BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853 . BAND 24
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN V ON PETER WIRTH UND W ILHELM GESSEL
BAND 24
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN V ON PETER W I R TH
ANTON HIE RSEMANN STUTTGART 1988
NIKEPHOROS GREGORAS Rhomäische Geschichte HISTORIA RHOMAIKE
Ü BE RSETZT UND ERLÄUTERT V ON JAN L O U I S VAN D IETEN
D R ITTER TEIL (KAP ITEL X II-X V I I)
ANT ON H I E RSEMANN STUTTGART 1988
CIP-Titelaufnahme der Deutschen tSJOliomeK
NicephoTUS (Gregoras): Rhomäische Geschichte Historia Rhomalke I Nikephoros Gregoras. Übers. u. erl. von Jan-Louis van Dieten. - Srurtgart : =
Hiersemann. Einheitssacht.: Byzantina historia (dt.) Literarurangaben NE: Dieten, Jan-Louis van [Übers.] Teil 3. (Kapitel XII-XVII). - 1988 (Bibliothek der griechischen Literarur ; Bd. 24 : Abteilung Byzantinistik) ISBN 3-7772-8805-5 NE:GT
Printed in Germany © 1988 Anton Hiersemann, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schrift liche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestartet, dieses urheberrechdich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfah ren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeirung, Vervielfältigung oder Verbreirung mirtels Datenverarbeirungsanlagen. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Allgäuer Zeirungsverlag, Druckerei, Kempten. Bindearbeit von Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Srurtgart. Einbandgestalrung von Alfred Finsterer, Srurtgart.
M E IN E R am 3 1 . 1 . 1 9 83 verstorbenen Frau G E R T RU D Ohne sie hätte ich meinen Niketas nie vollendet, den Gregoras gar nicht erst angefangen.
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INHALT
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS
in BandI und II. . . .. . . .. . . . .
IX
EINLEITUNG . . .
1
Ergänzung zu den Anmerkungen in BandII .
15
NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE (Übersetzung)
KapitelXII .
37
KapitelXIII
73
KapitelXIV
111
Kapitel XV .
143
Kapitel XVI
174
Kapitel XVII
203
ANMERKUNGEN.
220
REGISTER....
404
Bisher erschienene Bände dieser Ausgabe: Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte. Historia Romalke. Übersetzt und erläutert von Jan Louis van Dieten. Erster Teil (Kapitel I-VII). 1973.VIII u. 339 Seiten (
=
BGL Band 4)
Zweiter Teil (Kapitel VIII-XI) in 2 Halbbänden. 1979.XIN u. 441 Seiten (= BGL Bd. 8
u. 9)
ERG ÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS in Bd. I, 5. 301-307 und Bd. II, S. VII-Xl.
BALARD: Rom. gen.
BALARD, Michel: La Romanie genoise (XII'-debut du XV' siede),
=
2 Bde, Genua 1978. BEYER: Chron.
=
BEYER, Hans-Veit: Eine Chronologie der Lebensgeschichte des Nikephoros
Gregoras, in: JÖB 27 (1978) 127-155. CONST.-HERO: Akind. CONSTANTINIDES-HERO, Angela: Letters of Gregory Akindynos (CFHB Vol. 21, Ser. Washingt.), Dumbarton Oaks Washington D.C. 1983 . DARROUZES: Not. episc. DARROUZES, Jean: Notitiae episcopatuum ecdesiae Constantino =
=
politanae, texte crit., introd. et notes, Paris 198I. DARROUZES: Reg. DARROUZES, Jean: Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople =
15. Les regestes de 1310 a 1376, Paris 1977. VAN DIETEN: Pol. Ideol.
VAN DIETEN, Jan-Louis: Politische Ideologie und Niedergang im
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Byzanz der Palaiologen, in: Zeitschrift für historische Forschung 6 ( 1979) 1-35. DÖLGER: Legitimist
DÖLGER, Franz: Johannes VI. Kantakuzenos als dynastischer Legiti mist, in: ders.: Paraspora S. 194-207. FAT.-KR.: Kantak. FATOUROS, Georgios und KRISCHER, Tilman: Johannes Kantakuzenos. Geschichte, übers. u. erl. Erster Teil (Buch I) (BGL Bd. 17), Stuttgart 1982. FATOUROS: Test.app. FATOUROS, Georgios: Ein Testimonienapparat zu Nikephoros Grego =
=
=
ras' Byzantina Historia, in: Byz. Studies I Etudes byz. 1 (1974) 107-146 (nur dort zitiert, wo ich ihn benutzt habe). Greg. Ep. Nicephorae Gregorae Epistolae, edidit Pietro A.M. LEONE, I-lI, Matino (Lecce) =
1982-1983. GUILLAND: Et. topogr.
=
GUILLAND, Rodolphe: Etudes de topographie de Constantinople
byzantine, 2 Bde, Berlin-Amsterdam 1969. GUILLAND: Grand Palais HUNGER: Profanlit.
=
=
Guilland: Et. topogr. Iere Partie. Le Grand Palais.
HUNGER, Herbert: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzanti
ner (HAW XII 5, 1-2), München 1978. JANIN: Grands Centres
=
JANIN, Raymond: Les eglises et les monasteres des grands centres
byzantins, Paris 1975. LEONE: Ep. Greg. s. Greg. Ep. MAJESKA: Russ. Trav. MAJESKA, George P.: Russian Travellers to Constantinople in the Fourteenth and Fifteenth Centuries (D. O. Stud. XIX), Dumbarton Oaks Washington =
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MILLE&, Timothy 5.: The History oflohn Cantacuzene (Book IV). Text, Translation, and Commentary, Diss. Cath. Univ. of America, Facs. Univ. Microf. Int. =
1980.
IX
LITERATURVERZEICHNIS
MÜLLER-WIENER: Bildlex.
MÜLLER-WIENER, Wolfgang: Bildlexikon zur Topographie
=
Istanbuls, Tübingen 1977. MURATORE
=
MURATORE: Principessa Sabauda (s. Bd. II S. IX).
PAPE: Eigennamen
=
PAPE, Wilhelm - BENSELER, Gustav Eduard: Wörterbuch der griechi
schen Eigennamen, Braunschweig 31875. PLP
=
Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit, erstellt v. E. TRAPP unter Mitarb. v.
R. WALTHER u. H.-V. BEYER, Wien 1976ff. SAMOTHRAKIS
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SAMOTHRAKIS, Achilleus Th.: Ae;Lxov yeOlYQmpLxov xat L
eQQ.XT]�, Athen 21963. SCHREINER: Kleinchron. II bzw. III
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SCHREINER, Peter: Die byzantinischen Kleinchroniken.
2. Teil. Historischer Kommentar (CFHB XII 2), Wien 1977 bzw. 3. Teil. Teilüberserzun gen, Addenda et corrigenda, Index (CFHB XII 3), Wien 1979. SETTON: Papacy and Levant
SETTON, Kenneth M.: The Papacy and the Levant (1204-1576). 1. The Thirteenth and Fourteenth Centuries, Philadelphia 1976. THIRIET: Reg: THIRIET, Freddy E.: Regestes des deliberations du Senat de Venise concer nant la Romanie, 1. 1329-1399, Paris-La Haye 1958. TINNEFELD: Kydones Demetrios Kydones. Briefe, übers. u. erl. v. Franz TINNEFELD Bd. I =
=
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1-2 (BGL Bd. 12 u. 16), Stungart 1981-1982. TREITINGER: Kaiseridee TREITINGER, Ono: Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach =
ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Jena 1938. VERPEAUX: Farn. Choumnos
=
VERPEAUX, Jean: Notes prosopographiques sur la familie
Choumnos, in: Byzantinoslavica 20 (1959) 252-266.
x
EINLEITUNG
Acht Jahre nach dem zweiten und vierzehn nach dem ersten kann ich nun den dritten Band meiner Gregoras-Übersetzung vorlegen". Ich hoffe, daß er, wie die beiden ersten, gut aufgenommen wird. Bedenken zum Trotz füllen die Anmerkungen wieder die meisten Seiten. Herr Kollege Schreiner hat in seiner sachdienlichen Besprechung des zweiten Bandes (BZ 75, 1 9 82, 20 f.) mit Recht bemerkt, daß auch der beste Kommentar keine Monogra phie ersetzen kann. Das war und ist auch nicht meine Absicht, auch wenn die Länge einiger Anmerkungen (z. B. Bd. 11 Anm. 27) und bestimmte Leit themen, wie der Vergleich Gregoras - Kantakuzenos, diesen Eindruck erwecken können. Aber eine historiograph ische oder quellenkundliehe Mo nographie über die von Gregoras behandelte Zeit kaim umgekehrt auch keinen Kommentar zur Historia Rhomaike ersetzen, muß vielmehr darauf zurückgreifen können. Wie weit man aber in der Kommentierung gehen soll, bleibt natürlich ein heikles Problem, und ich gestehe meine Neigung, eher zuviel als zuwenig zu bringen. Im übrigen kam der Ratschlag des Kollegen Schreiner für den Großteil dieses Bandes schon zu spät. Um das zu illustrieren, möchte ich hier einflechten, daß ich S. 7 1 1 ,22 - 805 schon 1978 in meinem Urlaub in Baden bei Wien übersetzte, diese Übersetzung dann «verschlampte» und erst, nachdem ich eine neue angefertigt hatte, die erste wiederfand, so daß ich nun auch noch beide miteinander vergleichen und aus dem Vergleich eine dritte erstellen mußte. «So war das» , würde Gregoras sagen, und «um zu meinem Thema zurückzukehren» : es gibt also auch diesmal wieder einige sehr ausführliche Anmerkungen (ganz beson ders ausgerechnet wieder Anm. 27), die vielleicht besser vorab als Aufsätze publiziert worden wären. Das Neue, was ich darin bringe, würde dann vielleicht auch weniger leicht übersehen werden. Ich bin aber zu solchen •
Als ich dieses Vorwort schrieb, waren es gut fünf bzw. fast zwölf Jahre. Widrige Umstände, auf die ich keinen Einfluß harte, haben die Drucklegung um weitere zwei Jahre verzögert. Als dieser Band in Druck ging, fehlte mir die Zeit, nach 1984 erschienene Literatur einzuar beiten. Verzicht auf wenige kleinere Ergänzungen schien mir aber besser als weitere Verzö gerung der Ausgabe. Besonderen Dank schulde ich Frau Margarete Kunert, Köln, die das Deutsch meiner ü bersetzung sorgfältig geprüft und als Parergon gelegentlich auch zur Verbesserung der übersetzung selbst beigetragen hat.
1
EINLEITUNG
Vorabpublikationen nicht gekommen, und so muß ich derartige Dinge (wie in Anm. 27) hier bringen, da sie für meine ganze Interpretation von Grego ras und Kantakuzenos und der von ihnen behandelten Geschichtsperiode von Bedeutung sind. Manche Anmerkung benutze ich auch, um irgend etwas richtig zu stellen, was m. E. in der bisherigen Literatur unrichtig war, und das verlangt öfter eine ausführliche Begründung. Zu solchen Anmer kungen möchte ich vorab bemerken, daß ich gerade den Autoren, denen ich gelegentlich widerspreche, am meisten verdanke (wie z. B. Parisot, Murato re, Beyer, Darrouzes, Dölger, Guilland, Lemerle, Matschke, Meyendorff, Nicol, PLP, Schreiner, Weiß). Obgleich inzwischen in dieser Reihe auch eine Kantakuzenos-Überset zung erscheint, hielt ich es doch für angebracht, meinen Vergleich der Darstellungen von Gregoras und Kantakuzenos fortzuführen, da wohl nicht jeder LeserlBenutzer eine solche Arbeit selber machen möchte. Selbst verständlich weisen auch die Kantakuzenos-Übersetzer gelegentlich auf wichtige Unterschiede zwischen beiden Historikern hin und interpretieren sie auf ihre Weise. Das kann nicht schaden. Allerdings haben sie in ihrem ersten Band öfter mal Ergebnissen meiner Kommentierungsarbeit mit m. E. völlig unzureichenden Argumenten widersprochen. Ich werde deshalb nach dieser Einleitung einen «Nachtrag zu den Anmerkungen von Band Ih brin gen, um zu zeigen, weshalb ich es für einen Rückschritt halte, diese Ergeb nisse auf diese Weise in Frage zu stellen. In einem Punkt immerhin habe ich für eine gewisse Eindämmung der Anmerkungen gesorgt. Ich habe mich nicht bemüht, die ganze mehr oder weniger einschlägige Literatur für diese Arbeit durchzuackern. Ich wage es, mich zu verlassen auf das «informationsökonomische Urerlebnis, daß man am Wissenschaftsprozeß nur teilnehmen kann, wenn man sehr viel mehr Informationen abweist als annimmt» (Haraid Weinreich: Kleine Bestei gung des Informationsberges. Den Autoren und Freunden des Hauses Wal ter de Gruyter zum Jahreswechsel 1 978/1979, S. 9). Vielleicht habe ich auch etwas wichtiges abgewiesen; ich nehme es in Kauf. Bleibt noch, kurz auf Inhalt und Abfassungszeit der hier vorgelegten Kapitel XII-XVII (I-VI des zweiten Teiles) der Historia Rhomaike einzu gehen. Gregoras beschloß seinen ersten Band mit dem Tod Andronikos' III. ( 1 5 . 6. 1341) und der von ihm selbst vorgetragenen Monodie auf den ver storbenen Kaiser (vom 1 7. 6. 1341). Daß er diesen Teil seines Werkes ge trennt herausgebracht hat, ist sofort klar aus den ersten Zeilen dieses zwei2
ZUM INHALT DER KAP.
XII-XVII
ten Teiles (s. u. S. 3 7) . Daß er diesen zweiten Teil nach Kap. XVII abbrach, geht aus Bd. III S. 136, 1 0 - 1 7 hervor, wo er erzählt, er habe Kap. (Lib.) XVIII-XXVII als Gefangener (im Chorakloster) zu Papier gebracht. Der hier vorliegende Teil ist auch getrennt überliefert, und zwar ausschließlich im Codex Vaticanus gr. 1 64 und den Kopien Parisinus gr. 1 724, Barberinus 1 84 und Barberinus 48 (aus 1 84), während ein kleines Fragment S. 571-5 84,14 auch im Vaticanus gr. 1 65 enthalten ist. Siehe dazu van Dieten: Entstehung S. 12- 17. Dieser zweite Teil der Historia Rhomaike endet nicht, wie der erste, mit einem einschneidenden Ereignis, sondern abrupt, da die Umstände (die drohende Inhaftierung) den Autor dazu nö tigten (s. u. Anm. 6 1 3 ) . Den Inhalt dieses Teiles bildet hauptsächlich der Kampf um die Macht im Staate nach dem Tod Andronikos' III. zwischen einerseits der legitimen Regentschaft unter Führung der Kaiserin und anderseits dem ehemaligen «ersten Minister» des verstorbenen Kaisers, Johannes Kantakuzenos, der ebenfalls die Verwaltung des Reiches beanspruchte. Kap. I = XII erörtert (nach einem kurzen Vorwort über die Vorzüge der Geschichtsschreibung § 1 ) den Ausbruch des Machtkampfes, die Usurpation der Kaiserwürde durch Kantakuzenos in Didymoteichon am 26. 10. 1341, die Krönung Johannes' V. in Konstantinopel am 1 9. 1 1 . 1341 sowie den Beginn des Aufmarsches des Kantakuzenos (bis Christupolis), um Thessalonike in seine Macht zu bringen (Winter 1341/ 1342) . Kap. 1 1 = XIII bringt das Scheitern des Kantakuzenos vor Thessalonike, seine Flucht mit nur 2000 Getreuen nach Serbien (Juli 13 42), seine Versu che, mit Hilfe des Krals von Serbien (Stefan Dusan) wieder im Reichsgebiet Fuß zu fassen (Sommer 1342), die Hilfsexpedition Umurs von Aydin nach Didymoteichon (Winter 1 342/1343 ) , die «Einnahme» von Berrhoia durch Kantakuzenos (Frühjahr 1 343), die zweite Expedition Umurs und die ge meinsame vergebliche Belagerung von Thessalonike durch Kantakuzenos und Umur sowie den Abzug der beiden in Richtung Didymoteichon (Okto berINovember 1343). Das Kapitel schließt mit einem «weltgeschichtlichen» Exkurs über Unruhen und Kriege außerhalb der byzantinischen Welt, in Trapezunt, Kaffa, Genua, Ägypten, Nordafrika/Spanien, England und Frankreich, im Reich der Ilkhane und im Raume des Mittelmeers. Im III. = XIV. Kapitel wütet der Kampf zwischen Kantakuzenos und der Regentschaft in Thrakien, verliert die Regentschaft den inneren Zusam=
3
EINLEITUNG
menhalt, begleiten Naturkatastrophen die Zerrüttung des Reiches, erschüt tert der Kampf um den Palamismus die Kirche und droht auch den Autor persönlich in Schwierigkeiten zu bringen. Der Hauptgegner des Kantaku zenos, Alexios Apokaukos, wird ermordet ( 1 1 . 6. 1345 ), die Gefangenen, die ihn töteten, werden elend umgebracht, Kantakuzenos kann seine Posi tion weiter stärken. Kap. IV = XV schildert den weiteren Niedergang des Reiches: der Kral von Serbien wird immer mächtiger, Thrakien wird immer schlimmer ver wüstet, die Staatskasse ist leer, der Ostteil der Hagia Sophia stürzt ein ( 1 9 . 5 . 1 346), der Patriarch, der einen Ausgleich mit Kantakuzenos vor schlägt, überwirft sich mit der Kaiserin, die von keinem Nachgeben wissen will, Kantakuzenos läßt sich in Adrianopel zum zweiten Mal krönen (21. 5. 1346), der Kampf mit Hilfe von türkischen Verbündeten geht wei ter, Genuesen erobern Chios Ouni/September 1346), die Kaiserin Anna sucht den Ausgleich mit den Palamiten und betreibt die Absetzung des Patriarchen Johannes Kalekas. In der Nacht nach der Absetzung zieht Kan takuzenos in die Stadt ein (2.13. Februar 1347), die Kaiserin muß den Kampf aufgeben (7.1 8 . Februar). Kantakuzenos übernimmt die Macht, der Palamit Isidoros Bucheiras wird Patriarch, Kantakuzenos wird zum dritten Mal gekrönt (21 . 5. 1347), seine Tochter Helene heiratet den Thronfolger Johannes V. (27. 5 . 1347), die Palamiten übernehmen die Macht in der Kirche. Kap. V = XVI: Kantakuzenos beherrscht Konstantinopel und Thrakien, der Kral schon fast ganz Makedonien, Thessalonike regiert sich selbst. Die Pest sucht die ganze Oikumene heim (Frühjahr 1347- 1348 ) . Matthaios Kantakuzenos plant die Gründung eines eigenen Kaiserreichs, läßt sich aber noch beschwichtigen; er bekommt einen Teil von Thrakien, um es fast selbständig zu verwalten. Gregoras versucht mit allen Mitteln, Kantaku zenos vom Palamismus abzubringen, aber vergeblich. Kantakuzenos muß auf einen Feldzug gegen den Kral verzichten. Sein Sohn Matthaios besiegt eine Bande türkischer Invasoren. Kap. VI = XVII ist dem Krieg mit Galata gewidmet, der im August 1348 ausbrach und am 6. März 1349 mit dem totalen Untergang der byzantini schen Flotte ein vorläufiges Ende fand. Ein wichtiger Unterschied zu dem ersten Teil des Werkes (Kap. I-XI) ist, daß hier nicht, wie dort, eine Reihe von «kleinen Schriften» des Autors in den Text eingestreut sind (s. dazu Bd. II S. 7f.). Nur S. 723, 1 3-725,4 4
ZUM INHALT DER KAP. XII-XVII
scheint ein Stück einer Schrift gegen einen savoyardischen Astrologen vor zuliegen (s. Anm. 3 3 6), und für eine Kriegstat des Matthaios Kantakuzenos im J. 1348 hat Gregoras ein Glückwunschschreiben benutzt, das er damals dem Sieger zukommen ließ (s. S. 835,23-838,25 und Anm. 578). Diesen Teil seines Werkes lockert Gregoras aber auf mit Reden, die er, nach gutem altem Brauch der griechischen Historiographie, den Protagonisten seiner Erzählung in den Mund legt. Am häufigsten führt Kantakuzenos das Wort (S. 579,24-5 8 4, 1 ; 5 8 7,6-58 8,24; 591,25 -595,12; 600,23 - 602,3; 661,12- 666,13; 776,2 1 - 778,6; 8 14,24-8 19,13; 854, 1 3-855, 19) und außerdem ist ein überarbeiteter Brief des Mannes eingeflochten (755, 6 - 75 8, 1 ). Ansonsten gibt es «Reden» von Alexios Apokaukos (666,20-668,15 und 697, 12 - 698, 1 8 ), von Johannes Kalekas (75 8 , 1 2 - 760,19), Johannes Asan (799,2-80 1,2 1 ), Matthaios Kantaku zenos (801,24-8 04,7) und der Kaiserin Eirene Kantakuzene (die längste, 805,23 - 8 12,23 ) . Gregoras beteuert aber, daß er von diesem Procede einen mäßigen Gebrauch gemacht hat (641,8-24) . Die Bedeutung dieses Teiles der Historia Rhomaike ist groß. Gregoras erzählt zwar manches weniger detailliert als Kantakuzenos, ist dafür aber ehrlicher, objektiver und in chronologischen Fragen oft zuverlässiger. Ob jektiver als Kantakuzenos ist allerdings noch nicht objektiv. Unser Autor läßt sich bei der Beurteilung der Hauptpersonen ganz klar von Vorurteilen leiten. Die verwitwete Kaiserin Anna von Savoyen kann als Frau und Latei nerin nichts Gutes tun, dem Aufsteiger Alexios Apokaukos wird seine Tüchtigkeit nicht mit Dank abgenommen, dem Patriarchen Kalekas wird sein Eintreten für die Rechte des Thronfolgers und der Kaiserin als politi scher Ehrgeiz ausgelegt (freilich weitgehend mit Recht), der Adelige Kanta kuzenos aber wird meistens gesehen wie in der Eigenpropaganda des Usur pators selbst (so sehr, daß Gregoras den Vorwurf der Parteilichkeit fürch tet, S. 645,2 - 647,3), aber zum Glück doch nicht ganz ohne Kritik. Beson deres Lob erntet, nicht ganz unverdient, Umur von Aydin, dem Gregoras jedoch etwas zuviel Edelmut und zu wenig politische Motive unterstellt. Der Kral von Serbien, Stefan IV. Dusan, wird da schon richtiger gezeichnet. Für die Mutter des Kantakuzenos hat Gregoras nur Bewunderung; wie verhängnisvoll gerade ihr Ehrgeiz für Byzanz gewesen ist, hat er nicht gesehen. Auch die Gattin des Kantakuzenos hat in Gregoras, der in Anna die Frau diskriminiert, einen aufrichtigen Huldiger gefunden. Es zählt für Gregoras überhaupt eigentlich nur die Oberschicht der Gesellschaft. Mit 5
EINLEITUNG
dem kleinen Mann hat er gelegentlich Mitleid, wenn er Opfer der kriegeri schen Auseinandersetzungen wird, aber für sein Aufbegehren gegen Unter drückung und Benachteiligung hat er kein Verständnis (s. S. 613,10- 614,9 und sein Urteil über die Zeloten in Thessalonike S. 673, 14-675,17 und 795,9 - 796, 1 8). Im Gesamtblick über das Geschehen von 1341 - 1 349 hat Gregoras sich aber nicht getäuscht. Er sieht klar, daß diese Jahre das Reich erschöpft und an den Rand des totalen Untergangs gebracht haben. Das illustrieren die Klage über die Armseligkeit der Krönungsfeier des Kantaku zenos im Mai 1347 (s. S. 788,15 - 789,10) und die «Bestandsaufnahmen» , die Gregoras selbst macht (75 1 ,20-752,6) oder anderen in den Mund legt, wie Eirene Kantakuzene ( 8 1 1, 6 - 8 12,2) und Kantakuzenos persönlich ( 8 1 6,8 - 8 1 7,24), wofür er die Ursache in der Unvernunft der Politiker sieht ( 843,8-844,9), letzten Endes aber natürlich in den Sünden der Byzantiner (s. S. 714,3- 1 1 und z.B. 8 62,13 - 8 63 , 12). Es ist dem Autor klar, daß das arm gewordene Reich für seinen Lebensunterhalt ganz und gar auf Importe angewiesen ist (683,5 - 1 6; 686,17- 687,3 ) . Schon nach dem Einsturz des östlichen Teiles der Hagia Sophia (1346) sieht er Byzanz als eine einzige Gemeinschaft von Trauernden in schwarzen Kleidern, «eine Versammlung kraftloser Schatten von Leidenden» (752,1 8-753,4), und auch nach dem Ende des Bürgerkriegs im Herbst 1347 scheint das Reich «eher nur noch von schemenhaften Gestalten denn von lebendigen Bürgern bewohnt zu werden» ( 8 1 7, 7f.). Ob die ganzen schrecklichen Ereignisse nur eine heilen de Strafe Gottes sind (753,6f.) oder die langsame Zerstörung von Byzanz (753,14 f.), scheint Gregoras nicht entscheiden zu wollen (753,4 - 1 9 ) . Soviel zum Inhalt. Problematischer ist die Frage nach der Abfassungszeit dieses Teiles der Historia Rhomalke. Der terminus ante quem ist wohl etwa Mai 1 3 5 1 . Am 28sten dieses Monats begann die Synode, die ein endgülti ges Urteil über den Palamismus abgeben sollte, und da Gregoras damals die Führung der Antipalamiten übernahm (s. Bd. I S. 23 ) und als ihr wichtig ster Sprecher fungierte, hat er von dem Augenblick an bis zu seiner Inhaftie rung (ca. August 1 3 5 1 ) für historiographische Arbeit wohl kaum Zeit ge habt. Als Gefangener aber setzte er, wie wir schon oben sahen, seine Histo ria Rhomaike fort mit den Kapiteln (Büchern) XVIII-XXVII und, als er diese fertig hatte, übergab er sie im Sommer 1352 oder Frühjahr 1353 (s. van Dieten: Entstehung S. 1 6 f.) seinem Freund Agathangelos mit den Wor ten: «Ich habe sie ( diese zehn weiteren Kapitel) auch mit den übrigen Kapiteln meiner Rhomäischen Geschichte verbunden, soweit die knappe =
6
ABFASSUNGSZEIT
Zeit das zuließ. Deine Aufgabe wird es nun sein, sie mitzunehmen und weiterzugeben . . . und nach Vervielfältigung des einen Exemplars in Ab schriften . . . diese in der ganzen Welt überallhin zu senden . . . » (Greg. Hist. III 1 3 6,15 - 22; vgl. van Dieten: Entstehung S. 15). Dies setzt klar voraus, daß der vorausgehende Teil des Werkes schon vor dem Arrest des Gregoras veröffentlicht gewesen sein muß. Das abrupte Ende des zweiten Teiles (s. unten Anmerkung 6 1 3 ) verrät, daß dieser nicht fertig war, als er «ediert» wurde, und nur soviel umfaßte, als zu dem Zeitpunkt publikationsreif war. Terminus post quem der Abfassungszeit oder besser des Zeitpunkts, an dem Gregoras mit der Fortsetzung seiner historiographischen Arbeit be gann, ist einige Zeit nach der Trauerfeier vom 1 7. Juni 1341, über die er noch im ersten Teil seines Werkes berichtet (s. Bd. II S. 294ff.) und womit er die Fortsetzung beginnt. Bd. II S. 15 -17 habe ich versucht, für die Fer tigstellung des ersten Teiles, die man wohl auch als terminus post quem für den Anfang der Fortsetzung betrachten kann, einen terminus ante quem festzustellen, und kam dabei auf etwa November 1344, da der Bericht des Gregoras über die Auseinandersetzung um den Palamismus des Jahres 1341 anders ausgefallen wäre, wenn er die Interpretation des Tomos von Juli/August 1341 durch Kalekas im November 1344 gekannt hätte. Dies besagt aber nicht, daß der erste Teil nicht schon Ende 1341 fertig gewesen sein könnte, und hilft also nicht bei der Beantwortung der Frage, wie bald Gregoras daran ging, die Ereignisse nach dem Tod Andronikos III. historio graphisch zu verarbeiten, d. h., aus welcher zeitlichen Nähe er das tat. Bd. II S. 1 6-20 habe ich versucht nachzuweisen, daß dies einige Zeit vor dem 2 1 . 5. 1347 oder auf alle Fälle vor Ende 1 347 gewesen sein müßte, da Gregoras bis dahin seine ersten Antirrhetika gegen Palamas vollendet (vgl. Beyer: Chronol. S. 1 3 6 Nr. 44) und ediert hatte, und da er beim Schreiben dieser Antirrhetika schon aus seiner halbfertigen Fortsetzung der Rhomäi sehen Geschichte schöpfte, die zu der Zeit zumindest bis etwa S. 733 der Bonner Ausgabe gediehen war. Ich geriet damit in Widerspruch zu meinem Freund und Kollegen Hans-Veit Beyer, der in seinem Aufsatz Chronol. S. 13 7 Anm. 66 für die Parallelstellen in Historia und Antirrhetika die Priorität des letztgenannten Werkes angenommen hat. Für ihn gebührte der derberen und aggressiveren Fassung einiger Äußerungen gegen Palamas in den Antirrhetika die Priorität vor einem etwas milderen Ton im Geschichts werk, und vor allem beweise Hist. 648,4-652,2, daß Gregoras, der für 7
EINLEITUNG
diesen Bericht aus einer kantakuzenischen Quelle schöpfe, die man wohl mit der Gattin des Kantakuzenos selbst gleichzusetzen habe, diese Stelle nicht vor Februar 1347 geschrieben habe. Dem habe ich entgegengesetzt, daß Gregoras nach der Abfassung der ersten Antirrhetika sich immer stär ker als Antipalamit engagierte, so daß die milderen Ausdrücke die älteren sein dürften, und daß für die Stelle 648,4- 652,2 auch etwa ein Mann wie Mavrommatis als Quelle in Frage komme (s. Bd. 11 S. 1 6 f.). Aufgrund einer späteren Korrespondenz mit dem Kollegen Beyer räume ich gerne ein, daß Mavrommatis, ein Agent des Apokaukos, wohl kaum als Informant für Gregoras fungiert hat. Genaue Lektüre der betreffenden Stelle lehrt aber m. E., daß diese nur wenig Information enthält und sich fast zur Gänze auf Rhetorik beschränkt, wozu die Fantasie des Autors ausreichte. Der Infor mationsgehalt ist folgender: Umur kommt nach Didymoteichon, der stren ge Winter macht ihm zu schaffen, er pflegt nur indirekten Kontakt mit der «Kaiserin» Eirene und besucht sie nicht persönlich, sie bietet ihm einiges an, um die Winterkälte in seinem Lager abwehren zu können, aber er nimmt nichts an; im von Byzanz aus bedrängten Didymoteichon hungert man, die Byzantiner verhindern, daß Eirene ihrem Mann in Serbien eine Nachricht zukommen läßt, Umur tröstet sie, muß aber des strengen Win ters wegen abziehen. Ich entdecke darin keine Informationen, die man in Kpl nicht von wem auch immer, der damals in Didymoteichon war, hätte erfahren können, denn in Didymoteichon waren die ganzen oben aufge zählten Vorgänge gewiß allgemein bekannt. Aus Didymoteichon kamen aber schon lange vor 1347 viele entweder als Kriegsgefangene oder als Überläufer nach Kpl, so namentlich im Sommer 1344 (s. Greg. Hist. S. 708 , 1 9-710,6). Demnach wäre der terminus ante quem non für die Abfassung dieser Stelle m. E. etwa Ende 1344. Das hat aber für unsere Frage hier nur eine negative Bedeutung: man kann nicht ausschließen, daß Gregoras die Stelle 648,4ff. schon gegen Ende 1344 verfaßt hat; er kann sie aber auch erst viel später geschrieben haben. Der Text des zweiten Teiles selbst bietet folgende Anhaltspunkte: S. 5 8 6, 1-3 setzt schon den Untergang des Alexios Apokaukos voraus, kann also nicht vor dem 1 1 . 6. 1345 geschrieben sein. S. 589, 1 -590,20 gibt Gregoras zu erkennen, daß zum Zeitpunkt, da er dies schreibt, der Kampf um die Macht zwischen Kantakuzenos und seinen Gegnern zu Ende ist, was bekanntlich am 8 . 2. 1 347 der Fall war, aber er betrachtet hier Kantak. auch schon als den Schirmherrn seiner palamiti8
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sehen Verfolger und einen erfolglosen Kaiser, was auf die Zeit nach März 1 349 hinweist (s. das letzte Kapitel dieses Bandes) . S . 597,23 f . kennt Gregoras schon den Tod Umurs von Aydin, der im Mai 1348 im Kampf um Smyrna fiel. S. 61 8,7-9 interpretiert Gregoras den Tod der Mutter des Kantaku zenos als Strafe dafür, daß sie und ihr Sohn dem Palamismus zum Sieg verhalfen. Das weist in die Zeit 1 348/1349, als Gregoras einsah, daß er Kantakuzenos nicht mehr zur antipalamitischen Orthodoxie bekehren konnte. S. 644,21 f. erwähnt Gregoras den unblutigen Einzug des Kantakuzenos in Kpl vom 2./3 . Februar 1347 und die Übernahme des Thrones, womit die Krönung vom 2 1 . 5. 1347 gemeint sein dürfte. S. 646,9-647,3 weist Gregoras wieder voraus auf die Rückschläge, die Kantak. sich seiner Meinung nach durch sein Bekenntnis zum Palamismus einhandelte; die Stelle setzt also, wie S. 589,1 ff. (s.ob.) ; die Ereignisse von 1348/1 349 voraus. S. 725 , 1 7 f. nimmt Gregoras Bezug auf seine Stellungnahme zum Pala mismus vor der Kaiserin gegen Ende 1346. S. 747,5 bemerkt der Autor, daß der Kral von Serbien (Stefan Dusan), der sich 1345/1346 zum Kaiser über Serben und Rhomäer proklamierte und die entsprechenden Insignien anlegte, dieselben bis heute trage. Das setzt voraus, daß seit dem genannten Datum eine längere Zeit vergangen ist, wohl kaum weniger als drei Jahre. (Die Stelle ergibt natürlich auch einen terminus ante quem, den Tod Dusans; der trat aber erst 1355 ein, also lange nach dem schon oben ermittelten terminus Mai 1 35 1 . Das gleiche gilt für S. 750,3-8, eine Stelle, die vor der Restauration der Kuppel der Hagia Sofia geschrieben sein muß, welche erst 1353 erfolgte) . Die ersten achtzig Seiten dieses zweiten Teiles der Historia Rhomalke enthalten also eine Reihe von Stellen, die klarstellen, daß dieser Teil nicht vor der zweiten Hälfte von 1349 in der vorliegenden Form redigiert sein kann. Es liegt also eigentlich die Annahme auf der Hand, daß Gregoras diesen Teil wohl erst zwischen Mitte 1 349 und Mai 1351 verfaßt hat. Das würde auch ausgezeichnet passen zu der Annahme, daß er den ersten Teil erst nach der Machtübernahme durch Kantakuzenos (Februar 1347) veröf fentlicht haben kann (s. Bd. II S. 15 f.). Wie ist das aber mit der Ansicht zu vereinbaren, daß Gregoras für den Anfang seiner (ersten) Antirrhetika (S. 123 - 1 77 ed. Beyer) S. 714-725 und 768 - 772 seiner Historia als Vor9
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lage benutzt hätte? Muß man deswegen annehmen, daß ein erster Entwurf von Historia 571 - 772 schon 1346/1347 vorgelegen hat, oder ist die An sicht der Priorität der Historia für die angedeuteten Parallelstellen zu ver werfen, oder datur tertium? Ich habe oben schon das Problem angesprochen, daß eine Abmilderung gewisser antipalamitischer Äußerungen beim zunehmenden Engagement des Gregoras gegen Palamas unwahrscheinlich ist, was gegen eine Priorität der Parallelstellen in den Antirrhetika spräche. Vielleicht kann man aber eine eventuelle Abmilderung im Geschichtswerk als eine Konzession an das literarische Genre erklären, das im Vergleich zu einer polemischen Streit schrift eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Es gibt jedoch wichtigere Argumente für die Priorität der Historia. Die Antirrhetika priora beginnen mit einer Ekphrasis des Athos (S. 123,5 -129,17), ehe Gregoras zu sei nem eigentlichen Thema kommt, der Aktivität gewisser Messalianer auf dem heiligen Berg, aus deren Schule Palamas hervorging ( 1 3 0,4ff.). Im Geschichtswerk kündigt Gregoras zuerst das Auftreten der genannten Ketzer an (714, 1 8 -20), schließt dann die Ekphrasis des Berges an (714,20 - 7 1 8 ,7) und geht danach näher auf die Aktivität der Messalianer ein. Die Ekphrase beginnt im Geschichtswerk mit den Worten Ta "CE YUQ aAAu, in den Antirrhetika mit Ta "CE aMu. Letzteres befremdet. Im Geschichtswerk ist «Denn ansonsten» «<denn im übrigen» ) nach der vor ausgehenden Ankündigung einer Ketzergeschichte auf dem Athos ein ganz selbstverständlicher Übergang, in den Antirrhetika aber fragt man sich, was dieses «ansonsten» als erstes Wort soll. Natürlich kann man versuchen, es «vorausweisend» zu interpretieren und es auf die anderen im ersten Satz genannten Vorzüge des Berges beziehen. Man bekommt dann folgende Aussage: «In mancher anderen Hinsicht scheint mir der Athos bewun dernswert und auch, da er ein vorzüglich gemischtes Klima besitzt und :r:eichlich mit Grün geschmückt ist.» Dies würde aber die beiden im ersten Satz genannten Vorzüge über alles andere stellen, was nicht der Fortsetzung des Lobes entspricht, wo noch ganz andere Vorzüge aufgezählt werden. S. 719,15 !lLYVU!lEVOV "CL öUOOO!lOV ist nach ÖO<:pQTjOLV literarisch eindeutig besser und ansprechender als !lLYVU!lEVU XOJtQLU, das die Antirrhetika ha ben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß letztere Lesart die ursprüngliche ist. Wenn sie von Gregoras und nicht von einem Kopisten stammt, kann ich darin nur eine unüberlegte Änderung sehen, eingegeben von einer plötz lichen Entrüstung, die den Autor sein bei der ursprünglichen Textgestal10
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tung vorherrschendes Stilgefühl vergessen ließ. Ab 719,19 gehen Historia und Antirrhetika insofern auseinander, als die Historia die Geschichte der ganzen Gruppe, worum es bis hier ging, fortsetzt, während Gregoras sich in den Antirrhetika plötzlich auf Palamas konzentriert. Für «Als sie fündig geworden waren» usw. (Hist. 719,19 -23 ) liest man hier (S. 133,14- 135,8): «Da Palamas, ein Genosse jenes abscheulichen Reigens, dessen . . . gewahr wurde . . . und . . . fürchtete . . . dieselbe Strafe wie die anderen auch selber zu erleiden und . . . wie jene des Feuers Opfer auch körperlich zu werden, flüchtete er nach Thessalonike . . » (Wiedergabe in Anlehnung an Beyer). Die Geschichte in der Historia ist die logische Fort setzung dessen, was vorausgegangen ist, und entspricht zweifelsohne den Tatsachen (s. u. Anm. 3 1 0 und 3 1 6) . Die Antirrhetika spitzen das ganze auf Palamas zu (der hier ganz unvermittelt in der Erzählung auftaucht), und zwar auf eine ziemlich fragwürdige Weise, indem ihm nicht nur eine Ah nung der bevorstehenden Entlarvung der Ketzer, sondern auch ihrer kon kreten Bestrafung zugeschrieben wird, damit der Autor dess�n Umsiedlung nach Thessalonike als die Flucht eines sonst gewiß längst gebrandmarkten Ketzers darstellen kann (vgl. unten Anm. 3 1 6) . Diese Verdrehung ist doch wohl jünger als die wahre Geschichte. In der Historia flüchten einige Ketzer rechtzeitig nach Thessalonike, Berrhoia und Kpl (71 9,22 f.), die Antirrheti ka erwähnen nur die Flucht des Palamas nach Thessalonike. Interessant ist dabei, wie ein bekanntes Lob Konstantinopels, nämlich der gemeinsame Herd der Oikumene zu sein (s. z. B. Greg. Hist. 678,2), wo eine Vielfalt von Sprachen und Meinungen herrscht (vgl. Fenster: Laudes Cpltanae Index S. 3 73 s. v. EinwohnerNölkergemisch), das im Geschichtswerk an dieser Stelle Kpl bekommt (720,2-4), in den Antirrhetika Thessalonike zugestan den wird, freilich mit der notwendigen örtlichen Einschränkung auf Thes salien und Makedonien, was nicht gerade großen Eindruck macht. Auch hier scheint mir der Historia die Priorität zugesprochen werden zu müssen. Und man kann sich ferner fragen, ob der anschließende Vergleich (mit Spechten) nicht eher im Singular stünde, wenn dieser von Anfang an nicht auf eine Gruppe von Ketzern, sondern auf Palamas allein gemünzt wäre. In der Antirrhetika geht es nun erst weiter über Palamas, wie er auch in Thessalonike als Ketzer Verwirrung stiftet und Bücher schreibt (wohl die Triaden aus den Jahren 1337, 1339 und 1341, s. Beyer: Antirrh. pr. S. 136 Anm. 14), ob er die Ketzerei von seinen Eltern habe, wie er den Messalia nismus propagierte, sich mit Barlaam anlegte (vor 1341) und zusammen .
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mit anderen flüchtigen Ketzern nach Kpl kam, um unter dem Vorwand, den Lateiner Barlaam zu bekämpfen, seine eigene Häresie zu verteidigen (S. 135,16-157,2) . Die Fortsetzung der Geschichte ab Juni 1341 (s. Hist. 720, 1 0 ff.) wird in den Antirrhetika so eingeleitet: «Um auch meine Angele genheiten vorzutragen, wie es sich nämlich für mich ergab, zu dieser Sache zu stehen: Als sich nach dem Tode des Kaisers» usw. ( Übersetzung Beyer). Man vermißt diesen Satz im Geschichtswerk nicht, aber er bildet in den Antirrhetika einen guten Übergang, so daß er für die Prioritätsfrage nichts hergibt. Es folgt der Passus über den Wahrsager aus Gallien Hist. 722,21 -725, 1 7 = Antirrhetika 1 63,7-1 67,25, und danach fährt Grego ras in den Antirrhetika unmittelbar fort mit dem Bericht über den zweiten und endgültigen Anlaß, weshalb er bei der Kaiserin in Ungnade fiel. Im Geschichtswerk wird dieser zweite Anlaß fürs erste nur angekündigt (725,17f.): «Der zweite und endgültige war der, worüber ich an geeigneter Stelle berichten werde, nachdem ich zuerst erzählt habe, was sich inzwi schen ( 1344 - 1346) ereignete» . Die Stelle 725,14- 1 8 kann deswegen aber erst nach dem zweiten Anlaß geschrieben sein, der zugleich Anlaß zur Verfassung der Antirrhetika war. Der Bericht darüber folgt im Geschichts werk S. 769,1 ff. Es ist nun a priori wenig wahrscheinlich, daß Gregoras, nachdem die Kaiserin ihm befohlen hatte, seine Meinung über die Lehre des Palamas schriftlich zu äußern, statt diese Arbeit in Angriff zu nehmen, zuerst noch für sein Geschichtswerk einen vorläufigen Bericht über diese jüngste Entwicklung geschrieben hätte. Trotzdem kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß auch hier die Antirrhetika vom Geschichtswerk abhängig sind. In der Historia erzählt Gregoras S. 767, 12 ff., wie die Kaise rin einen Weg suchte, um Kalekas, der für Frieden mit Kantakuzenos ein trat, loszuwerden, und wie sie deshalb Palamas ihre Gunst schenkte, was zur Folge hatte, daß gleichsam ein Stadttor für die Feinde geöffnet wurde und die Wogen der neuen Lehre frei hereinströmten, daß nun aber auch Verwirrung die Stadt ergriff, weil viele Bischöfe und Priester den Neuerern widersprachen. So muß es nach dem religiösen Frontwechsel der Kaiserin gewesen sein. In den Antirrhetika kommt diese ganze Verwirrung quasi aus der Luft gefallen ( 1 67,26ff. Übers. Beyer): «Der zweite und letzte (Anlaß): Als groß und gewaltig die Woge aufkam, die die Leute um Palamas den heiligen Glaubenssätzen der Kirche zutrugen, am allermeisten die Kaiserin selbst ergriff und . . . ein Lärm durch die ganze Stadt ging und Bischöfe, Priester und . . . widersprachen, . . . besonders der damalige Patriarch Johan12
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nes, der öffentlich die Kraft aller früheren Beschlüsse aufhob . . . und deswe gen ständige Kämpfe und Streitereien . . . losbrachen . . » (usw. s. Hist. 768,22 ff.) . Noch stärker als oben bei der Flucht des Palamas vom Athos nach Thessalonike wird hier die historische Perspektive verfälscht; wer nur die Antirrhetika lesen würde, müßte glauben, daß die Kaiserin schon Pala mitin war, ehe der Patriarch im J. 1 344 den palamitischen Tomos von Juli/ August 1341 außer Kraft setzte, was absolut nicht stimmt. Auch hier scheint mir eine Anpassung des für die Historia verfaßten Berichtes an den Zweck der Antirrhetika vorzuliegen, die nicht ganz gelungen ist. Eine Be stätigung der Priorität des Textes der Historia sehe ich weiter in einem «Einschub» in den Antirrhetika S. 1 69,25 - 1 71 , 1 . Das Geschichtswerk hat (769,1 2- 15): «Als ich gekommen war und mich gesetzt und sie (die Kaise rin) mich begrüßt und mir zuerst mit freundlichen Worten zugeredet hatte, trug sie die neuen Lehren des Palamas vor. Und als sie feststellen mußte, daß ich mich nicht überzeugen ließ . . » . Die Antirrhefika haben für «trug . . . vor» folgendes: « (trug sie) zusammen mit jenen, wie gesagt, trügerisch und gegen die Gesetze raubweise zusammengeschmiedeten Bänden und Beschlüssen (das neumodische Gerede des Palamas vor)>> ( Übers. Beyer). .
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Ich empfinde das Plus in den Antirrhetika, das auf Antirrh. 1 69,5 -8 Bezug nimmt, als störend, als einen Nachtrag, der noch einmal die Verwerflich keit des Tomos von Juli/August 1341 betonen soll, wie das im unmittelbar vorausgehenden Text auch schon der ungeschickte und gegen die Chrono logie verstoßende Bezug auf die Stellungnahme des Patriarchen aus dem J. 1344 getan hat. Bemerkenswert ist schließlich der gleiche Bau des Satzes Hist. 770, 6 - 8 und Antirrh. 1 71, 12-14, obgleich es jeweils um eine andere Aussage geht. Beide Werke beschließen den Bericht über die Diskussion der Kaiserin mit Gregoras mit der Forderung der erstgenannten nach einer schriftlichen Stellungnahme des Gregoras. Im Geschichtswerk liest man danach: «Und das ist es, was wohl auch meine Zunge zum notwendigen Widerspruch veranlaßte, indem ich meine Besucher anspornte . . . » usw., in den Antirrhetika: «Und das ist es, was uns zwang, diese Schrift heute aus zeitlicher Nähe entgegenzusetzen (ehe wir solchen Dingen alle angemessene Überlegung haben angedeihen lassen»> (Übers. Beyer). Der jeweilige Satz paßt in beiden Werken gleichermaßen gut und hilft uns unter diesem Ge sichtspunkt nicht weiter. Auffallend ist aber, daß Gregoras im Geschichts werk mit keinem Wort erwähnt, ob er den Befehl der Kaiserin ausgeführt hat. In den Antirrhetika spricht er anschließend ( 1 71,15 - 1 73,23 ) noch 13
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länger über diesen Punkt (das Werk ist ja die Ausführung des Befehls) und berührt dabei auch seine mündliche antipalamitische Propaganda ( 1 71,2 1 - 1 73,3), wovon im Geschichtswerk ausschließlich die Rede ist. Ich möchte (jetzt) im Schweigen über die Antirrhetika an dieser Stelle des Ge schichtswerkes ein Argument dafür sehen, daß Gregoras, als er in der ersten Hälfte von 1 3 5 1 oder auch etwas früher die Fortsetzung seiner Historia redigierte, seine Antirrhetika noch nicht ediert hatte. Ich «bekehre» mich also (vorläufig?) zur Ansicht des Kollegen Beyer, die ich Bd. II S. 1 8 -20 bestritten habe, auch wenn ich wegen der dort besprochenen Schwierigkei ten dieses Problem noch nicht als endgültig gelöst betrachten möchte. Nach den Ausführungen, die in den Antirrhetika der Ausführung des Befehls zu einer schriftlichen Stellungnahme gewidmet sind, haben diese noch einen längeren Passus mit der Historia gemein: 1 73 ,26 - 1 77,5 = 771,1 - 772,22. Es geht hier darum, daß Gregoras dem Leser klar machen will, daß er leicht reden hat, wenn er ihm vorwerfen möchte, er habe nichts zustandegebracht. Dabei fällt in den Antirrhetika eine Wiederholung auf: der Hinweis auf die Erfolglosigkeit des Vorgetragenen gegenüber der Macht der herrschenden Hand ( 1 73,4-6 und 1 75,12-15 = Hist. 771,22- 772,4). Im Geschichtswerk folgt die Apologie der Erfolglosigkeit unmittelbar dem Bericht der Diskussion, in den Antirrhetika, wie gesagt, erst dem Passus über die Ausführung des Befehls der Kaiserin, wobei diese Ausführung, d. h. das Schreiben der Antirrhetika, gerade als Revanche für die Entscheidung der Diskussion durch ein Machtwort gesehen wird ( 1 73,6- 8 ) . Diese Unebenheit scheint mir darauf zurückzuführen, daß Gre goras die genannte Apologie in den Antirrhetika unverändert aus dem Geschichtswerk übernahm. Muß man daraus unbedingt folgern, daß Gregoras 1 346/1347 schon mit der Fortsetzung seiner Historia einen Anfang gemacht hatte und mit dem ersten Entwurf mindestens bis etwa S. 767, 1 1 gekommen war, und sogar auch noch, daß er daran weiter gearbeitet hat, als er (ab Ende 1346) be gann, seine (ersten) Antirrhetika zu schreiben? Denn daß er letzteres auf alle Fälle vor Februar 1 347 tat, beweist nicht nur der bereits besprochene Passus über die Befolgung des Befehls «heute aus zeitlicher Nähe» (s. ob.), sondern auch u. a. der Satz ( 1 73 , 17 f.): «Wohlan denn, solange wir unserer Zunge Herr sind, bevor wir uns der gegen uns verhängten Verbannung unterwerfen müssen, wollen wir» usw. ( Übers. Beyer), der nur vor dem 3. Februar 1 347 geschrieben sein kann. Ich glaube: datur tertium. Wenn 14
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man annimmt, wozu ich jetzt neige (s. ob.), daß die ersten Antirrhetika nicht vor 1 3 5 1 ediert wurden, gibt es die Möglichkeit, daß der Anfang des Werkes (S. 123 -1 77) uns (nur) in einer nach 1349 überarbeiteten Form vorliegt und daß die m. E. aus dem Geschichtswerk übernommenen und hie und da wenig glücklich modifizierten Stellen erst dieser Überarbeitung zu verdanken sind. Wenn man dies aber annimmt, hilft uns die Feststellung der Priorität des Textes der Historia vor den Parallelen in den Antirrhetika bei der Suche nach einem terminus ante quem für die Verfassung der Kap. XII -XVII der Rhomäischen Geschichte nicht weiter. Und so läßt sich dies bezüglich nicht viel mehr mit Sicherheit sagen, als daß der uns vorliegende Text wohl erst 1 3 49-1351 in seine definitive Form gebracht wurde. Aber es liegt eigentlich auf der Hand, daß Gregoras, der den ersten Teil des Werkes (Kap. I-XI) bis Februar 1 347 in der Schublade behalten mußte (s. Bd. 11 S. 15 f.), mit der Fortsetzung gewartet hat, bis er den Ausgang des Machtkampfes kannte, also daß er zumindest bis Anfang 1347 eventuelle Vorarbeit für die Fortsetzung auf das Sammeln von Notizen beschränkt hat. ERGÄNZUNG ZU DEN ANMERKUNGEN IN BD. 11. In den Anmerkungen zu ihrer Kantakuzenos-Übersetzung Bd. I (Bd. 1 7 dieser Reihe) widersprechen die Übersetzer Georgios FATOUROS und Til man KRISCHER, unten FK) wichtigen Forschungsergebnissen in meinen Anmerkungen zum zweiten Gregorasband. Da ich ihre Argumente für ab solut unzureichend und teilweise völlig verfehlt halte, glaube ich, daß der LeserlBenutzer dieser Reihe ein Recht auf eine Erwiderung hat. Der Voll ständigkeit halber werde ich außerdem auf ein paar kleinere Differenzen hinweisen, zu denen ich etwas richtigstelIen möchte. =
Zu Anm. 29 Hier wird (mit BINON) behauptet, daß laut Greg. I 296,20-22 (Übers. II 1, 28) und Kantak. I 1 8, 12 - 14 (Übers. I 22) der Vater des Syrgiannes (d.].) ein Zeitgenos se des Kaisers Johannes III. Vatatzes ( 1222- 1254) war. Dieser Interpretation BINONS bin ich II 1, Anm. 27 entgegengetreten und habe darauf hingewiesen, daß weder Greg. noch Kantak. dies wirklich sagen. Es heißt nun, ich verstünde diese Stellen in einer Weise, die der Wortlaut der Texte kaum zulasse. Nun ist dieser Wortlaut bei Greg.: «Sein Vater war ein angesehener Mann von den Kumanen, die
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vor vielen Jahren . . . zu Kaiser Johannes gekommen waren» , bei Kantak.: « (mütter licherseits aus kaiserlichem Blut und) eines Vaters Sohn, des Wohlgeborensten bei den Kumanen, die . . . », also: « der Sohn eines Vaters, der der adeligste war bei den Kumanen, die zu Kaiser Johannes gekommen waren» (nicht wie FK übersetzen: « einer der vornehmsten Kumanen, die» uSW.j gr. nm:goe; OE WV naie; .0Ü naga mie; KOf,.tavOLe; EUYEvE<J'tQ.m'lJ, oL usw.). Diese Stellen geben also nicht eindeutig her, was FK mit BINON herauslesen wollen, und der Wortlaut widersetzt sich meiner Inter pretation nicht. Greg. (geb. ca. 1293 ) und Kantak. (id., s. u. zu Anm. 107) waren Altersgenossen des Syrgiannes und wußten offenbar über seine Herkunft genau Bescheid. Man soll ihnen also nicht ohne Not zuschreiben, irrtümlich geglaubt zu haben, Syrgiannes d.Ä. wäre schon 1242 der Adeligste der damals ins Reich gekom menen Kumanen gewesen und hätte mit kaum weniger als 80 Jahren bei einer ihnen wohlbekannten Dame, die 1328 noch lebte, noch einen Sohn gezeugt. FK scheinen übrigens die Möglichkeit offenzulassen, daß Kantak. hier mit «Vater» den Groß vater meinen könnte, « wie auch an anderen Stellen » . Es folgt ein Beispiel, das völlig untauglich ist, nämlich Kantak. I 29,16 (und passim), wo Andronikos d.]. seinen Großvater, bei dem er aufwuchs, ehrfurchtsvoll als Vater anredet. Ich glaube nicht, daß man daraus folgern kann, daß Kantak. an anderen Stellen die Bezeichnung Vater für Großvater verwendet, um Verwandtschaftsverhälmisse zu erläutern. Wie FK weiter in der « ziemlich ähnlichen Ausdrucksweise beider Historiker» eine Bestätigung ihrer Interpretation sehen können, ist mir völlig schleierhaft. Diese Ähnlichkeit legt höchstens die Vermutung nahe, daß Kantak. Greg. « korrigieren» wollte, da er aus einem vornehmen Mann den vornehmsten überhaupt macht. Ich bleibe also bei meiner Interpretation, die vom Wortlaut gedeckt wird und den ausgezeichneten Wissensstand beider Historiker respektiert. Bemerkenswert ist da bei für mich, daß der Vater des Syrgiannes, der vermutlich wohl erst nach 1242 geboren wurde, noch den heidnischen Namen Sytzichas getragen hat, ehe er auf den Namen seines Paten in Syrgiannes umgetauft wurdej sein Großvater, gewiß einer der 1242 ins Reich gekommenen Kumanen, war also anscheinend noch nicht zum Christentum übergetreten, als Syrgiannes d. Ä. geboren wurde.
' Zu Anm. 32 Es ist etwas zuviel gesagt, daß wir das Geburtsdatum Andronikos' d.J. mit Sicherheit kennen. Das Datum der Kleinchron. 8 , lla halte auch ich für das wahr scheinlichste, es kann aber mit Schreiner angezweifelt werden, s. Bd. II 2, 333 (von FK übersehen) . Hier sei noch darauf hingewiesen, daß SEVCENKO: Metochites (ersch. 1975) S. 25 Anm. 36 in 1297 als Geburtsjahr des Andronikos d.]. ein Argu ment sieht, die Geburt des Metochites 1270 anzusetzen, nämlich 25 Jahre vor der Hochzeit Michaels IX., des Vaters des Andronikos. Denn das Jahr 1297 erlaube,
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
diese Hochzeit Januar 1296 statt Januar 1295 zu datieren, was besser zu der Tatsa che passe, daß Friedrich III. von Sizilien im April 1296 noch nichts von der Hoch zeit wußte. Verpeaux: Notes chrono!., auf den sich alle für die Datierung 1295 berufen (z. B. SCHREINER: Studien zu den Brachea Chronika, München 1967, S. 1 83 ; v. DIETEN: Greg. I Anm. 3 3 8 ), hat sich mit letzterem Argument für 1296 nicht auseinandergesetzt, wie übrigens auch nicht mit den armenischen Quellen, die auf 1296 hindeuten, s. TINNEFELD: Pachymeres und Philes als Zeugen für ein frühes Unternehmen gegen die Osmanen, in: BZ 64 (1971) 46-54, hier 46 Anm. 1 und 52 Anm. 3 1 . LAIou: Latins (1972) S. 55 f. berücksichtigt zwar den Brief Friedrichs (nicht die armenischen Quellen), hat aber für dessen Unkenntnis (und die des Ro bert von Artois im Jan. 1295) keine andere Erklärung als mangelhaftes Funktionie ren der byzantinischen Diplomatie und « difficult communications » . Man kann TINNEFELD nur zustimmen, daß die Sache nochmals überprüft werden sollte, und hoffen, daß Failler in seinen chronologischen Srudien zu Pachymeres dies run wird. Meinerseits möchte ich nur noch einmal darauf hinweisen, daß ich Andronikos' Schwester Theodora für das erste Kind Michaels IX. halte (s. Bd. 11 2, 333), so daß die Ehe trotzdem 1295 geschlossen sein müßte.
Zu Anm. 45 FK haben natürlich Recht, daß mir in der Übersetzung von Greg. I 25 8, 11 (Bd. I, 197) ein Fehler unterlaufen ist, wo ich 1"c!> A[{hp mit « Steinen» wiedergegeben habe, während der große Hauptedeistein des Diadems gemeint ist.
Zu Anm. 5 1 Hier möchten FK Theodoros Synadenos schon vor dem Vertrag von Epibatai das Protostratoramt zuweisen. « Er scheint bereits damals den Titel des Protostrators geführt zu haben, da Kantakuzenos ihn unentwegt so nennt. » Ich habe Bd. 11 1, 129 f. und 140 nachgeWiesen, daß Kantak. (unentwegt) Amtsbezeichnungen vor wegnimmt. FK stimmen in Anm. 37 in bezug auf Kantak. selbst mir zu, ebenfalls in Anm. 69 in bezug auf Metochites (vg!. Bd. 11 1, 140). Zu Synadenos heißt es aber: «Anders Gregoras I 301,8. VAN DIETEN aaO. betitelt ihn als Domestikos des ks!. Tisches. » Nicht ich nenne Theodoros Synadenos so, sondern Gregoras aaO., und zwar ausdrücklich für die Zeit, um die es hier geht «
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EINLEITUNG
Zu Anm. 58 «Aus dem Text ist nicht ersichtlich, warum die Familie des Synadenos i n Adria nopel weilte. Nach VAN DIETEN: Greg. 11, 1, 129 war er dort zu Hause. » Soll mir hier eine freie Erfindung zugeschrieben werden? Es heißt bei Kantak. in der Überset zung von FK S. 36: «während dem Protostrator, dessen Ehefrau mit zwei kleinen Töchtern in Adrianopel ihren Wohnsitz hatte, eine Umsiedlung erhebliche Schwie rigkeiten bereiten würde.» Wo ist denn ein braver Ehemann sonst « zuhause», wenn nicht bei seiner Gattin und seinen Kindern? In Adrianopel hatte übrigens Michael IX. lange gelebt, es war der Hauptsitz seiner Getreuen (oikeioi, Kantak. I 23,23 - 24, 1 ) , und der « Kantakuzenos» Michaels war Theodoros Synadenos ge wesen.
Zu Anm. 69 Man kann nicht sagen, SEVCENKO habe erwiesen, daß Metochites' Vater Georgios nicht starb, als Theodoros 13 Jahre alt war, sondern viel länger gelebt habe. Daß der Unionist Georgios Metochites erst 1327 starb, wußte man schon immer. Gerade deswegen wollte man in ihm nicht den Vater des Theodoros sehen, da letzterer in seinem autobiographischen Gedicht A, ed. TREU V. 349, schreibt, er habe seine Eltern als Kind «verloren », anscheinend vor seinem dreizehnten Lebens jahr, s. V. 356. Der endgültige Nachweis, daß Georgios trotzdem Theodors Vater ist, gelang im Anschluß an Th. KAEPPELI, Deux nouveaux ouvrages du Fr. Philippe Incontri de Pera, Archivum Fratrum Praedicatorum 23 ( 1953) 163- 1 83, R.]. LOE NERTZ ebd. S. 184- 1 94. SEVCENKO hatte inzwischen erst einen nicht-veröffentlich ten Indizienbeweis erbracht, s. SEVCENKO: Polernique S. 135 Anm. 1 .
Zu Anm. 98 Kantak. bezeugt, daß Andronikos d . Ä . nach der Aussöhnung mit seinem Enkel am 5. April 1321 von ihm verlangte, die Namen seiner Anhänger preiszugeben. FK nennen diese Angabe suspekt: « Denn es ist unwahrscheinlich, daß er (der alte Andronikos) von den geheimen Plänen des Mitkaisers mit Kantakuzenos und den anderen bereits wußte, wie VAN DIETEN aaO. 1 3 8 f. annimmt. » Ich bleibe bei mei ner Ansicht, daß sogar Kantak. es nicht liebt, Geschichte durch unwahre Behaup tungen zu fälschen. Er hat dafür subtilere Methoden. Gregoras bezeugt ausdrück lich, daß der alte Kaiser am genannten Tag seinen Enkel herbeizitierte, um ihn zurechtzuweisen und zu ermahnen, seinen Fluchtplan aufzugeben (meine Übers. II 1, 37). Er war also über diesen Plan informiert. Es ist, da er seinen Enkel überwa chen ließ, unwahrscheinlich, daß er nicht gewußt hätte, mit wem sein Enkel Pläne schmiedete, denn daß er für einen solchen Plan Mitwisser haben mußte, war doch
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ERGÄNZUNG ZU BD. 11
wohl jedem von vorneherein klar. Es ist ebenfalls selbstverständlich, daß Androni kos d. Ä. die gefährlichen Freunde seines Enkels ausschalten wollte. Befremdlich ist also die obengenannte Forderung an sich überhaupt nicht, befremdlich ist höch stens, daß nach Namen von Männern gefragt wird, die sich inzwischen offen zu erkennen gegeben haben. Es ist m. E. abwegig, mit FK anzunehmen, daß die Forde rung nur vereinzelte, zweitrangige Anhänger des jüngeren Andronikos betraf und von Kantak. verallgemeinert sei. Es ging dem alten Kaiser natürlich nicht um ir gendwelche Mitläufer, die am 5. April nicht in Erscheinung getreten waren, sondern um die Rädelsführer, um Syrgiannes, um Kantakuzenos, um Synadenos. Die übri gen konnte man vernachlässigen. Die Forderung des alten Kaisers hat nur einen Sinn, wenn man darin einen Versuch sieht, den Enkel zur Preisgabe seiner wichtig sten Hintermänner zu veranlassen und dadurch zwischen ihn und ihnen einen Keil zu treiben. Ich bleibe also bei dieser Interpretation, die nicht unnötig eine durchaus plausible Mitteilung des Kantak. in Frage stellt.
Zu Anm. 101 «Nach Gregoras . . . hatten sowohl Syrgiannes als auch Kantak. ihre Statthalter schaften nicht vom Kaiser erhalten, sondern von mächtigen Männern um den Kai ser gekaufr. » Das schreibt Gregoras nicht, und es stimmt so auch nicht. Selbstver ständlich waren beide vom Kaiser ernannt worden, nur damit es dazu kam, hatten sie zuvor mächtige Mittelsmänner, also wohl Theodoros Metochites, «korrum piert» .
Zu Anm. 1 0 6 Hier werden die i n Anm. 9 8 geäußerten Zweifel noch verwickelter. Als der junge Andronikos nach dem 5. April für seine Anhänger Straffreiheit forderte, weigerte Metochites sich, diese Forderung dem alten Kaiser zu überbringen. Letzterer sagte laut Kantak. später, er hätte der Forderung entsprochen, wenn sie ihm nur über bracht worden wäre. Damit schob er die Schuld am Bürgerkrieg Metochites zu. Ich sehe keinen Grund, mit FK diese Mitteilung in Frage zu stellen ( (falls sie der Wirklichkeit entspricht» ), und noch weniger sehe ich darin eine Erhärtung der Vermutung, der alte Kaiser habe gar nicht die Absicht gehabt, die Freunde des Enkels zu bestrafen, und also wohl auch nicht nach ihren Namen gefragt. Wie kann die Aussage « Ich hätte auf Strafe verzichtet, wenn ich darum gebeten wäre» Straf absichten unwahrscheinlich machen? Die Darstellung des Kantak. ist konsequent, denn die Frage nach den Namen hätte ohne Racheabsichten in welcher Form auch immer gar keinen Sinn. Wozu aber eine Darstellung in Frage stellen, die, so wie sie von den Quellen geboten wird, nichts Unwahrscheinliches hat?
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EINLEITUNG
Zu Anm. 1 07 Hier geht es um den Vater des Johannes Kantakuzenos. Laut FK hätte ZAKYTHINOS: Mort:e I, 6 8 f. behauptet, der 21-jährige Vater des Kantak. sei im
J. 1308 Statthalter der Peloponnes geworden. Das ist nicht korrekt wiedergegeben. ZAKYTHINOS erwähnt das Alter des Vaters nicht. Er schreibt: « Le premier (gou verneur) . . . , etait . . . tres probablement petit-fils de Michel Cantacuzene qui fut tue . . . a Sergiana, et pere du futur empereur de Byzance. » Z. hat freilich Kantak. I 85,3 - 8 benutzt, denn er setzt die Amtszeit unseres Mannes auf acht Jahre und das von ihm erreichte Alter auf 29, aber das Geburtsjahr des Johannes Kantak. hat er dabei offensichtlich aus den Augen verloren. Dieses ist aber gewiß nicht mit 1308 zu vereinbaren. Schwieriger zu folgen ist der Auseinandersetzung mit NICOL. Zu des sen Ausführungen zur Sache heißt es: « Der Vater des Johannes müsse also späte stens (und auch frühestens, sollte man hinzufügen, wegen des Geburtsjahres des Johannes !) 1265 (oder richtiger Dezember 1264) geboren sein. » NICOL errechnet aber nicht, was sein muß, sondern was spätestens möglich sei. Er kommt auf 1295 für den Fall, daß man « accepts the identification of Michael Kantakuzenos (No. 12) as his grandfather (died 1264» > . Es geht hier aber um eine völlig falsch formulierte Bedingung. Michael No. 12 ist ein Mann, der laut Pachym. 1263 als Unteroffizier des Johannes Palaiologos in die Peloponnes entsandt wurde; der Mann, der im März 1264 fiel, ist ein Kantakuzenos ohne Vornamen, den wir aus der Chronik von Morea kennen und der nur in der aragonesischen Version dieser Chronik als Groß vater des Kaisers Kantakuzenos, ebenfalls ohne Vornamen, bezeichnet wird. Die Gleichsetzung dieser beiden Männer, die NICOL fraglich erscheint, hat aber nichts mit dem Problem zu tun, das uns hier beschäftigt. Für uns ist nur wichtig, ob die nähere Bestimmung des 1264 gefallenen Mannes durch die aragonesische Version zutrifft. Trifft sie zu und ist mit dem Kaiser Kantak. Johannes VI. gemeint, kann dessen Vater tatsächlich spätestens Dezember 1264 als postumus geboren sein, und Johannes selbst, da sein Vater mit 29 Jahren starb, ebenfalls als postumus späte stens 1295. NICOL versucht auf 1295 zu kommen, weil Gregoras Kantak. als « gleichaltrig» mit Andronikos d.}. bezeichnet, der 1297 geboren wurde. Dazu meinen FK: « Diese Theorie, die Vater und Sohn jeweils nach dem Tod des eigenen Vaters geboren werden läßt, ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil die Ereignisse auf der Peloponnes, an welchen der Vater des Johannes als Statthalter beteiligt gewesen sein soll, einem viel späteren Zeitpunkt anzugehören scheinen. » Nun hat zwar ZAKYTHINOS aus der aragonesischen Version der Moreachronik für die Jahre ca. 1308 - 13 1 6 einen Statthalter Kantakuzenos ermittelt, aber die Quelle liefert das von Z. konstruierte Verwandtschaftsverhälmis nicht mit. Die Gleichsetzung dieses Mannes mit dem Vater des Johannes Kantak. ist eine Unterstellung, für die Z. kein einziges Argument beibringt. Keine einzige Quelle also berichtet über irgendwelche Beteiligung des Vaters von Johannes Kantak. an irgendwelchen konkreten Ereignis-
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
sen auf der Peloponnes. Bei einem Kaiservater kommt das fast einem Beweis gleich, daß es eine solche von erwähnenswerter Bedeutung nicht gegeben hat. Die « spätere Zeit» hängt deshalb völlig in der Luft und ist als Argument absolut unbrauchbar. FK scheinen es auch für unwahrscheinlich zu halten, daß Vater und Sohn beide postum geboren wären. Das ist es natürlich nicht. Meine Eltern heirateten mit 27 (V.) und 22 (M.); meine Mutter war in den ersten 87 Monaten der Ehe 54 Monate schwanger, in welchen der Vater hätte sterben können; das bedeutet 62 % Chance auf ein postumes Kind. Bei den Eltern und Großeltern des Johannes Kantak. war es wohl nicht viel anders, und beide Väter fielen im Krieg. So besagt auch dieses Argument nichts. Weiter meinen FK, Kantak. hätte keine sentimentalen Gründe gegen ein Amt auf der Peloponnes einwenden können, wenn sein Vater 1321 schon 27 Jahre tot gewesen wäre und er ihn gar nicht gekannt habe. Dieses Argument sticht aus drei Gründen nicht: erstens ist es für Kantak. klar nur ein Vorwand, wie er selber sagt und der alte Kaiser auch durchschaut, zweitens gibt er zu erkennen, daß der Kaiser sich an Ernennung und Tod seines Vaters besser erinnern muß als er selbst, und drittens schiebt er besonders die peinlichen Erinnerungen seiner Mutter vor. Die Ansicht von FK, es bleibe kaum etwas anderes übrig, als 21 bei Kantak. in 41 zu emendieren, ist deshalb unhaltbar, und das nicht nur, weil Johannes Kantak. anscheinend der einzige Sohn, oder besser das einzige überlebende Kind war. Die Zahl 21 ist überliefert, und alles andere, was vorgebracht wurde, sind reine Unter stellungen. Mit der eventuellen Großvaterschaft des 1264 gefallenen Anonymus Kantakuzenos und dem ungefähren Geburtsdatum des Johannes Kantak. läßt sich die Zahl 21 problemlos in Einklang bringen. Da verbietet sich jede Emendation. Übrigens ist noch zu bemerken, daß die « Gleichaltrigkeit» des Kantak. mit Andro nikos d.]. keineswegs dazu zwingt, um, ausgehend von 1264, seine Geburt so spät wie möglich anzusetzen. Über die Gleichaltrigkeit liegt nur eine Aussage bei Grego ras vor (1 301,15 f. ; meine Übers. II, 1,31), und diese ist dehnbar. Erzählend, wie Joh. Kantak., Theodoros Synadenos und Alexios Apokaukos in die geheimen Absprachen zwischen Syrgiannes und dem jungen Andronikos eingeweiht werden, notiert Gregoras, daß die beiden ersteren (im Gegensatz zu Apokaukos) mit dem Ks. verwandt, Kantak. außerdem (im Gegensatz zu Synadenos) im gleichen Alter mit ihm und mit ihm befreundet war, während Synadenos im gleichen Verhältnis zu Andronikos' Vater gestanden hätte. Die Gleichaltrigkeit ist also relativ zum Genera tionenunterschied zwischen Vater und Sohn. Da kann man auch bei einem Unter schied von bis zu fünf Jahren wohl noch von « im gleichen Alter» reden. Für einen früheren Ansatz der Geburt des Joh. Kantak. - also vor 1295 - spricht folgendes: Dieser bezeugt selbst, daß er und Syrgiannes, mit dem zusammen er militärisch ausgebildet wurde, am gleichen Tag ihren ersten militärischen Einsatz hatten (I 334,9 f.). Syrgiannes kann aber kaum nach 1292 geboren sein (s. Bd. II 1, 125). Da militärische Einsätze gegen die Türken (es ging gegen Türken, s. Kantak. I.c.) in
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EINLEITUNG
jenen Tagen nicht gerade selten waren, ist anzunehmen, daß beide zur gleichen Zeit mit der Ausbildung fertig waren, also diese wohl auch zugleich begonnen haben. Das spricht für eine größere Gleichaltrigkeit des Kantak. mit Syrgiannes. Ich neige jetzt also dazu, Kantakuzenos' Geburt eher 1293 zu datieren. Weiter möchte ich noch betonen, daß Kantak. seine Mutter sagen läßt, die Peloponnes habe ihn zum Waisen(kind) gemacht. (FK respektieren m . E. mit der Übersetzung, die Peloponnes habe ihn eines so geschätzten Vaters beraubt, nicht genügend den Wortlaut des gr. Textes: (EilE) "tOLO\rcOU lta"tQo�
Zu Anm. 1 1 1 « Nach Gregoras benachrichtete Gerasimos den Mitkaiser mündlich, nicht durch einen Zettel, wie van Dieten schreibt.» Wer gut liest, erkennt leicht, daß ich in Anm. 60, II 1, 141 Gregoras nicht falsch interpreriere, sondern mit Kantak. kombi niere. Greg. schreibt (in meiner Übers. II 1, 39): « Darum entschloß er (Andronikos H.) sich, ihn (Andronikos 1lI.) festzunehmen. Er weihte Patriarch Gerasimos in das Geheimnis ein . . . Dieser lief sofort zum jungen Andronikos und offenbarte ihm das , Geheimnis. » Eine mündliche Mitteilung ist wohl die naheliegendste Interpretation dieser Stelle, wird aber nicht ausdrücklich bezeugt. Da nun, wie ich in Anm. 60 dem Leser darlege, Kantak. von einer Benachrichtigung durch einen Zettel spricht, und ich es für weniger wahrscheinlich halte, daß unsere beiden Historiker über zwei verschiedene Warnungen sprechen, habe ich mir erlaubt und erlaube mir weiterhin, «er lief hin» metaphorisch zu nehmen, umsomehr da ein Patriarch, dazu ein tod kranker, meistens nicht gleich selbst fortrennt. Ich gestehe aber, daß der Ausdruck « laut Gregoras rührte der Zettel vom Patriarchen» etwas stark komprimiert und dadurch, beim Wort genommen, mißverständlich wirken kann.
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ERGÄNZUNG ZU SD. II
So wirkt z. B. auch die komprimierte Erläuterung der Indiktionenzyklen durch FK in Anm. 1 12 mißverständlich. Es soll nicht heißen: « 1 5 Jahren (älter: 5 Jahren)" und sie « begannen mit dem Jahre 3 12 (oder nach Seeck 297) >>, sondern: Die Indik tionenzyklen wurden 287 als 5-jährige Steuerzyklen, zuerst in Ägypten, eingeführt und 3 1 3 mit Rückwirkung ab 312 in 15-jährige Zyklen umgewandelt.
Zu Anm. 1 23 (vgl. Anm. 29) Hier zu widersprechen, liegt mir am meisten am Herzen. Ich habe Bd. 11 1 Anm. 27 und 70 nachgewiesen, daß die seit Binon übliche Gleichsetzung der Groß domestikissa Eugenia Palaiologina, die laut Kantak. im ]. 1321 eine Gesandtschaft zum jungen Andronikos übernahm, mit der Mutter des Syrgiannes, die laut Grego ras im gleichen Jahre zu ihrem Sohn gesandt wurde, ein Irrtum ist. Für eine Widerle gung meiner Beweisführung stehe ich offen, aber sie muß etwas taugen. FK bringen einen Widerlegungsversuch, der diese Bedingung, wie ich zeigen werde, in keiner Weise erfüllt. Vorab sei noch bemerkt, daß meine diesbezüglichen Ausführungen keineswegs von PARISOT oder BOSCH vorweggenommen wurden, wie FK andeuten. PARISOT behauptet, Syrgiannes habe die zu ihm gekommene Gesandtschaft nach Adrianopel weitergeschickt; das steht in keiner Quelle, und ich behaupte gerade das Gegenteil. BoscH bringt alles durcheinander, indem sie die Gesandtschaft nach Selymbria nach der zu Adrianopel ansetzt und Eugenia Palaiologina=Mutter des Syrgiannes Anfang Juni über Selymbria nach Rhegion reisen läßt. Ein größerer Gegensatz zu meiner Darstellung der Ereignisse ist kaum denkbar. Gegen meine These nun bringen FK vor: « a) Es ist sehr wahrscheinlich, daß Gregoras in seinem stark verkürzten Bericht zwei Gesandtschaften (a) Theoleptos, (b) Mutter des Syrgiannes vor Augen hat. Darauf weist jedenfalls der Plural l"tQW ßELaL (I 320,23) hin; denn Gregoras benutzt sonst das Wort im Singular . . . » Für letzteres wird eine ganze Reihe von Beispielen angeführt. Hier nun machen FK einen sehr schlimmen Interpretationsfehler. Die Stelle 320,23 (l"tQEoßELm) kann ganz eindeutig nicht auf die gemeinsame Gesandtschaft des Theoleptos und der Mutter des Syrgiannes nach Selymbria bezogen werden, wovon 320,4 ff. (Übers. 11 1 ,4l f.) die Rede ist. Daß dies eine gemeinsame Gesandtschaft war, unterliegt nicht dem ge ringsten Zweifel. Gregoras schreibt: « Leiter der Gesandtschaft war Theoleptos . . . mitgesandt (wörtlich gesandt wurde auch) die Mutter des Syrgiannes. » Die Ge sandtschaft hatte zum Ziel, den Aufmarsch des bis Selymbria vorgerückten Syrgian nes aufzuhalten, und erreichte das auch. «Die Anwesenheit des Bischofs von Phila delphia beschämte Syrgiannes, und die Bitten seiner Mutter zermürbten ihn gewis sermaßen, und so kehrte er zum Kaiser, der sich in Orestias aufhielt, zurück." Danach fährt Gregoras fort: « Dorthin kamen nun also die Gesandtschaften des alten Kaisers . . . " . Da FK selbst bezeugen, daß Gregoras das Wort l"tQEoßELa im Singular verwendet, « auch wenn es sich um Gesandtschaften von mehreren Perso-
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E1NLE1TIlNG
nen handelt», brauche ich hier nicht mehr nachzuweisen, daß der Plural von 320,23 nicht auf die gemeinsame Gesandtschaft der beiden genannten Personen nach Se lymbria bezogen werden kann. Diese Gesandtschaft wird auch nicht plötzlich mit anderen späteren zusammengenommen, denn Gregoras bezeugt mit keinem Wort, daß er sie einschließen will. Eine solche Interpretation wäre reinste Willkür, scheint aber von FK auch nicht beabsichtigt zu sein, da sie die gemeinsame Gesandtschaft in a und b aufteilen. Gregoras spricht also 320,23 ohne jeden Zweifel nur über Ge sandtschaften, die nach der Selymbria-Mission des Theoleptos und der Mutter des Syrgiannes erfolgten. Wer das nicht einsehen will, dem ist nicht zu helfen. Argument b von FK: « Das Motiv, das van Dieten Kantak. für das Verschweigen der Gesandtschaft zuschreibt . . . ist nicht überzeugend. » Dieses Motiv hat mit der Beweisführung nichts zu tun. Ich suche erst nach Motiven, nachdem ich auf ande rem Wege einen Beweis erbracht habe. Weiter wäre es « kaum plausibel anzuneh men, daß Kantak. den ganzen Verlauf der Beratung von Adrianopel retuschiert habe, um diese angebliche erste Gesandtschaft des Kaisers zu verschweigen. » Das heißt die Sachen auf den Kopf stellen. Gregoras berichtet über den Aufmarsch eines Heeres unter der Führung des Syrgiannes bis Selymbria spätestens vom 26.- 30. April und dazu, wie dieser Aufmarsch vor allem durch die Mutter des Syrgiannes angehalten wurde. Es ist wider alle Vernunft anzunehmen, daß Gregoras diesen Aufmarsch erdichtet und erlogen hätte. Er erlebte alles aus nächster Nähe mit und hat nicht den geringsten Grund zu lügen. Kantak. verschweigt qJ.anches, was ihm nicht paßt, z. B. daß der junge Andronikos Syrgiannes eidlich die Stellung eines Paradynasteuon zugesichert hatte (was FK Anm. 31 akzeptieren), daß der junge Andronikos und seine Anhänger am 5. April 1321 bewaffnet zum Prozess erschie nen (s. ebd. Anm. 78), daß der alte Kaiser an diesem Tag seinem Enkel die Nachfol ge eidlich versprach (ebd. Anm. 97) usw. Kantak., der Schreiber von apologetischen und dem Eigenlob dienenden Memoiren, hat jede Menge Gründe zu « lügen» durch Verschweigen, und er tut es ausgiebig. Deshalb hat jeder Historiker aufgrund nor maler Quellenkritik hier einfach die Tatsache festzustellen, daß Kantak. den Auf marsch, über den Gregoras berichtet, totschweigt. Über das Motiv kann man disku tieren, über die Tatsache selbst nicht. Damit würde man den Boden gesicherter historischer Methoden verlassen. Ganz allgemein ist das Motiv selbstverständlich, daß Kantak. die Rolle des Syrgiannes, des eigentlichen Initiators der ganzen Unter nehmung, herunterspielen will. Die Konkretisierung dieses Motivs, in der Art, wie ich sie gegeben habe und wie sie FK nicht überzeugend finden, ist weniger wichtig, läßt sich aber m. E. nicht so einfach von der Hand weisen. Es ist doch unwahr scheinlich, daß Syrgiannes seinen Aufmarsch nicht mit dem jungen Kaiser abge stimmt hätte. Der Vormarsch liefert also einen weiteren Nachweis für den Einfluß, den Syrgiannes anfänglich auf ihn hatte und der nichts Verwunderliches hat, denn von Syrgiannes war alles ausgegangen. Das ist es aber, was Kantak. nicht wahrha-
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
ben will, genau so wenig wie die eidliche Verpflichtung, die Andronikos Syrgiannes gegenüber eingegangen war und unter seinem Einfluß nicht einhielt. Weiter argumentieren FK: «außerdem tritt Syrgiannes, der Ende April auf die Bitten des Theoleptos und seiner Mutter (gemeinsam!) hin eingelenkt, den Vor marsch gegen Konstantinopel abgebrochen haben und nach Adrianopel zurückge kehrt sein soll, als eifriger Unterstützer der Idee eines Feldzuges gegen Kpl auf (Kantak. I 99) ; seine Haltung nennt VAN DIETEN aaO. einfach widersprüchlich.» Zu allererst zum Zwischensatz « der . . . soll» : dieser steht, wie bereits gesagt, im Widerstreit mit jeder vernünftigen Quellenkritik. Wenn man diese Nachricht des Gregoras nicht zu akzeptieren wünscht, soll man das klar sagen, denn dann ist jedes weitere Diskutieren überflüssig. Gregoras fantasiert dann, die Rolle der Mutter des Syrgiannes ist dann ein Teil dieser Fantasie, also nichts Reelles, und damit fällt auch jede Basis weg, sie mit der Eugenia Palaiologina gleichzusetzen. Wer aber Gregoras, der aus der Sicht der Hauptstadt schreibt, wo er die ganze Zeit anwesend war, solche Nachrichten nicht glaubt, dem sind keine Grenzen mehr gesetzt, aus den Quellen beliebig alles zu streichen, was ihm nicht paßt. Bleibt also vom ganzen Argument b nur der Widerspruch zu lösen, daß Syrgiannes ursprünglich Kpl neh men wollte, sich dann von seiner Mutter zur Umkehr bewegen ließ und (laut Kan tak., dem ich übrigens glaube) danach wieder für die Eroberung der Hauptstadt eintrat. Natürlich liegt hierin ein Widerspruch, den ich nur angedeutet habe, ohne eine Lösung vorzuschlagen. Ein Widerspruch im Handeln des Opportunisten Syr giannes ist aber ein schlechtes Argument, um damit klare Aussagen unserer Histori ker zu bekämpfen. Gregoras betont, daß man seiner Mutter großen Einfluß auf ihn zuschrieb, so daß es leicht verständlich ist, daß er sich erweichen ließ. Er wäre jedoch nicht der einzige, der mal seiner Mutter zuliebe in einer wichtigen Sache nachgab, um es bald zu bereuen und rückgängig zu machen. Außerdem hatten die Gesandten aus Kpl in Selymbria sehr wahrscheinlich nicht klargemacht, daß der alte Kaiser in den angebotenen Verhandlungen nicht zum Abdanken bereit sein würde, so daß Syrgiannes' Rückkehr zum Eroberungsplan auch damit erklärt wer den kann, daß dies erst in Adrianopel von Theoleptos und Kallikrenites klargestellt wurde. Schließlich meinen FK: « c) Man kann sich schwer vorstellen, daß die von Grego ras als Gesandte des alten Kaisers erwähnten Personen nur mit Syrgiannes verhan delten; denn das von Gregoras erwähnte Treffen dieser Gesandten mit dem Kaiser in Adrianopel stellt van Dieten in Abrede.» Nun, ein Treffen der genannten Gesand ten mit dem Kaiser in Adrianopel wird, wie oben gezeigt, von Gregoras überhaupt nicht erwähnt und kann deshalb von mir auch nicht in Abrede gestellt sein. In Abrede gestellt habe ich nur die unbegründete Behauptung in der modemen Histo riographie, daß Syrgiannes Theoleptos und seine Mutter nach Adrianopel weiterge schickt hätte. Diesem Argument liegt wohl wieder die oben besprochene Fehlinter-
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EINLEITUNG
pretation von 320,23 zugrunde. Daß in Selymbria nur mit Syrgiannes verhandelt wurde, ist logisch; es war kein anderer Gesprächspartner da. Über die eigentliche Beilegung des Konflikts konnte man mit ihm nicht unterhandeln, und das war also auch sicher nicht beabsichtigt. In Selymbria sollte nur die Katastrophe eines An griffs auf Kpl verhindert werden, und das einzige Mittel dazu war natürlich ein Verhandlungsangebot, das Syrgiannes akzeptabel gemacht werden mußte. Das ge lang. Damit hatten Theoleptos und Syrgiannes' Mutter ihren Auftrag erfüllt und konnten der Stadt die befreiende Nachricht überbringen. Danach erst erfolgten die Gesandtschaften, die in direkten Verhandlungen mit dem jungen Kaiser den Kon flikt lösen sollten. Dabei hat man auf den Einsatz der Mutter des Syrgiannes ver zichtet, sie wurde nicht mehr benötigt. Zum weiter entfernten Adrianopel gingen nur zwei Männer, die Kaisertante Eugenia Palaiologina übernahm die Sache erst, als der Kaiser im nahen Rhegion lagerte. Merkwürdigerweise beschließen FK ihre Ausführungen mit der Feststellung, Bi nons Annahme, Eugenia Palaiologina sei mit der Mutter des Syrgiannes identisch, bleibe eine reine Hypothese. Das ist sie natürlich nicht, wenn man leugnet, daß Gregoras I 320,7 ff. über eine von Kantak. verschwiegene Gesandtschaft spricht und diese von Gregoras erwähnte Gesandtschaft mit der der Eugenia Palaiologina nach Rhegion gleichsetzt, wie BINON und andere es getan haben. Es ist dann eine logische Folgerung aus der Gleichsetzung der Gesandtschaften, die aber selbst keine Hypothese, sondern eine Fehlinterpretation der Quellen ist. Solange nichts Besseres gegen meine Ausführungen Bd. II 1 Anm. 27 und 70 vorgebracht wird, bin ich so frei, diese unverkürzt als wichtige Richtigstellungen zur Episode April-Juni 1321 aufrechtzuerhalten. Also Eugenia Palaiologina war nicht die Mutter des Syrgiannes, Syrgiannes d. Ä. ist aus der Liste der Großdomesti koi zu streichen, Kantak. fälscht durch Verschweigen wichtiger Vorgänge die Ge schichte unmittelbar nach dem 19. April 1321. (Wir werden übrigens unten in diesem Band in Anm. 27 sehen, daß er für das Jahr 1341 auf ähnliche Art eine noch schlimmere Geschichtsfälschung betreibt, die man ihm bis jetzt auch abgenommen hat.)
Zu Anm. 126 Es scheint mir gewagt, aus Kantak. I 1 00,17 zu schließen, daß Andronikos Pa laiologos schon zu diesem Zeitpunkt (Mai 1321; vor dem Vertrag von Rhegion) den Titel Großstratopedarch trug, und zwar ehrenhalber neben dem Großstratope darchen Manuel Tagaris. Mir ist kein Parallelfall solcher Titelverleihung bekannt. Es handelt sich m.E. auch hier um die Vorwegnahme eines Titels durch Kantak., den unser Mann erst nach « Rhegion» erhielt, als Tagaris Strategos von Philadelphia geworden war (Sommer 1321, s. KURUSES: Gabalas S. 286).
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ERGÄNZUNG ZU SO. II
Zu Anm. 136 Hier nehmen FK Stellung gegen meine Berechnung, daß der junge Andronikos frühestens im letzten Drittel des Mai von Adrianopel nach Kpl aufbrach (Bd. II 1 , 146) . Das hängt natürlich mit der Ablehnung meiner Darstellung der Gesandt schaftsgeschichte zusammen, s. ob. zu Anm. 123. Es soll aus der Sicht von FK die Gesandtschaft des alten Kaisers nach Adrianopel so nahe wie möglich an den von Gregoras genannten Zeitpunkt der Selymbriagesandtschaft herangerückt werden, damit man beide zusammenlegen kann. Und da der junge Kaiser bald nach der Gesandtschaft des Theoleptos und Kallikrenites abmarschierte, muß man ihm für die Strecke Adrianopel-Rhegion fast fünf Wochen gönnen. Da die Zusammenle gung falsch ist, kann man auch diese weitere Unwahrscheinlichkeit ad acta legen.
Zu Anm. 137 Es stimmt nicht, daß ich der Hypothese, Eugenia Palaiologina sei identisch mit der Mutter des Syrgiannes, mit einer m. E. plausibleren entgegengetreten bin. Es geht hier um zwei paar Schuhe. Ich habe bewiesen, daß die genannte Gleichsetzung keine irgendwie begründete Hypothese, sondern das Produkt einer Fehlinterpreta tion der Quellen und deswegen ohne jede Basis ist. Erst danach habe ich eine nähere Bestimmung der Eugenia Palaiologina versucht, und dafür ist nicht die oben bespro chene Gesandtschaftsgeschichte, sondern eine Zusammenstellung anderer Daten der Ausgangspunkt. Übrigens wird in dieser Anm. einfach vom Großdomestikos Syrgiannes gesprochen, als ob er diesen Titel nicht nur der (falschen) Gleichsetzung seiner Frau mit Eugenia Palaiologina verdanke. So heißt es ja auch schon in Anm. 29 über Syrgiannes d.]. ohne Vorbehalt: « Seine Mutter war Eugenia Palaio logina».
Zu Anm. 154 Nur beiläufig sei erwähnt, daß die hier vorgebrachte Etymologie von Didymotei chon doch wohl nicht stimmt, s. SA MOTHRA KI S, Lexikon tes Thrakes s. n. Das Werk wird von FK in ihrer Literaturliste nicht genannt, obgleich sie es öfter nur mit Namen des Autors und Seitenangabe anführen. S. auch Ph. A. GIANNOP UL OS: Didymoteichon. Geschichte einer byzantinischen Festung, Diss. Köln 1975, S. 6 f. und Anm. 25-27.
Zu Anm. 155 Man kann nicht sagen, daß die Stelle Kantak. II 222,14 ff. bisher mißverstanden und erst von L OE NE RTZ und, unabhängig von ihm, von mir korrigiert wurde. Sol ches habe ich auch nicht behauptet. Nicht mißverstanden haben sie z.B., um nur zwei Beispiele zu nennen, LEME RLE: Kutlumus S. 85 und WEI SS: Kantak. S. 14 mit
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EINLEITUNG
Anm. 83. Ich habe auf die Fehlinterpretation von PAPADOPULOS und D Ö LGER, LOENERTZ auf die von DÖLGER hingewiesen. Aber weder LOENERTZ noch, soweit mir bekannt, sonst jemand in der modemen Byzantinologie hat die Stelle für die Genealogie des Kantak. benutzt. Und nicht die Korrektur einer Fehlinterpretation, sondern einfach die Lektüre der genannten Stelle führt zur Identifizierung der Ur großmutter des Kantak. Das sah, wie ich erst jetzt bemerkte, schon vor fast dreihun dert Jahren der gelehrte Arzt Ioannes Comnenus aus Bukarest, der 1 699 eine Vita Ioannis Cantacuzeni verfaßte (ed. Ch. LOPAREV, St. Petersburg 1 8 8 8 , mir nicht zugänglich; s. dazu NICOL: Kantak. S. XVII), wofür er laut NICOL die Werke von Greg. und Kantak. benutzte. Zur Mutter des Johannes Kantakuzenos notiert NICOL S. 31 Anm. 57: « John Comnene, Vita p. 4, makes her a granddaughter of the sister of Michael Palaiologos » . Es ist NICOL offensichtlich entgangen, woher der gelehrte Rumäne dies hatte. Er kann es m. E. nur dem Werk des Kantak. selber (11 222,24- 223,2) enmommen haben, wo auch ich es, gleichsam auf offener Straße, aber bisher übersehen, fand. Übersehen wurde auch die von HEISENBERG: Palaiolo genzeit S. 1 1 edierte Randnotiz aus dem Pachymerescod. Mon. gr. 442 fol. 1 0 e (zu 1 292,9 ed. Bonn.), wo es heißt: « Mit Martha meint er die Gattin des . . . Nikephoros Tarchaneiotes, die Schwester des Kaisers, die Urgroßmutter unseres mächtigen . . . Kaisers Johannes Kantakuzenos.» Vgl. jetzt FAILLER in seiner Pachymeresausg. 11 3 8 0 Anm. 2 und meine Bespr. BZ 1 987. Der Vollständigkeit halber möchte ich hier abschließend noch notieren, daß die Mutter des Kantak. in ihrer Schenkungsurkun de für das Kutlumuskloster, ed. LEMERLE, Paul: Actes de Kutlumus (Archives de l'Athos, 11), Paris 1945, S. 8 5 - 8 7 Z. 9 - 1 2 schreibt, daß sie wie ihre Mutter ihren Mann verlor, daraufhin aber nicht wie diese ins Kloster ging.
Zu Anm. 192 FK zitieren 21 Zeilen Gregoras « in Anlehnung an die Übersetzung van Dietens» . Es wurde folgendes geändert: aus « fesmehmen würden » wurde «festnähmen » , « weißen» vor Schafen wird ausgelassen, obgleich es im Gr. dasteht, aus « bei festen Überlegungen verharren» wurde « zu sicheren Schlüssen gelangen» (gr. IlEvEW Erd ßEßClLOll;; 'toi:� A.OYL(Jlloi:�), aus « Angst und Furcht» : « Furcht und Angst» , aus '« seine vertrautesten Leute» : « seine engsten Vertrauten» (gr. 'tWV ObtELO't(lLWV), aus (der Auslieferung) «zuvorkommen» : ( . . . ) « entrinnen» (gr. ovx äv cp1'}avoL� :rtQOÖEÖOIlEVO�) .
Zu Anm. 201 Bd. 11 1 , Anm. 129 stelle ich einen Widerspruch fest zwischen dem, was Kantak. I 1 54,7ff. über seine eigene Rolle beim Frieden von Epibatai schreibt, und dem was er dazu I 422,2 - 13 und 423,4 - 12 vorbringt. Es stimmt, daß ich es unterlassen
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ERGÄNZUNG ZU BD. Il
habe, darauf hinzuweisen, daß das an den beiden letzten Stellen Gesagte keine direkte Äußerung des Kantak. selbst ist, sondern das, was die Anhänger des jungen Kaisers laut Kantak. sagen würden, wenn dieser nach der Niederlage bei Philokrene die Macht wieder in die Hände seines Großvaters legen würde. Und das wäre u. a. eine Verurteilung der Verträge von Rhegion und Epibatai gewesen, die Kantak. vorher als von ihm selbst inspiriert dargestellt hat. Kantak. trägt diese zu erwarten den Vorwürfe dem Kaiser vor, um ihn von seinem gen. Vorhaben abzuhalten. Die Art und Weise, wie er das tut, läßt mich auch weiterhin nicht daran zweifeln, daß er hier, wenn auch indirekt, seine wahre Meinung über die genannten Verträge aus spricht. Mit Recht kann man aber beanstanden, daß ich aaO. geschrieben habe, Kantak. mache dabei Andronikos allein für diese Friedensschlüsse verantwortlich. Er tut es zwar innerlich, aber sagt es nicht. Tatsächlich läßt er die Anhänger ihre Vorwürfe gegen den jungen Kaiser und ihn selbst richten und nimmt damit, auch an diesen Stellen, die Verantwortung für « Rhegion» und « Epibatai» mit auf sich. Das ist aber nur Höflichkeitsmasche und Hervorkehren der eigenen Friedensliebe, um dem alten Kaiser den ganzen Bürgerkrieg anzulasten, kein Beweis, daß Kantak. die Verträge von Rhegion und Epibatai je wirklich gewollt oder für vernünftig gehalten hätte. Er wollte sie nur, weil beim jungen Kaiser jeweils nicht mehr zu erreichen war, und er war anpassungsfähig genug, sich scheinbar voll und ganz hinter seinen « Freund» zu stellen. Er war jedoch von Anfang an, wie andere Grundbesitzer in Thrakien, nur am Sturz des alten Kaisers (vermutlich sogar an dem des Palaiologen hauses überhaupt) interessiert und konnte deshalb « Rhegion» und « Epibatai» nicht wirklich wollen, die das eigentliche Ziel der 1321 begonnenen Revolte immer nur hinausschoben.
Zu Anm. 240 Abweichend von BURMOVS und DÖLGERS Datierung der Ehe Michael Sisman Theodora Palaiologina « nicht vor September 1 325 » setzen FK diese Eheschließung 1324 an, und zwar vor d. 16. August (Todesdatum der ersten Gattin Andronikos III.). Sie lehnen deshalb auch meine Datierung dieser Heirat nach der serbisch byzantinischen Hochzeit Stephan III. Uros - Maria Palaiologina ab. Ihre Argumen te: die angebliche Chronologie des Kantak. und das Wörtchen « gleich» (sofort) bei Gregoras I 3 9 1 ,2. Aus Kantak. ergibt sich aber kein klarer Anhaltspunkt für eine so frühe Datierung. Dieser berichtet I 1 72,7 ff. über die Thronbesteigung Michaels und deren Folgen und ist S. 1 8 8,2 mindestens sehr weit in das Jahr 1324 gekommen, denn die Offensive Michaels nach der Vertreibung Vojslavs kann nicht vor dem Sommer 1324 erfolgt sein (s. Kantak. 179,5 f.). Ab S. 1 8 8,2 (wo ein neuer Absatz angebracht wäre) bringt Kantak. dann einen Bericht über Skythen ( Mongolen) einfälle in den Jahren 1320- 1323 (4) . Chronologisch bedeutet das einen Rückgriff auf die Zeit unmittelbar nach der Thronbesteigung Michaels ( 1323). Einen ähnli=
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EINLEITUNG
ehen Rückgriff kann man für S. 193,18 zumindest nicht ausschließen. Es geht in dem nun folgenden Bericht (193,18 -206,1) um die Krönung und die Heirat des jungen Kaisers, die zusammenhängend behandelt werden; der Bericht reicht bis in den Oktober 1326 (und wenn man den « Ausläufer» desselben, 206,1 -208,23 hinzunimmt, bis in das Jahr 1327). Nur der ganze Bericht ist als chronologisch eingeordnet zu betrachten, nicht eine unabdingbare Mitteilung am Anfang, die nur den Auftakt dazu bildet. Die Behauptung « nach der Chronologie des Kantak. fällt die Ehe . . . vor d. 16. August 1324» ist also einfach nicht wahr, da sie die Arbeits methode des Historikers mißachtet. Ein konkreter Anhaltspunkt, der weiter geht als « vor Oktober 1326» läßt sich für unsere Eheschließung aus Kantak. nicht ermit teln. Bleibt « sofon» bei Gregoras. Dieser schreibt aaO.: « Als dieser (Michael) die Herrschaft über die Bulgaren erlangte, strebte er auch sofon eine vornehmere Ehe an. Deswegen verstieß er . . . » usw. Gregoras sagt also nicht, daß Michael sofort Theodora heiratete, nur daß er sofon danach strebte; die Zeit bis zur Verwirkli chung dieses Plans gibt er nicht an. Außerdem ist Ein'hJ� bei Historikern einigerma ßen dehnbar. Auch hier also kein klarer Anhaltspunkt zur Datierung. Dafür hatten BURMov und DÖLGER wohl einen solchen. In einer Urkunde vom September 1325 bezeichnet Andronikos 11. Michael nur als den geliebten Sohn seiner Majestät (wie üblich), in einer Urkunde vom September 1327 als seinen geliebten Sohn und Schwiegersohn. FK meinen: « So kann das aus den genannten Urkunden gewonnene argumentum ex silentio gegen das implizite Zeugnis beider Historiker nicht den Vorzug haben. » Es gibt aber bei den Historikern kein Zeugnis für 1324, und das argumentum e silentio ist wegen der Korrektheit der byzantinischen Kanzlei ein sehr starkes. Zusätzlich sei noch notiert, daß FK die Heirat Michaels als Abwehr mittel gegen den Druck der Byzantiner bezeichnen, das wirksamer gewesen wäre, wenn die Heirat als Fait accompli präsentien worden wäre und nicht als ein Pro jekt, das von den Byzantinern hätte verworfen werden können. Das entspricht nicht der Darstellung bei Kantak. I 1 77,24 H. Es stimmt, daß Michael die Ehe benutzt, um Byzanz zu bewegen, auf einen Einfall in sein Gebiet zu verzichten. Das gibt er aber vor der Eheschließung dem jungen Kaiser zu erkennen und er wird in Byzanz auch so verstanden, s. Kantak. I 1 86,19-25. Andronikos d.}. versammelt trotzdem ein Heer, aber nur für den Fall, daß Michael seine Heiratsandeutung nicht wahr macht, ebd. 1 8 6,25 - 1 8 7,6. Inzwischen kommt aber die Mitteilung, daß die Ehe bereits vollzogen sei ( 1 8 7,6- 13), und wie vereinban, schließt der junge Kaiser nun Frieden ( 1 8 7,17- 1 8 8,2). Die Ehe entsprach also ganz den byzantinischen Wünschen, und es ist deshalb um so mehr völlig unwahrscheinlich, daß in der Urkunde vom Sep tember 1325 die Bezeichnung « geliebter Schwiegersohn» ausgelassen oder verges sen wäre. (Die Urkunde ist im Original erhalten, s. DÖLGER: Reg. 253 8 ) . Bleiben wir also bei der Datierung « nicht vor September 1325 », die keine reine Hypothese ist, sondern als einzige ein Fundament in einer (primären) Quelle hat.
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
Zu Anm. 267 Zu OSTROGORSKY'S Ansicht über die Kaisersalbung in Byzanz habe ich in meiner Besprechung von OSTROGORSKY: Zur byzantinischen Geschichte, in: Südostfor schungen 33 ( 1974) 489-49 1 mit einigen Hinweisen auf Niketas Stellung genom men; sie sind sowohl von NICOL: Kaisersalbung, in: BMGS 2 (1 976) 37f. wie hier von FK übersehen worden. Weder O STROGORSKY noch NICOL haben alle Stellen aus Niketas, der Hauptquelle für die Datierung der Salbung, berücksichtigt.
Zu Anm. 283 E s stimmt, daß ich leichtfertig Anna von Savoyen auf ihrer Seereise nach Byzanz, Herbst 1325 - Februar 1326, seekrank gemacht habe. Kantak. I 204,15 spricht nur von "tfi "tE xu"tu "tov JtAOÜV "tuAaLmogCc;r, d. h. von den Strapazen während der Fahrt; Seekrankheit kann davon einen Teil ausgemacht haben, muß es aber nicht.
Zu Anm. 298 Nach dem Tode des Kaisars Johannes Palaiologos am serbischen Hof entbot der byzantinische Kaiser Gesandte dorthin, darunter Gregoras. Die Gesandtschaft wur de früher 1327 datiert, s. DÖLGER: Reg. 2562. Ich wies Bd. II 1, Anm. 158 nach, daß sie 1326 anzusetzen ist; dem stimmten BEYER: Chronol. Greg. S. 132f. und LEONE: Greg. Ep. 32a132b zu. FK bleiben bei 1327, leider ohne jedes Argument. Fehlende Argumente kann man nicht widerlegen.
Zu Anm. 3 14 FK sehen einen Widerspruch zwischen Kantak. I 220,5 f., wo der junge Kaiser sagt: « Ich kam unaufgefordert nach Byzanz» (nämlich, um dem belagerten Prusa zu Hilfe zu eilen, das aber ohne Hilfe blieb und im April 1326 von den Türken eingenommen wurde) und I 204,21, wo es heißt, daß Andronikos d.). erst Anfang Oktober 1326 nach Kpl zurückkehrte. Ich sehe da keinen Widerspruch. S. 204 erzählt Kantak., wie Andronikos nach der Ankunft seiner Braut Anna von Savoyen im Februar 1326 (trotzdem) Kpl verließ, weil Anna (doch) krank war und weil er in den thrakischen Städten zu tun hatte. Dort blieb er bis Anfang Oktober, um dann für seine Hochzeit in die Hauptstadt zurückzukehren. S. 220 ist nicht von einer Rückkehr die Rede, sondern von einem Kommen, um vom Großvater Erlaubnis zu erbirten, Prusa zu helfen. Die Bitte wurde abgelehnt, wonach Andronikos natürlich wieder verschwand. Es handelt sich also um einen flüchtigen «Besuch» in Kpl, den Kantak. S. 204 vernachlässigt, weil er keine nennenswerte Unterbrechung des Auf enthalts in Thessalien darstellte. Man kann übrigens auch nicht ausschließen, daß Andronikos kurz vor oder im Februar 1326 nach Kpl gekommen war, um eine Hilfsexpedition nach Prusa vorzuschlagen. Das läßt sich sehr wohl mit der Einnah me von Prusa im April vereinbaren.
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EINLEITUNG
Zu Anm. 328 Hier scheint FK ein merkwürdiger Lapsus unterlaufen zu sein. «Die Kontakte des alten Kaisers mit dem Serbenkral . . . d.]. 1327 zwecks eines Bündnisses stellen nach van Dieten Greg. II 1, 1 95 die Reaktion . . . auf . . . Cernomen dar. Nach Gregoras I 390 war das Gegenteil der Fall. » Gregoras spricht I 390 überhaupt nicht über Kontakte des ]. 1327, sondern über solche vom ]. 1325, und von einem Bündnis ist hier überhaupt nicht die Rede. Zeuge für ein Bündnis Andronikos' II. mit dem Kral nach « Cernomen» ist an erster Stelle Kantak., wie ich aaO. gezeigt habe. Gregoras erwähnt erst I 3 94, 17 f. Briefe JtEgL (J1J!l!lax(a�, als Andronikos d.]. schon zum Krieg rüstet. Der Irrtum kommt wohl daher, daß FK mir in der Datierung der Gesandtschaft « des Gregoras » zum Kral auf 1326 nicht folgen wollen (s. zu Anm. 298) und deswegen versuchen, zwischen mir und Gregoras einen Widerspruch zu konstruieren. Damit hängt wohl auch die folgende Behauptung zusammen: « Kon takte unterhielt Andronikos d. Ä. mit dem Serbenkral schon seit der Rebellion des Johannes Palaiologos. » Es muß heißen: seit der Eheschließung des Krals mit Maria Palaiologina, die Gregoras klar vor der Rebellion des Palaiologen datiert (s. Bd. 11 1 , 1 9 1 ). Die Flucht des Rebellen zum Kral trübte gerade das gute Verhältnis. Die Gesandtschaft, woran Gregoras teilnahm, hatte u. a. natürlich zum Ziel, die frühe ren guten Beziehungen wiederherzustellen.
Zu Anm. 334 Bei Kantak. 1 23 7 (Übers. FK 1 62 f.) erinnert der junge Andronikos im « Prozess von Rhegion» daran, daß sein Großvater ihm beim Vertrag von Epibatai für seinen Haushalt und seine Soldaten eidlich Gelder aus der Staatskasse zugesichert hatte. Darauf erhebt er den Vorwurf: « Seit jener Zeit nun, da die Eide geschahen, bis heute sind vier Jahre und vier Monate verstrichen» , (ohne daß ich die mir zustehen den Gelder bekommen habe). Da seit « Epibatai » im Juli 1322 beim genannten Prozeß im Dezember 1 327 über fünf Jahre vergangen waren, schlug DÖLGER, der « Rhegion» auf November datierte, vor, 4 in 5 Jahre zu korrigieren, ich selbst setzte « Rhegion» im Dezember an und emendierte 5 J. und 5 Monate. FK meinen, Andro nikos habe in Epibatai gleich die erste Zahlung für ein ganzes Jahr mitbekommen, und berechne deshalb nur 4 ]. und 4 Monate. Da sie meine Datierung von Rhegion auf Dezember akzeptieren, bleibt auch bei dieser hypothetischen Interpretation die Monatszahl falsch. Schlimmer ist aber, daß sie meinen, ihre Interpretation wider spreche dem Wortlaut des Textes nicht. Andronikos sagt, wie oben zitiert: « seit jener Zeit, da die Eide geschahen . . . », d. h. seit Juli 1322, und es ist natürlich nicht erlaubt, wie FK in ihrer Übersetzung tun, « da die Eide geschahen» einfach auszulas sen, um « seit jener Zeit» einen unbestimmten Inhalt zu geben.
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
Zu Anm. 337 Zu Kantak. 242,12 heißt es: «van Dieten scheint diese Stelle mißverstanden zu haben: Andronikos d.}. schenkt nicht das Geld den Gesandten, sondern er verzieh· tet ihnen zuliebe darauf. » Man kann die Stelle m. E. so oder so verstehen. Androni kos sagt zu den Gesandten: « Es ist nötig, auch euch, die ihr den beschwerlichen Weg gemacht und den ganzen Tag Hunger gelitten habt, irgendeinen Dank abzu statten. Also verzichte ich auch noch auf das (letzte) Viertel des geschuldeten Geldes UIlOOV X
bedeuten kann und Andro nikos sagt, er wolle die Gesandten für ihre Mühen irgendwie entlohnen, scheint mir der Verzicht auf eine Geldforderung an den alten Kaiser zu dessen Gunsten etwas matt. Die Abtretung einer Schuldforderung an die Gesandten brachte diesen zwar auch nicht viel, war aber doch vielleicht geeignet, ihnen Hoffnungen zu machen für den Fall, daß sie für den jungen Kaiser Partei ergreifen sollten. Und das beabsichtig te Andronikos auf alle Fälle.
Zu Anm. 400 Die von DÖLGER: Reg. 2700 (korrigiere mit FK in meinem Bd. II 1, 2 1 1 die falsche Nummer 269 8 ) auf Januar- März 1328 datierten Briefe, die Andronikos d.J. laut Kantak. I 280,2-5 von Achrida aus an die Grenzbewohner schickte, habe ich aaO. auf Januar-Februar angesetzt. FK treten für Februar-März ein, ohne dies genau zu begründen. Zu meiner Datierung meinen sie, daß ich drei Unbekannte nicht berücksichtigt und einen Übersetzungsfehler gemacht habe. Die drei Unbe kannten sind die Dauer des Aufenthalts des jungen Kaisers in Thessalonike, die Dauer des Aufmarsches von Edessa (Vodena) nach Kastoria und die Zeit, die man für die Strecke Kastoria-Achrida brauchte. Der Übersetzungsfehler: « Kantak. sagt nicht, wie van Dieten interpretiert, daß Andronikos einen Tag von Edessa bis Kastoria brauchte, sondern daß er sich einen Tag in Edessa aufhielt. » Ehe ich diese Bedenken Punkt für Punkt widerlege, muß ich darauf hinweisen, daß die wichtigste Unbekannte überhaupt nicht genannt wird: das Datum des Einzugs des jungen Kaisers in Thessalonike. Parisot S. 79 errechnete dafür:
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EINLEITUNG
(271,12 ff.), denn die Lage zwingt ihn, nicht zu ruhen (273 , 1 -5). Kantak. schlägt vor, zuerst die Städte Edessa, Kastoria und Achrida einzunehmen, ehe die Gegner, die in Edessa und Achrida ihre Frauen und Kinder haben, diese Städte erreichen und sich dort festsetzen können. Diese Gegner befanden sich bei Serrhai, ca. 85 km NW von Thessalonike. Von dort bis Edessa (Vodena) sind es etwa 200 km, von Thessa lonike bis Edessa ca. 90 km über einen besseren Weg (die alte Via Egnatia). Andro nikos mußte davon ausgehen, daß die Nachricht von seinem Einzug in Thessalonike noch am 16. und die von der Eroberung der Akropolis am 1 7. seine Gegner bei Serrhai erreichen würde. Bei der Beratung am 16. mußte man also davon ausgehen, daß diese Edessa am 20. erreichen könnten. Der Plan des Kantak. bedeutete, daß man selbst vor dem 20. dort ankommen wollte. Zwar schickt man Eilboten voraus, um Kantakuzenosanhänger in den Städten zu veranlassen, die Gegner nicht herein zulassen (273,20-274, 15), aber man wartet natürlich nicht ab, ob das gelingt. Es ist nur eine Notmaßnahme für alle Fälle. Da nach der Eroberung der Akropolis Andronikos nichts mehr in Thessalonike zurückhielt, ist anzunehmen, daß er späte stens am 1 8 . die Verwirklichung des Kantakuzenosplanes in Angriff nahm. Edessa erreichte er oE'U1:EQaLo� (276,15 f.), also am 19. Unterwegs schickte er eine Truppe von 2000 Reitern nach Achrida voraus, damit sie dort vor dem Protovestiarios ankämen, der dort seine Frau hatte und von dem man offenbar erwartete, daß er von Serrhai direkt dorthin reiten würde (276, 1 6-21). Dieser hatte von Serrhai bis Achrida etwa 300 km zurückzulegen, für eine eilige Reitertruppe auch bei schlech tem Gelände in weniger als fünf Tagen zu schaffen. Andronikos mußte also anneh men, daß der Protovestiarios um den 22. Achrida erreichen könnte. Seine Reiter hatten bis dorthin etwa 200 km vor sich. Sie kamen einen Tag vor dem Protovestia rios an (277,22), also um den 2 1 . Sie ritten (J1JV't6vw� und sind wohl spätestens am 1 8 . zwischen Thessalonike und Edessa losgeritten. Andronikos selbst ritt am 20. von Edessa nach Kastoria (ca. 1 1 0 km). Aber hier hätte ich einen Übersetzungsfeh ler gemacht. Nun, Kantak. schreibt (I 277, 1 0 f.): EL� ri)v UCTtEQa(av OE amiQa� €� 'EötO'C1Tl� �A-a-EV d� KaCTtoQLav. Ich verstehe das so: Am nächsten Tag brach er auf von Edessa und erreichte Kastoria. FK interpretieren: Nachdem er am folgenden Tag von Edessa aufgebrochen war, kam er (irgendwann, aber nicht am gleichen Tag) nach Kastoria. Ich halte diese Interpretation für sinnwidrig. Es geht Kantak. in diesem Bericht darum, die erfolgreiche Durchführung seines Operationsplanes her auszustellen; dieser aber hing ganz von der Schnelligkeit ab, mit der er durchgeführt wurde. Wenn man nun Kantak. nur feststellen läßt, daß der Kaiser zwar gleich am nächsten Tag weiterzog, nicht aber, wann er ankam, hängt das Ganze in der Luft; die Zeitbestimmung wird wertlos, wie auch die nachfolgenden ! Erst recht, wenn man mit FK für die Strecke Edessa - Kastoria eine solche Zeitspanne ansetzen will, daß man den Aufenthalt in Achrida noch in den März datieren kann. FK gönnen dem Kaiser in Edessa einen Tag Ruhe (s. ob.) ; davon ist keine Rede. Am folgenden «
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ERGÄNZUNG ZU BD. II
Tag» (277,10) heißt, da vorher kein anderer Tag als der Tag der Ankunft in Edessa genannt wird (276, 1 6), am Tag nach der Ankunft, also in unserer Berechnung ab 15. Januar am 20. In Kastoria aber bleibt der Kaiser einen Tag (278,6), also den 21. Und «von dort aufbrechend kam er nach Achrida» (278, 6 f.). Von Kastoria nach Achrida sind es etwa 100 km. Weil Kantak. nichts anderes sagt, vermute ich, daß er auch diese Strecke in einem Tag zurücklegte. Man kann aber berücksichtigen, daß wegen der vorausgeschickten starken Reitertruppe keine besondere Eile mehr gebo ten schien, und so mögen es auch zwei Tage gewesen sein. Ankunft in Achrida also am 22. oder 23 . Dort blieb der Kaiser acht Tage, also vom 22.123. bis 30.13 1 . Dieses Zeitschema ergibt sich, wenn man vom 15. Januar als Datum des Einzugs in Thes salonike ausgeht. Dieses Datum ist aber keineswegs gesichert. Es kann auch Ende Januar gewesen sein. Nimmt man den 30. Januar als Datum des genannten Einzugs an, fällt der Aufenthalt des Kaisers in Achrida auf die Zeit von ca. 5.16. - 13 .114. Februar. Eine Datierung auf Februar-März kommt also überhaupt nicht in Frage. Kraftlos ist auch das Argument, Andronikos habe im von mir errechneten Zeitraum kaum 300 km zurücklegen können. « The distance from Dyrrhachion to Thessaloni ke was 280 Roman miles» (etwa 415 km). « This joumey therefore took eight days at a normal pace on horsebacb (FIRM IN O'S ULLIVA N: The Egnatian Way, Newton AbbotlHarrisburg 1972, S. 199 f. Man s. auch ebd. die Daten von Reisenden wie William Leake [ 1 805/6/7J und Edw. Lear (1 848)). Ich gebe dem eiligen Kaiser für die 300 km sechs bis sieben Tage.
Zu Anm. 415 Gregoras I 4 1 8 , 1 3 -23 (Übers. I I 1,95) berichtet über einen mißlungenen Versuch des j ungen Kaisers unversehens in Kpl einzudringen, den er dann mit einer unter würfigen Bitte um Einlaß zu verschleiern versucht. Dazu schrieb ich in Anm. 235, daß Kantak. wegen seines grundverschiedenen Ausgangspunktes (Parteilichkeit für den jungen Kaiser) daraus ein Friedensangebot gemacht hat. FK meinen, die Dar stellung des Kantak. sei nicht so grundverschieden. Auch Kantak. schildere das primäre Ziel des j ungen Kaisers (überraschend einzudringen), bloß in verhüllter Form (289,7f.), wonach zum Beweis eine Scheinübersetzung folgt: «Da der ältere Kaiser angesichts des Anmarsches seines Enkels die Bewachung der Mauem ange ordnet hatte, befahl Andronikos d.]. Pepanos, folgende Botschaft an seinen Groß vater zu überbringen» usw. Kantak. schreibt aber (289,4 - 9 ) : «Als er die Tore der sogenannten Gyrolimne erreichte und einen gewissen Pepanos, Chef des Blacher nenpalastes, mit der Bewachung der dortigen Mauem betreut antraf - denn wegen seines Anmarsches ließ der alte Kaiser die Mauem von Byzanz bewachen -, befahl er ihm, zu seinem Großvater dem Kaiser zu gehen» usw. Ich vermag in dieser mehr wörtlichen Übersetzung auch nicht verhüllt zu erkennen, daß Andronikos nur der Bewachung wegen seinem Großvater einen Einigungsvorschlag übermitteln ließ.
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EINLEITUNG
Zu Anm. 430 Bd. II 1 , 215 habe ich die Gesandtschaften Andronikos d.]. an den BuJgarenzaren und dessen Heerführer Ivan den Russen zw. d. 1 8 . und 22. Mai (1328) datiert. FK meinen, diese Zeit sei zu knapp, da die Lager der beiden Herrscher etwa 250300 km voneinander entfernt waren. Meine Datierung beruht auf folgenden Quellenangaben: Laut Gregoras I 419,20-22 blieb Andronikos nach dem Verratsangebot des Kamaris und Kastella nos noch vier Tage in Logus, in denen er eine Strickleiter anfertigen ließ (für die Mauerbesteigung). Darauf zog er nach Kpl, das war am 22. Mai (s. Übers. II 1 , Anm. 237). Laut Kantak. I 300,5 f. wurden in den Tagen, in denen die Gesandt schaften zu den Bulgaren abgewickelt wurden, zwei Strickleitern angefertigt. Aus der Kombination beider Angaben ergibt sich meine Datierung. Nun zur Entfernung der Lager: Laut Kantak. I 294, 1 6 - 1 8 lagerte der Bulgarenzar bei Diampolis, seine skythischen Kampfgenossen bei Rossokastron. Zufolge Kantak. 298,6 stand der Feind an der Grenze des Reiches. Der Zar lagerte also wohl südöstlich von Diampo lis an der Nordgrenze von Thrakien. Andronikos' Lager befand sich wenige Stun den NW von Kpl. Daraus ergibt sich eine Entfernung von etwas weniger als 300 km. Ein eiliger berittener Bote konnte mit Pferdewechsel eine Sttecke von 160 römischen Meilen (ca. 235 km) in 24 Stunden zurücklegen (s. O'Sullivan o. c. S. 1 96). Die Botschaften wurden in diesem Fall ohne Zweifel eiligst übermittelt. Andronikos konnte nicht mit dem «vorausgesandten» Ivan im Rücken - dieser lagerte in unmittelbarer Nähe (Kantak. 298,22) - Kpl angreifen. Vom Bulgarenzar bezeugt Kantak. ausdrücklich, wie eilig er antwortete: 298,24 schleunigst, 299, 1 8 -20: sofort gab er dem Gesandten Pferde von den schnellaufenden seiner Zucht und befahl ihm schnellstens den Weg zurückzulegen. » Ein Hin und Zurück Logus - byzantinisch-bulgarische Grenze südöstlich von Diampolis liegt also im Bereich des Möglichen. Julius Cäsar legte bekanntlich einmal mehrere Tage hinter einander 1 00 römische Meilen pro Tag in einer raeda ab, also nicht einmal auf Pferderücken (s. O'SULLIVAN o. c. S. 197). Unser Gesandtschaftswechsel kann also in der Zeit vom 1 8 . -20. Mai erfolgt sein. Um Ivan dem Russen den Befehl des Zaren zu überbringen, reichten ein paar Stunden. Ich sehe also keinen Grund, die ADgaben der Quellen in Frage zu stellen. Die Bewirtung Ivans und seiner Offiziere kann dann am 20., sein Abzug am 21. stattgefunden haben. (Man kann natürlich Ll'tl'tOL 'tuX1JÖQOIlOL, wie FK tun, auch mit übersetzen, unterdrückt dann aber die etymologische Bedeutung, die m. E. hier eine wichtige Rolle spielt, auch wenn sowieso klar ist, daß man für eine schnellstens zu überbringende Botschaft keine lahmen Pferde zur Verfügung stellt.)
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NIKEPHOROS GREGORAS : RHOMÄISCHE GESCHICHTE ZWEITER TEIL
KAPITEL I
=
XII DES GANZEN WERKES
1 . 1 . In meinem ersten Teil (gr. « Buch » ) habe ich in elf Kapiteln, s o gut ich konnte, eine Zusammenfassung der Ereignisse von vor beinahe hun dertfünfzig Jahren bis zu diesem Zeitpunkt gegeben!. Was anschließend geschah, werde ich nun ausführlicher erzählen, da ich diese Dinge viel intensiver verfolgt habe. Bei den meisten war ich dabei und habe sie mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen, und die Geschehnis se, bei denen ich nicht als Augenzeuge anwesend war, habe ich von ihren Urhebern selbst genau in Erfahrung bringen können, so' daß diese zweite Art von Erkundigung der ersten wenig oder in nichts nachsteht. Und aus diesem Bericht über die Ereignisse in den nachfolgenden Jahren wird man, glaube ich, weit besser als durch jede Stoa oder platonische Akademie2 lernen können, wie groß der Unterschied zwischen Tugend und Bosheit ist, und wie erstere ihren Zöglingen in dem Maß / Nutzen bringt, wie letztere im Gegenteil den ihrigen Schaden zufügt. Denn die Zeit ist gewissermaßen ein untrügliches Gemälde, auf dem wir beider Lauf betrachten und verfol gen können, und wenn wir dann die Dinge, von ihrem Ausgang zu ihrem Anfang zurückkehrend, analysieren, wird es möglich, wie aus gewissen Elementen, die nach Art des Euripos hin und her getrieben werden3 , daraus sehr schön die Prinzipien der Vorsehung abzulesen. 2. Es hat zwar den Anschein, als trieben die Dinge der Menschen wie in einer unendlichen Finsternis geradezu umher, einer Finsternis, die man vielleicht mit einer lichtlosen Nacht vergleichen kann, welche die Luft in ihre eigene Schwärze eintaucht, aber doch wird man feststellen, daß nichts von allem, auch wenn es feiner als die Spitze eines Haares sein sollte, den Augen der Gerechtigkeit entgeht4 • Diese gewährt anfänglich dem Willen und dem Urteil dessen, der etwas tun will, bald in diese, bald in jene Richtung einen großen Spielraum und die volle Freiheit; zugleich steuert sie, wie es zur Tiefe unserer übermä ßig großen Unwissenheit p aßt, unsere Angelegenheiten und führt dann die Taten, genau richtend und wägend, zu ihrem Ende, damit die Kampfpreise früherer Generationen für die kommenden gleichsam zur selbstverständli37
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chen Richtschnur werden. Denn sie (die Gerechtigkeit Gottes) scheint we der jenen, die seit jeher mit Schlechtigkeit der Gesinnung und des Charak ters durchs Leben gingen, zu gestatten, bis ans Ende ungetrübte Freude zu genießen, noch für jene, die Unglück hatten, den Schmerz ein für allemal ohne Lachen zu lassen, sondern sie gibt ihnen zur Zeit des Mähens und des Dreschens die Früchte zu ernten, die jeder in seine Furche hat säen wollen. Gerne möchte ich aufgrund der einzelnen Ereignisse die Wahrheit mit der Lüge vergleichen, Gerechtigkeit mit Unrecht, / Sanftmut mit Hochmut und Stolz, Armut mit Reichtum, statthaftes Schweigen mit listigen Lippen5 und einer großsprecherischen Zunge, die trieft von großer und unstatthafter Geschwätzigkeit, und durch die Gegenüberstellung zeigen, welchen Maß stab das nie schlafende Auge der Gerechtigkeit anlegt6 . Denn in einer sol chen Übungsstätte der Tugend dürfte zugleich die Natur der Wahrheit besonders klar ihre Festigkeit erlangen und die Schlechtigkeit überdeutlich der Verachtung preisgegeben werden, weil überhaupt keine Tugend so weit von der Schlechtigkeit entfernt ist, daß sie ganz ohne Rivalin bleiben könn te. 3. So liebt es auch7 die Erde, immer mit den Lüften zu wetteifern und zu zeigen, daß nicht nur die Himmel auserwählt sind, mit lautlosen Stimmen den Ruhm Gottes zu verkünden8 , sondern daß ihrerseits auch die Erde der Sonne und den Sternen immer neu Gottes Ruhm verkünden kann; und als Dienerin dieser großen Sache und Wohltäterin der Menschen tritt dabei die Geschichte (Geschichtsschreibung) auf. Wie groß ihr Nutzen im Leben ist, das haben schon sehr viele berühmte Männer der alten Zeit gesagt, und auch ich habe nie im geringsten gezögert, sie selbst nach Möglichkeit spon tan zu loben und dieses Lob überall in meine Schriften einzustreuen. Denn sie lehrt, die Zyklen der seit ewigen Zeiten verrichteten Werke wie ein Buch zu lesen, und durch sie sprechen die längst Verstorbenen mit den Lebenden und den immer Nachkommenden wie stets Anwesenden, und jeder erzählt seine eigenen Taten, und was er in seinem Leben Gutes und Nicht-Gutes . erfuhr, da die Geschichte ihm auf gewissermaßen übernatürliche Weise eine wunderliche Wiedergeburt beschert hat. Sie überführt für immer und alle Ewigkeit die Schlechtigkeit und gibt sie der Verachtung preis / und macht die Tugend unsterblich und läßt sie nicht wie die Körper von den Würmern (wörtlich: von den Mündern der Würmer) vernichten. Sie packt gelegent lich Menschen, die sich, von ihrem Glück und eitlem Stolz verführt, wie Verrückte übermütig benehmen, und bringt sie zur Vernunft; denn da durch, daß sie die Schicksale derer, die früher lebten, wie eine Axt drohend 38
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erhebt, schleicht sie sich heimlich quasi als Lehrmeisterin in die Seele ein9 , ändert allmählich durch diese Erziehungsmethode die natürliche Veranla gung und bildet den Charakter, macht aus Uneinsichtigen Einsichtige, aus Unvernünftigen Vernünftige und verwandelt in etwa auf diese Weise ganze politische Gebilde vom Zustand tierischer Roheit in den der Zivilisation. Sie erhebt nämlich die Guten durch Lob, verweist die Taugenichtse an einen elenden Platz und wird so für die Nachwelt zu einem klaren Spiegel. Leute, die in den Spiegel schauen, nehmen dadurch schärfer die Stärke der Farben und der Züge ihres Gesichts wahr und korrigieren sie nach Mög lichkeit; so nun wird die Geschichte denen, die auf sie hören, Einsicht verleihen, ihren Charakter bilden, die Roheit des Gemüts, der Stimme und der Lebensführung verändern und zum Bessern umformen und alle mögli chen verborgenen Fehler und Unarten heilen. Vielmehr noch, der Nutzen der Geschichte erweist sich als viel größer denn der eines Spiegels. Sie führt nämlich tausendfach die verschiedensten Taten und Worte von Männern vor Augen, die zu verschiedenen Zeiten geboren wurden und starben, und kann so durch die Gegenüberstellung die Wahl und die Kenntnis des Besse ren klarer / zeigen. Der Spiegel aber gibt nur ein einziges Bild wieder, woran die Eigenliebe des Betrachters haftet, und das deshalb leicht trügt und von der wahrheitsgetreuen Unterrichtung abweicht1o• Für Kaiser und Herrscher ist die Geschichte also wohl eine äußerst wert volle Sache, die mahnt, nicht zu hoch hinauszuwollen noch auch im Ver trauen auf das gegenwärtige Glück sich zu einem gewalttätigen und tyran nischen Verhalten hinreißen zu lassen, sondern immer jenes Verhalten zu bewahren, das einem Kaiser allein geziemt. Denn der Tyrann, der sich von dem Rat seines selbstgefälligen Urteils führen und beherrschen läßt, wird geführt1!, und in dem Wahn zu herrschen, bemerkt er nicht, daß er selbst das erste Opfer der Tyrannei der Urbilder des Schlechten ist12 • Der Kaiser aber, der gerechterweise die Zügel der Staatsführung freiwillig den herr schenden Gesetzen überläßt und, gewissermaßen auf die Grenze zwischen den Untertanen und den Gesetzen gestellt, auf die dem Menschen passende zivilisierte Art zugleich herrschen und gehorchen will 13 , fordert jene, die ihn sehen, heraus, mit ihm zu wetteifern und ihn genauestens nachzuahmen, indem er sich als ein wahrhaft beseeltes Gesetz14 und ein lebendiges Bild der Tugend darbietet; und dadurch, daß er zuerst vielmehr sich selbst als ande re beherrscht, wird er zum eindeutigen Symbol der Herrschaft. Er hat aus der Geschichte gelernt, daß nichts im Leben dauerhaft und unveränderlich 39
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ist und daß die Fundamente des Glücks nicht auf sicherem Boden stehen, und darum fürchtet er schon eine kurze Ungunst der Zeitl5 , die alles so leicht umstürzen kann, wie die Würfelspieler ihre Würfel werfen 1 6 . So zeigt sich die Geschichte sogar deutlich der Natur selbst überlegen; denn diese ist nur die Meisterin des Seins, / jene fügt auch das Wohlsein hinzu (d. h.: die Natur gibt das Sein, die Geschichte das Wohlsein), und das übertrifft jenes so weit, wie das Sehen das Nichtsehen. 4. Diese Vorzüge der Geschichtel 7 überredeten auch mich, alles, was sich in meiner Zeit ereignete, aufzuzeichnen und denen, die das Gute und Schö ne lieben, neue Erzählungen großer und eines aufmerksamen Gehörs wür diger Begebenheiten vorzulegen, die geeignet sind, allen, die aus immer neuen Tatsachen Erfahrungen sammeln wollen, tiefe Einsicht zu verleihen. Denn die Sache dient gewissermaßen nicht weniger auch meiner eigenen Charakterbildung, und es macht auch mir keine geringe Freude, wenn ich intensiv vielseitige und bunte Geschichten nacheinander erforsche, so wie fahrende Leute sich mal auf dem Meer befinden, mal unter der Fahrt über das Meer auf Inseln und in Häfen landen und sich auf bunten Märkten herumtreiben und von überall große Vorteile ernten. 5. Nachdem ich aber die Geschehnisse bis einschließlich des Todes des jüngeren Kaisers Andronikos ausreichend dargelegt habe, ist es wohl an der Zeit, daran anschließend die nachfolgenden Ereignisse ausführlicher zu erzählen. Ich muß also jetzt den Anschluß herstellen, den gerade das ganze Corpus meiner Geschichte verlangtl 8 . 2 . 1 . Während der Kaiser noch beim Hodegenkloster der hochheiligen Gottesmutter in den letzten Zügen lag ( 14./15 . 6. 1341) 19 , nahm der Groß domestikos Kantakuzenos dessen Sohn Johannes, der sein neuntes Lebens jahr vollendete, und mit ihm seinen auf ihn folgenden Bruder Michael den Despoten, der vier Jahre alt wa�o, / und brachte sie schleunigst in den Palast; er stellte auch die erforderliche Leibwache um ihn auf und sicherte den Palast von allen Seiten ab, denn er befürchtete, daß ihm (dem jungen Kaiser) etwas zustoßen könnte, wie das in solchen Umständen häufig der Fall ist. 2. Alexios Apokaukos aber konnte auch jetzt nicht auf das verzich ten, was er schon oft versucht hatte, ohne daß es ihm gelungen war, seine Absicht zu verwirklichen. Er war nämlich oft auf den Gedanken gekom men, den Kaiser und mit ihm Kantakuzenos zu ermorden und es einem anderen zu ermöglichen, die Kaiserrnacht zu übernehmen, sei es dem Onkel des Kaisers, dem Despoten Konstantinos, sei es dem äußerst gewandten 40
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Syrgiannes, der ihm in Klugheit, Urteilskraft und Scharfsinn ebenbürtig war!. Denn ähnlich wie jener, so hatte auch er die Gabe, in dringenden Umständen das auszudenken, was den Bedürfnissen des Augenblicks ent sprach, und mit scharfem Blick aus ausweglosen Lagen einen Ausweg zu finden. Er schlief wenig, war meistens wach und glich einem Mann, der die wichtigsten Dinge ins Auge faßt und sich darüber Gedanken macht, und er hatte immer mehr Zeit für Taten als für Worte übrig. Hätte er auch noch seine Begabung für Wahrheit und Gerechtigkeit eingesetzt, so hätte er dem rhomäischen Staat sehr zu Ehren gereicht. Nun aber war er nach dem Beispiel jenes Stratokles aus Epidauros wohl ein guter Flötenspieler, aber kein guter Mensch22• Er entstammte nämlich einer Familie ohne Ansehen und war von jungen Jahren an in Armut aufgewachsen; er hatte sich durch geschlagen, indem er mal diesem, mal jenem für Lohn diente. Bei den geringsten beginnend und immer größeren Herren dienend, hatte er allen auf die schlechteste Art vergolten und sich eindeutig als Verräter ausgewie senD. Doch war er, ich weiß nicht wie, unauffällig / sogar in das Haus des Kaisers eingedrungen, zum Verderben, wie es scheint, von Glück und Ruhm der Rhomäer. 3 . Dieser Mann also hielt nun die Zeit für gekommen, sich selbst mit der Kaiserrnacht zu schmücken, und er nahm bei seinen Versuchen, wie der Pharier Proteus, jede Gestalt an24 • Das eine Mal gab er sich die größte Mühe, Kantakuzenos zu umschmeicheln, und ermunterte ihn, die roten Schuhe anzuziehen25 • Denn, so sagte er, das sei nichts Revolu tionäres; der Kaiser (Andronikos III.) habe ihn doch oft gedrängt, offen den Purpur anzulegen, um, solange er noch lebe, mit ihm und sofort nach seinem Tod mit dem neuen Kaiser, seinem Sohn Johannes, als Kaiser zu herrschen. Der Vorteil, der sich daraus ergäbe, sei doppelt und zur Ver wirklichung der seit langem vom Kaiser gehegten Absicht notwendig. Denn er würde zusammen mit ihnen die Angelegenheiten der Kaiserherrschaft mitverwalten und zugleich zum stärksten Beschützer ihres Lebens werden. Es würde niemand mehr da sein, der heimlich auf die Kaiserherrschaft lauere, wenn der präsumptive Nachfolger ihm ab sofort öffentlich zur Seite stehe26 • 4. Das eine Mal nun sagte er dieses, das andere Mal jenes; dann kehrte er wieder um und gab sich mal so, mal so. Und zugleich mit der Kaiserin hetzte er jene, die sich durch Geschlecht und Ansehen auszeichne ten, gegen Kantakuzenos auf und versicherte, dieser befasse sich intensiv mit dem Plan, alle am nächsten Tag dem Schwert zu opfern und sich selbst zum Kaiser zu machen. Mit diesen Worten und Beteuerungen brachte er 41
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sogar dessen eigene Blutsverwandten gegen ihn auf. Auch die Kaiserin Anna selbst ließ sich überzeugen und harrte nicht die / neun Trauertage in Tränen beim Grab ihres Mannes aus, sondern kehrte nach dem dritten Tag sofort in den Palast zurück27• 5. Dort verlas der Patriarch Johannes, von Apokaukos überredet, ein Dokument, das er aus der Brustfalte seines Klei des hervorholte, es enthielt Anordnungen des Kaisers in bezug auf seine Gattin und seine Kinder, die dieser dem Patriarchen selbst und den um ihn versammelten Bischöfen vor langer Zeit übergeben hatte, als er nach thes salien auszog, um Syrgiannes zu bekämpfen, der mit militärischer Unter stützung des Krals bereits dabei war, die Herrschaft über die Rhomäer an sich zu reißen28 • Dieses Dokument ging er durch und versuchte, dadurch die vormundschaftliche Verwaltung der Staatsgeschäfte an sich zu ziehen. Denn es sei gerecht, so sagte er, und übrigens auch dringend notwendig, daß, wie die Seele mit dem Körper, so auch die Kirche mit dem Staat verbunden sei. Beider Existenz und Lebensfähigkeit beruhten allein dar auf9 • «Nachdem aber auch das Dokument des Kaisers die Sorge für die Sicherheit seiner Gattin und seiner Kinder klar mir aufträgt, » (so sagte er,) « wie könnte es gerecht sein, daß wir jene Willensäußerung fahrlässig ver nachlässigen und ihr zuwiderhandeln und so gewissermaßen freiwillig zu lassen, daß unvorhergesehene Wogen sich über den Staat der Rhomäer ergießen, so wie das in den früheren Zeiten durch die Einfalt und Bequem lichkeit des damaligen Patriarchen Arsenios geschehen isr1°. Ich werde also zusammen mit der Kaiserin die Verwaltung des Staates übernehmen und werde die Verantwortung für die Sicherheit des jungen Kaisers tragen. » 3 . 1 . Als Kantakuzenos das völlig unerwartet hörte, sagte er folgendes: « Ich glaube nicht, daß die Lage im gegenwärtigen Augenblick solche Worte erfordert, zumindest solange ich lebe und bei euch bin, der ich, / auch als der Kaiser noch lebte, praktisch alle Staatsgeschäfte regelte und in allen Angelegenheiten, offenen wie geheimen, sein Mitarbeiter war. Es wissen ja auch die meisten Rhomäer, und vor allem die Kaiserin selbst, daß ich in allen anderen Angelegenheiten mit ihm einer Meinung war und bereitwillig alles tat, was er beschlossen hatte, und andererseits nichts, was er nicht beschlossen hatte, daß mir aber an einem nie gelegen war, nämlich entspre chend seinem Vorhaben und Willen die kaiserlichen Gewänder anzuziehen und sein Mitkaiser zu werden. Der Grund dafür soll, weil ich das im gegenwärtigen Augenblick für richtig halte, im Kämmerlein meines Her zens verborgen ruhen; daß er aber auch für die Zeit nach seinem Tod die 42
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Verwaltung und die Aufsicht der kaiserlichen und staatlichen Angelegen heiten mir oft angetragen hat und daß er die eheliche Verbindung seines Sohnes, des Kaisers J ohannes, mit meiner Tochter zuvor festgelegt hat, unter anderem damit keine Gefahr entstehe, die sich unheilbringend in das ge samte Staatsgefüge einnisten könnte, dafür sei die Kaiserin Anna selbst die über jeden Verdacht erhabene Zeugin. 2. Ich könnte nun freilich sagen, daß jener (der verstorbene Kaiser) eine gewisse Eigenart seiner eigenen edlen Gesinnung offenbarte, indem er mir so gesonnen war; aber ich möchte lieber sagen, wenn ich die Wahrheit sprechen soll, daß auch ich in Wort oder Tat nie etwas zum Schutz seines Lebens unterließ und daß ich dieses immer über das meine stellte und es dem meinigen vorzog. Ich will alles andere weglassen und nur ein oder zwei Dinge erwähnen: Als sein Vater Kaiser Michael (IX.) gerade gestorben war, / wurde er in ein Meer von Sorgen gestürzt, als er erfuhr, welche Eide sein kaiserlicher Großvater im Punkte der Kaiserherrschaft von den Rhomäern forderte; heftiger Schmerz befiel seine Seele, und es gab für ihn damals außer mir überhaupt nieman den, der ihn auf geeignete Weise tröstete, der für seine niedergeschlagene Seele zum Stab und für seine gefährdeten Sinne zum geheimen Medikament und gleichsam zu einem erfrischenden Westwind wurde. Ich glaube, daß es nicht nötig ist, vor Leuten, die das wissen, darüber lange zu reden. Aber als er, bevor Byzanz genommen wurde, vor der über ihm schwebenden Gefahr in die Festungen Thrakiens flüchtete und er nicht nur einen treuen Freund, sondern auch Geld und reichliche finanzielle Mittel brauchte, - denn er selbst war vor und nach seiner Flucht von allem beraubt - , habe ich nicht nur für den augenblicklichen Bedarf den ganzen Reichtum, den ich von meinen Vätern und Vorfahren besaß, freigebig ausgeschüttet, sondern ich habe auch als Führer des ganzen Heeres persönlich aus eigenem Besitz fortwährend den vollen Aufwand für die Soldzahlung getragen. Denn ich, der ich mein Leben für sein Leben preisgeben wollte, wo doch das Leben von der ganzen Welt und allem Geld der Welt nicht aufgewogen werden kann3 l, hätte wohl schlecht mein ganzes Geld und Besitz und Vieh ge schont32 • 3. Und um alle Vorfälle jener gefahrvollen Zeit und alle An strengungen des Hin- und Herziehens in jener siebenjährigen Periode ( 1 3 2 1 - 1328) zu übergehen, nachdem jener, weil Gott es so wollte, die Kaiserstadt genommen hatte und Alleinherrscher geworden war, vergaß er / meine Zuneigung und Liebe zu ihm nicht, sondern er richtete alle seine Überlegungen darauf, herauszufinden, wie er mir einen würdigen Kampf43
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preis als Lohn zahlen könnte. Und da er nichts Größeres als das Kaisertum fand, strebte er sehr energisch danach, mich, sozusagen «auf die zweite Art fahrend» 33 , zu seinem Teilhaber und zum (Mit)Kaiser zu machen. Erstens richtete er seinen Blick auf jenen berühmten Perserkönig Dareios, der ob gleich nur ein Barbar, dennoch versicherte, aus Freundschaft zu Zopyros von ganzem Herzen auf das ruhmreiche Babyion und zugleich damit auf die Herrschaft über Chaldäer und Meder verzichten zu wollen, wenn er Zopy ros völlig gesund sehen würde34, und hielt es für eine Schande, wenn er selbst als gebildeter Mensch und kaiserlicher Sproß in Sachen Vergeltung guter Dienste jenem (barbarischen Perserkönig) nachstünde. Zum andern sagte er, daß er mir weniger meinetwegen diesen Kampfpreis schenken wollte, als zur Sicherung seiner eigenen Herrschaft und zugleich wegen seiner Kinder und seiner Gattin, sowohl solange er lebe als auch nach seinem Tod. 4. Aber ich wollte den lauteren Charakter meiner Freund schaft zu ihm rein erhalten und nicht den Eindruck erwecken, als hätte ich das, was ich geleistet hatte, aus Ehrgeiz getan, und darum wollte ich über haupt nichts, weder etwas Kleines, noch etwas, was den größten Ruhm bringt, annehmen, und bis heute bin ich von all dem lauter geblieben. 5. Aber was die Vormundschaftsurkunde betrifft, welche der Patriarch jetzt vorlegt, wurde ihm diese wegen der damaligen Erfordernisse und ohne jede darüber hinausgehende Konsequenz ausgestellt. Denn der Kaiser befürchte te, weil der Zufall vieles wider alle Erwartungen herbeiführt, daß ihm selbst etwas zustoßen könnte, und mit ihm auch mir, der ihn begleitete und dem er (sonst) immer die (Sorge für die) Nachfolge in der Kaiserherrschaft / und alle seine Angelegenheiten anvertraut hatte. Denn es war unmöglich, daß, wenn in jenem Kampf dem Kaiser etwas zustoßen sollte, ich am Leben bliebe. Unsere Seelen waren so eng miteinander verbunden, daß unsere Einigkeit jede Orest- und Pyladesfreundschaft35 glänzend besiegte. Wenn es möglich gewesen wäre, daß ich in Byzanz geblieben wäre, während der Kaiser nach Thessalien auszog, wären keine Bischöfe, kein Patriarch und keine Anordnungen hinsichtlich der Gattin und Kinder des Kaisers und der kaiserlichen Regierung nötig gewesen. Aber genau so, wie die damaligen Verhältnisse zu jener Regelung führten, so blieb auch jene Vormundschaft und Regentschaft auf jene bestimmte Zeitspanne beschränkt. Der Patriarch nimmt, wie es scheint, den Tod des Kaisers zum willkommenen Anlaß, um seine Herrschsucht zu befriedigen, und darum bringt er hier in der Öffent lichkeit die alte Urkunde des Kaisers vor, die mit der jetzigen Lage gar 44
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nichts zu tun hat. Ich brauche darum dieser Angelegenheit nicht viele Wor te zu widmen, denn die jetzige Situation drängt zu ganz anderem, nämlich zu Taten. 6. Mir bleibt nur, um meine Worte auf passende Weise zu been den, das gleiche wie der göttliche Paulos zu sagen : «Ich habe den Lauf vollendet und den Glauben (die Treue) bewahrt, folglich liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit» 3 6, die von diesen zwei Dingen bestimmt wird, ich meine die Beaufsichtigung und die Verwaltung der kaiserlichen Angelegenheiten und die Verlobung des j ungen Kaisers mit meiner Tochter. Die Aufsicht und die Verwaltung der kaiserlichen Angelegenheiten, die seit jener Zeit immer mir überlassen war, liegt noch in meinen Händen; es bleibt also wohl nur noch die / Verlobung der Kinder zu vollziehen. » Damit endete die Versammlung und sie wurde aufgehoben3 7. 4 . 1 . Apokaukos aber stattete zusammen mit dem Patriarchen der Kaise rin einen privaten Besuch ab und versuchte, sie zu überr�den, auf nichts von dem, was Kantakuzenos sagte, zu hören und zugleich ihm zu befehlen, sich von der Verwaltung der Staatsgeschäfte völlig fernzuhalten. Man brauche ihn dazu nicht mehr, denn die Kaiserin sei in der Lage, zusammen mit ihrem Sohn selbst alle Geschäfte zu führen, und der Patriarch werde dabei ihr mitregierender Minister3 8 und Beschützer sein, und zwar in Überein stimmung mit der Tatsache, daß ihm früher vom Kaiser die Vormundschaft übergeben worden sei. Während er so sprach und plädierte, nährte er heim lich gleichsam viele große wilde Tiere von Überlegungen im Dschungel seiner Seele. Aber den klügeren Leuten offenbarte und schilderte das Wech selhafte seiner Worte und seiner Haltung andeutungsweise, welchen Sturm dieser Mann gegen die Rhomäer entfesseln würde, wenn er die Macht erhalten sollte. 2. Denn soviel Macht wie Kantakuzenos allenthalben zur Verfügung stand, so groß war Apokaukos' Ohnmacht, sosehr jedoch Apo kaukos bereit war, auf die schlechteste Art zu handeln, sosehr wollte Kan takuzenos gegen alle, die ihre Hand gegen sein Leben mit dem Schwert bewaffneten, keine Gewalt anwenden. Kantakuzenos hätte nämlich leicht jene als ertappte Übeltäter umbringen und mühelos das Szepter der Kaiser herrschaft übernehmen können, aber das wollte er nicht. Darum blieb er entsetzt über ihre Schlechtigkeit zwei oder drei Tage zu Hause und schwieg. Apokaukos aber versuchte nun zwar Kantakuzenos, / mit dem er sich als einzigem starken Gegner seiner heimtückischen Pläne konfrontiert sah, um zubringen, konnte es aber nicht; dennoch hörte er nicht auf, beharrlich sein Ziel zu verfolgen. Denn Reichtum und Ruhm sind, wenn sie jemandem, der 45
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sie nicht verdient, zuteilgeworden sind, eine Sache, die, wie Trunkenheit, den Geist außer sich geraten läßt. Er war ja von unansehnlicher Herkunft zu Ruhm und Ansehen gelangt, wobei Kantakuzenos mitgewirkt und ihn gefördert hatte3 9, und er hatte einen sehr großen Reichtum zusammengetra gen, der seinen Stand überstieg. Das hatte ihn sofort die ihm geziemende Gesinnung preisgeben und im Innersten seiner Seele heimliche Usurpations gelüste entstehen lassen, und fürderhin tat er alles und brachte alles zusam men, was das Gewächs dieser Bosheit gedeihen ließ4o• 3 . Das verkünden beinahe mit lauter Stimme der Bau seines Palastes, der bis heute41 seine Schlechtigkeit ausposaunt, ich meine das Kastell von Epibatai, weiter ein Gebäude, das er an der Mauer der Kaiserin der Städte errichtete, und das gleichsam eine amphibische, über Land und Meer verteilte Wohnung war; er brachte nämlich auf beiden Seiten (des Gebäudes) Tore an, d. h. zum Land und zum Meer hin, damit, wenn er auf dem Wasser verfolgt werden sollte, das Land ihn aufnähme, und umgekehrt wiederum, wenn er das Land fliehen müßte, die beim Haus befindliche und gleichsam wie in einem Hafen liegende Triere ihn auf dem unzuverlässigen Element des Meeres bis zur Insel Prinkipo bringe, oder wohin ihn sonst der Ausgang des Schicksals führen würde. Auch dort, und überall, wohin er eventuell flüchten wollte, hatte er Kastelle und in den Himmel ragende Türme errichtet. So bösartig " war der Mann von Anfang an, und er hegte heimlich in seiner Seele / Pläne voller Bosheit und Arglist. Freilich es kam nicht so, daß sie ihm etwas nutzten, denn Gott ließ seinen ganzen Einsatz und seine Pläne als nichtig erscheinen, wie ich im weiteren Verlauf meiner Erzählung ausführlich be richten werde. 5. 1 . Als die Kunde, daß Kantakuzenos zu Hause saß und sich von allen Staatsgeschäften fernhielt, sich beim ganzen Heer und bei den Vernünftige ren, die aus allen Städten (in Konstantinopel) anwesend waren, verbreitete, entfachte das einen Aufruhr gegen den Patriarchen und Apokaukos und ihre Gesinnungsgenossen unter den Würdenträgern. Es sei eine Unmöglich keit, so sagte man, daß man den Schenker von Reichtum und allgemeinen Ernährer Kantakuzenos, den Mitsoldaten mehr als den Feldherrn, der mit ihnen die Mühseligkeiten der winterlichen Feldzüge im Freien zu ertragen wußte, im Stich lassen und wahnsinnigen Männern folgen sollte, die durch Neid und Mißgunst verdorben seien, oder besser, die nichts Gutes gelernt hätten, was den Städten nutzen, die Feinde abschrecken und der kaiserli chen Regierung Machtzuwachs bringen könnte. Also schworen sie kraft 46
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alter Gewohnheit auf das heilige Evangelium einen Treueid auf die Un versehrtheit der Kaiser und fügten selbst den Namen des Verwesers der Kaiserherrschaft Kantakuzenos hinzu. Als Apokaukos widersprechen woll te, sprang plötzlich einer mit dem Schwert bewaffnet auf ihn zu und sprach dazu das homerische Wort: «Bald wird dein dunkles Blut mein Schwert umströmen42 . » Mit ihm stimmten viele Soldaten ein, und großer Tumult und großes Geschrei erfüllten den Kaiserpalast, so daß jene verängstigt zusammen mit der Kaiserin zu jämmerlichen / Schutzflehenden des Kanta kuzenos wurden. Dieser stellte ihre Boshaftigkeit nicht in Rechnung und trat sofort in die Mitte; und kaum daß er gesehen wurde, legten sich die Wogen jenes stürmischen Tumults und die Finsternis jenes Sturmes ver wandelte sich in heiteres Licht. Und er öffnete seinen Mund42a und sprach vor der Kaiserin und allen Anwesenden folgendermaßen: 2. «Wenn Men schen unerwartet menschliches Unheil erleiden und ihnen etwas Furchtba res zustößt, ehe sie selbst so etwas geplant oder geta� haben, so ist das, möchte ich jedenfalls sagen, nicht so sehr die Schuld derer, die es erleiden, als vielmehr derer, die es "tun. Wenn aber Leute, die anderen eine Grube graben, selbst als erste hinein fallen43, so ist das ohne Zweifel der Fehler derer, die zu Fall kommen. Darum liegt der Sturz der ersteren nicht außer halb einer völligen Vergebung, der Sturz jener der zweiten aber fällt so weit wie überhaupt nur möglich außerhalb jeglicher Vergebung, und zugleich verdienen sie eindeutig die Bestrafung aufgrund der Gesetze. Dennoch müs sen, weil Gott, der alles gerecht regiert, kranken Sachen mit den Arzneien der Heilkunst begegnet, auch wir unsere Nachfolge darauf richten und dürfen in unserer Gesinnung keinen unsterblichen Zorn gegen die Sünder hegen. Wir müssen die Sterblichkeit der menschlichen Natur vor Augen haben und sie auf eine für Sterbliche passende Weise bestrafen44• Sonst tut derjenige, der einen Gefallenen bestrafen will, nicht jenem, sondern sich selbst Unrecht, indem er sich offenkundig gegen die menschliche Schwäche erhebt. Auch sind die Wechselfälle des Schicksals plötzlich und / lassen das Glück sich leicht vom einen zum anderen ändern, und alle Menschen müs sen den unkontrollierbaren Lauf der Zeit fürchten. Ich jedenfalls verhalte mich immer so, daß ich mich wie einen Zweig betrachte, der richtig gerade gewachsen ist; dieser besitzt aber eins mehr als ich45 , das bei mir, wenn ich es auch besäße, ein Fehler wäre. Wenn jemand einen Ast mit der Hand mit Gewalt nach vorne umbiegt und ihm dann wieder die Eigengesetzlichkeit seiner Natur läßt, ist dieser nicht, wenn er zum geraden Zustand zurück47
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kehrt, sofort wieder ruhig, sondern er fährt kräftig nach hinten, zittert hin und her und hält lange Zeit die Luft in Bewegung, bis er zuguterletzt endlich in die frühere Lage jener Geradheit allmählich zurückkehrt. Was mich angeht, so bin ich von vielen, die den Frieden hassen, von vielen Seiten vielmals mal hier- mal dorthin gestoßen worden45., doch ich verharre fest gestützt auf einem Standort, der Hoffnung auf Gott, und ich will auch nicht für kürzere Zeit von meiner gewohnten Sanftmut ablassen. Ich werde zu einem Küstenfelsen und gleichsam zu einem unerschütterlichen Felsenvor sprung, der die Brandung, die von weichem Meer auch immer ewig gegen mich tobt, verachtet. Ich habe um mich herum gewisse Ringe, sehr viele und verschiedenartige, die gleichsam in mich hineingewachsen sind und die jenen Schiffen einen Halt bieten, die aus den Wogen des Meeres heraus festmachen und ihre Taue anbinden wollen. Und wenn einige zufälligerwei se davon losgetrennt werden, weil entweder die Taue reißen oder der Kno ten sich löst, und sie in die Strudel der Abgründe des Meeres hinausgetrie ben werden, so ist nicht der Felsen und nicht meine Gesinnung schuld, sondern eindeutig die Unüberlegtheit der Schiffsmannschaft. » So sprach jener damals, und dadurch beruhigte sich / die Lage und der Tumult ver wandelte sich in Stille46 • 3. Nun, die Weisheit jenes berühmten Demosthe nes behauptet und verkündet, daß alles Vorhergehende nach seinem Ablauf beurteilt wird47, ich aber glaube, die Achtbarkeit vortrefflicher Männer und wiederum die Schlechtigkeit der Andersgearteten nicht vom Ende aus un tersuchen zu müssen, sondern vom Anfang und vom ersten Anpacken der Dinge an. Denn von dort beginnen wie von der Quelle und der Wurzel aus die Vortrefflichkeit und die Schlechtigkeit der Handlungen aufzuscheinen, und von dort kann, wer sicher urteilen will, das Anliegen der Handelnden genau erfassen; denn den Menschen ist es nur gegeben, Herr über den Anfang der Dinge zu sein, das Ende bringen geheime Prinzipien zu einem Punkt, den wir nicht kennen, mal zu dem, der das eigentliche Ziel war, mal zu dem, der es nicht war. Und das eine Mal wird das, was beabsichtigt wurde, voll und ganz erreicht, das andere Mal nicht so ganz, sondern es ist auch etwas Ungewolltes beigemischt, zum Beispiel, wenn jemand von Sizi lien aufbricht und nicht zu den Häfen von Sardinien und Korsika gelangt, wohin er wollte, sondern ein böser und wüster Wind, der aus den Tiefen des Westens wie aus einem Versteck und Hinterhalt losbricht und herab stürzt, ihn zwingt, nach Kreta zu fahren. Darum halte ich es für besser, Tugend und Schlechtigkeit der Menschen nicht vom Ausgang ihrer Taten 48
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her zu untersuchen, sondern nach ihrem Ratschluß und ihrer Absicht. Aber man wird den Sinn dessen, was ich sagte, aus dem, was ich erzählen werde, deutlicher fassen können. Daraus nämlich wird man wohl besser ersehen, wie beide / in absoluter Konsequenz zusammengingen; denn das Ende er langte einen absolut reinen Einklang mit dem Beginn und der Beginn mit dem Ende. 4. Es ist allen bekannt, nicht nur den Rhomäern und Hellenen, sondern auch den verschiedensten barbarischen Völkern, die es gibt, mit welcher Sanftmut und Gerechtigkeit Kantakuzenos ursprünglich vorging, und mit welcher Gemeinheit und Ungerechtigkeit dagegen Apokaukos. Bekannt ist wiederum gleichermaßen, wie die Sache nach sovielen Runden und Kämp fen, welche die Telchinen der Bosheit unterdessen (zw. Anfang und Ende) veranstalteten, ausgegangen ist, weil Gott aus dem Verborgenen als Kampf richter urteilt und durch lautlose und schweigende ?timmen alle, die wunschgemäß eine gute Ernte heranwachsen sehen möchten, lehrt, eine gute Absicht als Anfang und Quelle ihren Werken voranzustellen. Denn wenn Kantakuzenos nicht auch selbst, wie die Kaiserin Anna, durch die neuen Lehren meiner Verfolger wie auch immer verführt, diesen erlaubt hätte, einen Sturm in die Kirche Gottes hineinzutragen, wäre er wohl der beste der Kaiser geworden und der Staat der Rhomäer hätte durch ihn mächtig gewonnen. Nun aber scheint der so sanftmütige Mann durch die Schlechtigkeit anderer schuldig am allgemeinen Untergang zu sein47a• 6. 1 . Obgleich Apokaukos durch die Ereignisse selbst sah, daß die Listen seiner Schlechtigkeit auf das Gegenteil hinausliefen und daß er auf deutli che Weise überführt war, ein schlechter Mensch zu sein, genierte er sich nicht, immer wieder das Gleiche zu versuchen; dabei hatte er doch gehört, daß einer der alten Weisen seine Verwunderung äußerte, / nicht darüber, daß jemand eine Seefahrt unternommen, sondern daß er es zweimal getan hatte48 • Der Weise fand nämlich diesen Wagemut nicht lobenswert, nach dem man ja im Kampfe mit dem Meer tausend Tode gestorben war, sich abermals in die gleichen Gefahren zu stürzen. 2. Jener Mann (Apokaukos) hätte mindestens, der Geschenke des Kantakuzenos eingedenk, sich nicht nur von Feindseligkeit ihm gegenüber enthalten, sondern ihm den größten Dank bezeugen sowie mit Zunge und Tat und auf alle Arten seinem Wohl täter mit Wohlwollen vergelten müssen, daß er ihn aus niedrigem Stand zu solcher Höhe emporgeführt hatte. Aber er unterließ alles, was gerecht ist, und plante und schmiedete gegen ihn tausend Mordkomplotte. Er respek49
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tierte auch die Gesetze der barbarischen Perser nicht, welche über die Un dankbaren eine gesetzliche Strafe verhängen und leugnen, daß ein solcher Mensch Gott, seinen Eltern oder Freunden gegenüber Dank kennt49 • Aber es mußte sein, wie es scheint, daß jede Stadt und jedes Gebiet der Rhomäer heimgesucht wurde und daß sogar die Angelegenheiten der Kirche Gottes in Verwirrung gerieten, als Strafe, wie ich meine, für alte und neue Sünden unseres Geschlechts. Deswegen wurde es zugelassen, daß solche Werkzeuge und Anlässe der Schlechtigkeit, die kein anderes Motiv als Herrschsucht und Begierde nach eitlem Ruhm hatten, sich mit ihrer verderblichen Wir kung einschlichen. Aber biegen wir wieder in die frühere Spur der Erzäh lung ein. 3. Kantakuzenos sah ein, wie ich sagte, daß Apokaukos nicht aufhörte, erneut Listen und Hinterhalte gegen ihn zu organisieren, und daß er nicht lange Ruhe haben würde, bis er ein neues von Mord schwangeres Attentat gegen sein eigenes Haupt losbrechen sähe; darum nahm er zusammen mit der Kaiserin den Patriarchen zur Seite und sagte folgendes: 4. «Die geistrei cheren unter den weltlichen Weisen / behaupten, daß es zu den Unmöglich keiten gehört, daß entgegengesetzte Dinge zur gleichen Zeit im gleichen Subjekt stattfinden können5o• Da dem so ist, sehe ich nicht, welches Mittel ich hätte, das, geteilt, mir ermöglichen würde, nach zwei völlig entgegenge setzten Richtungen gefahrlos zu tun, was ich vorher übernommen habe. Die Aufgabe, mich ganz allein um alle Staatsgeschäfte zu kümmern und für alle Untertanen der Kaiserherrschaft zu sorgen, damit sie nicht leicht von den Feinden Schaden erleiden, zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich und fordert den Einsatz aller Gedanken, aber die Tatsache, daß ausgerechnet jene, für die ich sorge, Anschläge gegen mein Leben verüben, bildet eine große Schwierigkeit und zwingt mich, mich aller anderen Sorgen zu entledi gen und mich nur um mein eigenes Leben zu kümmern und auf jede Weise für meine eigene Sicherheit zu arbeiten. Es lag notwendigerweise bei euch beiden, dabei Abhilfe zu schaffen, wenn ihr gerecht handeln wolltet; denn bei euch liegt die ganze Aufgabe, euch auf alle Arten zu bemühen, jedes Gewächs der Bosheit, das gegen Männer des Staates wie auch der Kirche aufsprießen könnte und das, wenn es wachsen sollte, beider Autorität völlig vernichten wird, abzuwenden und auszurotten. Aber ihr beratet euch heim lich und oft mit gemeinen Männern und hört auf ihre wahnwitzigen Worte, und wenn sie darauf drängen, mit der linken Hand die Rechte abzuhauen, gebt ihr gerne nach. Weiter, wenn die Attentäter nur die Absicht hätten, 50
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meine Seele aus dem Körper zu vertreiben, und das Schwert ihrer Unver schämtheit sich nicht gegen alle richtete, auch gegen meine Freunde und Nachkommen, hätte ich vielleicht / noch geschwiegen, vielleicht aber auch nicht; denn auch das scheint mir absolut nicht erlaubt, freiwillig sein eige nes Leben preiszugeben, das Besitz eines anderen (d. h. Gottes) und ein (von ihm uns) anvertrautes Pfand ist, solange nicht der Herr es auslöscht. Wenn das nicht so ist, dann soll einer aufstehen und mir sagen, warum die weise sten der alten Richter jene, deren Hände gegen sich selbst zu Felde zogen (die Selbstmörder), verurteilten unbestattet weggeworfen zu werden5 1 • Es scheint gewissermaßen etwas Ähnliches zu sein, wie wenn jemand aus fremdem Lande kommt und dem Gefangenen eines anderen zur Flucht verhilft. Aber wenn das Attentat der Bösen und die Gefahr, die mich be droht, sich geradezu auf alle gleichermaßen ausdehnen, dürfte Schweigen vollends eine Tat des Wahnsinns und keine Sache des freien Entschlusses sein. Wenn ihr aber mir bis heute eine aufrichtige Gesinnung bewahrt habt und versprecht, diese auch künftig beizubehalten und euch nicht an irgend einer Bosheit oder Raserei, die sich gleichermaßen gegen mein Leben rich tet, zu beteiligen, dann bin ich meinerseits bereit, jetzt eure Bitte und zu gleich die Befehle des seligen Kaisers bezüglich der Aufsicht über die Staats geschäfte und ihre Verwaltung zu erfüllen. Das kann aber für uns alle kaum unumstritten feststehen, ehe wir unsere Zusagen nicht durch Eide abgesi chert haben, wie das vielerorts und häufig bei umstrittenen menschlichen Angelegenheiten zu geschehen pflegt. Das scheint mir in der augenblickli chen Lage eine sichere Zuflucht, die jeden Verdacht in meiner Seele (beruhi gen) und jede Aufwallung von Sorgen glätten kann. Die Asklepiaden52 sagen nämlich, daß es auch eine Pflanze gibt, welche für die Wölfe tödlich ist, so daß die Füchse dorthin gehen und darunter frei von Angst schlafen können. Wenn also die Not, sich zu retten, sogar die nicht mit Vernunft begabten Tiere / erfinderisch machr53 , dann fordern wir, die Vernunft und Verstand als angeborene Gaben benutzen, doch wohl mit mehr Recht in gefahrvollen Umständen die Sicherheiten, die sich auf eidliche Zusagen gründen. Ich würde wohl auch euch ähnliche Zusagen im Tausch geben, wenn meine frühere Haltung euch zur Sicherung meiner Treue nicht ausrei chend schiene. Als ich nämlich die Macht hatte, das kaiserliche Gewand anzulegen - denn der Kaiser lag schon in seinen letzten Atemzügen und ich hatte mich mit seinen zwei Söhnen in den Palast begeben und diesen mit einer militärischen Garnison gesichert, wobei niemand sich widersetzte, 51
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sondern alle aus Angst sich duckten -, ist mir nicht das gleiche passiert, was Leuten widerfährt, die unwürdigerweise in eine Schatzkammer geraten und die sich beeilen mit bei den Händen das liebste Begehren ihrer Seele zu befriedigen, sondern ich bin innerhalb der Grenzen meines ursprünglichen Vorsatzes geblieben. Viel klarer doch demonstrieren Macht, Reichtum und Unabhängigkeit die Absicht eines Menschen, als Armut und ein Leben in Abhängigkeit das tun. Der Charakter einiger Leute bleibt, weil er durch Unfreiheit mit tyrannischer Gewalt regiert wird, verborgen und trügt lange Zeit die Urteile der Außenstehenden hinsichtlich der Wahrheit. Das war nach dem Tod des Kaisers der eine Beweis für die Reinheit meiner Absich ten und zugleich für euch eine Beseitigung der Furcht, daß ich nämlich, wenn die Möglichkeit gegeben sei, ohne Schwierigkeiten die Kaisermacht zu übernehmen, nichts dergleichen getan oder geplant habe, sondern abso lut besonnen und völlig innerhalb der Grenzen der gewohnten Ordnung geblieben bin. Denn ich glaubte, nicht so sehr den Menschen als Gott, dem Seher des Verborgenen54 , gefallen zu müssen. Die Menschen / sind nur Zeugen dessen, was öffentlich getan wird, und man kann sie gelegentlich betrügen, wenn jemand die Früchte seiner Schlechtigkeit den Formen und Farben der Tugend unterschiebt. GOtt aber drückt die Spuren seiner Unter suchung unmittelbar den Bewegungen des Herzens auf, die den Werken vorausgehen, und er beruft sein Gerichtstribunal sofort in den Anfängen der Überlegungen ein, dort wo Form und Farbe es nicht verbergen können, wenn ein Gewächs der Bosheit erscheinen wollte. Der zweite Beweis ist die gegenwärtige Lage, die von einer alles übertreffenden Bosheit ist. Ihr müß tet aus Ehrfurcht für meine Sanftmut und Gerechtigkeit von ganzem Her zen mit Tat und Zunge meine Tätigkeiten unterstützen, während ihr selbst ohne Sorgen dasitzt, ihr jedoch . . , aber es ist besser zu schweigen und alles Gott zu überlassen55 . » , 5 . Kantakuzenos beschloß hier den Lauf seiner Rede, wechselte Eide mit der Kaiserin und dem Patriarchen, nichts Hinterlistiges zu tun oder zu planen, stand auf und verließ den Audienzsaal. 6. Und sofort war er ganz bei der Vorbereitung des Feldzugs und bei der Ausführung der längst vor trefflich geplanten Vorhaben. Das waren zum einen die Verteilung von Gütern an das ganze Heer, außerdem Geschenke und Gaben und die an und für sich schon ausreichende Auszahlung des vorher schuldig gebliebe nen Soldes aus eigenen Mitteln - denn der kaiserlichen Schatzkammer fehlte es damals an Geld für solche Ausgaben _ 56 , zum andern Feldzüge 52
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gegen die Feinde ringsum, von denen die einen seit langem angriffen und furchtlos alle Städte und Dörfer verwüsteten, / die vor ihren Augen lagen, während die anderen sich infolge des plötzlichen Endes des Kaisers zum Plündern anschickten. 7. Es erreichten ihn heimlich auch viele Briefe von vielen Seiten, von den Akarnaniern und Triballern, von den Thessaliern und den peloponnesischen Lateinern, die ihre Unterwerfung versprachen5 7. Denn ihnen gefiel schon immer seine großzügige und edle Gesinnung, und darum bevorzugten sie es, ihm sich selbst und ihre Städte freiwillig zu überantworten. Er beschäftigte sich fürderhin mit dem Plan, umherzuziehen und den Rhomäern alles zu unterwerfen, und zwar jene, die vorhatten, sich ihm freiwillig anzuschließen, als Freunde willkommen zu heißen, und die, die es vorzogen, sich zu widersetzen, dem Urteil eines bewaffneten Kampfes zu überantworten. 7. 1 . Nach dem Aufgang des Arkturos also58 brach er von Byzanz nach Thrakien auf und schlug deutlich sichtbar an den Grenz'en zwischen My sern (Bulgaren) und Rhomäern sein Lager auf. Er tat das aus zwei Gründen, um entweder, wenn Alexander, der Zar der Myser, Angst bekommen wür de, den früheren Vertrag mit ihm zu erneuern und zu bekräftigen, oder die Entscheidung der Angelegenheit dem Krieg zu überlassen. Denn es ging nicht an, beim Aufmarsch gegen Thessalier und Triballer dessen Kampf kraft den Rücken zu kehren, die wie ein Blitz aus unmittelbarer Nähe Thrakien bedrohte. Nachdem er nach Wunsch und ohne Mühe eine befrie digende Regelung erreicht hatte, inspizierte er die Städte und Dörfer von Thrakien und brachte von dort bis hin zu Kalliupolis ihre Garnisonen auf die jeweils erforderliche Stärke. Dort erfuhr er, daß eine mächtige Flotte / der Perser im Begriff war, aus Asien nach Europa überzusetzen, um Thra kien und die darin liegenden Dörfer und Städte der Rhomäer heimzusu chen. Admiral und Führer dieser Flotte war ein Mann mit dem Namen Amur (Umur von Aydin) 59 . 2. Das Reich der Perser war nämlich in Satrapien geteilt, wie ich an einer Stelle weiter oben ausführlicher gesagt habe60, und die einen hatten diesen, die anderen jenen Küstenstrich erworben. Von ihren Nachkommen, die im Laufe der Zeit die Macht übernahmen, hatten die einen durch Klugheit und militärisches Geschick das übernommene Erbteil zu vergrößern gewußt, während andere sich infolge ihrer geistigen Trägheit mit Mühe in ihrem Besitz gehalten hatten. Es gab auch welche, die aus ihrem Gebiet ganz und gar vertrieben waren6 1• Von diesen allen nun war Amur .der mächtigste 53
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geworden, da er energischer und wagemutiger als alle anderen war. Als Herrscher von Lydien und Ionien befuhr er mit seiner Kriegsflotte das ganze Meer und war in kurzer Zeit als Beherrscher der Meere nicht nur der Schrecken der Inseln der Ägäis geworden, sondern auch für die Euboier und Peloponnesier, für Kreter und Rhodier und für die ganze Küste von Thessalien bis Byzanz62• Diese alle suchte er mit Flottenexpeditionen heim, so oft er wollte, und er sammelte bei ihnen schwer drückende jährliche Steuern ein. 3. Dieser Mann nun war, als Kantakuzenos' Ruhm sich mit viel Beifall und großem Lob überall über Land und Meer verbreitet hatte, seit langem zu einem glühenden Verehrer desselben geworden und hatte spontan ver sprochen, solange er lebte, mit ihm und mit den Söhnen, die ihm nachfol gen würden, Freundschaft zu pflegen63 • Und er ist dieser Freundschaft auch bis ans Ende treu geblieben, wie es, so glaube ich, die / ganze übrige Zeit nirgendwo ein ähnliches Beispiel gegeben hat. Meine Erzählung wird das im weiteren Verlauf an passender Stelle, ohne von der Wahrheit abzuweichen, allen genauestens verdeudichen. Hier will ich über ihn nicht mehr sagen, als was hierher gehört, und jetzt auf etwas anderes über gehen. 4. Als der Kaiser (Andronikos III.) gestorben war und sich schon das Gerücht verbreitete, daß einige Mitglieder des kaiserlichen Senats aus Eifer sucht versuchten, das Ansehen des Kantakuzenos zu zerstören, wurde die ser Mann von einer gewissermaßen satrapischen Wut64 und von gewalti gem Zorn erfüllt, zog sogleich eine große Menge Schiffe im Hafen von Smyrna zusammen und war im Begriff, wie ich sagte, schnellstens überzu setzen, um die thrakischen Dörfer und Städte bis hin nach Byzanz heimzu suchen. Als Kantakuzenos das auf der Chersones zufällig hörte, beeilte er sich sehr, dieses Unternehmen durch eine Gesandtschaft schleunigst zu verhindern. Was denn auch schneller, als man erzählen kann, geschah. Leichter als ein Sklave dem Befehl seines Herrn, gehorchte der Geist jenes Barbaren dem Schreiben des Kantakuzenos und gab nach 65 • Das war eine große Sache und es versetzt die Seelen derer, die es hören, in gewiß nicht geringes Staunen; wenn man es aber mit dem vergleichen will, was der Mann in der Folgezeit aus Freundschaft für Kantakuzenos tat, wird man es wohl als die kleinste Kleinigkeit einschätzen. 5 . Ich aber muß an jene alte Macht Roms denken und mich erinnern, wie damals ein einziges römisches Edikt Land und Meer durcheilte und alle Menschen erschreckte und beina54
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he vor Angst / sterben ließ. Weder Asien zückte damals das Schwert des Kampfes gegen Europa, noch wiederum umgekehrt, sondern jeder Gegner wurde in eine auf Verträgen beruhende Ordnung einbezogen66 • Der Kilikier reiste unbewaffnet durch Bithynien und der Thraker gleichfalls durch ita lien. Sauromaten zogen wie durch Freundesland durch Hellas und waren Zuschauer der Panathenäen und Wettkampfteilnehmer der alle vier Jahre stattfindenden Wagenrennen in Olympia 67• Und ich überlegte bei mir selbst, wie auch in unserer Zeit so etwas hätte geschehen können, wenn die Keime der Zerstörung, welche Apokaukos gegen Kantakuzenos säte, völlig ent fernt worden wären. Aber lassen wir das. 8.1. Als Kantakuzenos dort, wo er war, hörte, daß irgendeine Krankheit die Kaiserin Anna befallen hatte und daß Apokaukos ertappt worden war, seiner gewohnten Boshaftigkeit wieder zu frönen, und, aufgescheucht, zum Kastell von Epibatai geflüchtet war (28 . 8 . 1341), und drittens, daß der Patriarch nicht aufhörte, zu dessen Verteidigung die Ohren der Kaiserin Anna mit Bitten zu belästigen, brach er den weiteren Feldzug ab und kehrte selbst schnellstens nach Byzanz zurück68 • Die Kaiserin fand er bei guter Besserung und schon befreit von der Krankheit, von der sie befallen war, den Patriarchen aber nahm er zur Seite und tadelte ihn mit sanften Worten wegen seiner unedlen Haltung, und er hielt ihm alles vor, was einigermaßen geschickt seinen leichtsinnigen Charakter und seine unzuverlässige Gesin nung brandmarkte, und (er wies ihn darauf hin), wie ein Mann, der gegen sich selbst rebelliert und dessen Taten mit seinen Worten im Streit sind, oder besser, der offenbar seine eigenen Worte bekämpft / wohl kaum ande re Rebellen und einander bekämpfende Leute wird überreden können, zu einer von Revolten freien Eintracht zu kommen. 2. Darauf forderte er zu jenen ersten zweite Eidesleistungen. Und jener (der Patriarch), der jeden Verdacht aus dem Weg räumen wollte, um nicht, einmal beim Meineid ertappt, etwas Furchtbares zu erleiden, schwur nicht nur den für Priester geziemenden Eid, sondern auch den, der für Männer im Staatsdienst üblich ist. Außerdem sprach er gegen sich selbst die größten und zugleich schreck lichsten Flüche aus für den Fall, daß er überführt werden sollte, in dem Gesagten irgendwie gelogen zu haben. 3 . Nachdem diese Angelegenheit so geregelt war, verließ Kantakuzenos schnellstens wieder die Stadt, wohlgerüstet mit Geld aus eigenen Mitteln und allem, was bereit lag, um damit die verschiedenen Völker, sowie Ge sandte und Städte, die sich ihm anschließen würden, großzügig zu beschen55
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ken, ich meine Luxusgegenstände und italische Kleider aus Wolle69 und alle anderen Gaben, die als besonders großzügig gelten. 4. Apokaukos nun, in seinem Kastell eingeschlossen, schämte sich kei neswegs und wurde nicht rot wegen seiner unmännlichen und weibischen Haltung, sondern vielmehr im Gegenteil, er brüstete sich und äußerte Wor te voll von jeglicher Arroganz und tadelte sogar Kantakuzenos' Mangel an Überlegung, da er nicht auch selbst die gleiche Vorsorge getroffen habe wie er, um in Zeiten der Not und der Angst in ein solches Kastell flüchten zu können. 5. Als dieser aber das hörte, lachte er über dessen Einfältigkeit und gab darauf folgende Antwort: «Ich habe,» sagte er, « es nicht für nötig gehalten, meine Sicherheit mit Steinen und Ziegeln zu ummauern, / und ich bin es nicht gewöhnt, mit solchen trügerischen Kleinigkeiten zu prahlen und solche angeberische Worte von mir zu geben; ich suche meine Stärke in einem gefestigten Charakter und habe immer als unvergängliches Kastell und sicheren Anker zu allererst mein unerschütterliches Vertrauen auf Gott und seine absolute Macht. Dort, wo mein Geist es kultiviert, einzig vor Gott, der das Verborgene sieheo, überdauert das Gewächs der Sicherheit, das nie verwelkt, das weder die Sonne abwartet, die das Urteil des Aller höchsten erläutern wird, noch die delikate und in glänzendem Attisch re dende Zunge eines Platon oder Demosthenes 71, sondern von sich aus durch den Lauf der Ereignisse mitten in der Welt das Wunder beinahe laut ver kündet. Das Vergnügen an den Erquickungen und Bequemlichkeiten von vergänglichen Kastellen und Bollwerken stirbt schnell, denn es hat eine kurzlebige Wurzel. Ich habe mir die Seelen der Menschen zu zahlreichen und sicheren Kastellen und Türmen gemacht, in welchen ich selbst meine Seele untergebracht habe. Platon sagte, daß die Seele der Liebenden im Körper eines anderen lebt72 • Bei mir aber ist es so, daß meine Seele nicht in den Körpern, sondern in den Seelen von anderen lebt. Denn ich bin kein Liebhaber von Körpern, sondern von Seelen, und so wurde es mir zuteil, auch Seelen als Liebhaber zu haben, und auf eine neue Art habe ich die Seelen der meisten beseelt. Solche Bollwerke habe ich mir errichtet, und so gewinne ich in aller Ruhe und völligem Wohlbefinden und ohne irgendwel che Belagerungsmaschinen mit Gottes Hilfe aller Zuneigung und Gesin nung. Und auf diese Weise / habe ich unblutige Siegeszeichen errichten wollen. Die Zukunft wird für meine Worte und Taten klar Zeugnis able gen.» So war zu der Zeit Kantakuzenos' Charakter, und so sprach und handelte er immer. 56
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9 . 1 . Doch kehre ich zu meinem Ausgangspunkt (gr. dorthin) zurück, um alles detailliert zu erzählen. Apokaukos, jener in allen Belangen tüchtige und gewandte Planer, war freilich überführt worden, alles durcheinander zu bringen, um nach Beseitigung des Herrschers selbst an die Macht zu kommen, - was auch Diebe tun, die nachts Tunnel unter den Mauern der Häuser graben, weil sie nicht eher die Dinge in ihnen bequem rauben können, solange sie das Licht darin nicht gelöscht haben -, und er war auch verurteilt worden, aber jener (Kantakuzenos) hatte ihm seine Schlech tigkeit in keiner Weise entsprechend heimgezahlt. Trotzdem war er, aus Scham vor ihm und aus Angst, er könnte schließlich doch einmal die Ge duld verlieren und ihn nach Recht und Gesetz behandeln, heimlich, wie ich gesagt habe, in das sogenannte Kastell von Epibatai geflüchtet, das er selbst vor langer Zeit mit großem Kostenaufwand im Vorstadtgebiet von Byzanz an der Küste errichtet hatte. Es war klein, aber raffiniert gebaut und wegen seiner verteufelt starken Befestigung schwer einzunehmen73• Der Mann war nämlich aus einem unansehnlichen Geschlecht zu hoher Fortüne aufgestie gen, und sein Geist war wie der eines Betrunkenen; er hatte davon geträumt, nach dem Tod des Kaisers selbst die Hand nach der Kaiserrnacht auszu strecken, und wenn er scheitern sollte, dann in dieses Kastell zu flüchten und den, der herrschen würde, zu bekämpfen. 2. Er hatte darin nicht nur haufenweise Geld der verschiedensten Sorten zusammengetragen, sondern auch eine Menge Getreide / und Wein, allerlei Gepökeltes und in reichem Maße auch alles andere, was Menschen brauchen; ständig fließendes Was ser hatte er von außen durch unterirdische Kanäle hineingeleitet. Darü ber (über das Kastell) soll der Kaiser, als er, ehe er starb, dort vorbeiging, gesagt haben: « Siehe, dieses Kastell umsummt beinahe mit lebendiger Stim me meine Ohren und prophezeit uns die versteckte Treulosigkeit und Ver dorbenheit des Erbauers. » Er soll auch Kantakuzenos befohlen haben, das Kastell selbst niederzureißen und die darin auf unrechtmäßige Weise ange häuften Geldmengen für die kaiserliche Schatzkammer zurückzugewinnen; den Erbauer selbst sollte er gefesselt ins Gefängnis werfen, damit er nicht, wenn er schließlich die Gelegenheit erhalten würde, einen Sturm gegen das Kaiserreich entfessele. Aber Kantakuzenos verhielt sich auch hier sanftmü tig und milde und bemerkte nicht, daß er für sich selbst und für die Städte einen großen Schaden hortete74 • Später, als er umsonst sein eigenes Schlechtberatensein bereute, spendete er dem Kaiser glänzendes Lob für diese beiden Ratschläge. Aber die interessante Materie hat mich, ohne daß 57
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ich es bemerkte, weit (vom Thema) abgelenkt. Ich muß also (zu diesem Thema) zurückkehren. 3 . Als Apokaukos in sein Kastell geflüchtet war, vergaß der Patriarch nicht, ihm heimlich zu schreiben und ihn auf dem laufenden zu halten; er forderte ihn auch auf zurückzukommen, riet ihm zu Attentaten gegen Kan takuzenos und erhielt selbst von ihm Ratschläge74a• Zugleich belagerte er dauernd die Ohren der Kaiserin und verleumdete fortwährend Kantaku zenos, während er Apokaukos mit seinem Lob in den Himmel hob. Als er nun mit Leichtigkeit die weibliche Einfalt / irregeführt und seinem Willen gefügig gemacht hatte, tat er alles, was seinen Absichten entsprach. Sofort sandte er Kantakuzenos mit einem ehrenvollen Auftrag von Byzanz fort, nachdem er ihm zuvor seine Treue mit schrecklichen Eiden bekräftigt und gegen sich selbst die fürchterlichsten Flüche ausgesprochen hatte, wenn es ihm nicht über alles gehen sollte, in den Angelegenheiten der Kaiserherr schaft seine Worte und Taten nach dessen Wünschen zu richten, und wenn er dessen Gegner nicht bekämpfen sollte. Apokaukos aber rief er in einem Brief mit kaiserlicher Unterschrift herbei, in welchem ihm ein hohes Ehren amt und Amnestie von jeglicher Anklage versprochen wurde75 • 4. Kantakuzenos brach also von Byzanz nach den Städten Thrakiens auf, und ihm kam Apokaukos, der sein Kastell verließ, entgegen. Er stieg vom Pferd und begrüßte ihn mit der Proskynese, womit er ihm kaiserliche Ehre erwies76 • Das hatten vor ihm gegen seinen Willen auch alle anderen getan, die mit ihm verwandt waren, sowie die Angehörigen des Senats und jene, die zu den nachfolgenden Rängen gehörten, entweder weil sie ihn als Ver weser der Kaiserherrschaft betrachteten, oder da sie sahen, wie das kaiserli che Szepter von seinem Willen abhing, und vermuteten, ihn am nächsten Tag mit den kaiserlichen Insignien bekleidet zu sehen, wenn er das nur wünschte. Alle duckten sich aus Furcht und gehorchten ihm wie einem I<.aiser. 5 . Apokaukos nun begleitete ihn bis Selymbria in großer Angst, während er die ihn bedrohende Gefahr beinahe vor seinen Füßen liegen sah. Denn es gab viele, die Kantakuzenos aufforderten, ihn gefangenzuneh men und in Fesseln / nach Didymoteichon vorauszuschicken. Es war ja kein Geheimnis, welchen Rauch er im Staate würde aufsteigen lassen, wenn er nach Byzanz käme. Darum denn auch drängten alle wie auf Vereinbarung Kantakuzenos, solange er das gejagte Wild noch greifen könnte, zu sorgen, daß die herrschende Ruhe im Staat erhalten bliebe. Aber dieser wollte von seiner Humanität und seinem Optimismus nicht abgehen und wies ihre 58
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Mahnung zurück. Alles, sagte er, sei in Gottes Hand und alles werde von dort her gelenkt; es könne nichts durchgeführt werden, was nicht von dort gutgeheißen, und es sei wiederum auch nichts unmöglich, was nicht von dorther abgelehnt würde. 1 0. 1 . Auf diese Weise also konnte Apokaukos frei von dort weggehen. Und kaum war er in Byzanz angekommen und hatte der Patriarch ihn gesehen, da änderte dieser seine Lebensweise, seine Sprache, seine Ansich ten und seine Gesinnung und wechselte vom Sakralbereich ins öffentliche Leben über. Er zog aus der Patriarchenresidenz aus und schlug seine Zelte ein für allemal im Kaiserpalast auf. Dort saß er ganze Tage und Nächte mit Apokaukos zusammen bei der Kaiserin und brachte, während sie Intrigen gegen Kantakuzenos woben, ebenso seinerseits Beschuldigungen gegen ihn vor und legte auch von sich aus deutlich die Ursachen der ganzen politi schen Unruhen bloß. Der Mann wies sich zwar durch Stab und Gewand als Geweihter aus, aber in seiner Gesinnung und seinen . Werken kannte er weder Demut noch Gesetz?? 2. Zu allererst bestellte er sich selbst zum Selbstherrscher anstelle des Kaisers und Apokaukos zum Verwalter und Marktmeister sowie Präfekten von Byzanz und aller Byzanz unterstehenden Städte und Inseln und zum Vollstrecker aller öffentlichen und geheimen Beschlüsse. Außerdem galt es als gemeinsam gefaßte Entscheidung, / die sie mit schrecklichen Eiden absi cherten, niemals Kantakuzenos aufzunehmen, auch wenn er jede Art von Reue zeigte, oder einer der Engel vom Himmel einen Vermittlungsversuch unternähme78 • 3 . Diese Maßnahmen schienen von beiden auszugehen, sie waren aber in Wirklichkeit das Werk der Raffinesse des Apokaukos. Dieser hatte, wie ich sch on sagte, gleich von der Kaiserherrschaft geträumt; erste Gedanken in dieser Richtung hatte er lange zuvor wie Saatgut in seine Seele eingepflanzt. Und weil er sich ganz besonders mit den alten Geschichtswer ken befaßte, kam ihm Octavius Caesar Augustus in Erinnerung, und ihn wollte er heimlich nachahmen. Auch jener hatte nach der Niederwerfung des Anwärters auf die Herrschaft, Antonius, sowie der Ägypterin Kleopatra geglaubt, nicht anders zum niemand verantwortlichen Alleinherrscher des ganzen Reiches werden zu können, als wenn er zugleich die Beisitzerwürde des Senats rnitzerstörte?9 . Darum überließ er ihnen die unbedeutendsten Dinge und machte sich immer das Wichtigere zunutze. Das bedeutete, daß sie (die Senatoren), von Rom aus, wie von einer authentischen Machtposi tion den Städten ihre Rechte zuerkannten und die Gouverneursposten ver59
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teilten, während er selbst im Besitz des Oberkommandos über Land- und Seestreitkräfte sich den auswärtigen Kriegen widmete und durch seine per sönlichen Mühsale gleichsam als Diener den Senat und den Staat von allen Seiten umsorgte und vor Ungemach bewahrte. Und jene waren nicht fähig zu begreifen, daß, wer Herr über die Streitkräfte ist, leicht die Macht über das Ganze gewinnt. 4. Diesen Weg ging also mit List und Überlegung auch Apokaukos8 0 • Er sorgte dafür, daß sämtliche Adelige sich mit ihrem senato rischen Amt / beschäftigten, selbst aber gab er sich als Diener und erduldete mit den Streitkräften zu Lande und zur See die Mühsale der auswärtigen Kämpfe; so verschaffte er ihnen rundherum Ruhe und machte alle, ohne daß sie es bemerkten, von sich abhängig. Danach schloß er von den durch Familie und Ansehen Hervorragenden die einen in finsteren Gefängnissen ein, wie die Hirten ihre Herden in den Ställen, die anderen verbannte er aus ihrer Vaterstadt. Sämtliche Männer und Frauen im Umkreis der Kaiserin korrumpierte er mit großen Geldbeträgen, und so kommandierte er nicht nur die Kaiserin wie einen Sklaven herum, sondern sogar den Patriarchen, der sich nicht so sehr von seinen Schmeicheleien irreführen, sondern viel mehr von seiner Tatkraft einschüchtern ließ. Darum geschah nichts, was nicht von seinem Willen und seinem Befehl abhing. 5. Als nun die kaiserliche Regierung auf dieses erbärmliche Niveau her abgesunken war, wurden die allerschlimmsten Dinge vollführt. Der Pa triarch tat, als ob er die Schlüssel des Himmelreichs81 in Händen hätte, so fest versprach er die ewige Belohnung und den unsichtbaren Kampfpreis für die Anstrengungen, wenn jemand Kantakuzenos mit tödlichem Gift oder mit irgendwelchen arglistigen Beschwörungen und teuflischen Zaube reien oder auf welche Art auch immer umbrächte81a• Er selbst kümmerte sich keinen Deut82 um die mächtigen Freunde und Verwandte des Kantaku zenos in Byzanz und in jeder anderen Stadt, und sandte überallhin Briefe mit kaiserlicher Unterschrift, die Kantakuzenos von der Wahrnehmung der kaiserlichen Regierung enthoben und ihm befahlen, / wie ein Gefangener in Didymoteichon zu bleiben und sich jeder Aktivität zu enthalten, während das Heer, das ihn begleitete, Befehl erhielt, schnellstens nach Byzanz zu rückzukehren 83 . 1 1 . 1 . Die wichtigsten Freunde und Verwandten des Kantakuzenos in Byzanz und mit ihnen einige, die auf andere Weise mit ihm verbunden waren, befürchteten nun, daß sie, einer nach dem anderen, festgenommen werden und Dinge erleiden würden, die sie sich als tapfere Männer nicht 60
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gefallen lassen konnten. Darum kamen sie im Haus eines der ihren zusam men und entboten nach gemeinsamer Beratung eine Gesandtschaft zum Patriarchen und zu Apokaukos mit der Forderung, daß man ihnen nichts von den furchtbaren Dingen antun würde, von welchen das Gerücht ging. Denn sie würden es nicht hinnehmen, so einfach ohne Grund, ohne vorher selbst etwas zu unternehmen, etwas Unedles zu erleiden. Jene gaben ihnen aber keine Antwort, sondern schickten Leute aus, um durch die Demar chen84 in ganz Byzanz die Massen aufzuhetzen und die sinnlose und zügel lose Wut des Volkes zu entfachen, damit es auf jene (die Kantakuzenos Anhänger) mit den erstbesten Waffen, mit Bogen und Schwertern und faustgroßen Steinen losgehe. 2. Als jene diese völlig unerwartete Entwick lung sahen - die Masse strömte schon vereint wie Flüsse und Bienen schwärme und stürmische Meereswellen auf sie zu -, da rannten sie fort, hoben eine der seit langem geschlossenen Pforten in der Stadtmauer aus den Angeln, verließen durch sie die Stadt und entkamen alle unversehrt; sie zählten mehr als sechzig Mann. An jenem Abend und auch noch am näch sten Tag bis zum späten Nachmittag lagerten sie an einem Platz in den Vororten von Byzanz; vielleicht warteten sie auf eine beschwichtigende und friedliche Botschaft aus Byzanz. Als sie aber von der sofortigen Zerstörung ihrer Häuser erfuhren und vom Abtransport und der / Konfiszierung ihrer Habe und alles dem, was sie erhofft hatten, völlig entgegengesetzt war, brachen sie von dort auf und erreichten mit verhängten Zügeln Didymotei chon, tief schockiert und betrübt über ihr unerwartetes Schicksal. Als Kan takuzenos das sah und hörte, schmerzte es seine Seele sehr, und er war nahe daran zu weinen; ein gewaltiger Sturm von Überlegungen erfaßte ihn, so sehr entsetzte ihn das Unerhörte des Vorgangs. 3. Kaum war die erste Woge zur Ruhe gekommen, brach eine zweite über ihn herein, die weit schlimmer war als die erste: Am nächsten Tag kam nämlich jemand und meldete die schandhafte Einkerkerung seiner Mutter, sowie die Zerstörung ihres Pala stes und die Konfiskation ihres gesamten Vermögens durch den Staat, und daß viele seiner Verwandten Tag für Tag verhört und aufgefordert würden, ihr Geld herauszugeben, und dabei jede Art von Folterung erlitten. Muß man sich nicht wundern, daß jener in diesem Unglück weder seine Seele aushauchte, noch von Sinnen geriet? Aber viel bewundernswerter noch ist, wie er einsah, daß diese Dinge eine Züchtigung des Herrn waren, und wie er darum die Kleider ablegte für die Rennbahn der Standhaftigkeit85 und bei diesen ganzen furchtbaren Dingen hart blieb wie Stahl. Denn die Zeit 61
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ließ Tag für Tag die Wogen der einander folgenden Schrecknisse höher steigen. 4. Es vergingen nicht viele Tage, da kam jemand aus Byzanz, der ihm ein Schreiben mit kaiserlicher Unterschrift überbrachte, das ihm be fahl, selbst zu Hause zu bleiben und sich ruhig zu verhalten und künftig keinen einzigen kaiserlichen Verwaltungs akt vorzunehmen; die Soldaten aber sollten schnellstens nach Byzanz zurückkehren86 • Danach kamen an dere Berichte, die besagten, daß / man ihm seine Landgüter weggenommen und diese an Handwerker und Krämer verteilt hatte, und an alle jene aus der Volksrnasse, die am meisten ihre freche Zunge gegen ihn bewaffnet hatten 87 • Denn als Kampfpreise und Belohnungen wurden denen, die mehr und größere Beschimpfungen gegen ihn geäußert hatten, nicht nur seine Landgüter ausgesetzt, sondern auch Ämter und Würden sowie Beförderun gen, gleichgültig ob es ein Fischer war oder einer der nach Ackerland und Spaten roch, der seine Zunge in solchen Beschimpfungen übte. 5. Als jener diese Dinge hörte und sah, beharrte er das eine Mal in seiner gewohnten Sanftmut - diese, die ihm Ernährerin und Lebensgefährtin war, konnte er nicht so leicht preisgeben -, das andere Mal war sein Geist uneins, und er überlegte und erwog, was zu tun sei. Ruhig zu bleiben, das sah er wohl, wäre weder für ihn selbst, noch für den Sohn des Kaisers, Johannes Palaiologos, und auch nicht für die adeligen Männer, die zusammen aus Byzanz zu ihm geflüchtet waren, ohne Gefahr. Letztere, die in ihren Herzen wegen der Dinge, die sie erlitten hatten, einen heftigen Zorn nährten und mehr noch auch für die Zukunft um ihr Leben bangten, drohten schon unverhohlen mit seiner Ermordung, wenn er sich nicht von ihnen zum Kaiser ausrufen ließe88 • Und wenn er das nicht wollte, so wäre ein anderer aus ihrer Mitte dazu bereit. Außer diesem Mittel gäbe es absolut keine andere Sache oder Überlegung, die sicherer die Rettung der Rhomäer ver wirklichen könnte. 6. In solche Stürme von Unruhen und Gefahren geraten, glaubte Kantakuzenos, trotzdem nicht eher nachgeben zu müssen, ehe er nicht zuvor in aller Eile Gesandte nach Byzanz entboten hätte, um noch einmal / der Kaiserin Anna jene Anordnungen des Kaisers und alle Abma chungen, welche sie selbst nach seinem Tod zusammen mit den adeligen Personen getroffen hatte, in Erinnerung zu bringen, Abmachungen, die mit Furcht und Angst einflößenden Eiden besiegelt worden waren und sich an den gleichen Voraussetzungen orientierten. Aber auch dieses Vorgehen fruchtete überhaupt nicht; die einzige Antwort auf seine Sanftmut waren Lästerungen und ganze Karren voller Beleidigungen8 9• 62
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1 2 . 1 . Darum also legte er gezwungenermaßen die Insignien der Kaiser herrschaft an, ohne es zu wollen, wie er sagte, und führte keineswegs ein seit langer Zeit geplantes Vorhaben seiner Seele aus90• Aber so, wie jene, die vor dem Sturm auf hoher See flüchten, sich beeilen, ihre Schiffe in den Häfen vor Anker gehen zu lassen, so flüchtete auch er gewissermaßen zum Hafen des kaiserlichen Purpurs, weil er der gewaltigen ihn umringenden Gefahr auf andere Weise nicht entrinnen konnte. Gott, so meine ich, voll endete ein Werk, das längst im voraus beschlossen war, und das er ihm seit seiner Kindheit durch ganz und gar nicht blinde und undeutliche Zeichen voraussagte; er allerdings schreckte davor zurück, es anzupacken, da er die Geheimnisse Gottes nicht kennen konnte. Um von vielen (Vorzeichen) eini ge zu erwähnen, das erste war: . . 9 1 2. Der Tag, an dem er die Insignien der Kaiserherrschaft anlegte, war der, an welchem das Fest des göttlichen Märtyrers Demetrios gefeiert wurde (26. 1 0. 1341) 92 . Er ordnete aber an, daß man ihn mit seiner Gattin zuletzt als Kaiser begrüßen sollte, das heißt, nach der Akklamation der Kaiserin Anna und ihres Sohnes Johannes. Denn er behielt immer die Freundschaft mit dem verstorbenen Kaiser in Erinnerung und seine Entscheidungen be züglich der Kaiserherrschaft / wollte er keinesfalls vergessen; wie ihm selbst, so gab er den Seinen den Vorrang. Er sei nämlich, so sagte er, ein Bollwerk, das von jenem Kaiser (Andronikos IIl.) zur Sicherung der Kaiserherrschaft seines Sohnes erbaut worden wäre. Die Sicherheit des Knaben sei also um so weniger gefährdet und um so mehr gefestigt, je stärker er sei. 3 . Darum wechselte er nach drei Tagen wieder die Kleidung und zog aus Trauer über den Tod des Kaisers anstelle des Purpurs wieder das weiße Gewand an, so, wie es die Kaiser gewohnt sind, in Trauerfällen immer zu tun. Er begnügte sich damit, von jenem Augenblick an immer weiße Kleider zu tragen, bis er die Kaiserstadt eingenommen hatte und unbestritten Alleinherrscher des ganzen Rhomäerreiches geworden war93 • Und als ich ihn nach dem Grund fragte, antwortete er, daß er aus drei Gründen so verfuhr: erstens, um seinem Freund, dem verstorbenen Kaiser, gerechterweise zurückzuerstat ten, was er ihm schulde; zweitens wegen des Todes seiner Mutter, der danach erfolgte94, und drittens, weil er sah, wie seine Anhänger, obschon sie Mangel am Notwendigen erlitten, der Gefahr trotzten, und er es deswe gen für nötig hielt, statt kostspieliger Ausgaben für die kaiserlichen Gewän der die Mittel lieber für jene als für sich aufzuwenden. Er selbst nun verhielt sich so, als er plötzlich in diese widerwärtige Notlage geriet, und respektier.
