 322; -nisches Gelächter 115, A. 322 Sargon II. v. Assur (722-705 v. Chr.) A. 72 Satan 29, 48, 54, 188, A. 517; vgl. Teufel Satrapen 70, 150 Schicksal wechselhaft nota: 82, A. 153 Schiffsbau 59, A. 3 Schisma v. 1350: 63 (., A. 18, 32; das palamitische 163 Schlange, die alte - 101 Schnecken A. 334 Scholarios s. Gennadios Scholastik lateinische 29, A. 199 Schrift(en) Hl. -, göttliche -, -worte, -zeug nisse nota: Gegensatz zu profan A. 69; un-
364
ter Julian « klassisch » umgedichtet A. 565; von Origenes erklärt 95; von Häreti kern für sich in Anspruch genommen 72, 90, A. 556; auch v. Palamas 120, 143, 1 72; falsch ausgelegt 143, 186(.; gefälscht 144(.; die Werke des Palamas damit gleichgesetzt 103, A. 487; die Antipalami ten mit ihr gerüstet 75, bes. Greg. 69, 91, 122, 134(., 185, 187; ihm in der Haft ge raubt A. 561 Schwatzes Meer A. 39 Schwatzmeerhandel A. 38 f. Schwelgerei (Völlerei) der Palamiten 159, 162(., A. 6, 121, 123, 432 (310), 480, 488; vgl. Rausch, Trinkerei Scripta manent 161 Semeie 181, A. 571 Seminara Geburtsort Barlaams 23 Senat, der kaiserliche: bei der Proklamation des Tomos v. 1351: A. 469; der patriarcha le: versucht Greg. umzustimmen A. 172 Senatoren des alten Rom 150(., A. 445; byzant. 160, 190, A. 148, 362 (291 f.) Serapion, Korrespondent des Athanasios 186 Serben, -ien, -isch A. 29 (203, 210f., 214, 216), 35 (226), 80, 88; s. auch Chilandar kloster, Stefan IV. Dusan Sexrus Empiricus 98, A. 231 Sikelioten182 Sinai A. 488 Sirach (Lib. S. Scr.) XI 28: A. 463 Sisinios, Novatianer 95, A. 217 Sisyphos A. 552 Sizilianisches Feuer Feuer des Äma A. 411 Sizilien A. 322; s. auch Dionysios II. Skepsis, philos. Schulmeinung A. 231 =
Skorpiu-kloster A. 29 (210) Skylla und Charybdis 155 Skythen des Altertums A. 446; 64
Söhne der Ärzte 163, A. 490 Sokrates 85, A. 124 Sokratiker 78 Solon 103, A. 254
=
Mongolen
REGISTER
Sonne nota: Größe nach Epikur 121, A. 342; alles ernährende Leuchte 71; alles erhal tend und allen zugänglich 99; kosmischer Lychnit A. 255; Substanz und Wirkung ( Licht) in der theol. Kontroverse 172174 =
Sonntag der Orthodoxie 65 f., A. 45 Sophist (Lukian) 94, A. 214 Sophokles erwähnt A. 557; zitien O.T. 301: A. 576; 1425: A. 83 Spananer sg. (Leonidas) 76; pI. 182 Spinngewebe U, A. 345 Sprichwöner und sprw. Redensanen A. 4, 13, 15, 58, 70, 88, 90, 93, 132, 157, 162f., 171, 174, 176, 188, 256, 262, 296, 322, 346, 368, 37M, 3 84, 401, 419, 427, 495, 511, 529, 532, 534, 551 f., 591, 601 Stavrophoren A. 523 Stephan Uros IV. Dusan, Serbenherrscher, -zar (1331- 1354) A. 29 (202, 210f., 213 f., 216, 218 f.), 35 (225 f.), 42, 43 (231), 88 Steropes, Kyklop A. 389 Steuern, höhere und neue 59, A. 9 Stoa, Philosophenschule A. U4 Strabon XIV 1,19: A. 554 Suda U71: A. 355 Süditalien, -nisch Barlaam 23, A. 199 Südrußland A. 87 Suetonius Vit. Caes. 20,2: A. 445 Sulla Comelius 151, A. 447 Sybaritisch/er Tisch 124, A. 355 Syllogismen 30, 132 f. Symeon Neos Theologos 29 Synesios Traumbuch A. 6 -beschlüsse, Synodalentscheid(ungen), -uneile v. 1341: A. 2U, 214, 258, 406; v. 1347: A. 214, 405; v. 1348: A. 29 (216); v. 1350: A. 32; vgl. s.v. Tomos Synodalsitzungstage A. 155 (257 f.) Synode/n zum Won 14; der hl. Väter, Apo stel und Propheten 1 66; bez. Massalianis mus A. 194; bez. Monotheletismus A. 167; der Ikonoklasten und anderer Häre tiker A. 313; endemusa 24, 31, A. 29 (209),