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te gebührenderweise nach Möglichkeit die Anordnungen des verstorbenen Kaisers. 4. Aber jenes einmütige Gespann sprang vor Freude in die Luft, als es hörte, daß jener die kaiserlichen Insignien angelegt hatte. Es mimte gleichsam das Benehmen Wahnsinniger und ließ sich zu einem sonderbaren / bacchantischen Verhalten hinreißen. Es nahm die Tatsache zum Anlaß, um sich auf die beste Art zu rechtfertigen und sich eindeutig zu verteidigen. Es füllte mit hemmungsloser und unbeherrschter Zunge aller Ohren mit der alten geheimen Krankheit seiner Seele und rechtfertigte sich selbst, weil sie seit langem richtig die Schlechtigkeit jenes Mannes 95 durchschauten, als diese noch in den Windeln und an der Brust getragen wurde; ein lautrufen der Zeuge und Herold der früheren Ziele sei das jetzt Geschehene, das endlich eine vollkommene Frucht hervorgebracht habe. Bald führten sie den Staat ohne Zögern und ohne Versteckspiel in einen bedingungslosen und unangekündigten Kampf96• 5. Da konnte man das ganze Geschlecht der Rhomäer in jeder Stadt und in jedem Dorf in zwei Teile gespalten sehen, in den vernünftigen und den unvernünftigen Teil, in jene, die durch Reichtum und Ansehen hervorrag ten, und die Bedürftigen, in die Zöglingsschaft der edlen Bildung und die von jeder Bildung völlig Ausgeschlossenen, in die Besonnenen und Gemä ßigten und die unbeherrschten, aufrührerischen und blutrünstigen Elemen te97• Die Besseren gingen alle zu jenem (Kantak.) über, die Schlechteren alle zu denen in Byzanz. Denn alle, die sich durch Reichtum und Ansehen von der Masse abhoben, ließen Frauen und Kinder im Stich und strömten aus voller Überzeugung zu ihm; sie gaben sogar einem Leben in der Verban nung den Vorzug vor ihren kostbarsten Gütern und hielten es für besser, mit ihm unglücklich zu sein, als mit diesen Leuten (in Byzanz) Überfluß zu haben. Ich glaube, sie sagten mit Anacharsis, daß es besser sei, einen Freund zu haben, der viel wert sei, als viele, die nichts wert / seien98 • . 6. Als sie nun die lang herbeigesehnte Gelegenheit fanden, schickten die Regierenden von Byzanz Bündel von Briefen in jede Provinz und in jede Stadt, die Anatheme und Bannflüche gegen alle enthielten, die Freunde des Kantakuzenos sein wollten, und die zugleich alle zum Volk gehörenden gegen die Reichen aufhetzten und die Masse der Handwerker gegen jene, die durch Adel und Ansehen herausragten99 • Ihr Ziel war, diese Leute aus dem Weg zu räumen, damit sie selbst bequem in den Vollbesitz der Herr schaft kämen, ohne daß sie von irgendwelcher Seite noch einen Gegner zu befürchten hätten. Daher erlitt denn auch in kurzer Zeit der rhomäische 64
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Staat allerseits großen Schaden in vielen Bereichen, wie es keine Darstellung kurz wiedergeben kann. 7. Kantakuzenos wollte keinen Wagemut demonstrieren und begann auch gar kein Unternehmen von Bedeutung, wie es Leute zu tun lieben, die solche Dinge (Usurpation der Kaiserherrschaft) in Angriff nehmen und in solche Fluten getrieben sind. Er wartete mit dem Heer, das ihm folgte, ruhig ab. Er verfügte über bis zu 2000 schwerbewaffnete Reiter, die zu den allerbesten gehörten und sich durch Körperkraft, Mannhaftigkeit und Er fahrung auszeichneten. Diese hielten es auch für eine weit größere Ehre, mit ihm zu sterben, als ohne ihn auch nur einen Tag länger zu leben. Er verfügte also über eine derartige Elite und in so großer Zahl; die nach diesen aufge stellten waren zweimal sovielelOo. 8 . Jener (Kantak.) also entbot zahlreiche Friedensgesandtschaften zu den Byzantinern I ooa und er erinnerte die Kaise rin an die letzten Willens äußerungen und Anordnungen ihres kaiserlichen Gatten, welche dieser, als er noch lebte, ihr zur Regelurig der Aufsicht und der Vormundschaft über den jungen Kaiser aufgetragen hatte, / die bis zu dessen erforderlichem Alter von Kantakuzenos wahrzunehmen seien. Sie solle keinen fremden Ratgebern trauen, die sich in allem nur um eigenes Streben kümmerten und all das betrieben, was auf schnellstem Wege die alte Ordnung, ja kurz gesagt, die ganze Kaiserherrschaft umstürzen könn te I 0 1 • 9. Aber diese gemäßigte Haltung des Mannes besänftigte die Byzanti ner nicht. Im Gegenteil, sie machte sie rasend und verführte sie zu einer Überheblichkeit und Unvernunft, die nicht mehr zu überbieten war. Sie behaupteten, daß jener das nicht sagte, um das Stammes blut zu schonen, sondern weil er sich gezwungen sehe, am eigenen Leben zu verzweifeln. Und obgleich sie auf dem Land und zur See unaufhörlich offen feindliche Waffen gegen ihn sammelten, gelangten sie weder dadurch zur Ruhe noch konnten sie auf ein heimliches Attentat verzichten, sei es mit Hilfe von Gift, von Zauberei oder einem blutigen Mordversuch. 10. Jener (Kantak.) aber setzte seine Hoffnungen vollkommen auf Gott, wartete ruhig ab und gebot auch seinem Heer im Lager zu bleiben, obgleich dieses sehr nach Kampf und feindlicher Beute dürstete und von vielen Einwohnern von Byzanz herbeigerufen wurde. Darum warfen sehr viele ihm Sorglosigkeit und Feig heit vor; zugleich argwöhnten sie selbstverständlich Gefahr für sich selbst und für ihn und liefen darum von dort zu den Byzantinern über. Denn ihnen mangelte es schon, gemessen an ihrer Menge, an Lebensmitteln, da sie mit vielen Lasttieren im Städtchen Didymoteichon allein eingeschlossen 65
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waren. Sie hatten ja zugleich das Glück und die Jahreszeit gegen sich. Der Winter / war strenger denn je und wurde immer strenger. Außerdem wur den alle Briefe, die er an den Kral von Serbien und an Alexander, den Herrscher der Myser (Bulgaren), und an wen auch immer in Sachen Bun desgenossenschaft sandte, von den Byzantinern abgefangen, denn diese hat ten zu Lande und zur See alles mit Posten und Patrouillen abgeschirmt1 02• 1 3 . 1 . Der Patriarch krönte nun zur besseren Rechtfertigung seiner kaiser lichen Vormundschaft in aller Eile Johannes, den Sohn des Kaisers. Die Gier seines Begehrens ließ ihn weder das Alter des Knaben noch einen feierlichen Tag des Jahres abwarten. Denn es war der neunzehnte Novem ber, an dem er ihm die Kaiserkrone aufsetzte, man kann sagen einem an sich bedeutungslosen und weltlichen Tag1 03• Dabei hatte Kantakuzenos das sofort nach dem Tod des Kaisers mit mehr Glanz vornehmen wollen, aber das hatte er (der Patriarch) heimtückisch und sehr listig verhindert1 03a• 2. Am 24. Dezember aber, am späten Nachmittag, wenn wir das Geburts fest Christi des Erlösers feiern, führte er ihn hinauf in das Aitherion (ge nannte) Gemach des Palastes, von wo aus auch die Kaiser vor ihm gewohnt waren, an diesem Tag herabzuschauen, wenn sich die Masse der Byzantiner sowie das ganze Heer versammeln und sie von unten mit allerlei Wünschen und Akklamationen hochleben lassen nach dem Vorbild des alten Triumphs der Rhomäer1 04 • Es erklang nun von unten der Applaus und der Lärm des Volkes; aber sie enthielten / keine reine und unvermischte Akkla mation des Kaisers, sondern diese war vermischt mit Beschimpfungen des Kantakuzenos und seiner Mutter, die überaus schändlich waren und für ein vernünftiges Ohr gar nicht anzuhören. Es war Apokaukos, der diese Attak ke des Volkes mit zahlreichen Geschenken und Versprechungen heimlich anfachte und schürte. 3. Mit eigenen Ohren hörte das alles Kantakuzenos' Mutter, die eine Gefängniszelle innerhalb des kaiserlichen Palastes bewohnte, wo die Ver sammlung des Volkes wie Flüsse zusammenströmte und sich zusammen drängte. Gewiß traf es ihr Herz schwer, und aus der Tiefe sandte sie wie dunkle Rauchschwaden Seufzer empor, die denen, die bei ihr saßen, die große Bitterke.it ihrer Seele verrieten. Denn ihre Seele wurde zerrissen beim Hören jener unerträglichen Beschimpfungen, und sie erwog, von welchen Leuten das in Szene gesetzt wurde, von Leuten, die gestern und vorgestern noch ihre Sklaven gewesen waren. Zugleich kam ihr ihr Schicksal von Kindheit an in Erinnerung, wie nämlich die Blume ihres Wohlstands und 66
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ihres Glücks ihr lebenslang bis ins hohe Alter unvermischt und in voller Blüte treugeblieben war, und als sie das allerdings mit den jetzigen feindli chen und unerwarteten Stürmen der Zeit verglich, hielt sie es nicht aus; heftig ins Herz getroffen, wurde ihr Körper schwerkrank, und es war klar, daß ihr Lebensende nicht lange mehr auf sich warten lassen würde. 4. Als nun nach zwölf Tagen das Fest der Lichter anbrach und der Kaiser gleich falls wiederum von oben herabschaute und das Volk von unten wiederum die gleichen Akklamationen / und Beschimpfungen laut ertönen ließ, lag die Kantakuzene tot und vergessen auf dem Boden der Gefängniszelle und war gar weit entfernt von der alten Glückseligkeit und dem einstigen Ansehen. Sie hatte kurz vor dem Klang der Trompeten den Geist aufgegeben1 05 . Ihre Seele fürchtete, glaube ich, wiederum in die gleiche Sturmflut von Beschim pfungen zu geraten, und darum zog sie sich auf sich selbst zurück und riß sich rechtzeitig vom Körper los. Wieso Gott das geschehen ließ, werde ich in der Fortsetzung ausführlich erzählen, sofern es mir inöglich ist, dies zu erraten1 06 . 5 . Doch folgendes wäre mir beinahe entgangen: Nach dem Tod des Kaisers, als noch nicht viele Tage inzwischen vergangen waren und die politische Verwirrung noch nicht ans Licht gekommen war, sondern sich noch im Zustand der Geburtswehen und der Vorbereitung befand, geschah es der Mutter des Kantakuzenos im Schlaf, daß sie glaubte, das heilige Evangelium in Händen zu haben und darin nichts anderes geschrieben zu sehen als: « dies ist die Änderung der Rechten (Hand) des Allerhöch sten » 1 07, und das in goldenen und in aller Schönheit ausgeführten Buchsta ben, immer überall gleich 1 08 und daß sie sich selbst fragte, wie es das heilige Evangelium sein könnte, wenn es überhaupt keine Worte des Evangeliums enthielt, sondern nur wenige Worte des göttlichen David. Als sie aufge wacht war, erzählte sie es einigen ihrer Freunde. Gewiß sei es ein göttliches Orakel, sagte sie, und prophezeie einen ruhmvollen und auch sehr guten Ausgang ihrer Angelegenheiten. Aber so kam es nicht; trotzdem, so war das. 6. Das war also ein Zeichen, das aus nächtlichem Schlaf den Untergang dieses großen / und illustren Hauses ankündigte109 . Ein zweites war eine Erscheinung, auch diese (ihr) in der Nacht, aber nicht im Schlaf, sondern in wachem Zustand deutlich von Gott her (gezeigt). Adelige und hochangese hene Personen sind es nämlich gewohnt, mit denen, die sie in irgendwel chen Angelegenheiten aufsuchen, bis um Mitternacht aufzubleiben, und für die Mutter des Kantakuzenos trifft das besonders zu, weil sie auch am 67
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meisten von allen durch Ansehen und Bekanntheit hervorragte und bei den geheimen kaiserlichen Beratungen die Leitung hattello. Als sie auch bei dieser Gelegenheit sich an diese Gewohnheit hielt und das Gespräch bis tief in die Nacht gedauert hatte, entschloß sie sich, vor die Tür zu treten und von der Höhe des Turmes ihres Hauses den Mond zu betrachten, der gerade über dem Horizont aufging, um danach die Zeit festzustellen. Der Mond hatte nämlich nach Vollendung seines Umlaufs seine Bahn um die Erde wieder aufgenommen und wieder das zweite Quadrat im Verhältnis zur Sonne erreicht, so daß er seine Strahlen der Erde gar nicht am Anfang der Nacht schenken wollte, sondern erst als die Zeit bis zur Mitternacht fortgeschritten war1 1 1 • 7. So stand sie und schaute und war zugleich erfüllt von Gedanken an die Zukunft. Da sah sie einen Reiter in voller Rüstung, der unten am Turm stand und mit seiner Lanze die Größe des Turmes markierte. Die plötzliche, unerwartete Erscheinung erstaunte sie sehr. Sie wandte sich um und sandte etliche Leute aus, um den Mann zu ergreifen, der zu so später Stunde so etwas unternahm, und um zu erfahren, weswegen und in wessen Auftrag er das tat. Als nun ihre Leute sehr schnell zurückka men und sagten, daß sie überhaupt niemanden / gesehen hätten und daß es auch keinen Zugang gäbe, durch den fremde, dazu berittene Männer hätten hereinkommen können, denn alle Türen seien geschlossen, da war sie be stürzt und während sie dem Vorzeichen einen anderen Sinn gab, wurde sie von Schmerz erfüllt und war nahe daran zu weinen. 1 4 . 1 . Aber ich kehre zu meinem Thema zurück. Dem Kantakuzenos erging es nicht so, daß er von diesen Wogen schrecklicher Dinge seelisch in die Tiefe gestoßen wurde, noch ließen ihn die geheimen Attentate, die er fortwährend mal so, mal so gegen sich unternommen sah, verzagen, son dern er stand fest innerhalb der Grenzen, die er sich selbst gezogen hatte, und blieb immer gleich unerschütterlich in seinen Hoffnungen auf Gott. Er ließ sich nicht davon abhalten, immer wieder zu schreiben und zu bitten, alles zu sanktionieren, was der Kaiser, als er noch lebte, hinsichtlich seiner angeordnet hattel1 2 . Aber die Byzantiner wollten nicht mal mit den Ohren spitzen auf seine Worte hören1 13, vielmehr führten sie seine Gesandten kahlgeschoren in einem Spottumzug über den Markt1l4 und schlossen sie gefesselt in Gefängnissen ein. Er aber verspottete niemanden. Er ver schmähte es auch nicht, daß Männer vom Berge Athos, die durch Tugend und Askese hervorragten, sich als Friedensvermittler betätigten. Aber als diese kamen, stellten sich auch ihre Bemühungen als fruchtlos heraus 1 l5. 68
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Alles Geld aber und jede Kostbarkeit, die beide Parteien seit langer Zeit gehortet hatten, wurden für militärische Zwecke und sonstige politische Angelegenheiten aufgewendet. 2. Heimlich nun bildeten viele der Vorneh men in Orestias (Adrianopel) ein Komplott und kamen überein, Kantaku zenos, wenn er dorthin kommen würde, die Tore zu öffnen, ehe die Usurpa toren aus dem Volk es bemerkten, und sie sandten Briefe, / in denen sie ihn aufforderten, schnellstens zu kommen, um die Stadt ohne Mühe zu neh men11 6 • Er brach sofort auf und bewaffnete sein Heer, während er Johannes Angelos 11 7 befahl, das Städtchen Pamphilon gebührend zu verstärken und dann schnellstens mit an die achtzig Reitern nach Orestias zu kommen. 3. Als sie dann auf den Ufern des Flusses, der a n Orestias vorbeiströmt11 8 , zusammentrafen, brach damals wie von selbst in jener Nacht ein schlimmer Sturm herein und jener Fluß, als ob er Gottes drohenden Zorn bemerkt hätte, schäumte hoch und trieb seine heftig wogenden Ströme über die Ufer, so daß die Truppen des Kantakuzenos ihn unm"öglich überqueren konnten. Sie hielten sich nun nicht wenige Tage in seiner Nähe auf, aber der Sturm hörte nicht auf, sondern tobte immerfort mit gleicher Heftigkeit weiter. Als Kantakuzenos schließlich aufgab und von dort wegzog, legte sich am nächsten Tag das Unwetter und der Fluß gab allmählich jene gewaltige Wildheit auf. Nachdem nun dieser Versuch schon zweimal unter nommen war und die Ströme des Flusses wiederum zu jener gleichen Gischt aufgewühlt wurden, erkannten sie endlich, daß sich das Hindernis nicht zufällig, sondern durch die göttliche Vorsehung einstellte, die leicht allen Dingen einen anderen Lauf geben kann, wohin sie will, und die jetzt ganz klar den Unternehmungen des Kantakuzenos entgegenarbeitete. Darum er folgte sofort die Empörung der Elemente, die sich mit großem Zorn entlud, als ob sie spürten, daß ihr Herr zürnte, und die, wie es Sklaven geziemt, ihm zur Hand gingen und die Wirksamkeit ihrer Ehrfurcht vor dem Herrn durch ihre schädlichen / Attacken und ihre gewaltige Rache demonstrierten. 4. Es wurden nun von beiden Seiten ab und zu Ausfälle unternommen, mal von der einen Seite aus Didymoteichon, mal aus Orestias und den Städtchen ringsumher, und man trieb große Beute von dort nach hier, aber auch von hier dorthin. Keine der beiden Parteien aber konnte gegen die andere ihren Einsatz mit dem Sieg bekrönen, sondern sie jagten Unerreich barem nach11 9 • Fortwährend wurden die Städte von ihnen gegenseitig Stück für Stück allmählich zerstört. Es war, wie es scheint, Gottes Wille und ein von obenher getroffener Ratschluß, daß die Städte von diesem Bürger69
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aufruhr zerrieben und ihres Besitzes, ihres Ruhmes und ihrer Ordnung beraubt werden sollten. 5. Als Kantakuzenos denn auch untersuchte, worin der Bürgerkrieg sich vom Krieg gegen Feinde unterscheide und ihn übertref fe, sagte er, daß der erstere einer inneren Erhitzung und einem Fieber gleiche, der zweite aber sommerlicher Hitze und winterlicher Kälte, und daß der eine den anderen sehr weit übertreffe. Denn im einen Fall handele es sich um Kälte von draußen, der man durch zusätzliche Kleider und durch die Beschaffung von Feuer abhelfen könne, wie auch der von außen kom menden Hitze durch das Ablegen von Kleidern und den Atem der Winde; die von innen aus den Eingeweiden heraus entstehenden Fieberanfälle seien aber schwer zu bekämpfen und ein Befund, dem man kaum widerstehen könne. 6. Jene aber, die wegen Kantakuzenos verbannt oder gefangenge setzt waren, und alle, die in den Städten immer noch auf seiner Seite stan den, hegten, als der Frühling kam ( 1342), hochgespannte Erwartungen, daß das Schicksal sich ihnen wohlwollend zeigen werde. Doch ihre Hoff nungen waren vergebens. Seine Sache ging immer nach (der Geschichte des) Mandrobulos (d. h. immer schlechter) 1 20 . / 1 5 . 1 . Ich muß aber in meiner Erzählung etwas zurückgreifen, damit der Leser1 21 dem, was jetzt kommt, besser folgen kann: Gouverneur von Thes salonike und der Städte ringsumher bis zum Strymon war der Protostrator Theodoros Synadenos, von der Stadt Serrhai und den kleineren Städten bis hin zu Christupolis war es der Vetter des verstorbenen Kaisers, der Arme nier Gim122 . Dieser war vor vierundzwanzig Jahren von der Schwester seines Vaters, der Kaiserin und Mutter des Kaisers Andronikos, aus Arme nien nach Byzanz geholt und der Kusine des Kantakuzenos zum Mann gegeben worden. Er war aber, obgleich er lange Zeit mit ihr zusammenleb te, kinderlos geblieben. Nach ihrem Tod jedoch hatte er die Tochter des Syrgiannes geheiratet, von der er auch Vater von Kindern geworden war. Er lebte aber noch immer nach dem väterlichen Glauben und den Riten der Armenier. 2. Dieser nun sah in der augenblicklichen Verwirrung im Staat einen Glücksfall und einen Grund, sich zu bereichern. Er beschlagnahmte dort alle Güter, die Kantakuzenos gehörten, samt ihren Einnahmen sowie zehntausend Rindergespanne und alle möglichen anderen Viehherden, und indem er alles versilberte, erntete er viele Börsen voll Geld. Alle Reichen aber, die seinem Gouvernement unterstanden, stellte er unter Anklage, daß sie nämlich Gesinnungsgenossen des Kantakuzenos seien, und warf sie selbst ins Gefängnis, �ährend er für sich persönlich mit vollen Händen ihr 70
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Vermögen einsammelte. Alles nun, was jene Zeit an Schrecklichem hervor brachte, könnte man nicht leicht erzählen, einiges aber werde ich in dem, was noch zu erzählen ist, mal hier, mal dort einstreuen, und daraus wird, wer will, sich den Rest denken könnenm. / 3. Gewisse Zeichen nahmen diese schlimmen Ereignisse vorweg und gingen ihnen voraus, vor allem eine sehr starke Sonnenfinsternis und zu gleich eine vor ihr eingetretene Mondeklipse, beide im gleichen Tierkreis zeichen, ich meine im Schützen. Und ehe genau sechs Monate vergangen waren, ereignete sich wiederum eine Mondfinsternis, als die Sonne deutlich im Stier stand, diesmal geringer, aber immerhin noch eine von vierzehn Fingern124• Daraus und auch aus den Farben, die bei diesen Phänomenen erschienen, ergab sich für die tiefer Sehenden eine Vorhersage von großen Katastrophen. 4. Zweitens war da die Zerstörung der Bäume. Als nämlich die Sonne sich sofort nach dem (Verlassen des) Steinbock(s) im Wasser mann befand, fiel nachts bei vollkommener Windstille eine erdrückende Menge Schnee, die auf allen Bäumen in der Kaiserin der Städte und in ihrem Vorstadtgebiet so schwer lastete, daß sich ein riesiger Baumbruch ereignete. Als es hell geworden war und der Tag die nächtliche Katastrophe ans Licht brachte, bot sich ein fremdartiges Schauspiel dar: die Stämme der Bäume waren aller Äste beraubt und sie sahen aus wie Pfähle und wie totes Holz. 1 6. 1 . Ich muß aber im weiteren Verlauf meiner Erzählung auch oft über die Kaiserin Eirene Kantakuzenel25 und über ihre zwei Brüder reden, denn sie spielten in den Geschicken der hier zur Debatte stehenden Zeit eine sehr wichtige Rolle; und darum, laßt mich in die frühere Spur meiner Erzählung zurückkehren. Sie (die beiden Brüder) befanden sich seit langer Zeit im nahe beim Berg Rhodope gelegenen / Kastell des Klosters von Abdera in Haft, wie es Kaiser Andronikos der Jüngere befohlen hatte, weil sie sich des Hochverrats schuldig gemacht hätten126 • Kurz nachdem aber Kaiser Kanta kuzenos in Didymoteichon die roten Schuhe untergebunden hatte1 27 und von bei den Seiten die feindlichen Heere gerüstet wurden, entstand ein Wettkampf um sie, welcher von beiden Parteien es wohl zuerst gelingen würde, sie aus dem Gefängnis herauszuholen und zu starken Kampfgenos sen gegen die andere Partei zu haben. 2. Es hatte also inzwischen viele Demarchen und Verhandlungen gegeben, aber jene fürchteten, daß sie Fes seln gegen Fesseln tauschen könnten, leichtere vielleicht gegen schlimmere, und sie hatten zu keiner der beiden Parteien festes Vertrauen. Kaiserin 71
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Eirene aber war sehr reich an Vernunft und Scharfsinn und übertraf andere Frauen gleichermaßen an Schärfe des Verstandes bei ihren Überlegungen wie an Intelligenz und Charakterbildung128 , und sie brachte die Sache schnellstens zu einem guten Ende. Sie besaß eine angeborene und sozusagen eine selbstgeschmiedete Klugheit und leistete ihrem Gatten dem Kaiser, als er in diese schwierige Lage geraten war, sehr große und wirksame Hilfe. Und wenn er ihr auch nicht ganz die Kaiserrnacht verdankte, so doch ganz gewiß zum größten Teil, teils weil sie durch bezaubernde Worte die nieder geschlagenen Geister der Verwandten und wahren Freunde des Kaisers aufmunterte, teils weil sie mit freigebiger Hand den Reichtum, der ihnen in der Verbannung geblieben war, oder besser gesagt, die übriggebliebenen Reste jener großen Reichtümer verschenkte, wie ich im weiteren Verlauf alles noch deutlicher erzählen werde. Jetzt also eilte sie zu ihren Brüdern und bot ihnen persönlich feste Garantien, / um dann schleunigst zurückzu kehren und sie zu sehr gelegener Zeit ihrem Gatten dem Kaiser als aufrich tige und zuverlässige Helfer zuzuführen. 3 . Es kamen aber von Synadenos, der damals Gouverneur von Thessalo nike warl29, häufig Briefe, die ihn (Kantakuzenos) ermunterten, selbst schnellstens nach Makedonien herüberzukommen, um auf die leichteste Weise Thessalonike in seine Macht zu bringen, denn das sei von ihm (Sy nadenos) seit langem durch geheime Maßnahmen vorbereitet. Darum also übergab er mit Freuden das Gouvernement von Didymoteichon seiner Gat tin der Kaiserin Eirene gemeinsam mit ihrem Bruder Manuel Asan und kam sofort zu dem am Meer gelegenen Kastell, das einst Polystylon hieß, und verstärkte seine Befestigung129a• Er hatte es zuvor auf eigene Kosten am Meer in der Nähe der Nestosmündung wieder aufgebaut. Der Nestos ist der größte fluß Thrakiens, er entspringt in den Bergen des Hairnos und speit seinen Strom in den Saum der Ägäis aus 13 0 . 4. Kaum hatten sie den Bau beendet, da war auch schon der Triballer (Serbe) Khreles daran, in der Nähe Fuß zu fassen. Dieser Mann stand früher im Dienste des Königs der Triballer, hatte aber aus irgendwelchen Gründen die Fesseln des Gehor sams zerrissen und sich Strummitza, ein in die Wolken ragendes Kastell, mit allen Dörfern beiderseits des Strymons bis hin nach Amphipolis zum eigenen Herrschaftsgebiet gemacht. Denn wegen des Bürgerkriegs bei den Rhomäern war er von beiden Parteien umworben worden und war dadurch für den Kral von Serbien zu einem gefürchteten und sehr schwer zu bekämp fenden Gegner geworden. Auf diese Weise profitierte er von den Zeitum72
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ständen, machte mit dem Unglück anderer / selbst sein Glück und erntete von den Mißgeschicken seiner Nachbarn sein eigenes Wohlergehen. Er erwog jedoch auch den künftigen Kaiserruhm des Kantakuzenos und hegte keine großen Zweifel daran; er war deswegen bestrebt, dessen Freund und Verbündeter zu sein. Als nun in Nachahmung der Dreihundert aus Sparta in den Thermopylen, die einst den Durchgang des Xerxes überwachtenl31, auch die Anhänger der Byzantiner die Enge bei Christupolis Tag und Nacht bewachten und sich diese Aufgabe keineswegs leicht machten, so daß die Enge für das kaiserliche Heer des Kantakuzenos unzugänglich war, rückte auch Khreles, dazu aufgefordert, mit einer nicht geringen Truppenmacht bis nahe an Christupolis heran, um Hilfe zu leisten und nach Kräften dem Kaiser den Zugang nach Thessalonike auf welche Weise auch immer zu erleichtern 132 . 5 . Während das sich so verhielt, zählten die mit der Kaiserin Eirene und ihrem Bruder Manuel Asan in Didymoteichon zurückgelassenen Soldaten und Reiter über 500 Mann, unter zwei Befehlshabern, Manuel Tarchaneio tes, einem Verwandten des Kaisers, und Georgios Phakrases 133 , sowie zwei weiteren nach diesen beiden rangierenden Offizieren. Sie waren alle stand hafte Männer, tapfer und erfahren im bewaffneten Kampf, wie das Zeugnis meiner weiteren Erzählung an ihren einzelnen Taten sehr klar zeigen wird. Zu jenen aber, die den Kaiser auf dem Feldzug außerhalb seines Gebietes, über den ich jetzt berichten werde, begleiteten, gehörten außer den Bogen schützen, Schleuderern und solchen / die mit Fernwaffen kämpften, eine Elite von nicht weniger als zweitausend Reitern; die Verwandten und son stigen Adligen erreichten zusammen mit ihrer Dienerschaft etwa die Zahl fünfhundert. Die auserlesensten von allen waren besonders die zwei Söhne des Kaisers, Matthaios und Manuel134, und nach ihnen der Bruder der Kaise rin Eirene, Johannes Asan, sowie der Vetter (Protexadelphos) des Kaisers Johannes Angelos135 • Die Seelengröße aller dieser Männer in den Gefahren und alle siegreichen Taten ihrer Hand wie ihres Geistes wird meine Erzäh lung fortschreitend an den einschlägigen Stellen im Detail darstellen. KAPITEL 11
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XIII DES GANZEN WERKES
/ 1 . 1 . Als der Frühling ( 1 3 42) schon zu Ende ging, brach Kaiser Kantaku zenos von der Mündung des Flusses Nestos auf, ließ die Bewacher der Enge von Christupolis links liegen und führte seine Streitkräfte über den Gipfel 73
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des Berges. Er nahm so freilich einen längeren Weg, der durch die Unweg samkeit der Felsen und Schluchten, der Bäume und des Gestrüpps jenes Dickichts erschwert wurde, aber er brachte sie hindurch und lagerte irgend wo / in der Ebene vor Philippi, wo einst Brutus und Cassius gegen Octavius Caesar kämpften1 3 2 • 2. Als er dort seinem Heer Ruhe gab, stieß auch Khre les zu ihm und versicherte, gern alles auszuführen, was ihm genehm sei. Kantakuzenos sagte, daß er ihn zwar zum Freund haben wolle, im Augen blick aber seiner Unterstützung im Kampf nicht bedürfe. Denn er sah, daß der Mann ihm zwar mit der Zunge Freundschaft zusicherte, weil die Waf fen ihm augenblicklich Angst einflößten, daß sein Geist aber noch unent schlossen war und darauf wartete, mit eigenen Augen einen deutlichen Ausgang des Kampfes zu sehen. Darum richtete auch er Worte an ihn, die eine große Freundschaft bekundeten, und bewirtete ihn viele Tage; dann entließ er ihn, während der Mann seinerseits voller Freude versprach, künf tig ein guter Nachbar zu sein137• 3. Selbst rückte er ein wenig von dort vor und nahm die vertragliche Übergabe eines Rentina genannten Kastells ent gegen138 • Nun hätte er binnen weniger Tage aufbrechen, die Mauern von Thessalonike umlagern und mit der Masse seiner Waffen und der Kraft seiner Männer Lärm entfachen müssen, um Synadenos, der noch immer das Gouvernement der Stadt innehatte, und jene, die sich mit ihm für seine Sache einsetzten, zu ermutigen und unerwartet die Leute, die ihm feindlich gesinnt waren, in Schrecken zu versetzen, aber er ließ Tag für Tag verstrei chen und vergeudete die Zeit, indem er tatenlos dasaß. Auch jetzt benahm er sich nicht wie ein Soldat, sondern blieb seinem eigenen Charakter und seiner gewohnten Handlungsweise treu. Er wollte keinesfalls mit eigenen Augen Blut von Stammes brüdern fließen sehen, sondern suchte einen un blutigen Sieg zu erringen. Darum saß er da und wartete darauf, daß die Thessalonicher / sich vielleicht aus Angst freiwillig unterwerfen und erge ben würden. Inzwischen jedoch nahm er auch die vertragliche Übergabe des sehr starken und schwer einzunehmenden Kastells Melenikon entgegen, das einst auf der Seite der Byzantiner stand. Er ließ dort den Bruder der Kaiserin Eirene, Johannes (Asan), als Gouverneur zurück und bereitete sich nun vor, seine Streitkräfte gegen Thessalonike zu führen1 39 • 4. Aber der ungestüme Lauf der Zeit liebt keine langsamen Unterneh mungen. Ich habe mich schon oft über jene Maler und Bildhauer wundern müssen, die die Schnelligkeit des Zeitenlaufs in ihrer Kunst abbilden wol len, indem sie einen Mann darstellen, der am Hinterkopf völlig kahl, den74
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noch nicht ganz kahlköpfig ist, sondern eine dichtbehaarte Stirne hat, von welcher langes Haar herunterhängt. Im übrigen mögen sie weise sein, nur hier verfehlen sie das Sprichwort140 und sie schaffen es nicht, dieses in ihren Farben abzubilden. Daher entwerfen sie irgendwie ein stummes Bild des Gesetzes und bescheren allen, die sich nicht schämen, ein bequemes Leben zu führen, einen Herold ohne Stimme, indem sie beinahe laut ausrufen, daß die Zeit jenen, die ihr hinterherlaufen, keine Haare bieten wird, welche sie greifen können, sondern nur eine Glatze (gr. Glätte) und weites Verfehlen des Begehrten, da die Gelegenheit, die Zeit vorne (beim Schopf) zu packen, vorbei ist und damit endgültig alles versagt, was angestrebt wurde. 5. Auch damals also, als jenes Zögern sich so ausdehnte, geriet Synadenos in Ver dacht, mit dem Kaiser zu sympathisieren, und in Verdacht gerieten auch alle seine Soldaten und alle Vornehmen von Thessalonike; / es entstand ein gewaltiger Volksaufruhr gegen sie, und in der blühenden und volkreichen Stadt wurde durch das Schwert von Stammverwandten' ein Blutbad ange richtet. Beinahe hätte man auch Synadenos selbst und mit ihm alle, die seine Sympathien teilten, umgebracht, wenn sie nicht eines Oder Stadttore zerstört hätten und in das vor der Stadt gelegene Kastell geflüchtet wären, das von den Einheimischen Gynaikokastron (Weiberkastell) genannt wird und zweihundert Stadien von Thessalonike entfernt liegtl4 l . 6. Der Zeitpunkt damals war etwa Anfang des Sommers. Sofort kam auch der Armenier Gim142 mit einer großen Streitmacht aus Serrhai nach Thessalonike und hob selbstverständlich die Stimmung in der Stadt, welche durch die sie umringenden Gefahren gesunken war. Bei dieser Lage der Dinge fuhr auch die Flotte der Byzantiner in den Hafen von Thessalonike ein, ihr Kommandant war Alexios Apokaukos, und sie bestand aus mehr als fünfzig bewaffneten und bemannten Trieren. So verliefen die Dinge ganz von sich aus zum Glück von Thessalonike. 7. Von jenem (genannten) Lager aus erreichte nun auch der Kaiser bald Gynaikokastron und vereinig te sich mit Synadenos und seinen Soldaten, die aus Thessalonike geflüchtet waren. Als sie aber miteinander das Übliche besprachen, erfuhr Synadenos schließlich, daß der Kaiser zwar einige goldene und silberne Gegenstände, die auch mit Edelsteinen und Perlen besetzt waren, bei sich hatte, aber kein Geld, was nun mal vorhanden sein muß, um es als Unterhalt an die Solda ten zu verteilen und um die nötigen Lebensmittel zu beschaffen. Darum ruderte er / rückwärts und änderte sofort seine Gesinnung, denn er sah, daß seine eigenen Soldaten aus Mangel am Notwendigen den Mut verloren und 75
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zugleich schriftlichen Versprechungen von Geld und Ehren nachgaben, die ihnen heimlich und häufig von Apokaukos übermittelt wurden. Von jenem Augenblick an lauerte er auf den günstigen Zeitpunkt und suchte eine Gelegenheit, Kantakuzenos ohne Schwierigkeiten festzunehmen und in Fes seln Apokaukos zu übergeben. So wankelmütig und unbeständig in seiner Gesinnung war er immer143 • 2 . 1 . Der Sommer war angebrochen, als Theodoros Synadenos ertappt wurde, ein Attentat vorzubereiten. Sofort herrschte Verwirrung im ganzen Lager des Kaisers, es gab Verdacht und Raub wechselseitig und untereinan der und eine beispiellose Disziplinlosigkeit. Schon auch kündigte sich der Anmarsch des Heeres von Apokaukos an. Und bald wäre das für den Kaiser der alsbaldige Untergang und sein letzter Tag geworden, hätte nicht wider alle Erwartung Gott ihn aus der offensichtlichen Gefahr gerettet. Ihn nämlich rief er aus dem Innersten seiner Seele an, sprach zugleich sich selbst Mut zu und gab dann den Befehl, zum Rückzug zu blasen. Sofort strömte das Soldatenvolk um ihn zusammen, sofern es nicht in der großen Verwir rung wehrlos teils diesen, teils jenen Dieben in die Hände gefallen war, und ausgeplündert sich der eine hier-, der andere dorthin zerstreut hatte. 2. Als nun der Kaiser den größten und besten Teil seiner Streitmacht um sich zusammenströmen sah, teilte er ihn in Abteilungen und Schlachtreihen ein und stellte ihn in einem rechten und linken Flügel auf, während er die Mitte der Phalanx schwächer machte; diese dehnte er mehr in die Länge als in die Tiefe aus, weil er über nur / wenige Männer verfügte. Zu Kommandeuren über diese Soldaten bestellte er Johannes Angelos und alle, die ihm durch Kriegserfahrung und Verwandtschaft nahestanden, und so aufgestellt, er wartete er den Angriff der Gegner. Auf der anderen Seite nämlich stellte sich Apokaukos gegen ihn auf, wagte es aber gar nicht, den Kampf aufzu nehmen, da er sah, wie die schwerbewaffneten Leute des Kaisers großen Kampfesmut ausstrahlten144 und außerdem aus Verzweiflung bereit waren, ihr Leben zu opfern145 • 3. Darum machte der Kaiser langsam kehrt und begab sich in Schlachtordnung auf den Weg zu den Triballern, indem er dem offensichtlichen Übel das zweifelhafte vorzog. Denn wir wissen, daß die freiwillige Asylsuche infolge gefahrvoller Umstände oftmals bei einigen fremden Völkern mit Respekt behandelt wird und Mitleid erregt, vielleicht weil sie die göttliche Rache und die Schande vor den Menschen fürchten, welche die gewissermaßen geheime Eigenschaft hat, die meisten, wie auch immer, überreden zu können, die einst Glücklichen zu bemitleiden, wenn 76
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
ihr Leben in die entgegengesetzte Richtung läuft und die Mißgunst des Schicksals dessen weiche Fundamente nicht unerschüttert läßt. Die eigenen Landsleute aber sind, wenn sie einmal das natürliche Band zerrissen haben, meistens unheilbar in ihrem Zorn und ihrer Bereitschaft, verwandtes Blut zu vergießen. 4. Eilig legte er nun den weiteren Marsch zurück und lagerte die ganze Nacht dort irgendwo im Grenzgebiet, das das Mißgeschick der Rhomäer ihnen abgenommen und den Triballern gegeben hatte, und vor den Seinen äußerte er, die Wortfolge umkehrend, das berühmte Wort des Spartaners Leonidas in den Thermopylen: «Kommt, laßt uns zu Abend essen, um im Hades zu frühstücken 1 46 . » / Am nächsten Tag schickte er Leute zum Kral von Serbien147, um ihn schnellstens über den tragischen Verlauf seines Schicksals zu unterrichten und ihn entsprechend zu Mitleid zu bewegen. Er möge die Unzuverlässigkeit und Unsicherheit des menschlichen Schicksals " bedenken, und wie unklar und keineswegs festgelegt die Wege seien, die es beschreitet, und daß jene, denen es gut geht, immer für die, denen es irgend wie schlecht gehe, das Erquickende und Nützliche wollen sollten, und zwar aus Furcht vor den unsichtbaren Pfeilen des Schicksals und den Irrwegen der mal so, mal so kommenden Ereignisse, da die Dinge von Natur aus immer eher ein unerwartetes als das erwartete Ende hätten und der Fehl schlag wahrscheinlicher als der Erfolg sei. Aber einer der Triballer, die nahe an der rhomäischen Grenze lebten, legte einige seiner Leute am Wege in einen Hinterhalt, bemächtigte sich der Gesandten und brachte sie schnell stens zu Apokaukos, für den sie ein begehrtes Geschenk waren. Er erntete dafür Wohlwollen und Liebe, und tauschte darum sofort Kleidung und Lebensweise der Triballer für die Gewohnheiten der Rhomäer1 48 • 5. Als dies so geschah, war dort ein angesehener Triballer mit Namen Liberios Gouverneur jenes Grenzgebietes 149 . Diesen verband eine alte Freundschaft mit dem Kaiser. Dessen erinnerte sich der Kaiser jetzt zur rechten Zeit und sandte ihm sofort einen Gruß und eine Botschaft, ganz wie sie die augenblickliche Lage erforderte. Zugleich marschierte er mit seinem bewaffneten Heer in Schlachtordnung zum Kral, und überließ Gott / und unklaren Hoffnungen sein Schicksal. Denn ihn bedrohte von allen Seiten eine Menge Gesindel und Landvolk, die, zerstreut und in Gruppen, die einen von hier, die anderen von dort, heimlich und offen angriffen und versuchten, die Nachhut zu dezimieren und einiges vom Troß zu plündern. Denn, wie es heißt1 5 0, « die meisten Übel geschehen den Wagemutigen, 77 ,
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wenn ihr Fuß feindlichen Boden beschreitet» . 6. Aber ehe sie einen ganzen Tagesmarsch zurückgelegt hatten, kam Liberios ihm auf dem Weg eilends entgegen, gab ihm die Hand und begrüßte ihn aufrichtig und von ganzem Herzen; auch bewirtete er ihn viele Tage, ließ ihn ausruhen und stärkte seinen Geist, der von den erdrückenden Wogen einer großen Mutlosigkeit umspült wurde, mit freundlichen Worten. Der Kaiser selbst gab sich auch seinerseits so großzügig, wie es ihm möglich war, zeigte sich erkenntlich und schickte ihm freigebig von den mit Steinen besetzten Gegenständen und den silbernen Geräten, die er bei sich hatte. Zugleich versprach er auch, seinen Sohn Manuel durch eine Ehe mit dessen Tochter zu Liberios' Schwiegersohn zu machen, wenn dieser ihm auf jede Weise behilflich sein und ihm den Weg zum Kral von Serbien ebnen wollte, indem er persönlich die Vermittlung übernähme. Liberios betrachtete den auch schon anwesen den Sohn des Kaisers und er bewunderte die Gefälligkeit und die kultivierte Art, die in seinem Charakter herausstachen, wie auch seine Intelligenz, die er in viel reicherem Maße besaß, als es seinem blühenden Alter ent sprach 1 5 1, und darum freute er sich überaus über dieses Wort und akzep tierte es nur zu gerne. Er versprach, alles mit großer Bereitwilligkeit zu tun, was der Kaiser wünschte, auch wenn er deswegen / großen und allesüber treffenden Gefahren trotzen müßte. 7. Kantakuzenos bekam von ihm ein besiegeltes Geleitschreiben an den Kral mit auf den Weg, erhielt auch die nötigen Begleiter, und so geschah es, daß er nach fünfzehn Tagen in Skopia ankam, das am Rande vom vorbeiströmenden Fluß Axeios berührt wird, der aus den gleichen Bergen wie der Strymon entspringt. Er ist nicht gleich von den Quellen her so groß, aber während er hinunterfließt und seinen Strom mit vielen anderen Flüssen und Winterbächen verbindet und seinen Namen in Vardar ändert, wird er gelegentlich stellenweise be fahrbarl52 . 8 . Als sie dort halt machten, schien der Platz ihnen geeignet, um ein Heer, das von tiefer Mutlosigkeit befallen und von schwerer Anstrengung er schöpft war, zu beherbergen, wenn auch keineswegs uneingeschränkt voll kommen, so doch auch nicht sehr viel weniger als vollkommen. Denn, wie man sagt, dem Hungrigen schmeckt jedes Brotl53 , und so empfanden auch sie es damals als angenehm und wohltätig, sich zwar von fremden, aber immerhin sanften Winken führen zu lassen. Denn für sie, die sich so weit in Gebiete jenseits der Grenzen entfernt hatten und sehr ungerne von den ihren entfernt waren, war die Begegnung mit frommen Männern und die •
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Bewirtung, in welchen Unterkünften auch immer, etwas Ähnliches, wie wenn sie nach einem schweren Schiffbruch auf stürmischer See unerwartet das Glück gehabt hätten, in einem Hafen gelandet zu sein. Jene von Vieh zucht und Bergen geprägte Lebensart sowie der rohe und barbarische Cha rakter ihrer Sprache und ihrer Mentalität wurden verdeckt durch die fried liche und treue Gutmütigkeit in ihrem / Benehmen, und da diese sich im Augenblick der Not zeigte, ließ es die kurze Spanne des Wohlempfindens um ein Vielfaches länger erscheinen. 9. Nachdem der Kaiser den weiteren Tag an der dortigen Stelle Station gemacht hatte, traf er am übernächsten Tag tiefer im Land der Serben mit dem Kral zusammen. Sie wechselten mit einander nach Herrscherart gegenseitig die geziemenden Begrüßungen und tauschten die bei solchen Ehrerbietungen und Freundschaftsbekundungen üblichen, wenn auch nicht von beiden Seiten gleichermaßen prächtigen Ge schenke aus. Der Kaiser schenkte dem Kral und seiner Gattin kostbare Prunkgegenstände aus seinen Schätzen, der Kral dem Kaiser als Gegenge schenk das Geziemende, und dazu Weideplätze, Wohngebäude und Unter künfte sowie die nötigen Lebensmittel für das Heer des Kaisers, kümmer lich allerdings und kärglich und den eigenen (d. h. den serbischen) Lebens gewohnheiten gemäß. Aber so war das eben nun einmal 1 53a• 3 . 1 . Es war damals die Zeit, in der der Orion aufgeht Ouli 1 342) 1 54 . Und, um es kurz zu machen, zehn Monate lang verbrachte er dort weiter seine ganze Zeit. Währenddessen erlitt sein Heer viel Unbill, sowohl im Hinblick auf die Lebensführung, wie auch in allen jenen Dingen, die notwendiger weise Leute ertragen müssen, die in fremdem Land ihr Leben fristen. Die meisten quälte Geldmangel, und sie hatten darum das Schlimmste zu ertra gen. Für alle, die keine Entbehrungen gewohnt waren, war es an jenem Ort kaum auszuhalten, und jener Winter raffte viele aus dem Leben. Die aber, denen der karge Lebensunterhalt seit langem ein Kamerad war, und die, wie die berühmten alten Spartaner, sich mit Wasser und Brot begnügen und Tag und Nacht / in den Waffen ausharren konnten, die wurden nicht so leicht von den Schrecknissen erschüttert, welche das Ungewohnte des frem den Landes mit sich bringt; das Leben, das den anderen schwer zu schaffen machte, war für sie ohne Beschwerden. So sehr bequem und leicht und gar nicht lästig ist die Gewohnheit. Darum könnte jemand, wenn er von einem guten Vorsatz ausginge und die beste Lebensweise wählte, sogleich fortan ein unbeschwertes Leben ohne Schmerzen führen und in einem sterblichen Körper unsterbliche Freuden genießen. 79
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2. An diesem Punkt meiner Geschichte angelangt, hätte ich gerne meine Erzählung detaillierter gestaltet und die Ansprachen des Kaisers vorgelegt, die er vor dem Kral, und auch jene, die er bei passender Gelegenheit vor seinem Heer hielt, ferner die, welche jene an ihn richteten. Denn man soll normalerweise überall den Taten Worte und Worten Taten an die Seite stellen, nicht nur weil beide Abbildungen der Seele und die ureigensten Herolde der in ihr wohnenden Absicht und Einsicht sind, weshalb die behandelten Personen und Tatsachen durch sie erläutert werden müssen, sondern auch weil das Wort gleichsam eine Schattenmalerei der Taten ist, da dieses ihnen vorausgeht und sie diesem nachfolgenIss. Aber da wir se hen, daß einige Leute den größten Teil ihrer Geschichte für solche Anspra chen mißbrauchen, da sie darin am allermeisten ihre rednerische Begabung und ihren philosophischen Ehrgeiz demonstrieren können, so daß daher das Beiwerk größer wird als das (Haupt)Werk, habe ich geglaubt, den Mittelweg begehen zu müssen. Ich muß also dorthin zurückkehren, von wo ich zu diesen Dingen abgewichen / bin. 3. Als der Kaiser bei dem Kral verweilte und bei ihm lebte, hatte das keineswegs zur Folge, daß die Byzantiner ihre Nachstellungen gegen ihn unterließen. Sie woben eine List nach der anderen und heckten immer wieder zahllose Mordanschläge gegen ihn aus. So entboten sie öffentlich Gesandte (zum Kral), um ihm die Möglichkeit einer Heiratsverbindung (mit Johannes V.) anzudeuten, und baten ihn, ihnen mitzuteilen, welchem von zwei Vorschlägen, die sie ihm zur Person des Kaisers unterbreiteten, er zustimmen wolle, entweder ihn gefangen aber lebend, oder nach Trennung des Kopfes vom Körper ohne Zaudern schnellstens nach Byzanz zu senden. Anschließend würde sofort die Tochter der Kaiserin als Braut für seinen Sohn zu ihm kommen und zugleich würde man ihm schriftlich die Herr schaft über alle Ortschaften und Städte bis Christupolis überlassen, so daß er künftig ein geschlossenes Herrschaftsgebiet besäße, angefangen von Dal matien und Illyrien und was sich entlang des Ostufers des Ionischen Meeres erstreckt bis hin nach Philippi und Christupolis1 56• 4. Der offene Zweck der Gesandtschaft war dieser. Aber die vielen und verschiedenartigen Gifte, die heimlich geschickt wurden, welche die verborgene Kraft hatten, schnell und fast unaufhaltsam zu töten, da müßte schon ein Mithradates her, um sie genau zu zählen. Dieser nämlich, im Besitz der Herrschaft über das Gebiet, das von Paphlagonien über Kolchis und Lazika und das Kaukasusgebirge, ja über Tanais und Maiotis hinaus bis zu den westlichen Skythen reichte, 80
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
hatte sich die einstige Machtfülle der Römer zum Feind gemacht und mußte fürchten, daß er lebend dem erfolgreichen Pompeius in die Hände fallen würde; / darum untersuchte er alle Gifte und suchte das allerkräftigste aus, eins, das am schnellsten den notwendigen Abgang aus dem Leben bewirken würde 1 57. Wozu nun jener sich gegen sich selbst erdreistete, das ungefähr taten die Byzantiner gegen den Kaiser; sie schreckten vor keinem tödlichen Gift, vor keinem Attentat zurück, weder vor denen, die einstmals von in der Bosheit tüchtigen Personen erfunden worden waren, noch vor denen, die die heutigen für diesen Zweck sich ausdenken15 8 • 5. Man muß sich wundern, wie alles sofort entdeckt wurde und unwirksam blieb, weil Gott den Mann vor Unglück bewahrte und ihn alles überwinden ließ. Ich weiß nicht, aus welchem von beiden Gründen, entweder da Gott die ungerechte Verurteilung, die die Byzantiner ein für allemal über ihn aussprachen, und das geduldige Ertragen der Konfiskation seiner unermeßlichen Reichtümer aller Art als eine ausreichende Prüfung seiner Gesinnung erachtete, die für das göttliche Urteil ausschließlich Bedeutung hat, oder da er, obgleich selbst am allermeisten schmählich behandelt, weder zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Schmähungen antwortete, noch für die Zukunft damit droh te, während er vielleicht einen Groll hegte, um ihn einst wirksam werden zu lassen 159 , sondern auf jede Weise sich besonders um das Leben derer sorgte, die ihn schmähten und bekämpften, so wie aufrichtige Freundschaft einen handeln läßt. 6. Um aus vielem hier nur wenig zu erwähnen, so wenig wollte er sich an Böses erinnern, daß er, umgeben von so großen Gefahren und sozusagen tief versenkt in den Bauch der Unterwelt, dem Priester be fahl, in der heiligen Liturgie (Hymnodie) zu allererst der Kaiserin Anna zu gedenken, an zweiter Stelle ihres Sohnes und drittens seiner selbst / zusam men mit seiner Gattin Kaiserin Eirene1 6o; und das, während er sich in einem unter fremder Herrschaft stehenden Land befand und keine freie Luft at men konnte. Aber nicht nur das, sondern auch überall sonst, wo auch immer er hoffte, daß seines Namens in Ehre gedacht werden könnte, auch dort sollte, so befahl er mit voller Absicht und aus freier Wahl, der Name der Kaiserin Anna und dazu der ihres Sohnes vorausgehen. So zum Beispiel legte er, als er Johannes Angelos zu den Aitoliern und Thessaliern sandte, um sie mit ihrem Einvernehmen zu regieren, wie ich in der Fortsetzung ausführlicher erzählen werdel 6 l, auch dabei den größten Wert darauf, ihn wegen dieser Sache am allermeisten zu mahnen und anzuweisen und ihn nicht eher gehen zu lassen, ehe er nicht ganz besonders versprochen hatte, 81
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eben diese Befehle auszuführen. Jedenfalls wird, wer auch immer das da mals an ihn erlassene schriftliche Edikt des Kaisers sucht und findet, diese Befehle genau kennen lernen, wie auch ähnliche, die er letzteren hinzufügte, indem er befahl, der Kaiserherrschaft der Rhomäer das ganze Leben hin durch jegliche Ehre und absoluten Gehorsam zu erweisen. 7. Dieses eine halte ich, was mich betrifft, für ausreichend, um, wenn man auch alles andere, was den gleichen sittlichen Adel zeigt, verschweigt, alle, die irgend wie an Vernunft und Einsicht teilhaben, zu überzeugen, daß eine göttliche Vorsehung über allem waltet, und daß nichts von ungefähr oder durch Zufall geschieht, weder überhaupt irgend etwas, noch auch der unblutige Einzug dieses Mannes in die Kaiserstadt und die Inbesitznahme des kaiserli chen Thrones, nachdem er so langwährende, vielfältige und sozusagen to desnahe Gefahren überwunden hatte. Ga, es wird sie überzeugen,) daß das für ihn die Vergeltung seines langen, standhaften Duldens war, aber auch eine Stärkung ! guter Hoffnungen für alle, denen ihre Einsicht für ihr stand haftes Dulden von Mißhelligkeiten ein edles Ende verspricht1 62• 8 . Wollte ich in Einzelheiten alle Anschläge erzählen, die seine Feinde und angebli chen Freunde gegen ihn verübten, über die aber die Rechte von oben ihn hinaushob, so daß er unversehrt blieb, müßte ich befürchten, daß irgend einer von den anderen, die, ähnlich wie ich, die historische Erzählung der gegenwärtigen Ereignisse zum Übungsplatz ihrer Zunge machen1 63, mich einer großen Parteilichkeit zugunsten des Mannes beschuldigen würde. Wenn einer, der außerhalb der Arena dieser Geschichtsschreibung steht, gleichsam als Schiedsrichter der Hellenen und unparteiischer Preisrichter zuschauen will, wird er sehen, daß die anderen mit Zorn und Leidenschaft ins Feld ziehen und daß sie in gleichem Maße ganz und gar nicht ohne Parteilichkeit schreiben, während ich mich absolut nicht von der Wahrheit entferne. 9. So, wie ich nichts Lobenswertes weglasse, so auch nichts, was zu tadeln ist, wenn er, auch in dieser Hinsicht nur ein Mensch, klar gesün digt hat, ob das nun aus Absicht und freiem Willen geschah, oder aus Unwis senheit, oder auch, weil die Zeit und dringende Umstände ihn mit Gewalt dazu zwangen. Von all dem verdient nur das Absichtliche und Freiwillige Tadel und Lob; was aber unter Einfluß eines scheinbar von selber und ohne entsprechende Gesetze ablaufenden Zufalls geschieht, der das eine Mal den Ereignissen mit voller Hand und in ungehemmtem Lauf Glück verleiht, dann wieder sie vom rechten Weg abbringt, zu Abgründen und Bergen von Ungereimtheiten hinführt und ihnen Dinge voller Jammer und anhaltende 82
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XlII
Tränen beschert, / wofür die alles führende Vorsehung übles Ergehen be stimmt hat, das möchte ich jedenfalls weder freiwillig loben, noch einfach den tadelnswerten Dingen zuteilen. Ich möchte eher behaupten, daß das keine Handlungen des Täters sind, sondern vielmehr ein unerklärlicher Lauf der Tyche, wie man sagt1 64 , die entweder günstig gesonnen ist, oder, ganz und gar nicht wohlwollend, es liebt, Scheffel von Übeln über jene auszuschütten, gegen die sie feindselig anstürmt. So, wie ich der Meinung bin, daß nicht der zu bekränzen ist, der nicht kraft Vorsatz zu Ruhm gelangt, so auch, daß nicht anzuklagen ist, wer trotz seines Vorsatzes kein Glück hat. 1 0 . Nachdem also gezeigt wurde, daß wegen jener freigewählten Duld samkeit und jenes freiwilligen Verzichts auf Rache an j enen, die ihm damals Leid antaten und das nicht nur bis an den Lippenrand1 65 , der gerechte Kampfrichter von oben ihm mitten in einer solch stürmischen Brandung von Mißgeschicken eine vor Gefahren sichere Windstiile bereitete, wird, wenn ich in weiterem Verlauf meines Werkes an der geeigneten Stelle ange kommen sein werde, auch ausführlich zu zeigen sein, wie es ihm später vollkommen entgegengesetzt erging1 65a. Denn ich will mich an die Wahr heit dieser Geschichte halten und jene, die sie mit der Zeit miterleben werden, überzeugen nicht zu glauben, daß ich aus irgendwelcher Parteilich keit das, was an dem Manne zu loben und zu bewundern ist, oder das, was der gegenteiligen Ursache entsprang, durch mein Wort höher, als es sein muß, hinaushebe, vielmehr sollen sie darauf vertrauen, daß ich diese Ge schichte erzähle, so wie sie war, und alle sollen in zweierlei Hinsicht einen bestimmten Nutzen daraus ziehen, indem sie einsehen, daß auf die Saat die entsprechende und genau dazu passende Ernte folgt, nämlich, wenn von einem guten Vorsatz ausgegangen wurde, / eine gute, wenn aber der Aus gangspunkt dort lag, woher das Böse entsteht und das Unrecht sich gegen die Rechtschaffenheit der Wahrheit wappnet, eine völlig entgegengesetzte. Daher also zurück zum Thema. 1 1 . Nachdem sich der Kaiser seit seinem Eintreffen beim Kral nur etwa dreißig Tage aufgehalten hatte, kam er mit seinen eigenen Streitkräften sowie mit einer weit größeren Truppenmacht aus Serbien nach Serrhai. Der Sommer ging gerade zu Ende und der Herbst begann, und die Weinreben standen in voller Reife und forderten beinahe mit lauter Zunge die Winzer (zur Ernte) auf1 66 . Der Kaiser hoffte Serrhai ohne Kampf einnehmen zu können; denn er rechnete wohl mit der Hilfe vieler Verräter in der Stadt, 83
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIll
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die ihm innig ergeben waren und ihn in geheimen Briefen wissen ließen, daß der Einzug sehr leicht sein würde. Aber Gott wirkte auch hier klar seinen Plänen entgegen, und so war der Einsatz umsonst und die ganze Rüstung eine vergebliche Last. Noch ehe er die Stadt umlagern und angreifen konn te, befiel das Heer der Triballer eine tödliche Krankheit. üb sie vom reichli chen und unmäßigen Essen der Trauben kam oder eine andere Ursache hatte, das weiß ich nicht. Jedenfalls versagte alle ärztliche Kunst gegenüber der Krankheit, und Tag für Tag wurden viele Leichen bestattet. Nachdem innerhalb von wenigen Tagen der Tod über tausend Mann aus dem Leben entführt hatte und sich anschickte und drohte, eilends noch viele dazu wegzuführen, brachen sie / schnellstens alle von dort auf und kehrten zu rück zum Kral und meldeten ihm das Unglück, das ohne Krieg und mensch liches Zutun dem Heer zugestoßen war. 4.1. So ging anschließend auch die Herbstzeit zu Ende, und es war für die Freunde des Kaisers nicht leicht zu erfahren, wie es um ihn stand, da er sich auf ausländischem Boden bei Barbaren und Fremden aufhielt. Nun zeigte zum ersten Mal der Perser Amur, der Herrscher der Lyder1 67, welche Zu neigung zum Kaiser er in den Gemächern seines Herzens hegte. Denn mit ten im Winter ( 1 342/1343 ), während Meer und Luft in wilder Unruhe wa ren, überquerte er mit einem großen Heer die hellespontische Meerenge und suchte sehnsüchtig seinen Freund. Es war aber nicht leicht für ihn, den Kaiser mit eigenen Augen zu Angesicht zu bekommen oder zu erfahren, in welcher Lage dieser sich gerade befand, denn daran hinderte ihn die gewal. tige Kälte; auch war damals ausgiebig Schnee gefallen, der den Weg zu ihm völlig unbegehbar und unzugänglich machte1 67a• Er marschierte also ge mächlich bis Didymoteichon und schlug im Vorstadtgebiet sein Lager auf. Von dort sandte er an Kaiserin Eirene einen servilen Gruß und trotzte Tag und Nacht im Freien der Rauheit der winterlichen Jahreszeit voller Sehn sucht nach seinem abwesenden Freund, den er aus dem Innersten seiner Seele beklagte. Und obgleich er oft von der Kaiserin eingeladen wurde, sie persönlich zu besuchen, wagte er es nicht zu kommen. 2. «Mit welchen Augen» sagte er, « soll ich sie sehen, ich, der ich weine, sie, die auch um den Kaiser weint, der so lange Zeit außer Landes den Händen fremdstämmiger Menschen1 68 ausgeliefert ist, und überdies in einem Lande, von dem man nichts Genaues weiß. Mir / würde es das Herz zerreißen, wenn ich ihr gegenwärtiges Schicksal und die Tragödien und unerwarteten Mißgeschik ke sähe, die das kaiserliche Haus umgeben. Anstatt sie zu trösten, würde 84
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ÜBERSETZUNG: KAPlTEL XIlI
ich sie zu stärkerem Tränenfluß entflammen. Es ist jetzt nicht die Zeit, einander zu sehen oder miteinander zu sprechen, sondern um lange zu weinen. Erdrückend ist das Leid und es scheint mein Gemüt in heftige Bewegung zu versetzen und noch heftigere Stürme über meine Seele zu bringen; denn es ist mir nicht vergönnt, meinen besten Freund, dessen Bild mir ins Herz eingeprägt ist, zu sehen, stolz umgeben von den kaiserlichen Heerscharen. » 3 . Er sagte das nicht nur mit der Zunge, ohne es auch im Herzen zu empfinden, sondern das Leiden in seinem Innern sengte und verbrannte weit mehr noch seine Seele; meine Geschichte, das kann ich versichern, wird das im weiteren Verlauf an manchen Stellen mit großer Deutlichkeit zeigen1 69 • So sehr war die Sinnesart dieses Barbaren nicht barbarisch, sondern zivilisiert und stand ganz und gar der hellenischen Kultur nahe. Die Charakterähnlichkeit stellt ihn zumindest Männern wie Orestes und Pylades an die Seite, wenn nicht über sie 1 7o• Denn diese beiden waren Stammesgenossen und aus verwandtem Blut und hatten an den glei chen Gesetzen und Lehren Anteil; er aber war barbarischer Abstammung, nach barbarischen Sitten und Gesetzen erzogen, sprach mit fremder Zunge eine andere Sprache und führte ein anderes Leben; er war durch viele Meere, durch viele Berge und Schluchten von Kantakuzenos getrennt, sein Leben war für jenen völlig unvereinbar mit dem seinen, unbekannt und fremdartig, j a man könnte sagen / das eines Feindes. Darum übertraf er, was die Freundschaft angeht, gewissermaßen um Längen jene Männer (Orestes und Pylades) , und seine Haltung besaß eher als die ihrige den höchsten Grad der Zuneigung. 4. Wenn man aber Kantakuzenos zuliebe ihm das Ganze dieses schönen Motivs zuschreiben wollte, würde man klar die Wahrheit verletzen. Wenn man beiden dieses Gut zuschreibt, wird man niemanden finden, der das tadeln möchte. Aber wenn jemand jenem (Umur) dieses Gut völlig absprechen möchte, weil er barbarischer Abstam mung und keineswegs mit uns verwandt sei, wird er, glaube ich, wohl niemanden finden, der das nicht gebührend tadeln würde. Nicht die Ab stammung, sondern die Gleichheit der Gesinnung zeigt die Eintracht und die Verwandtschaft der Seelen. Bei Musikinstrumenten, etwa bei Flöten, Leiern, Zithern und Handtrommeln, bringt nicht die örtliche Nähe, son dern die sorgfältige Abstimmung des Klanges den h armonischen Gleich klang hervor, unabhängig davon, ob die klangproduzierenden Instrumente ihren Standort weit von einander haben. Ungefähr das gleiche zeigt sich auch bei den Seelen der Menschen, unabhängig davon, ob sie zufällig eine 85
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
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völkisch fremde Abstammung haben und um tausend Grenzen zu Wasser und zu Lande voneinander getrennt sind. 5. Gesichertere Unterpfänder für das Gesagte werde ich in der Fortset zung meiner Erzählung über diesen Mann unterbreiten, der ein Barbar war aufgrund seiner Abstammung, aber nicht aufgrund seines Charakters. Da wä re z. B. auch folgendes zu erwähnen: Kaiserin Eirene schickte ihm aus Didy moteichon sehr oft die nötigen Lebensmittel und Kleidung, wie auch Sachen, die als nächtlicher Schutz dienen konnten, um die damalige heftige Winter kälte abzuwehren, / aber er nahm nie etwas an. Er sagte, es sei schlechthin absurd, wenn er es behaglich haben wollte, während sein Freund im frem den Land jenseits der Grenzen mit vielen Härten zu kämpfen habe. « Und wenn es mir wenigstens möglich wäre1 7!, das Zelt meiner Seele mit Blut zu besprengen und mich darin zu zeigen, wäre das mir ein edler Trost, da ich so das Feuer in meinem Herzen und die lebendige Sehnsucht nach meinem Freund unter Beweis stellen könnte. Da aber die Seele bar eines Körpers ist und nicht mit Blutflecken besudelt werden kann, sehe ich nicht, welches Mittel mich am besten von den Schmerzen, die mich umgeben, befreien könnte. » 6. Ihn schmerzte und verwirrte vollends nicht nur das Leiden des Kaisers, sondern nicht weniger auch die Tränen der Kaiserin, die wie die trauerrei chen Turteltaubenl 72 klagte und bittersten Schmerz über ihren Gatten den Kaiser empfand und von heftiger Angst geplagt und von allen Seiten in abgründige Tiefen gestoßen wurde, da sie schon ganz und gar am Leben selbst verzweifelte. Denn die Feinde aus Byzanz rückten häufig bis zu den Vororten von Didymoteichon vor und zwangen die Einwohner beinahe wie Belagerte herumzusitzen. Und der Hunger zusammen mit den andauern den, verschlagenen Nachstellungen war ein noch viel lästigerer Feind als jene von außen, da er sich am gleichen Herd und unter dem gleichen Dach aufhielt. Die Wachposten aber und die Spione der Byzantiner hielten alle Schlupfwinkel und alle Zugänge besetzt und verhinderten so, daß sie, wie sehr sie auch danach verlangte, durch irgendwelche Leute heimlich etwas über den Kaiser in Erfahrung bringen konnte173• 7. In diesem tragischen Schicksal nun tröstete er (Umur) / sie und versprach mit der ganzen Bereit willigkeit seiner Seele, ihr in allem nach ihrem Wunsch zu dienen, auch wenn er den Tod erleiden müßte. Aber die Strenge jenes Winters nahm Tag und Nacht an Heftigkeit zu und ließ fürs erste nicht auf ein Lächeln des Himmels hoffen; zugleich forderte infolge des strengen Winters und des Mangels an Lebensnotwendigem der Tod im persischen Heer unaufhörlich 86
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIlI
viele Opfer. Da es also für ihn nicht leicht war, in der gegenwärtigen Lage sich selbst oder seinen Freunden zu helfen, weil der göttliche Wille das aus geheimen Gründen verhinderte, überquerte er den Hellespont und kehrte nach Hause zurück 1 74 • 8 . Dieses Ende fand der große Eifer des Persers. Es gab aber einen zwei ten Mann, einen der Heerführer, die, wie ich gesagt habe, dort (in Didymo teichon) zurückgelassen wurden, nämlich den im Kampfe außerordentlich bewährten Manuel Tarchaneiotes, einen Blutsverwandten des Kaisers und einen heldenhaften Mann, in jeder Hinsicht hervorragend, in Tat, seinem Sinn und Wuchs, geübt in vielen Schlachten, gestählt durch viele Wun den, und in der Kriegsführung äußerst erfahren 1 75 . Deswegen war er auch vom Kaiser als Anführer der Streitkräfte in Didymoteichon zurückgelassen worden, und er war für die Leute dort damals gewissermaßen die Seele (des Widerstandes) und eine Schatzkammer guter Hoffnungen. Er allein wagte es nun, im Auftrag der Kaiserin Eirene auszuziehen, um n:ach dem Kaiser zu suchen. Denn man konnte nicht tatenlos bleiben, während man nicht wuß te, in welche Schicksalslage und in welches sozusagen tragische Mißge schick die Sache des Kaisers geraten war, für die sie schon viele / Mühselig keiten und Drangsale ertragen hatten und noch ertragen sollten. Darum also zog dieser aus, ließ aber aus Angst den geraden Weg links liegen, benutzte unwegsame Pfade und hielt sich an abseits gelegene, hohe und schwer zugängliche Gebiete, bis er das Hairnosgebirge überquert hatte und unbemerkt und unversehrt in das Land der Triballer entkommen war. Dort suchte und fand er den Kaiser, besprach mit ihm alles Nötige und kehrte schnellstens nach Didymoteichon zurück. Dahin überbrachte er den ande ren und vor allen der Kaiserin Eirene absolut wahre und unverfälschte Nachrichten und er kam ihnen vor wie ein erquickender Nordwestwind jenen, die kräftig von der Sonne gesengt werden. So war das 1 76 . 5.1. Zum Frühlingsanfang ( 1343) führte der Kaiser seine Truppen wie der gegen die Stadt Serrhai sowie gegen die umliegenden befestigten Ort schaften und Kastelle bis hin nach Philippi. Aber der Versuch endete mit dem gleichen Mißerfolg1 77, denn der göttliche Wille stellte sich, wie es scheint, ihm in den Weg. Darum entschloß er sich, wenn möglich, bis Didymotei chon durchzumarschieren, um dort jene, die sosehr nach ihm verlangten, zu sehen und von ihnen gesehen zu werden. Als aber die verbündeten Hilfs truppen der Triballer, die ihn begleiteten, hörten, daß eine starke Streit macht der Gegner in dem vor ihnen liegenden Engpaß von Christupolis auf 87
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIIl
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der Lauer lagl 78 , geschah es, daß sie sich aus Feigheit und Angst dem Beschluß widersetzten. Sie waren auch sonst träge und hatten für Feldzüge über die Grenzen hinaus gar nichts übrig. So zog auch er selber wieder zurück zu den Weideplätzen der Triballer, wenn auch widerwillig und das Herz voll von glühendem Schmerz (wörtlich : Kohlen von Schmerz), da die Dinge / nicht nach Wunsch gelaufen waren. Er leitete den Rückzug bis zur Stadt Strummitza und der weiten Ebene, die sich dahinter erstreckt. Dort lagerte damals gerade auch der Kral von Serbien 1 79 • 2. Einer von denen, die ihm folgten, war nunmehr auch Johannes Asan. Dieser hatte kurz zuvor das Kommando in der befestigten Ortschaft Mele nikon innegehabt, hatte diese aber jetzt auf kaiserlichen Befehl Khreles übergeben und war zum Kaiser gekommen. Er blieb auch bei ihm, während dieser zunächst neben dem Triballerherrscher lagerte18 0• 3. Es traf sich nun, daß zu dieser Zeit auch aus der Stadt Berrhoia eine Gesandtschaft beim Kral eingetroffen war, um Auskunft über seine Forderungen einzuholen und genaue Informationen darüber zu erhalten, was seine Absicht war. Er forderte aber, daß die Stadt ihm gehorsam und untertan werden sollte, indem sie ihm gestatte, in ihre . \ k ropolis eine Besatzung von Triballern zu legen, ehe er gegen ihren Willen gemäß den Gesetzen des Krieges die Stadt und ihre Häuser samt Frauen und Kindern versklave und plündere. Die Gesand ten waren entsetzt über die Schwere und die Schroffheit des Gesagten und sie hielten es für besser, heimlich mit Kaiser Kantakuzenos Kontakt aufzu nehmen und ihm glänzende Bürgschaften zu bieten, wenn er schnellstens selbst zu ihnen kommen und ohne Mühe die Stadt einnehmen wollte. Denn nur seelischer und geistiger Wahn könne das Barbarische dem Humanen vorziehen und fremde Bastardherrschaft über die eigenstämmige stellen. Nachdem das so vorbereitet und bekräftigt war, und noch ehe die Triballer es bemerkten, hielten die Gesandten durch trügerische Worte den Sinn des I,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
fingen ihn mit großer Begeisterung und Freude, und wie man so sagt, mit offenen Armenl 8 1• Denn diese eine Begebenheit war für beide von großem Nutzen und gab ihnen Ruhe, da beide mit einem Schlag aus den Händen des Krals befreit waren. Das war ohne Zweifel das Werk Gottes, der das Schwierige leicht macht und auch umgekehrt, wann immer er will und so wie es ihm beliebt. 5. Als nämlich der Kral sah und genau erkannt hatte, daß der Kaiser von jenen (den Byzantinern) verachtet und verspottet wur de, von denen er gehofft hatte aufgenommen und geliebt zu werden, änder te er auch seinerseits sofort seine Haltung. Alles, was er in der geheimen Ratskammer seines Herzens für die Zukunft erwogen und beschlossen hat te (zu verlangen) als Vergeltung dessen, was Kantakuzenos durch ihn Gutes erfahren hatte, ließ er gerne aus seinem Gedächtnis verschwinden und von nun ab beschäftigte er seinen Geist mit Nachstellungen; er ging heimlich ganz und gar zu den Byzantinern über und ließ sich allmählich von den . dorther kommenden Versprechungen verführen1 82 • 6. Aber wie die menschlichen Pläne immer dem göttlichen Willen unter legen sind, so war auch jetzt das stärker / gewesen, was die Gefährdeten nie und nimmer erwartet hatten und was kein sterbliches Herz geahnt hätte 1 83 • Der Kaiser konnte endlich freudig und befreit aufatmen und das Geschehe ne als einen ersten Aufwärtstrend in seiner Lage betrachten; den Herrscher der Triballer aber versetzte das Ereignis in Wut, und es ließ seine Seele sich in großer Reue verzehren, da er einen Mann, den er in Händen hatte und der ihm große Schätze hätte einbringen können, nämlich Vermehrung von Macht und Überfluß an Geld und Sicherheit für die Zukunft, aus Unüber legtheit hatte gehen lassen. 7. Er wollte nun zwar einen Krieg gegen ihn eröffnen und einen offenen Kampf beginnen, er hatte aber andererseits Angst, daß, wenn er selbst zuerst die eidlichen Abmachungen umstieße, er klar die Gottheit gegen sich haben und infolgedessen sofort im Kampf eine große Niederlage erleiden und das Gelächter der Menschen ernten würde. Darum hielt er sich für den Augenblick zurück und verschwendete seine Seele auf stille Überlegungen. Es war nämlich vorher zwischen beiden (dem Kral und Kantakuzenos) ein durch Eide bekräftigter Vertrag zustande ge kommen, daß keiner den anderen je hindern würde, wenn er, um irgend einen Vorteil zu erringen, vom Partner weggehen sollte; man würde immer innerhalb der unverletzbaren Grenzen der Freundschaft bleiben und den Städten, die den Byzantinern untertan waren, zugestehen, sich auf welche Weise auch immer wem sie wollten anzuschließen, entweder durch vertrag89
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
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liche Übergabe oder nach einer Belagerung, und zwar die eine Stadt dieser und die andere jener der beiden Parteien. Keiner würde dabei dem anderen im Wege stehenl 84 • Darum verbarg der Kral das Geschehene in den Tiefen des Schweigens, wenn auch sehr gegen seinen Willen. 6. 1 . Inzwischen kam aus Thessalien auch der / Vetter (Protexadelphos) des Kaisers, Johannes Angelos, mit den vortrefflichsten der thessalischen Reiter, um das glückliche Ereignis mitzufeiern und, falls seine Hilfe benö tigt werde, aufs kräftigste Beistand zu leisten. Dieser Mann hatte, seitdem er kraft Dekret des Kaisers jene Herrschaft (über Thessalien) übernommen hatte1 85, auch selbst schon eine bedeutende Streitmacht angeworben. Das war, als der Kaiser sich noch beim Kral im Gebiet der Triballer befand, wie ich irgendwo oben erzählt habe1 86 • 2. Er war damals eiligst dorthin gegan gen und hatte die Macht der Thessalier gemehrt, die durch innere Zerris senheit und Anarchie nicht weniger als durch die seit langem dominieren den Katelanen zu leiden hatten. Die Nachkommen der Thessalier waren nämlich in Schwelgerei und Trinkerei verfallen, und darum waren sie poli tisch sehr schwach geworden, so daß sie niemandem mehr Widerstand leisten konnten, nicht einmal jenen Parteiungen, die das Land von innen aus allmählich entzweiten und zerrissen, von großen Mächten ganz zu schweigen 1 8 7. 3 . Mit dieser Lage war Angelos, ein in der Kriegführung tüchtiger Mann, konfrontiert worden, er hatte aber den größten Teil Thes saliens zu seinem eigenen Herrschaftsgebiet gemacht und hatte darüber hinaus die Aitolier und die ozolischen Lokrer unterworfen 1 88 . Er nahm außerdem im Laufe der Zeit ganz Akarnanien ein, nachdem er schon vor her die Herrscherin des Landes Anna in seine Macht bekommen hatte. Sie war die Gattin des bereits vor vielen Jahren gestorbenen Grafen von Ke phallenia, wie ich oben, als ich über ihn berichtete, gesagt habel 89 • Einige Leute stachelten ihn an, sie auf der Stelle zu töten; denn, so sagten sie, ihre Herrschsucht, die sich in langen Jahren in ihrer Seele festgesetzt habe, werde nicht ruhen. Bei in Stroh versteckten Kohlen / sehe man auch nicht, wie sie im geheimen die Materie auffressen, bis sie die rasenden Flammen in die Höhe schleudern; so werde auch sie, von Hoffnung auf die Macht getrie ben, immer auf der Lauer liegen, solange sie unter den Lebenden weile und jemand anderen mit dem Szepter der Herrschaft bekleidet sehe. Er aber stellte das nicht von menschlichen Gesetzgebern geschaffene Recht der Ver wandtschaft über dies alles und schonte das tötende Schwert; er ließ sie aber in fesselloser Haft bewachen, damit sie nicht wieder etwas Ähnliches 90
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unternähme, wie damals, als sie, von Kaiser Andronikos nach Thessalonike gebracht, später wieder heimlich in das Herrschaftsgebiet der Akarnanier entwich. Aber das werde ich in dem, was noch kommt, ausführlicher erzäh len19O• Jetzt kehre ich zu meinem Thema (gr. dorthin) zurück.
7.1. Der Kaiser zog mit seinen eigenen Streitkräften und auch mit jenen, die er in Berrhoia ausgehoben hatte, aus, um auf die Versprechungen der Thessalonicher einzugehen. Denn von dort hatten ihm einige Leute heim lich zu erkennen gegeben, wenn er vor den Mauern erschiene, ehe das Volk von diesen Plänen erfahre, werde er durch sie ohne Mühe in die Stadt einziehen können191. Als er kam, erkannte er aber, daß der geheime Plan zu den politischen Gruppierungen des Volkes durchgedrungen war und alle in kampfbereite Wut gegen die Verschwörer und gegen ihn entflammt hat tel92• So erwiesen sich die ihm von dort gemachten Hoffnungen als unwirk sam, und er bemühte sich denn auch, sofort nach Berrhoia zurückzukehren.
2. Zu alledem fuhr nämlich die Flotte von Byzanz in den Hafen von Thessa lonike ein. Sie stand unter dem Kommando von Alexios Apokaukos und hatte ein starkes / Marinekontingent an Bord. Es waren mehr als fünfzig rhomäische Schiffe und zweiundzwanzig persische, die aufgrund eines Bündnisses kamenI93• Apokaukos regelte noch am gleichen Tag nach Belie ben die Verhälmisse in Thessalonike194. Zugleich bewaffnete und rüstete er die Streitmacht, die er in Thessalonike vorfand, sowie die, mit der er selbst gekommen war, ein teils heimisches, teils ausländisches Marinekontingent, und plante, schnellstens über Land nach Berrhoia zu marschieren, um zu versuchen, ob er das Heer des Kaisers beim Übergang über den zwischen Berrhoia und Thessalonike strömenden Fluß erwischen könnte195. Dort glaubte er, am ehesten einen Kampfpreis für Wagemut und eine Kriegstro phäe zu gewinnen, wenn die Feinde vielleicht (in kleine Abteilungen) zer splittert seien, da die einen schon den fluß überquert hätten, andere dabei wären, ihn zu überqueren, und ein Teil noch an der Übergangsstelle am Ufer stände. 3. Obgleich der Kaiser sich schleunigst zurückzog, war ihm trotzdem kein Vorankommen ohne Mühe und Schwierigkeiten gelungen. Der Fluß bietet nämlich keineswegs überall, wo und wann immer man übersetzen will, eine sanfte und durchquerbare Strömung, sondern nur an wenigen Stellen, und diese liegen nicht für jeden, der übersetzen möchte, offen da, sondern sie sind weitgehend unbekannt und sehr versteckt. Das ist nicht nur im Winter und im Frühling der Fall, wenn das Wasser naturgemäß mit größerem Ungestüm strömt, sondern auch im Sommer und im Herbst.
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Dazu hatten auf dem anderen Ufer des Flusses etwa zweitausend schwerbe waffnete Triballer einen Hinterhalt gelegt, eben dort, wo / am ehesten zu erwarten war, daß der Kaiser auf dem Rückweg mit dem Heer übersetzen würde. Sie wollten, während er nichts ahnte und gerade den fluß überquer te, plötzlich über ihn herfallen und so in kurzer Zeit ein ruhmreiches Sieges zeichen errichten. Als nun die Vorhut der Soldaten des Kaisers sie von weitem erblickte, verzagte sie und verursachte zugleich unter den kaiserli chen Streitkräften große Furchtsamkeit. 4. Wie in einem Netz zwischen
zwei feindlichen Heeren gefangen, während zugleich der Fluß die Lagerung und die gebührende Aufstellung (zur Schlacht) verhinderte, wären sie wohl augenblicklich vernichtet worden, hätte nicht Gott plötzlich und unerwar tet ihnen seine helfende Hand gereicht, Gott, der das Erwartete oft nicht geschehen läßt, jedoch dem Aussichtslosen einen günstigen Ausgang schenkt. Denn Apokaukos hielt aus großer Furchtsamkeit selbst seinen Aufmarsch an und ein Mann aus der Gegend, der gerade dem Streifzug der Triballer entkommen war, kam damals als Überläufer zum Kaiser und versprach, einen anderen als den bekannten Übergang zu zeigen, wenn er dafür reichlichen Lohn erhalte. Unter solchen Umständen erfolgte die Über querung durch den Kaiser, und die Triballer zogen entsetzt über das un glaubliche Geschehen schnellstens von dort weg und zerstreuten sich in der Gegend, der eine hier-, der andere dorthinl96•
8.1. Als Apokaukos hörte, daß der Kaiser zusammen mit seinem Heer
sich so unversehrt nach Berrhoia gerettet hatte, fiel er, wie ich gesagt ha be197, nicht sofort in das feindliche Gebiet ein, sondern brach seinen Auf
marsch ab. Zu einem offenen Krieg und einer direkten Schlacht gegen / ein streitbares Heer fehlte ihm völlig der Mut. Er hatte zwar selbst eine unzäh lige (Heeres)Masse, aber diese war zum größten Teil im letzten Moment vom Ruder aufs Land (zum Kampf auf dem Land) umdirigiert worden198• Darum entbot er eine Gesandtschaft zum Kral, der, wie gezeigt wurde, schon von sich aus gegen den Kaiser gereizt war, und er saß nun da in Erwartung eines Hilfsheeres von dort199• Er sperrte auch die Mündung des Flusses, indem er an der Stelle, wo dieser herabfließt und seinen Strom ausspeit, Trieren im Meer auffahren ließ, damit der Kaiser nicht heimlich ein Boot zum Satrapen Amur senden könnte, um von ihm Hilfe anzufor dern. Dann ließ er den Kaiser durch eine Gesandtschaft fragen, was er zu seinem eigenen Schutz zu tun gedenke, wo er so von allen Seiten einge schlossen sei und für den nächsten Tag mit einer Belagerung rechnen müs-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
se. 2. Dieser aber antwortete, es sei nicht üblich, daß Feinde Feinden strate gische Geheimnisse offen mitteilten. «Aber weil du auf eine ganz unwürdi ge Weise aus dem Salz199a zum Feldherrenamt aufgestiegen und demzufolge von der Feldherrenkunst so weit wie nur erdenklich entfernt bist, will ich dir zuerst ein hübsches Märchen erzählen. Danach werde ich dir auch die wahre Antwort auf deine Frage nicht verbergen, denn du sollst persönlich ganz genau wissen, wie sehr ich deine aufgeblasene Überheblichkeit verach te und wie ich auch hier dir deine Eigenart und mir die meinige lassen will. Dir aber ist es eigen, dich immer an der Lüge, mir dagegen, mich am Wesen der Wahrheit zu erfreuen. Es war einmal ein Mann, der eines Vogels aus der Luft habhaft geworden war und ihn fragte, welche Überlegungen ihn beschäftigten. Der Vogel antwortete: 'Du,
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Mensch, solltest nicht erfor
schen, wie es mir geht, sondern wie es dir ergehen wird. Sofern ich /prophe tisch begabt bin, werde ich dir über mich selbst gar nichts sagen, sehr wohl aber über dich. Die Vogelschauer unter den Menschen sammeln häufig ihr Wissen über die Zukunft aus den Vögeln, aufgrund (der Beobachtung) ihres Sitzes, ihres Fluges und ihres Rufes, obgleich ihr Geist, kurz gesagt, nicht imstande ist, um aufgrund von Mutmaßungen immer mit Gewißheit das deutende Urteil fehlerfrei zu fällen. Ich aber, der ich ein Vogel bin, werde dir nicht aufgrund von Sitz und Flug und unartikuliertem Ruf die Zukunft zu erkennen geben und dich dabei in Nöte stürzen, die unklar und nicht besonders deutlich sind, sondern (ich werde dir) tönende Lippen und Worte mit artikuliertem Sinn (zu verstehen geben). Höre also. Wenn du bereit bist, mich freizulassen, wird dein Kind sterben; wenn du mich fest halten willst, wirst du nicht schnell genug den Tod deiner Frau beweinen können.' Der Mann war entsetzt über das, was er hörte, und er überlegte sich, welchen Ausweg es gäbe, denn er sah, wie von bei den Seiten ein unerwartetes Unglück mit Gewalt auf ihn eindrang. Aber vor die Wahl zwischen zwei unentrinnbare Übel gestellt, wählte der Unglückliche das leichtere20o; er gab dem Vogel die Freiheit und mußte sofort sein totes Kind beweinen. Das war also das Märchen. Höre jetzt, worauf das Märchen zielt. Ich besitze seit langem Erfahrung in strategischen Dingen; du weißt das ja auch selbst. Ich weiß auch, welche Ausgaben du täglich hast für die von dir befehligte Seestreitmacht und für deine Fußtruppen, dazu wieviel du ausgibst und immerfort wirst ausgeben müssen für deine häufigen Ge sandtschaften zum Triballerherrscher, um über ein Bündnis zu verhan deln201• Dabei siehst du dich nicht nur gezwungen, ihm allein reichliche
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XlII
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Geschenke zu senden und außer ihm auch seiner Gattin / der Herrscherin, sondern du mußt auch noch versuchen, die bei den Herrschern einflußrei chen Triballer zu bezirzen und sie mit der jedem gebührenden Geldsumme zu korrumpieren. Das alles wird dich bei aller Einsatzbereitschaft sehr bald zwingen aufzugeben. Mein Heer bilden die Streitkräfte, die mich immer begleiten, und nahezu ganz Thessalien. Von der Qualität der thessalischen Reiterei wirst du, nehme ich an, gehört haben und auch von der Kriegser fahrung jenes Heeres und davon, wie sie in vielen verschiedenen Kriegen gekämpft haben. Ich hatte ihnen befohlen, zu Hause zu bleiben bis zu dem Augenblick, an dem ich sie benötigen würde, damit man keines von zwei schädlichen Dingen geschehen sehe: denn weder geht es an, daß sie zur Unzeit auf eigene Kosten auf fremdem Boden nutzlos ihre Zeit verbringen, noch daß sie unsere Felder und Weinberge plündern und verwüsten, wäh rend diese gerade erntereif sind. Das passiert nun mal meistens bei Heeren aufgrund der dem Volk eigenen Anarchie, und die Verwüstung dieser Ge filde bedeutet für die Besitzer großen Verlust und schweren Schaden, wäh rend sie den Plünderern oft nur wenig oder nichts nutzt; um es kurz zu sagen: sie benetzt zwar die Lippen, aber den Gaumen tränkt sie nichro2• Diese Dinge also sehe ich voraus, da ich mit der Kriegskunde aufgewachsen bin, du aber nicht. Darum wirst du, da du deine Kraft mit Nebensächlich keiten vergeudest, in Ausweglosigkeit geraten und /aus Mangel an Feldherrn
kunst deinen unermeßlichen Reichtum in Unternehmen erschöpfen, die ein böses Ende nehmen werden; ich aber, der ich mit strategischen Erfahrun gen aufgewachsen bin, werde meine Armut zu einer reichfließenden Quelle
vortrefflicher Taten machen und als eine Schatzkammer der Leistungen erweisen. Und weil das so ist, steht dir die Lektion des Märchens bevor. Wenn du deine Ausgaben betrachtest, die zwar groß, aber nutzlos sind, und außerdem die Kriegsgefahren, die auf dich zukommen, möchtest du wohl schnellstens nach Hause nach Byzanz zurückkehren und aus der Verzweif lung dich auf die Übereinstimmung mit den zwingenden Umständen beru fen, aber du wirst damit großes Gelächter ernten; denn <eine Schande ist es', so sagen die Homeriden,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIJ/
gewalttätige Weise dein Leben aushauchen, sobald ich nämlich mit starken Streitkräften zu Wasser und zu Lande heranrücke und die Stadt, die deine gegenwärtige Operationsbasis ist, umzingelt sein und ihren Zorn gegen dich als den Schuldigen richten wird. Denn ich werde nicht nur die thessali sche Reiterei und alle anderen Heeresverbände von dort kommen lassen, sondern deinetwegen auch persische Streitkräfte aus Asien. Denn du hast dies bereits als erster getan, als du meinetwegen ein persisches Heer gegen Stammesgenossen ausgesandt hasro4• Wenn du nun es für untadelig hältst, den, der Unrecht begeht, mit gleichen Waffen abzuwehren, / habe ich ein reines Gewissen und bekomme von meinen Verleumdern selbst das Zeugnis dessen, der dazu Erlaubnis erteilt hat. Wenn du aber meine Tat als Grund einer Anklage anführst, dann ist es an der Zeit, daß du dir überlegst, wie vieler und wie großer anklagenswürdiger Verbrechen du dich selbst schon aus freien Stücken schuldig gemacht hast, indem du gegen einen Mann, der kein Unrecht beging, soviele Bewaffnete, gemischt aus Ungläu bigen und Stammesgenossen, in Bewegung setzt, ohne Geld zu sparen, das ganze Land der Rhomäer verheerst, Kirchen verwüstest, Heiligtümer mit Besudelungen füllst, auf vielfache Weise die göttlichen Dinge verhöhnst, das ehrwürdige Greisenalter des ganzen Adels aus dem Weg räumst und alles wahllos von unten nach oben kehrst und umwirfst. Und wozu das? Damit du Alleinherrscher wirst, indem du größere Dinge anstrebst, als zu dir und deinem Stand passen205• Welch ein Wahnsinn. Als ob es keinen gerechten Aufseher über die Geschehnisse gäbe, der alles zum Besten re giert, sondern alles sich ohne Steuer und ohne Richtung bewege. Und nicht einmal bei der Betrachtung meiner Flucht und meines Schicksals bist du einigermaßen zu Vernunft und zur beschämenden Einsicht gekommen, daß eine wahnwitzige Geisteseinstellung zwar Freunde, die mir viel Dank schul deten, als Feinde gegen mich bewaffnete, dafür aber die Waage der Gerech tigkeit Feinde und übelgesonnene Personen, von denen ich eher schlecht hätte behandelt werden müssen, klar als Freunde auswies, und wie Gott den Mann, den euer Ansturm in die Tiefen des Mißgeschicks stürzte, wider Erwarten über euch erhob. Und jetzt geht mir, wie du siehst, alles mit dem Wind im Rücken und wird mit Gott weiter so gehen. Du aber hast / ganze Haufen Geld vergeudet, das meine nämlich und das, was im kaiserlichen Tresor war, sowie die Schätze aller Adeligen, die du zur Diebesbeute ge macht hast, und du bringst nichts weiter zustande, als daß du das Gewebe der Penelope webst, welches, nachdem daran den ganzen Tag gewebt war,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
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die Dunkelheit der nachfolgenden Nacht wieder auflöste206. Es dürfte wohl auch den weniger Intelligenten klar sein, daß die Gottheit mit euch, die ihr Unrecht tut, nicht zusammenwirken will, sehr wohl aber mit mir, der ich Unrecht leide. Und obgleich ihr, um die Rache Gottes zu versöhnen, eurer hemmungslosen Wut Einhalt gebieten müßtet, fällt es euch auch nach langer Zeit nicht ein, Ruhe zu geben. Wenn du trotzdem persönlich nicht sofort die Flucht ergreifst und verschwindest, sondern eine Verblendung, die dein Haus bewohnt, dich zwingt noch sieben Tage hier zu bleiben, wirst du Taten sehen, die noch viel kräftiger sind als diese Worte207 ». 3. Als er das gesagt hatte, ließ er die Gesandten abreisen. Selbst hatte er ein kleines Boot ausgerüstet, das er heimlich mit einem Wagen von einer anderen Stelle aus zum hundertsechzig Stadien von Berrhoia entfernten Meer bringen ließ. Damit schickte er die Gesandtschaft aus, die den Satrapen von Lydien Amur herbeirufen sollte. Es war damals etwa die Zeit, in der der Hunds stern aufgeh�o8.
9.1. Als die Gesandten aus Berrhoia zurückkamen und Apokaukos sie angehört hatte, sagte er: «Ich werde gewiß nie darin zustimmen, daß die Lüge für Männer, die ein Heereskommando übernehmen, nicht legitim und unpassend sei; vielmehr behaupte ich, daß sie ihnen von allem am notwen digsten ist. Wahrheit und Lüge sind zwei verschiedene Dinge; / welche von beiden ihm Vorteil bringt, bestimmt der Feldherr danach, wohin aus seiner Sicht die Lage der Dinge notwendigerweise sein Interesse drängt208a. Für Philosophen und für alle, die sich nicht politisch betätigen, dürfte es ange messen sein, ihre Zunge von jeder Lüge frei und rein zu halten; sie kennen im Leben keine Sorgen, die sie überreden könnten, von der Wahrheit abzu weichen. Zu welcher Torheit aber würde es führen, wenn jene, die die Wahrheit sagen, gelegentlich Gefahr laufen, Städte samt Bewohnern und Heere zu verlieren, wenn sie aber lügen, diese unversehrt erhalten kön nen208b, wenn diese anstelle der vorteilhaften Lüge die äußerst schädliche Wahrheit wählen würden? Ich jedenfalls würde, könnte ich mit einer Lüge zugleich Städte und Heere retten, dies tausendmal lieber tun, als alles frei willig mit der Wahrheit in den Abgrund des Verderbens treiben. Die Lüge ist ohne Substanz und Wesen, und darum braucht einer, der sich ihrer bedient, wenn er sie benutzt, nichts anderes zu tun, als ein gewisses Schwei gen zu bewahren und mit der Wahrheit sparsam umzugehen; genauso wer den doch auch die wertvollsten und kostbarsten Kleinodien von ihren Besit zern das eine Mal verborgen gehalten, weil das von Vorteil ist, und das
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
andere Mal können sie genauso (d.h. aus dem selben Grund, weil es nütz lich ist) wie Brautgeschenke den Augen der Menschen dargeboten wer den208c• Deswegen beschuldigt mich Kantakuzenos, wie ich meine, zu Un recht der Lüge, da ich mich doch am allermeisten um das Nützliche küm mere. Ich würde es für einen Fehler halten, wenn ich nicht so wäre. Wenn er aber seinerseits die Aufgabe eines Feldherrn erfüllen wollte, müßte er mich vielmehr beschimpfen, wenn er sähe, daß ich anders an die vorhandenen Aufgaben heranginge. / Ich aber muß mich am meisten darüber wundem, wie er sich beeilt, genau das zu tun, weswegen er mich übermäßig schmäht und beschimpft, ich meine das Bündnis mit Barbaren und Feinden. Wenn er in den Fehlern von anderen einen sicheren Grund zum Eigenlob findet und das, was ich tue, wahrhaft haßt, sollte er es nicht auch selbst anstreben und nachahmen. Nachahmung ist ein Ausdruck der Liebe, nicht des Hasses, der Bewunderung mehr als des Tadels. Niemand wird von Herzen gedrängt zu tun, was er verabscheut, wenn jeder, der ihn zwingen konnte, weit weg ist. Wenn er zwar mit der Zunge über das, was er mich tun sieht, schimpft, in seinen Taten aber nicht nur die Nachahmung nicht scheut, sondern noch etwas zulegt, ist es klar, daß er nicht aus Abscheu schimpft, sondern sich ärgert, daß er es nicht selbst als erster getan hat. Folglich muß das Urteil, das gegen den einen gesprochen wird, gerechterweise auch für den anderen folgen und beiden muß gleichermaßen entweder Strafe oder Freispruch für die gleichen Taten zuteil werden209.»
2. Das also sprach jener, und sagte damit kräftig die Unwahrheit über die eigene Natur; hinter überzeugenden Worten verbarg er den wahren Sach verhalt. Das war immer seine Gewohnheit und oft prahlte er damit, daß er mit der Zunge anderes vorbrachte, als er in seinem Denken verbarg, und zeigte, daß das, was seine Überlegungen beschäftigte, mit seinen Worten im
Streit la� !O. Daß er auch jetzt nur mit dem Munde tapfer war, bewies er
durch seine Taten. Selbst blieb er aus Furcht in Thessalonike, das Heer aber
/übergab er einem seiner angesehenen Männer und sandte es gegen Berrhoia aus mit dem Auftrag, sich dort drei Tage lang zu zeigen und dann schleu nigst zurückzukommen. Er sandte es nicht aus, um etwas Tapferes zu verrichten - das schien ihm zu den Unmöglichkeiten zu zählen -, es sollte nur die Menge seine Feigheit nicht durchschauen. Arroganz kann nie mit Tapferkeit und Kampfesmut unter einem Dach wohnen; wie könnte also ein Mann mit soviel Arroganz auf der Zunge und noch viel mehr Feigheit im Herzen selbst je entblößten Schwertern entgegentreten oder andere dazu
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
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überreden (das zu tun)? Wohl eher würde man seine Seele sich vom Körper trennen sehen, als daß er in offener Schlacht den Lärm der Waffen hören würde.
3. Da es ihm also nicht möglich war, den Feind in einem offenen Krieg zu
besiegen, richtete er sein Augenmerk wieder auf die für ihn üblichen Finten
und geheimen Machenschaften. Er hatte gehört, daß die Wohnung des Kaisers sich an der Innenseite der Stadtmauern befand, und daß dieser um Mitternacht zumeist allein und ohne Bewachung von dort aus seinen Rund gang über den Wehrgang machte, um zu sehen, ob die Streitkräfte der Gegner von außen herankämen, und wie wach die Leute wären, die von innen die Stadt bewachten, sowohl jene, die bewaffnet mitten in der Stadt durch die Straßen die Runde machten, wie auch jene, die jeden einzelnen Turm und jeden Halbturm zugeteilt bekommen hatten und mit gegenseiti gen Zurufen die nächtlichen Intervalle durchmaßen2l1• Er kaufte sich nun gegen eine hohe Belohnung einen geübten Bogenschützen und sandte ihn heimlich nach Berrhoia / mit dem Auftrag, den Kaiser, wenn er nachts aus seinem Haus ging, von der Mauer herab tödlich zu treffen, sich dann sofort mit einem Seil von dem Wehrgang herunterzulassen und sich unversehrt in das Lager zu retten. Als nun die Stunde gekommen war, in der der Kaiser seinen gewohnten Rundgang über die Stadtmauer machte, spannte der Mann alsbald dreimal seinen Bogen, aber dreimal bemerkte er, daß er nicht fähig war, den Pfeil abzuschießen; es war, als ob eine Art Lähmung plötz lich seine Hand behinderte, und der Pfeil fiel wie leblos zu Boden. Beim dritten Versuch aber riß die Sehne des Bogens und der Mann ging, von Entsetzen und Angst ergriffen, bei Tagesanbruch zum Kaiser und offenbar te ihm erschüttert die List und das Wunderzeichen, das sich beim Spannen des Bogens ereignet hatte. Ihm wurde verziehen, und er konnte gehen212•
4. Als Apokaukos sah, daß von den Triballern nicht so rasch ein Hilfs heer kam, begann er allmählich in seinem Inneren zu verzagen. Er fürchte te� daß der Kaiser mit den herbeigerufenen thessalischen Heeresverbänden sein Heer unerwartet in äußerste Gefahr bringen könnte. Also befahl er nicht viele Tage später den Rückzug, sowohl aus den anderen (genannten) Gründen, als auch vor allem, da gerade ein Gerücht bei allen die Runde machte, das die bedrohliche Anfahrt der türkischen Flotte ankündigte, die er für entsetzlicher als jede Art von Tod hielt213• Darum blieb er selbst nur noch sehr wenige Tage in Thessalonike und fuhr dann mit wenigen, und zwar den schnellsten Schiffen weg. Er vermutete, und das sehr richtig, daß, /
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wenn man in der Stadt seine Furcht und seinen Fluchtplan bemerkte, eins von beiden erfolgen würde: entweder würden ihn die Thessalonicher fest halten, damit er ihr Helfer und Genosse bei der erwarteten Belagerung sei, oder sie würden alle Trieren und die mit ihm verbündete und vor Anker liegende persische Flotte zwingen, mit ihm wegzufahren, und darin sah er für sich selbst das schlimmste Unheil und eine Quelle größter Gefahren. Denn die Volksmenge bedeutete bei einer Flucht ein nicht geringes Hinder nis, und hinzu käme noch, daß eine fremde Streitmacht ihn begleiten wür de, während er vor einer anderen Streitmacht flüchtete, die zwar sein Feind, aber mit den ihn begleitenden persischen Schiffen befreundet und vom gleichen Stamm wäre, und das war für ihn etwas Ähnliches, wie wenn jemand, um Feuer, das von außen sein Haus bedrohte, zu verscheuchen, sich beeilte, es selbst spontan von innen anzuzünden, in der Meinung, so eine wirksamere Hilfe gegen das fremde Feuer einzusetzen. Während er das alles bei sich überlegte, flüchtete er heimlich, wie ich klargestellt habe214• 5. Welche Plünderungen und Versklavungen nun von den dort zurückgelasse nen Persern an den Gottesfürchtigen (= Christen) verübt wurden und zu welchen Greueln an den Heiligtümern diese sich schonungslos erdreisteten, ist für mich nicht einfach zu erzählen, da ich dem Lauf meiner Darstellung eine andere Richtung geben will. Davon wissen aber jene, die es erlitten, und alle, die nicht ganz ohne Erfahrung in solchen Dingen sind und genü gend Fantasie haben, um anhand dessen, was sie gesehen haben, sich das, was sie nicht gesehen haben, vorzustellen.
10.1. Es vergingen wenige Tage, da kam die persische / Seemacht ange fahren; die Gesamtzahl ihrer Schiffe belief sich auf ungefähr zweihundert Fahrzeuge, und ihr Kommandant war der Satrap von Lydien Amur. Dieser ließ seine Flotte nicht in den Hafen von Thessalonike einlaufen, sondern richtete einen eigenen Ankerplatz ein, nicht weniger als sechzig Stadien von Thessalonike entfernt. Er war allerdings nicht mit dieser Zahl aus Asien weggefahren, sondern war mit insgesamt dreihundert Schiffen in See gesto chen; doch hatte er auf der Fahrt Schiffbruch erlitten, weil damals wilde Nordwinde heranbrausten. Selbst war er mit den besagten Schiffen vom Kurs abgekommen und gegen seine Absicht auf Euboia gelandet, wobei die Schiffe zum größten Teil auseinandergeraten waren. Andere retteten sich nach anderen Teilen Europas, sofern sie nicht auf Klippen zerschmettert oder nach langem Kampf mit den Wellen samt der Mannschaft in die Tiefe versunken waren. Während er sich mehrere Tage überlegte, von dort zu
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Fuß durch Thessalien nach Berrhoia zu marschieren und die Schiffe zuvor an Ort und Stelle zu verbrennen, legte sich schließlich die Gewalt der Wogen, und der Wind begann vom Land aus milder in die Segel zu blasen. Darum brachen sie von dort auf und versammelten sich an dem genannten Ankerplatz in der Nähe von Thessalonike215• 2. Die meisten nun zogen sofort auf Beute aus, ließen aber eine ausreichende Besatzung bei den Schif fen zurück. Sie richteten die meisten Ortschaften, die den Triballern unter tan waren, sehr übel zu, verschleppten Menschen und Vieh von den Fel dern, zündeten Häuser an und ließen auf viele, ohne Widerstand zu begeg nen, das (tödliche) feindliche Schwert niedergehen216• Zum Kommandan ten der Flotte, der dort vor Ort blieb, / kam nach kurzer Zeit der Kaiser aus Berrhoia, der dort seinen Sohn Manuel als Gouverneur zurückließ. Dieser erreichte gerade das Jünglingsalter und hatte auf seinen Wangen noch nicht einmal den ersten Bartflaum216., aber er nährte in seiner Seele die Einsicht eines Alten, und dadurch, daß er mit seinem Vater zusammen außerhalb der Reichsgrenzen und im Feldlager unter freiem Himmel lange Zeit Elend geteilt hatte, war er in der Kriegskunde glänzend geübt. Ebendeswegen hatte sein Vater, der Kaiser, ihn mit der Verwaltung dieser Stadt beauftragt, die jetzt für ihn Grundstein und Wurzel eines Umschwungs von einem schlechteren zu einem besseren Schicksal geworden war. So kam also der Kaiser aus Berrhoia und traf auf dem Land bei Thessalonike mit dem Führer der persischen Streitmacht zusammen, und nachdem man sich ge bührend begrüßt hatte, berieten beide unter sich, was zu tun sei.
3. Die Thessalonicher aber waren zusammen mit ihren Rindern und Kleinviehherden in ihren Mauern eingeschlossen; sie hatten einerseits selbst mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen, zum andern gab es für ihre Tiere kein Heu. Diese starben denn auch Tag für Tag eins nach dem anderen, und der dadurch verursachte Gestank verpestete die Luft. Diese Belästigungen trieben die Bürger zum offenen Aufruhr. Jene, die Äcker besaßen, ertrugen es schwer, daß ihre Felder verwüstet wurden, und jene, die Kleinviehher den, Ochsengespanne oder Lasttiere hatten, auch diese hatten ihren Ärger, da sie ihre Tiere nutzlos umkommen und zusammen mit ihnen die auf sie gesetzten Hoffnungen sterben sahen. Bei jenen aber, deren Lebensgefährte
die Armut war und deren kargen Lebensunterhalt / den Unmu217 der Seele kräftig geißelte, wuchs das Verlangen nach den Unruhen und Wirren einer Revolution; auf die Reichen richtete sich der Neid ihrer Augen, und gegen sie rüstete sich die Raserei ihrer Gesinnung. 4. Zu diesen zwei so unter-
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schiedlichen Gruppen kam noch eine dritte, gewissermaßen der Abschaum, ohne Gefühl für Recht und Unrecht, die für jeden, der sie führen wollte, leicht dort als Waffe einzusetzen war, wo ihre anmaßende Gesinnung das nahelegte, nämlich um den Beneideten Böses anzutun. Denn dieses Volk weiß sich weder einer eigenen Gesetzgebung unterzuordnen, noch den Ge setzen früherer Männer, die in ihren Büchern weiterleben, und seither die Staaten ordnen und gegen die Regungen unstatthafter Verhaltensweisen stets segensreiche Gesetze vorschreiben. So wie Meereswellen leicht allen wütenden Winden gehorchen und dann die Schiffe, die das Unglück trifft, samt ihrer Mannschaft versenken, so zerstören diese Menschen die Häuser der Wohlhabenden bis auf die Fundamente und richten ohne Beherrschung und (ohne jeden vernünftigen) Grund das feindliche Schwert gegen das Haupt der Unglücklichen218• 5. Nun war aber vor kurzem das erlogene Gerücht zum Volk gedrungen, daß die schwerreichen Grund- und Viehbe · sitzer, die den Schaden nicht hinnehmen wollten, den Plan schmiedeten, heimlich dem Kaiser Kantakuzenos die Stadttore zu öffnen, und deswegen bildeten die Reichtum und Ansehen begehrenden Armen eine Gegenpartei. Sie feierten laut inmitten der Stadt mit Akklamationen den Namen des Kaisers Johannes Palaiologos zusammen mit dem seiner Mutter und gaben sich selbst zugleich den Namen Zeloten219; so / verhüllten sie ihre bösen
Absichten in schöne Worte. Auch forderten sie das Volk zum Bündnis auf und erhitzten durch die Hoffnung auf bereitliegenden Gewinn die Gemüter.
6. So ging gleichsam ein Sturmwind über der Stadt nieder und ein chaoti
scher Aufruhr breitete sich unter allen gemeinen Leuten aus. Alle stürzten
sich in dichten Scharen aus den Häusern und wurden für die Reichen zu schlimmeren Feinden als jene von außen. Den in den Häusern befindlichen Reichtum machten sie zur Beute des Raubs und die Reichen selbst, die sie antrafen, schlachteten sie schonungslos ab. Krüge voll Bürgerblut leerten sie auf den Plätzen der Stadt. Die Elite und alle, die zur Oberschicht der Stadt zählten, wurden in dieses Unglück einzig und allein wegen ihres Wohlstands getrieben. Die einen büßten den Sturm der wahnsinnigen Volkswut noch am gleichen Tag mit dem Tod, für andere, deren Zahl größer war als die der Gefangengenommenen, lag das kommende Schicksal noch in Befürchtungen (verborgen); ihnen blieb die Chance, mit betrübter Miene daheim zu sitzen und sich ganz besonders davor zu hüten, auf dem Markt oder im Theater freimütig zu reden220• 7. Und bald wären sie vor Furcht gestorben, wären nicht von außen seitens des Kaisers irgendwelche
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Hoffnungen gewissermaßen eingesickert, die sie stärkten und wieder wohl gemut sein ließen und ihr Urteilsvermögen zu Besonnenheit zurückriefen. Nur in ihnen (diesen Hoffnungen) sahen sie damals einen Anlaß zum Trost in ihren kummervollen Überlegungen und überdies sozusagen einen milden und den Duft guten Mutes verbreitenden Westwind in ihren sorgenvollen Gedanken, die in Verzweiflung abzugleiten drohten. Freilich, solche Hoff nungen scheinen gelegentlich die (Selbst)Täuschung zum Hausgenossen zu haben, aber trotzdem haben sie es an sich, / immer solcherlei Bilder vor Augen zu führen und vorweg auszumalen. Sie erscheinen den von Mutlo sigkeit niedergeschlagenen Seelen gleichsam als Trösterinnen, die nahe sind und dabei die Fantasiebilder des Verlangens zu Helferinnen haben. Den Unglücklichen blieb jedoch das unentwegt fortdauernde Leiden, das immer gegenwärtig war, und die gedämpften Hoffnungen glichen einem Schatten des Wohlbefindens und einem wie in Netzen gefangenen Wind221, denen es eigen ist, immer gleich zu entweichen, denen das Bleiben aber völlig fremd ist.
8. Dem Herrscher der Perser schien es gut, die Stadt zu Lande und zu Wasser einzuschließen und sofort die ganze Gewalt einer Belagerung einzu setzen. Er wollte nicht mit den Seinen ruhig dasitzen und die Zeit vertun, wo die Möglichkeit gegeben war, den Kampf in kurzer Zeit zu entscheiden. Dies legten nicht nur andere Gründe nahe, sondern vor allem die Tatsache, daß der Belagerung von außen der innen aufflammende Aufruhr der Be wohner zum Verbündeten wurde. Dem Kaiser gefiel das aber aus Ehrfurcht vor dem Märtyrer Demetrios keineswegs222• Aber auch sonst hielt er es nicht für angebracht, daß die Überlegenheit seiner Macht durch das Elend der Belagerten bewiesen werden sollte, sondern die Aufrührer sollten zugu terletzt aus Hunger und unter dem Druck der Belagerung verzweifeln und sich selbst und die Stadt durch einen Kapitulationsvertrag übergeben. 9. Als nun der Barbar, nachdem dreißig Tage vergangen waren, sah, daß seine Absicht sich nicht leicht verwirklichen ließ, schickte er den größten Teil seiner Streitmacht über See nach Hause und befahl dieser, an der thraki schen Küste entlang zu fahren, da er wohl befürchtete, sie im weiteren Verlauf der Ereignisse noch einmal zu benötigen; nur eine Elite von sechs tausend Mann behielt er bei / sich. Mit diesen brach er, ohne daß sich seine Hoffnungen erfüllt hatten, zusammen mit dem Kaiser auf und zog mit ihm ab. Dabei spottete er kräftig über dessen abergläubische Angst in religiösen Dingen223, tadelte ihn aber auch heftig, daß ihm kein Mitleid mit denen
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gekommen sei, die seinetwegen in der Stadt fürchterlich litten; ein Mitleid ohne großen Wert hätte Mitleid, das nicht nur nützlich, sondern sogar sehr notwendig war, verdrängt. So stehe, sagte er, die Bezeichnung Mitleid in diesem Fall schließlich offensichtlich für Schonungslosigkeit; er (Kantaku zenos) wahre nur noch einen geringen Schein von Nützlichkeit und besche re ganz klar viel mehr Schaden. 10. Nach einem einwöchigen Marsch von dort her zogen sie ohne Mühe durch die Enge bei Christupolis, und wäh rend sie von hier aus wiederum wie durch befreundetes Land marschierten, versuchten sie die gegnerischen Städte dort auf ihre Seite zu bringen214• Mit diesen Ereignissen ging der Herbst zu Ende und der Winter schmiedete fortan die Schärfe der ihm eigenen Kälte225•
11.1. Ich habe mir aber vorgenommen, meine Geschichte nicht eintönig zu gestalten und mich nicht ausschließlich mit den Ereignissen im Rho mäerreich zu befassen. Ich will gelegentlich auch mal einen Exkurs einfü gen, wenn mein Thema mir dazu irgendwie Anlaß bietet. Auch hier nun halte ich es für angebracht, den Lauf der vorliegenden Darstellung auf morgen zu vertagen, wie ich das an manchen Stellen auch vorher schon getan habe, und für heute meine Erzählung in eine andere Richtung zu lenken226• Ich will nämlich kurz jene Dinge erwähnen, die sich zur gleichen Zeit bei anderen Völkern ereigneten. Diese sind uns zwar scheinbar gewis sermaßen fremd, weil die Orte (sc. des Geschehens) jenseits unserer Gren zen liegen, aber trotzdem gehen sie uns in anderer Hinsicht an und haben sehr / wohl mit der rhomäischen Geschichte zu tun. Denn diese kaiserliche Stadt ist der gemeinsame Herd und das gemeinsame Prytaneion227 der gan zen besiedelten Welt. Sie schenkt allen reichlich jeden Bedarf, und ihr brin gen, wie einer Herrin, die ganze Erde, das Meer und alle Winde ihre Früch te dar. Wir sehen von überallher Lebensmittel reichlich hier ankommen, im Sommer und im Winter, im Frühling und im Herbst. Immer laufen Fracht schiffe und Trieren sie an, die alle Sorten von Früchten heranschaffen sowie die vielfältigen Erzeugnisse jeglichen Handwerks. Alles was die Menschen allerort haben, es scheint den Besitzern irgendwie reizlos und sie glauben sich solange nicht dessen rühmen zu können, bis sie es auf der großen und rundum sichtbaren Weltbühne dieser Stadt vorgezeigt haben. Das veran laßt mich, auch solche Exkurse einzufügen, damit nicht die Ursachen der Ereignisse, die dieser Kaiserin der Städte und unserem Staat dann und wann von hier und dort widerfahren, weil sie noch unbekannt sind, denen, die dieses Geschichtswerk lesen werden, als die schwer betretbaren und
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schluchtenreichen Zwischenabschnitte der Erzählung erscheinen und als etwas, das noch einer eingehenden Prüfung bedarf.
2. Zuerst muß ich mitteilen, wie es den Trapezuntern in dieser Zeit erging. Nach Alexios Komnenos, dem Neffen des Rhomäerkaisers Andro nikos Palaiologos des Älteren, hatte sein Sohn Basileios die Herrschaft über die Trapezunter übernommen. Er hatte die uneheliche Tochter Kaiser An dronikos Palaiologos des Jüngeren, Eirene, geheiratet. Mit ihr / hatte er kurze Zeit zusammengelebt und war dann kinderlos gestorben. Als sie nun die Herrschaft in Händen hielt, hatte sie das Weibsbild, mit dem Basileios heimlich Umgang gehabt hatte, zusammen mit ihren zwei kleinen Söhnen außer Landes nach Byzanz geschickt. Zugleich entbot sie Gesandte und bat, ihr von dort einen zweiten Gatten von den bei den Byzantinern durch Abstammung und Ansehen herausragenden Männern zu schicken. Er sollte ihrem Vater dem Kaiser genehm sein und gemäß seinem Willen die Herr schaft über die Trapezunter ausüben. Die Gesandten fanden den Kaiser noch nicht aus Akarnanien zurückgekehrt und sie entschlossen sich dort (in Kpl) zu bleiben und Leute zu ihm zu schicken, um ihm ihre Ankunft und das Ziel ihres Kommens mitzuteilen228• 3. Nach einiger Zeit traf auch der Kaiser in Byzanz ein, aber er starb nicht lange danach. Um die Verwaltung
des Staates kümmerte sich nun im Einvernehmen mit der Kaiserin Anna Johannes Kantakuzenos, der noch Großdomestikos wa?29. Dieser ver mochte der Bitte der trapezuntischen Herrscherin Eirene nicht sofort zu entsprechen, vielmehr wandte er sich anderen Überlegungen zu. Er sah den vielfältigen Meinungsstreit der Trapezunter und begriff, daß die Absicht ihrer Herrscherin nicht von allen begrüßt wurde. Denn es gibt bei jenen ein Gesetz von fast unentrinnbarer Macht, daß sie nämlich von keinem Ge schlecht freiwillig beherrscht werden wollen außer von jenen, die von den Komnenen abstammen. Darum bedeutete ihm ihre Bitte nichts, und er sandte, um über jene zu regieren, Michael Komnenos, den Bruder des vorher gestorbenen Alexios, der schon etwa sechsundfünfzig Jahre alt wa?30. /4. Aber von den dortigen Senatoren wandten sich die, die durch
das Gewicht ihres Ansehens und die Macht ihres Reichtums am meisten
vermochten, einem anderen Plan zu: Damit sie ungestraft auf der (Zentral-) Regierung herumtanzen und mit jenem Staat nach Belieben umspringen könnten, gaben sie vor, eins von den unehelichen Kindern des Basileios als offiziellen Träger der Herrschaft zu fordern. Als sie nun den Komnenen in den Hafen von Trapezunt einlaufen sahen, hielten sie es für besser, ihre
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Pläne nicht sofort offen in die Tat umzusetzen, damit das Volk sie nicht ertappe und sich ihnen, von den gerade mit dem Komnenen eingelaufenen zwei lateinischen Schiffen unterstützt, in den Weg stelle. Für den Augen blick also empfingen sie den Komnenen mit der gebührenden Ehre und führten ihn in den dortigen Palast. Als es aber Abend geworden war, schlossen sie ihn im Palast wie in einem Gefängnis ein, und von den ihn begleitenden Leuten wurden alle, die sich nicht durch die Flucht auf die Trieren retteten, von ihnen entweder niedergemacht oder ins Gefängnis geworfen. Ihn (den Komnenen) aber schickten sie am nächsten Tag über See dem Eunuchen zur Bewachung, der selber ein Mitglied jener Senatoren clique war und damals als Gouverneur über das sogenannte Limnia herrschte, das etwa zweihundert Stadien von der Metropolis Trapezunt trennen231• Als das so ausgeführt war, wurde jener Staat von zwei oder drei Senatoren verwaltet, schlecht zwar und im geheimen, während das Volk auf sie schimpfte und eine Revolution zu entfesseln plante, aber er wurde, wie auch immer, (von ihnen) verwaltet. 5. Als jedoch die, die jener Gefahr entkommen waren / (sie gehörten dem Geschlecht der Scholarier an232), gleichsam von einem stürmischen Meer in einen ruhigen Hafen nach By zanz zurückkamen, sahen sie ihre Aufgabe darin, sich, wie sie konnten, an jenen Verfolgern zu rächen. Darum bearbeiteten sie die Kaiserin Anna mit Worten und Versprechungen aller Art und überredeten sie, ihnen für die Herrschaft über Trapezunt den Sohn des Michael Komnenos zu geben, der damals in seinem zwanzigsten Lebensjahr stand233• Sie heuerten nun drei lateinische Trieren an, schifften ihn darauf ein und fuhren nach zehn Tagen in den Hafen von Trapezunt ein. Als aber jene, die vorher einen Umsturz herbeigeführt hatten, in der Stadt zu den Waffen griffen, entstand ein Volksaufruhr gegen sie; zugleich bewaffnete sich außerhalb die lateinische Streitmacht. Man hob die Stadttore aus den Angeln, übermannte ohne Mühe in kürzester Zeit die Gegner und plünderte ihre Besitzungen. 6. So ging die Herrschaft auf den Komnenensohn über und die Scholarioi, die sich dafür eingesetzt hatten, waren nun die mächtigsten Männer. Für das, was man vorher gegen sie zu unternehmen gewagt hatte, war dies die Rache: Die zwei kraft Ansehen und Amt Führenden unter den Schuldigen wurden mit dem Tod bestraft und ihres Vermögens beraubt, jene, die unter ihnen den zweiten und dritten Rang einnahmen, wurden zu lebenslangem Exil verurteilt. 7. Aber ehe drei volle Jahre vergangen waren, wurde auch der neue Herrscher gestürzt. Er machte sich nämlich nichts aus den Mah-
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nungen jener älteren Scholarioi und vergnügte sich mit seinen Altersgenos sen235• Er gebärdete sich jugendlich, / ergab sich hemmungslos Tag und Nacht Schwelgerei und Trinkgelagen, lebte in Wollust mit Flötenspielerin nen und Tänzerinnen und verbrauchte für diese Dinge die Schätze des Herrscherhauses von Trapezunt. Die Folge war, daß die aufgebrachten Scholarioi den Vater des jungen Herrschers Michael Komnenos aus Limnia holten - der Eunuch, der ihn dort festhielt, war gerade zuvor gestorben und ihn auf den Herrscherthron setzten. Den Unruhestifter schickten sie gefesselt nach Byzanz, wo man ihn gefangenhalten sollte. 8. So umgürtete sich Michael Komnenos mit der Herrschaft, die vor langer Zeit sein Vater als Nachfolger seiner Vorfahren innegehabt und die nach dessen Hinschei den sein Bruder Alexios übernommen hatte. Nun kam sie also, wie ich (eben) erzählt habe, nach dem Intermezzo der zwei Knaben, auf ihn235, und er erfüllte die Bedingungen, die er beschworen hatte. Die�e waren enthalten in den Vereinbarungen und Eidesleistungen, die er mit den Scholarioi einge gangen war, die für ihn die Urheber der Herrschaft waren und unter den Senatoren die größte Macht und eine führende Stellung besaßen. Er selbst sollte zwar nach außen hin die Herrschaft behalten, bei allem aber, was er zu tun gedenke, sollten sie seine Berater und Vollstrecker sein, wie auch die Schiedsrichter und die Garanten von (seinen) offenen und geheimen Plänen.
9. Aber die Zeit verging, und da das Volk ihre Arroganz haßte und die gegnerische Partei, nämlich derer, die umgekommen waren, schon wieder erstarkte, wobei ihnen die feindliche Gesinnung des Volkes half, entstanden unterdessen Streitigkeiten und Aufstände, die /bewirkten, daß beide Partei en der unumschränkten Kaiserrnacht des Michael Komnenos bedurften. So kam es, daß er das Kaiserszepter fest in die Hand bekam, ohne daß jemand ihn daran hinderte, die Macht nach eigenem Ermessen auszuüben136• So ungefähr war das dort. <
12.1. In jener Zeit litten die Byzantiner wie auch die meisten rhomäi
schen Städte in Thrakien unter Getreideknappheit. Denn da die Rhomäer mit ihren Bürgerkriegen beschäftigt waren, setzten die Türken aus Asien ungestraft mit Einruderern und Dreiruderern nach Thrakien über und un ternahmen häufig Streifzüge, besonders wenn das Getreide reif war. Sie zündeten die Dörfer an, trieben das Vieh weg, machten Männer und Frauen zu Sklaven und verübten die übelsten Dinge. Daher blieb das Land unbe
wohnt und unbestellt zurück237• Das war der eine Grund für die Hungers
not bei den Rhomäern. Ein zweiter und wichtigerer war, daß auch noch der
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normalerweise jährlich aus dem Schwarzen Meere eintreffende Proviant aus folgendem Anlaß ausblieb. 2. Es gibt da eine Kolonie der Lateiner aus Genua, die von den Einheimi
schen Kaffa genannt wird. Sie liegt dreizehnhundert Stadien entfernt vom Maiotischen Bosporos auf dem linken Ufer des Schwarzen Meeres, wenn man die Fahrt in nördliche Richtung macht und den nördlichen Polarstern und die Helike vor Augen har38• Denn die Lateiner und ganz besonders die Leute aus Genua sind es gewohnt, sich dem anstrengenden Handels- und Seemannsleben zu widmen und daraus die finanziellen Einkünfte für das öffentliche und das private Leben / zu ziehen. Darum gab es bei ihnen seit langem diesen gemeinsam beschlossenen und für ihr Staatswesen äußerst nützlichen Grundsatz, mit den Herrschern von Küstenstädten, die von gu ten Häfen umgeben sind oder an solchen liegen und die sich vor keinen Stürmen zu fürchten brauchen, Freundschaftsverträge zu schließen. Sie sind nämlich gezwungen, die Plätze dort anzulaufen und da" Handelswaren zu kaufen und zu verkaufen, und das schien ihnen nicht gut möglich zu sein, ehe sie nicht mit denen, die gerade die Hafenplätze beherrschten, Freund schaft geschlossen hätten. Sie versprachen dann, Zölle zu entrichten in der Höhe und Art, wie beiderseits vereinbart wurde, und alle Waren, die sie von überallher einführten, allen Interessenten zum Kauf anzubieten. Auf diese Weise erhielten sie zu den vereinbarten Bedingungen ihre Konzession und errichteten sich Unterkünfte und Herbergen mit Stallungen sowie Wohngebäude und Magazine, die zur Lagerung der herangeführten Güter benötigt wurden. 3. Auf diese Weise war vor nicht vielen Jahren239 auch die genannte Stadt von den Lateinern aus Genua gegründet worden, nachdem sie zuvor zum Herrscher der Skythen gegangen waren und von dort die Genehmigung dafür erhalten hatten24o• Die Stadt wurde aber keineswegs von Anfang an so gebaut, wie sie heute steht, was Ummauerung und Größe betrifft; man steckte mit einem Graben und einer Palisade einen kleinen Ort ab und bewohnte diesen ohne Befestigung. Später aber mit dem Fortschrei ten der Zeit holten sie allmählich und nach und nach über Land und über Wasser Steine herbei und bauten ihre Häuser in die Breite und in die Länge und führten das Dach bis hoch in die Luft hinauf. So nahmen sie unbemerkt in kurzer Zeit mehr als / das ihnen zugestandene Terrain ein mit der Be gründung, sie bräuchten mehr und größere Häuser, denn das erforderten zwingend die eingeführten Waren, die sie auf dem Markt zum Kauf anbö ten; sie erweiterten auch die Rundung (den Umfang) der Palisaden und der 107
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Gräben und sie legten darunter die Fundamente einer Stadtmauer, die von größeren Erwartungen Zeugnis ablegten. So errichteten sie Stein für Stein eine Stadt mit einer starken Ummauerung, so daß die Sicherheit der Ein wohner schon auf einer festen Grundlage ruhte und diese nicht leicht von irgend jemand belagert werden konnte241• 4. Diese Errungenschaft machte die Lateiner so stolz, daß der ihnen angeborene Makel der Arroganz242 sich zu noch größerer Überheblichkeit steigerte, so daß sie auch schon den gewohnheitsmäßig zu ihnen kommenden Skythen von oben herab antwor teten. Vor kurzem nun hatte einer der lateinischen Kaufleute einem Skythen auf dem Markt ein dreistes Wort zurückgegeben und war darauf von dem Skythen mit der Peitsche geschlagen worden. Er aber tötete den Mann, der ihn geschlagen hatte, auf der Stelle mit dem Schwert, worauf sich ein großer Tumult über den Markt ausbreitete. 5. Als dies dem Herrscher der Skythen zu Ohren kam, erfüllte es ihn zutiefst mit Zorn und barbarischer Wut. Er glaubte sich selbst durch die Tat aufs Schlimmste beleidigt, da sie mitten im Gebiet seiner Herrschaft und seiner Macht geschehen war, und er sandte den Lateinern den Befehl, ihren Ort schnellstens zu verlassen. Diese aber griffen zu den Waffen, riegelten ihre Stadt ab und schickten die Gesandten (des skythischen Herrschers) mit verletzenden und überheblichen Worten zurück. Das machte den Skythen noch rasender und versetzte ihn in äußer sten Zorn. Er schickte / eine ausgewählte skythische Streitmacht aus und dann noch eine und hörte nicht auf, eine nach der anderen auszusenden, um sie (die Lateiner) zu besiegen. 6. Aber jene besetzten die Brustwehr von innen mit bewaffneten Leuten und allen Arten weitschleudernder Maschinen und lachten laut über die skythischen Pfeile. Da sie übrigens auch das Meer beherrschten und über Wasser alles Nötige im Überfluß heranführten, machten sie sich gar nichts aus den Streifzügen und der Umlagerung der Skythen. Und was noch wichtiger ist, da sie mit vielen Trieren herumfuhren und die ganze skythische Küste entlangsegelten, bescherten sie ihnen zwei Mißhelligkeiten: erstens erlaubten sie keinem einzigen Frachtschiff, irgend wo zu landen, um dort auf dem Markt etwas anzubieten oder anzukaufen, was jenen sehr weh tat, weil ihnen das Überflüssige nutzlos wurde und an das Fehlende nicht mehr zu denken war, und zweitens sprangen sie ab und zu hie und da aus den Schiffen und brachten große Beute aus dem sky thischen Land auf ihre Trieren. So schien sich die Belagerung umzukeh ren, und die Skythen schienen eher belagert zu werden als sie zu bela gern243• 108
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIII
7. Da nun mit diesen Händeln inzwischen viel Zeit verging, litten die
Städte der Rhomäer unter Mangel an Getreide und an getrockneten Speisen
(Fisch), die aus dem Maiotischen Meer und von den Flüssen in der Nähe
eingeführt werden. Jeder aber, dessen Urteilsvermögen noch klar bei Sinnen
ist, muß sich wundem, wie die Vorsehung, als die Verproviantierung vom
Norden her auf diese Weise blockiert war, sich sofort darum kümmerte, die
Tür einer anderen Getreidezufuhr zu öffnen. lonien und Phrygien, außer
dem Bithynien und das dahinter liegende Gebiet, / von persischen Händen
bebaut, lieferten damals massenhaft Getreide an die Städte, und die Hand Gottes stärkte so wieder jene, die mit dem Tod rangen.
8. Die Trapezunter aber machten sich Gedanken über jene Arroganz der
Lateiner gegen die Skythen und sie befürchteten, die bei ihnen gleicherma
ßen ansässigen Lateiner könnten ihnen einen ähnlichen Streich spielen.
Deshalb umstellten sie sie unversehens und machten die meisten zu Opfern
des Schwertes; jene aber, die überlebten, gaben sich künftig bescheidener in ihrem Verkehr mit den Trapezuntern244• So ungefähr war das dort.
13.1. Es war, als ob für jene Zeit ein Urteil und ein allgemeiner Beschluß
von seiten Gottes gegen die ganze Ökumene zugleich rechtskräftig verord
net hätten, daß Reiche und Herrschaftsgebiete sowie demokratisch oder
aristokratisch verfaßte Staaten dadurch zersetzt wurden, daß sie in innere
Aufstände verwickelt und zu Bürgerkriegen aufgehetzt wurden; es blieb fast nirgends ein Gebiet übrig, das nicht dieses Unheil zu spüren bekam,
wenn schon nicht im gleichen Umfang, so doch mehr oder weniger. Das
sind, möchte ich meinen, Urteile Gottes, die alle menschlichen Überlegun
gen übersteigen, es sei denn, man möchte von einer Vermutung ausgehen
und behaupten, daß die Erde durch Bosheit alt geworden und durch unaus löschliche Makel verdorben sei, während Gott ihr nun reine Flügel schen
ken wolle, die über jede auf der Erde kriechende Schwerfälligkeit erhaben seien, damit sie endlich Freiheit, Erhabenheit und die Erquickung des Frie
dens atme, indem sie nämlich von den Maßstäben und Richtschnüren von
Gesetzlichkeit und Gerechtigkeit geleitet werde. 2. / Zuerst rotteten sich die
Lateiner in der Stadt Genua gegen jenen Tuzos zusammen, den sie vor zwei
Jahren von seinem Spaten weggeholt und zur Dogenwürde erhoben hatten, und vertrieben ihn bald245; zum Kampf
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ihn waren sie heimlich von
den Adeligen um Spinola und Sertorios aufgehetzt worden246• Diese waren
nämlich, als Tuzos die Macht übernahm, auf schmähliche Weise aus der
Stadt verjagt worden, weil die Bürger sahen, daß ihre Herrschaft zu großer 109
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Macht gekommen war und die Staatsgeschäfte schon eher auf Tyrannenart führte. Denn diese hatten Erlaubnis bekommen, sich wieder in Genua auf zuhalten und dort ein bescheidenes Leben zu führen; doch sie mäßigten sich nur kurze Zeit und hielten es dann für angebracht, schleunigst zu der früheren Überheblichkeit und jenem tyrannenhaften Stolz zurückzukehren. Darum rottete sich das Volk wiederum gegen sie zusammen und sie wurden jetzt noch schmählicher aus der Stadt verjagt. Es wurde ein neuer Doge gewählt, dem vorhergehenden ähnlich, auch er aus einfachen Verhältnis sen, damit der Gedanke an den Makel seiner Abstammung und die Verhält nisse, in denen er geboren war, ihn immer begleite, und er deshalb eine maßvolle und milde Gesinnung zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen mache247•
3. Aber auch in Ägypten kämpften nach dem Hinscheiden des Herrschers seine Söhne schon seit langer Zeit gegeneinander und zerrissen das Reich in viele Stücke. Deswegen zerfällt auch der Staat der Ägypter und wird in eine immer größere Schwäche getrieben248• 4. Wahrhaftig, auch die am westlichen Atlas wohnenden Libyer und die meisten Maurusier ahmten jenen berühmten alten Karthager Hannibal nach und überquerten mit einer großen Menge von Streitkräften die Meer enge von Gadeira und nahmen gegen die in Europa wohnenden / Stämme der Spanier den Kampf auf; sie führen einen Krieg nach dem anderen und schreiten zu immer größeren Kämpfen voran249• 5. Die Briten setzten auf ähnliche Weise mit Seestreitkräften zum Fest land der Kelten über und schlagen große Schlachten250• 6. Weiter hat sich jetzt auch jener skythische Stamm, der schon vor langer Zeit das Land der Assyrer, Meder und Perser und der Völker dahin ter besetzte und die ganze Herrschaftsmacht über sie besaß, in verschiedene Reiche aufgelöst, die häufig gegeneinander die Waffen ergreifen, und ihr Zwist verspricht, den mörderischen Kampf zu einer großen Feuersbrunst und mächtigem Rauch anzufachen251• 7. Vor kurzem schlossen auch die Stämme verschiedener Lateiner eine Allianz und zogen gegen die persischen Schiffe aus, die eine Art Piraten und Räuberleben führen und ihre Frachtschiffe und Trieren plündern, die zu Handelszwecken mit Waren das ganze Meer auf- und abfahren. Die Zahl der genannten Schiffe (der Lateiner) belief sich auf siebenundzwanzig. Diese kamen aus Kypros, Rhodos, Salamis und Venedig sowie vom Papst und aus Genua. Sie fuhren alle zusammen unerwartet in den Hafen von
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Smyrna ein und nahmen ihn im Sturm samt dem daneben liegenden persi schen Kastell. Es war ihre Absicht, von dort wie von einer sicheren Opera tionsbasis aus häufig in das Landesinnere vorzustoßen und sämtliche Bar baren allmählich von den Küsten zu vertreiben. Das Unternehmen kam aber nicht wie beabsichtigt voran252 •
KAPITEL III
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XIV DES GANZEN WERKES
1 . 1 . Aber diese Dinge sollen später an den einschlägigen Stellen ausführ licher behandelt werden. Jetzt ist es wohl nötig, daß ich dorthin zurückkeh re, von wo aus ich auf diese Dinge kam und wo ich meine vorausgehende Erzählung abgebrochen habe. Das war der Durchzug des Kantakuzenos durch die Enge von Christupolis zusammen mit jenem p�rsischen Satrapen Amu�53. Es war sein Plan, nach dem Durchzug ein Unternehmen gegen die Städte in Gang zu setzen und denen, die bereit waren, sich freiwillig durch einen (Kapitulations)Vertrag in seine Hand zu begeben, die passenden Ge schenke zuzubilligen, jene aber, die sich gegenteilig verhalten sollten, auch gegenteilig zu behandeln. 2. Einige Tage danach also zog er mit seinen Streitkräften zur Stadt, die Perithorion heiß254 . Da auch jene (d. h. die Einwohner) sich entschlossen hatten zu kämpfen, schlugen sie (Kantaku zenos und die Seinen) rundherum ihr Lager auf und belagerten sie. Nach dem sie sich viele Tage abgemüht hatten, ohne etwas zu erreichen, brach er unverrichteter Dinge von dort auf und wollte sich keiner von den anderen Städten mehr nähern, sondern ritt mit verhängten Zügeln in Richtung Di dymoteichon. Den Mißerfolg, den er gleich zu Beginn bei jener Stadt erlitt, hielt er auch ansonstef.l. für ein schlechtes Vorzeichen255• 3. Dort (in Didy moteichon) wurden sie nun glänzend untergebracht und vertauschten jene lange währende, mühevolle Lebensweise gegen eine entsprechende Ergöt zung und Bequemlichkeit. Die Hüter der Stadt Didymoteichon aber, Solda ten wie Anführer, entlohnte er (Kantakuzenos) mit den angemessenen Ge schenken und Gunstbeweisen. Vor allem sprach er de� Kaiserin Eirene von Herzen großen Dank aus für ihre Standhaftigkeit, mit welcher sie die lange andauernden und vielfältigen Widerwärtigkeiten / im Sturm jener inzwi schen vorgefallenen großen Ereignisse ertragen hatte, und für den kämpfe rischen Mut, den sie bewiesen hatte, als sie durch Beratungen und allerhand Geschenke und freundliche Worte sowohl die Offiziere wie die Soldaten
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ermunterte und zum entschlossenen Widerstand motivierte. Mal hatte sie geschmeichelt, mal getadelt, mal war sie dem vielfältigen und jähen Wech sel der damaligen Machtverhältnisse im Staat mit der Schärfe ihrer Intelli genz gegenübergetreten, indem sie auf kluge Weise den Versprechungen und listigen Finten entgegenarbeitete, mit denen von Byzanz aus zu ver schiedenen Zeiten und auf verschiedene Arten häufig im geheimen Soldaten und Anführer bearbeitet wurden, und dadurch die Gemüter, die umzufallen drohten, glänzend wieder aufrichtete. Ganz besonders versetzten ihre Ener gie und ihre Intelligenz den Satrapen Amur in staunende Bewunderung, als er erfuhr, daß, menschlich gesprochen, an erster Stelle sie die Ausdauer und die Standfestigkeit des Heeres und der Stadt Didymoteichon und damit die Sicherung der gesamten Machtstellung des Kaisers bewirkt hatte. So war das, und damit ging der Winter zu Ende256• 4. Als der Frühling begann (1344), verzichteten die Byzantiner aus Angst vor der dortigen persischen Streitmacht auf ihre kriegerischen Angriffe und Nachstellungen gegen Didymoteichon und gingen wieder zu anderen Plä nen über. Es schien ihnen nun besser, heimlich mit einer Unmenge Geld Amur, den Satrapen und Führer der persischen Streitmacht, zu korrumpie ren und ihn zu überreden, Thrakien und die Liebe zu seinem Freund aufzu geben und schleunigst nach Asien zurückzukehren. 5. Als aber jener / Kan takuzenos diese Versprechungen offenbarte, entschloß dieser sich, solche Pläne mit noch hintergründigeren zu überlisten. «Wenn die Byzantiner,» so sagte er, «eine Geldsumme ausgeben, die 10 000 Hyperpern übersteigt, wird das für sie ein sehr großer Schaden sein und eine Schwächung ihrer Kriegsführung, uns aber wird das Geld, wenn wir es nehmen, mit zusätzli cher Kraft außerordentlich stärken für das Getümmel dieses gemeinsamen Kampfes.» Diese Überlegungen und dazu noch andere, wichtigere kamen also zu diesem Ergebnis; zugleich stellte man auch die Strapazen des persi schen Heeres in Rechnung, die so schwer und so zahlreich waren, wie sie eben Menschen erleben in einem Land, das ihnen fremd ist und nichts für eine ausreichende Versorgung eines so großen Heeres besitzt. Darum zog der Satrap Amur mit seiner Streitmacht ab und setzte nach Asien über, nachdem er versprochen hatte, wenig später als ein noch stärkerer Helfer zu Kantakuzenos zurückzukehren257•
2 . 1 . Um diese Zeit brachen über Byzanz und seine Vororte ungeheure (Erd)Beben und Meeresfluten herein, und wie aus einer wütenden Schleu der wurden gegen die Früchte der Erde Hagelkörner ausgestoßen257•• Es 112
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trafen jene Worte der Schrift zu: «Die Olivenernte trog, und die Ebenen produzierten nichts Eßbares; der Feigenbaum trug keine Frucht, und an den Weinstöcken gab es keine Reben; von den Weiden verschwanden die Schafe und an der Futterkrippe gab es keine Rinder258.» Diese Beben und Erschütterungen der Erde begannen etwa (in der) Mitte (des) Herbst(es), als die Sonne gerade den Beginn des Skorpions passierte. Am ersten Tag ließ Gott die Erde zweimal erbeben, und zwar so schwer, daß die meisten aus Angst am Leben verzweifelten; Häuser / stürzten ein, wie auch der größte Teil der Mauern von Byzanz. Die Einfriedungen von Weinstöcken und die Gartenzäune brauchen nicht eigens erwähnt zu werden, sie wurden fast alle vollständig zu Boden geworfen, so daß alle Straßen durch die haufenweise darauf geschleuderten Trümmer für die Passanten schwer begehbar wur den. 2. Zugleich ergossen sich die Fluten des Meeres sehr weit über das Festland, besonders dort, wo es flach und von Fahrwegen durchzogen war, bis zu zehn Stadien (ca. 1,8 km). Sie warfen auch hie �nd da einige Boote aufs Land, die sich in den Häfen und anderwärts im Küstenbereich befan den, und zerschmetterten sie im Landesinnern. Sie überfluteten sehr viele Felder zusammen mit Menschen, Herden und Zugtieren. Als die Fluten nach geraumer Zeit in ihr gewohntes und zugewiesenes Bett zurückkehrten, konnte man alles voller Schlick und toten Fischen sehen. 3. Zu spüren war
diese Erschütterung und dieses Beben, wie man sagt, bis Lysimachia und noch ein Stückchen der Chersonesos darüber hinatis259, aber keineswegs (überall) auf die gleiche Weise, sondern es nahm von Byzanz wie von einer Ausgangsbasis und Wurzel seinen Anfang und ließ dann fortschreitend allmählich immer ein wenig mehr nach und gab, bei schwächer werdendem Verlauf, den darauffolgenden Regionen und Städten die Fortsetzung der Erschütterung immer entsprechend schwächer weiter; es hielt aber noch bis zmn Sommer an und machte sich Tag und Nacht, mal mehr, mal weniger bemerkbar. 4 . Ein Jahr später, am gleichen Tag im nachfolgenden Herbst, begannen auf die gleiche Weise wiederum Beben die Erde zu schütteln und zu erschüttern, so daß infolge dieser anhaltenden Beben / die Bronzestatue eines Engels auf der quadratischen Säule und auch die des vorhergehenden Palaiologenkaisers der Gewalt nachgaben; bei der einen Statue sank der Kopf auf die eine Schulter, der anderen wurde das Modell der Stadt, das sie in den Händen trug, vor die Füße geworfen. Einige Leute knüpften daran gewisse Vermutungen und sahen darin ein Zeichen, daß der Sturz der Palaiologenherrschaft nicht mehr weit sei26o• 5. Außerdem fiel die schon
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zuvor beschädigte östliche Apsis der Kirche der göttlichen Weisheit immer mehr ein und verlor viele Steinchen und Ziegel bis zum völligen Einsturz. Ich werde darüber unten an geeigneter Stelle berichten261• Jetzt muß meine Erzählung (zum Thema) zurückkehren und darlegen, was in dieser Zeit speziell den Byzantinern widerfuhr.
3 . 1 . Was Apokaukos gegen den Kaiser vorhatte, war nicht gut verlaufen. Im Gegenteil, für letzteren stieg die Lage allmählich aus der Tiefe der Verzweiflung glücklich empor und hatte sich erholt und gab neue Zuver sicht, ihm (Apokaukos) aber gewährte weder die Situation zur See ermuti gende Hoffnungen, noch zeigte sich auf dem Festland ein günstiges Vorzei chen262• Darum wandte er sich anderen Machenschaften zu. Er entschloß sich, durch die Verleihung größerer Privilegien und Einnahmequellen den Patriarchen und mit ihm Johannes Gabalas zu korrumpieren262•• Letzterer besaß von Natur aus die Beredsamkeit einer gewandten Zunge und schien deshalb geeignet, nicht nur zur Überredung von anderen (Personen), son dern auch von Senat / und Rat des Kaisers263. 2. Unter den Söhnen, Schwie gersöhnen und Enkelkindern sowie der zahlreichen Verwandtschaft jeder Art des Patriarchen264, erhöhte er die einen durch diese, die anderen durch jene Ehrenämter und sicherte ihnen durch die zusätzliche Vergabe von Ortschaften einen reichlichen Lebensunterhalt. Danach ersann er für ihn selbst absonderliche zusätzliche Ehren zu seiner hohen patriarchalen Stel lung. Das waren die folgenden: Weder bei seinen Unterschriften, noch in sei ner Kopfbedeckung sollte er (länger) den alten Bräuchen folgen, auch sollte er nicht mehr die üblichen Schuhe tragen, sondern rote; seine Mütze sollte er mit Bändern aus Seide und Gold schmücken und seine Briefe und Anord nungen mit hyazinthfarbiger Tinte unterzeichnen265• 3. Um diese Neue rung plausibler zu begründen, argumentierte er vorsorglich folgenderma ßen: « Dieses Recht hätte der Kirche der Kaiserstadt längst bestätigt werden müssen, denn sie überragt alle Städte unter der Sonne an Größe und Adel ihres Gemeinwesens. Außerdem, als der große Kaiser Konstantin sie grün dete und zusammen mit dem Kaisertum die Würde Roms hierher transfe rierte, folgten die Privilegien, die er der Kirche dort verliehen hatte, natür lich auch mit zu dieser Stadi66. Und wenn seither die Bischöfe und Nach folger auf dem hiesigen patriarchalen Thron sich nicht darum kümmerten, was hat das für uns zu bedeuten ? Den Nachgeborenen soll nicht Gebot sein, was ihre Eltern unglücklicherweise falsch gemacht haben; vielmehr ist das frühere zum Nutzen des (öffentlichen) Lebens im nachhinein zu korri-
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gieren, gleichsam wie wenn ein Strom (zu seiner Quelle) zurückfließt. Auch kann, wer will, / deutlich sehen, wie die Zeit gleichsam von selbst die Dinge eindeutig in diese schicksalhafte Lage gedrängt hat, geradezu mit uns Hand anlegt und unschwer schon den Anfang dieses unseres Vorhabens vorweg verwirklicht hat. Oder es soll mal einer aufstehen und mir sagen, welches Zeitalter diese beiden Dinge, Kaisertum und Kirche, so zusammengeführt sah, daß der Patriarch und die Kaiserin, die ihren sich um die Staatsgeschäf te kümmernden Kaiser verloren hatte, in ein und derselben Wohnstatt zusammen kamen, der Kaiserpalast für beide zugleich zu einem Zuhause wurde und er (der Patriarch) die Seele und sie (die Kaiserin) den Körper (des Staates) darstellte267, daß er für die Staatsgeschäfte an des Kaisers Stelle und für ihren verwaisten Sohn, den jungen Kaiser, an Vaters Statt trat, während sie sich ihm fügte, wie einem guten Führer, der allein das Reich sicher retten könne, so wie ein Steuermann ein Schiff, das in der feuchten Umarmung des Meeres267• hin und her geschleudert wird. Aber wenn das nun hier so ist und meinen Worten keine Lüge unterlaufen ist, was hindert uns dann daran, kaiserliche Insignien und gewisse kaiserliche Symbole zu benutzen, um gleichsam durch Schattenbilder die Wirklichkeit zu bekräftigen?» 4. So, mit eher ironischen als ohnehin trügerischen Wor ten, machte sich Apokaukos an den Patriarchen heran und schmeichelte seiner Seele an ihrer empfänglichsten Stelle; er konnte ihn auch überreden, die anderen Dinge gern zu akzeptieren, aber das mit den roten Schuhen lehnte er für den Augenblick wegen der Dreistheit der Erneuerung ab268, versprach aber, daß im Verlauf der Zeit aufgrund der Gewöhnung an die beiden anderen Dinge / gewiß auch das dritte akzeptabel sein werde. Plötzli che Eile sei aber nicht geeignet, um das Bestürzende an der Überheblichkeit auszulöschen, sondern vielmehr um es anzufachen und erbitterten, kaum zu überwältigenden Neid zu wecken; im Verlauf der Zeit jedoch werde die Dreistigkeit jenes aufschreckenden Vorgangs sich schon allmählich gewis sermaßen verbrauchen und verschleißen, indem sich durch das fortwähren de Vorhandensein nach und nach die Augen der Betroffenen langsam daran gewöhnen würden. Darum reichen gegenwärtig zwei der drei Neuerungen aus, während die dritte der Zukunft vorzubehalten sei. So wollte er sich nicht erst einmal zurückhalten und nach Erforschung der Ansicht der Vor fahren in dieser Angelegenheit in Bescheidenheit verharren und die Grenzen der Väter nicht verrücken269, nein, durch sehr unangemessenen Ehrgeiz wurde er lieber denen gefügig, die mit ihm ihr Spiel treiben wollten, bis die
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Zeit für ihn aufgrund der Tatsachen klar zum Ratgeber des Nützlichen wurde und er einsah, daß man mit der Zeit und mit dem Glück vorsichtig umgehen sollte. Dann konnte er sich aber in den Gefahren nicht die minde ste Sicherheit mehr verschaffen, sondern wurde in unerhörte und gar man nigfache Tiefen des Unglücks gestoßen270• 5. In der Würde der Aufsicht über die Seelen und ihre Führung, das heißt, kurz gesagt, in der Führung des besten Teils des Alls, sahen jene Gesetzgeber, die einst die besten Staats formen schufen271, eine sehr wichtige und ehrenvolle Aufgabe. Darum schien es ihnen in Anbetracht der Tatsache, daß das menschliche Denken / leicht ausgleitet und wankt, gut zu sein, die Größe der Stellung durch eine betont bescheidene Ausstattung wie durch eine Fessel einzuschränken, da mit nicht ungezügelter Übermut wie Trunkenheit in jemandem aufkomme, ihn zum Wagnis der Tyrannei treibe und für den Staat zum Anfang großen Unheils werde. Die erhabene Kaiserherrschaft sollte über die Körper (der Menschen) regieren und die Angelegenheiten des Staates bestimmen, das heißt über das vergleichsweise weniger Bedeutsame Macht haben, dafür aber sich mit der Macht lärmender Waffen und Soldaten umgeben und dadurch ausgleichen, was ihr von jener (geistigen) Macht fehlt. Denn die einfachen und einförmigen Staatsformen entarten leicht, da niemand da ist, um Abhilfe zu schaffen; die Mischformen aber, die irgendwie richtig zu sammengesetzt sind, sind weniger gefährlich, da das eine Element das ande re stärkt und aufrichtet, wenn der Staat in einen Abgrund von Bosheit abzugleiten droht und auf Tyrannei abzielende Störungen den Geist belästi gen und verwirren. Deswegen führt die Tyrannei Auflösung und Chaos herbei und ermöglicht es, daß allmählich die Grundlagen der Ordnung zerstört werden, wenn niemand dies verhindert; die Kaiserherrschaft aber besitzt die natürliche und selber zu Wuchs gebrachte Anmut des Besseren und ist geradezu eine angemessene Zierde für die Menschheit (wörtlich: für das ganze Leben)272.
6. Auch der Patriarch hätte also sich an die überkommenen Regeln hal ten sollen und die einst mit gutem Grund festgelegten Grenzen nicht verrük ken dürfen. Aber er hörte auf schlechten Rat und bemerkte nicht, daß er zugleich mit sich selbst auch den Staat der Rhomäer ins Verderben stürzte; denn in kurzer Zeit entfesselte er Wogen vielfältigen Unglücks27 2a gegen ihn. Hätte er bei Kaisern und Machthabern Ehrfurcht gebietend und ange sehen / sein wollen, so hätte er seinen Blick auf den Erlöser Christus richten und dessen ruhmreiche Ruhmlosigkeit nachahmen sollen, wo man doch in 116
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der Bischofswürde anerkanntermaßen vor allem Christi Abbild sehen will. Jener große Alexander, der fast ganz Asien durchzog, pries voll Ehrfurcht die einfache und anspruchslose Lebensart des Diogenes höher als die Erha benheit und den Reichtum seiner eigenen Königsherrschaft273; gewiß viel leichter noch hätten Kaiser und Machthaber jenen Mann glücklich geprie sen, wenn er immerfort die bescheidene und schlichte Lebensart Christi nachgeahmt hätte, dessen Bild zu zeigen seine Aufgabe war. Er aber ver drehte die herrliche und edelste Gestaltung jener selbständigen Autorität, wie auch immer, in entgegengesetzte Normen und verlor nicht nur ganz klar, was er erreichen wollte, sondern er ging auch dessen, was er hatte, zugleich noch eindeutiger verlustii73a• Statt zum Herrn und Vater machte er sich eindeutig zum Sklaven und anstelle strahlenden Ruhmes erntete er grelle Schande. So hat übertriebene Ruhmsucht allenthalben großes Un glück zur Folge und artet Mißbrauch der Gewalt in offenen Wahnsinn aus. 7. Nachdem Apokaukos sich auf diese Weise die Meinung des Patriar chen mit Leichtigkeit dienstbar gemacht hatte, führte er nun die Kriegs werkzeuge und Belagerungsmaschinen seiner Listen an Johannes Gabalas heran. Er machte ihm Hoffnungen, er werde ihm seine Tochter zur Braut geben, und zwang ihn so, seine Beschlüsse mit einem Eid zu bekräftigen und Bürgschaft zu leisten, daß er ein für allemal seinen Plänen folgen wolle. Diese waren, alle wohlgeborenen und hochangesehenen Senatsmitglieder / nacheinander gefesselt in Kerkern einzuschließen und dabei, so glaubwür dig wie möglich zu improvisieren, indem man gegen jeden mit einer ande ren Anklage vorging. 8 . Nachdem das so gelaufen war, übergab er ihm auch alsbald die Ver waltung des Staates. Selbst brach er zusammen mit dem Patriarchen und dem Kaiser Palaiologos schnellstens von Byzanz auf und begab sich nach Peirinthos, angeblich um gegen Kantakuzenos ins Feld zu ziehen, in Wirk lichkeit aber, um eins von diesen beiden Dingen zuwege zu bringen, entwe der den Kaiser (Johannes V.) im Kastell von Epibatai einzuschließen und ihn zu zwingen, sich mit seiner Tochter zu verehelichen, oder, wenn der Kaiser Kantakuzenos bereit wäre, auf die zweite Art zu (ver-)fahren274a, irgendwann durch sie (Joh. V. und den Patriarchen) mit ihm Frieden zu schließen, indern er sich für sie Lesbos und Chios zum ewigen Besitz ein tauschte275• 9 . Die vernünftigeren Leute versetzte das, als sie es sahen, in großen Schrecken, und die Sache schien unverständlich, wie nämlich die Kaiserin Anna die Führung des Staates einern Wahnsinnigen überließ und
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sich von allem lossagte, völlig geblendet vor Eifersucht und nicht bereit, etwas von dem, was geschah, zur Kenntnis zu nehmen. Sie verhielt sich, als ob die große Katastrophe außerhalb der Säulen des Herakles vor sich gini76• Denn von ihren begehrlichen Wünschen verführt, hegte sie Hoffnun gen ... 277 weiter ein Leben ohne Leid zu führen, das von jeder Sorge voll kommen befreit sein würde. Eine Seele, die ein Leben ohne Zucht führt und überhaupt nicht gelernt hat, ihre Augen zu bezwingen, wird oft, ohne es zu bemerken, gefangen weggeführt / wie ein Stück Beute; unversehens stürzt sie sich in einen waffenlosen Krieg von düsteren Überlegungen, und ehe sie richtig die Gewalt des feindlichen Angriffs spürt, entschwindet sie, und nimmt nur die Erinnerung an betörendes Feuer mit sich278• 4.1. Hier aber will ich auch folgendes erwähnen, das sich in der gleichen Zeit ereignete, doch der größeren Klarheit wegen muß ich etwas weiter zurück beginnen: Der Frühling (1344) war schon angebrochen, als der Kaiser mit seinen Streitkräften auszog in die Täler jenseits des Rhodopege birges und in die dortigen ausgedehnten Ebenen, die ausreichende Weide möglichkeit bieten. Er unternahm auch einen Vorstoß gegen die dortigen Städte und konnte die Unterwerfung zweier Städte, Komotini und Gratia nupolis, entgegennehmen279 • 2. Dort ereignete sich auch jener Vorfall mit Momitilas. Dieser Mann, eine zwiespältige Natur, von namenlosen Eltern geboren, hatte es schon als junger Mann bevorzugt, mit einer Bande gleich altriger Burschen im Grenzgebiet zwischen Patribalai und Mysien ein Räu berleben zu führen; er legte Hinterhalte und verübte heimtückische Über fälle und brachte so unerwartetes Verderben über die Passanten. Als er aber gerade dreißig Jahre alt geworden war, entschloß er sich, dieses wilde Leben gegen ein menschlicheres zu vertauschen. Er ging zu einem angesehe nen Rhomäer und bot ihm gegen Lohn seine Dienste an. Darauf verging einige Zeit, dann kündigte er jene Dienstbarkeit wieder auf und kehrte zu seinen früheren Räubersitten zurück. Nach und nach versammelte er all mählich eine große Bande um sich und zeigte wirkungsvoll / den Taten drang seiner Seele. Das eine Mal überfiel er unversehens wie ein Blitz die Burgen der Myser, das andere Mal griff er aus einem Versteck heraus die Streitkräfte des Kantakuzenos an oder plünderte überfall artig das Gebiet der Byzantiner. 3. Er bekam aber Angst, die von ihm Geschädigten könnten sich vereinen und das benachbarte Übel vernichten. Darum begab er sich zum Kaiser Kantukuzenos und bevorzugte es, vertraglich dessen Kampfgenosse sowie dessen freiwilliger Sklave zu werden und zu heißen, 118
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allerdings nicht so, daß er bei ihm blieb und ihm folgte, wohin er gehen wollte, sondern so, daß er selbstherrlich aus dem Verborgenen entspre chend seiner zur zweiten Natur gewordenen Angewohnheit dessen Feinde angreifen würde, um für sich selbst und für jene, die mit ihm gegen Räuber lohn ins Feld ziehen wollten, Gewinn zu machen. 4. Im Verlauf der Zeit strömten ihm, weil sie sich von ihm angezogen fühlten, aus Triballern und Mysern in etlichen größeren und vielen kleineren Scharen alle jene mittello sen Leute zu, die blutrünstig und grausam waren, sowie darüber hinaus jene, die ein halbbarbarisches Leben führten, so daß sie bald über zweitau send auserlesene Reiter zählten, die, schnaubend vor Kriegswur80, versi cherten, lieber sich von dem eigenen Leben als von ihm loszusagen. So war er fürderhin in der Lage, im Bürgerkrieg der Rhomäer, welcher Partei er wollte, als ebenbürtiger Gegner entgegenzutreten. Die Byzantiner sandten ihm darum die Insignien der Despoteswürde und versuchten, ihn heimlich gegen den Kaiser Kantakuzenos in den Kampf zu schicken. Von da an also paßte Momitilas immer die günstige Zeit ab, ging in den Winkeln seines Herzens mit dem Angriff schwanger, um den auch seine Überlegungen kreisten281• / 5. Gerade zur Frühlingsmitte, zu der Zeit, wo die Buntheit der jungen Pflanzen die Ebenen schmückt und zusammen mit den Blumen das Laub der nun wieder aufblühenden Bäume die Augen der Menschen auf sich zieht, um der Seele eine neue Erquickung und neuen Genuß zu schen ken, während zur gleichen Zeit die Erde dem Vieh gutes Futter und von selbst wachsende Nahrung bietet, entschloß sich der Kaiser Kantakuzenos, die Ortschaft Komotini zu verlassen und bei Mosynopolis sein Lager aufzu schlagen. Dort wollte er beraten, was zu tun sei, und insbesondere, wie er den neuesten Plänen und Feldzügen des Apokaukos begegnen sollte282• 6. Es geschah nun, daß er dort irgendwo zu einem Baum kam, der sehr lange Äste hatte, die sozusagen wie ein Dach der Erde tiefen Schatten boten, indem sie sich gleichsam den Sonnenstrahlen in den Weg stellten und ihnen ihre Glut nahmen. Unter dem Baum entsprang eine Quelle, die eine Wasser stelle bildete und so klar war, daß sie in sich selbst die Schönheit des Baumes so abbildete und wiedergab, daß aus einer Wurzel zwei Bäume zu erwachsen schienen, wobei der eine sich nach oben, sich zu uns (über der Erde) erhob, der andere unterirdisch herabhing. Unter diesen Baum legte sich der Kaiser eine kleine Weile und schlief ein und zugleich schien er, ohne etwas zu sehen, eine Stimme zu hören, die sagte: «Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, und Christus wird dich erleuch-
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ten283.» Und als er sofort aufwachte und von Gedanken bestürmt sich erhob, war da ein / Liedermacher, der fleißig seine Leier stimmte und ein Lied spielte, womit er aller Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Inhalt des Liedes war dieser: «Männer», sang er, «die ihr geradezu diesem Baum und diesem Schatten ähnlich seid, weil ihr nämlich im jetzigen Augenblick an der Jugend teilzuhaben scheint, und im nächsten, wenn eine böse Zeit anstürmt, in Verwelken und Verwesen dahingeht, wohlan laßt uns fröh lich sein und die Jugend genießen, ehe der Tod auf ihr herumtanzt284.» 7. Momitilas hörte von diesem Aufenthalt durch seine Späher, während er sich absichtlich irgendwo in der Nähe aufhielt und Freundschaft heu chelte. Er entschloß sich nun, ehe das Heer gesammelt und der Kaiser das Geschehen erfahren würde, ihn, der völlig unbekümmert war, anzugreifen. Während also die Lage jener Männer so war und die Sonne bereits die Mitte ihres Tageslaufs überschritten hatte, wurde gemeldet, daß Momitilas mit einem Heer von Schwerbewaffneten in vollem Galopp auf das Lager des Kaisers zugeritten kam. Das vernichtete und verwirrte sofort alle Über legungen des Kaisers und aller, die sich gerade bei ihm befanden. Auch sie waren unvorbereitet und zählten nur sehr wenige, und der Zufall trieb und stieß das Geschehene in äußerste zeitliche Bedrängnis, die nach keiner Seite eine Möglichkeit ließ, zu flüchten und zu entkommen. Denn die Pferde weideten in jenem Augenblick gerade zerstreut auf den Weideplätzen und ein Teil des Heeres lief noch unbekümmert auf dem Marktplatz in Komoti ni herum, um das Nötige zu kaufen, und der Rest, der die Stadt verlassen hatte, bemühte sich gar nicht, schleunigst / zum Kaiser zu kommen, da sie ja keine Ahnung von dem Geschehen hatten; vielmehr vollführten sie ihren Marsch ruhig und gemächlich. 8. Doch der Kaiser streckte seine Hände aus nach Gott zusammen mit denen, die um ihn waren; sie bewaffneten sich mit dem, was vorhanden war, und kämpften, wobei jeder das erstbeste Pferd bestieg, ohne Trompeten und Schlachtordnung, geradezu den Hades vor Augen. Da konnte man sehen, wie unüberlegt und planlos die Aus bruchsmanöver der Schlacht durchgeführt wurden, wie durcheinander je der mit jedem den Kampf aufnahm. So wurden sehr wenige von sehr vielen von hier und dort eingekreist, verwundet und niedergestreckt. 9 . Als das Pferd des Kaisers infolge der (empfangenen) Wunden stürzte, kämpfte er nach Kräften zu Fuß gegen die Angreifer, bis einer seiner Leibwächter heranritt, vom Pferd stieg und dem Kaiser die Möglichkeit gab, sich durch die Flucht zu retten. Selbst empfing er an vielen Stellen viele Wunden und
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ging zu Boden und atmete nur noch ganz schwach, so daß er, von den Feinden übersehen, gleichsam wieder auflebte. Die Nachricht (von der Schlacht) verbreitete sich aber schnellstens durch die ganze Umgebung und trieb einen nach dem anderen an, zerstreut und ungeordnet dem Heer des Kaisers zu Hilfe zu eilen, und das zwang die Feinde zurückzuweichen und das Feld zu räumen. Nachdem der Kaiser wider alle Erwartung aus diesem gefahrvollen Vorfall gerettet war, brach er bald von dort auf und zog nach Didymoteichon285• So war das, und damit ging der Frühling zu Ende. / 5.1. Zum Sommeranfang beschäftigten Apokaukos umfangreiche und gewaltige Rüstungsmaßnahmen, um mit einer großen Streitmacht gegen Didymoteichon auszuziehen286• Ausschließlich nach Didymoteichon hatte sich Kantakuzenos mit seiner Truppenmacht zurückgezogen, und von kei ner Seite gab es für ihn Hoffnung auf eine Unterstützung; der Myserherr scher Alexander war schon lange der Verbündete der Byzantiner, den Sa trapen Amur hielt der Angriff der lateinischen Flotte a"uf Smyrna zurück, und die Triballer dursteten nach dem Blut des Kantakuzenos287. Das alles hatte Apokaukos erkannt, und darum brach er mit sämtlichen Streitkräften aus Byzanz und Thrakien von Peirinthos auf und lagerte bei Didymotei chon. 2. Zuerst versuchte er, mit List und Tücke das Kastell Pythion zu nehmen. Dieses so benannte Kastell erhob sich auf den Ufern des Hebros flusses etwa achtzig Stadien (15 km) von Didymoteichon entfernt. Der Kaiser Kantakuzenos hatte es vor langer Zeit als Ruine übernommen und mit großen Unkosten zu einer hoch in die Lüfte ragenden Festung restau riert. Seitdem benutzte er es als Schatzkammer und sicherte es mit einer ansehnlichen Wachmannschaft ab288• Um dieses Kastell herum also lagerte Apokaukos und belagerte es mit allen Kräften. 3. Der größte Teil des Heeres in Didymoteichon beobachtete den schweren Ansturm der Feinde und empfand zur gleichen Zeit den in Didymoteichon selbst herrschenden Hunger als einen noch schlimmeren Feind. Außerdem hörten sie, daß die eigenen Pferdehüter mit den Pferden allesamt zu Apokaukos übergelaufen waren. Darauf ergriffen sie auch selbst die Flucht und strömten in das Lager der Feinde289 • / Das war, als der Sommer auf seinem Höhepunkt und das Getreide reif war. Die Lage des Kaisers war beinahe unerträglich ge worden und war, menschlich gesprochen, bar jeder Hoffnung auf Rettung. 4. In dieser fürchterlichen Lage setzten dem Kaiser auch noch seine Solda ten, Truppenführer und Verwandten zu. Sie kamen einzeln zu ihm, und die einen forderten wegen der mißlichen Lage und der drohenden Gefahren (als
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Lohn für Treue) Lesbos, die anderen Lemnos oder Chios, und andere wie der andere Gebiete und Quellen von Einkünften, die er ihnen fürs erste schriftlich zusichern sollte, und deren Versprechung er, wenn er einmal sich der ganzen Kaiserherrschaft bemächtigt haben würde, auch in die Tat um setzen sollte. Denn für unklare Hoffnungen mit den Gefahren schon vor Augen so ihr Leben aufs Spiel zu setzen, sei ihrer Ansicht nach nicht die richtige Art, ihrem Schicksal die beste Grundlage zu geben; vielmehr, be tonten sie, sei ein Faustpfand notwendig, wofür man eventuell den Tod in Kauf nehmen könnte, um bei den Überlebenden ein Urteil ohne Tadel zu ernten. 5. Der Kaiser dachte aber keinen Augenblick daran, den Leuten, die solches verlangten, nachzugeben; er konnte, so sagte er, fremdes Gut weder jetzt versprechen, noch es nach der Übernahme der Selbstherrschaft, falls diese stattfinden sollte, an Leute verschleudern, die unredliche Forderungen stellten. Im Augenblick sei nämlich alles in fremden Händen, während man selber belagert werde und es einem nicht einmal gestattet sei, in Sicherheit zu leben. Dann aber (nach eventueller Übernahme der Macht) sei es wieder um auf andere Weise fremdes Gut, denn die Dinge des Kaisers gehörten den Untertanen und nicht den Inhabern der Kaiserherrschaft. «Jenen, die aus freien Stücken mit uns die gegenwärtigen gefahrvollen Zeitläufte durchste hen wollen, / auf passende Weise, wie es in unserer Macht liegt, zu vergel ten, das werden wir auch von uns aus gewiß nicht versäumen, wenn es so kommen wird, daß wir siegen; und jene, die das nicht wollen, werden wir nie belästigen, welches von bei den sie auch zu tun bevorzugen, sei es, daß sie auf die Versprechungen der Feinde hin überlaufen, sei es, daß sie zu Hause sitzen und den Geschossen fernbleiben wollen290.» So war das.
6. Die Belagerung dauerte lange und die jungen Leute im Lager der Feinde suchten Entspannung. Da entschloß sich der Schwiegersohn des Apokaukos, Andronikos Palaiologos, zur Erfrischung und aus Ehrgeiz, et was Neues anzustellen, seine Kleider abzulegen und die ganze Breite jenes Flusses (des Hebros) zu durchschwimmen. Aber ehe er die Mitte der Strö mung passiert hatte, wurde er, wie es scheint, infolge der Kälte durch einen Krampf gefesselt, und wie eine seelenlose Last wurde seine Leiche in die Tiefen des Wassers hinabgeführr291• Das nun war für Apokaukos der erste Schlag, der seinen Wahn traf, und zugleich eine Ankündigung der Wand lung zum Schlechten und seines Sturzes. 7. Als zweites Unglück stieß Apo kaukos darauf folgendes zu: Johannes Gabalas, der schon aus vielen Zei chen merkte, daß Apokaukos ihn zu betrügen versuchte und durch sein 122
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIV
trügerisches Vorgehen bewies, die ihm zugesicherte Verschwägerung kei neswegs wirklich zu wollen, besuchte heimlich die Kaiserin Anna und warnte sie vor den Plänen des Apokaukos292• «Er will», sagte er, «deinen Sohn den Kaiser in sein Kastell bringen und durch den Patriarchen mit seiner eigenen Tochter verehelichen. Es ist also nötig, daß du / ihn schnell stens aus Peirinthos kommen läßt, ehe die Jagdbeute im Netz ist.» 8. Das wurde ausgeführr29 3• Als Apokaukos bemerkte, daß sein hinterhältiger Plan durchschaut war, entschloß er sich, nach sofortiger Aufgabe der Belagerung der ihm drohenden Gefahr zuvorzukommen, und eilte schleunigst nach Byzanz. Bei seiner Rückkehr hielt er es für gut, ehe er mit verschämten Augen die Kaiserin anschauen müßte, mit großen Geldsummen das Zim merpersonal des Kaiserinnengemachs zu bestechen, das damals die größte Macht hatte, und außerdem die ganze Dienerschaft, die die kaiserliche Wohnung füllte294• Nachdem er das schnellstens getan ? atte, ließ er durch sie der Kaiserin bestellen, daß er ihr die schönsten und wertvollsten Klein odien mitbringen wollte, und so erlangte er wiederum sein früheres Anse hen295• Eilends verstärkte und ergänzte er andererseits das, was irgendwo in der großen Stadtmauer durch die Erdbeben beschädigt zurückgeblieben war, und das gleiche tat er auch bei den zwei außenherum angelegten Vormauern; eine davon wurde einst vom Stadtgründer zugleich mit den gro ßen Mauern mitgebaut und eine hatte er selbst vor kurzer Zeit aus Angst vor einer Belagerung durch Kantakuzenos noch weiter nach außen in Mannshöhe errichtet, und zwar entlang den großen und staunenswerten Gräben; den Anfang hatte er bei den Toren vor dem Palast gemacht und er hatte sie über das Festland in östlicher Richtung bis nahe an das Goldene Tor (um die Stadt) herumgeführr296•
6. 1 . Damals gab es gerade auch gewaltige und andauernde Hagelböen, auch diese ein Zeichen des göttlichen Zorns, der sich schon gegen den Staat der Rhomäer erhob / und der wie Feuer über Feuer97 über ihn hereinbrach. Denn die Kornähren und die übrigen Feldfrüchte nahmen großen Schaden. Am allermeisten litten die Weinstöcke, die sich auch später nicht wieder erholten. 2. Denn alle wissen, glaube ich, daß die Hagelkörner nicht nur zur Zeit, da sie einschlagen, (wirken) und nicht nur die Früchte, die sie treffen, austilgen und welken lassen, sondern zugleich auch alles ringsherum, und daß die Auszehrung noch lange Zeit alles heimsucht, als ob auch die Pflan zen von sinnlicher Wahrnehmung gesteuert und, ein für allemal vor dem Zorn des Herrn aller Dinge entsetzt und ängstlich zusammengezuckt, die ,
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lebenspendende Seele aushauchen würden. Wenn eine Birne, ein Apfel, eine Weintraube oder sonst etwas von menschlicher Hand mit einem Stein ge schlagen wird, empfängt das Geschlagene zwar eine Wunde, stirbt aber keineswegs; und das, was sich in der Nähe befindet, spürt nicht einmal den Schlag, verdirbt also auch nicht, auch wenn der Stein, mit dem geschlagen wurde, scharf ist und rundherum vielleicht viele verschiedene spitze Kanten hat, was beim Hagel überhaupt nicht der Fall ist. Hagel entsteht nämlich immer dann, wenn sich aus dem von unten rauchartig in die höheren Lagen aufsteigenden Dampf mangels Wärme sein luftartiger Dunst abtrennt. Letz terer steigt wegen seiner Leichtigkeit noch höher, und jener bleibt wegen seiner Schwere in den mittleren Lagen zurück, wo die Luftschichten reich lich Kälte speichern. Denn von den beiden angrenzenden Regionen wird die obere durch die kreisförmige Bewegung und Drehung / des Himmels im Wirbel mitherumgetrieben und kann so keine Wolken bilden. Die erdnähe re (Region) wiederum zerfließt durch die intensive Einstrahlung der Sonne und kann darum auch ihrerseits keine Wolken bilden. Der Kampf nach beiden Seiten endet also ohne Ergebnis und die Folge ist, daß die Kälte hier (in den mittleren Lagen) eine große Kraft erhält und dem Grad der Feuch tigkeit entsprechend Wolken bilden kann. Und wenn die Feuchtigkeit sich in Wolken umgesetzt hat, entsteht zuerst Regen, weil die Luft gleichsam zusammengepreßt wird und die Last der Feuchtigkeit gar nicht mehr tragen kann. Die Feuchtigkeit aus der Wolke hat sich also auf diese Weise in Regen aufgelöst, aber weil das Umfeld jetzt eine expansive Wärme besitzt, von allen Seiten Druck ausübt und mit Gewalt zur Mitte drängt, wird aus dem Regen Hagel; die Natur ahmt nun sozusagen das Pressen von Ziegeln nach und stellt aus den in der Luft schwebenden, brachliegenden Quellen und Strömen ähnliche Gebilde her. Diese Vorgänge ereignen sich im Som mer gewiß selten, da sich nur wenig Feuchtigkeit in der Luft befindet, häufiger aber im Frühling und im Herbst, da diese fast genau die Mitte zwischen Sommer und Winter einnehmen und daher sowohl reichlich Wär me als Feuchtigkeit besitzen, die, wie gesagt, den Hagel erzeugen können298• 3 . Auf diese Weise also entsteht der Hagel aus Wasser, das heißt aus einem weichen und zerfließenden Element, verursacht aber dann einen Schaden, der den von Steinen, Holz und Flammen / bei weitem übertrifft; wie sollten also seine Folgen nicht ein klarer Beweis des göttlichen Zorns sein?
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7.1. Was ich von den vielen Zeichen, die uns den gerechten Zorn des menschenliebenden Gottes offenbaren, zusammengetragen und in meine Geschichte eingewebt habe und, sofern es mir vergönnt sein wird zu leben, noch einweben werde, das könnte denen, die es jetzt alle auf einmal sehen, wie auch denen, die es später lesen werden, groß scheinen, ja sogar größer als je zuvor. Doch wäre das alles erträglich, wenn nicht für alle, so doch für jene, die durch Erfahrung klug geworden sind und durch ihre Frömmigkeit belehrt worden sind, auf die Heilige Schrift zu hören und diese Dinge für eine erzieherische Strafe des Herren und eine heilsame Kur der uns angebo renen und eingefleischten Makel zu halten, käme nicht der Schiffbruch der Kirche hinzu und bestürmten uns nicht die neugeborenen Todesboten der vor langer Zeit eingeschläferten Skandale (d. h. Ketzereien), um schweres Unheil über die Seelen zu bringen und sie ohne die geringste Mühe in den Tiefen des Verderbens zu ertränken298a• 2. Einiges dav
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dort verbindet und mit ihnen zusammen sozusagen den Herrn lobpreist. Denn auch sie (die Nachtigall) birgt in ihrer Brust eine gewissermaßen göttliche Zither, einen ihr angeborenen Psalter, eine harmonische Musik, die bereitwillig die Hörer auf das melodischste umtönt300• Zugleich wird dieser Platz durch das Wasser vieler natürlicher Quellen benetzt und rings um bewässert. Bäche sprudeln allenthalben hervor wie Kinder tausen der Quellen, die still und heimlich einander gleichsam den Lauf stehlen und ihre Strömung vereinen. Es ist dabei, als ob auch sie absichtlich schweigen und sich wie mit Sinnen begabte Wesen einer gewissen Zucht befleißigen, um den Mönchen dort vollauf die Gelegenheit zu geben, / ein ungestörtes Leben zu führen und die Flügel des Gebets300a in Ruhe zu Gott zu erheben; denn als Ort der Ruhe bietet dieser Berg seine wunderbare Beschaffenheit jenen dar, die auf Erden dem Leben der Himmelsbürger nacheifern wol len301, und außerdem bietet er zu jeder Zeit in Überfluß aus eigenem Haus fürs eigene Haus302 die geeignete Versorgung mit allerlei Nahrung. Dazu wird er vom weiten Meer umkränzt, das ihm sozusagen ringsumher großen Reiz verleiht und ihn nur insofern nicht völlig zur Insel werden läßt, als es ihm erlaubt, mittels einer Landzunge mühelos auch von dem sich außerhalb in die Länge und in die Breite entfaltenden Festland Nutzen zu ziehen. Kurz gesagt, in jeder Hinsicht vereinen sich dort die Merkmale der Vortrefflich keit, sowohl von der Natur (des Berges) her wie von der Askese der Bewoh ner. Es gibt dort überhaupt keine Gemeinschaften mit Frauen, kein ungezü geltes Auge, keine luxuriöse Prunksucht oder was sonst jenen alten Um gang mit der Schlange gewissermaßen festlich erneuert303 und das Leben beunruhigt und stürmisch macht. Es gibt keine öffentlichen Handelsplätze, keine Marktmeister oder Gerichte mit ihrer Wortprahlerei und Aufgebla senheit, die vom Richterstuhl die Urteile persönlicher Willkür verkün den304• Dort unterscheiden nicht Dienstbarkeit und Herrschaft das Leben, sondern gleiches Rederecht, Bescheidenheit, vornehme Gesinnung und der Adel der Gerechtigkeit beherrschen die Szene und schließen ihren Reigen um jenen Ort, wie überhaupt um alles, was das Leben in einem Gottesstaat erzeugt und in der Seele die wahre Philosophie hervorbrin�o5. Dort besit zen weder Reichtum noch Geldverschwendung noch nichtsnutzige Schwel gerei bürgerliche Rechte, sondern die ganze Gesinnung ist wahrhaft er-/ haben und trcl, t:i1t zum Palast der Tugend und harmoniert geradezu nach dorischer Art mit dem Guten und Schönen306• 4. Selbsttätig sozusagen hält jener Ort zugleich alles Schlechte von sich fern und weist es ab, jede Tugend
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dagegen macht er sich zu eigen und nimmt er bei sich auf, und im gleichen Maße, in dem er das Schlechte haßt, liebt er das Gute. Das hat dieser Berg seit alter Zeit vorausverkündet und feierlich erklärt, nicht mit Lippen oder klingenden Instrumenten, sondern mit gleichsam beseelten Werken, die imstande waren, die Botschaft des Guten über alle Lande und Meere zu entsenden und erschallen zu lassen. Der berühmte alte Xerxes nämlich richtete sich in seiner barbarischen und überheblichen Gesinnung geil und übermütig gegen die Natur der Dinge selbst und prahlte, alle Elemente umzugestalten; und gerade den halbinseIförmigen Rücken dieses Berges ließ er durchstechen, um diesen Platz auf elementare Weise in eine Insel umzuwandeln, so daß er seine Landstreitkräfte über einen feuchten Meer busen übersetzen und aus seinem Landheer eine Flotte machen könnte. Aber dieser Berg prangerte auf der großen Weltbühne307 diesen Xerxes an, führte seinen Dünkel weitgehend auf das menschliche Maß zurück und lehrte durch ihn alle Kaiser und Feldherren und Satrapen, unangebrachte Überheblichkeit abzuschütteln und bescheidener zu denken308• So machte die Natur dieses Berges ihn vom Anfang an zu einer Werkstatt der Tugend, so daß er auf seinen Höhen alle anzieht, ihn zu lieben, nicht nur jene, denen es zuteil wurde, irgendwie vom Honig jener Vortrefflichkeit und Ruhe zu kosten, sondern auch alle, / die vom Hörensagen das Gute dort kennenlern ten. Von denen, die ihn immer bewohnten und bis jetzt bewohnen, macht er denn auch alle diejenigen überall berühmt, die den Acker der Tugend immerwährend rein und unverdorben erhielten und vor jeder Beimischung von Unkraut bewahrten309, er verbannt aber andererseits von dort und vertreibt mit beiden Händen und stößt von sich die Hausgemeinschaft mit Heuchlern und Unreinen.
5. Über die älteren Zeiten nun kann man bei anderen, die darüber erzäh
len, genügend hören. Ich will die jüngsten Ereignisse erzählen, ich meine die Geschehnisse um den Kreter Josef und den Larissäer Georgios und alle, die an ihrem dreckigen Tisch Bacchanalien feierten, als sie wie Schüler von ihren Lehrmeistern in ihre schmutzigen Doktrinen eingeweiht wurden; wei ter die Geschehnisse um den Maler Moses, um Isaak, David und Iob3 10 und alle, deren Zungen und Meinungen und Hände zur Gänze unrein waren, die aber boshaft den im Innersten ihrer Seele verborgenen gottlosen Wahn sinn mit den Namen vortrefflicher und um ihre Tugend berühmter Männer umhüllten, genau wie Gräber, die innen die übelsten Gerüche verbreiten, nach außen hin aber sich mit weiß getünchtem Stein und Gold schmük-
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ken311. Denn auch diese Männer legen sich Gewand und Namen vortreffli cher und durch Tugend sich auszeichnender Männer zu, so wie Schauspie ler als Orestes, Pylades, Theseus und Pelops auftreten, um unbemerkt das Gift ihrer eigenen Schlechtigkeit gegen die Einfältigen ausspeien zu kön nen312• 6. Daß die Lehren jener Männer unrein sind, bezeugt die in einem
Tomos schriftlich fixierte Stellungnahme, die über ihre Gottlosigkeit der heiligen Synode in Byzanz / seitens der gotterfüllten Männer des Berges überbracht wurde313• Er besagt, außer anderen Dingen, die ein vernünftiger Mensch nicht einmal hören möchte, daß sie heimlich die heiligen Ikonen zerschlagen und verbrennen, aus Verehrung für den Urin des Lehrmeisters mit diesem ihre Speisen besprengen, die göttliche Heilsordnung der Menschwerdung nicht anerkennen, und einiges mehr, das besser unausge sprochen bleibt314• Denn wozu Weiteres aufzählen und damit die Ohren der Frommen besudeln, wo, wer will, sich im Tomos, der alles behandelt und ihre Schlechtigkeit in aller Deutlichkeit anprangert, genauer informieren kann; denn dieser Tomos wurde der Bücherei des Patriarchats einverleibt. 7. Den reinen und untrüglichen Augen der gottliebenden und nur für Gott lebenden Männer dort (auf dem Athos) konnten diese Leute nicht auf die Dauer entgehen, genausowenig wie dem Honig beigemischter Absinth Leuten mit einem reinen Geschmack verborgen bleiben kann, oder noch weniger etwas Übelriechendes unter Rosen gemischt dem Geruchssinn315. Deshalb wandten sie sich, in ihrer Seele von göttlichem Eifer wie von einem gewaltigen Feuer entflammt, einer sorgfältigen Untersuchung des Bösen zu, spürten ihm wie ein Jäger in aller Ruhe und Beharrlichkeit nach, um mit Hilfe der Auswüchse der Schlechtigkeit deren Wurzel zu finden. Und als sie fündig geworden waren, unterwarfen sie einige den gehörigen Strafen, an dere jagten sie mit aller Gewalt weit weg von dor216• Einige aber auch
konnten heimlich von dort flüchten, ehe die Bosheit völlig ruchbar gewor deIl war. Diese strömten in die Städte Thessalonike und Berrhoia und auch in die Stadt, die über alle anderen / alle Macht besitzt (Konstantinopel)317. Dort angekommen, glaubten sie meines Erachtens, daß diese Stadt, die mehr als alle anderen der gemeinsame Herd der Menschen aus aller Welt ist
und worin die größte Vielfalt und Vermischung von Sprachen und Meinun gen herrschen, ihre Schlechtigkeit in Schatten hüllen würde; ja, daß sie unter den Vögeln die Baumhacker (Spechte) nachahmen könnten, die um die Bäume herumfliegen, mit ihren Schnäbeln rundum die Rinde beklopfen und alles Gesunde übergehen, um einzig auf den morschen und faulen
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Stellen länger herumzusitzen und diese tief auszuhöhlen, um damit ihr Leben zu fristen318•
8.1. Inzwischen entbrannte nach dem Tod des Kaisers319 im Rhomäer reich der Bürgerkrieg, und es herrschte, wie in stürmischer Nacht, überall Dunkelheit, so daß man, wie das Sprichwort sagt, nicht mal aus den Ster nen ablesen konnte, wohin der Weg führ220• Es ging alles drunter und drüber, und die Gefahr rückte jedem so nahe und wurde das, was jeder gewiß zu erwarten hatte, während die Sicherheit in gleichem Maße in weite Ferne wich und an sich verzweifeln ließ. Denn in Zeiten von Zwietracht, heißt es, gelangt der Bösewicht zu Ehren, und wer immer zu den Anständi gen zählt, erleidet Bedauernswertes und wird eines tragischen Schicksals teilhaftig321• Auch ich hielt es darum für das beste, ein Leben in beschauli cher Ruhe zu wählen und der kaiserlichen Bühne fernzubleiben322• Wenn niemand den Kampf der Widersacher anfeuerte und anhe . izte, würde auch das Böse aufhören, sich breitzumachen. Deshalb kümmerte ich mich, als es mir nicht möglich war, andere mit meinen Mahnungen zu überreden, nur noch um meine eigenen Anliegen. Denn es ist leicht Frieden in Aufruhr zu verwandeln; das können auch Leute, / die ein nichtsnutziges und banales Leben führen; aber aus Aufruhr wieder Frieden zu machen, das ist nicht einmal für die ganz Klugen leicht. Das eine ist eine Folge der Ungebundenheit der Natur323, denn man ist sich darüber einig, daß die Natur (von sich aus) keine Ordnung und keine Normen kennt; das andere verlangt die Steuerung durch Bildung, beratende Vernunft und kluge Über legungen. Das eine ersinnt deshalb auch Gründe, die es gar nicht gibt, um Streitigkeiten zu veranlassen, das andere versucht sogar die vorhandenen Gründe zu beseitigen, wie ein Arzt, der versucht, die Heilung an der Wurzel anzusetzen, ehe sie Blüten treibr323a• 2. Mir schien es also aus diesen Gründen besser, ein ruhiges und beschau liches Leben zu wählen, und ich erinnerte mich dabei an das berühmte Wort des weisen Zenon, der, als bei einem großen Trinkgelage die übrigen Weisen im Gespräch mit den Gesandten aus BabyIon ihre Redekunst zur Schau stellten, als einziger schwieg und, als die Gesandten nach dem Grund seines Schweigens fragten, um ihrem König über ihn etwas Genaues berichten zu können, antwortete: «Bringt ihm die Nachricht, daß ihr in Athen einen Menschen gesehen habt, der bei einem Trinkgelage schweigen kann324.»
3 . So handelte auch ich, und wie von hoher Warte aus sah ich zu, wie die von beiden Seiten aus Staat und Kirche aufbrausenden Wogen einander 129
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bekämpften und versuchten die Überhand zu gewinnen. Wie zwei schwere Frachtschiffe trieben beide (Staat und Kirche) in der Mitte herum ohne Zucht und Ordnung, sie fuhren einen Kurs ohne Steuerung, wider Vernunft und Regeln, wie es der Zufall wollte, so daß sie einander in den Gefahren weder helfen konnten, noch wollten, sondern gleichermaßen sich selbst und einander / vor aller Augen und aus freien Stücken gegenseitig den endgülti gen Untergang bereiteten325• So konnte man denn diese regelrechte Nach ahmung stürmischer Wellen von allen Seiten sich auftürmen sehen bis zur Höhe von Olymp und Kaukasus oder sonstigen Bergen, die in die Wolken ragen und bis in die Nähe des Himmels reichen326• 4. Wahrhaftig den alten Weisen der Athener kam es nur dann in den Sinn, sich gegeneinander zu erheben und einen Streit sprachgewandter Zungen auszulösen und mit schlagenden Worten die Ohren der Passanten zu belästigen, wenn sie von äußeren Unruhen und auswärtigen Kriegen völlig befreit waren3 27• Dann hatten die Lehrmeinungen der Hellenen328 Zeit, sich in verschiedene Schlachtordnungen von Sekten zu spalten, mal der Epikureer, mal der Py thagoräer und anderer, die der Nachwelt die Erinnerung hinterließen an Leute, die reichlich für Zwist sorgten. Hier (bei uns) aber sah ich, wie gerade, während von innen und von außen unzählige Gefahren und tragi sche Schicksalsschläge für den Staat heranwogten329, der Krieg der Lehr meinungen höher aufflammte als sonst, und wie die ehrwürdige Theologie von der Phalanx der Verbrecher und Pharisäer durch die Straßen gewälzt und malträtiert wurde330, auch wenn es einige Makkabäer gab, die Wider stand leisteten, oder Leute, die sich mit Rücksicht auf die Zeitumstände eines Urteils enthielten331• Damals also gab es für (Verbreiter von) Gerüchte(n) und Gerede, für von Bacchos oder Apollon ergriffene Weiber mit einem wahrsagenden Geist im Bauch33 2, für alle diese Leute eine glänzende Gelegenheit, um unverschämt zu schwätzen, daß dieses oder jenes so geschehen oder so ausgehen werde. 5. Dadurch ermutigt kam auch aus den keltischen und galatischen Abgrün den ein Galater, der weise und nicht weise zugleich war333• Er behauptete, / vieles, was noch nicht geschehen sei, aus den Himmelserscheinungen vor auszuwissen, alles nämlich, was der Faden der Pepromene, wie die Helle nen sie nannten33 4, webe, unter anderem auch in welche Richtung sich das Schicksal des rhomäischen Staates deutlich bewege. Kantakuzenos werde morgen sterben, jeder Gegner und alle Feinde würden verschwinden, ehe ein ganzes Jahr zu Ende gehe33 5• Dieser Mann wurde von seinen lateini-
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schen Stammes genossen, als wäre er vom Himmelsgewölbe herabgestie gen335a, der Kaiserin vorgeführt, und nachdem sie ihn gesehen und gehört hatte, wollte sie die Gründe des Gesagten erforschen und ließ auch mich kommen, ganz und gar gegen meinen Willen, damit ich seine Worte deute und als unbestechlicher Richter darüber urteile. Alles, was jener nun erzähl te, indem er es als von den Sternen fest vorbestimmt darstellte, in Einzelhei ten wiederzugeben, halte ich für unangebracht. Ich will hier nur ein paar Dinge vortragen, die ich selbst, um den Mann eindeutig zu widerlegen, unter anderem dagegen vorbrachte336• 6. Zuallererst sagt der berühmte Ptolemaios336a, daß man nicht glauben soll, alles, was den Menschen wider fahre, sei von einer höheren Naturnotwendigkeit bestimmt und geschehe unabwendbar gemäß einer schicksalhaften Zuteilung. Die Bewegung der Himmelskörper selbst vollziehe sich zwar von Ewigkeit her unveränderlich gemäß göttlicher Schöpfung und Ordnung, die irdischen Vorgänge aber würden von der Natur geregelt, der immer Wandel und Fluß eigen seien. Sie werde zwar auch irgendwie akzidentell von der Kausalität von oben begleitet, aber so, daß dies für die Menschen zumeist nicht begreiflich sei. Denn Sonne und Mond üben mittels der Luft ganz allgemein vielfältigen Einfluß auf das Irdische aus; darüber sind alle vernünftigen / und klugen Leute sich wohl einig. Aber die Beobachtung von Geburtssternen und was einige Leute über die eigentümliche Konstellation für jeden (einzelnen Menschen) in Sprüchen verkünden, das ist ein Haufen vergeblicher und nutzloser Mühe und letztendlich unbegreiflich, und das war nicht nur die Ansicht des berühmten Ptolemaios, sondern auch die des großen Theologen Basileios337• Damit decken sich geradezu schlagend folgende Worte der Chaldäer, die lauten: Die riesigen Maße der Erde, unterlege sie nicht deinem Sinnen, denn die Wahrheit wächst nicht im Erdboden. Miß auch nicht das Maß der Sonne, indem du Meßinstrumente sammelst; Gemäß dem ewigen Ratschluß ihres eigenen Vaters bewegt sie sich, nicht deinetwegen. Laß sausen den Mond; ewig läuft, was ein Werk der Notwendigkeit ist. Der Aufmarsch der Sterne, nicht deinetwegen wurde er in Gang gesetzt. Der Vögel breiter Flug am Himmel, nie ist er wahr, auch nicht der Opfer und der Eingeweiden Schnitte; Spielerei ist das alles, Stützen geschäftstüchtigen Betrugs. Du, meide diese Dinge, wenn du der Frömmigkeit heiliges Paradies aufschließen willst, wo Tugend, Weisheit und Gesetzestreue sich vereinen338•
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Es wäre auch sonst leicht, das unabwendbare Schicksal zunichte zu ma chen, wenn man wollte. Denn wenn die Räuber aus Notwendigkeit rauben und der Gesetzgeber wiederum notwendigerweise die Räuber bestraft, wür den folglich das Schicksal / das Schicksal und die Notwendigkeit die Not wendigkeit bekämpfen. Die Frucht aber von Streit ist Zerstörung und Auf lösung des Werdens. Zerstört ist sodann die Unabwendbarkeit des Schick sals, und über alle waltet die göttliche Vorsehung (und sie bestimmt), wel che Möglichkeiten ein jeder har339• 7. Dieses und ähnliches, was ich sagte, stopfte dem Galater den Mund, und, die Zunge mit Stummheit geschlagen, verließ er den hohen Rat. «Jedoch Agamemnon, dem Sohne des Atreus, mißfiel es" , wie es heiß240, denn wie Funken Ried so durchliefen341 meine Worte die Seele der Kaiserin, und sie « hegte Groll, um ihn zu verwirkli chen ,, 342 zu gegebener Zeit, auch wenn sie ihre Zunge einstweilen bezwang und wegen der Anwesenden ein freundliches Gesicht zeigte. Denn jener Mann war ein Landsmann von ihr, der ihre Sprache sprach, und was er gesagt hatte, war ihr nach dem Sinn gewesen und hatte ihr sehr gefallen; etwas Gegenteiliges zu hören, kam ihr äußerst ungelegen. Aber so war das nun mal, und dies war der erste Anlaß, der die Fortdauer meiner erwähnten Ruhe unterbrach und Saatkörner des Zorns gegen mich in die Furchen des Herzens der Kaiserin vergrub. Über den zweiten und endgültigen (Anlaß) werde ich später an geeigneter Stelle sprechen, nachdem ich zuerst erzählt habe, was sich inzwischen ereignete343.
8 . Aber das bis jetzt Gesagte müßte, glaube ich, aus zwei Gründen rei chen. Erstens, weil die Erzählung mich heute zu dringenderen Themen hinzieht, zu solchen, die auch hauptsächlich das ursprüngliche Ziel der Erzählung waren; und zweitens, da schon viele, so gut sie konnten, viel über diesen Gegenstand (den Streit um den Palamismus) gesagt und gestrit ten haben. / Darum glaube ich nicht, daß er auch noch meinerseits einer ausführlichen Darlegung bedarf. Aber gleichsam als zusätzliches kritisches Wort zu den übrigen hinzu wird doch das Gesagte, auch wenn es wenig scheint, gleichermaßen die Wahrheit herausstellen können. Also will ich zu meinem Thema zurückkehren. 9. 1 . Apokaukos war Gefahr gelaufen, von Gabalas in die Tiefen des Unglücks gerissen zu werden, aber er war, wie gesagt, wieder aufgetaucht und hatte sein früheres Ansehen wiedererlangt und setzte alle Hebel in Bewegung, um sich nun an ihm zu rächen, bis dieser aus Angst, ihm könne das Schlimmste passieren, in der Großen Kirche der Weisheit Gottes Zu-
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flucht suchte. Dort hörte er lange Zeit die vielen verschiedenartigen Dro hungen, die gegen ihn geäußert wurden, und wiederum bekam er Angst, er könnte plötzlich von dort weggezerrt und in den dunklen Tartarus des Gefängnisses geworfen werden und jenen Becher trinken müssen, den er selbst schon vielen anderen gemischt hatte344 ; darum legte er notgedrungen die Mönchskutte an. Er hatte nämlich selbst schon vor langer Zeit jenes Asyl(recht), die alte Sicherheit der Zufluchtsuchenden, entkräftet, und das sogar mit Genehmigung des Inhabers des Patriarchenthrones345• Darum fielen sie auch selbst der äußersten Ehrlosigkeit anheim und ge rieten in elende Wechselfälle, wie ich erzählen werde. Denn wer so offen sichtlich das Göttliche mißachtet, der muß folglich am Ende solche Strafen erleiden, damit dies eine Lehre sei für das Leben (der Menschen), die dem rohen Treiben des Glücks kraftvoll Einhalt gebieten kann. 2. Inzwischen brach der Frühling an, und der Satrap Amur überquerte mit einer großen / Streitmacht aus Asien den Hellespont und gelangte nach Didymoteichon346• Von dort wiederum kam er zusammen mit dem Kaiser bis nach Byzanz, um die Stadt zu sehen und gegebenenfalls anzugreifen. Er betrachtete aus geeigneter Entfernung, mal im Stehen, mal im Gehen, die Stadt und inspizierte sie, und dabei ergriff ihn großes Staunen über ihre Größe, über die Höhe und die Schönheit ihrer Mauern, auch über die bewundernswerte Anlage der Gräben ringsum und über die Lage und die Anordnung der Verteidigungstürme. Andererseits staunte er auch darüber, wieso sich auf der Brustwehr der Mauer nicht, wie sonst bei großen und volkreichen Städten üblich, eine Menge Männer befand, sondern die Mau er bis auf wenige Leute bar jeder Kriegsrüstung und Streitmacht zu sein schien. Denn da Apokaukos mehr Angst vor einem Aufstand der Volks rnasse in der Stadt hatte als vor einem Angriff der Feinde von außen, erlaubte er nicht jedem, der wollte, auf die Mauer zu gehen, sondern nur jenen Schwerbewaffneten und Reitern, denen er am meisten vertraute. Von denen nämlich hatte er die einen innen aufgestellt als nie schlafende Bewa cher der Stadttore, und die anderen ließ er die Nacht hindurch über die Mauern und innen durch die ganze Stadt patrouillieren347•
3 . Es waren noch keine vier Tage vergangen, da brach der Kaiser wieder auf und zog mit Amur aus, um Momitilas zu bekämpfen, der allmählich sehr mächtig geworden war und unaufhörlich rhomäische Städte und Dör fer überfiel. Damit ging das Frühjahr zu Ende348• Als die rhomäische und die türkische Streitmacht zusammen über das Rhodopegebirge zog, war
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Momitilas gerade mit Kriegsvorbereitungen beschäftigt. Er beherrschte da mals die Städte / Xantheia und Perithorion sowie sämtliche Ortschaften und Plätze auf beiden Seiten davon und dazwischen. Sein Reiterheer zählte mehr als viertausend Mann349• 4. Es war schon Mitte Sommer und auf dem Feld war das Getreide reif, als der Kaiser sämtliche Streitkräfte mitnahm, in der Nähe von Perithorion sein Heerlager errichtete und seine Truppen zur Schlacht aufstellte und ordnete. Schon rückte auch Momitilas, der sich Perithorion zu einer starken Operationsbasis gemacht hatte, aus, gewapp net mit einem starken Heer und aufgeblasen von noch mehr Dreistigkeit. Denn, daß er von sich jemals gering oder niedrig gedacht hätte, das gab es bei ihm überhaupt nicht. Als ob er noch vor der Berührung mit dem Feind den Sieg schon in Händen hätte, so stürmte er, überschäumend von Ver wegenheit, geradeaus auf die Feinde los. 5. Der Kaiser hatte sich mit den rhomäischen Truppen in Front vor den Feinden aufgestellt und wartete den Sturmangriff des Momitilas ab. Die türkischen Streitkräfte aber, die sehr zahlreich waren, ließ er genau einen Kreis bilden, so daß in der Mitte Momitilas mit seinem ganzen Heer wie in einen Pferch oder ein Netz einge schlossen war. Als sich nun auch mit den Klängen der Trompeten und Pauken das bei den Persern nach barbarischer Sitte übliche Kriegsgeschrei vermischte, hing über jenem ganzen Platz ein gewaltiger Lärm, der Morniti las unerwartet mit Entsetzen erfüllte, noch ehe man sich traf, und der seinen sehr stolzen und überheblichen Mut brach. 6. Und, um die wechseln den Chancen und die plötzlichen Wendungen im dazwischenliegenden Kampf zu übergehen, der Großteil / des persischen Heeres stieg sofort von den Pferden, und alle standen nun mit ihren Bogen ringsherum (um die Feinde) und diese drehten sich in der Mitte und versuchten wie versprengte wilde Tiere350 die Schlachtreihe der Perser zu durchbrechen und zu flüch ten, aber konnten es nicht. Denn sofort griffen die Reiter des Kaisers sie an, indem sie teils frontal auf sie losritten, teils von hinten mit vielen Lanzen zustießen. Bald hatten die Perser die ganze Reiterei des Momitilas mit zahllosen Geschossen durchbohrt und niedergemacht; nun kämpfte nur noch Fußvolk gegen Fußvolk, und die Schlacht wurde zum Nahkampf. Um es kurz zu machen, von der Streitmacht des Momitilas soll kein Bewaffne ter übriggeblieben sein, und keinem soll es gelungen sein, heimlich zu flüch ten, sondern sowohl Momitilas selbst und zusammen mit ihm sein gesamtes Heer sollen ein Opfer des Schwertes geworden sein, mit Ausnahme einiger weniger, die lebend gefangen genommen wurden351•
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1 0. 1 . Es vergingen inzwischen vier Tage, da wurde in Byzanz, als die Sonnenstrahlen die Mittagshöhe schon überschritten hatten, auch Apokau kos selbst im östlichen Teil des alten Palastes von den Gefangenen abge schlachtet, und in wenigen Augenblicken stieg dieser berühmte Mann in die dunklen Winkel der Vergessenheit hinab, und es half ihm keine der großen Festungen, für die er so große Mittel aufgewendet und mit denen er sich die meiste Zeit seines Lebens beschäftigt hatte352• Wie das geschah, werde ich ausführlich erzählen.
2. Seitdem Apokaukos sich in den Trubel der großen Staatsgeschäfte und Verwaltungsangelegenheiten gestürzt hatte, hatte er sich viele Feinde ge macht, die seine hohe Stellung mit scheelen Augen betrachteten oder die von ihm Böses erlitten hatten und eine Gelegenheit suchten, sich zu rächen. Darum lief er / Tag und Nacht voller Furcht herum und hatte deswegen, wenn er über die Plätze der Stadt ging, immer eine starke Leibwache von Reitern und Schwerbewaffneten um sich und auch sein Haus ließ der Mann von starken Kräften absichern, so oft er zu Hause sein mußte. Schon lange nährte er in seinem Herzen Pläne für eine Usurpation, jetzt aber ganz besonders, da er alle, die durch Ansehen und Geschlecht hervorragten, eingekerkert hielt und es niemanden gab, der die Augen aufschlagen und den Blick auf ihn richten konnte; vielmehr fürchteten ihn alle, wie einst die Syrakusaner Dionysios, den Tyrannen von Sizilien353• 3. Darum hatte er aus den inneren Türmen des alten Palastes einen starken ausgewählt3 53a und sich entschlossen, dessen Höhe bis weit in die Luft aufzustocken, und darin viele Zellen einzurichten, deren jede einzelne jedoch an Ausdehnung nicht mehr als ein Klafter ( 1 8 7,4 cm) in die Länge und in die Breite haben sollte; und der Umlauf um die Brustwehr sollte nicht innen, sondern außen ange bracht werden. Der Grund war, daß er dort alle, die er eingekerkert hielt, und auch alle, die er noch einzukerkern vorhatte, zusammenführen und einschließen und ihnen dann keine einzige Tür offenlassen wollte, durch die man ein- oder ausgehen könnte. Alle Pforten sollten mit Steinen und Mörtel zugemauert werden, so daß er alle wie lebendig begraben gefangenhalten konnte. 4. Als nun dieses sonderbare Bauwerk fertig war und die Eingeker kerten in drei Tagen alle zusammen wie im Kastell des Vergessens3 54 oder wie in einem gemeinsamen Massengrab dort eingeschlossen werden sollten, gerieten die Gefangenen in offene Verzweiflung am gegenwärtigen Leben und an der allen Menschen gemeinsamen Sonne. / Da faßten sie den Plan, ohne sich selbst zu schonen, mit äußerstem Einsatz um ihr Glück zu würfeln
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und, ehe man sie lebend ins vorbereitete Grab werfen würde, eins von beiden zu tun, entweder den Tyrannen mit dem Schwert zu töten und so für sich selbst ein freies Leben zu gewinnen, oder einen mannhaften Tod zu sterben und sich so ein für allemal von weiteren lange dauernden Qualen zu befreien. Dieser Plan fand den Gefallen von vier der adeligsten Männer, dann aber glaubte man, daß er sich nicht weiter verbreiten sollte, damit die Sache nicht ruchbar und entdeckt werde. Ihre zuversichtlichen Hoffnungen boten ihnen die unzweifelhafte Gewähr, daß ihnen bei ihrem Unternehmen alle Gefangenen zugleich, auch ohne vorher etwas geplant zu haben, zu Hilfe kommen würden, um den gemeinsamen Kampf um die Freiheit aufzu nehmen355. 5. Apokaukos nun war gewohnt, sich öfter dort aufzuhalten, besonders jetzt, um die Leute am Bau zu schneller Arbeit anzuhalten. Als der Schlußtag gekommen war, an dem sein Vorhaben zur Ausführung gelangen sollte, kam er nach dem Essen und dem Schlaf (nach dem Mittags schlaf)355a (dorthin), um bei den letzten Bauarbeiten an jenem fremdartigen Gefängnis und der restlosen Vollendung des ganzen Plans zuzuschauen. Es hatten ihn zwar im Schlaf jenes Tages - es war der elfte Juni - gewisse Beunruhigungen durch wilde Träume erschreckt, wie sie das Übersinnli che in solchen Umständen oft vorher anzukündigen liebt, aber er richtete seine Aufmerksamkeit nicht auf das, was für ihn Hoffnung auf Rettung enthielt, sondern beurteilte gerade das besser für seine Rettung, was den über ihn schwebenden Gefahren den direkteren Weg zu ihm freigab, und das wählte er. Und dies war folgendes: Draußen bei den Toren jenes Pala stes ließ er seine Speer- / und Schildträger alle zusammen zurück, um nur mit einem den Schauplatz dieses kunstvollen Bauwerks zu betreten. Er glaubte, daß so weder von den Leuten drinnen, noch von draußen etwa von Fremden unter Beteiligung des Volkes ein Anschlag gegen ihn verübt werden könnte; denn jene persönlichen Leibwächter wären die beste Absi cherung der Tore. So betrog er, der die Klugen in ihrer Bosheit pack2 56, die Überlegung dieses Mannes, damit er selber auf leichtsinnige Weise mehr als andere für sich selbst die Gefahr heraufbeschwor. 6. Er ging also
hinein und begann mit den Erbauern über ihre Arbeit zu sprechen; da ergriff als erster der Raul357 den erstbesten Knüppel - denn es gab dort für die Gefangenen kein einziges Schwert - und während er vor Angst und Verzweiflung in einen Zustand rasender Begeisterung geriet, rannte er auf ihn los und schrie etwa folgendes: «Wie lange noch soll die Leuchte der Sonne, die das Irdische weidet357a, es noch aushalten, deine Grausam-
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keit ansehen zu müssen? Wie lange noch sollen die göttlichen Strahlen des Blitzes am Himmel schlafen und deine Strafe aufsparen? Aber jetzt ist für dich die Stunde da, du Frevler, für eins dieser beiden Dinge: Entweder wirst du heute mit mir zusammen an diesem Tag (gr. mit dieser Sonne) in den Hades mit untertauchen, oder du wirst sterben und ich werde, so Gott es will, mit freien Augen von nun ab weiße Tage sehen358. » So sprach er, und zugleich ließ er mit wuchtigem Arm den Knüppel niederge hen und versetzte ihm einen tüchtigen Schlag auf den Kopf. Tödlich war der Schlag für ihn in dem Augenblick zwar nicht, aber er hatte seine Kopf bedeckung verloren und lief nun mit entblößtem Haupt herum und schrie nach Leuten, die ihn aus dieser plötzlichen und unerwarteten Gefahr her ausholen sollten. Aber / es war überhaupt niemand da bis auf den einen Mann, der sofort den Kampf mit Raul aufgenommen hatte, auf ihn ein schlug und seinerseits geschlagen wurde. Beide setzten einander heftig zu bei dem Versuch, zuerst den anderen zu töten, aber keiner konnte den anderen in Gefahr bringen. Während das so vor sich ging, sprang ein anderer aus dem Geschlecht der Palaiologen plötzlich auf Apokaukos zu und sagte und tat ungefähr das gleiche wie sein Vorgänger, und gleich kam ein anderer hinzu und darauf noch einer. Und so, um es kurz zu machen, gab jener Mann, jeglicher Hilfe beraubt, gewaltsam den Geist auf, er, der sein ganzes Leben sein ganzes Geld ausgegeben hatte, um kein gewaltsames Ende zu finden. 7. Er hatte anscheinend nicht bemerkt, daß er die göttliche Vorsehung auszuschalten versuchte, um die Sicherheit des gegenwärtigen Lebens von menschlichen Überlegungen und Anstrengun gen abhängig zu machen. So kam es, daß er, während er andere beschul digte, einkerkerte und ihnen das Leben raubte, die Festungen der eigenen Sicherheit auf faulen Fundamenten baute. Er handelte ähnlich wie einer, der die Funken des Blitzes, der beim Nachbarn und nicht bei ihm ein schlug, raubt und damit eigenhändig vor aller Augen sichtbar das eigene Haus anzündet. Darum war sein Ende auch ein Trost für alle, die aus Armut nicht wußten, welches Heilmittel sie gegen die auch sie bestürmen den Tücken und tödlichen Gefahren der Zeit anwenden sollten, wie auch für alle jene, die verlangten, seine bösen Taten gerächt zu sehen, ehe sie sich selbst der Verzweiflung hingeben und irgend etwas Ungesetzliches erleiden würden359• Zugleich war dieser Tod eine Lektion, die dreiste Männer und solche, die ohne Furcht das wagen, was niemand wagen darf, zur Vernunft bringen konnte. So war / das.
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8 . Ehe die Leute draußen das Drama bemerkten, sprengten die Gefange nen alle Fesseln und Halseisen und rannten voll Freude herbei, die Leiche zu sehen; es waren nicht weniger als zweihunded 60• Einer von ihnen hack te mit einem Zimmermannsbeil - denn ein Schwert war nicht da - den Kopf vom übrigen Körper und richtete ihn auf der Brustwehr auf, damit das Geschehene auch dem ganzen Volk draußen bekannt wurde, das schon wie ein Fluß auf die Mauern (des Palastes) zuströmte, und damit alle, die mit ihm (Apokaukos) verwandt oder seine Parteigänger waren, keine nutz losen Anstrengungen mehr unternahmen, da jede Hoffnung, er könnte noch leben, völlig ausgelöscht war, alle dagegen, die ihn haßten, in ihrer Gesinnung gestärkt wurden und von draußen furchtlos mitstreiten würden mit jenen Männern, die drinnen um die gemeinsame Freiheit gekämpft hat ten3 61• Diese ordneten sich darauf in größere und kleinere Abteilungen und teilten die Bewachung der Tore und der Brustwehr-ein. 9 . Es gab aber für sie, denen es darum ging, diese ganz unerwartete Rettung zu sichern, ein sehr großes Hindernis; das war der Mangel an Lebensnotwendigem und das Fehlen von Waffen und Geschossen, um sich zu verteidigen. Von nir
gendwoher konnten sie leicht auf der Stelle das Nötige herbeischaffen; zu unerwartet hatte die Gefahr das Geschehnis herbeigeführt. Jedoch als die Nacht kam und sie alle von den stürmischen Wogen ihrer Überlegungen beunruhigt wurden, kam von den Leuten aus Galata um Mitternacht eine Triere und brachte ihnen Brot und Wein an die Seemauer und was die kurze / Zeit Eßbares zu beschaffen erlaubte; außerdem Versprechungen und freundliche Worte darüber, was sie tun sollten, entweder ihnen, falls sie dort bleiben möchten, am nächsten Tag Kriegswaffen und Geschosse zu bringen, oder, wenn sie aus Angst von dort wegwollten, sie bereitwillig in ihre eigene Festung Galata aufzunehmen und ihnen dort jede Sicherheit zu gewähren3 62• Nach diesen Worten kehrten sie heim und hinterließen bei den Männern innerhalb der Mauern gute Hoffnungen, die aber zu keinem guten Ende kamen. Denn die Kaiserin Anna - das Geschehene war ihr nämlich nicht verborgen geblieben - ließ den Zugang abriegeln und verei telte die Zufahrt der lateinischen Streitmacht, die am nächsten Tag heim lich kommen wollte. 10. Das trieb die Belagerten zur Verzweiflung. Sie hatten überhaupt keine Waffen, um sich zu schützen, keinen Schild, keinen Bogen, keinen Pfeil, womit sie sich wehren konnten. Außerdem zeigten die seit langem verwahrlosten Mauern an sehr vielen Stellen des Umlaufs und der Brustwehr Risse. Jene ganze Nacht nun verbrachten sie so voll unsiche-
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rer Hoffnungen innerhalb der Mauern, während sie die Tore bewachten und über die Mauern ihren Rundgang machten. Als aber der Morgen kam, sahen sie, wie eine Menge Gesindel und herbeigelaufenes Volk beim nahe gelegenen Hippodrom zusammenströmte, um zuzuschauen und keineswegs um mitzukämpfen, wie sie gehofft hatten. Sie hatten geglaubt, weil Apo kaukos bei fast sämtlichen Einwohnern von Byzanz verhaßt war, würden alle sofort kommen und gegen den Kaiser und die Herrschenden rebellie ren, nachdem der Tyrann, den sie gefürchtet hatten, verschwunden war. Da sie nun also etwas ganz anderes sahen und / die Dinge nicht in ihrem Sinn liefen, verhandelten sie mit den Leuten draußen, die von der Kaiserin Anna gekommen waren, über eine Aussöhnung363• Bald wäre auch etwas Gutes für sie zustande gekommen, wenn nicht der Neid eines Dämons es verhin dert hätte. Aber es sollte, wie es scheint, in Zeiten göttlichen Zorns nichts Frevelhaftes ungewagt verabsäumt werden. Das kam so.
1 1 . Die Frau des Apokaukos rief, nachdem sie die· Genehmigung der Kaiserin Anna eingeholt hatte, sämtliche Gasmulen364 zu sich und überre dete sie durch reichliche Verteilung von Geld, noch am gleichen Tag alle ihre Trieren im Stich zu lassen, alle Waffen und Projektile daraus mitzuneh men, und das Kastell jenes Palastes zu umzingeln und zu belagern, bis sie hineinstürmen und alle kampffähigen Männer drinnen umbringen könn ten, die einen als Mörder, die anderen als offenkundige Sympathisanten und Hausgenossen von Mördern. Zu solchen Mordtaten bewaffnete jene Frau die Hände von gemeinen und unvernünftigen Männern durch üppige Geschenke, wie ich sagte; außerdem setzte sie ihnen großzügig viele Misch krüge voll Wein vor, um sich vollzusaufen, damit sie so jede vernünftige Überlegung verlieren und wie Rasende zum Menschengemetzel schreiten würden. Als das so geregelt war und der Lauf der Sonne die Mittagshöhe überschritten hatte, rannten jene Leute los und umstellten ringsum das ganze Kastell. Sie waren mit Schilden und Waffen gerüstet und trugen jede Art von weitreichenden Geschossen in den Händen herum sowie alle Gerä te, womit man Tore aus den Angeln hebt, Mauern erschüttert und Steine aus den Grundfesten reißt. Die einen schossen von draußen / massenweise, dichten Wolken gleich, Pfeile ab und vertrieben so alle, die sich drinnen befanden, sofort von der Brustwehr, da sie von nirgendwoher eine Waffe oder einen Schutz hatten, um den heranrückenden Feind abzuwehren. Andere schleppten Hebelmaschinen heran, näherten sich von außen den Mauern, untergruben sie an vielen Stellen und hoben die Tore aus den
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Angeln. So wurden in kürzester Zeit von vielen Seiten zahlreiche Zugänge geöffnet, und sämtliche Feinde strömten hinein. 12. Da konnte man sehen,
wie einerseits jene Unglücklichen erbarmungslos niedergemacht und aus den gestrigen Fesseln in den Hades geschickt wurden, und andererseits wie vor Mordlust schnaubende Männer in großer und rasender Roheit und barbarischer Dreistigkeit mit ihren Schwertern ein mannigfaltiges und viel gestaltiges Gemetzel anrichteten. Von den unglücklichen Opfern, die weder · Schilde noch sonstige Waffen und keine Möglichkeit hatten, der drohenden Gefahr zu entrinnen, wurden die einen schon niedergeschlagen, während die anderen zu zweit und zu dritt und in Massen364a flüchtend davonrann ten. Durch die Zwischenmauern strömten sie in das angrenzende Kloster der Neuen Kirche365 und verteilten die heiligen Ikonen untereinander an
stelle irgendeines anderen Schutzes. Einige aber nahmen die auf dem göttli chen Altartisch befindlichen heiligen Gefäße der Eucharistie in die Hände, im Glauben, jene schamlosen und rasenden Räuber würden vor diesen Dingen Scheu empfinden; andere umarmten den göttlichen Altartisch und die kleine (Basis)Säule darunter. Es gab auch welche, die sich freiwillig ganz entblößten und die Kleider vor ihre Füße warfen, im Glauben, durch ihre Nacktheit die Mordlust jener Männer zu Mitleid erweichen zu können, / da sie vielleicht vor der gemeinsamen nackten Natur Ehrfurcht empfinden würden, und zugleich wollten sie weiterhin keinen Verdachtsgrund übrig lassen, sie hätten darin eine Münze des Kaisers versteckt oder besäßen sonst etwas Wertvolles. Denn unvorhergesehene, schreckliche Gefahren sind sehr geeignet, dem einen diese, dem anderen jene spontane Idee einzu geben, wie man sich in Sicherheit bringen könne. Jeder macht seine Notlage zu einem von der Natur gegebenen Lehrmeister, wenn ihn ein jäher Tod am Leben verzweifeln läß266• 13. Aber den rücksichtslosen, tierischen Drang
jener Mörder konnte nichts erweichen, weder die Tränen der Opfer, noch eine erbarmungswürdige Erscheinung, noch jener heilige Platz, wo die Un
giücklichen, um sich zu retten, Zuflucht gesucht hatten. Wie Opfertiere am Altar wurden damals auch diese Männer rücksichtslos abgeschlachtet und Ströme von Blut färbten den heiligen Fußboden. Heilige Ikonen und Geräte sowie die Gefäße der göttlichen Mystagogie (Liturgie), die dort waren, wurden gern und hemmungslos zu Boden geworfen und geplündert; die Kleider der Ermordeten hoben jene tollkühnen und schamlosen Leute auf und legten sie, reichlich voll Blut, wie sie waren, auf den Altartisch. Wie könnte ich ohne Tränen erzählen, was viele Klagen und Tränen verdient, all
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das, was damals im göttlichen Tempel diese erbärmliche Tragödie mit barbarischer Freude inszenierte? Könnte ich doch mein Schreibrohr statt in Tinte in Tränen taufen, um eindringlicher das Unglück des damaligen Ta ges zu beschreiben und zu erzählen, wie alles geschah. So / nämlich, glaube ich, würden alle am ehesten, von Mitleid und Erbarmen erfüllt, heiße Trä nen weinen. Aber so war das. Die übrige Menge, all jene aus der gemeinen Masse, die wie Flüsse hinzu geströmt waren, plünderte die Zellen der dortigen Mönche und raubte sie ohne Furcht aus. Sogar die Türen hoben sie mitsamt den Türpfosten aus und verteilten sie, um sie als Preis der Unzucht in die Freudenhäuser zu tragen. Jene unverschämten und vor Mordlust schnaubenden Männer aber schlugen den Ermordeten die Köpfe ab, bei einigen auch die Hände, und zogen herum, um den Schandfleck ihrer Bosheit zu zeigen, zum Schrecken und Entsetzen derer, die es sahen, und sie füllten alle Gassen mit Blut und Fleisch von Menschen. 14. Gewiß, Klagen und Tränen ' verdiente das, was geschah, und es war ein unheiliges Schauspiel für die Kaiserin der Städte. Aber niemand wagte es, über das, was er sah, oder über jene Toten zu weinen oder einen Seufzer von sich zu geben, weder einer ihrer Freunde, noch einer ihrer Verwandten oder überhaupt jemand von denen, die sonst ein mitleidendes Herz haben. Denn lauernde Augen gingen nebenher und ergriffen solche Personen (die weinten), zogen ihnen die Kleider aus und verprügelten sie als Verschwörer und Gegner der Kaiserin Anna. Denn alles, was daselbst geschah, war für sie helle Freude und unsagbare Erquik kung, ein Vergnügen voll und ganz nach ihrem Sinn. Deswegen hielt auch große Angst die Verwandten und Freunde gefangen, die die Ermordeten gemäß den Gesetzen der menschlichen Natur beerdigen wollten, / und sie nahmen davon sorgfältig Abstand, um nicht außer dem Scheitern ihres Vorhabens auch noch selbst die gleichen schrecklichen Dinge zu erleiden. Denn so lauteten, wie man sagte, die Befehle der Kaiserin, und zugleich, daß die Leichen unbeerdigt ins Meer zu werfen seien, um Vögeln und Fischen zum Fraße zu dienen. Das aber kam nicht zur Ausführung. Einige Leute brachten ihr zu Gehör, daß deswegen Geschrei und Schmähung beim Volk sowie nicht ungefährliche Unruhe entstanden sei. Darum auch mach ten sich einige fromme Leute von jeder Feigheit frei, und der eine holte diesen irgendwo, der andere einen anderen anderswo aus dem Kloster und begruben sie. Was sich weiter ereignete, kann man ausführlich bei anderen erfahren, die darüber berichten367 •
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XIV
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15. Als der älteste Sohn des Apokaukos aus dessen erster Ehe, der damals Gouverneur von Thessalonike war, den Tod seines Vaters erfuhr, hielt er es augenblicklich für geboten, seine Sympathie auf Kantakuzenos zu übertra gen, und er sah einen Vorteil darin, diesen Entschluß sogleich in die Tat umzusetzen. Daher suchte er nun einen Weg, wie er ihm Thessalonike ausliefern könnte. Er gewann die ganze Elite von Thessalonike als seine Parteigänger und brachte, womit er den Athener Peisistratos nachahmte368, die Akropolis der Thessalonicher in seine Macht, um von dort als Aus gangspunkt gleichsam vom Kopf aus hinabzustünnen und mit Leichtigkeit den ganzen Körper der Stadt in seine Macht zu bringen. Aber diese Idee nutzte ihm gar nichts. Das tragische Verhängnis seines Vaters stieß mehr als sein eigenes offensichtlich zu diesem Zeitpunkt das Glück zurück. Darum erfolgte innerhalb von nur zwei Tagen ein Volksaufruhr, und alle strömten heraus wie Flüsse, zur Akropolis hinauf, und sie zogen nicht eher von dort ab, als bis sie diese erobert / und die Männer darin gemäß den Gesetzen des Krieges zu Sklaven gemacht hatten. Den Sohn des Apokaukos und seine Leute töteten sie mit dem Schwert und trugen ihre unseligen Köpfe über alle Plätze der Stadt, zur Abschreckung derer, die Ähnliches planen sollten369• 1 1 . 1 . Aber folgendes hätte ich beinahe übergangen, die Geschichte näm lich des Johannes Vatatzes370• Auch dieser Mann war aus unansehnlichem Geschlecht und durch Steuereinnehmergeschäfte reich geworden, denen er schnell einem nach dem anderen nachgegangen war, indem er immer die billigeren gegen größere tauschte. Vor kurzem hatte er auch die Verwaltung von Thessalonike für viel Geld gekauft und war von der Kaiserin Anna dorthin entsandt worden. Bevor aber viel Zeit verstrichen war und noch ehe er den Sack mit seinem Gewinn ganz prall gefüllt hatte, wie er es wollte, wurde er wieder von dort fortgeschickt, weil Apokaukos seinen Sohn als Nachfolger entsandte, den Sohn, von dem ich soeben erzählt habe, daß der Ansturm des Volkes ihn zum Opfer des Schwertes machte. 2. Dieser Vatat ze's nun hatte die Angelegenheit als eine Schande betrachtet und sie hatte ihn sehr gekränkt. Darum war er zu Kantakuzenos übergegangen und hatte sein Kastell, das thrakische Teristasis370a, als Operationsbasis benutzt, um von dort aus Plünderungszüge zu unternehmen. Für jene, die er angriff und gegen die er zum Krieg rüstete, war er ganz fürchterlich und ein sichtliches Verderben, denn er verfügte über eine große Streitmacht aus Asien, die ihm auf seine Bitte hin der Satrap Solyman aus Troia geschickt hatte. Dieser war nämlich vor kurzer Zeit durch die Heirat mit Vatatzes' Tochter dessen
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XV
Schwiegersohn geworden371• 3 . Solange nun Apokaukos lebte, war Vatat zes hitzig und den Byzantinern überaus lästig, / da er Apokaukos wegen seines Sohnes haßte und weil ihm die Verwaltung von Thessalonike genom men war. Als dieser (Apokaukos) aber dem Schwert zum Opfer gefallen war und nicht mehr unter den Menschen weilte, brauchten die Byzantiner wieder einen hitzigen Mann mit hinreichender Energie, und nun erreichten Vatatzes viele Briefe von der Kaiserin Anna, die Versprechungen großer Geschenke und Würden überbrachten, wenn er kommen wollte, um in Rat, Gesinnung und hinterlistiger Bekämpfung des Kantakuzenos der Nachfol ger des Apokaukos zu werden3 72• Das vermochte seine (feindliche) Haltung zu knicken und änderte seine Einstellung. Da seine Lage sich wie im Scher benspiel geändert hatte373 , ließ er sich von den Persern ein noch größeres Hilfsheer schicken, und verheerte und brandschatzte in häufigen Streifzügen Städte und Dörfer, die sich Kantakuzenos angeschlossen hatten. So brachte er sie leicht dazu, die Seite der Byzantiner zu wählen, um der drohenden Not zu entgehen. 4. Aber auch ihm nutzte dieser Eifer nichts. Als Kantaku zenos vom Gesinnungswandel und vom Frontwechsel des Vatatzes hörte, ließ er sofort alle Feldfrüchte samt Menschen und Vieh in die befestigten Ortschaften bringen und bemerkte dazu, jener werde durch Gott, bei dem er seinen Meineid geschworen hatte, die Strafe für seinen Meineid finden. So traf Vatatzes, als er mit seinen persischen Truppen dorthin kam, die Dörfer von den Bewohnern verlassen und die Weiden ohne Vieh, so daß er deshalb von Hunger geplagte Türken anführte. Das aber war wider die Versprechungen und die gewichtigen Hoffnungen der Barbaren, die, als sie das sahen, / aus Wut Vatatzes töteten und sofort in Rat und Tat zu Kanta kuzenos überliefen. Das wurde, einmal beschlossen, sofort ausgeführt, und aus einer feindseligen Bedrohung entwickelte sich für Kantakuzenos eine günstige und erfolgversprechende Lage da so viele Feinde mühelos und gleichsam von selbst, könnte man sagen, niedergeworfen waren374 •
KAPITEL IV
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XV DES GANZEN WERKES
1 . 1 . Der Kral, der Führer der TribalIer, wurde es nicht satt, die gegensei tige Zwietracht der Rhomäer auszukosten. Er glaubte, dies sei die aIIergün stigste Zeit für seinen Machthunger und das schönste Geschenk des Schick sals. Darum überzog er wie eine Feuersbrunst unaufhörlich die sich vor ihm 143
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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ausbreitenden Städte und Dörfer der Rhomäer, und verheerte und unterwarf sie, denn es gab niemanden, der daran dachte, seinen Angriffen Widerstand entgegenzusetzen. Den Byzantinern war es viel lieber - das dachten sie nicht nur im stillen, sondern sprachen es auch aus -, daß ihm (dem Kral) alles bis Christupolis ausgeliefert werde, als daß es in den Besitz des Kanta kuzenos käme. Kantakuzenos war zwar keineswegs hiermit einverstanden (mit dem Vordringen des Krals), aber da er vom Kampf gegen seine Lands leute abgelenkt wurde, fand er keine Zeit, für die Verteidigung (der bedroh ten Gebiete) zu kämpfen. Darum geriet mit Ausnahme von Thessalonike alles bis zum Paß von Christupolis unter die Macht des Krals, darunter auch die große und wunderbare Stadt Serrhai, die vor Aushungerung und einer langen Belagerung, zwei unwiderstehlichen Feinden, kapitulierte375• 2. So wuchs der Kral an Macht über sich selbst hinaus und nahm eine übermäßig stolze Haltung an, denn er glaubte, daß auch von den Gebieten, die den Rhomäern bis Byzantion noch geblieben waren, nichts mehr / gegen seine Macht und Herrschaft Widerstand leisten könnte. Er proklamierte sich zum Kaiser der Rhomäer, vertauschte seine barbarische Lebensart mit den rhomäischen Sitten und benutzte, ja benutzt bis heute öffentlich die Kopfbedeckung und alle Prachtgewänder, die dieser hohen Macht gezie men. Bald auch beteiligte er seinen Sohn an seiner ganzen Herrschaft. Ihm übergab er das Gebiet vom ionischen Golf (einerseits) und vom Donaufluß (andererseits) bis zur Stadt Skopia, welches Herrschaftsgebiet auch der Axios, von irgendwo aus dem Binnenland breit hinunterströmend, von der Seite (d. h. als Grenzfluß) berührt, damit er darüber nach den Sitten der Triballer regiere; selbst übernahm er die rhomäischen Gebiete und Städte von dort bis zu dem Engpaß von Christupolis, um dort gemäß der bei den Rhomäern üblichen Lebensart zu herrschen376• Vom genannten Engpaß bis Selymbria und Derkos hatte Kantakuzenos alles in seiner Macht außer der Chersonesos.
3 . Persische Streitkräfte aber überquerten von Asien aus zu jeder Zeit den
Hellespont, als ob sie von eigenen Weiden und Höfen zu anderen, die ihnen (auch) gehörten, hinüberwechselten. Tag und Nacht trugen sie wie wilde Tiere ihre häufigen Streifzüge gegen die thrakischen Städte vor, indem sie mal auf eigene Faust plünderten, mal unter dem Vorwand, Verbündete des Kantakuzenos zu sein. Wie dem auch sei, die Städte litten und allen Rho mäern ging es sehr schlecht. Den unglückseligen Thrakern waren weder Jochtiere noch Herden geblieben noch ein einziger Pflugochse, womit die
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XV
Bauern die Furchen der Erde aufbrechen und die notwendige tägliche Ra tion für den Magen besorgen konnten. Darum blieb / die Erde unbestellt und völlig menschenleer und, kurz gesagt, verwildert. Geldmangel geißelte deshalb Kaiser Kantakuzenos gehörig, während er durch Thrakien zog, er geißelte aber nicht weniger auch die Byzantiner, da die Kaiserin Anna weder fähig noch willens war, etwas für die Verwaltung des Staates Nützli ches zu unternehmen. Ohne Hemmungen beraubte sie die heiligen Ikonen ihres Schmucks, den sie teils veräußerte, teils in den Schmelzofen warf, angeblich für den Bedarf des Staates, zum größten Teil aber zu ihrem eigenen Vorteil377• 4. Während sie das tat, ließ sie auch nicht davon ab, die
Angesehenen und jene, die durch Reichtum hervorzustechen schienen, übel zu behandeln. Darum flüchteten jene zum großen und berühmten Heilig tum der Weisheit Gottes, das einst das Privileg besaß, Zufluchtsuchenden Asyl zu bieten, aber, 0 Jammer, man schleppte sie erbarmungslos fort, stieß sie mit beiden Händen ins Gefängnis und, sozusagen, In ein jedes Kastell des Vergessens3 78• Notgedrungen flüchteten nun fortan die Unglücklichen - denn erfinderisch ist, sagt man, die Nor3 79 - zum Kastell von Galata, das
die gefahrvolle Zeit von selber zu einer starken Feste, einem heiligen (Ret tungs-)Anker380 und einem Asyl bietenden Zufluchtsort gemacht hatte. Wahrhaftig, Hellenen und Barbaren, Land und Meer, alle mächtigen Staa ten besaßen immer solche Wahrzeichen des Mitleids und der Barmherzig keit; so war es seit ewigen Zeiten üblich. Aber bei uns, die wir doch Chri sten sind und es gerade jetzt nötig haben, einen ähnlichen Beistand (Asyl) bei Gott zu finden, / sind sie aufgehoben und abgeschafft. 5. Und nicht nur das. Wie wenn ein Ankertau gerissen wäre, sind auch die Lehren der Kirche umgestoßen und die göttlichen Regeln der Väter gebrochen und mit Füßen getreten worden. Darum auch wurde die Schönheit selbst der (Großen) Kirche verstümmelt und zu Boden geworfen. So zeigte Gott durch die sichtbaren Ereignisse klar das Übermaß dieser Verbrechen und kündigte gewissermaßen mit einer prophetischen Drohung die künftige Bestrafung an. Ich glaube, daß deswegen diese Katastrophe ohne Beben und Erschütte rung der Erde erfolgte38 l •
2 . 1 . Es war nämlich schon Nacht und der Himmel war klar (als es geschah). Etwa gegen Mitternacht, wenn das Schweigen der Nacht allen Menschenaugen tiefen Schlaf keltert und mischt und die Hähne sich bereit machen, für ihren nächtlichen Gesang ihre Flügel zu schwingen und die ihnen von der Natur geschenkte Trompete melodisch erklingen zu lassen,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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da stürzte einer von den vier sozusagen in den Himmel ragenden Bögen ein, jener, der zur aufgehenden Sonne hinschaut ( der östliche), und riß auf =
zerstörerische Weise alles, was die auf ihm ruhende Halbkuppel stützte, in seinem Sturz mit. Mitzertrümmert wurde die verborgene Schönheit des Altarraumes, mitzertrümmert der Schmuck jener berühmten heiligen Iko nen, und die das Ganze durchziehende Anmut war im Nu ausgelöscht wie eine Blume auf dem Acker oder eine Rose auf der Wiese, wenn unerwartet eine Heuschrecke oder eine Raupe sich plötzlich auf sie stürzt. Die Stein metzkunst, die sich ringsum an jenen heiligen Säulen entfaltete und sie schmückte und die jedes (mit ihr) wetteifernde Werk des Pheidias besiegte, war völlig dahin und ausgelöscht und glich (einem Haufen von) kleinen Mosaiksteinchen. Das emsige Treiben der / Festversammlungen, der Zu sammenkünfte, der Streitgespräche in Philosophie und Theologie, die dort ganze Tage und Nächte stattzufinden pflegten, schlug vor Entsetzen um in Sprachlosigkeit. Und jetzt bietet sich diese Bühne der ganzen Welt, dieser herrliche Gesprächsstoff aller Zungen, dieser süße Klang für alle Ohren dar als ein nicht gewohntes Schauspiel, gewissermaßen eine beseelte (Grab)Säu le, welche das traurige Geschehen unter dem Himmel verkündet und Trä nen der ganzen Erde hervorruft, oder gleichsam den Mund oben durch das (offene) Dach erhebt und der Sonne und den Sternen laut das Unrecht klagt und beinahe die Himmel zu Zeugen nimmt, während sie nach allen Rich tungen jene Worte der Propheten zum Herrn ruft: « Die Söhne meiner Mutter bekämpften mich, sie schlugen mich, sie verwundeten mich, und der Übermut jener, die mich hassen, steigt unentweg282.» 2. Am frühen Morgen verbreitete sich die Nachricht von diesem Ereignis und wurde durch die ganze Stadt weitergegeben. Und es entstand ein Rufen und Klagen, lauter als damals, als der Assyrer Nabuchodonosor Jerusalem vollkommen verwüstete und dabei auch der berühmte Tempel Salomons niedergerissen und seine Herrlichkeit zerstört wurde3 83 . Alle Häuser, Marktplätze und Theater leerten sich, alle rannten in dichten Scharen hin aus, um die Katastrophe zu sehen. Es gab niemanden, dem irgend etwas anderes so wichtig war, daß es ihn von diesem Anliegen hätte abhalten können. Da standen nun alle herum und jammerten selbstverständlich. Dann aber bückten sie sich, um die Trümmer hinauszutragen. Da blieb nun keiner von allen unbeteiligt. Da konnte man nicht unterscheiden zwischen arm und reich, zwischen vornehm und nicht vornehm, zwischen Herr und Sklave, / zwischen Edelmann und Handwerker. Der gleiche eifrige Einsatz
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XV
von allen vereinte sich zu einem einzigen Streben. Der Arbeitseifer der Frauen übertraf aber noch weit den der Männer. Da ja ihr Geschlecht leichter zu Tränen gerührt wird, besprengten sie jene Ziegel und Steine reichlich mit Zähren, um sie dann auf die Schulter zu nehmen, ohne sich dabei im geringsten um ihre prächtigen Kleider zu kümmern, die von dem buntgemischten Material, das man unaufhörlich und schnell einander wei terreichte, zerrissen und voll Staub wurden. Man hätte sagen können, daß jenes hinausgetragene Material Quellen von Tränen absonderte; so flossen damals in Strömen die Zähren aller Frauen dort, die der vornehmen und der einfachen, und so mischten sich unter ihren Eifer und ihren Einsatz viele Tränen. Fast dreißig ganze Tage und Nächte konnte keine Trägheit das anhaltende Gehaste unterbrechen. 3 . Die meisten behaupteten übrigens,
daß, wenn es nicht schon die von Kaiser Andronikos (11.) früher in großzü giger Weise nach Osten gebauten Stützmauern gegebeI?- hätte384, der Ein sturz weit schlimmer und irreparabel gewesen wäre. So war das, und damit ging der Sommer zu Ende.
4. Aber ein Ende der Mißhelligkeiten gab es nicht und konnte nicht erhofft werden. Ununterbrochen rollte die eine nach der anderen heran, und es wurde immer schlimmer und schlimmer. Das Land blieb sozusagen brach und ohne Saat liegen 385; an Lebensmitteln / herrschte große Knapp heit infolge der Streifzüge, die mal der eine, mal der andere Feind unter nahm. Zugleich gab es für niemanden eine Möglichkeit, sich von irgendwo her Geld zu beschaffen; nicht für den kleinen Mann, welche Arbeit er sich auch ausdenken mochte, und nicht für die Herrschenden, da sie nirgends durch das Eintreiben von Tributen Geld einsammeln konnten. Da sah man nun die Städte sich entvölkern; die einen verzogen in fremdes Land, die
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anderen blieben verzweifelt zurück. 5. Die Lakedämonier verboten einst den Frauen, goldenen Schmuck zu tragen, desgleichen die Amtsträger des alten Rom, beide durch unabänderliche Abstimmungen und Beschlüsse des Volkes. Die ein(!n (taten es) wegen der gegen die Thebaner erlittenen Nie derlage bei Leuktra, als nämlich der berühmte Epaminondas, der damalige Boiotarch, fast die ganze Elite des spartanischen Hoplitenheeres nieder machte, die anderen wegen des Karthagers Hannibal, als dieser in der Ebene von Cannae beim Fluß Aufidus seinen vielen Siegen über die Römer jenen letzten hinzufügte und das Zehntausende zählende Heer der Römer umzingelte und niederkämpfte, so daß jener rauschende Fluß sich färbte vom vielen Blut und nicht länger Wasser zu enthalten, sondern oben (an
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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seinem Ursprung) Blutquellen zu haben schien3 86 • 6. Jetzt aber geschah es,
daß, wie auf ein von selbst ergangenes Edikt, das durch alle Städte der Rhomäer lief, niemand mehr helle Kleider trug, weder Mann noch Frau,
sondern daß alle zusammen es bevorzugten, schwarze Kleider zu tragen, die
einen, da sich auf einmal ein Trauerfall eingestellt hatte, die anderen aus
Trauer über das Schicksal von Staat und Volk und über die Leiden ihrer Landsleute. So eignet dem rhomäischen Staat nichts mehr von einer Stadt
oder einem staatlichen Gemeinwesen, sondern er gleicht einer Versamm lung / kraftloser Schatten von Leidenden3 87, die beinahe von weitem einan der die schmerzliche innere Entzündung ihrer Seelen zurufen, die das gegen
wärtige böse Schicksal der Rhomäer jedem reichlich zuzufügen nicht auf hört. Denn wie jene Ärzte, die nicht das scharfe und wirksame Brenneisen,
sondern vielmehr eine mildere und erst über lange Zeit effektive Heilrne
thode anwenden, so unterwirft Gott den rhomäischen Staat und die einzel
nen Rhomäer einer (langen) heilenden Strafe. Diese scheint allerdings den
meisten weit lästiger als die erste, da sie das rücksichtsvolle Vorgehen der göttlichen Vorsehung nicht begreifen, die denen, die schwer gesündigt ha
ben, Gelegenheit zur Umkehr geben will. Für Menschen ist es viel leichter,
ihre Häuser zu zerstören, als sie zu bauen; Gott aber, der die Menschen
liebt, bewirkt den Bau und die Erstellung der Dinge im Nu, die Zerstörung aber meistens nur in langer Zeit, sehr langsam und mählich. Dadurch zeigt
er fast überdeutlich, daß ersteres ganz seinem Willen entspricht, das zweite
aber nur bedingt, und nur so, daß er bei der Verbesserung den Lauf der Zeit als besten Ratgeber und Mitstreiter benutzt.
3 . 1 . Wenn ich dieses bedenke, kann auch ich weder den Kaiser Kantaku
zenos wegen seiner lässigen Kriegführung und seiner Naivität gegenüber den drohenden Gefahren verurteilen, noch auch den Neid und den endlo
sen Groll der Anna und ihren unversöhnlichen Haß anklagen, sondern muß dafür ausschließlich die geheimnisvollen Wege der Vorsehung verantwort
lich machen, die alles wohl / regiert und die zu bestimmter Zeit begangenen
Sünden zu einer anderen Zeit energisch rächt. Sie befolgt die Regeln der
Landwirtschaft, die auch zu einer Zeit das Ausstreuen der Saat in die Erde besorgt und zu einer anderen die Früchte erntet. 2. Darum will ich auch, an dieser Stelle meiner Erzählung angekommen, ohne mißgünstige Absichten einen der Briefe des Kantakuzenos erwähnen, über die ich bis jetzt, obgleich
es viele waren, die er unaufhörlich den Byzantinern schickte, deshalb ge schwiegen habe, weil sie eine große Verzagtheit erkennen lassen und klein-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
liche Mahnungen enthalten. Dabei hätte er die Möglichkeit gehabt, hell wach nach Art eines wackeren Feldherrn mit energischerem Einsatz die Entscheidung im Kampf herbeizuführen, statt nutzlos die Zeit zu vertun
und völlig unnötig sich selbst zugrunde zu richten, und zugleich aber auch den Staat der Rhomäer, wie es gar nicht hätte sein müssen. Darum ist dieser Staat nun in die Knie gesunken und hat keine Hoffnung mehr, sich leicht (wieder) auf seinen gewohnten Grundfesten zu erheben. Kantakuzenos hät
te, wenn er wollte, frühere Taten zum Vorbild nehmen können, die des
Alexios Komnenos und derer vor ihm, deren S chnelligkeit den Byzantinern mühelos die Möglichkeit nahm, vor den Plänen ihrer Feinde und ihrem schnellen Angriff gebührend auf der Hut zu sein3 88 • Und es gibt tausend
andere Beispiele anderer Taten von Landsleuten und Fremden, die, der eine
mal so, der andere mal anders in ähnliche und größere Gefahren gewalttäti
ger und schwer zu bestehender Auseinandersetzungen gerieten. 3 . Aber
nachdem ich das Schifflein solcher Überlegungen dem g�heimen Meer der
Vorsehung überlassen habe, will ich jetzt mein Versprechen einlösen und einen von den / vielen Briefen des Kantakuzenos an die Byzantiner anfüh
ren. Ich werde von der Länge das meiste auslassen, da es nur belastet, und
zugleich das Unschöne der Ausdrücke aus Respekt vor meinen künftigen Lesern389 hie und da ein wenig aufpolieren und auffrischen; an anderen
Stellen aber werde ich es auch belassen, wenn es den wahren Sinn der
Worte deutlicher zum Ausdruck bringt. 4. « Du weißt, heiligster Herr Pa triarch, » heißt es (in dem Brief), « um die Freundschaft, die ich für dich und
deinen Rang gezeigt, und wie ich dich und alle deine Verwandten geehrt
habe, und auch, wie sehr ich mich dafür eingesetzt habe, daß du auf die
hohe Warte des Patriarchats gehoben wurdest. Keiner der Bischöfe oder
Priester hat dich damals bei der Abstimmung über einen (neuen) Patriar chen überhaupt erwähnt und auch, als ich schließlich deinen Namen vor
brachte, fand ich keine ungeteilte Zustimmung zu diesem Vorschlag, da
deinen Namen bis zu der Zeit große und weite Unbekanntheit kenn
zeichnete. Du weißt jedoch, welche Anstrengung ich damals für deine
Anerkennung unternommen habe, obgleich fast alle sich widersetzten und meinen Einsatz als den eines Tyrannen bezeichneten3 9o• Du weißt weiter, in welche Gefahren von seiten des Apokaukos du danach gekommen bist, als dieser dem Kaiser in den Ohren lag und ihn häufig zu überreden versuchte,
dich abzusetzen3 9 1 • Der Mann, der das alles zunichte machte, war ich. Ich habe Kriegswe�kzeuge gegen Kriegswerkzeuge und Belagerungsmaschinen
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gegen Belagerungsmaschinen aufgestellt und war für dich eine starke Fe stung und ein unerschütterlicher Grundstein. Du hättest also mir mit Glei
chem vergelten müssen, aber du hast mir dafür ein Übermaß an schlimm
sten Dingen zugefügt. Du solltest also jetzt Gott bitten, in ihm nicht einen
ähnlichen Richter zu finden. Wenn du zuvor / versucht hättest, mich von
dem, was du für nützlich hieltest, zu überzeugen, und dabei festgestellt
hättest, daß ich es übelnahm und nicht auf dich hören wollte, hätte dein
jetziges Vorgehen gegen mich einen Grund gehabt. Nun glaube ich aber, dir keinen Grund gegeben zu haben, den du leicht vorschützen könntest, wenn
du darangehen würdest, deine Handelsweise zu verteidigen. Denn nachdem du einmal ohne Grund für die Zukunft jede Einigung mit mir völlig abge
lehnt hast, denkst du nicht daran, die daraus für den rhomäischen Staat
entstehenden Widrigkeiten in Rechnung zu stellen. Wenn du doch bloß,
wenn auch spät, nachdem du die Folgen erfahren hast und die Schäden ununterbrochen vor Augen siehst, deinen Blick auf das Gut des Friedens richten wolltest! Du würdest die Überreste392 der Rhomäer retten, du wür dest auch dich selbst retten und den jungen Kaiser zusammen mit seiner Mutter der Kaiserin Anna. Wenn du aber noch bei den gleichen Dingen
bleiben willst, werde ich wohl nie freiwillig der Verräter meines eigenen
Glücks und meines Lebens werden wollen. Dir aber wird Reue nichts mehr nutzen, wenn du einmal zusammen mit denen, die das gleiche wie du
planen, in Schande um dein Leben bangen wirst. Ich schwöre dir bei der heiligen und lebenspendenden Dreifaltigkeit, dem einen Gott, daß ich we
der, als der selige Kaiser (Andronikos III.) noch lebte, noch nachdem er
gestorben war, geplant oder im Sinn gehabt habe, irgend etwas zu tun, das nicht seinem Willen entsprach, ich meine in bezug auf die Angelegenheiten
der Kaiserherrschaft, oder irgend etwas gegen seine Gattin oder auch gegen beider Sohn, den jungen Kaiser Oohannes V.). Als man mir nach dem Tod des Kaisers kaiserliche Ehre erwies und bei Begegnungen vom Pferd stieg, /
geschah das nicht auf meinen Wunsch, sondern es war ein eigenwilliges
Vorgehen jener Leute. Ich habe immer, und zwar auf eigene Kosten, das
getan, was ihr Leben (das der ksl. Familie) sicherte und für sie eine Burg der
Sicherheit war. Darum glaube ich auch nicht, daß die göttliche Gerechtig
keit für immer schweigen wird. Zu groß ist das Unrecht, das deinerseits
gegen mich und die Meinen entfesselt wurde. Zuviel Blut ist geflossen,
zuviele Einfälle von Barbaren hat es durch deine Bosheit gegeben und gibt es noch, zu viele Gefangene werden Tag und Nacht verschleppt. Schnell
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
aber und hinreichend wird sie (die göttliche Gerechtigkeit) dich bestrafen,
wie auch schon andere, die, während ich mich still verhielt, die Gottheit vor
deinen Augen zu Opfern des Schwertes machte, um dich durch das Unglück
von anderen zurechtzuweisen. Wenn du nun meinetwegen in deiner Seele
gegen einfach alle Christenmenschen diese tierische Roheit nährst und ein Herz besitzest, das härter als alles Eisen ist, und wenn jede Schonung und jedes Mitleid ein für alle Male aus deinem Innern geschwunden ist, dann mögen mir zuallererst das alles sehende und nie schlafende Auge Gottes393
und zweitens die alles Irdische nährende Leuchte der Sonne394 bezeugen,
daß ich meine Rolle in jeder Hinsicht gerechtfertigt habe und keiner weite
ren Worte bedarf. Ich umfasse nun also mit aller Inbrunst meiner Seele
deine Knie und beschwöre dich beim Schöpfer aller Dinge, laß es nicht aus Zauderei dazu kommen, daß du dieses mein Schreiben den Wogen des
Vergessens übergibts und es in die Tiefen des Dunkels verschwinden
läßt, sondern teile es Freunden und Verwandten mit, teile es vernünftigen Männern mit, damit eins von beiden geschehe, daß entweder du auf Män
ner, die dir raten, was gut ist, hören kannst, / oder daß sie selbst Zeugen
werden von dem, was geschieht und wie es ausgeht. »
5. So zog jener den eigenhändig mit roten Buchstaben geschriebenen
Brief395 in die Länge und entfaltete in seinen Bitten einen sehr kleinlichen Charakter, um von der Schale zum Kern (der Sache) zu gelangen396, und machte dort irgendwo Schluß. Ich habe dem Brief nur das Notwendigste
für mein Thema entnommen, um es hier mit gebührender Klarheit wieder zugeben.
4. 1 . Als der Patriarch das hörte397, zeigte er jetzt nicht den gleichen Stolz
wie bei den früher gesandten Briefen. Von den Wogen der Zeit überredet,
eine vernünftigere Haltung anzunehmen, äußerte er sich folgendermaßen:
2. «Man kann wohl mit einigem Recht uns beiden, Kantakuzenos und mir,
den Vorwurf machen, daß wir in der gegenwärtigen Angelegenheit zu
menschlich eingestellt waren und unsere Gedanken nicht auf Höheres rich
ten wollten, als ob nicht, schlicht gesagt, jede menschliche Anstrengung vergebens wäre, wenn die Vorsehung von obenher nicht mitwirkt. Darum
beginnen wir spät und nach langer, bitterer Erfahrung zu lernen, was not
tut, jetzt, wo die Fehler nur noch schwer wiedergutzumachen sind. Er (Kantakuzenos) rief sich Kaiser Michael (VII!.) Palaiologos in Erinnerung
und tadelte das von ihm an dem Sohn des verstorbenen Kaisers begangene Unrecht und die Usurpation der Kaisermach� 9 8 . Er wollte nun selbst auf
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bessere Weise als jener das gleiche unternehmen und entschloß sich, aller
dings auf heimtückische Weise und unter trügerischen und listigen Vor wänden, sich selbst mit der Kaiserrnacht zu umgürten / und den Sohn des
verstorbenen Kaisers durch Heirat mit seiner Tochter zu seinem Schwieger sohn und Nachfolger in der Kaiserherrschaft zu machen399 • Das war viel
leicht eine gerechtere und humanere Methode, die ihren Fuß jenseits der
Grenzen allen Tadels setzte, aber weil das, wie es scheint, nicht dem Willen Gottes entsprach, kam es so, daß auch ich meinen Geist auf gefährliche Gedanken verwandte und als starker Feind mich seinen Plänen entgegen
setzte. Ich erinnerte mich an die geistige Trägheit des damaligen Patriar
chen Arsenios4oo• Sie war, wie ich glaubte, schuld, daß vielfältige, schreckli
che Meineide geleistet wurden und das damalige Unrecht einen Höhepunkt
erreichte. Und daher entbrannte Gottes Zorn heftig und erwuchsen den
Rhomäern die größten Drangsale. Langwährendes Unglück und gewaltige Stürme erhoben sich gegen den rhomäischen Staat und dauern bis heute
fort. Ich glaubte, wenn jener damals ein wackeres Herz besessen und sich
den Plänen und Taten jenes Mannes in bezug auf die Kaiserherrschaft
widersetzt hätte, hätte sich nicht so viel Mißgeschick über die Rhomäer ergossen. Darum wollte ich die Therapie, die damals angebracht gewesen
wäre, aber nicht angewandt wurde, in den jetzigen Zeiten und Umständen
vorführen. Ich nährte Gedanken, die große Einbildung und Arroganz mit
sich brachten, und stürzte mich mit voller Entschlossenheit in den Krieg
gegen Kantakuzenos. Es gab auch mehrere Dinge, die meine edle Motiva
tion bestätigten und mich weiter bestärkten, vor allem, daß er plötzlich eine stolze Haltung annahm, in den Unterschriften seiner Briefe das übliche
« ( Ihr) Diener» wegließ und / der Kaiserin Anna und ihrem Sohn geradezu die Machtausübung nahm401 • Darum also taten wir beide nichts anderes,
als die ganze Kraft der Rhomäer völlig aufzureiben und sie bis auf die Grundfesten zu zerstören, sofern dem Staat noch ein Funken guter Hoff
nung geblieben ist. Wenn man aus Unvernunft ganz auf menschliche Über
legungen setzt, ist es absolut natürlich, daß man einem solchen Verderben
überantwortet wird; ja es entspricht genau der Absicht Gottes, der klar der
Anmaßung der menschlichen Überlegungen Zügel anlegt und offensichtlich
durch die Erfahrung der Dinge den kommenden Generationen eine deutli che Lehre erteilt. Uns passierte geradezu folgendes Sprichtwort, das sagt: «Das Kamel, das sich Hörner wünschte, verlor auch noch seine Ohren402. »
Auch wir begehrten mehr Ansehen und eine höhere Stellung, und jeder von
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
uns beiden glaubte, die Chance zu haben, die Grenzen der Rhomäer auszu
dehnen, und wir verloren auch noch das, was wir hatten. Vordem reich
wurden wir arm, statt angesehen unansehnlich. Was wir hätten bedenken und tun müssen zum Wohl des Ganzen, ehe wir Unglück erlitten, das
verdient nun spät und nach erlittenem Unglück bedacht und getan zu wer den, damit es uns nicht schlechter geht als jenen Fischern (des Sprichworts) , denen erst nach dem Schlag einfiel, was sie hätten tun sollen403 . »
3 . S o dachte und sprach der Patriarch und bearbeitete mit den glaubhaf
testen Argumenten die Kaiserin Anna und versuchte, auch sie zu einem
Vergleich zu überreden. Es sei besser, sagte er, freiwillig mit Kantakuzenos Frieden zu schließen und dabei das beste herauszuholen, ehe sie / gegen ihren Willen von allem beraubt ohne Tränen nicht das geringste würden behalten können. Die Kaiserin war darüber sehr aufgebracht, nannte den Ratgeber einen hinterlistigen Verräter und stieß den Ma!U1 mit beiden Hän
den weit aus ihren Augen. Aus diesem Anlaß begann die Verärgerung der Kaiserin über den Patriarchen404• 4. Denn seitdem die Leidenschaft der Eifersucht, die sie gegen den Kaiser Kantakuzenos und die Kaiserin Eirene aufs kräftigste nährte, von ihr Besitz ergriffen hatte, ertrug sie es nicht, auch nur mit den Ohrenspitzen40S zu deren Gunsten ein Wort über Versöhnung
zu hören. Vielmehr hatte sie das brennende Verlangen und fand ein sonder bares Vergnügen daran, fortwährend jede Art von Beschimpfung und
schändlicher Lästerung gegen sie zu äußern oder solche Äußerungen von
anderen zu hören. Das machte allen in kurzer Zeit ganz deutlich, was die Wurzel des Elends war, woraus der Anlaß des Bürgerkriegs aufkeimte und wieso dieser endgültig den Staat der Rhomäer beharrlich auszehrte und
zugrunde richtete. Es war die eifersüchtige und hämische Haltung der Kai serin Anna, wie ich in meiner obigen Erzählung oft gesagt habe406 • Dafür opferte sie offen das Wohlergehen der Rhomäer und dadurch wurde sie zur
Verräterin des ganzen Staates. 5 . Doch muß man, glaube ich, nicht so sehr ihr zürnen, da sie ja nicht richtig zwischen Gut und Schlecht kritisch unter scheiden konnte; sie war ja eine Frau und von Jugend auf in einer fremden
Lebensart erzogen und absolut nicht imstande, aus der Leidenschaft der Eifersucht zu sich zu kommen. Zürnen muß man vielmehr dem Patriarchen selbst und dem ganzen Senat und den vielen Beratern407, die diesem ver nunftwidrigen / Regime wie Sklaven gehorchten und so gewagt würfelten,
daß sie sich alle freiwillig, ohne es zu bemerken, in die gleiche Gefahr stürzten und sich gegenseitig den gemeinsamen elenden Schiffbruch be-
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scherten. Aber so war die Lage, und die Verärgerung der Kaiserin Anna über den Patriarchen konnte aus dem Funken dieses Anlasses zu einer sich in den Himmel erhebenden Feuersbrunst auflodern.
5.1. Kantakuzenos gab die Hoffnung auf, so Frieden zu erreichen und
versuchte andere Pläne und Taten zu verwirklichen (wörtl. : zu durchak kern). Als erstes nahm er eilig Selymbria aufgrund eines Kapitulationsver
trages ein und errichtete dort zur Sicherung der Akropolis ein starkes Boll werk408 • Dann zog er nach Orestias, versammelte dort die Bischöfe Thra
kiens sowie die, die aus Byzantion geflüchtet waren und sich bei ihm auf hielten, und setzte sich gemäß dem althergebrachten Brauch derer, die die
Kaiserherrschaft übernehmen, die Kaiserkrone aufs Haupt, während der Patriarch von Jerusalem bei diesem feierlichen Akt assistierte409 • Auch die ser war nämlich damals mit den Flüchtlingen aus Byzanz dort anwesend.
Danach unternahm er größere Anstrengungen, Byzanz mit Hilfe von Intri gen und Listen einzunehmen. 2. Er sah auch, wie der Satrap Hyrkanos von Bithynien410 daran dachte, den großen Geschenken und Versprechungen der Kaiserin Anna nachzugeben, und bedachte zugleich, daß dieser alles,
was er selbst gegen die Byzantiner unternehmen würde, erheblich gefähr
den könnte, denn der Mann war ihr unmittelbarer Nachbar und übertraf die anderen Satrapen seiner Zeit bereits an Macht. Darum hielt er es für
nötig, ihn mit seiner Tochter Maria zu verheiraten und so zu seinem
Schwiegersohn zu machen. / Hyrkanos hatte darum schon l ange dringend
und mit brennendem Verlangen nachgesucht und sogar kräftig gedroht, ihn in äußerste Gefahr zu bringen, wenn er die begehrte Braut nicht bekäme411 •
Es war ja gewiß nicht normal, daß ein weit weg lebender Mann, dazu einer
in fortgeschrittenem Alter und ein Barbar, sich vom bloßen Hörensagen in
ein allerdings sehr j unges und schönes Mädchen aus vornehmer Familie verliebt hatte. Als dieser nun sah, daß Kantakuzenos gerade den Wettlauf um sein Leben lief4 12 , hielt er die Zeit für gekommen, seinem Ersuchen
Nachdruck zu verleihen. Darum köderte er ihn mal mit Hoffnungen auf militärische Hilfe, mal versetzte er ihn mit Drohungen in große Angst. Er
war ja zu großem und viel Pracht entfaltendem Reichtum gekommen, be saß ein mächtiges Reich in Asien und verfügte über ein großes Potential von
Waffen und persischen Truppen. So dauerte es nicht lange, da bekam er das
Verlangte und verzichtete sofort auf das Bündnis mit der Kaiserin Anna.
Von da an war Kantakuzenos ein gefürchteter und unbesiegbarer Gegner413 •
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
3. Die Kaiserin Anna ärgerte sich über das Geschehene, gab die in Hyrka
nos gesetzten Hoffnungen auf und wandte sich anderen zu. Eiligst schickte sie aufwendige Geschenke an die Satrapen um Philadelphia und ließ die
Karier und Lyder, Ionier und die ganze Elite der persischen Reiter von dort414 sich sammeln. So ging das Frühjahr ( 1346) zu Ende.
4. Als die Sonne gerade ihre Sommerwende machte, überquerte diese
persische Streitmacht den Hellespont. Sie erreichte fast die Zahl von sechs I
tausend und machte auf ihrem Marsch von dort bis Byzanz alles zur Beute
I der Myser415 , / ohne dabei Unterschied zu machen, zu wessen Machtbereich
das, was ihnen vor die Füße kam, gehörte. Ihnen waren alle Dinge einfach
Mittel, sich zu bereichern. Als sie nun mit ihrer jede Zahl übersteigenden
Menge von Gefangenen und Beute vor den Mauern von Byzanz ankamen
und dort ihr Lager aufschlugen, wurden sie von der Kaiserin Anna eines sehr freundlichen Empfangs für würdig befunden. Sie wollte weder von
dem, was sie taten, Notiz nehmen, noch hatte sie das geringste Mitleid mit jenem großen Leiden und dem allgemeinen Gejammer der Gefangenen, das
zum Himmelsgewölbe aufstieg und die Ohren fast aller Byzantiner entsetz
te und alle Augen zwang, Bäche von Tränen zu vergießen, vor allem dann,
wenn die Barbaren die Unglücklichen wie Kettenglieder am Hals aneinan
dergekettet mit vielen Peitschenhieben vor die Stadttore trieben, sie schlu gen und verwundeten, um sie für viel Geld verkaufen zu können. Dabei
blieb sie vollkommen gefühllos, ja es war, als ob sie am Geschehen ihre
helle Freude hatte. Ich glaube, da sie einem anderen Volk entstammte und außerdem von Natur aus einen harten Charakter hatte, haßte sie alle Rho mäer gleichermaßen und ging radikal gegen jeden Stand vor4 16 • 5. Als aber
jene Türken um rhomäische Soldaten als Führer und Wegweiser baten, die
sie zum Feind führen und im Kampf befehligen würden, herrschte großer Mangel und Ratlosigkeit, denn man hielt die damals anwesenden Bewaff neten nicht einmal für ausreichend, um Byzanz zu verteidigen. Darauf kehr
ten die Perser um und verwüsteten das ganze Vorstadtgebiet von Byzanz / bis hin nach Selymbria. Dort machten sie Frieden mit Kantakuzenos, erhiel
ten von ihm, wie sich versteht, Geschenke und setzten wieder über nach Hause. Sie hatten nichts von dem getan, wofür sie gerufen waren, sondern vollkommen das Gegenteil. So war das41 7 •
6. Vor diesem Jahr, genau beim Aufgang des Orion, war zum ersten Mal
ein Schwertkomet am Himmel erschienen, am Anfang beim Kopf des gro
ßen Bären, und er nahm von dort Tag für Tag seinen Weg durch den
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Tierkreis und kam zum Ende des Löwen, wo damals auch gerade die Sonne ihre Bahn zog, und dort erlöschte er. Auch das schien für den Staat der Rhomäer kein gutes Vorzeichen zu sein41 8 •
6. 1. Jene Lateiner aber, die, wie ich erzählt habe, wegen ihres tyranni
schen Verhaltens vom neuen Dogen Tuzos aus Genua vertrieben worden waren419 , hielten es als Leute, die sich durch Reichtum und Ansehen von der Masse unterschieden, für ehrlos und schändlich, lange Zeit ohne Vater
stadt und eigenen Herd ein herumschweifendes Leben zu führen. Darum
rüsteten sie an die dreißig Schiffe aus und landeten plötzlich auf Chios,
noch ehe die Chioten ihre Anfahrt bemerkt hatten. Sonst hätten sie wohl
reichlicher Lebensmittel herbeigeschafft und wären dann schwer oder gar nicht einzunehmen gewesen. Das ist klar; denn solange ihre Vorräte reich
ten, um den Hunger abzuwehren, leisteten sie den Feinden tapfer Wider
stand, machten häufig Ausfälle aus den Stadttoren und verwundeten oder
töteten viele Lateiner. 2. Als aber die Belagerung / von der Land- und der Seeseite her andauerte und daher jede Lebensmittelzufuhr sowie jede Waf
fenhilfe von außen abgeschnitten waren, ging ihnen alles Lebensnotwendi
ge aus und der Hunger schlich um in der Stadt. Er versklavte zugleich mit den
Leibern auch die Seelen und richtete sie zugrunde, indem er sie in völlige Hilflosigkeit trieb. So gaben die Chioten auf und kapitulierten vor dem Feind420• Ein Opfer des gleichen Unglücks wurden auch die Phokäer an der Küste Ioniens, als die Feinde sofort nach der Einnahme von Chios dort landeten421 • Damit ging der Sommer zu Ende.
3. Als der Herbst gekommen war, rüstete Phakeolatos kaiserliche Trieren
und fuhr aus, um die Chioten zu rächen. Er war ein sehr reicher Mann, aber
nicht von angesehenem Stand, ähnlich wie zuvor Apokaukos. Er war aber ein Mann der Tat und tüchtig in der Bewältigung der verschiedensten
Angelegenheiten422• Er durchfuhr also die Meerenge zur Ägäis und stieß
dabei auf eine feindliche Triere, die gerade ausfuhr, und außerdem auf ein großes Frachtschiff gleicher Nationalität, das vor dem Hafen von Tenedos
am Anker schaukelte. Er griff zu den Waffen, lieferte ein Seegefecht und
eroberte beide; dabei tötete er in der Seeschlacht viele Feinde, verlor aber auch selbst einige seiner Leute. Die Bewohner von Galata betrachteten das
aber als Herausforderung und eine Schädigung ihrer Interessen und unter
brachen sofort die von dort kommende Verproviantierung von Byzanz. Sie
wußten, daß die Byzantiner sich sonst nirgendwoher diese Handelswaren
beschaffen konnten und daß es also bei ihnen lag, ob j ene gut zu leben
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
hatten oder Gefahr laufen würden zu verhungern. Darüber hinaus drohten
sie sogar, / ihnen noch andere furchtbare Dinge anzutun. Dieser Drohung konnten die Byzantiner nicht standhalten und sie versprachen, sowohl die Schiffe zurückzugeben, wie auch den ganzen Schaden für die Waren, die
man in oder nach der Schlacht geraubt hatte, zu ersetzen. Zu diesen Bedin gungen wurde der Frieden geschlossen423 • 4. Trotzdem lebte Phakeolatos in großer Furcht, und schlimme Angstvorstellungen hielten ihn gefangen,
denn die Lateiner verbreiteten häufig die schrecklichsten Drohungen gegen ihn. Deshalb war er gezwungen, immer eine schwerbewaffnete Wache um sich zu haben, wenn er von zu Hause fortgehen wollte und so oft und wo
auch immer er einen Spaziergang machte. So war das, und damit ging der Herbst zu Ende424•
7. 1 . Die Kaiserin konnte sich nicht von jenem Zorn beruhigen und auch
nach langer Zeit ließ die Flamme sich weder in irgendeiner Weise dämpfen
oder löschen, die der Patriarch in ihrer Seele entzünd"et hatte, als er sie mahnte und zu überreden versuchte, wie vor kurzem gesagt wurde425 , sich mit Kantakuzenos auszusöhnen und mit ihm einen dauerhaften Frieden zu schließen, ehe der Staat der Rhomäer völlig untergehen würde. «Denn » , so
sagte er, « Kantakuzenos wächst gehörig an Macht, während wir allmählich
zurückfallen, stets schwächer werden und Gefahr laufen, ins absolute Nichts abzugleiten. » Darum wälzte die Kaiserin in ihrer Seele Pläne über Pläne
und immer neue Pläne über die Art und Weise, wie sie den Patriarchen bequem entthronen könnte. Und sie fand keinen erfolgversprechenderen
Weg, als / Palamas und seine Anhänger sich zu Freunden zu machen und sie gegen ihn aufs kräftigste zu wappnen, denn diese nährten in ihren Seelen
seit langem das Verlangen, ihm Schaden zuzufügen wegen der Aufhebung des Tomos426 • 2. Es traf sich, daß sie seit langer Zeit Palamas in einem der
Gefängnisse des Palastes in Haft hielt, meiner Meinung nach wegen seiner
Freundschaft zu Kantakuzenos, aber laut einem von ihr und ihrem Sohn
mit kaiserlicher Unterschrift an die Athosmönche gesandten Schreiben we
gen der Neuerung der Dogmen, die er in die Kirche einzuschleusen versuch te und durch welche er diese mit großem Wirbel und Sturm erfüllt hatte427 •
Nun aber änderte sie ihre Meinung offen ins gerade Gegenteil und benutzte
ihn als Helfer gegen den Patriarchen. Sie schenkte ihm ihr ganzes Wohlwol
len, bekräftigte seine Ansicht über die Dogmen und ließ sich von seinen
Ratgebungen führen wie das Segel eines Frachtschiffes, wenn ein gewaltiger
und stürmischer Wind von irgendwoher aus dem äußersten Norden ein-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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fällt42 8 • 3 . Darum denn auch strömten die Wogen seiner Dogmen und
Gesetze ungehindert hinein, als ob schon ein Stadttor weit sichtbar den Feinden geöffnet war. Das Vortragen neuer Lehren genoß wieder volle Rede
freiheit, und Unruhe verbreitete sich durch die ganze Stadt, weil Bischöfe und Priester und jene, die in ihrem Geist aus tiefen Furchen der Weisheit ernteten429, widersprachen. Darum erwuchsen andauernde Kämpfe und
Zwiste der Parteien widereinander und durcheinander, und der Übermut der Bosheit erhob sein Haupt / in höchste Höhen43 0 •
4. Während dem so geschah, befand die Kaiserin sich in großem Zweifel
wegen meines S chweigens und sie nahm sich vor, meine Meinung zu erfah ren431 • Gegen meinen Willen rief sie mich wieder herbei, um Schiedsrichter und gewissermaßen Richtschnur zu sein im Zank zwischen ihr und dem
Patriarchen über Palamas. Dabei hatte sie im Sinn, eins von diesen beiden
Dingen zu tun: Wenn ich mit ihr gegen den Patriarchen einer Meinung sein sollte, sollte ich ihre Huld erfahren und ihre großzügige kaiserliche Gunst
genießen, wenn nicht, würde sie jetzt auch ihren, mit der Zeit schon verflo
genen Zorn wegen jenes Galaters erneuern, den sie einst wie einen Altar in den Gemächern ihrer Seele errichtet hatte432 und dort behütete, und würde sie mir die schlimmsten Dinge alle auf einmal antun. 5. Nachdem ich also
hingegangen war und mich gesetzt und sie mich begrüßt und mir zuerst mit
freundlichen Worten zugeredet hatte, trug sie das neumodische Gerede des Palamas vor433 • Sie mußte aber feststellen, daß ich mich nicht überzeugen
ließ, sondern energisch an den Bestimmungen und Gesetzen der Väter so
wie an den schriftlich fixierten Verkündigungen der Synodalüberlieferung festhielt und dazu jene Worte des göttlichen Paulos vorbrachte, der sagt, daß, wenn jemand ein Evangelium verkünden sollte, das außerhalb der
Grenzen seiner Unterweisung liege, er verdammt sei, auch wenn er ein Engel vom Himmel wäre434; denn, so sagte ich, ich könnte nicht etwas anderes mehr als Gott ehren - das wäre nämlich in etwa das gleiche, wie
wenn man mit der linken Hand die rechte abhauen wollte - und ich könne nur alles andere wegwerfen und den Blick auf ihn allein richten. Da sah
man sofort, / wie sie wütend auf mich wurde und mit heftigem Zorn
schwanger ging, um so mehr, da die bei ihr Sitzenden ihr schmeichelhaft
zustimmten und heftig applaudierten. Darum entließ sie mich auf üble Art und sprach ein Machtwort435 ; sie verlangte nämlich sofort meine schriftlich
fixierte Meinung, damit ihre Gesinnungsgenossen möglicherweise fundier ter widersprechen könnten436• 6. Und das ist es, was wohl auch meine
158
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
Zunge zum notwendigen Widerspruch veranlaßte43 7, indem ich meine Be
sucher anspornte, ganz tapfer auf den Grundfesten der überlieferten Ortho
doxie zu stehen und vor den jetzt grassierenden neuen Lehren keinen Deut (gr. Punkt) zurückzuweichen. Ich erinnerte sie an die Mahnungen der Evan
gelien und der Apostel und an die Worte, die der große Theologe Gregorios sprach, als er in ähnliche Gefahren für die Kirche gekommen war; er sagte:
«Wir, die wir bis zu jedem Akzent und jedem Hauchzeichen peinlich genau
aufzeichnen, werden nie dulden - denn das wäre unerhört -, daß jene, die
auch nur die geringsten Akten niedergeschrieben und bis heute überliefert haben, sich umsonst angestrengt hätten; vielmehr sollen sie uns als Denk schriften dienen, die uns, wenn je die Zeit dazu kommt, bei der Untersu
chung ähnlicher Dinge belehren können. So werden wir das eine vermeiden und das andere auswählen können, indem wir die vorgegebenen Beispiele gewissermaßen als Regeln und Muster befolgen43 8 . » Ich erinnerte auch an
das, was in ähnlicher Weise der große Basileios in seiner Rede über den Glauben sagt, indem er mahnt, auf jene Namen und Worte zu verzichten,
die nicht wörtlich in der Heiligen Schrift vorkommen, auch wenn sie jenen / Sinn wiedergeben, den die Schrift enthält43 9 • 7. Aber wer bei Windstille
ruhig im Hafen sitzt, wird, so scheint mir, nicht leicht ohne Irrtum ein
richtiges Urteil abgeben können, wenn er sich von den Anstrengungen derer
ein Bild machen will, die sich in einem Meer von Wogen und in wüsten Winden abkämpfen440 ; gleichfalls wird einer im Sommer nicht leicht Art und Ausmaß der winterlichen Kälte beurteilen können. Genau so aber wird
auch der, der solche Kämpfe (um die Orthodoxie) nicht erlebt hat, leicht
irren, wenn er dann aus einer Position der Ruhe über jene urteilt, die sich in langen Kämpfen zur Verteidigung der Wahrheit abmühen. Er hat die Zun
ge leicht bereit zur Beschimpfung, weil man (den Gegner) nicht durch Wort und Tat überzeugt und keinen vollen Sieg errungen hat, denn er mißt das
Ergebnis von Worten und Taten an (den Möglichkeiten) der (eigenen) ge
genwärtigen ruhigen Zeit und nicht an (jenen) der damaligen (Zeit voll)
Gewalt, da er, wie es scheint, nicht verstehen kann, daß die Zeit des Kamp
fes und die Zeit der Ruhe nicht die gleichen Regeln und Möglichkeiten haben, so wenig wie Winter und Sommer oder Hafen und Sees turm. Es ist
ja doch allen ganz klar, daß, wenn die Zeit der Wettkämpfe zu Ende geht,
zugleich auch die genaue Kenntnis des Ablaufs und die angemessene Beur
teilung der Vorgänge mit verschwinden. Derselbe (der aus falscher Sicht
urteilt) scheint mir, auch die einstigen Blutzeugen der Wahrheit der Krö-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
771/7721773
nung ZU berauben, weil sie zwar die ganze Rennbahn des Wettkampfes
(=
des Martyriums) durchliefen44\ aber weder die Tyrannen überzeugten,
noch ihnen, weil sie sie nicht überzeugen konnten, den Kopf abschlugen und sie mit Gewalt aus diesem Leben beförderten. Weil das so ist, wäre es
auch nicht gerecht zu glauben, ich hätte Beschimpfung verdient, weil ich
zwar gut sprach, aber keineswegs / auf die entgegengesetzte Meinung der
Kaiserin einwirken konnte; vielmehr ist es gerecht, ihr vorzuwerfen, daß sie sich nicht überzeugen ließ, obgleich ich gut sprach. Denn der Worte Herr
war zwar ich, der Taten aber die Hand der Herrscherin. Und über jede Beschimpfung stellt mich die Tatsache, daß es nicht nach meinem Wunsch und meinem auf das beste gerichteten Streben lief, denn das Wort des
Friedens mahnt, nicht mit der Faust auf die Feinde der Wahrheit loszuge
hen, sondern ihnen mit Sanftmut und mit freundlichen Worten gleichsam wie mit offenen Armen zu begegnen442• 8 . Nicht Tadel also, sondern viel mehr Bewunderung verdient es, daß ich, obwohl ich leicht durch das
Schweigen meiner Zunge das kaiserliche Wohlwollen hätte erkaufen kön
nen, das große Freigebigkeit an Gunstbeweisen versprach, eine unerschüt
terliche Haltung bewahrte und innerhalb der Grenzen der gewohnten und
auf das Gute zielenden Ordnung blieb, so daß ich die Gesinnung meiner
Seele rein erhielt. Ich glaubte weniger den Menschen gefallen zu müssen als Gott, der das Verborgene sieht443 • Die Menschen sind nur Zeugen dessen,
was in aller Offenheit getan wird, und man kann sie gelegentlich auch in die Irre führen, wenn einer die Früchte der Bosheit unter den Formen und
Farben der Tugend versteckt. Gott aber drückt den Bewegungen des Her
zens selbst, die den Werken vorausgehen, die Spuren seiner Prüfung auf
und richtet inmitten der Anfänge der Überlegungen seinen Richterstuhl auf, wo Form und Farbe keine Möglichkeit haben, etwas zu verhüllen, wenn dort ein Schößling der Schlechtigkeit aufwachsen wollte444•
. 9 . Nach diesen Ereignissen saß ich nunmehr zu Hause und erwartete Tag
und Nacht, daß gegen mich die Verbannung verhängt würde. Bald wäre
wohl auch das gegen mich Geplante in die Tat umgesetzt worden, wenn
nicht / Kantakuzenos inzwischen Byzanz eingenommen hätte445 • Darüber
werde ich jetzt genauer berichten.
8. 1 . Wie ich vorher erzählt habe446 , war Phakeolatos zugestanden wor
den, eine bewaffnete Leibwache zu halten, da er wegen dem Ärger, der vorausgegangen war, sich vor der Eigenmächtigkeit der Lateiner fürchtete.
Zu ihm nun kamen einige Männer, die heimlich Briefe des Kantakuzenos
160
!
�-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
empfingen des Wortlauts, daß sie einen Weg ausfindig machen sollten, der ihm den Einzug in Byzanz leicht machen würde447 • Damit waren große
Versprechungen von Geld und Ehrenämtern verbunden. Diese Männer gin
gen also zu Phakeolatos und machten ihn zu ihrem Parteigänger. Sie offen
barten ihm den Inhalt ihrer Pläne, und er versprach ihnen auch selbst mit ganzem Einsatz tatkräftig zu helfen. 2. Darauf stellte er einen zweiten
Kampftrupp auf, größer als den ersten, denn das lag in seiner Macht; er
hatte ja vorher von der Kaiserin die Genehmigung erhalten, wegen der vorausgegangenen Sache mit den Lateinern sich eine so große Wache zu
beschaffen, wie er konnte. Nun ging er also voll ans Werk. Seine Mitwisser
hatten ihm bereitwillig die Aufgabe des Kommandanten und Feldherrn
überlassen, und nun wollte er seinen Eifer nicht mit Dingen vergeuden, die viel Zeit erfordern, sondern sich auf den Kernpunkt des Unternehmens
stürzen und bald mit der ihm zur Verfügung stehenden Macht alles riskie
ren, um so mehr, als sich bereits großer Mangel an ebenbürtigen Waffen in
der Stadt breitrnachte. Er informierte also Kantakuzenos, der sich unweit
von Byzanz aufhielt, über den ganzen Plan des Unternehmens und empfahl
ihm, schnell mit wenigen / ausgewählten Reitern herbeizureiten, damit die
Gegner nicht dahinterkämen, was vor sich gehe. An einem bestimmten Abend sollte er dann auf leisen Sohlen (herankommen und) vor den Stadt
mauern auf der Lauer liegen und abwarten, daß man die Tore von innen
aufbreche. 3 . Sofort, als die erste Nachtwache angebrochen war, zur Stun
de, wo die meisten Menschen gerade die abendlichen Lichter löschen und
ihre straffen Augenlider dem Schlafe überlassen und alle Straßen der
Stadt von jeder Menschenrnasse leer sind, ließ er seine Mitwisser unter den Reitern von Byzanz sowie seine engsten Verwandten kommen, dazu jene Phalanx von Fußknechten, die, wie ich gesagt habe, für ihn eine Kompanie
von Leibwächtern und Beschützern bildete. Mit all diesen Leuten - mehr als hundert waren es - zog er zum Tor, das man das Goldene nennt448,
brach es auf und öffnete, von dort beginnend, sofort alle anderen gleichfalls
und marschierte bis nahe an den Palast. 4. So gelangte der Kaiser mit seiner eigenen Streitmacht hinter die Stadtmauern, wobei die Vorsehung seinen
Einzug völlig rein hielt von der Befleckung mit Stammesblut. Langsam
und in gemessener Ordnung rückte er bis zu den Toren des Palastes vor,
während schon der Tagesanbruch seinen Glanz verbreitete449 • Da er jedoch
die Tore geschlossen fand und zugleich auf der Brustwehr eine Wache und feindliche Waffen sah, kehrte er um und zog sich schrittweise zurück.
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
n41n5f776
Spontan entschied er, daß es nötig sei, erst einmal in die hohen Häuser gegenüber vom Palast anstelle eines anderen befestigten Feldlagers einzu ziehen und zu überlegen, was zu tun sei. / Es war damals der dritte Februar des Jahres 6855 (3 . 2. 1347)450, und der Kaiser Kantakuzenos verhielt sich so. 5 . Die Kaiserin Anna aber sah, eingeschlossen in dieser Burg, vor ihren
Augen, wie ihre Anstrengungen in politischer Ohnmacht endeten. Trotz dem war sie nicht fähig, endlich umzudenken und einzusehen, was not täte,
obwohl sie im Palast weder die nötigen Waffen noch eine ausreichende
Menge Soldaten besaß, um ihn zu bewachen, vielmehr sandte sie Leute aus,
die heimlich das Volk von Byzanz gegen den Kaiser noch aufhetzten und aller Ohren mit großen Hoffnungen füllten, und zugleich forderte sie aus
Galata lateinische Truppen an sowie alles, was sie für die Verteidigung an Projektilen und Kriegsmaschinen brauchte451 • Der Kaiser Kantakuzenos ersuchte sie zwar, ihm die Burg friedlich und freiwillig zu übergeben, wenn sie die Kaiserrnacht auch nach der Niederlage mit ihm teilen wolle. Sie
würde mit ihrem Sohn Vorrang haben in allem, was ihnen die mit entspre
chender Ehrfurcht und Pracht gezollte Ehrenbezeugung für die Kaiserwür de bringe; dies gelte für die Akklamationen wie für die öffentlichen Auftrit
te und für die Sitz(ordnung)en sowie für alles, wo es angebracht sein wür de ; so sei es ja vom Anfang an seine Absicht gewesen452 • Sie solle also nicht
auf diese Weise die Zeit vertun und das eindeutig mit einer Eroberung
verbundene Risiko nicht abwarten. Aber sie erwiderte, sozusagen, das Sky
thenwort453, und befahl, die Überbringer der Botschaft von der Mauer
herab mit Beschimpfungen (den Kopf) zu waschen und das Gesagte nicht einmal mit den Ohrenspitzen anzuhören454•
6. Kaum war der Abend gekommen und beschäftigten sich die Menschen
mit dem Anzünden der Lichter, da fuhren / zwei schnelle Trieren von den
Leuten aus Galata an die Küste heran, voll mit lateinischen Soldaten und
.
Waffen. Sie hatten vor, eins von diesen beiden Dingen zu tun: entweder mit der ganzen Besatzung (in den Palast) einzudringen und an der Seite der
Kaiserin zu kämpfen, oder sie mit ihren Kindern und ihrem Vermögen von
dort zu entführen und mitzunehmen. Doch Kantakuzenos und seine Leute
bemerkten ihre Anfahrt, umstellten sie mit vielen Bogen(schützen) und
vertrieben sie schnellstens. Die Burg bewachten sie nunmehr von außen,
indem sie eine ausreichende Streitmacht heranführten. 7. Alle anderen wa
ren nun dafür, am folgenden Tag zur Belagerung überzugehen und die
Entscheidung über den Sieg den Waffen zu überlassen, aber sie schienen mit 1 62
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
dieser Bereitschaft dem Kaiser Kantakuzenos gar keinen Gefallen zu tun. Er
hielt an seiner gewohnten Einstellung fest455 und glaubte, daß es besser sei,
sein Ansinnen zu verwirklichen, ohne stammverwandtes Blut zu vergießen.
Ihm gefiel es, eine zweite und dritte Gesandtschaft zu entbieten und an das
Frühere zu erinnern, wie die Dinge angefangen, wohin sie geführt und
welches Ende sie jetzt genommen hatten, eben jenes Ende, das er selbst immer beschwörend vorausgesagt hatte, im geheimen und öffentlich, in
Briefen und durch Gesandte. Er rief also den Erzpriester (Bischof) von Philippi zu sich sowie all jene, die zusammen mit ihm vor etwa zwei Jahren
von der Kaiserin Anna als Gesandte zu ihm nach Didymoteichon geschickt worden waren, wo er sich damals aufhielt456, und sagte folgendes :
8 . «Einst zürnte der Herr seinem geliebten Volk der Juden, denen er
zuvor durch Moses das Gesetz gegeben und beschwore� hatte: 'Gib acht,
Himmel, denn ich werde sprechen, höre, Erde, die Worte aus meinem
Mund', / und er hielt den gleichen Juden ihre späteren Übertretungen vor
und beschwor sie durch Isaias: 'Höre zu Himmel, horche du Erde, ich zeugte Söhne und erhöhte sie, aber sie verwarfen mich.' Und so weiter45 7• Auf die gleiche Weise rufe auch ich heute euch herbei als Zeugen dessen,
was ich einst zu euch und durch euch der Kaiserin Anna sagte. Denn ich
glaubte, jetzt an diese Worte erinnern zu müssen, und will gerade euch, die
damals von ihr als Gesandte zu mir entboten wurdet, nun endlich als
Gesandte von mir zu ihr entbieten. Ihr wißt gewiß (noch), was ich euch der
Kaiserin zu berichten hieß, als ihr kamt, um ihre Gesandten bei mir zu sein.
(Ich sagte: ) 'Gott, der gerecht ist, weiß auch, gerecht zu urteilen und den
Dingen einen gerechten Lauf zu geben. Wie Gott gewöhnlich verfährt mit denen, die Unrecht tun, und denen, die Unrecht erleiden, das hoffe ich nun
auch in der jetzigen Lage zu sehen.' Aber wozu alles im einzelnen durchge hen vor Leuten, die es wissen ? Ihr wißt doch, wie ich den Untergang derer,
die mir nachstellten, und diesen meinen Einzug in Byzanz vorausgesagt
habe, nicht weil ich ein Wahrsager wäre, sondern da ich auf das nie schla fende Auge Gottes45 7a schaute, das über die Gerechtigkeit wacht, und da ich die Missetaten, die mir von euch völlig ungerechterweise zugefügt wurden,
ihm anvertraute, erwartete und prophezeite ich vor euch als Zuhörern den
Ausgang. Darum hielt ich es auch der Sache am angemessensten, euch und
niemand anders als Zeugen zu benennen und als Gesandte zur Kaiserin zu
schicken. Ihr sollt das Frühere mit dem Gegenwärtigen, die Voraussagen
mit dem Ausgang verbinden und sie so mahnen, den Thron der Gerechtig-
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ÜBERSETZUNG: KAPITIL XV
777/7781779
keit ZU respektieren, / nicht länger gegen Gott zu kämpfen und zu versu chen, das gerechte Urteil Gottes zunichte zu machen, indem sie so offenbar zum Verderben ihrer Kinder und ihrer selbst das Unmögliche wagt. Meine
Gesinnung ist noch immer die gleiche; auch wenn ich in kurzer Zeit mit Waffen und Streitkräften die Burg und alle darin in meine Macht bringen könnte, entspricht das nicht meinem Willen. »
9 . Nach diesen Worten schickte er die Männer fort. Sie gingen hin und
überbrachten der Kaiserin Anna die Botschaft und trugen von Anfang an alles zusammenhängend vor. Sie erreichten aber nicht mehr, als daß sie die
Bosheit der Kaiserin noch mehr aufbrausen sahen, worauf sie entsetzt zurückkehrten45 7b• Als der Kaiser das hörte, erkannte er, daß die Kaiserin unvermindert an ihrem Starrsinn festhielt, daß ihre Worte wie ihre Gesin
nung die gleiche Härte behielten und daß keiner der früheren Fehlschläge
sie veranlaßt hatte, klar zu sehen, was ihr Vorteil war. Darauf wollte er zuerst den Ausgang der Sache dem Gesetz des Krieges und der Belagerung
anvertrauen, dann aber hielt er sich wieder zurück und übertrug die Bera
tung, was zu tun sei, wieder der besseren Fügung der Sanftmut. 1 0. Aber das gefiel den Soldaten und Anführern um ihn nicht. Daher kamen sie am
nächsten Tag untereinander insgeheim überein, plötzlich die Burg anzugrei
fen, ehe der Kaiser es bemerken würde. Kurz nachdem die Sonne im Süden
stand, erhoben sie die Feldzeichen und bildeten einen Ring (um die Burg) .
Die einen benutzten weitreichende Geschosse, die anderen nahmen Feuer
und Bündel trockenen Holzes und zündeten das Tor der Burg auf der Seite
der Blachernenkirche / an. Und sogleich strömte die Masse der Soldaten
hinein. Nachdem so die Seeseite der Burg eingenommen war und die Solda ten den Besitz der Bewohner geplündert hatten, dachten sie nicht daran,
schon mit diesem verheerenden Angriff aufzuhören. Bereits machten sie
sich daran, auch den höhergelegenen Teil der Burg zu nehmen, und offen dorthin die voll entbrannte Fackel des Krieges hineinzutragen. Und es wäre
wohl auch dieser Teil alsbald ein Opfer der Erstürmung und des Feuers
geworden, hätte nicht der Kaiser Männer geschickt, die der überschäumen den Angriffslust Einhalt geboten. So ungefähr war das.
1 1 . Die Kaiserin Anna hatte jene ganze Nacht in den größten Ängsten
verbracht. Bei Tagesanbruch rief sie ihre Leute zu sich und beriet mit ihnen,
was zu tun sei. In gemeinsamer Abstimmung entschloß man sich, die Hand zum Frieden zu reichen457c• Man wollte aber nicht um Verzeihung für die begangenen Vergehen nachsuchen - das hielt die Kaiserin für einen Aus-
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n9178 0
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
druck von Kleinmut und alles andere als glücklich; so sehr waren Härte
und Stolz in ihrer Haltung verschmolzen - , sondern man wollte in aberwit ziger Arroganz eidliche Zusicherungen über große und merkwürdige Dinge
verlangen. Abgesehen von anderen Forderungen, die völlig unangemessen
waren, erhob man Anspruch auf die Alleinherrschaft und lehnte eine Mit
herrschaft ab. Um auf Kleinigkeiten keine lange Rede zu verschwenden, als
sie das Ziel dieser unangebrachten Hoffnungen nicht erreichte und Angst bekam, sie könnte, da die Sache für sie auf des Messers Schneide stand45 8 , auch gegen den Willen des Kantakuzenos durch andere umgebracht wer
den, die von ihr Nichtwiedergutzumachendes erlitten hatten, stimmte sie
dem großmütigen Einigungsvorschlag des Kaisers zu, sowohl mitzuregieren als auch Vorrang zu genießen459 • / 9. 1 . Jetzt wurde der Palast geöffnet, und die Gefangenen, die Adeligen
wie die anderen Standes, strömten massenweise hinaus. Nur dem Patriar
chen Johannes, der soeben seines Amtes enthoben worden war, war es nicht gestattet worden, fortzugehen460 • Über ihn hätte ich allerdings einiges einflechten müssen, ehe ich an diesem Punkt meiner Erzählung angelangte;
aber der Ablauf der anderen Ereignisse hat mich gegen meinen Willen
ungestüm mitgerissen.
2. Von dem Augenblick an, da die Kaiserin Anna sich mit Kantakuzenos
verfeindete, hatte sie in diesem Patriarchen ihren treuesten Berater und
Helfer gehabt bei allem, was heimlich oder in aller Offenheit unternommen
wurde. Das eine Mal war sie vollkommen von seiner Meinung abhängig gewesen, das andere Mal hatte sie ihn in ihrer Abhängigkeit gehabt; kurz
gesagt, die beiden waren in allem eines Sinnes gewesen, unter anderem auch
hinsichtlich der neuen und der Kirche Gottes völlig fremden Lehren, die
Palamas als Glaubenssätze verkündete. Beweis für diese Behauptung sind
die Briefe gegen Palamas, die sie zusammen mit dem Patriarchen den Män
nern zusandte, die auf dem Athos ein Leben der beschaulichen Ruhe füh
ren, ich meine sowohl ihre eigenen wie auch jene, die ihr Sohn, der Kaiser Johannes, auf ihren Befehl schrieb461 • Darin stand vor allem dies geschrie
ben, daß man nicht glauben solle, Palamas befinde sich deswegen in Haft
und im Gefängnis, weil er sich auf die Seite des Kantakuzenos gestellt habe.
Der Grund sei vielmehr, daß er ungeniert herumziehe, um einen Schwarm unerschaffener, unendliche Male unendlicher463, miteinander nicht harmo
nierender Gottheiten zu lehren, von denen er die einen als übergeordnet und nur geistig erkennbar, die anderen als untergeordnet und sichtbar
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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bezeichne, und daß er durch diese und ähnliche Gotteslästerungen / die Kirche Gottes verwirre und in Unruhe versetze. 3 . Dieses Höchstmaß an
Übereinstimmung und Einigkeit der beiden, des Patriarchen, meine ich, und der Kaiserin, dauerte, bis der Patriarch nach genauer Prüfung der Lage an
der Rettung des Staates verzweifelte und ihr zu raten begann, was nützlich
war, und zum Berater wurde, der auf Versöhnung und Frieden mit Kanta
kuzenos drängte; von dem Augenblick an, da der Patriarch sich entschloß,
diesen nützlichen Weg zu gehen, versetzte er sofort auch die Kaiserin in
Wut gegen sich. Das war der Anfang, und damit begann die Auflösung jener Eintracht und Gesinnungsgleichheit46 3• Und es war eine Krankheit, die kein Pflaster und keinen Verband ertrug. Von da ab richtete die Kaise
rin ihr ganzes Augenmerk auf die Absetzung des Patriarchen. Sie drehte und wendete in ihrem Innern j ede Art von Überlegung und fand für dieses
Vorhaben kein effektiveres Mittel als jene Lehrsätze, die sie zuvor von ganzem Herzen verworfen hatte, und jene gesetzlosen Reden mit Palamas
und den seinen zu teilen, um sie so zu ihren Freunden zu machen und sie als
eifrige Mitkämpfer gegen den Patriarchen zu benutzen.
4. Als erstes befahl sie nun, ihn aufgrund eines Ausgangsverbots in sei
nem Haus wie in einem Gefängnis einzuschließen. Darauf versammelte sie
Tag und Nacht Bischofssynoden und hetzte sie gegen ihn auf. Als sie nun einmal für den nächsten Tag eine Bischofsversammlung anberaumt hatte,
um ihn abzusetzen, hielt jene Nacht sie davon ab, da diese ihr eine schwere
Halsentzündung bescherte und sie völlig unerwartet in Todesgefahr ver setzte464• Danach umgaben sie drei / Tage lang Todesängste, die ihren Geist verwirrten. Gottes Langmut hielt die Pfeile seines endgültigen Zornes noch
zurück und schob den Untergang der Frau hinaus, malte aber in dieser Krankheit und diesen Vorgängen ein schwaches Bild seiner Drohung, um
ihrer wütenden Seele Zeit zur Reue zu geben. Als aber der vierte Tag Erleichterung brachte und die Überwindung (der Krankheit) herbeiführte,
besann sie sich wieder auf ihre frühere Haltung gegenüber dem Patriarchen
und griff ihre früheren Pläne wieder auf. Sechs Tage waren inzwischen
vergangen, da setzte sie wiederum den nächsten Tag fest und befahl den Bischöfen erneut zum gleichen Zweck zusammenzukommen465 • 5. Als nun die Sonne gerade über den Rand der Erde hervorguckte, kam in großer Eile
ein in beschaulicher Ruhe lebender Mönch zu ihr, der gewohnt war, sie
häufig zu besuchen, um die geheimen Bekenntnisse ihrer Gedanken anzu hören466 • Er übergab ihr einen Brief und sagte, er habe ihn, als er in aller
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
Frühe zufällig fortging, vor seiner Tür gefunden; er wisse nicht, wer ihn dahin geworfen habe und weshalb. Das Geschriebene enthielt als erstes
schreckliche Verfluchungen gegen jenen geistlichen Mann und Androhun
gen fürchterlicher Strafen, die Körper und Seele langwährenden und uner
träglichen Schmerz bereiten, wenn er aus Feigheit oder aus welchem Grund auch immer den Brief zurückhalten wolle und nicht bereit sein würde, ihn
der Kaiserin zu übergeben. Dann richtete das Schreiben das Wort an die Kaiserin, und der Sinn des Gesagten war folgender: « Wenn Du nicht auf
hörst, die heiligen Dogmen der Kirche zu bekämpfen und Krieg gegen sie zu
entfesseln, wirst Du dem nicht vorbeugen können, daß Du Deine Macht zugrunderichtest und / Dir selbst persönlich den Untergang Deines Anse hens bereitest und bewirkst. » Als die Kaiserin das mit eigenen Ohren ge
hört hatte, wurde sie zornig und schrie den Mann laut an, beschimpfte ihn
heftig und drohte ihm die schlimmsten Dinge an, wenn er sich künftig noch
im Kaiserpalast würde blicken lassen. Darauf zerriß sie den Brief und ver
folgte mit großer Wut das festgesetzte Ziel gegen den Patriarchen. Sie rief die Bischöfe und alle Parteigänger des Palamas zusammen und betrachtete das Gehörte als leeres Geschwätz467• 6. Geschlossen blieben deshalb die
Tore des Palastes für alle, die für den Patriarchen sprechen würden, ausge
schlossen wurde aber auch der Patriarch selbst von jeder Redefreiheit und
von der Begegnung mit jener Bischofssynode. So machten sie ihm in seiner
Abwesenheit den Prozeß und brachten das Absetzungsurteil gegen ihn zu
Papier, aus keinem anderen Grund, als weil er Palamas und seine neue
Lehre dem Anathem unterworfen und den zu dessen Gunsten ergangenen Tomos durch andere, spätere Tomoi aufgehoben hatte468 • Jenen Tag also
verbrachte die Kaiserin mit diesen Dingen und gegen Sonnenuntergang setzte sie denen, die für die Absetzung des Patriarchen gekämpft hatten,
einen reichgedeckten Tisch und ein üppiges Trinkgelage vor. Ein wenig schickliches Gelächter und lustige Schwänke sorgten von allen Seiten für fröhliche Klänge beim Schmaus. Aber als die Nacht bis zum Hahnenschrei
gekommen war, verwandelte sich jene Fröhlichkeit in ihr Gegenteil. Am Abend herrschte Jubel und am frühen Morgen Wehklagen469 • So war das.
7. Für den Kaiser Kantakuzenos gab es, als er in den Palast gelangt / war,
keinen angemessenen Platz, um sich aufzuhalten, und das, obgleich seine
Gattin noch gar nicht da war, sondern sich noch in Didymoteichon auf
hielt. Die Räume, die dem Kaiser passenden Wohnraum hätten bieten kön
nen, hatte schon die Kaiserin Anna mit ihrem Sohn Kaiser Johannes belegt,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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und er vertrieb sie nicht daraus und hinderte sie nicht daran, sich dort, wie vorher, aufzuhalten. So, wie er ihnen klar den Vorrang in der Sitzordnung
und bei den Akklamationen überließ, so tat er das auch bei den Wohnräu
men. Selbst gab er sich damit zufrieden, in den Räumen um den großen Saal
des alten Alexios oder besser gesagt in deren Ruinen zu wohnen470 •
8 . Den Patriarchen Johannes, den er damals als Gefangenen im Palast
vorfand, würdigte er keiner Begrüßung. Der war ja sein Verfolger und ein
erbitterter Feind gewesen von Anfang an, und darum konnte er ihm nichts
Gutes tun; sein Herz war nicht bereit, Milde walten zu lassen. Aber er hielt
es auch nicht für nötig, seinem Unglück Mißhelligkeiten hinzuzufügen.
Allerdings machte er sich den Vorschlag des Palamas zu eigen und ließ seiner Absetzung aus dem Bischofsamt eine nochmalige Absetzung folgen;
zugleich befahl er, ihn einstweilen in das Kloster des göttlichen Basileios abzuführen, und sandte ihn kurz darauf nach Didymoteichon47 1 •
9. Diese Vorgänge bedürften zwar einer eigenen, ausführlicheren Be
handlung, aber ich habe sie auf diese Weise nur summarisch und sehr
gedrängt erzählt; diese Themen weniger wortkarg darzulegen, überlasse ich
vielen anderen Zungen, die mal so, mal so immer von allenthalben ihre Zielsetzung zu irgend einem Lauf / zusammengeschmiedet haben471• Wer
will, kann sie leicht ausfindig machen und dann die bunte Vielfalt dieser
Themen genauer kennenlernen. Weil das so ist, kann ich nun zum Ablauf der Ereignisse meiner Geschichte zurückkehren, um diese weiter zu verfol
gen, und von da an (wo ich von meinem Thema abkam) die Fortsetzung meiner Erzählung beginnen. Ich will dabei der Kürze wegen das meiste, was
inzwischen geschah und von vielen anderen privat oder öffentlich vorgetra gen wurde, beiseite lassen.
1 0. 1 . Palamas und seine Leute hatten nur eines im Sinne, immerzu, nah
wie fern, ihre neuen Lehren zu festigen und auszubauen. Als sie nun sahen,
wie die Lage der Byzantiner schwächer wurde, die des Kantakuzenos aber sich mehr und mehr festigte, schmeichelten sie zwar nach außen hin und
offen der Kaiserin Anna mit Hilfe der ihr vertrauten Beamten und der zahlreichen Dienerschaft des kaiserlichen Frauengemachs, um sie und alle
Leute ihrer Umgebung als ihre Mitstreiter zu haben (denn vom bösen Geist
angestachelt, entwickelten sie eine Geschicklichkeit darin, die Meinungen
der Menschen leicht zu unterlaufen und aus den Angeln zu heben). Aber
heimlich favorisierten sie durch Briefe und vielfältige Intrigen Kantaku zenos, den sie aus der Ferne ebenfalls zu ihren neuen Lehren hinüberzogen
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
und sich gefügig machten. Deshalb halfen sie auch aufs kräftigste den
Verrätern beim Einzug des Kantakuzenos in Byzanz473 • So machten sie sich
für die Zukunft seine ganze Gesinnung sklavisch untertan, und gering und
kaum der Rede wert schien ihnen alles, was sie daran zu hindern drohte, Kantakuzenos zu allem, was sie wollten, / hinzuschleppen474, seitdem es ihm zugefallen war, mit der ganzen Kaiserrnacht umgürtet zu sein. 2. Pala mas schien es gemäß seinem Charakter475 am wirksamsten, eins von diesen
beiden Dingen zu tun: entweder, wenn möglich, sich selbst auf dem Patriar
chenthron zu installieren oder zumindest, als zweite Wahl, irgendeinen aus
seiner Anhängerschaft. Die Sache lief aber für ihn nicht nach Wunsch, und so geschah es, daß an seiner Stelle Isidoros nominiert wurde, der zuvor zum
Bischof von Monembasia gewählt, dann aber, da auch er in die neuen Lehren des Palamas verstrickt war, abgesetzt und aus der heiligen Gemein schaft ausgeschlossen worden war476 • Wegen seiner Wahl zum Patriarchen zerbrach denn auch sofort die Einheit der Kirche. 3 . Zu�rst versammelten
sich die meisten Bischöfe in dem Gotteshaus der heiligen Apostel, dann ein zweites Mal im Kloster des heiligen Erzmärtyrers Stephanos477 und spra
chen über Isidoros selbst und alle Gleichgesinnten das kanonische Anathem aus. Sie bekräftigten das Urteil gleich mit ihren Unterschriften und sandten es ihnen freimütig ZU478 • Diese gerieten darüber in große Wut und entfach
ten den Zorn des Kaisers gegen sie. So kam es, daß die einen von nun ab
(vom Kaiser) übersehen und aus angesehenen zu Leuten ohne Ansehen, von
wohlhabenden plötzlich zu mittellosen wurden, während andere aus der großen Stadt ins Exil gingen, teils freiwillig, teils auch unfreiwillig479 •
4. Was danach geschah, kann man bei anderen, die darüber erzählen, aus
führlicher nachlesen48 o, wie sie alle sich zerstreuten, der eine hier-, der
andere dorthin, und wie sie mit ihrer freimütigen Sprache und ihren Ankla
gen hinausgeworfen wurden, und weiter, wie von den Orthodoxen überall
zu Wasser und zu Lande viele Briefe nach Byzanz kamen, / voll von heiligem Eifer, die Palamas zusammen mit Isidoros und allen Gesinnungsgenossen einem klaren Anathem überantworteten, Briefe meine ich von Bischöfen
und Priestern aus Antiochia, aus Alexandreia und Trapezunt, aus Zypern und von Rhodos und ihren orthodoxen Nachbarn, von den Mysern und
Triballern und von allen, die es kraft langer Tradition gewohnt waren, den
Vorschriften der heiligen Väter treu zu bleiben und keine Neuerungen, von
wem auch immer, anzunehmen, auch wenn ein Engel aus dem Himmel sie
überbringen würde48 1 •
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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1 1 . 1 . Ich bin aber, ohne es zu bemerken, durch die Vielfältigkeit und die
Verschiedenartigkeit der Themen soweit abgeschweift, daß ich auslasse,
was das Wichtigste scheint. Das ist, wie der eine den anderen als Beschaffer und Spender der eigenen Würde benutzte, Isidoros Kantakuzenos für die
des Patriarchen und Kantakuzenos Isidoros für die zweite Übernahme der Kaisermacht. Denn die Proklamation, die früher in Didymoteichon stattge funden hatte, schien den Palamiten nicht vollgültig gewesen zu sein48 2• 2. Diese Dinge fanden im göttlichen Tempel der Blachernen statt48 3 , denn jenes Weltwunder, ich meine das große und berühmte Heiligtum der Weis
heit Gottes (die Hagia Sophia) war, seitdem jener Teil eingestürzt war48 4, unbrauchbar geworden und absolut ungeeignet, um für solche Feste und
Feierlichkeiten zu dienen. Aber auch dieser Tempel (der Blachernen) reichte
für eine so große Menge nicht aus und machte eher den Eindruck einer
stickigen und unerfreulichen Räumlichkeit. Die offizielle Tribüne, worauf
die kaiserlichen Throne aufgestellt werden mußten, verlangte eine Länge, / die der Höhe und der Breite angemessen war, und auf beiden Seiten davon brauchte außerdem die Dienerschar den nötigen Platz für ihf"e Aufgaben. So
blieb nur ein kleiner Rest der Kirche übrig, um die bunte Menschenmenge
aufzunehmen. Aber es gab nun mal überhaupt keine Kirche, die mit jenem
größten Heiligtum wetteifern konnte, und so schien notgedrungen dieses die zweite Fahrt48 5 für diesen Bedarf. 3. Auf den kaiserlichen Thronen saßen damals einträchtig zwei gleichnamige Kaiser und drei Kaiserinnen,
Anna und Eirene Kantakuzenos mit ihrer Tochter Helene486• Als die Zere monie zu Ende war, etwa zur zehnten Stunde (ca. 4 Uhr nachmittags) des
einundzwanzigsten Mai487, bestiegen sie sofort die Pferde, so wie sie waren
in ihren kaiserlichen Gewändern, und begaben sich in den Palast. Dort
zeigten sie sich dem Brauch entsprechend von der hohen Tribüne (dem Volke) und kamen dann herunter, um zu Tisch zu gehen, wobei sie wieder
auf fünf Thronen Platz nahmen. 4. Der Palast litt aber damals unter einer
solchen Armut, daß dort (bei dieser Feier) keine einzige Schüssel und kein
Trinkbecher aus Gold oder Silber war, sondern einiges war aus Zinn und
der Rest aus Keramik und Ton. Jeder, der etwas von diesen Dingen ver
steht, kann daraus folgern, daß auch sonst nicht alles, was erforderlich war,
gebührend durchgeführt wurde, weil Sachen, Worte und Taten damals von der drückenden Not bestimmt wurden. Denn ich will nicht davon reden,
daß bei jenem Fest auch die kaiserlichen Diademe und Gewänder größten
teils nur Gold und Edelsteine vortäuschten; teils waren sie / aus vergolde-
1 70
78 91790
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
tem Leder, wie es die Lederarbeiter gelegentlich herstellen, teils aus Glas, das durch die Verschiedenheit der Farben leuchtete. Es gab auch, sozusagen
sporadisch, ein paar kostbare Steine und Perlenglanz, die wahren Schmuck zeigten, der das Auge nicht betrog488 • So sehr waren der alte Reichtum und der Glanz des rhomäischen Staates verschwunden, völlig ausgelöscht und
untergegangen, daß ich jetzt nicht ohne Scham den Bericht über diese Dinge vorlegen kann.
5. Die Ursachen dieses Niedergangs und dieses Elends waren zuallererst
die Gewalt und das Chaos der Bürgerkriege, die es leicht machten, die vorhandenen finanziellen Einkünfte zu zerrütten, leicht aber auch, Ausga ben zu erfinden und auszudenken, die es gar nicht gab; zweitens und end
lich die Habsucht und die Goldgier der Kaiserin Anna und des Alexios
Apokaukos, denen die Notwendigkeit, gegen Kantakuzenos ins Feld zu
ziehen, einen Vorwand bot, sich auf verbrecherische W�ise zu bereichern,
von ihnen erdacht, um die seit langem in den kaiserlichen Schatzkammern gehorteten Kostbarkeiten aller Art mit vollen Händen herauszuholen.
Einen ausgewählten Teil davon eigneten sie sich heimlich selbst an, unter dem Vorwand, es anderen zu verkaufen, einen Teil kauften sie selbst für sich, und zwar sehr billig und wie es ihnen beliebte, den Kauf zu tätigen. Es
geschah aber auch mit der Absicht, wie sie selbst gelegentlich ausplauder
ten, damit Kantakuzenos, wenn er in Byzanz einziehen und die Kaiserherr schaft übernehmen sollte, keine Geldmittel zur Verfügung stehen würden,
wodurch die Machthaber die Kraft besitzen, sich gegen ihre Feinde / durch zusetzen, und ihrer Herrschaft Glanz verliehen wird. Denn Geld hat seine Bedeutung für jede Lebensart, ganz besonders aber für die Herrschenden;
es besitzt in der Tat die Rolle, welche für alle Lebewesen der harmonische
Aufbau des Nervensystems einnimmt48 9 • 6. Daher waren, als Kantakuzenos
kam, alle kaiserlichen Schatzkammern völlig leer; außer Luft und Staub und, sozusagen, den Atomen Epikurs490 fand man darin nichts mehr. Er hätte also einen Teil bei der Kaiserin Anna suchen und nehmen müssen, um die notwendigen kaiserlichen Aktivitäten zu finanzieren, und einen Teil bei
jenen, die das Geld des Staates verschlungen und sich dadurch einen leich
ten Weg zum Reichtum verschafft hatten und die so von arm plötzlich
steinreich geworden waren, er aber überging das alles mit Schweigen, ent
weder, wie es mir scheint, da er auch hier die ihm angeborene und mit ihm verwachsene Sanftmut bewahrte, oder, wie die meisten behaupteten, da seine kleinmütige Natur ihn zum Gefangenen seines feigen Charakters
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XV
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machte und er außerdem Angst vor einem plötzlichen Aufstand gehabt habe, da die Lage für ihn noch chaotisch und unsicher gewesen sei. 7. Er hütete sich nämlich sehr, irgend jemand von denen, die die Gelegenheit (des
Bürgerkriegs) zum Rauben genutzt hatten, zu belästigen. Man hatte ja sein Vermögen und das seiner Anhänger unter sich verteilt, ich meine Häuser
und Felder und alles, was aus Gold und Perlen und kostbaren Steinen zusammengesetzt und zusammengewebt wird. Er hätte also alles, was ihm früher gehört hatte, den Räubern wegnehmen müssen, um damit jene zu
entlohnen, die für ihn tausend Gefahren getrotzt hatten, ja ihnen auch noch
den Mühen entsprechend Kampfpreise draufzahlen müssen, er / machte
sich aber nicht einmal Gedanken darüber, wo jeder von ihnen abends unterkommen könnte. 'Ja, er tadelte sogar die, die Forderungen stellten,
und zürnte denen, die protestierten. Er sah darüber hinweg, daß sie die
Nacht im Freien verbringen und herumirrend an fremde Türen klopfen mußten. Er stellte, wie er sagte, ihnen sich selbst zum Vorbild, weil er das
gleiche erleide. Er stehe wie ein Preisrichter oder wie der Waagmeister in
der Mitte und teile sich selbst und anderen den Ausschlag des Lebens und den Anlaß für Schmähungen ZU491 . Auf diese Weise stopfte er jenen Leuten, die die Gerechtigkeit seines Urteils sophistisch in Abrede stellen wollten,
gehörig das Maul und schnitt die Kritik an der Wurzel ab. Ob dieser Entschluß und diese Handlungsweise des Kantakuzenos richtig waren oder auch nicht492, darüber zu urteilen überlasse ich denen, die diese Geschichte lesen werden, wie es sich gehört, und die es richtig verstehen, Anfang und
Ende der Ereignisse miteinander in Verbindung zu bringen und, wie beim
Studium eines einzigen Körpers, den inneren Zusammenhang dessen, was jeweils im einzelnen gesagt und getan wurde, zu untersuchen493 • Ich kehre
zu meinem Thema zurück.
8 . Es war der siebente Tag nach der Kaiserproklamation und der Krö
nung, als der gleiche göttliche Tempel in den Blachernen mit der Tribüne und jenen Thronen erneut die Kaiser und die Kaiserinnen in sich aufnahm.
Man vollzog nun die vorgeschriebenen Riten der Hochzeit des jungen Kai
serpaares, ich meine des Johannes und der Helene; er war sechzehn Jahre alt, sie zwei Jahre j ünger als er494•
1 2 . 1 . Das gesamte Heer und das ganze Volk waren verärgert und fürch
teten mehr das künftige als das gegenwärtige Gericht, weil / kurz nach dem
Ausbruch des Bürgerkriegs vom damals regierenden Patriarchen Johannes
jeder von der Gemeinschaft der Christen ausgestoßen und ausgeschlossen
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ÜBERSETZUNG: KAPillL XV
worden war, der Kantakuzenos als Kaiser anerkennen und der Palamas mit seinem Anhang zur kirchlichen Gemeinschaft zulassen würde. Darum be
stieg der jetzt amtierende Patriarch Isidoros den Ambon und verlas eine
schriftliche Absolution, die aber überhaupt niemandem gefiel und von nie mandem akzeptiert wurde495 • Sie schien allen vollkommen windig und blas
ser als jeder Schatten, eine Maßnahme, die nur Spott und großes Gelächter verdiente. Ich möchte beinahe sagen, es gab niemanden, der das Gesagte
nicht lächerlich fand, wie wenn einer, der beider Augen beraubt ist, jene zu heilen verspräche, die nur auf einem Auge blind sind. Die Ehrwürdigeren hatten denn auch folgende Worte des Evangeliums auf der Zunge, die
lauten: «Ziehe zuerst, du Heuchler, den Balken aus deinem eigenen Auge, und dann den Splitter im Auge deines Bruders,,496, und dazu wiederum die folgenden passenden Worte: « Obgleich er es nötig hat, » so sagten sie,
«eher selbst Vergebung zu suchen für seine zwiefachen �nd vielfachen Sün
den, will er schamlos Leute heilen, die ihn um nichts gebeten haben, der vollkommen Aussätzige, sozusagen, die nicht gar sehr Aussätzigen, und er,
der wie die Schweine, die sich im Mist wälzen, voll ist von Schmutz und
Schlamm, jene, die nur einer kleinen Reinigung bedürfen. » Mit diesen und
schlimmeren Spöttereien zielten die vielen verschiedenen Zungen derer, die damals dort dabei waren, auf ihn, und von Zeit zu Zeit versammelten sie
sich zu zweit und zu dritt, besprachen diese Dinge miteinander und brach
ten ihre Zweifel vor und schimpften heimlich und zwischen den Zähnen auf seine Unverschämtheit. / 2. Einige schmähten auch unverhüllt und in aller Öffentlichkeit den Mann, daß er weder etwas Vernünftiges tue noch rede,
weder im gegenwärtigen Augenblick, noch fürderhin. Denn da die meisten Bischöfe und Priester sich von der Gemeinschaft mit ihm losgerissen hatten,
versammelte er kurz darauf als seine Verehrer eine Menge Leute vom
Markt und füllte mit ihnen die Kirche an Stelle von jenen, die sich abge
trennt hatten. Einen Teil weihte er ohne Vorbereitung zu Bischöfen, andere
zu Priestern, so wie die Mythen erzählen, daß die Giganten an einem und demselben Tag gesät wurden und zu leben begannen497, und so benützte er zahlreiche Zusammenkünfte ungelehrter Gelehrter zur Hetze gegen die Or thodoxie49 8 . 3 . Darauf wollte Isidoros Palamas trösten, den es schmerzte, daß
er den Patriarchenthron nicht bekommen hatte; dabei war dieser der Lehrer ,
der exaltierten Schar und für ihn der Urheber seiner Würden. Er ernannte ihn (also) zum Bischof von Thessalonike499 . Palamas ging auch hin, fand
aber bei den Bürgern dort keine gastfreundliche Aufnahme; er bekam sozu-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
sagen schon von weitem das Wort der Skythen zu hören500 und mußte sogleich umkehren, weil sie ihn, wie einen kylonischen Frevel50 l, von den
Äckern der Stadt und von ihrem Vorstadtgebiet vertrieben, noch ehe er die Tore passiert hatte, ja noch ehe er in die Nähe der Mauern gekommen war.
4. Aber diese Dinge überlasse ich anderen, die alles, was damals mit den
Dogmen der Kirche geschah, zu speziellen langen Abhandlungen verarbei tet haben502. Ich muß jetzt das, was irgendwie in großen Zügen in einem Geschichtswerk gesagt werden muß, behandeln und dabei an die oben irgendwo verlassene Folge der Ereignisse anknüpfen.
KAPITEL V
=
XVI DES GANZEN WERKES
1 . 1 . Von den thrakischen Städten war außer Medeia an der Küste keine
übriggeblieben, die sich nach Kantakuzenos' Einzug in die Stadt und seiner
vollgültigen Kaiserproklamation ihm nicht unterworfen hätte50 3. In Make
donien, wo die übrigen Städte schon dem Herrscher der Triballer gehorch
ten, wurde auch Berrhoia nach kurzer Zeit ihm hörig, denn ohne militäri
sche Unterstützung konnte es nicht lange den anhaltenden Kampf gegen die Barbaren durchstehen. Außerdem war der damalige Gouverneur, Manuel, der Sohn des Kaisers, mittlerweile von dort geflüchtef04. Thessalonike aber
wollte sich keinem anschließen, weder Kantakuzenos noch dem Herrscher der Triballer. 2. Dort herrschte nämlich schon seit langem Aufruhr. / Eine Gruppe sogenannter Zeloten nahm dort vor anderen den ersten Rang ein,
und die Stadt lehnte sich an keine der (bekannten) Staatsformen an505 . Sie war weder aristokratisch, wie die, welche einst Lykurgos den Spartanern zu befolgen auferlegte, noch demokratisch, wie die erste der Athener, die
Kleisthenes von einer vierstämmigen zu einer zehnstämmigen machte, auch nicht wie die, die Zaleukos den epizephyrischen Lokrern, oder die, welche der Katanier Charondas den Menschen auf Sizilien gab506 . Sie war auch
kein neueres Modell, das aus zwei oder mehreren (bekannten) zu einem gemischt worden war, wie etwa die Staatsform der Zyprioten und die,
welche im alten Rom das Volk nach einem Aufstand gegen die Konsuln errichtet haben so1l507. Sie war eine fremdartige Ochlokratie (Herrschaft
von wenigen) , wie sie der Zufall herbeiführen kann. Einige dreiste Männer hatten sich zu einem selbsternannten Herrschaftsgremium zusammenge
funden und wüteten dort gegen jegliches Alter, indem sie die Massen der
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I
J
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
Stadt demagogisch zu dem aufhetzten, was sie wollten. So raubten sie den
Reichen ihr Vermögen und lebten selbst in Luxus und befahlen, sich kei
nem Herrscher von außen zu unterwerfen, sondern allen anderen sollte das Norm und Gesetz sein, was sie für gut erachtetenso 8 • 3. Das thrakische
Medeia nun, das westlich von Byzanz in einer Entfernung von wenig mehr
als 400 Stadien am Ende des Pontos Euxeinos liegt, rebellierte kurze Zeit
und setzte, auf sich gestellt, den Byzantinern zwar sehr zu, hatte aber selbst
noch mehr zu leiden. Schließlich wurde es belagert / und kapitulierte vor Kantakuzenos509 • So war das.
4. Danach wurden vom Kaiser die zwei Brüder der Kaiserin Eirene,Johan
nes und ManueI, zu Sebastokratoren ernannt und, was Kopfbedeckung und Schuhwerk betrifft, mit den zu dieser Würde passenden Insignien ge
schmück�lO. Der eine von ihnen, Johannes, begab sich kurz darauf in die
Festung Epibatai und vermählte sich mit der Tochter d�s Alexios Apokau kos. Zuvor war diese mit Andronikos Palaiologos verheiratet gewesen, der,
wie ich oben irgendwo erzählt habe, im Fluß, an dem Didymoteichon und
Adrianopel liegen, ertrunken wa�l 1 . Er verweilte dort nur kurz, dann sand
te ihn seine Schwiegermutter, was auch seinem eigenen Willen entsprach,
zusammen mit seiner neuen Frau, glänzend gerüstet, zur Feste in unmittel barer Nähe von Traianupolis, ich meine zum Kloster von Abdera512 • Dort
hatte er auch seit langem die Gehöfte der ländlichen Siedlungen und das Ackerland vom Kaiser Kantakuzenos als Erbteil zugewiesen bekommen.
Die Schwiegermutter hatte nämlich Angst, er könnte die Feste Epibatai mit dem darin befindlichen Vermögen in seine Macht bringen und sie von dort
vertreiben513 .
5 . Um diese Zeit überfiel die Menschen eine schwere Seuche. Sie nahm
ihren Anfang bei den Skythen an der Maiotis und der Mündung des Tanais,
als der Frühling (1347) gerade angebrochen wa�14. Sie währte das ganze
Jahr und wütete ebenfalls ausschließlich genau entlang den Küsten der Oikumene; sie richtete Stadt und Land zugrunde, bei uns wie bei allen
(Völkern), die sich anschließend bis Gadeira und bis zu den Säulen des
Herakles ausbreiten. Im zweiten Jahr griff sie auch auf die Inseln der Ägäis
über. Dann erfaßte sie auch die Rhodier, desgleichen die Zyprioten / sowie
die Bewohner der übrigen Inseln. Die Krankheit befiel Männer und Frauen,
Arme und Reiche, jung und alt, kurz gesagt, sie schonte weder Alter noch Stand. Zahllose Häuser wurden auf einen Schlag an einem Tag von sämtli
chen Bewohnern entleert, oder gelegentlich auch in zwei Tagen, ohne daß
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XVI
79 8/799
irgend jemand helfen konnte, weder von den Nachbarn noch von den Familienmitgliedern noch von den Blutsverwandten. Die Krankheit geißelte so nicht nur ununterbrochen die Menschen, sondern auch die anderen
Lebewesen, wenn solche, wie es meistens der Fall ist, mit den Menschen im
gleichen Haus zusammenleben und -wohnen, ich meine Hunde, Pferde und allerhand Geflügel, ja auch die Mäuse, die zufällig in den Wänden der Häuser wohnten. Als Symptome dieser Krankheit und als Vorboten jenes
plötzlichen Todes traten hervor: ein schwulstartiger Auswuchs am Ende der Beine und der Arme und das Erbrechen von Blut. Diese Symptome
rafften die Befallenen manchmal noch am gleichen Tag mal im Sitzen mal im Gehen schnellstens aus dem irdischen Leben hinweg. Damals starb auch der jüngste Sohn des Kaisers, Andronikos5 15 •
2 . 1 . So standen die Dinge, als Johannes Asan, der sich gerade im Gebiet
von Adrianopel aufhielt, seinen Neffen Matthaios zu einer privaten Aus
sprache beiseite nahm5 1 6 • Dieser war der älteste der Söhne des Kaisers und hatte von seinem Vater, dem Kaiser, damals das Gouvernement der Städte
Thrakiens zugeteilt bekommen51 7 ; er war zufällig an dem gleichen Ort wie sein Onkel eingetroffen und hatte an derselben Jagd teilgenommen. Dem Onkel nun schien es gut, I seinem Neffen die in den Tiefen seines Herzens
schlummernden Überlegungen mitzuteilen. Er eröffnete also das Gespräch
und sagte etwa folgendes: 2. «Wenn du der Meinung bist, » sagte er, « daß
irgendein Schicksal und ein tyrannisches Verhängnis über die Dinge der Menschen obwalten oder daß sie das Segel der Dinge dem Zufall überlas
sen, so daß sie einer unberechenbaren und steuerlosen Fahrt ausgeliefert sind, ist es wohl besser zu schweigen und auf das verborgene Gewebe des
Schicksals zu warten. Wenn es aber gemeiniglich unserer Wahl und unse rem Willen überlassen bleibt, unsere Angelegenheiten zu regeln, weshalb
sollten wir dann, wo wir die Möglichkeit haben, um auf bequeme Weise ein Leben ohne Gefahren zu genießen, uns selbst freiwillig Netze vielfältiger Ängste flechten? Du weißt j a, wie wir in der Verbannung tausend Mühen
durchstanden haben, die mit großen und vielfältigen, ja in die Nähe des
Todes führenden Gefahren verbunden waren, und wie wir dadurch deinem Vater Sicherheit gegeben haben, dergestalt, daß die Lobreden auf die Dios
kuren oder auch Männer wie Orestes und Pylades, die mit Beispielen von Freundschaft die Jahrhunderte gefüllt haben51 8 , wenn man unsere Leistung
mit den ihrigen vergleichen will, auf den zweiten Platz verwiesen werden.
Diejenige aber, die damals immer nur Verfolgung und Tod gegen deinen
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799/800/8 0 1
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
Vater im Sinn hatte, war die Kaiserin Anna, und das, obgleich sie keinen
Grund gegen ihn vorbringen konnte, der auch nur den Anschein von Wahr
heit an sich trug. Mein Bruder Manuel und ich erhielten heimlich viele
Briefe von ihr mit vielfältigen eidlichen Versprechungen, die uns einträgli che Besitzungen und Geldzuwendungen zusicherten und außerdem die Son
ne der Freiheit für unsere eingekerkerten Eltern5 19 • Aber wir wollten lieber den Thron der Gerechtigkeit achten und hielten es für besser, auf festen
Füßen innerhalb unverrückbarer Grenzen stehen zu bleiben, und wollten nicht wegen eines nichtigen Gutes uns ewigen Gewissensqualen / aussetzen.
Wenn ich, um mich selbst zu retten, dich mit deinem Vater verraten hätte -
um von der übrigen Verwandtschaft, die die Gefahren teilte und davon mit betroffen war, hier gar nicht zu reden - , wäre das ähnlich gewesen, wie
wenn ich mich selbst für mich selbst preisgegeben und freiwillig angeboten
hätte, mein Blut, sozusagen, für mein eigenes Blut auf die Erde zu vergie ßen. Ich betrachtete den sich daraus ergebenden Geda�ken als ein Rätsel
und ich fand keine Lösung der Art, daß sie die Grundfesten meiner damali
gen Überlegungen in irgendeinem Punkt als falsch erweisen konnte520• Was
ich mich also in der damaligen Lage hütete zu tun, das sehe ich nun deinen
Vater gegen dich und gegen deine ganze Verwandtschaft tun, ja wahrhaftig gegen alle, kurz gesagt, welche jenen langen Wettkampf (des Leidens) durchliefen, gegen Soldaten und Heerführer, die teils im Exil, teils zu Hause
und teils in Gefängnissen Drangsal erlitten. Denn das Leiden, das die Un
glücklichen damals traf, war nicht einfacher Art und nicht von kurzer
Dauer, sondern mannigfach und vielgestaltig, und es erstreckte sich über viele Jahre. So waren die Leiden, denen wir uns damals freiwillig unterwar
fen, zwar beschwerlich, aber beschwerlicher noch sind die, denen wir jetzt
unfreiwillig und unverdient von deinem Vater ausgesetzt werden. Wir lie
fen (den Wettkampf) um Freiheit in Wohlstand und, ohne daß wir es bemerkten, handelten wir uns für jenen langen und mühevollen Lauf elende
Sklaverei ein. Jene Leute, vor denen wir flüchteten, da sie erbittert unserem Leben nachstellten, hat nun dein Vater mit dem größten Vergnügen zu
Herren über uns bestellt. Als ob wir die vielen Mühen absichtlich deswegen
auf uns genommen hätten, damit wir die Schwerter unserer Verfolger, / schneller als sie es wollen, an unsere Kehlen setzen und als letzte Vergeltung (für die erlittene Verfolgung) einen Lohn ernten, der soviel bitterer ist als
die Verfolgung selbst, weil damals unsere Hoffnungen auf Glück Freude nährten, j etzt aber dein Vater uns die süße Brise der Hoffnungen offenkun-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
801/8 02
dig genommen hat. Ich glaube, daß es niemanden gibt, der dafür garantie ren könnte, daß nicht bald ein schnellfüßiger Tod für uns alle die Strafe
seitens der Kaiserin Anna sein wird, für alle diejenigen nämlich, die das
Hinscheiden deines Vaters überleben werden. Wohlan also sei, solange wir
unser eigener Herr sind, bereit, eine tapfere Tat zu vollbringen, und höre auf
meinen Rat, der dich und mich schützen soll. So werden wir der Gefahr der
Schande und der Ruhmlosigkeit begegnen können. Setz dir zum Ziel, ein Stück
des ganzen Reichs wegzunehmen und dir dort eine eigene Kaiserherrschaft aufzubauen, die deinem Vater unterworfen ist, solange er lebt, die aber
nach dessen Tod für dich ein eigenständiger und sicherer Zufluchtsort sein wird. Daraus resultiert für uns eins von diesen bei den Dingen: entweder
werden wir aus einer sicheren Position Glück haben, das uns rettet, oder
wir werden schnellstens von den Widerwärtigkeiten des gegenwärtigen Le
bens befreit sein. Denn damit leben ist in meinen Augen nur für solche Leute erträglich, denen es weder unangenehm noch als schlimmes Geschick vorkommt, ihr Leben lang die Strahlen der Sonne zu Zeugen ihrer Schande
zu haben . » Diesen Rat in etwa trug Johannes Asan seinem Neffen Matthaios
vor und versuchte so, für sich selbst und für ihn sowie für ihre Verwandten und Freunde Sicherheit zu verschaffen. 3. Ihm antwortete sein Neffe Mat thaios folgendes: « Auch ich / werde Tag und Nacht von den gleichen Ängsten
bedrängt, mein Bester, und so, wie einst die Seestreitkräfte der Perser Eretria und Artemision blockierten521 , so umzingeln von allen Seiten immer bunte Reigen von Überlegungen, wie Frachtschiffe und Trieren eine Insel, mein
Herz. Sie sind vollbeladen mit Ängsten und großen Sorgen und wie bei einem Überfall von Piraten fahren sie heran und bringen Warnungen vor einem klaren Unglück, das uns bevorsteht. Es ist mir nun zwar gegeben, die daraus entstehenden Geburtswehen zu empfinden und die daraus hervorgehenden
Schmerzen ertragen zu müssen, aber gebären und das Schmerzende irgend
wie loswerden kann ich nicht, da ich die überlieferten Gesetze der Natur respektiere, die es nicht zulassen, daß Söhne ihren Vätern widersprechen,
nicht einmal, wenn sie eindeutig recht haben. Ich wollte dir schon oft das
Unsagbare verraten, aber mir fehlte die Zunge, die Geburtshilfe leisten konnte. Wenn sie begann, das Ungeborene meines Herzens ans Licht zu
bringen, nahm sie den Tönen sofort den Impuls, wie wenn sie, von einer
starken Lähmung überwältigt, mit Gewalt zurückgehalten würde, ich meine
von der Ehrfurcht vor dem Vater; und so lief meine Absicht immer wieder auf nichts hinaus und wurde leicht zunichte gemacht. Wenn nun von wel-
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8021803/804
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
chen anderen Dingen auch immer die Rede wäre und unsere ganze Furcht sich nicht um die Gefährdung unseres Lebens drehte, würde ich mich darum gar nicht kümmern, zumal ich mich selbst auch nicht für besser als die Masse
halte; aber auch wenn die Natur mir einen solchen Verstand geschenkt hätte,
daß ich durch seine Größe die Himmelsachse zu berühren und in den Zelten
des Himmels Gastfreiheit zu genießen schiene, würde ich ihn bereitwilligst
den Wünschen meines Vaters zu Füßen legen. Aber j etzt hast du, / um auch selbst offener zu reden, der du für mich nach meinem Vater den zweiten Platz
einnimmst, bei mir gewissermaßen eine Tür geöffnet. Allen Menschen ist das
Leben lieb, und viele haben oft, als Gefahren sie dicht umringten, sich mit der
Kaisermacht wie mit einer Wache umgeben, gegen ihren Willen zwar, aber
notgedrungen. Darum wird kein Ankläger mich überhaupt mit Recht ankla
gen können, wenn auch ich, von den gleichen Ängsten getrieben, meine Zuflucht dazu nehme, nach den roten Schuhen zu greifen522• Davor zurück
schrecken hieße hier etwa das gleiche tun, wie wenn einer "inmitten von Meer und Wellen in einen schweren Sturm gerät, worin zufällig sein Schiff ausein
anderbricht, und die Möglichkeit hat, ein Brett zu ergreifen, womit er einerseits den Gefahren des Meeres trotzen kann, woran er aber zugleich auch
wie an einem dünnen Spinngewebe seine Hoffnung auf Überleben aufhän gen kann, aber trotzdem sich selbst völlig aufgäbe und sich freiwillig den
Tiefen des Wassers überließe. Das wird doch wohl jedem, der das richtig beurteilen will, schier als Wahnsinn vorkommen. Furchtbare Dinge, die aus
einem unsichtbaren Verhängnis über einen kommen, entschuldigen gewiß jene, die sie erleiden. Aber wenn es passiert, daß einer kraft eigenem Ent
schluß in ein Labyrinth von furchtbaren Geschehnissen hineingerät, erntet er
bei jenen, die Zeit haben, diese Dinge ernsthafter zu betrachten, zu Recht Tadel. Ich möchte etwas noch Tiefsinnigeres sagen: ich meine, daß das auch
nicht außerhalb der Ansichten meines Vaters liegt. Er selbst hat mir ja diese Verhaltensweise in sich selbst vorgezeichnet, als auch er, von den ihn umrin
genden Gefahren bedrängt, sich zur Annahme / der kaiserlichen Insignien als einer sicheren Burg verführen ließ. Folglich habe ich nun seitens meines
Vaters eins von diesen beiden Dingen zu erwarten: entweder kann er mich als seinen Sohn preisen, weil ich in schwieriger Lage seine Gewandtheit nachge
ahmt habe, oder er kann dazu übergehen, mich zu beschimpfen, bemerkt
dann aber nicht, daß er ganz offenkundig mehr sich selbst als mich be schimpft. Also wird kein Hellenenrichter523 ihm zugestehen, mich wegen meiner Handelsweise anzugreifen. »
l
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
804/805
4. Nach diesen Worten ermunterte er auch selbst seinen Onkel, mit ihm
das Unternehmen durchzuführen und überall den Soldaten das Passende zu
sagen. Selbst brachte er die Akropolis von Orestias in seine Macht, sicherte
von dort aus die ganze Stadt und rüstete sich zu Taten, wozu er auf dem agogische Weise vor seinen Truppen sprach und sie mit schmeichelnden
Worten an sich band.