32 /223), 486; bei der Patriarchenwahl A. 18 (197f.); bei Abserzung eines Patriar chen 47, 50; bez. Hesychasmus (1341) 31, 34-38, 46, 49, 54, 125, A. 158, 160, 213 f., 221, 404 (300), s. auch Tomos v. 1341; bez. Palamismus (1347) 47, 50, A. 160, s. auch Tomos v. 1347; Einsatz v. Claqueu ren A. 385 Synodikon der Orthodoxie A. 45 Syrien, -isch A. 194, 444 Tacitus Annales 15,33: A. 445 Tagträume (Träume von Wachenden) 167, A. 521 Tanais (Don) 64, 100, A. 88 Tantalos, -mythos 93, A. 205, 411 Tarchaneiotes Konstantinos (PLP 27494) A. 9 Taschenspieler, -ei, -enricks A. 230 Taufe Christi 172; Quelle des einfachen Glaubens 101; für alle gleich 99; uner schaffene Gnade 145, 172, 184f. Teilhabeln 108, 1 72 f., 181 Telchinen 127 Tempe, thessalisches Tal 76 Tempel v. Jerusalem 116 Terminologie in der Theologie korrekte notwendig 179; bei Palamas irreführend 97f., 101, 118 f., 121, 139, 188, A. 402, 404 (300f.), 415, 421 (304), 432 (310), 484; der Antipalamismus keine terminologische Haarspalterei A. 399, 421 Tetrarchen 149 Teufel 82f., 88, 146, 159, 167, 187f., A. 156; vgl. Satan Teufelsaustreibung 29 Textkorrekturen und -kritisches 11 f., A. 7, 9, 16, 37, 53, 72, 92f., 96, 115, U8 f., 141, 143, 145, 150, 155 (258), 156f., 168 f., 175, 187, 200, 210, 216, 220, 224, 226, 248, 272, 299f., 311, 320, 368, 382, 389, 408, 410, 425, 434, 436, 443, 450, 453, 471, 474, 478, 487, 499, 518, 524, 530, 547, 558, 562f., 564, 583
365
REGISTER
Thabor(berg, -geschehen) -licht der Verklärung Christi)
=
(
=
Licht
Licht der hesy
Theologensrreit und kirchliches Schisma 46f.
chastischen Gottesschau 105, A. 191, 258;
Theologie, -ische Gelehrsamkeit Weisheit
v. Barlaam verniinftig erklärt 39f., A.
des Hofes Gottes 74; nicht notwendig und
257; v. Palamas falsch d. h. ikonoklastisch
relativ 101; unverbindlich 35, 43; ein La
verstanden 49, 105, 107{., 113, 177, 188,
byrinth 101; in überflüssige Vielheit und
A. 359; für ihn kein symbolhaftes Phäno
Streit entartet 98, 149, A. 194; in Byzanz
men 33; unerschaffen 120, 1 76; vergött
« Luxus» A. 27; vor Ungebildeten zu
licht A. 122; gegen Barlaam mit Vaterrhe
schützen 69, 115, A. 323; zwei Traditio
torik verteidigt 36, 41, 45, 49, A. 258, 359,
nen, aphatische und analoge 30, bzw. my
421 (304f.); auf dem Konzil v. 1351 bei er
stische und demonstrative 178; Verhältnis zur Gottesschau 22, 31, 45; palamitische
schaffenem Licht bestätigt 125, A. 358; v. Greg. widerlegt 104-108, 109- 114, 177,
s. Palamas Lehre; v. d. Palamiten im
183, A. 258 f., 291 (281), 3 15, 335; mit ra
Rausch betrieben 159
tionaler Widerlegung nicht beizukommen
Theologisieren gefährlich und nichts für Unbefugte 69, 98, 103, 114-116, 158, A.
A. 28
250, 315, 323; bei den Vätern 114, 116, A.