3 . 1 . Als sein Vater das hörte, konnte er nicht ruhig bleiben. Mißmut
überkam ihn, häufig aber auch schmolz der Zorn seiner Seele, da er seinen Söhnen schon vor langer Zeit das unedle Lebenslos, seinem Schwiegersohn
dem Palaiologen aber die Nachfolge der Kaiserherrschaft zugeteilt hatte. Er
neigte darum zwar stark dazu, noch am gleichen Tag auszuziehen, hielt sich
aber zurück und harrte aus im Ratsgemach seines Geistes. Es gefiel ihm
keineswegs, eins von zwei (möglichen) Dingen sofort zu tun. Er traute sich
einerseits nicht, ohne Waffen aus Byzanz auszuziehen, um einem Mann zu
begegnen, dessen Geist gerade über die (Wogen-)Kämme höchster Ehrsucht dahinschwamm, aber auch nicht mit Waffen und Truppen wagte er es,
dorthin hinüberzuziehen, um nicht die Gemütsbewegungen der Seele des
jungen Mannes, die j etzt noch wie in der Asche schlummerten, noch mehr bis
zu himmelhohen Flammen anzufachen, / Gemütsbewegungen, die von zwei
Leidenschaften in Unruhe versetzt wurden, von Ehrgeiz und Angst. 2. Folg
lich schien es ihm denn auch besser, die Kaiserin Eirene zu entsenden. Sie verfügte über einen ausgeprägten Verstand (wörtl.: tiefe Furchen des Gei stes)524 und war zugleich aus Erfahrung und dank ihrer Wesensart besonders
geeignet zu vermitteln. Sie konnte ihrem Sohn mildere und überzeugende,
kurz gesagt, mütterliche Worte überbringen. Sie begab sich also auf den Weg, und als sie bei der Stadt Pamphilon angekommen war, war ihr Sohn
dabei, selbst vertrauensvoll seiner Mutter entgegenzureisen. Zugleich beeilte
er sich, um sie irgendwo unterwegs zu treffen, ehe sie Orestias erreichen würde, um schon vor der Stadt den Zweck ihres Besuches zu erfahren. Sie kam aber auf kluge Weise der eiligen Reise ihres Sohnes zuvor und fand sich
heimlich in Orestias ein, ehe ihr Sohn es erfuhr. 3. Als Matthaios das
Geschehene unterwegs hörte und einsah, daß er klar durch die gründlicheren Pläne seiner Mutter überlistet worden war, traf er am nächsten Tag auch
selbst in Orestias ein und erwies seiner Mutter die ihr zustehende Proskyne
se. Zugleich versprach er, sich jedem Befehl zu unterwerfen, wenn sie seiner Seele jede Furcht nehmen könnte. Sie sei ja seine Mutter und verstehe es gut,
seine Seele, die durch Furcht hin und her geschleudert werde, zu beruhigen
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
und den von Angst vor der Zukunft erschütterten Geist eines mutterlieben den Sohnes zu festigen. Sie aber sprach voll kaiserlicher Würde zu ihrem Sohn und begrüßte ihn mit der gebührenden majestätischen Haltung. Dann sagte sie folgendes.
4. « Ich, mein Kind, » sagte sie, «lobe zwar das Sprichwort, das sagt, Libyen bringe immer etwas Neues hervor525, / aber nicht in j eder Hinsicht;
denn die darin verkündete Ansicht ist kein allgemeingültiges Gesetz. Ein solches muß man auf die ganze Welt, auf Land und Meer anwenden, das
Sprichwort aber proklamiert dieses Gesetz nur für Libyen, das nur ein kleiner Teil und gewissermaßen ein verkleinertes Abbild der besseren Ord nung der ganzen Welt isr526 • Das Neue (Unerhörte) der Lebewesen von Libyen beschränkt sich auf monströse Tiergestalten und dazu auf alle ande
ren fremdartigen Dinge, die in jenem trockenen und wüsten Land entstehen
und etwas Eigenartiges haben, weil sie wegen des langen Weges von dort
nur selten bis in unsere Wohngebiete gebracht werden. Das Neue auf der
ganzen Welt aber teilt das Leben ununterbrochen in Welken und Keimen,
in Freude und Leid, in Ruhm und Ruhmlosigkeit, in Krankheit und Ge sundheit, in Tod und Leben, kurz gesagt, in Tugend und Bosheit und in
Wechsel und Veränderungen aller Art, die kein Ende nehmen. Man muß
sich wundem, wie die Welt durch diese Neuerungen ein doppeltes Gesicht
zu haben scheint und so mit dem Glauben der Menschen ihr Spiel treibt.
Die einen glauben, sie (die Welt) blühe immer und das Glück stehe mit beiden Füßen auf sicherem Boden, anderen aber scheint sie nichts Festes
und Sicheres zu besitzen; eine kurze Zeitspanne, die Dauer eines Augen blicks, ändert oft alles in sein Gegenteil und wirft vieles, was zu stehen
schien, zu Boden, erhebt aber umgekehrt manchmal das Unscheinbare zu
stolzem Glück. Man muß sich jedoch auch wundern, daß überhaupt nichts von all den Dingen, die die Menschen für gut oder schlecht halten, jemals
rein und in sich vollkommen anzutreffen ist. Das, was sich immer feindlich gegenübersteht und bekämpft, keimt / gewissermaßen zusammen und pocht
auf dieselbe Mutter, die es das Licht erblicken ließ. Was sich gegenseitig
unversöhnlich haßt, geht in der Seele des Menschen ein sonderbares Bünd
nis ein. Wir sehen, daß überhaupt niemandes Leben ohne Schmerz verläuft, daß es aber auch keinen Schmerz gibt, der völlig ohne Freude wäre. Ja, es
ist so, daß Schmerz der Grund ist für Freude und Freude wiederum die
Mutter von Schmerz. Aber die Erfahrung erlaubt es den klügeren Geistern zu verstehen, daß das in der Natur der Dinge liegt und ihnen gewisserma-
181
ÜBERSETZUNG: KAPlTIL XV!
807/8 08
ßen eingebaut ist. Ob daraus etwas Großes oder Kleines wird, das hängt, wie ich glaube, meistens allein von uns ab. Wer begehrt, in die Gewässer
großer Unternehmen einzutauchen, der muß notwendigerweise auch den
Wogen großer Gefahren trotzen; wer aber glaubt, es reiche ihm, in kleine
ren Verhältnissen zu leben, der wird natürlich in seinem Leben auch weni
ger Leid erfahren. Die Kaiserherrschaft nun wird unter den Dingen des
Lebens für das größte Glück gehalten, das Fortuna verschenkt, ja ich darf
wohl sagen, für den Gipfel der Glückseligkeit. Wenn aber der Wohlstand eines Menschen von wenigen Ob oien bestimmt wird und er einen abge
nutzten Mantel trägt und auskommen muß mit dem, was der menschlichen
Natur nur das Lebensnotwendige gibt, so scheint das ein böses Schicksal
und eins von den Dingen, die die große Masse verflucht. Wem es aber zuteil
wurde, daß er beide Lebensarten aus eigener Erfahrung kennenIernte, wird,
glaube ich, sich gerne dafür entscheiden, lieber regiert zu werden, denn als
Kaiser zu herrschen, und lieber ein ärmliches Leben zu fristen als eins in
Ruhm und Reichtum. Wenn nicht, dann soll jemand vortreten und sagen,
wieso jener große Alexander, der die Heere Europas bis nach Indien / hinüberführte, bekannte, er möchte lieber im billigen Faß des Diogenes
wohnen und dessen zerrissene Kleider tragen als über ganz Asien und Euro pa zu regieren527 und jenen berühmten Reichtum Babyions zu besitzen, woraus für Dareios und die Perser der große Luxus floß, der zeigte, daß ein
scheinbar glückliches Lebenslos wahrhaftig nur ein Traum ist. Denn nichts
ist so mit Argwohn und Untreue belastet wie die Kaiserherrschaft und die
Ausübung der höchsten Macht. Derjenige, dessen Los es ist, vom Kaiser
regiert zu werden, der fürchtet nur einen, den Kaiser. Ich möchte sogar sagen, nicht einmal diesen, wenn er, wer immer er auch ist, sich an das Recht halten und mit dem ihm zugeteilten Lebenslos zufrieden sein will.
Wem es aber zusteht, als Kaiser zu herrschen, der hat außer seinen offenen
Feinden noch mehr andere, die heimlich die Mehrzahl der Anschläge gegen
ihn schmieden. Ich werde nicht zögern zu sagen, daß er sogar immer Angst
hat vor seinen eigenen Leibwächtern. Immer muß er zittern und das sprich wörtliche Leben des Tantalos fristen528 • Wenn du das bedenkst, Liebster,
dann hör auf den Rat deiner Mutter, die es gut mit dir meint, und laß dich
nicht von den Meinungen anderer verführen, die nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben, dich aber als eine Maske benutzen, solange, bis sie das, was
sie wollten, zustandegebracht haben. Danach werden sie auch dir mit Hin
terlist schnell ein Ende bereiten. Du darfst auch nicht unsere Sache etwa wie
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XVI
unsere Verfolger (das tun) betrachten. Zwischen ihnen und uns gab es, nachdem der Sturm einmal ausgebrochen war, überhaupt nichts mehr, was
uns wieder in Eintracht hätte zusammenführen können. Im gleichen Maße aber gibt es absolut nichts zwischen uns und dir, was die Blutsbande trennt.
Was könnte es geben, das imstande wäre, / verwandte Herzen dazu zu bringen, sich gegenseitig zu zerreißen529 , deren geheime Verbundenheit nur
der kennt, der sie mit gewissermaßen unlösbaren und stählernen Ketten aneinander gefesselt hat? Oder was unter der Sonne und unterm Himmel
könnte uns Eltern überhaupt noch erfreuen ohne dich? Darum ist das,
was mich zusammen mit deinem Vater schon zu Lebzeiten in die Tiefen des Hades hinabführt, der Umstand, daß du unseretwegen solche Überle
gungen in dir nährst. Was von allen Dingen könnte für Eltern bitterer sein denn jeder Tod als der Untergang ihrer Kinder, ihrer lieben Kinder? Es ist doch nur der Gedanke an sie, der sie atmen läßt und ihren Seelen üppiges Gedei
hen schenkt. Warte nur ein wenig, bis du selbst Vater ·von Kindern sein
wirsf3 0, dann wirst du aus Erfahrung genau wissen, welche Liebesglut die Eltern in ihren Herzen für ihre Kinder nähren. Im Augenblick weiß ich nicht, mit welchen Worten ich dich vollkommen überzeugen könnte, solan
ge du das, was ich sage, nicht selbst erfahren hast. Mißachte aber die
Tränen deiner Mutter nicht und vergiß nicht die Mühe einer so langen
Reise, die ich deinetwegen bereitwillig unternommen und schneller als jeder
wohlgegürtete Mann zurückgelegt habe, damit du dich nämlich nicht in
unvorhergesehene Gefahren stürzt und vor dem Rauch flüchtend ins Feuer
fällsf3 1 , oder dich vor dem Schatten eines Verdachts schützen willst, der
sich in der Dunkelheit der Angst vor der Zukunft bewegt, und dabei dich selbst aus freien Stücken offensichtlich in einen schroffen Abgrund stößt.
Das wäre noch weit schlimmer als das unfreiwillige Leiden, das wir, wie du weißt, sechs Jahre lang herumgetrieben, ertragen mußten. Und den Tod, / dem ich damals entkam, müßte ich dann jetzt mit dir und deinetwegen
erleiden. Wenn jemand gegen seinen Willen furchtbare Dinge ereilen, geht damit üblicherweise Verzeihung gemischt mit Mitleid einher, aber wem es passiert, daß er aus eigener Unüberlegtheit sich selbst Quellen von Unheil
freilegt, dem wird man das selbstverständlich verübeln, genau so, wie er
auch niemanden hinterlassen wird, der ihn mit Fug und Recht bedauert.
Du willst mir vielleicht viele alte Beispiele anführen, die dich zu solchen Befürchtungen veranlassen, u. a., daß die Tränen der Mutter auch den be rühmten Markios, der einst gegen das alte Rom zu Felde zog, so sehr
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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betrogen, daß e r von den Leuten, die ihn hätten bekränzen sollen, mit Tausenden von Steinwürfen bedeckt elend verstarb. Aber wenn du die
Wahrheit über jenen Mann erfährst, wirst du dir wohl ein besseres Urteil bilden. Er hatte sich nämlich selbst jeglicher Möglichkeit beraubt, sein
Vorgehen zu verteidigen, und er hatte sich keine Tür zur Vergebung, die für spätere Hoffnungen Raum ließ, offengelassen. Er hatte sich selbst zum nächsten Ankläger, und im Zelt seines Gewissens lagerten viele Stacheln,
die sich dort festgesetzt hatten. Schneller als man sagen kann, hatte er den Römern viele Städte und Dörfer weggenommen und sie teils ihren Feinden
geschenkt, teils schlimmer versklavt und verwüstet als Alexander The ben532 • Darum konnte Markios nicht guter Hoffnung sein und Markios'
Friedensvorschläge fanden überhaupt keinen Zugang zu den Seelen der
Römer, dergestalt, daß sie ihnen getraut hätten. Die Feinde der Römer hatten ihn ferner zuvor durch furchtbare Eide verpflichtet und dann den zuvor Schwachen durch die Unterstützung ihrer Streitkräfte stark gemacht.
Als er wegen der Tränen seiner Mutter glaubte, diese ein wenig hintergehen
zu können, / bemerkte er nicht, daß er dadurch in den völligen Untergang glin533• Du aber hast dem Staat der Rhomäer nie einen Schaden zugefügt, auch hast du dich nicht durch Eide zu jemandes Gefangenen gemacht. Die
Eile, mit der ich hierher gekommen bin, hat all das auf glänzende Weise
noch rechtzeitig vereitelt. Dir steht also überhaupt nichts im Wege, auf die
Mahnungen deiner Mutter zu hören.
Weiter siehst du auch, wie klein das Reich der Rhomäer geworden, zu
welcher Armut der rhomäische Staat herabgesunken ist. Es ist so schlimm, daß ich es aus Respekt vor dem Schamgefühl derer, die es hören werden,
kaum zu sagen wage. Trotzdem muß ich es dir an einem Brauch klar machen : Die meisten Rhomäer und Barbaren wissen, welch großen Reich tum wir, deine Eltern, vor dem Chaos und der Verfolgung besaßen, Reich
tum an Gold, Silber, kostbaren Steinen und Perlen, Schaf- und Rinderher den und Tausenden von Haustieren und Vieh aller Art. Die meisten unserer Zeitgenossen kennen auch die Menge unserer Magazine, die überquollen von den vielfältigen Produkten der Erde, und jene Vorratslager, die voll
ends strotzten von den jährlichen Früchten und diese Schätze kaum fassen
konnten. Was den Reichtum und den Aufwand unseres täglichen Tisches
angeht, so wissen auch darüber alle Bescheid, die ihn mit uns teilten und genossen, und unter anderem auch, daß unser kaiserlicher Tisch heute
davon nicht ein Zehntel ausmacht. So schwach ist der Staat der Rhomäer,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
in solches Unglück ist er sichtbar geraten und herabgesunken, daß du dar aus ersehen kannst, Liebster (gr. Süßester), was du deinem Vater und
denen, die um ihn und mit ihm sind, übrigläßt, / wenn du was auch immer
dir selbst aneignest, um dich und deine Soldaten zu bereichern. Die Kaiser
herrschaft kann ohne Waffen und ohne militärische Macht keinen Bestand
haben, erst recht nicht eine, die aus einer Umwälzung hervorgegangen isf34, und ohne Geld, um das Wichtigste zu sagen, lassen sich natürlich
keine Waffen und Streitkräfte sammeln. Ohne Soldaten, das wissen alle, ist gelegentlich das Gold ganz allein mächtig und stärker als jede Kriegsma
schine. Noch ehe es die meisten bemerken, sieht sich eine Stadt manchmal
für Geld den Feinden ausgeliefert. Du weißt weiter auch, welchen Ärger
und welche Gefahren die Anführer seitens der Soldaten zu erwarten haben, wenn es keinen Krieg gibt und ihnen kein Sold bezahlt wird. Jene, denen es einfällt, ihren Lebensunterhalt vom Söldnerdienst bestimmen zu lassen,
müssen notwendigerweise den Krieg für viel besser halten ais den Frieden
und den Frieden für eine weit lästigere Sache als den Krieg. Der Krieg bringt
ihnen ja zu dem Sold noch gewalttätige Plünderung, und das setzt ihnen
den Überfluß eines mühelos verdienten Tisches vor. Der Friede dagegen bringt ihnen nichts ein5 3S und bedeutet das Ausschöpfen vorhandener
Mittel. Wirst du, der du ohne beides (Geld und Soldaten) dastehst, dich nicht alsbald selbst zugrunde richten statt die Kaiserrnacht zu erringen ?
Wenn du also auf mich, deine Mutter, hören willst, die ich dich mehr liebe als du dich selbst, so überlasse mir deine Angelegenheit und gedulde dich
ein wenig; ich werde schleunigst zu deinem Vater zurückkehren und be
stens dafür sorgen, daß du ohne Furcht sein kannst und daß es dir von dort an Mitteln nicht fehlen wird . »
5 . Durch diese / Worte beschwichtigte die Kaiserin Eirene ihren Sohn und
bewirkte, daß er beflissen auf sie hörte. In wenigen Tagen erledigte sie
bestens auch alles andere, was außerdem nötig war, und kehrte schleunigst
nach Byzanz zurück. Dort erfuhr sie den Tod ihres Sohnes Andronikos, worüber sie mehrere Tage tiefe Trauer hielr5 3 6 . So in etwa verlief das. 4.1. Nach Aufgang des Bärenhüters (Arkturos)53 7 brach der Kaiser aus
Byzanz auf und kam nach Didymoteichon, um die Unruhen, die die Kaise
rin Eirene, wie gesagt, besänftigt hatte, beizulegen und wieder geregelte
Verhältnisse herzustellen. Als erstes jagte er den Patriarchen Johannes fort und ließ ihn nach Byzantion bringen, damit er dort im Palast gefangen
gehalten werde. Dadurch sollte verhindert werden, daß er nicht auch die
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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dortige umstürzlerische Bewegung unterstützen und so dem Staat großen und kaum wiedergutzumachenden Schaden verursachen könnte. Er lebte dort (in Kpl) noch kurze Zeit und starb dann im Alter von etwa 65 Jahren;
das Patriarchat hatte er ungefähr vierzehn Jahre innegehabt und nach
seiner Absetzung noch zehn Monate gelebt. Der Mann war, was seine
Gestalt betrifft, nicht sehr groß, hatte ein hübsches Gesicht und eine redege
wandte Zunge. Er war von Jugend auf sehr bewandert in allen kirchlichen
Vorschriften und Gesetzen, die die in Zivilsachen auftretenden Rechtsfälle an den Rechtsnormen prüfen53 8 • An der hellenischen (profanen) Bildung hatte er kaum Anteil, gerade soviel, daß er mit den Fingerspitzen davon gekostet hatte539• Was ihm aber in dieser Hinsicht fehlte, ergänzte sein natürlicher Scharfsinn. Er war so talentiert und hatte ein solches Gedächt
nis, daß / er alles, was er mal gelesen hatte, noch nach einer Zeitspanne von zwei oder drei Stunden sicher auswendig aufsagen konnte. Darum sam
melte er auch aus der Heiligen Schrift das zu jedem Fest Passende für die
Unterrichtung der versammelten Menschen und trug es dann auswendig
öffentlich ausführlich vor, wie wenn er aus einem Buch läse; dabei geriet seine Zunge nie ins Stottern, weil ihm etwas entfallen wäre; auch hielt sein
Verstand immer Schritt mit dem Fortgang der Rede. Wie bei einer wohlge stimmten Lyra klangen beide schön und ausgefeilt zusammen.
2. Inzwischen nahm der Kaiser dort (in Didymoteichon) persönlich
seinen Sohn beiseite und erreichte mit Überredungskunst und tiefgründigen väterlichen Mahnungen, daß dieser jene von Zukunfts angst erfüllten Ge
danken überwand. Zugleich trennte er für ihn ein Stück des Rhomäerrei ches ab, das er ihm auf Lebenszeit zu regieren gab, gewissermaßen als eine
Art Satrapie und ein autonomes Herrschaftsgebiet, wo er in verläßlicher Sicherheit und möglichst weit weg von den befürchteten Gefahren sein Leben würde verbringen können54o• Dieses Gebiet erstreckte sich in der Länge von Didymoteichon in Richtung des Abendwindes (Zephyros,
NNW)
bis nahe an das Vorstadtgebiet von Christupolis, in der Breite vom
Meer hinauf bis zum Städtchen Xantheia und den kurz dahinter liegenden
Dörfern. Als Abzeichen seiner Würde erlaubte er ihm, solche Insignien zu
tragen, die unter denen des Kaisers, aber oberhalb aller anderen Würden lagen. Er sagte ihm auch, daß er darin gewissermaßen ein Bild und einen
Ansatz einer noch größeren Macht sehen dürfe. «Denn, » so sagte er, « wenn
du gut regierst und / mit der gebührenden Fürsorge dieses kleine Gemeinwe
sen deiner Untertanen verwaltest, wird es gewiß möglich sein, daß du einst
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
eine wichtigere Führungsrolle übernimmst und diese zum Besten ausfüllst.
Außerdem wird es denen, die auf dich schauen und wie auch immer sich
gerne im Glanz deiner Ehrungen sonnen, wiederum möglich bleiben, feste
Erwartungen in dich zu setzen, die, da sie aus einer guten Ader fließen,
ihnen ein glückliches Leben verheißen. Vortrefflichkeit, die nur Bequem
lichkeit kennt und sich in keinem Kampf bewährt hat, wird nie glänzender
Ehrengaben für würdig befunden, die herrliche Kränze verleihen. Weder
ein (Traum) Gesicht noch irgendwelche wahrsagende Dreifüße, wenn sol
che befragt würden, können die Klugheit eines Mannes und seine herr
scherliche Gesinnung so sicher voraussagen, wie Erprobung in Worten und
Taten, die bei Erfordernis und im rechten Aufgenblick aufscheint. Man chen erfahrenen Menschen gibt die Fantasie fingierte Vorstellungen von
großem Glück und von Seligkeit ein, so wie die Hände der Maler spielerisch
mit ihren Farben nach Herzenswunsch ihre Vorlagen darstellen. Aber tat sächliche Erfahrung ähnelt einem lebenden Lehrmeister; sie verleiht große Intelligenz und macht den Menschen klüger, wo es darum geht, sein Leben
richtig zu gestalten. Ich übertrage dir gleichsam ein Stück meines Reiches
und meiner Macht. Du hast nun die Möglichkeit, dich wie ein vorspringen der Fels zu bewähren und die wie aus einem weit gähnenden Meer anstür menden Wellen der Triballer für dich zum Anlaß glänzender Triumphe zu
machen und dadurch unserem Staat Sicherheit zu schenken. Daraus wird dir vor allem von dem ganzen Geschlecht der Rhomäer eine Menge Lob
erwachsen, / da du dieses Gut allen schenkst. In Wahrheit findet der Edel
mut von Taten der Herrscher seinen Lohn im Urteil der Untertanen; wenn
sie von ihnen Gutes erfahren, erweisen sie ihnen gottgleiche Ehrungen,
wenn es ihnen aber schlecht geht, zögern sie nicht, das völlige Gegenteil zu
tun; denn sie ändern sich leicht entsprechend den vielfältigen Geschicken
des Lebens. Ich weiß sehr wohl, daß du uns vorwerfen kannst, unser Ge
schenk sei eine Ungunst, und, während wir dir einen Tropfen Freude ge
währen, überschwemmten wir dich mit einem Meer von Übeln. Wir überlas
sen dir jene Gebiete, die immerfort vom feindlichen Feuer verzehrt werden und die nicht weniger den bei Tag und Nacht dort plündernden Völkern gehören, als daß sie unser Land sind. Es ist doch so, daß wir jene Gebiete zu
deinem Erbteil der Herrschaft machen, die einerseits die vom Meer her
kommenden Räuberscharen der Perser aus Asien mit ihren Streifzügen und
anderseits vom Festland her unaufhörlich die offenen und die heimlichen
Einfälle und Heerlager der Triballer zu einer unwegsamen Wüste machen.
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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Das darf man wohl kaum als eine fürsorgliche (Gebiets-)Zuteilung bezeich nen, sondern wohl eher als einen pausenlosen Kampf und eine nicht ablas sende Gefahr, die wie ein Tantalosfelsen über deinem Haupte schwebt541 •
Mit solchen Worten hast du gewiß vollkommen Recht, wenn du uns das
alles vorhalten willst, aber es gibt dagegen kaum Abhilfe. Auch wenn wir es
wollten und viele Betrachtungen anstellten, es gibt keinen andern (Gebiets-)
Teil, den wir dir anstelle des gegebenen anbieten könnten. Du siehst ja, wie
winzig der Staat der Rhomäer geworden ist; das nahezu unbetretbare und zur Wüste verödete Thrakien liegt als einzige Gegend noch für uns offen.
Wenige Städte darin bewahren / mit Mühe die Reste des rhomäischen
Volkes und auch diese haben schon kein Vorstadtgebiet mehr und kein
Vorfeld, wie es für eine stabile politische Ordnung unentbehrlich ist, son
dern sie liegen weit auseinander und sind durch unbewohnte Gebiete ge trennt, so wie in einer großen Ebene, die mit Ähren ganz gefüllt war, nach
Ernte und Sichel ein paar vereinzelte und leicht zu zählende Halme übrig sind. Von der Tragödie im Innern unseres Staates, die uns die häufigen
Bürgerkriege beschert haben, will ich noch gar nicht reden; er scheint ja eher nur noch von schemenhaften Gestalten denn von wirklichen (lebendi
gen) Bürgern bewohnt zu werden. So unglücklich ist unsere Lage zur Zeit
und so sehr hat der von meinen Verfolgern entfesselte unversöhnliche Bür gerkrieg nicht nur den nichtswürdigen Elementen542 die Gelegenheit gebo
ten, ihre Zuchtlosigkeit und ihre Roheit zur Gewohnheit werden zu lassen, sondern auch die Macht unserer äußeren Feinde gegen uns erheblich ver
stärkt. Oder wie sonst ist der Triballer gegen uns so mächtig geworden, der
wie ein überschwemmender Fluß seine Grenzen weit überschritten und einen Teil des Rhomäerreiches schon mit der vollen Wucht seiner brausen den Wogen überspült hat und auch noch das übrige zu überspülen droht? Obgleich durch schwer zu messende Entfernungen von uns getrennt, hat er
eine so große Dreistigkeit und Macht erlangt, daß seine Heere schon be
ständig unser Land durchstreifen und, von niemand gehindert, im ersten
Angriff plündern, und dabei das Getöse ihrer Lanzenspitzen zu unseren
Ohren gelangen lassen können. Dabei liefert er keinen anderen Beweis für
seine siegreiche Tapferkeit als den, daß er das Unglück der Rhomäer für seine eigene Klugheit und Macht hälf43 • Darum, Liebster, wie glaubst du,
daß mir zumute ist, oder welche / Schmerzen wohl wie glühende Kohle
das Innerste deines Vaters versengen, wenn ich sehe, wie sehr du verwirrt bist und deine Seele von der Angst vor der Zukunft zerbrochen ist, ohne
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
daß ich dich, wie ich es möchte, auch nur im geringsten ermutigen kann. Gleichsam umgeben von vielen feindlichen Schwertern werde ich daran
gehindert. Jedes davon zieht mich in entgegengesetzte Richtung und fordert mich für sich heraus. Nirgendwohin kann ich mich wenden mit einer ver
nünftigen Überlegung, die gewissermaßen ein Reisegeld wäre, dessen Besitz
ausreichen würde, in einem sicheren Hafen zu landen, der das Getöse der
artiger heranbrandender Wogen abwehren könnte. Wenn ich die Befehle meines seligen Freundes und Kaisers (Andronikos' III.) betrachte, wie es
sich gehört, bin ich gezwungen, seinem Sohn das kaiserliche Erbe zu erhal
ten; wenn ich aber anderseits die eidlichen Versprechungen achte, die ich notgedrungen denen, die mit mir verfolgt wurden und mit mir den Gefah
ren trotzten, gemacht habe, als ich jenen mühseligen Wettlauf um mein Leben lief44 und wie zu einem unentbehrlichen Bollwerk zur Annahme der kaiserlichen Insignien flüchtete, sehe ich mich wiederum gezwungen, wenn auch sehr ungerne, was von den kaiserlichen Ländern · noch übrig ist, an
jene zu verteilen545 . Das sollst du bedenken, Liebster, und es dann tapfer ertragen, wenn die Schicksalsschläge, die immer den Menschen auflauern, dir Dinge bescheren, die nicht deinem Wunsch entsprechen. Glaube nicht,
daß deinetwegen nun zum ersten Mal diese schwer zu meisternden Schwie
rigkeiten des Lebens beginnen. Sie umtanzen immer auf die gleiche Weise
das menschliche Dasein und verhöhnen mit ihrem Tanz ohne Unterschied jeden Stand und jedes Alte�46. Das Leben ohne Schmerz zu verbringen, ist
ein Ding der Unmöglichkeit und der menschlichen Natur völlig fremd,
glaube mir das. Aber zu versuchen, die unaufhörlich aus dem Verborgenen angreifenden Schicksalsschläge mannhaft zu ertragen / und dabei die Steu
ermannskunst der Seefahrer nachzuahmen, das geziemt vernunftbegabten
Menschen und besonders denen, die sich ihr ganzes Leben politischen Füh
rungsaufgaben widmen. Es wäre schön, wenn Schmerz und Freude im
Leben gleichermaßen gemischt wären und nicht das Schlechte die Ober hand hätte547. Aber ich sehe, wie das Unglück immer vielfach auf uns
zukommt und uns wie aus einem Hinterhalt schrecklich zusetzt, während das Glück sich sehr selten zeigt und nicht verweilt, sondern rasch wie eine
Blume verwelkt. Ich glaube, Gott will uns auf diese Weise sehr drastisch erziehen, damit wir nicht hochmütig werden und uns Dinge überlegen, die
unsere sterbliche Natur übersteigen. Darum wohl auch kam einst der Phry gier Aisopos auf den Gedanken, Gott habe die Erde nicht mit Wasser,
sondern mit Tränen gemischt, um den Menschen zu erschaffen54 8 . » 4. Nach
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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diesen Worten entließ der Kaiser seinen Sohn in das ihm geschenkte Erbe.
Er selbst ordnete schnell die Dinge dort, so gut er konnte, und begab sich nach Byzanz54 8 a•
5. 1 . Ich möchte, an dieser Stelle meiner Geschichte angelangt, einiges
rekapitulieren, was ich mit Rücksicht auf den Neid der Großzahl der Menschen übergangen habe. Die Menschen neigen doch dazu, ihre Näch
sten zu tadeln, die über sich selbst Gutes erzählen, und ich weiß, daß der Neid sich gegen alle vortrefflichen Menschen richtet, da seine Natur immer
gegen die Wahrheit zu Felde zieht. Übrigens verharrte das Übel (worüber ich jetzt sprechen werde) lange Zeit gleichsam in Windeln und an der
Mutterbrust verborgen, und die Lage ließ noch gute Erwartungen zu, so daß der Zeitpunkt zu reden noch nicht unausweichlich gekommen war.
Aber jetzt ist die Frucht der Geburtswehen ans Licht gekommen (gr.
hervorgebrochen) / und die Funken der feindseligen Ereignisse entzünden
vor allen sichtbar das Feuer gegen die Wahrheit. Und da die Zukunft für alle Menschen im Verborgenen liegt und deshalb auch mein Leben hienie
den inzwischen ein Ende finden könnte, ehe ich die Ursachen des Un glücks richtig ergründe, ist zu befürchten, daß die Nachwelt meine Rolle
nie erfahren würde, nämlich wie ich mich in der Verwirrung, die über die
Kirche kam, verhalten habe, wie ich zum Kaiser ging und welchen Eifer ich dabei zeigte. D arum habe ich den unverzichtbaren Entschluß gefaßt,
einen kleinen Teil dieser umfangreichen Materie hier zusammenzufassen.
2. Den Herrschenden angenehme Dinge zu sagen, bringt für Untertanen
keine Gefahr mit sich, aber wer die Zunge zu scharfem Widerspruch wetzt und für Worte, die ihnen nicht gefallen, der entdeckt, daß er schwer Gehör findet, daß aber die Zunge des Machthabers sogleich bereit ist, ihn zu beschimpfen, und seine Hand noch bereitwilliger, ihn zu bestrafen. Das weiß, glaube ich, jeder. Weil ich also über die Freimütigkeit meiner Worte
und die Szene meines religiösen Eifers reden will, habe ich Grund zu befürchten, daß, auch wenn ich nur einen Bruchteil der ganzen Wahrheit
erzähle, ich den Eindruck hinterlassen könnte, daß der größte Teil davon
erlogen sei. Ich werde also jene Leute im Auge behalten, die die Wahrheit
gelegentlich für unangenehm und übelklingend halten, wenn nämlich das
Zurschaustellen von Tugend einen anmaßenden Eindruck macht, beson
ders wenn jemand über sich selbst Vorteilhaftes erzählen will, sogar dann
noch, wenn er dafür unzählige Augenzeugen hat. Darum will ich gerne das meiste übergehen.
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XVI
3. Es war so, daß ich seit langem eng mit dem Kaiser befreundet war,
schon bevor er zur Kaiserwürde / aufstieg, und zwar wegen seines sanftmü
tigen Charakters und der sonstigen guten Eigenschaften, die er von Natur aus besaß. Darum auch hegte ich am meisten von allen in meiner Seele
sozusagen das Grün reicher Hoffnungen (gr. gute Wiesen von Hoffnun
gen), daß er sofort nach der Übernahme der Kaiserherrschaft den Belage
rungskrieg gegen die rechte Frömmigkeit beenden würde, den die Telchinen der Gegenpartei boshaft entzündet hatten. Diese Hoffnung wurde für mich
in meinen qualvollen Überlegungen ein erquickender Ruhepol und für mei
ne Gedanken, die in Verzweiflung abzugleiten drohten, wie ein milder und von Freude quillender Südwestwind. Wie der Frühling mit seinen Sonnen
strahlen Befreiung von den winterlichen Wolken bringt, glaubte ich, so
würde auch ich Befreiung finden vom erdrückenden Schmerz wegen der göttlichen Dogmen. 4. Als ich aber sah, daß er schon weit von meinem Standpunkt entfernt war, und sah, wie der blühende Hort j ener edlen Er
wartungen verwelkte und vor der Bosheit der Gegenpartei weichen mußte
und ihr auf der Stelle unterlag, da schien es mir das beste zu sein, alle
anderen Bittgesuche offen anderen zu überlassen, ich meine solche, die auf
das Erlangen von notwendigen Gütern abzielen, und mich direkt der Sorge um die Seele meines Freundes zuzuwenden. Bunte Heerscharen der verschie densten Gedanken, wenn ich mich so ausdrücken darf, versammelten sich unentwegt in mir im Gefolge meines Eifers für das Gute und mahnten mich,
daß Schweigen j etzt Todesgefahr in sich berge, freilich nicht für den Kör
per, aber ganz gewiß für die Seele. Es sei ja nichts anderes als die scheuß
liche Krankheit der Feigheit, den Schatz des Eifers j etzt in eine Kammer
tiefen Schweigens einzuschließen, und ich wüßte auch sehr wohl, daß das / Verlangen nach dem Guten, solange es sich in der Finsternis der Feigheit verberge, nie die Wahrheit des freimütigen Wortes Gottes erkennen könne.
Wer sich freilich schöne Ausreden für seine Feigheit ersinnen will und glaubt, er könne so dem nie schlafenden Auge Gottes entgehen549, der bemerkt offenbar nicht, daß er geradezu gegen sich selbst ins Feld zieht und
sich selbst zugrunde richtet. Denn hier ist, so glaube ich, das freimütige
Wort so weit über das Schweigen erhaben, wie von den Pflanzen der Erde jene, die ihre Früchte zum Licht des Himmels emporheben, über die empor
ragen, die im Schoße von Mutter Erde verborgen bleiben. Denn die ersteren
laben, ehe wir sie kosten, schon deutlich unseren Geruchssinn und unser
Auge und erfreuen uns bei der Berührung; ja sie sind eine Kostbarkeit, die
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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jedem unserer Sinne nahezu jede Erquickung schenkt, während die anderen meistens für unsere Sinne nicht leicht wahrnehmbar sind und ihre Früchte denen, die sie besitzen möchten, nicht gleich freudig und unbeschwert dar
bieten, vielmehr eignet ihnen meistens ein scharfer Geschmack und ein starker unangenehmer Geruch. Übrigens, wenn jemand nicht auch die Ge
legenheit zum freimütigen Wort bekommt, bleibt ihm bekanntlich die
Möglichkeit einer wohlbegründeten Entschuldigung als Ausflucht; es wird
gewiß nur wenige oder gar keine Leute geben, die dem widersprechen.
Denn das freimütige Wort, das als unwankelbares Fundament die vorher
bestehende Freundschaft voraussetzt, kann fern vom günstigen Augenblick
nichts Vernünftiges bewirken, noch kann das der passende Augenblick
ohne das freimütige Wort. Das freimütige Wort ist ohne die Freundschaft kraftlos und der günstige Augenblick wiederum kann, wenn die beiden
anderen Dinge fehlen, nichts Passendes / zustandebringen. Da ich also auf
grund eines langjährigen freundschaftlichen Umgangs gewohnt war, ohne
Scheu mit ihm zu verkehren, schien es absurd, die Gelegenheit, notwendige
Dinge vorzubringen, schweigend vorbeigehen zu lassen. 5. Also, ich wurde auch jetzt vom Kaiser oft zu einem Gespräch eingeladen und fand auch von
mir aus oft die Gelegenheit, ihn zu besuchen. Und wenn ich hier das Ge
heimnis meines Herzens enthüllen und die Wahrheit nicht verhehlen soll,
wurde ich dabei in meiner Bereitschaft von gar nichts anderem motiviert als (vom Verlangen) jenen nicht nachzugeben, deren Bestreben es war, die
Grenzen der Väter zu verrücken550 und dafür unerhörte neue Lehren einzu
führen; ermahnen wollte ich ihn, unerschütterlich an den überlieferten
Dogmen festzuhalten. Es gab nichts, was ich nicht tat und sagte; ich
schlüpfte in die verschiedensten Rollen und setzte alle Hebel in Bewegung
(gr. zog jede LeineS 5 1 ) ; mal gab ich mich ihm gegenüber in Worten und
Briefen schmeichlerisch, um so zuerst sein Gemüt milde zu stimmen, damit
er meinem Anliegen folge, mal tadelte ich ihn und warf ihm Laxheit vor und prophezeite ihm, welch Unheil dieser Schiffbruch der Kirche über die
Rhomäer bringen würde. Ich sagte ihm: «Wenn jemand es nicht wagt, in irgendeinem Punkt die richtigen Anordnungen der Väter zu übertreten,
nimmt sein Leben einen glücklichen Lauf, und er darf für die Zukunft gute
Hoffnung haben auf das, was den Gerechten versprochen ist. Aber wer den
richtigen Lehren der Väter nicht folgt, dessen Leben ist voll von heillosen
Kämpfen, und das Ergebnis seiner Unternehmungen / ist das Gegenteil von
dem, was er sich wünschte; mehr noch, nach dem Leben erwartet ihn ein
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
unerhoffter und gnadenloser Aufenthaltsort.» 6. Bald aber erkannte ich,
daß die Gegenpartei ihn von der anderen Seite bedrängte. Im geheimen wie offen ermunterten sie ihn, mich auf der Stelle mit Verbannung zu bestrafen.
Sie befürcheten j a, glaube ich, daß der Kaiser am Ende, wie Eisen, vom
Feuer meines Eifers erweicht, für meine Überredung empfänglich werden könnte, umkehren und die ganze hinterlistige Jagd mit Hilfe ihrer Netze
verscheuchen würde; darum verschärfte ich nun auch mein Vorgehen und wurde kühner. Meine Vorwürfe gegen ihn wurden jetzt schonungsloser und zwar aus zwei Gründen, damit er entweder aus Scham dem gewalttäti gen Krieg gegen die Kirche ein Ende machen würde, oder genötigt sei, auch mich bald aus Byzantion zu verbannen. Denn (so sagte ich) es sei für mich
unerträglich, mit meinen der Frömmigkeit verschriebenen Augen die Neue rung der Dogmen anzusehen552• Aber was ich sagte, war vergebliche Mühe,
und ich strengte mich umsonst an. Der Kaiser wollte, was dieses Vorhaben angeht, nicht im geringsten nachgeben; er betrachtete es als eine Schande
für sich, seine Haltung zu ändern und von der Lehre abzurücken, der er selbst von Anfang an ihre Kraft verliehen hatte, so daß die ganze Sache von ihm ausgegangen zu sein schien. Aber auch mir wollte er nichts Schlimmes
antun, wie sehr ich ihn auch tadelte und schimpfte. Er hatte das weder von
sich aus vor, noch ließ er sich von anderen dazu drängen. Er sprach weiter auf gleichem Fuß mit mir, immer mit der ihm angeb orenen Sanftmut, so
wie Leute, die es nicht fertigbringen, sich an ihren Gegnern zu rächen.
Er wollte, glaube ich, geradezu das Beispiel Kaiser Hadrians nachahmen, /
gegen den einst der Philosoph Favorinos streitsüchtig eine andere Meinung verfocht; der Kaiser hätte ihn natürlich töten lassen können, aber er zürnte
ihm überhaupt nicht, sondern er beharrte in seinem freundlichen Wesen und
disputierte mit ihm auf gleichem Fuß553 • Deshalb wurde auch in diesem Fall
der Kaiser von den Anwesenden wegen seines milden Charakters mehr bewundert als ich wegen meines leidenschaftlichen Eifers.
7. So war die Lage und so entwickelten sich die Dinge, aber ich konnte es
nicht ertragen und einfach ruhig dasitzen. Ich war verärgert und wütend,
und Leidenschaft ergriff das Innerste meines Herzens. Ich suchte eine Gele
genheit, etwas zu tun, was meines Vorhabens würdig war, ehe der Schmerz
mich krank machte. Inzwischen verstrich die Zeit und es wurde Herbst.
Der Kaiser eilte damals, wie gesagt, wegen seines Sohnes Matthaios nach Didymoteichon, um ihn über seine Verärgerung hinwegzutrösten und die
Versprechungen der Kaiserin Eirene in die Tat umzusetzen554• Diesen Au-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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genblick betrachtete ich als einen glücklichen Zufall, der meinen Absichten in geeigneter Weise entgegenkam. Ich stattete der Kaiserin Eirene einen
privaten Besuch ab, offenbarte ihr alsbald meinen brennenden Eifer und enthüllte ihr die Glut meines Herzens für die Verteidigung der Orthodoxie,
und, da sie in ihrem Herzen noch ganz mit dem frischen und heftigen Schmerz über ihren Sohn (Andronikos) beschäftigt war, sagte ich ihr, daß
an dessen Tod vor allem die Auflösung der Dogmen Schuld sei, weil der
Vater des Verstorbenen sein Herz für die verkehrten Lehren zu einem siche
ren Hort gemacht und dem Unglück dadurch den größten Auftrieb gegeben hatte. Das sagte ich, während ich in meine Worte viele entsprechende Aus
sagen aus der Schrift einwebte, und leichter, als ich gehofft hätte, / konnte
ich sie überzeugen. Sie war ja eine kluge Frau und hatte Angst, Gottes Zorn
könnte Leid auf Leid über sie bringen. Sie begriff sofort und war künftig die
beste Anwältin meiner Worte. Sie hörte seitdem nicht auf, die Wölfe in der
Kirche zu beschimpfen und sie mit beißendem Spott zu verfolgen. Seit der Zeit war mein Name in aller Munde, da ich ein Werk vollbracht hatte,
woran fast alle verzweifelt waren und auf das, ehe es Wirklichkeit wurde,
niemand zu hoffen gewagt hatte. Das schien denen, die um die Kirche
litten, ein angenehmer Frühlingswind und ein süße Freude spendender
Schatz. Ja, die Hoffnung dünkte mir nicht weit, daß es jetzt kein großes
Problem mehr sein könne, auch den Kaiser zu überzeugen, wo doch die
Kaiserin auf der Seite der Wahrheit mitkämpfte. 8 . Das aber war dem Teufel und seinen Engeln555 unerträglich. Verwirrung erfaßte sie und be drückte sie schwerer denn tausendfacher Tod. Darum versammelten sich
alle diese Personen zu einem einzigen Klüngel, alle, die zu der verbrecheri schen Bruderschaft gehörten und die Vorsteherstellen in den verschiedenen Klöstern von Byzanz unter sich verteilt hatten, allen voran der Inhaber des Patriarchenthrones Isidoros. Sie gingen zur Kaiserin Eirene und griffen mich mit ihrer Rede heftig an. Sie schütteten viele Beschimpfungen über
mich aus und versuchten, sie zu überreden, den Umgang mit mir völlig einzustellen. Als sie aber trotz vieler Anstrengungen nichts erreichten und
nicht ohne schwere Vorwürfe von dort weggejagt wurden, schrieben sie dem Kaiser einen Brief, um ihm den Gang der Dinge mitzuteilen, und baten
ihn, alle politischen Angelegenheiten und Sorgen, / die ihn gerade beschäf
tigten, liegenzulassen und schleunigst nach Byzanz zu kommen, um ihr
höchst gefährdetes Ansehen zu schützen. Dazu schrieben sie vieles andere,
was ihrem Ziel dienlich war, und ganz besonders alles, was dazu angetan
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war, mir die fürchterlichsten Beschuldigungen anzuhängenS5 6 • 9. Der Kai
ser war, als er das hörte, sogleich sehr bestürzt, und ohne sich groß um das, was ihn gerade b eschäftigte, zu kümmern, befand er es für nötig, schnell stens nach Byzanz zu reisen, nicht so sehr um der neuen Lehre Rückhalt zu
geben, als dem vorzubeugen, daß deswegen in der großen Stadt der Byzan
tiner Unruhen entstehen würden. Sofort nach seiner Ankunft war sein er
stes Werk, zusammen mit dem Patriarchen mit mir ein Gespräch zu führen und zu versuchen, mich dazu zu überreden, ein tiefes Schweigen zu bewah
ren und die neuen Lehren der törichten Bande nicht mit häufigen Schmä hungen zu bekämpfen und dadurch j enen Leuten starken Auftrieb zu ge
ben, denen es viel Spaß machte, diese Männer zu verspotten und sie mit
ungezügelter Zunge und freien Lippen zu beunruhigen. 10. Nachdem nun
viele widersprüchliche Worte vorgetragen worden waren, wurde der
Patriarch von mir überführt, daß er Unsinniges und Gotteslästerliches redete.
Nicht nur schien er mit Palamas eine Menge von Gottheiten anzunehmen,
dem göttlichen Wesen unendliche Male unendlich untergeordnet, uner
schaffen zwar, dennoch sichtbar und ohne Substanz, sondern er hatte auch
auf eigene Faust die seit alters in der Kirche gesungenen Dreifaltigkeitshym nen der Heiligen dazu verurteilt, in die Dunkelheit gestoßen zu sein und j edem,
der wollte, die Freiheit gelassen, sie Feuer und Wasser zu übergeben. Selbst
hatte er nämlich gerade eigene Hymnen gedichtet, sozusagen gotteslästerliche
Ausgeburten eines törichten Bauches, und er hatte befohlen, diese anstelle
jener anderen zu singen. Darin / schrieb er unter anderem, daß man Gott
eigentlich nicht als Wesen bezeichnen sollte, sondern als eine für sich selbst bestehende Energie ohne Wesen. Theoretisch aber könne man, weil das
menschliche Verlangen dem nachgebe, Gott in analogem Sinn auch das Wesen (die Substanz) nennen, so wie die Menschen aufgrund der Gnade auch Söhne
Gottes und Götter genanntwerdenS57 • Das Endziel aber seiner Argumentation
war, daß nicht das Wesen, sondern jene vom Wesen abgetrennte Energie aus
der Magd und Gottesgebärerin Maria das Fleisch angenommen habe; denn
jenes Wesen sei so, daß das Irdische an ihm nicht teilhaben könne und daß es
sich dem Irdischen überhaupt nicht zuwende, weil es auf die höheren Regio
nen beschränkt sei. Es flossen dort also, wie gesagt, viele und mannigfaltige
Reden und Widerreden, und fast die ganze neu angebrochene Nacht ver
ging dort damit. Dann sah der Kaiser ein, daß der Streit über das Thema nicht zur Ruhe kommen würde, und er befahl, die neuen Kanones (liturgi schen Dichtungen) jenes Isidoros dem Feuer des Untergangs preiszugeben
L·. I \
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und die seit alters üblichen (Hymnen) wieder frei erklingen zu lassen. Nach
dem die Sache so geregelt und beigelegt war, wurde uns zum Zeichen der
Eintracht eine üppige Tafel vorgesetzt. So standen wir nach dem gemeinsa
men Mahl mit dem Kaiser auf in der Hoffnung, daß die Übereinkunft am
nächsten Tag auch durch ein kaiserliches Schreiben würde bekräftigt wer
den, damit über das Geschehene bei jenen, die überall zu Lande und auf dem Meer zur Verteidigung der orthodoxen Lehre der Kirche kämpften,
keine Zweifel bestehen blieben. 1 1 . Aber die erreichte Übereinkunft gefiel bei der Gegenpartei nicht allen, und diese wollten nicht, daß sie Bestand habe. Sie zwangen den Kaiser, Palamas kommen zu lassen und ihn über den
Entschluß / zu konsultieren; er könnte sonst, weil man ihn mißachtet habe,
intervenieren und, in Nachahmung der Eris des attischen Mythos, Unruhe entflammen; erzählt man doch von ihr, daß sie einst in der Götterversamm
lung mit ihrem wundersamen Apfel die Feuersbrunst eines großen Aufruhrs
und Streits entzündet habe, da sie nicht auch zu jenem berühmten gemein samen Hochzeitsmal der Thetis geladen war55 8 • Darum also ließ man
schleunigst auch Palamas aus Didymoteichon nach Byzanz kommen. Aber laß mich, um Überdruß zu vermeiden, alles Dazwischenliegende überge
hen; auch er wappnete sich, um mich, oder genauer gesagt, um die Dogmen der Kirche zu bekämpfen. So stieg er denn, schnaubend vor großer Wut
und leerer Einbildung in die Arena, und während ich außer Gott keinen
Mitstreiter auf meiner Seite hatte, so wie beim Disput vor drei Tagen, besaß er außer den übrigen auch den Kaiser selbst, also die höchste Gewalt, als
stärksten Kampfgefährten. Was sie und ich als Einleitung sagten, ist für diese Erzählung nicht unbedingt von Nutzen, und ich habe mich darum entschlossen, es mit Schweigen zu übergehen. Der Rest war aber so.
11. Ich sagte, daß für mich kein zweiter Disput und kein weiterer lärmen
der Streit nötig sei, falls die Abmachungen der ersten Auseinandersetzung gültig blieben. « Wenn diese aber ganz und gar aufgelöst und in die Ströme
des Vergessens geworfen sind, so besteht auch dann für mich kein Bedarf an einer zweiten Untersuchung und neuen Beweisen. Denn wenn das, was
vor kurzem vom Kaiser und vom Patriarchen beschlossen worden ist, jetzt wie ein Spinngewebe55 9 zerstört ist, wie soll denn das, was Palamas darüber
/ ins Werk setzt, Vertrauen verdienen und für mich außer Zweifel stehen,
auch wenn er verkünden sollte, mit mir übereinzustimmen in dem, wovon
ich Euch zuvor überzeugen konnte? Bleibt er doch hinsichtlich seines Ran
ges weit hinter Euch zurück, und hat er außerdem oft und in vielen Fällen
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gezeigt, daß er, wo es um Anstand und Würde geht, sehr unvollkommen und nachlässig isf 60 . » 1 3 . Darauf sagte Palamas: « Auch ich brauche keine
weiteren Diskussionen oder andere Gerichte. Ich habe für das, was ich wie auch immer gesagt habe, als Rechtfertigung und Garantie ein für allemal
das Schreiben des Patriarchen Johannes und die (entsprechende) Abstim
mung der damals mit ihm in der Synode sitzenden Bischöfe5 6 1 . » Auf diesen
Einwand erwiderte ich folgendes: «Wenn jenes Schreiben vom Aussteller eine endgültige Bekräftigung erhalten hätte und nicht bald darauf von an
deren begründeteren Briefen und Abstimmungen erschüttert und von
Grund auf aus den Angeln gehoben worden wäre, so wäre das vielleicht für
dich, aber nicht für die Wahrheit durchaus ein gutes Argument. Aber der
Aussteller selbst hat das Schreiben später mit mehr Bischöfen als zuvor noch einmal betrachtet und dann klar erkannt, daß jene Beschlüsse in
vielfacher Hinsicht töricht waren, und darauf hat er von ganzem Herzen
Schreiben durch S chreiben und Dekret durch Dekret vollkommen umgesto ßen, und zwar völlig Undurchdachtes und niemals Rechtmäßiges durch
sorgfältig Durchdachtes und Vollgültiges, und zugleich hat er es nicht ver säumt, mich und alle, die nicht von der rechten Lehre abgewichen waren,
um Vergebung zu bitten für seine Unwissenheif62 . Wo bleibt da die Berech tigung, am Licht der Wahrheit vorbeizugehen und freiwillig in der finster
nis der Bosheit umherzuirren ? » 14. « Aber mir scheint das erste Schreiben
begründeter als die späteren» , / sagte der Kaiser, indem er das Wort über nahm, um dem in Verlegenheit gebrachten Palamas als hitziger Kampfge
fährte beizustehen. « Denn der Apostel sagt: 'Wenn ich das, was ich nieder
gerissen habe, wieder aufbaue, mache ich mich selbst zum Sünde� 63 : » Ehe
er sich in weitere Widerreden verwickeln konnte, antwortete ich und setzte seinen Worten folgende Argumentation entgegen: «Wenn jemand sich
selbst zum Sünder verurteilen möchte, 0 Kaiser, und er sich selbst einen Schlag versetzt, dann verleiht er auf diese Weise, darf ich wohl sagen, auch mir große Hilfe. Denn zusammen mit den späteren Dekreten hebt er in
einem Atem auch jene früheren auf, wenn nicht die Lüge gewissermaßen
der Wahrheit ins Gesicht bläst und sie unterdrückt, sondern der Urquell der Gerechtigkeit persönlich erscheint und den Zungen, die darüber ordnungs gemäß zu urteilen bereit sind, klar das Passende (zu sagen) gestattet, und
deshalb, wo wir kurze Zeit von großen Unternehmungen frei sind, heute
ein neues Gericht zusammengerufen wird, um vom Anfang an über die gar
mannigfachen verschiedenen neuen Lehren des Palamas zu urteilen. Die
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Krankheit des Vergessens und der Unwissenheit ist vielfältig und sie hat große Macht über die Gedanken der Menschen; sie kann am Anfang ge
wöhnlich den führenden Geist zu den Abgründen des Trugs wegschleppen,
aber wenn die Zeit zusammen mit der Erfahrung das Getane bloßlegt,
gewinnt die Wahrheit ihre Kraft zurück und die Nebel der Lüge und des
Betrugs werden klar vertrieben. Wenn dem so ist, dürfte es auch ganz natürlich sein und nicht sehr weit vom Üblichen abweichen, auch wenn der
Patriarch ursprünglich die Wahrheit nicht erkannt hat, da die Aussage des
Geschriebenen dunkel war, daß ihm später mit der erforderlichen Erfah
rung die Einsicht kam, die mit der Zeit das Getane bloßlegt, und ihn wieder aufrichtete und / belehrte, an welchen Beschlüssen und Briefen er festhalten sollte. Weiter, wenn du immer zugunsten der Richtigkeit der früheren Ta
ten entscheiden möchtest, so sieh zu, daß du nicht gegen deine eigenen Gesetze stimmst und bald unter dein eigenes Verdikt fällst. Denn die glei
chen Bischöfe, die jenen ersten Brief des Palamas guthießen, waren es auch,
die gegen alle Rhomäer schriftliche Tomoi und mannigfache Dekrete her
ausbrachten, wodurch sie jene dem ewigen Feuer überantworteten, die die
Absicht hegten, dich Kantakuzenos als Kaiser anzuerkennen und dich einen Christ zu nennen, die aber später, als du dich gegen ihren Willen des
kaiserlichen Szepters und des Thrones bemächtigt hattest, dich aus voller
Brust als Kaiser akklamiert haben, ohne sich groß um jene eigenen Flüche zu kümmern564 • Ob nun gemäß deinem Urteil die früheren Dekrete der
Bischöfe auch jetzt noch in Kraft und gültiger als die späteren sind, das
möchte ich nicht behaupten; aber du selbst solltest uns ohne Wenn und Aber sagen565 , worauf die Verurteilung klar hinauswill. Eins von beiden wird man folgern müssen, wenn die Quelle der Gerechtigkeit noch Ur sprung der Ströme des Rechts ist. Entweder geben wir auch hier den frühe ren Urteilen den Vorrang, wie du das bei jenen anderen tust, und dann bleibt weiterhin der damals deinetwegen über die Rhomäer ausgesprochene
Bannfluch in Kraft, und zugleich wird bald die Gültigkeit deiner Kaiser
herrschaft zusammen mit der Orthodoxie aufgehoben, oder es werden die
früheren Urteile wegen des Vorwurfs der Täuschung und des Betrugs als
ungültig verworfen und damit einerseits deine Kaiserrnacht zusammen mit der Orthodoxie bestätigt und unversehrt erhalten, anderseits aber die neu en Lehren des Palamas zerstört wie der Turm / des Chalanes566, und die
verfeindeten Parteien in der Kirche wieder in Harmonie und Frieden mit einander vereint. Wenn du aber kraft deiner Herrschermacht im einen Fall
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
zwar den früheren Dekreten den Sieg zusprichst, im anderen aber den späteren, so ist das Tyrannei567 und eine Übertretung aller göttlichen und menschlichen Gesetze. Und wenn du noch glaubst, daß es schrecklich ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen56 8 , dann ist es Zeit, jetzt zu
bedenken, welche und wieviele Ängste dir daraus erwachsen werden. Denn du hast Kinder und eine große Verwandtschaft und vor allem einen Körper
und eine Seele. Letztere muß die Strafe im Jenseits fürchten, ersterer ist
unzähligen und mannigfaltigen Krankheiten ausgesetzt. » 15. Einer der
Schmeichler, die dabeisaßen, stieß mich mit dem Ellbogen in die Seite und entgegnete, daß man zu reden habe, was Kaisern gefalle56 8 3; doch in über
schäumendem Eifer warf ich ihm erregt Schmeichelei und Kleinmut vor und alles, was damit zusammenhängt. Darauf wurde es still, und da Pala
mas nichts zu erwidern wußte, wollte er, daß man ihm gestatte, Schrift zeugnisse vorzutragen, um seine neuen Lehren zu verteidigen. Doch ich
lehnte ab und verwies auf die Parallele zu Areios, Sabelli6s, Nestorios und
allen anderen, die auf boshafte Weise versuchten, ihre Häresien mit Schrift worten zu belegen. Darauf wurde unsere Zusammenkunft aufgelöst. Da
nach aber mußte ich sehen, wie die aus der falschen Lehre erwachsene Verwirrung weit um sich griff, die Zeit aber vollendete . . .569, konnte jedoch
ihnen keine wirkungsvolle / Hilfe leisten. So war das, und so ging der
Winter zu Ende.
6. 1 . Kaum aber hatte die Sonne die äquinoktiale Wende erreicht und
hatte der Widder mit großen Hörnern die Türe des Jahres (1348) klar zum langen Tag aufgestoßen, da entbot der Kaiser Gesandte zum Triballer5 70,
um ihn an die eidlichen Abmachungen zu erinnern und ihn der übertretung derselben zu beschuldigen. Aber jener hatte sich ob seiner ständigen Siege
einen mächtigen Stolz angeeignet und schickte die Gesandtschaft sofort unverrichteter Dinge zurück. Darum brach der Kaiser, als der Frühling schon halb vorüber war, von Byzanz auf, um in Thrakien die sich dort
aufhaltenden Streitkräfte gegen ihn zusammenzuziehen und seinen Freund
Amur mit persischen Truppen aus Asien herbeizurufen. Der Kaiser nun kam nach einer Woche in Didymoteichon an. 2. Amur aber versammelte eine große Menge Fußtruppen und Reiter und entschloß sich, ehe er nach
Thrakien und Makedonien übersetzte, der Garnison der Lateiner in Smyr na Schlimmes anzutun und, so er könnte, sie völlig auszurotten, damit sie
nicht sein Vaterland, während es in seiner Abwesenheit verwaist dalag,
durch Beutezüge verwüsten und mit den schlimmsten Untaten überziehen
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVI
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könnten57 1 • Denn er erwartete, daß die Arroganz der Lateiner keinesfalls
ruhig innerhalb ihrer Grenzen verharrte, sobald sie die Chance bekam, auszuziehen und zu plündern. Er marschierte also gegen sie los und forderte
sie zum Krieg. Die Lateiner aber griffen sofort zu ihrer Rüstung und zogen
aus zum Kampf. Sie vertrauten / nicht weniger auf ihre Stärke als auf den
Glanz ihrer Waffen. Als aber der Krieg mit den persischen Streitkräften von
allen Seiten mit Gewalt über sie hereinbrach und sie sich ihm keineswegs
gewachsen sahen, wichen sie schändlich zurück, sicherten die Tore ihres Kastells und kämpften von der Mauer herab mit Ferngeschossen. So pas
sierte es, daß dadurch Arnur, tödlich getroffen, plötzlich ums Leben kam.
Seine Verwandten bargen ihn, befahlen den Soldaten, den Kampf aufzuge ben, und trugen ihn weg nach Hause5 72 •
3 . Als dies so ausgegangen war, war der Kaiser darüber sehr traurig. Er
blieb nicht nur ohne die von dort erwartete persische Kriegshilfe, sondern
er war zugleich auch eines Freundes beraubt, der ihm sein Leben lang
größtes Wohlwollen bewahrt hatte. Das war das erste Hindernis, das sich
dem Feldzug des Kaisers gegen die Triballer in den Weg stellte. Das zweite war eine Krankheit, die etwa zur Sommersonnenwende seine Nieren befiel;
sie verursachte starke Schmerzen und raubte ihm langsam das Vermögen,
frei und ohne Beschwerden zu gehen, und sie gestattete überdies nicht, aus den Voraussagen der Mediziner für die nächste Zukunft große Hoffnungen
zu schöpfen5 73 • Zum dritten kam noch der Aufstand der Lateiner von Galata gegen die Byzantiner hinzu, für den es keinen berechtigten Anlaß gab. Dieser erhob sich sofort nach dem Aufgang des Orion. Aber darüber werde ich etwas später in der Fortsetzung meiner Geschichte ausführlicher spre chen574• Jetzt will ich jenes Thema wieder aufnehmen.
7.1 . Als die Sonne gerade die Sommerwende passierte, setzte eine persi
sche Streitmacht, bestehend aus Freibeutern, die von Raub lebten und von überallher zusammengeströmt waren, aus Asien nach Thrakien über. / Nun war aber das ganze Gebiet in Küstennähe wegen der fortwährenden feindli
chen Einfälle zu einer völlig unbewohnten Einöde geworden; deswegen
teilte sich die Truppe in zwei Haufen; die Falanx der Reiter, etwa zwölf
hundert an der Zahl, ritt mit verhängtem Zügel in Richtung der Gegend um Vizye5 75 , und die Streitmacht zu Fuß, die ihrerseits aus zweimal siebenhun
dert leichtbewaffneten Männern bestand, marschierte in mehr westliche
Richtung. Sie ließ das Rhodopegebirge und alle Städte um Didymoteichon rechts liegen und richtete ihren Angriff gegen die dahinter befindliche Region.
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Darüber führte, wie oben gesagt, Matthaios, der Sohn des Kaisers, das
Regiment. Dieser hielt es für unerträglich, den Persern die Freiheit zu las sen, ohne Mühe von dort Beute wegzuführen. Es war aber nicht leicht, aus
der Stadt Gratians (Gratianupolis) allein, wo er sich damals gerade aufhielt,
auf der Stelle ein Heer zu sammeln, das den Barbaren gewachsen gewesen
wäre. Darum nahm er dreihundert von den zur Verfügung stehenden Rei tern und eine Schar Fußsoldaten und zog in größter Eile durch unwegsames
Gebiet, damit das Räuberheer nicht heimlich mit der Beute flüchtete. Als er nun einen geeigneten Platz fand, wo die Barbaren, wie er glaubte, auf ihrem
Rückweg vorbeikommen würden, lauerte er ihnen dort auf und sandte einige von seinen Leichtbewaffneten auf Erkundung voraus. Als er von
diesen hörte, daß die Barbaren noch fern vom Lager mit der Beute beschäf
tigt waren, befahl er seinen Soldaten, mäßig zu frühstücken. Aber da es
ihnen nicht leicht war, an genügend Wasser zu kommen, / woraus sie
schöpfen konnten, um das natürliche Bedürfnis zu befriedigen, das der anstrengende Lauf und die heiße Tageszeit hervorgerufen hatten, harrten
sie den größten Teil des Tages ohne Essen aus und kümmerten sich um ihre Waffen. Matthaios stellte nun als Anführer seine Streitmacht in Schlacht formation auf, verteilte die Reiterei über den rechten und den linken Flügel
und überließ das Kommando über sie seinen besten Offizieren. Die Infante
rie plazierte er zwischen beiden Flügeln in die Mitte und übergab auch sie den Obristen, die in der Kriegskunde die besten waren. Selbst ritt er mit
einigen Reitern an seinen Truppen entlang, um die Schlachtreihen zu Mut und Tapferkeit zu ermuntern. 2. Als der Tag soweit fortgeschritten war,
daß die Sonne die Mittagshöhe überschritten hatte, erschienen in der Ferne die Barbaren mit großer Beute. Als sie näher kamen, erschraken sie zwar,
als sie das Heer der Rhomäer erblickten, das hell strahlte vom Glanz seiner
Waffen, dachten dann aber wieder gering von ihm, da sie bemerkten, daß
es nicht sehr groß war. Sie hielten es darum für besser, die Beute ein Stückchen Weges zurückzulassen und alle Mann an Mann sich gegen den
Angriff der Rhomäer tapfer zu wehren. Sie beorderten deshalb ihre sehr
leicht beweglichen Bogenschützen zunächst in die Nachhut und befahlen ihnen, mal anzugreifen, dann wieder umgekehrt zurückzuweichen und
flüchtend zu kämpfen, so wie sie das gewohnt waren, und indem sie das oft taten, die Schlachtordnung der Rhomäer zu täuschen und in Unordnung zu bringen. 3. Als nun die Rhomäer heftig angriffen und die Trompeter das
Kampfsignal anstimmten, erhoben die Perser sofort ein Kriegsgeschrei und
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stießen mit großer Verwegenheit mit den unseren zusammen. Zuerst schie
nen sie eine starke geschlossene Kampftruppe / und eine Schlachtordnung,
welcher schwer beizukommen war, so daß gleich zu Beginn der Zusam
menhalt der rhomäischen Fußtruppe durchbrochen wurde; zugleich wurde
der linke Flügel der Reiterei von außen durch die beweglichen Bogenschüt zen bedrängt und in Schrecken versetzt. Aber Matthaios, der Anführer,
ging umher, stärkte seine Männer mit ermutigenden Worten und kam im
mer den in Not geratenen Abteilungen zu Hilfe. Als er dann bemerkte, daß
das Heer noch größere Hilfe benötigte, entschloß er sich zu einem tollküh
nen Wagestück: Er stürzte sich mit mehr jugendlichem Übermut als Überle
gung zusammen mit seinen Begleitern mitten auf die Feinde, trieb sofort
ihre ganze Falanx vor sich her und jagte sie auseinander. Die �inen, die ihm entgegentraten, warf er tapfer nieder und zertrat sie, die anderen ließ er in feiger Ratlosigkeit erlahmen. Das verlieh den Rhomäern neue Kräfte, sich
jetzt mit größerem Wagemut in die Gefahr zu stürzen und alle Gegner mit großer Kraft auseinanderzujagen und zu töten. Der Anführer Matthaios ritt
im Kampf viele und unablässige Attacken. Während er dabei viele Körper der gefallenen Feinde zertrampelte, wurde er, ehe er es bemerkte, von sei
nem stürzenden Pferd geworfen und kämpfte vom Boden gegen seine An
greifer. Da entwickelte sich von beiden Seiten ein heftiges Gefecht; die Feinde eilten herbei, um ihn zu töten, die Rhomäer wehrten sich mit großer
Tapferkeit und setzten für ihren Anführer ihr Leben aufs Spiel, bis ein Pferd
herbeigebracht wurde, das er bestieg, um (wieder) mit aller Kraft auf die Feinde loszureiten und sie niederzumachen, so daß keiner übrig blieb, um
die Katastrophe in Asien zu berichtens76 •
4. Das / schien den Rhomäern ein gutes Vorzeichens77 und der Anfang
großer Hoffnungen. Denn es wird viel höher geachtet, einen unerwarteten
feindlichen Einfall aufzufangen und zurückzuschlagen, als selbst bei der .
Plünderung feindlichen Gebietes einen Sieg zu erringen. Wer sich mit der
Vorbereitung eines Feldzugs jenseits der Grenzen beschäftigt, der muß sich stattlich und überdurchschnittlich bewaffnen; er muß alles lange im voraus
großzügig regeln, damit nichts fehlt, weil er auf fremdem Boden unter
freiem Himmel sein Lager wird aufschlagen müssen. Und wenn er siegt,
wird er nur mäßig gelobt werden. Das ist auch nicht verwunderlich, denn er
hat nichts Unerwartetes getan, sondern nur etwas, womit man rechnen
konnte. Im Falle aber einer zu Hause sitzt, wenn das feindliche Feuer unerwartet auf ihn zukommt, so ist es schon erstaunlich, wenn er sein
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
Leben dabei nicht verliert. Wenn er aber mit einer kleinen, gerade zur Verfügung stehenden Truppe tapfer und stark Widerstand leistet und den
Gegner zurückschlägt, so ist das wirklich bewundernswert. Wenn er sie
aber auch noch so in die Flucht schlagen kann, daß nicht mal der sprich
wörtliche Feuerträger übrigbleibt5 78 , so ist das noch weit besser als das andere. 5. Jene persische Fußtruppe ereilte so das Los der Vernichtung. Der Reiterei aber setzte der Kaiser von Orestias aus mit tausend Reitern ener
gisch nach, und da er sie bei ihrer Rückkehr von der Plünderung außer Reih
und Glied antraf, machte er dreihundert davon, die ihm entgegentraten, auf
kühne Weise zu Opfern seines Schwertes; die übrigen aber, die den Kampf
von weitem bemerkten, suchten zerstreut und ungeordnet ohne Beute ihr Heil in der Flucht.
KAPITEL VI
=
XVII DES GANZEN WERKES
1 . 1 . Während der Kaiser mit diesen Dingen beschäftigt war, geschah es,
daß die Lateiner in Galata einen Krieg gegen Byzanz begannen, obgleich sie überhaupt keine klare und plausible Beschuldigung vorzubringen hatten.
Sie befürchteten vielleicht eine Vergrößerung der Flotte der Byzantiner und als Folge davon eine Verringerung der bei ihnen aus dem Handel zusam
menströmenden Steuereinnahmen (Zölle) . 2. Sie hatten nämlich von An
(
fang an nur Erlaubnis, an j ener Stelle (in Galata) einige wenige unansehnli-
che Häuser zu errichten, aber mit der Zeit waren sie dann heimlich zu großem Ansehen und zu großer Macht aufgestiegen. Als es sich nämlich so
ergeben hatte, daß die Kaiser miteinander um die Herrschaft einen Bürger krieg führten und der rhomäische Staat daher in Unordnung und eine sehr schlimme Lage versetzt wurde, hatten jene sich heimlich und listig mal der einen, mal der anderen Partei genähert und versprochen, zu Wasser und zu
Lande militärische Hilfe zu leisten und reichlich Waffen und Soldaten zur Verfügung zu stellen. Dabei hatten sie unmerklich nicht nur den Byzanti
nern ihren Reichtum und beinahe ihre gesamten Einnahmen aus dem See handel weggenommen, sondern auch jene mannigfachen / Steuereinnah men, die den Schatzkammern des Reiches vielfältigen Reichtum bringen, an
sich gezogen. Daher betrugen ihre j ährlichen Steuereinnahmen beinahe
zweihunderttausend, die der Byzantiner mit Mühe und Not dreißig(tau send) (Nomismata)579 . So trugen sie den Kopf hoch und zeigten Tag für Tag höhnisch ihre Schadenfreude über die Schwäche der Byzantiner, errichteten
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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zweistöckige und dreistöckige Häuser, eigneten sich darüber hinaus dort, wo es bergauf geht, noch mehr Boden an, bauten da Türme von einer schwer zu bezwingenden Höhe und zogen zugleich rundherum immer neue
breit angelegte Mauern und Wälle von großer Ausdehnung, und gruben außerdem dazu noch befestigte Gräben mit allem, was den Feinden einen
schwer angreifbaren Zugang androh� 80 .
3 . Nun wollte aber der Kaiser Kantakuzenos eine Flotte ausrüsten, da die
persischen Heere häufig bei Tag und Nacht aus Asien nach Thrakien her
überkamen, um dort zu plündern, und zugleich senkte er durch eine kluge
wirtschaftspolitische Maßnahme für alle Seefahrer, die in den Hafen von
Byzanz einlaufen wollten, die ZölleS 8 1 • Das aber war immer der wichtigste Rückhalt der Lateiner gewesen und hatte ihre Macht immer stärker ge
mach�8 2 . Darum schöpften sie einen sehr dreisten Verdacht und fürchteten,
die Rhomäer könnten die Herrschaft über das Meer gewinnen und das
Schwinden ihrer eigenen Macht und ihrer reichen Gewinne würde sehr bald die Rhomäer stärken. Den Anlaß aber, der sie augenblicklich und aus nächster Nähe am meisten beunruhigte, bildete Chios. Ihre Landsleute hat ten die Insel erst vor kurzem durch List den Rhomäern weggenommen5 8 3 ,
und nun befürchteten sie, / daß die Flotte der Rhomäer hinfahren und sie
ihnen wieder abnehmen könnte, ehe sie genügend Zeit gehabt hätten, für
eine ausreichend starke Sicherung zu sorgen. Darum erfanden sie jeden Tag
neue Gründe zum Streiten, obwohl sie keinen begründeten und vernünfti gen Anlaß hatten, und begingen Morde an Byzantinern, zuerst heimlich, später offen und ohne Theater oder Maske58 4. 4. Während das geschah,
schienen die Byzantiner sich taub zu stellen; einerseits wollten sie Frieden
haben und anderseits waren sie sich auch ihrer Schwäche bewußt, die die Zeit für sie vielfach und in vieler Hinsicht mit sich gebracht hatte, weil jene,
die seit langer Zeit nacheinander die Herrschaft innehatten, was die staatli
che und wirtschaftliche Fürsorge für die Untertanen und die öffentlichen Finanzen betrifft, nachlässig gewesen waren. Sie hatten, weiß ich warum,
nicht einsehen wollen, daß, wer ruhig und sicher leben und von seinen Feinden immer gefürchtet, von seinen Freunden aber geliebt werden will,
nicht erst Maßnahmen treffen darf, wenn die Gefahren ins Auge springen und Anstrengungen nichts mehr nutzen, sondern immer weit im voraus
darauf achten muß, was man voraussehen, wovor man sich schützen soll,
und ferner, was man, um gerüstet zu sein, sich kommen lassen und beschaf
fen soll, woran augenblicklich zwar noch kein Bedarf ist, welchen indes der
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ÜBERSETZUNG: KAPmL XVJI
Zeitlauf, der den Menschen die verschiedensten Schicksale bereitet, bringen wird. Sie wollten auch überhaupt nicht verstehen, wie und wie sehr bei
einem Vergleich die Gerechtigkeit sich vom Unrecht unterscheidet, oder die Fürsorge für finanzielle Einkünfte und die Beschaffung von Waffen von der
Vernachlässigung dieser Dinge, und ebenso das Gemeinwesen mit guten Gesetzen / und Gerichten und Ratsversammlungen mit unerschütterlichen
Rechtsregeln von einer ungeordneten und chaotischen Gesellschaft. Es wä
re etwa das nämliche, wie wenn man einen Vergleich anstellen und genau betrachten möchte, wie auf dem Meer ein Schiff mit einem guten Ruder sich von einem ohne Ruder unterscheidet, das ohne jede Vorsorgemaßnah
me auf den vielen wilden Wogen tanzt. Für solche Menschen wäre es gewiß viel besser, zu Hause zu sitzen und ruhmlos zu bleiben und sowohl gesell schaftliches Ansehen wie politisches Auftreten zu hassen, als sich in solche Gefahren zu stürzen und so unvernünftig mit ihrem Leben zu spielen. 5.
Was also die Rhomäer, denen die Herrschaft gebührte, hätten haben sollen,
das besaßen jetzt die Lateiner, die es durch wirtschaftliche Voraussicht und
kluge Anstrengung von hier weggeholt und dorthin verpflanzt hatten. Für alles war bei ihnen glänzend gesorgt, für Lebensmittel, Waffen, Geld und
eine Flotte, die die der Byzantiner immer übertraf. 6. Daher glaubten sie,
daß sie auch jetzt nichts hindern könnte, wenn sie das Meer beherrschen
und den Hals des Pontos zu einer eigenen Einnahmestelle eines zehnprozen tigen Zolls machen wollten5 8 5 • So ließen sie sich nun zu offener Vertrags
verletzung und Mißachtung der Gesetze hinreißen, zu denen sie sich einst dem Kaiser gegenüber eidlich verpflichtet hatten. Sie bemannten nachts eine kleine Monere5 86 mit schwerbewaffneten Piraten, sandten sie nach
Hieron am Hals des Pontos und kaperten ein rhomäisches Fischerboot, auf dem gerade viele Männer mit ihren Netzen Fischfang betrieben, und töteten
die meisten mit dem Schwert. 7. Als aber die Sonne gerade im Osten er
schienen war und das unheilige Unrecht / jener Nacht den Byzantinern
verkündete, hielt man es zwar für bedauerlich, aber doch nicht für wert, deshalb Krieg zu führen. Als sie jedoch bemerkten, daß die Lateiner sich
verschanzt hatten und ihr gewohntes regelmäßiges Herüberkommen nach
Byzanz einschlafen ließen, um sich heimlich drei bis vier ganze Tage auf einen Waffengang vorzubereiten, und daß sie mit Trieren und großen Schif
fen ringsum ihren eigenen Hafen verbarrikadierten, schlossen auch die By
zantiner ihre Tore und saßen abwartend da, den Blick auf die unsichere Zukunft gerichtet.
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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8 . Im Rat der Lateiner war inzwischen Zweifel angemeldet worden und
Zwietracht entstanden. Als Leute, die normalerweise aus dem Seehandel
ihren Reichtum schöpften, gäben sie die Möglichkeit preis, in der entspann
ten Lage des Friedens zu kaufen und zu verkaufen und das großartige
Ergebnis dieser so blühenden Beschäftigung in den gewinn erntenden Sack
zu entleeren; dafür hielten sie sich mit Waffen und Kampf auf, die ihnen,
wie zu befürchten sei, das Gegenteil von dem zuvor Gesagten bringen würden, nämlich Armut, Unehre, Lebensgefahr und, um die Wahrheit zu
sagen, vielleicht den totalen Untergang ihres Geschlechts, da doch Gott zürne wegen des so klaren Vertragsbruchs und des Undanks gegenüber ihren Wohltätern. Das aber wollten sie nicht, und darum kamen nach
mehreren Tagen Gesandte von dort zu Kaiserin Eirene, die teilweise sich
selbst tadelten, teilweise verfehlte und (einer Prüfung) nicht standhaltende Gründe vortrugen und versuchten, sich wie auch immer reinzuwaschen.
Weil der Kaiser, wie ich gesagt habe, abwesend war und sich bei Didymo
teichon aufhielt, war nämlich die Sorge für die Verwaltung der staatlichen Angelegenheiten in Byzanz der Kaiserin Eirene übergeben / worden5 8 7 •
9 . Als nun die Gesandten zu ihr kamen, hätten sie wohl schnell Vergebung
erlangt und nach Wiederaufnahme und Erneuerung der früheren Freund
schaftspflichten wieder fortgehen können, wenn sie nicht die Forderungen der bei ihnen (gr. dort) rebellierenden Volksmenge hinzugefügt hätten.
Diese waren, daß die Byzantiner die Ausrüstung einer Flotte und alles, was mit diesem Wahnsinn verbunden sei, einstellen sollten. Als die Kaiserin Eirene das
mit eigenen Ohren hörte, befahl sie zu warten, bis sie durch einen Brief den
Kaiser über die Angelegenheit informiert und von dort eine Bestätigung erhalten habe, was zu tun sei. 10. Deshalb berief sie auch für den nächsten Tag
eine Volksversammlung ein. Und, als alle anwesend waren, sowohl alle Senatoren wie auch die angeblich vernünftigsten Leute aus dem Volk der
Byzantiner, stellte sie eine Beratung an und wollte von jedem seine Meinung erfahren, was er wollte, entweder die Entscheidung in der Angelegenheit den Waffen zu überlassen oder die Waffen niederzulegen und wie vorher in
Frieden zu leben. Und es gab niemanden, der nicht einen von großem Eifer beseelten inneren Drang zum Kampf offenbarte. Denn seit langem haßte man
die Lateiner aus vielen Gründen und suchte einen günstigen Augenblick, sich
zu rächen. Zugleich glaubte man, sie leicht vernichten und wie ein Stück Ton zertrümmern zu können. Darum lehnten alle laut schreiend den Frieden ab,
und es herrschte ein übeltönendes und buntes Durcheinander von Stimmen.
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XVII
2 . 1 . Als die Lateiner das erfuhren, zeigten sie sich auf der Stelle gerüstet
und vorbereitet zum Krieg. Die Sache hatte sie schon lange beschäftigt und sie hatten gesehen, daß ihre Missetat offen ans Licht gekommen war. Sie
ließen für den Kampf sofon acht Trieren und sehr viele Moneren sowie
allerhand Waffen und / Projektile sichtbar auffahren. Innerhalb von vier
Tagen fuhren sie mit ihrer ganzen Macht gegen die Byzantiner aus, die noch nicht gerüstet waren. Sie setzten die ganze Küste in Brand, an der vielerlei
Holz lag und zahlreiche Lagerhäuser standen. Sie zündeten auch alle Schiffe der Byzantiner an, die gerade mit Handelswaren eingelaufen waren und noch an ihrem Anker schaukelten, sowie alle, die an Land gezogen waren, vor allem aber die Trieren, die gerade auf Befehl des Kaisers gebaut wur den; diese wurden nämlich erst aufgetakelt und waren noch nicht ins Was
ser gezogen. 2. Von den fünf größten, die neu ausgerüstet wurden, waren drei mit weiteren zahlreichen Moneren, weil sie schon
�omplett fenig wa
ren, nachts von den Kapitänen, die die feindliche Brandstiftung ahnten, ins
Wasser gezogen worden, und sie waren damit zur Flußmündung gefahren, wo auch das Ende der Meerenge liegr5 88 . Don häufen sich nämlich infolge des Zusammendrängens der zwei Enden von Fluß und Meerbusen auf bei
den Seiten viel Sand und Schlamm, die die Mündung versanden und knapp eine enge und schwer zugängliche Fahrrinne übriglassen, gerade so groß,
wie der Fluß beim Hinunterströmen notwendigerweise aufreißt; aber die ganze Breite von beiden Seiten ist nicht nur für große Trieren unzugänglich,
sondern ich glaube, daß wegen der Untiefe des Wassers sogar für Schiffe,
die nur zwei Reihen Ruderbänke haben und leer sind, die Durchfahn don zumeist schwierig sein wird. Die anderen zwei (großen Trieren) sowie die alten Schiffe, an deren Erneuerung und / Ausbesserung man arbeitete,
wurden an jenem Tag mit allem, was sonst in Flammen aufging, ein Opfer des Feuers. 3 . Da die Feinde jede Freiheit genossen, die sie nur wollten,
zögenen sie keinen Augenblick und fuhren ohne Mühe hinüber zum gegen
überliegenden Ufer und setzten auch don die ganze Küste in Flammen. Und
ein heftiger Wind, der gerade aus dem Norden blies, füllte die Stadt der Byzantiner mit dichtem Rauch und mehr noch die Herzen mit Schmerz, der aus den Furchen der Schande und des Schadens aufsprießt. Da konnte man
sehen, wie an einem Tag der ganze äußere Schmuck der Stadt in kurzer Zeit verwelkte und in den Augen der vernünftigen Menschen Tränen hervorrief.
4. Aber nicht nur das; sie (die Genuesen von Galata) hatten auch lange
zuvor viele Palisaden und mannigfache Sonen von Brettern vorbereitet und
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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verlegten zu diesem Zeitpunkt ihre Mauern vor die bisherigen Grenzen und eigneten sich ein großes Stück Land auf der höher gelegenen Seite an.
Diesem Grundstück gaben sie den Umriß eines Dreiecks und verpalisadier
ten es mit vielen stark verflochtenen Pfählen; darauf schlugen und nagelten sie aus Brettern eine Brustwehr und hoch reichende Umgänge. D ann gruben
sie rund um den ganzen Platz mit vielen fleißigen Händen einen Graben,
Männer und Frauen zusammen. Sie verbrachten dabei ganze Nächte ohne Schlaf, so daß diese sich bei jener eilig vorangetriebenen Arbeit in nichts von den Tagen unterschieden58 9 • 5 . Danach wurden viele Angriffe gegen die
Tore der Stadt vorgetragen und vor allem gegen die besagten Schiffe, die,
wie ich erzählt habe, von den Kapitänen in See gezogen und in Sicherheit
gebracht worden waren, und um welche sie eine Wache aufgestellt hatten.
Da jedoch die Byzantiner sich tapfer / verteidigten, wurden jene überall
zurückgeschlagen und zogen nach großen Verlusten ab. Sie hatten aber, wie
sie es wollten und worauf sie es seit langem angelegt hatten, die Herrschaft zur See errungen, und nun überwältigten sie nicht nur alle Frachtschiffe, die
aus dem Hellespont in Byzanz einlaufen wollten, sondern auch alle, die die Getreidezufuhr aus dem Euxeinos herbeischafften. Sie verwehrten allen
gleichermaßen die Zufahrt und plünderten sie, so daß in der Stadt Mangel an Getreide und sonstigen Lebensmitteln entstand.
6. Da die Sache für Kaiserin Eirene unerwartet gekommen war und die
Wege dorthin von allen Seiten abgeriegelt waren, übergab sie ihrem Sohn Manuel, der damals Gouverneur der Byzantiner war590, einige wenige von den gerade anwesenden Soldaten und befahl ihm, in der Stadt herumzuge
hen und die Masse nach Möglichkeit zur Verteidigung zu ermuntern. Er sollte aber auch versuchen hinüberzufahren und unerwartet und plötzlich
die Stadt der Feinde angreifen. Das tat er Tag und Nacht und brannte außerhalb der Mauern alle Höfe und alle Gebäude nieder, die zur Lagerung
von Handelswaren dienten. Die Kaiserin selbst ließ häufig die angesehen
sten Byzantiner zu sich kommen und machte ihnen mit Worten und guten
Hoffnungen Mut, stärkte ihren guten Willen und erhöhte ihre Kampfbe
reitschaft. 7. Schon kamen auch von auswärts vom Kaiser, mal von hier,
mal von dort einzelne (Gruppen von) Soldaten nach Byzanz und auch
Botschaften, um die Byzantiner zu trösten und sie anzuspornen, im Augen blick des Unglücks, das unerwartet über sie gekommen war, nicht niederge
schlagen zu sein. Denn es könne nicht sein, / daß das Auge der Gerechtigkeit (gr. das über das Recht wachende Auge) für immer schlafe und zu einem so
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
großen Unrecht schweigen werde. So war das, und so ging der Sommer zu Ende.
3 . 1 . Als der Herbst begann, war die Sache für die Lateiner nicht, wie sie
gehofft hatten, verlaufen. Sie glaubten nämlich, daß die Byzantiner, einge
schlossen wie sie waren in ihren Mauern und abgeschnitten von der ge
wohnten Lebensmittelzufuhr von außen, es keine fünfzehn Tage aushalten
und sehr bald aufgeben und als erste um Frieden bitten und sie zur früheren
Freundschaft auffordern würden. Sie mußten aber sehen, daß die Byzanti
ner ihre Haltung nicht änderten und daß wiederum die Kaiserin Eirene mit ihnen vollkommen eines Sinnes war; weiter daß die Kaiserin schwerbewaff
nete Soldaten aufstellte, auf den Türmen Abwehrwaffen postierte, sich mit
allem Eifer überall um die Schleudermaschinen kümmerte, die nach nah
und fern schwere Steine schleudern, wodurch die feindlichen Häuser zer
trümmert wurden wie auch die großen Schiffe, die sie zu ihrer Verteidigung als Vormauer aufgestellt hatten5 90a• Darum gingen jet�t die Überlegungen der Lateiner (gr. pflügten die Lateiner die Furchen ihrer Überlegungen) in entgegengesetzte Richtung, weil sie erwarteten, daß der Krieg lange dauern
könnte. Deshalb schickten sie nach allen Seiten Gesandte, um Verbündete
für den Krieg zu suchen, wo sie Freundschaft und Einvernehmen mit ihrem
Unternehmen erwarteten. 2. Das Areal von Byzanz und sein Mauerring
sind sehr groß und erfordern eine große Besatzung, aber es gab kein ent
sprechend großes Heer. Die Bereitschaft war bei allen jedoch groß, und
man brachte alle Waffen und alle Pferde zum Marktplatz. Zimmerleute,
Schuster, Metallarbeiter und / Kupferschmiede, alle waren sie unter den
Waffen, gar nicht zu reden von Töpfern und Erdarbeitern (Gräbern), die, gerade erst Söldner geworden, gleich das Ruder ergriffen und auf das Meer gingen. Aber auch Sklaven wurden von ihren Herren bewaffnet und ihre
Hand im Gebrauch von Pfeil und Bogen geübf90b• Die unerwartete Gefahr
trieb alle zusammen zu gemeinsamer Bereitschaft. 3 . Die Lateiner aber forderten aus Chios eine Triere an sowie viele Schwerbewaffnete. Es kamen
auch ihre großen Frachtschiffe (zurück), die zu Handelszwecken auf Reise
waren. So verfügten sie über eine gut bewaffnete Menge und über Lebens
mittel in Überfluß, und ihre Stadt schien sozusagen eine glänzende Kriegs werkstatf9 1 • Das gab ihnen Mut, und sie beschränkten sich nicht darauf, mit Leichtigkeit jene zurückzuschlagen, die sie von außen aus einer höher
gelegenen Stellung beschossen. Nein, sie wählten auch zwei große Fracht schiffe aus, stellten ihrerseits darauf Schleudermaschinen auf und beschos-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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sen damit unsere Schleudermaschinen. Auf einem dritten, noch größeren errichteten sie vom Mittelschiff bis zum Vorsteven aus teils senkrechten, teils schrägen und waagerechten Segelstangen und großen Balken ein Ge
rüst, das allmählich immer höher wurde und sich mit dem größten Teil hoch in die Luft erhob, so daß es sogar über die Mauem von Byzanz
hinausragte. Dieses Gerüst zimmerten sie rundherum mit starken Brettern zusammen und umgaben es ringsum mit einem dichten Zaun aus großen
Schilden. Dann brachten sie viele ihrer allerbesten Soldaten an Bord des
Schiffes und führten es zusammen mit neun unterstützenden Trieren an die Mauer heran. Feuer und / Schwert, jede Art Nahkampfwaffen und Fernge
schosse, sozusagen alle Werkzeuge des Todes, führten sie mit sich. 4. Der
Angriff war sehr schwer und schien unwiderstehlich, aber die Byzantiner wehrten sich tapfer, sowohl von der inneren Mauer wie von den höheren
Häusern, kurz gesagt, von innen und von außen und auch von den Zinnen selbst, über welche sich die Masten und die Leitern der Lateiner erhoben.
So entbrannte ein fast heroischer Kampf, ein Handgemenge von Angesicht zu Angesicht, das kein Leben schonte. Da konnte man sehen, wie eine
Menge von faustgroßen Steinen und Projektilen dicht wie winterliche Schneeflocken592 auf jene lateinische Phalanx niederging, wie sie haufen weise übereinanderfielen, wie sie immer wieder abwechselnd einer nach dem anderen fortgeschleppt wurden, Tote anstelle von Lebenden und Le
bende anstelle von Toten, und wie j ene kleineren und größeren Schilde
immer wieder von den Byzantinern wie Tongefäße zerschmettert und zer schlagen wurden593 • Der eine der noch stehenden Lateiner, der irgendwo einen Gefallenen packte und wegzog, brauchte gleich selbst einen, der ihn
wegzog, und wer jetzt ihn wegziehen wollte, wurde auf dem Schiffsdeck
niedergeworfen und stürzte kopfüber auf den, den er wegzuziehen versuch
te. Ein anderer, der kurze Zeit standhielt, erreichte trotzdem nichts von
dem, was er anstrebte und wofür er sich anstrengte; auch er entging keinem j ener Dinge, die schnell den Tod herbeiführen. Der Kampf nahm viele
Gestalten und viele Formen an, und groß war auf beiden Seiten der Ehrgeiz
und der Wagemut, nicht (darauf gerichtet) wer überleben würde, sondern wer, ehe er für die gute Sache / fiel, die meisten Feinde niedergeworfen
hatte. 5. Schon neigte der Tag seinem Ende zu, und die Feinde verloren den
Mut. Sie hatten fast alle jene Elitesoldaten samt Schwertern und Schilden und allem, was ihnen als Schutz und Panzer diente, verloren und fürchte
ten, die Byzantiner könnten auf ihr Frachtschiff selber springen, es mit der
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
gesamten Mannschaft kapern und auch noch die meisten Leute auf den
Trieren verwunden. Darum holten sie die Hecktaue ein und riefen ihre Dreiruderer als Begleitschutz für den Rückzug (des großen Frachtschiffes)
zusammen. Sie hatten eine schwere Niederlage erlitten und zogen unter
Tränen ab, steuerten aber nicht gleich ihren eigenen Hafen an. Bis zum
Sonnenuntergang blieben sie auf dem Meer, gingen auf hoher See vor Anker,
sammelten ihre Toten und zogen ihre Verwundeten an Bord und versorgten
sie. Abends, als es für die Leute in ihrem Kastell nicht mehr so leicht war, sofort die Verluste der Ihren zu erkennen und darüber in Unruhe zu geraten, so
daß ein wahnsinniges Geschrei das Kastell befallen und in Aufruhr verset zen sowie den restlichen Männern Feigheit einflößen würde, gingen sie
außerhalb ihres Gebietes an Land. Dort begruben sie die Leichen und fuh
ren dann langsam in ihren eigenen Hafen ein. Ihre Seelen waren nunmehr von großer Angst gefesselt und sie hegten nur allzusehr das starke Verlan
gen und die Hoffnung, daß der Kampf ein Ende nähme. 6. Als sie schließ
lich einsahen, daß sie sich in ihren Erwartungen getäuscht hatten, entboten sie eine Gesandtschaft zum Kaiser, um über den Frieden zu verhandeln5 94•
Sie sammelten aber auch ein Aufgebot von Schwerbewaffneten aus ihren
eigenen Leuten und überall bei ihren Freunden und Verwandten. Und als
sie keinen Frieden erreichten, / rüsteten sie sich nun für einen längeren Krieg. Sie zählten ihr Geld und erhoben Steuern, aber sie unterließen es
auch nicht, die üblichen arroganten Reden von sich zu geben.
4 . 1 . Gerade zur Herbstmitte kam auch der Kaiser nach Byzanz595 • Er
brachte ein Landheer mit und befahl zugleich, Holz für den Schiffsbau
herbeizuführen, das teils bereits in den Bergen geschlagen war, teils noch geschlagen wurde. Und auf der Werft beim Hippodrom5 96 wurden sämtli
che Schiffsbauer und Zimmerleute zusammengeholt. Schließlich hatten die
Byzantiner erkannt, daß sie schlecht beraten waren, als sie ihre Schiffe
außerhalb der Mauer b auten. Die im vorausgegangenen Unglück offenbar
gewordene Bedrohung hatte sie, was die Verbesserung ihres Handelns an geht, für die Zukunft klüger gemacht. 2. Am nächsten Tag5 97 berief der Kaiser die Byzantiner zu einer Volksversammlung ein und rief ihnen folgen
des in Erinnerung: «An den augenblicklichen Mißhelligkeiten seid ihr voll
und ganz selbst schuld und überhaupt niemand sonst. Erinnert euch, wie ihr im vergangenen Jahr hier zusammengekommen wart und alle ver
spracht wegen der Bedürftigkeit der kaiserlichen Schatzkammer aus eige
nen Mitteln Geld und Waffen zusammenzutragen für den Bau und die
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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Ausrüstung einer Kriegsflotte. Dadurch sollten wir bei unseren Freunden beliebt und bei unseren Feinden gefürchtet sein. Dann seid ihr alle nach
Hause gegangen und keiner hat sich mehr um etwas von dem gekümmert,
was ihr versprochen hattet, zu eurem eigenen Wohl zu tun. Irgendwelche
Winde hatten plötzlich eure Worte in verborgene Luftsäcke auseinanderge tragen. Jetzt also, da ihr vor euren Augen seht, was uns die damalige
Sorglosigkeit beschert hat, müßt ihr betrachten, was getan werden muß, wo / nun die üble Lage auf des Messers Schneide steht59 8 und mit unentrinnba rer Gewalt über unserem Haupte schwebt. Denn seht, bei den Küstenstäd
ten und vor allem bei dieser Kaiserin aller Städte ist es so, daß, wenn ein
Feind ihr die Herrschaft zur See raubt, er sie damit sofort in Überlebensge fahr bringt, wenn man nicht offenkundig das freie Leben unter Verlust von
Hab und Gut, bei Verlust von Frauen und Kindern sogar, für ein schweres und gleichsam tantalisches Schicksal599 eintauschen will. Eins von beiden
wird dann kommen: entweder man wird seines Kopfes oder zu Lebzeiten j ener Dinge beraubt und mischt sich selbst Tag und Nacht mannigfach den
Becher der Bitterkeit. Also, zögert nicht, mir eure Haltung klarzumachen,
damit auch ich weiß, ob ihr eure frühere Sorglosigkeit verurteilt. Es ist genau wie bei jedem Hirten; wenn die Schafe ihm nicht folgen wollen,
sondern ihm widerstreben und lieber den entgegengesetzten Weg gehen,
dann dürfte es nicht ungewiß sein, daß sie bald auf steilen Hängen und in Schluchten auf Wölfe stoßen und sterben werden. So ist es auch bei Kaisern
und führenden Männern; wenn die Untertanen nicht mit ihnen zusammen
gehen, sondern ihnen widerstreben und entgegenarbeiten, werden sie wohl nicht weit vom Untergang und vom schlimmsten Unheil fern sein.» 3 . Als
die Byzantiner das hörten, ließen sie den Kaiser seine Rede nicht fortspin
nen, sondern sie erhoben sich und lehnten einstimmig den Frieden mit den
Lateinern ab ; sie verurteilten sich selbst wegen ihrer früheren Sorglosigkeit und leisteten Versprechungen, freiwillig ihre Habe als Beitrag für die Ge meinschaft beizusteuern und, wenn es nötig sein sollte, sogar ihre Kinder für das Gemeinwohl zu verkaufen. / So war das, und jeder ging nach Hause.
Von j etzt ab zeigte sich viel Ehrgeiz hinsichtlich der Bewaffnung und es
herrschte großer Eifer bei der Ausrüstung von Schiffen, von großen und
kleinen Schleudermaschinen und einem Söldnerheer, sowohl für die See
streitkräfte als auch für die Fußtruppen. Da das Geld für die Ausgaben nicht reichte, wurde es von den Byzantinern in Gestalt von Steuern einge
fordert, teilweise bei Leuten, die bereitwillig zahlten, das meiste aber bei
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8 5 6/8 57
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
Unwilligen. Es wurden auch Leute ausgesandt, um für diesen notwendigen
Bedarf der Allgemeinheit von den thrakischen Städten und Dörfern Geld
einzutreiben6 0o•
4. Als die Lateiner sahen, daß einige von den Frachtschiffen, die als erste
Verstärkung ihren Hafen füllten, von den byzantinischen Schleudermaschi
nen zerschlagen und versenkt wurden, brachten sie sie alle sogleich von
dort so weit wie möglich fort. Von j etzt ab waren jedoch ihre Mauern am
Hafen völlig ohne Verteidigung und Schutz. Daher sandten sie Leute nach
Genua und Rhodos, um von dort Hilfe zu holen bzw. Gesandte für Frie densverhandlungen. Genua freilich hatte selbst mit Unruhen und Kampf gegen seine Nachbarn zu tun und lehnte es ab, Hilfe zu entsenden. Die Rhodeser indes schickten sofort eine Triere mit Leuten, die über einen
Frieden verhandeln sollten. Diese wußten viel zu sagen, als sie gekommen
waren, und bekamen viel zu hören, aber von dem, wofür sie sich einsetzten, erreichten sie nichts, da sie weder die Rückgabe des i� Krieg außerhalb
ihrer Grenzen besetzten Gebietes noch eine Vergütung des sonst von ihnen angerichteten Schadens versprechen wollten601 • Deshalb reisten sie unver
richteter Dinge wieder ab nach Rhodos, abgesehen davon, / daß die Leute
von Galata aus Angst vor der Zukunft viele kostbare Kleinodien und viel
Geld an Bord der rhodischen Triere gebracht hatten, um es damit nach
Rho«os zu schicken. Es gab auch einige, die wegen der unsicheren Zukunft Frauen und Kinder fortschickten.
5. Als die Trieren, die in Byzanz und anderswo für den Kaiser gebaut und
ausgerüstet wurden, fertig waren, neun große (Trieren) und mehrere Dieren und Moneren, und auch viele reiche Byzantiner mit Ehrgeiz die Sache
angepackt und auf eigene Kosten kleinere Kriegsboote und -kähne gebaut
und bewaffnet hatten, erhielten auch die Schiffe in anderen Städten des
Reiches Befehl zu kommen. Einige davon schlüpften, indem sie einen gün
stigen Moment nutzten, nachts in den Hafen von Byzanz. Sie waren nur mit
Mühe den lateinischen Trieren entgangen, die ununterbrochen aufpaßten und von weitem den Hafen überwachten, um jene am Einlaufen zu hindern.
Dabei verbrachten sie sogar die winterliche Zeit unter freiem Himmel, denn
die Trierarchen zwangen ihr Schiffsvolk auf See zu essen, zu frühstücken und zu schlafen. So kam es, daß die Byzantiner von der Seeseite durch die Lateiner belagert wurden, daß aber die Lateiner wiederum vom Festland her von den Rhomäern belagert wurden, und daß der eine des anderen Gefangener war und umgekehrt.
213
OBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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5.1. Als der Frühling (1 349) sein Licht verbreitete und die wilden Winde
ihr winterliches Flötenspiel schlummern ließen und sich über den Wassern große Ruhe ausbreitete, hatten die Byzantiner zu Lande und zu Wasser alles
bereit, und nichts fehlte mehr von den für einen Kampf notwendigen Din gen602 • / Also bereiteten sich die Trieren von beiden Seiten zur Ausfahrt vor,
ich meine sowohl die von den Docks innerhalb von Byzanz wie auch die
von dem Ankerplatz, den ich oben schon erwähnte, wohin nämlich die
Kapitäne am Anfang des Kampfes gezwungen gewesen waren, spontan ihre
Zuflucht zu nehmen, nämlich bei der Flußmündung, wo auch die Spitze des Meereshorns endet603 • Die Schiffe aus Byzanz fuhren spätabends aus und benötigten einige Zeit für eine kleine Übung, um erst gegeneinander zu
kämpfen und für sich Ruderübungen zu bestreiten. Denn nicht alle (Ange
hörigen der Schiffsmannschaft) waren mit dem Meer und den Riemen ver traut; die meisten rochen nach Holzfällerei oder nach Arbeit mit dem Spa ten. Die anderen kamen ein wenig vorwärts, dann ließen sie die Riemen
ruhen, nicht gerade in militärischer Disziplin und Ordnung, sondern weit gehend ungeordnet, und ruderten in entgegengesetzte Richtung, so daß
man vom geraden Kurs abkam. 2. Als es Nacht geworden war und diese
Schiffe schon gegenüber der Ostmauer von Byzanz vor der Küste vor Anker lagen, ergriff infolge von Winden, die vom Land her kamen, Unruhe die
Schiffe und schien sie kurze Zeit zu verwirren. Während der zweiten Nacht wache aber kam in großer Eile die vor kurzem zur Erkundung ausgesandte schnellfahrende Triere zu ihnen mit der Nachricht, daß ein großes lateini
sches Frachtschiff mit vollen Segeln aus dem Hellespont herangefahren
kam. Gleich gaben die Kapitäne mit großem Selbstvertr'auen ihren Matro sen und Marinesoldaten das Trompetensignal, den einen zum Rudern, den
anderen, um die Waffen zu ergreifen. / Eilig fuhren sie aus, umzingelten
schnell das Frachtschiff und befahlen, das Segel zu streichen. Es gehorchte
zuerst nicht, sondern eröffnete den Kampf und den Krieg. Als aber die Projektile in Massen von allen Seiten auf die Mannschaften flogen und es
den schwerbewaffneten Soldaten möglich wurde, an Bord zu springen und sie zu täten, gaben sie widerwillig nach, erhoben die Hände und flehten
um Erbarmen. Aber ihr Flehen nutzte nichts. Einige Matrosen aus der
Triere hatten das Frachtschiff schon angezündet und verbrannten alle, die sich darin befanden. Das Feuer loderte über dem Meer bis tief in die Nacht.
3 . Während jene damit beschäftigt waren, berieten die Lateiner unter
sich, überrollt von einer gewaltigen, turmhohen (gr. dreifach hohen) Woge
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVIl
von Überlegungen; sie sahen schon fast die äußersten Gefahren für sich
unmittelbar vor ihren Augen aufsteigen. Alle anderen urteilten, daß es
sicherer sei, das Meer zu verlassen und das Kastell zu bewachen, denn
wegen ihres Mangels an Menschen könnten sie sich nicht auf zwei Kämpfe
verteilen, die sowohl vom Lande als vom Meer auf sie zukamen. Man würde wohl eher beide verlieren, als in einem Glück haben. Nur der Admi ral widersprach mit standhafter und mutiger Gelassenheit dem Urteil aller.
Er habe nämlich, so sagte er, die Unerfahrenheit der rhomäischen Flotte bemerkt und durchschaut, als sie am vorigen Tag heraufgefahren kam und
im Streit mit den Regeln der Strategie landete. Darum seien gute Hoffnun
gen nicht in weite Feme gerückt. Ihre größere Chance oder besser ihre ganze Stärke liege auf dem Meer, dort also solle man, sagte er, wenn nicht
die ganze, so doch die größte Anstrengung unternehmen. / 4. Er bemannte also neun große Trieren und sehr viele Moneren mit ausgewählten Marine
soldaten und unterstellte die Schiffe den allerbesten Trierarchen. Dann fuhr
er ein wenig aus dem Hafen und machte halt, um in Schlachtordnung das
Heranfahren der Byzantiner abzuwarten. Er hatte vor, eins von beiden zu
tun, und zwar, wenn er sehen sollte, daß sie nach den Regeln der Strategie auf ihn zukämen, rückwärts zu rudern (ohne zu wenden), von den Schiffen
zu springen und in das naheliegende Kastell zu gehen, oder, wenn sie das
nicht täten, den Kampf gegen die Feinde aufzunehmen.
6.1. Als es Tag geworden war, wehte vom Meer her eine neblige Brise
und raubte den Byzantinern den Mut; der Admiral der Lateiner hingegen
bekam noch mehr Selbstvertrauen. Es waren aber dennoch die Fußtruppen der Rhomäer mitherausgekommen mit vielen großen Schilden und mit al lerhand dürrem Holz, das als Nahrung des Feuers geeignet war. Auch die Flotte erschien und schwenkte schon um die nördliche Landspitze von
Byzanz, wo zwei Türme aus weißen, schön polierten Steinen gebaut sind und auch ein Heiligtum des heiligen Demetrios steht604• Die Schwenkung dünkte ihnen schwierig wegen der dort stets vorhandenen Meeresstrudel,
die gleichsam Labyrinthe sind, ähnlich wie die bei den Hellenen besunge
nen Skylla und Charybdis, von denen jene behaupteten, daß sie zwischen dem italischen Rhegion und dem sizilischen Messina liegen605 • Am meisten schadete ihnen damals, daß sie unten im Bauch ihrer Schiffe nicht entspre
chend / Sand hatten, was jenen, die immer zur See fahren, normalerweise
Halt gibt und die beste Voraussetzung für die Fahrt schafft. 2. Nun hätten die Trierarchen ihre Schiffe so gegenüber den feindlichen Schiffen in Stel-
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
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lung bringen müssen, daß sie sie allein schon durch ihren ersten Anblick in
Schrecken versetzt hätten, aber ihnen fehlten die erforderlichen Kenntnisse,
und so erschienen sie nach und nach, indem einer nach dem anderen um jene Landzunge bog. Zuallererst zeigte sich das Admiralsschiff606, in lang samer Fahrt und genötigt, die Fahrt ganz nahe am Land entlang zu machen;
darauf ein zweites, und so konnte man auf die gleiche Weise danach die anderen kommen sehen, in einer langen Reihe wie eine Kette aneinander
hängend. Es schloß sich jeweils am Hintersteven eines Schiffes der Vorder
steven eines anderen an, und so alle wechselseitig und abwechselnd eins am anderen hängend fuhren sie gewissermaßen als Reihe auf, bis sie an das
Ufer anlangten, das diametral und gerade gegenüber vom lateinischen Ka stell liegt; dabei hielten sie weniger als ein halbes Plethron (15 m) Abstand
vom Land. Wenn sie nun, dort angekommen, die Vorsteven frontal gegen die Lateiner aufgestellt und die Stunde des Angriffs abgewartet hätten,
wäre, glaube ich, alles in Ordnung gewesen. Oder besser noch, wenn sie jene Fahrt am Ufer entlang nicht abgebrochen hätten, sondern auf die
gleiche Weise bis ans äußerste Ende der Meerenge, wo nämlich, wie ich
schon sagte, die anderen Schiffe lagen, weitergefahren und dann von dort zusammen mit den anderen umgekehrt und in Schlachtordnung auf die
Feinde losgefahren wären, auch dann wäre, glaube ich, alles gut gewesen.
Jetzt aber gab der Dämon ihnen zusammen mit der Angst andere Gedanken ein. Auf einmal änderte das Glück den Ausgang der Prahlereien und Dro
hungen und verwandelte ihn ins / Gegenteil. 3. Denn sie hätten laut ihren
Ankündigungen heldenhaft kämpfen müssen, aber sie fingen an zu zittern,
und obgleich niemand etwas gegen sie unternahm, kein Schwert entblößt
wurde und kein Pfeil von weitem auf sie abgeschossen wurde, flüchteten sie alle; zu zweit und zu dritt sprangen sie plötzlich in einem völligen Durch einander von den Decks in das Meer zu ihren Füßen, und jene, die schwim men konnten, warfen ihre Waffen weg und erreichten so mit Mühe das
Land, die meisten jedoch gingen durch die Schwere ihrer Waffen unter. Da
gab es ein erbärmliches Schauspiel zu sehen: Wie Fische und Krebse zappel
ten jene furchtbaren und stolzen Hopliten in der Tiefe, einander festhaltend und nicht imstande aufzutauchen, sondern vom Schicksal für den nächsten
Tag aufbewahrt, um als Gastgeber selbst ihre Gäste, die Fische, zu bewir ten. So macht das unrechte Tun Tapfere zu Feiglingen und der Aufstand
gegen Gott heroische Gesinnung zum unglücklichen Scherz. 4. Denn vor dem Kampf waren jene Leute Tag und Nacht immer mit gar frevelhafter
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ÜBERSETZUNG: KAPffil XVII
Zunge gegen die Witwen und Waisen von Byzanz zu Felde gezogen und
hatten Schlimmeres verübt als alle Feinde. Angeblich um Bretter und Werg für die Schiffe zu beschaffen, hatten sie ganze Häuser zerstört und ganze
Vermögen geplündert und hatten mit solchen Dingen den Stolz ihrer krie gerischen Tapferkeit vorab verbraucht. Dafür b egruben sie jetzt dort, ohne
es vorher geahnt zu haben, die hohen Erwartungen jäh in den Wellen und
Tiefen des Meeres und tauschten ihr Dasein auf dem Festland für ein nasses
unter Wasser ein. Denn ihre Gedanken waren beschwert durch ihr schlech
tes Gewissen, und, / als sie sich, wie es scheint, der Bitten und der mitleider regenden Tränen jener Verwaisten erinnerten, waren ihre Hände wie be
trunken beim Hantieren der Waffen und ihre Füße wankend bei ihren Bewegungen. Zugleich waren ihre Hoffnungen auf eine Wendung zum
Besseren zerbrochen, als sie, wo es ihnen nichts mehr nutzte, von den
Tatsachen belehrt wurden, daß man seine Erwartunge� nicht auf die Waf
fen zu setzen braucht, wenn nicht auch Recht und aufrichtige Frömmigkeit
vorhanden sind. Nur in gerechten Handlungen findet die Kraft der Seele
eine sichere Stütze und nur dadurch besitzt sie in Gefahren einen unerschüt
terlichen Mut. Schon wenn solches Unrecht gegen Fremde begangen wird,
wird es von Gott, dem gemeinsamen Herrn, gerächt; um so mehr also,
wenn der ungerecht Behandelte dem gleichen Volke angehört.
5 : Als der lateinische Admiral jenes seltsame Schauspiel aus der Ferne
beobachtete, war er zuerst im Zweifel mit sich selbst und glaubte, es sei eine
Finte und man spiele ihm etwas vor; dann aber erkannte er, daß das Ge
schehen klar eine Strafe Gottes war, und er befahl der Mannschaft des
Admiralsschiffs ruhig zu rudern und fuhr voran, während er den übrigen
Trieren befahl nachzukommen. Als er zu den rhomäischen Trieren kam
und sie vollkommen leer vorfand, ließ er sie anbinden und schleppte sie alle langsam mit zurück in das Arsenal der Lateiner, ausgenommen die Dieren, Moneren und kleineren Boote, die dank ihrer großen Zahl der Kaperung entkommen waren und sich schon außer Gefahr befanden. 6. Nachdem es
diesen Schiffen so ergangen war, kamen nun auch jene angefahren, die, wie
ich gesagt habe, an der Mündung des Flusses lagen, drei große Trieren
nämlich / und eine Menge sehr viel kleinerer. Als sie aber auf halbem Wege
waren, sahen sie, wie die Schiffe ihrer Landsleute von den Feinden men
schenleer weggeschleppt wurden. Da blieben sie, gleichsam von einem
Starrkrampf gelähmt und nicht mehr fähig vorwärts oder rückwärts zu fahren, liegen, bis sie in das gleiche Elend gerieten wie die anderen. Da
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XVII
864/865
konnte man alsogleich sehen, wie auch von diesen Schiffen die gesamten Besatzungen, Trierarchen und Matrosen miteinander sich kopfüber ins
Meer stürzten, genauso wie jene, die das zuvor erlitten hatten, noch ehe ein entblößtes Schwert gesehen oder ein drohendes feindliches Geschrei wahr genommen worden war. 7. Das Unheil dieser Feigheit verbreitete sich glei chermaßen auch über jene, die am Ufer und auf den Türmen standen. Alles
war voll von einer buntgemischten Masse, nicht nur innerhalb und außer
halb der Stadttore, sondern auch auf der Brustwehr war eine Menge Men schen, die jede Zahl überstieg. Aber darunter war kein Trompeter, da war
keine Zimbel und überhaupt nichts, was üblicherweise in Kriegen zum
tapferen Durchhalten ermuntert. Ein tiefes Vergessen der in solchen Um
ständen nützlichen Dinge war, ich weiß nicht woher und wie, über die
Seelen der Rhomäer gekommen und hatte sich dort breitgemacht. Vom
Atmen abgesehen schienen alle geradezu tot zu sein. Auf der Flucht in die
Stadt voneinander gestoßen, fielen sie miteinander hin und zertrampelten einander, und das, während die Feinde selbst stehenblieben und gespannt zuschauten, durch das unglaubliche Schauspiel in gewaltiges Staunen ver
setzt, so daß von jenen, die eigentlich über diesen großen Glücksfall hätten
frohlocken müssen, sogar einige mit den Betroffenen Mitleid hatten. Sie hießen sie stehenzubleiben, und riefen ihnen zu, daß sie selbst sie / um dieses
von einem Dämon herbeigeführte Schicksal bejammerten und daß sie sich
nicht einfach sinnlos dem Tod überlassen sollten, da sie doch von nieman dem verfolgt würden60 7• So unüberbietbar war das Elend jenes Unglücks,
und es beließ kein Beispiel aus alter Zeit, das leicht damit wetteifern
konnte60 8 •
7.1. Wie die Flotte ein solches Schicksal erlitt, sahen auch die Soldaten
aus Byzanz, die ausgesandt waren, um weit weg aus einer höheren Stellung das Kastell zu belagern, und ebenfalls die Thraker und Perser, die zu Hilfe
gerufen waren, nicht weniger als dreitausend Mann. Auch sie gerieten in
dieselbe üble Lage, ließen ihre großen Schilde, ihre Waffen und Kriegsma schinen im Stich und flüchteten einzeln und ohne Ordnung, obgleich es
niemanden gab, der sie feindlich und wild anfuhr. Und sie machten nicht
halt, ehe sie nicht abends den Fluß hastig überquert hatten und endlich wieder etwas freier atmeten609 •
2. Für diese göttliche Strafe erwog der eine diesen, der andere jenen
Grund und entschied sich dafür. Ich überlasse es anderen, sie aufzuzählen,
und wende meine Erzählung anderen Dingen zu. Nur eins will ich noch
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ÜBERSETZUNG: KAPffiL XVII
hinzufügen: Wenn die Lateiner damals vielleicht kühner gewesen wären
und sich von ihrem ganz unerwarteten großen Glück hätten mitreißen lassen, um die flüchtenden Byzantiner, die voneinander schändlich zertram pelt wurden, bis an die Tore zu verfolgen, so hätte wohl nicht viel daran
gefehlt, daß dort eine Masse der verschiedensten und unterschiedlichsten
Menschen umgekommen wäre. Aber der Herr zügelte seinen Zorn und
überredete sie sofort, sich zu mäßigen und das Los anderer nicht für ihr eigenes Glück zu halten, / da keineswegs sie selber durch einen Waffengang
oder eine kluge Finte diesen unerwarteten Sieg herbeigeführt hatten, son
dern Gott, der zeigen wollte, daß menschliche Anstrengung nur ein hinfälli ges Spiel und der Stolz derer, die nicht zögern, groß von sich selbst zu
denken, absolut lächerlich ist. Darum auch entboten sie sofort eine Ge
sandtschaft zum Kaiser und suchten um den früheren Frieden nach, wenn auch nicht zu den gleichen Bedingungen6 1 o• 3 . Aber es �aren danach noch
keine vier Tage vergangen, da landete am Kastell von Galata aus Genua
eine schnellsegelnde Triere mit Gesandten, die bereitwillig alles erfüllen sollten, was die Byzantiner wollten, nämlich die Freigabe des Grundstücks,
das die Lateiner durch das Hinausschieben ihrer Grenzen von den Rhomä
ern in Besitz hatten, die vollständige Wiedergutmachung des Schadens, den
sie den Rhomäern zugefügt hatten, und dazu die Zahlung von mehr als 1 0(}OOO, um den früheren Frieden zu erlangen6 11 • D anach sollten sie
schreckliche Eide leisten, sich nie mehr zu solchen Aufständen verführen zu
lassen, sondern das, was ihnen wider Erwarten widerfahren war, in Erinne
rung bewahren und künftig mehr Maß halten. Als den Gesandten aber
nach ihrer Ankunft jenes große und völlig unverhoffte Glück ihrer Lands
leute bekannt wurde, waren sie zwischen zwei Parteien geraten, da sie einen schändlichen Frieden zustandegebracht hatten, wie er einst, wie wir hören,
von den Peloponnesiern unter Antalkidas mit den Persern aus Angst vor der Seemacht der Athener geschlossen wurde, die damals klar das Meer be herrschten6 12.
4. Obwohl diese Dinge so geschehen waren, meinte der Kaiser, daß man nicht / aus Niedergeschlagenheit wegen der Ungunst des Schicksals die
Zügel der Überlegungen und die Urteilskraft der Verzweiflung preisgeben dürfe, weil die Lage äußerst problematisch geworden war. Denn die Flotte,
die beinahe alles Geld verschlungen hatte, war den Feinden in die Hände
gefallen und die Hoffnung auf die j ährlichen Einkünfte hatte sich, wenn nicht ganz, so doch zum größten Teil zerschlagen6 13 •
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ANMERKUNGEN
1 Tatsächlich umfaßt der erste Teil der Historia Rhomalke (Kap. I-XI) die Ge schichte von gut 137 Jahren (12. 4. 1204 - 1 5 ./17. 6. 1342); die Zahl 137 wurde im Titel des Werkes ursprünglich auf 140, später aber, wie hier im Text, also wohl durch eine Autorkorrektur, auf 150 aufgerundet, s. Bd. 11 S. 2. la Der altgr. u. byz. Historiker schrieb vorzugsweise über das, was er mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen hatte, und unterließ es nicht, im
Vorwort darauf hinzuweisen. Das tat offenbar schon Ktesias, s. Photios Bibl. Cod. 72 ed. HENRY Bd. I 106, 1 -4; vgl. Thes. L. Gr. s. v. (l't,.tr)i(Qo�. 2 Die Geschichte als Lehrmeisterin übertrifft also die berühmten antiken Schulen der Weisheit, auf die der « Philosoph» Gregoras auch sonst gerne Bezug nimmt, s. Bd. 11 S. 45.50.56.245.248 ; Antirrh. I S. 277, 1 3 ; Epp., s. Index LEONE s. vv. Akademie, Peripatos, Stoa. Hier will er aber auch, wie Bd. 11 S. 235, die Bedeu tung von Wahrnehmung und Erfahrung zur Erlangung sicherer Erkennttlisse hervorheben. Vgl. BEYER: Antirrh. I 49 f. 3 Zum Euripos als Bild der Unbeständigkeit s. Bd. 11 Anm. 8 6 Ende. Greg. verwen det das Bild auch Hist. 11 1 002,22; 1014,8 ; III 52, 14 u. 1 84,16. Vgl. auch KODER, J. - HILD, F.: Hellas und Thessalia (TIB 1), Wien 1976, S. 157 mit Angabe einiger Stellen aus Georgios Pisides, Anna Komnene, Kantakuzenos und Gregoras. Die Liste wäre fast beliebig zu erweitern, z.B. mit Theodoret HE 97,2 u. 172, 17 (ed. PARMENTIER) ; Photios Horn. 152, 12 (ed. LAOURDAS ) ; Synodikon Vetus 45,2 (ed. DUFFY-PARKER) ; Demetrios Kydones Ep. 1 12,10 al. (ed. LOE NERTZ). 4 Anspielung auf Matth. 1 0,30 (Luk. 12,7) : « Sogar alle Haare auf eurem Haupt sind gezählt» (vgl. auch Luk. 21,18) und auf das bekannte Bild des nie schlafen den Auges der Gerechtigkeit, vgl. Anm. 6. 5 « Listige Lippen» bibl., s. Ps. 1 1,3; 30,19. 6 Man könnte auch übersetzen: « welchen Maßstab der Gerechtigkeit das nie schlafende Auge (Gottes) anlegt» . Zum Ausdruck « das nie schlafende Auge Gottes» s. Anm. 393 (457a u. 549). 7 Nach « auch» ist in V(at. gr. 165) « entsprechend dem, was die Zeit immer tut» auf dem Margo ergänzt, R ( Vat. gr. 1 64) hat das nicht. s Ps. 1 8,2, auf den der Astronom Gregoras häufig Bezug nimmt, vgl. Bd. II Anm. 83 und Index s.v. Ps. 1 8 . 9 Eine für Gregoras rypische Verbindung von schlecht zueinander passenden Me taphoren, vgl. Bd. I Anm. 364. 10 Der Passus «Vielmehr - abweicht» fehlt in V. 11 Nach «wird geführt» liest man in R noch « vielmehr als daß er führt» ; diese =
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ANMERKUNGEN: 1 1 - 19 Ergänzung wurde zuerst auf dem unteren Rand nachgetragen, dann dort wieder gestrichen und erneut, teils «
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Zeile ergänzt. « Urbilder»: gr. EtÖTj , wohl nur rein literarisch zu verstehen, da Gregoras, dem die Orthodoxie am Herzen lag (s. ed. Bonn. II 1048,2 1 - 1 029,6), ihnen keine Existenz zubilligen konnte. Vgl. BEYER: Antirrh. I S. 50. Herrschen: sc. über die Untertanen, gehorchen: sc. den Gesetzen. Gregoras ist hier beim Vergleich Kaiser - Tyrann selbstverständlich dem von ihm verehrten Synesios von Kyrene tributpflichtig, dessen Rede « Über das Kaisertum» (vor Kaiser Arkadios a. 399) das Urbild des Vergleichs Kaiser - Tyrann bei den späteren Byzantinern abgab, vgl. HUNGER: Profanlit. I 1 04. 157f. Gr. v6lJo� EIJ'\j.JtJXo�; beliebte Definition für das Verhältnis Kaiser - Gesetz. Sie findet sich u. a. in der Gesetzgebung Justinians I. und läßt verschiedene Interpre tationen zu, u. a. die, daß der Kaiser über den Gesetzen stehe, da er selbst das Gesetz sei. Vgl. zu dieser Definition AALDERS, G. D.: NOMO� EM'PYXO�, in: Politeia und Res Publica. Dem Andenken Rudolf Starks" . . . , Würzburg 1969, S. 3 1 5 -329. Gregoras meint hier, daß der Kaiser zwar nicht in juristischem Sinne, aber wohl moralisch den Gesetzen unterstehe. Die Stelle richtet sich indi rekt gegen Johannes VI. Kantakuzenos, der sich in den Augen unseres Autors durch die Protektion des Palamismus über die Gesetze hinweggesetzt und den Weg der Tyrannei beschritten hatte. Im Gr. « ein kurzes (nach unten) Neigen der Zeit», Bild der Waage, deren Auf I1nd Ab über das Schicksal der Menschen entscheidet. Schon bei Homer hält Zeus die Waage des Schicksals in Händen, s. 11. 8,69 ff. ; 22,209 ff. Auch das Würfelspiel war schon seit der Antike ein Bild der Wechselhaftigkeit des menschlichen Schicksals, s. dazu KOKOLAKIS, M.: MOQcpoAoy(a tij� X.lJßElJ tLx.ij� IJEtacpoQä�, Athen 1965. Ein Lob der Vorzüge der Geschichte als Motiv der Geschichtsschreibung gehört zum festen Repertoire der Prooimia byzantinischer Historiographen, s. LIEBE
RI CH, H.: Studien zu den Proömien in der griechischen und byzantinischen Geschichtsschreibung. II. Die byzantinischen Geschichtsschreiber. Programm des Kgl. Realgymnasiums München. Schuljahr 1 89911900, München 1900. 18 Man darf in dieser Stelle wohl eine Bestätigung sehen, daß Gregoras den ersten Teil seiner Historia Rhomaike schon vor längerer Zeit veröffentlicht hatte. Wie ich oben, S. 14f., dargelegt habe, liegen zwischen der Publikation des ersten und dem vorläufigen Abschluß des unvollendeten zweiten Teiles vermutlich etwa vier Jahre. 1 9 In seinem Bericht über den Tod Andronikos' III. am Ende des ersten Teiles seiner Geschichte (Bd. II S. 294) hat Gregoras einige wichtige Begleitumstände außer acht gelassen. Dies holt er hier nach. Kantakuzenos hat diese Dinge gleich zum
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ANMERKUNGEN: 19-21
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Tode seines kaiserlichen Freundes mitberichtet, s. Bd. II Anm. 523 S. 398. Zum Hodegenkloster s. Bd. I Anm. 3 05. Der Thronfolger Johannes V. wurde am 18. Juni 1332 geboren, s. Bd. II S. 25 1 ; sein Alter von nahezu neun Jahren zum jetzigen Zeitpunkt erwähnt auch Kan tak. II S. 1 8 ,21. Die Geburt Michaels hat Gregoras nicht erwähnt. Wir werden ihm auch sonst bei unserem Autor nicht mehr begegnen, da er in der Politik keine nennenswerte Rolle gespielt hat. Für seinen Lebenslauf s. PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 74. (SCHREINER: Kleinchron. III Index S. 208 bezeichnet verse hentlich Michael, den Sohn Johannes' V. (Papad. Nr. 8 7 ) , über den die Klein chron. 22, 1 8 - 19 und 29,2 berichten, als dessen Bruder; im Text 11 3 1 0 schreibt er aber richtig « der dritte Sohn Joh. V. » . ) Kantak. III 246, 1 7 f. berichtet noch über ihn, daß er im Sommer 1352 als Geisel nach Serbien gesandt wurde, damit sein Bruder vom Kral für den Streit gegen Kantak. ein Heer von 7000 Reitern bekam, vgl. DÖLGER: Reg. 2992. Kantak. I 559, 1 1 -560,14 bestätigt, daß er persönlich die Söhne des sterbenden Kaisers in den Palast « in Sicherheit» brach te. Den Grund, den Gregoras anschließend dafür angibt, ist der, den Kantak. selbst vorgab; in Wirklichkeit wollte dieser natürlich vor allem verhindern, daß
21
seine Gegner sich, um ihn ausschalten zu können, des Thronfolgers bemächtigen würden. Zum Titel Despot s. Bd. I Anm. 78 . Kantak. betont noch, daß die im Folgenden genannte Wache aus besonders kaisertreuen Soldaten wie aus seinen eigenen Leuten zusammengesetzt war (I 560,9 f.; cf. WEISS: Kantak. 32) ; erste res bedeutet natürlich nicht, daß sie sich mehr der Palaiologendynastie als ihm ergeben gezeigt hätten; so gut waren sie gewiß wohl ausgesucht. Beim Heer hatte Kantak. sich mehr als der Kaiser populär gemacht, s. Bd. II 290. Einen konkreten Plan des Apokaukos, den Despoten Konstantinos Palaiologos (zu ihm s. Bd. 1I Index s. n.) oder Syrgiannes (id.) auf den Thron zu bringen, hat Gregoras nirgends erwähnt. Vielleicht war er der Urheber des Gerüchts gewesen, das während der Krankheit Andronikos' III. im Januar 1330 zugunsten des Despoten verbreitet wurde (s. Bd. II Anm. 280 u. 450), und sicher intrigierte er bald danach mit Syrgiannes gegen Kantak. (ebd. Anm. 279 S. 3 1 3 f.). Zu den Fähigkeiten des Syrgiannes, mit denen Gregoras hier die des Apokaukos ver gleicht, s. ebd. S. 28 f. Zu Apokaukos allg., dessen Laufbahn Gregoras anschlie
ßend kurz erörtert, s. MATSCHKE: Fortschritt S. 133 - 146; PLP 1 1 80; zum Cha rakter des Apokaukos auch PARISOT 1 63 f. Verfehlt m. E. das Urteil NICOLS: Last Cent. 1 9 3 : « Apokaukos was the creature of John Cantacuzene, without whom, for all his talents, he would never have gained the rank, the farne and the fortune that he had.» Nicht Apokaukos wurde von Kantak. bei seinem Aufstieg gesteu ert, sondern umgekehrt, der schlaue Apokaukos hat Kantak. für seinen Aufstieg benutzt. 22 Einen Stratokles, der ein guter Flötenspieler, aber ein schlechter Mensch war,
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ANMERKUNGEN: 22 fand ich in keinem Nachschlagewerk. Auf einem Umweg fand ich heraus, daß Gregoras dem Flötenspieler einen falschen Namen gibt. Der Umweg war Theo dor Fontane, der in «Effi Briest» den Baron von Innstetten über die Honoratio ren von Kessin sagen läßt: «gute Menschen und schlechte Musikanten» (Th. Fontane, Werke u. Schriften, hg. v. W. KEITEL u. H. NÜRNBERGER, Bd. 1 7, ungekürzte Taschenbuchausg. Ullsteinbuch 4524, S. 57). Die Hrsg. notieren in einer Anm. zu diesem geflügelten Wort nicht nur Parallelstellen aus der deut schen Literatur, sondern auch, daß es in umgekehrter Form in Plutarch, Perildes 1 zu finden ist. Nun, Plutarch, Perikl. 1,5 erwähnt ein Dictum des Antisthenes, dem man sagte, Ismenias sei ein guter Flötenspieler, worauf dieser meinte: «Aber er ist ein schlechter Mensch, sonst wäre er nicht ein so guter Flötenspieler. » Gregoras zitiert das Dictum wohl aus dem Gedächmis und verwechselt dabei Ismenias vermutlich mit dem um seine Schlechtigkeit berüchtigten Redner Stra tokles aus Athen (PW s. n. Nr. 6), der laut Demosthenes (XXXVII 48) m{tavw tatO� TCaVtrov &v{tQWTCroV xai TCovl]Q6tato� war. Es ist hier darauf hinzuwei sen, daß der Irrealis des vorausgegangenen Satzes im Griechischen das Verb im Imperfekt hat: d . . . �Qiito . . . , . . . äv . . . rnyxavE . . . wv. Normalerweise bedeutet das im Attischen eine gegenwärtige Irrealität (vg1. Schwyzer 11 348). Demnach wäre der Satz so zu übersetzen: « Wenn Apokaukos . . . seine Begabung . . . einsetzen würde, Das würde dann bedeuten, daß diese Zeilen vor dem Tod des Apokaukos (am 1 1 . 6. 1345) geschrieben wären. Gelegentlich haben aber auch attische Autoren noch (wie im älteren Griechisch) das Imperfectum fnr einen Irrealis der Vergangenheit, so z.B. Platon: Gorgias 5 1 6e (vgl. SCHWY ZER 1. c.). Nun ist aber Gregoras ein Platon-Irnitator (ta.Ma IlLl.1l]O'aIlEvo� rH.atrova laut Nikolaos Kabasilas, s. GARZYA, Antonio: Un opuscule inedit de Nicolas Cabasilas, in: Byzantion 24 ( 1954) 521 -532 S. 527,80), und deshalb ist auch bei ihm gewiß ein Irrealis der Vergangenheit im Imperfekt möglich. Die . . .» .
Fortsetzung « Nun aber war er . . . kein guter Mensch» ist wohl nicht (nur) auf die Aktivitäten des Apokaukos im J. 1341 zu beziehen, sondern eher als ab schließendes Urteil über den Mann gemeint, und setzt dann wegen « war» seinen Tod voraus. BOIVIN veröffentlichte zu dieser Stelle (s. ed. Bonn. S. 1256-58) aus einer Pariser Hippokrateshs (Cod. Par. gr. 2144, fo1. 10") ein Bild des Apokaukos. Außerdem bietet die Hs ein Bild des Hippokrates, dem ein Lob des Apokaukos aus dem Mund des großen Arztes beigegeben ist, während Apokau kos selbst Hippokrates lobt. Getzt abgebildet in H. BELTING: Das illuminierte Buch in der spätbyzantinischen Gesellschaft, Heidelberg 1 970, Taf. XXIIf.). Die iambischen Verse auf Apokaukos (ediert von BOIVIN 1. c.) sind offenbar geschrie ben, als dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, und sie loben insbeson dere die Tatsache, daß der Mann als Parergon sich auch noch die medizinische Wissenschaft angeeignet hat. Schon viel früher (zw. ca. 1328 u. 1330) hatte der
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ANMERKUNGEN: 22-26 letzte große Medizin-Theoretiker von Byzanz, Johannes Zacharias Aktuarios
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(PLP 6489 ; HUNGER: Profanlit. II 3 12 f.) Apokaukos als Mesazon Andronikos' III. sein medizinisches Handbuch gewidmet (s. BOIVIN 1. c.; HUNGER o. c. S. 3 1 3 ; A. Hohlweg, Johannes Aktuarios: Leben - Bildung und Ausbildung - De methodo medendi : Byz. Zeitschr. 76 [1983] 303). Greg. spielt wohl auf den Fall an, den Kantak. II 279,4- 10 erwähnt, in welchem Apokaukos das ihm anvertraute Geld nicht, wie ihm aufgetragen war, verwen dete, um seinem Auftraggeber die Verwaltung der kaiserlichen Salzminen erneut zu sichern, sondern um diese für sich selbst zu bekommen. Vgl. MATSCHKE: Fortschritt S. 134. Das Bild geht auf Horn. Od. 4,3 5 1 ff. zurück. Es war sprichwörtlich für charak terliche Verwandlungskünstler, s. PAPE: Eigennamen, s . n; vgl. z. B. Nik. Chon. Hist. 63,1 8 ; 245,78 f.; 489,48 ; Greg. Antirrh. I, 153,20. «Die roten Schuhe anziehen» ist bei den byzantinischen Historikern ein üblicher Ausdruck für das Anlegen der ks1. Insignien, zu denen die dem Kaiser vorbehal tenen purpurrot gefärbten Schuhe zählten. Vgl. z. B. Nik. Chon. Hist. 5,89; 1 6,27. Meistens ist der Ausdruck synonym mit Usurpierung der Kaisermacht, z.B. ebd. 378,59; 435,60f. Vermutlich hat Greg. hier den Versuch im Auge, den Kantak. 1 557,2 1 -559, 1 1 in die letzten Stunden vor dem Tod Andronikos' III. setzt; s. Bd. II 398. Der Hinweis des Apokaukos, daß Andronikos selbst vor seinem Tod Kantak. dazu gedrängt habe, entspricht ähnlichen Behauptungen im Geschichtswerk des letzteren (s. Bd. II S. 3 1 1 , 3 14, 3 19). Die Tatsache solcher Angebote ist darum, auch wenn Greg. politisch auf der Seite des Kantak. steht, kaum anzuzweifeln. Man darf aber wohl annehmen, daß sie nicht immer ernst gemeint waren, und sofern sie es waren, sollte dadurch wohl nur der Ehrgeiz des Kantak. einerseits befriedigt, aber zugleich anderseits auf das Maß einer zeitweiligen Mitkaiser schaft beschränkt werden. Der Versuch des Apokaukos, der, wie Greg. und die späteren Ereignisse bezeugen, für sich selbst die Macht anstrebte, muß m. E. (mit Greg.) als Falle gesehen werden: hätte Kantak. auf ihn gehört, hätte er sich als Usurpator erwiesen und wäre für die Regentschaft nicht mehr in Frage gekom men. Schon AMEILHON in LE BEAU XX, zitiert von PARJSOT 1 64, meinte zu diesem Versuch des Apokaukos: " Peut-etre etait ce une feinte, peut-etre voulait il denoncer Cantacuzene a l'imperatrice.» PARISOT dagegen glaubt, Apokaukos spielte, seinem Charakter gemäß, ein Doppelspiel; hätte Kantak. seinen Rat befolgt, so hätte er mit Dankbarkeit und dem Posten des ersten Ministers rech nen können, während er bei der Kaiserin immer erst nach dem Patriarchen kam; hätte Kantak. abgelehnt, so hätte er gewußt, daß dieser ihm nicht vertraute, und sich danach richten können. Diese Deutung bildet einen Teil der These, daß Apokaukos nach dem Tod Andronikos' III. nicht sofort auf den Sturz des Kan-
224
ANMERKUNGEN: 26 tak. hinarbeitete (S. 162 ff.) . Mit dieser These setzt sich PARISOT ebenfalls von AMEILHON ab, der Apokaukos schon zu diesem Zeitpunkt einen langjährigen und unversöhnlichen Haß gegen Kantak. zuschreibt, dafür aber laut PARISOT 1 62 Anrn. 2 den Nachweis schuldig bleibt. Er weist aber selbst auf die Rolle des Apokaukos im J. 1330 hin, als dieser mit Syrgiannes gegen Kantak. intrigierte (s. Bd. II 3 14). Die Intrige scheiterte, und Apokaukos war gezwungen, wieder die Gunst des Kantak. zu suchen (Kantak. II 95, I 1 ff.). Es wäre aber ein Wunder gewesen, wenn Apokaukos Kantak. seitdem nicht gehaßt hätte. Dazu paßt, daß laut Greg. Apokaukos schon vor 1341 wiederholt versucht hatte, gerade einen Gegenspieler des Kantak., den Despoten Konstantinos Palaiologos oder Syrgian nes, auf den Thron zu bringen. Es ist also unwahrscheinlich, daß Apokaukos nach dem 15. Juni, wie PARISOT 163 will, zuerst eine abwartende Haltung angenommen hätte, « pret a fair pencher la balance du cote ou il se porterait» . Wenn Greg. schreibt, daß Apokaukos von jetzt an die Kaiserrnacht anstrebte, ist das natürlich kein ihm anvertrautes Geheimnis des Usurpators in spe, sondern eine Folgerung aus den späteren Ereignissen, der man aber flur zustimmen kann. Auch PARISOT stellt dieses spätere Faktum nicht in Frage (S. 146) . Es kann aber dem ehrgeizigen Emporkömmling nicht gleichgültig gewesen sein, wer nach dem 15. 6. 1341 fürs erste die Macht ausüben würde, denn die Wahl dessen, gegen wen er es schließlich aufzunehmen hatte, konnte nicht schwer sein; in jeder Hinsicht mußte ihm der Patriarch Johannes Kalekas als der leichtere Gegner erscheinen. Außerdem hatte er vermutlich längst den gleichen Weg zum Ziel ins Auge gefaßt wie Kantak., nämlich eine Ehe des jungen Kaisers Johannes V. mit einer seiner Töchter, einen Weg, den Kantak. nach dem 15. 6. eiligst beschreiten wollte (s. u.), so daß Apokaukos die Partie schon halbwegs verloren hätte, wenn er ihm die Gelegenheit ließ, diesen Plan auszuführen. Er hat darum wohl kaum, wie Parisot es darstellt (S. 146), die Inthronisation des Kantak. als ein mögliches Mittel zur Realisierung seines eigenen Ehrgeizes betrachtet. Wenn er nicht vor gehabt hätte, einen Inthronisationsversuch als Mittel zu benutzen, seinen Riva len zu stürzen, hätte er selbst mitgeholfen, sich ein kaum noch überwindliches Hindernis auf dem Weg zur Macht zu errichten. Das kann man dem schlauen Apokaukos nicht zumuten. Wohl kann man Parisot zustimmen, daß dieser im mer so plante, daß er sich einen Fluchtweg offenhielt, in diesem Fall wäre das die Dankbarkeit gewesen, die Kantak. ihm geschuldet hätte, wenn seine Inthro nisation doch anstandslos über die Bühne gegangen wäre. Die Reaktion gegen eine Usurpation des Mitkaisertums durch Kantak. hätte Apokaukos gewiß nur hinter den Kulissen gesteuert und den offenen Kampf anderen überlassen, so wie er auch später, wie wir noch sehen werden, zuerst den Patriarchen Johannes Kalekas vorschickt. Fürs erste mißlang aber der Versuch des Apokaukos, seinem Gegner ein Bein zu stellen, und er war gezwungen, auf andere Weise gegen ihn
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ANMERKUNGEN: 27
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vorzugehen. Wie er das tat, erzählt Greg. anschließend: er schürte das Mißtrau en der Kaiserin gegen den verhaßten überlegenen Freund ihres verstorbenen Mannes. Bei Greg. Bd. II 5 60,8 liest man, daß die Kaiserin am dritten Tag (-tfi "tQLl"n �!lEQ�) der Trauer in den Palast zurückkehrte, also am 1 7. Juni 1341; vgl. BEYER: Chron. 136 Anm. 42. Hier liest man !lf'tU "ti)v "tQLtT]V �!lEQav nach dem dritten Tag; vgl. Kantak. II 14,3 f.: «sie blieb im Hodegenkloster bis zum dritten Tag, danach kam sie in den Palast» und n 147,10: « als die Kaiserin nach dem dritten Tag (in den Palast) kam» . Da die Trauerrede gewiß am dritten Tag gehalten wurde, zeigt der Vergleich dieser Stellen, daß die Zeitbestimmung «nach dem dritten Tag» bzw. « nach drei Tagen» ähnlich wie bei uns «nach acht Tagen» den letzten Tag der genannten Zeitspanne und nicht den ersten Tag danach andeutet. =
Anders a.ls I 560,8, wo Greg. nur seine Trauerrede einfügen wollte, geht es ihm hier um die ungewöhnliche Tatsache selbst, daß die Kaiserin vorzeitig das Grab ihres Gatten verließ, sowie um eine andere damit verbundene Begebenheit: die Auseinandersetzung zwischen Kalekas und Kantak. über die Regentschaft. Kan tak. II 1 4, 1 - 8 berichtet ebenfalls, daß die Kaiserin bis zum dritten Tag im Hodegenkloster ausharrte, sich dann aber in den Palast begab (vgl. II 147, 1 0) und dort die weitere neuntägige Trauerfeier beging, wozu täglich alle Senatoren, die hohen Militärs und die übrigen Angesehenen zusammenkamen. Das Fehlen einer Erklärung, warum die Kaiserin dies tat «en depit de l'etiquette, si sacree a Constantinople» (PARISOT 1 65 ) , zeigt, daß er etwas zu verbergen hat. Es gibt darum keinen vernünftigen Grund, Gregoras' Darstellung in Zweifel zu ziehen, daß Anna von Savoyen, durch Einflüsterungen des Apokaukos beunruhigt, aus Mißtrauen gegen Kantak. und aus Sorge um ihre Kinder so handelte. (Also nicht «forse» , wie MURAToRE S. 133 schreibt.) Gewiß ist Greg. gegen Apokaukos voreingenommen, er ist aber ein zu ehrenhafter Historiker, als daß er ihn bela stende Dinge einfach erfinden wiirde. Kantak. dagegen, der zu diesem Zeitpunkt Apokaukos nicht durchschaute und unterschätzte und noch seine Dienste in Anspruch nahm (s. u.), und der außerdem nicht wissen will, daß die Kaiserin ihn von Anfang an nicht mochte, praktiziert hier, wie auch sonst oft, durch sein Schweigen Geschichtsfälschung. Gleichermaßen unglaubwiirdig ist sein Schwei gen über seine erste Auseinandersetzung mit dem Patriarchen, die laut Greg. gleich an diesem dritten Trauertag erfolgte, und ebenfalls seine abweichende Darstellung, als ob Kalekas erst später seinen Regentschaftsanspruch angemel det hätte, als er selbst schon, nichts vermutend, die ihm anvertrauten Staatsge schäfte ruhig weiterführte (II 1 6, 1 5 - 1 9,7; diese Darstellung bestätigt er S. 147,13 f. mit der Behauptung, daß zu diesem Zeitpunkt niemand es wagte, sich ihm zu widersetzen. Die Wiederholung einer Lüge macht sie aber noch nicht
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ANMERKUNGEN: 27 wahr). Um meine « Parteinahrne» zugunsten « meines» Autors Gregoras und gegen Kantak. zu rechtfertigen, muß ich weiter ausholen. Greg. und Kantak. sind sich einig, daß die Kaiserin Anna am dritten Tag der Trauer, also am 1 7. Juni 1341, in den Palast zurückkehrte, für welches unerwar tete und in Byzanz sogar nicht geziemende Vorgehen Kantak., wie gesagt, kei nen, Greg. einen sehr plausiblen Grund angibt. In der Darstellung dessen aber, was von diesem Augenblick an bis zum 23 . September 1341 geschah, weichen beide in einigen Punkten erheblich voneinander ab und geben dem kritischen Leser Widersprüche zu lösen, die m . E. bisher nicht genügend Beachtung gefun den haben. 1 . Da ist zuallererst die bereits genannte erste Auseinandersetzung zwischen Kalekas und Kantak., laut Greg. gleich am 1 7. Juni, während Kantak. den Streit erst später offen ausbrechen läßt. 2. Kantak. berichtet, in der gen. Periode Kpl zweimal verlassen zu haben, einmal zu einem nicht genau zu bestim menden Zeitpunkt, um den Bulgaren Frieden aufzuzwingen (zur Datierung s. w. u.), und einmal am 23 . September (II 104,2f.) zur Vorbereitung einer Früh lingsoffensive. Greg. erwähnt ebenfalls zwei Expeditionen "des Kantak., aber er datiert die erste nach dem Aufgang des Arkturus, d.h. nach Herbstanfang (596,13), und zwar ist auch bei ihm das der Feldzug, der (vor einer Offensive gegen Thessalier und Serben) die Bulgaren zum Frieden zwingen soll. Die zweite datiert Greg. unmittelbar nach der ersten (600, 1 0), die Kantak. nur abgebrochen hätte, um sich kurz in der Hauptstadt um seine gefährdete Position zu kümmern. 3. Der erste Feldzug des Kantak. wurde vor allem durch einen Streit mit den BUlgaren veranlaßt, die die Auslieferung eines im Exil lebenden Thronpräten denten verlangten. Kantak. (ll 19,12 ff.) stellt es so dar, daß er den bulgarischen Gesandten gedroht habe, Umur von Aydin gegen sie ins Feld zu schicken; dieser hätte nämlich nach dem Tod Andronikos' 1Il. einen Angriff auf das byzantini sche Reich vorgehabt, sei aber von ihm zur Umkehr bewogen worden und habe daraufhin gebeten, gegen Feinde von Byzanz eingesetzt zu werden, damit er sein Heer nicht umsonst gesammelt habe (ll 55, 19 -56,16). Laut Kantak. wollte Umur also den Tod Andronikos' Ill. ausnutzen, verzichtete aber ihm zuliebe darauf, weil er nicht gegen einen Freund kämpfen mochte (56,2 -6), und auch sein Hilfsangebot wollte Umur als Freundesdienst betrachtet sehen (56,12). Greg. stellt die Sache ganz anders dar: Umur habe erfahren, daß Kantak. im Senat auf Opposition gestoßen sei; darauf habe « satrapische Wut» (d. h. die Wut eines treuen Vasallen über eine Beleidigung seines Herren) ihn ergriffen und zu einem Einfall in Thrakien bewogen (598,5 - 1 1 ) . Dort sei Umur gelandet, als Kantak. nach dem Friedensschluß mit den Bulgaren Thrakien bis hin nach Kal liupolis inspizierte (596,20-24), sich also auf der thrakischen Chersones be fand. Er habe daraufhin Gesandte mit einem Brief zu Umur entboten, und Umur sei gleichsam wie ein gehorsamer Sklave umgekehrt (598,1 1 - 1 7) . Kantak. wie-
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ANMERKUNGEN: 27 derum setzt hier unmittelbar nach dem Friedensschluß mit den Bulgaren zwei Angriffe des Emirs Yaksi von Pergamon auf die thrakische Chersones, die er persönlich abwehne (II 69,22 - 70, 14). Greg. erwähnt diese Angriffe nicht, wohl da sie « normal» waren und kein Nachspiel hatten, was - worauf Greg. schon hier hinweist 598,17-21 - bei Umur wohl der Fall war. (NICOL: Last. Cent. 194 und Kantak. 45 f. geht über diese Probleme hinweg, als gäbe es sie nicht; LEMERLE: Aydin 136 Anm. 3 : « Gregoras . . . malgre quelques divergences de detail, confirme . . . Cantacuzene»). 4. Greg. und Kantak. berichten beide für die hier untersuchte Periode über eine Demonstration zugunsten des letzteren, ma chen darüber jedoch Angaben, die nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Beginnen wir mit den Widersprüchen unter Punkt 3. Da ist zuerst das Motiv Umurs, das auch für die Datierung wichtig ist. Umur mußte aufgrund der ihm bekannten Verhältnisse in Kpl und der ersten Nachrichten vom Tode Androni kos' III. davon ausgehen, daß die Macht don nun bei Kantak. lag, und es ist demnach unglaubwürdig, daß er einfach losgezogen wäre, um nun Kpl anzugrei fen. Er hatte gerade durch Vermittlung des Kantak. im ]. 1336 mit dem byzanti nischen Ks. einen Freundschaftsvertrag geschlossen (Bd. II Anm. 465) und ihm später mit Hilfstruppen ausgeholfen (ebd. Anm. 491 ) ; er hatte also jetzt weder einen Grund, noch entspricht es seinem (von Greg. und Kantak. gepriesenen) Charakter, daß er so auf den Tod des Kaisers und die faktische Übernahme der Macht durch seinen Freund Kantak. reagien hätte. (Der Fall Sarukhan, der auch einen Venrag mit Andronikos III. geschlossen hatte, s. Bd. II Anm. 462, und nun ins Reich einfiel, s. LEMERLE: Aydin 149 Anm. 2, ist nicht vergleichbar, da ihn nichts mit Kantak. verband.) Wir haben also keinen Grund, das von Greg. genannte Motiv (die obenerwähnte satrapische Wut) anzuzweifeln, da gerade Kantak. allen Grund hatte, den wahren Anlaß für den Angriff Umurs zu ver schweigen. Kantak. bestätigt übrigens indirekt Greg., indem er Umur eine An Kostenersatz für die vergebliche Ausfahrt fordern läßt (II 56,10 - 12), eine merk würdige Forderung für die Unterlassung feindlicher Handlungen gegen einen Freund ! Das von Greg. genannte Motiv setzt aber gerade die bulgarische Ge sandtschaft und die damit verbundene Auseinandersetzung im Senat voraus und verträgt sich also nicht mit der Chronologie des Kantak. Ich nehme deshalb an, daß Kantak., von seiner apologetischen Tendenz geblendet, eine erst viel später, nämlich kurz vor Ablauf des Ultimatums an die Bulgaren, eingetretene Drohung zurückdatien hat, vielleicht keine bewußte Lüge, sondern ein subjektiver Irnum, der einem Schreiber apologetischer Memoiren dreißig Jahre nach den Ereignis sen schon unterlaufen kann. Wohl muß auch bei dieser Interpretation der An griff Umurs vor den Frieden mit den Bulgaren gesetzt werden, obgleich Greg. die umgekehne Reihenfolge gibt. Ich sehe darin aber kein großes Problem. Greg.
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ANMERKUNGEN: 27 verbindet beides nicht miteinander; es sind für ihn die zwei wichtigen Ereignisse nach dem ersten Auszug des Kantak., von denen er den Frieden mit den Bulgaren als eigentliches Ziel des Auszugs voranstellt. (LEMERLE: Aydin 129 ff. hat aus einer sehr dunklen Stelle bei Enveri auf eine Expedition Umurs zur Donaumün dung im J. 1341 geschlossen und die Hypothese aufgestellt, Kantak. habe die obengenannte Forderung Umurs dadurch erfüllt, daß er ihn trotz des Friedens schlusses mit den Bulgaren dorthin gelenkt habe. Mir scheinen die zum Teil unmöglichen Angaben Enveris mit einer solchen Expedition nicht vereinbar, und bei allem Mißtrauen gegen Kantak. möchte ich ihm eine solche Perfidie ohne bessere Argumente nicht zuschreiben.) Betrachten wir nun die Widersprüche zu Punkt 4. Der Hauptgegensatz ist fol gender: bei Greg. richten die Demonstranten sich insbesondere gegen den anwe senden Apokaukos, der sogar mit dem Schwert bedroht wird. Die Demonstra tion ist demnach vor der Flucht des Apokaukos in sein Kastell Epibatai anzuset zen. Diese Flucht aber erfolgte während des Feldzugs des Kantak., der die Bulga ren einschüchtern sollte (Greg. 599,12- 14; Kantak. II 70 ,15 - 7 1 , 14). Da Kan tak. während des Protests im Palast anwesend ist und ihm selbst ein Ende macht, muß dieser, angenommen, daß Greg. sich bezüglich der Anwesenheit des Apo kaukos nicht irrt, vor dem Bulgarenfeldzug erfolgt sein. Kantak. setzt seine Protestdemonstration nach dem Bulgarenfeldzug, und bei ihm streiten die De monstranten mit dem Patriarchen Kalekas, während Apokaukos gar nicht er wähnt wird. Schon PARISOT hat auf diesen Widerspruch hingewiesen ( 170 'Anm. 2), ihn aber dahingehend zu lösen versucht, daß er Greg. ins Unrecht setzt: «Nous inclinons a penser que Gn�goras a mal place la scene en question. » Ich bevorzuge eine andere Lösung, nämlich die, daß Greg. und Kantak. nicht über die gleiche Protestdemonstration sprechen. Dafür habe ich folgende Gründe: a. Greg. hat alles aus nächster Nähe miterlebt, arbeitete im J. 1341 schon seit langem an seinem Geschichtswerk und machte dafür gewiß Notizen. Er hat also eine so wichtige Einzelheit wie die Anwesenheit des Apokaukos und die Mord drohung gegen ihn gewiß nicht frei erfunden. b. Der Anlaß ist bei Greg. ein anderer als bei Kantak. Letzterer hat, weil seine Dienste infolge der Intrigen des Apokaukos nicht mehr erwünscht waren, sich von den Staatsgeschäften zurückge zogen. Die Demonstranten versuchen nun Greg. zufolge, ihn in den Treueid gegenüber Kaiser und Kaiserinmutter einzubeziehen, für ihn eine Art Mitkaiser herrschaft zu erzwingen. Bei Kantak. protestiert man nur dagegen, daß ihm auf Anstiften des Patriarchen die gebührenden (ksl.) Ehrungen (namentlich der Ein ritt zu Pferde in den Palast) verweigert werden. c. Die Protestierenden sind bei Greg. das Heer und ÖcrOL 'twv crtIVE'tW'tEgwv b, l'tacrwv l'tagijcrav l'tOAEWV (586,4f.), worunter wohl auch die adeligen Amtsinhaber aus allen Städten des Reiches zu verstehen sind, die nach dem Tod des Kaisers in die Hauptstadt
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ANMERKUNGEN: 27 kommen mußten, um ihren Treueid zu erneuern und dann erneut mit ihrem Amt bekleidet zu werden (s. Bd. II Anm. 26 S. 1 1 3 ; natürlich kann nur ein Teil dieser Amtsinhaber erst anläßlich der Todesnachricht in die Stadt gekommen sein) . Aus diesem Grund ist die Demonstration so früh wie möglich nach dem Tod des Ks. anzusetzen, also gewiß vor dem ersten Feldzug des Kantak. Bei Kantak. demonstrieren Heer und junge Adelige (kaum dieselben also, wie die cruVE"tO)''C E QOL des Greg.) . Von einer Verbindung mit dem Treueid ist keine Rede. Diese Demonstration kann ohne weiteres nach dem ersten Feldzug datiert werden. d. Das Auftreten des Kantak. zur Auflösung der Demonstration ist verschieden. Bei Greg. fühlen seine Gegenspieler (die Kaiserin, der Patriarch und Apokaukos) sich so bedroht, daß sie Kantak. bitten, die Demonstranten zu beschwichtigen. Dieser verkündet darauf, nicht ohne Drohung in Richtung sei ner Feinde, daß es dabei bleibt, daß er ohne Mitkaisertum die Staatsgeschäfte weiterführen wird, womit die wohl nicht ohne Mitwissen des Kantak. inszenier te Demonstration ihr Hauptziel erreicht hat. Laut Kantak. reichte sein Erschei nen, um für Ruhe zu sorgen; er schickte den mit den Demonstranten diskutieren den Patriarchen einfach weg und kehrte zur Kaiserin zurück, die auf seinen Rat hin nun die Führer des Protests zurechrweist (II 85,20 -87,16). Erreicht wurde also nichts. e. Bei einem Tauziehen um die Macht in unklaren Regentschaftsver hälmissen sind mehrere Demonstrationen ähnlicher Art nichts Außergewöhnli ches. Daß Kantak. über die erstere schweigt, kann man leicht damit erklären, daß er nicht mehr wissen will, daß die Kaiserin ihm nach dem 15. Juni nicht freiwillig die Führung des Staates überließ, sondern nur, nachdem sie von seinen Anhängern unter Druck gesetzt war. Daß Greg. die zweite Demonstration nicht erwähnt, hat seinen Grund wohl darin, daß sie nur eine blasse Wiederholung der ersten war und keine Nachwirkung hatte. f. Für entscheidend halte ich schließ lich eine Datierung bei Gregoras, die man übersehen hat. Greg. schreibt (584,23), daß Kantak. nach der ersten Auseinandersetzung mit dem Patriarchen erwa zwei oder drei Tage zu Hause saß. Und offensichtlich war dieses Zuhause sitzen der Anlaß zur Demonstration, worüber Greg. spricht (586,4ff.). Die An gabe ist vermutlich deshalb übersehen worden, da Greg. zuerst über die Reak tion des Apokaukos und des Patriarchen auf den Zwist vom 17. Juni berichtet
(584,3 - 19), dann kurz die Reaktion des Kantak., d.h. sein Zuhausesitzen, er wähnt (584,19 -24), und danach abschweift, um den schlechten Charakter des Apokaukos anzuprangern (5 84,23 -586,3); aber der Satz: «Als die Kunde, daß Kantak. zu Hause saß, . . . sich verbreitete» (58 6,4) kann nur auf die obenge nannten zwei bis drei Tage bezogen werden, so daß die Demonstration, über die Greg. berichtet, auf erwa den 20. Juni anzusetzen ist. Da alles bei Greg. genau zusammenpaßt: die Zeitangabe, der Anlaß zur Demonstration (Erneuerung des Treueides kraft alter Gewohnheit), die Qualifikation der DemonStranten, die
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Anwesenheit des Apokaukos, verbietet jede vernünftige Quellenkritik die Rich tigkeit dieser Darstellung eines ein Geschichtswerk planenden Augenzeugen aus den Memoiren des Selbstapologeten Kantak. zu korrigieren. (Man bedenke auch noch, daß Kantak. schon im J. 1330 den Treueid mißbraucht hatte, um sich die Regentschaft zu sichern, s. Bd. II 3 1 1 f.) Nicht beweisbar, aber eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit wird dadurch die Annahme, daß der Besuch des Kantak. im Palast an diesem Tag nicht ein zufälliger, sondern ein verabredeter Anlaß für die Demonstration war. Das Ziel der Demonstranten war also auch nicht genau das, was sie vorgaben, ein sofortiges Mitkaisertum für Kantaku zenos, sondern Einschüchterung der Kaiserin und ihrer Berater, die sich durch die Rückgabe der Reichsverwaltung an Kantak. aus der bedrohlichen Lage frei kaufen sollten. Diese Rekonstruktion der Ereignisse nach dem 1 7. Juni zeigt nicht bloß, daß Kantak. damals nur durch massive Androhung von Gewalt die Reichsverwaltung gegen den Willen der Kaiserin wieder an sich zog, sondern auch in welchem Maße der « Geschichtsschreiber» Kantak. durch Verschweigen und irreführendes Arrangieren von Ereignissen Geschichtsfälschung betreibt. Man wird ihn künftig noch kritischer als bisher lesen müssen. Nun könnte jemand vielleicht noch geneigt sein, die Darstellung des Gregoras deswegen in Frage zu stellen, weil er sich in der Datierung des ersten Auszugs des Kantak. irrt. Ehe ich also auf den genauen Gang der Ereignisse und seine Dar stellung durch unsere beiden Historiker eingehe, ist dieses Datierungsproblem zu erörtern. Aus Kantak. läßt sich für die Datierung des ersten Auszugs folgendes ermitteln: Wir erfahren, daß er am 9. Tag der Trauerfeier die Palastwache verringerte (U 14,9 - 1 7 ; vgl. 147,1 5 f.), d. h. sich offenbar nicht länger des Thronfolgers als einer Geisel bediente, entweder da er sich in seiner Stellung nicht weiter bedroht fühlte, oder weil er sich sonst verdächtig gemacht hätte. Vom 9. oder 10. Tag an, d. h. vom 23. od. 24. Juni an, führt Kantak. die Staatsgeschäfte zu Hause (II 14,1 7- 15,6; vgl. 147,17-148,1)j er verschickt in nicht mehr als 30 Tagen (II 15,2 f.j ich emendiere: Ev :7tAELOOLV) über 500 Briefe an die Gouverneure von Provinzen und Städten sowie an die Steuerein nehmer, um einen reibungslosen Übergang des Thronwechsels sicherzustellen, was ihm auch gelingt (II 15,3 -7) (vgl. dazu PARISOT 1 65 f., der diesen Briefen mit Recht einen doppelten Zweck unterstellt, den Gegnern des Kantak. klarzu machen, daß er in Kpl weiterhin die Befehle erteile, und den Anhängern, daß er von ihnen [noch] nicht zum Kaiser proklamiert werden möchte). Es bleibt un klar, ob Kantak. erst zu Hause mit dieser Korrespondenz begann, aber es ist wohl wahrscheinlicher, daß die wichtigsten Briefe schon vor dem 23 . Juni abge gangen sind. Inzwischen hatte Kantak., unmittelbar nach dem 9. Trauertag, Einladungen zur Teilnahme an der Beisetzung des verstorbenen Kaisers in die Städte und Dörfer um Kpl geschickt und fand an einem festgesetzten Tag (II
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15,10; welcher?) auf Kosten des Kantak. die prachtvoll gestaltete Beisetzung statt (II 15, 1 6 - 1 6,14). Während Kantak. angeblich ohne jeden Argwohn weiter die Staatsgeschäfte fühn, nistet sich der Patriarch im Palast ein und beginnt, indem er sich auf die ihm 1334 anvertraute Regentschaft beruft, die Verwaltung an sich zu ziehen, ohne daß Kantak. unmittelbar etwas dagegen unternimmt (11 16,15 - 19,12). Hier bleibt unklar, ob wir uns noch immer in der oben angedeu teten dreißigtägigen Periode (15. bzw. 23 ./24. Juni - 15. bzw. 23./24. Juli) befin den. Inzwischen (11 19,12-24, 15) wird aus Anlaß eines Auslieferungsgesuchs seitens des bulgarischen Herrschers im Senat versucht, die Autorität des Kantak. zu untergraben (vgl. Greg. 598,6 f. mit der Datierung «nach dem Tod des Ks. » , was « kurz danach » bedeuten muß). Unklar bleibt wiederum bei Kantak., was « inzwischen» genau heißen soll. Der Fall, worum es geht, erlaubt vielleicht folgende Berechnung eines chronologischen Ansatzes: Der Mann, dessen Auslie ferung der bulgarische Herrscher verlangt, war ein Sohn des 1330 in der Schlacht von Velbuzd gefallenen Michael 1II. Sisman (nicht dieser selbst, wie man aus NICOL: Last. Cent. Index s. n., vgl. DENS.: Kantak. 45, folgern müßte; s. Kantak. 11 19,16 f.) und seiner ersten Frau Anna, der Tochter Stephans II. Milu tin und Schwester Stephans III. Decansk von Serbien, der Vorgängerin also der Schwester Andronikos' III. Theodora auf dem bulgarischen Thron. Anna war 1330, als Theodora nach Kpl flüchten mußte, kurz als Regentin für ihren älte sten Sohn Ivan Stephan auf den bulgarischen Thron zurückgekehn, aber bald wieder venrieben worden, als die Bulgaren den Sohn einer Schwester Michaels 111. Sisman, Ivan Alexander Stracimir, zum Zaren ausriefen (vgl. D. KULMAN s.n. Ivan Aleksandur, in: Biogr. Lex. Südosteuropa II 249). Laut Kantak. (II 20, 1 -3 ) hatte der von ihm nicht mit Vornamen genannte Sohn Michaels (er hieß Ivan Stephan; s. LEMERLE: Aydin 136 Anm. 2) bis dahin im skythischen (wohl mongolischen, s. MORAVCSIK: Byzantinoturc. II 282) Exil gelebt, jedoch nach dem Tod Andronikos' III. in Kpl Zuflucht gefunden. (Hier lebte seine Stiefmutter, worauf Kantak. aber nicht hinweist.) Der bulgariache Zar, dessen Sohn Michael mit einer Schwester Johannes' V. (Bd. 11 Anm. 379, 497) verhei ratet war, sah in ihm einen möglichen Rivalen und verlangte seine Auslieferung (vielleicht nur als Verhandlungsgegenstand für andere byzantinische Zugeständ nisse, die er sich wegen der unklaren Verhältnisse nach dem Tod des Ks. aus rechnete) . PARISOT 166 suggerien die Möglichkeit, die Kaiserin Anna hätte ihren Schwiegersohn zu diesem Schritt veranlaßt, um Kantak. in Schwierigkeiten zu bringen, verwirft aber diesen Gedanken sogleich wieder. Man könnte mit gleichem Recht eine Intrige des Kantak. vermuten, der den jungen Sisman nach Kpl kom men ließ, um die Bulgaren herauszufordern und so eine Gelegenheit zu kreieren, sich als Staatslenker zu profilieren. Wie dem auch sei, da der Sismane offenbar erst den Tod Andronikos' III. erfahren haben muß, ehe er nach Kpl kam, kann
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dies, auch wenn man die Krim als Aufenthaltsort des Prinzen annimmt, frühe stens Ende Juni gewesen sein. Danach ist dann noch Zeit einzubeziehen für die Nachricht dieses Vorgangs nach Bulgarien und für die Reise der bulgarischen Gesandtschaft nach Kpl. Dafür sind zumindest etwa 20 Tage zu rechnen. Kan tak. hält eine Reise von Kpl zum bulgarischen Hof und zurück innerhalb dieser Frist für möglich, II 5 6,22; er gibt aber den bulgarischen Gesandten auf ihre Bitten hin 30 Tage (58 , 1 ) , weil der Zar sich angeblich am äußersten Ende des Reiches aufhält. Letzteres braucht jedoch nicht für die Zeit der Nachricht zu gelten, und es könnte hier sogar eine Lüge der Gesandten im Spiel sein, die Zeit gewinnen möchten. Daß die Nachricht vom Auftauchen des bulgarischen Thronprätendenten in Kpl sofort nach Bulgarien gemeldet wurde, darf man wohl für sicher halten. Vielleicht war auch schon eine Nachricht aus der Krim nach Bulgarien gelangt, daß der junge Sismane sich nach Kpl eingeschifft hatte; doch mußte man dort wohl eine Bestätigung seiner Ankunft abwarten, ehe man eine Gesandtschaft mit einem Auslieferungsantrag abschicken konnte. Der Streit · über die Auslieferung im byzantinischen Senat ist also kaum vor Mitte Juli anzusetzen. Er wurde nun für Kantak. Anlaß, ein natürlich nicht ernsthaft ge meintes Rücktrittsangebot zu machen (II 24, 15 -25 , 1 1 ) . Dieses jedoch hätten, laut Kantak., die Kaiserin und der Patriarch ohne jeden Druck seinerseits abge lehnt (25,12 -52,3 ) . Das war am Tag nach der Auseinandersetzung im Senat (Kantak. II 25, 1 1 ), also frühestens etwa in der Zeit vom 15. -20. Juli. Am Tag danach (52,4) wird die Forderung der Bulgaren von Kantak. zurückgewiesen. Sie sollen, wenn sie Krieg vermeiden wollen, innerhalb von 30 Tagen (cf. ob.) wieder Frieden schließen. Das bedeutet, daß die Gesandten vor ca. 15. August in Kpl zurück sein sollten (52,4-58,12). Kantak. rüstet nun zum evenruellen Krieg (58 , 1 3 - 64,7). Über diese Rüsrung schreibt er, daß sie innerhalb von 60 Tagen erfolgte (63,22f.). Damit käme man, ausgehend von ca. 15. Juli, auf 15. September. Doch ist die Erzählung über die Rüsrung so angelegt, daß Kantak. darin über seine ganze Tätigkeit zur Verbesserung der Wehrkraft des Reiches zu berichten scheint, die wohl gleich nach dem 15. Juni einsetzte. Auch kann man aus diesem Bericht nicht schließen, daß er erst nach Vollendung der Rüstungsmaßnahmen Kpl ver lassen hätte. Trotz des etwas längeren Berichts über die Kriegsvorbereirungen und des formelhaften « nachdem er diese Dinge geregelt hatte» (64,8) gewinnt man den Eindruck, daß Kantak. nach dem Ultimarum an die Bulgaren so bald wie möglich ausgezogen ist. Außer um den Krieg kümmerte er sich auch noch darum, der Kaiserin die sofortige Krönung ihres Sohnes Johannes (V.) zu emp fehlen, gewiß in der Absicht, damit eine Bestätigung seiner eigenen führenden Rolle im Staat zu verbinden, etwa durch gleichzeitige Hochzeit des Thronfol gers mit seiner Tochter. Auf Betreiben des Apokaukos konnten seine Gegner das
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aber mit dem Hinweis verhindern, daß die Trauer um den verstorbenen Vater des Prinzen noch nicht einmal abgelaufen sei. Demnach handelt es sich hier m. E. um einen Zeitpunkt vor dem dritten üblichen Totengedächtnistag, d. 40. (nach dem 3. und dem 9.), d. h. vor dem 30. Juli. (Der Jahrestag des Todes kommt natürlich nicht in Frage. Zu den «offiziellen» Trauertagen s. DUCANGE: Gloss. s. vv. tQL'ta, mata, tEOcraQaxocnu. Laut Ps.-Kod. De officiis S. 285,9 - 12 blieb der oder die Trauernde in dieser Zeit zu Hause.) Einen Anhaltspunkt, wie lange vor diesem Datum der gen. Zeitpunkt anzusetzen sei, haben wir nicht. Keinen Aufschluß hinsichtlich der Chronologie gibt die Nachricht, daß «kurz darauf» (65,16), d. h. nach der Ablehnung des Krönungsvorschlags, die Mel dung von einem Einfall der Emire Sarukhan von Lydien und Yaksi von Perga rnon Kpl erreichte, wogegen Kantak. Apokaukos aussandte, während er selbst eine Friedensgesandtschaft an Orkhan von Bithynien entbot, um mit freiem Rücken gen Westen ziehen zu können (s. LEMERLE: Aydin 148 Anm. 2), denn in Didymoteichon sammelte sich schon das Heer (65,1 6- 66,9; vgl. 148,l f.). Ebensowenig hilft uns der Bericht, daß Kantak. am Tage seines Auszugs noch mit dem Patriarchen und der Kaiserin zusammentraf, um sich seinen Anspruch auf die Reichsverwaltung bestätigen zu lassen (66,7- 69,2), wonach er mit Kriegsvorbereitungsplänen für den Winter (68,16f.) die Stadt verließ, wobei seine Mutter «zum Trost» der Kaiserin (d. h. um sie zu beaufsichtigen) zurück blieb (68,23 - 69,2; cf. Bd. II 3 1 3). Wohl ist klar, daß Apokaukos zu diesem Zeitpunkt noch nicht offen gegen Kantak. Partei ergriffen hatte. Nach dessen Ankunft in Didymoteichon werden in wenigen Tagen weitere Truppen gesam melt. Kantak. schickt Gesandte an Alexander von Bulgarien, der bei Stilbnus (heute Selymnos, türk. Islemie, s. SAMOTHRAKIS: Lex. Thrak. s. n.) lagert, und mahnt ihn, daß das von ihm gestellte Ultimatum ablaufe. Ausgehend vom 15. Juli als frühest möglichem Datum des 30tägigen Ultimatums, hätten wir hier etwa Mitte August. Für den Auszug des Kantak. aus Kpl kämen wir damit auf mehrere Tage vor diesem Termin, vielleicht etwa drei Tage für den Marsch Kpl-Didymoteichon, wenige Tage (wieviel?), um Senatoren und Heer in den Städten Thrakiens für den Feldzug zu gewinnen, u. a. in Adrianopel (69,3 - 12). Auch wenn man für Letzteres etwa zehn Tage annimmt, kann man durchaus von wenigen Tagen sprechen, und da auch l'tEQL ESOOOV ijOTj rIVaL «im Ablaufen begriffen» relativ ist, könnte man als Datum des ersten Auszugs des Kantak. aus Kpl etwa Ende Juli/Anfang August errechnen. Man wird die genannten Termine so knapp wie möglich berechnen müssen, wenn die Kurzchronik von 1352, Schreiner Nr. 8, 33, richtig datiert: Juli der 9. Indiktion verließ der Großdo mestikos Kantakuzenos die Stadt und begab sich nach Makedonien, d. h. nach Didymoteichon und zu den übrigen Kastra, und befestigte sie.» (Tun wir das fürs erste, s. aber auch weiter unten.) Hinzu kommt noch, daß die gleiche =
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Chronik den Versuch des Apokaukos, Johannes V. zu entführen, auf den Tag genau datiert, und zwar auf den 2 8 . August (8,35) , während des ersten Aufent halts des Kantak. in Thrakien. Die Datierung des ersten Auszugs des Kantak. durch Greg. auf den Herbstanfang ist demnach falsch. Die Frage ist nun, wie kam er zu diesem Fehler und inwiefern stellt das seine Darstellung der Vorgänge nach dem 15. Juni in Frage? Obgleich die überlieferung dieses Teiles der Histo ria Rhomalke (Lib. XII -XVII) von nur einer Hs getragen wird, darf man diesen Fehler wohl kaum einem Kopisten in die Schuhe schieben, der für 'QQL
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Gr. s. v. aQX"tOüQo�), einfach «nach Herbstanfang» . Aus dieser weniger präzisen Zeitangabe ergibt sich auch eine andere Möglichkeit der Interpretation. Der Herbst als Jahreszeit begann für die Byzantiner anscheinend schon im August. Kantak. schreibt z. B. I 1 19,1 6 f. : « (damit) verbrachte er den Sommer. Als aber der Sommer schon zu Ende ging, etwa Anfang August . . . (FAT.-KR. « überset zen » : « Als der Hochsommer sich zu seinem Ende neigte, gegen Anfang des Monats August . . . », aber vom Hochsommer ist im Gr. keine Rede), und Kantak. I 122,22 liest man: « Als der Winter gerade begann, am fünften Oktober . . . » . Daraus ergibt sich, daß der August zumindest teilweise als Herbstmonat emp funden wurde. (Man bedenke, daß der Iulianische Kalender im 14. Jh. etwa 8 Tage hinter der astronomischen Zeit zurückgeblieben war.) Die Zeitangabe des Gregoras wäre also mit einem Auszug um Mitte August vereinbar. Und das Zeugnis der Kleinchronik 8,33 (s. ob.) garantiert nicht unbedingt eine Datierung auf Juli, denn die gleiche Chronik irrt sich wenige Zeilen weiter (8,35) auf alle Fälle in der Monatsangabe (s. Anm. 69). Nach dieser ausführlichen Stellungnahme zu den oben S. 227 f. unter 3 und 4 ge nannten Widersprüchen können wir jetzt anhand einer Chronologie der Ereig nisse vom 15. 6. bis zum 23. 9. 1341 auch bezüglich 1 und 2 unseren Stand punkt genauer bestimmen. 1 7. Juni: Die Kaiserin, von Apokaukos verunsichert, kehrt aus dem Hodegen kloster in den Palast zurück (Greg. 578,17-579,2; vgl. Kantak. II 14,1 -4; 147,10). Gregoras hält eine Trauerrede (Greg. 5 60,8 ff.) . Am gleichen Tag mel det der Patriarch Johannes Kalekas seinen Regentschaftsanspruch an; Kantak. widerspricht ihm. Es bleibt bei Rede und Widerrede, ohne daß eine Entschei dung getroffen wird (Greg. 579,3 -584,2; vgl. Kantak. II 16,17- 19,7). Apo kaukos und Kalekas bemühen sich anschließend, die Kaiserin zu überreden, nicht auf Kantak. zu hören. Apokaukos plant sogar Kantak. umzubringen. Kan tak. seinerseits zieht sich aus dem Palast zurück und bleibt zwei bis drei Tage zu Hause. Zur grundsätzlichen Begründung dieser Darstellung noch folgendes: 1 . Man kann nicht, um den Widerspruch zwischen Greg. und Kantak. zu lösen, bei Greg. den Satz « die Kaiserin kehrte nach dem 3. Tag sofort in den Palast zu rück» von der Fortsetzung abkoppeln und unterstellen, Greg. beschreibe keinen konkreten Vorfall, sondern dramatisiere nur den Machtkampf der beiden Vor mundschaftsprätendenten in einem Rededuell. Einerseits ist die Verbindung der Fortsetzung mit dem Vorausgehenden durch das Relativum Ev{}-a zu eng, und andererseits steht dieser Interpretation der abschließende Satz dieses Abschnitts im Wege: « Damit endete die Versammlung und wurde aufgehoben» (584, l f.). Er ist nur aufgrund von «wo» bzw. « dort» (im Palast) verständlich und präsen tiert den mit Worten ausgetragenen Streit völlig undramatisch als ein örtlich und zeitlich vor Zeugen abgelaufenes Ereignis. Als einen der Zeugen dürfen wir »
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sogar (neben den YEvEL Kai 66;11 JtQoiJxovta�, 578,17 f.) Greg. selbst betrachten, der an diesem Tag, wie wir sahen, als Trauerredner einer der im Palast anwesen den very important Persons war. 2. Es ist nur logisch, daß Kalekas bei dieser Gelegenheit seinen Anspruch angemeldet hat. Einerseits hätte die Rückkehr der Kaiserin in den Palast wenig Sinn gehabt, wenn damit nicht irgendein Akt ver bunden gewesen wäre, der dem Anspruch des Kantak. auf alleinige Führung des Staates zumindest im Prinzip die Anerkennung versagte, und andererseits hatte jeder den Tod des Kaisers kommen sehen und ist es dem ehrgeizigen Kalekas und dem schlauen Apokaukos gewiß nicht erst nach neun oder mehr Tagen eingefal len, welche Chancen die Urkunde aus dem }. 1334 (dazu Bd. 1I Anm. 303) ihnen bot. Auch muß es beiden klar gewesen sein, daß man einen solchen dokumen tierten Anspruch bei der ersten Gelegenheit, und nicht erst dann anmelden soll, nachdem der Gegner Zeit geha.bt hat, eine faktische Lage zu schaffen, die man durch Schweigen gutgeheißen hätte. 3. Daß die Kaiserin ihm mißtraute, bestätigt Kantak. indirekt selbst, indem er es später in ihrer Gegenwart als Verleumdung zurückweist, er habe in diesen Tagen einen Putschversuch im Sinn gehabt (11 39,52 - 4 1 , 1 1 ) . Es ist also nur natürlich, daß alles so abgelaufen ist, wie Greg. es darstellt, nämlich als eine Inszenierung des Apokaukos (578,17ff.; 579,2), der Kalekas mit seinem Regentschaftsanspruch der Kaiserin als Garant gegen Über griffe des Kantak. empfohlen hatte. (Abschließend sei hier noch notiert, daß MURATORE 334 über diese Auseinandersetzung völlig zu Unrecht schreibt, daß Kalekas nachgab und «per ordine di Cantacuzeno scagliava I'anatema contro chiunque avrebbe ardito tramare contro i figli di Andronico » ; er bezieht eine Stelle ( Kantak. 11 1 8 , 15 - 1 8 ) , die über 1334 handelt, auf 134 l ! ) U m den 2 0 . Juni: Durch eine Protestdemonstration erzwingen die Anhänger des Kantak., daß die Kaiserin ihm wieder die Führung der Staatsgeschäfte überläßt. Apokaukos kann dabei, ohne bei Kantak. grundsätzlichen Verdacht zu wecken, der Forderung der Demonstranten (Mitkaisertum) widersprechen; hatte er doch schon vor dem Tod des Kaisers Kantak. persönlich das gleiche Ansinnen vorge tragen und war damit auf Ablehnung gestoßen. Er vemat also nach außen nur den Standpunkt des Kantak. selbst. Wenn dieser nach Beruhigung seiner Anhän ger (denen er im Grunde das gleiche antwortet, wie Apokaukos) in einer Rede sagt, seine Gegner hätten sich damit, daß sie ihn ausschalten wollten, selbst eine Grube gegraben (die Grube des Unmuts der «wohldenkenden» Rhomäer), in die er sie aber aus Großmut nicht hineinstolpern läßt (Greg. 587, l O ff.), muß er damit nicht Apokaukos gemeint haben, dessen Intrigen ihm, wie er selbst bekun det (II 69,14- 1 8), erst hinterher klar wurden. Daß die Wut der Demonstranten sich besonders gegen Apokaukos richtete, hatte seinen Grund darin, daß er ihnen zu widersprechen wagte (Greg. 5 8 6,1 8 -2 1 ) ; aus dem Palast gewichen war Kantak. - so mußte es jeder sehen - vor Kalekas und der von diesem
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aufgestachelten Kaiserin, und auf die beiden mußten die Hörer also seine unter einer Proklamation der Großmut versteckte Warnung vor einem wiederholten Angriff auf seine Position beziehen. Wohl kann Kantak. die Haltung des Apo kaukos, wie formell unanfechtbar sie auch war, zweifelhaft vorgekommen sein und ihn zu einem neuen Versuch veranIaßt haben, diesen von ihm verletzten Mann doch noch als Mitstreiter zu gewinnen. Kurz nach dem 20. Juni: Wohl etwa in diese Zeit fällt das Angebot eines Staatsamts an Apokaukos durch Kantak. (Kantak. II 99,9ff.) . Apokaukos hatte zuletzt unter Andronikos IlI. den Oberbefehl über die Flotte erhalten (vgL Bd. 1I Anm. 5 15), wohl vor allem deswegen, weil er angeboten hatte, auch eigenes Geld zu investieren (Kantak. I 540,6 f.), war aber nach einer kurzen erfolgrei chen Expedition, auf der er 9 feindliche Schiffe samt Besatzung erbeutete (ebd. 540,23 -541,2), wieder seines Amtes enthoben worden, weil er den ksL Anteil an der Ausrüstung der Flotte verheimlicht hatte, um für sich allein das Lob für diese populäre Maßnahme einzuheimsen. (Für den vollständigen Bericht s. Kan tak. I 535,1 -541,13; dazu MATSCHKE: Fortschritt 138- 142.) Kantak. stellt dies als eine Gemeinheit des Apokaukos dar; seinerseits könnte aber Apokaukos es dem Ks. verübelt haben, daß dieser die Bekanntgabe seines Beitrags zur Aus rüstung einer Flotte nur verlangt habe, um ihm das Verdienst der Initiative und des großzügigen Angebots zur Ausführung desselben (537,7ff.) zu nehmen. Laut Kantak. (I 538,5 ff. u. 541, 1 1 f.) war er selbst es, der gegen die bessere Einsicht des Kaisers die Ernennung des Apokaukos durchgesetzt hatte, während er seine Absetzung durch den Ks. nur schweigend und schuldbewußt hingenommen hät te (541,10-13). Ich möchte also MATSCHKE: Fortschritt 142 nicht zustimmen, wenn er meint, es sei das Werk des Kantak. gewesen, daß Apokaukos beim Tode des Kaisers ohne Amt und Funktion dastand. Dagegen spricht nicht nur die Darstellung des Kantak., die - zugegeben - angezweifelt werden kann, sondern auch und vor allem folgendes: 1. Greg. bestätigt die Abneigung des Ks. gegen Apokaukos, 603,3 - 1 1 (vgL w. u.); 2. Kantak. konnte nicht voraussehen, daß Apokaukos sich selbst so schnell um sein neu erworbenes Amt bringen würde; 3. Kantak. trug ihm sehr bald nach dem Tod des Kaisers ein neues Amt an (s. u.), ja , sogar noch nach dem versuchten Handstreich vom 28. August (s. u.) nahm er ihn in Schutz, um ihn für sich zu gewinnen. Ich erkläre das damit, daß Kantak., geblendet von seinem Standesdünkel, in Apokaukos nicht rechtzeitig seinen ei gentlichen Gegner erkannt hat. Ich halte es mit PARISOT 163, der meint, Kantak. «meprisait Apocauque comme homme de rien, comme son protege, comme poltron, comme ayant trop peu de forces pour l'abattre» (vgL auch Greg. S. 5 84, 1 6 - 19). Wie arrogant Kantak. auf Apokaukos herabsah, zeigt bes. klar Kantak. II 88,17 ff. Nur weil er in Apokaukos einen Mann sah, der sehr nützlich sein könnte, nicht aber einen wirklichen Kontrahenten im Kampf um die Macht,
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ANMERKUNGEN: 27 konnte er, sowohl während der Herrschaft Andronikos' III., wie auch noch unmittelbar nach dessen Tod immer wieder versuchen, ihn für sich einzuspan nen, und Apokaukos, der wohl gerade wegen dieser Verachtung Kantak. am meisten haßte, war beherrscht und schlau genug, um das Spiel scheinbar mitzu spielen, sich Verachtung gefallen zu lassen, um einst der Verächter werden zu können. Der Standesdünkel des Kantak., wohl hauptsächlich ein Erbe mütter licherseits, war so groß, daß er nicht einmal post factum eingesehen hat, daß gerade seine Haltung Apokaukos zum Griff nach der höchsten Macht getrieben hat. Nur weil dieser sich von Anfang an von Kantak. nicht akzeptiert und nicht unter die Ansehnlichen eingereiht sah, zeigte er ihm, was man auch als Führer seines niederen Standes erreichen konnte. Hätte Kantak. Apokaukos durch schaut und richtig eingeschätzt, hätte er ihm nach dem Tod des Kaisers nicht wieder ein Amt angeboten und erst recht nicht ein «halbiertes» Kanzleramt, halbiert um die Verfügungsgewalt über finanzielle Mittel, und auch nur deswe gen konnte er es sich leisten, den Protest des Apokaukos gegen dieses halbe Angebot mit Zurücknahme des Angebotes überhaupt zu beantworten. Daß Kan tak. Apokaukos ein Amt habe geben wollen, um ihn unter Kontrolle zu haben, wie MATSCHKE o. c. 143 annimmt, glaube ich nicht, denn der schwerreiche und von vielen anders als von Kantak. eingeschätzte Mann war für seine «Macht» nicht auf ein ihm gnädigst gewährtes Amt angewiesen. Kantak. wollte ihn damit gewiß im Kampf mit Kalekas, den er für seinen eigentlichen Gegner hielt, auf seine Seite bringen, war dabei aber überheblich genug, sein Angebot zugleich als Bestrafung eines Untergebenen für zu geringe Treue in der Vergangenheit zu gestalten. In der Rücknahme des Angebots sah er wohl auch kein Risiko, da durch Apokaukos zu verlieren; er rechnete aufgrund früherer Erfahrungen da mit, daß dieser als «Kriecher» klein beigeben würde, was dieser auch tat (11
98,19 - 102,12). Er sah nicht, daß gerade die Fähigkeit des Apokaukos, notfalls zu « kriechen» , dessen Stärke war. Kantak. datiert sein Vorgehen in bezug auf Apokaukos nach dem Tod des Kaisers nicht genau; er berichtet darüber in einem Exkurs anläßlich des Versuchs des Apokaukos, Johannes V. zu entführen, der erst am 28. August erfolgte. Nachdem er an das Flottenkommando des Apokau kos erinnert hat (ll 98,19 -99,8), bemerkt er, daß dieser anschließend eine Weile ohne Amt war (99,8 f.) ; « aber nachdem der Ks. gestorben war, wurde ihm auf seine dringende Bitte vom Großdomestikos, der ihm auch von sich aus eine Wohltat erweisen wollte, das Amt des Kanzleichefs verliehen, jedoch noch nicht die Verwaltung des ksl. Ärars, das er aber auch bald bekommen hätte, wie der Großdomestikos später versicherte» (99,9 - 15). Wir erfahren weiter, daß Apo kaukos bei der Kaiserin protestierte, in der Annahme, sie hätte ihm beides geben wollen, daß er aber mit diesem Protest abblitzte, wonach Kantak. ihm das bereits verliehene Amt wieder nahm und Apokaukos, von allen verachtet, sich
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nach vielen Tagen (102,7) wieder mit Kantak. aussöhnte (99, 15 - 1 02,12) . Daß in der oben zitierten Stelle die Worte « aber nach dem Tod des Kaisers» als 'sofort' bzw. 'bald danach' zu verstehen sind, schließe ich erstens aus dem Gegen satz zum vorausgehenden Satz (ohne Amt unter Andronikos, aber . . . ), zweitens aus der Tatsache, daß Apokaukos schon unmittelbar vor dem Tod des Androni kos mit Kantak. darüber gesprochen hatte, was danach geschehen sollte (vgl. ob. Anm. 26), drittens daraus, daß Kantak. daran gelegen sein mußte, die Position des Apokaukos, den er als Verbündeten schätzte bzw. als Helfer seines Gegners fürchtete, nicht im unklaren zu lassen, viertens aus dem Umstand, daß Kantak. bei der Ernennung des Apokaukos noch sehr eigenmächtig vorgeht, und schließ lich daraus, daß er ihm kurz nach der Aussöhnung (102, 12f.) das Kommando einer Flottenexpedition gegen türkische Invasoren anvertraute, wozu er noch vor seinem ersten Auszug aus Kpl den Befehl erteilte (65,16- 66,3 ). Ich sehe darum im Angebot eines Amtes an Apokaukos durch Kantak. einen Gegenzug nach dem Auftreten des Patriarchen Kalekas am 17. Juni. 23 . Juni: Kantak. verringert die am 14. Juni verstärkte Palastwache und zieht sich aus dem Palast zurück, um zu Hause seines Amtes zu walten, angeblich weil die Gefahr für den jungen Kaiser vorbei sei. So laut eigenem Bekunden (ll 14,9 - 17; vgl. 147, 1 6 f.). Er verschweigt also, was wir aus Greg. wissen, daß er schon nach dem 17. zwei oder drei Tage zu Hause geblieben war, um als angeb lich böswillig ausgeschalteter Mann eine Demonstration seiner Anhänger zu provozieren (vgl. ob.). Weshalb er vom 23 . an wieder zu Hause blieb, erzählt uns keine Quelle. Man ist also auf Hypothesen angewiesen. Daß er im Palast nicht erwünscht war, wird die Kaiserin ihm wohl irgendwie klargemacht haben. Kan tak. hat es vielleicht einfach deswegen vorgezogen, zu Hause die Staatsgeschäfte zu erledigen, da eine erzwungene und nur geduldete Anwesenheit im Palast ihm unangenehm war. Möglicherweise wollte er auch auf diese Weise seinen im Palast willkommenen Gegner Kalekas an jeder Art von Einmischung hindern und vor aller Welt demonstrieren, wer seit dem 20. Juni im Auftrag der Kaiserin die Macht ausübe. 23 . Juni- gegen 15. Juli: Kantak. fährt fort, an alle wichtigen Staatsbeamte außerhalb Kpls Briefe zu schreiben, um Ruhe im Reich sicherzustellen (Il 14,17- 15,6). Er kümmert sich um das Heer, das er durch Zahlungen aus eige ner Schatulle an sich zu binden versucht (ll 58, 1 3 - 64,7; vgl. weiter unten). Er sorgt für einen eindrucksvollen Staatsakt zur offiziellen Beisetzung des verstor benen Kaisers und nutzt diese Gelegenheit, seine Großzügigkeit zur Schau zu stellen und durch Freigebigkeit Anhänger zu gewinnen (15,1 6 - 1 6,15). Inzwi schen nistet sich der Patriarch im Palast ein und beginnt sich um die Staatsver waltung zu bemühen ( 1 6, 1 5 - 1 9,12). Apokaukos sitzt in diesen Tagen, angeb lich krank, zu Hause (102,7f.).
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Kurz nach d. 23. Juni: Kantak. empfiehlt der Kaiserin, die Krönung Johannes' V. vorzunehmen (64,8 - 1 1 ) . Der Historiker Kantak. berichtet hierüber erst, nach dem er ausführlich über seine Maßnahmen zur Verbesserung der Wehrkraft des Reiches gesprochen hat, und diese wiederum hat er inzwischen im Anschluß an seinen Bericht über das bulgarische Auslieferungsgesuch erörtert. Man hüte sich aber, diese Reihenfolge für chronologisch zu halten. Allein schon weil die auf das Militär bezogenen Maßnahmen laut Kantak. selbst etwa sechzig Tage in Anspruch nahmen, d. h. bis nach dem Zeitpunkt, an dem Kantak. Kpl zum ersten Mal verließ (vgl. ob.), ist es unmöglich, die Fortsetzung: « nachdem dies von ihm schön in Ordnung gebracht war» (66,8) wörtlich zu nehmen. Es kann nur heißen: nachdem dies richtig in die Wege geleitet war, und das geschah natürlich so bald wie möglich nach dem Tod des Kaisers, da ein Hauptzweck dieser Maßnahmen war, sich der Treue des Militärs zu versichern. Auch der Krönungsvorschlag selber hatte gewiß zum Ziel, die Position des Kantak. zu zementieren, höchstwahrscheinlich einerseits durch die Verlobung des Neuge krönten mit dessen Tochter Helene, was Kantak. hier wohl absichtlich ver schweigt, um dies vor seinem zweiten Auszug als Anliegen der Kaiserin zu präsentieren (104,4 - 6), und andererseits, um mit der Krönung eine offizielle Bestätigung seiner bis dahin nur usurpierten Aufgabe eines Epitropos des un mündigen Kaisers und des Reiches zu verbinden, etwa in einer Treueidsformel, wie sie im Jahre 1330 vorgesehen war (s. Bd. II S. 3 1 1 f.). Kantak. hatte also allen Grund, nach dem Auftritt des Kalekas am 17. Juni und nach dem fiirs erste mißlungenen Versuch, Apokaukos für sich zu engagieren, trotz der gelungenen Demonstration vom 20. einen weiteren Schachzug zu tun, der seinen Gegner Kalekas ausschalten konnte. Außerdem mußte er den Vorschlag deswegen so schnell wie möglich unterbreiten, da er, falls die Kaiserin sich überreden ließ, noch bis zur Krönung in Kpl bleiben mußte. Sein Plan wurde aber vereitelt; seine Gegner, vor allem der insgeheim, wie Kantak. erst später sah (64,14- 1 8 ) , intri gierende Apokaukos, konnten ihn mit dem Hinweis abwehren, daß eine Krö nung innerhalb der Trauerzeit des verstorbenen Kaisers sich nicht gezieme (64, 1 1 - 65,16). Kurz danach, d. h. ca . Ende Juni/Anfang Juli (65,16): In Kpl trifft die Nachricht ein, daß die Emire Sarukhan und Yaksi einen Einfall in Thrakien vorbereiten. Mit der Abwehr betreut Kantak. Apokaukos, der also das Kommando über die Flotte wiedererlangt (65, 1 6 - 66,3 ; vgl. 70,2 1 f.). Der Plan der Emire wurde sicher durch die Nachricht vom Tode Andronikos' IIl. ausgelöst, wovon die Feinde in Byzanz zu profitieren hofften (vgl. LEMERLE: Aydin 149 Anm. 2). Diese Vorbereitungen sind also in die ersten Wochen nach dem genannten Ereignis, d. h. etwa um den 1. Juli zu datieren. Die diesbezüglichen Nachrichten waren möglicherweise der Anlaß zur Aussöhnung zwischen Kantak. und Apo-
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kaukos, da letzterer wußte, wie sehr Kantak. ihn jetzt brauchen konnte, und ersterer sich Hoffnungen machte, durch einen neuen Vertrauensbeweis Apokau kos als ergebenen Verbündeten zu gewinnen. Apokaukos ist aber offenbar nicht ausgefahren (77,4-7). Um die gleiche Zeit kümmert sich Kantak. um einen Friedensvertrag mit Orkhan von Bithynien (66,3 - 6; vgl. 8 8,7; 148,1 f.). Da der Vertrag sicher offiziell im Namen des Kaisers bzw. der Kaiserin und ihres Sohnes geschlossen wurde (wie z. B. DÖLGER: Reg. 2864), hätte er ein Regest bei DÖL GER verdient. Er kam wohl erst kurz vor Ende Juli zustande. Ca. Mitte Juli (vgl. ob.): Es treffen bulgarische Gesandte in Kpl ein, um die Auslieferung des Sohnes Michaels 1lI. zu fordern. In der Senatsberatung über diese Angelegenheit wegen seines Führungsanspruchs angegriffen, faßt Kantak. den Entschluß, mit seinem Rücktritt zu drohen (20,2-25, 1 1). Eine Nachricht über die Gefährdung seiner Position erreicht Umur von Aydin. Letzteres berich tet natürlich nicht Kantak., sondern Gregoras (598,5 - 8 ) . Ich glaube an eine Benachrichtigung durch Kantak. selbst. Wozu hätte er sich sonst unter Androni kos 1lI. so um persönliche ausländische Verbindungen bemüht, wenn nicht um sie zur Festigung seiner Position im Innern auszunutzen (vgl. Bd. II S. 371) ? Am Tag nach der Auseinandersetzung im Senat (25,12) bietet Kantak. der Kaise rin durch den Patriarchen seinen Rücktritt von der Verwaltung an, wohl wis send, daß diese es sich nicht leisten konnte, durch Annahme des Angebots seine Anhänger erneut auf die Barrikaden zu jagen. Das Angebot wird nicht angenom men. Darauf verlangt und erreicht Kantak., daß seine Stellung durch gegenseiti ge Eide bekräftigt wird (25, 12 -52,3) . A m Tag danach wiederum (52,4) lehnt Kantak. das bulgarische Auslieferungs gesuch ab (52,4-58,12) und rüstet für einen eventuellen Krieg (Greg. 595,16-596,12). Zweite Julihälfte: Apokaukos intrigiert weiter gegen Kantak. und versucht, die Kaiserin zu bewegen, ihm die Führung der Staatsgeschäfte zu nehmen (Greg. 591,21-24). Wohl auch in dieser Zeit treffen die geheimen Angebote aus Epei ros, (den Grenzgebieten von) Serbien, Thessalien und der (lateinischen) Pelopon nes ein, sich Kantak. persönlich zu unterwerfen. Gregoras erwähnt diese vor . dem Auszug des Kantak. (596,3 -8) zusammen mit den Nachrichten über Fein de, die wegen des Todes Andronikos' III. einzufallen drohten (596, 1 - 3 ; vgl. Kantak. 15, 6 - 1 6 Albaner, 79,9- 13 Serben) ; Kantak. spricht erst später über eine Gesandtschaft aus der Peloponnes, die ihn in Didymoteichon erreichte (74,2 1 - 77,4), und über eine solche im Auftrag seiner Anhänger im Westen des Reiches ebenfalls nach Didymoteichon (77,14ff.). Zum Angebot aus der Pelo ponnes verschweigt er natürlich nicht, daß der Eindruck, den er während des Epeirosfeldzugs hinterlassen hatte, dafür der Anlaß war, betont aber - anders als Gregoras -, daß dieses Angebot schon unter Andronikos III. gep.lant war
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und auch jetzt Unterwerfung unter die Kaiserin und Anschluß an das Reich der Rhomäer zum Inhalt hatte. Über seine Anhänger im Westen sagt er nur, daß diese sich gleich nach dem Tod des Kaisers zusammengeschlossen hatten (77, 14-20), woraus klar ist, daß sie mit dem Versuch einer Ausschalrung des Kantak. rechneten. Die Angebote aus dem Epeiros, Serbien und Thessalien hängen ohne Zweifel mit den früher dort von Kantak. geknüpften Banden zu sammen (s. für den Epeiros Bd. II Anm. 492 u. 504; für Serbien ist an Khreles zu denken, s. Kantak. 77,16 u. 193,17-21, sowie an Liberios, ebd. 259,20-23 und vgl. Bd. II Anm. 383 S. 344, für Thessalien an Theodoros Synadenos 77, 15, Johannes Angelos 77, 1 7 f. und andere, worüber weiter un ten mehr). Wir werden auch sehen, daß Kantak. nach seiner Usurpation so bald wie möglich mit diesen Anhängern Kontakt sucht (vgl. NICOL: Kantak. 50 f.). Da alle diese Freunde ihr Schicksal, d. h. die Aussicht auf kaiserliche Gunstbeweise, mit Kantak. verbunden hatten, haben sie gewiß nicht lange ge wartet, ihm nach dem 15. 6. 1341 ihre guten, selbstverständlich zu entlohnen den und durch Mitbestimmungsrecht zu honorierenden (78,l ff.) Dienste an zubieten. Nicht umsonst bezeichnet Gregoras ihre « Verschwörer» briefe als ge heim und eben deswegen « vergißt» Kantak., sie zu erwähnen. Die der Pelo ponnesier dürfte Gregoras vordatiert haben, um sie mit dem Rest zusammen zunehmen. Zu beachten ist, daß die Gesandtschaft von einem Lateiner (Pogano di Pistoia) veranlaßt wurde, dernach dem Tod Andronikos' III. aus Kpl abgereist war (Kantak. 75,12- 17). Ende Juli: Am Tage, an dem er Kpl verläßt (66,9f.), trifft Kantak. mit der Kaiserin und dem Patriarchen zusammen, um sich durch gegenseitige Eide (ge gen die Intrigen des Apokaukos, vgl. ob. Greg.) abzusichern (Kantak. 66,9 - 68,22, der die Intrigen des Apokaukos nicht erwähnt, wohl da er die Rolle dieses unwürdigen Gegners herabsetzen will; s. Greg. 591,24-595,16). An schließend verläßt er die Stadt (68,22 f.), seine Mutter soll inzwischen der Kaise rin beistehen (d. h. sie überwachen) (68,23 -69,2). Auszug des Kantak. noch im Juli aufgrund von SCHREINER: KIeinchron. 8,33 (vgl. ob.). Dazu ist noch zu notieren, daß man früher irrtümlich angenommen hat, Kantak. sei noch auf einer Synodal sitzung im August persönlich anwesend gewesen; sicher ist nur, daß er noch auf einer Sitzung im Juli und bei der Abfassung des Synodaltomos im gleichen Monat dabei war. S. darüber DARROUZES: Reg. 2213 Date S. 168. Ende Juli - ca. Mitte August: Kantak. gewinnt von Didymoteichon aus in wenigen Tagen (69,7) die Adeligen der Städte Thrakiens für (sich und) einen Feldzug (69,3 - 7; vgl. Greg. 596,22-24). In dieser Zeit erscheint Umur von Aydin vor der thrakischen Küste (Greg. 596,24-597,4). Gregoras datiert dieses Ereignis nach der Erneuerung des Friedens mit den Bulgaren (596,15 -22), Kan tak. setzt es viel früher an; s. dazu oben.
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Kurz vor Mitte August: Von Adrianopel aus nimmt Kantak. Kontakt auf mit Alexander von Bulgarien, der bei Stilbnus (etwa 1 15 km nördlich) lagert. Der Bulgare, bedroht von einem Angriff Umurs (vgl. oben), gibt nach, verzichtet auf seine Forderung und schließt Frieden (Greg. l. c.; Kantak. 69,3 -22; vgl. 8 8,7f.). Zweite Augusthälfte: Während Kantak. weitere Städte in Thrakien inspiziert (Greg. 596,22-24), erfährt er, daß Yaksi von Pergamon auf der Chersones Fußtruppen an Land gesetzt hat; er vertreibt sie, und kurz darauf ein zweites Heer Yaksis, wonach dieser Frieden schließt (Kantak. 69,22-70, 15; vgl. 148, l f.). Kantak. widmet sich nun in Didymoteichon der Vorbereitung des geplanten Westfeldzugs (70, 1 5 - 1 8 ) . 28. August (SCHREINER: Kleinchron. 8,34): Apokaukos plant inzwischen, auf dem Weg zur Macht weiterzukommen (Greg. 599,12- 14; Kantak. 70, 1 8 -21) und versucht dazu, Johannes V. in seine Macht zu bringen, den er mit seiner Tochter verheiraten will (Kantak. 70,2 1 - 7 1 , 1 1 ) . Der Versuch wird vereitelt, Apokaukos zieht sich in seinen Festungsturm bei Epibatai zurück (Greg. 599,13 f., vgl. 602, 6 - 603, 17; Kantak. 71, 1 1 - 14). Es ist nicht klar, ob der Patriarch in diesen Plan des Apokaukos eingeweiht war. Sicher ist, daß er sich später für Apokaukos bei der Kaiserin verwendet hat (Greg. 599,14- 16). Daß Apokaukos es mit dieser Aktion bei der Kaiserin für eine Weile verdarb, wie Kantak. betont (88, l l ff.), wird durch diese Mitteilung bei Greg. bestätigt. Anna von Savoyen war gewiß eine zu stolze Lateinerin, als daß sie sich von einem Parvenu wie Apokaukos eine Braut für ihren Sohn hätte diktieren lassen. PARI SOT S. 1 69 u. 172 Anm. 3 meint, daß die Entführung im Einvernehmen mit Anna und dem Patriarchen geschah; ich halte das mit MURATORE S. 3 1 1 Anm. 1 u. 343 Anm. 1 für eine abwegige Hypothese. Ende August!Anfang September: Kantak. erfährt von dem Handstreich des Apo kaukos, schickt sofort eine kleine Truppe aus, um Epibatai zu überwachen, und fordert von Apokaukos eine Erklärung; dieser aber behauptet, man verleumde ihn nur, und antwortet im übrigen überheblich. Kantak. weist die arrogante Antwort zurück (71,14-74,20; vgl. Greg. 600, 15 -602,4). Chronologie (auf grund der Entfernung Didymoteichon- Kpl): 28. Aug. gescheiterter Putschver such des Apokaukos, ca. 3 1 . Aug. eilige Nachricht davon erreicht Didymotei chon, ca. 5. Sept. Gesandte des Kantak. bei Apokaukos, ca. 10. Sept. Antwort des Apokaukos bei Kantak., ca. 15. Sept. zweite Gesandtschaft des Kantak. bei Apokaukos. Inzwischen erste Septemberhälfte: In Didymoteichon erscheinen Gesandte aus der Peloponnes, um Kantak. zu veranlassen, dorthin zu kommen (vgl. ob. ; 74,21 - 77,4). Durch Gesandte überträgt dieser das Flottenkommando in Kpl auf den epi tu stratu Senachereim, der sofort ausfährt und gegen Sarukhan von Magnesia erfolgreiche Operationen durchführt (77,4- 14). Aus dem Westen =
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kommen Anhänger des Kantak., um mit ihm über sein weiteres politisches Vor gehen zu sprechen. Ihr Vorhaben, ihn zum Mitkaiser zu proklamieren, vereitelt er (77,14-79,8). Dieses Treffen ist als Fortsetzung der von Gregoras (596,3 - 8 ; vgl. ob.) erwähnten geheimen Briefkontakte zu betrachten und kann nicht vom Putschversuch des Apokaukos veranlaßt sein. Es ist anzunehmen, daß Kantak. seine Leute nach Didymoteichon bestellt hatte. Daß der Putschversuch ihn nicht sofort nach Kpl aufbrechen ließ, könnte seinen Grund darin haben, daß er zuerst mit seinen Anhängern sprechen wollte und auf sie warten mußte. Er berät jetzt mit den Seinen über eine Reaktion auf die Aggression des Krals von Serbien, der den Tod des Kaisers zum Anlaß genommen hatte, in das Reich einzufallen und Makedonien zu plündern, wie das übrigens auch die Albaner getan hatten. Er schlägt selber vor, jetzt noch keinen Krieg gegen den Kral zu führen, sondern erst nach Kpl zu gehen und den augenblicklichen Frieden und den Winter zu nutzen, um für das Frühjahr die Expedition in die Peloponnes vorzubereiten. Von Kpl aus soll dann eine Gesandtschaft zum Kral entboten werden, um über Frieden zu verhandeln. Zwischendurch will Kantak. selbst mit einem Teil des Heeres eine Strafexpedition gegen die Albaner durchführen. Er will vor Weihnachten wieder in Kpl zurück sein, wo dann Johannes V. gekrönt werden soll (79,9 - 82,19). Die Gesandten nach Serbien werden sofort abgeschickt und können Frieden schließen (82, 1 9 -22), von den Albanern hören wir nichts mehr; Kantak. hat aber schon bei der ersten Erwähnung ihrer Plünderungen gleich mitgeteilt, daß « wenig später» eine Gesandtschaft sie zur Herausgabe der Beute veranlassen konnte ( 15,9 - 1 6). Etwa Mitte September: Kantak. kommt nach Kpl zurück (Greg. 599, 1 1 - 1 7). Laut Gregoras «schnellstens» (599,1 7). Trotzdem ist es nicht nötig, diese Rück kehr gleich nach dem 28. August anzusetzen. « Schnellstens» bleibt wahr, auch wenn Kantak. sich zuvor etwas Zeit ließ für eine dringende Angelegenheit (den Besuch seiner Anhänger); vgl. MURATORE S. 341. Daß zwischen Putschversuch und Rückkehr etwas Zeit verging, zeigt auch Gregoras selbst mit dem Hinweis, daß zwei weitere Gründe hinzukamen, eine Krankheit der Kaiserin und vor allem der Umstand, daß der Patriarch nicht aufhörte, für Apokaukos bei der Kaiserin einzutreten. (MURATORE S. 341 läßt die Kaiserin infolge der Entfüh rung erkranken; das steht in keiner Quelle.) Auch Kantak. erwähnt die Krank heit der Kaiserin, aber nicht als Anlaß für seine Rückkehr (83,4 f.). Er stellt es so dar, als sei nicht eine mögliche Gefährdung seiner Stellung in Kpl, sondern die Vorbereitung des geplanten Frühlingsfeldzugs der eigentliche Grund gewesen, weshalb er die Stadt aufsuchte (83,15 - 1 8) . Apokaukos interessiert ihn quasi nur nebenhin, als man auf ihn zu sprechen kam (87,22 ff.). Die Rückkehr des Großdomestikos nahmen seine senatorialen Anhänger in der Stadt, die gewiß um seine und ihre eigene Stellung bangten, zum Anlaß, ihn wiederum wie einen (Mit-)Kaiser zu begrüßen, was er wiederum ablehnte.
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ANMERKUNGEN: 27
Kurz danach (83,19), wohl in der dritten Septemberwoche: Es findet eine neue Protestdemonstration für ein Mitkaisertum des Kantak. statt (83,19- 8 7,21; mehr darüber schon oben). Noch am gleichen Tag? Kantak. berät mit der Kaiserin über Apokaukos und tritt für das Angebot einer eidlich garantierten Amnestie ein, das er schließlich auch erreicht (87,21 - 103,4) . Wohl erst am nächsten Tag: Das Amnestie-Angebot wird von Apokaukos aus Mißtrauen abgelehnt. Da Kantak. schleunigst Kpl wieder verlassen will, läßt er den Patriarchen erneut Loyalität versprechen; seinerseits mahnt er seine Anhän ger, die den Patriarchen in der genannten Demonstration angegriffen hatten, ruhig zu bleiben (103,4 - 1 04,2). Kantak. teilt uns nicht mit, weshalb er es so eilig hatte, Kpl wieder zu verlassen, und zu dem von ihm selbst genannten Zweck seiner Rückkehr in die Stadt will diese Eile überhaupt nicht passen. Er läßt auch nicht klar erkennen, warum er vom Patriarchen ein neues Versprechen verlangte, in Kpl für ihn einzutreten, und in welcher Form er das tat. Gregoras ist da deudicher: er mißtraute Kalekas wegen seiner Vermittlungsversuche zu gunsten des Apokaukos; darin schien sich ein Dreierbündnis (Kaiserin -Patri arch-Apokaukos) gegen ihn anzubahnen, um so mehr, nachdem Apokaukos Amnestie abgelehnt hatte. Kantak. begnügte sich wohl deshalb nicht mit einem einfachen Versprechen, sondern verlangte außer dem kirchlichen Eid eines Kleri kers auch noch den Treueeid eines politischen Gefolgsmannes (Greg. 599, 1 8 - 600,9, vgl. 604,2 - 8 ) . Der Memoirenschreiber Kantak. spielt das ganze absichdich herunter, wohl damit der Leser nicht auf den Gedanken komme, daß sein anschließender Auszug aus Kpl entweder ein kapitaler Fehler oder ein auf Usurpation gerichteter Schachzug war. Kurz vor dem 23. September: Ehe er Kpl verläßt, verabschiedet Kantak. sich von der Kaiserin und teilt ihr mit, daß die von ihr vorgestellte Verlobung ihres Sohnes Johannes (V.) mit seiner Tochter erst nach seiner Rückkehr aus dem Westen (d. h. nicht vor dem Herbst 1342) stattfinden soll. Als Grund nannte er Zeitmangel, der wahre Grund aber war, daß seine Freunde ( politischen An hänger) ihn gewarnt hatten, ohne ihr Mitwissen eine wichtige Entscheidung zu treffen (104,3 - 14). Da von dieser Verlobung schon viel früher die Rede gewe sen war, muß man annehmen, daß die Parteigänger des Kantak. sich fürs erste ausdrücklich dagegen ausgesprochen hatten. Ihr Ziel kann kaum ein anderes gewesen sein, als eine völlige Ablösung Johannes' V. durch Kantakuzenos nicht durch eine solche Verlobung zu erschweren. Indem Kantak. sich fügt, zeigt er sich bereit, notfalls diesen Weg zu beschreiten. 23. September: Kantak. verläßt Kpl (Kantak. 104,2f.; vgl. Greg. 600, 10). An stelle von 23. findet man oft 28. Sept., z. B. BOIVIN ed. Bonn. 1260, PARISOT 172, MURALT II 579, MURATORE 344 und noch SCHREINER: Kleinchron. II 252 =
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ANMERKUNGEN: 27 und DARROUZES Reg. 2213 Date S. 168; 23. Sept. haben z.B. LEMERLE: Aydin 148 Anm. 1, LOENERTZ: Chron. breve II 62, NICOL: Kantak. 46. Der Unter schied erklärt sich aus der unterschiedlichen Interpretation von öyMll
man im amtlichen Gebrauch zur Vorwärtszählung zurück unter Verwendung des Ausdrucks !JE"C' ELxuÖa o. ä. (also z. B. öyMll !JE"t' dxuöa), im gewöhnlichen Leben blieb auch die Rückwärtszählung üblich (PWIRE X 1572. Vgl. Milton V. ANASTOS: Pletho's Calendar and Liturgy, in: DOP 4 ( 1948 ) 183 -269, hier 232) . Beim Attizisten und Thukydidesimitator Kantak. ist also in der vorliegen den Form RückwärtSzählung anzunehmen (vgl. Thuk. V 54,3) . Noch Plethon übernahm in seinem Kalender die Rückwärtszählung für" die 2. u. 4. Woche seines nicht mehr in drei Dekaden geteilten Monats, s. ebd. (Ich will diese Stelle gleich zum Anlaß nehmen, einen Fehler in Bd. II Anm. 254 zu berichtigen: Kantak. I 396, 1 1 datiert die Einnahme Kpls durch Andronikos III. im J. 1328 auf twu"tll bd öExa, was nicht stimmen kann. Zu LOENERTZ' Vorschlag twu"Cll
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ANMERKUNGEN: 27-29
seiner Tochter, die er ursprünglich wohl schon für Juli angestrebt hatte (s. ob.) ? Auch die Mimahme eines großen Teiles seiner Reichtümer (Greg. 600, 1 1 - 15) ergibt keinen Sinn, wenn er etwa nur eine Strafexpedition gegen die Albaner im Sinn gehabt h ätte. Für den weiteren Verlauf der Ereignisse bis zum 26. Oktober s. Anm. 76 u. 83. 2 8 Im J. 1334; Greg. hat darüber berichtet, s. Bd. H 259 mit Anm. 392f. 29 Ich muß gestehen, daß ich nicht sagen kann, ob Kalekas der erste ist, der mit diesem Vergleich für die Kirche das Recht auf Führung der byzantinischen Ge sellschaft in Anspruch nimmt. Bekanntlich war in Byzanz vielmehr das Gegenteil Tradition. Der Kaiser war nicht nur verantwonlich für das weltliche Wohl seiner Untertanen, sondern auch für die christliche Frömmigkeit. «Die Stabilität des Staates ist abhängig von der Frömmigkeit, womit wir Gott ehren. Beide sind eng miteinander verbunden und sind in ihrem Fortschritt voneinander abhän gig. . . . Darum überwachen wir die Interessen Gottes und der Menschen. Wir müssen dem Wohlergehen des Staates dienen und zusehen, daß unsere Unterta nen richtig glauben und ihr Leben danach richten . . . » (Theodosios H. an die 43 1 nach Ephesos beorderten Bischöfe, s. MANSI IV 1 1 1 2 f.). Eine Durchbrechung dieser Fessel der Kirche versuchte ca. 880 der Autor der sogenannten Epanagoge (das war ein kurzgefaßtes neues Rechtsbuch, das aber nie promulgien wurde), der wohl mit dem berühmten Patriarchen Photios gleichzusetzen ist. Dieser definiene das Verhälmis Kaiser-Patriarch so: «Die Gemeinschaft der Bürger besteht ähnlich wie der menschliche Körper aus verschiedenen Teilen; die wich tigsten und notwendigsten sind der Kaiser und der Patriarch. Deshalb garantiert auch ein allseitiges harmonisches Zusammengehen von Kaisertum und Hohe priesterschaft Frieden und Wohlergehen der Untenanen. » (Epanagoge Tit. 3 § 8.) Hier tritt der Patriarch fast an die Seite des Kaisers; die Epanagoge, viel leicht dem Kaiser als verbessene Auflage eines kurz zuvor erschienenen Rechts buchs vorgeschlagen, wurde aber nie offiziell. Der große Kanonist aus dem 12. Jh. Theodoros Balsamon ist traditioneller: der Kaiser habe die Menschen zu führen und zu erleuchten in bezug auf Körper und Seele, der Patriarch mehr in bezug auf die Seelen, denn um das körperliche Wohlergehen habe er sich nur . wenig zu kümmern. Die Kaiserinnen aber dürfen sich ausschließlich um den Körper bemühen, denn zur seelischen Hilfe sind sie völlig unfähig. Darum haben die Leuchten des Kaisers zwei goldene Kronen, die des Patriarchen und der Kaiserin nur eine! (Antworten an den Patriarchen Markos in PG 1 3 8 , 1017 D.) Kalekas fordert nun für die Kirche die Rolle der Seele im Gemeinschaftsleib, ob nur aus opportunistischem Ehrgeiz oder auch aus gewachsenem Bewußtsein der Bedeutung der Kirche im dahinsiechenden Staat, möchte ich nicht entscheiden. Wir werden weiter unten (S. 1 14 f.) sehen, daß Apokaukos sich dieses Ehrgeizes des Kalekas bedient.
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ANMERKUNGEN: 30-37
Diese Kritik an Patriarch Arsenios ist nur teilweise berechtigt. Einfalt kann man ihm vorwerfen, insofern er glaubte, Michael (VIII.) Palaiologos durch Eideslei stungen davon abhalten zu können, den unmündigen rechtmäßigen Thronfolger Johannes IV. Laskaris auszuschalten. Bequemlichkeit war für Arsenios kein Be weggrund; er bannte den meineidigen Usurpator, wofür er mit der Absetzung büßen mußte, s. Bd. I 98 f., 100f. mit Anm. 3 1 Wohl mit Anspielung auf das Bibelwort: Was nutzt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er damit seiner Seele schadet, Mk. 8,36; vgl. Lk. 9,25. 3 2 Tatsächlich war die Unterstützung des jüngeren Andronikos in den Jahren 132 1 - 1328 nur eine Investition für Kantakuzenos, die ihm nach 1328 reichli chen Gewinn brachte. Er gesteht ja selber, welch unermeßlicher Reichtum ihm und seiner Mutter nach seiner Usurpation (im ]. 1341) genommen wurde (II 184,22 - 1 85,9; vgl. 1 65,2- 12). Arm wurde er erst durch den Bürgerkrieg (den er selbst durch seine Usurpation auslöste), wie seine Gattin ihrem Sohn Mat thaios vorhält bei Greg. unten S. 8 1 1,9 -22. Zu Kantak. als Geldgeber des Andronikos Jr. s. Kantak. Bd. I 137,13 - 138,20, vgl. · Übers. Greg. Bd. II Anm. 122. Ein anderes Mal «verschenkte» Kantak. nur einen reichen Beutean teil, den Andronikos ihm überlassen wollte, s. Kantak. I 279,5 -22; dazu Übers. Greg. Bd. II Anm. 223. 33 Sprw. Redensart, s. Bd. I Anm. 94. 34 Auf die Geschichte des Zopyros bei Herodotos 3,153 - 1 60 hat Greg. in ande rem Zusammenhang schon oben Bezug genommen, s. Bd. 11 260 mit Anm. 395. Die Bet.!!uerung des Dareios, er sähe Zopyros lieber wieder gesund, als noch 20 Babyions mehr zu haben, steht bei Herod. 3, 160; hierauf spielt z. B. auch Lukian Jup. Trag. 53 an. 35 Klassisches und sprw. Beispiel unzertrennlicher Freunde, s. Apostol. XIII 54; vgl. z.B. Nik. Chon. Or. 149,1 ; 1 61,7; 196,13. Bei Greg. auch unten S. 649, 16; 718,19; 799,14 und Ep. 71,12f. ed. LEONE. 36 2 Ti. 4,7f. 37 Zu dieser Begründung des Anspruchs auf die Reichsverwaltung durch Kantak. ist zu bemerken, 1. daß er kein Dokument und keine Zeugen dafür beibringt, weder hier noch später; 2. daß der ganze Anspruch auf seiner subjektiven Inter pretation einer von ihm keineswegs uneigennützig betriebenen Freundschaft be ruht; 3. daß die Angebote einer Mitkaiserschaft durch Andronikos sehr wohl das Ziel gehabt haben können, ihn dadurch zugleich eidlich auf den Schutz der Nachfolge Johannes' V. festzulegen; 4. daß auch die Vereinbarung über eine Verehelichung des Thronfolgers mit der Tochter des Kantak. wohl ebenfalls eine Usurpation verhindern sollte; 5. daß es eine Lüge ist, daß im ]. 1321 er als einziger den jungen Andronikos gegen seinen Großvater unterstützte (er war nicht mal der Initiator der Trutzgemeinschaft gewesen, sondern Syrgiannes); 6.
JO
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ANMERKUNGEN: 37-39
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daß die großzügigen Geldzuwendungen mehr ihm selbst als dem Kaiser dienten, der dadurch in seine Abhängigkeit geriet; 7. daß Kantak. in seinem Geschichts werk zum J. 1334 die Einsetzung des Patriarchen Kalekas zum Beschützer seiner Gattin und seiner Kinder völlig totschweigt (s. Bd. 1I Anm. 392 f.) und in seinem Bericht über die Auseinandersetzung mit Kalekas im J. 1341 darüber so berich tet, daß man ohne Gregoras die Stelle mißverstehen würde (was tatsächlich auch geschehen ist, s. PARISOT 139 mit Anm. 3 ) . Laut Kantak. II 1 6,20 - 1 8,23 be gründete Kalekas seinen Anspruch damit, daß der Kaiser auf seinen (des Kan tak.) Rat hin den Patriarchen überredet habe, einen Bannfluch auszusprechen gegen alle, die nach seinem Tod seinen Kindern die Herrschaft nehmen wollten. Die Rolle des Vormunds wäre nur eine Folgerung des Kalekas aus diesem Bann fluch ( 1 8,18 -23 ) . Aus Greg. ist klar, daß das Dokument, das der Patriarch vorlegte, nicht der Bannfluch war, sondern eine kaiserliche Urkunde, die ihm die Sorge für die Sicherheit der Kaiserin und ihrer Kinder anvertraute. Richtig könn te sein, wie Greg. Kantak. argumentieren läßt, daß die Vormundschaftsurkunde nur für die Zeit des Feldzugs gegen Syrgiannes gedacht war, aber daß eine zeitliche Begrenzung im Dokument selbst fixiert war, ist eher unwahrscheinlich. Sonst hätte Kalekas da'mit nichts anfangen können. Vielmehr ist anzunehmen, daß der Kaiser vor späteren Feldzügen, etwa dem zur Unterwerfung des Epeiros, keine neuen Maßnahmen für die Sicherheit der Seinen getroffen hat, da er die Urkunde von 1334 auch für diese Fälle als ausreichend betrachtete. Kalekas ging aber wohl zuweit, als er aus dem Dokument einen Anspruch auf Mitverwaltung des Reiches (zusammen mit der Kaiserin) ableiten wollte. Mit Recht aber hielt der Patriarch, der den obengenannten Bannfluch ausgesprochen hatte, es für seine Pflicht, die Gefahr einer Usurpation zu bannen, und man kann ihm wohl kaum verübeln, daß er in Kantak. eine solche Gefahr sah. Mitregierender Minister: gr. Paradynasteuon; s. dazu Bd. Il Anm. 35. MURATo RE 334 hat aus dieser Stelle völlig zu Unrecht geschlossen: «invano ancora (il patriarco) con Apocauco tentava di abattere la fiducia di Anna in Cantacu zeno». Es hat nie ein Vertrauen der Anna in Kantak. gegeben. Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß Greg. keineswegs als unparteii scher Zeuge hinsichtlich des Konfliktes Kantak.-Apokaukos zu betrachten ist. Politisch und gesellschaftlich redet er - wie die meisten byzantinischen Intellek tuellen - die Sprache der herrschenden Klasse. Gregoras war zwar weder als Staatsdiener noch als Bettelliterat dieser Klasse hörig, aber einerseits verdankte er auch einem Repräsentanten dieser Klasse, Theodoros Metochites, seinen Auf stieg zum angesehenen Gelehrten, und andererseits ist er mit seiner konservati ven Geisteseinstellung den überkommenen (a)sozialen Ansichten verhaftet. Daß Kantak. Apokaukos «umsorgt» hatte, ist denn auch eine völlig irreführende Darstellung. Tatsächlich hatte Kantak. immer nur versucht, Apokaukos seinen
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ANMERKUNGEN: 39-47.
eigenen Plänen dienstbar zu machen. Gegen Apokaukos, wie gegen die Kaiserin Anna, eine Lateinerin, ist unser Autor eindeutig voreingenommen. 40 Zur Karriere des Apokaukos s. Bd. 11 Anm. 34 S. 1 3 1 ; ob. Anm. 21 f. 41 «Bis heute» : es läßt sich kaum mit Sicherheit feststellen, wann genau Greg. diese Stelle geschrieben hat. Höchstwahrscheinlich hat er diesen zweiten Teil seiner Historia (ab 15. 6. 1341) zum Kopieren freigegeben, ehe er etwa August/Septem ber 1351 mit Hausarrest bestraft wurde und keine Besucher mehr empfangen durfte (vgl. unten Anm. 613). Dieser Teil muß Kap. XII-XVII umfaßt haben, denn XVIII-XXVII wurden schon in der Haft geschrieben (s. VAN DIETEN: Entstehung S. 12- 16; ob. S. 3). «Bis heute» geht also sicher nicht über etwa August/September 1351 hinaus. Tatsächlich aber gab es den «Turm» des Apo kaukos noch bis 1 878, und seine Trümmer wurden 1 9 12 für den Bau einer Demetrioskirche verwendet. Epibatai war ein kleines Städtchen etwa eine halbe Stunde östlich von Selymbria an der Via Egnatia (s. SAMOTHRAKIS s.n.). Auch Kantak. erwähnt den Turm, s. 11 70,24-71,2, und nennt ihn « sehr stark durch seine Höhe und die Stärke der Mauern». Er wird unten n"och öfter Erwähnung finden. Das von Greg. anschließend genannte Gebäude ist wohl der Verteidi gungsturm im Manganenviertel, wovon unten in Anm. 294 noch die Rede sein wird. 42 llias 1,303. 42a Wie Christus? Vgl. Matth. 5,2. Schon die vorausgehende Stelle erinnert an Chri stus, der im Nu den Sturm auf dem See Genesareth in Stille verwandelte, s. ebd. 8,24-27. 43 Provo i6,27; Eccles. 10,8. 44 Daß der sterbliche Mensch keinen unsterblichen Groll hegen soll, verkündete laut Aristoteles Rhet. 2,21,2 p. 1349 B 21 schon ein vetus poeta, zitiert im Thes. 1. Gr. s. v. u{tavu"WC; T. I 8 09 Mitte. Bei Menander heißt es « keine unsterbliche Feindschaft» , s. ebd. u. Men. frgm. sent. ed. JAEKEL XIV 5 Monost. 5 ; vgl. auch Eurip. Frgm. aus Philoct., zitiert ebd. (jetzt Frgm. 799,3) ; Dion. Halic. Ant. Rom. V 4,3 ; WACHSMUTH, Curt: Studien zu den gr. Florilegien, Berlin 1 8 8 2 (Amsterdam 1 9 7 1 ) , S. 206 f. Nr. 26l. 4 5 Der Bonner Text hat hier (wie die Überlieferung) einen störenden Fehler: ÖI..I0Ü statt EI..IO Ü. 46 Im Bonner Text fehlt der letzte Teil dieses Satzes: 'Kul :rtgoC; YUA:r]Vl]V Ö {togußOC; iJZtEVt]VEX"tUL. Vgl. auch Anm. 42 a. 47 Demosthenes I 11 (Olynth. A l l ) . 47. Die Stelle wurde offenbar geschrieben, nachdem Greg. schon i n aller Öffentlich keit gegen den Palamismus Stellung genommen hatte (1347) und deswegen von den Palamiten angegriffen wurde (vgl. BOIVIN zur Stelle ed. Bonn. 1259 f.). Auch hat er anscheinend die Hoffnung schon aufgegeben, Kantak. von weiterer Pro=
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ANMERKUNGEN: 47a-55
tektion des Palamismus abhalten zu können, was wohl gegen Ende 1 348 der Fall war, s. u. S. 191 ff. Sein Urteil jedoch, Kantak. wäre ohne Palamismus ein großer Kaiser geworden, schätzt den Mann völlig falsch ein. 48 Woher Greg. diese «Weisheit» hat, habe ich nicht feststellen können; darum weiß ich auch nicht, ob die Assonanz im Gr. (OUX ön rcmAEuxE n�, an' Ö"CL rcmAEuxE ÖL�) vom weisen Urheber des Spruchs oder von Greg. stammt. 49 Über dieses Gesetz berichtet Xenophon: Kyropaideia I 2,7; es wird auch er wähnt von Themistios: Or. 22 (Über die Freundschaft) p. 268 d ( p. 57,4 f. ed. DOWNEY-NoRMAN ) und Ammianus Marcellinus 23,6,8 1 (leges . . . inter quas diritate exsuperant latae contra ingratos). 50 Aristot. : Meteor. p. 101 1 b 1 7. 51 Der Selbstmord wurde im Altertum verschieden beurteilt (s. Kl. PAULY s. v.). Platon: Leg. 9 p. 3 73 c spricht von einem einsamen Grab ohne Denkstein und Namensaufschrift für Selbstmörder. Nicht-Bestattung verordnete laut Dion Chrysostomos 64,3 (ed. v. ARNIM 1I 148,10- 12) die nicht näher bekannte Herrscherin Demonassa von Zypern (PAPE: Eigennamen s.n. Nr. 3). 5 2 Asklepiaden = Ärzte, hier wohl als Kenner von Heil- und Giftpflanzen. Die Pflanze, von welcher anschließend die Rede ist, hieß Auxox"C6vo�; besser be kannt ist sie als Akoniton. Über sie unterrichten Xenophon Kyneg. XI 2; Nikan dros Alexipharm. 1 2 ff. ; Diosk. IV 77. Aelian De natura animalium 9,18 erzählt, daß Jäger sie benutzten, um wilde Tiere zu vergiften (Wölfe nennt er nicht). Daß Füchse sich dort einen sicheren Platz suchten, habe ich außer bei Greg. nirgends gelesen. Laut Theophrast Hist. plant. IX 1 6,4ff. wuchs das beste Akoniton bei Herakleia am Pontos (dem Geburtsort des Gregoras!), vgl. PW s. n. I 1 179. Es hätte auch seinen Namen vom nahe bei Herakleia gelegenen Hafenstädtchen Akona, s. ebd. u. PWI 1 1 82, wo auch andere Etymologien. 53 Zu diesem Sprw. s. Bd. 11 Anm. 394. 54 Greg. verbindet zwei biblische Gedanken und zum einen Gedanken zwei Bibel stellen. Daß er Gott und nicht den Menschen gefallen will, bezeugt Paulus: Ga!. 1,10 und 1 Thess. 2,4. Daß Gott das Verborgene sieht (und richtet), liest man bei Mt. 6,4 u. 6; vg!. auch Rom. 2,16. 'Ert6ml]� aöTjAwv, wie hier bei Greg., wird Gott in der Bibel nirgends genannt, wohl aber Erc6rc"Cl]� miv"Cwv Is. 5,1 u. 3 Machab. 2,2 l . 5 5 Diese lange, fingierte Rede faßt das Vorgehen des Kantak. zusammen, womit dieser zu zwei verschiedenen Zeitpunkten aus zwei verschiedenen Anlässen eine Bestätigung seiner führenden Stellung im Staate erzwang und worüber er selbst genauer berichtet. Kernpunkt seines Handeins war jedesmal eine Rücktrittsdro hung. Die erste erfolgte nach einer Senatssitzung, während welcher man ihn brüskiert hatte (Il 19,12 -25, 1 1 ) , und wurde natürlich (aus Angst vor einer Wiederholung der Demonstration vom 20. Juni) abgelehnt, ja mit einer eidlichen =
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ANMERKUNGEN: 55-65
Bestätigung seiner Stellung beantwortet (25,1 1 -52,3 ; vgl. oben Anm. 27); die zweite, am Tage, an dem Kantak. (zum erstenmal) Kpl verließ, führte zur Be kräftigung der früheren Eide (66,7- 69,2). Anders als Kantak., dem die doppel ten Eide seiner Gegner aus apologetischen Gründen wichtig waren, interessiert Greg. sich nur für den Kern der Sache, nämlich daß Kantak. vor seinem Auszug noch einmal seine Stellung bestätigen ließ (s. unmittelbar hiernach im Text). Auch der genaue Zeitpunkt war ihm unwichtig. Er verliert sich nach dem Bericht über die genannte Demonstration zuerst in eine seiner geliebten philosophischen Betrachtungen und beschränkt sich danach auf das Wesentliche, das sich zwi schen Demonstration und Auszug des Kantak. ereignete, einmal die eidliche Bestätigung der Stellung des Kantak., die unmittelbar nach der Demonstration noch nicht erfolgt war, dann die Maßnahmen zugunsten des Heeres und die Kriegsvorbereitungen (vgl. Kantak. II 58,13 -64,7), und schließlich die von ver schiedenen Seiten kommenden Angebote, sich Kantak. freiwillig zu unterwerfen. 5 6 Die ksl. Schatzkammer wird hier, wie schon Bd. 1 98 Prytaneion genannt, s. dazu ebd. Anm. 1 10. Die angebliche Großmut, mit der Kantak: laut Greg. dem Staat unter die Arme griff, zeigt, daß unser Autor, wie Kantak., blind war für die Tatsache, daß der Großgrundbesitzer Kantak. und seine Standesgenossen selbst die Zahlungsunfähigkeit des Staates verursachten, dem sie die Steuern und den direkten Zugriff zur Wehrkraft wegnahmen. 57 Wie oben in Anm. 27 gesagt, nimmt Greg. die letztgenannte Gesandtschaft wohl vorweg, um sie mit anderen, die früher eintrafen, zusammenzunehmen. 58 Zu dieser Datierung s. ob. Anm. 27. 59 Auch z� dieser Angelegenheit habe ich schon in Anm. 27 Stellung genommen. 6 0 S. B d. I 1 74 mit Anm. 3 69. 6 1 Ich vermute, daß Greg. hier die Einverleibung der « Satrapie» von Qaresi durch die Osmanen unter Umur Bey im J. 1345 im Auge hat (s. zur Sache INALCIK, Halil: The Ottoman Empire, London 1973, S. 9 ) . (Diese Stelle wäre demnach nicht vor 1345 geschrieben). 61 Der Aufstieg des Umur von Aydin begann sofort, nachdem dieser mündig ge worden war, 1326/27. Ausführlich darüber LEMERLE: Aydin, S. 40 ff. 63 Vgl. dazu Bd. II Anm. 465 ; s. auch LEMERLE: Aydin, S. 145 Anm. 1 . 64 Satrapische Wut: Greg. meint die Wut eines treuen Vasallen über eine Beleidi gung seines Herrn (vgl. Anm. 27). 65 LEMERLE: Aydin S. 146 hat darauf hingewiesen, daß der Destän d'Umür Pascha die Übernahme der Macht durch Kantak. nach dem Tod Andronikos' III. ganz im Geiste des Kantak. darstellt, und als Quelle für diese Darstellung ein Schrei ben des letzteren an Umur vermutet. Man kann sich fragen, ob es sich dabei nicht um das hier von Greg. genannte Schreiben handeln könnte. Umur wollte, laut Greg., kommen in der Annahme, daß die Macht seines Freundes nicht
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ANMERKUNGEN: 65-69
gesichert sei. Der Brief, von dem hier die Rede ist, muß also gerade den Zweck gehabt haben, Umur zu überzeugen, daß Kantak. inzwischen faktisch die kaiser liche Macht ausübe und allgemein anerkannt werde (wie man im Destän liest) . Lemerle möchte zwar das von ihm vermutete Schreiben in das Jahr 1342 setzen, da Enveri anschließend über Umurs Expedition nach Didymoteichon gegen En de dieses Jahres berichtet, aber in einem Brief aus dieser Periode stand wohl kaum, daß Kantak. « fut 'd'un commun accord' reconnu empereur» . Für eine solche Mitteilung war es 1342 auch reichlich spät. Lemerle, bes. S. 148 Anm. 2, hat m. E. den Bericht des Greg. über die erste Expedition Umurs nach dem Tod des Kaisers zu wenig berücksichtigt. Auf die unterschiedliche Darstellung der Beschwichtigung Umurs bei Kantak. wurde schon in Anm. 27 hingewiesen. 66 Diese Beschreibung der "pax Romana» ist wohl nicht auf eine spezielle Quelle zurückzuführen, sondern die Frucht allgemeiner Lektüre der römischen Ge schichte� 67 Weshalb Greg. gerade die Sauromaten als friedliche Besucher der Panathenäen und der Olympischen Spiele erwähnt, ist mir nicht klar; vielleicht weil die Rö mer vom 2. -4. Jh. andauernd gegen sauromatische oder sarmatische Stämme zu kämpfen hatten, bis man Ruhe vor ihnen hatte? Freilich war der letzte Kaiser, der Sarmaten besiegte, Theodosios 1. (374 u. 378), wahrscheinlich auch der Mann, der den Olympischen Spielen ein Ende machte (393), es sei denn, man setzt das Ende der Spiele in das J. 426. Vielleicht klingt hier bei Greg. auch eine Reminiszenz an den Olympischen Frieden mit. 68 Die Bosheit des Apokaukos bestand darin, daß er, vergeblich, versuchte, Johan nes V. zu entführen, um ihn mit seiner Tochter zu verheiraten (Kantak. II 70,15 -71,14). Zum Datum, 28. 8 . 1341, s. Kleinchron. 8,34; ob. Anm. 27 S. 244. Die Kleinchronik notiert dazu, daß die Kaiserin Anna Kantak. davon benachrichtigte; Greg. und Kantak. sagen nur, daß letztgenannter davon erfuhr. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, sowohl daß die Kaiserin selbst ihren verhaßten, selbsternannten Beschützer herbeigerufen, wie auch, daß dieser das verschwiegen hätte. Zur Datierung der Rückkehr des Kantak. in die Hauptstadt s. Anm. 27 S. 245. 69 Kantak. selbst berichtet, daß er die Stadt am 23. September wieder verließ (s. ob. S. 246 f.). Kleinchron. 8,35 liest man: " . . . Oktober der 10. Indiktion des Jahres 6850 ( 1 . 9. 134 1 - 3 1. 8 . 1342) zog der Großdomestikos aus, um nach Didy moteichon zu gehen. Die Datierung des Kantak. selbst ist wohl zu bevorzugen (vgl. SCHREINER: Kleinchron. II S. 253). Beachtung verdient diese Stelle als Zeugnis für die hohe Wertschätzung italienischer Wollkleider in Byzanz. Ob gleich Greg. von Kleidern aus Wolle spricht, meint er vielleicht doch Kleider aus italienischer Wolle, also Kleider in Kpl aus italienischer Wolle herge stellt. Der Stoffhandel in Kpl war zu dieser Zeit bekanntlich in den Händen der =
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ANMERKUNGEN: 69-75
Venezianer, Genuesen, Florentiner und anderer Kaufleute aus dem Westen, s. MATSCHKE: Fortschritt S. 9 8 . MATSCHKE ebd. S. 97 bringt auch eine Stelle aus Ibn Battuta bei, der von einem byzantinischen Prinzen für seine Dienste mit wollenem Tuch entlohnt wurde, das von jungen Frauen hergestellt war, die das Beste auf diesem Gebiet produzierten, ich nehme an, in Kpl aus importierter Wolle. 70 « Gott, der das Verborgene sieht» : s. Anm. 54. 71 Die Worte «die Sonne, die das Urteil des Allmächtigen erläutern wird» dürften irgendeine Anspielung enthalten, die ich aber nicht habe verifizieren können. Vielleicht ist an Christus als Sonne der Gerechtigkeit zu denken; vgl. LAMPE S . v. fjALO� 4. « Attikizein» , d.h. « klassisches» Attisch reden und schreiben, war das Ideal aller Intellektuellen in Byzanz, s. HUNGER: Profanlit. I S. 67. Gregoras selbst nahm sich gern Platon zum Vorbild, s. Anm. 22. Demosthenes galt schon seit dem 1 . Jh. unbestritten als der größte aller Redner. n Diese Aussage hat Greg. schon S. 294,13 (Übers. II S. 27) Platon zugeschrieben, bei dem ich sie nicht fand (s. Bd. II Anm. 23 ) . FATOUROS: Test.app. S. 1 17 hat festgestellt, daß sie bei Plutarch: Cat. Ma. 9,8 steht, der sie Cato in den Mund legt. 73 Zum Turm von Epibatai s. Anm. 41. 74 Aus dem nachfolgenden Satz kann man folgern, daß Kantak. selbst der Ge währsmann für diese Aussage und diesen angeblichen Befehl gewesen ist. Er unterließ die Ausführung des Befehls wohl kaum aus reiner Sanftmut und Milde, wie Greg. meint; vielleicht glaubte er damals noch, sich Apokaukos dienstbar machen zu können. Vgl' das zu diesem Thema Gesagte in Anm. 27. 74. DARRouzES Reg. 2215 setzt diese Briefe bei Greg. mit der schriftlichen Amnestie bei Kantak. II 1 03,2-4 (u. 104,21 ) gleich. Dies ist ein Irrtum. Es geht hier um Briefe des Patriarchen, die wohl zum Teil noch dem Kommen des Kantak. nach Kpl vorausgingen; Greg. unterscheidet sie eindeutig vom Amnestieschreiben, das er wenige Zeilen weiter unten getrennt erwähnt. Es sind also zwei Regesten zu verzeichnen: Nr. 2215 Geheime Briefe des Patriarchen an Apokaukos mit Infor mationen über die Lage in Kpl und mit der Aufforderung, etwas gegen Kantak. zu unternehmen; Nr. 2215 a Amnestieschreiben zusammen mit der Kaiserin (vgl. dazu Anm. 75) . Außerdem ist bei DARROUZES die Angabe zu korrigieren, daß Apokaukos bis zu den ersten Tagen des Oktobers in Epibatai blieb ; er war dort vom 28. August bis zum 24. September (vgl. Anm. 27 S. 244; Anm. 75 u. 83). 75 Kantak. berichtet (ll 102, 1 9 - 1 03,1 1), daß er selbst nach dem Entführungsver such des Apokaukos für diesen bei der Kaiserin eine von ihr, Kantak. und dem Patriarchen eidlich bekräftigte Amnestie erwirkte; die Dokumente mit den Eiden wurden Apokaukos überbracht, aber von ihm nicht akzeptiert. Beim Verlassen der Stadt (am 23. Sept.) hätte aber Kantak. persönlich Apokaukos überredet, die
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ANMERKUNGEN: 75-76
Amnestie anzunehmen und die Kaiserin um Verzeihung zu bitten, was dieser am Tage darauf auch getan hätte (104,14- 105,8). Apokaukos hätte bei dieser Gele genheit auch die Mutter des Kantak. besucht, um ihr seine Treue zu bezeugen, sowie den Patriarchen, um ihn gegen Kantak. aufzuhetzen ( 105, 8 - 1 10,22). Greg. spricht offensichtlich über die gleiche Amnestie, schreibt aber die Initiative dazu eindeutig dem Patriarchen zu, der sich auch schon zuvor für Apokaukos eingesetzt hatte, was gerade Kantak. mit dazu veranlaßt hatte, nach Kpl zu kommen (S. 599,14- 16). Greg. schreibt übrigens auch, daß der Patriarch Kan tak. mit einem ehrenvollen Auftrag fortsandte; gemeint ist am 23. September. Das alles weist darauf hin, daß die Position des Patriarchen stärker war, als man aus Kantak. folgern würde. Dieser zog also in einem offiziellen kaiserlichen Auftrag aus, und als Initiator des Auftrages betrachtet Greg. den als Regent fungierenden Patriarchen. Im Einsatz des Kantak. zugunsten des Apokaukos (angenommen, daß es diesen tatsächlich gegeben hat) ist darum wohl ein Ver such zu sehen, den Mann nicht ganz seinem Feind Kalekas zu überlassen. Wich tig ist schließlich, daß Greg. mitteilt, daß die Amnestie die kaiserliche Unter schrift (d. h. Johannes' V.) trug, was Kantak. verschweigt. Kaiserin und Pa triarch machten also aus der Amnestie einen kaiserlichen Akt; dazu paßt, daß die eidliche Bestätigung des Kantak. getrennt ausgestellt und überbracht wurde (Kantak. II 103,4-7). Ein Regest zu diesem Vorgang fehlt bei DÖLGER: Reg., wo es als Nr. 2865 a einzufügen wäre. Bei DARRouzEs: Reg. ist diese Amnestie irrtümlich mit anderen Briefen des Patriarchen an Apokaukos zusammengenom men, s. Anm. 74 a. Etwas unklar berichtet über diese Angelegenheit Kleinchron. 8,35 (wörtlich) : «Durch Epibatai ziehend machte er ( Kantak.) Apokaukos
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ANMERKUNGEN: 76-77
aus Kantak. II 105,2- 6 dahingehend zu präzisieren ist, daß Apokaukos am nächsten Tag dort Kantak. besuchte. Dieser schickte ihn nach Kpl, um der Kaiserin seine Unterwerfung zu bezeugen, und befahl ihm außerdem, anschlie ßend zu ihm nach Didymoteichon zu kommen. Apokaukos blieb aber in Kpl, um dort gegen Kantak. zu agieren (Kantak. II 1 05,6ff.). 77 Im gr. Text der Bonner Ausgabe ist hier « weder Demut» ausgefallen. Laut Kantak. II 1 9,5 - 7 verbrachte der Patriarch schon seit bald nach dem 15. Juni seine Tage bis tief in die Nacht im Palast. Hier ist aber ein vollständiger Umzug aus dem Patriarchalpalast in den Kaiserpalast gemeint. Während Gregoras den Patriarchen aus eigenem Ehrgeiz heraus handeln läßt, hatte laut Kantak. II 106, 1 0 - 1 08,2 Apokaukos ihn dadurch aufgestachelt, daß er Kantak. der Ab sicht verdächtigte, Palamas an seiner Stelle auf den Patriarchenthron zu erheben. Erst dadurch hätte er Kalekas dafür gewonnen, die Ausschaltung des Kantak. zu betreiben (11 108,2 ff.). Dies hatte wohl zur Folge, daß der Patriarch nun auch den Kampf gegen Palamas aufnahm, dies allerdings ohne Unterstützung des Apokaukos. Ob das vor oder erst nach dem offenen Bruch mit Kantak. geschah, ist nicht ganz klar. MEYENDORFF: Palamas S. 96f. hat aus einem (damals, d. h. 1959 noch unveröffentlichten) Brief des Palamas an Philotheos (den späteren Patriarchen) vermutet, daß Kalekas im Oktober 1341, noch vor dem Bruch mit Kantak., Palamas zu sich kommen ließ, ihm seinen Plan mitteilte und um seine Unterstützung warb. Palamas hätte aber zum Frieden gemahnt, worauf der Patriarch ihm wütend Schreckliches androhte und wohl auch getan hätte, wenn Apokaukos ihn nicht in Schutz genommen hätte. (Zitat bei MEYENDORFF S. 97 Anm. 8; s. jetzt fQl1YOQLOlJ tOÜ IlaAallä �lJYYQallllata T. II, Thessalonike 1966, S. 532,4- 12.) Im Brief ist aber nicht von einem Plan, sondern von tU tEAOVIlEva (das, was gerade ausgeführt wurde) die Rede. Auch der Zusammen hang (S. 530,25 ff.) legt nahe, daß Kalekas Palamas erst über den gerade vollzo genen Bruch informierte, und so scheinen es auch die Herausgeber verstanden zu haben, s. die Einleitung zu den Briefen S. 306f. Das ist ja auch eigentlich selbst verständlich, da der Patriarch gewiß keine Vorwarnung des Kantak. riskieren wollte. (Etwas zu spät m.E. der Ansatz von CONsT.-HERo: Akind. S. 346 « early in 1342 ».) Man kann sich auch fragen, ob der Patriarch wirklich Palamas für sich gewinnen wollte oder vielmehr einen Vorwand suchte, um gegen ihn vorge hen zu können. Palamas selbst will nicht Partei ergriffen, sondern nur zum Frieden gemahnt haben, s. z.B. seinen Brief an die Athosmönche, ed. cit. S. 5 1 1,1 ff. ; Tomos zur Absetzung und Verurteilung des Patriarchen Kalekas vom Februar 1347 ed. MEYENDORFF in Zb. rad. Viz. Inst. 8 (1963) 209 -227, hier Z. 145 - 152). Eine Mahnung zum Frieden bedeutete aber de facto eine Stellungnahme zugunsten des Kantak., denn sie bedeutete, daß man dem Frieden zuliebe dessen Usurpierung der Macht und die darin steckende Gefahr für aie
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ANMERKUNGEN: 77-83
Palaiologendynastie einfach hinzunehmen hätte. Nach dem Sieg des Kantak. bekannten die Palamiten sich offen zu dessen Herrschaftsanspruch wie auch zu der von ihm vorgebrachten (rechtlich unhaltbaren) Begründung, s. den gen. Tomos Z. 128 - 144. Daß Apokaukos Palamas in Schutz nahm, möchte ich damit erklären, daß er, politisch einsichtiger als der Patriarch, es für besser hielt, sich Palamas und seine Anhänger nicht zu Feinden zu machen und den Kampf ohne religiöse Machenschaften auszutragen. Wohl deshalb unterstützte er den Patriarchen nicht in seinem Kampf gegen Palamas, den dieser sofort eröffnete, indem er dessen wichtigstem Gegner, Gregorios Akindynos, der im August zum Schweigen verurteilt worden war, wieder Redefreiheit gab (Palamas: Brief an Philotheos S. 531,2-6; Tomos von Febr. 1347 Z. 1 55 - 1 64; al.). Vielmehr nahm Apokaukos Palamas noch einige Male in Schutz, s. MEYENDORFF: Pala mas S. 104, 1 13, 170. Der theologische Streit interessierte Apokaukos vermut lich nicht; jedenfalls hat er nie dazu Stellung genommen, s. ebd. S. 123 ; vgl. CONST.-HERO: Akind. 347. 78 « Auch wenn . . . einer der Engel vom Himmel» : vgl. PAULUS: Gal. 1,8. 7 9 Die Kaltstellung des Senats durch die Einführung des augusteischen Prinzipats ist ein uraltes Element der römischen Kaiserkritik, s. RUBIN, Berthold: Zur Kaiserkritik Ostroms, in: Studi Biz. e NeoeIl. (= Atti VIIIa Congr. St. Biz. Palermo 195 1 ) 7 (1953) 453 -462. Zum folgenden vgl. Zon. II 410,9 - 1 6 ; Cass. Dio LlII 12,2 f. 80 Mit List (tückisch) einen Weg gehen: wohl aus Aristides: Or. 46, ed. DINDORF II 158 Or. III 7 ed. BEHR 1 2 S. 295,3 ; vgl. FATOUROS: Test.app. S. 1 17. 81 Schlüssel des Himmelreichs: aus Matth. 1 6,19. 81a Kantak. selbst berichtet erst später über einige konkrete Versuche, ihn umzu bringen. Ob Greg. hier mit Rückwirkung die Ereignisse interpretiert, läßt sich schwer ausmachen. 82 Gr. Ev i!.aQO,!; (KuQo'!;) �L�E'tO J.lOLQc;I. Vgl. dazu Bd. I Anm. 66. FATOUROS: Test.app. S. 1 17 weist auf den Paroimiographen Apostolios VII 39 hin; dieser interpretiert das Sprichwort « Ev KUQL 'tOV XLVOUVOV» (d. h. sich nicht selbst, sondern statt dessen einen karischen Söldner der Gefahr aussetzen) damit, daß die Karier sprichwörtlich billig waren, was auch der Sinn des homerischen 't(rJ) OE J.lLV Ev KUQo,!; J.lOLQc;I wäre. 83 Diesen Briefen war laut Kantak. II 1 10,22- 144,1 folgendes vorausgegangen. Nachdem Apokaukos den Patriarchen für den Kampf gegen Kantak. gewonnen hatte, brachte er innerhalb von vier Tagen ( 125,6), also in der Zeit vom 25 .-28. September, einige andere wichtige Personen auf seine Seite: die Brüder Androni kos, Konstantinos und Isaak Asan (PLP 1489, 1494, 1504), den ehemaligen Gouverneur von Thessalonike (1337/3 8) und Vertrauten der Kaiserin Georgios Chumnos (vgl. Bd. II Anm. 222; zu ihm GUILLAND: Recherches I 507f. ; VER=
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ANMERKUNGEN: 83
PEAUX: Farn. Choumnos Nr. 18), mit dem er verschwägert war, den Großdrun garios Johannes Raul Gabalas (zu ihm GUILLAND: Rech. I 578; FASSOULAKIS: Raoul Nr. 3 1 ; KURUSES: Gabalas S. 300. 3 19) und die erste Hofdame der Kaise rin, Isabella (de la Rochette) (PLP 6446) mit ihrem Sohn Artaud (PLP 1447). Mit vereinten Kräften überredete man danach die Kaiserin, mitzumachen. Laut Kan tak. hätte diese sich lange gesträubt, zu glauben, daß er, Kantak., Böses plante. Das ist reine Propaganda, die durch die Haltung der Kaiserin im «Bürgerkrieg» widerlegt wird. (Vgl. PARISOT S. 1 76 ; MURAToRE S. 346 f. dagegen geht Kantak. auf den Leim.) Daß sie gezögert hat, den Kampf zu eröffnen, könnte stimmen, aber gewiß nicht, weil sie Kantak. vettraute, sondern vermutlich, da sie die Sache für zu gefährlich hielt. Wie dem auch sei, Anfang Oktober (Kantak. II 137, l f.) war es so weit, daß man den Kampf eröffnen konnte. Die Mutter des Kantak. sowie sein Sohn Andronikos und die Frau seines ältesten Sohnes Matthaios bekamen Hausarrest und wurden überwacht ( 1 3 6, 1 3 -22). Apokaukos über nahm das Gouvernement über die Hauptstadt und hetzte die Massen gegen die Adeligen. Eine Plünderung des Hauses des Kantak. wird aber durch das energi sche Auftreten seiner Mutter verhindert. Daraufhin werden mehrere Verwandte des Kantak. verhaftet und ihr Besitz geplündert, andere - 42 an der Zahl unter Führung eines gewissen Apelmene ziehen eilends aus der Stadt und entbie ten Gesandte zur Kaiserin. Der eine Gesandte war Nikephoros Kantakuzenos (PLP 109 8 6), ein Cousin des Usurpators, der andere Johannes Gabalas, der sich verräterisch unter die Anhänger des Kantak. gemischt hatte. Nikephoros Kan tak. wurde ins Gefängnis geworfen, Gabalas mit dem Titel Protosebastos ent lohnt und später zum Großlogotheten ernannt. Die übrigen 40 flüchteten nach Didymoteichon, wohin in den nachfolgenden Tagen weitere Flüchtlinge aus Kpl kamen. Kantak. entbot nun eine Gesandtschaft zur Kaiserin, die aber von Apo kaukos in Selymbria abgefangen und gefangengesetzt wurde. Kantak. hatte sei nen Gesandten ein Ultimatum mitgegeben (140, 1 3 - 1 6), dessen Ablauf er jetzt trotzdem abwartet. Die Kaiserin läßt die Gesandten vor sich erscheinen und ihr Anliegen vortragen, Apokaukos verhindert aber durch einen Auftritr als Anklä ger des Kantak. ein Urteil und läßt mit Duldung der Kaiserin die Gesandten mißhandeln und gefangensetzen. (So Kantak., der aus propagandistischen Grün den die Kaiserin immer schont.) Die Bewachung der Verwandten des Kantak. wird verschärft (Kantak. II 1 36,22- 143,20). Man geht nun dazu über, auch die anderen Städte des Reiches dazu aufzufordern, Kantak. als Feind zu betrachten und ihn nicht aufzunehmen. Die Anhänger des Kantak. in Didymoteichon wol len darauf reagieren, er selbst aber zögert noch ( 1 43,20- 144,22). Zu den Brie fen an die Städte s. D ÖLGER: Reg. 28 66, der dafür nur Kantak. II 144,1 zitiert. Ihm scheint entgangen zu sein, daß Greg. hier die gleichen Briefe im Auge hat. Dieser spricht hier nicht über einen Befehl an Kantak. selbst; diesen erwähnt er
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ANMERKUNGEN: 83- 86
erst unten S. 609,19-24 (vgl. Anm. 86). Die gegen Kantak. geplanten Maßnah men wurden also gleich auch den Städten mitgeteilt. In diesen Briefen, die ihn zum Reichsfeind erklärten, konnte ja eine Mitteilung, daß er seines Amtes entho ben sei, nicht fehlen. DÖLGER: Reg. 2866 ist also um einen Hinweis auf Greg. 607,21 zu ergänzen. Außerdem ist nach dem oben Gesagten die Inhaltsangabe zu erweitern. Überdies werden die hier besprochenen Briefe noch erwähnt bei Kantak. II 1 74,9 f. 84 Demarchen hießen ursprünglich die Führer der sogenannten Zirkusparteien, d. h. organisierter Fanclubs der Rennställe, die in den Farben Blau und Grün (ursprünglich auch noch Rot und Weiß) im Hippodrom die Wagenrennen aus trugen. Gelegentlich wurden diese Gruppierungen, besonders in der frühbyzanti nischen Zeit, auch sozial und (oder) politisch aktiv. Sie sind mit den Wagenren nen selbst im ]. 1204 eingegangen. Mit Demarchen werden hier, wie auch schon früher in der spätbyzantinischen Geschichte, führende Personen aus dem Volke angedeutet, die als Mittelsmänner zwischen dem Herrscher und dem Volke fungierten. Über ihre genaue Stellung sind wir schlecht informiert. Vgl. WEIss: Kantak. S. 76; MATSCHKE: Fortschritt S. 145. 85 Der Bonner Text hat hier einen dummen Fehler: ÖO'\JA01J� für ÖLa'\JA01J�, also Sklaven statt doppelte Rennbahn (die hin und zurück zu durchlaufen war) . Der Ausdruck «Züchtigung des Herrn» (gr. rtmÖELa K1JQL01J) ist biblisch, s. z.B. Deut. 1 1 ,2; Ephes. 6,4; al. 86 Zum ganzen Passus ab § 1 1 . 1 vgl. Kantak. II 137,2 1 - 139,21 (Flucht der An hänger des Kantak.), 1 63, 6 - 1 65,22 (Einkerkerung der Mutter des Kantak.), 144,23 - 1 45,6 (Amtsenthebung des Kantak.). Zwischen unseren beiden Histori kern gibt es einige wichtige Unterschiede: Kantak. setzt die Flucht seiner Anhän ger vor die Briefe an die Städte (vgl. Anm. 83). Beides dürfte in etwa gleichzeitig gewesen sein, so daß ein Teil der Briefe etwas eher, ein Teil etwas später abge gangen sein kann. Wichtiger ist der Unterschied, daß bei Greg. die Anhänger des Kantak. auf Gerüchte hin die Initiative ergreifen und die andere Partei vor Übergriffen warnen, Kantak. davon aber « nichts weiß» . In diesem Punkt ist Greg. mehr Glauben zu schenken, da das Schweigen des Kantak. den apologeti schen Zweck hat, seine Anhänger als Unschuldslämmer zu präsentieren, denen er selbst - als der noch Unschuldigere - trotzdem mißtraut, um schließlich ihre Unschuld anerkennen zu müssen. Der Argwohn der Kantakuzenosanhänger in Kpl war natürlich berechtigt, und es kam, wie sie es befürchtet, aber nicht so schnell erwartet hatten, so daß sie sich nur durch die Flucht retten konnten. Kleinchron. 8,35 kennt nur den Plan, die Archonten festzunehmen, worauf diese die Flucht ergreifen. Die seit langem geschlossene Pforte, die sie aufbrachen, nennt Kantak. das Pförtchen des Porphyrogennetos ( 1 3 8,6) ; so auch Klein chron. 8,35 (dazu SCHREINER II S. 253 also zu Unrecht: «diese Bezeichnung . . .
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ANMERKUNGEN: 86 bisher aus den Quellen nicht bekannt»). Es handelt sich vermutlich um ein kleines Stadttor beim sogenannten Palast oder Haus des Porphyrogennetos, wo Andronikos IlI. 1328 nach seinem Einzug in die Stadt kurz wohnte (Kantak. I 305,21 f.; vgl. Bd. II Anm. 258). Kantak. selbst quartierte sich hier ein, als er 1347 auf dem Weg von der Goldenen Pforte zum Blachernenpalast bis hierher vorgerückt war, und ebenso Johannes V. im J. 1354, nachdem er über den Heptaskalon-Hafen in die Stadt eingedrungen war und Kantak. aus dem Bla chernenpalast vertreiben mußte (s. Kantak. II 607, 1 1 u. 19; 1lI 290,15 f.). SCHREINER l. c. Anm. 39 spricht von einem Palation des Porphyrogennetos «im Manganenvierte!» . Davon kann keine Rede sein und ist auch keine Rede bei JANIN und GUILLAND, die er zitiert. JANIN: Cple S. 129 setzt diesen Palast mit dem Tekfur Saray gleich und GUILLAND : Et. topogr. II S. 75 lokalisiert ihn «dans le quartier des Blachernes» . Der Palast des Porphyrogennetos ist sicher identisch mit dem Tekfur Saray an der Theodosianischen Mauer im NW der Stadt, s. JANIN I. c. und MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 244-247. Die Zahl der Flüchtlinge beträgt bei Kantak. 42 statt 60; vielleicht hat Greg. Leute mitgezählt, die erst etwas später aus der Stadt entwichen (s. Kantak. 139,21 -23 ) . Wo die Geflüchteten außerhalb Kpls lagerten, erzählt uns auch Kantak. nicht. An der von ihm erwähnten erfolglosen Gesandtschafr zur Kaise rin (s. Anm. 83) ist trotz des Schweigens von Greg. nicht zu zweifeln. Größer ist der Unterschied zwischen bei den Autoren bezüglich der Hafr der Mutter des Kantak. Laut Kantak. wurde sie fürs erste nur zu Hause überwacht und erst später ins Gefängnis geworfen, nämlich als man in Kpl erfuhr, daß ihr Sohn die Kaiserkrone usurpieren wollte. Gregoras wird hier Hausarrest und Einkerke rung zusammengenommen haben. Der Bericht des in diesem Fall an jedem De tail interessierten Kantak. ist als genauer zu betrachten. In Sachen Amtsenthe bung des Kantak. sind unsere Gewährsleute sich ziemlich einig; Greg. erwähnt außerdem den Befehl an das Heer, sofort nach Kpl zurückzukehren. Greg. spricht ausdrücklich von (einem ?) Schreiben mit kaiserlicher Unterschrifr, was übrigens in diesem Fall selbstverständlich ist. Nicht ganz klar ist, ob der Befehl, das Heer solle zurückkommen, in einer getrennten Urkunde enthalten war. Bei DÖLGER: Reg. fehlt ein Regest zu diesem Vorgang; es ist als Nr. 2866 a ( + 2866 b?) z u ergänzen. DARRouzEs: Reg. 2217 gehört hierher und nicht zu Greg. S. 607, 14ff., wofür ein eigenes Regest Nr. 221 6 a einzuführen wäre. Vorsichts halber sei hier noch notiert, daß mit « kaiserlicher Unterschrifr» nicht etwa die der Kaiserin Anna gemeint sein kann. Von Kaiserinnen unterschriebene kaiserli che Urkunden sind in Byzanz völlig unbekannt, s. DÖLGER: Zum Kaisertum der Anna von Savoyen, in Paraspora S. 219. Daß Johannes V. noch nicht gekrönt war, bedeutet nicht, daß er keine Urkunden hätte unterzeichnen können. Es ist auch nicht nötig, daß er dazu irgendwann von seinem Vater offiziell das Recht
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ANMERKUNGEN: 86-88 übertragen bekommen hätte, wie dieser selbst und wie sein Großvater Michael IX. das zuerkannt bekommen hatten; bei ihnen ging es um das Recht, als «zweiter» Kaiser zu Lebzeiten des Hauptkaisers zu urkunden. Wir wissen z.B. von Alexios 11. ( 1 1 80 - 1 1 83 ) , daß er, ohne je offiziell das Recht zu urkunden erhal ten zu haben, nach dem Tod seines Vaters als minderjähriger und noch unge krönter Kaiser Urkunden unterzeichnete (s. Nik. Chon.: Hist. 229,76-230,80). Kaiser war Johannes V. wohl schon seit seiner Geburt, wie das auch bei seinem Vater der Fall gewesen war (s. Bd. II S. 1 12). MATSCHKE: Fortschritt S. 153 f. erweckt also zu Unrecht den Eindruck, daß Johannes V. erst nach seiner Krönung am 19. 1 1 . 1341 urkundete. Unklar bleibt in der bisherigen Literatur, soweit ich sehe, weshalb eine Kaiserin wie Anna eine Zeit lang « formell und effektiv das Hauptkaisertum ausgeübt hat» (DöLGER: Anna S. 210), aber nie eine Urkunde « mit der roten kaiserlichen Unterschrift» unterzeichnet hat (ebd. S. 219). 87
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Die Enteignung des Kantak. erfolgte natürlich nur allmählich, je nachdem der Machtbereich seiner Gegner sich ausweitete. Er selbst gibt II 1 84,22 - 1 85,9 eine Aufzählung dessen, was seiner Mutter und ihm genommen wurde, u.a. 5000 Rinder, 1000 Paar Pflugochsen, 2500 Stuten (2500 ed. Bonn aus ed. Par. aus Cod. Coisl. 144, 15. Jh. : 1500 Lat. übers. von PONTANUS aus Cod. Monac. gr. 106, 16. Jh., ohne Kommentar gefolgt von WEISS: Kantak. S. 12), 200 Kamele, 300 Maultiere, 500 Esel, 50 000 Schweine, 70 000 Schafe, sonstige Reichtümer und Feldfrüchte, deren Menge niemand genau wußte oder zählen konnte. Vgl. dazu WEISS: Kantak. S. 21 f., der aufgrund dieser Daten die Zahl der Kantak. hörigen Landarbeiter auf etwa 1900 beziffert. Die Zahl seiner Höfe dürfte, wenn man von durchschnittlich zwei Paar Pflugochsen pro Hof ausgeht, um die 500 betragen haben. Der Ausdruck « die Zunge als Waffe» ist biblisch, s. z.B. Ps. 56,4; 63,3. Daß dem legitimen Thronerben eher bei einer Regentschaft als unter Kantak. Gefahr drohte, ist natürlich kantakuzenische Propaganda. Die Unzufriedenheit und Ungeduld seiner Anhänger, die etwas unternehmen und ihn zum Kaiser proklamieren wollten, bezeugt auch Kantak. 11 144, 9 - 1 9 (und noch einmal, anläßlich eines überheblichen Briefes des Apokaukos, S. 145,6- 1 3 ) . Anschlie ßend gibt Kantak. eine von Großmut triefende Rede wieder, die er vor seinen Anhängern hielt, offensichtlich um sie zu veranlassen, ihm die Kaiserkrone auf zuzwingen ( 145, 1 3 - 152,12), was sie auch erwartungsgemäß taten ( 152, 1 3 - 156,16). Daß sie sogar Kantak. mit einer Morddrohung unter Druck setzten, wird von diesem selbst nicht bestätigt und dürfte eine Übertreibung des Literaten Greg. sein. (DUCANGE scheint Greg. geglaubt zu haben, s. ed. Bonn. S. 1261.) Daß auch ein anderer sich bereit erklärte, die Rolle des Usurpators zu übernehmen, ist eher wahrscheinlich, wird aber ebenfalls von Kantak. (selbst verständlich) nicht bestätigt. Bei ihm drohen seine adeligen Anhänger, sich eher
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ANMERKUNGEN: 88-90
mit den von ihnen regierten Städten dem Herrscher der Bulgaren oder dem der Serben anzuschließen, als sich dem Parvenu Apokaukos zu unterwerfen. Sie würden es also keinesfalls zulassen, daß Kantak. die Entscheidung über sein Schicksal einfach der Kaiserin überläßt, wie er das vorgeschlagen hatte. Was Kantak. seinen Anhängern in den Mund legt, ist von A bis Z eine Apologie seiner Usurpation; der Leser soll glauben, daß diese ihm einzig und allein durch die Umstände und von seinen Anhängern aufgedrungen wurde. 89 «Karren voll Beleidigungen» : wohl mit Reminiszenz an die Redensart « von Karren herunter beschimpfen» , wie es Frauen auf dem Weg zu den Eleusinischen Mysterien taten (vgl. Anm. 304). Die Gesandtschaft an die Kaiserin, die Greg. hier erwähnt, ist wohl nicht gleichzusetzen mit der von Kantak. unmittelbar nach dem Eintreffen seiner geflüchteten Anhänger entsandten (s. Anm. 83), die Greg. nicht erwähnt hat. Kantak. selbst kündigt in der Rede vor seinen Anhän gern, in der er der Kaiserproklamation zustimmt, an, zuerst nochmals Gesandte an die Kaiserin entbieten zu wollen (II 156, 1 6 ff., 1 60,9 -20). Er erzählt uns freilich nicht, ob es auch dazu kam. 90 Es ist dies das immer wiederkehrende Thema der apologetischen Ausführungen des Kantak. selbst. Das Vorhaben wurde ihm offenbar von Anfang an ziemlich allgemein unterstellt, und das wohl nicht nur unter Einfluß von Sykophanten (Ohrenbläsern), wie er selbst behauptet (ll 147,7). Sein wichtigstes Gegenargu ment ist immer, daß er, wenn er gewollt hätte, sofort nach dem Tod Andronikos' III. die Macht hätte usurpieren und den legitimen Thronerben mit Verwandten hätte umbringen können, es aber nicht tat ( 147,7-20). Dieses Argument sticht nicht, weil er dadurch das dynastische Empfinden der Byzantiner so schwer verletzt hätte, daß er eine solche Freveltat wohl kaum überlebt hätte. Besser als jeder sonst hat er das selbst gewußt; das beweist der Umstand, daß er es für nötig gehalten hat, seine Usurpation durch die Konstruktion einer mystischen Ver wandtschaft mit dem verstorbenen Kaiser und seinem Erben zu legitimieren (5. dazu D ÖLGER: Legitimist S. 194-207). Daß « Johannes reluctantly yielded to the persuasion of his supporters» , wie NICOL: Kantak. S. 47 schreibt, halte ich für nicht mehr denn ein Echo kantakuzenischer Propaganda. Und wie man im Satz der Kleinchron. 8,35 « Dem Großdomestikos Kantak. gab er (sc. der ster bende Andronikos III.) die Macht über den Staat» « an independant wimess to the sincerity of John's feelings» (NICOL o. c. S. 44) sehen kann, ist mir ein Rätsel. Die Nachricht ist einfach falsch und eine Überinterpretation der kantakuzeni schen Propaganda; nicht einmal Kantak. selbst hat in seinem Geschichtswerk eine solche Willensäußerung des sterbenden Kaisers zu behaupten gewagt (s. aber Anm. 1 0 1 ) . Kantak. wollte herrschen und tat es schon weitgehend unter Andronikos III. Schon vor dessen Tod versuchte er durch internationale Kontak te seine Position im Reich unantastbar zu machen, und nach dem Ableben des
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ANMERKUNGEN: 90-91
Kaisers wollte er die Macht behalten, möglichst auf «legitimem» Wege, aber notfalls auch anders. Seine ihm wohl von der Mutter eingeprägte Selbsteinschät zung, der einzige zum Kaisertum fähige Mann seiner Zeit zu sein, zwang ihn dazu. Der ganze angebliche Widerwille gegen die angeblich erzwungene Usurpa tion war nur Schau. Daß es ihm überhaupt nicht darum ging, die Rechte des Thronerben zu schützen, hat er später bewiesen, als er den längst mündigen Johannes V. von der Macht fern hielt, so lange er nur konnte. Nicht ganz klar ist mir, wie PARISOT 1 74 f. die Kaiserproklamation in Didymo teichon beurteilt. Einerseits meint er, daß Kantak. sich durch illegitimes Vorge hen seiner Gegner dazu verführen ließ, andererseits schreibt er: « ce n' etait pas de la politique, . . . c' etait jeter la masque trop tot ou trop tard » , also die ganze vorausgehende Ablehnung eines (Mit-)Kaisertums war Maske und der Fehler des Kantak. wäre gewesen, daß er zuerst den richtigen Zeitpunkt verpaßte und dann verfrüht eine zweite Gelegenheit zu nutzen versuchte « < sa faute, c' est d' avoir cede aux voeux de la minorite qui le proclamait» ) . 91
Unsere einzige H s für diesen Teil der Historia Rhomalke (Vat.gr. 1 64) hat hier eine Lücke von etwa 12 bis 13 Zeilen. Ich vermute, daß Greg. selbst im Original Raum ausgespatt hatte, um die Vorzeichen, über die er sich erst noch näher informieren wollte, später nachzutragen, wozu er dann aber nicht mehr kam, als er diesen Teil 1351 eilig zur Vervielfältigung freigab. Welche er eventuell im Auge hatte, läßt sich nicht erraten. Wirkliche Vorzeichen, die Kantak. etwa von Jugend auf zum Kaiser vorbestimmt hätten, sind auch aus anderen Quellen nicht bekannt. Es hat sie wohl auch in der kantakuzenischen Propaganda nicht gege ben, da sie nicht zu einer ihm aufgenötigten Annahme der Kaiserherrschaft paßten. Kantak. selbst betrachtet sich zwar als 'gottgewollten' Kaiser, die « Be weIse» dafür lieferte Gott aber bis auf einen anscheinend alle erst bei oder nach der Usurpation. Der einzige, der der Usurpation vorausgegangen sein soll, war eine Vision des Bischofs von Didymoteichon, eines Kantakuzenos-Propagandi sten mit prophetischer Begabung (s. Kantak. 11 171,17- 1 73,14; 305,1 -22; 340,1 -344,3 ; al. ) . Dieser soll noch zu Lebzeiten Andronikos' III. einen Sieg des Kantak. über Apokaukos vorausgesehen haben. Am Tage der Kaiserprokla mation erinnerte er den neuen Kaiser daran, worauf dieser den Anwesenden da von berichtete, um ihnen Mut zu machen für den kommenden Kampf ( 1 69,20- 171, 17). Ansonsten sieht Kantak. die Gottgewolltheit seines Kaiser tums vor allem dadurch bestätigt, daß Gott ihn im Kampf um die Macht offen sichtlich schützte und ihm den Sieg sicherte (s. z.B. 11 3 1 0, 1 l f. ; 3 17,19 - 3 1 8,7; 333, 1 3 - 1 5 ; 3 6 1 , 1 9 f. ; 3 74, 1 9 - 2 1 ; 395, 1 8 - 2 1 ; 418,1 -4; 419,21 -24; 497,22 f.; 559, 10; 59 1 , 1 - 3 ; 609,15 -22; III 9,6- 1 1 ; 35,15 - 2 1 ; 146,5 - 8 ; weiter auch dadurch, daß Gott seinen Hauptfeind Apokaukos zu Fall brach te, s. 11 542,24-543,2). Die Proklamation selbst war begleitet gewesen von
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ANMERKUNGEN: 91 -96
zwei Omina, die auf eine eines Tages allgemein anerkannte und erfolgreiche Kaiserherrschaft schließen ließen (Kantak. II 1 67,12- 1 69,2). 92 Der Tag wird bestätigt von Kleinchron. 8,35 und von der chronologischen Notiz 34 bei SCHREINER: Kleinchron. I S. 610 (BorvIN zur Stelle, ed. Bonn. S. 1261, irrtümlich: «VIII Octobr.» ). 93 Zur weißen Trauerkleidung des Ks. - normal war schwarz - s. Ps.-Kodinos De Off. S. 1 8 4 f. ed. VERPEAUX. In Wirklichkeit war Kantak. nie offiziell Alleinherr scher, und war auch seine Herrschaft nie unbestritten. Nach seinem Sieg im J. 1 347 beanspruchte und nahm er sich ein Kaisertum an der Seite johannes' V., der freilich « wegen seines noch nicht gefestigten Alters» (von 15 jahren) auf 10 jahre die Ausübung der Herrschaft dem sich ihm aufzwingenden Schwiegervater überlassen mußte. Danach sollten sie 'gemeinsam' herrschen (Kantak. II 614,14-20). Die von Kantak. zur Schau getragene Unterordnung unter das dynastische Legitimitätsprinzip war nur ein m. E. unvermeidliches Taktieren auf dem Weg zur beabsichtigten vollständigen Übernahme der Macht. Vgl. die An klage, die Greg. III 155,l ff. joh. V. in den Mund legt. 94 Die Mutter des Kantak. starb im Gefängnis am 5. januar 1342, s. Kantak. II 219,22 -223,3 (das Datum 222, 13 f.); vgl. dazu Bd. II S. 1 1 9 ; oben Erg. zu Anm. Fat.-Kr. 155 und unten Anm. 105. 9 5 Für EXELVWV im Bonner Text ist natürlich EXELVOU zu lesen. 9 6 In der « Schuldfrage» bezüglich des Bürgerkriegs von 1341- 1347 steht Greg. eindeutig auf der Seite des angeblich unschuldigen Kantak. Tatsächlich aber trägt dieser allein die ganze Schuld. Nichts legitimierte ihn, die Kaiserin zu zwingen, ihm die Verwaltung des Reiches zu überlassen. Daß auch der Patriarch keinen Anspruch auf die Regentschaft hatte, spielt keine Rolle. Es stand der Kaiserin frei, sich selbst ihre Berater und Helfer auszusuchen, und sie wählte den Patriarchen, und das rechtzeitig, schon am dritten Tag nach dem Tod ihres Gatten. Die Amtsenthebung des Kantak., die eine erpreßte Ernennung rückgän gig machte, war also ein rechtsgültiger kaiserlicher Erlaß, dem er sich zu unter werfen hatte. Zu seiner Legitimierung hat Kantak. nie etwas anderes vorbringen können als seine von ihm selbst verkündete innige Freundschaft zu dem verstor benen Kaiser, die ihn automatisch zum Vormund des Thronerben bestimmen würde. Weder in Byzanz noch sonstwo hat es diesen Rechtstitel geschrieben oder ungeschrieben je gegeben. Es ist also eine völlige Verkennung der Rechtslage, wenn z. B. O STROGORSKY S. 421 die Gegner des Kantak. eines Staatsstreichs bezichtigt. Sie gingen gewiß nicht gerade zimperlich vor, um den selbsternannten Regenten auszuschalten, aber das Recht war auf ihrer Seite. Die « Regentschaft» des Kantak. war erpreßt (s. Anm. 27) und deshalb illegitim; als die kaiserliche Regierung ihn des Amtes enthob, nutzte sie nur die neue Lage, um der Kaiserin wieder die ihr zustehende Machtfülle zu sichern. Diese war ein ungeschriebenes , I
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ANMERKUNGEN: 96-99
Recht der Kaiserin-Witwe, das schon viele Vorgängerinnen der Anna in An spruch genommen hatten, wie Martina (64 1 ), Eirene (780), Theodora (842), Theophano (963), Zoe und Theodora ( 1 042), Eudokia ( 1067), MarialXene ( 1 1 80). Kantak. ist deshalb nicht weniger Usurpator als z. B. Andronikos I. ( 1 08213 - 1 085) es war, auch wenn er den legitimen Thronerben nur auf Raten loszuwerden versuchte. Gültig bleibt das Urteil von MURAToRE S. 349 über die Usurpation des Kantak.: «non puo ne potra trovare giustificazione giammai nello storico imparziale» . Vernichtender noch das Urteil PARISOTS S. 159 f. : « Ce qui peut erre le rend plus coupable, c'est que veritablement il n'avait pas ces qualites qui font fermer les yeux sur l'usurpation.» 97
Gregoras, der von den Mächtigen abhängige Literat, spricht hier ganz die Spra che der herrschenden Schicht. Immerhin hat das den Vorteil, daß er dadurch klar erkennen läßt, daß der Kampf um die Macht zwischen dem Magnaten Kantak. und seinen Gegnern auch ein sozialer Machtkampf war; aber das ist ein Thema für sich, auf das ich hier nicht näher eingehen kann. Man orientiere sich darüber etwa bei CHARANIS, Peter: Internal Strife in Byzantium during the Fourteenth Century, in: Byzantion 15 ( 1940/41) 208 -230 DERS.: Soc. Econ. and Pol. Life ' in the Byz. Emp., London 1973, Nr. VI; OSTROGORSKY S. 424-433; WEISS : Kantak. passim; MATSCHKE: Fortschritt; SEVCENKO: Alexios Makrembolites and his « Dialogue between the Rich and the Poor», in: Zb. rad. Viz. Inst. 6 (1958) 187-228 Einl. 1 87-202; s. auch weiter unten zum Zelotenaufstand in Thessalonike. Anacharsis ist ein von Herodotos IV 46, 76f. als Bewunderer der hellenischen Kultur gelobter Skythe, der später von den Kynikern als unverdorbener Natur mensch gefeiert wurde. Ihm wurden auch weise Sprüche zugeschrieben, die aber wohl erst im 3. Jh. v. Chr. verfaßt worden sind. Für diesen Spruch s. KIND STRAND, Jan Fredrik: Anacharsis. The Legend and The Apophthegmata, Uppsa la 1 9 8 1 , S. 1 1 0 A 14 A - G (aus Diog. Laert. 1 , 1 1 0 ; Gnom. Vatic. etc.). Zur Sache: der « Adel» benahm sich viel opportunistischer, als Greg. hier erkennen läßt. Für diese Briefe wäre in DÖLGER: Reg. ein weiteres Regest einzufügen unter Nr. 2866 b bzw. c (s. Anm. 86). Die Briefe der Regierenden ttugen gewiß wieder die kaiserliche Unterschrift Johannes' V. (s. ebd.). Klar ist auch, daß es hier nicht noch einmal um die oben S. 607,2 l f. genannten Briefe geht, die, auch laut Kantak. (s. Anm. 83), vor der Usurpation des Großdomestikos überallhin ge schickt wurden. « Die lang herbeigesehnte Gelegenheit» , die zu den hier erwähn ten Briefen führte, ist offensichtlich gerade die Usurpation selbst, die viel weiter gehende Anschuldigungen ermöglichte. Dem entspricht auch der erweiterte In halt: Bannflüche (kirchliche, s. DARROUZES: Reg. 221 8) gegen alle Anhänger des Kantak., die Bezeichnung des Adels als seiner Anhängerschaft. Kantak. schickte =
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ANMERKUNGEN: 99- 100a
nach seiner Krönung auch sofort Briefe an die Städte, um sie zur Anerkennung seines Kaisertums aufzufordern (Kantak. 11 175,23 - 1 76,2). 100 An der mangelnden Aktivität des Kantak. unmittelbar nach der Usurpation hat man herumgerätselt. Laut seinem eigenen Bericht (11 1 73,15 -22) tat er folgen des: Am Tage nach der Proklamation, am 27. 10. 1341, hielt er eine Ansprache vor seinen Leuten, betonte noch einmal die Legitimität seiner Handlungsweise und seiner Ziele und schickte seine verheirateten Anhänger nach Hause. Den Söldnern und den Pronoiaren ließ er Zulagen auszahlen und aus unverheirateten Freiwilligen stellte er 1 6 Kompanien auf, die er gen Kpl vorschickte, um zu verhindern, daß von dort Soldaten auszögen, um ihm die Städte abspenstig zu machen. Selbst bereitete er sich vor, mit dem Rest seines Heeres via Peirinthos und Selymbria nach Kpl vorzurücken, um die Stadt auf seine Seite zu bringen. Dieser Bericht erweckt den Eindruck, daß Kantak. geglaubt hat, leichtes Spiel zu haben. Die übliche Ansicht ist, daß er einen großen Fehler begangen hat, indem er Kpl verließ. PARISOT S. 1 72 urteilte, daß Kantak. nach Didymoteichon ging « croyant sans doute n'avoir rien a redouter de Cple pendant une courte ab sence» , während er dort mit seinen Anhängern über sein weiteres Vorgehen beriet. Laut WEISS: Kantak. S. 3 6 war das Verlassen von Kpl « ein nicht wieder gutzumachender Fehler des Großdomestikos » . NICOL: Last Cent. S. 194 meint: «This arrangement (sc. zw. Anna, dem Patriarchen und Kantak.) might have been workable and effective if Cantacuzene had stayed on hand in Cple.» Kan tak. wäre also vom « Staatsstreich» (OSTROGORSKY) in Kpl überrascht worden und hätte sechs Jahre gebraucht, um seine Fehleinschätzung der Lage wiedergut zumachen. Ich halte ihn nicht für so naiv, daß er nicht vorausgesehen hätte, wie seine Gegner seine Abwesenheit ausnutzen würden. Trotzdem verließ er Kpl ohne jeden zwingenden Grund (vgl. PARlSOT S. 1 73 ) . Er tat dies also (wie ich in meiner nicht veröffentlichten und inzwischen unauffindbaren Antrittsvorlesung in Köln 1 976 vorgetragen habe), um seine Gegner herauszufordern und so eine Lage herbeizuführen, die ihn zur Usurpation der Kaiserrnacht « berechtigen» würde. (Vgl. Anm. 27 Ende.) Er glaubte wohl, danach als unbestrittener Herr über das Heer mit seinen Gegnern kurzen Prozeß machen zu können. Das wäre ihm wohl auch gelungen, wenn seine Usurpation nicht zum auslösenden Mo ment einer gegen ihn und seine Standesgenossen gerichteten sozialen Revolte geworden wäre. Nur dieser in Byzanz noch nicht dagewesene und auch einmalig gebliebene Vorgang, mit dem er nicht gerechnet hatte, hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. PARISOT 1 77 würdigt die Revolte als geschickte Strategie des Apokaukos, der sie angestiftet hätte, sieht darin aber nicht die entscheidende Fehleinschätzung der Lage durch Kantak. (vgl. S. 1 75 ) . 1 00. Byzantiner bedeutet bei Gregoras (wie bei anderen byzantinischen Autoren) Rönicht « Bewohner des byzantinischen Reiches» (das sind die « Rhomäer» =
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ANMERKUNGEN: 1000-102
mer), sondern die Einwohner der Hauptstadt Konstantinopel-Byzanz (vgl. Bd. Il Register s. v.). Hier aber in der Geschichte des Bürgerkriegs 1341- 1347 bezeich net Gregoras als Byzantiner die Regentschaft in Konstantinopel und ihren An hang als Gegner des (Usurpators) Kantakuzenos. 101 Für diese angeblich letzten Willensäußerungen Andronikos' III. ist Kantak. (hier bei Greg.) der einzige Zeuge. Dieses Zeugnis ist nicht nur deswegen unglaubwür dig, weil es von dem denkbar subjektivsten und interessiertesten Zeugen stammt, sondern auch weil Kantak. es nie zum Hauptargument seiner Apologie gemacht hat, obgleich es als einziges dazu geeignet war. Seine immer wiederkeh renden Hauptargumente sind aber seine unvergleichliche Freundschaft, ja geisti ge Verwandtschaft mit Andronikos IIl., und dessen wiederholte Angebote eines Mitkaisertums (vgl. DÖLGER: Legitimist). Die Kaiserin, die laut Kantak. die genannten Willensäußerungen mitangehört hätte, hat sie nie bestätigt, was frei lich nicht viel besagt, da es ja in ihrem Interesse war, dies nicht zu tun, aber diese offensichtliche Weigerung einer Bestätigung widerlegt jedenfalls die Darstellung des Kantak., als sei die Kaiserin ursprünglich auf seiner Seite gewesen und als wäre sie nur von anderen gegen ihn aufgebracht worden. Und das beweist auf jeden Fall, daß Kantak. vor apologetischen Lügen nicht zurückschreckt. Eher romantisch als historisch meint MURATORE S. 3 5 1 : « era Anna che con dolore vedeva svanire le ultime speranze di una pacifica soluzione dell'infausto conflit to» (sc. mit Kantak.). 102 Über die ersten Entwicklungen im Bürgerkrieg bleibt Greg. vage. Kantak. be richtet folgendes: Adrianopel reagiert auf seine Aufforderung, ihm zu gehor chen, mit einem Aufstand gegen den Adel, der zur Folge hat, daß man auch sonst fast überall gegen ihn und für den Palaiologenkaiser Partei ergreift. Die Beschrei bung dieser Vorgänge bei Kantak. offenbart den ganzen Standesdünkel des rei chen Aristokraten ( 1 75,22 - 1 79, 1 1 ) . Adrianopel bittet wegen der Nähe des Kantak. Alexander von Bulgarien um Hilfe. Dieser kommt, aber da man seine eigennützigen Absichten rechtzeitig erkennt, läßt man ihn nicht in die Stadt. Sein Kommen als Bundesgenosse der Kaiserin löst bei vielen ein weiteres Abrücken von Kantak. aus. Alexander wird aber vor Didymoteichon von Kantak. und von türkischen Invasoren geschlagen und schließt Frieden (179,22 - 1 83,3). Eine Friedensgesandtschaft des Kantak. an die Kaiserin wird mißhandelt (183,3 - 1 84,12). Dies ist eine der vielen, über die Greg. spricht, der aber einen längeren Zeitraum im Auge hat (z. B . wohl auch die Gesandtschaften bei Kan tak. 1 99,19 -208,23 ) . Zu Kantak. halten außer Didymoteichon nur noch die Städte Pamphylon (in Ost-Thrakien, sä v. Didym. zw. Chariupolis u. Rhaide stos) und Koprinos (mir unbekannt; vielleicht Korpilos eventuell Korpilike? dem antiken Apsinthos), sowie das Kastell Empythion am Hebros (Kantak. Il 435,10) in der Nähe von Didymoteichon (1 84,15), das Kantak. selbst von =
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ANMERKUNGEN: 102-105
Grund auf errichtet hatte ( 1 84,15 f.; 195, 1 9 f.) und das sehr stark befestigt war (43 3 , 1 6 f.). Sehr bald aber gehörte ihm außer Didymoteichon nur noch Empy thion ( 195, 1 7 - 1 9 ) ; überall sonst wurden seine großen Besitztümer geplündert ( 1 84, 13 - 1 85,13). Thrakien leidet schwer unter dem Bürgerkrieg und türki schen Einfällen. Das dauert den Winter ( 13 4 1 - 1342) über ( 1 8 5, 13 - 1 86,19). 1 03 Die Krönung erwähnt auch Kantak. (U 218,3 - 1 6), ohne Datum und reichlich spät in seiner Darstellung (vgl. Anm. 105). Das von Greg. genannte Datum wird von zwei Kleinchroniken bestätigt (7,9 und 9,9). Beide notieren, daß der 19. ein Montag war. Kleinchron. 8,36 irrt sich um einen Tag und gibt den 20. an. Der Neugekrönte stand in seinem 10. Lebensjahr. Kantak. erwähnt eine Reihe von Beförderungen für Apokaukos und seine Helfer. Apokaukos selbst wird zum Megas Dux ernannt (id. Kleinchron. 8,36) und übernahm faktisch die Macht (ebd.) . Laut der Chronik exkommunizierte der Patriarch bei dieser Gelegenheit auch jeden, der Kantak. als Kaiser anerkennen würde. Greg. und Kantak. (s. U 1 90,7 - 1 1 ) haben eine solche Exkommunikation erwähnt als Reaktion auf die Usurpation des Kantak. am 26. 10. Ich vermute, daß diese beim Krönungsakt feierlich erneuert wurde, aber nur mündlich. DARRouzEs: Reg. 221 8 nimmt auch nur eine (schriftliche) Exkommunikation an. Greg. betont, daß man es mit der Krönung eilig hatte und keinen Festtag abwartete. Weshalb es gerade am 19. November geschah, ist mir nicht klar, und auch nicht, weshalb diese Krönung zur Rechtfertigung der Regentschaft des Patriarchen beigetragen haben soll. 1 03 . Laut Kantak. 11 64,8 - 65,16 war es Apokaukos gewesen, der die sofortige Krönung des Thronfolgers im Juni 1341 hintertrieben hätte. Danach hatte man eine Krönung zu Weihnachten in Aussicht genommen (82,2 -6).
1 04 Es geht hier um die berühmte Prokypsis, die noch mehr oder weniger fortlebt
wohlwollenden Sichzeigen von königlichen und anderen Hoheiten auf den Balkonen ihrer Paläste. Ausführlich zu dieser Zeremonie TREITINGER: Kaiseri dee S. 1 1 2 - 1 19. Kantak. berichtet übrigens auch, daß Apokaukos das Volk aufhetzte, Akklamationen für Johannes V. mit Beschimpfungen des Kantak. zu vermischen (11 1 8 8,24 - 1 89,9). Die Kaiserin wäre damit nicht einverstanden gewesen ( 190,1 f.). Eine ähnliche Verbindung von Hochrufen auf den Thronfol ger (Alexios 11.) und Verwünschungen für die verhaßten Regenten (Maria-Xene und den Protosebastos Alexios Komnenos) erwähnt Nik. Chon.: Hist. 235,4 - 8 . MURAToRE S . 3 5 4 Anm. 3 z u diesem Vorgang: «11 Parisot, 226, troppo fiducio so in Gregora, dice che tutto era per ordine di Anna: cfr. 278. » PARISOT spricht sich nicht klar aus, Greg. sagt nichts über Anna. lOS Die Prokypsis zum Epiphaniefest erfolgte am Abend des 5. Januar (wie die zu Weihnachten am 24. Dezember) . Laut Greg. starb die Mutter des Kantak. also noch am 5. Januar; Kantak. selbst (11 222,12) datiert ihren Tod auf den 6., rechnet aber die Nacht vom 5. auf den 6. vermutlich ganz zum 6.; vgl. zum
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ANMERKUNGEN: 105-109
unterschiedlichen Tagesanfang Bd. II Anm. 60. 326. 523. Nach Ptolemaios be gann der Tag astronomisch am Abend, im römischen Recht begann er mit Mitternacht, nach Auffassung des Volkes im alten Griechenland am Morgen, s. ANASTOS, Milton V. : Pletho's Calendar and Liturgy, in: DOP 4 (1948) 234 Anm. 267. Kantak. erwähnt den Tod seiner Mutter erst, nachdem er in seiner Erzählung schon bis weit in das Frühjahr 1342 gekommen ist und schon über seinen Abmarsch nach Thessalonike berichtet hat (vgl. · Anm. 129 a). Danach kommt er zurück auf die Ereignisse in Kpl im Winter 1341- 1342, zuerst auf die Krönung Johannes' V. und die damit verbundenen Beförderungen seiner Gegner (21 8,3 -219,10), dann berichtet er, wie Apokaukos ein Terrorregime gegen den Adel beginnt, dem auch seine Mutter zum Opfer fällt (219,1 0 - 223,8), und wie er danach das restliche Vermögen des Kantak. und seiner Mutter, auch das bei anderen versteckte, einheimst (223,8 -224, 1 ) . MURAToRE S. 355 läßt auch die Kaiserin die Verstorbene beweinen; das schreibt nicht einmal Kantak. 1 0 6 Dieses Versprechen hat unser Autor nicht wirklich eingelöst. Was er aber meint, hat er später auf der Synode von 1 3 5 1 über den Palamismus klar zum Ausdruck gebracht, und da er seine eigenen Reden vor dieser Synode im Geschichtswerk ausführlich zitiert, finden wir die Erklärung weiter unten (S. 8 8 6,12- 19). Es heißt dort: « Du weißt ja, daß du zusammen mit deiner Mutter als erster von Anfang an der Schirmherr der Gottlosigkeit des Palamas und schuld am gewalti gen Chaos in der Kirche gewesen bist. Darum hat Gott dir gezürnt und standest du auf einmal ohne deinen Reichtum und deinen Ruhm da und warst sogleich aus deinem Vaterland und deinem Volk verbannt. Und deine Mutter büßte mit einem schändlichen Lebensende, verzehrt von Hunger und Kälte, und ihr Lei chentuch war das Beraubtsein von deiner geliebten Anwesenheit. » Die Stelle wird von NICOL: Kantak. S. 32 nicht ganz richtig interpretiert; er übersieht, daß Greg. nicht nur den Sohn, sondern auch die Mutter selbst für ihr elendes Ende verantwortlich macht. Vielmehr ist sogar mit WEISS: Kantak. S. 14 u. 1 3 1 zu vermuten, daß Kantak. gerade unter Einfluß seiner Mutter zum Gönner des Palamas wurde. In seinen Antirrhetika I bezeugt Greg., daß Palamas und die Seinen ihre Lehre propagierten, indem sie « den leichtfertigeren unter den Wei bern» schmeichelten, um durch sie, wie die Schlange durch Eva, die Männer zu ihrer Ketzerei hinüberzuziehen (ed. BEYER S. 145,21 - 147,2). 1 07 Ps. 76, 10. 1 08 Gemeint ist, glaube ich, daß der ganze Psalm vers in Kapitalbuchstaben geschrie ben war, die alle wie besonders schön geschriebene Initialbuchstaben aus sahen. 1 09 Man bedenke zu dieser Stelle, daß Greg. sich besonders für Traumdeutung interessiert und einen Kommentar zum Traumbuch des Synesios verfaßt hat, den er vermutlich auch noch Kantak. gewidmet hatte, s. Bd. I S. 52 Nr. 39.
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ANMERKUNGEN: 110-115 1 10
LEMERLE: Kutlumus S. 84 schließt aus dieser Stelle: «elle etait au courant de tous les secrets d' Etat» ; ähnlich WEISS: Kantak. S. 14: «nach Greg. war sie bei den geheimsten Berarungen des Kaisers zugegen» . Ich möchte betonen, daß Greg. schreibt l'tQOE01:T]XULU; das ist mehr als «etre au courant» oder «zugegen sein», das ist " vorstehen» . Diese sehr starke Aussage steht i n Einklang mit allem, was wir aus Greg. und Kantak. sonst über ihre Rolle als " Hintermann » ihres Sohnes erfahren. (S. auch u. Anm. 473 .) Sie war gewiß begabt, hochentwickelt, energisch, eine starke Persönlichkeit, aber dem Lob, das Kantak. und auch Greg. ihr spenden und das ihnen meistens ohne Kritik abgenommen wird (s. z.B. NICOL: Kantak. S. 3 0 -32; LEMERLE I. c.; WEISS o. c. S. 1 3 f. ; FAT.-KR.: Übers. Kantak. I Anm. 155), kann ich nicht beipflichten. Es waren m. E. letzten Endes ihr Ehrgeiz und ihre Herrschsucht, die den Sohn zum unfähigen Usurpator und zum Totengräber des byzantinischen Reiches gemacht haben. 111 Diese Stelle bereitete schon BorVIN Schwierigkeiten. Er übersetzt: " Nam eum circuli sui perigeum conversa repeteret, et iam rursus in secunda quadrarura esset ad solern, acronycham lucem non prius terrae praebebat illo tempore, quam ad mediam noctem perventum esset» und notiert dazu: " Haec interpreta tio partim mea est, partim virorum astronomiae peritorum, quos consului» und ,'malim, acronycham lucem non prius terrae praebebat, quam mediae noctis tempus advenisset» (ed. Bonn. S. 1262). 1 12 Vgl. Anm. 101. \ I3 «Nicht mit den Ohrenspitzen» : sprw. Redensart, häufig z.B. bei Nik. Chon., s. Hist. Index Graecitatis 1 09 a s.v. o{,�. 1 14 Zum Spottumzug s. Bd. II Anm. 399. Greg. meint hier wohl vor allem die Ge sandtschaft, über die Kantak. II 1 8 3 , 1 6 - 1 84,6 berichtet. Dieser informiert uns auch genauer über die unterschiedliche Behandlung der Beteiligten. Vgl. auch Anm. 89. 1 1 5 Kantak. erwähnt auch einen geheimen Brief, worin er den Patriarchen - natür lich umsonst - zum Frieden aufforderte ( 199,23-202,7). Der Brief wurde von einem Mönch überbracht, der aber ins Gefängnis geworfen wird (202,7-14). Vgl. DARRouzEs: Reg. 2219. Die Kaiserin hätte um die gleiche Zeit, laut Kan tak., im Kreise ihrer Hofdamen, ihr Bedauern ausgesprochen, daß sie sich zu einem Krieg gegen ihn hatte verführen lassen. (Die Überlegungen, die er sie anstellen läßt, dienen nur dem apologetischen Zweck seines Werkes.) Apokau kos hätte davon erfahren und zusammen mit dem Patriarchen der Kaiserin einen Eid abgenötigt, keinen Frieden mit Kantak. zu schließen. Der Patriarch hätte sogar Nicht-Einhalrung dieses Eides mit einem Anathem belegt (kein Regest bei DARRouzEs) . Zimmerdamen wurden bestochen, um die Kaiserin zu überwa chen. Der Patriarch zog nun ganz in den Palast um (202,14-208,22). Anders als z. B . MURATORE S. 355 f. halte ich diesen Bericht des Kantak. für frei erfunden,
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ANMERKUNGEN: 1 15- 120
bzw. ihm von einer Hofdame, die seine Gunst erwerben wollte, vorgelogen. NICOL: Kantak. S . 49 spricht von geheimen Verhandlungen des Kantak. mit der Kaiserin (nach dem 19. November) ; davon ist in den Quellen keine Rede. Ein Vermittlungsversuch durch Athosmönche fand im März 1342 statt, s. u. Anm. 129 a. Im Gegensatz zu NICOL: Kantak. S. 50 Anm. 42 nehme ich an, daß Greg. diese meint. 1 1 6 Kantak. selbst schreibt, daß er mit den Archonten (d. h. den ehemals Herrschen den) in Adrianopel heimlich Kontakt aufnahm und sie überredete, ihm die Stadt auszuliefern (II 1 87,8 - 10). 117 Von diesem Johannes Angelos (PLP 204) war schon Bd. II Anm. 223 kurz die Rede, da er mit dem von Kantak. 1 274,15 erwähnten Gouverneur von Kastoria ( 1328) identisch sein könnte. Er ist ein Cousin des Usurpators und eine seiner wichtigsten Stützen im Kampf um die Macht. Er war bei der Kaiserproklama tion in Didymoteichon am 26. 10. 1341 dabei (Kantak. Il 1 67,2 f.) . Er führte den Titel Pinkernes (Mundschenk) ( 1 75,13). 1 1 8 Der Fluß ist natürlich der Hebros, der größte fluß Thrakiens (ca. 490 km lang) ; er fließt von Rila durch die Ebenen von Philippopel und Adrianopel zum Golf von Ainos. Das wichtigste über ihn aus den byzantinischen Quellen bei SAMO THRAKIS s.v. (S. 1 72b - 1 75b). Auch Kantak. bringt einen Bericht über den er folglosen Versuch, Adrianopel zu nehmen ( 1 87,10 - 1 8 8,10). Während Greg. es einem Sturm zuschreibt, daß Kantak. den Hebros nicht überqueren konnte, erzählt dieser selbst, daß der Strom über Nacht zufror, und zwar so, daß das Eis wohl eine Überquerung mit Booten verhinderte, aber die Pferde nicht trug. Während er also 12 Tage dort lagerte, trafen aus Byzanz 600 Soldaten in Adrianopel ein und machten so einen Angriff auf die Stadt aussichtslos. Inzwi schen ging auch Pamphylon verloren, weil Kantak. Johannes Angelos dort abbe rufen hatte ( 1 8 8 , 1 0 -22). 1 1 9 Anstelle des üblichen aXLxrrta OLWXELV (aus Horn. 11. 17,75; vgl. z . B . Nik. Chon. Hist. 1 73 ,3 ; al.; Ps.-Plut. Provo Ecl. 13) schreibt Greg. hier av�v1Jta OLWXELV, vielleicht eine gewollte oder ungewollte Kontamination mit aVT]vUtq.> bd EQYq.> aus Od. 1 6,1 1 1. Kantak. schreibt, daß die Strenge des Winters eine kriegerische Auseinandersetzung der Heere aus Kpl und Didymoteichon unmög lich machte ( 193,3 -6). 1 20 Die Erklärung des hier von Greg. benutzten Sprichworts machte schon den alten Paroimiographen Schwierigkeiten. Bei Zenob. III 82 liest man: « Dieser Mandra bolos fand mal auf Samos einen Schatz; im ersten Jahr widmete er dafür Hera ein goldenes Schaf (als Weihgeschenk), im zweiten ein silbernes und im dritten eins aus Bronze. » Georg. Kypr. Cod. Mosq. III 50 erzählt, Mandrabolos habe den Göttern j ährlich ein Opfer versprochen. Im ersten Jahr opferte er 10 Rinder, im zweiten 9 usw., und so wurde er schließlich meineidig.
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ANMERKUNGEN: 121-124 121
Gr. Hörer; s. dazu Bd. II Anm. 1 . Guy de Lusignan (PLP 15074) war ein Sohn Amalrichs von Tyros (des Sohnes Hugos II. v. Zypern, 1267- 1284, und Jerusalem, 1269- 1284) und der Isabella von Armenien, einer Tochter des Hetumiden Leon III. v. Armenien, 1269 - 1289. Seine Mutter war eine Schwester der Mutter Andronikos' III., Rita v. Armenien. Greg. irrt sich also, wenn er Rita (in Byzanz Maria und als Witwe und Nonne Xene) eine Schwester von Guys Vater nennt. Guy war demnach ein Vetter Andronikos' III. Er war um 1317 nach Kpl gekommen. Seine Mutter starb 1323, seine Tante RitaiMarialXene 1333. Er war, wie Greg. erzählt, zuerst verheiratet mit einer Kusine des Johannes Kantak., die aber 1330 starb, ohne ihm Kinder geschenkt zu haben. Darauf heiratete er eine Tochter des Syrgiannes, den Kantak. aus der Gunst Andronikos' III. verdrängt hatte. Guys Tochter aus dieser Ehe, Isabella, war verlobt mit dem zweiten Sohn des Kantak., Manuel. Als Guy sich gegen Kantak. stellte, wie wir hier erfahren, wurde die Verlobung gelöst (s. Kantak. II 1 93,2 f.). Guy bestieg ein Jahr später ( 1342) als Konstanti nos III. den Thron Armeniens, um mit westlicher Hilfe das Land gegen die Moslims zu verteidigen. Er wurde aber schon nach zwei Jahren ( 1 7. 1 1 . 1344) zusammen mit 300 Rittern aus dem Westen von antilateinischen und defaitisti schen armenischen Baronen umgebracht. Seine obengenannte Tochter heiratete schließlich im ]. 1348 doch noch Manuel Kantak. (s. ZAKYTHINOS, Dionysios A.: Une princesse fran�aise a la cour de Mistra au XIVe siede, Isabelle de Lusignan Cantacuzene, in: Rev. Et. Gr. 49, 1936, 62-76). Zu Guy s. BIN ON, St.: Guy d'Armenie et Guy de Chypre etc., in: Melanges G. Boisacq I, Brüssel 1937, S. 125 - 142; LEMERLE, Paul: Autour d'un prostagma inedit de Manuel 11. L' aule de Sir Guy a Thessalonique, in: Silloge Biz. in onore di S. G. Mercati, Rom 1957, S. 271 -286. Zu seinem Verhalten im Machtkampf des Kantak. s. WEJS S : Kantak. passim. 123 Karitak. selbst erzählt, daß er Guy dem Armenier (Syrges Delenuzian Sire Guy de Lusignan), Gouverneur von Pherai ( Serrhai/Serrhes, s. SAMOTHRAKJS s.n. Siris), dem Gouverneur von Thessalien Monomachos sowie dem Gouverneur von Thessalonike Theodoros Synadenos durch Gesandte seine « Usurpation» mitteilte und sich entschuldigte, gezwungenermaßen gehandelt zu haben, ohne sie vorher unterrichten zu können. Monomachos lehnte es ab, die Gesandten zu empfangen, Synadenos machte Kantak. Vorwürfe, Guy setzte die Gesandten fest und tat ansonsten, was wir auch bei Greg. lesen. (Vgl. dazu B. NERATZE-BARMA ZE: �uQY�� N"tEA.EVOU�La�, uQXwv �EQQÖJV ( 1341 - 1342 ) , in: Byzantina 10, 1 980, 193 -202.) Synadenos bereute bald seine Haltung und versprach Kantak., ihm Thessalonike auszuliefern (Kantak. 11 190,23 - 1 93,12). 124 GRUMEL: Chronol. S. 467 verzeichnet eine vollständige Mondfinsternis für die Nacht vom 23 . auf den 24. Nov. 1341, eine partielle Sonnenfinsternis für den 9. III
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ANMERKUNGEN: 124-129 a
Dez. 1341, eine weitere partielle Sonnenfinsternis für den 5. 5. 1342 und eine vollständige Mondfinsternis für 20./2 1 . 5. 1342. Die Sonnenfinsternis vom 5. 5. 1342 dürfte in Kpl kaum sichtbar gewesen sein, da Greg. sie sonst sicher erwähnt hätte. Nur die erste Mondfinsternis ging noch mehr oder weniger dem ganzen Bürgerkrieg voraus, Greg. wertet aber wohl alle drei hauptsächlich als omina für die böse Zeit von 1341/2 bis 1347. 125 Die Gemahlin des Johannes Kantak. (NICOL: Kantak. Nr. 23; PLP 10935) war eine Tochter des Andronikos (Palaiologos) Asan, eines Sohnes Ivans III. Asan von Bulgarien ( 1279 - 1280), der nach seinem Sturz nach Kpl geflüchtet war (s. Bd. I S. 1 3 1 mit Anm. 233 -235). Über Andronikos Asan (PLP 1489, wo Schwiegersohn in Schwiegervater zu korrigieren ist) hat Greg. schon einiges erzählt (s. Bd. II Index s. n.). Wir sahen in Anm. 83, daß Apokaukos ihn für die antikantakuzenische Partei gewonnen hatte. Dabei hatte er ihm sogar die Kaiser herrschaft angetragen (Kantak. II 1 14, 1 4 f.). S. auch Anm. 126. 126 Ü ber den von der Mutter des Kantak. vereitelten Staatsstreich, den die Brüder Johannes und Manuel Asan (PLP 1499 u. 1506) mitgeplant hatten, s. Bd. II S. 78 f. mit Anm. 470. Sie saßen deswegen im Herbst 1341 seit über 5 Jahren in Haft (vgl. Bd. II Anm. 45 1), und nicht zuletzt das hatte Andronikos Asan gegen seinen Schwiegersohn aufgebracht (Kantak. II 1 13,8 - 1 14, 15). Bezüglich des Ortes, wo die bei den gefangengehalten wurden, scheint Greg. sich zu irren. Laut Kantak. II 1 6 1,20 u. 248,23 war es (nicht Abdera, wie Greg. antikisierend Polystylon nennt, sondern) Bera, eine kleine Festung am Hebros. Vgl. Kantak. III 3 1 0,17-20; DUCANGE und BOIVIN zu dieser Gregorasstelle in ed. Bonn. S. 1263 f. ; LEMERLE: Aydin S. 65 Anm. 3; FAT.-KR. I Anm. 233. Es handelt sich um das berühmte Kosmosoteirakloster « bäti . . . sous forme de forteresse» (As dracha), gegründet 1 1 52, und die um das Kloster entstandene Siedlung Bera; ausführlich dazu ASDRACHA: Rhodopes S. 124 - 130. Wie Greg. zu der irrefüh renden Bezeichnung Abdera/Avdera gekommen sein könnte, erklärt auch sie leider nicht. 127 Die roten Schuhe unterbinden = die Kaiserrnacht usurpieren, s. dazu ob. Anm. 25. 128 Kantak. selbst berichtet, daß er noch vor dem 26. 10. 1341 seine Gattin mit einem Heer nach Bera sandte, um dort seine Schwäger abzuholen (II 161, 1 8 -22) ; bei der Kaiserproklamation waren sie dabei (1 66,24- 1 67,3) und seit dem waren sie treue Anhänger des Usurpators, der sie mit wichtigen Aufgaben betraute. 129 Vgl. Kantak. II 193,6- 12 ; oben Anm. 123. 129a Greg. scheint hier von seinem eigenen ArchaIsmus irregeführt zu sein. Polysty Ion ist, wie in Anm. 126 notiert wurde, der Name des Ortes, der in byzantini scher Zeit an der Stelle des antiken Abdera lag (s. SAMOTHRAKIS s.n.), und nicht
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ANMERKUNGEN: 129.-131 etwa ein älterer Name für Abdera. Was den Vorgang selbst betrifft: Kantak. datiert seinen Auszug aus Didymoteichon auf den 5. März ( 1 96,2). Vorher hatte eine Beratung stattgefunden, wohin man ziehen würde. Die Anhänger aus Kpl wollten gleich die Hauptstadt nehmen, die aus dem Westen zuerst dort eine Machtstellung aufbauen. Kantak. selbst entschied sich für den Westen ( 1 93 ,23 - 195,3 ) . Auch zog Kantak. nicht geradewegs nach Polystylon, sondern zuerst nach Bera, das er vergeblich einzunehmen versuchte ( 196,9- 197,8), und von dort nach Peritheorion, das er 24 Tage belagerte, während er inzwischen auf eine Nachricht von Synadenos und Khreles wartete (197,8 - 15). Inzwischen bietet Johannes Vatatzes, der Anführer eines gegnerischen Heeres, eine Friedens vermittlung an, woraus aber nichts wird (197, 1 5 - 199, 1 8 ; 213,19 - 2 1 ) . Zur gleichen Zeit (d. h. während der Belagerung von Peritheorion) bittet Kantak. die Athosmönche um Vermittlung; diese erreichen aber ebenfalls nichts, laut Kan tak. natürlich nur wegen der Bosheit seiner Gegner, deren Opfer die Kaiserin war (208,23 -213,19). Von Peritheorion geht es weiter nach Polystylon (s. Anm. 136). Peritheorion ist ein Städtchen am Nordpunkt· des Porou-Sees im Landstrich Rhodope, das zum ersten Mal in einer Notitia episcopatuum von Nikolaos 1. Mystikos (90 1 - 907) als Suffraganbistum von Traianupolis erwähnt wird (ed. DARRouzts: Not. episc. Liste 7 Nr. 602). Kantak. setzt es mit dem antiken Anastasiupolis gleich, das von Andronikos IIl. wiedererbaut worden wäre und dabei den neuen Namen Peritheorion erhalten hätte. Daran muß etwas nicht stimmen, denn in der genannten Liste wie in noch einigen weiteren erschei nen bis ins 12. Jh. Bischöfe von Anastasiupolis und von Peritheorion nebenein ander als Suffraganbistümer von Traianupolis (die Listen 9, 10 u. 13 bei DAR RouztS). Danach verschwindet Anastasiupolis aus den Listen; es ist wohl um 1205 vom Herrscher des 2. bulgarischen Reiches Kalojan zerstört worden. Die ses Schicksal ereilte auf alle Fälle damals Peritheorion (s. Akropolites S. 23, 12). Andronikos IIl. hat sich wohl in der Lokalisierung geirrt, als er Peritheorion restaurierte, da es in der Appendix zur Bischofsliste Andronikos' IIl. (DARRou zts o. c. Nr. 1 7) als zur Metropolis befördert erscheint (Nr. 1 3 1 ) . Ausführlich zu Peritheorion ASDRACHA: Rhodopes S. 9 8 - 104 (die DARROUztS noch nicht be nutzen konnte). Ebd. S. 96-98 zu Polystylon, das etwas östlich vom Nestos Delta am Meer liegt. 1 3 0 Nicht der Nestos ist in Wirklichkeit der größte fluß Thrakiens, sondern der Hebros (s. Anm. 1 1 8 ) . Der Nestos entspringt, wie der Hebros, bei Rila, fließt aber auf viel direkterem Wege zum Meer. Seine Länge beträgt 233 km und er mündet gegenüber von der Insel Thasos in die Ägäis. 1 3 1 Paradebeispiel aus der natürlich jedem byzantinischen Leser geläufigen Ge schichte des Jahres 480 v. ehr., die vor allem Herodotos (Lib. VII 228) und die Grabinschrift des Simonides (AP 7,249) berühmt gemacht haben.
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ANMERKUNGEN: 132-134 1 32
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Auch Kantak. berichtet über die Hilfe, die er vom Serben Khreles erhielt. Er nennt ihn einen Mann, der während des Krieges zwischen den beiden Androni koi (II. und III.) zum jungen Kaiser übergelaufen war; er selbst hätte ihn seinem kaiserlichen Freund empfohlen. Nach der Usurpation des Kantak. bot er diesem seine Dienste an (Kantak. II 193,12-23). Zu Khreles (Chr-, Hr-), Relja Ohmu cevic s. JlRECEK: Serben I S. 3 79 ; DINIC, M.: R. O. in: Zb. rad. Viz. lnst. 9 ( 1966) 95 - 1 18. Manuel Tarchaneiotes war ein Verwandter des Kantak. (s. unten S. 653,13 f.), aber der genaue Verwandtschaftsgrad ist nicht angegeben. Die Familie zählte seit dem 1 0./1 1 . Jh. zur Prominenz in Byzanz. Wir sahen Bd. II S. 1 19 u. 124, daß eine Schwester Michaels VIII., Maria/Martha, den Großdomestikos Nike phoros Tarchaneiotes heiratete, der also Kantakuzenos' Urgroßvater mütterli cherseits war. Ein weiter nicht bekannter Johannes Tarchaneiotes war sein On kel (Bd. II I. c.). Der hier genannte Manuel, der auch noch den Namen Kurtikes trug, hatte für Kantak. Ende August/Anfang September 1341 Apokaukos in seinem Turm in Epibatai überwacht (Kantak. II 71,16- 19). Wir werden unten (S. 652f.) noch mehr über ihn erfahren. Georgios Phakrases ist, wie auch seine Familie, weniger bekannt; er erscheint später ( 1 3 5 1 ) bei Kantak. (III 196,3 f.) als Protostrator (ohne Vornamen). Zu ihm GUILLAND: Rech. I S. 487. Die zwei weiteren Offiziere waren laut Kantak. II 195, 1 2 f. der Primikerios Johannes Palaiologos (zu ihm LEMERLE: Philippes S. 206 -213) und Georgios Glabas (zur Familie POLEMIS: Doukai S. 120; zur Person WEISS: Kantak. S. 39 Anm. 260). Er war vermutlich ein Nachkomme des Generals Michael Dukas Glabas Tarcha neiotes (POLEMIS Nr. 89; vgl. Bd. I Anm. 268). Kantak. II 195,4 - 1 7 berichtet ebenfalls, welche Anordnungen er i. B. a. Didymoteichon traf. In einigen Punkten ergänzt er dabei Greg. Unter denen, die dort zurückblieben, nennt er auch seine drei Töchter und den Dux Nikephoros, d. h. den der Herrschaft von Epeiros beraubten Nikephoros H. Dukas Orsini, von dem in Bd. II öfter die Rede war (s. Index s.n.). Dieser war mit der Kantakuzenostochter Maria verheiratet worden. Er konnte ihn nicht mimehmen (so Kantak.), da er noch im Knabenalter war (vgl. Bd. H Anm. 495). Seinen etwa 16jährigen Sohn Manuel nahm Kantak. übrigens wohl mit (1 95,21 ). Die Größe der Besatzung von Didymoteichon gibt Kantak. vager an als Greg.: « ein Reiterheer, das er für ausreichend hielt, die Angriffe aus Kpl und anderen Städten abzuwehren» . Laut Kantak. kamen aber bald darauf weitere Truppen hinzu, und damit zusammen verfügte Didymotei chon über 1000 Soldaten. Außerdem verteilte Kantak. über die ausgedehnten Vororte von D. acht Anführer mit jeweils 1000 Bogenschützen; den Oberbefehl erhielt sein Schwager Manuel Asan. Das wichtigste über diese beiden Personen ist zusammengestellt in PLP Nr. 10983 u. 1098 1 . Matthaios war ca. 1325, Manuel ca. 1330 geboren. Beide
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ANMERKUNGEN: 134-140
haben bis 1341, ihrem Alter entsprechend, keine besondere Rolle gespielt. Mat thaios hatte im Winter 1340/41 Eirene Palaiologina, eine Tochter des Despoten Demetrios Palaiologos, geheiratet (s. Bd. II Anm. 507); vor allem er wird in unserer weiteren Geschichte noch von sich reden machen. 1 3 5 Zu ihm s. ob. Anm. 1 17. 136 Marcus Antonius, der eigentliche Sieger in der berühmten Doppelschlacht vom J. 42 v. Chr., zählt nicht mehr mit. Eine spezielle Darstellung der Schlacht hat unser Autor wohl nicht im Auge. Der Abzug von Peritheorion war erfolgt, nachdem Boten von Synadenos und Khreles Kantak. aufgefordert hatten, schnellstens zu kommen (Kantak. II 213,2 1 -214,2) . Verrat aus den eigenen Reihen verhinderte im letzten Augenblick, daß die Feste sich ergab (214,2-218,1 ) . Kantak. zieht also ab (21 8,l f.), schickt Synadenos Nachricht, daß er komme (225,20 -226,15), macht kurz halt bei Polystylon, um es zu verstärken und dort eine Besatzung zurückzulassen (226, 1 6 -21), und zieht dann durch die Enge von Christupolis bis Philippi, wo er sein Lager aufschlägt (226,2 1 -23). 1 3 7 Laut Kantak. fand die Begegnung mit Khreles nicht bei Philippi statt. Als er nämlich von dort weiterzog, erhielt er Nachricht von Synadenos, daß er nun Thessalonike doch nicht ausliefern könne (einerseits aus Angst vor den Zeloten, andererseits aus Angst um seine Frau und seine Kinder in Kpl; S. 233 , 1 1 -22 schreibt Kantak. aber, daß Synadenos nichts gegen die Zeloten unternahm, um sich nicht verdächtig zu machen, und im Vertrauen, durch Heer und Adel die Überhand zu behalten). Kantak. solle sich also erst mit Khreles verbinden. Die ser zog darauf nach Drama (4 Stunden nördlich von Philippi) und lagerte beim Dörfchen Kodoniane. Dieser unbedeutende Ortswechsel hat Gregoras wohl nicht interessiert. Nach Kodoniane lud Kantak. Khreles ein, der aber antwortete, er wolle erst Melenikon erobern. Kantak. kommt ihm aber zuvor, nimmt Mele nikon, unterstellt es seinem Schwager Johannes Asan und begibt sich dann zum Lager des Khreles und verbündet sich mit ihm (Kantak. II 227,20 -228,16 u. 232,4-233,8 ) . 1 3 8 Rentina, im Altertum Arithasa, am östlichen Ende des Bolbe(Volve)-Sees auf Chalkidike. Justinian I. hatte dort eine sehr starke Akropolis, Artemision ge nannt, gebaut. S. SAMOTHRAKJS s. n. 1 3 9 Kantak. setzt die Einnahme von Melenikon (232,4-20) vor die von Rentina (236,4- 6), was richtig sein muß, da das Treffen mit Khreles bei Kodoniane schon nach der Einnahme von Melenikon stattfand, s. Anm. 137. 1 40 Gemeint ist natürlich das «Sprichwort » : Man muß die Gelegenheit beim Schopf packen.» Für die Abbildung, die Gregoras vor Augen steht, s. Posidip pos, Epigramm auf ein Kairos-Bild des Lysippos in AP XVI 275. Zur Darstel lung von Väterchen Zeit mit kahlem Hinterkopf s. auch Tzetzes Hist. Chi!. ••
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ANMERKUNGEN: 140-141
8,42 1 - 427 u. 261-265 ed. LEoNE. BOIVIN notierte zu dieser Stelle (ed. Bonn. S. 1265), daß Greg. mit diesem Zeit-Bild auch seine Homilie zur Mariä-Ver kündigung (s. Bd. I S. 55 Nr. 50) beginnt und es auch unten S. 1 053,14 be nutzt. 1 4 1 Kantak. selbst verhehlt in seinem Geschichtswerk, daß sein Zögern ihn um die Einnahme von Thessalonike brachte. Er spricht mit keinem Wort über ein Zö gern bei Kodoniane oder Rentina. Vielmehr schiebt er Synadenos die ganze Schuld zu. Dieser hätte ihn aus Feigheit und zweifelhafter Gesinnung zuerst dazu bewogen, sich der Unterstützung des Khreles zu versichern (ll 226,23 -227,20; vgl. Anm. 13 7) und inzwischen ein schwaches Gouvernement geführt, was die Zeloten zum Aufstand ermutigte, der ihn wider Erwarten aus der Stadt vertrieb (233,8 -235,15). Davon unterrichtete er Kantak., der sich noch bei Chalkidike (gr. 1tEQL, BOIVIN lat. prope) aufhielt, und bat ihn, schnell zu kommen (235,15 :"'22) . In der Darstellung des Kantak. ist zu diesem Zeitpunkt Rentina noch nicht eingenommen; dieser scheint sich noch in seinem Lager bei Kodonia ne aufzuhalten. Denn ein Weggang von dort ist nicht erwähnt worden. Kodonia ne liegt aber nicht auf Chalkidike, sondern etwa 100 km nach Nordosten (aber auch nicht im thrak. Chalkidike, s. Anm. 279 Ende). Rentina dagegen liegt ebendort, wo für den aus NO Kommenden Chalkidike beginnt. Kantak. nun schreibt, daß er auf die Nachricht des Synadenos hin mit Khreles eine Vereinba rung traf und dann zum Protostrator Synadenos eilte, wobei sich ihm im Vor übergehen Rentina ergab. Von dort rückte er dann bis Lankada bei Thessalonike (235,22 -236,8) vor. Man hat Grund zur Annahme, daß die etwas unklare Erzählung des Kantak. den Umstand verdecken soll, daß er bei schnellerem Handeln dem Zelotenaufstand in Thessalonike hätte zuvorkommen können. Deswegen streitet er ein Zögern bei Rentina indirekt ab, indem er von einer Unterwerfung beim Durchziehen spricht. Ich glaube deshalb Gregoras, daß er bei Rentina seine Zeit vertat und auf die Nachricht wartete, daß Synadenos die Sache allein geklärt hatte, bis er erfuhr, daß dieser sich mit Mühe und Not vor dem Zelotenaufstand hatte retten können. Gregoras spricht von einem Blutbad, das dabei angerichtet wurde. Laut Kantak. hätte nur ein kleines Scharmützel stattgefunden, wobei einige Gefolgschaftsleute des Synadenos verwundet wur den. Etwa 1000 Leute wären mit Synadenos aus der Stadt vertrieben worden, und einige Adelige, die nicht gleich mitfliehen konnten, fielen den Zeloten in die Hände (233,22-234,6). Wenn es sich tatsächlich so zugetragen hat, kann man nur sagen, daß die sogenannten « Mächtigen» in Thessalonike den Zeloten ent weder leichtes Spiel ermöglichten oder sich bewußt waren, fast die ganze Ein wohnerschaft zum Feind und deshalb keine Siegeschancen zu haben. Das soge nannte Weiberkastell, wohin Synadenos flüchtete (vgl. Kantak. 235,9 - 12), war erst von Andronikos III. gebaut worden; es lag etwa 35 km nördlich von Thessa-
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ANMERKUNGEN: 141-146
lonike und wurde so genannt, da angeblich Frauen ausreichten, um es zu vertei digen (Kantak. 1 541,23 -542,6). 1 42 Laut Kantak. nicht nur er, sondern auch ein Heer aus Kpl unter Führung zweier Palaiologen, Andronikos und Thomas, das sich in Pherai (Serrhes) mit Gim vereinigt hatte und welchem sich auch noch Monomachos mit seiner Gefolg schaft anschloß (236, 8 - 1 3 ) . 1 43 Auch Kantak. erwähnt das Zusammentreffen mit Synadenos und den Seinen, denen er seinen Plan mitteilte, zuerst weiter westlich gelegene Städte und Gebiete zu unterwerfen. Manche, darunter Synadenos, ziehen nur gezwungen mit in Richtung Edessa, das man aber nicht erreicht, da der Axios unpassierbar war (23 6,14-243,1 1 ) . Anschließend erwähnt auch Kantak. die Ankunft der Flotte in Thessalonike; er datiert diese auf den gleichen Tag, an dem er vergeblich bis zum Axios vorgerückt war. Die Zahl der Schiffe gibt er mit 70 an (Greg.: mehr als 50) (243,12- 19). 144 Gr. 'lhJllov :n;VEOVtE� Mut schnaubend; vgl. das homerische IlEvEa :n;VELOV1:E�. 145 Die Vorgeschichte dieser nicht stattfindenden Schlacht wird von Kantak. ein wenig anders dargestellt. Er schiebt die Initiative für den Abfall des Synadenos dem Apokaukos zu, der von den Meinungsverschiedenheiten im Heer des Kan tak. erfahren hätte. Mit verlockenden Versprechungen bewog er daraufhin viele zum Überlaufen, darunter Synadenos. Kantak. läßt großzügig jedem die Freiheit zu gehen, wohin er will. Selbst will er nun nach Serbien ausweichen. Als er aber schon das Signal zum Abmarsch gegeben hat, rückt Apokaukos aus der Stadt aus und vereinigt sich mit Synadenos und den übrigen Überläufern. Sie bedrohen Kantak., greifen aber nicht an (243,19-255,12). Ungenau über diese Ereignisse Kleinchron:8,3 8 ; vgl. dazu SCHREINER II 255 f. Kantak. nimmt das Ausbleiben eines Angriffs zum Anlaß, um Apokaukos als feige und in Sachen Kriegführung völlig unfähig darzustellen. Sehr gut zeigt dagegen PARISOT S. 177- 1 79, wie geschickt Apokaukos es fertigbrachte, Kantak., ohne eine Schlacht zu liefern, bis auf 2000 Mann sein ganzes Heer zu nehmen, ihn von seiner Basis, Didymotei chon, abzuschneiden und ihn selbst mit dem Rest seines Heeres aus dem Lande zu jagen. Wenn Apokaukos zu diesem Zeitpunkt einen Fehler gemacht hat, war es qer, daß er sich nicht rechtzeitig die Freundschaft Dusans von Serbien «ge kauft» hat, s. PARISOT S. 1 82. Parisots «Lob» für Apokaukos schließt sich MURATORE S. 360 Anm. 3 an. Dieser weist außerdem darauf hin (S. 359 f.), daß Byzanz kurz zuvor (25. 3 . 1342) einen neuen Vertrag mit Venedig geschlossen hatte (DÖLGER: Reg. 2876), was Apokaukos bei der Ausrüstung seiner Flotte geholfen haben mag. 146 Das berühmte Leonidaswort « laßt uns jetzt frühstücken, um im Hades zu Abend zu essen» überliefert uns Plutarch Apophth. Lac. Leonidas 13, p. 225D; vgl. Gnom. Vat. 390; Greg. unten S. 895, 1 8 f. Lat. auch Cicero Tusc. Quaest. 1 , 1 0 1 . =
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ANMERKUNGEN: 147-154 1 47
Kantak. datiert nicht so genau. Nach dem Bericht über die nicht erfolgte Schlacht erzählt er zuerst, daß Apokaukos einen Teil seines Heeres aussandte, um Edessa von der serbischen Belagerung zu befreien. « Inzwischen» , schreibt er, passierte das Mißgeschick mit seinen Gesandten zum Kral, worüber Greg. hier berichtet (255,13 -256,5) . 148 Kantak. bestätigt diesen Bericht und präzisiert einiges, wie die Namen der Ge sandten, den Namen des Serben, die Behandlung der Ausgelieferten und die Belohnung des Auslieferers (256,5-257,7). 149 Kantak. nennt den Mann Liberos. Er berichtet: Als seine Feinde keinen Kampf liefern wollten, marschierte er selbst mit seinen 2000 Getreuen ab und übernach tete beim Kastell Prosoikos, das in serbischen Händen war. Der Kommandant jedoch war ein alter Vertrauter des Usurpators. So konnte dieser am nächsten Tag ruhig den Axios überqueren und in Richtung Skopje weiterziehen. Darauf traf er bald Liber(i)os (257, 13 -260, 10). Zu ihm s. PLP 148 8 8 (Ioan Oliver). 150 Eurip. Phoeniss. 270 f. 15 1 Manuel war erst etwa 1 6 Jahre alt, s. NICOL: Kantak. Nr. 25. 2 1 5 Vgl. Bd. II Anm. 1 73 . 153 Das gleiche Sprw. Bd. I I S . 75; der Anm. dazu (167) möchte ich hier folgendes hinzufügen: Xen. Kyrop. I 2,11 « Süß ist es dem Hungrigen, Gersten- und Wei zenbrot zu essen» (s. FATOUROS : Test.app. zur Stelle) ; vgl. auch Xen. ebd. VI 2,28. Zenob. I 12 Anm. aus Athenaios VI 270 E: « einem Mann, der hungert, ist Gerstenbrot wertvoller denn Gold oder Elfenbein» . 153. Ausführlich z u dieser ganzen Episode Kantak. I I 260,11 -276, 1 9, der i m we sentlichen Greg. bestätigt. Eine wichtige Ergänzung bilden allerdings die genau en Angaben über einen Beistandsvertrag, den der Usurpator mit dem Kral ver einbarte. Kantak. datiert diesen Vertrag ca. 9 Monate nach dem Ausbruch des « Bürgerkriegs » (263,3), d. h. in den Juli 1342. Er legt sehr viel Wert darauf zu betonen, daß er dabei keine byzantinischen Interessen preisgab. Anscheinend wurde ihm das später vorgeworfen. Vgl. PARISOT S. 1 8 2 f. ; s. aber auch unten Anm. 1 84. Hilfreich war ihm dabei die Unterstützung durch die Gattin des Krals Jelena (Helena), die sich probyzantinisch verhielt. (Vielleicht ein Erbe ihrer Stief mutter Theodora? ) Tatsächlich bedeutete die Flucht des Kantak. zum Kral, daß er die Entscheidung im byzantinischen Machtkampf einer ausländischen Macht in die Hände gab. Der verhaßte Usurpator nutzte seine unter Andronikos III. geknüpften ausländischen Kontakte zum Hochverrat im großen Stil, indem er den Staat zur Befriedigung seines Ehrgeizes fremden Mächten auslieferte. Die Schilderung der Zustände in Serbien durch Greg. ist natürlich durch dessen persönliche Erfahrungen aus dem J. 1326 beeinflußt (vgl. Bd. II S. 73 -78 ) . 154 Diese Datierung stimmt mit der des Kantak. überein, s. die vorige Anm. Zur Datierungsweise « als Orion aufging» setzt SCHREINER: Kleinchron. II 255
280
ANMERKUNGEN: 154-156
Anm. 44 den Angaben BOIVINS zur Stelle, ed. Bonn. S. 1266 ( <
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ANMERKUNGEN: 156-158
moteichon zurückzukehren . . . (305,23 - 306,2). Diese Stelle kann man auf die Vorbereitungen für den ersten Versuch beziehen, der etwa August/September 1342 erfolgte. Also sobald in Kpl bekannt wurde, daß Kantak. aufgrund des mit dem Kral geschlossenen Vertrages sich rüstete, mit serbischer Hilfe den Marsch nach Didymoteichon anzutreten (s. Kantak. 276,1 9 -277, 1), reagierte man in Kpl mit einem Angebot an den Kral. Da laut unserer Berechnung (s. Anm. 154) Kantak. erst um den 12. Juli beim Kral eintraf und der Vertrag erst nach mehre ren Tagen zustande kam (s. 262, 1 7 ff., bes. 262,1 8 , 274, 1 1 u. 276,14), kann eine Nachricht über Vorbereitungen mit Hilfe des Krals nicht vor August Kpl erreicht haben. Eilige Gesandte können dann noch gerade im August in Serbien ange kommen sein. Sie mußten jedoch noch einmal zur Rücksprache nach Kpl zu rück. Sie können also mit dem zweiten Angebot unmöglich vor dem ersten Versuch des Kantak. wieder in Serbien gewesen sein. Da Kantak. beim Kral ist, als sie zurückkommen, ist die zweite Phase der Gesandtschaft frühestens Anfang Oktober anzusetzen (vgl. Anm. 161). DÖLGER: Reg. 2880 ist entsprechend zu korrigieren. Das Angebot, das Greg. beschreibt, ist (nicht das erste, wie DÖLGER Reg. 2879/80 meint, sondern) das zweite (Kantak. 306, 1 0 - 14). Das erste hatte nur allgemein einen Tausch vorgeschlagen: byzantinische Städte, über die man sich noch einigen mußte, gegen Auslieferung des Kantak. Laut Kantak. hätte der Kral geantwortet, auch wenn man ihm das ganze Reich anböte, würde er sich darauf nicht einlassen. Das ist unglaubwürdig; die Gesandten wären sonst nicht so schnell wiedergekommen. Der Kral muß zumindest haben durchschimmern lassen, daß er verhandlungsbereit war, aber nur für einen Preis, den die Gesand ten nicht eigenmächtig zahlen konnten. Daher kehrten sie mit größerer Voll macht zurück. Das zweite Angebot aber haben die Serben gewiß nicht deswegen abgelehnt, da sie « alle den Kaiser ( Kantak.) liebten» (Kantak. 306,2 1 ) ; der Grund ist vielmehr, daß sie zu diesem Zeitpunkt eine Allianz mit dem Adeligen Kantak. für sicherer hielten denn eine mit der Regentenclique in Kpl. Wie wenig sich der Kral aus der Freundschaft mit Kantak. machte, hat er bald darauf mit Taten überzeugend bewiesen. 1 57 Gemeint ist natürlich der berühmt-berüchtigte Mithradates VI. Eupator von Pontos ( 1 20 - 66 v. ehr.), der Jahrzehnte lang dem römischen Reich die Stirn bot. Er probierte aber nicht sosehr alle möglichen Gifte aus, um sich eventuell mit dem schnellstwirkenden umbringen zu können, sondern um sich zu immuni sieren. Schon im J. 105 hatte seine Gattin versucht, ihn zu vergiften, was aber nicht ihm, sondern ihr das Leben gekostet hatte. Als er schließlich den Römern in die Hände zu fallen drohte, mußte der an Gift gewohnte Mithradates sich erstechen lassen. S. Kl. PAULY, s . n. Greg. schöpft vielleicht aus Appian 12, 1 6 Mithr. 1 1 1 (ed. VIERECK-Roos 1 521,8 - 1 7) ; vgl. Iustin 37,2,5 f. 1 58 Kantak. berichtet für diese Zeit nichts Derartiges. »
=
=
282
ANMERKUNGEN: 159 - 1 6 1
159 Nach Homer 11. 1,82.
160
Diese Anerkennung der legitimen Rechte der Kaiserin-Mutter Anna und des Thronfolgers Johannes V. trug Kantak. regelrecht zur Schau (als ob es normal gewesen wäre, wenn er anders gehandelt hätte!), und sie bildet in seinem Ge schichtswerk, sprich Memoiren, einen Kernpunkt seiner Apologie, kein Usurpa tor gewesen zu sein und das legitime Kaiserhaus nie bedroht zu haben. Wir werden sehen, wie er schließlich - natürlich durch die Schuld anderer, nament lich des Thronfolgers - diesen Legitimismus doch aufgegeben hat. Ich halte diesen Legitimismus, dem DÖLGER eine spezielle Studie gewidmet hat (DöLGER: Legitimist), für Schau und im günstigsten Fall für Selbstbetrug. Sein wirkliches Anliegen, das er sich vielleicht lange selbst nicht eingestehen wollte, war es, die legitime, aber in seinen Augen unfähige Palaiologendynastie zu scheinbar illegiti men Handlungen zu verführen, um ihr so auf scheinbar legitime Weise die Legitimität zu rauben. 1 61 S. unten S. 656,23 ff., wo aber ein Verwaltungsauftrag nur ganz beiläufig ange deutet wird ( <<seit er vom Kaiser donhin gesandt war mit einem Auftrag zum Gouvernement don», 657,4f.). Die « Ernennungsurkunde» (dogma, Greg.; chrysobulle, Kantak. 3 12, 1 1 ) bringt Kantak. im Wonlaut, S. 3 12,15 -322, 15. Einleitend sagt er dazu, daß er darin auch die Namen der Kaiserin und des Kaisersohnes Johannes eintrug, damit der neue Gouverneur von Thessalien und seine Provinz gehalten seien, auch ihnen zu gehorchen (312,12 - 14). Im Doku ment selbst heißt es, daß Johannes Angelos nicht nur « unserer Majestät» (d. h. dem Usurpator Kantak.), sondern auch dem Kaiser Johannes Palaiologos zu gehorchen hat, « wenn diese ( meine Majestät) ihn zum Nachfolger in der Kaiserherrschaft bestimmen wird» . Sollte der Palaiologe aber Deo volente ster ben, schuldet der Gouverneur von Thessalien den gleichen Gehorsam dem Mann, « den meine Majestät mit Gottes Hilfe zum Nachfolger und Erben der Rhomäerherrschaft bestellen wird» . Übrigens heißt es noch, daß bei jedem An laß überall des Namens der Kaiserin und des ihres Sohnes zu gedenken sei (320,23 -321,14). Laut Kantak. 309,20 f. geschah die Ernennung des Johannes Angelos aus Anlaß einer Gesandtschaft aus Thessalien, die ihm die Unterwer fung ihres Landes offerierte. Das war « um die gleiche Zeit» , als die Gesandt schaften aus Kpl beim Kral eintrafen. Wie oben in Anm. 156 gezeigt wurde, kann die zweite Phase der gen. Gesandtschaft(en) nicht vor Oktober 1342 da tien werden. Übrigens erwähnt Kantak. in seiner Antwon an die Gesandtschaft aus Thessalien ausdrücklich sein Echec vor Pherai (3 10,14-21), so daß dies unsere Datierung der Gesandtschaft(en) aus Kpl bestätigt. Die Ernennung des Johannes Angelos erfolgte aber nicht sofort, sondern erst nachdem man in Thes salien darüber beraten und ihr zugestimmt hatte (3 1 1 , 1 1 -3 12,4). Mit Recht datierte also PARISOT S. 1 8 5 die Ernennung auf Winter 1342/43 . =
283
ANMERKUNGEN: 1 62-166 1 62
1 63
16
Ganz im Sinne der kantakuzenischen Propaganda spricht Greg. von einem un blutigen Einzug des Mannes in die Kaiserstadt. Daß vorher Serben und Türken, von Kantak. dazu veranlaßt, Ströme von Blut vergossen und daß das Reich beim Sieg des Kantak. ausgeblutet dalag, wird von unserem Hauptstädter geflissent lich übersehen. Den Schluß des Abschnittes will Greg. als Dulder der palamiti schen Verfolgung natürlich auf sich selbst angewendet sehen. « Zunge», weil das Geschriebene zumindest theoretisch immer zum Vortrag bestimmt ist. Ob Greg. gewisse, uns weiter unbekannte Autoren im Auge hat, bleibe dahingestellt. Der einzige, der eine Parallelgeschichte zu der seinen ge schrieben hat, ist Kantak., der, auch wenn er damals schon die Absicht gehabt hätte, sie zu schreiben, und diese Greg. bekannt gewesen wäre, nicht gemeint sein kann, da er wohl der letzte war, um ihm gezolltes Lob mit Parteilichkeit zu erklären.
4
Greg. scheint hier ein Sprw. oder Zitat im Auge zu haben, etwa « irrationell ist der ungestüme Lauf des Zufalls » ; die Quelle habe ich nicht gefunden. Die perso nifizierte Tyche galt seit der hellenistischen Zeit als blind oder sinnlos, vgl. PW VII A 1 659; für solche Aussagen bei Menander s. Frgm. ed. KOERTE 295, 463 f., 632. 1 65 Gr. oUöE IlExQL XELAEWV aXQwv. Vg\. Ausdrücke wie fut' ö.xQ01J X. qnAoO'o
284
ANMERKUNGEN: 166-170
Tage verloren. Darauf erkrankt Liberios und es gehen noch einmal so viele oder sogar mehr Tage verloren. Danach macht sich im ganzen serbischen Heer eine Krankheit breit «
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ANMERKUNGEN: 171-174 1 71
Ich folge dem Beispiel des Greg., der unvermittelt in die direkte Rede übergeht. Die Lexika kennen als « trauerreichen» Vogel nur den Meereseisvogel aus Horn. 11. 9,563. Die Turteltaube war sprw. für Geschw.ätzigkeit, s. Zenob. VI 8 mit Anm. ; außerdem galt sie als schlecht singend, wenn sie Hunger hat, s. Diogen. VII 7 1 mit Anm. Unklar ist mir, ob Makrembolites HH p. 94 (zitiert im Thes. L.Gr. VIII 2537) absichtlich die Turteltaube als Beispiel des über ihre verlorenen Jungen trauernden Vogels gewählt hat; das gleiche Bild hat z. B. Sophokles Antig. 425 mit «Vogeh> . 1 73 In der Erzählung des Kantak. hätte sie kurz zuvor durch Manuel Tarchaneiotes genaue Nachrichten über ihren Gatten bekommen. Greg. setzt den Erkundi gungszug des Tarchaneiotes nach Serbien erst hinter den Abzug Umurs, s. unten § 8. 1 74 Der Bericht des Greg. über den Zug Umurs beschränkt sich fast zur Gänze auf rhetorisches Beiwerk. Man bekommt den Eindruck, daß Umur mit seinem Heer nur nach Didymoteichon marschierte, dort eine Weile lagerte und die Lage von Didymoteichon vorübergehend etwas erleichterte, um dann des strengen Win ters wegen bald wieder zu verschwinden. Genaueres erzählt Kantak. 11 344, 12-348,12. Umur erscheint bei ihm plötzlich, nachdem die Bulgaren, die Didymoteichon bedrohten, unerwartet abgezogen sind. Daß sie vor Umur zu rückwichen, wurde den Leuten in Didymoteichon erst hinterher klar. Für die Überfahrt hatte Umur 3 8 0 Schiffe gebraucht, um seine 29 000 Soldaten überzu setzen. Gelandet war er bei der Hebrosmündung und von dort hatte er die Kaiserin Eirene in Didymoteichon benachrichtigt, die ihm 100 Pferde schickte, damit er selbst und seine wichtigsten Männer nicht -zu marschieren brauchten. Außerdem teilte man ihm mit, daß Kantak. noch am Leben sei. Den Weg nach Didymoteichon beschritt Umur mit einer Elite von (nur) 2000 Mann. Bei Didy moteichon blieb er nur wenige Tage; er half bei der Verproviantierung des Städtchens durch die Plünderung von thrakischen Dörfern. Danach schickte er 500 Mann seiner Elite zu den Schiffen zurück, um diese zusammen mit 9000 anderen zu bewachen, und zog selbst mit dem Rest des Heeres, ca. 20 000 Mann, und den übrigen 1500 seiner Elite in Richtung Serbien. (NICoL: Kantak. S. 53 - schreibt, daß Umur eine Garnison zur Verstärkung von Didymoteichon zurück ließ; das steht nicht in den Quellen.) Die Wache an der Enge von Christupolis mußte die türkische Übermacht passieren lassen. Die Einwohner von Pherai/ Serrhes lassen ihm einen gefälschten Brief seines Freundes Kantak. zukommen, der ihn bittet umzukehren, da ein Weitermarschieren den Kral zu seinem Feind machen könnte. In der Nacht, in der Umur sich überlegt, ob er tatsächlich umkehren oder weitermarschieren soll, wird es plötzlich sehr kalt und es erfrie ren 200 türkische Soldaten. Das bewegt Umur umzukehren. Bei den Schiffen fielen in der gleichen Nacht 300 Soldaten und ihre wenigen Kriegsgefangenen
1 72
286
ANMERKUNGEN: 174-176
der Kälte zum Opfer. Der Kaiserin in Didymoteichon teilt Umur brieflich mit, daß die Kälte es ihm nicht gestatte, sich persönlich von ihr zu verabschieden, und fährt nach Hause. Nur Enveri berichtet, daß Umur diese Rettungsaktion infolge eines Hilferufs des Kantak. unternommen hätte. Er gibt die Zahl der Schiffe mit 300 an, die der Soldaten mit 15 000, die Dauer des Aufenthaltes in Thrakien mit zwei Monaten. Der Hebros war zugefroren. S. dazu LEMERLE: Aydin S. 1 5 1 . Dieser schreibt aber S . 1 4 8 Anm. 1 irrtümlich, daß Umur laut Greg. Ende Herbst vor Didymoteichon erschien; Greg. läßt Umur eindeutig erst Mitte Win ter ausfahren (S. 648,9), was aber NovemberlDezember bedeuten könnte. 175 Zu ihm s. Anm. 133. 176
I
L
Wie schon in Anm. 1 73 angedeutet, setzt Kantak. den Besuch des Tarchaneiotes in Serbien vor den Zug Umurs. Er datiert beide nicht direkt, berichtet aber darüber (322,20-323,14), unmittelbar nachdem er die Ernennung des Johannes Angelos zum Gouverneur von Thessalien behandelt hat, die er ca. August anzu setzen scheint. Doch ist diese Ernennung wohl nicht chronologisch eingeordnet, da Kantak. vorher in seiner Erzählung schon bis etwa Oktober gekommen war (s. Anm. 1 66). Tarchaneiotes erschien also frühestens im Oktober in Serbien, aber laut Kantak. auch nicht später, denn anschließend passiert bei ihm noch einiges, ehe der Winter hereinbricht. Apokaukos lädt den Kral zu einem Treffen bei Amphipolis ein, um ihn durch einen günstigen Vertrag auf seine Seite zu bringen (DÖLGER: Reg. 28 8 1 ; es ist aber nicht klar, ob die Einladung von der Regierung oder von Apokaukos persönlich ausging. Wohl muß Apokaukos spä ter für das Treffen selbst eine offizielle Verhandlungsvollmacht gehabt haben.) Laut Kantak. 323,23 -324,4 wollte Apokaukos vom Kral die Zusage, daß er auf die Krönung des Andronikos Palaiologos, des Schwiegersohnes des Apokaukos, zum Kaiser nicht mit Krieg reagieren, ja sogar Kantak. danach an einem Angriff auf byzantinisches Gebiet hindern würde. Der Kral bespricht die Sache mit Kantak. und nimmt die Einladung an, laut Kantak., um Apokaukos gefangenzu nehmen. Das wird der Kral wohl auch gesagt haben, aber man kann ruhig annehmen, daß er dies nicht einmal für möglich gehalten hat und vielmehr ausloten wollte, was für ihn bei der Sache herausspränge, wenn er Kantak. ausliefern würde (vgl. PARISOT S. 1 87). Die Begegnung kam aber nicht zustande. Der Kral und Kantak. warteten bei den sogen. Salzseen in der Nähe von Amphi polis auf Apokaukos, der auch per Schiff nach Amphipolis kam, aber sofort wieder umkehrte, da inzwischen der Mittelsmann zwischen beiden Parteien, der Serbe Khreles, gestorben war. Der Kral besetzt nun die Städte, die von Khreles für Kantak. verwaltet wurden, ohne daß sein Freund und Schützling ihn daran hindern kann. (NICOL: Kantak. S. 53 läßt diese ganze Episode aus.) Kantak. und der Kral ziehen wieder nach PheraiJSerrhes, das sich unter Führung des Konstan rinos Palaiologos (des Vaters des obengenannten Andronikos) und des nicht
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ANMERKUNGEN: 176-179
namentlich genannten Metropoliten der Stadt durch nichts zur Übergabe bewe gen läßt. Kantak., dem dort viel Land gehört hatte, war bei den Einwohnern offenbar besonders verhaßt. Er versucht nun von Serrhes nach Didymoteichon zu kommen, während der Kral die Umgebung der Stadt verheert. Die serbischen Hilfstruppen des Kantak. erweisen sich als völlig unbrauchbar, seine eigenen Truppen wollen aber nicht wieder umkehren. Bei Christupolis erfährt man, daß sich eine unüberwindliche Macht in den Weg gestellt hat. Nun sind auch die eigenen Leute des Kantak. bereit, mit ihm zum Kral zurückzukehren. Apokau kos wird daraufhin in Kpl als Sieger gefeiert, und überall erzählt man (erneut, s. Anm. 166), daß Kantak. auf dem Athos das Mönchskleid anlegen werde (Kantak. 11 323,14-336,7). 1 77 Gemeint ist: wie oben S. 647,4- 648,3. 1 7 8 Dieser Engpaß erstreckt sich von Christupolis (Kavalla) bis zur Mündung des Nestos, s� SAMOTHRAKIS s.n. XQLO'"tOUl't. O'"tEVU. 1 79 Es ist klar, daß Greg. im eben gelesenen Passus die gleichen Ereignisse im Auge hat, deren ausführlichere Darstellung bei Kantak. ich in Anm. 1 76 wiedergege ben habe. Den zweiten Versuch des Kantak., nach Didymoteichon zurückzukeh ren, den dieser selbst vor die Hilfsexpedition Umurs, also vor den Winter 1342/ 43 setzt, datiert Greg. ausdrücklich in den Frühling 1343. PARJSOT S. 189 und NICOL: Kantak. S. 53 folgen Kantak., ohne über die abweichende Darstellung bei Greg. ein Wort zu verlieren. Ich gebe dem sorgfältig nach Jahreszeiten und gewiß aufgrund von Notizen arbeitenden Greg. den Vorzug und halte die Dar stellung des Kantak. für eine von Gedächmisfehlern entstellte Rekonstruktion. Entscheidend dafür ist das Todesdatum des Serben Khreles (s. u.). Die Ereignis abfolge war m. E. so: 1342 Juli: Kantak. findet Zuflucht beim Kral, der ihm vertraglich Unterstützung zusagt. August: Eine Gesandtschaft aus Kpl versucht vergeblich, den Kral für die legitime Regierung in Kpl zu gewinnen. Ende August-Anfang Oktober: Kantak. zieht aus mit Ziel Didymoteichon, muß aber nach vergeblicher Belagerung von PheraiiSerrhes umkehren. Oktober: Kantak. ist wieder in Serbien. Eine zweite Gesandtschaft aus Kpl macht dem Kral ein besseres Angebot, wird aber erneut zurückgewiesen. Eine Gesandtschaft aus Thessalien bietet Kantak. Unterstüt zung an. Dieser schlägt Johannes Angelos den Thessaliern als Gouverneur vor. NovemberlDezember: Apokaukos lädt den Kral zu einem Treffen bei Amphipo lis ein. Dieser zieht mit Kantak. dorthin. Das Treffen kommt aber nicht zustan de. Von entscheidender Bedeutung für die Datierung dieser Episode ist das Todesdatum des serbischen Frontenwechslers Khreles, denn er war der einzige von beiden Parteien über ihre Absichten informierte Vermittler des Treffens; dieses kam aber nicht zustande, da in dem Moment, als der Kral und Kantak. bei Amphipolis auf Apokaukos warteten und Apokaukos schon mit seiner Flotte in >
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ANMERKUNGEN: 179-180
Amphipolis eingetroffen ist, sich herausstellt, daß Khreles inzwischen gestorben ist (s. Kantak. 324,4- 7 u. 328,3 - 6) . Der « geflügelte» Hrelja oder Relja (Relja Krilatiea), dessen zenrümmener Grabstein noch vor der Kirchenmauer des Rila klosters liegt OIRECEK: Serben S. 3 84), starb am 27. Dezember 1342 (s. DINIC: o. c. in Anm. 1 3 2 S. 105). Apokaukos fuhr, da er keinem anderen als Relja sein Venrauen schenken wollte, sofon nach Kpl zurück und der Kral hatte es eilig, in die Städte, die Relja gehön hatten, Besatzungen zu legen (Kantak. 328,5 - 10). Diese Episode endet also im Januar 1 343 . Noch NovemberlDezember 1 342: Inzwischen hatte die Frau des Usurpators aus Didymoteichon den Bulgarenzar Alexander um Hilfe gegen die Angriffe aus Kpl gebeten (Kantak. datien diesen Hilferuf: « Als die Leute in Didymoteichon erfuhren, daß der Kaiser ( Kan tak. ) wieder zu den Triballern zurückgekehn war ( 326, 1 7 f. ) . » Aus dem Platz des Abschnitts im Werk ist zu schließen, daß «wieder» hier «zum zweiten Mal» bedeuten muß, d.h. also nach dem zweiten gescheitenen Versuch nach Didymo teichon zu kommen. Bei selbständiger Abfassung des Abschnitts könnte « wie der» aber auch einfach pleonastisch gebraucht sein, wie das bei « zurückkehren» öfter der Fall ist.) Der Bulgare versprach Hilfe, verlangte aber dafür die Zusiche rung, daß Didymoteichon ihm gehören würde, wenn Kantak. nicht zurückkom men sollte (337,23 -338,2). Laut Kantak. 338,2 - 1 1 hätte der Zar daraufhin durch viele Gesandtschaften versucht, den Kral zu bewegen, Kantak. gefangen zuhalten oder zu töten (vgl. dazu PARISOT S. 1 8 7 f.). Diese vielen Gesandtschaf ten sind nach dem zweiten Versuch des Kantak., nach Didymoteichon durchzu stoßen, schwer unterzubringen. Das Heer, das Alexander von Bulgarien schickt, befreit zwar Didymoteichon von der Belagerung durch die Truppen aus Kpl, wird dann aber selbst zum Belagerer (338, 1 1 - 340,1 ) . Dezember 1342: Die Bulgaren erfahren, daß Umur an der Hebrosmündung gelandet ist, und ziehen ab. Dezember 1 342/Januar 1343 : Johannes Angelos wird zum Gouverneur von Thessalien ernannt. 1 343 Januar (Ende): Umur begibt sich auf den Weg nach Serbien, kehrt aber kurz nach Christupolis um. JanuarlFebruar: Manuel Tarcha neiotes besucht Kantak. in Serbien. Februar: Kantak. verläßt Serbien, belagen erneut vergeblich PheraiiSerrhes und andere Kastelle, versucht noch einmal nach Didymoteichon zu kommen, muß aber bei Chrisrupolis umkehren. Er begibt sich zum Kral, der bei Strummitza lagen. April: Während Kantak. sich wieder auf einen Marsch nach Didymoteichon vorbereitet, erhält er eine Einladung, Berrhoia zu besetzen. Es ist Frühling (Kantak. 349,12) und Kantak. und die Seinen leben schon « zwei Jahre aus der Kasse des Kaisers, während sie als Venriebene außerhalb der Grenzen des Landes der Rhomäer lebten» (350,7 f.) . I n Wirklichkeit erst ein Jahr! 18 0 Johannes Asan war, wie wir sahen (Anm. 137), von Kantak. mit dem Gouverne ment von Melenikon betreut worden, als dieser das Städtchen seinem Freund =
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ANMERKUNGEN: 180-181
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und Verbündeten Khreles vor der Nase weggeschnappt hatte. Khreles hatte das nicht auf sich sitzen lassen und Asan aus Melenikon vertrieben. Daraufhin hatte er aus Angst, Kantak. könne bei seinem Hilfegesuch an den Kral ihn opfern, sich selbst mit Melenikon freiwillig dem Kral unterstellt, was dieser natürlich gerne akzeptiert hatte. Kantak. hatte dagegen protestiert, aber schließlich der Überga be von Melenikon vertraglich zustimmen müssen (Kantak. 274, 1 8 -276, 19). Dieser Vorgang wird von Greg. wohl arg komprimiert wiedergegeben. Der Be fehl des « Kaisers » hat wohl nicht auf Übergabe gelautet, denn Asan war vertrie ben worden, ehe Kantak. davon wußte. Aufgrund des Vertrages mit dem Kral wird Kantak. Asan mitgeteilt haben, daß Melenikon nun offiziell den Serben überlassen werde, und daß er selbst mit seinem Heer zu ihm kommen solle. « Wie man so sagt» , z. B. Philostr. Imag. 1,6. Zur Sache s. Kantak. 350,2 1 -355,5. Dieser spricht mit keinem Wort über eine Gesandtschaft aus Berrhoia. Er erzählt, daß ein gewisser Arbenos (PLP 1353) aus dem ehemalig byzantinischen, nun serbischen Chlerenos (Florina) als Untertan des Krals von diesem beauftragt war, mit den Einwohnern von Berrhoia ihre Übergabe auszu handeln. Es gibt bei ihm keine Drohung mit Belagerung durch den Kral. Arbenos war wohl der Beauftragte des Krals, der zusammen mit den von Greg. erwähn ten Gesandten aus Berrhoia die Antwort des Krals übermitteln sollte. Vermut lich da Arbenos ein alter Freund seiner Familie war, schreibt Kantak. nur ihm das Verdienst zu, Berrhoia auf seine Seite gebracht zu haben. Von einer Überli stung des Krals durch einen fingierten Jagdausritt ist bei Kantak. nicht die Rede. Er schreibt, er habe den Kral über den Vorschlag des Arbenos, Berrhoia solle sich ihm ergeben, unterrichtet und ihm nahegelegt, der Kral und er selbst sollten ein jeder den Berrhoioten einen Brief schreiben. Kantak. fordert in seinem Brief die Stadt nur zur Übergabe an ihn selbst auf, der Kral hätte geschrieben, es mache für ihn keinen Unterschied, ob die Stadt sich ihm oder dem Kaiser an schließe. Arbenos sorgt dafür, daß die Berrhoioten für Kantak. stimmen, und diese bitten den Usurpator durch drei Gesandte (Astraperes, PLP 1597, für die Adeligen, Alleluias, PLP 672, für das Volk und Syros für den Klerus) schnellstens zu kommen. Auch davon unterrichtet Kantak. den Kral, der wiederum einver standen ist. Die Gattin des Krals rät Kantak., nicht die minderwertigen (349,23 f.) serbischen Truppen mitzunehmen, die ihr Gatte ihm für den Marsch nach Didymoteichon zur Verfügung gestellt hat, sondern nur lateinische Söld ner, die sie selbst und auf ihre Bitte hin auch ihr Mann ihm mitgeben. Diese Darstellung ist mit der von Greg. unvereinbar. PARISOT S. 185 Anm. 5 wirft zwar Kantak. vor, den Trick mit dem Jagdausritt zu verschweigen, versucht aber nicht, beide Darstellungen zu kombinieren. NICOL: Kantak. S. 54 Anm. 53 be schränkt sich auf die Notiz: « Gregoras believed that John's departure for Ber roia was an act of deceit and ingratitude to Dusan.» (Greg. sieht übrigens keinen
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ANMERKUNGEN:
1 8 1 -182
Undank in der Handlungsweise des Kantak., sondern nur Schlauheit und ein Werk Gottes !) Bei einem Versuch, aus der Kombination bei der Quellen die Wahrheit zu ermitteln, ist zu beachten, daß Greg. den Ritt nach Berrhoia anscheinend aus dem Lager bei Strummitza erfolgen läßt. Bei Kantak. bleibt der Ausgangspunkt unklar: man hat nur erfahren, daß dieser zum Kral zurückgekehrt war (335,21 f.) und sich dort für einen Auszug nach Didymoteichon rüstete (349,2lf.); außerdem befindet sich die Kralaina beim Kral (354,5-22). Das alles weist aber eher auf Skopje hin. Greg. sagt auch nicht ausdrücklich, daß der Kral und Kantak. noch bei Strummitza lagerten, als letzterer nach Berrhoia zog, und die Tatsache, daß er es offensichtlich als besonders schnell hinstellen will, daß Kantak. Berrhoia in weniger als drei Tagen erreichte, weist auch eher auf die Entfernung Skopje-B. als auf Strummitza -B. hin. Ich stelle mir den Gang der Dinge so vor: Als Kantak. bei Strummitza zum Kral zurückkommt, befinden sich dort Gesandte aus Berrhoia, um mit dem sie bedrohenden Serbenkönig zu verhandeln. Der Kral begibt sich nach Skopje, die Gesandten begleiten ihn dort hin. Inzwischen nehmen sie auch mit Kantak. Kontakt auf: Der Kral bestimmt Arbenos zu seinem Gesandten nach Berrhoia. Dieser, vermutlich in Kennmis der genannten Kontakte, schlägt sich auf die Seite des Kantak. Der Versuch des Krals, Berrhoia an sich zu bringen, war gegen den von ihm mit Kantak. geschlos senen Vertrag, so wie letzterer ihn darstellt. Laut Greg. 656,15 -21 hatten beide vereinbart, daß jeder die Städte behalten durfte, die sich ihm anschlossen. Kan tak. erwähnt keinen Protest seinerseits. Anscheinend konnte er sich das unter den gegebenen Umständen nicht leisten. Sein Vorschlag, die Berrhoioten selbst entscheiden zu lassen (der übrigens im Einklang steht mit dem Vertrag, wie Greg. ihn präsentiert), war wohl ein Kompromißvorschlag, den der Kral schlecht ablehnen konnte; außerdem vertraute dieser wohl darauf, daß sein Abgesandter Arbenos die Sache zu seinen Gunsten entscheiden würde, ohne zu wissen, daß dieser ihn hinterging. Ich glaube aber nicht, daß der Kral wissend Kantak. mit lateinischen Söldnern ausreiten ließ, um Berrhoia für sich zu beset zen. Daß das nicht stimmen kann, beweist die Reaktion des Krals (s. die nächste Anm.). Den Vorwand einer Jagdpartie hat Gregoras also wohl nicht frei erfun den, sondern vermutlich von einem am Unternehmen Beteiligten erfahren (viel leicht von dem erwähnten Johannes Asan). Die lateinischen Söldner dürften ihm vorher auf Bitte der Kaiserin für den Marsch nach Didymoteichon zugeteilt worden sein. Eine Jagd bis auf byzantinisches Gebiet war ein ausreichender Vorwand, um auch diese Truppen mitzunehmen. 182 Der Kral wäre also, laut Greg., schon ehe Kantak. Berrhoia nahm, in seinem Herzen auf die Seite seiner Gegner übergewechselt und hoffte, dabei mehr zu gewinnen. Kantak. entkam demnach noch quasi im letzten Moment den Händen des Krals. So sieht es auch Kleinchron. 8,40: « Im April floh Kantak. vom Kral
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und hielt seinen Einzug in Berrhoia» (Übers. SCHREINER III 32). Kantak. erzählt, daß nach Berrhoia sich sofort noch einige andere befestigte Ortschaften ihm anschlossen (ll 355,6-11) und daß der Kral nun, als er sah, daß Kantak. nicht mehr auf seine Hilfe angewiesen war, die Partei wechselte (355,23-356,4), seine lateinischen Hilfstruppen zurückbeorderte und den Gouverneur von Thes salonike, Michael Monomachos, gegen ihn aufhetzte, welcher jedoch eine ab wartende Haltung annahm (356,4-18). Die Lateiner gehorchen dem Kral nicht und bleiben bei Kantak. (356,18-357,14). 183 Anspielung auf 1 Cor. 2,9 (Is. 64,3). 184 Kantak. gibt diesen Vertrag, der im Juli 1342 abgeschlossen wurde (s. Anm. 153), anders wieder: Er hätte dem Kral nur versprochen, einmal im Besitz der Macht, keine der zum jetzigen Zeitpunkt dem Kral gehörenden ehemals byzantinischen Städte zurückzufordern; von den bis jetzt noch zum byzantinischen Reich gehö renden aber würde der Kral Kantak. keine wegnehmen. Sogar die, welche der Kral oder seine Voivoden allein, ohne Kantak., erobern würden, brauchte dieser nur zu fordern und er bekäme sie ausgehändigt (272,22-273,17). Man kann sich nur wundern, daß der Kral mit so wenig zufrieden gewesen wäre und ein eidliches Versprechen abgegeben hätte, das er, wie Berrhoia beweist, nie und nimmer vorgehabt haben kann einzuhalten, da es seiner ganzen Expansionspoli tik zuwiderlief. (Zu den Motiven Dusans s. übrigens die Überlegungen PARISOTS S. 18lf.; zu seiner Politik des größten Nutzens für ihn selbst ebd. 186-189.) Die Wiedergabe des Greg. ist also die historisch wahrscheinlichere, die des Kantak. eine apologetische. Er hat sich selbst später eine «Wunschhaltung» zugeschrie ben. Interessant ist am Vertrag übrigens auch, daß der sonst so auf Schonung der Kaiserin und des legitimen Thronfolgers bedachte Usurpator den Kral schwören ließ, «ein Feind der Kaiserin Anna und ihres Sohnes, des Kaisers Johannes, zu sein, niemals mit ihnen Frieden zu schließen, sondern ihnen möglichst großen Schaden zuzufügen» (Kantak. 1I 273,17-19). 185 Zum Winter 1342/43 s. oben Anm. 161. NICOL: Kantak. S. 53 Anm. 50 schreibt: Greg. «appears to date the appointment of John Angelos after the surrender of Berrhoia, in spring 1343». Das stimmt nicht. Laut dieser Stelle war er schon einige Zeit Gouverneur von Thessalien. Kantak. berichtet, daß Johan nes Angelos von ihm aufgefordert worden war, nach Berrhoia zu kommen, um ihn bei der Einnahme von Thessalonike zu unterstützen, s. Anm. 191. 186 Oben S. 644,7-15. 187 Zur inneren Geschichte Thessaliens in dieser Zeit, die von den lokalen Groß grundbesitzern bestimmt wird, s. FERJANCIC, Bozidar: Tesalija u XIII i XIV veku, Belgrad 1974 (mir nicht zugänglich). Der legitime Gouverneur von Thes salien war bis 1342 Michael Monomachos, von dem schon oben die Rede war. Es ist anzunehmen, daß die Thessalier ihn schon vemieben hatten, als sie Kan-
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tak. um einen neuen Gouverneur baten (vgl. WEISS: Kantak. S. 41 mit Anm. 276). Der Anschluß Thessaliens an Kantak. war für die Lokalmagnaten dort mit dem Zelotenregiment in Thessalonike vor Augen wohl eine Selbstver ständlichkeit. Kantak. gab er einen bedeutenden Rückhalt (<
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gung zu stellen (322,10-15). Die Archonten Thessaliens aber können direkt vom Kaiser Ämter erwerben ohne Einspruch des Gouverneurs (322,7-10). Diese Gebiete rechts des Acheloosflusses waren schon von Michael II. v. Epeiros
(t vor 1268) abgetrennt und zusammen mit Thessalien seinem Bastardsohn Johannes I. von Thessalien übergeben worden, s. Bd. I S. 119f. Kantak. hatte Johannes Angelos für Eroberungen in diese Richtung ziemlich freie Hand gelas sen (321,22-322,7). Bd. Il S. 281. Schon bei der zweiten Unterwerfung des Epeiros durch Androni kos III. hatte Johannes Angelos (zusammen mit Michael Monomachos!) eine Rolle gespielt (Kantak. I 511,2-13). Ob er damals schon Pinkernes war, bleibt unsicher, da Kantak., der ihn so nennt (II 511,2 u. 11), oft Titel vorwegnimmt. Nichts weist darauf hin, daß er damals, wie im PLP 204 angedeutet, zum Statt halter des Epeiros ernannt und dies bis 1348 geblieben wäre. Aus Kantak. II 77,17f. (die Stelle fehlt PLP 204) kann man nur folgern, daß er sich im Juni 1341 irgendwo im Westen aufhielt. Bei seiner Ernennung zum Gouverneur von Thes salien wurde festgelegt, daß wer auch immer das Gouvernement über das Gebiet der Despoten von Epeiros bekommen würde, mit Johannes Angelos Frieden halten sollte, und daß jeder die Rechte des anderen zu respektieren habe. Diffe renzen seien vom Kaiser zu entscheiden. In Sachen Grenzen zwischen Thessalien und Despotat gelte der status quo (321,14-22). Kandidat für das Gouverne ment von Epeiros war Nikephoros, der Sohn des letzten Herrscherpaares dieses Staates, den Kantak. mit seiner Tochter Maria verheiratet hatte (321,16; vgl. 195,5 f.; s. auch Bd. II Anm. 495f. u. 509). Wie und wo Johannes Angelos sich der ehemaligen Herrscherin des Epeiros bemächtigte, habe ich nicht herausfin den können. Nach ihrer Enttnachtung hatte sie sich in Thessalonike angesiedelt und war von Andronikos III. mit einer ausreichenden Apanage ausgestattet worden (s. Bd. II S. 286). Die Eroberung Akarnaniens durch Johannes Angelos datiert Greg. vage in die Jahre ab 1342. Mit Akarnanien ist wohl ganz Epeiros, und nicht nur die altgriechische Landschaft dieses Namens, gemeint, vgl. Bd. I Anm. 133.