Theben, -anisch A. 391; 571 Theodora, byz. Kaiserin, Gem. lustinians 1. A. 81
293, 327; nur mit gereinigter Zunge 105, A. 263
Theodoros Graptos irrtümlich als Autor der
Thersites 104, A. 256
Antirrh. des Nikephoros Ptr. präsentiert
Thessalien, -isch A. 29 (211, 219), 76
14, 105{., 107, 109-113, 122, 1 79, 189{.; A. 292; auch benutzt v. Kantak., loh. Ky
Thessalonike hesychastischer Einfluß
parissiotes, Philotheos A. 266 (276); De
v.
Athos 22; Palamas dort 26 f.; Bischofssitz des Palamas 27, 52, A. 29 (201, 204), 32
maskierung 14, A. 266; Stellenverz. s.
(223 f.), 46; lehnt ihn ab A. 29 (204-208,
Nikephoros
210, 217, 221); v. d. Zeloten beherrscht A.
Theodoros v. Pharan
(
=
v. Rhaithu, um
600) A. 266 (277)
s. Metochites Alexios, Palaiologos An
Theodoros der Steindieb A. 230
dronikos; v. Dusan bedroht A. 29 (20H.,
Theodoros Srudites 21, 29, A. 170 Theodosios II., byz. 97
29 (202, 205-208, 218f.); Archonten v. -
K.
(408-450)
219); gegen Versöhnung mit Kantak., für A.
loh. V. als Kaiser A. 29 (204, 206 f.), A. 43 (230); bittet Kantak. um Hilfe A. 29 (202, 218f.); be&eit 64{., A. 29 (202 F., 217-
Theokrit 8,10: A. 373 Theologen passim; nota: synonym mit Kir
219), 35 (225 f.), 42, 44; erhält loh. V. als
Greg. v. Naz. A.
Statthalten 64, A. 43; empfängt Palamas
379 u. passim (vgl. s.n.); als - betätigen
A. 29 (20H., 222); dort venez. Gesandte
chenlehrer 1 78; der -
=
sich auch Schurken 149; bekämpften die
bei Kantak. A. 29 (203), 41
Ikonoklasten 105; Barlaam der bedeu
Thrakien im Bürgerkrieg 70; = Byzant.
tendste seiner Zeit 24f., 29, 93; Palamas
Restreich 63, 68, A. 18 (198), 26, 29
als zweiter Greg. v. Naz. A. 362 (292),
(2U, 214f., 22H.) , 155
402; Eintags- die Palamiten 69, A. 483; für
Thrakischer Chersones A. 103
den Tomos v. 1347 kein fähiger zur Hand
Thukydideische Reden A. 367
49; ein anonymer diskutiert mit Greg.
Thukydides erwähnt A. 81; zitiert II 53: A.
168, 172
366
462
REGISTER
Tigris 157, A. 476 Timarion A. 214 Timomeos Aposteljünger A. 64; Adressat des Paulos 89 Tintenfisch 103f Tischvorsteher s. Palaiologos Andronikos Titanen A. 95; -sohn (Atlas) A. 88 Tod Bedeutung 132, 169 Tomos (H)Agior(e)itikos 20, 32-34, 35-37, 39, 44-46, 49, 51, 55, 91, A. 12, 198; als Quelle benutzt A. 203 Tomos der Amosmönche über den Massa lianismus dort A. 32, 279 Tomos zur Rechtgläubigkeit Niphons A. 32 Tomos v. 1341: 20, 38 -47, 49-52, 83, A. 158, 160, 203, 213, 221, 359, 421 (301 f.) Tomos v. 1347: 20, 44f., 47-52, 53, A. 61 Tomos v. 1351: Synopsis 53 -55; Redaktion A. 51, 432 (310), 453; Hauptvf. Philotheos Kokkinos s.s.n.; Vorlesung, Zustimmung, Unterzeichnung 152, 155, A. 60, 432 (310), 453, 469; Proklamation und Deposition in der Hagia Sophia 155 -157, A. 155 (259f.), 432 (310f.), 469, 473; nachträg liche Unterschriften A. 60; Rezeption mit oder ohne Unterschrift 152, A. 469, 522; gemäßigter als die Beschlüsse der 4. Sit zung 160, 163, A. 432 (311), 484f., 493; «Dokument der Kirche» 54 f., A. 160, 361; Monument der Gottlosigkeit und Greuel der Verwüstung 155, A. 470; Greg. vorent halten 163 f, 166 f, A. 155 (259), 432, 487, 496; Widerlegung v. Greg. angedroht A. 432 (309); nicht sofort möglich A. 432 (311); Greg. indirekt informiert, Widerle gung begonnen A. 51, 432 (311 f.) Antirrh. 11: A. 362 (291), vgL Greg. Schriften; Urteil des Greg. 155, A. 14, 468; Zitate s. Greg. Antirrh. II Träume (Traumbilder, -gesichter) bei Pala mas 26, 29; bei den Palamiten 59f, 155, 158 f, A. 422, 470, 480; Bedeutung A. 6; als lit. Fiktion A. 480 Trapezuntier A. 432 (308, 310) Triballer ( Serben) 70 =