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Wie schon BOIVIN zur Stelle notierte (ed. Bonn. S. 1268), hat Greg. dieses Ver sprechen nicht eingelöst. Weder über die Rückkehr der Anna nach Epeiros, noch über ihre Festnahme und die damit verbundene Eroberung des Epeiros durch Johannes Angelos erfahren wir Näheres. An eine Rückkehr im Zusammenhang mit dem ersten epirotischen Aufstand 1339/40 ist natürlich nicht zu denken; weder Greg. noch Kantak., die beide darüber ausführlich berichten, erwähnen eine solche. Es ist anzunehmen, daß Anna vom Bürgerkrieg im byz. Reich hat profitieren wollen, um die Despotenherrschaft wiederherzustellen. Johannes An gelos hat sie daran gehindert. Anna ist später, wohl nicht vor 1347, wieder freigelassen worden und hat um 1350 den bulgarischen Archonten Johannes Komnenos Asan (PLP 12076), einen Bruder des Ivan Alexander von Bulgarien und der Kralaina Jelena von Serbien, geheiratet, der als Despot über Mittelalba nien herrschte (s. JlRECEK: Serben S. 395).
19 1 Auch Kantak. berichtet, daß seine Anhänger in Thessalonike ihm mitgeteilt
hatten, sie könnten ihm den Einzug in die Stadt ermöglichen. Deswegen hatte er auch Johannes Angelos mit der thessalischen Reiterei herbeizitiert (s. Anm. 185) und ein nicht geringes Aufgebot aus den neueroberten Städten gesammelt (U 355,9-16). 1 92 Das gleiche berichtet Kantak. 355,16-21. Die «politischen Gruppierungen des Volkes», wovon Greg. spricht, heißen bei ihm «die Zeloten und das Volk». 1 93 Kantak. schreibt, daß er nicht gleich umkehrte, sondern noch eine Weile in seinem Lager am Galykos etwas nördlich von Thessalonike blieb. Als aber der Kral seine Söldner zurückbeorderte (vgl. Anm. 182), blieben diese zwar bei ihm, empfahlen ihm aber auch, nach Berrhoia zurückzukehren, um sich auf einen Krieg mit dem Kral vorzubereiten. Diesen Rat befolgte er (355,21-357,14). Während Greg. den Eindruck erweckt, daß Kantak. auch vor dem gerade mit der Flotte eintreffenden Apokaukos gewichen sei, stellt dieser selbst es so dar: Er macht sich auf den Rückweg nach Berrhoia und das Heer aus Thessalonike folgt ihm, wagt es aber nicht, ihn anzugreifen. Noch am gleichen Tag erhält er einen Brief von seinen Freunden in Thessalonike, daß Apokaukos eingelaufen sei. Die Größe der Flotte gibt Kantak. mit 70 byz. und 32 türkischen Schiffen an. Außer dem erwartete man in Thessalonike die Reiterei aus Thrakien und Makedonien (357,12-358,1). Das von Greg. erwähnte byz.-türkische Bündnis, das Apokau kos ein Hilfskontingent von 22 bzw. 32 Schiffen sicherte, findet bei Kantak. keine Erwähnung. 1 94 Vermutlich bei dieser Gelegenheit wurde Michael Monomachos, der nach seiner Vertreibung aus Thessalien im HerbstlWinter 1342 nach Thessalonike gekom men war und dort wohl das Regiment übernommen hatte, nun als Gouverneur der Stadt bestätigt (vgl. WEISS: Kantak. S. 94f.). Was Apokaukos sonst konkret anordnete, bleibt unklar. MATSCHKE: Fortschritt S. 181 hebt aber hervor, daß
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ANMERKUNGEN: 194-199
die Freiheit, die man dabei dem Megas Dux ließ, für diese Zeit noch ein gutes Verhälmis der Zeloten zur Regentschaft in Kpl erkennen läßt. Dieses kühlte erst nach der Abreise des Apokaukos infolge einer Radikalisierung der Zelotenbewe gung ab. 195 Am Vardar natürlich. 1 9 6 Zu diesem gelungenen Rückzug vgl. Kantak. 358,1-20. Auch er betont, daß die göttliche Vorsehung ihn rettete (361,19f.), ein bei ihm häufig wiederkehrendes Motiv, das seine Auserwählung und das Gottesgnadentum seines Kaisertums beweisen soll. Die Schilderung der Vorgänge bei Kantak. weicht in zwei Punkten von Greg. ab: Man liest bei ihm nicht, daß Apokaukos aus Furchtsamkeit den Aufmarsch abgebrochen hätte (er nennt ja Apokaukos persönlich hier über haupt nicht), sondern er schreibt nur, daß das feindliche Heer (aus Thrakien u. Makedonien sowie Hopliten von den Trieren und türkische Hilfstruppen) gera de zu spät zum Vardar kam, um ihn noch zu erwischen. Außerdem ging die Überquerung des Flusses auch an der von einem Ortskundigen gezeigten Stelle
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nicht ohne Kampf vor sich, da die Serben auf dem anderen· Ufer auch dorthin gekommen waren. Sie wurden aber zurückgeschlagen. Greg. hat bisher nur gesagt, daß Apokaukos die Verfolgung abbrach, was zur Darstellung des Kantak. nicht gut paßt. Vielleicht darf man beide so kombinie ren: Apokaukos hielt mit der Hauptrnacht an, ließ aber einen Erkundungstrupp vorausziehen bis zum Vardar, um zu sehen, wo Kantak. die Überquerung versu chen würde. Diese Vorhut aber kam schon zu spät, und es war nur diese Vorhut, der Kantak. noch mit knapper Not entkam. Kantak. weckt aber den Eindruck, daß das ganze feindliche Heer ihm auf den Fersen war, um seine Rettung wun derbarer erscheinen zu lassen. Es war dann die gleiche Vorhut, die Apokaukos berichtete, daß Kantak. in Richtung Berrhoia entkommen war. Etwas weiter unten bestätigt Kantak. übrigens, daß Apokaukos zu einer Schlacht gegen ihn zu spät kam (362,l1f.). Weshalb Apokaukos diese Chance, seinen Gegner zu ver
nichten, verpaßte, erörtert PARISOT S. 190-193. Da weder Greg. noch Kantak. über die Art der Schiffe, aus denen die Flotte des Apokaukos zusammengesetzt war, genauere Angaben machen, läßt sich schwer sagen, wieviele Ruderer dieser hat bewaffnen können, um sein Landheer zu verstärken. Sollte es sich um die 70 größere Schiffe handeln, könnte man an eine Zahl um die 7000 denken. 1 99 Über die Verärgerung des Krals hat Greg. oben S. 656,4-22 gesprochen. Kan tak. bestätigt, daß Apokaukos mit dem Kral Kontakt aufnahm (362,11-20). Dieser hatte übrigens bis dahin vermieden, sich offen als Feind des Usurpators zu erkennen zu geben. Als Kantak. ihm von Berrhoia aus seine lateinischen Söldner zurückschickte und sich über den serbischen Angriff bei der Überquerung des Vardars beschwerte, sandte er sogar die Anführer, die für diesen Angriff verant-
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wonlich waren, Kantak. zur Bestrafung zu, als ob sie ohne Auftrag gehandelt hätten. Kantak. verzeiht ihnen «natürlich» (361,20-362,11). 1 99. Im Gr.: E� aAwv, d.h. «aus dem Salz» , nicht «aus dem Meer(eswasser»>, denn das weibliche äf...� hat im Gegensatz zum männlichen, das im älteren Griechisch meistens im Plural steht, normalerweise keinen Plural. Daher beziehe ich, mit
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DUCANGE und BOIVIN, «aus dem Salz» auf die frühere Tätigkeit des Apokaukos als Verwalter der staatlichen Salzminen (vgl. ed. Bonn S. 1269). Nur wenn man mit LS1 s. v. äf...� (B) annimmt, daß auch das weibliche Wort im Plural vor kommt, wofür allerdings m.E. Aristoph. Acham. 760 ein sehr zweifelhafter Beleg ist, könnte man auch «aus dem Meer(eswasser»> übersetzen. Die Bedeu tung wäre dann, daß Apokaukos in den Augen des Kantak. zwar ein guter Flottenführer war, aber vom Landkrieg deswegen keine Ahnung hatte. Der Plu ral von Salz hat gelegentlich auch die Bedeutung «etwas Billiges» (s. Thes. L. Gr. s. v. Vol. I 1579 infra); diese Bedeutung könnte hier sehr wohl mitgemeint sein und eine Anspielung auf die niedrige Herkunft des Apokaukos enthalten. Vielleicht eine Anspielung auf die Redensart «von zwei Übeln das Geringere wählen» , die ich aber bei den Paroimiographen nicht gefunden habe. Sie liegt anscheinend vor bei Aristainetos 113,75 ed. Mazal (Tbn.): «Wo zwei Übeln zur Auswahl stehen, soll man das geringere wählen.» S. FATOUROS: Test.app. S. 117. Gemeint sind natürlich sämtliche Gesandtschaften seit der Flucht des Kantak. zum Kral (vgl. Anm. 179 u. 199). H. 22,495. H . 2,298.
Einer der schlimmsten Vorwürfe, gegen die sich Kantak. zu wehren versucht, ist, daß er immer wieder Türken gegen seine Landsleute eingesetzt hatte, um an die Macht zu gelangen. Tatsächlich sind es zuerst Umur von Aydin und später Orkhan von Bithynien gewesen, die ihm den Sieg über die legitime Regentschaft erkämpft haben (vgl. WEISS: Kantak. S. 41 f.). Bisher hat Kantak. keinen kon kreten Einsatz türkischer Truppen durch Apokaukos erwähnt, welcher vor dem Zug Umurs im Winter 1342/43 stattgefunden hätte. Auch bei ihm er
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scheint erst jetzt im Frühjahr 1343 Apokaukos mit einem kleinen Kontingent türkischer Hilfstruppen auf der Bühne. Solche Hilfstruppen aus aller Herren Ländern waren seit jeher in Kpl gang und gäbe. (Auch Kantak. hatte zu diesem Zeitpunkt solche bei sich, s. II 342,15 f.) Keiner aber hat vor Kantak. mit nur noch einer Handvoll eigener Leute so massiv «Barbaren» gegen «Hellenen» eingesetzt. Auch hier bricht der Standesdünkel des reichen Großgrundbesitzers voll durch. Zu diesem Bild s. Bd. I S. 129 mit Anm. 225; vgl. auch Bd. II S. 234 mit Anm. 304.
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Auch Kantak. gibt ausführlich die Antwort wieder, die er damals den Gesandten des Apokaukos erteilt haben will (II 362,22-368,2). Sie ist natürlich ebensowe nig wie die bei Greg. eine irgendwie getreue Wiedergabe des damals Gesproche nen, sondern eine Antwort, wie byzantinische Historiker sie den handelnden Personen ihrer Erzählung in den Mund legten, um Personen und Situationen zu charakterisieren. Bei beiden ist in diesem Fall das Auffallendste der zuversichtli che Hochmut, mit der Kantak. seinem Gegner den Untergang voraussagt; diese Voraussage geschieht aber ex eventu. 208 Diese Gesandtschaft erwähnt Kantak. etwas später (383,13-384,2). «Aufgang des Hundssterns» heißt Ende Juli. SCHREINER: K1einchron. II 257 Anm. 50 nennt die Angabe des Greg. nicht präzise, da der heliakische Aufgang des Sirius in diesem Jahr zwischen d. 12. u. 14. August anzusetzen sei. Es handelt sich aber bei diesem Ausdruck um eine traditionelle Datierungsweise, so wie bei Aufgang des Orion oder des Arkruros (s. Thes. L. Gr. s. v.), und diese hat die Bedeutung: beim Anfang der hochsommerlichen Hitze, der in die dritte Julidekade fällt.
208 .
BOIVIN entdeckte hier eine Anspielung auf Worte des Däreios bei HERODOT
3,72.
208b
Vielleicht eine Anspielung auf Soph. Philoctet. 108 f.: «Es ist keine Schande, wenn Rettung die Lüge mit sich bringt.» Vgl. auch Xen. Mem. IV 2,17; FATou ROS: Test.app. S. 117. 208e Anspielung auf die antike Sitte, daß der Ehemann und die Freunde einer jung verheirateten Braut Geschenke darboten, wenn sie (am dritten Tag nach der Hochzeit) zum ersten Mal ohne den jungfräulichen Schleier erschien; s. Thes. L. Gr. s. v. aVaXaA1JltnlQLOV; DUCANGElBOIvIN zur Stelle in ed. Bonn. S. 1269. 209 Diese «Rede» des Apokaukos hat keine Parallele bei Kantak. Sie setzt auch keine Quelle voraus, aus der Greg. geschöpft hätte. Sie ist von unserem Autor frei erfunden und soll diese Hauptperson seiner Geschichte charakterisieren, ist aber weitgehend von Vorurteilen bestimmt. Sie bezeugt nur, wie Greg. Apokaukos sah, nicht wie er war oder sich selbst charakterisiert hätte. Auch daß Apokaukos hier zugibt, als erster Barbaren eingesetzt zu haben, besagt nichts. 210 Diese Worte, die nicht mehr zur fingierten Rede gehören, sind natürlich wichti ger für die Beurteilung des Apokaukos. Man kann Greg. glauben, daß er tatsäch lich stolz war, durch geschicktes Reden und Schweigen in bezug auf seine gehei men Pläne nie etwas zu verraten. 211 Kantak. berichtet (368,3-384,2) über die Reaktion des Apokaukos folgendes: Dieser sieht ein, daß seine Lage schwierig ist, und ruft seine wichtigsten Leute zusammen. Der Großkonostaulos Monomachos empfiehlt, mit Kantak. Frieden zu schließen. Apokaukos lehnt ab. Er versucht, den Kral zum offenen Krieg mit Kant;1k. zu bewegen. Dieser lädt zuerst Kantak. zu einem Treffen ein, wohl um ihn zu überlisten. Kantak. schickt nur Gesandte zum Treffen. Danach erklärt der
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Kral den Krieg. Apokaukos versucht nun auch noch, die Einwohner von Ber rhoia gegen Kantak. aufzuhetzen, hat damit aber keinen Erfolg. Dann schickt er einen Meuchelmörder nach Berrhoia. (Hierüber berichtet Greg. anschließend.) Auch dieser Plan mißlingt. Wiederum berät Apokaukos mit seinen Leuten. Mo nomachos schlägt einen demonstrativen Aufmarsch nach Berrhoia vor und führt ihn im Auftrag des Apokaukos auch aus. Er zeigt sich aber nur kurz vor der Stadt und bleibt außer Schußweite. Seine Türken verwüsten das Umland. Kan tak. warnt ihn, man solle sich später nicht beschweren, wenn er seinen Gegnern das mit gleicher Münze heimzahle (die übliche Apologie). Apokaukos folgert daraus, daß Kantak. Umur zu Hilfe rufen will, und läßt die Küste überwachen. Kantak. kann aber trotzdem einen Mann nach Smyrna entsenden. 212 Diese schöne Geschichte mit hohem Propagandawert, die der Mann - er hieß Alusianos (PLP 693) - sich ausgedacht hat, nachdem er Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte, erzählt natürlich auch Kantak. (377,17-379,22). Für ihn ist sie ein weiterer Beweis, wie die göttliche Vorsehung ihn auf dem Weg der «Usurpation» begleitet. Dem Mann wurde denn auch nicht nur verziehen, sondern er wurde für seine Geschichte auch noch mit vielen Geschenken be lohnt. 213 Laut Kantak. sandte Apokaukos, als er von den Vorbereitungen Umurs erfuhr, Boten zu ihm, die den Emir mit viel Geld umstimmen sollten. Umur ließ sich aber darauf nicht ein (384,10-20). 214 Die Ankunft Umurs bei Thessalonike wird in keiner anderen Quelle genau datiert. Enveri erwähnt nicht einmal, daß Umur von seiner Expedition im Win ter 1342/43 nach Smyrna zurückgekehrt war, ehe er nach Thessalonike kam (s. LEMERLE: Aydin S. 164). Die Kleinchroniken 8,41 u. 49,4 bleiben chronologisch vage. In der erstgenannten heißt es einfach: «Im April floh Kantak . .. . nach Berrhoia» (vgl. Anm. 182). « Danach setzte Amur über, begab sich dorthin, holte ihn von dort weg und brachte ihn nach Didymoteichon», in der zweiten: «Im]. 6851 kam der Perser ( Türke) Armopakis ( Umur Beg) mit einer Flotte nach Thessalonike.» Zur Berechnung eines ungefähren Datums stehen uns hauptsäch lich folgende Zeitangaben zur Verfügung: Als Kantak. seinen Gesandten Prinkips an Umur abschickte, war es gegen Ende Juli (s. Anm. 208). Kurze Zeit nach Umur kam auch Kantak. nach Thessalonike (s. Greg. S. 673,1). Kantak. schreibt, daß er 15 Tage nach dem Bericht der Ankunft Um urs Berrhoia verließ (392,13 f.). Da sein Heer auch Fußtruppen zählte, wird er eine knappe Woche später Umur erreicht haben. «In sieben Tagen» , heißt es weiter bei Kantak. 393,6f., «lagerten sie nicht weit von Thessalonike.» Gemeint ist natürlich, daß sieben Tage nach dem Zusammentreffen mit Umur die Blockade der Stadt be gann. Diese dauerte laut Greg. (676,19) 30 Tage, dann gaben sie die Hoffnung =
<
=
auf, die Stadt so in die Knie zwingen zu können, und zogen ab. In einer Woche
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ANMERKUNGEN: 214-215
erreichten sie nun Christupolis (677,10). Nachdem sie die Enge dort ohne Mühe passiert hatten, versuchten sie, die dahinter liegenden Städte zu erobern. Damit ging der Herbst zu Ende und der Winter schmiedete von nun an das Kälte schwert (677,11-14). Aufgrund dieser Angaben kann man m.E. die Ankunft Umurs unmöglich, wie SCHREINER vorschlägt (Kleinchron. II 257), ca. August datieren. Ab Ende Juli ist für folgendes Zeit zu berücksichtigen: die Reise des Prinkips nach Smyrna, Rüstung einer Flotte von fast 200 (Kantak. 300, wovon aber nur etwa 200 ankamen, Greg. 672,6-13) Schiffen in Smyma durch Umur (Kantak. 384,9), Benachrichtigung des Apokaukos über diese Vorbereitungen (von Smyma nach Thessalonike) (384,10 f.), Gesandtschaft des Apokaukos an Umur (Thessalonike -Smyma) (384,11-20), Fahrt Umurs (Sm.-Th.) mit Auf enthalt auf Euboiaj dieser dauert viele Tage (384,23 f.j 385,4.6.14 f.j 387,17), sogar so lange, daß Umur sich überlegt, die Schiffe zu verbrennen und über Land weiterzuziehen (389,6-9). Ich rechne dafür nicht unter sechs Wochen und setze deshalb die Ankunft Umurs bei Thessalonike (mit LEMERLE: Aydin S. 179) in den Herbst 1343, etwa Ende September. Die Blockade von Thessalonike dauerte dann etwa von Ende September bis Ende Oktober, Christupolis passierte man in der ersten Novemberwoche. Im NovemberlDezember erfolgten die Versuche, Städte in Thrakien zu erobern (vgl. Anm. 254 f.). Es sei hier auch noch auf einen wichtigen Unterschied zwischen Greg. und Kantak. hingewiesen. Laut Greg. floh Apokaukos, wie wir sahen, mit wenigen Schiffen, laut Kantak. ließ er nur zwei Schiffe in Thessalonike zurück (385,1-3). Enveri berichtet, daß Umur kein einziges Schiff mehr im Hafen von Thessalonike vorfand (s. LEMERLE: Aydin
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S. 153). LEMERLE (ebd. S. 165 Anm. 3) hält deswegen die Darstellung des Greg. für «suspect». Dem kann ich nicht zustimmen. Die Quellen lassen sich m. E. sehr wohl miteinander in Einklang bringen. Apokaukos floh tatsächlich mit wenigen Schiffen. Das Faktum und das Warum waren natürlich sofort bekannt. Die Besatzung der anderen Schiffe hatte selbstverständlich keine Lust, trotzdem die Flotte Um urs abzuwarten, vor der der Großadmiral geflohen war. Sie machten sich also auch auf den Weg nach Kpl. Die türkischen Bundesgenossen wollten das ganze aber nicht umsonst getan haben und plünderten zuvor noch ausgiebig. Kantak. und Greg. erwähnen beide nur einen Teil des ganzen Vorgangs. Vgl. Kantak. 384,20-390,23j dazu die vorige Anm. Laut Kantak. erreichte Umur mit gutem Fahrwetter Euboia und wurde erst dort von widrigen Winden aufgehalten. Ich glaube trotzdem nicht, daß Greg. den Schiffbruch und den Verlust von an die hundert Schiffe frei erfindet. Enveri hilft uns hier nicht weiter, da er die ganze Fahrt nicht kennt (vgl. Anm. 214 Anfang). Verdrängt er viel leicht die Katastrophe? Den Hafen, in dem Umur landete, nennt Kantak. tu Klopa, «une dizaine de kilometres au Sud de Thessalonique sur la cöte orientale du golfe» (LEMERLE: Aydin S. 165).
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ANMERKUNGEN: 216-219
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Kantak. bestätigt, daß die Türken Umurs sofort zu plündern begannen (390,24-391,3 u. 392,16-21). Sobald er aber von ihrer Anwesenheit erfuhr,
will er sogar die Serben schnell vor ihnen gewarnt haben (391,3-11). Wohl mit Anspielung auf Homer Od. 11,319f. Vgl. FATOUROS : Test.app. S. 117. 217 Gr. "Co 1lT] ßOUAOIlEVOV "Cii� '\I1uxii�. Ich bin mir nicht sicher, das Richtige getrof fen zu haben. TC, ßOUAOIlEVOV bedeutet öfter «der Wunsch» oder steht für den Gegenstand eines Wunsches, ich kann damit aber hier nichts anfangen. Viel leicht ist auch an einen Abschreibefehler zu denken: ßOUAOIlEVOV für ßOUAEUO
216.
IlEVOV. Daß Kopisten beide häufig verwechselt haben, ist bekannt, s. Thes. L. Gr. s. v. ßOUAEUOllaL Ende. 218 Auch hier spricht Greg. das Wort der herrschenden Gesellschaftsschicht und hat für die vielen Gründe des kleinen Mannes, sich gegen Ausbeutung aufzulehnen, kein Auge. 219 Kantak. spricht schon zu einem früheren Zeitpunkt von Zeloten. Er schreibt es schon den Zeloten zu, daß Theodoros Synadenos ihm im November 1341 Thes salonike nicht hatte ausliefern können (227,9-12; 233,8-235,9). Doch muß man aufgrund dieser Gregorasstelle wohl annehmen, daß Kantak. dort den Namen vorwegnimmt, den die Gruppe, die damals die Macht ergriff, sich selbst erst später gab. Sie knüpften dabei wohl bewußt an die Tradition an, die schon andere Eiferer für eine religiöse oder auch politisch-religiöse Sache mit diesem Namen ausgezeichnet hatte. Die Kirchenväter hatten z.B. den Propheten Elias, aber auch die Apostel so genannt. In der byzantinischen Kirchengeschichte ha ben u. a. gewalttätige monophysitische Mönche (Räubersynode von Ephesos 449), aber auch besonders eifrige Bilderverehrer diesen Namen getragen. Die Zeloten von Thessalonike, die sich auch als Verteidiger der legitimen Dynastie der Palaiologen gegen den Usurpator Kantakuzenos betrachteten, knüpften wohl am ehesten bei den Arseniten an, die wie «ihr» Patriarch Arsenios nicht nur im allgemeinen für die Schwächeren gegen die Stärkeren, sondern speziell auch für den wehrlosen Thronfolger Johannes IV. Laskaris gegen den Usurpator Michael VIII. geeifert hatten. Der Name sollte also auch ein Programm verkün,den. Wer nun genau die Zeloten gewesen sind, die die Führung des Volkes gegen die Mächtigen an sich gezogen haben, ist schwer auszumachen. Greg. bezeichnet sie als jene armen Leute, die Reichtum und Ansehen begehrten. Laut Kantak. waren die Zeloten schon 1341 zu Reichtum und Ansehen gekommen und hatten auch schon damals die Macht übernommen und jeden gemäßigten Bürger als Kantakuzenisten angeprangert. Doch hat man nicht den Eindruck, daß die Re bellen damals mehr verwüsteten oder sich aneigneten als den Besitz der tausend, die mit Synadenos wegen des Verdachts, die Stadt an Kantak. ausliefern zu wollen, vertrieben wurden. Kantak. selbst schreibt, daß auch «Besiegte» , also
3 00
ANMERKUNGEN: 219-225
auch Nichtanhänger der Zeloten, zurückblieben, die sich still verhielten. Ihre Zahl dürfte beachtlich gewesen sein, da sonst dieser neue Ausbruch von Haß und Neid nicht erklärlich scheint. Die Zeloten waren also wohl eine verhälmis mäßig kleine Gruppe von 'demagogisch begabten' Handwerkern, die 1341, von ihrem eigenen Stand unterstützt, die Stadt in die Hände des «Volkes» brachten, sich aber 1343 noch immer einer großen Zahl stiller Gegner gegenübergestellt sah und die jetzt die mißlichen Folgen der Blockade nutzte, um vor allem mit Hilfe des «Pöbels» , also des wirklich meistbenachteiligten Teiles der Stadtbevöl kerung, mögliche potentielle Gegner zu beseitigen oder einzuschüchtern und ihre oligarchische Herrschaft weiter abzusichern. Kantak. bestätigt das Wüten der Zeloten anläßlich der Blockade und erzählt einige konkrete Grausamkeiten (393,11-394,10). Vgl. zur Zelotenbewegung (u.a.) WEISS: Kantak. S. 88f., 94-101; MATSCHKE: Fortschritt S. 175-196 u. passim.
220 Die Rollen sind offenbar umgekehrt; in den .
byzantinischen Städte im 14. Jh. sicher (noch oder wieder?) kannten (vgl. WErSS: Kantak. S. 73-76 u. passim), haben offenbar bis zur Usurpation des Kantak. die Mächtigen dort die «Redefreiheit» gehabt; jetzt werden sie höchstens noch ge duldet. 221 Dieses Bild enmahm Greg. wohl dem Sprichwort «du versuchst den Wind mit einem Netz zu fangen», d.h. du versuchst etwas Unmögliches, Zenob. III 17 mit Anm. Unser Autor verwendet das Sprw. S. 890,6. 222 Der hl. Märtyrer Demetrios (3. Jh.) war Ortsheiliger und Schutzpatron von Thessalonike und wohl der meistgefeierte Heilige in der byzantinischen Kirche, wie ein Blick in die BHG s.n. zeigt. Kantak. befürchtete, durch ein Blutbad den Zorn des Heiligen auf sich zu ziehen. Kantak. 393,7ff. verschweigt, daß Umur die Stadt stürmen wollte und ihn we gen seiner religiös motivierten (oder besser verbrämten) Ablehnung verspottete. Nachdem er die Grausamkeiten der Zeloten erzählt hat (vgl. Anm. 219), stellt er kurz fest, daß er keine Möglichkeit sah, die Stadt an sich zu bringen, daß er seinen Sohn Manuel und Johannes Angelos mit ihren Truppen in ihre Provinzen zurückschickte und mit Umur abzog. Einer kleinen Elite Umurs von 200 Mann gab er Pferde, aus dem Rest des Heeres nahm man noch 6000 Infanteristen mit und die Flotte sandte man voraus nach Peritheorion. 224 Darauf kommt Greg. weiter unten (S. 692) ganz kurz zurück und nennt von den Städten, die man auf die Probe stellte, nur Peritheorion. Mehr dazu in Anm. 254. 225 Der Satz deutet wohl nur auf den Winteranfang hin. Greg. geht chronologisch nach Jahreszeiten vor, und, wenn er nach einem längeren Exkurs (bis einsch!. S. 689) zu seinem Thema zurückkehrt, setzt er die Erzählung mit den Ereignissen des Winters 1343/44 fort. Diese Chronologie bestätigt Enveri, der erzählt, daß
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301
ANMERKUNGEN: 225-229
man Umur, als dieser schon einige Zeit in Didymoteichon war, riet nach Hause zu gehen, ehe der Winter gefährlich werden könnte, woraufhin dieser den größ ten Teil seines Heeres fortschickte. Vgl. Anm. 255. 226 «Auf morgen» und «heute» passen zum Stil des fingierten Vortrags, worauf wir 227
schon zur gelegentlichen Anrede «Hörer» hingewiesen haben, s. Bd. 1I Anm. 1. Prytaneion: zum Gebrauch dieses Wortes durch Greg. s. Bd. II Anm. 110. Unser Autor beschränkt sich hier auf ein ganz kurzes Lob der Hauptstadt, die ein beliebtes Thema ekphrastischer Lobpreisungen war. S. darüber FENSTER, Erwin: Laudes Constantinopolitanae, München 1968. Ausführlicher preist Greg. die Herrin der Städte in seinen hagiographischen Schriften über Konstantin und Theophano (Bd. I S. 57f. Nr. 64 u. 66), s. FENSTER S. 215-217. F. weist auf den Einfluß des Theodoros Metochites hin, der dem Lob Kpls eine ganze Rede widmete, s. F. S. 196-204. Interessant ist, daß Kpl hier im Geschichtswerk des Greg. nicht, wie in früheren Zeiten, als politischer Mittelpunkt der Welt, son
dern als Weltstadt des Handels gesehen wird, eine bedeutende Akzentverschie bung. Obgleich Greg. in seinen Kaiserreden und seinen Monodien auf Androni kos ll. und III. die Kaiser- und Reichsideologie voll aufrechterhält, hat er es wohl als anachronistisch empfunden, Kpl noch als politischen Nabel der Welt be zeichnen zu wollen, und deshalb einen realistischeren Anhaltspunkt für ein Lob der Stadt gesucht. Vgl. FENSTER o. c. S. 218f. 228 Über Trapezunt hat Greg. zuletzt Bd. II S. 288 f. gesprochen. Zu Alexios H. Megas Komnenos Palaiologos von Trapezunt (1297-1330) s. PLP 12084. Seine Mutter Eudokia war eine Schwester Andronikos' H. Der unmittelbare Nachfol ger Alexios' II. war nicht Basileios, wie Greg. hier anzudeuten scheint, sondern Andronikos IlI. (1330-1332) (PLP 12088), der gleich beim Regierungsantritt zwei seiner Brüder ermordete, weshalb Basileios wahrscheinlich nach Kpl flüch tete (vgl. Bd. H Anm. 474). Auf Andronikos III. folgte sein achtjähriger Sohn Manuel H. (PLP 12114), der aber nur gut acht Monate regierte (8. 1.-23. 9. 1332), bis er von dem aus Kpl zurückgekehrten Basileios (PLP 12092) abgelöst und ermordet wurde. Basileios heiratete am 17. 9. 1335 eine uneheliche Tochter Andronikos' HI., Eirene, die Greg. oben S. 536,11 versehent lich Eudokia genannt hat (s. die Anm. zur Stelle), und starb am 6. 4. 1340. Über das Schicksal ihrer Rivalin sowie über die anschließende Heiratsgesandtschaft nach Kpl hat Greg. Bd. H S. 288 f. ausführlicher und genauer berichtet. Dort erfuhren wir nämlich, daß es zwei Gesandtschaften gegeben hat; die erste reiste, als sie den Kaiser nicht in Kpl antraf, nach Thessalonike weiter und kam (an scheinend dort) mit ihm zusammen; der zweiten gelang kein Zusammentreffen mit dem Kaiser. 229
Gemeint ist also die Periode vom 15. 6.-26. 10. 1341. Was von dem Einverneh men der Kaiserin zu halten ist, wurde in Anm. 27 bereits erörtert.
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,
L
ANMERKUNGEN: 230-236 230
231
In Trapezunt hatte inzwischen im Juli 1341 eine Tochter des Alexios 11., Anna Komnene Anachutlu (PLP 12059), Eirene Palaiologina vertrieben und die Macht übernommen. Vgl. JANSSENS: Trebizonde S. 106f. Es ist wohl die Nachricht davon, die Kantak. einsehen ließ, daß man in Trapezunt nur vom angestammten Herrscherhaus der Großkomnenen regiert werden �ollte. Zu Michael, dem Bru der des Alexios 11. von Trapezunt, s. PLP 12117 mit Lit.; außerdem JANSSENS: Trebizonde S. 107-112. Limnia war die Zitadelle, die den Schwarzrneerhafen Oinoe (heute türk. Üniye) beherrschte und die Westgrenze des trapezuntischen Reiches markierte.
232 Der Name Scholarios ist kein richtiger Geschlechtsname. Scholarioi hießen in
Trapezunt von Anfang an die aus Byzanz gekommenen vornehmen Paladinen der Großkomnenen, die bald in Opposition traten zur lokalen trapezuntischen Aristokratie. Die Reihen der Scholarioi wurden später durch weitere Immigra tion aus Byzanz verstärkt. Es waren die Scholarioi, die Basileios aus Kpl nach
233
Trapezunt zurückgeholt hatten. Vgl. JANSSENS: Trebizonde S. 101. Die Männer, die nach Kpl flüchteten und den 20jährigen Sohn Michaels, Johan nes III. Megas Komnenos (PLP 12107), von dort holten, waren laut Michael
Panaretos S. 67,3-6 ed. LAMPSIDIS Niketas Scholarios, Gregorios Meizomatis und sein Bruder Michael sowie Konstantinos Doranitis (PLP 5890) und sein Sohn Johannes (PLP 5888), also nicht nur Scholarioi, denn z.B. die Doranitai gehörten zum alten trapezuntischen Adel, s. JANSSENS: Trebizonde S. 108. Sie verließen Trapezunt am 10. September 1341, s. Panaretos S. 67,3. 234 Außer 3 genuesischen Trieren hatten Niketas Scholarios und die Seinen auch zwei eigene, die Greg. nicht erwähnt. Sie verließen Kpl um den 17. August 1342 und nahmen Trapezunt am 4. September, s. Panaretos S. 67,8-10. Aus Panare tos wird nicht klar, ob die Eroberung der Stadt unmittelbar nach der Ankunft der Schiffe, also quasi ex itinere, erfolgte; man hat aber den Eindruck, daß dies der Fall war, und dann hätte die Fahrt von Kpl nach Trapezunt nicht 10, sondern 18 Tage gedauert. Johannes III. wurde am 9. September gekrönt, s. Panaretos S. 67,11: lJS Im Gr. das Sprichwort �ALS ijALxa 'tEQ:rtEL aequalis aequalem delectat, gleich und gleich gesellt sich gern, s. Diogen. V 16; Diogen. Epit. 11 88. Man findet es z.B. oft bei Platon. 235. Johannes III. wurde am 3. 5. 1344 von seinem Vater Michael abgelöst, s. Pana retos S. 67,21. 236 Michael von Trapezunt regierte bis zum 13. 12. 1349, Panaretos S. 69,8 f. Er lebte vermutlich noch, als Greg. diese Zeilen schrieb. Am genannten Tag dankte er ab zugunsten des zweiten illegitimen Sohnes des Basileios und seiner Geliebten Eirene, Johannes, der den Exkaiser zum Mönch scheren und in das gleiche Kloster einsperren ließ, wohin Michael selbst seinen Sohn Johannes III. verbannt
3 03
ANMERKUNGEN: 236-243
hatte. Später (1351) wurde er ins Exil nach Kpl geschickt, auch das genau so, wie er es mit seinem Sohn getan hatte. Der neue Kaiser nahm den Namen Alexios an und wurde so der dritte Alexios auf dem Thron von Trapezunt. Vgl. 237
JANSSENS: Trebizonde S. 11lf. Einen türkischen Einfall in Thrakien im Winter 1341/42 erwähnt Kantak. und beklagt dazu ebenfalls, daß das dichtbevölkerte Thrakien in kurzer Zeit zur (sprw.) skythischen Wüste (vgl. Bd. I Anm. 13) wurde (S. 181,9-11 u. 186,8f.). Im J. 1342 gab es demzufolge für die Mongolen dort schon nichts mehr zu holen (S. 303,5 -7).
m Der Ursprung der genuesischen Kolonie Kaffa oder Caffa ist nicht genau be
kannt. Sie erhob sich auf dem Boden der alten griechischen Stadt Theodosia in der taurischen Chersones, d.h. auf der Krim, und muß etwa 1270-1275 entstan den sein. Spätestens ab 1281 gab es einen Consul von Caffa. S. BALARD: Rom.
gen. I 114-118. Die von Greg. angegebene Entfernung von 1300 Stadien west lich des maiotischen kimmerischen Bosporos ist viel zu hoch gegriffen. Das Stadion war in Byzanz kein Wegmaß mehr und das Maß wird nur noch von =
antikisierenden Schriftstellern benutzt. Es ist anzunehmen, daß Greg. mit einem antiken Stadion von ca. 180/190 m rechnet; das ergäbe eine Entfernung von etwa 240 km, während es in Wirklichkeit nur knapp 100 sind. 239 «Nicht viele Jahre»: hier etwa siebzig, s. Anm. 238. Greg. wird nichts Genaues gewußt haben, aber es war ihm sicherlich bekannt, daß die Genuesen seit Michael VIII. im Schwarzen Meer aktiv waren, s. Bd. I S. 112 u. 132. Der Herrscher der Skythen der Khan der Goldenen Horde; welcher, hat Greg. wohl kaum gewußt. Es muß der Nachfolger von Khan Berke, d.h. Mönghä Temur gewesen sein. S. BALARD: Rom. gen. I S. 115. 241 Eine ausführliche Beschreibung von Caffa im 13. u. 14. Jh. bei BALARD o.C. S. 199-215 (wo S. 205 Anm. 36 der Verweis nach Greg. III 19 in II 684 f. zu korrigieren ist). Eine byzantinische Beschreibung von Caffa eines Mönches Mat 240
=
thaios (um 1400) scheint von BALARD nicht benutzt zu sein. Vgl. dazu HUNGER: Profanlit. I 538, II 148. 242 Arroganz, Stolz, Überheblichkeit ist ein immer wiederkehrender Vorwurf der Byzantiner an die Adresse der Lateiner. Vgl. z.B. Nic. Chon. Hist. 39,39; 164,60 f.; 575,63-70; 625,20f. 243 Greg. scheint nicht genau informiert zu sein. Der Mord, der Anlaß eines Krieges zwischen Tataren und westlichen Kolonisten wurde, geschah nicht in Caffa, sondern in Tana (Asow) am äußersten Nordostpunkt des Asowschen Meeres. Hier ermordete im]. 1343 ein Venezianer, Andreolo Civrano, einen Tataren mit dem Namen Khodja Omar. (Richtig - ohne die Namen der zwei - die Darstel lung bei Kantak. III 191,22-192,2, der darüber berichtet aus Anlaß des venezia nisch-genuesischen Krieges im ]. 1351.) Auch chronologisch bringt Greg. die
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ANMERKUNGEN: 243-248
Angelegenheit etwas zu früh. Der Khan Djanibek verbot nach dem Mord Vene zianern und Genuesen, die ihn durch häufige Betrügereien verärgert hatten, den Zugang zu Tana und brach zur Belagerung des eng mit Tana verbundenen Caffa auf, das sich aber zu wehren wußte. Die Belagerung dauerte laut Kantak. III 192,8 zwei Jahre. Zur Sache s. HEYD: Commerce II 187f., der darauf hinweist, daß die Folgen dieses Krieges auch in Italien zu spüren waren, wo die Preise für Gewürze und Seide sich verdoppelten; s. auch BALARD : Rom. gen. I 75f. u. 154. 244 Ob die Trapezuntier wirklich den Erfolg der Genuesen von Caffa gegen die Tataren zum Anlaß nahmen, auch selbst gegen die Genuesen vorzugehen, darf bezweifelt werden. Die genuesische Kolonie von Trapezunt profitierte von der Handelsroute nach Täbris im Reich der Ilkhane, was natürlich Neid weckte und häufig zu Zwischenfällen führte. Das Lateiner-Massaker, worüber Greg. spricht, ist, soweit ich sehe, aus keiner anderen Quelle bekannt. Es ist wohl etwa 1343/44 zu datieren. Vgl. HEYD: Commerce II S. 104; JANSSENS: Trebizonde S. 110. Mir ist unklar, weshalb BALARD: Rom. gen. I S. 137 das Massaker. (ohne Beleg) 1347
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datiert. Tuzos ist eine Gräzisierung von Doge. Greg. hat das Wort offenbar als Eigenna men mißverstanden. Vgl. BOIVIN zur Stelle in ed. Bonn. S. 1271. Gemeint ist Simone Boccanegra, der von Kantak. III 197,10 al. auch so genannt wird. Über den Umsturz in Genua hat Greg. oben berichtet, s. Bd. II S. 287 mit Anm. 498. «Von seinem Spaten weggeholt» ist wohl eine Anspielung auf Lucius Quinctius Cincinnatus, der im J. 458 v.Chr. vom Pflug weg zum Dictator für den Krieg gegen die Ä quer berufen wurde. Vgl. Nic. Chon. Or. et Ep. S. 56,24 mit App. fontium. Die Datierung «vor zwei Jahren» geht wohl von 1341 aus. «Sie vertrie ben ihn bald» erweckt den Eindruck, daß dies auch etwa 1341/42 geschah, was nicht stimmt, s. Anm . 247. Spinula: Greg. scheint das hier für den Namen einer bestimmten Person zu halten; in Wirklichkeit ist es der Name einer der mächtigen Familien Genuas.
Das gleiche gilt für Sertorius, was, wie schon DUCANGE und BOIVIN feststellten (s. ed. Bonn. S. 1271), eine Gräzisierung des italienischen (Mes)ser Doria sein muß. 247 Simone Boccanegra, der erste der dogi perpetui, sah sich am 23. 12. 1344 ge zwungen abzudanken und wenige Tage später in Pisa Zuflucht zu suchen. S. Diz. Biogr. d. It. s.n. Bd. 11 (1969) 38 f. Bei der Wahl des Nachfolgers fungierte Luchino Visconti von Mailand als Schiedsrichter. Nachfolger wurde Giovanni di Murta. Zur Sache s. die Geschichten Genuas (VITALE, DE NEGRI), die ich selbst nicht einsehen konnte, da unsere Universitätsbibliothek sie nicht besitzt. Ägypten regierte nach den bekannten Mamlukenherrschern Baybars (1260-1277), dessen Sohn Berke Khan (1277-1279) und Qalä'un (1279-1290) und Sohn, al-Malik al-Ashraf (1290-1293), al-Malik al-Näsir
248 In
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ANMERKUNGEN: 248-252
(1293-1340/41, mit Unterbrechungen 1294-1298 u. 1308-1309). Seine Re gierung war nach der Vertreibung der Mongolen von Persien verhältnismäßig stabil. Nach seinem Tode waren Palastrevolutionen an der Tagesordnung. Vgl. SPULER, Berthold: The Muslim World 11, Leiden 1969, S. 58; HITTI, Philip K.: History of the Arabs, London 1°1970, S. 681. 249 Hier scheint unser Autor nur mäßig informiert zu sein. Ein Heer des Sultans von Marokko setzte 1340 nach Spanien über und belagerte Tarifa, es wurde aber in der Schlacht von Salado von einem kastilisch-portugiesischen Heer völlig aufge 250
rieben. Es war das letzte muslimische Heer aus Afrika, das in Spanien landete. Hier geht es natürlich um den 100jährigen Krieg zwischen England und Frank reich, der 1337 ausgebrochen war und bis 1453, dem Jahre des Untergangs von Byzanz, dauern sollte. Ob Greg. etwas über den englischen Überfall auf Katzand (November 1337) gehört hat, ist sehr fraglich. Wohl eher ist die Kunde von der Überfahrt Edwards III. (Sommer 1338) zu ihm gelangt. Für Greg. war wohl auch der bretonische Erbfolgekrieg, ab 1341, mit dem legendarischen Kampf um
Henneborst, ein Teil des Krieges zwischen Frankreich und England. Es ist wohl auch noch die Landung Edwards in der Normandie, Juli 1346, mit der nachfol genden Schlacht bei Crecy, 26. August, hier mitberücksichtigt (vgl. DUCANGE zur Stelle in ed. Bonn. S. 1271), denn in diesen Nachrichten über Unheil im Ausland geht es um Parallelen zum byzantinischen Bürgerkrieg der Jahre 1341-1347. 251 Im Reich der Ilkhane von Persien herrschte schon seit 1327 ein ziemliches Chaos. Greg. bezieht sich hier vermutlich auf die Unruhen nach der Ermordung des sogenannten Kleinen Hasan, 15. 12. 1343, der von einer seiner Frauen, die er beim Ehebruch ertappt hatte, umgebracht wurde, wonach innere Macht kämpfe ausbrachen. S. SPULER, Berthold: Die Mongolen in Iran, Leipzig 1939, S. 134-136; DENS.: Muslim World 11 S. 40.
252
Initiator der Allianz war wohl Hugo de Lusignan von Zypern, die treibende Kraft jedoch Papst Clemens VI. (1342-1352). Die meisten Schiffe stellten die Templer von Rhodos, nämlich 6, dann die Venezianer, 5, dazu die Venezianer von Negroponte noch eins; der Papst beteiligte sich mit 4 Schiffen, Hugo von Zypern ebenfalls mit 4 (sie werden von Gregoras vielleicht als Schiffe aus Sala mis (auf Zypern) bezeichnet). Oberster Führer des Unternehmens war als päpstlicher Legat der auf Negroponte residierende lateinische Patriarch von Kpl, Heinrich von Asti (1339-1345), Kommandant der päpstlichen Galeere der Ge nuese Martino Zaccharia, der ehemalige Herr von Chios (s. Bd. 11 Anm. 277). Die obengen. Zahlen geben zusammen erst 20 Schiffe (vgl. LEMERLE: Aydin S. 184 Anm. 1), und aus anderen Quellen sind keine weiteren Zahlenangaben bekannt. Greg. spricht von 27 Schiffen (Kantak. 11 422,23 von 24). Diese Zahl dürfte in etwa richtig sein, denn Venedig hatte dem Papst zu verstehen gegeben,
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ANMERKUNGEN: 252-254 daß 25 Schiffe für das Unternehmen die Mindestzahl sei, und versprochen, daß sie ein Viertel der Flotte bereitstellen würden (s. LEMERLE o.c. S. 182 Anm. 2). Aus den lateinischen Quellen läßt sich vielleicht noch auf 3 weitere Schiffe schließen, die durch Janullio Sanudo, den Herzog von Naxos und des Archipels (1341 -1362), Balzano delle Carceri und Georg Chisi von den Dreiherren von Negroponte (s. LEMERLE I.c.; dieser glaubt, daß Greg. die Beteiligung von Ne groponte als eine salaminische bezeichnet, ebd. S. 187 Anm. 2; DUCANGE dachte an Salamis auf Zypern, s. ob., BOIVIN aber an die bekannte Insel Salamis im Saronischen Golf, s. ed. Bonn. S. 1272) beigesteuert worden sein könnten. Greg. spricht auch von einer genuesischen Beteiligung; die hat es aber wohl nicht gegeben, s. BALARD: Rom. gen. I S. 76. Vielleicht hat Greg. eine solche ange nommen, da Martino Zaccharia die Flotte anführte; dieser repräsentierte aber weder Genua noch Galata, s. BALARD S. 77. Greg. schweigt darüber, daß auch die Kaiserin Anna und Apokaukos mit der lateinischen Liga Kontakte hatten. Anläßlich eines Hilfegesuchs der Kaiserin an Venedig (DÖ. L GER: Reg. 2888, Frühjahr 1343) war diese informiert worden (s. THIRIET: Reg. 155; LEMERLE: Aydin S. 182). Da die Liga gegen Smyrna gerichtet war, bedeutete sie, daß Kantak. die Hilfe Umurs verlieren mußte. Die Kaiserin wandte sich nun auch an den Papst, um die lateinische Hilfe sicherzustellen (DÖLGER: Reg. 2890; ca. August 1343). Sie machte dem Papst dabei wohl auch Hoffnungen auf kirchliche Wiedervereinigung, worauf dieser enthusiastisch reagierte (s. LEMERLE o. c. S. 183 mit Anm. 2). Kantak. erfuhr von dem bevorstehenden Angriff vor Umur und schickte ihm aus Didymoteichon eine Warnung (Destän d'Umur Pascha bei LEMERLE S. 180; vgl. dazu S. 186), die freilich zu spät kam. Umur konnte sich nicht mehr rechtzeitig zur Abwehr rüsten. Am 28. Oktober 1344 eroberte die lateinische Flotte das Hafenkastell von Smyrna. Greg. schreibt richtig, daß die Lateiner (nur) den Hafen und das Hafenkastell nahmen; die höher gelegene Stadt mit der Akropolis blieb in den Händen der Türken. Die Lateiner, vor allem Genuesen, blieben in Smyrna bis 1402. Vgl. Kantak. II 419,24-420,6; zur ganzen Episode LEMERLE: Aydin S. 180-190; SETTON: Papacy and Levant S. 182-194. 253 S. oben S. 677 mit Anm. 225. 254 Zu Peritheorion s. Anm. 129a. Auch Kantak. nennt Peritheorion als erstes Ziel nach dem Abzug von Thessalonike (II 394,18-22; vgl. Anm. 223). Er berichtet außerdem (394,22-401,10), daß, sobald man Peritheorion einschloß, die Ein wohner von Abdera sich freiwillig ergaben und ihren Gouverneur Gudeles, den Weinschenk der Kaiserin (PLP 4332), auslieferten. Kantak. gab dem Mann zu rück, was man ihm genommen hatte, und beschenkte ihn außerdem. Danach sandte er seinen Gefolgsmann Jakob Brulas (PLP 3231) und einen Türken na mens Saladin mit einem Friedensangebot zur Kaiserin. (AsDRACHA: Rhodopes in
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ANMERKUNGEN: 254-255
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REB 34, 1976, 198 schreibt, daß Kantak. auch Gudeles zu Anna schickte; so auch PLP 4332; das steht nicht bei Kantak. 395,6-9 und ist aufgrund von 398,20f. und 400,10-13 auszuschließen.) Der Inhalt des Friedensangebots ist eine jämmerliche Apologie: zum Bürgerkrieg sei er genötigt worden, da sein Leben auf dem Spiel stand. Er verschweigt, daß er sich selbst in diese unbewiese ne Gefahr gebracht hatte, indem er widerrechtlich durch Erpressung die Füh rung des Staates an sich zu ziehen versucht hatte. Auch zum Einsatz der Türken sei er gezwungen worden, da Apokaukos dies schon vor ihm getan habe. Eine weitere Lüge; es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Anwesenheit von Türken im Heer des Apokaukos - nichts Ungewöhnliches in Byzanz - auf die Entscheidung des Kantak., seinen ausländischen Freund Umur zu Hilfe zu rufen, überhaupt keinen Einfluß gehabt hat (vgl. auch Anm. 27). Auch stand der Ein satz von Türken durch Kantak. in keinem Verhältnis zum Hilfsaufgebot des Apokaukos. Kantak. verdankte seinen Sieg, ja sein Überleben nur Umur (vgl. PARISOT S. 180). Genaue Friedensbedingungen will Kantak. nicht gleich stellen. Die Kaiserin und der Patriarch sollen zuerst durch Gesandte ihm ihre Vorstellun gen mitteilen. Zugleich mahnte auch Umur durch einen Gesandten, Saladin, die Kaiserin zum Frieden. In Kpl wird Saladin von Apokaukos, wie Kantak. betont, ehrenvoll behandelt und beschenkt, Brulas aber mißhandelt und ins Gefängnis geworfen. Durch Saladin läßt man Umur wissen, daß er leider auf der falschen Seite kämpfe, Kantak. aber, daß man ihn vernichten werde. Dieser selbst erhielt anscheinend keine schriftliche Antwort (Kantak. 399,5 u. 400,10f.), wohl aber Umur (399,2; 400,13; 401,2f.). Kantak. stellt es so dar, daß Apokaukos der Schreiber des Briefes an Umur war. Das ist m. E. nur insofern wahr, daß man ihn für den Inhalt verantwortlich machen kann. Umur hatte sich aber an die Kaise rin gewandt, und da man ihn höflich behandeln wollte (s. ob.), ist anzunehmen, daß man in Byzanz die Form gewahrt hat, so daß wir im von Kantak. erwähnten Brief ein kaiserliches Schreiben sehen müssen, gut für ein Regest bei DÖLGER zum Frühjahr 1344. Im Gr. «kein guter Voge!», vgl. Bd. I Anm. 122; 11 Anm. 156. Laut Kantak. ergaben sich ihm, während er Peritheorion belagerte, noch die Kastelle Hagia Eirene und Povisdos in Merope (einer gebirgigen Gegend um die Quellen der Arda) wie auch die Bewohner nicht befestigter Orte ebenda; s. dazu ASDRACHA: Rhodopes S. 170. Kantak. war dort angeblich noch beliebt, da er das Gebiet schon unter Andronikos III. verwaltet hatte. Man bat ihn um einen Gouverneur, und er gab ihnen ihren Stammesgenossen Momitilos (MomCiI), einen bulgari schen «Räuberhauptmann», der aus seinem Land vertrieben war und schon Andronikos 111. seine Dienste angeboten, aber viel Ärger verursacht hatte und nach Serbien ausgewichen war. Nun aber war er vor kurzer Zeit auch wieder vom Kral abgefallen. (Mehr über ihn unten S. 703 ff. mit Anm. 281.) Diesen
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ANMERKUNGEN: 255-257
Mann hielt Kantak. für einen geeigneten Gouverneur von Merope. Er rekrutierte hier ein Heer von 300 Reitern und über 5000 Infanteristen und übergab es Momcil mit dem Auftrag, den widerspenstigen Städten Schaden zuzufügen (Kantak. 402,9-403,21). Auch Kantak. verrät nicht, wie lange die Belagerung von Peritheorion dauerte. Er konstatiert einfach, daß er nichts erreichte, die Belagerungsmaschinen verbrannte, die Flotte heimschickte und, begleitet von Umur, mit 6000 Türken nach Didymoteichon ging (403,22-404,3). 256 Auch Kantak. berichtet, daß er in Didymoteichon mit großer Freude empfangen wurde (404,3-6). Der dortige prophetisch begabte Bischof hatte übrigens sein Kommen vorausgesehen, als man noch nicht wußte, daß er unterwegs war. Er selbst hatte von Peritheorion aus schon einen Boten geschickt und dort auch schon Besuch aus Didymoteichon empfangen (401,10-402,8). Kantak. erzählt weiter noch (404,6-12), daß er nur wenige Tage in der Stadt blieb und dann wieder auszog in das Rhodopegebiet, wo sich ihm j etzt auch die Region Morrha (östlich von Merope; s. dazu ASDRACHA: Rhodopes S. 148-154 u. passim) anschloß, mit Ausnahme des Kastells Ephraim (s. ASDAACHA S. 149f.), das deshalb von den Türken geplündert wurde. Kantak. unterstellte das Gebiet sei nem Schwager Johannes Asan und kehrte nach Didymoteichon zurück, er schickte aber ein Heer von Rhomäern und Türken aus, um Thrakien zu unter werfen, das furchtbares Elend über das Land brachte. Er selbst meint dazu: er konnte nicht anders, da die Städte sich nicht freiwillig ergaben, und er konnte nicht auf die Türken verzichten, da er sonst zu schwach gewesen wäre (404,12-24). Ein anderer Feldzug gegen die Provinz von Stenimachos und Tze paine (vgl. ASDRACHA: Rhodopes S. 162-173; 244) mußte wegen Erkrankung Umurs abgebrochen werden (404,24-405,8). Die Byzantiner, d.h. die Regent schaft in Kpl, bemühten sich inzwischen um die Treue von Adrianopel und der anderen Städte Thrakiens (415,8-14). Ihr Beauftragter Sphrantzes rückte, als Kantak. nach Stenimachos unterwegs war, gegen Didymoteichon vor, stieß da bei aber auf den zurückkehrenden Kantak. Er wurde geschlagen und fiel im Kampf. Der kaum von seiner Krankheit genesene Umur wurde verwundet (405,15-406,12). Um diese Zeit muß laut Enveri Kantak. Umur eine seiner Töchter als Braut angeboten haben, der aber ablehnte. Danach versuchte es die Tochter selbst - wohl im Auftrag ihres Vaters -, aber gleichfalls vergeblich. S. LEMERLE: Aydin S. 144. L. hält die Geschichte für glaubwürdig. Ich auch. Kan tak. wollte wohl Umur noch fester an sich binden. Umur lehnte aber ab, da er mit Kantak. Bruderschaft geschlossen hatte und demzufolge seine religiöse Über zeugung ihm eine solche Ehe verbot. 257 Der Anlaß zu diesem Vorgehen der Byzantiner war laut Kantak. 406,12-407,14 folgender: Anna, der Patriarch und Apokaukos hatten Alexan der von Bulgarien um Hilfe gebeten (DÖLGER: Reg. 2892). Dieser verlangte und
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ANMERKUNGEN: 257
erhielt eine Reihe von Städten im Gebiet von Stenimachos und Tzepaine, wo früher 1500, jetzt nur noch gut 1000 Soldaten stationiert waren. (Diese Städte blieben bulgarisch bis zur türkischen Eroberung, s. ASDRACHA: Rhodopes S. 253.) Danach weigerte sich Alexander aber zu kommen, solange Umur mit seinen Türken das Land nicht verlassen hätte. Über den Vorgang selbst ist Kantak. ausführlicher. Auch er spricht von «viel Geld», das Umur aus Kpl angeboten wurde (DöLGER: Reg. 2895), nennt aber keine konkrete Summe. Als Umur ablehnte, dingten Agenten aus Kpl einen gewissen Mavromatis aus Phila delphia, den Kantak. Umur als Diener zur Verfügung gestellt hatte und der, des Türkischen mächtig, einiges Ansehen genoß. Dieser übernahm für viel Geld die Aufgabe, die Türken kriegsmüde zu machen, so daß sie Umur nach fünfzigtägi gern Widerstreben zur Heimkehr zwangen (so Kantak. 407,14-410,20). Hier liegt wohl tatsächlich der Grund, weshalb Umur Kantak. im Stich ließ. Auch Greg. gibt zu erkennen, daß der Schaden, den man dem Gegner durch das Annehmen des Geldes zufüge, für Kantak. und Umur nur ein zusätzliches Argu ment war. Es gab wichtigere Überlegungen, schreibt unser Autor, und weist speziell auf den schlechten Zustand des türkischen Heeres hin. So schlecht infor miert, wie LEMERLE: Aydin S. 176 ihn darstellt, war Gregoras m.E. nicht. Das Argument mit den 10000 Hyperpern scheint nur ein Echo der kantakuzenischen Propaganda, womit verdeckt werden soll, daß Apokaukos hier einen großen Erfolg verbuchen konnte. Ob Umur der von seinem Heer auf ihn ausgeübte Druck so unwillkommen war, wie Kantak. vorgibt, halte ich für fraglich. Als Kantak. sah, daß er Umur nicht zurückhalten konnte, riet er ihm, nochmals eine Friedensgesandtschaft zur Kaiserin zu entbieten. Die würde zwar nicht darauf eingehen, aber einen Gesandten zurückschicken, der ihm für seinen Abzug Geld und Schiffe anbieten werde. Mit diesem Geld könne er dann seine Soldaten entlohnen (Kantak. 410,21-411,23). Umur entbot einen Gesandten, dem man zwar vorhielt, sein Heer habe sich zum Sklaven des Kantak. erniedrigt, aber zugleich jede Hilfe für den Rückzug und Geld für die Soldaten Umurs anbot. Der türkische Gesandte wies die Vorwürfe (nicht aber das Geld) zurück (411,23-414,19). Mir scheint, daß Kantak. hier nicht die ganze Wahrheit er zählt. Die Gesandtschaft Umurs hatte gewiß nicht zum Ziel, einen von vorneher ein aussichtslosen Versöhnungsversuch zu machen, sondern die Rückzugsbedin gungen (Geld und Schiffe) auszuhandeln, was Kantak. nur als « zweite Fahrt» darstellt. «Veridique» , wie LEMERLE: Aydin S. 177 schreibt, ist Kantak. in die sem Punkt nicht. Es soll wieder die Regentschaft in Kpl für die Fottsetzung des Krieges verantwortlich gemacht und zugleich als übers Ohr gehauen präsentiert werden. Aus Kpl schickt man einen alten Bekannten zu Umur, Georgios Lukas (PLP 15143), der seine Aufgabe gut erfüllt. Umur, der sich noch eine Weile sträubte, behauptete jedenfalls, daß er sich von einem anderen Gesandten nicht
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ANMERKUNGEN:
257-260
hätte überreden lassen. Es wurde abgemacht, daß die Byzantiner Schiffe und das zugesagte Geld nach Ainos schicken würden. Kantak. begleitete Umur dorthin (Kantak. 414,19-415,11). Wie Greg., so berichtet auch Kantak. 410,14-20, daß Umur versprach, bald mit einem neuen Heer zurückzukommen. Die Rück kehr erfolgte gut zehn Monate nachdem Umur Smyrna verlassen hatte (etwa im August 1343 ) , also um Mai/Juni 1344 (s. Kantak. 408,13 f.). Zur ganzen Politik des Apokaukos ab Januar 1344 s. PARISOT S. 194-196. 257. « Aus - geschleudert» vgl. Sap. 5,22. 25 8 Hab. 3,17. Das hier von Greg. erwähnte Erdbeben begann, wie er anschließend sagt, Mitte Herbst, womit der Herbst 1343 gemeint sein muß (vgl. MÜLLER WIENER: Bildlex. S. 294). Nachbeben gab es bis in den Sommer 1344. Dieses Beben fehlt in der Erdbebenliste von GRUMEL: Chronol. S. 481 (und auch in der Ergänzung dazu von WIRTH, Peter: Zur byzantinischen Erdbebenliste, in: BF 1, 1966, 3 93 -3 97). Außer von Greg. wird es erwähnt von Kleinchron. 8,39 (da tiert auf 18. 10. 1342 und qualifiziert als ein Beben «wie noch nie», von langer Dauer, die Stadtmauern und viele Häuser zerstörend), 9,10 (18. 10. 1343 ; er wähnt auch die Meeresüberflutung), 87,1 (gleiches Datum, « unter Johannes Palaiologos und Johannes Kantakuzenos» , Zerstörung der Stadtmauern, Mee resbeben, Schiffe an Land geworfen), sowie in chronologischen Notizen im Cod. Barocc. 197, fol. 378', 380v u. 426", ediert von Sp. LAMPROS in NE 7 (1910) 141 Nr. 58 sub anno 1344: « Während ich dieses Buch schrieb und bis hier ge kommen war, ereignete sich ein Beben in Kpl im J. 6852 (= 1. 9. 1343-31. 8. 1344), im Monat Oktober, in der zwölften Indiktion» (so fol. 378'); auf fol. 380V (auch bei SCHREINER: Kleinchron. 11 S. 610 Nr. 35) wird außerdem eine zwölftägige Dauer des Bebens notiert. BOIVIN notierte zur Stelle schon eine ähnliche Notiz aus Cod. Colbert. 6044 (s. ed. Bonn. S. 1272). Vgl. SCHREINER: Kleinchron. 11 S. 258. Den Wiederaufbau der Mauem erwähnt Greg. unten S. 711,12-21, vgl. MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 294. 259 Auf den ersten Blick liest man im gr. Text: bis Lysimachia und noch ein wenig über die Chersones hinaus ( tJ.EXQL AUOLtJ.axLa� xat ßQax':' tL XEQcrOvr'jcrou OtE xELva) . So hat es BOIVIN auch verstanden: « et paulo ultra Chersonesum» . Greg. betrachtet aber (s. gleich anschließend im Text) Kpl als (Epi-)Zentrum des Be bens. Von Kpl aus liegt aber Lysimachia am Eingang oder Anfang der Cherso nes, und darüber hinaus gibt es nur noch das Meer. Darum habe ich Chersone sou auf «ein wenig» bezogen, also: ein Stückchen der Chersones darüber (= über Lysimachia) hinaus. 260 Dieses zweite Beben, dessen Beginn Greg. auf den gleichen Tag wie das des Vorjahrs, das wäre auf den 18. Oktober, ansetzt, datiert eine Kleinchronik, 87,2 (aus 1354 oder kurz danach), auf den 6. November. Vielleicht hat es ab 18. 10. Vorbeben gegeben. Dieses Beben erwähnt auch Kantak. 477,14-17 (von GRU-
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ANMERKUNGEN: 260
MEL: Chronol. S. 481 irnümlich auf 1341 datiert). Kantak. belagene damals gerade (im Winter, S. 476,2 1 ) das Städtchen Chora bei Myriophyton (unweit von Ganos), das sich noch weigene, sich zu ergeben, und mit Beleidigungen antwortete. Noch während die Einwohner ihre Beleidigungen äußenen, erfolgte das Erdbeben, das ihre Mauern und zwei Drittel ihrer Häuser einstürzen ließ. Die obengen. Kleinchronik, die außer der Zerstörung von Chora die von Ganos und die des Kastells 't0'Ü Mae llaeä mit dem Beinamen Teichos (Mauer) er wähnt, notiert auch noch: «Von da ab gab es Unruhen in bezug auf Kaiser Kantakuzenos.» Vgl. SCHREINER: Kleinchron. II S. 260f. Ich bin nicht sicher, ob hier, wie SCHREINER S. 261 mit Anm. 63 schreibt, « eine der wenigen Nennun gen der Marmarainsel vorliegt» . Es gab sicher wohl ein Kastron auf Marmara (s. das Hypomnema Terre hodierne Graecorum etc. aus Cod. Mon. lat. 18298, lS. Jh., in NE 7, 1910, 363: «alia insola . . . que Martnaras dicitur, in qua est unum castrum et ville sex» ), aber die Insel, die in byzantinischer Zeit gar nicht so selten erwähnt wird (dorthin verbannt wurden z.B. Stephanos Lakapenos, Basi leios Peteinos, Kaiserin Theophano, Niketas Studites, Michael Kerullarios, s. JANIN: Grands Centres S. 21l f.), wurde damals fast immer Pro(i)konnesos ge nannt. Die Onsnamen Marmara(s), Marmar(i)on, Martnarou sind aber im grie chischen Raum vielfach venreten. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, daß es ein Kastell dieses Namens an der Küste der Propontis in der Gegend von Ganos und Chora gegeben hat. Leider hilft der Name Teichos auch nicht weiter. Zu Ganos und Chora sei noch notien, daß sie in einem Sigillion des Patriarchen Kallinikos vom J. 1692 als ein Bischofssitz erscheinen (s. NE 4, 1907, 97) und daß aus beiden der eine Ort Ganochora entstand, s. SAMOTHRAKIS s. n. Ganos. Der frühere Palaiologenkaiser ist natürlich Michael VIII., der laut Pachym. II 234,16-22 bei der Apostelkirche eine Statue des Erzengels Michael errichtet hatte, zu dessen Füßen er selbst kniete, um seinem Schutzengel die (Maquette der) Stadt zu offerieren. Schon im Juli 1296 hatte ein Erdbeben die Statue so erschütten, daß der Kopf Michaels und die Maquette herunterfielen (Pachym. l. c. ; vgl. JANIN: Cple S. 105, der das Erdbeben von 1344 nicht erwähnt) . Das Bild war nach 1296 offenbar restaurien worden und wurde auch jetzt wieder restaurien, wie aus einer Beschreibung durch BUONDELMONTI hervorgeht, der es 1420 sah (s. JANIN l. c.). Es waren vielleicht Anhänger des Kantak., die darin ein Vorzeichen des Palaiologensturzes sahen. Zur Übersetzung «auf der quadratischen Säule» ist folgendes zu notieren: Kunsthistoriker dürften geneigt sein, beim gr. bd 't0'Ü nA.Lv{}o)'tO'Ü XLOVO� an eine mit einer Plinthe versehene Säule zu denken. Diese Bedeutung läßt sich aber für nA.Lv{}o)'tOC; nicht belegen. Pachymeres schreibt interessanterweise bd XLOVWÖO'U� EeEeELaIlEvo� 't0'Ü avaanllla'to�, d.h. 'auf einem säulenanigen Sok kel errichtet'. Das Bild stand also m. E. auf einem sehr hohen viereckigen Sockel.
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ANMERKUNGEN: 261 -266
26 1
Der vollständige Einsturz der östlichen Apsis erfolgte erst im J. 1346, s. unten S. 749,10ff. mit Anm. 381. 262 Diese Feststellung befremdet, denn das, was Gregoras über den Machtkampf berichtet, der Abzug Umurs, war ein klarer Erfolg für Apokaukos. PARISOT S. 194 meinte sogar: «Apocauque, au commencement de 1344, est plus fort que jamais.» Die allgemeine Lage hatte sich aber für Kantak. seit dem Eingreifen Umurs ab Anfang 1343 und insbesondere ab Januar 1 344 entschieden verbes sert. Vgl. dazu auch PARISOT S. 199-202. 12 26 Gregoras sagt nicht klar, weshalb Apokaukos es für nötig hielt, den Patriarchen und Johannes Gabalas enger an sich zu binden. Dieser bereitet aber damit offen bar seinen Auszug nach Herakleia vor, worüber Greg. anschließend ( § 8) berich tet. Der Patriarch sollte wohl dazu gebracht werden, entweder die Ehe Johannes' V. mit der Tochter des Apokaukos einzusegnen oder sonst einen Frieden mit Kantak. auszuhandeln, der Apokaukos den Besitz von Lesbos und Chios sicher te, und Gabalas sollte ihm in Kpl den Rücken decken. 263 Gr. cruyxÄ.rrtOV xai ßouÄ.t]v, wohl ein Hendiadyoin, da beide Worte «Senat» bedeuten. Zu Joh. Gabalas s. Anm. 274. 264 Zum Patriarchen Kalekas liest man PLP 10288: « Hatte einen Sohn und eine Tochter. » Greg. erweckt hier den Eindruck, daß er viele Söhne und Töchter hatte, aber die Stelle ist wohl nicht ganz frei von Übertreibung. Konkret wissen wir nur, daß er einen Sohn hatte, der eine Tochter, und eine Tochter, die einen Sohn des Großstratopedarchen Johannes Vatatzes (PLP 2518) heirateten (Kan tak. II 475,22-24). Die Namen der beiden sind nicht bekannt und sie haben im PLP keine Nummer. Mehr zu Vatatzes unten S. 741-743. Zu Kalekas sei noch notiert, daß er PLP 10288 versehentlich Schwiegervater des Joh. Vatatzes ge nannt wird; er war O"U!l:rtEV'frEQO� / consocer mit ihm. 265 Apokaukos versuchte offenbar, den Patriarchen zu überreden, sich mit den Symbolen der Kaiserwürde zu schmücken (das Anziehen rotfarbiger Schuhe war eine Symbolhandlung derer, die das Kaisertum beanspruchten bzw. usurpierten, vgl. Anm. 25) und sich ksl. Privilegien anzumaßen (das Unterschreiben von Urkunden mit Purpurtinte war ksl. Monopol). 266 Eine merkwürdige Ansicht. Ein Zusammenhang zwischen der Transferierung des Kaisertums von Rom nach Kpl und einer damit zusammengehenden Erhö hung des Bischofs von Rom (d. h. des Papstes) wurde bekanntlich im berüchtig ten Constitutum Constantini konstruiert. Das C. c., insbes. die wichtige Dispo sitio, war in Byzanz wohlbekannt, seitdem die Dispositio in gr. Fassung von Kardinal Humbert im J. 1054 an Kaiser Konstantinos IX. Monomachos ausge händigt worden war. (Ob die Dispositio ein ursprüngliches Konzept Papst Leos III. aus ca. 804 gewesen ist, wie ich mit Ohnsorge annehme, spielt für uns hier keine Rolle. S. zu dieser umstrittenen Frage OHNSORGE, Wemer: Das Constitutum
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ANMERKUNGEN:
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Constantini und seine Entstehung, in: DERS.: Kpl u. der Okzident, S. 93-162; FUHRMANN, Horst: C. c., in: Theol. Realenzykl. 8, 1981, 196-202.) Der große byz. Kirchenrechder Balsamon (12. ]h.) nahm die Dispositio teilweise in seine Scholia zum Nomokanon des Photios auf (s. Rhalles u. Potles I 145 -148) und kommentierte sie (ebd. 148 f.) . Im 14. Jh. scheint das C. C. besonderes Interesse geweckt zu haben; der gr. Text ist überliefert in Hss. aus dem 14. u. 15. Jh. (Vat. gr. 81 u. 1115), Harmenopulos und Matthaios Blastares nahmen kurze Para phrasen des Balsamontextes in ihre Werke auf, und es entstand eine gr. Überset zung des vollständigen lateinischen Textes, höchstwahrscheinlich von der Hand des gelehrten Demetrios Kydones (s. TINNEFELD: Kydones I 1, S. 69f. Nr. 2.6 mit Lit.) . Die Erhöhung des Bischofs von Rom wird in der folgenschweren Fälschung damit begründet, daß dieser der Stellvertreter Petri sei, des Stellvertre ters Christi, und diese Erhöhung geht so weit, daß die Cathedra Petri über den Thron des Kaisers gestellt wird (c. C. ed. OHNSORGE O. C. § 11 S. 108 f.). Ein damit verbundenes Privileg, auf das Apokaukos (natürlich im Balsamontext) Bezug nehmen dürfte, ist das Tragen von ksl. Insignien (ebd. § 1 4-16 5. 114-119; dazu OHNSORGE S. 13l f., 134). Während aber das C. C. wohl ausführlich auf die Kopfbedeckung eingeht, wird das Schuhwerk nicht genannt. Das tat aber wohl Balsamon in seinem kurzen Kommentar (ed. laud. 148,19). Nachdem der Autor der Dispositio des C. C. (wohl Papst Leo III.) auf diese Weise dem Papst eine überimperiale Stellung gesichert hatte, läßt er den Kaiser (Konstantin) ihm auch noch das westliche Feld räumen, damit der Glanz des Papsttums nicht von dem des Kaisertums bedroht werden kann (§ 17 f. S. 120 f.). Das schließt selbstverständlich aus, daß die Erhöhung des Bischofs von Rom und seine Privilegien auf den Patriarchen von Kpl übertragen worden wären, wie Apokaukos will. Eine solche Übertragung würde gerade das Problem neu heraufbeschworen haben, dem Konstantin angeblich durch Transferierung des Kaisertums nach Byzanz vorbeugen wollte. Sie wäre auch diametral im Streit gewesen mit dem Hauptanliegen des C. c., eben Rom als Bischofssitz Petri die Führung der Gesamtkirche zu sichern. Wie kam Apokaukos dazu, dies zu ver kennen? Balsamon zitiert das C. C. in seinen Scholia zum Nomokanon des Photios Tit. 8 Kap. 1. Darin liest man u.a.: «Daß Kpl die Privilegien des alten Roms besitzt, wird gesagt im Lib. XI 21,1 des Codex» (sc. lust.; eine Bestim mung der Kaiser Honorius und Theodosios aus 421 : « Urbs Cpltana non solum iuris Italici, sed etiam ipsius Romae veteris praerogativa laetetur. » ) Balsamon notiert dazu natürlich u. a. Kan. 28 des 4. Konzils, aber auch folgendes: « Welche die Privilegien der Kirche im alten Rom sind, lehrt uns das schriftliche Dekret des apostelgleichen heiligen großen Konstantin an den hl. Silvester, den Papst von Rom, das so lautet: . . . Es ist klar, daß weder im Cod. lust. noch im 28. Kanon von Chalkedon von Privilegien die Rede gewesen ist, die vom späteren »
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ANMERKUNGEN:
266-273
Fälscher des C. C. erfunden wurden. Apokaukos hat aber natürlich mit Balsa mon an die Echtheit des C. C. geglaubt. Daß seine Interpretation der wahren Bedeutung des Dokuments zuwiderlief, hat ihn, auch wenn er es bemerkt haben sollte, wohl kaum gestört. Es ging ihm übrigens auch gewiß nicht darum, die kirchliche Macht in Kpl über die weltliche zu erhöhen, wie das im C. C. ge schieht. Er wollte nur den Patriarchen zu Dingen verführen, die der bedrängten Regentschaft fürs erste größere Autorität verleihen könnten. Der starke Mann in der Regentschaft wollte er natürlich selbst bleiben. Einen ernsthaften Versuch, alle päpstlichen Privilegien an sich zu ziehen, hatte im 11. Jh. schon Michael Kerullarios unternommen, aber, wie Balsamon notiert, vergeblich (o. c. 148,31-149,2). 267 Vgl. zu diesem Bild oben Anm. 29. 267. Gr. ilyQuic; ayxw..mc;; vgl. Eurip. Frgm. 941 ,2. 268 Der Grund, weshalb Kalekas es ablehnte, die roten Schuhe anzuziehen, war gewiß, daß dies als Usurpation gegolten hätte (s. Anm. 25). ' 269 «Die Grenzen der Väter nicht verrücken»: wohl biblisch inspiriert, s. Provo 22,28 (vgl. auch 23,10). Das Wort XLVEiv bei Greg. vielleicht durch Kontamina tion mit Dt. 19,14. 270 «Tiefe des Unglücks»: schon im Thes. L.Gr. S. V . ßtrlMc; wird auf die vielfältige Kombination dieses Wortes mit einem Genitiv eines meist negativen Begriffs hingewiesen; so findet man bei Greg. Tiefe der Unwissenheit (572,14), der Un klarheit (249,23), eines Rätsels (150,23), der Mutlosigkeit (696,16; 933,20), des Mißgeschicks (726,6), des Unglücks (699,19), des Vergessens ( 163,13; 565,25), des Schmerzes (413,15), des Schweigens ( 1054,23). Der tiefe Sturz des Patriar chen Kalekas erfolgte Anfang 1347, wie wir unten noch sehen werden. 271 Gemeint sind Männer wie Minos (vgl. Bd. III 39,22-40,3), Lykurgos (s. 796,4; 1 1 08,1), Solon (325,11), Numa Pompilius ( 1 108,15), die ein Jahrhundert nach Greg. Plethon so bewundern wird. 272 Über die alten Staatsformen und die Kaiserherrschaft hat sich auch Gregoras' Lehrmeister Theodoros Metochites Gedanken gemacht, S. seine Miscellanea ed. MÜLLER-KIESSLING S. 604ff. Auch er lobt natürlich die Kaiserherrschaft, S. S. 625-642. 272. Gr. XA:UÖWVEC; O'U !!cp o Qwv; vgl. Theophyl. Simokattes Hist. VII 11,2. 273 Die berühmte Anekdote über eine Begegnung des Diogenes mit Alexander d. Gr. kannte schon Cicero (Tusc. 5,92). Greg. schöpft hier wohl aus Plutarch Alex. 1 4,2-3 oder Diog. Laert. 6,38. Die gleiche Anekdote benutzt unser Autor auch unten S. 818,1, dicta des berühmten Kynikers 1026,2 U. III 7,14. Greg. Ep. 22,10-12 schreibt: " Von ihm gibt es viele Worte, viele Taten, wenn man ein zeln aufzählen will, welche prächtigen Proben seiner Weisheit jener Mann zeig te. » Für Nennungen des Diogenes in den Briefen des Greg. S. LEONES Index.
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ANMERKUNGEN: 273a-275 273a Anspielung auf Aesop. Fab. 136
(ed. HAUSRATH-HuNGER 233 Halm) vom Hund, der mit einem Stück Fleisch im Maul im Fluß schwimmend seinem Spie gelbild im Wasser das Fleisch wegschnappen wollte und so, indem er das Maul öffnete, auch noch das Stück, das er hatte, verlor. 274 Johannes Gabalas heißt mit vollständigem Namen Johannes Raul Gabalas. Greg. hat ihn schon oben (S. 696) kurz erwähnt. Er hatte schon unter Androni kos IlI. Ämter bekleidet, und Kantak. hatte ihm kurz nach dem Tod des Kaisers eine Gesandtschaft nach Serbien anvertraut (Kantak. II 118,22-119,1; 119,9-15), aber Apokaukos wußte ihn bald auf seine Seite zu ziehen (ebd. 118,21-120,10) . Auch Kantak. erwähnt, daß Apokaukos dabei dem verwitwe ten Gabalas seine Tochter versprach (120,7-9). Das war im Oktober 1341 (vgl. Anm. 83). Gabalas wurde damals noch für einen Anhänger des Kantak. gehalten und sogar von den Kantakuzenisten vor ihrer Flucht mit Nikephoros Kantaku zenos (PLP 10986) als Gesandter zur Kaiserin entboten (korrigiere in PLP 10986 «Gesandter des Kantak.» in «Ges. der aus Kpl geflüchteten Anhänger des Kan tak.»). Nun wechselte er aber plötzlich auch öffentlich die Front und wurde mit dem Titel Protosebastos entlohnt (Kantak. II 138,19-139,5). Das geschah bei der Krönung Johannes' V. im November 1341 (ebd. 218,12 f.). Er war bald die rechte Hand des Apokaukos und Kanzler der Kaiserin (223,19-21). Den Titel Großlogothet, den Kantak. II 437,23 ihm beilegt, bekam er vermutlich zu die sem Zeitpunkt, als ihm, wie Greg. in der nächsten Zeile mitteilt, für die Zeit der Abwesenheit des Apokaukos die Verwaltung des Staates anvertraut wurde. Vgl. CONST. HERO: Akind. S. 366. 274a Zu diesem sprw. Ausdruck s. Bd. I Anm. 94. 275 Ich folge dem Vorschlag BOIVINS, für MAa�a�Evwv : MAa�a�Evo� zu lesen, da erstere Lesart m. E. etwas Unverständliches ergibt. AAAa�a�Evwv müßte man auf airtwv beziehen, und die Bedeutung wäre, daß Johannes V. und Kalekas im Tausch für den ewigen Besitz von Lesbos und Chi os sich selbst Kantak. überge ben würden. Das könnte nur den Sinn haben, daß Johannes V. den Kampf um die Kaiserherrschaft aufgeben, sich mit Lesbos und Chios als ewiger Apanage zufriedengeben und auch noch den Patriarchen mitnehmen würde, der dann nicht nur auf die Regentschaft, sondern auch auf den Patriarchenthron verzich ten müßte. Und das sollte (wegen alJ'twv . . . MAa�a�Evwv) auch noch von den beiden selbst ausgehandelt werden. Apokaukos kann doch nie geglaubt haben, daß sie das tun würden. Ein solches Angebot entsprach auch nicht den Forde rungen des Kantak., der durch die Annahme Johannes V. offen als Kaiser ausge schaltet und sich selbst als Usurpator zu erkennen gegeben hätte. Schließlich bleibt, wenn man illa�a�Evwv liest, offen, was Apokaukos davon gehabt hät te. Dabei geht es im ganzen Satz offensichtlich gerade darum. Sein eigentliches =
'
Ziel war es, Schwiegervater des Kaisers zu werden, aber für den Fall, daß dies
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ANMERKUNGEN:
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mißlingen sollte, wollte er «die zweite Fahrt» machen, d. h. sich mit etwas weni ger zufriedengeben, natürlich (etwas weniger) für sich. Das Alternativziel mit Lesbos und Chios mußte also Apokaukos etwas bringen, nicht Johannes V. und Kalekas. Der Herausgeber des Bonner Textes, Ludwig SCHOPEN, hat, ohne sich um eine Erklärung zu bemühen, MÄa�aIJ.EvOJv stehen lassen, aber auch die Übersetzung Boivins beibehalten, die MÄa�aIJ.Evo� voraussetzt: «aut saltem cum imperatore Cantacuzeno per hos tandem aliquando sic transigere, ut facta permutatione Chium et Lesbum perpetui dominii iure possidendas acciperet. » In Wirklichkeit hat Apokaukos weder das erste Ziel realisieren können, noch scheint es je zum genannten Tauschangebot gekommen zu sein. Den Auszug des Apokaukos nach Herakleia ( Peirinthos) erwähnt auch Kantak., s. dazu unten Anm. 279. Die Kleinchron. 8,42 datiert ihn auf Mai 1344. Akindynos, der dem Patriarchen während dessen Abwesenheit von der Hauptstadt einen Brief schrieb (ed. CONsT.-HERo Nr. 38, S. 1 40/142), spricht davon, daß ein Eintreten für die göttlichen Gesetze es Kalekas nicht erlaubt hätte, in Kpl zu bleiben (S. 1 40,8-10); was damit gemeint sein könnte, bleibt unklar. Es waren wohl in Wirklichkeit politische Gründe, weshalb Kalekas Apokaukos begleitete, aber der Patriarch dürfte offiziell auch religiöse Gründe vorgegeben haben. Vgl. CONST.-HERO S. 371. 276 Die Säulen des Herakles waren angeblich von diesem « am Ende der Welt» errichtet worden (vgl. Thes. L. Gr. s. v.: « Columni Herculis et Bacchi, quas suo rum laborum metas in extremis orbis partibus statuerunt. » ) 'Außerhalb davon' bedeutet also etwa außerhalb der (bewohnten) Welt. In diesem Sinne schon bei Isokr. XII 250 (ed. BENSELER-BLASS II 75,11 ). Greg. hat den Ausdruck auch schon oben in ähnlichem Sinne verwendet, s. Bd. II S. 250. Vgl. auch Ep. 83,20 f. ed. LEoNE. Der Vorwurf an die Adresse der Kaiserin zeugt wieder einmal von der Voreingenommenheit unseres Autors ihr gegenüber (vgl. MURATORE S. 392). 277 Unsere einzige Hs hat folgendes: �v yae EV EÄ:rcCOL 't0'Ü EeOJ'tO� :rtEL{}OV'tO� . . . (eine Rasur von etwa 20 Buchstaben) oa ßLOV usw. BOIVIN übersetzte: <
v
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ANMERKUNGEN:
277-279
zur Macht. Greg. kommt darauf unten S. 761,6-19 zurück. AMEILHON in LE BEAU hat aufgrund dieser Stelle geglaubt, Anna sei in Apokaukos verliebt gewe sen (s. PARISOT S. 219 Anm. 1, zitiert unten in Anm. 295). PARISOT selbst ist aber auch der Meinung, daß hier in der Rasur der Name eines Liebhabers und Geliebten der Kaiserin zu ergänzen sei, und er sieht drei Kandidaten, den Tom protitza aus unserer Anm. 41 1, Odoardo Artaud, den Sohn der ersten Hofda me der Kaiserin, Isabella (s. Anm. 83), und den Mystikos Kinnamos (PLP 1 1 723; zu ihm auch CONST.-HERO: Akind. S. 404). Er stellt sogar die Hypothe se auf, daß Kritik des Patriarchen an dieser Schwäche der Kaiserin der eigentli che Grund gewesen sei, weshalb die Kaiserin in ihrer Feindschaft gegen Kalekas so weit ging, daß sie, um ihn zu stürzen, ein wahnsinniges Bündnis mit den Palamiten, « les proteges et les fauteurs de Cantacuzene» , einging. Alles andere hätte Anna nicht zu dieser Wahnsinnstat treiben können; das konnte nur die genannte Kritik « que ni la femme ni la reine pardonnent» (PARISOT S. 21 6-221 ) . Widerlegen läßt sich eine solche Hypothese kaum, beweisen aber noch viel weniger, wie MURAToRE betont, und wenn PARISOT seine Ausführun gen beschließt: «Nous n'affirmons rien quant aux noms, mais quant au fait, nous doutons peu», geht mir das zu weit. Freilich, in der moralischen Lektion, die Greg. anschließend erteilt, ist von einem Leben ohne Zucht und einem Nicht bezwingen der Augen die Rede, was einen sinnlichen Eros nahezulegen scheint, aber diesbezüglich ist nun mal nichts Konkretes bekannt, und für einen rhetori schen Moralisten wie Greg. korrumpieren gewiß auch der Luxus und der Reich tum der Macht die Augen und lassen die Zucht vergessen. 278 Ich habe die Stelle so getreu wie möglich übersetzt, muß aber gestehen, daß ich den Sinn nicht ganz erfasse. 279 Aus Greg. selbst ist nicht klar, wie weit er zurückgreift. Aus Kantak. 11 415, 1 1-17 wissen wir, daß die Unterwerfung von Komotini (von ihm Kumitzi na genannt; vgl. SAMOTHRAKIS s. n.) im Frühjahr 1 343 (s. Anm. 275) kurz vor dem Abzug Umurs erfolgte (Z. 12; dies bleibt unklar bei NICOL: Kantak. S. 56). Er schickte seinen Sohn Matthaios dorthin, welcher auch noch die Übergabe anderer Ortschaften entgegennehmen konnte. Als Matthaios erkrankte, verließ Kantak. den auf die Schiffe aus Kpl wartenden Umur und ging mit 50 Rhomäern und 2 Türken selbst nach Komotini (415, 18-24). Anschließend berichtet Kan tak. noch über zwei wenig wichtige tnilitärische Zusammenstöße auf dem Weg nach Komotini und von dort zurück nach Traianupolis (415,25-41 9,14). Gra tianupolis belagerte Kantak. erst, nachdem Umur schon abgefahren war (420, 1 4 f. u. 422,5-21 ) ; dieser hatte aber, wie versprochen, innerhalb von 15 Tagen (es wurden sogar nur 1 3 daraus) eine neue Hilfstruppe gesandt (41 9,14-21). Kantak. war sofort nach dem Abzug Umurs von allen Seiten angegriffen worden: Dusan rückte bis Zichnai vor, Alexander von Bulgarien bis =
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ANMERKUNGEN:
279-282
Stilbnos; der Patriarch ernannte sich in Kpl zum Vater und Vormund des j ungen Kaisers, hetzte zum Krieg, und man zog aus nach Herakleia (Peirinthos) und nahm mit Momitilas (s. Anm. 281) Kontakt auf (Kantak. 420,14-421,19). Zu Gratianupolis sei notiert, daß Kantak. es als « gleichsam Metropolis von Chalki dike» bezeichnet (422,9; vgl. 427,6 f.). Es ist natürlich nicht die bekannte make donische Chalkidike gemeint, sondern die sogenannte thrakische, d. h. die Ge gend der antiken Kikonen und Bistonen, der Küstenstrich zwischen den Mün dungen von Nestos und Hebros bis hinauf zu Komotini. Vgl. TAFEL: Via Egnatia. Pars Orient. S. 38-44; LEMERLE: Aydin S. 170 Anm. 6. Gr. {tuI.1O'Ü l'tVEOV'tE� 'AgELXO'Ü . Dies galt als attisch, s. Thes. L. Gr. s. v. l'tVEW. 281 Momitilas (bei Kantak. Momitzilos, slav. MomCiI) war ein bulgarischer Bauern sohn, der die chaotischen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit ausnutzte. Sein Lebensweg ist vor allem aus Greg. und Kantak. bekannt. Wir haben ihn schon oben in Anm. 255 kurz kennengelernt als Bandenchef, zeitweiligen Vasall Andronikos' III., erneut Räuber, Exilant in Serbien, Gouver neur in Merope für Kantak. Es war natürlich nicht schwer, ihn mit einem passenden Angebot zum Frontwechsel zu überreden. Zu ihm s. D. KULMAN s. n. in Biogr. Lex. Südosteuropa III 234f. Momitilas erhielt schon jetzt die Insignien der Despoteswürde (Greg. 704,20 f.); Kantak. setzt die Verleihung dieser Würde erst nach den Überfall des Momitilas auf ihn (s. Anm. 285); ihm folgt NICOL: Kantak. S. 57. 282 Greg. läßt hier einiges aus, was er wohl weniger wichtig fand. Das Unternehmen Dusans (s. Anm. 279) scheiterte bald infolge unerwarteter Ereignisse (Kantak. 422,21-424,17) und Kantak. konnte Gratianupolis nehmen (424,17-426,15) . Inzwischen starb der prophetisch begabte Bischof von Didymoteichon (426,15 -20). Alexander von Bulgarien sah sich gezwungen, Frieden zu schlie ßen und nach Hause zu gehen (426,20-427,21) . Hiernach rüstete Kantak. sich, um seine Gegner in Herakleia anzugreifen (427,22-428,2) . Er begab sich viel leicht nicht direkt von Komotini nach Mosynopolis, wie Greg. schreibt, sondern zuerst nach Didymoteichon (s. Kantak. 428,4, s. aber auch unten u. Kantak. 429,2 f.; NICOL: Kantak. S. 56 erweckt irrtümlich den Eindruck, daß Kantak. nach dem Waffenstillstand mit Alexander von Bulgarien Herakleia angriff, von dort nach Didymoteichon zurückkehrte und dabei von MomCiI überfallen wur de). Während Kantak. in Didymoteichon war, überfiel der zu den Byzantinern übergewechselte Momcil Abdera, wo 15 Schiffe lagen, die Umurs Hilfstruppen für Kantak. transportiert hatten; sie wurden von 250 Türken überwacht. Eine stark übertriebene Nachricht davon erreichte Kantak. Seine Türken wollen so fort gegen Momcil ausrücken; er selbst möchte zuerst Herakleia angreifen, kann sich aber nicht durchsetzen. Er läßt die Türken ausziehen und schickt sogar ein rhomäisches Heer mit. Momcil zieht sich zurück nach Peritheorion, das noch 280
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ANMERKUNGEN: 282-287
der Kaiserin gehört. Kantak., der selber ursprünglich in Komotini geblieben war, rückte aber später mit 60 Soldaten zur alten Stadt Meseni (ca. 5 km westlich von K.) vor, um etwas über seine gegen Momcil ausgezogenen Truppen zu erfahren. Soweit ich sehe, nennt nur Kantak. hier Mosynopolis Meseni (vgl. LEMERLE: Aydin S. 1 72 Anm. 6) (Kantak. 428,2-429,16). 283 Daß Kantak. im Schlaf genau diese biblischen Worte (Eph. 5,14) hörte, schreibt er auch selbst (429, 18-21). 284 Diese Geschichte vom Liedermacher steht nicht bei Kantak. Sie ist ein interes santes Zeugnis dafür, daß es solche Volkssänger gab. Ein anderes Beispiel dafür findet man bei Greg. am Anfang seiner noch nicht edierten Antirrhetika poste riora. Kantak. schreibt, daß er sofort nach der Stimme aufstand und, ganz verwirrt, darüber seinen Begleitern berichtete. Zugleich kam die erste Nachricht, daß ein Heer nahte. Die Stimme wird also gesehen als eine Warnung Gottes: « Steh auf», und zugleich als eine Ermutigung: « Christus wird dir beistehen» . Bei Gregoras wird diese Bedeutung der gehörten Worte verdeckt durch den Hinweis auf das gleichzeitig vorgetragene heidnische Lied und auch noch dadurch, daß nun zuerst die Vorbereitung des Angriffs durch MomCiI erwähnt wird. 285 Etwas ausführlicher und genauer berichtet Kantak. selbst über diesen Überfall (429,22-431,24). Die wichtigste Einzelheit bei Greg., daß Kantak. sein Pferd verlor und auf das eines Leibwächters umsteigen mußte, erzählt dieser natürlich auch selbst (431,2-12) . Auch der Leibwächter, Lantzaretos (PLP 14457), über lebte (Z. 1 0-21). Es fielen auf der Seite des Kantak. 4 Männer und ebensoviele gerieten in Gefangenschaft. Zwei davon, Apelmene (PLP 1152) und Theodoros Kaballarios (PLP 10040), schickte MomCil zur Kaiserin, um eine Belohnung zu fordern. Sie entlohnte ihn, laut Kantak. (431,24-432,5), mit der Despoteswür de (s. aber Anm. 281) . Der Mann schämte sich nicht, gleich darauf Kantak. um Verzeihung zu bitten und von ihm die Sebastokratorwürde entgegenzunehmen (432,5-15). 286 Das gleiche berichtet Kantak. 432,20-433,3, der ergänzt, daß inzwischen der Patriarch mit dem erkrankten Johannes V. nach Kpl zurückkehrte (s. dazu Anm. 293) und daß die türkischen Verbündeten sich von ihm verabschiedet . hatten (432,15 -19). 287 Zur Rolle Alexanders von Bulgarien s. Anm. 257 u. 282, zu Umur und dem lateinischen Angriff auf Smyrna Anm. 252, zu den Serben Anm. 282. Kantak. berichtet, daß Al. v. Bulg. jetzt den Byzantinern versprach, seinen Vertrag mit Kantak. aufzukündigen, und ihnen Hilfe sandte (433,3-6), weiter, daß er selbst Chalkidike (s. Anm. 279) seinem Sohn Marthaios und Morrha seinem Schwager Johannes Asan anvertraute, und sich nach Didymoteichon begab (433,6-12). Greg. übertreibt also, wenn er sagt, daß Kantak. seine ganze Truppenmacht in Didymoteichon zusammengezogen hätte.
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ANMERKUNGEN: 288-292 288
Kantak. nennt das Kastell Empythion. Wie Didymoteichon, hatten seine Feinde es nie erobern können, s. Kantak. II 184,13-16. Zum Angriff des Apokaukos auf Emp. s. ebd. 433,12-19. Inzwischen griff Momcil, der sich lieber wieder Despotes nannte, Städte in Chalkidike an, ebd. 433,19-23. 289 Vor dem Angriff auf Didymoteichon entbot Apokaukos Synadenos zu Kantak., um ein Treffen und geheime Verhandlungen zu vereinbaren. Dieser stimmte unter einigen Bedingungen zu. Apokaukos ist damit einverstanden (Kantak. 433,23-435,9). Als er aber später sein Kommen ankündigt, stellt sich heraus, daß er die Abmachung für einen Überfall mißbrauchen will (435,14-436,14). Kantak. verschweigt, daß damals viele der Seinen überliefen. Die Kleinehron. 8,42 schreibt, daß Apokaukos Kantak. in Didymoteichon einschloß, die ganze Ernte verbrannte und seinen Gegner in Bedrängnis brachte. Die Chronik bestä tigt so die Datierung des Greg. auf den Hochsommer. 290 Man wundert sich, daß Kantak. selbst diese Vorgänge nicht erwähnt, die doch ganz im Sinne seiner Propaganda sein Beharren auf Recht und Gesetz und das Zurückstellen eigener Interessen hinter denen des Staates zu bestätigen scheinen. PARISOT S. 203 Anm. 1 nennt diesen Passus « passage capital», denn er zeige das allgemeine Bestreben der herrschenden Klasse, das dazu führen mußte, daß « ce qui restait de l'empire allait s'ernietter en vingt debiles seigneuries». 291 Andronikos Palaiologos war ein Enkel des berühmten Generals Michael Kutru lis (PLP 193), den wir schon oft erwähnt haben (s. Bd. I u. II Index). Sein Vater Konstantinos P. war bei Kantak. in Didymoteichon, als dieser die Kaiserherr schaft usurpierte, und wurde von ihm vorausgesandt, als der Usurpator Ende März 1342 seinen Feldzug gen Westen antrat. Er schloß sich aber gleich Guy dem Armenier an, der für Johannes V. Partei ergriff. Guy war Gouverneur von Serrhes, wo Konst. Pal. seinen Wohnsitz hatte. Ende 1342 war er es, der verhin derte, daß Serrhes sich Kantak. ergab. Kantak. erklärt das damit, daß er mit Apokaukos befreundet war, dessen Tochter seinen Sohn Andronikos geheiratet hatte (392,2-5). Letzterer war bei der Krönung Johannes' V. im November 1341 zum Großstratopedarchen ernannt (218,10-12) und 1342 als Protostra tor mit der Bekämpfung von Didymoteichon beauftragt worden (305,1-6). (PAPADOPULOS: Geneal. Nr. 49 bringt i. b. a. diesen Andronikos einiges durch einander, s. Bd. 11 S. 159.) Kantak. datiert den Unfall Ende Sommer (435,9-13), noch vor dem Verhandlungsangebot des Apokaukos (435,14f.); die Kleinchron. 8,42 setzt ihn in den Juli. Greg. geht hier bei diesem Detail nicht chronologisch vor, sondern systematisch und nimmt es mit einem etwas späteren Ereignis zusammen, um die Aufgabe der Belagerung von Didymoteichon zu erklären. Vgl. Anm. 294. 292 Zu Johannes Gabalas s. Anm. 274. Kantak. berichtet, daß er mit anderen der Kaiserin zum Frieden riet (437,11-438,1). Von seinem Mißtrauen Apokaukos
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ANMERKUNGEN:
292-295
gegenüber ist dabei nicht die Rede. WEISS: Kantak. S. 33 hält es für wahrscheinlich, daß er ein aufrechter Patriot und dem Palaiologengeschlecht treu ergeben war. 293 Diese Erklärung für die Rückkehr Johannes' V. aus Herakleia (Peirinthos) nach Kpl stimmt also nicht mit der bei Kantak. überein, der dafür Krankheit angibt (s. Anm. 286). (MURATORE 5. 394 folgt dieser Darstellung.) Greg. war m.E. über die Vorgänge in Kpl gewiß so gut informiert, daß man ihm hier Glauben schen ken muß. Krankheit wurde vermutlich offiziell als Grund angegeben. Die Klein chron. 8,43 bestätigt Gregoras. Auch SCHREINER II 259 hält diese Darstellung für wahrscheinlicher. Die Kleinchronik sagt ausdrücklich, daß die Kaiserin es befahl, und datiert den Befehl auf August. Kantak. erwähnt die Rückkehr also auch zu früh (s. Anm. 286). Er will anscheinend nicht wissen, daß dies der Hauptgrund war, weshalb Apokaukos die Belagerung aufgab, und nicht der mißlungene Versuch eines verräterischen Überfalls (s. Anm. 289), den er dafür angibt (436,1 4-16). Diesen Versuch unternahm Apokaukos wohl nur, um vor seiner Rückkehr nach Kpl noch im letzten Augenblick eine Entscheidung herbei zuführen. Als dies mißlang, nahm er sich übrigens wohl noch die Zeit, sich in Morrha dafür zu rächen (s. die nächste Anm.). 294 Laut Kantak. 436,16 brach Apokaukos die Belagerung von Didymoteichon ab am Tage nach dem verräterischen Trick einer Verhandlungszusammenkunft (s. Anm. 289), also noch im August. Anschließend verheerte er Morrha und kehrte nach Kpl zurück (436,17-21). Als Grund nennt Kantak. außer Krankheit des jungen Kaisers (s. Anm. 293) auch Versuche in Kpl, die Kaiserin zum Frieden zu bewegen (437,9-438,3) . Das kann zutreffen. Diese gingen vielleicht von An hängern des Palamas aus. Akindynos klagt in seinem oben (Anm. 275) genann ten Brief an den Patriarchen, daß diese sich in Kpl wieder rühren (5. 1 42,35-38 mit Anm. v. CONST.-HERO S. 371 f.). Ob auch Joh. Gabalas zum Frieden mahn te, bleibe dahingestellt (s. Anm. 292 u. 345). In Kpl zog Apokaukos sicherheits halber fürs erste in einen Verteidigungsturm im Manganenviertel, den er für Notfälle so verstärkt hatte, daß er dort eine Belagerung aushalten konnte. Die Kleinchron. 8,43 hat daraus irrtümlich den Turm von Epibatai gemacht, s. dazu SCHREINER II 260. Den Turm des Apokaukos im Manganenviertel erwähnt auch , Kantak. II 495,22. Nun schüchterte er zuerst den Patriarchen ein, u. a. mit dem Hinweis, daß Kantak., wenn er gekonnt hätte, schon längst Palamas an seiner Stelle zum Patriarchen erhoben hätte (438,3-439,22). Über « Bestechung» des Hofpersonals spricht Kantak. nicht. PARISOT S. 1 96 vergleicht aber die Umge bung der Kaiserin zutreffend mit einer « camarilla qui domine la regente» . Mu RATORE S. 395 meint, daß auch Anna selbst die Zeit für gekommen hielt, Frie den zu schließen. In den Quellen steht das nicht. Vgl. die nächste Anm. 295 Kantak. 439,22-441,13 spricht auch hier nicht von Geschenken. Apokaukos benutzte den Patriarchen als Gesandten, um der Kaiserin nicht nur klarzuma-
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ANMERKUNGEN: 295-296
ehen, daß Frieden mit Kantak. eine schlechte Wahl sei, sondern auch, daß er das nicht einfach hinnehmen würde. Diese Darstellung halte ich für reine Propagan da. Es ist absolut unglaubwürdig, daß die Kaiserin Befürwortern des Friedens mit Kantak. ihr Ohr geliehen hätte. Sie tut es nicht einmal später in aussichtslo ser Lage. Ein Opfer der kantakuzenischen Propaganda ist MURATORE, wenn er, noch über Kantak. hinausgehend, schreibt (S. 396) : « dopo viva resistenza con tra voglia dava (Anna) ancora l'ordine di guerra» . Kantak. versucht immer, seinen Krieg gegen die legitime Kaiserin und Regentin damit zu beschönigen, daß sie ihn nur unter Druck anderer als Mitregenten abgelehnt hätte. Die Wahr heit erzählt uns hier ohne Zweifel Gregoras. Apokaukos hatte die Kaiserin dadurch verärgert, daß er noch einmal versucht hatte, ihrem Sohn, dem Thron folger, seine Tochter aufzuzwingen (vgl. oben im Text vor Anm. 293 ), und eine erfolgversprechende Methode, um diese Verärgerung zu beschwichtigen, war offenbar Besänftigung durch die Hofdamen und durch kostbare Geschenke. PARISOT S. 197 erschließt aus dieser Stelle sowie aus den Äußerungen des Greg. ob. S. 702 bei Anna «desirs de vie indolente et de voluph!s secretes » sowie «cupidite» und stellt dabei m. E. zu wenig die Antipathie des Greg. ihr gegenüber in Rechnung. Er hält es auch für nötig zu warnen (ebd. Anm. 1) : « Qu'on n'aille pas s'aviser de soup<;onner qu'Anne etait amoureuse d'Apoc. (bizarre idee sur laq. nous reviendrons . . . ) (s. Anm. 277). Es scheint mir gut, hier auf die sehr unterschiedliche Beurteilung der Kaiserin Anna durch PARISOT und MURATORE hinzuweisen. Ersterer akzeptiert weitgehend das sehr negative Urteil des Greg. ; MURATORE, bes. S. 467-474, verteidigt die « Heidin» seines Werkes. Er betont mit Recht die Antipathie, den Haß und die Vorurteile des Greg., geht aber zu weit, wenn er auch die von unserem Autor mitgeteilten Fakten leugnet oder in Frage stellt, wenn sie zu seinem Anna-Bild nicht passen. Wohl irregeführt von Kantak., hat er sich die These zu eigen gemacht, daß Anna im « Bürgerkrieg» immer zur Aussöhnung mit dem Usurpator bereit gewesen wäre, aber durch Apokaukos und Kalekas davon abgehalten wurde. Tatsächlich war Anna, als der erste längst ermordet und der zweite, weil versöhnungsbereit, von ihr ausge schaltet war, unversöhnlicher denn je. Eine Erklärung dafür bleibt Muratore schuldig. Das negative Urteil des Greg. ist übrigens vielleicht auch deshalb nicht so weit von der Wahrheit entfernt, wie Muratore glaubt, da die für sie äußerst ungünstigen Umstände wohl notwendigerweise ihren Charakter und ihre Hal tung negativ beeinflussen mußten. 296 Die Vormauer Kpls, die Greg. meint, war natürlich nicht vom Stadtgründer Konstantin, sondern erst von Theodosios II. errichtet worden, s. JANIN: Cple S. 265 -267; MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 2 8 6 f. Der Palast, worüber Greg. spricht, ist natürlich der Blachernenpalast. Die Richtung ist allerdings mehr südlich als östlich. >>
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ANMERKUNGEN: 297
297-304
«Feuer über Feuer» ist sprw., s. Zenob. V 69; Diogen. VI 7 1 ; Thes. L. Gr. VII 2246. 298 Zur Entstehung des Hagels vgl. Arist. Meteor. p. 347 b 34 ff. u. De mundo p. 3 94 b 2 - 6. 298a Gemeint ist natürlich der von Greg. ab 1346/47 bekämpfte Palamismus. 299 Massalianer (Messalianer) und Bogomilen sind für Gregoras Leute, die glauben, durch intensives Gebet, verbunden mit bestimmten Gebetsmethoden oder -tech niken, eine mystische Wesensschau Gottes herbeiführen zu können und deren Ketzerei schon im 4. Jh. verurteilt worden ist. Die anschließende Ekphrasis (rhetorisch-beschreibende Lobpreisung) des Athos stimmt wörtlich mit der in den Antirrhetika priora überein, s. ed. BEYER S. 123 - 129 mit einer wichtigen Anm. zu dieser speziellen Sorte der Ekphrasis eines <
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ANMERKUNGEN: 305-310 305
«Die wahre Philosophie» ist für die Byzantiner schon seit den Kirchenvätern das Christentum und insbes. das Mönchsleben, s. BEYER zur Stelle; HUNGER: Pro fanlit. I S. 5 - 8 . 306 «Nach dorischer Art» : was Greg. darunter versteht, macht er klar in Ep. 148,47 (LEONE) , wo er schreibt, daß Solon, Lykurgos und Numa in Athen, Sparta und Rom die durch Luxus und Weichlichkeit verdorbene und aufgelöste Lebensart verbannten und den Staat nach dorischer Art einrichteten. Vgl. auch Ep. 15, 1 1 . Die dorische Lebensart galt, wie die dorische Tonart (harmonia) in der Musik (vgl. Bd. 11 S. 39; Ep. 108,137), als streng und erhaben. Vgl. BEYER zur Stelle. 307 Das in Byzanz nicht mehr lebendige « Theater» ist bei Greg. eine beliebte Meta pher. Er spricht vom Lufttheater der Vögel (Ep. 1 1 ,92), vom Theater der Rech ten (Hand) des Kantak. (Ep. 19,20), der Zunge (Ep. 20,45; 3 8 ,5 ; 62,7 f.; 71,65 - 67; 132, 1 4 f.), der Weisen (60,61), der Taten des Antigonos (71,62; vgl. 87,22), der Politik (76, 10), der Freude (89,8), der Gelehrsamkeit (90,24). Die Welt als Theater schon bei Gregor von Nazianz Or. 23,6 PG 35,1157 B 13 f. (s. BEYER zur Stelle); vgl. auch 1 Cor. 4,9: « Wir sind ein Theater' für die Welt, die Engel und die Menschen. » 308 Greg. scheint hier, wie BEYER zur Stelle notiert, einiges durcheinanderzubringen. Die angeprangerte Überheblichkeit ist natürlich die des Xerxes, der im J. 480 die Athoshalbinsel durchgraben ließ (Herod. 7,22-24. 37. 122), um einen Schiff bruch, wie ihn dort im ]. 492 Mardonios erlitten hatte, zu vermeiden. Der Kanal des Xerxes war ein Erfolg, denn die persische Flotte kam gut durch. Gregoras scheint trotzdem anzudeuten, daß der Athos das ganze Unternehmen auch 480 scheitern ließ. Dabei wußte er genau, daß Xerxes erst bei Marathon die Schlappe seines Lebens erlitt, s. Bd. 11 S. 52. Die Durchgrabung des Athos als Musterbei spiel menschlicher Überheblichkeit z.B. auch bei Nic. Chon. Or. S. 3 1,4f. (mit App.). Der Hochmut beim Athos kam vor dem Fall bei Marathon. 309 Anspielung auf Matth. 13,24 f.; das Bild auch bei Greg. In Synes. de insomniis PG 149,525 A 8 f. (vgl. BEYER zur Stelle). 310 Auch diese böse Geschichte über einige Athosmönche erzählt Greg. in den An tirrh. I, S. 1 3 1 - 133 ed. BEYER. BOIVIN notierte dazu, daß Philotheos in seinen Antirrh. libri XII gegen Gregoras diese « Lästerung» des hl. Berges heftig kriti sierte (ed. Bonn. S. 1274f.; vgl. ed. KAIMAKIS, Lib. XII 76- 103, S. 48 1 f.). Es ist aber m. E. fraglich, ob Philotheos die ersten Antirrhetika im Auge hat, da sein Werk eine Widerlegung der zweiten Antirrhetika sein will. Auch in diesem noch nicht edierten Werk wird die Geschichte der Ketzer vom Athos erzählt (Lib. VII, Cod. Laur. LVI 14 fol. 123,8 ff.). Ich habe aber die Stellen in den beiden antir rhetischen Werken noch nicht miteinander und mit Philotheos verglichen. Zu den hier genannten, wenig bekannten « Ketzern» s. BEYER: Antirrh. pr.
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ANMERKUNGEN:
3 10
S. 1 04 - 1 07; weiter zu Josef von Kreta PLP 905 1 , zu Georg von Larissa ebd. 3924, lsaak 8258, David (Disypatos?) 5021, lob 8937; zu David auch CONST. HERO: Akind. S. 371. Etwas mehr wissen wir über Georg v. Larissa, und zwar aus einem Brief des Akindynos (Ep. 52 ed. CONST.-HERO mit gutem Kommentar S. 397-403 ), der seinen Adressaten Jakob Kukunares von Monembasia, 1344 - 1347 (PLP 13408), daran erinnert (1345), daß der Messalianismus, der Teil der Häresie des Palamas bildet, in ihrer Zeit auf dem Berg Athos und in Thessalonike auftauchte. Die Nummer eins sei jener Georgios gewesen, der zuerst im Hause des lsidoros (Bucheiras, des späteren Patriarchen, PLP 3 140) lebte (also vor 1341) und wegen Gotteslästerungen aus der Stadt flüchten muß te, dann auf dem Athos erneut ertappt und mit der Brandmarke eines Ketzers auf der Stirn zusammen mit anderen auch von dort vertrieben wurde (Ep. 52,55 -69). BEYER S. 1 07 datiert die Affäre der verfolgten Messalianer auf 1344- 1345; ihm folgt CONST.-HERO S. 402 zu Ep. 52,61 -68. Hauptargument ist das Wort vtiv in Ep. 52,66 (der nun wiederum ertappt . . . wurde). Ich glaube nicht, daß dieses 'nun' (unmittelbar zuvor 52,59 sicher in weiterem Sinne ge braucht) ein ausschlaggebendes Argument sein kann. Bei Greg. Bd. 1II S. 541,16-542,16 ist noch einmal ausführlich von dieser Angelegenheit die Rede. Es geht dort um Patriarch Kallistos 1. (1350- 1353 u. 1355 - 1 3 63, PLP 10478), dem nachgesagt wurde, gleichfalls zu diesen Messalianern gehört zu haben (s. u. a. III 536,1 8 -538,2). Als dieser durch die Absetzung Symeons von Alania und die Ernennung seines Anklägers, der auch Kallistos hieß (s. dazu DARROUZES: Reg. 2369, 2379 f., 23 83, 2392), im ]. 1356 seinen Feinden einen neuen Angriff auf ihn ermöglichte, überlegten diese sich laut Greg. u.a. folgen des: «Wir erinnern uns, daß unter Patriarch Johannes (sc. Kalekas, 1334- 1347) vor fast 15 Jahren ein Tomos vom Berge Athos hierher gebracht wurde, der von fast allen wichtigen Männern dort unterschrieben war, darunter vor allem vom Protos lsaak . . . " (1II 541,16 -20). Demnach ist die Vertreibung messalianischer Ketzer vom Athos auf ca. 1341/42 zu datieren. Daß es bei Kallistos um die gleiche Angelegenheit geht und nicht etwa um einen anderen Fall mit einem anderen Tomos, geht aus Greg. II 876,3 -21 kombiniert mit III 258,21 -262, 15 hervor, wo offensichtlich die gleiche Angelegenheit wie hier und die Rolle des Kallistos darin zur Sprache kommen und Greg. auf diese Stelle zurückverweist (876,7 f.). Bd. III 260,1 8 f. bestätigt aber unsere Datierung. Greg. spricht dort, wie III 540, 1 1 ff. u. 543,2l ff., über den messalianischen Freund des Kallistos, den Priestermönch vom Athos, Niphon Skorpios, den späteren Protos des Athos. Dieser, unter dem Vorgänger des Kallistos, Philotheos, vom Messalianismus freigesprochen (s. DARRouzEs : Reg. 23 17), wurde nach dessen Ablösung durch Kallistos, Anfang 1355, erneut angeklagt. Der Grund war offenbar neues Be weismaterial. Auf dem Athos war kurz zuvor der Mönch Bardarios (PLP 2193)
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ANMERKUNGEN:
310-312
gestorben und hatte auf dem Sterbebett den Eid widerrufen, den er vor 12 Jahren (Greg. III 260,1 8 f.) im damaligen Prozeß gegen Messalianer zugunsten von Niphon geleistet hatte. Bardarios, der nicht lange vor Dezember 1354 starb, datiert also auf dem Sterbebett (bzw. tut Greg. das für ihn) die Messalianeraffäre auf dem Athos gegen 1342. Greg. bezeugt weiter, wie wir oben gesehen haben, daß der Tomos auch vom Protos des Athos, Isaak (PLP 8261), unterschrieben war. Dieser aber hat im März 1 342 für eine Friedensgesandtschaft zugunsten des Kantak. den Athos verlassen (s. ob. Anm. 1 1 5) und wurde in Kpl im Petrakloster eingesperrt (Kantak. II 213,5-7; vgl. DARRouzEs: Reg. 2236). Er hat, soweit bekannt, Kpl nicht mehr verlassen (vgl. DARROUZES: Protoi S. 425 f.). Der To mos, über den Greg. spricht, muß also vor März 1342 ausgefertigt worden sein. Auch DARRouzEs: Reg. l. c., al. datiert unsere Affäre 1344, und zwar da Greg. den Anfang dieser Geschichte Hist. Rhom. 714 ff. so datiere. Das ist ein Irrtum. Greg. greift zum J. 1344 erst einmal ein Srück zurück auf eine Affäre, die zur Vorgeschichte seiner Entzweiung mit der Kaiserin gehört; letztere aber nahm 1344 ihren Anfang. Es wäre auch unerklärlich, daß Greg., wenn sich die Messa lianergeschichte erst 1 343/44 abgespielt hätte, sie als Anlaß hätte präsentieren können, weshalb Palamas den Athos verließ; wußte er doch genau� wie auch manche seiner Leser, daß Palamas nach Mai 1341 Kpl nur noch für einen kurzen Aufenthalt in Herakleia verlassen hatte und seit Herbst 1342 bis 1347 aus Kpl nicht mehr herausgekommen war (vgl. Anm. 3 17). Die schriftliche Anklage, die bezüglich der obengen. Bogomilen und Messalianer von führenden Männern auf dem Athos der Synode zu Kpl 1341142 zugeschickt wurde, hat, soweit ich sehe, in den damaligen Patriarchatsakten keine Spur hinterlassen. Das ist wohl am ehesten erklärlich, wenn sie Ende 134 11Anfang 1342 in Kpl eintraf, als der Patriarch andere Sorgen hatte. 31 1 Dieser Vergleich aus Matth. 23,27; vgl. auch BEYER zur Stelle. 3 1 2 BEYER weist zu dieser Stelle auf eine interessante Parallele im Synodikon der Orthodoxie (ed. GOUILLARD 298 f. in Trav. Mem. 2, 1967, 65), wo auch die Metaphern «in eine Maske schlüpfen» und «Ausspeien des Gifts (einer Ketze rei)>> kombiniert werden. Sie steht in einem Teil des Synodikons, das Anathema ta aus provinzialen Kirchen enthält und das im patriarchalen Synodikon fehlt, s. GOUILLARD S. 60 Anm. 267. Es geht um Anatheme gegen Bogomilen und ähnli che Sekten in einem Synodaltext eines Suffraganbistums von Athen (ebd. S. 62), den GOUILLARD S. 27 Ende des 14. Jh. datiert. Es besteht wohl kein direkter Zusammenhang zwischen beiden Texten, sondern es schöpfen vermutlich die Synodalen und Gregoras beide aus dem gleichen Fundus von Metaphern, wor auf BEYER S. 1 3 0 Anm. 1 hinweist. Vgl. auch Bd. II S. 542, 1 -4, wo Greg. schreibt, daß diese Ketzer unter der Maske der Frömmigkeit die Einfältigeren verführen.
3 27
ANMERKUNGEN: 3 1 3 -3 1 7 313
DARROUZES: Reg. 2236 al. verwechselt diesen Tomos mit dem Tomos Hagiorei tikos, verfaßt von Palamas zur Verteidigung der Hesychasten im J. 1340 (zu diesem Tomos s. MEYENDORFF: Palamas S. 350f.). Richtig BEYER: Antirrh. I, S. 1 04 zu diesem Tomos: « heute verschollen » (was man vom Tomos Hagioreiti kos nicht sagen kann). DARROUZES hat wohl übersehen, daß die Mitteilungen des Gregoras über den Inhalt des Tomos überhaupt nicht zum Tomos Hagiorei tikos passen. Vgl. Anm. 3 10. 314 Vgl. Homer Od. 14,466 (6 :7tEQ 't' aQQT]'toV aJ.lELVov). 315 Wie BEYER zur Stelle notiert, findet man das Bild vom mit Wermut vermischten Honig bei Menander (Frgm. 708 KOCH, vgl. JAEKEL: Men. Sent. Comp. I 228, II 104, III 34) : «Wenn du jemandem zu essen gibst und ihn zugleich beleidigst, vermischst du attischen Honig mit Wermut. » FATOUROS : Test.app. S. 1 1 8 zitiert (aus Thes. L. Gr. Epigr. in Soph., bei HASE: Notices Vol. 9, S. 126): «Wer das Bittere mit süßen Worten zu erkennen gibt, mischt Absinth in Honig. » Gregoras hat das Bild vielleicht aus Zigabenos: Narratio de Bogom. ed. FICKER S. 1 0 1 , 1 0 f. (s. BEYER). Für « Übelriechendes » steht in den Antirrhetika das stär kere « Mist» « <Mistgestank» , BEYER mit Anm. zur Stelle). 316 Dieser Satz fehlt in den Antirrhetika. Dafür steht dort ein Passus, in dem be hauptet wird, daß Palamas, der «von der Startlinie an» zum Kreis der genannten Messalianer gehörte, aus Furcht, wie die anderen bestraft zu werden, nach Thes salonike flüchtete. Daß man die ertappten Ketzer bestrafte und fortjagte, schreibt Greg. auch Bd. III S. 542,5 - 10. Die wichtigste Bestrafung war das Einbrennen eines kreuzförmigen Zeichens in die Stirn, s. ob. Anm. 3 10. Es ist dies m. E. und nicht, wie BEYER meint, eine wirkliche Ketzerverbrennung, wor auf Greg. in den Antirrh. anspielt, wenn er schreibt, Palamas habe Angst bekom men, mit seiner des Feuers würdigen Seele, wie jene, auch selbst körperlich ein Opfer des Feuers zu werden (Antirrh. I, 135,3 f.). Dazu ist noch zu bemerken, daß Greg. die Flucht des Palamas offenbar vor den Prozeß der (anderen) Messa lianer datiert, denn anders als im Geschichtswerk erwähnt er in den Antirrhetika die Ertappung und die Bestrafung selbst der Ketzer nicht, sondern schreibt: « btELÖav tLAÖlOL», d. h. falls sie ertappt bzw. überführt würden. Vgl. BEYER: Antirrh. I, S. 105 f. 317 In den Antirrh. ist nur von der Flucht des Palamas nach Thessalonike die Rede, aber auf Thessalonike und Palamas allein wird dort angewandt, was Greg. hier von den nach Kpl geflüchteten Ketzern sagt. Natürlich wird Thessalonike dabei etwas niedriger eingestuft als Kpl, « die gemeinsame Stadt der Menschen aller Welt», und heißt nur « der gemeinsame Herd des ganzen Gebiets von Thessalien und Makedonien» . Aber die Vielfalt von Zungen und Meinungen wird auch Thessalonike zugeschrieben. Das Bild paßt aber besser auf Kpl. Die Behauptung des Greg., Palamas sei im Zusammenhang mit dem Ketzerprozeß auf dem Athos
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ANMERKUNGEN: 3 1 7- 3 1 9 von dort geflüchtet, hat man ihm nicht abgenommen, s. BEYER: Antirrh. I, S. 105 f. Dabei ist man allerdings von einer anderen Datierung ausgegangen als der, welche ich hier festgestellt habe (vgl. Anm. 3 12). Der Nachweis MEYEN DORFFS, Palamas S. 53 u. 56 (vgl. BEYER o . c. S. 1 05 Anm. 599), Palamas habe 1326 aus Angst vor einem Türkenangriff den Athos verlassen, hat nichts mit der ihm von Greg. zugeschriebenen Flucht zu tun. BEYER: Antirrh. pr. S. 106 weist darauf hin, daß Palamas auch 1338 vom Athos nach Thessalonike kam, und glaubt, Greg. interpretiere diese Übersiedlung als Flucht. Das läßt sich als sub jektive, fast böswillige Interpretation mit einer Datierung des Messalianerpro zesses auf 1341/42 in Einklang bringen. Die Sache schwelte wohl schon lange. Der spätere Palamit Isidoros Bucheiras agierte als geistlicher Führer einer Grup pe Gleichgesinnter in Thessalonike zwischen etwa 1326 u. 1341 . Er war es, der 1337/38 Palamas nach Thessalonike holte für den Kampf gegen Barlaam (vgl. CONST.-HERO: Akind. S. 400 f. u. 403 ) . Von 1 3 3 8 bis Mai 1341 (5. DARROUZES : Reg. 2201 Date) hielt Palamas sich dort auf, danach in Kpl und kurz in Hera kleia, bis er 1343 in der Hauptstadt gefangengesetzt wurde. Aus dieser Gefan genschaft wurde er erst Ende 1346 befreit (vgl. MEYENDORFF: Palamas S. 9 6 - 1 05). Während Greg. es so darstellt, daß die ganze Sache vom Athos ausging, berichten andere Quellen, daß die Ketzerei aus Thessalonike auf den Athos kam. Außer Akindynos in seinem in Anm. 3 1 0 genannten Brief tut das Patriarch Kallistos in seiner Vita des hl. Theodosios von Trnovo. S. BEYER: Antirrh. I, S. 105; CONST.-HERO: Akind. S. 401 u. 402. 3 1 8 In den Antirrh. pr. folgt nach der Erwähnung der Übersiedlung des Palamas vom Athos nach Thessalonike ein langer Passus über Palamas und seine früheste ketzerische Tätigkeit, ed. BEYER S. 135,1 6 - 157,2. Danach folgt dort der hier anschließende Passus, eingeleitet vom nachfolgenden Satz: «Nun will ich auch meine eigenen Angelegenheiten vortragen, wie es nämlich dazu kam, daß auch ich zu dieser Sache Stellung nahm. » 319 Dieser Übergang (im Gr. wörtlich: « Nachdem nun nach dem Tod des Kaisers der Staat der Rhomäer zum Bürgerkrieg aufgestachelt war» ) erweckt den Ein druck, daß das Vorausgegangene sich vor dem Tod des Kaisers Andronikos III. abgespielt hätte. Demnach wäre der Ketzerprozeß auf dem Athos vor Juni 1341 zu datieren. Dem stehen die oben in Anm. 312 erörterten Datierungshinweise im Wege. Greg. will hier also wohl nur andeuten, daß erst der Bürgerkrieg, der eine Folge des Todes Andronikos' III. war, zu den Umständen führte, die auch ihn in diese unerquickliche Geschichte hineinzogen. Der Ketzerprozeß auf dem Athos ist also für ihn ein Stück Vorgeschichte des Palamismus, auch wenn er den Namen Palamas hier nicht nennt. In den Antirrh. pr. S. 145,6 - 8 bezeichnet Greg. Palamas als Schüler der zwei Messalianer Josef von Kreta und Georgios von Larissa.
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ANMERKUNGEN: 3 20 321
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20- 26 3
Zu diesem Ausdruck s. Bd. 11 Anm. 1 63. Nur die erste Hälfte «in Zwietracht kommt der ganz Schlechte zu Ehren» ist, soweit ich sehe, als Sprw. belegt, s. Zenob III 77 mit Anm.; Thes. L. Gr. s. v.
rtayxaxo�. 3 22
Tatsächlich ist für die Zeit vom 17. Juni 1341, als Greg. die offizielle Todesklage auf Andronikos III. vortrug, bis 1344 (s. Anm. 335) keine öffentliche Betätigung unseres Autors bekannt. Vgl. BEYER: Chronol. S. 136. Gregoras hatte sozusagen Lehrgeld bezahlt, als er im Streit zwischen Andronikos 11. und III. aus seiner Sympathie für den alten Kaiser kein Hehl gemacht hatte, s. Bd. 11 S. 100. Freilich bezeugt er selbst im nächsten Satz, daß er wenigstens zu Anfang versucht hat, durch Mahnungen zum Frieden auf die gegnerischen Parteien einzuwirken. Be merkenswerterweise genau das, was auch Palamas getan haben will (s. Anm. 77). 3 23 Das eine, d. h. Verwirrung und Chaos, wird laut Greg. durch die « Autonomia» der Natur herbeigeführt. Ich habe Autonornia mit Ungebundenheit übersetzt. Es heißt natürlich an erster Stelle: « Eigengesetzlichkeit», aber Greg. verwendet das Wort hier, wie oft, in pejorativem Sinne: das keiner (höheren) Gesetzlichkeit Gehorchen, vgl. z.B. Antirrh. I, S. 177,8; 297,24; 375,10. Gelegentlich hat Au tonomia auch den Beigeschmack von Willkür, z.B. ebd. S. 4 1 1,20. Zur bereits platonischen Ansicht, daß die Natur von sich aus ungeordnet sei, s. BEYER zur Stelle. 3 23. Greg. vermischt gleichsam drei bekannte Metaphern, die von der eL�a xaxwv, die des eL�av EXXO'ljJaL oder EX eL�WV aVEAELv (vgl. das Biblische .., a;LVT) rtQo� ri)v eL�av XEL'taL Matth. 3,10; Luc. 3 ,9) und des Arztes, der vor Messer und Brenneisen nicht zurückschreckt, vgl. Bd. II S. 39. Das Bild des Ausschneidens der Wurzel, ehe eine Pflanze Blüten treibt, hat Greg. auch Hist. 132,3 (Bd. I S. 130) und Flor. 620 (ed. LEONE). 3 24 Zu dieser Anekdote über Zenon v. Kition s. Bd. II Anm. 5 1 0. Greg. bringt sie auch Ep. 109,2 8 - 32 ed. LEONE mit App. 3 25 Ich weiß nicht, ob vor Greg. schon jemand die altbekannten Metaphern vom Schiff des Staates und vom Schiff der Kirche benutzt hat, um beide Schiffe im . gleichen Sturm einen Schiffbruch erleiden zu lassen. Der Sturm im Staat ist natürlich der Bürgerkrieg, der in der Kirche der Streit um den Palamismus. Zum Bild Schiff im Sturm s. Bd. II Anm. 46a. 326 Olymp und Kaukasus sind bei Greg. übliche Bilder für große Höhe; für den Olymp vgl. Ep. 108,6 und den Ausdruck Olymp der Weisheit ( Höhepunkt der Weisheit) Bd. 1I S. 34 u. 248, für den Kaukasus Ep. 148,192 und Hist. Bd. II S. 37 mit Anm. 55. Vgl. auch Ep. 28,7f.: Kaukasus und Olymp aufeinander! und Ep. 40, 1 9 ein Kaukasus der Unwissenheit. Daß Greg. bei seinen fast in den Äther ragenden Bergen auch an den Bereich gedacht hat, wo sich nach Paulus =
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ANMERKUNGEN:
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Eph. 2,2 « der Herrscher der Luft» (der Satan) und laut Athanasios Vit. Ant. 65 böse Dämonen herumtreiben, wie BEYER zur Stelle vermutet, scheint mir frag lich. 327 Wie Greg. sich diese Ansicht zurechtgelegt hat, weiß ich nicht. Zumindest muß er übersehen haben, daß die Auseinandersetzung zwischen Sokrates und den Sophisten weitgehend mit dem peloponnesischen Krieg zusammenfiel. 328 Hellenen hier, wie schon oft vom 12. Jh. an, nicht mehr im christlich-pejorativen Sinne von Heiden, sondern von Ahnherren der griechischen Paideia, der Bil dung, auf die sich die Byzantiner in der Spätzeit wieder mehr einbildeten. Vgl. VAN DI ETEN : Pol. ideol. S. 14- 1 7. 329 Gemeint sind der Bürgerkrieg und die Angriffe von Türken, Serben, Bulgaren, Lateinern, worüber Greg. oben berichtet hat. 330 Der Falanx der Verbrecher und Pharisäer d.h. der Palamiten. Für "Verbrecher» hat Greg. das Wort :n:aA.allvai:Ot, d:h. Mörder (Leute, die durch ihre :n:aAclf.1l] 'Hand' Blutschuld auf sich geladen haben). Dieses Wort eignete sich ausgezeich · net für ein Wortspiel mit dem Namen des verhaßten Palamas und wird auch von anderen Antipalamiten gerne benutzt. Es wurde aber auch schon früher für Ketzer und andere Abweichler verwendet. Vgl. BEYER zur Stelle. Als Pharisäer werden Palamas und seine Anhänger wohl bezeichnet, da sie laut Greg. "Parasi ten nachahmend sich . . . in den Häusern herumtrieben und den leichtfertigen Weibern schmeichelten », um ihre Ketzerei zu verbreiten (Antirrh. pr. 145,20ff.), wobei sie «ihre Zeit am häufigsten mit Trinken ungemischten Weins verbrach ten und für delikate Bewirtungen sehr empfänglich waren» (ebd. 145,1 1 f. Übers. BEYER) . 331 Makkabäer bedeutet tapfere Kämpfer, s. Bd. H Anm. 239. Die wichtigsten Geg ner des Palamas waren im Anfangsstadium der Patriarch Johannes Kalekas und Gregorios Akindynos (vgl. BEYER zur Stelle; zu Akind. jetzt CONsT.-HERo : Akind. S. IX-XXXIII). Zu denen, die sich der Zeitumstände wegen zurückhiel ten, zählte Greg., wie er selbst oben angedeutet hat. Greg. benutzt hier das Wort ECPEX'tLK6t;, in der Philosophie ein Synonym für OKEJtLLK6t;. Er rückt sich selbst dadurch in die Nähe des Philosophen Pyrrhon, des Begründers des philo sophischen Skeptizismus, auf den das Wort besonders gerne angewandt wurde. Doch will er damit wohl kaum sagen, daß er damals noch keine klare Meinung in Sachen Palamismus hatte. Er hatte schon, ehe Barlaam nach Kpl kam, also vor 1330, die palamitische Gottesschau scharf angegriffen (s. Hist. S. 9 1 8,22-9 19,5; vgl. BEYER: Antirrh. I, S. 22, DENS.: Chronol. S. 133 Nr. 19. B. datiert: noch unter Andronikos H., also vor d. 24. 5. 1228; das dürfte zutref fen, obgleich Greg. sich so nicht ausdrückt. B. hat das wohl daraus geschlossen, daß Greg. im gleichen Zusammenhang Theodoros Metochites noch mit seinem Titel Großlogothet andeutet. Eine Garantie, daß dieser damals noch nicht, zus. =
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ANMERKUNGEN:
331 -335
mit Andronikos 11., gestürzt war, bietet das zwar nicht, und Greg. spricht über ihn auch nicht als über einen mächtigen, sondern als einen weisen Mann, er weckt aber doch den Eindruck, daß er damals noch hohes Ansehen genoß.) Vielleicht liegt in der Benutzung des Wones ephektikos eine gewisse Mißbilli gung der eigenen damaligen Haltung, die zwar rein taktisch war, aber den Eindruck erwecken konnte, daß der große Gelehne, der «Philosoph » Gregoras, einem Ja oder Nein zur palamitischen Gottesschau gleichennaßen skeptisch gegenüberstand. BOIVIN (ed. Bonn. S. 1275) interpretiert ephektikoi als ('qui nolebant de rebus divinis quicquam affirmari temere et indubitanter» und weist darauf hin, daß Palamas selbst in einem Brief an Johannes Gabras (PLP 3355) seinen Gegnern pyrrhonische Uneilsenthaltung vorwarf. Der damals noch nicht edierte Brief jetzt in Greg. tu Palama Syngrammata (gr.), Bd. 1I, Thessalonike 1965, S. 325 -362; die betr. Stelle S. 326,2-5. Zum Brief s. die Ein!. ebd. S. 282-286, zur Stelle S. 326 Anm. 1. Die Herausgeber notieren, daß die Geg ner des Palamas in einen theologischen Agnostizismus verfielen, da sie die pala mitische Unterscheidung zwischen dem unzugänglichen Wesen Gottes und sei nen mit der Schöpfung in Beziehung tretenden unerschaffenen Energien nicht akzeptierten. So mag es Palamas gesehen haben. (Vgl. auch seinen Brief an den Mönch Dionysios, PLP 5490, ebd. S. 479, 16- 18.) In einem Brief an Barlaam aber (ed. laud. Bd. I S. 25 8,12- 14) stellt Palamas Pyrrhons Skeptizismus dem Syllogismus-« Glauben» seines Gegners gegenüber (vgl. BEYER: Antirrh. I, S. 92) . 33 2
Zu diesem Ausdruck s. Bd. 11 Anm. 224. Damals: Greg. war (oben S. 71 1 ) bis in das Jahr 1344 gekommen. 333 Galater, d. h. Gallier, also «Franzose» , wohl aus Savoyen, der Heimat der Kaise rin Anna. Weiter unten nennt Greg. ihn einen Landsmann der Kaiserin. Zum Ausdruck «aus den keltischen und galatischen Abgründen» vgl. Bd. 11 S. 233 : «aus den westlichen Abgründen» , wo es ebenfalls um falsche Prophezeiungen geht. 334 Pepromenon: das vom Schicksal vorherbestimmte, s. z.B. Homer 11. 3,309; Pepromene (sc. moira): das Fatum, s. L. S. J. s. v. rc6gw. Der Faden des Schick . sals aus der mythischen Darstellung der Moiren: Klotho, die ihn spinnt, Lache sis, die ihn zuteilt, und Atropos, die ihn durchschneidet. Zu Hellenen s. Anm. 328. 335 BEYER: Antirrh. I, S. 1 62 Anm. 18 sieht einen Zusammenhang zwischen der Prophezeiung des Galaters und dem Gerücht über den angeblichen Tod des Kantak., das Apokaukos im Sommer 1343 ausstreuen ließ, s. Kantak. 11 3 84,5- 8 . Er datiert aus diesem Grund den Auftritt des französischen «Prophe ten» auf 1343. M. E., s. Anm. 332, setzt Greg. ihn ins J. 1344. Ich nehme an, daß das Gerücht, Kantak. sei gestorben oder werde bald sterben, nicht nur einmal in
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ANMERKUNGEN: 335-339
die Welt gesetzt wurde; es wurden ja auch öfter Anschläge auf ihn verübt oder geplant. Der Franzose prophezeite natürlich nur, was der Kaiserin angenehm sein mußte, die also an Versöhnung offenbar nicht dachte. 335. Himmelsgewölbe: gr. Himmelsachse (E� avt1Jywv OUQClVLWV); zu diesem Aus druck s. Thes. L. Gr. s. v. avt'U� T. I Sp. 103 8 infra mit Beispielen aus AP, Palladas, Greg. Naz., Tzetzes. Vgl. auch Greg. Ep. 1 1 ,42 LEONE. 336 Es besteht, soweit ich sehe, von diesem Vortrag keine gesonderte Überlieferung, wie das bei den Bd. 1 233 ff. widerlegten Prophezeiungen der Fall ist. Ich halte es aber für wahrscheinlich, daß Greg. hier eine schriftliche Fixierung seines Vor trags vor der Kaiserin zitiert. 336. BEYER notiert zur Stelle, daß Greg. Ptolemaios (Op. III 1 p. 12,16 - 1 8 ed. BOLL-BoER) nicht nur im Ausdruck, sondern auch dem Sinne nach abwandelt. Ptolemaios schreibt, man solle nicht meinen, daß für die Menschen alles von einer höheren Ursache so komme, als ob es mit einer Notwendigkeit ablaufe, der keine andere Ursächlichkeit entgegenwirken könne, sondern so, daß zwar die Bewegung der Himmelskörper sich gemäß göttlicher Schicksalsbestimmung von Ewigkeit unwandelbar vollziehe, die Veränderung der irdischen Dinge aber ge mäß einer natürlichen (physischen) und wandelbaren Schicksalsbestimmung vor sich gehe, während sie ihre erste Verursachung (nur) akzidentell von oben habe . . . und daß einiges den Menschen passiere wegen allgemeiner Umstände und nicht kraft der eigenen natürlichen Beschaffenheit jedes einzelnen. Greg. vermei det es also bei dem Einfluß der Himmelskörper auf das Irdische von einer unwandelbaren göttlichen Schicksals bestimmung zu reden, ich glaube, da er die Kombination von göttlich und 'heimarmene" dem heidnischen Schicksal, ver meiden wollte. 337 Basileios in Hexaemeron 6,5 -7 (PG 29, 128A-133C). 338 Greg. hat die Verse vermutlich aus Michael Psellos: Expos. in Orac. Chald. entnommen, ed. GIET Frgm. l07 PG 122, 1 128 ( 1 123 bei BEYER ist Druckfeh ler) B9- C7. Schon OPSOPAEUS, der editor princeps der Oracula, notierte, daß Greg. diese expositio in seine Scholia zum Traumbuch des Synesios übernahm, s. PG 122,1 123 Anm. 1; vgl. BOIVIN zur Stelle in ed. Bonn. S. 1275 f. (Zur Benut zung der Oracula chaldaica durch Palamas s. BEYER: Antirrh. I, S. 8 9 f.) Im Bonner Text ist hier anstelle von "t' ÖitOtJ.ClL : "tE "tOtJ.ClL zu lesen. 339 BEYER ad locum meint, Greg. argumentiere nicht schlüssig, denn es sei denkbar, daß Zwang zum Verbrechen und Zwang zur Bestrafung miteinander überein stimmen. Was Greg. m.E. sagen will, ist, daß ein Verhängnis, das von vorneher ein Freiheit und damit Verbrechen als solches ausschließe, widersinnig « han deln» würde, wenn es eine Tat, die ohne Freiheit kein Verbrechen sein kann, wie ein Verbrechen mit Strafe ahnden würde. Man setzt etwas nicht in die Welt, um es gleich zu bekämpfen. Ein Verhängnis, das Verbrechen nicht nur <
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ANMERKUNGEN: 339-345
zulassen, sondern «positiv» erzwingen würde, bekämpfe also durch Bestrafung des erzwungenen Verbrechens direkt die eigenen Taten. 340 Horn. H. 1,24. 34 1 Sap. 3,7. 342 Horn. H. 1,82; auch gern benutzt z.B. von Nic. Chon. Hist., s. 32,34f., 87,93 f., 286, l f. 343 Nach «der zweite und endgültige» fährt Greg. in den Antirrh. pr. ( 167,26) gleich fort, diesen neuen, entscheidenden Anlaß zu erzählen. Dieser ergab sich aber erst gegen Ende 1346. Hier folgt also zuerst, was sich bis dahin inzwischen ergab, d. h. in der Zeit von etwa August 1344 bis Ende 1346. 344 Einen Becher des Zornes, des Leidens trinken ist ein biblischer Ausdruck, s. Is. 5 1, 1 7.22; Lam. 2, 13; Matth. 20,22. 345 Zum Sturz des Gabalas vgl. Kantak. II 493,13 -498,10. Dieser erzählt, daß Gabalas verärgert war, da Apokaukos sein Versprechen, ihm seine Tochter zur Frau zu geben, nicht wahrmachte, und daß er ihn daran erinnerte. Apokaukos aber antwortete, die Tochter selbst und auch die Mutter lehnten die Ehe ab, da der Bräutigam zu fett sei. Er solle also erst eine Abmagerungskur versuchen. Gabalas sah darin eine Ausrede, war aber in das Mädchen verliebt und ging zu einem Arzt, der ihm für viel Geld eine Kur verschrieb, die mehr seiner Gesund heit als seiner Fettleibigkeit Abbruch tat. Apokaukos fürchtete nun aber, daß Gabalas seine Ausrede durchschauen und sich gegen ihn kehren und insbes. die Kaiserin zur Versöhnung mit Kantak. überreden könnte. Deshalb plante er, ihn aus dem Weg zu räumen. Er ließ ihm mitteilen, daß die Kaiserin ihm zürne, man wisse aber nicht weshalb. Gabalas ging nun mit seinen Ängsten direkt zu Apo kaukos, der ihm riet, auf alle Fälle seine Reichtümer bei Freunden in Sicherheit zu bringen. Dies tat Gabalas, und daraufhin ging Apokaukos zur Kaiserin und warnte sie, Gabalas habe etwas vor. Die Handlanger des Apokaukos machten ihm nun noch mehr Angst, und Gabalas flüchtete als Asylant in die Hagia Sophia und zog das Mönchsgewand an. Apokaukos, der inzwischen Kpl absicht lich verlassen hatte, kam nun zurück und tat, als ob er das ganze wegen seiner Tochter bedauerte. Gabalas durchschaut ihn nicht und versucht, ihn zu ttösten ! Er selbst zieht sich auf Befehl der Kaiserin in das Pammakaristoskloster zurück. Später aber versucht er, das Mönchsgewand wieder abzulegen und zu flüchten. Das mißlingt, und er wird ins Gefängnis geworfen. Daß Gabalas zuvor selbst mit Genehmigung des Patriarchen das Asylrecht der Großen Kirche mißachtet hatte, wird von Kantak. nicht bestätigt. Über das weitere Schicksal des Gabalas erfah ren wir in den Quellen nichts. Vermutlich war er unter den Gefangenen, die nach dem Mord an Apokaukos ein elendes Ende fanden (vgl. CONST.-HERO: Akind. S. 3 65). Vor dem Sturz des Gabalas, der bei Kantak. nicht das letzte Ereignis vor dem Frühjahr 1345 ist, passierte noch einiges, was Greg. nicht erzählt. Wir lesen
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ANMERKUNGEN: 345-346
bei Kantak. 444, 8 -493, 12 noch folgendes: Nach seiner Rückkehr von der Bela gerung von Didymoteichon mäßigte Apokaukos sich ein wenig und eröffnete erneut Verhandlungen mit Kantak., der dazu wieder eine seiner langen apologe tischen Reden zum Besten gibt (444,8 -468,1 6). Danach bittet Pherai Kantak. um Hilfe, aber die Boten, die dieser schickt, um Hilfe zu versprechen, werden von Momcil festgenommen (468,17-474,22). Er selbst eroben einige weitere Kastelle und erhält türkische Hilfe von Suleyman (475,1 -478 ,22) . Apokaukos versucht von Herakleia aus ein neues Attentat, Kantak. forden ihn zur Schlacht auf (478,23-482,2), aber Apokaukos kommt nicht. Die Türken des Kantak. beginnen zu plündern, aber dieser schiebt Apokaukos die Schuld zu (482,2-483,5). Letzterer kehn nach Kpl zurück, Kantak. unterwirft den größ ten Teil Thrakiens und bietet erneut Frieden an (zu seinen Bedingungen) (483,5 -484,9). Anschließend versucht er Adrianopel und Vizye einzunehmen. Während er in Aproi ist, wird im Aufttag des Apokaukos ein neuer Anschlag auf ihn verübt. Vizye ergibt sich. Manuel Asan wird don als Gouverneur eingesetzt (484, 10 -49 1,24). Inzwischen ist Theodoros Synadenos, der nach seinem Bruch mit Kantak. bei Gynaikokastton (s. ob. Anm. 144) vom Protostrator zum Proto vestiarios beförden war, danach aber in Ungnade fiel und Hausarrest auferlegt bekam, in Armut gestorben (491,24-492,8 ). Der ehemalige Patriarch von Jeru salem wird Bischof von Vizye (492, 8 - 13), Kantak. unterwirft weitere Städte und Apokaukos tritt in Kpl als Richter auf (492, 13 -493,12), wohl um sein sinkendes Ansehen aufzubessern (s. MATSCHKE: Fonschritt S. 1 65 f.). Hiernach bringt Kantak. die oben erzählte Geschichte von Gabalas. 346 Auch im Winter 1344/45 geht bei Kantak. einiges dem Kommen Umurs voraus, was Greg. nicht erzählt. Zuerst gewinnt Kantak. Orkhan als Bundesgenossen, den auch die Kaiserin und Apokaukos auf ihre Seite zu ziehen suchten. Sie hatten aber keinen Erfolg, wie schon vorher auch nicht bei Suleyman von Qaresi (s. DÖLGER: Reg. 2902-2904) . Kantak. eroben nun die Städte am PontOS außer Sozopolis (498,1 1 -499,3) . Zu einem sonderbaren Traum, den er in dieser Zeit hatte, kann Kantak. nur sagen, dessen Bedeutung sei bis heute unklar (499,3 -501,8). Er rückt wieder vor bis Kpl. Seine Türken machen Byzantiner zu Sklaven. Kantak. gibt ihnen selbst die Schuld, da sie keinen Frieden wollen (501,8 -502,5) . Während Kantak. vor Kpl lagen, kommen aus Galata Gesandte zu ihm, um sich über die Schuldfrage im Bürgerkrieg zu informieren. Leiter der Gesandtschaft ist der savoyardische Franziskanerobere Aregos (Arrego, Enrico, PLP 1 307). Aus der «Nationalität» des Mannes schloß MURATORE S. 402, daß Anna « a tale ambascieria non rimaneva estranea » . Dazu kann man nur wieder holen, daß Anna keinen Frieden wollte. Wozu hätte sie sich sonst später mit dem Patriarchen überworfen ? Wozu sonst ihren Zorn gegen Greg. gewetzt, da er den savoyardischen Astrologen zuschanden machte, der den Tod des Kantak. vor-
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ANMERKUNGEN: 346-347
aussagte? Wozu später in völlig aussichtsloser Lage noch immer Frieden abge lehnt? (Vgl. dazu oben Anm. 295.) Kantak. bringt anläßlich dieser Gesandt schaft wieder eine Apologie und gibt ihr ein Friedensangebot mit. (MURATORE versucht dieses ernst zu nehmen, muß aber eingestehen: « egli non si illudeva sul risultato» , d. h. er machte ein völlig inakzeptables Angebot, ein Schein angebot in Propaganda verpackt.) Hiernach erobert Kantak. weitere Städte (Kantak. 502,6-522,12), u.a. Selymbria (5 1 8 , 1 7; vgl. Anm. 408 ). Einige Unternehmen des Apokaukos, sich Geld zu beschaffen, schlagen fehl (522, 13 -523,2 1 ) . Kan tak. erscheint erneut vor Kpl, aber es gibt keinen Kampf. Der Franziskaner Aregos kommt zu Kantak. zurück, um ihm zu erzählen, daß die Kaiserin un schuldig sei, daß aber der Patriarch und andere sie vom Frieden abhielten, und zwar mit der offenbar von ihr geglaubten Behauptung, der Usurpator habe vor, sofort nach seinem Sieg sie und ihre Kinder zu töten. Auch diese Propaganda Lüge schluckt MURATORE S. 404, der nun mal glaubte, seine princessa Sabauda als friedliebend darstellen zu müssen, womit er ihr keinen Dienst erweist. Sie hätte als Kaiserin und Mutter versagt, wenn sie dem Usurpator willfährig gewe sen wäre. Dabei fand MURATORE selbst, um sein Buch zu beschließen (S. 474), nichts Besseres als die Worte, die Greg. Bd. III 1 6 1,15 - 1 8 Johannes V. in den Mund legt: « Sie (meine Mutter Anna) aber kämpfte gegen den Angreifer (Kan tak.) und strengte sich an, ihren verwaisten Kindern das Leben zu retten, so wie eine Taube die Nacht durchwacht, um ihre Jungen zu schützen, wenn in der Nacht fremde Vögel herankommen. » Die ganze Anklage, die Greg. hier (III 155, 1 - 171, 14) dem um sein Recht betrogenen jungen Kaiser in den Mund legt, ist auch grundlegend für die Beurteilung des Kantak. Nach dem Treffen mit Aregos zieht Kantak. wieder weg von Kpl (523,21 -525,2 1 ) . Nun ergibt sich auch Adrianopel und danach Cernomen. Die Kommandanten der beiden Städte, Paraspondylos und Hierax (PLP 8 101), lassen sich von den edlen Beweggründen des Kantak. wenigstens dem Anschein nach überzeugen und behalten ihre Po sten (525,21 -529, 13). Erst jetzt trifft Umur in Didymoteichon ein, der lange keine Möglichkeit gesehen hatte, seinem Freund zu helfen. Mit ihm kommt der Sohn Sarukhans, und sie führen ein Heer von 20 000 Reitern (529,14-530, 1 1 ) , an. 347 Hier gibt es einen Widerspruch zwischen Greg. und Kantak. Letzterer schreibt, daß man nach der Ankunft Umurs in Didymoteichon auf dessen Bitten hin ohne Zögern gegen Momcil auszog. Davon, daß man vorher, wenn auch nur für vier Tage, bis Kpl vorgerückt wäre, ist bei ihm nicht die Rede. Man muß sich also fragen, ob Greg. hier nicht den « Angriffsversuch» vor Augen hat, über den Kantak. 501,8 - 5 1 8,14 berichtet. Auch dieser dauerte sehr kurz: Tag der An kunft (50 1 , 1 2 f.), Abend dieses Tages (501,19 f.), nächster Tag (501,21) und noch an diesem Tag Ankunft der Gesandtschaft aus Galata (502,6 ff.), Verspre-
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ANMERKUNGEN: 347-348
chen des Kantak., am dritten darauffolgenden Tag abzuziehen (517,5 -7 u. 15), Ausführung des Versprechens (5 1 7,22-5 1 8,10). Das ergibt genau die vier Tage bei Greg. Dieser scheint also die Türken Umurs mit denen Orkhans verwechselt zu haben. (Das war auch schon die Ansicht von DUCANGE, s. ed. Bonn. S. 1276.) Die Beschreibung bei Greg., wie Umur aus angemessener Entfernung die Stadt betrachtet, ist demnach entweder eine rhetorische Ausschmückung seiner Erzäh lung, bzw. anstelle Umurs war Orkhan der staunende Betrachter. Laut Klein chron. 8,45b rückte Kantak. im J. 1346 zweimal bis Kpl vor. Wie SCHREINER U 262 dazu ausführt, irrt der Chronist sich um ein Jahr. Schreiner setzt die erste « Belagerung» mit Greg. 762,7- 10 gleich, schweigt aber über Kantak. U 50 1,21 - 5 1 8 , 14 und datiert beide Belagerungen nach der Ermordung des Apo kaukos (im Juni 1345). Greg. und Kantak. sind sich m. E. darüber einig, daß Kantak. schon vor diesem Ereignis vor Kpl erschien. 3 48 Diese Datierung befremdet. Gerade erst hat Greg. geschrieben, daß zum Früh lingsanfang Umur nach Didymoteichon kam und daß man von dort nach Kpl vorrückte, wo man nur vier Tage blieb, und hier geht der Frübling schon wieder zu Ende, ohne daß etwas von Bedeutung geschehen wäre. Dieses merkwürdige Vorgehen scheint zu bestätigen, daß unser Autor die Ankunft Umurs zu früh ansetzt. Als dieser kam, war der Frühling wohl schon fortgeschritten und war (in diesem Frühling) wohl alles das geschehen, was ich in der ersten Hälfte von Anm. 346 aus Kantak. zusammenfassend aufgezählt habe. Außerdem setzt Kan tak. nach dem Abzug von Kpl die Eroberung der Städte Rhegion, Athyras, Damokrania und Selymbria (U 5 1 8,14- 1 7), sowie den Wiederaufbau von Apa meia (Z. 1 8 f.). Außer in Rhegion und Apameia quartierte Kantak. auch noch Garnisonen in Empyrites und Derkoi am Derkoi-See ein (zu allen diesen Ort schaften s. SAMOTHRAKIS s. nn., wo Demokr.). Danach begab er sich nach Didymoteichon (Z. 1 9 -23 ) . Die Garnisonen, die teilweise aus Türken bestan den, hatten den Auftrag, den Byzantinern Schaden zuzufügen, was sie auch Tag und Nacht taten (5 1 8,24-519,6). Nun antworteten Kalekas und Apokaukos auf das Ffiedensangebot des Kantak., das der Franziskaner Aregos überbracht hatte (NICOL: Kantak. S. 58 f. setzt diese Antwort irrtümlich vor den Abzug des Kantak. von Kpl und die Eroberung der gen. Städte). Kantak. hatte angeboten, sich in ein Kloster auf dem Athos oder sonstwo im Reich zurückzuziehen, dafür aber eine offizielle Erklärung verlangt, daß er bisher nichts Unrechtes getan habe, weiter Freilassung seiner Anhänger und Restitution ihrer Güter, eine eidli che Zusicherung, daß man seinen Mitkämpfern nicht nur nichts Böses zufügen, sondern ihnen Geld und Besitz lassen und nach Verdienst Fürsorge angedeihen lassen würde (514, 1 3 - 5 1 6,2). Auf dieses völlig unakzeptable Angebot antwor tete man, daß man mit seinem Rückzug ins Kloster einverstanden sei; was man mit seinen Anhängern tun würde, gehe ihn aber nichts an (5 19,6-520,1 6).
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ANMERKUNGEN: 348
Aregos überbringt diese Antwort nach Didymoteichon, wo sie selbstverständlich abgelehnt wird (520, 16-522,12). DARRo uzEs: Reg. 2258 setzt die Antwort aus Kpl inhaltlich gleich mit der fiktiven Rede, die Greg. unten S. 758,12-760,19 dem Patriarchen in den Mund legt, und zwar als Antwort auf einen Brief des Kantak., der aber offensichtlich erst nach dem Tode des Apokaukos geschrieben wurde und also nicht mit dem hier besprochenen Friedensangebot des Kantak. gleichgesetzt werden kann. Auch zeigt die fiktive Rede bei Greg. eine ganz andere Geisteshaltung als die, die aus der von Kantak. wiedergegebenen Ant wort des Apokaukos und Kalekas spricht. Zu Unrecht also wirft Darrouzes Greg. vor, einen Brief des Kantak. und die Reaktion des Patriarchen darauf von 1345 auf 1346 verlegt zu haben, und zwar als « un decalage intentionnel pour etablir un rapport avec la chute de la coupoie de Sainte-Sophie le 13 mai 1346» . Greg. stellt diesen Zusammenhang überhaupt nicht her. Der Kuppeleinsturz veranlaßt ihn nur zu einer allgemeinen Klage über die Folgen des Bürgerkriegs und diese wiederum zum Nachdenken über die unentschlossene Haltung des Kantak., die den Krieg in die Länge zog. Der zitierte Brief soll - als einer von vielen - diese Haltung illustrieren, aber offenbar auch zur Fortsetzung der Erzählung überleiten. Greg. erzählt nämlich anschließend, daß der Patriarch wohl zum Frieden bereit gewesen wäre, daß aber die Kaiserin es nicht war. Kantak. mußte also feststellen, daß eine Aussöhnung nicht möglich war, und so nahm er mit der Eroberung von Selymbria den Krieg wieder auf. Danach ließ er sich zum zweiten Mal krönen. Da diese Krönung zwei Tage nach dem Kuppel einsturz stattfand (s. Anm. 408), ist es klar, daß Greg. anläßlich seiner Klage über die Folgen des Bürgerkriegs etwas zurückgegriffen hat und den Brief des Kantak. nicht nach dem 19. Mai 1346, sondern einige Zeit vor dem 21. Mai 1 346 ansetzt. Der Brief war offenbar der letzte «Aussöhnungsversuch » vor der erneuten Krönung, aber wie lange vor diesem Datum dieser Versuch unternom men wurde, läßt sich nicht so leicht bestimmen. Da der Patriarch die Lage für die Regentschaft als aussichtslos betrachtet, ist der Tod des Vatatzes (August 1345 ? s. Anm. 375) wohl terminus post quem; terminus ante quem ist die Eroberung von Selymbria, die Kantak. noch ins J. 1 345 setzt (s. Anm. 408 ) . DARRouzEs 1. c. notiert noch, daß Kantak. selbst in « sa refutation inedite de Jean Kyparissio te» (ediert ist nur der Anfang PG 154,694-710) «au sujet du livre I 4 PG 152,508 -5 1 3 » (was nicht stimmt; vielleicht IV 4 Sp. 707-713 ?) einen von ihm geschriebenen Brief zitiert, den er gut sechs Jahre nach dem Tod Andronikos' III., also einige Zeit nach dem 15. Juni 1346, geschrieben hätte. Er scheint an Gleichsetzung mit dem Brief bei Greg. zu denken. Ich kann die Stelle nicht überprüfen, aber von der Datierung her scheint mir Gleichsetzung ausgeschlos sen. Nun zurück zur Ereignisabfolge: Nach Ablehnung des Friedensangebots greift Apokaukos drei Tage lang vergeblich Empyrites an und geht dann nach =
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ANMERKUNGEN: 348-351
Hieron am Eingang des Schwarzen Meeres, um sich durch Zölle Geld zu be schaffen (522, 13-523,21; vgl. Anm. 346). Inzwischen verbleibt Aregos noch mehrere Tage bei Kantak., ehe er nach Hause geht (523,21-524,17). Als Apo kaukos, zurück aus Hieron, ihn nach dem Ergebnis seiner Mission fragt, erhält er den Bescheid, daß Kantak. mit Taten antworten wird (524,17-525,3). Kan tak. erscheint tatsächlich erneut vor Kpl und bekommt wieder Besuch von Are gos, der ihm sagt, daß nicht die Kaiserin schuld sei, daß der Krieg weitergehe (die übliche kantakuzenische Propaganda). Ihr werde aber eingeredet, Kantak. habe vor, sie und ihre Kinder sofort nach seinem Sieg zu töten. Kantak. verhandelt nun heimlich mit Freunden in der Stadt, die aber nichts für ihn tun können. Also zieht er wieder ab (525,3-21 ). Danach ergeben sich Adrianopel und Cernomen (525,22-529,12, vgl. Anm.346) und werden fast alle Städte von Thrakien unterworfen (529,1 2 f.). Die Kleinchron. 8,45b setzt vor den zwei Angriffen des Kantak. auf Kpl im J. 1345 (in der Chronik irrtümlich 1346, s. SCHREINER II 262) die Unterwerfung sämtlicher Städte Makedoniens; eine befremdliche Mit teilung, wozu sich SCHREINER 1. c. nicht äußert. Erst in die Zeit nach der Unter werfung der gen. Städte setzt Kantak. die Ankunft Umurs (529, 14-530,1 1; vgl. Anm. 346) und bald danach den Auszug gegen MomCil, denn Umur grollte dem noch (530, 1 1 -13). Die Datierung auf Ende Frühling bedeutet etwa Ende ApriU Anfang Mai. 349
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Laut Kantak. verzögerte sich der Auszug gegen Momcil, da das rhomäische Heer noch nicht bereit war, und deshalb zogen die Türken gegen den Willen des Kantak. vorher noch gegen die Bulgaren (530,14-22). Kantak. bestätigt, daß Momcil inzwischen sehr mächtig geworden war, Xantheia eingenommen hatte, Merope beherrschte und bis Morrha vorgedrungen war. Er berichtet aber auch, daß Momcil versuchte, durch eine Gesandtschaft seinen Angriff abzuwenden, jedoch, als er nichts erreichte, den Kampf nicht fürchtete (530,22-531,1 1). Gr. IlOVLOL aYQLOL nach Ps. 79,14; vgl. z.B. Nic. Chon. Hist. 266,24. Zur Schlacht vgl. Kantak. 531,1 1-534,20. Auch er lokalisiert diese bei Peri theorion, widerspricht aber der Aussage des Greg., daß Momcil diese Festung schon beherrscht hätte. Die Stadt hatte sich früher geweigert, ihn zu empfangen. Nun aber empfing sie, aus Angst, er würde den Kampf überleben und sich dann rächen, wenigstens einen Sohn oder Enkel seines Bruders, Rhaikos, mit 50 Soldaten, die man im Falle einer Niederlage Momcils leicht wieder hinauswerfen könnte (531,20-532,4). Die Schlacht selbst beschreibt Kantak. natürlich fach kundiger. Er bestätigt, daß die meisten Feinde fielen, so daß nicht einmal der sprichwörtliche Feuerträger übrig blieb (zum Ausdruck vgl. Anm. 578). Die Datierung von Greg. auf Mitte Sommer, als das Getreide auf dem Feld reif war, kann aus dem nächsten Passus präzisiert werden: vier Tage vor der Ermordung des Apokaukos ( 1 1 . 6. 1345), also am 7. Juni 1345 (vgl. SCHREINER: Klein-
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ANMERKUNGEN: 351 -353.
chron. II 262), der astronomisch und klimatisch (für die reife Ernte) als der 15. zu zählen wäre. BOIVIN zur Stelle (ed. Bonn. S. 1277) meinte, man müßte schon eher vom ausgehenden Frühling reden, aber natürlich nur, wenn man sich nach den Äquinoctien, und nicht, wie Greg., nach Hitze und Kälte richte. Kantak. berichtet anschließend, daß er sich nach der Schlacht gegen MomCiI um Pherai (Berrhoia) kümmerte, das vom Kral bedroht wurde (534,21 -536, 14). 35 2 Das genaue Datum, Samstag, d. 1 1 . Juni 1345, ist auch aus der Kleinchron. 88B1 bekannt. Abweichende Datierungen bieten Kleinchron. 8,44: d. 14. Juni, und 9,1 1 : d. 1 1 . Juli; s. dazu SCHREINER Bd. II 263. LEMERLE: Aydin S. 205 datiert den Tod von Momcil und Apokaukos irrtümlich auf Juli 1345, vielleicht unter dem Einfluß von PARISOT S. 298 mit Anm. 3, der meinte, der 1 1 . Juni sei vielleicht in ' 1 1 . Juli' zu korrigieren, da Greg. zuvor das Ende des Frühlings und die Reife der Ernte erwähnt hat (s. dazu aber Anm. 351). Zum Vertrauen des Apokaukos auf seine Festungen (wie den Turm von Epibatai und den Turm im Manganenviertel) vgl. oben S. 585 mit Anm. 41. 353 Gemeint ist m.E. Dionysios 1. (430-367), Greg. wohl vor allem aus Diodoros bekanl).t, nicht Dionysios II. (367-344), den unser Autor übrigens auch kennt (Ep. 41,62). Auf Dionysios 1. nimmt Greg. aus anderem Grund Antirrh. I, 425,13 - 1 7 Bezug (s. BEYER zur Stelle). Laut Kantak. 536, 14- 537,22 handelte Apokaukos aus Angst vor einem Aufruhr und vor einem eventuellen Frieden mit dem Gegner, da die Unzufriedenheit in der Stadt wuchs. Vgl. 541,6-542, 1 1 . 353 . Der alte Palast ist natürlich der Große Palast, der nicht mehr als Residenz fungierte. Kleinchron. 8,44 spricht auch vom Großen Palast; so auch Dukas 43,22f. Kantak. 537,22-538,1 lokalisiert das neue Gefängnis im Palast Kon stantins, und dort im sogenannten Saal (oikos, triclinium) Justinians (U.), dessen Dach im Laufe der Zeit zerstört worden war; s. dazu GUILLAND: Grand Palais S. 154 u. 550, und ausführlich zu diesem triclinium ebd. S. 153 f. u. passim; MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 233 . Auch Kantak. beschreibt, wie Apokaukos das Gefängnis herrichten ließ (53 8,2 - 1 1 ) . Die Absicht war, daß die Gefangenen nur die Nacht in ihren Zellen zu verbringen hätten, in welche man sie von oben mit Tauen herablassen würde; den Tag sollten sie zur Erholung in einem in der Mitte freigelassenen Raum verbringen dürfen. Oben auf der Gefängnismauer würden rundherum Tag und Nacht die Wächter sitzen, und die Gefangenen durften nur laut rufend den Wächtern eventuelle Bedürfnisse mitteilen, also nicht leise mit einander reden; so wollte man geheimen Verschwörungen vorbeugen. Kantak. erzählt auch noch (53 8 , 1 1 -539,4), daß Apokaukos inzwischen noch einmal versuchte, die Kaiserin für eine Heirat ihres Sohnes mit seiner Tochter zu gewin nen. Er soll ihr sogar gedroht haben, falls sie sein Ansinnen ablehnen würde, und auch ihren Sturz vorbereitet haben. Er wollte dazu der Kaiserin einen von ihm selbst geschriebenen Brief an den Papst unterschieben und diesen zusammen mit
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ANMERKUNGEN: 3530-357
der echten, von ihm zunächst geheimgehaltenen Antwort des Papstes veröffentli chen, um zu zeigen, daß die Kaiserin Unterwerfung der byzantinischen Kirche unter den Papst versprochen hätte (539,4-540,22). Es ist umstritten, ob Kan tak. hier eine ältere echte Korrespondenz aus dem J. 1343 zu seinem Zweck falsch interpretiert oder eine wahre Geschichte erzählt; ersteres glaubt z. B. Mu RATORE S. 385 u. 406, eher letzteres z.B. LEMERLE: Aydin S. 160 Anm. 3 u. 183 Anm. 1 ; s. dazu D ÖLGER: Reg. 2890. 354 Zu diesem Ausdruck s. Bd. II Anm. 28 1. 355 Zur Vorbereitung des Anschlags vgl. Kantak. 542, 1 1 - 19; dieser bleibt aber vager als Greg. Die Namen der Verschwörer nennt Greg. erst später. 355. BOIVIN hielt den Satz mit der im Cod. Reg. ( Paris. gr. 1724) überlieferten Interpunktion �XE IJ.E'Ö" 'Ümov, xai .eWtE�av ()'\jJ0IJ.EVOI!; für unklar, wagte es aber nicht, die Interpunktion zu ändern (s. ed. Bonn. S. 1277). Er meinte: « For tasse hic sensus est: Apocaucum diri illius carceris aspectu oculos pavisse, ac vix somno excitatum eo tanquam ad mensam opiparam cucurisse. An bis venit; semel, post somnum: iterum, post mensarn?» Mir ist das Hendiadyoin « nach Schlaf und Tisch» (gr. in dieser Reihenfolge) für « Mittagsschlaf» zwar sonst nicht bekannt, aber es scheint mir die einzige vernünftige Interpretation dieses Satzes. 35 6 1. Cor. 3,19 (nicht 3,20, wie FATOUROS: Test.app. angibt; richtig bei BOIVIN zur Stelle) . 357 Unklar bleibt, ob dieser Raul bei Greg. und der Alexios dux, den Kantak. 543,8 - 1 0 als einen der ersten Angreifer und außerdem als Neffen des Apokaukos bezeichnet, ein und dieselbe Person sind. DUCANGE meinte (ed. Bonn. S. 1277) : « forte» ; FASSOULAKIS: Raul S. 3 u. Nr. 32 scheint dieses «forte» übersehen zu haben und « übernimmt» einfach « DuCange's statement» . So auch andere, z.B. MATSCHKE: Fortschritt S. 167. FASSOULAKIS setzt ihn außerdem gleich mit einem angeblich späteren Großdomestikos, der «floruit 1345 -66»; daß diese Gleichsetzung auf einer in der Datierung und in der Beziehung zu unserem Raul umstrittenen Urkunde beruht, erfährt der Leser erst aus Anm. 1 1 und S. 50. Nichts ist also sicher, aber auch nichts ausgeschlossen, da Kantak. berichtet was Greg. versäumt -, daß beim späteren Massaker der Gefangenen (nur) sehr wenige entkamen, vor allem aber jene, die Apokaukos getötet hatten (545, 1 6 - 1 9). FASSOULAKIS versäumt es, darauf hinzuweisen. Dukas 45,8 f. nennt, wie Greg., den ersten Angreifer einen Raul ohne Vornamen. Er betont außerdem, daß Apokaukos zu Pferde saß, als ihn der erste Schlag am Kopf traf, wonach er wie ein anderer Satan vom Himmel herunterfiel (45,5 - 1 0). Dieses Detail muß, obgleich es bei Kantak. u. Greg. fehlt, keine Legende sein; immerhin gehörte der Großvater von Dukas zu den sechs Männern, die der Abschlachtung der Gefangenen nach dem Mord an Apokaukos entkamen (s. Anm. 360). =
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ANMERKUNGEN: 357.-362 357.
Mit Anklang an Soph. Oidip. Tyr. 1425 tT)V rt
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ANMERKUNGEN: 362-364
sie wurden für den Rest des Tages ( 1 1 . 6.) und während der darauffolgenden Nacht nicht bewacht (544,1 7 -22). Das ist m. E. eine propagandistisch verzerrte Darstellung. Apokaukos mag zu diesem Zeitpunkt in der Hauptstadt nicht mehr beliebt gewesen sein (das bestätigt der freilich ebenfalls parteiische Gregoras S. 729 f.; vgl. dazu MATSCHKE: Fortschritt S. 1 65 f.), das bedeutet aber nicht, daß Handels- und Unternehmerkreise oder gar das Stadtvolk deswegen für die gefangenen Adeligen Sympathien gehegt hätten. Das haben diese wohl auch selbst gewußt. Sie konnten nicht damit rechnen, daß jemand eine Hand für sie rühren würde (s. Greg. weiter unten), wenn sie unbewaffnet den Großen Palast verlassen und sich der Rache der bewaffneten Anhänger des Apokaukos ausge setzt hätten. Denn im Gegensatz zur Behauptung des Kantak. haben diese wohl kaum den Palast aus den Augen gelassen. Daß man so dumm nicht war, beweist die anschließend von Greg. berichtete Tatsache, daß die Kaiserin sofort auf den Besuch aus Galata reagierte und offenbar noch in derselben Nacht den Zugang zum Palast (auch von der Seeseite her) abriegelte. PARISOT S. 206 Anm. 3 nennt die Darstellung des Kantak. suspekt, da er vielleicht verhindern will, daß man ihm vorwerfen könnte, nichts zugunsten der Bedrohten unternommen zu haben. MATSCHKE: Fortschritt S. 166 interpretiert die Besetzung von Toren und Mau em des Palastes als Vorbereitung, um Kantak. den Weg in die Stadt freizuma chen. Das geht mir zu weit. Fürs erste dachte man wohl nur daran, sich gegen einen möglichen Polizeieinsatz zu verteidigen, bis Waffen herbeigeschafft wären. 363 Über die Haltung der Kaiserin berichtet Kantak. 544, 1 1 - 1 7, daß sie sofort nach dem Bericht von der Ermordung des Apokaukos aus Angst Isaak Asan, der die Verwaltung des Staates übernahm, befahl, den Gefangenen eidlich Freilassung zuzusichern, was dieser aber unterlassen hätte, da er zuviel auf einmal erledigen mußte. Ich halte das für eine propagandistische Interpretation der späteren Ver handlungen mit den Gefangenen. Kantak. ist zur Legitimation seiner Usurpation immer bemüht, der Kaiserin eine nachgiebige Haltung zuzuschreiben (vgl. PARI SOT S. 207; MATSCHKE: Fortschritt S. 1 67). Die Verhandlungen am Morgen des 12. Juni hätten auch laut Greg. wohl zur Freilassung geführt, aber offensichtlich wäre diese nicht bedingungslos erfolgt. Unklar bleibt übrigens, ob die Leute der Kaiserin gekommen waren, um zu verhandeln. Laut Greg. lag die Initiative bei den Gefangenen, die sich wider Erwarten völlig isoliert sahen. Das Hippodrom, in das laut Greg. die Neugierigen zusammenströmten, ist nicht das große, aber auch nicht, wie DUCANGE meinte (ed. Bonn. S. 1277), das Xylokerkos «
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ANMERKUNGEN: 364-367
wollten; das Volk von Kpl hat sich ihnen angeschlossen, s. S. 739 Anfang. Wie PARISOT S. 197 schreibt:
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ANMERKUNGEN: 367-369
des Apokaukos, der « blutdurstige» Tzephre (Geoffroy), insbesondere die Ma trosen (die Gasmulen bei Greg.) von sich aus aufgehetzt hätte. Ohne Zweifel ist die Darstellung des Greg. die richtige und war Tzephre nur der Vollstrecker eines von der Kaiserin genehmigten Auftrags der Gattin des Apokaukos. Tze phre wird auch genannt in Kleinchron. 8,44. Das Blutbad fand am Sonntag, dem 12. Juni, statt, vgl. Anm. 352. Zur Zahl der Opfer und der Überlebenden s. Anm. 360; zum Vorgang vgl. MATSCHKE: Fonschritt S. 167 f. MURAToRE S. 408 -41 1 ärgene sich, daß man in bezug auf die Kaiserin allgemein der Dar stellung des Greg. und des Dukas Glauben geschenkt hat. Sein Versuch, nachzu weisen, daß die Kaiserin am Blutbad unschuldig sei, ist wenig überzeugend. Wenn Greg. aber schreibt, daß ihr das Ganze großes Vergnügen bereitete, ist dabei natürlich viel von Antipathie inspiriene Rhetorik im Spiel. Kantak. 545,22-552,2 berichtet noch, daß Freunde aus Kpl ihn über das Geschehen informienen und mahnten, sofon die Stadt anzugreifen. Die Nachricht erreichte ihn im Dorf Gabriel. Zur seiben Zeit erfuhr er von seiner Gattin in Didymotei chon das gleiche. Obgleich Kantak. eigentlich dem von den Serben bedrohten Pherai zu Hilfe kommen wollte, ließ er sich von Umur und Suleyman, dem Sohn des Sarukhan, überreden, nach Kpl zu ziehen. Als er aber don ankommt, kann er nur noch feststellen, daß die Regentschaft alles wieder fest im Griff hat. Er zieht nun wieder gen Westen; in Apameia stirbt Suleyman. Umur, der versucht hatte, ihn zu heilen, wird beschuldigt, ihn vergiftet zu haben. Um einem Krieg mit Suleymans Vater vorzubeugen, verläßt er Kantak. und kehn nach Kleinasien zurück. Kantak. geht nach Didymoteichon. Als der Kral erfähn, daß die Türken abgezogen sind, erobert er Pherai und andere makedonische Städte und prokla mien sich selbst zum Kaiser der Rhomaioi und der Serben. Pherai/Serrhes fiel am 25. September 1345, s. OSTROGORSKY: Gesch. S. 43 1. Kaiser der Rhomäer und der Serben nannte Dusan sich ab Oktober 1345, s. JlRECEK: Serben S. 386. Krönen ließ er sich erst zu Ostern (16. April) 1346. Vgl. auch OSTROGORSKY, Georg: Etienne Dusan et la noblesse serbe dans la lutte contre Byzance, in: Byzantion 22 ( 1952) 15 1 - 159. 3 68 S. Herodot. I 59,6. 3 69 Der älteste Sohn des Apokaukos, Johannes (PLP 1 1 87), hatte, wie Greg. im nächsten Absatz erzählt, Johannes Vatatzes abgelöst (1343, s. Anm. 369), der deswegen zu Kantak. übergegangen war. Über seine Amtsführung in Thessaloni ke wissen wir nicht viel. Kantak. 568,16-572,15 ordnet diese Episode falsch ein; sie gehön vor S. 546,7-552,2, welcher Passus mit Daten aus dem nächsten byzantinischen Jahr endet (s. Anm. 367), und S. 552,3 -556,14 über Vatatzes, der vielleicht ebenfalls erst im nächsten byzantinischen Jahr, Herbst 1345, er mordet wurde, s. Anm. 372. Er schreibt, daß Johannes Apokaukos zwar nicht gegen jene, die mit ihm sympathisierten, wütete, aber auch nicht offen mit ihnen
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ANMERKUNGEN: 369
zusammenarbeitete. Es ärgerte ihn aber, daß er wegen des Einflusses der Zeloten nur noch nomineller Machthaber war und sich gegen den Zelotenführer Michael Palaiologos nicht durchsetzen konnte. Außerdem konnte er zu Lebzeiten seines Vaters nicht die Partei wechseln. Er suchte aber nach einem Weg, sich des Palaiologen zu entledigen. Deshalb umgab er sich mit adeligen Anhängern des Kantak. und plante, seinen Kollegen umzubringen, wozu es auch kam. Das schüchterte die Zeloten ein, das Volk aber bedauerte den Tod des Zelotenfüh rers gar nicht, denn die Zeloten waren alles andere als beliebt, u. a. wegen ihrer Willkür und des Mißbrauchs religiöser Riten für politische Zwecke, weswegen man auch schon einige von ihnen abgeschlachtet hatte. So Kantak. Es ist klar, daß er versucht, seine Gegner in Thessalonike auf eine kleine Gruppe gottloser Fanatiker zu reduzieren. Es gibt zwar keine klaren Anzeichen dafür, daß die Zeloten eine breite Basis im Volk hatten, aber sicher waren sie volksverbundener als die adelige Anhängerschaft des Kantak. Das zeigt die weitere Geschichte. Als Johannes Apokaukos seinen Konkurrenten ausgeschaltet hatte, trat er klar auf die Seite der Adeligen und verfolgte die Zeloten. Dabei zog er sich auf die Akropolis zurück. Nachdem nun aber die Sympathisanten des Kantak. sich offen zu erkennen gegeben hatten, änderte Johannes Apokaukos auf einmal seine scheinbar prokantakuzenische Haltung und belegte die reichen Kantaku zenisten wegen ihres Bekenntnisses zum Usurpator mit einer Geldbuße. Kantak. interpretiert das so: Joh. Apokaukos stand innerlich auf seiner Seite, aber aus Angst, sein Vater könnte ihn wegen der Verfolgung der Zeloten seines Amtes entheben, demonstrierte er nach außen, ein Anhänger der Kaiserin zu sein, und nutzte zugleich die Gelegenheit, an Geld zu kommen. Ob diese Interpretation zutrifft, ist fraglich. Der Frontwechsel des Joh. Apokaukos nach dem Tod seines Vaters zwingt nicht zu einem solchen Rückschluß. Man kann nicht ausschließen, daß er vorher gar keine Sympathien für den Usurpator gehegt hat, sondern zuerst die Kantakuzenisten gegen die Zeloten ausspielte, um danach in Anleh nung an die Machtstellung seines Vaters die Kantakuzenisten auszutricksen. Ein wichtiger Unterschied zwischen Kantak. und Greg. ist, daß letzterer den Rück zug des Joh. Apokaukos auf die Akropolis auf die Nachricht von der Ermordung seines Vaters folgen läßt, ersterer diese viel früher ansetzt. (Kantak. 579,4f. nennt die Akropolis gleichsam eine kleine Stadt mit eigenen Einwohnern.) Wie Greg., berichtet Kantak. 572,15 -573, 1 0, daß Johannes Apokaukos nach der genannten Nachricht sofort plante, ihm die Stadt auszuliefern. Er nutzt außer dem die Gelegenheit, dies als eine Wahl für die gerechte Sache darzustellen. Er verschweigt aber nicht, daß Apokaukos Bedingungen stellte (574, 1 2 - 1 6), die zeigen, daß dieser die Lage nach dem Tod seines Vaters richtig einschätzte und versuchte, sich den Wechsel zum Sieger bezahlen zu lassen, solange das noch ging. Während Greg. den Einzug des Joh. Apokaukos in die Akropolis als unmit-
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ANMERKUNGEN: 369-370a
telbaren Anlaß des Volksaufruhrs darstellt, ist dieser Anlaß bei Kantak. das Bekanntwerden der Übergabeverhandlungen mit Matthaios Kantak. bei Ber rhoia. Er erzählt (573,10-575,17), daß Johannes Apokaukos nach der Nach richt vom Tode seines Vaters die Angesehenen und das Heer versammelte, um die Übergabe vorzuschlagen. Man stimmte zu und begann mit der Ausführung. Nachdem aber Matthaios Kantak. die Bedingungen akzeptiert hatte, trennte sich der neue Zelotenführer Andreas Palaiologos, der ursprünglich auch einverstan den war, von den übrigen und organisierte die « Matrosengewerkschaft» , deren Vorstand er war. So entsteht der Aufstand, über den Kantak. ausführlich und detailliert berichtet (575, 16-582,4). Er versucht auch hier wieder zu verschlei ern, daß es um einen wirklichen Rachefeldzug der Mehrheit des Volkes gegen seine adelige Anhängerschaft ging. Die Fakten, die er mitteilt, sind aber gleich wohl glaubwürdig, und sie lassen die paar Zeilen, die Greg. der Sache widmet, verblassen. Einen kurzen Bericht des Adeligen-Massakers enthält auch eine Kleinchronik, Nr. 49,5, die kein genaues Datum, sondern nur das Jahr angibt: 6853, also 1. 9. 1344-3 1 . 8. 1345. Damit steht eine Datierung zwischen kurz nach dem 1 1. Juni und 3 1 . August 1345 fest, s. SCHREINER II 264. Da aber Greg. und Kantak. beide den Anlaß zum Blutbad unmittelbar mit der Nachricht vom Tode des Alexios Apokaukos verbinden, möchte ich diese Datierung nicht mit SCHREINER 1. c. (gefolgt von TINNEFELD: Kydones I 1, S. 8) auf Juli/August, sondern auf Ende Juni/Anfang Juli präzisieren. Eine Monodie auf die Opfer des Massakers verfaßte Demetrios Kydones, der damals in Berrhoia weilte, s. TIN NEFELD o. c. S. 9 u. S. 64 Nr. 1 . 3 . 1 ; auch in mehreren Briefen nimmt Kydones auf dieses Massaker Bezug, s. die Übersetzung Tinnefeids Nr. 8 mit Kommentar, Nr. 1 8 id., Nr. 95 mit Anm. 8 u. 10. Zum ganzen Vorgang und seinen Hinter gründen vg1. WEISS: Kantak. S. 96-98; MATSCHKE: Fortschritt S. 1 79 - 1 82. 370 Wir haben ihn schon oben in den Anm. 264 u. 348 erwähnt. Greg. holt hier seine Vorgeschichte nach. Kantak. 552,3 -556,14 setzt die Vatatzes-Episode vor das Adeligen-Massaker in Thessalonike, s. Anm. 369. Zum J. 1343 hat er schon berichtet (475,1 -476,12), daß Vatatzes die Partei wechselte und sich ihm an schloß. Er nennt aber nicht den plausibleren Grund des Greg., daß er von Apokaukos zugunsten von dessen Sohn Johannes seines Amtes in Thessalonike enthoben wurde (vgl. Anm. 369), sondern eine echte « Bekehrung» zum Stand punkt der Kantakuzener. Er wird dafür u. a. mit der Ernennung zum Großstrato pedarchen belohnt. Das war kurz vor dem Erdbeben vom 1 8 . Oktober 1343 (s. Anm. 258 ) . 370a Ich korrigiere den Bonner Text und lese für l'tEQLcn;a(JEw�: TEQLcn;a(JEw� auf grund von Kantak. 475,4-7. Diese Korrektur wurde schon von DUCANGE vorgeschlagen, und BOIVIN meinte dazu: « placet admodum » , s. ed. Bonn. S. 1278.
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ANMERKUNGEN:
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3 71- 374
Der Satrap Suleyman von Troia ist wohl Suleyman, der Sohn des Qaresi, den Kantak. 507,16 Satrap von Phrygien nennt, und um dessen Unterstützung sich seine Gegner vergeblich bemüht hatten. Vg1. LEMERLE: Aydin S. 204 Anm. 1 . Kantak. 552,15-22 erklärt die Tatsache, daß Vatatzes der Kaiserin türkische Truppen anbieten konnte, damit, daß er mit einigen Satrapen befreundet war und Türkisch sprach. Eine Ehe mit einer türkischen Prinzessin erwähnt er dabei nicht. Bei ihm geht Vatatzes zu diesem Zeitpunkt auch nicht den Satrapen von Phrygien, sondern den von Lydien (Sarukhan) um Hilfe an. Ein Irrtum? S. LEMERLE 1. c. 372 Kantak. 552,9 - 1 8 schreibt Vatatzes selbst die Initiative für seinen Wechsel zur Partei der Kaiserin zu. Als Anlaß nennt er einen größeren Sieg über die Byzanti ner, wobei ihr Anführer Aplesphares (PLP 1 169) gefangengenommen wurde. Ich möchte die Berichte von Greg. und Kantak. so kombinieren, daß Vatatzes wohl schon vor der Ermordung des Apokaukos Verhandlungen mit der Kaiserin eröff nete, daß aber erst das Angebot der Kaiserin, den Platz des Apokaukos einzu nehmen, für seinen Frontwechsel den Ausschlag gab. Als Kantak. vom Überlau fen des Vatatzes erfuhr, warf er ihm durch einen Gesandten (Leon Kalothetos, PLP 10617, wo diese Gesandtschaft m. E. irrtümlich in die zweite Hälfte von 1346 gesetzt wird) seine Untreue vor. Vatatzes versprach daraufhin eine Gegen gesandtschaft, um die Sache beizulegen, wollte aber damit nur Zeit gewinnen, um die von ihm herbeizitierte türkische Hilfe abzuwarten. Kantak. versuchte noch einmal durch eine weitere Gesandtschaft (Nikephoros Metochites), Vatat zes für sich zurückzugewinnen, aber inzwischen war die türkische Hilfe schon eingetroffen. Auch laut Kantak. 552,22-553,2 freute die Kaiserin sich sehr darüber, daß sie Vatatzes für sich gewinnen konntej er erklärt das aber wieder damit, daß sie der Behauptung Glauben schenkte, Kantak. würde nach einem Sieg sofort sie und ihre Kinder töten. Wir haben hier die gleiche propagandisti sche Darstellung wie in Anm. 346, auch hier von MURATORE S. 414 geschluckt. 373 Zum Scherbenspiel (öO"tQaxtvöa) s. Thes. L. Gr. s. v. Die sprw. Anwendung des « anders fallen» der Scherbe behandelte schon ERASMusj s. auch Thes. L. Gr. s. v. oO"tQaxov T. VI 23 17j Diogen. Epit. lII 54 mit App.j Greg. Hist. Bd. I S. 219,3 (wo ich es Bd. I S. 176 mit « wendete sich das Blatt» übersetzt und eine Anm. unterlassen habe). Ein ähnliches Sprw. gibt es mit 'Würfel', s. Nic. Chon. Or. 19,21 mit App. 374 Aus Kantak. 553 , 1 8 -556,14 läßt sich ergänzen, daß dieser zweimal versucht hat, Vatatzes zurückzugewinnen, s. Anm. 372. Als mit Vatatzes weitere Städte Thrakiens von ihm abfielen, rüstete Kantak. sich zum Kampf. Aber ehe es dazu kam, wurde Vatatzes von seinen eigenen türkischen Verbündeten getötet. Als Grund gibt Kantak. an, daß die Türken bemerkten, daß sie gegen ihn engagiert waren, was sie in Wut versetzte. Das glaube, wer wolle (wie z.B. NICOL: Kan-
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ANMERKUNGEN: 374-379
tak. S. 61). Der Bericht des Kantak. über das weitere Benehmen der Türken des Vatatzes (556,1 1 - 13 ) weicht von dem bei Greg. ab. Sie hätten die Rhomäer, die bei Vatatzes waren, und dessen eigenen Sohn zu Sklaven gemacht und wä ren dann nach Hause gezogen, ohne den Kantak. gehörenden Städten Schaden zuzufügen. Außerdem berichtet Kantak. (556,14-23), daß die mit Vatatzes von ihm abgefallenen Städte noch lange seine Gegner blieben. Die Garnison von Empyrites nahm ihren Anführer Archontitzes (PLP 1455) gefangen und lieferte ihn wie das Städtchen der Kaiserin aus. Johannes Apokaukos (PLP 1 1 8 6), der Bruder des ermordeten Großadmirals, nahm Rhegion für die Kaise rin ein. 375 Kantak. hat die Eroberung von Serrhes durch den Kral (Sept. 1345) schon vor seinem Bericht über Johannes Vatatzes erwähnt und gleich dazu, wie Dusan sich seitdem als Kaiser betrachtete. Er datiert die Vatatzes-Episode nicht ausdrück lich später, sondern erweckt den Eindruck, daß auch diese sich im Herbst 1345 abspielte. Auch Greg. datiert nicht eindeutig, aber das Angebot der Kaiserin an Vatatzes, die Rolle des Apokaukos zu übernehmen, muß d�ch wohl bald nach der Ermordung des letzteren erfolgt sein. Ein neuer Führer des Kampfes gegen Kantak. mußte so bald wie möglich herbeigeschafft werden. Der Kampf mit Kantak. begann vermutlich bald nach der Ernte, da Greg. berichtet, daß letzterer alle Feldfrüchte in die Städte schaffen ließ. Ich möchte nicht ausschließen, daß Vatatzes noch im August ermordet wurde, aber auch wenn es etwas später gewesen sein sollte, blieb es doch ein Ereignis, das eng mit der Ermordung des Apokaukos im Juni des byzantinischen Jahres 6853 verknüpft war. Greg. geht m.E. mit seinem 4. Kapitel auf das Jahr 6854 (ab 1. Sept. 1345) über und schildert die düstere Lage am Anfang der Schlußrunde des Machtkampfes nach Ausschaltung des wichtigsten Gegners des Kantak. 376 Stephan IV. Dusan (geb. ca. 1308) hatte in seiner Kindheit zusammen mit sei nem verbannten Vater Stephan Uros III. Decanski sechs Jahre ( 1 3 14 - 1 320) in Kpl gelebt und war damals gewiß tief beeindruckt gewesen vom Glanz des byzantinischen Hofes (den es damals noch gab). Man nimmt an, daß dies von großem Einfluß gewesen ist auf sein späteres Streben, Basileus der Rhomäer und der Serben zu werden. Zu ihm s. F. KÄMPFER s. n. Dusan in Biogr. Lex. Südost europa 1 449-45 1 . 377 Wegen der offensichtlichen Antipathie des Greg. gegen die Lateinerin Anna von Savoyen ist letztere Anschuldigung nicht ohne weiteres glaubwürdig. Vgl. Anm. 406. 378 Kastell oder Gefängnis des Vergessens: s. Bd. II Anm. 2 8 1 . 379 Erfinderisch ist die Not: s . Bd . I I Anm. 394; ergänze aus FATOUROS: Test.app. S. 1 1 8 : Heliod. 8,25,7 (?; gemeint ist wohl Heliod. Aethiop. VII 17,2 uno tii � XQE(a� EÖLMx�aav) . 349
ANMERKUNGEN: 3 8 0 - 3 8 6
3 80
Auch der heilige (Rettungs-) Anker ist sprw., s. Diogen. V 29 mit Anm.; vgl. Nic. Chon. Hist. 521,4 al. 3 8 0a Das gleiche Bild bei Aristides Panath. 84 ed. B EHR I S. 37, 1 ; vgl. FATOUROS: Test.app. S. 1 1 8. 3 8 1 Der Einsturz des östlichen Teiles der Hagia Sophia, worüber Greg. anschließend ausführlich berichtet, erfolgte am 19. Mai 1346, also einen Monat nach der Krönung Dusans. Zum Datum s. die Kleinchroniken 7, 10; 9, 13; 88A8 und die chronologischen Notizen 36 u. 37 bei SCHREINER: Kleinchron. H S. 6 1 1 ; die Kleinchron. 8,45a (versehentlich gefolgt von DARROUZEs: Reg. 2258) hat das falsche Datum, den 13. Mai, s. dazu SCHREINE R II 265. Schr. notiert: « In keiner Quelle wird der Einsturz direkt mit einem Erdbeben in Verbindung gebracht» ; ich möchte hinzufügen: Gregoras bezeugt ausdrücklich, daß es kein Beben gab. Plausibel scheint die Ansicht SCHREINERS, daß wir es vermutlich mit einer Spät folge der Beben der Jahre 1343 u. 1344 zu tun haben. Das war auch schon die Ansicht unseres Autors, s. ob. S. 696 vor Anm. 261. Schr. S. 266 zitiert für den Wiederaufbau der Apsis der Kirche auch Greg. 75 1,15-753,19 (gemeint ist wohl 75 1 , 1 5 - 19); hier ist aber von Reparaturen unter Andronikos H. die Rede (s. u.). Zur Behebung der Schäden von 1346 s. Greg. Bd. III 198,18 -202,3 (wo Patriarch Kallistos in der Erzählung des Agathangelos den Einsturz [im J. 1353] mit «vor zehn Jahren» datiert) ; dazu MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 9 1 . Mono dien auf dieses Ereignis schrieben ein Anonymus, der mit einiger Wahrschein lichkeit als Georgios Galesiotes identifiziert wurde, und Alexios Makrembolites, s. HUNGER: Profanlit. I S. 143 . Den Einsturz erwähnt auch Kantak., aber erst viel später, Bd. III 29, 18-30,3, anläßlich seiner Krönung in der Blachernenkir che im Mai 1347. Die Ursache der Katastrophe ist für Greg. natürlich der Palamismus, nicht, wie MURATORE S. 420 u. 421 anzudeuten scheint, die kirch liche Unionspolitik der Kaiserin Anna. 3 8 2 Der Satz ist aus drei biblischen Zitaten zusammengesetzt: Cant. 1,6 (3), Cant. 5,7 (2) und Ps. 73,23 (2) . 3 8 3 BOIVIN vermutete hier eine Anspielung auf Gregor von Nazianz Carmen 16: Somnium de Anastasiae ecclesia etc. V. 67f. (s. PG 37,1259); der Anklang ist , m. E. gering. 3 84 Vgl. Bd. I S. 206 mit Anm. 467; dazu auch MÜ LLER-WIENER: Bildlex. S. 8 9 f. 3 8 5 Gr. aal'to Q6� "tE 'Kai aYEwQYT1"tO�: diese Formulierung bietet auch Plutarch Co riolan 12, 1. 3 8 6 FATOUROS: Test.app. S. 1 1 8 zitiert zu 752,7 (Goldschmuckverbot in Sparta) Herodot I 82. Dort geht es aber um die Argiver, die nach ihrer Niederlage gegen Sparta bei Thyrea um 550 v. Chr. ihren Frauen verboten, goldenen Schmuck zu tragen. Den Spananern war der Besitz von Gold und Silber überhaupt verboten. Aus welchen Quellen Greg. hier schöpft, muß ich z. Zt. offenlassen.
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ANMERKUNGEN: 3 8 6 -393
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Vgl. Homer Od. 1 1,476. Zum Staatsstreich Alexios' 1. Kornnenos s. CHALANDON, Ferdinand: Les Com nene I, Paris 1900 (N. Y. 0.].) S. 37-50. Welche anderen schnellen Usurpatoren aus der früheren Zeit Greg. sonst noch im Auge hat, kann man nur raten; vielleicht Basileios 1., Nikephoros 1., Herakleios? Das Urteil, daß Kantak. ein schlechter Usurpator war und dadurch Entscheidendes zur Zerstörung des Rei ches beitrug, wird voll unterschrieben von PARlSOT S. 3 1 1 f., der sein Buch beschließt mit dem Satz: « Nous reprochons a Cantacuzene deux torts, - d'avoir ete un usurpateur et de n'avoir pas ete un grand hornrne» , welches Urteil nicht nur, aber auch auf die in die Länge gezogene Durchführung der Usurpation zu beziehen ist; vgl. S. 160: « Un 1 8 brumaire peut etre un bienfait de la providence pour une nation: la celerite du triomphe, la gloire du regne masquent bien des irregularites. Mais . . . Cantacuzene . . . cinq ans et demi presque de guerre civile, voila ses trois jours! huit ans presque de tiraillement et d'impuissance, voila son regne ! » 3 8 9 Greg. spricht hier nicht von « Lesern » , sondern sogar von denen, die e s « hören» werden! Vgl. Bd. I Anm. l . 390 Zur überheblichen Ansicht des Kantak., daß Kalekas ihm alles verdanke, s. Bd. Il Anm. 392. 39 1 Konkret ist über das, was Kantak. hier behauptet, nichts bekannt. Es dürfte zwar sehr übertrieben, aber nicht einfach unwahr sein. Apokaukos ist es wohl zuzutrauen, daß er schon vor dem Tod Andronikos' III. sich nach einem passen deren Partner für den Kampf gegen Kantak. umgesehen hat. Dieser dürfte da mals weder in Kalekas noch in Apokaukos einen ernstzunehmenden Konkurren ten gesehen haben. 392 Gr. KO:tclAEq.qJ.U, wohl mit biblischer Reminiszenz, s. Is, 10,21 ; ]er. 29,9 al. 393 Das nie schlafende und alles sehende Auge Gottes: Greg. benutzt den Ausdruck einige Male. Wo er zuerst vorkommt, habe ich nicht feststellen können. Ps. Epiphanios Horn. in laud. S. Mariae (Ende 5. ]h. ? vgl. GEERARD CPG 3771) nennt Christus das nie schlafende Auge der Seraphinen, PG 43,489C7 f. Daß Gott nicht schläft, geht wohl auf Ps. 120,4 zurück: « Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht» , verbunden mit dem Auge Gottes als dem Symbol seiner allwissenden Gerechtigkeit etwa in Hebr. 4, 13: « Nichts Geschaffenes ist verborgen vor ihm, alles liegt nackt und offen vor den Augen dessen, dem wir Rede und Antwort schulden.» Vgl. LURKER, Manfred: Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, 2München 1978, s. v. Auge, S. 32 - 34, wo allerdings nichts über das nie schlafende Auge steht. Dieses wurde erst spät, seit dem 1 6. ]h. (?), auch ein Thema der Ikonographie, s. SKROBUCHA, Heinz: Meisterwerke der Ikonenmalerei, Recklinghausen 1961, Taf. LIX mit Kommentar. S. auch oben Anm. 6. 3 88
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ANMERKUNGEN:
394-404
Zur alles weidenden Leuchte der Sonne s. oben Anm. 357a. Die Benutzung purpurroter Tinte war ein kaiserliches Privileg, s. DÖLGER, F. KARAYANNOPULOS, J.: Byzantinische Urkundenlehre, 1. Die Kaiserurkunden, München 1968, S. 2 8 f. 396 Gr. Lva ttp äXQ
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ANMERKUNGEN: 404
(S. 602,9 -604, 16). Obgleich Kalekas den ganzen Krieg hindurch - so Kantak. - die Gunst der Kaiserin genossen hatte, war sie ihm zu dem Zeitpunkt nicht mehr wohlgesonnen. Der Grund wäre, daß Kalekas gegen Palamas den Verdacht gehegt hätte, er wolle ihm den Patriarchenthron streitig machen, und daß er ihn deswegen bekämpft hätte. Zuvor hatte er nämlich von Palamas verlangt, Kan tak. mitzubekämpfen und mitzuverurteilen, was dieser aber verweigert hatte. Danach hatte der Patriarch Palamas wegen seiner Lehre angegriffen und sich der Auffassung des Akindynos angeschlossen. (Kantak. nutzt diesen Rückblick, um gleichsam in Klammern die Verurteilung Barlaams vom 10. Juni 1341 als eine dogmatische Entscheidung im Streit zwischen Barlaam und Palamas darzustellen (S. 603,3 - 1 0 ) , was sie nicht war, s. Bd. II Anm. 543 .) Um Kantak. zu treffen, hätte der Patriarch daraufhin Palamas ins Gefängnis geworfen und seine Anhän ger verfolgt. Letzteres hätte die Kaiserin ihm lange Zeit abgenommen. Schließ lich aber habe sie sich von noch nicht verdorbenen (d. h. palamitischen) Bischö fen auf bessere Gedanken bringen lassen und dem Übel in der Kirche ein Ende setzen wollen. Dazu berief sie eine Synode ein, auf die ich ·unten noch zurück komme. Gregoras sagt in seinen ersten Antirrhetika S. 167,26 - 1 69,20 nicht klar, was die Kaiserin veranlaßte, im J. 1346 in Sachen Palamismus sich vom Patriarchen zu distanzieren. Er spricht von der Woge des Palamismus, die vor allem « die Kaiserin ergriff und auf ihrer weiblichen gänzlichen Einfalt tanzte» (BEYER). Wohl mit Recht sieht BEYER S. 168 Anm. 23 in der geschwächten Position der Kaiserin den Grund, weshalb sie Frieden mit dem kirchlichen Geg ner suchte. Hier im Geschichtswerk nennt Greg. die Friedensbereitschaft des Patriarchen als Grund der Entzweiung. Die Richtigkeit dieser Aussage wird von MURATORE S. 420 f. u. 435 f. (natürlich) angezweifelt. Stichhaltige Argumente bringt er dafür nicht bei. Er muß aber wohl dieses Zeugnis in Frage stellen, da sonst die von ihm immer wieder unterstellte und behauptete Friedensbereitschaft der Anna unglaubwürdig wird. WEISS: Kantak. S. 120 (mit Anm. 784) hält die Behauptung des Greg. m. E. mit Recht für wahrscheinlich richtig. Mit der Annä herung zu den Palamiten hatte Anna wohl schon einen Anfang gemacht, als sie sich 1345 der vom Patriarchen angestrebten Weihe des Akindynos widersetzte (s. dazu unten Anm. 471 ). Sie zog dabei an einem Strang mit Apokaukos (vgl. WEISS : Kantak. S. 1 1 9), der so klug gewesen war, es von Anfang an nicht mit den Palamiten zu verderben. Dabei mag eine Rolle gespielt haben, daß letzterer sich schon über die Zeit nach einem Sieg über Kantak. Gedanken machte. Für die Kaiserin aber waren im J. 1346 ihre fast aussichtslose Lage im Machtkampf und die Versöhnungsbereitschaft ihres Mitregenten eine einzige Bedrohung: sie fürchtete, zur Kapitulation vor Kantak. gezwungen zu werden. Sie muß gehofft haben, diese mit Hilfe der Palamiten noch vermeiden zu können. Sie hat aber nicht mehr die Gelegenheit bekommen, ihre palamitische Karte politisch auszu-
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ANMERKUNGEN: 404-408
spielen. Kaum hatte sie Kalekas wegen seines Antipalamismus verurteilen lassen, da stand Kantak. schon in der Stadt. Für PARISOTS Erklärung der « Bekehrung» der Kaiserin zum Palamismus s. Anm. 277. 405 Gr. ovö' äXQoLl;; WOLV: « nicht einmal mit den äußersten Rändern der Ohren" , also « überhaupt nicht» . Vgl. Nic. Chon. Hist. Index gr. S. 109 s. v. oii�. In anderer Verbindung kann auch das Gegenteil herauskommen, wie bei Kantak. I 14,7 f. ov yaQ äXQa� E'ljJaUOEv avto'Ü xaQöLa�: (der Tod seines Sohnes) berühr te nicht (nur) die äußersten Ränder seines Herzens, d. h. er traf ihn zutiefst (von FAT.-KR. falsch übersetzt mit « berührte . . . die Tiefen seines Herzens nicht» ). 406 Hier sei nochmals betont, daß unser Autor der Kaiserin gegenüber nicht objektiv ist. Offenbar hat er ihr nie verziehen, daß sie sein Urteil über ihren weissagenden Landsmann sowie das über die Lehre des Palamas negiert hat. 407 Sofern Greg. der Kaiserin etwas zugute hält, geht es um eigene Vorurteile i. b. a. die angebliche Minderwertigkeit des weiblichen Geschlechts und der Nicht Byzantiner. Vom Einfluß des Senats unter Anna ist sonst kaum die Rede, und wirklich einflußreiche Berater sind nur wenige namentlich bekannt, wie - außer dem Pattiarchen - Apokaukos, Johannes Vatatzes, Andronikos Asan. 40 8 Das letzte Ereignis aus dem J. 1346, das Greg. erwähnt, war der Einsturz der östlichen Kuppel der Hagia Sophia am 19. Mai des Jahres. Die Krönung des Kantak. in Adrianopel, worüber er gleich anschließend berichten wird, fand nur zwei Tage später, am 21. 5. 1346, statt. Die bei den Ereignisse sind bei Greg. auseinandergezogen, da er die Krönung des Kantak. als Preisgabe der Hoffnung auf eine friedliche Lösung interpretiert, und darum weist er vorher auf die unversöhnliche Haltung der Kaiserin hin, die in ihrem Streit mit dem Patriarchen über ein Friedensangebot des Usurpators zum Ausdruck kam. Der letzte Bericht, den Greg. mit Kantak. gemeinsam hatte, betraf die Ermordung des Johannes Vatatzes (s. Anm. 374) . Kantak. setzt danach seine Erzählung fort mit dem Verlust von Empyrites u. Rhegion (s. ebd.) und seinem Aufmarsch vor Kpl (556,23 -564,9), wobei die Kommandanten von Cernomen, Hierax, und von Adrianopel, Paraspondylos, alte Gefolgsleute Andronikos' 1II. (s. WEISS: Kan tak. S. 37 u. 147), ihn begleiteten. Während Kantak. darauf wartet, daß seine , Anhänger in der Stadt ihm, wie versprochen, das nicht mehr benutzte Xylokerkostor öffnen, werden drei Attentate auf ihn vereitelt. Zwei der Attentä ter waren Hierax und Paraspondylosj der erstere wurde vom zweiten verraten, da dieser einen solchen Erfolg für sich reklamieren wollte. Zuerst flüchtet Hie rax zur Kaiserin und wird Präfekt der Städte Thrakiens, die ihr noch gehören. Wenig später muß auch Paraspondylos zur Kaiserin flüchten. Umgekehrt wer den auch die Anhänger des Kantak., die ihn in die Stadt hereinlassen wollten, entdeckt und müssen zu ihm flüchten. Daraufhin gab Kantak. auf « und kehrte nach Selymbria zurück» (563,8). Eine Eroberung von Selymbria hat Kantak.
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ANMERKUNGEN, 408-411
zum ]. 1345 erwähnt (518,17; vgl. Anm. 346). Er läßt nirgends erkennen, daß es ihm wieder verlorengegangen wäre. Das bedeutet nicht unbedingt, daß Greg., der hier zum ]. 1346 eine Eroberung von Selymbria notiert, sich irren muß. Auch z. B. Rhegion hatte in der zweiten Hälfte von 1345 noch einmal den Besitzer gewechselt, s. Anm. 374. Kleinchron. 8,45b setzt mit Greg. die Eroberung von Selymbria in das Jahr 1346. Vielleicht erwähnt Kantak. die Eroberung zu früh, um sie mit der anderer Städte zusammenzunehmen. Von Selymbria aus griff Kantak. Hieron am Eingang des Schwarzen Meeres an, scheiterte jedoch. Er zog sich nach Adrianopel zurück. Hiernach folgt bei Kantak. der Bericht über seine Krönung dort. Man kann den Aufenthalt des Kantak. vor Kpl, worüber Greg. kein Wort verliert, also etwa in die erste Hälfte des ]. 1346 setzen. 409 Vgl. Kantak. 5 64,10-22. Während Greg. schreibt, daß Kantak. « sich selbst die Krone aufsetzte», schreibt dieser selber, daß er vom Patriarchen von Jerusalem gekrönt wurde, und daß er selbst seine Gattin krönte. Tatsächlich setzte der Patriarch dem Kaiser die Krone aufs Haupt, s. Ps.-Kodinos ed. VERPEAUX S. 259,9 - 1 6; Greg. spricht also in kausativem Sinne. Der K�önungstag war, wie Kantak. betont, das Fest Konstantins und seiner Mutter Helena. Als Patriarchen von Jerusalem betrachtet Greg., wie Kantak., den kirchlich noch nicht offiziell bestätigten Lazaros, der zwar 1340 gewählt worden war, aber gegen den ein gewisser Mönch Gerasimos schwere Vorwürfe erhob. Andronikos III. hatte dar um Lazaros in Kpl festgehalten, um die Sache zu untersuchen. 1342 wurde aber Gerasimos zum Patriarchen von Jerusalern ernannt, s. DARRouzts: Reg. 2220, Lazaros flüchtete nach Kantak. und blieb bis 1 349 bei ihm. Mit Hilfe des Sultans von Ägypten konnte er in diesem Jahr Gerasimos vertreiben. S. WIRTH, Peter: Der Patriarchat d�s Gerasimos und der zweite Patriarchat des Lazaros von Jerusalem, in: BZ 54 (1961) 3 1 9 - 323; zu Gerasimos auch PLP 3782, zu Laza-. ros PLP 14350. 410 Hyrkanos, d. h. Orkhan, der Sohn des 1326 verstorbenen Gründers des osmani schen Herrscherhauses, regierte 1326 - 1362. Diese Stelle setzt eine Gesandt schaft der Kaiserin Anna an Orkhan voraus, die wohl nicht mit DÖLGER: Reg. 2904 gleichzusetzen ist, aber eine Fortsetzung davon sein dürfte, die nach DÖL GER Nr. 2905 einzuordnen wäre. 411 Auch laut Kantak. 585,18 -587,14 lag die Initiative zu diesem Ehebündnis bei Orkhan. Eine diesbezügliche Gesandtschaft wäre einige Zeit nach der Krönung vom 21. Mai 1346 bei ihm eingetroffen. Nach dem Festtag hatte er sich nämlich von Adrianopel nach Selymbria begeben, um noch einmal zu versuchen, mit Hilfe seiner Anhänger in Kpl in die Stadt einzudringen, mußte aber wieder unverrichteter Dinge nach Adrianopel zurückkehren (582,4- 16). Um die glei che Zeit eroberten Genuesen Chios (15.- 19. Juni, die Zitadelle indes erst am 12. September, vgl. unten Anm. 420) (582,16-584,12) und scheiterte eine
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ANMERKUNGEN: 4 1 1 -413
Hilfsexpedition, die der ostbulgarische Herrscher Balik auf Bitte der Kaiserin Anna (DöLGER: Reg. 29 1 1, m. E. nicht auf Herbst, sondern vor Juni 1346 zu datieren) unter Führung seiner Brüder Theodoros (Feodor, PLP 7392) und Tom protitzas (Dobrotic) entsandt hatte (584, 12-585, 1 7). Hiernach, so Kantak. 585, 18, kam eine Gesandtschaft von Orkhan zu ihm, der um die Hand seiner Tochter Theodora (PLP 10940, nicht Maria, wie Greg. schreibt) anhielt und ihm dafür als « Sohn» mit seinem ganzen Heer helfen wollte. Kantak. verschweigt, daß Orkhan schon seit langem auf diese Ehe drängte und daß er, wie Greg. anschließend betont, mal köderte, mal drohte, um sein Ziel zu erreichen. Auch kein Wort darüber bei Kantak., daß Anna ebenfalls versuchte, Orkhan für sich zu gewinnen. Was den Zeitpunkt betrifft, setzt das « hiernach » wohl nicht vor aus, daß das S. 582,16-585,17 Erzählte als vorher abgeschlossen betrachtet werden muß. Das wäre nämlich nach dem 12. September; Greg. setzt aber die Eheschließung noch in den Frühling, der bei ihm erst 763,20 zu Ende geht (s. Anm. 414). Bevor Kantak. in die Bitte Orkhans einwilligte, bat er durch Gesand te Umur um seinen Rat. Dieser sprach sich für die Heirat aus, nicht da Kantak. gegen seine schon geschlagenen Feinde in Kpl Orkhans Hilfe noch brauchen würde, sondern da sie ihm künftig noch nutzen könnte. Kantak. versucht auf diese Weise zu vertuschen, daß ihm keine andere Wahl blieb, als seine Tochter Orkhan zu geben, da dieser sonst der Kaiserin Anna hätte zum Sieg verhelfen können. PARISOT S. 214-216 hält es für nötig, diese Ehe zu verteidigen, übri gens mit teilweise vernünftigen Argumenten. Er meint auch, es sei vor allem diese Ehe gewesen, die Kantak. den Vorwurf eingebracht hätte, er habe die Türken nach Europa geholt. Letzteres bestreitet er m. E. zu Unrecht. Gewiß hat es schon früher Türken in Europa gegeben und wären diese wohl auch ohne Kantak. irgendwann mal gekommen, und gewiß haben auch frühere Kaiser schon Ungläubige in ihren Dienst genommen, aber keiner hat in jenem Ausmaß und nur um eine Usurpation durchzusetzen, große Teile des nur noch europäi schen Reiches der Plünderung und Verwüstung durch die Türken preisgegeben. 4 1 2 Erweiterung des sprw. Ausdrucks « um sein Leben laufen» , vgl. z. B. Herodot 9,37,2; Nic. Chon. Hist. 24,25 ; Zenob. IV 85 mit Anm. 4 1 3 Kantak. 587,14-5 89,14 erzählt ausführlich, wie die Ehe in Selymbria geschlos sen wurde und wie Theodora in ihrer Ehe mit dem Barbaren allen Bekehrungs versuchen zum Trotz ihrem Glauben treu blieb und sogar abtrünnige Christen zur Wahrheit zurückführte. Insbesondere wurde sie eine Beschützerin und Helfe rin der unterworfenen Rhomäer. Nach Orkhans Tod kehrte sie nach Kpl zurück. Wohl kurz nach dieser Hochzeit wurde in Selymbria der Attentäter in spe ent larvt, über den Kantak. anschließend berichtet (589,12-591,3). Dieser sieht darin natürlich wieder ein wunderbares Eingreifen Gottes. Es waren nämlich ein Priester und ein Mönch aus Herakleia am Pontos und Amastris nach Selymbria
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ANMERKUNGEN: 413-416
gekommen, um sich über die Stärke des Heeres des Usurpators zu informieren. Sie waren Gäste ihres Freundes, des Protosebastos Kontophre (Godefroi) und entdeckten einen Mann, den sie in Kpl beim Mystikos (Manuel) Kinnamos (PLP
1 1 724) gesehen hatten. Sie warnten ihren Gastherrn, der beim Verdächtigen einen Dolch fand, woraufhin dieser ein Bekenntnis ablegte und erzählte, wie ein « Zufall» ihn bis dahin an der Ausführung seines Auftrags gehindert hatte. Nota zu Kontophre: die Notiz über ihn in PLP
13 130 folgt der lateinischen Überset
zung des Kantak. « a Contophre, cui cum protosebasto amicitia intercederet», so daß ihm dort der Titel Protosebastos vorenthalten wird; m. E. ist zu übersetzen: « (wurden sie gastlich aufgenommen) vom Protosebastos Kontophre, der ihr Freund war,) . Kontophre war unter Andronikos III. 41 4
(1329) Gouverneur von
Mesothynien gewesen. Vgl. Kantak.
591,3 - 592,1 6. Dieser erklärt das Hilfegesuch als eine Reaktion
auf die gescheiterte bulgarische Hilfe und die Eheschließung Orkhans mit seiner Tochter. Die Kaiserin sandte einen gewissen Georgios Tagaris zu Sarukhan von Lydien, der sofort Truppen zur Verfügung stellte. Als aber Ümur von Aydin davon erfuhr, sandte er, um seinem Freund Kantak. zu helfen, zweitausend Mann aus, die zusammen mit dem Heer Sarukhans nach Thrakien übersetzen sollten. Das konnten sie ohne weiteres, denn einem Beuteheer konnte sich auch aus anderen Satrapien anschließen, wer wollte. Die Heerführer der
2000 hatten
folgenden Auftrag: Sollte Kantak. Sarukhans Heer auf seine Seite ziehen kön nen, wie man erwartete, sollten sie sich dem anschließen; würde Kantak. das Heer Sarukhans nicht für sich gewinnen können, sollten sie ihn zum Kampf ermutigen und während der Schlacht zu ihm überlaufen. Wenn die abschließen de Datierung bei Greg. stimmt, was ich glaube (s. Anm.
416), sind die Niederla
ge der Bulgaren und die Eheschließung der Tochter des Kantak. mit Orkhan noch vor, bzw. in den Juni
1346 zu datieren und wird die Eroberung von Chios 411). DÖLGER: Reg. 2912, der
bei Kantak. etwas zu früh angesetzt (vgl. Anm. 4 15
41 6
Greg. nicht berücksichtigt, setzt die Gesandtschaft des Tagaris in den Herbst. Zu diesem Ausdruck vgl. Bd. I Anm.
36.
Der schreckliche Anblick ist Gregoras und den anderen Einwohnern von Kpl wohl lebendig in Erinnerung geblieben und die Datierung um die Sommerson nenwende deshalb als zuverlässig zu betrachten. Die Behauptung, die Kaiserin hätte an diesem Geschehen ihre helle Freude gehabt, ist ein weiterer Beweis der inzwischen sattsam bekannten Antipathie unseres Autors gegen die Lateinerin Anna. PARISOT S.
210 übernimmt zum Teil das Urteil des Gregoras, betont aber
auch: « quelle influence pouvait prendre Anne sur ces auxiliaires feroces . . . ? » MURATORE S.
429 wirft Greg. « malafide» vor, weil er der Kaiserin einen gran
diosen Empfang von Barbaren zuschreibe, die schon die Verbündeten des Kan tak. waren. Diesem Vorwurf liegt aber ein Irrtum zugrunde. M. setzt die An-
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ANMERKUNGEN: 416-420
kunft der Türken bei Kpl und den Empfang durch Anna in den Herbst, als sie nach Plünderung bulgarischen Gebiets nach Hause zurückkehrten, wobei er sich übrigens selbst wundert, daß sie auf diesem Rückweg noch einmal Kpl besuch ten. Er hat offensichtlich die Nachrichten des Greg. und des Kantak. falsch kombiniert, wozu Greg., der weniger gut informiert ist, Anlaß bietet. Dieser hat anscheinend nicht gewußt, daß die Türken, als sie nach Kpl kamen, schon ihren Frieden mit Kantak. gemacht hatten. Kantak. selbst berichtet (592,1 6 -593 , 1 8 ) , daß er sofort mit den nach Thrakien übergesetzten Türken Kontakt aufnahm und sie schon bald für sich gewinnen konnte. Sie baten ihn aber, dies geheimzu halten, damit sie erst in Kpl das für ihre Hilfe vereinbarte Geld und Geschenke kassieren könnten. So geschah es. Daß die Türken schon auf ihrem Weg nach Kpl plünderten und Gefangene machten, verschweigt Kantak. 4 1 7 Auch den weiteren Verlauf der türkischen Hilfe stellt Kantak. 593 , 1 8 -596,24 ganz anders dar. In Kpl wurde vereinbart, daß die Byzantiner Selymbria von der Seeseite einschließen und Hilfe Umurs verhindern sollten, während die Türken von der Landseite angreifen würden. Diese fragten sogar noch bei Kantak. an, ob sie auf eine rhomäische Reitertruppe warten sollten, um mit ihr zusammen alles (was noch den Byzantinern gehörte) unterwerfen zu können. Das aber wollte dieser nicht. So kamen die Türken alleine nach Selymbria und machten unterwegs viele Gefangene. Als nun die Flotte aus Kpl nach Selymbria kam, mußte sie feststellen, daß die Türken inzwischen schon übergelaufen waren. Kantak. wollte die Türken nach Hause schicken, aber diese wollten nicht um sonst gekommen sein und plünderten auf schreckliche Weise bulgarisches Ge biet. Erst dann kehrten sie nach Asien zurück. Kantak. unterläßt es natürlich nicht, zur Widerlegung gegenteiliger Gerüchte, seine Unschuld zu beteuern und über das von den Türken verursachte Leid Krokodilstränen zu vergießen. 41 8 «Vor diesem Jahr» , d. h. vor dem 1 . 9. beginnenden byzantinischen Jahr 6855 ( 1 . 9. 1346 - 3 1 . 8 . 1347). Zum Aufgang des Orions (Anfang Sommer) s. Anm. 154. « Kein gutes Vorzeichen') : gr. kein guter Vogel, wie schon im homeri schen " Ein Vogel ist der beste, kämpfen fürs Vaterland» vgl. Anm. 255. Der Komet war offenbar bis in den Herbst zu beobachten und wird von Greg. als Vorzeichen und Begleiterscheinung der türkischen Plünderungen betrachtet, aber wohl auch des Verlustes von Chi os, worüber er anschließend berichtet. 4 1 9 Vgl. S. 688,1 mit Anm. 245-247. 2 4 0 Über die Herkunft der Eroberer von Chios ist Greg. nur vage unterrichtet. Einige aus Genua vertriebene Adelige waren nach Monaco geflüchtet, wo die genue sische Familie Grimaldi (schon damals) herrschte: Ihre Anwesenheit dort wurde aber von Genua als Bedrohung empfunden, und die Stadt appellierte an die Bürger, sie zu vertreiben. Eine Gruppe von 29 Mächtigen rüstete ebensoviele Schiffe aus und vertrieb die Exilierten nach Marseille. Der Führer der Gruppe, =
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ANMERKUNGEN: 420-426
Simone Vignoso, sah sich nun nach einem neuen Betätigungsfeld um und fuhr gen Osten, wo die Venezianer und die Templer unter Führung des Dauphin Humbert II. gerade Chios erobern wollten, um es als Flottenbasis für Operatio nen gegen die Türken zu benutzen. (Vgl. zur Expedition des Dauphin SETTON: Papacy and Levant I, 195 -223 .) Vignoso wurde gebeten mitzumachen, kam aber den «Konkurrenten» zuvor. Am 15. Juni landete er auf Chios und besetzte in vier Tagen die Insel mit Ausnahme der Zitadelle, die erst am 12. September kapitulierte (zum Datum s. SCHREINER: K1einchron. II 6 1 1 Nr. 38 u. S. 266) . Letzteres ist wohl der Grund, weshalb Greg., anders als Kantak. (s. Anm. 41 1 ), erst hier über die Eroberung der Insel berichtet. Zu dieser Eroberung s. ARGENTI, Philip P.: The Occupation of Chios by the Genoese usw., Cambridge 1958, Vol. I S. 9 1 - 1 05 u. II 26-32; LEMERLE: Aydin S. 195 f.; BALARD: Rom. gen. I 133 f. (Lit. in Anm. 1 12). 421 Wie wir Bd. II S. 290 mit Anm. 508 geselien haben, war Neuphokaia um 1340 wieder byzantinisch geworden, nachdem der genuesische Gouverneur schon vier Jahre früher die Oberhoheit des byzantinischen Kaisers anerkannt hatte. Jetzt wurden Neu- und Altphokaia wieder genuesisch (Foglia Nuova u. - Vecchia) j am 20. 9. 1346 unterschrieb der byzantinische Kommandant Leon Petronas den Kapitulationsvertrag, s. ARGENTI O . C. II 33 -38. 422 Georgios Phakeolatos, ein Mann genuesischer Herkunft (Facciolati oder Fazzo lati), zählte zu den Archonten um die Kaiserin Anna und war mit einer Schwe ster der Frau des einflußreichen Mystikos Manuel Kinnamos (cf. Anm. 277) verheiratet (Kantak. 584, 1 - 3 und 599, 1 7 - 1 9). 423 Auch Kantak. berichtet, daß Phakeolatos ausgesandt wurde, um in den Kampf um Chios einzugreifen (584,1), aber sofort umkehrte, als er hörte, daß die Insel schon erobert war. Dabei stieß er auf ein großes Lastschiff aus Genua, das er überwältigte. In dieser Darstellung bleibt unklar, wieweit Phakeolatos gekom men war, als er umkehrte. Aus Greg. möchte man schließen, nicht über Tenedos hinaus. (GUILLAND: Rech. 1 48 6 läßt Ph. die Genuesen bei Chios angreifen; das steht, soweit ich sehe, in keiner Quelle.) Kantak. berichtet weiter noch, daß die Genuesen von Galata daraufhin Phakeolatos ächteten (584,9- 12). Über die «Beilegung» des Konflikts berichtet er S. 599, 1 1 - 600, l . 424 Kantak. bringt nach der Expedition des Phakeolatos das Hilfegesuch der Kaise rin an den Ostbulgaren Balik (584,12; DÖLGER: Reg. 29 1 1 , vgl. Anm. 411) und die gescheiterte Hilfsexpedition von dessen Heerführern Feodor und Dobrotic. Zur Datierung, laut DÖLGER I. c. Herbst 1346, s. Anm. 414. 425 S. oben S. 760 - 761 mit Anm. 404. 426 Gemeint ist der Tomos vom Juli/August 1341, der der Theologie des Palamas Orthodoxie bescheinigt hatte. S. dazu DARRouzts: Reg. 221 3 f. Das hier er wähnte Dekret ist wohl nicht die Fälschung, die angeblich Ende 1341 die Dekre-
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ANMERKUNGEN: 426-433
te gegen Barlaam und Akindynos aufgehoben hätte, die aber in Wirklichkeit wohl erst nach der Veruneilung des Kalekas etwa August 1347 entstand (s. DARROUZES : Reg. 2222), sondern die Reinterpretation des Tomos von 1341 durch Kalekas gegen Ende 1344 (nach d. 4. November; DARRO UZES: Reg. 2253), die nur das im Juni 1341 unter Andronikos 1II. Beschlossene für gültig erkläne und die Überarbeitung dieser Beschlüsse unter Kantak. im Juli 1341 verwarf. Vgl. Greg. Antirrh. I, S. 1 69,4 - 1 1 : «Patriarch Johannes, der öffentlich die Kraft aller früheren Beschlüsse aufhob . . . und jenen widerstrebende verfaßte und alle diejenigen kanonischen Flüchen unterwarf, die . . . Palamas beipflichten wollen . . . » (Übers. BEYER) ; vgl. dazu BEYER Anm. 25. Unverständlich ist mir, weshalb DARROUZES: Reg. 2261 diese Gregorasstelle ((768,7" , korrigiere 768,3 : "tOIlOtJ xa"tclAtJow), die er vorher schon richtig auf Reg. 2253 bezogen hat, nun, wenn auch mit Fragezeichen, auch für ein im Frühjahr 1346 vom Patriarchen für die Kaiserin verfaßtes Palamasdossier in Anspruch nehmen möchte. 427 Unten S. 780, 1 6 - 1 8 gibt Greg. zu erkennen, daß es nicht ein einziges kaiserli ches Schreiben war, das Anna und ihr Sohn unterschrieben hatten, sondern daß es zwei waren, eins von der Kaiserin und eins von Johannes V. Zu diesen Briefen s. DÖLGER: Reg. 29 10. Sie sind aber nicht mit DÖLGER « 1 346 ca herbst - 1347», sondern November 1344 zu datieren. Greg. erwähnt sie zwar erst hier, aber nicht, weil sie erst jetzt geschrieben wären. An dieser Aktion war auch der Patriarch mit einem eigenen Brief beteiligt (s. unten S. 780, 14- 16), DARRO U ZES: Reg. 225 1 ; vgl. BEYER: Antirrh. I, S. 103 f. 428 Die Kaiserin hat offenbar Palamas gebeten, ihr seinen Standpunkt über den theologischen Streit und seine Lehre darzulegen. Ihre « Anfrage» (�T]"tEL� lAa'frELv) ist nur aus dem Antwortschreiben des Palamas bekannt, das erhalten geblieben ist und von BOIVIN in einer Anm. zu dieser Stelle herausgegeben wurde (ed. Bonn. S. 1282f.) mit dem Kommentar: « Hanc epistulam puto primordium ac primum velut fundamentum fuisse initae ab Augustae cum Palama adversus Patriarcham societatis». MURATORE S. 43 6 läßt Palamas aus eigener Initiative schreiben, was offenbar falsch ist. Vgl. auch MEYENDORFF: Palamas S. 374 Nr. 50. 429 Zu diesem Ausdruck (aus Aischyl. Sept. 593) vgl. Bd. I Anm. 341 ; jetzt auch Greg. Ep. 4,160; 55,14 (eum annot.), 144,32 f.; 154, 1 1 (ed. LEONE). 430 « Unruhe verbreitete sich - widersprachen» Antirrh. pr. S. 1 69,2 f. ; « Darum - Höhen» ebd. Z. 1 1 f. 431 Ab « verkehne die Kaiserin» entspricht das Folgende bis S. 770,6 bis auf Kleinig keiten wörtlich Antirrh. I, S. 169,12- 171,12 (s. dazu BEYER App. er.). 432 Vgl. dazu oben S. 725. 433 Die Kaiserin schöpfte ihre Kennmisse aus einer Darstellung des palamitischen Streites durch David Disypatos, s. BEYER: Antirrh. I, S. 1 1 1. =
=
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ANMERKUNGEN:
3 7 4 4 44
Ga!. 1,8, leicht abgewandelt; s. dazu BEYER: Antirrh. I, Anm. 27. Horn. H. 1 ,25 . 43 6 BEYER o. c. S. 170 Anm. 29 weist darauf hin, daß Alexios I. mit dem Bogomilen lehrer Basileios auf die gleiche Weise verfuhr. 437 Hier endet die wörtliche Übereinstimmung mit den Antirrh. pr. «Der notwendi ge Widerspruch» (gr. avtLQQ"'aEL�) ist, wie aus dem Folgenden hervorgeht, nicht auf das Werk Antirrh. pr., sondern auf öffentliches mündliches Eintreten für die antipalamitische Orthodoxie zu beziehen, wozu Gregoras schon früher, Früh ling 1345, von Akindynos aufgefordert worden war, damals ohne Erfolg. S. BEYER: Antirrh. I, S. 108 - 1 10; CONST.-HERO : Akind. Brief 43, S. 1 8 6 - 1 8 8 mit Kommentar S. 380; LEONE in: Greg. Ep. Vol. 11 S. 196. Daß er von nun ab in privaten und öffentlichen Gesprächen die Lehre des Palamas bekämpfte, bezeugt Greg. auch Antirrh. I, S. 171,21 - 1 73,3. 4 3 8 Greg. Naz. Or. 2 (apologetica) 105, PG 35, 504C5-505A3. 439 Die Stelle stammt nicht, wie man aufgrund der Andeutung «in seiner Rede über den Glauben » vermuten würde, aus Basileios' Homilia De fide (CPG 2859, PG 3 1 ,464-472), sondern aus dem Prolog (VIII) der Regulae morales (CPG 2886), PG 3 1,676- 692, hier 677C8 - 1 1 . Zum folgenden, S. 771,1- 772,22, vgl. An tirrh. I, S. 173,26- 1 77,5 mit App. BREYER. 440 Zur Meeresmetapher bei Greg. s. A. Kashdan o. c. Bd. 11 Anm. 46 a. 441 Das Bild wohl in Anlehnung an 2 Tim. 4,7. 442 Mehr wörtlich: «mit den sanften (offenen) Armen der Zunge» bzw. «mit sanften Umarmungen der Zunge» (BEYER). Auch schon Antirrh. I, S. 173 ,4 - 6 klagt Greg., daß die Hand der Herrscherin seine Worte um den Erfolg brachte. 443 Vgl. Matth. 6,4 u. 6. 444 Hier endet die mit den Antirrh. pr. gemeinsame Stelle (s. ob. Anm. 439). 445 Auch Antirrh. I, S. 1 73,15 -23 schreibt Greg., daß er mit Verbannung rechnete; er will dort sogar den Tod nicht ausschließen. Inzwischen aber wollte er die von der Kaiserin geforderte schriftliche Widerlegung des Palamismus fertigstellen ( Antirrh. pr.). Die Stelle deutet an, daß er das Werk beim Einzug des Kantak. in Kpl 2./3. Februar 1347 noch nicht vollendet hatte. Vorher brachte Greg. aber schon antipalamitische Kapitel zu Papier, s. BEYER: Antirrh. I, S. 1 1 1 - 1 15. MURATORE S. 43 7 versucht die ganze Episode in Frage zu stellen: « Forse (Anna) si rivolge ancor una volta a Gregora (almeno come ei stesso narra» > ; er muß das wohl tun, da sie schlecht zu seiner These der Versöhnungsbereitschaft der Kaise rin paßt. 446 Ob. S. 767,5 - 10. Zur Leibwache des Phakeolatos s. auch Kantak. S. 600,1 -5 . 447 Kantak. 600,5 - 1 8 gibt als Grund des Frontwechsels des Phakeolatos an, daß der Mann schon vorher unzufrieden war wegen der Übel des Krieges und der Uneinsichtigkeit des Megas Dux (Alexios Apokaukos oder Isaak Asan ?) und des 434
435
=
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Kalekas und der Verleumdung des Kantak. Hinzu kamen jetzt seine Ängste und Einsicht in das Wohl des Staates. Der zuerst genannte Grund ist natürlich reine Propaganda, und auch das Wohl des Staates hat den Mann nicht motiviert. Er gab einfach die Partie verloren und wollte für sich noch etwas herausholen, wie Greg. anschließend zu erkennen gibt. Ob die Initiative bei Phakeolatos selbst lag, wie Kantak. andeutet, oder bei den Anhängern des Kantak. in der Stadt, wie Greg. schreibt, läßt sich kaum entscheiden. Laut Kantak. 597, 1 - 600,1 8 war noch folgendes vorausgegangen: Die Byzantiner (d. h. die Kaiserin und ihre Archonten, darunter natürlich Phakeolatos) hatten aus Verzweiflung noch ein mal einen Attentäter auf ihn angesetzt, einen gewissen Monomachos, einen Neffen des Großstratopedarchen Tagaris. Kantak. wurde aber von Freunden in Kpl gewarnt. Danach entschloß sich ein gewisser Tyrakis, dem Kantak. zwar auch Einsicht in die aussichtslose Lage der Byzantiner, aber auf seine propagan distische Art vor allem edle Motive zuschreibt, die Stadt auszuliefern. Er nahm Kontakt auf mit Kantak. und versammelte Gefolgsleute um sich. Davon erfuhr Phakeolatos, der sich nun mit Tyrakis zusammentat. Sie ließen Kantak. wissen, daß Phak. auch mitmachte. Die Männer, die laut Greg. zu Phakeolatos kamen, waren vielleicht die Kontaktleute zwischen Tyrakis und Kantak. Das südlichste Tor in der Stadtmauer und das schönste, benutzt für offizielle Einzüge der Kaiser in die Stadt, s. JANIN: Cple S. 269 -272; MÜLLER-WrENER: Bildlex. S. 297-300. Kantak. 600, 1 9 - 607, 19 erzählt noch folgende interessante Details zu seinem Einzug in die Stadt: Der Mann, den Phakeolatos und Tyrakis zu ihm sandten, um die letzten Abmachungen zu treffen, ein gewisser Mikrokephalos, wurde ausgerechnet auch von seinen Gegnern angeheuert, um zu versuchen, einige wichtige Begleiter des Usurpators umzubringen. Der « Doppelagent» schlug sich aber ganz auf die Seite des Kantak. und verriet alles dem Phakeolatos. Nachdem Mikrokephalos Kantak. den Tag mitgeteilt hat, an dem er spätabends vor dem Goldenen Tor erscheinen soll (1. 2. 1347), zieht dieser von Selymbria nach Adrianopel, um seine Gegner abzulenken. Inzwischen betreibt die Kaiserin die Absetzung des Patriarchen (von Kantak. 602,9- 604,22 propagandistisch ver färbt geschildert; vgl. unten S. 7 8 1 - 783). Die deswegen abgehaltene Synode (2. 2. 1347) ist der Grund, daß die Kaiserin eine Warnung, Kantak. werde in der Nacht vom 2. auf den 3. vor den Mauem erscheinen, für eine Finte hält; sie glaubt, Freunde des Patriarchen wollten sie verwirren, damit sie ihre Aktion gegen Kalekas einstelle (vgl. Anm. 467). Kantak. selbst kommt mit einer Elite truppe von über 1000 Mann einen Tag später als abgemacht zum Goldenen Tor. Seine Gegner konnten aber zufällig auch erst einen Tag später ihren Teil der Abmachung, die Öffnung des Tores, erfüllen. Kantak. sieht darin die gött liche Vorsehung, die so bewirkte, daß Kalekas noch von der obengenannten
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Synode und nicht von ihm abgesetzt wurde, so daß niemand darin einen Racheakt seinerseits sehen konnte. Kantak. spricht übrigens nur von einer Öffnung des Goldenen Tores, nicht auch von anderen Toren, wie Greg. es tut. Er betont, daß er nach bestem Können und im ganzen erfolgreich Plünde rungen verhinderte und verbot, den Palast ( den Blachernenpalast) anzugrei fen. Er selbst machte auf dem Weg dorthin Station beim Haus des Porphyro gennetos (s. Anm. 86). 450 Das Datum auch bei Kantak. III 13,11 und in Kleinchron. 8,46b u. a., s. SCHREI NER II 268 f. 451 Kantak. 607,19 -22 bestätigt, daß die Kaiserin nach Galata um Hilfe schickte, um sich im Palast verteidigen zu können. 452 Diese Aufforderung zur Übergabe setzt Kantak. 608,7-610,18 nach dem ge scheiterten Hilfsversuch aus Galata (607,21 - 608,7), worüber Greg. weiter un ten spricht. Laut Kantak. kamen die Genuesen von Galata sofort, also wohl noch am 3. Februar. Über den Versuch der Kaiserin, das Stadtvolk gegen ihn . aufzuhetzen, schweigt Kantak. 453 Diesen sprw. Ausdruck verwendet Greg. auch unten S. 793,15. Er soll auf Hero dot 4,127 zurückgehen. Als Dareios die Skythen aufforderte, sich zu unterwer fen, wenn sie keinen Angriff riskieren wollten, antworteten sie, ihn (im Falle eines Angriffs) zu bedauern. Vgl. Diogen. V 1 1 mit Anm. 454 Zum Ausdruck: «mit Beschimpfungen waschen » , den u. a. Joh. Chrysostomos oft benutzt, s. Thes. L. Gr. s. v. 3tt..:uv w. Zu «mit den Ohrenspitzen» s. Anm. 405. 455 Gemeint ist: seine Sanftmut, die Greg. mit politischem Kalkül verwechselt. 456 Greg. hat diese Gesandtschaft (DöLGER: Reg. 2901 ) oben nicht erwähnt. Aus führlich berichtet Kantak. darüber 448,8 -468, 1 6. Eine lange apologetische Antwort des Usurpators macht den Großteil des Berichtes aus. Zur Sache und zur Datierung (Ende 1344/Anfang 1345) s. DÖLGER I. c.; DARRo uzEs: Reg. 2248 . Der Bischof von Philippi, Neophytos, war ein bekannter Antipalamit; er wird 1351 als solcher verurteilt und im Basileioskloster in Kpl gefangengesetzt, s. MEYENDORFF: Palamas S. 126, 133, 153. Kantak. 607,15 - 6 1 1,5 berichtet, daß er am Morgen nach seinem nächtlichen Einzug der Mutter Gottes in der Hodegetriakirche seinen Dank für den Sieg abstattete und an dem Tag (außer der Abwehr der Genuesen aus Galata) nichts unternahm, für den nächsten Tag aber die in der Stadt anwesenden Bischöfe zusammenrief. Vor ihnen hielt er dann am 4. Februar eine ( apologetische) Rede und wählte sich danach als Ge sandten zur Kaiserin den Metropoliten (Neophytos) von Philippi und den Sakel liu Michael Kabasilas (PLP 1010 1), um eine friedliche Lösung herbeizuführen. Sein großzügiges Angebot versetzte angeblich alle in Staunen. 457 Das erste Bibelzitat ist aus Dt. 32,1, das zweite aus Is. 2, l . 457. S . Anm . 393. =
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ANMERKUNGEN:
457b
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Kantak. 6 1 1 ,5 - 7 beschränkt sich darauf zu sagen, daß Anna die Gesandtschaft unverrichteter Dinge fortschickte. Aus propagandistischen Gründen will er nicht eingestehen, daß die legitime Kaiserin aus freien Stücken und aus eigenem An trieb seine Gegnerin war. Er vermeidet deshalb die Gehässigkeit, mit der Greg. über Anna spricht. Die Vorurteile des Greg. ändern aber nichts an den Tatsa chen, die auch Kantak. nicht leugnen kann, und diese beweisen eindeutig, daß Anna auch ohne Bevormundung durch Apokaukos und sogar gegen den Rat des Kalekas eine unversöhnliche Feindin des Kantak. war. Sogar MURATORE (S. 440 f.), dem das nicht in sein Anna-Bild paßt, kommt um die Tatsachen nicht herum; er flüchtet, um den Widerspruch zu seiner These der Versöhnungsbereit schaft der Kaiserin zu verdecken, zu einer rhetorischen Beschreibung ihrer Rat losigkeit, die er für ihre Haltung nach dem Einzug des Kantak. verantwortlich macht. 457c Im Bonner Text ist l'tEIJ.1.jJu
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ren und danach wird der Palast für Kantak. geöffnet. Das war am 8. Februar 1347 (DöLGER: Reg. 2915). Aus Greg. llI 1 66,12f. ist noch zu ergänzen, daß der Eid des Kantak. auch das Versprechen enthielt, keinen seiner Söhne zum (Mit-) Kaiser zu machen. Johannes V. erweckt ebd. Z. 10- 12 auch den Eindruck, daß Kantak. versprochen hätte, ihm, sobald er sein zwanzigstes Lebensjahr vollendet haben würde, das Hauptkaisertum zu überlassen. Für den Eid des Kantak. sind in DÖLGER: Reg. 2915 die Stellen Greg. III 156,3, 157,5 u. 1 66,14 zu ergänzen, und hierher gehören auch die Eide der Anna und ihres Sohnes, die letzterer bei Greg. III 154,14 und 155,15.18.21 erwähnt. DÖLGER verlegt diese Eide Reg. 291 8 ohne jede Begründung in den Mai 1347; außerdem sind in diesem Regest die Stellen Greg. III 1 66,9 u. 14 zu stteichen, da sie den Eid des Kantak. betref fen. Anna und Johannes versprachen, nie gegen Kantak. und seine Familie die Waffen aufzunehmen, und daß der junge Kaiser sich Kantak. in allem zum Vorbild nehmen würde (Greg. 1lI 154,1 6-21). DÖLGER: Reg. 29 18 ist also zu streichen und der Inhalt in 2915 unterzubringen. Zurück zum Bericht des Kan tak. Darin fehlt überraschenderweise die Mitteilung, daß dieser dem Angriff auf den Palast Einhalt gebot. Es bleibt bei ihm unklar, wie dieser Angriff zum Stehen kam. Unklar bleibt bei unseren beiden Historikern der genaue Ablauf der Ereig nisse vom 4. bis zum 8 . Februar. Am 4. erfolgte, wie wir sahen, die erfolglose Gesandtschaft des Neophytos und des Kabasilas. Ob der Angriff auf den Palast noch am gleichen Tag begann und wie lange er dauerte, wird nirgends ausdrück lich gesagt. Ich vermute, daß er auf den 5. zu datieren ist. Die Nacht, von welcher Greg. 779,10 spricht, wäre dann die vom 5. auf den 6. Das nur von Greg. erwähnte überhebliche Friedensangebot der Kaiserin erfolgte demnach am 6. Daß Kantak. dieses verschweigt, paßt zur Schönung der Anna, die er braucht, um zu verdecken, daß seine Usurpation eine klare Rebellion gegen die ihn ablehnende einzig legitime Regentin war. Die Uneinsichtigkeit der Kaiserin in ihre verzweifelte Lage löste dann wohl auch noch am 6. das von Greg. nicht erwähnte verräterische Angebot einiger ihrer Mitbelagerten aus. Es war für unseren Historiker, falls er es gekannt hat, wohl unwichtig, da es keinen Einfluß auf den Gang der Dinge hatte. Kantak. erwähnt es natürlich, da es ihm Gelegen heit gibt, seine Großmut herauszustellen. Die Unzuverlässigkeit ihrer Umgebung wird dann Anna am 7. veranlaßt haben, Andronikos Asan und Palamas einzu setzen, und an diesem Tag wurden wohl die Eide formuliert, die die Aussöhnung besiegeln sollten. Am 8. wurden die Eide geleistet und die Tore des Palastes geöffnet. (Zu diesen Eiden vgl. DÖLGER: Reg. 2915, wo noch Kantak. III 8,10f. zu ergänzen wä�e. Außerdem wären diese nicht als Regest des Hauptkaisers Joh. VI. Kantak. zu bringen, da dieser erst durch dieses Regest zum Hauptkaiser wird, sondern unter Nr. 2914 als Regest Johannes' V.) Für die Verteilung der beiderseitigen Zustimmung zum <
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ANMERKUNGEN: 459-465
zwei Tage (7. u. 8.) spricht der Umstand, daß die Kleinchronik 8,47 das Abkom men auf den 7., während Kantak. 614,23 -615,3 die Eide (nur vielleicht) auf den 8. setzt. (Genau genommen datiert Kantak. nur das Öffnen der Tore des Palastes auf den 8 . ; er schreibt: « Nachdem die Eide geleistet waren, öffneten die Leute im Palast die Tore und empfingen den Kaiser am 8. Februar. ) Der Kleinchronik zufolge wurde auch vereinbart, daß Kantak. Joh. V. zum Schwie gersohn nehmen würde. Die merkwürdige Formulierung erweckt den Eindruck, daß die andere Seite darauf bestanden hätte, was denkbar wäre, etwa um sicher zustellen, daß Kantak. sich nicht so leicht des jungen Kaisers würde entledigen können. Doch ist wohl eher wahrscheinlich, daß der Chronikschreiber aus der Verlobung, die erst nach dem Einzug in den Palast stattfand (Kantak. III 9,13 f.), einen Teil des Abkommens vom 8. gemacht hat. Er verwirrt ja auch die Beeidi gung des Abkommens, die vor dem Einzug geleistet wurde, mit der propagandi stischen eidlichen Versicherung des Kantak. vor dem Bild der Hodegetria, daß er vor dem Bürgerkrieg nie etwas gegen die Kaiserin und ihren Sohn geplant oder getan habe (ebd. 8,15 -9,6; SCHREINER 1. c. nennt diesen Eid m.E. wenig glück lich einen « politisch entscheidenden Treueid» ; einen solchen hat Kantak. m. E. weder vor noch nach dem Einzug abgegeben). Die Kleinchronik 1 13,3 verknüpft die Abmachung vom 7./8. unmittelbar mit dem Einzug vom 2./3. 460 Diese Freilassung von Gefangenen wird von Kantak. nicht erwähnt. Wohl hat er vorher freigelassene politische Häftlinge zur Sprache gebracht; die müssen aber außerhalb des Palastes inhaftiert gewesen sein. Daß es auch noch Gefangene im Palast gab, bestätigt Kantak., indem er Andronikos Asan und Palamas als einge kerkert bezeichnet (613,3 f.). Der Patriarch Johannes XIV. Kalekas war am Tag vor dem Einzug des Kantak., also am 2. 2. 1347, abgesetzt worden, s. Anm. 449. Greg. hat es bisher versäumt, darüber zu berichten, holt das aber hier anschließend nach. 461 «Die ein Leben der beschaulichen Ruhe führen » : gr. �cnJXLOV ßLOV aaxoiiow . Vielleicht will der Autor andeuten, daß die Kaiserin und der Patriarch sich speziell an die Hesychasten des h1. Berges wandten, deren hesychastische Gebets methode die « Irrlehre» des Palamas ausgelöst hatte. Diese Briefe hat Greg. schon oben S. 768 erwähnt, s. Anm. 427. 462 An diesem Ausdruck hat Greg. anscheinend besonders Anstoß genommen. S. dazu BEYER: Antirrh. I, S. 178 Anm. 1 b und den Index s. v. CmELQaxL�. 463 Vgl. oben S. 760 f. u. 768. 464 Kantak. erwähnt diese Krankheit der Kaiserin nicht. Aus dem Folgenden läßt sie sich auf den 27. bis 29. Januar datieren. 465 Es fehlt ein entsprechendes Regest in DÖLGER nach Nr. 29 12. (Auch sonstige Befehle, die in den Quellen nur der Kaiserin zugeschrieben werden, führt DÖL GER öfter als Regeste Johannes' V., z. B. die unmittelbar vorausgehenden 291 1 u. . .» .
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ANMERKUNGEN: 465-468
29 12. Hier aber geht es gewiß auch um eine offizielle kaiserliche Anordnung, die Anna von ihrem Sohn unterschreiben ließ.) Das Datum ist offenbar der 1. Febru ar 1347. Hier sei noch hinzugefügt, daß DÖLGER: Reg. 2913 unter Joh. V. (134 1 - 1347) fehl am Platze ist; es geht in diesem Regest um eine Anordnung Johannes VI. Kantak. Auch der Inhalt wird nicht korrekt wiedergegeben. Die Zusage, Akindynos könne ohne Angst vor Repressalien wegen seiner Haltung im Bürgerkrieg frei den Palamismus bekämpfen (s. Kantak. III 166,22 - 1 68,2), stand nicht in Beziehung zu einer Synode, sondern zu einem theologischen Streit gespräch, das vor dem Kaiser stattfinden sollte (s. 1 67, 1 -4). DÖLGER: Reg. 2913 ist also zu streichen, dafür unter Joh. VI. Kantak. ein Regest 29 1 7 b für dieses Thespisma einzufügen, wozu außerdem auf Kantak. III 1 8,3 l'tLCTtEL; zu verweisen wäre, bzw. auf III 179 ,20- 1 80,6. CONST.-HERO: Akind. S. XXXII mit Anm. 140 hat nur letztere Stelle benutzt, nicht die wichtigere 1 66,22 - 1 68,2. Aus dieser ist außerdem ein weiteres Regest 2917a zu erschlie ßen: mehrere Aufforderungen an Akindynos, für ein theologisches Streitge spräch aus seinem Versteck herauszukommen und öffenrlich den Palamismus anzuklagen (1 66,24: l'tOAAUXL; IJ.E'tEl'tEIJ.'lj!a'to xai EXEAE1JE). 466 Diese Umschreibung deutet den Beichtvater der Kaiserin an. Greg. spricht auch hier von einem in beschaulicher Ruhe lebenden Mann (vgl. Anm. 461), obgleich zweifelsfrei nur ein katholischer Mönch gemeint sein kann «
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ANMERKUNGEN: 468-471
Nr. 2249 -2253. Sowohl MEYENDORFF: Tome synodal 1347 wie DARRouzEs: Reg. tun so, als hätte es am 2. Februar 1347 keinen Tomos zur Absetzung des Kalekas gegeben; ein solcher wird aber hier von Greg. ausdrücklich bezeugt, und auch Kantak. erwähnt eine offizielle, also sicher schriftlich fixierte Absetzung vor seinem Einzug (III 22,2 -4). Das Dokument ist nicht erhalten, vielleicht absichtlich vernichtet worden, da Kantak. später diese Absetzung nicht als ohne weiteres rechtskräftig anerkannte und eine « Überprüfung» veranstaltete (s. Anm. 471). Zu Unrecht also schreibt MEYENDORFF o.c. über den von Kantak. veranlaßten Absetzungstomos: « Destine officiellement a sceller les decisions d'une assemblee reunie le 2 Fevrier 1347 par l'imperatrice Anne . . . le document fut en fait redige plus tard» . Es geht um zwei klar voneinander zu trennende Dokumente, und für das erste von beiden fehlt bei DARRouzEs ein Synodalregest nach 1266. Das bestätigt eindeutig das zweite Dokument, das die Überschrift trägt: «Synodaltomos zur Bestätigung des früheren Tomos der Überführung und Verurteilung der Dogmata des Barlaam und des Akindynos, der auch erneut (TUlALV) zusammen mit Akindynos seinen späteren Gesinnungsgenossen und Be schützer, den Patriarchen, überführt und absetzt. » Der Tomos vom 2. Februar wurde aber zum größten Teil in die später unter Kantak. angefertigten und allein überlieferten aufgenommen, s. Anm. 47l. 4 69 Umkehrung von Ps. 29,6. 470 Der alte Alexios ist Alexios 1. Komnenos. Dieser « Saal» des Alexios wird sonst noch eindeutig erwähnt von Pachymeres Il 89, 1 8 (Synode von 1285 gegen Jo hannes Bekkos bzw. Vekkos) und II 1 8 8,5 (Prozeß gegen Konstantinos Porphy rogennetos u. Alexios Strategopulos im März 1294) sowie im Tomos der pala mitischen Synode von 1351, s. PG 151, 721 A 13 f. Er ist wohl auch « der neuerdings gebaute große Saal des Blachernenpalastes» , wo 1092 eine Synode über die Bilderverehrung abgehalten wurde (PG 127, 976 A; vgl. GRUMEL: Reg. 967). Nur aus dieser Gregorasstelle kann man mit einiger Sicherheit folgern, daß dieser Raum von Alexios 1. gebaut worden war, da er nach ihm benannt wurde. JANIN: Cple S. 125 erweckt den Eindruck, daß man bei Anna Komnene X 10 lesen könne, daß Alexios 1. einen Palast im Blachernenviertel gebaut hätte, wo er "die Kreuzritter empfing. Nur letzteres kann man mit großer Wahrscheinlichkeit aus Anna folgern (s. X 10,6, Vol. II 229,9 ed. Leib und X 1 1 ,5 ebd. 233 ,2). Mit Recht vorsichtiger MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 223 : « hier empfängt der Kaiser wohl auch im Winter 1096/97 die fränkischen Fürsten des ersten Kreuzzuges » . JANIN hält den Palast als ganzes und den von Alexios 1. angebauten Teil nicht gut auseinander. Unsere Gregorasstelle wird weder von JANIN noch von MÜL LER-WIENER beigezogen. 47 1 DARRouzts: Reg. 2267 behauptet, daß Kantak. gleich am Tag seines Einzugs in die Stadt, also am 3. Februar, ein Gespräch mit dem Patriarchen hatte, und er
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J
ANMERKUNGEN: 471
beruft sich auf SCHREINER: Kleinchron. 84, womit nur Kleinchron. 8,47 gemeint sein kann. Dort steht es aber nicht. Ein solches Gespräch am 3. ist auch ausge schlossen, da der Patriarch im Palast gefangengehalten wurde, den Kantak. erst am 8. betrat (s. Anm. 459). Dieser Datierungsfehler kehrt zurück in Reg. 2270 Critique, wo DARRo uzts das zweite Gespräch zwischen Kantak. und Kalekas auf den 6. setzt. D. meint auch: « Gn!goras nie tout entretien avec le patriarche». Das ist eine Überinterpretation dieser Stelle. Greg. leugnet nur, daß Kantak. nach seinem Einzug in den Palast dem Patriarchen einen Begrüßungsbesuch abgestattet hätte. Dem wird, soweit ich sehe, von keiner Quelle widersprochen und das macht es wahrscheinlich, daß die erste Begegnung zwischen den beiden nicht gleich am 8. Februar stattfand. Der Usurpator hatte fürs erste Wichtigeres zu tun. Er selbst datiert sein erstes Gespräch mit dem (Ex-)Patriarchen nicht genau, aber erweckt den Eindruck, daß er sich in den ersten Tagen nach der Übernahme der Macht mit anderen Sachen beschäftigte. Erst nachdem er zuvor über diese wichtigeren Vorgänge berichtet hat, teilt er mit (III 20,20 -23,1), daß er Kalekas aufsuchte, ihm seine frühere politische Haltung zum Vorwurf machte und zu erkennen gab, daß er die Absetzung vom 2. Februar nicht für definitiv hielt, sondern daß er einen neuen Prozeß in Sachen seiner Orthodoxie durch führen wolle. Der Patriarch war angeblich erstaunt über soviel Milde, lobte seinen ehemaligen Gegner und bat um Bedenkzeit, um seine Verteidigung für den geplanten Prozeß vorzubereiten. (Die « Milde» des Kantak. war vielleicht eine Entlohnung dafür, daß Kalekas sich schließlich doch noch versöhnungsbe reit gezeigt hatte, und ein Nachgeben des Kalekas im Prozeß hätte die Position des Kantak. gewiß gestärkt.) Ein wenig anders stellt Kantak. die Sache in einem Prostagma vom März 1347 dar (DÖLGER: Reg. 2917; ed. JGR 1 588 -590). Dort schreibt er, Kalekas sei der Tomos seiner Absetzung vom 2. Februar zuge stellt worden, aber als er selber erfuhr, daß der Patriarch das Urteil nicht akzep tiere, da er sich nicht h abe verteidigen können, habe er die Synode erneut zusam mentreten lassen und den Patriarchen vorgeladen, der aber nicht kam. Deshalb sei die Verurteilung von der Synode im Einvernehmen mit ihm, dem Kaiser, erneuert worden. . Ob Kalekas Kantak. gleich bei seinem ersten Besuch vom Bannfluch absolvierte, den er früher wegen seiner Usurpation über ihn ausge sprochen hatte, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Kantak. spricht darüber erst später, III 27,24-28,3. Zuvor hat er aber schon einen zweiten Besuch beim Patriarchen erwähnt; dieser erfolgte drei Tage nach dem ersten. Bei dieser Gele genheit fragte Kantak. ihn, ob er zum Prozeß bereit sei, was dieser bejahte. Weder zum ersten, noch zum zweiten Besuch spricht Kantak. über die Aufhe bung der Exkommunikation. Laut III 28,2 f. geschah diese in Gegenwart vieler, aber das hilft uns nicht weiter, da bei beiden Besuchen über eventuelle Anwesen de nichts verlautet. Da es aber 28,1 heißt « sogleich nach der Einnahme von
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ANMERKUNGEN: 471
Byzanz», ist wohl eher an den ersten Besuch zu denken, obgleich «sogleich» in diesem Fall ziemlich dehnbar ist. Das Datum von Reg. 2267 bei DARRouzts ist jedoch auf alle Fälle unrichtig und so zu korrigieren: «am 8. Februar oder wahrscheinlicher nicht lange danach » . Für eine Datierung nach dem 8. gibt es folgende Gründe: Greg. verneint einen Begrüßungsbesuch. Auf den Tag des Einzugs in den Palast setzt Kantak. selbst: die Begrüßung der Kaiserin und ihres Sohnes (III 8,10- 15), seinen « Unschuldseid » (vgl. Anm. 459 Ende; 8,15 -9,6), eine (propagandistische) Danksagung an Gott (9,6 - 1 1) und die Abmachung über die Verlobung seiner Tochter Helene mit dem jungen Kaiser (9, 1 1 -22). Am Tag danach, d. 9. Februar, fordert Kantak. seine eigenen Leute sowie die der Kaiserin auf, beiden Kaisern den Treueid zu leisten. Er braucht drei Tage (9./10./ 1 1 . Februar; NICOL: Kantak. S. 64 rechnet 10.- 12.), um das bei seinen eigenen Anhängern durchzusetzen (9,22 - 1 1,5); die Eidesleistung erfolgte also nicht vor dem 1 1 . oder 12. Danach verkündigte er ein Edikt in Sachen Wiederherstellung von Eigentumsverhältnissen ( 1 1,5 - 1 0 mit einer kurzen Ausführung dazu 1 1, 1 0 - 1 5 ; s. dazu DÖLGER: Reg. 2916: « ca febr. 12»). Dann schickte er zu seiner Gattin in Adrianopel einen Boten, sie solle mit den Töchtern nach Kpl kommen ( 1 1,15- 17); der Bote war vielleicht schon früher als am 12. ausge sandt worden, aber die Damen kamen gewiß nicht vor dem 12. in Kpl an. Sie machen Station bei der Muttergottes zur Quelle außerhalb der Stadt und dorthin kommen nun auch die Kaiserin Anna und die beiden Kaiser mit großem Gefolge. Helene, die Braut des jungen Kaisers, wird dort zur Kaiserin gekrönt. Diese Krönung dürfte wohl kaum mitten unter der Woche stattgefunden haben. Der erste Sonntag aber nach der frühestens am 12., aber wohl eher erst später erfolgten Ankunft der Krönungskandidatin war im J. 1347 der 1 8 . Februar. Nach der Krönung wird im Palast die Verlobung gefeiert (1 1,17- 12,3). Auf grund dieser Darstellung der Ereignisse bei Kantak. halte ich einen Besuch des neuen Kaisers beim (Ex-)Patriarchen vor dem 1 8 . Februar, oder zumindest vor dem 12., für unwahrscheinlich. Die Sache war nicht dringlich und hätte auch dem alten Gegner zuviel Ehre erwiesen. Kantak. erzählt zuerst auch noch, daß der Markgraf von Thessalonike, Giovanni II. (133 8 - 1372), der (Sohn des , Theodoros Palaiologos und) Enkel Andronikos' 1I., den Machtkampf in Kpl zum Anlaß genommen hatte, eine Flotte auszurüsten, um Thessalonike, Ainos (und Kpl?) an sich zu bringen, da er darauf mehr Rechte geltend machen könne als Kantak., da sie ja sein väterliches Erbteil seien. Der Angriff auf Byzanz sollte Anfang Frühling stattfinden, wurde aber aufgegeben, als der Markgraf erfuhr, daß Kantak. Kpl in seine Hände gebracht hatte. Diese interessante Affäre wird in der Forschung kaum berücksichtigt, s. z.B. NICOL: Kantak. (S. 62 - 65); auch BoscH, Ursula V.: Ein «Testament» des Kaisers Andronikos 11. Palaiologos?, in: Zb. rad. Viz. Inst. 12 ( 1 970) 55 -59, die ausführlich die Ansprüche Johanns II.
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von Montferrat auf den byzantinischen Thron anhand dessen Testaments aus 13 72 erörtert, hat offensichtlich diese Kantak.-Stelle übersehen. MILLER: Kan tak. S. 249 notiert: « there is no trace in Byzantine or ltalian chronicles of such a project» ; er sieht den Zusammenhang mit dem Testament Giovannis II., kennt aber anscheinend den Aufsatz von BOSCH nicht. Der Markgraf erfuhr von der veränderten Lage in Kpl laut Kantak. durch Bartholomäus, den Gesandten des Dauphin Humbert II., der zu Verhandlungen mit der Kaiserin Anna in Kpl weilte, als Kantak. in die Stadt eindrang (Kantak. III 13,2 f.). Wir erfahren nirgends sonst, daß er es war, der Giovanni von Montferrat informiert härte, und Kantak. seIhst geht nach dieser Mitteilung sofort auf die Briefe über, die Bartholomäus aus dem gleichen Anlaß an Humbert und an Papst Klemens VI. sandte, um darin den neuen Herrscher von Kpl in den höchsten Tönen zu loben, sofern allerdings die Wiedergabe der Briefe bei Kantak. genau stimmt (III 13,3 - 20,5 ) . Zu diesem Bartholomäus von Rom, Domherr der Kathedrale von Negroponte und Vikar des lateinischen Patriarchen von Kpl, Henri von Asti, s. LOENERTZ: Byzantina I S. 295 -297; PLP 2235, wo Kantak: so verstanden wird, daß B. in Kpl eingetroffen sei, als dort bereits Kantak. regierte; man kann Kantak. III 13,2-4 wohl auch so übersetzen, aber ich bleibe bei der Interpreta tion des lat. Übersetzers PONTANUS, dem sich auch LOENERTZ und MILLER ange schlossen haben; auch die Briefe erwecken den Eindruck, daß Bartholomäus den Einzug des Kantak. miterlebte und seine obengenannten Briefe sehr bald danach abfaßte. Zum Kreuzzug Humberts s. SETTON: Papacy and Levant, S. 195 -223. Gregoras berichtet von alledem nichts. Wie Greg., so erzählt auch Kantak. III 23, 1 -24,10, daß er über die Absetzung des Patriarchen erneut entscheiden ließ. Man liest bei ihm aber (natürlich) nicht, daß er von Palamas dazu gedrängt wurde, dafür jedoch, daß er ausschließlich den dogmatischen Standpunkt des Patriarchen, nicht seine politische Haltung berücksichtigte. D rei Tage nach dem ersten Besuch des neuen Kaisers (s. Kantak. III 23,1) erklärte Kalekas sich zum Prozeß bereit (m. E. nicht vor der letzten Februardekade; vgl. Anm. 538). Es wurde ein Tag festgesetzt (23, 12), aber als es so weit war, lehnte der Patriarch es ab zu erscheinen und der Prozeß mußte ohne ihn stattfinden. DARRo uzts: Reg. 2269 datiert ihn irrtümlich « vers le 7/8 fev rier» ; es waren seit dem 8. Februar auf alle Fälle mehr als drei Tage verstrichen, s. dazu ob. am Anfang dieser Anm. Die Absetzung erfolgte, wie vor dem Einzug des Kantak., aufgrund der Stellungnahmen des Patriarchen gegen den Palamis mus, der schon von Andronikos III. sanktioniert worden wäre. Laut Kantak. wurde Kalekas bald darauf, da er sich nicht ruhig verhielt, sondern seine dogma tische Haltung weiter verteidigte und den Antipalamismus propagierte, nach Didymoteichon verbannt (III 24, 1 0 - 1 8 ) . Aus Johannes Kyparissiotes: Palamiti cae transgressiones wissen wir, daß der Expatriarch nach seiner Absetzung, als
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letzte gute Tat, noch einmal Palamas und seine Anhänger verurteilte, s. PG 152, 708 C 1 -D5 (wo in einer Fußnote Kalekas mit Bekkos verwechselt wird); vgl. DARRouzts: Reg. 2268, der m. E. zu Unrecht Zweifel anmeldet, ob diese Verur teilung nach dem 3. (korrigiere: nach dem 12. und vermutlich erst gegen Ende Februar) anzusetzen sei. Kalekas apologisiert gegen eine «Räubersynode» , die nicht die vom 23 . Oktober 1346 (DARRouzts 2264) sein kann, da das zitierte Incipit nicht stimmt und da eine Verurteilung vor Januar 1347 nicht als letzte richtige Tat des Mannes bezeichnet werden könnte, weil Kalekas im Januar 1347, als die Kaiserin seine Absetzung plante, auch ein Anathema über Palamas cum suis ausgesprochen hat (DARRouzts 2265; ebenfalls mit anderem Incipit). Auch die Bedenken von DARRouzts, ob Kalekas noch zu diesen Verurteilungen imstande war, sind unbegründet. Die Absetzung des Patriarchen faßte Anna schon Ende 1346 ins Auge, s. ob. S. 761 u. 767; BEYER: Antirrh. I, S. 168 Anm. 23; festgesetzt wurde sie erst am 27. 1. 1347. Nach seiner Absetzung, gegen Ende Februar, betrachtete er sich selbst ohne Zweifel weiterhin als den legitimen Patriarchen und konnte noch so lästig werden, daß Kantak. sich ge zwungen sah, ihn nach Didymoteichon zu verbannen (vgl. WEISS: Kantak. S. 123). Das Sternchen ( <<douteux» ) zu DARRouzts 2268 ist also m. E. zu strei chen und das Regest gehört nach 2270. In Didymoteichon wurde Kalekas laut Kantak. bald krank und halb geistesgestört, weshalb er zur Pflege nach Kpl zurückgebracht wurde, wo er bald starb (Kantak. III 24,1 8 -25,3). Zu 'halb geistesgestört' kann man ein Fragezeichen setzen (s. Anm. 537). Zur Absetzung s. DARRouzEs: Reg. 2270, wiederum mit falschem Darum: «8 fevrier (ou tres peu apres) 1347» . Ausgangsdatum ist frühestens der 12. Februar (s. ob. am Anfang dieser Anm.). Die Datierung der Absetzung durch Philotheos Kokkinos in seiner Vita Isidori (mir nicht zugänglich) auf 30 Tage nach dem 6. 1. 1347 interpretiert DARRouzts als eine Datierung auf den 5 . Februar, hält aber eine Ausdehnung der 30 Tage bis zum 8. wohl für zulässig, so daß der Absetzungs tomos zugleich mit den Eiden zur Abmachung zwischen Kantak. und der Kai serin jener Tage unterschrieben sein könnte. Dies ist, wie oben gezeigt, natür lich völlig unmöglich, da D. von einer falschen Datierung des ersten Besuches des Kantak. bei Kalekas ausgeht. Die 30 Tage des Philotheos sind also auf jeden Fall nicht wörtlich zu nehmen bzw. als ein Irrtum zu betrachten. Man kann aber m. E. besser die 27 Tage vom 6. 1 . -2. 2. auf 30 auf-, als die 37 (oder mehr) Tage vom 6. 1 . - 12. 2. (ff.) auf 30 abrunden. Der unter Kantaku zenos ausgefertigte (zweite) Absetzungstomos ist als solcher nicht datiert und die Datierung auf Februar also, wie auch DARRouZES schreibt, zweifelhaft. Die kaiserliche Bestätigung der Absetzung, die ich schon oben erwähnt habe (Pros tagma DÖLGER: Reg. 29 17), datiert vom März 1347. Es gibt aber keinen Grund, diese Bestätigung zeitlich vom Absetzungstomos zu trennen; heißt es
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doch darin: «Darum wird er (Kalekas) der gleichen Verurteilung wie früher unterworfen, womit meine Majestät zu Recht einverstanden ist; und das wird durch dieses Edikt (dieses Prostagma) bekanntgegeben und bestätigt . . . » (JGR I 590,20 -22). Der endgültige Absetzungstomos selbst, der zugleich eine Ver herrlichung des Palamas und eine Kanonisation seiner Lehre sowie ein Stück unverschämter kantakuzenischer Politpropaganda enthält, dient im Endeffekt der kirchlichen und politischen Geschichtsfälschung u. a. in der Darstellung der Synode vom Juni 1341 und der vorgetäuschten Datierung eines Tomos aus der Zeit vor dem Tod Andronikos' III. Auch in anderen Hinsichten ist dieser To mos, so wie er überliefert ist, ein merkwürdiges Stück. Das Prooimion und die ausführliche Schilderung des status quaestionis seit dem Auftreten Barlaams (§ 1 -5, Z. 1 - 127 ed. MEYENDORFF) dürfte unverändert aus dem Tomos vom 2. 2. 1347 übernommen worden sein, § 6 wurde aber bestimmt nicht, wie DARRouzEs S. 2 1 8 schreibt, nur modifiziert «en ce qui concerne les deux men tions de Cantacuzene, dont la nouvelle titulature est annoncee chaque fois par vilv öE». Der ganze Abschnitt muß neu formuliert sein, denn er schildert die Entstehung des « Bürgerkriegs» von 134 1 - 1347 ganz unverblümt aus der Sicht des Usurpators und bezeichnet ihn ohne weiteres als denjenigen, der vom Tode Andronikos' III. an der rechtmäßige Regent gewesen wäre, etwas, was Anna am 2. Februar nie im Leben hingenommen und was damals auch wohl nie mand vorzuschlagen gewagt hätte. Anna war, wie ich schon öfter betont habe, unversöhnlich, bis sie nachgeben mußte (vgl. WEISS: Kantak. S. 120). Desglei chen muß § 7 neu redigiert worden sein, da hier die prokantakuzenische Hal tung des Palamas beim Ausbrechen des Bürgerkriegs gelobt wird (s. bes. Z. 15 1), was ebenfalls unmöglich am 2. Februar geschrieben sein kann, als Anna jede Versöhnung mit Kantak. noch weit von sich wies. Auch der letzte Satz dieses Paragraphen (Z. 1 64 - 1 67) ist ein klares und übliches Stück kanta kuzenischer Geschichtsfälschung: die Kaiserin Anna sei unschuldig an der Ver folgung der Palamiten durch Kalekas, da es ihr entging, daß Palamas eigentlich wegen seiner prokantakuzenischen Haltung verfolgt wurde. (Vgl. Kantak. Hist. 11 604,2-5, eine Stelle, die MURAToRE anscheinend mißverstanden hat; oder wie kam er sonst zur falschen Behauptung [So 434J, Kantak. entschuldige Anna « eccedendo al punto di dire che Ella nulla mai aveva saputo della prigionia di Palamas causata dall' odio deI Patriarca» ?) § 8 ist wohl wieder unverändert aus dem Tomos vom 2. Februar übernommen worden. Man liest hier, wie öfter bei Palamas, daß die Kaiserin zur Verteidigerin des rechten Glaubens wurde, als sie sich der von Kalekas geplanten Bischofsweihe des Akindynos widersetzte, die einer Mißachtung einer Entscheidung ihres verstorbenen Gat ten gleichgekommen wäre (vgl. CONST.-HERO: Akind. S. XXVI-XXVIII mit Quellenangabe). Arsenios von Tyros in seinem unedierten Entwurf eines anti-
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palamitischen Tomos behauptet, daß die Palamiten in der Stadt von Kantak. benutzt wurden, um auf diese Weise (d. h. durch diese Behauptung) auf die Kaiserin Einfluß zu nehmen, s. das Zitat bei MEYENDORFF: Palamas S. 1 1 8 Anm. 1 12; vgl. WErss: Kantak. S . 122. E s scheint Anna entgangen z u sein, daß sie betrogen wurde, da es eine Entscheidung ihres Mannes gegen Akindynos nie gegeben hat; man hat ihm einfach den nach seinem Tod nicht in seinem Geist verfaßten Tomos vom Juli 1341 unterschoben. Neu ist in unserem Tomos wieder § 10 Z. 209 -217 der Hinweis auf den Abset zungstomos einer « um unseren Kaiser Kantakuzenos» versammelten Synode in Adrianopel (DARRouzEs: Reg. 2262; vom 21. 5 . 1346) und zumindest teilweise neu formuliert ist im gleichen Paragraphen Z. 2 1 7 f. der Übergang zur unmittel baren Vorgeschichte der Synode vom 2. 2. 1347. In § 11 bestätigt der Tomos Greg. S. 781,19-21, daß dieser Synode viele Beratungen der Kaiserin mit den Bischöfen vorausgingen. Danach folgt - im Präsens - ein Rapport der Synode vom 2. 2. (§ 11 Z. 238 - § 13 Z. 354), dann in den § § 14-15, ebenfalls wie am 2. 2. abgefaßt, das Absetzungsurteil im Einvernehmen mit der Kaiserin und ihrem Sohn (Z. 361 -363), dann die «Rehabilitierung» des Palamas c. s., eine erneute Verurteilung des Akindynos (vgl. CONST.-HERo: Akind. S. XXXI) sowie aller unverbesserlichen Antipalamiten. Das alles wurde, wohl mit Ausnahme der Erwähnung der Synode von Adrianopel, unter Kantak. nicht neu fonnuliert und wohl auch nicht neu datiert, so daß die Datierung Z. 440 f. nicht die des vorlie genden Tomos ist. Diese Datierung - vor den Unterschriften vom 2. Februar lautet einfach auf Februar. Möglich ist, daß die Tagesangabe auf der Synodalsit zung unter Kantak. getilgt worden ist (das Original ist nicht erhalten), aber sie muß nicht unbedingt dagestanden haben. Auch das obengenannte Prostagma des Kantak. bietet keine Tagesangabe. Nach den Unterschriften vom 2. Februar folgt vor einer weiteren Reihe von Unterschriften der Zusatz: «Er (der Tomos) hatte (als) hinzugeschrieben(en Zusatz) das Synodalurteil, das erfolgte in Gegen wart unserer göttlichen Kaiser und des heiligsten Patriarchen von Jerusalem, mit folgendem Wortlaut (das geschah aber, ehe der heiligste Patriarch Isidoros sein Amt antrat) : Die vorausgegangenen Tomoi zugunsten der Orthodoxie des . . . Palamas . . . (c. s.) sind in Ordnung und tadellos, wie auch der besagte Palamas und die Mönche mit ihm. » (Korrigiere in der Ausgabe MEYENDORFFS :7tQOYE YQaIJIJEvl1v in :7tQOOYEyQ. ( vgl. Cod. L im App. und DARRo uzEs: Reg. 2272) und o'Ü"tw�: 'EYEvE"tO . . . 'Io(owQov: Kai usw. in: o'Ü"tw� - tyEvELO OE . 'Io(owQov - : Kai usw. ( vgl. Cod. L im App. ) .) DARRouztS S. 218 und Reg. 2272 meint, daß die hier erwähnte Synodalsentenz in Zusammenhang stand mit der Wahl Isidors zum Patriarchen: «pour I' election d'Isidore (N. 2272) ou apres l' election (N. 2280)>>. « Pour I' election» für (?) :7tQo "t0'Ü YEVEO'frm "tov ayuina "tov :7ta"tQLaQXl1v x'ÜQ , Io(owQov ist mir unverständlich. Ich verstehe den Text so, . .
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ANMERKUNGEN: 471 -472 daß der Satz EyEVE"tO usw. nur erläutern will, weshalb diese Sentenz als erste Unterschrift nicht die des Patriarchen von Konstantinopel, sondern die des Laza ros von Jerusalern trägt, und folgere daraus, daß die Absetzungssynode unter Kantak. im Febr. 1347 vom genannten Lazaros geleitet wurde. DARRouzts: Reg. 2272 ist m.E. zu streichen und der Inhalt, mutatis mutandis, in Reg. 2270 unterzubringen. Nach den Unterschriften unter der Sentenz vom März folgt ein weiterer Zusatz: « Diesen . . . Tomos akzeptieren und unterschreiben auch wir . . . » mit einer dritten Reihe von Unterschriften. Auch hier keine Datierung. S. zu diesem Zusatz DARRouzts: Reg. 2280. Fazit: man kann eigentlich kaum, wie Greg. und Kantak. es tun, von einer erneuten Absetzung des Kalekas nach dem 2. 2. 1347 sprechen, sondern nur von einer Bestätigung der Legitimität des Absetzungsbeschlusses von diesem Datum in einer überarbeiteten Version des selben. Einige Stellen in dieser Version machen klar, daß die ganze Sache (nach dem 8. 2.) noch einmal durchgesprochen wurde, ohne daß man Anlaß sah, von der am 2. 2. gefällten Entscheidung abzurücken. In einem Brief von ca. 1370 an Bischof Johannes von Karpasia (PLP 8448), ediert von DARRouztS, Jean, in: Lettre inedite de Jean Cantacuzene relative a la controverse palamite, REB 17 (1959) 7-27, bietet der Exkaiser folgende Darstellung der Absetzung des Kale kas: Er spricht S. 1 6,5 ff. von einer durch seine « Schwester» , die Kaiserin Anna, versammelte Synode, die nicht nur Akindynos verurteilte, sondern auch Kalekas absetzte und zugleich den Tomos von 1341 bestätigte. Das geschah, als er sich noch nicht der Hauptstadt bemächtigt hatte. Danach spricht er von einer weite ren Synode gegen Akindynos und pro Palamas unter dem Patriarchen Kallistos (1350- 1353), die in einem dritten Tomos den Palamismus bestätigte, womit nur die Synode von 1351 gemeint sein kann, die dem Palamismus endgültig zum Sieg verhalf. WEISS: Kantak. S. 123 hat m. E. aus dieser Darstellung unnötiger weise ein Problem gemacht; Kantak. verschweigt hier einfach, daß er es 1347 für nötig gehalten hat, die Absetzung unter Anna noch einmal zu bestätigen. Eine irreführende Darstellung dagegen gibt Kantak. im bereits genannten Prostagma vom März 1347. Darin erweckt er den Eindruck, als ob die Absetzung des Kalekas durch seine Synode in Adrianopel unter Führung des Lazaros von Jeru salem (s. Kantak. II 564,22-565,7, dazu DARRouzts: Reg. 2262) ein quasi vereinbartes Pendant der Konstantinopolitaner Synode vom 2. 2. 1347 gewesen sei (s. JGR I 589 f.). Zur Absetzung des Kalekas vgl. auch KRESTEN, Otto: Der sogenannte «Absetzungsvertnerk» des Patriarchen loannes XIV. Kalekas im Pa triarchatsregister von Konstantinopel, in: Byzantios. Festschrift Hunger, Wien 1984, 213 -219. 472
Der letzte Teil dieses Satzes ist mir unklar; ich habe ihn darum lieber wörtlich als interpretierend übersetzt. Die Literatur zu den Auseinandersetzungen um den Palamismus ist sehr umfangreich. Hier sei nur kurz hingewiesen auf STIERNON,
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Daniel: Bulletin sur le palamisme, in REB 30 (1972) 23 1 -241 und für neuere Lit. auf Werke wie BEYER: Antirrh. I, DARRo uzEs: Reg. e.a. 473 Diese Behauptung wird, soweit ich sehe, nur bestätigt von Arsenios von Tyros o . c. in Anm. 471, zitiert von WEISS : Kantak. S. 122. Worin die Zusammenar beit mit Phakeolatos und den Seinen genau bestanden haben soll, erzählt uns keine Quelle. WEISS I. c. vermutet, daß vor allem die Phatria (eine sozialpolitisch aktive 'religiöse' Gruppe) um Isidoros von Monembasia, den späteren Patriar chen (1347 - 1350; PLP 3 140), für aktive Unterstützung in Frage kommt. Sicher ist, daß die Palamiten sich von Anfang an auf die Seite des Usurpators geschla gen haben. Ausführlich dazu WEISS : Kantak. S. 103 ff. Zu dessen ausgezeichne ten Ausführungen nur ein paar Bemerkungen. Der Zusammenschluß von Kan tak. und den Palamiten erscheint in einem noch etwas helleren Licht aufgrund von zwei Umdatierungen. Einmal stellt WEISS die Fortsetzung der Synode vom 10. Juni 1341 noch in den Monat August; diese fand aber laut DARRo uzEs: Reg. 2212 mit größter Wahrscheinlichkeit schon im Juli statt. Zum anderen glaube ich oben in Anm. 27 nachgewiesen zu haben, daß der Machtkampf zwischen dem Patriarchen und Kantak. viel früher, als bisher allgemein angenommen wurde, mit allen Mitteln geführt wurde. Da alles dafür spricht, daß es Kantak. war, der die von den Palamiten verlangte Fortsetzung mit einer dogmatischen Aussprache über ihre Lehre gegen die Absicht des Patriarchen erzwang (5. DAR ROUZES l. c.; WEISS o . c. S. 108 f.), liegt doch die Annahme nahe, daß Kantak., die Macht der Mönche richtig einschätzend und sie wohl auch ein wenig als natürliche Verbündete gegen den Patriarchen betrachtend, sie auf diese Weise gleich auf seine Seite hat ziehen wollen. Einfluß seiner Mutter, die eine eifrige Palamitin gewesen sein soll, kann dabei mitgespielt haben (vgl. WEISS o. c. S. 1 3 1 ) . Zu ihrer Einflußnahme in politischen Angelegenheiten s. das Zeugnis Johannes' V. bei Greg. III 158,6 - 8 : « Dem Namen nach hatte jener (Andronikos III.l die Kaiserherrschaft, aber was die ganze Macht betrifft, kurz gesagt, darin machte er (Kantak.) sich frech breit, zusammen mit seiner Mutter.» Den Palami ten, 1341 noch ohne großes politisches Gewicht in der Hauptstadt (s. WEISS : Kantak. S. 1 13), muß die Chance, sich mit dem mächtigsten Mann i m Staate verbünden zu können, fast wie eine Fügung Gottes vorgekommen sein. Noch stärker, als WEISS dies tut (s. bes. S. 1 1 3 l, möchte ich die angebliche Unpartei lichkeit des Palamas am Anfang des «Bürgerkriegs» in Zweifel ziehen, oder noch lieber, sie einfach verneinen. Gewiß, Palamas unterläßt es ursprünglich, unver blümt für eine Regentschaft bzw. Mitkaiserherrschaft des Kantak. zu plädieren, und tritt nur für den Frieden und gegen einen verderblichen Bürgerkrieg ein, aber er fordert, nicht als letzter in der Geschichte, die Friedensinitiative von der falschen Seite, von der legitimen Regentschaft, die vom Usurpator mit einer erpresserischen Demonstration in die Defensive gedrängt war. (Vgl. Anm. 476.)
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Im Gr. CPEQELV xai aYELv, dem üblichen Ausdruck für das Mitsichführen der lebenden und leblosen Beute durch den Sieger. Diese Wortwahl des Autors entspringt seinem Haß gegen die Palamiten, denen er das Fiasko der Regierung des Kantak. anlasten möchte. 475 Es ist nicht leicht, sich vom Charakter des in der orthodoxen Kirche nicht mehr umstrittenen theologischen «Neuerers» ein Bild zu machen. In seiner eigenen Zeit wurde er entweder verherrlicht oder verteufelt. Mir ist kein Versuch einer objektiven Charakterstudie des Mannes bekannt. Wer sich daran wagen möch te, muß außer einer Unmenge bereits publizierter Schriften des Mannes sowie 476
seiner Freunde und Feinde auch noch viel unediertes Material durchforsten. Bei Kantak. III 25,4-26,6 findet man natürlich keine Bestätigung der Behaup tung des Greg., daß Palamas zuallerers� den Patriarchenthron für sich begehrte, wohl aber schreibt er, viele hätten ihn als den meist geeigneten Anwärter be trachtet, nicht zuletzt deswegen, da er sich von Anfang an seinen (des Kantak.) Widersachern widersetzt hatte, daß aber seine Kandidatur anderseits auch sehr umstritten war, da noch andere gelehrte Metropoliten, die sich auf seine Seite geschlagen und für ihn Arrest und Qual erlitten hatten, mit dem Patriarchen thron dafür entlohnt zu werden hofften. Kantak. hätte deswegen die Wahl den Bischöfen überlassen und dabei wäre mit eindeutiger Mehrheit Isidoros (Buchei ras) gewählt und dann von ihm bestätigt worden. Dieser Darstellung wird wi dersprochen von den antipalarnitischen Bischöfen, die zwei Monate später den neuen Patriarchen verurteilten. In ihrem Tomos (s. Anm. 478) schreiben sie, daß die weltliche Macht den Ausschlag gab. Der neue Patriarch Isidoros hatte sich schon ab etwa 1325 als hesychasrischer Führer hervorgetan. 1341 zum Bischof von Monembasia designiert, wurde er als Palarnit und Kantakuzenist von Kale
kas nicht geweiht und 1344 seiner Würde beraubt. Zu ihm s. jetzt den biogra phischen Abriß bei TINNEFELD: Kyd. I S. 158 - 1 60 mit Lit. in den Anm., dazu S. 1 60 - 1 63 , wo aber in Anm. 30 das Krönungsdatum des Kantak. zu korrigie ren ist, nicht 13. 5., sondern 2 1 . 5. 1347, s. Anm. 487. Zur Wahl und Weihe Isidors ausführlich DARR o uzEs: Reg. 2273 ; Datierung: kurz nach dem 17. Mai 1347. 477 Es gab im Laufe der Zeit (zumindest) zwei Klöster dieses Namens in bzw. bei Kpl. Hier kann wohl nur das in der Stadt gemeint sein, das vom Parakoimome nos Konstanrinos Nestongos unter Michael VIII. restauriert worden war und das auch vom Pilger Ignarios von Smolensk um 1400 besucht wurde; s. JANIN: Egl. Mon. S. 477; MAJESKA: Russ. Trav. 351 -353. 478 Kantak. III 26,6-27,1 bestätigt die Spaltung der Kirche nach der Wahl Isidors. Er schreibt diese dem verletzten Ehrgeiz der bei der Wahl übergangenen Bischöfe zu, die nun zu Akindynos-Anhängern wurden, obgleich sie kurz zuvor Johannes Kalekas gerade als Gesinnungsgenossen des Akindynos abgesetzt hatten. Dies ist
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eine parteiliche Simplifizierung des Vorgangs. Es mag den einen oder anderen Bischof gegeben haben, der aus Enttäuschung die Front wechselte, aber im wesentlichen war es eine antipalamitische Opposition in der Kirche, die sich hier formierte. Zum Tomos dieser Opposition, der außer Isidor auch den zum Bi schof von Thessalonike gewählten Palamas verurteilte und der Juli 1347 datiert 479
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ist, s. DARRouzEs: Reg. 228 1 . Kantak. III 27,2 - 1 7 weint zwar seinen angeblich aus verletztem Ehrgeiz von ihm und der Wahrheit abgefallenen früheren Parteigängern Krokodilstränen nach, aber stellt sich eindeutig auf die Seite der Palamiten. Das wichtigste, was «damals» geschah und worauf Greg. nicht eingeht, war die Gegenverurteilung und Absetzung seiner Gegner durch Isidor und seine Synode Ende August 1347, s. DARRouzEs: Reg. 2289. Welche anderen Autoren Greg. hier im Auge hat, kann ich nicht sagen. Der Schluß des Satzes spielt auf Gal. 1,8 an. Ob die von Greg. genannten zustimmenden Briefe zum Tomos gegen Isidoros und Palamas sämtlich offizielle Stellungnahmen aus den genannten Städten und Ländern waren, läßt sich nicht überprüfen. DARRouzEs: Reg. 228 1 meint, es seien wohl auch nicht zum Epis kopat zählende Protestler miteingeschlossen, wie z. B. vielleicht Georgios Lapi thes aus Zypern. Zu ihm s. CONST.-HERO: Akind. S. 376 mit Lit. Daß die erneute Krönung des Kantak. in Kpl vor allem palamitisch inspiriert gewesen wäre, kann man Greg. kaum abnehmen. Die Krönung in Adrianopel durch den Patriarchen von Jerusalem wurde gewiß allgemein nur als eine Ersatz krönung gesehen. Eine in aller Augen vollgültige Krönung konnte nur vom Patriarchen von Kpl vorgenommen werden. Kantak. selbst schreibt dazu (III 29,9 - 14), daß die Krönung in Adrianopel den Vernünftigen wohl gereicht hät
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te, aber daß er bösen Zungen keinen Anlaß geben wollte, er sei nicht richtig nach altem Brauch gekrönt worden. So auch Kantak. III 29,l f. u. Kleinchron. 8,48 b; s. dazu SCHREINER II S. 27O f.
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S. ob. S. 749 f.; vgl. Kantak. III 29,18 -30,3 .
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Zu diesem Ausdruck s. Bd. I Anm. 94. 48 6 Die « Einträchtigkeit» war wohl nur äußerlich. Kantak. selbst erwähnt auch nachdrücklich die Anwesenheit der Kaiserin Anna und ihres Sohnes Johannes V. (III 29,3 -5), die dieser Krönung den Anschein von Legitimität geben mußte. Weiter betont er, daß er selbst, wie es Brauch war, seiner Gattin Eirene die Krone aufsetzte (29,6 f.; vgl. Anm. 409). Die Anwesenheit seiner Tochter Helene erwähnt Kantak. nicht, nennt aber wohl Johannes V. seinen Schwiegersohn. 4 8 7 Kantak. gibt merkwürdigerweise ein falsches Datum: den 13. Mai (III 29,3 ). Kleinchron. 8,48 b stimmt mit Greg. überein. Der 13. Mai kann schon deswegen nicht richtig sein, da wir aus dem Patriarchatsregister wissen, daß Isidoros erst am Donnerstag d. 17. Mai (vom Kaiser, s. DUCANGE s. v. n:Q6ßAT]Ot�) als Pa-
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ANMERKUNGEN: 487
triarch inthronisiert wurde (s. MM I 256,l f.) und also unmöglich Kantak. vor diesem Datum gekrönt haben kann. (Im Falle eines nicht gekrönten Kaisers und eines nicht inthronisierten Patriarchen wurde zuerst der Patriarch inthronisiert, vgl. Nie. Chon. Hist. S. 52, l f.) In der Kleinchron. 8,48 a, die von der Problesis Isidors durch « die Kaiser» spricht, ist die Tagesangabe ausgefallen. Die erste Amtshandlung des neuen Patriarchen war wohl die feierliche Aufhebung des Anathems, das der abgesetzte Kalekas 1341 über den damaligen Usurpator ausgesprochen hatte (s. Kantak. III 27, 1 7-28,4) . DARRo uzEs: Reg. 2274 da tiert diesen Vorgang « 1 8 -23 mai 1347» ; er ist aber sicher vor der Krönung, also vor dem 2 1 . anzusetzen. Kantak. datiert (III 29,1 5 - 1 8 ) die Eheschließung seiner Tochter Helene mit Johannes V. « 8 Tage danach, am Fest Konstantins und der Helene», das wäre am 21. Mai. Er setzt seinen Datierungsfehler der Krönung konsequent fort, und es handelt sich bei ersterer Datierung also kaum um einen Kopistenfehler, wie DARRo uzEs: Reg. 2275 annehmen möchte. Der 2 1 . Mai, der Krönungstag, war 1347 ein Montag und kann natiirlich nur des Festes wegen, das an dem Tag gefeiert wurde, gewählt wo rden sein. Der Datie rung der genannten Hochzeit durch Kantak. auf den achten Tag nach der Krö nung widerspricht Kleinchron. 8,48 C, welche diese auf Donnerstag den 24. Mai setzt. Trotz Übereinstimmung von Wochentag und Monatstag, worauf SCHREI NER 11 271 hinweist, möchte ich eher Greg. Glauben schenken, der diese Heirat weiter unten (S. 79 1 ) 7 Tage nach der Krönung datiert. Damit kommen wir auf S o n n t a g d. 27. Mai (nicht d. 28., wie SCHREINER l. c. und NICOL: Kantak. S. 65 rechnen. Greg. schließt bei seiner Zählung natiirlich, wie üblich, den 2 1 . und den 27. mit ein. Auch bei Kantak. kommt man, vorn 21. ausgehend, deshalb m. E. nicht mit Schreiner auf den 29., sondern auf den 28.). Zur Datierung des Greg. paßt die «Erinnerung» des Kantak., daß zwischen beiden Feierlichkeiten « 8 Tage», also etwa eine Woche, lagen. Die Fehler bei Kantak. und in der Kleinchronik 8 möchte ich hypothetisch so erklären: Kantak. hatte die Hochzeit seiner Tochter mit dem Thronerben für das Fest des Konstantin und der Helene geplant (die Braut hieß ja Helene) und die eigene Krönung eine Woche davor. Der Plan wurde über den Haufen geworfen, da die Wahl des neuen Patriarchen nicht nach Wunsch vonstatten ging. Ihr gingen «laborieuses tractations» voraus (DARRo uzEs: Reg. 2273) . Darum mußte alles verschoben werden. Die Inthroni sation des Patriarchen konnte erst am 17. Mai stattfinden (s. ob. ) ; die Weihe erfolgte vermutlich am Sonntag danach, also am 20., und war wohl mit der erneuten oben erwähnten Aufhebung des Anathems von 1341 verbunden. So karn es bei Krönung und Hochzeit zu Verspätungen von einer Woche. Kantak. muß beim Schreiben seiner Memoiren Absicht und Wirklichkeit verwechselt haben. In der Kleinchronik 8 könnte xö' eine einfache Verschreibung für x�' sein, und ";/LfQt;l E' ist vielleicht vorn Rande an falscher Stelle in den Text gesetzt
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worden und hätte zu 8,48 a Z. 1 (Inthronisation Isidors am 17.) nachgetragen werden sollen. Die Übereinstimmung von Monats- und Wochentag ist dann gewiß ein bemerkenswerter Zufall; aber « Zufälle gibt es ! » Zur Unterstellung, daß die Angabe des Wochentags ursprünglich auf dem Margo nachgetragen wurde, sei noch notiert, daß die Chronik nur selten Wochentage verzeichnet (s. Nr. 5, 6, 7 a, 9, 13 a, 17 u. 23 a, wofür meistens ein besonderer Grund vorliegt) und in der zweiten Hälfte (nach 23 a) nur hier. Es wäre also auch noch möglich, daß der übereinstimmende Monatstag dem Kopisten zu verdanken ist, der den Wochentag in den Text setzte; das war dann freilich ein besonders schlaues 488
Mitglied seiner Zunft. Bekanntlich hatte die Kaiserin Anna schon 1343 viele Kronjuwelen für eine Anleihe von 3 0 000 Dukaten nach Venedig verpfändet. S. MURAToRE S. 370 f., 373, 375 f. ; DÖLGER: Reg. 2891. Byzanz hat sie nie wieder auslösen können, s. OSTROGORSKY: Gesch. S. 434. Die von Greg. anschließend gegen Anna geäußer
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ten Beschuldigungen sind wegen seiner schon häufig beobachteten Feindseligkeit ihr gegenüber nicht so ohne weiteres glaubhaft. Wohl eine Anspielung auf Aischines 3, 166, eine übrigens textkritisch und in ihrer Bedeutung problematische Stelle. Der Redner zitiert ein von ihm kritisiertes Demosthenes-Wort UTto"CE-tf.LlJ"Cal "Cel vE'ÜQa "CWV TtQayf.L
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(Philipp. 5,2,5), das wohl aus dem Griechischen kommt und auch bei Appian Bell. civ. 4,99 vorkommt (XQ. v. TtOAEILO'U) . Symbole der (damals denkbar) kleinsten Körperchen überhaupt. Ich übersetze so wörtlich wie möglich. BOIVIN interpretierte: qui . . . ex aequo sibi et aliis fortunam seu prosperam seu iniquam distribuat. Im Gr. steht der Ausdruck E'Ö "CE Kai w� ttEQW� (= «gut und auch auf andere Art»), hier offensichtlich in der Bedeutung « gut oder (im Gegenteil) schlecht» . Vgl. dazu meine Ausführungen zu Nic. Chon. Hist. 2,15 in Byzantion 53 (1983) 3 60. Gemeint sind die Ereignisse vom Mai 1347, von denen oben S. 787f. die Rede war. Zur Datierung dieser Eheschließung s. ob. Anm. 487. Johannes V. Palaiologos wurde am 1 8 . 6. 1332 geboren (s. Bd. II Anm. 366, wo ich versehentlich 18. 7. geschrieben habe); er war also am Hochzeitstag noch nicht ganz 15 Jahre alt. Das Geburtsdatum der Braut ist, soweit ich sehe, nicht überliefert. Greg. nennt sie zwei Jahre jünger als der Bräutigam, das wäre 13 (s. Dukas S. 65,7f. ed. GRECU, nicht 14, wie NICOL: Kantak. S. 1 3 6 meint) ; zu ihr s. NrcoL o . c. 135-138.
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DARR O U ZEs : Reg. 2274 setzt diese «Absolution» mit der Aufhebung des von Kalekas über Kantak. und seine Anhänger verhängten Anathems gleich (s. Anm. 487). Ich halte das für sehr fraglich. Die von Greg. kritisierte Losspre chung ist im Patriarchatsregister erhalten geblieben; s. MM I S. 2 8 6 f. Sie wird dort im Titel, wie hier bei Greg., als EyyQmpo� (J'\JYXQT]OL� bezeichnet. Kantak. wird darin überhaupt nicht genannt oder auch nur irgendwie angedeutet. Dies steht in schroffem Gegensatz zu seiner eigenen Darstellung der Aufhebung des genannten Anathems. Auch behauptet Darrouzes zu Unrecht: «l'historien (sc. Greg.) situe l'acte avant le mariage de Jean V avec Helene Cantacuzene (jeudi 24 mai 1 347» > . Gregoras situiert die von ihm besprochene Absolution eindeutig nach dieser Heirat, und das heißt bei ihm nach dem 27. Mai. Die erhaltene Lossprechung ist sehr allgemein gehalten und bezieht sich auf die verschiedenen, wie auch immer erfolgten schriftlichen sowie mündlichen Bannflüche und fal schen Eide, die im Bürgerkrieg ausgesprochen wurden, und gilt für Lebende und Verstorbene. Das Schriftstück ist nicht datiert. Ich sehe keinen Grund, dem Ansatz bei Greg. (nach dem 27. Mai) nicht zu folgen. Nach den Feierlichkeiten vom 17.-27. Mai wurde es vielen klar, daß zwar Kantak. nun ganz offiziell kirchlich rehabilitiert war, keineswegs aber alle, die im Bürgerkrieg wegen Un treue oder Meineid diesem oder jenem Anathem zum Opfer gefallen waren. Dieser Unzufriedenheit wollte und sollte Isidoros entgegentreteri. Laut Greg. ging es aber dabei nicht nur um Freisprechung politischer Sünder, sondern auch um die Freisprechung aller Palamiten, die ebenfalls von Kalekas verdammt wa ren. Der Text der Absolution ist so allgemein wie möglich gehalten, und ich halte es darum für glaubwürdig, daß, auch wenn, wohl absichtlich, anscheinend nur von politischen Tätern die Rede ist, die Palamiten mitangesprochen sind. Freilich hatte schon vor der Wahl Isidors die Synode die Rechtgläubigkeit des Palamas und der hesychastischen Mönche bezeugt (s. Anm. 471 ), aber ein sol
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ches Dokument war kein Ersatz für eine echte Absolution, deren Bedeutung für den mittelalterlichen Menschen man nicht unterschätzen soll; der von seiner eigenen Orthodoxie überzeugte einfache Gläubige fühlte sich auch bei einem für falsch gehaltenen Anathem nicht wohl in seiner Haut. Daß die Lossprechung von niemandem akzeptiert wurde, wie Greg. behauptet, ist natürlich antipala mitische Propaganda. Matth. 7,5. Ich weiß nicht, woher Greg. dies hat. Eine stark antipalamitisch gefärbte Darstellung der Reaktion Isidors auf die anhaltende Opposition gegen seine Erhebung zum Patriarchen. Das wichtigste Zeugnis dieser Opposition ist die synodale Absetzung sämtlicher bischöflicher Opponenten durch Isidor Ende August 1347, s. DARRouzEs: Reg. 2289. Greg. interpretiert aber auch die schon vorher erfolgte Neubesetzung von vakanten
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ANMERKUNGEN: 498-504
Bischofssitzen (DARRo uzEs: Reg. 2279) - natürlich mit palamitischen Kandi daten - in diesem Sinne. 499 Wahl und Weihe der neuen Bischöfe erfolgte « fin mai -aout 1347», s. DARRou ZES l . c. Die «Beförderung» des Palamas, die ihm vielleicht versprochen war, als er das Patriarchat nicht bekam, muß spätestens im Juli erfolgt sein, denn er wird schon im Tomos der Gegner Isidors aus diesem Monat als solcher genannt, s. Anm. 478. 5 00 S. Anm. 453. 50 1 Sprw., s. Apostol. X 19. Man findet den Ausdruck bei Greg. auch im Florentios 587 ed. LEONE und in Ep. 105,173 f. id. Kylon war ein vornehmer athenischer Olympionike im 7. Jh. v. Chr. Er besetzte in den 30er Jahren des Jh. während der Spiele die Akropolis, um Tyrann von Athen zu werden, mußte aber fliehen. Seine Anhänger suchten Asyl an Altären, wurden jedoch trotzdem umgebracht. S. Kl. 501
PAULY s.n. Kylon. Vgl. Anm. 480. BOIVIN (s. ed. Bonn. S. 1287) dachte an ein Werk des Metropo liten von Ephesos und bezieht sich dabei auf eine Stelle bei Johannes Kyparissio tes, Palam. transgr. PG 152,737A, der dem Leser sagt, wenn er die Sache genau er studieren wolle, solle er u. a. auch jene letzte Synode durchlesen, die vom großen Licht der Ephesier . . . zusammengerufen wurde und nicht nur die pala mitische Neuerung im Einzelnen widerlege, sondern sie auch durch eine ge schichtliche Darstellung anprangere. Mit der Leuchte der Ephesier muß wohl Matthaios (Gabalas) von Ephesos (PLP 3309) gemeint sein, der einzige Metro polit der Stadt, der sich als Antipalamit einen Namen gemacht hat. KURUSES: Gabalas hat, soweit ich sehe, diese Stelle aus Kyparissiotes nicht ausgewertet. Die bis 1350 zeitweilig schillernde Haltung des Mannes den Palamiten gegen über (s. dazu REINSCH: M. v. Eph. S. 22-25) macht es aber unwahrscheinlich, daß er das von Kyparissiotes gemeinte Werk geschrieben haben könnte, ehe Greg. diesen Teil seiner Historia verfaßte. Ob vielleicht ein (verlorenes? ) Werk
des Isaak Argyros (PLP 1285) in Frage kommt, worauf dieser selber in einer nach 1360 verfaßten antipalamitischen Schrift gegen Kantak. Bezug nimmt? Vgl. BEcK: Kirche S. 729 f. 5 03> Medeia an der europäischen Schwarzrneerküste entstand im 1 ./2. Jh. n. Chr. auf den Ruinen des antiken Salmydessos. Es war in byzantinischer Zeit eine starke Stadt und von Anna während des Krieges gegen Kantak. ihrem ostbulgarischen Helfer Tomprotitzas (s. Anm. 4 1 1 ) unterstellt worden, der die ganze Umgebung mit Beutezügen unsicher machte. S. Kantak. III 62,21 - 63,4. 504 Laut Kantak. III 30,23 -3 1 , 1 7 galt seine erste Sorge, nachdem er «zu Hause» alles geregelt hatte (d. h. nach Mai 1347), zu einem Vergleich mit dem Kral zu kommen. (Vgl. Anm. 570.) Dieser hatte außer Thessalonike schon ganz Make donien an sich gebracht, auch Berrhoia, indem er die Mächtigen der Stadt mit
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großen Versprechungen korrumpiert und sie dazu gebracht hatte, Manuel Kan tak. zu vertreiben und ihm die Stadt zu übergeben. Manuel war zu seinem Onkel Johannes Angelos von Thessalien geflüchtet. 505 In der Theorie von den verschiedenen Staatsformen zeigt sich Greg. ganz der Antike verhaftet, wie auch z. B. sein Lehrmeister Theodoros Metochites, der in seinen «Essays» diese auch behandelt (s. seine Miscellanea ed. MÜLLER-KIESS LING S. 604- 676) . Vgl. zum Thema BEcK, Hans-Georg: Res publica Romana. Vom Staatsdenken der Byzantiner, München 1970. 506 Der großen alten Gesetzgeber gedenkt Greg. (in enger Anlehnung an dieser
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Stelle?) auch in einem Brief an Athanasios Lepentrenos auf Zypern aus dem J. 1351, s. LEONE Nr. 44,5 1 - 63. Im Gr. xa'taO"ti)craO'fraL ÄEYE'taL. Mir scheint hier ein aus schlechter Information gespeister Hinweis auf die « Revolution» des Cola di Rienzo ( 1347) vorzuliegen.
Bekanntheit mit dieser Revolution in Byzanz kann allerdings nicht aus dem einst Kantak. zugeschriebenen Brief an Cola erschlossen werden, s. Eva DE VRIES VAN DER VELDEN: A propos d'une lettre inexistante de Jean VI Cantacuzene, in: Byzantion 46 (1976) 330 -353. 508 Eine sicher voreingenommene Beschreibung der Zelotenherrschaft. S. dazu oben Anm. 219. 509 Die Erzählung des Kantak. ab III 30,23 erweckt den Eindruck, daß die Unter werfung von Medeia (bei Kantak. 62,21 -63,17) nicht vor 1348 erfolgte (vgl. DÖLGER: Reg. 2940: 1348 ca juni). Es fehlen aber konkrete Zeitangaben. Sicher ist nur, daß der neue Kaiser vorher seinen Sohn Manuel aus Thessalien nach Hause geholt hatte, denn ihm überließ er inzwischen die Hauptstadt. Das ge schah aber (trotz « danach» bei Kanrak. III 33, 1 ) vermutlich schon Sommer 1347. Ich komme auf diesen chron.ologischen Ansatz noch zurück. 510 Kantak. III 33, 1 - 10 verbindet die «Beförderung» seiner Schwäger mit der An kunft seines Sohnes Manuel aus Thessalien. Dieser wurde zusammen mit dem Schwiegersohn des Kantak., Nikephoros (II. von Epeiros, s. Bd. II Index s.n.), zum D espoten ernannt, während der älteste Sohn des Kantak., Matthaios, zwar keinen neuen Titel erhielt, dafür aber anscheinend einen nicht im Protokoll festgelegten « Rang» zwischen Kaiser und Despot, ähnlich wie Michael VIII. seinen zweiten Sohn Konstantinos Porphyrogennetos « eingestuft» hatte. Diese Erhöhung der nächsten Mitglieder der neuen kaiserlichen Familie ist sicher so bald wie möglich nach der Krönung des Johannes Kantak. selbst erfolgt, also gewiß noch im Sommer 1347. Zur Ernennung der Asan-Brüder s. auch Ps. Kodinos ed. VERPEAUX S. 276, 8 - 1 5 u. 147, 17- 148,3. Zur Sebastokratorwür de s. Bd. I Anm. 1 13 . 511 Zum ertrunkenen Andronikos Palaiologos s. ob. S. 710 mit Anm. 291. Zu Jo hannes Asan PLP 1499. Unklar ist, welche Tochter aus welcher Ehe des Alexios
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Apokaukos er heiratete. Letzterer war in erster Ehe mit der Tochter eines Kleri kers der Hagia Sophia aus der Familie Disypatos verheiratet gewesen. Diese Heirat wird PLP 5526 zu Unrecht auf 1341 datiert. Es ist auch völlig unklar, ob dieser Kleriker 1341 noch lebte, also noch unklarer, ob man ihn, wie ebd. geschieht, mit dem Kleriker Leon Disypatos einer Urkunde aus 1357 (PLP 5539) gleichsetzen kann. Die erste Ehe des Apokaukos war bereits geschlossen, ehe dieser zur Prominenz gehörte (Kantak. II 120, 1 3 - 1 7), also wohl noch vor 1321. Er selber hatte sich damals schon aus niedrigen Verhältnissen zum reichen Mann emporgearbeitet und erhielt in diesem Jahr den Titel Parakoimomenos. 1341 war er wohl schon längst mit einer Chumnaina verheiratet, einer Nichte des Georgios Chumnos, der 1341 bei der Krönung Johannes' V. zum Großstrato pedarchen erhoben wurde. Dieser Georgios war 1328 Gouverneur von Thessa lonike gewesen (s. Kantak. 1 268,5, der hier für ihn, wie auch II 120, 1 1 , schon den Titel Großstratopedarch vorwegnimmt). Seit etwa 1337 tritt er als Erd .ii� .QcmE�T]� in kirchlichen Dokumenten in Erscheinung, s. DARRouzEs: Reg. 2176, 2 1 8 8, 2207. Nach dem Tod Andronikos' III. war er es, der in einer Senatsversammlung Kantak. brüskierte (Kantak. II 20,17-2 1,4; 25,5 -7 u. 26,8 - 1 1 ) . Er gehörte also wohl schon damals zu den Parteigängern des Apo kaukos. Da Kantak. ihn in seiner Erzählung der Ereignisse von 1341 schon eingeführt hat, kann er ihn II 2 1 8 , 1 0 einfach «der Chumnos» nennen. Der Mann fiel gegen Ende 1342 bei Apokaukos in Ungnade und wurde unter Hausarrest gestellt, s. Kantak. II 336,7- 1 1 . Zu ihm s. VERPEAUX, Farn. Chumnos 262 f. ; vgl. WEISS: Kantak. passim, s. Index. Die verwitwete Apokaukostochter, die Johannes Asan heiratete, war m. E. eine Tochter aus dessen zweiter Ehe, denn ihr Gatte zählte noch zu den übermütigen jungen Leuten, als er 1344 ertrank (Greg. 710,8 - 10). 5 1 2 Im Bonner Text liest man .ÜlV ' AÖ�AOJV, Codex R hat aber hier, wie oben S. 625,1, AUö�QOJv. BOIVINS Notiz zur Stelle, ed. Bonn. S. 1288, gegen die Gleichsetzung bei der durch DUCANGE geht also ins Leere, und es ist hier sicher vom gleichen Kloster die Rede, worin früher die beiden Asan-Brüder fast sechs Jahre in Gefangenschaft verbracht hatten. Zu AvderalBera s. Anm. 126. 5 1 3. Es fällt auf, daß die Witwe des Alexios Apokaukos, der es für einen nicht geringen Teil zuzuschreiben war, daß an den adeligen Gefangenen, die ihren Mann umgebracht hatten, fürchterlich Rache genommen wurde (s. ob. S. 736), nach der Machtübernahme durch Kantak. in keiner Weise « bestraft» wurde. Sie fiel wohl unter die schriftlich vereinbarte Nichtbestrafung der Anhänger des jungen Kaisers und seiner Mutter, s. Anm. 459. 5 1 4 Dies ist die bekannte große Pestwelle von 1347/48, für Byzanz insbesondere bekannt durch die Thukydides nach�mpfundene Beschreibung bei Kantak. III 49, 15 -52,19 (s. dazu HUNGER: Profanlit. I 473 f. mit Lit. in Anm. 144) . Zur
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Richtigkeit der Datierung bei Greg. s. NICOL: Kantak. S. 129 Anm. 3; vgl. SCHREINER: Kleinchron. 11 271 f. Zu ihm s. NICOL: Kantak. Nr. 26 S. 129; PLP 10954. Er war 1341 zusammen mit seiner Großmutter in Kpl unter Arrest gestellt (Kantak. 11 136,19 u. 143,19) und später eingekerkert worden (327,4 f.; 5 1 1, l f.). Seinen Tod durch die Pest erwähnt Kantak. III 49,15 f. u. 52,1 9 f. Er starb noch im Sommer oder im Frühherbst 1347 (s. u. Anm. 537) im Alter von etwa 13/14 Jahren, denn Anfang 1345 (vgl. Anm. 346) war er laut Kantak. 11 5 1 1,2 «noch nicht 12 Jahre alt». Das Geburtsjahr bei NICOL und im PLP: 1334 halte ich für weniger wahrschein
lich als 1333, da Andronikos ab Anfang 1345 noch dreiviertel Jahr Zeit hatte, in dem Jahr 12 zu werden. 5 1 6 Hier liegt wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum Johannes Asan es nach seiner Ehe mit der reichen Apokaukostochter so eilig hatte, Kpl zu verlassen (s. S. 797). 517 Schon vor dem Einzug seines Vaters in Kpl, teilweise ab 1343, s. Kantak. 11 4 1 5, 1 1 - 17 u. 427,5 - 7, erneut 1346, s. Kantak. 11 582,6L ZU ihm s. NICOL: Kantak. Nr. 24 S. 1 0 8 - 122; PLP 10983. 518 Die zwei bekannten Freundschaftsmuster zusammen auch bei Greg. Ep. 71,9- 14. Für Orest und Pylades s. auch oben Anm. 35. 5 1 9 Zu diesen Briefen der Kaiserin Anna s. DÖLGER: Reg. 2871. Von den eingesperr ten Eltern ist nur der Vater bekannt, Andronikos Asan (PLP 1489), der Schwie
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gervater des Kantak., den wir schon in Bd. 11 kennengelernt haben (s. Bd. 11 Index s. n.). Er hatte sich 1341 ursprünglich Apokaukos angeschlossen, muß sich aber später mit ihm verfeindet haben, denn 1343 sitzt er gefangen, s. Kantak. 11 421, l l f. Er kam frei, als Kantak. in Kpl einzog. Zu ihm s. WEIss: Kantak. passim (vid. Ind.). Die Stelle ist ein beredtes Zeugnis für die Zerrissenheit der Asan-Familie, die wenigstens zum Teil im Ehrgeiz des Andronikos Asan ihren Grund hatte. Ob gleich seine Tochter Eirene mit Johannes Kantak. verheiratet war, hatte Apo kaukos ihn nicht zuletzt deswegen für sich gewinnen können, da er ihm die Regentschaft angetragen hatte (Kantak. 11 1 15,4 - 1 16,14). Eine wichtige Rolle hatte aber auch gespielt, daß sein Schwiegersohn seine Bitte um Freilassung seiner laesae maiestatis causa inhaftierten Söhne abgelehnt hatte (ebd. 1 1 1,2 - 1 1 5,4) . Der Putschversuch, an dem beide Söhne beteiligt gewesen waren, hatte sich höchstwahrscheinlich an erster Stelle oder wenigstens auch gegen Kantak. gerichtet und war von der Mutter des Kantak. vereitelt worden (s. Bd. 11 S. 277-279 mit Anm. 470). Daß die Asan-Brüder sich 1341 ihrem Schwager anschlossen, war wenig dankbar ihrem Vater gegenüber, der wenigstens auch ihretwegen sich gegen seinen Schwiegersohn gestellt hatte. Es war wohl auch kaum aus Liebe zu ihrer Schwester, die fast sechs Jahre lang nichts für sie getan
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ANMERKUNGEN: 520-528
oder erreicht hatte, daß sie auf einmal Kantakuzenisten wurden. Rein eigennüt zige Überlegungen müssen den Ausschlag gegeben haben: die sofortige Freilas sung und die Einsetzung in Ämter und Würden, die sie damit erkauften. Das moralische Dilemma, das Johannes Asan hier so beredt vorträgt, nimmt man ihm also nicht ab. Seine Unzufriedenheit mit dem «Undank» des Kantak., die er im folgenden eingehend begründet, ist aber verständlich und war bei den Anhän gern des endlich erfolgreichen Usurpators aLLgemein, wie dieser selbst bezeugt, s. 1Il 43,4-44,2; die Begründung des Kantak., weshalb er so handelte, s. 46, 1 3 - 15, machte keinen Eindruck. Daraufhin wandten sich die Unzufriedenen an die neue Kaiserin (doch wohl durch ihre Brüder), aber umsonst (46, 15-23). Dann schließlich hetzten sie Matthaios Kantak. gegen seinen Vater auf (47, 1 -48,15). Aus Kantak. ist klar, daß Johannes Asan nur als Sprachrohr einer ganzen Gruppe fungierte. 52 1
Greg. hat wohl kaum eine konkrete Szene aus den persischen Kriegen vor Au gen. Eretria, die zweitgrößte Stadt Euboias, wurde 490 v. Chr. von den Persern zerstört und spielte auch 480 wieder eine RoLLe. Vor Artemision, dem Nordost punkt der Insel, fand die berühmte Seeschlacht von 480 statt. 522 Zu diesem Ausdruck s. ob. Anm. 25. 523 Gr. HeLLanodiken; s. dazu Bd. II Anm. 412. Diese fingierte Rede, die Greg. Matthaios Kantak. in den Mund legt, gibt in der abschließenden «tiefsinnige ren» Argumentation wohl an erster SteLLe die Ansicht des Autors selbst wieder. 524 Zu diesem von Greg. häufig benutzten Ausdruck s. Bd. I Anm. 341. 525 Der Paroimiograph Zenobios II 51 kennt das Sprichwort in der Form: «immer ein neues Übel » ; Diogenian I 68 hat «immer ein Übel» und so steht es auch bei Georg. Cypr. I 27 und Apostol. I 49. Alle Paroimiographen beziehen es auf Leute, die sich immer eine neue Schlechtigkeit ausdenken. Bei Athenaios liest man «immer ein neues Tier (Monster)>> (vgl. dazu Greg. weiter unten), bei Plinius N.H. 8 , 1 6 (wie bei Greg.) «semper aliquid novi (Africa afferth s. Corp. Paroimiogr. I 45 Anm. zu Zenob. I 5 1 . Greg. benutzt das Sprichwort, so wie hier, auch Ep. 53,1. 526 Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier das Richtige getroffen habe. Der gr. Wort . laut ist: ßLaLav EXOUOl'J� rilv IJ.LIJ.l]OW l'tQo� rilv Tii � ÖAl]� yij� CxQLO"toxQa'tLav. BOIVIN: « totius orbis rempubLicam vix repraesentat» . VieLLeicht: « nur gewisser maßen eine Nachahmung . . . » . 527 Vgl. ob. Anm. 273. 528 VieLLeicht eine Anspielung auf den Tantalos-Mythos, wie dieser von Athenaios 7,21 8 b erzählt wird. Tantalos, der König von Lydien, wünschte sich ein Leben wie das der Götter. Er bekam seinen Wunsch erfüLLt, aber zugleich einen ewig zu faLLen drohenden Stein über sein Haupt, der es ihm unmöglich machte, das göttergleiche Leben zu genießen. Meistens aber steLLte man sich Tantalos in der
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Unterwelt vor, stehend vor herunterhängenden Früchten, die zurückwichen, wenn er die Hand danach ausstreckte, und vor einer Quelle unter einem herun terkommenden Felsblock, s. Apostol. VII 60 u. XVI 9. So auch bei Greg. Bd. I S. 1 72 mit Anm. 364; vgl. unten S. 8 1 6, 1 6 ; 855,6; III 134,6. Wem « sich gegenseitig zerreißende Herzen» nicht gefallen, sei eine wörtlichere Übersetzung nicht vorenthalten: «Denn was könnte Eingeweide der Natur über reden voneinander und durcheinander zerrissen zu werden. » Wenn man Greg. bzw. die hier sprechende Kaiserin beim Wort nimmt, hatte Matthaios Kantak., der seit dem Winter 1341/42 verheiratet war (s. Kantak. I 534,19-24), zu diesem Zeitpunkt (1347) noch keine Kinder. Die Stelle ist von NICOL: Kantak. bei der Bestimmung des Alters der Söhne des Matthaios (o. c. S. 157f.) nicht berücksichtigt worden. Er gibt, ausgehend vom Hochzeitsdatum, als Geburtsdatum des ältesten Sohnes Johannes « hardly . . . before 1342 » und für den zweiten Sohn Demetrios « not . . . before 1343" . So auch PLP 10972 u. 1 0961.
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Keine Quelle aber enthält eine Angabe, die es verbieten würde, Gregoras beim Wort zu nehmen. Kantak. erwähnt die Söhne des Matthaios erst zum J. 1357, als sie anläßlich des Verzichts ihres Vaters auf den Kaisertitel, Johannes zum Despoten und Demetrios zum Sebastokrator ernannt wurden (III 358,2 - 6) . Vgl. Bd. I Anm. 1 63 . Vgl. Bd. 1 1 Anm. 79. Die u. a. durch Shakespeare bekannte Geschichte des Cnaeus Marcius Coriola nus schöpft Greg. natürlich aus Plutarchs Coriolanbiographie. Gemeint ist selbstverständlich die von Matthaios angestrebte Revolution, nicht die seines Vaters. Gr. ELQT)'VT] OE .0uvav·tCov aq)'frovot; xai .wv öv.wv Ocmcl'VT] xa{HCTta.aL. Ich habe aq)'frovot; in der seltenen Bedeutung « nicht beneidet», « keinen Neid auf weckend» genommen (vgl. Aischylos Ag. 471) und daraus die Bedeutung « nichts einbringend» erschlossen, gleichsam als Parallele zu aqrfrovot; « nicht beneidend» « ohne Neid freigebig» reichlich, in Überfluß, was die übliche Bedeutung des Wortes ist. In diesem Sinne hat Greg. unmittelbar zuvor das Substantiv acp'frovia verwendet. Man könnte aber auch übersetzen: « Überfluß =
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=
an Frieden dagegen bewirkt auch noch Erschöpfung des vorhandenen Besitzes.» Vgl. ob. Anm. 515. Auch Kantak. selbst bringt einen Bericht über den « Auf stand» seines ältesten Sohnes und auch er schreibt seiner Gattin die Beschwichti gung des Rebellen zu, III 47,2-49,5. Zu dieser Datierung s. ob. Anm. 27 S. 235 f. Wir sind also im Herbst 1347. Dies wird bestätigt durch die Mitteilung, daß damals Johannes Kalekas nach Kpl zurückgeschickt wurde. Dessen Todesdatum ist nämlich bekannt: der 29. De zember 1347, s. SCHREINER: Kleinchron. 11 S. 273. Etwas weiter unten sagt Greg., daß der Expatriarch in Kpl nur noch kurz lebte. « Kurz» ist aber dehnbar,
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ANMERKUNGEN: 537-546
so daß diese Angabe wenig hilft, um aus Greg. das Unternehmen des Kaisers
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genauer als etwa Sept.!Nov. 1347 zu datieren; vgl. aber Anm. 548 a. Kantak. selbst hat schon gleich bei den Ereignissen vom Februar das weitere Schicksal des abgesetzten Patriarchen erörtert. Er will ihn nach Kpl zurückgeschickt ha ben, da er krank und halbverrückt war, vgl. Anm. 471 S. 372. Der Grund, den Greg. hier nennt, weshalb Kalekas Didymoteichon verlassen mußte, ist m. E. plausibel. Wenn Matthaios erneut rebellieren und nach der Krone greifen sollte, hätte er für die Krönung den Expatriarchen gewinnen können, der seine eigene Absetzung sowieso nicht anerkannt hatte. Zur Einführung von neuen Hymnen durch Isidoros s. DARRouztS: Reg. 2293, zum Hilferuf des Patriarchen an Kantak. ebd. 2295. Das Alter des Kalekas ist nur aus Greg. bekannt. Geboren war er also um 1282 und er war somit etwa 10 Jahre älter als sein langjähriger Gegenspieler Kantak. Patriarch wurde er im Februar 1334, s. Bd. II Anm. 392. Greg. setzt die Dauer seines Patriarchats um ein Jahr zu hoch an, es sei denn, er hat die Absetzung des Antipalamiten nicht anerkennen wollen; dann kommt man auf eine Patriar chatsdauer von 17 Jahren und 10 bis 1 1 Monaten. Die Absetzung datiert Greg. hier 10 Monate vor d. 29. Dez., d. h. Ende, nicht Anfang Febr. Die Spezialität des Kalekas war die sogenannte Nomokanonistik, d. h. die Kenntnis der Nomo kanones, der 'Sammlungen, die Kirchen- und Kaiserrecht in gleicher Weise be rücksichtigen'. Vgl. dazu BECK: Kirche S. 145 - 147; DENS.: Nomos, Kanon und Staatsraison in Byzanz, Wien 1 9 8 1 . Sprw. Ausdruck, der gerade i n bezug auf die Bildung gerne benutzt wird; s. z.B. Nic. Chon. Hist. 94,4f.; Greg. Ep. 42,43 mit App. LEONE; vgl. auch Bd. I Anm. 448. Dies ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Apanage-Systems, das mit dazu beigetragen hat, die Wehrbarkeit des Reiches auszuhöhlen. Vgl. BARKER, John W.: The Problem of Appanages in Byzantium during the Palaiologan Pe
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riod, in: Byzantina 3 (1971) 103 - 122.
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Vgl. Bd. I Anm. 3 64. Hier läßt Greg. es bei der einfachen sprw. Metapher. Hier spricht wieder der « Adelige » . Eine merkwürdige Aussage, die Greg. hier dem Schuldigen am Schicksal der Rhomäer in den Mund legt. Kantak. selbst schweigt über den «Besuch» bei seinem ältesten Sohn. Er schreibt nur, daß er, als seine Gattin nach Kpl zurück gekehrt war, zusammen mit seinem Schwiegersohn Johannes V. die Städte Thra kiens inspizierte, III 53,1 - 12. S. Bd. Il Anm. 373.
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Kantak. selbst «weiß» nichts von einer solchen Entlohnung seiner Anhänger.
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Zu diesem Ausdruck vgl. Greg. Ep. 43,42. Er gehört zur beliebten Theatermetaphorik des Autors, vgl. BEYER: Antirrh. I, S. 126 Anm. 9; ob. Anm. 307.
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ANMERKUNGEN: 547-558
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Anspielung auf das pessimistische Sprw. «es siegt immer das Schlechtere» , das ich allerdings bei den Paroimiographen nicht gefunden habe. Nic. Chon. hat es in vier leicht variierenden Formen, s. meine Ausgabe Ind. graec. s. v. XELQLOV. 548 Überliefert von Themistios Or. I 32, p. 359 d. 548. Kantak. schreibt (III 53,13 H.), daß er, zurück in Kpl, eine Gesandtschaft an Papst Clemens schickte, um ihn über die jüngsten Vorgänge zu unterrichten. Erhaltene Dokumente datieren die Vorbereitungen dieser Gesandtschaft in die Zeit vom 1 . 9 . -9. 1 0. 1347, s. LOENERTZ, Raymond-J. : Ambassadeurs grecs aupres du pape Clement VI 1348, jetzt in: DERS.: Byzantina I, S. 285 -302, hier 2 8 6 u. 287. Wann genau die Gesandtschaft abgereist ist, wissen wir nicht, aber aus dem Schweizer Chronisten Johann von Winterthur ist bekannt, daß sie am 1 0. Februar 1348 Mailand passierte, s. LOENERTZ S. 285 f. Vgl. DÖLGER: Reg. 2930. 549
S. dazu ob. Anm. 393. Abwandlung von Provo 22,28: « die uralten Grenzen nicht verrücken» , z. B. zitiert von Joh. von Damaskos: De Fide orthodoxa PG 94; 792 A 1 2 f. 551 Sprw. Ausdruck, der aus der Seefahrt stammt und von Leuten gesagt wird, die sich für etwas jede Mühe geben, s. Zenob. V 62; vgl. Makar. VII 4. 55 2 « Neuerung» hat kirchlich wie politisch eine pejorative Bedeutung. Gemeint ist hier natürlich die Lehre des Gregorios Palamas. 553 Philostratos, Vit. Soph. 1,8 (S. 489) erzählt, daß Kaiser Hadrian mit dem be rühmten Redner Favorinus auf gleichem Fuß disputierte, auch wenn dieser mit ihm zankte. 554 Wir sind also noch im Herbst 1347, s. Anm. 548 a. 555 Biblischer Ausdruck, s. Matth. 25,4 1 . 55 6 Welche, könnte ich nicht sagen. Wir werden noch öfter sehen, daß Greg. die Gefahren, die ihm angeblich seitens seiner palamitischen Gegner drohten, gerne 55 0
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übertreibt. Ob Greg. die « Lehre» der Hymnen Isidors genau wiedergibt, habe ich nicht überprüfen können. Es sind liturgische Dichtungen des palamitischen Patriar chen überliefert, aber ich kenne keine Ausgabe. Seine «Lehre') wird wohl «or thodox-palamitisch,) gewesen sein. Palamas machte aus Gott nicht einfach eine substanz- bzw. wesenlose Energie, sondern unterschied in Gott distinctione reali zwischen Wesen/Substanz und Energie, die er auch als « obenliegende), (überge ordnete) und « untenliegende,) (untergeordnete) Gottheit bezeichnete. Also nur die Energie, die zwar auch Gott und vom Wesen Gottes nicht zu trennen sei, ist laut Palamas ohne Substanz und Wesen. In seinen Hymnen wird Isidor nur diese « Seite» Gottes gemeint haben. Eine spezielle Quelle hat Greg. hier wohl nicht im Auge. Diesen Mythos referiert er auch Bd. I S. 145 und Ep. 1 1,27 LEONE.
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ANMERKUNGEN: 559-569
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Das Spinngewebe als Bild des leicht Zerstörbaren schon bei Is. 59,5. Vgl. auch z.B. Nie. Chon. Hist. 104,44; 282,80. Dies ist natürlich kein objektives Urteil über den Charakter des Palamas. Es kann jedoch zur Vorsicht mahnen, auch den Hagiographen des Mannes nicht alles aufs Wort zu glauben. Gemeint ist das Urteil von Juli/August 1341. Zu den Retraktationen des Johannes Kalekas s. DARRO UZEs: Reg. (2222), 2233, 2239, 2249, 2250-2253, 2256, 2260f., 2265. Eine schriftliche Bitte um Verge bung wegen anfänglicher Fehleinschätzung des Palamismus ist mir nicht be kannt. Ga!. 2,1 8 . Viele Bischöfe, die den Tomos von Juli/August 1341 unterschrieben hatten (s. DARRO UZEs: Reg. 2214), unterschrieben also laut Greg. später auch die Exkom munikationen des Kantak. von Okt./Nov. 1341. (DARRouzEs Nr. 2218 u. 2221 hat diese Stelle nicht berücksichtigt.) Daß dieselben Bischöfe dem «verdamm ten» ehemaligen Usurpator 1347 als Kaiser huldigten, war in Byzanz ein nicht einmaliger Vorgang. « Ohne wenn und aber»: gr. aQQE3tÖ>�. Dies kann « nach keiner Seite neigend» , also «neutral» bedeuten, aber ich glaube nicht, daß Greg. von Kantak. ein vorurteilsfreies Urteil fordern will, da er dessen Vorurteil kennt. Ich schließe mich darum BOIVIN an, der «haud dubius» übersetzte, also: ohne zweifelnd hin und her zu neigen; aQQEl'tÖ>� kann ja auch « fest, nicht schwankend» bedeuten. Dieser Ausdruck geht auf die Bibel zurück, s. Is. 10,9. Greg. verwendet ihn auch unten S. 8 84, 1 8 u. 948,9. « Tyrannis» bedeutet in byzantinischem Munde: Willkür(-herrschaft) . Sie wird immer der wahren Herrschaft des Basileus gegenübergestellt, gemäß dem Ada gium des Synesios, Or. 1 6 D: «Beim Kaiser bestimmt das Gesetz sein Benehmen, beim Tyrannen sein Benehmen das Gesetz. » Vgl. ob. Anm. 13. Hb. 1 0,3 1 .
56 8 . 5 69
Wohl eine Anspielung auf Plutarch, Solon 28,1 (vgl. FATOUROS: Test.app. S. 1 1 9). Unsere Textgrundlage Cod. Vat. gr. 1 64 endet auf fo!. 149 mit den Worten aVVELV 1:0 und fo!. 150 fängt an mit einem aufgeklebten Streifen, der die Fortset zung ( AQ)n - EXEf... ElJE ed. Bonn. S. 834,3 -9 enthält. Von der obersten Zeile des untergeklebten Textes sieht man nur noch die oberen Teile von einigen Buchstaben und einige Akzente. Der Streifen war ursprünglich größer, denn er endet mit Resten einer abgeschnittenen Schriftzeile, auch wieder die oberen Buchstabenteile und Akzente. Danach enthält die Seite (150r) noch 2Y. Zeilen mit den Worten ,.ul ti}v Ej.lJtQUXtOV - E1:EAEV1:U = ed. Bonn. 833,22-834,2. Der Rest der Seite, etwas mehr als die Hälfte, ist leer. Fo!. 150v ist bis auf einen "
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ANMERKUNGEN: 569-571
aufgeklebten Streifen ebenfalls leer. Auf dem Streifen liest man: :rtEQLqJavwc;. Ei, Ö' aM' = ed. Bonn. 832, 1 6 - 833,2 = Cod. fol. 149V Z. 1 - 10 (also eine Wiederholung). Fol. 1 5 1 fängt wieder an mit " AQ"tL USW., 833,3. Die zwei aufgeklebten Streifen enthalten also beide den Anfang einer neuen Seite der Hs., der Streifen auf fol. 150r den von 151r und der auf 150V den von 149V• Dntergeklebt sind etwa 10 Zeilen zwischen avUELv "to und tJ.tl "ttlV EtJ.:rtQax"tov, s. ed. Bonn. S. 833,22. Unklar ist die Andeutung im Apograph Cod. Paris. gr. 1 724 zu dieser Zeile: «Ausgeschnitten wurde (ESEXO:rtlj) im alten Ms ( Cod. Vat. gr. 1 64) ein Stück von 10 bis 12 Zeilen », und zu 834,2 E"tEAEV"tU liest man (ebenfalls gr. natürlich) : « Hiernach war in der Vorlage die Hälfte und auf der
Ö'UOLV ya.Q -
=
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anderen Seite das ganze Blatt leer. » Diese Angaben stimmen so nicht mit dem heutigen Zustand von Vat. gr. 1 64 überein. DÖLGER: Reg. 2920f. u. 2935 unterscheidet drei Gesandtschaften an Stefan Dusan: eine bald nach d. 21. Mai 1347 (Kantak. III 30,23 -3 1,10), um ihm einerseits für seine frühere Hilfe zu danken, ihn aber andererseits auch aufzufor dern, die von ihm widerrechtlich besetzten Städte zurückzugeben; eine zweite « b(ald) n(ach) mai 2 1 - 1348 frühjahr» (Kantak. III 3 1 ,21 -32,5), um die nicht erfüllte Forderung unter Kriegsdrohung zu erneuern; eine dritte, Anfang Früh jahr 1348, die von Greg. hier erwähnte, um Dusan an den früheren Vertrag und seinen Eid zu etinnern und zur Einhaltung desselben zu mahnen. Ich möchte die Gesandtschaften 1I und III von DÖLGER (Reg. 2921 u. 2935) zusammenlegen. Bei Kantak. bleibt unklar, wieviel Zeit zwischen der ersten und zweiten Gesandt schaft, worüber er spricht, verging. Er schreibt, daß der Kral die Abmachung nicht leugnen konnte, die Städte aber aufgrund fauler Ausreden nicht ausliefern wollte (3 1,17-21). D araufhin entbot er die zweite Gesandtschaft; das muß nicht noch 1347 gewesen sein. Möglich ist auch, daß Greg., der Gesandtschaft und Krieg zusammennimmt, deshalb die zweite Gesandtschaft erst zum Jahre
571
1348 erwähnt, obgleich sie noch 1347 erfolgt war. Ich halte es aber für eher wahrscheinlich, daß Kantak. sich mit der zweiten Gesandtschaft Zeit ließ, da er 1347 nicht in der Lage war, eine Kriegsdrohung wahr zu machen. Auch DÖL GER: Reg. 2934 setzt das Hilfegesuch, das Kantak. im Hinblick auf den Krieg gegen den Kral an Umur richtete, (richtig) erst in das Frühjahr 1348. Vgl. auch Anm. 573. Bemerkenswert ist zu dieser Stelle noch, daß Greg. vom neuen Jahr in der Bedeutung Sonnenjahr spricht. Das von ihm benutzte Bild des Widders, der die Türe des Jahres aufstößt, datiert die Gesandtschaft auf bald nach d. 12. März (1348), vgl. GRUMEL: Chronol. S. 3 15. Der Krieg wurde erst halbwegs des Frühlings eröffnet. Wie wir gesehen haben, hatten die Lateiner im Sommer 1346 Umur die untere Stadt von Smyrna abgenommen. Da sie in Umur einen nicht zu besiegenden Feind erkennen mußten, strebten sie bald einen Waffenstillstand an, der aber aus
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ANMERKUNGEN: 571-573
unbekannten Gründen nicht gleich zustande kam. Daraufhin entwickelten sich Verhandlungen zwischen dem Papst und dem inzwischen in Kpl eingezogenen Kantak. über Zusammenarbeit gegen die Türken, ein Projekt, dem Kantak. zustimmte, obgleich er dadurch seinem Freund und Retter in den Rücken fallen mußte. Ein diesbezügliches Memorandum wurde am 5. März 1348 ( ! ) von byzantinischen Gesandten in Avignon unterzeichnet. Noch ehe die Antwort des Papstes (d. d. 15. 4. 1348) ihn erreicht, ruft Kantak. Umur gegen die Serben zu Hilfe ! Seine Perfidie gegen Umur brauchte er aber nicht zu realisieren. In Smyrna verhandelte man inzwischen wieder über einen Waffenstillstand. Die Forderung Umurs, das Hafenkastell zu schleifen, wurde aber auf Befehl des Papstes abge lehnt. Als Umur das Hilfegesuch des Kantak. erhielt (März 1348), waren die Verhandlungen bereits ergebnislos abgebrochen. Kantak. selbst erwähnt sein Hilfegesuch an Umur gar nicht. Er berichtet nur (III 32,7-24), daß er seinen Schwiegersohn Orkhan um Hilfe anging, die er auch bekam. Er ließ seinen Sohn Matthaios mit einem rhomäischen Heer und diesen türkischen Verbündeten gegen Dusan ausrücken. Die Türken fingen gleich hinter der Mauer von Christu polis zu plündern an. Sie machten große Beute, verschleppten viele Menschen in die Sklaverei und zogen so wieder nach Hause. Das ganze Unternehmen war, wie Kantak. selbst eingesteht, ein kompletter Fehlschlag und hatte nur den Byzantinern auf serbischem Gebiet geschadet, die man gerade hatte « befreien» wollen. Greg. erwähnt diese mißlungene Expedition vom Frühjahr 1348 nicht. S. zu diesen Vorgängen LEMERLE: Aydin S. 223-228. 572 Über diesen Kampf und den Tod Umurs berichten auch Enveri und der byzanti nische Historiker Dukas, die die Darstellung unseres Autors bestätigen und in Details ergänzen; s. dazu LEMERLE: Aydin S. 228 f. Kantak. gedenkt des Todes seines treu esten und edelsten Freundes mit keinem Wort! (Vgl. LEMERLE S. 226.) 573 Kantak. III 67, 8 - 68,4 datiert seine Krankheit unmittelbar nach der Unterwer fung von Medeia und Meseni und diese nach den Verhandlungen mit Klemens VI. von etwa Sept. 1347 - April 1348 (vgl. Anm. 571 ) . Er gibt die Dauer der
Krankheit mit einem Jahr an. Unmittelbar nach dem Bericht über seine eigenen Erfolge bei Medeia und Meseni erwähnt er auch einen Sieg seines Sohnes Mat thaios auf Chalkidike (s. dazu Anm. 578), den er « um die gleiche Zeit» datiert (III 66, 1 5 ) . Aus Greg. Ep. 12,3l f. (vgl. auch 58 f.) geht hervor, daß der Sieg des Vaters unmittelbar dem des Sohnes folgte (xu.6mv). Kantak. spürte seine Krankheit schon unmittelbar vor dem Kampf um Medeia, akut wurde sie sofort danach (III 67,14f.). Das war also kurz nach der Sommersonnenwende (Greg. 835,23 ). Greg. nennt die Krankheit einen der Gründe, weshalb ein Feldzug gegen den Kral ausblieb. Das würde bedeuten, daß Kantak. den Plan, an Serbien verlorenes Gebiet zurückzuerobern, trotz des Mißerfolges vom Frühjahr noch nicht aufgegeben hatte.
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ANMERKUNGEN:
574-579
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S. unten S. 841 H. Vizye, eine alte befestigte Stadt im Inland von Thrakien, etwa gleich weit ent fernt von Kpl und Adrianopel. Die Gegend war oft Ziel von Plünderungen. Zur Geschichte der Stadt s. SAMOTHRAKIS s.n. (Sp. 104b - 1 06b). 576 Vgl. Ep. 12,17 f. 577 Gr. «ein guter Vogel», vgl. Bd. I Anm. 122. 578 Zur Redensart «es blieb nicht einmal der Feuerträger übrig» (sc. um die Nach richt der Niederlage zu überbringen) vgl. Herodot. 8,6,2; Zenob. V 34; Diogen. VII 15. In alten Zeiten war es üblich, daß ein feuertragender Seher dem Heer 575
voranging. Es galt als Frevel, ihn zu töten. Blieb sogar er nicht verschont, bedeu tete das, daß ein Heer bis auf den letzten Mann niedergemacht war. Die Aus führlichkeit dieses Berichts über einen unbedeutenden Sieg ist wohl dem Um stand zu verdanken, daß Greg. unmittelbar nach dem Ereignis den jungen Sieger in einer brieflichen Gratulation gefeiert hatte: Ep. 12 ed. LEONE. Der Passus Hist. S. 839,2 - 1 8 ( <
sich nicht damit abfinden, daß von den Zolleinnahmen am Bosporus nahezu 87 Prozent den Genuesen zuflossen. » S. auch ZAKYTHINOS: Crise S. 83). PARISOT S. 234 Anm. 5 meinte, Greg. rede nur von einer « branche de revenus publics engages ou affirmes aux Genois de Galata », die ihnen bis dahin verpfändet worden wären. BERTELE, Tommaso: Il giro d'affari di Giacomo Badoer usw., in: Akten XI. Byz.-Kongress. München 1958, Bd. II, München 1960, S. 48 -57, hier 55, interpretierte diese Ansicht Parisots in dem Sinne, daß hier nur die Zolleinnahmen von Pera gemeint sein könnten. Greg. berichte also, daß die Behörden von Galata aus den Zollabgaben ihrer eigenen Kaufleute 200 000 Hyperpera kassierten, während die Byzantiner in Pera nur noch die Zölle der übrigen Kaufleute (mit Ausnahme der nicht zahlpflichtigen Venezianer) erhiel ten, die sich auf nur etwa 3 0 000 Hyperpera beliefen. BALARD: Rom. gen. S. 682 Anm. 25 nennt diese Interpretation eine « Hypothese hasardeuse». Mir scheint
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ANMERKUNGEN: 579-582
der Zusammenhang bei Greg. die Hypothese Bertele's eindeutig zu widerlegen. Etwas weiter oben und auch weiter unten sieht Greg. den Grund des Krieges zwischen Byzanz und Galata darin, daß die Zollsenkung durch Kantak. die Handelsschiffe nach Kpl locken sollte, so daß die Genuesen von Galata befürch teten, daß dadurch ihre reichen Zolleinkünfte bald in die Taschen der Byzantiner fließen würden. Es geht also ganz offensichtlich nicht um verpfändete Zölle, die der Kaiser einfach wieder an sich ziehen konnte. S. 844,9- 12 spricht Greg. auch noch davon, daß die Genuesen nach Galata verpflanzt hatten, was die Rhomäer 580
hätten haben sollen, womit er offenbar den Reichtum aus dem Seehandel meint. Am wichtigsten für die Genuesen von Galata war die Einbeziehung eines Hügels im Norden in die Befestigung ihrer «Stadt». Laut Kantak. III 68,1 8 - 69,2 kamen sie zu ihm mit der Bitte, ihnen diesen Hügel zur Erweiterung ihres Wohngebietes zu überlassen. Sie hatten aber in Wirklichkeit die Absicht, die für sie strategisch wichtigen Punkte zu besetzen, ehe man ihr Befestigungsvorhaben durchschauen würde. Um das zu verhindern, rüstete Kantak. eine Flotte aus und lehnte ihre
Bitte ab (69,8 -23 ). Makrembolites: Log. hist. S. 146, 17 bezeichnet den Bau dieser Flotte neben der Steuersenkung als Hauptgrund des Krieges. Über die Ausführung der Erweiterung und Befestigung von Galata berichtet Greg. unten S. 848. Zur Topographie und zum Ausbau von PeraiGalata s. jetzt BALARD: Rom. gen. I S. 179 - 198. 581 Diese Zollsenkung von 10 auf 2 % erwähnt auch Makrembolites: Log. hist. 146,15 - 1 7. Er schreibt, daß sie durch ein Chrysobull verliehen wurde und nur wenig hinter dem zurückblieb, was die Genuesen schon vor langer Zeit erhalten hatten. (Fehlt bei DÖLGER: Reg. 2945.) Die Genuesen hatten bekanntlich von Michael VIII. im Vertrag von Nymphaion vom 13. 3 . 1261 (DöLGER: Reg. 1890; vgl. Bd. I Anm. 1 69) völlige Steuerfreiheit erlangt. 582 Gr. « was immer . . . war » : das Relativum « was» bezieht sich grammatikalisch auf den Begriff Zoll senkung, inhaltlich aber auf den darin enthaltenen Gedan ken des Vorteils eines niedrigen Zollzinses. Zu dieser Stelle ist Kantak. III 8 1 ,3 - 9 zu vergleichen. Dieser erwähnt zuerst, S. 80,16 - 8 1 ,3 , die Zollsenkung zusammen mit anderen steuerlichen Maßnahmen, die er erst nach der ersten Phase des mit Galata geführten Krieges (August 1348 -März 1349) vornahm (80,4 ff.) . Ob er selber beim Schreiben seiner Memoiren geglaubt hat, er habe auch die Zollsenkung erst damals beschlossen, bleibt unklar; man kann 8 1,5 tra�EV auch mit Plusquamperfekt übersetzen (im Gegensatz zu 80,20 tranE). Da Greg. die Zollsenkung als Kriegsursache betrachtet und darin von Makrem bolites bestätigt wird, muß die Datierung der Zollsenkung vor der ersten Phase des Krieges als gesichert gelten. Falsch ist also etwa die Darstellung bei ZAKY THINOS: Crise S. 94f. (der übrigens außerdem Kantak. 8 1,3-5 auf irreführende Weise mit 80,24- 8 1 ,3 verbindet und auch noch die Zollsenkung als Zollerhö-
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ANMERKUNGEN: 582-584
hung interpretieren möchte. Zum letztgenannten Punkt s. MATSCHKE: Fort schritt S. 207 mit Anm. 77f.). Da eine solche chronologische Unklarheit bei Kantak. kein Einzelfall ist, besteht kein Grund, mit MILLER: Cantac. S. 397 für 1349 eine Erneuerung oder Bestätigung der bereits vor August 1348 in einem Chrysobull verkündeten Zoll senkung anzunehmen. Völlig ohne Grund also auch die Annahme Millers, daß vielleicht auch die übrigen Zollmaßnahmen schon vor August 1348 eingeführt wären. Greg. S. 870,4 - 8 bezeugt klar, daß sie erst nach dem 5.16. März 1349 ausgedacht wurden. Was nun die Zollsenkung selbst betrifft, so werden ihre Zielsetzung und Folgen verschieden interpretiert. Greg. und Kantak. scheinen ihren Nutzen darin zu sehen, daß sie den Handel wieder nach Kpl lockte und also auf Dauer die reichen Zolleinnahmen der Genuesen von Galata wieder dorthin transferieren würde. Das ist wohl auch die Interpretation von ÜSTROGORSKY I. c. (S. 435 f.). Ein ehrgeiziges Ziel und eine hochgesteckte Erwartung, wenn man bedenkt, daß bei einer Zollsenkung von 10 auf 2 % eine Steigerung des Warenumsatzes um 400 % nötig ist, um die gleichen Zolleinnahmen zu erreichen. Eine solche Wirkung war nuOr sehr langfristig mög lich. Darum kann man wohl kaum Bereicherung der Staatskasse als Hauptziel der Maßnahme annehmen. Es ging m. E. an erster Stelle darum, den Handel und dadurch die Wirtschaft ganz allgemein in der Kaiserstadt neu zu beleben. Man kann sich also auch fragen, ob die Steuersenkung eine Initiative des Kantak. selbst gewesen ist oder ob sie eine von den ihm feindlich gesonnenen Kaufleuten erzwungene Konzession war. Kantak. 8 1,5 -9 erwähnt stolz, daß in kurzer Zeit die byzantinische Handelsflotte um fast 200 Schiffe wuchs, « etwas noch nicht Dagewesenes » . Man scheint diese Stelle gelegentlich in dem Sinne zu interpretie ren, daß bald fast 200 Schiffe mehr Kpl anstelle von Galata ansteuerten (so z.B. ÜSTROGORSKY I. c. ) ; das war natürlich auch der Fall, da es um Schiffe von Kpltaner Kaufleuten geht, aber es ist nicht das, was Kantak. sagt. 5 83
Juni 1346, s. ob. S. 765 f. 5 84 Kantak. III 8 1, 9 ff. erzählt, daß er auf dem Verhandlungsweg versuchte, Chios zurückzuerhalten. Er bringt diesen Bericht unmittelbar anschließend an die Er wähnung der Zollmaß nahmen von 1347/48, die er, wie wir sahen, schlecht eingeordnet hat. Es ist darum m.E. keineswegs sicher, daß die Verhandlungen über Chios erst im Frühjahr 1349 aufgenommen wurden, wie u. a. DÖLGER: Reg. 2946 gerade aufgrund dieser Einordnung bei Kantak. annimmt. Die Ge nuesen räumten ein, daß Chios widerrechtlich besetzt worden sei, versicherten aber auch, daß sie nicht gleich etwas daran ändern könnten; sie wollten die Insel aber später mal zurückgeben. Es ist sehr wohl möglich, daß das negative Ergeb nis der Verhandlungen über Chios in Galata erst die Angst auslöste, Kantak. könne seine neue Flotte zur Rückeroberung von Chios einsetzen. Greg. spricht offenbar über die Zeit kurz nach Juni 1347, «ehe die Genuesen Zeit gehabt
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ANMERKUNGEN: 584-587
hätten» , die Insel ausreichend zu sichern. Der Bau der Flotte hatte vielleicht auch 585
den Zweck, die byzantinische Verhandlungsposition zu stärken. Der « Hals des Pontos» ist der Eingang zum Schwarzen Meer bei Hieron (s. Bd. II S. 94). Auf Kap Hieron am Ende der europäischen Bosporosküste befand sich ein Kastell mit einer alten byzantinischen Zollstelle (vgl. DUCANGE zu Anna Komnene ed. Bonn. 11 61 1), die aber nicht mehr in Betrieb war. Kantak. selbst hat oben 11 522,1 7 -20 berichtet, daß Apokaukos im J. 1345 vergeblich versuch te, diese Zollstelle wieder zu nutzen. Er scheiterte, da er das Meer nicht be herrschte. Man fragt sich, wo die Genuesen ihr Dekateuterion, ihr « Zollhaus, wo der Zehend eingenommen werden sollte» , einrichten wollten. Das Wort Dekateuterion ist vielleicht, auch was die Höhe des Zolls betrifft, nicht wörtlich zu nehmen; möglicherweise wollten die Genuesen mit Schiffen Zoll eintreiben. Greg. spricht anschließend auf alle Fälle über einen Piratenstreich. Zur Datie
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rung s. Anm. 587. Gr. IlOvijQE� axaLLov, d.h. ein Boot mit nur einer Reihe Ruderbänke. LSJ übersetzt IlOV�QTJ� « (of a ship) with one man to each oar» . Das typische einer Monere war nicht, daß jeder Riemen nur von einem Mann bedient wurde, denn das war auch bei der unteren Reihe der Ruderer einer Dyere oder Triere der Fall; nur in den oberen Reinen war Platz für mehr als einen Ruderer pro Riemen. Prokopios Bell. Vand. 4,22 bezeichnet das in Rom erhaltene Schiff des Aeneas als IlOV�QTJ� vaii� ( << ein Einruderer« Übers. O. VEH) ; es war « ungemein groß, 120 Fuß lang, 25 Fuß breit und dabei nur so hoch, daß eine Fortbewegung mit Rudern nicht unmöglich ist,> . Die Armada Justinians 1., die zum bellum Vandali cum ausfuhr, zählte laut Prokop ( 1 , 1 1 ) 92 Kriegsschiffe des Einruderertyps; man nannte sie ihrer Geschwindigkeit wegen Dromonen und sie hatten eine Besat zung von 2000 Mann, « alle zugleich Soldaten und Ruderer» . DUCANGE: Gloss. s. v. IlOV�QLOV weist darauf hin, daß das bei Theoph. Cont. 76,23 so genannte
587
Schiff von Skylitzes 43,64 Dromon genannt wird. Diese Angabe datiert das Ereignis in die Zeit nach der Sommersonnenwende 1348 (vgl. Anm. 573; Kantak. III 70,6f.). Zur Abwesenheit des Kaisers Kantak. vgl. Makrembolites: Log. hist. 146,22. Genau wird der Ausbruch des Krieges datiert in Kleinchron. 8,50 und bei Makrembolites 156,26 f. Es war in der Nacht vom 1 5./1 6. August 1348, daß die Genuesen ihren Brandstifterüberfall verübten. Dieser erfolgte laut Greg. innerhalb von vier Tagen nach der byzantinischen Volksversammlung, die Frieden abgelehnt hatte (s. S. 847, 1 ) . Diese Versamm lung fand also am 12. August statt, und das war am Tage nach der Friedensge sandtschaft der Genuesen (S. 846,9). Diese wiederum datiert Greg. (845,5) drei! vier Tage nach dem obengenannten Piratenstreich, der also etwa am 8. August stattgefunden haben muß. Die Kleinchronik nennt als Objekte des Überfalls nur die Porta Basilike (Balatkapi; JANIN: Cple S. 288), zwei kaiserliche Galeeren in
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ANMERKUNGEN:
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der Nähe des Theodosios-Tores (AYAKAPI; s. ebd. S. 289) und die Häuser der Byzantiner auf ihrem (dem Pera-)Ufer des Goldenen Hornes. Greg. gibt, wie auch Makrembolites S. 147, 1 - 148,3, einen weit größeren Schaden zu erken nen. Kantak. III 70,6-20 verteilt die Brandstiftung über Nacht und Tag, zuerst in der Nacht die genannten Häuser, und am nächsten Tag von Schiffen aus die Häuser am Goldenen Horn außerhalb der Stadtmauern und viele Schiffe, wäh rend auch Schiffe erbeutet wurden. Nur drei Schiffe konnten die Byzantiner retten. Gemeint ist die Stelle, wo das Goldene Horn aufhört und der Bach Barbyzes
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darin mündet. Auch Kantak. III 70,20- 71 ,9 berichtet, daß die Lateiner jetzt ihr Vorhaben,
Galata als eine starke Festung auszubauen, ausführten (vgl. ob. Anm. 5 8 0 Ende). 590 Das Gouvernement der Stadt (natürlich nicht die Oberhoheit, die in Abwesen heit des Kaisers bei der Kaiserin lag, vgl. Makrembolites: Log. hist. 149,26ff.) hatte Manuel bekommen, als sein Vater gegen Medeia auszog (Kantak. III 63,7f.). Zu seiner Rolle in diesem Krieg vor der Rückkehr des Kaisers in die Stadt s. Kantak. III 70, 1 7 u. Makrembolites 150,14- 19, der auch den Schwie gersohn Nikephoros (H. Angelos Dukas Orsini) lobt. (Die Stelle wäre bezüglich des letzteren in PLP 222 zu ergänzen.) Den nachfolgenden Angriff setzt Ma krembolites 15 1 ,3 0 ff. nach der Rückkehr des Kaisers (vgl. Anm. 590 a). 59 0. Greg. scheint hier etwas vorwegzunehmen. Die Aufstellung großer Schleuder maschinen, die Häuser und Schiffe auf der anderen Seite des Goldenen Hornes zerstörten, setzt Makrembolites 15 1,21 -26 erst nach der Rückkehr des Kaisers in die Stadt. 590b Ich übersetze « douloi» mit 'Sklaven', nicht mit 'Diener', da ich ersteres für wahrscheinlicher halte. Zur Diskussion über diese Interpretation s. MATS CHKE: Fortschritt S. 204f. 591 « Die Stadt als Kriegswerkstatt» aus Xenophon Hell. 3,4, 1 7 (vgl. FATouRos: Test.app. S. 1 19). 592 Der bekannte Vergleich aus Homer Il. 3,222, z.B. auch bei Nie. Chon. Hist. 87,7. 593 Das Bild ist biblisch, s. Ps. 2,9; Apoc. 2,27. 594 Kantak. III 72, 13 - 73,8 setzt diese vergebliche Friedensgesandtschaft der Genuesen nach seinem Eintreffen in Kpl, das Greg. erst hiernach erwähnt. Die Verhandlungen scheiterten, da die Genuesen es ablehnten, die Erweiterung und Befestigung von Galata rückgängig zu machen. S. auch Anm. 601 . In diesen Verhandlungen scheint Kantak. keine Reparationszahlungen für den von den Genuesen angerichteten Schaden verlangt zu haben. Er verzieh ihnen (1II 73,4f.).