=
Trikanas Jakob, Abt des Lavraklosters (PLP 7842) A. 32 (224f.) Trikymia (dritte Woge) A. 420 Trinität s. Dreifaltigkeit Trinkerei, Trunkenheit(sschlaf), Trunksucht der Palamiten 77, 159, A. 121, 123, 356; Quelle für Visionen A. 6, 432 (310), 480; zählt zu den unerschaffenen Wirkungen Gortes 108, 145, A. 422; in übertr. Sinne 127 Türken, -isch im byzant. Bürgerkrieg 50, A. 29 (213), 35 (227), 2, 147, (252) Türkengefahr 35 Türwärter des Kaiserpalastes 78 Turm v. Babel A. 72; v. Chalane s. Chalane Tyche A. 438 Typhon, -en 143, A. 411 Tyrannei des Kantak. 63, 69f, 79, 102, A. 95 Tzetzes Hist. VIII 421 -427: A. 529 Übergeordnete und untergeordnete Gott heit/en (bzw. obere und untere, höhere und niedrigere) 32f., 125, 172, 176, 182, A. 404 (300), 421 (305) Übervollkommen 125, A. 360 Überwesenhaft A. 293 (282) Unbildung die der Väter besser als die heid nische Weisheit 30; schließt Umgang mit Hochgestellten aus 95 Unendliche Male unendlich viele unerschaf fene Geister (Gottes) 1 71 f, 186; - uner schaffene und wesenlose Energien/Gott heiten 92, 108, 155, A. 290; unendliche Male unendlich unterschieden vom We sen 125 Unerschaffen für Greg. identisch im Wesen und Wirken Gottes 122f; für die Palami ten: die Wirkungen Gottes an sich 48f., 55, 120, 124, 132f, 134, l7l f, 175f, 181, 184f, A. 202, 343; Kreaturen durch Teil habe 120, 1 72, 181f; insbes. der verklärte Leib Christi 105-114, 120, A. 288, 358; die Menschen (Palamiten) 108, 110, 114, 152, 1 72, 185, A. 122, 288 (280)
367
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Unerschaffenheit künstliche durch Palamas kreiert 136 Union v. Lyon (1274) 35 Unionsgespräch (1334) 24, 29, A. 319 Unionskonzil A. 76 Unsterblich allg. 107; die Palamiten 77, A. 120; -keit künstliche kreiert v. Palamas 136 Untergeordnete Gortheiten s. Übergeordnete Unterwelt A. 214, 571 Unzucht und Bischöfe 64, 72 Uranos A. 73 Urias-Brief A. 552
Väter (der Kirche) passim; nota: Erleuch tung durch Barlaam anerkannt 31 f.; gÖrt lich passim, z.B. 95, 133, = « die Heili gen » s.s.v.; gleichwertig mit der Hl. Schrift 88 f.; mit Aposteln und Propheten 166, A. 405; nutzten profane Gelehrsam keit 178 {.; in allem zu folgen 89; für Greg. Evangelium A. 147 (253), 225; Fundament der Rechtgläubigkeit 72, 101, 129, 169{., A. 1; ihre Gesetze und Dogmen unver sehrt zu bewahren 32, 38, 43, 46, 62, 69, 77, 88, 115, 117, 122, 180, A. 319; ihre Aussagen maßgeblich 114, 117, 123, 133, 185; die von ihnen gezogenen Grenzen nicht verrücken 62, 69, 88, 115, 129, 149, 157, A. 23, 67, 177; von Palamas für sich in Anspruch genommen 29, 34, 41, 45, 55, 108, 120, 176, 178, 187, A. 147 (253), 225, 348; mißverstanden und mißbraucht 34, 41, 55, 108, 121, 126, 132, 158, 179, 182{., 187{., A. 225; v. Greg. verteidigt 167, A. 1; ihre Schriften Greg. genommen A. 561; hellenisierten die Offenbarung 20, 30 f., 40, A. 234, 352 Väterkririk A. 177, 225, 234, 293, 327, 348 Vätertexte, -zeugnisse, -zitate Behandlung in diesem Bd. 12- 14 Vaterunser 20, 25 f. Vatopediukloster (Athos) 26 Venedig, Venezianer, -isch 64 {., 66, A. 9, 29