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ANMERKUNGEN: 595-597 595
Makrembolites: Log. hist. 156,27f. und Kleinchron. 8,51 bestimmen die Herbstmitte genau: es war der 1. Oktober 1348, als Kantak. in die Stadt zurück
kehrte, laut der Kleinchronik zusammen mit Johannes V. Hier scheint der Chronikschreiber sich aber zu irren, denn Kantak. schreibt, III 63,17-21, daß der junge Kaiser direkt von Medeia nach Kpl zurückkehrte. Vgl. SCHREINER II 274. 596 Die Werft beim Hippodrom, d. h. beim Heptaskalonhafen, s. Kantak. III
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72, 9 - 1 3 ; 74,7; DUCANGE zur Stelle ed. Bonn. S. 129 1. Diesen Hafen ließ Kantak. später restaurieren, s. JANIN: Cple S. 229; GUILLAND: Et. topogr. II S. 1 09 - 1 1 1 ; MÜLLER-WIENER: Bildlex. S. 62. Also am 2. Oktober. Vgl. zur nachfolgenden Rede des Kaisers Kantak. III 71,14-72,4. Dieser spricht allerdings nicht von einer von ihm einberufenen Volksversammlung, sondern davon, daß Kaufleute und Handwerker bei ihm vorstellig wurden, um auf energische Kriegsführung gegen die Genuesen zu drängen. MATSCHKE: Fortschritt S. 205 unterscheidet beide Vorgänge, m.E. zu Unrecht. Es geht, glaube ich, nur um eine unterschiedliche Darstellung des gleichen Vorgangs durch unsere beiden Historiker. Zur Behauptung des Kaisers am Anfang der Rede, daß die Zusammengerufenen ein Jahr zuvor freiwillige Beiträge versprochen hätten, s. Kantak. III 33,24-42,14. Dieser schreibt die Nichter füllung dieses Versprechens nicht einfach Vergeßlichkeit und Sorglosigkeit zu, sondern einer bewußten Boykottierung seiner Politik durch seine Feinde unter Führung der Bankiers der Stadt (40,22 f.). Sich selbst wirft er vor, zum Schaden des Staates nicht gegen diese Leute vorgegangen zu sein. Tatsächlich war er wohl nicht stark genug, um mit dieser Opposition fertig zu werden, was er allerdings beim Schreiben seiner Memoiren vergessen hat oder nicht wissen will. Vgl. dazu MATSCHKE: Fortschritt S. 201 -204. Wenn nun aber Kantak. in seinem Ge schichtswerk seine Feinde für das Debakel im Krieg gegen die Genuesen verant wortlich machen will (S. 42, 1 1 - 14), was er laut Greg. und seinem eigenen Zeugnis (71,25 -72,2) auch schon in dieser Versammlung tat, erweckt er den Eindruck, als hätte er einen großen Teil des damals verlangten Geldes für den Bau einer Flotte verwenden wollen. Das stimmt aber wahrscheinlich nicht, denn davon war in der Versammlung von 1347 keine Rede, und einen solchen Plan . hätte der Kaufmannsstand von Kpl wohl kaum boykottiert (vgl. Greg. S. 857,7-9). Mit dem Bau einer Flotte wurde laut Kantak. selbst III 63,8 - 1 1 erst ab Frühsommer 1348 begonnen. Vgl. MATSCHKE: Fortschritt S . 203. Dieser argumentiert auch damit, daß Kantak. durch seine versöhnliche Politik i. B. a. Chios die Kaufleute verärgerte. Er datiert also anscheinend, ohne aber darauf hinzuweisen, die Verhandlungen und den Vertrag, die DÖLGER: Reg. 2946 in das Frühjahr 1349 setzt, in die Zeit vor dem Ausbruch des byzantinisch-genuesi schen Krieges im August 1348. Ich halte das für zumindest vertretbar, s. Anm. 584.
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ANMERKUNGEN:
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Vgl. ob. Anm. 458. Zum «tantalischen» Schicksal bei Greg. s. Anm. 528. 600 Anläßlich der Versammlung vom 2. Oktober sagt Kantak. nur (III 72,5 - 8), daß er (Konstantinos) Tarchaneiotes beauftragte, für den Flottenbau Steuern einzu treiben. Später, nach dem Waffenstillstand vom 5./6. März 1349, erfahren wir (80,4- 1 6), daß dieser beschuldigt wurde, bis zu zweihundert- oder sogar drei hunderttausend Hyperpera eingenommen zu haben. Eine Untersuchung wies
599
aber aus, daß es nur 50 000 gewesen waren. Die von Kantak. erwähnten Be schuldigungen bestätigen, daß die meisten gewiß nicht bereitwillig gezahlt 601
hatten. Kantak. III 73,24- 74,2 spricht von einer zweiten und dritten Friedensgesandt schaft der Lateiner, die nach seiner Ankunft und der Neubelebung des Krieges erfolgten. Eine davon muß die hier von Greg. erwähnte Gesandtschaft der Rho deser Templer gewesen sein, worüber auch Makrembolites: Log. hist. 151, 1 - 9 berichtet. Auch dieser spricht vorher über die Rückkehr des Kaisers in =
die Stadt ( 150,21 -26), setzt aber die Gesandtschaft der Rh6deser vor den oben erwähnten « Großangriff» der Galater, s. Anm. 590 a. Laut Greg. verlangte Kan tak. diesmal Reparationszahlungen. Laut Makrembolites 150,3 1 - 15 1,3 wäre der Anführer der Rhodeser deswegen gekommen, da man die Byzantiner ver dächtigt hatte, sich mit den Türken verbünden zu wollen. Die Verhandlungen scheiterten, da die Genuesen von Galata nicht von ihrer Forderung nach mehr (Gebiet) Abstand nehmen und das, was sie sich widerrechtlich zugeeignet hatten, nicht zurückerstatten wollten. (MILLER: Cantac. S. 342 hält die Gesandtschaf ten nicht auseinander.) Inzwischen ging die Piraterie der Genuesen weiter, s. Makrembolites S. 151,9- 15. 602 Die nachfolgende Seeschlacht, besser der nachfolgende kampflose Untergang der byzantinischen Flotte, wird von Makrembolites genau datiert: Log. hist. 156,3 0 f. u. 157,1 1 .22. Die Flotte fuhr am Abend des 5. März aus und erlitt ihr Fiasko am 6. Die Kleinchron. 7,12 datiert den Untergang auf Donnerstag den 5., und Kleinchron. 8,5 1 b setzt die Ausfahrt und anscheinend auch den Untergang auf den 4. März. Vgl. SCHREINER II 275. 603 Vgl. Anm. 5 8 8 . 604 Zu dieser Kirche s. JANIN: Egl. Mon. S. 89. 605 Die Lokalisierung von Skylla und Charybdis an der Straße von Messina z. B. schon bei Thukyd. 4,24,5. 606 Gr. Eödxvu'tO: « zeigte sich » . Aus der ganzen Beschreibung ist klar, daß Greg. Augenzeuge des Geschehens war. 607 Biblisch, s. Lev. 26, 1 7. 608 Vgl. die Beschreibung dieser Katamophe bei Makrembolites: Logos hist. 156,30- 1 5 8 , 1 7 und Kantak. III 74,5 - 77, 16. Dazu MATSCHKE: Fortschritt
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ANMERKUNGEN:
609 610
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S. 205 f.; SCHREINER: Kleinchron. II 275; BA LARD : Rom. gen. I 79 f. mit Lit. in Anm. 249. Vgl. Kantak. III 77, 1 6 - 1 9 ; Makrembolites S. 158,17-20. Die früheren Bedingungen waren von Byzanz gestellt worden, s. Anm. 594 u. 601. « Nicht zu den gleichen Bedingungen» kann also nur heißen, daß die Ge nuesen diesmal nur zu ihren Bedingungen Frieden anboten. Sie forderten, daß der von ihnen einverleibte und befestigte Hügel (s. Anm. 579) ihnen offiziell überlassen wurde, und vielleicht sogar auch noch, daß Byzanz Reparationszah lungen leisten sollte. Die erste Bedingung wird vielleicht von Kantak. III 78,15 - 1 7 angedeutet. Vgl. dazu die nächste Anm. Die Gesandtschaft aus Genua könnte eine Antwort auf das Hilfegesuch sein, das die Genuesen von Galata Anfang Oktober 1348 an die Mutterstadt gerichtet hatten (s. ob. S. 856, 1 6 - 19). Es scheint mir aber auch nicht ausgeschlossen, daß es hier um die gleiche Gesandtschaft geht, die eine Abmachung bezüglich Chios aushandeln sollte und auch erreichte (DöLGER: Reg. 2947f.), die Kantak. aber - absichtlich? - getrennt behandelt (8 1,22-83,1). Die Gesandtschaft hatte offenbar den Auftrag, alle Forderungen der Byzantiner i. B. a. Galata zu erfüllen. Woher diese Nachgiebigkeit? Obgleich die Darstellung des Greg. dies nahelegt (s. Anm. 612), glaube ich nicht, daß man sie einfach damit erklären kann, daß man in Genua aufgrund des Hilfegesuchs die Lage so gefährlich eingeschätzt hätte, daß man sich gleich entschloß, sofort bedingungslos nachzugeben. Erklär lich wird m.E. die Nachgiebigkeit, wenn man einen Zusammenhang mit den Verhandlungen über Chios annimmt, die Genua für 10 Jahre den faktischen Besitz der Insel zusicherten (s. DÖLGER 1. c.). Kantak. bietet vom Friedensschluß folgende klar apologetische Darstellung (77,1 9 - 80,3 ) : Die Katastrophe entmu tigte ihn nicht, vielmehr nahm er den Flottenbau sofort wieder auf. Die Genue sen von Galata feierten zwar ihren « Sieg», sahen sich aber in der Erwartung getäuscht, daß der byzantinische Kaiser nun sogleich um Frieden flehen würde. Deshalb schickten sie eine Friedensgesandtschaft, die zuerst versuchte, die Er
weiterung ihres Stadtgebietes gutgeheißen zu bekommen. Als sie aber feststellen mußten, daß der Kaiser unerschütterlich und zum Kampf bereit war, gaben sie , nach. Sie verzichteten auf die Gebietserweiterung und übergaben das dort neu gebaute Kastell dem Sohn des Kaisers. Darauf lud der Kaiser die führenden Leute von Galata ein und schenkte ihnen das ihm gerade wieder abgetretene Gebiet. Denn es sei ihm nicht darum gegangen, den Galatern dieses Gebiet nicht zu gönnen, sondern nur um die Aufrechterhaltung seiner kaiserlichen Rechte. Das Kastell wurde auch sofort wieder den Galatern übergeben. Dafür erntete der Kaiser Lob und Dank. Offenbar wurde eine typisch byzantinische Lösung ver einbart: die Genuesen bekamen genau das, was sie verlangten, gestatteten es aber dem Kaiser, sein Gesicht zu wahren. Makrembolites beschreibt das Ergeb-
400
ANMERKUNGEN:
6 1 1 -6 1 3
nis der Friedensverhandlungen so: «Sie (die Genuesen) wollten fremdes Gut als ihr eigenes besitzen, und nicht nur das, was sie im Kampf geraubt hatten, son dern auch alles, was sie vor dem Kampf in Händen hatten. Ohne etwas den (eigentlichen) Besitzern zurückzugeben, wollten sie wieder als Freunde derer betrachtet werden, denen sie Unrecht getan hatten. Und sie zwangen (den Kai ser, ihnen) die Macht über das Geraubte schriftlich zu bestätigen, was auch geschah . . . . Später bekamen sie auch, was sie oft vergeblich gefordert hatten, . . . den an ihr Kastell angrenzenden Hügel» (vgl. DÖLGER: Reg. 2949). 61 2 Dieser merkwürdige Vergleich mit dem Antalkidas-Frieden (s. dazu Kl. PAULY s.n. Antalkidas) besagt, wie mir scheint, daß laut Greg. die Genuesen die Berich te über den von Kantak. begonnenen Flottenbau so ernst genommen hätten, daß 613
sie Byzanz schon wieder als Beherrscherin der Meere sahen. Dies ist ein schlechtes, abruptes Ende. Man erwartet eine Fortsetzung, wie der Kaiser seine Ansicht, man dürfe nicht aufgeben, in die Tat umsetzte. Tatsächlich bringt das nächste Kapitel (XVIII) genau diese Fortsetzung, es ist aber das erste Kapitel, das Greg. in Gefangenschaft schrieb (vgl. ob. ATIm. 41). Ich nehme deshalb an, daß er gerade bis hier gekommen war, als er wegen des Konzils von 1 3 5 1 keine Zeit mehr hatte, seine historiographische Arbeit fortzusetzen. Als er nach diesem Konzil seinen « Hausarrest» im Chora-Kloster kommen sah, hat er wohl diesen zweiten, noch unvollendeten Teil seiner Historia Rhomaike schnell zum Kopieren freigegeben, nachdem er noch den letzten Paragraphen (4) hinzu gefügt hatte, um anzudeuten, daß er, wenn Gott wollte, eine Fortsetzung folgen lassen würde. Das Rohmaterial dazu hat er gewiß zum Teil schon fertig gehabt. Es ist ihm auch vergönnt gewesen, diese Fortsetzung zu schreiben, und mir wird es hoffentlich vergönnt sein, auch sie noch ins Deutsche zu übertragen.
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REGISTER Die unmittelbar nach den Lemmata folgenden Zahlen verweisen auf die Seiten dieses Bandes, die kursiv gesetzten auf die Seiten des Übersetzungstextes, die nach A. folgenden auf die
Anmerkungen. Nur zu den Anmerkungen 27 und 471, die mehrere Seiten umfassen, ist hinter der Nr. der Anm. zwischen Klammern die Seitenzahl hinzugefügt. Für die benutzten Abkür zungen s. Register Bd.
I mit der Ergänzung Reg. Bd. 11. Wie im 2. Band werden Korrekturen zu
den Kaiserregesten Dölgers unter Dölger: Reg. verzeichnet, außerdem auch solche zu den
Patriarchatsregesten unter Darrouzes: Reg. In Abweichung von Bd.
I und II werden unter den
� vor einem Namen bedeutet, daß die genannte Person oder Sache anders als mit ihrem Namen im Übersetzungs
Namen der zitierten Autoren auch die zitierten Stellen notiert. Ein
text angedeutet wird. Bei den Namen der wichtigsten «dramatis personae» habe ich Auf schlüsselung des Stellenverzeichnisses für unerläßlich gehalten.
Abdera, antikis. für Polystylon A.
254, 282
126, 129a,
Ä rzte/Arzt 1 29,
1 48, A. 22, 323a, 345; ärztli 84 Aesop Fab. 136: A. 273a; 219: A. 403; vgl. che Kunst
71, 1 75; revera Aisopos 126, 512 Ätolier s. Aitolier Absolution 1 73, A . 495 , Afrika A. 249 Absinth 128, A. 3 15 Agamemnon 132 Abstammung 1 1 0; - u. Ansehen 1 04 Agathangelos, Freund d. Gregoras 6, A. 3 8 1 Acheloos, Fluß A. 1 8 7 Achrida 33 -35 Agnostizismus (theol.) A . 3 3 1 Ainos A . 257, 4 7 1 (370); Golf v . - A . 1 1 8 Adel 95, A. 98 f., 102, 105, 137, 166 Aischines 3,166: A. 489 Adel und Ansehen 64 Adelige (Männer, Personen) 60, 62, 67, 73, Aischylos A. 358; Ag. 471: A. 535; Sept. 593 : A. 429 95, 1 09, 1 3 6, 1 65, A. 27 (229 f., 243), 83, Aisopos 1 89; vgl. Aesop 8 8 , 141, 1 8 1, 360, 369, 513 Aitolier 81, 90 Adeligen-Massaker in Thessalonike A . 369f. Akademie, platonische 3 7, A. 2 Adrianopel ( Orestias) 4, 18, 23-27, 69, 1 54, 1 75 (., 1 80, 203, A. 27 (234, 244), Akarnanien, -r 53, 90(.. 1 04, A. 1 8 9 101, 1 1 6, 1 18, 256, 345 f., 348, 408, 4 1 1 , Akindynos Gregorios A . 77, 3 1 7, 331, 404, 426, 465, 468, 471 (373 -3 75), 478; Epp. 449, 471 (370), 482, 575; Ebene v. - A. 118 (ed. Const.-Hero) 38,8 - 1 0: A. 275, Ägäis 54, 72, 156, 1 75, A . 130 3 5 - 3 8 : A. 294; 43,18 6 - 1 8 8 : A. 437; Ä gina, -eten A. 396 52,55-69: A. 3 10 Ägypten, -r 3, 23, 1 1 0, A. 248 ; -rin (KleopaAkindynos-Anhänger A. 478 rra) 59 Akklamation(en) 63, 66(., 1 01, 1 62, 1 68, A. 104 Aelian N.A. 9,1 8 : A. 52 Ämter u. Würden 62 Akona, Hafenstädtchen am Pontos A. 52 Akoniton, Giftpflanze A. 52 Aeneas A. 586 Äquer A . 245 Akropolites Georgios Hist. 23,12: A. 129a
Abdera (Avdera), Kloster v. Bera s.s.n. u. A.
=
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REGISTER
A1ania s. Symeon v. Albaner, -ien A. 27 (242, 245, 248), 190 A1exander d. Gr. 1 1 7, 1 82, 1 84, A. 273 A1exander, Zar (Herrscher) der Myser Ivan Alexandur Stratzirnir von Bulga rien (133 1 - 1371) 53, 66, 121, A. 27 (232-234, 244), 102, 179, 190, 257, 279, 282, 287 Alexandreia( -ien) 1 69 A1exios I. Komnenos, byz. K. (1082- 1 1 1 8 ) 1 49, 1 68, A . 3 8 8, 436, 470 Alexios II. Komnenos, byz. K. ( 1 1 8 0 - 1 183) A. 86, ·96, 104 Alexios II. Megas Komnenos, K. v. Trape zunt (1297"'-1330), 1 04, 1 06, A. 228, 230 A1exios III . Megas Komnenos, K. v. Trape zunt (1349 - 1390) A. 236 Alexios dux, Mörder des Apokaukos ( Alexios Raui?) A. 357 A1leluias, Gesandter des Adels von Berrhoia A. 1 8 1 A1tphokaia A . 421 Alusianos, Attentäter gegen Kantak. A. 212 Arnalrich v. Tyros A. 122 Amastris A. 413 Arnmianus Marcellinus 23,6,81: A. 49 Amphipolis 72, A. 176, 179 Arnur der Perser, SatrapIHerrscher v. Lydien ( Armopakis Umur Beg Umur [Emir] v. Aydin) 84, 96, 99; Aufstieg A. 62, 1 67; mächtigster Satrap Kleinasiens 53; Vertrag mit Andr. III. (1336) A. 27 (228); Verehrer und Freund des Kantak. 53(., bes. 84-87, 1 99(., A. 167; greift we cgen Kantak. Byzanz an 54, A. 27 (227f., 242, 243 f.), 65; (1.) Hilfsexpedition nach Didymoteichon 1342/43 : 3, 8, 84-87, A. 173 f., 176, 179, 214; v. Kantak. um Hilfe gebeten 92, 9 6, A. 2 1 1, 254; umworben v. Apokaukos A. 213; (2.) Hilfsexpedition nach Thessalonike (1343) 3, 99(., A. 214-216; möchte Thessalonike stürmen 1 02, A. 223; zieht mit nach Didymotei chon 1 02 (., 1 1 1, A. 214, 225, 255; be=
=
=
=
c
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=
wundert die Kaiserin Eirene 1 12; mahnt Anna zum Frieden A. 254; kehrt nach Asien zurück 1 12, A. 257, 262, 279; ver liert Smyrna an die Lateiner u. kann Kan tak. nicht helfen 121, A. 252, 287; (3.) Hilfsexpedition 1 1 2, 133, A. 346-348, 367; bestaunt Kpl.(?) 1 33, A. 347; hilft Kantak. gegen Momal 1 33 (., A. 282, 348; lehnt Ehe mit Tochter des Kantak. ab A. 256; v. Kantak. um Rat gebeten A. 4 1 1 ; hilft Kantak. mit Truppen A. 414, 417; v. Kantak. erneut um Hilfe gegen Dusan gebeten (1348), fällt aber im Kampf um Smyrna 9, 1 99 (., A. 570-572; v. Kantak. verraten A. 571; sein Tod v. Kantak. bedauert 200, in dessen Ge schichtswerk nicht erwähnt A. 572; Per sönlichkeitsbild bei Greg. 5, 85(. Anacharsis 64, A. 98 'AVaXaAUltTfJQLOV A. 208c Anastasiupolis A. 129a Andronikos I. Komnenos, byz. K. ( 1 182- 1 1 85) A. 96 Andronikos II. Palaiologos (der alte K.), byz. K. (1282- 1328) Verhälmis zu Androni kos 111. s.s.n.; verwandtschaftliche Bezie hungen 1 04, A. 228, 471 (370); Restaura tion d. H. Sophia 147, A. 3 8 1 ; Testament ( ?) A. 471 (37Of.); unter - A. 3 3 1 Andronikos III. Palaiologos, byz. K. (1328- 1341) passim; nota: Geburtsda tum und Alter 1 6 f., 20f.; Mitks. seit Ge burt A. 86; Recht zu urkunden ebd.; 2. Ehe und Krönung 29- 3 1 ; Kampf um den Thron mit Andronikos II. 16, 1 8 f., 22f., 27, 29, 3 1 -33, 35 f., 43, A. 27 (247), 32, 86, 132, 322; verwandtschaftliche Bezie hungen 70, 1 04, A. 228 ; Einnahme Kpls 1 328: A. 27 (247); Krankheit Januar 1330: A. 21; Anordnungen v. 1334: 42, cf. 44; Vertrag mit Sarukhan (1336) A. 27 (228) ; Einkerkerung der Asan-Brüder (1336) 71 ; Entmachtung der Anna v. Epei ros (1338) 91 und Unterwerfung des Lan-
REGISTER
des A. 189; angebliche Bestätigung der Lehre des Palamas A. 471 (373 f.) ; - u. Kantak. s. loh. VI.; - u. Apokaukos 40, 57, 149, A. 27 (23 8 ) ; - u. Syrgiannes A. 124; - u. MomCiI A. 2 8 1 ; Bautätig keit: Anastasiupolis A. 129a, Gynaikoka stron A. 141 ; unter seiner Regierung, vor seinem Tod 150, A. 22, 27 (23 8 f., 242), 91, 153a, 255, 274, 391, 471 (373 ) ; letzte Willensäußerung 65, A. 90, 1 0 1 ; Tod u. Folgen 2 f., 40, 44, 52-54, 57, 66(, 1 04, 1 1 5, 129, 1 50, 1 52, A. 19, 26, 27 (pas sim), 65, 90, 319, 348, 399, 5 1 1 ; Beiset zung A. 27 (23 l f., 240); Grab 42, A. 27 (226); Totenklage des Gregoras A. 27 (226, 236f.), 322 Andronikos III. Megas Komnenos, K. v. Tra pezunt (1330-1332) A. 228 Angelos ]ohannes, Vetter des loh. Kantak. 69, 73, 76, 81, 90, A. 27 (243), 1 1 7 f., 161, 1 76, 1 79, 1 85, 1 8 8 - 191, 223, 504 Angelos Dukas Orsini s. Dukas Angelos Or sini Anker, hlg. Rettungs- 1 45, A. 3 8 0 Anna (v. Savoyen), (2.) Gem. Andronikos' III., Kaiserin-Witwe, Mutter ]ohannes' V., Regentin (134 1 - 1 347) passim; nota: Herkunft A. 333; ihr Kommen nach By zanz 1325/26: 3 1 ; 1334 unter den Schutz des Patr. Kalekas gestellt 42, 44, A. 27 (237), 37; Regentschaftsrecht A. 96, 346; Hauptkaisertum A. 86; Rückkehr in den Palast nach dem Tod ihres Gatten 42, A. 27 (226 f., 236 f.); von Kantak. für sei nen Regentschaftsanspruch als Zeugin be nannt 42 f.; stellt sich auf die Seite des Ka lekas u. Apokaukos 45, 50; überläßt, ein geschüchtert, Kantak. die Regierung 47, 1 52, A. 27 (229-23 1, 233 f., 237, 240), 96; bestätigt das eidlich 52, A. 27 (234, 242f.); v. Kantakuzenos' Mutter beauf sichtigt A. 27 (234, 243 ); und Trapezunt (Sept. 1341) 104(; Vertrag mit Orkhan v. B. (1341) A. 27 (242); Erkrankung, Ent-
führung ihres Sohnes Johannes V. durch Apokaukos (28. 8 . 1341) 55, A. 27 (244 f.); Kalekas interveniert bei ihr für Apokaukos 55 u. gegen Kantak. 58, A. 27 (245 f.) ; Amnestieschreiben für Apokau kos 58, A. 27 (246), 74; Kampf mit Kan tak. 3, 59, 62, A. 83, 96, 115; der Patr. ihr Mitregent u. treuester Helfer 1 65, A. 96; diese Regentschaft in der Sicht des Apo kaukos 1 1 5; erfolgloser Versuch, die Asan-Brüder zu gewinnen 1 77; Bündnis mit Alexander v. Bulgarien (1341142) A. 102; von Kantak. weiterhin respektiert 63, 81, 1 62, A. 16Of.; erfährt, daß Kan tak. das Wohlwollen Dusans genießt A. 156, verhandelt mit Dusan 80; die Ser ben befürchten, da� sie sich mit Kantak. einigen könnte A. 166; von den Zeloten in Thessal. anerkannt 1 01; sandte Joh. Va tatzes n. Thessal. 142; Kontakte mit der lat. Liga v. Clemens VI. (1 343) A. 252; entlohnt MomCiI (1344) A. 285; von ver schiedenen Seiten zum Frieden geraten ( 1344) A. 292, 294; lehnt Frieden ab A. 295; hört sich antikantakuz. Prophezei ungen eines Astrologen an 131 ( A. 335; Entzweiung mit Gregoras 132, 158, A. 346; von Gabalas vor Apokaukos ge warnt 123; beordert Apokaukos zurück nach Kpl. A. 293; Aussöhnung mit Apo kaukos 123, A. 294; Brief an die Amos mönche gegen den Palamismus (1344) 157, 1 65, A. 427; Verhalten nach dem Mord an Apokaukos ( 1 1 . 6. 1345) 13 8 (, 1 41, A. 362f., 367; gewinnt loh. Vatatzes als Nachf. des Apokaukos 142 (, A. 371 f., 375; Auslieferung v. Empyrites an sie A. 374; erhält bulgarische Hilfe A. 411 (vor Juni 1346), 503 ; Selbstbereicherung 1 45, 1 71 ; Verfolgung des Adels 1 45; ih retwillen will Kantak. Frieden 150; Ent zweiung mit Kalekas 4, 153 (, 157(, 1 66; " wirbt vergeblich um Unterstützung Ork hans 1 54, A. 4 1 0 f.; sucht sich andere tür,
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kische Verbündete 1 55; Annäherung an die Palamiten 4, 12 f., 4 9, 157 (., 1 68, A. 277, 404, 428, 433; Entzweiung mit Gre goras wegen des Palamismus 1 2 f., 1 5 8 - 1 60, A. 3 10, 336, 442; genehmigt Phakeolatos eine Leibwache 1 61, cf. A. 422; betreibt die Absetzung des Kalekas 4, 1 57, 1 66(., A. 404, 449, 471 (3 72, 375); Verhandlungen mit Humbert II. A. 471 (371 ) ; Erkrankung im lan. 1347: 1 66, A.
Antiocheia 1 69 Antipalamismus, Antipalamiten, antipala mitische OppositionlOrthodoxielPropa ganda 6, 9, 14, A. 330, 437, 456, 471 (374), 478, 495, 498, 502, 538; s. auch Akindynos, Argyros Isaak, Arsenios v. Ty ros, Gregoras, loh. Kalekas, Matthaios v. Ephesos, Neophytos v. Philippi Antisthenes A. 22 Antitürkische Allianz 1 1 0{., A. 252
464; verteidigt sich im Palast nach dem Einzug des Kantak. in die Stadt 1 62, A. 45 l f.; lehnt Kompromiß ab 1 64 {.,A. 457b, 459; gibt nach 4, 1 65, A. 459; wird ehrenvoll behandelt 1 70, 1 72, A. 471
Antonius (Gegner des Augustus) 59
(370), 486; ihre Rache befürchtet von den Kantak.-Anhängern 1 78; Persönlichkeits
(PLP 1 1 5 1 PLP 1 152 m.E.) Aplesphares, Heerführer der Byzantiner A. 372 &reo öLCPQOlJ A. 304 Apokalypse 2,27: A. 593 Apokaukissa s. Apokaukos' Frau 1 ., 2., Töchter Apokaukos Alexios passim; nota: niedrige Herkunft 40(., 46, 49, 57, 1 56, A. 199a, 5 1 1 ; Kar
bild: unversöhnliche Feindin des Kantak. 1 53, 1 65, 1 77, A. 27 (230), 3 8, 1 0 1 , 295, 335, 340, 346, 348, 404, 408, 457b, 471 (373); Verhälmis zu Apokaukos 41, 45, A. 26, 27 (226, 236 f., 239, 242f.), 115, insbes. zum Versuch des Apokaukos, Schwiegervater des Ks. zu werden 123, A. 27 (244), 68, 293, 295, 353a; Rhomäer haß 155, A. 416; Schuld am Bürgerkrieg
1 48, 1 53; Verliebtheitshypothese 1 1 8, A. 277; entschuldigt als Frau 58 und als Fremde 153; Einfluß ihrer ..Umgebung» 60, 1 1 8, 1 68, A. 83, 1 15, 254, 277, 294f.; falsch gezeichnet v. Greg. u. Kantak. s.s.nn. S. auch Byzantiner (Regentschaft) Anna (Palaiologina), Regentin v. Epeiros (ca. 1 336- 1338) 90, A. 184, 189 f. Anna Komnene Anachutlu, Kaiserin v.-Tra pezunt A. 230 Anna, Gattin Michaels III. Sisman v. Bulga rien A. 27 (232) Ansehen (angesehen) 41, 1 04, 135, 145, 208, A. 27 (226, 239), 369 Antalkidas, Frieden v. 2 1 9, A. 612 Anthologia Palatina A. 335a; VII 249: A. 1 3 1 ; XVI 275: A. 140 Antigonos A. 307
406
Apameia A. 348, 367 Apanage, der Anna v. Epeiros A. 189; für loh. V. (?) A. 275; -system A. 540 Apelmene, Kantak.-Anhänger A. 83, 285 =
riere u. polit. Aktivität bis 1341: 21, 40(. , 57, 1 49, A. 21, 26, 27 (223 f., 238, 241), 40, 1 99a, 3 9 1, 5 1 1, 591; angeblich geför dert von Kantak. 46, 49, A. 21, 27 (238-240), 39; Reichtum 45(., 57, 94, 1 56, 1 75; seine Kastellerrürme 46, 135, A. 41, 86, 294, 352 (vgl. Epibatai, Turm v. - ) ; Streben nach der Kaiserherrschaft 41, 46, 57, 59, 95, 135, A. 26; Ehepläne für seine Tochter mit loh. V. A. 26, 27 (244), 68; S. 1 1 7, 1 23, A. 262a, 275, 295, 353a; verwandtschaftliche Beziehungen A. 83, 29 1 , 5 1 1 ; Parakoimomenos A. 5 1 1 ; Mordpläne gegen Kantak. a b 1341: 45, 49(., 98, A. 345; Vorgehen bei u. unmit telbar nach d. Tod Andronikos III . 40-42, 45, A. 26, 27 (226, 229, 236 f., 240-243), 103a; Verhälmis zu Kantak. s.s.n. loh. VI. K.; versuchte Entführung
REGISTER
Joh. V. 55, A. 27 (235, 238 f., 244), 68, 75; Lage u. Verhalten danach 55, 58(., A. 27 (244, 246), 74a, 76; Amnestie 58, A. 27 (246), 74a, 75; agiert gegen Kantak. 59, A. 76 f., 83; Eparch v. Kpl u. Voll strecker aller ksl. Befehle 59; der starke Mann hinter Kalekas 42, 59(., 1 14- 1 1 7, A. 29, 77, 266; gegen Verfolgung des Pala mas A. 77, 404; vom Adel abgelehnt A. 8 8 ; Anstifter des sozialen Kampfes ge gen Kantak. 61, 66, A. 100, 104f.; Megas Dux (vgl. s. v.) u. der eigentlich mächtige Mann A. 103; rettet Thessalonike (Frühj. 1342) 75(., A. 145; vertreibt Kantak. 76 (., A. 145; sperrt die Enge bei Christu polis (Sommer 1342) A. 166; wirbt um Bündnis mit Dusan 93 (., A. 176, 179, 199, 2 1 1 ; rettet erneut Thessalonike ( 1 343) 91 (., A. 193 f.; Verhalten danach 92, 97, A. 196- 198; Einsatz türkischer Hilfstruppen 91, 95, 97, A. 204, 254; Ver such, Umur umzustimmen A. 213; Rück zug v. Thessalonike n. Kpl 98(., A. 2 1 1 , 2 1 4 ; Kontakte mit der Liga v . Clemens VI . A. 252; Initiator des Gerüchtes v . Tode des Kantak. A. 335; erwirkt Abzug Umurs A. 257, 262; Lage verschlechtert 1 1 4; bin det Kalekas u. Joh. Gabalas enger an sich 1 1 4, 1 1 7, A. 262a, 265 f., 274; löst Vatat zes in Thessalonike durch seinen Sohn ab
1 42, A. 370; Verfolgung des Adels 1 1 7, A. 353a; überläßt Gabalas die Verwaltung u. geht mit geheimen Plänen n. Perinthos 1 1 7(., A. 275; belagert Pythion u. Didy moteichon (Sommer 1344) 121 (., A. 2 8 8 f., 294; Rückschläge 1 22 (., A. 291; von Gabalas hintergangen 1 23, A. 292; festigt seine Position wieder 1 23, A. 293-295; tritt als Richter auf A. 345; versucht vergeblich Orkhan zu gewinnen A. 346; lehnt Frieden ab A. 346, 348; be lagert Empyrites u. bemüht sich um Zoll einnahmen A. 348, 585; befürchtet (an geblich) Volksaufruhr 133, 1 3 6; ver-
schärfte Verfolgung des Adels 135(.; von gefangenen Adeligen ermordet 4, 8, 135-138, A. 22, 347f., 35l f., 357, 359, 361, 513; Folgen 138-142, A. 345, 3 62-364, 367, 3 72, 5 1 3 ; v. Joh. Vatatzes abgelöst 143, A. 372, 375; Schuld am Un tergang des Staates 49(., 55, 1 71; Persön lichkeitsbild 41, 45(., 49, 55-57, 97(., 1 65, A. 2 1 -23, 27 (238 f.), 209 f., in eige nen Augen 96(., in den Augen Andronikos III. 57, des Kantak. 92 - 9 6, v. Gregoras verzeichnet s.s.n. Greg. Vgl. auch Anna v. Sav., Byzantiner, Johannes XIV. Kalekas Apokaukos' Frau 1 ., Tochter des Klerikers Disypatos A. 5 1 1 Apokaukos' Frau 2., Geschwistertochter des Georgios Churnnos 139, 1 75, A. 367, 513 . Apokaukos' Töchter 1. bestimmt für Johannes V.: A. 26, 27 (244), 68; S. 1 1 7, 1 23, A. 262a, 275, 295, 353a 2. Frau des Palaiologos Andronikos (3) 1 22, 1 75, A. 291, 5 1 1, 516 ( = 1 . ?)
3 . Joh. Gabalas versprochen A. 274, 345 (= 2. ?) Johannes, Bruder des Alexios A. 374 Johannes, Sohn des Alexios, Gouverneur v. Thessalonike 1 42 (., A. 369 f. ApolIon 130, A. 396 Apostel (PI.) 159, A. 219; Sg. s. Paulos Apostolios, Paroimiograph 1 49: A. 525, VII 39: A. 82, VII 60: A. 528, IX 59b: A. 402, X 19: A. 501, XIII 54: A. 35, XVI 9: A. 528 Appendix Proverbiorum IV 80: A. 304 Appian Mithr. 1 1 1 : A. 157; Bell. civ. 4,99: A. 489 Aproi A. 345 Apsinthos (ant. Stadt) A. 1 02 Aragonesische Version der Chronik v. Morea 20-22 Arbenos, Gesandter Dusans A. 1 8 1 Archontitzes, Garnisonkommandant v. Em pyrites A. 3 74
407
REGISTER Konstantinos,
Arda, fluß A. 255 Aregos
=
Arrego Enrico, savoyardischer
Franziskaneroberst A. 346, 348
Bruder
des
Andronikos
A. 83 Manuel, Bruder des Johannes 72f, 1 75,
Areios, Häretiker 1 99
1 77, A. 126, 128, 133, 345, 5 12, 520.
Argiver A. 3 8 6
S. auch Asan-Brüder
Argyros Isaak, Antipalamit A . 502
Asan-Brüder, Johannes u. Manuel, Brüder
Aristainetos (ed. Mazal) I 13,75: A. 200
der Eirene Asanina, Schwäger des Johan
Aristides Or. 1 3 (Panath.), 84: A. 3 8 0a; Or.
nes VI. Kantak. 71 f, 1 75, A. 126, 128, 5 1 0, 512, 520
46: A. 8 0 Aristokratische Staatsform 1 09, 1 74
Asan-Familie A. 520
Aristophanes Acarn. 760: A. 199a
Asanina Eirene s. Eirene, Gem. Joh. VI.
Aristoteles Meteor. p. 347b 34ff.: A. 298, p. 1 0 1 1 b 17: A. 50, De mundo p. 392b 2 - 6 : A. 298, Rhet. 2,21,2 p. 1349b 2 1 :
Kantak.
Asien ( = Kleinasien) 53, 55, 95, 99, 1 06,
Arithasa (ant. Name für Rentina) A. 1 3 8
1 1 2, 1 1 7, 133, 1 42, 144, 1 54, 1 82, 1 87, 1 99, 200, 202, 204 Asklepiaden 51, A. 52
Arkadios, byz. K . (395-408) A . 13
Asow/Asowsches Meer A. 243
Arkruros/-us 53, 1 85, A. 27 (227, 235), 154,
Assyrer (PI.) 1 1 0, (Sg.) 1 46 (Nabuchodo
A. 44
208; vgl. Bärenhüter
nosor)
Armenien ( = K1einarmenien), -r, -isch 17,
Astraperes,
bella, Konstantinos III., Leon III., Rita v. Armopakis = Umur Beg = Umur v. Aydin s.
Astrologe, savoyardischer 5, A. 346; s . Ga-
70, A. 122. S. auch Guy de Lusignan, Isa
Ptr.
v.
Kpl
( 1255 - 1259,
1 26 1 - 1265) 42, 1 52, A. 30, 219 Arsenios, M. v. Tyros, Antipalamit A. 471
Odoardo, Sohn der Isabella d e la
Asyl/-recht, -suche 77, 133, 145, A. 345, 501 Athanasios Vit. Ant. 65: A. 326 Athen 129, A. 22, 306, 3 1 0, 3 12; Akropolis
A. 153; VII 218 B: A. 528
Athener des Altertums (Sg.) Peisistratos 142;
Rochette A. 83, 277 Artemision (auf Euboia) 1 78, A. 521 Artemision, Akropolis v. Rentina A. 1 3 8
(PI.) 130, 1 74, 2 1 9 Athos
=
hl. Berg
Ekphrasis 1 0 , 125-1 2 7,
A. 299, 308; Messalianismus auf dem -
Arzt s . Ärzte
1 0 , 1 25, 1 27f, A. 3 1 0, 3 17-319; u. d.
Asan Andronikos, Sohn Ivans III. Asan v. Bulga rien A. 83, 125 f., 407, 459 f., 5 1 9 f. Isaak, Bruder des Andronikos A. 83, 363
Palarnismus 1 57; u. Kantak. 1 65, A. 166, 176, 348; -halbinsel A. 308; -Klöster A.
348; -Mönche = Männer des Berges 68,
125f, 1 28, 1 57, 1 65, A. 77, 1 15, 129a,
( ?), 447 Johannes, Sohn des Andronikos u. Bruder
408
later
Athenaios Deipnosoph. A. 525; VI 270 E:
Arseniten A. 2 1 9 =
Berrhoioten
A. 501; s. auch Athener
(373 f.), 473 Artaud
der
Astronomiel-isch A. 27 (235). Vgl. Gregoras
Amur Arsenios,
Gesandter
A. 1 8 1
310
ManueIs 5, 73f, 88, 1 75f, 1 78 - 1 80,
Athyras A. 348
A. 126,
Atlas, Gebirge 1 1 0
128,
137,
1 80, 256, 287,
367, 5 1 1 f., 516, 520. S. auch Asan-Brü
Atreus, Sohn des 132
der
Atropos (Moire) A. 334
REGISTER
Attikizein
=
attisch reden 56, A. 71 ; Attisch
Basileios, Bogomilenlehrer A. 436 Batatzes s. Vatatzes
1 96, A. 280, 3 15 Attizist A. 27 (247)
Baybars v. Ägypten A. 248
Aufidus, Fluß 147
Bekkos, s. Johannes XI. Bekkos
Auge(n) der Gerechtigkeit (Gottes) 3 7, 208;
Bera, Festung am Hebros A. 126, 128, 129a; vgl. Abdera
nie schlafend 38, 1 51, 1 63, 1 9 1 , A. 393
Y.
Augusteischer Prinzip at A. 79
Berke, Khan
Augustus, Octavius Caesar 59, 74
Berke, Khan d. Gold. Horde A. 240
AvderalBera s. Abdera
Berthoia,
Avignon A. 571 Axeios/Axios
=
Ägypten A. 248
Berthoioten
3,
11,
88,
91 {.,
96- 98, 1 00, 128, 1 74, A. 179, 1 8 l f., Vardar
78,
9 1 (.,
144,
A. 143, 149, 195 - 1 97, 199 Aydin, das ehern. Tralleis A. 1 67. S. auch
1 8 4 f., 1 93, 197, 199, 2 1 1 , 214, 369, 504 Bestechung 123, A. 294 Bilderverehrer A. 2 1 9, -verehrung A. 470 Bildhauer 74
Amur
Bildung 64 Babyion 44, 129, 1 82, A. 34 Bacchanalien 127, bacchantisch 64, Bacchosl -us 130, A. 276 Bärenhüter
=
Bischöfe (u. Priester) 1 1 4; in Synode zus ., Kpl 1334: 42, 44, 149; ebd. Juni 1341 : 1 97; ebd. zur Verurt. des Kantak. 1 97{.;
Arkturos 1 85; vgl. Arkturos
Adrianopel 1346: 1 54; Kpl 1347: 1 66 (.
Balik, Herrscher v. Ostbulgarien A. 4 1 1, 424
(vgl.
Balsamon Theodoros A. 266; Resp. ad Mar-
1 58, 1 69, 1 73; Palamiten zu B. geweiht
eum PG 1 3 8 , 1 0 1 7 D: A. 29
Synoden);
antipalamitische
12,
Bannfluch, kirchlicher s. Exkommunikation
1 73 B. v. Rom A. 266; v. Didymoteichon (Kanta
Barbar(en), -isch: Dareios I. v. Persien 44,
kuzenist) A. 9 1 , 256, 282; v. Philippi 1 63
Xerxes 1 2 7, Umur v. Aydin 54, 85, 1 02,
(s. Neophytos)
Orkhan v. Bithynien 1 54; allg.: Gegensatz
Bischofsamtl-würde 1 1 7, 1 68
zu Rhomäern u. Hellenen 49, 145, 1 84; zu
Bischofsliste des Andronikos III. A. 129a
human 88; Dreistigkeit 140; Freude 141;
Bischofssitze, Neubesetzung A. 498
Sitte 134; Wort 1 08;
Bischofssynode(n)/-versammlung(en)
=
Nichtrhomäer 9 7,
1 50; Perser des Altertums 50; Serben 79, 84, 1 74; Türken 1 1 1, 1 43, 1 55, 201 � Barbyzes, Flüßchen zum Gold. Horn 207, 2 1 4, 21 7, A. 5 8 8
Jan.
1347: 1 66{.; s. auch Synode(n) Bistonen, Volk A. 279 Bithynien 55, 1 09. S. auch Hyrkanos/Orkhan Blastares Marthaios A. 266
Bardarios, Athosmönch A . 3 1 0
Boccanegra Simone A. 245, 247
Barlaam (aus Kalabrien) l 1 f., A. 3 1 7, 3 3 1 ,
Bogenschützen 73, 98, 1 62, 201 {., A. 133
404, 426, 468, 471 (373) Bartholomäus v. Rom, Gesandter des Dau phin Humbert 11.: A. 471 (371)
Basileios 1., byz. K. (867- 8 8 6) A. 365, 3 8 8
Basileios, K. v . Trapezunt (1332- 1340) 1 04, A. 228, 232, 236
Basileios d. Gr., B. v. Kaisareia 131, 1 59; In Hex. 6,5 - 7: A. 337; Horn. de Fide: A. 439; Reg. mor. Prolog VIII: ebd.
Bogomilen 125, A. 299, 310, 3 12, 315; s. auch Basileios, Bogomilenlehrer Boiotarch (Epaminondas) 147 Boivin A. 22, 27 (235, 246), 47a, 1 1 1, 126, 140 f., 154, 190, 199a, 208a, 208c, 245 f., 252, 258 f., 275, 277, 3 1 0, 331, 338, 351, 355af., 370a, 383, 428, 49 1 , 502, 512, 526, 565 Bolbe-See A. 13 8
409
REGISTER
Bosporos, kimmerischer A. 23 8 ; maiotischer 1 07 Bosporos, Zolleinnahmen am A. 579; -küste A. 585· Braktos
(Vratko),
serbischer
Heerführer
A. 166
Bulgarien 1 2 1 ; vgl. A . 257; i n schlechter Lage nicht mehr einmütig A. 348; Vatat zes ersetzt Apokaukos 143; verlieren lie ber Gebiet an Dusan als an Kantak. 1 44; leiden unter Geldrnangel 145; erhalten Briefe von Kantak. 1 48 f.; Bündnis mit Orkhan v. Kantak. verhindert 1 54; ihre
Bretonischer Erbfolgekrieg A. 250 Briten 1 1 0
Schwäche v. d. Palamiten ausgenutzt 1 68;
Brulas Jakob, Gefolgsmann des Kantak.
weiterer Attentatsversuch gegen Kantak.
A. 254
A. 447
Brutus 74 Bucheiras Isidoros s. Isidoros, Ptr. v. Kpl
Byzantinische Historiographen A. la, 1 7,
Bühne der ganzen Welt (H. Sophia) 1 46; ksl.
Byzanz
155, 207
=
Kpl, passim, s.s.n.
129 Bulgaren, -ien, -isch 3 0 , 3 6 , 53, A . 27 (227-229,
232-234,
241 -244),
88,
Cäsar Julius 3 6 Caffa s. Kaffa
174, 179, 190, 255, 257, 281, 329, 349;
Cannae 1 47
Zweites bulg. Reich A. 129a. S. auch Alex
Cant. 1,6(3) u. 5,7(2): A. 382
an der
V.,
Cassius 74
Myser
Buondelmonti A. 260
Cassius Dio 53,12,2f.: A. 79
Byzantiner
1 06, 149, 1 55 - 1 57, 200, 203 ff. Vgl.
Cato Maior A. 72 Cernomen A. 346, 348, 408; Vertrag v. 32
MasseNolk v. Kpl
Chalanes, Turm des 198
Byzantiner u. ä.
=
=
=
Einwohner v. ByzanzIKpl 66,
«die (Regierenden) in Byzanz»
die Regentschaft in Kpl, d. h. die
Chaldäer 44, 1 3 1 Chaldaica Oracula 13 1 (., A . 338
Kaiserin Anna, Ptr. Johannes Kalekas,
Chalkedon, Konzil v., Kan. 28: A. 266
Apokaukos (bis 1 1 . 6. 1345) passim; nota:
Chalkidike, maked. A. 138, 141; thrak.
v. Kantak. erpreßt 46ft., A. 27 (23 0 f.); ihr Anhang die Masse 64; Reaktion auf die
A. 141, 279, 287f., 573, 578 Chariupolis A. 102
Usurpation des Kantak. 64; Ablehnung v.
Charondas 1 74
Friedensgesandtschaften 65, 68; verüben
Charybdis s. Skylla
Attentate u. gewinnen Überläufer ebd.;
fangen Briefe ab 66; sperren die Enge bei
Chersones(os), taurische A. 23 8 ; thrakische 54, 1 1 3, 1 44, A. 27 (227f., 244), 259
Christupolis 73; verlieren Melenikon 74;
Chios/-oten 4, 1 1 7, 122, 1 56, 204, 209,
. Attentate u. Intrigen in Serbien 80 (.,
A. 252, 262a, 275, 4 1 1 , 414, 418, 420,
A. 156;
halten
Didymoteichon
einge
423, 584, 6 1 1
schlossen 8, 86; Bündnis zw. Kantak. u.
Chisi Georg, Dreiherr v . Negroponte A. 252
Dusan gegen ihre Städte 89; bemühen sich
Chlerenos
um die Treue der Städte Thrakiens A. 256;
Chora, Städtchen A. 260
gewinnen Dusan 89; weitere Intrigen ge gen Kantak. 1 1 2, A. 257; für die Fortset
Christ 1 98, -en 1 45, Gemeinschaft der 1 72;
zung des Krieges verantwortlich gemacht
(=
Florina) A. 1 8 1
Christenmenschen 1 51; Christentum 1 6, A. 305
A. 257; bewegen Umur zum Abzug ebd.;
Christupolis 3, 70, 73, 80, 1 44, 1 86, A. 1 66,
gewinnen Momcil 1 1 8(.; it. Alexander v.
1 76, 179, 1 8 7, 214; Enge (Engpaß) v. 73,
410
REGISTER
8 7, 1 03, 1 1 1, 1 44, A. 1 3 6, 174, 178, 214; Mauer v. - A. 571 Christus, Sonne der Gerechtigkeit A. 71 ;
Vorbild für die Bischöfe 1 1 6 f.; -ti Ge burtsfest 66
Chronik v. Morea 20-22 Chrysobull (e) A. 161, 58 1 f. Chumnaina Anonyma, Nichte des Georgios Ch. A. 5 1 1 ; vgl. Apokaukos' Frau 1 . Churnnos Georgios A . 83, 5 1 1 Cicero Philipp. 5,2,5: A . 489; Tusc. Quaest. 1 , 1 0 1 : A. 146; 5,92: A. 273
Demetrios (Märtyrer) 1 02, A. 222; Fest
63; Heiligtum 215; -kirche in Epibatai A. 4 1 Demokratische Staatsform 1 09, 1 74 Demonassa v. Zypern A. 5 1 Demosthenes 48, 56, A . 71; Or. I (Olynth. A) 1 1 : A. 47; III,3 1 : A. 489; XXXVII, 48: A. 22 Derkos 144, -oi, -See A. 348 Despot(es) Kantakuzenos Johannes, Sohn des Matthaios A. 530; Momcil A. 288; Palaiologos Demetrios A. 134; Palaiolo
Cincinnatus Lucius Quinctius A. 245
gos Konstantinos 40, A. 21, 26; Palaiolo
Civrano Andreolo, Venezianer A. 243
gos Michael, Sohn Andronikos' III. 40, A.
Codex Justinianus A. 266 Cola di Rienzo A. 507 Comnenus Ioannes, Autor einer Vita Joh. Cantac. ( 1 699) 28 Constitutum Constantini A. 266 Coriolanus s. Markios Crecy, Schlacht bei A. 250
20 Despot(es)
v. Epeiros allg. A. 1 8 9; Nikephoros 11. s.s.n.
v. Mittelalbanien s. Johannes Komnenos Asan Despot(es) TitellWürde A. 20, 285; Insignien
1 1 9, A. 2 8 1 Dämon(en) 139, 2 1 8, A. 326 Dalmatien 80 Damokrania, Ort in Thrakien A. 348 Dareios I. d. Gr. v. Persien 44, A. 34, 208a, 453
Dareios 111. 1 82
DaITouzes Regesten Nr. 2215-2215a: A.
Despotat v . Epeiros s . Epeiros Destän d'Umur Pascha A. 65, 252; s. auch Enveri Deuteronomium 19,14: A. 269; 3 1 , 1 : A. 457 Diampolis 36 Didymoteichon 3, 8, 27, 58, 60f., 65, 69,
2219: A. 1 15 ; 2236: A. 3 1 3 ; 2253: A.
71 - 73, 84, 86 f., 1 1 1 f., 121, 133, 1 63, 1 67f., 1 70, 1 75, 1 85, 1 93, 1 96, 1 99(, 2 06, A. 27 (234, 242-245), 65, 69, 76,
426; 225 8 : A. 348, 3 8 1 ; 2261 : A. 426;
83, 90, 1 00, 102, 1 1 7 f., 129a, 133, 145,
74a, 75; 2217: A. 86; 22 1 8 : A. 564;
2266: A. 467, 468 ; 2266(a): A. 468;
156, 166, 1 74, 176, 179, 1 8 1, 214, 225,
2267: A. 471 (368-370); 2268: A. 471
252, 255 f., 282, 287-289, 291, 294,
(372); 2269: A. 471 (371); 2270: A. 471
345 -348, 367, 471 (371 ), 537. S. auch
(369, 372); 2272: A. 471 (374f.); 2274:
Bischof v. D.
A. 495; 2274-2275: A. 487 David d. Psalmist 67 David, Athosmönch, (Disypatos ? ) 1 2 7, A. 310 Dekateuterion, genuesisches Zollhaus A. 585 Delle Carceri Balzano, DreiheIT v. Negro ponte A. 252 Demarchen 61, A. 83
Diebe 57 Diodoros v. Sizilien, Historiker A. 353 Diogenes 1 1 7, 1 82, A. 273 Diogenes Laertios 6,3 8 : A. 273
Diogenian, Paroimiograph I 68: A. 525; 11
63 : A. 458 ; V 1 1 : A. 453; V 16: A. 235; V
29: A. 3 80; VI 71 : A. 297; VII 15: A. 578; VII 71: A. 172
411
REGISTER
Diogeniani Epitome II 8 8 : A. 235; III 54: A. 373 Dion Chrysostomos 64,3: A. 5 1
Dionysios v . Syrakus (I. od. II. ?) 1 35, A . 353
Dukas, Historiker A . 357, 3 6 0 ; (ed. Grecu) 43,22f.: A. 353a; 43,23: A. 360; 45, 8 f. 5 - 1 0 : A. 357; 45,20-47,4: A. 360; 65,7f.: A. 494
Dionysios Halic. Ant. Rom. V 4,3 : A. 44;
Dukas Michael (Großvater des Hist. Dukas)
Dionysios, Mönch u. Adressat des Palamas
Dukas Angelos Orsini
1 0,32: A. 364a
A. 357, 360 GiovannilJohannes, Graf v. Kephallenia
A. 3 3 1 Dionysische Umzüge A. 304 Dioskuren 1 76
Dioskurides IV 77: A. 52
Disypatos
David ( = David, Athosmönch ? s. auch A. 3 1 0 ) A. 433
Leon A. 5 1 1 Familie A . 5 1 1
= Joh. II. v. Epeiros (1323 - 1336) 90
Nikephoros s. Nikephoros 11. v. Epeiros
Dusan s. Stephan IV. Dusan
Dux Nikephoros A. 133 s. Nikephoros 11. v. Epeiros
Dynastisches Empfinden der Byzantiner A. 8 9 ; Legitimitätsprinzip bei Kanrak. A. 93 Dyrrhachion 35
Djanibek, Khan der Gold. Horde A . 243 Dobrotic s. Tomprotirzas Dölger Regesten Nr. 2865a: A. 75; 2866: A. 8 3 ; 2866 a ( + b ? ) : A. 86, 99; 2879f.: A. 156; zum Frühjahr 1344: A. 254; 2910:
A. 427; 29 1 1 - 29 1 3 : A. 465;
2914-29 1 5 : A. 459; 2917 a-b: A. 465;
Ecclesiastes 10,8: A. 43 Edessa (Vodena) 33 -35, A. 143, 147, 1 66
Edward 1Il. v. England A. 250 Eide(sleisrungen,
eidliche
Abmachungen
u. ä.) 24f., 32, 43, 51 f, 55, 58f, 62, 89, 1 1 7, 1 65, 1 77, 1 99, 2 1 9, A. 27 (242f.,
29 1 8 : A. 459; 2921 u. 2935: A. 570;
246), 30, 55, 75, 1 15, 3 1 0, 348, 362, 459,
2946: A. 597
495, 570; s. auch Meineid, Treueid
Doge(n), -würde s. Tuzos Dogi Perperui (v. Genua) A. 247 Domestikos des ksL Tisches, Synadenos Theodoros 17
Eirene Asanina Kantakuzene, Gern. Joh. VI.,
Abstammung u. Brüder 71 - 74, 1 75, A. 125, 128; Plarz in den KaiserakkIamatio nen 63, 81; Verteidigerin v. Didymotei
Donau, Fluß 144; -mündung A. 27 (229)
chon 72 (., I 1 1 f, 1 67; bittet Alexander v.
Doranitai, trapez. Geschlecht A. 233
Bulg. um Hilfe ( 1342) A. 179; Kontakte
Doranitis
mit Umur 8, 84, 86, A. 1 73 f.; sendet Ma
Johannes, Sohn des Konstantinos A. 233
nuel Tarch. n. Serbien u. erhält so Nach
Konstantinos ebd.
richt v. ihrem Mann 87; der Kaiserin Anna
Doria, genues. Farn. A. 246 Dorische Art, Lebensart 126, Tonart A. 306
verhaßt 1 53, A. 277; meldet ihrem Mann den Tod des Apokaukos A. 367; Krönung
Drama, Ort A. 13 7
in Adrianopel A. 409; Febr. 1347 in
Dreifaltigkeit 1 50, -shymnen 1 95
Adrianopel A. 471 (370); zur Krönung
Dreifüße, wahrsagende 1 87
nach Kpl ( 1347) 1 70, A. 486; verhindert
Dreiherren v. Negroponte A. 252
Aufstand
Dromon(en) A. 586
1 80-1 85, 1 93, A. 530, 536, 543; Antipa lamitin 1 94; Regentin in Kpl (1348) 206, 208 f, A. 590; Anteil am Sieg ihres Man nes 71 f, 1 1 1 f; von Gregoras bewunderte
Ducange A. 27 (234), 8 8 , 126, 199a, 208c, 246, 250, 252, 347, 357, 365, 370a, 512, 585, 596
412
ihres
Sohnes
Matthaios
5,
REGISTER
Persönlichkeit ebd., s. auch 5, 72, 1 80;
Eudokia, Kaiserin v. Trapezunt, Schwester
teichon? 8
Eunuch 1 05f
Quelle des Greg. für Ereignisse in Didymo
Eirene, Kaiserin v. Trapezunt, uneh. Tochter Andr. IlI., v. Greg. Eudokia genannt 1 04, A. 228, 230
Ekphrasis des Athos 10, 1 25- 127, A. 299
Andronikos' 11. A. 228
Euripides Phoeniss. 270f.: A. 150; Frgm. Phi/oct. 799,3: A. 44; Frgm. 941,2: A. 267a Euripos, Bild der Unbeständigkeit 3 7, A. 3
Eleusinische Mysterien A. 89
Europa 53, 55, 99, 1 1 0, 1 82
Elias, Prophet A. 219
Euxeinos Pontos s. Pontos (Euxeinos)
Empyrites, Kastell A. 348, 374, 408
Evangelium 47, 67, 1 50, 1 73, -en 1 59
Empythion, Kastell A. 1 02, 288
Exkommunikation (Anathem, Bannfluch) v.
England, englisch 3, A. 250
J. 1334 A. 37; der Kantak.-Anhänger
Enveri (cf. Destan) A. 27 (228), 65, 174,
( 1341) 64, 1 98, A. 471 (369), 487, 495,
214f., 225, 252, 256, 572 Epanagoge, Rechtsbuch A. 29 Epeiros, Despotat A. 27 (242f.), 37, 1 8 9 f.; s. auch Anna
V.,
564; d. Palamas durch Kalekas 1347: A. 471 (372)
Epaminondas 147
Nikephoros II.
Ephesos, Konzil v. (43 1 ) A. 29. S. auch Mat thaios v. Ephraim, Kastell im Rhodopegebiet A. 256 Epibatai, Kastell 1 75, A. 27 (229, 244), 74a, 75; Vertrag (Frieden) v. Guli 1322) 17, 2 8 f., 32; PalastITurm des Apokaukos in
46, 55-57, 1 1 7, 123, A. 27 (229, 244), 41, 73, 133, 294, 357 Epidauros 41 (s. auch Stratokles v.) Epikur 1 71 , -eer 130 Epirotischer Aufstand ( 1339/40) A. 190
E x ku " . .. \\"eln:e" h i ,hrl icher .. 3 Favorinos(us), röm. Philosoph 1 93, A. 553 Feodor s. Theodoros, Bruder Baliks Fest der Lichter 67 Feuerträger, der sprw. 203, A. 351, 578 Flötenspieler (Sg.) A. 22; -innen 1 06 Florentiner A. 69 Florina (Chlerenos) A. 1 8 1 Folterung v . polit. Gefangenen 61 Fontane Theodor A. 22 Fränkisch A. 470 Frankreich 3, A. 250 Franziskaneroberst (Aregos) A. 346
'E:rd Tii � "t(l
Franziskanermönch (Beichtvater d. Kaiserin
'EltL "toü O"t(lQ"toü, Senachereim A . 2 7 (244)
Franzose, französischer Prophet A. 335; s.
511
Epizephyrische Lokrer 1 74
Erdbeben v. 1296: A. 260; Okt. 1343 (bis Sommer
1344)
123, A. 258, 260, 370; Herbst 1344: 1 1 3 f, 1 23, A. 1 12 f,
260 Eretria 1 78, A. 521
Anna) A. 466 Galater Frau(en), gepriesen 147; diskriminiert 5, 58,
1 53; s. auch Gregoras (Vorurteile), weib!. Einfalt Frauengemach ks!. 1 68 Freudenhäuser 141
Erfahrung (als Lehrmeisterin) 1 87, A. 2
Friedrich III. (v. Sizilien) 1 7
Eris 1 96
Gabalas
Erzpriester (Bischof v. Philippi) 1 63 Euboia, -er 54, 99, A. 214f., 521 Euchologion mega A. 154 Eudokia, Kaiserin v. Byzanz ( 1067) A. 96
Johannes (= Raul Gabalas Joh. s. A. 274)
1 14, 1 1 7, 122, 132(., A. 83, 262a, 263,
274, 292, 294, 345 Matthaios s. Matthaios, M. v. Ephesos
413
REGISTER
Gabras Johannes, Adressat des Palamas A. 331
Glabas
Gabriel, Dorf A . 367 Gadeira
Meerenge v. l l 0
1 75,
Georgios, Offizier d. Kantak. A. 133
Galata, Kastell/Siedlung der Genuesen jen seits d. Gold. Horns, -er, Genuesen v. 4,
138, 145, 156, 1 62, 200, 203 (., 207(., 2 1 1 , 213, 215{., 2 1 8 {., A. 252, 346 f., 362, 423, 45l f., 456, 579, 582, 584, 589,
12,
=
ein savoyardischer Astrologe 5,
130-132, 158,
A. 333, 335, 346
Galatisch ( = keltisch, gallisch) A. 333 Gallien 1 2 Ganochora, Ort in Thrakien A. 260 Ganos, Ort in Thrakien A. 260
Geld
=
40, 47, 66, 1 1 6, 133, 1 42, 1 81, 1 89, 2 1 6. Vgl. Schicksal, Tyche, Zu
fall Goldene Horde A. 240 · Goldenes Horn
=
Meerenge, Meereshorn s.
Kpl Strafe, Wille, Zorn
Gallier ( = Galater) A . 333
Gasmulen
Offizier Andronikos' II. A. 133
Glück ( = Zufall)
Gott(heit), -es (göttliche/-er) Gerechtigkeit,
Galesiotes Georgios A. 3 8 1
Gehör
Michael (Dukas Glabas Tarchaneiotes),
Gnomologium Vaticanum Nr. 390. A. 146
594, 601, 6 1 1 Galater
Gim, der Armenier s. Guy d e Lusignan
Giovanni Il. v. Montferrat s. Joh. II.
139,
1 71, 1 85,
Vorsehung
A. 364, 367
Leserpublikum
Gratianupolis, Stadt Gratians
40
1 1 8, 201,
A.
279, 282, 578
A. 489
Gemälde, als Metapher
6, 38, 49, 52, 63, 67, 69, 76, 81, 84, 87, 89, 92, 95, 96, 1 09, 1 13, 1 23 - 125, 1 3 9, 1 45, 1 50(., 1 52, 1 60, 1 66, 1 89, 1 94, 2 06, 21 7-21 9. S. auch
37
Gregoras Nikephoros Biogr.: Geburt/Alter
Genesis 3 , 1 -7: A. 303
1 6; Geburtsort A. 52; orthodoxer Christ
Genua, -esen (Lateiner aus Genua), -esisch
A. 12; Gesandtschaft n. Serbien ( 1 326)
3 f.,
1 07, 1 1 0, 156, 207, 2 13, 2 1 9, A. 69,
234, 23 8 f., 243-247, 252, 420-423; s. auch Chios, Galata, Kaffa, Phakeolatos, Phokaia, Zaccharia Cod. Mosq. III 50: A. 120 A. 3 1 0, 3 1 9
Gerasimos L, Ptr. v. Kpl (1320 - 1321) 22 Gerasimos, Ptr. v. Jerusalem A. 409 Geschichte
(
=
stehen in Sachen Palamismus
129, A.
322,
3 3 1 ; Widerlegung eines savoyardischen
Georgios v. Larissa, Athosmönch u. Messa-
127,
Haltung im Thronstreit 1321- 1328
A. 322; Trauerrede auf Andronikos III. A. 27 (226, 236f.); anfängliches Abseits
Georgios Cypr., Paroimiograph 1 27: A. 525;
lianer
3 l f., A. 153a; urspr. Freund des Kantak.
1 91;
Geschichtsschreibung) Vorzü-
Astrologen 12,
1 3 1 (.,
A. 336; Stellung
nahme zum Palamismus vor der Kaiserin
9, 12, 1 58; Entzweiung mit der Kaiserin 132, 1 58-1 60, A. 343, 345; Antipalamit 4, 6, 8, 10, 12- 14, 1 58 (., A. 47a, 437;
ge u. Bedtg. 2 f., 3 7-40, A. 17; vgl. Grego
Versuche, Kantak. vom Palamismus abzu
ras, Joh. VI. Kantak.
bringen
9, 1 90 - 1 99,
A. 47a; Verfolgung
Geschichtsfälschung s. Joh. VI. Kantak.
durch die Palamiten 3, 6 f.,
Gesetz u. Kaiserherrschaft
A. 41, 47a, 162, 299, 445, 556, 613; Per
Gesetzgeber,
39, A. altgriechische 1 1 6
14
Getreideknappheit, -mangel (in Kpl u. Thrakien)
1 06, 1 09, 208 65, 80(., A. 157 Giganten 1 73 Gift(e)
414
sönlichkeit:
49, 1 94 (.,
Philosoph A. 2, 55, 3 3 1 ;
Astronom A . 2 7 (235), 124; Platon-Imi tator A. 12, 71; Werke: Antirrhetika I
Abfassung (ed.
Beyer):
7 - 15; p.
Stellenverzeichnis 135,3 f.:
A.
3 16;
REGISTER
135,16- 157,2: A. 3 1 8 ; 145,6 - 8 : A. 3 1 9 ;
tak.
145, 1 1 ff. : A. 3 3 0 ; 145,20 ff. : A . 330;
A. 74; keine Darstellung des Palamismus
82 f.; Kantak. als Gewährsmann
145,21 ff.: A. 106; 153,20: A. 24; 167,26:
1 25, 1 32; geschrieben aus der Sicht der
A. 343 ; 1 69,2 t: A. 430;
herrschenden
A.
426;
169,4- 1 1 :
169, 1 2 - 171,12:
A.
43 1;
A. 39,
Gesellschaftsschicht
5 t,
97, 2 1 8 ; prokantakuzenisch 5,
171,2 1 - 173,3: A. 437; 173,4-6: A. 442;
A. 26, 39, 96, 162; Vorurteile A. 407, ge
1 73 , 1 5 - 23 :
gen Kaiserin Anna 5, A. 39, 276, 295,
A.
445;
173,26- 177,5:
A. 439; 177,8: A. 323 ; 277, 1 3 : A. 2;
3 67, 406f., 4 1 6, 457b, 488, gegen Apo
297,24: A. 323 ; 375,10: A. 323; 411,20:
kaukos 5, A. 27 (226), 209, gegen Kalekas
A. 323 ; 425,13 - 17: A. 353; Antirrhetika
5; Kommentar zu Synesios' Traumbuch
1I A. 3 1 0 ; Briefe allg. A. 2; Stellenverzeich
A. 109; (ed. PG 149) 525A8 f.: A. 309;
nis (ed. Leone) : 4, 160: A. 429; 1 1,27:
Scholia A. 338; Kaiserreden A. 227; Le
A. 558; 1 1,42: A. 335a; 1 1,92: A. 307; 12
ben u. Lob Konstantins d. Gr. A. 227; Le
(
Glückwunschschreiben an Matthaios
ben der Theophano A. 227; Predigt auf
Kantak.) allg.: 5, A 578; 12,17f. : A. 576;
Mariä Verkündigung A. 140; Totenklage
12,3 1 : A. 573; 12,65 - 80: A. 578 ; 15, 1 1 :
auf Andr. lI.: A. 227; auf Andr. lII: 2, A. 27
=
A . 306; 15,102: A . 357a; 19,20: A . 307;
(226, 23 6 f.), 32�
20,45: A. 307; 28,7: A. 326; 28,29:
Gregorianischer Kalender A. 27 (235)
A. 357a; 3 8,5: A. 307; 40, 1 9 : A. 326;
Gregorios (der Theologe) v. Nazianz 1 59,
40,28: A. 304; 41,26: A. 353; 42,43 :
A. 335a; Carrnen 16,V 67f.: A. 383; Or.
A. 539;
43,42:
A.
546;
44,5 1 - 63 :
2,105: A. 43 8 ; Or. 23,6: A. 307
A. 506; 5 3 , 1 : A . 525; 55,14: A . 429;
Griechenland, altes A. 105
60,6 1 : A. 307; 62,7f.: A. 307; 69,34f.:
Griechische
A. 357a;
Grimaldi, Familie A. 420 Großadmiral s. Megas Dux Großdomestikissa, Eugenia 23
71,9- 14:
A. 5 1 8 ;
71,12f. :
A. 3 5 ; 71,62: A . 307; 71,65-67: A . 307; 76, 1 0 : A. 307; 83,20f.: A. 276; 87,22: A. 307; 89,8: A. 307; 90,24: A. 307; 1 05,133 - 136:
A.
304;
105, 173 f.:
A. 5 0 1 ; 108,6: A. 326; 108,137: A. 306;
(= altgriechische) Paideia A. 328 Palaiologina
Großdomestikoi, Liste der 26 Großdomestikos, Kantak. Joh. s.s.n.; Raul
109,28 -32: A. 324; 132,14f.: A. 307;
N.N. A. 357; Tarchaneiotes Nikephoros
144,32f.:
28, A. 133; nicht Syrgiannes d. Ä. 26 f.
A.
429;
148,47:
A.
306;
148,192: A. 326; 154, 1 1 : A. 429; Floren tios
(ed.
Leone)
587:
A. 5 0 1 ;
620:
Großdrungarios, (Raul) Gabalas Johannes A. 83
A. 323a; Hist. Rhom. Abfassungszeit 2 f.,
Großer Bär 155
6 - 15, 18, A. 27 (229), 41, 61, 9 1 ; Überlf.
Großgrundbesitzer A. 56, 205; in Thessalien
A. 27 (235); s. auch Handschriften; Text korrekturen A. 1 1 , 45f., 77, 85, 95, 217, 275, 370a, 457c, 569; Bdtg. 5 f., 37-40,
1 03, 1 25, A. 2; Inh. Tl. I: A. 1, Tl. lI: 3 -5;
unvollendet veröffentlicht A. 9 1 , 613; Aufnahme kleiner Schriften 4 f., A. 336,
A. 1 8 7; in Thrakien 29 Großkomnenen v. Trapezunt A. 230, 232; s. auch Komnenen Großkonostaulos,
Monomachos
Michael
A. 2 1 1 Großlogothet,
(Raul)
Gabalas
Johannes
80,
A. 83, 274; Metochites Theodoros A. 3 3 1
A. 155, 207, 209; chronologisches Vorge
Großstratopedarch, Chumnos Georgios A.
hen A. 179, 225, 291 ; objektiv i.b.a. Kan-
5 1 1 ; Palaiologos Andronikos 26, A. 29 1 ;
578;
Einstreuung von Reden
5,
415
REGISTER
Tagaris ManueJ 26, A. 447; Vatatzes loh.
Heliodoros Aethiop. VII 17,2: A . 379
A. 264, 370
Hellanodiken A. 523
Grund- und Viehbesitzer
Hellas
101
55
Vetter Andr. III., Gouverneur v. Serrhai
49, 130, 215, A. 328, 334; u. 145, A. 204; Schiedsrichter der ( = Hellanodiken) 82; -richter 1 79 Hellenisch ( profan) 85, 1 86
und den Städten bis hin zu Christupolis
Hellenistische Zeit A. 164
Gudeles, Weinschenk der Kaiserin Anna A. 254
Barbaren
Guy de Lusignan
70,
Hellenen
(
=
Gim der Armenier),
Hellespont
A. 122 f., 291
Gynaikokastron
75,
=
A. 345; s. auch Weiber
87, 133, 144, 1 55, 208, 214, 84
-ische Meerenge
Hendiadyoin A. 263, 355a
kastell
Henneborst A. 250 Hades
77, 120, 137, 140, 1 83,
Henri v. Asti s. Heinrich v. A.
A. 146
Hadrian, röm. K. 1 93, A. 553
Hera A. 120
Hagel, -böen
Herakleia am Pontos A. 52
112{, 123{,
A. 298
Hagia Eirene, Kastell in Merope A. 255
Herakleia in Thrakien s. Peirinthos
Hagioreitikos Tomos A. 3 13
Herakleios, byz. K. (610-64 1 ) A. 3 8 8
Haimos(gebirge)
Herodot I 59,6: A . 3 6 8 ; I 8 2 : A . 3 8 6 ; III 72:
72, 87
Handschriften, griechische, Barberinus 4 8 :
A. 208a; III 153- 160: A. 34; IV 46,76 f.:
3 ; Barberinus 1 84: 3 ; Baroccianus 197:
A. 9 8 ; IV 127: A. 453; VII 22-24.37.122:
A. 25 8 ; Colbertinus 6044: A. 258 ; Lau
A. 3 0 8 ; VII 228: A. 1 3 1 ; VIII 6,2: A. 578;
rentianus LVI 14: A. 3 1 0 ; Monacensis
IX 37,2: A. 412
442: 28; Pari sinus 1724: 3, A. 355a, 569;
Hesychasten, -isch A. 3 13, 461, 476, 495
Parisinus 2144: A. 22; Vaticanus 8 1 :
Hetumide(n) A. 122
A. 266; Vaticanus 164
(
=
R) : 3 , A . 7, 1 1 ,
9 1, 277, 5 12, 569; Vaticanus 165
(
=
V) 3,
Hierax, byz. Heereskommandant A. 346, 408
A. 7, 10; Vaticanus 1 1 15: A . 266; lateini
Hieron, Kap
sche -, Monacensis 1 8298 : A. 260
Himmelserscheinungen
Hannibal 1 1 0,
A. 348, 408, 585
130
Hippokrates A. 22
147
Hodegetria A. 459
Harmenopulos A. 266 Hasan, der Kleine - v. Persien A. 250 Hebros, Fluß
205,
121 {, 1 75,
A. 102, 1 1 8, 126,
1 3 0, 174, 279; -mündung A. 174, 179
Hofdamen, Zimmerpersonal der Kaiserin Anna
1 23,
A. 1 15, 294 f.
Homer Dias I 24: A. 340; 1 25: A. 435; I 82:
Heilige Schrift s. Schrift
A. 159, 342; 1 3 03: A. 42; 11 298 : A. 203 ;
Heimarmene A. 336a
III 222: A. 592; III 3 09 : A. 334; VIII
Heinrich v. Asti, lat. Ptr. v. Kpl A. 252, 471 HeJena, Mutter Konstantins d. Gr. A. 409, Helene Kantakuzene, Gern. loh. V., Tochter des loh. Kantak. 4,
43, 45, 1 52, 1 70, 1 72,
A. 27 (233, 241, 245 f., 248) > 1 3 3 , 471 (370), 486f.
416
XXII 209 ff.: A . 15; XXII 495: A . 202; Odyssee IV 3 5 1 ff.: A. 23 ; XI 3 1 9 f.:
487
Helike
69 ff.: A. 15; IX 378: A. 82; IX 563 :
A. 172; X 173 : A. 458 ; XVII 75: A. 1 19 ;
(371)
1 07
A. 2 1 6a; XI 476: A. 3 87; XIV 466: A. 3 14; XVI 1 1 1 : A. 1 19 Homeriden 94 Homerisch
47,
A. 27 (247), 144, 4 1 8
Honorius, röm. K . (393 -423) A . 266
REGISTER
Hrelja s. Khreles
Ismenias, antiker Flötenspieler A. 22
Hugo III. de Lusignan v. Zypern (u. Jerusa-
Isokrates XII 250: A. 276 Israel A. 393
lern) A. 122 Hugo IV. de Lusignan v. Zypern A. 252
Italien, -isch 55{, 215, A. 69, 243, 246
Humbert, Kardinal A. 266
Iulianischer Kalender A. 27 (235 f.), 154
Humbert 11., Dauphin A. 420, 471 (371)
lustin 3 7,2,5 f.: A. 157
Hundsstern 96, A. 208
Ivan 111. Asan v. Bulgarien A. 125
Hungersnot 106
Ivan A1exandur v. Bulgarien s. A1exander v. Ivan Stephan Sisman, bulg. Prinz A. 27
Hungrigen schmeckt jedes Brot 78 Hyacinthfarbige Tinte, ksl. Privileg 1 1 4 =
Hyrkanos
(232 f., 242) Ivan der Russe 3 6
Hyperpera/-n 1 1 2, A. 257, 579, 600 Orkhan, Satrap v. Bithynien
1 54{, A. 27 (234, 242), 204, 346 f.,
Jagd 88, A. 1 8 1
4 1 0 - 4 1 3 , 571
Jelena, Kralaina v . Serbien, Gern. d . Steph. IV. Dusan 79, 94, A. 153a, 1 8 1 , 190
Ibn Batruta A. 69
Jeremias XIX 9 : A. 392
Ignatios v. Smolensk A. 365, 477
Jerusalem 146, 154 .. S. auch Hugo III. V . , La zaros Ptr. v.
Ikonen 128, 1 40, 145{ Ikonographie des nie schlafenden Auge Got tes A. 393, - der Schnelligkeit der Zeit
(37Of.) Johann v. Winterrhur, Chronist A. 548a
74{, A. 140 Ilkhane s. Persien
Johannes III. Vatatzes, byz. K. (1222-1254)
Illyrien 80
15
Indien 1 82
"Johannes IV. Laskaris, Sohn Theodoros' II.
Indiktionenzyklen 23
1 51, A. 30, 219
lob, Athosmönch u. Messalianer 1 2 7, A. 3 1 0 Ionien, - r 54, 1 09, 155{; ionischer Golf 1 44, Athosmönch
Johannes V. Palaiologos, byz. K. ( 1 3 4 1 1 3 9 1 ) Geburrsdarum u. Alter 40,
66,
A. 20, 1 03, 459, 494; verwandtschaftliche
ionisches Meer 80 Isaak,
Johann II., Markgraf v. Montferrat A. 471
u.
Messalianer
1 2 7,
A. 3 1 0
Beziehungen A. 27 (232); K. seit Geburt A. 8 6 ; Thronerbe 5, 41, 1 89; 1334 unter
Isaak, ProfOS des Athos A . 3 1 0
den Schutz des Ptr. gestellt 42; zu seinem
Isabella v . Armenien, Mutter des Guy de Lu
Schutz Kantak. Mitkaisetrum angeboten
signan A. 122 Isabella,
Tochter
A. des Guy de
Lusignan
A. 122 Isabella de la Rochette, Hofdame der Kaise rin Anna A. 83, 277 Isaias 1 63; · 11 1 : A. 457; V 1: A. 54; X 9:
26,
37;
Vormundschaft umstritten
40-45, 51 -53, A. 27 (passim), s. auch Joh. VI. Kantak., Joh. XIV. Kalekas; Ehe mit Helene Kantakuzene angeblich von seinem Vater beschlossen 43, 45, 152{., A. 26, 27 (233, 241, 245, 248), 37; angeb
A. 566; X 2 1 : A. 392; LI 17,22: A. 344;
lich durch die Regentschaft des Ptr. ge
LXIV 3: A. 1 8 3
fährdet 62{, A. 8 8 ; Krönungsvorschläge
Isidoros Bucheiras, Ptr. v. Kp1 4, 1 69{, 1 73,
des Kantak. A. 27 (233, 241, 245 f.), 103a,
1 94 - 1 96, A. 3 1 0, 471 (374f.), 473, 476,
von Apokaukos hintertrieben A. 27 (241),
487, 495, 498 f., 537, 557 Islemie s. Stilbnus
1 03a, bzw. v. Patriarchen 66; Unterferti gung ksl. Urkunden 58, A. 27 (242), 75,
417
REGISTER
86, 99; Herrschaftsausübung von Kantak.
Förderer des Joh. Kalekas ( 1 334)
geraubt
A. 390; Mitkaisertum angeboten
152;
Entführungsversuch durch
Apokaukos zwecks Ehe mit dessen Toch ter A. 26, 27 (23 8 f.), 68, 262a; Krönung ( 1 9. 1 1 . 1341) 3, 291,
511;
66,
A. 103, 105, 274,
Prokypsis
u.
Akklamation
1 49(., 41 f., 44, A. 26, 37, 1 01, abgelehnt 42, 44; Restau rierung v. Polystylon 72, v. (Em)Pythion 1 2 1 ; Popularität beim Heer 46(., 52, A. 20; Ruhm u. Beziehungen im Ausland A. 27 (242), 90, 132, 149, 153a;
(24. 12. 1341 u. 5. 1. 1342) 66(., A. 104;
53 (.,
Rechte v. Kantak. gewahrt
Vermittler eines Vertrags mit Umur ( 1 3 3 6)
63, 150, 1 80,
A. 16O f., aber nicht dem Kral gegenüber A.
1 84;
( 1344)
Brief gegen den Palamismus
1 57, 1 65,
durch die Zeloten
A. 427; Anerkennung
1 01; erneute 1 1 7, 123,
rung durch Apokaukos
A. 27 (228 ) ; Freund Umurs
54, 84-86, 200; Verhälmis zu Alexios Apokaukos 40(., 45, 49, 55, 57-59, A. 26, 27 (234,
Entfüh
23 6-240, 243, 245 f.) 39, 74-76; zur
A. 275;
Asan-Familie A. 520; angeblich zum Vor
Rückkehr nach Kpl A. 286, 293 f.; durch
mund Johannes' V. bestimmt
den Mord an Apokaukos nicht gefährdet
62(.,
1 3 8 (.;
überredet seine Mutter zum Frieden
65,
68, 1 89,
41 -45, 51,
A. 90, 1 0 1 , 471 (373);
Ehepläne für seine Tochter Helene mit
A. 459; Mitks. des Kantak. ohne Macht
Joh. V.
(1347) A. 90, 93, 459; anwesend bei der
37; Vorgehen beim Tod Andr. III.
Krönung des Kantak.
1 70, A. 486, 494; 1 67 f.; Verlobung u. Heirat mit Helene Kantakuzene 4, 1 72,
43, 45, 1 52, A. 27 (233, 241, 246), 40, 51 (., 66, A. 20, 25, 27 (passim), 399; Re
ehrenvolle Behandlung
gentschaftsanspruch u. Streit mit Kalekas
A. 471 (370), 487, 494 f.; begleitet Kan
gen der Reichsverwaltung 45 -48,
tak. durch Thrakien ( 1 348/49) A. 543; zu
55, 58, 152,
rück in Kpl A. 595; wohnt 1354 im Haus
23 7 f., 242) , 55, 252, 401, 473; Ablehnen
3,
42-45,
A. 27 (226, 236), 37; Erzwin
50- 52,
A. 27 (229-23 1, 233 f.,
des Porphyrogennetos A. 86; unter -
ksl. Ehrungen
A. 25 8 ; Anklage gegen Kantak. u. Vertei
tes (angeblich) im Einvernehmen mit der
digung seiner Mutter A. 93, 346 (1347- 1354), Historiograph passim; no
1 04, A. 229 f.; der Kaiserin ver 1 53; Aktivitäten Juni -Sept. 1341 52-56, 1 04, A. 27 (227 f., 23 1 -233,
ta: Abstammung 20-22, 2 8 ; Geburt u.
236-248), 65, 274; 1 . Auszug aus Kpl
Johannes
VI.
Kantakuzenos,
58, 1 50; Führung des
Staa
Kaiserin
byz.
K.
haßt
A. 27 (227, 23 1 -236, 243 f.) ; Reak
Alter 16, 20 f.; verwandtschaftliche Bezie
53(.,
hungen
A. 122, 133, s. auch s.nn.
tion auf Entführung Joh. V. durch Apo
Eirene, Gern. Joh. VI., Kantakuzene, -os;
55, A. 27 (245 f.), 68; 2. Auszug Kp1 55, 58, A. 27 (227, 246f.); Amts enthebung 59- 62, 1 72 (., A. 83, 86, 96, 495; Besitztümer konfisziert 62, 70, 81, 1 72, A. 87, 102, 105 f.; Asan-Brüder für ihn gewonnen 1 77, A. 128; Usurpation
70,
Reichtum
43, 55(., 62, 70, 72, 81, 1 84,
A. 27 (248), 3 1 , 106, 176; Freund u. Ver trauter Andronikos' III . 29, 43 (.,
1 89,
63, 150,
A. 32, 37, 90, 96, 1 0 1 , 473; Statthal
terschaft in Thessalien (1321) 1 9 ; Helfer
kaukos
aus
Andronikos' III. im Thronstreit ( 1 3 2 1 -
der Kaiserherrschaft (26. 10. 1341) pas
1 3 2 8 ) 1 8 f., 3 4 ,
sim, nota: 3,
kos (ab 1321)
1 89,
43, A . 3 7 ; Großdomesti 40, 1 04, A. 27 (234, 239,
62 f., 71, 1 51 (., 1 79, 1 85,
A. 27 (243, 246), 8 8, 9 0 f., 96,
245), 69, 99 f.; «erster Minister» (Parady
9 9 - 1 0 1 , 1 03, 1 1 7, 123, 128, 132, 196,
nasteuon) Andr. III. 3,
220, 399; Legitimismus bez. der Rechte
42, 45;
Regent
schaftsanspruch Jan. 1330 A. 27 (23 1 ) ;
418
der Anna u. Joh.
V.
63,
81 (., 1 62,
REGISTER
A. 1 6O f. ; Mitteilung an seine Anhänger
Thessalonike 9 1 , A. 1 9 1 ; Rückzug n. Ber
A. 123 ; Anhang: Adel u. Gebildete 64;
rhoia 91 (., A. 1 9 1 , 1 9 6 f. ; Antwort an
Vorgehen
65f,
Apokaukos 93 -9 6, A. 199a, 207; Hilfe
Exkommunikation seiner
ruf an Umur 96, A. 208, 2 1 1 , 214; Intrige
Anhänger 64, 1 98; Auslösung einer sozia
des Apokaukos u. Überlistungsversuch
A. 100,
nach
102;
der
Usurpation
len Revolte 64, A. 97; Beschimpfung bei
Dusans A. 2 1 1 ; versuchtes Attentat in
der Prokypsis Joh. V. (24. 12. 1341/5. 1 .
Berrhoia 98, A. 21 l f. ; angeblich Warnung
1342) 66, A. 1 0 4 ; erfolgloser Versuch,
der Serben vor den Türken Umurs A. 216;
Adrianopel zu nehmen 69, A. 102, 1 1 6,
mit Umur vor Thessalonike 1 00, A. 214;
1 1 8 ; Verschlechterung der Lage 70; Ab
Abzug v. Thessalonike n. Christupolis 3,
marsch von Didymoteichon nach Westen!
1 00- 1 03, A. 214, 222f., 254f.; v. Chri
nach Thessalonike (Winter 1342/43) 3,
72,
stupolis n. Didymoteichon 1 1 1, A. 254f.;
A. 105, 129a, 133, 1 3 6 f., 1 8 0 ; Bitte an die
Friedensangebot an Anna A. 254; Bündnis
Athosmönche
um
Friedensvermittlung
mit Momcil A. 255, 2 8 1 ; Empfang in Di
A. 1 15, 129a; Bündnis mit Khreles 73 f,
dymoteichon
A. 132, 1 3 6 f., 139, 141, 1 80; Einnahme
A. 256; Feldzüge zur Unterwerfung v.
v.
Thrakien A. 256 ; . Eroberung v. Komotini
Thessalonike
verpaßt
3,
74- 76,
(Frühjahr
1344)
1 1 1 (.,
A. 1 4 1 - 143 ; Flucht n. Serbien Uuli 1342)
A. 279; Versuch, eine Tochter mit Umur
3, 76- 78, A. 106, 145, 149; Aufenthalt
zu verheiraten A. 256; Trennung v. Umur
dort 8, 78f, 83, 90, A. 154 (Datierung),
1 1 2, A. 257, 262, 279; Expedition ins
179; Vertrag mit Dusan 3, 89f., A. 153a,
Trans-Rhodopegebiet 1 1 8, A. 279; Erobe
1 5 6, 1 79, 1 8 1 , 1 84; Attentate u. Intrigen
rung v. Gratianupolis u. Kampf mit Mom
der Regentschaft (ab Aug. 1342) 80f,
eil 1 1 8 - 1 2 1 , A. 279, 28 1 f., 284f.; Rück
A. 156, 1 6 1 , 179, 201; 1 . erfolgloser Ver
kehr n.
such nach Didymoteichon zurückzukeh
durch Apokaukos (Hochsommer 1344)
Didymoteichon
u.
Belagerung
ren (Sommer 1342) 3, 83 f, A. 156, 166,
1 2 1 , A. 287, 289, 293 f.; Weigerung, die
179; verschärfte Verfolgung seiner Anhän
Treue seiner Anhänger zu erkaufen 121 (.,
ger A. 166; angebliche Pläne, Athosmönch
A. 290; Anhängern Reichsteile verspro
zu werden A. 1 66, 176, 348; Hilfsexpedi
chen 1 89, A. 545; Angebot eines Treffens
tion Umurs (Winter 1342/43) 3, 84- 8 7,
durch Apokaukos A. 289, 291, 293f.;
A. 174, 179; Begleitung Dusans zum Tref
Warnung an Umur vor lateinischem An
fen mit Apokaukos, das nicht zustande
griff auf Smyrna A. 252; Tod vorausgesagt
kommt (Dez.lJan. 1343) A. 176; Ernen
1 3 0, als Gerücht verbreitet A. 335; Erfol
nung des Joh. Angelos zum Gouverneur v.
ge, Verhandlungen, Attentate bis Frühj.
Thessalien 90, A. 1 6 1 , 176, 179, 1 85,
1345: A. 345f., 348; Rückkehr Umurs,
1 87- 1 89; Besuch des Manuel Tarcha
mit Umur
neiotes 87, A. 173, 1 76 ; 2. erfolgloser Ver
über MomCiI (7. 6. 1345) 133 f.; Aktionen
such ins
nach
Reich zurückzukehren
(Febr.
der
(?)
vor Kpl 133, A. 347f.; Sieg
Ermordung
des
Apokaukos
1343) 3, 87f, A. 179; Beziehungen zu den
(Sommer 1345) A. 367; Joh. Vatatzes aus
Palamiten 49, 1 5 7, 1 65, 1 68 f., 1 93, A. 14,
geschaltet 1 43, A. 374f., 408 ; weitere Bes
106, 473; Einzug in Berrhoia 3, 88f,
serung der Lage 1 43; Ohnmacht gegen
A. 179, 1 8 1 f., 214; Verärgerung Dusans
über Dusan 144; Herrschaftsgebiet Herbst
89f, A. 1 82, 199; Untersrützung Thessa
1345: 1 44; Aktionen bis Frühj. 1346:
liens 90, 94f, A. 1 87, 1 9 1 ; Marsch n.
A. 408; Geldmangel 1 45; verzagter Brief
419
REGISTER
an die « Byzantiner» 1 48 - 1 51; Eroberung
Andronikos l 76, A. 515 (cf. s.n.); Kontak
v. Selymbria 1 54, A. 408; Friedensappell
te mit Clemens VI. A. 548a, 571, 573;
an Kalekas 149 f.; Krönung in Adrianopel
Verrat an Umur A. 571; Aufstand seines
(21 . 5. 1346) 4, 1 54, A. 348, 408 f., 482;
Sohnes
Versuch in Kpl einzudringen A. 4 1 1 ; Hei
A. 520, 534, 536; Legitimismus bereut
rat
1 80, 1 89; Zugeständnisse an Matthaios
seiner Tochter mit
Orkhan
1 54,
Matthaios
verhindert
1 76 (f.,
A. 4 1 1 , 413 f.; weiteres Attentat vereitelt
1 86 - 1 90, 1 93, A. 537; Kalekas zurückge
A. 413; Überlauf der türkischen Verbün
schickt n. Kpl 1 85, A. 537; Auseinander
deten der Anna 1 55, A. 4 1 6 f.; Unterstüt
setzung mit Gregoras über die palamiti
zung durch die Palamiten 1 68, A. 473,
schen Hymnen Isidors 1 94 - 1 99, A. 557;
durch die Anhänger in Kpl A. 447; unblu
Zug durch Thrakien (Frühj. 1348) 1 99,
tiger Einzug in Kpl (2.13. 2. 1347) 4, 9, 82,
A. 543; Hilferuf an Umur 1 99, A. 570f.;
1 60 - 1 63, 1 69, 1 74, A. 449, 519; Volk
Trauer um Umurs Tod 200, s. aber auch
gegen ihn aufgehetzt 1 62, A. 452; Vorge
A. 571 f.; Hilferuf an Orkhan A. 571; er
hen bis zur Kapitulation der Kaiserin
folgloser Krieg gegen Dusan ebd.; Sieg
(3.- 8 . 2. 1347) 1 62 - 1 65, A. 86, 456,
über türkische Invasoren 203, A. 573;
459; Machtübernahme
Verbleib in Didymoteichon
(8. 2. 1347) 8 f.,
1 99, 206;
1 65, A. 90, 93, 459, 5 1 3 ; Rolle seiner Gat
Rückkehr n. Kpl (Okt. 1348) 2 1 1 , A. 573,
tin 72; «Unschuldseid» A. 471
5 8 7, 590, 594f.; Krieg mit Galata (Aug.
(370);
Schonung der Anna u. Joh. V. 1 67f.; Ver
1348 -6. 3. 1349) 4, 208, 2 1 1 f., 2 1 9,
lobung Joh. V. mit seiner Tochter A. 471
A. 597,
(370); Bestätigung der Absetzung des Ka
1352: A. 20; unter - A. 258; Persönlich
lekas 1 68, A. 468, 471 (371 ff.); Erzwin
keitsbild u. Beuneilung 47f., 53, 56, 61,
600 f.,
6 1 1 ; Krieg mit Dusan
gen der Wahl des Ptr. Isidor 1 69 (., A. 476;
74, 80, 83, 1 51 , 1 71 f., A. 346; Abkehr v.
Krönung in Kpl (21 . 5. 1347) 4, 6 f., 9,
Gewalt u. Blutvergießen 45; Großmut
1 70- 1 72, A. 476, 482, 486 f.; von den
A. 27 (237f.), 56, 8 8 , 459; Sanftmut 48 f.,
gleichen Bischöfen akklamiert, die ihn ex
62, 1 64, 1 71 , 1 91, 1 93, A. 74, 455; Stan
kommunizierten 1 98, A. 564; Hochzeits
desdünkel A. 27 (238 f.), 102, 205; Schuld
feier seiner Tochter mit Joh. V. (27. 5.
am Bürgerkrieg u. d. Folgen A. 96, 153a,
1347) 1 72; Beförderung von Verwandten
162; am Untergang des Staates durch Pro
(Anhängern) 1 75, A. 570; findet Staats
tektion der Palamiten 8 f., 49, 83, 1 92,
kasse leer 1 71; Anhänger nicht gebührend
A. 165a, durch Unentschlossenheit nach
entIohnt 1 71 (., 1 77(.; v. Anathemen ab
der Usurpation 1 48 (., A. 3 8 8 , 396, durch
solviert 1 72 (., A. 495; kein Frieden mit
den Einsatz v. Türken A. 204, 211, 252,
Dusan 1 99, A. 504, 570; Versuche des
254, 256, 346, 4 1 1 ; hätte ein guter Kaiser
Gregoras, Kantak. vom Palamismus abzu
sein können 8, 49, A. 474, s. aber A. 47a;
bringen 1 9 1 - 1 93; Zollsenkung in Kpl
Kantak. als Historiker Apologet seiner
(Sommer 1347) 204, A. 5 8 l f.; Appell an
selbst, bes. in den v. Greg. zitierten Reden
das Volk zur Geldspende für eine Kriegs
s . 5 . 5; s. auch A. 27 (228, 23 1, 235, 246),
flotte 2 1 1 f., A. 584, 597; Bau einer Flotte
83, 86, 8 8 -90, 101, 1 1 5, 141, 1 60, 184,
(ab 1347) 207, 2 1 1 -213, A. 580, 584,
196, 204, 2 1 1 f., 254, 290, 295, 345 f.,
597, 600, 6 1 1 ; Eroberung v. Medeia
362f., 369, 372, 417, 447, 449, 457b,
(Sommer 1347) 1 74f., A. 509, 573, 590;
6 1 1 ; parteiisch u. irreführend 5, 35, A. 27
Erkrankung A. 573; Tod seines Sohnes
(246), 293, 478 f.; Geschichtsfälscher 1 8 ,
420
REGISTER
24, 26, A. 27 (226, 23 1), 471 (373); Ver
kaukos
zeichnung der Rolle u. Haltung der Kaise
wandtschaft begünstigt
42, 59(., 1 14- 1 1 7, A. 294f.; Ver 1 1 4, A. 264; An
rin Anna A. 27 (233, 241), 68, 76, 83,
maßung ksl. Privilegien außer den roten
1 0 1 , 104, 1 15, 129a, 148, 184, 229, 295,
Schuhen
346, 348, 3 72, 404, 459, 471 (373); Titel
kaukos nach Peirinthos
vorwegnahme 17, 26, A. 1 89, 5 1 1 ; Thu
279; Rückkehr n. Kpl A. 286; Mißach
kydidesimitator A. 27 (247), 514; sonsti
tung des Asylrechts der H. Sophia
ges
A. 345; Bereitschaft z. Kompromiß mit
A. 3, 109, 353a, 359, 502, 507
70,
Johannes Chrysostomos, Ptr. v. Kpl (397-
Kantak.
1 1 5,
A. 268; Auszug mit Apo
1 1 7, 123,
1 49 - 1 53, 1 57,
A. 275,
133,
A. 254, 348, 471
404) A. 454
(369); darum der Kaiserin verhaßt 4 I.,
1282) A. 470f.
Hausarrest
Johannes XI. Bekkos, Ptr. v. Kpl (1275Johannes XN. Kalekas, Prr. v. Kpl (1334-
1 53 (., 1 57, 1 66, A. 277, 404, 457b; 1 66; Abserzung 4, 12, 157, 1 65- 1 67, A. 270, 404, 449, 460, 467; 12,
1347) passim; nota: Karriere angeblich ge
Abserzungstomos s. Synodaltomoi; Auf
fördert v. Kantak.
A. 390; Wahl
hebung der Exkommunikation des Kan
A. 37, 390; mit dem Schurz
tak. c.s. A. 471 (369f.); Abserzung v.
(1 334)
1 49,
1 49 (.,
der Kaiserin u. d. Thronfolgers betraut ( 1334)
42, 44(., A. 27
(226, 232); Intrigen
Kantak. bestätigt . 1 68, A. 471 (passim), 478 ; Verbannung nach Didymoteichon A. 471 (37l f.); wieder in Kpl gefan
des Apokaukos gegen ihn u. Schurz durch
1 68,
Kantak.
gengeserzt
1 49(., A. 3 9 1 ; Anspruch auf Vor mundschaft Joh. V. 42, 44(., A. 27 (226, 229, 236f., 241), 29, 37f., 96, 103; Moti ve 5,
42, 1 52, A. 37, 77; Einfluß des Apo 59(., A. 26, 75, 77, 83; verhindert sofortige Krönung Joh. V. 66; weicht vor Kantak.46, 50, 52, 55, 58, A. 27 (229- 231,
kaukos
233 f., 242, 246); Bestätigung der Lehre des Palamas Guli 1341) Apokaukos
55, 58,
197; Eintreten für
A. 27 (244-246),
74f.; Regentschaftsausübung A. 75; Ein zug in den Kaiserpalast
59,
A. 27 (232,
240), 77, 1 1 5; Zusammengehen mit der Kaiserin u. Apokaukos gegen Kantak.
59 (.;
Übernahme der Kaiserrnacht ebd.;
Kampf gegen Kantak. 7, 13 I.,
60, gegen Palamas 157, 1 65, 1 72 (., 197-199, A. 77,
3 3 1 , 404, 426, 468, 471 (3 7 l f.), 476, 562; Krönung Joh. V. tion v.
Kantak.
A. 103 (vgl.
64),
u.
66; Exkommunika Anhängern 1 72 (.,
487, 495; Initiator der
Prokypsis ( 1 341/42)
66; hielt laut Kantak.
die Kaiserin vom Frieden ab A. 1 15, 295, 346, 348, 447; treuester Helfer der Kaise rin
1 65,
A. 1 15; selbst abhängig v. Apo-
1 85, A. 471 1 86; Persönlichkeitsbild 1 86{., A. 538; Schuld 1 52 (.
(372), 537; Tod 5,
55, 59, 1 1 6(.,
am Bürgerkrieg
Johannes 11. Angelos Dukas v. Epeiros s. Ke phallenia, Graf v.
Johannes
I.
Angelos
v.
Thessalien
(vor
1268 - 1 308) A. 1 8 8
Johannes Ill . Megas Kornn enos, K . v . Trape zunt (1342-1 344)
1 05(., A. 233 I., 235af.
Johannes Komnenos Asan, Despot v. Mittel albanien A. 190 Johannes v. Damaskos De fide orthod. PG 94, 792 A 1 2 I. : A. 550 Johannes, B. v. Karpasia, Adressat des Kan tak. A. 471 (375) Johannes Klimakos Scala Paradisi 28: A. 300a Johannes Zacharias Aktuarios A. 22 Josef v. Kreta, Athosmönch u. Messalianer
1 2 7, A. 3 1 0, 1 63
319
Juden
Judices (Liber S. Script.) 10,7 u. 13,5 : A. 168
Justinian 1., byz. K. (527-565) A. 14, 138, 586
421
REGISTER
Justinian II., byz. K. (685- 695, 705 - 7 1 1 ) nach ihm ben. Saal A . 353a
Kallistos, Ankläger d. Symeon v. Alania A. 310 Kalliupolis 53, A . 2 7 (227)
Kaballarios Theodoros, Anhänger des Kan
Kalojan v. Bulgarien A. 129a Kalothetos Leon, Gesandter des Kantak. A.
tak. A. 285 Kabasilas
372
Michael, Sakelliu, Gesandter d. Kantak. A. 456, 459
Kamaris, Mauerwächter Kpls 36 Kanones (liturg. Dichtungen) 1 95
Nikolaos, Opusc. ined. 527,80: A. 22
Kantakuzene Anonyma, Kusine d. Joh. VI., 1 . Gattin
Kaffa (Caffa) 3, 1 07{, A. 23 8, 24 1 -244 Kairos-Bild A. 140
des Guy de Lusignan 70
Kaisar, Palaiologos Johannes 31
Eirene, Gern. Joh. VI. s. Eirene
Kaiser - Tyrann-Vergleich 39{, A. 13,
Helene, Tochter Joh. VI. s. Helene, Gern.
567
Joh. V.
Kaiserherrschaft (der Rhomäer) 82, 122, 1 82, 1 85, A. 272; Insignien der 63 Kaiserherrschaft u. Tyrannei 1 1 6
Maria, Tochter Joh. VI., Gern. d. Nike phoros II. v. Epeiros A. · 133, 1 89, 4 1 1 ,
4 7 1 (370); nicht Orkhans 1 54, A . 4 1 1 Theodora, Tochter Joh. VI., Gern. Ork
Kaiser- u. Reichsideologie A. 227 Kaiserinnen nota: A. 29, 86, 96
hans v. Bithynien A. · 133, 256
Kaiserinnengemach 1 23
(?), 4 1 1 ,
413 Palaiologina Theodora, Mutter Joh. VI.,
Kaiserkritik A. 79 Kaiserliche, -r, -s, Ärar A. 27 (239); Beratun
Herkunft 21, 28; Alter 67; Reichtum
gen 68; Diadem, -e 17, 1 70; Ehre 58, 1 50;
A. 32; Schenkung Kutlumuskloster 2 8 ;
Ehrungen A.
Vereitelung eines Staatsstreichs 1335/
27
(227); Frauengemach
1 68; Gewänder 63, 1 70; Gunst 1 58; Insi
36: A. 520; Beaufsichtigung der Kaise
gnien (der Kaiserherrschaft) 58, 63, 1 1 5,
rin Anna A. 27 (234, 243 ) ; sieht Ruhm
1 79, 1 89, A. 266; Münze 1 40; Palast 66;
u. Unglück ihres Hauses voraus 67{,0
Purpur 63; Schatzkammer(n) 52, 57, 1 71 ,
Besuch des Apokaukos (Sept. 1341) A.
2 1 1 ; Schreiben 58, 1 96, A . 254, 427;
75; Hausarrest A. 83, 5 1 5 ; verhindert
Stadt 1 03; Symbole 1 1 5; Szepter 58, 1 06,
Plünderung ihrer Stadtvilla A. 8 3 ; Ein
1 98; Thron, -e 82, 1 70, 1 98; Tisch 1 84;
kerkerung u. Tod 9, 61, 63, 66{, A.
Unterschrift 58, 60, 62, A. 86, 99; Urkun
84, 94, 105 f.; Konfiszierung ihres Be
den A. 8 6 ; Wohlwollen 1 60
sitzes 61, A. 87, 105; Palamitin 9, A.
Kaisersalbung 3 1
1 06; Einfluß auf ihren Sohn A. 27
Kaisertitel A . 530
(239), 90, 106, 109, 473; Persönlich
Kaisertum, Transferierung nach Kpl l 14, A.
Kalekas s. Johannes XIV. Kalekas Gesandter
Andronikos'
25-27
Kantakuzenos
11.
Kallinikos, Ptr. v. Kpl (1692) A. 260
Kallistos 1., Ptr. v. Kpl ( 1350- 1353 u. 1355 - 1 3 63) A. 3 1 0, 3 1 7, 3 8 1 , 471 (375)
422
162,
257, 471 (370, 373)
Kaiserwürde, Symbole der A. 265 Kallikrenites,
keitsbild 5 Kantakuzenische Propaganda 5, A.
266
Andronikos, jüngster Sohn Joh. VI. 1 76, 1 85, 1 94, A. 83, 5 1 5 Anonymus, Vater Joh. VI. 20-22 Demetrios, Sohn d. Matthaios, Sebasro kraror A. 530
REGISTER
Johannes, Sohn d. Matthaios, Despot A.
Kirche passim; nota: K. u. Staat
1 3 0, A.
530 Manuel, Sohn Joh. VI.
73, 78, 1 00, 1 74,
A. 122, 133 f., 1 5 1 , 1 66, 223, 504,
208,
42, 1 1 5,
29, 266 ; Schiffbruch d. K. (durch
Palamas) 12, 49(., 1 25, 130, 145, 157(., 1 73 (., 1 90, 1 92, A. 325 Kirchenväter A. 219, 305. Vgl. Väter
509 f., 590 Matthaios, Sohn Joh. VI. 4 f.,
22, 73, 1 76,
1 78-1 90, 1 93, 201 -203,
A. 32, 83,
Kleinchroniken (ed. Schreiner) 7,9: A. 103;
134, 279, 287, 369, 5 1 0, 520, 523, 530,
7, 1 0 : A. 3 8 1 ; 7,12: A. 602; 8 , l 1a: 16;
534, 536f., 571, 573, 578
8,33: A. 27 (234-236, 243 ); 8,34: A. 27
Michael, gefallen bei Sergiana, Großvater Joh.
VI.?
Kirchliche Wiedervereinigung A. 252
(244), 6 8 ; 8,35: A. 27 (235f.), 69, 75, 86, 90, 92; 8,36: A. 103; 8,3 8 : A. 145; 8,39:
20
Nikephoros, Vetter Joh. VI. A. 83, 274
A. 258 ; 8,40: A. 182; 8,41: A. 214; 8,42: A. 275, 289, 291; 8,43: A. 293f.; 8,44: A.
Kanzlei byz. 30; ·chef A. 27 (239) Kanzler der Kaiserin, Johannes Gabalas A.
352, 353a, 367; 8,45a: A. 3 8 1 ; 8,45b: A. 348; 8,46b: A. 450; 8,47: A. 459, 471
274 Karier, -isch Karthager
1 55, A. 1 00, 1 47
(369); 8,48a: A. 487; 8,48b: A. 483, 487;
82
8,48c: A. 487; 8,50: A. 587; 8,5 1 : A. 595;
Kastell des Vergessens
135, 145,
8,51b: A. 602; 9,9: A. 103; 9,1 1 : A. 352,
A. 378
3 60, 367; 9,13: A. 3 8 1 ; 22, 1 8 f.: A. 20;
Kastellanos, Mauerwächter Kpls 36 Kastilisch-portugiesisches Heer A. 249
29,2: A. 20; 49,4: A. 214; 49,5: A. 369;
Kastoria 33 -35, A. 1 1 7
87,2: A. 260; 8 8 A 8 : A. 3 8 1 ; 8 8 B 1 : A.
Katanier (Charondas) Katelanen
352, 367; 1 13,3: A. 459
1 74
Kleisthenes
90
Kaukasus(gebirge)
80, 130,
353a, 471 (371 ) , 571, 573
A. 326
Kavalla A. 1 78
Kelten, -isch (= französisch, savoyardisch)
1 00, 130,
1 74
Klemens VI., Papst (1342-1352) A. 252,
Katzand A. 250
A. 333
Kephallenia, Graf v.
Kleoparra
59
Klöster s. Athos, Abdera, Konstantinopel, Kosmosoteira
=
Giovanni Orsini
Johannes II. Dukas v. Epeiros
90,
=
A.
189
Klopa, Hafen bei Thessalonike A. 215 Klosterhaft A. 236 Klotho A. 334
Ketzer s . Messalianer
Kodoniane, Ort A. 137, 139, 141
Ketzerprozeß, -verbrennung A. 3 1 6 f., 3 1 9
Kokkinos s. Philotheos Kokkinos, Prr. v. Kpl
Khodja Omar, i n Tana ermordeter Tatar A .
Kolchis
243 Khreles (Hrelja Ohmucevic, Relja Krilatica), serbischer Lokalherrscher
72- 74, 88,
A.
27 (243), 129a, 132, 1 3 6 f., 139, 141, 176, 1 79 f.
Komnene Anna A. 3, 585; Alexias X 1 0 , 6 u. 1 1 ,5 : A. 470
Komnenen ( = Großkomnenen), Geschlecht
1 04
Kikonen, Volk A. 279 Kilikier
80
Komet A. 4 1 8
55
Komnenos Alexios, Protosebastos ( 1 1 8 0 bis 1 1 82) A. 104
Kimmerischer Bosporos A. 238
Komnenos Asan Johannes s. Joh. Komnenos
Kinnamos Manuel, Mystikos, Diener der
Komotini (Kumitzina)
Kaiserin Anna A. 277, 413, 422
1 1 8-120,
A. 279,
282
423
REGISTER
Konstantin d. Gr., Gründer Kpls 1 1 4, 1 23,
der Nea 1 40f, A. 365
A. 296; transferierte das Kstum. dorthin
Pammakaristos A. 345
1 1 4, A. 266; Fest A. 409, 487; Palast s.
Petra A. 3 1 0
Kpl; s. auch Constitutum Constantini Konstantinopel, meistens Byzanz gen., pas
des Erzmärtyrers Stephanos 1 69 Paläste
sim; nota: Kaiserin der Städte 46, al., Kai
Alter/Großer - 1 3 5 f, 1 3 8 f, A. 353a,
serstadt 63, 82, die alle anderen beherr
362, Palast Konstantins A. 353a, Saal
schende Stadt 1 28, die große Stadt 1 69, Stadt der Byzantiner 207; Transferierung des Kstums dorthin A. 266; Lob der Stadt
(Triclinium) Justinians 11. A. 353a
Blachernen
=
der (Kaiser-)Palast, pas
sim; nota: 35, 40, 42, 47, 5 1 , 66,
1 1 , 1 2 8, A. 227, 3 17; Alexios Apokaukos
1 1 5, 1 23, 1 5 7, 1 61 f, 1 64f, 1 67f,
Marktmeister u. Präfekt 59; bestaunt v.
1 70, 1 85, A. 27 passim, 77, 86, 296,
Umur v. Aydin 133; Größe 209; »Thea
449, 45 1, 459 f., 470f.; Aitherion
ter" 146; Handel u. Wirtschaft A. 69,
gen. Gemach 66; großer Saal des Ale
582; Flucht von Messalianern (Palamiten) dorthin 1 1 , 1 2 8; Heimsuchung durch Erd beben 1 1 2 (., A. 258-260; Angriff der La teiner v. Galata 207f; Modell an der Sta tue Michaels VIII. 1 1 3 Goldenes Horn
(=
Meerbusen, -enge,
Meereshorn) 207, 2 1 4, 2 1 6, A. 58 7f., 590a Gräben 123, 133
xios 1 68, A. 470 des Porphyrogennetos A. 86, 449 Säulen
Michaels VIII. 1 1 3
Stadtmauern allg. 133
Theod. Mauer 35, 61, 1 1 3, 1 23, 133, 1 55, 1 61 , 1 74, 209 f, A. 86, 258, 363, 587
Häfen 213, Heptaskalon A. 86, 596
Ostmauer 2 1 4
Hippodrom, Großes 2 1 1 , A. 83, 363, 596;
Seemauer 1 3 8, 2 1 1 , 2 1 8
überdecktes im Palast 1 39, A. 3 63 Kirchen
Vormauer(n) 123, A . 296 Stadttore
Apostel- 1 69, A. 260
allg. 6 1 , 123, 1 33, 1 61 , 208, 21 8f, A.
Blachernen- 1 64, 1 70, 1 72, A. 3 8 1
449
Ennea Tagmata-, späterer Name der
Basilike Porta A. 587
Nea A. 3 65
Goldenes Tor 1 23, 1 61 , A. 86, 448 f.
Große -, - der göttlichen Weisheit (der
Gyrolimne 35
Weisheit Gottes) oder Hagia Sophia 4,
Pföttchen des Porphyrogennetos A. 86
6, 9, 1 1 4, 132, 1 45 - 1 47, 1 70, 1 73, A.
Theodosiostor A. 587
261, 345, 362, 3 8 1 Hodegetria A . 456
Xylokerkostor A. 408 Stadtviertel
Muttergottes der Quelle A. 471 (370)
Blachernen A. 8 6
Nea (Neue Kirche des Palastes) 140, A.
Manganen, Turm des Apokaukos dort
360, 365 Klöster allg. 1 94 Basileios 1 68, A. 456
f,.. 41, 294, 352
Statuen
Erzengel Michael u. Michael VIII. 1 1 3, A. 260
Chora 3, A. 6 1 3
Theater 1 46
Hodegen 40, A . 19, 27 (226, 236)
Türme 2 1 5, Verteidigungs- 133, 209, 2 1 8
424
REGISTER
*Laodike, Schwester u. Gattin des Mithrada-
Vororte 61, 1 1 2
tes
Vorstadtgebiet 71, 1 55 Konstantinos IX. Monomachos,
byz.
K.
( 1 042 - 1 055) A. 266
Konstantinos Ill . v. Armenien A. 122 s. Guy de Lusignan Konsuln (im alten Rom) 1 74 Kontophre (Godefroi), Kantakuzenosanhän-
VI.
Eupator A. 157
Lapithes Georgios A. 481 Larissäer s. Georgios v. L. Lateiner (Sg.) Barlaam 12; Pogano di Pistoia A. 27 (243 ) Lateiner (Pl.), -isch(e), Allianz gegen die Tür ken, Eroberer v. Smyrna 1 1 0, 121, 1 99, A.
ger, Protosebastos A. 413
252, 287, 571; Genuesen (in Genua) 1 09;
Kopfbedeckung 13 7, 1 44, 1 75
v. Caffa 1 07- 1 1 0; Eroberer v. Chi os 1 56;
Koprinos, OrtSchaft A. 1 02
- v. Galata 138, 1 57, 1 60 - 1 62, 200,
Korsika 48
203, 2 1 9; - der Peleponnes 53, A. 27 -
in Smyrna
Kosmosoteirakloster (v. Bera) A. 126
(242 f.); savoyardische 1 3 0 (.;
KrallHerrscher der Serben/v. Serbien A. 88, s.
1 99(.; - in Trapezum 1 04(., 1 09; Arro
auch Stephanos 11. Milutin, Stephanos III. Deeansk, Stephanos IV. Dusan
Kralaina v. Serbien s. Jelena Kreta, -er 48, 54, s. auch Joseph v. K. Kriegsgeschrei 134, 201 Krim A. 27 (232), 23 8 Kronjuwelen v. Byzanz A. 488
ganz A. 200, 2 1 1 , 242 Lateinerin Kaiserin Anna 5, A. 39, al. Lateinische, -r Ptr,v. Kpl s. Heinrich v. Asti; Söldner Dusans A. 1 8 l f., 193, 199; Text des Constirutum Constantini A. 266
Lazaros, Ptr. v. Jerusalem 1 54, A. 345, 409, 471 (374 f.), 482
Ktesias, Historiker A. 1 a
Lazika 80
Kukunares Jakob, B. v. Monembasia, Adres-
Leake William 35
sat des Akindynos A. 3 1 0
Lear Edw. 3 5
Kumanen 1 5 f.
Lebensmittelknappheit 1 4 7
Kumitzina s. Komotini
Leibwächter,
Kurtikes s. Tarchaneiotes Manuel
Leibwache
d e s Apokaukos
1 35 (.; für Johannes V. 40; des K. (allg.)
Kutlumuskloster 28
1 82; des Kantak. 120, A. 285; des Pha
Kutrulis Michael A. 291
keolatos 1 57, 1 60(., A. 446
Kydones Demetrios A. 3 , 266, 3 69
Leichentuch A. 106
Kylon, -ischer Frevel 1 74, A. 501
Lernn os 122
Kyniker (Sg. Diogenes) A. 273, (PI.) 98
Leo III. Papst A. 266
Kyparissiotes Johannes, Palam. transgr. PG
Leo III. v. Armenien A. 122
152, 708 C-D: A. 471 (371 f.); 737 A: A.
Leonidas 77, -Wort A. 146
502; Widerlegung durch Kantak. A. 348
Lepentrenos Athanasios, Adressat des Gre-
Kypros 1 1 0; vgl. Zypern
goras A. 506 Lesbos 1 1 7, 122, A. 262a, 275
Lachesis A. 334
Leuktra, Schlacht v. 1 4 7
Lakapenos Stephanos A. 260
Leviticus 26,17: A . 607
Lakedämonier 1 47
Liber(i)os (Ioan Oliver), serbischer Adliger
Lamemationes 2 , 1 3 : A. 344 Lankada, Ort A. 141 Lantzaretos, Leibwächter des Kamak. A. 285
77(., A. 27 (243 ), 149, 166 Libyen, -er 1 1 0, 1 81 Liedermacher 120, A. 284 Lirnni a, Zitadelle v. Oinoe 1 05 (., A. 231
425
REGISTER Maria, Gern. Michaels IX. s. Rita-Maria
Löwe, Tierkreiszeichen 156
Xene
Logus, Dorf in Thrakien 3 6 Lokrer, epizephyrische 1 74; ozolische 90 Lukas Evangelist 3,9: A. 323a; 9,25: A. 3 1 ;
Maria Palaiologina, Kralaina v. Serbien, Gern. Stephans IIl. Decansk 29, 32 Markios
12,7: A. 4; 21, 1 8 : ebd. Lukas Georgios, byz. Gesandter zu Umur A.
=
Cnaeus
Marcius
Coriolanus
1 83 f, A. 533 Markos Evangelist 8,36: A. 31
257 Lukian Apo!. 6 : A. 1 65 ; ]up. Trag. 53: A. 34 Lydien, -er 54, 84, 96, 99, 1 55, A. 27 (234),
Markos, Ptr. v. Alexandrien (12. ]h.) A. 29 Marmara, Insel A. 260 Marmara, Kastell v. - A. 260
1 67, 371, 528 Lykoktonos, Giftpflanze A. 52
Marmara, -ion, -on, Ortsname A. 260
Lykurgos 1 74, A. 271, 306
Marokko, Sultan v. - A. 249
Lysimachia 1 1 3, A. 259
Marseille A. 420
Lysippos A. 140
Martina, Gern. Herakleios' 1., Kaiserin v. By
Macchab. 2,21: A. 54
Massalianer 1 25; s. Messalianer
Mäander A. 167
Masse(n) (Volksrnasse) allg. 64, 156, 1 79,
zanz A. 96
Magnesia s. Sarukhan
1 82; in Kpl 61, 66, 141, 208; in Thessalo
Mailand A. 247, 548a
nike 1 74
Maiotis
80,
1 75;
-scher Bosporos
1 07,
A. 23 8 ; -sches Meer 1 09 Makarios, Paroimiograph VII 4: A. 551; VIII
42a; 6,4 u. 6: A. 54, 443; 7,5: A. 496; 8,24-27: A. 42a; 10,30: A. 4; 13,24f.: A. 309; 16,19: A. 8 1 ; 20,22: A. 344; 23,27:
22: A. 3 5 8 Makedonien 4 , 1 1, 72, 1 74, 1 99, A . 2 7 (234, 245), 193,
Matthaios Evangelist 3 , 1 0 : A. 323a; 5,2: A.
196, 3 1 7, 348, 504; -ische
Städte A. 367, Chalkidike A. 279 Makkabäer 1 3 0 A. 3 3 1 Makrembolites Alexios A. 3 8 1 ; Logos Hi storikos, Parallelquelle zu 203 ff. s. A.
5 8 0 ff.
Makrembolites Eustathios H. H. pag. 94 A. 172 Maler 74, 1 87; s. auch Moses d. M. al Malik al -Ashraf v. Ägypten A. 248 al Malik al -Näsir v. Ägypten A. 248
A. 3 1 1 ; 25,41: A. 555 Matthaios Gabalas, M. v. Ephesos A. 502 Matthaios, gr. Mönch in Caffa A. 241 Maurusier 1 1 0 Mavrommatis, «Doppelagent» 8 , A. 257
Medeia, Stadt in Thrakien 1 74f, A. 503, 509, 573, 590, 595
44, 1 1 0 Mediziner 200. Vgl. Ärzte
Meder
Meer, unzuverlässiges Element 46; Herr schaft über 54, 2 04, 208, 2 1 2, 2 1 9, A. 612; in Metaphern 40, 48, 61, 63, 79,
Mamluken (Mammelucken)herrscher A. 248
1 01, 1 05, 1 1 5, 1 2 9 f, 1 3 8, 149f, 157-
Mandrobulos 70, A. 120
1 59, 1 79, 1 8 7, 1 89, 205, A. 440; von Sor gen 43; von Übeln 1 87
Manuel 11. Megas Komnenos v. Trapezunt (1332) A. 228
Meerenge zur Ägäis 156
Marathon A. 308
Meereseisvogel, «trauerreich» A. 172
Mardonios A. 308
Meeresfluten, -überflutung 1 13, A. 258
Maria (Gottesgebärerin) 1 95
Megas Dux (Großadmiral) Apokaukos Ale-
Maria-Xene, Gern. Manuels I. Komnenos, Kaiserin v. Byzanz A. 96, 104
426
xios A. 103, 194, 214, 3 74; ders. od. Asan Isaak? A. 447
REGISTER
Michael, Sohn Ivan Alexandurs v. Bulg.
Mehmed Aydinoglu A. 1 67 Meineid(e) 55, 143, 152, A. 495, -dig A. 30
A. 27 (232f.) Mikrokephalos, «Doppelagent» A. 449
Meizomatis Gregorios, trapez. Adeliger A. 233
Minos A. 271
Michael, Bruder des Gregorios ebd.
Mithradates
VI.
Eupator v. Pontos 80(,
A. 157
Melenikon 74, 88, A. 137, 139, 1 8 0 Menander Monost. 5 : A. 44; Frgm. 295.
Mitregierender Minister 45; vgl. Paradyna steuon
463 f. 632: A. 164; Frgm. 708 : A. 3 15
Merope A. 255 f., 2 8 1 , 349
Mittelmeer(raum) 3
Mesazon Apokaukos Alexios (unter Andronik os m.) A. 22
Mönch(e) 141, 1 66(, A. 1 15, 219, 236, 466,
Meseni ( = Mosynopolis) A. 282, 573
473 ; vgl. Athosmönche; -sgewand, -skleid, -skutte 133, A. 1 76, 345, 3 60; -sieben
Mesothynien A. 413
A. 305
Messalianer, -isch, -ismus
1 0 i., A. 3 1 0,
Mönghä-Temur,
Herrscher
der
Skythen
1 07(, A. 240
3 1 6 f., 3 1 9. Vgl. Massalianer Messina 2 1 5, Straße v. A. 605
Moiren A. 334
Metochites
MomCiI s. Momiti!as
Momitilas/-tzilos = MomCiI, bulg. Räuber
Georgios (Vater des Theodoros) 1 8 Nikephoros, Gesandter des Kantak. A.
hauptmann
u.
Condottiere
1 1 8- 120,
1 33 f., A. 255, 279, 28 l f., 284f., 288,
372 Theodoros, Großlogothet 1 6 - 19, A. 39,
345, 347-349, 351 f. Monaco A. 420
227, 272, 3 3 1 , 505 Metropoliten, palamitische A. 476
Mondeklipse, -finsternis 71, A. 124
Michael Erzengel, Statue in Kpl A. 260
Monembasia 1 69; vgl. Isidoros Bucheiras,
Michael
VIII.
Palaiologos,
byz.
K.
Jakob Kukunares
( 1259 - 1282), verwandtschaftliche Bezie
MoviiQE� aXelnov A. 5 8 6
hungen A. 133 ; Usurpation 151, A. 30,
Mongolen, -isch (Skythen, -isch) 29, A . 27
219; Dynastiegründung A. 399; Vertrag v. Nymphaion A. 5 8 1 ; Sonderstellung für seinen Sohn Konstantinos A. 5 1 0 ; unter -
A. 477; Statue in Kpl l 1 3, A. 260
Michael IX. Palaiologos, byz. (Mit) Kaiser
(232), 237, 248, 2 5 1 ; vgl. Ilkhane Monomachos Michael, Gouv. v. Thessalien, Großkonostaulos A. 123, 142, 1 82, 1 8 7, 1 8 9, 194, 2 1 1 , 447 Monophysitische Mönche A. 219
( 1277 bis 1320), Ehe 1 6 ; verwandtschaft
Montferrat s. Johann 11. v.
liche Beziehungen 2 1 ; Gefolgschaft 1 8 ;
Morea s. Chronik v.
Recht z u urkunden A . 8 6; Tod 43
Morrha, Region A. 256, 287, 293 f., 349
Michael Kerullarios, Ptr. v. Kpl (1043 bis Michael Megas Komnenos, K. v. Trapezunt (134 1/42, 1344/49) 104, 1 0 6, A. 230, 233, 235af.
Michael II. Angelos v. Epeiros (123 1 - 1 266) A. 1 8 7 Michael
m.
Moses, Führer der Israeliten 1 63 Moses der Maler, Athosmönch u. Messalia-
1058) A. 260, 266
ner 1 2 7 Moslims A . 122 Mosynopolis 1 1 9; vgl. Meseni Murta, Giovanni di A. 247 Musik, in Metaphern 85, 2 1 4
Sisman,
Zar
v.
Bulgarien
( 1323 - 1330) 29 f., 3 6, A. 27 (232, 242)
Muslimisch A . 249
Myrioplwton. Kastell A. 260
427
REGISTER
(
Myser
=
Bulgaren) 53, 66, 1 1 8 (., 1 69;
-herrscher 121
(5. Alexander v. Bulgarien);
(
=
Normandie A. 250 Not ist/macht erfinderisch 51, 145, vgl. 140,
Beute der 1 55, A. 415; Mysien
Nordafrika 3
A. 3 66, 379
Bulgarien) 1 1 8
Mystikos s . Kinnamos Manuel
Notitia episcopatuum A. 129a
Mythos, attischer 1 9 6
Numa Pompilius A. 271, 306 Nymphaion, Vertrag v. A. 5 8 1
Nabuchodonosor 146
Obolen 1 82
Nachtigall 125(., A. 300
Ochlokratie 1 74
Naturkatastrophen 4
Octavius Caesar (Augustus) 74
Negroponte A. 252, 471 (3 7 1 ) Neophytos, M . v. Philippi 1 63, A . 456, 459 Nestongos Konstantinos, Parakoimomenos, Klostergründer A. 477
72 (.,
A. 129a, 130, 178, 279
Neuphokaia A. 421
Nikephoros 1., byz. K. (802- 8 1 1 ) A. 3 8 8
Il. Angelos Dukas Orsini, Des-
pot(es) v. Epeiros A. 133, 1 8 9, 510, 590 Niketas Choniates 3 1 , A. 1 13 , 165, 405, 547; Hist. (ed. v. Dieten) 2, 15: A. 492; 5,89: A. 25; 16,27: ebd.; 24,25 : A. 412; 3 2,34f.: A. 342; 39,39: A. 242; 52,l f.: A. 487;
63 , 1 8 :
A. 24; 87,7: A. 592;
87,93 f.: A. 342; 94,4 f.: A. 539; 1 04,44: A. 559; 164,60f.: A. 242; 173,3 : A. 1 19 ; 235,4 - 8 :
A.
104;
245,78 f. :
A.
Olympia, -isch 55(., A. 67 Olympionike A. 5 0 1 Oracula chalda·ica A. 3 3 8
Nikandros Alexipharmaka 12 ff.: A. 52
Nikephoros
Oinoe, Schwarzmeerhafen A. 23 1 Oliver loan s. Liber(i)os Olymp 130; - der Weisheit A. 326
Nestorios 1 99 Nestos, Fluß
Odoardo (de la Rochette) s. Artaud
24;
266,24: A. 350; 282,80: A. 559; 286,1 f.: A. 342; 378,59: A. 25; 435,60f.: A. 25; 489,48: A. 24; 521,4: A. 3 8 0 ; 541,46f.:
A. 403 ; 575,63-70: A. 242; 625,20f.:
Orest(es) s . Orest(es) u . Pylades Orest(es) u. Pylades, Freundschaftsmuster 44, 85, 1 76; von Schauspielern dargestellt 1 2 8, A. 5 1 8 Orestias s. Adrianopel Orion 79, 1 55, 200, A. 27 (235), 154, 208, 418 Orkhan s. Hyrkanos Orthodox, -e Lehre, -ie, antipalamitische 9, 1 59, 1 69, 1 73, 194 - 1 96, 1 9 8 Osmanen 1 7 Ozolische Lokrer 9 0
Il 8 9 , 8 : Il 1 8 8,5: ebd.; Il 234,16-22: A.
Pachymeres 17, 20; Hist. (ed. Bonn) A. 470; 260
ebd.; Or. (ed. v. Dieten) 4,8 f. : A. 358;
Päpstliche Privilegien A. 266
19,2 1 : A. 373; 3 1 ,4 f. : A. 3 0 8 ; 56,24:
Paideia, gr. A. 328
A.
Palaiologen, Geschlecht (Haus) 29, 1 3 7, A.
245;
149,1 :
A.
35;
1 6 1 ,7:
ebd.;
196, 1 3 : ebd. Niketas Scholarios, trapez. Adeliger A. 233 f. Niketas Studites A. 260 Nikolaos
I. Mystikos, Ptr. v. Kpl (901 -907,
9 1 2 - 925) A. 129a Niphon s. Skorpios Nomismata 203 Nomokanonistik A. 5 3 8
428
292; -dynastie, -herrschaft 1 1 3, A. 20, 77, 102, 1 60, 2 1 9 ; -sturz A. 260 Palaiologina
Anonyma, Tochter Andronikos' IIl., Du san als Braut für seinen Sohn angeboten 80
Eirene, Tochter des Demetrios, Gern. des Matthaios Kantak. A. 83, 134
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·Eirene/Maria, Tochter Andronikos' III. A. 27 (232) Eudokia s. Eirene Palaiologina, Kaiserin v. Trapezunt Eugenia, Großdomesrikissa 23, 25 -27 Maria, Gern. Stephans III. Uros 29, 32 Maria-Martha, Urgroßmutter des Joh. Kantak. 28, A. 133 Theodora, Tochter Michaels IX., s. Theo dora, Zarin v. Bulgarien Palaiologos Andreas, Zelotenführer A. 369 Andronikos, Großstratopedarch 26 Andronikos, Protovesriarios 34 Andronikos, Sohn des Konstanrinos, Schwiegersohn des Apokaukos 122, 1 75, A. 142, 176, 291, 5 1 1 Anonymus, Mitmörder des A1exios Apo kaukos 1 3 7 Demetrios, Sohn Andronikos II., Despot A. 134 Johannes, Bruder Michaels VIII. 20 Johannes, Sohn des Konstanrinos Porphy rogennetos, Kaisar 31 f. Johannes, Primikerios A. 133 Konstanrinos, Despotes, Onkel Androni kos' UI. 40, A. 21, 26 Konstanrinos Porphyrogennetos, Sohn Michaels VIII. A. 470, 510; s. auch Por phyrogennetos Konstanrinos, Sohn des Michael KutrUlis, Gegner des Kantak. A. 176, 291 Michael, Sohn Andronikos' III., Despotes 40, 51, A. 20 Michael, Sohn Joh. V. A. 20 Michael, Zelotenführer A. 369 Theodoros, Sohn Andronikos' II., Markgraf v. Monderrat A. 471 (370) Thomas, Heerführer, Gegner des Kantak. A. 142 Palamas Gregorios, Verteidiger der Hesycha sten A. 3 13, 461; seine Theologie Juni 1 34 1 angeblich gutgeheißen 1 67, A. 404, 426, 468, 471 (373 f.), später v. Kalekas
bekämpft 1 65, 1 73, A. 77, 404, 426, 468, 471 (372f.); v. Apokaukos in Schutz ge nommen A. 77; angeblich Patriarchats kandidat des Kantak. A. 77, 294, 404; in die Messalianismusaffaire v. Athos ver wickelt 10- 12, A. 3 10, 3 16, 319; Flucht n. Thessalonike A. 3 16-318; Gefangen schaft 157, 1 65, A. 317, 404, 459f.; mahnte 1341 zum Frieden A. 77, 323; prokantakuzenisch A. 77, 471 (373), 473; Verbrecher und Pharisäer genannt A. 330; Gegner A. 331; benutzte Oracula chaldai' ca A. 338; v. d. Kaiserin Anna umworben 157, 1 66, A. 428, 459; v. Gregoras be kämpft 7, 1 58- 1 60, A. 437 (vgl. Grego ras); und die Absetzung des Kalekas 157, 1 68, A. 471 (37.1 ); Helfer des Kantak. 1 68{; Patriarchatskandidat 1 69, A. 476; B. v. Thessalonike 1 73 (., A. 478, 499; v. Gegnern verurteilt 1 69, A. 48 1 ; Recht gläubigkeit erneut bestärigt A. 495; Streit gespräch mit Gregoras 1 95 - 1 99; Neuerer 13, 49, 1 57{, 1 68{, 192(., 1 98, A. 502, 552; Bekämpfer der kirchlichen Dogmen 1 65, 1 67, 1 96, A. 3 3 1 ; Lehre 1 65 (., 1 95, A. 557 (vgl. Palamismus); Charakter 197, A. 560; Werke: Triaden 11 f.; Epp.: ad Annam imp. A. 428; ad Barlaam (Syngr. l) 258,12- 19, ad Dionysium (Syngr. II) 479, 16-18, ad Johannem Gabram 3 62,2-5: A. 3 3 1 Palamismus, nota: Entstehung auf dem Athos 7, A. 3 10, 3 17, 3 19; gefördert v. d. Mutter des Kantak. 9, A. 106; v. Kantak. 9, A. 165a; bekämpft von Kalekas A. 471 (371 -374), 562; von Kaiserin Anna und Joh. V. 157, 1 65, A. 427, von Greg. s.s.n.; erschüttert die Kirche 4, A. 325 (vgl. Kir che, Schiffbruch der - ) ; Ursache des Ein sturzes der Hagia Sophia A. 3 8 1 ; «er greift» die Kaiserin Anna A. 404; Widerle gung durch Gregoras A. 445; wegen Be kämpfung Kalekas abgesetzt A. 467; Akindynos zum Angriff aufgefordert
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A. 465; 1351 endgültig bestätigt 6, A. 471 (Ende); Lit. s. A. 472 Palamiten, -isch, nota: Verhälmis zu Kantak. 8 f., 168(., A. 77, 473, 479; Scheinbündnis mit Kaiserin Anna 4, 168, A. 277; v. Kan tak. benurzt, um auf Anna einzuwirken A. 294, 471 (374); Gehilfen der Anna bei der Abserzung des Kalekas 1 67; Verfolger des Gregoras 8 f., 49, A. 47a, 162, 299, 556; Parasiten, Pharisäer u. Verbrecher genannt A. 330; vom Anathem des Kalekas absol viert 1 73, A. 495; Schuld an den Mißerfol gen des Kantak. A. 474; Befürworter der Krönung des Kantak. in Kpl (1347) 1 70; übernehmen die Macht in der Kirche 1 73, 1 94 Palladas, Dichter A. 335a Pamphylon, Kastell 69, 1 80, A. 102, 1 1 8 Panareros Michael (ed. Lampsidis) S. 67,3 -6: A. 233 ; S. 67,8 - 1 0 : A. 234; S. 67, 1 1 : A. 234; S. 67,21 : A. 235a; S. 69,8 f.: A. 236 Panathenäen 55, A. 67 Paphlagonien 80 Papst 1 1 0; s. auch Klemens VI. Papsttum und Constitutum Constantini A. 266 Paradynasteuon 24, A. 3 8 ; Apokaukos A. 26; Kalekas 45; vgl. mitregierender Minister Parakoimomenos Apokaukos Alexios A. 5 1 1 ; Nestongos Konstantinos A. 477 Paraspondylos, Kommandant in Adrianopel, Attentäter gegen Kantak. A. 346, 408 Paroimiographen A. 118, 200, 525, 547 Patriarch(at) v. Kpl 44, 149, 1 85; u. das e . e. A. 266 Patriarch, lateinischer von Kpl s. Heinrich v. Asti Patriarchatsakten A. 3 10; -bücherei 1 28; -re gister A. 471 (375), 487, 495 Patribalai 1 1 8 Paulos, der Apostel 45, 1 58, 1 97; 1 Cor. 2,9: A. 183; 3,19: A. 356; 4,9: A. 307; Eph. 2,2: A. 326; 5,14: A. 283; Ga!. 1,8: A. 78,
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434, 481; 1,10: A. 54; 2,18 : A. 563 ; Hebr. 4,1 3 : A. 393; 10,3 1 : A. 568; Philip. 3,20: A. 301; Röm. 2,16: A. 54; 1 Thess. 2,4: A. 54; 2 Ti. 4,7f.: A. 36, 441 Pax Romana A. 66 Peirinthos = Herakleia Pe(i)rinthos 1 1 7, 1 2 1 , 123, A. 262a, 275, 279, 282, 293, 3 10, 3 17, 345 Peisistratos 1 42 Peloponnes, -ier, -isch 20 f., 53 (., A. 27 (242, 244 f.); im Altertum 2 1 9, A. 327 Pelops 128 Penelope, Gewebe der 95 Pep anos, Vorsteher des Blachernenpalastes 35 Pepromene, -on 130, A. 334 Pera A. 579 f., -ufer A. 587 Pergamon s. YakSi v. Periparos A. 2 Perith(e)orion, Kastell 1 1 1, 134, A. 129a, 136, 224, 254-256, 282, 351 Perser des Altertums 50, 1 78, 1 82, 2 1 9, A. 308, 521, 582. S. auch Dareios 1., III., Xerxes Perser, -isch = Türken, -isch 53, 84, 86(., 91, 95, 99(., 1 02, 1 09 - 1 12, 134, 143 (., 1 54(., 1 87, 1 99-204, 2 1 8, A. 214 Persien = mongolisches Reich der llkhane 3, A. 244, 248, 251 Pest (v. 1347-1348) 4, 1 75(. ( = Seuche), A. 5 14 f. Peteinos Basileios A. 260 Petronas Leon A. 421 Petrus, -i Stellvertreter A. 266 Phakeolatos Georgios (Giorgio Facceolati oder Fazzolati), gräzisierter Genuese 1 56(., 1 60(., A. 422-424, 446f., 449, 473 Phakrases Georgios, Protostrator, Offizier d. Kantak. 73, A. 133 Pharier ( = Proteus v. Pharos) 41 Pharisäer 130 Phatria des Isidoros v. Monembasia A. 473 Pheidias 146 Pherai (Berrhoia) A. 351
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Pherai = SerrhaiiSerrhes A. 123, 142, 161, 1 66, 174, 176, 179, 345, 3 67 Philadelphia 26, 1 55, A. 257. S. auch Theo leptos v. Philes 17 Philippi 80, 87, A. 136f., Ebene v. 74; s. auch Neophytos, B. v. Philippopel, Ebene v. A. 1 1 8 Philokrene, Ort in Bithynien 29 Philostratos Imagines 1,6: A. 1 8 1 ; Vit. Soph. 1,8: A. 553 Philotheos Kokkinos, Ptr. v. Kpl (1354 bis 1355, 1364 bis 1376), Adressat des Pala mas A. 77; Amirrhetika gegen Gregoras A. 3 10; Vita Isidori (Ptr.) A. 471 (372) Phokäer 1 56 Phokaia s. Alt-, NeuPhotios, Autor der Epanagoge (?) A. 29; BibI. Cod. 72 (1 106, 1 -4 Henry): A. la; Horn. 152,12 (ed. Laourdas) A. 3 ; s. auch Balsamon Phrygien 1 09, A. 371; -r (Aisopos) 1 89 Pinkernes, Johannes Angelos A. 1 1 8, 189 (vgl. Weinschenk) Piraten, -erie 1 1 0, 1 78, 205, A. 585, 587, 601 Pisa A. 247 Pisides Georgios A. 3 Platon, -nisch 3 7, 56, A. 71, 235, 323; Gor gias 5 1 6e: A. 22; Leg. 9 p. 373c: A. 5 1 ; falsches Zitat 56, A . 72 Plethon A. 27 (247), 271 Plinius N. H. 8,16: A. 525 Plutarch Apophth. Lac. Leonid. 13: A. 146; Mor. 2,567 B: A. 364a; Vit. Par. Alex. 14,2f.: A. 273; Cat. Ma. 9,8: A. 72; Co riol.: A. 533; Coriol. 12, 1 : A. 3 85; Pericl. 1,5: A. 22; Solon 28,1: A. 568a Pogano di Pistoia A. 27 (243) Polarstern 107 Polystylon, Kastell 72, A. 126, 129a, 136 Pompeius 81 Pomanus A. 87, 471 (371) Pomos (Euxeinos) 107, 1 75, A. 346; Hals
des - 205, A. 585; s. auch Schwarzes Meer Porou-See A. 129a Porphyrogennetos, wohl Konstantinos, Sohn Michaels VIII., s. dort u. Kpl Paläste Posidippos, A. P. 1 6,275: A. 140 Povisdos, Kastell A. 255 Präfekt v. Byzanz, Apokaukos Alexios 59 Primikerios, Palaiologos Johannes A. 133 Prinkipo, Insel 46 Prinkips, Gesandter des Kantak. A. 214 Pro(i)konnesos A. 260 Prokopios Bellum Vand. 1,1 1 : A. 586; 4,22: ebd. Prokypsis 66, 1 70, A. 104 Pronoiare A. 100 Propheten (alttest.) 146 Propontis-Küste A. 260 Proskynese 58, 1 80, A. 76 Prosoikos, Kastell A. 149 Prostagma Joh. VI. v. März 1347: A. 471 (369, 3 72-375) Proteus 41 Protos des Athos, Isaak A. 3 10; Niphon Skorpios ebd. Protosebastos, Gabalas Johannes A. 83, 274; Komnenos Alexios (11 80/1 182) A. 104; Komophre A. 413 Protostrator, Palaiologos Andronikos A. 291; Phakrases Georgios A. 133; Syn adenos Theodoros 17f., 70, A. 141, 345 Protostratoramt 1 7 Protovestiarios, Palaiologos Andronikos 34; $ynadenos Theodoros A. 345 Proverbia (Liber $. $cript.) 22,28 : A. 269, 550; 23,10: A. 269; 26,27: A. 43 Prusa 3 1 Prytaneion = Stadthaus 52, 1 03, A . 227; = ksl. Schatzkammer A. 56 Psalmen 2,9: A. 593; 11,3 : A. 4; 18,2: A. 8; 29,6: A. 469; 30,19: A. 4; 56,4: A. 87; 63,3: A. 88; 73,23 (2) : A. 3 82; 76,10: A. 107; 79,14: A. 350; 120,4: A. 393
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Psellos Michael, Expos. in Or. chald. Frgm. 107: A. 3 3 8 Ps.-Epiphanios, Horn. i n l aud. S . Mariae A. 393 Ps.-Kodinos De officiis (ed. Verpeaux) 1 84 f.: A. 93; 147,17- 148,3 u. 276,8 - 15 : A. 510; 259,9 - 16: A. 409 Ps.-Plutarch, Provo Ec1og. 13: A. 1 1 9 Ptolemaios 1 3 1 , A . 105; Op. 1lI 1 p. 12, 1 6 - 1 8 : A. 336a Purpur s. ksl. Purpur Purpur(rote) Schuhe, ksl. Privileg A. 25 (s. auch rote Schuhe); Tinte, id. A. 265, 395 Pylades s. Orest(es) Pyrrhon, Philosoph, pyrrhonische Urteilsenthaltung A. 331 Pythagoräer 130 Pythion, Kastell ( Empythion s.s.n.) 121 =
Qalä'un v. Ägypten A. 248 Qaresi, Emir v. Phrygien A. 371 Qaresi, Emirat A. 61; s. auch Suleyman v. Räubersynode v. Ephesos (449) A. 219; zur Absetzung des Kalekas A. 471 (372) Raul Anonymus, Mörder des Apokaukos 136(., A. 357 Raul Gabalas Johannes s. Gabalas Johannes Regentschaft s. Byzantiner Regnorum Iibri I 12,9, I 18, 17, IV 8,2: A. 168 Reiche (Wohlhabende) als «Klasse» 70, 1 00(. Reichtum u. Ansehen 64, 1 01, 1 56, A. 219 Relja Krilatica s. Khreles Rentina, Kastell 74, A. 1 3 8 f., 141 Rhaidestos, Stadt in Thrakien A. 102 Rhaikos, Sohn oder Enkel des Momcil A. 351 Rhegion in Italien 215 Rhegion bei Kp1 23, 26f., A. 348, 408; Ver trag v. Guni 1321) 26, 29; Prozeß v. (Dez. 1322) 32 Rhodeser, Templer mit Sitz auf Rhodos 213, A. 601
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Rhodier, Bewohner v. Rhodos 54, 1 75 Rhodope(-gebiet, -gebirge) 71, 1 1 8, 133, 200, A. 129a, 256 Rhodos 1 69; Sitz der Templer 1 1 0, 213 Rhomäer Römer des Altertums u. des byz. Reiches 66 Rhomäer (Staatsvolk des byz. Reiches A. 100a), -isch passim; nota: - u . Barbaren 1 84; u. Hellenen 49; Bürgerkrieg der 1 06, 1 1 9, 1 43; Gebiete 144; Geschichte 1 03; Geschlecht 64, 1 87; Glück u. Ruhm 41; Grenzen 153; Herrschaft 203; Land 95; Lebensart 144; Mißgeschick 1 52; Reich/Staat 41 u. passim; Schicksal 148; Sitten 144; Städte s.s.v.; Überreste 1 50; Unglück 1 88; Volk 1 88; Wohlergehen 1 53; Zwietracht 143 Rila, Ort A. 1 18, 130; -Kloster A. 179 Rita-Maria-Xene, Gern. Michaels IX., Mutter Andronikos' IIl. 70, A. 122 Robert v. Artois 17 Römer 81, 147, 1 84, A. 67, 157 Römische, -es Edikt 54; Geschichte A. 66; Recht A. 105; Reich A. 157 Rom (altes) 54, 59, 1 14, 147, 1 74, 1 83, A. 266, 306, 579, 586 Rossokastron 36 Rote Buchstaben (ksl. Schrift) 151; Schuhe (anziehen) 41, 71, 1 14(., 1 79, A. 25, 127, 265, 268 ; Unterschrift A. 8 6 =
Sabellios 1 99 Säulen des Herakles 1 1 8, 1 75, A. 276 Sakelliu, Kabasilas Michael A. 456 Saladin, Türke im Dienst des Kantak. A. 254 Salado, Schlacht v. - A. 249 Salamis (Insel), -inisch 1 1 0, A. 252 Salamis auf Zypern A. 252 Salmydessos, ant. Stadt A. 503 Salomon, Tempel des 1 46 Salzminen, staatliche A. 199a Samos A. 120 Sanudo Janullio v. Naxos u. des Archipels A. 252
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Sapientiae liber 3,7: A. 341 ; 5,22: A. 257a Sardinien 48 Sarmaten, -isch A. 67 Saronischer Golf A. 252 Sarukhan, Emir v. Magnesia/Lydien A. 27 (228, 234, 241, 244), 346, 3 67, 371, 414 Satan A. 357 Satrapen Herrscher 1 2 7; türkische Emi re 1 54f; s. Amur (Umur), Hyrkanos (Orkhan), Solyman (Suleyman) Satrapie = beinahe autonomes Herrschaftsgebiet 1 86 Satrapien türkische Emirate 53, A. 414 Satrapische Wut (Umurs) 54, A. 27 (227f.) Sauromaten 55, A. 67 Savoyardisch s. Aregos, Galater Savoyen A. 333; s. Anna v. Schatten von Leidenden 1 48 Schattenbilder 1 15, -malerei 80 Schauspieler 128 Scherbenspiel 143, A. 373 Schicksal 47, 77, 1 3 1 (., 143, 1 76, 1 89, A. 1 S f., 334, 336a Schimpfkarren A. 304 Schlange Satan 1 2 6 Schnee 71 Scholarier, -ioi, Gruppe Adeliger in Trapezunt A. 232f. Schrift hl. 125, 1 59, 1 86, 1 94 Schriftworte, -zeugnisse 1 99 Schütze, Tierkreiszeichen 71 Schuhwerk als Zeichen der Sebastokrator würde 1 75; vgl. auch Purpur-Schuhe, Rote Schuhe Schwarze Kleider (Trauer-) 6, 148 Schwarzes Meer A. 239, 348, 585; s. auch Ponros Euxeinos Schwertkomet 155 Sebastokrator, -en, Asan Johannes u. Ma nuel 1 75; Kantakuzenos Demetrios A. 530; MomCiI A. 285, 510 Sebastokratorwürde A. 285, 510; Insignien 1 75 Seefahrt 49 =
=
=
=
Seehandel v. Byzanz 203; v. Galata 206, A. 579 Selbstmord, -mörder 51, A. 5 1 Selymbria 23 -27, 58, 1 44, 154(., A . 4 1 , 76, 83, 100, 344, 348, 408, 411, 413, 417, 449 Selymnos s. Stilbnos Senachereim, Epi tu Stratu A. 27 (244) Senat, -smitglieder, -ssitzung, -sversammlung, -oren, -orisches Amt (in Kpl) 54, 58, 60, 1 14, 1 1 7, 153, 206, A. 27 (226f., 232-234, 242, 245), 55, 79, 263, 407, 5 1 1 ; im alten Rom 59(. Senatoren(clique) in Trapezunt 1 04 - 1 06 Seraphine A. 393 Serbe(n), -isch 9, 79, A. 27 (227, 242), 148 f., 154, 15� 162, 16� 17� 1 8 0 f� 19� 199, 216, 329, 367, 376, 571; v. Gregoras Triballer genannt, s. dort; s. auch Khreles, Kral(aina), Liberios Serbien 8, 83, A. 27 (242), 145, 153a, 156, 166, 173 f., 176, 179, 255, 274, 281, 573; Kral v. - s. Stephan Ill. Decansk, Ste phan IV. Dusan, Kralaina v. - s. Jelena Serrhai 34, 70, 75, 83 f, 87, 144, A. 123, 142, 154, 166, 174, 176, 179, 29 1, 375 Sertorios/Sertorius (Mes)Ser Doria 1 09, A. 246 Shakespeare A. 533 Silvester, Papst A. 266 Simonides A.P. 7,249: A. 131 Sirius A. 208 ; s. auch Hundsstern Sizilien, -isch 17, 48, 135, 1 74, 215 Skeptizismus, philosophischer A. 331 Sklaven, -erei 1 42, 209, A. 571, 590b SkopiaiSkopje 78, 144, A. 149, 1 8 1 Skorpion, Tierkreiszeichen 1 13 Skorpios Niphon, Priestermönch u. Protos d. Athos A. 3 1 0 Skylitzes 43,64: A. 586 Skylla u. Charybdis 215, A. 605 Skythen des Altertums A. 98, 453; westliche 80; Skythenwort, Wort der 1 62, 1 74, A. 453; skythische Wüste A. 237 =
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Skythen, -isch Mongolen, -isch 29, 36, 1 07- 1 09, 1 75, A. 27 (232), 240 Smolensk s. Ignatios v. Smyrna 9, 54, 1 1 1, 121, 1 99, A. 167, 210, 214, 252, 257, 287, 571 Sokrates A. 327 Solon A. 27 (247), 271, 306 Solyman Suleyman, SatrapIEmir v. Troia! Phrygien 142 (. , A. 345 f., 371 Sonnenfinsternis 71, A. 124 Sonnenjahr A. 570 Sophisten, Gegner des Sokrates A. 327 SophokIes A. 358; Antig. 425: A. 172; Oidip.Tyr. 1425: A. 357a; Philoct. 108 f.: A. 208b Soziale(r) Machtkampf, Revolte A. 97, 100 Sozopolis A. 346 Spanien, -er 3, 1 1 0, A. 249 Sparta, -ner, -isch 79, 1 47, 1 74, A. 306, 3 86; die Dreihundert aus - 73; Spartaner (Sg.) Leonidas 77 Sphrantzes, Gesandter der Regentschaft in Kpl A. 256 Spiegel, als Metapher 39 Spinola!Spinula 1 09, A. 246 Sporrumzug 68, A. 1 14 Sprichwörter, sprw. Redensarten 75, 129, 1 52 {., 1 81 {., 203, A. 24, 33, 53, 82, 89, 1 13, 120, 140, 152, 164, 200, 221, 235, 237, 274a, 321, 366, 373, 380, 396, 403, 412, 453, 458, 501, 525, 539, 541, 547, 551 Staatsformen 1 1 6, 1 74 Staatskasse A. 582 Stadion (Maß) A. 23 8 Städte/- u. Dörfer (der Rhomäer) 46, 53, 64, 69 {., 89, 94, 1 06, 1 09, 1 1 1, 133, 1 44, 1 47{., 1 84, 213, A. 83, 86, 88, 99, 156 Steinbock, Tierkreiszeichen 71 Steinmetzkunst 1 46 Stenimachos u. Tzepaine, Provinz v. - A. 256f. Stephan Uros H. Milutin, Kral v. Serbien (1282-1321) A. 27 (232) =
=
=
434
Stephan Uros III. Deeansk, Kral v. Serbien (1321-1331) 29, 32, A. 27 (232), 376 Stephan Uros IV. Dusan, Kral v. Serbien (133 1 - 1346), K. d. Serben u. Rhomäer (1346-1354) als Kind in Kpl A. 376; un terstützte Syrgiannes (1334) 42; greift By zanz an (1341) A. 27 (245); Briefe des Kantak. an ihn abgefangen 66; item Ge sandte 77, A. 147; Zuflucht u. Helfer des Kantak. 3, 77-80, 83{., A. 153 a f., 179f.; umworben von der Regentschaft 80{., 92-94, A. 156, 161, 179, 199, 2 1 1 ; Ab wendung von Kantak. 88-90, 92, A. 1 66, 176, 1 8 lf., 193, 199; Treffen mit Apo kaukos kommt nicht zustande A. 176, 179; Krieg gegen Kantak. A. 211, 279, 282, 351; Eroberung byz. Gebietes 4, 1 43 (. , A. 367; KaiserprokIamation 9, 1 44, A. 3 67, 376, 3 8 1 ; weitere Eroberungen 4, 1 74, A. 375, 504; mächtig geworden durch den byz. Bürgerkrieg 4, 1 88; Krieg mit Kantak. A. 504, 570f., 573; Helfer Joh. V. gegen Kantak. ( 1352) A. 20; Ver hältnis zu Khreles 72, A. 1 80; zu Momal A. 255; richtig gezeichnet von Greg. 5 Stephan v. Novgorod A. 365 Stephanos, Erzmärtyrer 1 69 Sterne 131 Steuern 2 1 2 Steuereinnahmen 203 Steuereinnehmergeschäfte 142 Steuererhöhung (1348/49) A. 600 Steuersenkung s. Zollsenkung Stier, Tierkreiszeichen 71 Stilbnos(-us) ( Selymnos Islemie) A. 27 (234, 244), 279 Stoa 3 7, A. 2 Strategopulos Alexios A. 470 Strategos (v. Philadelphia) Tagaris Manuel 26 StratokIes aus Epidauros 41, A. 22 Ströme des Vergessens 196 Strummitza 72, 88, A. 179, 1 8 1 Strymon 70, 72, 78 =
=
REGISTER
Sünden der Byzantiner 6 Suleyman s. Solyman Suleyman, Sohn des Sarukhan A. 367 Syllogismus-Glauben (Barlaams) A. 3 3 1 Symbole der Kaiserwürde A . 265 Symeon, B. v. Alania A. 3 10 Synadenos Theodoros 17- 19, 21, 70, 72, 74- 76, A. 27 (243), 123, 129a, 1 3 6 f., 141, 143, 145, 219, 289, 345 Synadenos' Frau u. Töchter 18 Synesios v. Kyrene Or. I: A. 13, 567; Traum buch A. 109, 309, 3 3 8 ; vgl. Gregoras Synodal beschluß v. Juni 1341 A. 426; vgl. -tomoi, Synode(n) Synodaltomoi zugunsten des Palamas Juli/ Aug. 1341: 7, 13, 157, 1 67, 1 98, A. 27 (243 ), 426, 468, 471 (373 -375), 564; zur Verurteilung des Palamas 13, 1 67, A. 468; v. Nov. 1344: 7, 1 57; zur Absetzung des Kalekas 2. 2. 1347: 1 67, A. 77, 468, 471 (369, 373-375), Febr.lMärz 1347: ebd.; zur Verurteilung der Gegner des Per. Isido ros Aug. 1347: A. 471 (374), 480, 498 ; vgl. Synode(n) Synodalüberlieferung 1 58 Synode(n) Kpl 1285 gegen Bekkos A. 470; gegen Barlaam: 10. 6. 1341 A. 471 (373), 473, Juli 134 1 : 197, A. 27 (243) ; Adrianopel 21. 5. 1346: A . 471 (374), 23. 10. 1346 A. 471 (372); Kpl 2. 2. 1347: 1 66{., A. 449, 471 (369, 374f.); Febr.lMärz 1347: A. 471 (369, 375), 495; Aug. 1347 zur Absetzung der Geg ner des Per. Isidoros A. 480; palamitische v. 135 1 : 6, A. 106, 471 (375), 613; in Ephesos (nach der v. 1351) A. 502; vgl. Synodaltomoi Synode Synodos endemusa v. Kpl 1 28, A. 3 1 0 Synodikon der Orthodoxie A . 3 12 Synodikon Vetus A. 3 Syrakusaner 135 Syrges Delenuzian s. Guy de Lusignan Syrgiannes d.Ä., Vater des J. 1 5 f., 26f. =
Syrgiannes d.]. 15 f., 19, 2 l f., 23 -27, 41 {, 70, A. 21, 26, 37, 122 Syrgiannes' Mutter (Na. Palaiologina Tar chaneiotissa-Philamhropene) 16, 23 -27 Syrgiannes' Tochter, 2. Gartin des Guy de Lusignan 70 Syros, Gesandter des Klerus v. Berrhoia A. 1 8 1 Sytzichas Syrgiannes d.Ä. 1 6 =
Täbris A . 244 Tänzerinnen 1 06 Tagaris Anonymus ( Georgios?), Großseratope darch A. 447 Georgios, Gesandter Anna's A. 414 Manuel, Großstiatopedarch, Serategos v. Philadelphia 26 Tagesanfang A. 105 Tana A. 243 Tanais (Don) 80, 1 75 Tantalos 1 82; -felsen 1 88; -mythos A. 528, -isch 212, A. 599 Tarchaneiotes Johannes, Onkel des Kantak. A. 133 Konstantinos, Diener des Kantak. A. 600 Manuel (mit Zunamen Kurtikes), Offizier des Kantak. 73, 87, A. 133, 173, 176, 179 Nikephoros, Großdomestikos, Schwager Michaels VIII. 28, A. 133 Tarchaneiotissa -Palaiologina Anonyma, Großmutter des Kantak. 28 Tarifa, Stadt in Spanien A. 249 Tartarus (des Gefängnisses) 133 Tataren A. 243 Teichos, anderer Name des Kastells (v.) Marmara A. 260 Tekfur Saray A. 86 Telchinen 49, 191 Templer v. Rhodos A. 252, 420; Rhodeser A. 601 Tenedos 1 56, A. 423 Teristasis, Kastell in Thrakien 142, A. 370a =
=
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Thasos A. 130 Theatermetaphorik A. 307, 546; vgl. Bühne, Weltbühne Thebaner 147 Theben 1 84 Thernistios Or. 1 32: A. 548; Or. XI p. 143b: A. 155; Or. XXII p. 268d: A. 49 Theodora, Kaiserin v. Byzanz (842) A. 96 Theodora, Kaiserin v. Byzanz (1042) A. 96 Theodora Palaiologina, Tochter Michaels IX., Zarin der Bulgaren 17, 29 f., A. 27 (232), 153a Theodoret H. E. A. 3 *Theodoros II. Laskaris, Vater Joh. IV., byz. K. (1254- 1258) 151 Theodoros Feodor, Bruder u. Heerführer Baliks A. 411, 424 Theodosia ( Caffa) A. 23 8 Theodosios 1., byz. K. (379-395) A. 67 Theodosios Il., byz. K. (408-450) A. 29, 266, 296 Theodosios v. Trnovo, hl. A. 3 17 Theoleptos, M. v. Philadelphia 23 -27 Theophanes Contin. 76,23: A. 586 Theophano, Kaiserin v. Byzanz (963) A. 96, 260 Theophrastos Hist. Plant. IX 16,4 ff.: A. 52 Theophylaktos Simokattes Hist. VII 1 1,2: A. 272a Thermopylen 73, 77 Theseus 128 Thessalien, -r, -isch 1 1 , 3 1 , 42, 44, 53 (., 81, 90, 94, 98, 1 00, A. 27 (227, 242f.), 161, 176, 179, 1 85, 187-189, 191, 194, 3 1 7, 505, 509 f. Thessalonike, Thessalonicher 3 f., 6, 1 1, 13, 33 -35, 70, 72 - 75, 91, 95, 97-1 02, 128, 1 42 (., 144, 1 73 (., A. 83, 97, 105, 123, 137, 141, 143, 166, 182, 1 85, 191, 193 f., 214L, 219, 222, 228, 254, 3 1 � 3 16-318, 331, 369f., 471 (370), 478, 504, 5 1 1 Thetis 1 96 Thraker, -ien, -isch 3 f., 29, 3 1 , 36, 43, 53 -55, 58, 72, 1 02, 1 06, 1 1 2, 121, 142, =
=
436
1 44(., 1 54, 1 74(., 1 76, 1 88, 1 99 (., 204, 2 1 2, 2 1 8, A. 27 (227, 234 f., 241, 243 L), 102, 1 1 8, 130, 174, 193, 196, 214, 237, 256, 345, 348, 374, 543 Thrakische Chalkidike A. 279 Thrakische Chersones s. Chersones Thukydides A. 514; IV 24,5: A. 605 Thukydides-Imitator Goh. Kantak.) A. 27 (247) Thyrea, Schlacht bei A. 386 Tiefe(n), metaphorischer Gebrauch A. 270; des Herzens 1 76, des Mißgeschicks 95, des Schweigens 90, des Unglücks 1 1 6, der Un sicherheit 1 51, des Verderbens 125 Tierkreis 156, -zeichen 71 Tomoi s. Synodaltomoi Tomos der Athosmönche über die Messalia ner 128 Tomprotirzas Dobrotic, Bruder u. Heerführer Baliks A. 277, 411, 424, 503 Traianupolis 1 75, A. 129a, 279 Tralleis A. 167 Trapezunt, -er, -isch 3 , 1 04-1 06, 1 09, 1 69, A. 228, 230-234, 236, 244 Träume A. 346 Traubenernte A. 154 Traumdeutung A. 109 Treueid 47, A. 27 (229-23 1 , 241, 246), 471 (370) Triballer (Sg.) = Khreles 72; = Liberios 77; Dusan 1 88, 1 99 Triballer = Serben 53, 76, 79, 84, 87(., 90, 92, 94, 98, 1 00, 1 1 9, 121, 144, 1 69, 200, A. 179 Triballerherrscher, Herrscher der - s. Ste phan IV. Dusan Troia, Suleyman v. 1 42 =
=
Trompete(n) 67, 120, 134, 145; -signal 214; -r 201, 2 1 8 Türken, -isch 4 , 2 1 , 3 1 , 98, 1 06, 1 33 (., 143, 1 55, A. 27 (240), 102, 162, 174, 196, 204, 209, 2 1 1 , 214 f., 237, 252, 254-257, 279, 282, 286, 3 17, 329, 345-349, 367, 37l f., 374, 571, 601. Vgl. Perser
REGISTER
Turteltaube(n), trauerreich 86, A. 172 Tuzos ( = Doge; v. Genua) 1 09, 1 56, A. 245 Tyche (Zufall) 83, A. 164. Vgl. Glück, Schicksal Tyrakis, Vertäter in Kpl A. 447, 449 Tyrann s. Kaiser-Tyrann-Vergleich Tyrann = Dionysios I. v. Syrakus 135; Apokaukos 1 3 6, 139; Kantak. 149 Tyrannei u. Kaiserherrschaft 1 1 6; des Kantak. 1 99, A. 14 Tyrannen 1 60 Tyrannis A. 567 Tyros s. Arsenios v. Tzepaine s. Stenimachos Tzephre (Geoffroy), Apokaukosanhänger A. 367 Tzetzes Johannes A. 335a; Hist. chi!. 8,421-7 u. 261 -5: A. 140 Umur v. Aydin s. Amur der Perser Umur Beg s. Amur Üniye ( Oinoe) A. 231 Untergang v. Byzanz 6, 49, 1 71, A. 250 ·Uros, Sohn Dusans, Kg. v. Serbien (1355 bis 1371) 1 44 =
Vardar s. Axeios Vatatzes Johannes 15, 142f, A. 129a, 264, 348, 3 69-372, 374f., 407 f. Vatatzes' Tochter 1 42 Velbuzd, Schlacht v. - A. 27 (232) Venedig 1 1 0, A. 145, 252, 488 Venezianer A. 69, 243, 252, 579 Venezianisch-genuesischer Krieg (1351) A. 243 Vergessen, Krankheit 1 98; tiefes 2 1 8; Wogen 1 51 Vergessenheit, Winkel der 135 Via Egnatia 3 4 f., A. 41 Vignoso Simone A. 420 Visconti Lucchino A. 247 Vizye 200, A. 345, 575 Vogel, (k)ein guter - (Vorzeichen) A. 255, 418, 577
Vogelschauer 93 Voivoden A. 1 84 Vojslav, bulg. Rebell 29 Volk, im Gegensatz zum Adel 64 Volk, Volksmasse, Volksmenge in Adria nopel 69; in Galata 206; in Genua 1 09; in Kpl 61 f, 133, 136, 138f, 1 62, 206, A. 84, 104, 364; im alten Rom 1 74; in Thes salonike 91, 1 01, A. 192, 219, 369 (vg!. Volksaufruhr); in Trapezunt 1 05 (. Volksaufruhr, in Thessalonike 75, 1 00(., 1 42, A. 369 Volksversammlung, allg. in byz. Städten A. 220; in Kpl 206, 2 1 1 , A. 587, 597 Volve-See s. Bolbe-See Vornehme, in Adrianopel 69; in Thessaloni ke 75 Vorsehung (Gottes, göttliche) 3 7, 69, 82 (., 1 09, 132, 137, 148f, 151, 1 61, A. 196, 212 Vorzeichen 63, 68, 71, 1 13 f, 202, A. 91, 260. Vgl. Vogel Vratko s. Braktos Wagenrennen A. 84 Waschen mit Beschimpfungen 1 62 Wassermann, Tierkreiszeichen 71 Weiberkastell 75, A. 141; vgl. Gynaikokastron Weibliche Einfalt 58, A. 404 Weihnachten A. 103a, 105 Weinschenk A. 254; vgl. Pinkernes Weiße Gewänder (bei ksl. Trauer) 63, A. 91; weiße Tage 137 Weltbühne 1 03, 1 2 7 Widder, Tierkreiszeichen 1 99, A . 570 Würdenträger 46 Würfel(spieVer) 40; s. auch 135, A. 16 Wunderzeichen 98 Xantheia 134, 1 86, A. 349 Xene s. Rita-Maria-Xene Xenophon Hellenika III 4, 17: A. 591 ; Kyro paideia I 2,7: A. 49; I 2,1 1 : A. 153; VI
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2,28: A. 153; XI 2: A. 52; Memorabilia Socr. IV 2,17: A. 208b Xerxes I. v. Persien (486-465) 73, 127, A. 308 Xylokerkos (Holzzirkus) A. 363 Yaksi, Emir 241, 244)
v.
Pergamon A. 27 (228, 234,
Zaccharia Martino A. 252 Zahlenangaben über Alter 40, 1 04(., 1 86, A. 93, 234, 459, 538 Entfernungen 96, 99, 1 05, 107, 1 1 3, 1 75, A. 238 Flottenstärke 75, 91, 99, 1 1 0, 1 56, 207, A. 27 (238), 143, 174, 193, 198, 252, 282, 586 Gefangene des Apokaukos 138, A. 360 Geldsummen 1 1 2, 203, 219, A. 257, 488, 579, 600 Maße 135, 216, A. 586 Truppenstärken 65, 69, 73, 92, 1 02, 1 1 9, 1 34, 1 55, 1 61, 200(., 203, 2 1 8, A. 20, 100, 1 1 8, 133, 141, 143, 149, 174, 198, 223, 255, 257, 279, 346, 351, 414, 449 Verwandte des Kanrak. in Kpl 61, A. 83, 86 Viehbestand des Kanrak. 70, A. 8 7 Zeitdauer (Tage, Wochen, Monate, Jahre) 3 7, 42(., 45, 70, 78(., 83, 88, 96(., 1 02, 1 05, 1 13, 1 47, 1 86, 1 99, 209, 2 1 9, A. 1, 27 (226f., 231, 233), 93, 1 1 8, 129a, 153af., 166, 1 8 1, 214, 279, 459, 487, 538, 587
43 8
Sonstiges 98, 1 05, 204, A. 27 (23 1), 122, 234, 285, 420, 5 8 1 f. Zaleukos 1 74 Zar der Bulgaren s. Alexander v. Bulgarien Zauberei 65 Zeit, Lauf der - 3 7, 40, 47, 1 1 6, 1 3 7, 1 48, 151, 205; Darstellung in der Kunst 74(. Zeloten, -aufstand, -bewegung, Name allg. A. 219; in Thessalonike 6, 1 01, 1 74, A. 97, 137, 141, 192, 194, 219, 223, 369 Zelotenführer, Palaiologos Michael A. 369 Zelotenherrschaftl-regimenr in Thessalonike A. 1 87, 508 Zenobios, Paroimiograph Il 14: A. 403; Il 5 1 : A. 525; III 17: A. 223; III 77: A. 320; III 82: A. 120; IV 85: A. 412; V 34: A. 578; V 62: A. 551; V 69: A. 297; VI 8: A. l72 Zenon v. Kition, Philosoph 129, A. 324 Zichnai, Ort in Thrakien A. 279 Zigabenos De Bogomilis p. 101,10f.: A. 3 15 . Zirkusparteien A. 84 Zoe, Kaiserin v . Byzanz (1042) A. 96 Zölle 1 07, 203-205, A. 348 Zolleinnahmen KpVGalata A. 579 Zollhaus s. Dekateuterion Zollsenkung (in Kpl) A. 579, 5 8 1 f. Zonaras Il 410,9- 16: A. 79 Zopyros, Perser des Altertums 44, A. 34 Zufall 82; s. auch Tyche, Glück Zweite Fahrt 44, 1 1 7, 1 70, A. 33, 257, 275 Zypern 1 69, A. 252, 481, 506; s. auch Hugo III. de Lusignan Zyprioten 1 74(.