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(203), 35 (226), 36, 38f., 41, 43 (231), 4951, 475; vgl. Bragadin, Ruzzini Veränderung 111 {. Verfolgung religiöse allg. A. 246; frühere 149, A. 440; der Antipalamiten s.s.v. Verklärung Christi s. Thaborlicht Vielgötterei s. Polytheismus Visionen Gottes 77, 159, A. 122; - und Pro phezeiungen 60, A. 473 (320), 480; des Pa lamas 26-28 Volk(smasse) (v. Kpl.) und der Streit um den Palamismus 63, 66, 68, 77, 107, 126-129, 131, A. 27, 43 (230), 54, 116, 148, 155 (257) , 362, 406, 469 (317) Vollkommenheitsideal 20 f. Vorhersage/n aus göttlicher Inspiration 1 62; durch Athosmönche A. 432 (309f.); anti kantakuzenische 169, A. 527; palamiti sche 60, A. 469 (318), 470, 473, 480; durch Greg. 71, A. 87, 470, 480 Voriger Tag A. 429 Vorsehung 2, 5, 72, 148 {., A. 46, 438 Vorvollkommen (voraus vollendet) 125, A. 360 Vulgärgriechische Sprache A. 9
Wahrheit = Licht 163, A. 52; Grundsatz der Geschichtsschreibung 67, 82, A. 52, 147; Gewissenspflicht 82; Ziel der Konzilsdis kussion 87, 95, 127; der Schmeichelei geopfert 81; von der Macht diktiert 5254, 127; davon geflogen 131; ihr Palast zerstört 141; Palamas und die - 32, 92, 118{., 121 Wahrheitsfindung nicht wohlfeil 162 Wahrnehmung und Erkennmis 39, 116, 161 {., A. 487 Wahrsagerei s. Dreifuß, Träume, Vorhersage Wechselhafrigkeit s. Freude, Glück, Schick sal Weisen s. Philosophen Weisheit Wort Gottes A. 469; heidnische 38, 54; menschliche ( Klugheit) 154; my=
=
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stische 38; profane 153; nicht vereinbar
ger Zeitpunkt 154, 169; Darstellung in der
mit Schmeichelei 104; werrvoller als Adel
Kunst 169, A. 529 Zeloten sozial-politische Gruppe in Thessa lonike A. 29 (202, 205 f., 208, 218, 220), 35; -führer A. 29 (206, 217f.), s. auch Me tochites Alexios, Palaiologos Andronikos Zenobios, Paroimiograph I 83: A. 262; I 93: A. 132; I11 65: A. 601; V 49: A. 534; V 85: A. 322; V 87: A. 355 Zenon Stoagriinder A. 124 Zeus 136, 181, A. 95, 389, 411, 520, 531, 571 Zigabenos Eumymios, Häresiologe (um 1100), Stellenverzeichnis Panoplia dogm. A. 352, 382, 539, 540-542, 544, 547, 564,
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Weltuntergang A. 470 Wirkung(en) s. Energeia(i) Wort Gortes (Hypostase der Gottheit) 21, 33, 88, 105f, 120, 125, 160, 187 Wortspiele A. 109, 169, 323, 355, 389, 468, 471, 525 Würfel/spiel des Schicksals 148 Wunder des Palamas 29; des Moses A. 488; eines Barbaren A. 473 (320); unerschaffe ne Wirkungen Gottes 134 Xenophon Kyrop. VI 2,22: A. 551 Xerxes, Kg. v. Persien (486-465 v. ehr.) 76, 135 f, 388f.
568 Zollstelle am Hals des Pontos 64, A. 38 Zufall s. Schicksal, Tyche, Vorsehung Zweigötterei s. Ditheismus
Zaleukos, antiker Gesetzgeber 182 Zeit der schnelle Lauf der - 71, 1 69; die . t- ;_ Zähne der allesverzehrer
Zweisrromland A. 476 Zweite Fahrt 83, 132, A. 377 Zypern A. 432 (308, 320)
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